Die chemische Behandlung der Rohstoffe: Eine chemische Technologie [8. Aufl.] 978-3-662-33689-2;978-3-662-34087-5

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Die chemische Behandlung der Rohstoffe: Eine chemische Technologie [8. Aufl.]
 978-3-662-33689-2;978-3-662-34087-5

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-VIII
Einleitung (F. Reuleaux)....Pages 1-56
Der Hüttenarbeiter (F. Reuleaux)....Pages 57-76
Das Eisen und die Eisenindustrie (F. Reuleaux)....Pages 77-136
Zink, Kobalt, Nickel, Wismut und Genossen (F. Reuleaux)....Pages 137-170
Das Kupfer (F. Reuleaux)....Pages 171-204
Blei, Zinn und Quecksilber (F. Reuleaux)....Pages 205-232
Das Silber (F. Reuleaux)....Pages 233-264
Gold, Platin und seine Genossen (F. Reuleaux)....Pages 265-296
Aluminium und Magnesium. Die Edelsteinlieferanten (F. Reuleaux)....Pages 297-308
Töpferwaren und Porzellan (F. Reuleaux)....Pages 309-368
Kalk, Zement und Gips (F. Reuleaux)....Pages 369-382
Alaun, Soda und Salpeter (F. Reuleaux)....Pages 383-412
Das Glas und seine Verarbeitung (F. Reuleaux)....Pages 414-478
Die Industrien des Schwesels (F. Reuleaux)....Pages 479-498
Die Erfindung des Schießpulvers (F. Reuleaux)....Pages 499-514
Die Erfindung der Feuerzeuge und der Phosphor (F. Reuleaux)....Pages 515-538
Die Erfindung der Daguerreotypie und Photographie (F. Reuleaux)....Pages 539-592
Die Farben und ihre Bereitung (F. Reuleaux)....Pages 593-622
Back Matter ....Pages 623-624

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Buchder

Erfindungen,

Gewerbe

und

Iudustrien. IV.

Jl\4)fe

neuge~artefe

J'\,ufCage.

lEh;arl;f -Jltusgabc.

Das Buch der Erfindungen, Gewerbe

und

In Verbindung

mit

P r . o ^ Dr^ ^anmert^ Profeffor Dr^ ^irnbaun^ Ingenieur ^lemming^ Profeffor ^a^ ^ ^ein^ ^ e ^ e ^ ProfeSfor Dr^ ^ i r c h l ^ ^berle^rer ^raufe^ ^art ^ o r r ^ ^ r . ^nrken^ barher^ Vaurath ^ ^ l o t l ^ ProfeSfor Dr^ ^ ^ l i t ^ ^ e r ^ ^mil ^ a l t o ^ ^ermann ^ n a u ^ Ingenieur ^ ^ h m a r t ^ Redakteur ^ran^ ^ t o l ^ ^erner^ ^ltr. ^ t t ^ Profeffor ^lori^ ^ill^omn^ ^ut. Zöllner u^ a^

Werter

^ a ^

^ i n e chemische ^ c h u o I o g i e .

Achte umgearbeitete uud Stark v e r m e h r t e Auflage. ^lit vielen ^on^ und ^ilelbild^ neb^ meieren ^an^end ^e^l^Hn^ntionen. von

Rach ^ r i g i n a l ^ e i ^ h u u n g e n ^ur^er^ ^lotl^e^ ^ l e n b e r ^ Albert ^ t e r u. a. Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH

1886.

chemische Behandlung der Rohstoffe. Die

Inhalt: Einleitung. Schichte der ^emie^ ^ e n n ^ ^rnnd^gri^ ^ m u t und ^eno^en. ^ e r ^ntten^eit^ ^ a ^ ^ e n und die ^iSenindu^rie. ^ i n ^ ^ ^ n p ^ ^ ^inn und ^ ^delmetaU^ ^ ^ e r ^ ^old^ Platin und ^ine ^eno^n^ ^uminium und ^lagn^nn^ ^ i e ^ d ^ e i n l i e ^ n t ^ ^op^ern^ren und ^ o r ^ U n ^ ^em^nt und ^ i ^ . ^ n n ^ ^oda und ^alpeter^ ^ ^Ia^ und ^eine ^er^itnn^ ^ i e ^ndu^rien de^ ^chlve^. ^ ^chie^pn^ Feuerzeuge und ^aguerreot^pie und ^olographic ^ar^n und ^ar^en^ereitung^ Achte u m g e a r b e i t e t e und bedeutend erweiterte A u f l a g e . Unter Mitwirkung vo^r

^anmert^

^

^lit fnnf ^nnl^ nnd ^ n ^ i l d ^ ^ in d^n

^ ^

^ermann ^ n a u ^

gedrn^t ^Hn^on^n ^ i e ei^e^u

1886.

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VerfaSSer und Verleger behalten Si^h das ausschließliche Recht der UberSe^nng Vor. ISBN 978-3-662-33689-2 ISBN 978-3-662-34087-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-34087-5 Softcover reprint ofthe hardcover 8th edition 1886

Vierter B a u b .

Einleitung. ^ie (^Schichte der (^emie. ^ie chemifchen ^cnntniffe der Alten. DaS ^eitalter der Alchimie. DaS Zeitalter der ntedi^inifchen (^bemie. ^ie neuere Chemie. ^ie P^logiftiker. ^ie neuere quantitative C^errrie^ E^eurifche Grundbegriffe. Die Elemente ober chemischen Grundstoffe. Über die Ratur der Materie. Apparate und Methoden. Reaktionen und Reagenzien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vedeutung der Metalle. Die Er^e und chre Aufbereitung. ^ie Scheidebank. ^ Pochwerke. Troden- und Raßpochwerke. SiebSetzen. Schlammen. Der Stoßherd. ^afchen der Er^e. Soften an der Luft und in ^fen. ^ugutemachen. Der trodene Pr^eß. Schreibarbeit. Schmelzen mit ^ohle. Schlacke und ^ufchlag. Sublimation und ^eftiHation. Der naffe Prozeß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ^ i ^ ^ die ^ e ^ d ^ r i e ^ D^rS Eifen in der EntWickelung der Völker. ^n Afrika und bei unS. Seine chemische Natur ^ Eifen= und ^chlenftoff. ^arfteHung des EifenS. Einteilung der EiSenSorten. Die ^auptfächlichften Cr^e. ^chre Aufbereitung und ihre Verfchmel^nng im ^ochofen. D a S Roheifen. ^ a S ^ chmiedeeifen. ^rifchen und Pnddeln. ^netfchwerke. Dampfhammer. ^al^erke. Ziehbänke. Geblafe und Feuerung. ^ e r Stahl. Bedeutung deS ^ohlenftoffgehaltS. ^arftellungSWeife aus den Verschiedenen Stahlforten. Puddel-^ ^ement-^ UchatiuS^ Veffemerftal^ T h o m a ^ l . ^er G u ß S t ^ ^oo^. ^rupp und Seine Cr^eugniSfe. ^ e r E i f e n g u ß . Formen^ naffe und trodene. Schalenguß. ^unftguß. Verzinnen^ Verzinken und Emaillieren. Der Stand der heutigen Eifeninduftrie . . . . . . . ^ ^ ^ ^ ^en^n^ Geschichtliches. Heutige Bedeutung deS ^inkS. Gewinnung deS ^inkS aus feinen Er^en. ^inker^e. Galmei und Vlende. ^eftiHation deS ^in^S. ^ugutemachen der Vlende. Verunreinigung deS ^inkS. Zinkblech. ^inkguß. ^inkn^eiß. DaS Kadmium. Darstellung und Verwendung. LeichtflüSSige Legierungen. K o b a l t und Nickel. GefchichtlicheS über biefe Metalle. ^obalter^e und chre Verarbeitung ^u ^obalto^d. Raffer und Schmälte. Verwendung derfelben. DaS Ridel und feine Gewinnung aus den hauptfachlichfteu Rideler^en. Verfchmel^en ^u Steife und Stein und weitere Verarbeitung derfelben. DaS Neufilber^ ^eißkupfer^ Argentan^ Packfong und ahnliche Legierungen. HerfteHung und Benutzung. ^ A n t i m o n . Vorkommen und Er^e. Spießglan^. Darstellung des Antimonmetalls. ^tntimonpraparate und Regierungen. ^eren Verwendung. ^ ^iSmut^ fein Vorkommen. ^enunnung und Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Geschichtliches. Vorkommen. Gediegenes Kupfer. Kupfererze. ^yre Verhüttung. ManSfelder Hüttenprozeß. Cementation. Kupferblech und Kupferdraht. Legierungen. Vron^e und MefSing. ^l^ckenguß. GeSchützguß. Statnengnß . . . . . . . . . . . . 1^1 Vlei. Geschichtliche^. Er^e. Gewinnung deS VleieS aus benSelben. Der Sumpfofen. Raffinieren beS BleieS auf dem Treibherde. Der Silberblick. blatte. Pattinfonieren. Entfilbern beS BleieS durch ^ink. Frifchen der Glatte. Technische Vergeudungen beS^= Selben zu Schrot^ Kugeln^ platten^ Röhren^ Draht. Giftige Eigenschaften. ^ DaS ^ i n n . Gefchichte. Vorkommen in England und im Erzgebirge. OftindiScheS ^inn. Gesinnung deS ^innfteinS auf Seifen nnd durch Bergbau. Aufbereitung und Verfchmel^ung. Reinigung deS ^innS. ^echnifche Verwendung. Verrinnen. ^eißfteden. ^inngu^. Regierungen und ^innpraparate. ^ DaS ^ u e c k f i l b e r . ^aS man früher davon hielte Seine Eigen^ Schäften. FefteS^ue^fi^er. Schädlichkeit der ^ue^tlberdampfe. Vorkommen und Gewinnung. ^ueckfilberwerke Von Almaden^ R^einbayern^ ^dria^ Kalifornien. ^innober. Verhüttung demselben. Neinigung deS metallifchen ^ue^filber^. VerwenbungSarten. Amalgame und S^nftige Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschichtliches. Alte Ve^ugSlander. Vorkommen in der Ratur. Gediegene^ Silber und Silbererze. Gewinnung deS Silbers a u s denselben. Amalgamieren. ^ e r ForSter=firminSche Amalgamator. Silberfcheiduug auf naffem ^ege. Eigenschaften und Verbindungen beS Silbers. Regierungen. Silberdraht. ^erfilbern. Platieren. Golb- und Silberfchmiede. DaS Mün^oeSen. Geschichtliche^. Die Mün^technik. VuHion. Schrot und Korn. Gießen der ^aine. DaS Anschlagen der platten. Huftieren. Ranteln. Prägen und PragmaSchinen ^ ^ GeSchichte deS GoldeS. V ^ m m e n in der Ratur und Gesinnung auS dem Geftein unb dem Sande ber FlüSfe. Alte GolbwaSehercien^ in Deutschland^ am Rheine^ im Vohurer^ Walde u. S^ w. Die neuen Golblander. Mexiko. Kalifornien. Australien. Ural und Sibirien mit den d^rt gebrauchlichen AufbereitungSmechoden. ^igenfchaften deS GoldeS u^td Verwendung. Regierungen. Goldfchlagerei. färben deS GolbeS. DaS P l a t i n . Vorkommen nnd Gewinnung. Verarbeitung. Seine Vedeutung für die RaturwiffenSchaft und die Technik ^ridium^ PaHabium u. S. W. . . . . . . . . . . . . . .

^

^aS Sind Erdenk Die Thonerbe und ihr Vorkommen in ben Cdelfteinen und andern Mineralien. V e s e r d e und talkerde. Die ^Stellung echter Edelsteine durch Gaudin^ Ebelmen^ Saubre u. f. w. DhonerbeSal^e. DaS Aluminium Von ^ o ^ l e r ^nerft dargefteUt. GewinnungSmet^ode. Erzeugung im großen durch St. Elaire-T^eViUe. Verschiedene Dar^ Stellungsverfahren. Aluminiumfabrikation in Frankreich. Eigenschaften deS Aluminiums. Alnminiumtechnik. Fabriken. VerwenbungSarten. DaS Aluminium als Mün^metaH eine Verehrte ^bce. Legierungen. DaS M a g n e f i u m ^ Vorkommen und Eigenschaften^ Legie^ rungen unb AuSfichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

^

Geschichtliches über die ^pferkunft in Egypten ^ Griechenland^ Italien (Etrurien) u. f. w. Die Rohmaterialien. Dhonarten. ^iegelbrennerei. Scham^ttefteine. Thonpfeifen. Terrakotte. ^rmen ber gewohnlichen Töpferware auf der Drehfcheibe nnb in Gips. Die GlaSur. Ma^olita ober Fa^enee. Gefchichte bieSeS KunS^WeigeS. PalifSy^ ^oSuah ^edgwoob. Delfter unb beutfche ^a^eneen. ^tein^eug^ die Tlw^aren deS Nieberr^einS. Ordinäre Stein^eugwaren. Das P o r z e l l a n . GeSchichte demselben. Vei den ^iuefen. Seine Erfindung bnrch Vottger und TfchirnhanSen. Meißen. Ausbreitung der fabrication deS P^r^eUanS. Por^eHanmar^en. Formen^ GlaSieren^ Vrennen^ Malen und Vergolden deS P^r^eUanS. Fabrikation der por^ellan^nopfe . . . . . . . . . . . . . . . ^o^

Inhaltsverzeichnis. Verbreitung deS ^alkeS in der Natur. ^ Der kohlenfaure ^alk. Seine Verwendung. A^kalk. Brennen in Kalköfe^. ^öfchen. Der hortet. Hydraulische Mörtel und demente. Portland- und Romanzement. Der (^ipS. Vorkommen. ^uSammenfe^ung. Anhydrit. Entwafferung. GipSgießerei. Baryt und Str^ntian . . . . . . . . . . . . . . ^ ^ k a n n ^ ^ d a und ^ a ^ e ^ Die Alkalien im ^an^alt^der Natur. Gerichtliches. ^ali und Ratron. Die Pottafche und ihre Gewinnung. Alkali. Der Alaun. Alaunerze und Alaunftederei. SchwefelSaure Dhonerde. Die Soda; natürliche und künftliche. ^LeblaneS Verfahren zur Bereitung der lederen. ^ochfalz. E^enrifche Vorgänge dabei. Auslaugen. ReindarfteHung. ^aSferfreie kalzinierte und kristallisierte Soda. ^er Salpeter. Ratürliche Salpetererzeuguug in der ^uft und im Boden. Salpeter^lantage. ^affinieren. Ratron- ober (^hil^ Salpeter. Vork^mmen^ Gewinnung und Verarbeitung deSfelben auf falpeterfaureS ^ali. Die Salpeterfaure. ^hre DarfteHung und ^irkungSweife. ^ouigSWaffer. (^^tor- und SalzSaure . . . . . . . . . . . ^ . . . . . . . . . . . . . . . ^ ^ k a ^ und ^eine ^ e r a r ^ e i t u n ^ Bedeutung deS GlafeS. ^eSchick^te Seiner Erfindung. Die ^laSinduftrte der Alten. Nönrifche und arabifche Gläfer. Die Venezianer. Abbildung der (^laStechnik in Deutschland und bei den modernen Volkern. — DaS GlaS in feinen chemifchen Eigenschaften. Beftandteile und Rohmaterialien. Die ^iefelfaure. GlaSbereitung. Arbeiten in der Glashütte. Die ^fen. ^nfammenfe^ung der GlaSmaffe. Schmelzen derfelben in Hafen. A^ufarbeitung. DaS Vlafen von Ho^lgla^ Pfeife^ Schere^ Rabeleifen u. f. w. Formen. Tafelglas. Giesen der Spiegelplatten. Schleifen und Polieren. Velegen mit Amalgam. Gepreßtes GlaS. Gefärbte ^lafer. GlaSro^ren. Perlcnfabrikatwn in Murano^ Millefiori^ Petinet u. f. w. Vollendung und Verzierung der ^laS waren. Schneiden . Vohren. Schleifen. Glasmalerei. ^Schichte. technisches. DaS ^aSSerglaS . . . . . ^ ^ e ^ n d n ^ r i e n de^ ^ n ^ e k ^ . Bedeutung deS Schwefels. Sein Vorkommen in der Ratur^ feine Gewinnung und Reinigung. Verwenduugen. Schwefclblumen^ Schwefelmilch. Verbindungen deS Schwefels mit SauerSt^off. Schweflige^ unterfchmeflige und Schwefelfaure. Nordl^aufer und englifche Schwefelfaure und ihre Darstellung. Bleikammerbetrieb. ^ammerSaure und chre Konzentration. Verwendnngen der Schwefelfaure. ^ Schwefelleber und SchwefelwafSerS^ff. Schwefelkohlenftoff^ feine DarfteHung und Bedeutung für die Industrie. ^h^rfchwefel . . . . . . ^ DaS Schießpulver und die ^efchichte Seiner Erfindung. Bestandteile und Fabrikation. EntZündung und Verbrennung deS PulverS. ^irkungsweife. Die ^unftfeuerwerkerei. Die Schießbaumwolle^ erfunden von Schonbein und Vottger. Zelluloid. Sonstige E^ploSiVkörper. Ritromannit. Nitro glyeerin^ D^namit^ Sprenggelatine u. f. w. Die ^ündmittel. ^naU^uedSilber und Anfertigung der Zündhütchen ^ . . . . . . . . . . . . ^ ^ i e ^ r ^ u d u n g der ^ e u ^ r z ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Feuer und flamme. ^armeguellen anf der Erde. Feuerzeuge. DaS altefte Reibfeuerzeug. Sta^l uud Stein. Der Fenerfchwamm. Vrennglafer und Vrennfpiegel als Feuerzeuge. DaS pneumatifche oder ^onrpreffionSfeuerzeug. DaS Dobereinerfche Platinfeuer^eug. DaS etektrifche Feuerzeug. ^cnrifcheS Feuerzeug. (^lorfaureS ^ali. EongreVeSche ReibZunder. Der Phosphor. ^eSchichte feiner Entdeckung durch Vrandt und Runkel. Borkommen und Eigenfchaften. Die PhoSphorfaure und i^r Auftreten in der Ratur. Darstellung deS PhoS^orS aus Knochen. Seine Reinigung. Amorpher p^osp^or. ^ p^osp^orfeuerzeuge. Duriner ^Lichtchen. Streichhölzchen. ^hre Gefchichte. phosphorSreie Zündhölzchen. Sd^edifche Zündhölzer. ^ Fabrikation. Züchtung der ^ölzchen. Die ZündmafSe. ^aS Betupfen. Fertigmachen und Verpacken . . . . . . . . . ^

^111

Inhaltsverzeichnis.

Versuche in der ^ichtbildnerei. NiepeeS und DaguerreS Verfnche. ^aguerreS Erfindung ^ die Dagnerretopie. Der Photographie Apparat. ^od^ Vront^ ^hlor^ die beschleunigenden ^nbftanzen. Erzeugung der Vilder auf der ^ilberplatte. Photographie auf Papier. KoHodüunV erfahren. kopieren und Kopierpapiere. Anrbr^otypie. Ferrotypie und pannot^pie. ^a^ Trockenverfahren RegatiWerfahren mit KoHodiumenrulfion. RegatiWerfahren nrit Gelatin emulfion. Fabrikation p^otographifcher platten^ Augenblicksbilber. Die verschiedenen Entmickelung^Verfahren. Der Projektionsapparat. Vergrößerung^verfahren. ^rchochromatifcheS Verfahren. Unvergängliche Photographien. Kohlebilder. Photographifche^ ^tein= und ^inkdruckVerfahren. Der Lichtdruck. Urographie unb Megalop^otographie. Anwendung des elektrischen Lichts zum Photographien. Photographien mit natürlichen Farben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ^

Altefte

^ a r ^ ^tnd i^re ^ e r e ^ ^ . Einleitendes. Ratierliche Farbftoffe. Vron^efarben. E i f e n f a r b e n . Da^ Verlinerblau burch Dierbach entdeckt. Vlutlaugenfalz^ (^yan. Vlanfanre. ^lutlaugenfa^fabrikation. Selbes und roteS Vlutlaugenfal^. DarfteUung de^ Verliner VlanS. VI ei färben. Glätte und Mennige. Vleiwei^. HoHändifche und dentfche Methode feiner Erzeugung. Erfa^mittel für baS ^teiweiß. ^chromprap arate. ^hromo^yb und Ct^omfaure. ( ^ m f a u r e S ^ali. ^chromgelb. Kupferfarben. (^rünfpan. ^eine DarfteUung in Frankreich. ^ergblan. Vrenrer ^lau. ^chweinfurter ^ r ü n u. f. w. Erfa^mittel bafür. ^chwefelmetalte rtls F a r b f t o f f e . Der ^innober nnd feine Vereitung. Antimon^innober. U l t r a m a r i n ^ natürliches und künftlicheS. Lackfarben. Cochenille und Karmin. Die Vereitung der Malerfärben. Paftellfarben. Die Vleiftiftfabrikation . . . . . . . . . . . . . . ^

mel^e an ^en nachgehend bezeichneten stellen in den ^ert ein^e^ten ^rnb. ^ildni^gruppe Titelbild). Chemiker der Reu^eit ^ . . . . . . . . . . . . . . . . ^ Angewandte Ornamente in Vron^e ^e. Von Architekt fehlender . . ^ Auflockerung der (^olb führenden Schichten durch G a f f e r . . . . . ^ ^ ^iergefa^e au^ der konigl. Por^eHanmanufaktur in Berlin . . . . . ^ ^ ^laSgentalde in der ^ubalakirche ^u Vrüffel . . . . . . . . . . ^ ^

^ e r Sie nicht kannte^ die Elemente^ ^hre Kraft und Eigenf^af^ ^ ä r e kein Meifter über bie Deister. Goethe.

Gibteseine Farbe, welche häßlich wäre? Nein. An und für sich ist jede Schön, und und der unpassende Gebrauch, den die Menschen davon machen, Verursacht häßliche Wirkungen. Dasselbe Krau, dasselbe R o t , welches jetzt unser Auge verletzt, wird uns entzücke, wenn es neben eine andre passende Farbe gesetzt wird. Und so ist es nicht nur mit Farben und Tönen; alles in der N a t u r ist au sich gut und Vermag einem Vernünftigen Zwecke zu dienen. ^ES gibt keinen schmutz. Schmutz ift nur ein Gegenstand am unrechten platze^ hat Palmerfton gefagt^ nnd er hat recht damit. Wenn eS fich u m die Zurückweisung deS Guano auS der feinen ^efellSchaft handelt^ brauchen wir nicht erft auf feine Entftehung Zurückzugehen^ um überführende Gründe dafür zu Suchen^ aber wir lafSen unS doch ent^ Zücken durch die wunderbare ^arbeufkala ^ Vom zarteften PfirSichrot bis zur Glut deS Ver=^ glimmenden AbeudSonnenftrahl^ welche der Chemiker auS den Exkrementen der ^eevögel hervorzuzaubern Vermag. Und diefe Farben^ fchon^ aber Vergänglich^ haben Schon längft andern weichen müfSen^ welche die raftloS Schaffende Tätigkeit der neueren Chemie auS dew unfcheinbaren und übelriechenden Steinkohlenteer hervorzubringen gelehrt hat. T^enn Sie kommen an Glanz und Schönheit nicht nur jenen gleich^ Sondern überbieten darin noch letztere namentlich auch in der Haltbarkeit. Der Schwarze Teer fpielt demnach in der Toilette der Frauen^ ohne daß eS viele derSelben ahnen mögen ^ eine große Rolle. AUe jene prächtigen Farben^ in ihren zahlreichen Nüaneen Von Rot^ Blau^ Grün^ Violett und Gelb^ dem Teer entstammend^ werden zum Farben und bedrucken Von feidenen^ wollenen und baumwollenen Kamen nnd Geweben benutzt. Dabei Sind eS nur einige wenige Be^ ftandteile deS TeerS ^ durch deren geeignete Umwandlung Farben wie Fuchfiu^ Dahlia^ Eofin^ Phlo^in^ Malachitgrün^ Venzylblau^ Tropä^lin u. f. w. in folcher Mannigfaltigkeit fich erzeugen lafSen. Aber auch Farben^ vou der zarten PflanzenzeHe in ihrem ^ n n e r n gebildet^ wie Alizarin und Indigo ^ vermag jetzt die (^emie künftlich auS dem Teer her^ ZufteHeu. V o n dem Alizarin werden jetzt Schon folche Mengen erzeugt^ daß ^ der ge^= famte^ ehemals fo blühende Krappbau auf den An^fterbeetat gefegt iSt. IudeSSen nicht nur Farben^ auch Sür ^ohlgerüche forgt der Kohlenteer. Man zieht au^ ihm daS Toluol^ au^ welchem fich wieder da^ feine P a r f ü m der Mandelfeife^ daS kÜnftliche Bittermandelöl ^Ven^aldehyd)^ gewinnen laßt. Denken wir Serner an die Karbol^ Säure und SalieylSäure^ mit ihrer Segenbringeuden Wirksamkeit in der Heilkunde ^ fo haben wir in der Verarbeitung de^ KohlenteerS ein Schönes Veif^iel für die erftannliche Mannig-^ faltigkeit jener Stoffwandlnng^ wie fie unS daS neuere schaffen der chemischen WiffenSchaSt gelehrt hat. Diefe inneren Beziehungen der Stoffe erkannt und Sie So erSorScht zu haben^ daß wrr mit ihrer Hilfe nicht nur da^ Wertvolle leicht au^ minder Wertvollem Scheiden^ Sondern auch daS noch zu Nützlichem Verarbeiten können^ wa^ Vordem als AbfaH weggeworfen wurde ^ ift die Frucht der Chemie. Welche Diente diefe WiSfeuSchaft bereit^ der Welt

10 Einleitung. geleiftet h ^ daS wird am augenfcheinlichften^ wenn wir auch nur mit einem oberflächlichen Blicke den Reichtum an Schaden Streifen^ die wir je^t der Ratur zur Befriedigung der tausend großen und kleineu Bedürfniffe beS LebenS abgewinnen^ und hierbei einen Vergleich anStellen mit der Mittellosigkeit früherer Reiten. Die alten Völker konnten faft nur Solche Stoffe z^ chrem Nutzen und Belagen Ver* Wenden^ Welche die Natur fertig an die OberSläche legt^ da Sie auf künftlichem Wege nur Sehr wenige andre zu ihren ^wecken beliebig herzustellen Vermochten. W i r dagegen befinden unS in der Lage^ den Stoff in einer uuendlichen Reihe Verschiedener Qualitäten herftelleu und je nach diefen Seinen Verschiedenen EigenSchaSteu entsprechend benutzen zu können. Wir laSSen chn einen KreiSlauS unau^gefe^ter Veränderungen durchlaufen ^ bald mit andern fich Verbindend^ bald Sich ganz oder zum Teil wieder Von ihnen trennend^ und wir rufen nach Belieben diefer Umwanbluug ein ^alt zu^ Sobald Sie in ein nutzbare^ Stadium getreten ift. fahrend daher Srüher die Bearbeitung deS StoffeS zum größten Teil eine bloß form* gebende^ mechanische war^ ift fie durch die Chemie Vorwiegend eine die inneren Eigen* Schäften Verändernde geworden. Run Sind zwar die chemischen Kräfte der Stoffe miteinander in Wechselwirkung ge* fe^t worden^ Seit die Menschen überhaupt irgend welche Tätigkeit begonnen haben ^ ziem* lich früh treffen wir Schon in der EntWickelung deS VvlkerIebenS auf Bearbeitungen^ denen Sogar Verwinkelte chemische Vorgange zu Grunbe liegen. So Sind z. B . die Menfchen Zeitig darauf gekommen ^ Bronze auS Kupfer* uud Zinkerzen darzustellen uud Sich Waffen uud ^chmuckgeräte daraus zu fertigen. Die Erfindung glaublicher MaSSeu ift eine fehr alte^ und felbft die am wenigsten entwickelten Naturvölker Verfteheu faft aUe^ die Tierhaute Zu ihrer Bekleiduug zu gerben und durch mancherlei Färbung ^u Schmücken. Allein eS ift ein Unterschied zwischen der Anwendung zufällig gemachter Beobachtungen und der logischen Schlußfolgerung aus klar erkannten Gefeiten. Wie jemand deswegen uoch kein Physiker ift^ Weil er mit eiuem ^GlaSpriSma in der Sonne Stielen uud den Weißen Strahl in Seine buntfarbigen Lichtbeftandteile zerlegen kann^ So berechtigt die zufällige Entdeckung^ daß ^ottafche und Sand Sich Zu einer durchsichtigen Maffe miteinander zuSammenfchmel^en lafSen^ auch noch nicht zu der Annahme eineS Wiffen* Schaftlichen chemifchen Standpunkte^. ES ift aber nur die WifSeufchaS^ nur die Kenntnis beS inneren geSetzmäßigeu ^uSammenhangS der Erscheinungen^ welche fördernd wirkte ReueS auS Sich Selbft gebärend^ und dieSe h^t auS dem Gebiete^ daS unS jetzt zur Betrachtung Vor* liegt^ ein Verhältnismäßig noch junget Alter. Um die Grundlagen der heutigen Ehemie aufzudecken^ genügt eS^ etwa |ahre zurückzugehen; für die EutwickeluugSgefchichte der Menschheit überhaupt ift eS aber intereffaut^ auch die der ^eit nach Viel weiter zurückliegenden Keime einer Eigenschaft aufzufuchen^ die f ü r daS materielle Wohlbefinden ber Völker fo ErfprießlicheS geleiftet hat^ denn Sie lehrte unS nicht nnr^ die Schäle der Natur zweckmäßig Zu nützen^ Sondern Sie mehrte auch den Reichtum unSreS WiffenS und unfrer Erkenntnis indem fie unS den Einblick in daS innere Wefen der Dinge erweiterte und im Verein mit der P h ^ ^ beSähigte^ die Ratur in ihren GeSetzen zu Verfteheu. Die ^ c h i ^ t e der ^hemie laßt sich hiernach in zwei ^auptabSchuitten behandeln. Der eine befchaftigt fich mit der alteften ^eit^ iu der zwar Vereinzelt chemische Veobach* tungen gemacht und zu einzelnen ^wecken ausgebeutet wurden^ ein eigner^ alle umfaffender Rahmen um dieSelben aber nicht gelegt unb daS Vereinzelte noch nicht zu einem Manzen Verbunden werden konnte. Der zweite Abschnitt dagegen behandelt diejenige ^eit^ in welcher die zu großer Reichhaltigkeit angewachsene S u m m e der Beobachtungen Ordnung und ^u* Sammenhang erhielt^ daS ^efentliche^emeinSame cherauSgezogen und als Gesetz hingeftellt wurde. Die einzelne Erscheinung echalt hier Vorzüglich infoweit Wert^ als Sie fich auf daS Ganze bezieht; ihre Bedeutung wird aber eine um fo gewichtigere^ als auch daS Scheinbar Unbedeutende und Geringe große Regeln erkennen laßt und beftarkt. Die WiSSenSchaft^ d. h. die ^efamcheit der Beobachtungen und die auS der meffenden und Vergleichenden ^ufammenStellung derfelben Sich ergebenden SchlußSolgerungeu^ Verfolgt bestimmte allgemeine ^wecke^ Welche in jener erSten ^eit begreiflicherweise noch nicht auf* treten können. Und wenn da^ Wahrfcheinlich auS dem Ägyptischen Stammende Wort ^Ehemie^ auch bereits Vor mehr al^ 1400 | a h r e u gebraucht wurde ^ So iSt der chm zu

Die chemischen ^enntniSfe der Alten. ^ Grunde liegende Begriff erft in verhältnismäßig Sehr junger Zeit mit feinen KonSequenzen klar bestimmt und abgegrenzt morden. Jenen zwifchen den alteften Spuren chemischer Beobachtungen und dem Beginne der neueren Chemie (Mitte deS Jahrhunderts) liegenden Zeitraum charakterisieren Vor^ nehmlich zwei Richtungen^ nach denen hin die chemischen Beftrebungeu erfolgten. Zuerft war eS das Beftrebeu der Metallverwandlung und befonderS die Darstellung deS GoldeS aus minder edlen Metallen^ welches Vom 4 . bis ^um Anfang deS 1 6 . Jahrhunderts allen chemifchen Unternehmungen ^um Ausgang diente^ daS Z e i t a l t e r d e r Alchimie; nach diefem aber^ bis in die Mitte deS 17. Jahrhunderts^ War daS ^ i e l der Chemie die Er^ klarnng und Heilung der Krankheiten^ und wir können diefe Periode daS Zeitalter d e r medizinifchen C h e m i e nennen. Vor zwei Jahrhunderten endlich führten die zahlreich gemachten Erfahrungen zu dem Beftreben^ die Gesetzmäßigkeit der Verbindungen Seftznftellen^ welche die Verschiedenen Körper miteinander eingehen und die^nan in immer größerer Menge zu beobachten Gelegenheit fand^ fowie Methoden zu ermitteln^ jene Verbindungen zu zerlegen und neue zufa^enzufetzen. Die Löfuug diefer Aufgabe^ nämlich die Veränderungen der Stoffe unter Verschiedenartigen Krafteeinwirkungen kennen zu lernen und damit daS innere Wefen der körperlichen Dinge zu erschließen^ charakterisiert die neuere E h e m i e ^ welche allerdings in ihrem Fortschreiten auch nicht immer einer einmal eingeschlagenen Richtung treu geblieben ift^ noch treu bleiben konnte. Namentlich ift durch daS Austreten LaVoifierS jeuer bedeutungsvolle Abschnitt bezeichnet^ durch Welchen die phlogiStiSche Theorie Stah^ vom T h r o n e gefWßen und mit der Anwendung Von Wage und Gewicht ein abfoluteS Kriterium ^ M a ß und Z ^ ^ in der ^elt der chemifchen Beobachtungen eingeführt wurde. Mit der dadurch eingeleiteten P e r i o d e der q u a n t i t a t i v e n Untersuchungen erSchloß fich der reichblühende und früchtereiche Garten^ an deffen Segen nun unfer Gefchlecht fich erfreut. ^ie chemischen ^euutui^ der ^ l t e n ^ Es dürfte unmöglich feiu^ bei dem L a n g e l direkter Uberlief eruugen und bei der Unsicherheit^ welche jeder Vergleichung der jetzt noch im Urzuftaude lebenden Volker mit den alteSten Vorfahren der großen Kulturvolker anhaften muß^ eine genaue VorfteHung Von allen denjenigen VerfahrungSarten zu gewinnen^ die von frühster Zeit an abfichtlich z^r Umwandlung mancher natürlich Vorkommenden Materialien in Gebrauchsgegenstände angewandt worden Sind. Rur ein Zweig Von allen ift befonderS Wichtig^ die GeWiuuung und Benutzung der Metalle^ Weil diefer die Kenntnis der unorga^ nifchen Körper wefentlich und um fo mehr erweitern mußte^ auf je mehr Metalle fich diefe Uranfange der Hüttenkunde allmählich erstreckten. Wie in der Einleitung zuw erSten Bande diefeS Werkes bemerkt worden ift^ finden w i r mehrere Metalle Schon fehr frühzeitig in Gebrauch^ fo frü^ daß h^orifche Z e i t a n g a b e n dafür unmöglich fiud. Beftimmte Nachweifuugeu über DarfteUung chemischer Verbindungen haben und fuchen wir zunachft auch n u r bei den alten Ägyptern^ ^höuikern^ den JSraeliten^ den kriechen und endlich den Römern^ weil in der Kultur dieSer Nationen bereits die Wurzeln der heutigen Bildung liegen. Ehinefeu^ Mexikaner und Peruaner find jedenfalls in ahnlicher Weife im Befitz mancher Vorgeschrittenen Erfahrung geWefen. DieSelben haben aber keinen fo dauernden Einfluß geübt und find deswegen ^ wenn uns auch der Einblick in die Kulturgefchichte dieSer Rationen möglich ware ^ für die Gefchichte der Chemie Von nur geringem Jntereffe. Die Bekanntfchaft mit den GewinnungSweifen Vermiedener Metalle Verfteht Sich von SelbSt bei einem Volke ^ welches So großartige Werke der Baukunst zu errichten im Stande war^ wie die Ä g y p t e r . Diefelben kannten auch daS Gla^ nnd hatten große Fertigkeit im Farben. I h r e GeSchichte nennt unS noch den König^ Welcher zuerSt die blaue F^rbe künftlich zu erzeugen Verfuchte; die grüne F a r b e Verwendeten fie^ um den koftbaren S m a r a g d nachzuahmen. Auch mit Verschiedenen Gebieten der Keramik waren Sie vertrau^ denn Si^ fertigten Backsteine auS RilSchlamm und Stellten kunStV^He Becher auS feinglafiertem T h o n her. Geradezu Meifter aber Waren die Ägypter in der Anwendung desinfizierender oder antifeptifcher Mittel (Salpeter und dergleichen in Verbindung mit ^arzen^ Spezereien und ahnlichen Stoffen) z^r Eiubalfamierung ihrer Dodten. Schon zu ^omerS Reiten wußte man^ daß die agyptifcheu Arzte über einen reichen Arzneifchatz verfügten ^ aber

10 Einleitung. der neuesten Zeit blieb eS Vorbehalten^ durch die Entzifferung des ^ a p y r u S EberS ^ deffen schalt fich im wesentlichen auf Arzneimittel bezieh^ einen überraschenden Einblick in die alte agyptifche Heilkunde zu gewinnen. M a n findet aber in diefer^ Handschrift nicht nur Anweisungen Sür eigentliche Arzneien in unSerm Sinne ^ Sondern auch Vorschriften für Rauchermittel und Schönheitsmittel^ z. B . f ü r daS Farben der Augen ^ Wangen ^ Lippen^ Finger* und Zehennagels zum Salben der H a u t und deS^aareS^ ja Sogar Forschriften ^ur Vertilgung Von Mäufen^ Schlangen und andern laStigen oder gefährlichen Teeren. Vei der Vereitung Von S a l b e n und Pflaftern Scheinen Bleiweiß ^ (^rünfpan und Spießglanz eine Rolle gezielt zu haben; auS den AuSfch witzungen von Radelhölzern (federn) gewann man eine Art Serpentin und durch Deflation von Pech und Teer eine kreofothaltige Flüffig* keit^ mit welcher man Hautkrankheiten und Zahnweh bekämpfte. DiefeS aUeS ^ufammen* genommen mit noch andern Überlieferungen^ denen zufolge fchou die alten ^Ägypter Papier fabrizier^ prachtige Teppiche gefertigt ihre Tempel und Wohnräume mit Öllampen erhellt und fich an felbftbereitetem Wein und Vier erfreut haben ^ beweift zur Genüge ^ daß Von diefem Vol^e eine geWifSe Summe naturwissenschaftlicher Erfahrungen gewonnen worden^ die zum Teil auf Vorgängen beruhen ^ welche wir heute in daS Gebiet der Chemie Stellen. Daß davon wenig bekauut wurde^ hat feinen Grund einfach darin ^ daß die Priefterkafte ihre gefammelten KenntniSSe mit angftlicher Geheimhaltung bewahrte; denn abgefehen Von dem ^aftengeifte überhaupt^ Verurteilten die priefterlichen Richter jeden Verrater an den ^Ryfterien (der Geheimlehre) zum Tode durch daS ^ift^ welches auS den Kernen deS Pfirsichbaumes gewonnen wurde ^lanfänre). Von den P h ö n i k e r n wiffen wir^ daß bei ihnen gleichfalls die Kunft deS FärbenS und der ^laSmacherei blühte und daß fie mit der Bearbeitung deS ^innS und demnach jeden* falls auch mit Seinem Gewinnung Vertraut waren. Sie Sowohl wie die Ägypter waren die ^ehrmeifter der I s r a e l i t e n ^ Welche in ihren Kenntniffen fich aber nicht auf eine wefentlich höhere Stufe erhoben^ | m großen ganzen kouute jedoch der Umfang naturwiffenfchaft* licher Kenntnis auch bei den Ägyptern und Phönikern nur ein fehr befchrantter fein. Wenn inSbefondere den erfteren zuweilen ein tiefgehender Einblick in ^hyfik und Ehemie Zugefchrieben wird^ fo gefchieht dieS ohne jeden beftimmten Anhalt und wohl hauptfachlich deswegen^ Weil man in deu ^fterien uud in der ganzen (^ötterIehre durchaus den für Laien uuVerftandlichen Ausdruck ernannter Naturgefe^e erblicken will. M a g fein^ daß manche naturwiffenfchaftliche Erfahrnng fich in geheimnisvollem Gewände Verhüllte; daß aber darin nicht eine fo ausgebildete NaturerteuntniS Verborgen gewefeu^ wie man häufig annimmt^ beweift am beften der damalige ^uftand deS materiellen LebeuS^ für welches jedenfalls eine fo fruchtbare WifSenSchaSt ausgebeutet worden wäre. Auch bei den G r i e c h e n erfuhr die Naturwiffenfchaft infolge ihrer ganzen (^eifteS* richtnng nur geringe Beachtung. AuS ^omerS Reiten (etwa V. Ehr.) finden wir nur Solche Thatfachen erwähut^ die auch fchou den Ägyptern und Phönikern bekannt waren. TaS Eifen war damals noch ein felteneS MetaU^ auch Scheint die Verarbeitung der Erze weiter zurück gewefen zu fein als bei jenen Völkern nnd den Von ihnen lernenden Israeliten. Sogar die Bereitung der Arzneiftoffe^ welche doch durch ^ i p p o t r a t e S (im 5. |ahrh. V. Ehr.) eine fo ausgezeichnete Bereicherung erfuhr ^ gefchah ohne alle Heranziehung chemifcher Me* choden^ und B a n n e r wie der gleichzeitig lebende T^emotrit Von Abdera^ welche auS Ver* fuchen und direkten Beobachtungen Velehrnng und Anfklarung fuchten^ gehören zu den AuS* nahmen. A r i f t o t e l e S erwähnt zwar^ daß Meerwaffer^ Wenn man eS durch Thon filtriere^ Seinen (^efchmack Verliere und trintbar Werde^ und P l a t o n ergeht Sich in dem Verfuche^ die Bildung deS EifenrofteS zu erklaren. Einen Wirklichen Fortfchritt der chemifchen Kenntniffe konnten indes folche Vereinzelte Beobachtungen ebenfoWenig b e w i r f als eS die Ariftotelifche Lehre Von den Vier Elementen oder Vielmehr EIementareigenfchaften (Feuer: trocken und heiß; Luft: heiß und feucht; Waffer: feucht und kalt; Erde: ^alt und trocken) Vermochte; ja diefe Lehre^ fpäterhin falsch Verftanden^ ift der Ausbildung unfrer WiSSenSchaft geradezu hinderlich geworden. T h e o p h r a f t o S (geb. V. Ehr.^ geft. ^ zu Achen^ ein Schüler deS Platon und AriftoteleS^ erwähnt in feinem Werke über die Mineralien zuerft die Stein* kohlen^ den ^innober^ daS Schwefelarfenik und gibt einige Rachrichten über die DarfteHung deS VleiweißeS und der Mennige. ^m ganzen^ fehen wir^ ift die positive WiSSenfchaft der

DaS Zeitalter der Alchimie. ^ alten Griechen^ mit Ausnahme der geometrischen Disziplinen ^ eine ziemlich karge ^ und die Römer erhielten in chemifch=technologifcher Beziehung von chnen n u r ein Sehr nnvollkommeneS Material. J n der Blütezeit deS romifchen Reichs aber gab die durch die großartigen ^eereS^ Züge der Römer bewirkte Bekanntschaft mit andern Rationen VeranlaSSung zu bedeutender Erweiterung hierher gehöriger KenntnifSe. Namentlich find die Werke deS DioSkorideS^ eineS Griechen^ auS Kleinafien gebürtig^ der in der Mitte deS erften Jahrhunderts mehrere römifche Feldzüge in Afien mitmachte ^ Sowie die deS E a j n S ^ I i n i n S deS A l t e r e n Beweise bedentfamer Bereicherungen. D^ioSkorideS beschreibt eine Art DeftiHatwn^ daS RöSten deS rohen SpießglanzeS; er kennt außerdem daS KalkwaSSer^ ^inko^yd ^ KupSer^ Vitriol^ und feine Beschreibung der DarSteUung einzelner Präparate läßt auf eine Bekannt^ Schaft mit mancherlei Apparaten Schließen. Vollständiger^ Wenn auch ebenfalls noch Völlig kritiklos^ finden wir bei plininS chemifche Tchatfachen und Verfahren gesammelt. Nach ihm war den Römern damals außer den fchon früher erwähnten Metallen anch daS Quecksilber bekannt^ Sowie die Fähigkeit deSfelben^ Gold anfzulöfen. DaS G^ldamalgam gebrauchten fie zur Vergoldung. Man kannte die Verschiedene Schmelzbarkeit der Metalle und Verftand daS Löten und Verzinnen. EiSen Wußte man in Stahl umzuwandeln ^ und die O^yde Von Kupfer und Blei (Bleiglatte und Mennige)^ die mau durch Erwitzen an der Luft herftellte^ Sowie ^inko^yd und EifeuroSt^ Wandte man in der Arzneikunde an. Salpeter und Alaun ^ deren Nameu Wir zwar der lateinischen Sprache entnommen habeu^ Scheinen ihnen unbekannt gewefen zu feirr. Dagegen bedienten Sie Sich der Schwefligen S ä u r e ^ die beim Verbrennen deS SchwefelS fich bildet^ Zur Reiniguug der Wolle und alS desinfizierendes Mittel. Letztere Anwendung finden wir fchon bei Homer an der Stelle erwähnt^ in welcher er Schildert^ wie QdyffeuS nach Dödtung der Freier die Reinigung der Gemacher angeordnet habe. ^Alte^ bringe mir Feuer und fluchabwendenden Schwefe^ Daß ich den Saal durchräuchere ^ laßt ihn Homer zur Pflegerin Curykleia fageu. Seife bekamen die Römer Von den Ger^ manen; geiftige Getränke Stellten Sie durch Gärung her^ den Alkohol aber im reineren ZuStande hatten Sie noch nicht abgefchieden; ebenfo war die Effigfäure nur in Verdünnter Form bei ihnen in Gebrauch (Cffig). V o n Farbftoffen Standen in höchftem AnSehen der Saft der Purpurfchnede und der Judigo ^ und die Beobachtung ^ daß Soda und gefaulter Urin manche Farben Verschiedentlich zu nüaueieren Vermögen ^ fand in der Färberei ^ bei Welcher übrigens Von Reizmitteln noch nicht die Rede gewefen zu fein Scheint^ Anwendung. Geben wir der Annahme Raum^ daß die agyptifcheu Priefter mancherlei naturwiffen^ fchaftliche Kenntniffe noch befeSfen^ fo dürften wir darin eine Brücke finden^ die unS auf den regen Sinn f ü r Ehemie überleitet^ der fich nach Verfall deS romifchen Reichs und feit dem 4. Jahrhundert n. Chr. unter den Byzantinern bemerklich machte. Die eifersüchtige Ifolierung der Priefter und die furchtfame Scheu deS Volkes mußte mit der immer mehr um fich greifenden Ausbreitung deS EhriftentumS Verfchwinden. D^ie erworbenen KenntnifSe wurden durch den Ubertritt Eingeweihter bekannt^ wenigstens trennte Sich chr Lefitz Von der Hierarchien und wenn er auch noch Vor allgemeiner Mitteilung gehütet wurde^ fo waren eS doch nicht mehr religi^e ^eheimnifSe^ Souderu wiffenfchaftIiche ^ und dieSen mußte eine SyStematiSche Weiterentwidelnng von nun an beVorftehen. Die B^iege der neuen WiSSen^ schaften wurde Alexandrien^ Welches bisher noch der ^auptfitz der alten agyptifcheu MySte^ rien geweSen war. ^ Zeitalter ^cr ^ i ^ Von Alexandrien auS^ welches Sie Sich unterWarSen^ und Von den andern Völkern ^ mit denen Sie auf ihren EroberungSzügen in Berührung kamen^ erhielten denn auch erft die A r a b e r jene Anregung zu wiffenfchaftlichen BeSchäStigUngen^ Welche Sie in fo hervorragender Weife hegten und zu weiterer Ausbildung brachten^ nachdem fie Sich in den eroberten Ländern feftgefetzt hatten. ES ist eine falfche Meinung^ Wenn man glaubt^ jene abenteuerliche Nation^ die Wahrend faft eineS halben JahrtaufendS Poefie und gelehrte Bildung zum P f ä n d e hatte ^ habe die reiche S a a t auS eignem .^eime großgezogen. Wir finden keine S p u r Von einer fo friedlichen Richtung Vor dem 8. | a h r ^ hundert bei den Arabern^ ja der Koran mit feinem fataliftifchen Charakter Verbietet geradezu

10 Einleitung. alle^ F^rfchen und Grübeln^ nnd in der erften ^eit feiner Auslegung mußte daher jede geistige Thätigkeit Seiner Sanatifchen Anhänger eine fe^r gehemmte bleiben. Jm Jahrhundert Scheint die Jdee der MetaHverwandlung^ der beliebigen Erzeugung deS einen MetaUS auS dem andern^ zuerSt ^latz gegriffen zu haben ^ nicht früher^ denn eS ift al^ Sicher anzunehmen^ daß diefelbe ohne weiteres zu Berfuchen geSührt hatte^ welche dem glücklichen Finder unermeßliche Reichtümer Versprachen. Solcher Unternehmungen gefchieht aber erSt Seit dieSem Jahrhundert gelegentliche Erwähnung. S i e gründeten Sich auf die herrschend gewordene Anficht Von der N a t u r der Metalle ^ nach welcher diefelben in Ver* Schiedeneu Mengenverhältnissen an^ zwei StoSfen (die man als SchweSel und ^ueckfilber bezeichnete) zufammengefe^t Sein Sollten. AIS die MetaHverwaudlung bewirkeud dachte mau Sich eine Substanz^ den S t e i n der WeiSen^ auch daS große E l i ^ daS große MagiSterium (MeiSterStück) oder die rote Tinktur genannt. ES Sind Bezeichnungen^ welche zu Verschiedenen Reiten und Von Verschiedenen Adepten dem rätSelhaftenStoffe beigelegt wurden^ defSenDar* Stellung aufzufinden Später eine Zeitlang alleiniger ^weck der Beftrebuugen Wurde ^ Welche man unter dem Namen Alchimie begriSf^ E^ iSt nicht mit BeStimmcheit zu sagen ^ Von Wem und Wann jene AnSicht über die Konstitution der Metalle ausgegangen iSt. Wahr* Scheinlich gründete Sie Sich auS Verschiedene falfch Ver* ftandene Beobachtungen^ die der empirischen Ratur* sorSchung damals Schon bekannt waren. Man kannte Z. B . die ThatSache^ daß EiSen ^ welches in eine Lö* Sung Von blauem Vitriol gelegt wird^ nach einiger ^eit VerfchWindet^ dafür aber ein gleichgeStalteteS Stück KnpSer Sich vorfindet und^ da man nicht wnßte^ daß in der Vorher blauen Flüffigkeit Kupfer enthalten iSt^ welches Sich an Stelle deS EiSenS auSfcheidet^ fo glaubte man^ da^ eine MetaU habe Sich in da^ andre geradezu Verwandelt. So irrig die Vorstellung Von der N a t u r der Metalle fein mochte^ fo war fie doch iuSofern Von großem praktischen Nutzen^ als durch die Annabme Schwefliger Bestandteile in den Metallen daS Feuer ^ die ^itze^ ^u einem mächtigen chemifchen Hilfsmittel wurde ^ deffen beabsichtigte Einwirkung auf die Verschiedenen Körper eine große Reche neuer ThatSachen beobachten laSSen mnßte. V o n Egypten kam die Alchimie nach Griechen^ land und Spanien^ und im letztgenannten Lande Sinden wir im 8. Jahrhundert die Araber eiSrig mit chrer Kultur befchäftigt. Wir haben auS der^ahl der Chemiker Von dieSer ^eit an ganz beSonder^ den bedeutendsten und SrühSten hervorzuheben^ G e b e r ^ deSSeu Leistungen die Seiner Rachfolger R h a z e S ^ Avieenna^ Aven^oar^ A l b u k a S e S u. s. w. bei weitem übersteigen. Von dem 12. Jahrhundert au werden die Araber jedoch überflügelt durch die Bestrebungen de^ westlichen Europa^ welches Sowohl mittelbar über Spanien^ Italien (medizinische Schule zu Salerno) und kriechen* land^ al^ durch die Kreuzzüge in unmittelbare Berührung mit dem Often getreten war. Hier beginnt denn nun^ namentlich mit dem 1^. Jahrhundert^ die eigentliche Vlüte der GoldmacherkunSt^ und die ^öfe der immer geldbedürftigen Fügten wurden zu Hammel* punkten betrogener und betrügerischer Adepten. Denn wenn auch Geifter wie Albertus M a g n u s R o g e r B a e o ^ ArnolduS V i l l a n o V u S ^ R a y m u n d u S L u l l u S u. a. mit hohem wiSSenSchaStlichen ErnSte Sich ihren J d e e n hingaben^ So wußten doch Sehr bald andre^ weniger ErnfchaSte die Sache bestechend genug zu finden^ um mit ihrer Hilfe einen wahren und für fie sehr ergiebigen Feld^ug gegen die Leichtgläubigkeit der Menge zu führen. Ja^ wir können oft kaum zu behaupten wagen ^ daß einer oder der andre ^ der unS mit WiffenSchaftlicher Bildung und Voller Überzeugung Von der Erreichbarkeit deS ^ieleS feinen Weg Zu gehen fcheint^ nicht daS Vergebliche feiner Manipulationen geahnt und nur mit Uberlegung fich eineS fo wirkfamen Hi^mittel über die gläubigen Gemüter nicht gern habe

^aS Zeitalter ber Alchimie. ^ begeben wollen. Neben Solchen^ wie I f a a k und J o h a n n ^ o l l a n d u S ^ Vernhard Von TreVigo^ G e o r g Ripley^ T h o m a s N o r t o n ^ VafiliuS V a l e n t i n a finden wir eine große Anzahl ganz notorischer Vetrüger^ deren Urahn der berühmte Nikolaus F l a m e l ZU fein Scheint^ welcher mit Seinen Transmutationen So Viel Reichtümer erworben haben Wollte^ daß er damit allein 14 ^ofpitäler und 7 Kirchen Stiften und reich dotieren konnte. Noch beSSere ErSolge muß H i e r o n y m u s E r i n o t gehabt haben^ der an Kirchen mit .^ilfe der durch den Stein der Weifen erlangten Reichtümer erbaut zu haben Vorgab. FürSten und Höfe nahmen derartige Viel Versprechende Abenteurer mit offenen Armen auf und begünftigten Sie auS jede WeiSe ^ denn unter den Machtigen der Erde gab eS bald eine große Zahl fehr eifriger^ felbft laborierender Alchimisten^ die natürlich alle gern baldmöglichst in Lefitz deS koftbaren GeheimnifSeS z ^ kommen WÜnfchten. Gelang ihnen dies trotz ihrer Gnnft nichts So Versuchten Sie eS Schließlich mit Strenge^ natürlich ebenSo Vergeblich. KaiSer Rudolf ließ den Engländer KeHey^ als derfelbe ihn nicht in Seine Vorgegebene WiSSenSchaSt einweihen wollte ^ noch auch Gold in der wünschenswerten Menge darzustellen Vermochte^ einkerkern^ nachdem er anfänglich den Adepten in den böhmischen FrecherrnStand erhoben und mit VeWeiSen feiner Gnade überschüttet hatte.

^etoninS^ Schwerzer^ David Beuther ^ der Von der Leipziger JuriStenfakultat zur Stande Verurteilt wurde ^ weil er das ihm bekannte Geheimnis der Transmutation nicht Zum Vorteil Seines Kurfürften auSgeSührt habe^ und zu ewiger GeSangenfchaft außerdem noch^ damit Seine ^iSSenfchaft nicht etwa andern Potentaten Verraten würde^ und andern erging eS Spaterhin nicht beffer; daS SchickSal deS bekannten Böttger^ der wie auS reiner AngSt geschwind noch die Vereitung deS ^orzeHanS erfand^ ift bekannt genug. Man glaubte allgemein an die Möglichkeit^ unedle Metalle in Gold und Silber Ver^ wandeln zu k^önnen^ und diefer Glaube gab den chemischen Vefchaftigungen einen bestimmten Zwecke auS den hin Sie unablaffig und mit großem Aufwand betrieben wurden. Der er=^ träumte reiche Ertrag konnte allein auch nur Arbeiten und Verfuche unternehmen laSSen^ die au^zuSühren bei der herrschenden Verrichtung fonft nur wenige Neigung gefunden haben würden. Waren nun auch die Früchte nicht die erwarteten^ fo konnten doch nebenher mancherlei ErSahrungen gefammelt werden^ die z^ ^euen richtigeren Anfichten und zu Vielerlei nützlichen Anwendungen Sorten. Vei G e b e r (oder^ wie Sein VoUftändiger Rame heißt^ Abu^Muffa-Dfchafar-al-SoSi) und wahrscheinlich SaSt allein durch i h n finden wir im Jahrhundert bereits gegen die

10 Einleitung. Kenntniffe zu pliniuS^ uud DioSkorideS^ Zeiteu eiuen ungemeinen Fortschritt. Der geniale Araber beftimmte nicht nur die Eigenschaften der bekannten Körper Viel genauer^ als je Vor ihm gefcheheu war^ er entdedte auch eine große Anzahl neuer S t o f f e und lehrte fie nach eigentümlichen Methoden herftellen. Durch Erhitzen der Verschiedenen Metalle erzeugte er deren er kannte gelbeS und roteS Bleio^yd^ daS rote Queckfilbero^yd^ daS weiße Arfenik und feine Fähigkeit^ daS Kupfer weiß zu Sarben. Er Wußte Schwefel und Metalle miteinander zu Verbinden und bemerkte ^ daß durch dieSen Prozeß Sich aus dem ^nedfilber ein Schöner roter Körper (Zinnober) erzeugen laSSe. Pottasche uud S o d a bereitete er nicht nur^ fondern wußte auch^ daß fie durch gebrannten Kalk atzend werden. Geber ift e^ der die ^eStiHation zuerft anwandte und auS dieSe Weife SchWefelfäure aus Alaun ^ Salpeter* faure auS einem Gemifch von Salpeter und Vitriol ^ und auS ESSig die EffigSaure iu reinerem^ konzentriertem ^uftande abschied. KönigSwaSfer (Salpetersäure und Sal^aure) benutzte er zur Auflöfung deS GoldeS ^ und mit diefen neu entdeckten Reagenzien ftellte er eine große Anzahl Vorher unbekannter Verbindungen und Salze dar^ wie falpeterSaureS Silber^ ^ueckfilberfublimat U. f. W.^ zu deren Reinigung er daS Filtrieren und UmkriftaHi* Sieren in Anwendung brachte. Je zahlreicher die Von ihm gemachten Entdeckungen und Erfindungen find^ um So mehr muß eS uuS wundern^ doß Gebers Nachfolger den überlieferten Schatz nicht besser genützt haben. WenigftenS kann keiner auch n u r entfernt den Ruhm gleicher Bereicherungen in AnSpruch nehmen. Zum Teil liegt dieS wohl mit in dem Umftande^ daß eS namentlich ^rzte waren ^ Welche die Pflege der Ehemie übernahmen und fie neben den Zwecken der Goldmacherei befonderS iu Abficht auf ihre Kunft dienflbar machten. Die Medizin war neben Mathematik und Aftron^mie der hauptsächlichste Lehrgegenftand auS den berühmten arabifchen ^ochfchulen^ nach deren Mnfter zuerst die medi^inifche Schule zu Montpellier (11^0) und iu raScher Folge die UuiVerfitäten zu Paris (1215)^ Salamauea Neapel Padua Donloufe ( 1 ^ 2 8 ) U. f. w. errichtet wurdeU. Wenn eS auch möglich Ware^ fo würde eS uuS hier doch viel zu weit führen ^ Wollten Wir alle die einzelnen Förderungen ^ Welche d^ie chemischen Wiffenfchaften bis hm ^ m Jahrhundert noch erfuhren^ namhaft machen. ES Wird brechender feiu^ bei dem her* Vorragenden Forfcher auS dieSer Zeit wieder anzuhalten und die S u m m e der Kenntniffe ZU prüfen^ die Wir bei ihm Vereinigt finden. Kein andrer aber bietet in diefer Beziehung auch nur annähernd gleichen Anhalt als A l b e r t von Bollftädt^ feiner großen Über* Iegenheit Wegen A l b e r t u s M a g n u s genannt^ welcher im 1^. Jahrhundert ( 1 1 ^ bis 1280) lebte. Die Kenntnis mannigfacher chemifch praktifcher Methoden ift bei ihm eine wesentlich vervollkommnete^. Durch Einwirkung Von Hitze (L^dation) trennte er edle Metalle Von unedlen (Gold Von Blei); mittels ScheidewaSSer fonderte er Gold Von Silber; daS metallische Arfenik kannte er und lehrte Erze Von ihrem Schwefel* und ArSenikgehalt durch Sublimation beSreien. Unter der großen Zahl wichtiger neuer Stoffe^ die er entdeckte^ wird auch daS Schießpnlver genannt; ob er aber mit Recht als der Erfinder deSfelben gelten darf^ wollen wir dahingefteUt Sein laSfen. AIS eine bedeutfame Tatsache jedoch ift zu beachten^ daß er durch fein Anfehen allein eS Vermochte^ fich und seine Wifsen* Schäften Von dem damals leicht und gefährlich erregbaren Verdachte der Zauberei frei zu halten^ und daß er dadurch jedenfalls den exakten Wiffenfchaften einen nicht minder großen Vorfchnb gab^ als durch die Von ihm ausgehenden positiven Erfolge. Räch ihm Verweilt unfer Blid auf einer ^erfönlichkeit^ deren fcharfe Begrenzung nicht leicht fallt^ B a f i l i u S ValentinuS. Aber trotz der Unficherheit^ welche über feine PerSon^ die Wahre Zeit feines ForfchenS^ feine eigentlichen Anfichten n. f. w. noch herrfcht^ können wir doch die Werke ^ Welche unter feinem Namen auf unS gekommen Sind ^ als einen Beleg für den Gefamtzuftand der chemifchen Erfahrungen iu der zweiten Hälfte deS 1^. Jahr* Kunderts gelten laffen. ^ i r begegnen darin fehr ausführlichen Kenntniffen über die Metalle; tiber Antimon^ WiSmut und Zink treffen Wir die erften Erwähnungen. D^ie Gewinnung deS Quecksilbers auS S u b l i m a t ^ deS KnaUgoldeS^ BleiznderS^ Eisenvitriols (auS EiSen und SchwefelSaure^ der Verfchiedenen Spießglanzpräparate und die befonderS wichtige Dar* Stellung der Salzfäure auS KochSalz und Schwefelfaure u. f. W. find ihm bekannt. Von befonderer Bedeutung aber Wird der Rame ValentinuS für uuS^ Weil Wir in feinen Schriften

^aS Zeitalter der medizinischen Ehemie. ^ die erften S p u r e n einer chemischen Analyfe finden ^ die er namentlich zur Erkenntnis de^ Verschiedenen Metalllegierungen Verwertet ^ und wodurch er nicht n u r Viele Irrtümer de^ Alchimiften faktisch nachzureifen Vermochte ^ fondern auch eine Völlig neue und im ^öchften (^rade bedeutungsvolle Richtung der Chemie überhaupt einschlug. | m organifchen Ent* wickelungSgange wurde die Analyfe der unfehlbarfte Prnfftein der chemischen Theorien^ und eS ift nicht zWeiSelhaSt^ daß die heutige WiSfenfchaft einzig und allein fich herausbilden konnte durch eine genaue Erkenntnis der Zufammenfetzung chemischer Verbindungen. ^ Zeitalter dcrmc^iuiSchen ^he^ie. M i t Basilius ^alentinuS Schließen zwar durchaus nicht die alchimistischen Bestrebungen ab (die* Selben haben bis in daS Vorige Jahr* hundert gedauert ^ ja eS gibt für Sie in der großen Menge Ununterrichteter wohl heute noch Begünstiger)^ noch auch findet erSt jetzt die Anwendung chemifcher Erfahrungen zum erften* mal ftatt zur Erklärung gewiffer Vorgange im menschlichen Körper und der Gebrauch chemifcher Pra* parate als Heilmittel ^ eS ift Viel* mehr nur de^r in den Vordergrund fich Stellende Zwecke Welcher die nun folgende Periode Vor der vorherge* gangenen charakterisiert und chr den an die Spitze gestellten Ramen ein* getragen hat. Mit dem 16. |ahrhuudert Ver* lor die Alchimie die ausschließliche Veachtung der Chemiker^ und eS Ver* Schaffte Sich^ in Sprechender Weife durchParaeelfuS^ eine gemeinfame AnffaffUng der Ehemie und Medizin Geltung^ und zwar fo ausschließlich^ daß die letztere nur als ein Teil der angewandten Ehemie betrachtet wurde. Eingeleitet wurde dies ein* mal durch zahlreiche wichtige Erfahr rungen^ welche man in der ^eit Vorher über die medizinische Wirtfamkeit Vieler chemischer Präparate gemacht hatte (man hielt ja früher Schon immer ^ ^ ^ ^ ^ ^ dafür ^ daß der Stein der Weifen ^ ^ ^ ^ ^ ebenSo gut^ wre er unedle Metalle in edle Verwandeln könne^ fo auch alle Krankheiten deS menschlichen Körpers zu befeitigen und denfelben mit ewiger Jngendfrifche zu begaben Vermöge^ Sodann auch durch die große Be^ wegung der Geifter überhaupt^ die im 1 5 . und 16. Jahrhundert durch die Welt ging und als Sichtbarfte Folge die Reformation in der Kirche hervorrief. Namentlich traten drei Männer in den Vordergrund^ außer dem Schon genannten ParaeelSuS noch Van ^elmont und de le Voe SylViuS^ S i e gingen Von dem Gedanken auS^ daß alle Verrichtungen deS menschlichen KorperS durch gewiSSe chemifche Vorgange bedingt^ daß der menfchliche Organismus lediglich daS Produkt chemischer Elemente und der ganze Lebensprozeß nichts Weiter als ein chemischer P r o z e ß Sei^ Leyerer würde aber durch daS vorwiegende oder Verringerte Austreten eines Seiner Elementarbeftandteile mannigfach beeinflußt oder zu Krankheitserscheinungen Veranlaßt ^ und eS müßte da^er auf Sicherem Wege durch Entziehung oder Zuführung der

10 Einleitung. fraglichen Stoffe dem Leben^ro^eß und Somit dem ganzen Organismus SelbSt der nor* male Verlan^ die Gesundheit^ Wiedergegeben werden können. Allerdings glaubten jene Männer Sowie ihre weniger bedeutenden ^eitgenoffen mehr oder minder auch noch an die Veredelung der Metalle^ Sie machten dieSelbe aber nicht mehr zur Hauptaufgabe bei chreu chemifchen Arbeiten. Für diefe Jatrochemiker^ wie fie genannt worden find^ trat daS Forfchen nach den Elementen^ daS bei den Alchimisten die Hauptrolle Spielte^ in den Hintergrund^ dafür aber entstand die Frage nach den wefentlichen Bestandteilen de^ Körpers^ die den ^efundheits* ZuStand der einzelnen Organe bedingen und auS diefe einwirken. Hatte man zu Anfang dafür die drei altgewohnten Elemente — Salz^ Schwefel und OueckSilber ^ angefehen^ fo Stellte Sich Sehr bald durch Vermehrte Beobachtuugen da^ Falsche diefer AnSicht heraus^ und e^ kommen daSür S ä u r e n und L a u g e n S a l z e zu borwiegender Berücksichtigung und Anwendung. Vei ihrer DarfteHung mußten Sich viele neuechemischeBeobachtungen ergeben^ und wir finden Schon bei ParaeelfuS trotz der Verworrenheit und der Un* klarheit feiner Ausdrücke doch Viel* fache ^inweife darauf^ daß chm eine große ^ahl Verbindungen^ Von denen feine Borgänger nichts oder nur Mangelhaftes wußten^ fehr genau in ihren EigenSchaSten bekannt waren^ und daß er zu ihrer ^arftellung neue und wichtige Methoden anzuwenden wußte. TheophraStuS ParaeelfuS BombaStuS Von Hohenheim war zu EinSiedeln in der Schweiz geboren. Sein Vater ^ ein Arzt^ unterrichtete ihn zeitig in den alten Sprachen^ in der Heilkunde^ Astrologie und Alchimie. Seine weitere Ausbildung Scheint^ Paraeelfu^ an vielen Orten gefucht zu haben ^ denn während eine^ h^chSt abenteuerlichen Jugendleben^ durch* Zog er nach Seiner Angabe al^ fah* render ScholaSt SaSt ganz Europa und die Morgenländer. Sammelte er auf dieSe Weife auch eine damals befonderS reiche prak* tische Erfahrung^ fo Verschaffte fie chm doch nicht eine Streng wiffenfchaStliche Bildung. Ja^ er rühmte fich geradezu^ daß er in zehn J a h r e n Seiner Reifen kein Buch angefehen^ und er Schritt häufig ^ auS LuSt am Kampfe mit den Gelehrten^ ^ Behauptungen^ die mit früher Von ihm ^efagtem im Schreienden Widerspruche Standen. Dennoch erlangte ParaeelfuS durch baS Sichere feines Austreten^ durch daS rückSichtSlofe VerdammeU aUeS deSSen^ waS nicht Von ihm kam^ durch daS Kecke ^ Reue und Ursprüngliche Seiner Sprech* und Schreib* WeiSe sowohl bei den jüngeren Ärzten als im großen Publikum jenen ErSolg^ Welchen fich der lebhafte^ phantaSiereiche Streiter gegeu den trägen KonferVatiVen immer bei dem Bolke erkämpfen wird. Vielerlei Kenntniffe und geniale Befähigung Standen ihm außerdem un* leugbar zur Seite ^ während Viele^ woran die gelehrten Gegner hingen^ als entschieden Verrottete^ Sich abdecken ließ. Die Wiffenfchaft Wolle er So einfach machen^ Sagte P a r a c e t daß Sie der Geringste Verstehen könne ^ und in der That zogen Seine Vorträge^ die er al^ ^rofeffor der Raturgefchichte und Median an der Hochfchule zu Bafel in deutscher Sprache hielte nicht weniger durch ihre Originalität an^ als durch chre fcheiubare Popularität^ die freilich h^fig in Trivialität überging. Tro^ deS großen EinflufSeS aber^ den er Sich in allen Schichten deS Volkes^ außer bei denen älterer Gelehrten^ errungen hatte^ konnte er doch nicht Verhindern^ daß er infolge feinet rückfichtSlofen Auftretens feines Amtes entfetzt wurde.

^aS Zeitalter der medizinischen (^hemie. ^ Er begann aufS neue ein nmherfchweiSendeS Leben und Starb infolge deS Sturzes Von einem FelSen im | a h r e 1541 z^ ^ ^ b u r g ^ wohin ihn der dortige ErzbifchoS ErnSt kurz Vorher als feineu Leibarzt berufen hatte. Gleichzeitig mit Paraeelfu^ aber in allem daS Gegenbild ^ lebte in Sachfen ein F o r fcher^ der^ wenn auch Arzt wie fein ZeitgenofSe^ doch den heStigen Bewegungen^ die dieSer unter Medizinern und Chemikern hervorrief und die erft nach dem Tode ihreS Urhebers Zur bedeutungsvollen Wirkung kamen ^ gänzlich fern blieb. NichtSdeftoweniger hat dieSer Mann^ G e o r g A g r i e o l a ^ die Chemie^ wenn auch nach einer ganz andern Richtung hin^ auf daS wesentlichste gefördert und die mit ihr nahe Verwandten WiSSenfchaften der Mine=^ ralogie und Hüttenkunde derart in ihrem Zwecke bestimmt und in ihrem Material bereichert^ daß wir ihn faft als den eigentlichen Begründer derfelben anSehen können. J m Jahre 1 4 9 4 ZU Glaucha bei Meißen geboren^ genoß Agrieola auf der Universität zu Leipzig Sowie auf Verschiedenen italienischen ^ochfchulen feine Ausbildung. Nachdem er mehrere Jahre zu loachimSchal im Erz^ gebirge gelebt und hier die hütten^ mannifchen ^rozeSSe ^t^iert hatte^ be^ gab er Sich nach Chemnitz^ wo er mehr litterariSche Hilfsmittel für fein LieblingSfach ^ die Naturwiffenfchaft^ Zu finden hoffte^ Tort Starb er im J a ^ e 1556. Die Fortschritte^ welche ihm die Chemie Verdankt^ betreffen^ wie Schon erwähnt^ befonderS die metallurgischen ProzeSSe ^ für welche er ganz neue rationelle Methoden zu Grunde legt. Cr lehrte daS Röften der Cr^e So be=^ treiben^ daß der dabei entweichende Schwefel gewonnen werden konnte; gab Anweifung zur ReindarfteHung deS KupSerS; daS Silber Seigerte er auS eisen und Kupfer durch Vlei und Zeigt die Gewinnung deS ^ueckfilberS^ SpießglanzeS und deS WiSmutS. Unr K^chfa^ Salpeter^ grünen Vitriol und Alaun im großen darzuftellen^ gab er Zweckmäßige Verfahren an^ und über die Untersuchung der Erze auf ihren Metallgehalt Verdankt die Hüttenkunde ihm ebenfalls höchft wertvolle Vorschriften^ die Sich nicht nur über die dabei zu befolgenden Prinzipien Verbreiten^ Sondern auch zweckmäßige Geräte^ Ofenkonftruktionen u. S^ w. berühren und die bis zum Anfang deS Jahrhunderts maßgebend geblieben Sind. Die Mineralogie endlich Verehrt ihn als den Schopfer deS erSten SyStemS^ nach welchem eine Klassifikation Verfucht Werden konnte^ mit der dann ein genaueres VeStimmen uud Kenueulernen der Mineral^ körper notwendig Sich Verbinden mußte. AHe dieSe chemischen Arbeiten gehen zwar eigentlich ihre ganz Selbständige Richtung und haben mit den Zielen der andern durchaus nichts gemein ^ Sie Sanden deswegen auch bei Lebzeiten AgrieolaS nicht jene Berücksichtigung^ die Sie ihrer inneren Vedeutung Wegen Verdienten. Allein gerade deswegen m u ^ die Gefchichte der WiSSenSchaft daS Wirken diefeS ManneS hervorheben^ feinen Zeitgenoffen und Rachfolgern gegenüber^ unter denen kein einziger War^ welcher einen ähnlichen ruhigen Vlick^ eine ähnliche Strenge^ Treue und Be^ geifterung Sür daS Rechte und ^ a h r e ^efeffen hatte. Am aUerwenigften ParaeelfuS^ gegen deffen Anfichten und Lehren der S t r e i t nach feinem Tode heftiger als zuvor entbrannte. War aber auch wirklich fehr Viel Unklares und FalfcheS in dem Angefochtenen^ fo können unS doch die Gegner kein großes JutereSfe abgewinnen^ einmal^ weil daS Von ihnen Verteidigte

10 Einleitung. mindesten^ ebenSo unklar und unrichtig war^ fodann aber^ Weil Sie mit ihrem Wurmstichigen Autoritätsglauben der Ehemie nicht daS Geringste wirklich genützt haben. Unter den Anhängern deS ParaeelSuS hingegen finden wir^ wenn auch manchen Markte Schreier und Tafchenfpieler^ wie den bekannten Leonhard T h u r n e i ß e r (geb. zu VaSel^ geft. 1 5 9 6 zu Köln)^ fo doch Viel Strebfamkeit und Intelligenz^ T u r g u e t de Ma^erne (geb. 1 5 7 ^ ^ ^ ^ geft. 1 6 5 5 iu EhelSea bei London) nud^ am Ende deS 1^. Jahrhunderts ^ ^ S w a l d EroIl ^ fowie A d r i a n Von M y n f i c h t hielten durch chr Anfehen die guten Keime lebenskräftig^ und ganz befonderS trug A n d r e a s LibaViuS (ein geborener ^aUenfer^ urfprünglich Arz^ geftorbeu als Gymnafialdirektor in Koburg 1 ^ ) Zur Befeitigung der Irrtümer bei^ welche dem medizinisch* chemischen Syftem Von feinem Urheber mit angehängt worden waren. Durch ein ausgezeichnetes Beobachtungstalent unter* Stützt ^ erfand LibaViuS zahlreiche neue Methoden ^ die ihm zur P r ü f u n g der damals au* gewandten Heilmittel fowie znr DarfteIlung neuer Verbinduugen wesentlich nützte. Die Methode^ durch Verbrennen von Schwefel mit einem Z^fatz Von Salpeter Schwefelsäure herzufallen ^ welche der jetzigen Schwefelfäurefabrikation im Prinzip noch zu Grunde liegt^ hat in ihm ihren Urheber. Der Ausdruck S p i r i t ^ f n n ^ Liba^ii ift ein noch gebrauch* licher Rame sür Vierfachchlorzinn ^ welches er durch DeftiHation Von QueckfilberSublimat mit Zinn erhielt. Den GaSen Schenkte er bereits Aufmerkfamkeit^ und feine anachtifchen Vorschriften ^ die fich Vorzüglich auf daS probieren der Erze beziehen ^ muß er felbft mit großer Genauigkeit befolgt haben ^ denn er Vermochte damit in allen käuflichen Bleiforten einen Gehalt an S i l b e r nachznweifen. Wie objektiv und unbefangen feine Art zu fchließen war^ beweift am beften der Umftand ^ daß er den Gehalt der Mineralwaffer an feften Stoffen lediglich Von den aufgelösten Veftandteileu deS BodenS ^ welche daS Waffer durch* fickerte^ ableitete. Rebeu LibaViuS^ dem Verfaffer deS erften uud auf lange Zeit beften chemischen Lehr* bucheS ^ ift auS dem erfteu Viertel deS 1 7 . Jahrhunderts noch der durch feine chemischen Kenntniffe ausgezeichnete Leibarzt deS Herzogs vou Medlenburg ^ A n g e l u s Sala^ zu neunen. ^ v o r r a g e n d e r aber als beide wird J o h a n n Baptist Van H e l m o u t (geb. 1^77 Zu Vrüffel^ geSt. 1 6 4 4 auf feinem bei diefer Stadt gelegenen Gute VilVorde)^ deffen be* deutender Geift wohl auch Von den Jrrtümern der damaligen Zeit nicht Srei bleiben konnte uud ebenfoWohl der myftifchen Theologie zeitweilig anhing ^ als Von den Verfucheu der Alchimiften zur Nachahmung Veranlaßt Wurde^ der aber befähigt War^ die Summe der da* maligen Kenntniffe faft auf allen Gebieten zuSammenzufaffen und durch Vergleichnng^ Sich* tnng und Souderung Wefentlich zu nützen. ^Zwar Verleitete ihn feine große Produktivität uud feine hervorragende Stellung unter den gelehrten Zeitgenoffen zu einem feften Glauben au feine eignen Jdeen^ denen er häufig ohne exakte BeWahrheitung die ^Zügel fchießen ließ^ Allein mit einem fo begeisterten Streben^ mit einer fo uuouSgefetzten ArbeitSchatigkeit^ Wie fie Vau ^elmont charakterisieren^ Werden folche Schwächen häufig Verbunden fein; fie mußten eS iu der damaligen Zeit uoch mehr fein^ wo jeder die Wege n u r im großen ganzen angedeutet ^ nirgends aber eine zuverläßliche Hinterlaffenfchaft fand^ die ihm Von Vorn* herein zu Grundlage und Maßftab hatte dienen können. Bei Van Helmont^ welcher im gewissen Sinne einen ähnlichen Charakter wie ParaeelSuS hatte ^ tritt die zu Verirrnngen geneigte Seite Viel gemilderter h^rVor durch einen bewußten Ernft^ durch wirklich tiefe Gelehrfamkeit und gute Lebensart. WaS feine theoretischen Anfichten anbelangt^ fo Verwarf Helmont die altgewohnten ariftotelifchen vier Elemente ganz und gar; dem Waffer räumte er als Hauptbeftandteil aller Dinge eine große Bedeutung ein. D a ß er aber über die elementare Zufammenfetzung der Korper noch fehr irrige Meinungen Verfolgte ^ bestätigt unS u. a. fein Glaube an die MetallVerwandlung ^ Welchem er fein ganzes Leben hindurch anhing. Jndeffen ließ er keineswegs feine Arbeiten dadurch in ihrer Richtung irgendwie beftimmen. Er fteUte zuerft eine Unterscheidung der GaSarten und Dämpfe auf^ die fich jahrhundertelang in Anfehen erhalten hat. E r bemerkte^ daß die Luft an Volumen ab* nimmt ^ wenn ein Körper darin Verbrennt; Kiefelerde Verfchmolz er mit einem Alkali zu einem zerfließlichen Glafe (Kiefelfeuchtigkeit) ^ und noch zahlreiche andre Beobachtungen beweifen fein klares Auge und feine ausgezeichnete Methodik. Über MetallVerbindungen find inSbefondere feine ^Erfahrungen außerordentlich reich und fcharf beftimmt; manche daraus

^aS Zeitalter ber medizinischen Ehemie^ 1^ Von ihm abgeleitete ^eftfteHungeu mußten Sür die Fortbildung der Ehemie hochft einfluf^ reich werden. T^ahiu gehören z^ V. S a ^ e wie: eS kann kein StoSf auS einer Flüffigkeit abgeschieden werden ^ der nicht Vorher Schon darin war (Tupfer auS der Löfung deS blauen Vitriol^; ferner: ein Stoff kann zahlreiche Verbindungen eingehen und auS einer in die andre geführt werden^ ohne daß er dadurch an Seiner Eigentümlichkeit einbüßt und bei Seinem endlichen Ausscheiden ein anders gearteter geworden Wäre^ als er Vorher War. ES erscheint unS faft unerklärlich^ daß derfelbe Mann^ der folche klar erkannte Gefetze zuerft auSfprach^ doch den gerade entgegenlaufenden Ideen der Transmutation anlangen konnte. HelmontS chemische Anfichten Vom organischen Leben hingegen und die daraus ab^ geleiteten medizinischen Theorien find f ü r die EntWickelung der Ehemie Von keinem andern Werts als daß Sie diefelbe für die Mediziner zu einem FundamentalStudium machten und ihr auf diefe Weife zahlreiche Pfleger und Förderer indirekt erwarben JndefSen fingen auch Schon einzelne an^ bei ihren chemifchen Studien den medizinifchen ^Weck als Nebenfache zu betrachten und Sich mehr mit der Eigentümlichkeit der zu be^ obachtenden StoSfVeränderungen zu beSchäStigen^ die Ehemie alfo um ihrer felbft Willen zu treiben. Unter diefen muß namentlich I c h a n n Rudolf ^ l a u b e r ^ zu ^arlSStadt in Franken geboren ^ hervorgehoben werden. Uber fein Leben iSt nicht Viel mehr bekannt^ als daS Wechselnde SeineS Aufenthaltsorte^ den er bald in Salzburg ^ bald in f i n g e n in Bayern^ bald in Köln oder fonftWo n a h m ; er Starb zu Amsterdam. Glauber hielt Sich ^ a r durchaus nicht frei von den Vorurteilen feiner ^eit^ ließ fich aber dadurch glücklicherWeife bei feinen zahlreichen Entdeckungen nicht beirren ^ Welche unS fein fruchtbares Beobachtungstalent ^ daS iyn Vor allen andern auszeichnet ^ erkennen laSSen. J n der Erklärung Vieler rein chemifcher Vorgänge War er fehr glücklich ^ und die SchlüSSe^ die er daraus zu ziehen vermochte ^ hatten nicht feiten hohen praktischen Wert^ da fie über die innere ^uf ammenfetznng der Sal^e ^ über chemifche Verwandtschaft n. f. w. Aufklärung gaben. Durch gegenfeitige Einwirkung Verschiedener Stoffe aufeinander ftellte Glauber eine große Anzahl neuer Verbindungen oder bekannte Körper wenigstens auf neue und bequemere Weife dar. Eine derfelben^ die ihrer medizinifchen Wirtfamkeit wegen rafch großen Ruf er* hielte hat den Namen ihres DarfteUerS fehr popular gemacht: daS fchwefelfaure Ratron^ je^t auch Natriumfulfat genannt^ heißt noch jetzt im gewöhnlichen Leben ^ l a u b e r f a l z ^ Die chemische Technologie hat daher auch auS den (^lauberfchen Vorfchriften fehr be^ merkbaren Nutzen gezogen. Für die Fabrikation deS Salpeters^ die ^arfteHung Verschiedener gefärbter GlaSflüfSe^ Sür die Farberei und die Verhüttung der Erze find dieSelben in gleich ausgezeichneter Weife fruchtbar gewefen. Die Ausnutzung der natürlich Vorkommenden Schatze fuchte Glauber auf die Vorteilhafteste Höhe zu bringen^ und Sein fechS Bande Starkes Werk ^Teutschlands Wohlfahrt^ hat lediglich den ^weck^ auf die günftigen Verhaltniffe diefeS Landes hinzuweifen ^ durch deren zweckmäßige Venu^ung Sich die Bewohner nicht nur ihre Vedürfniffe felbft befriedigen^ Sondern auch daS Ausland noch mit VerSorgen könnten. Wenn auch Glauber nicht direkt den Anschauungen der latrochemiter gemäß die Ehemie behandelte ^ So hat er doch mittelbar durch die DarfteUung zahlreicher neuer Ver^ bindungen^ deren medizinische Wirkung fich oft als eine fehr kräftige erwieS ^ auf die Heilkünde einen namhaften Einfluß ausgeübt^ da hierdurch die Anwendung chemifcher Präparate in der Arzneimittellehre eine immer ausgedehntere wurde. Die damalige medizinifche Ehemie als folche^ welche den menschlichen Organismus ledig* lich als ein Produkt Von Saure und LaugenSalz^ und alle Krankheiten als dnrch Veränderung der chemischen (Sauren und altalifchen) Eigenfchaften der Säfte hervorgegangen betrachtete^ diefe Richtung und damit daS ganze Zeitalter ^ welches wir jetzt betrachten^ findet den ent=^ fchiedenften Ausdruck in Franz de le B o e S y l v i u S . | m | a h r e 1614 zu ^anau aus einer edlen holländifchen F^ülie geboren ^ widmete er fich zu Leiden und Bafel der Heil^ kunde^ welche er zuerst in ^anan^ Sodann in Amsterdam ausübte^ bis er alsProSeSSor der Medizin nach Leiden berufen wurde ^ wo er 1 6 ^ ftarb. Seine große Befähigung^ hohe Vildnng und daS Liebenswürdige Seines Auftretens ^ welches er WenigftenS im An* fange feiner Tätigkeit befaßt Verfchafften feinen Anfichten gro^e Geltung. Auch ging er weiter als fein großer Vorganger Van Helmont^ der eine gewiSSe Spiritualiftifche Kraft^ den ratfelhaften ArcheuS^ als VeranlafSer und Unterhalter mancher phySiologifchen Funktionen^

10 Einleitung. befonderS der Verdauung^ angenommen hatte; er Verwarfjede Mitwirkung von (^eiStern^ die ja in der Lehre deS P a r a c e t eine So wichtige Rolle gefpielt hatten ^ und Sah in der chemifchen Natur deS SpeichelS ^ deS SaSteS der PankreaSdrüfe und der Galle fowie in dem Verhältnis ihrer Mifchungen und Veränderungen die einzigen UrSachen derjenigen Vorgänge^ Welche wir bei jenem Prozeß beobachten können. J n ähnlicher Weife betrachtet er alle Veränderungen im menfchlicheu Körper ^ uud die ganze Heilwiffenfchaft ift bei chm nichts Weiter als ein Teil der angewandten Ehemie. Mit SylViuS Schließt diefe Periode ab. Seine Anhänger hielten zwar daS Gebäude uoch eine Zeitlang aufrecht^ eS war aber mehr nur die Medizin^ Welche nochchemifcheVe* griffe Verwertete. Die Ehemie fing an ^ Sich Selbständig z^ machen und wie Schon bei Glauber ^ teils der Technik Sich ^zuwenden^ teils aber eine mehr innere Ausbildung als eigentümliche WiSSenfchaft zu erlangen. Die Erforfchung der gefamten Natur wurde zu ihrem Hauptzweck^ und mit der Abftreifung ihrer äußeren Abhängigkeit Schwang fie fich der würdigeren Stufe zu ^ die fie bald bei unS eingenommen hat. J n der Analyfe fehen wir Schon bei Dach e n i u S ^ einem der bedeutendsten Nachfolger deS SylViuS^ daß derfelbe wert* Volle Erfahrungen gemacht ^ fowohl WaS die Erkennung geWiSfer StoSSe in ihren Ver* bindungen durch Reagenzien anbelangt ^ als auch WaS fich auf daS gegenfeitige Gewichts* Verhältnis der einzelnen Bestandteile bezieht. ^ie neuere ^ e ^ i ^ wie wir diejenige WifSenfchaftliche ErSorSchung der Ratur be* Zeichnen können^ welche Sich mit der Unterfuchung der materiellen Beschaffenheit der Stoffe nach ihrem qualitativen und quantitativen Ebarakter fowie mit dem Nachweis der elemen* taren Bestandteile in Verbindungen befchäStigt^ und zwar nicht nur mit der ^erfetzung und Veränderung derSelben durch Herantreten äußerer Einflüffe ^ V. der phyfikalifchen Kräfte^ Wärme^ Lichta Elektrizität oder der chemischen Berwandtfchaften andrer Stoffe)^ fon* dern auch mit der Darstellung folcher zufammengefetzter Verbindungen auS ihren einfachen Bestandteilen ^ dieSe heutige Wiffenfchaft der Ehemie ift nun zwar nicht mit einem Male auS den Vorher betrachteten Zuständen der naturwiffenfchaftlichen Disziplinen herVorge* gangen^ wir Sinden vielmehr fchon in früheren Reiten Beftrebnngen^ Welche einen derartigen Charakter an Sich tragen^ sie traten aber Vereinzelt auf nnd konuten deswegen einen allge* meinen Einfluß auS die GeSamtrichtnug der chemischen Studien nicht erlangen. Jm Ver* hältniS waren die positiven ErgebniSfe daher auch nur fehr Spärlich. Von der Mitte deS Jahrhunderts an aber häufteu sich in überrafchender Weife die Erfolge dnrch die Er* kenntniS der philofophiScheu Bedeutung der El^emie. Auf andern naturwiffenfchaftlichen Gebieten ^Aftronomie und Phhfik) waren in diefer ^eit (Anfang deS 17. Jahrhunderts) Männer wie K e p p l e r ( l ^ l ^ l ^ O ) e G a l i l e i T o r i e e t l i (geftorben 1^47) u. a. ausgetreten; ihr rein wiSfenfchaftIicher Geift durchdrang auch die Ehemie ^ die ihrer Selbständigen Stellung den andern Zweigen der RaturwiSSenSchaft gegenüber bewußt Zu werden begann. GeWiffe natürliche Vorgänge Werden als chemische ^rozeffe Von großer Allgemeinheit erkannt ^ und chre Erforfchung tritt in den Vordergrnnd. Der auffallendste Borgang diefer A r t in der äußeren Ratur^ die V e r b r e n n u n g ^ z^g die Aufmertfamkeit Zuerft auf fich^ und feiue Erklärung War die erSte epochemachende T h a t ; fie Wird unS daher bei unfrer Betrachtung auch zuerft ausführlicher beschäftigen. ^ie Wir können die neuere Gefchichte der Ehemie in zwei Abfchnitte teilen. J n der erSten Periode find eS nur die qualitativen E r s c h e i n u n g e n (die Art der Stoffe nnd ihrer Verbindungen^ welche zu erklären und in ^ufammenhang zu bringen unternommen w i r d ; in. der zweiten dagegen tritt die Erforfchung der quantitativen Verhältniffe (der MengenVechältniffe^ unter denen beftimmte Stoffe zu bestimmten Ver* bindungen zusammentreten oder auS denSelben auSfcheiden) in den Vordergrund. Daß damit jene ältere Richtung eines wefentlichen Hilfsmittel^ um der Wahrheit auf die Spur Zu kommen^ noch entbehrt^ liegt auf der Hand. Wir werden unS daher auch gar nicht Ver* wundern dürfen^ wenn wir der willkürlichen Annahme Von eingebildeten Stoffen begegnen^ welche durch ihr Hinzutreten oder Entweichen chemifche ProzefSe bewirken foHten^ die mau auf andre^ strengere ^ e i f e noch nicht erklären konnte. Da daS Gewicht der Verbindungen Vor und nach ihrer chemischen Veranderuug noch in keiner Weife berücksichtigt wurde ^ und da man fich außerdem nichts daran gelegen fein^ließ^ jene hypothetischen Körper für fich

Die PhlogiStiter. darstellen zu wollen und fount jede Kontrolle über deren wirkliches Vorhandenfein Sehlte^ fo hatte chre Verarbeitung zu verschiedenen Theorien Vollkommen freies S^iel. Ein Solcher nur in der Einbildung Vorhandener chemisch chatiger Körper w a r nun daS Sogenannte Phlogifton^ Von deSfen wirtlicher Existenz dennoch die Chemiker anderthalb Jahrhunderte lang überzeugt waren ^ mit deffen befonderen Eigenschaften Sich aber bekannt zn machen keinem Von ihnen in den Sinn kam. D a S ^phlogifton war erfunden worden^ um die Ver^ brennung erklären zu können^ nnd der Kreis feiner Wirkfamkeit wurde beftimmt^ wie eS die mit ihm zusammenhangenden chemischen ^rozefSe Verlangten. Mag nun aber die auf daSfelbe gegründete phlogiftifche Theorie auch noch fo falfch fein^ fo hat fie doch für die Chemie den großen Nutzen gehabt^ daß man eine anfehnliche Reihe Von Erscheinungen zufammenfaßte und unter einen einzigen Gesichtspunkt brachte^ der die Uberficht^ Vergleichung und P r ü f u n g Wefentlich erleichterte. T i e Anficht^ daß a u s jedem Verbrennenden Körper fich ein E t w a s auSfcheide^ waS unS als Flamme Sichtbar wird^ und daß die bei der Verbrennung zurückbleibenden Stoffe Bestandteile deS Verbrannten Körper^ geweSen feien^ iSt übrigens eine Sehr alte; Sie Wird auch Von Boyle^ Kunkel und Vecher^ den erften bedentenden Ehemikern^ mit denen die neuere Ehemie beginnt^ teils Verteidigt^ teils WenigftenS ftiUfchWeigend angenommen. CS kam darauS an^ jenes ent^= weichende Etwas begriSflich genauer zu fixieren und die Art und ^ e i f e Seiner Verbindungen auseinander zu legen. DieS chat S t a h l mit der Annahme deS ^hlogiftonS auf eine So geistreiche und erSchÖpSende Weife ^ da^ fich feine Theorie den damals bekannten chemifchen Erscheinungen Vollkommen beguem einfügte^ da nach derfelben alle auf Verbrennung beruhenden Vorgänge qualitativ fich recht gut erklären ließen. ^AHe Verbrennlichen^ fowo^l organischen alS unorganischen Körper^ lehrte S t a h ^ ^enthalten einen gemeinfchastlichen Bestandteil^ daS Phlogifton; beim Verbrennen ent^ weicht daSSelbe^ und je nachdem eS in größerer oder geringerer M e n g e Vorfanden War und mit größerer oder geringerer Heftigkeit fortgeht Sehen Wir eine Flamme oder nur aHmahliche Veränderungen^ wie beim Oxydieren ^ Roften und Verkalken der Metalle. Kohle^ Schwefel^ Phosphor und ahnliche Körper enthalten fehr viel Ph^giSton. AuS der Ver^ brennung Von Schwefel und Phosphor entftehen gewiSSe Sauren^ diefe muffen alfo in jenen Körpern mit Phlogifton Verbunden enthalten gewefen fein u. f. w.^ Man hatte fchon erkannt^ daß daS Oxydieren oder^ wie eS damals hieß^ daS Ver^ kalken der Metalle nichts Weiler fei als eine Sehr langfame Verbrennung. Daher muffte ebenfo ^ wie der gewöhnliche Schwefel als eine Verbindung Von Schwefelfaure und Phlo^gifton galt^ daS Eifen eine Verbindung Von Phlogifton mit Eifenroft fein. J n entsprechender Weife wurde nun die Theorie deS ^hlogiftonS auf alle Körper angewandt. Wollte man Eifen auS EiSenroSt herftellen^ fo mußte man demfelben ^blogifton zuführen ; dieS gelang durch Erhitzen mit einem phlogiftonreichen Körper^ z. B . mit Kohle ^ welche dabei natürlich Verbrannte. Man fieh^ daß fich mit der Praxis folche Erklärungen fehr gut Vereinigen liefen. ^ i e daS Prinzip der Verbrennung geeigenfchaftet fei^ darüber machte man fich im AnSange keine großen Bedenken^ und wenn ja eine Thatsache darauS hinzuWeiSen Schien^ daß^ weil z^ ^ der EiSenroft in Summa ein größeres Gewicht habe als daS Eifen^ woraus er eutftanden^ Von dem Entweichen eineS StoSfeS wohl nicht die Rede fein könne^ fo wurde diefelbe als unwesentlich Vernachlaffigt. Kurzum^ die phlogiStifche Theorie War ein Mittelpunkt^ um den fich die bei weitem größte Zahl wichtiger chemifcher Erfchei^ nungen übersichtlich und VerStändlick^ gruppieren ließ^ und deshalb Wurde Sie zu einem Ge^* Setz^ welches durch die um die Mitte deS 17. Jahrhunderts zahlreich entstehenden gelehrten KefeUfchaften Anerkennung und Verbreitung gewann. ES ziemt aber^ diejenigen namhaft zu machen^ welche auS edlem^ ernftem Streben nach Erforfchung der Natur der Dinge die neue Richtung der exakten WifSenfchaften eigentlich begründeten^ jene Wiffenfchaften^ durch Welche die Kulturarbeit deS Menfchen fo bedeutfame Förderung erfahren follte. Unter ihnen ragt an geiftiger Kraft R o b e r t Voyle hervor^ bei welchem zugleich die reine Begeisterung Sür die Wahrheit in erhebender Weife zu T a g e tritt. Voyle wurde geboren 1^27 zu ^)oughall in der irifchen GraffchaSt MunSter. Durch eine ausgezeichnete Erziehung Vorbereitet^ bereiste er noch Sehr jung Frankreich und die Schweiz und bielt Sich befonderS in GenS längere Zeit auS. Unruhen in Seinem Vaterlande

10 Einleitung. aber^ die chn mit dem gauzlicheu Verlufte Seines Vermögens bedrohten^ riefen ihn zurück; er Wandte sich zuerft nach O^ford^ fpäter nach London^ wo er namentlich der kurz vorher ge* ftifteten l^oyal Socioty feine Kräfte widmete. Hier ftarb er auch 1 6 9 1 als Präsident jener GefeUfchaft^ Von dem Ruhme begleite^ in großherziger Weife fein Leben den edelften Zwecken geopfert zu haben. Sehr bedeutend wurde Boyle für die Späteren dadurch ^ daß er^ wie eS schon Baeon Vorher als Richtschnur aufgestellt hatte^ daS Experiment als AuSgangSpmikt aller exakten Forfchung betrachtete. Vorsichtig hielt er fich daVon fern^ neue Hhpochefen aufzuteilen ^ wo ihm Schon die Unzulänglichkeit der bisherigen auffiel. Eine genaue Be* ftimmuug der ThatSachen war ihm die einzige Grundlage^ auf der Sich Später die notwen* digen Schlußfolgerungen Von Selbft ausbauen mußten^ und in der T h a t haben die faktifchen Bereicherungen deS phyfikalifchen uud chemischen WifsenS^ die Von ihm auSgiugeu^ auch die fruchtbarfte Anwendung Späterhin ergeben. Boyle war eS^ der zuerft auf daS gewöhnlich unter dem Ramen deS MariottefcheuGefetzeS angeführte Verhalten der GaSarten aufmerkfam machte. Er hatte ferner gauz richtig bemerkt^ daß fowohl beim Atmen als bei der Ver* brennung aus der Luft etwas Verzehrt wird^ und daß bei der Oxydation der Metalle der gebildete Roft mehr wiegt als daS Metall Vorher. Er kam der richtigen Erklärung dieSeS wichtigen chemischen Vorganges Sehr mche^ allein die letzten SchlüfSe aus Semen ^eobach^ tnngen zu ziehen wagte Seine Vorsichtige^ skeptische Ratur nicht. Boyle war Sich über die Irrtümer Seiner ^ e i t klar^ aber in wunderbarer EntSagung begnügte er Sich mit den an* gestellten Beobachtungen^ arrftatt S^fteme und Hypothesen daraus abzuleiten die möglicher* WeiSe bei dem damaligen Stande der Erfahrungen doch der Wahrheit nicht naher gekommen waren als die Anschauungen ^ welche er als SalSch Verwerfen mußte. Weun wir bei einem fo ^ewiSSenhafterr Forfcher gleichwohl der Ausbildung einer T h e o r i e der chemischen Verwandtschaft begegnen^ fo Werden w i r fchon daraus Schließen können^ daß er nur durch ein reiches Material Sorgfaltig geprüfter Beobachtungen über chemifche Verbindungen Sich dazu bewogen finden konnte. Jene Theorie ^ auf welche an diefer Stelle nicht naher ein* gegangen werden kann^ ift auf ein fo richtiges VerftandmS der Erscheinungen bafiert^ daß Sie im wefeutlicheu noch unSern heutigen Ansichten über jenen Gegenftand zu Grunde liegt. DieSer erfte wirklich bedeutende chemische Gesichtspunkt war Sür die Abgrenzung und EharakteriSieruug der chemischen Gruppen: Alkalien ^ Sauren ^ S a l z e ^ Sowie für die Er* kennung ihrer Beftandteile (AnalySe) Von dem fruchtbarften Einfluß ^ und wir Verdanken infolge daVon Boyle die erften Grundlagen der analytischen Ehemie auf nafSem Wege^ denn er war eS^ der daraus hinwies daß Sich an^ den bei der gegenseitigen Einwirkung Von Löfungen entstehenden FarbeuVeranderuugen^ Niederschlügen u. f. w^ mit Sicherheit auf die Ratur der darin enthaltenen Bestandteile Schließen lafse. Wie Sich unS in allem Boyle aber als ein klarer^ befonnener^ fcharfblidender Forfcher zeigte fo wußte er auch dem Leben zu nützen. Viele Methoden der technologifchen Ehemie verbefferte er^ andre hat er erfunden^ und eS fcheint^ als habe Vor feinem Geifte fich alles nur in Seiner wahren GeStalt gezeigt uud ihm ftetS die zweckmäßigste Anwendung Vor Augen gelegt. Wichtig für die Verbreitung chemifcher Kenntniffe^ für die ein fo bedentender Mann daS allgemeinste IntereSSe erregen mußte^ wurden die um die Mitte deS 17. Jahrhunderts entstehenden g e l e h r t e n Gefellfchaften^ Von denen einige Sehr bald in regelmäßig er* Scheinenden Schöten ihre Ersahrungen publiziertem Unter ihnen ift die noch jetzt befte^ende ^ c ^ e ^ - C ^ e s a r o a ^ ^ ^ p ^ l ^ i n ^ die altefte^ fie entftand auS einer 1 6 ^ 1 Von einigen Ärzten inSchWeinSurt gegründeten Vereinigung. S e i t 1 6 7 0 gab Sie alljährliche MiSzeHaneen heraus und erhielt zwei | a h r e darauf Von Kaifer Leopold L ihre Bestätigung. Räch Boyle Sind zunächst zu erwähnen: K u n k e l (geb. 1 ^ 0 zuRendSbnrg^ geft. 170^ ZU Stockholm) ^ der^ obgleich noch mit alchimiftiSchen Arbeiten ^ wenn auch nur für andre^ fich abgebend^ doch einige fehr forderliche Beobachtungen gemacht und unter anderm die Be* reitUng deS PhoSphorS gelehrt hat; Becher (geb. z^ Speier^ geft. in Eng^ land)^ der Vorzüglich durch feine Von Stahl Späterhin ausgebildete Theorie der Verbrennung Sür daS gan^e Zeitalter einslußreich wurde^ Sowie iu Frankreich H o m b e r g und Lemery^ Mitglieder der ^ c a d ^ n n c ^ ^cio^oes zu P a r i s ^ Von denen der erftere zahlreiche neue Beobachtungen Sür Theorie uud Praxis untzbar zu verwerten wußte ^ der letztere aber beSouderS durch Seiue Anreguug für die Ausbreitung der Ehemie forgte.

Die Phlogiftiker. ^ Wichtiger aber als alle dieSe Wurde nun Georg ErnSt S t a h l ^ Welcher^ 1 ^ 0 zu Ansbach geboren^ 2 2 Jahre hindurch in HaUe lehrte und als königlicher Leibarzt 17^4 in Verlin Starbt fowohl durch feine Kenntniffe^ die ihn zu dem bedeutendsten belehrten Seiner ^eit Stempeln ^ als auch durch die Lauterkeit uud ^ewiffenhaftigkeit feiueS StrebenS ^ die Seinen Anfichten einen mächtigen Einfluß Verfchafften. Seine einzelnen chemischen Beobach* tungen^ fo anerkennenswert Sie auch immerhin waren^ Sind indes Sür die Gefchichte Von ge* ringerer Bedeutung als die Theorie Von der Verbrennnng^ die wir Schon unter dem Ramen der phlogiftifchen Theorie charakterisiert haben. Sie wurde Sür die chemifche AUffaffnng deS nächften Jahrhunderts beftimmend^ und Wenn auch einige ftreng experimentierende Ehemiker^ namentlich Friedrich ^ o f f m a n n ( 1 ^ Profeffor der Medizin zu ^aHe^ fpäter Leibarzt deS Königs Friedrich Wichelm in Berlin und 174^ geftorben^ darauf hinwiefen^ daß bei der Verkalkuug vom Entweichen eines StoffeS wohl nicht gut die Rede fein könne^ weil die gebildeten O^yde mehr wögen als daS Metall Vorher^ fo konnten dergleichen Einwürfe doch nicht zur Geltung kom* men. ^enn man Scheute eS^ hier= durch daS kaum errichtete Lehr* gebände^ in welchem die maffenhaft fich mehrenden Beobachtungen wohl oder übel fich wenigftenS unter* bringen ließen^ wieder zu zerStoren. Die phlogiStiSche Theorie gab den chemischen BegriSfeu einen ^rund* gedanken zum Kern; wenn auch falfch^ fo genügte fie den damaligen Erfahrungen^ denn fie widerfprach ihnen außer in dem angeführten Punkte durchaus nicht. Da oben* ein mit ihrer Hilfe eS allein und Zuerft möglich war^ daS reiche au* gefammelte Material chemifcher KenntniSfe zu einem wiffenfchaft* lichen Körper zusammen zu ordnen^ fo war die Anerkennung^ welche fie erful^ auch ganz erklärlich. Viel lauter als feine ^eit* genoffen^ z. B . BoerhaVe^ fprechen fich die Nachfolger StahlS auS^ inSbefondere K a f p a r Reumanu^ Eller^ J o h a n n Heinrich P o t t und der bedeutende Sigismund M a r g g r a f ^ 170^ zu Berlin geboren uud geftorben^ deSfen Name Sich durch Entdeckung deS ^uckerS in den Runkelrüben und feiner DarfteUung daraus auf ruhmreiche Weife mit einem der wichtigften ^weige der neneren chemifchen Technologie Verbindet. Jm Auslände gewannen für die Stahlfche Richtung neben dem fchon erwähnten Homberg undLemery einen befondern Einfluß S t e p h a n Franz ^ e o f f r o y und fein B r u d e r Elaude J o f e p h G e o f f r o y ^ J o h a n n H e l l o t ^ Ludwig D u h a m e l und J o f e p h M a e q u e r (geb. 1^18^ geft. 1784). Die GeSchichte der phlogiftifchen Theorie fällt für diefeS Zeitalter ganz ^ t der Ge* fchichte der Ehemie überhaupt zufammen^ deuu fie bezog fich nicht nur auf den wichtigften der bekannten chemifchen Vorgänge^ Sondern daS Phlogiftou Spielte auch in allen fonStigen Verbindungen die Hauptrolle; mit der Menge feines VorhandenfeiuS^ nach dem G r a d e feines AuStaufcheS^ wurden die Verschiedenen Eigenfchaften der chemischen Subftanzen und die Art chreS gegenfeitigen AufeinanderwirkenS in ^ufammenhang gebracht und erklärt. J m Berliner Blau foHte z^ B. ^ weil die blaue Farbe durch Erhitzen zerftört Wird ^ auch Phlogiston daS Särbeude Prinzip Sein. Aber nach und nach wurden doch immer zahlreichere Beobachtungen gemacht^ für welche das Phlogiftou nicht mehr zur Erklärung ausreichen

10 Einleitung. Wollte. Ans dem roten Oueckfilbero^yd konnte man metallifcheS Quecksilber herftellen^ ohne daß damit ein Phlogifton abgebender Körper in Berührung gebracht wurde; dies und ähn* liche Thatfachen und ihre Erklarer erschütterten daS Vertrauen auf die herrfchende Anficht. ^anz befonderS Sind in diefer ^inficht^ als eine neue Epoche Vorbereitend ^ die drei eng* lifchen Ehemiker Blacks EaVendifh und P r i e S t l e y namhaft zu machen. Durch Rewton War die Raturforfchuug in England VorzugSweife den mathematifchen uud phyfikalifchen Disziplinen zugelenkt worden ^ und eS ift daraus die nützliche Unbefangenheit zu erklären^ Welche die Raturforfcher den Vorwiegend fpekulatiVen Richtungen der fremdläudifchen Ehemiker entgegenbrachten ; felbft fie fich zu deren Anfichten bekannten^ gefchah dieS mehr der Form als Werktätiger Unterftü^ung wiHen. zu B o r d e a u x geft. zu Edinburg^ im Grunde auch Wenn Vlack^ geb. anfanglich der Stahlfchen Lehre anhing ^ fo wurde er doch dadurch s daß er die Berückfich* tigung der quantitativen Verhaltniffe bei chemifchen Arbeiten in den Vordergrund zu ftellen lehrte^ einer der Haupturheber^ welche den S t u r z herbeiführten. Viele Ergebniffe feiner eignen Untersuchungen ließen fich nach den gewohnten Anschauungen in keiner ^ e i f e erklären; nament* lich war die Entdeckung^ daß fich mit den kauftifchen Alkalien einGaS^ die Kohlenfaure^ Ver* einigen könne^ welches die atzende Eigenfchaft jener aufhebe^ und da^ dieSe Verbindung ein größeres Gewicht habe^ als daS kauftifche Alkali Vorher^ eine in Verschiedener ^infichtbedeut* fame Errungenfchaft. Einmal fchaffte fie der Uberzeugung Raum^ da^ ein fchwerer Körper nicht ein Beftandteil eines leichteren fein könne^ wie die Phlogiftiker durchweg gelten ließen; fodann aber lenkte Sie die Aufmerkfamkeit der Forfcher auf ein bisher noch gar nicht oder hochft mangelhaft bebautes Gebiet^ auf die Unterfuchung der gasförmigen Körper^ deren Vielfach Ver* fchiedene Raturen m a n kennen lernte^ als man Sie mit der fi^en Luft^ der Kohlenfaure^ Verglich. Jn der Unterfuchung derfelben zeichnete fich EaVendifh s geb. 1 7 ^ 1 zu London^ geft. ebenda 1810^ auS^ welcher hierin während der Jahre 1 7 6 6 — 8 5 eine Reihe ganz bewundernswürdiger Entdeckungen machte. E r entdeckte daS WafferftoffgaS und hielt eS^ weil eS bei der Oxydation gewiffer Metalle in Gegenwart fchwacher S a u r e n entweicht^ mit dem Phlogifton identifch; die kohlenfauren Salze unterfuchte er^ in der Luft erkannte er einen ftandigen Gehalt Von Sauerftoff^ welch letztere ^aSart Prieftley kurz Vorher entdeckt hatte. BefonderS wichtig aber Waren die Fundamentalerfahrungen ^ daß fich Waffer auS Wafferftoff und Sauerftoff zufammenfetzt^ und zwar^ daß auS der Verbrennung deS Waffer* Stoffs in Sauerftoff genau foviel Waffer dem Gewicht nach entfteht^ als die beiden (^aS* arten zufammen Vorher gewogen ^ und da^ die Kohlenfaure bei Verbrennung organifcher Körper entfteht. Diefen reihen fich zahlreiche andre ^ nicht minder wertvolle Entdeckungen an^ allein fo fprechend fie auch für eine Umgeftaltung der chemifchen Theorie waren^ EaVendifh ließ sich durch diefelben nicht beftimmen^ Von dem Stahlfchen Syftem abzugehen^ und dadurch Verringerte er fich felbft daS Verdienft feiner Arbeiten. Die Unterfuchung der (^aSarten wurde Seit EaVendifh^ der Sreilich SelbSt nur eine geringe ^ahl derfelben bearbeitet hatte^ der Ausgangspunkt der neuen Epoche^ und Prieftley legte durch die Menge der neuen Beobachtungen ^ die er auf dem noch ziemlich unbebauten Gebiete machte^ eine breite und fefte Grundlage. l o f e p h P r i e f t l e y ^ 1 7 ^ zu Fieldhead in ^)orkfhire geboren und anfanglich für den KaufmannSftand beftimmt^ widmete fich fpater fprachlichen und theologifchenStudien^ er w a r auch in der That die größte ^eit feines Viel* bewegten Lebens hindurch als PSarrer und Lehrer thatig. Den RaturwifSenfchaften wandte er fich erft fpater zu^ und eS ift diefem Umftande^ der ihn eine auSfchließliche Richtung nicht mehr einfchlagen ließ^ zuzufchreiben^ daß er die Tragweite feiner Entdeckungen oft felbft nicht überfah und daher die leicht daraus abzuleitenden Erfolge oft mit andern teilen mußte. E r hat die ^größte Anzahl der wichtigeren GaSarten zuerft dargefteHt und als if olierte Körper erkannt^ und die Methoden ihrer Untersuchung^ wo nicht neu erfunden ^ fo doch fehr zWeck* mäßig Verbeffert. Ausser dem Sauerftoff entdeckte er daS Stickftoffo^yduls daS Kohleno^yd* gaS; er ftellte die SchweSlige Saure^ die gasförmige Salzfaure^ daS Ammoniak* und daS FluorkiefelgaS dar; noch eine Menge andrer S t o f f e und Erfcheinungen ließen fich namhaft machen^ die Prieftley zuerft beobachtet und oft in fehr genauer Weife unterfucht hat. Doch blieb er^ Wie EaVendish^ bis zulegt ein Anhänger StahlS. Er ftarb 1 8 ^ 4 in Northumber* lands Wohin er 1795 hatte auswandern müffen.

Die neuere quantitative ^hemie. 27 J n der zweiten Halste deS Vorigen Jahrhunderts treffen wir^ durch Linne angeregt^ anch in Schweden eiue fehr rege Teilnahme au den naturwissenschaftlichen Forschungen. J n Upsala lehrte T o r b e r n B e r g m a n n (geb. 1 7 ^ zu Kacharinaberg in Weftgotland^ gest. 1784 in den Bädern zu Medewi am Wettersee) die Ehemie und erwarb sich durch seine ausgezeichneten Arbeiten ^ namentlich durch die Vervollkommnung der Analyse^ großen R^chm. Waren anch die Resultate^ Welche er erhielt^ ost noch^ weil nach Verhältnismäßig mangelhafter Methode erlang^ der VerbeSSeruug sehr bedürstig^ So geStattete ihre Reich* haltigkeit doch eine höchst sruchtbare Anwendung^ Welche der geniale Forscher besonders in geologischer und mineralogischer ^inficht zur Klassifizierung dieser Teile der RaturWiSSen* schasten iu auSgedehutem Maße machte. | u naher Begehung zu Bergmann stehend Sehen Wir Scheele^ der^ ein unbemittelter Apotheker^ Wahrend eineS Verhältnismäßig kurzen LebenS (1742 zu Stralsund geboren und 1786 zu Köping geStorben) in der Ehemie eine Menge neuer ^ höchft bedeutender Entdeckungen machte^ Wie kaum ein andrer je Vor ihm. Die WiffeufchaSt Verdaukt ihm die erfte geuauere Ersorschuug der orgauischen Säuren^ Welche zum großen Teile vor chm uoch gar uicht bekannt waren. AuS unorganischem Ge* biete fand er die Molybdän* und die Wo1Sramsäure^ daS Mangan^ daS Ehlor^ deu B a r y t und die FlußSaure; unabhängig Von Prieftley eutdedte er auch daS SauerftoffgaS^ Welches er auS Braunftein^ Salpeter^ ^Ueckfilbero^yd und Verschiedenen andern Stoffen dar* Zustellen lehrte. Daß er^ wenn auch in eigentümlicher Weife ^ weil er daS Ehlor als d a s Phlogiston aufal^ den Irrtümern einer mehr uud mehr Sinkenden ^ehre noch zugechau war^ ift kaum geeignet^ den Wert der großen tatsächlichen Bereicherungen ^ welche die Ehemie durch ihn erfuhr^ zu verkleinern. Seine allgemeinen Anschauungen erlaugten auch keinen großen Einfluß mehr^ dagegen blieben feine nur zum kleinen Teil eben angesührten Ent* dedungen ein herrlicher^ unverlierbarer Schatz. Scheele ist der letzte der bedeutenderen Phlogiftiker; die Methoden der Untersuchung aber und ihre E r g e b n i s die er^ PrieStley^ EaVendish und Black gewannen^ waren Schon lauter Minen ^ welche deu weit anerkannten Bau in Trümmer legen sollten ^ damit auS seinen Steinen ein neueS Gebäude entstehe ^ an defsen Errichtung man in England und Frankreich schon seit ungefähr 1770 chatig war^ Während in Deutschland sich die phlogiftifche Theorie noch bis in die neunziger Jahre in^ Wenigstens teilweise^ Geltung erhielt. ^ie neuere quantitative Chemie. Die Thatsache^ daß bei der Verbrennung not* Wendig ein Stoff fich mit dem Verbrennenden Körper Verbinden muffe ^ weil daS Gefamt* gewicht der VerbreuuuugSprodukte größer ift als daS deS Verbrannten Körpers^ War der Angelpuukt^ um den fich die neue AuffaSSuug der chemischeu Dinge drehte ^ und die W a g e hat mit ihrer ^unge^ feit die Welt Steht ^ nie einen bedeutuugSV ollereu AuSfchlag gegeben^ als in dem Augenblicke^ wo fie dieS Verriet. Der Sauerftoff w a r entdeckt^ er war auS Ver* Schiedeneu M e t a l l o i d e n dargeftellt worden^ uuter gleichzeitiger Gewiuuung reinen MetaUS. Man wußte auch^ daß durch die Flamme eine Verminderung deS Volumens der Luftmenge^ iu welcher die Flamme brennt^ hervorgebracht Wird. Von diefen Erscheinungen ging Lavoisier auS^ und fie zusammenfaffend und die Lüden geiftreich ergäuzeud kam er zu dem Schluß ^ der daS Phlogiftonphantom f ü r immer auS deu Behren der Ehemie vertrieb: Verbreuunng und Verkalkungen find V e r b i n d u u g e u mit S a u e r f t o f f ^ und die Gewichts* Zunahme der Verbrennenden oder verkalkenden Körper entfpricht genau dem Gewichte der* jenigen Menge Sauerftoff^ welche in diefe Verbiuduug eiugegangen ift. Uber das Verdieuft LaVoisierS ift Viel^ aber immer nur in einem Sinne^ in dem un* bedingten ZugeftehenS^ gefprochen und gefchrieben worden. ^LaVoifier hat für den Begründer der neueren Ehemie gegolten; Von Frankreich ift fogar daS Diktnm ausgegangen^ daß daS^ WaS vor ^aVoifier anchemischenKenntniSSen vorhanden War^ nicht den Ramen einer WiSSen* Schast beanspruchen könne. Da nun dieser Ausspruch mit jener Sicherheit^ Welche jedeS sranzösische Urteil sich beilegt^ Wenn eS zu gurten deS eignen RrchmeS lautet^ erhoben und Wiederholt Worden ift^ hat fich die andre Welt größtenteils gewöhnt^ unbedenklich daran Zn glauben; der miuder zahlreiche Teil der Wiffenschastlichen Welt aber^ der die LaVoiSier* fcheu Ansprüche aus daS richtige M a ß zurückzuführeu Vermochte^ hat fich mit feinem befSeren Wiffeu begnügt und fich damit beruhigt ^ jene Erhebungen zu belächeln. ES ift daS aber nicht mehr in der Ordnung zu einer ^eit^ Wo jeder einzelne U n l a n d Wichtigkeit erhält^ der

10 Einleitung. einen Schluß anf^ den Kefamtcharakter einer ganzen Ration zu machen erlaubt. Riemand Wird die Genialität LaVoifierS be^WeiSeln^ Seineu Einfluß Verkennen wollen; aber eben* Sowenig dürfen Wir uuS Verschweigen^ WaS andre zu den Erfolgen^ die man gewohnt ift ihm zuzufchreiben^ beigetragen haben. Prieftley hatte Schon gefagt: ^ | c h habe mir immer gedacht^ daß daS^ WaS man Verzehrung der Luft durch die Flamme nennte uud Refpiration Von gleicher Ratur feien^ ; er hatte auch nachgewiesen^ daß die Luft durch daß Atmen der Tiere in ganz derselben WeiSe Verdorben wird Wie durch breuuende Kerzen oder Kohlen; ja er hat eS ebenfalls gezeigt^ daß die fo Verdorbene Luft durch die LebenSchätigkeit der Pflanzen wieder in atem* baren ^uftaud Verfetzt wird. Jm Jahre 1 7 7 4 hatte Prieftley daS SauerftoSfgaS entdeckt; fieben Jahre fpäter^ fand EaVendifh^ daß daS Verbrennungsprodukt deS WafferftoSfgafeS nichts andres als Waffer fei^ und Bergmann hatte lange fchon auSgefprochen^ daß die Me* talle nicht anders als in Verkalktem ^uftande Von den Sauren ausgenommen würden. Diefen Erfahrungen^ Welche direkt aus die Schlußfolgerungen hiuweifeu^ auS denen LaVoiSier fein neueS Syftem entwickelte^ könnte man noch zahlreiche andre beifügen^ Wenn eS darauf ankäme^ den Eharatter deS großen GenieS anzuzweifeln nnd nicht Vielmehr darauf^ nur die Stellung zu bezeichnen^ die Sein Name in derGe* fchichte der WiSSenSchaft einzunehmen berechtigt ift. LaVoifier kannte jene Erfahrungen^ trotzdem Verftand er ihren chemischen S i n n nicht fofort. Seine eignen Arbeiten^ die er über die ^ufammenfetzung deS WaSSerS an* Stellte^ und die Ansichten^ die er über die Refpiration aussprach^ beftatigeu dieS. Und Wenn wir außerdem noch finden^ daß er in feinen Schriften eine Reihe Von Arbeiten andrer fogar fich angeeignet hat ^ fo werden wir den Ruhm^ den ihm feine LandSlente als dem ^Begründer der Ehemie^ fo gern ^eignen möchten^ auf ein be* fcheidenereS M a ^ zurückführen muffen. Die Redewendung^ mit Welcher fchichte der chemischen Wiffenfchaften einleitet und welche Verdentfcht lautet: ^Die Eche^ie ift eine franzofifche Wiffenfchast; Sie wurde Von LaVoiSier unsterblichen Angedenkens begründet^ iSt eben nur eine PhraSe. Aber Wenn auch die Wiffenfchaft d e r E h e m i e ihren AuS* gang nicht erft Von LaVoifier genommen hat^ Wir Vielmehr Seinen Vorgangern immer werden den Ruhm lasfeu müffen^ daß fie die Aufgabe der chemifchen F^rfchung bereits ganz beftimmt erkannt hatten uud dieSe auch durch LaVoiSier keine andre wurde ^ fo haben wir doch zu bemerken^ daß die Methoden zur Lofung diefer Aufgaben durch ihn andre wurden nnd daß er eine neue uud richtigere Deutung der beobachteten Thatfacheu an die Stelle nnznläng* licher Hh^ocheSen fetzte. LaVoifier war ein glänzender Geift^ er hatte die Arbeiten andrer fcharffinnig erörtert und die Schlußfolgerungen^ Welche die Entdecker felbft auS den ein* Zelnen Refultaten nicht immer zu ^iehen Vermochten^ auS der zufammengefaßten Menge ge* Zogen und mit großer Lebendigkeit ihre Bedeutung in daS richtige Licht zu Stellen Verftanden. Mit einer großen^ wie Von andrer Seite bemerkt worden ift^ gewissermaßen dilettantifchen Unbefangenheit^ ohne Vorgefaßte Meinuug f ü r eine oder die andre AnSicht^ wie Sie der Forfcher auS feinen ihm teuer gewordenen Arbeiten und Gedanken immer zu ziehen geneigt ift^ fühlte er fich im ftande^ zu denken und auszusprechen^ woran die andern noch taufend „Wenn^ und ^Aber^ Vermuteten. Er hatte den Mut deS Genies^ und daS große ^ offene

^ie neuere guantitative Ehemie^ ^ Gefühl für daS natürlich Richtige. Auch w a r er in den phyfikalifchen und mathematischen ^weigen der NaturwiSSeuSchaft gebildeter als Viele Seiner Fachgenoffen^ und daS gab ihm einen weiteren Blicke der ihn davor bewahrte ^ fich in den Einzelheiten zu Verlieren und Scharffinnigen Schlußfolgerungen zum Gefallen die Prüfung der Voraussetzungen zu unter* laffen. Richt minder ift feine glanzende Begabung anzuerkennen^ mit der er fremde^ namentlich PrieftleyS Entdeckungen Verwertete ^ und in den Augen der Verständigen ftrahlt der Rame Lavoifier immer noch hell genug^ wenn wir auch auf feine ^ e r f o n allein nicht mehr daS übertragen ^ WaS die Wiffenfchaft den Anftrengungen einer ganzen ^ahl Von ^eit* genoffen Verdankt. Den frühereu Anfichten gemäß hatte man die GewichtSVerhältniSSe nur mangelhaft be* rückfichtigen dürfen^ Weil fie die Wärme bei der Verbrennung als etwas WagboreS annehmen mußten^ um ihre Theorie zu halten. S o b a l d entfchieden War^ daß die Wärme unwagbar fei^ mußten alle GewichtSVerandernngen auf dem AuStaufch materieller Stoffe beruhen^ und Von diefem Grundgedanken auS mußte die Ehemie f of ort die Geftalt annehmen^ die fie zu Ende deS Vorigen Jahrhunderts erhielt. Von Welchem Einfluß eine folche beWiefene Grundwahrheit ifts laßt fich auf den erften Vlick nicht überfehen. Aber auch dem Laien wird eS klar werden^ Wenn er die große KlaSfe Von Körpern betrachtet^ welche direkt Von der* Selben betroffen werden^ und Wenn er Sich deS engen ^ufammenbangeS s der VerwandtfchaStlichen Veziehungen^ die ^Wifchen allen chemifchen Bedingungen beftehen^ fowie der AuStaufchungen und Erfe^ungen einzelner ihrer VeStandteile erinnert ^ welche bei chemifchen Prozeffen immer vor Sich gehen. Die ^ a g e wurde zur Rich* terin^ deren Entfcheiduugen für die ^ufammenfetzung aller chemi* Schen Körper maßgebende Kraft erhielten. ES leuchtet Von felbft eiu^ daß mit diefem Prüffteiu die analytifchen Methoden Zu einer Schärfe und Genauigkeit Sich Steigern mnßten^ Welche den Srüheren rein qualitativen Unterfuchungen in keiner WeiSe zukommen konnten. Jndem man die Mengen der einzelnen Veftandteile^ Welche zu chemischen Verbindungen Zusammentreten s miteinander Verglich^ fand man^ daß dieSelben Stets in feften Verhaltniffen Zu einander ftehen^ daß z^ B. eine gewiSSe Menge EiSen immer dieSelbe Menge SauerftoSf an fich zieht s um EiSeno^d zu bilden^ und daß dieSe Menge Sauerstoff Stets wieder einer fich immer gleich bleibenden Quantität Blei bedarf ^ um mit derfelben zu Vleio^yd zufammen* Zutreten.

DaS ^ahlenVerhaltniS diefer Eifen* und Vleimengen erwies Sich nun als feftftehend Sür alle ihre Sonftigen Verbindungen; beiSpielSWeife Verbindet Sich eine gegebene Menge Ehlor dann mit EiSen oder Blei in genau denSelben Maßen ^ wie Sie die SauerStoffverbin* düngen zeigen ^ und die dahin gerichtete Unterfuchung der elementaren Körper ^ welche je^t erfts wie die Metalle^ in ihrer Einfachheit erkannt worden waren ^ führte zur AnffteUung jener wichtigen Verhältnissen ^ der B e r b i n d u n g S g e W i c h t e ^ die zum mathematischen Fundament der ganzen Ehemie wurden. S i e rief hervor und begründete zmmchft eine ganz nene L e h r e Von den E l e m e n t e n ; die Atomtheorie fand wieder Eingang in die

10 Einleitung. Raturforfchung. Bald entdeckte mau auch^ daß alle Stoffe nach jenen Rahlen fich Z^ar in Verschiedener Weife^ aber immer nur in ganz einfachen Proportionen ( 1 : 2 ^ 2 : ^ 1 : ^ ^e.) miteinander Verbinden ^ und hierdurch wurde jene Theorie zur fchärfften Kontrolle für alle quantitativen Bestimmungen. Die Beziehung der Ehemie auS die Atome der Körper brachte dieSe Wiffenfchaft wieder in engere Beziehungen mit der Phhsik^ uud die Erfahrungen der einen fingen an^ beStim* mend auf die Unterfuchungeu der anderu einzuwirken. Richt geringere Borteile erwuchfen den WiffenSzWeigen der Mineralogie^ Botanik^ Physiologie uud Medizin. Erftere Wiffen^ Schaft fand in der Betrachtung der Mineralien als chemifche Verbindungen Von unVeränder* licher^ gefetzlicher Konstitution erSt den SeSten Halt^ um den Sich ihre ErSahrungen fyftematifch gruppieren konnten; die letzteren WiffenSzweige aber Wurden dadurch zu richtigeren Anfichten Von der Aufnahme der Stoffe in den Organismus und hiermit zur Erkenntnis der orga* nifchen Funktionen gebracht ^ Welche Erkenntnis fie felbft zu einem zusammenhängenden Manzen Vereinigte. Knrz^ die ge^ famte Naturlehre erhielt einen neuen zuSammenfaffenden Eha^ ratter ^ welcher schließlich^ trotz der ungemeinen Vermehrung der Kenntniffe^ zu einer immer ein* fächeren NatUranffaffnng im großen ganzen führen mußte. ES konnte nicht ausbleiben^ daß folche Erfolge auch auf die all* gemeinen KulturVerhältniffe einen nanchaften Einfluß erlangten. War fchon feit der letzten ^alfte deS Vorigen Jahrhunderts die Raturwiffenfchaft als BildungS* mittel deS menfchlichen (^eifteS in lebhaften Kampf mit der rein formellen Richtuug einer früheren ^ e i t getreten ^ die nur im Studium der alten Sprachen die geiftige Ausbildung für mög^ lich hielte fo entfchied fich jetzt der Sieg zu gunften der exakten Wiffenfchaften^ uud eiue befondere Sanktion erhielt dieSer Umfchwnng durch die SrauzöSifche Revolution ^ welche daS Unter* richtswefen in Hände wie die eines M o n g e ^ Berthollet^ F o u r e r o y u. f. W. legte. Freilich bleibt eS eine tranrige Erinnerung^ daß dieselbe Revolution auch denjenigen zu ihrem Opfer forderte ^ welcher daS Wefentlichfte sür die neue wiSSenfchaftliche Ära gechan hatte: LaVoifier Verfiel dem fürchterlichen Schickfal^ daS unter Vielen Schuldigen auch viele Edle mit dahinraffte. Antoine L a u r e n t LaVoifier^ 1 7 4 ^ zu ^ariS in glücklichen Verhältniffen geboren^ beschäftigte fich Von Jugend auf mit NaturwiSSeuSchaSt und wurde Schon 1 ^ 8 Von der Akademie zum MitgIiede ernannt. RaSch erstieg er die StaSSeln deS RlchmS^ uud die Stelle eines ^eneraIpächterS^ welche er erhielt ^ geStattete ihm alle Mittel zur Ausführung feiner Unterfuchungen. Durch die Refultate berfelben^ die er auch im höchften ^rade för* derud für Jnduftrie und Gewerbe zu machen wußte ^ erhielt fein Urteil maßgebende Be* deutung für alle einschlagenden Unternehmuugeu der Regierung. D i e Regulierung deS Maß= uud (^ewichtSfyftemS^ welche vorgenommen wurde^ gefchah unter feiner direkten Beihilfe^ und eS ift kein bloß zufälliges ^ufammeutreffeu^ daß er^ der mit der Wage in der Hand eine alte^ irrige Naturanfchauung zu Sturzen uud eine nene^ auf einfach mathematische Grundlage Sich ftü^ende an ihre Stelle zu setzen kan^ die Waffen für feme Siege fich felbft mit fchmiedete. E r begamr seine reformatorifchen Arbeiten im J a h r e 1 7 7 2 ; die beiden

^ie neuere quantitative (^hemie^ 25 Abhandluugen ^Uber die Verbrennung^ ( 1 7 ^ 8 ) uud ^Uber daS Phlogifton^ ( 1 7 ^ ) grenzen Sie ab^ nachdem eine große An^hl von UnterSuchuugeu über die Verbinduug Verschiedener Körper (namentlich Schwefe^ Ph^phor^ Kohleuftoff uud Stickftoff) mit dem Sauerstoff die BeWeife für feine neue Lehre geliefert hatten. Daß ein So hervorragender Geift wie LavoiSier auch nach andern Richtungen Sich aus* gezeichnet hat^ ift leicht begreiflich. Seine bewuuderu^würdigfte Leistung bleibt aber immer* hin daS^ WaS er Sür die Ehemie gechan hat^ Und wenu wir auch die Ehemie nicht als eine durch ihu geschaffene Wiffenfchaft ansehen können fo bleibt doch gültig^ waS Kopp in feiner ^Geschichte der Ehemie^ fagt: ^Kein Chemiker hat die Wifsenfchaft^ wie fie chm feine Vorgänger Vorgearbeitet hatten mit einer fo Veredelten und ausgedehnten Richtung an seine Rachfolger überliefert als LaVoifier; und die Anfichten keines EhemikerS der nenereU Zeit haben fo lange unbeftritten in der WiSSenSchaSt geherrfcht uud find größtenteils noch an^ genommen ^ wie die LaVoifierS.^ - Allein aHeS dieS war chm^ wie gefagt^ kein Schutz gegen die Befolgungen deS Schreden* gerichtS ^ er Starb 17^4 unter der GuiUotiue. ^Wir bedürfen keiner Gelehrten mehr^ ^ erwiderte der Bor* fitzende feiner Henker einem Verteil digenden Freunde^ der auf LaVoifierS wiSfenfchaftliche Leistungen hiuge* wiefen hatte. DaS waren damals feine Richter. Faft gleichzeitig mit LaVoifier trat in Dijon ein Ehemiker auf^ der zwar anfanglich fich nur nebenbei mit der NaturwiSSenfchaft befaßte^ aber doch fehr bald^ dank feiner lebendigen Darstellung ^ dank der praktischen Nutzbarkeit^ die er aus feinen Arbeiten Sür daS allgemeine Wohl zu ziehen Wußte ^ unter deu Gelehrten f e h r b a l d zu großem EmSluß gelangte. ES war der geniale B e r n a r d G u y t o n de M o r V e a n geboreu 1 7 ^ 7 zu Tijou und bereits als Generaladvokat uud Schrift* fteller dafelbft in Aufeheu. Durch einen Zufall den chemischen Studieu zugeführt^ ergriff er diefe mit großer Lebendigkeit und bereicherte die Wiffenfchaft durch Viele nützliche Erfahrungen E r fchuf auch eine rationelle chemifche N o m e n k l a t u r ^ an der zwar ^LaVoifier^ BerthoHet und Fourero^ bedeutenden Anteil haben^ deren höchft zloedmäßigeS Grundprinzip aber oSfenbar Von ihm zunächst herrührt. Die beiden eben mit ihm genannten Ehemiker F o u r e r o y (geb. 175^ in PariS^ geft. 180^) uud B e r t h ollet (geb. 1748 zu Talloire in SaVoyen^ geSt. 1 8 ^ in Ar^enil bei Paris) Sind unter deu gleichzeitigen ForSchem Sür die Ausbreitung der Ehemie überhaupt uud der LaVoiSierScheu Theorie iuSbeSondere Von ganz Wesentlichem Einfluß geworden jener als Generaldirektor deS öffentlicheu Unterrichts ^ diefer dagegen hauptfächlich durch feine aus* gezeichneten E^erimentalunterfuchnugen. Die Lehre von der chemifchen Verwandtschaft ge^ wann Vorzüglich durch BerchoHet an Beftimmcheit; WaS andre Forfcher nach einzelnen Richtungen hin durch die Untersuchung der qualitativen ZufammenSetzung chemischer Ber^ bindungen erobert hatten daS Verfuchte der dem Kaifer Rapoleon I . nahe Stehende Gelehrte in ein allgemeines Theorem zufammenzufafSen. ES waren Von LaVoifier selbft fchon quantitative AnalySen ausgeführt worden deren Genauigkeit nnS in Betracht der chm zu Gebote ftehenden Hilfsmittel in h ^ Erftannen Verfetzen m u ß ; aber durch die analytischen Arbeiten eineS K l a p r o t h (geboren 174^ zu

10 Einleitung. Wernigerode am Harz^ geft. 1817 iu Berlin) und eines V a n g n e l i n (geb. 176^ z^^ebertot in der Rormandie^ geSt. dafelbft 1829) s zweier Analytiker erften Ranges s Wurde die Kenntnis der Zufammenfetznngs namentlich der Mineralien^ in einer A r t VerVoUftandigt^ wie Sie für die raSche EntWickelung der theoretischen Ansichten kaum zu hoffen geWeSen war. Wenn bei einem Gelehrten außer der genialen Begabung und dem großen Befi^ er* wordener Kenntniffe^ neben ernStem Fleiß und unermüdlicher Vegeifternng Sür Seine Wiffen^ Schaft auch die Liebenswürdigkeit feiner P e r f o n Von besonderem Einfluß auf die mit ihm Strebenden fein mnßs fo haben wir gerade an Klaproth die Vereinigung aller diefer fo fegenSreich wirkenden Eigenfchaften zu einer harmonifchen^ in edler Humanität entfalteten Gefamtbilbung zu bewundern. Er War eS auchs der zu jener Zeits als in Dentfchland noch die Fa^ne der Phlogiftiker hoch getragen Wurde^ frei Von jedem Vorurteil an die LaVoifierfche VerbrennnngStheorie herantrat und ( 1 7 9 2 ) die Berliner^ Akademie Veranlaßte^ daS Wefen der Verbrennung und Verkalkung genauer zu erf orfchen und die einklagenden Verfnche einer gründlichen ReVifion zu unterwerfen. Sein Anfehen führte der neuen Lehre alle naturwisfenfchaftlichen Mitglieder der Akademie zu; mit diefem Veifpiel aber war ein Fortschritt gethan^ deffen Ve* deutung kaum hoch genug gefchätzt Werden kann. Wir können die einZelnen Arbeiten KlaprothS und VauguelinS hier nicht namhaft machen ein Vlick in die mineralogifchen ^and* bücher zeigt jedem daS großartige Material^ Welches beide zur AuS* bildnng der chemifchen Mineralogie herbeigefchaSft haben. SelbftVerfland* lich find durch diefe Mineralanalyfen Zu denen VangueIin Von dem da* maligen großen Mineralogen ^any angeregt wurde s die analytifchen Methoden wesentlich vervollkommnet worden. Klaproth entdeckte 1789 daS Uran und die Zirkonerdes 179^ daS Titane 180^ daS Eer^e.; Vauguelin 1798 daS Ehroms die Veserde. Diefe Leiftungen zu denen noch die F^rSchungSergebniSSe PronStS ( 1 7 ^ ^ 1 8 2 6 ) hinzukommen ^ be* fähigten nnn zwei dentfche Gelehrtes K a r l Friedrich Wenzel (geb. 1740 zu Dresdens gest. 179^ als Direktor der ^reiberger Bergwerke) nnd J e r e m i a s B e n j a m i n Richter (Bergfaktor und Bergfekretär zu BreSlan geft. 1807 als Ehemiker an der Porzellanfabrik ZU Berlin) s einen Zweig der Ehemie auszubilden zu Welchem zwar einzelne unVoH* kommene Jdeen fchon Von früheren gegeben warens ohne daß jedoch feine eigentliche Trag* weite Von den Ehemikern jener ^eit recht erkannt zu fein fcheint. ES ift die Stöchio* metries die Lehre Von den GewichtSmengen in welchen die Beftandteile fich zu chemifchen Verbindungen miteinander Vereinigen. A u s den Schlußfolgerungen Welche durch die Von Richter mit unfäglicher Mühe beftimmten ftöchiometrifchen Tabellen angeregt Wurden ent* fprangen wichtige GefichtSpunkte für die Beftimmung der Elemente^ die Gruppierung der Zufammengefetzten Stoffe uud die Art ihrer Konftitution; inSbefondere aber führten fie zur EntWickelung der neueren atomiftifchen Theories deren eigentliche Ausbildung dem englifchen Forfcher D a l t o n (geb. 1 7 ^ zu EagleSfield in Eumberland s geft. 1 8 4 4 zu Manchefter) Zu unvergänglichem Ruhme gereicht. Mit diefen Vorgezeichueten Hauptrichtnngen Welche anfingen fich auS der modernen Ehemie herauszuarbeiten waren nnn für die nächfte ^eit fo großartige Arbeitsgebiete er^ öffnets daß eS unS nicht wunder nehmen darfs wenn wir neue Entdeckungen s iu üppiger

Die neuere quantitative ^hemie. 27 Weife faSt einander drängend^ gleichSam über Nacht auS dem Voden herVorSchießen Sehen. Und Viele davon find fo weitleuchtend und bedeutungsvoll^ daß Sie den rückwärts Schauen^ den Blick faSt ausschließlich auf fich haften macheu. G a y - L u S S a e (geb. 1778 ^u Saint Leonard im Departement der ^berVienne ^ geSt. 1850 in Paris) und Humphry T a v y (geb. 1778 zu Penzanee in EornwaU^ geft. 1 8 ^ 9 zu Genf) begannen in den letzten Jahren deS Scheidenden SäkulumS chre F^fchungen ; Sie traten über in daS neue Jahrhundert^ jeder in feiner Hand ein GeSchenk der Gotter: der erStere^ als PhySiker und Ehemiter gleich auSgezeichnet^ mit Seinen Entdeckungen über die Natur der Gase^ der andre^ die Erscheinungen nicht minder allgemein erfaffend^ mit der Verlegung chemifcher Verbindungen durch den galvanifcheu S t r o m . Die Theorie der elektrochemifchen VerWaudtfchaft^ obwohl Schon früher angedeutet^ erhielt dadurch überzeugende Beweife ^ und der Davyfche Satz^ daß chemifche Verwandtschaft oder Affinitat und elektrische Erscheinungen auS gleicher Grundursache beruhen^ erhob fich zu einem allgemein angenommenen GeSetz. M i t Hilfe der galvanischen Säule gelang eSDavy 1807^ auS PottaSche ein Metall^ daS Kalium^ und ebenSo auS Soda^ daS Ra* trium^ darzuftellen und damit die ^ydnatur der Alkalien nach^uweisen. DaSSelbe Hilf^üttel hat Späterhin auch die Erden in ihre Veftandteile zu zerlegen geStattet und der Lehre Von den Elementen hierdurch eine beftimmte UmgrenZung gegeben. Ganz befonderS wichtig für die chemifchen AnSchauungen wurden noch DaVyS Untersuchungen über daS Ehlor und feine richtige Erklärung der Sal^faure als einer Verbindung jenes Elementes mit Wafferftoff. Widerfprach auch diefe Darlegung den gewohnten Lehren^ fo war die Davyfche Beweisführung doch fo klar und überzeugend^ daß bald alle Chemiker^ zuerst 181^ GayLnffae und T h e n a r d (geboren 1777 zu Nogent fur Seine ^ ge* ftorben 1 8 ^ zu PariS^ chr bei* traten. Uberhaupt hatte auf die gemeinschaftlichen Arbeiten diefer beiden französischen Forfcher die Von Davy angegebene Richtung einen fehr bestimmenden Einfluß ^ wie chrerfeitS wieder ihre Methoden zu den Sicherten Prüffteinen der neuen Ansichten wurden. Ganz beSonderS ift hervorzuheben ^ wie die Analyfe organischer Verbindungen durch Gah=LuSSae und Thenard eine neue Geftalt erhielt^ als dieSe lehrten^ unVerdampSbare organische Körper mit Sauerftoff abgebenden Stoffen gemengt zu Verbrennen und auS den erhaltenen Verbrennungsprodukten fowie auS der bekannten Menge deS Verbrauchten SauerStoffS auf die gefuchten Bestandteile uud auf chre Mengenverhältnisse Sichere SchlüSSe Zu machen. T i e organifche E h e m i e fing jetzt fchon an^ fich ihrer alteren Schwefter^ der anorganischen Ehemie^ ebenbürtig zu zeigen^ Wenn Sie auch erft Später durch Lieb ig fo erweitert wurde^ daß fie dem Auge deS ForfcherS eine unendliche FüHe neuer Erfchei* nungen eröSSnete. Ein Name aber Vor allen Strahlt auS dieSer Zeit größter Entdeckungen^ welche die Ge* Schichte der Ehemie überhaupt auSzuweiSen hat^ mit unvergänglichem Glance: B e r z e l i u S . Zu WaSnerSunda in Oftgotlarr^ am 29. AuguSt 1779 geboren^ ging Jakob BerzeliuS im Jahre 1 7 9 6 an die Universität UpSala^ um die ^eilwiSSenSchast zu Studieren; er beSchaftigte Sich indeSSen VorzngSWeife mit der Ehemie und erlangte durch Seine Arbeiten^ Von

10 Einleitung. denen die erfte eine AnalySe der MiueralwäfSer Von MedeVi w a r ( 1 8 0 0 ) ^ einen auSgezeich^ neten RnS. JnSolgedeSSeu ward er 1 8 0 2 zum adjnngierenden ^roSeSSor der Ehemie und Pharmazie au der Medizinischen Schule zu Stockholm ernannt. J m Jahre 1^07 wnrde er wirtlicher ProSeSSor und im folgenden J a h r e Mitglied der Stockholmer Akademie^ welche ihm 1810 eine jährliche Summe zur Unterftützuug Seiner wiSSenSchaStlicheu Arbeiten auS^ fetzte und ihn zu ihrem Präsidenten Wählte. Von diefer ^eit an Verbreitete Sich fein Rnhm auch im Auslände^ deSSen belehrten er durch öStere Reifen perfönlich nahe trat. Akademien und gelehrte Gesellschaften ernannten chn zu ihrem Ehrenmitglied ^ und zahlreiche Schüler Strömten ihm zu^ um in Seinem Laboratorinm ihre chemifche Ausbildung zu Vollenden. Der König Von Schweden erhob VerzeliuS 1 8 1 8 iu den Adelsstand und ernannte chn 18^5 Zum Frecherru. Hochbetagt ftarb^ au Erfolgen uud Anerkennuug gefegnet Wie wenige^ der große Forfcher den 7. August 1848. Die Untersuchungen deS VerzeliuS zeichnen fich durch ihre Vorsichtige ^ewiffenhaftig* keit auS. Abhold jeder Srüh^eitigen Hy^othefenmacherei^ fuchte BerzeliuS immer zuerft die pofitiven Thatfachen in ihrem Vollen Umfange zu erforfchen^ ehe er fich zu cheoretifchen Spetnlationen Verleiten ließ. Daher kommt eS auch^ daß er iu feinen früheren Anfichten einen konfervativen Hang zu älteren Theorien (z. V. über die chemifche Natur der Salz* fäure alS eiuer Sauerftofffäure) erkeunen läßt; iudeffen hielt er an diefem immer nur fo lange feft^ als ihm daS pofitiVe Material noch nicht hinlänglich zuf ammengebracht fchiew um Zu gunften eiuer neuen Theorie eine frühere aufzugeben. Den Tchatfachen allein erkannte er beweifende Kraft zu uud diefe Vorficht fowie seine Autorität haben die Ehemie in einer ^eit^ in welcher rafche und überrafchende Entdeckungen mehr als je die Theoriemacherei herausforderten ^ Vor dem Eindringen leichtsinniger Meinungen bewahrt. Jn der analytischen Ehemie war BerzeliuS der Erfinder Vieler und fehr wichtiger Methoden^ die zum Teil heute noch an Genauigkeit ihrer Refultate unübertroffen daftehen. Er hat unter anderm auch daS Lötrohr erSt in allgemeinen Gebrauch gebracht und damit der chemifchen Unterfuchung in der Mineralogie ganz entfchiedenen Eingang Verfchafft. Durch Seine forgfältigen Analyfen hat er eine große ^ a h l neuer Verbindungen und bisher unbe* kannter Elemente teils entdeck^ teils zuerft dargeftellt; fo fand er 1 8 0 ^ daS Eerium^ 1818 daS Selen ^ 1 8 ^ 8 die Thorerde; daS Silieium ftellte er 1 8 2 ^ daS Zirkonium und daS Tantal 1824 zuerft dar. Epochemachend wurden deS VerzeliuS Arbeiten für die Veftätiguug der atomiftifchen Theorie DaltonS und für die Von Wenzel und Richter zuerft auSsührlicher begründete Lehre Von den bestimmten Proportionen uud die Beftimmung der Atomgewiehte. Tnrch die An* Wendung diefeS mathematifchen Teils der Ehemie^ namentlich auf die Mineralogie und die anorganifche Ehemie^ gab VerzeliuS diefen Wiffenfchaften felbSt die förderlichen Anregungen. Er zuerft ordnete die Mineralien Vom rein chemischen Standpunkte auS in klaffen und Fa* milien^ und wenn fein SyStem auch fpäter mancherlei Änderungen erSahren hat^ die er zum Teil felbft Vorfchlug^ fo ift doch feine AuffaSSuug im großen ganzen bis jetzt in Geltung geblieben. WaS aber den heften VeWeiS Sür die Genauigkeit Seiner Methoden und die Sorgfalt bei feinen Unterfuchungen liefert ^ ift der Umftand^ daß die Von ihm auS feinen Anachfen berechneten AtomgewichtSzahlen im Laufe der ^eit und trotz wiederholter fchärffter Prüfuug nur fehr geringe Berichtigungen erfahren haben. DeS VerzeliuS Schaffen tann in gewiffem Sinne als der Schlußftein deS Gebäudes unfrer heutigen Ehemie angefehen werden. S e i t chm hat fich der Gesamtcharakter diefer Wiffenfchaft in nichts Wefentlichem mehr geändert. Die Hauptrichtungen liegen fcharf be* Zeichnet Vor^ und die auftauchenden neuen Gefetze^ fo bedeutend fie auch fein mögen^ ordnen fich in einfacher Weife dem Gegebenen ein. Selbft die organifche Ehemie ^ welche in den letzten Jahrzehnten durch die FeftSteHung einer kaum noch überfehbaren Menge neuer That* fachen bereichert worden ift^ gruppiert diefelben nach ganz analogen Gesichtspunkten^ und der Unterfchied Von organifcher und anorganifcher Ehemie beginnt fich mehr und mehr zu Verwifchen. Jm Hinblick auf die Ausbildung einzelner ^weige hat fich in England Faraday (geb. 1791 zu London ^ geft. 1 8 ^ zu Hamptoneonrt) befonderS um die Elektrochemie große Verdienste erworben. Diefer Forfcher entdeckte auch daS Verschiedene phhfikaüSche

Die neuere quantitative ^hemie. 27 Verhalten welches Körper Von gleicher chemischer ZuSammenSetzung zeigen können und dieSe Entdeckung ^ zufammen mit dew Von MitSch erlich (geb. 1794 zu Neueude bei Jever^ geSt. 1 8 ^ zu Berlin) gewonnenen Ergebnis^ daß Körper von ungleichen aber analoger chemifcher ^UfammenSetznng in bezug auS ihreU phySikalifchen Eharakter (KriStaHform ^e.) eine große Übereinstimmung erkennen laSSen ^ gab einen neuen GeSichtSpuukt Sur die Be^ trachtuug der Lehre vou den Proportionen und Sür die Bestimmung der Atomgewichte. Der genannten Mitfcherlichfchen Entdeckung deS J S o w o r p h i S m n S (GleichgeStaltuug) folgte Von denselben Forscher rafch die deS DimorphiSmnS^ darin bestehend^ daß eine und dieSelbe Verbindung in F^wen austreten kann die zwei verschiedenen KriftaHfyStemen angehöreu; deSgleicheu mehrere andre wichtige Beobachtungen durch welche Mitfcherlich die PhySikalifch*chemiSche Richtung einleitete^ die Seither immer entschiedener aus eiue ge* meinSame Behandlung der PhhS^ und Ehemie hingearbeitet und hierdurch daS GeSamt* gebäude der NaturWisSeufchast überhaupt weiter ausgebaut hat. Eine Anwendung der großen Grundgefetze konnte^ wie natürlich in der erflen Zeit^ Vorwiegend nur auf die allgemeiner erforfchten und bekannt gewordenen Erscheinungen der M i n e r a l c h e m i e St attfinden. Dief er Zweig der Ehemie erhielt eine AuS= bildung^ welche zwar in der letzten Zeit Vielfach Verfeinert worden ift (fo durch die analytischen Mechoden uud Untersuchungen eineS Rofe^ W o l l e n F r e f e n i u S u. f. W.)^ die aber doch in ihren ^auptzügen keiue wefentliche Umgestaltung ^u erfahren hatte. AuderS Stellte eS Sich mit deu ErgebuiSSeu der organifch=chemiSchen Forschungen. Früher faSt ganz ifoliert behandelt^ hatte diefeS Feld zwar Vereinzelte Schöne Blüten getrieben allein fie Standen ohne ^ufammeuhang^ und eS fehlte noch der leitende Grund* gedanke^ der die Verschiedenartigen Erfcheinungen in ihrer Zufammeugehörigkeit Verftehen lehrt. Die Lehre Von den Verbindungen Säuren BaSen Salzen anS der anorganischen Ehemie herübergenommen gab die erSten Anhalte^ um die durch die organische^ Sogenannte Elementaraualyfe gewonueueu Dhatfachen Zu gruppieren. Bei der hierdurch unendlich mannigfaltiger austretenden BerbinduugSweiSe der Elemente miteinauder^ bei deu aUmahlicheu Übergängen^ welche faft unerfchöpfliche Reihen Verschiedener chemifcher Körper erzeugen^ genügte eine fo oberflächliche Eharakteri* Sieruug bald nicht mehr. Durch die Pflege^ Welche namentlich Liebig und W o l t e r in Deutschland^ D u m a S ^ EheVreul^ L a u r e n t uud Gerhardt in Frankreich und W i l l i a m f o n der Untersuchung organischer VerbindUUgeU angedeihen ließen^ wnrdeU jene Reihen Von Körpern die aus* einander durch allmähliche Zuführung oder Entziehung einzelner Bestandteile entstehen Zuerft iu genügender Vollständigkeit bekannt^ um auS ihnen allgemeine GeSichtSpuukte ab* leiteu zu können. Uud wenn fich daS Genie DumaS^ nameutlich in der Znfanunenfaffung Vereinzelter Thatfachen und in der Ableitung allgemeiner Theorien fruchtbar zeigte^ fo find die genannten deutschen Fächer nicht minder durch ihre geistreichen Methoden uud durch chre SyStematiScheu^ ausdauernden UnterSnchuugen als auch durch die endlichen Schluß* Solgeruugen mit deneu Sie über große Gebiete Licht zu Verbreiten wußten Z^ deu größten.

10 Einleitung. Beförderern der chemifchen Wiffenfchaften geworden. Tie Radikaltheorie^ daS Fundament der organifchen Ehemie^ ift Von Liebig und Wöhler dnrch ihre Arbeit über die Benzoesäure begründet worden. ES erfcheint wie ein Unrecht gegen die deutsche WiSSenfchaft^ Wenn man den Ruhm diefer Leistung^ befonderS auS die SchwnngVoHe EmpSehlnng DnmaS^ hin an LaVoifier austeilt ^ denn man hatte Vor dem Bekanntwerden der Arbeit jener beiden ForScher sür die Radikaltheorie wohl den N a m e n ohne daß jedoch demfelben irgend Welche Vor* Stellungen entsprechen. Liebig oder W ö h l e r ^ Welcher Von beiden der bedeutendere Sei^ ift Schwer zu eut* Scheiden um So Schwieriger^ als Sie ihre epochemachendsten Arbeiten Saft immer in Gemein* schaft miteinander ausgeführt habeu. Befticht an Liebig die geniale ^ Weitgreifende Aufsaffung^ die blendende Darstellung^ So Zwiugt Wöhler dnrch Seine eatoniSche Strenge^ durch die mathematische Methodik^ Welche den Glauben an Unfehlbarkeit hervorzurufen im ftande iSt. Friedrich W ö h l e r ift am ^1. | u l i 1800 in EfcherSheim bei FrankSurt a. M. ge* boren; frühzeitig Von der Liebe zu der NaturWiSSenfchaft erfaßt ^ befchäStigte er fich Vor* ZugSWeife mit derfelben als er feit 1 8 1 4 daS Frankfnrter GymnaSium beSnchte. Jm Jahre 18^0 ging er nach Marburg^ um Medizin zu Studieren^ im folgenden | a h r e nach ^eidel* berg^ Wo chn G m e l i n ausschließlich für die Ehemie gewann. | m Herbft 182^ bis Sommer 18^4 arbeitete er bei Beselins und erlangte nach feiner ^urückkunft eine AnSteHnng als Lehrer der Ehemie an der Gewerbefchule zu Berlin. Jm Jahre 1 8 ^ 2 zog er nach Kaffel^ Wo er bald an der neu errichteten höheren Gewerbefchule angefteUt Wurde und bliebe bis er 1 8 ^ die ProSeSSur der Ehemie in Göttingen erhielt. Dort ift der große Gelehrte bis an daS Ende feines Lebens geblieben. Durch eine 4^ jahrige ^ mit den größten Erfolgen ge* krönte Fächer* und Lehrtätigkeit hat er der kleinen hannoverschen ^ nachmals preußischen Universität einen Weltruf Verschafft; denn wie nach Gießen zu Liebig^ kamen hunderte Von Schülern aus allen Ländern der Erde nach Göttingen und gingen wieder als Trager und Lehrer deutfcher WiSSenfchaft. WöhlerS körperliche Konftitution w a r keineswegs kraftig ^ befaß jedoch eine zähe Widerstandsfähigkeit uud eine unVerWüftliche Arbeitskraft. S o ward ihm daS beneidenS* Werte LoS zu teil^ die wachfende Laft der | a h r e niemals drückend zu empfinden und fich bis in fein höchfteS Alter eine vollkommene GeifteSfrifche zu bewahren. Am 19. September 188^ warf ihn ein plötzlicher Fieberfroft auS daS Krankenbett^ Von dem er Sich nicht mehr erheben foHte. A m 2^. deSfelben M o n a t s Schied der große Gelehrte ^ bei Voller Klar* heit deS GeifteSs a u s Seinem arbeitsreichen Leben. Die gewaltige und überaus erfprießliche Lebensarbeit W ö h l e r S hat nicht allein anf dem an Sich Schon weiten Gebiete der chemifchen Forfchnng hervorragenden Einfluß erlangt^ fondern auch auf die Vermiedenen andern zweige der betreibenden NaturWiffe^nfchaft nutz* bringend zurückgewirkt. Schon frühzeitig ( 1 8 ^ ) trat Wöhler mit einer Arbeit über den Selengehalt deS GraSlitzer EifentiefeS in die Reihe der naturwissenschaftlichen Antoren ein. Bald nach feiner Rückkehr anS Schweden ( 1 8 ^ 4 ) begann er dann feine denkwürdigen Unter* fuchungen über die Eyanfaure und deren Verbindungen. Kurz Vorher hatte Liebig feine im Gay-Luffaefchen Laboratorium zu P a r i s ausgeführte Arbeit über die KnaHfanre und Fulminurfaure Veröffentlicht. Befremdlicherweife Stimmten LiebigS F u l m i n a t e (knallfanre Salze) mit W ö h l e r S Eyanaten (eyanfanren Salzen) in der prozentifchen ^nfammenfe^nng Vollkommen überein und doch Waren eS ganz Verfchiedenartige Körper. Wie fehr mnßte diefe Thatfache zu einer ^eit überrafchen wo man allgemein annahm ^ daß gleiche prozen* tifche ^ufammenfetzung notwendig auf gleiche Eigenfchaften hinweise ^ während umgekehrt Verfchiedenartige Eigenfchaften nur durch Abweichungen in der ^ufammenSetzung der be* treffenden Stoffe erklärt wurden^ Liebig und ^ o h l e r ^ feither für fich ihre eignen Wege gehend^ begegneten fich WiSfen* Schaftlich alfo zum erftenmal bei einer Beobachtung^ Welche in den Rahmen der theoretischen Anfchauungen nicht mehr hineinpaßte^ fondern Schon außerhalb deSSelben lag. Und wie fie gemeinfam die theoretisch hochwichtige Frage stellten: weShalb qualitativ uud quantitativ abSolut gleich zuf ammengefetzte Körper bisweilen gauz Verfchiedenartige Eigenfchaften zeigen^ fo haben fie diefelbe auch gemeinfam beantwortet durch die Entdeckung der Jfomerie^ nach Welcher geWiSSe organifche Verbindungen inSolge Vermiedener G r u p p i e r u n g ihrer

Die neuere quantitative Ehemie. an ^ a h l u n d A r t gleichen Atome ^ Verschiedenartige physikalische und chemische Merk^ male zeigen. V o n diefer ^eit der erSten großen uud gemeinfamen Entdeckung ftammt jenes enge Arbeits* und FreundfchaftSbündniS zwischen Liebig nnd W ö h l e s Welches nicht allein für die beiden Forfcher persönlich^ Soudern anch für chre WiffeufchaSt SelbSt überaus SegenS* reich geworden ift. AIS eine der wertvollften Früchte^ welche dieser Buud gezeitigt hat^ find noch die epochemachenden Unterfuchungen (18^2) über daS Bittermandelöl^ über die Venzoefäure und die Veuzoylverbindungen herVorzuhebeu. Hat doch diefe Arbeit für den AuSbau der cheoretifchen Anfchauungen anf dem Gebiete der organischen Ehemie eine große Bedeutung erlangt^ da fie die erften Vaufteine zur Lehre Von den organischen Radikalen lieferte. Rur ungern Verzichten wir darauf^ denLefer mit den weiteren hervorragenden Arbeiten^ die W o l t e r teils mit Liebig^ teils allein ausgefüllt hat^ bekannt zu machen. Jndeffen einer wiffenfchaftlichen That müffeu wir hier uoch gedenken ^ Welche allein genügt ^ dem Ramen F r i e d r i c h W o l t e r ein unfterblicheS Andenken zu fichern. J m Anfange diefeS Jahrhunderts glanbte man allgemein^ daß zwifchen unorganifchen und organifchen Körpern eine Kluft liege ^ die zu überbrückeu dem Ehemiker uumoglich fei^ fofern die organifchen Subftanzen ^ damals auSfchließlich als Produkte deS Tier* und PslanzenkörperS bekannt^ nur durch eine dem lebenden Organismus innewohnende geheimnis* Volle ^Lebenskraft^ erzeugt werden könnten. S o erklärte z^ V. B e r z e l i u S noch im J a h r e 1827 die organifche Ehemie als ^die Ehemie der Pflanzen^ und T i e r f u b f t a n ^ oder der* jenigen Körper^ welche unter dem Einfluffe der Lebenskraft gebildet werdend W ö h l e r war eS nnn^ welcher im Jahre 1828 durch die künftliche DarfteUung (chemifche Synchefe) deS HarnStoffS auS uuorganifchem Material zuerSt den organifchen S u b f t a ^ e u chren RimbrtS der Unantaftbarkeit genommen nnd fie den gleichen (^efetzen unterteilt hat^ Welche die Un* organifchen S t o f f e beherrfchen. Sein n u r Wenige Jahre jüngerer ArbeitSgenoffe J u f t u S L i e b i g War am 1^. M a i 180^ iu Darmftadt geboren. Diefen führte eine geWiffe Vorliebe für phyfitalifche und chemifche VefchäStigungen fchon frühzeitig zu dem Entfchlnffe^ Apocheker zu werden. E r trat im J a h r e 1 8 1 8 bei einem Apocheker iu Hebpenheim bei Darmftadt in die Lehre^ hielt indeffen^ da Seine wiSfenfchaftlichen Neigungen dort durchaus keine Unterftützung fanden^ nicht langer als zehu Monate auS und bezog ^ nachdem er fich in Darmftadt Vorbereitet hatte^ die UniVerfität Bonn^ fpäter Erlangen. Hier machte er fich durch mehrere wiffen^ fchaftliche Arbeiten bekannt^ WaS chm eine Unterstützung Von feiten deS Großher^ogS eintrug. So konnte er feine Studien in Paris fortfetzen^ wo er zu R u u g e ^ Mitfcherlich und R o f e in freundfchaftliche Veziehnngen trat und^ durch Humboldt empfohlen^ an Ga^LufSaeS Arbeiteu einige ^eit teilnahm. Räch feiner ^urückkunft 1824 wurde er außerordeutlicher Profeffor an der UniVerfität ließen; zwei Jahre darauf erhielt er die ordentliche ProfeSSur. Eine Weitere Auszeichnung Während der Gießener Periode War LiebigS Erhebung in den FrecherrnStand. J m Jahre 1859 folgte er einer Berufung deS Königs Von Bayern an die UniVerfität München^ Wo fich chm ein größerer Wirkungskreis eröSfnete. ES Waren ihm an diefem neuen platze feiner Tätigkeit noch 2 1 Jahre reich an Arbeit^ Erfolgen und äußeren Ehreu befchieden. Neben feinem Lehramte an der UniVerfität Sübrte dort Liebig jahrelang den VorSitz an der königlichen Akademie der WiSfenfchaften; auch Verwaltete er daS Amt deS GeneralkonferVatorS der Wiffenfchaftlichen Sammlungen deS StaateS bis zu feiuem am 28. April 1 8 ^ erfolgten Ableben. DaS erfolgreiche ^nfammenWirken diefeS großen MeifterS der chemifchen Wiffenfchaften mit dem nicht minder fcharffinnigen Forfcher Wolter ift bereits oben rühmlich hervorgehoben Wordeu. Durch ihre gemeinfchaftlichen Arbeiten ^ inSbefondere durch ihre Unterfuchungen über daS Bittermandelöl nnd deffen ^erfetzungSprodukte Wurde überzeugend dargechan^ daß in den organifchen ^ Vorwiegend auS den Vier Elementen Sauerftoff ^ Wafferftoff^ Stickftoff und Kohlenftoff zufammengefetzten Verbindungen ein Teil jener elementaren Beftaudteile unter fich durch eine Stärkere VerWandtSchaSt zufammenhänge als mit den übrigen^ uud da^ diefer bestimmte Komplex in gewiffem Verhalten VoUftändige Ähnlichkeit mit einem einfachen anorganifchen Körper hat. AHe organifchen Verbindungen ^ in denen eine folche feSt be^= Stimmte Gruppe enthalten ift^ zeigen eine Übereinstimmung ^ welche Sie als Glieder einer Sippe charakterisiert^ Von der jener Komplex geWiSfermaßen die Gruudlage ^ daher

10 Einleitung. Radikal genannt - darstellt^ nnd an die Sich die andern Elemente n u r wechselnd anlehnen. DaS Radikal deS Bittermandelöls — Benzoyl — welches Liebig und Wöhler ent* deckten^ war durch den Auffchluß^ den man durch Seine Kenntnis über ganze Klaffen orga* nifcher Verbindungen und Zerfetzungen erhielt^ fo epochemachend^ daß Beselins auSfprach^ eS Verdiene paSSend I ^ u ^ ^ zu Anfang deS TageS - oder ^ r t b r i n ^ Von die Morgendämmerung ^ genannt zu werdeu. So wurde Liebig ^ in Gemeinschaft mit feinem Freunde W ö h l e s zum Schopfer der erften Theorie auf dem noch Wenig bebauten Felde der organifchen Ehemie. Roch mehr aber als feine wiffenfchaftlichen Großchaten haben den Ramen diefeS ManneS bei den Ge* bildeten faft aller Nationen die praktischen Refultate feiner Forschungen Verbreitet^ da eS ihm Stets Bedürfnis war^ daS in der WiSSenSchaSt Erkannte Sogleich in den Dienft deS tag* lichen LebenS zu fteUen. Eine betrachtliehe Reihe chemifcher Jnduftriezweige^ wie z^ B. die Technik der E^plofiVftoSfe^ die Juduftrien der Fettkörper uud E y anVerbindungen (Blut* laugenfalz^ Eyankalium^ die Fabrikation Von Effig u. a. m.^ hat durch Liebig ganz Wefent* liche Federungen erfahren. Und noch weit größer und bekannter geworden find feine Ver* dienfte auf dem Gebiete der phhfiologifchen Ehemie um die Erforfchung der LebenSprozeffe deS pflanzlichen und tierifchen Organismus. Die hier Von Liebig eröffneten neuen GefichtS* punkte haben für die Ernährung deS Tier* und Pflanzenleibes und fomit für die Landwirt* schaft geradezu eine neue Ära heraufgefübrt^ deren Segnungen allerdings zuerft in Eng* land^ wo man die Liebigfche Lehre mit großer Begeisterung aufnahm^ Sich an dem blühenden ZuStand der Agrikultur diefeS Landes zeigten. Dann aber find die phyfiologifch-chemifchen Arbeiten LiebigS auch über daS Weite Feld der Bodenwirtfchaft hinaus^ fchließlich dem ganzen Menfchengefchlechte zu gute gekommen^ man denke nur an daS Fleifche^trakt LiebigS^ an feine Kindernahrmittel u . dergl. mehr. Gleichzeitig mit Wöhler und Liebig wirkte in Frankreich ein Forfcher^ dem die Ge* fchichte der Ehemie ftets einen hervorragenden platz einräumen w i r d : J e a n Baptifte Andr^ DumaS^ geboren am 14. Juli 1 8 ^ zu AlaiS im Departement du Gard. Räch kurzer Lehrzeit in einer Apotheke feiner Vaterftadt ging er nach Genf^ Wo er Ehemie^ Botanik und Phyfik Studierte und mehrere einSlußreiche Bekanntschaften machte. Eine Begegnung^ welche ihm mit Alexander von Humboldt zu teil wurde ^ erweckte in ihm den pian^ nach Paris zu übersiedeln. Hier erlangte er die Stellung eineS I^epetiteur de Chimin für ThenardS Vorlefungen an der Pol^technifchen Hochfchule und bald darauf auch eine ^rofeffur am ^Achenaum^. E r Suchte jedoch nach einem größeren Wirkungskreise und gründete im Jahre 18^9 die ^ c o l e ce^tr^te de^ ^ t s et des u^nut^tures^ welche der franzofifchen Jnduftrie wichtige DieuSte geleistet hat. D r e i | a h r e darauf wurde D u m a S der Nachfolger Gay-LuffaeS an der Sorbonne^ und mit diefer Stellung Vereinigte er Seit 1 8 ^ 5 die Profeffur ThenardS an der polytechnifchen Hochfchule. Uberhaupt hat DumaS faft an allen größeren Lehranftalten Von P a r i s längere Zeit gewirkt. Aber der politifche Umfturz ^eS ^ahreS 1848 lenkte ihn Von feiner wiffenfchaftlichen Thätigkeit ab; er wurde Mitglied der gesetz* gebenden Ratioualverfammlung^ dann Miuifter für Ackerbau und Handel^ Senator^ Prafident deS MuuizipalrateS und Münzmeifter Von Frankreich. Mit dem S t u r z e deS zweiten Kaifer* reichS fand die politifch administrative Periode in DnmaS^ Leben ein jaheS Ende. Er wandte Sich uun — 70 Jahre alt — wieder der WiSSenfchaft zu^ Welcher er daS leb* haftefte JntereSSe bis zu feinem am 11. April 1884 zu EanneS erfolgten Tode bewahrte. J n vermiedener wiffenfchaftlicher Richtung tbätig^ hat DumaS auf dem Gebiete der Ehemie mit feiner Achering SubftitutionS-undTypentheorie eine tiefgreifende Umwälzung namentlich der bis dahin gültigen Anfchauungen der organifchen Ehemie hervorgerufen. Zu gleicher ^ e i t wie DumaS war L a u r e n t mit der Ausbildung der SubftitutionStheorie ( 1 8 ^ ) beschäftigt. AuS feinen Beobachtungen^ denen zufolge der ^afferStoff in gewiffen organifchen Verbindungen leicht durch Ehlor erfetzt (fubftituiert) werden kann^ ohne daß fich der allgemeine Charakter der Mutterfubftanz dadurch wesentlich ändert^ fchloß Laurent^ daß beim Erfatze deS WaSferftoffS durch Ehlor letzteres genau den Vorher vom Wafferfloff innegehabten platz einnehme und gewiffermaßen defSen RoUe weiterSpiele. Diefe Anfchauungen führten TumaS zu feiner (älteren) Typencheorie^ Lanrent zu feiner Kern* cheorie ( 1 8 ^ ) ; letztere nimmt an^ daß die organifchen Verbindungen auS zwei Teilen

Die neuere quantitative ^hemie. 27 beflehen: einem Kerne auS einigen feft miteinander verbuudeuen Bestandteilen an welchen Sich bei Bildung neuer Verbindungen andre Elemente und Atomgruppen anlagern ohne daß der Kern dabei SelbSt eine Veränderung erleidet. Obwohl weder die DumaSfche Typentheorie ^ noch die LanrentSche Kerncheorie eine allgemeinere Anwendung gefunden haben ^ Sind Sie doch Von wesentlichem Einfluß auf die weitere EntWickelung der organifchen Ehemie geworden indem Sie den Ubergang zu den modernen Anfchanungen Vermittelten. Rur erwähnen wollen wir Weiterhin die Uuitar* oder UuitätScheorie^ welche Vou dem geuialen Gerhardt herrührt^ der auch in Gemeinfchaft mit Williamfon^ durch Verfchmelzung der ueuereu Radikaltheorie mit der SubStitutionScheorie^ die UeUere Typentheorie begründete; diefelbe erfuhr durch die Vou August Wilhelm Hofmann (gegenwärtig ProfefSor in Berlin) und Von dem kürzlich Verstorbenen Adolf Würtz gemachte wichtige EntdeckUUg ^184^ und 18^0) der Sogenannten Ammoniakbafen eine wefentliche Erweiterung und fichrte ^n der gegenwärtig herrschenden Theorie der AtomVerkettuug oder der chemischen Struktur. Eine ganze Reche Von N a m e n wie die eineS B a e y e n BerchoHet^ Bunfen^ Erleume^en Fütig^ Frankland ^ FrefeniuS^ ^ofmann Kekule^ Kolbe ^ Kopp^ Liebermann^ Lochar und Viktor ^Meyer^ RammelSberg^ Rose^ WiSlieeuuS u. a. n n haben in der chemischen Wiffenfchaft den beften Klang^ denn eS knüpfen fich an diefe Namen große Erruugenfchaften zum Teil so groß^ daß chr Glanz in der Gefchichte unfrer WiSSenSchaft nie erlöfchen wird. Wir erinnern nur an BunfenS und KirchhoffS Spektralanalyfe^ die uuS eiueu Einblick in die fubftantielle Be* fchaffenheit andrer Weltkörper geftattet^ an A. W. ^ofmannS Entdeckung der Anilinfarben an LiebermannS AlizarindarfteHuug^ an Adolf Von Bae^erS küuftliche Erzeuguug deS JudigoS und andre wifSenfchaftliche Großchaten. D e n hervorragenden Verdiensten folcher Männer an diefer Stelle gerecht zu werden muffen wir uuS natürlich VerSagen; Sie fteheu größten* teils noch mitten im Lebeu und ihre Thätigkeit ift noch nicht als abgefchloffen ansehen. DaS Verfloffene | a h n reich au herben Verlufteu für die Ehemie^ hat auch einen der Vertreter diefer Wiffenfchaft an der UniVerfität Leipzig abberufen. A m 25. RoVember 1 8 8 4 ftarb unerwartet der Geheime ^ofrat Profeffor I^r. ^ermann Kolbe (geb. 1818 ^u EHie-^ häufen bei Göttingen)^ der fich namentlich auf cheoretifch-chemifchem Gebiete große Verdienste erworben und unter anderm durch eiue fabrikmäßige ^erftelluugSmethode der Salieylfäure Weitereu Kreifen bekannt geworden ift. Durch alle diefe Männer ift die Ehemie ihrem heutigen ^uftande zugeführt worden. Rameutlich hat die organifche Ehemie fich nun auch eudgültig in den engeren Rahmen der chemifchen Wiffenfchaft eingefügt. Durch die Entdeckung deS GefetzeS Von der Wertigkeit der Elemente ift jene ausgebildet worden zu einer Ehemie^ deren einzelne Glieder fämtlich Sich durch Substitution gleichwertiger Atome oder Atomgruppeu auS einfachen Verbindungen deS KohleuftoffS mit WaSferftoff ableiten. Daß aber die Ehemie^ trotz ihrer RieSenfortfchritte in den letzten Dezennien noch lange nicht am Ziele angekommen ift^ wird derjenige am eheften begreifen der mit einiger* maßen offenem Auge die Leistungen auch n u r eineS JahreS an Sich Vorüberziehen laffen will. Welches Gebiet deS praktischen Lebens wir auch immer betreten^ auf jedem werden wir Gelegenheit haben ^ die Unerfchopflichkeit der Gaben zu bewundern^ welche die Verhältnis* mäßig fo junge Wiffenfchaft uns bietet. S i e waffuet uns mitlaufend neueu Werkzeugen die ftarre Hand der Natur zu öffueu und diejeuigeu ihrer Schätze bloßzulegen welche unS Rutzen Verfchaffen; nichts kann sich ihr entziehen für fie gibt eS keine Vorfpiegelung und keine MaSke. Auf dem Wege deS BerfaUS^ im letzten Augenblicke Vor dem Zerfallen hält fie die Stoffe noch auf uud läßt fie unS noch eiue Reche wertvoller Dienfte Verrichten ehe sie wieder in den natürlichen Kreislauf zurückkehren dürfen. | a ^ fie hat der Ratur felbft Gelegenheit geboten^ ihre uubegreuzte Schöpferkraft zu übeu. — Zahlreiche Verbiudungen Vou merkwürdigen EigenfchafteU find durch die Ehemie geradezu erft gefchaffen worden denn Sie hat ZuerSt die Bedingungen erfüllt^ unter denen die Entstehung jeuer möglich war. Richt genug ^ daß Sie heranziehen lehrt ^ waS die Ratur hervorbrachte^ erweitert fie diefer daS Gebiet. S i e ift^ wie kaum eiue andre Richtung menfchlicher Anftrengung^ im Berein mit der PhySik^ mit der fie fo VerfchwiStert iSt^ die Wohlchaterin der Menfchheit geworden.

10 Einleitung. Denn wie fie daS materielle Wohlbefinden befördert^ hat fie Geift und Gemüt frei gemacht Von den beengenden FeSfelu der Furcht und deS Aberglaubens ; Sie Sührt den Blick in die erhabenen Weiten und in großer^ freier AnfchanUng der Ratur weckt fie die Jdee deS Guten und Schönen deS Gerechten und Billigen daS ^nur in Übereinstimmung mit der Ratur befteht. Wir aber Schließen diefen kurzen Uberblick mit dem erhebenden Bewußtfein daß deutscher Geift und deutsche Forfchnng daS Wefentlichfte beigetragen haben zur Ausbildung einer WiSfenSchaft s die dem ganzen Leben große ^ Veränderte Richtungen gegeben hat nnd unS noch fortwährend mit neuen fegenbringendeu Entdeckungen beschenkt.

Die Erfcheinungen Welche zu unterfuchen fich die Phyfik zur Aufgabe machte Sind Von irdifchen Begrenzungen ganz unabhängig^ und eS dürfen die Gefetze^ Welche die Wiffenfchaft auS ihnen ableitet ^ wohl eine uniVerfeHe Bedeutung beanfpruchen. Denn die anziehenden Kräfte der Schwere^ daS Beharrungsvermögen die Wirkungen der Zentrifugalkraft u. f. w.^ Zeigen fich nnS ebenfo gut außerhalb unfreS Planeten^ ja felbft außerhalb unfreS Sonnen* fyftemS in ganz gleicher Weife auftretend^ wie bei den Verfuchen die wir im engen Labo* ratorium anftellen; Licht* nnd Warmeftrahlen kommen unS Von den Sernften GeStirnen zu und erweifen Sich ganz identifch mit denjenigen belebenden Strahlungen die Von nnferm Sonnenkorper ausgehen ^ und wir können bei dem erwiefenen Zusammenhange der Ratur* kräfte untereinander annehmen daß elektrische und magnetische Erscheinungen die in den fernften Räumen deS AUS kreifenden Welten in ganz entsprechender WeiSe durchzucken^ wie eS um unS herum der Fall ift. ES liegt die Frage nahe: find auch die chemifchen Vorgange Von einer gleichen AH* gemeücheit^ Und faft fcheint eS^ als müßten wir diefe Frage mit | a beantworten wenn wir wieder die Wechselwirkung der Kräfte dabei im Auge haben und als eine nicht Un* wefentliche Betätigung würden die Ergebniffe der Spektralanal^fe betrachtet werden können nach denen mit großer Wahrfcheinlichkeit auf die Stoffliche ^ufammenfetzung lichtftrahlender Geftime gefchloffen werden kann. Wie die Sachen aber zur ^eit noch liegen fo hat die Ehemie doch ein wefentlich be* fchranktereS Gebiet für ihre UnterfUchUngen und daSfelbe umfaßt (wenn wir davon abfehen daß in den Meteorfteinen fich unS bisweilen kleine^ Von der Anziehung der Erde auS ihrer Bahn herbeigeführte Weltkörperchen zufällig der Unterfuchung darbieten) keinen größeren Raum als die Oberfläche unfreS Planeten eine Schale^ deren Dicke durch die beiden Punkte beftimmt wird^ bis zn denen wir unS einerfeits nach obenhin in die Lüfte zu erheben anderfeitS hinab in die fefte Erdrinde^ felbft unter der Tiefe deS MeereS^ unS einzugraben im ftande find. Aber wenn eS fchon einige Wahrfcheinlichkeit für fich hat^ daß der Stoff im gauzen Weltall derfelbe ift^ wie der^ Welcher unSre Erde zufammenfet^ fo hat die Annähme Viel mehr Gründe noch für fich^ daß eS keine wefentlich Verfchiedenen Arten deS StoffeS in und über der Erde mehr gibt^ die unS nicht auch innerhalb jener engen ^one begegnen. Die ungemeine Beweglichkeit deS LuftmeereS bringt unS Von felbft mit allen feinen Schichten nach und nach in Berührung und die auS der Tiefe hervorquellenden noch fenrigflüffigen MaSSen deS Erdinnern enthalten auch nur ganz diefelben Stoffe ^ welche die feit Millionen | a h r e n fchon erftarrte felfige Krufte bilden. Weiterhin befteht eine fehr gleichmaßige Vermengung ^ fo gleichmaßig ^ daß unS die Entdeckung Amerikas ^ diefer unge* heuren Kontinentalmaffe ^ mit der Kenntnis keines einzigen chemifchen elementaren StoffeS bereichert hat^ der fich in der Alten Welt nicht auch fchon fände. Sind auch gewiffe folcher Stoffe an ein beftimmteS Vorkommen gebunden fo sind diefelben faft un wefentlich für den großen Haushält^ außerdem aber mögen fie an andern Orten chreS fpärlichen AustretenS wegen vielleicht nur überfehen werden. Betrachten wir ein Stück Granit^ fo finden wir auf^den erften Anblick ^ daß daSfelbe nicht auS einer durchweg gleichmaßig zusammengesetzten MaSfe befteht. Wir nnterfcheiden einzelne dunkle^ glänzende Fliuunerchen darin und in der helleren Hauptfubftanz fehen wir

Die Elemente oder chemifchen Grundstoffe.

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auch zweierlei Mineralien^ die in Farbe^ Glanz^ Harte^ KriftaHifation Voneinander Abweichnngen Zeigen. Der G r a n i t ift ein deutlich erkennbares Gemenge Von drei Verschiedenen Mineralien^ Glimmer^ Feldfpat und Ouarz. Wir können diefelben durch mechanifche Scheidung Voueinander fondern ^ und wie den Kranit ^ So können wir eine große ^ a h l andrer Körper durch bloße Sichtung^ Schlämmen oder dergleichen in chre einfacheren Bestandteile zerlegen. Aber diefe mechanische Scheidung hat chre Grenzen^ fo daß wir^ wenn wir felbft daS Mikrofkop uud die feinfteu Trennungsapparate zu Rate ziehen Schließlich doch zu eiuem Punkte gelangen^ wo unfre Mittel zu Weiterer Verlegung nicht mehr ausreichen. Wenn eS aber gar zur Aufgabe gemacht wird^ einen Körper^ der durchweg eine gleich* mäßige ^ufammenfetzung zeigte wie etwa ein Stück weißen M a r m o r s ^ in feine einzelnen Veftandteile zu zerlegen^ fo können wir derfelben auf mechanifchem Wege uumöglich gerecht Werden^ denn die Maffe des MarworS erfcheint bis in die kleinsten Deilchen als eine Völlig gleichartige. Und doch finden wir^ wenn wir den Marmor in einem Kalkofen brennen^ daß derfelbe dabei an Gewicht Verliert: einer Seiner Bestandteile^ die Kohlenfäure^ ift durch die Hitze ausgetrieben wordeu. Eine folche Scheiduug kann aber nicht mehr eine mechanifche genannt Werden^ Sie ift Vielmehr eine chemifche^ fofern wir unter chemischer Teiluug eines Körpers feine Verlegung in folche Teilprodukte Verfteheu^ welche fubStantieH Von dem ge= teilten Ganzen^ meift auch unter Sich Verschieden Sind. DaS Bestreben^ die einfachen Grundbestandteile der körperlichen Dinge und die Art ihrer Verbindung kennen zu lernen^ iSt ein S ^ r alteS und fpricht Sich Schon in der Annahme der alten PhiloSophen Von den Vier Elementen (Feuer^ WaSSer^ LuSt und Erde) auS; eS Wiederholt Sich in den Theorien der Alchimisten und Jatrochemiker^ immer aber gründet eS Sich bei allen diefen auf gewiffe^ nur durch äußerliche Analogien hervorgerufene Spekula^ tionen. Erft die neuere Ehemie hat die Abfcheiduug und erfchopfende EigenfchastSbeftimmung der Elemente als erfte Bedingung hmgefteUt für das Unternehmen^ daS WefeU der ZUfammen^ gefetzten Körper zu begreifen. Ein E l e m e n t ift daher in chrem S i n n e derjenige materielle Körper^ der fich durch keiuerlei mechanische^ phyfikalische oder chemifche Kräfteeinwirkung als auS zwei oder mehreren Verfchiedenartigen Stoffen zufammengefetzt zeigte und der in feinem Verhalten zu andern auf chn chemifch einwirkenden Körpern fich analog folchen Körpern ^oerhält^ deren elementare Ratur ebenfalls feftgeStellt iSt. Ter letztere Punkt iSt infofern Von Wichtigkeit^ als er in einer eigentümlichen Verbindung ein neues Element mit Sicherheit Vermuten laffen kann^ felbft Wenn noch keine Methode erfunden ift^ daSfelbe in ifoliertem ^uftande darzufteUen. Würde in eiuem Mineral eine neue Substanz entdeckt^ die Sich mit Kiefelfäure zu eigentümlich gearteten Verbindungen zufammeufetzt^ und die^ für fich dar^ fteHbar^ in allen hauptfächlichen Eigenschaften fich als zu der Familie der Erden gehörig erWeift^ So würde man ein Recht haben^ Sie dieSer Familie einzuorduen^ auch wenn Sie Sich mit keiner der bekannten Erden identifizieren läßt^ Sie würde eben als eine neu entdeckte Erde zu gelten haben. Da man die Erden aber als Verbindungen besonderer Metalle mit SauerStoSf kennte So Würde man ebenfalls in jenem neuen Körper den SauerStoffgehalt als konstatiert anSehen dürfeu und fomit folgerichtig^ auch ohne daß bis dahin die Reindarftellung gelungen Wäre^ zur Entdeckung eines neuen Elements^ eines fogenannten ErdmetaHS^ wie Beryllium^ Aluminium u. f. w.^ gelangen. ^ie E l e m e n t e o^er ^euli^chen ^ r u n d ^ t o ^ Wir kennen bis jetzt etwa ^ einfache^ nicht Weiter zerlegbare Körper^ fogenannte Elemente^ auS denen fich Subftanzen Von andrer ftofflicher BeSchaSfenheit nicht mehr abfcheiden laffen. (^enau lä^t Sich die ^ahl uicht angeben^ da mehrere neue^ durch die Spektralanalyfe aufgefundene StoSfe Wegen der geringen Menge ^ in welcher fie angetroffen werden ^ noch nicht genauer unterfucht Werden konnten^ Z. B. daS Holmium^ Deeipium^ Thuliuum^ Jdunium. Mau fteUt die Elemente nach gemeinSamen physikalischen und chemischen Eigenschaften in geWiSSe Gruppeu und gibt jedem Elemente ein beSondereS ^eichen^ gewöhnlich nach deu Anfangsbuchstaben feineS lateinifchen^ beziehentlich griechifchen RamenS. Unter den nichtmetallifchen Elementen^ fogenannten M e t a l l o i d e n ^ teils gafigen^ teils feften Körpern^ Welche nur Schlechte Leiter der Wärme und Elektrizität Sind^ mögen in erSter Linie genannt fein der ^aSferStoff (Hydrogenium)^ Welcher als leichtstes Element für die BeStimmuug deS Atomgewichts der übrigen Elemente als Einheit angenommen wird^ ferner der SauerStoff ^ygenium)^ der Stickftoff (Ritrogenium)

10 Einleitung. und der KohlenftofS (Earboninm^. Außerdem gehören zu diefer Gruppe noch daS Ehlor^ Fluor^ Vrom^ Schwefe^ Selen^ Tellur^ PhoSpho^ Arfen^ Antimon^ KohlenftoSf^ Vor^ Silieium. Die m e t a l l i s c h e n Elemente Sind in gewöhnlicher Temperatur (mit Aufnahme deS QueckfilberS) feft uud zeichnen fich außer durch die bekannten metallischen Eigenschaften deS GlanzeS u. f. w. durch ein in der Regel bedeutendes Leitungsvermögen für Wärme und Elektrizität aus. ^ i r teilen Sie in leichte und Schwere Metalle; die elfteren haben ein Spezifisches Gewicht unter 5 und umfaffen die metallischen Elemente der Alkalien und Erden ^ kommen in der Ratur nicht gediegen Vor und haben zu Sanerftoff eine ungemeine Verwandtfchaft^ welche ihre ReindarfteUung auch fehr erfchwert. D i e letzteren find leichter reduzierbar und find infolgedeffen und weil ihre Veftandigkeit mancherlei VerWendnng ge* Statte^ bekannter. — | n der nachfolgenden Uberficht finden Sich Samtliche Elemente nach der alphabetischen RechenSolge ihrer Namen zufammengeStellt; zugleich mit ihren chemischen Zeichen und Atomgewichten: Übersicht der ck^mifchen Grundstoffe. ^i^t

Kadmium . . Cd 11^ Seandium . . Aluminium . . Schwefel . . . 8 Kalium . . . ^ Antimon . . . Selen . . . . Kobalt . . . Co Arfen . . . . W8 Silber . . . Varium . . . KohlenStoSS . . C^ Silieium . . . Kupfer . . . Cu Ver^Hium . . Stickstoff . . . Vlei . . . . Lanthan . . . L^ Strontium . . 8r Vor . . . . B 11 ^ichium . . . Li Dantal . . . ^Ragnefium . . ^ Vrom . . . . Br^ Tellur . . . 40 Mangan . . ^ . Ealeium . . . Thallium . . ^04 ^ol^bdän . . Eafium . . . Thorium . . . 140 Ratrium . . Eerium . . . Titan . . . . 48 Nickel . . . Ehlor . . . Uran . . . . ^o Riobium . . Ehrom . . . . Vanadin . . . 14^ ^Smium . . Didhm . . . . Palladium . . ^d 10^ Wafferftoff . . Eifen . . . . WiSmut . . . phosphor . . Erbium . . . Wolfram . . . ^84 Platin . . . Fluor . . . . ytterbium . . ^ueckfilber . . Gallium . . . 104 ^ttrium . . . Rhodium . . Gold . . . . Zink . . . . Rubidium . . Jndium . . . I n Zinn . . . . n8 iridium . . . Ruthenium . . ^o Zirkonium . . Sauerstoff . . Jod . . . . I ^b nun alle dieSe Stoffe wirtlich einfache Elemente find oder nichts diese Frage ift mit unbedingter Sicherheit noch nicht zu entscheiden; man nimmt eS an^ solange die WiSfen* Schaft noch kein Mittel bietet^ daS Gegenteil zu beWeifen. Mitunter kommt freilich der Fall Vor^ daß ein Solches Element Sich doch als ein zufammengefetzter Körper Verrät^ und mancherlei derartige Erfahrungen laffen die AuSficht auf die Möglichkeit zu^ daß die ^ a h l der chemifchen Grundbeftandteile noch Einfchrankungeu erfahren könnte. So foHte z. B . daS Jargoninm ein neues Element fein^ welches Sorby entdeckt und in gewiffen ^irkonen (Edelfteinen) nachgewiefen haben wollte. ES unterfchied fich Von dem Zirkonium durch ein fcharf ge* ZeichneteS Spektrum Von 14 fchwarzen Linien. Vald aber machte der Entdecker feinen Irrtum bekannt^ ein kombiniertes Spektrum der Uran- und ZirkonIinien für ein einheit* licheS elementares Spektrum gehalten zu haben ^ und daS Vermeintliche neue Metall wnrde wieder auS der Reihe der Elemente geftrichen. Wie dem Jargonium^ fo ift eS fchon einer großen Zahl angeblicher Elemente ergangen^ die früher oder fpäter nach ihrer Vermeintlichen Entdeckung Vom Schauplatze wieder abtreten mußten.^ Zu den zur ^ e i t zweifelhaften Ele* menten gehören außer den fchon oben genannten Stoffen Deeipium^ Holmium u. f. W. auch Mofandrium^ Norwegium^ Philippium^ Terbium u. a. mehr. ^ a S man früher für Titan hielte war^ wie Wöhler nachwies^ kein Element^ fondern eine StickftoffVerbindung unfreS jetzigen Elements Titan. Wir Werden alfo die Zahl der chemischen Elemente^ wie fchon bemerkt Worden^ nicht als eine fefte anfehen dürfen^ sie ändert fich Vielmehr mit dem Stande nnfrer Wiffenfchaft.

^ a r r a g e n d e ^henu^er ^er ^ieu^eit.

über die Na^ur der ^aterie^

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^lber ^ir ^ a t n r ^ r D i e Erfahrungen Welche darüber Vorliegen wie die einSachen Grnndftoffe miteinander mebr oder minder zufanimengefetzte chemifche Verbin* düngen eingehen ^ haben unS zu einer bestimmten Vorstellung über die Natur oder — wie man wohl auch fagt ^ Struktur der Materie gelangen laSSeu. Bisher iSt freilich diefe fchon seit alter ^eit Von Philofophen wie Vou Raturforfchem eifrig erörterte Frage noch nicht über den Bereich einer ^ h ^ e f e hinausgekommen Welche jedoch Vorlaufig ausreicht^ um die zur Zeit bekannten phyfikalifchen und chemifchen Veränderungen eineS RaturlörperS Zu erklaren. Mau uimmt nämlich a n daß jeder Naturkörper schließlich ein Konglomerat kleinfter^ phyfikalifch uicht mehr teilbarer MafSenteilchen ift^ die man gewöhnlich Molekeln oder Moleküle nennt ^ abgeleitet Von ^olecula^ dem DiminntiVmn Von n^oles ^ Maffe. Die Teilbarkeit der Materie ift alfo nicht unbegrenzt zu denken Sondern fie führt bis zu kleinften Grenzteilchen ^ die Wir foeben als Moleküle bezeichneten. Z u r Erklärung einer Reche phyfikalifcher Erfcheinungen ^befonderS der Verschiedenen Aggregatzuftande (feft — SlüfSig - luStSörmig) und deren Überführung ineinander durch fteigeude oder Sinkende Temperatur (Schmelzen - VerdampSen - Kondemnation Von Gafen — ErStarren oder Gefrieren) macht man die weitere Annahme^ daß die Moleküle nicht nnmittelbar aneinander hangen^ Sondern kleine Zwifchenraume zwischen Sich laSSen. Man fagt^ die Materie Sei porös. Erwärmung Vergrößert die Zwischenräume zwischen den Molekülen Abkühlung Verkleinert fie. Denken wir unS^ wir befaßen ein MikroSkop ^ welches die Struktur der Materie erkennen ließe^ und betrachteten damit ein Staubchen EiS^ S^ würden wir etwa daS in Fig^ 16 angedeutete Bild Vor unS haben^ nämlich ein Konglomerat Von EiSmolekülen welche räumlich Voneinander getrennt find. Führen wir nun Warme z n fo fchmilzt daS EiSStaubchen Zu einem Waffertröpfchen an defSen mikrofkopifchem Bilde (f. Fig. 17) wir bemerken daf^ die Waffermoleküle fich Weiter voneinander getrennt haben. Erwärmen wir daS Waffer* tröpfchen Weiter^ fo Verwandelt eS fich in Wafferdampf^ wobei die ^wifchenranme zwischen den einzelnen Waffermoleknlen Sich wieder bedentend Vergrößern (f. Fig. 18). Bei der Ab* kÜhlnng nähern fich die Moleküle wieder; der WafferdampS Verdichtet Sich zu einem WafSertröpfchen s welches endlich zu einem EiSstaubchen erftarrt. Könnten wir diefen Vorgang mikroSkopiSch VerSolgen So Würden wir nacheinander drei Verschiedene Vilder ^Fig^ bis 16) gewinnen Welche in außerordentlicher mikroSkopiScher Vergrößernng etwa folgende^ AnSSehen bieten.

Run ift aber bekanntlich daS WafSen eineS der alten Aristotelischen Elemente^ vom chemischen Standpunkte auS langft kein Element nuchr^ Sondern als eine Verbindung von Wafferstoff und SauerStoff erkannt. DieSe beiden chemischen Bestandteile muffen mithin auch fchon in jedem einzelnen WaffermoleküI enthalten Sein; mit andern Worten^ die nach nnSem obigen Darlegungen phySikalifch nicht mehr teilbaren Moleküle Sind chemisch noch weiter zerlegbar ^ und dieSe nur durch chemische Zerlegung Sich ergebenden Bestandteile der Moleküle nennt man Atome. Unter solchem GefichtSpunkte unterfcheiden fich Elemente und chemifche Verbindungen derart Voneinander ^ daß erftere auS Molekülen mit gleichartigen Atomen letztere auS Molekülen mit ungleichartigen Atomen beftehen.

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Einleitung. RachSiehende kleine Skizzen Sollen dieSe Verhältnisse Weiter Veranschaulichen: ^ Stellt ein Molekül SchWefeleiSen^ eine chemische Verbindung Von Schwefel und Eifen^ Vor; b und c Sellen je ein Molekül der Elemente Schwefel und Eifen bedeuten; in jedem diefer Male^ küle Sieht man die betreffenden Atome.

Wollen wir die modernen Vegriffe ^Atom^ und ^Molekül^ wiSSenSchaStlich beftimmen^ fo fagen wir: A t o m e Siud die kleinsten^ Weder phyfilalifch noch chemifch weiter teilbaren Mengen der einSachen Stoffe ^ Welche in einem Molekül enthalten find^ beziehentlich in ein Solches eintreten können. Unter einem M o l e k ü l dagegen Verstehen wir daS kleinste phyfi* kalisch nicht mehr^ eventuell aber chemifch noch weiter teilbare Maffenteilchen^ welches im Gegensatz zu den Atomen ^ im freien ^nftande e^iftiereu kann. Während Sich alle phyfilalifchen Vorgänge nur an den Molekülen der Ratnrkörper Vollziehen e find bei chemifchen Erscheinungen die Atome beteiligt. Vereinigen fich z^ V. Eifen und Schwefel chemifch miteinander ^ fo heißt daS nichts andres alS: die Eifenmoleküle (c) uud die Schwefelmoleküle (b) hören als solche auf zu e^iftiereu und ihre Atome Vereinigen fich miteinander zu neuen Molekülen (a) deS SchwefeleifenS. Verfällt dagegen eine chemifche Verbindnng in ihre Elemente ^ fo ift daS gleichbedeutend mit der Umwandluug der Mole* küle mit ungleichartigen Atomen in folche mit gleichartigen Atomen (b uud c). Die Ur* fache^ weShalb fich zwei oder mehrere Elemente miteiuander chemisch Verbinde^ nennt man chemifche Verwandtschaft oder Affinität; diefelbe Vereint alfo die Atome Vermiedener Ele* mente zu Molekülen ^ die chrerfeitS wieder durch eine andre ^ eine phyfikalifche Kraft ^ die Kohäfion^ zufammengehalteu werden uud in ihrer Gefamcheit einen Körper darftellen. ^ur VerauSch aulichung möge ein Beispiel dienen ^ für welches w i r daS Schießpulver wählen. Räch den über die chemifchen Verbindungen gegebenen Andeutungen könnte man leicht Vermuten^ daß jenes Pulver ebenfalls eine chemifche Verbindung Sei^ Weil man in feiner fchwarzen MaSfe deren urfprüngliche Bestandteile^ den gelben SchWeSel und den Weißen Salpeter ^ nicht mehr zu erkennen Vermag. ES genügt aber ein Körucheu^ Welches auf die ^unge gebracht wird^ um den falzigen GeSchmack deS SalpeterS zu empfinden; auch kann man dnrch Ausweichen deS PnlVerS im WaSfer fofort deU Salpeter löfeu und die andern beiden Gemengteile wieder durch Schlämmeu Voneinander trennen. DaS Schieß* pulVer ift alfo keine chemifche Verbinduug^ weil Seme Gemengteile nicht durch die AffinitätS* kraft^ fouderu UUr auf mechauifcheni Wege durch die AdhäfionStraft locker zusammengehalten werden. Erft wenn daS Schießpulver eutzündet wird^ entftehen zahlreiche gasförmige Ver* bindungen chemifcher Art. Auch wird dann die bereits fertig darin enthaltene chemifche Verbindnng^ der Salpeter^ zerfetzt und ihre Elemente gehen neue Verbindungen ein. Ein fehr charakteriftifcheS Merkmal für den Vorgang einer chemifchen Verbindung ift die Wärmeentwickelung^ fo daß man fagen kann^ eS Werde überall^ wo zwei Körper Zufammeukommeu und wo fich Wärme entwickelt (frei wird)^ auch eine chemifche Verbindnng gebildet. Jedermann weiß^ daß beim Aufgießen Von Waffer auf gebrannten Kalk fich die Mifchung außerordentlich erwärmt; wir können hieraus deu Schluß ziehen^ daß Kalk und Waffer fich chemifch Verbunden haben. J n der That ift hierdurch Kalkhydrat^ nenerdingS Ealeiumlchdro^yd genannt^ entftanden. Wird dagegen Thon^ Sei eS natürlicher ^ fei eS gebrannte^ mit WaSSer übergoffen^ So tritt keine ErWärmnUg ein; eS liegt alfo in diefem Falle nur eine mechanifche Menguug^ nicht aber einechemifcheVerbindung Vor. Die Wärme aber^ Welche bei der chemifchen Vereinigung der Körper frei wird^ die VerbindnngS* wärme^ ift für jeden Stoff eine ganz beftimmte^ fich unter allen Umftänden gleichbleibende. Sie läßt Sich auS experimentellem Wege auSmitteln uud durch Sogenannte Kalorien auS* drücken^ und dieS gilt nicht nnr Sür die Vereinigung Von Elementen ^ Sondern auch Sür die FäHe^ daß bereits Sertige chemifche Verbindungen Von uenem fich mit andern Verbindungen Vereinigen. Jn betreff einer fehr großen Anzahl Von Verbindnngen fowie hinfichtlich der meiften Elemente ift nun die ^ahlengröße f ü r die VerbindnngSwärme bereits ermittelt

über die Na^ur der ^aterie^ ^7 worden^ insbesondere hat Sich in den letzten | a h r e n V e r z o l l e t große Verdienste nm den AnSban diefeS Teiles der chemischen WiSSenSchast erworben. Vei der oben besprochenen chemischen Verwandtschaft^ nach deren Gefetzen fich die Körper miteinander Vereinigen^ darf man indeSfen nicht glauben^ daß gerade diejenigen Ele* mente^ Welche Sich hinfichtüch chreS chemischen EharakterS nnd durch ihre fonftigen Eigen* Schäften nahe Stehen ^ die größte Anziehungskraft zu einander zeigen. | m Kegenteil haben Vielmehr Solche Elemente^ welche die größten Gegenfatze hiufichtlich ihres chemifchen Ver* haltenS z^gen^ gewöhnlich die stärkfte Neigung^ Sich miteinander zu Verbinden. Berückfichtigt man diefeS Verhalten^ So ift eigentlich der Name Verwandtschaft nicht gut gewählt. Ebenfo^ wie man annimmt^ daß weder die Moleküle noch die Atome in einem Körper Sich gegenseitig berühren^ ift man auch genötigt^ anzunehmen^ daß beim Znfammentreten zweier Elemente zu einer chemischen Verbindung kein Znfammenfließen oder keine gegen* Seitige Durchdringung ftattfindet^ fondern n u r eine derartige Rebeneinandergrnppiernng der Atome^ daß noch Zwischenräume Vorhanden find. Rur anf diefe Weife lafSen fich die Viel* feitigen phyfikaliSchen uud chemifchen Vorgänge ungezwungen erklären. I n der auf Seite ^ gegebeneu Aufzahlung der Elemente find die Atomgewichte mit angeführt^ auf deren Bedeutung wir jetzt naher eingehen wollen. E S kommt nämlich neben den schon besprochenen Merkmalen für den Vorgang und die Bildung einer chemifchen Verbindung als durchaus wefentlich auch daS M e n g e n v e r h ä l t n i s ^ in welchem die Elemente fich miteinander Vereinigen^ in Betracht. WiH man z^ V. eine Verbindung auS z^ei Ele* menten herfteUen^ fo ift eS keineswegs gleichgültig^ wieviel man hierzu Von jedem Elemente Verwendet; eS beftehen vielmehr hierfür beftimmte Gefetze^ nach Welchen die Mengenverhält* niffe^ in denen die Elemente sich Vereinigen^ ewig gleichbleibende find. DaSSelbe gilt Sür diejenigen znfammengefetzteren chemischen Verbindungen^ welche durch Vereinigung der ein* Sacheren gebildet werden. Die Frage aber^ wieviel man Von zwei oder mehreren StoSSen zu nehmen habe^ um einechemischeVerbindung derfelben zu erhalten^ läßt fich in doppelter Weife ftellen^ nämlich einmal: Wieviel dem Räume nach (VolumenVerhältniS^ fodann: Wieviel dem Gewichte nach (Gewichtsverhältnis). Wahrend fich nun daS KewichtSVerhaltniS bei allen Körpern ficher feftStellen laßt^ iSt dieS in Rückficht deS RaumVerhältniffeS durch den direkten Verfuch nicht bei allen Körpern möglich. ES lafSen fich nämlich nicht ungleiche Aggregat^uftande der Elemente miteinander Vergleichen. S o darf man beifpielSweife nicht feftftellen^ wie daS VerbindungSVerhältniS zwifchen feStem Schwefel und gasförmigem SauerftoSf dem Räume nach ift^ Sondern nur^ wie fich daSfelbe zwifchen dampfförmigem Schwefel und gasförmigem SauerftoSf bei gleicher Temperatur und gleichem Druck gestaltet. E S geht hieraus hervor^ daß bei Ermittelung deS BolumenVerhältniffeS nur der gasförmige ^uftand der Körper in Betracht kommen kann ^ da nur diefer eine genaue Meffung deS Volumens unter gleicher Temperatur und bei gleichen Druckverhältniffen geftattet. Hiernach kann die direkte Ve* Stimmung deS VolumenVerhältniffeS nur bei folchen Körpern ftattfinden^ die fich in Gafe umwandeln laffen. Doch ift eS bei einigen auch möglich^ auf indirektem Wege zum Ziele ZU gelangen^ nämlich bei folchen feften Elementen^ Welche mit gasförmigen flüchtige Ver* bindungen eingehen können^ deren Volumen fich alfo meffen und deren fp^ezififcheS Gewicht fich beftimmen laßt. AIS Beifpiel diene der Kohlenftoff^ den man noch nicht in gasförmigem Znftande herSteUen konnte^ während dieS bei Seinen Verbindungen mit Sauerftoff^ bei der Kohlenfäure und dem Kohleno^dgaS möglich ift. Da nun die fpezififchen Gewichte diefer letzteren Verbindungen fowie daS deS SauerftoffS bekannt find^ fo läßt Sich auch hieraus berechnen ^ wieviel Ranmteile KohlenStoffdamps in einem gewiffen Volumen gasförmiger Kohlenfäure enthalten find. Bei Ermittelung der BolumenVerhaltniffe hat fich eine auSSallende Einfachheit der Zahlenwerte herauSgefteHt^ und zwar in einer Weife^ wie fie bei den GewichtSVerhaltniffen^ die Viel größere Mannigfaltigkeit zeigen^ nicht Vorkommt. Anßer dem Volumen* und Gewichtsverhältnis kommt noch daS AtomVerhältniS oder die A t o m z a h l in Betracht^ welches ergibt^ wieviel Atome der Elemente bei ihrer Vereini* gnng in gegenfeitige ^echfelwirkung treten. DaS Gleiche gilt hinfichtlich der Moleküle. ES läßt fich diefeS Verhältnis nur anS G r u u d einer ^ypothefe ermitteln^ an d^ren R i c h t e t

40 ^inleitun^. aber kaum noch zu Zweifeln ift. Räch einem Von Avogadro aufgestellten Gefe^ foHen nämlich gleiche R a u m t e i l e g a s f ö r m i g e r Körper bei gleichem Druck und gleicher Temperatur e i n e gleiche Anzahl Von Molekülen e n t h a l t e n . DaS offenbar gleiche Verhalten der Verfchiedenften Gafe gegen Druck und ihre gleiche Ausdehnbarkeit dnrch die Warme ^ foWie ihre gleiche Wärmekapazität für gleiche Ranmteile find Tchatfachen Welche für die Richtigkeit jenes ^efetzeS fprechen. ES geht auS demfelben zugleich hervor^ daß nicht nnr die Moleküle ZUfammengefetzter Körper^ fondern auch die Moleküle der einfachen Elemente auS mehreren mindeftenS auS zwei Atomen beftehen und daß ferner Atome im freien ^nftande n u r in dem Augenblick e^iftieren in Welchem Sie in gegenfeitige Wechfel* Wirkung treten alSo im Sogenannten ^status n a s c e n t oder ^in statu nascenäi^ Sonft befinden fich nnVerbundene Elemente nur im molekularen Zuftande^ d. h. ihre gleichartigen Atome haben Sich bereits zu einer engeren Gruppe Vereinigt uud So ihre Affinitäten (Ver* Wandtfchaften) fchon teilWeife gefättigt. Auf die ungezwungenste WeiSe wird durch diefe Annahme erklärt^ wie die Wirkung der Elemente in dem Augenblicke ihrer AuSfcheidung auS einer Verbindung eine Viel energifchere ift als im freien ^uftande. Freier Waffer* ftoff Wirkt z^ B . nur fehr trage auf die meiften Verbindungen ein und Metalloide werden durch ihn nur in der Glühhitze reduziert. Jm ^ t u s nasccns dagegen z^ V. in dem Augenblicke^ wo er auS einer Verdünnten Saure mittels eines Metalls in ^recheit gefegt Wird^ iSt er ein Sehr energisches Reduktionsmittel; er zerSetzt dann die mannig* SaltigSten Verbindungen Schon bei gewöhnlicher Temperatur. Die Atome haben alfo in dem Augenblicke^ in welchem fie in Freiheit geSetzt Werden ihre ganze ungeSchwächte Affinitat nnd können fich daher leicht mit andern Atomen zu Molekülen Vereinigen. Sollen aber die Atomgrnppen eines freien Elements ihre Tätigkeit entwickeln fo muß erft die Kraft über* wnnden werden dnrch Welche daS einzelne Atom mit den übrigen Atomen im Molekül deS ^Elements zufammengehalten wird. Manche Elemente können ferner in zwei oder mehreren Vermiedenen ^uftandSformen (allotropifchen Modifikationen) erfcheinen in Welchen fie bei fonft ganz gleicher materieller Vefchaffenheit doch ganz Verschiedene Eigenfchaften befitzen. Beifpiele find der Sanerftoff a l s Qz^n^ die Ko^le als Graphit und Diamant^ der amorphe und gewöhnliche Phosphor u. f. w. Durch die Annahme einer Vermiedenen Anzahl Von Atomen im Molekül diefer Elemente laßt fich diefe auffallende Eigentümlichkeit ebenfalls fehr leicht erklären. Anch ift der Veweis^ daß diefe Annahme richtig fei^ fchon in mehreren FäHen geliefert^ Z. V. für die beiden allotropifchen Modifikationen deS SauerftoffS^ wonach gewöhnlicher Sauerftoff auS zwei^ Ozon dagegen ans drei Atomen befteht. An einem Beifpiel mag nun erläutert werden wie man unter Zugrundelegung deS GefetzeS Von AVogadro durch einfache Schlußziehung darauf kommen muß^ daß die Moleküle der Elemente Wafferftoff und Ehlor aus je zwei Atomen beftehen müSSen. Durch genaue Verfuche ift nachgeWiefen Worden^ daß fich Wafferftoff und Ehlor zu genan gleichen Raum* teilen miteinander Vereinigen nnd daß hierbei keine Verdichtung beider Gafe ftattfmdet^ fondern daß der entftandene EhlorWafserftoff zwei Raumteile einnimmt ^ natürlich gleichen Drnck und gleiche Temperatur VorauSgeSetzt. Hiernach Verbinden Sich 1 l WafferftoffgaS und 1 1 EhlorgaS zu 2 l EhlorWafferftoffgaS. Nimmt man nun kurz gefagt a n daß 1000 Mo* leküle (in Wirklichkeit find eS natürlich erftaunlich Viel mehr) in dieSem 1 l Wafferftoff vorhanden feien So müßten nach obigem Gesetze in dem 1 l EhlorgaS ebenfalls 1000 Mo* leküle Ehlor fich befinden. Vei der Vereinigung entftehen alfo ^ 1 EhlorWafferftoffgaS^ in Welchen die 1000 Moleküle Wafferftoff und die 1000 Moleküle Eblor ebenfalls enthalten fein müffen demnach zufammen ^000 Moleküle in 2 1. ES mÜffen daher in 1 l Ehlor* Wafferftoff 1000 Moleküle fein und da jedes Molekül diefeS GaSeS auS Wafferftoff und Ehlor besteht^ fo muffen in einem folchen Molekül WenigftenS 1 Atom Wasserstoff und 1 Atom Ehlor Vorhanden fein alfo in 1 0 0 ^ Molekülen 2000 Atome. Nach AVogadroS Gefetz find nnn in gleichen Raumteilen alfo auch in je 1 ^ eine gleiche Anzahl Moleküle; Wenn alfo in 1 l EhlorWafferftoff 1000 Moleküle deS lederen w ä r e n die je anS 2 Atomen beftehen fo müffen in 1 1 Wasserftoff ebenfalls 1000 Moleküle oder 2600 Atome Vor* handen fein; dasselbe gilt natürlich auch Vom Ehlor. Die Moleküle diefer Elemente beftehen alfo auS je 2 Atomen.

über die Na^ur der^aterie^^7 Durch genaue VerfUche hat mau nun gefunden^ daß 1 1 EhlorgaS bei gleicher Tem* peratUr und gleichem Drude ^ w a l mehr wiegt als 1 1 Wafferstoff; die Zahl ^ drückt demuach daS GeWichtSVerhältniS au^ iu welchem Sich Ehlor mit WaSSerStoSf Verbiudet. Mit auderu Worten: Wenn eiue beftimmte Anzahl Von Wafferftoffatomen ^ 1 wiegt ^ fo wiegt die gleiche Auzahl Von Ehloratomeu | e d e S Ehloratom ift demnach 8 ^ m a l fchwerer als ein WafferStoSfatom. Hiernach drückt die Zahl nicht nur daS VerbiudungSgewicht (Äquivalent) deS EhlorS^ fondern auch fein Atomgewicht auS. Durch diefe Betrachtuug find wir nnnmehr zur F^ftSieHnug deS Begriffs der Atom* gewichte gelangt^ welche für die einzelnen Elemente durch fehr genaue Unterfuchungeu der Gewichts* uud RaumVerhältniffe^ in denen Sie Sich vereinigen^ auSgemittelt wurden uud iu der Tabelle auf Seite mit angeführt find. Da die Moleküle auS Atomen beftehen^ fo hat man unter dem Ausdruck Molekular* gewicht die S u m m e der Gewichte zu Verstehen^ welche auf die einzelnen iu der Verbin* dung enthaltenen Atome entfallen. Dividiert man daS Molekulargewicht durch daS fpe^ififche Gewicht^ fo erhält mau daS M o l e k u l a r V o l u m e n ; daSfelbe beträgt bei allen gasförmigen Körperu ^ 2 8 ^ wenn mau die Luft als Einheit für die fpezififchen Gewichte uimmt^ da* gegen ^ ^ fobald man den Wafferftoff als Einheit fetzt. Der beSSeren Übersicht Wegen foHen nun die ermittelten VerhältnifSe bei obigem Vei* fpiel^ dem EhlorwaSSerStoff^ nebeneinander geSteUt Werden: WafferStoff : ^lor (C^ RanmVerhaltniS . . 1 Volumen ^ : 1 Volumen C1 geben ^ Volumen ^Cl^ oder: ^ ^ ^ : ^ ^ „ ^ 4 ^ ^ ^ewichtSVerhaltniS . 1 Gewichtsteil ^ : ^ Gewichtsteile C1 geben ^ Gewichtsteile AtomVerhaltniS . . 1 Atom ^ + ^ Atom C^l geben 1 Molekül Aber nicht alle gasförmigen Elemente Verbinden fich mit WaSSerStoSf in dem Raum^ Verhältnis von 1 : 1 ^ wie eS beim Ehlor^ Brom^ | o d uud Fluor der FaH ift^ SauerftoSf^ Schwefeldampf^ Seleudampf Verbinden fich Vielmehr mit WafferftoSf in dem RaumVechältuiS Von 1 : ^ So daß auf ^ Raumteile WafSerftoSf 1 Raumteil SauerStoSS kommt. StickftoSf Verbindet Sich mit WaSSerftoff in dem RaumVerhältniS Von 1 : 8. D i e gasförmigen Produkte diefer Verewigungen nehmen aber nur ^ Raumteile ein fo daß z^ B . bei der Vereinigung Von ^ Volumen WafSerstoff mit 1 Volumen SauerStoff zu WafSerdampS eiue Verdichtung Vou 8 Volumen auf 2 Volumen bei der Vereiniguug Vou 8 Volumen Stickftoff mit 1 Vo* lumeu WaSSerStoff zu Ammoniak eine Verdichtung Von ^ Volumen auS 2 Volumen Stattfindet. Veim WaSSer gestalten fich die VerbindungSverhaltniffe folgendermaßen: Wafferftoff ^ : ^anerftoff RanmVerhaltniS . . ^ Volumen ^ : 1 Volumen ^ geben ^ Volumen ^afferdampf. ^ewichtsoerhältnis . ^ ^ewichtsteile ^ : Gewichtsteile ^ geben 18 Teile WafSer^ AtomVerhaltniS . . ^ Atome ^ : 1 Atom ^ geben ein Molekül Waffer. DaS GeWichtSVerhältniS^ in Welchem Wafferftoff nnd SauerStoSf im Waffer enthalten find^ iSt alfo 2 : 1 6 ^ oder in kleineren Zahlen 1 : 8 . Während 1 8 daS Molekulargewicht deS WafferS und 16 daS Atomgewicht deS SauerftoffS ift^ drückt die Zahl 8 daS einfachste Verhältnis auS^ in welchem 0 fich mit I I zu Waffer Verbindet. M a n nennt die Zahl 8 für Sauerftoff auch MifchuugSgeWicht oder Aguivalentengewicht^ eS ift alfo halb f^ groß als daS Atomgewicht^ Vei eiuer großen Zahl vou Elementen findet daSfelbe ftatt ^ chr ^lguiValentengewicht (der kleinfte Zahlenwert^ in Welchem Sie Sich mit andern Elementen Verbinden) ^ den Wafferftoff ^ ^gefetzt ^ iSt halb So groß als daS Atomgewicht^ während bei den übrigen Elementen daS AguiValentengeWicht und Atomgewicht gleichgroß find. Anf ein Vermutbares Gefetz iu der Größe der Atomgewichte bei den einzelnen Ele^ menten hat neuerdings Mendelejeff hingewiesen uud dauach die Elemente fyftematifch ge* ordnet. ES iSt ihm Sogar geluugen hieraus die E^iftenz neuer uoch nicht bekauuter Elemente^ mit mehr oder Weniger Glücke Voraus zn bestimmen dereu eiueS^ Von ihm Ekaalumiuium benannt^ in der That mit dem bald darauf entdedten Gallium So ziemlich übereiufümmt. Die iu der Tabelle auf Seite 86 angeführten Vnchftabenfymbole zur Vezeichuuug der Elemente erfüllen zugleich noch einen andern Zwecke denn der Buchstabe bedeutet auch die GeWichtSmenge^ nach welcher fich fein Element Verbindet^ nnd zwar daS Atomgewicht. be* dentet alfo nicht bloß Ehlor^ fondern auch ^ 5 ^ ; ^ nicht bloß SauerStoSf^ fondern auch 1 6 .

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Einleitung. Zur Bezeichnung einer chemifchen Verbindung Werden die Buchstaben der Elemente^ anS denen Sie besteh^ einfach nebeneinander geschrieben nnd die Z a h l der Atome oder richtiger daS AtomVerhältniS durch kleine Rahlen angezeigt^ z^ V. Wasser ^ Kohlen* Säure ^ ^ ^ Ammoniak ^ D a daS Atomgewicht deS KohlenstosfS ^ und daS deS SanerstosfS ^ ist^ So Sagt unS die Formel ^ daß in 4 4 KeWichtSteilen KohlenSaure 12 Gewichtsteile Ko^le uud (2 mal 16 KewichtSteile Sauerstoff ent* halten ^ind; ebenSo in 17 Teilen Ammoniak ( I I ^ ) ^ Teile Wasserstosf und 14 Teile Stickstoff Tie meiften Elemente laSSeu Sich in Verschiedenen Verhältnissen miteinander Ver* binden; die Zahlen^ welche dieSe Verhältnisse angeben^ Sind aber stets Mehrheiten der ein* Sachen Atomgewichte. Die chemischen Verbindnngen^ welche durch Vereinigung zweier oder mehrerer Elemente entstehen^ Sind nur in wenigen FäHen nicht weiter VereinignngSSähig; die weitaus größte Zahl derfelben gestattet neue und oft fehr zufammengefetzte Verbindungen. Und hierbei tritt wieder der F a l l ein^ daß diejenigen chemischen Verbindungen^ welche die größten Ver* Schiedenheiten ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften zeigen^ Sich mit einer weit größeren Energie als gleichartige Körper anziehen und Vereinigen. DieSer eigentümliche KegenSatz in dem Verhalten der chemischen Verbindungen wird mit baSiSch uud Sauer bezeichnet^ nnd eS laSSen Sich hiernach die Verbindnngen in zwei große Hauptgruppen^ VaSen und S ä u r e n ^ trennen^ denen Sich noch eine dritte Gruppe^ die der indifferenten Körper^ anreiht. ES ift nicht gut möglich^ eine genaue BegriffSerklärnng der W o r t e BaSiS nnd Säure auSzuStellen; man kann nur Sagen ^ daß eS Körper find^ Welche bei ihrem Zusammentreffen Verbindungen geben^ in denen die nrfprünglichen GegenSätze ganz oder zum Teil aufgehoben find^ je nach den Mengen^ die in die Verbindung eingetreten find. Die hierbei neu entstehenden Verbindungen werden S a l z e genannt^ und je nachdem in ihnen die VaSiS oder die Säure Vorwaltet^ pSlegt man bafifche und f a n r e Salze zu unterscheiden; diejenigen aber^ in denen BafiS und Säure fich gegenseitig Vollständig ge* Sättigt haben^ werden als NentralSal^e bezeichnet. Ein für alle Bafen einerseits und f ü r alle Säuren anderseits gültiges ErlennungS* Zeichen anßer ihrer VerbindnngSfähigkeit zu Salzen gibt eS nicht. N u r diejenigen Säuren^ welche im Waffer löslich find^ besitzen einen fanren Kefchmack^ ebenfo die in Waffer loS* lichen VaSen einen laugenartigen. Ferner Verändern die in Waffer löslichen Säuren Viele FarbStoffe^ die darin unlöslichen felbftVerStändlich nicht. So wird z^ B . der an nnd Sur Sich Violette und durch BaSen blau gesärbte LackmuSfarbftoff durch lösliche Sauren rot^ der durch loSliche Vafen braunrot gefärbte E n r e u m a f a r b f t o f f durch S ä u r e n gelb gefärbt. Durch Sättigen der Säureu mit Vafeu Wird die Reutralfarbe wieder hergestellt^ durch eiuen Überfchuß der Bafe^ wenn diefe löslich ist^ die für die Vafen charakteriftifche Farbe hervorgebracht. K o r a l l i n wird durch Bafen rot^ durch Säureu gelb. P h e n o l p h t a l e i n (grau^ wird durch Bafen Violettrot ^ durch S ä u r e n entfärbt; M e t h y l o r a n g e wird durch Alkalien gelb^ durch Säuren braunrot. Diefe FarbenVeranderungen find für die chemifche Praxis Von großer Wichtigkeit^ da fie unS ein Mittel an die ^aud geben ^ um zu erkennen^ ob beim Zusammenbringen Von Vafen und Sauren die gewünfchte Sättigung oder Rentralifation eingetreten iSt. Hierbei darf allerdings nicht Verfchwiegen werden ^ daß z^ V. daS Rotwerden deS LackmnS dnrch lösliche Säuren nicht eine auSfchließliche Eigenschaft der letzteren ist; denn eS särben manche neutrale Metallsalze (z. V. EifenVitriol) ^ ja fogar Doppelfa^ wie Alaun^ daS blane LackmnS ebenfalls rot. Die Fähigkeit^ Bafeu zu bilden^ zeigen in befonderem Grade die fogenannten Metalle dem Sanerstoff gegenüber^ während die nichtmetallifchen Elemente VorzugSweife Säureu bilden; doch können auch viele Metalle bei der Vereinigung mit größereu Mengen Saner* stosf^ als ^ zur Vildung der Vafen notwendig ist^ Säuren bilden^ So z. B . Manganfänre (^uC^Übermangansäure ( ^ C ^ EhromSäure Wolsramsäure u. s. w. Sowohl die S ä u r e u als auch die Bafen find hiufichtlich ihrer VerbindnngSfähigkeit nicht Von gleicher Stärke. Man unterfcheidet daher Starke und fchwache Bafen nnd Säuren. Zu den Stärksten Basen gehören: Kali oder Kaliumo^yd Natron oder Ratrinmo^yd

über die Na^ur der

^aterie^

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( ^ a ^ Kalk oder Ealeiumoxyd B a r y t oder Varinmo^yd (^aC)^ Vleio^yd (I^bC) Phosphor^ u. S^ w. zu den stärksten Säuren: SchweSelSäure ( S C ^ SalpeterSäure Säure ( I ^ O ^ KieSelSäure letztere jedoch nur iu der Hitze^

^iufichtlich der Konstitution der Salze War man früher ganz allgemein der Anficht^ daß VafiS uud S ä u r e ^ weuu fie zu eiuem S a l z e zusammentreten^ in dieSem letzteren noch als Solche Vorhanden Sind^ daß alfo jedeS S a l z gewiSSermaßen auS zwei Teilen der VaSiS und Säure ^ befteh^ welche Auficht man die dualistische T h e o r i e nennt. Jetzt iSt in* deSSeu die sogenannte Uuitartheorie M o d e geworden nach welcher BaSen uud Säuren in den Salzen nicht mehr als folche vorhanden gedacht werden. Demnach Schreibt man auch die Formeln der Salze nicht mehr So wie Srüher. ES war z. B . die ältere dualiStiSche Formel deS kohlenSaureu KaltS: ^ ^ CC^ (BaSe und Sänre wurden durch eiu Komma getrennt^ die neuere Schreibweise iSt C a C ^ ; ja man nennt dieSen Körper ^ um nicht an die dualistische Theorie zu erinnern^ jetzt nicht mehr kohlenfauren Kalk^ fonderu kohlenfaureS Ealeium^ Welcher Sehr uupaffend gewählten BezeichnungSweife immer noch der Ausdruck Ealeiumkarbonat Vorzuzieheu wäre. ^ W a S hier Vou diefeu Kalkfalzen gefagt ift^ gilt auch Vou allen übrigen Salzeu. Räch der neueren AuSfaffung Vom Wefen der Säuren geht man Von dem TypuS deS WafferS ^ l ^ C oder I I ^ ^ ^ ^ auS; man denkt Sich die S ä u r e n gewiSSermaßen als Wasser^ defSen Wafferftoff zur Hälfte durch ein fauerStoSfhaltigeS Radikal^ öfters auch durch eiu Element erfetzt ift. Tie Säuren^ Wenn fie in Aktion treten^ enthalten alfo die Elemente deS WafferS und werden daher auch S ä u r e n h y d r a t e genannt^ Während die wafferfreien Säuren mit dem Namen S a u r e n a n h y d r i d e belegt werden. D a S Schwefelfäureanhydrid hat die Formel S C ^ daS SchWefelfäurehydrat (früher II^C gefchriebeu) hat jetzt die Formel ^ Ebenfo wie bei den Säuren kennt m a n auch bei deu SauerStoSfbafeu Verbinduugen derfelbenmit WaSSer; Sie Wurden früher O ^ y d h y d r a t e genannt^ z . B . Natriumo^ydhydrat. Jetzt belegt man Sie mit demRamen H y d r o ^ y d e ^ alfo beifpielSweife Natriunch^dro^yd. Räch dieSer modernen AnfchauuugSweiSe kanu man nuu die Salze betrachten entweder als AbleituugSprodukte der bafifchen Hydro^yde^ eutStanden durch ErSetzuug chreS Waffer* Stoffs durch Säureradikale^ oder als Ableitungsprodukte der Sauren^ in welchen der Waffer* Stoff ganz oder teilweife durch Metalle erfetzt ift.

J n chrer äußeren Erfcheinung find die Salze fehr Verfchieden. ES gibt Weiße oder farblofe^ gelbe ^ rote^ blaue und grüne. Eharakteriftifch ift für die meiften Salze ihr Ver^= mögen^ zu kriftaUiSieren^ und zwar in der Regel iu ganz bestimmten^ Sür jedeS Salz eigen* tÜmlichen Formen. Soweit die Salze löslich find^ zeigen Sie auch einen befonderen^ Von dem der Sauren und Vafen Vermiedenen Gefchmack. Ferner können Sehr Viele Salze Sich mit WaSfer zu ganz beftimmten triftallinifchen Verbinduugeu Vereinigen ^ iu denen mau die Gegenwart fo großer Mengen Von WaSfer gar nicht ahnt. Salze^ die zwei Vermiedene metallifche Elemente enthalten^ werden Doppelfalze genannt; eines der bekanntesten ift der Alaun^ nach älterer AnfchannngSweife befteheud auS eiuer Verbiudung Von fchWefelfaurem Kali und fchWefelfaurer Thonerde mit Waffer ^ uach neuerer ift WafSerftoSf iu der SchweSelSäure durch Kalium uud Aluminium erfetzt. VefonderS Zahlreich kommen folche zufammengefetzte Verbindungen fertig gebildet alS Mineralien in der Ratnr Vor^ Braunfpat^ Leueit ^ G r a n a t u. f. W. Mau bezeichnet Sie^ indem man die ^eichen der Sie zusammensetzenden Salze durch ein Verbindet und daS Ganze in eine Klammer einschließt^ oder dadurch^ da^ m a n die Bestandteile einfach nebeneinander Schreibt; Z. V. Alauu durch ^ 2 4 1 1 ^ oder ^ S C ^ . ^ ( S ^ ) ^ 2 4 1 1 ^ . Die Ehiffer 2 4 I I ^ C bedeutet^ daß der Alaun im kriftallifierten ^uftande 24 Moleküle So* genannten KriftaUmaSSerS enchält. J n diefen Doppelfalzen l^beu wir Gelegenheit^ ein höchft mtereSfanteS Verhalten mancher Elemente und ihrer Verbindungen zu beobachten. Wählen wir beifpielSweife den Alann^ den wir auf direktem Wege darfteUen können^ indem Wir in entfprechenden Mengen* Verhältnissen SchwefelfanreS Kali und fchWefeIfaure Thonerde^ zuSammen in Waffer aufgelöft^ miteinander Vermischen. Veim Verdunften Scheiden fich dann auS der gemeinschaftlichen Löfung fchöne oktaedrifche KriftaUe ab^ die Von den Knallen deS fchwefelfaureu Kali Sowohl

10 Einleitung. als Von denen der Schwefelfauren Thonerde ganz verschieden find; Sie besitzen auch einen eigentümlichen Gefchmack und geben Sich Schon hierdurch ^ abgeSehen Von ihren SonStigeu Eigenschaften^ als einen befonderen chemifch Selbständigen Körpen den wir eben Alaun nennen^ zu erkennen. Nehmen wir nun ein andermal auf die angenommene Menge fchwefel^ faureS Kali nicht daS VoHe Ouantum fchweSelSaure Thonerde^ Setzen aber daSür SchWeselfaureS Eifeno^d mit zur Löfung^ fo geht diefeS ohne Widerftreben in die Verbindnng^ die^ wir Alaun genannt h a b e n mit ein; wir erhalten KriStaHe Von derSelben Form^ nnr daß die* Selben nicht weiß^ Sondern Vielmehr^ je nach der Menge deS an Stelle der Thonerde gefetzten EifenfalzeSs mehr oder Weniger grün- gefärbt erfcheinen. Ja^ wir können die Thonerde ganz WeglafSen und Sie lediglich durch Eifeno^yd Vertreten laffen^ die KriftaUsorm deS Sich bilden* den E i s e n a l a n n S bleibt umgeändert. Und So Vermögen wir auch einen Alaun herzufteHen der auS fchwefelfanrem Kali nnd fchwefelSanrem Ehromo^d beSteht und in ganz überein* Stimmender Weise mit jenen andern kriftaUifiert. Thonerde ^ Eifeno^yd nnd Ehromo^yd können Sich alSo in chemifchen Verbindungen gegenfeitig erfetzen ohne daß die dnrch die allgemeine chemische Formel ausgedrückte Konstitution geändert würde. Anch die phyfika* lifchen Eigenschaften Solcher Verbindungen bleiben in Übereinstimmung^ wie Viele Mineralien beWeifen^ deren Physiognomie bei Sehr beträchtlich Verschiedener qualitativer Zufammenfe^ung dennoch dieSelbe bleibt. J n den Granaten z. V. kommen die obengenannten mineralischen Bafen Thonerde S Eifeno^ryd (mit Kiefelfäure Verbunden)^ in zu einander Sehr Wechselnden Mengenverhältnissen Vor^ nnd eS gibt sogar eine Varietät (UWarowit)^ welche SaSt gar keine Thonerde oder Eifeno^yd enthält^ Sondern in Welcher dieser platz durch Ehromo^d auS* gefüllt Worden ift. Eine bezeichnende EigenSchaSt derartiger ^ einander Vertretender Stoffe ift daS Vermögen in gleichen KriftaUformen zu kriftaHifieren und Sich gemeinschaftlich an der Bildung dieSer Formen in unbestimmten Verhaltniffen zu beteiligen. Man nennt dieSeS Vermögen JfomorphiSmnS (d. i. Gleichgeftaltnng). Die regulären Oktaeder deS AlaunS ^ 7 oder Werden durchaus nicht alteriert^ ob die fchwefelfaure Thonerde darin durch mehr Prozente fchwefelfanreS Eifeno^yd Vertreten ift. Eine andre Reihe Von ifomorphen Bafen fehen Wir in Kalkerde^ Tolterde^ Eifeno^ydul^ Mangano^ydul und Z i n k o ^ Wahrend die Schwefelfaure^ Ehromfaure^ Selenfäure und ManganfäUre einerfeitS^ die PhoSphorsänre und die Arfenfänre anderfeitS Gruppen Von ifomorphen Säuren darfteUen. Für die Beurteilung der chemifchen N a t u r zahlreicher Verbindungen iSt dieS Gefetz von der höchften Wichtigkeit^ denn da die ifomorphen Körper fehr zahlreich sind und seft be* Stimmte Gruppen untereinander bilden So laßt Sich in fehr vielen FäHen erft durch diefe Zufammenfaffung die chemifche Ratur oft Sehr kompliziert zusammengesetzter Körper^ na* mentlich der Mineralien in einfachen^ überfieytlichen Formeln ausdrücken. Rächft dem Sauerftoff befi^en daS Vermögen Bafen nnd S ä u r e n und demnach anch Salze zu bilden in hervorragendem Maße noch einige andre Grundftoffe^ inSbefondere der Schwefel und die ihm nahe ftehenden Elemente Selen nnd Tellur. M a n nennt die hieraus entgehenden Salze ^ im Gegenfa^e zu den Sauerftofffalzen (O^yfalzen) S u l f o f a ^ Selen= Salze und Tellurfalze. Auch Ehlor^ Brom^ | o d und Fluor bilden mit den metaHifchen Grundftoffen gewiSSe Verbindungen die den Salzen in Vielfacher Beziehung ahnlich find und ^alogenfalze genannt werden. Eine noch größere Mannigfaltigkeit der Verbindnngen als in der anorganifchen Ehemie treffen wir im Gebiete der organifchen Ehemie an. Ledere befchäftigt Sich in der ^aupt* Sache mit denjenigen chemifchen Verbindungen welche durch die LebenSchätigkeit in dem pflanzlichen und tierischen Organismus erzeugt werden. Trotz der geringen Zahl von Grundstoffen^ auS denen die LebeWefeu beftehen — Kohle^ Wafferftoff^ SauerftoSf^ Stickstoff und zuweilen auch Schwefel ^ können fich diefe Elemente doch in fo Verschiedenartigen Ver^ haltniffen Vereinigen daß Taufeude neuer Verbindungen entftehen. Denn nicht nur die Von den Pflanzen und Tieren unmittelbar erzeugten chemifchen Verbindungen gehören in daS Gebiet der organifchen Ehemie ^ fondern auch die noch Viel größere Anzahl der Zerfe^ungS^ Produkte jener Verbindungen dazu kommen noch ihre Vereinigungen mit andern Elementen der Verfchiedenften Art. Jst eS doch fogar gelnngen viele zu den organifchen Verbüß dnngen gehörigen Stoffe künftlich herzufteUen auS anorganifchen Elementen gewiffermaßen ftnfenweife aufzubauen und zwor einen auS dem andern^ ohne daß die LebenSchätigkeit deS

Apparate undMethoden.49 Organismus irgendwie iu Mitleideufchaft Zu zieheu nötig War. W i r erinnern nur au daS künftliche Alizarin den künftigen Jndigo^ den Harnstoff u. f. W. Wenn auch nicht für die Praxis wichtig^ fo doch cheoretifch höchSt intereSfaut ift eS^ daß fich daS Benzol^ die Grund* läge der Sogenannten aromatifchen Verbindungen auS Aeetylen durch Vereinigung dreier Moleküle derfelben bilden läßt; da man Serner im ftande ift^ Aeetylen direkt auS Kohle und WafferStoff zu erzeugen daß sich der größte Teil der aromatifchen Verbiudungen auS den Elementen aufbauen läßt. ^ ^ a r a t e und ^ket^oden. WaS n u n die verfchiedeuen Methoden der chemifchen Praxis anlangt^ welche augewendet Werden entweder um die ZufammenSetzung eineS Vor^* liegenden Körpers^ feiue einzelnen Bestandteile uud ihre MeugeuverhältniSSe keuueu zu lernen oder um zusammengesetztere Verbindungen auS eiufacheren eiufachere auS zufammengefetzteren darzuftellen ^ So Sind dieSelben So Verschiedenartiger Ratur uud richten Sich in ^ ^ ^ jedem einzelnen Falle fo nach den taufenderlei begleitenden UmStänden daß eS SaSt nnmöglich iSt^ Sie im allgemeinen zu Schildern. Ein Vegrisf ift eS zunächst^ der ^ Von der theoretischen Ehemie bei der Vetrachtuug ihrer Stoffe felbftVerftäudlich Vorausgesetzt ^ die praktischen Ar* beiteu bestimmend leitet: chemisch r e i n l DieSer Zauberspruch ist daS erfte Gebot im Katechismus deS Ebemiker^^ welcher jedeu Körper uur im ZuStaude abSoluter Reinheit betrachten nnd die ReindarSteHung Seiner Produkte daher nimmer außer Augen laSSen darS; daß er deswegen bei Semen Arbeiten Stets Sich der größten Subtilität uud Sauberkeit zu beSleißigeu hat^ um nicht uuVor* SichtigerweiSe Sremde StoSfe iu feine P r ä p a r a t e zu bringen verfteht Sich von selbst. Seine GeSäße nnd Apparate werden auS Materialien hergestellt^ die deu angreifenden Ehemikalien möglichst VoUStäudig widerftehen müSSen. ^^ Die wiSfenSchaStliche Echemie und die mancherlei Zweige der luduftrie ^ ^ uud Dechuik haben Sich gegenfeitig unterstützt. DieSelbe Förderung^ welche die ^ ^ ^ Raturforfchung dem großen praktifchen Leben brachte^ hat fich rückwirkend Wieder fegenSreich Sür die ftiHen F^rfchungen deS Gelehrten erwieSen. Kaum würde die Ehemie ihre heutige StuSe der Ausbildung erlangt haben ^ Wenn die Srüher Von ihr gemachten Erfahruugeu nicht der GlaSmacherei^ der ^orzeUanfabrikation der Metallurgie So nützliche Ge^ SichtSpUUkte eröffuet hätten. GlaS^ P o r z e l l a n und P l a t i n Sind die wichtigen H i l f ^ mittel für den Ehemiker^ denn auS ihnen beSteheu faft ausschließlich die Gefäße^ iu welchen die chemifchen Umwandlungen Vorgenommen werden Kork und Kautfchnk aber find die uuentbehrlichen Helfershelfer^ Welche die einzelnen Beftandteile der Apparate miteinander Verbinden und durch ihre Fähigkeit^ einen dichten Ver* Schluß zu bewerkstelligen^ ganz UUfehätzbare DienSte leiSteu. Die Durchsichtigkeit deS GlaseS macht diefeu Körper vorzüglich geeigUet für folche Gefäße^ welche dazu dieuen um eiutretende Veränderungen der dariu euthalteuen Substanzen zu beobachten. AuS GlaS werdeu die namentlich für den analysierenden Ehemiker uueutbehrlichen kleineu probier ey l i n d e r (Reagier* ^ ^ gläScheu) hergestellt^ iu denen die Einwirkung chemifcher Reagenzien aus die zu unterfuchenden S t o f f e im kleinen fichtbar gemacht wird. Sie Sind zwar nichts weiter als dünnwandige GlaSeyliuder Von 1 0 ^ 1 5 c m Höhe und 1 ^ - 2 c m Durchmessen aber man darf den W e r t diefer uufcheinbaren Hilfsmittel nicht nnterfchätzen. Könnte der Ehemiker feine Verfuche^ die er jetzt alle zuerft in kleinen uufcheinbaren Probier* gläScheu ausführt^ z^ V. uur iu undurchsichtigen PorzeHau* oder Metallgefäßen Vornehmen fo Würden ihm taufenderlei Veränderungen uud Erfcheiuuugen Verborgen bleiben auf die hin er feine Schlüfse faft mit nnfehlbarer Sicherheit machen kann. Die Durchfichtigkeit deS GlafeS Verbirgt keine^ auch nicht die geringste Beränderuug^ welche überhaupt mit dem Auge Wahrgenommen werden kann. | n zweiter Reibe ift für die Bedürfniffe deS EhemikerS dre leichte GeStaltbarkeit deS GlafeS Von großer Bedeutung^ denn Sie erlaubt die HerfteUung vou Apparaten in jeder wüuScheuSwerten Fortn wie fie den UmStändeu nur immer ent* sprechen mag. Neben Röhren Kolben^ Schalen Retorten Trichtern BechergläSern ^ d^e

10 Einleitung. alle anS GlaS hergeftellt werden^ erblicken wir in den Laboratorien zahlreiche^ anS daS mannigfaltigste und komplizierteste zu Speziellen Zwecken erdachte Apparate^ Welche der GlaS* blafer wie Spielend aus einigen Stücken Starker Glasröhren zu blaSen und zu Sormen Verfteht. Und wozu Sich daS GlaS bei Seiner leichteu Zerbrechlichkeit oder wegeU der geringeren WiderStandSSähigkeit höheren Hitzegraden gegenüber weniger eignet^ da tritt daS Porzellan ein^ anS Reichem vorzüglich Schmelztiegel ^ Abdampffchalen^ Hafen ^ Trichter u. f. w. her* gestellt werden. DaS Platin aber^ leider für ausgedehntere praktische Verwendung noch zu teuer im Preife^ ift ein unentbehrliches Mittel für Drähte^ Bleche^ Schalen^ Tiegel^ die bei Schmelzungen und LötrohrVerfuchen^ wo eS auf abfolute UnangreiSbarkeit ankommt^ in Gebranch kommen. Ein nnr halbwegs VoUftändiger chemischer Apparat befteht daher auS einer großen Anzahl Von einzelnen Geräten^ deren Anfzähluug wir hier^ wo wir chren Speziellen Gebrauch nebenhergehend nicht mit erläutern können^ auch nicht Verfnchen wollen.

Die Vermiedenen Gefäße nnd Apparate Sind in ihrer MannigSaltigkeit kaum zu fchil* dern; für jeden befonderen Z^eck macht fich der Ehemiker feine befondereu Formen nnd Zusammenstellungen^ und er mußte deswegen früher^ wo dergleichen Dinge noch nicht im Handel anstraten^ die Knust deS GlaSblafenS^ deS LötenS und dergleichen praktisch anSüben^ um daS erforderliche Handwerkszeug fich zu Schaffen. Die Wage fteht unter den Apparaten obenan^ und je empfindlicher ihre Zunge ift ^ um So höher wird fie gefchätzt. Die Luftpumpe diente um luftverdünnte Räume zu erzeugen^ in welchen Flüffigkeiten bei niedrigen Temperaturen Verdampfen können. Mit Aräometern unterfucht man die fpezififchen Gewichte^ mit Thermometern die Temperaturen^ Lupen und Mikrofkope dienen zu äußerlicher Beobachtung^ Goniometer zur MeSSung der Winkel an den Kristallen^ Barometer zur Korrektur der GaSanalySeu nach dem jeweiligen LuStdrnck. Denn der Ehemiker hat bei der Unterfuchung feiner Stoffe alle Merkmale in Betracht zu z i e ^ und oft kommt eS auf die feinsten Unterscheidungen an^ um zwei Körper als ganz ver* fchiedene feftznfteUen.

Apparate und Methoden. 49 Die lichtbrechenden Eigenschaften der durchsichtigen Snbftanzen^ flüSSiger wie fefter^ Sind für ihre Beurteilung oft ausschlaggebend^ uud deswegen Werden die phyfilalifcheu Me* choden^ welche zu ihrer Veftimmnng dienen ^ Sehr häufig in dem chemifchen Laboratorium mit in die Unterfuchung geigen. PolarifationSapparate in mannigfacher Einrichtung und Spektralapparate lafSen die Gegenwart mancher StoSfe fofort erkennen; andre wieder werden auf chr elektrifcheS oder ihr magnetifcheS Verhalten zu prüfen fein^ und daher find auch derartige Apparate erforderlich. Wir haben früher fchon im II. Bande diefeS Werkes oft Gelegenheit gehabt ^ bei Betrachtung der phyfikalifchen Methoden auf deren Bedeutung für die chemifchen Wiffenfchaften hinzuweisen; angenfcheinlicher würde dies eiu Gang durch ein VoUftäudig ausgerüsteteschemischesLaboratorium zeigen. Mau Sieht nichts mehr Von den anSgeftopften Krokodilen ^ die Von den Decken herabhängen^ den ängftlich gebogenen phantaftiSch Verkrüppelteu GlaSgefäßen^ den Gerippen und in SpirituS aufbewahrteu Mißgeburten^

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Uni^fitat ^ i ^ t ^

mit deueu die Phantafie der alten Adepten fich zu umgeben liebte uud die wir auf deu Ge* mälden niederländifcher Meifter abgebildet fiuden. . Dagegen erblicken wir die sauberften Gefäße — anftatt in eine ^ l e treten wir in helle Räume; reine Luft^ elegante Spiegelnde Apparate umgebeu unS; Vielfach diefelben^ die wir in den Händen der Phyfiker fehen^ denn die Fragen e Welche hier ^ur Beautwortuug geftellt werden^ find eng Verbunden mit den Fragen der P h y s i k ja Sogar nach denselben ^iele hinftrebend^ uud diefelben Hilfsmittel dienen deswegen häufig zu ihrer Erforfchuug. Mit dem Fortfchreiteu der Wiffenfchaft find die Auforderungen ^ Welche an die Ein* richtnng uud AuSftattuug der Laboratorien gemacht werden^ immer größere geworden ^ und wenn Vor kaum dreißig Jahren noch die Ehemiker an unfern UuiVerfitäten oft in entlegenen Winkeln ihre ArbeitSftätten aufchuu mußten ^ werden ihnen jetzt bereitwillig wahre Paläfte errichtet uud mit koftbaren Einrichtungen Verfetten ^ da man einSehen gelernt hat^ welchen enormen EinSluß die Pflege der Ehemie auf daS materielle Wohlbefinden deS Volkes hat^ Entgegen der früheren Mißachtung der Naturwiffenfchaft ift in der Neuzeit ein förmlicher

10 Einleitung. Wettstreit entbrannt^ um die Laboratorien immer Vollkommener und zweckentsprechender ans* Zustatten. Waffer und GaS find überall hingeführt^ um einesteils die Reinigung der Gefäße möglichst rafch und beguem ausführen zu können andernteilS den vollkommensten VeleuchtnngS* und ^eizftofS jederzeit zur ^and zu haben. S o g a r die Dampfkraft wird jetzt in den größeren Laboratorien herangezogen Welche vielfach über Dynamomafchinen Verfügen^ um jederzeit einen Starken elektrischen Strom zur AuSSührung der mannigfaltigften Zerfetzungen^ foWie auch Dampf für DeftiUatioueu bei der^and zuhaben. Richt bloß zum E r w ä r m e n Glühen^ Kochen Verdampfen bedient man fich jetzt deS GafeS^ man führt felbft die meiften Schmelzungen mit ^ilfe der Gasflamme auS^ der man durch geeignete Beimengung Von atmofphärifcher Luft Znm Leuchtgafe^ beVor daSfelbe in den Brenner ftrömt^ eine gewaltige Hitzkraft mitteilen kann.

Für weitergehende Schmelzungen find befondere Ofenanlagen ^ für Abdampfungen^ Operationen bei denen GaSentwickelnngen ftattfinden u. f. w.^ abgefchloSSene Räume ein* gerichtet und hohe ESSen bewirken durch ihren lebhaften Zug eine rasche Entfernung un* angenehm oder Schädlich wirkender GaSprodukte. Zu jedem Arbeitsplätze gehört ein gewiffeS JnVentarium der gebräuchlichsten Apparate und Substanzen^ welche letztere in dichtfchließen* den GlaSflafchen aufbewahrt werden. Unfre Abbildung Fig^ 21 Z ^ t unS einen der ArbeitStifche ^ mit denen daS an der UniVerfität Leipzig von dem Verstorbenen ProSeffor Kolbe eingerichtete Laboratorium ans* geftattet ift. An jedem folchen Tifche find zwei Arbeitspläne. | n Fig^ 22 haben Wir die äußere Anficht diefeS großartigen JnftitutS Vor unS^ in Welches außer dem Laboratorium natürlicherweise auch alle dem chemischen Unterricht zugehörigen Branchen aufgenommen find. DaS große Auditorium ift für 1 8 0 Zuhörer eingerichtet ^ daneben gibt eS noch ein kleineres; die Sammlungen Von Präparaten Vorräte^ Jnftrnmenten u. f. w. haben eigne Räume ebenfo wie die Bibliochek; befondere Lokalitäten find auch für spezielle Arbeiten Spektralanalyfe^ Elementaranal^ gerichtlich chemifche Unterfuchungen eingerichtet; kurz^

Apparate und Methoden. 49 bei dem jetzigen S t a n d e derchemifchenWiSSenSchaSt gibt eS keine Arbeit^ keine Unterfuchuug^ Zu dereu Ausführung hier nicht die Mittel in der Vollkommensten A r t geboten wären. Ein nicht minder großartiges Laboratorium hat das 1875 eingeweihte Gebäude der polytechnifchen Hochfchnle zu Dresden fowie die höhere Gewerbefchule zu Ehemnitz; ja faSt an allen ^och* Schuleu fiud der chemischen WiSSenSchaSt Paläfte errichtet^ ein Beweis^ welche Bedeutung man diefer WiSSenSchaSt beimißt. Laßt Sich mit dieSeu Prachtbauten nun auch nicht daS* jenige Laboratorium vergleichen Welches Von |uStuS Liebig zu Gießen errichtet wurde ^ So werdeu wir dennoch Seiner befcheideueren Einrichtuug eiue um So größere Pietät bewahren müSSen als eS damit geWiSfermaßeu die Mntteranftalt aller jener geworden ift^ und als aus den fallen deS Gebäudes^ Von dem wir in Fig. 28 eine Anficht geben ^ die Faderer der Ehemie wie Apoftel fich in alle Welt Verbreitet haben. Die M e t h o d e n ^ deren man Sich in der Ehemie teils zur Herstellung neuer Verbindungen ^ zur Um* Waudluug gegebener iu andre ^ teils zur Zerlegung uud zur AbScheidung der Bestandteile bedient^ Sind nicht minder mannigSaltig ^ und alle Erfahrungen Welche Phyfik und Ehemie gefammelt haben werden iu ZWedeutfprechender Weife augenblidlich zu Schlüffeln um daS uoch Verborgeue zu öffnen. ES ift natürlich^ daß^ da der chemische Prozeß felbSt nichts andres iSt als ein Addieren oder Subtrahieren Von StoSSteilcheu mit deu ihnen eigentümlichen Kräften^ infolgedeffen ja auch fehr gewöhnlich phyfckalifche Kräfteäußerungen Lichta Warme* ^ ElektrizitätSerfcheinungen begleitend mit auftreten^ daß daS direkte Ein^ wirken diefer Kräfte Vou außeu umgekehrt auch Vou wefeutlichem EinSluß auf die Her^ SteHuug chemischer Verbiudungen fein muß. Und wie wir in der Gefchichte der Ehemie schon gefehen nnd bereits im ll. Bande bei den galVanifchen S t r ö m e n erwähnt haben daß man mit Hilfe der Elektrizität das WaSSer in Seine Bestandteile zerlegt und auS deu Alkalien uud Erdeu die metallifchen Ele* mente zuerft geSondert dargefiellt hat^ So werden wir auch Schließeu köuuen daß die übrigen phhfi^ kaliSchen KräSte nicht minder beachtenswerte Wirkungen auSzuübeu im Stande fein müffen. Ramentlich iSt die Wärme in diefer Beziehung Von großer Bedeutuug. Dadurch fchon daß fie deu Aggregatzuftand der Körper Zu Verandern Vermag^ wird Sie Zu eiuem der bedeutuugSVoUfteu Scheidemittel. M i t ihrer ^ilfe können wir fchmelzbare Körper Von unfchmelzbareu trennen; folche^ die fich bei höherer ^itze in Dampf verwandeln laffen^ Von folchen welche chren Aggregatzuftand behalten auf eiufache Weife durch Sublimieren oder Destillieren fcheiden. Und diefe beiden einfachsten Methoden find denn auch in der allerauSgedehnteften Anwendung. DaS S u b l i m i e r e n bezweckt die Verflüchtignng ftarrer Körper uud die uachherige Wiedergewinnung derfelben auS den kondenfierteu Dämpfeu. Wenn man pulVerifierteS Benzoeharz langSam in einer PorzeHanSchale erhitz^ fo entwickeln fich auS denselben Dämpfe^ die fich beim Abkühlen zu weißeu Nebeln Verdichteu. Diefe Dämpfe find eiu eigeutümlicher Stoffe Benzoesäure^ welche im Beuzoeharz enthalten aber^ Weil Sie Slüchtig if^ Sich in der Hitze Von ihm trennt. Fängt man die DämpSe mtter einem Trichter Von ElaS oder P a p p e auS(S. Fig. 24) ^ durch deSSeu niedrigere Temperatnr Sie eine Abkühlung erleiden So Setzen Sie Sich an den Innenwänden deSSelben in Schönen KriStaUen ab. AuS ähnliche WeiSe kann man SeSte lodkriStalle dnrch Erhitzen in einer Retorte in einen Schön Violetten Dampf

10 Einleitung. Verwandeln^ der Sich an den kälteren Teilen wieder zu glänzenden KriftaHeu Verdichtet n. dgl. TaS D e s t i l l i e r e n beabsichtigt Sowohl die Trennnng VerdampSbarer Flüffigkeiten Von konftanten^ als auch die Scheidung Solcher Voneinander^ die bei Verschiedenen Temperatur* grades ohne Sich zu zerfetzen^ Dampfform annehmen. Man kann deswegen z^ V. nicht bloß ächerifche und fette O^le durch Defoliation Voneinander trennen; auch auS einem Gemifch Vermiedener Flüffigkeiten Von ungleicher Flüchtigkeit nnd nngleichem Siedepnnkte laffen fich^ indem man die Erwärmung ganz allmählich fteigert nnd bei gewiffen Graden gleichmäßig erhält^ durch diefe fogenannte f r a k t i o n i e r t e DeftiHation die einzelnen Kemengteile Voneinander fondern; denn der Siedepunkt fteigt erft wieder^ nachdem die niedriger deftiHie* renden Gemengteile überdeftiHiert find. Die Rektifizierung deS Petroleums er* folgt auf folche Art. Der einfachste DeftiHationSapparat beSteht auS einer Retorte C (s. Fig. 25)^ in Welche daS Zu deftillierende Gemisch gegeben wird. Der Hal^ der Retorte Sührt die DämpSe in einen Kolben (die Vorlage); hier erleiden fie^ entweder Schon durch die äußere Luft oder durch Anwendung Von KühlwaSSer eine Abkichlnng^ infolge deren fie Sich wieder zur ^lüffigkeit Verdichten. | e kühler die Vorlage ge* halten wird^ u m So Vollständiger ge* Schieht dieSe Verdichtung^ nnd ein fehr zweckmäßiger^ Von Liebig angegebener Kühlapparat erreicht Seinen Zweck auf die durch die Zeichnnng (f. Fig^ 26) angegebene Weife. D i e Dämpfe gehen hier^ ehe fie in die Vorlage^ gelangen^ durch ein ziemlich langes Rohr^ welches Von einem weiteren^ mit dem Kühlwaffer an* gefüllten Rohre umgeben ift. DiefeS AbkühlungSrohr empfangt in einem ununterbrochenen Strahle auS einem darüber ftehenden Gefäß ^ kaltes Waffen und zwar tritt daSfelbe an dem tiefgelegenen Ende ein^ Während anS dem höchstgelegenen ein AnSflußrohra daS Warm gewordene Waffer abführt. Auf diefe Weife bleibt die Abkühlung immer konftant^ denn wie daS Waffer fich erwärmt^ fteigt eS infolge deS Leichterwerdens in der geneigten Röhre empor und an feine Stelle tritt Von unterer kühleres. | n der Praxis find die DeftiUationS* und Kühlvorrichtungen noch mannigfach kompliziert^ und wir werden befonderS bei der Vranntwein* brennerei Gelegenheit haben ^ mehrere derfelben einer ein* geltenderen Betrachtung zu unterwerfen. ^ Die Hitze erzengt Sich der Chemiker durch Verbrennnng. | n Ofen^ die für feine be* fonderen Zwecke eingerichtet find^ zerfetz^ fchmi^ Verdampft ^i^ ^ ^nferti^u^ filter. er mit Holzkohlenfeuer oder nenerdingS mit KaS: für niedrige Temperaturen genügte fricher die SpiritnSflamme^ Welche man jetzt n u r noch feiten anwendet. Um nun durch gegenfeitige chemifche EiUWirknng feine Zwecke zu erreichen^ hat der Ehemiker fein Hauptaugenmerk darauf zu richten^ die Vermiedenen Stoffe miteinander in möglichst Vollständige Berührung zu bringen. FeSte Körper uuter Sich bieten einander zu wenig Berührungspunkte; wo eS irgend thunlich ift^ wird deshalb immer der Süffige Zustand herbeizuSühren gefacht^ und eS bildet daher die A u S l ö S u n g deU Anfang der chemifchen Operationen^ wenn eS fich um die chemifche Veränderung eines feften Körpers handelt. Die AuSlöSung kann in glühend Schmelzenden Körpern erSolgen oder auch^ Wie eS häufiger der Fall^iSt^ in Flüffigkeiten. Solche Sind Vor allen Dingen daS W äff er nnd der Alkohol^ auch Acher (Schwefelächer)^ Benzol^ Schwefelkohleuftoff n. f. W.; fie find^ Weil fie fich bei den chemifchen Prozefseu in der Regel nentral Verhalten^ ein anSgezeichneteS Mittel^ um eine Sonderung der löslichen Beftandteile Von den unlöslichen zu bewirken. Reben ihnen treten dann die Sänren^ namentlich Salzfänre^ Salpeterfäure^ KönigSwaffer^ Sch weSel* fäure^ Flußfäure^ feruer Kali* und Ratronlauge als kräftige LöfnngSmittel auf. Erftere uud

Apparate und Methoden. 49 ZUWeileU auch letztere aber bewirkeu Schon eine chemische Umwandlung der in chueu Sich löfeu* deuStoffe^ iudem fie gauz oder ^um Teil mit in die Verbinduug eingehen uud Salze bildeu. Durch F i l t r i e r e n laSfeu fich die gelöften Von deu ungelöft gebliebeneu Gemengteilen leicht trennen; daher ift die wiederholte Auflöfuug iu WaSSer oder Alkohol eiu häufig au* geWeudeteS Reinigungsmittel für lösliche Körper^ z. V. S a ^ die Sich auS dem AuflofuugS* mittel beim Verdunften deSfelben oder in niederer Temperatur ^ bei welcher daSfelbe uicht mehr foviel davon aufzuuehmeu Vermag^ wieder auSfcheideu. AIS Filtriermittel eignen fich alle poröfen Körper ^ Welche auf die durchgehenden Flüffigteiten keine chemifche Eiwoirkung ausüben; am beguemften für die meiften ^ wecke e bei denen nicht zu große Maffeu in An* Wendung kommen e erweift fich Fließpapier welches in der bekannten und durch die Fi^ gureu 27—29 Veranfchaulichteu Weife zu einem trichterförmigen Sack zusammengebrochen Wirde den man^ u m ihm mehr Halt zu geben e in eiueu GlaS* oder ^orzeUautrichter fteckt. Vricht mau daS Filter iu Falten fo Vergrößert mau dadurch die freie Oberfläche^ uud das Durchsickern der Flüffigkeit erfolgt bei weitem rafcher. DaS Filtrieren nUUe oder vielmehr die Lösuug der VerfchiedeUeU chemi* Scheu Verbindungen e iSt daS bei Weitem wichtigfte mechanische HilfS* ^^ mittel^ defSen fich der Ehemiker bei ^ ^ Seiueii Operationen bedient. JU deu ^ ^ selteufleu Fallen ift eS nämlich uur ^ ^ ^ ^ möglich^ wie etwa bei der ^erfetzung ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ deS WafferS durch den galvanifchen ^ ^ ^ f ^ ^ ^ ^t^fUt^ ^Ut^fUt^ Strome die einzelnen Bestandteile ohne weiteres gefondert und für fich zu erhaltene oder umgekehrt durch daS Rammen* bringen elementarer Stoffe direkt die Verbindung derfelbeu zu bewirken. So Vereinigen Sich z^ V. Schwefel uud Eifeue EhlorgaS und WafferftoffgaS Von felbft uud ohue audern Auftoß Vou anßeue als ihn etwa Wärme und Licht zu gebeu Vermögen. Faft immer müSSen Umwege eingeschlagen Werden e um einen gewiSSen ^weck zu erreichen. Allgemein bekannt ift die Schilderunge wie Fauft feinen Vatere den duukleu EhreUmanne Der in GefeUfchaft V^n Adepten Und nach unendlichen Rezepten Sich in die Schwarbe ^üche Schloß DaS Widrige ^ufanrmengo^ mit Seiuen alchimistischen Bestrebungen ironisiert. Ebenfo fcheint eSe äußerlich genommen als ob die dort geschilderten Mechoden : Da wird ein roter LeUe ein kühner Freier^ Und beide dann im offenen Flammenfener Jm lauen Bad der Lilie vermahlte AuS einem Vrautgernach ins andere gequält^ auch auf die heutigeuchemifchenOperationen manche Anwenduug finden köuuteu. Aber auch nur äußerlich genommene denn die neuere Ehemie Verweudet ihre Mittel nicht ohue klare KenntniS Von deren Wirkung uud weiß deu Erfolg derfelbeu gewöhnlich im Voraus zu beftimmen. DaS bewegende Prinzipe welches alle chemischen Beränderungen bewirkte ift daSjeuigee daS wir kurzweg chemifche V e r w a n d t f c h a f t der Stoffe ueuuen. Diefe gegenfeitige AnZiehung hört damit e daß ein Körper mit einem andern fich Vereinigte nicht auf. Die ein* Zelueu Beftandteile find durch chre Verbinduug uur der Eiuwirkung chemifch fchwächer wirkender Anziehuugen entrückte ftärkeren Angriffen unterließt aber der gefchloffeue Bund uud er zerfäUte indem die einzelnen Glieder der intenfiver auftreteudeu Neigung folgen. J n der Soda ift daS Natron mit Kohlenfäure Verbuudeue die Verwaudtfchaft zwifchen beideu ift aber Von nur geringer Kraft uud die fchwache Kohlenfäure räumt ihren platz an der Seite deS Natron augeublicklich jeder ftärkereu Säuree die Sich in die Berbiuduug ein* dräugeu wiU. Gewöhulicher Effig Schon bewirkt iu SodalöSuug ein AuSbranfeUe eS entweicht die Kohlenfäure als GaSe iudem Sich in der Lofuug effigfaureS Natrou bildet. Die Salpeterfäure Vermag wieder die ESSigSäure auSzutreibeu e uud weun wir SalpeterSaureS Ratrou mit Schwefelfäure erhitzen e fo tritt die BafiS mit der letztgeuaunten Säure zu fchwefelfaurem Natron znfammeUe während die Salpeterfäure entweicht. Gilt eS nun als Regele daß eine Stärkere BafiS oder Säure eine Schwächere auS ihren Verbindungen auStreibte So erleidet dies auch Ausnahmen. ES kann eine ftarke S ä u r e oder BaSiS Von einer viel Schwächeren ausgetrieben werden e wenn dadurch eiue neue

10 Einleitung. Verbindung Von größerer Behändigkeit physikalischen Einflüffen gegenüber entftch^ nament* lich wenn Sich ein Riederfchlag^ eine in dem betreffenden LöfnngSmittel unlösliche Ver* bindung bilden oder die Stärkere VaSiS oder Säure als flüchtiges GaS entweichen kann. Die Wechselwirkung zufammengefetzter Verbindungen auseinander unterliegt denfelben Gefetzen. I h r e unendlich Vermiedenen Ergebniffe laffen fich daher Von Vornherein beftimmew WaS Sür die technifche Ehemie Von der größten Wichtigkeit ift. Eine Löfnng Von salpeterfaurem Kalk^ mit kohlenfaurem Kali zusammengebracht ^ tanfcht ihre Veftandteile ohne Reft und Uberfchnß fo auS^ daß Sich kohlenfanrer Kalk als unlöslicher Riederfchlag auSfcheidet uud SalpeterfaureS Kali in Löfung bleibt. Die Erzeugung und Abfcheidnng folcher Riederfchlage^ dnrch Form und Farbe und noch andre Merkmale Sich charakterisierend^ spielt im Gebiete der analytifchen Ehemie eine Hauptrolle. ^ e ^ t i o n e n und ^e^eu^ien Wenn ein Körper Seine chemische ^ufammenfetznng ändert^ fo treten dabei mancherlei Erfcheinungen auf. GaSartige Bestandteile können entWeichen^ in der AuSlöSung können unlösliche Verbindungen entftehen Welche die Vorher klare Flüfsigkeit trüben und fich auS derfelben als ein Riederfchlag abfetzen oder eS kann Sich auch die neu entstehende Verbindung Von der Srüheren durch andre Farbe unterscheiden. Solche Erscheinungen^ Wenn fie nur durch die Einwirkung zweier Körper aufeinander hervorgerufen werden und durch befonderS charakteriftifche Eigentümlichkeiten anffaHend hervor* treten Werden wo Sie eintreten immer die gleichzeitige Gegenwart der betreffenden zwei anfeinander wirkenden Stoffe anzeigen. Vermntet man den einen in einer Verbindung^ fo wird man feine Gegenwart oder Abwefenheit erkennen können wenn man den andern Zufetzt. Tritt die bekannte Veränderung e i n So ift er vorhanden; bleibt fie auS^ So findet Sich jener Körper in der Sraglichen Verbindung nicht Vor. Wenn man z. V. zu der Lofung eineS Eifeno^ydfaIzeS (EiSenchlorid oder SchweSelfanrem Eifeno^yd) einige Tropfen einer Anflöfung deS bekannten gelben VlutlangenfalzeS gießt ^ fo wird man augenblicklich einen blauen Riederfchlag fich bilden fehen der auS einer ganz bestimmten Verbindung (dem fo* genannten Berliner Blau) befteht. Er entfteyt ftetS^ aber auch nur^ wenn Eifeno^dlöfung mit gelbem BlutlaugenSalz zufammengebracht wird. Eifeno^ydnlfalze (z. V. der bekannte grüne Vitriol) geben mit rotem Blutlangenfalz verfe^ einen dem Berliner Vlau äußerlich ahnlichen Seiner Zufammenfe^ung nach aber von ihm Vermiedenen blauen Riederfchlag (TurnbuHfcheS Blau). Daraus kann man nun mit Recht folgern daß in einer Flüffigkeit^ Welche beim Zutröpfeln Von gelbem oder rotem Vlntlaugenfalz eine entfprechende blaue Färbung zeigte Eifen enthalten fein muß^ und umgekehrt^ daß eine Löfung gelbeS oder roteS Vlntlaugenfalz enthalt^ Wenn fich durch Zufatz von Eifeno^yd* oder Eifeno^ydnlfalzlöfungen jene blauen Niederschläge in chr bilden. Dergleichen charakteriftifche Erfcheinnngen nennt der Ehemiker Reaktionen (gegen* feitige Einwirkungen) und die fie bewirkenden Stoffe Reagenzien. Eifenvitriol ift alfo ein ReagenS auf roteS Blutlaugenfalz s diefeS umgekehrt ein ReagenS auS Eifen. Solcher Reaktionen nnd Reagenzien gibt eS fehr zahlreiche. ES Verfteht Sich^ daß die Anwendung der lederen immer in ehemifch reinem Zuftande erfolgen mnß. D a S Entstehen Von nnlöS* lichen oder fchwer löslichen Verbindnngen Niederfchlägen^ erfährt infoSern die ausgedehnteste VerÜckfichtigUng^ als eS zugleich daS Mittel in die Hand gibt^ die erkannten Stoffe abfcheiden nnd fie fowohl als die noch in der Löfung befindlichen für fich weiter nnterfuchen zu können. Gewiffe Reagenzien zeigen fofort ganze Gruppen Von Stoffen an; mit chrer ^ilfe kann man diefelben Von andern trennen; wie ja z^ V. Waffer und Alkohol lösliche Von uulöSlichen Stoffen abfcheiden ließen. Andre wieder treten nur einzelnen ganz beftimmten Körpern gegenüber in KraSt und laffen dann dieSe mit Sicherheit erkennen. Die hauptsächlichsten Reagenzien die fich in jedem chemischen Apparat Vorfinden müffen^ find etwa die folgenden: d e f t i l l i e r t e S W a f f e n A l k o h o l ^ Ehlorofornn Benzol und Ä t h e r als indifferente Lösungsmittel; ferner S a l z f ä u r e ^ Salpeterfäure^ KönigSwaffer s E f f i g f a u r e ^ S a l m i a k l ö f u n g ; R e a g e n s p a p i e r ^ d . i . Fließpapier mit Pflanzenfarbftoffen gefärbt^ hauptfächlich blaueS und roteS LackmuSpapier^ anch gelbeS oder Eureumapapier und die übrigen fchon früher erwähnten Farbftoffe. Weitere Reagenzien find: die SchweSelSäure ^ fie bildet Niederfchlage mit Baryt^ S t r o n t i a n Blei; der SchWefelWafSerftoffs entweder als GaS oder in Waffer gelöft^ fchlägt auS faUren

Reaktionen und Reagenzien^ ^ Löfungen Vlei^ Kupfer^ Zinn^ Antimon^ ArSen Kadmium^ Silber^ WiSmut als Schwefel^ Verbindungen (SchweSelwetaHe) nieder (Von dieSeu Siud einige^ wie daS Schwefelkadmium Schwefelarfenik u. S. ^ So charakteristisch geSärbt^ daß der SchWeSelwaSferftoff für die^ Selben auch als ausgezeichnetes spezielles Erkennungsmittel dient); Schweselammonium (SchwefelwafferStoffammoniak) faUt diejenigen Metalle als SchweselVerbindungen^ denen der Schwefelwasserstoff nichts anhaben konnte ^ alfo Eifen Kobalt ^ Nickel ^ Mangan Zink ^ außerdem löft eS Von den durch SchwefelwaSSerStoff niedergeschlagenen Schwefelmetallen einige^ wie daS Schwefelarfen^ Schwefelzinn Schwefelantimon Schwefelgold und Schwefel^ platin wieder auf und ift Somit in doppelter WeiSe wertvoll; S c h w e s e l k a l i n n diefelben Niederschläge wie daS Vorige bewirkend; Atzkali Schlagt die meisten in WaSSer unlöslichen Metalloide und Erden nieder; im Uberschuß angewandt^ löSt eS einige davon wie die Thonerde ^ daS Zmko^yds Ehromo^yd^ Bleio^yd^ Wieder auf und wird daher angewandt^ Wo eS fich darum handelt^ diefe Von den andern wie Eifeno^yd u. f. W.^ zu trennen; K a l i n m k a r b o n a t SäHt aHe Vafen mit Ausnahme der Alkalien; Ammoniak dient zur Fallung der MetaUo^yde^ Von denen eS einige^ Kupfer^ Silber^ Kadmium n. f. w.^ im Überfchuß wieder auflöfen und Von den andern trennen kann; E h l o r b a r i n m dient zur Entdeckung der Schwefelfanre s mit welcher eS einen unlöslichen Weißen Riederfchlag gibt; ebenfo wirken V a r y u m n i t r a t und E h l o r e a l e i u m l ö f u n g ; S i l b e r n i t r a t dient zur Erkennung deS EhlorS und der Salzfaure^ mit denen eS einen weißen in Ammoniak löslichen Riederfchlag Von Ehlorfilber gibt^ Serner auch zum Nachweise Von Vrom^ Jod und Eyan. Eifenchlorid dient zur Erkennung der Vlaufäure und ift außerdem nebft dem Ehlorealeium für die Er* kennung organifcher Säuren (befonderS EffigSäure und O^alfäure) Von Wichtigkeit. Fernere Reagenzien durch welche einzelne Körper auf charakterifche Weife nachgewiesen werden ebenfalls in wäfferigen Löfungen Verbanden Sind: P h o S p h o r S a u r e S R a t r o n als ReagenS auf Bittererde (Magnefia) ; a n t i m o n f a u r e S Kalis als ReagenS auf Ratron ; chromfaureS K a l i s zur PrüSung auf Bleis mit welchem eS einen Schön gelb gefärbten Riederfchlag gibt; Eyankalium^ fehr Wichtig wegen Seiner Fähigkeit^ die Metalle als EyanVerbindungen zu fallen uud einzelne im ^berfchuß wieder aufzulöfen befonderS aber Zur Trennung deS Nickels Vom Kobalt fowie deS KupferS Vom Kadmium benu^t; g e l b e S und roteS B l u t l a u g e n f a l z s deren Wirkung fchon oben erörtert ift; K i e f e l f l u o r w a f f e r f t o f f f ä u r e s zur Trennung der Bafen in Solche^ welche darin löSlichs und in Solche s welche darin unlöslich finds Z. B . zur Trennung deS B a r y t s Vom Strontium an* gewandt: O ^ a l f ä u r e s zum RachweiS und der AbScheidung deS KalkeSs ebenfo daS o ^ a l * Saure A m m o n i a k . WeinSteinSäure iSt ein ReagenS auf Kali; Atzbaryt liefert den RachweiS Von Kohlenfäure^ mit der eS einen weißen Riederfchlag bildet; Zinnchlorür gibt mit Gold einen charakteriftifchen roten Niederschlag^ umgekehrt iSt Goldchlorid ein ReagenS auf Zinn; P l a t i n c h l o r i d weift Ehlorkalium und Ehlorammonium nach; Zink in metal* liScher Form Scheidet Silben Kupfer^ Blei und andre Metalle auS ihren LöSungen in regu^ liniSchem Zuftande auS und wird zur Entwickelnng Von WafferStoSf Verwendet. Eifen wird in derfelben Weife zum RachweiS Von Kupfer und Kupfer zur Erkennung Von Oueckfilber angewandt. Nächft diefen dienen noch zu Vermiedenen Speziellen Zwecken im Gange der chemischen AnalySe: effigSaureS K a l i s ^ltzkalk^ f c h W e f e l f a u r e r K a l k s E h l o r * magnefium s EifenVitriol^ V l e i o ^ y d s Kupferfulfat s EblorWaffer^ f a l p e t e r ^ SaureS O^ueckfilbero^yduls I n d i g o l ö f n u g ^ Jodkalium s molybdanfaureS A m * moniaks U r ä n a e e t a t ^ n e u t r a l e s und basisches V l e i a e e t a t ^ Vleihypero^yds unterSchWefIigSaureS Ratron und fehr Viele andre. Reben den genannten Reagenzien find eine Anzahl andrer noch in Gebrauchs die fich auf trockene UnterfuchungSmechoden mittels deS Lötrohrs u. f. W. beziehen fo namentlich Voraus Soda^ PhoSphorfalz ^ Zinn und Flußfpat. SelbftVerStandlich kann jeder chemische Körper^ der bei Seiner Einwirkung auS einen andern eine entfchiedene merkbare Veränderung hervorbringt^ als ein ReagenS angefeyen Werden; eS ift fomit für die unendlich mannig* fachen FäHe der Praxis auch die Zahl derfelben durch die oben angeführten Veifpiele lange nicht erfchöpft. Die Anwendung erfolgt in ftrenger Planmäßigkeit^ und in der EntWickelung feiner DiSpofitionen zeigt fich daS Genie deS EhemikerS. Wir können ein Gefamtbild d a v o n wie die unzahligen chemifchen Produkte unterfucht werden nicht entwerfen; eS würde dieS

4 Einleitung. bei der Verfchiedeuheit der Wege^ welche zu gleichen fielen führen können und die je nach den eintretenden Umftänden fortwährend Abänderungen erfahren geradezu unmöglich fein. Dagegen erfcheint eS angezeigt^ dem Lefer eine ungefähre Vorftellung Von dem Verfahren ZU Schaffen durch Welches diechemifcheNatur eineS Körpers ermittelt Werden beziehentlich gefnUdeU werden kann^ WaS ein nngekannter Körper ift. AIS Veifpiel hierzu möge daS Bitterfalz oder Magnefinmfulfat dieueu. ^ u a l ^ e . ES handelt fich um die Aufgabe^ emeu gegebeuen Körper auf die Frage^ ob er wirklich Vitterfalz fei^ zu uuterfuchen. M a u echitzt eiuen kleinen Teil der Weißen KriStaHe in einem Probiergläschen erfl Schwach^ dann Stärken bis keine Verändernng mehr eintritt. hierbei entweichen Dämpfe^ Welche Sich an dem oberen Ende der Röhre zu Tröpfcheu Verdichten; diefelbeu fiud WaSSer. M a u prüft nun mit blauem LadmnSpapier^ ob fich eiue Saure gleichzeitig mit Verflüchtigt hat^ WaS hier uicht der Fall fem Wird. Tie durchfichtigeu KriftaUe deS VitterfalzeS haben Sich in eine Weiße MaSSe Verwandelt^ die in WaSser wieder klar löslich iSt. Jetzt löSt man einen Teil der KriftaUe in WaSSer^ prüft mit LadmuS^ und da die Löfung ueutral ift^ So Säuert mau mit einigen Tropfen Salzsäure au. Weuu hierdurch kein Riederfchlag entsteht^ So ift die AbWefeUheit Von Silber bewiefen ebenfo Von OneckSilbero^ydul^ daS mau übrigens Schou beim Erhitzen geSunden haben würde. Nuumehr fügt man Schwefelwafferftoff hmzu. ES eutfleht keiue Veränderuug; demuach Siud Arfen Antimon^ Z i n n Platin OueckSilben Vlei^ Kupfer^ Kadmium uud WiSmut nicht Vorhanden. M a n neutralifiert jetzt mit Ammouiak uud fügt Schwefelammonium zu^ auch hierdurch entsteht kein Riederfchlag^ wodnrch die Abwesenheit Von Zink^ Eifen^ Kobalt^ Nickel^ Mangan ^ Uran^ Ehrom und Aluminium bewiefen ift. Z u einem andern Teil der Löfuug fügt man dann Salmiak uud kohlenfaureS Ammoniak; daS Nichteintreten eines NiederfchlagS beweist die Abwefenheit Von Kalk^ Varyt nnd Strontian. Nuu fügt mau noch phoSphorfaureS Natrou hinzu; hierdurch wird em Starker Weißer Niederschlag gebildet^ der die GegeUWart der MagUefia anzeigt. Einen andern Teil der ursprünglichen Löfnng prüft man nuu uoch^ ob auch die übrigen Sür die Magnefia bekamrten Reaktioueu Stimmen. Dann wird ein Teil der urfprüuglicheu ^öfnng mit Silberlofuug VerSetzt^ eS eutfteht keiu Niederschlag ^ was die Abwesenheit Von E h l o n Brom u. f. w. anzeigt^ ferner ein andrer Teil mit Ehlorbarinm; eS bildet fich ein Starker weißer Riederfchlag^ der in Salpeterfaure uulöSlich ift^ derfelbe zeigt Schwefelfäure an. Der uuterfnchte Körper War alfo wirklich Bitterfalz ^ d. h. WaSSerhaltige fchwefelfaure Magnefia oder sogenanntes Magnefiumfulfat. Diefer Gang der Unterfuchung ift aber n u r dann fo einfach^ Wenn eben nur eiue Vafe uud eine Säure Vorhanden find. Vei Gegenwart vieler Vermiedener wird derfelbe Viel Ver* wickelte^ da dann immer ein Stoff uach dem andern abgetrennt werden muß^ um einen neueu nachzuWeifeu; fo namentlich bei Miueralien Erzen u. dergl.^ iu Welchen man die verfchieden* artigfteu Elemente Vermuteu kaun. Jn einem Solchen Falle Verfährt man nun folgendermaßen: Um die fragliche Subftanz anfzulöfen pnlVerifiert mau fie^ Wenn Sich dies nötig machte auf daS feinfte in einem MörSer Von Achat oder hartem Stahl ^ bei Welchen Stoffen man ficher ift^ daß fie nicht durch abgeriebene Partikelchen die Maffe Verunreinigen. Dann zieht man daS Pulver zuerft mit Waffer auS. Löft eS Sich hieriu vollständig^ So ift die Anzahl der aufzufindenden Stoffe Schon sehr beschränkt. Löft eS fich aber nicht oder nur zum Teil^ fo muß man zu Stärkeren AuffchließungSmitteln greifen. Man Wendet dann der Reihe nach Salzfäure^ Salpeterfäure und KönigSWaffer an. Wenn auch diefe^ Wie eS bei kiefechaltigeu Miueralieu häufig Vorkommt^ eiu VoUftäudigeS Auflöfeu uicht bewirken^ fo Schmilzt man die unlösliche MaSfe mit kohleufaurem Kali ^ Natron^ beziehentlich mit Kaliumbifulfat oder mit Salpeter; oder aber man behandelt fie mit Flußfäure^ die fich auS pulVerifiertem Flnßfpat durch Schwefelfäure entwickeln läßt uud behandelt fie nach dem Erkalten mit Waffen uuter Umftänden auch mit Zufatz von Säuren. Selbstverständlich wird man diejenigen Stoffe^ die man als LöfnngSmittel mit in die MaSSe hineinbringt^ zuletzt nicht als vorher in dem Körper enthalten geWeSen betrachten dürSen und^ Wenn man Sie darin Vermutet^ eine Prü* Suug daraufhin mit einer befouderen Portion Vorzuuehnten haben. Genug ^ wir haben auf die eiue oder andre Mechode den Vorher feften Körper in Löfung erhalten. G a n z uulöSlich kouuten in der That nnr fehr Wenige Subftanzen wie etwa Kohlenftoff^ bleiben^ die sich aber leicht abfiltrieren uud erkennen laffeu. J u die

Analyfe. ^ wäSSerige Löfnng^ Welche man^ wenn zu viel freie Saure in ihr enthalten fein foHtee zuerft mit Vielem Waffer zu VerdÜUUen hate wird n u n SchWefelwafferstoSSgaS b i s zur S ä t t i g u n g geleitet. Dadurch Sailen die bereits genannten Metalle Bleie S i l b e r ^ WiSmut e Kupfer^ Kadmium^ Oueckfilbere G o l d e A r f e U e Antimon^ ^inu uud platiu als SchwefelVerbiuduugen nieder. Man Wird zwar iu einzelnen FäUen^ Wo Salzfäure zur Löfnng angewandt wurde^ nicht alle derfelben zu Vermuten habeUe denn einzelne^ wie Silben Blei u. f. w.e löfeu fich dariu uicht aufe da ihre EhlorVerbiudungen in Salzfäure uulöslich find; ebenfo löft sich daS ^inn nicht in Salpeterfäure auf; fie laSSen Sich alfo fchou Von Vornherein dnrch Ab* filtrieren trennen und leicht beftimmen. W e n n aber ein Solches Vorheriges Ausscheiden nicht VoranSgeSetzt werden kann^ Weil Vielleicht keine der fraglichen S ä u r e n in Anwendung ge* kommen ifte fo m u ß man in dem durch Schwefelwasferftoffgas VernrSachteu Riederfchlage auch die genannten Metalle Vermuten. D i e abfiltrierte Lösung wird aber frei davon ge* worden fein. AuS ihr fällt man durch ^ufetzen Von SchWeselammoninm den Reft der etwa noch Vorhandenen Metalle (beftehend auS den Schwefelverbindnngen Von Eifen e Kobalt^ R i c k e l e ^ i n k e Mangan) fowie die Hydrate deS Ehromo^ydS uud der Tchonerde^ jetzt Hydro* xyde genannt^ filtriert wieder ab und fetzt der durchgelanfenen klaren Flüffigkeite nachdem fie Von Schwefelwafferftoff und Schwefelammonium in geeigneter Weife befreit worden^ Salmiak uud kohlenfaureS Ammouiak zu. Turch diefe beideu Reageuzien wird eine Fällung aller alkalifchen Erden bewirkte Wenn folche in der Löfuug Vorhanden Waren; ein entgehender Riederfchlag kann alfo enthalten: Kalkerde^ Baryte Strontian. Rnn kann Von Bafen in der Flüffigkeit (außer dem Ammoniak e Welches durch die Reagenzien hineingebracht worden ift) nur noch Magnefia^ ferner Kalie Natron und Lichion enthalten fein. Einzelne Elemente e wie Beryllerde e Eero^yde U r a n u. bergig haben wir^ weil fie nur fehr feiten Vorkommen^ Vor der Hand nicht berückfichtigt; man chut dieS iu der Praxis auch nur^ wenu man einen bestimmten Grund hat^ ihre Gegenwart annehmen zu mÜffen. Die MagneSia aber Weift man^ wie fchon im Vorigen Beifpiel angedentet wnrde^ dadurch nach ^ da^ einem Teile der nun zum Viertenmal filtrierten Flüffigkeit phosphor* fanreS Ratron zugefetzt wird. Die Alkalien^ unter denen namentlich Kali und Ratron Von Bedeutung finde weil außer chnen fehr feiten eiu andres in größerer Menge auftritt^ er* kennt man ziemlich leicht. Ob überhaupt in der fchließlich Vorhandenen Flüffigkeit eiu fefter Stoff noch in Löfnng fich befindete daS zeigt fiche Wenn ein Tropfen davon auf einem er* hitzten platinbleche Verdunftet nnd der etwaige Rückstand geglicht wird; ein dann^ nach Verflüchtigung der Ammoniakfalze^ noch bleibender Weißer Rückstand beantwortet die Frage mit Ja. J f t bloß einer der beiden Vermuteten Körper noch Vorhanden ^ So gibt die Lot* rohrflamme Schon genügende AnSluuft darüber ^ deUU fie wird durch die geringfte Menge K a l i Violett^ durch Natron aber gelb geSärbt. Wenn aber beide gleichzeitig austreten^ fo iSt Platinchlorid ein ReagenS auf Kalie mit dem daSfelbe einen gelben Niederfchlag gibte anti* monfaureS Kali aber ein RachWeiS Sür N a t r o p denn daS dnrch ein Zusammentreten beider Sich bildende antimonfaure Ratron ist unlöslich und fcheidet fich als ein weißer Riederfchlag anS; oder endlich man betrachtet die obige Flammenreaktion durch ein blaneS G l a S . DaS* felbe hält daS gelbe Natronlicht zurück und zeigt uuS nun eine rote Kaliflamme. Durch die nacheiuauder Vorgenommenen AuSfäHuugeu haben wir z^oar fchließlich den Gehalt der Löfnng an Vafen erfchöpft und diefelben in Grnppen getrennte eS ift uuS aber ebeu deswegen — mit Ausnahme Vielleicht der Magnefiae des Kali nnd Ratron — noch keiner der Beftandteile für fich bekannt geworden. Wir müffen daher die einzelnen Rieder* fchläge einer weiteren geänderten Behandlung unterwerfen. D a z u ift Vor allen Dingen wieder eine VoUftändige Reiuigung derfelben Von den anhängenden LöSungS* und FäHungS* mitteln notwendige welche nur durch ein längeres AuSwafchen auS dem Filter erreicht wird^ Der zuerft uUter Anwendung Vou Schwefelwafferftoff erhaltene Niederfchlag Wirde wenn er eine ganz reine charakteriftifche Farbe hate Schou eiuen Schluß auS beftimmte Metalle zu^ lafSene Welche die Gegenwart andrer auSfchließen. Jft die nulöSliche Schwefelverbindnng rein gelbe So kann fie auS SchWefelarfenik e ^innfulfid oder auS Kadmiumfulfid beftehen. Eine orange Färbung würde auf Antimon hindeute^ mit dem aber die Vorgenannten Metalle zu^ gleich Vorhanden fein können. Wenn der Niederfchlag indeffen dunkele braun^ fchwarz oder fchmutzig gefärbt ifte fo können alle möglichen Metallee die überhaupt eine Fällnng durch

68 Einleitung. Schwefelwafferftoff erleiden^ darin enthalten Sein. Indiefem Falle behandelt man den RiederSchlag mit Schwefelammonium^ in welchem ReagenS Sich die Schwefelverbindungen Von Arfenik^ Antimon^ Zün^ Gold und Platin löfen^ und trennt fo die ebengenannten Metalle Von den in Schwefelammonium unlöslichen: Kadmium^ Kupfer^ Blef Wismut^ Queckfilber und Silber. Die letzteren behandelt man mit Salpetersäure ; ungelöft bleibt daS Schwefelqueckfilber; durch Zufatz von Viel Waffer Scheidet Sich WiSmut als WeißeS baSifcheS Nitrat auS^ durch Zufatz von Salzfäure zu der Vom Schwefelqneckfilber abfiltrierten FlÜfSigkeit kann man daS ^Ueck* filbero^ydul^ Vlei und Silber als EhlormetaUe anSfcheiden^ Von denen daS EhlorSilber in Ammoniak löslich ift^ daS Ehlorblei nicht. F ü r Kadmium^ Kupfer^ WiSmut gibt eS weiterhin entSprechende ScheidungSmechoden und ebeuSo Sur die im Schwefelammonium aufgelösten Metalle. Der zweite^ durch ^ufatz von Schwefelammonium auS der nrfprünglichen Löfung ausgefällte Niederschlag^ ebenSo wie die durch kohlenfaureS Ammoniak ausgeschiedenen Erden^ werden jede für fich in entfprechend ähnlicher Art wieder gelöft nnd dnrch geeignete ScheidnngSmittel in immer kleinere ^ SchärSer charakterifierte S i p p e n geSondert^ bis So nach und nach endlich die einzelnen Elementarbestandteile fich treuuen laSSen. ES würde uuS zu weit Sühren^ die eiuzelnen Reaktionen hier zuSammenzuftellen^ nnd wir begnügen unS mit dieSen Bemerkungen. Dabei Versteht fich Von felbS^ daß die Veftimmung der Säuren^ welche in dem zu unterfnchenden Körper mit den Bafen^ deren Auffindung wir Vor der Hand allein berücksichtigt haben^ Ver* bnnden geweSen Sind^ einen nicht minder SyftematiSchen Weg einschlagt; ebenfowohl aber anch^ daß diefe Methoden je nach Umftänden mannigfache Umänderungen erfahren^ zu denen daS Auf* treten gewiffer Bestandteile^ die Einwirkung der angewandten Reagenzien ^e. den Anlaß bieten. Die q u a n t i t a t i v e Analyfe ift diejenige Zerlegung nnd Untersuchung der Körper^ welche nicht anS Erkennung der zufammenfetzenden Bestandteile ihrer A r t nach auSgeh^ wie letzteres die q u a l i t a t i v e AnalySe chut^ fondern auch ihre befondere Aufgabe darin fieht^ die GewichtSVerhältniffe zu beftimmen^ unter denen die Verschiedenen Stoffe mit* einander Verbunden gewefen find. ES werden hier z^ar im großen ganzen diefelben Methoden der Trennung befolgt; in der Regel aber komplizieren Sich dieSe Sehr Wefentlich dadurch^ daß eS auf Vollständige Trennung der Substanzen Voneinander ankommt und daß deSWegeu immer die ganze der Untersuchung unterworfene Menge deS Körpers eine gleich* mäßige Behandlung erfahren muß. D a hierdurch die Einzelprüfungen mit kleinen Portionen der Lofung gänzlich Wegfallen muffen^ fo hat der quantitativen AnalySe womöglich immer eine qualitative Untersuchung vorauszugehen^ nach deren Ergebnissen Sich der am Vorteil* hafteften einzuschlagende Weg auffinden laßt. Der ^auptfache nach bezieht fich daS Gefagte faft auffchließlich auf die Analyfe an* organischer Körper. Vei der U n t e r s u c h u n g organifcher S u b f t a n z e n läßt Sich ein Streng gegliederter Gang der Unterfuchung^ wie wir chu in der anorganischen Analyfe kenneu gelernt haben ^ nicht durchführen. Vei der Erkennnng nnd Bestimmung diefer organischen Verbindungen kann man nur Selten auS charakteristische Reaktionen rechnen^ vielmehr iSt man auf die Ermittelung der SättigungSfähigkeit^ der Schmelz* und Siedepunkte^ der Dampfdichte und auf die Elementaraualyfe angewiefen. Diefe eigentliche fogenannte organifche Analyse beschäftigt fich ausschließlich mit der Aufgabe^ den prozentifcheu Gehalt organifcher Korper an allen oder einzelnen der Vier Gruudelemeute aufzufinden; fie hat deswegen den Ramen E l e m e n t a r a u a l y f e erhalten. I n der Hauptfache beruht fie darauf^ daß die zu unter* fuchende Subftanz mit einem anorganifchen Körper^ der leicht Sauerftoff abgibt^ innig ge* mengt und fo lange erhitzt wird^ bis fie in dem entwickelten Sauerftoff VoUftändig Verbrannt ift. AIS Verbrennungsprodukte können nur entstehen: Wafferdampf (auS dem Wafferftoff und SauerftoSf^ Kohlensäure (auS dem Kohlenftoff und Sanerftoff) ; den Stickftoff beftimmt man in einer andern Probe gefondert als StickftoffgaS oder als AmmoniakgaS ^ nnd die Differenz^ Welche fich ergibt^ wenn man daS Gewicht der drei bekannten Elemente^ Kohlen* ftoff Wafferftoff und Stickftoff^ Von dem Gefamtgewicht deS unterfnchten Körpers abzieht gibt die Menge deS darin enthalten gewefenen SanerftoffS an. Mit diefen kurzen Andeutuugeu muffen wir unfre einleitenden Betrachtungen fchließeu^ weitere Ausführung der einzelnen Punkte denjenigen Gelegenheiten Vorbehaltend^ welche nnS die Betraehtung der allmählichen Umwandlung der natürlichen Rohftoffe dnrch chemifche Prozeffe noch wiederholt in den Weg führen wird.

^chl^n^n. ^ ^n^n ^ ^ nnd ^ i ^ t i o n .

n^t d^r ^

nnd in ^en.

DieG ü t e n ,Welche der Bergmann in seinem mühevollen und gefährlichen Berufe aus den Tiefen der Erde zu Tage fördert, sind in den allerwenigsten Fällen für einen unmittelbaren Gebrauch geeignet; sie sind gewissermaßen erst der Rohstoff eines Rohstoffs, dem in der Regel nur durch umständliche Behandlungsweisen und mit den eingreifendsten Mitteln der wertvolle Bestandteil eutrisseu werden kann. Das kräftigste Mittel aber und sozusagen der hauptschlüssel zu dem gediegenen Metallkönig, der sich oft in die unscheinbare hülle eines simplen grauen, roten oder schwarzen Minerals kleidet oder sonst eine nur vom Kenner zu durchschauende Larve vornimmt, ist und war zu allen Zeiten das Feuer; nur in neuester Zeit scheint diesem in einigen Gebieten der Metallgewinnung der elektrische S t r o m den Rang Streitig machen zu wollen. Durch Feuer Schieden gleich uns die ältesten uns bekannten Kulturvölker, die in Ägypten, Klein- und Großasien saßen die gebräuchlichsten Metalle aus ihren Erzen und trieben so ohne theoretisches Bewußtsein emeu wichtigen Zweig der technischen Chemie. Denn nicht nur das gediegen sich darbietende Gold und das leicht zu gewinnende Silber kauute mau im hohen Altertum, fondern man Verarbeitete ebensowohl Kupfer, Zinn Blei und nicht minder, wenn auch wahrscheinlich erst, nachdem man Schon Kupfer und Zinn sowie einige der edlen Metalle bereits gewinnen gelernt hatte, das wertvollste aller Metalle, das E i s e n dessen Darstellung größere Schwierigkeiten darbot.

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T^er Hüttenarbeiter. Und wie Schon iu längft VergeSfenen^ kaum noch iu Myche uud Sage anklingenden Reiten deS Menschen Geift und Kraft Sich der Gewinnung und Nutzbarmachung der Metalle Zuwandte ^ So blieb auch durch alle Späteren Jahrtaufende dieSer hochwichtige Gegenstand einer derjenigen ^ welche ^u immer größerer Vervollkommnung anreizen ^ Weil jede Erleich* terung der Ausgaben^ die er bietet ^ einen dauernden Gewinn Sür daS Gefamtwohl der Menschheit einschließt. ES ift durchaus nicht uötig^ erft auSzuSührene Welche Wichtigkeit die Metalle Sür die Entfaltung deS Kulturlebens hatten und haben^ und wie fich daSfelbe hätte geftalten müffen unter Entbehrung jener. J n deu Metallen Sand der Menfch daS edelSte Material zur Betätigung feines KunfttriebeS^ in den Vergwerken mit ihren eigentümlichen Erforderniffen eine Hauptanregung feiner mechanischen uud andern Talente. Künftliche Mafchineu e großartige Wafferräder Pumpwerke ^ GebläSe und audre Kunftgezeuge ent* Sprangen großenteils auS berg* uud hüttenmännischen Bedürfnissen. Und fteht die Wiege der Dampfmafchine^ der Eifenbahn nicht ebenfalls dicht am Schachte deS Bergmannes^ Die Verarbeitung der Er^e zu Metallen^ die notwendige Beobachtung der dabei auftretenden ^erfetzuugen uud Verbindungen mußte zum Nachdenken über die Verschiedenheit der ftoff* lichen Eigeufchaften führen ^ wobei die wohl Unterfcheidbare Eigentümlichkeit der Metalle ein fichereS Mittel der Prüfung abgab. Vor allem aber ließ der erweiterte Gebrauch deS FeuerS e mit deffen Hilfe ja aHeiu noch die rohe MetaHtechuik geübt werden konnte^ neue Erfahruugen bezüglich der Wirluug diefeS kräftigen AgenS auf aUerhand Körper machen. Scheiduug uud Verbiudung der Stoffe zeigte fich iu eugftem ^ufammenchauge mit den Wärmeerfcheinungen. Damit war aber die nene Wiffenfchaft der Ehemie angebahnt^ und felbft in dem wundervollen Ausbau^ den diefelbe bis heute erlangt hat^ ift diefer ^ufammen* hang noch zu erkennen^ denn der nnterfte Pfeiler deS chemifchen Lehrgebäudes ftützt fich ge* fchichtlich und Wefentlich auf die richtige ErkeuntuiS Vou der Oxydation der Metalle. Durch den raftlofeu F^rtfchrittSdrang ^ der die moderne Menfchheit befeelt^ befindet fich auch die Ausbeutung und AuSuutzung deS MiueralreichS in unfern Tagen auf eiuer Vor unS nicht gekannten Stufe der EntWickelung. ^ u der altüberkommenen Erbfchaft früherer Jahrhunderte fügten fich neue Erfindungen Von hochwichtiger Bedeutung. Wir Vermögen die metallischen Bestandteile jetzt auS ihren Verborgenften Verftecken hervorholen und Metallmengen zu produzieren ^ welche die Erzeugung früherer Reiten um TaufendfacheS übertreffen. Die RoHe^ Welche die Metalle infolgedesfen als Material für DarfteHnng der mannigfachsten Dinge fpielen^ ift immer bedeutungsvoller geworden. Welch eine Reihe Von der unfcheinbaren Stecknadel bis zur Riefendampfmafchine^ Von der kleinen Letter^ die einen Punkt im Buche druckt^ bis zu den koloSfalften Gebilden deS MetaUguffeS. Jn Tagenden Von Mafchinen fehen wir daS todte M e t a l l wie mit Leben begabt^ Während anderfeitS auch daS dienstbereiteste aller Metalle eS nicht Verfchmäht^ fich an Stelle Von H^Z und Stein als Baumaterial oder zur HerfteHung Von Schienenwegen benutzen zu laffen. Und neben der Verwendung der Metalle in gediegenem ^uStande geht auch die der chemifcheu Metallpräparate^ der mancherlei O^yde^ Saureu ^ S a l z e und andrer Verbin* düngen einher^ die zahlreichen Zweigen menfchlicher Tätigkeit notwendig find und in ihrer Herstellung Sowohl als in ihrem Gebrauch mannigfache Kräfte in Bewegung fetzen. Die MetaHauSbringung und dem entfprechend auch der Verbrauch der Metalle ift bis in die Reuzeit in der rapideSten Progression fortgefchritteu^ wie unS bereits im III. Bande dieSeS Wertes gezeigt worden iSt. DaS Felde auS welches wir unS zunächst begeben ^ iSt trotz der Errungenschaften alter nnd neuer ^eit^ um bergmännifch zu reden e noch keineswegs abgebaut^ daS beweifeu die Steteu erfreulichen Fortfchritte in den Verschiedenen Richtungen deS großen Reviers. Die Auffindung bisher unbekannter Erzlagerstätten Sowie die Ausbeutung folcher^ die bei den roheren Methoden der früheren ^eit nicht ausgenutzt werdeu konnten e neue und Verbefferte Verfahren uud Mittel der AuSbriugung und Verarbeitung^ der Reiniguug uud Veredeluug^ die Entdeckung neuer Verwendungsarten e wodurch die fabrikmäßige DarfteHung gewiSSer Metalle^ wie z^ B . Aluminium oder daS Maguefium^ erSt möglich gemacht wird^ die groß* artigen Fortfchritte im Mafchinenwefen^ die Univerfalität deS Verkehrs ^ welche alle Mittel auf jeden Punkt der Erde zu konzentrieren erlaubt uud Unternehmuugen durch freiwillige Beteiligung ins Werk treten läßt^ die SelbSt Vou großen Reichen nicht ausgeführt werden^

Aufbereitung der Erze. ^ dieS aHeS Sind Erscheinungen die noch lange nicht an der Grenze deS Möglichen Stehen. Roch aber bleibt der Zukunft manches Rätfel zu Iöfen^ andre Aufgaben treten immer wieder hervor; wir gewinnen bei weitem noch nicht aUeS^ was wir mit den aufgewendeten Kräften und Materialien gewinnen müßten und der überall herrfchenden Vergeudung wird die Wiffenfchaft noch manche Einschränkung diktieren. Folgen wir nun unferm nächsten Gegenstände^ den E r z e n So VerWeift unS der Verg* mann^ der dieSelben auS den Eingeweiden der Gebirge hervorholt und deffen Arbeiten und Verfahren wir im III. Vande diefeS Werkes kennen gelernt haben an den ^ Ü t t e n m a n n dem er zur Weiterverarbeitung die „Schätze des Erdinnern übergibt uud in deffen Arbeits* Stätten die Kette jeuer merkwürdigen Umwandlungen beginnt ^ welche die Metalle in nu* Zahlig Verschiedenen Formen ihren LauS über die Erde machen laSSen. Die Aufgabe deS ^ÜttenmanneS^ die AnSfcheidnng der Metalle auS den Von dem Verg* mann zu Tage geförderten Erzen mittels der mctallurgifchen oder ^ ü t t e n p r o z e f f e beruht durchgehendS aufchemifchenPrinzipien. Jndeffen find nur in Selteneren Fullen und dann anch immer nur fteHeuWeife die Erze fo rein daß man Sogleich an die Abfcheidnng der Metalle aus ihnen gelten konnte; meist mnß zunächst eine mechanische Behandlung eintreten zur möglichsten Entfernung des anhängenden tauben GefteinS (Gangart)

DieSe mechanische Vorarbeit heißt die Anfbereitung uud iSt entweder bloße Hand* arbeit (trockene Aufbereitung^ oder eS Schließt Sich daran nach Umftändcn die Anwendung mechanischer Hilfsmittel unter Beihilfe deS WaSferS (naSS^ Aufbereitung^ um daS zu VoU^* enden^ was durch jene allein nicht erreicht werden konnte. Diefe^ der BergmannSarbeit nicht mehr zuzuzählende mechanische Arbeit iSt alSo der Vorbereitende Teil deS eigentlichen auS chemischer Grundlage beruhenden HüttenprozefSeS und SoH demnach zuerSt betrachtet werden. Z u b e r e i t u n g ^er ^ r ^ Tie schon in oder Vor der Grube auS dem Groben Vor^ genommene Sortiernng der geförderten Erze nach ihrem Gehalte wird Von den Hütten* arbeitern unter Sleißiger Handhabung deS zerkleinernden Hammers oder FäuftelS weiter SortgeSetzt. A m willkommensten aber nicht immer Vorhanden iSt die Sorte Rr. die StnSerze^ welche So rein Sind^ daß Sie ohne weiteres dem SchmelzoSen übergeben Werden können und nur etwa noch einer Zerkleineruug unterliegen um Sür die Schmelzarbeit die paSSende Grö^e zu haben. Die zweite Sorte^ Mittelerze oder Scheidegänge genannt^ iSt So beschaffen daß Sie zwar ein Durcheinander bilden Von Erz und taubem Geftein jedoch SOs da^ beide nicht innig gemengt Sind^ Sondern daß die Verschiedenartigen Partien

70^erHüttenarbeiter. eineS Stückes durch den Hammer getrennt und die Erteile für Sich erhalten werden können. Die Entfernung deS tauben GefteinS durch AnSlefen nnd nötigenfalls AnSfchlagen ift SelbSt bei den EiSenerzen erforderlich^ mit denen fonft die wenigsten Umftände gemacht Werden nnd bei denen namentlich eine eigentliche naSSe Anfbereitnng niemals platz greift. Diefe eben erwähnte trockene oder H^ndfcheidung ift gewöhnlich die Arbeit Von Vnrfchen (Scheide* jungen) ^ alten Arbeitern und Frauen^ Welche auf der Scheide bank (f. F ^ ^1) unter Anfficht eines Steiger^ mit Schutzbrillen gegen umherfliegende fcharSe Gesteinfplitter be* waffnet^ die Scheidegänge auf den S c h e i d e t a f e l n auf harter Unterlage mit H a m e r n Zerschlagen und die Stückchen nach ihrem Gehalte in Verschiedene Körbe Sortieren^ WorauS jene je nach ihrem Gehalt entweder in die Erzkammern gefchafft^ oder für die naffe Auf* bereitung zurückgelegt^ oder als wertlos auf die AbgangShaufen (Halden) geftürzt Werden. Wie man überall beftrebt ift^ die Handarbeit durch Maschinen zu erfetzen^ So Suchte man auch für daS AuSfchlagen der Gänge durch die Hand geeignete Maschinen einzuführen^ die in kürzerer Zeit größere Mengen Von GefteinSmaterial in kleinere Stücke zu Verwandeln im ftande Waren. Eine derartige Mafchine^ die fich nicht nur bei dem ErzaufbereitnngS* prozeß^ Sondern auch in andern technischen Branchen rafch Eingang Verschafft hat^ ift der Steinbrecher (auch Knackwerk oder Backenguetfche genannt) von Ely Whitney Blake. Seine Einrichtung ift folgende: I n einem maffiven gußeifernen^ kaftenartigen Rahmen ^ (f. Fig. ^2) befinden fich zwei ftarte gerippte Backen^ Von denen die eine b feft mit der Vorderwand verbunden^ die andre o aber um die ftarke Achfe ^ drebbar ift. Beide bilden einen nach nntenhin fich Verengenden Rechen^ in Welchen daS zu Ver* arbeitende Material eingeworfen und durch die raSchen nnd kurzen Schwingungen der be* weglichen Backen c zerdrückt und fo weit zer* kleinert wird^ daß eS durch die untere engere^ innerhalb gewiffer Greuzeu VerfteHbare Offnung herausfallen kann. Die Schwingende Bewegung erhält die Backe c dnrch die an der UmtriebSweHe o hangende Zugänge ^ Welche mit ihr durch eine e^entrifche Scheibe Verbunden ift und bei ihrer Rotation in auf* und niedergehende Bewegung Verfetzt wird. Diefe Scheibe ift unten durch die Zwifchenplatte ^ einerfeitS mit dem au der Rückfeite deS RahmenS befeftigten Stellapparate b^ anderfeitS mit der beweglichen Backe anf welche die Bewegung übertragen wird^ Verbunden. In den größten Dimenfionen ausgeführt find diefe Mafchinen bei der KnpfergewinnUng am Lake fnperior im Betrieb; hier werden FelSftÜcke bis zu einem Gewichte Von 500 l^g dnrch diefelben zertrümmert und in Körnchen Von 04^ ja fogar 40 n ^ n Durchmeffer Verwandelt. Um beffer beurteilen zu können^ WaS man nach der Zerkleinerung durch den Hammer oder die Mafchine Vor fich h ^ ift eS zunächft notwendig^ die anhängenden erdigen und chonigen Bestandteile zu entfernen; dieS gefchieht dnrch die Wäfche. Tiefe bezweckt ent* weder bloß die Entfernung anhangenden SchmutzeS^ oder auch bei Erzen^ die^ wie Eifen* ftein^ Galmei u. S. w^ iu chonige StoSfe eingebettet liegen ^ die Fortfchwemmnng diefer; bisweilen aber auch Verbindet fich damit zugleich eine Sortierung der Teile ihrer Größe nach. Häufig benutzt man dazu^ z. B . bei den Bleierzen in Oberfchlefien^ trommelartige Siebe^ die fich in einem Wafferbehalter drehen. Die Siebeylinder find doppelt; der innere^ der die Erze aufnimmt^ hat grobe ^ der äußere feine Locher. M a u gewinnt fomit zwei Größen geWafcheneS Erz und den mit dem Wafser abfließenden Schlamm^ den man in Sümpfen fich abfetzen läßt. Gewöhnlicher fiud die flachen^ gitter* oder roftförmigen Siebe (Rätter). Sie ftehen in der Regel mehrfach übereinander^ haben eine geneigte Lage uud werden durch einen MechaniSmuS in rüttelnder Bewegung erhalten^ während die Erze

Aufbereitung der Erze. ^ Zugleich mit einem Strom Waffer dem oberen gröbfteu Sieb zugeSührt Werden. WaS hier nicht durchgeht^ gleitet auf der fchiefen Fläche herab uud wird in einem befouderen Vehälter aufgefaugen; daSfelbe wiederholt fich auS einem zweiten Siebe u. f. w^ bis endlich daS FeinSte zum Abfetzeu iu den Sumpf gelangt. J n auderu Fallen Stehen eiue Anzahl Siebe treppeuförmig übereinander^ ^aS feinfte zu unterSt^ jedeS mit einem AuSfaugebehalter UUter fich; auch hat mau zuweilen famtliche Siebflächeu in einer fchieSen Ebene nebeneinander liegen uud erlangt dabei diefelben Resultate wie mit der Treppenwäfche^ nur in umgekehrter Ordnung; denn hier müffen die engften Siebe zu ^aupteu der Schiefen Ebene liegen^ wo uuter ^ufluß eines Waff erftrahlS die zu waScheudeuMaSseu aufgeworfen werdeu. Übrigens werden diefe Apparate je nach Bedürfnis eingerichtet uud deu VerhältnifSeu angepaßt ^ und eS mögen deswegen Wafchapparate Wie die FaHWäfche^ ReibgitterWäSche^ KippWäfche^ das SprudelWafchwerk u. a. nur dem Ramen nach erwähnt werden^ da ihre nähere Betreibung felbft für den Fachmann hier nur eiu geringes Jutereffe bieteu würde.

Die großen Fortschritte der Neuzeit in der H^fteHung praktischer mechanischer Vor* richtuugen Sind auch auS diefem Gebiete Verwertet worden doch kann hier auf Einzelheiten nicht eingegangen Werden ^ nur einige der vielen in neuerer ^eit empfohlenen Mafchinen köuueu Berücksichtigung bei der Befprechung hierüber finden. Der gewöhnliche Gegenftand der Wäfche ift Vor allen Dingen daS Grubeuklein^ daS klare Gemisch Vou E r ^ Gängen und Schmutz. Nachdem die WäSche eS geSäubert und in mehrere Sorten klaffifi^iert hat^ werden die größten Sorten auSgefucht (ausgeklaubt ift der KunStauSdruck) und in gutes Erz und taubes GeStein geschieden; die nur kleinere Teilchen Von Erz enthaltenden Stücke der Gangart fallen Weiteren Prozeduren ^ wie dem Siebfetzen^ der ReSt dem Pochwerk nnd Stoßherd anheim. Die umfänglichen Wafchungen^ uud meistens nur diefe Vorbereituug allein ^ erfahren die chonigen Eifeufteine. Man be=^ arbeitet nnd wendet da die Erze entweder in Gräben oder auf geneigten Holzböden (Bühnen) unter Anleitung Von fließendem WafSer. Jn andern Fällen Verbindet man mit dieSer Wäfche auch noch ein VerwitterungSVerSahren^ indem man die Erze^ in Raufen ge* Schichte^ mehrere Jahre lang dem Wetter und Regen preisgibt (abliegeu läßt). Dnrch

70 ^er Hüttenarbeiter. die hierbei Stattfindende Verwitterung bezweckt man eine Lockerung uud Trennung der Erz* Partien von der zwifchenliegenden Gangart^ um diefe dauu leichter entfernen zu können. Luft und Feuchtigkeit bewirken bei dem Abliegen Oxydationen^ namentlich werden die etwa vorhandenen Schwefeltiefe zu EifenVitriol o^diert^ welcher dann vom Regenwaffer fortgeführt wird. Vorgange diefer Art gehören aber fchon dem chemifchen Gebiete an^ und wir übergehen fie einftweilen hier^ um zunächft noch unS die rein mechanifchen Zubereitungen der Erze anzufehen. Da die Erze im Schmelzofen chemifchen Einwirkungen anSgefetzt werden foHen ^ fo müfSen Sie in eine F o r m gebracht werden^ in welcher Sie eine möglichst innige Vermischung mit denjenigen Körpern geftatten^ dnrch deren Hilfe die Zerfetzung Statt* finden foil; fie muffen alfo zerkleinert und in manchen FäHen fogar bis zu mehlartiger Feinheit gebracht Werden. DieS gefchieht durch Verfchiedenartige Mafchinen^ Von denen die älteften^ Schon zu Anfang deS 16. |ahrhundertS beim Hüttenbetrieb eingeführten Poch* werke^ Welche einer Ol* oder Walkmühle ähnlich^ meift durch ein Wafferrad getrieben werden (f. Fig^ mit einigen Verbefferungen auch heute noch in manchen Gegenden im Vetrieb sind. Eine mit Hebedanmen befetzte Welle hebt die etwa zentnerfchweren^ mit Eifen befchnhten Stampfen uud läßt fie auf eiferne platten^ welche den Boden eines TrogeS bilden^ der die Erze enchält^ niederfallen. Durch Sieben oder mittels DurchWerfenS wird daS gewonnene Pochmehl von den noch groben Teilen abgefondert^ letztere anSS neue bearbeitet und Schließlich alles zur Hütte geSchaSft. DieS find die Trocken* Pochwerke^ fo genannt zum Unter* schiede von den uaSSen Pochwerken^ die zur AuSbereituug armer Erze dienen. I n den Fällen nämlich^ in welchen die Erzteilcheu mit der Gangart inniger gemifcht^ oft nur puuktweife einge* Sprengt find^ wird die H^ndfcheidung unchunlich^ und eS tritt an ihre Stelle die naffe oder künstliche Aufbereitung^ Welcher auch allenfalls noch daS AuS* fchlageklein^ der fandige Abfall Von der Scheidebank^ anheimfällt. Vevor wir jedoch zur Vefchrei* bung der naffen Pochwerke übergehen^ müffen wir noch der W a l z w e r k e gedenken^ deren Arbeit fich in den modernen AnfbereitnngSanftalten nnmittelbar an diejenige der Stein* brechmafchinen anfchließt und die Pochwerke erfetzt. Diefe Walzwerke haben den Vorteil^ daß fie weniger Mehl liefern als die Pochwerke und die weitergehende Zerkleinerung der Von den Steinbrechern kommenden Stückchen bis zur Korngröße Von n u r einigen Millimetern beforgen. Von den Vermiedenen Konstruktionen^ die man Vou diefer Mafchine hat^ mag nur die deS Amerikaners Krom hier beschrieben werden. DiefeS Walzwerk (f. F i g ^ ) befteht auS zwei ftählerneu Walzenriugen ^ welche mit Hilfe der etwas kouifch verlaufenden RingStücke b befeftigt find und ihre Umdrehung Von der Riemenfcheibe ^ erhalten^ und zwar durch die Zuufchen* und Hauptgetrieberäder ^ b und i^. Die letzteren^ find an entgegengefetzten Seiten deS RahmenS 1 auf den Walzenachfen c befeftigt. Die Achfe m der Riemenfcheibe k bewegt Sich in Lagern u nnter den Walzenrahmen hin und trägt zwei Zahnräder^ Von denen in der Zeichnung nur daS Vordere ^ Sichtbar ift; daS andre ^ nicht Sichtbare^ greift in die Zähne deS RadeS ^ wäh* i^end daS erfte ^ die Drehung durch daS gleichgroße Zwifchenrad b auf i und fomit auf die betreffende Walze 1 überträgt. Diefe liegt in einem feitlich Verfchiebbaren Lager^ daS fich gegen die Starken Federn o Stützt und dieSe beim Zurückweichen zufammendrückt^ falls ein zu harter Gegenftand die Walzen paSSiert. Für feinere Zerkleinerung^ wie fie z^ V. für daS AmalgamationSVerfahren nötig iSt^ hat man auch Vermiedene Arten Von Mühlen. Hierbei ift jedoch zu bemerken^ daß die Walzwerke jetzt auch fehr häufig als Müllen be* Zeichnet werden. Solche in neuerer Zeit bei dem AufbereitungSVerfahren eingeführte Mühlen

Aufbereitung der Erze. ^ find die Von Heberle^ Renerbnrg^ Tingey und namentlich die Schranzfche Onetfchwalzen* mÜhle^ die fich dadurch einen Ruf erworben hat^ daß fie bei Setzabhüben Von 2 ^ 1 5 ^nrn Korngroße eine Vollkommene Trennung der Bleierze Von der Zinkblende ermöglicht. Sehr Viel Verbreitung hat der Earrfche D e s i n t e g r a t o r oder die S c h l e u d e r m ü h l e gefunden namentlich da^ wo eS fich um nicht zu hartes GeStein handelt. DieSe Mafchine (Fig^ ^5) beSteht auS einer Welle ^ Welche in Lagern b ruht und durch die Riemenscheiben c bewegt werden kann; über diefe Welle ift eine zweite hohle Welle geschoben die in ee nnter* Stützt ift und durch die Riemenfcheibe ^ im eutgegengefetzteu S i n n e gedreht wird. Die Welle ^ trägt an der Scheibe ^ nnd dem Ringftücke b z^ei Reihen kouzentrifch gestellter während an die Welle d die Stabkränze und 1 mittels der Scheibe n Stäbe i nnd befeftigt find. D a S zu zerkleinernde Erz wird dnrch den Trichter o aufgegeben und gelangt

^ür die nafSe Aufbereitung hat m a n zwei Methoden welche gefondert^ zuweilen aber auch miteinander Verbunden zur Anwendung kommen. Verde beruhen auf dem Grundfa^e deS S c h l a m m e n S ^ alfo auf dem UmStande^ daß fpezififch fchwerere Korper in einer Flüffigkcit rafcher unterSinken als leichtere oder^ waS auS daSSelbe hinauskommt^ daß leichtere Teilchen Von fließendem WaSSer weiter fortgeSpÜlt Werden als Schwerere. hierbei wird freilich VorauSgefetzt^ daß die Schwereren Teilchen anch die metallhaltigen feien^ waS in den gewöhnlichen F ä l l e n in welchen daS taube GeStein talkartiger^ kieSeliger u. S^ w. Ratur ift^ auch Zutrifft^ aber doch nicht ausnahmslos iSt^ denn eS konnte z^ V. die Gangart auS Schwer* spat beftehen und dann würde diefe Art der Anfbereitung einen fehr geringen Erfolg haben denn daS fpezififche Gewicht deS SchwerfpatS übertrifft dasjenige Verschiedener Erze. Die beiden Methoden der naffen AuSbereitnng find nun daS SiebSetzen und die Ve* handlung auf dem Naßpochwerke. Die erftere ift neueren UrSprungS und Von größerer Wirksamkeit^ hat jedoch auch ihre Nachteile. Sie findet chre Anwendung bei weniger armen nicht zu innig mit der Gangart gemischten Erzen. ES handelt Sich nicht dabei um eine Zermalmung bis zu mehliger Vefchaffenheit^ Sondern nur um eine gewiSSe Zerkleinerung oder Körnung^ bei Welcher eine mbglichft gleiche Größe der Teilchen angeStrebt wird. Die Erze werden zn dieSem Zwecke am beften zwischen eifernen Walzwerken Wie beschrieben zerdrück^ Sodann durch Siebe Von bestimmter Mafchenweite Sortiert ^ und So werden mehrere Sorten gewonnen Von denen man die gröberen gewöhnlich durch Wiederholung derSelben Operation noch Weiter zerkleinert. DaS eigentliche Siebfe^en geschieht dann entweder durch Menschenhände oder in neuerer Zeit auch unter Anwendung Von MaSchinenhilSe. DaS Sieb ift ein Saßartiger Eylinder^

Der Hüttenarbeiter^ ^4 in Welchen Siebbodeu Vou Vermiedener Mafcheuweite eiugefetzt Werden können. ES hängt an einer eifernen Stange^ und diefe wieder an einem beweglichen^ mit Gegengewicht Ver* fehenen Valien dergeStalt^ daß eS durch einen ^ng iu eine untenstehende^ mit Waffer ge* süHte Kufe eingetaucht werden kann. M a n füllt eS ^ur ^älfte mit dem Erzklein fenkt eS in daS Waffen treibt eS hierauf iu kurzen Stößen nieder uud wieder aufwärts. AuS dem Aufruhr^ den daS durchströmende Waffer in dem schalte deS^ SiebeS bewirkt^ hat fich fchließlich nach etwa 50 Stößen eine Ordnung derart geftaltet^ daß die fchwerften nnd ge* haltreichsten Körper (Erzgraupeu) zu unterSt liegen obenan daS leichtere taube Geftein daS Somit leicht beSeitigt Werden kann in der Mitte zwifchen beiden eine Schicht^ die gewöhnlich noch einer Weiteren Aufbereitung iu den Pochwerkeu uuterliegt. W a S durch das erfte Setz* Sieb hiudurchSällt^ kommt auf eiu eugereS Sieb^ uud WaS diefem entfchlüpst^ auf ein noch engereS. S o gewinnt man durch die Setzarbeit den ^auptteil deS fchmelzwürdigen ErzeS uud befeitigt ebenfo einen Teil deS wertlofen; WaS noch rückständig ift^ bildet mit dem bei der ^andfcheidung fchon beifeite gelegten die Pochgänge. Fig^ 8 6 Verfinnlicht nnS daS Handfetzfieb^ deSfen einfacher Mechanismus fich wohl felbft erklärt. Die fogeuanntenSetz^ mafchinen find entweder Ausbildungen deS eben angegebeneu Apparates^ iudem derfelbe auftatt mit der Hand durch Pferde*^ Waffer* kraft oder dergleichen in Bewegung gefetzt wird uud iufolgedeffen eine Vergrößerte AuSführuug erfährt^ iu der Art^ daß zwei oder mehrere Siebkäfteu abwechselnd in eiueu WaSferbehälter gehobeu uud gefenkt Werden u. f. w^ oder eS fiud Kolbeudruckwerke. Diefe letztereu drückeu dann daS WafSer mittels eineS ge* Schloffenen hohlen KaStenS^ der an einer auf uud ab gehenden KoIbenStauge hängte auS dem einen Teile deS Apparates in den andern der mit jenem Verbuuden ift^ indem eine jedoch nicht bis auf deu Voden hinabgehende Scheidewand den größeren Kaftenranm oberhalb in zwei Ab* teiluugeu teilte die aber am Voden miteinander in Verbindung Stehen. Die eine diefer Ab* teiluugeu enthält daS festliegende Sieb^ auS^ Metallgeflecht oder Eifenftäbeu hergestellt^ die audre den als Kolben wirkenden KaSteu. Durchs die Abwärtsbewegung deSfelben wird daS^ Waffer Von unten nach oben in daS Sieb ge* trieben während eS beim Aufgange deS KolbenS wieder zurückfließt nnd die Erze Von oben nach unten durchströmt. Die Wirkuug ift demuach eine dem HandSetzSieb ganz entsprechende^ nnr infofern umgekehrte^ als bei der Setzmafchine daS Waffer und nicht der Siebapparat bewegt wird. Der Nachteil diefer Apparate^ deS HandfetzfiebeS Sowohl Wie der Setzmafchine^ befteht aber darin daß die Arbeit felbft nur eine halbe ift^ d. h^ eS Wird Zeit uud Kraft immer^ uur während der eiueu Halste der Bewegung zu dem eigentlichen ArbeitSzwecke auSgeuutzt.^ Daher hat man in der letzten ^eit fich Viel Mühe gegeben Stetig wirkende Setzapparate^ herzuftellen Von denen die auf dem Prinzipe der Schüttelapparate berrcheudeu die zweck* mäßigften Sein dürSten. Sind nun alSo auS eiue oder die andre Art die reichen Erze Von den armen gefchieden (oder hat man eS überhaupt nur mit armen Erzen zu chun)^ So müSSen die Pochgänge Sür Sich Wieder einem ähnlichen Prozeß der Scheidnng der Erteile Von den GefteinSteilchen uuterworfeu werden. Sie kommen zu dieSem Vehufe unter daS NaßpochWerk^ welches fie zn Mehl zerftampft^ auS dem fodann daS Gute Von dem Schlechten gefondert wird^

Aufbereitung der Erze. ^ Ta diefe Trennung unter Mitwirkung deS WafferS durch S c h l ä m m e n geschieht s fo iSt eine zu Weit gehende Pulverung zu Vermeiden. Die Zerkleinerung darS nicht weiter auS* gedehnt werden als eS die Größe der eingesprengten Erzteilchen erheifcht. DaS über* maßige ZerStampSen (Todtpochen) würde zur Folge haben daß die zu kleinen Teilchen Sich fchwer oder teilweife gar nicht auS dem Waffer niederschlagen. DaS Naßpochwerks welches diefe Zerkleinerung beforgt (f. Fig^ ^7)^ ift alfo wieder ein Stampfwerks daS aber unter Mitwirkung deS WafferS arbeitet. Während nämlich die Pochgänge Von den Stampfen bearbeitet Werdens fließt ununterbrochen ein gleichförmiger WafSerStrahl in den Stampftrog und als trübe VrÜhe am andern Ende der Sohle wieder heraus. Denn daS Waffer nimmt fogleich jene Teilchen mit forts deren Zerkleinernng weit genug gediehen ifts und führt fie in die M e h l f ü h r u n g s eine Reihenfolge flacher hölzerner Gerinne oder Kanäle s in denen eSs feine Gefch windigkeit allmählich Verlierends die auf* genommene LaSt in einer gewiffen Art geSondert wieder fallen läßt.

Tie schwersten Teile (daS röSche Korn) Sailen natürlich zuuächSts uud zwar zu Raupten der MehlSührungs zu Voden; mit zunehmender EntSernuug SäHt dann feinerer VodeuSatz (ZäheS Korn)s bis endlich in der entfernteften und breiteten Abteilung (SumpS) bei ge* ringftem WaSSerfluß noch die leichteften Erzteilchen nebft dem feinSten erdigen Schlamme Sich abfetzen. F ü r deU hÜttenmännifchen Zweck scheint zwar durch die ganze Arbeit nichts WefentlicheS erreicht zu fein denn eS liegen ja durch die ganze Führung hiu Erz* und Stein* teilchen GuteS und Schlechtes in Vermischung s Wenn auch nach einem gewiffen Schwere* und GrößenVerhaltniS geordnet. Dennoch iSt man hierdurch dem Ziele halbwegS näher ge* rückt: eS ift die nachSolgende Schlammarbeit zweckmäßig eingeleitet und deren Erfolg gefichert worden. DieS wird durch folgende Betrachtung klar Werden. Denken wir unS ein metallifcheS und ein fteinigeS Körperchen Von gleicher Größe in fließendem Waffer Schweben fo wird daS erfte feiner größeren Schwere zufolge zuerft den Grund erreichen daS andre noch etwas weiter geführt werden; ift nun aber der fteinige Körper um ein Merkliches großer als der metallisches S^ bewirkt eben Seine größere MaSSe auch ein beschleunigtes Sinkens und So kann eS kommen daß MaSSe und Gewicht der beiden

70 ^ e r Hüttenarbeiter. cheoretifch betrachteten Teilchen fich dergeftalt kompensieren^ daß beide an einem Punkte Zur Ruhe gelangen gleichfällig find^ wie mau Sagt. Hiernach iSt eS erlaubte a n z u n e h m e n daß durch die ganze Führung hiu daS Gemifch von Steinigen und metaHifchen Partikeln fo beschaffen fein Werde^ daß die erfteren im allgemeinen die größten Sind. Denkt man Sich nun ein folcheS Gemifch auf einer geneigten Fläche liegend und Von Waffer überriefelte f o ift einleuchtend^ daß die tauben Teile ^ nicht allein Weil fie leichten fondern auch Weil fie größer uud alSo dem Stoße deS WaSSerS mehr auSgefetzt f i n d e nun auch Vorzugsweise iu Bewegung kommen uud Sich fomit Von chreu metallifchen Begleitern effektiv trennen werden. Diefer ^weck deS SchlämmenS oder VerwafchenSe die Konzentrierung deS PochmehleSe Wird in fogenannten S c h l ä m m g r ä b e n und auf Apparaten Verfolgte Welche Herde heißen und in zweierlei Arten Vorhanden f i u d e als f e s t l i e g e n d e uud als beweg^ liche; letztere heißen auS bald zu erfehendem Gruude S t o ß h e r d e . H e r d e fiud tafelartige^ etwas geueigte Vorrichtungen über welche daS Waffer mit dem Seinen erdigen Schlamm (die Trübe) in einem fehr dünnen S t r o m e hiuWegfließt. Der S c h l ä m m g r a b e u ift eiu künftlicheS Gerinne^ über welchem auS der einen Seite der Schlammkaften e iu deu daS zu Verarbeitende Pochmehl kommt e ftehte auf der audern Seite ist er durch ein Vertikales Brett mit einer Auzahl feUkrecht unter* uud gleichWeit vou^ einander befindlichen 2 ^ cn^ Weiten Löchern gefchloffen. Die Länge deS GrabenS beträgt etwa ^ feine Breite ^ auf diefe Länge fäHt die Sohle gleichmäßig um 7 ^ pro Meter abe bis kurz ^or dem EUdee wo fich daS Loch befindet ^ eine plötzliche Vertiefung

AuS dem Schlammkaften zieht der Arbeiter mit einem kratzenartigen Jnftrumente der KiSte e ^ie Schlämmmaffe in die Gräben e deren oft mehrere nebeneinander liegen und indem er daS WafSer darüberSließen l ä ß t e ftreicht er mit der Kiftee die ungefähr die Hälfte deS GrabenS breit i f t e abwechfelnd au jedem Seiteubrett mehrmals hinauf. Die Öffnungen au dem Vorderen Brette werden gefchloffen fobalb der Schlämmvorrat fo hoch geftiegen i f t e daß er felbft hindurchgehen würde. M a n l ä ß t nur daS klare Waffer abfließen e Wenn der Graben an feinem Fuße etwa 1^—1^ cm hoch mit Schlämmmaffe angefüllt ift. Durch die Bearbeitung hat fich diefelbe nach ihrem fpezififcheu Gewicht gefchichtet uud mau macht beim Abftechen Abteilungen die entweder als taub Weggelaffen oder iu derfelbeu Art noch ein oder mehrere Male bis fie zur Verhüttuug reif genug finde durchgearbeitet werden. Anstatt in Schlämmgräben bewirkt man die Sondernng deS ErzmehleS Vielfach auch in fo* genannten S p i t z k ä f t e n (f.Fig^8und ^9)e eine Anordnung Von vier pyramidalen Käftene in denen fich nacheinander der Sand uud die Schlämme je nach ihrer Feinheit abfetzen. Beide Apparate dienen als Vorbereitung für die Herd arbeit. Den Hanptteil deS liegenden H e r d e S (Pfannenherd) bildet ebenfalls eine auS Holz kongruierte^ einige Meter lange^ fchwach geneigtee an den S e i t e n außer der uuterften

Aufbereitung derErze.^ mit erhöhtem Rande Verfeheue Tafel. Am oberen Eude derfelben beSindet fich ein Kaften in Welchen beständig WaSSer fließt und der zugleich daS auS deu Mehlführungeu gehobene Gut aufuimmt. Ein Schaufelrad^ daS fich im Kaften bewegt^ beforgt die gute Mifchung deS | n * halt^ der n u n der O^uautität deS WafferzufluffeS eutfprecheud^ beftändig überfließt^ durch kleine Riuueu geleitet auf der fchiefen Ebene fich Verbreitet uud abwärts begibt. Die Abwartung ^ die eiu folcheS Syftem erfordert^ befteht d a r i n daß ein Arbeiter^ der übrigeuS für Vier ^erde ausreicht^ darüber wachte daß daSMehl nicht zu düuu oder zu dick abfließe uud alles iu gleich* mäßiger Verteilung die fchiese Ebene paffiere. Zu letzterem Zweck handhabt er ein Brettchen oder einen VeSen (daher auch derRame K e h r h e r d ) . Mit diefem Werkzeuge forgt er nicht uur für richtige Verteiluug^ fonderu er Schiebt auch die Maffe Wiederholt wieder aufwärts^ iudem er fie dadurch zugleich aufrührt und zu mehrmaligem Herabgehen nötigt. Übrigens gibt eS auch Herde^ bei welchen der S t o ß deS WafferS die ganze Arbeit allein beforgt. Der auf der geneigten Ebene bleibende Rückstand heißt^ nachdem er fchmelzwürdig ge* Worden Schliech. Die gehaltreichsten Schlieche Sammeln fich natürlich wieder im oberen Teile der geneigten Ebene und werden zur Verhüttung fortgeuommen während daS übrige nach Befinden noch mehrmals dem Schlämmprozeffe uuterworfen wird. Der eudlich übrig bleibende wertlofe Schlamm wird felbStVerftäudlich dem abfließenden WaSSer zum Mit* nehmen überlaffen^ nicht ohne daß er noch manches Gute euchielte^ daS aber durch die zu feine Verteilung unerreichbar geworden ift. Die beweglichen oder Stoßherde (f. Fig^ 40) ^r* beiten in gleichem Sinne wie die eben beschriebenen liegenden aber fie fördern Vermöge chrer Einrichtung mehr als diefe. DaS Vcfondere an chueu ift^ daß die gauze geneigte Flache^ außer Zufammeühaug mit dem VerteiluugSkaften zwischen Vier Ständern an Ketten oder Stangen So aufgehangen ift^ daß fie iu eine fchaukelnde Bewegung im Sinne ihrer Länge geSetzt Werden kann. Während nun die flüSfige Maffe in bekannter Weife über die geneigte Ebene fich Verteilt^ druckt ein einfacher Mechanismus (Daumenwelle) den beweglichen H^rd iu ge* wiffen Zwischenräumen etwa 80mal in der Minute^ auS der Lage^ die er frei hängend ein* nimmt^ nach der Seite deS AbfluffeS hin und läßt chu dann wieder Srei; der nuu Vou felbft Zurückfallende Herd geht gleich einem Pendel über feine tieffteLage hinweg uud prallt dem* Zufolge au einen feinem oberen Ende gegenüber angebrachten mafSiVen Klotze den Stauch^ klotze an. Die Wirkung diefer fich immerfort wiederholenden erfchütternden Stoße auf die aufgetragene Maffe ift nnn begreiflicherweife eine folche^ daß diefeIbe aufgerührt^ hierdurch daS Obenanfkommen der leichteren Teile begünftigt nnd die Trennung auch noch dadurch befördert wird ^ daß die MaSSe durch jeden Stoß eiueu Antrieb oder Schneller nach rück* wärts^ nach der Höhe Z^ erhält^ wodurch zugleich in wirksamerer WeiSe daS erreicht wird^ WaS beim liegenden Herd der KehrbeSen oder daS Streichbrett bewirkt. Bei den geschilderten AufbereitungSarbeiten find der ReigungSgrad der ^erdfläche^ die Menge deS zuftrömenden WafferS ^ Größe deS KornS ^ Kraft der Stöße am Stoßherd ^ Lange der Kanäle u. f. w. wohl zu beobachtende Umftände^ die immer den Eigenfchaften der betreffenden Erze möglichst genau angepaßt werden müSSen; außerdem find die Arbeiten fo zu führen ^ daß auch die dem Schmelzofen zu übergebenden Schlieche deu möglichst gleichen Grad deS Gehalts und der ^uSammenfetzuug haben ^ weil nur unter diefer Be=^ dinguug daS Ausbringen Wohl gelingen kann.

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^er Hüttenarbeiter. EtwaS NeneS nnd gleichfam ein Mittelding zwifchen den ruhenden und Stoßherden Sind r o t i e r e n d e Herde^ die Sich durch zufriedenstellende Arbeit^ Saft ohne menfchliche Vei* hilfe^ rafch empfohlen haben. ES find große ^ anS H^Z gebaute^ auS einer Welle fitzende^ Scheibenförmige Eylinder^ doch nicht flache Sondern nach der Mitte hin etwas anzeigend ^ im ganzen alfo Slach konifch; Sie werden T r i c h t e r h e r d e oder R u n d h e r d e genannt. Die Wellen und Somit auch der Herd^ hat überdies eine Seitliche Neigung Von etwa 5 Krad. Indem der Herd^ der natürlich mit den nötigen Auffangerinnen umgeben ift^ Sich durch MafchinenkraSt fortwahrend langfam dreh^ fließen ihm Von Seiner Mitte auS die Pochtrübe und daS Läuterwaffer zu^ Verbreiten Sich über daS Ganze und die Souderung erfolgt dadurch Vollständig^ daß an einer Stelle die Sertigen Schlieche immerfort abfließen^ alfo der Herd fich beftändig SelbSt reinigt. M a n hat eS in der Gewalt^ durch Verändern der Nei* gnng^ der DrehungSgefchwindigleit n. f. w. diejenigen Bedingungen herzuftellen^ welche für einen bestimmten Zweck die angemeffenften find. Wie man anS all diefem fieht^ ift aber die nafSe Aufbereitung ein Verfahren^ daS Wegen feiner Umftändlichkeit^ die eS zumeift mit Sehr geringhaltigen Erzen zu chun hat^ nur mäßige und geringe Erfolge geben kann und deffen Koften einen großen Teil deS Er* tragS Verfchliugen muffen. Jn Freiberg z. B . Werden jährlich Hunderttaufende Von Zent* nern armer Erze aufbereitet^ die im Zentner nur ^ S i l b e r führen. Welche Maffen find da zu bewältigen und welcher BaHaft Von Abgängen.^ Hierzu kommt ^ Wie Schon bemerkt^ noch der Ubelftand^ daß die Scheidung niemals VoUftäudig gelingt^ ja der Verluft an den in den Abgängen Stecken bleibenden Erzteilchen in einzelnen FäHen bis auf 50 Prozent augefchlageu wird. Trotzdem bleibt man bei diefeu mangelhaften Einrichtungen noch ftehen^ da fie. wenigftenS geftatten^ einem nicht unbeträchtlichen Teile der Bevölkerung Arbeit zu gewähren^ für welchen ein Erfatz durch einen andern NahruugSzWeig Sich nicht So leicht finden laßt. Wir haben übrigens hier durchaus nicht die Abficht^ alle Einzelheiten in den Anreicherungsverfahren der Erzfchlieche durchzugehen^ diefelben richten fich auch in den fpezieHen Fällen viel zu Viel nach befonderen Umftänden^ für Golderze^ zumal in Kali* formen^ wo die Handarbeit einen ganz andern Preis hat als im fächfiSchen Erzgebirge^ werden tenre ZermalmungSmafchinen und koftSpielige ^erfahren angewandt werden können^ die anderSwo den ganzen Hutten- und Bergwerksbetrieb unmöglich machen würden. Wir hatten nur bezweckt^ einleitnngSWeifc zu den Kapiteln^ die fich mit der Gewinnung der ein* Zelnen MetaHe befchäftigen^ ein flüchtiges Bild zu geben Von der mechanifchen Bearbeitung^ welche im allgemeinen die Erze erfahren^ ehe fie im Schmelzofen zur Herausgabe chreS metallifchen KerneS gezwungen werden. Aber dieSe mechanifche Bearbeitung genügt in Vielen Fällen noch nicht. DaS Erzmehl mag Von allen GefteinSpartikelchen noch fo gut befreit fein^ So können doch darin Beftand* teile Vorhanden fein^ deren Entfernung man wünfchen muß^ weil dadurch die fpäteren Pro* Zeffe erleichtert^ die Oualität der Produkte Verbeffert^ Vielleicht auch Verwertbare Reben* Produkte erzielt werden können. Da nun^ wie wir annehmen^ die mechanifchen Hilfsmittel erfchöpft find^ So bleibt nichts übrig^ als auSchemischemWege den Zusammenhang der Stoffe die man trennen wi^ zu lockern. E s muß die chemifche Verwandtfchaft der Stoffe untereinander zu Hilfe genommen werden^ und anS Verbindungen^ die für die Weiter* Verarbeitung nicht günftig find ^ mÜffen die fchädlichen Genoffen dadurch entfernt werden^ daß man fie durch folche erfetzt ^ mit denen leichter fertig zu werden ift. Man bietet dem metallifchen Freunde^ den man fich zu gewinnen fucht^ eine GefeUfchaft dar^ die ihm nnter obwaltenden Verhältniffen die angenehmere ift^ der er alfo begierig fich anfchließt und auf die man felbft genügenden Einfluß hat^ um die ganze Genoffenfchaft nach feinen Zwecken zu lenken. ES ift daS große Knnftftück der Ehemiker^ die pafSendflen Freunde zufammenzuführen ^ und zwar unter Umftändeu ^ welche daS gegenfeitige Anfchließen möglichst erleichtern ^ dabei aber immer die am leichteSt zu Sührenden Zügel in der Hand Zu behalten. Und um auS den Erzen die Metalle Schließlich zu ifolieren^ fie Von Verbindungen loS Zu machen^ au denen Sie als nahe Verwandte Streng fefchalten^ wird eS mancher künft* lichen Einwirkung^ manches zeitweiligen ErfatzeS^ mancher augeublicklicheu Befchäftigung^

Vrennen und Ruften. ^ mancher Aufregung ^ die zu geftatteu ift^ damit audre Reigungen VergeSSen werden auch fchließlich manches gewaltfamen Zwangsmittels bedürfen. Vor allen Dingen ift eS notwendig ^ den einzelnen Bestandteilen in ihrer MaSSe die* jenige Beweglichkeit zu geben welche ein freiwilliges AuSfcheiden und freiwillige Verbin* duug ermöglicht; Sie iu eiueu ^uftand zu bringen der den Molekülen beSfere Mifchnng^ geftattet. DaS ift: Sie SelbSt gasförmig oder Saffig zu machen Wenn diejenigen StoSfe^ Welche mit ihnen in Verbindung oder in gefellSchastlicheu Austausch treten foHen ^ ihnen in Solcher Form nicht zugeführt werdeu können Sie dahin zu führen da^ Sie Schmelzbar werden. Eiu kräftiger Agitator in allen chemifchen Verhaltniffen ift der Sauerftoff der atnuo* fphärifcheu Luft; feine Mitwirkuug wird in einer großen ^ahl Von FäHeu benutzt; uuter-^ stützt wird Seine Thätigkeit durch die teils mechauifche^ teils chemische Wirkfamkeit deS WafferS und der Kohlenfäure. Wo Seine Macht nicht ausreicht^ können Ätzmittel und Säuren augewandt werden um die Lösbarkeit in WaSSer herbeizuSnchren oder mit Hilfe deS FeuerS Werdeu Schmelzungen eingeleitet. J n der Sreieu Luft laßt man daher die Er^e Ver w i t * t e r n d. h. einzelne ihrer Bestandteile fich mit Sauerftoff Verbinden wodurch fie auS denn urfprünglichften ^ufamnueuhange heraustreten uud diefeu lockern. ^rennen nnd ^ö^eu. ähnliche Wirkungen e wie die durch daS Abwitteru iu langer ^eit erhaltenen erreicht mau rafcher durch Erhitzuug der E ^ durch daS Brennen^ welches Schon dadurch wirkSam wird^ daß hierbei manche Bestandteile Verflüchtigt und der Verfall der Verbindung auf doppelte Weife herbeigeführt wird^ iudem das Entweichen der gas* formigen Stoffe auS dem Jnnern auch mechauifch auf deu gewünfchten Effekt hinarbeitet. Die Erhitzung erfolgt entweder ohne Luftzutritt in Retorten oder andern geeigneten Ge* fäßen und hei^t dann Brennen oder K a l e i n i e r e n ^ oder fie befteht iu eiuem Durch* gltcheu bei ^utritt der Luft (Roften). D a S Brennen Stellt Sich oft ganz iu Parallele mit dem Kalkbrennen; wie der fefte Kalkftein dadurch mürbe und leicht gebrannt wird^ daß chm die Hitze feiueu Waffer- uud Kohlenfäuregehalt zu allen Poreu hiuauStreibt^ fo follen auch gewifSe Erze^ wie EifeuStein Galnuei^ Kupferfchiefer u. f. w.^ Von Waffen Kohlenfäure e erdharzigeu Stoffen u. f. w. befreit und dadurch mürber werdeu ^ Während mau iu audern FäHeu die auflockerude Wirkung Von der ausdehnenden Kraft der Wärme alleiu erwartet. Die Wirkungen deS RöftenS Sind mannigfaltiger. Jndem man hierbei die Stoffe fo weit inS Glühen Verfetzt^ daß noch keine Schmelzung Stattfindet^ wohl aber die chemifchen Thätigkeiten der Luft uud der Hitze freies Spiel gewinnen bezweckt man meiftenS eine V e r f l ü c h t i g u n g einzelner B e s t a n d t e i l e durch O x y d a t i o n ^ uameutlich wenn Schwefel* e Arfenik* oder Antimonverbindungen Vorliegen. S o beginnt die ^ugutemachung der Schwefelblei* e Schwefe^inck- uud Schwefelkuvf ererbe mit der Röftung^ um den Schwefel Zu Verjagen der durch Verbrennung^ d. h. durch Anfnahme Von SauerftoSf^ inF^rnn fchwef* liger Säure^ wenigftenS zum großen Teil^ entweicht. Beim Schwefelgueckfilber (^innober) gelingt die Vertreibung deS SchWefelS durch Verbrennung Vollständig und kann unter gleichzeitiger Reduktion fofort daS reine Metall in flüchtigen Dämpfen gewonnen werden die man durch Abkühlnng zu flüffigem Metall Verdichtet ^ während mau bei den übrigen Metallen durch Röften zunächst nur die O^yde derfelbeu erhält ^ die dann durch eiu befon* derS unternommenes Schmelzen mit Kohle erft in gediegenes Metall Verwandelt werden müffen. Beim ^innerz endlich geht unter UmStäudeu^ Wenn eS mit Schwefel- oder Arfenik* kiefen Verunreinigt ift^ eine RöStnng der Wäfche Voraus ^ welche bezweck^ die Schwefel* nnetalle iu leichte^ lockere O^de ^u Verwandeln iu Welcher Form Sie dann leichter durch die Wäfche zu entfernen find. DaS Rösten SelbSt gefchieht nach Verfchiedeueu Mechodeu. Die ältere^ iu manchen Ge* genden noch angewendete kommt ziemlich überein mit der HolzVerkohlnng in Meiern. M a n fchÜttet auf einem offeueu platze oder in einer Grube auf eiuer Schicht Breunholz die Erze in kegelförmigen Haufeu oder ^ t a d e l n ^ auf^ indem nnan zugleich durch die Mitte deS HaufenS mittels Scheiten einen Schlot anlegt. Hier h^ein fchüttet man gluheude Kohlen. Wenn die Erze Schwefel enthalten^ fo geraten Sie bald Selbft mit in Brandy und der HauSen kann mit einem geringen H^zanfwand gar gemacht werden.

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^ e r Hüttenarbeiter. Mitunter trifft man auch ^ namentlich bei der KupSergewinnung ^ Anftalten^ um einen Teil deS beim RöSten fonft nutzlos Verbrennenden SchwefelS zu gute zu machen. Man nnchüUt den Röfchanfen mit einer dünueu Lage Von Erde^ S a u d oder anderm Klein nnd Verringert dadurch den Zutritt der Luft inS Innere fo Weit^ daß ein Teil deS Schwe* felS nur Verflüchtigt^ nicht zu Schwefliger S a u r e Verbrannt wird. A n fchalen* oder platten* förmigen Körpern^ welche man um die Mündung deS Schlotes anbringt^ fetzt fich dann der Schwefel in fefter Form an. I n Schweden erhält man größere SchWefelauSbeute dadurch^ daß man den Erzhaufen an einer abhängigen Stelle in geftreckter F o r m anfteigend formiert und Vom oberen Ende auS einen kurzen Kanal Von Ziegeln nach einer Verdeckten Grube oder einer Hütte führte Worin der Schwefel fich niederschlagen kann^ nachdem der Haufen gehörig mit Erde bedeckt nnd am unteren Ende angezündet wurde. Dem Röften in Haufen zunächft fteht die Mechode^ bei der man die Erze abwechfelnd mit Holz Zwifchen niedrigem Gemäuer anffchichtet und ausbrennt; bei den Arbeiten im neueren Stil kommen aber Ofen Vermiedener Konftruttion in Anwendung^ wie wir Sie bei andern Gelegenheiten noch kennen lernen werden; man unterscheidet Sie im allgemeinen als Schacht* und FlammenöSen. D e n Begriff der enteren in ihrer einfachsten Form gibt jeder Kalkofen. Ein Solcher geftattet in Seiner gewöhnlichen Konftrnktion nur einen unterbrochenen Betrieb^ d. h^ man friUt chn^ um ihn nach erfolgtem Brande wieder zu ent* leeren. Bringt man aber die Feuerungen am Fuße deS OSenS Seitwärts^ außerhalb deS FüHraumS an und leitet die Hitze durch Kanäle in diefen^ So kann man immer neuen Roh* ftoff Von oben nachfüllen und fertig Gebranntes unten herausziehen; man hat dann einen Ofen mit k o n t i n u i e r l i c h e m Betriebe. Die Ofentonftruktion hat in den letzten Iahreu enorme Fortfchritte gemacht^ da faft alle Arbeitsbranchen auf die rationelle Ausnutzung der immer teurer werdenden Vrennmaterialen angewiefen find und bei einer großen Anzahl derfelben die Vervollkommnung der Heizapparate auch auS die VerbeSSerung ihrer Prodnkte einen wesentlichen Einflnß auSiibt; wir nennen nur die GlaSfabrikation^ die Thonwaren* induftrien^ die Herstellung Von Schmiedeeisen und Stahl u. S. w. u. S. ^ An diefen Fortfchritten partizipieren aber aUch^ oder können partizipieren^ alle andern Industriezweige^ bei denen FeuernngSaulagen in Frage kommen; So hat man zuerSt Sur die Bäckerei einen fogenannten rotierenden Ofen gebaut^ defSen Prinzip in einer Drehscheibe beruht Welche Sich in einem bis auS zwei entgegengesetzt gelegene Öffnungen allseitig gefchloffenen Ofen* räume bewegt; die eine diefer Offnnngen dient zur Feuerung^ die andre zur Befetzung reSb^ Entleerung deS OfenS mit dem darin gar zu machenden MateriaIe^ welches auS die Dreh* Scheibe ausgegeben wird. Da dieSe nun schrittweise immer in derfelben Richtung gedreht wird^ So leuchtet ein^ daß daS eingegebene Material SueeeSiVe alle Grade zunehmender Er* wärmung durchmachen muß^ bis eS nach einer Drehung der Scheibe um einen Halbkreis in daS Maximum der Hitze über der HeizfteHe gelang^ um dann wieder ebenSo allmählich ab^ gekühlt zu Werden^ ehe eS nach einer weiteren Drehung nm 189 G r a d an die EntleerungS* pSorte kommt. Von dieSem rotierenden BackoSen ging daS VernünStige Prinzip auf die Ziegelbrennöfen über^ Warum foil eS nicht auch für die Hüttenwerke zweckmäßige Anwendung geftatten^ Wenn man hier nicht die trommelartigen RotationSöfen ^ wie wir fpäter einen folchen bei dem Pnddelprozeß kennen lernen werden^ Vorziehen wiU^ Zur Zeit allerdings find die Schachtöfen nnd die Flammeuöfen die Beherrfcher deS Terrains. Bei dem Brennen im Schachtofen ift man anf den natürlichen Luftzug befchränkt^ wie er fich den Umftänden nach im Innern geftaltet. Rur bei wirklichen Schmelzprozeffen bedient man fich der Hilfe Von Gebläfen. D i e Flammenöfen dagegen geftatten eine Regnlieruug und hohe Stei* gerung des ZugeS uud man kann Flamme uud Luft mit großer Wirkfamkeit auf die ArbeitSmaffen dirigieren; fie unterfcheiden fich Von den Schachtöfen mit befonderer Seitlicher Feuerung dadurch^ daß die zu erhitzeude Maffe fich auf einer mehr oder weniger horizontalen oder Vertieften Unterlage^ dem Herde ^ befindet^ Welcher mit einem Gewölbe über* Spannt ift. Wenn eS fich darum handelt^ durch die Hitze Verflüchtigte oder durch deu Luftzug fort* geriffeue ftaubförmige Subftanzen wieder anSzuSangen^ fchließt Sich an den Ofen noch ein Sammelrann^ die KoudenfationS* oder Geftübbekammer^ durch welche die Feuerluft

DaS Zugutemachen ^^ ihren Weg nehmen muß^ bevor Sie iu den Schornftein gelangt. DieS iSt zumal notig^ Wenn die Erze ArSenik enthalten daS Sich in F o r m Von arSeniger S ä u r e (Giftmehl) in dieSem KondenSator niederschlägt. Auch andre nutzbare Dinge können nach UmStänden durch denSelben noch gefammelt werden fo hält man beim RöSten Von Zinnftein geringe Spuren als Staub entwichenen Zinno^deS durch Solche Geftübbetammer noch zurück. I n allen rationell eingerichteten Hüttenwerken wird jetzt die beim Röften Schwefel; haltiger Erze (Kiefe^ Glänze ^ Blenden) Sehr reichlich auftretende fchweflige Säure anf Schwefelfanre Verarbeitet^ Während bei den älteren Einrichtungen deS RöftprozeffeS jahrlich Hunderttausende Von Zentnern SchWeSel in Form jenes GaSeS in die Luft gejagt wurden Zur großen Belästigung der Umgebnng der Hütten. Dnrch diefe Fabrikation Von Schwefel* fänre in Verbindung mit dem Hüttenprozeß wird demnach ein doppelter Vorteil erzielt^ nämlich die Beseitigung der den Umwohnenden und der PSlanzenWelt Schädlichen und lästigen DämpSe Von SchweSliger Säure und anderenteils eine erhebliche Einnahmequelle^ durch Welche die Produktionskosten der Metalle Verringert werden. Tas ^ngntemacheu^ das Ausbringen deS Metallgehalts der Erze ift der nächste Prozeß^ der auS die Vorbereitung der letzteren Solgt. I n den meisten FäHen geschieht dies durch Schmelzen im Feuer ; doch gibt eS auch Sür bestimmte FäUe (bei Silben Platin ^e.) naSSe Wege^ und überhaupt Sind die Methoden nnd Manipulationen je nach der Ratur nnd VeSchaSfenheit deS RobftoffSs So mannigfaltig ^ daß wir unS hier auS einige allgemeine Andeutungen zu beschränken haben w e r d e n daS VeSondere aber beSSer auS die Betrachtung der einzelnen Metalle Verschieben. Die S c h m e l z a r b e i t gestaltet Sich am einfachsten^ wenn daS Metall bereits in ge* diegener Form in den Erzen Steckt; eS iSt dann nur eine FlüSSigmachung (AnSfaigern) deSSelben durch Hitze ^forderlich ^ um eS zum Verlaffen feiner Gangart zu nötigen. Diefer Fall kommt indes feiten nnd eigentlich n u r beim Wismut Vor. I n Vielen FäHen enthalten die Erze daS Metall als O^ryd ^ in andern zwar ift die O^ydform erft die Folge deS RöftenS^ meist aber iSt eS dieSe F o r n n welche in dem OSen dem Schmelzprozeß unterworfen wird. | m O^yd ift^ Wie wir WiSSen daS Metall Verbunden mit Sauerftoffs zu deffen Verjagnng fchon zu Zeiten wo man Von den Stattfindenden Vor* gängen nicht die entfemtefte Ahnung haben konnte^ die Erze mit Kohle zufammengefchmolzen wurden. I n dem Schmelzofen wird die Verwandtfchaft zwifchen KohleuStoff und Sauerftoff überwiegend^ beide Verbinden fich zu gasförmigen Produlten: Koyleno^ydgaS nnd Kohlen* fänre^ daS Metall aber Wird frei. Diefer Reduktionsprozeß ift beSonderS intereffant für die DarfteHung deS EifenS auS feinen Erzen n u r daß in dieSem Falle kein ganz reineS Metall^ Sondern nnr eine Verbindung Von Solchem mit Kohlenftoff (Roh* oder Gußeifen) erhalten wird. Vollzieht fich der Schmelzprozeß mit Kohle an Solchen E r z e n die Vorher zur EntSernung Von SchWeSel geratet worden w a r e n So erfolgt^ da hierdurch der Schwefel nie VoHftändig Vertrieben werden kann ein zweifaches Refultat: neben dem gediegenen Metall gewinnt mau nämlich eine gewiffe Menge gefchmolzeneS Schwefelmetalls ein Produtts daS im ^üttenWeSen S t e i n genannt wird und welches Sich gerade fo wie daS Roherz Verhalt und deshalb mit foleyem Von neuem dem RöSten uuterworfen wird. Dnrch die Aufbereitung ift daS Erz in eiue Form gebracht w o r d e n in welcher eS den chemifchen Einwirkungen im Schmelzofen zwar leichter zugänglich iSts allein fo Weit ift die Bearbeitung doch nicht gedrungen daß m a n eS Von jetzt ab bloß mit Erzbeftandteilen Von einer bestimmten^ chemifchen Zufammenfetzung zu chun hätte. | m Gegenteils da eine ziem* liche Ouantität Vom Muttergeftein Welches daS Erz eingebettet enchielts den ZerkleinernngS* prozeffen mit unterworfen werden mnßte^ So werden Von diefem Sich noch zahlreiche Teilchen mit in dem Erzmehle befinden und dieses letztere felbft pflegt in der Regel ein Gemenge Vermiedener metallischer Verbindungen Vorzufallen. Da nun außerdem der Umftand in Betracht zu ziehen ifts daß die auSgefchmolzeneu MetaHtropfchen Vor dem Verbrennen oder dem Wiedero^ydieren in dem heißen Schmelzofen gefchützt werden nrüffen dieSeS aber nur dadurch geSchel^en kann daß man die Bildung einer flüffigen Schlacke Veranlaßt s Welche jene einzelnen metallifchen Kügelchen fowie fie auS dem Erze fich reduzieren aufnehmen und Vor dem Zutritt der heißen Gebläfeluft bewahren foH^ fo yat der Hütlenmann fein

70 ^er Hüttenarbeiter. Augenmerk in doppelter Weife auf die Zufammenfetzung der SchmelzmaSSen zu richten. Einmal nämlich muß er nach der chemifcheu Befchaffeuheit feiueS ErzmehleS diejeuigeu RednktionS* mittel Wählen^ mit deren ^ilfe die MetallauSfcheidung am leichtesten bewirkt Werden kann dann aber muß er unter Berüdfichtigung der auS deu Erzeu nebenbei entfallenden Schmelz* Produkte die Entftehuug einer geeigneten Schlade Veraulaffen nnd alSo folche Subftauzeu dem zu Verfchmelzenden Gemenge zufetzen^ welche mit deu fchon darin euchalteueu Stoffen gerade die gewünschten Verbindungen ergeben. ^e nach der Natur der Erze Werden Sich alfo diefe Zufätze ändern eiu Umftand^ der eine unauSgefetzte Aufmerkfamkeit erfordert. Mituuter fiuden Sich die Vorbediugungen Sür eine gute Schlacke Schou durch die Ganggefteine erfüllt^ uud eS ift dauu unr darauf zu achten daß daS VerhältuiS Vou Erzteilen zu deu Schladenteilen innerhalb gewiffer Grenzen fich bewegt. Mitunter anch ftehen dem HüttenmanUe Verschiedenartige Erze zur Verfüguug^ durch dereu geeignete Vermifchung e n ohne zu fremden Zufätzen greifen zu müffen eine ZWedmäßige Kompofition der SchmelzmaSSe erreichen kann. DieSeS ZuSammenmifchen Ver* fchiedener ErzSorten behufs der Erzielung eineS gleichartigen SchmelzprodnkteS heißt gat* tieren^ mifchen oder möllern. M a n gattiert auch ärmere Erze mit reicheren denn eS ift nicht uuwesentlich^ daß die Verfchmelzung eS womöglich immer mit einem Erzgemifch von gleichbleibendem Gehalt zu chun hat. Reicht aber daS Gattiereu nicht auS^ oder gibt eS dazu überhaupt keine Gelegenheit^ dann muß zu Sremdeu Zufatzeu gegriffen werden die je nach der Art chrer Wirkung entweder ^ u f c h l ä g e ^ oder ^Flüffe^ genannt werden. AuS diefer Bezeichnung fchon geht herVon daß die letzteren vor^ugSweife auf die Schlackenbildung fich beziehen Werden und daraus können wir Schließen daß man uuter Zufchlägeu diejenigen Bei* menguugeu verfteht^ welche hauptfächlich die AuSfcheiduug deS MetaUS in gediegener ^orm bewirken. I h n e n liegt die chemifche Hauptarbeit ob^ den Flüffen dagegen ift aufgegeben für eiue gehörige Bedeckuug zu forgen unter der fich daS flüffig gewordene Metall als die fchwerfle MaSSe ungehindert iu der TieSe Sammelu kann ohue daß eS hier fowohl als bei dem tropfeuweifen Herabriunen deu Wirkungen der heißen GebläfeluSt direkt auSgefetzt ift. Durch diefe würde daS Metall wieder in den O^ydzuftand übergehen^ in Welchem eS uur Zu geueigt fein würde^ fich iu der Schlacke aufzulöfen Wodurch eS f ü r die Ausbeute fo gut wie Verloreu wäre. Weiterhin folgt aber auch^ daß die Schlacke nicht zu leichtflüffig fem darf ^ da fie fonft felbft möglicherweife entfchlüpfen konnte^ bevor fie ihre Fuuktioueu beim Zuf^mmeufließen deS gefchmolzeueu MetaUS erfüllt hat. AuderfeitS müffeu jedoch auch zu Zähflüffige Schlacken vermiedeu werden^ da deufelbeu wieder andre Ubelftäude anhaften; namentlich trennen fie fich zu fchwer Von den MetaUkornern und behalteu dereu zu viele iu fich zurück^ Welche für die Ausbeute dadurch verloreu geheu. D i e Flüffe find auch Zu* Schläge^ aber folche^ welche die Schlacke n u r dünnflüffiger zu machen haben; fie werden Wie gefagt^ unter Umftäuden ganz Wegbleiben köunen wenn durch die Beftandteile deS GanggefteinS oder durch die andern Zufchläge die Schlade fchon die erforderliche Befchaffen* heit erchält. AIS ^Schläge kommen zur Verwendung Kohle ^ gebrannter Kalk ^ Kochfalz (Röft* Zufchläge)^ ferner Mineralien für die Bildung deS SchladenkörperS (Schmelzzufchläge)^ wie Ouarz uud kiefelfäurereiche Gefteine ^ z. B . Feldfpat^ H^rubleude^ Ehlorit^ Grüuftein ^ beSonderS auch Schlacken Kalkstein GipS^ SchwerSpat^ ThouSchiefer^ Lehm u. f. w. Für besondere Fälle^ Wie bei der Verhüttuug Von Zinnobererz uud Bleiglanz^ gibt mau metalli* fcheS Eifeu^ bei der Silbergewinnung Zmk^ uud uuter andern Umftänden zahlreiche andre Körper^ Welche durch ihrechemifcheEigentümlichkeit den gewÜnSchen Prozeß bewirken helfen. DaS natürliche Vorkommen der erleichterte Bezug gebeu für die W a h l deS eiueu oder deS auderu diefer mineralifcheu Beiftäude oft den AuSfchlag. AlS Flußmittel im eugereu Siuue dieuen Bora^ Flußfpat^ leichtfließende Schlacken Pottafche^ Salpeter u. S^ w. Die richtige Zufammenfetzung der Schmelzmaffe^ daS B e f chicken^ wie eS der Huttemnaun nennte ift alfo eine Hauptfache. Die Schmelzarbeit felbft leidet keine Unterbrechung; die Arbeitszeit ift deshalb in ge* Wiffe Abfchuitte geteilt^ welche in der Regel zwölf Stunden dauern fogenauute Schichten uud mit deuen daS ArbeitSperfonal Wechfelt.

Schlacken und ^nfchlage^ ^ Reben dem Schmelzprozeß e der den Kern der hüttenmännischen Arbeiten bildete find aber für die Verarbeitnng gewiffer Erze oder für die ^ngutemachung Vou AbfäHeu be* foudere Verfahren noch iu Anwendung. Uberhaupt läßt fich daS große Gebiet der Metal* lurgie durchaus nicht iu eiu feftfteheudeS Schema bringen; jeder besondere Fall Verlangt feine eigentümliche Behandlnng^ die fich erst ergibt als daS ReSultat der forgfältigften Vorprüfungen und der genaueren Vergleichungen nicht nnr aller in Betracht kommenden Materialienpreife und Arbeitslöhne^ fondern auch der Preife^ welche Sür die Verkäuflichen Produkte erlangt werdeu können. T a eS Sich in der Regel hierbei u m ganz enorme Ziffern handelt^ fo kann ein Pfennige an der richtigen Stelle ersparte f ü r die Rentabilität deS Ganzen den AnSfchlag geben; beifpielSWeife find die großartigen ManSfelder Knpferwerke iu die Lage^ fehr bedeuteude Ausbeuten Verteilen zu können namentlich erft durch eiu Ver* fahreu gelangte welches eiue fehr Vollständige GeWiuuuug deS SilberS geftattete obgleich Sich diefeS Metall in dem Kupferfchiefer selbft in kaum als ebeu nachweisbaren Spuren Vor* findet. Die übrigen P r o z e ß Welche neben der Schmelzarbeit hergehen nnterfcheiden Sich in der technischen AnSdrUckSweife als trockene und als naffe. Der trockene Prozeß^ die Anwendung Von Hitze bei der ^ugutemachung der Erze^ sindet außer in der Schmelzarbeit anch noch Anwendung bei der S u b l i m a t i o n und DeStil* l a t i o n welche beide Verfahren nicht wefentlich Voneinander Verschieden Siud uud darauS hinausgehen^ ein durch erhöhte Temperatur in dampfförmigeu ^uftand überführbares Metall oder eine folche MetaHverbinduug Von deu in chreu Er^eu euthaltenen Nebeubeftaudteilen Zu trennen. Die ^ a h l derjenigen Stoffe^ Welche ihrer Ratur uach dieSeS Verfahreu zulaffen ift eiue fehr beschränkte: OueckSilber ^ ^ink^ Kadmium und ArSenik und Von ihren Verbin* düngen arSenige Säuree Schwefelarfenik und ^iuuober. Siud diefelben in den Erzen fchon in dem chemifchen ^uftaude enthalten in welchem Sie gewounen werden foHen So werden Sie^ nachdem Sie gehörig zerkleinert worden finde in einem geeigneten Ofen bei Abfchluß der atmofphärifchen Luft erhitzt bis zu dem Grade e bei welchem fie fich Verflüchtigen e und die Dämpfe in kältere Räume geleitete in denen fie fich Verdichten — einfache Sublimation (oder Defoliation^ weuu daS Produkt Schon in deu Erzen fertig enthalten ift). Jft dagegen eine chemische ^erSetzung einzuleiten zu welchem Zwecke deu Erzen entfprecheude ^ufätze gegebeu werden e fo kauu der Prozeß oft einen ziemlich Verwickelten chemifchen Vorgang darftelleu. J m Verlauf der hüttenmännischen Arbeiten kommt der DeStiUatiouS- und Subli* mationSprozeß auch Von Wenn eS Sich darum handelt ^ flüchtige Beftandteile auS deu Erz* maffeu zu Vertreiben welche mane wie die arfenige Säuree nicht ungestraft iu die freie Luft eutweicheu lafSen darfe ödere wie beim AmalgamationSprozeße bei welchem man daS Oueck* filber wiedergewinnen wiHe daS man zur Extraktion deS SilberS und deS GoldeS den Erzeu zugefetzt hatte. Der n a f f e Wege welcheu die chemifchen ^üttenprozeffe einfchlagene War bisher n u r in Wenig Fällen ausschließlich zur Anwenduug gekommene etwa bei der Extraktion deS PlatiuS oder deS GoldeS durch ^önigSwaffere oder bei der Vehandlnng gewiSSer Kupfererze mit Schwefelf äure e welche mau iu ueuerer ^eit eingeführt hat e u m diefelbeu auf Kupfer* Vitriol zu Verarbeiten. Jn den meiften FäHen war er nur ein Glied in der Kette der Be* haudluugSweiSen Welche die Erze durchlasen müSSen um ihre wertvollen Veftandteile her* Zugebeue und eS geheu chm in der Regel Röftuugen Verwitterungen oder fonftige Vor* bereituugen VorauS; die chm ^fallende Aufgabe ift daher fchon mehr eine Aufgabe für die augewaudte Ehemie als für bloße Huttenkunde. Jn ^utuuft wird jedoch die Gewiunung Vou Metallen auf naffem Wege eiue bedeutendere Rolle fpielen als bisher. So uuterwirft mau manche Kupfererzee uamentlich KupferkieSe^ der RöStung mit S a l * peter e fängt die Gafe in Vleitammern auf und Verdichtet fie zu Schwefelfänre^ die man dann zur E^trahieruug der geröfteten Erze Verweudet. AuS der KupferVitriollöfung aber gewinnt man daS Kupfer indem man Eifenbrocken damit zufammenbringte welche fich auf^ löfeu uud daSür daS Kupfer metallifch niederfchlagen e daS nur im Flammofen raffiniert Zu werden braucht (^ementtnpfer). — AuS Ehromeifenftein gewinnt man doppeltchrom* faureS Kali durch RöSteu mit Salpeter und Auflofung; Säuren benutzt mau zur Trennung deS Silbers Vom Golde fowie zur Extraktion der Platinerze (KönigSwaSfer)e nnd die

70 ^er Hüttenarbeiter. Silbergewiuuung nach dem Auguflinfchen und dem ZierVogelfchen Prozeß^ bei welchem die geröfteten Erze mit Kochfalzlöfung behandelt Werden^ um daS S i l b e r in Ehlorfilber zu Verwandeln^ welches dann leicht weiter zu Verarbeiten iSt als daS Schwefelfilber^ muß mit manchen andern VerfahrungSarten auch hierher gerechnet werden. Man hat auch den elektrischen S t r o m in Mitwirkung gezogen^ um mit Seiner Hilfe Silber nnd Kupfer abzufcheiden^ iudefSen Siud dieS alles Verfahren Von fo besonderem Eharakter^ daß wir unS ihre Betrachtung fowie die der Apparate u. f. W^ für die einzelnen Fälle aufheben^ in denen fie zur Anwendung kommen. Die Erzeugnisse der HÜttenarbeit Sind sehr mannigfaltig ; waren eS früher faft auS* Schließlich die gediegenen MaSfen eiueS einzigen oder weniger Metalle^ die man alS Ver* wertbare Produkte erhielt^ fo hat fich in der Neuzeit daS Verhältnis gar Sehr geändert^ Seit* dem in den Nebenprodukteu EinnahmegneUen Sich erfchloSfen haben ^ die dnrch die MaSSen* haftigkeit^ mit der jene inS Spiel treten^ oft die Bedentung deS Hauptmetalls in den Schatten Stellen. Dadurch find auch Viele Hüttenwerke im eigentlichen Sinne deS Wortes ZU chemifchen Fabriken geworden und der Hüttenchemiker zu einer anSfchlaggebenden Per* fönlichkeit^ fo daß daS Zünglein feiner Wage oft lange Vorher die Schwankungen angibt^ welche fpäter manche Aktien auf dem Kurszettel der Vörfe zeigen. Für unfre Betrachtungen jedoch Sind immer die auSgefchmolzenen Metalle^ die fo* genannten E d u k t e ^ die Hauptfache; Sie Sind Sein ^ die Edelmetalle - oder gar^ wie daS Kupfer^ oder r o l ^ Wie daSEifen^ wenn Sie den durchfchnittlichen Gehalt zeigen^ nnd jene werden noch r a f f i u i e r t ^ wenn dieSer G r a d der Reinheit noch nicht genügt. I n zweiter Reche Steden dann die Hüttenfabrikate^ wie fchon derRame angibt^ Produkte^ zu deren Kewinnnng eigne Prozeffe ^ die Von der eigentlichen MetallauSbringuug unabhängig find^ eingeschlagen Werden müffen. ^utteufabrikate fiud z^ V. der S t a h l ^ daS Hartblei^ n^ortuun^ Realgar u. f. w.^ während N e b e n p r o d u k t e folche oft ebenfalls als Handels* Ware Verwertbare Erzengniffe genannt werden^ die^ wie die arfenige Sänre^ EifenVitriol n. f. w.^ fich unbeabsichtigt ergeben^ oder die als Schädliche Substanzen beSonderS aufgefangen werden müSSen. I n Vielen Fällen kann die Hüttenarbeit den eigentlichen Zweck der MetaHanSbringung nicht in einem Z u g e erreichen^ Sie muß im erSten Stadium Sich mit einem Prodnkte be* gnügen^ Welches^ Wie der Knpferstein oder die Kobaltfpeife^ weiterhin erft wieder anS Seinen eigentlichen Kern Verfchmolzen werden kann; dann werden auch bei audern ProzeSSen mit* unter Verbindungen gewonnen^ z^ V. Bleiglatte oder metallische Legierungen^ Silberhaltiges Blef goldhaltiges Silber^ die noch eine Weitere Verarbeitung nötig machen; Solche Prodnkte heißen Z w i s c h e n p r o d u k t e . Abfälle endlich find die Körper^ auf deren Erzengung zum Zweck einer Verwertung eS eigentlich gar nicht abgefehen ift^ wie die Schlacken. Die Ve* Zeichnung AbSaH Sür diefe Stoffe hat aber Schon ihre Bedeutung Verloren^ denn man hat bereits gelernt^ und lernt eS täglich beffer^ felbft demjenigen ^eine nützliche Form zu geben^ waS man früher als wertlos auf die Halden Verftürzte. Bekannt ift ^ daß man im Vorigen Jahrhundert die nickelhaltigen AuSfcheidungen auf den Blaufarbenwerken als Abfälle weg* warf und daß man Späterhin^ als die Neufilbertechnik erfunden war^ die alten SchnttmafSen als kostbare Erze wieder in den Ofen wandern ließ. So find jetzt felbft die Schlacken zu Ehren gekommen^ mit denen man Vor kurzem wenig mehr anzuSangen wußte^ als daß man Sie etwa zum WegebeSSern anffchüttete. Nicht nur^ daß man manche Vou ihnen ihrer glasartigen Ratur wegen als Zuschlage wieder benntzt^ gießt man auch die Hochofenschlacken zu Ziegeln^ die ein Vortreffliches Baumaterial geben; auch PflafterSteine^ die man aus Schlacken gießt^ haben fich bis jetzt gut bewährt. Dagegen hat man mit der Sogenannten Schlackenwolle als UmhiiHnngSmaterial für Dampfrohrleitungen Weniger gute Erfahrungen gemacht^ da fich herausgestellt hat^ daß daS Metall inSolge deS SchwefelgehaltS der Schlacken in fenchten Räumen ftark angegriffen wird. Diefe Schlackenwolle wird dadurch gewonnen^ daß man der noch flÜffigen SchlackenmafSe beim Ausfließen einen kräftigen DampSStrahl entgegen* bläft^ die Schlacke Verwandelt Sich hierdurch in lauter feine^ der Baumwolle ähnliche Fäden. Für manche andre Zwecke ift jedoch dieSe Schlackenwolle ganz brauchbar. Die bei^derEnt* phoSphorung deS EiSeuS abfallenden Schlacken werden jetzt zur Gewinnung Von ErdphoS* phaten für die Zwecke der Landwirtschaft benutzt.

Wert der Metalle. ^ ^ e r t ^er ^ e t a H e ^ I u Fönendem werden wir nun die Naturgefchichte der einzelnen Metalle etwas Spezieller inS Auge SaSSen und die durch die beschriebenen AufbereitungSmethoden Vom tauben Geftein möglichst beSreiten Erzteilchen je nach ihrer Ratur in den Hochofen oder in die Zinkhütte oder wo Sie Sonft der Hüttenchemiker hin VerWeifts begleiten. Diese allgemeinere Betrachtung wollen Wir aber mit einer Vergleichenden ZuSammenSteHung der MetaHpreiSe Schließen ^ welche gegenwärtig Sür die GewichtSmenge eineS Kilo gelten. ES entspricht alSo ein Kilo (Anfang 1 8 8 5 ) : Roherferr . . . . . ^ark. Stahl . . . . . . Blei . . . . . . . ^int . - . . . . . Antimon . . . . . ^inn ^ ^ueckfilber . . . . . Dickel . . . . . . ^ Kadmium . . . . . 8^ ^iSmut . . . . . ^8^ Natrium . . . . . ^ Aluminium . . . . 80 ^agnefinm . . . . 80 Silber . . . . . . Platiu . . . . . . ^0 iridium . . . . . ^OOO . . . . . . ^old Diefe Zahlen beziehen fich aber nur auS die unverarbeiteten Metalle; in welchem Grade fich jedoch der Wert durch die Verarbeitung Vermehren kann daSür liefert daS Eifen ein fehr geeignetes Veifpiel. Wahrend Roheifen pro ^ 0 ^ etwa ^ Mark Wert hats kostet eS als Gnßware 9 M a r k s als StabeiSen 9 ^ M a r k s als Viech 1 1 ^ M a r k s als Traht 12 Marks als Gußstahl 27 Marks in F o r m Von MeSSerklingen 1500—2000 Mark und als feinSte Uhr*SpiralSedern eine halbe MiUiou Mark.

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^fril^ nnd nn^ ^ein^ d ^ m i ^ ^tnr^ ^ ^ nnd ^ ^ ^ ^ in d^r ^nlnn^ln^ d^r ^ e r . ^ar^Hnng d^ ^ n ^ ^utei^ d^r ^ i ^ r l ^ n . ^ ^ t ^ ^ n ^ ^ ^ t n n ^ nnd i ^ ^r^n^nng i^ ^ ^ d ^ i ^ n . ^ri^chen nnd ^ndd^n. ^n^ch. ^ l ^ nnd ^^rnn^ ^d^tnn^ d^ ^f^al^ ^r^Unn^n^ d^n ^chied^n ^ndde^ ^ ^ ^hatin^ ^ e n ^ S t ^ ^n^a^. ^ ^ nnd ^ ( ^ n ^ . ^i^ngn^. ^rn^n^ na^ nnd tr^en^. ^ m d d^r t^nti^n ^nindn^i^. ^al^n^ ^er^inn^ ^ m ^ n nnd ^ i a i ^ n . Nichtunpassend und fast prophetisch teilten die alten Astrologen, Welche einst jeden der ihnen bekannten sechs Planeten die Firma eines Metalls beilegten, unsrer Erde das E i s e n zu: denn daS Eisen liefert zum Vau der Erde einen gar großen Anteil; es ist auf derselben in ungeheuren Massen Vorhanden und, wenn auch nicht fur den Vergmann immer gewinnbar, chatsächlich überall gegenwartig in Gesteinen, Erden Sand und Schlamm, in Sümpfen und Gewässern. In der Chemie der Pflanze spielt das Metall eine werktätige Rolle und in unfern Adern kreist es als unentbehrlicher Blutbestondteil. Und ebenso unentbehrlich ist das Eisen Sur uns geworden als ä u ß e r e s Existenzmittel, als Unterhalter und Mehrer unsres industriellen Lebens, als Werkzeug zur Förderung Von Zivilisation und Wohlfahrt. Würde uns plötzlich alles Eisen entrückt, so wäre das ein Weltunglück das gar nicht auszudenken wäre. Dennoch aber haben sowohl in unfern wie in Vielen andern Ländern einst Völkerschaften, Freilich arme Halbwilde, gelebt, die weder Eisen noch ein andres Metall kannten und sich ihre Geräte: Ärte, Messer, Lanzenspitzen,

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. ans Steinen, ihre Nadeln aus Knochen u. s. w. herstellen mußten. Später traten an die Stelle der Steingeräte Solche Von Kupfer und Bronze, und das w a r Schon ein ungeheurer Fortschritt; der größte aber Wurde gemacht, als man das Eisen gewinnen und Verarbeiten lernte. Wann und wo diese wichtige Entdeckung gemacht wurde, darüber gibt es keine Kunde; wohl aber Wissen Wir, daß in den ersten Reiten unsrer Geschichtskenntnis, Selbst noch in den Tagen des Homer, das Eisen ein Seltener und in hohem Werte Stehender Gegenstand War. Für die Helden des alten Kriechenlands hatte ein Stück Eisen, das uns kaum ein paar Pfennige Wert Sein würde, einen Solchen Reiz, daß es als ein willkommener Siegespreis bei ihren KampfSpieleu galt. Ein Schmied in Seiner Arbeit mochte den Menschendeshohen Altertums so gewaltig imponieren, daß man a u s den Eisenarbeitern sogar mythologische Personen machte; denn Sehr wahrscheinlich waren die Urbilder der Enklopen, der rußigen Gesellen Vulkans mit dem großen Rundauge aus der Stirn, nichts weiter als Simple Schmiede, nach andern Bergleute mit der Leuchte ans der Kappe. I n den Späteren griechischen Reiten War die Völkerschaft der Ehalyber^ die am Schwarzen Meere ihren Wohufitz hatte^ berühmt dnreh daS Von ihr gelieferte Vorzüglich harte EiSeu (Stahl)^ welches auS dem EiSenSand ihrer FlüSfe gewonnen worden Sein Soll. Andre Stahl liefernde Ehalyber faßen in Spanien an einem Fluffe^ der ebenfalls EhalybS hieß und eine besondere eifenhärtende Kraft befitzen follte. EhalybS oder chalybiScheS Erz Wurde hiemach der Gattungsname für gehärtetes Eifen überhaupt. Außer dem pontifchen nnd fpanifchen Eifen war damals schon der indifche S t a h l fowie daS Eifen Von der Infel Elba gefchätzt nnd daS fteiriSche Stand bereits lange Vor EhriSti Geburt in hohem RuSe. Daß die alten deutschen und nordischen Völker fehon fehr frühzeitig und unabhängig Von Griechen nnd Römern Eifen gewannen und bearbeiteten ^ ift mehr als wahrscheinlich; eS deuten darauS Schon die alten Heldengedichte und Sagen^ in denen Wunderbare Schwerter nnd Waffen nnd kunftgeübte WaSfenfchmiede eine bedeutende .Rolle Spielen. Aber auch ans nralten Halden Von EiSenSchlacken ^ die fich in manchen Wäldern deS Westlichen Deutschlands ßnden^ Wie Z. V. im KreiSe Wetzlar und an Sechzig andern einzelnen Orten ^ darS man Schließen^ daß eine unmittelbare Darstellung Von Schmiedeeisen auS EiSenerzen bereits in Vorgeschichtlicher ^eit in Deutschland Stattgefunden hat. Vom Harze liegen Dokumente Vor^ nach welchen die Eifengewinnung dem Silberbergbau lange Vorausgegangen ift; dort wurde EiSen in Stolberg im 6. Jahrhundert Schon bereitet. Uberhaupt mag eS Vorzugsweise der Krieger geweSen feirr^ der die Tugenden deS EifenS zuerft erkannte und würdigte^ während die Simple HauS* und Landwirtschaft deS Altertums deSfelben Viel eher entraten konnte. Gebraucht doch noch heute der ukrainifche Bauer felbftgezimmerte Wagen ^ an denen anch nicht der kleinfte eiSerne Ragel zu Siuden ift. I n der Sprache nufrer Altvordern gab eS Sür Degen nnd g e d i e g e n nur ein Wort^ g i d ^ n ; daß Schwert alSo hieß VorzugSweife daS Gediegene^ rein und lauter MetaHifche^ und da gediegen im Grunde nichts andres befagt als g e d i e h e n ^ So Schildert UUS daS eine Wort zugleich die Genugtuung ob deS gelnngenen Werkes nnd daS Vorhergegangene mühevolle Veftreben. Ia^ ein hartes und mühfameS Werk muß eS gewefen fein^ daS widerfpenftige Erz bis Zum guten Schwert oder Sonft einem fchätzbaren GebrauchSgegenftande zu Veredeln; ift doch noch heute ^ wo allerdings noch daS neuzeitige Moment der Massenproduktion hinzutritt^ alleS^ WaS Sich anS Ausbringung und Verarbeituug deS EifenS bezieh^ eine mühebeladene^ noch immer nicht zum Abschluß gelangte KuuSt^ trotz der Ausbildung^ die Sie durch uu* Zähüge VerSuche und Erfahrungen bis zu unfrer Zeit erlangt hat. Wollte man bei der gänzlichen Unbekanntfchaft mit dem Wie und Wo der erften Eifen* benUtzUng von dem Grnndfatz ausgehen^ daß eine Erfindung da gemacht zu werden pSlegt^ Wo die Verhältnisse dazu am günStigften^ die Schwierigkeiten am kleinften find^ fo könnte man Sich verSucht fühlen^ dieSelbe nach Afrika zu verSetzen. I n dieSem SchwarzbeVölkerten Erdteile^ wo die LebenSweiSe der MenSchen durch Iahrhunderte und |ahrtanSende Sich gleich Zu bleiben Scheint^ ift die EiSenbearbeitnng feit undenklichen Zeiten einheimisch; überall gibt eS gnte EiSenerze und Schmiede^ die anS denSelben die Gerätschaften deS gewöhnlichen Be* darfS herzuftellen wiffen. I m Sudan ^ dem Mohrenlande ^ liegen nach der Erzählung Reifender Kugeln nnd Rieren gnter^ fehr leicht zu Verfchmelzender Eifenerze anf Schritt nnd Tritt umher. Die dortigen Schmiede bringen mittels eines kleinen LehmofenS mit

^aS Eifen in ASrika und bei unS. Hilfe einiger Kohlen und eines HaudblafebalgS daS Metall anS und Sormen eS zu Lanzen* eifeu für Männer oder zu Feldhacken für die Weiber^ womit der Bedarf fo ziemlich gedeckt fein mag. J n den Zwischenzeiten wo der fchwarze Schmied keine Aufträge hat^ fchmiedet er anch Geld^ ohne damit gegeu eiu Strafgefetz zu verftoßeu. E r formt kleiue Eifen-^ Stückchen derart^ daß fie die Geftalt eiuer Sichel cn nnnüture haben und dieSe werdeu als eiue Scheidemünze im Verkehr überall angenommen Auch iu den Südlicheren zum Teil erft ueuerdiugS erschlossenen Teilen Afrikas bis zur Südfpitze hiu findet fich überall diefelbe urfprüngliche ErzScheide* und Schmiedekuuft. J m Eifenerz führenden Berg- uud Hügellande arbeiten fleißige Schmiede für den Bedarf chrer fowohl als fremder eifenlofer Gegenden uud der Landhaudel^ welcher den letzteren die willkommene Ware zuführt ^ hat nicht auf fich warten laffeu.

Bei den füdlichen Stämmen den D a m a r a S uud auderu Von nnS als Hottentotten be^ dient daS Eifeu nicht bloß als ein Stoff zur Herftellung Von Geräten deS uot-^ weudigeu Bedarfs ^ fouderu auch deS Lu^uS. Jhre ^ierateu ^ befonderS iu F^rm Von Bruftfchildern und HalSbehängen beftehen auS hochpoliertem Eifen defSen Glauz fie höher Schätzen als den deS GoldeS oder MeffingS. Somit gibt eS auch Menfchen bei deueu der geheimnisvolle Reiz^ deu mau dem Golde znzufchreibeu pflegt^ nicht Verfängt. Jedes Volk aben daS wir iu Eifen arbeiten fehen hat Anfpruch auf eiue gewiffe kulturhistorische RangStufe ^ denn eS gehört fchon eiue bedeuteude technische Kunftfertigkeit nnd Erfahrung d a z n daS Metall iu gediegener Geftalt auS feiuen^ natürlichen Verlüuduugen darzustellen ^ da dieSe letzteren nur Selten eine dazu So geeignete BeSchaSSenheit befitzen Wie wir Sie V o r h i n an den Eifenerzeu SudanS gerühmt haben RirgeudS auf Erdeu ^ wenn wir die ratfechaSten übrigens höchSt Seltenen EiSen* maSSen auSuehmen die^ auS der Luft gefallen hier uud da gefunden worden find uud die man uuter dem Nameu Meteoreifen als Koftbarteiteu iu mineralogischen Sammluugen ^ ^ t ^ hat die Natur daS EiSen in feiner natürlicheu Geftalt hingelegt ^ S^nderu Stets Zeichneten

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. VerlorVt Sie das Metall als O^ydul^ O^yd^ kohlenfaureS Salz^ SchwefelmetaH n. f. w. Grund diefer Erfcheinung ift die große Verwandtfchaft deS EifenS zu dem Sanerftoff uud dem Schwefel^ Von denen aber die erftere So überwiegend ift^ daß Sie felbft den Schwefel ans feiner Verbinduug mit dem Eifen vertreiben kann; wir finden ja oxydierte Eifenerze^ die unbezweifelt einmal Schwefelkiefe Waren. Die Verbindung Von Eifeu uud SauerftoSf ift daS^ waS Wir im gewöhnlichen Leben R o f t nennen; daS Roften iSt ein Sinnbild ge* Worden deS Schleichenden uuabweudbaren VerderbeuS. Aber daß daS Eifeu diefem Pro* Zeffe fo leicht unterliegt^ ift Von hoher Wichtigkeit für den KreiSlanf deS Stoffes überhaupt und für daS Befteheu der orgauifchen Gebilde im beförderen; denn dadurch erft wird daS Metall iu den Zuftaud übergeführt^ in welchem eS fich uachgehendS iu deu iu Luft uud Voden Vorkommenden natürlichen S ä u r e n aufzulöfeu Vermag. E S ift ebeU diefe EigeUfchaft^ welche daS Wanderleben deS EifenS^ fein foznfagen allgegenwärtiges Vorkommen ermög* licht uud eS Von feineu urfprünglichen Lagerftätten herausgeführt hat iu Lehm und Thon Sand uud KieS^ in die Adererde ^ aus der eS emporfteigt in die Pflanze^ uud durch diefe in den lebendigen Leib deS TiereS und deS Meufchen nicht um hier müßig zu kreifen fou* deru um als Blntbeftaudteil mitzuwirken an dem Verbrennungsprozeß ^ dem daS Vlut iu deu Aderu beftändig uuterworfeu ift und durch welcheu die nötige Körperwärme erzeugt wird; der Sanerftoff der eiugeatmeten Luft ift eS auch hier^ den Von den Vlutkörpercheu ge* tragen die Oxydation veranlaßt. Und wenn hiernach der blutarme^ bleichfÜchtige Menfch Zur EifengueUe flüchtet^ um fich Gefnndheit uud ueue LebeuSfrifche zu trinken fo find eS hinwiederum diefelbeu Eifenguellen Welche daS Metall auf dem wohlfeilften SpeditiouSWege auch iu Gegenden Schaffen wo Vou eigentlichen Eifener^en keine S p u r zu finden ift. Da^ wo die Eifen führenden Wäffer zu T a g e treteu uud fich au der Oberfläche ihren Weiteren Weg fuchen Verflüchtigt fich die Kohlenfänre^ die daS Eifen als doppeltkohlensaures Eifen* o^ydul iu Auflöfung erhielt^ daS letztere Setzt fich^ iudem eS durch rafche Aufnahme Von noch mehr SauerStoff unter Verluft Von Kohleufäure zu O^yd wird^ iu fchlammförmigeu oder auch poröfen Maffeu ab uud erhärtet endlich zu einem Erz^ R a f e n e i f e n (Sumpf* oder Wiefeuerz)^ daS uur gefammelt nnd Verhüttet zu Werden braucht. Mauche flachlaudifche Gegeudeu haben gar keine audre eiuheimifche EifeuVerforguug; daS Material ihrer A^te und Pflüge ift ihnen bnchStäblich auS der Erde zugeguolleu uud daS SnmpSerz daSjeuige Eifen welches die N a t u r nicht nur wachfeu ließ^ fouderu auch fortgehend noch wachfeu läßt. Der Eharakter deS Gewaltigen^ Eyklopifchen uuter welchem die Arbeit der Eifen* gewinnuug hente Sich uuS darftellt und defSen VorfteHung Schon die Worte ^ochofen Eifeu* hammer iu nnS erwecken hat fich erft in neuereu Zeiten damit Verbuudeu. ^ahrtaufeude hindurch blieb auch diefer technifche Zweig ein Kleingewerbe ^ in F o r m uud Umfang wohl nicht Viel anders als daSfelbe noch heute in Afrika ausgeübt wird. | n Deutfchland hatte man noch im 1 6 . |ahrhundert zum AnSbriugeu nur kleine Herde oder niedrige Ofen von etwa 2 Höhe^ in denen mau bei einem bedeutenden MetnUabgange auS leichtflüffigen Erzen im gelungenen FaHe eine Art Stabeifen oft aber eine fpröde Maffe gewann die erft uoch eiumal im Ofen behandelt werden mußte^ um zu Weicheifen zu werden. Übrigens waren lange Zeit die Deutfchen in der Kunft der Eifengewiuuung die Lehrer ihrer Rachbar* Volter nnd^ je nach der Ratur der zu Gebote Stehenden Rohftoff^ bildeten Sich iu Verfchie* denen Gegenden Verschiedene Methoden aus. Der Vau der OSen dieSer Sür den Erfolg fo Wichtigen Gegenftände^ erhöhte fich allmählich auf 8 ^ ^ n ( W o l s S ö f e n ) ^ daun auf ^ - 7 womit mau zur Konstruktion der G e b l ä S e ö S e n gelangte^ in Welchen m a n bei kontinnier* lichem Betriebe ^ durch die erreichbar höhere Temperatur auS leichtflüffigen Erzen nicht mehr teigige Stahlartige Eifenmaffen Sür den Hammen fondern tropfbar slÜffigeS Rohden erhielt^ daS Von Zeit zu Zeit auS dem Sammelbeden deS OfenS abgelaffen wurde. Ofen Solcher Art Sind Sür leicht fchmelzbare Erze noch jetzt Vielfach in AnwendUUg; aber daS Ve* Streben auch ftrengflüffigere Erze zu bewältigen führte bei der Notwendigkeit^ die ^itze zu Steigern zu noch weiterer Erhöhuug der O f e n fo daß fie endlich zu den jetzt VorzngSweife gebräuchlichen Hochöfen heranwuchfen deren Höhe bis zu 20 m Steigen kann. Die Gewinnung dünnflüffigeu EiSenS war eiue der SolgenreichSten Entdeckungen. Vis Znr Einführung deS Hochofcnprozeffe^ (allem Vermuteu nach zu AnSang deS 1^. ^ahr* hundert^) konnte kein Schmied der ganzen Welt daS Eifen in diefem Zuftande gefehen haben

^ie chemische Natur deS Eifen^. denn WaS in den kleinen Vorzeitlichen Ofen gewonnen wnrde^ war^ Wie wir weiterhin fehen Werden^ gar nicht der Schmelzung fähige D i e Vom Hochofen gelieferte flüffige Maffe kann aber fofort^ wie fie ift^ dnrch Gießen in Formen zur Erzengung einer Menge nützlicher GebrauchSftücke dienen; doch War anfänglich diefe VenntzungS weife mehr Rebenfache und gewann erft allmählich mit der Entwickelnng deS MafchinenWefenS die großartigen Dimen* fionen^ die Sie in nnSern Tagen hat. Vordem hatte daS anS dem Hochofen erfloffene Eifen hanptfächlich als R o h eifen Wichtigkeit^ weil eS daS AnSgangSprodnkt zur Kewinnnng deS hämmerbaren EifenS war^ nnd eS bildeten fich bei diefer Umwandlung die Vermiedenen Methoden deS F r i f c h e n S aUS^ Welche in neueren Zeiten^ foweit der Gebranch Von Steinkohlen als Vrennftoff platz gegriffen hat^ alfo faft allgemein^ durch daS fogenannte P u d dein befeitigt worden Sind.

I n früherer ^eit Wurden die Eifenhütten lediglich mit Holzkohlen betrieben; die An* Wendung der Steinkohlen geht Von den Engländern auS und bildet durch die hiermit er* langte Möglichkeit deS Großbetriebes einen eminenten technischen Fortschritt^ in bezug auf die Güte deS Produktes jedoch ift daS Ausschmelzen mit Steinkohlen ein Rückschritt^ So daß man daS mit Holzkohlen erblaSene EiSen ^ trotz der größeren Koften^ jetzt immer noch dar* ftellt^ da eS zu gewiffen Zwecken nicht entbehrt werden kann; ja man würde gern noch mehr davon produzieren^ wenn nicht die fortfchreitende Lichtnng der Wälder eine immer engere Beschränkung geböte. Am leichteften hat noch Schweden die Liefernng von ^olzkohleneifen nnd nimmt deswegen Sowohl wie durch feine guten Erze in bezug auf die Güte feinet Me* tails unter den EiSeu erzeugenden Ländern einen hochwichtigen R a n g ein. Ter Ruf der englischen Stahlinduftrie namentlich beruht zum großen Teil auf dem fchwedifchen EiSen. Dagegen haben fich in bezug auf Maffenproduktion und Vielseitige Anwendung deS Metalls die Engländer den erften Platz errungen. Erft Seit Ende deS Vorigen IahchundertS ^ mit der Einführung deS DampfgebläfeS^ erhob fich dort die Eifeninduftrie ^ um in der Folge

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. wahre RieSenSortSchritte zu machen. Die englischen Eifengruben wurden zu wahren Gold^ grubeu dadurch ^ daß die gütige Natur die Mittel der Verwertung in unmittelbare Rühe gelagert hatte. Denn die fchönfteu EiSenerze Siud eiu todter Schatz ^ Weuu nicht ein auS* reichende^ und wohlfeiles Brennmaterial zur HaUd ift. I n England liegen aber Stein* kohlen uud Erze in nächfter Rachbarfchaft^ oft fo^ daß beides auS einer uud derfelbeu Grube gesördert wird. J n deu deutfcheu Eisendiftrikteu deS RiederrheinS und WeftfaleuS beftehen ähnliche günftige Bediuguugen uud dort fteht deuu auch die EiSeninduStrie auf eiuem Staud* puutte der Entwickelnug^ der die Begleichung mit England nicht zu fchenen braucht. Die deutfche Eifenindnftrie hat fogar die englifche in Vieleu Stücken eingeh olt^ iu einzelnen^ be* fonderS in der Gußftahlerzeuguug^ entschieden überflügelt ^ und haben die deutfcheu Eifeu* werke in der Regel auch nicht deu ftädteähnlichen Umfang englischer Anlagen diefer Art^ fo gibt eS doch einzelne ^ wie Krupp in Effen die Laurahüttenwerke ^ die KönigShütte in Schlefieu (S. Fig^ 45)^ Marieuhütte in Sachfeu u. f. w.^ welche auch iu der Maffeu* Produktion mit englifcheu in die Schranken treten können. AuS der Maffeuerzeugung aber befonderS erklären fich die Fortfchritte in der Verwendnng deS Metalls^ zu denen die Eng^ länder daS Beifpiel gegeben haben. Die Millionen Rentner geringen fpottwohlfeilen EifenS^ welche die Hüttenwerke dort jahraus jahrein produzieren fuchten Verwendung ^ und fo be* gann die Konkurrenz deS EifenS gegen Holz und Stein ^ erwuchsen die eifernen Brücken Speicher^ Wohnhäufer^ Kirchen GlaSpaläfte^ Treppen Straßenpflafter^ Gewölbe uud andre oft eitierte Herrlichkeiten. Die Gefchichte der Eifenbahnen Verzeichnet in ihrem erften Ka* pitel^ daß in der Periode einer fchlechten Eifenkonjunktur ein schottischer Grubenbesitzer die mangelhaft gewordenen H^Z^Se feiner Pferdebahnen durch nebeneinander gelegte Eifeu* platten erfetzte ^ weil er dafür zur Zeit keine beffere Verwendung hatte. Die Vorteile er* wiefeu fich jedoch bald fo bedeutend^ daß ohne Rückficht auf den P r e i s deS Materials fortan Eifeubahuen als Selbstverständlich weitergebaut wurden Sie Verschlangen euorme Meugen Von dem neuen Baumaterial ^ deffeu Verwenduug fich iu der Folge immer mehr VeraUge* meinerte. Der Umftaud^ daß Euglaud eigentlich gar kein inländisches Bauholz befitzt^ be^ gimftigte uatürlich deSSeu SubStituierung ^ durch Eifeu bedeuteud. Auch bei unS werden die Bauftamme alljährlich dünner und t e u r e n und daS Eifen tritt allmählich an ihre Stelle; fchon jetzt finden eine Menge anSrangierter Eifenbahnfchienen ihren Ruheplatz dergeftalt^ daß fie bei Neubauten die Stelle der hölzerneu Tragbalkeu Vertreten. Die iu ungeheurem Maße Vermehrte Produktiou deS EifenS befchräukt fich aber heute nicht mehr auf Englaud^ fouderu ift^ dank deu rieSigeu Fortschritten der Technik ^ uuter denen daS EiSenbahnwefeu allem fchon hingereicht hätte^ die frühere Eifenproduktion wenig* ftenS zu Verdoppeln eiue allgemeine geworden. J u der VerwohlSeilerung iSt im LauSe der Zeit daS Unglaublichste^ nicht nur iu der Operatiou deS Ausbringens ^ Souderu namentlich auch iu der So wichtigeu Rubrik B r e n n f t o f f geleistet worden. V o n dem Gebrauche der H^kohleu und Koks giug mau nach und nach über zu uuVerkohltem Holz^ rohen Steinkohlen Selbst ^u Braunkohlen uud Torf. Weitere KoSteuVermindernng erwuchs auS der Benutzuug heißer GebläSeluSt und beSonderS der auS den Hochöfen abziehenden Hitze zum Behuf deS RöfteuS uud FriSchenS uud zur KeSSelheizung. Durch Auwendung höherer Ofen wurde uebeu wefeutlicher ErfparuiS an Breuumaterial eiu größeres Ausbringen erzielt. Den jüngSten Fortfchritt bildet die Anwendung der Weiterhin näher zu befprechenden GaSfeueruug^ Welche die Auweudung auch deS fchlechteften Brennmaterials uoch zuläffig macht. ^i^en nnd ^ohleu^o^. Aber bevor wir weitergehen wird eS nötig fein uufem eigentlichen Stoff näher iuS Auge zu faffen und die Frage VoranzufteUen: ^WaS Verstehen wir eigentlich unter EiSeu^ ES hat nämlich mit diefem Metall eine ganz eigentümliche Bewandtnis; während wir beim KupSer^ Zmk^ S i l b e r n f. w. Wert darauf zu legeu haben daSfelbe in möglichstem Grade rein Von fremden Stoffen frei^ zu erhalten gibt eS in der ganzen Technik gar kem remeS Eisem Unfre AuSbriugungSprozeffe liefern folcheS nichts uud weuu fie eS chäten würden wir eS nicht brauchen können. S e l b f t zu dem fchlechteften Meffer würde daS ganz reine Metall Viel zu weich fein. ES muß erft eiu audrer Stoff hinzutreten^ um dem Eifeu feinen Wert^ feine Härte zu Verleihen und daS ift der Kohlen* Stoff. Der Kohlenftoff fte^t zum Eifen in eiuer Verwandtfchaftlichen Beziehung ^ wie zu keinem andern Metall. Auf trockenem^ heißem Wege driugt er in den Metallkörper eiu uud

Eifen und Kohlenftoff. ^ verändert die N a t u r deSfelben je nach feiner Menge in Vermiedener auffallender Weife. lahrtaufende gewann mau brauchbares Eifen uud waudte die richtigen Mittel dazu a n ohue über daS Wie und Warum die leifefte Ahuuug zu habeu. Denn welche andre Theorie hätte fich ein alter Schmied oder Hüttenmann machen können als etwa die^ daS F^uer treibt daS Eifeu auS^ D a kam die neuere Ehemie^ die mit der Eutdeckung deS SauerftoffS auhob^ uud lehrte^ daß die Metallene O^de^ Verbinduugeu deS SauerStoSfS mit Metall seien daß iu der Gluchitze Kohle uud Sauerstoff zu Kohleufäure zufammentre ten und als folche^ daS Metall im gediegenen Zuftande zurücksende entweichen. DaS genügte für alle übrigen Metalle^ bei dem Eifen Stellten fich aber noch andre Vechältniffe heraus^ uud eS mußten namentlich erSt noch Seine fpeziellen Beziehungen zum Kohleuftosf entdeckt Werden ehe man fich eiu richtiges Bild Vou deu bei der Eifenbereituug Stattfindenden Vorgängen machen konnte. ES ift in der T h a t ein wahres Glüd^ daß man von alters hen um eine tüchtige ^itze zu erzeugen kein andres Mittel gekannt hat als Holz und Kohlen. I n d e m man nämlich Von HauS auS die Kohle als bloße ^itze^ueUe betrachtete^ hatte man doch in ihr zugleich den Stoff gewählt^ der uubekaunterlneife noch einen zweiten uud dritten Dieuft chat^ ohne Welchen eS mit der Darstellung eiueS branchbareu EifeuS fehr mißlich auSgefeheu haben würde. Denn dadurch^ daß der ^ifeufchmelzer feine Erze mit Kohle glühte^ echielt er^ ohne eS beabfichtigt zu haben ein Kohleneifen^ daS mehr oder weniger dem Stabeifen oder dem Stahl ähnlich und zum Schmieden tanglich war. Er gewann daSSelbe als einen SnmpS oder weichen Klumpen da fich Eifen in diefem ^nftande nicht Schmelzen läßt. AIS man Späterhin in höheren Ofen mit größerer Hitze arbeiten lernte ^ erhielt m a n weil dadnrch die Ansehung zwischen Eifen und KohlenStoSS gesteigert Wird^ ein EiSen mit noch höherem Kohlegehalt und Wieder mit andern EigenfchaSten daS dünnflüffige G u ß e i S e n daS jeden* falls bei feinem erfteu Auftreten eiue unwillkommeue Erfcheinung w a n da eS fich dem Schmieden widerfetzt uud unter dem Hammer in Stüde zerfpringt. Aber man Verzagte nicht und griff wieder zu dem Zwangsmittel F e u e n uud dadurch uud durch fortgefetzteS Hannnern bearbeitete man die widerfpenftige Maffe ^ bis fie zahm und zäh zum brauchbaren Schmiede* eifen Wnrde. M a u trieb damit oben ohne eS zu wiffen deu Anteil KohlenStoff wieder anS^ deu daS Gußeifen mehr hat als daS Schmiedeeifeu. Souach hat mau eS^ wenn Von Eifen im techuifcheu S i n n e die Rede ift^ niemals mit dem reinen Element^ fondern ftetS mit einem Kohleneifen Von mehr oder weniger Kohle* gehalt zu chun. Die höchste KohluugSStnfe macht daS Metall in der Hitze leichtflüffig^ grob kriftalliuifch ^ fpröde^ kurz ^u GußeiSen; den geriugfteu Koblegehalt hat daS Schmiede^ eifen; zwifchen beiden inne fteht der S t a h ^ eine Mittelftufe ^ die fowohl durch Herab^ fetzung der erften als Erhöhung der zweiten erreicht Werden kann ^ d. h. indem man ent^ Weder dem Gußeifen Kohlenftoff entzieht oder dem Schmiedeeisen Solchen znfetzt^ wie daS weiterhin eingehender zu befprechen fein wird. Die richtige Erkenntnis uud Uuterfcheidnng der Ratur des StabeifeuS^ Stahles und RoheifenS Verdankt man hanptfächlich den Unter^ fnchUngen deS berühmten Metallurgen K a r s t e n . Eine den neneren großartigen Fortschritten der Eisenindustrie mehr entfprechende Einteilnng der Eifenf o r t e n ^ die allgemein Annahme gefunden hat^ iSt Solgende: Einteilung der Vermiedenen Korten des Eifen^. 1. Schmiedbar und Schwer Schmelzbar. S c h m i e d b a r e s Eifen. Hartbar Nicht härtbar Stahl. Schmiedeeifen. ^n Slüffigem Zustande ^n nichtflüfSigem Zu^ ^ n flüffigem Zuftande ^ n nichtflüffigem Z ^ ftande erhalten ftande erhalten erhalten erhalten (gewonnen) Schwei^ftahl. ^chweißeifen. Flußftahl. Flu^eiSen. Leicht fchmeIzbar nnd nicht fchmiedbar. ^ ^^ eifen. ^Rit kriftallinifchem kohlenftoff ^raphit)^ ^ i t amorphem Kohlenftoff^ nicht chemifch gebunden chemifch gebunden ^ r a n e S Roheifen. W e i ß e t Roheifen^

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^aS Eifen und die Eifenindnftrie. Hiernach Sind jetzt zu begreifen: 1) unter F l u ß eifen: Veffemereifen ^ Flammofenflnßeifen ^Martineifen) ^ Perr^teiSen ThomaSroheiSen n. S^ w. unter F l u ß f t a h l : VefSemerftal^ Flammofenftahl (SiemenS- Martinftahl^ ^hlenftahl n f. nnd der in nmgefchmolzenem Zustande (^nßStahl genannte Tiegelftah^ ^ Unter S ^ w e i ß e i f e n : PnddeleiSen^ Herdfrifcheifen Renneifen^ FeintorneiSen^ S^ie jedes dnrch Schweißen mit Eifenpateten erhaltene Produkt. ^ Unter SchweißStahl^ Pnddelftah^ Herdfrifchftah^ Zementftah^ Rennftahl nnd der dnrch Schweißarbeit Verfeinerte ^ärbftahl. Ahnlich wie mit der Kohle Verbindet Sich daS Eifen anch noch mit andern Stoffen: SchWeSel^ ArSeniks Phosphor^ Silieium^ ebenSo mit Metallen: Mangan^ Wolfram Ehrom^ Silber n. f. W. Diefe Verbindnngen zeichnen fich dnrch charakteristische Eigenfchaften anS^ die zum Teil daS Eifen für feine technifchen Verwendungen brauchbarer machen zum Teil aber auch^ Wie die aus der Verwendung mit Schwefel und Phosphor hervorgehenden chnr fchädlich find. Schwefe^ Arfenik und Phosphor machen daS Metall knrz^ brüchig nnd spröde. Da nun in den Erzen fowohl wie in begleitenden Mineralien fehr häufig die Vor* bedingnngen Sür die Einführung nachteiliger Elemente gegeben Sind^ So ift natürlich eine forgfältige Verückfichtignng diefer Umftände Sür die Güte deS erblaSenen MetaüS Von großer Bedeutung. DaS Arfen daS übrigens feiten ganz in den Erzen fehlte ift noch am wenigften gefährlich. Der Phosphor bildet als PhoSph^rfäure befonderS die Mitgabe der Rafenerze; diefe ergeben infolgedeffen ein EiSen Von großer Leichtflüffigkeit^ Welches daher anch meift zu Gußzwecken verarbeitet wird; daS daraus bereitete Seymiedeeifen leidet aber Wegen feineS Ph^SphorgehalteS an der Sogenannten Kaltbrüchigkeit. Auf die Seltneren Metalle^ Ehrom^ Wolfram n. f. w.^ wird man weniger acht haben ^ am allerwenigsten Wird man fie absichtlich der H^chofenbefchicknng mit beigeben^ um die Güte deS RoheifenS Zn erhohen; Sie kommen höchftenS bei der Bereitnng befonderS feiner Stahlforten in Ve* tracht; dagegen iSt daS hanfig in GefeUfchaft der Eifenerze Vorkommende Mangan für den Hochofenbetrieb Von Wichtigkeit^ als eS einesteils die Vildnng einer leichtflüffigen Schlacke begünftigt nnd dadurch die Entftehung deS weißen RoheifenS in niedriger Temperatnr unterstützt^ andernteilS in diefeS felbft mit eingeht nnd eS für die Anfnahme einer größeren Kohlenmenge geeignet machte waS Vorzüglich für die Stahlerzengnng wertvoll ift. ES wird daher in Vielen FäHen Mangan entweder in Form Von Erzen oder^ wo folche nicht zu haben find^ in F o r m Von Legierungen (Ferromangan) der Vefchicknng abfichtlich beigegeben. ^ e u e r ^ e . AuS dem bisher Gesagten geht fchon hervor ^ da^ bei weitem nicht aHe Existenzformen deS in der Ratur fo Viel Verbreiteten EifenS Sich zu einer vorteilhaften AuS* bringnng deS Metalls eignen. SelbSt unter den eigentlichen Erzen kommen diejenigen die anS einer direkten Verbindnng Von SchWeSel und Eifen beftehen die fogenannten Kiefe^ Sür die Eifengewinnnng nicht in Betracht ^ da die Produktion daraus zwar möglich ^ aber umftändlich und koftSvielig Sein außerdem aber auch kein gutes Metall daraus hervorgehen Würde. Der SchWeSel iSt ein zu Verderblicher GefeHe für den Eharakter deS EifenS. Hat man doch noch genug zu kämpfen felbft mit derjenigen Partie diefeS zudringlichen GafteS^ die nicht dnrch die Erze^ Sondern durch daS Brennmaterial (Steinkohle) und durch Zufchläge (fchwefelfaure Erden) in den Schmelzbetrieb gelangt. Die Schwefelkiese finden daher ander* weit ihre gelegentliche Verwendung; man gewinnt auS ihnen gediegenen Schwefel oder brennt einen Teil ihreS SchWefelgehaltS anS und benutzt die entstehende Schweflige Säure auf Schwefelfänre^ während man den Rückstand der immer noch einSach Schwefeleifen ift^ an der Lnft zu EiSenVitriol (fchwefelfaurem Eifeuo^ydul) Verwittern läßt. Oder man läßt die Kiefe gleich an der Luft Verwittern und gewinnt nnr den EiSenVitriol ^ auch wie bei VodenmaiS im Bayrischen Walde daS Sich anSfcheidende Eifeno^ydhydrat^ daS als rote Farbe nnd Poliermittel in den Handel gebracht wird. AIS eigentliche branchbare E i f e n e r z e dienen nnr die Verschiedenen Sanerftoffverbin* dnngen (OxydationSftuSen) deS Metalls und daS kohlenfanre Eifeno^ydul. ES find nach bergmännifcher Unterfcheidnng folgende: M a g n e t e i f e n f t e i n eine Mittelftnfe zwifchen O^yd nnd Oxydul (Q^ydoxydnl oder neuerdings Ferroferrio^yd genannt) ^ daS eifenreichfte Mineral^ in reinem Zuftande Prozent Metall Von VorzÜglichfter Befchaffenheit liefernd. Sehr hänfig aber ift dies Erz mit Schwefelkiefen n. f. w. fo Verfetzt ^ daß eS gar nicht zu

EiSenerze. ^ branchen ift. | e nach Seiner Verschiedenen Dichtigkeit nnd den begleitenden Gangarten gehört eS bald zu den Schwer*^ bald zu den leichtSlüSSigen Erzen; im Kemenge mit Kalkfpat oder Hornblende z^ B . gestaltet Sich die Schmelzung und Schlackenbildung So günftig^ daß eS ohne alle ^ufchläge zu Kute gemacht werden kann. Auf dem MagneteifenStein beruht haupt* Sächlich die Vorzügliche Eifenprodnttion Schwedens und RorwegenS^ ebenSo auch dierufsifche. I n der Ratur Verbreiteter und deswegen auch für die Eifenproduktion am allgemeinsten angewandt ift daS eigentliche Eifeno^yd oder Ferrio^d (^9 Prozent Metall enthaltend)^ daS je nach Seiner Form bald als E i f e n g l a n z ^ bald als R o t e i f e n f t e i n ^ oder im Gemenge mit Thon als roter Thoneifenftein Vorkommt; die beften diefer Erze haben einen Metall* gehaltbiSzu 65 Prozent. Auf Roteif enStein baut man in Deutschland VielSältig^ So namentlich am Harz^ in SachSen^ RaSSau ^e. Die dichten^ faferigen Varietäten find anch als Vlut* Stein oder KlaSkopf bekannt. Die Infel Elba beherbergt einS der bedeutendsten Eifenglauz* lager^ welches aber bei einem VedarS Von 5 0 ^ 0 ( ^ 0 0 Tonnen RoheiSeu jährlich nach neueren Untersuchungen in Schon 70 I a h r e n abgebaut Sein dürfte. — Als Hydrat^ d. h^ in chemischer Verbindung mit Waffer ^ anch Ferrchydrat oder Ferrihydro^yd genannt^ mit dem Gehalt Von 5 9 — 6 0 Prozent Metall^ erfcheint daS Eifeno^yd in Form Von B r a u n * eifenftein oder je nach den fremden Beimengungen als Gelb* ^ Schwarzeifenftein^ gelber oder brauner ThoneiSenStein^ Vraunerz n. f. w^ Tiefe Formen find meist VerWitternngS* Produkte und Stark Verunreinigt. den thonigen VrauneifenSteinen gehört auch daS Vohn* erz^ fo genannt^ Weil eS in rundlichen Kömern Von Erbfen* bis Bohnengröße Vorkommt. ES findet fich im Württembergischen ^ in Baden ^ den Alpenländern ^ einigen Departements Von Frankreich n. f. W. zuweilen in mächtigen Lagern und iSt Sur die Schweiz daS einzige bauwürdige Erz^ Ferrchydro^d oder Eifeno^ydhydrat neuester und noch fortgehender Bildung ift auch daS fchon erwähnte S u m p f * oder Rafenerz^ und Eisenwerke^ die Solches konfumieren^ pflegen fich Schon Von weitem auszuzeichnen durch die blaue Farbe chrer Schlackenberge^ herrührend von phoSphorSanrem EiSeno^do^ydnl. Eines der nicht nnwich* tigften EiSenerze bildet endlich daS kohlenSanre EiSeno^ydnl^ Ferrokarbonat^ wenngleich fein Eisengehalt nur etwa Prozent beträgt. ES tritt auf als S p a t e i f e u f t e i n (Eifenfpat) oder in kugeligen und nierenförnügeu Geftalten als S p h ä r o S i d e r i t . Beide kommen in Deutfchland an Verschiedenen Fundorten Vor und werden gern benutzt; für England ift Sogar der chonige SphäroSiderit^ der zum Teil noch einen bedeutenden Kohlenftoffgehalt befitzt (Blackband) ^ beinahe der einzige Eifenlieferant^ denn er iSt eS eben^ welcher Sich Vorzugs* weife in KefeUfchaft der Steinkohlen findet^ fo daß trotz deS fchwankenden und ftetS geringen EifengehaltS dieses Minerals doch defSen Vorteilhafte ^ugutemachnng thuulich wird^ zumal auch die ^ufammenfetznng deSfelben eine folche ift^ die daS Ausbringen nicht erfchwert. — EifenSilikate (Kiefeleifenfteine)^ welche chemifche Verbindungen der Kiefelfänre mit Eifen* o^yden darfteUen und Somit dieSelbe Natur befitzen ^ wie die beim EifenSrifchen fallenden Schlacken ^ find zwar in der Ratur fehr häufig^ aber an und für fich zur EiSengewinnnng nicht V o r t e i l t Verwendbar^ da Sie nur mit bedeutendem Auswande Von Vrennftoff und Kalkzufchlag fich Verfchmelzen laffen. M a n benutzt fie daher meiftenS nur als s c h l a g zu andern Erzen in Solcher Ouantität^ daß fie nicht ftörend wirken. D i e Kiefelfänre^ Ouarz oder KieSel^ macht immer die Erze StrengflüfSig^ auch wenn Sie nicht mit dem EiSeno^ydechemischver* bunden^ Sondern nur mechanisch als Ganggeftein beigemengt ift. Solche Erze müSSen mit Thon nnd Kalk beschickt werden^ mit denen Sich die ^iefelfaure in der Schmelzhitze Verbindet. A m günftigften find die FäHe^ in Welchen der Vorhandene KieSel Schon von Natur mit dergleichen VaSen mehr oder weniger geSättigt ift^ und möglicherweise die EiSenfteine ohne alle ^Schläge mit gehöriger Schlackenbildung Verschmelzen oder nur geringe korrigierende ZuSatze bedürfen. Übrigens erfolgt bei Kiefeler^err zugleich mit der EiSenproduktion immer anch eine geringe Rednktion Von kiefelfänre zu Silieinm^ welches zu den Elementen gehört^ die wie der Kohlenftoff Verwandtfchaft zu dem Eifen haben. EtwaS Silieium ift daher Saft mit jedem Roheifen Verbunden^ nnd so Schädlich auch ein zu großer Gehalt davon ift^ So Schreibt man einer geringen Beigabe^ wie Sie Sich bisweilen im Stahl ^ und gerade in den härteften Sorten doch findet^ einen Vorteilhaften Einfluß auS den Härtegrad zu^ Die A u f b e r e i t n n g der E i s e n e r z e ift^ wie Schon erwähnt^ immer Sehr einfach ^ da koftfpielige Operationen bei diefem Metall fich nicht bezahlt machen würden. Über die

^ DaS (^ifen unb bie Eifeninduftrie. Arbeiten der Handfcheiduug und deS WaSchenS ift bereits daS Nötige geSagt worden fowie über daS Röften; daSfelbe ift bei den EiSenerzen anS Vermiedenen Gründen nötig; fo zur AuStreibuug Von W äff er und Kohlenfäure ^ durch dereu Verflüchtigung im Ofeu die Tem* peratur herabgedrückt werdeu würde ^ ferner um Eifeuo^dulerze in leichter reduzierbares uud weniger leicht VerfchlackbareS Eifeno^yd überzuführen fowie auch zur wenigftenS teilweifen Entfernung Von Schwefel uud Arfen. Vor der Verfchmelzung werden die Erze dem G a t t i e r e n nnterworfen d. h^ man Vermischt zur möglichst Vollständigen AuSfcheidnng deS MetaHS ärmere uud reichere Erze^ fo daß ein DurchfchnittSgehalt hergefteUt wird^ wie ihn die Erfahrung als den geeignetsten für daS Ausbringen ergeben hat. Diefer DurchfchnittSgehalt der ganzen Vefchickung^ d. h^ der Eifenerze uud derfchlackenbildendenSubftauzen(^ufchlag) ^ ^ ^ an metaUifchem Eifen beläuft fich auf ^ 0 ^ 4 0 Pro^eut uud darf 5 ^ Prozeut iu keiuem Falle überfteigen. Turch chemifch kalkulierte ^ufchläge fucht mau dann die Bediuguugen der Vor* teilhafteften Schlackenbildnng herzustellen. Regel ift^ der Ve* fchickung eine folche ^nfammen* fetzung zu geben daß die Schlacke eine etwaS höhere Schmelzhitze braucht als daS Metall^ alfo die Reduktion deS EifenS uud die Aufnahme deS KohlenftoffS immer einen Schritt früher er* folgt als die Vildnng der Schlacken da letztere fonft einen bedeutenden Teil deS MetaüS als Oxydul in fich aufuehmen würden. Z u m Verfchmelzen dient bei unSe wo eS fich um die Er* Zeugung enormer MaSSen han* delt und wo daS Roheifen zur Zeit noch daS Material für die Schmiedeeifen* uud Staube* reitung ift^ hauptfächlich der ^ ^ H o c h o f e n e eiue ältere Form ^ ^ ^ ^ ^ ^ s ^ (Vlan^ oder VlaSofen) nur uoch da^ wo Eifen mittels Holz^hleu erblafen wird. Der wefentlichfte Unterfchied zwifchen beiden Systemen befteht d a r i n daß der erStere eine offene Vruft^ der andre eiue gefchloffeue hat^ d. h^ beim HochoSen ift der ^ unterft befindliche Sammelort^ der H e r d ^ durch eineOffnuug Zugäuglich^uud eS fchlägt ein Teil der Flamme daraus ^ während bei jenem diefe Offnuug fehlt und der Herd nur ein ^apfloch hat^ daS Von ^eit ^ Zeit zum Ve^lf deS AblaffeuS geöffuet wird. ^ Hieraus ergibt fich^ daß der Blauofen da er Sich Selbft reiuigen mnß^ nur mit düunflüffigen Schlacken arbeiten kann wogegen beim Hochofen ein Abräumeu deSHerdeS^ daS Abziehen zäher Schlacken oft nötig ift^ zu welchem ^wecke er eben die offene Vrnft hat. ^er ^ocho^en. Tie EinrichtUUg deS HochofeuS zeigt unS nun daS DurchfchnittSbild (f. Fig^ D e r Haupchohlraum heißt der Kernfchacht^ der obere Teil deSfelben bis ^u der Stelle^ wo er am weiteften ift^ der Schacht^ diefe weitefte Stelle heißt der Kohleufack; der fich wieder trichterförmig Verengende untere Teil die Raft^ weil der niedergehende I n h a l t deS OfenS auf ihm eine Stütze findet; die größte Verengernng nnter* halb der RaSt (C) daS Geftell^ der unterfte Raum 11 E i f e n k a f t e n oder ^erd^ der nach

Der ^ochofen. 8^ links nach ^ zu Vortretende Teil deSfelben der Vorherd. Den a u s feuerfeften Ziegeln gebanten Kernfehacht umfchließt der auS gewöhnlichem Mauerwerk errichtete Rauh fch acht; zwischen beiden befindet fich ein mit Afche oder andern fchlechten Wärmeleitern locker ausgefüllter R a m n der zugleich der Ausdehnung deS KernfchachteS beim Erhitzen den genÜgenden Spielraum gestattet. Tie obere Müudmig deS^ SchachteS ^ wo die Ofengafe herauSfchlagen und die Kohlen Erze und ^Schläge eingeftürzt w e r d e n heißt die Gicht. Wo nicht der HochoSen in einen Erdabhang eingebaut ift^ der eine AuSSahrt gewährt^ Steht neben chm ein Gebäude^ in welchem ein AuSzug für die Vefchicknng angebracht ift^ die dann auf einer Vrücke dem Ofen zugeführt wird. Zuerft muß der Ofen gehörig aufgetrocknet nnd dnrch Kohlenfener angewärmt werden dann erst gibt man abwechfelnd Zufchlag^ Eifen* erz und Vrennmaterial zn und fo ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ geht eS kontinuierlich fort in dem Maße^ wie die Fülluug dnrch den Gang deS SchmelzprozeffeS z ^ fammenfinkt. | n der Abbildung^ welche unS den Durchfchnitt deS Hochofens zeigte erkeuuen wir die wechfelndeu Schichten Von Erz und Zufchlägeu einerfeitS und Von Kohle anderfeits an der Verschiedenen Schraffieruug. ^ find die Düfen der Geblafe. | n der Mitte deS Schachtes etwa werden die niedergehenden Schichten fchon glühend (die Temperatur Steigt hier auf ^ 0 0 ^ 9 0 0 ^ C.)^ und in dem wei* teften Teile ^ langen die Erze durch daS in großer Menge fich entwickelnde Kohleno^ydgaS und entstandene EyankalinmdämpSe Schon reduziert an als ftaubförmige^ aber zufammeichängende EiS enteilchen ^Eifenfchwamm)^ welche weiterhin nur noch Von der Schlacke unchüHt nnd gefchmol^en werden indem fie Kohlenftoff aufnehmen. Die Temperatnn bei der dieS Stattfindet^ betragt 1 ^ 0 0 — C . ; an der Stelle wo die Gebläfe münden Steigt fie jedoch auf ea. 2900^. Wie schon gefagt^ erSolgt die Reduktion der Erze dureh deS Kohleno^ydgaS^ welches Sich entwickelt^ indem die im Gebläfefeuer gebildete Kohlenfänre durch glüheude Kohlenfchichten hindurchgeht innerhalb deren fie die Hälfte ihreS Sauerftoff geh altS abgibt^ zu Kohleno^ydgaS wird und dadurch noch einmal foviel Kohlenftoff auch wieder in diefe niedrigere SauerStoffVerbindung der Kohle überführt^ welche in der H^e eine fehr kräftige reduzierende Wirkung ausübt. Aber nicht bloß daS Kohleuo^ydgaS^ fondern aueh anS Kohle und StickStoSS entstandene Eyan* metaHverbindungen beteiligen fich an der ReduktionSarbeit deS EifenS und der diefeS begleitenden Stoffe Silieium Mangan Aluminium u. f. w. I n dem Geftell ^ aber herrfcht die größte Hitze^ deun hier ftromt durch zwei oder drei Offnungen der fchon vorher erhitzte GebläfeWiud ein; in dem unteren R ä u m e Sondern fich daS flüffige Eifen nnd die auf demfelben fchWimmenden gefchmolzenen Schlacken ^ Welche durch den Vorherd ^ ablaufen Während daS Eifen felbft dnrch einen Schlitz (Stichloch) neben dem Wallftein ^ der gewöhnlich mit Lehm nnd KokS gefchloSSen ift^ abgelaffen wird ^ um entweder gleich zn

88 ^aS Eifen und die Eifeniuduftrie. GebrauchSftücken anSgegoffeu zu Werden (Hochofenguß) oder in länglichen F^rmeu oder Rinnen zu erkalten uud die fogeuannten Gäuze oder F l o f f e n zu bilden die fowohl zu Gußwareu umgeSchmolzeu als auch in Stabeifeu Verwandelt werden. Bei einem recht garen Gange leuchtet daS Stichloch fo hell^ daß mau anfangs nichts im GefteHe unterscheiden kann uud sunkenSprüheud ergießt Sich die Maffe gleich LaVa in die Formen oder in die offenen Kanäle Von Sand. Der Abftich gewährt einen überraschenden Anblick Manchmal tritt die EiSenmaSSe So zähflüffig auS dem Ofen daß fie nicht in Formen geleitet werden kann fondern unmittelbar Vor dem Stichloch unförmliche ^ kuchenartige Scheiben bildet (Schladeneifen) ^ dann aber wieder kann daS verfchmol^ene Eifen So dmmflÜffig fein daß eS mit großer Beweglichkeit herVorguiUt. Bemerkt sei noch^ daß bei jedem Abftich daS Ge* bläfe außer Thätigkeit gefetzt werden muß. Der Hochofen uud namentlich daS GefteU muß Von fehr feuerfeftem Material aufgebaut Sein. Die der Gichtflamme entweichende Wärme beuutzt man um die GebläSeluft zu erhitzen wodurch die Temperatur im uuteren Teile ^ wo die Luft in den Ofeu eingepreßt wird^ wefentlich erhöht wird. ES Werden zu diefem ^Wed die Gichtgafe an der Gicht abgefangen Wozu man verfchiedene Einrichtuugen hat^ und durch Röhren Weitergeleitet (Vergl. S. 108)^ oder eS führt das Röhrenfhftem^ durch daS die Luft nach dem Gebläfe geleitet Wird^ in der Rahe der Gichtflamme Vorbei. Die Anwendung Von heißer Luft hat überall eiue bedeuteude ErfparniS an Brennmaterial und eine größere ProduktionSfähigkeit deS OfenS bewirkt; manches Werk Verwendet daher Dampfmafchinen Von 1^0 uud mehr Pferdeftärkeu bloß Sür die gewöhnlich doppelt wirkenden Ey lind erg ebläSe. Ein neueS Gebläfefyftem beruht auf dem Gefetze^ daß mehrere Luftftrome^ Welche in einem Puukte zufammenftoßen eiue größere Wirkuug äußern als dieSeIbe Luftmaffe in einem S t r o m . Man richtet daher die AuSgäuge der einzelnen Lnftkanäle gegeneinander^ fo daß die S t r ö m e chre Stoßkräfte gegenfeitig förmlich Vernichten. Der Vorteil diefer Einrichtung der Hochöfen befteht darin ^ daß diefe felbft unuuter* brocheu im Gange bleiben können bis eine größere Reparatur oder schlechter GefchäftSgang daS AuSblafen notweudig macht Die Zeit uuauSgeSetzten Betriebes uennt man eine Eampague oder HütteureiSe. Wie lange fie daueru kann hängt Sehr von dem Material^ der Vauart und anderu UmStänden ab. Manche Ofen halten zwei bis drei^ andre acht bis neun ^äbre: man hat felbft VeifpieIe Von fünfzehn- bis zwanzigjähriger Dauer. Veim Verfchmelzen leichtflüssiger Erze mit Holzkohlen leiden die ^fen natürlich am wenigften uud halten am längsten auS. ^öchft Verschieden ift auch die LiefernngSmenge der ^ochöfen Sie wechfelt Von 1 ^ 6 — ^ 4 0 0 Rentner per Woche. Vei zufällig eiutretendem Maugel an Schmelz* material braucht man deu feiernden Ofen nicht anSzublafen Sondern mau dämpft ihn nun d. ^ Verfchließt ihn überall dicht uud erhält ihn fo Wochen- und monatelang warm. Zu er* wähnen ift noch ^ daß die auS der Gicht entweichenden GaSe ziemlich bedeuteude Meugen Ammouiak enthalten ^ die mau ueuerdingS angeSaugen hat zu gewinnen. Die zehn neben* einander liegenden Hochöfen neuefter KonStruktiou (Fig^ 48) Sind auS dem Barrow im FmUeßwerk (GraSSchaSt Eumberlaud) in Betrieb. Sie find im ftande^ täglich 14000 Ztr. Roheifen zu erblafen. Die Schmelzmaterialien werdeu auf SchieSen Ebeueu mit Dampf* mafchiueu bis zur Gicht der Ofen die dnrch eine Gichtbrüde Verbunden find^ anfgezogen. Eine UebeUher laufende Eifeubahn komplettiert daS Material und nimmt daS erblafene Eifen auf. ^a^ei^eU heißt nuu daS metaUifche Produkt^ welches im Hochofen auS deu Eifenerzen gewonnen wird. Auf die Oualität desselben habeu nicht nur die Befchaffenheit der Erze^ der Zuschläge und deS VrennftoffS fowie der Gehalt deSfelben an Kohlenftoff^ Silieinm^ Schwefe^ Phosphor ^ Mangan n. f. W.^ fonderu auch die dabei angewandten Hitzegrade^ fomit auch die Größe deS OfenS^ die AnWenduug erhitzter oder kalter Gebläfeluft uud felbft uoch die rafchere oder laugfamere Abkühlung deS MetaUS nach dem AuSgnffe Einflnß. ES laffen fich daber eine nicht geringe Anzahl Roheifenforten UUterfcheiden ^ die Vermöge ihrer Eigenfchaften bald zu diefen bald zu jener Verwendung mehr oder Weniger geeignet er^ Scheinen. Man kann aber alle uuter zwei Hauptrubriken bringen: Weißes und graueS Roheifen deren beliebige Erzeuguug man in der ^and hat^ da die hierzu nötigen Ve* diuguugeu im allgemeinen bekannt find. DaS Weiße Gnßeifen^ W e i ß e i f e n zeichnet fich dnrch feine große Härte auS^ ift faft fiIberWeiß^ auf dem Bruche feinkörnig^ ift fpröde^ fchmilzt leichter als daS graue Gußeifen^ bleibt aber immer zähflüfSiger uud eiguet Sich

RoheiSen. Schmiedeeifen^ 8^ deshalb Weniger zu kleinen Gußartikelu^ wogegen eS zur Stahlfabrikatiou beSSere VerWen* dung findet. Eine beSondere Sorte Von Weißeifeu^ daS S p i e g e l e i f e n ^ zeigt anf dem Vruche ein triftallinifcheS Gefüge^ daS oft blätterige AbfondernngSflächen hat (daher Spiegeleifen) ; eS ift glänzender und harter als daS gewöhnliche Weißeifen ^ fo daß eS SelbSt mit Stahl* inStrumenten nicht bearbeitet Werden kann; der Schmelzpunkt ift ebenfalls h^er^ doch ift eS gefchmolzen dünuflüffiger als g e w ö h n t e s Weißeifen. Der Gehalt deS RoheifenS an Kohlenstoff ift Verschieden^ er Wechfelt Von ^ - 6 Prozent. Vei dem grauen Gnßeifen iSt er zwar auch nicht größer^ im Gegenteil^ daSSelbe hat einen Kohlegehalt ^ der nnr bis etwa 4^ Prozent fteigt; allein während bei dem Weißen Eifen alle Kohle bis auf höchftenS 1 Prozent^ daS mechanifch beigemengt ift^ chemifch mit dem Eifen Verbuuden ift^ ftellt fich bei dem grauen EiSen daS Verhältnis anders. Von feinem Kohlegehalt find mitnnter bis zu ^ Prozent n u r mechanifch als feine Graphitblättchen beigemengt ^ daher die dnnklere Farbe. DaS Spiegeleifen^ die an gebundenem Kohlenftoff reichfte Sorte^ ift zugleich auch die an Mangan reichfte. GraueS Eifen und weißes Eifen laffen sich nach Velieben ineinander überführen ; wird graneS gefchmolzeneS Eifen ^ Welches den graphitartigen Kohlenftoff aufgelöft enthält ^ raSch abgetuh^ So erhält man Weißeifen ^ weil der gelöfte Kohlen* ftoff zur kriftaUinifchen AbScheidung nicht genügend Zeit findet; läßt man andernteilS bei starter Hitze gefchmolzeneS Weißeifen langfam abkühlen^ so erhält man graueS Gußeifen.

Durch diefen Umftand hat man alfo einigermaßen die Umwandlung der einen Sorte in die andre in der Hand ^ und die Praxis macht bei dem fogenannteu Schaleuguß oder Hartguß Gebrauch daVon^ indem fie durch eine oberflächliche fchnelle Abkühlung der GußStücke äußer* lich bei demSelben die Bildung einer dünnen Schicht weißen^ harten WeißeisenS herbei* führte während im übrigen die Maffe graneS Eifen ift. Jm Hochofen felbft entfteht unter gewöhnlichen Verhältniffen bei Voller Hitze immer graueS^ dünnflüffigeS Rohlfen. Dnrch abWechfelndeS Aufgeben Schwächerer uud Stärkerer Schichten der Vefchickung^ namentlich der Erze^ läßt fich eine Mifchnng beider Sorten erzeugen^ Eifen^ in Welchem graue und Weiße P a r t i e n durcheinander gemengt liegen und welches deshalb halbiertes Roh* eifen oder F o r e l l e n e i f e n heißt. Schmiedeeisen. Auf die zahlreichen Unterarten deS RoheifenS^ Welche innerhalb der beiden Hauptgruppen noch UUterfchieden werden^ auf die Vedingnngen chrer Entstehung und die RoUe^ welche die fremdeu Elemente^ Mangan^ Silieium^ Schwefel u. f. W.^ dabei fpielen^ können wir nicht eingehen^ da wir durch derartige fnbtile Einzelheiten unS den Uber* blick nicht erfchweren wollen. Wir wenden nnS daher zu den andern beiden Hauptarten deS EifenS^ die neben dem Gußeifen fich durch charakterifüfche chemifche und phyfikalifche Eigenfchaften auSzeichuen und wegen derfelben befoudere Verwendung in der Praxis finden. Diefe andern beiden Eifen* forten find daS Schmiedeeifen oder S t a b e i f e n und der S t a h ^ Sie find beide durch

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. einen geringeren Kohlenftoffgehalt von dem GnßeifeU chemifch nnterfchieden uud Werden aus dem letzteren dargeftellt^ indem mau dieSem einen Teil feines KohlegehaltS entzieht. Zu diefem Zwecke hat die Eifenhütteutechnik Verfchiedeue Verfahren erfunden Vou deuen wir die wichtigsten im Verlaufe deS Folgenden kenueu lernen Werden. Damit nun alfo daS leicht schmelzbare ^ aber fpröde^ uuter dem Hammer zerfallende Robeifen iu gefchmeidigeS^ fchmiedbareS Eifen Verwandelt Werde^ erhält eS bei der Mechode deS FrifchenS oder PuddeluS eiue weitere Vehaudlung im Fener; dabei ift aber ein andrer Gehilfe unsichtbar mit am Werke chätig uud ebenfo notwendig zum Gelingen wie daS feurige Element^ daS ift die L u f t . I n d e m uämlich daS Roheifen uuter Zutritt der Luft wieder gefchmolzeu wird^ Verbrennt dnrch den SauerftoSf derSelbeu eiu Auteil deS Kohlenstoffs im Eifen zu Kohleufäure ^ außerdem aber anch ein Anteil deS EifenS felbft Zu Eifeno^ydulo^yd. Wahrend jene als G a S entweicht^ wirkt daS Eifen o^ydnlo^yd auf daS noch uuVeränderte Eifeu Weiter uud entzieht ihm durch SauerftoSfabgabe noch mehr Kohlen* Stoffe bis endlich durch diefe zweifache Wir* kung der Kohlegehalt fo gefuukeu ift^ daß die EiSeumaSfe bei der* f e l b e n Hitze anfängt dickflüffig e fchließlich teigig zu Werden und diejenigen Eigenfchaften anzuuehmen welche wir Von dem Schmiede* eifen Verlangen. Vei diefem Vorgange fpielt die durch Verbreuueu deS SilieiumS und MaugauS entstehende Schlade^ die zunächst Sauer ift (Rohfchlade)^ im weitereu Verlaufe aber bafifch wird (Gar* fchlacke)^ eiue wichtige Rolle; zugleich geht der noch graphitartige Kohlenftoff in chemifch gebuudeueu über. Tie mit dem geringer wer* denden Gehalte an Kohlenftoff auch geringer werdende Schmelzbarkeit gibt einen Maßftab für die Beurteilung deS FortfchreiteuS deS EntkohlungSprozeffeS. Die ältere Mechode der Entkohlnng^ daS Frifchen ersolgt im Frifchfeuer auf dem Frifchherd^ der in Fig. 49 dargefteUt ift. E r bildet eine Art niedrigen OfenS auS Eifeuplatten welcher mit Holzkohlen gefüllt und durch eiu Gebläfe mit kalter Luft augefacht wird. Mau legt etwa 1 6 0 — 1 ^ 0 ^ Roheifen anf eiumal auf die KohlenfüHuug ^ daSfelbe fchmilzt eiu und geht auf deu Vodeu deS FenerS^ wo eS fich bald in einen teigigeu Klumpeu Verwandelt Diefen Luppe genannt^ Wird mit Vrechftangen zerteilt^ gewendet nnd fleißig dem Vollen Windftrome auSgefetzt^ um die Eiuwirkung deS SanerftoffS zu begünstigen. Ift die EifenmaSSe nach Verlauf Vou Stuudeu gan daun Wird fie auS dem Herde geuommen unter fchwerem Hammer zu einem platten Knchen auSgefchmiedet^ wobei die anhängende Garfchlacke abgepreßt wird^ und mittels deS Meißels in 8 — 4 Stüde zechaueu. Diefe Luppeuftücke WerdeU im Feuer während deS SchmelzeuS einer frifchen Roheifenmaffe an der Herdfeite wieder angewärmt^ dann entweder einzeln uuter fogenanuteu Schwanz* hämmeru zu S t ä b e n oder ^u Kloben anSgefchmiedet^ die wieder glühend gemacht und mit Walzen zu HandelSwareu auSgeredt werden.

Schmiedeeifen^ ^ DaS FriSchen bezweckt aber nicht bloß die Entkohlung^ fondern auch die Reinignng deS EifenS Von einem großen Teile feiner fremden Beimengungen teils auf chemifchen^ teils ans dem mechanifchen Wege deS AuSguetfchenS. Um diefe Reinigung zu befördern bedient man fich daher beim Frifchen und auch beim Puddelu Vermiedener Zufchlägee je nach der Vefchaffenheit deS RohftoffS Kalt oder BrannStein mit Thon zur Bekämpfuug deS Schwefe^ Kochsalz e Schlacken u. f. W. Tie Arbeiten änderu fich feruer abe je nachdem graueS oder WeißeS Roheifen Verarbeitet wird. ES geftalteu fich fomit die FrifchungSarbeilen oft Viel komplizierten als uufre kur^e DarfteUung Sie fchilderu kann und man keunt eine ganze Reihe mehr oder weniger abweichender Frischmechoden. Vei manchen Sorten Von Roheifen genügt nämlich ein einmaliges Riederfchmelzen (Schwalarbeit) e während bei andern ein zweimaliges (Wallonenfchmiede) oder ein dreimaliges (deutfche Frifche) fich nötig machte nm ein gutes Schmiedeeifen zu erhalten. Rur bei gauz Vorzüglichem Rohmaterial kommt man mit einmaligem Riederfchmelzen zum Ziele; meift erhält mau daS Eifeu zuerSt uur halbgar und einer wiederholten Durcharbeituug bedürftig. I m m e r aber fetzt eS hierbei uoch Viele Schlacken abe die fich teils auf dem Herde freiwillig abfondern teils bei demnach* folgenden Hämmern uud Walsen der glühenden Maffen gewaltfam heranSgegnetfcht werden. Die neuere Arte roheS Eifeu iu S e i n e s oder Stabeifeu zu Verwandeln bildet ge* wohnlich einen Prozeß Vou größerem MaßStabe und gefchieht in P u d del* öfen e Wovon Fig^ uuS eiueu Durchfchnitt zeigt. Der ^auptunterfchied diefeS ProzeffeS in Vergleich mit dem Vorher betrachteten Frifchen mit Holz^ kohlen liegt darine daß Viel größere MafSen auf eiumal Verarbeitet werdeu köuuen uud daß man als Brennmaterial Steinkohlen benutzen k a n n Weil die Kohlen nicht wie beim Herdfrifchen direkt mit dem Eifen in Berührung kommen fondern getrennt gehalten werden und nur durch chre Flamme wirken. Daher haben wir im Bilde links uuter ^ den RoSt Sur die Kohlen Von wo auS die Flammen über die Feuerbrücke b hiuweg uach dem Herde ^ Schlagen e wo daS Eifen liegt. Auf den RoSt Werden durch daS Schür* loch ^ Summende Steinkohlen geworfene die durch die unten einströmende Lüfte Welche durch deu ^ug der überaus hohen Effe C angezogen Wirde iu ftarke Glut kommeu und auf dem Herde ^ fehr Starke Hitze entwickeln. Diefer Herd liegt ^ur Schonung Vor der Einwirkung der zu hohen Temperatur Voll Schweißofenfchlacken die durch die Ofenhitze auf ihrer Uuter* lagee eiuer Gnßeifenplattee bald iu eine teigige Maffe Verwandelt werden e fcheinbar kochen uud eiu Bett bilden e auf welches mittels der Öffnung ^ l^g Roheifeu mit Ver* Schlackeud wirkenden Zufätzen geSetzt werden. DaSSelbe gerät ziemlich SchueH iu Fluß und wird nnn mit Rührkrücken und Brechstangen die durch die Öffnung c oder durch eiue noch kleinere iu der Verfchloffeueu Thür in den Ofen geführt werden durchgearbeitete gehoben uud geweudet (gepuddelt)e fo daß durch den Sauerftoff der einftrömenden Luft Silieium uud Mangan Verbrennen sowie ein Teil deS EifenS in Eifeno^ydulo^yd Verwandelt Wirde welches in der Schlacke fein Verteilt iSt und Seinen Sauerftoff wieder au deu KohleuStoSf abgibt. DaS hierdurch entstehende Kohleno^ydgaS bewirkt AuSSchäumen uud Verbreuut in Form kleiner blauer Flämmcheu ^u KohlenSäure. DaS Spröde RoheiSeu wird alSo hierbei eutkohlte uud zwar durch deu SauerftoSS der Luft^ aber indirekt; eS bleibt geschmeidiges EiSen zurück. AuS dem EiSenbrei aus dem Herde werden fünf bis fieben Lnppen geSormte

^ ^aS Eifen uud die Eifenindnftrie. Znfammengefch w e i ß t herausgenommen unter einem Jammer gezängt^ d. h. in priSmatifche Form gebracht und sogleich zu Stäben ausgewalzt. Gewöhnlich Sind diefe Rohfchienen noch zu fehr Von Schlacken Veruureinigt als daß fie gleich brauchbares Schmiedeeisen ab* geben konnten. S i e werden daher mittels einer Schere in Stücke Von 1 m Länge zer* fchnitten Übereinander gelegt in einen Schweißofen gebracht der in der Regel mit dem Puddelofen zufanrmengekoppelt nnd ziemlich Von gleicher Einrichtung iSt dort fchweißwarrn d. h^ heH^lÜhend gemacht und hierauf erSt durch ein Walzwerk in Verschiedene Stäbe^ Eifen* bahnfchienen Blech n. f. w. aufgereckt. U m den Pnddecherd möglichst kühl zu halten Strömt durch Röhren bei b und c kalte LuSt und Waffen nnd zur Regulierung deS ZugeS dient die Klappe l^ auf- der oberen EfSenöSfnung^ die Von nnten mehr oder weniger geöffnet werden kann. E i n Puddelofen kann mit den nötigen RaffiuierSenern und Schweißöfen Schmiedeeifen liefern und fünf folcher find nötig^ wöchentlich etwa 1 2 0 0 0 — 1 0 0 0 0 um daS Erzeugnis eineS Hochofens zu beftreiteu. Die Produktion eineS FrifchherdeS dagegen beträgt wöchentlich nur ea. ^ 0 0 ^ Schmiedeeifen mit einem H^lzkohlenVerbrauch Von 1^0 ^ pro 1 0 0 fertiges Schmiedeeifen. | n nenerer Zeit werden die Puddelöfen häufig mit Generatorgafen geheizt deren Flamme über den Herd geleitet wird. DaS Pnddeln ift eine fehr fchwere und rein mechanifche A r b e i t die durch Mafchinen* kraft zu erfetzen man fchon lange beStrebt gewefen ift. Allein die daranfhin gerichteten Verfnche hatten immer nnr mangelhaften Erfolg. Die fogenanuten m e c h a n i f c h e n P n d d l e r konnten nicht fo recht daS Arbeitsgebiet an fich ziehen. Ta wechfelte mau daS Prinzip^ man fah davon ab^ die Maffe Von obenher umzurühren s indem man ihre Unterlage be* weglich machte; ähnlich wie in einer Trommel durch daS Drehen derfelben die darin ent* haltenen Kaffeebohnen oder Lottonummern gemifcht Werden Sollte auch daS gefchmolzene Eifen anf einem rotierenden Herde behandelt werden wobei man die Entkohlnng deS EifenS aber nicht dnrch atmofphäriSche Lnft^ fondern durch Zuführung fanerStoSfreicher Eifenerze im Ange hotte. Daranf gründet Sich Schon der EllerS* hanfenfche P r o z e ß ^ bei Welchem an der Abftichöffnnng deS Hochofens dem ausfließenden Roheifen gepulverte Erze beigemengt werden^ wodurch zwar nicht daS Pnddeln ganz und gar nmgangen aber doch wenigftenS abgekürzt werden foH. Durchgreifender aber ift daS nene Prinzip in dem rotierenden P u d d e l o f e n Von Danks zur AuSfÜhrnng gebracht Worden nnd die guten Erfolge ^ welche die Praxis bereits damit erreicht h a t machen eS nnS zur Pflicht etwas näher unS damit zu befchäftigen zu Welchem Behufe wir nnS anf die in Fig. 51 gegebene DnrchfchnittSzeichnnng beziehen. Die beiden Hauptteile deS PnddelofenS^ die FeUernngSftätte ^ und der Schmelzherd l^ kehren in derSelben wieder^ aber während Sie in Fig. ^0 ein SeftgemauerteS Ganzes bilden Sind fie bei dem DankSfchen Ofen in der A r t getrennt daß der eine Teil mit der Feuer* brücke abfchließt der andre Teil^ der Schmelzherd^ fich hier nur dicht aufchließt^ im übrigen aber eine ganz befondere Einrichtung besitzt. Diefer Teil deS Apparates hat nun die Form einer Trommel^ welche anf Vier kleinen ftarken Rollen ^ r n h t Von denen in nnfrer Ab* bildnng nnr zwei angegeben find. An feinem Mantel ift ein Zahnrad C angebracht mit deffen Hilfe die Drehuug anf den Rollen bewirkt wird. Vei diefer Drehung bleibt die nach dem Feuerraum führende Öffnung immer iu derfelben Lage^ fo daß die Feuerluft ungehindert über die in ^ befindliche Schmelzmaffe hiuwegftreichen kann. Auf der entgegengefetzten Seite iSt eine zweite Öffnung ^ welche zum Vefchicken überhaupt als Arbeitsthür dient die Fenergafe ziehen in eine feitwärtS gelegene Effe^ die auSunSrer Zeichnnng nicht angegeben ift. Die Trommel ift anS zwei ftarken gnßeifernen Halbtrommeln zufammengefetzt und inwendig mit einem feuerfeften Gemifch Von Vau^it und Eifenerz ausgekleidet. DiefeS Futter^ Welches zuuächft nur dazu da i f t um die Einwirkung der Feuerluft auf den eifernen

Schmiedeeifen. 9^ Mantel abzuhalten^ enthält nun noch einen zweiten Überzug Von Eifenerz^ Welches man darin Schmilzt und durch Drehen deS HerdeS möglichst gleichmäßig auS der Wandung Ver* teilt nnd erstarren läßt. DieSeS zweite Futter hat die Aufgabe^ dureh Sauerftoffabgabe den Kohlegehalt deS RoheifenS zu o^dieren. Wenn nämlich daS letztere in der Trommel ge* Schmoren ift^ wird dieSelbe in langfame Umdrehuugen ( 1 ^ Drehungen pro Minute) Verfetzt und ein feiner WafSerStrahl auf die Ofenwand geleitet^ hierdureh ein Abfpringen der Erzund Schlackendecke bewirkt^ deren einzelne Stücke fich in der SchmelzmafSe anflöfen. Der Sanerftoff auS den Eifenerzen Verbindet Sich mit dem KohlenftoSf deS RoheifenS und entWeicht als Kohleno^ydgaS^ daS über der Schmelzmaffe mit blauer Flamme Verbrennt; die Eifenmaffe felbft wird immer zähflüffiger^ bis ihre Umwandlung in Schmiedeeifen endlich Vollständig erfolgt ift^ waS nach Wenigen Minuten der Fall Zu fein pflegt. | f t diefer chemifche Teil deS ProzeSSeS beende^ So wird die Schlacke entfernt und ^i^e und UmdrehungSgefchWindigkeit geSteiger^ um daS EiSen durch ^iu* und Her wer Sen Zu ballen und zur Luppe zu formen^ welche dann herausgezogen und dem Ouetfch- oder Walzwerke überliefert wird. DaS Gewicht der Luppe ift um 1^—1^ Prozent arößer als dasjenige deS Roh* ^ ^ ^ eyenS War^ womit der Apparat befchickt wnrde^ ^ ^ h^ ^ ^ne ^ d^ weil ans dem Eifenerz eine nicht unbeträchtliche ^ ^ ^ ^ Ouantität EiSen auf diefe WeiSe mit erSchmolzeu Worden ift^ daS gleichzeitig Seine Umwandlung in SchmiedeeiSen erfrchr. Vei einem ein* maligen Prozeß werden um ^50 ^ RoheiSen in Vearbeitnng genommen. Zur Bearbeitung der Von dem Frifch herde oder aus dem Puddelofen kommenden glühenden Luppen bediente man fich feit langer Zeit Schwerer^ Von Wafferradern getriebener MaSchinenhämmer ^ Welche durch ihre imponierende Tätigkeit den EiSeuwerkeu den Selbft in romantische Tinten getauchten Ramen ^EiSenhammer^ eintrugen. Sie find entweder Schwanz* oder S t i r n h ä m m e r : der ganze Unterschied aber befteht nur darin^ daß bei den erfteren (f. Fig. 5^) die Daumen der WafSerWeHe am H i n t e r t e i l e deS Hammers niederdrückend ^ bei den andern (S. Fig^ an deSSen Kopfe hebend wirken. | n beiden Fällen erfolgt der Schlag nur durch die eigne Fallkraft deS Von der WeHe auSgelafSenen^ ^ 5 9 9 — ^ 0 0 ^ Schweren Hammers. RenerdingS nun haben fich Zudiefen alten frommenSchmiede= geSellen anch jüngere^ kräStiger und raScher wirkende Kollegen gefnnden: daS Ouetfchwerk^ die L u p p e n m ü h l e uud der D a m p f h a m m e r . Der erfte Apparat ift^ wie Fig^ 54 Zeigte ein Ding Von großer Einfachheit und könnte in der Seitenansicht für ein Scherenwerk gehalten Werden. Kefchnitten wird indes nicht; der wiegenartig geformte doppelarmige Hebel hat Viel^ mehr an der Unterfeite feines rechten ArmeS eine breite Fläche^ und der uumittelbar darunter befindliche Teil bildet eine feftliegende ^ folide Amboßplatte. Der linke Arm hangt mit der Mafchinenwelle durch eine Kurbel zufammen^ die ihn anS und nieder ziehte woraus die ent* Sprechende Bewegung anch deS freien EndeS folgte welches gleichfam den beweglichen Ober* körper eines kanenden RiefenmauleS VorfteUt. Hier werden die weichen Eifenluppen in glühendem Zuftande eingeschoben nnd nach Bedürfnis gewendet und gerückt. I e weiter nach hinten^ defto mehr drückende Gewalt erleidet natürlich die MaSSe; ihr Schlackeninhalt wird ausgepreßt^ wie daS WafSer auS einem Schwamm^ nnd gnillt zu beiden Seiten hervor.

^ S (^ifen uud die Eifenindnftrie. Durch die Ouetfchmafchine wird eiu Stück Eifeu iu Viermal kürzerer Zeit als durch deu Jammer vollende^ d. h. für die Streckwalzen reif gemacht. Ebenfo wie daS OuetfchWerk arbeitet die anders geftaltete L n p p e n m ü h l e . ^n einem ftarken Gestell dreht Sich eine im DurchmeSSer eiue MannSlänge haltende^ etwa ^ ^ breite Eifenwa^ auf ihrer Oberfläche üüt längSlaufeudeu kantigen Rippen Verfeheu. Unter ihr im Geftelle festliegend befindet sich eiue Ummauteluug^ welche muldenförmig die untere Hälfte der Walze umfchließt uud mit gleichen der Wa^e zugekehrten fcharfen RippeU Verfeheu ift. Der Abftaud zwifchen beiden Korpern bildet deu Ramn in Welchem die Luppeu durch deu Umfchwuug der Walze uud die Wirkuug der beiden Kantenflächen ihre Ve* arbeituug erhalten. Hierzu kommt aber noch^ daß die Walze in der Mulde e^* Zentrifche d. h^ etwaS mehr gegen deu einen Mnlden* rand hiu^ liegt Der Zwifchenraum ift deshalb an der einen Seite Weiter und Verjüngt fich nach der andern Seite hin mehr uud mehr. An der weiteren Seite (t in Fig. 55) werden die Luppen eingeftedt^ an der engeren ^ fofort wieder ausgeworfen denn die Walze macht in der Minute 25 Umgänge^ uud uach diefer Einrichtuug läßt fich denken daß die Eifenmaffe anf diefer kurzeu Turchreife ganz euergifch gewalkt^ gezängt und Verbreitert werdeu muß.

Der D a m p S h a m m e r endlich ^ ein unentbehrlicher Gehilfe beim Verarbeiteu großer Eifeu* und StahlmafSen leiftet auch Schon bei dem AuSfchmieden der Luppeu Vortreffliche Dienfte. Er besitzt neben andern vorteilhaften Eigenfchaften daS Gute^ daß Seine Schläge Senkrecht fallen Während die gewöhnlichen Hämmer ein Stüd eineS Kreisbogens befchreiben und daß mau jedem eiuzeluen Schlage den nach denUmftänden gerade erforderlichen Stärke* grade Von der Vollen Sturzh^e bis herab zu Nulle wo der Hammer im Falleu gäuzlich aufgehalten Wirde erteilen kann. Der Dampfhammer bildet fonach die gefteigerte Analogie deS MenfchenarmeS^ uud die richtige Handhabung eiueS kleinen Hebels ift hinreichend ^ um ihu arbeiten zu laffeu. Man hat den Dampfhammer kleinen mit leichterem Hammerblock nnd um fo rafcherem ArbeitSgange^ nnd großen mit einem Hammerblock bis zu Hunderten Von Zentnern und mehr.

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. DaS Prinzip deSSelben ift einfach und anch ohne Eingehen auf daS kleinere Beiwerk^ welche^ ^ r Dirigieruug deS DampfeS diente in der Abbilduug (f. Fig. 42) Verftändlich. DaS Oberftück der Mafchine ist ein gewöhnlicher Dampfeylinder mit Kolben; die KolbenStange geht dampfdicht durch den nnteren Eylinderboden uud an ihr hängt der in einer Führung gleitende Hammerblock ^ eine Gußeifenmaffe mit Stählerner Befchuhung. Unter ihm Steht der Amboß. Läßt man nun Dampf in den Eylinder unterhalb deS Kolbens treten so hebt Sich dieSer und der Hammer bis zu dem Augenblicke ^ wo mau den Dampf* Zufluß unterbricht. Öffnet man jetzt gleichzeitig dem Dampfe den Vollen Austritt auS dem Cylinder^ fo Stürzt der Vlock mit feiner ganzen Fallkraft herab. Öffnet man den AnSftrömungSkanal n u r teilweife ^ fo fällt der Hammer mit Verminderter Geschwindigkeit und durch gänzliches Schließen kann man ihn in jedem Momente deS Falls gänzlich aufhalten^ Man hat die Direktion fo in der G e w a l t daß man mit einem 2 5 0 ^ l^g fchweren Jammer anf dem Amboß liegende Rüffe aufknacken kann ohne die Kerne zu beschädigen. DiefeS gefügige Jnftrnment ift der Dampfhammer natürlich nur fo lange ^ als eS Von Menfchen* hand gefpielt wird^ d. h. folange ein Verständiger Arbeiter die DampSftenernng mit der Hand beforgt. Uberläßt man eS^ wie eine andre Dampfmafchine^ der SelbftSteuerung^ fo kann eS anch nur MafchinenmäßigeS leisten: eS chnt dann lauter Schläge Von gleicher Hubhöhe und Von gleicher Kraft. DaS durch Puddeln erzeugte Stabeifen ift feiten fo rein nnd gefchmeidig^ wie daS dnrch Frifchen gewonnene; vielmehr liefert diefer letztere Prozeß im allgemeinen ein reineres^ dichteres^ zäheres und härteres^ alfo beSSereS Eifen als der PnddlingSprozeß^ weil dort Von Haus auS daS reinere Holzkobleneifen Verarbeitet wird nnd dann auch die Holzkohlen durch* auS frei Von fchädlichen Beimengungen find. Auch dadurch wird ein reineres Eifen erzielt daß man beim Herdfrifchen gemeinhin Hämmer anftatt der Walzen anwendet. RichtSdefto* weniger hat aber auch der PuddlingSprozeß feine Vorteile: die Arbeit ift einfache^ billiger und doch fo durchgreifend^ daß auS dem unreinften Roheifen ein beffereS Schmiedeeifen noch hervorgeht als dieS beim Herdfrifchen möglich wäre. Unfer Bild (Fig. 50) zeigt daS Vurbacher Hüttenwerk bei Saarbrücken. AuS den Hochofen deS großartigen Eisenwerks^ welches die Erze auS eignen Gruben bezieht gelangt daS RoheiSen in ein rieSigeS Puddel* Werks Wo eS in Schmiedeeisen Verwandelt wird. DaS zu Hoch^ Schiffs* nnd Eifenbahnbauten beftimmte Sogenannte Fa^oneiSen wird^ nachdem eS ausgewalzt Von den Dampffcheren gefchnitten nnd darauf in Vermiedene Pakete gebnnden ift in befonderen ^fen nochmals zur Schweißhitze gebracht und dort ausgewalzt. Der Transport der Halb* und Fertigarbeiten wird Von fechS kleinen Lokomotiven innerhalb deS Hüttenbezirks beSorgt. Außerhalb deS* felben ermöglicht eine normalfpurige V a h n auf Welcher zwei der Hütte gehörige Lokomo* tiven chatig find^ die Befördernng der Produkte (f. auch S . 1^2). ^ i r ^ t e ^tabei^ener^u^uug au^ d e n k e n . DerUmweg^ den die moderne Schmiede* eifen* und Stahlerzeugung einfchlägt indem fie nicht wie die I n d i e n direkt die Eifenerze für ihre Zwecke Verarbeitet fondern fich erft ein Zwischenprodukt daS Roheifen herfteUen mußs hat Von Zeit zu Zeit immer wieder einmal den Gedanken erweckt ob er nicht am Ende doch wohl zu Vermeiden fet und ob eS nicht möglich fet jene wichtigen Eifenforten direkt mit U m g e h u n g deS Hochofens a u s ihren Erzen d a r z u s t e l l e n . An Verfachen dazn hat eS felbStVerftändlich nicht geSehlt. Man brachte eS auch dahin dnrch innige Mischung Von E r z und Ko^le bei geringer Hitze die Bildung eineS EiSenSchWammS einzuleiten der fpater in einem befonderen Ofen gefchmolzen nnd von den anhaftenden Schlacken getrennt werden mußte; der Umftand War jedoch dabei immer hinderlich^ daß die Verfahren welche man Vorfchlng ^ für die Maffenerzengnng zu kompliziert waren. Endlich ift aber in neuefter Zeit der bekannte Industrielle S i e m e n S ^ ein genialer Erfinden nach Vielfacheu Anftrengungen auf einem ganz andern Wege zu Erfolgen gelaugt welche für die Zukunft der Eifenindnftrie epochemachend werden können. Die SiemenSSche Erfindung datiert fchon auS dem Jahre 1 8 6 8 und hat mehrere Stadien durchlaufen. Zuerft war diefelbe darauf gerichtet^ die Vernnreinigungen deS Roh* eifenS und deffen übermäßigen Kohlegehalt dadurch zu oxydieren da^ man dem fchmelzen* den Roheifen fauerftoSfreiche Eifenerze zufetzte ^ welche durch die Sauerftoffabgabe selbft zu Eifen reduziert wurden. Indeffen zerfraß die eifeno^ydnlreiche Schlacke ^ die Sich dabei

Direkte ^tabeifener^eugung auS den Erzen. ^ bildete^ alle Ofenwände in kurzer Zeit^ und Siemens änderte daS Verfahren dahin ab^ daß in einem Sogenannten KaSkadenoSen auS einer höher nnd der GaSeinftrömnng näher ge* legenen OSenSohle zuerSt Erze nnd Flußmittel eingeschmolzen wurden^ worauf diefe slüffige Schmelzmaffe abwechselnd in zwei tiefer gelegene Ofenabteilungen abgelafsen^ hier mit Kohlen nnd Erzklein durchkrückt wurde ^ wodnreh nicht nur die Reduktion der Erze zu Roh* eifen bewirkt^ fondem anch der Pnddelprozeß durch die Einwirkung der fpäter zugerührten Eifenerze umgangen werden foHte. Endlich aber hat der Erfinder zu dem rotierenden Ofen^ dem Rotator^ gegriffen. Ein Solcher Ofen^ wie wir ihn ähnlich Schon kennen gelernt haben^ wird^ nachdem er durch Generatorfeuerung zu Weißglühhitze gebraeht Worden ift^ mit Eifen* oxyderzen und den nötigen Flußmitteln befchickt und in langfame Rotation Verfetzt. Wenn daS Ganze in Fluß gekommen ift^ wird die entsprechende Menge Kohle in nnßgroßen Stücken beigegeben^ zugleich aber eine etwas raSchere Drehung eingeleitet^ um eine innigere Ver* miSchung der Erze mit der Kohle zu bewirken. Die Reduktiou erSolgt Sehr rafch^ wie man an der Entwickelnng deS mit blauer Flamme Verbrennenden KohlenoxydgafeS bemerken kann. Ift diefe Einwirknng beendet^ fo wird die Schlacke abgelaffen und der Ofen fchneUer rotieren gelaffen^ um die Lnppenbildnng zu befördern. Zur Zeit freilich ift man anf diefe Weife noch nicht dahin gelangt^ in einem Zuge em gleichgutes Stabeifen zu erzeugen^ wie man eS anS dem Roheifen durch daS Pnddeln er* hält^ allein fur die Stahlbereitung liefert daS Verfahren ein fehr brauchbares Material^ daS man zu diefem Belaufe nur in einem Bade Von gefchmolzenem Roheifen anfzulöfen braucht (SiemenS* Martin*Prozeß). ES kann aber auch nicht außer acht gelaffen werden^ daß die Zeit^ feit der man fich diefen Verfnchen hingegeben hat^ eine Verhältnismäßig noch Sehr kurze iSt und daß die jetzigen Verhältnisse der Eifenindnftrie nicht Sehr zu koftSpieligen Experimenten Verlockend find. ES darf hier nicht unerwähnt gelaffen werden^ daß große Mengen Von Schmiedeeifen dnrch den weiterhin zu befprechenden Beffemerprozeß in flüffigem Zuftande erhalten werden^ welches Eifen dann auf dem Vruche ftahlartig erfcheint. Die Weitere Behandlung deS durch den PuddlingSprozeß erhaltenen rohen SchmiedeeifenS zur Kewinnnng eines gleichmäßigeren nnd reineren Produkts heißt daS Raffinieren. ES gefchieht durch wiederholtes Glühen nnd Strecken der Eifenftücke mittels jammern oder Walzen^ Zerfchneiden^ Übereinanderlegen^ Schweißen und WiederanSwalzen. Durch diefe Vehandlnng wird dem Metall eine Vefchaffenheit aufgezwungen^ die eS Von Ratur nicht befitzt. Seine KriftaUiSation wird zerftört^ eS wird zähe und biegfam; der Vruch bildet keine ebenen Brnchflächen^ Vielmehr ift er hakig ^ SaSerig. Tie eigentliche Struktur deS EiSenS aber ift die kriftallinifche; dieSe faferige Textnr ift eben nur ein künstliches Produkt der Bearbeitung^ nnd eS ift dem Techniker wohlbekannt^ daß felbft daS zahefte Schmiede* eifen durch bloße Erschütterung mit der Zeit Seine kriftalliniSche Textur wieder anzuuehmen Vermag nnd fo brüchig wird wie Gußeifen. Deshalb läßt man Eifenbahnachfen nur eine gewiffe Zeit gehen und rangiert fie dann auS^ wenn fie. auch äußerlich noch fo wohlerhalten auSfehen. I n uotdürStiger Weife kann man übrigens^ mit Umgehnng aller Frifcharbeit^ durch einen bloßen Glühbrozeß unter Luftzutritt oder in einer Umhüllung Sauerftoff abgebender Mittel ^ Wie Eifeno^yd u. dergl.^ daS Gußeifen in WeicheS Eifen Verwandeln. I n der Praxis benutzt man dieS^ indem man allerhand kleine GebrauchSftucke auS Gußeifen herfteUt und diefelben dann dergeftalt ausglüht ^ daß ohne Eintritt Von Schmelzung ein Teil deS KohlenftoffS Verbrennt nnd ein WeicheS Eifen eutfteh^ daS allerdings mit den fonftigen Un^ reücheiten deS RoheifenS beladen bleibt und daher keinen Anfprueh darauf machen kann^ für gnteS Eifen zu gelten. Aber die fo erzengten Kegenftände find fehr wohlfeil und können für gewisfe Zwecke genügen. ES ift diefeS daS Produkt^ WeicheS mit dem Ramen fchmied* bareS G u ß e i f e n bezeichnet zu werden pflegt. Die Form deS in die Hände der Techniker übergehenden EifenS ift in der Regel die Von Stäben^ und eS dienen zu diefer Formgebung Walzwerke^ wie daS in Fig. abgebildete^ welches für Onadrateifen nnd Flacheifen eingerichtet ift. | e nach der Form diefer Einschnitte^ d. h. der Offnnng^ Welche ein Einfchnitt der Oberwalze und ein folcher der Unterwalze zufammen bilden^ erhält man O n a d r a t e i f e n oder Vierkanteifen^ Stangen Von gleichfeitig viereckigem OnerSchnitt^ FlacheiSen mit langviereckigem ^ RnndeiSen mit

^ DaS Eifen und die ^iScninduftric. kreisrundem Ouerfchnitt. Wahrend die letztere Fornn mehr und mehr Verkleinert gedachte in die Sorte deS dicken DrahteS übergeht Verdünnt fich die Stabeifenform ihrerfeitS durch fortgefetzte Verflachung zu V a n d e i f e n . Geringere Sorten Flach* und Vandeifen bei denen eS auf akkurate Form nicht ankommt^ werden übrigens mit weniger Umftänden ZWifchen g l a t t e n Walzen zu Tafeln ausgereckt^ uud diefe dauu auf Schneidwerten Walzen mit fchneidigen Scheiben zugleich in mehrere LäugSftreifeu zerfpalten. WaS bei diefen Walzarbeiten nicht auS einmal zu erzielen iSte erreicht man nach und nache indem man die dnrchgegangenen Körper durch Verschiedene Walzlöcher fchickte welche der Form nach gleiche in der Größe aber abnehmend geftaltet Sind. Sie erleiden daher immer eine bedentende Strecknng nnd inSolge deS Drucks Verdichtung. Die EiSenwerke bieteu den GeWerken noch weitere Vegnemlichkeiten dadnrche daß Sie ihren Stäben auch andre DurchfchuittSformen geben z^ V. ovale fünS*^ fechSkantig U. f. w. Die Veftimmnng Solcher Stäbe ift dauu meistens die^ daß Sie mittels Durchschnitt zu platten anSgeStückelt werden die nun bereits mehr oder Weniger Sertige Artikel^ z. V. Material für Schraubenmuttern e bildeu. Jn foleher Geftalt heißt daS Metall dann Modell* oder Fa^oneifen und eS können hierzu auch die düuueu guadratifchen Stäbchen mit in gewifSen Abständen eingeknifSenen Stellen gerechnet Werden welche die Nagelfchmiede weiter Verarbeiten (^ain* oder Nageleifen). AüeS Fa^oneifen wird ftetS nur durch balzen hergeftellt. Die Steigende Verwenduug deS EiSenS zu Schiffen nnd andern B a u t e n wie Brücken Schuppen und Hallen zu Bai* kenlagen u. f. w. hat auf meh* rere Formen diefeS WalzeifenS geführt^ welche man UUter dem Namen W i n k e l e i f e n ZUfam* menfa^t und bei Welchen Ma* terialerfparniS uud Leichtigkeit fich mit Festigkeit Vorteilhaft Verbinden. S o hat mau Winkel* eifen im engeren Sinne ^ ^ ^-Eifen Toppel-^-Eifen Kreuzeifen n. f. w. Die WeitanS bedeutendste Aufgabe aber ift den Walzwerken in der Herftellnng der Eifen* bahnfchienen gefteUt. DaS Auswalzen deS EifenS auf Streckwerkeu gewahrt gleicherweife e und in noch höherem Grade als der Abftich deS H^choSenS uud daS Gießen mächtiger GußStücke^ eiu anziehendes^ SeSSelndeS Schaufpiel. Uuter der gewaltigeu Druckkraft der Wa^en dehnt und Streckt Sich der im Augenblick noch formlofe^ weißglühende^ grimmig Funken fpeiende Klnmpen mit WachSgleicher Gefügigkeit länger und länger; immer biegfamer wird die Maffe^ fo daß man an die Eifennatnr deSfelben kaum uoch glauben möchte. Sind die Verlangten Dimenfionen deS StabeS oder der Schiene erreichte So Schleppt man daS EiSen noch glühend nach einer auS einer Erdgrube ein Stück hervorragenden Sich uüt ungeheurer Vehemenz drehenden KreiSfäge (f. Fig^ 59)e um die Verlorenen Enden abzunehmen uud daS Ganze iu Stücke Von gewünfchter Länge zu zerlegen. J n wenigen Sekunden hat die S ä g e einen Solchen Durch* schnitt Vollendet^ und jeder Schnitt ift begleitet Von einem prachtvollen Feuerwerk sprühender^ in allen Farben leuchtendere den ganzen ArbeitSranm bis zur Decke erfüllender Funken. Zu den Erzeugnissen der Eisenwerke gehören endlich noch die rohen Bleche (Schwarz* blech) uud der D r a h t ^ foweit fich derSelbe zwiScheu eisernen Walzenpaaren erzeugen läßt ^Wal^draht). Beide Prodnkte dienen dann zum unmittelbaren Verbrauch oder gehen zur weiteren Verfeinerung in andre ^äude über (Weißblech^ gezogener Draht). Die Vieche werden bereitete indem man möglichst WeicheS uud dehnbares EiSen zu flachen Stäben auS* walzte diefe in Stücken zerhaut oder durch eine Mafchinenfchere zerfchneiden läßt (fie heißen Stürze e daher der profefsionelle Rame Sturzblech für Schwarzblech) und folche dann zu Viech auSreckt. ES gefchah dieS fricher durch Hämmern jetzt allgemein und Vorteilhafter durch Walsen e Wobei nicht nur eine größere Gleichförmigkeit deS FabrikatSe fondern auch eine bedeuteudere LeiftuugSfähigleit iu kürzerer Zeit erzielt wird. SelbftVerftäudlich dienen

Direkte ^tabeifenerzeugung ans den Erzen. ^ hierzu gauz glatte Walzeupaare^ welche ebenfo wie alle audern a n s fehr hart gegoffeuem Eifen beftehen. Die Vieche paffiereu bis zu ihrer Vollendnug die Walzen mehrmals indem Sie z^ifchendnrch wiederholt geglüht Werden ^ um fie weich und gefchmeidig zu erhalten.

Die letzten Walzen (Schlichtwalzeu) dienen zur AuSgleichuug; eS werdeu gleich eine An* Zahl Vieche znfammen durchgefchidt^ dieSe Vor dem wiedecholteu Durchgange in andre Lagen Zu eiuauder gebracht uud durch Klopfen mit einem hölzernen Hammer Von O^yd befreit. Die fertig gewagten Vieche werden noch einmal in großen Paketen erhitz^ heiß mit einer starken Preffe zusammengepreßt uud mittels Mafchinenscheren beSchnitten.

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^aS Eifen und die Eifenindnftrie. Die Arbeit deS BlechwalzenS gefchieht zwischen Sehr harten ebenen und glatten Walzenpaaren die mit ihren ftarken Rapfen in gußeifernen mit Meffing geSütterten Lagern lauSen. Die untere Walze bleibt immer auf ihrem platze liegen die obere kann mittels SteUfchranben gehoben und gefenkt werden denn bei jedem neuen Dnrchgange der Blechtafeln mnßs um ihre Stärte ^u Vermindern die obere Walze der unteren mehr genähert werden. Die^erfteHnng Von Stahlblech ftimmt in der Fabrikation wesentlich mit dem hier beschriebenen Verfahren überein und in eben derfelben Weife Werden Kupfer^ Meffing^ Argentan Bronze^ Zinn Vleis Zinks Silber^ Gold und Platin zu Viech anSgewalzt. Eine Menge Schwarzblech findet als folcheS feine Verwendung; andres zieht ein zinnernes Kleid an und aVaneiert dadurch zu Weißblech^ dem wir bei Vefprechnng deS Verzinnens begegnen Werdens oder eS wird vernickelt. Zur Erzeugung der D r ä h t e dienen wie g e f a g t ^ Vermiedene zu* fammenwirkende Wal* Zenpaares welche daS Eifen nacheinander paf* fieren mnßs u m an dem einen Ende in Form eineS glühenden Knüp* pels eingesteckt^ in über* rafchend knrzer Zeit am andern fich als Draht herauSznfpinnen. Die Walzenpaare ftehen ent* weder in einzelner fort* d^r ^ f c n ^ ^ ^ ^ laufender Reche s oder eS liegen ihrer zwei bis drei ü b e r e i n a n d e r wodurch die Reche fich abkürzt. Die immer kleiner werdenden Löcher^ Vielleicht 1 2 — 2 0 s durch Welche daS Eifen gezwängt wirds bilden fich natürlich dadnrchs daß je zwei Vertiefte Rillen der Walzenpaare übereinander liegen. Übrigens find diese Löcher nicht durchweg rund S fondern im erften Drittel deS Ganges Vielleicht oVat dann gnadratifch und erft gegen daS Ende der Paffage kreisrund. Hierdurch erhält daS Metall eine Art Knetung Von den Seiten her^ und da gleichzeitig an zweis drei oder mehr Pnnkten der Paffage eine Streckung erfolgt s weil daS folgende P a a r mit einer etwas grö* ßeren Gefchwindigkeit geht als daS Vorhergehendes fo iSt eS begreiflichs daß daS so angeftrengte Eifen glühend bleibt und Sich noch heiß auS den zuletzt flehenden ^afpel anfwindet. Die hier fich bildenden Drahtringe Werden alsbald in blecherne Käften eingefchlofSen und in einem Kielräume langSam s damit fie weich bleiben abgekühlts dann beizt man fie mit fehr Verdünnter SchweSelSäures um den GlühSpan zu entfernen fpiilt die Säure mit WaSSer ab nnd trocknet die Drähte. Die Abbildnng Fig. 6 1 fteHt einen Arbeits* Saal von Fnnke^ Borbet ^ Eo. in Langendreer dars in welchem Walzdraht anS Eifen her* geftellt wird. An den langen Tafeln in der Mitte wird der Draht gefänerts Vorn getrocknet nnd gebunden und dann anf den Schienen in kleinen Fahrzeugen transportiert. Statt deS hier betriebenen W a l z e n S der Drähte in den gröberen Rnmmern hatte man früher den S t o ß z n g s einen einfachen s Von Waffer getriebenen MechaniSmuSs im Wesentlichen beftehend anS einer hin nnd her gehenden großen Zange (f. Fig^ Welche den dnrch ein Ziehloch gefleckten Eifenftab bei jedem Rückgange packte und ein Stück weiter hindurchzog. S i e dürfte nnr noch anf kleinen alten DrahtmÜhlen anzutreffen fein da fie fich in der Gefchwindigkeit gegen die Schnellwalzwerke wie der Kärrner zum Dampfwagen Verhält.

10^ ^aS Eifen uub die EifeninduStrie. Überdies hinterläßt jeder chrer Viffe eine Marke im Eifen uud deshalb ift auch der Solcher* geftalt fabrizierte Draht Weniger beliebt als der durch Walzen hergestellte. Die weitere Verdüuuung der Drähte geschieht stets auf Z i e h b ä n k e n mit Hilfe deS ZieheifenS^ einer platte fehr harten StahlS^ in welcher die ftuSenweife an Weite ab* nehmenden Ziehlöcher ausgearbeitet find. S i e erweitern fich nach der Seite hin^ wo der Draht eintritt e etwas trichterförmig und Sind Sür feinere Zwecke^ z. B. für Stahldraht zu musikalischen oder mathematischen Instrumenten mit irgend welchem harten Edelstein anSgefüttert. Neben der Ziehbank befindet fich eiu Haspel^ auf welchen der auszuziehende Dra^t aufgewunden ift; nachdem deSSen Ende durch Hemmern Verdünnt^ dnrch daS gewählte Ziehloch gefchoben und an der jenfeit deS ZieheifenS Stehenden T r o m m e l (Scheibe) ^efeftigt worden wird letztere dnrch Mafchinenkraft in Umtrieb gefetzt. ES befanden fich gewöhnlich eine größere Anzahl folcher Scheiben nebeneinander^ Von welchen die eine immer den Draht Von der andern abnimmt ^ nachdem er wieder ein Ziehloch paffiert hat^ uud ebensoviel als Trommeln thätig find ^ Stehen zwifchen ihnen auch Zieheifen. D e r Hafpel dreht fich nnr dnrch daS Abziehen mit. Er kommt bei noch ziemlich dicken Drähten^ auch iu Wegfall^ iu* dem mau den D r a h t unmittelbar Vorlegt und mit der Hand nachhilft. Tie aufnehmende Trommel ift nach oben etwas Verjüngt^ um die Drahtrollen beguemer abnehmen zu können. I e dünner man den Draht haben wiU^ um So mehr Löcher in abnehmender Größe muß er paffieren. Durch daS öftere Ausziehen wird er aber fpröde uud m u ß zwischendurch geglüht Werden WaS unter Luftabfchlnß in besonderen ^fen gefchieht. Nach dem Glühen muß chm dann erft wieder der Glichfpan mittels AbfcheuernS oder AbbeizenS benommen werden. Dünner Eifen* oder Stahldraht kann ^ 5 — 4 0 m a l dnrch die Ziehlöcher gegangen und da* zwifchen 4 - ^ 5 m a l geglüht worden fein. ^ltei^en. F ü r die Erzeugnisse der Eifenwerke gibt eS außer den Eifenerzen noch eine nicht zu Verachtende EifengneHe^ die fogar oberflächlicher liegt als felbft daS Rafenerz^ deren Einfluß durchaus nicht zu unterfchätzen ift^ Wenn anch auf den erften Vlick ihre Wichtigkeit nicht So evident in die Augen zu Springen fcheint^ und die wir am geeignetsten an diefer Stelle betrachten daS ift daS A l t e i f e n . Obwohl daSfelbe in beschränktem Maße immer gefammelt wurde (der ^Schüffeln Sür Alteifen gebende befcheidene Schnbkärrner iSt ja jedem Dorfkinde eine bekannte Erscheinung) ^ fo fällt doch heutzutage der Stoff in viel größeren Maffen ab als fonft und ift eine anSehnliche Handelsware geworden. Welchen Ab* gang hat nicht allein eine Eifenbahn alljährlich ^ Sowohl an Schienen als an dem übrigen Geräte Deshalb können Selbst in erzarmen Gegenden Eifenwerke beStehen lediglich durch Verarbeitung alten Materials. Die ganze Thätigkeit ift dann Vom Hochofenbetriebe un* abhängig^ uud ein Werk^ daS fich Vorzüglich auf Vahnfchienen Verlegt^ bedarf nnr mäßigen ZufchuffeS au RohftoSS^ wenn eS Seine Schienen im abgenutzten ZuStande immer wieder Zurücknimmt. Vei Zugutemachuug alter Eifeufachen werdeu die kleineren Stücke mittels Draht in VÜndel gebunden (paketiert)^ die größeren zerschroten uud erleiden dauu diefelbe Ve* handluug wie daS Luppeueifeu: man erweicht Sie im Glühofen fchweißt fie unter Hämmern auS oder fchickt Sie durch Walzen bis eine homogene MaSSe entstanden ift. TaS Wort Paketieren wird überhaupt gebraucht^ um daS Zusammenschweißen übereinander gelegter Stücke in glühendem Zuftande zu bezeichnen. Vei Anfertigung Von Bahnfchienen gehört dazu felbft ein gewiffer Erad Von Gefchick uud Sorgfalt ^ indem eS Sich hier (bei dem beSfereu deutfchen Eifeu allerdings weniger als in England) fpezieU darum handelt^ platten befferen uud härteren EifenS obenauf und nach anßen geringeres Material dagegen inS Innere deS SchienenkörperS zu bringen. Verweilen wir noch etwas bei den neueren wichtigen Verbefferungen im Fache deS EifenchüttenwefenSe die Sich nicht bloß auS den Hochofenbetrieb^ fondern in Vielen FäHen zugleich auch auf den Puddelprozeß beziehen. Die Anwendung der heißen Gebläfeluft Steht jetzt bei den allermeisten Werken in Anwendung nnd wird SelbSt beim Puddelprozeß nicht Selten zu Hilfe genommen. Allgemeine Regeln für den paffendften Hitzegrad gibt eS nichts derfelbe mnß Sich nach der Vefchaffenheit der Materialien richten; im Durchfchnitt wird er Von 200 bis zu 4 ^ 0 ° C. bei bedentender Preffnng getrieben doch kommen wohl anch viel höhere Temperaturen in Anwendnng^ WenigftenS fpricht man Von Generatorapparaten mit

Alteifen. ^08 denen fich die Gebläfeluft bis auf 700° erhitzeu laffeu foil. DaS Heißblafen hat in gewiSfen Fallen SelbSt auf die Güte deS Produktes eiueu Vorteilhaften Einfluß gezeigt^ während im allgemeinen nicht in Abrede zu fteUen ift^ daß das heiß erblafene Eifen infolge deS rafchen AuSfchmelzenS uureiuer ift als kalt geblafeueS. Der Hanptvorteil liegt aber in eiuer Erfparung Von Brennmaterial ^ in der Erleichterung deS ganzen SchmelzprozeSSeS und endlich in einer nanchaft höheren Ausbeute au Eifeu. Vermöge der erlangten höheren Hitzegrade geht der Vetrieb rafchen zugleich regelmäßiger Von Statten ^ uud mau kauu die Menge der Zuschläge gegeu fonft Vermindern. Durch daS HeißblaSen ift uamentlich in England die Benutzung roher Steinkohle in anSgedehntefter WeiSe in Anwendrmg gekommeu; Sreilich eignet Sich nicht jede Kohle ^ namentlich keine fette^ backende dazu. Häufig geuug aber Wird auch bei KokS heiß geblaSen wobei jedoch die Hitze leicht zu ftark Werden und daS Eifen an Güte fehr Verlieren kann. DaS mit roher Steinkohle erblafene Eifeu iSt iu der Regel Von Viel geriugerer Oualität als daS KokSeifen eS bildet die ordinärfte und wohlfeilfte Sorte. Die Erhitznng der Gebläfeluft gefchieht eutweder iu eiuem Vorfeuer ^ daS mehrere Röhren umfpielt^ durch welche die Luft Vor ihrem Eintritt in den Qfen Streichen muß^ oder man läßt folche Röhren durch die auS dem Hochofeu eutweicheuden Gafe beheizen die fonSt iu der Gichtflamme nutzlos verbreuuen würden. Mau fäugt die Gafe an der Müuduug deS OfeuS ab^ noch ehe fie fich entzünden und leitet fie feitwärtS iu eineu gefchloffenen Raum unter die GebläSeröhren wo Sie iu Vermischung mit Luft Verbrennen. | n noch andrer Weife zieht man die brenubareu Gafe auS dem Oberraum deS HochofeuS felbft herab und bringt fie iu direkte Mifchung mit dem Geblafewind. Die Art^ wie dann der oberfte Teil deS Hochofens gebant ift^ iSt auS den Abbildungen Fig^ und 6 8 zu erfeheU. Entweder eS führen Luftwege iu eineu ringsum laufeudeu Kanal CC^ auS Welchem die Ofeugafe mittels eineS fangenden Ventilators herauSgezogeu uud durch daS Rohr ^ zur FeuerfteUe geleitet werden oder die obere Öffnung iSt bei 00 (f. Fig. 68) einfach durch eiu Sturzblech C Verfchloffen welches die GaSe zwingt^ durch ^ zu entweichen. Die auS dem Hochofen entweichenden Gafe laffen aber ibre Hitze auch noch anderweit Verwenden. Z w a r hat man davon Wieder abStehen müffen auch die Puddelarbeiten dabei zu betreiben denn obwohl man mit ihnen die Temperatur felbft bis zur Weißglut Steigern kann fo ftören doch die beiden Betriebe deS Hoch^ uud PuddeloSenS eiuauden die GaSe briugeu fchädlichen Staub mit u. f. w. ; dagegeu Verweudet man fie mit außerordentlichem Vorteil zum Heizen vou Dampfkefseln RöSten der Erze^ Heizen Von Zemeutftahlofen felbft Zum Kalk* und Ziegelbrenueu. Anlaugend daS Brennmaterial^ fo dieueu für deu Hochofen ^ bei welchem immer Erze und BrennStoSfe zugleich in abwechselnden Schichten eiugegeben Werden faft auS^ fchließlich Holzkohlen^ KokS^ Steinkohlen oder allenfalls H ^ daS aber erft zerkleinert und gedörrt werden mnß. Andre Stoffe ^ wie Torf^ Braunkohlen bei denen die Vorherige Dörrung gar nicht zu umgeheu ift^ geStatten keine Sichere Anwendung und find Schon wegen chreS meiSt großen Aschengehalts mißlich. Dagegen Sind zur Beheizung der Puddel- und Schweißöfen dergleichen geringere BrennStoSfe anwendbar^ zumal nach Einführung der fogenannten G a S f e u e r u u g ^ welche felbSt die Beuutzung deS geringsten Materials und

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. allerhand kleinen AbSallS geftattet. DieSe intereSSante Heizurechodes Vor etwa Iahren in Deutschland entstanden iSt nicht allein Sür die MetaHnrgie^ Sondern Sür die ganze Technik Von so wichtigem Belange^ daß wir Sie unter die bedentfamsten technischen Fortschritte zn Zählen haben. W i r werden bei der GlaSfabrikation Gelegenheit haben ^ unS die Anlage einer derartigen Feuerung anzufehen^ begnügen nnS daher an dieSer Stelle mit einer allgemeinen Darlegung der Prinzipien. Die | d e e der Gasfeuerung fand ihren Urfprung gerade in den kurz Vorher im Schwünge gewesenen^ aber ohne den gewünschten Erfolg gebliebenen Veftrebnngen die Hochofengas^ auS die Puddel- und Schweißöfen anzuwenden; fie befteht darin daß man Sich ähnliche GaSe und Von beSferer Beschaffenheit als Sie der Hochofen gibt in dem Maße^ Wie Sie gebrancht w e r d e n absichtlich bereitet und fomit über alle früheren Störungen nnd UnSicherheiten mit einem Male hinwegkommt. Nachdem dieSer Gedanke Von Vielen Seiten mit Eifer ergriffen worden nnd die Verfuche ganz unerwartet güuStig ausfielen ^ gewann die Gasfeuerung eine fehr rafche Verbreitung und wird ohne Zweifel in Zukunft noch Viel allgemeiner werden. DaS Hau^tftück zur Gasfeuerung iSt der G e n e r a t o n ein Schlichte^ fchachtförmiger Ofen der dicht neben dem Arbeitsofen angelegt wird nnd bei Flammöfen die Stelle einnimmt Wo fonft daS gewöhnliche RoStSeuer Seinen platz hat. | n dieSen Ofen Werden die gehörig zerkleinerten und trockenen BrennStoSfe Von oben eingeSünt; da aber aus der Füll* Öffnung keine Gafe entweichen dürfen So ift diefelbe mit irgend einer Vorrichtung Verfehcn welche einen Wechfelverfchlnß geftattet fo alfo^ daß daS Material erft in den Generator niederfinkt nachdem eine Öffnung zu oberft gefchloffeu und eine andre unterhalb aufgemacht worden. DaS Material füllt den Generator ftetS bis zu einer beftimmten ziemlich beträchtlichen Höye^ uud dieS ift für den Prozeß Wefentlich. Zu uuterSt in denselben be* findet fich ein Fenerloch^ gewöhnlich auch ein kleines Gebläfe^ daS beSonderS bei Brennstoff Von fehr kleinem Korn nötig wird. Hier wird heHeS Feuer unterhalten daSfelbe Verbreitet fich aber nicht weit nach oben vielmehr ziehen nnr die hier erzengten glühenden Gafe anf* wärtS nnd erhitzen die FiiHung fo weit daß brennbare Gafe — KohlenWafferftoffgaS — anS chr entweichen ^ Während gleichzeitig die im Unterfeuer erzeugte Kohlenfänre bei ihrem Dnrchgange durch die glühende Befchicknng fich durch Aufnahme Von Kohlenftoff in Kohleno^ydgaS s alfo einen ebenfalls brennbaren Stoffe zurückVerwandelt. DaS Erzeugnis deS Generators ift alfo ein Gemenge meift brennbarer Gafe^ daS entweder oben dnrch einen kurzen Kanal Seitwärts ab und direkt in den Feuerraum geleitet wird oder auch erSt eine GeftÜbbekammer paffiert um mit SortgeriSSenen Stanb nnd ASche Sailen zu laSfen. Jedenfalls Vor ihrem Eintritt in den Ofen erhalten aber die Gafe durch eine Anzahl Tüfen eine Zumischung Von L n f t die entweder kalt eingeblafen oder meistens erSt Vorgehitzt wird^ indem daS LuStrohr in mehreren Windnngen in den SchornStein deS QSenS gelegt ift. Anf der Stelle^ wo die Luft eintritt erfolgt die Entflammung der Gafe^ nnd eS fahren gleichfam fo Viel großartige Lötrohrflammen als Düfen Vorhanden find^ in den ArbeitSranm. Zuweilen steigert fich freilich die Entflammung bis zu E^plofionen wie daS Von folchen Gemifchen die immer eine Art Knallgas Vorteilen nicht anders zu erwarten iSt. DieSe Zufälle werden aber nnfchädlich gemacht dnrch eine Anzahl nach anSwärtS Schlagender Klappen welche in den Wandungen deS MifchungS* nnd EntzündungSranmeS angebracht Sind. ES laSSen Sich bei der GaSfenerung Sogar Schwefelhaltige BrennStoSfe ohne Schaden in den Betrieb bringen denn die SchWefeldämpSe Verbrennen in der Gasflamme Sicher zu Schwefliger Säure^ die auf daS Metall gar keinen fchädlichen Einfluß mehr ausübt. ^ r ^ t a ^ l . Die ganze heutige EifeninduStrie nimmt der HanptSache nach immer noch chren Ausgang Von dem Roheifen deS HochofenS; Von diefem leitet Sich^ wie wir fahen^ daS Schmiedeeisen ab^ nnd der Stahl kann Sowohl auS dem einen als auS dem andern er* Zeugt werden. Wie Schon eingangs erwähnt ^ mußte die alte AnSbringnngSmethode in kleinen Ofen immer ein mehr oder weniger StahlartigeS Eifen ergeben; bei reinen Erzen Viel Anfwand an Kohlen Zeit Opfern und an Abfalt läßt fich felbft ein gnter^ wenn anch nicht fehr harter S t a h l anf diefem direkten Wege erzengen. Heutzutage ift diefe ganze alte Kleinindnftrie^ die fich zn der gegenwärtigen etwa Verhält wie die HanSWeberei zum Mafchinenwebstrcht im Untergehen begriffen und SriStet Sich nnr in Ländern wo der moderne

Der Stahl. 105 Betrieb feinen F u ß noch nicht hiugefetzt hat. Während aber unfre unter Leitnng der Ratur* wiffenfchaft groß gewordene Technik mit S t a h l und Eifen ganz anders^ felbftbewußter und großartiger manipulieren gelernt hat als frühere Reiten fcheint doch die Theorie gerade deS StahlS Von ihrem Abfchluffe noch ziemlich entfernt zu fein denn noch ift eS nicht Völlig ge* lnngen die vielerlei daranf bezüglichen praktischen Erfahrnngen unter fefte GefichtSpnnkte Zn bringen. Z w a r haben wir noch nicht Urfache^ den Glanben an die Rolle deS Kohlen* Stoffs im Eifen aufzugeben aber wir wiSfen doch auch^ daß Verschiedene andre Elemente^ in kleinsten Mengen dem Eifen einverleibt ^ demfelben gleichfalls Harte nnd füchlartige Eigenfchaften zu geben Vermögen. Der Grundftoff deS KiefelS^ daS Silieinm z^ ein dem Koblenftoff ähnlicher Körper^ bildet neben Kohlenftoff in geringer Menge einen Veftand* teil der meiften Stahlforten uud man weiß^ daß derfelbe zur Härte deS StahlS mit bei* trägte Wie ja felbft Vou eiuem ^Silieiumftahl^ die Rede geWefen ift. Ganz ähnlich Verhält eS fich mit dem Mangan wovon der S t a h l felbft größere Mengen Verträgt^ welche^ ohne dem Produkte dnrch feine Gegenwart zu Schaden ^ felbft als ein Reinigungsmittel^ Welches audre fchädliche Stoffe^ wie Schwefel und ^hoSphor^ zurückdräugt^ betraehtet werdeu kann. Maugauhaltige Eifenerze Werdeu daher auch mit Vorliebe zur Stahlbereituug benntzt und habeu deu Ehrennamen Stahlerze erhalten. Hiernach deuten fich denn auch die Venennnngen Silber- ^ Nickel* ^ Titane Ehronn Wolframftahl u. f. w. Vou felbft; fie befagen daß dem Stahl eiue kleine Menge deS betreffenden Metalls behufs der Verbefferung feiner Oualität abfichtlich zugefetzt ift; oder fie befagen auch daS nichts foudern find eiue bloße Etikette^ wie dieS namentlich mit dem Silberftahl und eiuem fogeuaunten Alumiuiumftahl Vor* gekommen iu welchen niemand Aluminium und Silber hat entdecken können. Mit mehreren diefer zufammengefetzten Stahlarteu ift man über daS Stadium der Verfuche nicht hinausgekommen einige jedoch haben fich in der Induftrie eingebürgert; fo foil z^ V. die Miffiffippi* brücke bei S t . Louis auS Ehromftahl erbaut fein. Ebenfo wird W o l f r a m f t a h l feiner großen Härte wegen zu Vermiedenen Zwecken Verwendet; er war zwar eine Zeitlang in Mißkredit gekommen ^ aber wohl nur deswegen ^ weil mau gewöhnlichen Stahl auftatt Wolframftahl Verkaufte. Die Auweudung deS Wolframs datiert feit etwa 1 8 ^ uud ift dem VergwerkSbefitzer Iakob iu Wien zu Verdaukeu. I n deu Zinngrubeu Alteuberg und Zinnwald findet fich daS Wolframerz ^ ein bis dahin nutzlofeS Mineral ^ im wefentlichen ans wolframfaurem Eifeno^ydnl nebft ebenfolchem Mangano^ydul beftehend. Rachdem man dnrch Röften beigemengten Schwefel und Arfen ausgetrieben ^ zieht man mit Salz* fäure daS Eifen und Maugau auS und behält Wolframfäure als ein gelbeS Pulver. Man reduziert daSfelbe durch Glüheu mit Kohle und erhält fo daS Wolframmetal^ daS wegen feiner Strengflüffigkeit ftetS nnr als eine poröfe^ fchwammige MafSe erhalten wird. AuS IakobS Veranlassung wurde daSfelbe zu Legieruugeu mit Stahl Verfucht. Eiu Zufatz Von 5 Prozeut Wolfram erhöht die Härte nnd FeStigkeit deS StahlS über die deS beften eng* lifchen GnßftahlS. DiefeS UeUe Produkt machte eiue Zeitlang Viel Von fich redeu und wnrde fehr zu fchueidenden werkzeugeu empfohlen ^ die Viel abzuhalten haben. Eiu Rachteil deS WolframftahlS ift jedoch feine fchwierige Verarbeitbarkeit. Anßerdem wurde daS Wolfram* metall als ein Zufatz zu Gußeifeu empfohlen daS dadurch eiue ganz befoudere Harte er* laugeu foil. Wolframmetall Vou 80—90 Prozent reiuem Wolframgehalt bildet eiuen Handels* artikel. Mehr Bedeutung hat der M a n g a n f t a h l uud daS F e r r o m a n g a n erlangt. Ferro* mangan ift e i n fehr manganreiches Roheifen Von bis zu Prozent Maugangehalt und eirea ^ Prozent Kohle ^ eS wird iu großer Meuge zum Veffemern als Erfatz für Spiegel* eifen Verwendet und für diefen Z^eck abfichtlich durch Zufatz Von Manganerzen beim Hoch* ofeuprozeß dargestellt. Hierbei muß man einen fehr bafifchen kalkreichen ^ufchlag geben um zu Verhüten ^ daß eiu großer Teil deS Mangans au der Schlackenbilduug fich beteilige^ deuu daS Mangano^ydulfilitat läßt fich durch Kohle nicht mehr reduzieren. Durch Zufatz diefeS FerromanganS zu gewöhnlichem S t a h l erhält mau deu fehr harten Manganftahl. Ob der im Stahl in kleinen Mengen enthaltene Stickftoff einen wefentlichen Einfluß anf feine Vefchaffenheit hat^ ift noch nicht entschieden faft fcheint eS fo^ da gewiffe^ feit langer Zeit empirifch angewandte Mittel zur EinfatzVerftählnng^ wie Hornfpäne^ Knochen* nuchl^ Vlutlaugenfalz u. dergl.^ eiue fo Vorzügliche Wirkung chun; eS find eben ftickftoff* haltige Körper. Doch eS fehlt eben noch an einer Verknüpfung aller hier berührten

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. Thatfachen und wir haben bis jetzt als M a ß zur Beurteilung der Stahlartigkeit immer noch den Kohlenstoff fernhalten. Der S t a h ^ als ein Mittelding zwifchen Stab* nnd Roheifen^ daS mit dem erften die Schweißbarkeit teilte befitzt auch einen mittleren^ wiewohl beträchtlich Schwankenden Kohle* gehalt Überhaupt Scheint bei den Verbindnngen zwifchen Kohlenftoff und Eifen daS Kefetz der feften Proportionen^ daS Gerippe der ganzen Ehemie^ gar nieht einzuklagen. Man kann dem weichften Eifen^ daS nur noch Spuren von Kohle enthält^ allmählich immer mehr KohlenftoSf zuführen; eS wird Vielleicht bei ^ Prozent ftahlartig^ aber immer noch Weich fein; fobald daS entfprechend behandelte Metall mit dem Stein Funken gibt (nnd eine andre Probe dürfte eS kaum geben)^ nennt eS der Techniker Stah^ Durch fortgefetzte ZUfÜhmUg von Kohlenftoff wird endlich daS frühere weiche Metall zum leibhastigen Gnßeifen. Ein Kohlegehalt Von Prozent gilt bei reinem Material für diejenige Stufe ^ aus Welcher der Stahl uach dem Ablöfchen eine große Härte und zugleich die größte Feftigkeit (daS Gegenteil Von Sprödigkeit) hat. Weiter hinaus kann die Härte noch fteigen^ aber anch die Sprödigkeit fteigt^ fo daß fchon mit 2 Prozent alle Schweißbarkeit Verloren und die Grenze von Stahl und Roheifen erreicht ift. Die volle Brauchbarkeit deS StahlS^ feine Unerfetzlichkeit a l s Stoff für fchneidende Werkzeuge beruht aber auf der merkwürdigen^ nnr vom Roheifen einigermaßen geteilten Eigenfchaft^ fich^ ohne feine Stahlnatur zu verlieren^ beliebig in einen Zufland großer Weichheit und außerordentlicher Härte durch bloße TemperatnrVerändernngen verfetzen zu laffen^ Wie bekannt^ wird der Stahl durch bloßeS Echitzen und langfameS AnSkÜhlen fo weiche daß er fich wie daS Weichfte Eifen behandeln nnd bearbeiten läßt^ während er ander* feitS wieder durch Glühendmachen und rafcheS Abkühlen (Eintauchen in kaltes Waffer u. dgl.) einen Härtegrad erlangt^ der fich bis zur GlaShärte Steigern läßt^ d. h. KlaS nnd Ouarz ritzt und der beften Feile Spottet. AnderSeitS läßt Sich der glasharte Stahl durch gelindes Echitzen (An* oder AblaSSen) wieder Von feiner Sprödigkeit befreien und anf jeden andern Grad der Härte zurückführen: in dem G r a d e ^ in welchem die Sprödigkeit abnimmt^ wächft die Elaftizität. Stark erhitzter^ aber noch nicht glühender S t a h l dagegen erhärtet durch Eintanchen in kaltes Waffer nichts Sondern wird Sogar anffaUend weicher. AHe diefe Er* fahrnngen benntzt der Techniker zu feinen Zwecken^ nnd eS beruhen darauf eine Menge zum Teil eigentümlicher Härtekünfte^ So Z. daS Härten in gefchmolzenem Blei oder ^mn^ daS Engländer längere Zeit hiudnrch als ein Viel beneidetes Geheimnis hüteten. Ohne anf diefe Speziell eingehen zu können^ Sei nnr erwähnt^ daß der Techniker bei den Härtearbeiten einen gnten Anhalt hat an den wechfelnden F a r b e n (Anlauffarben)^ welche blankeEifen* und Stahlkörper in Verschiedenen Temperatnren annehmen nnd die fich Von untenanS in fol* gender Reche darfteUen: Blaßgelb ^ Strohgelb^ Braun^ fleckig Purpurn^ gleichSörmig Pur* purn^ ^ellblan^ Dunkelblau^ Schwarzblau; bei noch höherer Steigerung der Hitze wird dieSelbe Farbenreihe noch einmal dnrchlanfen^ nnr in Weniger deutlichen NÜaneen. Für Gegenftände^ die Sehr hart bleiben Sollen^ z. ^aSiermeSSer^ chirurgische Inftrnmente^ mnß die Anlanffarbe gelb Sein ( ^ 2 0 — ^ 9 ° C.)^ für Scheren und Meißel brann ( 2 5 4 ^ fÜrTiSchmeffer purpurfarbig f ü r feine Sägen^ Säbelklingen^ Senfen Violett(288^ C.). für Uhrfedern^ die den höchften Grad der Elaftizüät beanfpruchen^ dnnkelblau AuS allem bisher Gesagten erhellt Schon zur Genüge^ daß eS fich bei unSrer heutigen Art der Stahlerzengnng ftetS entweder um eine Entziehnng oder um eine Zuführung Von Kohlenftoff handeln muß. Die erftere Maßregel bezieht Sich auf daS RoheiSen nnd ergibt den Rohftahl^ Schmelz* oder Pnddelftahl; die zweite^ am Schmiedeeifen ausgeübt^ liefert den KohlnngSftahl^ Brenn* oder ^ementftah^ Ein drittes Verfahren hält zwischen beiden die Mitte: daS Zufammenfchmelzen Von Roh* oder Schmiedeeisen (Mifchftahl). Hier wird Sowohl genommen als gegeben^ indem beide EiSenSorten Sich in eine gegebene Menge Kohlen* ft off pro r^ta zu teilen haben. Die alte Stahlerzengnng war fo fehr ein Werk deS Zufalls^ daß mau daS Produkt immer erft daraus untersuchen mußte^ ob eS Sich beffer zu Schmiede* eifen oder zu S t a h l eigne; heutzutage chat eS der Hüttenarbeiter fchon begnemer^ wenn er nämlich Vom Roheifen auSgel^ an deffen hohem Kohlenftoffgehalt er immer einen feften Stützpunkt hat^ obgleich die Vermiedenen Qualitäten deS RoheifenS in der Bearbeitnng auch berückfichtigt fein wollen.

Frifchftahl. 107 ^ r i ^ t a l ^ Die Umwandluug deS RoheifeuS iu Stahl durch FrifcheU gefchieht auf Verschiedene A r t ; entweder nach dem älteften^ der Stabeifenbereitung entfprecheUdeU Ver^ fahren dem Herdfrifchen oder durch Puddelu uud endlich durch daS VesfemerVerfahren. Die Anwendbarmachuug der Puddelarbeit auf Stahl Wollte anfangs gar uicht glücken doch daS Veftreben^ die teuren Holzkohlen entbehrlich zu machen ^ Spornte zu immer ueuen Verfucheu an^ die erft zu einem Refultate führten als mau bei höchster Temperatur ar=^ beitete; im übrigen ist die Arbeit dem Eifenpuddelu ganz ähulich. Eine HaUptfchwierigkeit war überwunden^ nachdem mau fich entfchIoSSeu hatte ^ die Steinkohlen durch einen befon^ deren ReinigungSprozeß Von ihrem Schwefelgehalt zu befreien. D a S fchou lauge übliche Verkokeu treibt den Schwefel nicht VoU^ ftändig genug aus. Mau griff daher zu der bei den Erzen gewöhnlichen uaffen AufbereitUUg der Kohlen ^ indem man fie zer* kleinert und einer Wäfche unterwirf^ analog der früher befprochenen Setzarbeit ^ und er^ reicht damit größtenteils die Treuuuug der Kohle Vou den fchwefelhaltigeu uud andern Mineralien. Der Schwefel durchzieht näm=^ lich uicht die ganze Maffe der Kohlen fon^ deru ifte in Verbinduug mit EiSen als SchweselkieS^ in Nieren uud Körueru darin Verteilt; da dieSe beträchtlich Schwerer als die Kohle felbSt Sind^ So hat der ScheidungS^ prozeß den gewünschten Erfolg. Die Starke Zerkleineruug der Kohleu hat UichtS auS fiche da diefelben im Feuer doch wieder zu^ fammeUbacken.

Die Frifcharbeit felbft aulangend^ fo ähuelt Sie dem EiSenSriScheU So Seh^ daß der Richtkenner den Unterschied kaum wahr^ nehmen möchte ^ nnr iSt der Herd kleiner. Die Rücksichten die bei der Stahlbereitnng gelten Sind hauptsächlich^ daß die Vearbei^ taug im allgemeinen bei geringerer Hitze uud bei mäßigem GebläSe geschieht ^ daß die niedergefchmolzene MaSSe uuter einer Schladendecke geschützt uud uur vorsichtig mehr uuter als Vor Wind gebracht wird. Zu eiuer Zeit Wird daher Vielleicht der ^n^ntati^^n im ^^Sd^Ut nnd ^n ^ n StahlSriScher Sein Windloch SaSt ganz Schließen während eS der Eifeufrifcher erft recht weit öffueu würde ^ und der ganze Stahle frifchprozeß darf im allgemeinen nur kürzere Zeit dauern weil eben weniger Kohleuftoff Verbrauut werden foil. Hieraus ergibt Sich übrigens ^ daß auch daS StabeiSeu auf Seinem EntStehuugSgange auS dem Roheifen in einem gewiSSeu Momeute S t a h l geWeSeu Seiu muß. ^u manchen Anftalten Schnürt mau in die Frifchmaffe alteS Schmiedeeisen ein wodurch der Stahl eher gar wird. Die beginnende G a r e oder ReiSe deS StahlS zeigt Sich durch daS Erscheinen gefchmol^ Zener StahlkügeIchen anS der MaSSe. D a S Sertige Produkt ift dann RohStahl; eS wird wie daS StabeiSen ausgebrochen zerfchroten nnd in Stangen aUSgefchmiedet^ die mau uoch heiß in kaltes WaSfer wirst uud dadurch härtet. Durch Schläge oder Herabwerfeu der Staugen oder auch fchon der MetaUkucheu Von einer gewiffeu Höhe zerf^ringen fie^ eS trennen Sich dabei die Verschieden gearteten Partien ^ welche immer darin Vorhanden fiud^ uud dieSer Selbftfortiernng folgend ^ bringt man die im Anfehen der Vruchflächen gleichartigen Stücke Zufammeu nnd Verbindet fie durch Schweißen uud AuShämmern oder Walzen zu einem möglichft gleichförmigen Ganzen. S o erhält man den G ä r b f t ^ ^ l ^ der Sich iufolge deS

100 ^aS Eifen und die Eifenindnftrie. beim Gärben unvermeidlichen KohlenftoffVerluSteS wieder mehr dem Stabeifen nähert alfo Weicher ift und bei zu langer Bearbeitung ganz zu Stabeifeu werden würde. ^ e m e n t ^ l oder ^lchlulu^ah^ Anders gestaltet Sich die Uberführung deS Stab* eifenS in S t a h l ; Sie beruht auf dem ErfahrungSfatze^ daß Eifen in glühendem Z^tande^ mit kohlenftoSShaltigen Snbftanzen in Berührung gebracht Kohle abnimmt und Sich von anßen nach innen Sortfchreitend in S t a h l Verwandelt. ES ift dieSe ErSahrung Vielleicht nicht Viel jünger als der Gebrauch deS EiSenS SelbSt jedenfalls aber wurde fie lange Zeit nnr benutzt um Werkzeugen und andern kleinen Gegenftänden eine oberflächliche Hortung zu erteilen bis Sie Sich auS die Vollständige Verwandlnng deSSchmiedeeifenS SelbSt erstreckte^ WaS aber anch Schon lange her ift denn man kann ein paar Jahrhunderte zurückgehen und doch die ZementStahlerzeuguug fchon auf der S t u f e der Ausbildung finden^ die Sie heute einnimmt. Die Umwandlung der zur Stählung bestimmten Eifenftäbe geschieht einfach durch mehrtägiges Glühen in gefchloffenen Käften in einer Umhüllung Von ZementierpnlVen in Welchem eine ftickftoffhaltige Kohle die Hauptsache iSt. Am beSten wirkt eine kalireiche Laub* hol^kohle; Solche Von Virken- ^ Buchen* oder anderm Hartholz erhält den Vorzug. Die Wirkung wird noch Verftarkt durch Zumischung Von ftickftoffreichen Snbftanzen namentlich tierifchen Stoffen (Verkohltes Leder^ Knochen Horn)^ Von Glanzruß und ^olz^fche^ letztere angeblich wegen chreS Kaligehalts. Andre hin und wieder genannte Zufätze^ wie KochfalZs Boraus Alaun n. f. u n Scheinen als entbehrlich mehr oder weniger außer Gebrauch ge* kommen zu fein. | n England foil man n u r nnVermifchte Holzkohle benutzen. Die That* fache aben daß der Zufatz Von Tierkohle und ^olzafche Sich als entschieden Vorteilhaft be* wahrt fowie die anderweite Beobachtung ^ daß drei* bis viermal gebrauchtes Zementier* pulVer feine Wirkung verloren hat leiten zu der Vermutung ^ daf^ der inzwifchen Verloren gegangene StickStoSf nebft dem Kalium zwischen Eifen nnd Kohle eine Art Zwischenträger* rolle gefpielt haben möchte. Wahrscheinlich entfteht hierbei Eyankalimn deffen Dämpfe Kohlenftoff an die Oberfläche deS EifenS abgeben die dabei entstehende porofe Krnfte^ durchdringen und fo mit immer nenen Teilen Von Eifen in Berührung kommen. Zum Zementieren hat man gewölbte Flammöfen in deren I n n e r n zwei oder mehr anS feuerfeften Steinplatten aufgebaute^ ^ — 4 lange Käften auf fteinernen Unterlagen ftehen damit die Flammen auch unterhalb einwirken können. Auf eine unterfte Seftgedrückte Schicht Zementierpulver Solgt ein Satz EiSenftangen auf diefe wieder eine 1 ^ 2 em dicke Lage PnlVen dann wieder Eifen nnd fo f o r t bis der Kaften gefüllt ift. Die letzte Lage Von ZementierpnlVer bedeckt man mit unschmelzbarem angeSeuchtetem Sande. ISt der Ofen geSüHt fo wird daS zum Befchicken und Ausräumen nötige EingangS; loch Vermauert die Fenerung beginnt und wird allmählich gefteigert fo daß in etwa Stunden die Zementationshitze (Weißglühhitze) erreicht ift. AIS Brennmaterial dienen HolZs Steinkohlen^ Gasfeuerung oder auch Hochofengafe. Die D a u e r eines BrandeS hängt Von der Befchaffenheit deS EifenS^ der Stärke der Stäbe ^ dem Brennmaterial nnd der Größe deS OfenS ab. J n kleineren Ofen kann ein Brand Schon in Vier Tagen beendigt fein während in größeren 1 0 ^ 1 2 Tage erforderlich find. Um daS Fortfchreiten der Stahl* bildnng Verfolgen zu ^können fetzt man ProbeStangen in die KäSten e i n welche durch be* fonderS Vorgerichtete Offnungen herauSgezogeu Werden konneu. M a n zerbricht fie^ nm auS der Bruchfläche auf den Stand der Sache zu fchließen. Dabei fieht m a n wie die Stahlbildnng Von außen nach innen fich Vollzieht Während der innere bläuliche Eifenkern durch immer enger werdende Grenzen fich markiert. I f t derfelbe endlich Verfchwnnden fo fteUt man daS Feuer ab ^ überlaßt den Ofen noch mehrere Tage der Abkühlung nnd ränmt chn dann; ^ 4 0 0 Zentner ift daS Gewicht einer gewöhnlichen Beschickung. War daS EiSen rein völlig auSgeSriScht und Von GlühSpan Sret So kann man Sich durch Rachwiegen über* Zeugen daß daSfelbe ^ indem eS Sich in S t a h l Verwandelte^ etwas zu Sich genommen hat; die GewichtSVermehrung beträgt gewöhnlich ^ Prozent bei weniger reinem Eifen können Sich Abgang und Zunahme wenigstens balaneieren fo daß daS Gewicht nach wie Vor daS* felbe bleibt. DaS Eifen erlitt während deS StählungSprozeffeS keine Schmelzung ^ doch aber eine Erweichung; daS zeigen fowohl die Eindrücke deS ^ohlenpnlVerS als auch die Blafen oder Bläschen womit die Stabe über nnd über bedeckt find und die dem fo erzeugten Material

Beffemerftahl. auch deu Namen B l a f e u f t a h l verfchafft haben. Mau erklärt diefe Erfcheinung auS ein* gefchloffeueu Partikelchen Von Schlacke oder Hammerfchlag^ welche^ als fauerftofchaltig^ Ver^ anlaffuug g a b e n daß fich Kohlenftoff und Sauerftoff zu Kohleuo^ydgaS Verbanden deffen Entweichen die zähe Stahüuaffe nicht Vollständig geStattete. Man hat übrigens auch Zement* Stahle welcher die beschriebene Behandlung in zwei oder mehreren Abschnitten erfahren hat^ so daß derfelbe dem Ofen nnfertig entnommen auSgefchmiedet uud aufs neue eiugefetzt wurde. Bemerkenswert ift^ daß daS glühende Eifen nicht nur auS umgebenden fefteu Stoffen foudern auch auS kohlehaltigen Gafen den Kohleuftoff zur Stahlbilduug zu entnehmen Vermag. Durch Experimente ift feftgeftellt und iu England angeblich fchon in praktifchen Gebranch gekommen daß Schmiedeeifen e in gefchloffenen Behältern im Glühen erhalten bei einer allmählichen Dnrchleitnng Von Leuchtgas fich im Laufe mehrerer Tage iu Stabl Verwaudelt. Auch ein Zementieren iu umgekehrtem Sinne ift denkbar und in England auS* geführt oder doch patentiert worden. AnStatt nämlich Stabeifen auf glühendem Wege zu kohlen entzieht man Gußeifenftäben durch mehrtägiges Glühen einen Teil chreS Kohlen* Stoffs e wonach natürlich daS Einfatzpulver Von andrer Ratur fein muße auftatt Kohle zu* Zuführen muß eS Sauerftoff abgebend fein. Eifeno^yde (Roteifenftein u. dergl.) find daS hierzu paffende Mittel. DieS Verfahren wurde Vom SektiouSrath T u u u e r iu Leoben 1 8 ^ zuerft ausgeführt und gibt ein wohlfeiles Material ( G l ü h f t a h l ) ^ daS fich im rohen ZuStaude zu gröberen Stahlartikeln wie Radreifen Achfen überhaupt zu folchen Gegen* ftäuden die ungehärtet bleiben zweckmäßig Verwenden laßt. DaS auS dem Zementierofen kommende Gut iSt ebenfalls ein Rohftah^ eine fpröde^ großblätterig kriStaUinifche Maffe^ die chre Gebrauchsfähigkeit erft durch Weitere Bearbeituug erlaugt. M a n fortiert diefelbe und raffiniert fie durch Schweißen und Streeken zu Gärbftahl oder Verwandelt fie uoch gewöhn* licher durch Einschmelzen iu Gußftahl. Rebeu diefen beideu chpifchen Grund Verfahren haben fich nun im Laufe der Zeit eine Anzahl fehr intereffauter StahlbereitungSprozeffe eutwickelt^ die^ dem Eharakter der Groß* induftrie eutfprechend^ zumeift derjeuigen Methode fich aufchließen welche auf der Um* waudluug deS mafSelchaft erzeugbareu RoheifenS beucht. Unter ihnen Siud die Verfahren V o u Veffemer einerfeitS uud UchatiuSe M a r t i n uud ThomaS anderfeitS die hervorragendsten. ^e^emer^ah^ Wenn man bedenkt^ daß Roh* nnd Puddelftahl dadurch erhalteu werden daß man daS flüffige oder halbflüffige Roheifen einem Strome Von Luft auSfetzt^ der einen Teil deS KohlenftoSfS Verbrenn^ fo erfcheint eS als ein naheliegender Fortfchritte durch flüffigeS Roheifen Luft direkt hiudurchzutreiben wodurch fich die Berührungspunkte zwifchen beiden Stoffen fehr bedeutend vervielfältigen müffen und alfo auch eine wefentliche Ab* knrzung deS ProzeffeS zu erwarteu fein müßte. Dennoch aber erfchiene als der Engländer Beffemer 1 8 5 4 zur Verwirklichung diefer I d e e fein erfteS Patent nähme daS Unternehmen gar Vielen als lächerlich. ES h^t fich jedoch zu eiuer großartigen Bedeutuug entwickelte nachdem freilich zuvor nngemeine Schwierigkeiten überwuuden werden mußten fo daß Beffemer erft 1 8 6 ^ wirkliche Proben seines Verfahrens Vorlegen konnte e die nicht einmal fogleich gerechte Würdiguug fanden ja denen man fogar den Eharakter deS Sta^S abfprach. IndeS ift die Probezeit gleichfalls Vorübergegangene und gegenwärtig Steht daS Verfahren in allen Ländern der Eifeninduftrie in Voller AuSübuug. I u Deutfchlaud finden fich die Fabriken befonderS häufig iu dem rheinifch*weftfälifchen Eifeudiftrikt. BeSSemer Suchte anfänglich in e i n e m Zuge daS flüffige Roheifen in Stahl zu Ver* wandeln; eS ift dieS aber fchwierige da der Moment nicht leicht zu treffen i f t e wo man mit der Verbrennung aufzuhöreu hate um gerade noch fo viel KohlenftoSf darin zu laSfen als Zum Stabl gehört. DieS fogenannte Schwedifche Verfahren ift daher jetzt größtenteils aufgegeben man Verbreuut nunmehr den Kohlenftoff deS RoheifenS Völlig nnd fetzt nachher Von feinem gefchmolzenen Roheifen (Spiegeleifen) e deffen KohlenftoSfgehalt bekannt iSte So Viel zn daß dadurch die gauze Maffe zu S t a h l wird (englifcheS Verfahren). Ebenfo ge* braucht man ftatt der zuerft für daS BeSSemeru angewandten Schachtöfen e in denen die Entkobluug Vorgenommen wurde e jetzt aUgemeiu fogeuannte B i r n e n oder ^ o n V e r t e n große gußeiferne e retortenartige Hohlgefäße e deren Inneres mit feuerfeftem Thon auS* gekleidet ist und die drehbar in zwei Zapfen hängen. Der Boden der Birne ift hohl oder d o p p e l t e in den Zwifchenraum wird die Gebläfeluft gepreßt; uach innen führeu Lustwege in

110 ^aS Eifen uud die EifeninduStric. Form von etwa 1 cn^ haltenden Löchern. | n Fig. 66 ift ein Stück der Wandung dieSeS Apparats im Durchschnitt gezeichnet: a b und durch die punktierte Linie die Größe deS Innenraumes angedeutet; ^ find die Luftkanäle^ die auS dem Bodenräume ^ in die Retorte führen; die Kebläfeluft selbft findet ihren Weg in die Büchfe B dnrch daS Rohr ^ welches bei ^ in den hohlen Ring l^ einmündet^ der feinerfeitS mit dem Vom Gebläfe her* führenden Rohre ^ in offener Verbindung fte^t. Um den Rapfen ^ dreht fich daS Ganze. Der Gang deS ProzeffeS ift dann folgender: daS Roheifen wird in einem bef anderen Ofen gefchmolzen^ auS dem eS in den Virnapparat in flüssigem Zuftande eingebracht wird. Der Virne gibt man zu diesem Velens eine geneigte Lage und füllt fie nur fo weit mit Roh* eifen an^ daß die kleinen Einblafelöcher im Boden noch frei bleiben. Nunmehr fetzt man daS Gebläfe in Wirkfamkeit nnd bringt die Birne sogleich in die aufrechte Stellnng zurück. Der Winddruck hält fich nun felbft die Kanäle frei; die Lnft dnrchdringt daS überftehende Eifen ^ Silieium^ Mangan und Kohlenftoff Verbrennen anf daS lelchaftefte und unter dem hierdurch entstehenden hohen Hitzegrade wird daS Eifen noch düunflüffiger^ die Maffe gerät unter Mitwirkung deS treibenden WindeS in lebhafte Wallungen und eine breite Feuer* garbe nebft Fuukenregen bricht oben auS der Virne hervor. D a S Feuerwerk zeigt in Ver* fchiedenen Momenten Verschiedene Farben* effelte^ und hiernach läßt fieh beurteilen^ ob der Prozeß beendet^ der Kohlenftoff Völlig Verbrannt ift. | n dem fpektralanachtifchen Apparate hat man ein ausgezeichnetes Mittel in der HaUd^ da eS den Moment der Ve* endignng augenblicklich durch die Veränderung deS FlammenfpektrumS zu erkennen gibt. ES dauert daS ganze Abbrennen etwa ^ 0 ^ 2 5 Minuten bei einer Befchickung Von 1 0 0 ^ 0 0 Zentnern Roheifen. | n der erften Periode^ der Fein* oder VerfchlackungSperiode^ welche nur Minuten dauert^ werden Mangan^ Silieinm und ein T e i l deS EifenS nnter Vil* dung einer Silikatfchlacke oxydiert^ wobei die Temperatur auf eirea ^ 9 9 9 ^ fteigt; zugleich Wird daS Eifen gefeint^ indem der graphitifche Kohlenftoff fich in dem geschmolzenen EiSen auSlöSt und chemifch gebunden wird. I n der zweiten^ der Kochperiode^ Von 6 ^ 8 Minuten Dauer ^ wird der Kohlenftoff durch daS ent* ftandene Eifeno^ydulo^yd Verbrannt und eS entweichen blaue Kohleno^ydgaSflammen. I n der dritten Periode^ der Frifchperiode^ Verbrennt der Reft deS KohlenftoffS nebft etwas Eifen. I f t die Sache So weit^ So wird die Virne gekippt^ daS Spiegeleisen in richtigem Verhältnis ( 5 ^ 1 0 Prozent) einfließen gelaffen^ die Birne wieder aufgerichtet und noch etwas weniges der Vermifchung halber geblafen. Die M a f f e wird nun auSgegoffen^ erkalten gelaffen^ und der Stahl ist zur Weiteren Verwendung fertig. Zur Bewegung der riefigen Maffen und Vorrichtnngen ^ die bei diefem Prozeffe zu handhaben find ^ der Birnen nnd der glühendflüffigen Stahl* und Eifenmaffen^ find felbft* redend ftarke Elementarkräfte erforderlich; Menfchenarme allein chnn^S nicht. MeiStenS arbeitet man mit zwei Virnen^ die fich gegenüberstehen^ So daß Sie nach der Mitte entleert werden können^ und hydranlifche Vorrichtungen^ Wafferdruck u. s. w.^ find angewandt^ um diefe mächtigen Maffen fpielend zu bewegen. DaS Drehen der Birnen^ daS H^ben und Entgegenbringen deS GießkeffelS^ daS Bewegen diefeS letzteren über die Form^ über welche er fich entleeren foü^ alleS dieS gefchieht dnrch mechanifche Mittel mit wunderbarer Leich* tigkeit und Präzifion. Von den Arbeitern hat jeder einen Hebel in Händen; auf Kommando deS MeifterS werden die Hebel hantiert^ die MaSSen fetzen fich in Bewegnng nnd folgen genau dem Vefehl nnd Willen deS Menfchen.

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^aS Eifen und die Eifenindnftrie. Die V e r w e n d U U g deS VeffemerStahlS erfolgt nach zwei Verschiedenen Seiten hm; eiu Teil Wird direkt durch Walzen Schmieden Schweißen u. S. w. in GebrauchSgegeu* Stände Verwandelt^ ein andrer wandert in den Schmelztiegel und gibt Gußftahlwaren. Die ganze Stahlerzeugung hat durch deu BeSSemerprozeß eiue andre GeStalt gewonnen fie ift Zur Maffeuproduktion geworden uud die jetzt beftehende ungemeine Wohlfeicheit deS StahlS macht ihn zu einer Meuge Von Dingen Verwendbar^ Welche früher faft ausschließlich auS Gußeifen dargefteUt werden mußteu; umgekehrt aber fiud feine Eigenfchafteu trefflich geuug^ um auch die teure Brouze iu gewiffem Grade zu erfetzen. Man kann die Jahresproduktion Von Beffemerstahl bereits auS ^^00000 Tonnen (Zu 1(^00 ^g) annehmen; die Gefamtzahl der Konverter beläuft fich auf 860. Hiervon kommen auf Deutfchland 1 8 0 0 0 0 ^ Tonnen ^ anf England 1401006 und auf die Vereinigten Staaten 1 ^ 0 6 6 6 6 Tonnen der ReSt Verteilt fich auf Frankreich ^ Belgien Ofterreich^ Rußland und Schweden; mau kauu daraus eiueu Schluß ziehen e Wie einträglich diefe Er* Sindnng für ihren Urheber gewefen fein mnße da an derselben bis 1 8 7 0 von jedem Rentner eine Patentta^e Von 1 Mark entrichtet werden mnßte. Jn der G ü t e deS StahlS fteht Eng* land zurück e weil fein Ro^eifeu uicht daS befte ift uud der S t a ^ l in der Qualität doch immer dem Eifen entfprechend anSfäUt. SchWedeU und Österreich Sind für die Stahl* induftrie fchon bedeuteud hoch gegaugen. M a u liefert dort ganz Stählerne Vahufchienen fo wohlfeil^ daß alle Konkurreuz auSgefchloSSen iSt; auch ganze Lokomotiven ans Stahl Sind bereits in ziemlicher Anzahl gebaut. Die gewalzteu Stahlbleche bilden eigentlich ein ganz neues Material ^ daS die Eigenfchaften deS KupferS uud MeffingS bei Viel größerer Wohl* feicheit befitzt. E S läßt fich iu kaltem Zustande biegen Staden auS der DrehbaUk drndeU ^ dient mit großem Vorteil zu Kochgeschirren ^ Schalen Lampenteilen u. dergl. nnd wird wahrscheinlich auch als Dampfkeffelblech noch eine wichtige Rolle Spielen. Der Veffemerftahl dürfte überhaupt alle früheren StahlbereitungSmechoden bedeutend beschränken und chnen nur für gauz Spezielle ^wede eiue Bedeutung laSfeu. Au einem UbelStand litt aber bis Vor kurzem noch daS BeSSemerVerSahren nämlich den^ daß der Phosphor auS dem Roheifen nicht zu entfernen war^ daß daher möglichst phosphorfreies Roheifen Verwendet werden mußte. Den Engländern T h o m a s uud Gilchrift ift eS nun Vor einigen |ahren geluugen^ auch Stark phoSphorhaItigeS Roheifeu im Konverter Zu phosphorfreien Stahl und ebenfolcheS Schmiedeeifen zu Verarbeiteu. TaS Wefeu diefer bedeutungsvollen ErSiuduug befteht darin daß man um die durch Verbrennen deS SilieiumS entstehende KieSelSäure in eiue bafifche Schlacke überzuführen große Mengen bafifcher Zu^ fchläge uud eine bafifche AuSfütterung der Konverter anwendet ^ überdies auch die Blafe* Zeit bis zu 80 Minuteu Verlängert. A l s bafifcheS Futter Verwendet man Riegel Von magnefiahaltigem Kalkftein als s c h l a g gebrannten Kalk. Diefe Starken Bafen binden die PhoSphorfäuree die durch Verbrennen deS PhoSvhorS eutfteh^ nnd Verhüten dnrchchrenÜb er^ fchnß die Bildung faurer Silikate ^ welche letztereu die PhoSphorfäure leicht wieder frei macheu würden ^ fo daß der durch Kohle reduzierte Phosphor dem EiSen wieder zugeführt werdeu köunte. Durch diefe^ 1 ^ 2 0 Prozent PhoSphorfäure enthaltenden bafifchen Schlacken Wird der Landwirtfchaft ein neuer Wertvoller Düngerftoff zugeführt. ^ a t i n ^ a ^ l . Tie |dee^ Roheifen mit Eifeno^yden bei entsprechender Hitze zu Ver^ Schmelzen uud dadurch Stahl zu erzeugen iSt eiue alte^ die fchon 1 7 2 2 in eiuer Schrift Von Reaumur auSgefprocheu ift Ter Gang der Sache muß hierbei So fein daß der SauerStoSf der O^yde einen Teil deS KohlenStoSfS im Roheifen Verbrennt und Verflüchtigt^ alfo daS Roheifeu einmal auf diefem Wege an Kohlenftoff ärmer wird^ und Sodann dadurch ^ daß daS reduzierte reine Eifeu fich mit dem überflüffig uoch darin enchalteueu Verbindet. ES fand indeS diefeS Prinzip zur Stahlerzengnng keiue oder nur die Schon erwähnte befchränk* tere Anwendung^ daß mau bereits fertig gegoffeue kleiue Eifeufachen mit Eifeuo^ydeu glühte (adoueierte) und fo nachträglich iu eine Art Stahl Verwaudelte. NenerdiugS hat jedoch eiu öfterreichifcher Artillerieoffizier UchatiuS daS Prinzip neu erfaßt und auf eiue Art der Stahlbereitung angewaudt^ die bei ihrem Auftreten Viel Von Sich reden machte. UchatiuS war der erfte^ welcher entdeckte^ daß die Kleinheit der zur Stahlbereitung verwendeten Roh* eifenftüde Von entschiedenem EinflufSe anS die Oualität deS erzeugten StahlS fei. Sein Prozeß beginnt daher mit der Granulierung (Körnung) deS RoheifenS^ daS in Graphitiegeln

Der Gußstahl. 11^ gefchmolzen und hernach dnrch Aufgießen auf bewegtes Waffer granuliert wird. Je kleiner diefe Köruer Sind^ um So beffer fällt der S t a h l auS. DiefeS Grannliereifeu Wird dauu mit eiuem Gemenge Von Spateifenftein nnd etwas BrauuStein uud^ Wenn weicher Stahl erzeugt Werdeu foH^ unter Beigabe Von Stabeifen niedergefchmolzen. ES bleibt in dem Tiegel ein gleichförmigen zäher nnd elaStiScher Stahl zurücke der in geeignete Formen auSgegoSSen uud darauS auSgefchmiedet Wirde große Härte erlangt und Sich zur Herstellung Von Stampfern nnd Hammern eignet. Die Ausbeute ift auS obeu an* gegebeuer UrSache höher als die Verwendete RoheiSeumeuge. E S fällt fouach bei diefer Mechode e zu der Sich übrigens nnr weißes Holzkohleneifen gut eignen foHe die Rohftahl* uud GußStahlgewinnung iu eiueu Prozeß zufammen WaS chrer Wohneinheit uur förder* lich fem köunte^ wenn nicht anderfeitS der llmftand entgegenstände^ daß viel Brennmaterial aufgeht nnd die Tiegel Viel koftew weil eS Schwer hälte Tiegel zu Schaffen welche den Ver* Schlackenden Einwirkungen deS Eifen* und Mangano^ydulS gehörig widerfteheu. Mau hat daher in Eugland die Umwandlung nicht in T i e g e l n fondern im Flamm* ofen Vorzuuehmen Verfuchte und daS hat zu dem MartinSchen Verfahren geführte Welches in neuefter Zeit Sehr Viel Vou Sich redeu macht. Der M a r t i u f t a h l iSt ein Sogeuaunter F l u ß * Stahle als welcher er Seiner Erzeugung nach in der Mitte zwifchen dem Frifchftahle und dem Zemeutftahle ftehte iudem fowohl kohlenStoffarmeS Stabeifen als auch kohleuftoff* reiches RoheiSen Sich an Seiner Herstellung beteiligen. DaS RoheiSen wird auf der Sohle eiueS Flammofens mit eiuer dünnflüffigen Schlacke eingefchmolzen und in daS Vad fo lange SpateifenStein eingetragen bis daS Ganze die zähe Vefchaffenheit deS Schmiedeeisens angenommen hate dann wird zu der MaSSe eine entfprechende Menge Roheifen gefetzt und hierdurch der Kohlenftoffgehalt auf die S t u f e deS StahlS gebracht. Auch bei diefem Ver* fahren hat m a n wie beim Veffemerprozeß e in nenefter Zeit Verbefferungen eingeführt^ dnrch welche die EntphoSphorung deS EifenS mittels bafifchen OSensutterS bewirkt wird. Übrigens hat S i e m e n s fein bereits erwähntes Verfahren der Schmiedeeifenerzeugung direkt auS den Erzen auch auf die Stahlgewinnung augeWaudt^ doch muß über die Erfolge erft die Zeit ihr Urteil fprechen. ^Cr ^ U ^ t a h l . Somit wären wir bei dem Schoßkinde unfrer heutigeu Technik an* gekommen daS aber in der That auch die ihm gewidmete Pflege durch folide Tugenden reichlich Vergilt. DaS Kind hat übrigens Seinen hundertften Geburtstag fchon einige Zeit hinter fich; eS iSt aber jüngft auf deutfchem Boden in ein neues Wachstum getreten. Der erfte und bedeutendste Pflegevater hier w a r nnd iSt Krupp iu Ef f en. Durch ein neues Ver^* fahren gewann er über den nngefÜgen Stoff eine G e w a l t e die chn erft dem Begriffe eines gieß* baren S t a ^ S näher brachte nnd eS zugleich ermöglichte e denfelben auf Stücke Von Verhält* niSmaßig großen Dimenfionen anzuwenden So daß feitdem die Unterfcheiduug Von Maffen* oder Mafchinengußftahl gegenüber dem alten Werkzenggnßftahl Platz gegriffen hat. Der Rame Gnßftahl besagt nämlich nichts daß die auS chm hergeftellten Meffer und fonftigen Geräte wirklich gegoffen feien; wer auf einem Varbiermeffer u. dergl. daS Wort Gußstahl ^ c ^ t steel — entzifferte und daraufhin glaubte e er befitze eine gegoffene Klinge e hat fich geirrt^ ein I r r t u m der feine Rahrung zum Teil in dem Vorhandenfein jener fchon er* wähnten wirklich in Eifen gegoffenen und dann adoneierten Gebrauchsartikel^ wie fchlechte Scheren uud MeSSer u. dergl.e gefuuden haben mag. Ter Stahl hat nichts Von der Dünn* flüffigkeit und Formfähigkeit deS GußeifenS. Er wurde deshalb auch Stets uur iu Zaine vou blafiger Struktur auSgegoffen nnd dann weiter Verfchmiedet. ErSt Krupp uud feine Nachfolger (namentlich Meyer in Bochum in Anwendung auf Glockenguß) Verbanden eSe den Stahl in großen Maffen fo abzugießen daß eiue im Iuuern blafenfreie^ gleichmäßige Maffe erhalten wird. Die Erfahrung lehrt und eS ift beim Uberdenken der Sache anch kaum auderS zu er* warten daß fowohl der gefrifchte als der Zementftahl in chrer MaSfe der Gleichartigkeit ermangeln e daß Sie Stets an Vermiedenen Stellen in Te^tnr und Härte Verfchieden find. Der geübtefte Arbeiter kann durch noch So Sorgfältiges Sortieren und Gärben keine VoU^ ftändige^ fondern nur eine nngefähre Gleichartigkeit herftellen. Diefer dem Gärbftahl an* hängende UbelStand iSt ein läftigere denn wenn eS Schon dem Laien Verdrießlich ifte wenn

110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. ein gewöhnliches GebrauchSmeffer harte nnd Weiche Stellen iu der Schneide hat^ wie erSt dem Techniken der eiu mühfameS Arbeitsstücke die Radwelle zu einer Seinen Maschine^ daS HemmnngSrad einer Eylindernhr U. S^ w ^ faft vollendet hat und nnn fehen mnße daß Sich daSfelbe nach dem Härten infolge der Ungleichartigkeit der MaSSe krnmm gezogen geworfen hat^ worauf in der Regel daS Wegwerfen Solgeu muß^ oder wenn ein Stüde daS eine hohe Politur erhalten SoU^ diefelbe nicht allerorts gleichmäßig annimmt. Diefe ernSten Unzuträglichkeiteu brachten deu englifchen Uhrmacher Huntsman anf den G e d a u k e n e eine Umfchmelznng deS StahlS zu Verfuchen Wahrscheinlich ausgehend vou der Jdeee daß die flüffige^ ungleichartige MaSSe durch Zufammenrühren eine mittlere Gleich* förmigkeit annehmen mÜffe. Räch UberwindUUg mannigfacher Hmderniffe fielen die Ver* suche fo gut anSe daß Huntsman im | a h r e 1740 bei Sheffield eine GußStahlfabrik anlegte^ die noch gegenwärtig beSteht und den Namen HuutSmanftahl in Umlauf gebracht hat. Eiu ^weites fich anfchueudeS Etabliffement lieferte den M a r f h a l S t a h l ^ Die erSten GußStahlfabrikanten hatten lange Zeit nnd bis inS laufeude Jahrhundert Sowohl mit FabrikationS* als äußeren Schwierigkeiten zu kämpfen; nach der eiueu Seite war eS befonderS die Forderunge die notwendige fehr hohe Schmelzhitze zu erreichen e nach der andern daS Vorurteil der Konfumenten gegen daS P r o d u k t e bis Sich allmählich heraus* Stellte e daß daSSelbe gleichförmiger und beSSer fei als der auS Deutfchland bezogeue Gärb* ftahl. Bou da an hatteu Steiermark und Kärnten fonft die monopolisierten Stahllieferanten eine mächtig emporwachfende Konkurrenz Sich gegenüber. Denn der Gußftah^ wiewohl auch feine Vefchaffenheit Von Sorgfältiger Auswahl deS Rohmaterials abhängte ift vermöge feiner Gleichförmigkeit weit zuverläffiger zu bearbeiten uimmt jeden beliebigen Grad Von Harte an demzufolge bürgerte er fich fo ein daß jetzt zu feineren Stahlarbeiten uud allen Werk* Zeugen die große Härte und Heftigkeit haben foHen nur diefer S t a h l Verweudet wird. Die V e r e i t u n g deS G u ß s t a h l s befteht iu den meiften FäUen in einem Umfchmelzen deS fchon Sertigen RohStahlS^ wozu Sowohl Schmelz* als ZementStahl Verwendbar ift. Diefer letztere e anS dem beften fchwediSchen uud rufSifcheu EiSen b e r e i t e t e dient zur Er* Zeugung deS Vorzüglichsten JnStrumentengnßftahlS^ der in England in bedeutendem UmSange hergeftellt wird e Während Puddelftahl beSonderS iu Weftfalen (Krupp e Meyer) Verarbeitet Wirde Soweit ihn nicht der Veffemerftahl Schon verdrangt hat; daS Produkt iSt Maffen* oder MafchinengußStahl zur Erzeugung viele Zentner fchwerer Stücke (Gefchütze^ Glocken e M a fchinenteilee Walzen e Achfen Radreifen u. f. w + von denen man beSonderS eine große Dichtigkeit nnd Zähigkeit Verlangt Zur Erzeugung deS GußfüchlS in den gewöhnlichen Dimenfionen (JnStrumentenguß* Stahl) nimmt m a n den in dünne Stäbe ausgereckten und gehärteten Rohftah^ ^erfchlägt ihn in kürzere Stücke und fetzt diefelben in etwa 40 hohe uruenförnrige Tiegel eine die uicht mehr als faffen. Die Tiegel werden mit gutfchließenden Deckeln Verfehen da die Abhaltung Von Luft und FeuergaSen Vou der SchmeIzmaffe eine felbStVerStändliche Hauptbedingung ifte Weil unter deren EinSluß der Stahl Sich gar bald Veräuderu und Ver* brennen würde. Die Tiegel find ein wichtiger Gegenstände müSSen aus den beften Seuer* feften Thon* und EhamottemaSSen hergeftellt Sein und überdauern in der Regel nicht drei Schmelzungen^ ohne deSekt zu Werden. D e r SchmelzoSen SelbSt wird Schon nach drei* oder Viertägigem Betriebe reparaturbedürftig e fo Stark muß die Weißglühhitze gesteigert werden Zu dereu Erzeugung gewöhnlich KokS dienen. Die kleinften OSen SaSSen nur zwei Tiegel; man hat aber auch größere^ wie in Fig^ 6 8 deren einer abgebildet iSte Welcher zehn Tiegel hält. JSt nach drei* bis Vierstündiger Einwirkung der Hitze der S t a h l niedergeSchmolzen So kommr noch viel darauS an daß derSelbe in richtiger Temperature nicht zu heiß^ nicht zu kalte auch uicht zu raSch oder zu langSame anSgegoSSen werde. ES dienen hierzu zweiteilige gußeiSeme Formen Verschiedener Größe e je nachdem Sie eine oder mehrere TiegelSüHungen auSnehmen Sollen. DaS Gußftück bildet eine Varre oder edige S t a n g e e die an und Sur Sich keiner technischen Anwendung Sahig iSt^ Denn abgefehen davon daß der geschmolzene Stahl keine Form fcharf ausfüllt^ alfo Von einem Vergießen gleich dem Gußeifen bei ihm keine Rede ift^ zeigt er auS der VrnchSläche eine körnige^ rauhe e unebene Befchaffenheit^ eine Menge kleinen blafenförmiger Löcher und inmitten weift eine g r ö ß e r e e mit fpitzen KriftaUen ausgekleidete Höhlung. DaS flüffige M e t a l l muß daher erft iu Erziehung genommen d. ^

11^ durch platten ^ Schmieden^ Wa^en u. S^ w. raffiniert werden. Beim AuSfchmieden^ daS Stets in einer Hitze zu gefche^en hat^ muß eine rafche^ umsichtige^ mehr fubtile als gewalt^ fame Behandlung Stattfinden und ^eißgltchhitze Vermieden werden. BeSSere Korten Ver^ arbeitet man ftetS unter dem ^ammer^ wahrend man bei geringeren^ nach vorausgegangenem Dichtfchmieden ^ auch die Walzwerke zu Hilfe nimmt. ^b der Gußstahl Schweißbar Sein Wird oder nichts hangt Von dem ^ohlenftoSfgehalt ab^ je h^er dieSer fteigt^ um So mehr geht die Schweißbarkeit Verloren. Uber die kleinen Dimensionen^ in^ welchen die Erzeugung des Gußftal^S ^ach ^or^ beschriebener WeiSe Sich galten muß^ kann man auf zweierlei ^ e i f e hinauskommen. Man kann erftlich addieren^ eine größere S u m m e aus mehreren tleiuen bilden^ indem man in einem Vergrößerten Ofen eine Anzahl Tiegel zugleich Verschmilzt und den schalt derfelben V^r dem Ausgießen in einem großen^ Vorher glühend gemachten Gefäße unter Umrühren Vereinigt. S o wird auch noch bei Krupp Verfahren^ und bei koloffalen ^ußftücken find hunderte Von Arbeitern beschäftigt^ in militärischer Ordnung und im Laufschritt die ^chmelztiegel^ jeder Von zwei ^ a n n an einer Stange getragen^ herbeizuschleppen und in daS ^ammelgefäß auSzufchütten. Vei der andern Methode umgeht man die Tiegel ganz Schmitt größere ^tahlmaffeu direkt in dazu eingerichteten Flammofen. ^ a man aber hierbei daS Metall Vor nach^= teiligen Veränderungen nicht durch einen De^el Schützen kann^ fo muß man für einen anderweiten Schut^ nämlich für eine decknng durch eine feuerflüffige ^affe forgen^ welche auf dem Metalltümpel Schwimmt. Früher wurde die Art diefeS F^SSeS Von den englischen Stahlfchmel^rn geheim ge^ halten ^ bis man einfehen lernte ^ daß Sich gewöhnliche GlaSmaSse^ mit einem Vora^Zufatz leichtflüssiger gemacht^ hierzu am besten eignen müffe^ da diefe ganz diefelbft^ Verftändliche Bedingung erfüllt^ fich iudiffe^ rent zu erhalten^ d. h^ der ^etallmaffe weder etwas abzutreten noch zu entziehen. Soweit war man alf^ mit dem Guß^ ftahl Schon lange gekommen^ als plötzlich Vor ungefähr ^ 4 fahren ^rupp in Effen mit feinem neuen ^ortfchritt auftrat^ der alle Fachleute der ^ e l t in Staunen fetzte. ^ war eS gelungen^ den ^ußftabl in Stücken Von nie geahnter Größe und untadelhaft gleichförmiger Befchaffenheit he^uftellen^ und z^ar nicht nur durch bloßeS ^uSammeu^eße^ fondern auch — und darin befte^t daS Wefentliche der ^ruppScheu Technik - durch eme ganz energische Bearbeitung der (^ußftucke mittels Dampfhämmer in he^em ^uftande. ^urch die Anwendung Von Riefendampfhämmem in Dimenfionen^ Wie fre Vordem mcht aunahernV aeda^t Worden waren ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

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110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. ihre LeiStnngen vorteilhaft anzeichnen; immer aber ift noch daS Kohlenbecken an derRnhr der HauptSitz der GußStahlerzeugung und Krupp der Matador aller Fabrikanten^ fowohl WaS die AuSdehnnng deS GefchäftS als die innere Güte feiner Produkte betrifft. ^ ^ r n ^ c h e ^ b l i ^ C U t ^U ^ e U Steht an Großartigkeit und mehr noch dnrch zweckmäßige und finnreiche Einrichtung einzig in der Welt da. Früherhin hatte hier niemand Zutritt^ nnd Selbft die AbteilnngSVorfteher kannten jeder nnr Seinen Wirkungskreis. Rener* dingS Sind Von der Regel AnSnahmen gemacht und Vefncher angenommen worden; eS kann anch wirklich nicht die Befürchtung auftauchen^ daß Lente^ wie der Schah von Perfien^ fich die Geheimniffe abfehen und daraufhin KonkurrenzetabliffemeutS errichten würden. Aber anch eine ganz flüchtige Wanderung durch die enormen Anlagen ift eine volle Tagereife; eS hat Souveräne gegeben ^ die nicht fo Viel Kartoffelfeld in ihrem Reiche hatten^ als diefe Werkftätten der hochften Intelligenz R a u m einnehmen. Wir geben in Fig. 79 eine Anficht deS KrnppSchen EtabliffementS^ ohne jedoch auS Vefchreibnng deSfelben im einzelnen eingehen Zn können^ eS foUen nur einige Angaben hier folgen^ diennS einen Begriff Von dem groß* artigen Umfang diefeS EtabliffementS Verfchaffen. Die nachfolgenden Angaben entnehmen wir einem Berichte der Firma Vom Herbft Während im Iahre 1869 noch die Zahl der im Kruppfchen Etabliffement befchäf* tigten Arbeiter 1 7 6 9 betrug und diefelbe 1 8 ^ 9 auf ^ 8 4 geftiegen war^ beträgt diefelbe jetzt ungefähr 2 9 9 9 9 Arbeiter^ die dafelbft ihr Brot Verdienen. Die Z a h l der Familienmitglieder der im Etabliffement überhanpt beschäftigten Meuchen beträgt jetzt 45776^ So daß alSo im ganzen 6 5 ^ 8 1 Perfonen im EtabliSSement chren Unterhalt Sinden. Von diefer Anzahl leben 19099 Menfchen in Arbeiterhänfern ^ die der Krnppfchen Firma gehören. Diefelbe befitzt in Effen 4 ^ 9 Dampfkeffel^ 4^9 Dampfmafchinen Von 2 — 1999^Pferdeftärten^ zu* fammen 1 8 ^ 9 9 9 Pferdestärken; Serner find in dem Etabliffement 1 1 Hochöfen im Betrieb sowie 154^ andre Ofen vermiedener Art^ 8 ^ Dampfhämmer Von 1 — 5 9 Tonnen Gewicht und 21 Walzmühlen. Tie Firma beSitzt anßerdem noch 4 Hochöfen in DniSbnrg^ Renwied nnd Sayn^ Sowie 54^ EifenbergWerke in Dentfchland nnd mehrere im nördlichen Spanien. Im Iahre 1 8 8 1 wurden in Effen ^ 6 9 Millionen ^ Stahl und Schmiedeeisen prodnziert. Der Verbrauch an Kohlen beträgt täglich ^ 1 9 0 Tonnen und der Von EiSenerz für die Hoch* öfen 1500 Tonnen täglich. Daß in einem folchen EtabliSSement neben den genannten GroßkräSten auch eine Un* Zahl von kleineren Maschinen zur Weiterbearbeitung: ArbeitSmafchinen^ Drehbänke^ Schleif*^ Hobel*^ FräS*^ Bohrmafchinen u. f. w.^ in Thätigkeit find^ ift SelbftVerftäudlich. Viele Von ihnen haben für die eigentümlichen Zwecke befonderS erfunden Werden müffen. I n der Artillerie brachte daS Auftreten Krupps bekanntlich eine totale Umwälzung zu* Wege. Die UnVerWüftlichteit deS KnßftahlS für Gefchützrohre ftellt deuSelben hoch über jedes andre Material. Ein Rohr aus der So koftSpieligen Bronze hält kaum mehr als 800 Schüffe auS; eine 12pfündige Granatkanone auS Gußftahl zeigte fich nach ^OOO SchüSSen noch Völlig frei Von jeder Abnntzung. Diefe ungeheuren Vorzüge waren fchon Vor länger als ^ 9 Iahren dnrch Vielfache Verfuche in Hannover^ Braunfchweig nnd Bayern erwieSen nnd anerkannt; aber dabei blieb eS^ bis Louis Rapoleon in Italien die Kruppschen gezogenen Kanonen fpielen ließ nnd der ganze Emft dieSeS SpieleS der Welt Vor Augen lag. Die Stahlkanone wurde nun plötzlich ein gefuchter Artikel und Krupp der Lieferant Von Mordwerkzeugen p^r excellence. Die Kanonen werden übrigens wie die bronzenen anS dem Vollen gearbeitet nnd dann gebohrt; in Preußen beforgt man diefe Bohrung felbft. I m deutsch *Sranzofifchen Kriege haben die Schwarzen Stahlkanonen große Arbeit geleistet nnd anch ihre Schwache Seite oSfenbart: fie find nämlich doch dem Springen nnter* WorSen und die Bruchftücke richten weit umherfliegend Unheil an; man hat daher oSt Wieder die BronzegeSchütze belobt^ welche nur aufreißen^ ohne Schaden zu ftiften. Zudem behalten letztere einen MetaUwert^ der Stahl dagegen nicht. Auch Panzerplatten für Panzerschiffe werden auS Gußftahl gefertigt. AIS Krupp 1 8 5 1 auf der Londoner |nduftrieauSStellung mit Seinen Gefchützrohren^ mit Stahlblöcken bis zu 4^ Zeutnernu.S^ W. erschien^ war er der einzige^ welcher damals eine im Gußftahlfache erteilte Auszeichnung empfing. AIS er im | a h r e 180^ wieder er* Schien^ hatte er feine LeiftnUgen gegen früher auf daS Zehnfache gefteigert.

^aS Eifen uud die ^ifemndnftrlc. Rachthun konnte man eS chm weder in England noch anderSwo; Dentfchland ftand und Steht auch bis jetzt noch in dieSem Fache einzig da. Anf der Londoner Anstellung Von 1802 befand fich Von Krupp (f. Fig. 71) ein maffiver gußStahleruer Eylinderbloek Von 2 9 9 0 0 ^ Schwer^ ^ m hoch und 110 cm im DurchmeSSer^ in dem Zuftande^ wie er aus dem Guß hervorgegangen war^ ohne anS* gefchmiedet oder mit Werkzeugen bearbeitet worden zu Sein. DerSelbe ward in kaltem Zu* Stande^ nachdem er etwas angefägt worden^ nnter dem Dampfhammer mit Schlägen Von 1999zentneriger Wucht^ davon er über 1 9 9 auShielt^ fo lange bearbeitet^ bis er mitten durchgebrochen war. Durch die VrnchSlächen Sollte Vor Augen gelegt werden^ wie die Fabrik ihren Stoff fo Vollkommen beherrfcht^ daß bereits der Rohgnß rein^ dicht und blafen* frei ift^ daS nachfolgende Schmieden alfo nicht die Verdichtung Von Blafen und Poren zum Zweck hat^ Ein ähnlicher Vierkantiger Block Von 4000 ^ Schwere^ in der einen Hälfte roh gelaffen^ in der andern auSgefchmied^ war der ganzen Länge nach durchbrochen worden. Hierdurch wurde alfo nicht allein die gute Struktur deS RohgnffeS^ sondern anch die Veränderung und Verbeffernng deSfelben durch die Schmiedearbeit iUnftriert Anch fah man Verschiedene impoSante Varren und platten^ welche ftarken Verbiegnngen auSgefetzt worden waren^ nm die bedeutende Zähigkeit deS Materials inS Licht zu Stellen. Die Fabrikation der in Deutschland und England patentierten Eisenbahnräder ohne SchweißUng war durch alle Stufen hindurch mit Proben belegt. Die Krnppfchen Räder liefen damals fchon nicht nur auf europäifchen^ fondern anch auf amerikanifchen nnd oft* indifchen Vahnen^ und Seine AchSen find unübertroffen in Dauerhaftigkeit und Sicherheit. Schon feit I a h r e n hat die Kruppsche Fabrik eine Entfchädiguug Von 45000 Mark auS* geSetzt^ wenn ihre Achfen in den erften zehn lahren der Verwendung brechen. I n London Sah man Schlichte StahlachSen Sur Eisenbahnwagen^ dann Solche mit ftäylernen Scheiben* rädern^ Kurbelachfen für Lokomotiven wie für Seefchiffe^ letztere durch ein Exemplar Von 15900 ^ Schwere Vertreten; ferner andre wnchtVoHe Stücke^ wie SchiffSanker^ Schrauben* fpindeln für mächtige Preffen u. f. w.^ endlich auch die berühmten Kanonen in einem Sor* timent bis zum Hundertpfünder hinauf. Aber Krupps Von keinem erreicht^ übertraf fich felbft^ denn auf der ^arifer AuS* Stellung Von 1 8 6 7 trat er mit einem Güßftahlblock Von 40099 ^ Gewicht auS. Tiefem Erzeugnis der Gußftahltechnik entsprachen die neben chm auSgefteUten ^ von welchen die große Kanone^ deren VeSprechung wir uuS für Später auffparen^ ein KnßStahlStück von 50999 ^ Schwere^ die ganze Welt Von fich reden machte. | n Wien endlich zeigte er 187^ einen Gußblock von 26^599 l^g uud unter den Gefchützen eine Stahlkanone von ^6699 ^ Gewicht. Den VeweiS^ daß eS keine Dimension gibt^ bis zu der er die Größe Seiner Gußftücke nicht zu Steigern Vermöchte^ hat Krupp damit hinlänglich geliefert Außer der Kruppfchen Fabrik zeichnet fich anch die Von M e y e r in Vochnm durch ungewöhnliche Leiftuugen auS. Diefelbe hat Sich neben der HerfteHung Von Achfen nnd Rädern für Eifenbahnen und Vorzüglichen Stahlblechen befonderS anf den Guß Von Glocken Verlegt nnd macht durch ihr Erzeugnis die teuren Glocken auS Bronze VoUftändig nnd mit großem Vorteil entbehrlich^ denn fie berechnet daS Kilogramm chreS GuffeS nur mit Mark^ bei Glocken über ^59 ^ nur mit Mark. Die Güte der Glocken^ chre Haltbarkeit^ ihr reiner^ kräftiger^ weittragender Ton haben bereits weitgehende Anerkennung gefunden. Auf der Parifer Ausstellung Von 185^ befanden Sich zum erftenmal drei Solcher Glocken. Da die Techniker die Sache für Schwindel^ die Maffe für GnßeiSen erklärten^ So blieb nichts übrige als eine derSelben zu opfern. Man überließ den Gegnern die Auswahl nnter den dreien^ Schlug die bezeichnete in Stücke uud ließ diefe wiederholt auSSchmieden nnd härten^ Wodureh denn allerdings ihre Stahlnatur zur Genüge erWieSen wnrde. ^ i l c h e r ^ t a h l . Während im Abendlande der Gußstahl erft neu erSunden werden mnßte^ kennt und übt man die Sache in Oftindien^ wie eS Scheint^ feit undenklichen Zeiten^ Sreilich in Sehr kleinen Dimensionen. D e r indische Stah^ Schon lange unter dem Ramen Wootz oder Vombayftahl berühmt^ lieSert befonderS zu den ausgezeichneten indischen nnd perSiSchen Säbelklingen daS Material und übertriSft durch feine Härte ^ die felbft beim An* laffen wenige Verliert und die Verarbeitung der Maffe fehr fchwierig machte den gewöhnlichen Gußftahl bei weitem. Man fucht ihn beSonderS für feine fchneidende Werkzenge. Übrigens

foil echter Wootz fehr feiten nnd weift durch einen S t a h l vertre* ten fein der Von Engläudern in Oftindien aus dem dortigen gnten Magneteifenerz mittels Holzkohleu erzeugt wird. Tie Methode deS IndierS Zur Gewiuuung Von Eifeu und Stah^ vou Reifenden mehrmalS ausführlich befchriebe^ erhebt f i c h e wie fchon gelegent* lich erwähnt^ kaum über die der Schwarzen. | n einem kleinen ans Lehm und getrocknetem KnhdÜnger erbauten Schachtofen fchichtet man fandförmigen Magneteifenftein mit Hofkoh* len trodenem KnhdÜnger und Zerkleinertem Holz und facht daS Feuer mit einem doppelten Vlafebalg auS ZiegenfeUeu an bis nach mehreren Stuudeu der Ofeu iu voller Glut ift. Run fetzt man daS Blafeu uuter wiederholtem Nachgebeu Vou Erz uud VrennStoff noch acht Stuudeu laug forte läßt dann erkalten uud gewinnt eiueLuppe gutes Schmiedeeifen Vou etwa ^0 ^ Um daraus Stahl zu machen zerfchrotet man eS in kleine Stücke und legt diefelben Znfammen mit abgewogener Menge Kohle und grünen Vlät= teru Vou bestimmten Hörern uud Gew achfen in kleine Tl^ontiegel ein deren jeder etwa ^ bis 1 ^ Eifen faßt. Die mit eingeftampftem Thon gefchloffenen und getrockneten Tiegel werden Sodann in einen kleinen Gebläfeofen dergeftalt eingebaut^ daß fie ein Gewölbe über dem Feuer b i l d e n e Welches nun ^ Stunden lang in größter Hitze erhalten wird. Räch dem Erkalten entnimmt man iedem Tiegel einen kleinen gefloffenen Stahlklumpen. Tiefe P r o d u c e Weil ganz mchämmerban müffen erft in einem Gebläfeofen wieder anhaltend geglüht werden worauf man fie unter Handhämmern anSfchmiedet. Die Erzeugung

^ndifcher Stahl.

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110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. deS echten WootzStahleS ift auf weuige Bezirke Vou Miffore und auf Salem in Madras befchränkt^ und SoU derfelbe auS chromhaltigeu Eifeuerzeu erzeugt werdeu. Eiu andres Produkt alter Induftrie Sind die dem Ram en nach jedem bekannten per* fifchen oder D a m a S z e u e r k l i n g e n die als wahre wuuder Von Biegfamkeit^ Zähigkeit uud Feftigkeit gelten uud mit denen m a n ohne daß fie leiden eiferne Nägel zu dnrchhanen im Staude ift. Eine befoudere Art S t a h l hat mau iu deufelben nicht gefuuden vielmehr eine Vereinigung Vermiedener Stahlf orten oder Stahl- uud Eif enteile ^ die iu Vlechform Vielfach übereinander gelegt ^ Vielfach umgefch weißte dabei fchraubenförmig gedreht n. f. w. fcheinen. Durch Atzen mit Säureu ift dann daS iunere GeSüge ^ der Verlauf der eiuzelueu Fafem fichtbar gemacht und tritt in F o r m Von helleren uud dunkleren Schön Verfchluugeueu Adern nnd Linien (Damaft oder Damaszierung) herVor^ wie wir eS an den Rohren der befferen Jagdgewehre bemerken können die auf ähuliche Weife hergefteUt werden. Hier hätten wir alfo ein Veifpiel daSün wie alte nnd sremdländiSche IndnStrien anf bloße Empirie und lange Erfahrnng geftützt^ eS Sogar nnfrer heutigen Technik zuvorgechau. Wir müffen aber dabei bedenken daß unfre Zeit andre ^ fabrikmäßige GefichtSpnnkte hat^ daß fie weniger darauf ausgeht ^ mit großem Arbeitsaufwand einzelne Meifterftücke zu Schaffen fondem zunächft möglichst Viel und dieSeS allerdings auch möglichst gnt liefern will. ^ i ^ n g n ^ . Schon in den älteften Zeiten Verftand man Sich ganz Vorzüglich anS den MetaUgnße aber daS Gußmaterial w a r hauptfächlich die Vronze; Gnßeifen war gänzlich unbekannt und mußte eS bleiben bis die Erzschmelzknnft fich zum Gebrauch deS Hochofens^ nnd zwar eineS mächtigen intenfiV wirkenden Hochofens emporgearbeitet hatte^ denn felbft daS bei fchwächeren Hitzegraden erblafene weiße Roheifen bildet^ wie fchon gefagt^ noch kein geeignetes Gußmaterial^ eS ift zu dickflüffig ; nur daS bei höherer Hitze erfloffeue graue uud hochftenS halbiertes Roheifen kann für den Guß iu Vetracht kommen. Indem man im Ver* lauf der Zeit die Eifeufchmelzöfeu immer mehr erhöhte nnd erweiterte ^ die Gebläfe Ver* Stärkte^ hatte m a n anfänglich kein andres Ziel Vor Angen als daS der höheren AnSbente^ nnd fomit erfcheint eS immerhin als ein Werk deS Zufalls oder doch als eine ungefnchte Zugabe^ daß unS im Roheifen ein Gußmaterial erwuchs^ deffen Anwenduug uud Vedeutuug fich ohne Unterlaß fteigert^ deffen Verkörperuug unS in tauSendSachen Formen vom ko* lofsalften Van* und Mafchinenftück bis zum zierlichfteu Gebilde deS Lu^uS^ eutgegeutritt. Veim MetaUguß überhaupt kommen felbftVerftäudlich als die zwei Hauptfachen in Vetracht die G u ß m a s f e und die F o r m e n . WaS die letzteren anbetrifft^ fo hat daS Von ihnen zu Sagende meistens eine allgemeinere Bedeutung^ denn eS ift leicht begreiflich ^ daß man in eine zum Eifengnß hergerichtete Form in Vielen FäHen anch andre Metalle wird gießen können. D i e Metalle felbft dagegen Verlangen je nach ihrer befonderen Raün fchon mehr Vermiedene Rückfichteu uud VebandlungSWeifen. Am wenigften kostfpielig geftaltet fich natürlich der Guß^ Wenn derfelbe gleich Vom Hochofeu weg^ in der ersteu Schmelzung^ Vorgeuommeu wird. D i e M a f f e behält dabei zwar alle ihre natürlichen Verunreinigungen ^ doch gibt eS eine M e n g e Fälle ^ in denen dieS Weniger auf fich hat. I u deu meiften andern FäHen wird jedoch daS Roheifen zum Guß iu kleineren Ofen ( K n p o l ö f e n ) wieder eingefchmolzen. DaS Roheifen Verträgt je nach feiner Onalität eine gewiffe Anzahl Umfchmelzungen uud feiue Feftigkeit fteigert fich dabei uoch^ biS eine Grenze erreicht ift^ Von wo ab fie bei weiterem Verfchmelzen fehr rasch abnimmt. Die natürlichen Vernnreinignngen deS RoheifenS kommen auch beim Gießen in Ve* tracht. SchWefelreicheS Eifen wird nicht gut düuuflüffig und erftarrt ungleich; indeS fchadet eine geringere Portion Schwefel nicht befonderS^ fo daß eine M a f f e ^ die wegen chreS SchwefelgehaItS ein fchIechteS Stabeifen geben würde ^ häusig noch zum Guffe tauglich ift. Der Phosphor modistziert ebenfalls daS Gnßeifen Wefentlich^ doch in einer Weife ^ die für manche Zwecke gern gefehen ift. Er macht daS Metall fehr dünnflüffig^ langfam erftarrend^ erteilt chm ein dichtes^ SemeS Koru und die Neigung^ Weiß zu werden. Zum Gnß iSt daher Solches EiSen ganz paSsend und wird hänfig dazu Verwendet^ uamentlich daS ftetS phosphor* haltige Erzeugnis deS RaSeueiSeuerzeS. Doch Sehlt chm bei aller Härte die Zähigkeit ^ eS taugt nnr zu feinen Gnßwaren nnd zu Stücken die keine mechanifche Anftrengnng und keine Stöße anSzuhalten haben. Vei einem höheren Gehalt als etwa ^ Prozent Phosphor Wird eS zu brüchig. DaS hochgekohlte graue Roheisen ^ Welches beim Erstarren Viele

Eifenguß^ ^ ^raphitfchuppen auSftößt und dadurch rauhe Oberflächen erhält^ taugt nichts wo eS Sich um ScharSe Abformung handelt^ dagegen ift eS zu dem Spater zu erwähnenden ^art- oder SchalengnSSe^ bei welchem die Außenseiten raSch erkalten und die BeSchaSfenheit deS harten^ weißen RoheifenS annehmen^ ganz an Seinem platze. Der EiSenguß mit Umfchmelznng^ alfo der nicht dirett Vom Hochofen Weg erfolgende^ geschieht entweder aus Tiegeln^ auS Flammöfen oder auS den fchon erwähnten Kupolofen. Beim Tiegelguß fetzt man daS in kleinere Tl^n^ oder ^raphittiegel eingefe^te ^oheifen (gewöhnlich nur ^ — 4 der ^itze eines ZugofenS oder kleinen GebläfefchachtofenS auS; daS Metall Verändert Sich dadurch Wenig^ da eS nicht mit der Feuerung in direkte Berührung kommt ^ aber die Kostspieligkeit der Tiegel und der notige hohe Aufwand Von Brennftoff machen daS S^uSt begueme Verfahren teuer ^ daher eS ausschließlich für gewiffe kleine ^ n duStrien^ hauptsächlich zur Erzeugung Von Bijouterie- und ^unftfachen diente bei denen auf die Formgebung fo Viel gefchlagen werden kann^ daß der Wert des Materials dagegen nicht in Betracht kommt; denn man gießt Sachen Von folcher Feinheit und Leichtigkeit^ daß bis gegen einzelne Stücke auf daS Kilogramm gehen und sich der Wert deS RohftoffS um daS Bieltaufendfache Steigert.

DaS Gießen auS Kupolofen ift der Betrieb derjenigen Anftalten^ welche fich mit dem ^uß Von MafchinenStücken^ Geräten ^ Gefäßen u. f. w. befaffen. M a n Verarbeitet hierbei neben den auS dem Handel bezogenen Rol^ifenbarren viel alteS Gußeifeu^ Bohr- uud Drel^ fpäne^ gattiert Verfchiedene Eifenforten und setzt auch SchmiedeeifenabfäUe zu. ^ie Kupol^ öfen sind Schachtöfen Von fc^r Vermiedener innerer ^eftaltung^ mit fenkrechten^ komfchen^ banchigen u. f. w. Wandnngen. ^e nach dem Brennmaterial (man wendet nur Holzkohlen uud gute KokS an) unterscheidet man höhere unt geringerer ^eite für ^ohlen^ betrieb ^ niedrige (1—^ ^ und weitere f ü r KokSbetrieb. Der Ofen ift oben offen ^ Von feuerfeften Steinen erbaut oder einer dergleichen Th^n= und Sandmaffe aufgeftampft uud ^ Stets mit eiuem eifernen Mantel umgeben. D^er Kupolofen hat eine gefchloffene Bruft; fonft ähnelt fein Betrieb im kleinen dem deS H^chofenS^ denn eS Wird derfelbe mit abwechselnden Schichten von EiSen und Brennstoff befchiekt und die Schmelzung durch ^ebläSe geSördert.

110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. Heiße Gebläfelnft chut anch hier fehr gnte Dienfte. AuS der ASche deS Brennmaterials^ fremden Stoffen deS EifenS und dem Kiefeld den die Ofenwände dazu liefern^ entftehen denn auch bei diefer Schmelzung einige Prozente fchlackiger Abfall; indes fo bedeutend wie im Hochofen find die Umwandlnngen niel^ fchon weil daS Schmelzen hier zu fchnell geht. DaS Eisen Verändert feine chemifche Befchaffenheit nicht bedeutend^ doch pflegt eS fein* körniger nnd dichter zu fallen als Vom Hochofen. Die Kupolöfen arbeiten in der Regel nicht wie der Hochofen nnauSgefetzt^ fondern man läßt fie die Nacht über nnbenntzt Größere Eifenmaffen^ Von 2 5 0 9 — 5 9 9 9 ^ anf einmal^ bewältigt man in Flamm* öfen^ die Wegen deS nötigen Starken ^UgeS bedeutend hohe Schornfteine^ aber keine Ke* bläfe haben. D a S (uuVerkohlte) Brennmaterial brennt hier^ wie nnS bekannt^ abgeänderte nnd nur die Flammen Streichen über die zu Schmelzende MaSSe. DieSe liegt anf geneigter Fläche^ und daS Flüffige Sammelt fich an der tiefften Stelle^ wo daS Abftichloch ift.

Bei diefen Ofen wirkt die Luft einigermaßen mit nnd Verändert daS Metall dnrch Verbrennen Von KohlenStoSf. ES kommt alfo beSonderS daranf an^ daß daS Niederfchmelzen rafch (in ^ ^ 4 Stnnden) gefchehe^ da eine zu weit getriebene Entkohlung die Gießbarkeit beein* trächtigen würde. Durch eine teil w e i f e Entkohlnng gewinnt daS Eifen aber an Weich* heit nnd zugleich an Feftigleit Tugenden^ die dem Kupolofeugnß abgelten. Man bedient fich demnach deS GuffeS auS Flammöfen^ bei denen auch die Gasfeuerung anwendbar nnd in Gebrauch ift^ einerfeitS zu großartigen Gußftücken überhaupt nnd dann zu Solchen Gegenständen^ Von denen nicht allein Feftigkeit^ Sondern auch eine geWifSe Zähigkeit^ ein Widerstand gegen Bruch Verlangt wird. Die Übertragung der gefchmolzenen MafSe auS dem Ofen in die Formen ift natürlich je nach der Große der zu behandelnden MaSSen mehr oder weniger nmftändlich. Zuweilen läßt man daS Eifen gleich Vom Stichloche deS OfenS Weg durch eine mit Formfand auS* gefchlagene Rinne in die Form lanfen; meiftenS überträgt man eS mittels Gießkellen Von Gußeifen oder ftarkem Blech die mit Lehm überftrichen find. Eine folche^ an emem ^ langen Stiele Von einem Manne zu tragende Kelle faßt bis 25 l^g Eifen. Zu größeren Maffen hat man Gießpfannen auS genietetem Keffelblech^ welche 1 bis ^90 ^ f äffen und Von mehreren Personen auf einer T r a g e transportiert werden.

^ DaS Eifen und die Eifeninbuftrie. Roch größere Pfannen mit 40^ ^ 1 0 0 Rentnern bewältigt man mittels eiueS KrauS^ der fie hebt nnd fortführt. Zu den allergrößten Stücken Von mehreren hundert Zentnern Schwere sammelt man felbft mehrere folcher Kranfülluugeu erft iu einem großen dickblechernen mit Lehm abgestrichenen uud iu einem TrockenoSen Stark erhitzten Kaften der auf eiuem eiferueu Wagen ftehend an die GußfteHe geSahren wird^ wo mau durch AuSzieheu eineS Schiebers daS Metall auSlauSen läßt. StetS m u ß m a n wie beim MetaUguß überhaupt^ die gauze ^u einem Stücke benötigte MetaHmaSSe fo zur Hand haben daß fie in einem FüSfe die Form füllen kann; ein abfatzweifeS Gießen wäre ganz unstatthaft^ denn daS GnßStück würde kein innerlich Vollkommen zusammenhängendes Ganzes bilden. Unser Bild (Fig^ 74) zeigt uuS die Gießhalle der Grufoufchen Eifengießerei iu Vnckan bekannt durch die Aufertiguug Von Hartgußgefchoffeu für Verschiedene Großmächte ^ wie Preußen Frankreich^ Rußlaud ^e. ES ift der Augeublick dargeftent^ in dem Sich die feurige MaSfe auS dem Stichloch deS OfeuS hochanf dichte Fuukeu fprühend über die Rinne iu die kolossalen Gußpfannen nnd Von da in daS große Gerinne ergießt.

^rft^n^ ^ ^ f t ^ r ^ n für ^ S ^ ^ r m e n ^ Die gute Vefchaffenheit und richtige Vehandlnng der Formen ift natürlich bei der Gießerei eine ^auptfache. I h r e Herstellung bildet ein befondereS Gefchäft uud gehaltet fich je nach deu Vermiedenen Zwecken fehr mannigfaltig. Die Anfertignng der dazu uötigen M o d e l l e ^ foweit fie Von Holz fmd^ beforgt der ModeUtifchler. Die F o r m * maffe^ iu welche die Modelle eiugeformt werden ift in der Hauptfache gnt gereinigter und gefiebter S a n d Von eiuer gewiffeu Befchaffenhen öfter mit KokSpulVer uud andern Zu* traten gemifcht. M a n uuterfcheidet n ä f f e n Saud (auch grüner S a n d oder fchlechchiu Sand genannt) und Trockeufaud (Maffe^ fetter Saud). Der erfte ift ohne fremde Veimifchung und kann eben deshalb eine chm gegebene Form nur fo lauge bewahren als er feucht ift; der andre befitzt Von Ratur oder durch Zumifchung mehr chonige Teile und hält die Form* eindrücke auch nach dem AuStrockuen feft. Währeud alfo die Einformnng iu beiderlei Maffen fich gleich gestaltet^ erhalten die anS fettem Sand Vor dem Eingnß eine fcharfe AnStrocknuug. Der Trockenfandguß ist der gebräuchliche für die Eifengießerei^ und der Trockenranm für die Formen befindet fich über der Gichtöffnuug deS SchmelzofenS. Auf die Veschasfeuheit deS FormfandeS kommt fehr Viel a n da hiervon daS Gelingen deS GuffeS wefentlich ab* hängt; ein gnter Formfand foil feinkörnig fein die feinen Körnchen muffen nicht rund^ fondern mehr eckig oder fplitterig sein; im angefeuchteten Zuftande muß der Saud eiue ge* wiffe Plastizität befitzen darf aber nicht zu viel chonige Teile enthalten damit er beim Formen nicht fchmiert^ d. h^ er gibt in jenem Falle beim Ausheben der Modelle keine fanbereU Flächen; endlich muß der Formfand frei feiu Vou kohlenfanremKalk^ kohleufaurer Magnefia und GipS.

formen. ^^ I e nach der Geftalt der Gußftücke unterscheidet man offenen G u ß (Herdguß) und Kaftenguß^ der bei kleineren Dimeufionen Flafchenguß heißt. Herdguß kann nur ftatt* finden ^ wenn die Stücke bloß eine Rechtfeite haben^ wie Ofen* und Infchriftplatten und fonftige einfache und geringe Gegenstände. E r erfolgt in feuchtem S a n d e auf dem Fußboden deS GießhaufeS^ der hier nnter dem Worte H e r d zu Verstehen ift. DaS Modell wird in eine Sandfchicht eingedrückt und So lange mit Sand nmStampSt^ bis derselbe gleiche Höhe mit dem Modell hat^ dann letzteres Sorg* Sältig ausgehoben nnd daS Metall in die VertieSung ge* goSSen. Handelt eS Sich um eine Grab* oder andre SchriSt* platte^ So Setzt man anS ein gewöhnlich Schon Vorrätiges leereS Modell auS emem Vom Schrift* gießer oder Holzfchneider gelieferten SchriftenVorrate die Verlangten feilen und kittet die einzelnen Vuchftabeu au ihre Stelle feSt. I n allen den Fällen^ in welchen diefer einSeitige Guß nicht anwendbar ift^ mnß in e i n e r Flafche gegoffen werden^ d. h^ in einem eifernen Kaften^ der auS zwei^ oft auch auS mehreren übereinander liegenden Rahmen beSteht. Der unterste Teil diefer Kasten hat bei größeren Dimenfionen oft ein netzartiges Gerippe Von GnßeiSenplatten (f. ^ig. ^ um dem Sande^ der dazwischen eingestampft Wird^ mehr Halt zu geben ; daranS wird dann die eine Hälfte deS Modells^ ^ daS feiner Dicke nach in ^ ^ ^^ ^ ^ zwei Teile gefchnitten ift^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^^ eingeSormt^ indem man daS halbe Modell auf ein Form* brett mit der Formfläche nach oben legt^ den Kaften ÜberSetzt und dann mit FormSand feftftampSt und nmtehrt. D a n n paßt man die zweite Hälfte auf daS Modell ^ fetzt den zweiten Rahmen über den erSten ^ ^ ^ ^ ^ ^ nnd Siebt eine Schicht KohlenStaub auf. Nun fiebt ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ man zuerft FormSand auS ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ daS Modell ^ bringt nach ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ und nach mehr auf und ^ ^ ^ ^ ftampft ihn feft^ bis anch ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ der zweite Rahmen der ^ ^ ^^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ FlaSche gefüllt ^ft. Dann hebt man daS OberftÜck ab^ während der Kohlenftaub Verhindert hat^ daß Sich beide HälSlen Verbinden ^ nimmt daS Modell anS der Form und bringt den Einguß an; man macht zugleich hier und da einige Verbindungen^ wenn daS Modell z. B . ein durchbrochenes Ornament ift^ damit daS Metall Schnell überallhin gelangen kann; auch ein paar kanale^ die an daS Ende der Form Sichren ( L u f t p f e i f en)^ werden angebracht^ durch welche die ein* geSchloSSene Luft entweichen tann. Endlich Schließt man die F o r m und gießt Sie mit der Kelle Voll. D i e Abbildnngen Fig^ 76 uud 7^ zeigen die Form eines Trägers Sur TranS* miSSionen auf die WeiSe^ wie Sie beim Kafteuguß hergeftellt wird.

^aS Eifen und die ^iSenindnftrie. DieSe Art zu formen findet aber nur dann Statte wenn daS Modell fo beschaffen ift^ daß eS keine Unterfchneidung hat^ alSo beguem wieder auS dem Sand genommen Werden kann. Wenn dieS aber nicht der Fall iSt^ So muß man KeilSormen anwenden^ und dieS erSordert oft große Überlegung Von feiten deS Formers. ES wird daher zuerft fo Viel Von dem Gegenftande in der Flafche abgeformt^ als fich ausheben läßt^ und dann erft zu Keilformen geschritten. Gefetzt^ eS Sei ein Arm mit einer halbgeSchloffenen Hand zu formen^ So Wird^ wenn er zur Seite liegte die ^älfte deS ArmeS mit der äußeren Handfläche^ da fich diefe aushebt^ liegend eingeformt. Darauf bildet man^ zuvor Kohlenftaub auSpnlVernd^ zwifchen dem Daumen und der ^and einen Keil Von Formfand^ den man feftbaIlt und der Sich für fich allein ausheben läßt; dann pulvert mau wieder und bildet fo nach und nach in der hohlen ^and Keil an Keil^ fo Viel nötig find^ fo daß jeder allein ausgehoben Werden tann. KohlenpulVer fondert alle Keile Voneinander. Sind nun Keile genug gemacht^ fo daß fich der übrige bloßliegende Teil auS der F o r m löfen würde^ fo pulvert mau wieder und formt nun den OberkaSten ein. ^ebt man dieSen ab^ fo bleibt daS Modell mit den Keilen im Unterlagen ^ woraus man nach und nach die einzelnen Keile Vom Modell abhebt^ in den Oberkaften an ihren Ort ftellt und mit Draht an der ^interfeite befeftigt. Stehen fie alle richtig^ fo hebt man daS Modell auS dem Unterkaften^ ftellt diefen auS den Obertaften und bildet nun den Einguß und die Luftpfeifen^ Woraus die Form gnßfertig iSt. Auf dem Ab^ guffe bilden Sich nun überaß wo zwei Keile aneinander Stoßen^ kleine rippenförmige Borfprünge^ die Sogenannten Gußnähte. DieSe Werden^ Wenn die Arbeit ausgeputzt (zifeliert) wird^ mit Meißel und Feile fortgenommen. ^um Gießen hohler Stücke^ wie Hohlkugeln^ Rohren^ Mörfer^ gebraucht man einen fogenannten Kem^ der in die Gußform geftellt reSp. eingehängt wird und die Stelle deS späteren Hohlraums einnimmt. Er beSteht in der Hauptfache aus Lehm^ öSter deS beSSeren ^nSammenhangS wegen mit ^ulchaaren gemischt uud nach UmStänden mit einem inneren Gerippe Von EiSenStäbchen u. f. w. VerSehen. ^er Lehm muß in einzelnen Schichten^ die man erft wieder trocknen läßt^ ausgetragen werden^ erhält durch ^refSen in Formen oder auf der Drehlade feine endgültigen UmrifSe und wird schließlich gebrannt. Bei größeren Sachen^ befonderS bei Röhren^ macht man die Kerne auch hohl Bei dem eigentlichen Lehm=^ guß befteht die ganze Form auS diefem Material^ und man Wendet diefe Gußart namentlich da an^ wo eS Sich um fo große Stücke handelt^ daß daS Formen in Käften untunlich wird ; im WeSen kommt der L^mguß mit dem Später zu beschreibenden Glockenguß überein. Die M o d e l l e zum Guß Sind entweder auS ^olz oder^ Wenn Sie zu häufigem Gebrauch dienen foHen^ aus Meffing^ ^ink^ Zinn^ Blei oder GußeiSen. Manche KunSiSachen werden in Wachs modelliert^ darüber die Thonformen angelegt uud daS Wachs auSgeSchmolzen. Kopieu Schon Vorhandener Stücke erzeugt man^ indem man ihnen eine Hoh^rm in GivS entnimmt^ in dieSe daS Wachs gießt u. f. w. DaS Einformen in die fandig-erdige Maffe hat bei jedem einzelnen GnßftÜck von neuem zu geschehen^ da die Form nur den einzigen Guß auShält. Formen^ in die fich immerfort ohne Weitere Zurichtung gießen ließe^ dürften nur Von Metall fein. ^n folchen aber erfährt der Guß die fchon erwähnte befondere Veränderung; er wird oberflächlich und felbft bis auf eiue anfehnliche Tiefe hinein außer^ ordentlich hart. ES ift dieS eine Folge der raSchen Abkühlung der Gußmaffe durch die Form; daS Metall ^fchre^t ab^; der Grund dieses Vorgangs liegt darin^ daß der in dem geschmolzenen EiSen gelöste KohlenftoSf keine ^eit findet^ Sich kristallinisch als Graphit anS^ ZUscheiden^ Sondern chemisch gebunden als Kohleeifen Verbleibt; ein Solches Gußftück besteht daher im ^ n n e r n noch auS grauem Weicheren RoheiSen^ außen aber auS hartem WeißeiSen. Der Guß in gußeiSernen Formen heißt deshalb auch Schalen^ oder ^ a r t g u ß . Man benu^t chn Vorzüglich für ^artwalzen zur Blechfabrilation und zu Eifenbahnrädem^ in England neuerdings zu den mehchundertpfündigen GeSchoSSen Sur RieSentanonen^ die man Vorher auS S t a h l machte^ der aber durch den^artguß Völlig erSetzt wird. ^auSiger WünScht man fur diefe Zwecke ^ärte nur an beftimmten Stellen deS GußftückS; um dieS zu erreichen^ Verbindet man dann MaSfen- und Schalenguß miteinander^ d. h. man fetzt an die betreffende Stelle der GießSorm Statt der SandmaSSe Eifen. ^ieS findet z^ B . ftatt beim Gießen Von Amboffen und ^ochftempelSchuhen^ bei Rädern für Eisenbahnwagen ^ wo man den UmSang deS ModeHS durch einen fernen Ring bildet u. S^ w. Mau wendet zu den Schalen aneb

Formen. ^^ Knpfer an daS eine noch rafchere Ableitnng der Hitze bewirkt und daher noch härtere Güffe gibt; doch ist der Hartgnß im allgemeinen nicht mehr Von der Wichtigkeit wie früher^ Seitdem der VeSSemerStahl iu Gebrauch gekommen ift. Für größere Stücke e die uicht durch Herdguß erzeugt werden hat mau iu der Nähe deS GießofenS die ausgemauerte G i e ß g r u b e . Dort ftellt oder lehnt man die Formen ein nnd Umdämmt Sie häufig noch mitSand^ So daß nnr die Eingüffe und Windpfeifen fichtbar bleiben. Vor die letzteren hält man beim Gießen brennendes S t r o h ^ damit die brennbaren Gafe^ die fich auS den Kohlen* uud etwa noel) vorhandenen WaSSerteilcheu der Form erZeugeu können unschädlich Verehrt werden. DaS Eingießen gefchieht entweder Von oben oder anch dergeftalt^ daß man daS Eifen mittels eines Kanals an der tiefften Stelle in die Form treten nnd eS in derfelben aufzeigen läßt.

Vei HerfteUung der fo Vielgeft altigen Gußformeu gibt eS eine große Menge von Methoden und Knnftgriffen e über die hinweggeheud wir uur ein paar Veifpiele heraus* greifeu wollen. Für lauge Stücke von gleichbleibendem Dnrchfchnitte wie ^ V. gerippte Valken anch R ö h r e n genügt ein kurzes ModeUftücke welches in dem Maße weiter gerückt Wirde wie daS EinStampfeu der FormmaSSe Sortfchreitet. Eine Gießerei in Deutschland^ die sich Voruehmlich mit der Anfertigung von Röhren beschäftigt^ ift die Friedrich WichelmShütte Zu Mühcheim a. d. Ruhr (f. Fig^ 78). M a n formt auch große Zahnräder oft nicht nach eiuem VoUftändig auSgearbeiteteu M o d e l l e fonderu bildet erft die Form für daS glatte Rad uud modelliert dann die Ver^hnuug nach einem Stück mit nnr wenigen Zähnen oder nach einem einzelnen Zahn^ oder man wendet gewiffe Teil* nnd Einfchneidemafchinen a n in welchem Falle dann jedeS Z^unodeH entbehrlich wird. S c h r a u b e n laffen fich in der ge* wohnlichen Art in einem zweiteiligen Kaften gar nicht einformen denn daS Gewinde würde beim AnSheben deS ModeHS den Sand mitnehmen. Jft die Schraube große Z^ ^ fü^ eine Preffee fo unrftampft man daS Modell im Kaften mit der Formmaffe bis unter den

110 ^ a S Eifen und die Eifeninduftrie. Kopfe formt diefen erSt befonderS ab und Schraubt dauu daS Modell aus der Maffe wie auS einer Mutter heraus. Sehr kleine^ einfache GnßftÜde werden Stets in großer Anzahl auf einmal gegofSen. S o z^ V. gießt man flache Stüde ^ die Scheinbar eine Art durchbrocheue Ver^ieruug Vorstellen^ bei Welcher Sich Von eiuer Mittelleifte anS LeiStcheu uud wieder LeiStchen rechtwinkelig voueiuander abzweigen ^ alle zu beiden Seiten mit zugefpitzteu Kör* percheu wie ein Kamm oder gefiedertes Blättcheu befetzt. Diefe einzelnen Blattchen find daS^ waS man beabsichtigt; wenn man fie einzeln abbricht fo Stellen Sie Schuhzweden dar^ deren Er^euguug auS dieSe Weife fehr billig wird. JU Ueuerer Zeit wird daS Eifen immer mehr als Material zu küuftlerifcheu Gieß^ produkteu herangezogen uud der KunSteiSengnß wird uicht weuiger gepflegt als derBrouzeund Zinkguß. Währeud Verliu unS Schon Seit geraumer Zeit durch eigeutümliche^ zierliche Bijouterie- und NippfacheU deu Beweis liefert ^ Welcher zarten AuSformuug daS flüffige Eisen fähig ift^ lieSern jetzt vermiedene Gießereien in Deutschland^ Frankreich uud Euglaud intereSSante und Schöne KunStgüSSe in größeren Formaten: als Statuetten^ Säulen Kaudelaber e Prachtöfen ^ Kaminmäntel ^ Tische und andre Möbelstücke ^ Altargeräte ^ Ornamente Vermiedener Art u. f. W. Jn Deutschland nnd vielleicht in der ganzen Welt ift daS vorZÜglichSte derartige Kunftinftitut die gräSlich StolbergSchc Eisenhütte zu JlSenbnrg am Har^. Jhre Produkte^ welche^ wieFig^ 7 2 (S. 121) beweift^ die feinften Darstellungen der plaStifchen Künfte^ getriebene und ziSelierte Arbeiten der Gold* und SilberSchmiede ^ repro* duneren e zeigen eine unübertreffliche Schönheit uud Zartheit des GufSeS^ meift ohue alle Racharbeit. R i n n e n ^ ^ e r ^ e n ^erni^etn^ Emaillieren u. ^ w . de^ E i ^ Tie Liebe ZWifchen EiSen und Sauerstoff gereicht unS zum großeu Leide ^ denn Sie erzeugt deu RoSt^ Zu deffen Bekämpfung wir kaum Waffen genug haben. Stahl und Gußeifen unterliegen dem Roften noch leichter als daS geschmiedete Metall. Für nnfre Stählernen befonderS fchneidenden Instrumente befitzt man kaum ein andres zuverläfSigeS AbhaltuugSmittel als möglichste Trockenhaltuug. Für die übrigen GebrauchSgegeuSlände Sucht mau häufig Schutz iu allerlei mehr oder minder WirkSamen Anftrichen. Unter allen Uberzügen beSonderS Sur große GußStücke^ zeigt Sich am dauerhafteren der Steinkohleuteen heiß auf daS heiße EiSeu getragen oder beSSer dieSeS in jenen eine Zeitlaug eingelegt. Bei Topfwaren und der* gleichen kleineren Sachen brennt man den anS Teen Leinöl und dergl. znf ammengefetzten Firnis in einem Ofen ein. Jn einzelnen FäHen wie beim Bräunen der Gewehrlänfe^ bekämpft man daS Übel durch fich felbft ^ indem mau auS der Metallfläche eine dünne künftliche Schicht Q^ydS erzeugt welche weiteren Angriffen deS SanerStoSfS den Zugang ver* Sperrt. J u andern FäHeu belegt man daS EiSeu iu gleicher Absicht mit eiuer dünnen Schicht eineS andern MetaUS^ uud die ältefte hierher gehörige Maßregel bildet daS Verziuuen^ hauptfächlich benutzt zur Erzeugung deS wichtigen Artikels Weißblech. Um Weißblech zu erzeugen werden die vorerft nach dem Walzen durch Glühen im gefchloffenen Räume Weich gemachten EiSenbleche durch Eiutauchen in Verdünnte Schwefel* fäure oder auch in gefäuerteu Roggenfchrot oder ^olzeffig Von Schmutz und Glühfpau befreit und durch Starkes Scheuern mit Sand und WaSSer wird eine reine graue ^ nicht glänzende Oberfläche erzeugt. Die gefchenerten Bleche bleibeu bis zum Augenblick der Verzinnung in reinem WaSSer aufbewahrt Zum Verzinnen dient eine Reihe Viereckiger Pfannen jede mit ihrer befonderen Feuerung Verfehen. Die erfte Pfanne enthält gefchmolzenen Talg; hier werden die Bleche eingeftellt bis alle Feuchtigkeit VerdampSt ift^ die Bleche die richtige Temperatur angenommen haben uud mit einer gleichmäßigen Fettschicht bedeckt Sind. Hier* auf kommen Sie Sogleich in die zweite PSanne^ Welche SlüSSi^eS Zinn enchält^ daS zur Ab* haltung der Lnfteinwirkuug mit eiuer Schicht gefchmolzeneu TalgeS bedeckt ift. DiefeS Bad heißt daS Einbrennen. Die TaSelu bleiben dariu etwa eiue Stunde lang uud überziehen Sich mit einer Schicht^ welche eiue Legierung Von Zum und EiSen ift. DaS Ziuu deS erSten BadeS nimmt Von deu TaSelu ebeuSaUS EiSen auf. AuS diefer P f a n n e gelaugeu die Bleche fofort in die zweite zum Abbreuuen. S i e enthalt daS reinste Zinn^ und in diefem löft fich Zum Teil die erfte Schicht wieder auf; eS fetzt fich dafür reiuereS Zinn an uud der Überzug wird gleichmäßiger. Da hiernach auch daS Abbrennbad bald eifeuhaltig wird^ fo muß

Verzinnen^ Verzinken^ Vernickeln^ Emaillieren u. f. w^ deS EifenS^ dasselbe zu gehöriger Zeit durch frifcheS Z m u beschickt werden^ während daS unrein gewordene in die Einbrennpfanne gegeben wird. Haben die Tafeln im Abbrennbad einige Zeit Ver^ weilt ^ So nimmt fie der Arbeiter einzeln heraus^ legt Sie auf eiue Tafel ^ wiScht mit eiuem Bündel Hanf daS überflüffige ^inn ab und taucht fie noch einmal auf einen Moment in eine kleinere Abteiluug derSelben Pfanue^ die reiueS Zinn enthält^ um durch eine fich an^= hängende ^innfchicht die WiSchS^uren auszugleichen. Hinauf kommen die Tafeln unVer^ weilt in eine heiß gehaltene Pfanne mit T a l g ; in ihr läuft daS noch überflüffige^ mit dem Eifen nicht feft Verbundene ^inn Von den Stehenden Tafeln ab^ und eS ift hier große Auf=^ merkfamkeit auf den Temperaturgrad und die Dauer deS Aufenthalts nötigt da fonft leicht Zu Viel Zinn wieder abgefchmo^en wird. DaS Fett^ welches durch den ganzen Prozeß die Tafeln begleitet und zunächst den Zweck hat^ Eifen und Zinn Vor Oxydation zu Schützen^ erfüllt in diefem und dem noch folgenden Keffel^ der in geringerer Wärme erhalten Wird^ außerdem auch eine andre Vermittlerrolle : eS erhält beide Metalle auf einer gleichen Tem^= peratnr und Verhütet die frühere Erkaltung deS ZinnS Vor dem Eisen ^ deren Folge ein riffiger Überzug Sein würde. Rachdem die Bleche in dem zuletzt erwähnten Talgbade genug Verküh^ erübrigt nur noch^ fie Von dem kleiueu ^innwulfte zu beSreien^ der fich an die zu nnterft gestandene Kante derfelben angehängt hat. Man taucht fie deshalb in eine ganz flache Schicht fchmelzenden ^inn^ in welcher der Tropfrand fich erweicht und abSchmilz^ worauf dann durch einen Schlag auf den oberen Rand die weiche Maffe Von der Tafel abgeschleudert wird. Nachdem Sodann die Bleche durch Reiben mit Kleie nnd Kreide ent^ fettet uud mit Lappen nachgeputzt worden^ Sind Sie fertig. ^n neuefter Zeit wird daS Ver^ Zinnte Eifenblech durch Verzinntes S t a h l b l e c h immer mehr Verdrängt. ^n einzelnen FäHen werden Gebrauchsgegenstände erft fertig gefchmiedet und dann Verzinnt^ wie dieS namentlich mit den gewöhnlieben Blechloffeln geschieht. DaS Verzinnen von gußeiSernen Gefäßen im ^nnem ift durch daS jetzt gebräuchliche Emaillieren ziemlich befeitigt. Eine naSSe Verzinnung (WeißSieden) bezieht fich in der Regel nur auf kleine Meffiug- und Bronzeartikel. DaS Zinn schützt daS Eifen Vor dem Verroften nur fo Iange^ als eS daSfelbe Vollständig deckte hat die Feuchtigkeit aber erft einen kleinen ^ngang zu letzterem gefunden^ fo geht daS Roften um So rafcher Von Statten^ weil in einer Kette Von Zinn^ Eifen und Waffer ^ wie fie fich hier bildet^ daS Eifen daS elektropofitiVe Metall ift und alfo mit Macht den Sauerftoff anzielet. Hiemach lag der Gedanke nahe^ daS Eifen zu Verzinken^ da Zink fich gegen alle andern Metalle pofitiv Verhält uud diefe alfo durch Berührung mit ihm geschützt werden^ wahrend eS felbft oxydiert wird. DaS Verzinkte Eifen nannte man auS diefer Rückficht galVanifierteS^ nicht als ob der Uberzug ein galvanifcher Niederfchlag wäre^ fondern weil eS gleichfam unter den Schutz galvanifcher Strome geftellt fein foUte. Die Erfahrung lehrt jedoch^ daß der Zinküberzug auch uur dann Schütz^ wenn er eine gut zusammenhangende Decke bildet^ und daß an unganzen Stellen daS EiSen ebenfalls roStet. So gut wie die Berziunung Schützt aber die Verzinkung iedenSaHS auch^ dabei ift daS Zink noch härter und auch wohlfeiler. ^ Man Verzinst denn auch iu ziemlicher Ausdehnung Telegrapheudrähte^ Seildraht^ Schrauben und Nägele Steinklamm ern^ Bleche^ Kanonenkugeln u. f. w.^ und daS Verfahren dabei ift in den Hauptzügen daS folgende. Rachdem die eifernen Gegenstände durch Beizen^ Scheuern u. f. w. eine reine Ober^ fläche erhalten haben^ gibt man ihnen erSt eine leichte naffe Berzinkung^ die für die nach^ folgende Operation Von Wichtigkeit ift. M a n VerSetzt Zinkchlorid (SalzSaure ^inklöSung) mit einem kleinen Anteil Salmiak und legt in dieSeS Bad die Eifenfachen etwa ^ Minuten lang ein. ES beginnt ein AuStauSch der Metalle^ indem EiSen geloft wird und Zink Sich an deSSen Stelle ablagert. DaS Solchergeftalt mit einem Seinen Zinküberzuge Ver^ Seheue EiSen wird auS dem Bade genommen^ auS einer erhitzten p l a t t e Vollkommen getrocknet und noch heiß mit Zangen in geschmolzenes Zink eingelegt. Nach kurzer Z ^ Wenn die EiSenStücke die Temperatur deS umgebenden Zinks angenommen haben^ hebt man Sie heraus uud klopft fie^ damit daS überflüssige Zink abSäHt. Hiermit ift daS ^Galvanisieren^ be^= endet. ^ ^ n ähnlicher WeiSe läßt Sich daS EiSen durch Eintauchen auch überkupfern^ ein Verfahren^ daS^ wie auch daS dem Verziuken analoge Verbleien^ noch wenig geübt zu

110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. Werden Scheint und befonderS zum Uberkleiden der zum Schiffsbau gebrauchten riefigen Rägel dienen foU. — Eine außerordentliche Verbreitung hat in den letzten Iahren daS Ver* nickeln Von Eifen und Stahl erlangt. D a S Rickel hat den Vorzug^ daß eS einen harten^ an der Luft unverändert bleibenden Überzug bildet^ der dnrch P o l i t u r einen hohen Glanz annimmt. Vernickelt werden namentlich kleinere Mafchinenteile ^ Werkzeuge ^ chirurgische Inftrumente^ Bleche Schlüffel^ Schloßgriffe und Thürtlinken^ Sporen^ Ketten n. f. w. und gefchieht dieS ftetS auf naffem Wege^ indem man die zu Vernickelnden Gegenstände in ein RickelammoniumSulfat enthaltendes B a d hängt und einen elektrifchen Strom durchleitet^ entweder Von einer Bunfenfchen Vatterie oder^ wie in den neueren größeren VernickelnngS* anftalten^ mittels Dynamomafchinen. HauptSache ift daß die zu Vernickelnden Gegenstände erSt Von etwa Vorhandenen Uneinigkeiten ^ fettigen Teilen n. S. w. gereinigt werden ^ daß Serner die Anoden auS chemisch reinem^ ganz knpferfreiem Nickel geSertigt fiud^ daß daS Rickeldoppelfalz chemisch rein ift uud daS Bad durch eine fehr geringe Menge ZitronenSäure ganz schwach angefänert wird. Endlieh Schützt man daS EiSen auch durch einen Überzug Von E m a i l ^ WaS bekanntlich bei gußeiSernen Kochgeschirren (anch geschmiedete emaillierte Sind neuerdings zu haben) der FaH iSt. EiSeme Kochgeschirre Sind ohne irgend welchen Überzug nicht wohl zu brauchen^ da Sie den Speifen einen üblen GeSchmack und eine Schwärzliche Färbung erteilen. Man Verzinnte daher anfänglich blecherne Gefäße und lernte neuerlich anch gußeiferne Verzinnen; aber daSZinn hält fich nur fo weit^ als die Flüffigleit daSGefäf^ bedeckt; daS Überstehende Schmilzt am Feuer ab und Verfetzt natürlich die Speifen mit Zmngranpen. Deswegen griSf man zum E m a i l l i e r e n . Vei der fehr ungleichen Ausdehnung aber^ die Metall und Email in der Hitze erleiden ^ war auch dieSe Aufgabe eine Schwierige; der Uberzug bröckelte ab. Mit der Zeit ift man jedoch durch Viele Besuche dahin gelangt^ daß wenigftenS einzelne Fabriken wegen ihrer gut haltbaren Emaillierung Ruf haben. F ü r die Zusammensetzung der GlaSnr gibt eS eine Menge Rezepte; im allgemeinen Verfahrt man fo^ daß zu unterSt eine Wohlfeilere Mischung aufgetragen und auf diefe eine Seiuere und mehr glasartige anS* gefetzt wird. Z u r GrundmaSfe dienen Ouarzmehl^ Vora^ Thou^ Feldfpat^ GipS^ Kalt u. dgl.^ durch unvollkommenes Schmelzen im Feuer (Fritten) Vereinigt oder auch mir naß zufammeu* gemahlen^ gefchlämmt und als ein dünner Brei auf die Innenfläche der Gefäße aufgetragen. Zur Deckmaffe^ der eigentlichen Glafur^ dieuen zum Teil^ mit Ausnahme deS Thons ^ die* Selben Stoffe^ mit mehr Flußmittel und mit Zufatz VonZiuko^yd^ öfter anch weißem Glafe. Diefe Mifchuugen Werden ftetS gefrittet^ fein gepulvert und auf den noch naffen erften Grund unmittelbar aufgeftäubt worauf dann daS Trocknen und Einbrennen der Glafur in der Hitze eines MnffelofenS folgt. Rachdem wir fomit die gebräuchlichsten Schutzmittel gegen RoStfehaden kurz besprochen^ Verlangt eS gewissermaßen die Gerechtigkeit ^ auch noch zu Sagen ^ daß der RoSt keineswegs in allen Fällen der Verhaßte Unheilstifter ift^ wie allerdings in den meisten. ES gibt FäHe in der Technik^ wo man ihn braucht und in welchen er wichtige DienSte leistet DieS gilt namentlich bei HerfteHung der mächtigeu Gasbehälter^ wie Sie uuSre GaSbeleuchtuugS* anStalten brauchen^ und den InfanteriegeWehrIäufen deS 71 der deutschen Armee. Sie werden mit einem künftlichen RoSt überzogen^ der den Zweck hat^ den gußftählernen Lauf ZU Schützen uud eS zu verhindern ^ daß daS Auge des Schützen dnrch die widerspiegelnden Sonnenstrahlen geblendet wird. Auch bei den eiSernen Schiffen iSt der Roft Von Wichtigkeit. Die angestrengteste mechanische Arbeit kann nicht erzielen^ waS der RoSt in leichtester WeiSe besorgt M a n beSeuchtet die Verbindungsstellen^ und der entstehende RoSt dichtet Sie tadellos und So innig ^ daß eiSerne SchiSfe felbft auf den weiteften Reifen kein Waffer einlaffen. Auf ähnliche Weife dichtet man die Fugen von Dampfleffeln^ Röhrenleituugen u. dergl.^ oder kittet Eifenklammern in Stein ^ mittels eines VreieS auS Eifenfeile uud Waffen ver* fetzt mit etwas Salmiak und Schwefel^ oder auch ohne den letzteren ^ und erzielt So eine Steinharte Kittung ^ denn die Eifenteilchen Vereinigen Sich durch daS Roften zu einer kom* palten MaSSe miteinander^ die einen größeren Raum als Vorcher daS Metall einzunehmen Strebt nnd auS dieSe WeiSe die ihr angewiesenen Räume förmlich auSwächft.

Allgemeine Betrachtungen. 1^1 I m Vorstehenden haben loir über die Gewinnuug uud erfte Bearbeitung deS EiSenS in Seinen drei Verschiedenen Modifikationen ^ Soweit dieS bei einem So vielseitigen Gegen* Stande anS engem Räume mögliche daS Hauptsächlichste gebracht und Werdeu wir Später bei Betrachtung VerSchiedeuer einzelner Industriezweige die GeStaltuug dieSeS universellen StoSSeS uoch weiter Verfolgen können; immerhin bleibt noch ein weitgedehnteS Feld Sür allgemeinere Betrachtungen übrige auS dem mir weuigftenS einige Blnmen pflücken Wollen ohne unS beim Allbekannten nnd Alltäglichen lange aufzuhalten. Und felbft das Alltägliche wechselt die Physiognomie nach Umftänden ganz bedeutend; ja manches e WaS dem einen alltäglich ift^ bekommt ein andrer nie mit Augen zu Seheu. Z^ar durchschneiden jetzt EiSenbahnen in allen Richtungen die Länder ^ uud die Lokomotive zeugt iu S t a d t und Dors mit lauter Stimme Von der Bedeutung deS EiSenS; aber andre Eindrücke erhält man doch in der Handels* und MeßStadt e wo die eiSernen KunSt* uud Kurzwaren und Geräte iu erStaun* licheu Meugen Sich darlegen; audre in der Hafeuftadt^ wo eiferne Schiffe kommeu und gehen die Roheifenbarreu als Gegenstand eines wichtigen WelchandelSzWeigeS ein* oder ausgeladen werden; andre iu deu Gegenden wo die Hochöfen glühen und flammen; wieder andre iu den Heimftätteu der Fabrikation wo daS Metall sich zu den MiHioueu Gebrauchs* artikelu deS täglichen LebenS oder zu knnnftreichen e oft gewaltigen Mafchiueu geftaltet^ oder wo diefe Mafchinen felbft im Dienfte deS Menfcheu chr Tagewerk Vollbringen wo fie f ü r ihn fpiuueu und weben drucken hobeln^ f ä g e n Schneiden^ preffen nähen uud was die kaum aufzuzählenden Berufsarbeiten der Mafchinen fonft uoch Siud. E S ist Thatfachee daß die Eisenproduktion in allen eifenerzengennden Ländern in Sortwährendem Steigen begriffen iSt und natürlich auch der Verbrauch gleichen Schritt haltend fich erhöht; ohne letzteres müßte daS Metall Viel wohlfeiler werden WaS mit AuSuahme eiuzelner Schwankungen wie Sie die letzten I a h r e allerdings in erftaunnlicher Weife gezeigt haben nicht der F^H ift. Die Gefamtroheifeuerzeuguug auS der Erde^ welche Sich 1875 auf ungefähr Millionen ZoH^eutuer bezifferte e beträgt jetzt 2 0 ^ Miüioueu Touueu (406 Miüiouen ZoHzeutner). Die Roheifenproduktiou der Hauptländer beträgt jetzt: 8^00000 Tonnen Großbritannien . Vereinigte Staaten 4^000 Deutschland ^ ^ ^OOOO Frankreich . ^ . ^o^ooo Belgien . ^ . ^ ^ooo ^fterreich-ungarn ^ooo Schweden . ^ . ^ooo Während daS gefamte deutfche Erzeugnis im Iahre 1875 n u r wenig mehr als den fechSten Teil deSfen betrüge waS Eugland produzierte^ daS Seit mehr als eiuem Jahrhundert dnrch Energie und Unternehmungsgeist unter Benutzung der ihm zu Gebote Stellenden natürlichen Vorteile^ fich zum Vorort der ganzen Welt gemacht hat für alleSe WaS mit der Produktion und Verarbeitung deS EifenS zusammenhängt ^ hat fich dieS Verhältnis in dem letzten Iahrzehnt auf ganz rapide Weife immer mehr zu gunften unSreS Vaterlandes ge* ändert. Beispielsweise iSt die Einfuhr deS englifchen EifenbahnmaterialS nach Teutschland Von ^2660 Tonnnen im Jahre 18^0 bis auf nnr ^05 Tonnen im J a h r e 1881 gesunken eine Thatfache^ Welche die Befreiung Vom englifchen Einflnffe fowie den Auffchwuug der deutfcheu Jndnftrie deutlich beweist und unS mit gerechtem Stolz erfüllen muß. Außer dem Kruppfcheu Etabliffement^ deffen Schwerpuukt in der Stahlerzeugung und Verarbeitung liegt ^ haben wir in Dentfchland noch eine große Z a h l andrer Hüttenwerke^ deren Leistungen ganz erstaunliche Ziffern ergeben. Die wichtigsten Bezirke^ nnd zwar Sowohl Siir die Produktion Von Roheifen wie f ü r die HerfteHnng Von EiSen* und Stahlwaren aller A r t e Sind: 1. WeStSalen und der N i e d e r r h e i n e ein großer D i f t r i k t e der Sich von Hannover auS bis Aachen erstreckte nach S ü d e n dnrch die groß entwickelte KleineiSenindnStrie an die EiSenindnftrie deS SiegenerLanndeSe Von NaSSau und HeSSen Sich anschließt. ^ . O b e r * Schlefien. ^ . D e r Saarbezirk. Kleinnere Bezirke jedoch mit fehr ansehnlicher Prodnktion finden fich außerdem im Harz^ in der Provinz Hannover^ in Bayern SachSen nnd Württemberg. I m niederrheinisch* westfälischen Diftrikt ftehen die Werke Von H ö r d e e die S t e i n i g e r

110 ^aS Eifen und die Eifeninduftrie. Hütte zu Witten^ die Gute^offnungShütte bei Sterkrade^ die Phöni^hutten zu Laar bei Rrchrort^ die Weftfälifche Union in H^nm^ die Georg-Marienhütte bei Osnabrück^ die Hüttenwerke der AktiengefeUfchaSt Union bei Dortmund. Letztere z^ V. beSchäStigt 7000 Arbeiter und produziert 9 5 ^ 0 0 Tonnen EifenSteine^ 1 2 0 OOO Tonnen RoheiSen^ 7 4 0 0 0 Tonnen Handels* eifen^ ProSileiSen^ Bleche^ Drähte^ GrubeuSchienen n. f. W. | n OberSchleSien arbeiten die Eisenhüttenwerke Laura und KonigShütte mit Hochofen^ in denen fie 1 ^ 0 0 0 Tonnen Roheifen erzeugen^ welche in 5000 Tonnen Gnßware und 1 0 0 0 0 0 Tonnen Verschiedener Produkte der Walzwerke und RäderSabrik umgewandelt werden. S i e beSchäStigen zur Zeit ^OOO Arbeiter. Die Vorfigwerke bei BiSkUpitz in Oberfchlefien befchäftigen zur Zeit Arbeiter. I m Saarbezirk find eS namentlich die Krämerfchen Werke bei St. Ing* bert^ Adolf Krämer zu Ouint bei Triers Gebrüder Stumm zu Neunkirchen^ uud die fchon erwähnten Burbacher Werke. Letztere befchäftigen ^OOO Arbeiter und produzieren 75000 Donnen ( 1 ^ Millionen Zentner) an fertigen Fabrikaten. I m Betrieb Sind 4 Hochöfen^ Puddel* und Schweißofen^ Walzenftraßen für Fertig* und Halbfabrikate n. a. mehr^ ^oozu 1^5 Dampfkefsel mit 7884 PSerdeStärken notig Sind. I n Elfaß*Lothriugen finden wir fonft noch große Eisenwerke in ArS*fur*MofeHe bei Metz uud in Niederbronn. Unter den sranzofifchen Eifenwerken fte^t Ereufot obenan. ES produziert täglich etwa 550000 Fa^oneifen. D i e beiden Puddelwerke habeu jedeS nicht weniger als 50 Puddelöfen ^ 45 FriSchöSeu und 9 Dampfhämmer^ Von denen der fchwerfte 2 0 0 0 Rentner wiegt. Ereufot befchäftigt gegen 1 5 0 0 0 Menfchen. Die Steigerung^ welche die Eifenproduktion in Großbritannien und Irland feit 1740 erfahren hat^ beweifen am beften die folgenden Z^len^ ^740 produzierten Großbritannien und Irland

^840 t845 ^874

^ooo ^7700 5^00 1005000 ^418750 15^750 ^8050 48^550 ^51^500 7n85oo 8^0000

Donnen Roheifen

^n den Vereinigten Staaten Von Amerika haben fich die Produktionsziffern von 1810 bis 1875 Von 6 0 0 0 0 0 bis auf 8 0 0 0 0 0 0 0 Z e n t n e r emporgefchWuugen^ danach alfo die Roheifenerzengung fich im Laufe Von 65 Iahren Verhundertunddreißigfachte. IndeS erwehrt fich Deutschland^ die alte Heimat der Eifenindnftrie^ mit immer Steigendem ErSolg der englischen Suprematie und Konkurrenz; ein Artikel nach dem andern^ der früher nur englifch sein durfte^ Verschwindet Vor einheimischen Erzeugnissen. I n manchen Fächern Schlägt die deutsche Fabrikation die Engländer nicht nur auf heimifchem Voden^ fondern felbft auf auswärtigen Märkteu der Alten und Neuen Welt. Aachener und Iserlohner Rähnadeln Sind genau So gut Wie englische und werden auf dem Weltmarkte ebenfo gern genommen. Die deutschen SchneidWaren brechen Sich gleichfalls im Auslände immer mehr Bahn. Stahlfaiten Sür KlaVierinflrnmente^ der Artikel^ für Welchen alle Welt den Engländern fo lange tributpflichtig War^ finden ihren Weg nach Dentfchland nicht mehr; fie find durch ofterreichifche und preUßifche Fabrikate Vollständig entbehrlich gemacht. DaS dentfche Eifen* bahnWefen hat Sich bekanntlich fchon länger Von England Völlig emanzipiert. Die Zeit^ in Welcher Dentfchland feine Lokomotiven und Schienen Von England kaufte^ ift längft Vor* über; die Schienen erzeugen Wir felbSt beSfer und dauerhafter aus Eifen und Stahl^ und die großartigen Mafchinenfabriken zu Berlin^ Ehemnitz^ Wien^ München^ Augsburg^ Eßlingen und andern Orten Verforgen nicht nur die deutfchen Eifenbahnen^ fondern f enden ihre Lokomotiven auch nach der Schweiz^ Frankreich^ Rußland^ ja nach Indien u. f. w.

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^aS Eifen uud die Eifeninbuftrie. Anf fämtlichen deutschen nnd österreichischen Eisenbahnen Waren nach offiziellen Er* hebnngen zu Ende deS IahreS 1 8 6 1 im Kange 40^1 Lokomotiven; im Iahre 188^ allein in Dentfchland 10849. I n ganz Europa Waren in diefem | a h r e nicht weniger als 52000 Lokomotiven im Dienft. I m EiSen liegt eine ungeheure ^ Scheinbar ganz unerschöpfliche Konkurrenzkraft; Ver* drängte eS gleich bei feinem Bekanntwerden in dem Kulturleben der Völker die Steinernen^ knpSernen uud brouzeuen Werkzeuge^ So Schlug eS in nnfern Tagen die Vronze noch einmal auS ihrem Scheinbar unbestreitbaren Gebiete^ auS dem deS KeSchütz* uud GlockengnSSeS. Die Verdränguug deS HolzeS dnrch daS EiSen geht Von langer Hand her^ Schreitet aber Sort* während raScher Vorwärts. Riemand^ der eine Reihe Von I a h r e n zurückdenken kann^ iSt der allmähliche WechSel entgangen ^ der an die Stelle einer M e n g e hölzerner H^uS* nnd Feldgeräte Weit zweckmäßigere eiSerne Setzte. Welch einen Fortschritt involviert nicht allein der moderne eiSerne PSlug^ dieSeS So Wirksame und lraSiSparende Geräte im Vergleich mit Seinen älteren Kollegen ^ nnd Welche zweckmäßigen neuen Ackergeräte Stehen außerdem hente dem Landwirt zu Gebote^ an welche Srüher^ wo noch daS Holz den HanptStoSf bildete^ gar iiicht gedacht Werden konnte. Einen andern Dienft Von Steigender Wichtigkeit leistet daS Eifen in Form Von Röhren^ einen Dienft^ der nur noch zum allerkleinften Teile Vom Holze notdürftig übernommen werden könnte. W e r in einer großen^ mit öffentlicher Gasbeleuchtung nnd Wafferleitnng VerSehenen Stadt herum wandelt^ kann Sich gar keine Vorstellung davon machen^ welche MaSSen Von Eifen in F o r m von Röhren ^ und welche Koloffe Von Röhren Zum Teil^ — unter feinen Füßen liegen; man muß Sie eben anfahren und an ihren Ort legen geSehen haben ^ wo fie im Verborgeneu anf lange Ial^re hinaus für Wohlfein nud Behaglichkeit Von Huuderttaufendeu wirken. I n Seiner Anwendung als Baumaterial erSetzt daS Eifen nicht nur daS H ^ Sondern hauptfächlich anch den S t e i n ^ und übertrifft beide Sowohl hiufichtlich der Dauer und FeStigkeit^ als besonders auch durch Seine Anwendung zu Konstruktionen^ die in jenen Materialen gar nicht möglich Siud^ fo daß fich bereits eine be* Sondere Eif e n k o n f t r n k t i o n entwiekelt hat^ Wovon die Induftrie*GlaSpaläfte^ großartige Gewächshäufer^ noch mehr aber die eifernen Brücken Beispiele geben ^ und bezüglich deren wir auS den I . Band dieSeS Werkes VerWeiSeu. AIS Material Sür deu ^unft* und Oruamentenguß hat daS EiSen in nnSrer Zeit eben* SaHS eine wichtige Rolle überkommen^ Wenn eS auch einen Teil derSelben jetzt wieder an daS Ziuk abtreten mnß. AuS jeder |ndnftrieauSStellung findet luan Gelegenheit zu der Bemerkung^ wie die Eigenschaften^ die man Von einem Vollkommenen Gnßmaterial Verlangt^ Von dem Eifen in immer Vorzüglicherer Weife erreicht Werden; infolgedeffen findet eS jetzt auch zu Kunftgegeuftanden^ zu denen früher nnr MefSing oder Bronze dienen konnte ^ eine ungemein auSgedebute Verwendung. D i e vorzüglichen Leiftuugen mancher Eisengießereien^ wie der gräSlich Stolbergfchen^ haben wir Schon erwähnt ^ chr Gebiet erstreckt Sich von den kleinsten Gegenftänden (Hemdenknöpfe fogar werden auS Eifen gegofSen) und Von den feinften bis zn den größten monumentalen Bildwerken. Auf einer der WeltauSfteüuugen war ein Fächer auS Gußeifen zu fehen^ der^ weuu er auch uicht die Leichtigkeit der Straußen* federn hatte^ doch Von einer folchen Feinheit nnd Zartheit der Ausführung war^ daß keiu Befchauer^ ohue darum zu wiffeu^ ein außergewöhnliches Material darunter Vermutet haben würde. Wenig in die Augen deS großen Publikums fallend^ doch hochft wichtig Sür die Technik Sind die Dienfte^ welche der Eifendraht in Form Von D r a h t f e i l e n leistet. Hier tritt daS EiSen teilweise Sogar in Konknrrenz mit dem Hanf^ denn hänfene Seile nnd Ketten waren fricher daS Einzige^ waS man kannte^ bis in den zwanziger | a h r e n uufreS IahchundertS für bergmäunifche Zwecke auf dem Harze Drahtfeile mit fo gutem Erfolge Verfucht wurden^ daß fie feitdem immer mehr in Aufnahme kommen. Bei dem Verarbeiten deS DrahteS zu Seilen find andre Rückfichten zu nehmen als bei der gewöhnlichen Seilfabrikation. Die Drähte würden an Haltbarkeit Verlieren^ wenn fie in Sich felbft ftark gedreht würden. Daher läßt man fie nnr ganz geftreckte Windungen machen und bildet deu Strang oder die Litze Von gewöhnlich 6—19 Drähten dergeftalt daß Sie um ein geteertes HauSSeil (Seele) herumlauSen. D e r Draht SelbSt wird gewöhnlich Verzinkt Dreht man 6—8 Solcher Litzen

Allgemeine Betrachtungen^ wieder um eine Hanffeele zuSammen^ So erhält man ein tüchtiges RundSeil. Oftmals Ver^ einigt man mittels Nieten Von geglühtem D r a h t Solche RnndSeile feitlich zu einem Flach- oder BandSeil^ daS nun ungeheurer Anstrengung fähig iSt^ u m So nuchr^ Wenn ftatt deS EiSenS S t a ^ l d r a h t genommen wird. D i e Tragfähigkeit Solcher Seile Von gewöhnlichem Zentnern^ und dabei besitzen Sie eine Solche Dauerhaftigkeit^ daß Kaliber geht bis zu fie Viele I a h r e dienen können. Auch über ihren ursprünglichen Wirkungskreis in den Berg* werken hinaus leiften dieSe Seile Sehr Schätzbare Dienfte. Denn wie fie dort als ForderungS* mittel auS großen Tiefen uuerfetzlich Sind^ eignen fie fich auch zu Kraftleiftungen auf große Entfernungen am Vorzüglichen^ Weil Sie die Wenigfte mechanifche Kraft felbft Verzehren. So h^ben fich die Seile zum Eisenbahnbetriebe auf fchiefen Ebenen als Vollkommen ficher bewährt; auf der Durham-Suuderlandbahn in England treibt eine Dampfmafchine eiu auS drei Stücken zufammengefetzteS endlofeS Drahtfeil Von angeblich l^OOO Länge. F ü r Fabriken^ welche mit Wafferkräften arbeiten^ liegt fchon ein bedeutender Vorteil^ ein großer FreiheitSgewinn in Anlage und Rachbau Von Betriebsgebäuden darin ^ daß diefe Fortleitung mit geringem KraftVerluft auf 6 0 0 ^ 1 ^ 0 0 möglich und ficher ift^ daß man folcher* geftalt 20^ 40^ 100 Pferdeftärken uud mehr nach Ortlichkeiteu Verfenden kann^ die^ mit einziger Ausnahme deS elektrischen StromeS^ durch keine andre Art Von DranSmiffion erreichbar find. F ü r eine derartige TranSmiffion^ die er ^teledynamifcheS Kabel^ nannte^ erhielt der ElfäfSer H i r n auf der letzten ^arifer Weltausstellung die Goldene MedaiUe. Der großartigste und SolgenreichSte Sieg^ den daS EiSen in unSrer Zeit errungen^ ift gewiß Sein S e e f i e g über daS^o^ Schon lange war wohl daS Metall in Form Von Ankern^ Ketten u. f. w^ mit in See gegangen^ aber ein eiSemer Schiffskörper^ ein Schwimmendes Gebäude auS einem Material^ daS Seilet nicht Schwimmen kann^ War in früheren Zeiten etwas Unerhörtes. Nachdem jedoch die Einführung der Dampfmafchiue als BeWegnngS* mittel in dem Schiffsbau fchon die bedeutendften Umwandlungen bewirkt hatte^ mußte man notgedrnngen immer mehr und mehr Rippen^ platten und Berfchalungen auS Eifen den immer größer werdenden Schiffen beigeben^ und endlich fchlug der Gedanke durchs den ganzen Schiffskörper auS Metall^ auS Eifen ^ herzuftelleu. I m m e r größere und größere Schiffe wurden Von Eifen gebaut ^ die Kraft zu ihrer Bewegung ließ fich ja beliebig Verstärken ; allein der ^Great Eaftern^ zeigt unS wohl daS Gren^gebilde^ bis zu welchem unter bestehenden Verhältnissen die Vergrößerung der Dimensionen Sich Steifem darf. Geraume Zeit f^äter^ nachdem die Handelsmarine fich fchon in den Vollen Befitz deS EifenS geSetzt hatte ^ und emStlich erft Seit dem letzten Kriege gegen Rußland^ entSchloSSen Sich die Seemächte zum B a u eiSemer Kriegsschiffe^ und zu den mit EiSen armierten Schwimmenden Batterien uud Kanonenbooten geSellteu Sich nun Fregatten und ^ im Wettstreit mit den Sich machtiger entwickelnden Seegefchützen^ ^anzerfchiffe und Monitors^ bei denen ^ Wie bei den alten Rittern^ die Schwäche wohl bald mit der Stärke deS ^arnifcheS wachfen wird. I n den drei Modifikationen deS EifenS als Gußeifen^ Stabeifen und Stahl befitzen wir eigentlich drei in ihren Eigenfchaften weit Verfchiedene Metalle. DaS Gußeifeu befi^t eine bedeutende FeStigkeit fowohl gegen Druck als gegen Zerreißung ; eiu Stab Von 1 ^ c m Ouerfchnitt trägt ^ ohne zu reißen^ bis zu 5000 ^ aber eS iSt fpröde^ die Biegfamkeit nnd Zähigkeit geht ihm ab^ welche daS Stabeifen auszeichnet und deffen Widerftand gegen Zerreißnng daS Dreifache deS GußeifenS beträgt. Der Stahl überbietet wieder daS Stab* eifen bedeutend^ indem feine Widerstandskraft die deS StabeifenS zwei^ bis dreimal^ alfo die deS GußeifenS um daS SechS- bis Neunfache übertrifft. Bei der großen Konkurrenzlos die Wir dem Eifen zufchreiben^ ift eS daher kein Wunder^ daß eS Schließlich in feinen drei Modifikationen auch mit fich felbft konkurriert. I n der That find die Falle nicht feiten^ in denen eine edlere EifenSorte mit der Zeit eine geringere im DienSt ablöf^ Gegorene EiSen* bahnSchienen gab eS nnr in der Kindheit der Eifenbahnen^ Solange dieSelben lediglich in den Kohlenbergwerken als Transportmittel mit Pferdebetrieb dienten; Sogleich mit dem Eintritt der Eifenbahn in den großen Berkehr wurden gefchmiedete Schienen angewendet^ denn unter dem Schweren Fuß der Lokomotive zerSprang daS GußeiSen Wie GlaS. Seüdem Weicht nun allmählich Wieder daS StabeiSen dem Stahl als Schienenmaterial. Längere Zeit Schon hat man Verftählte Schienen^ bei denen nur der ^opf^ der obere zumeist leidende Teil^

^ DaS Eifen unb die Eifeninduftrie. auS einer aufgefchweißten Stahlplatte befiel^ während nenerdingS anch die ganz Stählernen Schienen fich m e h r e n und wenn diefe auch noch nicht ganze Länderftreckeu durchziehen fo finden fie doch Verwendung auf folchen kürzereu Touren die einer außergewöhulich ftarken Abnutzung auSgefetzt find. Der Vorteil bei folchem Wechfel liegt auf der Haud^ wenn man fich Vergegenwärtigt^ daß die Haltbarkeit^ der Widerstand gegen Drucke fich bei den drei Materialen wie 1 zu 2 zu ^ verhält^ Gußftahl alfo gewiffeu AngriSfen gegenüber dreimal fo lange als Schmiedeeifen und fechSmal fo lange als Gnßeifen benutzbar ift. Vei den Brücken* und andern Hochbauten kam ebenfalls zuerft Gnßeifen ^ als Ver* treter für S t e i n zur Anwendung. Aber eS ift in feiner Maffenhaftigkeit ein zu fchWereS Material^ hat zu Viel au fich felbft zu tragen uud erreicht iu feiner Sprödigkeit die Vruch* grenze fo bald^ daß man chm WenigftenS keine fehr weiten Vogenfpannuugeu zumuteu kann. ES folgte daher daS Schmiedeeifen die Ketten* und Drahtbrücken die blechernen Röhrenbrücken. Schon aber ift die Zeit gekommen Wo der Gußftahl in die Rolle eiueS uoch beffereu VrückenmaterialS eintritt ^ denn eS kann wenn eS fich u m eine KonStruktiou Vou einem bestimmten WiderStandSmaß handelt^ diefelbe nach dem Vorhin Gefagten auS Stahl zwei- bis dreimal leichter als auS Schmiedeeifeu und fechSmal leichter als anS Gnßeifen genommen werden. Vei den hoHändifchen StaatSeifenbahnbauten benötigte man flacher Brückenbogen bis zu 150 nn lichter Weite ^ und da war eS zuerft ^ wo man den Gußftahl als daS am beften fich empfehleude Material wählte. Uud fo wie hier läßt fich iu alleu FäHeu die Mafse deS Stal^lS um fo Viel Verringern alS feine G ü t e gegen andres Material höher fteht. DampSkeSfel z^ V. anS Gnßftahlplatten bewahren Sich ausgezeichnet uud braucheu zwei Drittel So ftark im Viech zu fein als wenn fie Von Eifen wären. AlS die Franzofen die erften Gußftahlkanonen über die Alpen führten ^ hatte man zunächft die überrafchende Riedlichkeit an ihnen zu bewuudern e bis fie Gelegenheit bekamen ^ auch chre übrigen Vor* Züge geltend zu machen. So fehen wir denn wie in Vieltaufendfältiger Veziehuug daS Eifeu iu daS Thuu uud Strebeu der Menfchheit eiugreift^ wie ein treuer Freuud helfend und fordernd ^ zu ueuen F^rtfchritteü und Ideen auregeud. Und gleichwohl bietet fich kanm eiue andre Gabe der Ratur fo wenig freiwillig dar wie daS Eifeu: uufcheinbar und dem fchärffteu Auge feiue wahre Ratur Verhüllend^ liegt eS als E r z zu uufern Füßen; doch der Geist deS Menschen erkannte oder ahnte doch feinen Wert; er befreite eS auS feinen B a n d e n Pflegte und erzog eS zu feiuem treueften und nützlichen Diener.

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nnd ^ n d e . ^eSliUntwn d^ ^in^. ^nten^chen der ^ n d e . ^rnnreinignng de^ ^in^l^. ^inügn^. nnd ^ i n i n ^ . ^ ^ ^ ^ d m i n n ^ ^ar^Hnng nnd ^rwendnn^. ^ ^ n ^ g e Regiernn^n. ^ ^ i ^ l . ^chichUiche^ nb^r di^ ^ b a a e r ^ nnd ^rar^ilnng ^n ^ b n l l ^ d . nnd ^ n t n l ^ . ^rn^ndnng derfeWen. ^ ^ i ^ r nnd ^ine ^ w i n n n n g ^ d^n h^l^hlichS^n ^id^ler^n. ^ r ^ n t ^ e n nnd ^lein nnd weit^ Verarbeitung d e r b e n . ^ ^ i ^ n p ^ ^rgentan^ ^ ^ nnd nhn^ l i ^ ^iernngen. ^rSteUnn^ nnd ^nn^nng. — ^ n t i n ^ n . ^ r ^ n ^ n nnd ^ar^Unng d ^ ^ntin^nwetnU^. ^ntin^n^arat^ nnd Regierungen. ^ r ^ n ^ern^ndnng. ^ ^ i ^ m n t ^ f^in ^r^ntwen. ^ w i n n n n g nnd ^rn^ndnn^.

Nur wenige Jahrhunderte ist es her, daß die Welt Wissenschaft bekam Von einem neuen Metall, dem Zink. Vis dahin hatte die deutsche Bergmannsbenennung Zink, unter welcher jetzt das Metall in aller Welt Verftauden wird, einem gewissen Erze, dem kristallinischen Galmei, gegolten Welche Vezeichnung Sogar bis in das 18. Jahrhundert beibehalten wurde. Und doch hatte dasselbe Metall unerkannterweise schon feit uralten Zeiten der Menschheit ganz wichtige Dienste geleistet so daß Seine Geschichte somit eigentümlicherweise in eine alte, geheime, und in eine neue, offeutliche, zerfällt. Wie bei Vesprechung des Kupfers näher zu eutwickeln sein wird, bildete nämlich das Zink schon in sehr frühen Zeiten einen Bestandteil solcher Kupferlegierungen die wir jetzt unter den Namen Bronze und Messing kennen die man mit Hilfe des Galmeis herzustellen Verstand. ES fehlt nicht an messingenen Altertümern namentlich unter den römischen Münzen. Aber die Metallarbeiter

Kobalt^ Nickel^ WiSmnt und ^enoffen. begnügten Sich durch Viele Jahrhunderte mit dem Erfahrungssatze, daß eine gewisse Erdoder Steinart, mit Kupfer Verschmolzen, dasselbe gelb und gießbar mache; das Wie und Warum kümmerte sie wahrscheinlich wenig oder Sie machten sich darüber irgend Welche Theorien, kurz, das reine Zink blieb im Altertume unentdeckt, und der Umstand, daß bei ihm Reduktion und Verdampfung in eins zusammenfallen genügt auch, dies erklärlich zu machen. Nur als zufällige, jedoch nicht Verwertbares Rebenprodukt mag es damals Vereinzelt erhalten worden fem, denn das Pseudargyros des S t r a b o ist unzweifelhaft Tropfzink gewesen. I m Jahre 1420 bezeichnete BasiliuS V a l e n t i n u s den Ofenbruch (ein zinkhaltiges Abfallprodukt) feiner Form Wegen als ,,Zinken" und 100 Jahre später gebrauchte P a r a c e l s u s zuerst für ein aus Kärnten gekommenes Metall den Ramen Zink, fügt aber bei, daß es keine ,,MaHeabilität" befitze, auch sonst Von andern Metallen Verschieden sei, daher nur als Bastard der Metalle betrachtet werden könne. A g r i c o l a erkannte um 1550 in dem Zinkstühle der Schmelzöfen zu Koslar wohl ein Metall, welches er Zink oder ,,Eonterfey" nannte; doch wußte er nichts daß es aus dem Kalmei Stammte. Da man in jener Zeit die Verwendbarkeit dieses M e t a l l s noch nicht kannte, So legte man ihm auch keinen Wert bei, Verwechselte es auch wohl mitunter (Löhneiß noch 1617) mit Wismut Mehr Aufmerkfamkeit mochte daS leichte Zinko^ryd erregt haben ^ daS bei der Vehandlnng Von Zinkhaltigen StofSen mit ^euer als weißer Rauch emporftieg; daSür Spricht die beSondere Vezeichnnng desselben als philoSophiSche Wolle und WeißeS Nichts ( 1 ^ phil^ophica^ nitntum albunr^ Der berühmte Ehemiker S t a h l gab zuerft (1718) die Theorie der Meffingbereitung ^ indem er auSfprach^ daß fich dabei auS dem Galmei erft Ziuk metallifch reduziere und dann mit dem Kupfer in Verbindnng trete. Nunmehr Verlegten fich die Ehe* miker auf diefe Zinkreduktion an und für fich^ die unter der Bedingung ^ daß fie in ge* fchloffenen Gefäßen Vorgenommen wurde^ weil an der Luft daS Zink gleich wieder zu O^yd Verbrennt^ nicht fchwer war. Man lernte daS ^ink beliebig darftellen. — Früher fchon kam Zinkmetall Von Ehiua über ^ftindien in den enropäifchen Handel^ der Vertrieb kann fich aber^ da die Nachfrage fehlte^ kaum weit erstreckt haben. DiefeS auS Indien angebrachte Zink wurde S p i a u t e r genannt^ ein Name^ der in der erften Hälfte unfreS IahrhundertS in Deutfchland noch vielfach gehört wurde^ in der Form Spialter noch heute bei Aachen und Stolberg gebraucht wird und fich in England für daS Rohzink (Spelter) erhalten hat^ Während die Bezeichnung ^ i n c ^ dort n u r für daS Walzzink gebraucht wird. Mau kannte daS ^ink in der erften Zeit nnr als ein uugefchmeidigeS^ keiner Dehnung fähiges Metall^ daS fich nicht Walzeu und hämmern^ nicht einmal mit Sicherheit biegen uud mit Feileu fchlecht bearbeiten ließ. F ü r fein gewerbliches Fortkommen hatte ein folcheS Metall wenig AnSfichten^ und doch geftalteten fich feit Anfang unfreS Iah^undertS feine Angelegenheiten So günftig^ daß eS jetzt zu den wichtigften Metallen gerechnet werden muß. ZuVörderft kam ihm die Entdecknug deS GalVaniSmuS zu Hilfe ^ Welche daS Zink in die Reihe der Elektrizitätserreger zu oberft fteüte und chm infolgedeffen eine Sehr ausgedehnte Verwendung f ü r folche phhfckalifche nnd technische Apparate anbahnte ^ die Sich anS die Ve* nntzUng deS GalVaniSmuS gründeten. Von dieSem platze kann eS nicht Verdrängt Werden^ und Seine hier erlangte Wichtigkeit würde allein hinreichen^ dem Metall die Unentbehrlichkeit ZU Sichern^ wenn eS anch fonft zu nichts zu brauchen wäre. Ein fehr bedentender Teil der gefamten Zinkproduktion konfumiert fich in unfern Tagen in den galvanifchen Batterien der Telegraphenftationen^ Werkftätten und Laboratorien Vermiedener Art und opfert hier feine metallifche E^iftenz ^ur Erzeugung galvanifcher Ströme anf. Eine chemifche Rolle fpielt eS im ^üttenwefen bei der Entfilberuug deS WerkbleiS^ zur Vereitnng Von Ziukvitriol^ Zink* chloride WafferftoffgaS u. f. w. Abgefehen Von diefer an andrer Stelle Verhandelten Miffion deS Zinks datiert feine höhere technifche Geltung erft feit dem | a h r e l 8 9 ^ zu Welcher Zeit die Engländer ^obf on und S y l v e f t e r die befondere Eigenfchaft deSfelben entdeckten^ unter gewiffen Temperatur* graden eine ihm früher gar nicht zugetraute Kefchmeidigkeit zn befitzen. Vom Siedepunkte deS WafferS aufwärts^ Von 1 9 9 — C . ^ am VoUftändigften bei 1^9^ verliert daS Zink fein kriftallinifch blätteriges Gefüge und erhält foviel Kefchmeidigkeit^ daß eS fich hämmern^ walzen nnd zu Draht ziehen läßt. | f t eS folchergeftalt geftreckt Worden ^ fo bleibt eS auch nach dem Erkalten zähe und biegfam. | n höherer ^itze gehen diefe Eigenfchaften wieder

Vedeutung des ZinkS. ^^ Verloren daS Metall wird dann wieder fo fpröde^ daß eS unter dem Hammer iu Stücke fpringte ja fogar fich pulveru laßt. Mit der nun erlaugteu Möglichkeit^ daS Zink iu platten auszuwalzen fand die Ver* weuduug deS MetaUS eiueu größeren Spielraum e wie auderfeitS in noch höherem M a ß e dadurch e daß man die alte FabrikationSweife deS MeffingS Verließ und daS Kupfer direkt mit dem ZmkmetaU Verfchmolz. Vis Vor etwa ^0 Iahren blieb eS in der Hauptfache bei diefeu beiden Arten der Vermendnng^ nnd felbft da noch hatte daS Zinkblech um feine E^isteuz zu kämpfen. ES mar uoch nicht Von der Vefchaffeuheit wie heute e brach meiftenS fchon nach dem erSten Hü^ und Herbiegen durchs uud iu dem Zinklande Schlesien SelbSt ging man nur zaghaft an feine Benutzung alS Dachmaterial. Als erfte und ziemlich häufige Veuutzuug deS MetaUS zu Vauzwecken fah man dort mit Viech befchlagene äußere Feufter* Stocke. Die Zmkhütteu hatten eben noch zu lernen aber fie lernten auch und lieferten ihre Ware allmählich fchöner nnd gefchmeidiger. DaS Zück zeigte als Dachblech uud fouft dem Wetter auSgefetzt ^ eine ungemeine D a u e r ; zwar bedeckt eS fich bald mit einer festfitzenden graueu O^ydfchicht^ aber diefe dieut gleich einem Firnis zum Schutze und die Weitere Zer* ftöruug durch O^ydatiou uud Fortführung deS O^ydS durch das Waffer geht dauu un* gemein langfam Von Statten. Eine O^ydSchichte die nur den zehntauSeudfteu Teil eineS Millimeters dick iSte braucht nach PettenkoferS Verfucheu uicht weniger als 27 Iahre ^ bis fie gäuzlich Vom Regen fortgeführt ift. Demnach müßte daS Viech eines DacheSe wenn auch nur ^ nun dick e doch die Dauer Von Hunderten Vou Iahren beSitzeu. I u Englande Frankreich und Belgien Sind Zinkdächer häufig und haben fich bei heftigen Stürmen als fehr Vorteilhaft bewährt. I n Dentfchland waren fie teils dnrch unrichtige Eindecknng^ teils dnrch fchlechte Arbeit anfangs etwas in Mißkredit gekommen und find noch jetzt uicht häufig. Um Zink mit Vorteil zur Dachdeckuug zu benutzen müffeu die Vieche dergeftalt auf der Fläche befeftigt werden e daß fie fich bei Temperaturwechfel frei ausdehnen und zufammeuziehen können. ES darf keines derfelben direkt aufgenagelt oder aufgelötet f e i n vielmehr müfSen fie mittels Haften niedergehalten werden So daß die Vieche nach jeder Richtuug hin Spiel* räum zum Ausdehnen finden waS durch daS frauzöfifche Leiftenfyftem erreicht wird. Mau fuchte aber uach weiteren Verwertungen deS ZinkS ; die Spekulatiou bemächtigte Sich deS Gegenstandes^ uud je uachdem Sich ein neuer Abfatzweg inS AuSlaud oder eiue neue VenutzuugSweife zu zeigeu fchien gingen die preife mauchmal hoch hinaufe um Vielleicht rafch wieder zu Sinken weuu die Erwartungen fich uicht Verwirklichten. Der ZeutuerpreiS deS ZinkS Schwankte zwifchen 10 nnd 4 0 M a r t ja^ er ging fogar bis 80 Mark hinauf. Die heutigen PreiSfchwaukungen bewegen Sich weist zwischen 1 8 — 2 0 Mark Sür Walzzink pro 50 Die Benutzungsarten deS ZiukSe die fich nach und nach hinzugefunden haben Sind jetzt Ziemlich zahlreich geworden. Außer Seiner Verweuduug iu galvanischen Vatterieu und zu eiuzeluen chemifchen Präparaten ift eS beSonderS alS ZuSatz zu andern Metallen in G e b r a u c h e nnd eS Setzt neben MeSSing und Vronze anch Verschiedene neue Legierungen mit zuSammen nnter denen daS A r g e n t a n die technisch wichtigste iSt^ I n plattenSorm braucht man eS Zum Zinkdruck^ und Viele SeeSchiSfe werden Statt deS KupSerS mit Zmk beSchlageu. Reuer* diugS Stellt man auch Viele zu großen SchiSfen gehörige Voote ganz auS Zinkblech her. Ziukdrahte den man iu allen DurchmeSfern herzuftelleu Verftel^ empSiehlt Sich durch Wohl* Seicheite Roftfreiheite leichte Lötbarkeit u. f. W. IuS häusliche Leben findet daS Zink in Vlecheu durch den Klempner immer mehr Eingang als Material zu Dachrinnen uud Fall* röhren als Befchlag Von FenfterStöcken ^ zu Badewannen^ Wafchbecken n. dergl.; nur zur Aufbewahrung naffer Stoffe^ die zu S p e i f e uud Trank dienen foUen felbft zu Waffer* gefäßeu taugt eS wegeu feiner leichten LöSlichkeit nicht. Mit allen Säureu faft geht daS Zink fehr leicht Verbindnngen ein die in Waffer löslich finde und da fich in den Flüffig* keiten der Nahrungsmittel häufig S ä u r e n finden oder bei Gegenwart eineS StoffeS e wie daS Zink ifte leicht bilden e fo iSt eS natürlich Sür Küchenzwecke n u r in beschränktem M a ß e geeignet. M i t ZmklöSnng Vernnreinigte Substanzen Schmecken widerlich und erregen Ekel und Erbrechen. Plattenzink dient Serner zu Firmen e ThürSchilderu uud Pflanzenfiguaturen. Bei letzteren sind die Infchriften mit einer chemifchen kupfechaltigeu Tinte aufgetragen bei erfteren

^ ^obalt^ Nickel^ WiSmnt und (^enoffen. 140 Vertieft eingearbeitet und mit einer Schwarzen MaSSe ausgefüllt^ F a f t allgemein in Anwenduug Sind Zinkbleche als Zwifchenlagen beim Satiuieren Von Papier u. dergl. mittels Walzwerken. EiSenblech und Eifendraht Werden nicht Selten Verzink um Sie gegen RoSt zu Schützen. Die jüngSte und noch in zunehmender Ausdehnung begriSfene Anwendung deS Zinks iSt die zu gegoSSenen KnnSt* und Gebrauchsgegenständen^ und endlich wird ein beträchtlicher und Steigender Anteil deS Metalls gleich nach Seiner Ausbringung wieder in O^yd Verwandelt und als Zinkweiß in den Handel gebracht. AuS beide Spezielle FäHe kommen wir Später zurück und betrachten zunächst Vorkommen und Verhüttung der Zinkerze. DieSe Verschiedenen VerWendnngSarten haben die Zinkgewinnung wesentlich gefordert^ fo daß die Produktion Seit den letzten 2 0 Iahren eine beträchtliche Steigerung erSahren h ^ wie auS Solgendeu Zahlen hervorgeht. Die Gesamtproduktion Europas an Rohzink betrug in Tonnen zu Schlefien . . . . . . . . . . 40^54 Rheinprovinz und ^eftfalen . . . . Belgien^ ^i^ill^ n^ont^n^ ^ . Belgien^ andre Hullen . . . . . . ^144 Spanien^ ^.st^ri^ Com^^ni^ . ^ . Frankreich ^ ^ . . . Andre fran^ofifche Hullen . . . . . England . . . . . . . . ^ . ^olen . . . . . . . . . . . ^fterreich . . . . . . . . . ^ l^oo ZUfanrnren :

^oo^ ^oo 10o0o looo

488^1 5047 4^44

I m Iahre 1 8 8 ^ belieS Sich die deutsche Zinkproduktion auS 1 1 6 8 5 ^ Tonnen im Werte von ^ 7 ^ 0 0 0 0 Mark^ diejenige der Vereinigten Staaten auf ^ 7 6 5 Tonnen. DaS reine Zink hat die bekannte^ etwas iuS Gräuliche oder Bläuliche Spielende Farbe^ auf frifcheu Flächen einen lebhaften MetaUglanz und eiu etwas kriftaUinifcheS blätteriges GeSüge. Sein SpezififcheS Gewicht beträgt ^ ^ ^ ^ je nachdem eS bloß gegofSen oder auch noch gewalzt und gehämmert worden ift. Harter als Silber iSt eS^ aber weniger hart als Kupfer; mit der Feile läßt eS Sich nicht gut bearbeiten^ da eS Sich in den Riefen der* Selben seflSetzt; eS iSt Spröde^ Schmilzt bei 4 1 ^ an der LuSt entzündet eS Sich bei 500^ und Verbrennt mit heller grünlicher Flamme^ bei 1040^ nach neueSter Bestimmung Von V i o l l e bei Siedet eS und Verflüchtigt Sich; eS läßt Sich demnach unter Abschluß der atmo* Sphärischen LuSt deftiUieren. Im tätlichen Zustande ist eS gewöhnlich mit etwas EiSen und Blei Verunreinigt. Gewinnung ^ ^ i u ^ ^ ^ i n e n ^ C U ^ ^ a s wichtigste Zinkerz ist der G aim ei (^i^S^^t^ edler Galmei)^ der Schon im Altertume bekannt war und Kadmia genannt wurde. Er iSt natürliches kohlenSaureS Ziuko^yd (Zinkkarbonat). Die bedeutendsten Lagerftätten Von Galmei befinden Sich einerseits in der Gegend Von Aachen an der belgischen Grenze^ ander* SeitS in OberSchlesien nnd den angrenzenden polnischen Gegenden. ^ n England Wurde Zink ZuerSt in der Mitte deS Vorigen IahrhundertS im großen dargestellt und ein ^arzer^ I o h a n n R u b e r g ^ brachte daS Geheimnis der Ziukdeflillation von dort mit herüber; er richtete 1798 zu WeSoHo in OberSchleSien die erSte ZiukhÜtte ein. D i e Ausbeutung der Zink* er^e in den Vorgenannten Gegenden ift eine Sehr alte^ und daS große Bergwerk am Altenberge s e i l t e ^nonta^ne) bei Aachen ift wahrscheinlich Schon zu den Römerzeiten betrieben worden. Die Society ^n^n^ne äes ruino^ et ele ^ i n o d e la ^iei^le Montague hat den Altenberg 18^7 von den Erben des Herrn Mofelmann übernommen^ Sie produziert jährlich nahe an 4 0 0 0 0 Tonnen teils auS belgischem^ teils auf deutschem Gebiete^ wo Sie die Grubeu Von BenSberg ^ Uckerrach und Mayen beSitzt. Die Ziuk^roduktion beschäftigt hier gegen 6 0 0 0 Arbeiter. Andre^ minder aufehnliche Lagerftätten Sinden Sich bei WieSloch in Baden ^ Stolberg bei Aachen^ Brilon und Iferlohn in WeftSalen^ Raibl und Bleiberg in Kärnten u. S^ w. Die WieSlocher G r u b e n Sind alte Baue^ auS denen mau im l l . I a h r * hundert den Bleiglauz bracht der zwifchen dem Galmei eingerichtet war^ den letzteren aber unbeachtet ließ. England hat keinen Galmei^ Frankreich Wenig^ dagegen Spanien fe^r viel.

142 ^ ^balte Nicke^ WiSmnt und ^enofSen. Letztere^ Land führt wegen Mangels an BrennftoSf fogar Galmei in Menge anSe der auf englifchen belgifchen uud preußifchen H ü t t e n felbft auf der ^ i c i l l c monta^ne^ zu Gute ge* macht wird e Welche Gefeüfchaft auch die fchwedifche RiukauSbente Von Ammelberge bei ASterfunde die im Iahre 1 8 ^ an 1 2 0 0 0 Tonnen Erze betrng^ Verwertet. Die natür* lichen Vorräte Von Zinkerzen in Spanien foUen ganz enorm f e i n und eS kann dieS Land für den Zmkbau um fo wichtiger werden je mehr die andern Grnben fich erfchöpfen Wenn nur die politifchen Verhältniffe iu diefem Lande fich noch mehr befeftigen. I m Iahre 18^6 waren anS fpanifchen Grubeu gegen ^ 5 0 0 0 Touueu Riukerze gefördert Worden. J n Ober* fchlefien z^ B . foU der Rückgang der Produktion fchon jetzt beginnen Weil die Erze befter Oualität feltener werdeu. F^. ^2 zeigt eine oberfchlefifche Zinkhütte bei Scharlei. Alle Vou langer Zeit her betriebene Galmeigrnben lieferten chr Gut direkt in die meift nahebei entstandenen MeSSinghütten um dort ohne weiteres mit Kupfer Verschmolzen zu Werden. I n neneren Z e i t e n wo nur daS m e t a l l i s c h e Z ^ daS leicht Verführbar ifte zur Meffiug* bereitung dient binden fich die Meffinghütten nicht mehr an die Nähe der Galmeigrnben. Der Name G a l m e i begreift noch eine andre Erzart^ daS Kiefelzinkerz^ die wegen ihrer fchönen KriStallifation auch Z i n k g l a S heißt; diefelbe kommt zuweileu felbftäudige fonft aber Saft überall als Vegleiter deS eigentlichen GalmeiS Vor und führt bei den Kütten* leuteu deu Namen gewöhnlicher Galmei ^ während daS kohlenfäure Ziuko^d als edler Galmei unterfchieden wird. DaS Kiefelzinkerz befteht auS kiefelfaurem Ziuko^d (Zink* filikat) mit Waffer und enchält gegen 5 ^ Prozent Rink. Von allgemeinerem Vorkommen als die SanerftoffVerbindungen deS ZülkS ift deffen Verbinduug mit S c h w e f e l e daS R i n k f u l f i d oder die Z i n k b l e n d e . Als Rohftoff für die Ziukgewiuuung hat fie zwar nicht die Geltung wie der G a l m e i e wird aber doch Verwendete und zwar in nenerer Zeit in größerem M a ß e als früher. Zinkblende findet fich in großen Mengen in England; die ftarke Zinkproduktion Englands rührt aber dennoch nicht auS diefem eücheimifchen Rohftoff her^ fondern größteuteilS auS Zufuhren fremden GalmeiS Von Spanien nnd andern Ländern. Ihrer Konftitution nach erfcheint die Blende zur Verhüttuug fehr einladend^ da fie auS 2 Teilen gediegenen RintS uud 1 Teil Schwefel befteht uud auch fehr rein Vorkommt; aber die Schwierigkeite beide Elemente zu trennen und die dazu uötigeu Röftprozeffe fteheu dem wieder erfchwereud und Verteuernd gegenüber uud die Ver* hüttung Von Schwefelzink galt deswegen lange nur als eiu nebenfächliches nnd gedrücktes Gefchäft. IndeS hat man in neuerer Zeit Röftöfeu erfundene in welchen die Vlende Voll* ftändig entfchwefelt werden k a n n wobei die entftehende fchweflige S ä u r e anf Schwefelfäure Verarbeitet wird (wo letzteres noch nicht gefchiehte werden die fauren Gafe dnrch Kalkmilch ^aufgefangen^ und hiermit hat fich denn anch die Verhüttuug derfelben VeraUgemeiuerte uud man ftürzt jetzt fogar alte Halden um und fucht die früher beim B a u auf andre Erze weggeworfene Vlende wieder heraus. I n manchen Zinkblenden findet man zwei eigentümliche Metallee die wegen ihrer äußerft geringen Mengee in der fie Vorkommen früher überfehen worden waren; erft dnrch die Spektralanalyfe wurde mau darauf aufmerkfam gemacht. ES find dieS daS Von Reich und R i c h t e r in Freiberg 1 8 ^ entdeckte I n d i u m uud daS Gallium e welches Leeog de V o i S b a u d r a n 187^ in der Zinkblende Von Pierrefitte fand; letzteres Metall kommt anch in der fchwarzen Vlende Von BenSberg nnd der gelben afturifcheu Vlende Vor. Veide Metalle haben bis jetzt uur eiu rein cheoretifcheS Jutereffe. TaS J u d i u m ift filberweißglänzend e fehr weiche fchmüzt bei 1 7 6 ^ uud Verbreuute an der Luft erhitzt mit Violettem Lichte nnd bräuulichem Rauche zu Indiumoxyd; eine helle indigoblane Linie im Spektrum war die Veraulaffung zur Entdecknng nnd zur Venennung diefeS MetaUS mit dem Namen Indium. Während daS Indium feinen Metallglanz felbft an feuchter Luft ziemlich lange behält Verliert daS Gallinm denfelben infolge obersläch* licher Oxydation fehr bald. Gallium fchmilzt fchon bei Handwärme (bei kleine Mengen deS gefchmolzeueu MetaUS bleiben oft wocheulaug flüffig wie Oueckfilber. I m Spektrum zeigt daS Gallium zwei Violette Linien. Au die Zinkerze fchließt fich alS Rohmaterial für die Rückgewinnung ein Abfallprodukt an derOfenbruche Gichtfchwanun jene M a f f e n welche beim Verhütten Vou Kupfer*e Vlei-^ Eifeuerzeu u. f. w. fich iu deu oberen Teilen deS OfeuS anfetzen nnd zeitweife ausgebrochen werden. Sie ftammen Von den Zmkerzen die uuter die deS KupferS u. f. w. Vou Ratur

^ewinnnng beS Zinks ans feinen Erzen. eingemengt waren. | u der Ofenhitze Wird daS Metall flüchtig; die Dämpfe (Ofenkadmium) oxydieren und Schlagen Sich au kalten Stellen iu fefter Form nieder. Die Zinkerze werdeu meiftenS durch Bohren nnd Schießen ^ mürbere Sorten deS GalmeiS durch Hauarbeit auS ihren Lagerstätten geloft. Sie finden fich in den jüngeren GebirgSfchichten^ Vornehmlich in der DeVonformatiou nnd im Kalk und Dolomit der un* teren Etage der Steinkohlenformation auf G ä n g e n Lagern Stöcken nnd in einzelnen Reftern. Die eine große Grnbe am Altenberge bei Aachen ift fogar ein Tagban; fie ift aber im Laufe von fünf |ahrhuuderteu faft ganz geleert^ nachdem Sie ein Qnantnm Von Vielleicht mehr als 26 MiUioneu Zeuluer Galmei geliefert hat. Die Zubereitung der Zinkerze für den Ofenprozeß beginnt^ WaS den Galmei uud das faft immer damit vermengte Kiefelzinkerz anlangt^ meiftenS mit einem Ablagern an der Luft^ damit Erz und Gangart durch Auswittern trennbarer werden. D i e beSteu Stüde Werden durch eiufache Handfcheidung abgeänderte daS Erzklein daS eiu geringeres Material ift^ ge* Wohnlich iu Trommelu gewafchen durch Setzarbeitfepariert uud die kleinsten Teile gefchlämmt.

Der gewöhnlichste Begleiter deS GalmeiS ift Eifen mauchmal in folcher Meuge^ daß daS Zinkerz e Statt weiß^ grau oder rot erfcheiut. Je größer der Eifeugehalt^ um So Schwieriger ift die Verhüttung deS ErzeS ^ da daS Eifeuo^yd die thönerueu DeftiHationS* gefäße angreift und mit deren Maffe leicht fchmelzbare Schladen bildet. Der aufbereitete Galmei uuterIiegt alfo zunächft eiuem Brennen nach Art deS Kalkbrennens ^ um ihm daS Waffer uud die Kohleufäure zu benehmen ^ wogegen die Zinkblende eine wirkliche uud zwar laugwierige RöStarbeit erfordert damit der Schwefel eutferut und die Maffe iu O^yd ver=^ waudelt werde e weil uur iu dem Maße^ als dieS erreicht ift^ diefelbe auf metallifcheS Zink beuutzt werden kann. J u beideu Fällen beSteht alfo die Abficht^ aus deu Erzen zuuächft Zinko^yd darzuSteUeu. Die uachfolgende Reduktiou kouute^ WaS den Galmei betrifft ^ z ^ a r auch ohue diefe Vorbereitung Stattfinden aber fie wird durch daS Vorgängige Verjagen der Kohleufäure nnd deS WafferS beguemer und au Metall auSgiebigen deun weuu Kohleufäure und Waffer inr Erze Verblieben würden diefe bei der Rednktion unnötig Wärme entführen uud zugleich könnte eiu Teil deS erft reduzierteu MetaUS durch die Kohleufäure wieder

^ ^in^ ^obalt^ Nickel^ Wismut und Genoffen. oxydiert werden. Auch wird der KieSelgalmei durch daS RöSten anSgelockert^ der aber trotz* dem Viel widerSpenStiger gegen die Reduktion ift als der eigentliehe Galmei. DaS RöSten der Blende geschieht auf dem ^erde eines Flammofens^ da n u r wenige Zinkblenden die Eigenschaft haben ^ in Raufen felbft fortzubrennen ^ nachdem fie einmal entzündet worden. Die Blende m u ß zu diefem Zwecke Vorher grob gepulvert^ in Schliech Verwandelt werden. Sie geht dann durch die o^dierende Wirkung der Luft unter häufigem Umrühren lang* fam in ein Gemenge Von Ziuko^yd und SchWeSelSanrem Zmko^yd über^ auS dem nun unter Steigerung der Temperatur bis zur Starken Glühhitze die SchWeSelSäure So Voüftändig wie möglich Verjagt werden muß (S. Fig. 8 ^ ) . DaS Roften der Zinkblende gefchieht neuerdiugS meistens in dem Rutfchofen Von HaSeneleVer und H^big^ wobei die Schweflige Säure ^ wie Schon erwähnt^ durch Einleiten in Bleikammern in Schwefelfäure übergeführt wird.

DaS fomit gewonnene Zinko^yd^ gleichviel ob auS Galmei oder Blende^ erfährt nun behufs der Zugutemachung in beiden FäHen dieSelbe Behandlung im DeftiHierofen. D e r in Stücken gebrannte Galmei muß n u r noch Vorher zerkleinert werden^ nachdem die jetzt an ihrer Farbe erkennbaren eifenfchÜffigen ErzStücke und andres Ungehörige durch AuSleSen entfernt worden ift. Zum A u s b r i n g e n deS Z i n k s a u s Seinem O^yd benutzt man^ wie bei den übrigen Metallen^ die reduzierende Wirkung der Kohle; der Gang der Arbeit iSt aber hier infoferu ein andrer^ a l s daS reduzierte Metall nicht direkt niederfchmilzt^ fondern in Dampfform abgetrieben (deftiHiert) wird uud Sich erSt iu einiger EntSernnng zu tropfbarem Metall Verdichtet. D e r Grund hierfür liegt in dem Umftande^ daß der Hitzegrad^ bei welchem daS Zink auS dem O^yd reduziert wird ^ weit höher liegt als der Schmelzpunkt deS Metalls ; eS findet alfo gleich beim Freiwerden eine solche ^itze vor^ daß eS in Dampf Verwandelt Wird. DaS Zink gerät bei einer Temperatur Von etwa 400° C.^ alfo bei noch nicht Voller Glühhitze^ in Fluß^ Bei angehender Weißglühhitze kommt der F l u ß inS Sieden^ daS Me^ lall geht in Dampfen fort^ die in einem Kanal fortgeleitet werden können^ daS heißt^ wenn ^eine atmofphärifche Luft mit den Zinkdämpfen in Berührung kommt; hat aber die ^ n f t

(^ennnnung bcS ZiukS aus feinen Erzen. 145 Zutritt^ So Verbrennen die DämpSe mit blendend weißer Flamme zu Z i u k o ^ daS in Zarten^ Schneeweißen Flocken nmherSliegt. DieSeS ift daS bereits oben erwähnte^ Sogenannte weiße Nichts oder die philofophiSche Wolle. AuS Solchem Verhalten deS Metalls gegen den Sanerftoff ergibt fich natürlich die Hauptregel ^ daß bei dem OSenprozeß Sowohl der LuSt* Zutritt abgehalten als alle Zufchläge Vermieden werden müSSen ^ Welche SauerStoff abgeben können e Weil hierdurch die Reduktion Vereitelt nnd daS reduzierte Metall immer wieder oxydiert Werden würde. Die DeftiUation des ZinkS geschieht nach der fchiefif chen Mechode in folgender Weife: Der gebrannte Kalmei wird^ mit dem gleichen Volumen Koksklein Vermengt ^ in feuerfeste chönerne M u f f e l n gebracht ^ Von denen eine in Fig^ 8 7 abgebildet ift Eine solche^ eirea 2 m lange Muffel hat zwei Offnungen; dnrch die mit einer platte Verschloffene

^ ^^fiSd^ ^n^f^t älterer ^ftr^t^n. untere werden die Rückftände herausgenommen ^ durch die obere wird daS Gemenge mittels Schanfeln eingetragen nnd dann die knieförmige Vorlage eingekittet. Die Ofen nahmen früher gewöhnlich nur zwei Reihen Von ^ — 6 Muffeln auf^ Wie man bei bb (f. Fig. 86^ sehen kauu; in der Neuzeit erhielten fie aber ^ ja felbft bis 7 2 Muffeln nnd find dann im ftande bis zu ^500 ^ Erze taglich zu Verarbeiten. Mitten über dem Raum B^ der durch den ganzen Ofen fich erftreckt^ ift ein Roft^ der mit Steinkohlen gefeuert Wirde wäh* rend der Ranch durch die Offnungen oo entweieht. Tie knieförmige Röhre Verbindet die obere Öffnung der Muffeln mit den Tiegeln Sind fämtliche Muffeln gefüllt ^ fo wird der Osen (BC) gefeuert; jene kommen in Glut^ dabei Verflüchtigt fich daS Z ü ^ Verdichtet fich in den Vorlagen und tröpfelt in die Gefäße bei ^ I m Anfange der Reduktion find die KondenfationSräume noch fo kül^ da^ fich die Ziukdämpfe nicht Verflüffigen^ fondern zu Staubförmigem Zmk (^inkftaub) Verdichten; erft fpäter ift daS überdeftiUierte Z^k flüffig. I f t nach ^ 4 Stunden die DeftiUation beendet ^ fo trägt man fogleich eine zweite Füllung durch die am Kopfe der Vorlage befindliche ^ fonft mit einer Thoufcheibe geSchloSSene Off=^ nnng^ ebenfo eine dritte; erft uach drei DeftiHationen wird die untere platte der Muffel geöffnet und die Rückftände Werden herauSgefchafft. Diefe beftehen auS Kiefelfäure^ auS

Rinte ^obalte Nickel^ WiSmut und ^enoffen. dem Kiefelgalmei zur ^älfte nnd mehr e anS Thonerde e Eifen* und Mangano^ydnl^ einigen Prozenten Zinkoxyd ^ zuweilen etwas Bleio^yd uud Kohle. Spriugt während deS Betriebs eine MufSele fo zeigt fie dieS durch herauSfchlagende Flammen a n indem Rink* dämpfe herausdringen nnd fich an der Luft entzünden. Auch ohnedies fehlt eS uicht an O^ydbildnng; Oxyd uud ftaubförmigeS Metall fetzt fich au der Mündung der Vorlage a n Verstopft dieselbe zuweilen ganz nnd mifcht fich auch dem abtropfenden Rohziuk bei. DaS O^yd wird gefammelt uud immer wieder mit Verarbeitet ^ anSgenommen die erften braun* gelb gefärbten Portionen welche Kadmiumoxyd enthalten uud auf deffen Gewinnung besonderS Verarbeitet werden. Wir kommen anf diesen intereffanten Begleiter deS RinkS später noch beSonderS zu Sprechen. Vei der belgifchen Methode der Zinkgewinnnng gefchieht die Reduktiou nicht in Muffeln fondern in eylindrifchen e an dem hinteren Ende gefchloffenen Thonröhren Von etwa 18 cnn Durchmeffer im Lichten und l ^ l ^ u n L ä n g e ^ Welche Vorn mit einer zweitei* ligen konifch zulaufenden An* fatzröhre Verfehen finde in der sich daS heranSdeftiHierte Zink ansammelt. Die DeftiHationS* röhren liegen 75—150 an der Zahl^ reihenweife über* einander gebaut und etwas nach Vorn geneigt in dem Ofen wo Sie Von der Feuerluft um* fpült werden. I n England reduziert man in Tiegeln die im Boden eine Öffnung haben welche bei der FüHung mit einem Kork oder Holzpfropfen Verfchloffen wird; bei der Erhitznng Verkohlt derfelbe aber bald nnd geftattet den Rinkdämpfen den AuSgang in die angeschobenen VerdichtnngSröhren welche mit WaSSer gekichlt werden während der Deckel deS Tiegels dnrch eine fenerfefte Thonplatte luftdicht gefchloffen wird. D i e Heizung erfolgt bei den Verschiedenen Methoden mittels Kohle e doch hat man in neuefter Zeit auch angefangen mittels Generatorgafe zu heizen e wodurch eine um ungefähr 2 Prozent höhere Ausbeute an Zink erzielt wird. Die VerbreuuungSluft wird hierbei entweder nach dem SiemenSfchen Regenerativverfahren Vor* gewärmt oder dadurch e daß man fie die heißen Ofenwandungen durchstreichen läßt. Die betriebenen Ofenanlagen find in den letzten Iahren vielfach Verbeffert und Verändert worden und iSt man namentlich bemüht gewefen e Brennmaterial hierdurch zu fparen nnd die Ausbeute an Rink zu Vermehren. DaS in Vorbefchriebener Weife gewonnene Tropf* oder ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Roh^ink Wird nnn in eifernen Tieaeln wieder einschmolzen Von Oxyd gereinigt und teils m Blocken fur Rwecke oer Gießerei oder zur Meffing* oder Zmkweißbereitunge teils in F o r m Von Vlechen in den Handel gebracht. 100 Rentner geröfteter Galmei geben etwa 4 8 Zeutuer Rohziuk und diefe wieder 4 1 Zeutuer reiueS Metalle dazu 4 Rentner auS den zu Gute gemachten Ab* gängen beim Umfchmelzen im ganzen etwa 4o per 100. I n 150 Rentnern rohem Galmei^ welche 1 0 0 Zentnern gebranntem entsprechen Stecken aber 68 Zentner Rinke daher Sich ein VerluSt Von gegen 15 Prozent ergibt e der teils Schon beim Vrennen teils beim DeStiHiereu entfteht uud entweder Verflüchtigt und Verftäubt oder in den Rückständen Ver* blieben ift. Durch keine Methode der Zinkgewinnung läßt Sich ein derartiger VerluSt ganz verhüten. Die Zugutemachung der Vlende gehört erft der neueren Zeit a n in der man nach und nach durch Verbesserung der Ofenanlagen in den Stand gefetzt wurdee die Entfchwefe* lnng zu einer ziemlich Vollständigen zu machen; m a n betreibt Sie in E n g l a n d e Belgien nnd Dentfchlande hier namentlich zu Stolberg bei Aachen Linz am R h e i n Freiberg in Sachfen Mücheim an der R u h n Achenrain in T i r o l e TaVoS in GranbÜnden und nenerdingS noch

Zinkguß. ^^ an manchen andern Ortlichleiten; denn da^ wie gefagt^ die Schwierigkeiten der AuSbringnng überwunden Sind und Blendelager in Viel größerer Verbreitung Vorkommen als Galmei-^ lager^ So können Sich jetzt Zinkhütten auch da etablieren^ wo eS früher nicht chnnlich Schien. Während man Srüher daS Schon erwähnte RöStVerfahren der Blende dem eigentlichen AuSbringen Stets Vorangehen laffen mußte ^ hat man jetzt gelernt^ die Zinkblende auch direkt zu Gute zu machen^ indem man zur Entfchwefelung eine entsprechende Menge EiSenerz oder auch RoheiSen der Beschickung^ welche außerdem mit Kalk geschieh^ zufetzt. DaS käuSliche Zink h^ ftetS noch BeimengUUgeU bei fich^ SelbSt die geschmeidigen Bleche^ wie Sie die Klempuer Verarbeiten. Am nuSchädlichSten erscheint Kadmium^ daS Vormals beSonderS im Schachen Zink bis zu 6 Prozent enthalten Sein mochte^ ohne daß deSSen Dehnbarkeit merklich dadurch gelitten hätte. letzte wo m a n den Stoff größtenteils besonders abscheidet und Verwertet^ wird Sich nur Wenig nnd jedenSallS Stets unter 1 Pro^Zent darin aufwinden laSSen. Zu Zinkweiß bestimmtes Zink muß ganz frei davon fein^ da daS braune Kadmiumo^yd die rein weiße Farbe beeinträchtigen würde. DaS kaum jemals fehlende B l e i ^ in Staubform mit übergeführt^ macht daS Zink weicher^ aber gleichzeitig mürber^ weniger zäh ; bei mehr als ^ Prozent Blei wird daS Metall zu mürbe und unter den Walzen riffig. Für Mesfing ift Schon ^ Prozent Blei im Zmk nachteilig. EiSen kommt gewöhnlich durch daS Umfchmelzen deS ZiukS in eifernen Keffeln nnd durch AuS* gießen in dergleichen Blechformen mit inS Spiel. Die in manchen Zinkforten Vorkommen-^ den Metalle ^ n d i n m und Gallium üben ihrer geringen Menge wegen auf die Befchaffen^ heit deS Metalls keinen Einfluß auS; fo enthält z^ B. daS Freiberger Zink in 10000 l^g nnr ^—5 l ^ Indium. ^ Vor kurzem hat man auch im oberfchlefifchen Zink kleine Mengen S i l b e r gefunden^ und zwar Von O ^ o ^ Prozent bis zu Prozent^ dagegen konnte in dem Zink der ^ieille rncnta^ne und im amerikanischen kein Silber gefunden werden. K o b l e n f t o f f hat eine befondere Anhänglichkeit für daS Zmk^ Verändert aber feine Phyfikalifchen Eigenschaften anfcheinend gar nicht. Störend wird er^ Wenn daS Zink zu Erzeugung reinen WafferftoffgafeS gebraucht werden foü^ da er zum Teil Vom WafferStoSS geloft wird und fo daS GaS unrein und Übelriechend macht. DaSfelbe gilt Von ArSen und Antimon^ wovon kleine Mengen mit in daS Metall kommen können^ welche der Verflüchtigung beim Röften der Blende entgangen find. DaS Zink kann auch Verunreinigt werden durch fein eignes O^yd ^ Wenn daS Umfchmelzen bei zu hoher Hitze erfolgt ift. SolcheS Metall imGemeUge mit O^yd heißt V e r b r a n n t e s Zink; eS taugt weder zu Gnßwaren^ da eS Sich nicht rein gießt^ noch zu fouft einer Bearbeitung^ nicht einmal gut zum Wiedereinschmelzen mit SriSchem Metall. Reiner Von Sremden Bestandteilen erhält man daS Zink Schon ^ Wenn man daS Anfangs^ und Endergebnis einer Defoliation wegläßt und nur die mittlere Portion nimmt; fonSt muß man daS Metall behufs befonderer technifcher oder chemifcher Zwecke rafSinieren. DieSeS RaSfinieren deS Zinks beSteht in der Hanptfache darin^ daß man daS geschmolzene Metall zuerst durch Ausgießen in kaltes WaSSer granuliert^ d. h^ in Körner Verwandelt^ die man dann mit etwa ^ ihreS Gewichts Salpeter mischt nnd in einem ge^ SchloSSenen Tiegel fchmi^ oder auch daS Metall daraus deStiUieren läßt. Der Kohlegehalt Verbrennt hierbei ^ während ArSenik und andre fremde Metalle oxydieren nnd in der Schlacke bleiben. Die V e r a r b e i t u n g deS Z i n k s zu Blech anf den Hütten gefchieht in gewöhnlichen Walzwerken^ nachdem daS Metall Vorher zu dünnen platten Von etwa cm Länge und ^ car Breite auSgegoffen worden. Die befondere Rückficht beim Zink ift^ wie fchon ge* fagt^ die Beobachtung und Erhaltung der richtigen Walztemperatur ^ die ^wiSchen 100 und 150^ liegt. M a n hat deshalb einen Anwärmofen zur Hand^ in welchen die Arbeitsstücke immer wieder gebracht und So Weit^ aber nicht weiter erhitzt werden^ bis ein darauS ge* brachter WaSSertropSen ziScht und Siedet. Auch die Preßwalzen werden Sür die gauze Arbeits* dauer in einer Temperatur Von 100^ erhalten^ am einfachften durch iuuere Dampfheizung. Für daS Warmhalten der Bleche benutzt man ftatt deS OfenS oder neben denselben anch eine Siedend erhaltene KochSalzlöSung^ in welche die Bleche eingelegt werden. H^ben letztere eine gewiffe Dünne erreicht^ So geschieht daS weitere AnSwalzen paketweiSe. ^ i n ^ g n ^ . I n neuerer Zeit hat daS Zink eine echote Bedeutung erlangt durch feine BerWendung als Gußmaterial. DaS Zmk gießt Sich bei einer Temperatur^ die nicht einmal

1^8 8iuk^ ^obalte Rickel^ WiSmnt nnd ^enoffen. die Volle Glühhitze erreicht ^ ausgezeichnet; eS gibt die Formen der Modelle unmittelbar in größter Schärfe und Feücheit Wieden fo daß diefelbeu außer an den Lötfugeu faft gar keiner Überarbeitung bedürfen. Aber daS gegoffene Zink zeigt die ganze dem Metall eigen* tümliche Sprödigkeite daher eS zu Gegenständen die Stöße und andre Anstrengung auS* halten foHen nicht gebraucht werden kann und feine Anwendung Sich auf Werke der Kuuft* bildnerei^ Statnen^ Gruppeu u. f. w.e Serner auf architektouifche Verzieruugen uud kleiue Gebrauchsgegenstände e wie Leuchter n. dergl.e befchräukt | n den großen JuduftrieauS* Stellungen der letzten zwanzig Jahre zeigte Sich der KnnStgnß in Zink bereits auf eiuer be* deutenden S t u f e der AuSbilduug. | n Deutfchland findet derfelbe Seine hauptfächlichfte Pflege in Verlin und Wien und die Wohlfeilheit der HerfteUung Von ZinkgüSSeu im Ver* gleich zur Vronze und felbft zum Eifen iSt ein Moment daS denSelben zur Verbreitung dient. Der Zinkguß gefchieht in Sandformen und unterscheidet Sich in der ^auptfache nicht Viel Vom Eifenguß^ ist aber Viel leichter ausführbar e erftlich durch den niedrigen Schmelz* Punkt deS MetaUS und dann durch deffen Lötbarkeit welche geftattete einzelne Teile für fich Zu gießeu und fie fpäter znfammenzulöten e WaS beim Eifenguß unchnnlich ift. Während Z. V. Figuren Feuer* uud Schreibzeuges Leuchter und andre hohle Gegenstände Von Eifeu auf eiumal mit dem Kerue gegoffeu werden müSfen kann man Sie beim Zinkguß teilen uud fo z^ V. ein Sänlenkapitäl auS vier gleichen Teilen zufammeulöten Wodurch Viel au Arbeit und Modell erfpart wird. Flache Gegenftände^ Wie Thürfüllungen ^ Tisch- und Grab* platten Geländer u. f. w.e werden ganz wie beim Eifengnß hergeftellt. Ein Unterschied vom Eifengnß findet beim Zinkguß iufofern ftatte als bei letzterem faft niemals über Kern gegoffeu Wird. D i e Starke Zufammeuziehnng deS MetaUS beim Er* kalten Verträgt den Kern nicht der G u ß Würde über demfelbeu zerreißeu. ^ochfteuS benutzt in deffeu Mitte ein rnndeS Stück Holz u. f. W. mit eingeformt man einen Kern auS ift^ daS mau gleich nach erfolgtem GuSSe heranSzieht Der Kern bekommt dadurch eiue Höhlung und kann Vermöge diefer nnd der Natur deS SaudeS nun eher der Zufammeu* Ziehung deS MetaUS nachgeben. Öfter dagegen Wendet man bei Hohlgüsfen foWeit Sie uicht auS Teileu zuSammengefetzt find^ daS beim Zümgießer und GipSformer übliche Stürz* oder Dekantier* (Abfchütte-) Verfahren an. M a n füllt die Form Völlig mit der Gußmaffe uud ftürzt fie gleich daraus um; daS uoch FlüfSige läuft auS^ daS an den FormWänden bereits ErStarrte gibt daS hohle Gußftüd. | e raScher daS Dekantieren erSolgt^ deSto dünner Wird die GußWande die man folchergeftalt bis auf die Stärke einer Linie beschränken kanu. Veim Gießeu müSSen die Formen heiß gemacht Werden damit die Erftarrung uicht allzurafch er* folge. DaS Schmelzen deS Zinks gefchieht in Graphittiegeln e die Ofen gleichen denen der Gelbgießen daS Löten erfolgt Wie bei den Flafchnern mit Zinn und Blei. Durch Zinkguß werden Vielerlei Bauoruamente^ oft ganze Gefimfe hergeftellt; fo ift Z. V. daS HauptgefimS der Berliner Universität ^ Welches 1 m Ausladung hat^ auS Zink* guß. Faft fämtliche Foutänenauffätze in den Gärteu zu Potsdam befteheu anS demfelben Material unter anderm ift die Frofchgruppe Von Ka^le meifterhaft uud in großen Dimeu* fioueu ausgeführt^ uud der Adler auf dem Berliner Schlöffe mit 9 ^n Flügelfpannuug ift ebenfalls auS Zinkguß hergeftellt und koftet nur 8000 Mark. Auch zu militärifchen Zwecken hat daS Ziul nenerdingS Verwendung geSnnden fo zum Guß Von Kartätfcheukugeln als Mantel Von Granaten u. f. w. Statuen Monumente n. f. w. aus Zinkgnß WerdeU häufig der Haltbarkeit wegeu mit einem Brouzeüberzug Verfeheu. Sie konfervieren fich zwar auch Von selbft fehr gute iudem fie fich mit einer O^ydfchicht überziehene Welche dem auflöfeuden Einfluß der Atmofphärilien ein Schützendes Halt gebietet ^ allein die graue F a r b e derfelben ift so wenig gefällige d a ß man gern eine andre Oberfläche Vorzieht. Mau überzieht Zinkgegenftände auch mit Ol* oder FiruiSf arben e ftatuarifche Werke häufig mit Weiße um ihnen Marmorähulichkeit zu geben. J m allgemeinen paffen aber folche AnStriche fchlecht hierher e denn fo feft diefelben auf Eifeu haften e fo uuVoükommen auf Zink; eS Scheint eiue chemifche Wirkung zwifchen Ol und Metall Stattzufiudeue iu deren Folge der Anftrich gewöhnlich taufeudfache Sprüuge bekommt und abblättert. Man fucht Sich dagegeu durch Vorheriges Präparieren deS MetaUS mit Säuren n. f. w. oder durch eiuen Schwachen galvauifcheu Uberzug zu helfen. Küuftler Sehen aber keinerlei Altrich gerue da er die feiueu Umrißliuien beeinträchtigt. Köuute man Sande

Zinkweiß ^^ dnrch irgend ein chemifcheS Mittel daS Metall Selbft dazu disponieren^ daß eS Sich ober* flächlich in eine Schicht deS Weißen^ echten O^ydS Verwandelte^ So wäre — VorauSgefetzt^ daß die LötSugen dieselbe ^arbe annähmen und daß die erzeugte Schicht Sich dauernd und dicht erbielte — etwas fehr Angenehmes erreicht Darauf zielte auch eine der PreiSanf* gaben deS Berliner Vereins zur Beförderung deS GeWerbfleißeS für daS |ahr 186^ ab^ die aber ihrer Löfnng noch immer entgegen fieht. Die fchon erwähnten bronzierten KUßWaren^ zum Uuterfchied Von echter Brouze Zinkbronze genannt^ haben namentlich in Paris einen hoheu Krad der Vollendung erhalten und glänzen in den Läden ^ Vom Nicht* kenner unerkannt^ neben der echten Bronze^ Welche freilich für daS feiner empfindende Auge den Vorzug der Vornehmen Farbe Voraus hat und ihres koftbareren WefenS Wegen in bezug anf Bearbeitung einer höheren Rückfichtnahme fich erfreut. Aber für Viele Geräte deS täg* lichen Lebens ^ die chreS maffenhaften Verbrauches Wegen fonft aus Viel unVoHkommueren Materialien hergeftellt werden Würden e ift daS Zink ein auSge* Zeichneter Stoffe der SelbSt höheren Ansprüchen genügen kann. AIS Surrogat f ü r die echte Bronze Wird daS Zink namentlich für Pendnlen^ Armleuchter ^ RippeS^ Statuetten u. f. w. verwendet und wir bilden in Fig. ^^ einen Von den TanSenden von geSchmack* Vollen Gegenständen ab^ Welche anS der PariSer Weltausstellung Von 1807 dem Zinkguß Viele Lieb* haber zuSührten ; die Wiener AuS* Stellung von 1 8 ^ zeigte jedoch daß auch in Deutschland feine Pflege eine fehr erfolgreiche geworden war. ^ i n ^ W e i ^ Ein großer Teil deS gewonnenen ZmkS wird gegenwartig wieder Verbrannt^ um eS im Zuftande deS OxydSe als ZinkWeiße zu benutzen^ und da diefeS ebenfalls ein Hüttenprodukt ift fo mag daSfelbe gleich hier mit abgehandelt werden. DaS Zinko^yd diente als ee Weißes Nichts^ lange nur zu medizinischen Zwecken ; obwohl fchon im V o r i g e n Iahrhundert franzcfifche und deutsche technische Ehemiker Vorschlugen^ dasselbe als Vertreter deS So Schädlichen BleiWeißeS zu benutzen ^ So kam eS doch Vor der Hand nicht dazn^ hauptsächlich wohl^ W e i l der Stoff noch zu teuer war. Erft dem Maler Leelaire i n P a r i s ^ der durch die Vielen Erkrankungen in den BleiWeißfabriten beWogen wurden Sich mit dem Gegenstände ernftlich zn beschäftigen^ gelang eS^ dem Zinkweiß Geltung Zn VerfchaSfen und daSfelbe in Menge fo wohlfeil herzustellen^ daß eS mit Erfolg dem Blei* weiß Konkurrenz machen tonnte. Die Gefellfchaft der ^ieille ^nont^ne griff die Sache bald in großartigem Maßftabe an^ gründete große Fabriken in Belgien ^ Frankreich und Dentfchland und trug Viel zur VerbeSSerung der Darstellung deS StoSfeS und feiner anS* gedehnteren Verwendnng bei. ^nfolgedeffen Stieg denn auch die Fabrikation bald inS Un* geheure e So daß Sich jetzt die rheinische e belgische und fchlefiSche Produktion nach Hundert* taufenden Von Zentnern berechnet. M a n foHte nun glauben^ daS Bleiweiß fei hiermit gänzlich auS dein Felde geschlagen^ a l l e i n trotz alledem haben weder die Fabrikation noch anch der Verbrauch deS BleiweißeS auch nur im geringften abgenommen.

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^ Kobalt^ Nickc^ WiSmnt nnd ^enoffen. Die DarSteHung deS Zinkweißes kann entweder nur auS trockenem Wege erfolgen^ durch Verbrennen der metallischen Zinkdämpfe zu ^inko^d ^ oder auS naSSem Wege^ wobei daS Produkt zuletzt allerdings auch geglüht Werden muß. Die Darstellung anf naSSem Wege ift noch wenig gebräuchlich^ empfiehlt Sich aber in allen den FäHen^ in Welchen nicht weiter verwertbare Langen Von Ehlorzink oder Zinkfulfat zur VerfÜgnUg fteheu. Von den Verschiedenen Sur dieSen Zweck empSohlenen Methoden iSt die der ^ioill^ n ^ n t ^ n e jedenfalls die zweckmäßigste^ hiernach läßt man die ZinklöSung in einen UberSchnß Von AmmoniakflÜffigkeit fließen ^ So daß daS zuerSt entstehende Zmkhydro^yd wieder ansgelöSt wird; Verunreinigungen Von EiSen* und Mangano^d bleiben hierbei ungeloft und werden durch AbSetzenlafSen oder Filtration getrennt. DaS überSchüSfige Ammoniak wird dann mittels Wafferdampf ausgetrieben und kann So Von neuem Verwendet werden während daS Sich hierbei abscheidende Zinkhydro^yd (Zinko^ydhydrat) abfiltriert^ getrocknet uud geglüht wird^ um daS chemifch gebundene Waffer zu entSernen. Die Darftellung auS trockenem Wege ift Weit einfacher und beruht auf dem Ver* brennen der Ziukdämpfe bei Zutritt der Lnft zu Z i n k o ^ wie fchon oben erwähnt wurde^ nur daß hier daS Experiment nicht an freier Luft^ Sondern in einem geSchloSSenen Räume Vorgenommen wird ^ in welchen die dazu nötige Luft eingeSÜhrt wird. I u Fi^ ^ iSt die Durchschnitts- nnd in Fig^ 9 0 die . äußere AnSicht eines hierzu dienlichen^ auS acht Retorten einge* richteten OfenS abgebil* det. Wir haben hier in der Mitte zwischen zwei Reihen AnSfangekammern einen Ofen^ in Welchem ZWei Reihen chönerne Re* torteu zu je Vier mit deu ^u^s^ut. Mündungen nach anS* WärtS liegen ( ^ der erften Abbilduug). V o r jeder Mündnng befindet fich ein Vorraum mit einer Thür^ welche nur für den Moment geöffnet wird^ Wenn friScheS Zink in die Retorte zu Schieben ift. AuS diefem Räume geht ein Weites Rohr nach oben^ welches daS VerbreunnngSprodnkt^ die Zinkblnmeu^ in die erfte KondenfationSkammer führt. Eine ähnliche rohrartige Verlänge* rung führt a b w ä r t s und fchließt mit einem Schieber^ fie dient zum Auffangen derjenigen Teilchen^ Welche nicht dem Zuge nach oben folgen^ fondern herabfallen. I n dem Ranme Vor der Retortenmündung hat die Verbrennung zn erfolgen. Die hierzu nötige Lnft gelangt dnrch Kanäle dahin^ die fo gelegt find^ daß daS Feuer fie mit heizt^ alfo die Luft mit einem gewiffen Hitzegrade in den Vrennraum gelangt. Eine EintrittSöffnnng für dieSe Luft be* findet fich unmittelbar unter jeder der Retortenmündungen. Denken w i r nnS nuu den Ofen bereits angefenert^ die Retorten glühend^ fo ift die Führung der Arbeit eine fehr einfache; m a n fchiebt in jede Retorte eine oder zwei Tafeln oder einen Block Zink und wiederholt dieS fo oft als nötig. D a S Metall kommt in den Retorten bald zum Schmelzen nnd Sieden^ die Dämpfe dringen anS der Mündung^ finden hier heiße Luft und Verbrennen demzufolge zu O^yd. Vermöge deS durch daS ganze Syftem herrschenden ZugeS gelangen die Slockigen MaSSen in die erfte KondenSationSkammer^ welche der Hitze halber Von EiSen ift^ die folgenden find Von^olz oder Von grobem Gewebe^ daS über Rahmen gefpannt ift. I n der erften Kammer fetzen fich die fchwerften Teile ab ^ an den Wänden foWohl als anf dem trichterförmigen Voden. Durch die anhaftenden Unreinig* keiten deS Zinks fieht diefeS erfte Produkt mehr gran als Weiß a u s und wird entweder als billigere Ware Verkauft oder nachträglich noch gereinigt. W a S in der erften Kammer nicht hängen bleibt^ geht durch ein Loch in der Scheidewand in die nächstfolgende^ nnd in

Zinkweiß. ^ derfelben Weife weiter bis in die letzte^ So daß in jeder folgenden Sich feinere Ware abfegt. Alle Kammern find fo eingerichtet e daß fie Von nnten entleert werden können. Von den letzteren Kammern auS gehen Wie F i g . 90 erfehen läßt LuStkanäle ^ e deren obere Einmündung mit einem Gazefieb Verfehen ifte nach abwärts und nehmen dann die Richtung in den Schornftein. Diefer wirkt durch Seinen Zug anfangend auf die Kanäle nnd durch diefe auf die Kammern u. f. w. I m Schornftein liegt die Triebkraft der Zirkulation e n n r muß er dazu hoch geuug fein; wo dieS nicht der Fall ift muß eine befoudere Vorrichtung^ eiu Ventilator u. bergt die Dinge in gehörigem Atem erhalten. Die Ausbeute auS den Kammern ^ die an fich Verschiedene Sorten darfteUt ^ Wird meistens noch geSchlämmt^ wodnrch noch mehr Sorten gewonnen werden auch Weuu nötig^ mit chemischen Wafchnngen noch gefchönt. Teilchen Von Vlei und Kadmium — Metalle^ die daS Zink in der Regel begleiten — macheu nämlich die W a r e gelblich ^ WaS durch Wafchung mit Schwacher Effig* oder SchWefelfäure oder mit einem kohleufaureu Salz fich befeitigen läßt. Hieruach erscheint auch daS Zinkweiß im ^andel nicht in Form der lockeren fogenannten Zmkblumen fondern als mürbes PnlVer^ daS beim Liegen ohne Lnftabfchlnß selbft hart und grieSlich werdeu kann Vielleicht infolge der KohlenSäure^ Welche daS Pnlver reich* lich anS der LuSt anzieht. WaS nun den Wert deS Zinkweißes als Er* Satzmittel f ü r Bleiweiß anlangt^ fo hat die ErSalbung hierüber FolgendeS feftgeSteUt. Obfchon daS ^ink* weiß auch zu den Gifteu gehört^ fo ift eS doch uicht fo gefährlich wie daS Vlei* Weiß; Vor diefem befitzt eS deu großen Vorzuge daß ^ ^ ^ ^ ^i^ eS durch Schwefelwaffer* ftoff uicht im geringfteu gefchwärzt Wirde Währeud Vleiweißanftriehee Wenn fie Von Kloaken* gasen u. dergl.e felbft in fehr geringer Mengee getroffen werden e eine bräunliche bis graue Farbe annehmen; ferner kommt anch feine Anwenduug uicht teurer als die Vou Vleiweif^ fouderu eher wohlfeiler zu fteheu. Allerdings kommt eS an Deckkraft dem letzteren Färb* stoff nicht gleiche und man brancht fünf A n f t r i c h e e nm daSfelbe zn erreichen WaS drei An* striche mit Bleiweiß bewirten; aber wegen feiner größeren Leichtigkeit reicht man fchließlieh doch weiter damit als mit jenenle da 1 ^ Zinkweiß diefelbe Fläche deckt wie l ^ ^ g Blei* weiße uud zur Ausgleichung für die Vermehrte Streicharbeit erfpart man daS fo läftige^ Reiben. Die Zinkanftriche Werden fehr harte laffen eine fchöne Politur zu und find daher befouderS f ü r Lackarbeiten dem Vleiweiß unbedingt Vorzuziehen. Von deu bei der Zinkdestination entfteheudeu Abfällen bildet der ^inkftaub feit einigen Iahreu einen Handels* artikel; derfelbe befteht anS metaUifchem Zück in feinfter Verteilung gemengt mit etwas Rinko^yd nnd entfteht zu Anfang der Defoliation wenn die Vorlagen noch nicht genügend angewärmt find. In diefer Form ift die Begier deS MetaUS nach Sauerftoff fo Verftärkte daß der S t a u b als eineS der ftärkften ReduktiouSmittel wirkt und in diefem Sinne zn chemifchen u n d technischen Rwecken z . B . zur I n d i g k ü p e e fowie befonderS auch bei der Her* ftelluug der Teerfarbeu uud iu chemifchen Laboratorieu Verwendung findet. Von den zahlreichen VerWeudungSarten die daS Riuk fonft noch findete als Zückvitriot als Ehlorzinke als Hauptbeftaudteil Vieler Metalllegieruugen e wie deS M e f f i n g S e deS Neu* filberS u. f. w.e fehen wir an diefer Stelle ab^ wir werden an andern Orten Gelegenheit finden auf diefelben zurückzukommen.

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Zinke ^obalte Nickel^ WiSmnt nnd ^enoffen.

Unter den fremden Bestandteilen der Zinkerze und deS Zinks hatten wir daS Kadmium mit aufzuführen. ES ift gewiffermaßen der Bruder deS ZinkS und begleitet diefeS fomohl im Galmei als in der Blende. Am reichsten daran iSt der SchleSiSche Galmei; er enthält davon bis über 5 Prozent; an andern Fundorten beträgt der Gehalt zwei ^ ein Prozent und weniger. Deshalb Verlohnt Sich auch nur iu jener Gegend die Zugutemachnng uud briugt deu dortigen Zinkhütten einen Nebengewinn der zwar bei dem Preife Von 11 Mark pro Kilogramm immer noch hoch erfcheint; in anbetracht der Umständlichkeit deS Verfahrens jedoch in Wirklichkeit nicht hoch ifte weshalb auch manche Hutten Vorziehen den Zinkftaub ZU Verkaufen a l s ihn auf ^adminm zu Verarbeiten. DaS Kadmium wurde im Jahre 1 8 1 8 faft gleichzeitig Von S t r o m e y e r in Hannover nnd H e r m a n n in Schönebeck entdeckt und als ein befondereS M e t a l l erkannt. Hinfichtlich feiner Eigenfchaften Steht eS zwifchen Z i n n und Zink; eS ift härter als diefe beiden Metalle nnd läßt fich kaum noch Schneiden; dagegen ift eS Sehr dehnbar und hämmerbar. Man er* halt eS im Handel gewöhnlich in ruudeu Stangen Von 19 c^n Länge und 1 c^n Durch* meffere die Sich nur mit großer KraStanStrenguug biegen laffen Währeud Staugeu Vou Ziun Von gleicher Dicke Sich Sehr leicht biegen laSSen uud Solche Vou Zink SoSort brechen Weuu man Sie zu biegen VerSucht. DaS Kadmium beSitzt einen Starken weißen Metallglauz^ der Sich an trodener LuSt Sehr lange hält an Seuchter wird daS Metall uach und nach bleigrau und glanzlos. Die G e w i n n u n g deS M e t a l l s geschieht in den Zinkhütten gewöhnlich anS dem Wege der DeStiÜation die Abfcheidnng auf uaffem Wege erfcheiut umftäudlicher. Die trodene Gewinnung wird möglich durch den Umftand^ daß daS Metall fchon bei einer Tem* peratur^ bei welcher daS Zink ebeu Schmilz^ aber uoch uicht dampfförmig Wirde fich iu Form braungelber D ä m p f e Verflüchtigt Diese bilden alfo daS AnfangSprodnkt jeder ZiukdeftiHatiou^ wenn fich überhaupt Kadmium iu dem zu deStilliereudeu Gemenge befindet; fie Schlagen Sich iu Vermischung mit ^inko^yd ^ uud Zinkftaub iu der Vorlage als eiue pulverige MaSSe nieder ^ die geSammelt und in VermiSchuug mit Kohle anS kleinen eiSernen Retorten bei gelinder Hitze^ um die Zueile hiutanzuhalten rr^deftiUie^t Wirde wobei daS Metall Sich in blecherueu Vorlagen tropfbar fammelt nnd erftarrt Zur Eutfernung deS uoch beigemeugten ZinkS muß daS Metall wiederholten DeStiUationen unterworfen werden Vollständig ziukSrei erhält mau eS jedoch uur durch die DarSteUuug auS naSSem Wege. AuS naSSem Wege gewinnt man daS M e t a l l e Wenn man jeneS DeStillat oder anch rohen Galmei in einer Säure löSt uud durch die uoch Saure LöSung SchweSelwaSSerStoSS leitet. Hierbei wird kein Schwefelzinke fondern nur gelbeS Schwefelkadmium gefällt ^ und eben diefer Riederfchlag war eS^ der den Entdeckern die E^ifteuz deS neuen MetaUS Verriet. ^Der gelbe StoSf wird für fich abgefchieden^ fodann wieder mit Starker Salzfäure zerfetzt; mau erhält eine Löfuug Von Ehlorkadmium^ auS welcher daS M e t a l l durch ein kohlenfaureS Alkali iu F o r m Von kohlenfanrem Kadmiumo^yd gefällt wird. Letzteres^ getrocknet uud ge* glicht^ gibte indem die Kohleufäure entweichte reiueS O ^ y d e daS fchließlich iu obeu bezeichneter Weife iu Vermifchuug mit Kohle der DeStiüation nnterworfen wird. Die Gesamtproduktion an Kadmium i n Deutfchland beträgt pro | a h r nicht Viel über höchstens 00 Zentner. Die Hau^tverwendung findet diefeS Metall nicht als folcheS^ Sondern in feinen Ver* binduugeu mit SchWefet Brom und | o d . DaS SchWefelkadmium bildet eine anSgezeichnet Schöne uud haltbare gelbe Farbee die bei den Olmalern als VriUantgelb (saune brillant) Sehr beliebt iSt; m a n beSeStigt eS auch auS S e i d e uud benutzt eS^ um ToiletteSeiSeu eiueu Schönen gelbeu Ton zu geben — Sogenannte HonigfeiSen. DaS Pulver wird dabei mit Ol angerieben und einfach in die warme Seifeumaffe eingerührt. Für die Vereitnng deS SchwefelkadmiumS als Malerfarbe muß man fich an daS reiue Metall halten daS man in einer Säure auflöft und dnrch Schwefelwafferftoff ausfällt. AUe audern Beimengungen Verriugeru dieSchöuheit der Farbe; denn die meiften der Schwefelmetallee welche durch SchwefelwafferftoSf uieder* gefchlageu werden e habeu intenfiv Schwarze oder brauue Färbung nnd macheu felbst in ge* riugeu Spuren ihre Gegenwart fchon unangenehm dadnrch bemerklich. | o d * nnd B r o m * kadmium Sind bei den Photographen Vor auderu Jod* uud BromVerbiuduugeu bevorzugt

Cobalt Ricke l und die Reufilbertechnit ^^ Wegen ihrer Beftändigkeit ihrer leichten Löslichkeit in Alkohol und Acher und Weil Sie dem Kollodium keine Färbuug erteilen. DaS Schwefelfäure Kadmium oder K a d m i u m f u l f a t e ein WeißeS kriStaUinifcheSSal^ wird jetzt nur noch feiten medizinifch (als Augenheilmittel) Verwendet. Mit geWiSSen Metallen namentlich m i t G o l d e Kupfer ^ P l a t i n e liefert daS Kadmium^ obwohl felbSt Sehr weich und dehnbar e n u r harte und fehr fpröde Legiernngen dehu* und hämmerbare dagegeu mit Vlei^ Zinn nnd Silber. Eine befondere Eigeufchaft aber befteht darin daß eS als Beftandteil fogenannter leichtflüffiger Legierungen deufelben einen folchen Grad leichter Schmelzbarkeit erteilte wie er mit WiSmut e auf Welches fich die bisher be-^ uutzteu derartigen Kompofitionen allein gründeten nicht zu erreichen ift. So kauu man Z. V. durch ZuSammeufchmel^eu von Wismut ^ Blei und Zinn in paffeuden Verhältnissen Legieruugen erhalten die bis zu 9 1 ^ ° herab fchmelzen; durch Anwenduug Von Kadmium jedoch läßt Sich der Schmelzpuukt bis auS eirea 00^ C. herabbringen. Eiue Legieruug Von 8 Teilen B l e i e 15 Teilen W i S m u t e 4 Teilen Zinu und ^ Teilen Kadmium Schmitt z. B . fchon bei 6 6 ^ C. uud bildet uach dem Erkalteu immer noch ein fefteSe biegfameS^ fchmied* uud feilbareS Metall. ES ift diefe leichte Schmelzbarkeit eiue Erfcheinuug^ die bei Legie* ruugeu häufiger auftritt^ aber uoch keine genügende Erklärung hat finden können. D a ß manchen Technikern wie GalVauoplaStikern e Zahnärzten GraVenren u. f. w.e eiue Solche daS Siegellack i n der Schmelzbarkeit n o c h übertreffende MetallmaSSe höchft erwünfcht Sein muße uuterliegt keiuem Zweifel. Zwei n a h e Verwaudte uud durch Gleichheit der Reiguugen eng Verbnudene Freunde fiud Kobalt und Nickel. Beide hatten WaS fich auch in ihren Namen ausspricht daS Schicksale erft lauge V e r k a n n t zu werden; Schließlich fiud fie aber doch uoch zu Geltung und Anfehen gelangt und haben fogar glänzende Karrieren in der Welt gemacht. I h r e VerufSarteu jedoch hatten fich ihrer inneren Begabung gemäß anfangs Verschieden gestaltet; daS eine wirkte mit Verleugnung Seiner MetalleigeuSchaft bloß im Gebiete der Farbenchemie uud hat uur erft in ueueSter Zeit angefangen fich auf dem Gebiete der Metallurgie bemerkbar ^u machen wäh* rend daS andre^ daS Ridet Von Anfang an auf diefem Gebiet eine wichtige und unbeftrittene Stellung eingenommeu hatte und jetzt Sogar bis zum Münzmetall Sich aufzuzwingen im Stande Wan nachdem eS Vorher in einer Viel Verwandten Legierung^ dem Renfilben fehr wertvolle Eigenschaften gezeigt hatte. Bemerkenswert ift daS faft durchgängig gefellige Vor* kommen Von K o b a l t und Ridel und ihr häufiges Gebundeuf ein an Arfenik oder Schwefel; felbft wenn fie Von diefeu uud andern Begleitern durch Feuer und chemifche Mittel ge* treuut finde balten die beiden noch fo feSt z u S a m m e n daß Sie nicht ohne Schwierigkeit getrennt werden können. | n deu Nickelerzen befandet Sich mehr oder weniger Kobalt und umgekehrt in manchen V o n beiden ziemlich gleichviel e weshalb auch die hüttenmännifche Behandlung beider in der Hauptfache die nämliche iSt. |n den deutschen Namen Kobalt und Rickel^ die in den Sprachen aller JnduftrieVölker Ausnahme gefunden haben wir unbezweifelt eiu paar übellaunige BergmanuSbezeichuuugen zu erkennen. Der Kobold w a r der nedende BerggeiS^ und nach ihm nannten die Vergleute auch alle Erze^ die kein Metall hergaben nnd nach Arfenik und Schwefel rochen. Der Nickel ift noch heute bekannt a l s Bezeichnung beim Erhitzen einer widerwärtigen Perfönlichkeit Voüer Müden. Jetzt Sreilich haben beide R a m e n alles Anrüchige Verloren und ihre T r ä g e r find gefchatzt uud geSucht. DaS K o b a l t kam früher zu Anfehen als fein mißliebiger B r ü d e n Wenn auche wie gefagt uicht als Metall ^ daS uoch nnentdeckt bliebe fondern infolge der Eigenschaft feines O^ydeSe GlaSSlüSSen eine fchöne blaue Farbe zu erteilen WaS noch heute feine Hauptfuuktion ifte entweder znr eigentlichen GlaSfärbung oder zur Erzeugung blauer Glafuren uud Ein^ breuufarben^ die ebenfalls zu deu GlaSflüSSen gehören. Brogniart hat in Schönen dunkel* blaueu GläSern altägyptifchen UrfprungS Kobalto^yd als färbenden Bestandteil nachgewiesen uud iu Pompeji Sind Sowohl zahlreiche Bruchstücke als auch gauz erhaltene Gefäße ausgegraben Welche die charakteriStifche Kobaltfärbung zeigen. Man hat alfo jedenSaUS die ^obalterze fchon damals zu unterscheiden und für gewiSSe techuifche Zwecke zu Verwenden gewußt uud einmal erkannt^ mußte eine So effektvolle Farbekraft fich auch in unauSgefetzter Benutzung erhalten. ^ Erfind. ^ ^ ^d.

1^4 ^ ^ b a l t Nicket WiSmnt und ^enofferr. Wir fehen in der That fowohl in den byzantinifchen Emails als in den Töpferwaren der Araber nnd P e r f e n deren Urfprung Weit in die erften Iahrhunderte unfrer Zeitrechnung Zurückgeht^ daS Kobalt als blausärbenden Stoff iu auSgedehuter Anwenduug^ uud ebenfo find die älteften chinefifchen Porzellane damit dekoriert fo daß man alfo nicht Von einer erften Entdeckuug diefeS Färbemittels im 16. Iahrhuudert redeu dart Wie dieS biSweileu gefchieht. Um 1 5 ^ nämlich foil durch Zufall Von eiuem erzgebirgifchen Glasmacher Echriftoph Schüren indem er Vou deu dort herumliegenden Kobalterzen etwas in einen ^asen fchmelzenden GlafeS warß um zu fehen ^ WaS daraus werden würde ^ daS Kobaltblau er* snnden worden fein. ES ift Vielmehr dieSe Erzählung ^ Wenn Sie überhaupt wahr iSt bloß auf die auS dem blaueu ^lafe dargestellte Farbe zu beziehen welche damals wohl zuerft in diefer Geftalt erzeugt worden fein mag. Schürer foil daS Geheimnis feiner Entdeckung an die Engländer Verkauft haben welche nun Blaufarbenwerte anlegten und die Erze dazu auS Sachfen kommen ließen. Bald darauf entstanden auch in Vöhmen folche Anftalten; aber englifche wie böhmifche gingen ein als Kurfürft Johann Georg I . die Ausfuhr der Kobalterze auS Sachfen Verbot und felbft Blaufarbenwerke^ Welche jetzt noch bei Schneeberg beStehen anlegte. Von Sachfen kam nun lange Reit hindurch aUeS Kobaltblau^ und die DarftellnngS weife wurde hier als FabrikgeheimuiS ftreug gehütet. Die Hollander beteiligten fich an dem Gefchäft infoweit daß fie fächfifcheS Blau bezogen ^ noch weiter Verfeinerten nnd nnter befonderem Ramen wieder Vertrieben. Erft im I a h r e 1 7 ^ wurde die ^aupt* grundlage der Kobalterze Von dem schwedischen Ehemiker B r a n d t als eiu befoudereS Metall erkannt und damit die Wiffenfchaft um eine Thatfache bereichert auS welcher jedoch die Technik erft jetzt anfängt Eutzen zu ziehen ^ nachdem eS 1879 F l e i t m a n n geluugeu ift dem Kobaltmetall feine Vrüchigkeit zu benehmen; eS gefchieht dieS durch Zufatz v o n ^ ^ MaguefiummetaU zur Kobaltfchmelze. DaS fo gewonnene Metall ift in der ^itze fehr dehnbar und Schmiedbar und laßt fich in platten gegoffen in der Hitze zu dünnem Blech auswalzen. J n der Kälte befitzt daS fo erhaltene Kobalt nur febr geringe Dehnbarkeit^ aber große Härte. TaS Kobaltmetall ^^f^i^t einen Starken Glanz und eine faft filberweiße Farbe^ läßt fich gut polieren nnd ift an der Luft unveränderlich. I n der Weißglühhitze laffen fich S t a h l und Eifen mit Kobaltblech zusammenschweißen und solches auf beiden Seiten plattiertes Eifen läßt fich zu deu dünnften Blechen auSWalzeu ohne Aufhebung deSRufammen* hangS. Kobaltmetall wird Vom Blaufarbenwerk Pfannenftiel bei Aue in Sachfen und Von der Jferlohner Hütte in den ^andel gebracht

^obaUer^e nn^ ihre Erarbeitung. Tie hauptsächlichsten Kobalterze find: Arfen*

köbalt (SpeiSkobalt)^ die in feinem Namen angegebenen Bestandteile enthaltend^ worunter daS Kobalt zum Teil durch Rickel und Eifeu Vertreteu ift. DieS wichtigste Kobalterz SachfeuS kommt hauptfächlich bei Schneeberg und Annaberg mit Silber- ^ WiSmut- uud Kupfererzen Vor; ferner bei Joachimsthal in Böhmen Saalfeld in Thüringen Bechelsdorf in^effen im Naffanifchen in Steiermark^ Spanien England^ Nordamerika; Glanzkobalt (Verbindung Von Arfen* und Schwefelkobalt)^ gegen Prozent Kobalt enthaltend^ findet fich hanptfächlich in Schweden (Tunaberg)^ Norwegen auch i n E o r n w a U ; fchwarzer E r d * köbalt in der Hauptfache ein Gemenge Von Mangan* nnd Kobalto^yd mit einigen dreißig Prozent Kobalt; ferner als Zersetzungsprodukt Von Arfenikkobalt: Kobaltblüte^ ein arfenikfaureS Kobalto^yd. Von diesen Erzen find Glanzkobalt und SpeiSkobalt die häufigften uud am meiften zur Verarbeitung kommenden. Auch manche Braunfteiuforteu euchalten kleine Mengen Von Kobalt uud Rickel. Die erfte Behandlung der Erze^ nachdem sie durch Aussuchen Pochen Schlämmen^. möglichst Von taubem Gestein nnd andern Erzen getrennt find^ waS aber nicht in Voll* ftändiger Weife thunlich ift^ bildet ftetS ein unwichtiger Röftprozeß^ denn eS muß Vor allen Dingen daS A r f e n i t beim Glanzkobalt Arfenik uud Schwefe^ auSgetriebeu werdeu. Beide entweichen in F o r m faurer Dämpfe; der Arsendampf ^arfenige Säure) wird in befondere Kammern ( G i f t t ü r m e ) geleitet^ nm fich da in Form eineS weißen StaubeS (daS bekannte^ höchst gefährliche G i f t m e h l ) abznfetzen. G i f t h ü t t e n nennt daher daS Volk mit Recht alle Arsenik* erze Verarbeitenden Werke. DaS maffenhaft abfallende Arfenikmehl wird übrigens zum größeren Teile immer wieder gebraucht als Zufatz bei Befchickuug der SchmalteglaShiitten uud dient hier^ Wie wir nachher feigen Werden als ein notwendiges ReinigungS* und TrennnngSmittel.

Kobalterze uud ihre Verarbeitung^ ^ ^ DaS durch Röften erhaltene Prodnkt würde ^ Wenn eS r e i n e Kobalterze gäbe^ der blanfärbende Stoffe daS Kobalto^d^ in reinfter Befchaffenheit fein nnd derfelbe würde ohne Weiteres zur Bereitung eines Vorzüglichen blanen GlafeS dienen können. Wie aber die Ratnr die Erze Von fehr Vermiedenem Gehalt nnd ftetS Sehr gemischt liefert^ fo ift auch daS RöStprodukt ein Kemifch von Oxyden uud Salzen nnd enthält nebeu dem Kobaltoxyd oder O^ydnl nach Umftänden Ricke^ Kupfer ^ Eifen ^ WiSmut^ teils oxydier^ teils als fchweSel* und arSenSanre S a ^ nebft unzerSetzten ArSen- nnd SchWeSelmetaHen. Daß m a n mit dieSer unreinen MaSfe dennoch gute^ reinfertige Schmälte erzeugen kann^ ift dnrch die bald zu erklärende Wirkung deS ArfenikS nnd deS SchwefelS ermöglicht. Man forgt demnach anch dafür ^ daß beide anS der Röftmaffe nicht Völlig entfernt werden nnd fetzt der Sicherheit wegen der nachherigen Schmelzmaffe wieder Arfenik zu. ES darf demnach daS Röften nicht zu lauge fortgefetzt werden^ damit nicht anch daS Nickel fich oxydiere. Würde die RÖftnng zu weit getrieben^ WaS der Hüttenmann todtröften nennte so bekäme man alle in der Mifchnng Vorhandenen fremden Metalle ebenfalls in F o r m Von Oxyden ^ die^ einem GlaSflnffe zugefetzt ^ die reine blaue Farbe^ Welche daS Kobalto^yd für fich hervorbringt^ jedes in feiner Art^ benachteiligen würden. Am nnliebfamften wirkt hierbei daS in andrer Hinficht fo wertvolle Rickel^ Welches daS Blau in ein ungefälliges Violett zu Verwandeln strebt; am wenigften fchädlich ift daS Eifen ^ daS man demnach bei deu geringeren Blan^sarbenf orten nicht fo fehr fürchtet. Die Blaufarbenwerke liefern dreierlei Fabrikate: Oxyde R a f f e r und Schmälte. Die geröfteteu Kobalterze bilden nach Vorftehend Kefagtem bereits daS unreine Kobaltoxyb; nm eS in reinem Zuftande zu erhalten ^ müßte man die Maffe in Säuren löfen nnd die einzelnen Beftandteile dnrch chemische Mittel^ wie Sie unten beim Nickel näher angedeutet f i n d e trennen nnd reinigen. DieS gefchieht auS den SächSiSchen BlanfarbenWerten nicht oder nur Sür ganz beSondere Zwecke e im allgemeinen benutzt man zur DarfteHnng deS Kobalt* o^ydeS die bei der Vlanfarbenbereitung abfallende Rickelfpeife^ Welche immer noch einen Gehalt an Kobalt b e f i t z t e der bei der Weiterverarbeitung der SpeiSe auf Rickel in Form Von Oxyd gewonnen wird. DiefeS Oxyd^ ein unfcheinbareS braunfchwarzeS Pnlver^ ift nuu die eigentliche FarbegueHe in chrer Reinheit; eS ist der nnerfetzliche Blauftoff für Porzellan*^ GlaS* und Emailmaler u. f. w. und geht gewöhnlich erft durch die Hände der Laboranten welche jenen Künftlern chre fämtlichen Farbenfortimente^ mit F l u ß Verfetzt nnd in den Ver* fchiedenften Schattierungen^ liefern. I f t doch jeder Töpfer nnd felbft der Erzeuger geringen SteingntSe der blau bedruckten Teller und Taffen u. f. w.e lediglich auf Kobaltblau an* gewiefen. F ü r Solche niedere Zwecke dient freilich gleich daS oben erwähnte R ö f t p r o d n k t e welches mit allen darin fteckenden Unreinheiten in Vermiedenen Graden mit Onarzmehl Vermischt Wirde um dann nach ZuSatz Vou Pottafche gleich einen fchmelzfähigen Vlaufluß zu bilden. I n diefer Vorbereitung heißt die Maffe^ die je nach chrem Ouarzgchalt ein heüeS oder dunkleres Blau gibt Zaffer oder S a f f l o r . DaS Hauptfabrikat bildet die S c h m ä l t e in chren Verfchiedenen FeinheitSgraden^ Sorten und Rnmmem. Die Prozedur ihrer Bereitung ift in der Hauptfache eine KlaSmacherarbeit^ und die Schmälte ift ein gepulvertes e durch Kobaltoxyd blau gefärbtes GlaS. Wie bei diefen^ fo gefchieht die Vereitnng in einem gewölbten ^ mit mehreren KlaShäfen befetzten und mit ArbeitSöffnuugen Verfehenen Ofen. Die Vefchickung der Häfen befteht anS einem Gemenge der geröfteten Erze mit Ouarz^ Pottafche und Arfeuikmel^ aüeS fein gepulvert und innig Vermifcht. Soda kann hier die Pottafche nicht erfetze^ da fie eine unreine Farbe lieSern würde. Bei der ZuSammenSetznng der Mischung ift natürlich daS Kobalt der Erze maßgebend^ und die Anteile der übrigen Stoffe haben fich hiemach zu richten. Ein jeder Hafen faßt etwa drei Zentner Vefchickung; zum Flüffigmachen und Läutern deS FluffeS find etwa acht Stunden nötig. Anfangs wird die Schmede umgerührt ^ fpäter nicht mehn damit der Glasfluß fich reinigen ^ die fogenannte Speife zu Boden finken und etwa entftebende KlaSgaUe fieh an der Oberfläche fammeln kann. Die chemifchen Vorgänge bei dem Schmelzprozeffe Sind nnn folgende: PottaSche oder Vielmehr daS Kali der PottaSche^ indem die Kohlenfänre fortgeht bildet mit dem Ouarz im feurigen Fluffe GlaS; daS gegenwärtige Kobalt geht als Oxydnl fehr bereitwillig in die Verbindung ein und färbt fie blau^ indem fich ein Kalinm (Kobaltoxydulfilikat) bildet;

^ ^obal^ Nickel^ Wismut nnd Genoffeu. andre Metalle^ zuuachSi ^ifen^ würden denfelben VerbindnngSWeg einschlagen^ wenn nicht Arfenik und unter UmStänden Schwefel eine Art Sicherheitspolizei bildeten. Arfenik o^diert erftlich Vorhandenes Eifeno^ydnl zu O ^ y d ^ WaS der GlaSmaffe ziemlich nnfchädlich iSt; Arfenik nimmt ferner daS Rickel in Befchlag^ Verbindet Sich m i t i h m und hindert eS^ Sich dem Glasfluß einzuverleiben; denselben Zuge näherer VerWandtSchaSt folgend ^ hängt sich der Schwefel dem gewöhnlich Vorhandenen Kupfer an. ES entftehen fomit Verschiedene Arfenikverbindungen ^ welche Sich Vermöge ihrer Schwere am Boden der GlaShäfen an* Sammeln und hier durch ein Loch^ daS f ü r gewöhnlich mit einem ThonpSropSen geSchloSSen ift^ abgeben werden. Diefe rotlichweif^ metallisch anSfehende^ körnigSpröde Maffe heißt nun die R i c k e l f p e i f e ^ denn fie enchält den Rickelge^alt der Verarbeiteten Erze^ und nach Umftänden einen fehr reichen^ bis 50 Prozent nnd darüber betragend. Neben Arfenik nnd Schwefel findet fich in der Speife Knpfer und Eifen nnd etwas Kobalt. Ein etwa Vorhandener Gehalt an WiSmut Steckt ebenfalls in der Maffe gediegen. Der Kobaltgehalt wird nachträglich bei der naffenchemifchenBehandlung der Rückstände noch eingeholt; man ließ ihn abfichtlich in die Speife kommen^ weiI^ w e n n die GlaSfchmelze fo weit getrieben würde^ daß aller Kobaltgehalt abforbiert wäre^ dann anch Rickel u. f. w. mit eingehen und die Farbe Verderben würde. Früher wurde die Speife als nutzlos auf die Haiden geftürzt^ iSt aber dort längSt forgfällig aufgenommen worden und bildet jetzt deu HauptrohftoSf Sür die Rickelgewiunnng. Hat Sich der fchöne^ duukelblane Glasfluß im Hafen geläutert^ fo ift die Hauptfache gechan^ und die folgende Behandlung der Maffe befteht nur noch im Zerkleinern und for* tierenden Schlammen. Man fchöpft die Maffe mit Kellen anS den Hafen^ gießt fie in kaltes Waffer auS und beforgt fogleich einen neuen Einfatz. Durch d a s kalte Waffer fchreckt die GlaSmaffe ab und wird zerbrechlicher. M a n zerkleinert fie durch Pochen oder Zerguetfchen ZWifchen Walzen und danU weiter unter BeigebUUg Vou Waffer durch Zermalmen zwifchen granitnen Mlihlfteinen. Den erhaltenen feinen Schlamm fortiert man dnrch Znfammenmifchen mit vielem Waffen auS welchem fich ^uerft daS Gröbfte^ S t r e u b l a u ^ dann in einem zweiten Faß^ in welches die T r ü b e Sogleich weitergefchafft wird^ die eigentliche Farbe^ Konleur^ abSetzt; ein dritter RiederSchlag im nächfteU Faß gibt eine hellere Farbe^ den Efchel^ und dann gelangt die Flnffigkeit^ wie alle andern^ Welche bei nachmaligem AnSwafchen der S o r t e n abfallen^ in ein großes ReferVoir^ wo Sich die letzten trabenden Teile fehr langSam abfetzem Sie bildeu den Snmpfefchel^ der entweder als geringfteS und hellfteS Blau Verkauft oder wieder mit zum GlaSfatz gefchlagen wird. Strenblau Verkauft fich zum Teil als blauer Streufaud^ zum größten Teil gelangt eS wieder auf die Mühle Zu weiterer Zerkleineruug. Die Erfcheinung^ daß daS Kobaltblau^ obwohl auS einem gepulverten Glasfluß befteheud^ fich doch nicht fcharf^ foudern mild und mehlartig a n f i c h t erklärt fich daraus^ daß Vou den glaSbildenden Stoffen Wiefel und Kali daS letztere in größerem Anteile darin Vor* handen ift^ als zu hartem Glafe gehören würden der an fich farblofe Träger deS BlanS bildet daher ein fogenanuteS WafferglaS^ welches uur Wenig^ Von dem Thon der GlaShäfen herrührende Thonerde enthält nnd den Glasteilchen gleichfam eine Schlichte erteilt. Hier* dnrch erklärt fich auch die Erfcheiunng ^ daß die Schmälte durch bloße Behandlnng mit Waffer in ihrer FarbennÜaUee uoch etwas geändert wird. Die Schmälte hat anßer ihrem reinen fchönen Blan anch den Vorzug einer Dauechaftigkeit^ wie fie fonft wenig Farben befitzen ^ denn nur die wenigen chemifchen Mittel ^ welche GlaS angreifen^ zerftören auch die Schmälte. Sie dient deshalb Vorzüglich zu FreSko* und Zimmermalerei ^ zu Anftrichen für dem Wetter auSgefetzte Gegenftände^ z^ Firmenfchilder^ und Verbindet fich chrer Verwandten Ratur halber fehr gut mit WafferglaS. AIS Eiubreunfarbe kann fie^ wie fich denken läßt^ ebenfalls gebraucht Werden^ doch hält man fich hierbei f ü r feinere Arbeiten lieber an daS reine O^yd^ welches als fchwarzeS Pnlver in den Handel kommt (die blaue Farbe erfcheint erft beim Einbrennen); für gröbere^ wie Topferglafuren u. f. w.^ an den Zaffer. Außerdem dient daS Kobaltblan zum Bläuen Von Papier und Wäfche^ beim Zurichten Von Batift^ feinem Nähgarn u. f. w. DaS jetzt fo maffenhaft fabrizierte künftliche Ultramarin^ daS fo fchon nnd wohlfeil ift^ hat die Anwendung deS KobaltblauS in manchen Zweigen fehr befchränkt^ wo eS indeS auf Widerftand gegen Lichta Warme^ Feuchtigkeit und allerlei Dünfte ankommt^ h^lt jenes mit dem Kobaltblau keinen

^obalter^e und ihre Verarbeitung. Vergleich anS. DaS Kobaltblau hat n u r deu Ubelftande daß eS bei Abendbeleuchtuug nicht mehr rein b l a n Sondern graublau auSfieht. J u deu Papierfabriken hat fich daS Ultramarin feftgefetzt^ Weil eS fich gleichmäßiger in der Papiermaffe Verteilen foU als die Schmälte ; im Vereich deS häuslichen Verbrauchs Scheint Sich AlteS uud ReueS in die Arbeit geteilt zu haben. Noch Vor dem Auftreteu deS Ultramarius erhob fich für die fächfifchen Vlanfarben* werke eine Schwere Konkurrenz durch die iu Schweden uud Norwegeu eröffneteu Gruben; die dortigen Werke haben aber die Produkte der fächfifchen an Schönheit nicht erreichen können e fie Sind eingegangen uud ihre Erzgrubeu werdeu für die fächfifchen Vlaufarben* werke ausgebeutet. Kleiuere Auftakten diefer Art gibt eS uoch zu loachünSchal uud Alt* fatteI in Böhmen ^ iu Rheinland ^ W e f t f a l e n wo Siegenfche Erze Verarbeitet Werden ^ und Zu Schwarzenfels in Reffen. Auch England Sabriziert iu ueuerer Zeit Kobaltpräparate a u s Erzen die Von alten Halden in Cchili als SchiffSbaHaft nach E u r o p a kommen. DaS Kobalt^ daS bei aller Konkurrenz doch wenigsten^ daS Vereich der blauen Schmelzfarben wohl immer uubeftritten behaupteu wird e beschränkt fein FarbeVermögen uicht auf B l a n foudern weift in Verfchiedenen chemifchen P r ä p a r a t e n eine ganze Farben* fkala a u s e Von B l a n ^ o t V i o l e t t e G r ü n und Gelb. Hierauf gründen fich andree zum Teil alte^ zum Teil gauz ueue farbentechnifche BenutzungSWeifen die noch knrz erwähnt Werden mögen. K o b a l t n l t r a m a r i n (ThenardS Vlau)e eiu alteS^ noch in Sachfen fabriziertes Präparat^ eine fchöne blaue Malerfarbe bildeud^ befteht auS Kobalto^ydul au Thonerde gebunden hergestellt durch Kränkung Von Thon mit der Löfung eineS KobaltfalzeS^ Trocknen uud fcharfeS Glühen der Maffe ^ fchöner aber durch Verfetzen einer Kobaltfalzlöfuug mit eiuer folchen Von Alaun FäHeu mit S o d a uud Glüheu deS auSgeWafcheueu uud getrockneten RiederfchlagS. D a mau gefuuden hat^ daß die Gegenwart Von PhoSphorfäure die Ver* einiguug deS Kobalto^dulS mit der Thonerde deS AlauuS zu Kobaltaluminat begünstigt und die Schönheit der Farbe erhöhte So fteUt man diefe auch fo d a n daß man gallert* artiges Thonerdehydrat mit feuchtem phoSphorfaureu Kobalto^ydul m i f c h t e trocknet und glüht. Z u m Druck Von Banknoten^ Staatspapieren u. f. w. ift dieSe Farbe fehr geeignete da solcher Druck nicht photographifch reproduziert werdeu kann. S i e war früher wichtig als Stellvertreterin deS natürlichen auS dem Lafurftein gewonnenen und fehr tenren Ultra* marinS. P h oSphorfaureS Kobalto^ydul f ü r Sich bildet eiu rotVioletteS Präparate daS Sich durch Erhitzen VielSach nüaueiereu läßt. Eine andre ^ als Aguarell- und Olmalereifarbe fehr gefchätzte neue Kobaltverbindung befteht im wefentlicheu anS zmnfaurem Kobalto^ydul (Kobaltftannat) und wird unter den Namen Eöruleunn E ö r u l e ^ e Eölin^ ^ l c u c e l e s t e in den Handel gebracht; eS iSt die einzige bei Lampenlicht nicht Violett oder grau erscheinende Kobaltfarbe. ^ R i n n m a n n S G r ü u ^Zinkgrüne K o b a l t g r ü n Sächfifch G r ü n ) iSt eine fchöne und fehr beftändige^ als Anftrichfarbe f ü r Holz^ Metall uud P a p i e r geeignete^ dem Kobaltultramariu entfprechende KobaltVerbindnnge welche an Stelle der Thon* erde Zmko^yd enthält; mau gewinnt fie durch Vermifchen einer Zinkvitriollöfuug mit einer Kobaltfalzlöfuug und Fällen derMifchung mitSoda^ Wafchen und Glühen deS RiederfchlagS. Endlich hat man auch ein K o b a l t g e l b e auS falpetrigfaurem Kobalto^ydkali beftehend; eS wird technifch durch Einleiten Von Dämpfen der Unterfalpeterfäure in eine mit Kalilauge VerSetzte Löfung^ Von falpeter Saurem Kobalto^ydul dargestellt. M a u benutzt eS in der A guar eil* und Ölmalerei als gelbe F a r b e e aber auch iu der GlaS* uud PorzeHaumalerei als blaue F a r b e e die hierbei iu der Glühhitze daraus entftehte Wenn eS fich darum h a n d e l t e gauz reiue blaue Nüaueeu zu erhalten. Die königlich fächfiSchen Vlaufarben werke führen ein fehr reichhaltiges Wareufortiment: 8 Sorten Zaffer a Zentner l^Oe 1 2 9 und 90 Mark; 21 Efchel zum Vläuen Von Papiere Weißzenge Stärkee 1^1—2^ Mark; 1 8 Kouleur a l s feuerbeftändige Schmelzfarben zu felbeu Preifen; 7 Ultramariu zu Ol* und Wafferfarben zu Buntdruck und für künftliche Vlumene 6 6 — 1 0 Mark daS Kilo; 9 Sorten Kobalto^yde f ü r Porzellan und S t e i n g u t e 8 0 ^ 9 M a r k daS Kilo; ^ Vlaufaud; ferner ph oSphorfaureS nnd arfeufaureS Kobalto^yd uud E ö I i n (Eörulem) uud 85 Sorten Kobaltgrüu. Die genannten Werke produzieren jetzt jährlich zwifchen 6 6 0 0 uud 7000 Zentner Farbwaren im Werte Vou ^ 0 — 7 8 ^ 6 6 0 Mark. ES werden fowohl fächfifche als auS fremden L ä n d e r n namentlich auS Schweden bezogene Erze verarbeitet.

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Z i ^ ^balt^ Nickel^ WiSmnt nnd Genoffeu. ^ I m Rickel haben wir eines der in der Gefchichte der Technik nicht Sei* tenen Beifpiele^ daß ein als nnbrauchbar uud darnm wertlos geachteter Stoffe dnrch die SortSchreitende WifSenSchaft beSfer erforfcht^ plötzlich einen GebranchSwert uud zuweilen Selbft eine hohe Bedeutung erlangt. Die WegWerSende bergmännische Bezeichnung Rickel galt^ wie Schon erwähnt^ Srüher einem Erze^ daS dem AnSchein nach ein reineS Kupfererz Sein mußte nnd doch trotz aller Bemühuugen kein KnpSer hergab^ Vielmehr die Verhüttung der Tupfererze^ unter die eS Sich mischte^ nur erSchwerte. DieS ift der heute noch auS alter Gewohnheit fo genannte Kupfernickel ^ der aber eben kein Tupfer ^ Sondern daS jetzt fo wohl gewürdigte Nickelmetall ^ gebuudeu an Arfenik^ enchält. Sein wiSSenfchaftlicher Rame ift daher Arfeniknickel oder auch RotnickelkieS. AIS Rebenbeftandteile kann er Vlei^npfer^ Eifen^ WiSmnt n. f. w. führeu. Kobalt enchält er faft beftäudig ^ und zwar als Vertreter deS RickelS^ deffen Gehalt dann um foviel Weniger beträgt. D a S Arfeniknickel mit etwa Prozent Nickelgehalt bildet daS hänfigSte Vorkommnis und iSt daher daS hauptsächlichste RickeIerz; ein andres^ arSenreichereS NickelarSen ift der WeißnickeIkieS oder Ehloanthit; in geringeren Mengen^ znm Teil in GeSeUSchaft Von jenen ^ finden fich Rickelglanz^ RidelkieS oder HaarkieS (Verbindung Von Schweselnickel und ArSeniknickel) mit ^4 Prozent Ridel^ nnd NickelSpießglanzerz (Verbindung Von Schwefelnickel und Antimonnidel)^ daS in reinfter F o r m nur 20 Prozent Nickel enchält. Dnrch ^erfetzung diefer Erze^ dnrch die Einwirkung Von Luft und Waffen entsteht Nickelocker oder N i c k e l b l ü t e (arfenikfanreS Ridelo^d^ meift nur als hellgrüner Uberzug oder Anfing auf den Erzen ^ daher technifch unwichtig ^ jedoeh als Erkennungszeichen der Erze Von Wert. F ü r die franzöfifche Rickel* Produktion Sind die in Reukaledonien in großer Menge aufgefundenen^ leicht zu ver* arbeitenden Nickelerze Von großer Bedeutung; eS find dieS der G a r n i e r i t ^ ein waffer* haltigeS ^ kiefelfaureS Nickelo^dnl oder Nickechydrofilikat^ und der P i m e l i t mit denfelben Bestandteilen^ n n r außerdem noch MagneSia enthaltend. R e V a n S k i t Vom Ural iSt WaSfer* freies Rickelfilikat. Die Ridelerze finden Sich aber in der Regel nicht in So reiner Abfon* derung^ nm durch einen einfachen Prozeß Verhüttet zu Werden^ Sondern kommen meift Vor im Gemenge mit andern arSenik* nnd fchwef einaktigen Erzen^ in denen dann das Rickel uud daS mit ihm auStreteude Kobalt oSt n n r einen Sehr kleinen Beftandteil und gemiffe andre Metalle die Hauptsache bilden^ So daß letztere als Rebenprodukte gewonnen werden. Ia^ eS Sind Sogar dieSe Nebenprodukte uud nicht die reinen Erze in vielen Gegenden die ^auvt* guelle der Nickelproduktion. ^aS hauptsächlichste derselben bildet die Kobaltfpeife ^ die anS Blanfarbenwerken bei der Schmaltebereitung abSäHt. Sie beSteht im WefentlichenanS ArSeniknidel^ in welchem ein Teil deS RickelS durch Kobalt Vertreten ift. Ahnliche SpeiSen^ mit Starkem Gehalt an Schwefelblei^ fallen bei der Bechüttung mancher Bleierze ab^ und auch auS ^upferfchlacken uud Kupferftein wird hier und da ein kleiner Nickelgehalt ausgezogen^ da deffen hoher P r e i s manche Mühe recht gut lohnt. I n England werden die anS dem Brauufteiu Stammenden Manganrückftände (Von der Bereitung deS EhlorgafeS iu den Ehlorkalkfabriken) auf Ridel nnd Kobalt Verarbeitet nnd gewinnt man anS der Tonne (1000 ea. ^ l^g Ridel und 5 Kobalt. Kleine Rickelerträge fallen ferner auS dem ManSfelder Kupferfchiefer und den Bleierzen Vom RammelSberg im Harz ab. An der Produktion Von Rickel beteiligen fich in Dentfchland hauptfächlich ^ anßer den fchon erwähnten Blaufarbenwerken deS Erzgebirges^ DiHenburg^ Riebelsdorf^ Bieber und Iserlohn und in geringer Menge die Hütten bei Freiberg. DaS Deutsche Reich produzierte an Rickel 1 2 1 ^ Tonnen (^lOOO ^g) im Werte Von 7 6 4 ^ 0 Mark. DieErzenguug Von Rickel auS neukaledoniSchen Erzen beträgt ea. 500 Tonnen. Nordamerika beteiligt Sich an der geSamten Nickelproduktion der Erde^ die zu ea. 1000 Tonnen angegebeu wird^ mit nnd gewinnt daS Metall anS Seinen pennSylVaniSchen Erzen. Italien^ namentlich aber Spanien Sollen reich an Ridelerzen fein^ beschränken Sich aber nur auf den BerkauS ihrer Erze an Frankreich^ Belgien u. f.w. Österreich lieSerte 188^ nnr 15 Tonnen Nickel* nnd Kobalterze; dagegen produziert Rnßland (bei ReVda) Seit einigen Iahren nicht unbedentend Rickel. Bevor man den Wert der Rickelerze kannte^ hatten Sich im Erzgebirge MaSSen von ArSennidel im LauSe der Zeit So angeSammelt^ daß zu AnSang dieSeS IahrhundertS nm die dortigen Schmelzhütten große ^alden dieSeS Verachteten StoSfeS Vorgeftürzt lagen ^ welche ganz plötzlich W e r t und Geltuug bekamen. DaS meifte ging anSangS ^ bis man eS SelbSt

^ie Verarbeitung der Rickelerze. 1^9 brauchen lernte^ nach England^ wo Sich in Birmingham zeitig die neue Industrie deS Nen* Silbers einheimisch gemacht hatte. letzt Sind die alten Haiden langft aufgearbeitet und da die fächSiSchen Gruben an Rickelerzen auch nicht mehr So ergiebig find^ wird neben dem inländischen Viel ausländisches Erz Verarbeitet. DaS metaüiSche Dickel wurde erft 1751 von Eronftedt als beSondereS Element ent* deckt ; B e r g m a n n lehrte eS bald darauS auS dem Kupfernickel rein darfteHen^ aber erft die neuere Zeit erhob eS zu dem Range eines geSuchten Artikels^ anSänglich nur zur ReuSilber* bereituug^ neuerdings jedoch auch wegen Seiner Verwendung als Münzmetall und zum Vernickeln von Kupfer^ Eisen und Zink^ Reduziert man Rickelo^yd bei Starker Weißglühhitze mit Kohle^ So erchält man einen MetaUkönig^ der nur noch mit etwaS Kohlenftoff Verbunden ift. I n diefem ZuStaude iSt eS weißgrau^ von AuSfehen dem P l a t i n ahnlich; in völliger Reinheit ift eS SaSt Silberweiß. ES hat etwa die Harte deS EifenS ^ läßt fich im chemiSch reinen Zuftande kalt und glühend in platten Strecken und zn Draht ziehen und nimmt dann eine sehnige Struktur an. Poliert zeigt eS einen fchönen lnftbeftändigen Glanz. Seiner Strengflüffigkeit nach iSt eS nnr mit dem Schmiedeeifen zu Vergleicheu; im großeu dar* gefteHte Gnßftücke Sind jedoch brüchig und nicht dehnbar. Wie beim Kobalt^ fo läßt fich auch beim Nickel diefer Übelftand durch Znfatz Von ^ Prozent MagneSium zu dem ge* Schmolzenen Metall beSeitigen; iSt daS Nickel etwaS zinkhaltig^ fo foil Schon ^ Prozent Magnesium genügen^ um ein Metall Von außerordentlicher Dehnbarkeit zu erhalten. EbenSo Soü daS Nickel durch ZuSatz Sehr kleiner Menge Von Mangan oder Phosphor Schmiedbar Werden; die Wirkung aller dieSer Mittel Scheint darauS zu beruhen ^ daß dieselben einem Rückhalt Von Nickelo^ydul den Sauerftoff entziehen. Eine andre Analogie mit dem Eifen beSitzt eS in der Eigenschaft Vom Magnet angezogen und dann felbft anziehend zu werden. ES erscheint überhaupt als ein Freund und Begleiter deS EiSenS^ Sowohl in Erzen als be* fonderS auch in Vielen Meleorfteinen ^ in denen fich gediegenes Nickel zuweilen ganz rein^ meiftenS aber mit mehr oder weniger gediegenem Eifen legiert findet. DaS Nickel auS feinen Vererzungen in den metallifchen Zuftand oder auch nur in eine technifch Verwendbare Form zu Verfetzen^ erfordert Viele und umftändliche Arbeiten ^ fo daß daS Metall auch dann immer noch ein teures bleiben wird^ felbft wenn neu erfchloffene Lagerftätten die Erze in größerer Menge liefern würden. Tie Verarbeitung ^ r ^ e I e r ^ infoweit fie daS Nickel an Arfen oder Schwefel gebnnden enthalten^ liegt nur in chrem erften und roheften Teile in den H^uden deS eigent* lichen HüttenmanneS e deffen H^uptwerkzeug daS Feuer ift; ihm ift eS zunächft aber nicht um die Darfteüung deS Metalls felbft ^ Sondern Vielmehr um Gewinnung einer möglichft nickelreichen Speife oder eines Sogenannten Steines zu chun. D a n n kommt in der Regel die naSSe Ehemie^ welche die Speife je nach ihrer Befchaffenheit auch Verschieden behandelt^ um Rickel e Kobalt e ArSenik u. f. w. zu trennen nnd die in O^ydform gewonnenen Metalle nach Bedarf wieder in den regnliniSchen Zuftand überzuführen. Hier find Vielerlei Metboden deutbar und in Anwendung ^ nicht selten alS Fabrikgeheimnis ängftlich gehütet ^ daher fich hierüber nur daS ^auptfächlichfte anführen läßt. Wie die aller übrigen arsen* und fchwefelhaltigen Erze befteht die Behandlung folcher Nickelerze in gründlichen^ mitunter mehrmaligem Röften und Niederfchmelzen unter an^ gemeffeuen Zufchlägen Von Ouarz^ Lehm^ Kalkfpat u. f. w.^ u m erft Rohftein und nach weiterer Röftarbeit fogenannten K o n z e n t r a t i o n S f t e i n zu gewinnen. DaS Eifen geht beim Schmelzen in die Schlacke ^ zu deren Bildung eben die Zufchläge beigegeben werden. ES ift jedoch nicht immer möglich^ diefeS Metall auf folche Weife Voüftändig zu befeitigen^ und muß man einen Reft davon ^ der fich auch in den KonzeutratiouS* oder RaffinationS* ftein gern noch einschleicht auf andre Weise entfernen. DaS Arfenik wird durch daS RöSten Verjagt und in Form arfeniger Säure (Giftmehl) in KondenfationSkammern aufgefangen. Dem eigentlichen Röften in Schachtöfen geht zuweilen ein Vorläufiges Abröften in HauSen oder Stadeln VorauS; in den SchachtöSen wird daS Erz dann einer Stärkeren Röftuug^ durch welche SchWeSel und Arfen zum größereu Teil entfernt werden ^ und fchließlich dem fogenannten reduzierend folvierenden Schmelzprozeß unterworfen^ d. h. einer Schmelzung mit Zufatz eines Reduktionsmittels (Kohle) uud kieSelSäurereichen ^ Schlackenbildenden Zu* Schlägen. Dureh die Kohle wird Vorhandenes^ im Röftprozeß entftandeneS Eifeno^yd wieder

^o Rinke ^obalt^ Nicket WiSmut und ^enoffen^ Zn Eifeno^ydul reduziert nnd dadurch geeignet gemachte leicht in die Schlacken überzugehen während Nicket Kobalt und andre noch etwa Vorhandene Metalle Vermöge ihrer größeren Verwandtschaft zu Schwefel und Arfen Sich mit dem noch Vorhandenen Teil derselben Vereinigen uud Verbunden mit den^ wie fchon oben bemerkte noch Vorhandenen Rest Von Eisen (alS Sulfid oder Arfenid) eine Von der Schlacke scharf getrennte Schmelze bilden. Dieses Schmelzprodukt Von halbmetallifchem AuSfehen W i r d e wenn eS auS den Arsenverbindungen deS RickelS^ Kobalts und EifenS befteht S p e i f e genannt; wenn eS dagegen die Schwefel* Verbindungen der genannten Metalle enthält führt eS den Ramen S t e i n . Unter S p e i f e Versteht man sonach ein Hüttenprodukt iu welchem einS oder mehrere Metalle hauptsächlich an Arsenik gebunden find. Denkt man fich an Stelle deS Arseniks Schwefe^ fo heißt daS Produtt S t e i n . Unter Umftänden liefert ein und derfelbe Schmelz* Prozeß beides. Eine Vollständige Entfernnng deS SchWefelS und ArfenS beim Röften darf deshalb nicht Stattfanden Weil fonft dasjenige Nickel oder Kobalt Welches nicht mehr genügend Schwefel und Arfen Vorfände e mit dem Eifen Verfchlackt würde. Speife ^ Stein oder reiche Nickelerze e wo folche zu haben find (Kupfernickel) e bilden nun daS AnSgangSmateriat Wenn eS fich darum handelt daS Nickel auf naffem Wege in feiner metaüifchen GeStalt herzustellen. Die Maffen werden zunächft fein gepulvert und unter Zufatz Von Kohle einer eindringlichen und andauernden RöStung (zwölf Stunden) im Flammofen unter* worfen. T e r Z^eck i f t den Schwefel und daS Arfen zu Verjagen und alle Vorhandenen Metalle in den oxydierten Ruftaud überzuführen; doch gelingt daS fo Vollftändig nichts wie man wnnfcht da namentlich ein Anteil Arfen in Verbindnng mit Nickel zurückbleibt. DaS Röftgut wird d a n n wenn eS Von Natur kein Silber enthalte oder diefeS nicht schon Vochem wie bei der fächfifchen Kobaltfpeife^ ausgezogen worden iu Salzfäure gelöft und auS der Löfnng werden die Verschiedenen Metalle durch geeignete Reagenzien ausgeschieden. Waren die Erze wiSmuchaltig e fo hat zunächst eine reichliche Verdünnung der Löfnng mit Waffer Stattzufinden wobei Sich diefeS Metall als unlösliches bafifcheS EhlorwiSmut (WiSmutweiß) auS* scheidet. Die klar abgezogene Lösnng wird mit etwaS Ehlorkalk Verfetzt um daS Vorhandene Eisen in Oxyd und die arsenige Säure in Arfenfänre zu Verwandeln. Durch Rufatz Von Kalkmilch werden dann beide Stoffe als arfenfaureS Eifeno^yd gefallt. W a r der Eifengehalt nicht hinreichend zur Bindung aüeS Arseniks e fo muß derfelbe Vorher durch Zusatz VonEifenchlorid ergänzt werden. Mehr K a l k e alS zum Fällen deS Arseniks und EifenS gerade erforderliche darf nicht angewandt werden da fonft alsbald Kupfer nnd Rickel in den Niederfchlag folgen würden. DaS Kupfer wird Vielmehr für fich durch Einleitung Vou SchwefelwafSerStoffgaS (ftatt deffen auch durch Schwefelbarium oder SchweSelealeium) in Form von Schwefelkupfer ausgefällte fo daß die abfiltrierte Flüffigkeit nun nichts weiter als Rickel uud Kobalt enthält. Turch Kochen derfelbeu mit Ehlorkalk und Verdünnter Schwefelfänre wird letzteres Metall in Supero^yd Ver* wandelt^ daS Sich niederfchlägt und daS Nickel allein in Löfnng läf^t. Durch Kaltmilch fällt man nun auch diefeS in Form Von waSferhaltigem Ox^dnt daSe gewafchen getrocknet uud iu Mischung Von KohlenpulVer Stark geglühte daS Rickelmetall alS eine poröSe MaSse zurückläßt. I n I o a c h i m S c h a l e wo der ^auptgehalt der reichen Erze S i l b e r mit mehreren Prozenten Kobalt nnd Nickel ift löft man dieSelben nach der RöStung in Verdünnter Schwefelfänre und Vollendet die Löfung mit Salpeterfäure. Die gewonnene Lauge Verfetzt man mit Kochfalz* löfunge welche den ganzen Silbergehalt alS Ehlorfilber niederschlägt und Verfährt mit dem Refte zur Reinigung uud Treunung Von Kobalt und Rickel ähnlich wie oben gefagt. M a n kann aber den Stein oder die Speife auch auf trockenem Wege weiter Verarbeiten uud wird Zu diefem Zwecke eine Schmelzung im Flammofen mit Ouarzfand e Kohle uud SchWerfpat Vorgenommene wobei zunächft nnr daS Eifen als VariumeiSenSilikat Verschlackt und zugleich auch etwa Vorhandenes Arfenknpfer als Kupferfnlfid abgefchieden Wird. Die Trennnng deS Nickels Vom Kobalt wird dann durch Schmelzen mit reinem Ouarzfand bewirkte wobei letzteres Metall Verfchlackt wird. Z u r Vollständigen Entfernung deS SchWefelS uud ArfenS auS deu Von Eifen und Kobalt besreiten Steinen oder Speifen werden diefelben todtgeröStet mit Soda und Salpeter gefchmolzen; dann Werden die entstandenen Sulfate und Arfenate durch Auslaugen entfernt. DaS zurückbleibende Nickelo^ydul wird Schließlich zu Metallreduziert. Ein Von W o hier angegebenes Verfahrene daS den großen Vorteil einer gründlicheren Entfernung deSArfenikS gewälzt gründet fiche ftatt anf O^ydierunge auf die Schwefelung

^ie Verarbeitung der Ridelerze. 1^1 der Metalle. GeröStete Speife oder Kupfernickel wird mit ihrem dreifachen Gewicht Schwefel nnd ebensoviel Pottafche in gelinder Glühhitze m Tiegeln zufammengefchmolzen nnd dadurch werden alle StoSfe mit Schwefel gefättigt. DaS Schwefelkalium (Schwefelleber) ift in Waffer löslich und daS Schwefelarfenik ift eS dnrch eine chemische Verbindung mit der Schwefelleber ebenfalls geworden. W a r alfo die Schmelzarbeit richtig geleitet^ fo wird man durch einfaches Anklangen der erkalteten Schmelzmaffe mit WaSSer den ganzen ArSenik^ gehalt loS und behält in Form fchWärzIicher^ metallisch glänzender KriftaHnadeln Schwefel^ nidel^ Schwefelkobalt nndSchwefeleifen. Durch eine Mifchnng Von Schwefel- nnd Salpeter^ fänre lafSen Sich diefe SchWefelmetaHe auflöfen nnd durch die angegebenen nnd andre chemifche Mittel auS derLöfnng fällen und trennen. Tie Verarbeitung der auS Ridelo^ydnl^ filikat bestehenden ueukaledonifchen Erze iSt Viel einfacher uud wird auf Vermiedene Weife ausgeführt; meift geht eine Behandlung auf naffem Wege mit Salzfäure VoranS^ und fchließlich wird daS als O ^ u l oder o^alfaureS Salz gefällte Metall in der ^itze mit Kalk und Kohle reduziert. RenerdingS Stellt man jedoch anch in Frankreich große Mengen Von Ridel dadurch her^ daß man den Garnierit wie Eisenerz reduziert und dann daS erhaltene Rohnickel Wie Rohkupfer raffiniert. — E S wird indeS daS Gefagte hinreichen^ nm anf diefem chemifchen Gebiete einige orientierende GefichtSpunkte zu gewinnen. Die Scheidekunft hat Viele VehelSe^ und eS mögen fich Viele der angeführten Methoden zu^n Teil anders ge=^ ftalten; ja^ es wird Vielleicht kaum in zwei Anftalten Völlig nach einem und demfelben Re^ Zept gearbeitet; denn einesteils ift die Natur der Erze^ welche zur Verarbeitung gelangen^ andernteilS iSt daS Verläßliche Produkt^ auS Welches hingearbeitet wird^ den lokalen U n ^ Ständen angemeffen^ Verschieden und danach richtet Sich felbStVerStändlich daS Verfahren. DaS Nickelmetall kommt gegenwärtig hauptfachlich als Würfelnickel^ d. h. in kleine Würfel geformt^ in den ^audel^ doch hat man eS auch granuliert und in Form Von Barren und als Nickelfchwamm^ der durch Glühen Von o ^ a n r e m Nickel und PrefSen deS feinen MetaUpulVerS erhalten wird. Behufs DarfteHnng Von WürSelnickel wird daS auS chemifchem Wege gefällte^ gewafchene und feingepnlVerte O^yd mit etwaS Mehlteig zu^ fammengeknetet^ die Maffe anSgerollt und in Würfel gefchnitten. Tiefe Stückchen fetzt man nach Völliger AuStrodnung mit Kohlenpulver im Schmelztiegel ein und reduziert daS Metall bei Starker Weißglühhitze. ES bleiben kleiue Würfel zufammengeSinterten Metalls Zurück^ die in einer Drehtoune mit WaSSer Von den Ranhigkeiten beSreit und etwaS poliert werden. D a S Metall hat in diefer F o r m nicht feine reine Weiße Naturfarbe^ fonderu fieht bräunlichgelb oder gelblichgrau auS. E S enchält mehr oder weniger Kobalt^ daS dem Zweeke der ReufilberdarfteUung nicht fchadet^ dann kleine Mengen Von Kohle ^ Eifen^ Schwefe^ ArSenik und etwas reichlicher KieselSäure. Beim Auflöfen eines Nickelwürfels in Salpeter^ Säure erscheinen die Unreinheiten als nicht unbedeutender BodenSatz. ES ift demnach dieSe Ware immer noch ein nnreineS Produkt und überdies je nach den Verschiedenen Bezugs^ gnellen Von fehr abweichender ZUfammenfetznng^ waS ebenfo Von dem käuflichen zufammen^* gepreßten NickelSchWamm gilt^ welcher durch Glühen Von o^alSanrem Ridelfalz als me^ tallifcher Rückstand erhalten wird. M a n kann eS daher direkt zur NeuSilberbereitung noch nicht oder Vielleicht nur zu den geringen Sorten benntzen. Die NeuSilberfabriken müfSen daS käufliche Nickel noch einer läuternden Schmelzung uuterwerfen. DieS ift bei der großen Strengflüffigkeit deS Metalls eine Schwierige und langwierige Arbeit^ wozu ein fehr feuere fefter^ Flammofen gehört. Räch vielftündigem Feuern erweicht Sich endlich die auf der geueigten S o h l e deS OfenS liegende MaSSe^ und daS reine Metall Sammelt Sich trage tropSend im Anffangetiegel zu einem Schonen reinen MetaUkonig an. E S kommt jedoch jetzt auch WÜrfelnickel in den Handel^ welches 9 4 — 9 9 Prozent Rickel enthalt. DaS NickelmetaH an fich hat i n neuerer Zeit Gönner gefunden^ die feine VerWen^ düngen zu vervielfältigen ftreben nnd^ wie eS fcheint^ mit Glück. Namentlich hat fich eine Fabrik Montefiore^ Levi ^ Eomp. bei Lüttich große Mühe um die Ausbreitung der Nickel^ technik gegeben^ nicht minder anch Fleitmanu ^ Witte in Iferlohn. Seine Benutzung zu Scheidemünzen datiert fchon etwaS länger zurück^ hat aber in der Neuzeit durch deu Vor* gang deS Dentfchen Reichs einen großen Auffchwung genommen ^ Welcher die RachfoIge andrer Staaten wohl herbeiführen dürfte. Ferner hat die Verwendung deS Metalls zu KUnftarbeiten AnSficht auf Erfolg. D i e Gegeuftände haben einen Farbenton ähnlich dem

^ 8ink^ ^obalte Nicke^ WiSmnt nnd ^enoffen. beliebten oxydierten Silber nnd Werden nicht fchwarz. Jetzt hat man anch angefangen allerlei Gegenftände Von reinem maSSiVen Nickel herzuftellen ^ So Z. B . Meffen Säbel* Scheiden Magnetnadeln Schnallen Brillengestelle^ Schmelztiegel f ü r chemifche Laboratorien. Schon länger fertigt man anS gegoffenem Nickel platten Welche als Anoden beim galva* nifchen BernickelnngSprozeß dienen. M a n hat gelernt ^ auS der LöSung Von fchwefelfanrem Ridelfalz daS Metall durch den galvanifchen Strom niederschlagen und brancht dieS nicht allein zum Vernickeln von ^olzfchnitten ^ metallenen Drndplatten und überhaupt in der GalVanoplaftik zur Erzengnng Silberähnlicher Niederfchläge^ Sondern SelbSt zur TarfteHuug abnehmbarer B l e c h e zu Weiterer Verarbeitung. Eine große Rolle Spielen jetzt die nickel* plattierten Eifenbleche nnd die d a r a u s hergeftellten Waren; Bleche von Eifen oder Stahl werden entweder bloß einfeitig oder beiderfeitig mit dicken Nickelblechen zufammeu* gefchWeißt und dann glühend ausgewalzt felbSt bis zu den dünnSten Blechen. Die zu* fammengefch Weißten Metalle können teils kalt^ teils warm der Verfchiedenartigften Be* arbeitnng nnterWorfen werden ohne daß eine Trennung diefer Metalle erfolgt Die Gefamtprodnktion Von Nickel wird zu reichlich 1 0 0 6 Tonnen (zn lOOO jährlich angegeben wovon anf die Vereinigten Staaten kommt; Dentfchland pro* dnziert eirea 1 2 2 000 ^ Österreich 6 0 6 6 l ^ Der P r e i s deS Nickelmetalls War Srühen wo daSfelbe faft nnr zu Lu^uSgegeuftäuden Verwendung Sand^ ein fehr fchwankenden je nach der Beliebtheit^ deren fich zeitweilig die Reufilberwaren erfreuten; dnrch die Verallgemeinerung der Technik Sind diefe Verhältniffe etwaS nivelliert worden doch finden immerhin noch ziemliche Schwanknngen ftatt. So ftieg^ als daS Deutsche Reich fein jetziges MünzSyStem befchloffen hatte^ der Preis per Kilogramm von 12 Mark auf mehr als 80 Mark. Für die |ahre 1874—^^ w a r daS VerbranchSgnantnm der dentfchen ReichSregiernng zu 1 5 6 6 6 Rentner angegeben; indeSSen ift ein Solcher BedarS nur ein einmaligen da Späterhin der entstehende Abgang ein verhältnismäßig geringer fein muß^ Die Nickelmünzen welche uur als Scheidemünzen eingeführt find uud außer Rickel noch Kupfer zu DreiVierteilen enthalten empfehlen fich vor den Münzen anS reinem Kupfer durch eiueu größeren Widerftand gegen daS Abnntzen anßerdem aber auch durch deu höheren materiellen Wert^ der ihnen innewohnt und Welcher erlanbt^ Sie kleiner uud handlicher zu geftalteu als die Kupfer* oder Brouzemünzen. Merkwürdigerweise hat mau in einer Münze mit baktrifchem Gepräge ^ Welche danach unter Euch^demoS gefchlagen worden fein mußte^ faft genau diefelbe Metalllegierung geSnnden^ welche unfre jetzigen dentfchen Ridelmünzen Zeigen. Wenn dem keine Falfchuug zu Gruude liegt^ fo hätte m a n alfo fchon Vor 2000 Jahren Rickelmünzen gehabt; die Sache iSt aber jedenfalls sehr Vorsichtig anfznnehmen uud Solange uicht andre Belege zur Stelle geSchaSft worden find^ darf^ Wenn auch uicht au dem Ridelcharakter der Münze ^ aber wenigftenS au ihrem echteu Ursprünge gezweifelt werden. Der erfte S t a a t e welcher daS Rickel als Münzmetall einführte ^ war die Schweiz (1850); ihr folgten 1 8 5 6 die Bereinigten Staaten Von Amerika ^ 1866 Belgien ^ 1 8 ^ Brafilien nnd 18^8 daS Dentfche Reich. Nicht überall ift die Legierung diefelbe; die Schweizer* münzen enthielten bisher in den 20^ 10^ und 5-EentimeSftücken je 15^ 10 nnd 5 Prozent Silber uud durchgängig Prozent ^Nickel ^ im übrigen Kupfer und Zink^ jetzt werden die ^-Rappenftücke anS dem nach FleitmannS Berfahren dargestellten chemifch reinen Rickel geprägt; dieSe Münzen zeichnen fich^ abgeSehen von dem vollendeten netten Gepräge^ durch ihren haltbaren^ Schönen Metallglanz Vor den knpferhaltigen anS. Die andern Staaten Sehen von einem Silberzufatz ganz ab. Die amerikanischen Münzen hielten erft daS Ver* hältniS von Nickel zu KnpSer wie 12 : wandten Sich aber Später dem von Belgien an* genommenen ^ : ^ z^ welches auch die deutschen uud brasilianischen Nickelmünzen zeigen.

TaS M e t a l l beSitzt Serner in Seinen Salzen uud andern chemischen Präparaten einen ebenfo reichen Farbensond wie fein Gefährte^ daS Kobalt; fie zeigen nach Umftänden Sehr Schöne Rüaneen von G r ü n Blan oder auch Von Gelb; Ehlomickel bildet^ bei starker ^itze fublimiert^ goldglänzende Schüppchen. Von einer farbentechnifchen Benntznng deS Nickels ift indes zur Zeit noch nichts bekannt waS wohl daher kommt daß alle feine Effekte durch andre Stoffe Schöner nnd billiger zu erreichen Sind. Dagegen werden jetzt Sehr bedeutende Mengen Von Rickel* Salzen Sür die Zwecke der galvanischen Vernickelnng in den Handel gebracht^ So namentlich Ehlornickelfalmiak und fchwefelfanrem Nickelo^ydnlammoniake auch Nickelammonfnlfat genannt.

DaS Reufilber. 16^ ^ a ^ ^eU^ilber. Gold und S i l b e r find fchon für daS Auge zu angenehme GegenStände^ a l s daß man nicht hätte beftrebt fein follen^ wenigstens Scheinbar etwaS dem Achu^ licheS künftlich herzustellen. Die Erzeugung gold* nnd Silberähnlicher Legierungen hat daher den ErSindnngSgeiSt nnd die Bemühungen der Techniker oft und in ausgedehntem M a ß e in Anfpruch genommen. WaS die Nachahmung deS SilberS betrifft^ fo konnte man von zwei Metallen anSgehen. TaS feine Zinn kommt an fich fchon in F a r b e und Glanz dem S i l b e r nahe^ aber eS ift viel zu Weich; die Bemühungen gingen daher einerseits dahin ^ durch Le* gierung mit andern Metallen daS Z i n n zu härten^ nnd damit gelangte man in England zn den unter dem Namen ^ V r i t a n n i a m e t a l l ^ bekannten MetaUgemifchen. AnderfeitS hielt man fich an daS Knpfer. Wie daSfelbe dnrch ^ufammenfchmelzen mit ^iuk eine gelbe Legierung gibt^ fo verliert eS feine Naturfarbe Völlig durch Verbindung mit Arfenik nnd wird weiß. Diefe Schlimme Verbindung war frichechin nnter dem Namen ^ W e i ß k n p f e r ^ in ziemlich ftarkem Verbrauch zu Knöpfen ^ KürtlerWaren und felbft Tischgeräten^ bis man Sich von der Schädlichkeit deS StoSfeS überzengte^ der^ in S ä u r e n Sehr leicht löslich ^ fort* Während die Gefahr Von ArSenikvergiftnngen nahe legte. Diefer Ubelftand und daS AuS* treten deS Neusilbers haben denn auch daS Weißknpfer gänzlieh befeitigt. | n dem Nickel hatte fich ein andres und unfchädlicheS Mittel gefnnden^ daS Knpfer Weiß zu färben^ und Wenn wir die D i n g e in ihrem ^ufammenhange betrachten^ fo werden wir zu dem Ergebnis kommen müfSen^ daß in Anwendnng dieSeS KuuStgrifsS die Ehinefen nnfre Lehrmeister oder doch Vorgänger gewefen find. DaS in Ehiua längft gebräuchliche nnd Seit etwa eiuem Iahchundert in Europa bekannte Weißmetall (PakSong) befteht^ wie EngStröm fchon 1776 durch Analyfe fand^ anS den drei Metallen deS ReuSilberS: Kupfer^ Rickel uud Zink^ Zu einer nützlichen Anweuduug diefer KenntuiS kam eS jedoch Vor der H a n d noch nicht. E r f t Später brachten S u h l e r Gewehrfabrikanten eine ähnliche Legiernng in Ge* branch ^ indem fie daraus Gewehrgarnituren und Sporen fertigten. Diefe Legiernng beftand nach Keferftein auS ^ ^ ^ ^ . . . 40^ Nickel

8ink 8inn

Den Anftoß zur Entstehung der gegenwärtigen umSaSSenderen Nenfilberindnftrie gab der Verein zur BeSörderung deS GewerbSleißeS in Prenßen^ indem er eine Preisangabe für die Erfindnng einer Legiernng fteHte^ Welche im AnSfehen dem 121ötigen Silber gleich* käme^ fich zur fabrikmäßigen vielseitigen Verarbeitung eigne und ohne Gefahr für die Ge* fnndheit zu Speife* nnd Küchengerät dienen könne. Infolge der hierdurch angeregten Ver* fnche errichteten 18^4 Gebrüder H e n n i g e r in Verlin eine Fabrik Sür WeißknpSer* oder Renfilberwaren e Während gleichzeitig G e i t n e r in Schneeberg dieSelbe Legierung darftellte nnd nnter dem Namen Argentan in den Handel brachte. | n SachSeu gilt daher Geitner als Erfinder deS ArgentanS. Den Dank^ eine neue intereffaute Industrie dafelbft eiugeführt nnd damit ein früher wertlofeS Prodnkt deS fächfifchen VergbaneS in Keltung gebracht zu haben^ verdient er jedenfalls^ und daS Schneeberger Renfilber gilt noch heute als daS befte. Die Somit in Deutschland zuerSt ausgekommene Legierung Sand bald auch in Frankreich nnd England Eingang und wnrde namentlich in letzterem raSch ein Kegenftand rührigen FabrikbetriebeS. | n Frankreich wurde der Name Reufilber nicht geStattet und man nannte dort daS M e t a l l u^aillec^ort. I n England heißt eS inSgemein deutsches Silber (German ^ e ^ anch in Frankreich ardent aUornand)^ dann Pakfong. Befondere Sorten find in England E l e k t r o n nnd T n t e n a y ; daS letztere bezeichnet eine Legieruug^ wie fie iu ganz derfelben Zufammeufetzung auch bei den Ehinefen Viel gebraucht werdeu foil. Sie unter* fcheidet Sich dnrch einen h^eren Anteil Zink und ift dadurch leicht Schmelzbar und gut ge* eignet zu Gnßwaren^ weniger zu Sonftiger Verarbeitung ^ Sür welche Sie zu hart nnd wenig fügfam iSt. Auch fonft haben mehrfach Fabrikanten ihrem Metall neue klangvolle Namen beigelegt. S o nennen jetzt nm AltereS nicht zu erwähnen ^ die Wiener eine fchon Silber* ähnliche S o r t e Neufilber Alpaeea^ und von andrer Seite oSferiert man Lunaid^ WaS Wenigstens einen Sinn hat^ denn l u n a (Mond) hieß bei den Alchimisten auch daS ihm ge* Widmete S i l b e r ; Lunaid iSt alfo ^filberähnlich^ und entspricht in fprachlicher ^iuficht Völlig

Rink^ Cobalt Nicket WiSmut nnd (^enoffen. dem ^Argentan^. Alfenid ift eine ältere franzöfifche Benennung guten RenfilberS^ die fich forterhalten hat. Tiefet uud die ganz ähnliche Alpaeea kommen öfters Verfilbert Vor. Unter E h i n a * und Perufilber Verfteht man anS Reufilber gefertigte und galvanifch gnt Versilberte Geräte^ etwa 2 Prozent deS Gewichts an Silber haltend. S i e gleichen demnach den echt filbernen bei viel größerer Wohlfeicheit uud haben Vor den Silberplattierten kupferueu den ^orzug^ daß^ Wenn auch mit der Zeit der Silberüberzug hier und da fich abnutzt^ doch nicht die unangenehme Kupferfarbe zum Vorfcheiu kommt. DaS neuerdings Vou England auS iu deu Handel gebrachte Arguzoid iSt ebenfalls nur eine Art Neusilber^ daS noch etwaS Vlei und Zinn enchalt. Der Vegriff Neufilber ift eigentlich ein ziemlich elaftifcher^ infofern die Verhältniffe der drei Veftandteile in nicht allzu engen Grenzen fchwanken können. Thatfächlich ift daS Rickel daS Weißmachende Prinzip nnd daS Neusilber mit dem höchften Nickelgehalt iSt Stets daS befte. DaS gleich anfangs hingenommene Rink follte jedenfalls nur die Schmelzung nnd Verarbeitungsfähigkeit der Legierung ermöglichen und den ^ r e i S erniedrigen helfen. Aber da man bemerkte^ daß etwas mehr Zink daS AuSfehen nicht fonderlich beeinträchtigte^ fo legte man Von dem wohlfeilen Metall mehr zu oder brach an dem tenren ab^ Womit dann fchließlich freilich immer nur ein gelbgraueS ^ unscheinbares Produkt herauskam. I m allgemeinen wird der Zinksatz so hoch genommen daß daS Gemifch bei Weglaffnng deS RickelS Mesfing geben würde ; man kann fich also die VorfteUung Von NenSilber dadurch Vereinfachen e daß mau fich denkt eS fei ein durch Rickel weiß gemachtes Meffiug. I n Verlin foUen drei Sorten Reufilber nach folgenden Vechältniffen dargestellt werden:

BeSte Sorte Littel . Ordinär .

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Wiener Neusilber foU auS ^ Teilen Kupfer^ 1 Teil Rickel und 1 Teil Zink beftehen und daSfelbe Verhältnis herrscht bei Solchem Metalt daS zum A u s w a r e n in Vieche nnd zum Drahtziehen beftimmt ift. Als die reichfte Legierung Von sehr Schönem Aussehen die aber Wegeu der Schwerflüffigkeit fchon fchwierig herzuftelleu uud zu Verarbeiten iSt Wird bezeichnet:

Im chineSifchen Pakfong foUen fich faft immer Prozent Eifen finden daS dem* uach als abfichtlich zugefetzt erfcheiut. ES erhöht die Weiße ^ den Glanz uud die Politur* fähigkeit bewirkt aber auch Härte und Sprödigkeit daher die europäifchen Fabrikanten in der Regel daranf fehen möglichst eiSenfreie Zuchaten zu erhalten. Doch macht man zu* weilen Wohl auch einen Zufatz vou 2 — ^ Prozent Eifen oder S t a h t wenn eS mehr auf fchöne Farbe als auf Gefügigkeit abgefehen ift. Vou etwas Arfenikgehalt war daS Srühere Reufilber nicht freizusprechen; eS fchadet wenn auch bei der geringen Menge nicht der Ge* fundheit deSto mehr aber gleich dem Eifen der Gefchmeidigkeit. Bei den jetzigen befferen VereitnngSweifen deS Nickels bildet der Arsenikgehalt höchftenS ein VerfchwindendeS Minimum. GuteS Neufilber kommt in der T h a t dem 121ötigen Silber (Von im AuSfehen Uahe und läßt fich auch im Strich auf dem Probierfteiu kaum Von denselben nnterfcheiden. Veim Anfbringen Von Scheidewaffer findet Sich indes der Unterschied: der Renfilberftrich Verfchwindet rafcher als der Von Silber und gibt bei Rnfatz V o n Kochfalzlöfnng keine Weiße Trübung ^ wie diefeS. E i n noch fchönereS und Völlig dem Silber ähnliches Prodnkt wird erhalten Wenn dem Nenfilber wirkliches Silber^ etwa ^ uud meh^ ZugeSetzt wird; eS Sind aber dergleichen Legiernngen wie eS Scheint nicht in Gebrauch. DaS Neufilber wird Von fauren Flüffigkeiten weit weniger als Knpfer oder Meffing angegriffen nnd kann daher ohne Gefahr mit Genußmitteln in Berührung gebracht werden. Die beSSeren Sorten Reufilber Sind hmfichtlich ihrer Dehnbarkeit und fonftigen Eigen* Schäften dem MefSing ähnlich uud laSSen Sich faft ebenSo leicht wie dieSeS Strecken in Viech nnd Draht Verwandeln n. S^ W. Eine Eigentümlichkeit die nrSprüngIich im Knpfer liegt und für die Bearbeituug deSfelbeu wie aller Kupferlegieruugen Von großer Wichtigkeit ift

DaS Reufilber ^^ ift auch dem Neufilber geblieben: eS Wird^ weuu eS iu der Bearbeitung hart geworden dnrch Anwärmen und Ablöfchen in kaltem WaSser wieder Weich und geschmeidig^ eine P r o * Zednr^ die fich beliebig ost wiederholen läßt. Die Bereituug deS Neusilbers durch Zusammenschmelzen der Bestandteile besorgen die dasselbe zu Gebrauchsartikeln weiter Verarbeitenden größeren Fabriken die ihren Sitz namentlich in Verlin und Wien h a b e n selbst sür die Kleingewerbe sorgen Anftalten Wie die Schneeberger^ die nur Bleche und Drähte resp. dünne Stäbe in den Handel bringen. DaS Nickelmetalt sofern eS nicht alS WÜrfelnickel in Anwendung kommt Wird in kleine e haselnußgroße Vrocken zerftoßen ebeuso Kupser und Zink verkleinert und daS Gemisch in den Schmelzhafen eingefetzt — doch so^ daß zu unterft und oberft etwaS un* Vermischte^ KupSer zu liegen kommt — mit einer Schicht Kohlenpulver bedeckt und bei Starkem Flammenfeuer eingefchmolzen. Zur leichteren Verbindung der Verfchiedeuen M e * talle bereitet man auch W^l zunächft auS einem Teile deS KupferS und RinkS ein Meffing^ Schmilzt daS übrige Sür Sich uud Setzt nach und nach daS zerkleinerte Nickel zu. Da der F l u ß mit einem eiSernen Stabe fleißig zufammengerührt werden muß^ So entsteht immer einiger ZinkVerluft durch Abbrand^ Welcher durch einen überfchüffigen Zufatz diefeS MetaUS ( ^ — 4 Prozent) auszugleichen ift. Ift die MaSSe Sür den Guß beftimmt So pflegt man ihr bis Zu ^ Prozent Blei einzuverleiben. D a S für die übrigen Zwecke bestimmte Metall wird meistens in Bleche Von Vermiedener Stärke oder in dicke^ runde oder Viereckige Drähte zum Gebrauch Sür Sporer n. f. W. ausgewalzt oder endlich wie MeSSing zu dünneren Drähten auf der Ziehbank gezogen. Die Verarbeitung deS ReufilberS^ Sei eS durch Walzen Ham* mern u. S. w.^ iSt unter allen UmStänden eine kalte; ein Schmiedbares Metall ift eS eben nicht. I s t der Fluß im Schmelzhasen zur Reife gediehen so gießt man die Maffe zwifchen Tafeln Von Gnßeifen zu platten Von 2 0 — ^0 cnn Länge^ 1 2 ^ — 2 2 ^ em Vreite und 8 ^ 1 ^ nnnn. Dicke anSe die dann durch kalteS jammern oder Walzeu nach Vedarf Verdünnt werden. Diefe mechanifche Behandlung muß aber anfangs fehr behutsam gefchehen; nach jedem Uberhämmern oder Durchgange durch die Walzen wird daS Metall bis zur an* geheuden G l u t erhitzt darf aber nicht eher wieder iu Bearbeitung genommen werden bis eS Vollständig erkaltet iSt entweder durch Eintaucheu iu kaltes Waffen oder auch durch Ab* kühluug an der LuSt. ISt daS einigermaßen kriftalliniSche GeSüge deS auSgegoSSeuen M e ta^S durch die Bearbeitung erSt zerftört So kann man ihm Schon mehr zumuten und eS läßt Sich dann faSt ebenfo gut wie Meffing Verarbeiteu. M a n hat daher auch Argentan* blech Von derSelben Düune wie ^daS auS Tombak gewagte Rauschgold ^ und eS dient als Ranfchfilber zu gleichen Zwecken wie jenes. DaS Von A. V. S c h r ö t t e r erfundene M a n * g a n n e u f i ^ b e r iSt eiu Reufilber^ in welchem daS Rickel durch Manganmetall erfetzt ift; eine Von Hannover auS in den Handel gekommene Probe tiefer Legieruug enthält: Kupfer e Mangan 8 ^ Zink und 2 ^ Eisen. Die Legieruug befitzt eine gelbliche Farbe^ läßt fich gut walzen und nimmt eine fchöne Verfilberuug au. Bei der fabrikmäßigen Verarbeitung deS ArgentanS zu den Vermiedenen GebrauehS* artikeln kommen alle modernen technifchen Vorteile in Anwendung. Die Dnrchfchnitt* oder AuSfchlagmafchine dient gleichfanr als Zufchueider für eine Menge Sachen. Sie ftößt auS den platten oder Vlechen allechand Formen auS^ deren Veftimmung zuweileu fchwer zu erkeuuen ift. Ein auSgeftoßeuer Löffelzufchnitt z^ B. hat mit einem Löffel kaum eine ent* ferute Ähnlichkeit: eS ift ein knrzeS^ pInmpeS Ding; ift eS aber dnrch ein paar Stahlwalzen gegangen in welche die Verlangte F o r m beiderfeitS eingraviert i f t So hat eS Sich zum eleganten Löffel geftreckt und geformt an dem weder etwas f e h l t noch zu viel ift. Andre Zufchuitte zu hoblen Gegenständen oder Reliefs kommen in die ^rägwerke^ wo die einzelnen Stücke in ftählerne Hohlf^rmen gepreßt und dann durch Löten miteinander Vereinigt werden. Die dünnften Blechfacheu werden anf Drehbäukeu mittels Drückftähleu über Formen ge* Zogen ( D r ü c k a r b e i t t eine Mechode^ die bei allen in Blech arbeitenden Indnftriezw eigen eine immer größere AnSdehmmg gewinnt uud mit großem Vorteil die Bearbeitung mit Hammer und Punzen Vertritt. Solide Teile endlich ^ wie Füße^ Schafte n. dergt werden gegoffen und fo kann ein kompliziertes Stück in feinen Verfchiedenen Teilen alle D a r * ftellnngSmechoden erfahren haben bis eS fchließlich dnrch Löten zu einem wohlgefälligen Ganzen Vereint wird.

^in^ ^obalt^ Nicke^ WiSmnt nnd ^enoSfen. Antimon (Verderbt auS dem arabischen ^l-itluniäun). Bescheiden bis zur Selbft* Verlengnuug ^ Sür Sich allein in der technischen Welt leine Rolle fpielend^ in Voriger Rein* heit Selten hergeSteUt uud doch in VielSacher Beziehung nützlich^ reiht Sich daS Antimon Seinen übrigen metallischen Kollegen an. Gediegen^ mit Sehr Wenig S i l b e r und EiSen gemengt^ findet fich daS Metall nnr in Vereinzelten FäHen. Dagegen ift fein Vorkommen in Verbin* dnng mit andern Metallen nnd Schwefel ein Sehr mannigfaltiges; in Vielen Blei*^ Knpfer^ Ridel- uud Silbererzen bildet eS eiuen Bestandteil; Antimoublende oder Rotfpießglanzerz^ AntimonSilberblende^ Antimonnickel^ NickelantimonkieS^ dnnkleS Rotgüldigerz^ Fahle^ KnpSer* antimonglanz n^ S. w. find folche Erze. D a S bergmännisch wichtigste Antimonerz iSt jedoch der A n t i m o n g l a n z oder G r a n S p i e ß g l a n z e r z ^ ein dreiSacheS Schwefelantimon. DaS Antimon gehört fomit zn ^en fchWefelSrenndlichen Metallen. AnS ZerSetznngen nnd Um* Wandlnngen deS AntimonglanzeS entstanden kommen Vor: A n t i m o n b l Ü t e (natürliches Antimono^yd^ WeißSpießglanzerz)^ S e n a r m o n t i t nnd A n t i m o n o c k e r . Ferner gibt eS nnr bei Stolberg am Harz - Zinckenit^ auS Antimon^ Blei und Schwefel beftehend^ fowie B o u r n o n i t ^ mit denSelben Bestandteilen nebft Kupfer^ im Erzgebirge und anf dem Harz. Die Antimonerze finden fich hanptfächlich auf Gängen und Lagern im Granit^ Thon* fchiefer und G n e i s ^ hanfig in Begleitung Von Knpfer*^ Silber*^ Blei* und andern Erzen. I n den meiften FäHen ift daher daS Antimon ein nngern gefehener Begleiter andrer Me* talle^ der daS Ausbringen diefer erfchwert. Nur wo die Autimonerze die einzige oder doch hanptfachlichfte AnSSüUung der Gänge bilden^ befteht ein eigentlicher Antimonbergbau. Solche abbauwürdige Antimonglanzlager finden fich in Vielen Gegenden^ fo bei Arnsberg in Weftfalen^ in Baden ^ am Harz^ bei Schleiz im FÜrftentum Reuß^ in Obernngarn^ Böhmen^ in Frankreich^ Kanada^ I a p a n ^ Sibirien^ Australien und auf Borneo. Vor knrzem hat m a n auch bei Roßwein in Sachfen einen Antimongang entdedt. Seit einiger Zeit ift der in Algier in großer Menge Vorkommende Senarmontit^ eine tefferal kriftalli* fierende Abart deS WeißfpießglanzerzeS ^ die HauptgneHe für Frankreich und England ge* Worden; doch führt letzteres anch noch Von Borneo Spießglanz ein. Die für unfern dentfchen Markt maßgebenden Werke liegen in Ungarn. DaS S c h w e f e I a n t i m o n (Spießglanz oder SpießgIaS) bricht entweder in derben^ in Verfilzten oder blätterigen Maffen^ oder^ wo eS nngeftört kriftaHifieren konnte^ als Bündel aneinander liegender prismatischer Nadeln Von blänlichgrauer F a r b e uud ftarkem Metall* glänz. Tie Bekanntfchaft mit diefem auffälligen Ratnrprodukt und fein Gebranch fcheint bis inS hohe Altertum zurüdzugehen. Wie uoch heute ^ fo fchwärzten fich die grauen der Morgenländer damit oder mit einem Präparat daranS die Augenbrauen nnd malten fie großer^ eine S i t t e ^ auf die fchon im Alten Teftament bei Ezechiel hingewiefen wird. Bei den Griechen hieß daher diefer Stoff der ^augenerweitemde^ ; die Römer nannten eS ^tidnn^ und pliniuS erwähnt eS fchon als Arzneimittel. Die Erkennung deS A n t i m o n m e t a l l s als eines eigentümlichen Körpers fcheint in daS 15. Iahrhundert zu fallen; früher hielt man eS für eine Art B l e i oder Verwechselte eS mit WiSmut^ und die Alchimisten deS Mittelalters machten Sich mit Spießglanz und Antimon Viel Zn Schaffen. Namentlich h^t fich der als Ehemiker feiner Zeit nicht unberühmte franzöfifche Kloftergeiftliche B a f i l i n S V a l e n t i n u S (1460) mit den Arzneiwirkungen deS Antimons Viel befchäftigt. D a ihm bei feinen Verfuchen^ fagt man^ Verschiedene Mönche ftarben^ So habe der Stoff den franzöfifchen Ramen ^nti^noinc^ latinifiert ^ntnncniu^n (Mittel gegen Mönche) erhalten. Nach andern Indizien ift jedoch der letztere Rame Viel älter; WenigftenS Wird er fchon in der lateinifchen Übersetzung deS arabischen SchriftfteUerS Geber gebraucht. DaS metaIIifche Antimon hat in feinem Verhalten manches^ WaS die Anfmerkfamkeit nnd die Hoffnungen der Goldmacher erregen konnte. Schmilzt man^ WaS oft als Spielerei ausgeführt wird ^ auf Holzkohle Vor dem Lötrohr etwaS Metall und läßt eS auf eine hori* Zontale Fläche fallen^ fo z^rftrent eS fich in eine Menge umherfahrender Kügelchen^ deren jedeS^ weil fich daS gefchmolzene Metall rafch o^diert^ eine weiße S p u r wie einen Kreide* strich hinterläßt. I n Rnhe gelaffeu^ bedeckt fich die geschmolzene P e r l e mit einer Vegetation seiner^ anS Antimono^yd beftehender KriftaUnadeln. Für unS befagen dieSe Erscheinungen

Antimon. ^ ^ weiter nichts^ als daß daS Metall^ nachdem eS von Seinem liebften Gefährte^ dem Schwefe^ getrennt ift^ ebenSo begierig iSt Sich nut SauerStoSf zu verbiuden; den Alchimisten Schien eS natürlich eine Sür ihre Zwecke bedeutungsvolle TranSmntation. DaS langdauernde Leuchten deS erkaltenden MetallSluSSeS nnd die fchöne^ Sternförmige KriftaüifatioUe die Sich auf der Oberfläche deS im Tiegel nnter einer Bedeckung erkalteten MetaüS bildet ^ fahen ebenfalls wie vielversprechende Anzeichen anS. Noch anziehender mnßte daS Verhalten deS Antimons Znm Kolde erfcheinen. Man darf n n r ein Stückchen diefeS dehnbarften aller Metalle den DämpSen Von Antimon ansetzen ^ fo Verbinden Sich beide Metalle ^ uud daS Gold wird fo* Sort spröde uud brüchig. Hierdurch fchieu eine gewiSfe noble Natur deS AntimonmetallS angedeutet^ und man benannte eS daher mit dem Ramen r e g u l u ^ kleiner König. S p ä t e r wurde unter ^ReguluS^ jeder erfchmolzene Metallkern verftanden^ und heute noch flchrt im Handel daS metallische Antimon kurzweg dieSen Ramen als Abkürznng Sür I ^ n l n ^ ^ntiinonii. Die LeichtftüfSigkeit deS SchwefelantimonS geftattet^ daß man dieSen RohftoSf Sür die Darstellung deS regulinischen MetaüS auS Seinen Veimengnngeu direkt anSSchmilzt nachdem er vorher durch HaudScheidung auS dem KröbSten Von dem begleitenden Ouarz^ Schwer* Spat Kalkftein u. S^ w. befreit worden ift. Nach der alten WeiSe geschieht dieS AnSSeigern in Töpfen^ die zu Z^ei und zwei ineinander geftellt find. I n dem Boden deS oberen ^ der daS Erz aufnimmt^ befinden fich einige Löcher ^ in dem UUteren Sammelt fich daS durch* tröpfelnde Schwefelantimon ^ nachdem die Töpfe reihenweife zwischen zwei Mauern geftellt^ die Zwischenräume mit Vrennftoff anSgefüUt und der Vrand in Gang gefetzt ift. Oder man ftellt auch die daS Erz enthaltenden Tiegel auf die Herdfohle eines Flammofens; die Zur Aufuahme deS gefchmolzenen SchwefelantimonS beftimmten^ außerhalb deS OfenS ftehenden Tiegel find dann mit den erfteren durch Th^nröhreu Verbunden. AuS ökonomifchen Rückfichteu Wendet man in Frankreich S e i g e r ö f e n an^ die den Weiter unten bei der Wis* mutgewinnung dargeftellten ähnlich find. Geneigte gnßeiSerne Röhren ^ die mit Senerfeftem Thon ausgekleidet finde Weil daS Schwefelantimon daS Eifen angreifte Werden in mehr* wöchentlich fortdauerudem Betriebe aller drei Stnnden mit einer Ladung von 190—159 l^g Erz befchickt und daS auSfchmelzende Schwefelantimon fängt man in Tiegeln anf. A m fchnellften und maffenhafteften^ jedoch mit dem meisten Verlufte läßt Sich die Seigerarbeit anf der geneigten Flache eines FlammoSenS bewirten^ Man kann diefeS AnSfchmelzen^ bei welchem ftetS Verluft an zurückbleibendem nnd Verflüchtigtem Antimon Stattfindet dnrch Zweckmäßige naffe Aufbereitung mittels Setzarbeit und Pochwerken auch ganz umgehen. DaS f o erhaltene e Von der K a n g a r t befreite und gefchmolzene Schwefelantimon w i r d ^ n t i n a c n i u n ^ c r u d u m genannt. Ein Teil davon wandert i n die Apochele^ Wo eS g e * ftoßen als Zufatz zu Viehpulver f o w i e aueh zur DarfteHnng Verfchiedener pharmazeutischer Präparate Verweudung findet Em a n d r e r Teil Wird Von g e w i f f e n chemifchen Fabriken z u V r e c h w e i n f t e i n fabriziert^ der in g r o ß e n Mengen jetzt in d e r Zengdrnckerei (f. d . ) g e * braucht Wirde u u d ein dritter Teil w i r d a u f metallifcheS Antimon Verarbeitet. DaS einfachfte Verfahren zur Gewiuuuug deS reinen metallifchen Antimons^ die fo* genannte Niederfchlagarbeit^ befteht iu der Verfehmelzuug deS SchWefelmetallS in der Rotglühhitze mit Schmiedeeifen (EifenabfäUe oder anch Hammerfchlag). Die nahe Ver* wandtfchaft zwifchen diefem nnd dem Schwefel hat zur Folge^ daß fich Schwefeleifen bildet nnd daS Antimon frei wird. Man gibt jedoch gewöhnlich noch einen Zufchlag von kohlen* fanrem oder fchwefelfaurem Ratron hmzu ^ damit fich Ratriumeifenfulfid b i l d e t e Wodnrch beim Erkalten eine leichtere Trennung deS metallifchen Antimons erfolgte als vom Eifen* fnlfid allein. DaS fo Verfchmolzene Metall enthält aber ftetS Eifen und erfordert um daS^= felbe zu oxydieren und abzufcheiden^ ein nochmaliges Umfchmelzen unter Zufatz Von Salpeter. Eine andre KeWinnnngSmechode ^ die Röftarbeite Weicht Von der eben betriebenen RednktionSarbeit gänzlich ab nnd gelangt in zwei Schritten ^ Röften und Reduzieren e zum gediegenen Metall. Vei einem Vorfichtigen Röftbetriebe verflüchtigt fich der Schwefel deS SpießglanzeSe indem er fich in fchweflige Säure verwandelt; an feine Stelle bei dem Anti* mon tritt aber f of ort der Sauerftoff der Lüfte und daS gelblich weiße Röftprodukt (Spieß* glanzaSche) bildet nun ein unreines O^yd oder richtiger ein Salz^ antimonfaureS Antimon* o^yde denn daS Metall gehört zu den fäurebildenden^ d. h^ fein Oxyd erhält dnrch Auf* nähme von noch mehr Sauerftoff ^ die Natur einer Sänre^ WaS bei nnSrer Röftarbeit

108 Cobalt Nickel^ WiSmut nnd Genoffen. Wenigstens teilweise gefchieht ^aS nachfolgende Reduzieren der Spießglauzafche befteht nnn wie immer in der Vefeitiguug deS SauerftoffSe wozu ein Glühen mit bloßer Kohle hinreichen würde. D a aber daS Röftgut immer uoch unzerfetzteS Schwefelantimon enchält^ überdies eine Schlackendede gefchaffen werden muße um daS O^yd an der Verflüchtigung Zu hiudern fo Vermifcht man die Kohle mit eiuem Alkali^ z. V. Soda^ oder wendet zur Re* duktiou rohen WeinSteiu an der Kohle und Kali fchon zu feinen BeStandteileu zäh^ Die Reduktion geschieht in Tiegeln bei Starker Rotglühhitze^ die Kohle entzieht dem Antimon den ^Sauerstoff und bildet Kohleno^ydgaSe der ReguluS fammelt fich am Boden und man läßt chn ohne auszugießen ^ nnler der Schlackendecke langfam erkalten^ damit er die fternige kriflaHinifche Oberfläche annehme ^ die man im Handel befonderS gern fieht^ obwohl fie eigentlich nichts über die Qualität befagt und eifenhaltigeS Antimon die KriftaHifation fogar Schöner zeigt als reineres. Die Darstellung deS Antimons aus den natürlichen Antimon* o^den dem Senarmontit und V a l e n t i n ^ iSt felbftVerftändlich Viel einfacher als die auS Antimonglanz und befchränkt fich auf einen RednktionSprozeß dnrch Glühen mit Kohle. Um das M e t a l l Vou den begleitenden Unreinigkeiten Eifen Arfenik Kupfer^ Vleiu. f. w.^ Zu reiuigen Schmitt mau eS zwei* bis dreimal uuter Zufchlag Von StoSfeu mn welche die Unreinigkeiten anfnehmen und iu die Schlacke überführeu foUen. Gewöhnlich dieueu hierzu Salpeten Sodae SchWefelantimon und SchWefeleisen n. f. W. DaS A n t i m o n ift ein zinnweißes ^ Stark glänzendes Metall Von Sehr deutlichem blät* terigen KriStaUgeSüge^ fpezififchem Gewicht nnd fo fpröde^ daß eS Sich leicht zu Pulver Stoßen läßt. AIS Selbständiges metallisches Material in der Technik zu dienen ift eS fonach Ungeeignet; fein Nutzen liegt vielmehr beSonderS in der Fähigkeit^ andre Metalle^ mit denen eS legiert wird^ zu harten. An der LnSt behält eS bei gewöhnlicher Temperatur feinen Glanz^ gefchmolzen aber zieht eS SanerStoSf auS derselben an und Verflüchtigt Sich in Weißen auS Autimono^yd bestehenden DämpSen. | n der Weißglühhitze^ unter Ausschluß der Luft läßt eS Sich ganz wie Zink deftiHieren. Heiße SalzSäure löSt d a s Metall unter WafferftoSf* entWideluug nnd Bildung Von DreiSach* Ehlorantimon (Antimonbutter)^ eiu bekanntes Veiz^ mittel; Salpetersäure löSt daS Metall nichts Souderu Verwandelt eS nur in ein weißeS Pulver^ daS je nach der Stärke der S ä u r e auS O^d oder AntimonSäure oder auS beiden beSteht. KönigSwaSSer (SalpeterSalzSänre) löSt daS Antimon Sehr leicht unter Vilduug eineS GemiScheS Von DreiSach- und Füuffach*Ehlorautimon. J u der GlaSSärberei und Schmelz* malerei dient daS Antimono^d zur Erzeugung gelber Farben. Der natürliche Spießglanz hat Verschiedene technische Verwendungen. Er dient z^ B . in der Feuerwerkerei uud beSouderS in VermiSchuug mit chlorSanrem Kali zuSätzen die Sich durch Schlag oder Reibung entzünden und explodieren demnach bei Herstellung Von Reib* Zündhölzchen u n d Zündhütchen. Für FäUe^ in denen daS natürliche Produkt uicht reiu genug erscheint^ erzeugt mau fich die MafSe auch auf küuftlichem Wege durch Zufammenfchmelzen Von 5 Teilen Antimonmetall uud 2 Teilen Schwefel; beide Stoffe Vereinigen fich unmittelbar unter fchwachem Erglühen. Zur HerfteUnng pharmazentifcher P r ä p a r a t e mnß daS Antimon Von feinem fehr giftigen Begleiter^ dem A r f e n Vollständig befreit werden. Fein zerteiltes Antimonmetalle wie eS durch Fallung a u s feinen Löfungen mittels Zink erhalten Wirde dient unter dem N a m e n Eifeufchwarz zum Anftrich Von Gipsfiguren e Eifengegenftänden u. f. w. Tie nahe Beziehung zwischen Antimon uud Schwefel tritt auch bei naffen chemifchen Operationen zu Tage. Kommen irgend Welche Antimonlöfungen (Antimonchloride Vrech* weinftein oder dergleicheu) mit SchWeSelhaltigeu LöSuugeu (Schwefelleben nnterfchweflig* Sanren Salzen^ SchweselwaSSerStoSf u. f. W.) zufammen fo entfielt jederzeit ein Rieder* fchlag Von SchWefelantimon. Eigentümlich aber zeigen diefe Niederschläge eine Orange* oder Zümoberfarbee während die natürliche Verbindung immer ein fchwärzüch metallifcheS Außere hat. M a n Verweudet demnach daS Antimon zur HerfteUnng Von Antimonziuuober^ der uameutlich als Ölfarbe dem gewöhnlichen Zinnober Konkurrenz zu macheu geeiguet ift. Wir werden im Kapitel Von deu Mineralfarben hierauf zurückkommen. Dem Antimon begegnen wir bei Vielen harten Legierungen die namentlich als Lager ^ metalle uud zu MetaUfpiegeln dienen; daS weiche Ziuu z^ V. erftarkt durch Antimonzufa^ So Weite daß eS als V r i t a n n i a m e t a l l Sich dem Silber einen Schritt näher fteUen kann und anch daS Blei gibt in Verbindung mit Antimon feine weiche Natnr gänzlich anf und

WiSmut.

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wird eine harte^ ftarre^ freilich auch fprode Maffe. Eine halb und halb natürliche Legierung deS VleieS mit Antimon wird fchon auf Blei* und Silberhütten als Nebenprodnkt erhalten nnd H a r t b l e i genannt. ^S geht je nachdem eS mehr autimon* oder arfenichaltig i f t als direkt Verwendbarer Stoff entweder nach den Schrift* oder Schrotgießereien. Die auS* gedehntefte^ dauerndfte und wichtigste Verwenduug fiudet daS Antimon aber in Verbindung mit Vlei zu Letternmetall (f. Bd. I^ S . 510)^ uud fomit haben alfo uicht uur Vielerlei Techniken Sondern uamentlich auch aUe^ die da Vücher Schreiben^ Setzen druckeu und leSen ^ uud dereu Sind ja fehr Viele ^ UrSache^ dem Autimou eiuen Sreundlicheu Vlick zuzuwenden. ^ i ^ u t Ein im AuSfehen dem Antimon ziemlich ähnliches Metalt doch Von Viel feltenerem Vorkommen und im KauSwerte diefeS um daS 1^—^Ofache überflügelnd^ iSt daS WiSmut. I m Altertum uicht bekannt oder nicht unterschieden findet sich dasselbe Zuerft 1 5 ^ 0 bei Agrieola alS befondereS Metall erwähnt wurde aber erft 17^9 Von P o t t näher unterfucht. WaS aber die wahrfcheiulich bergmännische^ urfprünglich W i S m a t Vifemut u. S. w. lautende Venennung eigentlich befagen folt ift noch dunkel.

DaS WiSmut gehört zu den wenigen Metallen welche die Natur hauptfächlich in ge* diegenem Zuftande gibt. Die Gewinnung ift daher eine leichte ^ indem Sie in einem bloßen AuSfchmelzen auS deu begleiteuden Erzen und Gefteiueu befteht waS bei der Leichtflüffig* keit deS MetaUS fehr rafch Von Statten geht; die Reinigung Von kleinen Mengen Sremder Metalle ^ die Sich im RohwiSmnt Stets finden ^ aber eine umständliche. Rum Gebrauch f u r techuiSche Zwecke find diefe Veimengungen nicht ftöreud^ zur Bereitung mediziuifcher P r ä * parate jedoch muß daS WiSmut frei Von Vlei^ Kupfer^ Arfen und Tellur fein. Eiu eigent* licher WiSmutbergbau befteht iu Europa nirgends ^ denn diefeS Metall tritt nicht gefondert aufe fondem iSt ein Begleiter der Kobalt* uud Silbererze u. S. w. uud bildet bei Ver* büttung diefer einen Abfalt der nach dem heutigen Staude der Dinge eiueu fehr annehm* baren Nebengewinn abwirft. Außer in gediegeuem Zuftande kommt daS Metalt wiewohl Seltener^ als O^yd (WiSmutocker) und in Verbinduug mit Schwefel ( W i S m u t g l a n z ) ^ Zu Schneeberg uud VräunSdorf bei Freiberg auch als kiefelfaureS WiSmuto^d ( W i S m u t * bleude) Vor. I n Verbinduug mit Tellur uud Schwefel findet eS Sich ferner als T e l l u r * W i S m u t oder Tetradymit. I n den Srühereu Zeiten deS fächSiSchen VlaufarbeubetriebeS beachtete man daS dabei auftretende WiSmut kaum. ES flo^ beim Röfteu der Kobalterze gleich in der erften ^itze auS und fiel durch den Roft inS Afchenlach. Man nannte eS demzufolge Afchblei. Später betrieb man die Sache ökonomifcher und feigerte Vorher den wiSmutgehalt in befondereu Ofen mit fchräg liegeudeu gußeifernen Röhreu auS^ wie die Abbildungen Fig. 91 und darfteUen. Die Röhren werden in dunkler Rotglut erhalten uud haben V o r n am tiefen Ende einen Verfchluß Vou Thonplatten mit AuSfparuug einer tleiuen Öffnung^ durch welche daS WiSmut in Vorgefetzte eiferne Schalen tropft. WaS beim AuSfeigern in den Erzeu zurückbleibt geht beim uachfolgenden Blaufchmelzen in die Nickel* fpeife über. Bei diefem Verfahren bleibt aber eine große Menge WiSmnt in der Gangart Zurück; wan Verfäbrt da^er jetzt fo^ daß man daS Erz^ nach Vorheriger RÖftung^ mit Kohle Eifen und Zufchlägeu iu deu zur Schmaltebereitung dienenden Gefäßen fchmilzt. T a S ge* fchmolzene WiSmut fammelt fich unter der Kobaltfpeife a n die weit früher erftarrt als daS leicht fchmelzbare Metall. Auch bei der naffen Scheidung Von Kobalt Nickel u. f. w. gewiunt nran noch eiueu Reft WiSmut durch Ausfallen mit WaSSer. DaS WiSmut hat die

170 ^ ^obalt^ Nickel^ WiSmut und Genoffen. Eigenschaft^ daß feine Lofungen in Säuren keine Verdünnung mit WaSSer Vertragen^ Son* dern dabei in ein unlösliche^ baSiScheS Salz^ d. h. O^yd mit wenig Säure^ uud in ein faureS^ daS auSgelöSt bleibt^ zerSallen. Mit Vielem Waffer kann man daher SaSt den ganzen Metallgehalt als weißeS Pulver ausfällen^ daS Sich durch Kohle und Pottafche auf Metall reduzieren läßt. Bei der Verarbeitung wiSmuchaltiger Silbererze geht daS Wismut in daS VlidSilber und zieht Sich beim Feinbrennen deS letzteren in den Mergel deS TreibherdeS. Aus dieSem Herdmaterial^ der Sogenannten Teftafche^ gewinnt man daS Metall auf naffem Wege. I u diefer Vermiedenen Weife gewann man anf den Werken deS fächfifchen Erzgebirges jährlich etwa ^00 Rentner WiSmut^ die einzige Verfügbare Menge^ feitdem England nichts mehr produzierte. Sie hätte auch z u deU geringen technifchen Verwendnngen wohl aus* gereicht^ aber daS Metall erlangte eine früher nicht gekannte medizinifche Wichtigkeit^ und infolge der fteigenden Rachfrage ftieg der PfnndpreiS^ fonft Mark^ fort und fort bis Zu 18^ Mark und felbst noch höher^ I n den letzten I a h r e n hat aber die Sache eine abermalige Wendung genommen durch daS Auffinden ergiebiger Erzlagerftätten in P e r u fowohl als in Auftralien. DaS erStere Land liefert ein Mineral mit 94 Prozent WiSmut^ der Reft iSt KupSer und Antimon; daS auStralifche Erz befteht n u r aus Wismut und Kupfer. Vou beiden Ländern kommen jetzt reichliche ^nfn^en folcher Erze^ die überdies arfenikfrei^ häufig aber etwaS tellurhaltig find^ nach den sächfifcheu Hüttenwerken^ und eS find dem* znfolge die MetaUpreife bereits mehrmals herabgefetzt worden. letzt beIäuft fich diefächfifche Wismutproduktion auf eirea 5 5 0 0 0 l^g jährlich. Ofterreich produzierte 1882 nur 4 ^ Eine weitere Reinignng deS RohwiSmutS befteht darin^ daß man eS unter ^nfatz Von etwaS Salpeter umfchmilzt; durch diesen werden die fremden beigemengten Metalle^ indem fie SauerftoSf aufnehmen^ oxydiert und Sondern fich so Von der Metallmaffe beim Erkalten ab. WiU m a n jedoch daS WiSmut ganz rein haben^ wie z^ B . für den Gebranch in Apo^ cheken^ So muß eS in SalpeterSäure gelöSt und in neutrales falpeterfanreS WiSmuto^yd (WiSmutnitrat) Verwandelt Werden. DiefeS weiße kriftaUiuifche Salz hat man^ um die ihm hartnäckig anhängenden Spnren Von Tellur zu entfernen^ die auS den füdamerikanifchen Erzen Stammen^ mehrere Male umzukriStaUifieren. Erft dann wird durch ^nfatz von Viel Wasser baSiScheS SalpeterSaureS WiSmut (WiSmntfUbnitrat^ Srüher Bismuti genannt) als WeißeS PnlVer geSäUt; hieraus läßt Sich dann daS Metall durch Reduktion mit Kohle Vollkommen rein gewinnen. Meift gefchieht dieS jedoch nichts da eben jenes bafiSche W i S m u t n i t r a t der Hauptartikel iSt^ Von dem z^ B^ Frankreich allein SÜr Seine Armee jährlich mehr als lOOO ^ Während bei unS dieSeS Arzneimittel nicht mehr So Stark Verwendet wird. Außerdem dieut daS baSiSche WiSmutnitrat auch als Weiße Schminke Sowie als ein gutes Flußmittel Sür PorzeHau*^ GlaS^ und Emaillemalerei. Ferner wird eS zur Herstellung Von Lüfter (bunt Schillernder Überzug) auS Porzellan und Seiner optischer GIaSer Von bedentendem LichtbrechungSVermögen Verwendet. — AIS Schminkmittel wird uuter dem Namen Spanisch w e i ß auch daS baSiSche EhlorwiSmut VerkauSt. Die Ähnlichkeit deS Metalls mit dem Antimon erstreckt Sich auS die leichte Schmelz* barkeit ^ das ausgezeichnete kriStalliniSch*blätterige GeSÜge und die Sprödigkeit^ So daß eS ebenfalls leicht zu Pulver geStoßen werden kann. I n Seinem Prachtgewande Sieht man eS^ wenn man eS Schmie die geschmolzene MaSSe oberflächlich erkalten läßt^ ein Loch in die Krnfte ftößt und daS^ noch Flüffige ausgießt. Die Innenwände find dann mit fchönen Kri* ftallifationen befetzt^ welche beim Völligen Erkalten an der Luft mit buuten Farben anlaufen. Vei der Verwendung deS Wismutmetalls zn Legierungen (mit Zinn und Vlei) kommt lediglich die LeichtSlüffigkeit derfelben in Betracht. AuS Zinn und Vlei z^ B. fetzen Zmn^ gießen Orgelbauer^ Glafer u. f. w. ihr Schnelllot zufammen; haben fie eS aber mit fehr bleihaltigem^ alSo leichtflüffigem Zinn Zu chn^ fo mÜffen fie auch ein um fo leichtflüffigereS Lot haben und fügen dann zu der Zinnbleilegierung noch WiSmut. Auch die Schriftgießer Verwenden etwas WiSmut zur Erleichterung deS GuffeS^ aber nicht zum Vorteil der Ware^ denn dieS Metall macht alle Legierungen Spröde und leicht zerbrechlich. Man benutzt leicht^ flüffige Wismutlegierungen auch zum Abklatfchen Von Holzfchnitten. I n einigen Ländern ift eS gefetzlich ^ daß an Dampfkeffeln an einer gewiffen Stelle eine leichtflüssige WiSmutlegie^ rung in die Wandung eingesetzt wird. Steigt die Temperatur deS KeSSelS höher als zu^ laSSi^ fo Schmitt daS Stück auS und der Dampf erhält einen Weg zu emer Alarmpfeife.

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^ n t ^ r b l ^ nnd ^ n ^ r d r ^

^giernngen.

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nnd ^le^mg^

der technischen Rangordnung, welche den Metallen ihren Platz nach dem Belange ihrer praktischen Verwendbarkeit anweift, kommt das Kupfer unstreitig gleich nach dem Eisen jaesübertrifft dieses in Hinficht der Vielseitigkeit der Verwendung, bauptsächlich durch seine Brauchbarkeit zu einer beträchtlichen Anzahl höchst nützlicher Legierungen. Ihrem eigentümlichen Naturell nach, in ihren Eigenschaften, Tugenden und Untugenden gehen dagegen beide Metalle weit auseinander. M i t dem Kupfer War die Natur lange nicht fo freigebig Wie mit dem Eifen denn ob* wohl daSfelbe in keinem Erdteile und Lande gänzlich fehlte fo bleibt eS doch immer ein feltener Artikel nnd ift nur um daS Fünf* bis Sechsfache deS PreifeS vom beSten Eifen zu kaufen. | n d e S ift doch die Produktion im ganzen fo reichlich ^ daß die Preife ftetig herab* gehen namentlich infolge der großen Erzbezüge anS fremden Ländern. Während die Rentner* preife noch 1 8 ^ nach Qualität auf 1 1 5 — 1 0 0 Markstauden Stehen Sie jetzt anf 9 0 ^ 7 5 Mark. AUen Anzeichen zufolge iSt daS Kupfer Viel früher in den Dienft deS Menfchen ge* treten als daS Eifen (Vergl. darüber die Einleitung zum I. Bande diefeS Werkes). D e r In

DaS Kupfer.

Umftand^ daß Sich daS erStere zuweilen Schon gediegen in der N a t u r Vorfindet^ Sowie Seine leichte Vearbeitbarkeit dnrch bloßes Hämmern^ machen dieS leicht erklärlich.

^ Tie jüngSten Beispiele ^ wie noch Völker Sich mit Kupfer Statt deS EiSenS behoben haben^ lieSerten die alten Mexikaner^ Peruaner ^ Übechanpt die Amerikaner Vor Entdeckung diefeS Weltteils durch die Europäer. Doch Siuden fich^ auch in Europa und ASien in Grab* hÜgeln ^ Altarplätzen uud SonSt Proben Von kupSernen ^ten^ Hämmern^ Meißeln^ Pfriemen^ Zieraten^ Lanzen* und Pfeilfpitzen^ Helmen und Schwertern ohne Spuren Von Eifen^ Viel* leicht die Religuien Von wenig gebildeten^ nomadischen^ nördlichen und nordöstlichen Völkern^ die Sich an daS zunächst Erreichbare halten mußten (in Sibirien findet Sich fchöneS gediegenes Kupfer)^ während man an den Sitzen alter Vildnng^ in Ägypten ^ Griechenland U. f. w.^ Schon längSt neben dem Kupfer anch Eifen und Stahl befitzen konnte. Weit häufiger jedoch beftehen die in der Erde gefnndenen Zeugen der Vorzeit ^ ftatt aus reinem Kupfer^ auS Legierungen deSfelben (Vronze) entweder mit Zinn oder Zink o d e r m i t beiden zugleich. Die Kunft^ daS Kupfer durch folche Zufätze zu Verbeffem^ zu harten und gießbar zu machen^ muß alfo nach folchen handgreiflichen Belegen eine uralte fein. Wenn man alle Anden* tnngen^ Welche in der Bibel nnd in andern alten Schriftwerken in bezug auS Vronze ge* geben sind^ Vergleicht^ So findet fich nichts daß zwifchen ihr und r e i n e m Kupfer ein wefeut* licher Unterfchied gemacht wird. Hiernach aber wird die alteGefchichte deS KnpferS befonderS unklar. TaS ^Erz^ der Vibel fowohl Wie daS ae^ der Römer und daS c b a l ^ der Griechen kann ebenfo gut Kupfer wie Vronze o d e r Meffing bedeuten. D i e Griechen unterfcheiden felbft einen Weißen^ fchwarzen und roten EhalkoS^ nnd fpäter f a n d fich noch ein Goldkupfer (^nrich^lcum) hiuzu^ Unter diefen S o r t e n befand fich alfo j e d e n f a l l s auch daS Meffing^ denn die Verfchmelzung deS Kupfers m i t Zinko^yd (Galmei) geht Weit inS Altertum zurück. Wahrend aber die Griechen chre Benennung Von der Stadt EhalkiS auf Enboa ableiteten^ daS Vielleicht e i n Vorzüglicher FabrikationSort War^ knüpften die Römer an eine andre Ort* lichkeit an^ denn daS lateinische cuprum foil anS ^ cy^ricum entftanden fein^ alSo eyPri* ScheS Metall b e d e u t e ^ weil Sich nach PliniuS anS der InSel EyPern daS Kupfer in großen Mengen gefnnden habe. AuS cuprurn leiteten die abendländifchen Völker ihre Venennnngen ab (Kupfer^ c o p p e r cui^re^ und fo h a b e n wir die den gewöhnlichen Annahmen Von dem folgeweifen Auftreten der Metalle direkt zuwiderlanfende Erfcheinung^ daß daS Eifen bei den germanifchen Völkern eine nrfprachliche Benennnng hat^ daS Kupfer dagegen durch ein Fremdwort bezeichnet werden mnßte. ^olüommen. Gediegen findet fich daS Knpfer nicht feiten auf Gängen nnd Klüften mit Kupfererzen oder in Vegleitnng andrer Metalle; eS tritt in Kriftallform ^ häufiger in Platten und Blechen^ drahtformig^ äftig oder mooSförmig u. f. w. auf. I n Vielen folchen Fällen ift eS jedoch in fo großer Verteilung eingefprengt^ daß ein lohnender Abbau nicht möglich ift. Maffenhafte Funde deS gediegenen Metalls Werden nur an ein paar Ortlich* keiten^ am U r a l und in Rordamerika^ gemacht. In letzterer Gegend findet man eS ftÜck* weife als Gefchiebe auf der Oberfläche zerftreut uud am Oberen S e e in den Vereinigten Staaten hat man dergleichen Klnmpen Von den riefigften Dimenfionen aufgefnnden; in den Zeitnngen wurde eines folchen Von l^g fowie zwei andrer Von 1250 und Gewicht erwähnt. Natürlich müffen folche obenauf liegende Proben Zeugnis geben Von unter* irdifchen Schätzen ^ und fo haben fich auch dort am Oberen S e e Kupfergrnben anfgechan^ die fchon jetzt Von großer Vedentnng find und eS noch mehr Werden dürften. DaS riefigfte Knpferftück^ in Geftalt einer eirea 1 m dicken^ 19 langen und 9 ^ nr breiten platte^ wurde 1869 in einer Tiefe Von 160 n^. unter der Oberfläche entdeckt. Man berechnete fich den Ertrag hieraus auf eine halbe Million Dollar. AnS Südamerika kommt Knpferfand (Knpfer*VariHa) in großen Onantitäten nach Europa^ der zum reichlichen Teile^ zu 40—60 Prozent^ auS gediegenen Kupferkörnern befteht^ die mit ^ 0 ^ 4 0 Prozent Ouarz gemengt find und in England Verfchmolzen Wird. | n Sibirien^ in ein paar benachbarten Diftrikten deS KirgiSenlandeS ^ find erft Vor einigen | a h r e n nene Lager gediegenen KupferS Von fabelhaftem Reichtum entdeckt worden. M a n fand 8 m unter der Oberfläche daS reine Metall in großen Stücken^ und in noch größerer Tiefe Klumpen im Gewicht bis zu 500 Pud oder etwa 10000 wenn nicht die weite Entfernnng etwaS zur Vergrößerung beigetragen hat^ denn die Gefchichte fpielt noch ziemlich 500 Meilen hinter Nifhmj-Nowgorod.

Vorkommen. 17^ DaS natürliche gediegene Kupfer erfcheint äußerlich häufig brann oder grün an* gelaufen gewöhnlich mit einer mehr oder weniger dicken O^ydkrufte überkleidet^ Verhält fich aber fonft wie daS erfchmolzene und ift Sogleich zur Verarbeitung tauglich. Mau betrachtet daSfelbe alS jüngeres Er^euguiS^ durch chemifche oder metaUelektrifche Einflüffe erft auS Kupfererzen reduziert. Verbreiteter als daS gediegene Kupfer Sind die Verbinduugen deS* felben mit SauerStoff oder S c h w e f e l ^ die nnter dem Namen Kupfererze zufammen* gefaßt werden. ^irrfichtlich der allgemeinen Verbreituug fteht Sogar daS Kupfer dem Eifen Weuig nache denn eS findet fich^ wie diefeS^ im MeerwaSfer nnd in der Ackererde^ natürlich nur fpuren weife in ganz minimalen M e n g e n ferner in Vielen Mineralwäffern in mehreren Pflanzen ^ in höheren und niederen T i e r e n namentlich in den Mollusken uud felbft im meufchlichen Körper hat man eS nachweifeu köuueu. Die Kupfererze laffen fich nach Obigem in zwei natürliche Gruppen bringen: in S a u e r * Stoffverbindungen und Schwefelverbindungen. Die wichtigften in technischer ^inficht Sind fol* gende: R o t k u p f e r e r z . Befteht auS Kupfero^ydnl (Euproo^yd) und kommt teils fehr fchon in Oktaedern kristaUifiert^ teils derb Vor. I n feinen reiuften jedoch Seltenen Varietäten ent* hält eS gegen 89 Prozent reineS KupSer. Unter den neuerlich entdeckten Vortrefflichen Erzen AuftralienS macht daS Rotkupfererz einen beträchtlichen Anteil auS. Malachit uud K u p f e r * l a f u r find Verbindungen Von Kupfero^yd mit Kohlenfäure und WafSer. Der erftere^ Von Schön grüner Farbe ^ findet fich in dichten großen Maffen Vorzüglich fchon in Sibirien. Vekanntlich dient der Malachit in feinen beften Stücken zu allerlei Kunft- uud Schmuck* Waren und nur daS hierzu Wertlofe kommt der Kupfergewinnung zu gute. Ahnlich ift eS mit der fchmalteblauen Kupferlafun deren reinfte Stücke als L a p i S l a z u l i oder L a f u r f t e i n Zu Vermiedenen Schmuckgegenftänden Verarbeitet werden und früher auch zur Bereitnng einer Malerfarbe benutzt wurden. Sowohl wegeu deS KupfergehaltS ^ deS leichten AuS* bringen^ und der Güte deS daraus gewonneneu MetaUS find die Vorgenannten fehr gefchätzte Kupfererze. Z u diefen fanerftoffhaltigen Kupferer^eu gefeilt fich noch emS^ welches außer* dem noch Ehlor enthält; eS ift dies der Atakamit auS Ehile und Südauftralien. Nach Lage der Dinge ift mau bei der Kupfergewiunnng aber aUermeift auf gefchwefelte Knpfer* erze angewiefen. Solche find: K u p f e r g l a n z oder daS H a l b f c h w e f e l k u p f e n in ganz reiuem Zuftande auS ziemlich 80 Prozent Kupfer uud dem Reft Schwefel beftehend ^ meift uoch durch etwas Schwefeleifengehalt Verunreinigt anch zuweilen Schwefelfilber enthaltend. V u u t k u p f e r e r z (Börnig eiue Verbindung Vou Schwefelkupfer und Schwefeleifen kommt in England (namentlich in Eornwall)^ Schweden uud Deutfchland (Freiberg) gewöhnlich in Begleitung andrer Kupfererze Vor und enchält Prozent Kupfer. Kupferkies^ ebenfalls Schwefelkupfer und Schwefeleifen n u r in andern Verhältniffen mit ^ Prozent Kupfer^ meffing* oder goldgelb^ auch bunt ift daS am häufigfteu auftretende uud zu Gute gemachte Erze häufig mit andern Mineralien gemengt zuweilen auch etwas Gold oder Silber füh* rende die größten Maffen im RammelSberge auf dem ^arz^ ^u RöraaS in Norwegen Falun in Schweden; befonderS fchon kriftallifiert findet eS fich bei Freiberg und KlauSchat in EornwaU u. f. w. Fahlerze und G ü l d i g e r z e heißen Verfchiedene Verbindnngen in denen Zum Schwefelkupfer und Schwefeleifen noch Schwefelantimon oder Schwefelarfenik tritt und worin d a s Eifen oft durch Ziut das Kupfer teilweife durch Silber ersetzt ift. Man unter* fcheidet hiernach Grau-^ Weiß* und Schwarzgüldigerz^ Kupferfahlerz u. f. w. DaS Silber kaun im Schwarz* und Weißgüldigerz Von 5 bis über ^0 Prozent fteigen. Knpferf chief er endlich bildet ebenfalls^ namentlich i m ManSfeldifchen einen Gegenftand deS Bergbaues^ ift aber kein befondereS Erz^ fondern ein kalkig-choniger^ an der Luft verfallender^ meift Von bituminöfen (erdharzigen) Stoffen gefchwärzter Schiefer^ in welchem Verfchiedene metaUifche Subftanzen e namentlich Knpferglanz und Kupferkies^ Vuntkupsererz^ gediegenes Kupfer^ Silben K o b a l t e s Zinkblende u. f. w.^ fo fem eiugefprengt find^ daß man fie nicht wahr* nehmen kann. Der ManSfelder Bergbau hat fich Vermöge zweckmäßiger uud wirtfchaft* licher Einrichtuugeu Viele Iahrhunderte erhalten in den letzten Iahrzehnten fogar zu ganz enormer Ausbeute (eirea ^ 0 0 0 0 ^ 0 l^g jährlich) erhoben obgleich der Kupfergehalt deS SchieferS nur Prozeut beträgt und gar nicht lohnen würde^ ohne die dabei abfallende kleine SilberanSbeute. letzt werden fogar uoch Schiefer mit nur ^ P r o z e n t Kupfer Zu Gute gemacht. Die Erftreckung diefeS höchften^ 50 cn^ wächtigen SchieferflözeS im

1^4 DaS Tupfer. MauSfeldifchen berechnet fich nach Onadratmeilen. Ein andres Knpferfchiefergebirge umgürtet als eiu fchmaler Wall den nordwestlichen Teil deS Thüringer WaldrückenS nnd erStredt Sich weftlich bis Riechelsdorf in Reffen. ES ift Seit JahchUUderten Gegenstand deS V a U e S ans Knpfer^ S i l b e n Kobalt und WiSmut. AIS Rohftoffe für die Kupfergewiuuung fiud uoch zu erioähueu: gewiSSe Hüttenprodnkte^ wie KupSerstein Von der Bleigewinnuug^ und namentlich SchWefelkieSabbrände. Verhüttung der ^ r ^ D i e K n p S e r h ü t t e n p r o z e f f e richten Sich nach der Befchaffen* heit der Erze und find demnach fehr Verfchieden. Anßer den trockenen Prozeffen deS RöstenS und deS ReduzierenS mit Kohle ^ Welche bei faft allen Metallen Sich Wiederholen greiSen hier noch Verschiedene naffe Versahren Platz ^ Welche Sich anS die Eigenfchaft deS Kupfers Stützen e durch Eifen fich in metallischer Form anS feinen Löfungen niederfchlageu zu laSSen und auch die möglichst Vollkommeue AbScheiduug Von Silber bezwecken. Die trockenen Pro* Zeffe uuterScheiden Sich iu der Hauptfaches je nachdem Sie eS bloß mit oxydierten oder mit gefchwefelten Erzen zu chun haben. A m Verwickeltften geftalten Sie Sich bei den gefchwefelten Erzene Welche außer Knpfer noch vielerlei andre Metalle ^ nnd namentlich Vlei enchalten und bei den F a h r e n welche anch noch auf Silber Verarbeitet werdeu. Dagegeu ift die Vehaudlung oxydierter E r ^ alfo Von Rotkupfererz^ Malachit und Kupferlaßn fehr emfach. Diefelbeu werden Schwach geroftet^ dann unter ^nfchlag von kupferreicher Schlacke ^ Kalk* ftein uud Kohlen in einem Schachtofen Sogenanuteu Krummofen ^ niedergefchmolzen Wobei die Reduktion zu Metall direkt durch die Kohle erfolgt^ Welche dem Erz ^eu SauerStoSf entzieht D a S hierbei fallende fogenannte Schwarzkupfer Wird mit der Schlacke in den Vortiegel abgeftochen in die Form Von dünnen Scheiben ( R o S e t t e n ) gebracht indem man die Schlacke mit Waffer ablöfcht abzieht und die darnnter erstarrte Krnfte Von Kupfer ab* nimmt. DaS Auffpritzen Von Waffer und Wegnehmen der hierdurch entstehenden Scheiben wiederholt fich^ bis der Tiegel leer iSt. AnS den gefchwefelteu E r z e n Sucht man zunächst durch Schwaches RöSten die fremden Elemente (mit AnSfchluß Von Silber und Gold) möglichft zu entfernen ^ ohne daS SchWeSel* knpfer zu zerfetzen; erft dann wird daS fo erhaltene reinere Schwefelkupfer dnrch ftärkereS Rösten (Todtröften) in den O^dzuftand übergeSührtnnd mit Kohle reduziert (Röftreduktion)^ oder eS wird n u r halbtodt geröftet und dann der R ö f t r e a k t i o n unterworfen^ wobei der noch Vorhandene Schwefe^ indem er den Sauerftoff deS KnpferoxydS anfmmmt uud fich in fchweflige S ä n r e Verwandelt die Reduktion zu Metall übernimmt. Bei geeigneten Verbin* düngen oder Gemengen Von Schwefelknpfer und Schwefeleifeu findet zuweileu eine befoudere anreichernde Röftmethode^ daS K e r n r o f t e n ^ Anwendnng. M a n fetzt die Maffen in fauft* großeu Stücken einer Steigenden Hitze anS und eS tritt hierbei eine Umfetznng der Veftand* teile in der Weife ein daß die Stücke im Innern einen dichten Kern erhalten der fast daS ganze Knpfer enthält^ umgebeu Von einer äußereu poröfeu Rinde Von Eifenoxhd mit Wenig Knpfergehalt^ die fich auf mechanifchem Wege leicht abfondern laßt. Vei dem alten ManSfelder K n p f e r h ü t t e n p r o z e ß kommen die komplizierteren VechältniSSe Vor. Man brennt erft den dortigen Kupferfchiefer in hohen mit Reisholz ge* fchichteteu H a u f e n Wobei man die fchwer brennbaren Stücke mit bitumenreicheren zu meugen bemüht ift. E i n Solcher H^ufeu brennt je nach der Witteruug 1 2 ^ 14—10 Wochen. Die Schiefer werden dadurch leichter und hellfarbiger; die bituminöfen Teile find zerstört ^ ein Teil deS SchWefelS abgetrieben die metaUifchen Bestandteile zum Teil oxydiert. Der ge* brannte SchieSer wird nnn in SchachtöSen mittels Holzkohlen oder Koks niedergeSchmolzen wobei eine Solche Gattiernng der kalk^ thon* uud eifeureichen Stücke angeftrebt wird^ daß die Bildung einer guten Schlacke erfolgt. AIS Zuschlag dienen FlußS^at und Schlacken Von der RohkupSerSchmelze. AnS einer Beschickung Vou 48 ^eutuern^ die eine l^ftüudige Be* handlnng erfordert ^ ergeben fich neben einer Unmaffe Schlacken 4 — ^ Rentner Kupferftein (Rohfteiu)e der durchfchnittlich Prozent Kupfer uud 0 ^ ^ alfo wenig über ^ Pro* Zent Silber enthält. Der übrige Gehalt befteht auS Schwefel ^ Eifen ^ ^iuk nebft geringer Menge Von ArSenikkobalt und ArSeniknickel. Der Kupferftein wird nun zuerft iu Flamm* öfen geröftet^ wodurch mau deu fogenannten Spurfteiu oder KonzentrationSfteiu^ mit einem Gel^alt Von 56 Prozent Kupfer ^ erhält; diefer unterliegt dann weiteren Röftungen für fich uud wird dabei nach jedem Feuer mit Waffer ausgezogen. Bei deu Röftprozeffen

Verhüttung der E r ^

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tritt Sauerftoff fowohl an den Schwefel als an das Kupfer nnd eS bilden fich fo die Be* ftandteile deS Sogenannten KupServitriolS ^ Schwefelfaure und K u p f e r o ^ ein Teil deS letzteren loft fich in der Schweselfänre auf^ die Bitriollöfungen dampft man ein und läßt fie kriStaHifieren. Räch dem letzten Röften hat man ein Produkt^ daS dem Rotkupfererz ähnlich ift und fo wie diefeS Verhüttet wird. Ift der Silbergehalt deS dabei erhaltenen SchWarzkupferS bedeutend genug^ um die Kosten deS AbScheidens zu tragen (eS gehört dazu wenigstens ^ Prozent^ fo unterwirft man eS dem fpäter zu betreibenden Seigerprozeß. Vei dem geringen Silbergehalt jedoch ^ den die ManSfelder KupserSchiefer haben ^ hat man dafelbft in der Neuzeit den Seigerprozeß aufgegeben und fich der nasfen Extraktion deS SilberS zugewandt. Räch dem Auguftinfchen Verfahren erfolgt diefelbe^ indem man den ZU Mehl zerkleinerten Kupferftein Wiederholt röftet^ und zwar zuerft für fich wodurch die Sulfate zum größten Teil in Oxyde übergehen^ und fodann mit Kochsalz. Dadnrch wird alleS Vorhandene Silber in Ehlorfilber übergeführt^ welches durch eine heiße konzentrierte KochSalzlöfung^ Von welcher die übrigen metallischen Bestandteile nicht abgenommen werden^ Vollständig anfgelöft wird. AuS diefer Löfung aber ift daS S i l b e r durch metalliScheS Knpfer Sehr leicht abzuscheiden und braucht dann nur noch zuSammengeSchmolzen zu werden. D a S ZierVogelfche Verfahren ^ Welches aus dem AnguStinSchen fich entwickelt uud dieSeS auch da^ wo keine antimon* oder arfen* haltigen Erze Vorliegen ^ meift Ver* drängt hat^ umgeht daS Röften mit Kochfalz ^ indem anS dem geröfteten Kupferftein daS SilberSulSat direkt mit heißem Waffer aufgezogen und anS diefer etwaS knpfechaltigen Sil* berlöSung daS edlere Metall mittels metallischen Kupfers ausgefällt wird. Den fo entfilberten Kupferftein Ver* Schmilzt man in ManSfeld mit Koks. Der Anwendung der naffen Extraktion ift vorzngSweife daS Aufblühen der ManSfelder Werke in den letzten Iahr* Zehnten zuzufchreiben^ Weil der über die Koften hinangehende Ertrag^ den die dortige Ver* hüttnng gewährt^ faft nur in dem p l u s Von Silber befiehl welches den an fich fchon armen Erzen entnommen werden kann. D e r fchon erwähnte Seigerprozeß ^ der jetzt nnr noch auf reichere Mittel angewendet wird e hat eS nicht mehr mit einem Zwischenprodukte der Verhüttung ^ wie der KupSerftein ifte zu thun^ fondem mit dem Schwarzknpfer. Man Schmilzt daSSelbe zu dieSem Behufe^ nachdem eS in Stücke zerfchlagen ift^ in einem niedrigen Vleifchachtofen mit Werkblei oder andern bleihaltigen Zuschlägen nieder ^ Wobei man eine Legierung Von 1 Teil KnpSer mit 4 Teilen Blei zu erhalten Sucht. Diefe fticht man ab^ gießt fie in eiferne Formen zu runden Scheiben (FrifchftÜcke)^ Setzt fie dann in der Weife aUf^ Wie auf dem in Fig. abgebil* deten Seigerherd angedeutet^ umgibt die Scheiben mit Kohlen und fchmilzt (feigert) bei allmählich gefteigerter Temperatur daS Blei ab^ welches daS im Schwarzkupfer enthaltene Silber mit fich führt; eS sließt durch die Seigergaffe nach dem Vortiegel t ab. | f t daS Blei nach einer Seigerang fchon filberhaltig genug ^ So gibt man eS auf den Treibherd; im andern Falle Verwendet man eS zur Entfilbernng einer weiteren Partie Von Schwarz* knpSer. D i e auf dem Seigerherd zurückgebliebenen Frifchftücke (Kienftöcke) röftet man in einem eigentümlichen Darrofen bei hoher Temperatur ^ wodurch eine fehr opferreiche Glatte^ der Darrofte abfließt und ein noch bleihaltige^ Schwarzkupfer zurückbleibt^ welches man anf dem Kupfergarherd Vollends zu Gute macht. Wurden die Operationen der Knpfer* gewinnung in Schachtöfen Vorgenommen^ fo nennt man dieS den dentfchen^ Sauden Sie in F l a m m ö f e n statte den englifchen Betrieb ^ benutzte man beide Mechodeu neben* einander^ fo fpricht man Von gemif chtem Betrieb. Der große Reichtum Großbritanniens an Steinkohlen e dem Sur Flammofenbetrieb geeigneten Brennftoff^ führte zuerft anf die Idee ^ anftatt deS ZugutemachenS der Kupfererze in Schachtöfen die Verwendung Von

DaS Kupfer. Flammöfen einzuführen. Die Schachtöfen Werden in neuefter Zeit Viel h^er gebaut als früher^ nämlich bis zu 5 nnd 0 hoch^ Die Ausbringung deS KnpferS ift^ Wie Schon anS dem GeSagten erhellt^ nm So müh* famer und koftSpieliger^ je mehr die Erze mit andern Stoffen gemengt find. Unter diefen sremden Begleitern macht aber daS E i f e n die große und rühmliche Ausnahme^ daß eS nicht fchädlich^ fondern im Gegenteil f ü r den ganzen Knpferfchmelzprozeß hochft nützlich und notwendig ift^ fo daß man in Fällen ^ in denen eS nicht bereits als Schwefeleifen im Erze Vorhanden ift ^ daSSelbe dagegen kieSelige Bestandteile enthält ^ Sogar Eifen zufetzt^ nm der KieSelSänre Sür die Schladenbildnng eine metallische BafiS zu bieten. Ohne schlag Von Eifen oder Kalk Würde man hier wenig Kupfer erfchmelzen^ denn daSfelbe würde ^ Sobald eS zu Oxydul geworden^ in die Schlacke eingehen^ WaS jetzt a n feiner Stelle daS Eifen* Oxydul und der Kalk thun. Die Rolle deS EifenS bei der Knpfergewinnnng ift alfo im allgemeinen eine befchÜtzende; eS opfert fich förmlich zur Erhaltung deS KnpferS auf. Die fremden Veftandteile deS S c h WarzkupferS^ deS erften Produkts bei der KupSer* gewinnung ^ Sind je nach der GeWinnungSart Verschieden; daS durch den deutschen Betrieb erhaltene Rohkupser enchalt anßer Kohle neben 7 0 — 9 5 P r o z e n t KnpSer hauptsächlich Schwefel^ Eifen^ Vlei^ Antimon^ Arfen^ WiSmnt^ Zink und Nickel^ ift aber frei Von Kupfero^ydul. Dagegen iSt daS im englischen Be* trieb gewonnene Rohkupfer frei Von Kohle nnd beinahe frei Von fremden Metallen^ ent* hält aber Kupferoxydul; hiernach ift anch die Raffination beider Arten VonRohknpfer Ver* fchieden. DaS nach dentfchem Betriebe ge* wonnene Schwarzkupfer unterliegt nnnmehr (filbechaltigeS nach Vorhergegangenem Seiger* prozeß) dem G a r m a c h e n ^ d. h^ eS Wird auf einem Gacherd (f. Fig. 95) oder in einem klei* nen Flammofen unter Belegung mit Holz^ kohlen niedergefchmolzen. Die Garherde find den Eifenfrifchfenern fehr ähnlich^ nnr ift die ^erdgmbe o hier rund und anS Schwerem Geftübbe geformt. D a die oben genannten Metalle fich leichter mit dem Sauerftoff Ver* binden (oxydieren) als daS Kupfer^ so ift die Möglichkeit gegeben^ letzteres durch Oxydation Von chnen zu befreien^ und dieS ift eben der Zweck deS GarmachenS. Durch Blafebälge wird der Oberflache der fchmelzenden Maffe fortwährend Luft und damit neuer Sauerftoff zugeführt^ um die Oxydation zu unterhalten. Die Verunreinigungen gehen nnn teils als Dämpfe (Antimon^ Arfen) durch den oberhalb angebrachten Mantel fort^ teils bilden fie Schladen^ die rechts über die geneigte F^che ab* fließen. D e n Fortfchritt der Gare erkennt man^ indem man ab und zu eine Eifenftange in die flüffige M a f f e taucht^ fchnell wieder berauSzieht^ im Waffer ablöfcht und die dem Eifen anhangende Kupferfchicht prüft. I f t die Gare Vollendet^ fo ftellt man daSGebläfe ab^ reinigt die Oberfläche deS geschmolzenen M e t a l l s Von Kohlen und Schlacken und reißt Scheiben (Rofetten)^ d. h. man zieht die obere erkaltete und bis auf eine gewiffe Diefe erftarrte Krufte ab^ bis der größte Teil deS KupSerS in folche Verwandelt ift. Tie erften RoSetten find die feinften. DaS R o S e t t e n k n p f e r bildet aber immer noch kein Völlig brauchbares Material zur Verarbeitung ^ eS fehlt chm die Hämmerarbeit ^ Weil durch die Vorhergegangene Operation deS GarmachenS ein kleiner Teil deS Metalls fich in Kupferoxydul Verwandelt hat^ Welches durch ein erneutes Umfchmelzen der Rofetten mit Kohle erft reduziert^ in Metall Verwandelt werden m u ß ; diefe Arbeit heißt daS Hammergarmachen ^ VaS oft anch erft auf den Kupferhämmern Vorgenommen wird. Schon ein Gehalt Von n u r Prozent Von diefem Kupferoxydul macht nämlich daS Kupfer fo wenig dehnbar^ daß eS fich bei gewöhnlicher Temperatur nicht mehr bearbeiten Iäßt^ ohne Kantenrisfe zu bekommen. Bei einem Gehalt Von Prozent Knpferox^dnl wird die Bermindernng der FeStigkeit anch fchon iu der

Verhüttung der Er^c.

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Hitze bemerkbar und daS Kupfer Wird kalt* uud r o t b r ü c h i g ; mau uennt diefen Zuftand anch ü b e r g a r . DaS Hammergarmachen erfolgt gleichfalls auf den Garherden durch Schmelzen unter Znfatz von Holzkohlen uud bei fchwachem Gebläfe. Die hierbei Sort* während mit der Eifenftange heranSgezogeueu Proben prüft man dergeftalt^ daß m a n Sie erst heiß auS ihre Hämmerbarkeit Versucht^ dann fie in Waffer abkühlt uud auch kalt hämmert. Sobald Sie beide Proben beftehen ift die Gare eingetreten und daS Kupfer wird mit Kellen iu eiferne^ mit Lehm Überzogeue Formen gefchöpft wobei m a n um daS fchädliche Spratzen ZU vermeiden e gern eiue nicht zu hohe Temperatur wählte außerdem auch durch Umrühren mit HolzStangen die Maffe gleichmäßig macht. Die durch d a s Gießeu iu die Formen er* halteuen Blöcke heißeu Hartftücke und gelaugeu zur Weiteren Bearbeituug uuter Walzen oder Hämmer. D a S nach der englischen Methode erzeugte Rohkupfer braucht natürlich uur Vom Kupfer* o^ydul befreit ^ alfo hammergar gemacht zu werdeu. Mit fehr gutem Erfolg hat man in ueuefter Zeit angefangen die Reduktion deS Knpfero^ydnlS im übergareU Knpfer dnrch Zufotz Von etwas P h o S p h o r k u p f e r zu bewirken Welches m a n in daS gefchmolzene M e t a l l einträgt. D e r Phosphor o^diert Sich hierbei auf Kofteu deS im ^ y d u l enthaltenen S a u e r * ftoffS zu PhoSphorsänre^ Welche mit einem andern noch nicht zerfetzten Teil deS Kupfer* o^ydnlS Sich Verbindet nnd fo als Schlacke abgefchieden wird. Die Anweuduug Von Gasfeuerung zum Schmelzen von Knpfer wird jetzt immer mehr gebräuehlich; auf deu ManSfelder Werken iSt diese ^enerungSart fchou feit 1807 eiugeführt. Die fchon feit einer Reihe von | a h r e n angeheilten Versuche^ den anS fchwefechaltigeu Kupfererzen erblafeueu Kupferftein gleich dem Roheifen in der B e f f e m e r b i r u e mit Luft ZU behandeln s Scheinen endlich mit ErSolg gekrönt zu fein da fchon au einigen Orten ^ wo die Kolben teurer find^ auf diefe Weife gearbeitet wird. Vei gleichen Vrennftoffpreifen foUen die Koften beim Veffemern deS K u p f e r s nur ^ derjenigen betragen welche die alten Arbeitsmethoden verurfacheu. Haben wir nunmehr ^ie trockenen Methoden der Kupfergewinnung betrachtet fo bleibt noch die beim Kupfer VorzugSWeife chnnliche uaffe Gewinnung — teils mit^ teils ohne Beihilfe deS Feuers ^ nm fo mehr zu erwähnen da diefelbe in jüngfter Zeit iu Verschieden* artiger Geftalt iu die Praxis eiugeSührt Wordeu ift Haudelt eS Sich bei folchen ProzefSen auch nicht immer nm die Gewinnung metallifchen KupferS ^ fonderu bleibt man mitunter beim Kupfervitriol ftehen fo ift daran zu erinnern daß diefeS allen nnferU LeferU bekannte prachtvolle blaue Salz uach der heutigen Lage der Dmge in Vielen fallen auch uur als DurchgangSStuSe zu metallifchem Kupfer zu betrachten ift^ indem der jetzt fo maffenhafte Verbrauch feinen hanptfächlicheu G r u n d in der Galvanoplastik ftndet Eine Von alters her betriebene^ mehr beiläufige naffe KupfergeWinunngSmechode bildet die fogenannte Zementation. Die Grubenwäffer der Knpfergruben enthalten durch Ver* Witterung Von Kupferkiefen immer mehr oder weniger Kupfervitriol ^ bildeu alfo ftark Ver* düuute Kupferfalzlöfungen. Legt m a n daher Eifenftücke hinein ^ fo überziehen fie Sich allmählich mit Kupfer ^ bis endlich daS ganze Eifen Verfchwnnden uud deffeu Stelle Von Kupfer eingenommeu wordeu ift. W o eS fich der Miche lohut^ nimmt mau dieGrubenWäfSer förmlich in Behaudluug^ läutert fie und läßt den Riederfchlag in großen Käften Vor Sich gehen. S o gewinnt man zu ReuSohl und Schmölnitz iu Ungarn jährlich mehrere tanSend Zeutuer KnpSer dadurch ^ daß man WaSSer iu alte Grubenbane leitet ^ alte Verwitterte Schlackenhalden auslaugt uud auS den LöSuugen daS KupSer durch Eifeu uiederfchlägt. Ahulich Verfährt mau zu ^aluu in Schweden auf der euglischen | n f e l Anglefea uud ander* WärtS. D i e urfprüuglicheKupferVitriollöfuug Verwaudelt fich durch deu ZementatiouSprozeß iu eiue folche Von EifenVitriol^ den man durch Eiuduusten und KriftaHifiereulaffen auch noch zu Gute macheU kann. Auf diefe Weife gewonnenes Knpfer heiß Zementknpfer. Zu Stadtberge in Weftfalen iSt eine ExtraktionSmetbode Von KnpSererz mittels S ä n r e im Gange. Ein Schiefen der etwa 16 Prozent kohlenfaureS Knpfero^d iu mulmiger Form^ zum Teil auch iu Form Von Malachit nnd Lafur enthält ^ wird iu gemauerten Be* hältern anfgefchichtet die eigeutlich kleine SchWefelfäurekammern Vorftellen denn eS Werden in einem benachbarten Vrennofen durch Röftnng Von SchWefelkiefen uud Zinkblende nnter Znfatz von etwas Salpeter fchWeflige S ä u r e und Sticko^yd gebildet uud diefe Gafe nebft

178 ^ DaS Knpfer. Wafferdämpfen in die Examiner geleitet. Hier entfteht denn anch Schwefelfänre^ Welche fich fogleich mit Kupfero^d fättigt nnd als KupferVitriollöfung durch den roftförmigen Voden der Kammer abfließt. Mit drei folchen Vorrichtungen die dort im Gange sind und deren jede 1 2 0 0 Rentner Saßte Werden die reicheren Erze in acht Wochen die ärmeren fchon in Vier Wochen erfchöpft. Die erhaltene Vitriollöfung gibt nachdem fie auf ein fpezififcheS Gewicht Von konzentriert worden dnrch hineingeworfene Eifenabfälle Rementtnpfer und alS Rebenprodnkt EifenVitriot der befonderS zu Gute gemacht wird uud bei eiuer Menge Vou jährlich 5 4 0 0 Reutnern größtenteils die Koften deckt. D a s gewafchene nnd Von Eifen* Stückchen abgesiebte Kupfer wird in Flammöfeu Verschmolzen. Andre Methoden gründen Sich auf Anwendung der S a l z f ä u r e . Ru Vraubach im Raffauifchen z. B . wird der durch mehrfaches Umfchmelzen angereicherte e etwas filber- und goldhaltige KupferStein in feines Pulver Verwandelt daS erSt noch kaleiniert und dann mit Verdünnter Salzfäure nnter ftetem Rühren zusammengebracht wird. Die klar abgezogene^ daS Knpfer enthaltende Flüffigkeit wird mit Dampf zum Sieden erhitzt uud mit Kalkmilch gemifcht. D a S hierdnrch ausgefällte grüne Knpferhydro^d (Knpfero^ydhydrat) wird durch Preffeu entwäffert getrocknet uud zu Metall reduziert. — Solche Maßnahmen bei welchen eS fich um daS Ausziehen deS KupferS mittels einer Säure handelt Sind übrigens nnr auS* führbar ^ wenn die betreffendeu Erze Srei Von kohlenfauren Verbindungen deS KalkSe der Maguefia und deS EifenS find. Diefe löfen fich fonft Vor dem Kupfer nnd binden fo Viel S ä u r e e daß Schon ein Gehalt Von wenigen Prozenten die Rechnnng zu Schaudeu macht. In neuefter ^eit wird auch fchou der durch eine Dynamomafchine erzeugte elettrifche Strom zur AuSsällung von Kupfer auS feiuen Löfnngen benutzte fo z^ B . in Ocker am ^arz. ES gibt übrigens noch zahlreiche Methoden um die geringen Kupfergehalte mancher Erze zu gewinnen e und jede von ihnen e weil fie fich Stets nach der Ratur der mit in Wechfelwircknng tretenden nebenfächlichen Stoffe zu richten h a t ift vou deu audern ver* Schieden. ES kann aber hier nicht der Ort fein auf diefe Einzelheiten einzugehen; eS mag unS genügen HanVtznge zu einem übersichtlichen Gefamtbilde znfammengeftellt zu haben. ^ie ^ U ^ e r ^ U ^ t W U ^er ^ r d e ifte gegen die Eifenprodnktion geleiten freilich eine fich in viel niedrigeren Risferu bewegende. Trotzdem aber Sällt ihr Ertrag wirtfchaftlich ganz eminent inS Gewicht dnrch die Arbeit Welche Von dem teureren Metalle in Verhältnis* mäßig viel anSgedehnterer Weife bei der Herftellnng der tausendfach vermiedenen Gegen* ftände in Anfpruch genommen wird ^ Welche die edelften Werke der Knnft ebenfowohl als die feinften Apparate der Wiffenfchaft und der Mechanik umfaffen. Man Veranfchlagt gegenwärtig die Kupfererzeugnng der Erde auf ein Gefamtguautum Vou 1 0 0 0 0 0 Tonnen zu lOOO^ge Sicher aber zu geriug. DaVon entfällt auf Europa mehr als die Hälfte; Großbritannien Welches Von diefer Produktion Sicher deu Löwenanteil für fich in Anfprnch nahm und 18^6 noch 2500^ Tonneu auS heimifchen und fremden Erzen erzeugte^ ist nach uud uach zurückgegangen uud lieferte 1881 nur noch 8^1^ Tonnen; dagegen ift die Einfuhr Von Kupfer dafelbSt Von 1^000 auf 4 5 0 0 0 Touueu geftiegeu. Die KupferauSbente in Deutschlaud belief fich 188^ auf 1^28^ und 188^ auf 1 ^ 1 Tonnen letztere im Werte Von ^ 4 ^ 0 0 0 Mark. Die öfterreichifche Produktion ift unbedeutend nnd bezifferte fich für 1882 nur anf 48^ Tonnen. Sonft find für die Kupfererzeugung noch von Belang: Schweden uud Norwegen mit l^Oe Frankreich mit 500^ Spanien mit Tonnen. Von außereuropäischen Läudern ist Ehile mit ^ 0 0 und Rußland mit 4^000 Tonnen iu erster Reihe ftehende Nordamerika folgt mit ^4000 Touueu; Euba^ Bolivia und P e r u liefern auch anfehnliche Mengen. DaS kupferreiche Afien läßt fich nicht tarieren jedenfalls aber überschreitet eS die Rissen welche ihm nach der oben gegebenen Gefamtziffer bleiben würde. Die anftralischen nnd ein gnter Teil der amerikanischen anch Viel norwegifehe Erze werden zur Bearbeitung nach England Verfendet daS übrigens anch noch Frankreich^ Spanien nnd Portugal^ Italien Euba^ Vereinigte Staaten Südamerika (stark namentlich Ehile)e daS Kaplande alfo saft die halbe Welt in Anfpruch uimmt. Ein unfern ^andel zur ^eit noch wenig berührendes ProduktionSland mit einer Fülle deS fchönften Kupfers iSt I a p a n ; Sein weites Absatzgebiet bildet ganz Oftafien. Eine beträchtliche Kupfer* Produktion hat auch Armenien e deren AuSüchchaseu Travezunt am Schwarzen Meere ift. Trotz der Schlechten türkischen WirtSchaSt foUen jährlich 6 ^ 0 0 Tonnen auSgesichrt werden.

DaS

reine Kupfer^

^ ^

^ a ^ reine ^ n p ^ t zeichnet fich Vor allen andern Metallen durch Seine angenehme rote Farbe anS; eS befitzt einen Starken Glanz und nimmt eine Sehr Schöue Politur au; feine VeStäudigkeit ift groß genug ^ um Sür Viele Zwecke in nnVermiSchter KeStalt Verwendnng finden zu können. ES ift ziemlich harte dennoch aber Sehr dehnbar nnd gefchmeidig^ So daß man eS zu den feinften Drahten ausziehen uud in fehr dünne Bleche auswaren kann. S e i n SpezifiScheS Gewicht ift n a ^ n 9; fein Schmelzpunkte der etwaS hoher als der deS SilberS und etwaS niedriger als der deS Goldes liegt ungeSähr bei 1 ^ 9 9 ^ Gefchmolzen zeigt eS eine eigentümliche meergrüne Farbe und beim Wiederfestwerden die mit dem Ramen deS eeSpratzenS^ bezeichnete Eigentümlichkeit ^ Welche in dem plötzlichen Entweichen kleiner Vlafen eingefchluekten GafeS befteht und daS Anfliegen zahlreieher kleiner Kupferkügelchen Zur Folge bat^ eine Erscheinung^ die m a n deswegen auch ^Kupferregeu^ nennt Vei großer Hitze uud in fauerftoffreicher Luft Verbreuut daS Kupfer mit grüner Farbe der Flamme; bei gelinder Erwärmung e namentlich in feuchter Atmofphäre^ überlaufen blanke Kupfer* flächen anfänglich mit Schönen Regenbogenfarben e bis fich eine mattrote Oberfläche von Knpfero^y dnl bildet^ bei Weiterem Erhitzen an der Luft sondert eine braunschwarze^ auS einem Gemenge von Knpfero^ydul und Knpfero^d beftehende Rinde^ K u p f e r h a m m e r * Schlag genannt^ ab. An trockener Luft behält daS Knpfer feinen Glanz unverändert^ an fenchter bedeckt eS fich jedoch nach nnd nach mit einer grünen Schicht Von kohlen* sanrem Kupfero^yd (bafifchemKupferkarbonat)^ die mit dem Namen G r ü n f p a n belegt aber nicht mit dem Grünfpan deS Handels zu verwechfeln ift. Seine Verwendung in reiner F o r m fowohl als in Verbindnng mit andern Körpern ift fehr bedeutend. TaS meifte Metall der Knpferwerke erhält^ Soweit eS nicht als Rofetten* knpfer zum Wiedereinfchmelzen als Hauptbestandteil für die viel Verwendeten Legierungen^ Bronze ^ Meffing^ Reufilber u. f. w.^ bestimmt ifte die Form Von Blech oder platten^ in welcher Form eS zur Weiterverarbeitung in allerhand GeSäße e Röhren ^ Keffel^ Befchläge^ Münzen n. f. w. dient DaS AuSSchlageu zu Blech gefchah früher anf Hammerwerken^ Knpferhammer genannt je^thatman dazu Walzwerke^ wie die finde welchen wir fchon beim Eifen begegneten; nnr ungewöhnlich große KefSel nnd dergleichen werden gleich unter einem Maschinenhammer ausgetrieben. Liegt der Karofen dem Walzwerk nahe genüge fo werden die aus dem garen Kupfer gegofSenen Barreu Sogleich iu uoch glüheudem ^uftande dnrch die Walzen gelaSSe^ im andern Falle aber erft wieder in einem Herdfeuer zum Rotglühen gebracht. DiefeS Glichendmachen wiederholt sich Vor jedem neuen Dnrchlaffen durch die Walzen^ bis die Barre fich in eine p l a t t e Von etwa 4 ^ 5 Länge uud etwa 2 m Breite verwaudelt hat. I f t diefe platteuform erreichte So können die Bleche auch durch kaltes Walzen weiter Verdünnt werden nnd eine Erhitznng ift nur zwifchendurch nötige Wenn daS Metall unter den Wa^en zu hart geworden. Man taucht dann die Vieche heiß in kalteS Waffere und dadurch wird daS Metall nicht wie der Stahl g e h ä r t e t e Sondern eS hat im Gegenteil feine Weichheit wieder erlangt. DaS Weichwerden durch plötzliches Abkühlen ift eine fehr char akter iftifche Eigenschaft deS Kupfers. Turch die mehrfache Erhitzung nnd Ver* kühluug überziehen fich die platten aber mit einer O^ydfchicht e welche durch Beizen und Scheuern entfernt werden wobei man als LöfungSmittel Ammoniake nach hergebrachter Weife in der Form Von gefaultem Urin^ anwendet Schließlieh erhalten die platten zwifchen Schlichtwalzen noch eine gewiffe Glätte^ worauf fie zu den im Verkauf gangbaren Größen Zerschnitten werden. Eine eigentümliche Erfcheinunge die bisher noch nie beobachtet wurdee Zeigte fich Vor kurzem an einem auS Eoloradoerzen erzengteu Raffinadkupfer^ daSfelbe w a r Zwar kalt zähe und hämmerbare wurde abere glühend unter die Walzen gebrachte fchon bei Oe^ m Dieke riffig und zerfiel bei 0 ^ ^ Dicke in Stücke. Die Urfache dieSeS Ver* haltenS war ein geringer Gehalt ( 9 ^ Prozent) Tellur ein fehr felteneS^ dem Selen und Schwefel naheftehendeS Element. DaS Walzwerk liefert auch Kupfer in Form Von Stäben und dicken Drähten ^ u m namentlich zum Behuf deS DrahtziehenSe zu Nägeln nnd andern kleinen GebrauchSgegen* Standen zu dienen. Für daS Drahtziehen bildet daS Kupfer Vermöge feiner großen Dehn* barkeit ein fehr geeignetes Material; ein Stab Von etwa ^0 ern Länge und ^ cm Stärke läßt fich in einen Draht verwandeln e der mehr als eine Meile lang nnd dünner als ein MenfcheIchaar iSt. I n fo feiner Verdünnuug dient daS Knpfer namentlich zu fogenannter ifte

fich

bafifch

Wirde

muße

180

T^aS

Tupfer.

Leonifcher Ware^ d. h^ TreffenarbeS zu welchem Zwecke eS Vergoldet oder VerSilbert wird. Die Belegung mit dem edlen Metall geschieht Schon an der z u m D r a h t bestimmten KnpSer* Stange und daS Gold und Silber muß daher die ganze Operation deS DrahtziehenS mit durchmachen. A l s telegraphiSche Leitung läuSt der Knpferdraht über alle zivilisierten Länder der Erde und felbft unter Meeren hindurch ^ während nicht minder bedeutende Langen dünnerer Drähte zu den Apparaten auf den Telegraphenftationen^ ferner zu Rotations* nnd I n * dnktionSmafchinen^ kurz überall da Verbraucht werden^ wo eS fich u m Benntznng deS Elektro* magnetiSmuS handelt^ zn Welchem Zwecke daS Kupfer Viel besSer geeignet ift daS Eifen^ weil erftereS die Elektrizität Viel^ beffer leitet letzteres. F ü r die gewöhnlichen E r d * leituugen hat daS Kupfer aber dem billigeren EiSen weichen müSSen. DaS Kupfer befitzt wie kein andres Metall die Eigenschaft^ Sich durch kaltes jammern in beliebige F o r m e n treiben zu laffen^ ohne zu reißen oder z u Springen. hierauf gründet fich namentlich daS GeSchaft deS KupferfchmiedS. Die Keffel und andre ^ohlwaren werden Von ihm aus Slachem Viech anSgehämmert^ und für die Zwecke der Zuckerfabriken^ Brauereien u. f. w . werden Keffel^ Deftillierblafen^ Vakuumpfanuen u. f. w. jetzt bis zu ganz enormen Dimenfionen hergeftellt. W o die TreibkUnft nicht anwendbar ift oder nicht hm^ reicht^ tritt dann daS Zufammennieten einzelner Stücke ein. D i e BiIdfamkeit deS KnpferS ift oft durch daS Kunftftüd dargechan worden^ daß man auS Kupfermünzen^ bis herab zum Pfennig^ Theekeff eichen und andre dergleichen Miniatnrgerätfchaften getrieben hat^ und zwar fo^ daß am B o d e n derfelben ein Teil der Prägung gefchont worden war und als UrfprungS* Zeugnis dienen konnte. Aber auch zu WirklicheU Knnftgebilden ^ z. B . zu Statuen^ ift daS Dreiben in Kupfer öfter benutzt worden^ und mehrere HaUptftädte^ wie Berlin^ Wien n. f. W.^ haben fchöne Proben davon anfzuweifen. I n andrer Weife dient daS Knpfer feit langer Zeit der KunSt im Fache deS KupSer* und LandkartenStichS^ nnd nicht minder Spielt eS im Seedieuft eine wichtige RoHe^ indem eS ertlich an Stelle deS fo leicht Veränderliehen EifenS zu allerhand großen Rägeln und Bolzen beim Schiffsbau ^ und dann in plattenform hauptfächlich zum Befchlagen der hölzernen Schiffe dient. D e r Knpferbefchlag foil Vornehmlich die bohrenden Seetiere Von der Be^ Schädigung deS HolzeS und die Schaltiere V o m FeftSetzen an den Schiffskörper abhalten^ weil dnrch diefe blinden Paffagiere die Beweglichkeit deS SchiffeS im Waffer ganz beträcht* lich Vermindert werden kann. ^ier wirkt daS Knpfer hanptfächlich durch die giftigen Eigen* fchaften feiner Löfuugen: eS mnß fich alfo in feinem Dienfte aufopfern; infolgedeffen hält denn auch eine SchiffSberkupferuug^ bis fie abgeuommen werden muß^ nicht Viel länger als etwa fechS | a h r e und ift dann fo dünn geworden wie ein Mohnblatt. Eine ähnliche^ aber mehr auf feine Dauerhaftigkeit fich gründende Rolle als Bedeckungsmaterial fpielt daS Knpfer in der Baukunft als Überzug für Bedachungen ^ obwohl eS der Reuzeit für diefe Zwecke bereits etwaS zu koftfpielig geworden zu fein fcheint^ da mau an feiner Stelle Viel* mehr jetzt daS Zink Verwendet. W e r fich aber deS angenehmen Effekts erinnert^ den alte Kupferdächer ^ wie z. B. daS Iapanifche Palais iu Dresden eins trägt^ mit ihrer durch daS Alter hervorgerufenen grünen Färbung hervorbringen^ der wird bedauern^ daß für folche Verwendungen V o n dem fchonen Materiale nicht genng zur V e r f ü g u n g fteht. ^ie ruffiSchen Kuppelbauten ^ die Sehr häufig noch dazu Vergoldet find^ haben i n diefem F^He immer ein knpferneS Dach. Eine fehr wichtige Verwendungsweife deS KupferS ift die zur Herstellung Von KlifcheeS^ worüber fchon im Kapitel über die Galvanoplaftik berichtet worden ift. I n F o r m V o n Münzen endlich geht unS daS Knpfer ja täglich durch die Hände^ fo* wohl offen a l s Kupfermünze ^ als in den Rickel^ S i l b e r * und Goldmünzen ^ die ohne AnSnahme^ wie anch alle zu GeSäßen^ Geräten nnd Schmuck Verarbeiteten Edelmetalle^ einen ZuSatz V o n Kupfer haben^ weil Sie fouft für den Gebrauch zu weich fein würden. AIS M a t e r i a l für den Metallguß eignet fich daS Kupfer an fich^ nach dem fchon beim ^ütteuprozeß Gefagten^ fchlecht oder eigentlich gar nichts auch in der Praxis dazu wohl niemals benutzt^ höchstens zu ganz großen SchiffSnägeln. D i e Eigenfchaft der Gieß* barkeit erhält eS Vielmehr erft durch Verbindung mit andern Metallen^ nnd fomit kommen Wir in daS ausgedehnte Gebiet der ^giernngen ^ ^up^. S o Vielfach nnd wichtig die AnWendnng deS unVer* mischten KnpferS iS^ fo ift doch Seine Benutzung in legiertem Zustande noch bei weitem

als

als

Versteckt

wird

Legierungen deS KnpferS. ^ Vron^e. 181 ausgedehnter. ES tritt hierbei eine zweite vorzügliche Eigenschaft diefeS MetaUS auS Licht; deuu So Wie Wir beim reiueu Metall Seine vorzügliche Dehnbarkeit hervorheben hatten fo hier die Gefügigkeit^ Womit eS fich in die Verfchmelzung mit andern Metallen fchickt. Wahrfcheinlich ift eS fogar geeignet ^ mit allen metallifchen Elementen Legieruugen einzu* gehen. D i e gebräuchlichfteu uud daher am heften Studierten Legierungen deS Kupfers Sind die mit Zinn^ ^ück^ ^ e ^ Blei und den edlen Metallen. Hierzu iSt als Wertvolle Be* reicherung in jüugSter Zeit noch die Legieruug mit Aluminium (Aluminiumbrouze) getreten Welche bei Besprechung diefeS letzteren MetaUS mit betrachtet Werden foil. Durch daS Legieren im allgemeinen haben Wir daS Mittel in der ^ n d ^ auS den ge* bräuchliehen 1 6 — 1 2 MetaHeu eine lange Reche neuer Verbindungen herzufteüen mit neuen Eigenschaften begabt^ die fich öfters auS den Eigenfchaften der Einzelbeftandteile gar nicht Würden Vorherfageu laffen. Da m a n nicht bloß zwei^ fondern auch drei und Vier Metalle in höchst Verschiedenen Verhältnissen legieren kann So Würde die Zahl der WenigftenS theo* retisch möglichen Legierungen geradezu iu die Tanfende gehen. Vom Knpfer als Grundlage ausgehend^ führt die technifche Litteratnr allem WenigftenS 70 brauchbare Legieruugen diefeS MetaUS mit Z i n n ^ Golde S i l b e r e Bleie Antimon Nickel WiSmut ^ Eifeu u. S. w. auf. V o n alters her bekannt uud die BafiS Wichtiger Industriezweige bildeud find aber die beiden G r u p p e n iu deueu einerfeitS daS Zinn anderfeitS daS Zink dem Kupfer V e r * mählt und deren allgemeine Bezeichnung durch die Beueuunngen B r o n z e uud M e f f i n g gegeben iSt. Streng gefchiedeu Sind die beiden Legieruugen inSoSern nicht als auch bei ge* WiSfeu Bronzen daS Zink eiue Rolle Stielt uud ihnen dadurch eine Mittelstellung anweist. Durch daS Znfanuneufchmelzen deS KnpSerS mit Zinn entsteht eiue Vrouze^ welche härter als daS Kupfen klingenden Sehr politurSähig und hauptsächlich im Schmelzen Von dünnerem Fluß^ alfo geeignet ift^ die GnßSormen Voll uud ScharS auSzufüHeu. D a diefe Maffe überdies beim Erkalten uicht wie daS Kupfer felbSt blaSig Wirde fo bildet Sie ein ausgezeichnetes Material Sür die Metallgießerei e Wogegen anderseits die ursprüngliche Zähigkeit deS KupSerS um So mehr Verloren gegangen ifte je höher der Anteil deS Z i n n ^ genommen wurde. Bei 1 Teil Zinn anS 2 Teile Kupfer^ oder noch beftimmter 85 Teilen Zinu auS 6^ Teile Kupfer ift die Legierung am fprödeften Von Farbe weiß oder hell Stahl* grau und kaum uoch durch die Feile angreifbar; mit abnehmendem Zinngehalt tritt eine Weichere KonfiSteuz und die bekannte rötlichbraune Farbe immer mehr hervor. Sinkt der Ziuugehalt unter 18 Prozent fo läßt Sich die Maffe iu der Rotglut zwifchen Walzen noch gut Strecken aber nicht kalt hämmern waS felbft bei 5 uud W e n i g e r Prozent Zinn nicht So gut angeht Wie bei unVermiSchtem Kupfer. AnderfeitS finde wie natürlich ^ Legierungen Von mehr Zinn als Kupfer um fo w e i c h e r e je mehr daS erfte Metall Vocherrfcht. Wird der Mifchung auS Kupfer nnd Zinn noch Zink zugefetzte fo erhält man eine M a f f e e welche hmfichtlich chrer Eigenfchaft zwifchen der Knpferzinnbronze und dem nur a u S Knpfer und Zink bebenden Meffing fteht. Ter Zinkzusatz briugt in die Farbe der Mischung daS G e l b e und wenu der Zinngehalt im Verhältnis zum Zink klein ift^ So kann Sogar ein Schöneres und höheres Gelb erzielt werden als dem gewöhnlichen Meffing eigen ifte ein U m S t a n d e den mau Sich zu nutze machte wemr eS S i c h um deu Guß vou Sachen handelt^ die nachher Vergoldet oder goldSarbig gefirniSt werden Sollen. ^ r v n ^ Die Befchaffenheit der Brouzeu deS Altertums ift durch chemifche Unter* fuchuug noch Vorhandener Münzen e Waffen uud Geräte mehrfach geprüft worden. M a n Sand immer in der ^uptfache KupSer und Zinn oder KnpSer und Zbck^ daneben häufig und gerade in den älteften Stücken auch Blei in fo Starker Vertretung e daß ein absichtlicher Zn^ Satz unverkennbar iSt^ z. V. bei altrömiScheu Münzen SaSt bis zu ^ der ganzen MaSSe. Bei den Münzen mag Sich der ZuSatz auS ökonomifcheu Rücksichten erklären; anch daS chiueSiSche KnpSergeld Scheiute uach einigen Proben z u urteilen e immer ziemlich Stark mit B l e i VerSetzt zu fein. Andre Bestandteile der alten Bronzene wie Eifen Kobalt^ Nickel Zuweilen felbSt eiu weuig S i l b e r e Sind ftetS au Menge fo geringfügig befunden wordene daß fie für unabsichtliche Beimifchuugen e Veranlaßt durch die Unreinheit der Hauptmetalle e an* gefeiten werden müffen. Dagegen gab eS im Altertnm auch eine berühmte uud Von den Römern zu a u f a r b e i t e n fehr gefchätzte Legiernnge daS fogenannte korinchifche Erz^ welche angeblich aus Kupfer und S i l b e r beftand.

182

T^aS Tupfer.

Die Bronze hat abgefehen Von ihrer wirtlichen Nützlichkeit im Laufe der Reiten mehrfache günftige EhaneeU für fich gehabt. I u der Vlütezeit Griechenlands herrschte die Vorliebe Sü^r bronzene Statnen in hohem Grade^ So daß Selbft ungeheure KoloSfe dieSer Gattung hergestellt wurden. Der römische Konful Mutian Soll zu Achen bronzene Statuen und ebenfoVieI zu RhoduS und Delphi gefuudeu haben. I m Mittelalter herrschte eine andre ^ der Bronze günftige Geschmacksrichtung ^ die Vorliebe Sür viele nnd möglichst große Kirchenglocken bis eine neuere ^eit in derfelben daS Hauptmaterial fand für Kanonen und andre ^erftöruugSmafchiueu. Während fie aber diefeS letztere Gebiet wieder an den Stahl größtenteils hat abtreten müSSen hat fich anderfeitS die Lust am DeukmalSetzen wieder fehr gehoben und außerdem Sichert chr die heutige Jnduftrie iu Anwendung auf allerlei K u r z * und Kuuftwareu eine immerhin beträchtliche Verwendung. Jm allgemeinen unterfcheidet man Glockenmetall (Glockenfpeife)^ Gefchützmetall und S t a t n e n b r o n z e als drei S o r t e n für deren Rnfammenfetznng man jedoch keine feftStehende Rorm hat; Viel* mehr Schwankt daS Verhältnis zwischen KnpSer und Rinn innerhalb gewiSfer Grenzen je nach dem besonderen Rwecke^ dem die Bronze dienen foil. D n r c h ^ufatz kleiner Mengen Von Rink n n d Von Blei zu diefen Bronzen können die EigenSchaSten derfelben noch weiter Vielfach Verändert werden. I m Nachstehenden foil die Rnfammenfetznng einiger der wich* tigeren Kompositionen dieser Art anS der großen Anzahl der bekannten übersichtlich zusammengefteUt werden. a. K n p S e r nnd Rinn.

Glockenmetall . . . . . . für Uhrglockeu . ^anonenmetall . . . . . . . MebaiUenbr^e . . . . . . Lagermetall für LokomotiVachfen

. . . .

. . . .

. . . .

^ . . .

. . . . 80 . . . . ^00 . . . ^00 . . . 9^ . . . . . . . .

^ 10^11 8

d. K u p s e n R i n n Rink.

Mannheimer Gold . . . . . . . . . . . . . . . . . . Metall zu Lagern Radbüchfen Pumpert n. S. w. . . . . . . . ^tatueubronze^ rotgelbe Frenze . . . . . . . . . . . . . hochgelbe ^ . . . . . . . . . . . . . . Scheidemünzen in Deutschland^ Frankreich^ Schweden nnd in der Schwei^ ^ ^ Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . c. K n p f e n

Z i n n Rink nnd

Statnenbronze . . . . . . . . . . ^ ThomSonS Glockenmetall. . . . . . . 80^ Metalle zu Ack^nlagern u. f. m. . . . ^

80 ^ 88 8^ ^ 90

9 ^ ^

^8 ^ ^

^ ^

^

^ ^

Blei.

^ ^ ^

^ ^ ^

^

^

ES läßt Sich denken daß so Verschiedene Zusammensetzungen auch Verschieden geeigen* schastete Prodnkte geben müssen die Sich bald sür diesen bald Sür jenen Rweck beSser eignen werden. I n Rücksicht darauf^ daß die Masse nicht bloß VergoSSen sondern auch über* arbeitet^ durch Hämmern Feilen Abdrehen u. s. W. behandelt werden solt muß man Von chr anch eine gewisse Weichheit nnd Geschmeidigkeit Verlangen Welche manche dieser Legie* ruugeu nicht besitzen. Mischungen die etwa 8^ Prozent KnpSer und den Rest in ^ i n n oder bis zu 8 Teilen deS ersteren und 1 Teil deS letzteren enthalten Sind schon Von Natur etwaS weich nnd geschmeidig. M a n kann diese Eigenschast erhöhen und selbst auderS be* schaffene Legierungen weich machen indem man dieselben stark erhitzt und dann plötzlich ab* kühlt. Die Bronze erleidet hierdurch eine Erweichung wie daS Kupser und wird unter dem jammere der Prägepresse nnd mit Schneideinstrnmenten bearbeitbar^ ein Umstand^ der sür die Anwendbarkeit dieses Stoffes Von wesentlichem Velang ift u m So meh^ da Sich der ur* fprüngliche Härtegrad durch einfaches Erhitzen nnd langfameS Erkaltenlassen leicht wieder ^Stellen läßt.

Bronze. ^^ Eine ganz eigentümliche Rolle Scheint der Phosphor den Knpferlegiernngen gegenüber ZU Spielen; wälzend Schon ein Sehr geringer PhoSphorgehalt im EiSen diefem Metalle fehr unliebiame Eigenschaften erteilte Wie bei Vefprechung deS EifenS erörtert Wurde e fo daß man eifrig beftrebt ift den PhoSphorgehalt anS dem Eifen zn entfernen^ bewirkt im Gegen* teil ein absichtlicher Zufatz von etwaS Phosphor zum Kupfer oder zur Vronze eine ganz auffallende Verbefferung der Eigenschaften diefer Metalle. Denn nicht allein die Härte^ Feftigkeit^ Elaftizität und Geschmeidigkeit werden durch einen folchen PhoSphorzufatz wefentlich erhöht^ foudern anch die WiderftandSfähigkeit gegen äußere e namentlich oxydierende EinflÜfse^ nicht minder die DünuflüSSigkeit im gefchmolzenen Zuftande^ die Farbe ähnelt derjenigen deS ftark mit Kupfer legierten GoldeS. Diefe von K ü n z e l entdeckte P h o s p h o r * bronze hat daher auch in nenefter Zeit eine Weitgehende Auwenduug gefunden^ WaS um fo erklärlicher ift^ als durch Abänderung deS MifchnngSVechältniffeS man im Stande ifte einzelne jener Eigenschaften ganz befonderS zu Steigern e fo daß diefe Bronze für die Verschiedensten Zwecke Verwendbar wird. Schon 0 ^ - 9 ^ Prozent Phosphor reichen hi^ um einer Legierung Von 90 Prozent Kupfer und 9 Prozent Zum einen warmen e goldroten Ton zu geben und die Kußmaffe fo dünnflüssig zu machen e daß die feinften Formteile davon aus* gefüllt werden; diefe Mifchung ift Wegen ihrer Härte und Elaftizität als Kunftbronze^ Glockengut ^ Zapfenlagermetall u. f. w . fehr geeignet; namentlich hat man die Phosphor* bronze als Gefchützmetaü fehr empfohlen^ ein Felde auf dem allerdings fehr große Mengen konfnmiert werden würden e Wenn der Gnßftahl bewogen Werden könnte e feine Herrfchaft auf diefem Felde wieder abzugeben. Die Behandlung der gewöhnlichen Bronze beim Schmelzen und beim Gießen nament* lich größerer Stücke e bietet dagegen gewifSe Schwierigkeiten e die auS der ungleichen N a t u r der verschiedenen Metaüe entspringen. Die ZuSammenSetzuug der MaSSe ändert Sich durch die ungleiche Einwirkung deS SauerftoffS auf die verschiedenen Beftandteile während der ganzen Dauer der Schmelznng. M a n wird alSo Schon beim Einschmelzen e wenn eine be* ftimmte Proportion der Veftandteile Verlangt W i r d e dem unvermeidlichen Verlufte durch Oxydation Rechnung tragen müffen. Femer ift es zweckmäßige daS ZufatzmetaH nicht einfach auf daS im Tiegel fchmelzende Kupfer aufzuwerfene fondem eS fogleich unter die Oberflache zu treibe^ womöglich auch die leicht oxydierbaren Metalle in bereits legiertem Zustande zuzufetzen. ^n der LÜtticher Stückgießerei z^ V. trägt man zu 1 0 0 Teilen Schmelzenden KupSerS ^orerft nnr 8 Teile Zinn ein und Vollendet dann den F l u ß durch ZuSetzeu einer Schon Vorrätig gehalteneu Le^ giernng auS 2 Teilen Kupfer und 1 Teil Zinn. Auch die Verschiedene Schwere der Veftandteile macht fich bei Schmelzenden Metall^ gemiSchen geltend. Veim ruhigen S t e h e n und langSamen Erkalten eineS folchen kann daS erhaltene Gußftück bei der Unterfuchung ein ganzes Sortiment Von Vronzen aufweifen ^ zu unterft die kupfer-e zu oberft die zinnreichfteu e auch nach außenhin find die Gußftücke oft anders zufammeugefe^t als im Kern. Dazu scheint anch in den Metallen ein Veftreben zu waltene fich in beftimmten feften Verhältniffen befonderS gern zu legieren e wodnrch weitere Gruppierungen angeregt werden. Allen diefen SeparationSgelüften muß durch tüchtiges Verrühren der MafSe unmittelbar Vor dem LauSenlaSSen gefteuert werden^ find aber die Gußftücke groß und war noch dazu die Gußmaffe heißer als gerade nötig e fo daß die Ab^ kühlnng fich Verzögerte fo beginnt die Sondernng in den Gußformeu von neuenie uud eS fallen leicht Stücke Von ungleicher Befchaffenheit der Maffe. D e r Zielpunkt uud die Kunft deS Gießers befteht demnach darine die Maffe genau bei einem folchen Temperaturgrade laufeu zu l a f f e n e bei welchem fie zwar noch die Formen gut auSfüüeu kanue dann aber auch fchneU erftarrt. Zum Schmelzen der Vronze im großen wendet man Flammöfen an^ die in einem großen R ä u m e e dem Gießhanfee erbaut werden e der zugleich als Form- und Gießraum dient; kleinere Kegenftände gießt m a n auS Tiegeln. Man feuert entweder Holz^ oder Steinkohlen e welche eine rafche^ ftarke Hitze geben. Durch die kunftgewerbliche Bewegung der Gegenwart und die emporblühende Kunstinduftrie hat auch die Vronze eine erhöhte Bedeutung erhalten. Wie im Altertum Verwendet man fie auch heute wieder zur Fabri* tation Von ^unft- und Gebrauchsgegenständen. Frankreich zeigte fich auf der WeltauSftellung

184 T^aS Tupfer. im Iahre 1 8 7 8 als daS einzige Land einer hoch entwickelten Brouzewareninduftrie ^ Seit diefer Zeit darf man lediglich nur in Deutschland erfreulicherweife Von einem Anffchwung dieser Industrie Sprechen. Unter den Bronzewarenfabriken in Dentfchland gilt alS fehr bedeutend die Von Panl Stotz ^ Eomp. in Stuttgart. Die F i g . 96 zeigt nnS auS diefer Fabrik hervorgegangene Lu^uSWaren. Während fich die Nachfrage nach Bronzewaren in Dentfchland felbft nnr langfam Steigert^ hat fich die Industrie bereits ein nicht unbedeutendes E^portgebiet erobert. ^ l o r ^ e n g n ^ . Indem wir nun den Bronzegnß in feinen Verschiedenen Branchen etwaS näher betrachten wollen^ läßt Sich Sogleich bemerken^ daß der Glocken* nnd Kanonengnß hinfichtIich der MaSfe^ die fie Verarbeiten^ einander fehr nahe ftehen. Beide^ nnd zwar der StÜckgnß ganz konfegne^ halten fich nur an Gemifche Von Kupfer und ^inn; jeder a n d r e ZuSatz würde nach AnSicht der Sachverständigen den Widerstand Schwächen^ den die G e ^ SchÜtzrohre Sowohl der mechanischen Anstrengung als den chemischen Einflüffen der P u l v e r Verbrennung leisten muffen. N u r der Phosphor fcheint merkwürdigerweise auch in diefer Beziehung eine Ausnahme zu machen. Den Glockenguß anlangend^ So Soll alten Ehroniken und der uoch lebendigen S a g e Zufolge in früheren Reiten auch S i l b e r ^ foviel ein frommes Publikum davon als Opfergäbe herbeibringen wollte ^ hinzugekommen fein. Wenn man nun auch anzunehmen geneigt fein könnte ^ daß ein Silberzufatz auf den Don einer Glocke einen Vorteilhaften Einfluß haben werde ^ fo hat fich doch^ fonderbar genug ^ noch in keiner alten Glocke Silber nach* WeiSen laffen^ und man kommt fo auf die Bermutuug^ eS könnte durch die Gießer ein zunftmäßiger H^kuSpoknS geübt worden fein und daS Loch zum Einwerfen der Silberfachen g a r nicht zu der Schmelzmaffe geführt haben. Ia^ eS fcheint fogar erwiefen^ daß Silber in einer Glocke dem Tone nicht nnr nicht förderlich^ Sondern im Gegenteil geradezu nachteilig ift. Um nämlich die Sache anf praktifchem Wege aufzuklären ^ goß man in England auS einer bestimmten Legierung Vier VerfuchSglocken dergeftalt^ daß die Maffe der erften bliebe wie fie war^ und die übrigen in fteigender Menge einen Silberzufatz erhielten. Ter Erfolg War: die filberfreie Glocke klang weitaus am beften ^ die übrigen in dem Maße fchlechter^ als fie mit dem tenren Metall Verfetzt waren^ daS man fonach anderweit viel beffer an* Wenden kann. DaS GIockenmetall^ auch Glockenfpeife genannt^ bildet ein Kompofitnm Von durch* fchnittlieh 7 8 Teilen Knpfer nnd 2 2 Teilen Zmn. TaS gelblichgrane Metall hat einen dichten^ feinkörnigen Vrnch^ fchmiIzt leicht und wird fehr dünnflüffig^ daher die Zieraten nnd Infehriften der Gloden anch immer Scharf nnd rein im G u ß kommen. Vermöge Seiner Härte und Sprödigteit ift eS fehr klangreich ^ mit dem Kupfer teilt eS aber die Eigenfchaft^ daß Härte und Sprodigkeit nnr Vorhanden find^ wenn der Gnß^ wie bei HerfteHung der Glocken^ l a n g f a m abgekühlt ift; beim rafchen Abkühlen wird eS weich nnd hammerbar. ES ift daher möglich^ anS ganz ähnlich znfammengefetzten Legierungen dnrch Schmieden dünnwandige Lärmbeden^ wie die chinefifchen GongS oder Tamtams^ zn Verfertigen^ während gewöhnlicher Glockengnß So Spröde iSt^ daß eine Rachbearbeitung der Glocke anf der D r e h bank^ um etwa ihren Ton etwaS zu ändern^ fich nicht chuulich zeigt. Die Glocke muß alfo den Ton^ den fie erhalten foll^ Schon auS dem GnSSe mitbringen. Die TonStnfe und der gnte Klang hängen Sowohl von der MaSSe deS Metalls als Von deren Verteilnng^ alfo Von der Form und den Dimensionen^ dem Umfang^ der Höhe^ Wandstärke^ wie anch Von dem Grade der Elastizität deS Metalls ab ; die Regeln hierfür Sind den Erfahrungen einer fehr langen P r a x i s entnommen ^ nnd^eS darf ohne Rachteil nur unbedeutend davon abgewichen Werden. D i e Glocke befitzt ihre größte Wandstärke am Schlagringe^ d. h^ an dem Umkreife^ gegen welchen der Klöppel fchlägt. Die größte Weite ift gewöhnlich daS l^fache^ die Höhe daS l^fache Von der Dicke am Schlagringe. Die Schwere deS Klöppels beträgt etwa den 40. Teil Von dem Gewicht der Glocke. Während man kleine Glocken für Hanfes Bahnhöfe u . S. w. in Sandmodellen ^ Wie andre Gelbgießerarbeiten^ fertigt^ gießt man Tnrmglocken in LehmSormen Wegen der größeren Festigkeit deS Materials^ gegenüber SelbSt fettem Sande^ und geht dabei folgendermaßen zu Werke. D e r magere^ aber nicht fandige Formlehm Wird mit Pferdemift^ FlachSfcheben oder Kälberhaaren gemengt. Die Form wird Vor dem Gießofen in der Dammgrnbe abgeführt.

^

Erfind. ^

^ ^d.

18^ DaS knpfer. Die Grube ift etwas tiefer als die Glocke hoch werden f o l t weil erftlich daS einfließende Metall etwas Fall haben nnd dann auf dem Voden der G r u b e ein Fundament Von Steinen für die F o r m gelegt werden muß. Die Mündung der Glocke ift beim Formen und Gießen nach nuten gekehrt. Ruerft Schlägt der Former einen hölzernen PSahl in der Mitte der Grube ein^ legt eiu ringförmiges gemauertes ^uudament u m denfelbeu uud mauert auf diefem den K e r n auS Riegelfteinen hohl auf. Der Keru hat ungefähr die Form uud GrÖße^ daß er den Innenraum der Verlangten Glocke ziemlich auSfüUt. Durch Auftrageu mehrerer Schichten Seinen LehmS auf den Steinkern wird der Körper noch aufgehöht uud ihm d a n n mittels einer fogenannten Lehre oder Schablone die richtige Form erteilt. Die Lehre ift ein Stücke Brette deffen eine Seite nach dem inneren Profile der Glocke anSgefchnitten u n d fcharfkantig gemacht worden iSt. S i e iSt an einer im ^ e n t r n m über dem Pfahle ange* brachten eiSernen Spindel befeftigt und indem fie nm den abzugleichenden Kern herum* gefichrt wird^ nimmt fie Von der Weichen ^üUe deSfelben fo Viel weg^ daß eben die ge^ Wünschte innere Form der Glocke gebildet wird. Der fo weit fertige Kern wird geäfchert d. h^ mit in Waffer oder Vier angerührter Afche beftrichen e damit der nunmehr folgende Formteil (die Dicke) nicht an dem Kerne hängen bleibe. letzt bringt man in den Hohlraum deS KerneS Feuer e trocknet ihn damit Völlig auS und beginnt nun mit dem Austragen einer neuen Lehmfchicht welche man Schließlich durch eine zweite Lehre rundet nnd iu die Verlaugte Geftalt briugt. Da dieSe Lehre nach dem äußeren Profil der Glocke gefchnitten ift^ fo ift einleuchtend^ daß diefe Schicht die eben die Dicke oder daS ^emd heißt ^ daS ganze Ebenbild der Glocke ^ mit AnSnahme der Renket darstellen muß. Auf diefeS eigentliche Modell fetzt m a n denn auch alleS^ WaS ü b e r die allgemeine Oberfläche der Glocke hinausragt alfo InfchriSten^ Wappen^ Reifen und fonftige Verzierungen Diefe Gegenstände Siud in FormwachS boffiert nnd werden an ge* höriger S t e l l e mittels Terpentin angeklebt nachdem fchon Vorher die ganze Außeufeite deS Modells e zur Verhütung deS RufammenbackenS mit dem dritten und letzten Formteit mit einer Mifchnng Von Wachs nnd T a l g überftrichen worden. DieSer Teit der M a n t e t entfteht wieder durch Anftragen mehrerer Lehmfchichten auf d a s Modelt die erftere auS der feinften M a f f e mittels deS pinfelS^ die folgenden weniger umftändlich. Auch anf die äußere Oberfläche deS Mantels wendet m a n keine befondere Sorgfalt^ da auf fie nichts ankommt. Der Mantel wird hieranf dnrch gelinde Heizung deS KernS ebenfalls getrocknet wobei zu* gleich die wächfernen Verziernngen auSfchmelzen nnd gleichgeftaltete Höhlungen auf der Innenfläche deS Mantels zurücklaffen^ die beim Guffe Vom M e t a l l mit ausgefüllt werden. So ift denn endlich eiu Mauer* und Klebwert entstanden daS äußerlich nnr die rohe Form der Glocke zeigt und aus drei Schichten Kern Ticke nnd M a n t e l befteht. Der letztere er* hält eine Stärke von 1 0 — c m . letzt wird noch der Kreuzhenkel (die Krone) der Glocke als befondereS ModeUftück gefertigt und dem Mantel aufgepaßt. Die Krone hat an Vermiedenen Stellen Windpfeifen d. h. Offnnngen zum Austritt der Luft. Durch umgelegte eiferne Reifen nnd Vänder gibt man dem anS Mantel nnd Krone begehenden ModeUftück die nötige Verftärknug^ damit eS bei der nachfolgenden p r o * Zednr feinen feften Rufammenhalt bewahre. Rachdem nämlich anch der Mantel dnrch Feuer Vollständig getrocknet worden nnd dabei Wachs und Talg anS dem Innern der Form auS* gefehmolzen find^ windet man mittels eineS KraneS daS Mantelftück anS der Grnbe empon fo daß eS frei in der Lnft fchwebt. Die mittlere Schicht welche dem Metall platz machen solle wird n n n ftückweife Vom Kerne abgebrochen die Gußflächen deS KernS nnd Mantels genau unterfucht nnd alles Schadhafte nachgebeffert. Nachdem endlich anch die Höhlung des KernS mit Erde ausgefüllt w o r d e n läßt man daS fchwebende Mantelftück wieder nieder und forgte daß eS genan feine Vorige Stelle wieder einnehme. Die Fuge zwifchen dem unteren Mantelrand und der Steinfohle wird mit Lehm Verftrichen die Dammgrnbe bis oben mit E r d e gefüllt und diefe fest zufammengeftampSt. D e r Einguß befindet fich am oberften Teile deS Mantels. S o fteht denn die aus Lehm gebrannte F^rm^ ^feftgemanert in der Erdenk bereit deu feurigen Guß in ihr Inneres anfzunehmen mit deffen Herrichtung man am Gießofen bereits in Voller Arbeit fein wird^ denn eS gehört eine Reit Von 4 — ^ Stunden dazn u m daS Metall in Vollen Fluß und in gießfertigen Rnftand zu bringen. Man fchmilzt erft

^lockengnf^ alles Kupfer nieder ^ Setzt dann ^ deS benötigten ^innS zu und fÜgt^ nachdem diefe Le* giemng gut im FlufSe und die O^yde (daS Gekrätz^ Vou der Oberflache abgeräumt find^ daS übrige Zinn bei. Ift ^er M o m e n t deS GuffeS gekommen^ fo wird der Rapfen am Abftichloch e der daS Metall im Ofen zurückhält^ mit einer Eifeuftauge weggeftoßen ^ und jetzt läßt fich bei der Sache weiter nichts mehr chnn^ als z u z i e h e n ^ wie der feurige F l u ß durch daS Geriuue ftrömt und im Einguß deS Modells Verfchwindet^ und auf daS Blafen der Windpfeifen zu horeu ^ ob fie eine ftete und ruhige Füllung der Form anzeigen. Nach Vollendetem GnSfe laßt man daS Ganze einen bis zwei T a g e erkalten ^ räumt dann die Gießgrube^ zerfchlägt den Mantel^ hebt die Glocke mittels deS KraneS aUS^ fägt die Gieß* Zapfen und AngÜffe ab^ entfernt die Unebenheiten und gibt der Glocke durch Schleifen mit Sandftein und dergt ein fchnmckeS AuSfehen. Auf unferm Bilde (f. Fig. ^7) üukS Sieht man daS I n n e r e einer Glocke dergeStalt mit einer Mafchine bearbeiten.

Beim Glockenguß Verfällt etwa ^ deS Metalls der Beschickung ^ und um diefen Betrag m n ß die MaSSe größer als daS Gewicht der Glocke genommen werden. E r h ä l t eine Glocke beim Gießen oder fpäter einen Sprung ^ So hilft m a n ihr gründlich nur dureh Umgießen; ein notdürftiges Hilfsmittel gewährt für nicht zu tief greifende Wunden daS AuSfagen: man bohrt zu Ende deS SvruugeS ein Loch durch die Glockenwand und f ü h r t Zwei den S p r u n g einschließende Schnitte ^ die in dem Loche zusammentreffen^ und Schneidet fomit zwei Abfallftreifen heraus. Hierdurch ift die hauptsächlich tonVerderbeude Berührung der SprungSlächen aufgehoben^ und die Glocke bekommt wieder einen Klang ^ der freilich nicht die Schönheit und FüHe deS urfprünglichen haben wird. Den Ton einer Glocke p r ü f t man am beften durch eine Stimmgabel^ welche man anfchlägt uud fogleich an die Glocke anfetzt. Haben beide genau denfelben Ton^ fo klingt die Glocke mit^ bei der geriugften Abweichung aber bleibt Sie Stumm.

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DaS Knpfer. AIS Erfinder deS GlockenguffeS gilt P a n l i n n ^ Bifchof zu ^ o l a in Kampanien^ der ums I a h r 4 0 0 lebte. ES ist aber n u r erwiefen^ daß in Nola^ in deSSen Rähe Sich ein Vorzügliches KnpSererz fand^ in alten Reiten die Glockengießerei in bedeutender Blüte ftand nnd ein ftarker Handel mit Glocken getrieben wurde. Znerft fchaSften Sich einzelne KlöSter Glocken an und läuteten nnn zu Gebet und GotteSdienft ^ während man früher geblaSen hatte. D e r Gebrauch ging dann allmählich anch anS andre Kirehen über. I n DentSchland finden Sich Glocken im 11. Iahrhunder^ und Seit dem 14. blühten die berühmten Glocken* gießerSamilien zu Nürnberg nnd Augsburg. Der GeSchmack für koloSSale Glocken ift Verfchwnnden^ ebenSo wie der GeSchmack an der Spielerei der Glockenspiele. D i e KaiSerglocke^ welche in einem Gewicht Von 25000 l^g für den Kölner Dom gegoffen worden iSt^ übertrifft bei weitem alle in der letzten Zeit gegoffenen Glocken an Große. Dem erhabenften Vanwerk deutfcher Architektur gewidmet und ans Metall Von franzofischen Kanonen gegoSfen^ welche in dem glorreichen Kriege 1 8 ^ 0 erbeutet worden waren^ hat dieSe Glocke Sür jeden Dentfchen den Wert eines ReichSkleinodeS^ deffen merkwürdige Gefchichte Von dem erSten VernnglÜckten GuSSe bis zu der nach langen Vergeblichen Verfnchen endlich glücklich erreichten Donfprache daS Intereffe daran noch er* höht. Am stärksten Scheint daS WohlgeSaUen an Glocken in R u ß l a n d zn fein; Moskau foU deren bis zum Brande im Iahre 1 8 1 ^ nicht weniger als 1 7 0 6 beSeSSen haben. Die eigentliche große Moskauer Glocke ^ Schon 17^7 zerbrochen ^ wog angeblich 19^000 l^g; die 1812 herabgestürzte nnd gebrochene Glocke deS Kreml 6 ^ 0 0 0 ^g; in Rowgorod be* findet fich eine Von ^lOOO ^ in Wien eine 1711 gegoffene Von 17700 die größte der Liebfrauenkirche zn Paris ift 1 6 0 0 0 ^ Schwer ^ die große ^SnSanne^ zu ErSurt 1^750 Die größte aller Glocken Soll jedoch diejenige im Tempel der FokoSi zn Miako in Iapan Sein mit einem kaum glaublichen Gewicht Von 1 0 0 0 0 0 0 l^g (^OOOO Zentnern); im Tnrme neben dem Klofter EhoSchanen in Peking hängt Serner eine Glocke Von 4^800 Eine Vielbesprochene Renigkeit w a r e n einmal S t a h l S t a b g e l ä n t e ^ die fich erftlich durch große Wohlfeilheit und außerdem durch ihre Leichtigkeit zu empfehlen fUchten. Diefe I n * ftitnte haben gar keine anßere Ähnlichkeit mit Glocken; es Sind in einen Winkel gebogene ftahlerne Schienen ^ die an der Spitze befeftigt find nnd deren frei abgehende Schenkel mit Hämmern angefchlagen werden. W e r fie gehört^ wird wiffen^ daß fie zwar nicht gerade wie Glocken klingen^ aber fie klingen doch und find für kleine Ortfchaften jedenfalls ausreichend. I n jüngfter Zeit hat fich denn aber wie in daS Gefchützwefen fo anch in die wirkliche Glockengießerei der Gnßftahl eingedrängt nnd der Bronze Konkurrenz gemacht. Die in Bochum gegoffenen Stahlglocken fcheinen fich Bahn zu brechen; ihr Tou ift gut und fie find Viel wohlfeiler als bronzene. Freilich ift zu erwägen^ daß daS Springen einer folchen n^r neue Umgießkoften Vernrfacht^ während eine Vernnglückte Stahlglocke nnr einen geringen Materialwert noch hat. ^ c h ü ^ g n ^ . Tie älteften Gefchütze wurden gleichfam zufammengeböttchert^ d. h. man fetzte EifenStabe wie Faßdanben zu einer Röhre znfammen und trieb über daS Ganze eiferne Reifen. SelbSt Von ledernen Kanonen ging die Rede^ WaS Vielleicht fo zu Verftehen ift^ daß man folche auS Stücken beftehende Rohre dnrch Uberlegen Von Leder gasdichter zu machen fuchte. Später lernte man daS Geftäbe zufammenSchWeißen^ aber da die Anfprüche an die Gefchütze fich mehr nnd mehr Steigerten ^ nnd befonderS als man ftatt der früheren SteinkugeIn eiferne einführte ^ mußte fich die Mangelhaftigkeit der Weichen Stabeifenrohre immer deutlicher heranSftellen^ nnd m a n ging daher fchon frühzeitig znmGeSchÜtzgnß über. Wann und wo man zuerft Gefchütze goß^ ift nnermittelt. D i e erften dentfchen Bronze* gefchütze^ von welchen Rachricht Vorhanden ift^ wnrden Von Aaran in AngSburg ge* goffen. I m 1^7. Iahrhnndert goß m a n EiSenrohre anS dem HochoSen über den Kern^ alSo gleich hohl; um die Mitte deS 18. wurde zuerf^ wie jetzt allgemein^ in Eifen wie in Bronze anS dem Böllen gegoffen nnd die Hohluug Spater anSgebohrt. Mit der Zufammenfetznng der Brouze nahm man eS in Srüheren Zeiten anS Mangel an Kenntnis nicht Sehr genan. Seit der Mitte deS Vorigen |a^rhundertS fing man an^ f ü r größere Reinheit deS GefchützmetaUS zu forgen nnd ließ namentlich auch daS Zink Weg^ in Frankreich infolge einer allgemeinen RegiernngSanordnnng. | n d e S hat ein kleiner Gewalt an Zink^ bis ^ Prozent^ auch feine Verteidiger gefuuden^ und man hat nachweifen wollen^

Gefchü^gu^ daß er in dieSer Menge der Haltbarkeit nicht fchade^ Wohl aber daS Metall dünnflüssiger uud dadurch gußSähiger mache. D i e dänifche Artillerie foil ihrer Vron^e auch uoch jetzt Meffiug zusügen. I u neuerer Reit betrachtet mau eiue Legierung vou 9 Teileu Knpfer uud 1 T e i l ^ i n n alS die eigentliche GeSchützbrou^ obwohl fich die Maffe uicht für alle Kaliber gleichbleibt und namentlich f ü r die kleineren Rohre der Anteil deS KnpferS gegen daS Rinn noch etWaS echöht wird. Von nicht geringem Einfluß auf die Güte deS GUffeS wie auf die Vefchaffelcheit deS Materials find übrigens die V e r ä n d e r n d e n Welchen die Maffe nach dem Ausgießen unter* liegte bevor fie erftarrt. Sowohl eine zu rafche als eine zu langfame Abkühlung bringt Nachteile^ und man ift nicht einmal einig darüber^ Welches die kleineren find. ES fcheinen fich in der MafSe gern zwei Legierungen zu bil* den eine Sehr harte nnd fpröde^ Weiße e auS Teilen ^ i n n und ^ Teilen Kupfer beftehend^ nndeine Schwerer Schmelz* bare^ rötlichgelbe. Die erftere ift fchwerer nnd finkt bei ruhigem Stehen nach der Tiefe e oder fondert Sich in derfelben in Körnern abe zuweileu Von Vohnengröße. Man nennt fie ^innfleckee Weil man die MafSe anfäng* lich für reines ^inn an* fah. Durch ftarkeS Um* rühreu der gefchmolzeueu Maffe unmittelbar Vor dem AnSguß fucheu die Gießer beide Legie* ruugeu möglichft zu eiuer homogenen Maffe zu* fammenzumifchen. D a m a n wie ge* fagte alle Gefchützrohre VoH gießt nnd fie erft durch AuSbohren in ^ ^ar^i^ ^a^n^ ^ ^ Rohre nm wandelt^ fo bedarf m a n nur einer ^ohlform welche über ein ModeUftück gebildet ifte daS äußerlich die Geftalt eiuer Kanone hat. ES gibt zwei Gußmechoden die ältere iu Lehme uud die neuere^ Viel rafcher fördernde^ iu Maffefand mit AnWendnng gußeiferner Formtaften Welche jetzt die erftere großenteils Verdrängt hat. Der Wefentliche Unterschied zwifchen beiden beSteht darine d a ß man dort ein Modell auS Lohm b i l d e t e daS bei jedem Guffe Verloren gel)te während man hier über ein metallenes Sormte daS immer wieder gebrancht werden kann. DaS Einformen in Lebm gefchieht im Wefentlichen ganz vüe beim Glockenguß. Der Modellkörper Wird über eine Viereckige eiferne Spindel durch Auftragen Von Lehmfchichten und fchließlich durch Auffetzen der Infchrist und Verzierungen auS Wachs hergeftellt. Uber denSelben wird wie beim Glockengn^ die Hohlform hergeftellt und mittel diefer der G u ^ bewirkt. DaS dickere Ende der Kanone iSt bei der aufrechten Stellung e welche die Form zum Guffe haben m n ß e unten. TaS GußStück zeigt aber n i c h t bloß die GeStalt deS RohrS e Sondern hat a n jedem Ende noch einen Anfatz. DaS Viereckige am Hmterende heißt der Stollen; er dient zur Vefeftigung deS RohrS auf der Vohr* uud Drehbank und wird uach geleistetem Dienft abgefchnitten.

190 DaS Knpfer. Am Vorderende Sitzt eine eylindriSche Verlängerung Von 4 5 c m Länge oder mehn der Verlorene K o p f s der noch Vor dem Ausbohren abgefchnitten werden muß. Derfelbe wird deswegen mit angegoffen damit er durch feine Schweres die 866s 1000 nnd mehr Kilo* gramm betragt^ die Maffe deS eigentlichen Rohrs dichter und gleichmäßiger macht. Rafcher zum Ziele führt der M a f f e n * oder K a f t e n g u ß . DaS GefchützmodeU famt Gießkopf iSt hier iu Metall ^ meistens Vrouze^ düuuwandig gegoSSeu und befteht aus mehreren Stücken e welche ganz^ wie Schon beim Eifengnß beschrieben e in entfprechend ge* formten eifernen^ zweiteiligen KäSten mit dem Formfand nmstampft werden. Räch Voll* endnUg der F o r m Uimmt man die KäSten aneinander und die Modelle heraus ^ beSSert fchadhafte SteUen nachs fchlichtet die ganze Juuenfeite mit einem Gemifch Von Milch nnd Graphit^ trocknet die ^orm uud fchließt fie wieder. Die Formen kommen Stehend ^ daS Vorderende zu oberSt in die Gießgrube^ werden hier mit E r d e umStampft nnd find fo zum Empfang deS EingnffeS fertig. DaS B o h r e n der Höhlung in die Kauonen* nnd Haubitzrohre gefchieht mittels be* fonderer Bohrmafchinen die entweder horizontal oder fenkrecht wirken. Erftere Sind zu^ gleich mit Vorrichtuugen zum Abdrehen der äußereu Oberfläche der Röhre uud zum Ab* fchueiden der Stollen und Verlorenen Köpfe verfehen. Vei ihnen dreht fich daS Rohr gegen den festliegenden Bohrers bei feukrechten dagegen dreht fich der B o h r e r s welchem daS R o h r aufwärts Steigend zugeführt wird. M ö r f e r Werden wie Glocken über einen Kern gegofSen^ daher nicht ausgebohrt fondern n u r nachgedreht Vei den meisten Vronzegefchützen geht daS Zündloch nicht dnrch die Maffe deS RohrS^ fondern durch ein rundes ^ zapsenartigeS Einfetzftück von reinem Kupfer e welches an be* treffeuder S t e U e Vermöge eiueS fehr guten SchranbeUgewindeS eingesetzt ift DaS Kupfer widersteht beSSer als die Vrouze dem AnSbreuueu uud der dadurch VerurfachteU Erweiterung deS Zündlochs. Wurde daS Gefchütz Vernagelt ^ d. h. durch Eintreiben eiuer fcharfkantigen Stahlfpitze in daS Zündloch unbrauchbar gemachte fo gefchieht die Wiederherstellung am fchueUften durch Herausnahme deS EinfatzeS uud Eiufchrauben eineS ErfatzftückS. Der ^ t a t n e n g u ^ auch KunSt* und ErzgUß genamtt arbeitet nach Modellen die Von KÜnftlerhand ausgeführt fiud. D e m Gießer fällt die Aufgabe zu^ daS Original in aUen feinen Teilen fo genau uud vollständig als möglich wiederzugeben und die gefchickte Löfung diefer Aufgabe e die llberwiuduug der dabei ouftreteudeu SchwierigkeiteU ift UichtS Kleines; eS lauu daher auch eiu Gießer in feinem Fache eiu berühmter M a n n fem. J n früheren Zeiten waren Gießer und Vilduer gewöhnlich in einer Perfon Vereinigt. Die Kuuftgießerei in Erz Stand fchon im griechifchen Altertum auf eiuer hohen S t u f e der AuSbilduug^ ent* faltete fich namentlich iu der fpätgriechifcheu uud romifchen Zeit in großartiger Weife. Mauche S t a d t befaß Vrou^eu zu Tanfendeu; Riefeuwerke wurden gefchaffen wie z^ V. der Koloß zu RhoduSs zu desfeu Herstellung EhareS zwölf | a h r e Arbeit und 800 Talente branchte. Eine 20m. h^e JnpiterStatue Stand in Tareuts eine NeroStatue Vou 80 Höhe Wurde zu pliniuS^ Zeit errichtet. | m Mittelalter lebte diefe KnnSt zuerft Wieder iu Italien aufs uud wundervolle Werke fiud auS dem 18. und deu fpäteren lahrhuuderteu Vou diefer Kuuft unS erhalten e in welcher BenVenuto Eeüini als einer der letzten großen MeiSter glänzte; auch deutfche MeiSter erstandene wir erinnern n n r an den Rürnberger P e t e r Vifchere den Schöpfer deS berühmten SebalduSgrabeS mit gegen hundert Figuren e und die neue Zeit hat dem Vrouzeguß f ü r monumentale Zwecke eine ganz befondere Aufmerk* famkeit wieder gefcheukt Wie daS Reiterstandbild Friedrichs deS Großen inVerlin daSLucher* denkmal in W o r m s nnd namentlich daS Denkmal auf dem Niederwald am Rheiu zeigen. DaS I d e a l deS KuuftguffeS wäree eiu jedes Vildwerk auS einem einzigen Stück zu gießen. Hauftg jedoch erscheint dieS nnchunlich wegen der Kompliziertheit deS Werkes oder Zu gewagt wegen feiner Großes und man mnß fich eutfchließeus einzelne Teile abgeändert herzufteUen und fie dann durch Zufammeufügeu zu eiuem Ganzen zu Vereiuigeu. |eden* falls fucht man aber die Auftückelung fo einzurichten^ daß die Fugen in Partien Verlegt werden e wo fie am Wenigften ins Ange fallen. J n einzelnen FäHen hat man jedoch anch gewagte ganz koloffale Vildwerke in einem Stück zu gießen; man gibt dabei der F o r m ftatt der aufrechten eiue horizontale Lage. Eiu geluugeueS Beispiel hiervon gibt die Statue Von Robert Peel iu London.

Der Statnengnß. 1^1 Standbilder bedürfen für ihre ruhige E^iftenz kein besonderes Sefte^ gegen AnStren* guug und Stöße abgehärtetes Material; dagegen hat man mehr auf einen Schönen Farben* ton^ auf die Fähigkeit^ fich nach dem Guß für die ^ifelierungSarbeiten nicht fpröde zu Zeigen ^ mit der ^eit oder anf künstlichem Wege eine fchöne Patina anznnehmen^ fowie auch darauf zu fehen^ daß die Legierung Ieichtflüffig ift und die Formen gnt ausfüllt.

Legieruugen Von Kupfer mit ^inn und Zink Zugleich entfprechen diefen Anfordernngen am bcften. | n den bewährteren Mischungen beträgt der ^inkgebalt zwifchen 4 nnd 10 ^ der Sinngehalt zwischen 2 nnd 0 Prozent ^ auch wird in Vielen FäUen ein geringer VleizuSatz gegeben^ welcher auf die dnnklere Färbung der Vronze Von Einfluß ift. WaS die Formen zu diefer Art deS KunftgnffeS anbelangt^ So fiud die Methoden zur Herstellung derselben Verschieden. Kleine Statuetten wurden in der alten ^eit in einem Stück maffiv gegoffen^ größere beftanden auS mehreren Stücken und Wurden mittels Nieten

^ DaS Kupfer^ Verbunden. Große Bildwerke^ die als Monumente anfgefteHt werden foHen e gießt man ftetS hohl^ teils um ihr Gewicht zu Vermiudern^ teils nm au Metall zu Sparen; daher iSt ein Kern notwendige welcher Schon die Figur in allen chren Teilen ^ aber nnr in roher AuS* fichrung und etwaS kleiner darstellt^ als daS Vild Werden foU^ gewöhnlich anS einer MaSSe von KipSe Ziegelmehl und zähem Thon. Verlangt daS Vild einen Kerne der Sich allein nicht tragen würde e S^ unterstützt man ihn durch ein Kerippe Von eiSernen Stäben und Reifen. GewiSSe Stäbe diefeS KerippeS dienen zugleich zur künftigen Vefeftignng des ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ StandbildeS in feinem PoStament^ ^ ^ andre zur AbSteisnng zwifchen dem ^ ^^^ Kern und dem nachher angebrachten ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Mantel. | f t die Kernßgnr V o l l * endete fo wird fie mit Feuer ge* trocknet und dann mit einer WachS^ Schicht Von höchstens 2 ^ c^n Dicke in ihrer ganzen Oberfläche belegt nnd überzogen. I n diefer KeStalt unterliegt nnn die Figur der Wei* teren AnSarbeitung dnrch den mo* delli er enden Künftler; er hat alle Einzelheiten mit möglichster Ke* nauigkeit anSzuführene nnd Von fei* nem Gefchick und Genie hängt der Krad der Vollkommenheit deS künf^ tigen KunftwerkS ab. Sobald diefe Knnftarbeit gechan i f t e Sertigt man in ähnlicher Weifee wie bei den Schon

^s^edene ^ ^ d^ ^tatne ^tedrt^

Waffer^ zu hinein r^martigen Brei ^ für an. ^ o r g p u n g puyeltmannun ern int eine Lage wie einen Anftrich auS die Forme l ä ß t nach jedesmaligem Trockenwerden deren mehrere Solgene bis eine Dicke erreicht ifte welche geStattete zu größerer Lehmmaffe überzugehen. Wenn endlich die er* forderliehe Dicke erreicht ifte Welche natürlich mit der Größe deS GußwerkS zunehmen m u ß e fo armiert man den Mantel mit eifernen Stäben und Vändern nnd Setzt dann daS Modell der Hitze auSe Welche daS Wachs anSSchmilzt nnd den Thon trocknet. Dnrch die EntSer* nung deS WachSeS entsteht der Hohlräume Welcher daS Gußmetall auszunehmen hat Der Kern fchwebt nunmehr frei in der Forme bis auf einige Eifenftangene welche Von chm in den Mantel übergehen. DaS Rachgeben eines einzigen folchen AnkerS könnte VeranlafSnng gebene daß der Kern eine Wendung macht und entweder die Form beschädigt oderfonft zu einem FehlgnSSe Anlaß gibt der wenigstens daS Rachgießen und AnSetzeu einzelner Teile deS VildeS u o t W e n d i g machen würde. Die beSehriebene Methode heißt die „ der Verlorenen Form^.

Der Statuengu^ ^^ S t a t t diefer Methode ^ Welche daS Uubegueme hat ^ daß der Küuftler gewiSSermaßen im FiuStern tappt^ indem er niemals einen Einblid in daS I n n e r e der Form gewinnen k a n n wendet m a n jetzt häufiger eiu abgeändertes Verfahren an das gerade deu umgekehrten Weg geht. V o n dem Originalmodells welches der Künftler über ein Eifengerippe auS Formgips iu ganzer Größe ausgeführt und künStlerifch Vollendet hat nimmt man einen diden Schalen* förmigen Abgnß Von Gips in fo Viel Stücken als die UmrifSe deS BildeS erfordern. Nach* dem man diefelben probeweife zu einem Ganzen zufammengeftellts nimmt man in TaSeln Von gleicher Dicke ausgewalztes und in Streifen gefchuitteueS Modellwachs und belegt da* mit die |nnenSeite aller AbgußStücke in Solcher Stärke s als die Wanduugen deS metallenen GuSSeS haben foUen. Mit geeigneten Werkzeugeu wird daS Wachs iu alle Vertiefungen deS Modells gehörig eingedrückt. D i e mit Wachs gefütterten Formenteile foUen nun in ein Ganzes Vereint auf den Kern gebracht werden deffen Vildnng alfo hier erft in zweiter Stelle Stattfindet. Jn der Gießgrnbe hat man einstweilen das Gerippe diefeS KernS anS eifernen Stäben zufammengefetzt; daSfelbe einfließend bant man nnn die Formftücke auf^ natürlich Von nnten anfangend s und gießt die lnng^ fowie die Arbeit fortfchreitets mit einem Vrei auS GipSs S a n d und Ziegel mehl anSs Welcher bald erhärtet^ alle Zwischenränme ZWifchen den Eifeuftüden uud dem WachSmodell anSfüllt und die Hauptmaffe deS KernS bildet. letzt kann man die äußere GipSform behutfam abnehmen und hat nuu ebenSallS eiu Wachs* bilde wie wir eS Vorhin anfcheiuend auf eiue Viel weuiger umftäudliche Weife entftehen Saben. Dennoch ift diefeS neuere Verfahren daS leichtere^ geht rafch Von ftatten nnd gewährt den Vorteils daß daS urfprüngliche künftlerifche Modell nicht Verloren gehts Sondern zu weitereu AbgüSSen Verfügbar bleibt. ^ u r eudgültigen Form für den feurigen G u ß würde derGipS aber nicht taugeu; an feine Stelle tritt daher nuu feuerfefte ^ormmaSSes auS welcher ganz in der WeiSes wie bei der Vorhin beschriebenen Mechodes die Gußform mit Mautel und Hohlraum hergestellt wird. Seilet* Verftändlich ift durch Kanäle Stets daSür geforgt^ daß daS Wachs unbehindert ausfließen kann. Von Wachs waren auch die Modelle f ü r den Einguß und die Windpfeifen auS denen die durch daS einströmende Metall verdrängte LnSt entweichen kann ; Sie wurden Vor Anlage deS Mantels dem Wachsbild angefetzt. — ^ u r Veranfchaulichuug deS bisher Gefagten möge daS beigegebene |nneubild einer Gußform dienen (f. Fig. 1^1). ^ e r Gegenftand ift ein PSerd in natürlicher Großes alfo ein Stücks daS in einem GuSSe gegeben werden kann. Wir er* blicken da im Innern ein merkwürdiges SyStem Von Liniens daS SaSt daS AnSfehen eineS anatomischen BildeS zeigte nnd wir können auch in der Tbat darin etwas Ähnliches wie Knochens Arterien und Venen unterscheiden. Die Knochen Sind Von EiSen im Vilde am Schwächsten angedentet und mit a bezeichnet. Einzelne Varren gehen freilich s dem Ber* gleiche Spottends auS dem Tiere hinaus^ durch den Mantel hmdurchs in daS umgebende Stamps* und Mauerwerk und in den Grund der Gießgrube s um dem Ganzen Halt zu geben. Die im Vilde dunkel gehaltenen Kanäle b können die Arterien Vorteilen; in chnen rinnt daS flüffige Metall hinab und Verbreitet Sich nach allen Teilen der ^ortn Während in entgegengesetzter Richtung durch die LuStWege c die Luft daVougeht DaS Metall fließt

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DaS Knpfer.

fonach in immer dünneren Verzweigungen während nmgekehrt die Luft auS folcheu nach deu ^auptkanälen gedrängt wird. D i e Anlage beider Kanalfyfteme muß fo berechuet Sein daß diefe beiderfeitigen Strömnngen ungehindert Vor fich gehen können nnd nicht etwa irgendwo eine Portion Luft eingefperrt bleibt^ denn dieS würde i m glücklichften Faüe G u ß * blafen geben während bei größeren Quantitäten da die Luft i n der Glühhitze fich bedeutend ausdehnen würde ^ wohl gar eiue S p r e n g u n g der ^orm ftattSinden könnte. Die Form Soll fich Von unten aufsteigend mit dem flüffigen Metall füllen ^ daher führen die ^anptkanäle sogleich nach der Tiefe ^ die Abzweigungen aber find nach oben gekrümmt damit sie auch dann noch fortfließen Wenn daS allgemeine Niveau der Gußmaffe bereits ihre Mündungen überftiegen hat^ Dagegen treten die LnStkanäle außer Wirksamkeit in dem Maße^ Wie Sie fich vou untenanf mit Metall anfüllen. I f t fchließlich die F ü U n n g beeUdet und die E i n * guffe b nehmen nichts mehr auf^ fo gibt eS iu der gauzeu F o r m und chreu Auffätzeu keinen Hohlraum mehr. DiefeS komplizierte Geäder nun daS eigentlich i n natura noch vielfacher und nur der Deutlichkeit wegen in der ^eichuuug eiufacher gehalten i f t empfängt wie ge* fagte feine A n l a g e ebenfalls in FormwachS^ uud z^ar nachdem daS WachSmodeH feine Voll* ständige Ausarbeitung^ den letzten S t r i c h deS modellierenden KünftlerSe bereits erhalten hat. Die Former bilden dann mit anS Wachs gerollten dickeren und dünneren Stöcken ^ Stäben nnd Stäbchen daS ganze Syftem legen eS an die Oberfläche deS BildeS knnftgerecht an und führen die Hanptkanäle über die F o r m empor^ um die EingüSSe Sür daS Metall und die Auswege Sür die Luft zu gewiuuen. Uber daS Ganze ^ daS B i l d famt diefen Anlagen und Auf f ätzen w i r d erft der Gußmantel geSormt. I e nachdem die einzelnen Teile mehr oder weniger der Wirkung deS GewichtSdruckS auSgefetzt fiud^ n u n die Dicke der nach welcher fich die Dicke der fpäteren Bronze richtet^ Verfchieden.

ift

wachsfchicht

Wo die Größe oder die Kompliziertheit deS GnßwerkS daS ftückweife Gießen nötig mochte mnß natürlich jedes einzelne Stück mit feinem Kern befonderS Verfehen werden. Veim G u ß der BaVaria war auch der Keru auS Formfand zufammeng efetzt iudem man die betreffenden Teile in den Vom M o d e l l genommenen H^hlformen in Formfand auS* drückte und diefe Kernftücke dnrch Abnehmen an der Vildfläche u m die Veranlagte Metall* ftärke abminderte.

^ie^eU^ Diefer letzte Akt geftaltet fich der Ratnr der Sache nach bei allen Groß^ güffen fie mögen eine Vildfänle^ Glocke ^ Relief oder eiu Gefchützrohr betreffen ziemlich gleich. D i e F o r m ift in der Gießgrube feStgeftampft daS M e t a l l im Ofen ift durch forg* faltig beobachtetes Schmelzeu klar und dünnflüffig geworden. Unmittelbar Vor dem M o ^ ment deS GufSeS wird eS noch einmal aufs VoHkommenfte gerührt und gemengt dann erft durch die Öffnung deS StichlochS im Ofen laufeu gelaffeu. D i e braunglüheude Maffe fließt durch den geneigten offenen Kanal nnd fannnelt fich oberhalb der Form in einem trichter* förmigen B a f f i n in welches die EingüSSe münden. Letztere Sind noch durch PSropfen ge* schloffen; Sobald genug Metall in dem BaSSiu angekommen i S t werden jene zurückgezogen und die MaSSe rinnt mit Voller Gewalt und großer Geschwindigkeit in die Tiefe hiuab. E i n fteteS Dröhnen oder Vebeu wird auS der Grube hörbar — ftürmiScheS Gepolter ift ein fchlimmeS ^eichen — die Luftreifen entwickeln dicken ^ gelben O n a l m ; Uach wemgen M i * nnteU ift die ganze für daS Werk berechnete Menge deS M e t a U S eingeftrömt nnd eS foU noch fo Viel übrig bleiben daß auch die Eingüffe fich füllen; ift daher der Fluß rnhig Ver* laufeu und daS Metall fteht gleichmäßig in allen Eingüffen^ So ist anf einen gelnngenen Gnß zu rechnen; daS AuSbleibeu diefeS ^eicheuS Würde eutweder einen RechnnngSfehler in bezug auf die Metallmenge beWeifen oder anzeigen daß die F o r m Schaden genommen und daS Metall einen unbeabfichtigten AnSWeg gefnnden habe. F i g . 102 führt uuS in die Gladeubeckfche Gießerei in Verlin und zeigt nnS den Angenblick^ den der Dichter mit den Worten fchildert:

^ o h t nun ^ann der ^nß beginnen Stoßt beu Rapfen anS^ Gott bewahr' daS H^uS^

ES handelt Sich hier um den Guß einer ReiterStatue. I n der Grube V o r dem Schmelzofen (f. Fig^ 1 0 2 ) ift die Form mit dem K e r n aufgeftellt und So weit mit Erde bedeckt daß nur die Röhren (Pfeifen) auf dem Vilde Sichtbar uud die für den E i n f l n ß deS MetaUS bestimmten

Gießen. 195 Offnungen in dem VaSSin frei bleiben^ Welche Von den Arbeitern noch dnrch die eifernen Rapfen (Birnen) VerfchloSSen gehalten werden. Meifter Gladenbeck hat Soeben den AnSSluß deS Strömenden MetaHS bewirk^ und jetzt Schießt^ mit feuerbraunen Wogen in das Baffin^ jedoch noch nicht in die Form. Erft auS daS Kommandowort werden die Virnen aus den Einschluß öSSuungen gezogen und der S t r o m Stürzt nach unten. Wird'S auch fchon zn Tage kommen^ Daß eS Fleiß und Knnft Vergilt

Sind doch in diefem Moment 8000 Metall in die Erde ausgenommen. Räch mehreren Tagen iSt der Guß in der Grnbe erkaltet^ diefelbe kann aufgegraben ^ daS äußere Modell abgebrochen und daS Gnßftüd auS der Grube gehoben werden. Die Zapfen^ welche dnrch daS Stehenbleiben deS FluSSeS in den Eingüffen und Luft* pfeifen entstanden^ werden nun abgeSägt^ ebenfo wird Vom Kern und der Eifeurüftung daS Uberflüffige entfernt Die auS der Fignr h^auSftehenden Eifenftangen werden bis nnter die Oberfläche deS VildeS weggenommen^ die Vertiefungen mit VronzemetaU auS* gefchlagen. ISt fo daS Vild anS dem Groben Von ü b e r s e n d e n Metallteilen nnd Von an* hängendem Formfand befreit^ fo erfolgt die letzte Arbeit ^ daS Zifelieren^ durch die Künftlerhand^ welches chm die eigentliche VoUendnng gibt. M i t Meißel^ Feile und Schaber

19^ ^ a S Tupfer. verleiht der ^iSeleun je nach feinem KnnStgefüht wie der Bildhauer in Marmor^ feinem Vilde Glätte^ Weichheit und Ruudung der Formen Leben und AnSdruck. I n Deutfchland geben eine nicht geringe Anzahl künftleriSch und technifch gelnngeuer Kuuftwerke^ denen Sich immer uoch neue anschließen ^ ein fchöneS Zeugnis Von der Vorzüg* lichteit Seiner Modelleure ^ Rifeleure und Gießer. AlS gelungener Koloffalguß iSt die Vavaria in Müncheu zu nennen und wir wollen bei diefem fo intereSSanten wie imposanten Kunftwerk etwaS länger Verweilen. Fig^ 10^ ^eigt daS GießhauS^ im Vordergruude den Kopf der BaVaria mit feinen edlen Z ü g e n der zugleich eine Vorftelluug Vou der Groß* artigkeit deS Ganzen gibt weuu man bedenkt daß in Seinem I n n e r n Sechs perfonen Raum habeu. Auf unSerm Vilde wird der G u ß eben Von dem noch daran haftenden Formfande gereinigt und die Blätter werden Von den Angüffen uud LustpfeiSen besreit. I m ^mter* gründe wird der Sertig gegoffene A r m auS der Dammgrnbe g e h o b e n nachdem man unten bereits die F o r m zerfchlagen hatte. Außerdem erblicken wir noch Verschiedene Formen Vüften auch ein Vollendetes Monument.

Die Vollendete Statue der BaVaria hat mit dem 10 ^n hohen PoStament eine Höhe Von ^2 r n und daS dazu Verwendete Erz ( 1 ^ Rentner) iSt auS eroberten norwegischen und türkischen Kanonen gewonnen; unten iSt die MetaHStärke durchschnittlich l ^ c ^ n oben und das Erzbild hat ohne Piedeftat 2 ^ 0 0 0 Gulden gekoftet. Durch eine T h ü r an der Rückfeite deS piedeftalS gelangt man auf einer Steinernen Treppe Von StuSen in die Figur ^ die etwa bis zur Höhe der Wadeu ausgemauert ift. Vou da iSt der innere Raum Srei (er erinnert an eiu Vergwerk) ^ auS welchem Rebengänge in den Löwen hinein* führen. Eine Treppe Von Gnßeifen führt dnrch den HalS in den Kopf empor; fie hat ^8 Stufen. I m Kopfe find zwei S o s a S wie in einem Rimmerchen worin mehrere Per* fönen ( 6 — 8 ) zugleich Platz finden; die Nafe bildet einen ganz begnemen Sitz für fich. Der berühmte Bildhauer S c h w a n t h a i er wurde mit dem Entwürfe uud der Anfer* tiguug deS Modells beauftragt. S t i g l m a y e r ^ unter deffen Verftändiger Leitnng die Erz* gießerei die bedeutendsten Fortschritte gemacht hatte^ foHte den G u ß ausführen ftarb aber wahrend der A r b e i t uud erft sein Neffe ^ Ferdinand M i l l e n hatte die Genugchuung^ diefen Koloß auszuführen. — Schwanchaler Verließ die anfänglich gefaßte Idee einer

Gießen.

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Statue nach griechifchen Vorbildern und Wandte fich zu dem Bilde eiuer deutschen Helden* juugfrau mit Schwert nnd Kranz^ begleitet vom bayrifchen Wappenlöwen. Ein kleines^ nur 2 7 ^ ^ m hohes Statuettcheu war daS erSte Vorbild zu dem großartigeu Koloß ^ welcher die Bewunderuug der Vefchauer erregt. Räch diefem wurde daS erfte Modell in einer Höhe Von 6 m aufgeführt dann d a s wirkliche dauach übertragen und iu Gips modelliert. Hierzu ward zuerft ein 40 n^ hoher Turm vou Holz als ModelchauS erbaut ^ mit Gängen und Galerien in Vermiedener Höhe^ mit Aufzügen Steigwerken und Fahrstühlen verfemen ^ um in jedem Angenblicke SchneU an jeden bestimmten Ort gelangen zu können. Ein 8 m hoher Ziegelbau diente der GeStalt zum PoStamente; Viele Zentner Eifenwerk^ Vander und Anker lagen bereit ^ u m die innere Verbindung deS Modells zu bewirken. Huuderte Von FäSfern mit GipS waren aufgefchichtet^ um d a r a u s die erforderliche M a f f e ZU bilden.

Ungeheure planen und Laken hmgen^ zum Studium deS FalteuWurfS^ von dem oberen Gebälke herab^ und vier | a h r e nur durch die Wiutermonate uuterbrocheuer Arbeit gehörten dazu^ daS koloffale Modell ^ Von der Sohle bis zum Scheitel 18 hoch^ daS deu Arm mit dem Kranke noch 8 ^tn hoch über daS Haupt erhebt ^ bis zum Kern* und ModeUguß der einzelnen Stüde der Bavaria und deS Löwen zu Vollenden. Zuerft wurde der uutere Teil bis zum Gürtel auf dem Uuterbau modelliert uud dauu daS früher befon* derS geformte BruftStud mit dem KopSe uud deu Armeu auSgeSetzt^ hierauf aber daS Ganze uochmalS überarbeitet DieS gefchah im Herbfte 1 8 4 ^ und Schwauchaler leitete dieSe Arbeit Selbft. Nachdem daS Modell VoUftändig überarbeitet wan wurde eS Von oben herab wieder abgebrochen oder Vielmehr zerfchnitten So daß eS in zwölf Teile zerfiel. Die beiden A r m e mit Schwert und Kranz Wurdeu zuerft gegoffen uud die Riefenhaftigkeit diefer einzelnen Gußteile läßt die Schwierigkeit der Einformuug uud deS GufSeS ahuen Welcher die E r * richtuug eineS OfenS Verlaugte ^ in dem ^ 5 0 0 0 ^ MetaU zugleich gefchmolzen werden konnten.

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DaS Tupfer. Einige Werke der neneren Erzgießerei Stehen nicht minder durch künftlerifche Voll* endnng als auch durch daS Großartige der bewältigten MaSSen in erSter Linie. Wir dürfen nur an daS Schiüer=Goethe*Standbild in Weimar^ an daS Lucherdenkmal in Worms (f. Fig. 1 0 4 ) nnd an daS Riederwalddenkmal^ die ^Statue der Germania^ erinnern^ Werke ^ welche der dentfchen KnnSt einen würdigen platz neben der antiken Erzbilduerei Sichern. Der GrnndStein zu dem letzten Denkmal wurde am 16. September 1877 gelegt^ am ^8. September 188^ wurde eS enthüllt. SechS Iahre hat alSo die VoHendnng gedauert uud 1 2 0 0 0 ^ 0 Mark Koften erSordert. Der Schopfer deSSelben iSt der ProfeSSor Schilling in Dresden. AuS Rebengrün nnd Tannenwald ragt die Germania hervor^ zn ihren Füßen aber rauScht der deutsche Strom. S i e ift zu dieSem Standpunkt ein ebenbürtiges^ WahrhaSt geniales Kunftwerk:^ ^den G e f a l l e n e n zum Gedächtnis^ d e n Lebenden znr An* erkennung^ d e n kommenden Geschlechtern zur Racheif e r n n g . ^ Der LuSt und Witterung anSgefetzt^ uehmen VronzeStatuen im LanSe der Iahre deu bekaunteu grünen Überzug au^ der nicht nur feines AnSfehenS halber als ^edlerRoft^ oder als P a t i n a geschätzt wird^ Sondern auch^ iudem er daS weitere Eindringen der chemischen Einwirkung Von LuSt nnd Feuchtigkeit Verhindert^ znr Konservierung der Vilder Wesentlich beiträgt. UrSache dieSer ErScheinuug iSt die Oxydation deS KnpferS^ die bekanntlich auch au alten Kupferdäehern dnrch Schöne grüne Farbe Sich bemerklich macht. Der Überzug beSteht auS baSisch kohleuSaurem Knpfero^yd Von der ^nfammenfetznng deS Malachits. WaS die Ratnr auf diese Weife in Vielen | a h r e u bewerkftelligt^ Sucht mau rafcher anf künStlich chemifchem Wege zu erreichen^ nm neuen Werken daS fchöne AnSfehen Von alten zu geben^ indeSfen Sind alle Verfahren nnznlänglich^ da keines einen RoSt Von So Vornehmem AuSfehen^ Solcher Feinheit^ Dichte uud DauerhaStigkeit herVorzubriugeu Vermag^ wie chu die echte Patina darftellt In großen Städten^ mit ihren Schwefligen AnSdünftuugeu auS Kloaken ^ GaSleituugen^ dem Rauch Vou Stein* nnd Brannkohlen ^ erleidet die Vronze ftatt einer O^ydieruug eine Schwefelung ; eS entfteht ein Uberzug Von Schwarzem Schwefel* knpSer. D a S abSchredendfte Beifviel gibt London^ Wo alle BronzeStatnen fich förmlich in Mohren Verwandelt haben. EbenSo wie manche Knpferlegiernngen Sich dnrch Sehr große Harte anSzeichnen und infolgedeSSen zur Herstellung Von mancherlei Mafchinenteilen eignen (PhoSphorbronze)^ gibt eS wieder andre (mit 8—1^ Prozent Zmugehalt^ die durch Erhitzeu uud rafcheS Abkühlen einen Grad Von Weichheit erhalten ^ der Sie znm Prägen geeignet macht. Man Sertigt daranS in manchen Ländern B r o n z e f cheidemünzen^ wobei nicht Sowohl ErfparuugS* ZWede maßgebend find^ als Vielmehr der Wnnfch^ den Münzen größere Daner zn geben als daS Weiche Kupfer hat. ES bleibt aber die Prägung der Bronze im Vergleich zu dem feinen Weichen Kupfer eine fchwierige Arbeit^ die man bei der MedaiUenprägnng znweilen dadnrch umgangen bat^ daß man die Medaillen wirklich auS weichem Knpfer prägte uud nachträglich oberflächlich bronzierte. Beim Knpfer erhält man einen folchen Überzng fehr fchon rotbrann in folgender Weife: man fetzt die Münzen in Eifeno^yd (Eifenrot^ c^put n^ortuum) oder überzieht die* Selben mit dieSem Pulver^ nachdem m a n eS zu Brei angemacht^ nnd trocknet dann die Stücke. In diefem ZuStaude fetzt man fie in Rotglnt^ Wobei daS Eifeno^yd einen Teil Sanerftoff abgibt ^ der an daS Knpfer tritt^ mithin ift eS eine Verwandlung in O^ydnl^ Welche beim Knpfer Platz greift und daSfelbe als Brouze erfcheinen läßt. Während bei uuS gegenwärtig die Verarbeitnng Von Kupferlegieruugeu fich au Ver* haltniSmäßig wenig feftgehaltene Rezepte bindet^ ift in andern Ländern^ nnd namentlich in Iapan^ diefe Kunft in viel mehr erweiterter AnSübnng. M a n weiß die verfchiedenartigften Farbenwirkungen durch geeignete Mifchuug der MetaHmaffen hervorzubringen und diefe Verfchiedenfarbigen Legierungen zu künftlerifchen Effekten zu Verwerten. Selbft Gold fetzt man bis 10 Prozent z^ uud Legierungen Vou Silber und Kupfer findet man^ in denen die beiden Metalle faft zu gleichen Teilen Vertreten find. BefonderS ausgezeichnet fiud die zu gewöhnlicheren Zwecken angewendeten Bronzen dnrch einen oft recht beträchtlichen Blei* gehalt^ der bis zu 12 nnd mehr Prozent fteigt Ihm Verdanken die daranS dargefteUten Gegenftände eine befonderS fchöne Schwärzliche Patina. Goldhaltige Bronzen werden durch

Gießen. Sieden in einer kupfervitriol*^ alaun* nnd grünfpanhaltigen Löfnng behandelt e Welche Von der Oberfläche daS Knpfer auflöft und eine leichte Koldfchicht hervorruft^ die eine Schöne blänliche Färbung bewirkt u. f. W.^ knrz^ eS läßt fich von den |apaueSen anch in dieSem Zweige der Metalltechnik noch viel lernen.

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^ t i ^ I d e t t ^ n t a ^ anS dent ^ t e d e r ^ I d ^

Wir übergehen die zahlreichen Rezepte^ dnrch welche mittels Eintauchen^ und nament* lich dnrch Sieden in gewiffen metaUfalz* und Säurehaltigen FlüfSigkeiten Kupfer und Meffing ebenfalls bronziert und Vronze felbft in chrem Farbetone erhöht werden kann^ und bemerken nnr^ daß man eS in Vielen FäHen durch nachträgliches forgfameS Erhitzen in der KeWalt hate die erhaltenen Vronzetöne noch zu Verändern ^ namentlich dunkler zu machen. Auf der letzten Wiener AuSfteHung Waren Von PariSer Fabrikanten Sehr Schöne fchwarze Vronzen anSgefteUt^ die durch ihre feine Färbung Viele Liebhaber fanden. AnderfeitS find in den letzten I a h r e n wieder gewisfe goldgelbe Legiernngen (cni^re poll) in die Mode gekommen^

^oo TaS Tupfer. wie fie im 17. und 18. Jahrhundert namentlich zu Leuchtern und DekoratiouSgegenStänden Verarbeitet wurdeu. AuS solchen werdeu uamentlich in Wien reizende Ln^uSartikel her* gestellt^ deren Ausführung uud AuSStattuug die Vrouze Schon in Koukurreuz mit den Edel* metallen treten läßt^ da Vergoldung und Verfilberuug Sowohl als auch die forgfältigfte Zifelierung und die Verzierung mit Edelfteiuen Emails ^ MoSaiken u. f. w. auf diefelben augewendet wird. Wir gabeu einige Abbildungen Von derartigen kunstgewerblichen Erzeug* niffen in deren HerVorbringung Wien^ dank deS EinflnffeS^ welcheu daS OfterreiehiSche Mufeum gewounen ha^ felbSt Paris überflügelt. Verlin und Iferlohn erzeugen neben teureren Gegenständen auch Viel billige Ware^ doch iSt eS nicht zu Verkennen daß die deutsche Vronze WareninduStrie in den letzten | a h r e n einen ganz bedeutenden Auffchwuug genommen hat. Die Alumiuiumbrouze wird ihrer fchöuen Farbe ^ meSfinggelbe wegen zu Solchen Ar* tikelu VielSach angewendet ^ häufiger aber werden meSSing^ oder tombakähnliche Metall* mifchungen Verarbeitet dereu Oberfläche bei feineren Gegenftänden echt Vergoldet^ fonft nur mit Goldfirnis überzogen wird. ^ k e ^ i n g ^ Tiefen Ramen führt eine Legiernng Von Kupfer und Zink. Vetrachten wir daS Wort Meffing hiufichtlich feiner Sprachlichen Herkunft^ So finden win daß die For* fchuug damit nicht Viel auzufangen gewußt hat Nach AriftoteleS hießeu die Leute am Schwarzen Meere ^ Welche die Vergilbung deS Kupfers durch Verfchmelzen mit einer ge* wiffeu E r d e zuerft betrieben haben foUen die Meffinöken oder M ö f f i n ö z i e n ihr Pro* dukt alfo möffinözifcheS Erz. W ä r e diefe Venennnng nachweislich im Altertum allgemein üblich gewefen und ließe Sie Sich v^on Griechen auf Römer und fpätere Völker Verfolgen fo würden wir hieriu den Urfprung unfreS Wortes finden; eS findet fich aber keine S p u r hiervon. N u r die Deutfcheu haben dieS Worte uud die P o l e n und andre flawifche Völker^ denen die Deutschen in technischen Dingen Lehrer waren h a b e n daSfelbe nach ihrer Z u n g e eingerichtet. ES mag alfo w o h l foViel heißen Sollen Wie ^Mifchuug^. Meffing n^y^ing ift in der That nach den Autoritäten ^ ^gemifchteS MetaU^. ^eißr ja auch jetzt noch im Mecklenburgifcheu daS durch Fritz Reuter felbft i n die Litteratur eingeführte komifche Gemifch Vou piattdeutfch u n d Hochdeutfch daS die Halbgebildeten reden um g a n z * gebildet zu erfcheinen ^Meffmgfch^. Die VolkSfage^ d a ß die Nürnberger daS Meffing erfnnden ^ kann ihren Gruud nur darin haben ^ daß in jener geWerbfleißigen Stadt im Mittelalter daS Meffing fo maffenhaft Verarbeitet wurde ^ w i e VieUeicht an keinem andern Orte der Welt. Der Rame M o f f i n oder MeSfing tauchte überhanpt im 1 5 . | a h r * hnUdert zuerft in Deutfchlaud a u f . Die Alchimifteu deS Mittelalters kannten die w a h r e Ratur deS MeSSingS noch nicht ^ Sondern glaubten gleich den A l t e n daß daS KnpSer durch daS Galmei einSach uur gefärbt werde. Die Legierungeu deS Kupfers mit Zink haben in der Technik eine viel mannigfaltigere Verwendbarkeit als die entfprechenden mit Zinn; ihre Farbenfchattieruugen können Von der Weiße deS ZinkS bis ^m tiefen Goldgelb variieren. Die Zufammenfetznng der Schlechthin unter dem Namen Meffing begriffenen Legierungen ift So Schwankend^ daß Sich kaum eine Formel daSür feftftellen läßt. Nicht zwei MeffingWerke ftimmen in dem Gehalt chrer MaSSe überein; m a n hat den Knpfergehalt Von 50 bis über 80 Prozent gefunden. DaS MefSing hat im allgemeinen mit dem Knpfer die Eigenschaft im kalten Zuftande in hohem Grade dehn* und hämmerbar zu fein; eS läßt fich mit Leichtigkeit Strecken ^ zum dünnften Blech Wa^en zum feinften Draht auS^ieheu und durch Treiben in jede beliebige Form bringen. Da diefe Eigenschaft Vom Knpfer herftammt^ fo ift eS natürlich^ daß die* felbe mit der Höhe deS KupfergehaltS zunimmt AnderfeitS hat der Zinkznfatz dem Kupfer Eigenschaften erteilt ^ Welche der Legierung Wertvolle Vorzüge V o r dem reinen MetaU V e r * lechen. D a S MeSSing ift härten der Abnutzung uud atmosphärischen Einflüffen Weniger unterworfen als jenes ^ besitzt eine angenehmere Farbe und große Politnrfähigkeit. AIS Gußmaterial betrachtet beSitzt daS MeSSing eiueu uiedrigeren Schmelzpuukt als daS Kupfen ift iu gefchmolzeuem Zuftaude weit dünnflüffiger uud füUt die Form gut auS^ ohne wie jenes blafig zu werden. Zu dem aUen tritt noch die weit größere Wohlfeicheit deS MeffingS im Vergleich ^um Kupfer^ und wir haben hier den feItenen FaH^ daß ein Stoff dnrch Znfatz eines andern ^ wohlSeileren ^ nicht nnr Verwohlfeilert^ Soudem auch in Seinen Eigenschaften wesentlich Verbeffert wird.

MeSSing. ^ Hiernach iSt eS natürlich ^ daß daS MeSSing in So ausgedehnter Anwendung Steht ^ So^ Wohl zu kleineren Gußstücken als zu andern Verarbeitungen^ daß wir denselben im HauS*^ nnd täglichen Leben^ in Anwendung auS kleine Maschinen^ Apparate^ GeratSchaSteU u. S. w. immer und immer wieder begegnen. N u r in der Küche zu eigentlichem Koch* nnd SpeiSe* geSchirr taugt daS MeSfing ebensowenig wie daS Knpfer; eS iSt noch leichter löslich in Säuren als dieSe^ uud Seine AuSlöSnng enthält statt eineS GiSteS deren zwei.

anS der^ unVoUk^ heit der zur Vereitnng VerWen* deten Metalle oder Erze herrÜh* rend^ die indeS^ Wenn Sie geWiSSe Grenzen nicht überschreiten^ keinen Sehr nachteiligen Einfluß anS* üben. Blei oder ^inn können Sogar erwünscht fein^ nnd man Setzt Sie in mancheU Fallen ^ wo Sie fehlen^ zu. Vlei (etwa zwei Prozent) gibt dem MefSing mehr

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^^^ nützlichen Gehalt an EiSen zeigt ^ ^ ^ ^ ^ ^ daS Seit einiaen ^abren anSae* u^ ^ ^ ^me ^ ^ ^r^ ^ ^ f f e kommene Erch* oder Sterro* metall^ daS als eine Legiernng Von 6 0 ^ Kupfer^ ^ ^iuk und Eifen befnnden wurde. ES gleicht an Farbe dem gelben MeSSing^ hat anf dem Vrnch ein Korn wie gehärteter S t a h ^ ift in der Hitze Schmiedbar und Von einer größeren WiderftandSSähigkeit als Eifen ^ So daß eS in kleinen Mechanismen nnd andern Anwendnngen den S t a h l Zu erSetzen geeignet scheint. I n Ofterreich iSt eS als KanonenmetaU Verwendet worden; in UUSerU ftadtifchen WaSSerleitungen ift eS als Material für die Ventilfpindeln als feSt nnd roftfrei fehr beliebt. ISt daS KupSer in den Legierungen in größerem Anteile als Teile zu 1 Teil Zink Vorhanden (eS köuuen z^B. 5 ^ 1 0 Teile KupSer anf 1 Teil Zink kommen^ fo gehören Sie in die KlaSSe deS RotgnffeS (RotmeSSing ^ Tombak^ nach dem indischen Worte t^mb^tambal^a ^ KupSer). DieSe knpferreichen Legierungen werden mit znnehmendem Knpfergehalt tieSer an Farbe^ Seiner im Kom^ weicher und dehnbarer. DaS rote MefSing Siudet gleich bem gelben zu

292 DaS Tupfer. den Verschiedensten Zwecken Verwendung^ Sowohl in gegoSfenen Artikeln als zu Kurzwaren. Der tiesere Farbentou macht die kupferreicheu Legierungen befonderS geeignet für Artikel^ die Vergoldet werden; fie dienen daher in großer Ausdehnung zu Bijouterien Knöpfen u. d g l . Handelt eS fich um bloßen Zierat oder um Gegeuftände ^ bei denen der änßere Schein die ^auptfache ifte fo wird man diefen kultivieren alfo auf die Erhöhnng deS FarbentonS hinarbeiten und die zum Teil Schon wieder Vergeffenen Namen Similor^ piufchbecke Prinz* metall u. S. w. geben ZeuguiS Von den Bemühungen dem Golde Rivalen zu geben oder doch ein ^ armer Leute Gold ^ herzustellen. Seit eiuigen I a h r e n iSt wieder eiu künftlicheS Golde das T a l m i g o l d e aufgetanchte daS befonderS zu Uhrketten Verarbeitet im Handel erfcheint. I n der That hat eS eine Schöne goldgelbe Farbe und hält dauerhaften Glanz^ Man fand eS beftehend anS Kupfer 86e^ e Zink 12e^ ^ Zinn ^ Eifeu 0^ e daS letztere wahrscheinlich nicht abfichtlich beigeSetzt. Die LegierungSgrenzen e innerhalb welcher schöne goldgelbe Prodnkte erhalten Werden liegen überhaupt uugefähr vou 80 Kupfer 29 Ziuke bis 8 8 Kupfer 12 Ziuk. Setzt m a n Solchen Legierungen ein Wenig Blei zu^ So bewirkt dieS nach dem Polieren einen geWiSSen Reflexe welcher ihnen Ähnlichkeit mit dem grünen Golde gibt. UnbezWeifelte Goldmacher in den Augen chreS fpezieUen Publikums find die Rürnberger und Fürchere Wenn fie a n s einer Mifchung Von 11 Teilen Knpfer und 2 Teilen Zinke alfo einer Sorte Tombake daS Schaum* und Klebegold fchlagen f ü r die ^pfel uud Rüffe deS EhriftbaumSe oder gelbeS Meffiug zu dem beliebteu Kuittergold dünn auswaren Wie Schon beim Zink bemerkt^ Verstand man fich fchon lange auf die Erzeugung Von Meffiug e bevor man wnßtee daß ein befondereS Metall e^iftieree welches zu dem Kupfer treteud deSSen Farbe und Eigenfchaften beeinflnffe. Die alte Methode e bei welcher daS Zugutemachen deS ZinkS und feine Verfchmelznng mit Kupfer in eine Operation zufammenfäHte war Iahrtanfende hindurch die allein be* fteheude. Ganz befeitigt ift übrigens daS alte Verfahren noch heute nicht e fondem eS kommt hier und da noch in Anwendung ^ da eS in der T h a t dnrchauS nicht unVorteilhaSt ift. Zur Bereitung deS MeffingS nach diefer Art dienen Windöfen e wie ^ig. 10^ einen darfteUt. S i e fafSen gleichzeitig ^ — 8 Tiegel auS SeuerSeftem Thone die auf einem R o f t Stehen und mit glühenden Steinkohlen umgeben Siud. ^ find die Thüren ^ die Afchen^ löchere ^ die Deekel der Kaminröhree welche durch iu den Kanälen befeftigte Sänlen unter* Stützt Sind. I n einem befonderen hölzernen Kaften wird daS Gemenge Von 27 ^ Kupfen 41 ^ Galmei und ^ deS Volumens beider an Kohlenftaub zur FüHuug Vou Sieben chö* uerueu Tiegeln zum Schmelzeu geknetet. DaS Kupfer kommt in kleinen Stücken in den Tiegel. Zn diefem Zwecke Wird alfo vorcher daS Garkupfer gebrochen und granulierte d. h. gefchmolzen in kaltes Waffer gegofSen und nachher erfl mit der ZiukbeSchickung zuSammen in den Tiegeln eingeschmolzen. Früher mußte man den Schmelz^rozeß zweimal durchSühren da man mit dem Galmei dem KnpSer nur 20—2^ Prozent Zink auS einmal einverleiben kann. Der erfte AuSguß hieß^lreot (Roh* oder Stückmeffing) ; er wurde wieder zerfchlagen oder in dünne Platten gegoSfen nnd mit neuem Zufchlag eingefehmolzen. l e t z t fetzt man daS fehlende Zink in metallischer Form zu nnd erfpart daS doppelte Schmelzen. Ebenfo Verfährt man mit dem Ofenbmche der für fich ohne Zufatz Von Ziukmetalle kein Meffing gibt. AuS den Tie^ gelu u u n Welche die Knpfer- e Zink* und Kohlenmifchnng enthalten uud die einer fich nach uud uach Steigernden Hche auSgefetzt werdene entfteigen nach 6—^ftündigem Feuern wobei fchließlich faft Weißglühhitze gegeben Wirde der Maffe Zinkdämpfe. DaS Zink hat alfo feine Reduktion auS dem E r z begouuen. M a n mäßigt nnn daS F e n e n um erftlich nicht zu Viel Zink zu Verjagen und dann anch daS KupSer nicht zu raSch in Fluß Zu bringen; eS Soll Viel* mehr nur tröpSelnd in der Vefchicknng niedergehen nnd fo den Zinkdämpfen die größte Ober^ fläche darbieten. Nach abermals 6 — 7 Stmlden hört die Entwickelnng der Zmkdämpfe anfe ein Zeichen daß die Vereinigung Vollendet ift. Man hebt die Tiegel mit Zaugeu auS dem Ofeu und entleert fie in einen Vorher glühend gemachten größeren Tiegele der Vor dem Ofen in einer G r u b e ftehte rührt die M a f f e gut dnrcheinanden reinigt fie oberflächlich und gie^t daS Metall aus. Der Plattenguß in eifernen Formen gelingt nicht gute daher mau Granit* tafelu anwendet^ dereu zwei eiue Gu^form bilden. Auseinander gehalteu werdeu fie dnrch

^effing^ ^ an den Rändern zunfchengelegte Vierkantige Eifenftäbe^ welche die Dicke der MefSingplatte bestimmen. Die Steinplatten erhalten auf der Gußfeite einen Uberzug Von Lehm der mit Kohlenfeuer angetrocknet ift nnd etwa 29 KüSSe auShält^ uud auf den Lehm einen dünnen Überzng Von Knhkot^ welcher aber nach jedem Gnffe erneuert werden mnß. Man rechuet^ daß drei Gewichtete Steinkohle nötig fiud^ um in diefer Weife einen Teil MeSSing zu gewinnen. Die Schmelzung in Flammöfen ift ebenfalls Verfucht worden ^ der Verluft durch Abbrand iSt aber fehr bedeutend. Die direkte DarfteHnng des MeSSingS auS feinen beiden Bestandteilen ^ wie Sie jetzt Vorzugsweise üblich ift erfordert eine SaSt nur halb So lange Schmelzzeit; man kann größere Mengen auf einmal bearbeiten^ und der Verluft dnrch Verflüchtigung Von ^ink ift geringer. Anch hat man eS hierbei beSSer in der Gewalt^ Legierungen Von einem Vorher beftimmten Verhältnis herzustellen. TaS Zufammenfchmelzen beider Metalle kann indeffen nicht fo ge* fchehen^ daß zuerft daS Kupfer gefchmolzen und daS ^iuk fodann hineingerührt Würde; dieS würde keine gut gereinigte Maffe geben ^ uud die plötzlich entstehenden ^iukdämpfe müßten faft unvermeidliche E^plofionen Verurfachen. Man legt vielmehr daS Ziut in kleinen Brocken Zu uuterft in deu Tiegel^ obenauf daS ebenfalls zerkleinerte Kupfer^ und bedeckt daS Gauze mit eiuer dickeu Schicht Kohleuftaub. Die Vereinigung erfolgt auf diefe Weife ganz aümählich. I f t der Satz in Fluß^ fo erfolgt der AnSgnß^ Wie fchon gefagt^ in fchweren Tafeln ^ und zwar echält man Meffing oder Tombak ^ je nach* dem daS Verhältnis Von Knpfer und Zink auf daS eine oder andre eingerichtet war. Tie Vehandlnng beider f ü r die fernere Verarbei* tnng ift ganz diefelbe. Die Tafeln werden meiftenS mit KreiSfägen der Länge nach zerteilt und die Stücke fodann weiter ausgereckt^ früher unter Hammern ^ jetzt meiftenS auf Walzwerken. Diefe Streckarbeit gefchieht ftetS auf kal* tem Wege^ da die gewöhnlichen Meffing* und Tombakforten in glühendem Zuftande nicht gefchmeidig find. Räch jedem Durchgange aber^ oder beim Dünnerwerden nach ^roei oder drei Durchgängen durch die Walzen ^ muffen die Tafeln ausgeglüht werden ^ um ihnen die Walzhärte zu benehmen. D a die Walzen fehr rafch arbeiten^ darf auch daS Ausglühen und Wiedererkalten der oft fehr langen platten keinen Aufenthalt Verurfachen. M a n hat daher einen ge* fchloffenen Ofen oder Flammherd mit zwei gegenüberstehenden eiSernen AufzugchüreUe durch Welche eine Eifenbahn geführt ift. Zwei eiSerne Karren werden abwechfelnd^ fo daß immer einer im Ofen fteht be- und entladen^ inde^m man zwifchen die aufeinander gelegten platteu Vohrfpäne u. dergt bringt ^ damit die Hitze durch diefelben zirkulieren kann. Werden die Vieche dünner e fo wa^t man Vier^ fechS und mehr miteinander. Viele Vlechgattnngen Werden folcherart auf deu Walzwerken ganz fertig gemacht ^ andre ^ fehr dünne und breite^ Werden bloß in die Länge geftreckt uud unter SchneHhämmern ^ die Schläge in der Minute machen e fertig gefchlagen. Nach beendigtem Walzen werden die durch Oxydation gefchwärzten Tafeln rein gebeizt nnd mittels eines MefferS zur Erzeugung deS GlanzeS geßchabt. Die ftarken Tafeln erhalten diefe Bearbeitung auf einer Hobelmafchine. Z u m Behuf deS DrahtzieheuS fchneidet man Viech von paffender Stärke zu Stäbchen^ die dann durch deu Drahtzug weiter ausgereckt werden; fouft geht daS meifte Meffing in Form Von Tafeln und Vlechen in den Konfnm^ feltener als Stückmeffing^ welches nach dem Schmelzen lediglich in KeftÜbbe anSgegoSSen uud noch heiß in Stücke gefchlagen wurde. Die dickfteu und breiteSten Tafeln dienen zu größeren Arbeiten^ wie zu Pumpenftiefeln^ Spritzrohren ^e.; zerftückelt dienen fie den KraVeuren zur HerfteUnng Starker Prägeplatten.

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TaS Kupfer. E t w a s Schwächeres Tafelmeffing gebrauchen Gürtler ^ Wagenarbeiter nnd dergleichen. Zn den dünneren Vlechformen gehören Uhrmachermeffing ^ federhart gewagt Trommel* meffing ^ Rollmeffing (in Rollen abgewickelt): fa^onnierteS Meffing kommt Vor als Uhr* machertriebe Nägelmeffing n. f. w. Eine befondere nnd jetzt fehr beliebte Art Meffing ift daS Cui^r^ poli. Tie daranS Verfertigten Gegenftände find namentlich VelenchtnngS* gegenftände e Schreibzeuges Ul^ren DekorationSftücke für Speifezimmen zahlreiche feinere Gerätfchaften u. f. w. Schon im Mittelalter kannte man daS Cui^re pob. Der Stoff ift eine Legierung Von Kupfer und Zink^ daher nichts andres als Meffing nnd follte^ wie anch ftellenweife gefchieht Glanzmeffing genannt werden. Früher polierte man daSfelbe (daher der Rame)^ jetzt Schleift man eS^ da es fo einen gleichmaßigeren Glanz als daS polierte annimmt. ^ e ^ i n g g n ^ . ^ächft dem EiSen ist Meffing dasjenige Material^ Welches am häufigsten zur HerfteUung Von Gnßwaren dient. DaS Gießen in Meffing nnd die HerfteUung der zugehörigen Formen ift Sache der Gelbgießerei; die Tombak Verarbeitende R o t ^ gießerei unterfcheidet sich sonst V o n jener in nichts Wesentlichem. Der G ü r t l e r gießt ebensaHS neben Bronzefachen Viele seiner Prodnkte in Messing. Rum Schmelzen dienen Graphittieget welche bei KokSfenerung sechs bis acht bei Holzkohlen gegen zwölf Schmelzungen aushalten. Ein Tiegel enthält gewöhnlich 15 bis ^ MefSing. Zu den Formen benutzt man chonhaltigen Sand^ der in zu magerem Zuftande dnrch Beimengung Von Kleiften Dextrin oder S i r u p bündiger gemacht wird^ Während m a n zu fetten durch Mifchung mit Kohlenftanb Verbeffert. Die Modelle werden entweder Von Holz angefertigt und zum Schutz gegen die Feuchtigkeit mit einem Lack über* Zogen oder f ü r FäHe^ wo fie immer wieder gebrancht werden foUen anS Zinn oder Meffing. D a S Einformen nnd Gießen gefchieht in KäSten oder FlaSchen wie bei der EiSengießerei. D a S MeSSing erfährt beim Erkalten deS GnffeS eine kräStige Zufammenziebung^ Weshalb erftenS die Modelle etwas größer gemacht werden müfSen als die GÜSfe werden foUen und zweitens die RotWendigkeit Sich ergibt ^ diefe foSort nach dem Erftarren durch Entfernung der Formen bloßznlegen damit fie fich frei znfammenzieheu können. I n der ^orm liegend würde die ^ormmaffe fie daran hindern nnd der G u ß würde daher in Vielen Fällen zerreiben. Der Gießer muß auf diefen Umftand Rücksicht nehmen. Er kann z^ B. nicht ohne weiteres eine meffingene Schraubenmutter um eine eiSerne Schraube gießen; daS MeSSing würde^ Weil eS früher erkaltet und Sich zuSammenzieht als der Eifenkern ent* Weder reißen oder nach dem Erkalten So feft an der Schraube Sitzen daß dieSe Sich nicht losdrehen lie^e. Wird aber die Schraube Vorher mit einem dünnen Lehmbrei beStrichen So daß üe nach dem Trocknen einen ganz dünnen Uberzng von Lehm hat So kann nunmehr daS MefSing umgegoSfen werden. D e r Lehnt läßt fich mit WaSSer fortfpülen nnd die Schraube ift drehbar. Eigentlicher Lehmguß kommt beim Meffing nur in einzelnen FäHen Vor^ wie z^ B . bei der Herstellung Von Feuerspritzenstieseln und Walzen sür den Zeugdruck.

^efchichtUch^. ^ennnnnng de^ ^leie^ ^ den^n. ^er ^nn^fen. inneren d^ ^ t n ^ntlin^nieren. A l b e r n d ^ ^leie^ dnr^ ^ ^rifchen der ^Ue. ^echnifche Vern^ndnn^u de^en ^n ^chr^ ^ h r ^ n ^ ^ ^ ^ ^en^aften. — ^

d ^ ^reibherd^ ^er

^ ^ ^ i n n . ^efchid^e. Var^nnnen in ^ngl^nd nnd im ^Stindifche^ ^inn. ^ennnnnng de^ ^inn^ ^ anf Reifen nnd dnr^ ^er^an. ^nfbereilnng nnd Ver^n^nng. ^einignng de^ ^inn^. ^nifche ^er^ n^ndnn^ ^er^inn^n. ^ i ^ d e n . ^inngn^. ^giernngen nnd ^ i n n ^ a r ^ e . — ^ne^il^r. m^n frn^r d ^ n ^ieu. ^ i n e ^i^aften. ^nedifdber. ^ a d l i ^ e i t der ^nedi lilberdann^ ^ar^mmen nnd ^nnnnnng. ^ n e d i f ^ r n ^ ^n ^naden^ ^ e i n b ^ e r n ^ ^dria^ Kalifornien. Zinnober. ^er^ntlnng d^feWen. ^einignng de^ metalli^n ^n^lber^. ^erwendnn^arten. ^malgnw^ nnd ^nSli^ Verbindungen.

Blei ist aller Wahrscheinlichkeit nach eines der am längsten bekannten Metalle; es ist Von ihm die Rede in den ältesten Überliefernden in der Bibel (Moses und Hiob) unter dem Namen Badil, und im Homer, wo es molybdos heißte Das auffallende und vielversprechende Ansehen der Bleierze und die Leichtigkeit, mit welcher sie das reine Metall hergeben, machen das frühe Bekanntwerden erklärlich. Aus den Römerzeiten haben wir Von plinius bestimmte Rachrichten über den Gebrauch des Bleies; man Verwendete es Zum Belegen der Schissböden und zu Wässerleitungsröhren die man nach plinius, Angabe mit einer Legierung Von 2 Teilen Blei und 1 Teil Zinn lötete, und Von welchen noch jetzt Überbleibsel Vorbanden find. ES Waren das die kleinen VerteilungSröhren des Waffers, die es aus den gemauerten Kanälen in die Hauser führten. Auch die Anwendung des Bleioryds, der Bleiglätte, zu Töpferglasuren foil im Altertum Schon gebrauchlich gewesen fein und daß man dasselbe auch zu Glasflüssen Verwendete, ist durch Untersuchung alter Gläfer gefunden worden.

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Vlei^ ^inn nnd ^nedfilber^ AIS Bezugsquelle deS BleieS mochte den alten Mittelmeervölkern daS So Sehr blei* reiche S p a n i e n dienen^ loo fchon^ lange bevor die Römer daS Land in VeSitz nabmen^ Blei* bergwerke in Betrieb waren. Die Alchimisten belegten daS M e t a l l mit dem Ramen S a t u r n . D a S Blei iSt in Vielerlei Beziehung ein nnedleS Metall: eS beSitzt weder Klang noch Elaftizität Verliert Seinen MetaUgIanz^ den eS anf frifchen Schnittflächen zeigte fehr bald an der Luft nnd Wird maügran; felbft V o n reinem Waffer w i r d eS bei Gegenwart V o n LnSt angegriSSen und allmählich in WeißeS Blechydro^yd (Bleio^ydhydrat) Verwandelt ; Seine Löfungen und alle Seine Präparate Sind GiSte; dennoch befitzt eS phyfikaliSche nnd chemische Eigenschaften^ die chm eine häufige und mannigfache Verwendung Sichern. Seine Haupt* eigenSchaSt ift Seine Weichheit und Seine Viegfamkeit^ die anch durch die Bearbeitung nicht wesentlich beeinflußt wird^ dagegen beSitzt eS nnr Sehr geringe Feftigkeit^ denn ein 2 m m dicker Vleidraht reißt fchon bei 9 ^ BelaStnng. ES hat ein Sehr h^h^S fpezififcheS Gewicht^ 1 1 ^ und da eS fehr leichtflüffig iSt^ So dient eS Vielfach zum Ausgießen hohler Gegen* Stände^ die dadurch ein größeres Gewicht erlangen foHeu. E S Schmilzt fchon bei ^ 2 ° und Verdampft bei Weißglühhitze; erStarrt zeigt eS in der Regel keine ausgeprägte KriStaUiSation^ indeSfen Vermag eS bei gewiSSen HuttenprozeSSen^ z^B. dem PattinSonieren (S.211)^ in KriftaU* formen aufzutreten^ welche dem Tefferalfyftem angehören (WürSel^ Dodekaeder^ Oktaeder). Auch in Hinficht feines V o r k o m m e n s iSt daS Vlei ein ziemlich gemeiner Stoffe der maffenhaft^ wenn anch geographifch ungleich Verteilt^ auftritt. I u Enropa find befonderS die weftlichen uud zum Teil die füdlicheu Gegenden reich an Blei^ während der Norden und Often davon fehr Wenig befitzen. A m reichlichften bedacht in faft allen feinen Provinzen ift Spanien ^ daS nur indnftriöfer fein müßte^ nm den ganzen Bleimarkt zu beherrfchen; feine gegenwärtige Lieferung wird auf 1 ^ 0 OOO Tonnen zu lOOO l^g jährlich angegeben. Eng* land^ welches in feinen die Kohlenformation begleitenden Kalkbergen^ befonderS in Rorchumber* land^ Durham^ Eumberland nnd WaleS^ einen großen Vleireichtum befitzt^ liefert ungefähr OOOOO Tonnen. Frankreich hat wenig Blei^ feine Produktion beläust fich auf ungefähr 15000 T o n n e n ; dagegen produzierte Prenßen allein im | a h r e 1882: 8^026 Tonnen^ daS Königreich Sachfen 5004 Tonnen Vlei^ im ganzen Dentfchen Reiche betrng die P r o * dnktion 1 8 8 ^ : 95590^ 188^ nur 9 0 ^ Tonnen Vlei. Österreich lieferte 188^: 8 0 1 2 Donnen Blei. Von den übrigen S t a a t e n treten nnr noch I t a l i e n hervor mit 1 0 0 0 0 und Belgien mit 8 0 0 0 Donnen^ während Schweden nnd Rußland fich mit weit geringeren Ziffern abfinden. Die dentfchen Bleierzfundorte find befonderS der Harz ^GoSlarer Blei)^ daS Erzgebirge (Freiberger Hütten)^ Oberfchlefien mit der großartigen StaatSanftalt Friedrichshütte zu Tarnowitz^ daS rheinifch-weftfälifche Schiefergebirge ^ der Schwarzwald; in ^fterreich find eS die Kärntner Alpen und namentlich die Gegend um Bleiberg in IUyrien. Bleierze liegen ^ wo fie Vorkommen^ meift fo maffenhaft^ daß die MetaHanSbringnng Viel größer fein könnte^ wenn der Markt im Stande Ware^ zn entfprechendenPreifen mehr davon anfzUUehmen. Wie die Bleipreife aber Stehen ( ^ 9 ^ 0 M a r k pro 100 ^ für Walzblei)^ find Bleilager^ die nicht WenigftenS ein Minimnm Silber enthalten ^ unter Umftänden gar nicht bauwürdig. Am wenigften kann dieS Metall weite LandVerfrachtnng ertragen. Ungarn könnte Unmaffen Von Vlei liefern^ wenn eS Abnehmer daSür hätte. Rordamerika hat im Innern Bleierze in Menge ^ aber eS bezieht doch^ wenigstens Sür den VedarS feiner Oft* Staaten^ jährlich noch ziemliche Onantitäten auS England und Dentfchland. DaS Blei kommt nnr änßerft feiten und in geringer M e n g e gediegen in der Natur vor; obwohl eS den Einwirknngen der atmofphärifchen Luft fchIecht widerfteht^ hat eS an manchen O r t e n doch feinen regnlinifchen Zuftand fich zn bewahren gewußt^ allein die Mengen^ in denen eS folcherart auftritt^ find fo gering^ daß fich ein wirtschaftliches Intereffe nicht daran knüpfen kann. Für die technifche Verwertnng haben n n r die Bleierze Intereffe^ uud unter ibnen ift der Vleiglanz (Schwefelblei oder Galenit) daS hauptfächlichfte Material für die Bleigewinnnug. Er kann unter den Vielartigen Verhältniffen^ auf Gängen und Lagern^ in älteren uud neueren GebirgSarten auftreten; befonderS gern jedoch halt er fich an daS Kalkgebirge oder er erfcheint wenigftenS häufig in Begleitung Von Kalk. Da daS Vlei bei Weißglühhitze ^ampfgeftalt annimmt^ So kann man fich den Vleiglanz als kriftaUi* fierten Niederschlag Von Schwefel* und Bleidämpfen VorfteUen. in Blechütten entstehen dieSe Bildnngen oSt Von nenem^ indem fich aus den Ofendämpfen in Spalten deS Ofengemäuers

Die Gewinnnng deS VleieS. die zierlichften VleiglanzkriftaHe anfetzen. Der meifte Vleiglanz ift jedoch unzweifelhaft auf naffem Wege unter Mitwirkung deS WafferS entstanden. Der natürlich Vorkommende Blei* glänz ift ein fehr fchoneS^ hartes Erz ^on dnnkelblangrauer F a r b e und lebhaftem Metall* glänz; er kristallisiert in deutlich anSgeprägten Würfeln oder in den zwifchen dem Würfel nnd dem Oktaeder liegenden ÜbergangSformen deS tefferalen SyftemS; immer ift er durch Sein ausgezeichnetes SpaltungSVermögen charakterifiert^ daS ihn ftetS wieder zu Würfelform migen ^ ganz regelmäßig geformten Stücken zerfpringen läßt^ wenn ein größeres Stück in kleinere zerfchlagen wird. In der Regel ift anch der Vleiglanz filberhaltig^ aber in fehr geringem Grade ^ nnd gerade die filberärmften Proben zeigen die fchönften nnd größten KriftaUflächen. D e r Vleiglanz läßt fich zuweilen in großen^ foliden Blöcken auSbree^en; fo hob man z. V. Vor einigen I a h r e n in einer Grube bei Aachen ein Stück Von 8 6 4 Gewicht nnd in einer polnifchen Klosterkirche findet fich fogar eine anS diefem Material gehauene ^eiligenftatue. Ter Luft auSgefetzt Verliert jedoch daS Erz mit der Zeit äußerlich feinen Glanz^ wird trübe und unfcheinbar. Den Bleiglanz an fich benutzt m a n gepulvert zu Streufand ^ zur Töpferglafur (Glafnr* erz^ franz. al^uikou^) fowie zum AuSputz kleiner bergmännifcher InduftrieerzeugniSSe^ bei weitem am meiften aber wird er Verhüttet. Er enthalt etwa ^ 6 Prozent metallisches B l e i ; Von fremden Metallen^ die natürlich ebenfalls als SchWefelVerbindungen auftreten ^ finden fich meiftenS einige Prozent Zink (Zinkbleude)^ dann Silber^ Kupfer^ Arfen^ Antimon u. f. w. Der fehr häufig Vorhandene Silbergehalt gewährt natürlich daS größte Intereffe^ nnd trotz feiner Geringfügigkeit bildet daher der Bleiglanz zuweilen ein wichtiges Material zur Silber^ gewinnung. Ein Kehalt Von einem Prozent Silber ift fchon ein bedeutender nnd nur als Ausnahme Vorkommender^ meiftenS enthält ein Zentner Vleiglanz nur 5 ^ 0 0 ^ Silber^ aber auch dieSe Wenigkeit wird zu Gute gemacht^ nnd ihr zuliebe heißt manche Grube dann immer noch eine Silbergrnbe. Neben dem Vleiglanz und oSt anS ihm durch Verwitterung entstanden findet fich bis* weilen kohlenfanreS Vleio^d ( B l e i k a r b o n a t ^ Weißbleierz) in Solcher Menge vor^ daß eS verhüttet werden kann^ man hat eS teils kriStallinifch ^ teils derb^ körnig und dichte zu^ weilen auch erdig (Bleierde). EiU Sehr mächtiges und ausgedehntes Lager Solchen Weiß* bleierzeS wnrde vor einigen Iahren in Colorado entdeckt; daS E r z erscheint dort in F o r m eines weißen^ ftark Silberhaltigen SandeS. IutereSSaute aber ohne Bedeutung für die Bleihütten find nachSolgende Bleierze : Grün* bleierz oder Pyromorphit (Blewh oSph at) ^ Rotbleierz (Bleichromat) ^ Gelbbleierz (Blei^ molybdänat) und BleiVitriol (BleiSulSat). Auch im Bonlangerit^ Bouruonit Radelerz und einigen andern Mineralien bildet daS Blei einen Bestandteil. ^ i e Gewinnung ^ ^leie^ anS Seiner Vererzung gestaltet Sich am einfachsten bei dem Weißbleierz^ daS indeffen nur in Selteneren FäHen (iu der EiSel^ in Eolorado) für die Ver=^ hüttnng reichlich genug Vorhanden ift. M i t KokSklein Vermifcht und im Flammofen unter einer Schlackendecke erhitzt reduziert fich daS Erz leicht und läßt feinen Metallgehalt auS^ fließen. | n allen andern Fallen hat man eS mit Schwefelverbindungen zu thun. Aber auch die Verarbeitung reinen BleiglanzeS bietet keine Schwierigkeiten ^ nur durch die Mit^ anwefenheit andrer Metalle wird der Prozeß mitunter fehr kompliziert ^ und die Methoden Zur Gewinnung erleiden hiernach mancherlei Abwandlungen ^ laffen fich jedoch anf zwei Hanptklaffen^ Röftarbeit und Niederfchlagarbeit^ zurückführen. Die Aufbereitung und der ZerkleinerungSgrad deS BleierzeS richten fich nach der Be^ fchaffenheit und Reinheit deSfelben^ fowie nach dem nachher einzuschlagenden Verfahren deS Ausbringens. Durch ^ndfeheiduug werdeu die reinen Erzftufen abgeändert und Von der Gangart durch Hämmer möglichst beSreit; die unreinen werdeu gepocht und durch SiebSetzen und Schlämmen gereinigt und konzentriert. Die Zerkleineruug der reiuen Erze fällt weg^ wenn der Schwefel durch Riederfchlag arbeit Vom Vlei getreuut werdeu foil. Diefe Niederfchlagarbeit beruht darauf^ daß beim Zufammenfchmelzen Vou Schwefel* blei mit metaUifchem Eifen der Schwefel wegen feiner größeren Verwandtfchaft zu letzterem Sich Vom Blei treuut uud an daS EiSen tritt ^ fo daß SchWefeleiSen uud metallifcheS Blei entstehen ^ Welche im gefchmolzenen Zustande fich nicht miteinander mischen. DaS SlüfSige SchWeSeleifen nimmt zugleich den R e f t deS noch nnzerfetzten BleiglanzeS fowie andre

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V i e t Zimt und Quecksilber. Verunreinigende Snlside auf; dieSeS Gemenge heißt VleiStein. Zuw Schmelzen dient ein Schachtofen mit Geblafe^ der Wegen Seines fe^r Vertieften HerdeS auch S u m p f o f e n ge* nannt w i r d . Hier werden die Bleierze in Vermifchuug mit bleihaltigen Abfällen Von früheren Schmelzungen Eifenfrifchfchlacken und gekörntem Roheifen bei lebhaftem KokSfeuer niedergefchmolzen. Der Schacht deS OfenS ift 6—7 ur hoch^ höchftenS 1 weit zuweilen oben rnnd^ meist Viereckig. Tie ESSe liegt feitlich Von dem Schachte^ weil die entweichenden Gafe erSt ihren Weg durch fogenannte Geftübbekammern nehmen müffen in denen fich die dnrch die GebläSelnft mit fortgeriffenen Erzteilchen niederfetzen. Am nnteren Teile^ in der Sohle deS Schachte^ liegt der T i e g e t Herd oder Sumpfe welcher zum Teil uoch auS der Vruft deS OSenS hervorragt. Hier^ Sammeln Sich alle Schmelzprodukte; die Schlacken stießen auf einer geneigten Trift ab^ während mau durch eiue Stich Öffnung die Metalle in einen beSouderen tiefer liegenden Stichtiegel absticht wo Sich daS Blei Von dem VleiStein sondert^ letzterer wird in Scheiben abgehoben und weiter dnrch einen RöftrednktionSprozeß zu G u t e gemacht o d e r Von nenem bei der Niederfchlagarbeit Verwendet. I n diefer gewöhnlich f e h r reichlichen Steinbildung liegt eine Schattenfeite diefeS Verfahrens. Einesteils Verbindet fich nämlich daS entstandene SchweSeleiSen mit noch nicht zerfetztem Schwefelblei zn einem Doppel* fnlfide w o r a n eine weitere Reduktion Scheitert. AndernteilS iSt der Bleiftein welcher alfo stets Schwefelblei enchält ohne MetaUVerlufte und großen Materialaufwand nicht zu Verhütten. I n dem Stichtiegel findet fich zu unterft daS metallische Blei (Werkblei) ^ welches den größten Anteil deS SilberS und etwas von den übrigen Metallen enchält; über dem Blei lagert der BleiStein Von blänlichgrauer Farbe und erdigem AuSSehen. Enthielten die V e r * fchmolzenen Bleierze Arfenmetalle in größerer Menge ^ fo iSt dem Vleiftein V l e i f p e i f e beigemengt^ die gewöhnlich auS Verbindungen deS ArfenS mit Eifen Dickel und Kobalt befteht e außerdem aber zuweilen noch Verbinduugen mit einem Teil der Schwefelmetalle eingegangen ift. D a S zuerft ablaufende gefchmolzene Vlei heißt I u n g f e r n b l e i ; eS ift reiuer als daS uachfolgende. Bei dem bald zu betreibenden ^lammofenbetriebe^ bei welchem die Schmede nicht fo dünnflÜffig gemacht fondern mehr breiartig gelaffen wird^ bleiben diefe fremden Stoffe^ während daS Vlei anS ihnen anSfeigert auf dem Herde deS OfeuS liegen. Nächftdem hat mau auch eine fogenaunte ordinäre Bleiarbeit welche bei a r m e n mit andern SehwefelmetaHen ftark Verunreinigten Erzen Anwendung findet nnd ein unreineres Vlei gibt M a n vertreibt dabei den Schwefel durch Röften der Erze iu freieu Raufen nnd uuterwirft dann daS Röftgut einer deSo^ydierendeu Schmelzung mit Kohle. Diefe^ ein fehr uugleichmäßigeS Röftgut gebende Mechode wird wohl kaum noch angewendet fie ift Viel* mehr durch ein kontinuierliches Röften in FortfchaufelungSöfen mit langen Herdfohlen erfetzt w o r d e n . I n mehrfacher Anficht Vorteilhaft ift die Vearbeitung der Bleierze iu F l a m m ö f e n die R ö f t a r b e i t oder RöftreduktionSarbeit. Sie geht rafeher Vonftatten bedarf keiner Gebläfe^ geftattet rohe Vrennmaterialien Verlangt keinen Eifenaufwaud n. f. w. I m Flamm* ofen alfo unterliegt zunächft der auf die Sohle gewichtete Bleiglanz der oxydierenden Ein* wirknng einer lebhaft ziehenden Flamme. Analog den^ waS wir Von früher anS der V e r hüttnng gefchwefelter Metalle w i f f e n werden wir annehmen können daß daS Blei im oxydierten Zuftande zurückbleibt und durch Zusammenschmelzen mit Kohle reduziert wird. I m allgemeinen ist dieS auch richtig ^ doch mit eiuiger Einfchränkuug; denn der Ofen gibt schon lange flüffigeS^ gediegenes Blei auS^ bevor eine Einwirknng von Kohle ftattgefnnden hat. ES wird dieS durch daS Auftreten gewiffer Zwischenprodukte im Ofen Bleioxyd (Blei* glätte) e fchwefelfanreS Vleioxyd^ Halbfchwefelblei n. f. w.^ bewirkt welche in der Hitze eine derartige llmfetzung ihrer Beftandteile eingehen daß ein Teil deS VleieS dadnrch fchon frei wird uud in metallifcher Form anSfließt. Während man nämlich in der erften Röftperiode die Volle oxydierende Flamme unter fleißigem llmkrücken auf die Röftmaffe wirken laßt erreicht man einen Pnnkt wo noch Vorhandener unzerf etzter Vleiglanz nnd fchwefelf aureS Bleioxyd fich nachchemifchenUnivalenten etwa die Wage halten. Von diefem Moment an befchränkt man den Zug im Ofen auf ein Minimnm uud Verftärkt die Hitze^ ES beginnt nnn nnter den Verschiedenen Produkten eine chemifche Aktion bebend aus Abgabe und Aneignung von Sauerftoff ^ in deren Folge

Die Gewinnung deS VleieS. ^69 entstandenes Bleio^yd nnd Vleiglanz einerfeits nnd fchWefelfanreS Bleio^d nnd Vleiglanz (uud ebenSo daSSelbe Salz und HalbSchweSelblei) anderfeitS fich f o umfetzen^ daß fchWeflige Säure entfteht^ Welche entweicht ^ und metallifcheS Vlei^ Welches in deu Vortiegel abSließt. Die gasförmige fchloeflige Säure^ f r ü h e r in die Lnft entweichend^ wird jetzt in Vleikammern geleitet und zu Schwefelfäure verarbeitet. Etwa iu der dritten Stunde der Vleiarbeit be* giuut der rotglüheude Ofen Vlei auszugeben^ am häufigften beim Umrühren der Erzmaffe. Hört endlich dieser Vleisluß auf^ fo nimmt mau die reduzierende Wirkung der Kohle zu Hilfe e da jetzt nur uoch oorhaudeneS Bleio^yd zu reduzieren ift. Mau zieht demnach die MaSSe anS den hintersten Teil deS HerdeS ^ bededt fie mit den Vom FeueruugSraum ge* uommenen glühenden Kohlen uud macht ein neueS ftarkeSFeuer an. Nach einiger Zeit rührt mau die MaSSe um^ nnd eS fließt a u f s neue Vlei auS. DaS Bedecken mit frifcheu Kohlen uud d a S Rühreu wird fo lauge w i e d e r h o l t ^ bis keinMetaU mehr fließen will.

Auch der jetzt bleibende fchlackige Rückstand enthalt noch eine ziemliche Ouautität Blei uud dient deshalb eutweder als ZuSchlag bei ueuen Schmelzungen oder wird für Sich auf dem Pochwerke in Schlieche verwandelt und im Flammofen mit Kohle reduziert wobei ein unreineres Blei gewonnen wird. Faft in jedem Lande Sind übrigens die Einrichtungen und Mauipulatioueu bei der Vleiverhüttung etwaS Verschieden; die Vorstehende Vefchreibung bezieht fich zunächst auS den K ä r n t n e r Schmelzprozeß^ welcher am direktesten metaUiScheS Blei gibt nnd bei möglichst niedriger Temperatur auSgeSührt Wirde um eiuem VerluSt Von Blei und Silber durch Ver* Slüchtigung Vorzubeugen. Die englische oder schottische Methode erzengt mehr Halb* schweSelbleis auS Welchem beim Erkalten metallifcheS Vlei auSfeigert; fie Verläuft fchneUer uud bei höherer Temperatur unter ErfparniS Vou Arbeitskraft und VrennftoSf. Die französische arbeitet bloß auS Bleio^yde daS einer Reduktion dnrch Kohle bedarf. | n einzelnen Fällen^ namentlich wo man Stark mit fremden Metallen Veruureinigte Erze Ver^* arbeitet^ bewirkt mau die uach Beendignug deS RöftenS uoch nötige weitere Treuuung ftatt durch Kohle durch EinwerSen Von EiSen alSo durch eiue Mechode^ welche RöSt* uud Nieder^ SchlagSarbeit miteiuauder Verbiudet.

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Vlei^ Vinn und Oueckfilber. DaS auS die eine oder die andre WeiSe erschmolzene Vlei ift nun entweder Verkäufliche Ware ( K a u f b l e i ) n wie gewöhnlich daS zuerSt ausfließend^ | u n g f e r n b l e i ^ oder aber eS ift wegen der darin Vorhandenen Sremden Metalle zu direkter Verwendung noch nicht geeignet nnd nnterliegt dann noch einer weiteren Behandlnng^ die^ beSonderS wenn nnter den ab* ZnScheidenden Metallen Sich Silber befindet ^ bedentnngSVoU wird. I e mehr Sremde S t o f f e Vorhanden find^ um So mehr UmStände macht ihre AbScheidung ^ Weil Sie Sich nie anS einmal faffen^ fondern nur fchrittweife austreiben laSSen. ISt der Silbergehalt irgend lohnend ^ So scheidet m a n zunächst diefen ab und beseitigt damit Schon einen Teil der übrigen Stoffe; entSilberteS oder kein Silber SührendeS Blei wird erSorderlichen Falls für fich befonderS raffiniert.

^ i e ^b^che^UU^ ^ ^ilber^ aus dem Vlei^ welches in diefem F^He W e r k b l e i heißt^ wird durch zwei Verschiedene Mittel bewirb die T r e i b a r b e i t und daS erft feit etwa 40 Iahren aufgekommene P a t t i n f o n i e r e n . ^ie erfte Methode beruht anf der größeren O^ydationSfähigkeit deS BIeieS gegenüber dem Silber in hoher Temperatnr nnd gefchieht nnter Einwirkung eines lebhaften GebläfeS in einer Art Flammofen Von rnnder Geftalt^ dem T r e i b h e r d e ^ Von dem nnS F i g . H l eine Totalanficht und F i g . 1 1 2 eine Durch* fchnittSzeichnnng gibt. Anf diefem Treibherde werden auf einer Unterlage Von Holzafche nnd Kalkmergel^ die filbechaltigen Bleinäpfe^ Vleibrote^ gefchmolzen^ wahrend aus den DÜfen des GebläfeS ein ftarker erhitzter Lnftftrom darauf geleitet wird. Der Treibherd ift mit einer gewölbten^ inwendig mit fenerfeftem Thon auSgefchlagenen ^anbe bedeckt ^ die mittels eines KranS anfgehoben werden kann. ES ift eine bekannte Erfcheinung^ daß fich anf gefchmolzenem und der Lnft anSgefetztem Vlei fofort eine graue oder rötliche afchenähnliche ^aut bildet (Bleiafche). Diefelbe ift fchon ein OxydationSprodnlt^ aber ein n u r wenig fanerftoftchaltigeS (Snboxyd)^ mit metallifchen Vleiteilchen gemifcht. Anf der S o h l e deS TreibherdeS dagegen^ wo unter der ^eizflamme daS Vlei fehr bald in Fluß kommt^ Verwandelt der Lnftftrom daSfelbe in wirkliches roteS Bleioxyd ( G l ä t t e ) ^ die bei ihrer leichten Schmelzbarkeit alsbald flüffig wird^ den Vleifluß bedeckt und dnrch eine Rinne^ die G l ä t t g a f f e ^ Vom Treibherd fortfließt. ^nnächft bilden fich anch hier auf der Vleioberfläche fchwärzliehe oder branne Kruften^ fchanmige nnd Schlackige

Die Abfcheidung des Silber^. ^11 MaSSen ( A b z u g ^ Abftrich)^ welche neben etwaS Vlei und Glätte auS allerlei Unreinig* keiten beftehen und namentlich einen guteu Teil der in dem Werkblei Stehenden fremden Metalle in Oxydform enthalten. Diefe Abftriche müfSen So lange immer wieder abgekrückt Werden^ Wie fie neu entstehen. S i e Verändern Sich im Laufe der Arbeit in AnSfehen und Kehalt; eS kommt z^ ^ eine Periode^ wo der Abftrich befonderS reich on Antimon ift; dieSer wird für Sich gechan nnd auf Hartblei Verarbeitet; dann kommt Silberhaltige Schwarze Klätte^ die natürlich noch weniger weggeworfen wird. D a S Silber ift alfo f ü r den oxydierenden Einfluß deS KebläfeS anch uieht Völlig unangreiflich^ aber daS meifte erhält fich doch am Kruude deS TreibherdeS. Stößt endlich die MaSSe auS dem Treibherde S c h a u m und Afche nicht Weiter auS^ So hat m a n den reinen roten F l u ß der eigentlichen Klätte. Nunmehr beginnt da^ letzte Treiben. Man Vcrftärkt d a S Keblaf^ öffnet die GIattgafSe und di^ Klatte fließt aus dem ^fen^ Die Glättgaffe ift eine in der Lehmwand de^ OfenS geschnittene Rinnen die allmählich tiefer gemacht wird. Alle^ noch Vorhandene Viel wird fo nach nnd nach in Klat^e Verwandelt die derLnftftrom beständig der K^ttgaffe zutreibt. Wird endlich der letzte Reß Vlei oxydiert^ fo bildet die Kla^e nnr noch ei^e dünnc^ in bunten F^ben Spielende H a u t ; diefe zer^ reißt Schließlich und die Oberfläche des gefchmolzenen SilberS kommt plötzlich ^ m Vorfchei^ ift der beliebte Silberblick. Die Treibarbeit ift damit beende^ daS S i ^ ^ird dnrch Befprengen mit

dies

WaSfer gekichIt und

dem Ofen herauSgenon^ men; die Sohlenfutt^ nmg de^ OfenS^ die fich voll Glatte gefogen und in welche auch daS ^ l -

ber verschiedene Wur^

Zeln getrieben undKo^ ner gefegt I^at ^ wird nun ausgebrochen und

bei andern BleiSehmelzarbeiten als Zufchlag benutzt. D i e ausgeflogene Klätte erkaltet in Käften oder fammelt fich in Klumpen (Vatzen) an^ welche Von Zeit zu Zeit Weggebracht werden. ^e nach der Farbe^ welche die triftaHiniSch er* Starrte Glätte zeigte unterscheidet m a n G o l d g l ä t t e (rotgelb) und S i l b e r g l ä t t e (hellgelb)^ erftere ift gangbare^andelSware^ während letztere als F r i s c h g l ä t t e wieder z^ Vlei redn* Ziert wird. DieSer Unterschied in der Farbe liegt nicht etwa in einer Verschiedenen Zu* SammenSetznng^ denn beide beStehen anS Bleiox^ Sondern wird Vielmehr bedingt durch die Art der Abkühlung^ bei langSamer Abkichlnng entfteht Stets rote^ bei Schneller gelbe Glätte. D i e Treibarbeit ift nur dann lohnend^ wenn der Silbergehalt im Wertblei nicht unter 0 ^ Prozent beträgt Vei geringerem Silbergehalte wird erSt eine Anreicherung deS S i l b e r s durch daS PattinSonieren oder durch daS leichter zu leitende Z i n k e n t f i l b e r u n g S V e r f a h r e n Vorgenommen. DaS P a t t i n S o n i e r e n kann zwar die Treibarbeit nicht Vollständig erfetzen^ kürzt Sie aber bedeutend ab und empSiehlt Sich auch fonft als Sehr Vorteilhaft. ES beruht auS der Beobachtung deS Engländers PattinSon^ daß in einer Silberhaltigen Vlennaffe^ wenn Solche im geschmolzenen Zuftande nnter beständigem Umrühren langSam abgettchlt wird^ bei einer gewiSSen Temperatur ^ nahe dem Schmelzpuukte deS BleieS ^ Kristalle entstehen und nnterSinken^ Welche faft auS reinem Blei beStehen^ während daS Silber in dem noch SlüSSigen Vlei zurückbleibt. Um eine mögliehft langSame Abkühlung zu erreichen^ arbeitet man mit großen Onantitäten und Schmitt demnach ea. Tonnen Blei auS einmal in gußeisernen KeSSeln ein^ nimmt dann daS Feuer weg^ VerSchließt alle Ofenöffnungen^ So daß eine mäßige^

212 V i e t Zinn und Qnedfilber. die Maffe eben flüffig erhaltende Temperatnr längere Reit konftant bleibte nnd rührt den Flnß mit eifernen Stangen gnt um. Die entstehenden VleikriftaUe werden mit durchlöcherten Schippen ausgeschöpft nnd in einem andern Kesfel wieder eingefchmolzen wie ebenfalls die länger flüfSig bleibendeMaffe in einer Reihe VonKeffeln wiederholt derfelben Manipulation nnterworfen wird. H^ranS entftehen die Sehr annehmbaren Vorteile^ daß man erftlich eine Partie Seh^ reines Vlei Vorweg n i m m t daS Sogleich als raSfinierteS oder doppelt raffiniertes Verkänflich i f t und daß zweitens eben dadurch die Bleimaffe^ in Welcher der Silbergehalt Steckt^ mehr und mehr Vermindert dieSe alfo filberreicher wird. DaS fo erhaltene Reichblet mit einem Silbergehalte Von meiftenS 1 ^ - 2 Prozente unterliegt Schließlich dem Prozeß deS AbtreibenSe der aber nun da nicht So große MaSSen zu bewältigen finde Weit Weniger Reit nnd Koften in Anfprnch nimmt. DaS andre AnreichernngSVerfahren mittelSZiuk gründet fich auf die große Verwandt* fchaft deS Zinks zum Silben welche noch die deS VleieS übertrifft fowie auf dem Umftande^ daß Zink und Blei keine Legierung bilden e im geschmolzenen Zuftande fchwimmt nämlich erftereS anf letzterem wie Ol auf WaSSer. Gießt man alfo in einen Silberhaltigen Vleiftns^ gefchmolzeneS Zmk ^ nach Maßgabe deS Vorhandenen SilberS 1 — 5 Prozent — rührt die Mifchnng dnrch und läßt fie dann in Ruhee fo fteigt daS Zink empor uud nimmt den Silbergehalt bis auf ein Minimum mit fich. DaS Silberhaltige Zink Wirde nachdem eS zur Scheibe erftarrt ifte Vom Vlei abgehoben und der DeSüHation nnterworfen Wobei daS S i l b e r ZnrückbIeibt daS Zink fich verflüchtigt. Neuerdings Verfährt man jedoch foe daß man in daS wieder gefchmolzene filbechaltige Zink überhitzten Wafferdampf e i n l e i t e t e wodurch unter Frei* Werden Von W^fSerftoffgaS daS Zink oxydiert Wirde während daS Silber feinen metaUifchen Zuftand bewahrt. DiefeS Verfahren kann daS Abtreiben erfetzene da z. V. einem le^ Prozent enthaltenden Werkblei beim Zufammenfchmelzen mit le^ Prozent Zmk alles Silber bis auf 0eooo^ Prozent entzogen werden kann. Die ZurückVerwandlung der beim Abtreiben gewonnenen Glätte e foweit Sie nicht in den Handel kommt in metallifcheS B i e t daS Frifchen^ iSt eine einSache Arbeit nnd geSchiehte wie Sich leicht denken läßt dnrch Verschmelzen diefeS Vleio^ydeS mit Kohle in kleinen Schaeht oder Flammöfen. AHeS erfrischte oder fonft gewonnene B l e i e fofern eS noch zu nn* rein für Kaufblei iSt wird raSsmiert Durch gelindes Schmelzen in einem Länterofen fchon kann ein reineres Blei erhalten werden denn die fremden S t o S f e bleiben als fchwerer flüffig zurück. Weiterhin rührt mau dann daS gefchmolzene Vlei mit frifchen H o e n g e n nm (daS Polen)e wodurch ein Anffchänmen e n t f t e h t e daS die dnrch Oxydation geänderten Unreinig* keitene Antimon und Kupfer (Vleidreck genannt in die Höhe bringt. Natürlich mnß man Zu rechter Zeit aufzuhören Verftehen denn Selbst daS reinste Blei würde fich fonft fchließlich bis anf den letzten Reft in Afche Verwandeln. DaS Blei kommt in Viereckigen Blöcken oder mnldenförmigen Güffen in den Handel nnd zeigt bezüglich feiner Reinheit große Verfchiedenheiten. Selbst eine nnd diefelbe Hütte liefert oft Bleie Von Vermiedener Reinheit. Als die reinfte S o r t e gilt daS ViHacher Blei. Wo daS Pattinfonieren geübt wird^ kann übrigens jede Hütte ihren bezüglichen Anteil reinen VleieS liefern. P r o b i e r b l e i e daS etwa dreimal soviel koftet als daS WerkbIeie ift ganz reines e Völlig filberfreieS Metalle Wie eS in Münzftätten und Probierämtem zur Silber* probe gebraucht wird. ^ie ter^ni^che l^rmen^nug de^ ^leie^ ift eine VielSache nnd zum Teil allbekannte. ES teilt diefeS Metall mit dem Eifen daS Privilegium e dem Herrn der SchöpSuug als hauptfächlichfteS ZerftörungSmittel gegen Seinesgleichen uud feine niedereu Mitgefchöpfe zu dieUeU. Und merkwürdig geuug erwartet er Vou demfelben S t o f f e der ihm Wuudeu fchlug^ auch deren Heilunge indem er chn in Effig auSgelöSt als Vleiwaffer auSlegt. Die bedeutende Schwere deS B l e i e S e die eS nebft Seiner Geschmeidigkeit zu GeSchoSfen tauglich machte eignet eS ebeuSo gut zu Gewichteu (Vleilot)e Schwungkugeln uud Sür Viele FäHe^ iu deuen ge* WiSfen leichten Dingen mehr Standfestigkeit gegeben werden foil. I n F o r m Von platten Vlechen und Blättern Von allen Dimenfionen leiftet daS Blei die mannigSachften T^ienfte^ z. B. B l e i b l e c h e weil eS in Rollen in den Handel kommt auch R o l l b l e i genannte zum Dachdecken dünner gewalzt zum Belegen feuchter Wände^ gezogen zu Fenfterbleie in größter Berdünnuug als B l e i f o l i e ^ die dauu häufig noch mit

Die technische Verwendnng deS VleieS. ^18 Zinn plattiert wird; daSAuSrollen deS BleieS zu dickereu oder Schwächeren platten und zur dünnsten Folie geschieht zwifchen MetaUwalzen ohne alle Schwierigkeit. Hauptfächliche und Znm Teil u n e r f etzliche Dienfte leiftet Serner daS Metall fürFäHe^ i n denen feine WiderftandS* fähigkeit gegen gewiffe ftarke Säuren (Schwefelfäure e Flußfänre) iu Anfprnch genommen Wirde in den größten Dimenfionen in Form Vou Schwefelfäurekammern dann zu Abdampf* pfauuen f ü r Schwefelfäure^ Alauu und V i t r i o l e zu EntWidelungS* und AufbewahruugSgefa^en sür Flußfänre u. f^ m. AuS dicken gewagten platten Sertigt man große VleigeSaße^ KäSten n. f. w.e indem man diefe durch Löten deS VleieS mit fich felbft Vereinigte nach neuerem Verfahreu am beften bei der Hitze einer Flamme Von WafferftoffgaS e daS man mittels eines langen KantfchukfchlauchS auS dem EutwickelungSgefäß ableitet nnd S ^ an dem metallenen End* rohr deS SchlanchS entzündet^ begnem benutzen kann nm die Fugen der Vleigefäße fo feft ZU verschmelzen als fei alleS auS e i n e m S t ü d gegoffeu. Gußwaren anS Vlei gibt eS wegen der geringen Widerstandskraft deS MetaUS nicht viele; außer Spielfachen und andern kleineren Dingen bilden k u g e l n und Schrot die hau* figften Gußgegenftände. ^m S c h r o t haben wir daS intereSSante Beifpiel eineS Metall* gnsfeS ohne Anwendnng eiuer Form; die allgemeine Anziehung der Körpen die den B a u der Weltzufammenhälte gibt auch dem Schrotkorn feine runde Geftalt. D a S Schrotmaterial iSt H a r t b l e i (antimonhaltigeS Vlei) oder gewöhnliches Vlei mit einem Zufatz von 1 — 8 Taufeudftelu metal* lifchem Arfenik. Wenn daS Vlei in gußeifernen Keffeln gefchmolzen^ dann mit Holzkohlenpulver bededt und bis Zum Rotglüheu erhitzt ift rührt mau mit einem Eifendrahtkörbcheu jene Arfenikmenge zu. Tie Metallmaffe wird dann auf ein kegelförmiges Sieb Löcher hat uud mit Bleiafche ausgekleidet ift. Durch diefeS Sieb rinnt daS Blei und fällt von einem Tnrm wohl 8 6 — ^ 0 m tief in ein W a f f e r g e S ä ß e Worauf die Bleitropfen au der Luft oder im Ofen getrocknet werden. DaS Sortieren gefchieht auf geneigten hölzernen Tafeln mit R a n d ^ leiften; die Schrote rollen darauf auS der Spalte eiueS TrogeS e die länglichen laufen feit* WärtSe die runden geradeaus in uutergeSteUte Siebe durch Löcher Von Vermiedener G r ö ^ e ; dann werden letztere mit etwas Graphit poliert. Eine Verbefferung^ welche den unerläßlich fcheinenden hohen FaHturm entbehrlich macht wird Von S m i t h in ^ew ^)ork angewandt; er fetzt die fallenden Bleitropfen einem fehr fchneU aufsteigenden Luftftrome auS. Die Vorrichtung felbft beSteht auS einem blechernen Rohre — beispielSWeife etwa 1 5 m hoch und ^ m breit — i n welches nuten feitwärtS ein Rohr einmündet^ um den Wind eineS GebläfeS einzuleiten. Oben auf erfterem R o h r e befindet fich die Schrotform. Jndem hier daS h^iße Metall innerhalb geringeren FaH^ ranmS m i t ebenfoViel abkühlender Lnft i n Berühruug kommt a l s bei größerer Fallhöhe i n ruhiger Lüfte erreicht man feinen Zweck auch ohne Turm und n o c h dazu beguemer. V l e i r ö h r e n im inneren Durchmeffer Vou 5 ^ 8 c m f i n d e n chre haufigfte Ver^ Weuduug z u GaS* und Wafferleitungen i m |uuern der Gebäude e Wozu fie Wegeu ihrer Viegfamkeit u u d faft unbefchränkten L ä n g e befonderS geeignet f i n d ; Serner zu Leituug V e r * Schiedener FlüSSigkeiten in Fabriken n . S. w . ^ie Döhren w u r d e n früher ftetS auf e i n e r Ziehbank g e z o g e n Wie in ^ig. 1 1 4 z u fehen^ d. h^ eine kurze e dicke Vleiröhre wurde V e r * düuut u n d Verlängert^ indem man f i e durch abnehmend kleinere Löcher eineS ZieheiSenS paffieren lie^. Hierzu gchört ein D o r n e ein rundere glatter EifenStabe der in der R ö h r e liegt u n d i h r Inneres offen uud g l a t t erhält. Früher uahm m a n den Dorn fo lang w i e ememGefteUe r u l ^ unten Weite

214 Ble^ Vinn nnd ^nedfilber. die beabfichtigte Rohre und fah fich dadurch in der Länge befchränkt^ weil bei einem einiger* maßen langen Rohre der Dorn fchwer heranziehen ift; Sodann lernte man mit einem knrzen D o r n arbeiten^ der^ Von hinten feftgehalten ^ dem Z u g e nicht folgte^ fondern in der Mitte deS Ziehloch^ Stehen blieb. Neuerdings werden die Röhren größtenteils nicht m e h r gezogen^ Sondern gepreßt^ wobei daS Vorher gegoSSene kurze RohrStÜd^ nnter Anwendung einer außerordentlich Starken mechanischen Kraft^ gleich in e i n e m Gange fertig wird und dabei auf daS mehr als ^nndertfache Verlängert werden kann. DaS zn Streckende RohrStück kommt in ein ftarkeS^ eiSerneS röhrenförmiges GehäUfe zu liegen uud füllt den Hohlraum gerade auS. Vorn l^t daSfelbe ein kleines rnndeS Loch^ den P r e ß r i n g ; hinten liegt ein Preßkolben^ Von deffen Ventrum auS ein dünnerer eylindriScher AnSatz So weit nach Vorn geht^ daß Sein Vorderes Ende anch bei der hintersten Lage deS Kolbens noch Vorn inmitten deS PreßringeS zn Sehen iSt. D a S So entstehende ringSörmige Loch iSt nnn der einzige AuS* Weg für daS Biet wenn der Kolben durch die KraSt eiuer mächtigen SchraubeufpindeI mit Rädervorgelege oder dnrch eine hydraulische Preffe Vorgetrieben wird. ES iSt alSo daS Prinzip der Spritze^ daS hier zu Grunde liegt Die Ähnlichkeit wird noch größer ^ wenn nicht kalt^ Sondern wann gepreßt wird. Dann befindet Sich daS Blei in geschmolzenem Z u ^ Stande in dem Hohlraum der daS Spritzrohr VorfteHt^ wird hier durch eine WärmVorrich* tung w a r m gehalten^ jedoch mit der Vorficht^ daß nur erftarrteS Metall austreten kann. VegreiSlich erWeiSe iSt zum Warmpreffen eine Viel geringere mechanische Kraft hinreichend.

Der D o r n Sitzt mitunter bei dieSer Manier nicht am Kolben^ Sondern wird im Preßringe durch einen Ouer Steg feftgehalten ^ denn wenn derSelbe die eintretende BleimaSSe anch teilte So chnt Sie Sich inSolge chrer teigigen BeSchaSfenheit doch gleich darauS wieder zuSammen. | n Fig. 1 1 5 jedoch iSt der Dorn am Kolben felbft beSeStigt; daS durch umgebendes Feuer flÜSSig gehaltene Vlei befindet fich in dem Stiefel welcher durch daS EingnßrohrE gefüllt werden kann. Die Dide der Röhren wird durch die V o l l u n g der Einfatzplatte ^ beftimmt. Die Glätte^ innere Dichtigkeit und Porenfrecheit deS Solchergeftalt gepreßten BleieS dient chm So Sehr Zur Empfehlung^ daß man auch platten auf diefem Wege herfteUt. M a n preßt weite Röhren und läßt fie gleich beim Austritt durch mechanifche Vorrichtungen auf* fchneiden und platt legen. Denkt man fich daS Mnndloch der Röhrenpreffe ftark Verengt und ohne Dorn^ fo wird fie g e p r e ß t e n Draht liefern. | n diefer WeiSe werden wohl die meiften wenigftenS dickeren Vleidrähte jetzt hergeftellt dünnere in der alten Art dnrch Ziehen. Vleidraht obwohl feine WiderftandSkraft gegen Verreißen gering ift wird doch Verschiedentlich benutzt fo namentlich Von G ä r t n e r n als wetterfefteS Mittel zum Anbinden Von SpaIierbänmen^ Wein n. dergl.; ferner braucht nran ihn an IaeguardftühIen^ zur Dichtung an Mafchinen^ ebenfo an S t o ß * sugen eiferner Röhren n. f. w. S o Verfchwindet Viel Vlei Wieder in die Verborgenheit^ wie daS ja auch bei Vanten zum Eingießen eiferner Steinklammern gefchieht Die metallifchen Vleiwaren^ welche öfter Schon anS den Hüttenwerten Sabriziert werden^ find Schrote^ Rehpoften^ Kngeln^ Röhren^ Vieche nnd Drähte. Die Freiberger Vleiwaren* sabrik debitiert 12 Run^mern D r a h t ^ ^0 Verschiedene Blechftärken nnd über 50 Kaliber Röhren ^ unVerzinnt^ innerlich oder äußerlich oder beiderfeits Verzinn^ Stärkere bis 18^ dünnere bis ^0 m lang nnd durchweg mit der Angabe^ wieviel Drud iu Atmofphären und in Wafferfänlenmetern Sie aushalten.

Die technische Verwendung deS VleieS. 215 V o m Blei als Beftandteil Von L e g i e r u n g e n hatten wir Schon mehrfach (Vnchdruckeret Vronze^ Z i n n ) Gelegenheit zu reden ^ daher wir hier darüber hinweggehen können; eine befonderS Wichtige Rolle fpielt eS als hauptfächlicher Veftandteil deS SchneHloteS der Klempner e bei der ^erftelluug der Orgelpfeifen die jetzt in der Regel nnr einen fehr ge* ringen ZinnZuSatz (4 Prozent) erhalten in Legiernngen mit Z i n n und Antimon als ZapfenlagermetaU n. f. w. Auch den Ehemikalien deS VleieS begegnen wir noch an Verschiedenen andern Stellen diefeS Werkes : so der Glätte alS Veftandteil gewiffer Gläfer und der Töpferglafun dem Supero^yd bei der Fabrikatiou der Zündholzchen endlich dem Bleiweiß^ den roten und gelben O^ationSftufen deS VleieS^ Sowie einigen farbigen Salzen in dem Abfchnitt Von der Farbenbereitung. Unter den Vleifalzen Sind Bleiweiß^ chromfaureS B l e i o^yd (Ehromgelb) und Bleizueker Gegenstände deS technische^ Großbetriebs. Der Vleizueker oder daS eSSigSaure Vlei dient nicht n u r zur andersten Darftellung vieler Präparate^ befonderS deS EhromgelbS^ fondern auch sür fich in der Median und haupt* sächlich alS Beizmittel in der Färberei und Druckerei. S o mancherlei Rutzen unS aber auch daS Blei gewährt fo ift eS doch eigentlich deS Menfchen Freund nicht denn feine Löfungen und auch die als Staub oder in irgend einer Form in den Körper aufgenommenen Präpa* rate äußern giftige Wirkungen wie wohl bekannt i f t aber nicht immer gehörig gewürdigt wird. Die fich fo leicht bildende O ^ a n t deS VleieS Verbindet Sich mit den schwächsten Säuren und löSt Sich infolgedeffen felbft in reinem Waffen fobald eS nnr freie Kohlenfäure enchält als doppeltkohlenfaureS Vlei. Deshalb find auch bleierne WafferleitungS* röhren n u r mit großer Vorficht nnter Berücksichtigung aller Umftände nnd namentlich der chemifchen Be* fchaffenheit deS betreffenden W a f f e l anwendbar. Durch neuere Unter* fnchnngen wnrde feftgefteHt daß BIeiröhren unter allen Umftänden bei denjenigen P u m p ^ brnnnen und Wasserleitungen zu Verwerfen find^ die nicht ununterbrochen mit waffer ge* füllt find. N u r wenn letzteres der F a l l ift nnd daS waffer fonft keine Solchen Veftand* teile enchält ^ welche auf daS Vlei lÖfend wirken laffen fich BIeiröhren zu Wasserleitungen benutzen; eS kommt alfo auf den möglichften Abfchluß der Luft an. Vei Luftzutritt wird überhaupt jedeS Waffer bald bleihaltig. Um den Ubergang Von Vlei in daS WafSer zu Verhüten hatte mau früher die Blei* röhre innen Verzinnt; eS fteHte fich jedoch bald heraus ^ daß diefer Uberzug nicht genügend Schützte e denn eS brauchte derSelbe n u r an einzelnen Stellen z. B . an den Biegungen etwas Verletzt zu sein so wurde daS R o h r an dieSen Stellen u m So Stärker angegriffen a l s hier durch die Berührung der beiden Metalle durch daS Waffer eiu galvanischer S t r o m entftand. M a u nahm hierauf feine Zuflucht zu eiuem Überzug Von Schwefelblet den m a n durch Einwirkung einer Schwefelnatriumlöfung herftellte; eS h a t Sich jedoch heranSgeSteltt daß diefer Uberzug auch nicht genügend Schützt. Zinnrohre mit einem Bleimantel haben Sich dagegen gut bewährt VorauSgefetzt da^ die Lötung an den S t e l l e n wo diefe nötig ^ gut anSgefichrt w a r . Der Vorficht halber empfiehlt eS fich^ daS Waffen Welches längere Zeit Z^ V. Während der Rächt in Bleiröhreu geftaudeu h ^ t abzulaffeu^ bevor man folcheS zu Gennßzwecken benntzt

Vlei^ Zinn nnd Quecksilber. D a daS Vlei in Seinen Verbindungen Sehr gefährliche giftige ^igenfchaften hat^ fo muß eS mit S o r g f a l t überall da Vermieden werden ^ wo eS mit auflösenden ^ namentlich fanren Flüssigkeiten in Berührung kommen und in gelöster Form fich den SpeiSen beimischen könnte. DaS vielfach übliche Spülen der Weinflaschen mit Schrot zum Beispiel iSt oSt schon Ver* anlaSSung zu ErkranknngSfäHen geworden^ wenn einzelne Schrotkörner in dem Gefäß zurück* geblieben waren^ von denen fich fpäterhin etwaS in dem darauf gefüllten Weine auSgelöft hatte. | n früheren Zeiten foil man Sogar die kaum glaubliche KewiSfenloSigkeit gehabt haben^ den Wein^ um ihn zu Verfüßen^ Bleizucker oder^ um zu entSänrew Vleiglätte znzufetzen. D i e Auffindung deS VleieS^ Wenn man Verdacht auf daSfelbe hat^ ift glücklicherweise So leicht^ daß Sie auch Vou Laien Vorgenommen werden kann. AUe löslichen VleiSalze (nn* lösliche P r ä p a r a t e e wie Vleiweiß^ Mennige^ Maffieot ^ können durch SalpeterSänre in lös* liche Verwandelt werden) geben mit Schwefelsäure Sowie mit SalzSäure einen weißen^ mit Schwefelwafferftoff oder Schwefelleberlösung eineu fchwarzbrannen bis fchwarzen^ mitchromfanrem Kali einen gelben Niederschlag (Ehromgelb). Auch ungelöfte weiße Vleipräparate werden durch die Schwefelprobe f of ort gefchwärzt 216

Unter den fechS oder fieben Metallen^ welche fich Schon Von alters her im Dienfte deS Menfchen befinden ^ mußte daS Z i n n in den frühften Zeiten eine ganz befonderS wichtige Stelle einnehmen^ denn ohne Zinn hätte eS ja leine Vronze geben können^ die doch einmal — wenn auch unbeftimmt^ Seit wann und wie lange — die Stelle deS noch unentdeckten EiSenS notdürStig Vertreten haben muß. Ziuu und Kupfer leifteteu hier im Verein^ waS keinem einzelnen möglich war^ und die Erklärung hierfür liegt in dem Umftande^ daß daS Zinn trotz feiner Weichheit doch in Verbindnng mit andern Metaüen^ anS* genommen daS Biet in der Regel h a r t e Legierungen bildet ^ eine Eigenschaft ^ die den Adepten deS Mittelalters fo außer der Ordnung erfchien^ daß fie dem Z i n n den Titel deS ^Teufels unter den Metallen^ (diabolus ^et^llorun^) einbrachte. D i e Entdecknng deS ZinnS konnte keine großen Schwierigkeiten haben ^ denn obfchon Sich daS Metall Von Ratnr nicht in gediegenem Zuftande darbot (erft neuerdings foU eS in kleinen gediegenen Kömern in fibirifchen Wafchgoldlagern gefunden Worden Sein)^ fo mußte fich doch fchon Neffen O^yd^ der Z i n n f t e i n ^ durch feine bedeutende Schwere nnd Härte sowie durch feine ausgezeichnete KriftaUifation Sehr bald a l s etwas VeSondereS zu erkennen geben^ und Schmelzverfnche mit Kohle geUÜgten dann^ um daS Metall anS Licht zu bringen. Der Zinnftein ift dasjenige Erz^ welches hauptsächlich zur ZinngewiUUUUg VerweUdet wird ; im geringeren Maße dient hierzu der Viel Seltener Vorkommende ZinnkieS^ eme Verbindung deS Z m n S mit (Schwefe^ welcher noch Schwefeltnpfer und Schwefeleifen beigefellt find. D a S ^ar^UUUen ^er ^inner^e ift ein seltenes. Trotzdem war bei den alten Kultur* Völkern ^ die um daS öftliche Mittelmeer wohnten und auf die wir ja hanptfächlich mit nnfrer Kenntnis der Vorzeit angewiefen find^ daS Zinn bereits ein bekannter Artikel uud^ da fich nirgends im Orient Zinnlager finden ^ zugleich ein wichtiger Gegenftand deS anS* wärtigen Handels. DaS Züm gehörte zu den ^aupchaudelSartikeln der Pchöniker; fie holten eS anS dem Lande^ daS noch heute daS europäische Hauptmagazin bildet anS dem füdweft* lichen England (EornwaU nnd DeVonfhire). Die Eingebornen jenes ZümlandeS Selbft er* Zählt ein alter Autor^ Verschifften ihr Zinu iu Racheu auS Korbgeflecht die mit Tierchänten überzogen waren ^ über daS Meer nach deu Klifteu deS heutigen SpauienS^ Vou wo fie eS über Land weiter nach den Handelsplätzen am Mittelmeere brachten. ^ Vei den Griechen hieß daS Zinn ^ i t ^ r o ^ uud fchon Homer erwähut eS unter diefem Rameu^ der f ü r die Griechen eiu Fremdwort ohue Erklärung war^ daher nach Herodot fich die Anficht gebildet hatte ^ daS Volk oder die Iufeln^ von denen daS Zinn herkomme^ hießen die Kaffiteriden.

^18 Vlei^ Vinn nnd ^nedfilber. Schon bei AriStotele^ der ^22 V. E h r . ftarb^ finden Sich indes die Zinngrnben Von Eornnbia erwähnt ^ womit recht wohl daS Spätere Cornwall gemeint Sein kann. Räch dem neuesten Standpunkte der Sprachforschung Steht Soviel feft^ daß l ^ a ^ i t e r o s dem femitifchen Sprach* Stamm entnommen iSt Der Römer pliniuS^ der übrigens die Kaffiteriden für eine Fabel hält^ kennt daS Vinn nnter dem Namen Weißblei (pburrbun^ a l b u m oder eanänbun)^ unter* Scheidet eS Vom eigentlichen Vlei (Schwarzblei^ pt ni^runt) und beschreibt die Eigenschaften beider. Nach ihm gab eS anch an den WeStküSten der PyrenäiSchen Halbinfel (LnSitanien und Galieien) bedeutende Vinnwäfchen ; WaS jetzt noch dort geSuuden Wird^ erscheint ganz nnerheblich. D a S Zinn diente im Altertum^ außer zur Erzeugung der Bronze^ an nnd für Sich auch Zu allerlei Gefäßen^ ferner zum Verzinnen^ namentlich kupferner Gegenstände^ durch Ein* tauchen in gefchmolzene Vinnmaffe. M a n betrieb auch Schon Srühzeitig daS Verfetzen deS ViUUS mit Blei in Verschiedenen Verhältnissen^ nnd diefe Vermengnng oder wohl völlige Ver* wechfelnng zweier Stoffe VerUrfacht oft die Unklarheit in alten ErWähnnngen und Namen.

S o Scheint daS Wort st^nnum anSänglich eine Legierung bezeichnet zu haben und erst Später Sür daS reine Vinn gebraucht Worden zu fein. 8tannun^ iSt daS latinifierte stan^ daS ist der einheimifche Rame deS Z i u u ^ bei den alten Vewohnern Von EomwaU ^ während Vinn^ eigentlich tin^ nne eS die Engländer Schreiben^ dem Ehinefifchen entnommen fein foil. Ein kleiner Teil Englands alSo beSaß feit Vorgefchichtlicher Veit oder mindestens Seit ^OOO I a h r e n daS befondere Privilegium^ die Welt mit Z i n n Zu VerSorgen^ ohne daß die Vorräte Sich erschöpft hätten^ denn noch hente produziert jener Landftrich alljährlich gegen 10000 Tonnen zn 1009 Vmn^ Wogegen die übrige Ausbeute Europas als eine KIeinig* keit erfcheint. Ein Deil diefeS in England gewonnenen M e t a l l s ftammt jedoch Von Erzen^ die anS P e r u und Auftralien zngeführt werden. Die Produktion Von Vinn im übrigen Europa befchränkt fich im wefentIichen nur auf daS fächfifch*böhmifche Erzgebirge ^ deffen Gmben etwa feit dem 12. und |ahrhundert in Vetrieb find und in den erften Zeiten^ wo der ganze Abban noch Von T a g e auS niedergetrieben Wurde ^ zum Teil anßerordentIich ergiebig gewefen fein Sollen. Die ganze AnSbente deS Erzgebirges beträgt indeS gegenwärtig n u r gegen 88900 ^ auf fächfifcher nnd eirea ^ O O O anf böhmifcher S e i t e jahrlich. W a S fonft noch in Frankreich^ Spanien^ Portugal gewonnen wird^ ift unbedentend und nur die Nachlefe alter Veiten. Seit einigen Iahren hat man anch zu Pitkäranda in Finnland angefangen^ Vinn auS den dortigen Vinnerzen zu produzieren.

Zinnerze und ihre Verarbeitung. 219 Von außerenropäifchen VezugSgueUen hat namentlich Oftindien eine große Vedeutung für den heutigen Zinnhandel erlangt. DaS füdöfüiche Afien ift fehr reich an Zinn fowohl auf dem Feftlande OftindienSe Virma^ Siam uud der ^albinSel M a l a k ^ wie auch auf den den Holländern gehörenden Infeln Banka uud ViHiton Welche die erSte Sorte geben ^ nnd ZWar fo reichlich^ daß die Holländer jetzt jährlich 4400 Tonnen zu ^ Von Banka uud Tonnen Ziun vou Villiton nach Europa briugen und dadurch die Veherrfcher deS hiefigen MarlteS find. DaS Malakkazinn auf Vermiedenen Küftenpuutteu der Halb* iufel gewonnen führen die Engländer unter dem Rameu Straits^tin eiu; die jährliche AuS* beute belauft Sich auf 4^90 Tounen. Auch Ehina foil Sehr reich an Zinn fein uud in ber Reuen Welt findet fich daSfelbe in Mexiko e Peru uud Vrafilien e währeud ueuerdingS auS Kalifornien daS Auffinden höchft reicher Erzlager gemeldet wird. Bis je^t zeigt fich ame* ritanifcheS Zinn nnr unbedeuteud a m europäifchen Markte^ dagegen liefert feit kurzem Au* ftralien einen Veitrag; eS kommen auS Viktoria nnd ReufüdwaleS Zinnerze uach England.

Englifche Berichte beftätigen den großen Reichtum vou Zinnftein teils auf Gängen teils als Seifenzinn in ReufüdwaleS. I n OneenSland foUen fich Zmnlager (fogenannte Seifen) in 170 Meilen Länge befinden deren Metallgehalt auf MiUiouen Pfnnd Sterling gefchätzt wirde uud ReufüdwaleS foil allein 2^mal mehr Zinn zu produziereu im ftande fein als EornwaU. ^ i n n e r ^ e nnd ihre Verarbeitung^ Die gewöhnlichste F o r m e in welcher das Zinn in der Natur Vorkommt ift die eineS Sehr harten nnd fchweren MineralSe daS teils derbe teils in tetragonalen KriftaHen Vorkommt wie Sie n n S ^ 1 1 6 - 1 2 0 in den ferneren einfachen Formen n b^ c und in den gewöhnlicher auftretenden ZwiHingSgeftalten ä nnd e vorführt. Der Sogenannte Zinnftein ift Z i u u o ^ y d oder Z i n n f ä n r e e neuerdings Z i n n d i o ^ y d genannte und enchält im reinen ZuStande 7 ^ Prozent Metall und 2 1 ^ Prozent S a u e r * StoSf. An gewiSSen Ortzeiten Sind die ursprünglichen MuttergeSteine der Zinnerze durch gewaltige Naturkräfte zertrümmerte pulVerifierte Verwafchen und weggeführt wordene und alle Metallee die den Zinnftein fonft begleiten e fpurloS verfch wunden; er felbft aben un* angreifbar für Lüfte Waffer und S ä u r e n e ift iu Schutt und Erdreich eingebettet zurück* gebliebene wie eS fonft nur Golde ^ l a t i n uud Edelfteiue chun. Häufig find die einzelnen KriftaUe noch gut erhaltene gewöhnlich aber haben fich ihre Scharfen Kanten verloren und Sie Stellen nun ruudliche Körue^ Sogenannte Zinngranpen Vor.

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Vlei^ Zinn nnd Quedfilber. I n diefer Art deS Vorkommens War daS Ziuuerz nicht allein am leichteften zu ent* decken^ Sondern man echielt anch mit geringer Arbeit Sogleich daS fchöufte M e t a l l e denn daS Erz hat hier durch Ratnrwirkungen eine Säuberung oder Aufbereitung erfahren wie Sie anf künftlichem Wege gar nicht oder doch nur mit Schweren Kosten beSchaSft Werden könnte. Die Orte^ wo derartige Ziuuerze gewonueu Werden e heißen S eifen ^ WaS foviel bedeutet wie Wäfchen^ denn in der That befteht die ganze A r b e i t e u m daS Erz in Schmelzwürdigem Znftanbe zu gewinnen^ nur iu einem VerWafchen deS auSgegrabeueu Erdreichs nnd GrnSeS. DieSeS S eiSen- oder W a f c h z i n n ift bei Weitem reiner als daS Sogenannte Bergzinn^ defSen E r z man ans Seiner natürlichen Felfenlagerftätte hervorarbeitet. In EornWaU bildet neben der Bergarbeit die Gewinnung Von Seifenzinn einen regelmäßigen Betrieb^ im Erz* gebirge finden fich die Zinngranpen nur feiten nnd im Schuttlaude gar nichts fondern lediglich ^innerzkriftalle in Klüften deS ^inngebirgeS felbft. | n Oftindien beruht die Zinngewinnung ausschließlich anf Wafcharbeit iu Schuttland^ deuu zinnhaltige KebirgSftöde find dort gänzlich uubekannt nnd mau Würde fie auch nicht bearbeiten. AUeS indifche Metall ift daher gutes Wafchzinn. M a n gräbt uud Wäfcht daS Erdreich dort entweder gauz oberflächlich oder WeuigftenS n n r bis zu Verhältnismäßig geriuger Tiefe und hält fich hauptfäehlich^ wie auch iu Peru und Me^iko^ au daS Anfchwem* muugSland Von KebirgSflüffeu. Fig. 122 gibt uuS eine VorfteUnng Von einer Zinnmine der größten Art (Kolongmine) e die auf Vanta faft anSfchließlich Von Ehinefen bearbeitet Werden. D e r primitive Eharakter der ganzen VehandlnngSWeife prägt Sich noch entschiedener in der Abbildung Von dem SchmelzhauSe anS^ Welches Fig. 1 2 ^ uuS vor Augen führt.

D e r Zinnftein^ gewöhnlich rotbraun bis Schwarz und ftark glänzende findet fich in Granit^ ^ o r p h y r ^ Gneis ^ Thonfchiefer^ KrÜnStein U. S^ w^ eingeWachSeU uud durchfetzt in mehr oder Weniger ftarken Gängen daS Muttergefteiu^ auS dem er dauu auf bergmännifche Weife gewonnen wird. Kommt daS Erz in kleinen Partikelchen zerftreut im Geftein Vor^ fo heißt diefeS in Sachfen Zwitter. Obwohl oft nur ^ Prozent und Weniger Zinn enthaltend^ werden diefe Zwitter doch Verarbeitet uud durch mühfame Poch* und Schlammarbeit zu Sehüeche angereichert die dann Verfchmolzen Wird. Wenn die Zinn führenden FelSmaffen^ Wie meiftenS der Falle fich zwifchen andres nn* haltigeS FelSgeftein eingedrängt oder Von chm mantelartig nmgeben finden e fo nennt man fie S t o c k w e r k e . Als Veifpiele f ü r diefe Art deS Vorkommens könuen die beiden Durchs fchnittSanfichten zweier fächßfcher Zinnlagerftätten dienen. | m Altenberger Zmnftock (f. Fig. 1 ^ 4 ) dnrchSchwärmen eine Menge ZiUnerzgänge a^ Von einigen Zentimetern bis ^ m Mächtigkeit e den Fels in allen Richlingen ^ die mehr fenkrechten größeren Adern b find mchaltig. Taub Werdeu ferner alle Adern in den Seitenpartien B nnd ^e in denen der FelS e ein im wesentlichen aus grobkörnigem Ouarz und Glimmer befteheudeS Geftein^ GreiSen genannte in Granit und Syenitporphhr übergeht während Sich der Erzgehalt in der Mittelpartie ^ findete nnd dann in I ^ wo die Masse wieder in Feldfteiuporphyr über* geht noch^ einmal anftritte fo daß d i e f e l b e n e Vorher tauben ( i n Fig. 12^ punktierten) Adern fich hier nen und reichlicher wieder füllen.

^innerze und ihre Verarbeitung. ^ n dem ^innwalder Stock (S^ Fig. 125) find die mehr lagerartigen ^innerzgänge Von durchschnittlich ^ ^ Mächtigkeit weit regelmäßiger geordnet. D^aS ^uttergeStein ift hier ebenfalls GreiSen^ die mchaltige Umlageruug ^ befte^t aus Feldfteinporpl^r. ^ i e früher Viel Verbreitete Anficht^ daß daS Zinnerz auf feinen jetzigen Lagerftatten aus Von der TieSe aufsteigenden metallischen Dampfen Sich gebildet habe^ ^at durch Unter^ fuchungen in neuefter ^eit^ WenigftenS WaS die Lagerstätten deS Erzgebirge anlangt^ die gründlichste Widerlegung erfahren. D i e ^inner^gange find hier Vielmehr ^urch Auslaugung und Verwitterung deS RebengefteinS entstanden^ welche^ in Seinem Glimmer einen früher ganz übersehenen Sinngehalt befitzt; So Wurden ^ B. in dem Glimmer deS Granits Von Prozent ^innfaure gefunden. Eibenftock^ der Von ^inner^gangen durchsetzt wird^ Den ^innStein gewinnt man a u s Seiner natürlichen felsigen Lagerftatte entweder durch sprengen mit Pulver oder man wendet daS ^euerfetzen an. D^ie Erze gelangen dann erft Zur trockenen^ später z^r naSsen AuSbereitung. ^n SachSen brennt man fie zunächst in offenen Haufen^ um die darauf folgende Pocharbeit zu erleichtern. ^aS Pochmehl (rote Schlieche) wird^ nachdem eS geWafchen worden^ einer ^öftung in Flammofen unterworfen^ durch welche die fremden Beimengungen^ teils Verflüchtigt^ teils in leichtere^ alfo durch ^afchen zu entfernende O^yde Verwandelt werden. Der ^innftein bleibt hierbei ungeSchmolzen und unverändert^ und auch daS ungern gefehene WoISram wird dadurch nicht befeitigt^ n u r daS Arfenik geht als arfenige Saure fort und wird in ^iftkammern anf^ gesangen. ^ n Cornwall^ Wo stark knpf erhaltige Zinnerze Verarbeitet Werden^ laßt man die geroftete Schlieche einige ^eit an der ^nft Verwittern ^ bis daS Schwefelnder Sich zu KupserVitriol oxydiert ^ den man mit Waffer auSzie^.

DaS braune^ geroftete ErzpulVer unterliegt hierauf der zweiten naffen Aufbereitung auf S t o f ^ und Kehcherden^ Wobei eine Menge Unreines fortgeWafchen Wird und die Wafch^ WaSSer Sich Von mitgenommenem Eifeno^yd gewöhnlich ^anz rot Sorben. Die SolchergeftaIt konzentrierte Schlieche enthalt nun 4 ^ — 6 0 Prozent ^innmetaU und gelangt nach dem Trocknen ^um AuSfchmel^en in den Ofen. Altenberg hat man die Zubereitung der schlieche S ^ r abgekürzt^ indem man daS Pochme^ mit Saureu (SchWefel= oder Salzfaure) behandelt und dadurch ^ifen^ Kupfer und WiSmut entfernt. | n den SächSifchen und böhmischen Hütten dienen zur ^inngeWiunung auS Stein ge^ mauerte GebIäSeSchachtofeu Von ^ — 4 m ^öhe mit gefchloSSener Vruft^ nur mit einem Abstichloch am Vordersten^ tiefSten Deile der So^e. Uber der Gicht deS OSenS Sind denfationSkammern aufgebaut zum Anfangen der (^eStübbe oder deS GeStiebeS^ Welches bei diefem Betriebe in Menge fortgeht und als metallhaltig nicht Verloren gehen darf. DaS SinnauSfchmel^en gefchieht kontinuierlich längere oder kürzere ^eit hindurch (ge^ wohnlich 6 — 7 Tage) ^ indem beftändig Erz^ ^ l e und ^uSchläge oben fchichtweiSe ein^= getragen und unten als Metall und Schlacken abgezogen Werden. Wo man eS mit reinem Seifenzinn zu chnn hat^ ift kein andrer ^ufatz notig als Kohle ^ daS unreine Bergzinn Ver^ langt indes Verschlackende ^ufchläge ^ur Bindung der fremden Metalle^ ^uarz gegen einen EifengehaIt^ Kalk gegen Wolfram u . f. w. ^innfchlacken Von Vorherigen Schmelzungen^ Schmelzrückstände und ^eftiebe machen ebenfalls und in großer Menge die Reife durch den ^fen wieder mit. Schmelzofen fügt fich nun daS an Sich feuerfefte ^inn^yd willig der

^ 222 Vlei^ Vinn nnd ^nedfilber. Vereinten Wirkung Von Fener und Kohle ^ nnd die vielleicht Viele Millionen latere alte^ Solide Verbindung Von Vinn und Sauerftoff wird durch die Einmischung Stärkerer Ver* WandtSchaSt gelöSt. TaS Metall und die flüsfigen Schlacken treten ^ Wenn eS Veit iSt^ daS Stichloch zu öSfnen^ in einen Vorliegenden^ mnldenSörmigen Ranm^ den Vorherd^ Wo die Schlackendecke zu platten erftarrt^ die abgezogen nnd in WaSSer geworfen werden^ um dann Zerkleinert der weiteren AnSnutzung zu unterliegen. Die Hitze deS OfenS wird fo g e f ü h r t daß die StoSfe Stets in dnnkler Rotglut daS Stichloch VerlaSSen. I n England gefchieht die Reduktion deS VergzinnS auS dem Herde eines Flamm* ofenS ^ w o die Schlieche in Vermischung mit Steinkohlenklein und Zuschlägen einer Viel Stärkeren Schmelzhitze anSgefetzt Sind ^ So daß daS Ausbringen zwar rafch und wohlSeil er* solgt m a n aber anch ein Stark Verunreinigtes Metall erhält. D e r ruhig Stehende Vinnfluß reinigt fich teilweife dadurch^ daß er die fremden^ weniger leichtflüssigen Metalle fich zn Boden fetzen läßt. So bilden Sich Schon im Vorherd H a r t linge^ Legierungen Von ^inn und Eifen ^ die anch Wolfram ^ ^Arfenik u. f. w. aufnehmen. Die oberen Schichten tonnen als ziemlich reineS Vinn abgeschöpft werden. I m allgemeinen jedoch genügt diese Reinignng noch nichts und man Verfchreitet^ ge* Wohnlich Unmittelbar Vom AbStichkeSSel Weg^ zu einer weiteren Läuterung^ welche daS P a u f c h e n heißte Anf die abfchüffige Sohle deS PanfchherdeS^ der unten eine Rinne und einen Sammeltiegel h ^ wird eine handhabe Schicht glühender Holzkohlen gebracht und daS mit Kellen anS dem Abftichtiegel geschöpfte wieder erstarrte Metall in Vlöcken dahin gelegt. D a S leichtflÜffige Vinn rinnt langfam durch die Kohlen nieder^ die fchwerer fchmelz* baren Metalle bleiben halb erftarrt^ mit Vinn Vermifcht^ zwischen denfelben hängen. Durch Klopfen mit hölzernen Schlegeln nötigt man fie^ noch etwaS Zinn fahren zn laffen. Diefe Rückstände^ Welche Dorn er heißen^ find in chrer Beschaffenheit den Härtlingen ähnlich und kommen z u r Weiteren Ausnutzung zu den Schlacken. S e h r unreines Vinn Verlangt ein Zwei* oder mehrmaliges Panfchen oder Dnrchlaffen. D a S endlich bis znr Oualität einer Handelsware gediehene Metall Wird Schließlich mittels F o r m e n oder durch Ausgießen auf eine MetaUtafel in die gewohnlichen Gestalten deS Handels — Blöcke ^ Barren ^ Kuchen ^ gebracht und mit dem OnalitätSftempel Ver* fehen. D a S englifche Vergzinn führte in 2—8 Ventner Schwere Blöcke gegoffen^ den N a m e n V l o c k z i n n ; daS Viel beSfere ^ anS Seifen gewonnene M e t a l l heißt Körnerzinn und fteht in Reinheit und Preis gleich nach dem Von Vanka nnd Malakka. Die Formgebnng deS KörnerzinnS für H^ndelSzWecke ift eine eigentümliche ^ denn daS* felbe wird weder in Formen gegoSSen^ noch gerollt ^ Sondern gebrochen oder eigentlich ge* Sprengt. B i s nahe zum Schmelzen erhitzt^ wird daS Sonft fo milde Metall ganz fbröde nnV brüchig; m a n erhitzt demnach die Blöcke ^ bis die Kanten zu Schmelzen anfangen^ und wirft fie Von einer Höhe h^ab auf harten Boden oder zerfeblägt Sie mit Hämmern. DaS M e t a l l Zerfpringt in eine Menge flabförmiger oder e^lindrifcher Stückchen mit fchon glänzenden kriftaUinifchen Flächen^ nnd diese KriStaUifation dient eben als Kennzeichen der Reinheit. D i e feineren S o r t e n Ziun findet man im Kleinhandel ftetS in F o r m dünner biegfamer S t a n g e n . Schlaeken^ Dörnen Hartlinge Verursachen noch beträchtliche Arbeit^ um den Starken Vinngehalt ^ den Sie einschließen ^ noch möglichst herauszubringen. Völlig gelingt dieS nie* mals^ und einige Prozente gehen immer Verloren. Die Schlacken kommen zunächft in der Regel SoSort wieder in den Ofen^ denn fie enthalten neben mechanifch eingefchloffenen Zinn^ teilchen auch noch O ^ daS zu reduzieren ift. Räch Umstanden Schmitt man Sie auch Sür fich auS oder unterwirft fie^ wenn fie ganz befonderS reich an Dömem geworden ^ dem Prozeß deS PochenS nnd WafchenS^ wobei öfter noch ein fehr gutes Vinn erhalten wird. Die letzten Uberbleibfel nebft Dörnern und Härtlingen^ Ofenbruch und Flngftanb^ bilden die ärmSte und unSanberfte Gefellfchaft^ welcher aber doch noch ein Tribnt abgezwungen wird; m a n Verfchmilzt Sie für fich bei Starker Hitze und erhält durch diefeS fogeuannte S c h l a c k e n t r e i b e n noch ein fehr unreines Vinn geringfter S o r t e . T i e ^echni^chc ^erwen^ung ^ ^iun^ ift eine VieIfeitige^ Wie fchon die Erfahrung deS täglichen LebenS ergibt Die hauptfächlichfte Venntzung bildet dermalen daS Überziehen andrer Metalle mit Vnu^ die V e r z i n n u n g . Anßer der Schon besprochenen DarfteUung deS Weißblechs Verzinnt man hauptsächlich Knpfer^ Gußeifen und Blei. Der Verwendung

Die technische Verwendung deS RinuS.

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verzinnter bleierner Röhren für WaSSer und andre FlüfSigkeiten ift Srüher bereits Er* wähnnng gechan worden. Anßer der gewöhnlichen Verzinnung durch Eintauchen in ge* fchmolzeneS Zinn hat man anch eine naffe^ daS fogenannte W e i ß f i e d e n die auf kleine Meffinggegenftände^ wie Stecknadel^ Kettchen Ringe n f. w.e Anwendung findet. M a n fiedet die Gegenftände in einem verzinnten Kupferkeffel mit feingekörntem Rinn Weinftein und W a f f e n oder bringt fie mit denfelben Zuchten oder auch mit Zinnfalz und heilem Gaffer in Tonnen welche nm eine Achfe drehbar find. DaS im Meffing enthaltene Zink fcheidet auS der Löfnng metallifcheS Z m n welches als eine dünne Schicht daS Meffing überzieht^ die freilich nur wenig D a u e r haben kann. Die Zinngießerarbeit nnd die Verwendnng chrer Erzeugniffe zu Küchen* und HauS* geräten ift in dem letzten Iahchundert fehr in den Hintergrund getreten bedauerlicherweife^ müffen wir fagen denn daSZinn ift ein fehr fchöneSe edleS M e t a l t daS leicht Ver arbeitbar e wie eS ifte und von ziemlichem Werte zur Ausführung befferer Geräte auffordert. Die blank gefcheuerten Zmngefchirre^ fonft der Stolz der H^uSfran haben größtenteils dem Porzellane GlaS und anderm Material weichen müSSen e fei eS anS Rücksichten der Wohlfeicheit oder größeren Bequemlichkeit e fei eSe daf^ der fchädliche Vleigehalte den daS gewöhnliche Zinn immer führte Bedeuten erregte. Nicht fo leicht zu erfetzen wie im HauSwefeu und oft un* entbehrlich ift manchen GewerbSzweigen daS Zinn als Material für Keffet Pfannene Helme der DeftiUierblafen n. f.w.e namentlich in denchemifchenBranchen der Färberei^ Farben* fabrikation und in ähnlichen Zweigen. Die Rohre der jetzt gebräuchlichen Vierdruckapparate sollen auS reinem e bleifreiem Zinn gefertigt fein. Für die meisten Verwenduugen wird jedoch daS Z m u mit Vlei zusammengeschmolzen. DaS mäßigfte Verhältnis ift ^2 Teile Zinn und 1 Teil Vlei (VierstempeligeS Zmn)e aber die Mischungsverhältnisse gehen herunter bis 2 Teile Zmn nnd 1 Teil Vlei (dreipfündiges Zinn). Uber die Eüchaltnng der Ver* fchiedenen Legierungen beftehen gefetzliche Vorfchriften; dennoch wurdeu die Zinnteller ^e.e weuu fie mitunter zum Umgießen gegeben wurden grauer und grauere namentlich als noch daS Umgießen Von Herumziehern als Gewerbe betrieben wurde. ES ift aber fchon ein Prozent Blei hinreichende um Glauz uud Farbe deS ZinnS zu beeinträchtigen. Mit mehr Blei wird die Mifchung immer weicher und mi^farbiger. Mau fucht daher auch wohl durch kleine Zufätze Von Antimon Kupfer e Zmk und WiSmnt dem ftark bleihaltigen Zmu mehr Härte uud Haltbarkeit zu erteileu. Die gewöhnliche Probe zur ungeSähren Beurteiluug der Oualität deS ZümS befteht im Schmelzen und AuSgießeu deS MetaUS auf eine Fläche. I f t daS Metall rein oder nur fehr wenig bleihaltige fo erftarrt eS mit weißere fpiegelnder Oberfläche^ 1 Teil Blei mit 4 Teilen Zinn verrät fich dnrch eine dichte Vegetation nadelförmiger Kristalle; 1 Teil Blei nnd ^ Teile Zinn zeigen großee runde^ glänzende Fleckee welche bei gleichen Teilen Zinn und Blei ebenfaUSe aber klein nnd fehr zahlreich erfcheinen. Auch andre metaüifche Unreinheiten deS ZmnS Verraten fich durch äftige und fteruige KriftaHiSation. ReineS Zinn läßt beim Biegen ein eigentümliches Knirfchen (Zinngefchrei) hörene und kann man diefe ^chatfachen fehr wohl als ein ungefähres Prüfungsmittel benutzen. Seine Farbe ift ein fchöneS Silberweiß mit fchwach bläulichem Anfinge; eS ift fehr weiche nach dem Blei daS weichfte der häufiger Vorkommenden Metall fehr dehnbar^ fo daß eS zu gauz dünnen Blättern (Stanniol) durch Walzen oder durch Schlagen ausgereckt werdeu kann. DaS f^ezififche Gewicht deS Z m n S ist 7 e ^ ; der Schmelzpunkt liegt bei 2 2 8 °e bei Weißglühhitze fängt daS geschmolzene MetaU an zu fieden und sich langsam zu Verflüchtigen. Vei Zutritt Von Sauerstoffhaltiger LuSt an* haltend gefchmolzen überzieht fich der erst glänzende Spiegel mit einer grauen Haute welche auS Zinn nnd Z i n n o ^ befüchte allmählich geht daS ganze Zinn in gelblichweißes Zinn^ o^yde Sogenannte ^Zinnafche^ über. Der Z i n n g u ß geschieht wohl n u r ausnahmsweise gleich dem Messingguß in Sand^ formen denn die Guffe bilden meiftenS Handelsware Werden alfo in Vielfachen Exemplaren erzeugte und damit ist die Anwendung bleibender Formen geboten. Am beftenaber teuerften find folche Von Meffing; anßerdem dienen gnßeifernee für flache Gegenftände auch in feinem Sandftein oder Schiefer anSgearbeitete. GipSformen find beguem e halten aber Wenig Ab* güffe auS. Kleine Formen macht m a n auch anS Zinn oder B i e t DaS Anhängen deS Z m u ^ in den Formen Verhütet man durch Anräuchern e oder man gibt einen Anftrich Von Kreide^

^4 Blei^ Zinn nnd Qnedfilbcr. Thon^ Lehm u. f. W. nnd läßt ihn trocknen. Man unterscheidet Heiß^ und Kaltgießen^ d. h^ mit stark und mit Wenig erhitztem Metall; daS erftere bezieht fich auf Formen Von Meffing und Eifen^ daS andre auf die weniger haltbaren. H a t man im erfteren Falle daS Metall in die erhitzte Form gegeben ^ So kühlt man dieSelbe fofort äußerlich mit naffeu Lappen und bewirkt dadurch einen befonderen Grad Von Härte und Klang^ fowie Schärfe nnd Reinheit deS GnffeS. Den Vorteil deS GnffeS in einzelnen Teilen mit nachherigem Znfammenlöten macht fich der Zinngießer in ausgedehntem M a ß e zu nutze; er gießt nur die einfachsten Sachen als GauzeS^ wodurch er die HerfteUnng komplizierter Formen umgeht. Die meiften Zinngießerformen find auS mehreren Teileu zufammengefetzt nnd WenigftenS zweiteilig. Die Formen zu hohlen Gegenftänden haben ein Kernftück; bei folchen jedoch deren I n n e r e s nicht inS Ange fällt und daher keine reine Fläche zu haben branch^ wendet man daS fchon beim Zinkgnß erwähnte Stürzen

D i e Vollendung der fertigen Gußftücke gefchieht ^ fofem fie rund find^ anf der Dreh* bank durch Abdrehen und nachherigeS Polieren mit Seife uud Schmirgel ^ Achat u. dergl. Richtrunde Gegenstände erhalten ihre Bearbeitung durch Rafpeln^ Feilen ^ Schaben und Glätten mit einem Glattftein.

D a S Zinn^ welches der Orgelbauer Verarbeitet ^ enthält ebenfalls immer Vlei in Ver* Schiedenen Verhältnissen. DaS gewöhnlichste Verhältnis ift 1 0 Teile Zinn und 4 Teile Blei. Doch gibt eS auch noch Viel unedlere Verhältnisse; Wahrend früher die Reinheit und Koft* barkeit deS Materials als eine Bedingung der Reinheit deS TonS angeSehen wurde ^ hat die neuere Zeit anch hierin Sich Von den ganz gewöhnlichen Rücksichten der Billigkeit immer mehr inS Schlepptau nehmen laffen. Die blechaltigften Mifchnngen Schämt Sich der Orgel* baner Z i n n zu nennen^ Sie heißen M e t a U . Z i n n f i g u r e n beftehen auS 4 Teilen Zinn und ^ Teilen Blei oder anch anS beiden zu gleichen Teilen. Eigentümlich dnrch ihr glän* ZendeS Außere Verhält fich eine ftark bleihaltige Legierung Von 2 9 TeilenZinn nnd 19 Teilen Blei; ^eS ift die MaSfe^ anS Welcher der Sogenannte Z i n n f c h m u c k (Zinnbrillanten) beftel^ der auf Tcheatern nnd Maskenbällen zu HauSe ift^ Man taucht brillantenähnlich gefchliffene GlaSftückchen in daS geschmolzene Metall; beim ^eranSziehen bleibt ein Hänichen hängen^ daS nach dem Erkalten Von Selbft abfällt nnd auf der Hohlfeite die Glätte und den Glanz deS polierten GlafeS zeigt. AnS einiger EntSernnng geSehen macht die VertieSte Figur den Eindruck eines erhaben geschliffenen^ blitzenden KriftallS. Z ä h i g k e i t besitzt daS Metall faft gar keine ^ nnd Von Zinndraht ift daher eigentlich keine Rede. Dagegen ift^ Wie fchon geSagt^ die in der Weichheit deS MetaüS begründete Dehnbarkeit eine bedeutende und geftattet die Verwendung deSfelben in Form ganz dünner Blätter^ die als Zinnfolie^ B l a t t z i n n oder S t a n n i o l bekannt find. Die wichtigfte Ver* Wendung deS Blattzinns ift die zur HerfteHnng deS SpiegelbelegS ^ worauf wir fpäter zu fprechen kommen: fonft dient daSfelbe vielfach als faubere HüHe für Schokoladen^ P a r * sümerien^ als Kapfeln zum luftdichten Verfchluß Von Flafchen ^e. Zur Zinnfolie Verwendet man daS reinfte und deshalb gefchmeidigfte Zinn^ daS erft in F o r m Von Stäben anSgegoffen nnd fodann durch Hämmern oder Walzen weiter ausgearbeitet wird. Zur Schlägerei dienen leichte e rafch gehende Schwanzhämmer Von eirea ^5 Gewicht mit etwa ^00 Schlägen in der M i n n t e . Hümmer wie Amboß find natürlich auf der Schlagbahn gut geftählt nnd poliert. D i e ZinnStäbe gelangen der Reihe nach nnter dreierlei Hämmer^ S t r e c k h a m m e r ^ Z a i n h a m m e r und p l a t t h a m m e r ^ fie werden anSänglich bloß geStredt nnd Schließlich erft in die Breite getrieben. S o w i e die Zaine einige D ü n n e erlangt haben ^ werden ihrer mehrere übereinander gelegt^ dann die Verdoppelung beim Ausplätten fortgefetzt bis endlich ^ ^ 1 9 ^ Blätter aufeinander liegen^ die man winkelrecht befchneidet^ auseinander nimmt uud die fehlerhaften auSfchießt Ein großer Teil der jetzt Verkäuflichen Zinnfolie befteht übrigens auS beiderfeits mit Zinn plattiertem Blei. Da fich beide Metalle beim Strecken ähnlich Verhalten^ fo erreicht man beim Einlegen einer Bleiplatte zwifchen zwei Zinnplatten und Auswalzen zu Stanniol eine Vereinigung der drei Teile zu einem Ganzen. ^eg^ernngen^ Begegnet unS daS Zinn Sonach in den meiften FäHen fchon als eine Znfammenfetznng mit mehr oder weniger Blei^ So Wird eS durch Seine Legierungsfähigkeit anch noch auderweit Verwendbar. Hinfichtlich der Bronze^ in welcher Knpfer der Hauptftoff^ Zinn daS Hilfsmittel ift^ verWeifen wir anf den Vom Kupfer handelnden Abfchnitt; cherrfcht

Legierungen.

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in den Kupferlegierungen daS Vinn bedeutend Vor^ fo entfielen MiSchnngen^ die Sich der Vinnfarbe nähern^ übrigens aber beträchtlich härter find als daS reiueViun. Andre härtende Vnfätze geben Vink^ WiSmut und namentlich Antimon. Mit AnWendnng Solcher Vufätze in Verschiedenen NÜaneen laffen Sich Kompositionen mit Verschiedenen Eigenschaften herSteUen^ Worunter daS BritanniametalI in Form Von Löffeln^ Leuchtern^ Gesäßen n. f. w^ die popnlärSte Sein dürfte. ^ie DarfteHung diefer Legierung ging Von der Vinngießerei anS^ als man fich^ Wie gefagt^ beStrebte ^ daS Stark blechaltige Vinn dnrch Vnfatz Von Antimon u. dergl. zu VerbeSSern. H^ranS erwuchs mit der Veit die Einfiel^ daß man unter Weg* IaSfung deS BleieS auch etwaS VeSSereS wählen könne^ und eS entstanden Verschiedene VuSammen* Setzungen^ unter denen daS Vritanniametall Sich bis jetzt SaSt allein in Geltung behauptet hat. Vu feinen Vorzügen gehört ^ daß eS Sich Sehr Schön und fcharf gießen nnd ebenSo zu Blech auswalzen ^ zu Draht ziehet prägen ^ drücken und auf der Drehbank bearbeiten läßt^ endlieh auch eine Schöne Politur annimmt. Uber die VufammenSetzung der Legierung e d i e r e n mancherlei Angaben^ jedenfalls deshalb^ weil die Vermiedenen Fabriken^ die namentlich in England zu HanSe find und große MaSSen Von Waren^ oft galvanifch Verfilbert produzieren^ Selbst nicht nach einerlei Rezept arbeiten. AIS einfachfteS Verhältnis erfcheint die Legierung Von 9 Teilen Vinn nnd 1 Teil Antimon; eS fcheinen aber häufig kleine Mengen Von Zmk (1—2 Prozent) und Kupfer abfichtlich zugefetzt zu Werden. BritanniametalI uud Neufilber fiud alfo ihrer Bestimmung nach Kollegen; obgleich anf ganz Verschiedene WeiSe entstanden^ Verfolgen Sie denselben V^eck^ ein WeißeS Metall zu bilden^ daS Soviel wie möglich dem Silber ähnlich auSSehen foil. Vefteht doch daS uuechte VlattSilber auch auS nichts weiter als auS Ziuu^ mit etwaS Vink VerSetzt^ und daS Mufiv* oder MufchelSilber auS Zinn^ WiSmut und Quecksilber. Eine Verbindung deS VinnS mit SchWeSel aber ^eifachfchwefel* Zinn)^ auS goldgelben Weichen Schüppchen beftehend^ bildet daS Gold ^Mnfivgold) im Malkaften der KnabeU. Auch in feinen Salzen nnd andern Präparaten ift daS Vinn von Intereffe nnd technifcher Wichtigkeit. Schmilzt man Vinn unter Zutritt der Luft ^ fo überzieht eS fich znnächft mit einer grauen Haut^ die anS unvollkommenem O^yd und Metallteilchen befteht (Vinnkrätze); bei fortgefetztem Erhitzen Verwandelt Sich endlich daS Ganze in gelblichweißes O ^ in der Technik ZinnaSche genannt Obwohl daS Oxhd in diefer Pulverform in nichts au den natürlichen ZmuStein erinnert So ift eS doch nicht allein chemisch derSelbe Stoffe Sondern befitzt auch in feinen Teilchen die ganz gleiche cdelfteinahnliche Harte wie jener nnd bildet demzufolge daS vorzügliche Schmirgel* und Poliermittel auf S t a h l ^ fowie auf M a r m o r und Granit. Man h ^ Weil fich die VinnaSche für dieSen Zweck nur Schwierig durch Schlämmen präpariereu läßt^ neuerdings ein hübScheS Verfahren entdeckt^ um dieSelbe direkt in Vorzüglicher Feinheit zn gewinnen. ES Wird eine LöSung von Vinnfalz mit einer Solchen Von KleeSäure heiß Vermifcht^ der hierbei entstehende Weiße Niederschlag von klee* saurem ^inno^ydul gut ausgewaschen^ getrocknet uud Sodann in einer Schale über Kohlen oder Gasflamme unter beftäudigem Umrühren erhitzt. Die Kleef äure wird hierbei zerfetzt nnd in G a f e Verwandelt Während daS Oxydul zu O^yd wird und als VolumiuöSeS leichtes Pulver Von erwüufchterFeücheit zurückbleibt. GlaSflÜffen erteilt eingefchmolzeueS Vinno^yd eine undurchsichtige Weiße Farbe uud bildet demzufolge feit lange daS Hauptmittel zur Her* ftellung Von Email uud feiueu weißen Glafureu. Vermiedene Vinnfalze eudlich Sind Sür die Färberei ^ VengdrUderei und teilweise Sür die Farbentechnik (zu Lackfarben) Von hoher Bedeutung und ausgedehnterem Gebrauch; denn wenngleich daS Vinn in fich felbft keinen Farbenfond befitzt ^ fo leiftet daS O^yd doch abgezeichnete DienSte als Beizmittel^ d. h. als Träger und Feftiger der FarbftoSfe. Die hierher gehörigen Präparate Sind: daS V i n n c h l o r ü r ^ daS fpeziell fo genannte ^innSalz^ entstehend durch Auflöfen Von Zinn in Salzfäure; Vinnchlorid (Vinnbutter) ^ Vinn in Königs wafSer gelöft; Pinkfalz ^ anS EhlorziUu nnd Salmiak beftehend; N a t r i n m f t a n n a t oder zinnfanreS Ratron^ in welchem das Vinuoxyd feine bafifche Ratnr ausgegeben nnd dem Alkali gegenüber die Stelle einer Sänre ^eingenommen hat

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Bleie Rinn und Oueckfilber^

^r^ontum — lebendiges Silber — nannten die alten Römer daS merkwürdige Element^ zu deffen Vefprechnng wir nun kommen nnd die Späteren Völker famt den Deutfchen thaten eS ihnen nach denn uufer altdeutfcheS guick oder queck bedeutet ebeu auch l e b e n d i g ; eS findet Sich beifpielSweife noch in Ouickborn lebendiger Born. D i e Griechen nannten daS Metall Wafferfilber (IIydrargyron)e und die alten Gold* macher infolge ihrer getränmten Beziehuugen zwifchen Planeten und Metallen belegten eS mit dem Namen deS eilfertigen Planeten Merknr. Bekannt ift daS Onedfilber Seit Sehr langen Reiten. Die Spanifchen Zinnobergruben Von Almaden waren nach PlininS den Griechen Schon 7 0 0 I a h r e Vor Ehrifti Gebnrt be* kannt; auch erfuhr mau bald ^ da^ im Riuuober daS Oueckfilber euchalteu feie und lernte eS auSfcheiden. Von irgend einem wichtigen Gebranche deS MetaUS im Altertum Weiß man aber nichts. Die Verweudung deS Zinnobers als Malerfarbe war die ^auptfache; dagegen wurde daSfelbe iu den Angen der Adepten ein höchft wichtiger S t o f f e uiit dem Sie fort und Sort experimentierten. Mit Ausnahme AgrieolaSe der daS Oneckfilber Sür ein eignes Metall hielte betrachteten die andern daSSelbe als ein noch uureifeS^ der Erziehuug SähigeS Edel* metalt als den Slüchtigen Geift aller Metallee gleichSam als eine Metallfeelee die fich auS* treiben und anderSWo wieder inkorporieren ließ. Roch die Gelehrten deS17.und 18. I a h r * hnnderts waren über die Ratur deS OuedfilberS im Unklaren und wollten eS höchstens Sür einen metallähnlichen Körper e ein Halbmetalt gelten l a f f e n bis dnrch die neue^ mit der Entdeckung deS SauerftoffS beginnende Ehemie der S t o f f nicht allein in die Rechte eineS eignen e in die Reche der Metalle gehörigen GrnndftoffS eingefetzt wnrdee fondern gerade anch daS erSte Mittel abgeben Solltee durch WelcheSe iudem man auf deutlich in die Angen fallende Weife den Sauerftoff damit Verbinden uud wieder daVou abtreuueu konnte^ die EXiftenz diefeS wichtigeu GafeS am augeufcheiulichften darzuthun war. metalline ^ u c ä ^ l d e r hat einen ganz anßerordentlich niedrigen Schmelzpnnkt; der Temperaturgrade bei welchem eS fich als fefter Körper gleich den übrigen Metallen Zeigte liegt weit nnter RnH. D a S Feftwerden deS OueckfilberS führte zuerft B r a u n im Iahre 1 7 6 9 zu Petersburg mit Hilfe einer künftlichen Kältemischnng anS. I m hohen Rorden felbft noch in Schweden Rußland und Sibirien gibt die Ratur die hierzu nötige Kälte Von ^9—40^ C. nicht feiten gratiSe und Reifende hatten daher öfter erwünfchte Ge* legenheit^ daS Feftwerden deS Metalls in chren Thermometern und Barometern eintreten Zn fehen. S o z^ B. benntzten die Offiziere der 1819 unter P a r r y gegen den Nordpol anstrebenden Expedition die Gelegenheite um mit großen Maffen feStgewordeueu OueckSilberS Verfuche anzuftellen. Man Sande daß eS in bezug anf Härtee Stred- nnd ^ämmerbarkeit uud Klang die Mitte halte zwifchenZmn und Vlei; wie diefe beiden wird eS immer Spröder nnd brüehigere je näher eS dem Punkte deS SchmelzenS kommt. Ein Stüdchen fefteS Oueck* filbere in die Hand genommene erregt augeublidlich eiu Geflcht alS h^be man ein glühendes Eifen angefaßt — ein eigentlicher kalter Brand. Die Farbe deS MetaüS ift die deSZinnSe an der Luft erhält eS fich ziemlieh blank nnd ift nur in geringem Grade dem Oxydieren auSgefetzt. Seiu fpe^ifischeS Gewicht ift 1 ^ . D a S Oueckfilber besitzt weder Gefchmad noch G e r n c h e nnd foil auch ohne Schaden Verfchluckt werden können da eS der Körper unverändert wieder abführt. Man hat eS deS* halb mitunter zur Löfuug gefährlicher Darmverschlingungen benutzt. Bei jeder Temperatur — in der Kälte uatürlich am wenigften und beim Sieden in einer ^itze von ^ 6 0 ° am meiften — Verdampft daS Oueckfilber uumerklich für Auge und Nafe nnd eher noch dnrch ein Gefühl im Munde angezeigt. I n größerer Menge eingeatmete find Oneckfilberdämpfe im höchften Grade giftige ebenfo auch die Oxyde und S a l z e deS OnedfilberS. Die ge* wöhnliehe erfte Wirkung ift die Erregung Von Speiehelfluß ; dann leiden die Lnngen und der ganze Körper. Ein fchrecklicheS Beifpiel folcher Vergiftung ereignete fich in den Oueck* filbergruben zu Idria am 11. M a i 1 8 0 ^ wo dnrch Entzündung fragender Wetter ein Brand ausgebrochen war. Die ganze 1^00 Mann starke Knappfchaft wnrde von den in

^orkomnren und Gewinnung. ^^ großer M e n g e Sich bildenden MetaHdämpSen gefährlich ergriffen; 900 Mann wurden Von einem beftändigeu gittern befallen^ daS befonderS bei Nacht Sich einstellte nnd Sie zu aller Arbeit unfähig machte; die übrigen 4 0 0 kamen zwar etwas befSer daVon^ blieben aber doch Zeitlebens kraStloS nnd konnten nur halbe Arbeitzeiten halten. ^or^onuncn ^ i u n n n ^ T^ie geografische Verteilung deS Metalls iSt an Sich Spärlich ; noch Seltener S^d die Ortlichkeiten^ Wo feine Gewinnung lohnend betrieben werden kann. I n f o l g e der ungemeinen Teilbarkeit deS flüffigen Quecksilbers nnd feiner leichten ^erSlüchtigung finden fich Partikelchen daVon hier nnd da im jüngeren Gebirge UUd im Schnttland eingefchloffen. So z^ B . fteckt die Gegend Von ^ifSabon anf beiden Seiten deS Da^o Von den Spitzen der Hügel bis tieS unter die MeereSfläche Voller Oueckfilberkügelchen.

^ a n kann den Gehalt anf Viele TauSende Von Rentnern Veranschlagen^ aber alle VerSuche deS Ausbringens erliefen Sich als unlohuend. Andre Solche hoSfnuugSlose LagerStatten finden Sich in Frankreich^ DoSeana nnd Vielleicht noch an manchen Orten. J n Spanien^ in der Provinz Andalusien^ liegen in Europa die bedeutendsten (^ruben^ die VonAlmadeu^ welche trotz ^ ^ j ä h r i g e r Bearbeitung noch kaum über auSgetieSt Worden find. D^aS OueckSilbererz (^innober^ SchWeSelgueckSilber^ auS dem daS M e t a l l Sehr leicht darzuftellen iSt) liegt hier^ eingefchloffen Von ThonfchieSer^ in Gangen Von mitunter Mächtigkeit. ES arbeiten darauf ^00 Berg^ nnd ^ ^ Hüttenleute^ und daS jährliche Erzeugnis betragt etwa gegen Millionen J n Rheinbayern gibt eS Gruben^ die bis ins Jahrhundert reiche E r t r ä g e gaben ^ fpater SaSt auf Null Sanken^ jetzt aber durch beSSeren Betrieb wieder eine mäßige Ausbeute liefern. D e r einzig bedeutende europäische Fundort nachft dem SpaniSchen ift | d r i a in ^rain^ 1 4 9 ^ entdeckt und Seitdem ausgebeutet^ mit einer ^ r o ^ duktion Von 4 ^ 9 1 0 ^ ^ ( 1 ^ ) . Infolge befferer Behandluug ift daS h^r gewonnene Quecksilber reiner als daS spanische. AuS der Liener AuSftelluug Von war ein eiferner Keffel mit ^ Oueckfilber auS |dria zu fehen^ UngeSahr ein Drittel der Produktion wird gleich an Ort und Stelle zu künstlichem Zinnober Verarbeitet. Die Er^ ZeugniSfe V o n | d r i a nebft kleinen Beiträgen auS Boh^en^ Ungarn und Siebenbürgen machen die österreichische Onecksilber^roduktion ausführlich ea. 4 ^ ^ ^g). Andre Fundorte Von OueckSilber und Oueckfilbererzen in Österreich find EiSenerz in Steiermark^ einige

^ Vlei^ Zinn nnd Quedfilber. Kegenden Kärnten^ Ungarns und Siebenbürgens^ und H o r o z o w i t z in Vöhmen^ w o auch Oneckfilbergewinnnug betrieben W i r d . Außereuropäische Oneckfilber gewinnende Länder Sind | a p a n ^ Ehinae Mexiko e P.eru (^209 Rentner 1 8 ^ ) und Seit 1 8 5 9 in bedeutendem M a ß e KaliSornien. Hier wurden nnweit S a n FraneiSeo mächtige Lager von Ziunober entdeckte Sofort in Vetrieb gefetzt nnd R e n * A l m a d e n ( f . ^ 120) getanft. Schon 1^55 betrng hier die AnSbente etwa halb fo Viel wie die ganze fpanifche Prodnktion. Diefer Fund w a r infofern ein Glück für die ganze W e l t e als in neuerer Z e i t daS HanS R o c h f c h i l d e als Übernehmer fämtlicher Erträge der fpanifchen Gruben^ die Preife diefeS Metalls um mehr als daS Doppelte gefteigert hatte; feit jener Wohltätigen Konkurrenz find fie ungefähr auf daS alte Niveau zurückgekehrt. Früher ging ein großer Anteil deS fpanifchen OueckfilberS über Meer nach deu SilberbergWerkeu Von Mexiko zum Behuf der Silbergewinnung; feit Eröffnnng der Gruben Von Ren*Almaden ift aber der ^ r e i S deS Zentners Oueekfilber dort Von 1^0 auf 4 5 Dollars gefnnken. Anlaßt in Kalifornien Zinnoberlager zu Vermnten und danach zu fuchen^ gaben wahrfcheinlicherweife die dortigen Eingebornen^ welche den Stoff feit langen Zeiten gern zu einer UniVerfal* fchminke^ d. h. zu einem Anftrich über den ganzen. Körper^ Verwenden und in diefem Putze nnbewußt als GefchäftSreifende dienten^ mit der eignen H a u t als Empfehlungskarte. U b e r die Onedfilberprodnktion EhinaS nnd I a p a n S ift nichts Sicheres bekannt; chinefifcheS Oneckfilber fand fich früher aus dem europäifchen Markte eingefchloffen in Röhren anS dicken BambnSftämmen^ uud man hielt Ehina für fehr reich an diefem M e t a l l e während fich jetzt zeigte daß eS felbft bedentende Mengen anS Kalifornien bezieht Seitdem freilich hat fich dnrch Kalifornien Welches gegen 6 9 9 9 0 Zentner 1 8 7 5 allein prodnzierte^ daS Z^einndeinhalbfache der fpanifchen Produktion daS Verhältnis zu diefem Lande beträchtlich geänderte denn 1 8 8 1 belief fich die Produktion Von Oneckfilber in Kali* formen fchon auf 008^1 Flafchen zu 84e^ Die Goldgewinnung in Kalifornien mittels Amalgamation Verzehrt Von der dortigen AnSbente einen fehr beträchtlichen Anteil. Der Reft wird anSgeführt meift nach Ehinae in zweiter Stelle nach Mexiko. Letzteres Land ermangelt felbft nicht ganz DiefeS MetaUS; eS gewinnt auf Vermiedenen Gruben jährlich etwa 2500 Z e n t n e r Verbraucht aber in feinem Silberbergbau 1401^. DaS öfterreichifche Produkt gelangt in die Hände eines einzigen Hanfes nnd kommt am norddentfchen Markte gar nicht zum Vorschein. Italien hat am Monte Amiata Onedfilberprodnktion e welche Von ^ 5 9 9 im Iahre 1860 fich auf 1^9699 in 187^ gehoben hat. AHeS Oneckfilber kommt in verfchranbten eifernen Flafchen Von ungefähr ^ I n h a l t in den Handel. D a S Oneckfilber ift ein ganz entschieden fchwefelliebendeS Metall nnd fein einzigeSe für die Gewinnung bedentendeS E r z ift der natürliche Z i n n o b e r e der in 109 Teilen P r o z e n t diefeS MetaUS (daS übrige Schwefel) e n t h ä l t und fich anf Lagern und Gängen i m kriStallinifchen Schiefer* uud ÜbergangSgebirge V o r f i n d e t . Rur in vereinzelten Partien bricht derfelbe fo reine daß er feine fchöne rote F a r b e ungetrübt zeigt und fogleich als Farbmaterial dienen kann (Bergzinnober) ; der meifte Zinnober deS Handels ift ein künstliches ^ dnrch WiederVerbindnng deS metallifchen OueckfilberS mit Schwefel erhaltenes Fabrikat. | n |dria bricht man V i e l als Lebererz^ daS ein nnreinere mit Thon u n d e r d * harzigen Stoffen gemengter Zinnober ift. Auf und nahe d e n Zmnobergängene auch f o n f t zwifchen d e n Spalten Von Schiefer und in H u n g e n ^ f i n d e t fich ferner — als ob der Schwefel nicht hingereicht hätte — metaUifcheS Ouedfilber in größeren und kleineren Kügelchene Znweilen e t w a S Silberhaltig. Tiefe gebene befonderS gefammelte daS I n n g f e r n g n e c k f i l b e r ^ daS aber immer nnr einen kleinen Teil deS ganzen Ertrags bildet. Im allgemeinen g i l t der mit a n d e r n Mineralftoffen Vernnreinigte Zinnober^ W e n n er die Hälfte feines K e W i c h t S Metall g i b t e fchon für ein reiches Erz^ ^ i e ^er^nttuu^ der gneckfilberchaltigen Mineralien befteht in einem einfachen DeftiUationS* prozeße wobei aber für ein Trennungsmittel der beiden flüchtigen Beftandteile Schwefel und Oneckfilber zu forgen ifte denn Zinnober^ in einen kalten R a u m überdeftiHierte fetzt fich Wieder a l s Zinnober ab. Vefchickt man dagegen die Retorte mit einem Kemenge Von Zinnober uud Kalk oder Eifenfeile^ fo geht nur daS Metall iu Dampfform fort^ während

Verhüttung des QuedfilberS. 229 Kalk oder Eifen den Schwefel binden fo daß im erften Falle KalkSchWeSelleber nnd Schwefel* fanrer K a l t im zweiten Schwefeleifen entfteht. I n einer andern und zwar Großbetriebs* weife benutzt man als TrennnngSmittel den Sauerftoff der Luft^ indem mau die Erze in eiuem Schacht* oder Flammofen der unmittelbaren Einwirkung deS FeuerS auSfetzt. D e r Schwefel Verbreuut hier zu fchwefliger Säure ^ die mit den Oueekfilberdämpfeu durch ein Syftem Von Niederfchlagkammern zieht und am letzten Ende entweicht indes daS M e t a l l fich t r o p f b a r niederfchlägt. I n A l m a d e n benutzt man einen eylindrifchen oben gefehloffenen Schachtosen der dnrch ein durchbrochenes Gewölbe in eine obere nnd uutere Hälfte geteilt ift; die untere bildet den Feuerraum. Ohne befondere Vorbereituug wirft m a n durch ein zu oberft an* gebrachtes Loche daS nachgehendS mit einer platte verfchloffen Wirde daS Erz zunächft in fauftgro^en Stücken gibt kleineres E r z nach und Schließlich den kleinften Abfall nebft den rußartigen Produtten früherer D e f l a t i o n e n die mittels T h o n zu Riegeln geformt finde auch Bruchftücke von alten^ mit Oueckfilber durchdrungenen fogenannten Alndeln. DiefeS letztere^ auS dem Arabifchen Stammende Wort bezeichnet anS Thon gebrannte birn* oder kürbiSSÖrmige Fachen ohne Voden mit einem H^lS an jedem Ende^ deren man bei jedem OSen einige Hundert braucht. I n d e m man einen ^alS in den andern Steckt nnd die Fugen verkittet entftehen gefchloffene Kanäle^ die einerfeitS in den oberen Teil deS OfenS e ander* feitSe nachdem fie eine Strecke von mehr als 20 m. über eine etwaS fchräg abfallende Fläche hingelaufen in eine KondenfationSkanrmer münden. Die Befchickung eineS OfenS beträgt gegen ^ 0 0 Zentner woranS 2 5 — ^ Zentner auSnahmSweife auch meh^ Onedfilber ge* wonnen wird. Man feuert mittels Reifig erft mit gelinden dann ftärkerer ^itze^ bis in etwa S t u n d e n daS Abtreiben beendet ift. DieOueckfilberdämpfe nebft den VerbrennungS* Produkten nehmen chrenWeg durch die Rechen der Alndeln hiuterlaffen da fchon Verdichtetes Metall^ während daS überfließende am Ende der Kanäle in einem Gerinne anfgefangen wird. W a S beim Eintritt in die am Ende ftehende Kammer noeh dampfförmig ift verdichtet fich in derfelben vollends oder entweicht mit den VerbrennungSgafen nnd der fchwefligen Säure auS dem oberhalb angebrachten Schlote. Räch zwei bis drei Tagen Wenn daS Ganze erkaltet i f t nimmt man die Alndeln auSe fetzt fie wieder zusammen räumt deu OSen anS uud beschickt von nenem. Man erhält auf diefe Art daS Oueckfilber mit Rußteilen Ver* unreinigt. Nach Abänderung derfelben füUt man eS in Ouantitäten Von ^ in eiferne Flafchen. DiefeS Verfahren ift febr mühfam nnd nngefnnde auch ift die Koudeufation der Oneckfilberdämpfe keine Vollständige. I n I d r i a hat man die srüher ebenfalls gebranchten Alndeln befeitigt und benutzt wie Fig. 1 2 7 zeigt nnr eine Reche Von Niederschlagendem. Hier werden bloß die reichen Stufen sofort der Defoliation unterworfen daS Grubeutlein erft gewafchen gefetzt und ge* klaubt. ^ ift der Schachtofen den m a n fich iu der Mitte ftehend und dieReichnung ebenfo weit nach links wie nach rechts fortgefetzt zu denkeu bat. Derfelbe ift durch drei durch* brochene Gewölbe nn uud oo in Vier Abteilungen gebracht deren untere ^ als Feuer* herd dient. Die erfte Etage darüber füUt mau mit ErzStücken locker auSe bringt obenauf in irdenen Schüffeln den mit Kalk Verfetzten Rinnoberfchliech und die Rüdftäude früherer Vrände^ röftet bei gelindem Feuer die ganze Vefchiduug langfam durch und begünstigt durch Einleitung Von Luft in die oberen R ä u m e daS Verbrennen deS SchweselSe deffen letzte Teile fich bei fteigender Temperatur mit dem Kalk Verbinden fo da^ alleS Onedfilber VoUftändig abdeftiUiert. AlS Dampf entweicht nun daSfelbe nach den auf beiden Seiten liegenden Kammern ^ 1 - 6 . ^n 1 Verdienet fich daS meifte Oueckfilber e weiterhin immer wenigen aber Viel fanreS Waffer. Anf den eifernen Bodenplatten fammelt fich daS mehr oder minder nnreine Queckfilber nnd länft in R i n n e n nach einem Kanal außerhalb ab. ^n neuerer Zeit hat man Flammöfeu mit nnnnterbrochener Deftiüation eingeführt fogenannte H ä h u e r ö f e n die fich namentlich bei deu ärmeren Erzen bewähren nnd bedeutend an Reit nnd Brennftoff fparen; fie find in Venetien uud Kalifornien eingeführt. I n der Rheinpfalz gefchieht die Rerfetzung der Erze mittels Kalk in eifernen Retorten von denen ^ 0 ^ 9 Stück in einem Galeerenofen liegen. Rur Koudenfation leitet man hier und da die Ouedfilberdämpfe auch in Vorlagen die man mit kaltem BorfchlagwaSfer Verfiel. I n andern Gegenden benntzt

^^ Blei^ Vinn nnd ^nedfilber. man auch große^ 2 0 0 ^ 8 0 0 E r z SaSfende Retorten^ a u s denen die OneckSilberdämpSe in mit WaSSer teilweife gefüllte Käften treten. DaS Erzklein wird in Flammöfen^ fogenannten A l b e r t i ö f e n ^ verhüttet die zur Kondenfation deS Metalls mit langen^ fchwach geneigten^ mehrfach hiu uud gebogenen Eifenrohren in Verbindung Stehen^ diefe Werden durch außen anffließendeS Wafser gekühlt. D i e gewöhnliche Rachbearbeitung deS OneckfilberS^ um eS zu trodnen und Von Un* reinheiten zu befreien^ beSteht im Verreiben mit zerfallenem Kalk und Filtrieren dnrch Leder^ Vwilch oder Filz. Köllig rein ift jedoch hiermit daS Oueckfilber nichts Sondern enthält ftetS noch mehr oder weniger fremde Metalle^ Von denen Schon ein geringes Ouantum hiu^ reicht^ u m daS Onedfilber an der LuSt erblinden zu laSSen und ihm eine didliche Befchaffenheit mitzuteilen. Um eine noch Vollständigere Reinignng zu erzielen nnd daS gewöhnlich im Oueckfilber aufgelöste Biet Viuu^ Zmk^ WiSmnt und KupSer zu entferUen^ kann eS zunächst Von neuem unter Zuschlag von Zinuober deftiÜiert werden^ wobei die fremden Stoffe^ Vom Vinnober in Schwefelmetalle Verwandelt^ größtenteils im Rückstände Verbleiben. Wis* mnt und Vmk jedoch deftiHieren mit und mÜfsen auf uaSSem Wege durch Schütteln mit Säurew u. S. w. entfernt werden^ WaS Sich anch anf die ganze Reinignng erftrecken kann. EhemiSch reines Onedfilber kann übrigens nnr erhalten werden dnrch DeStiHation Von Seinem Zmuober mit EiSenfeilfpänen.

^erwen^nn^a^Clt TaS Quecksilber nebst Seineu Präparateu findet zu technischen^ wiffeuschaftlichen^ arzneilichen u. f. w. Zwecken So VielSache und Verschiedenartige Verwendnng^ daß fich gleichSam die VerSahrenheit dieSeS Metalls auch auS Seinen Gebrauch erftreckt. Wir Sind diefem Metall im Laufe uuSrer Betrachtungen Schon oStmalS und namentlich bei der ^VeSprechnng phhfikaliScher Apparate begegnet und Werden noch oft feine Eigenfchaften nützlich angewendet finden^ fo bei der Spiegelfabrikation in dem Abfchnitt Vom Glafe^ bei der Gold* und Silbergewinnnng^ der FeuerVergoldnng^ der Fabrikation künftlichen VinnoberS in der Farbenbereitung u. f. W. | n Kalifornien hat die Goldwäfcherei faft ganz auSgehört^ da alles goldführende Schwemmland fchon durchwafchen ift^ znm Teil mehr als einmal. D i e jetzige Gewinnung iSt reiner Bergban anS goldhaltigen O n a ^ der nach Seinfter PulVerifierung zugleich mit OueckfiIber in die labende Amalgamiertonne kommt. Hierbei kommt Sehr Zu Statten^ daß daS OueckSilber Viel mehr Gold auszieh^ wenn ihm ein wenig Ratrium einverleibt Worden war. ES ift nämlich in jüngfter Veit die intereSSante Eigenheit am OueckSilber entdeckt worden^ daß eS Sich durch ein Minimum Von 1 oder 2 DanSendStel Natrium oder anch Kalium in einen VuStand Versetzen läßt in welchem eS eine in hohem Grade Vermehrte Anziehung^ ASfinität

^ie chemifchen Verbindungen deS OueckfilberS. oder wie m a n eS fonft nennen wiH^ zu allen Metallen zeigte mit denen eS fich überchanpt verbinden kann. Die Bildung erSolgt augenblicklich^ anch wenn Unreinheiten der Oberflachen vorhanden finde die für gewöhnlich die Vereinigung Verhindern. Der Unterschied im Ver* halten Von reinem und mitRatrium Verfetztem Oneckfilber wird recht augenfällig^ Wenn ein Tropfen Von jedem auf ein Stück Blattgold gebracht wird. D e r reine Tropfen flacht fich zwar etwaS ab^ wird aber nicht merklich breiter^ wogegen der natrinmhaltige fich mit erstaunlicher Schnelligkeit über daS Gold Verbreitet uud in wenigen Sekunden eine F^che überzieht und weiß färbte welche Viel hundertmal größer ift als die deS urfprünglichen Tropfens. Diefelbe gefteigerte Anhänglichkeit^ wie gegen Sremde Metalle ^ zeigen die Atome deS mit Natrium verSetzten OueckfilberS auch unter Sich: eS hat fein zerfahrendes und zerftaubeudeS WeSen verloren und läßt Sich nnnmehr Sicherer und ökonomischer handhaben. Eine Erklärung der eigentümlichen Wirkung eines fo kleinen ZufatzeS hat mau bis jetzt nicht gefunden; die pa* tentierten Verkäufer deS Verfetzteu OueckfilberS nennen eS e ^ m a g n e t i f c h e S ^ . Sein Gebranch in KaliSomien ift allgemein nnd Seine gnten DienSte bei der Silbergewinnnng Sind ebenfalls Schon erprobt. Auch bei der Srüheren kaliSornifchen Wäfcherei bediente man fich deS Oueck* silberS zum Einfangen der feinften Goldteilchen^ die in den Wafchapparaten hängen blieben. D a S Oneckfilber leiftet Seine VielSachen und zum Teil Sehr wichtigen DienSte Sowohl in gediegener Form als in Verbindung mit andern Metallen e oder in Form irgend eines chemischen Präparates. AIS flüffigeS fchwereS Metall dient eS Vor allen Dingen und faft ausschließlich zur FüHung Von Thermometern^ für Barometer Manometer und andre G a S ^ Dampf* und WafSerdrudmeSSer. D e m experimentierenden Ehemiker ifl daS OueckSilber Wichtig zum luftdichten Absperren f ü r fogenannte pnenmatifche Apparate bei Arbeiten mit Gafen. Durch Schütteln mit Waffer ^ Terpentinöl u. f. w.e oder durch Verreiben mit Zucker^ Schwefe^ Fett (Oueckfilberfalbe) läßt fich daS Metall fo fein zerteilen^ daß eS fein ganzes metallisches AuSfehen einbüßt und als graues Pulver erscheint. Es fließt aber nach Entfernung der Zwifchenmittel doch wieder zufamnien; nur mit dem Schwefel verbindet eS fich bald zu Schwarzem Schwefelgueckfilber^ dem aethiops m i n o r a b s der Apocheker. D i e Verbindungen deS OueckfilberS mit andern Metallen heißen auSnahmSWeife nicht Legierungen^ foudern Amalgame. D a ein ftarreS Metall weit unter feinem Schmelz* punkte SlüSSig Wirde wenn eS mit einem bereits flnffigen in Berührung kommt fo entstehen die Amalgame anf kaltem Wege durch bloßeS Zufammenrühren oder Kneten. Vei den meisten Metallen erfolgt die Verbindnng leicht und rafch; bei einzelnen abere wie Kupfer^ Eifene Rickele n u r auf Umwegen. AHe Amalgame werden in der H i ^ zerlegt nnd daS OueckSilber ausgetrieben. S i e find um So weichere je mehr OneckSilber Sie enthalten. Manchee uament^ lich die mit KupSere Gold n. f. w. e Werdeu allmählich Sehr h a r t uud dienen Vorzüglich als Zahnkitt. Oberflächliche Amalgamationen Von Zink- ^ Kupfer^ uud Eifenplatten erhält m a n dnrch Anreiben des OuedfilberS auS die mit einer Sauren FlüSSigkeit bene^te platte. D i e technisch wichtigsten Amalgame Sind die mit Zinn zur Spiegelbelegnng und die mit Gold nnd Silber entweder zum BehnS der Vergolduug und Versilberung im Feuere oder zur Ausscheidung dieSer Edelmedalle anS ihren Erzen. | n beiden FäHen dient daS OneckSilber nur als Vehikel oder a l s Träger nnd geht im erSten Faüe ganz^ im zweiten WeuigStenS teilweise Verloren. ^ i e chemi^heU Verbindungen de^ ^ U e ^ l b e r ^ Sind Sehr mannigfaltig; Sie schlagen großenteils inS Fach deS ApochekerS^ bei welchem früher die Oneckfilberpräparate noch W^eit Zahlreicher als gegenwärtig anzutreSSen waren. Einige Sinden auch technifche uud anderweite Anwendung. M i t dem Sanerftoff bildet daS Metall fchon bei anhaltendem Erhitzen an der LnSt anf ^ 9 9 ° C. eine in zinnoberroten Schuppigen KriftaHen erfeheineude Verbindnnge daS OueckSilberoxyde welches jedoch in höherer Temperatur Seinen SauerStoff wieder Verliert. DaS auf naSSem Wege dargestellte Oneckfilberox^d iSt ein rötlichgelbes Pulver und Sührt iu der Pharmazie den Ramen r o t e S P r ä z i p i t a t ES gibt bafifchee neutrale uud Saure OneckSilberSalze uud außerdem uoch D o p p e l e . Die LöSnug deS Salpeterfauren OueckfilberS bildet daS bei der Vergoldnng gebrauchte Onidwaffer. Während bei den Apparaten zur Erzengnng galvanischer Elektrizität daS OneckSilber in metaUifchem Zuftande fchon längft eine wichtige Rolle spielt ^ ift ihm neuerdiugS in der

^ Blei^ ^inn nnd ^nedfilber. Form eines SalzeS eine anderweite Funktion in denselben Fache übertragen worden. Die ^inktaSeln der galvanifchen Vatterien werden bekanntlich oberslächlich amalgamiert^ damit die S ä u r e oder andre erregende Flüssigkeiten daS ^ink nicht zu raSch ^erStören und gleich^ maßiger angreiSen. ^ür die Sogenannten konftanten^ d. h. lange Sortwirtenden Batterien be^ nutzt man meistens Statt Verdünnter Säure eine SalzlöSung^ und eS hat Sich kein Salz paSSender dazu erwieSen als daS fchweSelSaure Quecksilber. ES wirkt als BerWandteS^günStig auS die Erhaltung der Amalgamierung und erzeugt fchwache^ aber Viele Monate andauernde Ströme. Wie mit dem Schwefel Verbindet fich daS Oueckfilber auch leicht in zweierlei Verhält^ niSSen mit Ehlor^ Jod^ Brom. D a S QueckSilberjodid hat eine Schön Scharlachrote Farbe und findet einige Anwendung in der Medizin. ^ i r kommen Spater auS diefen FarbStoSf noch zu Sprechen. Am meisten Verbraucht und darum im großen Sabriziert werden die beiden Ehlor^= Verbindungen^ daS E^lorür und Ehlorid^ erftereS bekannt unter dem Apothekernamen Ka-^ lomet oder mercuric ^ulci^ letzteres als daS bösartige AtzSublimat. Beide können auS Vermiedenen naSfen nnd trockenen Wegen hergestellt werden. DaS Kalomel^ wegen Seiner geringen Löslichkeit daS mildeSte ^räparat^ bildet bekanntlich eiu Stark gefuchteS Arznei^ mittel. D a S AtzSublimat dagegen i f t ein energifcheS^ freSSendeS GiSt^ als Arznei und A t z m i t t e l daher n u r in kleinster Menge und mit größter Vorsicht Verwendbar. Bekannt iSt Seine An^ wenduug als SäulniSwidrigeS Konservierungsmittel tierischer und pflanzlicher Körper. AIS AbhaltungS^ und DödtungSmittel Von Infekten fowie als KonferViernngSmittel deS HolzeS hat eS Sich ganz vorzüglich bewährt. Freilich iSt eS hierzu^ z. B. zur Erhaltung Von E i f e n ^ bahnSchweUen^ zu teuer. Außerdem dient eS in der Zeugdruckerei ^ z ^ Atzen Von S t a h ^ in der E ^ e m i e als chlorabgebender Stoffe S^ie als AuSgangSprodukt für Viele andre Prä^= parate. Endlich beteiligt fich daS Quecksilber noch an der ^uSammenfetzung deS K n a l l e Quecksilbers^ eines PraparatS^ daS auS einer Mifchung von falpeterfaurer OueckfilberlöSung mit Alkohol beim Erhitzen niederSäUt. ES dient als ZündmaSSe Sür Zündhütchen u. dergl.^ da eS Sehr leicht nnd unter Feuererfcheinung und entsprechender WarmeentWickelung Seine lofe Verbundenen Beftandteile Wieder auseinander Sailen l ä ß t u n d Sich in QueckSilberdämpSe^ StickStoSS^ Kohlenfaure und ^aSSerdampS zerfetzt. Eine gelinde Erwärmung^ ein Schlag oder Stoß k a n n Schon diefe ^plofion bewirken. Mit dem Eyan bildet daS OueckSilber n u r eine Berbindung^ daS E^angueckSilber oder Oueckfilberey a n i d ^ ein äußerft giStiger S t o f f e der auch^ SelbStVerStandlich nur i n Sehr kleinen Mengen^ medizinische Anwendung findet. DaS EyangueckSilber entsteht beim Zusammenbringen Von gelbem OueckSilbero^yd mit wäSSeriger BlauSäure (EyanwafSerft^ff) und erfcheint in ziemlich großen^ farblofen^ in WaSSer löslichen KriftaUen. Beim Erhitzen zerSallen diefelben in OueckSilber und EyangaS^ daS alfo auf diefe Weife beguem in r e i n e r Form dargeftellt w e r d e n kann. Eine andre eyan^ haltige QueckSilberVerbindung ift daS SchwefeleyangueckSilber oder Rhodangueck^ Silber^ ein ebenSaHS farblofer u n d Sehr giftiger Stoffe der b e i m Erhitzen die Eigentümlich^ keit zeigte u n t e r Entwidelung großer Mengen Von GaSen z u einem außerordentlich großen Bolumen anzuschwellen^ wobei die zurückbleibende MaSSe eine wurmsörmige ^eStalt an=^ nimmt. M a n benutzte daher dieSen StoSS vor einer Reihe Von | a h r e n zu der unnützen und Sogar gefährlichen Spielerei der fogenannten P^araofchlangen. Sämtliche Ouedfilberverbindungen Sind in der ^itze flüchtig und liefern beim Glühen mit trockenem Natriumkarbonat metaUifcheS Quecksilber ; der Nachweis deS BorhandenSeinS einer OueckSilberverbindnng ift demnach sehr leicht zu führen ; man braucht einen auf Oueck^ Silber zu prüSenden Körper nur in einem Probierröhrchen mit kohlenSaurem Ratron gemischt Zu erhi^en^ So Setzen fich im oberen Teile deS GlaSchenS kleine O^ueckfilberkugelchen an.

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Silber.

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Edelmetalle nannten die Alchimisten das Gold und das S i l b e n nicht nun Weil dieselben an Farbe und Glanz allen auderu Voranstehen fondern besonders auch, Weil sie am weuigsten geneigt sind, ihre Individualität d. h. ihren Metallznstand, sich nehmen zu lassen sich mit andern Stoffen zu Verbinden. G a b es doch für das Gold, den König der Metalle, nur ein einziges Auflösungsmittel, das deshalb auch Königswasser genannt wurde, und das Strahlende Metall hatte zum Sinnbilde die Sonne, wie das sanfte, leuchtende Silber den Mond. Wenn man nur die Stärke und Unvergänglichst des Glanzes als Merkmale der Edelmetalle hinstellt So lassen sich auch noch mehrere andre Metalle ihnen Zugesellen wie z. B. Platin und mehrere feiner Begleiter; allein im Handel und Wandel pflegt wan nur Gold und Silber als Edelmetalle zu betrachten.

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Das Silber.

D e r dem Gold nnd Silber Von jeher beigelegte hoh^ Wert^ ihr angenehmes Außere^ ihre Behändigkeit Verhältnismäßige Seltenheit n. f. W. hatten zur Folge^ daß man Sie Sehr Zeitig a l s beguemeS ^anSchmittel benutzte; man wog Sich dieSelben anSangS zu^ wie noch jetzt in Afrika und KaliSornien^ machte Sich dann die Geschäfte begnemer und formte Sie zu Varren oder platten Von bestimmtem Gewicht deSSen Vetrag man sür alle künftigen Tanfch* falle darauf Stempelte^ nnd So entftanV bei allen Völkern^ die eS zu einer gewiSfen Kultur* stufe brachten^ in ganz natürlichem Verlaufe daS Geld^ der n c r ^ u s rernn^ die Triebfeder der D i n g e und daS Strebeziel aller Menfchen. G a n z außerordentlich nnd teilweife unglaublich Waren die Auhänfnngen edler Metalle in alten Zeiten^ wie nnS die B i b e l und die ProfanfchriftfteUer erzählen. Abraham Schon war ein M a n n reich an Viel^ G o l d und Silber^ aber Seine Nachkommen David und S a l o m o leisteten im ZuSammenhänfen edler Metalle wirtlich Großartiges; Salomo machte^ wie im 1. Vuch der Könige erzählt wird^ daß in Iernfalem deS S i l b e r s Soviel war wie der Steine; eS wurde für nichts geachtet.

AnS daS Vorkommen deS GoldeS namentlich^ deSSen glänzende Ratnr uud leichte Be* arbeitung SoSort auffallen mußte^ wird man frühzeitig und an Vielen Orten aufmerksam ge* worden Sein^ DaS alteSte Wirkliche BezugSland Sür Edelmetalle wird man wohl in Indien Zu Suchen haben. Tie alten ägyptischen Könige hielten Sich an die Reichtümer ihrer Nachbar* länder Nubien uud Äthiopien. Die Griechen gewannen im eignen Lande Silber und GoId^ auch Seh^r reiche Oueüen koStbarer Metalle bot in alten Zeiten die fpanifche Halbinfel. Ungeheure Mengen Von Silber Schleppten Phöniker^ Karthager und Römer lange Zeit auS diefem Lande weg. Der Silberreichtum SpanienS mußte Hannibal die Mittel liefern zur Bekämpfung der Römer^ und noch jetzt glanbt man die Gruben zu kennen^ anS denen er fein Silber bezog (angeblich ^ 0 0 Pfund täglich)^ und die Stollen ^ dnrch die er Tag und Rächt daS Waffer heranSfchaffen ließ. Aber fie find erfoffen^ wie der Vergmauu Sagt^ und man weiß nichts ob fie Verlaffen wurden Wegen Mangels an AuSbente oder wegen Uber* fluß an Waffer. Die Araber noch foUen Viel Silber in Spanien gegraben haben. Die Glanzperiode aber^ in welcher nach DiodorS Erzählung bei Waldbränden daS gefchmolzene Silber in Strömen Von den Pyrenäen niederfloß ^ ift längft dahin; anßer einigen befchei* denen SiIbergruben hält man Sich auch hier fchon au den SiIbergehalt der Bleierze^ den man früber nicht achtete oder auch nicht zu gewinnen wußte^ und der früher fchon erwähnte Pattinfonfche Prozeß h^t in Spanien ein günftigeS Arbeitsfeld geSuuden. HauptgueUen deS MetaHreichtumS im Mittelalter waren öSterreichifche und ungarische Gruben^ Von denen die berühmten Werke zu Schemnitz und Kremnitz fchon Von den Römern betrieben worden fein foUen; Sicherer wird der Anfang ihres Betriebs inS 8. Iahrchundert Verfetzt. S e i t dem 10. Iahthnndert etwa — denn VuVerlafSigeS Weiß man nicht — kamen die berühmt gewordenen SiIbergruben zu IoachimSchal in Böhmen^ die Grnben im Harze nnd die im SächSifchen Erzgebirge Von anfangs fabechaft reichem Ertrage in Vetrieb; fie werden mit mäßigem Erfolge noch heute abgebant während die lange ^eit berühmten Silber* bergwerke Norwegens nnd Schwedens wie Verschollen und zur Zeit WenigftenS ganz uu^ erheblich find. Die dentfche SiIberprodnktion ift aber trotz deS Verminderten Ertrags an heimischen Erzen^ namentlich in Sachfen^ nicht geringer geworden^ fondern hat fich Vielmehr im Laufe der Sechs Ichre Von 1 8 ^ 6 — 8 2 nahezn um die Hälfte erhöht WaS darin Seinen Grund hat^ daß große Mengen ausländischer Erze^ besonders in Freiberg^ Verarbeitet werden. Ein Viertel der ganzen dentfchen SiIberprodnktion foU aus auSländifchen Erzen ftammen. Vom I a h r e 1498^1888 produzierte Dentfchland 9 1 2 0 0 6 4 Silber^ im Laufe diefeS Jahrhunderts hat fich die deutfche Silberproduktion Verzehnfacht. — Freiberg produzierte 1882: ^ 0 9 8 5 ^ Silber^ die ManSfelder Gewerkschaft in demfelben Iahre 62708 Im allgemeinen find die ErzeugungSkoften deS dentfchen SiIberS nicht viel niedriger als deffen Kanfwert; aber VolkSWirtfchaftIiche Rüdfichten gebieten doch die Fortführung der Werke und felbft die Aufwendung beträchtlicher VerbefferungSkoften. Uber die Gefamtproduktion der Erde an Edelmetallen find nur annähernde Zahlen aufzuteilen^ da auS den reichften ^roduktionSgebieten Amerikas und den anftraIifchen Kolo* nien nur unfichere Angaben zu Gebote ftehen; immerhin ift eS Von Intereffe^ die Zahlen^ soweit fie zu ermitteln find^ kennen zu lernen. Räch den Erhebungen der oSsiziellen Statiftik

Alte VezugSländer deS Silber

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darf man die EdelmetaUgewinnuug der Vereinigten Staaten^ d. h. der im Weften liegenden Staaten nnd Territorien Kalifornien^ Nevada^ Oregon^ Wafhington^ I d a l ^ Montana^ Utal^ Arizona^ Eolorado^ Mexiko nnd BritiSch*Kolnmbien^ welche bei der Gold* nnd Silber* Produktion n u r iu Betracht kommen ^ Solgendermaßen Schätzen ( i n Taufenden Von Dollar^ alfo 4 9 1 9 9 ^ 49199999 Dollar): ^tt^tntnten 4o^oo ^00 ^0009 ^040 8^89 44 ^ o 4090^ I n den Sieben |ahren Von 1 8 ^ 4 — 8 9 wurden daher allein Von Amerika R a m m e n Sür ^ 1 8 5 9 9 9 Dollar an Gold^ ^ 6 ^ 9 6 ^ 0 0 0 Dollar an Silber^ zufanimen alSo für ^ 0 1 ^ 9 9 9 9 Dollar an Edelmetallen produziert Die Produktion an Edelmetallen auf der ganzen Erde belief Sich^ foWeit fie bekannt Wnrde^ im | a h r e anf folgende Werte in Mark:

Deutschland . . . . ^fterreich^ungarn . ^. Italien . . . . . Spanien . . . . Schweden . . . . .^ Rorwegen . . . . ^ Rußland . . . . . Türkei . . . . . ^. Iapan . . . . . . Afrika ^ . . . . Bolivia . . . . . Brafilien ^ . . . Ehile . . . . . ^. ^olnmbien . . . ^. Vereinigte Staaten ^ Mexiko . . ^ . . . Englifche ^efi^ungen . Argentinien . . . ^. Venezuela ^ . . . Auftralien . . . .

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Znfammen

D i e Spanier fanden in den erften ^0 Iahren nach der Entdeckung Amerikas dort nnr Gold oder doch nnr wenig S i l b e r ; erft nachdem Peru erobert worden^ War daS reichste Feld gewonnen ^ auf dem fich nun unzählige Gold* und Silbergruben erfchloSSen. Keine aber erlangte folche Veruhmcheit^ wie die reiche Mine Von Potofi^ welche gegen 154^ nnter Umftänden entdeckt wurde^ wie Sie in Bd. III. nach der gangbaren Erzählung wiedergegeben Sind. | e d o c h die Klumpeu und Afte gediegenen SilberS Sind in aller Welt immer n u r daS wenigste^ bilden gleichfam nur den AnSputz^ und die ^anptmaSSe einer Silbergrnbe ift mit Biet Schwefel und andern Dingen Verebt. ^ur AbScheidung deS Silber^ Von dieSen gehören zunächft Kenntniffe^ woran die Spanier nicht eben Schwer zn tragen hatten. M a n ließ daher die Indianer gewähren^ die rationell genng die reicheren Silbererze mit Vleiglanz nnd Kohle in chönerne Gefäße Schichteten und den Satz im Feuer anSfchmolzen. Aber eine Vorteilhaftere GeWinnnngSmechode chat fehr n ^ und fo Verfiel man um 1509 anf die AuSziehung deS Silber^ durch O n e c k f i l b e r ^ eine Methode^ die überall rafchen Eingang fand. V o n da ab hing der Silberertrag aller mexikanischen uud peruanischen Vergwerke wefentlich davon ab^ wieviel Oneckfilber ihnen zugeführt Werden konnte. Schon daß man So Srühzeitig nach einem So umftändlichen Hüf^ittel griSf^ m u ß die Vorfteüungen Von dein Silberreichtum Amerika^ in gewiSfer Art moderieren. Die fpanifch- amerikanische Erfin* dnng der Amalgamation fand mit der Zeit ihren Weg auch nach Europa. I n Schemnitz Wurden zuerft Von 1 ^ 9 an glückliche Verfnche damit gemacht^ die bald anch in Freiberg

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Silber.

ausgenommen wurden wo man dieSe Merode VerbeSSerte und Von Wo auS Sie Sich uuter dem Namen der europäischen Amalgamation Weiter Verbreitete. Freiberg und daS ManS* SeldiSche waren überhaupt die Lokalitäten^ wo daS AmalgamationSVerSahren auf die höchste Vollkommenheit gebracht wurde ^ bis Schließlich 1 8 4 ^ die manSfeldifchen Bergbeamten A u g u f t ^ i n und ^iervogel mit zwei nenen EntSilbernngSmechoden anf naSSem Wege auf* traten^ die einfacher nnd weniger koftSpielig waren und Sowohl die Amalgamation als die EntSilberung dnrch Blei^ Wenn nicht Verdrängt^ doch wesentlich beschrankt haben. S e i t 1 8 0 ^ Wo in Amerika die politischen Bewegungen einträte^ welche Spanien deu Verluft Seiner amerikanischen BeSitzuugen brachten^ damit aber noch nicht aufhörten^ kam die Ausbeutung der amerikanifchen Silbergruben bedeutend in Abnahme nnd Sie gewann erft in neuerer ^eit durch Einfluß deS nordamerikanischen und europäischen UntemehmungS* geifteS Wieder eine anSehnliche Steigerung. Große^ vielversprechende Lander^ Wie der ganze Norden Von Me^iko^ harren mit Lagern Von Silber^ G o l d und Quecksilber noch deS Berg* mannS; auch das Goldland KaliSomien hat ein Silbernes GeSicht enthüllt; auf der QftSeite der Schneealpen ^Sierra ReVada)^ die Sich durch daS Land ziehen und an der ^eftSeite Gold in M e n g e liefern ^ hat man reiche Silbererzlager in einer Erftreckuug Von 100 englischen Meilen Länge entdeckt^ die man mit großem Gewinn angeSangen hat zu bearbeiten. Nach allem dieSen ift mit Sicherheit anzunehmen^ daß Amerika auch künStig noch die erfte StuSe unter den Silber produzierenden Ländern einnehmen wird. D a s ^rl^ululeu ^ ^ i l b e r ^ in der Ratur ift ein ziemlich mannigSaltigeS. Gediegen Sindet eS Sich in Schachen Adern^ Aften^ Drahten und plättchen^ Selten in größeren Klumpen und platten. ^Weilen enthält das gediegene Silber einige Prozente Antimon^ KupSer oder ArSenik; im eigentlichen A n t i m o n S i l b e r ^ dem ^aupterz deS Harzer Werkel zu Andreas* berg^ beträgt daS Antimon 2 ^ Prozent. Ferner amalgamiert Sich daS Silber zuweilen mit QueckfiIber (Ehile^ MoSchellandSberg in Bauern) oder legiert Sich mit Gold zu einer weiß* gelben Verbindung. Jn KaliSomien greifen in gewiSSen Gegenden die Gold* und Silber* region ineinander ein^ nnd eS hat Sich ein güldigeS Silber oder Silberhaltiges ^old gebildet^ von welchem die Unze mit 9 D o l l a r bezahlt wird. D i e wichtigsten S i l b e r e r z e Sind: Silberglanz oder GlaSerz^ auS 8 ^ Prozent Silber und Prozent SchweSel bestehend^ kommt mehr oder weniger auS Saft aUen Silbergruben Vor^ in befonderS großen und reinen Stücken namentlich zu Freiberg^ |ohann* georgenftadt^ |oachimSthal^ in Formen wie daS gediegene Silber^ metaüifch glänzend und Völlig geschmeidig und biegSam^ So daß eS Sich ^ie ein gediegenes Metall prägen läßt. E S existieren davon JoachimSthaler und SachSifche Schaumünzen^ letztere mit dem Vrnftbilde König AngnftS von Polen. EbenSo wichtig^ wie der Silberglanz für Sachfen^ Böhmen^ Ungarn u. S^ w ^ iSt daS S p r ö d g l a S e r z oder SchWarzgüldigerz^ auS Silber^ Antimon und SchweSel beftehend^ und daS R o t g ü l d i g e r z (Silberblende)^ in Seinen beiden Barietäten als dnnkleS und lichtes^ daS erflere auS Silber^ Antimon und SchweSel^ letzteres anS Silber^ Arfenik und Schwefel bestehend. Weißgüldigerz (SilberSahlerz) enthalt geschwefeltes Silber^ Kupfer^ Eifen und ^ink im Gemifch. ^ierzu kommen noch M i a r g y r i t und P o l y b a f i t ^ beide auS Silber ^ Antimon und Schwefel beftehend^ Sowie folche geSchWeSelte Erze^ in denen daS Tupfer vorherrscht und Welche neben andern Metallen (Blei^ Antimon^ Arfenik) Anteile Von Silber enthalten^ der Silberhaltige Kupfererzglanz mit zuweilen mehr als der Hälfte Silber^ und dann Vorzüglich die Bleiglanze^ welche in der Regel zwar nur fehr wenig Silber führen^ diefen ihren geringen Gehalt aber durch die Menge ihres B o r * kommeuS gewifSermaßen entschuldigen und einen immerhin bedeutenden Faktor Sür die europäische Silbergewinnung abgeben. ^ornfilber (EhlorSilber) ifl fur Europa eine Seltenheit^ Von anfehnlichem Velange jedoch für die Silbergewinnung in Sibirien^ Me^iko^ Ehile und Peru. G e w i n n u n g ^ ^tl^er^ W a s nun die Extraktion deS Silbers auS feinen VerSchie* denen Erzen anlangt^ fo gibt eS hierfür Verschiedene ^Methoden ^ die fich im allgemeinen in naffe und trockene unterscheiden Iaffen. ^ u den enteren gehört die Amalgamation mittels QneckSilberS^ die AnflöSung nnd FäHung nach AuguStinS^ ^ i e r V o g e l S u. a. Bewahren. Die trockene Behandlung beruht auf der Gewinnung eines Silberhaltigen BleieS und A b * Scheidung deS SilberS auS dieSem ^erkblei durch Abtreiben^ PattinSonieren oder mittels

Gewinnung deS Silber^ 2^7 VinkS^ Wie fchon beim Vlei befprochen wurde. Während eS Sich nämlich dort darum hau* delte^ den kleinen natürlichen Silbergehalt deS VleiglanzeS zu gewinnen^ Setzt man bei Ver* arbeitung der eigentlichen Silbererze absichtlich Vlei zu^ damit daSSelbe den Silbergehalt anfnehme und fodann wieder herausgebe. Vlei nnd OueckSilber fpielen demnach bei der Silbergewinnuug eine nnd diefelbe RoUe^ fie find Mittel und Werkzenge zur Abfcheidung; nur bedarf daS erftere dazu der Hitze^ während daS andre auf kaltem Wege wirkt. Die Extraktion mittels O u e c k f i l b e r ^ daS Amalgamieren^ ift auS chemifchen wie auS ökonomifchen Gründen nnr chunIich bei den eigentlichen Silbererzen^ nicht bei den Silber* haltigen Erzen andrer Metalle. D i e Amalgamation beSteht im wesentlichen darin^ daß man daS auS feinen^Erzen in Freiheit gefetzte^ fein Verteilte S i l b e r Von Onedfilber aufnehmen läßt^ welches letztere dann dnrch DeStiUieren wieder gewonnen wird. ES find mehrere Ver* fchiedene Arten dieSeS Verfahrens in Anwendnng gekommen ^ Von denen jedoch nnr die ge* bräuchlicheren hier besprochen werden Sollen. DaS ältefte VerSahren wird in Amerika und namentlich in Mexiko noch heute ^ wie eS Vor 800 Iahren eingeSührt wurde ^ betrieben^ nur in etwas VerVoHkommneterer WeiSe. ES ift wahrfcheinlich für die dortigen Verhält* niffe daS paffendfte^ denn die Erze Sind im allgemeinen nicht reicher als bei nnS^ daS Blei iSt teuer und der VrennStoff Sehr rar. Nach dieSem VerSahren^ H a u f e n a m a l g a m a t i o n oder P a t i o p r o z e ß (Von p^tio^ der Hof) genannt nnterliegen die anS derGrnbe kommen* den Erze einer ^an^Schei* dnng ^ wobei die reicheren^ mebr als 1 Prozent Silber enthaltenden Stüde abgeSondert und für den Schmelz* prozeß bleiben ; der Reft nnterliegt der Amalgamation^ f ü r welche die Erze Znnächst auSS Seinfte gepulvert werden. Dieser* kleinerung gefchahfrüherauf Trockenpoch werkeu^ nenerdingS mittels Steinbrech* mafchinen und RaßpochWerken^ und wird dann anf Roß* oder Vielmehr Manltiermühlen unter Granitz fteinen mit Zufatz von ein wenig Waffer zu Ende geführt. Den Von ^en Mühlen erhaltenen Schlamm läßt man an der S o n n e einige Konfiftenz gewinnen und Schafft ihn dann auf den AmalgamationSplatz fetzt die Maffe in große Haufen^ tcrta (patio)^ einen gepflafterten nnd ummauerten genannt^ und Vermengt fie durch Umfchaufeln nnd Eintreiben Von Maultieren (f. Fig^ 129) ZnnächSt mit 2—5 Prozent Seefalz. Nach einigen Tagen Sügt man^ bei abermaliger grrmdlicher Durcharbeitung^ daS M a g i s t r a l hinz^ eine Maffe ^ die anS gut geröftetem KupferkieS (oder Statt deffen Knpf erVitriol) und geröftetem EifenkieS (Schwefeleifen) befteht^ ES beginnen nuu^ begÜnftigt Von der Sonnenhitze^ in der Seuchten Maffe gewiffe chemifche Umfetzungen. DaS Silber findet fich nämlich in den Erzen teils in gediegenen Partikelchen^ teils als Ehlorfilber^ teils als Einfach* oder Mehrfach-Schwefelftlber. Der Zweck iSt zu^ nächst^ möglichst alles Silber in Ehlorfilber überzuführen. DieS gefchieht durch WechfelWirkung zwischen deU S u t t e n deS Magistrats uud dem Kochfalz ^ indem RatriumSulfat fowie Kupfer* uud EiSenchlorid gebildet werden^ welche letztere^ bei Gegenwart Von über* schÜffigem KochSa^ daS SchweSelfilber in Ehlorfilber Verwandeln^ wahrend wieder Schwefel* eisen und SchWefelkupfer entstehen. Sobald dieSe Reaktionen in Gang gekommen^ Wird ein Teil deS OueckfilberS zngefetzt und mittels Durcharbeitens innig einverleibt. DaS OueckSilber zerfetzt nnn wieder daS Ehlorfilber dnrch Entziehung deS EhlorS^ eS entfteht Oueck* silberchlornr nnd metaUiScheS^ reineS Silber^ daS Sich in metaUifch gebliebenem OueckSilber auSlöSt. DaS Umarbeiten der HauSen dauert mehrere Tage lang^ dann wird wieder eine

^46Da^Silber. Vefchickung VonOnedfilber und gegen den Schluß hin meift noch ein dritter Zufatz gegeben Die ^ganze Arbeit währt anf den beften Amalgamierwerken 1^—15 Tage im S o m m e r 2 0 — 2 5 Tage im Winter. | n der ganzen Zeit wird die Amalgamation nnterStützt dnr^ fleißiges Umarbeiten^ der Fortschritt derfelben häufig durch Probieren erprüft Fehler dure^ Zufatz Von mehr Magiftral oder^ bei einem Zuviel Von diefem ^ dnrch Zufatz Von Kai korrigiert. Man Verwendet dazu fechS* bis achtmal foViel Oneckfilber ^ als man den S i l b e r gehalt der Erze fchätzt nnd gewinnt daVon etwa drei Viertel zurück. Der ReSt geht Ver^ loren und wird in Form Von OUeckSilberchlorÜr beim nachSolgeuden Wafchen mit fortge^ fchwemmt. Um 1 ^ Silber zu gewinnen ^ mnß man alfo ein Opfer bis zu 2 Oueck= silber bringen. Ift endlich die Amalgamation in der M a f f e VoUftändig Vor Sich gegangen^ fe stürzt man diefe in mit Waffer gefüllte Kufen ^ wo fie Von fteheuden^ mit Onerarmen Ver* sehenen Wellen gerührt und geguirlt wird. Die Uneinigkeiten Verteilen fich dadnrch im WafSer nnd werden mit diefem abgelasfeu^ während daS fliiffige Amalgam fich am Voden fammelt.

^nta^antiernpp^rrtt. Letzteres preßt man in Filzfäcken^ wobei flüffigeS^ noch etwas filbechaltigeS Oneckfilber durchgeh^ daS man wieder zur Amalgamation verwendet^ während daS zurückbleibende fteiSere Amalgam der DeftiUation nnterworfen wird; daS Oneckfilber Verflüchtigt fich hierbei nnd wird durch Abkühlung wieder Verdichtet ^ daS Silber bleibt zurück. Künftigere Reful* täte erhielt man in Freiberg in Sachfen^ fo daß am Kilogramm nnr Oneckfilber Ver* loren w u r d e n ; trotzdem hat man aufgehört ^ in Freiberg nach diefem fogenannten e n r o * päifchen oder Freiberger Verfahren zu arbeiten^ indem man zu dem Verfahren der Anf* löfnng nnd Fällung Von Angnftin übergegangen ift. Rnr in Nordamerika Werden^ WenigftenS Znweilen noch die bei dieSem Verfahren gebräuchlichen rotierenden Fäffer Verwendet. Auf dem Freiberger Werke Halbbrücke wurden die Erze zunächft mit Kochfalz im Flamm* ofen geröftet^ um Ehlorfilber zn bilden; daS Röftgut wurde gemahlen nnd dann in rotierende eichene Fäffer gebracht in welchen eS mit Prozent W a f f e r und 10 Prozent Schmiede* eifenftückchen zwei Stunden lang bewegt wnrde (f. Fig. 1 ^ 0 ) . DaS Eifen zerfetzt hierbei daS Vorhandene Ehlorfilber^ indem eS Ehloreifen bildet ^ und daS Silber wird frei. Hierauf brachte m a n Oneckfilber ^ ^0 P r o z e n t deS ErzpulVerS^ in die Fäffer uud fetzte daS Drehen

Gewinnung deS SilberS. noch längere Zeit Sort bis nach 1 6 — 2 0 Stunden die Amalgamation deS abgeschiedenen metaUifchen SilberS Vollendet w a r . Nach Zugabe Von W a f f e r uud nach abermaligem Drehen wurde daS Amalgam abgelaffen uud durch Preffen in Zuulchbenteln Von dem überfchüffigen Onedfilber befreit. DiefeS Silberamalgam wie eS auch jetzt nach nach dem amerikanifchen Verfahren er* halten wird^ muß nun der DeftiUation unterworfen werden; man bringt eS auf eiferne Schalen e die in eiferne ^ röhrenförmige Retorten gefchoben Werden; das Onedfilber Ver* flüchtigt Sich und wird in einem VerdichtungSraum unter W a f f e r wieder in tropfbar flüffiger Form aufgefangen. DaS noch mit geringen Mengen fremder Metalle Verunreinigte S i l b e r dagegen bleibt anf den eifernen Schalen oder Tellern zurück und heißt deshalb T e l l e r * f i l b e r ; daSfelbe muß ebenfo wie daS auf andre Weife gewonnene Silber noch weiter ge* reinigt ( r a f f i n i e r t ) werden.

E i n andres e in ReVada und Eolorado gebräuchliche^ Verfahren ift die P S a n n e n * a m a l g a m a t i o n ; diefelbe gefchieht je nach Art der zu Verarbeitenden Erze^ durch zwei etwas Voneinander abweichende Prozeffe^ deu sogenannten Washoe*Prozeß und den Reese*RiVer*Prozeßs Ramen^ die Von deu betreffenden Diftrikten in ReVada abftammen in welchen jene VerfahrnngSarten zuerft angewendet wurden. Durch den Wachoe-Prozeß Verarbeitet man E r ^ welche nach dem Zerkleinern direkt amalgamiert werden können während die für den Reefe- River* Prozeß geeigneten Erze zuvor geröstet werden muffen. Die Amalgamation wird faft ausschließlich in fogenannten P f a n n e n (Kesseln ^ sestftehenden Fäffern) nnd nur anSnahmSweife in rotierenden Fäffern ausgeführt. Diefe Pfannen be* ftehen anS Gnßeifen uud befitzen einen flacheu Voden; fie enthalten eine eiferne M ü h l e Zum M a h l e n deS Von den Steinbrechmafchinen uud Pochwerken kommenden ^ wenn nötig vorher geröfteten ErzkleinS. Die Amalgamation gefchieht in denfelben Pfannen nnter Zufatz von Kochfalz ^ Kupfervitriol und S a l p e t e r ; feine Eifenteilchen SoUen durch daS pochen und

^46Da^Silber. Mahlen in genügender Menge beigemengt Werden^ um den Prozeß zu beschleunigen; daS Quecksilber wird gleichzeitig zugefetzt. Die Verarbeitung deS erhaltenen Amalgams gefchieht auf die gewöhnliche Weife^ D i e ungeheuren Mengen S i l b e r und Gold Süßenden GefteinS in dieSen Staaten haben neuerdings ein eignes Berfahren der Amalgamation hervorgerufen^ welches beSonderS auS eine fehr rafche Aufarbeitung gerichtet ift^ dabei aber auch durch die innige Vermischung^ in welehe daS Quecksilber mit dem Pochmehle gelangt^ den Borteil einer Sehr Vollständigen Extrahierung^ bietet. DaS Eigenartige diefeS ProzeSSeS ift^ daß bei denselben daS Quecks Silber in äußerst fein zerStäubtem ^nStande dnrch DampS oder komprimierte LuSt ganz in der A r t wie der Sand in den bekannten Sandblafemafchinen gegen daS Erzmehl geschleudert und Solcherart mit denselben Vermengt wird. AuS der Betrachtung Von Fig. 1^1 wird der ganze Vorgang leicht klar. D a s Erzmehl beSindet Sich in einem konifchen Kübeln aus welchem eS durch ein trichter* SörmigeS ^uleitungSgefaß in eine nach dem eigentlichen Amalgamator führende Röhre gelangt. Diefe ^ ö h r e Steht mit ihrem hinteren Ende in Verbindung mit einem DampfkefSel^ Wollen Wir annehmen (eS tonn auch ein Gebläfe fein)^ auS welchem ein fortwährender S t r a h l ge* Spannten Dampfes in diefelbe eintritt. Diefer Dampfftrahl erfaßt das Erzmehl und reißt eS mit Sich fort in ein größeres eylindrifcheS Gefaßt welches wir in Fig. 1^1 f ü r Sich im Durchschnitt gezeichnet erblicken. Gleichzeitig oder vielmehr noch ehe der DampS die Erz* maSSe erreicht^ ift er anS einen ^ u f l u ß von Quecksilber geftoßen^ der auS einem befonderen Behälter (in unfrer Abbildung rechts oben) durch eine dünne Röhre herbeigeleitet Wird^ hat daS Quecksilber in kleinfte Partikelchen z^ftäubt nnd bringt daSSelbe nnn in dieSer Form mit dem Erzmeh^ daS in gleicher Weife zerteilt Wird^ zufammen. Dadnrch Wird eine höchft Vollkommene Vermengnng der Deilchen^ die fich miteinander Verbinden foUen ^ eingeleitet. J n dem Amalgamator Vollzieht Sich nun die Verbindung Vollends^ Während die Erzkörnchen nnd Metalltröpfchen niederfinken und nach ihrer Schwere fich lagern. AnS dem Amalgamator kommt nuu der auS GefteinSpulVer^ Amalgam nnd Quecksilber beftehende Brei in ein Syftem Von Rührbottichen ^ Settler ^ in denen er Von DampS durchströmt nnd dadurch zu einem Seinen Schlamm umgewandelt wird^ den man im erSten Bottich noch mittels Steinerner Walzen dnrcharbeiten laßt^um die Bergnickung möglichst Vollständig geschehen zu laSfen. Die Schweren Metalle Setzen fich z^ Boden und Sammeln fich in dem konifchen Unterteile^ aus Welchem daS Amalgam mittels eines HahnS Von Zeit zu Zeit abgelaffen wird. AuS dem erften Bottich^ in dem der größte Teil der reichen Ausbeute Sich abfetzt^ fließt der milchige Brei in einen zweiten^ auS diefem in einen dritten n. f. w.^ bis endlich alles gediegene MetaU daraus abgefchieden ift. Diefe letzteren Bottiche haben Rührapparate anS amalgamierten Knpf erplatt en^ welche diejenigen Metallteilchen ^ die etwa bis jetzt noch der Fefthaltnng entgangen fein foHten^ im letzten Moment noch arretieren. — Die DirknngSWeife dieSeS Von F o r f t e r ^ F i r m i n erfnndenen Amalgamators Wird fo Vorteilhaft gefchildert^ daß Von dem in dem Geftein enthaltenen gediegenen Silber volle 9 9 Prozent gewonnen Werden foUen bei einem Berlnft Von nur ^ Prozent deS aufgewandten QueckfilberS. S e h r günftige Refultate foU man mit dem neuen B r o m a m a l g a m a t i o n S p r o z e ß erhalten haben^ namentlich wenn daS Silber^ Wie in den Rotgüldigerzen^ dem PolybaSit ^ mit SchweSel^ Antimon und ArSen Verbnnden ift. Diefe Erze werden dnrch daS B r o m zer* fetzt und auS dem Silber entfteht Bromfilber. DaS in gewöhnlicher ^eife naß gepochte Erz wird in gefchloffenen PSannen mittels ^afferdampf erhitzt und nachdem ^ufatze Von Brom noch einige Stnnden hiudurch damit behandelt ^ worauf dann daS Gemifch zur Amalgamation durch den gewöhnlichen Pfannen* oder Fa^prozeß geht. ES ergab Sich ein Silberausbringen Von 8^ Prozent^ während die gewöhnliche Amalgamation nur 4 6 Prozent Ausbeute ergab. Am beften foU diefeS Verfahren bei denjenigen Erzen anzuwenden fein^ welche neben Silber noch Gold enthalten. ^rotz des Verhältnismäßig billigen PreifeS deS BrowS^ welches jetzt in Nordamerika in großen Mengen fabriziert wird^ dürfte daS Ver* fahren im Hinblick anf die großen Ouantitaten Von V r o n ^ die hierz^ nötig find^ immerhin noch etwas koftfpielig werden. Auf andern chenüfchen ErfahruugSfätzen beruhen die in der neneren Zeit bei der Berhüttung armer Erze zu ganz befonderer Dichtigkeit gelangten naffen Methoden der

^enunnung deS Silber^. 241 Silbergewinnung ^ Von denen hier die AugnftinSche und ^iervogelfche kurz beschrieben werden foUen^ welche befonderS bei der Extraktion filbethaltiger Kupfererze dienen^ bei denen früher auch die Amalgamation in Anwenduug kam. DeS erfteren Methode gründet Sich auf die Eigenschaft deS EhlorfilberS^ Sich in heißer Kochfalzlöfnng auSzulöSen. Die Erze find demnach fo zu behandeln^ daß fich jene Silberverbindung bildet DieS gefehieht indem fie^ der Haupt* sache naeh auS Schwefelverbindungen beftehend^ in feingepochtem ^nftande zuerSt Sür Sich und dann nach erfolgter Vermifchung mit Kochfalz geröftet werden. Vei der erSteu RöStuug bilden Sich Sulfate (fchwefelfaure Metallfalze)^ nnd zwar zunachft Eifenfnlfat dann Kupfer* fulf^t und zuletzt bei gefteigerter Temperatur^ bei welcher jene beiden Sulfate bereits wieder Zersetzt und in O ^ e Verwandelt werden^ anch Silberfulfat. Durch f^rtgefetzteS Röften unter nunmehriger ^n^be Von Ehlomatrium (^ochfalz) wird daS SilberSulfat in Silber* chlorid übergeführt nnd anS dem Natrium deS KochfalzeS wird Natriumfnlfat.

U m ViefeS Ehlorfilber auSzuzieheu uud für fich zn erhalten^ iSt fpater nichts weiter erforderlich als die Behandlung deS RöftmehlS mit konzentrierter heißer ^ochfalzlauge^ in welcher daS Ehlorfilber fich auflöft^ Die gewonnene Silberlauge bringt man dann auf Fäffer^ worin metaüifcheS Kupfer enthalten ift; daS Silber wird hier dnrch daS Knpfer ge* fäHt^ eS fetzt fich als Schlamm zu Boden ^ während die nun kupf erhaltige Flüffigkeit auf ahnliche Weife dnrch ^mentation mittels Eifen anSgenntzt wird. Nach der ^ierVogelfchen Methode wird daS beim RöSten entstandene fchwefelfaure Silberoxyd mit heißem Waffer ausgezogen und daS darin enthaltene Silber dnrch metallifcheS Kupfer niedergefchlagen^ wobei man^ da auS der Röftmaffe auch fchwefelfanreS Kupfer in Löfnng g e l ^ Kupfervitriol als Nebenprodukt echalt. DaS ^ierVogelfche Verfahren eignet fich nur Sür Silbererze^ die frei Von Arfen und Antimon find^ Wie z^ B. der ManSf elder Knpferftein. Andre Vorfchläge betreffen die Anwendnng andrer LöfnngSmittel ftatt der KochS^lzlöfung^ namentlich daS in der Photographie allgemein gebrauchte nnterfchwefligfaure Ratron oder Natriunch^pofulfid; daSfelbe wird namentlich in Nordamerika zur AnSlaugung armer mit Kochfalz geröfteter Erze mit Vorteil Verwendet. Eine andre Silberfcheidnng auf naffem Wege ift die Sogenannte Sch w e f e l f ä u r e l a u g e r e i ; fie wird bei Silberhaltigem^ todt^ geröftetem Kupferftein angewendet^ der mit Kammerfänre von 5 0 ° Bm. eine halbe Stunde lang

^46 Da^ Silber. gekocht wird^ Wobei daS Kupfer als Sulfat in Löfung geht^ während in dem hinterbleibenden Schlamme die ^anptmenge deS SilberS ift. Diefer Schlamm muß dann der Berbleiung unterworSen werden. DieKupferfalzlöfnng wird über Kupferblechfchnitzel filtrier^ um etwa in LöSung gegangenes Silber niederzuschlagen. Hat m a n anStatt Kupserfteiu Schwarz* kupfer zu entfilberu^ So wird dieSeS granuliert (gekörnt) und mit heißer verdüuuter SchweSel* faure derart behandelt^ daß abwechselnd Saure und Luft zu dem Metall treten. D a s KupSer geht in LöSung und wird auch hier als Kupfervitriol gewonnen; der Schlamm wird Verbleit. D i e Gewinnung deS SilberS durch S c h m e l z a r b e i t geftaltet fich nach der N a t u r der gegebenen Erze Sehr Verschieden^ immer aber benntzt man bei derSelben als E^traktionSmittel^ gewiffermaßen als trodeneS LöSungSmittel für daS metallische Silber^ das gefchmolzene Blei^ welches mit dem Edelmetalle Sich leicht legiert und auS dieSer Seiner Verbindung Verhältnis* mäßig leicht Sich wieder abfcheiden läßt. Silberhaltige Kupfererze werden daher entweder durch die gewöhnliche Kupferhütten* arbeit zuerft anf Schwarzknpfer Verarbeitet nnd anS dieSem daS Silber durch Seigerung mit B l e i geschieden^ oder man erhält daS Silberhaltige Blei durch daS Riederfchmelzen der KnpSererze mit gerottetem Vleiglanz^ oder man Verschmilzt die Kupfererze nur auf Rohftein^ der daS Silber einschließt und Sodann dnrch Verschmelzen mit geröstetem Vleiglanz oder Glätte Verbleit wird. AuS der Schmelze erhalt man daS Silberführende Blei durch Seigerung^ deren Ausführung wir früher fchon befprochen haben. A m komplizierteren find die Arbeiten^ wenn Silberhaltige Kupfer* und Bleierze zufammen vorkommen. ES find dann wiederholte Schmelznngen nötig^ welche indes immer auch die Erzeugung eines filberhaltigen WerkbleieS einerfeitS und filberhaltigen Rohkupfers auderSeitS zum^weck haben. Erze^ die kein Kupfer enthalten^ werden z^ar ähnlich behandelt^ nnr wird der Rohftein als wertlofeS Produkt nicht weiter in Betracht gezogen. G a n z reine Silbererze^ welche kein andres Metall enthalten^ kommen in fo geringSügigen Mengen vor^ daß auf ihre gefonderte Verhüttung nur in den feltenften FäHen Rüdficht zu nehmen fein wird. DaS Silberhaltige ^erkblei^ daS^ End* ergebniS aller dieSer Methoden^ unterliegt endlich der T r e i b a r b e i t ^ welche ebenfalls^ wie auch daS Pattinfonieren^ bereits bei Gelegenheit deS BleieS ihre Vefprechnng gefunden hat. Weder daS mit Blei erfchmolzene^ noch daS auS Anflöfungeu niedergefchmolzene^ noch daS durch Amalgamation gewonnene Silber ift rein genug ^ um als Feinfilber gelten zu können; eS enthalt noch einige Prozent fremder Metalle^ deren Wegfchaffnng die letzte Arbeit^ daS F e i n b r e n n e n ^ anSmacht. DiefeS Feiubrennen befteht aus einem Umfchmelzen unter Luftzutritt und ift bei dem durch Treibarbeit gewonnenen Silber^ in welchem der noch zu entfernende fremde Stoff eben n u r ein Uberreft Von Blei ift^ eigentlich nichts weiter als eine wiederholte Treibarbeit. ES dient hieran eine Art M u l d e oder SchÜffel^ der fogenannte Teft^ anS einer absorbierenden MaSSe (Knochenafche oder ausgelaugte ^olzafche^ Mergel ^e.) durch EiuftampSen in eine eiSerne Unterlage geformt^ die entweder unter einer großen Muffel dem freien Luftznge^ oder vorteilhafter im Flammofen der Wirkung eines GebläfeS auSgefetzt wird. Durch die o^dierende Wirkung der LuSt Verwandelt fich der Vleigehalt deS Schmelzenden SilberS Vollends in flüffige Glätte^ die man aber nicht Von der Silberfläche ablaufen läßt^ da fie fich Von felbft in die poröfe Maffe deS DefteS einzieht. Enthält daS Silber neben KupSer^ Antimon n. f. w. dagegen wenig oder gar kein Blei^ fo fetzt man dem Silberfluß Solches absichtlich z^ weil die Q^yde der übrigen Metalle zu ihrer Verfchladuug der Blei* glätte bedürfen. So reinigt fich daS Silber bis etwa auS Prozent^ zuweilen auch bis auf Prozent darin bleibender unedler Metalle und heißt dann Brand* oder F e i n * f i l b e r . N u r ein etwaiger Goldgehalt^ der durch alle Strapazen hindurch feft zum Silber gehalten hat^ mnß^ wenn eS der Mühe lohnte auf anderm Wege herausgezogen werden. ^igen^cha^eu uu^ Verbindungen ^ ^il^er^ S o hätten wir denn das fchöne weißglänzende Metall in den ^uftand feiner Gediegenheit überführen fehen^ Sreilich nur^ damit eS zum Behuf der Berarbeituug z^ Lünzen und Geräten bald wieder mit einem uuedlen Metall^ dem Kupfer^ Verbuuden werde^daS feine fchöne Farbe allerdings etwas beeinträchtigt. DaS reine Silber ift nämlich für die meiften^wecke zu weiche daher zu fehr der Abnutzung unterworfen. ^ w a r ift eS immer noch härter als Gold^ aber doch bedeutend weicher als daS Kupfer; man ftärkt und härtet eS deshalb in Verschiedenen AbftuSungen^ indem man ihm Kupfer zufetzt^ und bezeichnete früher den Feingehalt diefer Legierungen

Eigenschaften und Verbindungen deS Silbers.^ ^48 dnrch die Z a h l der in der Mark (16 Lot) enthaltenen Lote Silber^ fo daß z. B . ein Silber e daS auS Teilen S i l b e r nnd ^ Teilen Kupfer befteht e l^lötig hieß. S e i t mehreren | a h r e n hat dafür jedoch die Bezeichnnng nach Taufendteilen pia^ gegriffeu. Zwölf* lötigeS S i l b e r z.V. echält hiernach die Bezeichnung d. h. in 1009 Teilen enthält eS ^59 Teile Feiufilber nnd 2^0 Teile Knpfer. DaS Silber gehört zu den Schweren Metallen ; fein fpezifiScheS Gewicht bewegt fich in den Grenzen Von 1 9 ^ - 19^^ je nachdem daS Metall bloß gefchmolzen oder dnrch Hämmern und Prägen noch dichter gemacht worden ift. Feines Silber hält Sich an der LnSt in Farbe nnd G l a n z Vollkommen beftändig^ mit Kupfer VerfetzteS natürlich nnr So Weit^ als eS nach Höhe deS Kupfergehalts möglich ift. Kerät eine Silbermünze inS Feuer ^ So wird Sie nach und nach ganz schwarz; an diefer Verändernng iSt jedoch lediglich daS KnpSer fchuld^ indem Sich durch Einwirkung der faner* ftoSfhaltigen Luft ein ^autchen fchwarzeu KupseroxydeS bildet. Durch Eintanchen in eine S ä u r e kann daSfelbe leicht entfernt werden^ und eS tritt dann die bloßgelegte Oberftäehe reineren SilberS zu Tage. I n ähnlicher Weife Verfchaffen unS Silberarbeiter nnd Münz* Werkftätten wenigftenS für einige Zeit den Anblid deS feinen SilberS; fie fieden ihre bis Zum Polieren fertigen Stüde in Verdünnter Schwefelfäure^ welche nur daS Kupfer aufloft und die Oberfläche in einer fehr dünnen Schicht als Feinfilber zurückläßt (daS W e i ß f i e d e n ) . Die fehwache Seite deS S i l b e r S ift Seine ReigUng zum Schwefe^ die Sich Schon in Seiner häufigen Vererznng anSfpricht. | n fchwefligen Dämpfen färbt fich daS Silber gelb^ braun n. f. w. infolge einer oberflächlichen Vildnng Von Schwefelfilber; in fchweftigen Löfungen (Schwefellebern) ift die Bildung noch intenfiver und dunkelfarbiger. Man benutzt dieS mitunter bei ^erftellung Von Schmucksachen^ denen durch Eintauchen in SchweSelleber* löSung eine fchwärzlichg^ane Oberfläche erteilt wird. M a n nennr Solche Sachen ^ wiewohl unzutreffend^ oxydiertes Silber. Eigentliches oxydiertes S i l b e r oder Silberoxyd läßt fich Zwar auche aber nur auf chemifchem Wege^ darftellen; man erhält eS als graubraunes P u l v e r durch Niederschlag anS einer falpeterfauren Silberlöfnng mittels Atzkali. DaS fchmelzende reine S i l b e r hingegen widersteht der Oxydation im gefchmolzenen Zustande e und feine Reigung zum Sanerftoff ift fo g e r i n g e daß auch daS gefällte Oxyd in der Rotglühhitze und felbft fchon bei längerer Einwirkung deS Sonnenlichts den Sauerftoff fahren laßt und wieder metaUifch wird. Dennoch gibt eS eine merkwürdige Beziehung zwischen Silberund Sauerftoff. KefchmolzeneS Silber nämlich — fein Schmelzpunkt liegt bei 1 9 9 9 ^ C. ^ Verfchluckt eine Menge Sauerftoff^ etwa daS ^2fache feiueS eignen V o l u m e n S e ohne ihn chemifch zu binden^ und Stößt ihn beim Erftarren mit Heftigkeit wieder Von fich Diefe Bilduugtg^ daS S p r atzen genannt^ gewährt bei größeren Maffen etwa) ein eigentümlich intereffanteS Schanfpiet War eine folche MaSSe längere Zeit im Fluß uud wird dieselbe der Abkühlung überlaffen^ So Sängt die fich an der Oberfläche zuerft bildende fefte gewölbte Krufte bald au zu reißen^ noch fehr flüffigeS Silber dringt heraus und überfließt in dünnen Schichten die Oberflache. DieS ift jedenSallS einer bloßen Ausdehnung infolge einer inner* lichen KriftaUiSation zuschreiben. Bald jedoch beginnt die GaSentbindnng: die Decke erhebt fich hier nnd da zu kleinen Hügeln oder Vlafen^ welche uuter Bilduug baumfÖrmiger Figuren platzen und Ströme Von Sauerftoff heranSfchießen laffen^ während man innerhalb daS flüffige Silber in heftiger Wallung fieht und kleine Ströme deSfelben gleich der LaVa auS einem Vulkan herauSguellen. Sowie die Krufte dider Wirde fteigen die Vlafen höher aufe daS KaS fvrengt fie explofionSartig e und um daS Vild Von MiniatnrVulkanen VoUftändig zu machene werden kleine Tropfen flüffigen SilberS weit nncher gefchlendert. Diefe intereffante Erfcheinnng zeigt übrigens nur daS Feiufilber^ Silben welches auch nur geringe Mengen Vlei^ Kupfer und felbft auch Kold enchälte abforbiert keinen Sauerftoff. D a S befte LöfungSmittel deS SilberS ift die Salpeterfäure ; außerdem löft eS fich aber auch in heißer konzentrierter Schwefelfäure. AuS den Löfungen fällen Salzfänre^ Kochfalz nnd alle andern E^oride daS M e t a l l als Ehlorfilber in käfeartigene Weißen Flocken. Auf diefem Verhalten beruhen die beften Silberproben. M a n löft eine beftimmte Menge unreines Silber in SalpeterSänre und probier^ wieviel V o n einer KochSalzlöSung von genau beftimmter Starke nötig ifte um alles Silber als Ehlorfilber auSzuSällen. Die SalpeterSänre Silberlöfung gibt eingedunftet daS unter dem Nameu Höllenftein bekanntee scharf ätzende S a ^ daS gewöhnlich bei gelinder Hitze gefchmolzen und in Stängelchen

244 ^ Silber^ gegoSSen ift. Sonft nnr als ältliches Atzmittet zum Schwärzen der^are u. f. w. benutzt hat daSSelbe Seit dem Austreten der Photographie eine Viel größere Vedeutung nnd An* wendnng geSunden. Vedenkt m a n wie Viele der nenen Von ^oUenftein^ lebenden KünStler Schon bei nnS Vorhanden Sind^ daß in England nnd Frankreich Vielleicht noch viel m e h ^ in Nordamerika über alle Maßen Viel photographiert wird^ fo dürSten die Silbermengen Welche beispielsweise Sachfen jährlich erzeugt zurTedung deS allgemeinen photographifchen BedarsS kanm hinreichen. Allerdings find diefelben nicht gänzlich Verloren denn anS den Rückständen der photographifchen Ateliers werden die edlen Metalle (auch Gold wird ja zu photographifchen ^wecken Verwendet) mit großer Sorgfalt wieder herausgezogen und anfSnene^ gereinigt und in entfprechendeVerbindnng gebracht demKreiSlanfedeS technifchen Lebens übergeben; eS gehtbloß diejenige Silbermenge für den Verkehr verloren Welche anf den photographifchen Vildern bleibt. D a S Silber ift fehr geeignet fowohl mit d^n Gold als mit dem Knpfer Legiernngen Zu bilden. Diefe find auch^ wenn wir Von kleinen Ausnahmen abfehen die einzigen technifch gebräuchlichen. ^n dem gewöhnlichen Arbeitgeber haben wir^ wie gefagt ftetS eine Legierung mit KnpSer. Dnrch den Zufatz Von Knpfer Wird daS S i l b e r härter^ Verliert nnr Wenig Von feiner Gefchmeidigkeit nnd lä^t fich immer noch gut h ä m m e r n Walsen zuTraht ziehen ^e.; nur Wenn eine befonderS große Gefchmeidigkeit Verlangt wird; wie bei getriebener Arbeit nnd den feinften Dränen n m ß man feinet oder Sehr wenig VerfetzteS Silber anwenden. DaS legierte Silber ift leichtSlüsSiger und gießt Sich beSSer und Schärfer auS als reineS^ DaS mit Kupfer legierte Silben an Sich fchon härter als Seines ^ beSitzt die EigenSchaSt durch H ä m m e r n Walsen n. f. w. an Härte noch bedentend zuzunehmen dnrch AnSglühen läßt fich jedoch die Maffe immer wieder erweichen. Um die Legierung Von Knpfer und Silber ganz homogen zu machen fetzt man zuweilen eine fehr geringe Ouantität Rink zu. ^ i i b e r ^ r a h t WaS über daS Drahtziehen bei früherer Gelegenheit fchon gefagt wurde^ gilt im allgemeinen anch Sür die HerSteHnng deS DrahteS auS Edelmetallen nur daß hier meift hohe FeücheitSgrade hergeftellt werden die ihre fchließliche Ausbildung auf kleinen Handleiern erhalten. FeiueS S i l b e r läßt fich zu deu dünnften Drähten anspinnen und muß oft an 1 ^ 0 immer enger werdende ^ie^locher paffieren. Dasjenige^ WaS man echten Gold* draht zu nennen pflegt ift Saft ftetS Silberdraht mit einer Schwächeren oder Stärkeren Ver* goldnng. Gold für fich wäre nicht haltbar genug ^ Vor allem anch zu teuer. Diefen filbernen Golddraht erzeugt man folgendermaßen. W e n n der zum Drahtziehen beftimmte Silberftab einigemal durch die großeu Rieheifeu gezogen i f t fo wird er mit einer feinen Feile der Länge nach geSeilt etwas rarch gemacht und dann mit Gold belegt. DaS zu dieSem Zwecke Verwendete fogenannte Fabrikgold ift ^ mrn diet nnd die Vlätter find 8 — 9 cru im O n a d r a t groß. Man breitet fie anf ein glattes Knpferblech auS nnd rollt die glühend gemachte Silberstange darüber hin^ au Welche fich daS Gold fogleich feft anhängt. I f t dieS geschehen So umwindet mau die Stange mit Leinwand und erhitzt fie faft bis zum G l ü h e n woranf man Sie mit VlntStein poliert nnd fo beide Metalle innig miteinander Verbindet. M a n kann die Vergoldung nach Befinden mehrfach übereinander legen. Die polierte Stange wird dann mit Wachs beftrichen nnd der Rie^bank übergeben. Durch die ungeheure Streckung^ Welche fie hier im Fortgange der Arbeit erleidet Verdünnt fich der GoldÜberzng in fabel* haStem Grade^ ohne daß er zerreißt und eineLiide ein Durchblicken deS SilberS erkennen läßt. I n gleicher Weife leihen Gold nnd Silber auch dem Kupfer ein Feierkleid^ So daß Drahte der Seinem inneren WeSen nach nichts andres ift a l s Kupfer^ in feiner äußeren E r Scheinung entweder als Gold* oder als Silberdraht austritt. Man bezeichnet Solchen dann als nnechten oder leoniSchen Draht. Um in leoniSchen Golddraht Verwandelt zu werden erhalten die Knpferftäbe zunächst oSt eine Belegung mit S i l b e r und darauf erSt die Schwache GoldSchicht. So wird daS BöSe mit Gutem doppelt überwunden fo daß anch bei der Ab^ nntznng die ordinäre KupSerSarbe nicht unmittelbar zum VorSchein kommen kann. Echte wie nnechte Gold- und Silberdrähte der feineren Rummern werden öfter noch dnrch Walzen flach gedrückt (geplattet) uud bilden dann den zu Zwecken der Verzierung Vielfach gebrauchten L a h n Öfter wird dem Drahte für die mannigfachen Zwecke feiner Verwenduug in der Treffen* und Pofamentenfabrikation noch eine befondere Verfchönernde Rnrichtnng gegeben er wird k o r d i e r t d. h^ er bekommt anf feiner Oberfläche einen engen Schranbengang ein* gefchnitten natürlich fehr leicht nnd fein und echält dadnrch ein matteS^ geweUteS Anfehen

Silberdraht. Verfilberung. ^4^ gleichsam als wäre der feine Gegenstand eine anSnoch Viel feineren Fäden znfammengedrehte Schnur. Die hieran nötige Kordiermafchine ift ein kleines^ einfaches Geräte an welchem daS HauptStück^ eine in ihrer AchSe durchbohrte Heine StahlS^iudel^ dnrch ein Tretrad in rafcher Umdrehung erhalten wird^ während man den durch die Spindel gefleckten Draht gleichmäßig durchgeht. Eiu Seines Schueideifen am Vorderen Ende der Spindel beSorgt den Einschnitt. ^er^lberUU^ ^ie nngemeine Dehnbarkeit der Edelmetalle iSt eS^ Welche eS ermöglicht^ nicht nur andre Metalle ^ Sondern auch die Verschiedenartigsten feften Stoffe mit dünnen Lagen jener fchönen^ koftbaren Elemente zu überziehen und dadurch in allen Fallen den daraus dargeftellten Gegenständen ein glänzenderes^ Vornehmeres AuSSehen^ in vielen FäHen auch eine größere Behändigkeit zu geben. Man begreift diefeS Verfahren allgemein unter dem Namen der Vergoldung oder VerfiIbernng^ je nachdem daS eine oder daS andre der genannten Metalle dazu gebraucht wird. Für die leichteren Stoffe^ Stein^ ^ o ^ Papier und Leder^ dienen Gold nnd Silber in der Geftalt ganz zarter plättchen^ ^äutchen^ Blatt* filber und Blattgold^ deren HerfteHung^ daS ^ach der GoIdfchlägerei^ beim Gold zu be* sprechen fein wird^ für die Metalle (Kupfer^ Meffing^ Tombak^ Neufilber) werden dauer* haftere Uberzüge erzengt durch Auffchmelzen in der Hitze mit oder ohne Benutzung deS OueckfilberS^ fowie dnrch p l a t t e r e n . Bei diefem letzteren Verfahren^ daS fchon länger als 100 | a h r e geübt wird^ überzieht man gleich die Kupferbleche^ anS denen Gebrauchs* gegenftände hergefteüt werden foUen^ mit einer dünnen Platte reinen SilberS oder^ wenn eS fich um Vergoldnng handelt^ entweder gleich oder nach ^wifchenfchaltnng eines Silber* belegeS^ mitGold^ daS in diefem Falle Von noch bedentend geringerer Dicke Verwendet wird. J n neuerer ^eit findet diefe platierung jedoch mehr auf Neufilber als anf Kupfer ihre Auwendung. Die zu platierenden unedlen MetaUftücke werden zuerft ganz rein geSehabt^ Sodann läßt man fie znr Verdichtung einigemal dnrch ein Walzwerk gehen^ fchabt Sie wieder und bedeckt Sie mit einem gleichSallS geschabten^ etwa papierStarken Silberblatt. Meistens hat man Vorher daS Knpfer mit einer Löfnng Von HöHenftein beftrichen^ die durch daS MetaU zerfetzt wird^ fo daß Sich auf dem Knpfer fchon ein metaHifcheS Silberhäntchen ge* bildet hat^ welches die Berbindung beffer Vermittelt. Bei der Goldplatiernng dient zu gleichem ^Wecke Ehlorgoldlöfung. DaS aufgelegte Silberblatt wird über die Rander deS KupferS umgebogen^ ein ausgeglühter Eifendraht nm diefeIben hernmgelegt nnd die fo Ver* bnndenen Platten iiber Kohlensener einer Starken Rotglut auSgefetzt. Herbei überfährt mau daS Silber kräftig nnd anhaltend mit einem eifernen Reiben um unter AnStreibung der Lnft eine möglichft innige Berührung ztoifch^ den beiden Metallen herznftellen. Die fo Vereinigte platte wird glühend herausgenommen nnd fogIeich mehrmals dnrch die jedesmal enger gestellten Walzen eineS StreckwerkS gehen gelaffen. S o wird dnrch bloßeS fefteS Aneinanderliegend ohne Schmelzung oder Lötnng^ ein folcher ^ufammenhalt der beiden Metalle erzeugt^ daß fie auch bei dem weiteren Auswaren auf kaltem Wege fich gleichmäßig miteinander ftreckennnd^ einzelne Fehlfälle ausgenommen ^ kein Auseinanderklaffen erfolgt. Die Silberlage betragt dem Gewicht nach ^ ^ ^ deS Ganzen. Auch bei der fchwacheu Lage Von und wenn daS Blech zu der geringen Dicke Von ^ m^n anSgewalzt wird^ alfo die Silberlage nnr ^ ^ m m dick daranf liegte ift fie immer noch Viel ftärker als in den meiften andern FäHeu der Versilberung. M a n bringt auch eine Platierung auf fertigen Gegenständen Von Eifen an^ bei denen Dauerhaftigkeit mit Eleganz verbunden fein soll. Solche find namentlich Teile zu Kutfch* gefchirren und Reitzeugen ^ Thürgriffe^ Eßbeftecke n. f. w. Die eifernen Stücke werden ZnnächSt Verzinn^ dann wird papierdüuneS Silber zur Umhüllung paffend zurecht gefchnitten^ umgelegt^ durch Drucke^ Klopfen und Reiben oder auch durch Eiuftampfen in ^ohlformeu anfchließeud gemacht dnrch Umwinden mit Draht noch mehr gefichert nnd endlich daS Ganze über Kohlenfeuer erhitzt. Hier fchmilzt daS ^inn nnd Vereinigt die platieruug mit dem Kern ^ worauf dann dnrch Schleifen ^ durch den Polierftahl^ durch ^ifelieren u. f. W. die Oberfläche ausgeglichen nnd gefchönt Wird. F ü r folche Gebrauchsgegenstände aber^ welche an vermiedenen Stellen einer ungleichen Abnu^ung unterliegen ^ hat daS Verfahren den Ubelftand ^ daß daS teure Silber auS die gefchü^teren Partien ebenso ftark aufgetragen wird als auf die mehr in Anfprnch genommenen^

^46 Da^ Silber. WaS eine unnötige SilberauSgabe zur Folge hat. M a n hat deswegen in der Neuzeit der galvanischen Verfilberuug Vielfach den Vorzug gegeben weil fie den Vorteil bietet einmal ganz genau die Ouantität deS anzubringenden SilberS Vorher feftfetzen nnd daun diefelbe beliebig auf einzelne Stellen der Gegenftände Verteilen zu können. D a wir bereits im II. B a n d e diefeS Wertes den Gegenftand befprochen haben können wir hier bezüglich der cheoretifehen Grundbegriffe auf daS dort Gefagte verweisen und unS auS einige rein praktifche Angaben beschränken. I n eminentem Maße wird diefe Technik in den weltberühmten Werkftätten von E h r i f t o f l e ^ Eomp. in P a r i s und Karlsruhe ausgeführt und die MefSer und G a b e l n Vefteeke und andre Geräte^ welche jährlich auS diefeu Werkftätten hervorgehen zählen nach Hunderttaufenden fo daß im großen Pnbliknm geradezu der Name Ehriftofle jetzt zu einer Vezeichnnng für die fnbftantieUe Beschaffenheit jener Erzeugniffe geworden ift. ^ Ehriftofle^ bezeichnet eine Metallware^ die auS einem feften billigeren Kern befteht der mit einer mehr oder weniger Starten Schicht reinen SilberS anf galvanoplaftifchem Wege überzogen worden ift. D i e bemerkenswerte Indnftrie galvanifch Verfilberter Metallgeräte datiert erft feit An* fang der Vierziger ^ahre nnd Verdankt nachdem I a e o b t B n n f e n Vöttger in Frankfurt u. a. die wiffenfchaftlichen Vorbedingnngen anfgetlärt hatten ihre praktifche AnSbildung dem be* kannten Londoner Goldfchmied Elkington dem anch neben de Ruolz in Frankreich 1 8 4 0 ein Patent Verliehen wurde. Ehriftofle^ eiu junger Mann Von 2 4 Iahren war zu diefer Reit bereits Ehef eiueS der größten Bijouteriewarengefchäfte der Welt. Er begriff die Tragweite deS galVanifchen Verfahrens nno kaufte zu hohen Preifen den beideu Patentinhabern ihre Vorrechte ab^ waS ihm allein Elkingtou gegenüber eine halbe Million Frank koftete uud ihn doch nicht vor langwierigen Prozeffen gegen unberechtigte Konknrrenten Schützte^ die bald erfchienen um an dem Ertrage der rafch aufblüheuden Technik teilzunehmen. I m I a h r e 184^ betrug die Umsatzziffer^ welche daS HauS Ehristofle ^ Eomp. mit feinen galvanifch Veredelten Metallgeräten machte^ bereits zwei Millionen Frant eineSumme^ die fich bis 1859 auf fechS Millionen echob. I u diefem I a h r e wurde für Deutschland die Filiale in Karlsruhe eröffnet die in gleicher Weife ^ wie daS Parifer Etabliffement^ bei* getragen h a t den nützlichen fchönen und billigen Erzengniffen immer allgemeinere Auf* nähme zu Verfchaffen. Gegenwärtig Verbraucht diefe F i r m a jährlich 6900 Silber zum Verfilbern; Vou 184^—^1 find 1 6 9 0 0 9 ^ Silber Von ihr Verarbeitet worden. Vei einer durchfchnittlichen Stärke der Verfilberung Von ^ g S i l b e r pro Ouadratdezimeter Fläche würden jene 1 6 9 9 9 9 ^ Silber einer Fläche Von 5 6 ^ 0 0 0 ^rn oder mehr als 56 ba gleich* kommen. D e r Gebrauch filberner Eßgeräte hat fich durch Ehriftofle in VeVölkerungSSchichten VerpSlanzt die Vordem nicht daran denken tonnten Sich denfelben zu geStatteu. Und doch iSt daS S i l b e r nicht bloß Vom GeSichtSpnnkte deS Schönen Sondern anch Von dem Standpnnkte einer rationellen GefundheitSpflege dasjenige Metalt welches Sür die HerfteHung Von TiSch* geräten die Vortrefflichften Eigenschaften befitzt. Sein edler Eharakter bewahrt eS Vor Roft und hält eS in der Verührnng mit Speifen rein. Die galvanifch verfilberten Gegenftände ftehen den maffiv filbernen in bezng auf Schönheit durchaus gleich; chre Oberfläche befteht auS dem reinfteu Silber ^ WaS bei jenen fogar nicht in dem Maße der Fall ift; in bezng anf Feftigkeit haben fie unbeftreitbare Vorzüge ^ denn daS Material deS inneren Körpers wird nicht Von der Weichheit und Biegfamkeit genommen ^ Welche immer dem Silber an* haftet. D e r Preis endlich ift geradezu in daS Velieben deS KänferS geftellt; denn er kann die Stärke der Verfilbernng felbft Vorher beftellen und Sicher f e i n daß die durch die auS* gestempelte Marke angegebene Qnantität reinen SilberS auS Seinen Geräten anch wirklich vorhanden ift. Alle Versilberung geschieht nnter Kontrolle Von Wägeapparaten welche den Prozeß erft in dem Momente beenden ^ wo die Verlangte Silbermenge niedergeschlagen iSt Wir haben Schon erwähnt daß außerdem der Riederschlag auch So geleitet wird^ daß Sich an den der Abnutzung beSonderS unterworfenen SteUen eine Schicht Von entfprechend größerer Dicke abfetzt während die geschützteren Partien leichter behandelt werden. D i e eigentliche Maffe der Ehriftofle -Geräte befteht jetzt faft dnrchweg auS Neufilber oder dem entfprechend zufammengefetzen Legierungen Welche in ihrer Farbe Von dem Silber nicht zu fehr vermieden find^ während in der erften Zeit anch Knpfer^ Meffing nnd der* gleichen Kompofitionen als GrnndIage verarbeitet wnrden. I n Paris überhaupt werden

Verfilbernng.

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jährlich 2 5 9 9 9 ^ Silber^ in Europa uud Amerika zuSammen angeblich 12^000 l^g Silber Zum Verfilbern verarbeitet. Eine dritte Art der Versilberung iSt die im Feuere bei Welcher man auS die blank* geSchenerte Metallflache ein Silberamalgam aufreibt und daS in demselben enthaltene Oneck* Silber durch Ausglühen Vertreibt. D i e zurückbleibende SilberSchicht hat fich mit dem Metall seft Verbunden und erhält dnrch Polieren ihren Glanz. Anftatt deS fertigen Amalgams be* dient man fich auch Verfchiedenartiger Gemenge ^ aus denen fich beim Verreiben auf der Metallfläche daS Amalgam bildet; natürlich muß entweder fein zerteiltes metallifcheS S i l b e r oder ein Silberfalz neben einem Oneekfilberfalz (gewöhnlich Oueckfilbernitrat) darin ent* halten Sein^ die übrigen Bestandteile Sind wechfelnd Kochsalz und Salmiat oder anch^ wenn ftatt metallischem Silber EhlorSilber angewendet wird^ noch ein Zufatz von ZinkVitriol. Wir werden beim Gold anSSührlich die FeuerVergoldung zu besprechen Gelegenheit haben^ Welche eine weit bedeutendere Rolle Stielt als die Versilberung ^ und begnügen nnS an dieSer Stelle mit dem ^m^eiS darauf^ da in bezug auf die technische AnSführung die Natur deS Edelmetalls Von keinem Wesentlichen Belang ift. Die VerfilbernngSmechoden auS kaltem Wege durch ZerSetzung einer Silberlöfung^ Welche durch Anreiben ihren Silbergehalt Sahren läßt^ b e r u h e n anS der bekannten chemi* Schen Wechfelwirknng^ infolge d e r e r d a S Kupfer daS Silber a u s feinen Verbindnngen leicht austreibt^ und eS find nnzählige VorfchriSten nnd Rezepte Sür dergleichen Verfahren V o r * handen. D a anf diefe Weise a b e r eine nnr fehr fchwache Verfilbernng erhalten W e r d e n kann^ So macht man nur zu gewiffen Zwecken Von dieSem biUigeu Verfahren Anwendung. Die eigentliche V e a r b e i t n n g der Edelmetalle erfolgt in den Werkftätten der Kold* und Silberfchmiede. Hier wird daS Material zuerft in Graphittiegeln gefchmolzen und nach beftimmten Vorfchriften daS Silber mit Knpfer ^ daS Gold meift mit Silber und Kupfer Verfetzt. ES werden dann S t ä b e oder platten daraus gegoffen und wenn fie auf den richtigen Kehalt probiert find^ mit dem gültigen Zeichen ( S t e m p e l ) VerSeheu. D a eS Sich Selten um KnßStüde anS Edelmetallen handelt So werden die Zaine und platten größten* teils zu Blech gewalzt oder zu D r a h t gezogen und auS dieSen fodann beliebige Kegenftände hergefteUt. Stärkere Sachen ^ wie Schüffeln^ Teller ^ Löffel^ Gabeln ^ Werden auS Zainen oder platten direkt dnrch bloßeS kaltes Hammern gearbeitet. Viel hanfiger jedoch formt man auch folche Stüde auS gewalztem Bleche denn nnfre Zeit wiH felbft die Lu^uSfacheü Wohlfeil haben^ alfo nüiSSen fie dünn nnd leicht Sein. Kefäße nnd überhaupt größere hohle Kegenftände Werden hergefteUt durch Biegen und Drücken deS Blechs ^ durch Vehandlung mit Verschiedenen jammern (zum Teil anS ^olz und^orn^ nach der WeiSe deS Klempners. Viele runde Sachen wie Vecher u. dergl.^ werden auf der Drehbank über Formen ge* drückt; andre werden mit Hämmern oder mit Anwendung Von Punzen Verschiedener Art g e t r i e b e n e Arbeiten Welche in der nngemeinen Weichheit und Dehnbarkeit deS SilberS ihre befondere Berechtigung finden. Der dabei benutzte Amboß befteht auS einer in einem Kranze drehbaren fteinernen oder eifernen Kugel ^ die oberhalb mit einem Kitt anS Pech Terpentin n. dergt belegt ift^ denn daS zu treibende Blech bedarf natürlich einer etwas nachgiebigen Unterlage. ^ohlgefäße^ anf welche Verziernngen zu treiben find^ pflegt man mit einem gefchmolzenen Kitt Voll zu gießen. Die Arbeit kann dann felbstverftändlich nnr Von e i n e r Seite her^ Von anßen nach innen erfolgen. Die Zeichnnng wird ans die Außen* feite aufgetragen und die ganze Flache fo mit Punzen Hämmern^ Stempeln bearbeitet^ daß aüeS Zwifchenliegende hineingetrieben wird nnd die Verziernngen dadurch reliefartig cherVor* treten. Die feine ModeHieruug Verlangt natürlich eine fehr geübte ^and nnd ausgebildet künftlerifchen Sinn. Umgekehrt werden aber^ und dieS in den häufigeren Fällen^ die Re* liefS Von innen oder Von nnten heraus gearbeitet wozu ähnliche Werktage dienen^ außer* dem aber aueh eigentümlich geformte kleine Amboffe mit verfchiedenartig gerundeter Ober* fläche e Spitzen e Torne u. f. w. Verwendet werden ^ über welche daS weiche Silber in die Verlangte Form gehämmert wird. D i e Kunstgriffe ^ Welche hierbei in Anwendnng kommen^ find fo fnbtiler nnd Von der Persönlichkeit deS KnnftlerS fo abhängiger Art daß eine Be* schreibnng in den Einzelheiten nicht wohl VerSucht Werden kann. Die edle Technik der Treibarbeit iSt leider durch daS maSSenhaft und billiger liefernde Stanzen ^ auch durch die KalVanoplaftik fehr Verdrängt worden.

^aS Silber. | m übrigen h^t die Verarbeitung deS SilberS UichtS BefondereS Vor andrer Metall* bearbeitnng VoranS. DieSelben VerSahren deS SchmelzenS^ Gießens^ Feilend ^ifelierenS werden dort wie hier in Anwendung gebracht nnr daß der höhere Wert deS Materials ein SparSamereS |nachtnehmen uud der Vorwiegend anS daS Schöne gerichtete Zweck eine Sorg* fältigere ^ künftlerifch geleitete Behandlung Vorletzt. Z u r Verbindnng einzelner Beftand^ teile zu einem Ganzen dient daS Löten ^ beim Silber mit Silberlot^ auS Silber mit mehr oder weniger KnpSer oder MeSSing bestehend^ bei Gold mit Goldlot^ auS Gold^ Silber und KupSer. AuS diefe mancherlei VerSahrnngSarlen ^ welche SaSt nur die mechanische BearbeiB a n d e dieSeS Werkes noch einmal zu tnng der Edelmetalle bezwecken^ werden wir im Sprechen kommen wo wir der Bijouterie ein beSondereS Kapitel widmen. D a S Schleifen nnd P o l i e r e n der Silberwaren erfolgt durch aufeinander Solgende Anwendung VonBimSftein^ blauem WaSferfchleifftein^ Kohle und Waffen worauf beiden mehr kupferhaltigen Legierungen (12lötig und darunter) erft daS fchon erwähnte Weißfieden folgt. DaS hierdurch erzengte dünne O b e r f l ä c h l i c h e n Von Feinfilber mnß aber gefchont werden^ weshalb keine angreifenden Mittel Weiter znläfSig find ^ fondern die Politnr erft mit dem Stahl und zuletzt mit Vlntftein zu geben ift^ feineres S i l b e r dagegen kann glänzend ge* fchliffen werden nnd erhält dadurch einen fchöneren Refle^ als durch den Stahl; eS dienen dazu Tripel mit Ol anf Ledern endlich Polierrot mit Branntwein. B e i m Gold- nnd Silberarbeiter entftehen wie in andern Werkstätten eine Menge kleiner Abfchnitzel^ Feilfpäne u. dergl.^ welche man hier natürlich nicht wegwirft^ f o n d e r nebSt aUem^ WaS noch Teilchen edler Metalle enthalten könnte^ forgfältig fammelt und wieder zu Gute macht. Dabin gehören der Stanb Vom Arbeitstisch nnd Fußboden^ der beim Sechleifen entstehende Schlamm ^ ReSte Von alten Schmelztiegeln ^ Putzlappen uud Polierleder ^ felbSt der Ruß a u s SchmelzöSen nnd ESSen. AUe dieSe Dinge heißen im allgemeinen Gekrätz nnd werden jetzt meistens in besonderen GekrätzanStalten eingeschmolzen^ die aus der Verarbeitnng ein GeSchäSt machen^ oder dieSe wird Von den Werkftätten felbft beforgt. M a n glüht zuerft daS Gemifch^ um die Verbrennlichen Teile zu zerftören^ trennt dann die erdigen ^eile dnrch Schlämmen ab uud gewinnt endlich Gold nnd Silber durch Amalgamation oder Schmelzen ^ worauf dann noch die Scheidung beider Metalle^ Wenn fie im Gekratz zufammen Vorkommen^ zu erfolgen hat ^ a ^ ^lÜn^eSen. Die Gefchichte der Münzen iSt eine Sehr alte^ wenn wir den Be* griff deS Wortes Mnnze in feiner erweiterten Bedeutung nehmen^ nach welcher er jedes mit einem feinen Wert angebenden Stempelzeichen Verfehene MetaUftnd bedeutet^ welches allgemein als Verkehrsmittel in Geltung ftand. Zwar find unS keine Exemplare Von den Goldstücken erchalten^ welche Abimelech an Sarah gab^ noch anch Von dem Gelde^ daS Abraham an die Kinder Ephron austeilte^ oder Von den hundert KetSchitahS^ Welche die Kinder HemorS Von Iakob empSingen^ nnd Von denen berichtet wird^ daß jedeS Stück mit dem Zeichen eines Lammes gestempelt war. Aber Wenn wir auch keine andern Belege haben^ als diejenigen^ welche die Schliche ÜberlieSerung gibt^ So ift dieSe doch hinlänglich beweiskräftig ^ wenn eS fich darnm handelt^ daS Alter eineS GebranchS nachzuweifen^ der fich natnrgemäß entwickeln mußte ^ fobald der Begriff Von Eigentum und Wert in dem Menfchen Wurzel geSaßt und die Bilduug Sich auch nnr auS diejenige StuSe der VedürSniSSe erhoben hatte^ welche Sich mit den Von der RatUr direkt und überall gebotenen Erzeugniffen allein nicht mehr befriedigen IaSSen. TanSchen führt zu Geldbedarf. | m Often AfienS foUen die EhineSen Schon 2 0 0 0 | a h r e V. Ehr. MetaUmÜnzen ge* kannt haben — allein WaS hätten dieSe nicht aHeS Schon Vor undenklichen Zeiten ^efeffen^ Denjenigen Völkern^ Welche ihre Kultureulwidelung Von den Küstenländern deS MittelländiSchen MeereS herleiten dürSen^ haben wohl die Phöniker daS Münzen gelehrt. D i e älteSten Münzen^ welche Sich in dem PariSer Münzkabinett befinden — oder wenigftenS Vor der ^eillofen WirtSchaSt der Kommnne beSanden^ find Von einzelnen griechischen Staaten geschlagen morden^ indefSen iSt wohl anznnehmen^ daß in dieSen daS gemünzte Geld nicht zuerst erSnnden^ Sondern daß eS erft nach Vorgang der in allen Richtungen deS Handels nnd Verkehrs weit Vorgefchritteneren Phbniker diefen nachgemacht wnrde. Iene älteSten^ nnS überIieSerten nnd für daS Bedürfnis deS Handels gefchlagenen Münzen ftehen in ihrer AnSführnng trotz der geringen Hilfsmittel nnd faft barbarifchen Znftände der Prägtechnik

Das M ü n z e n . ^^ auf einer hohen Stufe künftlerifchen Wertes. Und eS muß unS dieS nm fo mehr anffaUen als f p ä t e n nnter bei weitem günstigeren änßereU Vechältniffen eine ähnliche Vollkommen* heit lange Verschwnnden war und erft fehr spät wieder erreicht wordeu ift. D i e einzelnen Staaten deren eS damals ^ zu SolonS Zeiten — in Griechenland Sehr viele gäbe hatten wappenartige Abzeichen dnrch welche Sie ihre Münzen nnterfchieden ; So tragen die äginetifchen Münzen eine Schildkröte^ RhoduS führte eine Rofe^ Achen einen ^ l k r n g U. f. w. Diefe Wahrzeichen find der einen Seite der Münze eingeprägt welche ge* wohnlich etwas konkav anSgehohlt ist. ^ i e andre konvexe S e i t e trägt in den erften Zeiten kein Gepräge e fondern nnr zufällige Eindrüde^ welche von der Befchaffenheit deS unteren Teiles deS Stempel^ einer napfähnlichen Unterlage^ herrühren in welcher die Münzen ihr Gepräge erhielten. Allmählich aber empfand der Künftlen daß fich auch die andre Seite Zur Verzierung eigne e nnd er gravierte in den nnteren Teil deS Prägeftods ein Vertieftes Vild ^ faft immer die Schntzgöttin der Stadt ^ Minerva oder EereS Welches nun anf der M ü n z e erhaben zum Abdruck kam. Diefer Fortfchritt und feine allmähliche AuS* bildung ift befouderS fchon bei den alten S^rakufer Münzen zu beobachten. Auf der Vorderfeite zeigen diefelben daS Attribut der S t ä d t e ein fehr fchon aufgeführtes Vier* gefpann die Rückfeite hat anch bei diefen älteften Münzen kein Gepräge^ nur eiue guadratifche Erhöhung^ wie Sie zufällig Von der mit geriuger Sorgfalt behandelten unteren Prägeplatte hervorgebracht Worden ift. Nach einiger Zeit aber erfcheint in der Mitte diefer Viereckigen Erhöhnng ein kleiner^ flach gehaltener Kopf Von faft ägyptischem Eharakter e jedoch in So mangelhafter AuSfühmug^ daß m a n der Vermutuug Raum geben muße eS habe ein ganz andrer und Viel weniger geübter Künftler^ als der ^ welcher den Stempel zur VorderSeite geschnitten Vielleicht eiu Arbeiter auS eignem Antriebe e fich an einer GraViernng Verfncht. Roch fpäterhin jedoch ift anch der bisher Vernachläffigten S e i t e eine größere Sorgfalt zu* gewendet Worden nnd eS macht fich diefe zuuächft darin geltende daß daS Vild mehr und mehr Ausdehnung gewann nnd endlich faft die ganze Rückfeite ausfüllte. Anf den Voll* kommenften Syraknfer Münzen fehen wir denn fchließlich beide Seiten mit gleicher Voll* endung behandelt; daS Viergefpann auf der einen ift geblieben der urfprüngliche und mangelhafte Verfnch aber auf der andern hat fich eudlich zu dem fchönen Kopf der P r o f e r * pina Veredelt^ uud eS find genug Exemplare übrig geblieben um die einzelnen Stadien diefer Vervollkommnung belegen zu können. Die in Rede ftehenden Münzen gehören mit Zu dem B e f t e n WaS die alte Kunft hervorgebracht hat. D i e Stempelfchneider Von S y r a k u S find übechanpt durch ihre Leistungen ganz befon* derS berühmt geworden nnd namentlich Siud zlvei derfelben FrenetoS und S i m o n dnrch chre in künftlerifcher Veziehung hervorragenden Arbeiten bekannt. ES e^iftiert noch eine Münze^ zu der fie beide im Wettstreit die Stempel gefchnitten haben. D e r Gebrauche anf den Münzen den Ramen oder daS Porträt deS Oberhauptes deS StaateS anzubringen foil auS Afien ftammen. Rn Arta^er^eS^ Zeiten trugen die Münzen daS Bild einer knieenden königlichen Figur e Welche eiuen S p e e r fchleudert. DieS erklärt den AnSfpruch deS AgefilaoSe da^ er Von ^9999 Vogenfchützen befiegt worden w ä r e : er meinte damit die ^OOOO Goldftücke^ welche die Perfer den Verbündeten Griechen bezahlt hatten e n m ihn zu Verraten S p ä t e r kam der Kopf deS Königs auf die Müuzen und die Makedonier nannten zuerft den Namen chreS Königs auf den Münzen I n den letzten fahren der Regierung Philips kamen dnrch die neu entdeckten Gold* nnd Silberminen nngehenre MaSfen edler Metalle in den Befitz deS Königs e die diefer prägen und mit Seinem Ramen Stempeln ließ. Der Rame P h i l i b ^ der noch Von Späteren römischen SchriStSteHern einer Goldmünze beigelegt Wirde Stammt dauere obwohl dieSer eePhiliV^dor^ im Laufe der Zeit in Seinem Gepräge mannigSache Anderungeu erfahren hatte. D i e Römer lernten zu SerViuS TuUiuS^ Zeiten daS Münzen Von den Griechen kennen. Die ältefte GoldmÜnzee Welche m a n kennte Stammt anS dem I a h r e ^06 V. Elp^ die älteSte Silbermtinze auS dem Iahre ^ 6 9 V. Ehr. Außer Silber und Gold münzte mau auch Erz^ uud dieS Material hat im Anfange fogar eine fehr hervorragende Rolle gefpielte denn die Römer waren mit chrer Münzknnft noch fchr Weit zurücke als diefelbe iu Griechenland bereits die höchfte AuSbilduug erlangt hatte. Vou deu rohen Barreu nnd Goldklumpen deren fie fich zum Ausgleich bedienten wareu fie zuerft dahin gekommene Metallplatten zu

^9 ^ Silber. g i e ß e n ^ denen fie die Figur einer Ku^ eines Hahues^ eines MerknrftabeS oder dergleichen gaben und Welche als Wertzeichen knrfierten. Diefelben hatten ein beftimmteS Gewicht Von ^ und infolgedeffen f ü r den Verlehr die größten Unbequemlichkeiten; die Münze hieß daS aos ^ ^ daS rnnde AS kam fpäter in Gebrauch ^ als man an der Schwer* fäUigkeit jener Tanfchmittel Anftoß genommen hatte ^ aber erft der lebhaftere Verkehr mit Karchago^ Griechenland und Spanien zwang die Römer ^ Von ihren nnförmlichen Münzen — nunami aerei oder nmnnri acnci ^ abzngehen nnd^ anftatt diefelben zu gießen^ fie zu prägen. D a ß daS Silber als Münzmaterial vor dem Golde in AnWendnng war^ haben wir fchon erwähnt ES war ebenfo bei den Griechen gewefen^ welche zuerft reineS Silber^ dann neben ^ Silber anch Kold prägten nnd fich im Anfange anch der AnSmünznng fehr reinen MetaUS befleißigten. | m Lanfe der Zeit Verfchlechterte fich aber der Gehalt und eS find befonderS die Münzen der fyrifchen Könige durch die geringe Oualität ibrer Maffe ausgezeichnet.

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^r^pparat^ ^ra^ftentpeI nnd

^ ^nti^ien^

D i e römifchen Münzen anS der Zeit vor dem Kaifer SeVemS find Sehr rein und in denen deS KaiferS Vefpafian foUen die Veimengnngen n u r 9 ^ Prozent betragen. Unter SeVernS aber schon wurde daS Münzmaterial Schlechter und unter ElandiuS KochieuS hatte man bereit^ daS Kunftftn^ ausüben gelernt ^ Vronzemünzen in einer Silberauflöfnng weiß Zu fieden — nununi tincti; m a n prägte damals gar kein reineS Silber mehr. Diokletian erft Schrieb wieder beSferen Gehalt Vor. W i e in Kriechenland die einzelnen kleinen Staaten^ fo prägten in Rom die größten Familien eigne Münzen und wahrten fich dieS Vorrecht fehr eiferfüchtig. Vald ahmten fie dabei griechifche Mufter nach: So fehen Wir namentlich daS Viergespann häufig an* gebracht; bald erfanden fie eigne ^eichen nnd befonderS find die Köpfe deS Apollo der Minerva und der Inno oder daS Bildnis eines KaiferS häufig Wiederkehrende Prägungen. Außerdem aber trugen diefe Münzen anch Infchriften^ Monogramme ^ Ramen und Wahl* fpruch desjenigen^ der fie fchlagen ließ. D e r Form nach waren die alten Münzen oval oder kreiSrnnd nnd oft Von ziemlich beträchtlicher Tide. Die anfänglich fchüffelförmige Geftalt ging beim Fortfchritt in der Münztechnik in die fcheibenförmige über^ und daS Gepräge war meiftenS herVorftechend. Fälfchnugen. kamen auch Schon Sehr zeitig vor. Unter Aurelian gab eine Solche die Urfache zu einem Anfftande^ in welchem gegen 7009 kaiserliche Soldaten getödtet Worden fein Sollen. Die Schnldigen^ Welche Münzen von Schlechtem Kehalt anSgeprägt hatten^ entdeckt Worden waren und deswegen verfolgt wurden ^ hatten den Tnmnlt felbSt hervorgerufen^ um Sich der Strafe zu entziehen.

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^ Silber. D e r Handel hatte durch die Schlechten Münzen Sehr gelitten^ nnd nm ihm wieder auS* Znhelfen^ ließ der KaiSer die Falfifikate eingehen und durch beSSere Münzen erSetzen. TaeituS erließ ein Verbot gegen die AnSprägnng Von Legierungen sowohl Von Gold mit Silber als Von KupSer mit Blei. Ein Gesetz gegen daS Beschneiden der Münzen wurde Vom KaiSer Konftantin am 2 6 . | n l i ^ 0 9 erlaSsen^ der Sich überhaupt dnrch eine umSaSSende Ge* fetzgebung um daS MünzWeSen Verdient gemacht hat. Außer in Rom Wnrde in einer Anzahl bedeutender Städte deS abendländischen KaiferreichS gemünzt. Befondere Beamte^ die m

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^ ^ t f ^

C ^ I ^ I ^ . oder l ^ I ^ . Karthago; — I ^ . o d e r l ^ l ^ Lyon; — ^ ^re^. Trier; — I^CM^ Rom n. S. w. Andre Initialen wieder be* Ziehen fich auS gewiSSe Serien der AuSmün^nng^ wie j a jetzt auch bei den B a n k n o t e n Solche durch L i t ^ . ^ Litl^. n . S ^ W . bezeichnet werden; knrz die MannigSaltigkeit der autikenMüu* Zeu i f t eine Sehr große^ wie m a n auS den anS nnS gekommenen Belegstücken Sehen kann. Aber trotz all der guten wirtSchaStlichen EigenSchaSten^ auS Welche Solche ThatSachen Schließen laffen^ waren die römischen und auch noch die ^byzantinischen Münzen in künSt* ^ ^ ^ leriScher Beziehung Sehr mangelhafte

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^ u r die Wertangabe uud den Namen Abendland fch^i ^ ^

^^^^^^^^^^^^^^ ^ru^us^

der Stem*

Vorgestanden z^ haben Scheint^ St. Eloi ^ bat nnr nnVollkommene Prä*

gungen geliefert. Unter den Karo* lingem wurde Von den Münzfabriken eine Abgabe für das Staatsoberhaupt erhoben^ und von P i p i n an haben fich die Regenten Viel mit der Ausbildung diefeS ^weigeS der StaatS* Ökonomie beschäftigt Jm | a h r e 844 wurde ein ausführliches Gefetz über Wert^ Gehalt und Gewicht der Münzen^ über deren Berfalfchungen u. f. w. erlassen.

S e i t dieser ^eit ungefähr ^der Wohl nur wenig früher find dentfche Münzen gefchlagen worden ^ denn wenn Vordem in Trier eine Münzftätte thätig war^ fo kann diefe a l s eine romifche hier nicht weiter in Betracht gezogen Werden.

Karl der Gro^e führte neue Silbermiinzen für die gefamte Karolingifche Monarchie ein^ Denare^ Späterhin Von den Deutschen Pfennige genannt^ Vom keltifchen ^penu^ d. ^ der

DaS Münzlvefen^ ^^ Kopfe Weil die römifchen Denare bei den Galliern Kopfftücke hießen wie noch heute ge* wiffe Silbermünzen in derEifel. ES waren zweifeitig geprägte Münzen deren 240 Stück ans ein ^ f n n d fein Silber gingen e und fie führten auf der Vorderfeite deu Namen deS Königs oder KaiferSe weift dnrch ein Monogramm d a r g e f t e U t e auS der Rückfeite den Namen deS P r ä g e o r t s nnd die Abbildung eineS kirchenartigen Gebäudes. V o n der Mitte deS 12. IahrhundertS an kamen in Mittel* und Rorddeutfchlande ferner in Schwaben und Skandinavien die Vrakteaten aufe die im Gegenfatz zu den ZWeifeitig geprägten Münzen ^hohle Pfennige^ genannt W n r d e n . Man hatte auche d a fich die Denare sehr verfchlechtert hatten Wieder fchWerere Münzen zu Schlagen angefangen die nunrrni grosse Welche zuerft in d e r Stadt TonrS geprägt W u r d e n uud daher ^rossi ^rouro^ nenscs hießen e WaS bei deu Deutfcheu fich iu ^Tonrnofer Grofchen umwandelte. Von Florenz erhielt eiue dafelbft 1252 zuerft geprägte Müuze d e r FlorennSe F ^ r e n den N a m e n von einem Haufe in Venedig la ^ c c a ^ worin die MÜuzftätte fich befände die Rechine^ von der g r ä f l i c h Schlidfchen MÜnzftätte IoachimSchal im Erzgebirge der frühere Guldengrofchen den Namen IoachimSchalere abgekürzt Thaler. W i r brecheU hier diefeU kurzen gefchichtlicheu Rückblick abe da eS nicht in nnfrer Abficht liegen kann hier weitere Erörternngen anznftellen die unS Von nnferm eigentlichen Gegenftande zu weit abführen uud wenden nnS der techuifchen Seite deSfelben wieder z n die eS mit der Umformnng der Edelmetalle in verkehrsgültige Stüde zu chuu hat. Gold nnd Silber fiud an und für fich fchon bareS Geld ^ wenigftenS im Welthandel^ wenn Wir lefen da^ diefeS oder jenes Schiff Kontanten mitgebracht habe^ fo braucht dieS nicht gemünztes Edelmetall zu fein fondern eS kann ebenfo gut auch roheS in ^ r m von B a r r e n Stanb oder dergleichen gemeint fein. Die edlen Metalle haben fich zu Wertmeffern für alle Produkte emporgeschwungen nnd daS AnSmünzen bildet eben uur eine Be* guemlichkeitSmaßregel behufs der befferen Teilbarkeit und zur Erfparuug deS Wägens und ProbierenS. Die nngemünzten Me* taUe heißen Bullion; anch find fremde Münzen die man nicht zählte fondem eben* falls Verwägte in diesen Vegriff mit eingefchloffen. Indem man fremde Münzen e wie daS an europäischen Handelsplätzen mit außerenropäifchem Gelde zu gefchehen pflegte nur nach Gewicht annimmte ignoriert man die Von den fremden Regiernngen darauf gefetzte Prägung uud Wertangabe und behandelt den Stoff gleich den nngemünzten Varren Fremdes Han* delsfilber erfcheint meift in andern als den bei den enropäifchen Hüttenwerken gebränchlichen Varren* und Scheibenformen; die Fig. 159e 1^1 uud 1 5 ^ zeigen wie füdamerikanifcheS nnd chinefifcheS Rohfilber anSzufehen pflegt. Die rnffifche Regiernng hat den Verfuch gemachte ein andres Edelmetalle daS Platine als Münzmetall einzuführen e nach kurzer Reit aber fah fie fich Veranlaßt^ dieS Unternehmen wieder aufzugebeu. Einmal ift die platiuproduktion der Erde nicht groß genüge uud dann ift eS iuchemifcheuLaboratorieu und eiuigen Zweigen derchemifchenTechnik fo uuentbehrliche daß man eS diefer wichtigeren Miffion nicht entziehen darf. Außerdem aber wurden die im AuSfehen etwas unfcheinbareu Müuzen die doch eiuen fel^r hohen Wert repräfentierten im Publikum nur ungern uud mit Mißtranen aufgeuommeu. M a n fieht alfoe da^ zum Gelde auch eiue wohlgefällige äußere Erfcheinung gehört. Bekanntlich Verweudet man weder zu Gold* uoch zu Silbermüuzen die reiuen Metallee fondern legiert diefelbeu der größeren H ä r t e wegeu mit mehr oder weniger Kupfer. Bei Scheidemünzen fteigt in der Regel der Kupfergehalte damit fie nicht zu kleiu ausfallen bedeutend; fo enthielt z.V. die Legierung zu 2^=Silbergrofchenftücken auf ^900 Teile nur

^46 Da^ Silber. 875^ die zu ganzen nnd halben Silbergrofchen nnr 2 2 0 Teile Silber. I m Deutfchen Reiche werden nach dem MÜnzgefetz Vom Dezember 1 8 7 1 nnd 4. |uli 1878 derartige filberarme Legierungen nicht mehr ausgemünzt alle Silbermünzen find Von derfelben Feinheite die kleinften Scheidemünzen^ 1 und 2 Pfennige^ werden aus Knpfer^ ^ nnd 19 Pfennige anS Nickel gefchlagen oder richtiger aus einer Legierung Von 7 5 Prozent Knpfer nnd 25 Prozent Nickel. D e r Feingehalt der Silbermünzen ift fo daß ^ Fünfmarkftüde Welches ^ ^ ^ unegt ^ ^ reineS Silber enthält; ^ ZweimackStüd^ ^ ^ ^ ^ ^ ^0 ^ ^ Einmartftüde ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Fünf^igpfennigftüch ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ E S wiegen alSo 90 Mark in Silber 1 Pfuud ( ^ oder 1 Pfund Feinfilber ift enthalten in 100 Mark Silbermünze ^ gleichviel ^welcher A r t diefelbe iste da ebenfowohl 20 FünSmarkStüde^ Zweimarkstücke^ 100 MarkftÜcke^ a l s anch 200 FÜnfzigpfennigStücke oder 5 9 9 ZwanzigbfennigStÜcke 1 PSUUd Feinfilber enthalten. Anch der Feingehalt der Koldmünzen DeutfchlandS iSt 9 9 9 Tanfendteile. Die Münzstätten deS Dentfchen Reichs Werden bezeichnet durch ^ (Verlin) ^ B (Hannover^ C (FrankSurt)^ I^ (München)^ ^ (Dresden)^ ^ (Stuttgart) ^ (Karlsruhe) ^ (DarmStadt)^ (Hamburg). DaS ganze KeWicht einer Münze heißt S c h r o t e daS Gewiegt deS darin enthaltenen Edelmetalls Korn^ und die gefetzliche FeStSteHnng deS Verhältnisses Von Schrot uud Korn bildet den M ü n z S u ß . B e i den KnrantmÜnzen iSt eS Regele daß der ihnen beigelegte Wert nur nach der Ouantität deS darin enthaltenen Edelmetalls berechnet iSt^ der Kupferzufatz alfo nicht in Anrechnnng kommt Bei den Scheidemünzen ift dieS nicht feftzuhalten wegen deS bedeutend höheren ArbeitSauSwandeS^ den ihre ^erftellnng erheischt. D e r reelle Wert der Scheidemünze iSt daher gewöhnlich etwaS geringer als der Nenn* werte Sie beSitzt demnach Schon etwaS Von dem Eharakter einer Markee bei welcher eS auS den inneren Wert gar nicht ankommt Anch der P r e i s der KnrantmÜnzen Steht natürlich etwaS höher als der deS ungemünzten MetaUS^ denn einerfeitS müffen die Fabrikationskosten in Anschlag gebracht^ anderfeitS foU dadurch auch der Vernichtnng durch Einfchmelzen Vorgebeugt werden. Tiefe ^reiS* erhöhnng heißt der S c h l a g Schatz. Bor etwa hundert l a h r e n betrug derfelbe noch bis zu 9 Prozent; feit aber ^Schla^n der die Münztechnik fo bedeutend vervollkommnet ifte wird er inrmer geringer und beträgt jetzt nnr noch 6 Prozent; ja die Engländer nnd Franzofen fchlagen anS dem Metall^ daS 8091 Frank koftet^ nicht mehr a l s ^ 1 9 9 Franke wonach alfo an Frank n u r 9 Frank Verdient werden. Bei Scheidemünzen kann der Schlagfchatz bis über ^0 Prozent betragen. Anfgabe der Münzkunft iSt eS nuue erftlich Legierungen herzustellen e Welche genau daS Vom GeSetz vorgefchriebene Verhältnis Von Edelmetall und ^nfchlag darfteUen^ hieraus Stücke zu Sormene Welche möglichst geuan daS gleiche Gewicht und den gleichen inneren Kehalt habene und endlich dieSen Stücken eine Prägung zu geben e Welche die Nachahmung dnrch Fälscher in möglichst hohem Grade erfchwert. B e i aller Vervollkommnung der Technik ift eS aber doch unvermeidliche daß die einzelnen Stücke in Schrot nnd Korn etwas variieren ^ da namentlich beim G u ß der Zaine die Legierung an vermiedenen Stellen Sich etwas ungleich geftalten kann. M a n hat daher gewiffe Fehlergrenzen deS Zuviel und Zu* wenig feftgefetzte innerhalb welcher ein Keldstüd noch nmlauSSähig bleibt. Diefer erlanbte Fehler heißt daS RemediUm ( T o l e r a n z ^ MÜnznachficht)^ daS Sowohl am Schrot als am Korn^ alSo am Kewicht wie am Feingehalte Stattfinden kann. Früher hatte daS Remedinm fehr weite Grenzen e nnd manche absichtliche VerkÜmmemng konnte Sich damnter verftecken; jetzt hat man die erlaubte Fehlergrenze auf wenige TanfendStel beschränkt. D i e Reihe Von Operationen ^ durch Welche daS RohmetaU in Münzen umgeSormt Wirde iSt Solgende: 1) Schmelznng der Legiernng; Gießen in Varren; Strecken ^der Varren zu Blechen; 4) Ausschneiden der Münzplatten auS den Blechen; 5) Iuftieren der

DaS Mün^efen. Platten; 6) Sieden nnd Veizen derselben; Rändeln und 8) Prägen^ beides Letztere häuSig zuSammenSallend. U m eine genan bestimmte Legierung herzustellen^ m u ß man natürlich Vor allem die Zuchaten zu derSelben genau kennen. DieSe können Sür M ü n z e n beStehen anS angekanSten Gold* und Silberbarren^ auS altem GeräteSilber u. S w. Uberall hat der Münzwardein Zunächst den reinen Gold* oder Silbgerehalt anf daS genauefte zu ermitteln ^ um hiernach die Rechnung Sür die neue Legierung ausstellen zu köuneu. EhemiSch reines Gold und S i l b e r gibt eS im Handel nicht; im beSten Falle Sind oft aber bis zn 5 nnd 8 TaufendStel Sremde Metalle^ beziehentlich Silber^ Blei^ Knpfer u. f. w.^ darin enthalten. Alte Münzen und Geräte beStehen an Sich Schon auS Legiernngen. Vei Separater Umprägnng erSterer kann eiu SilberzuSatz erforderlich werden^ in den übrigen Fällen iSt eS Anfgabe^ zn ermitteln^ wieviel Kupfer znzufetzen iSt um die Verlangte Legiernng zu erhalten. Enchält daS S i l b e r Gold — und Seien dieS anch nur 2 TauSendteile — So Sucht man daSfelbe zn gewinnen^ uud anStatt daS Metall in die Münze zu geben^ überläßt man eS Vorher den ScheideanStalten.

^ ^and^S^i^ Von dieSer Goldfcheidnng^ die man oft noch an alten Münzen mit Vorteil anSführt^ wird beim Golde weiter die Rede fein. F ü r Goldmünzen wird die zum Schmelzen bestimmte Mifchung genau nach dem Verhältnis Von 909 Gold zu 1 0 0 hergeftellt; bei Verechnung der SilberbeSchickung aber wird ein etwas geringerer Feingehalt zn Grunde gelegt^ ein UmStand^ der durch die beim Veizen der Silberplatten Stattfindende Anreichernng deS Ge* halteS bedingt ift. Die Stärke der Anreichernng ift bei den SünS Sorten der ReichSSilber* münzen eine ungleiche^ fie Steht im umgekehrten VechältniSSe zur Größe der Geldstücke^ So daß die Beschickung Solgendermaßen berechnet werden mnß: Sür ^ünSnrar^Stüde^ ^eimartStücke^ Cinmartftüde^ FünfzigpSennigStücke^ ^anzigpfenuigStücke^ 8^9^ 809^ Daufeu^eile. D a S Einschmelzen der zu der Legierung erforderlichen Metalle gefchieht in Graphit* tiegeln in WindöSen^ die mit KokS oder H o l l e n geheizt Werden^ bei großem Betriebe auch in großen gußeifernen^ 2 — ^ 0 0 l^g Silber fafSenden Tiegeln. ^nm Schmelzen deS GoldeS dienen kleinere Dhontiegel. M a n macht erft daS SchmelzgeSäß glühend^ Setzt dann die Metallbarren ein und gibt^ wie die Schmelznng SörtSchreitet^ andre nach. ^nr Abhaltung

^46Da^Silber. der LuSt bekommt daS Metall eine Dede Von Kohlenpulver. |ft die Schmelzung erfolg^ fo wird die Maffe mit eifernen Stäben gnt durchgerührt^ der MÜnzwardem nimmt eine Probe^ und fobald diefelbe die Richtigkeit der Legierung erweift^ Schreitet man zum Gießen der B a r r e n oder fogenannten ^ a i n e ^ waS mittels eiferner Schöpflöffel in eiSerne Formen geschieht. ScheidemnnzmetaU gießt man in Sandformen^ weil in Eisenformen das KupSer durch die Schnelle Abkühluug zu fpröde werden würde. D i e ^aine find ^ m laug^ uuu dick und faft So breit wie der einfache oder bei zweireihigem AnSfchlageu ^ doppelte Durchmeffer der ^ prägenden Münze^ da beim plätten (AnSwalzen) die Breite nnr wenig zunimmt. D i e gegofSenen nnd erkalteten ^aine werden auf einem befonderen Walzwerke zwischen Stahlwalzen ^eftreckt. M a n hat zweierlei Walzen ^ die Vorwagen oder Ouälwalzen und die luftierwalzen^ anf jenen gefcheheu die erften Streeknngen der ^aine^ anf diefen die dem Nach je zwei^ Schmieden Vorhergehenden letzten Strecknngen^ im ganzen zwischen 20 nnd bis dreimaligem Dnrchgange durch die Walsen mÜSSen die ^aine wieder in eifernen Muffel* röhren ausgeglüht werden^ Sonft Werden fie zu hart und dehnen fich nicht mehr aus. Die nach der nötigen Dide gewalzten ^aine Werden dann in Längen Von geschnitten. Auch gießt man wohl^ namentlich in England^ breitere platten^ die noch dem Strecken der Länge nach auS einem KreiSSägewerke in Streifen gefchnitten werden. ^nVor müSSen noch die Goldzaine geprüft Werden^ ob Sie nicht zu spröde Sind; enthält nämlich daS Gold SelbSt nnr Sehr: kleine Mengen Sremder Metalle^ fo namentlich Antimon^ f o ift eS fpröde^ daß die ^aine beim Daronffchlagen mit dem Jammer wie G l a S zerfpringen^ wodurch Sie SelbStverftändlich zu weiterer Verarbeitung nntanglich werden. E S wird in dieSem Falle daS Gold wieder gefchmolzen nnd^ Solange eS noch Saffig ift^ Kupferchlorid unter Umrühren eingetragen. D i e möglichst genau abgeglichenen und gerichteten ^aine werden in eine neue Maschine gebracht^ um dafelbft auSgeftückelt^ d. h. in rnnde Scheiben oder platten von der ge* hörigen Größe Verwandelt zu werden. DieS geschieht mittels eines DnrchfchlagS^ der entweder aus einem ^ebelwerk oder^ für größere Münzen^ aus einem Fallwerk mit Valaneier und Druckschraube befteht Ein geschickter Arbeiter kann Von den kleinen Scheiben zu Scheidemünzen in der Stunde plättchen anSfchlagen. Für gröbere MÜnzforten hat man von MafchinenkraSt bewegte DUrchfchnittmafchinen. Die übrig bleibenden dnrchlochten Bleche nennt man Schroten; fie werden natürlich bei nächster Gelegenheit wieder mit eingeschmolzen. Vei dem Strecken nnd Schneiden werden Von 100 ^ a i n e durchfchnittlich platten und ^ l^g Schroten erhalten. D i e durch daS wiederholte Ausglühen fchwarz gewordenen Platten werden zunächft verlefen^ d. h. eS werden alle Deilftücke nnd fchadhaften platten heranSgefucht; dann werden fie mit groben Leinen abgerieben^ um Sie von dem anhängen* den Q I zu beSreien. Die Arbeit der AuSStüdelungSmafchine befteht in jedem Falle in einem knrzen A u f * und Riedergehen eines Schiebe^ an deSSen unterem Ende ein Stählerner Drücker oderStempel angebracht ift^ deffen DnrchfchnittSfläche fo groß ift^ wie die MiinzftÜcke werden foUen. B e i m Riedergehen tritt derSelbe in einen genau paSSenden Stahlring. Liegt nun Zwischen dem Ringe nnd Stempel eine platte^ fo muß der Teil^ welcher die Öffnung deS Ringes deckte dem Starken Drucke weichen; die Kanten deS Ringes nnd Stempels Schneiden ihn ab^ wie die zwei Teile einer Schere^ nnd er SäHt als Rundplatte nnten durch. Nachdem die anSgeSchlagenen Münzplatten Vollkommen gereinigt nnd nnterfncht worden find^ werden Sie jnftiert^ d. h. ihrem Gewichte nach VoUftändig berichtigt Denn So große Genauigkeit auch immer beim Walzen der ^aine angewendet worden^ so kommen doch ftetS Abweichungen im Gewicht vor^ da SelbSt Scheinbare Kleinigkeiten auf die Vermiedene Dicke der Platten Einflnß haben. S o fällt die letztere z. B . fchon etwoS Verfchieden auS^ je nachdem die Walzen langfamer oder fchneller fich drehten. ^nm Jnftieren der kleinen Münzen hat man eigne Dagen^ fogenannte J n f t i e r w a g e n ^ mittels derer diefe Operation fchneU Von ftatten geht^ indem größere Mengen auf einmal juftiert werden. N u r große Münzen^ Fünf* nnd ^weimarkftücke und Goldmünzen^ werden einzeln jnftiert. B o n den Zn Schweren Stücken Werden Von denSelben Arbeitern^ Welche daS Wägen beforgen^ auf einer kleinen Mafchine fofort fo viel Späne abgehobelt^ bis das richtige Gewicht erreicht ift. Würde man diefe VorfichtSmaßregel nicht beobachten^ fo wäre daS Gefchäft Von Spekulanten^ fogenannten Kippern nnd W i p p e r n ^ die ehedem ihr Wefen in ausgedehntem Maße trieben^

DaS Mün^efcn 25^ immernoch einträglich genüge um die Schwereren Münzftücke zurückzuhalten nnd einzuschmelzen und n n r die zu leichten dem Verkehr zu laffen und fo dem S t a a t e einen großen Verluft zu Verurfaeyen Wenn derfelbe einmal Veranlaßt Wäre^ seine M ü n z e n einzuziehen. DaS kleine Knrant wird im ganzen juftiert d. h. eS Werden So Viel Stücke e alS eine Mark wiegen foUen anf die Wage gezählt und zugleich gewogen. Haben diefe daS richtige Gewicht fo kümmert man fich um die einzelnen Stücke nicht. Ru fchwere Stücke werden mit zu leichten gemengt und dann abermals gewogen. Die Fortfchritte der Münztechnit erlanben eS jetzt daß anch daS gröbere Knrant die Markftüde unde wenn eS nötig wäre^ felbft die kleinen Fünfzigpfennigftüdee einzeln juftiert Werden könnten indem ma n eigne Wagetische baute die 10— Iuftierwagen zugleich t r a g e n deren beide Schalen^ die eine mit dem Paffiergewicht auf der Tafel rrchen. AuS Trichtern fällt auf jede leere Schale eine Münzfcheibe^ nun heben fich langfam alle Wagen gleichzeitig; die leichten platten gehen aufwärts^ die richtigen liegen in der M i t t e und die zu fchweren ziehen abwärts. Sind alle Wagen zur Rnhe gekommen fo erfolgt gegen alle gleichzeitig ein fcharfer Schlage nnd die Münzfcheiben fliegen Vorwärts^ die zu leichten in das zu oberft liegende e die richtigen in daS mittlere ^ die z^ fchweren in daS untere Fach Vor jeder Wage. D a n n fenken fich die Wagen wieder ^ um neue platten Zu empfangen u. f. w. Uber folche Sortierwagen fiehe B a n d II. Die zu leichten Seheiben werden wieder e i n g e f r o r e n die zu fchweren aber in einer befonderen Mafchine etwas abgehobelt^ dann neu juftiert bis fie richtig geworden find. Unter den neneren Sortier* mafchinen hat die Von Seiß in AtzgerSdorf bei Wien in Vielen Münzftätten Eingang ge* fnnden; ein Arbeiter kann zwei folcher Mafchinen bedienen und damit in zehnftündiger Arbeitszeit ohne Rndficht auf etwaige Störungen dnrchfchnittlich 50099 Platten fortieren während derfelbe dnrch Handarbeit anf der IuftierWage n u r 9000 platten iu derfelben Reit fortieren kauu. Sobald die Münzplatten Vollkommen juftiert find ^ Werden fie feiu gefotten. Die Platten erfcheinen nämlich durch die Verfchiedeuen Stufen der Bearbeitung^ uamentlich Von dem wieberholten Ausglichen h e n zum größten Teile mit einer fchwarzlichen O^ydfchicht bedeckt^ die Vor dem Prägen fortgefchafft werden m u ß e fo daß die Kupferplatteu hellrote die Gold* nnd Silberplatten aber die Farbe deS reinfteu GoldeS oder SilberS zeigen. S i e Werden zu diefem Rwed iu eiuem Keffel mit fehr Verdünnter Schwefelfäure gefotten. Wie bedentend diefe Wirkung der Schwefelfäure ifte welche daS in der Mifchuug enthaltene Kupfer an der Oberfläche auflöft nnd nur daS edle Metall dort unverändert läßt erkannte man am beften an der früheren kleinen dentfchen Silberfcheidemünzee Welche neu blendend filberwei^ erfchien Währeud uach kurzem Gebrauch die eigentlich rote Farbe der Metall* mifchung wieder zum Vorfcheiu kam. Goldplatteu werden bisweilen noch durch Abfieden in eiuer Anflöfung von Salpeter^ Kochfalz uud Alaun fchöner gefärbt. Die durch daS Sieden ganz rein e aber nicht glänzend e fondern matt erfcheinenden Metallplatten werden einmal jnftiert da fie dnrch daS Sieden einen geringen Prozentfatz an Gewicht Verlieren dann in Drechtonnen mit Waffer nnd Kol)lenpulVer oder Sägefpänen gefcheuert und abgetrocknet und find fo endlich zum Prägeu fertig. D i e dnrch all diefe Vermiedenen Prozeffe Vorbereiteten Müuzplatteu muffen zuerft geräntelte d . h. mit einer Verziernng aus der flachen Seite deS UmfaugS Verfehen w e r d e n e welche daS Befchneiden Verhindern foU. Vei Knpfer- und Scheidemünzen ift der R a n d glatte bei Silber* und Goldmünzen aber befteht die Verzierung auS Kerben Schuppen Vlättern oder Punkten bei den größeren anS einer Umfchrift die bisweilen erhaben ift. Rum Ränteln hat man mancherlei Apparate erfunden uud Fig. 1 5 4 zeigt nnS eiue Räntel* mafchinee wie fie frühere wo man fich auch uoch fehr unvollkommener Prägmafchinen be* diente (f. Fig^ 158)e in Gebrauch war. letzt dienen dazu bei weitem rationellere Vor^ richtungen die Kräufel* oder R ä n t e l w e r k e e welche fehr Verfchiedeu eingerichtet werden können. Wir geben die Abbildung Von zwei Vermiedenen S y f t e m e n bemerken aben daß derfelbe Zweck noch durch audre Apparate fich erreichen läßt. Die beiden Ränteleifen ^ und I^ in Fig^ enthalten jedeS die H^fte Von der RandVerziernng echaben auf ihrer gekrümmten Oberfläche. Sie befleißen auS glashartem S t a h l und finde jedes mit zwei Schrauben nämlich ^ auf daS feftliegende Stüd und anf daS Ende deS Hebels

^46 Da^ Silber. der fich um eine Achfe drebt^ befeftigt. Man erteilt dem Stabe mit der Hand eine hin nnd ber gehende Vewegnng. Der Vorgang ^ der fich Vollzieht^ während die Münzplatte Zwifchen den Ränteleifen fich befindet^ erklärt fich Von felbft. Die Krümmungen beider Ränteleifen find KreiSbogenftücke^ deren Mittelpunkt mit dem Drehpunkte deS Hebels zu* fammenfäUt. Die Münzplatte geht nur fehr gedrängt zwifchen beide hinein. ^ ift eine Von nntenheranf kommende fenkrechte Röhre ^ Welche mit platten angefüllt wird. Den Boden derselben V e r t r i t t ein Kolben der fich bei jedem Gange um eine plattenftärke erhebt^ und damit jedesmal eine neue Platte fo w e i t emporfchiebt^ daß f i e zwifchen die Eifen B und E tritt. Der mit dem Hebel ^ B bewegliche Arm der in feine Anfangs* Stellung zurückgegangen ift^ Stößt dann dieSe platte Vor Sich her^ die Von der Nute zwifchen den beiden Ränteln aufgenommen und von a nach b Vorwärts geführt wird^ bis fie^ Sertig gerändert bei c anSSäUt. Ein andres Räntelwerk ift daS in Fig. 150 abgebildete; a und b Sind die beiden Ränteleifen ^ welche enge Falzen haben ^ auS deren fchmaler Kante daS Randmnfter eingegraben ift. DaS Ränteleifen a ^ wird dnrch die Zahnftange e mittels deS Zahnrades dnrch eine Kur* ^ i ^ bei hin nnd her bewegt; bei f wird die platte eingelegt ^ Sofort Von dem Ränteleifen ergriffen e gerändert und bei ^ wieder ausgeworfen. Durch die SteUfchranben ii^ welche dnrch den Steg b gehen ^ wird daS Ränteleifen b gehörig angenähert nnd feftgefteUt. Die jetzt Vorwiegend im Gebranch befindlichen Räntelmafchinen werden mittels Ma* fchinenkraft in Vewegnng gefetzt und zeigen anf einem EifengefteHe einen horizontal V e r * fchiebbaren Schlitten^ der durch eine gekröpfte Kurbel bewegt wird; durch ein kleines Schwnngrad wird die Schlittenbewegung möglichft gleichmäßig gemacht. Die Räntelung wird durch zwei Rantelbacken auS S t a h l Von SlachpriSmatiScher Geftalt mit einer Nute an der Schmalen LängSSeite bewirkt; jede Rnte mißt in ihrer Bahnlänge die Hälfte deS UmfangS der zu räntelnden Münzforte. Die eine Räntelbade wird in den be* ^U^metSd^e nttt geraden ^ i n t ^ i f ^ Wegten Schlitten^ die andre chr gegenüber^ wie bei der Vorher betriebenen Mafchine^ befeftigt. Die in einem Drichter aufgeftapelten Platten ge* langen bei der Vewegnng deS SchlittenS zwifchen die Räntelbacken^ drehen fich bei der Fortbewegnng um ihre Achfe und empfangen Von jenen die Infchrift oder Arabesken in Vertiefter Form. | n neuerer Zeit ift noch eine andre Räntelmafchine aus England zu unS gekommen^ die zwar nur für die fchlichte Räntelung anwendbar ift^ aber fich dnrch bedentende LeiftnngS* fähigkeit auszeichnet^ nämlich etwa ^ 0 platten in der Minute^ welches Refultat fich auf der Vocher betriebenen Schlitten* mafchine felbft kaum erreichen läßt^ wenn zu beiden Seiten deS SchlittenS mit je zwei Trichtern ^ alfo im ganzen anf vier Sta* tionen ^ geräntelt wird. Die dem Rande der Keldftücke ange* paßte Nute befindet fich bei der englifchen Mafchine in einer foliden^ Vertikal drehbaren Strchlfcheibe; ihr gegenüber ift eine ^t^^der^latten. Räntelbacke mit kreisbogenförmiger Nnte befeftigt. Neben dem fehr chohen Preis hat die englifche Mafchine noch den Nachteil^ daß nur fchlichte Räntelung möglich ift und daß der Rand der Geldftücke mehr oder weniger gewölbt erfcheint. Damit alle platten zum Ränteln genan in gleicher Größe hergefteUt werden ^ pflegt man fie Vor dem Ränteln zu Stauchen^ wodnrch der Rand etwas breiter und vollkommen eylindrifch wird. Fig. 157 zeigt die dazu gehörige Mafchine. ^ ift ein maffiVeS guß* eiferneS GefteU^ in Welchem fich um ^ eine Scheibe ^ bewegt; zwifchen beiden bleibt ein Zwifchenrann^ der nach der Größe der Münzplatte verschieden und genan fo groß im

DaS ^nn^efcn. 259 DurchmeSSer ift wie der Prägring des Fallwerks. Die Platten werden oben eingeSchloSSen^ durch die Sich drehende Scheibe glatt gepreßt und Sailen bei b wieder anS der Maschine. Die erwähnte englische Maschine Verrichtet daS Stauchen gleich mit. D a S P r ä g e n der Münzen^ daS AuSdrüden der Vorder* und RndSeite^ deS A v e r s und R e v e r s ^ wird mittels zweier tieS gravierter Stählerner Stempel Verrichtet^ welche ge* härtet und gelb angelaSSen Sind und zwischen denen eine jede Münzplatte einem augenblick* lichen Stoße anSgeSetzt wird. Die MaSchine^ in welcher zu dieSem Vehnfe die PrägStempel angebracht Sind^ ifl ein fogenannteS Faüwerk^ d. ^ ein Prägwerk^ in Welchem eine mittels eines BalaneierS rafch niedergetriebene Schranbe wirkte wie Solches überhaupt in der Metall* Sabrikation VielSach Anwendung findet. Fig. Stellt den Durchschnitt eines Solchen ^ r ä g * Werks dar^ welches jedoch in den großen Münzstätten in dieSer Form nicht mehr oder nur Sür besondere ^wede angewendet wird.

^ ^ iSt eine Starke^ und zwar dreigängige Schraube mit flachen Gängen^ die fehr genau geSchnitten Smd^ ^S Setzen fich nämlich am Fuße Statt eineS Schraubenganges deren drei an^ die Sich nebeneinander um die Spindel winden. Dadurch erhält die Schraube eine Sehr Starke Steigung^ S^ daß die Spindel bei der Umdrehung Sich fehr Schnell und hoch bebt und ebenSo Schnell SäHt^ nnd zwar mit größerer Gewalt^ da bei Starker Steignng die Reibuug weniger KraStVerlnSt VerurSacht. Die drehende Bewegung wird der Spindel durch einen Schwengel oder die ^Rute^ mitgeteilt^ dereuArme m lang und an den Enden noch mit Schweren Kugeln VerSehen Sind (S. Fig. nm den Schwung und Stoß zn Ver* Stärken. DieSer Schwengel ist dem Sechseckigen Kopf B der Schraube aufgeSetzt (f. Fig. 159). Um der Rute die KreiSSchwingung zu erteilen ^ welche den Niedergang der Schraube Zur Folge hat^ find mehrere Arbeiter nötig. Durch die Drehuug Steigt die Schrauben* fpindel in einer Mutter Von Bronze ^ ^ welche faft die ganze Länge der Schraube um* saßt und felbft wieder einen Eylinder bildet der in dem maffiVen Körper deS anS Gußeifen beftehenden PrägftodS eingefchraubt ift. Bei dem Abwärtsgehen Stößt die Spindel Sehr

^46 Da

^

Silber.

heftig auS den Stählernen Prägklotz ^er Widerftand der unteren Teile dient nicht allein dazu^ den Stoß ^ fch Wachen^ fondern eS entfteht durch die Elastizität eine rückwirkende Kraft^ Welche daS Wiederauffteigen der Schraube begünftigt. D i e Schranbenfpindel ift auS Gnßeifen^ allein ihr Schuh befteht auS gehärtetem S t a h l und iSt nnten etwaS gewölbt. Roch obenhin hat dieSer Schuh einen eylindrifchen AnSatz ^ mit dem er anf eine eigentümliche Weife in der Spindel befeftigt iSt. Schrauben und jede andre Vefeftigung würden nämlich durch die unzähligen Stöße Sich fehr Schnell abnutzen; unverwüstlich ift aber SolgendeArt DaS Loch Sür den Anfatz wird in der Spindel etwas zu eng gebohrt und die Spindel dann glühend gemacht ^ wodnrch fie Sich ausdehnt^ daS Loch Sich alfo fo viel erweitert^ daß der Anfatz ^ kalt eingefchoben werden kann. Beim Erkalten zieht fich die Spindel wieder z^wmen und hält den Anfatz ^ außerordentlich feft. D e r Prägklotz ^ ift ein wenig anSgehöhlt ^ aber Weniger a l s die Erhabenheit deS SchuheS ^ I beträgt^ fo daß beide Flachen fich genau genommen nnr in einem P u n k t e be* rühren^ der Gebrauch aber Vergrößert die BerührnngS* flächen fehr bald. Die durch die Spindel vermittelte auf nnd ab Steigende BeWegnng teilt Sich dem Ober* Stempel mit; die beiden Grundflächen von und ^ find Vollkommen horizontal. Der Unterftempel liegt darnnter nnd die zu prägende platte Wird in den ^wifchenranm geschoben^ der Sich Z^ifchen beiden be* findet nnd der durch daS Steigen der Spindel ver* größert wird. E S gefehieht dieS entweder mit der Hand oder mittels mechanifcher Vorrichtungen^ deren Angabe anf der Zeichnung diefe felbft undeutlich machen würde. Die Stählernen Stempel enthalten daS Gepräge^ daS die Münze zeigen foU^ verkehrt nnd Vertieft^ und die Rander liegen genau fenkrecht übereinander. ^ie Stempel müffen fehr hart fein^ da fie einen unge* heuren Druck auszuhalten haben. Um fie zu Verfer* tigen^ wird für jede Seite eine Matrize mit dem Ge* präge erhaben auS weichem Stahl gefchnitten und nach* her gehartet; nun fetzt man die Matrize in die präg* fchraube und legt ein Stück weichen Stahl untere in ^ ^ Welchem dann durch eine mehrmals wiederholte P r ä * gung die erhabene Gravierung der Matrize fich Voll* kommen genau und fcharf Vertieft abdrückt und den künftigen Prägftempel bildet ^ der Vor dem Gebranch natürlich erSt mit aller SorgSalt gehärtet werden muß. Auf folche Weife kann man mittels einer Matrize fehr Viele einander genau gleichende Prägftempel erzeugen. M a n prägt fonach nicht nur daS Geld^ fondern anch fchon die Stempel zudem Gelde. Der Unterftempel ift unten etwaS gewölbt und rnht anf einer ebenfalls gewölbten Unterlage I ^ fo daß er feine SteHnng etwaS Verändern kann^ im Falle der Drnd nicht überall gleich* mäßig^ d. h. die Münzblatte nicht durchgängig genau gleich ift. DaS Ganze Steht feft auf dem Boden R I ^ und dergeftalt erhicht^ daß der Valaneier^ wenn mit einem folchen der Druck ausgeübt wird^ in der Brufthöhe der Arbeiter liegt. D e r Raum C zwifchen dem Ober* nnd Unterftempel^ in Welchem die Münzblatte liegt^ ift V o n einem Stählernen Ringe umgeben ^ der genau den Durchmeffer der Münz^latte hat und durch Vier federn op auf feinem Platze erhalten wird. Diefer P r a g r i n g dient dazu ^ der Münzplatte die kreisrunde Geftalt zu erhalten nnd alle Münzen gleichgroß zu machen. B o r und bei dem Prägen fteht der Rand diefeS RingeS um die Dicke der M ü n z * platte hoher als die gravierte Flache deS UnterftempelS; Wenn aber der Oberftempel nach dem S t o ß e wieder fteigt^ So hebt Sich entweder der Unterftempel oder der Ring Senkt Sich^ So daß daS geprägte Stück auS dem Ringe frei wird und zur Seite gefchoben werden kann.

Das Mün^efeu. 261 Während dann der Oberftempel wieder zu falleu beginnt treten alle beweglichen Teile der Mafchine in ihre alle Lage zurück^ nnd eS kauu eiue neue Münzplatte iu deu Ring ge* legt werden. Nicht feiten benutzt man den Ring zugleich ^ nur dem Rande der Münzen diejenige Form zu geben welche ihm fonft durch daS Räutelu erteilt werden muß. Die Verzierungen welche der Raud erhalten folt find in diefem FaHe auf der Innenfeite deS RiugeS Vertieft graviert uud drüden fich au der M ü n z e erhabeU ab.

Beftände aber hier der Ring wie bei der glattrandigen PrägnUg auS eiuem einzigen Stücke fo würde er die fertige Münze nicht wieder Von felbft auSlaffen. Man macht ihn daher auS drei Teilen welche infolge ihrer Federtraft beim Heben deS Stempels etwas auseinander klaffen^ in diefer F o r m heißt er ein S p r i n g r i n g . D i e untereu Teile l ^ deS FallwertS^ welche deu Oberftempel enthalten^ fiud in eine Vüchfe I I ^ eingefchloffen welche mittels der Anfätze L L in dem Falze 0 fich fentrecht auf nnd ab bewegen tann. Dnrch den Stoß der Prägfchranbe wird diefe Vüchfe mit dem Stempel abwärts getrieben dnrch die Spiralfeder 8 8 aber wieder emporgehoben fobald

^46 Da^ Silber. die Sehraube fteigt. Die Schraube ^ nimmt aber beim Steigen den Ring n n mit in die Höhe und diefer die Stäbe ii^ welche an chrem nnteren Ende den Ring ^ tragen^ anf dem der Unterftempel ^ richte der alfo mit emportreten ^ fich durch den Prägring drängen und die geprägte Münzplatte aus demfelben heranSheben m n ß ^ da der Ring e c dnrch die Platte ^ iu ^ gehalteu wird. Die Schrauben nnd ^ dienen dazn die Büchfe I I ^ in Stellung und Gang genan zu regulieren. W i r haben fchon erwähnt ^ daß daS Einlegen der Münzvlatten in deu P r ä g r i n g bei den älteren Prägmafchiueu mit der Hand gefchah^ daß man aber bei den neueren Präg* mafchinen einen mechanifchen Zuführer angebracht hat^ Welcher dnrch die Prägfchraube mit bewegt wird nnd die MÜnzblatte unten in den Ring fchiebt^ die fertige Münze aber in einen nebenftebenden Korb fchleudert^ fo daß der Arbeiter n u r die Münzplatten in den ZuSüh^er ZU bringen und die fertigen Münzen sort^nfchaffen hat.

D a S F a l l * oder S t o ß w e r k ^ fonft die einzig gebrauchte PrägmoSchine^ hat in nenerer Zeit meiftenS Vorteilhafteren Mechanismen Weichen müffen. Die alte Mafchine w a r zeit* raubend wegen der großen KreiSfchwingnng^ welche dem Balaneier gegeben Werden mußte; infolge ihrer gewaltfamen Wirkung wnrde fie leicht reparaturbedürftig^ und ein befonderS fühlbarer Mangel war^ daß fie mit Menfchenkraft betrieben werden mußte und mit keiner Dampfmafchine in Verbindnng zu bringen war. D i e neueren Prägmafchinen beruhen anf Anwendung deS Kniehebels^ und Fig^ 164 und 1 6 ^ Verfinnlichen den MechaniSmnS der jetzt in den Münzwerkftätten Saft allgemein gebräuchlichen Apparate. Die WirknngSWeife derfelben ift ziemlich leicht zu begreifen; ^ (f. Fig^ 164) ift der Oberftempel^ B der Unterstem pel; zwischen beide legt ein Schieber die Zu prägende Münzplatte ein und WirSt Vocher die Sertig geprägte zur Seite ^ nachdem die* Selbe durch Senkung deS RingeS C Srei geworden ift. Die Stange ^ (S. Fig. 1 6 5 ) iSt e^entriSch mit der SchWuugradweUe Verbnndeu und wird dadurch abwechselnd erft Vor* geschoben^ dann wieder zurückgeschoben. Dabei erteilt Sie dem knieförmigen Stück I^ eine peudelnde Bewegung^ welche Sich durch daS Anfatzftück E (S. Fig^ 1 ^ ) überträgt und dieSeS beim Borgange nach unten drückt. Bei der Stellung^ welche die Mafchine anf der Zeichnung

DaS ^ünzwefen.

268

hat^ findet gerade Prägnng Statt; geht dann B wieder rückwärts^ So wird auch E i n eine Schiefe Stellung gebrach^ eS drückt den Vollen und den OberStempel nicht mehr nieder^ fondern hebt diefelben^ So daß daS Unterlegen einer neuen Münzplatte geschehen kann. Diefe Maschinen find znerft Von Uhlhorn in Grevenbroich (fpr. ^brooch bei Aachen Verfertigt worden^ nnd alle fpäter gebauten find Rachbildungen diefer. Außer einer höchft akknraten und fehr Schnellen ArbeitSleiftuug haben die Uhlhornfchen Maschinen anch den Vorteil^ daß Sie Vorrichtungen besitzen zur Verhütung Von Unglücksfällen^ die dadnrch entstehen könnten^ daß der Schieber einmal gar keine Münzplatte nnterlegte^ oder dieSelbe nicht Vollständig in den R i n g deS UnterftempelS einführte^ oder daß andernfalls ein geprägtes Stück nicht Weg* gefchoben würde nnd eine neue platte auf daSSelbe zu liegen käme. I n Solchen Fällen Stellt die Maschine von felbft chre Bewegung augenblicklich ein. Eine andre Sinnreiche Einrich* tnng^ die Sich an allen ^ebelprägpreffen findet befteht darin^ daß der Unterftempel in dem Momente^ wo die Prägnng erfolgt^ eine ganz kleine Achfendrehung (höchftenS 1 m m aur UmkreiSe großer Münzen) machte wodurch das fcharfe Ausprägen Sehr gefördert und mit weit geringerer Kraft erzielt werden kann^ indem daS Metall durch dieSe Seitliche Bewegung gewissermaßen Schraubenartig in die VertieSnngen hineingedreht wird.

Z u r Bedienung bedürSen derartige Maschinen nur einen Mann^ der mit zählender Handbewegung die platten unanSgeSetzt in richtigem Tempo auS eine Schiefe Fläche nieder* legt^ anf der Sie hinabgleiten^ nm eine nach der andern Vom Schieber ( Z u b r i n g e r ) in den P r ä g r i n g gefchoben zu Werden. Nach erhaltener Prägnng befördert die Mafchine die Stücke auS einem andern Wege felbft heraus nnd läßt Sie in ein SammelgeSäß Sailen. Z u den Vorteilen der ^ebelpreffen gehört der fehr wesentliche^ daß die Prägnng bei allen Stücken ganz gleichmäßig ersolgt^ W a S bei den Von MenSchen getriebenen SpindelpreSSen So wenig zu erwarten war^ als d a ß ein MenSch mit einem Hammer immerfort ganz gleich kräftige Schläge führen könnte. D i e Kniehebelmerke fördern in gleicher ^eit daS Acht* bis Zehnfache deffen^ W a S die alten SpindelpreSfen liefern konnten. D a mit einem Umgange deS SchmnngradeS Sich alle ProzeSSe abwickeln^ welche znr P r ä g u n g einer Münzplatte gehören^ So hat nmn durch die Steigerung der Geschwindigkeit eS ganz in der ^and^ die Anzahl der in daS SammelgeSäß Sallenden Gold* oder SilberStücke in einer gewiSSen ^eit^ allerdings innerhalb gewiSSer Grenzen ^ beliebig zu Vermehren ; denn die Leistung eines einzigen Solchen KniehebelwerckS erstreckt Sich begnem anS die Herstellung V o n 8 ^ 4 0 größere^ oder ^ 9 ^ 0 mittlere^ oder 7 5 kleinere Münzen in der Minute. Z u erwähnen Sind auch noch die Von Löwe ^ Eomp. iu Berlin ^gefertigten Prägmafchinen^ fowie die in der Parifer Müuze gebräuchliche Thonnelierfche Maschine.

^46

Da^ Silber. | n Fig^ geben wir Schließlich noch die Anficht eineS PrägWertS^ welches Von dem Engländer H a ^ e für die kaiferliche Münze in Rio de Janeiro in Brasilien gebaut worden und dadurch intereffaut ift^ daß bei denselben der Drnck der atmosphärischen Luft in finnreicher Weise ^un Prägen benutzt wird. Diefe Mafchine enthält acht Prägftöcke ^ B^ Von denen unS in der Zeichnung fünf zu Geficht kommen. Diefelben Sind VonGußeiSen und in den gemauerten Unterbau feft eingefügt C C C find die Schranbenfpindeln^ Welche dnrch Ketten ^ die Sich um die KöpSe ^ Schlingen^ anfgezogen werden. Die acht Prägftöcke find um den UmSaug eineS großen EylinderS angebracht welcher durch daS Spiel eiuer Dampfmaschine lnStleer gemacht wird; mit ihm ftehen die horizontalen Eylinder l^ l^ für jeden Prägftod einer^ in Verbindung. DieSe Eyliuder werden^ wenn der große Rezipieut ^ entleert wird^ gleichSallS entleert die äußere LnSt fncht den Kolben hineinznftoßen^ an der KolbeuStange aber hangt die Kette^ die durch die rafche Abwickelung auch die Schraubenfpindel zu raSchem Hinabgehen bringt und^ da dieS noch dnrch die Mitwirknng deS Schwungradähnlicheu KopfeS ^ befondern Nach* drnck erhält ^ dem Prägftempel KraSt genng mitteilt^ um die untergelegte Metallplatte zur M ü n z e nmznSormen. Jst die Prägung ausgeführt^ fo wird die Verbindnng deS EylinderS l^ mit dem Rezipienten unterbrochen ^ dafür aber der R a u m unter dem Kolben deS Präg* eyIinderS mit der atmofphärifchen Luft in Kommunikation gefetzt fo daß alSo daS Schwungrad den Kolben mit Leichtigkeit wieder auf feineu änßerften Stand bringen kann. Durch diefelbe Bewegnng ift anch die Kette mit dem Prägftempel zurüdgegangeu und R a u m und ^eit Sür daS Unterschieben einer nenen MÜnzplatte geWonuen Worden. | m nächsten M o m e n t wird die änßere Luft wieder abgeSchloffen ^ die Verbindnng mit dem luftleeren Rezipienten hergestellt ^ der Kolben mit ^eStigkeit angefangt und eine neue P r ä g u n g auS* geführt. DaS dnrch l und m bezeichnete ^ebel* und Räderwert erlaubt eine gefonderte AuSrückung ^ S^ daß ein oder der andre Prägeylinder auS dem allgemeinen Spiele auS* gefchaltet Werden tann^ wenn man entweder nicht mit allen arbeiten will oder Vornehmender Reparaturen Wegen nicht mit allen zugleich arbeiten kann. Die Stenernng der Kolben be* forgt die Maschine Selbstchätig^ und nach dem^ waS Srüher Schon geSagt worden ift^ läßt eS Sich denken^ daß die Leistung dieSeS achtfachen Pragapparates eine ganz enorme ift — wenn eS ihm nicht an dem nötigen Metall Sehlt ^edaiüe^ragung. Aus dieselbe Art wie die gewöhnlichen GeldmÜnzen w e r d e n anch die Medaillen hergestellt. D a fie nicht beftimmt find^ V o n H^d zu Hand zu gehen^ fo unterliegen fie Viel weniger der Abnntznng nnd eS kann deswegen daS Gepräge im ganzen Viel mehr hervortretend^ im einzelnen Viel fnbtiler ausgeführt werden. ES zeigen denn auch Medaillen in der Regel ein fehr erhabenes Relief^ und deffen AnSprägnUg ift eS allein^ waS einige Abweichungen Von dem bei den Münzen üblichen Prägverfahren bedingt. ES wird nämlich in den meiften FäUen daS Relief nicht dnrch einen einmaligen Stempeldrnd hervorgebracht waS eine fehr bedentende Kraftanftrengnng erfordern wÜrde^ abgefehen Von demUmftande^ daß dnrch daS gewaltfame^ineinpreffen der MetaÜmaffe in die Vertiefungen deS Stempels derSelbe Sehr leicht beschädigt Werden könnte und namentlich die Schärfer hervor* tretenden Lineamente Gefahr laufeu würden ^ abzubrechen oder fich zu veranetfchen. Man prägt Vielmehr die Medaille auf mehrere Male^ i n d e m mau dazwifchen daS Metallftüd immer wieder anSglüht und die etwa bei dem Erwärmen entftandene matte Oberfläche blank beizt. | n andern Fallen^ wo eS fich nm die ^erftellung ganz befonderS erhabener RelieSS handelt^ gibt man der Platte Von Vornherein durch Gießen eiue die Erhabenheiten im Rohen fchon andentende Oberfläche ^ die dann nnter dem Prägftempel vollends ausgearbeitet wird^ w i e d e n n im |ahrhundert daS nachherige ^ i f e l i e r e n für feinere A r b e i t e n die allgemein übliche Art der Herftellnng war.

^ u ^ r u n g der ^ i d ^rende^ ^ i ^ t e n durch ^ ^ r .

und ^ ^

Schichte

de^ ^lde^.

^ ^ ^

^ o l d ^ p t n t i n nnd Seine ^ e n ^ e n ^ ^r^mnten in der ^ t n r nnd ^innnng ^ d^u ^ e i n ^ ^ ^nnd^ der ^lnSle.

in ^ent^chlnnd^ ^ ^ai^ntern^nlde n. tn. ^ie nenen ^aldlander. ^ ^ ^le^ei^ ^Ufornien. ^nnralten. ^lral nnd ^iOirien ntit den dart Erschlichen .^n^ereinnt^tet^den. ^igen^chnflen de^ ^olde^ nnd ^ern^endnn^ Regierungen. ^ l d l ^ e r e i . ^ar^en de^ ^ l d e ^ . ^ Statin. ^r^ommeu nnd Gewinnung. ^erar^itnn^. ^eine ^edentnug fur die ^ainrn^en^fl nud die ^e^ni^. ^ridinnt. ^Uudiunt

Gold, das edelste der Metalle, dessen Symbol die alles wirkende Sonne ist, w a r allem Anschein nach einer der ältesten Handelsartikel, und Vielleicht ist im Altertum Indien noch eher das Bezugsland für dieses Metall gewesen, als das später soviel gesuchte Ophir, ans Welchem S a l o m o die unermeßlichen Reichtümer zuflossen die der Weife, dem alles eitel War, doch mit Viel Behagen um sich anhäufte. Möglicherweise darf man auch alte Sagen Von entlegenen Ländern, in denen Goldschätze von Ungeheuern gehütet Werden, der Lage nach auf Kegenden nördlich Von Indien beziehen So daß also damals schon die ansehnlichen Fundorte im südostlichen Rußland zum Teil erkannt und benutzt Sein könnten. Das noch heute nicht verarmte Afrika (es foil schon vor der Entdeckung der Koldfelder im Kaplande ungefähr 30000 kg jährlich geliefert haben) w a r im Altertum nicht minder eine bedeutende Koldquelle. Ja, es gibt überhaupt kaum ein Land^ welches nicht zu irgend einer Zeit auf Gold ausgebeutet worden wäre. So lieferte Arabien Sehr feines und zu Schmucksachen gesuchtes Gold, in Ägypten gab es Goldwäschen, die Schätze des Krösos sollen aus kleinasiatischen Flüssen gewaschen worden Sein; die Kriechen gewannen im eignen Lande ^ ^

der ^ind^ ^ ^nSI.

^d.

^old^ Platin nnd feine ^enoffen. Gold, und Von d e r Goldgewinnung ans der Silberreichen spanischen halbinsel unterrichten uns Viele alte Urkunden. D i e reichste Goldquelle der Römer War wohl Illyrien; dort FandenSie angeblich das Metall massenweise in größter Reinheit durch bloßes Auflesen wie durch Graben. Lange kann indes dies Eldorado nicht Vorgehalten haben, denn jenes Volk kühner Eroberer hat Sich fehr zeitig Schon die Viel größere Mühe nicht Verdrießen laffen, in den deutschen Alpen goldführende Ouarze zu brechen, und noch heute Sieht man an Vielen Stellen in den Alpen, So z. B . oberhalb Gaftein, in bedeutender Höhe Solche Römerbaue.

D a ß man in früheren Zeiten in DentSchland^ Wie z. B . auS dem Thüringer Wald^ in den SchleSiSchen Gebirgen u. f. w^ Gold gewonnen^ namentlich ans Vächen gewaSchen hat ift noch jetzt im Volke nicht VergeSSen. Im 11.^ 12. und 1^. Iahrhundert Soll allein Gold* berg in Schlesien wöchentlich ^ 7 ^ ^ gelieSert haben ^ alSo ungefähr doppelt foVieI wie jetzt daS gesamte Europa. Davon ift indeffen nichts weiter geblieben als daS Sprichwort daß die Goldberger Todten i w Gold rnhen. Zahlreiche SeiSenhügel (anSgewaSchener Sand) im Böhmerwalde geben Zeugnis^ daß einftmalS auch hier die Goldwäfcherei Schwunghaft betrieben wurde. ^entzntage iSt in Europa^ vou Rußland abgefehen^ nur noch Österreich ^ namentlich durch Siebenbürgen und Ungarn — Von einiger Vedentung Sür die Gold* gewinnung (im Iahre 1 8 8 2 : 1640 ^ während Deutschlands Erträgnis So unbedeutend geworden iSt daß die statistische AuffteHnng für die | a h r e 1 8 7 8 ^ 8 9 im Durchfchnitt nnr ZWifchen 2 8 1 nnd ^80 im Werte Von ^ 9 9 0 0 — 1 4 0 0 OOO Mark anfflchrt^ und auch davon wurde beiläufig ein Drittel a u s importierten ausländischen Erzen^ aus Gekrätzen und bei den ASfinierungen gewonnen. D e r Hanptfache nach find dieS die kleinen Rebengewinne a u s gold* haltigem Silber nnd andern Erzen. Hierzu nWgen noch f ü r mehrere tanfend Mark Wafchgold anS dem Rheine kommen^ dem ehemals fehr berühmten dentfchen Goldftrom^ der Von Straß* bnrg bis Mannheim^ am oberen Ende am reichlichsten^ daS edle Metall in feinem S a n d e führt. AuS dem GeSagten fchon läßt fich erSechen^ daß daS Gold an Sich gar kein fo feltener StofS iSt^ als man gewöhnlich anzunehmen pflegt; eS ift Vielmehr allgemein Verbreitet und in dieSem Pnnkte Vielleicht n u r mit dem Eifen zu Vergleichen. Die Orte aber^ die eine auS* gedehntere Gewinnnng geStatten^ wie fie in den letzten |ahrzehnten nen entdeckt worden find und ungeheure Erträge gegeben haben ^ liegen der N a t u r der Sache nach meist in weiter Ferne ^ in Gegenden^ wohin die alles für chren Nutzen ausbeutenden Menfchen n u r anS* nachmSweife bis dahin Verkehrten^ in Amerika: Mexiko^ Brafilien^ Pern^ KaliSornien^ Nevada^ Arizona^ Montana^ Utal^ Eolorado^ Vritifch* Kolumbien^ NenSchottland; in Australien: NeuSüdwaleS^ OneenSland^ die westlichen nnd Südlichen Territorien^ Viktoria^ Neuseeland und Tasmanien^ in ASrika: Natal und die TranSVaalrepublik^ liefern die größte Menge deS GoldeS; Rußland mit dem goldreichen Ural folgt erft in dritter Linie hinter Anftralien und Ungarn noch fpäter. (Vergl. S . ^ r t ^ n ^ ^OlÜOmmm^^ Die Eigentümlichkeiten^ die daS Gold in der A r t feines Vorkommens zeigte erklären fich anS feinen phyfikalifchen und chemifchen EigenfchaSten. Noch edler in feiner Ratur als daS Silber^ hält eS fich faSt Stets gediegen; eS iSt durch die in der Natnr Vorkommenden S ä u r e n unangreifbar^ macht fich SreiwiHig Weder mit Schwefel noch nut Sanerftoff gemein^ n u r mit dem dem Schwefel und Selen Verwandten Tellur bildet eS eine natürliche Verbindung. Der mechanifchen Zerteilung unterließt eS infolge feiner Weichheit leicht nnd in einem hohen Grade. Eigentliche Golderze^ d. h. folche^ in denen das Metall in Verbindnng mit Schwefe^ Arfen^ Sauerftoff u. dergl. Vorkommt^ gibt eS daher nrit einziger Ausnahme deS fehr feltenen TeUurgoldeS nichts wenn man nicht die natürlich Vorkommenden Legierungen mit Silber u. f^ w^ dazu rechueu WiH. D i e gold* Sührenden GeSteine enthalten daS Gold immer in gediegener Form. S o findet eS fich in manchen GebirgS* nnd Erzarten in So feinen Teilchen eingefprengt daß eS dem bloßen Auge unerkennbar bleibt. SchWefelkiefe enthalten häufig etWaSGold und heißen dann Goldkiefe; ebenfo kommt eS im KupSer* und ArSenikkieS^ in der Zinkblende^ im GrauSpießglanzerz ^e. Vor. | n FelSarten^ wie Ouarz^ GneiS^ Glimmer* und TalkSchiefer^ Granit^ Trachyt u. S. ^ Steckt eS ebenfalls häufig^ und dann entweder ebenfo mikrofkopifch VerlarVt oder als F r e i * g o l d in Schüppchen^ Vlättchen^ Aderchen nnd Adern als AuSSülIung Von Riffen^ Spalten und Klüften. Vei weitem daS Vorzüglichste Muttergeftein deS GoldeS ift der O u a r z ; im fchönften weißen KiefelfelS rucht daS Gold am liebften und felbft wenn der Zahu der Zeit

Arten des Vorkommens.

^67

die fefte Lagerftätte zernagt hat^ findet fich der edle Gaft in dem zurnckgebliebeuen Sande eingebettet. Auch der alltäglichste S a n d kann ein Minimum an Gold enthalten. | n GlaS* hÜtten findet man zuweilen am Boden V o n GlaShafen^ die mehrere Wochen zum Schmelzen gedient haben^ einige Körnchen anSgefchmolzenen GoldeS. S i n d die Goldpartikeln innerhalb deS MuttergefteinS Von größerem UmSange gewefen^ fo finden fich anch in den diluvialen Sandlagem^ welche die Überrefte jener GeSteine find^ mehr oder minder große Klumpen. Petersburg befindet Sich ein KabinettftÜck Von nraliSchem oder Silberifchem Golde ^ in Größe und Form annähernd einem kleineren Manerziegel gleichend^ deSfen^anptflächen Von beiden Seiten eine trichterförmige Durchlochnng zeigen. | n den So entstandenen Vertiefungen finden fich die glänzenden KriftaUflächen deS ehemaligen MuttergefteinS^ Onarz^ fehr deutlich noch abgeformt^ ein Beweis^ daß die KriftaHdrnfe in dem Hohlramne bereits gebildet war^ als Sich daS Gold darin anfammelte. DiefeS Stück wurde frei im Sande liegend gefunden und war Vielleicht der Reft einer Viel größeren platte. Sonach finden wir daSGold^ genau wie daS ^inn^ unter zweierlei Verhältniffen^ auf primärer und fekundarer Lagerftätte^ d. h. entweder in ein Mnttergeftein eingewachsen oder unter den Trümmern deSfelben im AnSchwemmnngSlande. Durch den andanemden natür* lichen Schlämmprozeß mnßten V o n den zerkleinerten FelSftücken die leichteren Teilchen immer mehr abgetrennt nnedle Metalle oxydiert nnd als O^yde Sortgefchwemmt werden^ fo daß fchließlich nur die fchwerften und widerftandSfähigften Teile Vereinigt blieben. W i r treSSen demnach häufig^ wie im Ural^ in Anftralien nnd bei unS im Böhwerwalde^ die nächsten ^onen a n dergleichen Urgebirgen mit goldführendem Sande bedeckt^ der anßer Körnern V o n edlem GeStein und Erz^ ^inngranpen^ Granaten^ Saphire^ ^irkone^ Rubine^ TopaSe n. f. w. enthalten kann^ fo daß folcher S a n d mitnnter ein förmliches Mineralienkabinett der koft* barften SpezieS darftellt. A m U r a l gefellen fich zu den genannten Mineralien noch im gediegenen ^uftande Platin nnd defSen befondereS Gefolge V o n Palladium^ Iridium^ Osmium^ Rhodium und Rntheninm. A n derartigen ^nndorten hat die Natur in ihrer Weife und in angemeSSenen ^eitranmen eine AuSbereitnngSarbeit beforgt^ die dem golddnrftigen Menfchen fehr wohl zu ftatten kommt und ohne die eS nm Seinen BedarS an diefem Metall mißlich genug anSSehen würde. Denn daS Gold anS dem FelSen herauSzuSördern iSt eine Schwere uud koftSpielige Arbeit welche man nur uotgedrnngen uud in der Regel nnter Verzichtleistung auS außerordentliche Gewinne unternimmt^ die aber gleichwohl in d e r Renzeit auch in dem goldreichen KaliSornien nnd Australien zum Teil hat ergriffen werden muffen. Der bei weitem größte Teil alles gewonneneu GoIdeS ift^ wie gefagt^ W a f c h g o l d ^ welches auS ziemlich kunftlofe Weife ans goldführendem Saude nnd GeröHe abgefchieden wird. Die goldführenden Erze werden zwar keineswegs übergangen^ Vielmehr wird noch forgfaltiger als bei dem Silber die geringste Spnr deS aUeS beherfchenden Stoffs Verfolg^ aber die Menge^ welche auf folche Weife dem allgemeinen Gebranche gewonnen wird^ ift fo gering im Verhältnis Zu dem^ waS auf die andre Weife gewonnen Wird^ daß wir zunachft nnS mit denjenigen Vorkommen befchaftigen dürfen^ welche wirtfchaftlich die bedentendften find^ nnd die außer* dem auch ganz einfache GewinnnngSmethoden VoranSfetzen. D i e Natur also nnd fbezieU die Mitwirkung deS WafferS hat demGoldfncher die Arbeit ganz wefentlich erleichtert; trotzdem aber gibt eS Anftrengnngen uud Mühe geuug^ n n d den reichen Funden ^ welche eiuzeIne gemacht haben^ ftehen Entbehrungen n n d Enttäuschungen TauSender entgegen^ Von deren A r t uud Umfang unS die Schilderungen Bret Hartes über* Zeugende Bilder geben. J u den leichteften FäHen liegt allerdings der goldführende S a n d öde und unfruchtbar noch zu oberft und daS Wafchen kann unmittelbar Von der Oberfläche ausgehen; in audern FäHeu ift fchon Wald auszuroden uud eine Schicht GewächSerde Weg* Zufchaffen. | u den Goldparadiefen Kalifornien nnd Aüftralien muß in der Regel erft iu die Tiefe gegraben werden ^ und namentlich in letzterem Lande hat die Bodenarbeit oft mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. AnS den gemachten Erfahrungen ergibt fich die Regele am liebten die alten Betten Vorzeitlicher FlÜSSe auszubeuten; aber Sie liegen meiSt tief^ o f t hauSties nnter der gegeuwärtigen Oberfläche. E S ift alSo wenigstens bei Inangriff* nähme einer Gegend ein reines GlückSfpiel^ wenn man findet ^ wo man einzuklagen hat^ um auf eiuen folchen Goldfaden zu kommen. Wer einen Treffer gezogen^ ftößt^ nachdem die oberen armen Lager weggefchafft worden find ^ endlich auf eine Verhältnismäßig dünne

^^ Gol^ Platin und feine Genoffen. Schicht Von Sand nnd GrnS^ in der fich daS Gold gefammelt hat; bald ift diefelbe reiche bald lohnt anch hier fich kaum die Mühe; ift fie aber aufgewafchen dann iSt der Goldfucher mit d i e f e r Grube zu Ende. Sind der Grnben mehrere auf einem kleineren Bezirk entStanden e fo fucht mau auS der Lage der geluugenen d1e Richtung zu erraten ^ Welche der ehemalige Goldfluß genommen haben könnte; in der Verlängerung nach zwei entgegen* gefetzten Seiten bekommt nun daS Terrain einen mntmaßlichen Wert nnd hier etablieren fich alsbald neue Gruben ^ die aber dennoch häufig leer ausgehen wenn Vielleicht der ehe* malige Wafferlauf die Kapriee hatte e gerade hier eine Krümmung zu machen. D a ß fich die Metallteile iu dem Vette der rafcheften Strömung fchon niederfetzen mußten ohne fich^ wie die leichteren Sandteile^ erft weiter Verfchleppen zu laffen ift durch die fpezififche Schwere deS GoldeS begrüudet. Auf folchen alten anS den Bergen kommenden Rinnfalen die fpäter dnrch Bergfchntt oder Anfchwemmung hoch überftürzt w u r d e n fcheint anch der einft fo be* rühmte Bergbau zu Goldberg am nördlichen Fuße deS Riefengebirges beruht zu haben.

^ ^ ^ldftU^ tu S^h^r ^ r ^ und ^ r u ^ ^ ^ati^ie^ ^ n d ^ Amerika hat fchon zweimal^ zuerft bei feiner Entdeckung und dann in der Gegen* warte durch feine Goldreichtümer anf den Weltverkehr bedenteUdeU Einfluß geübt. Aber daS Von den Spaniern fo hänfig gefnchte Eldorado^ jener See mit goldreichen U f e r n einer goldftrahlenden Stadt uud einem mit Gold bedeckten K ö n i g e ließ fich nicht finden. So reich daS zunächft dnrchfuchte P e r u au Silber wan fo erwies eS fich doch in bezug auf feine Goldproduktiou als weit hinter den Erwartungen feiner Eroberer ftehend. Nirgends lag das Gold zum Anfraffen nnd eS wird erzählt da^ ein geguälter Häuptling eine künSt* liche Mine aulegen d. h. Gold in eine FelSfpalte einstopfen ließe um fie feinen fpanifchen Drängern zeigen zu köunen. Von den alten Peruanern hat man fpäter vermutete daß fie ihren Vefitz an Gold auf dem Wege deS Handels erworben haben könnten wozu befonderS Vrafilien die Gelegenheit geboten haben würde; denn Brafilien erwies fich in der Folge als ^ das goldreichfte Land deS Südens Von Amerika. M a n kennt dort etwa 4 0 Vermiedene Ortlichkeiten wo Gold gefunden wird^ am häufigften dae wo auch die Diamanten gewonnen werden in der Provinz MinaS GeraeS. RegerfklaVen auS Afrika mußten hier die auS der ^eimat mitgebrachte Fertigkeit deS GoldwafchenS zn gunften chrer weißen Herren ausüben doch blieb die AuS* bentnng wegeu Mangel an ArbeitSkräSten immer hinter dem zurücke waS Sie hätte fein können und ift mit der Reit uoch bedeutend gefunken. Sie foU jetzt einen IahreSertrag Von etwa ^ 0 0 l^g gebene während Sie auch in der beften Reit ^ 0 0 0 — ^ 5 0 9 ^ nicht überftiegen hat^

DaS Goldwafchen.

269

DaS geschieht in Brasilien derart^ daß man zuerfl die goldSüh^ende Erde i n eine Reche VaSSinS bringt^ welche treppenSörmig übereinander liegen. M a n leitet dann einen WaSSerStrom durch dieSeS Syftem^ welcher im oberften VaSSin ein* und im untersten wieder anließt. I n jedem VaSSin Steht ein M a n n oder mehrere^ welche be* Ständig i m Sande rühren uud dadurch Veranlagen ^ daß die leichteren ^eile vom WaSSer mit Sortgenommen werden. D e r S a n d ^ welcher durch dieSe Operation Viel goldreicher ge* worden iSt^ wird daranS in einem runden^ kegelSörmigen ^ einemchinesischenHut ähnlichen Troge geschlämmt

M a n gibt etwaS GoldSand und WaSSer hinein und VerSetzt ihn in eine drehende Be* Wegung^ welche die Goldkörner in die unterste Spitze deS Kegels briugt So daß der größte Teil deS Sandel abgenommen werden kann. Läßt Sich daS Gold in dieSer WeiSe nicht Völlig abscheiden^ So vermischt man den ReSt mit Onecksilber^ welches daS Gold auSlöft^ die guarzigen Teilender und SelbSt die Platinkörner zurückläßt. Dann folgt daS unS bereits bekannte Abtreiben deS OueckSilberS in der Hitze^ A n manchen Orlen leitet man auch daS WaSSer Von GebirgSbächen dnrch die goldhaltigen Schichten nnd läßt eS^ Wenn Sein LauS etwaS rnhiger geworden^ über OchfenfeÜe lanfen^ deren ^aarfeite nach oben zu in dem Vette deS FlnfseS liegt. D i e goldführenden fchweren Niederschläge^ welche Sich auS dieSe eher abSetzen als der erdige Schlamm^ den daS WaSSer weiter mit SortSührt^ gewinnt man Sodann durch AuS* klopSen jener H^nte und verarbeitet Sie anf geeignete WeiSe weiter. IndeSSen ift dieS primitive Verfahren immer mehr abgekommen.

^

Gold^ Platin nnd Genoffen.

Weiter nördlich in Bolivia^ Nengranada^ Venezuela Sind anch feit langer ^eit Gold* in Betrieb ^ und Vor mehreren fahren vernrfachten die Berichte eineS neu ent* deckten GoldgebieteS am Rio Ehogueeomata in den Nachbarländern bedeuteude Aufregung. Wäschereien

Mexiko war Von Anfang an als Goldland bekannt; in feinen öden nördlichen Diftrikten trieben die berüchtigten GambuSinoS (Goldfncher) ihr WeSen. Wegen Waffermangel beftand ihre Arbeit meiftenS in einem oberflächlichen Spüren nach Goldkörnern (PepitaS). | n der nördlichen H^Ste Amerikas entstanden Goldwafchereien in Virginien^ Nord* und Süd* earolina ^ Georgia nnd felbSt in Kanada. Aber aUeS bisher Genannte war gleichfam nnr ein VorSpiel zu dem ^anptftück^ daS fich in nnfrer ^ e i t in KaliSornien eröffnete. Auch Von biefem Lande war längSt bekannt^ daß eS an edlen Metallen reich fein müffe.

Gegen ^ahre find Vergangen ^ feit Franz Drake feine berühmten Reifen in der S ü d f e e machte^ nnd fchon in den betreffenden Berichten heißt eS von Kalifornien^ man könne keine Handvoll Erde aufheben^ ohne Gold* nnd Silberbeftandteile darin zu finden. Noch öfter wurden diefe Beobachtungen in der ^olge beftätigt^ aber niemand dachte an eine Unter* nehmung in diefem nnbekannten ^ Von wilden Indianern bewohnten Lande. Die fpezielle Entdecknng datiert Von 1847 und knüpft fich bekanntlich an den Schweizer S u t t e r ^ der in einem Seitenchale deS SaeramentofluffeS eine Sägemühle anlegte ^ an einem Bache ^ in welchem allerdings bnchftäblich jede Randvoll S a n d glänzende Goldteilchen fehen ließ. DieS w a r der F ^ der einen Wendepunkt in der Gefchichte deS Weltverkehrs bilden foUte. Aus weiteren nnd immer weiteren Kreifen^ anS der Neuen und Alten Welt^ Strömten nach dem Bekanntwerden deSSelben die Menfchen zu dem heilbringenden Saeramento; raSch wurden neue Goldlager entdeckt^ eineS reicher als daS andre; eS fand fich Gold in allen Wafferadern fowie in ausgetrockneten Flußbette^ und man Verfolgte eS bis an die Abhänge der Hügeln von denen eS herabgefchwemmt worden war. Bald folgte der Entdeckung am

DaS Göldschen. ^^ Saeramento eine nene im Süden ^ an der Grenze von Mexiko ^ wo fich am Fluffe S a n Ioaguino^in den Schlnchten einer gewaltigen^ wilden ^ Vulkanifchen Felfennatnr^ ein ^old* anfchat. — E r f t 18^1 entdeckte man^ daß auch in höheren GebirgS* feld Von 2899 gegenden Kalif ornienS Gold zu holen fei. W i r können nnS hier Uicht über die fpe^iellen Wirkungen deS kalifornischen Gold* fnndeS nnd Goldfieber^ über daS faft fabelhaft zu nennende Entstehen einer großen^ reichen^ im Welthandel bereits überanS wichtigen Stadt im LauSe weniger Iahre n. f. w. Verbreiten. Zur Zeit haben Sich die hochgehenden Wogen fchon wieder fehr beruhigt^ aber dnrch die Goldgewinnung ift der Weften Amerikas in die Reihe der bedeutenden Verkehrsländer getreten^ und einmal erfchloffen nnd durch die großartigften Eisenbahnen der Welt mit dem Often Verbunden e entftehen dort auch ohne Fortdauer der erften VewegungSurfache Von Tag zu T a g neue KriftaHiSationSpnnkte der Arbeit uud der Zivilisation.

^ d n ^ e n ntit ^Ufe der Die Umgebnngen der Flüffe Saeramento nnd Sau | o a g n i n o find gegenwärtig ziemlich ausgebeutet. Ohne harte Arbeit ift nicht So leicht mehr Gold zu gewinnen nnd die Zeit^ in welcher in wenigen Wochen fabelhafte Reichtümer erbentet wurden^ ift Vorüber. I a man ift den Goldfpnren Schon bis in die innerften Eingeweide der Felfen nachgegangen^ indem man daS anftehende Keftein losbricht und auS demfelben die edlen Körner zu erlangen Suchte Der WäScher iSt heute Sehr Vergnügt ^ Wenn er täglich für 2 Dollars Gold gewinnt. Von den Ufern deS Saeramento weg haben fich daher die meiften der kleineren KeSeUSchaSten Weiter inS Hochgebirge gewendet. Die Ausrüstung diefer Lente ift immer die gleiche mit Flinte^ Revolver^ H ^ Schaufel^ KüchengeSchirr nnd der unerläßlichen Küpe. Sobald die Koldgräber in der anSerwählten Gegend angekommen find^ beginnen fie Von der anfcheinend günftigen Stelle Vefitz zu nehmen ^ indem Sie Stäbe einschlagen und daran eine Anzeige über ihr zeitweiliges Eigentum befeftigen. Während die einen noeh die Zelte anffchlagen und wohnliche Einrichtnngen treffen ^ fchreiten die andern fofort mit ihren Werkzeugen zur UnterfnchUng deS VodenS. M a n gräbt ein Loch ^ 4^ 6 m tief^ macht mittels der Küpe (einer Art blecherner SchÜffel) wiederholte Wafchproben zur PrÜfnng deS gehobenen Erd* reichS^ bis entweder die Hoffnung ausgeht nnd man daS Loch Verläßt nm an andrer Stelle

Gold^ Platin und feine Genoffen. 272 ein zweites^ drittes n. S^ W . einzuschlagen oder bis andernfalls der Boden fich Wirklich gold* h a l t i g zeigt nnd zum Dableiben auSSordert. Unter Mühseligkeiten aller A r t oft bei einer dnrch nichts gemilderten Wochenlang anhaltenden Sonnenglut anf die Wieder monatelanges kühleS Regenwetter daS heißt Regen in S t r ö m e n folgte häufig bei Mangel an Lebensmitteln und Waffer^ ja oft mit Verlorener Arbeit^ Wird jetzt daS AuSWafchen der Erde fortgefetzt. M a n gebraucht hierzu zwei Inftru* mente^ die unter den Namen W i e g e und L o n g t o m bekannt sind. Die Wiegee deren man fich auch in andern Teilen Amerikas Von jeher zum Goldwaschen zu bedienen p f l e g t e e befteht anS einem mehrere Meter langen Kasten e über deffen geruudeten Voden kleine hölzerne Kloben in der Onere eingenagelt sind. Am oberen Ende besindet sich ein grobeS Sieb^ am unteren Ende ist die Wiege osfen. DaS Ganze rnht auf Schaukelbalken. An einer folchen immer nahe am Ufer eineS FluffeS oder VacheS anfgefteUten Maschine müffen mindestens Vier Menschen arbeiten. Während der eine die goldhaltige Erde auS* gräbte trägt ein zweiter diefelbe zur Maschine nnd wirft fie in daS Sieb. D e r dritte hält die Wiege dnrch Schaukeln in anhaltend lebhaster Bewegung und der Vierte gießt waffer über daS Sieb (f. Fig^ 171)^ Dadnrch bleiben die größeren Steine in demfelben zurück^ die erdigen Teile dagegen werden weg* gefpült; die härteren fowie der KieS rollen nach und nach am unteren offenen Ende der Mafchine herauS; das Gold felbft aber mit einem fchweren seinen schwarzen Sande Vermischt^ bleibt hinter den Querhölzern sitzen. D a S fo gewonnene^ noch mit diefem S a n d e Vermischte Gold läßt man dann in P f a n n e n lausen e in denen eS der Sonne auSgefetzt Wirde bis eS gänzlich trocken ift woranf der Sand einfach weggeblafen wird und daS Gold in glänzenden Körnern zu* rückbleibt. D a S Auswaschen mit dem Longtom er* folgt ungefähr ans diefelbe Weife. DiefeS I n * ftrnment wurde an Ort nnd Stelle Von einem Amerikaner^ RamenS Tome erfunden ^ und da m a n eS gewöhnlich ^ — 4 m lang macht fo hat man feinem nrsprünglichen Namen daS Beiwort ^Long^ (lang) hinzugefügt. Andre einfache Vorrichtnngen zur Trennung deS GoldeS Von Sand nnd Erde tauchten mehrfach auf und fanden chre Liebhaber; hier erwarb Sich ein Schaufelrad oder SonftigeS Rührwerk BeiSalt dort benntzte man einen starken heutig ausfallenden Wafferftrahl zur Trennnng von G u t und Schlecht n. S^ w. I m m e r aber ift Viel waSSer Von nöten; daher wnrde daS GoIdwaSchen in Kalifornien durch Austrocknen der Bäche fo fehr erfchwert. Um diefem Übelftande abzuheben bildeten Sich Gesellschaften welche die Sogenannten DrydiggingS in den höheren trockenen Gegenden auch in der dürren Zeit mit Waffer Verforgten. Infolgedeffen entstanden großartige ^afferbauten; künftliche S e e n Speiften ein Retz Von Kanälen nnd andre Anlagen führten daS Waffer Von Flüffen über Berg nnd Thal der MinenIandschaft zu. T i e GeSamtIänge diefer vielfach Verzweigten Kanäle betrng 18^8 bereits über 9269 nnd die Anlagekoften beliefen fich anf 5 8 MiUionen M a r k . Einzelne FlÜSSe^ deren Gruud goldhaltig erscheint werden abgedämmt in ein neu* gegrabenes Bett geleitet und hierauf die trockeu gelegten Gründe weiter bearbeitet. Gegenwärtig hat fiche wie Schon gefagte die Gestalt der Tinge in Kalifornien großen* teils geändert. DaS Goldwafchen iSt unlohnend geworden und ift bereits gegen die Ver* arbeitung deS feften GefteinSe deS goldhaltigen QnarzeSe iu den Hintergrund getretene welchen man auf Steinbrechmafchinen zerkleinerte dem Naßpochwerk überliefert und dann mit Oueckfilber daS Gold entzieht. WaS die Natnr in langen Reitränmen dem Menfchen Vorgearbeitet hattee haben Millionen gieriger Hände im Laufe weniger Iahre zum beften Teil in Befchlag genommen. I e ^ t muß der Menfch daS Zerkleinem deS FelfenS felbft ausführen.

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Gold^ Platin nnd feine Genoffen.

A n Stelle der langfamen Thätigkeit der Natur find Ouarzwühlen getreten^ Welche unaufhörlich daS fefte Geftein in ein feines PnlVer Verwandeln. Dnrch Schlämmen deS P u l v e r s werden die Goldteilchen deSfelben konzentriert und fchließlich daS M e t a H durch Queckfilber angezogen. Ohne die Entdednng der reichen Quedfilberminen am |oaguino* fluffe wäre aber anch diefe A r t der AnSbentnng kaum möglich gewefen. |ene Queckfilber* minen find viel reicher als die europäifchen uud kamen fehr gelegen zur Gewinnung der Schätze au Gold nnd Silber^ welche gleichzeitig im Often der kalifomifchen Hochgebirge in gänzlich unfruchtbaren^ fchauerIichen Fels* nnd Sandwüften entdedt worden find und fogIeich Viele Taufende Von Schatzgräbern anS Kalifornien an fich gezogen haben. Noch einmal wurde das Volk der Goldgräber i n fieberhafte Aufregung gefetzt und Taufende Strömten dem höheren Norden der amerikanischen Weftküfte zu: der ^Fraferfluß^ war das neue LofnngSWort. Hier^ auf englifchem Territorium^ in einem nur Von Indianern bewohnten Lande^ waren neue Goldlager entdedt worden. D i e Unficherheit deS FuudeS aber^ die Sich bald herausstellte^ die großen BefchWer* Iichkeiten deS Terrains^ ungemeine Tenrnng der Lebensmittel^ daS ranhe Kliman daS nnr fünf Monate im ^ahre zu arbeiten geftattet^ Verscheuchten die GoldSncher meift wieder. I n d e S ift Wenigstens ein Beweis mehr gegeben^ daß daS westliche Ktiftengebirge Nord* amerikaS auS eine Sehr weite Erftrednng hin^ Sreilich meift in Schanerlichen Gebirgen und Wüften^ große Metallreichtümer birgt ^ die noch auf lange ^eit den Unternehmungsgeist ^ wach halten dürften. D e r Reichtum an Silber* und Golderzen ^ fagt Hochftetter^ fcheint fich über den ganzen weftlichen Teil deS nordamerikanifchen Kontinents in einer Ausdehnung Von mehr als 1 Million engl. Quadratmeilen zu erstrecken^ über Renme^iko^ Arizona^ Utal^ Nevada^ Kalifornien^ Oregon^ Wafhington Territory und über Teile von Daeota^ UltraSko und Eolorado. Diefe ungeheure Region ift durchzogen Von Rorden nach S ü d e n auf der Paeifiefeite von der Sierra Nevada nnd den EaSeade^MountainS^ fodann Von den Blue* . und Humboldt*MonntainS^ auf der Oftfeite von der Doppelkette der Rody*MountainS^ mit dem Wafatfch^ dem Wind-RiVer-Gebirge nnd der S i e r r a Madre. DaS ganze Syftem der Sünf HaUptketten ift durch Querketten Verbunden und dadurch daS Land in eine entsprechende ^ a h l Von Beden geteilt welche fruchtbares^ zur Agrikultur geeignetes Land enthalten^ daS die dichteSte Bevölkerung ernähren könnte. Die Gebirge Sind anßerordentlich reich an Gold* und ^ Silbererzen nnd beinahe täglich kommen neue Entdeckungen anS Licht. D i e edlen MetaUe kommen anf Quarzgängen oder im Schwemmlande Vor. Reben dem Reichtum an Gold iSt kein Land fo reich an Silberminen als Nevada und Renme^iko^ und die Ent* deckungen in Eolorado^ dem südwestlichen Teile Von KaliSornien nnd in der Von da hinauf bis zum Salmon*River und nördlich von demfelben Sich erftredenden Region VeranlafSen immer neue Minennnteruehmungen. Einstweilen iSt Wunders genng geschehen in der fo rafchen Befiedelnng Kaliforniens und in dem Anffchießen einer Weltstadt wie S a n Francisco^ Wodurch daS nördliche Amerika gleichfam ein zweites^ nach Weften gerichtetes GeSicht be* kommen hat: San FraneiSeo iSt daS Rew ^)ork deS WeftenS geworden. Glücklicherweise beruht aber der Flor KaliSornienS nicht mehr auS dem Goldreichtnm Seines Gebietes^ Sondern in Soliderer Weife auS der nngemeinen Fruchtbarkeit feines BodenS und auf dem Vortrefflichen AnSfnhrhafen Von S a n FraneiSeo^ der die Pforte geworden ift für einen immer wichtiger werdenden Handel mit den Ländern der Südfee nnd OftafienS. Nicht lange nach dem Auflodern deS Goldfiebers i n Kalifornien machte daSfelbe einen weiten S p m n g in den fünften Weltteil^ nm da einen ganz ähnlichen Verlauf zu nehmen. Schon feit 1844 hatte der englifche Geolog Mnrchif on die Aufmerksamkeit auf die öftlicheu Berge Australiens hingelenkt^ wegen ihrer merkwürdigen Ähnlichkeit mit den Goldgebirgen deS Ural. Seine Überzeugung ^ daß fich dort Gold finden müff^ war fo feft^ daß er deu unbefchäftigten Vergleuteu Von Eornwallis riet^ zum Behuf deS GoldSchürfenS nach Neufüd* Wales auszuwandern. Einzelne Perfonen hatten auch auf diefe VeranlaSSung hin Gold geSucht und gefunden nnd felbft auftralifcheS Gold nach London gefand^. Andre hatten fchon früher darum gewußt aber das Geheimnis für Sich behalten. D a erboten fich zwei^ der Regierung Sür eine Prämie die Gegend anzuzeigen^ wo Sich daS G o l d finde. So kam eS allmählich an den Tag^ daß die Fundorte .weftlich von Sydney^ im Bathnrft* und Wellington* bezirke^ Vorhanden waren. D a s war im Mai 1 8 ^ und daS Goldfieber fand in der durch

^old in Australien. ^75 die Nachrichten auS Kalifornien fchon ftark anfgeregten Bevölkerung eine widerftandSloS empfängliche Menge. AUeS drängte nach einer Hügelgegend bei BachurSt dem erften Fund* orte^ den man mit dem Ramen Ophir beehrte ^ und jene Symptome ^ die zu wiederholten Malen daS Auftreten deS krankhaften GoldranfcheS in Kalifornien^ Brasilien n. f. w. begleitet hatten^ zeigten fich mit überrafchender Schnelle anch hier. Die Stadt Vachnrft felbft War bald wie anSgeftorben. Tie Matrofen Verließen die Schiffe im Hafen Von Sydney ^ die Werkftätten der Handwerker leerten fich^ groß nnd klein ^ jung und alt wanderte auS^ und eS bildeten fich in den KÜftenorten^ befonderS Melbourne^ ganze Züge Von Goldgräbern.

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^drnuUSd^ ^enuuuun^ der ^Id^aUi^en ^ e r i ^ tu ^rd^tntert^

D a S Gold fand fich bald als Staub Vor^ bald in kleineren und größeren Klumpen^ nnd die erfte AnSbente War eine fechr bedeutende; bis zum 1 9 . Anguft 18^1 wurden bereits 2 8 9 9 9 pSd. Stert auS Sydney nach England Verfchifft; ja^ der erfte in Auftragen noch im OnarzSelSen fteekend aufgefundene Goldklumpen war zugleich ^ wenigftenS Vor der Hand — der größte aller^ er wog 58 Die O p h i r m i n e n blieben jedoch nicht der Hauptfammelplatz der Goldgräber. Die USer und daS Bett deS T u r o n der 68 nord* WeStlich Von VachurSt in den Maegnarie SäHt wurden Von nicht minder zahlreichen Glücks* jägem eingenommen^ im Durchschnitt arbeiteten ^ 0 ^ 4 9 9 9 9 Menfchen hier^ Wenn auch nicht alle daS ganze Iahr hindurch. Der am meiften beSuchte Fleck war Fredericks * Vale an der westlichen Seite deS Maegnarie^ wo aUeS Land Privateigentum und die VeVölkerung eine ziemlich beträchtliche ift. Auch gegen Süden hat man reiche Lager entdeckt ^ an den Uferm deS AbererombieslnfSeS z w i f c h e n BachurSt nnd Melbourne. Anßerdem Sauden andre

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Golde Platin nnd Seine ^enoSSen.

in der Nähe der Seeküfte Goldmine^ eirea ^00 l^n füdIich Von Sydney an den Ufern deS FlnffeS Murru. Tie P o r t Philippkolonie hat 75 l^m nordwestlich Von Melbonrne eben* falls ihre Goldminen. K n r z u n r eS Überwogten die Daufende Von GoldSnchern daS Land in immer größerer AnSdehnnng^ denn eS Sanden fich Goldspnren Von NensÜdwaleS anS südweftlich über 12 Breitengrade hin bis in die P r o v i n z Viktoria^ Wo sich ein zweites Z e n t r u m der GoldauSbeutung bildete. Das Thal Von BaUarat und der Mount Alexander waren hier die AnziehungSpnnkte uud gabeu in der erften Reit manche kolossale Ausbeute. I n BaUarat kommen die meiften Tiesbauten (bis zu 7 0 m ) Vor und anch die anfehnlichften Goldklnmpen wurden hien in der Tiese an Größe zunehmende gesnnden. S i e liegen in Thonschieser uud die Art ihreS Vorkommet erweckte die absouderlichsten Hypothesen. DaS Gold Von BaUarat ift daS feinfte; daS anStraliSche Metall überhaupt iSt Seiner als daS kaliSorniSche^ daS einen Iridiumgehalt und dadurch einen grüulicheu Schimmer hat. Tie FnndStätten Von BaUarat waren eS anch welche den erSten australischen Riesenklumpen Von ^ l^g in die zweite Stelle Versetzten. Am 11. I u n i 1858 wnrde daselbSt eine Masse gefnnden Welche 2195 Unzen wog nnd den Feingehalt Von 9 9 ^ ergab. M a n tanfte den Klnmpen ^eleon^e (Willkommen) e Versteigerte chn zu Melbonrne nnd löste daraus über 9 0 0 0 Psd. Sterl. I m I a h r e 1871 am 5. I a n u a r fand man bei (Auftralifch*) Berlin einen Klumpen Golde der dem ^eleome an Größe n u r etwa nm ^ nachgab^ er wog 1 6 2 1 Unzen und ist alS der PreeionS bekannt. AUe diese renommierten Fundftücke waren auf der Wiener AnSfteUung 1 8 7 ^ in Vergoldeten GipSfakfimileS zu sehen. Anch in Australien ist der dnrch die erSten leichten Gewinne erzeugte Taumel mit seinen Extravaganzen aUer Art gewichen; dieGoldgewin* nnng geht in einem ruhigeren Geleise nnd hat Sich mit den übrigen ErwerbSzweigen bes* ser inS Gleichgewicht gesetzt. Obgleich man den goUchal* tigen Voden nach Vielen Tau* senden englischer Quadrat* meilen rechnet und dabei ein paar hundert Meilen noch unzertrümmerteS goldführendes Quarzgebirge zur DiSpofition hat so daß eS der AuSbeu* tung auf Viele Iahchunderte nicht an Material zu fehlen fcheinte so sind doch die Gewin* nungSarbeiten schon Schwieriger geworden nnd müffen dnrch Verbesserte Methoden mit Hilse Von DampsmaSchinene Ouarzmühlen n. s. w. betrieben werden. Die Übersicht deS AuS* bringenS in den erften Sieben Iahren Von 1 8 5 1 — ^ ift mertwürdigerweife faft genan diefelbe e wie die Kaliforniens in der. gleichen Reit; f i e läßt daS erfte VoUjahr ( 1 8 5 ^ ) als das glänzendste im Ertrag erscheinen e dem kein gleiches wieder gesolgt iSt. ES werden angegeben nach TanSendkilogrammgewichten: 2 0 ( 1 8 ^ 1 ) ^ 2 5 0 ( 1 8 5 2 ) ^ 1 0 2 ( 1 8 ^ ) e 8 ^ ( 1 8 ^ 4 ) e 1 0 0 ( 1 8 ^ ) e 1 0 ^ ( 1 8 5 6 ) e 99 ( 1 8 5 7 ) e zusammen also daS hÜbSche Q n a n t n m Von ^ 4 0 0 0 ^ Die Gesamtproduktion AuftralienS an Gold Seit dem 1. Oktober 1 8 5 1 bis zum 1. Oktober 1891 war auf der Londoner IndnftrieauSSteUnng 1862 durch einen im Volumen gleichgroßen Vergoldeten Obelisken dargestellte der eine Höhe von l^nr nnd eine BaSiS von 8e^ ^ m hatte. Er repräsentierte ein Gewicht von 8 9 6 9 4 ^ eine MaSSe von gegen SaSt 50 cl^n und einen Wert Von 1 0 4 6 4 9 ^ 8 Psd. S t e r l i n g ; späterhin hat der Ertrag nach* gelaSSene uud Von 1 8 7 6 — ^ 9 war ere soweit sich eine Schätzung auS der Ausfuhr machen läs^te Von 59199 ^ bis anf etwa ^ 9 9 9 9 ^ gefunken. Die ruSSische Produktion ergibt einen IahreSdurchschuitt Von tiber 40999 ^ der in den letzten fahren sich ziemlich gleich* mäßig erhalten hat; erreicht dieS anch lange nicht die Höhe dessen waS KaliSomien und AnStralien zusammen liesem ^ so wird gerade durch chre Stabilität die russische Produktion Zu einem wichtigen wirtschaftlichen Falto^ ans den anch noch gerechnet werden darfe wenn die Vorgenannten noch mehr erfchöpft sein werden alS dieS jetzt schon der Fall i f t ^

^old^ Platin und feine ^enoSfen. ^Wei hegenden R u ß l a n d s Sind e^ namentlich^ welche ^old liefern^ eine am Ural und eine fpater entdeckte im öftlichen Sibirien. ^ m l a h r e betrug die Menge deS in Rußland gewonnenen GoldeS kaum ^ ^ 1 8 2 5 aber durch Abnahme der uraliSchen Wäschereien bereits über 4 5 ^ 0 Da^ ertragreichste | a h r daSelbft War 1 8 ^ mit eirea 6 5 0 0 l^g; Seinem ift die dortige Produ^ion bereits Wieder geSunken. Dagegen Siud die SibiriScheu Wäschereien^ welche 1828 ifren AnSang nahmen^ mit derzeit immer bedeutender geworden und faben die uralischen bald überholt; denn während im Iafre 1841 die Erträge beider Lokalitaten ungeSähr gleich ftauden^ hatte Sibirien Schon im nächsten l a h r e Saft das Doppelte deS uralifchen E r t r a g s aufzuweifen^ und eS läßt Sich annefmen^ daß dieSe öftlichen Diftrikte auch in Zukunft die Hauptfcha^ammer R u ß l a n d s bleiben werden. | m Ural iSt die Arbeit fefr wenig lohnend; man wafcht noch^ wenn in 100^ud nur Solotnik oder in mehr als einer Million Kilogramm nur 1 ^ Gold in AuSficht Steht. Vei weitem nicht alles im Sande Steckende Gold wird durch das Wafchen herauSgefchafft^ man gewinnt etwa oder ^ de^ Ganzen. DieS wird glaublich durch Verfnche^ welche m a n gemacht hat^ den S a n d anSzn* Schmelzen: e^ Wurden hierbei auS 11272^ Pud S a n d etwaSüber ^ Pud Gold erhalten. Trotz dieSeS gewaltigen Unterschiedes iSt e^ der Koften Wegen ganz unmöglich^ den Schmelz* pro^e^ beim Sande anzuwenden. ^er ^iefelfand ift nur mit einem Alkali ( S o d a oder ^ottaSche) fchmel^bar^ eS läuSt alSo die Operation auf Erzeugung eines im WaSSer lös* lichen GIaSfluffe^ (WaSSerglaS) hinauf in welchem die Goldteilchen untersinken. Auch nirgend anderswo hat Sich dieSe Methode al^ Vorteilhaft erwiefen. Bei der enormen MaSfenbewältigung^ Welche am Ural erforderlich ift^ war man bald darauS bedacht^ Sich die Arbeit durch Mafchinen zu erleichtern. Rebenftehende Fig^ 178 gibt die Ansicht der dort gebräuchlichen Sinnreichen ^ e n t r i f u g a l w a f c h m a f c h i n e . T^aS Gefäße in welchem durch den Umfchwung die Trennung der Verschieden Schweren Subftanzen bewirkt wird^ ift daS mit bezeichnete ^onifche Hohlgefäß ^ da^ ^ lang ift und 1 im Durchmeffer hält. ES ift mit halbzöHigen Löchern durchbohrt und wird Von einer Welle getragen^ die durch ein Syftem Von Radern mit einem ^afferrode in Verbindung fteht und durch diefe^ in Umfchwung Verfetzt wird^ So daß der Hohlkegel Umdrehungen in der Minute macht. Ein an der ^elle befeftigter Arm treibt die doppelte ^ n m p e Welche Waffer in eine ^ifterne hebt. In die offenen Enden de^ Tegels münden waSSer* führende^ Von der ^ifterne ausgehende Rohren^ während der Goldfand in den Trichter ^ und Von da in da^ ^iebgefäs^ gelangt. Dasselbe entläßt nuu^ wie in jeder Zentrifugal* mafchine^ die feineren Teile durch feine Locher auS eine unter chm befindliche Schiefe Ebene^ die gröberen durch Seine offenen Enden in einen auS der Zeichnung nicht Sichtbaren Behälter. T^ie Schiefe Ebene befitzt O^uerleiften und halt fomit die leichteren MetaUftücke zwischen denSelben zurück^ w^rend die Schwereren V^n den in den Behälter geworfenen Steinen leicht gefondert Werden. DaS Waffer gelangt V^n der SchieSen Ebene nach der Rinne die aber^ malS Ouerhöl^er befitzt. Schwere Rahmen ^ die mit eiSeruen Seffern befetzt und an Pen^ dein (II) aufgefangen find^ rühren den niedergefchlagenen Schlamm an^ indem Sie durch die ^uerftangen (I^) in Schwingende Bewegung Verfetzt werden. Hierbei Setzen Sich die Schwereren Goldteile zu ^den^ während die leichteren Stoffe in den Trog gelangen und nochmals gewaschen werden. Innerhalb zehn Stunden WaSchen mittels diefer Mafchine 26 Arbeiter 4 0 0 0 Rentner Sand auS; zehn derfelben find befchäftigt^ die unbrauchbaren Schlammteile Wegzuschaffen. Im allgemeinen ift daS ^old am Ural Verzweifelt dünn gefäet. N u r einmal Wurde (184^) ein ^apitalfund gemacht^ al^ man einen Wafchdiftrilt bereits als ausgebeutet Verlief und nur wie zum S p a ß auch die stelle noch durchnahm^ auf welcher der Auffeher* Schuppen gestanden hatte. ES Sand fich dafelbft das in Petersburg aufbewahrte Schöne Kabinettftück Von ^4 Gewicht. D a s Vekanntwerden der ausgedehnten Goldfelder Oftfibirien^ GonVernement^ |eni* feiSk ^ ift hau^tfachlich den zahlreichen^ Vom Gouvernement Veranftalteten SchürfVerfuchen ZU sanken. I n dem Vuche deS RuSfen Skarjatin^ ^Memoiren eines GoldjagerS^ finden Sich über die dortigen Verhältnisse^ da^ Stillleben Vor der Entdeckung und über den durch den allgemeinen Reichtum ins chörichtfte übertriebenen ^ u S nach derfelben^ interefSante AuSSchlüSSe^ welche den VeWeiS geben ^ daß die Menschen dem Golde gegenüber allerorten

Goldgewinnung in Rn^land. ^9 diefelben find. ^nr in den Städtchen und Dörfern längs der großen fibiriSchen Heerftraße war früher ein notdürftige^ Kleinverkehr Vorhanden; feitab davon war die menfchliche Arbeit faft Sür nichts geachtet ^ die erften LebenSbedürSniSfe waren So gut Wie nmfonft zu haben; die reichsten Gaben der Natur^ Ketreide^ Vie^ Früchte^ FiSche^ Waren in HüHe und FüHe da^ ohne AbSotz zu finden. An Kold war aber folcher Mangel^ daß zu Beftreituug ungewöhnlicher Ausgaben e zu Steuern ^ zu den Koften einer Hochzeit oder der LoSkauSuug eines MilitärpSlichtigen ^ eine Banernfamilie fich mitunter auf länger als ein | a h r zur Fronarbeit Verdingen mnßte.

^eut^u^I^af^ntaS^tne ^tnt ^Idu^Sd^eu ttu Ural^ D e n fchlagendften KegenSatz zeigen dieSe So ftiüen Gegenden einige Iahre fpäter. DaS Zuftrömen Vieler Tagende Von GeSchäStSlenten und Arbeitern^ die oft mit Vielen Taufend Rubeln Verdienft anS den Gruben zurückkehren ^ nm ihn bald möglichst wieder unter die Leute zu bringen; daS rafche Reich werden der Grubenbesitzer uud der dadurch einreißende^ unglaublich Verschwenderische Lu^uS^ dem Sich SelbSt die Arbeiter hingeben; daS Zuftrömen Von Induftrie- nnd Ln^nSartikeln aller Arte die alle zu fabelhaften Preifen Abnehmer finden e der nie getränmte Wohlftand^ der fich Von I a h r zu | a h r mehr in Stadt und Land^ bei hoch uud niedrig eingebürgert und den kleinsten VaUer in die VechältnifSe eines reichen GUtSbefitzerS Verfetzt^ daS aUeS gibt ein fehr lachendes Bilde daS indeS anch die Schatten* feiten nicht entbehrt. Hier Wie in Kalifornien traten gleichzeitig mit den Süßen Früchten die ekelhafteften AnSWÜchSe deS GoldhnngerS zu Tage. FiebriSche Haft RnheloSigkeit^ Gier^ Neid nnd ihre Hilf^truppen und Mittel zur Erlangnng immer größeren Reichtums e waghalfige Spekulation^ Spiele Mißachtuug der Arbeit Gennßfucht und Verachtnng deS eignen und deS LebenS der andern bildeten — wie überall — auch in dem früher fo idyllifchen Lande den trüben Hintergrund zu dem knrzen Verlaufe glänzender Tage. Hat man in Sibirien ein Goldfeld nach vielleicht Vielen gefahrvollen Irrfahrten in der Wildnis auSfindig gemacht^ fo benntzt man den Winten nm über Schneefelder und gefrorene Fluff e erft Lebensmittel^ Arbeitsgeräte und fonft Nötiges hiuzuSchaffen^ einige Hütten zn bauen n. f. w. | m M ä r z laugen dann die Arbeiter aUe banen ans dem überall in Menge Vorhandenen Holz OUartiere^ Magazin nnd Sehmiede e eine Maschine wird aufgestellte daS Areal Vom etwaigen Holzbeftande und der goldhaltige Schürf Von der Erddecke befreit. Damit ift der S o m m e r herangekommen; daS AnSwafcheu beginnt und dauert bei einer nnr einigermaßen ergiebigen Wäfche bis zum September ^ wo die Natur wieder Feierabend gebietete und bis

Golde Platin nnd Seine GenoSSen. Z u welcher Reit nicht n u r daS Anlagekapital gedeckt f o n d e r n auch ein Gewinn e r z i e l t fein m n ß . — I m ^ahre 188^ f i n d wieder an Verschiedenen SteUen OftfibirienS 14 n e u e Gold* l a g e r entdeckt worden. Von all den großen Goldguellen war also vor 4 0 Iahren so gnt wie nichts bekannt. Bedenkt m a n Wie manche Million Psund deS edlen MetaUS sie seitdem in den Verkehr geworfen e wie dadnrch die Menge deS srüher in Umlauf befindlichen GoldeS wenigstens verdoppelt^ ja Vielleicht Verdreifacht worden ifte fo könnte man Sich Verfucht fühlen ^ unfer Zeitalter Vor allen andern ein goldenes e wenigftenS daS goldreichste zu nennen. A f r i k a e deffen Inneres erst ansängt^ aufgedeckt ^u werden ^ hat zweifellos an Verschiedenen bisher noch nnbekannten SteUen Goldlager. Schmuck und Geräte der Eingebomen e die auS dem I n n e r n herausgebracht worden sinde lassen daS mit Sicherheit annehmen. Auch die nach E u r o p a gekehrte Küste Amerikas hat fich in chrem oberen Teile als goldsÜhrend erwiesene und in Nenschottlande wo sich zuerst in der Grasschast Halifax in einem kleinen Bache und iu dem benachbarten Onarzgeftein Gold sande brachte die Nachricht davon AnsangS der sechziger I a h r e bald Tansende Von Goldsuchern aus die Veine. Anfangs spärliche sand fich an an* dern Punkten (Tanger Tunenburg) der Goldgehalt bedeutendere teils als S t a u b e teils in kleinen Stückchen. Selbst der S a n d e die Felsspalten der MeereStüste uud die weit im Meere liegeuden Sandbänke fowie die anstehenden M a f f e n Von Schwesel* und ArsenikkieS wnrden alS goldführend erkannt. Gleich im erften Anlauf wurde auf einzelne Konzeffionen f ü r 1 0 0 0 0 und mehr D o l l a r Gold gewonnen; andre fanden wenigere etliche auch gar nichts^ denn der Goldkobold hat überall diefelben Kaprieen. Am ficherften gewann i m m e r die englifche Regiernnge die fich hier wie in Auftragen die Erlaubnisscheine zum Graben unter aUen Umständen bezahlen ließ. Eine weitere Gelegenheit hierzu hat fich in Kanada gefunden^ wo a m und im Fluffe laudiere und in feinen Nebenflüffen feit dem Sommer 1 8 6 ^ ebenfalls emfig auf Gold gewaschen nnd jedenfalls auch solches gefnnden w i r d ; jedoch ift der Reinertrag gegenüber dem andrer Länder ein unbedeutender. ^ennmnn^ ^ ^ l d e ^ an^ ^ e i n nnd gnldige^ I n den bisher gedachten Fällen war die Erlangung deS GoldeS eine wenn auch nüchfamee doch ihrem Ver* fahren nach fehr einfache; fie kompliziert fich aber da^ Wo daSGold anS feinen Erzverftecken herausgezogen werden foU. Immer ift eS indeffen anch hier in gediegenem Zuftande. I n T i r o l z^ V. ^ nm auf unfer befcheideneS europäifcheS Gold Verhältnis zurückzukommen findet fich in Schwefelkiefen etwas Gold nnd Silber. D i e fehr fein gepochten Erze mifcht man in umlanfenden Tonnen mit Onedfilber unter Wafferznsluß; die Vou dem Waff er auS den Mühlen fortgeführten Schlieche kommen in Schlämmgraben und uuterliegen fodann dem Silberfchmelzprozeße während daS Onedfilber nachdem eS Vier Wochen in den Tonnen Ver* blieben ift e herausgenommen e gewafchen e durch Leder gepreßt und daS zurückbleibende Amalgam iu bekannter Weife abdeftiUiert wird.

Bon größerer Wichtigkeit für die enropäifche Produktion find indeffen die Goldgruben Von U n g a r n uud S i e b e n b ü r g e n . Die UUgarifchen Fundorte foHeu fchon feit 2 0 0 0 I a h r e n anSgebeutet worden fein; ficher ift chreVebanung feit dem 8. Iahchundert. An den Haupt* fundorten Königsberg e Schemnitz uud Felfö*Vanya findet fich daS gediegene Gold in Schwefelfilber eingefprengt; in Siebenbürgen mehr in Gängen Von Onarz^ eifenfchüffigem Kalkfteine Schwerfpate auch Schwefelfilber; an andern Punkten kommt daS Siebenbürgen eigentümliche TeHnrgold Vor. Am reichften an Goldminen und wäfchereien ift der weft* liche Teil diefeS LandeSe wOe wie bei V ö r ö S * P a t a k ^ bisweilen ganze Verge durch mehr als taufendjährige VergmannSarbeit wie ^onigfcheiben durchlöchert find. Mit dem Nach* fpüren goldhaltiger Adern ift eS aber nicht bloß g e c h a n fondern da daS ganze Geftein goldhaltig ist uud daS edle MetaU in sehr sein zerteilten Blättchen e Füttern oder Körnern eingemengt erscheint e so hat der Bergmann die ganze M a f f e zu brecheu und auf die Poch* mühle zu schassen^ wo fie zerkleinert wird. Vei VöröS*Patak finden fich auS uralten Zeiten Gängee in denen der Vergmann anf dem Vanche liegend arbeiten mnße aber auch pracht* VoUe geräumige Stollen a u s den Römerzeiten. Gegenwärtig bearbeiten meift arme Bauern die Gänge uud liefern daS anS dem zerftampften Geftein auSgefchlämmte Gold nach Abrud* V a n y a ab. Reben den eigentlichen Goldminen find aber auch Goldwäfchereien im Gangee die meiftenS VonRigenuern nach derfelben Weife^ wie fie in Brasilien übliche betrieben werden.

^e^oinnnng deS GoldeS anS feftem GeStein unb güldigen ^ e n . Die GoldwäScher treten in GeSeHSchaSten V o n ^erSonen z^fammen^ Stehen unter einem Oberhaupte nnd liefern ihre Ausbeute an eineS d e r k . k . GoldeinlöSämter a b . Faft alle Flüffe Siebenbürgens Sühren in ihrem Sande Gold mit Sich und Werden^ beSonderS in ihrem Oberlauf ^ che Sich chr S a n d mit fruchtbarer Erde mifcht^ V o n Gold Wäfchern an Vielen Orten ausgebeutet

FaSt ebenfo alt nnd noch berühmter find die GoldbergWerke Ungarns. D a S Sprich* Wort behauptet: Tremnitz hat M a u e r n V o n Gold^ Schemni^ V o n Silber^ Nenfohl V o n Kupfer.^ E S will heute freilich nicht mehr recht pafSen^ denn die Gold- uud Silberadern geben Spärliche AnSbente^ ein Teil der alten Minen steht unter Waffen aber dennoch lieSert der Grünfteiu^ in deSfen guarziger Gangmaffe daS M e t a l l eingefprengt ift^ jährlich noch Mark Silber nnd 2 ^ M a r k Gold. Die Gangfteine Werden anch hier ganz klein gefchIagen^ in Pochmühlen durch Schwere Blöde zu Seinem Schlamm zermalmt^ dann die Maffe auf einer Schiefen Ebene ausgebreitet nnd mit Waffer überftröm^ welches die leich* teren Teile fortführt dagegen die Schwereren MetaUplättchen liegen laßt. Durch Schmelzen reinigt man hierauf daS Metall weiter nnd Scheidet eS Von feinen geringeren. Beimischungen. D e r Hauptort deS Bergwerksbetriebs iSt seit langer ^eit daS im Eipelthal gelegene

^^ Gold^ Platin und feine ^enoffen. S c h e m n i t z . Die Bergwände diefer Sladt find Von Silberadern durchzogen und daher daS ganze Terrain derfelben durch Stollen unterminiert. Uber 1^000 Arbeiter find in den Gruben^ Poch=^ ^afch* und Schmelzwerlen thatig^ ein Waffergopel hebt daS wilde GrubenwaSSer 180 klaftern oder gegen ^ hoch und Sördert eS auf dem LeopoldSchacht zu Tage^ während ein DampSpochwerk dof Silberhaltige Gefteiu zermalmt. Früher lieSerten die Gruben fo reichen E r t r a g ^ daß - fagt man - die Ha^er filberne Nägel an den SchuhSohlen trugen; jetzt wird etwa für ^ Millionen Gulden jährlich gewonnen. Wo goldhaltige SchWefelkieSe Verarbeitet werden^ da bewirkt man daS Ausziehen def koftbaren VeftandteilS ausser durch Amalgamieren auch dadurch^ daß man die KieSe erSt an der Luft Verwittern Iäßt^ wobei diefelben zum Teil in EifenVitrioI Verwandelt werden^ den der Regen auslaugt. D e n Rückstand unterwirft man dann der WaSche und den damit Zusammenhangenden Schlämmprozeffen^ welche einen angereicherten Schliech ergeben^ den man mit O^neckfilber extrahiert. Goldhaltige Vlei*^ KupSer* und Silbererze behandelt man durch Verschiedene^ nnS Schon bekannt gewordene Schmelzarbeiten. Die Kupfererze Verarbeitet m a n auf Schwar^kupfer^ dem man daf Gold oder S i l b e r durch Blei entzieht und diefeS abtreibt. Oder man schmilzt die befferen ^ e nach dem Röften mit bleihaltigen Zuschlägen^ während man fefr goldreiche Silbererze durch Eintränkarbeit mit Blei behandelt und durch Abtreiben eine Gold-Silberlegieruug gewinnt^ die durch ASfination gefchieden wird. AUeS hÜttenmannifch gewonnene Gold kommt im allgemeinen sehr teuer zu Stehen^ und daS GefamterträgniS ift^ wie Sch^ geSagt^ im Verhältnis zu dem der GoldWäScherei ganz unbedeutend. Wir gehen daher nicht tiefer auf die hier einschlägigen Methoden ein und erwähnen auch in bezug auf die ebenfalls Vorgeschlagenen naffen E^traktionSmechoden nur^ da^ man Vor einiger Zeit große Hoffnungen auf daS Ehlor fetzte^ mit welchem man felbft alte Halben mit nur ^ ^ Kold ausbeuten gedachte. Die Methode wurde zuerft in Reichendem in Schlesien auf alte Arfeni^abbrande angewandt. Die Brande werden in große Bottiche auS Steingut gefüllt^ diefelben Verdeckt und EhlorgaS eingeleitet. Am Solgenden T a g e laugt man die MaSSe mit Waffer au^ fällt daS Gold mit SchwefelwafferStoff^ filtriert und Verbrennt die Filter samt der darin enthaltenen Mischung Von Gold und Schwefel^ löSt dann die Verleite MafSe in KönigSwaffer auf und SäHt daS Gold durch EifenVitrioI. Man hat Sich Sogar bemüht^ denSelben Prozeß auf den goldhaltigen Sand anzuwenden^ der bei Goldberg und Löwenberg Sich in einer flache Von 1 1 ^ ^ r n unter der Oberfläche befindet. Wenn mm durch diese Subtilen Methoden auch im ganzen nur wenig erlangt wird^ So ift daS Wenige bei der ungemeinen Verdünnungsfähigkeit deS GoldeS immerhin genügend^ um einen Weitreichenden Schein zu Verbreiten; als M ü n z e oder Barren freilich kann eS dem übrigen Goldertrage der E r d e gegenüber in keinen Betracht kommen. ^a^iuiere^ Iedes G^ld enthalt mehr oder weniger Silber^ zuweilen auch^ wie daf kalifornische^ Iridium; daS hütteumanuifch gewonnene kann nebft dem Antimon Z m n und Blei enthalten. Von diefen unedlen Metallen ift fchon ^ ^ hinreichend^ die Dehnbarkeit deS GoldeS wefentlich zu beeinträchtigen^ weswegen d a s Sogenannte Berggold noch raSfiniert werden muß. Dief gefchieht^ indem man eS mit etwas Bora^ und Salpeter Verrührt und einschmilzt. hierbei oxydieren Sich die fremden Metalle (Silber aufgenommen) und Schwimmen als Schlacken obenauf. DaS Silber wird man in den meiften FäHen auch nicht darin lafSen^ und die ScheidungSmöglichkeit der fefr feft Verbundenen beiden Genoffen beruht auf ihrem Verschiedenen Verhalten zu S ä u r e n ; Silber löft fich in Salpeterfaure^ etwas Schwerer in SchweSelSäure; dem Gold können beide Sauren nichts anhaben. Die alte Methode der Gold^Silberfcheidung mittels Salpeterfaure heißt die Q u a r t a t i o n oder S c h e i d u n g durch d i e O n a r t ^ weil man ehemals annal^ daß in der Legierung daf Silber zu ^ daS Gold Zu enthalten fein mÜffe^ wenn die VoUftandige T r e n n u n g gelingen foHe; man gab deshalb in FäUen^ in Welchen jenes Verhältnis nicht erreicht war^ daS fehlende Silber zu^ Später fand fich^ daß die Operation auch fchon chunlich fei^ wenn die MifchUng auS 2 Teilen Silber und 1 Teil Gold befteht. | n der Münze zu Philadelphia wird dieSeS Sonft ziemlich Ver* laffene ScheidungSVerfahren an kalifornischem Golde folgendermaßen ausgeführt: Nachdem die Goldfendungen probiert find^ wird daf Gold granuliert und fo viel Silber beigegeben^ daß auf 1 Teil Gold 2 Teile Silber kommen. M a n Schmilzt in Tiegeln Von 75 ^ Inhalt^ alSo ^ ^ Gold und 50 ^ Silber. Die Legierung wird wieder granuliert und

Raffinieren.

28^

m großen Steinkrukeu mit Starker Salpeterfäure augefetzt. A m fiebenten Tage zieht man die Silberlöfung abe die fchon daS meifte Silber enchält ^ nnd digeriert noch einige Stunden mit frifcher Säure. TaS zurückbleibende Feingold e daS etwa noch 1 Prozent oder weniger Fremdes enthält wird gewafchen unter eiuer hydraulischen PreSSe zu Kucheu geSormt nnd durch Hitze getrodnet. AuS der abgezogenen Silberlöfung fäUt mau daS Silber mit S a l z * WafSer als Ehlorfilber welches man mittels Riuk zu reinem Metall reduziert. U m 1 ^ Gold Sein zu machen werden 4 ^ l^g Salpeterfäure Verbraucht. Durch eiu fehr altbekaunteS Verfahren die fogeuannte Z e m e n t a t i o n kann daS Gold ebenfaUS Von einem Teile der ihm beigemengten Sremden MetaUe befreit uud fomit Seiner gemacht werdeu. DieS Verfahren findet gegenwärtig faft n u r noch Anwenduug auf fertige Gold* und Vergolderarbeiteu und bildet dauu hier daS sogenannte Farben welches^ indem eS den Zweck hat der Oberfläche daS Aufeheu feiuften GoldeS zu geben ^ dieSelbe RoUe Spielt^ wie daS Weißfiedeu beim Silber. Man fetzt die Gegenftände (oder Wenn man maf* Gold anf diefe Weife raffinieren wilt daS in dünne Bleche oder Graupen Verwandelte Metall) in chönerne Kapfeln e nmgibt fie mit dem anS Ziegelmehl ^ Kochfalz nnd ent* wäffertem EifenVitriol bebenden Zementpnlver und Setzt dieSelben einer mäßigen Glühhitze anS. I e nachdem eine wirkliche Scheidung oder die bloße Schönung beabfichtigt Wirde dauert nun die Glühuug länger oder kürzen im erften Falle zehn Stnnden uud mehr. DaS G o l d wird naeh und nach Von außeu nach innen fchließlich dnrch die ganze Maffe entfilbert denn beim Glühen entwickelt fich anS dem Kochfalz Ehlor Welches dnrch die ebenfalls fich verflüchtigende Schwefelfänre deS Vitriols ausgetrieben wird; d a S Ehlor Verbindet fich mit dem S i l b e r und etwa noch Vorhandenen andern MetaUen zu Ehloriden welche ausfließen u n d V o n dem Ziegel* mehl aufgefogen werden. Infolge diefer Extraktion wird baS Verfeinerte Gold ganz mürbe nnd poröS nnd muß umgefchmolzen Werden. Für daS bloße Färben ift wie gefagt daS Ver* fabren kürzer und fubtiler e i n r i c h t e n aber auch hier wird infolge der löfenden Wirknng deS EhlorS die Goldoberfläche matt nnd m n ß e foweitfie nicht fo bleiben folt wieder poliert werden. Z n r Abfcheidnng kleiner M e n g e n Gold auS Silber dient zur Zeit ganz allgemein daS Kochen der grannliertenMetaUmaffe mit konzentrierter Schwefelfäure ^Affination)^ ein Verfahren daS erft feit Anfang diefeS IahrhuudertS in Aufnahme gekommen ift nnd jetzt ein ^auptmittelglied in der Verarbeitung alter goldhaltiger Silbermünzen ausmacht D a S Silber oxydiert fich Vorerft anf Koften der Schwefelfäure und eS findet eine Entwickelnng Von fchwefliger Sänre statt welche dnrch einen gut ziehenden Schornstein abgeleitet werden muß oder beim Betrieb in größerem Maßftabe für die Fabrikation Von Schwefelfäure nutzbar gemacht wird. Der größte Teil deS SilberS wird in Silberfnlfat (fchwefelfaureS Silber* oxyd) Verwandelt^ daS Gold in Verbindung mit einem kleinen Teile Silber bleibt zurück. M a n hebt dann gewöhnlich diefe Silberlöfuug iu bleierne Käften uud überläßt fie der Ruhe^ daS darin in feinen StäUbchen schwebende Gold fetzt fich nach dem Verdünnen mit Waffer aUmählich zu Voden. Der Riederfchlag wird noch einmal in gleicher Weife in einem kleineren (Platin*)Keffel mit Säure gekochte nm deu Reft deS SilberS zu löfeu; auch auS diefer Löfnng fetzt fich dann daS reine Gold als ein Pulver abe welches in einem Keffel mit heißem Waffer mehrfach gekochte nach dem Trocknen eingefroren und in Stangen gegoffen wird. Um daS S i l b e r anS feiner fchwefelfanren Löfnng zu gewiunen ftellt mau einfach Kupferplatteu auf welche fich daS Metall in gläuzeudeu Vlättchen chemifch rein niederfchlägt. E S braucht dann uur noch mit Waffer getrocknet und eingefroren zu werden um eine wegen ihrer Reinheit namentlich für photographifche Zweeke fehr gefnchte Kaufware Zu geben. Eiue neuere Art der Scheiduug deS GoldeS Vom Silber und andern metaUifchen Elementen ift die Von M i l l e n welche zuerft iu der Münze zu Sydney angewendet wurde; fie beruht auf der großen Verwandtschaft deS EhlorS zu den Metallen und befteht d a n n daß wan daS uureineGold in gewöhnlichen weißen Thontiegeln welche der Sicherheit halber noch in Graphittiegeln ftehen fchmilzt auf daS flüffige M e t a U eiue Schicht gefchmolzeneu Vorax gießt uud nun durch eine bis auf deu Vodeu deS Tiegels reichende Thouröhre einen S t r o m VonEhlorgaS einleitet. E S entwickeln fich dann dichte fchwereDämpfee welche durch eine Öffnung im Dedel deS Tiegels entweicheu uud auS den flüchtigen Ehloroerbindungen der nnedlen Metalle beftehen. Solange noch freies Silber Vorhanden ifte wird aUeS Ehlor* gas abforbiert und eS bildet fich eine auf dem gefchmolzenen Golde fchwimmende Schicht

fives

darein

gewafchen

^84 ^old^ Platin nnd feine Genoffen. Von gefchmolzenem EhlorSilber; daSGold felbft bleibt hierbei unverändert; eS hat zwar bei gewöhnlicher Temperatur eine große Verwandtschaft zum Ehlor^ fo daß Sich leicht Ehlorgold bildet^ aber noch Weit unter der S c h m e l z e deS GoldeS kaun daf Ehlorgold nicht mehr beftehen^ eS zerfallt in Gold und Ehlor^ daher kommt eS^ daß dof gefchmolzene Gold Vom E h l o r nicht angegriffen wird. D a daf (^lorfilber einen niedrigeren Schmelzpunkt befitzt^ läßt eS Sich^ ^enn daS Gold bereitf erftarrt ift^ Von dieSem noch leicht abgießen. Die Stunden beendet; daS erhaltene Operation iSt bei zehnprozentigem Golde schon in etwa Gold wird mit konzentrierter Kochfalzlofung Von noch äußerlich anhaftendem Ehlorfilber beSreit und donn als reineS Metall in ^aine gegoSSen. Diefef Verfahren hat nur den Nachteil^ daß die Arbeiter Sehr durch dof (^hlorgaS zu leiden haben. Früher Verftand man kleine Goldgehalte deS S i l b e r S nicht abscheiden. letzt macht man alleS daf mit annehmlichem Gewinn zu Gute. E S gibt in den meiften Großftädten und Handelsplätzen Goldfcheideanftalten ^Affinieranftalten) ; große Maffen Von Krön* und Laubchalern nnd andern alten Stücken haben fchon ihren Weg durch diefe Scheideküchen genommen. Frankreich begann zuerft feine Silbermünzen in diefer ^eife umzuarbeiten nnd fand bald Viele Rachahmer. M a n nimmt gewöhnlich den Goldgehalt alten SilberS auf ^ o o o Seines Gewichts an^ waS bei der Einfachheit und Woflfeilheit deS AffinationS* Verfahrens noch einen ganz anfehnlichen RUtzen übrig läßt. Einen Beleg für die Ökonomie^ mit welcher diefe Scheidungen durchgeführt werden muffen^ geben die Bedingungen^ unter denen die Affinieranftalten arbeiten. | n Frankreich ift Sür daS Kilogramm deS aSfinierten Metalls ein Arbeitspreis Von Frank üblich; daS anSgefchiedene Kupfer Verbleibt der Affinieranftalt^ wogegen alles Silber und Gold dem Eigentümer zurückgegeben wird. Alf die badifche Regierung in den Sechziger | a h r e n einer Scheideanftalt in FrankSurt a. M. Silber zum ASSinieren gab^ VerpSlichtete Sich die letztere^ alles Silber in V a r r e n zurückzugeben und Sür das auS 1 ^ Silber gezogene Gold außerdem Mark zu Vergüten. Der Arbeitslohn der ASfinieranftalt beStand alSo nnr^ abgesehen Vom ^npfer^ in dem Mehr on Gold^ daS Sie abzuscheiden Vermochte. Um anderfeitf Silber auS Gold zu Scheiden^ gibt eS Verschiedene^ wiewohl nicht Völlig genügende Schmelzmethoden : So die Scheidung durch Schmelzen mit Schwefelantimon^ mit Schwefel^ mit Bleiglätte ^ Serner die fchon erwähnte Zementation. Auf naffem Wege fteht die Quartation zu Gebote^ Statt deren ef aber VorteilhaSter erfcheinen kann^ daS Ganze in KönigSwaffer oufzulöfen^ wobei daS Silber als käfigeS Ehlorfilber den Rückstand bildet. Die Affination mit Schwefelsäure iSt nur thunlich ^ wenn man fo Viel Silber zufchmilzt^ daß diefeS in der MifchUng überwiegt. Ift daS Gold auch Von einem etwaigen Gehalt an ^ l a t i n oder iridium zu reinigen^ fo find fernere Maßregeln zu nehmen^ fo daß alSo daS Gold^ bevor ef als rein gelten kann^ oft einen langen ^äuternngfweg durchzumachen hat. ^erWCU^m^ ^ ^ l d e ^ . Sind wir bei Betrachtung der Goldproduktion auS ganz ungeahnte Z ^ n geftoßen^ So liegt die ^rage nahe^ wo alle die Maffen hinkommen^ und ob nicht bei der fortwährenden Dazugewiunnng deS GoldeS fo viel werden müSSe^ daß eine allmähliche Entwertung die Folge Ware. Damit hat eS indeSfen feine guten Wege^ denn in bei weitem höherem Grade als die Produktion edler Metalle hat ^andel und Verkehr an Ausdehnung zugenommen^ fo daß die früher hinreichenden Metallmünzen jetzt fogar nur zum Teil daf Bedürfnis decken; ja fogar ift in der jetzigen ^eit durch die allgemeinere Einführung der Goldwährung die Sachlage gerade eine umgekehrte geworden. D a jetzt Sür Solche Lander^ welche einen derartigen WechSel der Wahrung Vornehmen^ auS der Silberwährnng zur Goldwährung übergehen^ daS genannte Metall daS Hanptmaterial Sür die Münzen Wird^ Von denen je nach den Anforderungen deS Verkehrs pro Kopf eine gewiSSe Menge geprägt werden mnß^ fo liegt fogar die Gefahr näher^ daß für diefe Zwecke daS Vorhandene Gold nicht ausreicht. Daß eS gegenüber dem Silber im PreiSe geStiegen ift^ weil dies letztere Metall in entsprechend größeren Maffen demonetifiert worden ift und als eingeschmolzenes Metall andre Verwendungen hat Suchen muffen^ daS haben die letzten | a h r e zur Genüge gezeigt; dieSe Verhältniffe können Sich aber noch Viel empfindlicher be* merkbar machen^ Wenn plötzlich viele andre große S t a a t e n dem Beifpiele DeutfchIandS folgen und ihre Finanzpolitik die Durchführung folcher Wahrungsänderungen nicht mit der erSorder* lichen Vorsicht bewirkt. Wahrend in den Landern deS lateinifchen MünzvereinS (Frankreich

Verwendung deS Golde^ Spanien e Belgien^ Italien Schweiz) 1805 daS Preisverhältnis deS SilberS zum Golde wie 1 : 1 5 ^ angenommen wurde^ hat fich daSfelbe jetzt auS ungefähr 1 : 18 gefteUt. Bei den Münzen geht im Umlauf durch die bloße Abnutzung ein beträchtlicher Teil deS MetaUS Verloren. Man hat diefen VerlnSt auf ^ Prozent deS KewichtSe aber auch auf ^ und gar auf ^ Prozent angefchlagen^ fo daß hiernach ein knrfierendeS Z^anzigmarkftück jährlich ^ ^ — 2 Pfennig an Wert Verlöre. Ferner iSt der Verbrauch deS GoldeS in der Industrie ungeheuer geftiegen e und Kold prangt jetzt nicht nur in F o r m Von Schmuck uud Geräten fondem felbft auf den dauerlofeften Artikeln. AUe die leichten galvanifchen Vergoldnngen alles Blattgold^ WaS anf Leder^ Papier^ Holz u. f. W. feinen Platz findet die Vergoldungen auf Porzellan nnd GlaSe ebenfo daS Kolde welches in der Photographie und Vielem andern Verbrancht Wirde ift für Weiteren Gebranch Verloren und kehrt inS Reich der Atome zurück. Nach all diefem ift fonach kein U b e r f l n ß e fondern eher ein künftiger Mangel an Gold zu be* fürchten e da sich Wohl nieht aller 2 9 | a h r e ein neueS Kalifornien oder Auftragen anfchun wird. Betrachten wir daS Kold in feinem eignen Wefen etwaS näher. DaS reine Gold wnrde lange Zeit für daS fchwerfte Metall gehaltene bis man fände daß Platine OSmium und I r i d i u m noch schwerer fiud. DaS fpezififche Gewicht deS GoldeS Schwankt im gegoffeuen Zuftande zwifchen und 1 9 ^ und ift noch etwaS höhere wenn daS Metall durch Be* arbeituug Verdichtet wird. Seine Feftigkeit ift nicht fo g e r i n g e als man bei feiner Weichheit Vermuten follte; die große Biegfamkeit nnd Dehnbarkeit wirkt der Zerbrechlichkeit entgegen. Znm Schmelzen bedarf daS Gold etwaS höherer Hitze als Silber nnd Knpfer; in gefchmol* Zenem Zuftande e wobei eS fich weder Verflüchtigt noch oxydierte leuchtet eS mit meergrüner Farbe; beim Erftarren zieht eS fich beträchtlieh ZUfammen. I n Sehr dünnen Blättchen oder feinen Drähten der Hitze einer sehr Starken elektrischen Batterie auSgefetzt^ Verbrennt daS Gold Scheinbar mit grüner Flamme. Tiefe Erscheinung berüht indes bloß auf einer Verftäubung deS glühenden MetaUS e denn Goldo^d als dunkelbraunes PnlVer wird nnr anf indirekte Art dnrch Riederfchlag erhaltene und die Verbindnng zwifchen Gold nnd Sanerftoff ift fo lodere daß daS G o l d o x ^ anch GoldSänre genannte in der Hitze bald Wieder zu Kold Wirde ja dem bloßen Tageslicht auSgeSetzt fich fchon mit einem Koldhäntchen überzieht. Anf diefer geringen Verwandtschaft deS GoldeS mit Sauerftoff beruht großen* teils Seine Unlöslichkeit in S ä n r e n und die VeStändigkeit feineS KlanzeS. Edler als daS S i l b e r e leidet daS Gold anch nicht dnrch SchWefelwafferftoff und widerfte^t dem Zufammen* fch melzen mit Schwefel. Mit Ehlor e Phosphor e Arfenik dagegen Verbindet fich daS Gold direkt^ ebenfo mehr oder Weniger leicht mit Vrom I o d und Eyan; durch Niederschlag auS einer Auflösung mittels SchWefelwafferftoffgaS entfteht auch ein Schwefelgold als fchwarzeS Pulver. DaS Ehlor bildete lange Zeit den einzigen Schlüffel zur Einführung deS GoldeS in die löfende Ehemie. Rührt man fein Verteiltes Kold in Waffer und leitet EhlorgaS ein fo wird daS Kold nnter Kelbfärbung der Flüffigkeit gelöft. Lange fchon bevor daS Ehlor bekannt Ware benutzte man diefeS GaS nnbewnßt im KönigSwaffer zur Goldlöfung. DaS KönigSWaffer ift nämlich ein Gemifch von Salz* nnd Salpeterfänre und w i r k t e indem die Salpeterfäure durch ihren Sauerftoffgehalt den Wafferftoff der Salzfäure zu Waffer oxydiert und daS EhlorgaS frei macht. DaS Ehlor Verbindet fich mit dem Golde zu G o l d c h l o r i d e welches mit gelber Farbe in Waffer löslich ift nnd daS gewöhnliche AuSgangSmaterial auch für andre Koldpräparate abgibt. Eine merkwürdige Verbindnng ift daS mit ungeheurer Kraft explodierende K n a l l g o l d e welches dnrch Kochen Von Koldchlorid mit Ammoniak* flüffigkeit erchalten wird. Um auS dem Goldchlorid metallifcheS Gold wieder abzufcheiden können Viele Stoffe benntzt werden Welche die Ehemie als reduzierende kennt. Gewöhnlich dient hierzu EifenVitriol oder Kleesäure. - Unter gewiffen Umftänden bewirkt daS Gold rote Färbungen. Goldchlorid z^ B . färbt Hante Papier u. f. w. purpnrfarben. DaSfelbe oder Goldoxyd unter GlaSflüffe gefchmolzen gibt daS gefchätzte RubinglaS. Wird Gold* chlorid mit einer Mifchnng Von gelöstem Ziunchlorür und Zinnchlorid zusammengebracht fo erhält man einen fchon pnrpurfarbenen Riederschlag e der getrocknet faft fchwarz auSfiebt. DieS ift der berühmte EasfiuSfche Goldpnrpnre der feine Verwendung in der Por* ZeUanmalerei zn fchönen roten Tönen nnd znm Färben Von GlaSflüffen findet. Goldoxyd hat nicht die Eigenfchaften einer ftarken BafiSe Vielmehr Verhält eS fich den Alkalien gegenüber wie eine Säure und bildet mit chnen f owohl Salze als Doppelfalze

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Golde Platin nnd feine Genoffen.

in ziemlicher Anzahl wird daher anch Goldfäure genannt. AHe erweifeu fich leicht zerf etzbar unter FarbenVerändernng; Sie find daher für den Photographen als lichtempfind* liche Salze Von Wichtigkeit nnd werden Vielfach benutzte die Vilder zu kräftigen und ihnen Vermiedene Töne zu erteilen. Solche Präparate deS Photographeu Siud außer dem Gold* chlorid daS Goldchlorid ^ Ehloruatrium und unterfchwefligfaure G o l d o ^ y d ^ n a t r o n welches p^r excellence den Ramen Goldfalz (sei ä^or) führte obfchon eS Voll* kommen farbloS ift. D e m Eyangoldtalium Sind wir bereits bei der galvanischen Vergoldung begegnet. D a S Gold tritt fo gern in diefe Verbindung^ daß eSe in eine LöSung Von Eyankalinm gelegte Sich nnmittelbar^ wenn auch langSam^ darin anflöft. Rafcher erfolgt die Lösung^ wenn man daS Gold zum pofitiveu P o l einer galvanifchen Vatterie macht.

Soviel auS der Ehemie deS GoldeS. Wenden wir unS nun zu der technifchen Ver* wendnng diefeS MetaUS an fich^ fo intereffieren unS außer dem über denfelben Gegenftand bereits bei früherer Gelegenheit Gefagten (Münzen Drahtziehen u. f. w.) namentlich die Legierungen die Goldfchlägerei und die noch übrigen Methoden der Vergoldnng. ^egieruu^eu. T a s Gold legiert fich mit mehreren Metallen doch haben nur feine Legierungen mit Knpfer und Silber Vedeutuug; außerdem Verarbeitet die Bijouterie eine Legierung Von Teilen Gold uud 1 Teil Eifen unter dem Rameu G r a u g o l d . Mit Oueckfilber tritt eS merkwürdig leicht zu eiuem Amalgam zufammen. Ein Stück Golde Z. B . ein Ringe nur kurze Zeit iu Ouedfilber gelegte fchwiUt infolge der Amalgamation Zur Unförmlichst anf. D i e Weichheit deS GoldeS fowie fein h^er Preis bedingen mehr noch als beim Silber einen härtenden und Verwohlfeilemden Zusatz ^ daher daSfelbe faft ftetS in Form einer Legierung mit Knpfer oder Silber Verarbeitet wird. Selbft daS weichfte Dnkatengold enchält noch etwa 2 Prozent Kupfer. Die Legierung mit Kupfer heißt die rotee die mit Silber die weiße^ die mit beiden die gemifchte Karatierung. D e r Zusatz ift meistens sehr beträchtlich^ da z. V. l^karätigeS Gold schon einen Stoff zu feineren Arbeiten abgibt. Der früher gebränchliche Ausdruck e^l4karätig^ will aber b e f a g e n daß in 2 4 Teilen (die Mark ^ 2 4 Karat) fich 14 Teile Gold uud 19 Teile Zufatz befinden. Z n geringeren Schmncksachen wird aber Viel schlechtere^^ 6*e 4* und ^tarätigeS Gold maffen* baft Verarbeitet I n letzterem FaHee in welchem alfo eine Mischung Von 7 Teilen Kupfer mit 1 Teil Gold Vorliegte mnß man ein besseres AnSsehen durch oberslächliche Vergoldung herfteUen. letzt wird die Feinheit deS GoldeS nicht mehr nach Karate sondern nach Tausendteilen angegeben. Die weiße Karatierunge d. h^ der Zusatz Von Silber aUein wird selten angewandte weil solches Gold blaße meffinggelb ausfiel^; öfter gebrancht man die rote und am meisten die gemifchte Karatierung mit fehr Vermiedenen Verhältniffen deS S i l b e r * und KnpferanteilSe je nach der gewünfchten mehr gelben oder mehr roten Färbnng. M a n hat namentlich für Vijonteriefachen durch Vermiedene Legierungen mehrere Farbennüaneen her* ZufteUen gefnchte um durch Zusammensteünngen nene Effekte zu gewinnen. Außer rotem und gelbem Gold Verarbeitet man auch daS schon erwähnte grauee welches durch Änderung deS Eisen* oder StahlzusatzeS mehr bläulich säUt (blaneS Gold); eine Legierung Von 7 Teilen Gold und ^ Teilen Silber ift grünlichgelbe erscheint aber durch ZusammensteUuug mit rotem Gold blaßgrün (grüneS Gold). Dnrch Verwendung Von reinem Silber oder Platin ge* winnt man zu dieser Farbenskala noch daS Weiß. F ü r Münzzwecke gelten Verschiedene Mischungsverhältnisse. Tie Zwanzigfrankftücke find zu ^ ^ ausgeprägte WaS 21 Karat ^ G r a m m entspricht; ebenfo ist auch der Gehalt unfrer jetzigen ReichSgoldmiinzen. Die Münzeinheit die M a r k e wird revräfentiert durch ein Gewicht Von g feinen GoldeS; ein Zwanzigmartftüd enchält alfo 7e^o ^ w o r a u s hervorgeht daß anS dem pfnnde Feingold ^ 9 ^ R^anzigmartftücke^ Rehumartftüdee Fünfmartftücke geprägt werden nnd bei einem Feingehalte Von FünfmartStücke^ ober RehnmartStüdCe oder ^ ^ Z^anzigmartStücke ein Pfunde wiegen müffen.

Die ^ldfchlägeret

^ ^

D i e Legiernng mit Kupfer oder Silber macht daS Gold^ daS trotz feiner Weichheit zu den fchw erflüffigen Metallen gehört^ Weit leichtflüffiger u n d fein Ein* uud Umfchmelzen beguemer^ ohne daß eS dadurch zu einem eigentlichen Gußmaterial Würde. Gegoffene Gold* w a r e n gibt eS fchon nicht Wegen deS hohen PreifeS deS Metalls^ nnd dann auch^ Weil daSfelbe fich beim Erkalten ftark zufammen^ieht Man gießt daher meiftenS nur ^ a i n e und arbeitet dieSelben dnrch Strecken ^ Hammern n. f. w. Weiter auS. Überhaupt iSt der Ver*

brauch deS GoldeS zn maSSiVen Gegenständen^ Von Münzen abgefehen^ in nnSern Reiten der geringste. Die eine Seiner Hanpttngenden^ feine große Dehnbarkeit^ geftattet eS^ den edlen Stoff in fo dünnen Schichten anzubringen^ daß daS Gold Sogar ein wohlfeiler ^ häufig an* w e n d barer Stoff wird nnd man fozufagen felbft daS nackte Elend noch Vergolden könnte. Die ^ l ^ ^ r e i ^ deren Gefchäft die Verwandlnng deS GoldeS ^ SilberS n. f. W. in die dünnften Vlättchen ift^ hat Schon Seit fehr alten Reiten bestanden^ nnd der alte Volks* tÜmliche AnSfprnch^ daß man einen Dnkaten fo weit ausschlagen könne ^ um einen Reiter Samt feinem Pferde zu Vergolden^ ift nicht übertrieben. D i e Goldfchläger Verarbeiten teils seines Gold^ teils folcheS^ welches einen fehr geringen ^ufatz Silber oder Kupfer enthält^ je nach der Farbe^ welche man dem Golde geben WiU. AIS Feingold benutzt man gern daS Scheidegold ^ daS a u s der Entgoldnng alter SilbermÜnzen gewonnen wurde. DaS Gold wird gefchmolzen und in einem Eingnß zu einem Stabe gegoffen^ dieSer auf einem kleinen Walzwerke bis auf 2 ^ cm Breite uud 1 m m Dicke anSgeWalzt endlich aber in Stücke Vou l^em Lauge gefchnitten^ auS welchen ein Gebind gemocht wird. DieS wird gehämmert^ nnd zwor erft in die Länge und dann in die Breite^ wodnrch daS M e t a l l nach beiden Seiten anSgedehnt nnd bis auS die Stärke eineS PapierblatteS Verdünnt wird. Die einzelnen^ 6 ^ Dekagramm wiegenden MetallStreifen Werden nun in viereckige Blätter^ O u a r * t i e r e ^ Von im Onadrat^ gefchnitten^ nnd Blatt Sür Blatt zwifchen die Blätter der P e r g a m e n t * oder O n e t f c h f o r m gebracht ^ Welche 7 ^ cm im Quadrat halten. Die ganze Form^ nämlich die Blätter in eine Pergamentkapfel eingeschoben^ wird nun auS einem Granitblock mit dem Schweren ^ormhammer So lange gefchlagen^ bis Sich die Goldblätter So Weit anSgedehnt haben^ daß fie ebenfalls Quadrate Von ^ cm Seitenlänge bilden. Dadnrch find fie aber hart geworden^ fie werden daher in eine eiferne Kapfel ein* gelegt nnd mit derfelben geglüht Wodnrch fie wieder die nötige Weichheit erhalten; dann kommen Sie in die ^orm Von 10 cm und werden in dieSer auSgefchlagen^ bis fie Quadrate von 1 0 cm Seitenlange bilden. |edeS der einzelnen Blätter Schneidet man nun in vier gleiche Teile und bringt je einen derSelben zwifchen zwei Blätter der ^antforn^ welche auS dem Sogenannten Goldfchlägerhäutchen^ der befonderS zubereiteten äußeren ^ant deS Blind* darmeS Vom Rindvieh^ befteht. DieSe Form hat Blätter^ und die Vorher c m im Q u a d r a t haltenden Goldblätter werden abermals bis auS 7 ^ cm ausgedehnt^ dann wieder in Vier Teile gefchnitten nnd in die bekannten^ anS dem rötlichen Goldfchlagerpapier bereiteten Vüchelchen eingelegt ^ welche meiSt in die Buchbindereien und Portefeuillefabriken wandern. D a S Goldfchlägerhäutchen ift ein wichtiger Gegenstand beim GoldSchlagen und Von deSSen Güte hangt die Schönheit deS Produktes Vorzüglich ab. ES iSt auch ein teurer Artikel^ deSSeu ^erftellung und Behandlung fehr umständlich ift und Viel SorgSalt erheiScht. Um den Hautchen die Sprödigkeit zu benehmen^ die Sie beim Schlagen erhalten^ müSSeu Sie bisweilen mit Effig befeuchtet Werden; außerdem aber find Sie immer glatt zu preSSen und trocken zu halten^ da Sie leicht Feuchtigkeit anS der LuSt anziehen. Beim Schlagen müSSen Sie ganz trocken fein nnd nötigenfalls Vorher dnrch Wärme getrocknet werden. Die englifchen Häutchen gelten für die beften nnd werden Von deutfchen Goldfchlägern Viel benutzt; doch bat mau fie in nenerer ^eit in Nürnberg Von gleicher G ü t e herznftellen gelernt. Auch daS Schlagen^ daS beim Fortgange der Arbeit mit immer leichteren Hämmern geschieh^ ift eine Arbeit die bei aller Einfachheit Viel Gefchick erfordert. Die F o r m wird mit der einen ^and gehalten uud beständig fo geführt uud gewendet daß die Schläge in richtiger Verteilung fallen; f e r n e r m u ß der ^orm Von ^ e i t zu ^eit eine solche nietet naher Zu betreibende Bewegung erteilt Werden^ daß die durch die Schlage bewirkte Anhaftung Zwifchen den Goldblättchen u n d den Hautchen wieder gelöSt wird nnd erftere fich in ihre Zunehmende Breite ftrecken können. |ndeS erhalt man auch bei gefchidter Arbeit kaum die Hälfte deS verwendeten GoldeS in gut aufgeschlagenen Blättern; der Abfall ^Schaum^

^88 Gold^ Platin und Seine Genoffen. S c h a w i n e ) wird entweder wieder eingeschmolzen oder dient zur DarfteHung von echter Bronze oder Mnfchelgold. Z u dem Behnfe werden die Seinen Abfalle mit Honig zu einem Teige gemifcht und auf daS SorgSältigfte gerieben. D e r Honig ^ der nur zum Zwecke der Zerteilung zugegeben War^ Wird mitlelf Waffer wieder ausgezogen und daS M e t a l l als ein höchst zartes Pulver gefammelt. W o die Goldfchlägerei Sabrikmaßig betrieben wird^ Sind die Arbeiten geteilt und werben die leichteren^ bei denen eS namentlich auS gewandte und feinSühlige Finger an* kommt^ in der Regel Von Frauen und Madchen anSgeSührt. Sie beSorgen daS Einlegen in die Quartiere^ daf Entleeren und WiederftiHen der HautSormen^ daf Sortieren der ganz gebliebenen Blätter Von den zerriSSenen^ daS Abzählen und die Verpackung^ während daS Schlagen ausschließlich Von Männern aufgeführt wird. Die auf dem feinften Golde herftellbaren Blättchen Sind fo dünn^ daß 1 0 0 0 0 ^ auS* einander gelegt^ erft die Dicke eines Millimeters erreichen. Besucht man eS^ Sie noch dünner Zu Schlagen^ So fangen Sie an Zu reißen^ während Sie Vorher^ obSchon ganz durchscheinend^ Vollkommen dicht Siud^ Den^ noch iSt die Grenze der Dehn* barkeit def GoldeS durch dieSeS Schlagen noch nicht erreicht^ denn auf dem Wege deS Draht* Ziehenf laßt fich die Verdün* nung fo weit treiben^ daß die einen Silberdraht überziehende Goldfchicht nur ^oo ooo emeS Millimeters Dicke beSitzt. Man hat Verschiedene Arten Von Blattgold. Die Stärkfte Sorte heißt F a b r i k * gold und dient zum Vergol* den Von Silberdraht. DaS Franz gold der Buchbinder hat einen Znfatz Von etwas Silber^ erscheint daher hell in der^arbe. Z ^ i S c h g o l d wird erhalten ^ wenn man ein Sehr dÜnnef Blatt Feingold und ein ebenSo dünnes Blatt FeinSilber heiß aufeinander walzt und durch ^ ^o. die gewöhnliche Goldfchläger* arbeit Vereinigt. DieSe Blätter Sind auS einer Seite gelb und auS der andern weiß. D a s FeinSilber wird ebenSo behandelt wie daSGold^ ober nicht So vSt und fo dünn geSchlagen. Unechtef Blattgold und BlattSilber wird wie daf echte hergestellt; erSteref beSteht auS Tombak^ letzteref auS Zinn. ^ e r g ^ u n ^ . Mit Blattgold wird ein großer T e i l der Vergoldungen^ namentlich auS nichtmetallische Stoffe^ anSgeSührt. ^f gehört hierzu immer irgend ein Bindemittel zum Festhalten def GoldeS. Bei der haltbareren O l V e r g o l d u n g und - V e r s i l b e r u n g Wird dem Vollkommen geebneten Gegenstände ein Uberftrich Von Leinölfirnis und geschlämmtem Ocker Sür Gold^ oder Von Leinölfirnif und Bleiwei^ Sür Silber gegeben^ und Wenn derSelbe So trocken ift^ daß der Finger noch ein Wenig daraus haftet^ Werden die Gold* oder Silber* blättchen aufgelegt. Tiefe A r t geftattet aber kein ^olieren^ und die Schönen hellpolierten Spiegel* und Bilderrahmen Sind durch ^ a S S e r V e r g o l d u n g erzeugt. Bei diefer^ welche im ganzen Viel Schwieriger und unhandlicher^ aber auch viel Vergänglicher iSt als die Ol* Vergoldung^ werden die Gegenstände ^uerft mit Leim getränkt und dann mit 6 — 8 ^Lagen eines auS LeimWaSfer und geschlämmter Kreide befte^enden Grundef angestrichen^ wobei

Vergoldung.

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aber jede folgende Lage erft dann aufgetragen Werden kann^ wenn die vorhergehende dnrch* aus trocken ift. Diefer Krund wird dann mit VimSftein trocken nnd endlich Sencht ge* fchliffen^ nun daS Sogenannte Poliment^ eine MiSchnng von Seingeriebenem VolnS^ Graphit^ Leim und ein Wenig WachS^ mit einem pinSel anfgetragen und auf diefeS werden dann die Kold* nnd Silberblättcheu aufgelegt. Nach dem vollkommenen Trocknen können die zu polierenden Stellen mit Achat geglättet und mit Euglifchrot poliert werdeu ^ die matten aber erhalten einen Überftrich Von Sehr dünnem Leimwaffer^ daS mit einem geringen ^ufatz von Dracheublut gefärbt ist. NenerdingS wendet mau bei Anfertigung der ^^lzleiften Statt KoldeS bloß Vlattfilber an^ dem man durch Überziehen mit einem gelben Lack jede beliebige Koldnüanee erteilt Diefe Leisten haben ein Sehr goldähnliches AnSSehen^ koften weniger nnd können ohne Schaden gewafchen werden.

U r t i e r e n nnd ^ e n der

M a n kann mit Blattgold a b e r anch Metalle ohne jedes ^ifchenmittel V e r g o l d e n . Vei dieSer im ganzen Selten a m meiften noch auf Stahl abgeführten Mechode werden die ZU Vergoldenden Stellen mit Scheidewaffer angeätzt die Stücke bis zum Vlouanlaufen erhitzt die Goldblätter aufgelegt und angedrückt Rachdem daS Erhitzen und Auflegen drei^ oder V i e r m a l erfolgt ift wird mit d e m PolierStahl Politur gegeben. Man ritzt anch zur beSSeren AnheStnng deS GoldeS die Stellen V o r h e r mit einem Schaden Instrument ^ranhe Vergoldung) u n d braucht dann natürlich etwaS m e h r Koldblätter^ u m die Ritzen unfichtbar zu machen. Die solideste Vergoldung Von Metallen ^Vronze^ MeSfing^ Silber und Kupfer) ift die F e u e r v e r g o l d u n g . Ihre Haltbarkeit rührt daher^ daß bier unter Einfluß Vou Rotglüh* hitze ein wirkliche^ Anfchmelzen oder die Vildnng einer Legierung erfolgt die zwischen dem KrundmetaU und dem Kold in der Mitte liegt Behufs der Vergoldung im Feuer werden Zu einem Teile deS in dünne Bleche aufgewallten und rotglühend gemachten KoldeS 6 — 8 Teile Oneckfilber zugefe^t ^ wodurch daS Kold aufgelöft und ein Amalgam gebildet wird^ Von welchem man nach dem Erkalten dnrch AnSpreffen daS ÜberfchÜffige Oneckfilber ab* Sondert. Die zu Vergoldende MetaUmafSe wird- nun anSgeglüht nach dem Erkalten mit Verdünnter SchwefelSänre rein gebeizt dann in eine MiSchnng Von SalpeterSänre^ S a l z und etwas R n ß getaucht und damit abgerieben und darauf daS Amalgam mittels einer zuvor ^

^ t t ^ der ^rSind^ ^

^d.

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^^ Gold^ Platin und Seine ^enoffen. in die obige Mischung (oder daS anS einer Anslösnng Von Onedfilber in Salpeterfäure be* Stehende Ouidwasser) getauchten Vürste auS Mesfingdraht aufgetragen. Nach dem Anf* tragen wird der Gegenftand mit Waffer abgefpült getrocknet dann über glühenden Kohlen erhitzt nnd hierbei nach Erfordernis gedreht und gewendet. Tabei wird das Oueckfilber Verflüchtigt und daS Gold bleibt in einer dünneren Lage auf dem MetaU zurück; eS wird mit Effig abgerieben und mit Blutftein poliert. D a s Vergolden kann nach Befinden zwei* bis dreimal wiederholt werden um die Goldschicht zu Verftärken. Bronzene nnd meffingene Gegenstande uuterliegen Vor dem Vergolden noch einer Vor* bereituugSarbeit dem A b b r e n n e n . Dasselbe befteht anS einem GUchendmachen Erkalten* laffen und Abbeizen der dabei entstandenen O^ydhant dnrch eineSänre. Hiermit wird auS der Oberfläche der Grundmaffe^ink Verslüchtigt und eine reinere Kupferflache erzeugt welche daS Amalgam beffer annimmt und der Vergoldung einen wärmeren Ton Verleiht. Gegen* ftände^ welche ganz oder teilweife matt fein foUen werden nach dem Vergolden mattiert D i e nachher zu polierenden SteUen erhalten eine unfchädliche Vededuug auS Kreide uud G u m m i u. f. w.e die zu mattierenden eine Kompofition welche in der Hitze E h l o r entwickelt und dadurch daS Gold angreift und chm den Glanz nimmt. Um den Ton der Vergoldnng mehr zu röten wendet m a n nach dem Abtreiben deS QueckfilberS GlÜhwachS a n womit daS noch warme Stück beftrichen nnd nenerdingS der Hitze anSgefetzt wird. DiefeS Wachs enchält als Hauptingredienz G r Ü n f p a n welcher in der Hitze Kupfer an die Unterlage abgibt fo daß fich oberflächlich eine wirklich rote Karatiernng erzeugt. GelbeS GlichwachS^ Zmkvitriol ent* haltend^ färbt die Goldoberfläche heller gelb U. f. w. Die beim FeuerVergolden entstehenden Oueckfilberdämpfe und anch die beim Mattieren fich entwickelnden Gafe find für die Gefundheit der Arbeiter höchft gefährlich. Die Wert* Statten müffen daher einen ftark ziehenden Schornftein h a b e n durch welchen mittels kräftig wirkender Ventilatoren die giftigen Dampfe entfernt werden; auch sucht man wohl bei Ve* arbeitung großer Maffen den Mund Vor den Dämpfen durch eine MaSkiernng noch mehr zu fchützen oder daS Ausglichen in Räumen Vorzuuehmen die mit GlaSfenftern abgeSchloSfen find. Eifen und Stahl nehmen daS Goldamalgam nicht direkt an; man hüft fich bei ihnen entweder mit der naffen Amalgamierunge welche auS einem Sieden der Gegenftände in w a f f e r mit Onedfilber Zink^ Eifenvitriol nnd S a l z f ä u r e befteht nnd wobei daS Eifen fich mit einem dünnen Oueckfilberfpiegel überzieht oder man erteilt den Stücken Vorher eine dünne Verknpfernng^ wonach die Vergoldnng keine Schwierigkeit hat Auf die Vergolduug Von Porzellan nnd GlaS kommen wir bei den betreffenden Gegenständen noch zu fvrechen. Viel weniger dauerhaft als die Vergoldung im Fener find die kalte und die nafSe V e r g o l d n n g . Unter letzterer begreift man aUe Methoden bei denen daS Gold in Form einer Auflöfung zur Anwendung kommt Die kalte Vergoldung (Anreiben) ift auf Kupfer Meffing e Tombat Argentan und Silber anwendbar nnd kommt befouderS bei letzterem in Gebrauch. Man löst daS Gold in KönigSwaffer bis zu deSSen Sättigung auf^ mit der Auf* löfung werden feine Leinwandlappen getränkt getrocknet und zu Runder Verbrannt. I n diefem fteckt daS metaüifche Gold in feinfter Verteilnng^ und eS wird fo mittels eineS in Effig ge* tauchten KorkeS anf die zu Vergoldenden Metallflächen gerieben welche Vorher blank gemacht fein müffen. Vei hinlänglich fortgefetztem Reiben bildet fich dnrch daS bloße Anhängen von Goldteilchen die Vergoldung^ die fchließlich poliert wird. Sie hat einfchöneS AuSfehen nnd wird felbft gebrancht um fchwach im Feuer oder galvanifch Vergoldete Sachen aufzubeffern. Von den Mechoden der naffen Vergoldnng diente frühen vor EinSührUUg der galva* niSchen Vergoldnng^ hauptsächlich der fogenannte G o l d fud^ um VijouterieSachen uud andern kleinen Gegenständen rasch eine dünne Vergoldung zu geben. Die hierzu dienende LöSuug ift fogenannteS goldfaureS K a l t eine Kompofition auS Ehlorgoldlöfnng und doppeltkohlen* faurem Kali (Kalinmbikarbonat) mit Gaffer. I n einem Porzellan* oder emaiUierten Guß* eifengeSchirr erhält man biefelbe im Sieden taucht die Gegenftäude an blanken Knpferdrähten hängend hinein uud zieht fie nach einer Minute vergoldet wieder heraus. Die Methode paßt f ü r KnpSen Meffing uud Tombak; für Eifen uud S t a ^ l nur dann wenu Sie Vorgängig leicht überkupfert wordeu fiud ; für Silber ist fie uugeeiguet. Au kleinen S t a h l w a r e n wie Scheren Näch- uud Stricknadeln findet fich öfter ein Hauch Von Vergoldung^ meift nur ftellenweife als Verzierung angebracht. M a n hat fie zu

Vergoldung.

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dieSem ^weck in Goldäther eingetaucht oder damit bepinSelt; nach einem gelinden Erwärmen erscheint dann gleich daS Goldhäutchen. Der Goldächer entfteht dnrch ^nfammenfchütteln Von Ehlorgoldlöfnng mit Schwefelächer^ Welcher letztere d a s Echlorgold aufnimmt. ^ink uud alle Vorher Verzinkten Metalle laSSen Sich begnem fteUenweiSe Vergolden^ wenn m a n auS einer Lösung deS fchon erwähnten EyangoldtalinmS mit Kreide uud etwaS Weiuftein eineu Brei machte den man an beliebigen Sellen anfpinfelt und dann wieder abwäfcht.

Bei allen naffen VergoldungSmechoden findet eine reduzierendechemifcheThätigkeit ftatt. Die unedlen Metalle haben zu dem Partner deS GoldeS (Ehlor^ E^an) mehr Anziehung als daS Sich So leicht anS allen chemischen FeSfeln Srei machende Edelmetall. ES erSolgt eine Scheidung eiuerfeitS nnd N e u V e r b i n d u u g anderfeitS. Kommen hierbei anßerdem elektrische S t r ö m e inS Spiet fo gehen diefe Umsetzungen lebhafter Vor Sich und laffen fich auch unter Umftänden hervorrufen ^ unter welchen fie freiwillig nicht Stattfinden würden ^ wie wir be* reits früher gefehen haben. S o m i t hätten wir daS Gold begleitet anf feiner Wanderung^ meift anS winziger Ver* teilung in der Ratnr mühevoll zusammengebracht fehr feiten fich in größeren Maffen dar* bietend^ doch fchließlich wieder der ^erftÜdelnng nnd weitgehender Verteilung^ ja großenteils einer wirklich homöopathischen Verdünnnng anheimfallend.

^olde Platin nnd feine Genoffen.

^a^ ^tatiu

S ^ ^e^eite^

Nach einer alten Weltanschauung e welche in dünkelhafter Weife den Menfchen als letzten Zweck der Ratur ansah ^ foUteu die Gaben der N a t u r gerade in folcher Menge und Verteilung vorhanden fein wie eS für den^errn der Schöpfung^ zu deffen Veftem ja aUeS nur e^iftierte^ am zweckmäßigsten geeignet war. Die Steinkohlen ftaken nur deshalb fo tief im Gebirge^ damit fie sparsamer Verbrannt würden. Diefe Anficht hätte^ wenn durch nichts andres^ aUein fchon durch daS Platin gestürzt werden können. Platin ift in Berücksichtiguug Seiner technisch eminent wertvollen Eigenschaften offenbar zu wenig in der Natur vorhanden und daS Metall deswegen viel zu teuer. Mau könnte Platin in großen MafSen Sehr gut brauchen uud nicht etwa zu Glanz uud Lu^uSe wozn eS siche obwohl eiu EdelmetaU wie Gold und Silben doch weniger als diefe eignete Sondern VorzugSweife im Dienfte der Wiffenfchaft Induftrie uud Technik. ES hat Seinen eigentlichen Platz in den Laboratorien der Naturforfcher uud iu den Werkftätten nnd Fabriken der prattifchen Ehemie und der phyfikalifchen Technik; wichtige Entdeckungen wurden mit feiner ^ilfe gemacht und für die Herftellung zahlreicher Apparate ift eS unentbehrlich; beiSpielSweife würde ohne Platingeräte die Fabrikation Von Schwefelfänre in dem Umfange^ in dem fie heute betrieben wird und betrieben werden muß^ geradezu uicht möglich fein. Eine alte Gefchichte hat daS Platin nicht. W i r find zuerft dnrch daS metaUreiche Amerika mit dem nenen Elemente bekannt gemacht worden e uud da daSfelbe nnter deu nämlichen Verhältniffen wie daS Wafchgold im Sande fich zu finden pflegt und feine ur* Sprüngliche Lagerftatte noch jetzt nicht ficher bekannt i f t fo konnte anch feine Entdeckung nicht füglich anderSwo als in Goldwäfchereien erfolgen. DieS gefchah in der erften Hälfte deS Vorigen IahchundertS im ehemals fpanifchen Südamerika. ES wnrde da zwischen Gold ein andreS schweres weißeS Metall in Sand* und Körnerform gefunden mit dem man zunächst nichts anzufangen wußte. Man nannte eS in Ableitnng Von dem Worte plat^ (Silber) plating Kleinfilben oder etwas dem Silber ähnliches. Eigentlich w a r die erfte Benennung platina del I^inbo^ weil eS fich zuerft in dem goldSührenden Sande deS PüchO* SlnSSeS in Nengranada Sand; fpäter ergaben Sich noch weitere Fundorte in Brasilien Kol u m b i e n Mexiko e Peru und auS S a n Domingo e Von denen die in Kolumbien am weSt* lichen Abhänge der Anden die bedeutendsten Sind. Bevor aber noch ein Gebrauch deS neuen StoSSeS gefunden worden w a r wurde fchon ein Mißbranch deSfelben geSürchtet. ES fand Sich nämlich^ daß Sich eine ziemliche Menge dieSeS MetaUS in daS Gold einschmelzen ließe ohne deffen Gewicht nnd Farbe zu Verändern e nnd auS Furcht Vor möglichen Gold* verfälfehungen ließ nnn die fpanifche Regieruug die erften gefammelten Vorräte Sämtlich in die S e e werSen. Mit der Zeit wurde man beSSer mit den Eigenschaften dieSeS StoffS bekannt. Der Engländer Wood brachte eS 1741 zum erftenmal nach Europa^ Die Schweden Steffeu und Lewis bestimmten eS 1 7 5 4 als ein eignes Metall^ aber erft 189^ wnrde ermittelte daß daS rohe Platin (Platinerz) eigentlich eine Vereinigung Von fünf MetaUen fei: Palla* diume Rhodium^ ^ridinm und Osmium e zu denen fich fpäter (18^9) noch daS Rnthenium gefeilte. DaS Vorkommen diefer Metalle in GefeUfchaft beS platinS ift so beständige daß man fie ganz allgemein platinmetaUe zu nennen pflegt. ^ r l ^ m m e u ^ Bis zum I a h r e 1 8 ^ war Amerika der alleinige Platinlieferant; in diesem I a h r e entdeckte man in den Goldwäfchereien am östlichen Abhänge deS U r a l daS* felbe M i n e r a t uud bald w a r feine Auwefeuheit im S a n d e in größerer oder geringerer Menge längS der ganzen Uralkette konftatiert. Die Wäfchen Von Rifhnij*TagilSk uud KuschwinSk siud bisher die ergiebigsten geblieben. Die reichen TagilSkfchen G r u b e n welche der Familie Demidow gehören e die au die Regierung 1 5 Prozeut deS gewonnenen ^Roh* platinS alS Grundfteuer a b g i b t liegeu auf dem höchften Kamme deS Ural flach unter der Oberfläche iu Sandfteiufchichten. Die AuSbeutuug am Ural geftaltete fich gegenüber der amerikanischen bald fo bedeutende daß gegenwärtig Rußland diePreife deS PlatinS bestimmt. Denn während Kolumbien Brasilieu und ^ayti ( S a n Domingo) zufammen etwa 4 2 ^ ^ im I a h r e liefern beträgt daS ruffifche Ausbringen über 2 2 5 0 ^ Vou Borneo kommeu etwa 1 ^ 0 Räch A U S f a g e V o n Sachkennern ließe fich die platingewinnnng am Ural noch in weit größerem M a ß g a b e betreiben.

ReindarfteHung des Platins. 298 Gegenwärtig Steht alSo ein jährliches Einkommen von etwa ^ P l a t i n dem Konfnm zur VerSngnng^ denn wenn daS Metall auch anderwärts^ z. V. in lava u. f. w.^ Vor* kommen foU^ fo wird doch von dortber nichts gelieSert und eS gibt demnach der Hau^tfache nach n n r zwei VezngSländer. Hierbei hilft eS nichts^ fondern hat nur ein cheoretifcheS | u * tereffe^ zu Wiffen daß daS Platin an fich gar nicht fo feiten^ fondern in feinfter Verteilung eigentlich ein fehr Verbreiteter Stoff ift. ES foil Sich nach P e t t e n k o S e r in SaSt allem Gold und S i l b e r deS Handels^ Soweit eS nicht Scheidemetall aus dem ASSiuierprozeß ifte und nach franzöfifchen Ehemikem in vielen Gefteinen und Mineralien ^ namentlich der Alpen ^ finden. Selbft Gußeifen nnd Stahl. a u s Verschiedenen VezUgSländern enthielten Platin ^ freilich höchftenS nur ^ ^ im Rentner. | n demfelben alten Schuttland und AnfchWemmnngSfand^ in Welchem Kold Vorkommt kann auch daS Platin liegen. Doch find die platinreichen Lager arm an Kold nnd dem daSfelbe anzeigenden Onarzfande^ fo daß eine andre KebirgSart^ über welche man jedoch noch zweifelhaft ift daS Muttergeftein deS Platins fein mag. D a fich daS gediegene Platin* erz mitunter VerWachfen mit Ehromeifenftein und Serpentin gefnnden hat So hat m a n ver* mutete daß eS nrfprÜnglich im SerpentinfelS zu ^aufe fei. | n Eolumbia dagegen wurde eS mit Syenit VerWachfen auf Ouarz* und VrauueifenSteingängen entdedt. Wie daS G o l d e kommt auch daS Platin nur gediegen in der Ratur vor^ doch ftetS in großer GeSeUSchaSt andrer Mineralien nnd Metalle^ in denen eS teils im Gemenge liegt teils verWachfene teils auch legiert iSt. Ein Stück Sogenanntes Platinerz kann daher einen fehr unficheren Wert haben e indem eS durchaus reineS Platin fein^ aber auch n n r ein paar Prozent davon ent* halten kann. I n den meiften FäHen finden fich die Platinmetalle zu Seinem. Sand zerkleinert in kleinen Schüppchen in Körnem Von Erbfengröße^ felten in größeren Stüden und Klumpen. Teils zeigen fie MetaUglanz^ teils ein unfcheinboreS fchwärzlicheS Außere. DaS größte bis heute in Amerika gefundene Stück Platinerz ^ daS fich jetzt in Madrid befindet^ wiegt noch nicht ganz 1 ^ ^ dagegen ift der Ural an größeren Klumpen reicher; man fand deren Von 5 — 1 9 ^ der größte bekannte wiegt 1 0 ^ Anf der ergiebigen der Regie* rung gehörigen Wäfche am Ural erfcheint daS Platinerz in Geftalt eines gleichartigen granen SandeS mit einzelnen metaUifch glänzenden Flittern; eS enthält bis 88 Prozent reineS Platin. Anßer den fchon angeführten fünf nenen Metallen^ die man erft bei Kelegenheit deS P l a t i n s kennen lernte und Welche die eigentliche Leibgarde deSfelben ausmachen und außer dem Golde e pflegen fich als Begleiter Vorzufinden: M a g n e t ^ Titan* und Ehromeifenftein Zirkon^ Spinell e Ouarz ^ Serpentin n. f. W.e gewöhnlich auch ift OSminm* I r i d i u m frei in befonderen Körnern beigemengt. ^eindar^ellU^ ^ ^ l a t i n ^ . Die ScheidnngSarbeiten haben natürlich mit den ge* wohnlichen Hüttenprozeffen gar nichts gemein und fallen lediglich inS Vereich deS chemifchen Laboratoriums. Der Gang deS Verfahrens im allgemeinen ifte daß die platinerzmaffe in KönigSwaffer gelöst daranS daS P l a t i n mittels Salmiak gefällt nnd diefer Riederfchlag ge* glüht wird. Man echält fo daS MetaU in Form einer pnlverigen MaSSe^ welche dnrch ftarkeS Preffen^ Glühen und Hämmern in den Zuftand deS kompakten MetaUS gebracht wird. Bevor man E r z und Sand in diefe Behandlung nimmt wird man eS durch WaSchen uud AnSleSen möglichft Von fremden Veftandteilen trennen. Mittels eines Magnets lafSen fich eifenhaltige Teile heranSziehen; eS gibt auch fowohl im amerikanischen als im ^rrrffifchen Erz Körner ^ welche eine wirkliche Legierung von P l a t i n nnd EiSen darfteUen und ebenfalls dem Magnet folgen. D i e Unlöslichkeit in einfachen Sänren teilt daS P l a t i n mit dem Golde; ja eS ift in feinem rohen Zuftande felbft gegen daS KönigSwaffer widerftändiger als diefeS; man braucht Zur Löfung eine große Onantität unter Anwendung von Hitze. Turch kaltes e fchWacheS KönigSwaffer läßt fich der etwa Vorhandene Goldgehalt Vorweg herausgehen^ fowie fchon durch bloße Salpeterfäure daS gemeine M e t a l l e Kupfer ^ Eifen n. f. w. I n Petersburg^ wo jedenfaUS die größte platinfcheideanftalt befteht e in welcher faft aUeS nralifche Roh* platin zu Gute gemacht wird e beginnt man gleich mit der Löfung in heißem KönigSwaffer. I n dreißig in einem Sandbade ftechenden großen PorzeUanfchalen^ jede Von 1 ^ — 1 7 ^ Inhalt^ ift daS platinpnlVer der Erhitzung in KönigSwaffer Von 1 Teil Salpeterfäure und 8 Teilen Salzfäure ausgesetzt. H a t nach 8 ^ 1 0 Stunden die Entwidelung roter Dämpfe aufgehört^ fo zieht man die Flüffigkeit von dem nngelöften Rückftände ^ der gewöhnlich aus

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^old^ Platin nnd feine Genoffen.

OSmiumiridium^ Cfrom^ Ruthenium und Titaneifen befteht^ ab und Verdunftet die Löfung Zur Trockne^ erhitzt den Rückstand auf um die Ehloride deS Palladiums und I r i d i u m s in Ehlornre zu Verwandeln^ welche bei der nachfolgenden Behandlung mit Sal* miak nicht mit gefallt werden. Hierauf loft man wieder in Waffer und Vermischt dieSe Löfung mit Salmiallöfung ^ Solange noch ein gelber Niederschlag entsteht. Diefer ift ein DoppelSalz auf Chlorplatin und Ehlorammoninm. U m auS diefem platinfalmiak daS Metall zu gewinnen^ ift ein bloßeS Glühen hinreichend^ daS Ehlor und der Salmiak Ver* flüchtigen Sich dabei und daS p l a t i n bleibt ^rück. D a S Glühen gefchieht in einer Platin* Schale und das Metall erfcheint dann als ein höchft feines^ lockeres^ graneS Pulver^ als sogenannter p l a t i n f c h w a m m ^ Welcher in einem MetaUmörfer unter gelindem Drucke Verrieben und dann gefiebt Wird. TaS Pulver fchüttet man in ein gußeiferneS R o h r und treibt mittels einer fefr kräftigen Preffe einen Stählemen Stempel nach. Durch den Starken Druck bekommt daS Pulver Soviel Zusammenhang^ daß eS nunmehr eine dicke^ runde Scheibe^ einen kurzen Cylinder darfteUt. Sind eine Anzahl Solcher Cylinder Vorhanden^ So fetzt man Sie einige dreißig Stunden lang der ^itze eines PorzeUauofenS auf. Hier Sintern die Teilchen noch mefr zufammen^ ohue jedoch wirklich zu Schmelzen^ und die Scheiben erscheinen nach dem Brande merklich kleiner. Daf Metall ift in diefem Zuftande Schon Schmiedbar und zu manchen Verwendungen geschickt^ Wird aber gewöhnlich noch ^u kleinen B a r r e n ge* Schmiedet^ zu Blechen ausgewalzt oder auch zu Draht in Vermiedener Dicke Verarbeitet. DaS Sogenannte Platinmetall ift allerdings noch etwas iridinnchaltig^ waS aber feiner Ver* Wendung zu Gefäßen nicht hinderlich^ fondern eher Vorteilhaft ift. Der PreiSunterfchied ZWifchen rohem und gereinigtem Platin ift ein bedeutender. Von erfterem koftet daS Kilo-^ Mark. Die große gramm in Petersburg ungefähr 4 0 0 Mar^ Von letzterem bis gegen Menge KönigSwoffer^ die bei dieSer Methode Verbraucht Wird^ macht fie ziemlich koftfpieIig. Vorteilhafter erfcheint in diefer Hinficht ein andres Verfahren. Man schmißt daS Platinerz mit 2 — ^ Teilen ^ink zufammen. DaS gibt eine höchft fpröde Legierung^ die Sich leicht in feineS Pulver Verwandeln läßt. AuS diefem zieht man mit Verdünnter Schwefelfäure Zmk und Eifen^ dann durch Salpeterfäure den^ größten Teil der übrigen Metalle^ löft endlich den platin* haltigen Reft in KonigSWaffer und Verfährt nach ^erfteUung deS platinfalmiakS Wie oben geSagt. ^igen^h^teU ^ r w e n ^ n n g . Unzerftörbar^ gleich dem Golde ^ hat daS Platin faSt die Festigkeit deS EifenS und KupferS. Doch ift diefe Eigenfchaft eigentlich eine ent* liehene und rührt Von dem Schon erwähnten geringen Gehalt Von Iridium her^ daS leicht bei dem Metall Verbleiben kann. ReineS Platin ift dagegen weicher als Silber. An Dehn* barkeit fteht daS Weiche platin dem Golde Wenig und dem Silber gor nicht nach; eS läßt fich fo dünn wie Blattfilber fchlagen und fchon durch gewöhnliche Mittel deS DrahtziehenS auS gefchmiedeten Stangelchen oder fchmalen Blechftreifen in fehr feinen Draht Verwandeln. M a n kann aber durch einen Knnftgriff die Verfeinerung noch weiter treiben: man umgibt einen Platindraht mit einer ftärkeren Schicht Silber und zieht nun daS Ganze fo fein als möglich auS. Der platinkern folgt immer mit und erfcheint^ nachdem die SilberSchicht durch SalpeterSäure abgeatzt worden^ als ein unfü^lbareS^ ja kaum Sichtbares ^archen. WoUafton erhielt ein Solches Kunftprodukt fo fein ^ daß fein Durchmeffer 0 ^ ^ ^ nicht über* ftieg. D a S Platin ift fchwerer als Gold^ denn in chemifch reinem Zustande ift fein fpezifi* fcheS Gewicht ^ fein Schmelzpunkt liegt bei 1 7 ^ ° C. Der bereits erwähnte P l a t i n * Schwamm besitzt im hohen G r a d e die Eigenfchaft^ Gafe auszunehmen nnd innerhalb Seiner Poren zu Verdichten; hierauf beruhte feine Anwendung zu den jetzt nicht mehr gebräUch* lichen Döbereinerfchen WafferftoffgaSfenerzeugen. | n noch höherem Grade befitzt jenes Vermögen der P l a t i n m o h r oder daS p l a t i n f c h w a r z ^ ein zarteS fchwarzeS Pulver^ eS abforbiert fein ^focheS Volumen Sanerftoff und wirkt infolge davon fehr oxydierend. M a n kann den Platinmohr auf Vermiedene Weife bereiten^ am einfachften durch FäHen einer platinchloridlöfung mit Zink. Tie Verfuche^ den ^latinmohr in der Effigfabrikation Zu verwenden^ haben zu keinen zufriedenstellenden Refultaten geführt. B e i dem Widerstände deS platinS gegen Oxydation und andre chemifche Einflüffe wird daSfelbe überall daS dreimal fo teure Gold Vertreten können^ wo eS nicht auf die Farbe deS letzteren ankommt. DieS ift z^ B. der Fall in Anwendung auf die Arbeiten der Zahnkünftler^ und fein Verbrauch hierzu dürfte im ganzen nicht unbedeutend fein^ Wenn

Eigenschaften nnd Verwendung.

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man erfährt daß eine einige Fabrik in Philadelphia monatlich ^00 Unzen Platin^ die Unze 8 Dollars^ zu Rieten für küuftliche ^ähne Verbraucht. | n der Form von Blattmetall Ver* tritt das Platiu zuweileu daS S i l b e r zum Belegen der Rahmen ^ Schnitzarbeit u. dergl.^ wobei eS fich befonderS neben der Bergoldnng gnt ausnimmt und gegen daS S i l b e r den Vorzug befitzt^ nicht wie diefeS durch fchweflige Dämpfe gefchwärzt z^ werden. V o n größter Wichtigkeit ift aber daS Platin Sür Zwecke ^ bei denen eS Sich u m einen Stoff handelt^ der mit dem Widerftande gegen die ftärkSten S ä u r e n zugleich die Eigenschaft weder zu zerspringen noch zu schmelzen befitzt ^n den chemischen Laboratorien findet daS Platin in Form mannigfacher Geräte^ als Retorten^ Tiegel^ Abdampffchalen^ Löffel^ ^angen^ Spatel^ Blech nnd Draht Viel Verwendung. Größere AbdampSgefäße^ diefer Art bedürfen namentlich die Schwefelfänrefabriken wie auch die Goldfcheideanftalten^ nnd eS wird Vor* Züglich in den erfteren die Kostspieligkeit deS platinS ftark empfunden. Einer Schwefel* fäurefabrik^ die taglich 80 Rentner konzentrierte Säure liefert^ koftet die platinblaSe und einige Nebenteile^ Röhre^ StöpSel n. S. die auch Von Platin sein müffen^ mindestens 6 0 0 0 0 Mark^ nnd doch mnß man daS tenre Möbel haben ^ wenn man nicht unter dem RiSiko^ jeden Angenblid ein Zerspringen gewärtigen zu müSfen^ GlaSgefäße anwenden will. Nur durch daS Platin wurde eine großartige Fabrikation der Schwefelfänre möglich ^ und wer die Wichtigkeit diefeS LöfungSmittelS für eine große Reihe technischer ^weige zu wür* digen Weiß^ Wird anch die guten DienSte deS PlatinS dabei gern anerkennen. Übrigens weiß der Ehemiker woht daß er Seinen Platingefäßen nicht aUeS und jedes zmnnten darf nnd fie Vor manchen EinslÜSfen forgfam zu hüten hat. Er wird ihnen z. V. leinen schalt geben^ welcher Ehlor entwickelt^ weil diefeS zum Platin wie zum Gold der eigentliche Löfefchlüffel ift. D a S Gleiche gilt Von V r o n ^ |od^ Phosphor und Schwefel. Dann darf daS Metall nicht mit glühenden Kohlen in direkte Berührnng gebracht werden ^ Weil eS leicht anS der Afche Silieium aufnimmt ^ infolgedeffen brüchig wird und Löcher bekommt Auch Lichion* Verbindungen ^ Atzkali ^ fchmelzender Salpeter n. f. w. greifen daS Platin an^ und zum Schmelzen Von Metallen können Platingefäße Wegen zu befürchtender Legierungen nicht ge* braucht werden; Vlei^ ^inn n. dergl. Veranlaffen f of ort Brüche und Löcher. Lange ^eit waren P a r i s und London die Hau^tbezugSorte für platingerate. Erft feit 185^ Verfertigt man fie auch iu Dentfchland (Hanan) fabrikmäßig. Gleich dem Knpfer^ Gold und Silber laßt fich auch daS Platin galVanifch nieder* fchlagen^ indeffen gelang eS noch nichts metallene Gefäße fo dicht damit zu überziehen^ daß sie für Säuren gleich denen anS gediegenem Metall gebrancht werden könnten. E S bleibt^ um an Platin zu fparen^ nur der Ausweg deS platierenS mit platinblech. D a S Platin ist im gewöhnlichen Feuer ganz unfchmelzbar; in der Weißglühhitze er* Weicht eS indes nnd läßt fich gleich dem Stabeifen fchweißen^ nur infofern etwaS fchwieriger^ als eS die Hitze fehr rafch wieder abgibt. Die gewöhnliche Formgebnng gefchieht daher durch Hammer^ Treiben ^ Walzen n. f. W.^ und wo Lötungen fich nötig machen ^ benutzt man dazu feines Gold. ^m Vorigen Jahrzehnt hat die Technik deS platinS einen neuen Auffchwung genommen^ nachdem eS franzöfifchen Ehemikern gelungen war^ größere MaSSen deS M e t a U S zu fchmel^en. | n einem kleinen Ofen^ der in Seinen Leiftnngen einem Knall* gaSgebläSe gleichkommt gelang eS in der That MaSSen Von über 10 ^allmählich zusammen* ZnSchmelzen. Der VrennStoSf iSt ein Gemifch Von Leuchtgas uud reinem SanerftoSfgaS^ und die entwickelte Hitze iSt So Starke daß die besten irdenen Schmelztiegel Saffig wie GlaS werden würden. M a n benntzt daher einen Tiegel oder Vertieften Herd^ der anS einem Stück Kalk geformt iSt. Tnrch ^nSammengießen der Schmelzungen auS mehreren kleinen OSen laSSen Sich B a r r e n erzengen^ größer als eS jeder Bedarf erheifcht. | n einer Londoner Platinfabrik wurden in Solchen Schmelzapparaten fchon ^ Metall anf einmal in Fluß gebracht. D a S umgefchmolzene Platin ift eine Schöne homogene Maffe^ gefügig wie Knpfer und ebenSo leicht zu Verarbeiten. ES läßt fich auch ganz begnem gießen und füllt die Formen gut auS. Infolge diefeS UmfchwungS wird fchon jetzt überall gefchmolzeneS Platin verarbeitet^ und die großen Schwefelsänrekeffel^ diese fonft fo mühevollen .Werke^ werden in Sand gegofSen oder VorgegoSfen. Welche Vorteile die Technik hierin gefunden^ läßt fich fchon daranS ent* nehmen ^ daß gegenwärtig Schwefelfäurekesfel zu etwa ein Viertel der früher gangbaren Preife angeboten find.

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Golde Platin nnd feine Genoffen. Anf den WeltauSfteUnngen pflegen die Fabriken welche fich mit der AuSfcheidnnge Rein* darfteUuug und Weiterverarbeitung der edlen Metalle e nnd namentlich mit der HerSteHnng Von Platingefäßew wie Solche in derchemifchenTechnik gebrancht werden befaSfen beSonderS glänzend vertreten zu Sein. Der GloSfchrant den z. B . Matchey ^ Eomp. 1 8 7 ^ in Wien anSgeStattet hatten enthielt mehrere platindeStiUierblaSen zur Kouzeutrierung der SchweSelSänre^ welche die Kleinigkeit Von einigen 29000 oder ^OOOO Frank jede kofteten. S i e waren ohne Lötung auS eiuem einzigen Stüd Platin hergefteUt. Ein gefchmiedeter Barren von chemifch reinem Platin repräfentierte einen Wert von 2 7 500 Frank; ebenfo waren Legierungen Von Platin und Iridium anSgeStellt; außerdem aber die Begleiter deS platinS: PaUadium Rhodium^ OSminnle denen wir noch einige Augenblicke der Vetrachtuug Schenken woUen. ^aIla^iuut ^ m i n n ^ ^ri^imu. Bon den Begleitern deS platinS findet fich daS P a l l a d i u m in geringer Menge manchmal als gediegener Körper in den platinerzen. ES gleicht dem Platin in Vielen Eigeufchaften in der Farbe ähnelt eS mehr dem S i l b e n fein fpezififcheS Gewicht ift nur halb fo groß wie daS deSplatiuSe nämlich 1 1 ^ - 1 auch ift eS Viel leichter fchmelzbar als diefeS nnd löft Sich Schon in Salpeterfäure. M a n benutzt eS angeblich zu feinen nautifchen Instrumenten ^ da eS dnrch Seewaffer nicht wie Knpfer und Silber anläuft fowie zur Befeftiguug künftlicher Gebiffe und zu Impfnadeln. Intereffant iSt daS Palladium auch durch Seine Verwaudtfchaft zum Wafferftoffe Von dem eS große Mengen aufnimmt indem eS damit SörmlicheLegiernngen bildet in denen daS gasartige Element Sich ganz wie ein Metall V e r h ä l t . Rhodium^ I r i d i n m und Rntheninm laSSen Sich ebenSallS anS der fanren Löfnng abfcheiden nachdem Platin und PaUadinm gefällt worden f i n d . DaS I r i d i u m iSt ein fehr fprödeS Metall nnd für fich w e n i g zu technischer Anwendnng geeignet ES ift der Schwerfte aUer bekannten Körper denn Sein fpezififcheS Gewicht ift 2 2 ^ Man Verfertigte daraus die Spitzen der fogenannten Goldfchreibfedern zieht aber jetzt hierzu daS Rhodium Vor. O s m i u m ift ein Stoff Von anderm Eharakter als die übrigen platinmetalle^ eS ift ein fänrebildendeS Metall e daS als folcheS gar keines technischen GebranchS Sähig Scheint. Beim Glühen Verflüchtigt eS fich als OSminmfänre. Diefe Säure w i r d neuerdings Zu medizinifchen Rwecken äußerlich Verwendet. I m Platinerz findet eS^ fich zu einem größeren Teil mit Iridinm legiert in Form eines fchwarzen PnlVerSe daS den größten Teil der bei der Löfnng in KönigSwaSSer übrig bleibenden Rückstände bildet Diefe haben Sich in den Scheideanftalten bisher überaU in beträchtlicher Menge angefammelt da man Sie nicht zu Verwerteu wußte. Nach den Von DeVille nnd D e b r a y gefundenen Ergebnissen dürften Sie jedoch bald an die Reihe kommen und ihren Gehalt an Iridinm hergeben müSSen. ES hat Sich nämlich heranSgefteUt daß daS Iridium in Viel größerer Menge^ als man glanbte^ dem Platin zugefetzt werden kann und daß deffen gnte Eigenfchaften dadurch n u r gefteigert werden. Bei 1 0 — P r o z e n t Iridiumgehalt widerfteht daS Platin der Hitze und den S ä u r e u beffer nnd ift Viel härter als im reinen Ruftaude; Legierungen mit ^0 oder ^ 0 Prozent Rhodium widerftehen felbft dem KönigSwaffer fast Vollständig. ES zeigt hierbei keinen Nach* teit wenn in die Legiernng auch Rhodinm mit eingeht. Rucheninm hat bis jetzt noch keine Verwendung gefnnden ^erbiu^uugen de^ ^ l a t i n ^ ^ i t Knpfer oder mit Knpfer nnd Rink legiert gibt daS Platin goldahnliche Verbindungen. Vei der Anfertigung künftlicher Gebiffe find Legierungen Von Platin mit Golde S i l b e r oder mit beiden in Gebranch. DaS gewöhnliche LöfnngSmittel deS PlatinS ift daS Ehlor in Form Von KönigSwaSSer; eS entfteht hierbei P l a t i n c h l o r i d e welches in WaSSer mit rötlichgelber Farbe löslich ift. AnS ihm laffen fich die weiteren Verbindungen ableiten die im allgemeinen denen deS GoldeS analog find. S o teilen beide MetaUe die Neignng zur Vilduug Von Doppelfalzen und wie daS Golde So bildet auch daS Platin mit Ammoniak eine explodierende Verbindunge KnaUplatin. Auch mit dem Schwefel Verbindet Sich daS Platin in zwei Verhältnissen und durch Oxydation deS DoppelSchwefelplatinS mittels Salpeterfäure wird fchwefelSaureS Platin* o^yde eine andre gebräuchliche Löfnng e erhalten. AUe Platinpräparate find durch Hitze und reduzierende Agenzien leicht anf daS metaUifche Platin zurückzuSühren. Neuerdings macht man davon in der PorzeUanmalerei Gebrauch zur H^rvorbringung eineS grauen ToneS (platinlüfter).

^lnnutnnnt nnd ^ I n ^ n e f n n ^ ^ i e ^delsteinliefernnten. ^iud ^rden^ ^ie ^ h ^ d e uud ihr ^r^nnnten in den ^del^eiueu und andern Mineralien. .^er^erde und ^ul^erde. ^ie ^eUnng echler ^del^eine dnr^ ^andin^ ^belme^ ^nbre n^ ^ tn. ^ h ^ d e ^ e . ^ Aluminium n^n ^ l e r ^nerSl dargestellt ^en^innnn^utei^de. ^euguug int großen dnr^ ^ire.^enilre. Verschiedene ^arSleHnn^^erfnhren. ^umiuiuntSa^atian in ^r^reich. ^igen^allen de^ ^nntiuiuut^ ^ln. miuiumlechuilt ^ri^en. ^ertneuduug^urleu. ^a^ ^klnntininnt nl^ ^lun^uet^a eine t^er^rte ^dee. Regierungen. ^a^ Ma^ne^iuu^ ^or^outn^en nnd (^en^aften Regierungen nnd ^Sichl^. Dem Kold und Silber Schließen Sich für uns einige Metalle an Welche zwar nicht beanspruchen können, gleiche Wertschätzung als edle zu erfahren, Wie jene, die aber ihrer Verbindungen und teilweise auch des großen Ansehens wegen in das sie sich selbst in der Neuzeit zu bringen Vermocht haben, in deren nächste Nähe gestellt werden mögen, diejenigen Metalle nämlich, welche die basische Grundlage mehrerer Edelsteine bilden. D e r prachtvolle Rubin, der nächst dem Diamant für das edelste Gestein gehalten wird, Stellt uns in feiner chemischen Zusammensetzung eine Verbindung dar, welche neben der Kieselerde wohl die bedeutendste Masse Vaumaterial zur Bildung unsres Erdkörpers gegeben hat. Er ist eine E r d e , wie die Verbindungen gewisser Metalle mit Sauerstoff genannt werden und zwar nichts andres als reine kristallisierte Thonerde, also ein metallisches Oryd, Wenn wir So wollen ein Erz, wie etwa der Roteisenstein ist, nur mit andrer metallischer Grundlage. DaS metallifche Element in der Thönerde ift daS Vor einer Reihe Von Iahren namentlich dnrch Reklamen franzöfiScher Ehemiker oft genannte Alumininm^ Welches darin zu ^

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^oo Aluminium und ^agneftum. Die Ebelfteinlieferanten. 5 4 Prozent enthalten ift; die übrigen Prozent Sind Sauerftoff. Genau dieSelbe Zufammen* Setzung hat anßer dem Rubin noch ein andrer Edelftein^ der Saphir^ der Sich ^ u jenem überhaupt nnr durch die Verschiedenheit der Farbe unterscheidet. Cr ift blau^ wahrend der Rubin mannigfaltige rote FarbennÜaneen zeigt. Die ganze Familie^ der diefe beiden Brüder angehören^ nennt der Mineralog Korund. Sie begreiSt Mineralien in fich^ welche dem Diamant an Härte am nächsten Stehen ^ und dieS Sowohl als ihre große Seltenheit^ ihre ausgezeichnet fchönen Farben^ ihre Dnrchfichtigkeit und ihr Feuer machen dieSe Mineralien Z u den gefnchteften Schmuckfteinen^ Welche in beSonderS Schönen Exemplaren felbft dem königlichen Diamant im PreiSe gleichgestellt Werden. Die fchönften Varietäten kommen auS Eeylon; doch liefern auch Ehina^ Brasilien und Sibirien Steine dieSer A r t Von hohem Wert. Merkwürdigerweise hält die ^one^ welche wir bewohnen^ wie in der Produktion organischer Gebilde^ auch auS dem Gebiete der unorganischen Welt die gemäßigte Mitte. Die blendendften Farben und die phantaftifchften^ reichsten Formen Scheint in der Pflanzen* und Tierwelt nnr der heiße Süden hervorbringen zu können. I n edlen Metallen und koft* baren Steinen dagegen rivalisiert mit ihm der eisige Norden. Taf öftliche Afien^ daS Südliche Amerika und der unwirtliche Ural find die Hauptfundorte nicht nnr deS RubinS und deS SaphirS^ Sondern auch deS Diamantef und der übrigen aristokratischen Suite im Heere der Mineralien. ^ft ja ein Solcher Offizier auS jenem Hauptquartier unter unfre Gemeinen Versprengt worden^ So hat Seine Unisorm in der Regel den Glanz Verloren^ und er Vermag nur durch die inneren Eigenschaften Sich über feine gewöhnliche Umgebung zu erheben. S o kommt bei nnS zwar der Korund auch Vor^ allein in einem Gewände^ in welchem er nicht mehr anf den Namen Rubin oder Saphir Anfpruch machen kann. E r fteUt nämlich eine bläulichgrau geSärbte Maffe dar^ welche S c h m i r g e l genannt Wird. AIS Schmuckftein ift er in diefer Geftalt nicht zu gebrauchen^ allein feine große ^ärte^ welche er unverändert als ^eichen Seiner edlen Herkunft bewahrt hat^ lä^t chn als ein ausgezeichnetes Schleif* material für andre Edelfteine^ Glaf und Metalle nützlich werden. ES ift ein Knecht mit adliger GeSinnnng^ durch die er immer noch andern Schliff und Politur beibringt. | n all diefen Subftanzen finden wir die Thonerde rein^ mit keinem andern Stoffe Vermifcht^ aufgenommen die unbedeutenden Beimengungen^ Welche die Verfchiedene Färbung bedingen und die in der Regel Spuren irgend eines MetaHo^ydef find. | n unzähligen andern Mineralien aber treffen wir die Thonerde mit noch andern Körpern VergefeUfchaftet^ und in diefen Verbindungen macht fie eben einen Hauptbeftandteil nnfrer Gebirge auS. D e r gewöhnliche Töpferchon^ die Porzellanerde^ die Walkererde^ der Lehm und ähnliche Sub* ftanzen bestehen auS Thonerde und ^iefelfaure in Verbindung mit chemisch gebundenem WaSSer. AHe dergleichen Vorkommniffe find aber erft Sekundäre Produkte. S i e Sind ent* Standen durch Umwandlungen kristallisierter Mineralien ^ Welche den Einwirkungen der Atmosphäre^ def WaSSerS^ der TemperatnrVerändernngen mit ihren teils mechanisch^ teils chemisch Wirkenden KräSten nicht dauernden Widerftand zu leiften Vermochten. Meift find fie erzeugt durch Verwitterung def ^eldSpatf^ eines Mineral^ welches^ auS kiefelfaurer Thonerde und einem kiefelSauren Allali beftehend^ in nur wenigen GebirgSarten Sehlt und durch feine ^erfetzung^ bei der die löf lichen Beftandteile durch daf Waffer fortgeführt werden^ die chonigen Maffen als unlösliche Rudera zurückgelaffen hat. Die Porzellanerde und alle Verwandten Verbindungen find die Uberbleibfel zerSetzter Granite^ Klingfteine^ Porphyre und ähnlicher ^elfarten^ an deren Z^ammenSetzung der FeldSpat den WeSentlichften Anteil hat. Außer in dieSen Mineralien iSt die kieselSaure Thonerde ^ neuerdings AluminiumSilikat genannt^ noch in einer großen Zahl andrer enthalten^ die ein größeres IntereSSe Sür Sich nur Von den Mineralogen in AnSvruch nehmen. Wichtig aber wird Sie für unS ganz be* Sonders wieder da^ wo Sie in GeSeHSchaft mit ähnlich gearteten Körpern^ wie Sie Selbft einer ift^ auftritt. Solche Körper^ Erden^ find die B e r y l l e r d e und dieMagnefia oder B i t t e r * erde^ Von denen aber nur die letztere eine größere Verbreitung auf der Erde hat und unter anderm einen Beftandteil deS Dolomit^ MagUeSitS^ Serpentinf und Vieler andrer Mineralien bildet^ auch unter den Bestandteilen der Afche der organifchen Welt eineRoUe fpielt^ während die erftere fich nur in einigen wenigen Mineralien findet. Die BeryUerde b e f t ^ t auf Beryllium und Sauerftoff^ die Magnefia auf Sauerftoff und Magnefium; Beryllium wie MagnefiUm find zwei Metalle^ die fich auf ihren Oxyden gerade fo Wie daS Aluminium auf

Edelfteinfabrikation. ^ geeignete Art darftellen laSSen^ und Von denen daS letztere wenigftenS nnfre Aufmerksamkeit noch beSonderS in Anspruch nehmen wird. Diefe Erden inSgefamt haben ebenfalls fehr noble Tendenzen; eine große ^ a h l der feltenfteu Edelsteine wird auS ihnen gebildet. S o ift der Spinell eine Verbindung Von Thonerde nnd MagneSia; Smaragd^ V e r ^ Aguamarin beStehen anS kieSelSaurer Thonerde und kieSelfanrer VeryHerde (BeryUinm* nnd AluminiumSilikat) ; der Granat zeigt in Seinen Verschiedenen Abarten eine noch größere Mannigfaltigkeit^ indem eS Granaten gibt^ die anßer dem Alnminnmfilikat nnd EiSenSilikat noch Kalk*^ Mangan*^ MagneSinm* und EhromSilikat enthalten. ^m TopaS ift das Alumininm an Fluor gekettet und im Verein mit Schwefelnatrium^ Schwefeleifen und Kiefelfänre findet fich die Thonerde im Lafurftein^ der als LapiSlazuli immer noch eine^ wenn anch geringere Anziehungskraft nnter den Schmuckfteinen ausübt. Diefelbe Farbe^ welche daS Vlan im LapiSlazuli bildet wird fchon lange mafSenhaft im großen dargefteUt und als Ultramarin VerkauSt. Die chemisch reiue Thonerde^ daS A l u m i n i u m o ^ iSt küuftlich dargestellt^ eiu Weißes^ geruch* nnd gefchmacklofeS Pulver^ uulöSlich in Waffen im gewöhnlichen Ofenfeuer ganz unfchmelzbar. ^ e I ^ i u ^ b r i ^ a t i o n . | n der Hitze^ Welche daS KnaUgaSgeblafe zu erzeugen Vermag^ ift eS jedoch gelnngen^ kleine Ouautitäten Thonerde zu Schmelzen^ nnd mau hat auS Solche WeiSe küuStliche Edelfteiue erhalten^ denen man durch Eifeu* oder Ehromo^yd die fchöne Farbe der natürlichen geben konnte. ^n Paris find dahin zielende Verfnche in großer ^ahl angeftellt worden^ allein wenn auch die fo dargeftellten Rubine Von den natürlichen dnrch nichts fich nnterfcheiden^ da fie mit denfelbeu nicht n u r in bezug anf Glanz ^ Farbe nnd Härte^ fondern anch^ WaS die KriftaHSorm anbelangt^ Vollständig übereinstimmten^ So genügte doch dieSe Methode der EdelfteinSabrikation nichts weil die zu Gebote Stehende Hitze viel zu gering war^ nm einigermaßen größere MaSSen in F l u ß zu bringen. G a u d i n berichtet ZWar^ daß er im KnaUgaSgebläSe reine Thonerde zu einer hafelnußgroßen ^ waSSerhellen Korundkugel znfammengefchmolzen habe^ Welche im I n n e r n eine mit Kristallen ausgekleidete Höhle gehabt habe; daS Verfahren war aber doch zu mühfam^ als daß er eS zur Darstellung künstlicher Edelsteine im großen hatte anwenden können. Ebenfowenig^ wie mit reiner Thonerde^ Waren mit Gemifchen^ welche die ^nfammenSetznng deS V e r ^ G r a n a t n. f. w. repräfentieren^ gÜnftige ErSolge anS dem Wege der Schmelzung zu erlangen. Dagegen haben BerSahren^ Welche Von andern chemifchen VorauSfetzungen ausgehen^ in der Darstellung künftlicher Edelsteine zu Resultaten geSührt^ Von denen eS nur Verwunderlich ift^ daß Sich ihrer die Technik noch nicht zu weiterer AnSdehmmg bemächtigt hat. DaS Verfahren^ welches E b e l m e n in Paris einfchlng^ gründet Sich auS Folgendes: E S gibt Stoffe^ welche die Eigeufchaft befitzen^ Sich mit den Erden (Thonerde^ Talkerde u. f. w.) Zu Verhältnismäßig leicht Schmelzbaren Verbindungen zu Vereinigen^ bei einer Hitze aber^ wie fie in einem Porzellanofen erzengt werden kann^ zu Verdampfen uud fich auS jenen Verbindungen wieder zu ifolieren^ fo daß die Erden dabei auSgefchieden Werden und wieder in ihren unlöslichen ^uftand übergeheu. Unter dieSe Subftanzen gehört Vor allen Dingen die Borfaure^ daS borfaure Natron (Vora^ kohlenfaureS Kali^ kohleufaureS Natron und noch einige andre. Wenn man alfo diejenigen Veftandteile ^ anS denen z. B . der Spinell (Talkerde und Thonerde) befteh^ in fein pnlverifierter F o r m und^ in den betreffenden Ge= wichtSVerhaltniffen gemengt^ in fchmelzende Vorfaure allmählich eintragt den Tiegel aber^ der das Gemenge enthält^ nachdem fich alleS gelöft und in ein ruhig fchm elendes GlaS Verwandelt hat^ noch einige ^eit einer gefteigerten heftigen Hitze anSfetzt und dafür forgt daß fich die Luft über dem Tiegel fortwahrend erneuert ^ fo wird fich ein großer Teil der Borfäure Verflüchtigen uud der zurückbleibende ReSt Schließlich nicht mehr im ftande fein^ die ganze Thonerde und Talkerde in Löfung zu erhalten. Ein Teil^ deffen BorfaureAguiValent Verdampft ift^ wird Sich anSfcheiden^ und ganz wie im S a ^ daS fich auS Seiner Verdunstenden Löfuug abSetzt^ wird der frei werdende Teil Kristalle Von Thonerde^ Talkerde oder Spinell bilden. Diefe Kriftalle laffen fich durch ^ufatz Von Metalloiden zu der Schmelzenden Maffe färben; So bewirkt Ehromo^yd eine rote^ Kobalto^d eine blaue^ Eifeno^ydul eine grüne Farbe^ wie Sie den Ehr^foberyU auszeichnet u. f. w. Ebelmen hat anf diefe Weife eine große Anzahl Von Edelsteinen künstlich dargestellt indem er Sich bald der Borfäure^ bald andrer Subftanzen als LöfungSmittel bediente.

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Aluminium und ^agneftum. Die Ebelfteinlieferanten.

Außer diefen koftbaren Produkten erzeugte er auch eine große Menge Von Mineralien deren DarfteHung zwar Weniger ein fo allgemein praktifcheS Intereffe bietet wie die der Edelfteine e welche aber Sür die Verteilung der H^ochefen über die Entftehung der Mineralien ihr AuSfcheiden auS der urfprünglichen GefteinSmaffe^ mithin über die aU* mähliche VildnngSweife und Metamorphofe deS feften GerüfteS unfrer Erde Von der größten Wichtigkeit find: ein neuer Beweis^ wie eng die materieUen Vedürfniffe der Menfchheit an die Löfuug oft fcheinbar fehr weit abliegender wiffenfchaftlicher Probleme geknüpft find. Und nicht nur Mineralien wie wir fie in der Natur auffinden fondern auch folche find im engen Laboratorium erzeugt worden die in den weiten Ländergebieten ^ welche der Menfch durchfucht hate noch nicht auf oder in der Erde angetroffen worden find. S o ergänzt der Forfcher die fchöpferifche Tätigkeit der Ratnn welche e den Reichtum ihrer Produktion aUenthalben zu entwickeln felbft in allen ihren Reichen nicht genugfame Gelegenheit findet indem er die Bedingungen Verändert nnd fo die Bildung neuer Produkte Veranlaßt welche nnter gleichen Verhältniffen aUerdiugS anch ohne fein ^uchun entstanden Sein würden. Dadurch öffnet er unS manche Lücke e durch die hmdnrch wir einen Vlick in die hinter unS liegenden Epochen der Erdbildung wagen dürfen. D a u b r t St. E l a i r e * DeVille uud E a r o n ^ welche ^ namentlich der erft* genannte — Sich um die Erkenntnis der MineralgenefiS und um die DarfteUuug Von künft* lichen Edelmetallen große M ü h e gegeben haben wendeten ein etwas andres Verfahren an. S i e ließen die Thonerde anS gaSSörmigen VerbindnUgeU Sich aaSfcheiden uud Vermochten auf diefe Weife günftigere Bedingungen für die Entftehung großer Individuen zu erreichen als Ebelmen der fie auS flüffigen Anflöfnngen heranSkriStallifieren ließ. D a n b r e z^ V. erhitzte Fluorfilieinm und leitete die Dämpfe über pulverförmige reine Thonerde. Dabei Zerfetzte Sich daS FluorSilieium dergeftalt daß Sich Fluoralumininm nnd Kieselfäure bildeten indem der Sauerftoff der Thouerde mit dem Silieium ^iefelfäure bildete e daS F l u o r aber mit dem Sreigewordenen Aluminium zu Fluoraluminium zusammentrat. D i e Kiefelfäure Verbiudet fich nun mit Thouerde^ welche Sich noch zur Geuüge Vorfindete und die kieselsaure Thonerde Vereinigt fich mit dem Fluoraluminium zu einem Doppelsalze welches in chemifcher Rnfammenfetznng ganz dem T o p a S entfpricht Die Maffee welche Daubre erhielte beftand in der That auch durch und durch auS kleinen TopaSkriftaUen. D i e Edelfteinee wie aUe übrigen Mineralien ^ find — wie fchon beiläufig erwähnt wurde — nicht etwa wiUkürliche Rufammenhänfungen ihrer Bestandteile^ Vielmehr find eS Doppel* uud mehrfache Verbindungen dereu einfachere Beftaudteile iu fehr fimplen Ver* hältniffen zu einander ftehen. Der Ver^H z. V . befteht auS Kiefelfäure e Beryllerde und Thonerde e fo d a ß ftetS auf ein Molekül VeryUiumsilikat zwei Moleküle Alumininmfilikat kommen. Wenn man nun in einer Röhre ein glühendes Gemenge von VeryUerde und Thonerde der Einwirkung Von Fluorfilieiumdampfen auSfetzte fo entfteht jener Doppel* Verbindung zugefallen Von felbft aUemal eiu Molekül BeryUmmsilitat wenn zwei Moleküle Alumininmfilikat gebildet Werden ; die Entftehuug deS einen regt die Eutftehung deS andern an. N u r ift zu berndfichtigen daß diejenige Erdee zu deren MetaU daS Fluor iu der Glühhitze die größte Verwaudtfchaft h a t im Uberfchnß angewendet werde e damit die Bildung der Kiefelfäure auf keine Schwierigkeiten ftoße. Und Wie TopaS und VeryUe fo k a n n man durch entfprechende Darbietung andrer Erden und fonftiger Veftandteile auch zahlreiche andre Mineralien herfteUen. Freilich ift ein ^belftand bei dem Danbrefchen Verfahren: die ganze Maffe bäckt Zufammen und die im I n n e r n befindlichen KriftaUe find fchwer ifoliert und Von praktifch Verwendbarer Größe zu bekommen. Diefem Rachteil begegnen die Methoden deren fich S t . Elaire-DeViUe uud Earon bedienen. Fluoraluminium und Vorfänre Verwandeln Sich beide in großer ^itze iu Dämpfe; leitet mau diefe Dämpfe zufammen fo erfolgt nach bei* Stehendem Schema eiue chemifche Rerfetzung:

Daf Aluminium^ ^01 DaS Fluor Verbindet Sich mit dem Vor der Borfäure^ welche anS Vor und Sauer* ftoSS beSteht^ ^ ^luorbor. D e r Sauerftoff der B o r f a n r e dagegen geht au daS aus dem Fluoralumininm fich auSfcheidende Aluminium und bildet dan^it Thonerde ^ welche^ indem Sie plötzlich auf einer gaSSörmigen Verbindung Sich abscheidet^ Von dem VeStreben geleitet Wird^ Kristalle ^u bilden. Dauert mm die ZufauimenSührung Von Fluoralumininm* und Borfäuredampfen längere Zeit Sort^ So Werden die entstehenden KriStaHiudiViduen immer mehr und mehr durch neuen Anfatz Sich vergrößern^ und eS iSt den Entdeckern dieSer Methode gelungen^ auf diefe Weife farblofen Korund d a r s t e l l e n ^ deSSeu einzelne Völlig durchsichtige ^riftaUindiViduen eine Größe Von über ^ nun hatten. Leider fehlte den Kriftallen die einer Solchen AuS* dehnnng entsprechende Dicke ^ durch welche allein erft fie als Schmuck^ Steine Verwendbar Werden. Wenn m a n Fluorchrom z^etzte^ eine S u b * ftanz^ die in der ^tze ebenSallS flüchtig ift^ fo erfchienen die Korund* kriftaUe gesarbt und Stellten bald rote Rubine^ bald blaue S a p h i r e dar ; auch fanden fich grüne KriftaUe^ die ihre Farbe ebenfalls dem E h r o m Verdankten^ und die dem in der N a t u r nur höchst feiten Vorkom* wenden orientalischen Smaragd ent* Sprachen. Daf Chrom Vermag alfo wahrscheinlich in drei Verschiedenen Berbindungen als färbende S u b * Stanz aufzutreten. Statt Fluor* aluminium allein kann man ein Gemenge mit FluorberyUium an* wenden^ wodurch man Ehryfoberyll erhält u. S^w. Bedingungen der Herstellung gro^er^ zu Schmnckfteinen geeigneter KriStaUe würden fein ein allmähliches Erhitzen der zu Verflüchtigenden Körper^ dann gleichmäßige Erhaltung der höchsten Temperatur^ die aber nie höher gesteigert werden darf^ als zur langfamen Verdunstung gerade erSorderlich iSt^ um eine nie unterbrochene ^ aber immer nur in geringen Mengen Statthabende Auf Scheidung der Edelfteinmaffe zu unterhalte^ endlich daf Arbeiten mit möglichst großen Quantitäten. ES dürSte Sich Vielleicht auch noch Vorteilhaft erweifen^ die Borfäure einefteilf Sowie die Fluormetalle andernteils in gefonderten Gefäßen zu erhitzen und in einer gemeinsamen Vorlage^ in welche man die Dämpfe leitet^ erft die gegenfeitige Einwirkung Vor fich gehen zu laffen^ da die ^itz^rade der Verfluchtigung für die Verschiedenen Subftanzen Verschieden hoch fiud. Wichtiger für die P r a x i s aber als die künftlichen Rubine^ Saphire und Smaragde Sind zur Zeit noch die ThonerdeSalze ^ unter denen der Alaun die erfte Stelle einnimmt. W i r kommen bei einer Späteren Gelegenheit noch auSSührlicher auf feine Darstellung und Verwendung zu Sprechen. ^ ^luuüuium^ Nachdem DaV^ die Alkalien als Verbindungen eigentümlicher Metalle mit Sauerstoff erkannt und Kalium und Natrium auf dem Kali uud Natron dargeftellt hatte^ Schloß man mit Recht auch auf Metalle in den Erden^ und ef lag nahe^ nach demjenigen Metall zu forfchen^ Von dem man wußte ^ ohne daß man eS aber je gefehen hatte^ daß ef in der Thonerde enthalten Sei. Die DarfteHung deS A l u m i n i u m f ^Von ^buninia^ die Tl^onerde^ abunen lateinische Benennung def Aloun^ gelang zuerSt dem deutschen Chemiker W ö h l e s der in den zwanziger | a h r e n bereits ein Verfahren angabt noch welchem daSfelbe auf feinen Verbindungen

^oo Aluminium und ^agneftum. Die Ebelfteinlieferanten. abzuscheiden fei nnd welches Von TeVille zu Anfang der fünfziger Jahre ohne Ändernng noch befolgt wnrde. Nach diefem Verfahren wurde Von den Chemikern dann und wann die Bereitnng deS Aluminiums als ein Experiment in den Laboratorien vorgenommen. Natürlich ftellte man Unr immer fehr geringe Quantitäten her^ denn die bekannt gewordenen Eigenschaften deS neuen Körpers ließen Von einer großartigeren Gewiunungsweife Weder f ü r die Wiffenfchaft noch f ü r die Praxis etwaS Erhebliches hoffen. AIS aber der fchon genannte franzöfifche Ebemiker S t . Elaire*DeViUe in Paris große Quantitäten diefeS Silberweißen Metall^ welches in Vielen feiner Eigenschaften Von den übrigen Metallen auf eine fo eigentümliche Weise abftach^ daß eS fchon dadurch dem großen Publikum höchst merkwürdig werden mnßte^ auS der allgegenwärtigen und überall nmfonft ZU habenden Thonerde darfteHte^ da jubelte die ganze Welt über daS ^neue Metall^ nnd gab fich^ dnrch die überschwenglichen Schilderungen der unkundigen Preffe aufgeregt^ mit EntZücken den hochfliegenden Träumereien hin^ nicht ahnend^ daß ihm etwaS längft Bekanntes aufgetifcht worden fei. Nie hat man den Thon mit größerem Refpekt betrachtet^ als da man erfuhr^ daß derfelbe ein E r z Sei^ anS dem man wie auS den Eifenerzen ein M e t a l l heranSfchmelzeu könne^ Von welchem man hoffte ^ daß eS dem Silber den Rang ablaufen werde. | n waS fich DeViUeS Arbeit Von der WöhlerS unterschiede ^aS war — ganz abgefehen noch davon^ daß der Gedanke ^ die Erfindung^ dem deutschen Fächer gebührt ^ Weiter nichts als die größere M e n g e AlnmininmS^ welche jener dargeftellt hatte. D a z u aber war nichts weiter nötig gewefen als Geld. Und dies hatte die franzöfifche Regierung gefchafft deren KafSen den Unternehmungen immer offen Standen^ welche die Phantasie der neuigkeitsdürftigen ^anptftadt zu befchäftigen^ den Eigendünkel ihrer zu einem großen Teil kindifchen Bewohner zu kitzeln geeignet fchieuen; fo wnrde auch DeviUe in den Stand gefetzt ^ feinen Berfuchen die größte Ausdehnung zu geben. Die ^ r a n d c nation fah im Geifte die ganze herrliche Armee fchon in blitzenden Alnminiunchelmen und Alnmininmkür äffen und fich als die Schöpferin einer epochemachenden ^ndnftrie. Nun hoben fich jene anfänglichen Schwärmereien^ welche anch in Deutfchland einen Ziemlichen Rachklang fanden^ im Lanfe der ^eit allerdings^ wie die VornrteilSfrei Blickenden VorauSfahen^ sehr abgekühlt^ fo daß man jetzt kaum mehr davon bemerkt ^ alS dann nnd w a n n eine ephemere Zeitungsnotiz über eine Verfuchte neue Anwendnng; indeffen hat ihrer ^ e i t die Sache die Gemüter doch zu viel bewegt uud der Name A l u m i n i u m ift zu lange Stichwort gewefen^ als daß wir nicht an diefer Stelle daS Hauptfächlichfte über feine Dar* fteUuug^ Seine EigenSchaSten und Verwendnngen zuSammenSteUen Sollten. Um daS Aluminium auS Seinen Verbinduugen abzuscheiden^ Verfolgt man daSfelbe Prinzip^ welches bei der Gewinuuug deS EifenS auS feinen Erzen angewendet wurde ^ daS heißt ^ man macht daS Metall frei ^ indem man einen Körper anf die Thonerde einwirken läßt^ der eine größere Verwandtfchaft zum Sauerftoff derselben hat alS daS Aluminium. Solche Körper find nun die leichten Alkalimetalle ^ Kalium und Ratrium^ welche D a v y Z u e r f t auS den Alkalien ^ Kali und Ratron ^ dargeftellt hat. Sie Verbinden fich fo begierig mit dem Sanerftoft daß fie fich an der Luft rafch in O^yd Verwaudeln; auf Waffer fchwim* mend Verbrennen fie^ indem fie daS Waffer zerfetzen und fich den Sanerftoff deSfelben an* eignen; ihre Verwandtfchaft zu Ehlor^ Flnor U. f. w. ift nicht minder groß. M a n könnte nun die Thonerde direkt durch Kaliummetall zerfetzen^ indeffen hat eS fchon Wolter praktifch für Vorteilhafter gefunden^ ftatt deSfelben daS E h l o r a l u m i n i n m anznwenden^ und fpäter ift durch Rofe in Verlin das F l u o r a l n m i n i n m an deffen Stelle getreten^ deffen Berei* tung nur geringe Umftände machte da eS fchon ziemlich rein in einem in Grönland maffenhaft Vorkommenden Minerale^ dem K r y o l i t h ^Fluoraluminiumfluornatrinm^ enthalten ift. Man fchichtet diefelbe ^ gleichviel welche Von beiden Verbindungen man nimmt ^ die Thonerde oder daS Ehloralnminium — mit Kalium in einem Tiegel ^ fo daß abwechfelnd ftetS eine Lage Kalium anf eine Lage der AlumininmVerbindung folgt. DaS Gemenge wird allmählich erhitzt. Schon bei ziemlich niedriger Temperatur fängt daS Kalinm an zu fchmelzen und Zerfetzt fogleich die nächften Partien deS SalzeS ^ indem eS fich z. B. bei Ehloralnminium mit dem Ehlor zu Ehlorkalium Verbindet^ daS Aluminium aber frei machte welches man als graueS Pnlver beim Auflöfen der gefchmolzenen Maffe in Waffer anf dem Boden deS GefäßeS findet Der chemifche Prozeß ^ der bei diefer ^erfetzung Vorgeht ift fo energifch^

Fabrikmäßige DarfteHnng deS Aluminiums in Frankreich.

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daß die ganze Maffe in die heftigfte Glühhitze gerät ^ uud man deshalb auch S o r g e zu tragen hate daß der Tiegel nicht zerfprengt wird.

Genan nach diefem Von Wöhler angegebenen Verfahren Stellte 1858 DeViUe Sein Aluminium her. Späterhin Sind einige Abänderungen getroffen worden ^ die aber daS Wefentliche nicht berühren. Anftatt deS Kaliums wandte man daS ganz aualog Sich ver* halteude wohlfeilere Ratrium an^ uud die franzöfifche |nduftrie bedient Sich dieSeS MetaUS ausschließlich. Räch andrer Richtung h^ Versuchte man die koftfpieligen leichten Metalle ganz Zu umgeben e indeffen ift darin zur Zeit ein praktischer Erfolg noch nicht erreicht. Die Alnmininmtechnik verarbeitete bis in die Reuzeit e wo ein elektrochemisches Verfahren in England aufgetaucht ifte über deffen Erfolge indeffen nichts RähereS bekannt ifte immer nur Metall e Welches durch Reduktion mit Ratrium gewonnen wird. Vei der Anwenduug Von Ehloraluminium im großen^ daS man fich erft auf ziemlich mühfame Weife herzustellen hat^ Setzt man denselben e um Seine Flüchtigkeit in hoher Temperatur zu verringern ^ Koch* Salz zu^ TiefeS Gemifch wird zu 10 Teilen mit 5 Teilen Kryoliche der als Flußmittel diente vermengt^ dann mit 2 Teilen Ratrium auf die glühende ^erdfohle eines Flamm* ofenS gebracht uud hier fo lange der Einwirkung einer Starken Hitze anSgefetzt^ bis daS Ganze eine ruhig fchmelzende MaSSe bildet. Tiefe wird fodann durch ein Stichloch ab* gezogeue fo daß zuerft die Schlacke und hierauf erft daS Aluminium fließt; daS letztere reinigt man durch Umfchmelzen in Graphittiegeln. Die Herfteüung eines reinen EhloraluminiumS Verlangt eine reine e nicht an Kiefel* fäure gebundene Thonerdee nnd für die Alumiuiuminduftrie war daher daS Ausluden eines Minerals e welches diefelbe enthält e Von Wichtigkeit. Ein folcheS wird im Var (GebirgS* paß Von OUionleS bei Toulon) bergmännifch gewonnene befteht in der Regel auS 69 Prozent Thonerdee 25 Prozent Eifeno^yd^ 8 Prozent Kiefelfäure und 12 Prozent Waffer und wird B a u x i t genannt Denfelben chat man fpäter auch noch an andern Orten gefunden^ fo in der Gegend von ArleSe Wiener*Nenftadt Feiftritz u. f. w. Wie Schon erwähnte kann man ftatt deS EhloraluminiumS auch zugleich fein pnlVeri*

fierten Kryolich anwenden den man mit entwäSSertem KochSalz und Ratrium in großen guß* eiSernen Schmelzliegeln Schichtet u n d in einem guten Ofen bis zum Völligen Schmelzen der MaSSe erhitzt DaS reduzierte Aluminium fammelt Sich a m Boden an.

^abri^m^ige ^ar^ellnng de^ ^lmuiuium^ in ^ran^reich. Tas Minerale welches man in Frankreich wo die Alnmininminduftrie Sich am lebhafteren entwickelt hate zur Ve* reitung Verwendete ift der bereits erwähnte Van^it; Von der in ihm enthaltenen Thonerde ift nur ein Sechstel an Kiefelfänre gebnnden die übrige Srei Vorfanden e alfo in einer leicht rednzierbaren Form. Behufs der Aluminiumdar Stellung wird eS gepnlVerte im Verhältnis Von ^ zu 5 mit kalzinierter Soda gemifcht und auS dem Voden eines Flamm* oSenS erhitzt. ^n dem Maßee wie die ^itze fteigt e Verliert die Kohlenfäure ihre Ver* Wandtfchaft zu dem Ratron e Sie entweicht endlich und daS letztere geht mit der Thonerde eine Verbindung eine welche im Waffer löslich iSte Während daS etwa in dem Mine* rale oder iu der Soda enthalten gewefene Eifen unlöslich wird und durch Filtrieren ab* gefchieden werden kann. I n daS klare Filtrat leitet man Kohlenfäure e welche jetzt in der Kälte und in wäfferiger Löfung wieder geneigt i f t e Sich mit dem Ratron zu Verbiuden. Dabei Scheidet Sich die Thouerde als eine gelatinofe MaSSe auSe welche felbft im getrockneten Zuftande noch ^ ^ 4 0 Prozent WaSSer gebunden enthält: eS ist T h o u e r d e h y d r a t e nenerdingS Alnmininnchydroxyd genannt AuS dieSer Thonerde Stellt man Sich als zur Aluminiumbereitung zweckmäßigeu Körper eine Verbindnng Von Ehloraluminium mit Ehlor* natrium auf folgende Weife dar. Man bereitet auS der erhaltenen Thonerdee reinem Kochfalz und Semem ^olzkohlepulVer in entsprechenden Mengenverhältnissen etwa fauftgroße Kugelu und fchichtet diefelben in der Weife^ daß zwifchen ihnen genug ^Wifchenraum b l e i b t e in einer Retorte auSe Von deren KeStalt und Vetrieb die Fig^ 185 eine AnSicht gibt. Um dieSe Abbildung aber VoUftändig zu Verftehen ^ Wird eS notwendig Seine den Vorgang der chemischen UmWandlnng Vorher inS Ange zu faffe^ welcher in tiefer Retorte eingeleitet Werden foU. ES wird nämlich jenes KemiSch in der Glühhitze einem Strome Von EhlorgaS anSgeSetzt welcher durch die BerwandtSchaft die zwifchen Ehlor nnd Alnmininm befteht bewirkte daß sich der Sauerstoff der Thonerde Von dem Aluminium trennt nnd fich mit der

^oo Aluminium und ^agneftum. Die Ebelfteinlieferanten. Vorhandenen Kohle zn Kohleno^ydgaS Verbindet während an Seine Stelle Ehlor tritt. DaS Kochleno^ydgaS entweicht nnd nimmt auch eiuen Teil deS gebildeten EhloraluminiumS als Dampf mit fort. Der andre Teil aber Verbindet fich mit dem Ehlornatrium zu einer Doppelverbindung e Welche gleichfalls flüchtig ift und in einer Vorlage anfgefangen nnd kondenfiert Wirde während die nicht tondensierbaren Gafe dnrch die Effe abgeführt werden. I n nnfrer Abbildung ift nnn ^ die Offnnng e dnrch welche daS mittels der Röhre B zngeleitete EhlorgaS in die Retorte ^ eingeführt W i r d e I ^ die Vorlage^ in der fich die DoppelVerbindung der Ehloride Verdichtet; durch ^ entweichen die untondenfierbaren Gafe^ Von ^ anS wird die Retorte geheizt uud in den Afchenranm werden die abgetriebenen Rüd* ftände hinabgedrüdt wenn der Prozeß beendet ift. I n den franzöfifchen Fabriken gecht der* selbe Tag und Rächt unanSgefetzt und eS ift ungefähr aUe zwölf Stuuden eine Befchiduug mit neuem Materiale notwendig. DaS iu der Vorlage fich fammelude P r o d u k t Natrinm* alnminiumchloride ift Von grünlichbrauner Farbe^ leicht opalifierende und erinnert in Seinem AuSSehen an Kolophonium. Rur Reduktion diefeS Körpers bedarf man nnn^ wie nnS bereits bekannt i f t eineS andern Stoffe der mehr Verwandtfchaft zu dem Ehlor hat als daS Aluminium nnd diefeS auS feiner Verbindnng frei machen kann. Wir wiffen daß daS NatriummetaU als ein geeignetes Reduktionsmittel in Ge* brauch ifte uud iudem wir aUeS übrige^ waS fich auf die Gewinnung diefeS Me* taUS bezieht^ als bekannt VorauSfetzeUe gehen wir fogleich dazu übere feine Ver* wendnUg zu dem in Rede ftehenden Rwecke inS Ange zu faffen. DaS Ratrium wird zu diefem Ve* hnfe auf geeiguete Weife und unter Ab* haItnng der atmofphärifchen L ü f t e am beften uuter Steinöt in etwa nußgroße Stücke gefchnitteU. DaS Ehloralummium ift inzwifcheU innig mit KryolichpnlVer gemengt wordene uud in diefeS Gemenge werden die Ratriumbrocken eingemifcht die einzelnen Partien diefer Mifchuug ^ t ^ u ^ ^ di^ ^ar^uuu^ d^ ^ u ^ ^ ^ ^ r i d ^ aber fo rafch wie möglich durch die obere Offnnng deS in Fig. 1 8 6 abgebildeten Flammofens anf den Herd deSfelben gegeben und aUe Offnuugeu und Rugängee dnrch welche atmoSphärifche Luft eintreten könntee dicht Verfchloffen. Unter lanter einzelnen fchwacheu Detonationen erfolgt nun im Innern deS OfenS die Rerfetzuug der Chlorverbindung durch daS Natrium. I f t aUeS rnchig geworden so läßt man deu Ofeu etwa noch eine Stuude ftehene ehe man chn öffnet Die MaSfee welche im Innern infolge der durch die Rerfetzuug bedeutend gefteigerten Erhitzung gefchmolzen ifte hat fich nach dem fpezififchen Gewicht in Verschiedene Schichten gefonderte welche daS AlnminiummetaH einfließen. Die leichteren e hauptfächlich auS den Beftandteilen deS KryolithS und KochfalzeS begehenden Schladen liegen über dem Metall und werden e foweit fie nicht felbft fchon über den an einer Seite niedrigeren Rand deS HerdeS gelaufen find nnd fich in einem befonderen Raum gefammelt haben e Von diefem mittels Krüdeu heruntergezogen. DaS MetaU felbft wird für fich herausgebrochene uud anS den zu unterft liegenden Schweren Schladen e Welche noch Viele kleine Aluminiumkugeln eingefchloffen enthaltene Werden diefe auch uoch gefammelt indem man die Maffe pulverifiert und einem Schlämmprozeß unterwirft ^igeu^chl^n de^ ^ l n m i n i u u ^ . TaS auf eine oder die andre Art gewonnene Alu* minium ift ein MetaU Von filberweißer Farbe e die eS aber nnr in ganz reinem Ruftande befitzt und auch dann n n r dauernd behält wenn eS gnt poliert ist. Gewöhnlich erscheint eS mit einer ^berflächee welche der Farbe nach zwifchen dem Platin und Rinn fteht. ES ift

Alnmininmtechnik. n u r 2 ^ m a l Schwerer als daS Waffen gleichgroße Stücke Sind alfo fünfmal leichter als Silberne uud Siebenmal leichter als goldene. ^n bezug auS Seine Festigkeit ähnelt eS in ge* goSSenem ^nftande dem MeSSing; eS iSt ziemlich zahe^ läßt Sich hämmern ^ walzen und zu D r a h t ausziehen. Ebeufo kann man eS preSfen uud treiben^ wobei eS aber zweckmäßig ift Sich eineS ^irniffeS auS Terpentinöl nnd Stearin zu bedienen^ mit dem man daS Metall überzieht. J n Seinem chemischen Verhalten zeigt eS eine große Verwandtschaft zum SauerStoff ^ weshalb eS anch in der N a t u r nie gediegen gefunden wird und in regulinischer Form den Einwirkungen chemischer Reagenzien gegenüber eine große Unbeständigkeit zeigt. Von ganz reinem Waffer wird eS nicht angegriffen^ wohl aber Von alkalischen Flüffigkeiten^ und eS löft Sich unter Waffcrftoff entwickelung fehr leicht wenn im Waffer eine freie S ä u r e ent= halten ift^ mit der Sich die Thonerde verbinden kann. Konzentrierte Sänreu greifen eS langfamer an. Man hat diefen letzteren Umftand immer in erSter Reihe hervorgehoben^ um auf die vollständige Unzerftörbarkeit deS Metalls hinzuweisen. EbenSo gnt könnte man aber daS Eifen ein beftandigeS Metall nennen^ weil man auS eiSernen Retorten nnbefchadet die ftärkSten S ä u r e n destillieren kann^ während eS doch im Freien eine Beute deS WaSSerS uud der Luft wird. ^lnminiUUlterhni^. W a s kann man nnn von einem Metall erwarten^ daS Von fchwachen Alkalien fowohl als Von Schwachen Sauren angegriffen wird^ da eS ja kaum eine Flüffigkeit gibt^ die nicht hinlänglich fanrer oder alkalifcher Natur wäre^ um die äußere^ fchöne Oberfläche deS Aluminiums fehr bald zu zerftören oder eS in feiner ^ ^ ^ ^ ^ ^ ganzen Mafse allmählich aufzuIöfen^ ^^^ ^ ^^ ^ ^ ^^ ^ Thee^ Wein^ Bier^ Kaffee^ alle Frucht* ^ ^ ^ ^ ^ fäfte find Vernichtungsmittel ^ feIbft ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ der Schweiß beraubt ihn Seiner Po* litnr ^ indem er Aluminiumfchmuck ^ ^ ^ ^ ^ oberflächlich angreift und die Bildung ganz gewöhnlicher Thonerde Veran* ^ ^ laßt. Wäre alfo anch die F a r b e deS ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Aluminiums eine Viel Schönere ^ als ^ ^^ ^ ^arft^n^ d^ Sie in der That if^ nnd könnte man ihm auch die höchste Politur geben^ eS Würde dieSer Seiner leichten AngreiSbarkeit wegen doch nicht im Stande fein^ daS S i l b e r in der Reihe der Schmückenden Metalle zu erSetzen. Durch die anfänglichen Reklamen angeftachelt hat beSonderS die französische Induftrie Sich die HerStellung deS Thonerdemetalls angelegen sein laSfen^ und eS beftanden drei Fabriken^ in denen Aluminium im großen erzeugt wurde^ eine zu Ranterre bei Paris ^Morin ^ E o m p + eine in AmfreviUe-la-Mi-Voie bei Ronen und eine zu SalindreS (Merle ^ Eomp.) ; jetzt fabriziert nur die letztere noch. Englaud befitzt zu Wafhington^ NeWeaStle*on*T^ne^ eine Aluminium* fabrik (Gebrüder BeH^ außerdem eine zu Batterfea bei London und zu Hollywood. DiefeS dürften zur ^eit die hauptsächlichsten Bezugsquellen Sur daS Metall fein^ von welchem man Vor kaum fahren einen fo ungemeinen Einflnß erwartete. Die Produktion aller diefer ^ Fabriken zufammen ift Sehr wenig inS Gewicht fallend^ Sie betrug 18^4 nicht mehr als ^ Rentner ^ von denen ^0 auS Frankreich^ die übrigen 15 auf England fallen. Gegenwärtig foU die Fabrik Von SalindreS jährlich an erzeugen. Durch die Darstellung im großen ift der Preis deS Aluminiums^ welcher 1 8 ^ 6 für daS ^oUpfund noch 1^00 M a r k betrng^ allerdings wefentlich gefunken^ fo daß man jetzt daS Kilogramm für 50 Mark kaufen kann^ ja nach den neueften Angaben Soll eS den ^luurinium Cre^n ^et^ll ^ o r ^ s in ^oü^Wood gelungen Sein^ durch ein angeblich neueS VerSahren die KoSten der Herstellung fo Weit zu Verringern ^ daß die Touue Aluminium (1^00 nur noch anf Mark zu ftehen komme; indeffen hat daS Verfahren ^ daS im wefentlichen mit dem Schon bekannten übereinstimmt ^ Seine Probe in der P r a x i s ^ d. h. auf dem Markte^ erft noch zu beStehen. Wenn wir als eine Uberficht über die anS Aluminium darstellbaren oder Vielmehr dar* geftellten Artikel den Bericht über die letzte Weltausstellung aufehen^ fo finden wir^ daß eS eine HauptVerwendnng in der Bijouterie gefunden hat. Brofchen^ Knöpfe^ Radeln ^ Kämme^ Armbänder ^ Medaillen ^ Stockgriffe ^ Spielmarken ^ Operngläferröhren ^ Filigranarbeiten^

^oo Aluminium und ^agneftum. Die Ebelfteinlieferanten. Spitzen Treffen n. f. w. find VielSach daraus gearbeitete und in dieSen mannigfachen Formen ift eS in daS Pnbliknm gebracht worden. ES gibt neben Kold gestellt einen recht hübfchen Effekt^ beSonderS wenn Seine Oberfläche matt gehalten und zifeliert ift. Allein die Liebhaberei Zu foleben Dingen dauerte doch nnr fo lange^ als die Sache neu nnd in aller M u n d e war^ Die einige Eigenschaft e durch welche daS Aluminium fich zu einer praktifch wichtigen Verwendung qualifizieren könnte^ ift feine große Leichtigkeit Ihr Verdankt eS aueh die Einführung in die franzöfifche Armee^ denn wenn auch nicht ^elme und Küraffe^ fo find doch eine Anzahl der A d l e r ^ welche die Regimenter als Standarten führten^ anS Aluminium angefertigt worden. Seiner Leichtigkeit wegen fchlng man Vor^ baS Aluminium als Münz* metaU zu Verwerten^ weil man hoffte e die Falfchmünzerei dadurch unmöglich zu machen. DieS ift jedoch eine Selbsttäuschung^ denn eS ift nichts leichter ^ als einem Körper Von einer beftimmten Größe ein geringeres fpezififcheS Gewicht zu ^eben: man darf ihn nur hohl machen oder mit fpeziSifch leichteren Substanzen ausfüllen. Dagegen ift eS abfolut umuöglich e durch irgend Welche Kunftftüdchen den fpezifiSch fchwerSten Körper durch einen andern Z u erSetzen^ und Wenn eS Sich um die ^erftellung SalScher Münzen handeln f o U t e e So wäre jedenfalls daS Iridium dazu daS geeignetste Material ^ denn daSfelbe übertrifft iu feinem speziSifchen Gewicht daS Platin noch um daS .Gold nm 4^. ^e^iernngeU^ Hat man nnn folchergeftalt V o m Aluminium an Sich W e n i g zu hoffen fo ift demfelben am Ende doch nicht aUe Hoffnung anf größere zukünftige Anerkennung abZnfchneiden. WaS daS reine Metall nicht zu erringen Vermochte e daS V e r m ö g e n Vielleicht feine Verbindnngen mit andern Metallen. DaS Aluminium geht fehr leicht Legierungen mit andern Metallen eine nnd namentlich find diejenigen mit Kupser durch Eigenfchaften ausgezeichnete welche ihnen daS Intereffe der Metallarbeiter zuwenden dürften. Merkwürdigerweife amalgamiert eS fich nicht mit dem Oneckfilber. Eine Legierung Von 9 9 Prozent KnpSer und Prozent Alnmiuium h^t eine goldgelbe Farbe e die fich au der Luft fehr fchöu erhalten folle weswegen anch davon zu Sehmuckartikeln als Imitation deS GoldeS Anwendnng gemacht worden ift. Eine fchönfarbigee feinkörnige und dnrch Härte e Dehnbar* keit und Gußvoükommenheit hervorftechende Vronze erhält man anS 1 Teil Alnminium 9 ^ Teilen Kupfer und 4 Teilen Zinn. Legierungen Von 99e oder^95 Teilen Kupfer nnd beziehentlich 19 e 7 ^ oder 5 Teilen Aluminium follen fehr gültige EigenSchaStene beSonderS große ^ärte besitzen e wie daranS hervorgeht daß auS der Vronze (99 : 10) in der Fabrik Ehriftofle ^ Eomp. in Paris ein Zapfenlager Sür eine PolierScheibe angeSertigt wnrdee die in der Minute 2 2 9 9 Umdrehungen zu machen hattee welches Lager 1 8 Monate in Gebranch b l i e b e während aUe Sruher angewandten MetaUkompoSitionen im günStigSten Falle nur drei Monate aushielten. ^a^ne^ium. Wie das Aluminium lange Zeit bekannt Ware ehe eS im großen Leben Seine Rolle zu Spielen begänne So hat anch daS Magnesium ^ bereits 1 8 ^ 9 Von dem SranzöSiScheu Ehemiker BuSSy anS der MagneSia oder Talkerde dargefteUt — erSt in den letzten beiden Ichrzehnten die Anfmerkfamkeit der großen Welt auf fich zu ziehen Vermocht und zwar in ganz eigentümlicher Weife als L e u c h t m a t e r i a l . Wenn Wir an daS Ende einer Stählernen Uhrfeder ein Stüdchen brennenden Schwamm heften und fie damit in reinen Sanerftoff bringen^ fo Verbrennt der Stahl nnter prachtVollem Funkenfprühen. Verdampfendes Zink läßt fich fchon in freier Luft entzünden und brennt mit blendender Flamme; Kalium und Natrinm zerfetzen fogar daS Waffer und Verbrennen mit brillantem Licht iu dem frei werdenden Sanerftoff. Von allen den genannten Metallen aber entwickelt keinS einen fo intenfiven Glanz bei feiner Verbrennung wie daS M a g n e f i n m e deffen DarfteUnng mit der deS AlnmininmS im wefentlichen übereinftimmt n n r daß man ftatt Thonerde die entsprechenden MagneSiaVerbindnngen anzuwenden hat welche man ans dem in der Natur Sehr rein Vorkommenden MagneSit herSteUen kann. Zur Darstellung deS MagneSinmS Sind jedoch anßer dem genannten VerSahrene welches der DeViUeSchen Aluminium b er eitung entSprichte noch mannigfache andre Methoden in Vor* Schlag gebracht worden; denn wie für fein SchWeStermetaUe fo gab eS anch für daS Magnefium ZU Anfang der feehziger | a h r e eine Zeit iu welcher Sich die Ehemiker und MetaUurgen mit Vorliebe feinem Studium hingaben. Anftatt der künStlich dargeftellten EhlormagneSium* EhloralkalimetaHe empfahl Reichardt 1805 den in den Staßfnrter SalzWerken natürlich

Daf ^agnefium. Vorkommenden K a r n a l l i t als Rohmaterial für die MagneSiumbereitnng. Der Karnallit ift eine wafferhaltige Verbindung Von Ehlorkalmm und Ehlormagnefium. Cr wird geschmolzen und unter Z^Satz Von 100 Teilen FülßSpat auS 1 0 0 0 Teile Karnallit durch 1 0 0 Teile Natrium reduziert. Die Franzofen haben Sich dies Verfahren gleichSaHS angeeignet und der Moniteur sci^ntiti^u^ welcher daS Magnesium für eine fpezififch SranzÖSifche Domäne zu halten Schein^ berichtet über die Arroganz^ derer Sich ein Deutscher durch Seme VerbeSSernng Schuldig gemacht hat ^ folgendermaßen: ^.Während die französischen Gelehrten fich abmühen^ daS Magnesium herstellen ^ hat ein Subjekt deS Herrn Von Bismarck^ ^ u i ^ e u t a b s c l n m e n t n o u s hrnler la p o l i t e s s e ^ eine neue Methode der Vereitnng dieSeS MetaUS VeröSfentIicht^ Mr. Reichardt.^ DaS war zwei | a h r e Sreilich Vor 18^0. Die lebhaften Hoffnungen^ Welche fich bei dem Bekanntwerden auch an diefeS neue Metall knüpften^ hatten die Errichtung fabrikähnlicher EtabIiffementS im Gefolge^ in denen daS Magnefium im großen dargestellt werden foHte. A m bekanntesten Sind die Magnesium M o t a l ^ C c n ^ n ^ in Manchefter und die American M a g n e s i u m Company in Boftou; Sie liefern bei weitem den größten Teil deS im Handel Vorkommenden MetaUS und haben ihre größten Aufträge wohl den KriegS* und Marinemiuifterien zu Verdanken gehabt^ welche Von der Leuchtkraft deS MetaUS fich zweckmäßige Wirkung Verfprachen. So wurden z^ B. in der Fabrik zu Manchefter Von dem StaatSfekretär deS KriegSuiiuiSterinmS mehrere hundert PSund Magnefinm befteHt^ als 186^ die abefSiniSche Expedition anSgerÜftet wurde. Ein Magnefinmdraht Von der Dicke eines Starken ^ferdehaareS^ an einer Kerze entZündet^ bewirkt ein fo Starkes Lichta als eS auf eiuen einzigen Punkt konzentrierte Paraffinkernen nicht hervorzubringen Vermöchten; dabei verbrennt in einer Minute etwa ein Meter diefeS DrahteS. Infolge der Verbrennung entsteht aus dem Metall MagneSia (Magnesiumo^yd)^ diefelbe Substanz^ der wir in den Apotheken als Heilmittel und in Vermiedenen Edelfteinen^ dem SpiueH^ Hyazmch^ Ehr^folith u. f. w.^ als Hauptbestandteil begegnen. Der ungemeinen Iuteufität deS MagnefiumlichtS wegen hat man fich eifrig beftrebt^ feine Verwendung zu Verallgemeinern^ um dadurch rückwirkend die ^erfteHungSkoften deS MetaUS zu verringern. Man wollte eS namentlich Sur Leuchttürme Sowie Sür manche Zwecke der Photographie in Anwendung bringen. Dagegen iSt daS leicht Verbrennbare Metall ein erwünschtes Effektmittel für die KnnStSeuerwerkerei Sowie Sür die Theaterbeleuchtung. Gegenwärtig werden Von den bereits oben angeführten beiden größten Fabriken in Manchefter und Bofton nicht Viel mehr als ^750 ^ jährlich dargefteUt^ Von denen drei Fünftel auf England und ^wei auf Amerika entfallen. Der Preis deS MagnefiumS konnte jetzt (Frühjähr 1 8 8 ^ wie auS einem Von der Firma: Chemifche Fabrik auf Aktien ^Vormals E. Schering in Berlin Verfendeten Zirkular berVorgeht^ Wefeutlich ermäßigt werden^ fo daß Aussicht auf einen größeren Verbrauch dieSeS MetaUS in der Feuerwerkerei Vorhanden ift. Die genannte Firma Scheidet nämlich jetzt daS Magnesium mittels eines durch eine Dynamomaschine erZeugten elektrifchen StromeS in großem Maßstäbe ab. DaS Magnesium ift ein Silberweißes^ glänzendes Metall^ Welches Schon bei gewöhnIicher RotgIühhitze fchmilzt; eS iSt in diefem ^uStaude aber Schwer beweglich und SaSt teigig^ So daß eS Formen Schlecht auSSüUt; bei ungefähr Verwandelt eS Sich in Dampf. ES ift noch leichter als daS Aluminium^ denn fein fpezififcheS Gewicht beträgt nur Im Handel findet man daS Magnefium meift in Form Von dünnem Vand. Mit andern Metallen läßt eS Sich in mannigfachen Verhältniffen zufammenfchmelzen^ und dieSe Legierungen Scheinen für Seine Verwendung als Leuchtkörper Vorteile zu bieten. Denn da daS Kilogramm metalliScheS Magnesium zur Zeit noch gegen ^0 Mark koStet ^ So dürften Metalle ^ Wie Zink (welches^ zu 1 Teil mit 2 Teilen Magnefium legiert^ die Flamme nur etwas bläulich färbte ohne ihr an Stärke etwaS zu rauben^ als VerwoblfeilerungSmittel fehr willkommen fein. Eine Legierung Von 1 Teil Zink und ^ Teilen Magnefium gibt eine grüne^ 1 Teil Strontium mit ^ Teilen Magnefium eine prachtvolle rote Flamme. Mit Kupfer gibt daS Magnefium eine meffinggelbe Vronze ^ die indeffen für ihre Eigenfchaften zu teuer ift. Gepulvertes Magnefium wird Wegen feines brillanten Weißen LichteS in der Feuerwerkerei benutzt.

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Wir haben in der Einleitung zum ersten BandediesesWerkes ( S . 82-86) bereits auf die Bedeutung hingewiesen, welche die Kefäßindustrie für das Kulturleben der Welt hat ohne uns dort eingehender mit den Einzelheiten dieses wichtigen Gegenstandes zu beschäftigen. letzt bietet sich uns dagegen im systematischen Verlaufe unsrer chemischen Verachtungen Gelegenheit den bei Weitem wichtigsten Teil diefes Kapitels ins Auge zu fassen denn es kann weder die

Töpferwaren und Porzellan. ^10 Herstellung Von Gefäßen aus Holz, Leder oder aus den natürlich Vorhandenen Schalen der Früchte, auf Muscheln n. s. w, noch die aus Metallen, ja selbst nicht die Benutzung des Glases zu den in Rede Stehenden Zwecken, eine n u r annähernd so hervorragende Stellung beanspruchen, Wie die Verarbeitung des Thones. Nach der griechischen Benennung des Thones, Keramos, nennt man das ganze Gebiet der Thonverarbeitung K e r a m i k . Wie Weit diefelbe^ die Knnft der Töpferei^ in das Altertum zurückgeht darüber Vermögen wir nur fehr mangelhafte RachWeife zu geben. WifSen wir doch kaum zu bestimmen^ wie Viele Iahrtanfende die erften gerichtlichen Überlieferungen der alten Kulturvölker hinter nnS zurückliegen^ um wieviel Schwieriger müSfen die Verfuche fein^ den bei weitem früheren Zeitpunkt nach^uweifeu^ an welchem fie die erSten Staffeln einer Technik^ wie die TöpSerei ift^ erStiegeu^ welche Sür ErSorderniSSe der urfprüuglichften Art arbeitet. TieS unter dem langfam Sich abSetzendenSchlamme deSNilS Sind glaSierte TchonScherben hervorgegraben worden^ die^ wenn anderf die Rechnung aus der Dicke der SchlammSchicht und deS alljährlich Sich ab* Setzenden RiederfchlagS richtig iSt^ vor mehr als l ^ O O O |ahren gebrannt worden fein müSSen. | n den alten Psahlbauten^ deren UberreSte neuerdings in großer ^ahl entdeckt worden find^ hat man Scherben von ThongeSäßen aufgefunden ^ ja die Anhäufung derfelben zu langhin Sich ziehenden^ maSSenhaSten Bänken gibt der Vermutung Grund ^ daß Schon damals die HerfteUuug Von GeSchirren über den perfÖnlichen Bedarf hinauf in Sabrikmaßiger Weife betrieben worden ift^ und die ältefte Sage von der Erschaffung def Meufchen aus Thon deutet außerdem darauf hin^ daß die Bildfamkeit diefef faft überall natürlich Vorkom* menden Materials in der ^ allerälteften Zeit fchon be* nutzt wurde. Welcher A r t freilich die ^erftellung V o n Gebrauchf* ^ gegenständen in dieSen erSten ^ Knlturperioden der MenSch* ^ heit war^ darüber ftehen Unf Sür die Schlußfolgerung nur Anhalte zu Gebote^

welche Sich auf der Analogie ergeben; wir Werden aber wenig fehlgehen^ wenn wir fie fo einfach olf möglich annehmen^ fo wie fie noch jetzt Von rohen Völkerfchaften geübt wird. Direkt belehren unS über diefe Frage aber fchon die älteften Dokumente^ welche unf über die Kulturbestrebungen der Menfchen die Zeit entzifferbar aufbewahrt hat^ Auf ägyptischen VafrelieSS finden wir wiederholt die Abbildungen der Vermiedenen Manipnla* tionen^ die bei der Bearbeitung def Tl^oneS eine Rolle fpielen. Wir fehen den rohen Thon mit Füßen kneten damit er Vlaftifcher Werde; Erzeugnisse Vermiedener Formen werden teilf a u s freier ^and^ teils auf der Töpferfcheibe daraus gebildet (f. Fig^ 189) und die daneben dargeftellten Geräte laffen Schließen^ daß diefelben Handgriffe^ wie heute^ auch fchon damalf angewendet wurden. Andre Figuren zeigen unS daS Brennen^ die Geftalt der Ofen^ daf Einfetzen der Gefchirre in diefelben^ daf Cntleeren^ ja Sogar die rote Farbe der altägyptifchen Thongefchirre^ und in den Grabkammern Von ägyptischen Großen find nnS zahlreiche kleine Mumienbilder mit fanber eingepreßten Infchriften nnd mit einer blangrünlichen Glafnr überzogen auf jener Zeit erhalten. Daß die Ifraeliten ebenfalls fchon in den Srühften Zeiten die Knnft der Töpferei Verftanden^ daf beweifen zahlreiche Stellen deS Alten Teftamentf. So fagt Sirach: Alfo ein ^opfer^ der nrn^ bei feiner Arbeit fein und die Scheibe mit feinen Füßen um^reiben nnd muf^ immer mi^ Sorgen fein ^erk ma^cn und hat fein gewiffef Tagemer^.

Cr mn^ mit feinen Firmen auf dem T^on fein Gefäß formieren nnd muß fich ^ feinen Füßen müde bü^en. Er mu^ denken^ wie er eS fein glafiere^ und früh und fpät den ^fen fegen.

Wenn auch nicht mit den erften Anfangsgründen^ denn anf diefe kommt naturgemäß ledeS Volk Von felbft^ So find doch hochft wahrScheinlieh die Griechen durch die Agypter mit

Geschichtliche^. den VerVoHkommnnngen der Töpferkuuft bekannt gemacht Worden. ^n ^omerS Reiten gab eS anS der Jnfel SamoS Töpfereien ^ Welche eine große Berühmtheit befaße^ fo daß der blinde Säuger diefelbeu durch ein Gedicht Verherrlichte ^ welches die Meiuuug hervorrufen könnte ^ als fei eS durch den Befuch einer großen Fabrikanlage der Reuzeit Veranlaßt worden^ fo übereinftimmend Sind die darin gefchilderten Verfahren mit den heutigen. Außerdem find nnS die Ramen Vieler der bedeutendsten griechi* fchen TöpSer aufbewahrt geblie* ben^ So deS DibntadeS Von Sikyon^ deffen Gefäße in Menge nach Korinth gebracht wurden (wann er lebte ^ ift uubekannt); ^ o r ö b o S Von Athenäum 1 5 9 ^ V. E h r . ; TaleS^ der Sohn deS P e r d i ^ uud Reffe deS D ä d a * l o S ; TherikleS Von Korintb^ nach welchem eine Sorte Vafen den Namen erhielt u. f. w. Übrigens griffen anch andre Kunftzweige fruchtbar in das Töpfergewerbe ein^ uud eS er* fchien einem PhidiaS^ Poly-^ klet^ M y r o n n. a. nicht zu ge* ring^ ^eichnnngen für die Werke der Töpfer zu entwerfen. Wie alle Bildung nnd Kuuftfertig* keit ^ fo uahm auch die fchon hochveredelte Gefaßkuuft ihren Weg Vou Griechenland nach den füdlichen Teilen JtalienS^ um Von hier auS in den LebeuSorganiSmuS deS römifchen Reichs überzngehen. Gewiß hat in den dortigen Landfchaften lange Vorher fchon eine eigentümliche Kultur beftanden^ auf die Ausbildung der fruchtbaren ^weige aber wurde der vou Griechenlaud ausgehende^ fonnig belebende Hauch von der wefentlichften Förderung. Die charakteriftifchen Formen etrurifcher Vilduerei er* ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^^ ^ ^ ^ langen durch den Einfluß grie^ chifcher Mufter eine wunderbare ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ VerSchoneruug. Dnrch dne Srtte ^ ^ ^ ^ ^ ^ der Alteu^ Afchenkrüge uud Ur* nen in die Grabftätteu ^fetzen^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

Zu werden^ überliefert uud durch ^ ^ ^ ^ auSgedehute AuSgrabuugeu zu^ ^ ^ ^ ^ ^^^^ gänglich gemacht worden. Be* ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ trachten wir die in Mufeen uud Sammlungen Vereinigten Gefäße^ Urnen^ Lampen^ Afchen^ Henkelkrüge^ Vafen ^ fo müSSen wir über den Reichtnm der Formen nnd ihre uuübertreSfliche Schönheit nicht winder als darüber erftaunen^ daß alle Erzeugniffe der Kunstgewerbe damaliger ^eit Von einer Reinheit Von einer RaiVität uud doch Von einer Harmonie in allen Zweigen der GefchwackSrichtnng ^engniS ablegen^ welcher fich wieder zu nahern anS dem Wege der Abficht und Spekulation unfrer Tage kaum möglich fein dürfte. Wir geben in Fig^ 190 nnd 191 die Abbilduug eineS der berühmtefteu Werke etrurifcher Töpferkuuft^ die nach dem Gegenftaude i^rer Malerei

^10 Töpferwaren und Porzellan. Sogenannte Vafe deS ArgefilaoS^ und z^var zeigt u n s Fig. l ^ d i e innere Malerei^ Fig. l ^ l die äußere ^orm und Zeichnung. Do^ Knuftwerk hat eine ^ohe Von etwa 2 8 cn^ einen Durchmeffer Von gegen ^ ^ und befindet sich in der Nationalbibliochek in P a r i s . Eine der bedeutendsten Sammlnngeu Von VaSenaSSyrifcher^ ägyptische^ griechischer^ etrurifcher und römischer ^erkunSt befindet Sich in München. I n Rom Stauden zu Plinin^ Reiten beSonderS die Irdenwaren ans TraUeS in Lydien^ Erythrä in Ionien^ Adria in Oberitalien^ Rhegium und ^nma in Unteritalien in ho^em AnSehen. Die ^enkelkrüge VonKo^ waren So geSchatzt^ daß Sie die Patrizier an ihre Klienten Verteilten^ Wenn Sie bei besonderen Gelegenheiten deren Gunft Sich Sichern wollten. DaS Material^ au^ welchem aUe diefe Gefäße hergefteUt waren ^ beftand aus einem farbigen^ roten oder rotbraunen Tchone und die Malerei meift nur au^ einer Schwarten Zeichnung auS der natürlichen F a r b e deS Grunde^. AIS die älteften der griechischen ThongeSäße Sieht man die au^ gelblichgrauem oder braunlichgelbem Tchone mit Schwarzen oder braunen Zeichnungen an^ dann folgen der ^eit nach die mit Schwarten Figuren auf rotem Grunde^ endlich die mit roter Zeichnung auf Schwarzem Grunde. ^enn mehrere Gefäße diefelbe Malerei erhalten Sollten^ fo erleichterte man Sich die Arbeit indem mau di^ Zeichnung in Rapier ausschnitte diefe Schablone um das T^ongefchirr legte und daSfelbe i u den flüssigen Farbftoff tauchte. AH^ auSgefchnittenen Stellen deS Papier^ ließen auf dem Gefäß Sich Farbstoffe abfe^eu^ wahrend die übrigen Partien daVon frei blieben^ S p a t e r wurden er* haben aufliegende Ornamente auch Vergoldet. Die Rogner betrieben die Töpferei in ausgedehnter ^eifeuudin künstlerischer Vollendung auch in den Von ihnen angelegten Kolonien ^ wie die in der Neuheit ausgegrabenen Töpfer* Werkstätten beWeiSen; So Zu Rheinzabern^ Wo man bis z ^ Ia^re 1858 bereits 70 alt* rÖmifche Dopferöfen und ^ 6 ^iegelofen bloßgelegt hatte. Die römifchen Gefchirre zeichnen Sich an^ durch ihre Schöne korallenrote ^Raffe^ die man^ wie e^ fcheint^ beliebig zu erzeugen Verstand^ die fogenannte torra s i ^ l l ^ Siegelerde. Verziert wurden diefe GeSchirre h^nfig durch erhabene Ornamente^ welche man mit Stempeln preßte. ES ift aber auch bekannt^ daß in alten Slawischen Arabern in Deutschland^ ^olen und Rußland ebenfalls irdene Gefäße in großer ^ a h l gefunden Werden^ und die eigentümlichen Formen derfelbeu beweisen auch zur Genüge^ da^ die Töpferkunft bei diefen Völkern einen Selbständigen EutwickelnngSgaug genommen hat. Obwohl fchou in dem Seite angeführten Ausspruche Pirachs der GlaSur Er* wähnung gefchieht und auch altag^ptifche Scherben Von glafiertem Thon geSunden worden Sein foHen^ fo Scheinen doch die aufgeschmolzenen Überzüge^ die man den Irdenwaren geben lernte und Wodurch man Sie dauerhafter und für Flüssigkeiten undurchdringlich machte eine ErSindung ^u fein^ die nur bei einzelnen Völkern gemacht Worden War und Sich nicht allgemein Verbreitete. Vielleicht beftand fogar die alte Glafnr für gewöhnlich nur in einem Überzüge Von ^arz oder dergleichen^ Wie ihn heute noch manche Stämme in Sudamerika ihren T^ngefchirren geben ^ um denfelben die ^orofität zu nehmen. T^ie in Deutfchland ausgegrabenen Gefäße Sind bis auf die roten römifchen Von unglafierter MaSfe. Die Griechen und Römer aber lernten Glafur und Farben eiufchmel^en^ und die Schmelzmalerei war iu Italien bereits zur ^eit deS Porfenna einheimifch. Die alte G l a f u r iSt überaus dünu^ als ob fie mit dem Polierfta^l hervorgebracht ware; diefer llmftand hat ihre Unter* Suchuug erfchwert. IndeSSen iSt eS nicht unwahrscheinlich^ daß fie ^ wie Franz Keller ver* mutete für die rote römische Töpferware mittels Bora^ hervorgebracht worden iSt^ deffen charakteriftifcher Bestandteil ^ die Vorfaure^ Sich beim Brennen zunr Teil Verflüchtigte. Die Malerei wurde immer u n t e r der Glafur augebracht; die bereit aufgefchmol^ene Glafur zu bemalen^ foil erft AnSangS deS ^.Jahrhunderts Von dem Florentiner L u e a d e l l a R o b b i a erfunden Worden fein. Die Volkerwanderung hatte daS Fortschreiten der Kultur in Europa auf gewaltfame ^ e i f e nicht nur unterbrochen ^ fondern auch die alten Überlieferungen Verfchüttet und unWirkfam gemacht. Wie Sich dies auf allen Gebieten bemerklich machte fo tritt eS namentlich iu deu der ^unft Verwandten Zweigen der Stoffbearbeitung zu Tage. Erst die Araber befruchteten Wieder die abendlandifche Technik und Erfindung durch ihre eigentümlichen^ PhantaSieVoHen SchöpSnngen Sowie durch Einführung neuer Verfahren^ die bei diefem

DaS Rohmaterial der Keramik. hochgebildeten nnd namentlich auch in chemifchen und technischen KenntnifSen allen andern weit Überlegenen Volke inzwiSchenzu großer Vollkommen^ heit Sich ausgebildet hatten. ^ e r f e r nnd Araber waren namentlich in der KnnS^ prachtvoll gefärbte Glafuren und Emails anschmelzen ^ Meifter. So kamen durch die Kreuzzüge nnd fpäter über Unteritalien nnd Spanien durch die Manren neben andern ErzeugniSfen einer edlen Gewerbchätigteit auch Vorzügliche Gläfer nnd Thonwaren nach Europa^ die zur Nachahmung reizten. Die Majolika hat ihren Ramen nach der | n f e l Majorka^ Wo befonderS knnftreiche mansche Töpfer chätig gewefen fein foHen. | m 1^. lahrhundert nahm dann mit allen übrigen KünSten auch die Thonbildnerei einen großartigen AuSSchWung^ der Sich von Italien auS allmählich über ganz Mittel* europa verbreitete. I n Frankreich brachten VeauvaiS^ P a r i s (PaliSS^ LimogeS^ NeVerS^ Rouen ^ in Deutsch* land Nürnberg ^ Creusseu^ Baireutl^ Raffan^ Siegburg und Köln mit dem ganzen Niederrhein^ in Holland Delft Zur Zeit der Renaiffanee wundervolle Thonwaren her* Vor. | m 18^ lahrhundert aber geriet die Jndnftrie im allgemeinen mit der ganzen GefchmackSrichtnng allmählich Wieder in Verfall^ welchen auch daS eben erfundene Por* ZeUan ^ daS rafch zu großer Vollkommenheit gebracht Wurde ^ nicht aufhalten konnte^ ja^ der durch daSfelbe fogar in gewiffer Beziehung mit befchleunigt wurde. Viel weiter noch zurück als im Abendlande reicht die nachweisbare CrfindungSgefehichte der Töpferei bei den Ehinefen. Schon zu den Zeiten def ^aiferS ^oang* Ti^ welcher nm v. E h r . regierte^ gab eS große kaiserliche Töpfereien und angestellte Oberauffichtfbeamte über diefelben. Jndeffen wollen wir nnf bei den Er* Sindungen def auswählten Volkes der Mitte nicht be* sonders aufhalten^ da unS hierzu daf Porzellan noch befSere Gelegenheit darbieten Wird. Vielmehr wollen Wir^ da Sich die einzelnen Vervollkommnungen der KnuSt nicht genügend ohne einen Einblick in den technischen Teil derfelben Verftehen laffen^ nnS eine VekanntSchaSt Zu VerfchaSfen fuchen mit dem Wefeutlichen der Töpferei bezüglich der Stoffe^ welche fie Verarbeitet^ der M e ^ ty oden^ ^ach denen dieS gefchieht und fchließlich der P r o d u k t e ^ die fie auf folche WeiSe hervorbringt. ^ ^ m a t e r i a l ^er ^ e r a m i ^ ift der Thon und die ganze Knnft^ mag Sie nun in der ^Stellung von Ofenkacheln beftehen^ oder in der Erzeugung der künft* lichften Werke ^ wie Sie die Porzellanmanufakturen in Meißen oder SeVreS hervorbringen^ ja fogar die Fabri* kation von Ziegeln und gebrannten Steinen^ beruht in ^ gleicher Weife auf der Eigenschaft deS Thonef ^ bei großer Hitze^ in einen ^uftand beginnender Schmelzung zu ge* raten ^ wodurch feine Teilchen aneinander backen und die innere MaSSe Harte und FeStigkeit gewinnt. Wir haben im Vorigen Abfchnitte^ wo wir den einen Hauptbestandteil deS ThoneS^ die Thonerde^ gelegentlich der Darstellung künstlicher Edelsteine zu betrachten hatten^ fchon ^ c h e n ^ daß diefe Erde nur im KnallgaSSener Schmelzbar ift^ d. h. Wirklich SlüSS^ ^ m Verbindung

^10 Töpferwaren und Porzellan. mit Kiefelfäure^ als k i e f e l f a n r e Thonerde (reiner T h o n ) ift fie unfchmelzbar und wird in der ftärkSten Hitze n n r weich So daß die einzelnen Teilchen aneinander haften^ und diefe Eigenschaft läßt fich dnrch Zufetzung Von geeigneten andern Snbftanzen modifizieren^ fo daß Wir für die verschiedenen Zwecke der Töpferei auch Vermiedene Gemenge werden Ver* arbeiten fehen. Da der Thon ebenfo wie der Lehm Rüdftände Verwitterter feldfpat* haltiger Gesteine find und diefe zum Teil auS Mineralien zUfammengefetzt waren ^ welche Eifen^ Kalke Kieselfäure (Ouarz)^ Magnefia und dergleichen Veftandteile enthalten^ fo werden fich diese Stoffe^ foweit fie unlöslicher Ratnr find^ auch im Thone in Vermiedenen Mengen* Verhältniffen wiederfinden. Die löslichen Veftandteile^ wie Kalt Ratron n. f. w.e find da* gegen dnrch daS Waffer entweder ganz oder zum größten Teile ausgelaugt worden^ Welcher Prozeß eben daS Wefen der VerWitternng ausmacht. Nicht aUe Thone find für die Zwecke der Töpferei geeignet. D e r gefnchtefte^ in chemischer ^iuficht aber nicht der reinftee Weil er noch seine unzerSetzte Feldfpatteilchen nnd etwaS freie Sein zerteilte KiefelSäure enchält ift der P o r z e l l a n t h o n oder K a o l i n ; die am beften sormbare (plaftiSche) und daher chemisch reinfte ThonSorte iSt der P S e i f e n t h o n ; er ift wie der PorzeUanchon Vollkommen eifenfrei und gibt daher beim Brennen eine ganz weiße Maffe. I e mehr Eifen im Thon enthalten i f t um fo mehr find die d a r a u s gebrannten Gegenftände gefärbt und die NÜaneen Welche dabei zum Vorfchein kommen ^ Wechfeln Von den leichteften Farbentönen bis zu dem tiefen Schwarz durch aUe Nüaneen Von Gelbe Not und VraUn; Thone^ die fich gran oder bläulich brennen^ find feltener. Die Färbung hangt ab Von dem Zuftande e in Welchem Sich daS EiSen in dem Thone befindet oder in welchen eS durch die Flamme beim Brennen Verfetzt Wirde ob Eifeno^ydul (Ferroo^yd) oder Eifeno^yd (Ferrioxhd) oder ob Eifeno^ydnlo^yd Vorhanden ift oder ob endlich die einen oder die andern tiefer VaSen mit KieselSänre als Silikate in dem Thone Vorkommen. DaSSelbe gill Von den 0^den deS M a n g a n s e die jedoch in Viel geringerer Menge in den Thonen Vor* banden Sind. DaS Eifen übt übrigens nicht nur einen färbenden Einfluß auSe fondern eS ifte ebenfo wie der Kalke daS Kali u. f. w.e auch gern geneigt fchmelzbare Schlacken zu bilden daher Thonee Welche diefe Beftandteile in großer M e n g e enthaltene durchaus nicht zu den fenerfeften gerechnet Werden können. Wenn wir die Thonwaren im großen ganzen inS Auge faffen und dazu auch die Erzengniffe der Ziegeleien rechnen^ fo können wir für manche Zwede Thone Von gewiffen Eigenschaften noch als recht gut verwendbare bezeichnen^ die für die feineren Werke der Gefäßbildnerei dnrchanS untauglich fein würden. Die Thone unterscheiden fich zunächft in p l a f t i f c h e e bildfamee zu denen der gewöhnliche Töpferchon gehörte und in unplaftifchee wie die Porzellanerde. Die erfteren find dadurch charakterifiert daß fie mittels WafferS einen anSgezeichneten Schlämmprozeß dnrchgemacht habene welcher fie Von allen fremdartigen gröberen mineralifchen Veftandteilen^ wie Ouarz* körner u. f. w.e befreit hat. Sie liegen nicht mehr auf der nrfprnnglichen Lagerftätte ihrer Muttergefteinee Vielmehr find fie Von den Fluten weitergeführt und an Stellen^ wo die Strömung ruhiger ging ^ abgesetzt Worden. D a h e r denn anch daS feine Gefüge und die konftante chemifche Zufammenfetzunge welche auf 1 Molekül Kiefelfanre 2 Moleküle Thon* erde und 2 Moleküle Waffer erkennen l ä ß t nach neuerer AnfchanungS weife aber als ein Aluminiunchydrofilikat betrachtet wird. Außerdem aber zeichnen fie fich du^ch einen Wechfelnden Gehalt an freier Kiefelfänre und bisweilen dnrch eine geringe Ouantität organifcher Veimengungen aus. Sie fühlen fich fettig an und laffen fich in feuchtem Zu^ ftande in aUe möglichen Formen bringen e weswegen fie auch ein sehr geeignetes Material f ü r die Vildhaner und Erzgießer finde welche ihre Modelle anS ihnen herfteUen. DerLnft anSgefetzt Verlieren diefe Thone denjenigen Teil chreS WaffergehaltSe welcher nicht ch^mifch gebundene fondem nur mechanisch beigemengt i f t und werden trockene fo daß Sie Sichazu Pnlver zerreiben laffen; fie erhalten aber ihre Bildfamkeit wiedere Wenn fie in We^er anfgeweicht Werden. Werden fie geglühte fo entweicht auch daS chemifch gebundene We sser nnd die plafüzitat ift nun Sür immer Verloren^ denn wenn man anch Solchen gebrannten T h o n in daS feinfte M e h l Verwandelt und daSfelbe mit Waffer anrührte fo ift diefeS ^e* menge doch nicht formbar. Beim Glühen fchwinden ferner die reinften Sorten nnr wem ge erhärten aber ohne zufammenzufintem nnd bekommen dadurch eine große Porofität. Sie Werden dabei heller^ denn die organifchen Veftandteile^ Welche die blaue^ graue oder fchwärzück)e

^iegelfabri^ation^ Färbung verursachen verbrennen in der Glühhitze. M i n d e r reine Korten ^ Vorzüglich Solche^ welche Elfen^ Kalk^ Kal^ n. dergl. enthalten ^ erweichen in der Glühhitze mehr oder wemger^ backen dabei zu emer faft gar nicht mehr poröfen MaSfe zufammen und Schwinden in chrem Volumen oft Sehr betrachtlich. DieSe Thone eignen Sich z^r Fabrikation V o n Ge* saßen ^ m denen Flüff^gkerten auSbewahrt werden foUen ( S t e i n z e u g t h o n ^ während die Vorher erwähnten (d^e Sogenannten ^SeiSenthone) dazu n u r beschränkte Anwendung Sinden können^ Geht der Gehalt an Verschlackenden BaSen über eine gewiffe Grenze hinaus ^ So können die Thonwaren bei großer Hitze förmlich in F l u ß kommen; in diefem FaHe treten dann die etwa Vorhandenen M e t a l l o i d e deS EifenS und Mangans mit ihrer intenfiv färbenden Kraft bervor^ wie w i r an manchen glaSigen und Verbrannten siegeln (Klinkern) beobachten können. letzt Sucht man absichtlich bei uns für gewiSSe Zwecke Solche glaSierte Siegel herzustellen^ namentlich glasierte Dachziegeln die ein Sehr hübfcheS AuSfehen befitzen und den WitterungSeinflüffen ^chr gut widerftehen. | n Holland find Klinker der Ver* fchiedenSten Art fchon langft gebrauchlich. Die SenerSeften Tchone beftehen faft aus reiner kiefelfaurer Thonerde. V o n den Verschiedenen Thonarten finden alfo in der Industrie Verwendung der ^ e hm oder die ^iegelerde^ der T h o n m e r g e l für gewöhnliche Töpferware^ der L e t t e n * oder T ö p f e r t h o n für glafierte Gefchirre ordinärer Fayenee^ der feuerfefte P f e i f e n t h o n für Fayenee^ Sogenanntes ^teingut^ und die P o r z e l l a n e r d e für Porzellan. Die mageren Thone^ welche im Gegenfatz zu den bildfamen fetten nur eine geringe Elaftizität befitzen^ wie die Porzellanerde^ liegen meift noch an der stelle ^ Wo Sie a n s der Versetzung der feldfpachaltigen GeSteine entstanden find; Sie besitzen daher gewöhnlich auch noch alle übrigen unlösbaren MineralbeStandteile deS urfprünglichen Materials^ Ouarz u. f. W.^ in fich und müSfen Vor ihrer Verarbeitung für manche ^weeke erft von jenen Beimengungen durch Schlämmen^ ^neten^ AuSleSen u. dergl. befreit werden^ Um i^re Vildfamkeit zu er* höhen^ werden fie fehr häufig mit fettem Thone Verfetzt. D e r ^ehm ift fandhaltiger und durch einen Gehabt Von Eifenhydro^yd (Eifeno^ydhydrat) rötlichbraun gefärbter Thon. W i r wenden unS zunächst dem einfachsten ^weige der Thouwareninduftrie zu^ der ^iegel^ri^atwu^ jener uralten Erzeugung Von künstlichen Baufteinen^ welche faft Von aUen^ felbSt den untultiVierteften Völkern betrieben wird^ und Von der wir Schon auf altägyptischen Bauwerken Abbildungen^ wie Fig^ 1 9 ^ und i n der Bibel SchriStliche ^eugniSSe Sinden. S i e Verengt Sur ihre ^wecke eine Verhältnismäßig nur geringe Vorbereitung deS Rohmaterials. Der durch AuSftechen gewonnene Thon wird mittels Durchknetens Von den gröberen Beimengungen^ Steinen^ WurzelStücken u. s. w ^ beSreit; wenn er zu Sett ift^ in durch die Erfahrung SeftgeSteUten V e r h a l t e n innig mit S a u d gemiScht. Um aber ein gleichmäßiges Rohmaterial zu erhalten ^ iSt eS noch nötig ^ den Thon Vorher gehörig mit ^aSSer zu dnrchtranten^ chn einznfUmpfen^ waS in befonderen Grnben gefchiel^ wo* möglich ihn auch nachdem er geftochen worden ift^ erft einen Winter hindurch in loSe auS* geschichteten Raufen durchfrieren zu lafSen. Enthalt er Bestandteile^ die beim Brennen fchädlich wirken und durch AuSlefeu nicht entfernt werden können^ fo muffen diefelben durch Schlämmen befeitigt werden^ ein Prozeß^ der Vorteilhaft befonderS mit Solchen Thonen Vor* genommen wird^ welche Sür Seinere Artikel^ Fa^onSteine^ Terrakotten u. S^ W. dienen. AnStatt deS früher üblichen T^urchknetenS mit Füßen werden jetzt allgemeiner die ThonSchneideapparate (Thonmnhlen) angewandt; ein folcher befteht beifpielS weife ans einem kegelförmigen Bottiche ^ in welchem fich eine Vertikale^ mit fchrägftehenden Schmiede* eisernen Klingen besetzte AchSe bewegt ^ welche den eingewogenen Thon zerschneiden^ durch ihre Schraubenförmige Stellung ineinander kneten und nach unten drücken^ fo daß unten eine gleichmäßig durchgearbeitete MaSSe herauSguiUt. ES gibt jedoch auch andre zum gleichen ^iete führende Apparate. S o Vorbereitet wird der T h o n zu siegeln geSormt^ waS einfach ift^ indem die ^ehmmaffe in den gewöhnlichen Fallen n u r in hölzerne Rahmen Von d e r entsprechenden Größe kräStig eingedrückt und das UberflüfSige abgeftrichen wird. Die Firmen werden an den Innenwanden mit Gaffer benetzt ^ damit der Thon nicht daran haften bleibt. |n manchen Gegenden netzt man die Formen nichts fondern beftreut Sie^ wie auch die geformten Steine^ mit feinem ^ande. T^ie Siegel Werden dadurch oberflächlich zwar nicht So glatt^

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Töpferwaren und Porzellan.

man kauu aber trockeneres Material Verarbeiten und an den fo erzengten Steinen haftet der Mörtel beffer. Feinere Steine werden natürlich mit größerer Sorgfalt behandelt mit einem Lineal Von Pflanmenbanmholz glatt gestrichen^ besonders getrodnet anch wohl in lusttrockenem ^uStande nachgepreßt oder geschnitten nnd geglättet. Streicht man ^ann die geglätteten Seiten mit einem Seinen Thonfchlicker an^ der^ wenn Seine Fenchtigkeit in die MaSSe eingezogen ift^ mit einem breiten MeSSer glatt gestrichen wird^ So erlangen Solche Steine durch daS Brennen daS AuSSehen Von feingefchliffenen^ die Sich durch den Thonfchlicker auch beliebig SärbeU laSSen. DaS Formen^ die AnSertignng der Steine aus dem Lehm^ erfolgte früher durchgangig mit der ^and (^iegelftreichen). ^n der Neuzeit aber hat auch hier die Mafchinenchätigkeit Sich Eingang Verfchafft. Nicht nnr^ daß daS Durchkneten deS LehmeS oder ThoneS nicht nrehr mit den Füßen oder Händen gefchieh^ fondern mittels eigentümlicher Qnetfchwalzwerke^ Vrechmühlen und andrer Apparate^ welche durch Pferdekraft Mühlräder oder Dampfmafchiuen in Bewegung gefetzt werden^ fo hat man auch daS Formen der gehörig Vor* bereiteten Maffe befonderen MafchinenVorrichtungen übertragen. ES ift dadurch eine Viel rafchere Produktion wie auch eine viel größere Mannigfaltigkeit der darstellbaren Formftücke ermöglicht worden. Diefelben werden auf diefe Weife nicht mehr wie bei der alten Methode dnrch Einzelformen erzengt^ Vielmehr wird der plaftifche Thon mit Hilfe einer Starken Preffe durch eine Qffnuug gezwäugt^ welche ihm eine folche Geftalt gibt^ daß fur die Herftellung der einzelnen Stücke nnr noch ein Dnrchfchneiden diefeS ThonftrangeS in beftimmten Abftäuden notwendig ift Für ^iegelfteine kommt die ThonmaSSe als ein Vierkantiges Prisma heraus ^ Sür Drainröhren wird Sie über einen eylindriSchen D o r n gepreßt gerade w i e bei der Herstellung der Vleiröhren gefchieht^ n n d die mancherlei Formzieget deren Erzengnng früher fo Viele Unendlichkeiten im Gefolge hatte ^ laffen Sich auf diefe Weife ^ Wo eS nnr auf die Form der Offnuug ankommt^ mit derfelben Schnelligkeit w i e gewöhnliche Vackfteine gewinnen. DaS herausquellende Thonftück wird mittels eines DrahteS oder einer Mefferfchneide^ die Von der Maschine in entsprechenden Intervallen an der Qffnuug Vorübergeführt wird^ durchschnitten und dadurch jedesmal ein SelbftändigeS Stuck iSoliert von einem Querschnitt^ der mehrere Regelgrößen in Sich enthält. Haben die Solchergeftalt erlangten LehmpriSmen die Länge deS VretteS erreicht über^ welches Sie Vorgeschoben werden^ So teilt Sie ein Arbeiter mittels eineS Rahmens ^ Welcher drei^ Vier oder mehr^ je nach der Stärke der zu erzeugenden Riegel ^ entsprechend weit Voneinander gespannte Drähte enthält^ in einzelne Stücke^ So daß mit jedem Schnitt zwölf ^ Sechzehn oder mehr Steine Sertig Werden. E S gibt Sehr zahlreiche Konstruktionen Von ^iegelmafchinen^ die Verschieden Sind je nach der Art deS Rohmaterials ^ welches verarbeitet werden foU^ uud nach den Produkten^ die man damit zu erzeugen beabsichtigt. Regelmafchinen der eben geschilderten Art^ die fich aber auch noch durch Zugabe Von Thonfchneideapparaten^ Walzwerken n. dergl. Sehr mannigSach geftalten^ eignen Sich beSonderS Sür naSfe Thone^ Welche in Sich e i n e n ziemlichen ZufammenhaIt besitzen. D a eS aber Sür manche Zwecke ^ wo eS anS äußerfte SchärSe nnd Glätte nicht ankommt^ Sehr vorteilhaft ift^ den T h o n möglichst trocken zu Verarbeiten^ weil man dabei wefentlich an Brennmaterial fpart^ So hat man hierSür andre FormmaSchinen erfinden müffen^ welche eine kräftigere ^nfammenpreffnng der weniger zusammenhängenden Maffe geftatten. DaS Eharakteriftifche diefer Trockenpreffen liegt dariu^ daß bei ihnen nicht die einzelnen Formftücke aus einem kontinuierlichen Thonstrange geSchnitten werden^ Sondern daß die Steine einzeln in Formen gepreßt werden müffen^ wie eS bei dem Formen mit der Hand geschieht. | n Frankreich iSt eine Regelmafchine VielSach in Gebranch ^ die wir in Fig^ 19^ abbilden. B e i derfelben fällt der Thon unmittelbar anS dem Thonfchneideapparat in die eifernen ^iegelformen f ^ die zu einer Kette ohne Ende i f i miteinander Verbnnden unter der Trichteröffnung deS ThonfchneiderS b Vorbeipaffieren nnd ^ nachdem fie fich hier gefüllt haben^ nnter eine kräftige Drnckwalze a gelangen ^ welche die ^nfammenpreffnng bewirkt. Die Formen beftehen anS Vierfeitigen Rahmen ^ wie fie bei dem Streichen mit der Hand ähnlich in Gebrauch find. Während der Füllung ^nnd Preffuug ruhen diefelben auf eifernen Platten ^ die f ü r fich ebenfalls zu einer Kette ohne Ende b b zUfammengefÜgt auf Rollen in gleicher Gefch windigkeit mit jenen Vorrücken. ^inter der Preßwa^e aber

^iegelfabrikation. fallen die Bodenplatten Von der Form ä ab^ um unterhalb ihrer FührnngSroHen wieder zurückzukehren^ daS Formftück wird dnrch einen Vou oben nach uuten fich bewegenden Stempel g a u s dem Rahmen gedrückt und anf einem Tuch ohne Ende dem Trockenplätze zugeführt. D i e Formen paffieren auS dem Rückgänge ein WafferbafSin und Werden^ ehe Sie Sich mit T h o n SüHen^ dnrch ein Siebwerk mit feinem Sande anSgeStrent^ ebenfo wird hinter den Walzen die obere Seite der Preßftücke noch durch daS Siebwerk c befandet. Die anf die eine oder die andre Art hergefteUten Thonziegel müsfen Vollkommen lnfttrocken fein^ ehe fie gebrannt werden können. Bei den trockengepreßten Steinen iSt ein beSondereS Auftrocknen oSt nicht erft nötig ^ bei den gestrichenen oder naßgepreßten dagegen erfordert diefelbe oft längere Zeit und die Anlegung großer luftiger Trockenfchuppeu.

Zur ^erftellung künstlicher P f l a f t e r f t e i n e durch PreSfen dient die Dampfpreffe von N a g l e . Sie befteht im wefentlichen auf einem Vertikalen Dampfeylinder^ in welchem durch alternierenden Eintritt Von Dampf bald an der Decke^ bald am Boden deS Eylinderf ein Kolben anf und nieder bewegt werden lann; die Kolbenstange dnrchfetzt uach abwärtf den Boden def Dampfey linderS und nach aufwärts deffen Decke nnd wirkt mit ihrem oberen Ende anf einen Von unten anf in die P r e ß f o r m fich emporfchiebenden Kolben. Diefe Form wird Von obenher mit einem plastischen Steinmaterial gefüllt^ und zwar durch einen dicht über der Formenplatte fich hinfchiebenden ^ ftetS Voll gehaltenen Trichter^ der jedoch nach untenhin fich etwas erweitert nnd dabei Von etwas geringerem DurchmefSer als die zu füllende Preßform ift^ fo daß^ wenn der Trichter über die leere F o r m hingefchoben wird^ diefe durch daS herabfallende Material fich wieder füllt; beim Zurückziehen deS Trichterf fchiebt fich gleichzeitig eine Stahlplatte ^ Welche daf ÜberfchÜffige Material durchschneidet^ über die OSfnung der Preßform hin und bringt diefe zum Schluß. Die entsprechenden Bewegungen deS FüHtrichterf mit der erwähnten Stahlplatte werden durch einen HebelmechanifmuS ausgeführt. Diefer erhält feinen Antrieb durch zwei entfprechend geformte e^entrifche Scheiben^ die anf einer unterhalb deS DampfeylinderS horizontal gelagerten Welle auffitzen. Diefelbe Welle trägt noch einen dritten C^enter^ durch welchen die den Eintritt def DampfeS in den Dampfeylinder regulierende Ventilftange ihre Führung erhält. Die Preffung wird bewirkt^ wenn der Dampf unterhalb def Kolbens eintritt^ wodurch fich der der oberen S t a n g e def DampfkolbenS auffitzende Preßkolben innerhalb der F o r m anffchiebt. Die Preffung erreicht ihr Maximum ganz unabhängig davon^ ob Viel oder wenig Material in der Form enthalten ift^ Wenn der Druck innerhalb deS Dampfeylinderf

Töpferwaren und Porzellan. ^10 gleich dem im KefSel geworden ift. In dieSem Moment öffnet fich daS über den Kolben führende DampfVentit und beide ^ der Dampf* und Preßkolben^ fallen ^ da erfterer nicht mehr unter einfeitigem Dampfdmd fteht zurück^ und zwar nach der getroffenen Ein* richtung ohne Stoß. Durch fortgefetzte Drehung der unteren HorizontalWelle treten nnn die beiden auf den HebelmechaniSmuS deS Trichters und der Verfchlnßplatte wirkenden Exzenter in Thätigkeit. S i e fchieben diefelben zurück. ES hebt nun eine Vierte anf der gedachten Welle fitzende e^zentrifche Scheibe ^ welche auf daS untere Ende der den Voden deS Dampfey linderS durchfetzenden Kolbenftange einwirkt liefen nnd damit den Preßkolben bis zur oberen Mündung der Preßform. Der heranSgefchobene Stein wird dann entfernt DaS Vrennen d e r Z i e g e l erfolgt entweder in feftenOfen oder meilerartig durch den fogenauuten F e l d b r a n d ^ webche letztere Mechode in Gegenden in welchen billiges Kohlenklein Zu haben ift und wo die Ziegelei nicht als eine große FabrikationSaulage ^ fondem mehr f ü r Vorübergehende Zwecke betrieben Werden foU^ trotz ihrer fehr rohen Prinzipien dennoch Vorteilhaft fein kann. ES werden dabei die völlig lufttrockenen Steine fo übereinander ge* Schichtet daß jeder Stein Von dem andern durch eine düuue Lage Kohlenklein getrennt ift Wobei aber horizontale und Vertikale Fenerkanäle^ die mit Vrennmaterial auSgefetzt werden ^ anSgefpart Wor* den find; daS Ganze wird fchließlich äußerlich mit Rafenftückeu bedeckt und nnr oben Werden einige Zug^ Öffnungen gelaufen ^ auS denen die VerbrennungSgofe entweichen können. DaS Anzünden gefchieht Von be* fonderen FenerungSkanälen auS^ die am Boden ange* bracht uud mit trockenem Holze gleich beim Anfbanen deS ^aufenS zugefetzt worden find. Der Betrieb eines folchen brennenden HaufenS ift ganz ähnlich der Meiler* Verkohlung. | e nach dem Winde und dem Fortschreiten deSVrandeS Werden Zuglöcher geöffnet fo daß fich daS Fener^ welches erft die unteren Schichten ergreiSt immer weiter nach oben zieht und allmählich den ganzen Häufen durchglüht. Ein folcher Vrand dauert ziemlich lange; dabei fch w i n d e t dnrch daS Ausbrennen deS Koh* lenkleinS daS Volumen deS Meilers^ und eS gehört Viel Übung und Gefchick dazn beim Zufammenfetzen fowohl als beim nachherigen Abbrennen auf diefeS Zufammen* fallen der einzelnen Schichten Rückficht zu nehmen da* mit nicht daS Ganze regellos in fich einftürzt und an* treffe für ^tinSUtche ^^terftetne ftatt gutgebrannter Ziegel nutzlofe Vruchftücke liefert. ^rtedr^ ^ I e in ^r^td^ue^ Die Z i e g e l b r e n n ö f e n können fehr Verfchieden* artig konfluiert fein. Die alten fogenannten d e u t f c h e u Vrennöfen find ohue Gewölbe^ o b e n offen e und werden^ nachdem fie Völlig eingesetzt find^ nnr mit Ziegelftücken oder A m f e n zugedeckt Sie find nicht fehr praktifch d e n n nicht nnr^ daß bei ihnen ein großer Teil der Hitze nutzlos Vergeudet wird^ eS eutfteht auch Sehr viel Abfall; die oberften Schichten find häufig ganz unvollkommen gebraunt währeud die innen liegenden Schichten oft Verbrannt oder Verglaft (GlaSköpfe) erscheinen. Die holländifcheu Ofen find mit einem Vollen Zirkelgewölbe gefchloffen; fie foUen a b e r i n betreff der FeuerungSerfpamiS ebenfalls weit hinter denen zurückgehen Welche m i t einem flachen Vogenfegment überwölbt find. Übrigens ift für die innere Einrichtung deS OfenS die Natur deS Brennmaterials Von ganz Wefentlichem Einflnß. Die Renzeit hat durch den enormen Auffchwnng^ den die Bautätigkeit genommen die Ziegelfabrikation auch dem FabrikationSbetriebe der Großinduftrie genähert. Nicht nur^ daß die Mafchinen für Zurichtung nnd Formung immer mehr Eingang finden^ auch bei den FeuerungSanlagen macht man fich die Erfahrungen ^ welche auf andern technischen Gebieten in der Ausnutzung der Heizkraft gewonnen worden find^ zu nn^e. So geht man Von den alten Ofen^ welche die heißen Feuergafe unbenutzt entweichen laffen ^ mehr und mehr ab^ indem mau fich dem Vernünftigen Prinzip der SiemenSfchen Kenerativfenernng zuwendet.

^iegelfabrikation. ^ DieSeS Prinzip ift in verschiedener Art und Von Arnold in Seinem RingoSen Sogar Schon Ende der dreißiger Iahre in Anwendung gebracht^ allein erft in den letzten fünfzehn |ahren für den Großbetrieb zu faft allgemeiner Annahme gekommen. Jetzt gibt eS der Syfteme^ die Sich mit großer Lebhastigkeit um den Vorrang Streiten ^ Schon eine große Z a h l . ^ i r können au diefer stelle natürlich nur daS Eharakteriftifche^ welche ihnen zu G r u n d e liegt^ hervorheben^ die Einzelheiten der Ausführung und Abweichung muffen wir übergehen. ^ n m Unterschiede Von den alten ^iegelofeu^ welche nach jedem Brande ausgekühlt Werden mußten ^ um entleert und frifch Wieder geSüHt Werden zu tonnen ^ Sind die in Rede Stehenden neueren ^fen kontinuierliche^ d.h. der Brand kann ohne Unterbrechung mit immer frischem Steinmaterial geSührt werden; nach ihrer Anordnung heißen fie allgemein R i n g * öSen. Sie haben daS Eigentümliche ^ einmal ^ daß Sie aus einem in Sich zurücklaufenden ringförmigen Räume beftehen ^ zweitens ^ daß diefer R a u m durch ^erablafSen Von eisernen Schiebern in einzelne Brennräume abgegrenzt werden kann^ deren jeder Sich mit der ge* meinSchaftlichen (^ffe in Verbindung fetzen laßt^ und endlich ^ daß die Feuerung innerhalb diefer Brennranme Von o b e n mittels RachfchÜtten Von Kohlenklein auf die bereits glühen* den Steine gefchie^t. Zur Einführuug deS Brennmaterials Sind in der Gewölbedecke Feuer* Öffnungen angebracht^ und die Steine muffen an den darunter liegenden Stellen fo gefetzt werden ^ daß für jenes der nötige Raum bleibt. Soll ein Solcher RingoSen in Betrieb kommen ^ S^ wird er ^unachft iu feinem ganzen UmSange mit lnfttrockenen Steinen auSgefetzt. Wir wollen annehmen e er läßt Sich durch Schieber in ^ l f einzelne Brennräume abgrenzen. E S wird dann die Kammer 12 an die erSte Kammer ftoßen. AUe Kammern bis auf 12 und 1 find gegeneinander offen ^ die Feueröffnnngen in der Decke überall gefchloffen^ ebenSo alle Schornfteinfchieber. Vor Be* ginn deS Brennens aber^ daS mit Kammer 1 anfangen foU^ benutzt man die Kammer als ZugangSraum zur erften Kammer ^ Vor die man eine gemauerte Ouerwand zieht ^ in Welche eine Roftfeuerung gelegt wird^ da daS Anfeuern deS OfenS Von außen erfolgen muß. Bevor man nun Feuer gibt^ fchließt man eine Anzahl Kammern ^ etwa fechS Von den folgenden^ durch den Schieber ab^ fo daß fie einen einzigen Brennraum bilden ^ öffnet in der fechften Cammer den Zug Zum Schornfteine und leitet fo die abgehenden heißen Feuer* gafe auS Kammer 1 durch die nächften fünf Kammern ^ in denen die ^itze allmählich an die Steine abgegeben wird^ diefe Sich S^ ^eit Vorwärmen ^ daß^ Wenn 1 gar gebrannt ift^ 2 Schon inS Glühen gekommen iSt. Die Feuerung felbft nnterhält man Von Vorn n u r So lange ^ bis die erfteu Steine genügend heiß geworden Sind^ um daS Von oben einzuschüttende Kohlenklein in B r a n d Setzen Zn können; dann Vermauert m a n Vorn und unterhält daS Feuer nur noch von oben immer weiter vorfchreitend^ indem man neue F^neröffnungen aufmacht und die vorher benutzten dagegen fchließt. Für die zum Verbrennen nötige ^ n f t Sind befondere Kanäle gelafSen^ die ebenfo folgeweife geöffnet und gefchloffen werden^ wie der Brand Vorfchreitet. letzt ift der Osen voUftändig im Gange. D i e abziehenden FeUergafe geben den größten Teil ihrer ^itze nutzbar ab^ die ^uftrömende Feuerluft aber^ Welche durch die eben gebrannten Weißglühenden Ziegelgitter ftrömen muße ehe Sie auf daS Brennmaterial trifft^ erhitzt Sich^ indem fie abkühlt^ So bedeutete daß der Wärmeeffekt der BrennftoSfmenge ent* Sprechend auf daS höchfte M a ß gefteigert wird. Sobald nun der Brand So weit Vorgefchritten ifte daß man anfangt^ in die Kammer^ Brennftoff einschütten ^ fo zieht man eine neue Kammer ^ die Kammer mit in den Be* triebe indem man den Schieber zwischen ^ und 7 aufzieht 7 von ^ aber abfperrt und ebenfo auS 7 den ^anal nach dem SchornStein auSmacht ^ Während der Von ^ geSchloSSen wird^ und So Sorte S^ daß die abziehenden FeuergaSe immer Süuf Kammern vorwärmend durchStreichen müSSen^ ehe Sie in die ESSe gelangen. Der Weg^ den die einströmende LnSt durch die abkühlenden Steine zu macheU gezwungen wird^ wird ebenfalls immer länger ^ bis endlich die Siegel kalt genug geworden find^ um auS dem OSen herausgenommen zu werden. Ehe dies gefchie^t e hat man die betreffende Kammer durch die Schieber abzufperren; man befetzt Sie Sofort Wieder mit SriSchen Steinen und hat n u n den KreiSlanS So eingeleitet ^ daß der OSen ununterbrochen im Gange bleiben kann; denn die anSanglich ^wischen und 1 be* hnfS der Anfeuerung angelegte TrennnngSmauer^ ift mittlerweile auch wieder herausgebrochen

^10 Töpferwaren und Porzellan. worden; für die zuftrömende Feuerlnft find^ wie fchon erwähnt genügend andre EinStrömungS* orte Vorhanden. DaS ift das Prinzip der Ringöfen^ daS in Seinen Vermiedenen Ausführungen Sehr Verschiedene GeStalt angenommen hat; Sür die Großziegelei find jedenfalls Seine Vorteile ganz bedeutende^ da die Wärme in möglichst Vollkommener Weife anSgenutzt wird und der Betrieb ein nnnnterbrochener ift; für die Seineren Manerfteine^ Sogenannte V e r b l e n d * Steine^ find diefe Ringöfen jedoch weniger geeignet. Diefe Verblendfteme^ gewöhnlich Von gelber Farbe in Verschiedenen Nüaneen^ müfSen Von möglichst gleichSörmiger BeSchaSfenheit und fanber gearbeitet fein^ da die damit hergefteUten ManerSlachen nicht abgeputzt (berappt) werden^ fondern roh bleiben. Von einem ^andern GeSichtSpnnkte ift Vock ausgegangen^ bei deSSen Ziegelofen der VerbrenmmgSherd mcht wechfelt^ fondern die Steine nach Art eineS PaternofterwerkS in eiSernen mit Schamottesteinen ausgefütterten Wagen nach und nach über die festliegende Feuerstätte gefahren^ hier gar gebrannt und donn dnrch einen vorgewärmten Ziegelwagen erfetzt werden. Die Vorwärmuug der Feuerlnft gefchieht ebenfalls in einem gefchlofSenen Kanäle^ indem die zuströmende Feuerlnft an den abkühlenden Steinen fich erhitzt Die Ziegelöfen werden auf diefe Weife den kon^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^^^^^^^^^^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^^^^^^^^^^^^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

Hinficht Von großer Wichtigkeit find noch die S c h a m o t t e f t e i n e oder S c h a m o t t e z i e g e l ; fie Werden in allen den Fällen Verwendet^ in welchen eS fich um möglichfte Feuerfestigkeit handelt alfo Zur Herftellnug der ^ochöfen und Verschiedenen metallurgischen Schmelzöfen ^ Porzellanöfen^

^ Fabrikation nötige fenerfefte T h o n muß reineS Alnminiumhydrofilikat (kiefelfanre Thonerde) fein^ ^^^ denn jede andre Veimengnng^ mag diefelbe nnn ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ aus Kiefelfäure oder anS Kalk^ Alkalien^ Eifen^ o^yd u. S. W. beStehen ^ Verringert die Fener^^^^^ feftigkeit der Maffe. Da uuu aber folcher Thon ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ beim Brennen infolge deS VerlufteS an chemifch ^ gebundenem Waffer fchwiudet oder Verzieht (feine ^ ^ ^ ^ ^ Form ändert)^ so mnß^ um dieS zu Verhüten^ ^ ^ ^ bereits gebrannter nnd dann gemahlener Thon derfelben Art (Schamotte genannt) mit dem frifchen Thon gemengt Werden; die hieranS gefertigten Steine Verziehen fich dann nicht. Ehe wir nnn zu der eigeutlichen Töpferei übergehen^ haben wir noch eineS befonderen Produkte^ der keramifchen Kunft mit einigen Worten zu gedenken^ der deren weltgeschichtliche Vedeutnng freilich dnrch die Zigarren einen bedeutenden Stoß erlitten hat. Trotzdem daß zu ihrer Bollendnng eine Unzahl Manipnlationen Vorgenommen werden und von dem AuSkueten deS ThoneS an bis zum letzten Polieren ganze Reihen Von Arbeitern fich in die ^ände arbeiten müffen^ iSt der Preis dieSeS Artikels doch ein fo niedriger^ daß nur die Maffeuerzeugung eiue Erkläruug dafür geben kann. D e r befte Pfeifenthon ( P f e i f e n e r d e ) muß fehr fein und fenerfeft fein uud Sich in der Hitze ganz weiß brennen. E r wird auS das forgfamfte gefchlämmt^ die PfeiSe aber aus ihm fo geformt ^ daß mau zuerft eine lauge ^ dünne ^ runde Walze herstellt ^ an deren einem Ende ein größeres Thonklümpchen Sür den Kopf gelaSSen wird. Diefer Thoneylinder wird mit einem Drahte der Länge nach durchbohrt nnd fodann der Kopf in einer zweiteiligen Meffingform auSgedrüdt^ der D r a h t Vollends bis in die Höhluug deS KopfeS hineingeftoßen^ der überfchüffige Thon abgefchabt^ daS Knöpfchen mit dem Fabrikftempel VerSehen und nnn die fo weit fertige Pfeife geeignet aufgeteilt damit fie trockueu kann. DaS Brennen gefchieht in befonderen Ofen^ in denen jede Pfeife für fich um eine in der Mitte ftehende Säule fo anfgeftellt werden kaun^ daß fie die andern nicht berührt (f. ^ig. 195); nach dem Brennen werden die befferen S o r t e n noch mit einem Gemifch Von Seife ^ Wachs und Tragant beStrichen; hierauf werden fie poliert oder wenigftenS mit einem wollenen Lappen glatt gerieben^ die gewöhnlichen S o r t e n aber nnr oberflächlich Von den gröbften Fehlern befreit

Einteilung der Töpferwaren. Terrakotte^ Bei der Fabrikation der Thonpfeifen werden ganz andre Handgriffe und Apparate^ Ofen u. f. W. in Anwendung gebracht alf bei der Herstellung Von Gefchirreu; eS iSt deS* wegen jene anch nicht zu dem eigentlichen Gewerbe der TöpSerei mit zu rechnen^ und wie die Ziegelfabrikation konnte Sie Von nnS hier nur gelegentlich kurz mit erwähnt werden. Anders iSt eS nun mit denjenigen Thonwaren ^ welche in nnendlich Verschiedenen Formen als Gefäße zum gewöhnlichen Gebranch oder zur Zier als Belege Von Wänden nnd Möbeln^ ^liefen und platten^ als figürlicher Schmuck^ Statuen^ Gruppen^ Vüften^ plaStifche Ornamente als Geräte der mannigfachften A r t Vom Stockgriff bis zum reich modellierten Porzellanlüfter hergefteUt^ daS weite Gebiet der eigentlichen Thonbildnerei erSüHen. ^mteiluu^ ^er ^ o ^ e r w a r r n . ^lüe Thonwaren zusammen zerfallen in zwei große Gruppen^ die loir kurzweg als die Von weicher und die Von harter Maffe bezeichnen können. D i e weichen M a f f e n find in gebranntem S t a n d e auS der Vrnchfläche noch erdig^ kleben an der Zunge ^ find undurchsichtig^ in chrer Textur mehr oder weniger locker und weniger klingend als die h a r t e n M a S S e n ^ deren einzelne Teilchen dnrch ein fchmelzendeS oder wenigstens in der ^itze fintemdeS Bindemittel znf ammengehalten werden und die daher mit ihren Brnchfteüen nicht an der Zunge haften^ dichter^ feinkörniger nnd klingend find^ und eine gewiSfe Dnrchfcheiuendheit zeigen^ die bei dem PorzeUau fo bedeuteud i f t daß man Lichtbilder^ die fogenannten Lichophanien^ daraus Verfertigt.

Zu den weichen Thonwaren gehören: die Terrakotten^ die Gefäße der Naturvölker^ die Urnen deS Altertums^ mögen Sie nnn eine matte oder eine glafierte Oberflache zeigen; ferner die mit bleihaltiger G l a f u r überzogenen und oberSlächlich oft gefärbten Fayeneen (daS im gewöhnlichen Leben fälfchlich Sogenannte Steingut) ^ die gewohnliche TöpSerware nnd endlich die feineren^ mit Zinnglafnr oder ^inn- und Bleiglafur weiß oder farbig emaillierten Fayencen (Delft^ Roueu u. f. w.) und die Majoliken. Zu den harten Maffen^ auS kiefelerde-^ kalk* nnd alkalihaltigem Thone^ dagegen haben wir zu zahleu: die oberflächlich matten feinen englifchen Steingutwaren ^ welche in der MafSe gewöhnlich blau^ Schwaß brann oder jaSpiSartig gefärbt find^ die WedgwoodSabrikate^ ferner die durch Salzglafnr glänzenden Steinzenge gewöhnlicher Art (Milchäfche n. f. w.)^ die fchönen niederrheinifchen alten Gefäße^ die Steinzenge mit glasartiger Glafnr^ die englifche OneenSWare n. f. w^ und endlich die Porzellane. ES liegt in der Natur der Sache^ daß^ da der Wesentliche Unterschied zwischen weicher und harter Wore durch daS Auftreten eines fintemden Bindemittels (Kiefelfäure ^ Kalk^ Alkali) bedingt wird^ durch daS Mehr oder Weniger hiervon Übergänge hervorgerufen werden können^ welche die Grenzen nahezu verwifchen. Eiu folcheS Beifpiel haben wir Schon in den ^iegelfabrikaten^ Welche in allen AbStuSungen bis zu Völliger VerglaSung Vorkommen können^ und eS gibt ebenfo noch Viele andre Produkte^ welche man ebenfo gut der einen wie der andern der oben angegebenen Unterabteilungen einordnen könnte^ da in be* treff der ^nfammenfetzung der Glafnrmaffen gleicherweise Variationen vorkommen. ^erra^otte bedeutet nichts andres als gebrannte Erde^ und man bezeichnet mit diefem Namen eine große ^ a h l Verschiedenartiger ^rodukte^ deren Eigentümlichkeit hauptsächlich in

^10 Töpferwaren und Porzellan. einer trockenen erdigen MaSSe Sowie im Mangel jeder oder wenigstens im M a n g e l einer feuerbeständigen Glafur befteht. ^ a die Verhältnismäßig geringe ^itze^ welche bei dem Brande angewandt wird^ Sowie die Abwefenheit eines Schmelzenden Bindemittels der Kon= fervieruug der Form günftig ift^ fo findet man als Terrakotten häufig plaftifch^ Kunftwerke auSgeSührt^ die in Solcher Art eine nnr wenig koftfpielige Wiederholung geftatten. Sie werden entweder mit Hilfe Von Formen hergeftellt oder auS freier ^and modelliert ^ und diefe Technik h^at für den bildenden Künftler den großen Vorzug ^ f e e n h a f t e n Entwürfen durch daS Brennen eine große Dauerhaftigkeit zu geben^ ohne den Reiz der Urfprünglichkeit Zu Verwischen. I n dieSem Sinne Verhalten fich Terrakotten zu ausgeführten plaftiSchen ^unftwerken gewiffermaßen wie Radierungen zu Ölgemälden. Die ihnen eigne rötliche oder braune Färbung wirkt fehr günStig. AuS der PariSer Aufstellung Von 1 8 6 7 waren Terrakottegruppen Von Leovold ^ar^e in BrüfSel d a s Reizendste ^ waS iu dieSem Material wohl jemals ausgeführt worden ift. ^u welchem Knnftwerk ein an uud Sür Sich geringer Stoff erhoben werden kann^ wird der begreifen ^ welcher die durch ^itz und Laune der Erfindung^ Grazie der DarfteUuug und Feinheit der Ausführung hinreißenden Poffen geSehen hat. Und wiederum mußte man geftehen^ daß in keinem andern Material ^ Weder in Holz noch in Elfenbein ^ Bronze oder Silber^ eS möglich gewefen wäre^ die urfprÜngliche | d e e deS KÜnftlerS in gleicher Vollendung zum Ausdruck zn bringen^ wie eS hier in gewöhnlichem Thone gefchehen War. Vortreffliche Terratottefiguren werden auch in Italien gemacht. Die gewöhnliche Terrakotte bezeichnet den erften Fortfchritt^ den die Thonbildnerei bei allen Voltern gleichmäßig gemacht hat; denn eS mußte fehr bald die Überlegung darauf führen e die zuerft nur an der Luft getrockneten Thongebilde der wirkfameren Hitze deS FenerS auszusetzen ^ um Sie zu harten^ und die älteften Uberrefte^ welche wir in den Grä* bern der Romer^ Griechen^ Kelten^ Slawen ^e. finden ^ Sind nichts andres als Terrakotten. Die alten Griechen e r u i e r t e n nicht nur in der Kuuft der ^erfteUung großer uud fchöuer Gefäße auS Terrakotte ^ welche fie glafierten und reich durch Bemalung ornamentierten^ fie haben auch auS dem Gebiete der Genrebildnerei Wundervolles geleiftet; die durch Ausgrabungen uuS wiedergewonnenen Figuren Von T a n a g r a entzücken nnS heute noch durch ihre Wahrheit und Grazie. Die Römer Standen chueu nicht nache Sie Verftanden eS vorzüglich^ dem Thoue jene Beschaffenheit zu geben ^ welche ihn nach dem Brande tief korallenrot erscheinen läßt. | n derzeit der RenarSfanee Spielten in der Architektur plaftiSche Ornamente^ Füllungen mit figürlichen Darstellungen^ eine große RoHe^ und die zahlreichen Werke e Welche Von Luea della Robbia und auS Seiner Schule fich noch in ToSeana finden^ beweisen^ daß die größten Künftler der ^eit daS Material Sür würdig hielten^ um mit der koftbaren Bronze und mit dem Marmor zu rivalisieren. Die fpateren diefer Arbeiten find farbig glafiert und nahern Sich damit fchon den Erzeugnissen^ die Wir als Fayenee und Majolika bezeichnen. Bei uns haben die Terrakotten Vorzugsweise für die Architektur Wert erlang^ welche Vielfach Ornamente und äußere Teile^ Füllungen^ Gefimfe^ Anffätze^ Statuen u. f. W. daraus darftellt. DaS neue Berliner Rathaus liefert einen fchönen Beweis Von der Leistungsfähigkeit nnfrer Terrakottefabrikanten^ unter denen Emft March in Eharlottenburg in diefer Begehung eine hervorragende Stelle einnimmt ^ und Von dem reizvollen Effekt^ welcher mit diefen Erzeugnissen zu erreichen ift. Eine glänzende Probe davon War auch der Triumphbogen e den gelegentlich der Wiener Weltausstellung die ^ienerberger Ziegel* fabrik ganz aHeiu auS ihren E r z e u g e n errichtet hatte ^ uud an welchem alle die Verfchie* denen BehandlungSWeifen^ welche daS Material erlaubt: ReliefformUng^ Glafur^ EmaiUieruug^ Bemalung^ Vergoldung u . f . w . ^ zn prächtiger kÜnftlerifcher Gefamtwirknng Vereinigt waren. Mengt man den T h o n mit andern Bestandteilen ^ z. V. mit EhaUffeeftaub ^ So erhält man Kompositionen^ die man zu gewifsen Zwecken gut Verwenden kann und welche unter dem Namen S i d e r o l i t h bekannt find. Da die innere Maffe gewöhnlich Von nicht fehr Schöner und reiner Farbe ift^ So gibt man den Siderolithwaren fowohl wie Solchen Terrakotten bisweilen Anftriche Von Ölfarben und Lacken oder undurchsichtige^ Sarbige GlaSuren Von Sehr leichtflüffiger Natur. Die alten Terrakotten find häufig mit einer fehr feinen G l a f u r überwogen e welche dem dünnen japanifchen Lack in der Wirknng fehr nahe kommt^ aber miueralifcher Natur ift uud am ähnlichsten Sich auf einer Art bränner^ Sehr Seiner^

^ie Töpferei^ ebenfalls weicher Kefchirre wieder findet^ die Anfangs des vorigen IahchundertS Wahr= fcheinlieh von Vöttger^ dem Erfiuder deS Porzellans^ in Dresden gemacht wurden. Die gewöhulicheu T ö p f e r w a r e n ^ namentlich folche welche zur Aufnahme von Flüffigkeiten dienen foUen^ müffen einen zusammenhängenden Überzug erhalten ^ der daS Durchsickern dnrch die Poren Verhindert Zu der bloßen gebackenen Erde^ der Terrakotte^ kommt alSo hier noch ein andres ^ WaS anf daS AüSfehen und die fonftigen Eigenfchaften wefentlich verändernd einwirkt fo daß man derartige Gegenftände nicht mehr unter jene rechnet^ obwohl in der HauptmaSSe eine große Verschiedenheit nicht beSteht nnd natürlich aneh die VehandlungSart der Materialien übereinftimmt.

^rinntp^^eu^ errietet ^ u der ^iener^er ^ie^eI^rt^ ^ der Liener ^ettan^teUuu^ ^ u ^ ^ Diefe^ von der Zubereitung deS ThoneS bis zur Fertigftellnng der gebrannten Produkte notwendigen Manipulationen und Verfahren bilden daS eigentliche Wefen der T o p f e r e t daS wir gleich hier kurz unS anfeilen wollen ^ weil Seine Gruud^üge auch für alle andern Gebiete der Keramik diefelben bleiben. Die Töpferei hat chr Material nach chren Zwecken einzurichten. Der T h o n wird alfo Vor feiner Verarbeitung zuerft auf feine Eigentümlichkeit nnterfucht und ^ wenn er dem beabfichtigten Zwecke nicht ganz entfprechen follte^ beziehentlich mit einer fetten oder mageren S o r t e vermengt. Diefe Mifchnng snmpft man ein^ d. h. man läßt fie einige Zeit an der Luft in Verührung mit Wasfer liegen ^ wohl auch frieren^ wodurch die organifchen Beftand* teile zerStört werdeu und daS Ganze iu eineu Zustand der Gäruug kommt. Hierauf fchlämmt m a n den Thon und kuetet oder fchueidet chn um alle gröbereu Teile uud die Steine daranS

^10 Töpferwaren und Porzellan. Zn entfernen. I n größeren Werkftatten benutzt man zum Kneten und Reinigen Ma* Schinen^ ähnlich den Brechmühlen^ wie fie in Ziegeleien gebräuchlich find^ fogenannte Thonm ü h l e n . Knrz^ ehe der Thon wirtlich geformt wird^ unterwirft man ihn einer Behandlnng^ die ihn in eine Völlig gleichmäßige^ ploftifche^ Von organifchen Beimengungen möglichst Sreie MaSSe Verwandelt. DaS Formen feIbft geschieht der HanptSache nach anf zweierlei Weife ^ nämlich entweder anf der Scheibe oder in ^^formen. Die B e h a n d l u n g auf d e r S c h e i b e dient Sür alle Gegenftande^ welche in ihrer Grundform kreisrund find. Der Arbeiter fitzt bei der A r b e i t wie eS Fig. 1 9 8 zeigt an einer beweglichen Scheibe^ die mit ihrem Mittelpnnkte anf einer Senkrechten Welle beSeStigt iSt. Oben dreht Sich die Welle in einem HalSeifen^ unten aber in einer Pfanne^ und nahe am Fuße ift eine zweite Scheibe^ die T r et Scheibe^ beSeStigt. Auf diefe Setzt der Arbeiter feinen F u f t und indem er ihn rafch Von fich Stoßt oder nach Sich ziehte verSetzt er die nntere Scheibe in eine drehende Vewegung^ welcher die obere Solgen muß.

AuS die Mitte der letzteren legt der TöpSer — nehmen wir an^ er wolle einen gewöhnlichen eylindrifchen TopS machen — ein hinreichend großes Stück weichen ThoneS und Verfetzt die Scheibe in Umdrehung^ während er die Hand gegen den Thon preßt der dadurch die F o r m eineS Cylinders annimmt. Indem er die beiden Daumen in die Mitte deS ThoneS drückt und die ^aud zu Schließeu ftrebt^ bildet Sich die innere kreisrunde Hohlung^ Der Thon^ der ausweichen mnß^ drängt Sich uun nach oben^ der Arbeiter Solgt mit Seinen Händen nach^ und So hebt Sich allmählich die Wand eylindrifch in die Höhe^ wie dieS im Vordergründe uufreS BildeS dargeftellt ift. Zuletzt wird der obere R a n d umgelegt^ VaS Vorlanfig Vollendete GeSäß mit einem Draht Von der Scheibe abgeschnitten mid zum Trockueu zur Seite gefteUt DaS gan^e VerSahren geht ungemein Schneit und ein ziemlich großer Topf der Art kann fo weit faft in derfelben Zeit vollendet werden^ die wir gebraucht haben^ daS Verfahren zu befchreiben. Die Crfindnng der Töpferfcheibe ift eine Sehr alte nnd eS hat den Anfchein^ als ob die Verschiedenen Völker ganz Selbständig darauf gekommeu waren. Die Griechen Schrieben die Erfindung dem T a l e S ^ einem um die Mitte deS 12. IahchundertS V. E h r . lebenden Handwerker^ andre wieder dem TheodoruS v o n S a m o S z^ wahrscheinlich aber dürfte

^ie Töpferei. die Vorrichtung ein noch bei weitem höheres Alter beaufpruchen. Übrigens gibt eS Völkerschaften e welche kreiSruude Gefäße Von fehr bedeutenden Dimenfionen ohne An= Wendung der Scheibe herzuftelleu wiffen^ fo die Arowaken uud Warauen iu Südamerika^ die bis 2 ^ hohe Töpfe lediglich durch Spiralförmiges Aufeiuanderlegeu dünner ^ langer Thon Wülfte erzeugen. Handwerkszeug ift für die gewöhnliche Arbeit an der Scheibe nicht Viel mehr nötig als eine kleine ^olzfchiene zum Glatten und Ebenen der Flächen und ein Tafterzirkel^ um die Dicken zu messen^ obfchon SaSt iu allen FäHen daS Augenmaß der ficherSte Leiter deS Arbeiters fein muß. Zur Seite ftebt ein Gefäß mit Waffer ^ um den Thon^ wenn er bei der Arbeit zu trocken Wirde ein wenig anzufeuchten und geschmeidiger zu machen. | f t die Form etwaS zusammengesetzte^ gefchweift^ wie z^ B^ bei dem zweiten Arbeiter im Hinter* gründe^ fo muß allerdings die Hand auch noch die Hauptfache chUn^ aber eS wird mit allerlei Stäbchen und Formhölzchen Vermiedener Art nachgeholfen^ um die fchärferen Umriffe zu geben^ bis auch hier die gewünfchte Geftalt hervorgebracht worden ift.

^ ^^ ^ | u der Regel bedieuen Sich die Topfer für die Vollendung ihrer Gefäße hölzerner Schablonen^ Lehren^ daS find kleine Vrettchen^ die genau nach dem Durchfchnitt der Ver* langten Form ausgeschnitten find. An die bereits im Rohen Vorgeformte^ Schnell rotierende^ weiche ThonmafSe recht genau angedrückt^ zwingen fie diefe ^ ihre Umriffe anzunehmen. S o werden Vafen^ Flafchen und einfache Teller und Schüffeln gemacht. Für die gewöhnlichen Gefäße dient ein vertikales Stativ mit VerfteHbaren horizontalen Stabchen als M a ß f t a b und Lehre. Werden die Sachen mit Henkeln Verfehen^ fo bildet der Arbeiter diefelben auS freier Hand und klebt fie mit etwaS verdünntem Thon an daS fertige Gefäß an. AuSgußöffnungene Sogenannte Schneppen ^ Schnauzen e entftehen dadurch e daß der Arbeiter gegen den Rand deS fertigen GefaßeS den Daumen und den Mittelfinger der einen Hand legt und mit dem Zeigefinger den Rand zwifchen beide hineindrückt. DaS bis jetzt b e t r i e b e n e Arbeiten an der Scheibe liefert aber nur kreisrunde Gegen* Stände und auch diefe nur ganz glatt. Sobald eS Sich u m ovale oder eckige oder auch runde^ verzierte Formen handelte tritt eiu andres Verfahren ein^ nämlich daS Drücken in Formen^ die Formerei. Ovale Gefäße werden zwar auch noch auf der Scheibe hergeftellt^ welche

^10 Töpferwaren und Porzellan. Zu diefem ^wecke eine E i n r i c h t U U g hat wie daS Ovalwerk der Drehbank^ oft aber anche nnd f ü r eckige nnd dergleichen Gegenftände auSuahmSloSe wird der weiche Thon in Formen ge* preßte in denen die Oberfläche deS darzustellenden Gegenstandes VertieSt ausgearbeitet ift. Hierzu wird er erSt anf einer Tafel mit Walze e wie dies im Hintergründe unfreS BildeS (Fig^ 19^) gefchieht ^ in platten ausgearbeitet^ ungefähr fo^ wie der Bäcker den Kuchenteig wachte nnd dann eine folche platte in oder über die Form gelegt au die Unterlage überall feft augedrückte wo zu viel ist^ abgefchnitten^ wo zu wenig ifte zngefetzt und mit weicher M a f f e angeklebt^ fo daß die Form ganz ausgefüllt wird. Jft nur e i U e Seite gemnftert fo wird die andre mit Boffierhölzern oder der Hand geebnet; find aber beide Seiten mit reliefartiger Mnfternng VerfeheUe fo muß auch die Form zwei Teile haben e einen äußeren und einen inneren e zwischen Welche daS Thonblatt eingepreßt wird. F ü r f e h r zufammen* gefetzte Gegenftände befteht die Form anch wohl auS mehr als zwei Stücken ^ da man Sie Sonft nicht wieder Von dem geformten Gegenftände würde entferueu können. Hervor* Springende Verzierungen n . dergt werdeu beSonderS geformt nnd augefetzt. D i e platten Zu Ofenkacheln U. dergl. werden wie die LehmziegeI Von einem wÜrfeIartig geformten Thon* block mit einem dünnen MetaUdraht abgefchnitten. Die Formen e in welche die Thonmaffe gedrückt Wirde find meistens von G i p S e deffen ^orofität daS im Thon enthaltene Waffer anffaugt und dadnrch ein leichtes AbIöfen Von der Form geftattet; für manche ^wecke hat man auch Formen Von Holz^ Stein oder Metall. Die geformten Gegenstände mÜffen an der Luft getrodnet werden e dadurch erlangen Sie einige Feftigkeit und können nnn daS Brennen ^ daS ihnen erft die Volle H ä r t e gibt aushalten. Sollen die GeSäße indeffen zur A u f n a h m e Von Flüffigkeiten drenen^ fo mnße ehe fie gebrannt werden können^ noch für die G l a f u r geforgt werden. Die Glafur wird in Form eineS dünnen BreieS anf die lufttrockenen Gefäße anf* ^egoffen oder geftrichen^ oder man tancht die letzteren gleich in den Glafurbrei ein. Jft darauS die Ware abermals trocken geworden ^ So wird Sie gebrannte und zwar werden ge* wohnliche Töpferwaren auf diefe Weife in e i n e m Brande fertig; feinere Gefäße jedoch müffen^ wie wir noch fehen werden^ fowohl Vor als nach der Glafnr gebrannt werden. Die Maffe für gewöhnliche Glafnr befteht faft immer anS einem Gemenge Von Blei* o^yd (Glätte) mit Thon^ Lehm oder Saud. WiU mau eine farbige Glafnr ^ fo hat man noch die färbende Subftanz zuz^fetzen. AUe Beftandteile werden zwifchen einem Paar Mühlfteinen nnter WaSferznSatz^ anfS feinfte zuSammengemahlen. Als Farbemittel dienen Verschiedene MetaHVerbindnngene z. B: Schmälte für Blan^ EifenVitriol für Rot. Schwefel* antimon für G e l b e Kupferafche für G r ü n e Vraunftein für Schwarz u. f. w. DaS Wefeu uud die Wirkung der Glafur befteht darin e daß fie in der Hitze in F^ß gerät uud fich iu eiue Art GlaS Verwandele webcheS die Poren deS ThoneS ausfüllt nnd eine glatte Oberfläche erzeugt. Jft daS Schmelzmittel B l e i o ^ So bildet Sich VleiSilikat (kieSelSanreS Bleio^yd) als leicht Schmelzender glasiger Körper. J e Stärker der Vleiznfa^ defto leichtflüffiger wird die Glafnr^ defto weniger Hitze ift alfo zu ihrer Erzeugung nötig; Sie wird aber auch in demfelben Grade minder hart uud dauerhaft. Eine folche leichtflüffige Glafnr e gewöhnlich Von hellgelber Farbe e erhält mit der ^eit eine Unzahl feiner Sprünge nnd ift wohl geeignete an faure Flüffigkeiten und Fette e die in die Gefäße gebracht werden e Blei abzugeben nnd fie dadurch zu Vergiften. Man hat fich daher fchon Vielfach die Anfgabe gefteUte daS Blei als gefundheitSfchädlich ganz anS den Glafnren zu Verbannen^ nnd eS werden häufig fogenannte S a n i t ä t S g e f c h i r r e auSgeboten e die eben durch diefen Ramen andeuten follen^ daß fie bleifrei find. Jm allgemeinen aber ift daS Blei nach wie Vor in Gebrauch geblieben^ und wenn die Bleiglafur uur hart genug gemacht Wirde fo ift wohl auch nicht Viel Von ihr zu fürchten. Eher wäre den Töpfern felbft die Abfchaffnng deSBleio^ydS zn gönnen da deren Gefnndheit dnrch Einatmen deS bleihaltigen StanbeS fo fchwer leidet. Der G r n n d e Warum daS Blei uoch keinen Stellvertreter gefunden^ liegt hauptsächlich darin^ daß die Vorgeschlagenen Materialien^ z^ B. Gemenge Von FeldSbat gebranntem Bora^ GlaS u. f. w.e teils zu teuere teils immer noch zu ftreugflüffig find. Statt der Vleiglätte^ Bleio^yde kommt fehr gewöhnlich Bleiglanz^ daS fogenannte G l a f u r e ^ Z^ur Anwendnng. D a diefeS Mineral anS Schwefel und Blei befteht nnd der erftere Be* ftandteil in der Hitze wegbrennt So ift daS ReSultat daS nämliche wie bei der Glätte.

Majolika oder Fayenee^ ^ Bei härterer Ware^ die unter Stärkeren Hitzegraden gebrannt wird^ kommt als Glafur* mittel KochSalz (Ehlornatrium) in Anwendung^ entweder als ^ufatz zu audern Stoffen Z. B . BoluSe Lehm (Kochfalzlehmglafur)^ oder auch wie beim Steinzeug^ gauz allem. Die Anwendung ift in letzterem Falle fehr einfach; man wirft daS Salz in den heißen Ofen und überlädt eS allein den chemifchen Verwandtfchaften die gewünfehte Wirknng hervorzubringen. D i e ftarke Hitze Verdampft daS Salz (Ehlornatrinm)^ und da zugleich durch daS Verbrennen deS HolzeS Wafferdämpse gebildet werden fo zerfetzen fich Salz* und Wafferdämpfe; eS ent* Steht Salzfäure^ Welche entweicht und Ratron ^ daS mit der Kiefelerde der glühenden Gefäße eine glasartige Verbindung eingeht welche ihrem Wefen nach ganz mit gewöhnlichem harten GlaS übereinkommt nnd die GeSchirre oberflächlich mit einer Semen harten Klafnr überzieht

^00. ^afieren der

DaS Vrennen erfolgt in eigenS dazu konfluierten Ofen^ in welche die trockenen und mit der Klafnrmaffe überzogenen TöpSerwaren eingesetzt werden; hier werden fie im Flammen* Sener anfangs maßig^ fpater immer Starker echitzt bis die MaSSe durchgeglüht und die Glafur gefloffen ift. Dann werden aUe Offnnngen deS 0SenS geSchloSSen und die Ware wird bis Zur völligen Abkühlung darin gelassen. UnglaSierte Stücke ^ wie Vlmnentöpfe n. dergt können in- und übereinander geSetzt werden; glafierte dagegen dürfen fich nicht berühren weil fie fonft zufammenbacken würden. Veffere Stücke werden in Kapfeln Von SeuerSeStem Thon gebrannt die gemalten in Muffeln. Diefem CntwickelungSgange folgen nun der Haubtfache nach aUe Thonwaren. Rur die Seineren Sorten erfahren eine Sorgfältigere und im einzelnen kompliziertere Behandlung; von ihnen find die Majoliken oder Fayeneen befonderS dadurch intereffant daß fie Vor Er* findnng deS Porzellans die edelften Erzengmffe der Keramik darfteHten und auf ihre Ver* VoUkommnnng jahrhundertelang großer Fleiß und oft bedentende Kunstfertigkeit Verwendet wurde. Dadurch haben diefe alten Kefchirre großes knnfchiftorifcheS IntereSfe erhalten. Die ^lajoli^a oder die ^ e u r e iSt ihrer Maffe naech ebenfalls den weichen Thon* waren zuzuzählen und in den gewöhnlichen Sorten in nichts Von dem unterschieden ^ WaS bei nnS vielfach aber fälfehlich er weife Steingut genannt wird^ obwohl daS mit diefem Namen Vezeichnete kaum härter als die gewöhnliche Töpferware ift. AuS folcher Maffe beftehen unfre gewöhnlichen weißen Teller und Kaff eegef chirred auch^ wie Schon gefagt die feinen Weißen OSeukacheln. D e r dazu Verwendete Thon ift oft kalkhaltig und brennt fich

^10 Töpferwaren und Porzellan. bei den Fayencen und ähnlicheu Irdenwaren w e i ß e oft aber gelb oder rötliche in welchem Falle er dann mit einer nndurchfichtigen Glafnr überzogen wird. Gewöhnlich wird zu der Glafur außer dem Bleio^yd uoch^inno^yd genommen^ daS den Fluß weiß und nndurchfichtig machte alfo einen Schmelz oder Email gibt. W a r e n diefer Art werden ftetS zweimal gebrannte einmal Vor nnd einmal mit der Glafur e eventuell auch mit der Vemalnnge die unmittelbar auf der eingetrockneten^ noch nicht gebrannten Glafurmaffe aufgetragen wird. M a n gebraucht die Ramen Majolika und Fayenee befonderS^ f ü r die kÜnftlerifch oft fehr wertvollen alten Geräte diefer Art nnd f ü r die in dem Stile derfelben neuerdings wieder häufiger hergeftellten Erzengniffe der Töpferei^ uud z^ar macht man in der Regel den Unterfchied^ daß man mit Fayenee Vor^ngSweife die weißen oder weißgrundigen Gefchirre bezeichnete während man die in bunten Farben bemalten oder mit gesärbten Glafnren überzogenen kunftv olleren Pro* dnkte Majolika nennt. | n ihrem eigentlichen WeSen kommen^ wie gefagt ^ beide faft gänzlich überein. D e r Name Ma* jolika ftannnt e wie Schon oben geSagt wnrde^ Von Majorca abe dem Namen jener I n f e l e welche die Pi* Saner 1 1 1 5 Von den M a u r e n eroberten. Unter der Beute^ die Sie dabei machten^ befanden fich anch Zahlreiche jener knnft* vollen irdenen Ge* Schirre^ in deren Her* Stellung die Manren Meifter Waren; Sie wurden zur Erinne* rung an den Sieg in die Wände der Kir* chen eingemanert nnd So zu Vorbildern^ die zur Nachahnumg reizteu. Vielleicht anche daß fchon Vordem in Unteritalieu die Technik der manriSchen Gefäß* bildnerei nachznmachen Verfucht worden war. | n dem übrigen Europa ftand damals die KunSttöpSerei auS einer Sehr tiefen Stufe. F ü r Dentfchland wurde zwar iu dem Vielfach beschriebenen Grobmal deS Herzogs Heinrich I^. von SchlefieUe daS feinem ganzen Stile nach um 1 2 9 0 errichtet Worden fein m n ß e ein Zeugnis erhalten ^ daS nnS auf daS Gegeuteil hinweifeu könnte; allein mit demfelben Ver* hält eS fich fehr fonderbar. ES zeigt die Geftalt deS Her^gS in liegender Figur lebenS* groß anf einem Sarkophagee deffen änßere W a n d Von 21 Fluren in Bogennifchen ein* genommen wird. | n den Zwickeln find geflügelte Engelsköpfe angebracht. D a S Ganze ift in Terrakotte ausgeführte und eS ift immer behauptet worden ^ daß eS mit fchöner Glafnr in lebhaften Farben Verfeben feie und dieS Würde allerdings beweifene daß in Dentfchland die buuleu Glafnreu weit eher iu Gebrauch Waren als in Italien ^ wo Luea deUa Robbia anerkanntermaßen erft um 14^0 den nndnrchSichtigen Zinnemail erfände der Sich namentlich Zur Vemalnng eignete e wenn die Sache nämlich Sich in der That fo Verhielt e wie eS ge* wohnlich angenommen wird^ d. h^ wenn der glänzende bnntfarbige Uberzug e i n e wirkliche Zinnglafur wäre. DaS ift aber nicht der Fall^ daS Denkmal ift einfach mit buntem Ölfarbenanftrich Verfehen^ uud damit Sällt seine Beweiskraft VoUftändig.

Majolika oder Fayenee^ ^ Für Italien war alfo zunächst daf Bekanntwerden mit manrifchen Thonwaren ^ die in prächtigen Farben glaSiert als Wandbelege^ zu Fußböden oder alf ZiergeSäße eingeführt wurden^ der erfte AnStoß^ um bei der allgemeinen Wiedergeburt der KünSte AnSangS def 1 5 . |ahrhundertf die AuSmerkSamkeit auch der Thonbildnerei wieder zuzuwenden nnd nach Mitteln zu Suchen um ihre malerischen Effekte zu erhöhen. Durch die Bildhauer Luea della ^ o b b i a wurde folcherart Sür Italien ein faft neuer Kunft* Zweig gefchaffen^ und indem er feine zum Schmuck der Bau* werke bestimmten Terrakotten mit einer weißen GlaSur über* Ziehen lernte^ die Sich beliebig Särben und bemalen ließ^ erhob Sich daS heruntergekommene Gewerbe bald wieder auf eine höhere Stufe. Seine vordem nur für den gewöhnlichen Ver* brauch gefchaffenen Erzeugniffe erlangten höhere Schönheit^ die fie zur Auffchmücknng der Wohnnngen geeignet erfcheinen ^ ^ ^ ^ ^ ^ ließ; auf die HerVorbringnng Von ^iergefäßen wurde mit der fteigenden Wertfchätzung mehr und mehr Sorgfalt und Kunft Verwendet. S o ging allmählich auf dem Rohen und Unvollkommenen jene berühmte italienifche Majolika hervor^ deren fchönfte Werke auS der Blütezeit der italieni^ fchen Malerei ^ auf der erften Hälfte def Iahr* ^ ^ ^ ^ ^ ^ hundertS^ Stammen. ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ieoe der d^r italienischen italieniSeben Majolika Maiolika iSt daS ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ Die Wiege Herzogtum Urbino^ wo die Herren Von Pefaro^ die ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Famile Malatefta^ einen kuuStliebenden kunftliebenden ^wf ^of hielten. ^ ^ ^ ^ ^ ^ P e f a r o hatte große Töpfereien. Anfänglich wurde ein ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ T h o n Verarbeitet^ der fich braun brannte. Um ihm eine helle Oberfläche zu geben^ überzog man ihn mit einer dünnen Schicht weißer Erde Von Siena^ einer fogenaunten Engobe; nachdem er einmal gebrannt war^ wurde er gemalt nnd glafiert. Diefe alten^ auS zweierlei Erde befteheuden GeSchirre heißen Halbmajoliken^ Mezzama jolika ; Sie zei^n in ihrer Dekoration noch deutlich den manrifchen Einfluß; ihre Färbung umfaßt nur Gelb^ Blau^ Grün und Schwarz^ und der knnStlerifche Wert diefer zur Dekoration beftimmten Gegenftände ift ein nicht Sehr lwher^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ mählich aberlernte man weiße Thone allein Verarbeiten^ und die ^ ^ ^ ^ ^ ^^ f e i n e Majolika befteht dann durchweg auf eiuer weißen oder gelblichweißen MaSSe und hat Zinn* oder Vielmehr Zinn^Bleiglafur. Halbgebrannt wurden die GeSäße mit EmailSchlicker überzogen^ trocknen gelaSfen^ dann bemalt und fchließlich häufig noch mit einer dunnen Bleiglafur verfetten; dadurch^ daß die Glafnr mit der Molerei zufammenfchmolz^ erhielt die letztere eine große Lebhaftigkeit. Der MetaUlÜfter^ welchen Viele der beSferen Majoliken zeigen^ erforderte wahrfcheinlich ein drittes Brennen. Da daf Bemalen auf die nur getrocknete Emailmaffe erfolgte^ welche die Farbe fofort einfaugt^ und nachträgliche Verbesserungen^ wie ^ ^ ^ ^ ^ fie bei der Porzellanmalerei möglich Sind^ bei welcher auf die fchon gebrannte erfordert^ die G l a f u r die Farben aufgetragen werden^ fich hier nicht Vornehmen ließen^ fo^ erforderte ^^ Sicherer ^ ^ ^ ^Haud^ ^ ^ keck und leicht^ Dekorierung der Majoliken fehr gefchickte Zeichner ^ die mit daS Gemälde in einem Wurf aufzuführen Vermochten. | n diefem Umftande beruht der eigentümliche Reiz und der kÜnftlerifche Wert den gute Majoliken haben ^ ob* gleich ihre Farbenfkala häufig nur einen geringen Um* fang ^ t z t . ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ nur Weiß und Blau; erft fpäter traten dazu Violett^ Gelb^ Grün und Rot. S o Sind auch die Srüheren mit fieuifcher Malerei Verwerten Majoliken Vorzugfweife in gelben und blauen Farbentönen aufgeführt; daS Rubinrot kam erft fpäter dazu und wurde in Gnbbio Von Giorgio Andreoli von P a v i a erfuuden^ der feit 1 4 9 8 in Gubbio anfäffig w a r und die

^10 Töpferwaren und Porzellan. Majolikamalerei auf die hochfte ^tufe hob. Von ihm gemalte Gefchirre werden jetzt mit enormen ^reifen bezahlt und find an dem Monogramm kenntlich^ wie eS alle Künftler der damaligen ^eit jedem ihrer Werke einzugraben oder auszumalen pflegteu. Fig. 2 0 2 zei^t die deS ^anto Von Urbino ^ eines ebenfalls berühmten die Marke Von Giorgio ^ Fig. MeifterS^ defSen KunSt um blühte. D i e erftere laßt außer der |ahreSzahl der Verfertigung die AusangSbuchftaben O e s t r o ) ^(iorgic)^ die zweite ^(ranc^sco) ^(anto) ^(^ollc) R(o^igo) erkennen. Die farbenfchÖnften Majoliken mit Purpurlüfter Sind auS den ^erkftätten Von Gnbbio und Pefaro hervorgegangen ^ und eS fcheint^ als ob der genannte Audreoli hier auch die Erzeuguiffe andrer Orte nachträglich noch auf BefteUung mit jenem irisierenden Metall* Schimmer ü b e r z o g e n habe. Vergoldung kam erft 1569 durch LanSraneo i n Anwendung ^ zu einer Zeit^ in der die höchste Blüte der Majolikatechnik bereits V o r ü b e r war. I n Urbino^ wo man nicht So brillante Farben her* Vorzubringen Vermochte^ wandte man um So größere AuS* merkfamkeit der Vervollkommnung der Zeichnung zu. Herzog Guidobald verschaffte Seinen Majolikamalern Raffaelfche KartonS zu Borlagen; auS dieSen UmStand ift wohl auch der UrSprung deS RamenS Raffaelgefchirre zurückzuführen^ mit dem man gewiSfe Majoliken bezeichnet^ deren Bemalung man SrÜher mancherSeitS dem großen Urbinaten Selbft zuschrieb. I n Urbino waren unter andern beSonderS berühmt BattiSta Franzo Von Venedig ( 1 ^ 0 — 6 0 ) und Orazio Fontana. Bon hier wandten fich im Laufe der | a h r e und namentlich als die Majolika* malerei in Urbino in BerSaH zu geraten anfing ^ Viele Künftler weg nach andern Orten^ und zu den Schon be* Stehenden Werkftätten erwuchsen So neue Mittelpunkte diefer Technik. Außer Gubbio und Urbino wurde in der guten ^eit diefe Kunft mit großem Erfolg namentlich in Eafteldnrante e P e f a r o und Faenza gepflegt. Von letzte* rem Orte haben die weißgrundigen Gefchirre den Namen Fayeneen erhalten^ Welche fpaterhin zur Nachahmuug deS in Mode gekommenen chinefifchen Porzellans überall fabri* Ziert wurden. M i t der Zeit aber wurden die Leistungen felbft der Vordem berühmteren Anftalten in den allge* meinen BerfaU mit hineingezogen ^ fo daß manche der fogenannten Banernmajoliken^ Gefchirre^ welche Von den gewöhnlichen Töpfern auf dem Laude gemacht wurden^ mehr richtigen Gefchmack in der Verzierung zeigen als die Tafelftücke der Reichen. Dann kam die Porzellan* Periode auch f ü r Italien^ Wahrend welcher daS |ntereffe sür die übrige Kunfttöpferei faft ganz erftarb. Erft nach und nach erhob Sich an den Mustern der Alten wieder der Mut^ Ähnliches zu VerfUchen^ und eS fteckt in jedem Italiener fo Viel traditionelle Kunstfertigkeit^ daß er auch fofort die Mittel wieder findet^ daS nachzumachen^ WaS der heimifche Boden fchon einmal hervorbrachte. Auf den WeltauSftellungen Von Paris 1867 und in noch größerer Mannigfaltigkeit auf der Von Wien 1 8 ^ uud der Parifer Von 1878 fah m a n denn auch auS den alten Kunftftätten Faenza^ Gubbio^Bologna^ Florenz Majoliken nndFayeneen^ die in der Imitierung alter Meifter* werke eS zu einer Vollendung gebracht hatten^ daß eS felbft dem Kenner oft fchwer werden dürfte^ daS Original Von der Kopie zu unterfcheiden^ wenn abfichtlich eine Tänfchung bezweckt werden foUte. Die Majoliken Von Ginori in Doeeia bei Florenz haben einen Weltruf erlangt. | n eigner Erfindung freilich ftehen die heutigen Italiener den alten auch jetzt noch nach. I n Frankreich wurden Vom 1 J a h r h u n d e r t an dieFayeneen mit großer Vollkommen* heit gemacht. ^ier aber hatte auch durch einen genialen Künftler^ der Wegen feiner Ausdauer

Majolika oder Fayence^ und wegen feiner Schicksale unfer befondereS Intereffe in Anspruch nimmt die Majolika* technik eine eigentümlich felbftändige Entwidelnng geSunden: durch Paliffy. Wie in Rabelais^ R o m a n ^Kargantna und P a n t a g r u e l ^ welcher 1 5 8 5 erfchien^ zu leSen i f t gab eS damals zwar Schon große TöpSereien nm VeanVaiS^ welche durch ihre Erzeugniffe berühmt waren^ denn nnter den Trophäen deS Pannrg werdeu aufgezählt ^ein Saneeunapfe eine SalatfchüSSel uud ein Trinkkrug Von BeauVaiS^ und eS feheineu diefe Geräte nicht wertlos gewesen zu fem^ da fie für W ü r d i g gehalten Wurden ^ auf der Tafel der Vornehmen zu prunken. Die befferen Erzeugniffe jedoch kamen meift auS I t a l i e n und auch fpäterhin finden Wir noch^ daß italienifche Künftler Vielfach herbeigezogen wurden um die franzöfifchen Arbeiter zu unterweifen. P a l i f f y dagegen der autodidaktifche Kunfttöpfer^ Verdankt die größten Seiner Erfolge n u r der eignen Arbeit und dem eignen Scharfsinn. | m Anfang deS 16. |ahrhundertS geboren nnd feiner Profeffion nach ein GlaSmaler ^ Sah er in Seinem 89. | a h r e eine Schön emaiUierte Majolika^ wie man glanbt eine Arbeit ^irfchVogelS anS Nürnberg. Sofort ergriff ihn der Gedanke^ etwaS AhnlicheS zu fchaSfen. Ohne chemifche Kenntniffe fing er an^ aUe Dinge zu zerftoßen nnd zu mifchen Von denen er glaubte ^ ^daß etwaS daraus werden könnet Er zerSchlug irdene Töpfe^ Strich feine Mifchnngen darauf und Verfnchte fie in einem notdürftig felbft erbauten Ofen in Fluß zu bringen. E r gnälte fich ein paar Iahre allein. D a n n trng er feine Scherben in eine benachbarte Töpferei ^ jedoch daS Glüd begünftigte ihn deswegen nicht mehr. I n einer Glashütte^ an die er Sich nun wendete^ singen endlich ^ Weil da die Hitze viel Starker war^ eiuzelue Seiner GlaSurproben zu fließen an. Vei einem letzten Verzweifelten Verfnehe mit mehr als 8 9 9 Proben hatte er die Freude ^ daß ein Stück Sich nach dem Erkalten mit einem weißen Email bedeckte ^ daS chm^ wie er fagte^ ^himmlisch Schön^ erschien. Ehe er aber zu diefem erften Erfolge gelangte^ ^ern^ard waren wenigftenS Schon zehu Iahre der drückendsten Rot und P l a g e dahingegangen; oSt konnte er kaum Vrot Sür die Seinigen fchaffen^ da aUeS für Töpfe ^ Holz und Ingredienzien daraufgegangen war. Dazu Verbitterte chm ein nngeduldigeS Weib daS Leben uud felbft mit der Erfindung feines Emails w a r feine PrüfnngSzeit noch nicht zu Ende. Da die Kochtöpfe feiner Nachbarn nicht die Gegenftände fein konnten ^ Welche er mit der für chn fo koftbaren Maffe hätte übersehen können So mußte er Sein Augenmerk darauf richten^ Knnftgefchirre zu erzeugen. E r baute mit eigner ^and wieder einen Brennofen ^ der ihm freilich zu einem aüeS Verfchlingenden Ungehener wurde. Und als er den erSten mühSam Vorbereiteten Vrand nach eignen künftlerifchen Zeichnungen angefertigter Gefchirre durchgeführt hatte und eine lohnende Frucht jahrelanger Mühen und Entbehrungen erwartete^ da zeigten fich Seine Hoffuuugen durch ein neueSe nnVochergeScheneS Mißgeschick Vereitelt. D e r M ö r t e l feines OfenS war Voller Kiefet die Von der gewaltigen Hitze fbrangen nnd fo waren feine Gefäße^ obwohl fonft fehr fchon mit KiefelSplittern dicht beSetzt und dadurch gänzlich Verdorben. Roch manche Anftrengung fah er So durch irgend ein Ungemach Verloren; aber er harrte auS^ erweiterte dnrch bittere Erfahrungen Seine Kenntniffe nnd Schritt StuSenweiSe endlich doch einer hohen MeifterSchaft in feiner KunSt entgegen. E t w a 15 oder 10 I a h r e tappte er^ wie er Selbft f a g t m der I r r e ; in den Späteren | a h r e n Vollendete er aber Werke^ die zu großem RuSe gelaugten nnd ihm die Mittel VerfchafSten^ fich zu nähren nnd weiter zu bilden. PalifSy vervollkommnete

^10 Töpferwaren und Porzellan. fich zu einem ausgezeichneten plaftifchen Künftler^ der in Seinen Werken durch die Mannig* faltigkeit nnd Schönheit der Ornamentik überrafcht. Sehr hänfig Sind die als Ziergeräte gedachten platten^ Schüffeln^ Anffätze mit gaUZ natnraliftifchenRachbilduugen anS dem Tier* und Pflanzenreiche Verfehen^ Von merkwürdiger Treue nnd Sorgfalt der AuSführnng. Namentlich find eS Fifche^ Amphibien nnd kleinere Tiere ^ die in Farnkräutern e Waffer* blumen n. f. w. ihr Stillleben treiben. J n der Färbnng herrfchen in der Regel bräunlich* grüne^ blaue nnd mattgelbe Töne Vor^ wodnrch allerdings der Gefamteindrnck leicht beein* trächtigt wird. Die ModeUierrmg dagegen ift meisterhafte nnd der Rühm PaliffyS ftieg fo^ daß diefer endlich zum Hofküuftler ernannt und nach P a r i s gezogen wurde. Als aber die HugenottenVerfolgnngen ausbrachen^ kouute felbft Seine hohe Gönnerfchaft ihn^ den eifrigen Protestanten^ nnr vor dem Tode^ nicht aber Vor dem GeSängniS Schützen. Wie eS heißte kam er in die BaStille nnd ftarb darin.

Um diefelbe Zeit^ in der Paliffy feine Berfnche machte e fand auch anderwärts in Frankreich die Kuufttöpferei erfolgreiche Förderung. Kacharina Von Mediet die Tochter eineS Herzogs Von Urbinoe berief durch einen ihrer Verwandten^ den ^erzog Louis Von Gonzaga Majolikakünftler anS I t a l i e n ^ welche die Fayeneefabrikation in Revers nach italienifchem Muster einrichteten. Lange Zeit lieferte diefe S t a d t Vortreffliche Produkte. Die beften ErZeugniSSe Von Revers Sühren Seit dem 17. Jahrhundert als Fabrikzeichen gewöhnlich ein roh gemaltes ^(e^ers) oder die beiden verfchlungenen Vuchftaben ^l. S. ^ac^ucs Senb^ ein dort im 18. Jahrhundert lebender Töpfer Von Ruf. Jn Monftier ferner fo wie in Roueu blühten ebenfalls Fayeneemannfaktnren auf^ deren Erzengniffe ihrer Ornamentation wegen hente noch bewuudert Werden. Ans dem 1^. Jahrhunderte jener der Kunft So günstigen ^eite Stammen auch die berühmten und nnter dem Namen e H ^ d e n ^ w a r e ^ bekannten F^eneeUe welche neuerdings bezeichnender ^Fayeneen Von Oiron^ genannt werden. J m ganzen find ihrer nicht mehr als 5^ Stüd bekannt und fie werden sowohl ihrer Seltenheit alS ihres großen KunftwerteS wegen mit fabelhaften S u m m e n bezahlt DaS Keufington*Mnfenm z. B . kaufte einen

Majolika oder Fayenee^ ^ Trinkkrug diefer Art auS der PourtaleSfchen S a m m l u n g für Frank. Wie ueuere ForSchuugeu nachgewiefeu haben^ Stammen diefe Gefäße^ auf welche erSt Seit 1 8 ^ 6 die Anf* merkfamkeit der Knnftkenner wieder gelenkt worden i f t nicht auf Italien^ Sondern Von dem SchloSfe Oiron in der Gegend Von^ThouarS^ welches Archur GoufSier^ GouVeruenr F r a n ^ I.^ seiner Witwe Helene Von Hangeft hinterlaSSen hatte^ wo diefe kuuftliebende Fran jeden Sommer Verbrachte^ und wo Sie nnter anderm anS Liebhaberei auch eine KunSttöpferei unterhielt für Welche Francois Eherpentier als Techniker und der Bibliothekar Ieban Bernart alf Zeichner chätig waren. Ihrer bezüglichen Dekoration nach zu fchließen^ Sind die ErzeugniSfe diefeS Ateliers^ Welchem bedentende Künftler mit Rat nnd That zur Seite geStanden haben muffen^ zu Gefchenken an franzöfifche G r o ß e beftimmt gewefen. Eine Anzahl davon trägt die Initialen Heinrichs 11. nnd feiner Gemahlin^ z^ei verschlungene C und ein worin man fälfchlicherweife immer den NamenSzug der Diana Von PoitierS hat erkennen wollen. I n ihrer Schönen^ bnnten Dekoration Siebt man den Einfluß orientalifcher Motive. Ihrer technifcheu Herstellung nach aber Sind die OirongefchirreUniea^ nicht minder durch daS Verfahren felbSt als durch die WnnderVoUe Ausführung. Räch VrogniartS UuterSuchungeu bestehen dieSelben auS dreierlei MaSSe: zunächst auS einem Kern von Pfeifenerde^ fodann auS einer darüber liegenden Schicht feinen weißen TboneS nnd endlich auS einem dunkelbraunen oder fonftwie geSärbten Thone^ welcher Zu den Einlagen Verwendet wurde. Denn dieOrna* nieute Sind nicht wie bei andern Fayencen mit dem PinSel aufgemalt^ fondern aus der hellen Deckfchicht ZnerSt aufgegraben nnd dadurch Sichtbar gemacht^ daß diefe Gravierung mit gefärbter Thonmaffe auS* gefüllt und oberflächlich wieder geglättet Worden iSt.

Eine dünne durchfichtige Glafur überzieht daS Ganze ^ welches fomit nicht eigentlich zu den Fayencen gerechnet werden kann^ fondern ein ganz befondereS Genre für fich darftellt daS man etwa in Parallele mit den tanfchierten MetaUarbeiten Setzen konnte. Die HerStellungSweife ift fo fubtil und Schwierig^ daß für Imitationen^ wie folche auf der Wiener Ausstellung unter anderm Von Minton zu Sehen waren^ 5 — 6 0 0 Gulden verlangt wurden. Diefelben waren in der eigentümlichen Technik der Originale hergestellt; wir geben in Fig^ 2 1 0 Z ^ derSelben in Abbildungen. Neuerdings hat man Sich außer in Italien beSonderS auch in Dentfchlaud und Frankreich beftrebt^ gute Majoliken hervorzubringen^ Kunftwerke^ die wenigftenS in bezug auf die Technik die alten wohl erreichen. Eine beträchtliche Z a h l von Knnftlern in P a r i s ^ Deck obenan^ dann ParViUee^ EoUinot^ ebenfo an andern Orten^ haben die Fortfchritte der Ehemie fehr gut zu Verwerten Verstanden^ und durch die Schönheit ihrer Emaillen^ durch die Pracht der Farben^ die Sie einzuschmelzen gelernt haben^ ein KunStmaterial gefchaffen^ Welches den Hilfsmitteln der Vergangenen |ahrhunderte an Vollkommenheit weit überlegen ift. | n be^ug auf Verwendung deSfelben^ in bezug auf dasjenige^ WaS dem künftlerifchen SchaSfen Vorbehalten ift Formgebung und Dekorierung ^ begnügt m a n Sich nicht mit der Nachahmung jener mustergültigen alten Gefchirre^ die in ihrer edlen Erfindung immer die Lehrmeister der Späteren bleiben Werden. M a n reproduziert zwar^ und maSSenhaft in großartigem Fabrikbetriebe z^ B. in Ehoify le R o t in Gien u. a. O.^ immer noch mit mehr oder weniger

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Töpferwaren u n d P o r z e l l a n .

Freiheit die Majoliken Von Paliffy^ die Fayencen Von Rouen^ MouStier n. a. O.^ perfifche und italienische Werke ^ daneben aber beweisen unS die eignen Schöpfungen der znerSt ge* nannten französischen KeramiSten^ daß daS lange Verkannte Material Von ihnen wieder zu ^ ^ ^ ^ ^ einer künftIeriSchen Bedeutung ^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

mancher Beziehung Sogar weit über daS Porzellan Stellt. Eine ^ franzöfiScher Schule groß ge= wordene FayeneeSabrik zahlen ^ ^ ^ ^ Tentfchen Reiche e die Von UtzSchneider ^

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geschmackvolle Massenproduktion durch ein eigentümlieheS Uber* druckVerSahren nnterftützt wird.

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Jahrhundert die Majolika* technit nach den Niederlanden.

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gung Von Fayeneen^ Welche als

Die KunSttöpSerei war ^ durch Vortreffliches Material der Rie* derungen begünftigt^ Schon auf hoher Stufe^ hatte aber Srüher^ wie am ganzen Riedersheim Sich mehr mit der HerSteHnng Von harter Ware^ Steinzeug^ befaßt^ worauf wir fpäter zu fprechen kommen. ^

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Die weiße Zinnglafur der Fa^neen jedoch^ welche eine blaue Vemalung erlaubte^ wie fie die teuren Porzellane zeigten ^ ließ den neuen Industriezweig raSch zu großer Vltite gedeihen e und namentlich war eS Delft^ wo fich in Stadt und Umgegend förmliche

Majolika oder

Fayenee^

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Töpferkolonien entwickelten. I h r e Erzeugniffe^ häufig chinefifche Mnfter nachahmende finden fieh noch aüerwärtSe namentlich als ^iergefäße^ Vasen u. dergl.e anf Kaminen und Schränken in alten Familien.

Niederländische Töpfer waren eS denn auch die^ a l s Protestanten Verfolgt ihre Knnft unter der Königin EliSabech nach England brachten. D i e feine Maffe aber^ in deren Er= Zeugung England die übrigen Länder überholte^ wurde erft dadnrch gefunden ^ daß ein ge* wiffer Aftburh die Erfindung machte e Pfeifenerde mit kalziniertem gepulverten Feuerfteine (Silc^) zu mischen; dadurch wurde die englifche Fayenee zu einer hurten Ware nnd unferm Steiuzenge ähnliche wirkliches Steingnt. Die wirkfamfte Förderung und AnSbildnng jedoch Verdankt die englifche Thonwareninduftrie einem einzigen Manne^ l o f n a h W e d g w o o d . Diefer^ der Sohn eines Töpfer^ geboren 17^0 zu Staffordchire^ brachte zu einer Z e i t Wo durch Maffenprodnktion und die Hafte fo billig wie nnr möglich zu pro* duziereue der ursprünglich edle Echarakter der Fayeneen ganz verloren gegangen war^ Seinen Arbeiten dadurch wieder höheren Wert bet daß er ihnen ge* fehmackvoUere Formen gäbe die er den fchöuen antiken Mnftern nachbildete^ wozu er die bedeutendsten M a l e r und Bildhauer e wie Fla^mann^ heranzog und die mKnnftfammlungen erhaltenen klaSSiSchen Keräte eiSrig Studierte. Fleiß^ Ausdauer nnd die erlangte künstlerische AnSbildnng brachten chn dahin e daß er 1779 eine kleine Fabrikftadt für feine Arbeiter anlegen konnte e der er den Namen Etrnria gäbe nnd die er durch eine eigne KnnftStraße Von zwei Meilen Länge mit der NachbarSchaSt Verband; vorcher Schon hatte er die Anlegnng deS Kanals zwischen dem Trent nnd MerSey begonnen. Wedgwood Starb 1 ^ 9 ^ zu Etrnria^ nnd jetzt Segnet eine Bevölkerung Von gegen 4 9 9 9 9 MenSchenk die in jenem Vezirke — den P o t t e r i e s ^ chr tägliches B r o t mit allen möglichen TöpSer* nnd Steingntarbeiten Verdienen daS Andenken deS ManneSe der^ anS ihrem eignen Stande hervor* gegangen dnrch Genie^ Eharaktergröße und AnSdauer einen hochbedentenden Industriezweig Schuf. Seit 1851 e wo die Ergebniffe der erften WeltanSfteünng zu London Von den Engländern mit Energie zur Hebung deS KnnftgewerbeS benutzt wurden haben eine große Z a h l Von Thonwarenfabrikanten fich die Veredelung der Fayenee und namentlich anch der MajolikaindnStrie angelegen Sein laSSen. I n dem EtabliSSement Von Minton in Stoke* npon^-Trent ^Staffordfhire) befitzt England jetzt Vielleicht die großartigfte KnnSttöpSerei der . W e l t e deren HerVorbringnngen namentlich dnrch die eigentümlichen Farbentöne e die zu er* Z e n g e n eben nnr MiutouS geliugte die Vewnnderung auf allen ^eltanSfteUungen erregt haben. Vis zu welchen Größen fich die englifche Thonwarenindnftrie in ihren Ausführungen Verfteigte Geweift die große MajolikaSontäne unSreS T o n b i l d e S e welche anS der Londoner AuSfteUung Von 186^ eiu HauptanziehungSpnnkt für daS große Publikum Ware ein Werk der TöpSerkunSt Vonl5ru Höhe und m im Dnrchmeffere einen reichgegliederten Fontäne* anfSatz darstellende auf dem Gipfel die mehr als lebensgroße Kruppe St. Georg mit dem überwundenen Drachen und umgeben Von zahlreichen Schalen e WaSSerSpeiendem Getier^ Genien e Rymphene Pflanzenbildungen nnd all dem dekorativen Schmncke den n u r Form und ^Farbe geben können.

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Töpferwaren und Porzellan. J n Deutfchland endlich hat die Gefchichte der Fayenee ein höheres Alter als in allen den Ländern^ welche diefem Kunftzweige^ von I t a l i e n unmittelbar oder mittelbar beeiuflnßt erft im Jahrhundert Pflege angedeihen ließen. Wenn wir anch daS BreSlauer Grab* mal deS Herzogs Heinrich nicht als Beispiel für die frühzeitige Erfindung der Zinnglafnr anführen wollen ^ fo bleibt daSfelbe in feiner^ ganzen ^erstellnngS weife immerhin ein ausgezeichnetes Veifpiel f ü r die hohe kÜnftlerifche Ausbildung^ welche Schon zu Ende deS 1 ^ . JahrhnndertS die Thontechnit bei nnS erlangt hatte; andre Belege Scheinen Sür Ver* Schiedene Orte zu bewerfen^ daß dafelbft im 1 ^ . und 14. Jahrhnndert die Thonbildnerei über gewiffe eigentümliche Verfahren schon verfügte^ die anderwärts erft fpäter in Anwendnng kamen. Vielleicht erklärt fich dies anS dem hohen Grade der AnSbildnng^ deffen fich die Glasmalerei in Dentfchland erfreute; die technifchen Erfahrungen diefer Kunft konnten leicht Anwendung auf dem Verwandten Gebiete finden. WenigftenS fehen wir eine berühmte GlaS* malerfamilie RÜrnbergS^ die Hirfchvogel^ von d e m Ende deS 1^. J a h r h U U d e r t S an fich der Knnfttöpferei zuwenden ^ und die befonderS ihrer Farben nnd Glafuren^ a b e r auch ihrer ModeUieruug wegen berühmten Werke ^ die wir Von ihnen noch kennen ^ find zum Teil gleichzeitig mit denen deS Luea deUa Robbia entftandeu e fo daß wir f ü r fie einen felbftStändigen deutschen Ursprung annehmen dürfen. Der ältere Hirfch^ogel^ Veit^ foU zwar auf einer Reife nach Italien 1 5 9 ^ inUrbino die dortige Majolitafabrikation kennen gelernt und erft nach feiner Rückknnft in Nürnberg eine Werkftätte für die Herstellung Von email* lierten Thouwaren eingerichtet haben; indeffen Zeigen feine Arbeiten nicht n u r in bezug auf Erfindung der Form uud der Verzierung einen fo ursprünglich dentfchen Eharakter^ auch feine Farben uud Glafnreu find den italienifchen gegenüber fo anders ^ daß^ wenn die obige Annahme richtig ift^ Italien doch nicht Viel mehr als die Anreguug zuzufchreibeu fein würde. AUeS übrige^ die ganze Hirfchvogel= fche Technik^ fußt auf Momenten^ die fich teils auS feiuer Befchäftigung mit der Skulptur (die ReliefVerzieruugen aller feiner Thou*^ malerei (feine eigentümlichen Emaillen nnd Glafnreu) ergeben. Berühmt find namentlich die HirSchvogelfchen Ofen^ die Von feinen Söhnen Veit und Augnft anch nach feinem Tode noch gemacht wurden uud Von denen Sich einige der SchönSten anf der Rürnberger B u r g befinden. Von Rürnberg auS Verbreitete fich die Majolika* uud Fayeneetöpferei weiter; AugSbürg uud die Gegeuden bis an den Bodenfee ^ anderwärts wieder Baireuth uud daS ganze Franken^ Sachfem Schlefien u. f. w. nahmen Sie auS uud entwickelten fie auf befondere Weife. AuS dem 17^ uud 18. |ahrhnndert find noch Viele Belegftücke erhalten ^ welche den holten Kunftgefchmack dokumentieren^ der in der Zeit der Renaiffanee in alle Kreife gedruugen war. J n der Gegend Von RegenSburg uud Bairenth war fchon frühzeitig die HerfteHnng eigentümlicher brannmaffiger Gefchirre betrieben worden ^ deren Oberfläche mit erhabenen oder vertieften Verzierungen verfehen w a r ; nach dem Vorgange HirfchvogelS bemalte man fie nun auch uoch mittels Emailfarben. Die anS Kreußen uud Umgegend flammenden Apoftel*^ Kurfürften*^ Jagdkrüge find Beifpiele davon. Ähnliche Sachen Scheinen auch au andern Orten ^ in Sachfen oder Schlefien (Piaftenkrüge) ^ gemacht worden ZU Sein; die Bunzlauer Töpfereien hatten ebenSaUS Rus^ doch gehörten die Thonwaren der letztgenannten Orte mehr den harten MaSSen als den Fayencen an; bei einem gefchicht= lichen Rückblick laffen Sich aber die Grenzen noch Viel weniger Streng innehalten als bei einer Syftematifieruug^ die Sich anf die phyfikalifehen Eigenfchaften bezieht.

Majolika oder Fayence. ^ Mit dem Anftreten deS PorzeHanf ^ AuSang des Vorigen IahrhuudertS Verlor die Majolika* beziehentlich die Fayeneefabrikation ihre Führerfchaft. Die beSSeren KräSte wandten fich dem edleren Materiale z^ nnd der Vordem auf wirklicher Knnftftnfe ftehenden Technik blieb faft nur uoch die Aufgabe^ Sur das gewöhnliche GebranchSgefchirr zu Sorgen.

A n die Stelle der Vemalung trat daf ÜberdrnckVerfahren^ daS anfänglich mit Kupferstichen g e ü b t nach Erfindung der Lithographie fofort fich dann diefer billigen Vervielfältigung^mechode bemächtigte und Schritt für Schritt die Fayenee bei unf immer mehr in Verfall brachte. Von MajolikamaIerei im guten Sinne w a r bis Vor wenigen I a h r e n faSt gar keine Rede mehr. I n der neuesten ^eit erft haben ^ auf Anregungen^ die Von Frankreich und England ausgegangen find^ dieSe Verhältnisse fich auch in Deutschland wieder gebeffert wenigftenf ift ein Sehr erfolgreicher Anfang dazu gemacht worden^ neben dem Porzellan auch den übrigen Erzeugnissen der Thonbildnerei^ nnd namentlich der Fayenee und der Majolika^ einen künStlerifchen Charakter wiederzugeben. Werkftätten wie die Von ViUeroy und Voch in Mettlach^ ^eifchmann in Nürnberg^ klammert in Znaim^ Merlbach in Grenzhaufen

^10 Töpferwaren und Porzellan. S e y d e l ^ Sohn in Dresden e Schütz in EiUi u. a. haben rafch Sich auf eine bewundern^* Würdige Stufe emporgeschwungen. Auch in Nürnberg (Von Schwarz) und Berlin find Majolikafabriken entstanden^ auS denen bewundernswürdige Werke hervorgehen. Die größte der genannten Anlagen iSt die ersterwähnte; faft alle Fächer der Thon* warenindnStrie nmfaffende hat fie indefSen eine beSondere AUfmerkfamkeit der Erzeugung Von Fliefen zu Wand* und Fußbodenbekleidung zugewandt; Fleifchmann ahmt alte ^fen und DekorationSgegenftände nache in ^naim und Grenzhanfen wird ebenSaHS nach alten Mnftem gearbeitet^ während Seydel ^ Sohn in Dresden und Schütz in EiUi die Entwürfe lebender Künftler ausführen^ Auf der Wiener AuSfteUung Von 187^ erregte ein Seydelfcher OSen durch die Schönheit Seines Emails^ durch die Sorgfalte mit der die eigentliche Maffe der Kachel bearbeitet war^ durch Genauigkeit der technischen Anführung ebenSo wie durch geschmackvolle Erfindung gerech* teS AufSehen; die Münchener Aufteilung Von 1 8 7 6 dagegen hat die SchützSchen Majoliken nach Zeichnungen Wiener Künft* ler^ als dem B e f t e n ebenbürtig gezeigt^ fo daß w i r hoffen dürfen daß nach folchem Vorgange anch anderwärts in der Thonwaren* induftrie der Einfluß edlerer GefchmackSrichtnng fich wieder Geltuug Verfchaffen wird. Von den Fleifchmaunfchen Imitationen alter Thonwaren geben wir in Fig. 2 1 7 einigein Abbildungen welche zugleich für die IHuftration der Originale dienen können. D e r erftee foge* nannter LandSknechtSkruge fowie der dritte f i n d im Original ^irfchVogelfchenUrfprnngS; d e r Zweite ift einer der unter dem Ramen Kölner h i n t e n bekann* ten Krügee Welche aber in Voll* kommenfter A r t nicht in Köln^ fondern in Siegburg gefertigt

wurden e und wie der in Rr. ^ dargefteUte Kreußener Krug nicht

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Zu denFayeneene fondern z u d e n fpater zu befprechenden Stein* ^Ugen gehörten.

Uber die moderne Fayenee* technik noch etwas hinzuzufügen e erfcheint unnötige da fie im Wefentlichen fich nicht Von den früher geübten Verfahren nnterfcheidet und bereits wiederholt befprochen worden ift. Plaftifche Gegenftandee Fignrengrnppen und Reliefs Werden in Formen Vorgebildet und auS freier Hand nachgearbeitet wie die Terrakotten; bei G e f ä ß e n platten u. dergl. greifen die Me* choden Platze die auch bei den gewöhnlichen Thongeschirren angewendet werden. Die Ma* lerei der feineren Gegenftände erfolgt wie bei der Majolika. ^um Vemalen dient ein mit Metalloiden g e f ä r b t e r e leicht fchmelzbarer G l a S f l u ß e der mit Spieköl aufgetragen wird. Tie Maffenproduktion der TafelferVieee wie fie in ausgezeichneter Weife in Saargemünd Von Utzfchneider geübt wird e macht Vielfach Von dem Verfahren deS Uberdrucks Gebranch. Sollen Kupferftiche oder Lithographien auf folche W a r e abgedruckt werdene fo fchwärzt man die Druckplatte ftatt mit Firnisfarbe mit eiuer F a r b e auS Ol und fein zermahlenem fchwarzen oder blauen Glasfluß ein^ druckt fie auf fehr d ü n n e s Papier ab und legt dies noch feucht

Harte ^affe^ Steinzeug. 889 mit der bedrndten Seite auf den zu Verzierenden Gegenstand. Der Schon einmal gebrannte T h o n Saugt die Farbe begierig ein^ WoranS man daS B l a t t Von dem der Abdruck faft ganz Verfch wunden ift wieder a b n i m m t die ^are mit einer glasartigen Klafur Verfieht zum ZWeitenmale brennt fo daß die Zeichnung u n t e r der Glafur erfcheint. Mehrfarbige DarfteUungen werden entweder durch Ausmalen der übergedrudten Zeichnung mit dem P i n f e l oder dnrch Überdrnck Von fogenannten Abziehbildern^ die gleich in den betreffenden Schmelzfarben aufgeführt find^ dargeftellt; folche F a r b e n ^ die unter der Klafnr fich nicht einbrennen laffen müffen besonders anfgefetzt werden und Verlangen ein nochmaliges Brennen. Durch LÜfterglafnren gibt man den Fayeneen ein gold^ Silber* oder knpf erglänzendes AnS* fechen. Zu dem Koldlüfter wird Kold in KönigSwafSer aufgelöft etwas Zinn ZUgeSetzt nnd etwaS Von diefer Anflöfung mit Schwefelbalfam und Derpentinöl Verfetzt auf die zu ver* goldenden Stellen aufgetragen. Silberlüfter entsteht durch platinalofnng ^ die ähnlich be* handelt wird; EhloreiSen gibt eine Siahlähnliche Schwarzgrane Oberflache u. f. W. Durch gemufterte Stempel kann man fehr hübsche Effekte erzielen^ denn dadnrel^ daß die gefärbte durchsichtige Glafnrmaffe in den Vertieften Stellen eine dickere Schicht bildet erfcheinen diefe je nach dem Grade ihrer Vertiefung nach dem Vrennen mehr oder weniger dunket während die erhabenen Partien ^ mit dünnerer GlafurSchicht überdeekt eine hellere Färbung zeigen.

^rt^dtIdnn^en aUer ^rn^e

^ ^ n ^ n t n in ^tirn^er^.

^arte ^ ^ ^tein^eng. Neben den fayeneeähnlichen Weichen Thonwaren wnrden in Deutschland Schon Srühzeitig KeSchirre gebrannt die in ihrer MaSSe inSofern eine andre ZufammenSetznng zeigen^ als Veftandteile darin mit anftreten^ welche mit dem Thone bei großer ^ttze Schmelzbare Verbindungen geben und im Scharfen Feuer daher mindestens ein Zufammenfintem der inneren Snbftanz bewirken. Solche Veftandteile find teils kalkiger^ teils alkalischer^ teils kiefeliger Natnr; fie geben der M a f f e einen nahezu mnfcheligen^ Scharf* kantigen Vruch^ Wie er allen Flußmitteln eigentümlich i f t und eine Härte^ die oft bedeutend genug wird^ nm dem S t a h l e Funken zu entlocken. A u s diefen Eigenschaften fchreibt fich der Name Steinzeng^ der diefen Fabrikaten zum Unterfchiede von der weiehen W a r e gegeben wird. ES liegt in der N a t u r der Sache ^ daß die SteinzeUge ihrer Herstellung nach fehr alt fein muffen^ denn die Vorbedingungen für chre ZufammenSetzung Süden fich in Vielen natürlich Vorkommenden Erden. Immerhin aber wird die Töpferei im allgemeinen fchon fo weit gekommen fein müffen^ daß Sie Ofen zur Verfügung h^tte^ welche eine hohere Hitze ausgeben e da die für die gewohnlichen Thongefehirre hinreichenden Temperaturen Sür daS Brennen der Steinzeuge nicht genügen

Töpferwaren und Porzellan. Wir finden denn auch diefe harten Thonwaren ^ als deren bekanntefte Repräsentanten wir die gewöhnlichen MilchäSche anfehen können^ faft überall nnd oft gleichzeitig mit weichen Gefchirren dargeftellt. Und zwar wurden auS Hartmaffe nicht bloß gewöhnliche GebranchS* geSchirre gefertigte fondern diefelbe diente auch zu dekorativen ^wecken und hat fogar in manchen Gegenden die Töpferei ^ namentlich zur Zeit der Renaiffanee^ auf eine Knnfthöhe gebracht^ anf der fie ihre Werke getroSt neben die beften italienifchen^Majoliken fteUen konnte. Da die Steinzengmaffe von SelbSt Sür Flüffigkeiten nndnrchdringlich ift^ bedarS Sie keiner Glafnr; der fchärfere Vrand macht übrigens die Anwendnng der leichtflÜfsigen Zinn* nnd Vleiglafnren nnchnnlich; Wo alfo eine oberflächliche Verglafnng erwunfcht ift wird diefe mit andern Mitteln bewirkt werden müffen. J n der Regel bedient man fich der fchon erwähnten Salzglafnr ^ in manchen FäHen aber wendet man anch gepulverten Feuerftein oder dergleichen an. Diefe Mittel aber^ und ganz be* fonderS der fcharfe Vrande fchränken nun die Farben* anSwahl f ü r die Vemalnng fehr ein. Bon den MetaUfarben^ welche in der Majolikamalerei An* Wendung finden^ können^ Wenn nicht die Ware wie* derholt gebrannt werden foUe nur die wenigen ge* braucht werden e Welche Scharffeuer aushalten^ wie Z. V. Kobalt sür Vlane Vrauuftein f ü r Violett AuS diefen Gründen hat die Steinzeugtechnik ihren kÜnftlerischen Schwerpnnkt auch nicht in der Ve* maluug^ fondern in der Formgebung gefucht^ in der Modellierung e in der Ausarbeitung Von Reliefver* Zierungen e Gravierungen u. dergl.^ Welche keinen Eintrag an chrer Schärfe durch eine dicke Glafnr etwa erleiden^ und die fie nur fparfam durch Wenige Farbentöne zu heben Verfncht. . Steiuzengähnliche Maffen kommen bereits in den ägyptifchen Hinterlaffenfchaften Vor^ daS foge* nannte ägyptifche Porzellan; in Ehina uud |apan wnrden fie ebenfalls in frühften Zeiten hergeftellt Mit Unterfuchungen anßereuropäifcher Gegeuftände Wollen Wir unS aber nicht aufhalten. F ü r Dentfch* laud hat diefe Technik eine befondere Bedeutung feit dem 1 5 . Jahrhuudert gewouuen^ Weil die küuft* lerifche Richtung diefeS Gewerbes^ bei unS ohnehin mehr auf plaftiSche GeStaltnng als auS malerischen Schmuck gerichtet^ Sich deS Seiueu dauerhaSten Ma* terialS mit Vorliebe bemächtigte und damit Wunder* ^ ^ voHeS geleistet hat. Wir haben weiter oben fchon er* Wähnte daß in Franke^ Sachfen u. a. O . Steiuzeug* gefchirre fehr zeitig gemacht worden find ; Von Frankreich wiffen wir Ähnliches auS den nördlichen Provinzen; die Thonwaren Von VeauVaiS^ die bis inS 14. Jahrhundert hinauf fich Verfolgen laffene gehören anch diefer Gattung an. Die Vollendetste Ausbildung fand aber diefer ^weig deS KuuSthandWerkS in den Gegenden deS RiederrheinS e und bezeichnet die Mitte deS 1^. Jahrhunderts die ^eit feiner fchönften Vlüte. Ramentlich waren eS die Striche nm Kölne Koblenz^ NaSfan mit dem fogenannten Kannenbäcker*Ländchene und die Gegend nm Vonne welche dazu das Vefte beitrugen. | n Mnfeen uud Privatfammluugeu Sind chre ErzeuguiSfe in Vielen Exemplaren noch erhalten: Krüge von allen denkbaren Formen nnd in reicher Mannigfaltigkeit verziert durch ReliefdarfteHuugen oder eingepreßte Omamentee mit Wappen^ InSchriSten nnd Jahreszahlen Serner Kannene vaSenartige G e f ä ß e e Flafchen Von phantaftiSchen Formen in derfelben A r t behandelte Schreibzeuges Salzfäffere Figuren n. f. w. n. f. w. Natürlich ftehen fie nicht alle gleichhoch in bezug auf Schönheit der Form nnd AnSführung^ die befseren aber zeigen einen. so fein entwickelten originalen ^10

Harte ^affe^ Steinzeug. KunftSinn^ daß nnfre gefamte Silberfchmiedekunft noch Von ihnen lernen kann^ und auch die gewöhnlichen beweifen^ daß in der ^eit chrer Entstehung daS Handwerk felbft in Seinen niedrigsten Leiftnngen fich dem Veredelnden fauche der KunSt nicht entziehen mochte. Die MasSe diefer Vordem fälfchlicherweife immer als flandrifche Krüge bezeichneten Thonwaren ift entweder rein Weiß^ wie in den Kölner^ richtiger Siegburger ^ konischen P i n t e n und Krügen^ oder gelblichgran^ wie die der Naffauer^ vielfach mit Wappen und MaSearonS (Bartkrü^e) gezierten Gefäße^ graublau (Freehen und Raeren). | n letzterem Falle wurde durch eine dicke ^ gewöhnlich brauue GlaSur die Farbe deS ThoneS Verdeck^ Sreilich auf Koften der SchärSe der Reliefs. Die letzteren felbft fzenifche Darstellungen a u s der biblifchen Gefchichte^ So Z. ^ die Gefchichte der Snfanna^ der Mythologie^ auS dem gewöhnlichen Leben (Bauerntänze^ ^echgelage^ Landsknechte)^ MaSken^ Ornamente nnd Sinnsprüche^ Wappen^ DeViSen^ IahreSzahleu und TöpSerzeichen^ wnrden in Formen auSgedrückt und als dünne plättchen auf daS Vorgearbeitete Gefäß aufgelegt; Vertiefte VerZierungen entweder auS freier Hand eingegraben oder mittels metallener Stempel eingedrückt.

Z u r Färbung dienten außer der Schon genannten braunen Glafnr nnr wenige T ö n e Vlan^ Biolett^ Schwarz znr Hebung der Reliefs. I n diefem | a h r e ( 1 8 ^ ift eS den Bemühungen Von Profeffor Frauberger gelungen^ die Raerener TöpSerei wieder aufleben zu machen. ^ Die SchönSten diefer kunstvollen Gefäße^ die ihrer Zeit als Dekorationsstücke auf Kaminen und Schränken figurierten und neben Silbernen und goldenen Geräten zum TafeIfchmuck der Reichen dienten^ wurden in Siegburg gemacht und bildeten einen bedeutenden Handelsartikel^ der^ weil er über Köln ging^ ^Kölnifche Ware^ genannt wurde. Sie zeichnen Sich durch eine fehr Schöne reine ^ elfenbeinähnliche Färbung^ fcharSe Reliefs Von guter Zeichnung nnd eine fehr dünne Salzglafur auS. Wenn fie gefärbt Sind^ So ift dieS in Vlau i n ^ e h r maß* voller Verteilung. Die NaSSauer Krüge dagegen Sind Vielfach außer mit B l a u auch mit Biolett gehöht. Diefe Töpferarbeiten find eS hauptsächlich^ die^ jetzt wieder bäuSig nach* geahmt werden^ am beSten an einer der alten ProdnktionSStätten felbft in Grenzhanfen^ fehr gut auch zu FreySing in Bayern nnd anderwärts^

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Töpferwaren und Porzellan. Durch den Dreißigjährigen Krieg erlitt die Knnfttöpferei infolge der allgemeinen Ver* armung einen harten S t o ß . Zwar wurden in der Folgezeit immer noch gute Sachen ge* machte aber für die Prachtftücke fehlten die Abnehmer e und die Lockerung chrer Satzungen^ Welche die fünfte erfahren hatten machte ihren Einfluß bemerklich in der Verschlechterung der Produkte. Die billigere Fayenee^ die in M o d e k a m endlich daS Porzellan chaten daS I h r i g e ^ und erft die Neuzeit hat daS Steinzeug wieder zu Ehren gebrachte Sreilich in der Hauptfache immer nur erft durch Rachahmung der alten Formen und VerSahren. I n Fig^ 21^ geben wir die Abbildung eines Solchen alten SteinkrugS. Nachbildungen alter Krüge Sind in Fig^ 2 1 7 auf S . ^ dargefteUte V o n denen der KreUßener Krug ebenfalls zu den Steinzeugen e und zwar zu den eingangs erwähnten bayrifchen gerechnet werden muß. Da daS Steinzeug ^ um für Flüffigkeitundurchdringlich zu fein keiner besonderen GIaSur bedarf^ So findet eS ausgedehnten Ver* brauch zu WirtfchaftSzwecken für die eS fich auch Seiner Feftigkeit und Dauerhaftigkeit wegen empfiehlt. Für die Vierländer Sind Stein* Zengkrüge ein lebhaSt begehrter Artikel; WiU man doch neuerdingS gefunden haben daß in durchfich* tigen GlaSgefäßen das Bier fich rafch in feiner chemischen ^ufam* menfetzung Verändere e Während daS in den undurchsichtigen Stein* krÜgen nicht der F a H fein foil. Der Zubereitung der Maffe Wird eine größere Sorgfalt ge* widmet als bei den gewöhnlichen Töpferwaren; der T h o n wird fein gefchlammt und mit den erforder* lichen ^nfatzmitteln Verfetten Welche daS Sintern befördern Wie Feld* fpate GipSe Kalke Baryte Knochen* afchee in England häufig Feuer* ftein (englische stoneware) e ebenfo mit den M e t a l l o i d e n durch welche man die Maffe Särben will. T^ie Seinen Wedawoodmaffen Sind Viel* ^ ^ ^ f ^ ^an^. ^ durchaus gefärbte befonderS b l a u e Violett oder fchwarz; dagegen bezeichnet man mit E a r r a r a und P a r i a n in England ganz Weiße Steinzeugee welche dem ViSkuitporzeUan fehr nahe ftehen. Mitunter zieht nian der ErfparniS halber eine Art Engobiernng Vore indem man auf die getrockneten Gefchirre die gefärbte Thonmaffe n u r als eine oberflächliche Schicht aufgießt. I n diefer Weife werden Z^ B . die bekannten V u n z l a n e r Gefchirre erzeugte die an fich eine gelbliche Maffe haben^ aber mit einer braunen Farbe überzogen finde Welche auS einem boluSartigen Thone und auS gemahlenen GlaSfcherben befteht. Die Paffauer Schmelztiegel Werden auS einem mit Graphit VerSetzten Thone gebrannt. Die Vearbeitunge das F o r m e n ebenfo daS Brennen bietet nichts BefondereSe abgefehen davon e daS letzteres bei höherer Temperatur ftattfindete als für die gewöhnlichen Töpferwaren angewandt wird. Von großer Wichtigkeit in unfrer jetzigen ^eit ift ferner die Fabrikation der ordinären S t e i n z e n g w a r e e die auf ganz diefelbe Weife^ n u r auS weniger gutem Material erfolgt. Röhren für Abtrittee Schlenfen Wafferleitunge^ große Schalen^ Krüge u n d Töpfe fürchemifcheFabriken Zwei* und dreihalfige große Flafchen f ü r die Fabrikation von SaIzfäure und SaIpeterfäure find Gegenftände diefer Art.

Geschichte deS Por^cUan^

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Die Porzellanfabrikation bildet nnftreitig den edelften ^Weig der ThonVerarbeitnng und liefert ein Produkt Welches bei ausgezeichneter Schönheit die SchätzenSwerteften Eigen* fchafteu aller übrigen Thonwaren in Sich vereinigt. B e i Vollkommener Undurchdringlichkeit außerordentlicher Härte und Fenerbefländigkeit widersteht es einem raSchen Temperatur* WechSel So gute daß eS Selbft zu Kochgeschirren angewendet Werden kann^ Und durch Seine rein weiße Farbe e Verbunden mit einem gewiffen G r a d e Von Dnrchfcheinbarkeit eignet eS fich fehr gut zur Anbringung Von Malereien und bildet fomit einen wertvollen Stoff nicht n u r zum häuslichen und technifchen Gebrauch ^ fondern nicht minder zu den Luxusartikeln welche eine knnftlerifche Vollendung erhalten foUen. DaS Porzellan iSt eine Erfindung der oStaSiatiSchen Völker und wahrfcheinlich der Ehinefen. ES wurde Von diefen und den Iapanern fchon Iahrtaufende früher gefertigt als in Europa^ und zwar in einer Vollkommenheit wie fie bei uuS nur an Wenigen Orten erreicht Worden ift. I n den chinefifchen GefchichtSbüchem kommt daS Porzellan zuerft unter der Dynaftie der Hang Vor^ ein Zeitraum der in die | a h r e 185 Vor bis 8^ nach Ehrifto fällt

Der erfte Por* ftand zu Ehan*Ran in der Provinz King * Si. letzt f o U m a n i n Ehina Ortschaften finden e Welche e wie daS DorS Rüitchin mehrere tanfendporZeUanofen in Thätig* teit haben. DiePortugiefen^ Welche den frühften Handel mit jenen nach Often ge* legenen Teilen der Erde trieben brach* ten gegen daS Iahr 1 ^ 9 9 oder Wenig

ZeUanofen

^ ^ ^ineftS^e^ ^d^de^eu nu^ d^nt ^ ^r^undert^

Später daS erftechinefiSchePorzellan nach Europa ; infolge deS großen und allgemeinen Beifall^ den die Ware fände führten fie immer größere Maffen davon ein und fie waren eS auch die chm Semen Ramen gaben. Derselbe iSt Von der PorzellanSchnede entlehnt an deren Schale der eigentümliche LüSter deS Porzellans erinnert. DieSe Schnede heißt aber bei den Portu* gieSen ihrer Form halber porcella (Schweinchen) e und So hat nicht etwa dieSe Schnecke Vom Porzellan ihren Ramen fondern die Sache Verhält fich eben umgekehrt Die Gefäße^ welche man anS Oftafien nach Europa brachte e glänzten als Raritäten in den Kunftkabinetten^ ja fie Wurden fast mit Kold aufgewogen denn Kurfurft Angnft 11. Von SachSen gab dem erSten Könige Von Preußen Sür 48 chinefifche Kefäße ^ die Sieh zum Teil jetzt noch in der Gefäßfammlnng deS IohannenmS befinden ein ganzes Dragonerregiment Mit den Porzellan* geSchirren wanderte aber nicht die Erfindung felbft in Europa ein diefelbe mußte Vielmehr hier noch einmal gemacht werden ^ WaS bekanntlich erft gefchal^ nachdem Volle ^ 9 9 Iahre lang daS chinefifche Porzellan keinen Nebenbuhler auf dem europäischen Markte gehabt chatte; denn die Fayeneen^ in specie die Delfter^ welche zur Nachahmung deS chinefifchen Porzellans in gleichem Stile geformt und bemalt wurden e waren allenfalls ein äußerliches Surrogat^ allein keinesfalls erreichten fie in bezug auf ihre inneren Eigenfchaften ihre oft* asiatischen Vorbilder. ES heißt e die EhineSen hätten ihre KnnSt Sehr geheim gehalten; eS Scheint aber eher e daß die Fremden eS nnr nicht verstandene Sich Belehrung zu Verfchaffen; benn die Ehinefen haben all ihr WiSSen nnd Können feit lauge fchon in bäudereichen Ene^* klopädien niedergelegt nnd eS ift Vor wenigen | a h r e n daS Vnch der PorzeUanbereitnnge

^10 Töpferwaren und Porzellan. wie früher das deS Seidenbaues^ von dem franzöfifchen Gelehrten J u l i e n überfetzt worden. F ü r unS ift diefeS Werk indeffen nnr dadnrch intereffant^ daß eS zeigte wie die Ehinefen faft genan daSfelbe Berfahren einklagen wie wir^ und mit ganz den nämlichen Mate* rialien arbeiten. Merkwürdigerweife findet felbft die Analogie ftatt^ daß anch in Ehina die Regiernng diefe luduftrie von Ansang an in die Hand genommen hat uud die StaatSfabrik daS MuSter* bild Sür die Privatuuternehmuugen wnrde. Die kaiferliche Fabrik blüht noch jetzt; fie bildet eine großem ausgedehnte Fabrikftadt mit vielen Danf enden Von Arbeitern und hatte im Vorigen Jahrhnndert ü b e r ^OOO Brennöfen. ^ J n dem erwähnten chinefifchen Lehrbnche der Porzellanfabrikation find alle hierbei Vorkommenden Operationen nicht nnr genau beschrieben^ fondern anch durch zahlreiche Ab* bildnugen Verfinnlicht^ wie eS die Ehinefen in allen ihren Werken lieben. Wir nebmen Gelegenheit nm unfern Lefern anf Seite ^57 eine Probe chinefifcher DarfteUnngSWeife zu liefern^ indem wir in den Figuren 2^2—276 einige diefer Bilder herausgeben. Die chinefifchen Porzellane ^ welche heute genau noch in demfelben S t i l e gefertigt Werden wie Vor Jahrhunderten^ zeichnen fich durch eine höchft gleichartige MaSSe und dnrch eine Glafnr anS^ die mit jener fo Völlig VerfchmoIzen ift^ daß der Ubergang a u s der mehr erdigen MaffenfnbStauz in die glasartige Oberfläche durchaus nnmerklich Verfchwindet. Die Malerei ift in ebeuSo origineller Weife gehalten wie die Forn^ und Wenn beide anch unfern Begriffen Von Schönheit nicht immer entfprechen^ fo kann doch die erftere nicht bloß in ihrem rein techuifchen Teile ^ fondern anch in afchetifcher Beziehung unfern Porzellan* dekoratenren manchen wertvollen Fingerzeig zur Beachtung geben. Jedenfalls ift die Gefamt* wirkuug^ welche die farbige Verzierung chinefifcher und japanefifcher Porzellane hervor* bringt e immer eine harmonifche^ waS man Von den in den Einzelheiten oft Viel beffer ausgeführten Malereieu unfrer Porzellanfabriken nicht immer fagen kann. D a z u Verfügen die Ehinefen über zahlreiche VerfahrnngSarten ^ welche unfern PorzeUaukünftlern nicht ge* läufig find; in der EmaiUierung find fie bis jetzt geradezu unerreichbar. UbrigeuS hat fich auch an dem fcheinbar koufervatiVften Volke der Erde der Finch der Zeit Vollzogen ^ die neueren Porzellane find bei weitem nicht mehr Von. der Schönheit und Güte der alten^ daS Knnfthandwerk hat fich bei ihnen wie bei nnS Verfchlechtert ^Utnn^cInng der ^ e l l a n b e r e i t n n g . ^ie Beliebtheit und Kostbarkeit deS chinefifchen PorzeUauS mußte natürlich deu Nachahmungstrieb heftig anregen; man be* mühte fiche eine ähnliche Maffe bestellen ^ und So kam ^uerft in Frankreich ^ im Jahre 1 6 9 ^ ein nachgeahmtes Porzellan zum Vorschein ^ daS zwar im Äußeren dem echten Sehr ähnlich war^ aber wenig Von deffen gnten Eigenschaften an fich hatte ^ denn eS war nicht dauerhaft in der Hitze ^ überhaupt zn weiche und beftand eigentlich auS nichts anderm als auS einer GlaSmaffe^ die durch Weiße Subftanzen undurchfichtig gemacht w a r ( F r i t t e n * Porzellan). Dabei w a r feine Anfertignng höchft umftändlich nnd die Maffe zum Formen fo wenig bildfam^ daß man mit einem Znfatze Von Seife oder Gnmmi nachhelfen mnßte^ WaS natürlich nicht zur Güte deS Produktes beitragen kann. DaS Wahre aufzufinden war den Deutschen Vorbehalten ^ nnd zwar wurde die Erfin* dung deS Porzellans in SachSen gemacht ^ nichts Wie man gewöhnlich glaubt^ durch Zufalt foudem nach langen Verfuchen^ die der berühmte NatnrSorScher E h r e n f r i e d W a l t e r G r a f Von T f c h i r n h a n f e n znerft angefteUt hat^ um die nutzbaren Mineralien deS Landes Sachsen indnftrieU zu Verwerten. Diefe Verfuche führten ihn auch dabin ^ die koftbaren Porzellangefäße e für welche fein prachtliebender F ü r f t Angnft der Starke eine große Bor* liebe hatte ^ nachahmen zu wollen ^ nnd eS Scheint ^ daß feine Begebungen nicht unglücklich gewefen find^ denn in der Biographie^ Welche die Akademie der Wiffenfchaften zu Paris Von Tfchirnhanfen e der Mitglied diefer gelehrten Körperfchaft war^ herausgab ^ heißt eS: ^Während feines Aufenthalts zu Paris (1701) machte Herr Von T. dem Herrn Homberg Anzeige Von einem Geheimnis ^welches er entdeckt habe^ ebenfo Wichtig als dasjenige der HerfteHnng feiner g r o ß e n Linfengläfer; daS ift die Porzellanbereitung. Herr Von T . hat Homberg Von feinem Porzellan mitgeteilt^ i m AuStaufch gegen einige andre Geheimniffe^ und gegen daS Verfprechen^ in feinem Leben keinen Gebranch davon zu machen.^ Die OueUe^ Welche diefe Notiz enthält ^ nnd die Persönlichkeit Hombergs^ der ein berühmter

EntWickelung der europäischen Porzellanbereitung. Ehemiker war^ beweift ^ daß ^ wenn anch ein dem echten chinefifchen Porzellan Völlig entsprechendes Produkt Von TSchirnhaufen 1701 noch nicht gefnnden worden War^ feine Arbeiten in diefer Richtung doch bereits zn namhaften ErSolgen geführt haben mußten. | n der Dresdener Gefäßfammlung bewahrt man als angeblich Von Tfchirnhaufen her* rührend fünf kleine Krüge anf^die allerdings noch Von einer fertigen Porzellantechnik weit entfernt find^ die aber immerhin ^iufofern über den BöttgerScheu Erzeugnissen ftehen^ als fie in ihrer Maffe ganz ^eiß find^ während jene lauge Zeit nur Von brauner^ dem chineSifchen Porzellan dnrchanS nnähnlicher MaSfe gefertigt Werden konnten. Während fich alfo TSchirnhaufen mit Verfuchen befaßte^ Porzellan auS inländifchen Materialien herznftellen ^ erhielt der Kurfürft Nachrichten über einen gewiSSen Böttger^ der^ aus Schleiz gebürtig (4. Februar iu Berlin bei eiuem Apotheker gelerut hatte und dann plötzlich unter großem Anffehen dafelbft als Goldmacher angetreten war. Eigentlich hatte er nnr Von einem italienifchen Eharlatan etwas GoldpnlVer mit der WeiSung er* halten^ erft nach feiner Abreife Ge* brauch davon zu machen. D a alle diefe GoldpulVerund Tinkturen ftetS goldhaltig waren^ fo war eS keine K n n f t dnrch Vergolden Von fchlech* ten Knöpfen nnd dergleichen KunSt* Stücke die Lente zu täufchen. Böttger aber gab fich felbft für den Erfinder anS^ weshalb der preußische König Sich Seiner Perfon zu Versichern Suchte. Der Adept entging jedoch Seiner Verhaftung durch die Flucht nach Sachfen ^ Wittenberg — Von Wo ihn Preußen mit UngeStüm zu* rückSorderte. Da man indeSSen Von der unwiderlegbaren Ansicht ausging^ einen wirklichen Goldmacher anch in SachSeU gebrauchen zu können^ So Wurde er nicht ausgeliefert^ Sondern nach Dresden gebracht^ nm hier Sür fein engereS Vaterland feine edle KunSt nutzbar zn machen. Dies that er zwar auch — aber auS eine unVorhergefehene Art. M i t der ^ ^ ^ a ^ ^riedri^ ^ t t ^ . eigentlichen Goldmacherei w a r eS natürlich nichts; denn obgleich Böttger fich rühmte^ daS Arkanum^ wie man eS nannte^ zu befitzen ^ fo jagte er dennoch große Summen durch den Schornftein^ ohne damit auch nur ein Gran Gold zn erzeugen. AHe Schmeicheleien und Drohungen konnten dem Armften nicht ein Geheimnis entreißen^ daS er in der That nicht befaß. Sie waren aber deläftigend genug ^ um nnferm Alchimiften Sachfen zu enge zu machen. Er wollte nach Wien ent* fliehen^ Von wo ihm Vorteilhafte Anerbietnngen gekommen waren; allein der Verfuch miß* lang und hatte eine nur um fo ängftlichere Bewachung zur Folge. Zur befonderen Veauffichtignng BöttgerS mid feiner Arbeiten war TfchirnhanfeU beStellt worden^ nnd eS iSt mehr als wahrscheinlich^ daß diefer kenntnisreiche und zugleich praktisch denkende Gelehrte^ die Fähigleiten feines SchiitzlingS wohl erkennend^ und nm denfelben eine nützliche Richtung zu geben ^ der Porzellanbereitung nachzugehen chn Veranlaßte. Der FluchtVerfuch BöttgerS nach Ofterreich gefchah im Jahre 1 7 0 ^ ; die darauf Solgende Zeit Verbrachte Böttger auf der Albrechtsburg in Meißen^ 1706 faß er auf dem Königftein^ im nächsten | a h r e dagegen wnrde er in Dresden felbft auf der damals fo* genannten VennSbastei ^ der heutigen Vrnhlfchen TerraSSe^ in GeWahrfam gehalten^ immer aber Vom^onig reichlich nrit den Mitteln Verfehen^ Seine Verfnche fortzufetzen. | m ftrengSten

^10 Töpferwaren und Porzellan. VerfchlnSSe ^ von Wachen fortwährend nmgeben ^ mnßte er hier feine Arbeiten auSfichren und es war gewiß nicht daS Ergebnis freien^ freudigen ForfchenSe Wenn eS ihm endlich gelang^ wie man f a g t bei AnSertignng eines SchmelztiegelS eine rote M a f f e zu erzengen welche mit dem Porzellan manche Ähnlichkeit hatte und deshalb große Hoffnungen erregte. Dergleichen rote Kefchirre aus der erften Zeit der europäischen PorzeUanbereitung finden fich noch häufig in Sammlungen nnd bei Liebhabern. DaS echte Porzellan fand Vöttger erft ein paar Iahre fpäter^ nachdem chm das mineralifche Pndermehl Von Aue bei Schnee* berge eine Sehr reine Porzellanerde^ in die Hände gefallen war. Tie Entdecknng der Por* ZeUanerde bei Ane fchreibt man einem Hammerfchmied Johann S c h n o r r zu^ der zuerst bei der VeanSfichtigung feiner Zugpferde auf die eigentümliche weiße Erde aufmerksam ge* worden Sein foU ^ welche diele mit ihren Hufen heranSgeriSSen. Da zu jener Zeit der Gebrauch deS HaarpnderS allgemein nnd Schnorr ein fpeknlatiVer Kopf War^ fo fchien eS chm ein einträgliches Unternehmen die Weiße E r d e zu trocknen zu reinigen ^ anf daS feinfte Zu fchlämmen und fie dann als Erfatz für daS Viel teurere Weizenmehl zu Verkaufen. Ein Paket folcher Pudererde gelangte anch Vöttger in die Hände e der als Gefangener Wahr* fchetnlich manchmal Gelegenheit gehabt haben Wird^ f ü r feine Toilette felbft zu forgen. Der Versuche Sie auf Porzellan zu verarbeiten^ gelang auf daS Vortrefflichfte; der Stein der Weifen z^ar nicht aber etwaS bei weitem Nützlicheres war gefnnden nnd der Bedrängte gerettet. DeS Weißen PorzeUanSe als feiner Erfindung e erwähnt Vöttger zuerft in einem Memoriat daS er im M ä r z 1791^ dem Kömge überreichte. Tfchirnhanfen War daS Iahr vocher geftorben. Sein Anteil an der Erfindung der PorzeUanbereitnng wird wohl Von Vielen Seiten zu gering angefchlagen; unter anderm ift wahrscheinlich anch der Umftande daße weil fich für die erften braunen harten Kefchirre keine geeignete Klafur fände man dieSelben oberflächlich durch Schleifen glättete nnd polierte^ auch wie GlaS graViertee auf feinen Einfluß zurückzuführen Denn zur HerfteUung feiner großen Vrenngläfer unterhielt TSchinchanSen im PlauenSchen Grunde Schleifmühlen e mW eS mußte ihm Von felbft der Kedanke kommen ^ daS rauhe Porzellan wie daS GlaS zu be* handeln nm ihm ein gefälligeres Anßere zu geben . Auch die glaSähnliche Glafnre die man an gewifien dunkelbraunen Gefchirren bemerkt welche man als ältefteS fächfiScheS Porzellan Zu bezeichnen pflegte könnte auS TSchimhanSen hinweiSen e der im Oftragehege bei Dresden eine KlaShütte in Betrieb hatte. Die alten braunen TchonWaren Selbft d^e der Erfindung deS Weißen Porzellans VoranSgingen e anch noch bis 1 7 8 9 neben diefem mit gemacht Worden fein foUene find unter fich Von einem fo Verschiedenen Charakter ^ daß ein Zufamnienhang mit dem PorzeUan felbft mitunter gar nicht zn erkennen ift. Als VöttgerporzeUan bezeichnet man erftenS eine hartee fchon rote oder brannrote MaSSee geSintert und ohne KlaSnre mitunter gefchliffen nnd gravierte auS der Kannen^ Tafsen Schalen e Krüge ^ plaftifche DarfteUnngen e namentlich Reliefs n. dergl. dargefteUt wurden. Veim Brennen überzog fie fich in den erften unvoll* kommenen ^fen oft mit einer granbrannen bis fchwärzlichen ^aut (EifenporzeUan)e die nach dem Wegfchleifen die branne Krnndmaffe wieder hervortreten ließ. Diefe Gefchirre wnrden unter Vöttger felbft | a f p i S w a r e genannte Weil fie befonderS in gefchliffenem und poliertem Zuftande dem Aussehen deS IafpiS nahe kommen. Die zweite Gattung find harte Kefchirre mit eine^fehr fpröden dunkelbraunen nnd fchwarzen Klafnr Von glaSähnlicher Beschaffenheite häufig vergoldet aber trotzdem wenig von gewöhnlichem gnten Töpfergefchirr Verfehieden. Diefe haben offenbar mit der Erfindung BöttgerS gar nichts zn thnn; und wo man fie als VöttgerporzeUan bezeichnet gefchieht eS mit Unrecht Endlich bezeichnet man als VöttgerporzeUane noch eine Sorte Von Thonwaren e die wieder auS einer dunkelroten Maffe beftehene mit einer ausgezeichnet fchönen^ dem japanefifchen Lack ahnlichen e fehr feineu Klafur überzogen und auf dem dunkelbraunen Kmnde mit Vergoldung oder Ber* filberunge in Welche die Zeichnung nnd Schattierung gewöhnlich mit der Nadel radiert ift. Diefe letzteren Kefchirre haben ihrem Wefen nach mit dem PorzeUan gar nichts gemeine fie find Von erdiger M a f f e ^ ohne finterndeS Bindemittet kleben an der Zunge^ find nn* gemein leicht nnd fteUen eine fehr Vollkommene Terrakotte dare bei deren HerfteUung eS jedenfalls anf Nachahmung der japanefifchen Lackwaren abgefehen war. Wie lange fie fabriziert worden find^ darüber fehlen die Nachrichten; ebenfo ift der Nachweis noch nicht

EntwickeIung der enr^päifchen Por^eUanbereitung.

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daß diefe Gefäße V o n Böttger felbft oder in Seinem Atelier gemacht worden Sind. Trotzdem muß man ihnen eine Sehr große Vollkommenheit zusprechen Sowohl in bezug auS die technische ^erftelluug als auch die kÜnftlerifche AuSfchmÜckUng. Der letztere Umftand l^ißt die Ausführung in königlichen Werkftätten e denen fehr gute Künftler Vorftanden allerdings a l s annehmbar erfcheinen indeffeu branden die iu Rede fteheuden Erzeugniffe nicht diejenigen roten Porzellane zu fein Von dereu Fabrikation die Meißener Berichte fagen daß fie neben der weißen Ware bis gegen 1 7 ^ 0 betrieben worden fei. Unter diefen find jedenfalls die roten IafpiSporzeHane zu Verftehen. AIS nun die Erfindung 1709 fo weit gediehen fchien^ daß man au die Nachahmung chinefifcher Gefäße gehen konnte^ wurde e um eine auSgedebnte Produktiou zu ermöglichen^ im | a h r e 171^ die A l b r e c h t s * ^ b u r g in Meißen zur PorzeUan^ mannfaktur eingerichtet. (Die kö* nigliche Porzellanmanufaktur be* findet fich jetzt nicht mehr in der AlbrechtSbnrg^ fondem feit einer ^ Reihe von Iahren in Fabrik* gebäuden deS TriebifchthalS bei ^ Meißen.) Vöttger aber wurde^ obfchon reich belohnt und in den Frecherrnftand erhoben ^ immer noch ftreng bewachte weil man fein Entweichen und ein Verraten deS GeheimniSSeS fürchtete. E r ftarb nach einem ziemlich diffolnten Lebenswandel^ und zwan da er ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ftetS Verfchwenderifch wirtfchaftete^ in Armute am 1^. März 1 7 1 9 . ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ S o wenig erfreulich nun im ganzen ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ auch daS Bild ifte daS wir unS ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Von dem Eharakter deS Erfinders ^ ^ deS Porzellans machen könnene fo ^ ^^^^^^^^^^^^^^^^^^ f ö h n t nnS doch das W e r k e welches ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ erbracht^

i h m feinen Ursprung Verdankte die ^

PorzeUanmanufattur in M e i ß e n einigermaßen wieder mit ihm aus. ^ ^ ^ ^ V o n Anbeginn StaatSanftalt ge* ^ ^ ^ wefen und gebliebene hat fich dieSe ^ ^ ^ ^ ^ erfte außerchinefifche Porzellan* ^

fabrik lediglich der Pflege^ ihrer

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angftIlche Ruckf^chtnahme anf dre angenblickliche GefchmackSrichtung der Mengee kÜnftlerifchen Richtungen folgend. Dadurch haben die Meißener Porzellane e jene für die Kultur nicht hoch genug zu fchätzenden Er* Zengniffe eineS neuen auf die GefchmackSentwickelung bedeutungsvoll wirtenden KunftzWeigeS^ fich mit Rafchheit auf die Höhe der Vollendung gefchwnngen und auf derfelben erhalten. ES ift nun hier zwar keineswegs unfre Abficht e für die heutige Zeit und für alle Branchen der Induftrie damit einem Prinzip der StaatSinduftriee wie eS nicht nur die fächfifche Regierung in betreff deS Por^eHanS angewendet hate fondern wie eS auch Von andern Staaten bisher bei diefem Knnftzweige beliebt wurde e daS Wort reden zu wollen. V o r anderchalbhundert | a h r e n aber waren die Verhältniffe in vielen Beziehungen noch nn* e n t w i c k e l e die technifchen K u n f t e e die wiffenfchaftlichen Hilfsmittel Standen bei unS noch auf fchwachen ^üßen ^ und wenn fich unter Solchen Umftänden eine neue Richtung in daS Ganze fördernder Weife B a h n brechen foHte^ fo konnte Sie dies unbeirrt nur durch diejenigen Unterstützungen welche damals allein noch Von den Höfen ausgehen konnten.

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Töpferwaren und Porzellan. | n den erften Reiten waren eS hauptsächlich chineSifche Mnfter^ welche die Meißener Fabrik nachzuahmen Versuchte. Sie erlangte darin auch eine folche Meifterfchaft^ daß felbfl Kenner in Zweifel geraten könnten^ ob dem Original oder der Kopie der Borzug größerer Trefflichkeit eingeräumt werdeu müffe. Von der Gefäßbildnerei ging man fehr bald anf die HerfteUnng rein plaftifcher Gegenftände^ Vüften^ St^tnetten^ Blnmen und Tiergruppen Über^ welche Von den ausgezeichnetsten KünStlern geSormt und gemalt wurden. Dergleichen alte Erzeugniffe find in AuffafSung und künStlerifcher Ausführung beWnndernSWürdig und werden heute mit oft viel höheren Preifen bezahlt als zur Zeit ihrer Erzengung. Damals indefsen^ alS daS Geheimnis der PorzeHanbereitnng gefunden war^ waren die materiellen Erträge der Fabrikation keine fehr großartigen. ES wurde faft auSfchließlich f ü r den H^f gearbeitet^ und wenn man auch bemüht War^ fich einen möglichst weiten Markt zu fnchen^ fo gelang dieS nnter der unordentlichen Administration BöttgerS doch n u r mangelhaft. | w | a h r e 1710 war daS erfte weiße Porzellan als P r o b e auf der Oftermeffe zu Leipzig erfchienen; in derfelben Meffe wurden für ^ 5 7 T h a l e r rote ^Gefchirre abgefetzt. Vou 1720 begaun jedoch unter Lei* tung deS MalerS Herold die glänzende ^eit^ in welcher ^ namentlich durch die entzückenden Gruppen deS VildhanerS Kändler und dnrch den Vorfchnbe welchen daS Material einer barocken^ ausfchweifenden Geftaltung leiftete^ der Rokokoftil anf die Höhe feiner ornamentalen Ausbildung gelangte; die wundervollen TierSignren rühren ebenfalls Von Kändler her. DaS Perfonal der Fabrik war 1782 auf ^ 7 8 Köpfe geftiegen. Durch den Sieben* jährigen Krieg aber erlitt der Fortgang bedeutende Störnngen nnd erft nach großen An* StrengnUgen konnte man das Verlorene wieder einbringen. ^ie fchönen Porzellane^ welche in der daranf folgenden Periode wieder gemacht worden ^ bezeichnet man gewöhnlich nach dem Grafen Mareolini^ der 1774 die obere Leitung der Fabrik übertragen erhielt. Indeffen iSt das technifche Verdienft wohl mehr dem HoSmaler Dietrich nnd dem damaligen Arkanisten HolzWig zuzufchreiben. Die ängftliche Geheinchaltnng^ Welche m i t Böttger getrieben worden w a r ^ blieb alS erfteS Fabrikgebot in Meißen Richtfchnnr. Trotzdem aber gelangte^ wie e r z ä h l t wird^ dnrch einen in die porzellanbereitnng eingeweihten Arbeiter die Kenntnis davon f e h r bald nach Wien^ w o 1 7 1 8 eine PorzeUanfabrik^ die zweite europäifche alfo^ angelegt wurde e u n d V o n dort anS fowie durch Arbeite^ die Von Meißen nach Verlin nnd anderwärts hingingen^ gewann d e r neue Jndnftriezweig b a l d weitere AnS* breituug. Zunächst entstanden zu HöchSt am Rhein (1740) ^ b a l d daranf z^ ^ t ^ r ^ a r ^ Ansbach und Bairenthe fpäter zu Fürftenberg (1744) ^ 1 7 5 0 zu Verlin (Wegely)^ 1 7 5 4 zn Frankenthal u n d anderwärts Fabriken^ Welche zum Teil aber bald wieder eingingen. Andre beftehen noch jetzt ^ ohne daß eS indeSSen auch nnr einer gelnngen wäre^ den Ruhm der Meißener MntterauStalt zu Verdunkeln. Die älteSten Meißener oder Dresdener Gefchirre enthalten die Buchstaben ^ Königl. Porzellan* mannfaktnr; fehr zeitig fchon aber zeichnete die Fabrik ihre Prodnkte m i t den jetzt noch ge* bränchlichen nnd in der ganzen Welt bekannten gekrenzten Knrfchwertem (f. Fig. 224)^ die i n blaner Farbe gewöhnlich nnr mit ein p a a r Pinfelftrichen anSgefÜhrt Sind. Für den Gebrauch deS Kurfürsten bestimmtes Gefchirr t r u g die Ehiffre l^. Gegen 1 7 2 0 wnrden eine Zeitlang die Stichblätter der beiden Schwerter über die Mitte hinaus nach innen ^ Verlängert fo daß fie Sich kreuzten; auch beSindet Sich i n dem Jnnenraume zwifchen denfelben bisweilen ein kleiner Kreis oder ein Stern (Mareolini)^ kurz die Formen ^ in denen die Meißener Fabrikmarke a u f den Porzellanen erfcheint^ ift eine fehr Verfchiedene^ u n d zwar nicht n u r nach der Zeit^ Sondern oft anch nach dem KünStlern der fie gerade auf dem Gefchirr anbrachte. Die Wiener Fabrik hatte zur M a r k e ein dem öfterreichifchen W a p p e n ent* nommeneS Schild (f. Fig^ ^25)^ Frankenthal n a h m u m 1755 znm^eichen einen fpringenden Löwen^ den Helmfchmnck der Pfalz ^ Vertaufchte denfelben aber fpäter gegen die gekrönten Buchftaben 0. (Pfalzgraf Karl Theodor^ f. Fig^ 226)^ in blaner Farbe auf daS Porzellan gemalt. Hannng^ der Gründer der Fabrik (geftorben 1761)^ führte als M a r k e den Anfangs* buchftaben feines NawenS und ein t (Frankenthal) ; gewöhnlich fteht daneben noch eine anf

^ i c r g e ^ e au^ ^er ^uigl^ ^ o r ^ l l a n m a n u ^ t u r in Berlin.

EntWickelung der enropäifchen PorzeUanbereitnng. daS Mufter bezügliche Nummer (f. F^. 227). Die Frankenthaler Fabrik ging 1890 ein wo die Vorräte und Utenfilien Verkauft nnd damit im bayrifchen Rheinkreife eine Fayenee* fabrik errichtet wnrde. Von den übrigen namhaften dentfchen Porzellanfabriken find in der ZufammenfteUnng auf dieSer Seite die Marken mit enthalten ^ und z w a r zeigt Fi^ 228 zwei derSelben Von Nympheuburg in Vayern ( 1 7 5 8 gegründet die zweite davon iSt daS bayrische Wappen auf altem PorzeUan mittels Stempel eingepreßt; Fig. 2 2 9 die Marke der Von Herzog Karl Engen zu LudWigSburg 1 7 5 8 errichteten 1824 aber wieder eingegangenen Fabrik.

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^r^en der nant^afteften ^u^ue^ uud ^r^anfadrUen.

Ein noch kürzeres Leben hatte die Von dem FürftbiSchoS zu Fulda gegründete Fabrit Welche der großen VetriebSkoften wegen Schon 1^89 geSchlosfen wurden Marke blau (Fig. 2 8 ^ Die Berliner Fabrik Von Wegely (1750)^ Später Von GotzkowSki betrieben und nach dem HubertSbiirger Frieden Von Friedrich dem Kroßen als StaatSanftalt übernommen ^ welcher als Herr von Dresden die nötigen Kenntniffe fich leicht Verschaffen konnte ^ auch große Ouantitäten Porzellanerde fortführen ließ^ hatte als erfteS ^eichen ein Zepter (f. Fig^ 281)^

^10 Töpferwaren und Porzellan. fpäter wnrde ein Adlern noch fpäter ein Reichsapfel über den Vuchftaben I^. ^l. (Kgl. Porzellanmannfaktur) zugefügt. Rndolftadt in Thüringen^ nm die Mitte deS Vorigen Jahr* hundert^ entstanden^ Sührte e i n ^ blau; RaVenftein in Meiningen die in Fig. 2 ^ 2 ; Limbach^ nicht weit davon entSemt liegende die in Fig. angegebene Marke; Großbreitenbach ein Kleeblatt^ Weilsdorf einen bloßen Strich; I l m e n a u ein L; Gotha bis zmn | a h r e 1 8 ^ Ansbach ein ^ Gera ein ^ n. s. w. Tie Mainzer Fabrik bei em von da ab ein Höchft^ dnrch emeu a u s der Wiener Fabrik entlaufenen Arbeiter Ringler angelegte ging in* folge deS Einfalls der Franzofen wieder ein; ihre Porzellane find kenntlich an dem Zeichen Fig^ 2^4^ dem Wappen deS ehemaligen ErzbiStnmSe einem kleinen Vergoldeten Rade; daSfelbe ift bisweilen in Rote bisweilen anch in B l a u ausgeführt uud bedeutet diefe Farben* Verfchiedenheit Vielleicht eine Verfchiedenheit der Güte oder der FabrikationSzeit. D i e Porzellane der fpäter bei Höchft von Dahl errichteten Fabrik haben zwar daS alte Zeichen beibehalten^ demfelben aber zur näheren Bestimmung ein l^ beigefetzt. Fürftenberg (im Brannfchweigifchen) Zeichnete mit einem blauen ^ (S^ Fig. 2^5).

I n Frankreich kam die Porzellanfabrikation erft etwa Jahre fpäter in Gang als in Meißen. ES war zwar daS Geheimnis der BereitUUge wie eS Von M e i ß e n nach Wien und Frankenthal gekommen ware anch Von hier den Franzofen bekannt gewordene nnd namentlich heißt eSe daß der Gründer der Frankenthaler Fabrik^ Hanuug^ der franzöfifchen Regternng darauf bezügliche Mitteilnngen gemacht habe; aber eS zeigte fich der fatale Um* Stande daß in ganz Frankreich das unerläßliche Kaolin fich nicht finden wollte^ während der Bezug anS andern Ländern überall dnrch Ausfuhrverbote nnthnnlich geworden war. Die Porzellanfabrikene Welche unter folchen Verhältniffen rn Frankreich entstanden^ konnten daher in ihren ErzengniSSen mit den deutschen Porzellanen in keiner WeiSe konkurrieren. Viele Von ihnen gingen nach kurzem VeStande wieder ein^ und die FranzoSen wären wohl in bezug auS Porzellan Von andern Ländern abhängig gebliebene wenn nicht ein besonderer ^nfall ihnen hilfreich geworden wäre.

EineS TageS fuchte F r a u D a r r e t e die Gattin eineS armen VarbierS in S t . ^rieu^ bei LimogeSe T h o n e nm ihre Wäfche weiß zu machen und fand an einem nahen Bergrüden einen weißen^ fpeckartigen S t e i m der ihr dazu paffend fchieu. Sie übergab denfelben ihrem Manne e welcher darin etwaS VeSSereS als Walkerde zu erkennen ^lanbte und ihn dem Apotheker V i l l a r i S in Bordeaux zeigte; diefer riet anf Kaolin nnd Sandte fogleich eine Probe davon an den Ehemiker Maegnere welcher fie alsbald anch als folcheS erkannte. M a n fand an dem betreffenden Orte ein reiches Kaolinlagere nnd der nnfcheinbare Stoffe welcher Von einer armen F r a u gefunden wnrdee brachte nuu die Porzellanmanufaktur Frank* reichS plötzlich in die Höhe^ | m Jahre 1774 w a r die große Porzellanmanufaktur SeVreS mit der Erzengnng V o n echtem Porzellan in V o l l e m Gange; fie ift jetzt noch eine der größten und bedeutendsten in der ganzen Welt nnd ihre Modelle nnd Malereien gehören zu den beften nnd ftilVoüSten. AIS die Wiege dieSer berühmten franzöfifchen Porzellanmannfaktnr muß jedoch S t . Elond angefehen werden. Hier waren fchon feit langer Zeit feine Töpferwaren der Verfchiedenften Art geSertigt wordene die an der in Fi^. 286 dargefteUten Marke erkennbar find oder an einer Strahlenden S o n n e e welche nach 170^ angenommen wnrdee nachdem Ludwig der Fabrik große Rechte Verliehen hatte. Eigentliche Porzellane wnrden aber in dieser ^eit hier ebenfowenig gemacht wie in EhantiHy^ wo auch bereits feit 1785 eine ausgezeichnete Thonwarenfabrik beftand (Marke Fig. 2^7). Z u Elignaneonrt blühte um die Mitte deS Vorigen JahrhnndertS ein ähnliches Etabliffement^ deffen Prodnkte daS Wappen deS Herzogs Von Orleans e älteften SohneS deS Königs e Sührtene ein anf drei Spitzen ruhendes Tach (f. Fig. Lange Vorhere ehe Vöttger in SachSen daS Porzellan erSande hatte man in dieSen und andern Werkftätten die Rachahmuug chinesischer Gefchirre Verfncht. ES exiftiert bereits anS dem Jahre 1 6 6 4 ein Patent welches einem Parifer F^yeneefabrikanten Reverend erteilt wnrde^ nm ^indische Porzellane^ nachzumachen; allein WaS auf diefe Weife herauskäme war nichts andres als eine feine Fayenee e Wie fie zu ähnlichem Zwecke Holland fchon lange erzengte. NichtSdefto weniger bezeichnete man folche Rachahmungen als Porzellane und namentlich gab man diefenRamen anch einer durchfcheinenden Maffee welche Vonl^9o in S t . Elond VorzugSweife gemacht wnrde^ nur daß man fie zum Unterschiede Von dem

Entwickelung der enropäifchen Por^eUanbereitnng^ 851 echten Porzellane (pcrcelaino dure) WeicheS PorzeUan (porcel^ine tenäre) nannte. I n der Verarbeitung derfelben erlangte man eine ziemliche Vollkommenheit eS ift aber^ wie geSagt dieSeS weiche oder F r i t t e n p o r z e l l a n ^ Wie eS bei u n s heißt eine mehr glasartige MaSSe^ welche ohne ^uSatz Von Kaolin bereitet wird und mehr ein unvollftändig gefehmolzeneS KlaS VorfteUt als ein wirkliches PorzeUan. Die Maffe deS FrittenporzeHanS wird auS einem schmeiß baren Kemifch von Kiefeld Alkalt Mergel und Kreide zuf ammengefetzt fein gemahlen^ mehrere M o n a t e als Vrei aufbewahrt getrocknet wiederholt gemahlen und endlich ^ um fie plaftifch ZU machen^ mit Seifen* oder Leimwaffer Verfetzt. D a S Brennen gefchieht iu Kapfelu^ dabei Verzieht fich indeffen die Maffe leicht da eine Viel geringere Hitze fchon genügt um fie gar Zu brennen als Sür daS harte PorzeUan. AIS GlaSur dient ein Sehr bleihaltiges KlaS. ^ ^ Nicht Viel anders Verhält Sich daS Rean* ^ ^ ^ ^ murSche PorzeUan ^ welches dem gewöhn* lichen Vein* oder MilchglaSe nahe kommt. ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Z e U a n erSnnden worden war^ Verdoppelten fich natürlich die Anftrengnngen anch in Frankreich. Man VerSuchte die Von Deutfch* land erlangten Rezepte auszuführen ^ da aber daS Rohmaterial fehlte ^ fo konnte m a n zu keinen Resultaten gelangen. Die Fabrik Von St. Elond wurde 175^ nach SeVreS Verlegt nachdem fich der König mit einem Dritteil Kapital an derfelben beteiligt hatte ^ nnd nahm nnn den Titel Manufacture ro^ale an. S i e fabrizierte immer noch anSfchließlich pcrcelaine t e n d r e . Rachdem man aber 1705 die ^orzeUanerde bei LimogeS entdeckt hatte^ wurden Anftalten getroffen ^ neben dem FrittenporzeHan anch wirkliches hartes ^ PorzeUan darzustellen ^ und Von 1 ^ 9 wnrden in SeVreS beide Arten nebenein* ^

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Zengniffe der Fabrik Von SeVreS tragen als Marke ein doppeltes L (Louis); Von 1 ^ 5 8 an wnrde in den |nnenranm diefeS Monogramms jedes | a h r ein ^ e ^U ^UteU^ ^ der ^e^re^. nener VnchStabe^ Von ^ an daS ganze Alphabet dnrch e geSetzt (S. Fig^ 289)^ fo daß 1 7 7 6 daS ^ erreicht war; 1 7 7 7 Sing daS Alphabet wieder Von Vorn an^ aber die VnchStaben wnrden doppelt genommen nnd die ^orzeUane^ welche mit R R bezeichnet Sinde gehören demnach dem Iahre 1 7 9 4 an. Von diefem Iahre an wechfelte die Marke mit der in Fig. 240 abgebildeten ( R e p u b l i k l^ran^aise) e 1800—4 Verfchwand anch diefe und die Bnchftaben ^ L E (Manufacture nationale) mit dem Worte ^ ^ s traten an ihre SteUe; wurde daS ^ation^e durch (Imperiale) ersetzt^ nnd Von 1 8 1 9 — 1 4 florierte der napoleoniSche ge* krönte Adler als ^eichen. Später nahm Ludwig ^ I I I . wieder den alten NamenSzng hervor mit einer Lilie in der Mitte ^ Karl den feinigen nnter einer Krone ^ dem ent* Sprechend LoniS Philipp; die Repnblik Von 1 8 4 8 — 5 9 aber nahm die Marke S mit der lahreSzaht Der Schon erwähnte H^nnng oder Hannong errichtete im letzten Viertel deS Vorigen IahchnndertS auch zu ^ariS eine Fabrik^ Welche mit B Signierte; a u s derfelben

Töpferwaren und Porzellan. ^10 Zeit Stammen noch die Marken ^l. von MoreUe; S V o n S o n r o u p ; zwei fich kreuzen^ PSeile (f. Fi^ 241) Von Loere ( 1 ^ ) ; ein gekröntes ^ mit einer roten Lilie Von L^ Boeuf ( 1 ^ 8 0 ^ 9 ^ ) n. S. w. Gegenwärtig ist die PorzeHanfabrikatiou in Frankreich ein Sehr ausgedehnter uud zu hoher Vollkommenheit entwickelter Industriezweig^ deSSen Haupt* Sitze Paris und LimogeS Sind^ I n S p a n i e n gründete König Karl III. 1 7 5 9 bei Madrid in den Gärten Seines PalafteS ll l^nen I ^ t i r o eine Fabrik deren Produkte teils durch Lilien wie deren drei in Fig^ 24^ angegeben Sind^ teils durch zwei Verschlungene 0 (f. Fig. 242) bezeichnet find. D e r letztere RamenSzUg hat manchmal eine Krone^ und die Buchstaben Sind dauu ge* Wöhnlich Verzerrt^ Wie eS Fig^ 2 4 4 angibt. DerSelbe Monarch ^atte Srüher Schon in Neapel eine Fabrik gegründet e deren mit gemalten RelieSS Verzierte Erzeugnisse unter dem Ramen ^Capo dl M o n t e - I ^ ^cllane^ Von Sammlern hoch bezahlt werden (Marke ^ Fig. 246)^ Die Zeichen Fig^ 247 und 248 kommen neapolitani* fchen Porzellanen auS andern Fabriken zn welche ebenfalls in der letzten Hälfte deS Vorigen IahrhundertS arbeiteten. Doeeia in ToSeana führte entweder daS Zeichen Fig^ 249 oder einen S t e m (S. Fig. äbnlich der Marke Von LenoVe in der Lom* bardei (blau oder rot). D a s alte Bene* Zianer Porzellan hat einen großen roten Anker ( s . F ^ 251); VieneuS in Piemont ( 1 7 5 0 gegründet) ein Kreuz mit den An* fangSbUchftaben deS OrteS und Gründers I^r. Gioanetti (f. Fig. 2 5 2 ) . Bifta bei Oporto führte die Marke Fig. 245. ^ AuS der S c h w e i z Sind Vorzüglich Zwei Marken ein Fifch (f^ Fig. 25^) auf dem Porzellan Von Nyon im Kanton Waadt und ein blaueS ^ (S^ Fig^ 254) auf dem um die Mitte deS Vorigen IahrhundertS in Zürich gefertigten P o r z e l l a n bemer* kenSwert. I n Rolland entstanden während deS Siebenjährigen Krieges Porzellan* fabriken; Von ihnen ift namentlich die im Haag und die Amfterdamer bekannt. Die letztere hat ein ^ als Zeichen ^ die erftere ( 1 7 7 8 errichtet) die in blauer Farbe roh ausgeführte Zeichnung eines Storche^ der entweder auf einem Beine Steht oder mit einem FroSch im Schnabel ausfliegt (f. Fi^ 255)^ Doornik oder Tournay ( 1 7 5 0 — 1 8 0 0 ) führte zwei gekreuzte Schwerter mit vier kleinen Sternchen dazwifchen (f. Fig. 2 5 6 ) . I n England Sand die Porzellanfabrikation fchon frühzeitig einen günftigen Boden und in den Fabriken v o n Bow und Ehelfea^ welche V o r 1 7 ^ errichtet w o r d e n Sind^ wurden ausgezeichnete Werke hervorgebracht. DaS B o w e r Porzellan ift jetzt fehr feiten und wird mit enormen preifen bezahlt; kenntlich ift eS an einer Biene^ die entweder nur darauf ge* malt oder fo modelliert ift^ als ob fie auf dem Porzellan fäße. DaS EhelfeaporzeUan hat^ wenn eS überhaupt mit einem Fabrikzeichen Verfehen ift^ einen Anker^ der^ gewöhnlich ziemlich roh und mit roter Farbe gemalt^ nur bei ganz feiner Ware^ wie der letzte der i n F ^ . abgebildeten in zarten Göbrichen ausgeführt ift. AIS die Fabrik in Ehelfea um 1^1

Entwickelung der europäischen Porzellane. ^ einging^ Siedelten die beften ihrer Arbeiter nach Derby über^ wo bereits 1751 eine Porzellan* fabrik gegründet worden w a r . Dadurch kam der Anker als Marke nach Derby und wnrde in dem I t wahrfcheinlich dem früheren Zeichen der F a b r i t angebracht (f. Fig. Später^ unter Georg IIL^ als daS DerbyporzeUan großen Ruf erlangt hatte^ wurden zwei gekreuzte Schwerter mit einer Krone nnd dem Buchstaben l^ zur Vezeichnnng gebrancht (f. Fig. Veide Marken Sind entweder in Hochrot oder in Violett bei Sehr feinen Porzellanen auch in Gold ausgeführt. Woreefter^ gleichzeitig mit der Fabrik Derby errichtet exilierte hanptfächlich in der Nachahmung japanischer und chineSifcher Porzellane und benutzte auch derartige Marken; als eigentümliches Zeichen aber diente ein halber Mond^ in Vlan unter die G l a f u r gemalt^ bisweilen auch ein ^ und Später eine fchachbrettartige Zeichnung (f. Fig. 2 6 0 und 2^1).

Plymouth wnrde nm 1760 Vou Eookworchy errichtet; wahrfcheinlich haben die naheliegenden reichen Zinnlagerftätten die Beranlaffung gegeben^ diefelbe Marke (f. Fig. 264) zu wählen^ welche als ^innftempel dient. Der unter Fig^ 26^ abgebildete Dreizack^ rot und bisweilen mit dem Namen SwanSea Verbuuden^ iSt daS Zeichen Sur die 17^0 gegrlmdete PorzellanSabrik gleichen RamenS; Briftol hat ein blaues KreUz^ Leeds Signiert durch eine PSeilfpitze und mittels der Vuchftaben C ^ ; Rockingham durch einen Greife daS alte ShropfhirePorzellan führt den VnchStaben S; Wedgwood bezeichnete Seine Waren mit Seinem vollen Namen^ manchmal in Verbindung mit dem feines Teilhabers Ventley. Führen wir nuu noch an^ daß die kaiferliche Porzellanfabrik in Petersburg in der Regel denRamenSzug deS herrschenden Regenten mit der ruf fifchen Krone als Zeichen tragt^ Z . B . das Porzellan anS der Zeit Katharinas II. daS Zeichen F i g ^ ^ ferner daß F i g ^ ^ die Marke der polnifchen Fabrik Korzee darftellt^ uud daß die königliche Fabrik in Kopen= hagen ( S e i t l ^ ^ drei weUenSörmige Linien^ den S u n d ^ Großen und Kleinen Belt bedeutend^ Sichrt (f. Fig^ fo dürften wir damit die Aufzählung der bedeutendsten und in der GeSchichte deS Porzellans intereSSanteSten europäischen Fabriken beendet haben. Bedauern müSSen wir bei diefem Rückblick^ daß einige derjenigen Fabriken^ denen die künftleriSche PSlege

^10 Töpferwaren und Porzellan. des Gewerbe^ befonderS anVertrant fchien^ Wien und Nymphenbnrg z. B.^ entweder gan^ eingegangen oder zu gewöhnlichem Krämerbetriebe herabgefnnken find. Unter den PorzeUanfabriken^ Welche zu allen Reiten ihres VeftehenS fich ihren Rnhm bewahrt haben^ Stehen die zu Meißen uud S e v r e S obenan^ fowohl waS die Güte de^ Materials als die Bortrefflichkeit der Form und VoUendnng der künftlerifchen AuSführnng^ Malerei nnd Vergoldung anbelangt. Reben ihnen dürften die Porzellanfabrik iu Verlin nnd von englifchen die Von Woreefter nnd die Mintonfche einen hohen R a n g beanfprnchen. Z u bemerken ift aber immerhin ^ daß^ wenn w i r die Porzellane Von 1 7 8 5 und die Von heute miteinander vergleichen ^ in den huudert l a h r e n diefer ^Weig der KnnfttöpSerei eine künftlerifch Wefentlich höhere Stnfe nicht erklommen hat. Die Fortfchritte beziehen fich anf technifche Verfahren^ infolge deren Porzellan zu einem billigen VerbranchSartikel hat Werden können^ eS hat aber die Maffenprodnktion im allgemeiueu einen leider nicht günftigen Ein* fluß gehabt^ der fich auch in den Erzengniffen der hochstehenden Anftalten bemerklich macht

Die letzten Abstellungen in London (1862)^ P a r i s (18^7 nnd 1878) und Wien (187^) haben daS hindurch empfinden laffen^ Wenngleich die zur Anfchannng gefteUten Prachtftnde Zeigen^ daß für befondere Zwede daS Können wohl Vorhanden ift. Wir geben einige der Werke^ Welche daSelbft zu Sehen Waren ^ in Abbildung. Meißen hatte die VaSe hingefandt (S. Fig. ein Kunftwerk nach ^eichnnngen Von Schnorr Von EarolSfeld ganz in antikem S t i l ausgeführt e Welches in der ^öhe faft 2 m mißt. Anßer diefen Dimensionen^ welche der HerStellnng UUgemeine Schwierigkeiten in den Weg legen ^ weil bei dem Brennen die MaSSe deS Porzellans erweicht nnd dnrch daS große Gewicht die Form nnSehlbar VerdrÜdt und verfchoben werden würde^ wenn man nicht die fnbtilften VorfichtSmaßregeln anzuwenden Verftäude^ ift gauz befonderS die meifterhafte Ausführung der Malerei zu bewuudern^ welche daS berühmte Dianabad Von Albania in der Dresdener Galerie^ vorfteUt. Sevres^ deffen Porzellanfabrik nnter den Direktoren Männer wie V r o g n i a r t ^ zuletzt R e g n a n l t n n d E b e l m e n hatte^ ift immer durch+eine zarten Farben berühmt gewefen^ deren Geheimnis noch auS der Periode der pato tcndre fich herfchreibt und die der ge* fchmackVolle Sinn der Franzofen zu reizenden Effekten zu Verwerteu weiß. Verlin wirkt mehr durch Strenge Formen nnd folide technifche AuSsührung ^ mitunter etwaS nüchtern^ namentlich in bezug auf feine Färbuug. Tie iu Fig. 2 7 0 dargeftellte Garuitur fowie die auf . uuferm Thonbilde dargefteUteu Gegenftäude bringen einige seiner durch Form nnd Verzierung abgezeichneten Gefäße zur Anfchauuug. Freilich müffen wir bei allen diefen DarfteUuugen darauf verzichte^ durch den Holzfchnitt auch nur eine

Porzellanbereitung. ^57 entSernte Andeutung deS Reizes zu geben welchen daS Material ausübt^ und den Zauber der F a r b e n der bei derartigen Kunftprodukten den GeSamteindruck wefentlich beftimmt^ Sich v^r* ZufteUen muffen wir der Phantafie unfrer LeSer überlafSen. I n jüngster Zeit Soll Verlin glückliche Versuche gemacht h a b e n ein fehr Seines und SormbareS Porzellan herzustellen^ welches in feinen Eigeufchaften die Vorzüge der patc t ^ n d r e mit der Tüchtigkeit der harten M a f f e Vereinigt^ und namentlich in der Malerei ganz eigenartige Effekte ermöglichen foil. DaS Flakon (f. Fig. 2 7 2 ) auS der 1^52 gegründeten Woreester*Porzellanmanufaktnr ift eine Nachahmung der alten Oriongefchirre.

^r^ü^uber^itung^ Gehen wir zur Herstellung deS Porzellans auS Seineu Roh* materialien über e fo haben wir im wefentlichen wieder diefelben Vornahmen zu beachten^ die Schon bei der gewöhnlichen Töpferei vorkommen n u r daß wegen der größeren Koftbarteit der Produtte auch die Auswahl der Materialien und die darauf Verwendete Arbeit eine bei weitem Sorgfaltigere fein wird. AnderfeitS aber hängt die Eigentümlichkeit deS Produktes mit befonderenUmftänden zufammen Welche auch wieder ganz beSondere Rücksichtnahmen bei der Fabrikation bedingen. R o h m a t e r i a l i e n . D a S Porzellan ift bekanntlich eine milchweiße ^ etwaS durch* Scheinende e mit einer ganz durchsichtigen in der Regel bleiSreien GlaSur bedeckte MaSSe. Seine beiden Grundstoffe Sind Kaolin und F e l d S ^ a t ^ und da auch die GlaSur auS Fel^* fpat hergefteHt wird^ fo begreift eS fich^ daß Schließlich eine Sehr gleichmäßige^ innig Vereinte Maffe daraus entsteh^ bei welcher Von GlaSurriSSen u. dergl. keine Rede Sein kann und bei welcher man auS der Vruchfläche eine Grenzlinie zwifchen Glafur und innerer M a f f e durchauS nicht Wahrnehmen kann^ wie dieS z^ V. bei dein fogenannten Steingut der Fall ift. Kaolin ift unschmelzbar; der Feldfpat fintert aber im Feuer. DaS Porzellan befteht dem* nach auS Weißen undurchsichtigen Körperchen die mit einer glaSigen Maffe durchtränkt und

^10 Töpferwaren und Porzellan. Verbunden find. Die Halbdurchfichtigkeit deSfelben ift hieraus leicht erklärlich. Die Ehinefen nennen fehr treffend daS Kaolin die Knoche^ den Feldfpat daS Fleifch deS Porzellans. K a o l i n bezeichnet eine ganz reine ^eiße Erde^ die auS der Verwitterung Von Granit Syenit^ Gneis e Porphyren u. dergl. feldfpathaltigen Gefteinen zurüdbleibt. Sie ist wie der Lehm Sür die Riegel und der Thon für die gewöhnlicheren Töpferwaren der ^anptmafSenteil uud findet Sich nicht bloß iu Ehina^ Sondern in mehr oder miuder großer Menge in Saft allen Ländern der Erde^ auS dereu Oberfläche die obeugeuannten GeSteine Vorkommen^ So namentlich zu St. ^)rieu^ bei LimogeSe St. StephanS in Eornwal^ in SachSen zu Ane bei Schneeberg^ Seilitz bei Meißen^ Sornzig bei Mügeln^ RaSephaS bei Altenbnrg^ in der Gegend Von ^alle U. f. w^ DerHaUptfache nach befteht daS Kaolin anS kieSelSaurer Thouerde ( 5 0 — 7 0 Prozent)^ freier Kiefelfänre ( 1 — 1 0 Prozent^ Waffer (8—1^ proZent) nnd Rückständen deS alten MnttergeftemS. Je weniger gröbere Teilchen Von den letzteren darin enthalten find ^ nm fo geeigneter ift die Maffe für die Por* ZeHanbereitung ; beftehen jedoch jene Rückstände auS reinem Feldfpat uud find die Teilcheu derfelben ebenfo fein wie die deS Kaolin ^ fo find fie nicht hinderliche fondern im Gegenteil fehr erwünfcht; indeffen läßt fich durch entfprechende Behandlung e Schlämmen u. dergl. e oft ein nnreineS Kaolin zu einem ganz tanglichen Material nmWandeln. An und für fich ift daS Kaolin nnfchmelzbar und deswegen auch ohne Vermifchnng mit andern Stoffen in der Porzellanfabrikation nicht zu Verwenden. Der hauptfächlich auf die Schmelzbarkeit hinwirkende Rohftoff ift zweitens der Feldfpat^ ein Mineral^ das in Vermiedenen Varietäten in der Natur Vorkommt nnd durch ausgezeichnete KriftaHifierbarkeit charakterifiert ift. Er befteht auS kiefelfaurem Alkali nnd kiefelfaurer Thonerde (AlkaliaIuminiumfilikat). J e uach Art deS Vorhan^enen AlkalimetallS uuterfcheidet mau K a l i f e l d f p a t e und R a t r o n f e l d f p a t e ; erftere beStehen demnach ganz oder Vorwaltend auS Kaliumaluminiumfilikate letztere auS der entfprechendeu NatriumVerbiudung. Diefe Feldfpate^ Von denen man wieder mehrere Verfchiedene Abarten hat wie z. V. Orthoklas^ Pegmatolithe OligoklaS^ Albit Sanidin^ find Gemengteile der wichtigsten Silikatgefteinee befonderS deS Granits^ G r a n u l i t S e Syenits^ G n e i S e Felfit* porphyrS u. f. w. Bei der Verwitteruug derfelben wirken Waffer und die Kohlenfänre der Luft zerfetzend auf die Feldf^ate eine eS bilden fich unter Abfcheidung von Kiefelfäure nach nnd nach Alkalikarbonate (kohlenfaureS Kali und Natron) e Während die kiefelfaure Thonerde oder daS Alumiuiumfilikat unter Aufuahme von chemifch gebundenem Waffer den T h o n oder daS wafferhaltige Aluminiumfilikat bildet. Der Feldfpat ift an fich Schmelzbar unde anßer daß er der PorZellanmaSSe z^gefetzt Wirde dient er deshalb auche oberflächlich aufgetragene zu einer auS* gezeichneten Glafur; er kommt bisweilen in großem derben Maffen vore deren Ausbeutung für die Porzellanfabrikation von großer Bedeutung iSt. ^u dem Kaolin und dem Feldfpat kommt als dritter Beftandteil noch die Kiefel* erdee Kiefelfaure oder Ouarz. Ter OuarZe ein weißeS^ vielfach vorkommendes und in feinen reinften kriftaUiSierten Barietaten als VergkriStall bekanntes M i n e r a l e ift ein Mittel um feldfpatreiche PorzeUanerden ftrengflüffiger zu machen^ indem er mit dem Feldfpat und der Thonerde Schwerer fchmelzbare Berbindungen eingeht. Außerdem dient er auch zur Zufammenfetzung der G l a f u r e u e als deren Nebenbeftandteile ferner wohl noch geftoßeneS GlaS^ Soda^ Pottafchee Kochfalze Bora^ Zmno^yde G i p S e färbende M e t a l l o i d e u.f.w.

Porzellanbereitung. ^57 Anwendung finden; doch find dies meift Surrogate^ um die Verwendung deS FeldfpatS Zu umgehen. Betrachtet mau eiu PorzeUanfplitterchen uuter dem Mikrofkop^ fo Stellt fich die Grund* maffe^ daS Kaolin^ als kleine SechSfeitige TäSelchen dar^ denen aber gewöhnlich noch harte Refte deS urfprünglichen FeldfpatmineralS beigemengt Sind.

Ans einem Kaolin^ daS noch Viel unzerfetzten Feldfpat enchält^ kann man ohne weitere Zumifchnng Porzellan machen^ wie dies in der Tl^at in manchen Fabriken^ beifpielSWeife Zu SeVre^ gefchieht. Alle Bestandteil^ deS Porzellans Werden durch Stampfen^ Mahlen zwifchen Steinen Sowie durch Schlämmen mit Waffer in daS feiufte Pulver Verwandelt. Die Porzellanerde^

^^ Töpferwaren nnd PorzeUan^ derjenige Bestandteile Welcher Seiner Entftehung nach am feltenften eine gleichartig zusammen* geSetzte Mafse darSteUte vielmehr oft ziemlich beträchtliche Mengen deS unzerfetzten oder halbzerfetzten MnttergefteinS und Seiner Schwer Verwitterbaren Veftandteile enchälte muß Vor aUeu Dingen einer Raffinierung unterworfen werden ^ Welche aUe fremdartigen Stoffe daraus entfernt Diefer Prozeß befteht in einem höchft forgsältigen Schlämmen. DaS Kaolin läßt man Wie eS Von feinem Fundorte kommt e mit einer großen Menge Waffer in umfangreichen Bottichen fich erweichen nnd Verwandelt eS daranf dnrch anhaltendes Rühren in eine gleichmäßige dünne Milche welche in den Schlämmapparat in demfelben Maße ab= fließt als frifcheS Waffer oben zuftrömt. Die gröberen KefteinSftücke bleiben fchon im Rührbottich zurück^ der feinere Sand aber wird mit fortgeführt uud die Milch wird deshalb gezwungen zunächst eine langem uur ganz wenig geneigte Rinnenleitnng laugsam zu pafsieren^ in welche fich die Schwereren Teile abfetzen. Die feiufteu Kaolinkörnchen kommen erft in großen Kufen zur Rnhe^ in welchen die Mileh längere Zeit ftehen gelaffen nnd anS denen Von Zeit zu Zeit daS überftehende klare Waffer dnrch Abflußrohren ^ welche beliebig VerfteUt werden können ^ abgezogen und durch frifche Milch erfetzt wird. | n dieSen Knfen die in größeren Fabriken zwedmäßig auS Zementmanernng hergefteUt werden^ bildet die Porzellanerde den Bodenfatze Sie iSt hier Von Seinftere gleichmäßiger Befchaffenheit und in feuchtem Zuftande Von einer gewiffen plaftizität immerhin aber ohne andre Zusätze noeh nicht zu verarbeiten. M i t diefen Welche^ nachdem fie anf daS feinSte zermahlen Worden finde einen ähnlichen RaSfiniernngSprozeß haben dnrchmachen muffen^ wird fie in der Regel im Zuftande Slüffiger Schlempe in den angenommenen Verhältniffen zufammengerührt e daS Kemifch nochmals gefchlämmte der abgewäfferte Schlamm Sodann ausgepreßt und die halbtrockene Maffe nach gehöriger Dnrcharbeitung in Ballen geformt. Diese überlaßt man in Kellern einer Art freiwiUiger Kärnng oder Rottnug^ die wenigftenS ein Iahr^ in Ehina (fagt man) ^ 9 — 5 9 |ahre^ unterhalten Wird und wodurch der Thon fich mehr aufschließt nnd an Bildfamkeit gewinnt Die Maffe erleidet hierbei eine eigentümliche^ noch nicht genan genng untersuchte Veränderung. Sie Schwärzt fich nän^ lich bisweilen^ indem die darin enthaltenen S p u r e n organischer Snbftanzen in FänlniS übergehen; mitnnter entwickeln Sich erft mikroskopische Organismen ^ deren Keime durch die Luft angeführt werden und deren befondere Färbnng bei chrer Maffenhaftigkeit einen brannen oder fchwärzlichen Überzug hervorbringt I n noch andern Fäüen können auch SchwefelVerbindungen im Spiele feme denn dieS Kemenge ftößt oft einen deutlichen Geruch uach Schwefelwafferftoff auS. An der Luft wird daS Ganze allmachlich wieder weiß. Die gegorene Maffe wird abermals durchgearbeitet uud daraus Werden dauu die Gegenftande ziemlich in derfelben Art wie bei der Töpferei gefertigt nnr daß beide Arbeiten Dreherei nnd Formerei e ftetS Haud in Haud gehen und aUe geformten Gegenftände Womöglich noch in Gipsformen fertig gedreht werden. Die knrze nnd wenig bildfame Befchaffenheit der PorzeUanmaffe macht aber die Verarbeitnng Viel Schwieriger als die der setten ThonmaSSen. I f t daher ein Kegenftände Vafee TaSSe n. dergte anS der Scheibe leidlich Vorgedreht^ So gibt man ihm Seine weitere AuSbildnnge indem man ihn anf eine KipSform bringt Welche anf der Scheibe abgedreht Worden ift u u d e auf der AchSe befeftigt fich mit diefer drehte wahrend man die PorzeUanmaffe dureh Drücken nnd Streichen an die Wände der Form genau anzulegen fncht. Da der GipS anS der chouigeu Maffe lebhaft Waffer zieht fo erlaugt diefe dadurch so Viel Konfiftenz^ daß die Formftücke fich nachher leicht davon ablöfen laffen. Hohle Körper formt man in zwei Hälften e die man dann mit dünner Kaolinmaffe — dem T ö p f e r l e i m ^ zufammenkittet nnd mit feuchten Schwämmcheu poliert. Bei durchbrochenen Gegenftänden werden bisweilen die Durchbrechungen mit freier Hand anS dem Maffiven heranSgefchnitten. Vüftene Statuen n. dergt müffeu auf alle FäHe noch auS freier Hand naehgearbeitet zifeüert u. f. w.^ werden e wenn Sie luSttrocken find. Vertiefte Ornamente werden eingedrückte erhabene gleieh mit geformt oder anch wie Henkel u. dergl. für Sich hergefteUt und dann mit Töpferleim angekittet. Teller nnd Schüffeln erhalten ihre Keftalt anS entsprechend dünnen P l a t t e ^ S c h w a r tene die anS der ThonmaSSe mit einer dem Rudelholz ähnlichen Walze Vorgerichtet werden; dieselben Schlägt man Sodann über eine anf der Scheibe befindliche Forme welche daS Innere bildete nnd dreht die äußere Form mittels der Sehablone a t läßt aber den Gegenftand So

Porzellanbereitung. ^57 lange auf der Unterlage ^ bis er lufttrocken ift und Sich nicht mehr verziehen kann. Luft* trockene^ Sogenannte lederharte Gegenftande Werden nicht Selten noch auf der Drehbank ganz Wie Holz aufgearbeitet. Manche Sachen werden auf eigentümliche Weife in zwei* oder mehrteiligen dickwan* digen Gipsformen gegoffeu. Eine folche Form Schließt man nuten und füllt fie gauz mit PorzeUanmaffe^ die etwa So dick ift wie fette Sahne. Nun fangt der GipS daS Waffer auS der ^ anliegenden Maffe und Verdichtet diefe; wenn man die Form unten öffnet ^ fließt die übrige Maffe ans und eS bleibt nur die verdichtete Wand in der Form fitzen fo daß man wenn diefelbe wieder trocken geworden ift^ beim Offnen der Form daS fertige Gefäß heraus* nehmen kann. Statt deS AbzapfenS Von unten wird öfters daS Umftürzen der Formen an* gewandt; bei kleinen Gefäßen zieht man wohl auch die innere^ flüffig bleibende Maffe mit einer Spritze heraus. Man kann auf diefe Weife Schalen u. dergl. herftellen die fo dünn und zart wie Poftpapier find.

Denfelben Effekt einer ungewöhnlichen Dünne erreicht man auch durch Anwendung Von Zentrifugalmafchinen indem etwaS dünner Vrei in eine Mutterfchale gechan und diefe iu an* haltenden rafchen Umlauf gefetzt wird. Die weiche Maffe muß infolge der Zentrifugalkraft an den Wänden in die Höhe Steigen und Wenn daS Drehen lauge genug anhält ^ fo wird fie dadurch ohne Zweifel fo anStrockuen daß fie nicht wieder zurückfließt und Weiter getrocknet und gebrannt werden kann. Für ganz große ^ohlgefäße wendet man um den Porzellan* thon in den Innenraum der Form allfeitig und gleichmaßig anzupreffen luftdicht gefchloffene Formen an iu die man mittels eiuer KompreffionSpumpe Verdichtete Luft hineinpreßt u. f. w. I f t für die gewöhnlichen Artikel deS Gebrauchs die Behandlung der PorzeHanmaffe der Hauptfache nach ganz mit derjenigen übereinstimmend^ Welche der Thon für die Töpfer* waren erfahrt^ fo verlangen die feineren Er^eugniffe oft eine Ausarbeitung ^ welche bei weitem mehr an die Arbeit deS Modelleurs und BildformerS erinnert und dem fertigen Produtte den Charakter einer fchönen Freiheit der Erfindung ^ eine gewiffe individuelle Selbftandigkeit alSKunftwerk Verleiht. Denn die vielgestaltigen figurenreichen und mitOrna* menten- und Vlumenwerk auSgeftatteten Rahmen Kandelaber^ Vafen Gruppeu u. f. w.

^10 Töpferwaren und Porzellan. welche in Porzellan ausgeführt werden^ können zwar in vielen ihrer einzelnen Teile ge= formt Werden; diefe Formerzengniffe Werden aber an Sich fchon der Verbefferten Nachhilfe aus freier ^and bedürfen und bei dem fchließlichen Zufammenfetzen der Köpfe ^ Arme^ ja der einzelnen Finger einer Hand muß allein der künftleriSche Sinn def Ausführenden daf Richtige treffen^ Und endlich gibt eS Gegenftande^ die durchaus auS Sreier Hand modelliert werden müSSen^ wie die Blumen^ Welche befonderS bei dem Meißener Porzellan ihrer RaturWahrheit wegen nnfre Bewunderung erregen und bei denen die einzelnen Blätter zWifchen den Fingern auf kleinen Klümpchen PorzeHanmafSe geSormt und mit ihren Ausschnitten^ Aderchen und Stellungen VerSehen Werden. Wenn man daher in eine Solche Formerei oder^ wie eS in der Meißener Fabrik heißt^ in daS Departement der ^ G e s t a l t u n g ^ tritt^ fo fchWindet bald die Idee Von der mechanifchen Vervielfältigung durch bloßeS Abformen^ der man bisher fich hingegeben h a t ja die freie Handarbeit tritt bei figürlichen Darftellungen fogar faSt in den Vordergrund. Vou einer einzigen F o r m kann überdief nur in den feltenften Fällen die Rede fein nnd fchon bei den einfachsten Figuren Sind meliere TeilSormen nötig. I e reicher die Ausstattung^ um fo größer ift die Zahl der ZufammenfetznugSftucke^ und eS Werden in Meißen Bildwerke hergestellt ^ zu denen 80 und mehr Solcher Teilformen gehören. Mancherlei KunftgriSfe müSfen außerdem noch angewendet werden. So fieht man an den zierlichen Rokokofignren^ welche eine Spezialität der Meißener Fabrik find^ Schleier^ Miederbefätze n. f. w.^ die wie die SeinSte Spitzenarbeit durchbrochen und gezackt und auS lauter einzelnen Fäden zufammengefetzt erfcheinen. Diefelben Werden Von ganz befonderS in dieser Arbeit geübten Händen ausgeführt^ und zwar mittels deS PinfelS; jeder Faden Wird sörmlich in feine Lage gefponnen. Mit dem Pinfel nämlich nimmt die Arbeiterin etwas Von der zu einem fahneSteiSen Teige angerührten PorzeHanmaffe auS^ betnpSt damit einen P u n k t wo die Spitze anSitzen foU^ und Zieht rafch den Pinfel zurück^ T a die porzeHauSigur Schon Verglüht iSt So fangt fie daf Waffer auf dem Pinfel rafch ein nnd fetzt fich ein kleines Teigkügelchen an^ daS fich beim Abziehen deS PinfelS in die Länge aufzieht. Freilich reißt daS Fädchen bald ab^ aber dadurchs daß feine Spitze wiederholt anfS nene betupft wird^ Verlängert eS fich nach und noch doch in der gewünschten Weife. Und fo wird ein Jäckchen nach dem andern^ eine Spitze nach der andern angefetzt^ die durch daf Brennen dann ihre Feftigkeit erhalten. AnderfeitS werden folche Rachahmungen anf rein mechanifchem Wege gemacht^ indem man wirkliche Spitzen in einem ganz dünnen Vrei Von Porzellanmaffe einweicht fo daß fich alle F^en davon VoHfaugen; daS feuchte Gewebe wird fodann an der betreffenden Stelle der Fi^nr angelegt^ getrocknet und gebraunt. Dabei werden die organifchen Fäden zerStört^ die geringe Menge PorzeHanmaSSe aber^ die Sie aufgefaugt hatten behält ihre Form^ nnd nachdem fie durch daf Brennen fich gefeftigt hat Stellt Sie ein überrafchend zierliches Abbild deS urfprünglichen Gewebes dar. Die Lichtbilder oder Lithophanien^ jene bekannten dünnen^ nnglafierten Porzellan* platten^ welche^ gegen daS Licht gehalten^ malerische Darstellungen^ LandSchaSten^ Figuren ^c.^ mit einer wnnderbaren Weichheit der Schatten* nnd LichtabStufnngen hervortreten laffen^ werden in flachen Gipsformen ^ Matrizen^ gepreßt. Diejenigen Stellen^ welche im Bilde dunkel erfcheinen foUen ^ erhalten eine größere Dicke; die helleren^ lichtreichen Partien Werden in der Maffe ganz dünn hergeftellt^ So daß fie Von dem durchgehenden Lichte auch n u r wenig zurückhalten. I h r e DarSteHnng beginnt mit der AnSertignng eineS Wachsbilder daS in allen Seinen Teilen einer Sertigen Lithophanie gleicht und auS denSelben Gründen die nämliche Wirkung macht. Eine Wachftafel wird zu dem Ende auf einer GlaSfcheibe^ die ihre Veleuchtung Von der unteren Seite erhält nach der darauf entworfenen Zeichnung fo lange mit Boffierhölzern bearbeitet bif die gewünfchte Wirkung erreicht ift. Von diefer Origiualplatte Wird ein Gipsabguß genommen^ welcher nach dem Trocknen als Form dient. Die geformten nnd an der Lnft oder in gelinder Wärme Vollkommen anSgetrockneten Gegenstände kommen zuerft in den V o r g l ü h o f e n ^ Wo fie in einem Starken Hitzegrade fo Weit erhärten^ daß fie glafiert werden können.^ Die G l a f u r ift gewöhnliche Porzellan* maSSe^ aber ziemlich Stark mit irgend welchen Flußmitteln verfetzt; in Vermiedenen Fabriken ift Sie Verfchieden. I n Meißen befteht fie anS ^7 Prozent Onarz^ ebenfoViel Kaolin Von Seilitz^ Prozent Kalk und 8^ Prozent gemahlenen PorzeHanfcherben. S i e wird als

Vrennen. 801 ein dünnes SchlämmWafSer dargestellt iu daS der Arbeiter die Ware taucht Die Sich an hängende dünue Schicht wird nötigenfalls durch Auftragen mit dem pinfel ergänzt. I u England verwendet man in neuerer ^eit Vielfach Vorfänre zu der Glafnr. Die fchou be^ trachtete Mechode deS GlafierenS durch Eintauchen oder Auftragen der Glafurmaffe ift nicht die einzige gebräuchliche ^ sondern man wendet auch die GlaSur in Pulverform an und be* ftäubt damit die etwaS feuchten Waren. ^u folcher in der Regel uur für billige Porzellaue tauglichen Glafur kann ein Gemenge Von Zinkblende und Glauberfalz dienen. Ferner kann m a n gewiffe Snbftan^w Wie KochSalz^ Vorfanre u. f. w. ^ die fich iu der Hitze Verflüchtigen^ in den Ofenranm bringen und Von diefeu die Glafur bilden lasfeu. Gewiffe Metalloide find dazu auch tauglich und geben weuu ihre kiefelfaureu S a l z e gefärbt find^ fehr hübfche Lüfter^ die namentlich in England Sehr beliebt Sind. DieSe Art deS Gla^ SierenS Wird ^ue^in^ genannt. ^reUUen^ Tie glaSierten Gegenftände kommen^ wenn Sie ganz trocken Siud^ in KapSeln oder Käften von fenerfeStem T h o n damit Sie im Ofen nicht Von der Afche oder den Flam* men Vernnreinigt werden und mit jenen Käften indenVrenn* o f e n . Derfelbe ift kreisrund ^ mit Zügen erbaut und hat meh* rere^ in der Regel drei Stock* Werke^ nm darauf die Gegen* Stände nach dem zu ihrem AuS* brennen uötigeu Hitzegrade Verteileu zu köuuen der oft bis auS 1800^ C. gesteigert wird. Wenn daS Porzellan Weiß* glühend geworden ift WaS man an einer herausgezogenen P r o b e erkennt ^ Schließt man den Ofen ganz nnd läßt ihn langfam auSkühleu. DaS Gut* brennen dauert in der Regel 1 ^ — 1 8 Stuuden daS Ver* kühlen dagegen mehrere ^ bis fünf und fechS Tage. Wir geben in Fig. 2 7 8 die DurchfchnittSanficht eineS mit Vrennwaren gefüllten PorzellanofenS. Ter eylindrifche Körper deSfelben geht nach oben in einen kegelförmigen Schlot über. Tie Wandungen find^ nm die Hitze zusammenzuhalten gewöhnlich doppelt mit einer Zvufchenfütterung Von Afche u. dergl. Äußerlich ift daS gauze Gemäuer mit einem Netz von Starken EiSenSchienen umgeben. An der untersten oder auch au dieSem und dem folgenden Stockwerke befinden fich ringsum Vier FeuerSteUen die etwas anSgerückt Sind^ um die Flamme reiuer iu den Ofen treten zu laffen. D a S FeueruugSmaterial war Srüher auS* Schließlich Holz^ jetzt wendet man jedoch faft überall mit dem befteu Erfolge Stein* ^ auch Braunkohlen an. Tiefe geben zwar eine unreinere Flamme^ waS aber^ da alles Porzellan in Kapfeln gebrannt wird ^ wenig anf fich hat: bei GeneratiVfenerung ^ die auch in der PorzeHaninduftrie Sich Sofort Eingang Verfchasft hat^ fällt jener Ubelftand Von SelbSt Weg. D i e Kapfeln find runde ^ Schachtelartige Gefäße ^ die Von Seuerfeftem Thon gebrannt Sind ( S c h a m o t t e ) uud Säulenartig So aufeinander gefetzt werden köuuen daß die nächftobere immer die nnter ihr Stehende als Deckel Verfchließt. | n diefen Kapfeln nun Stehen die

^10 Töpferwaren und Porzellan. PorzeHangegenftände anf kleinen ^ eben gefchliSfenen Platten anS KapfelmaSSe^ Sogenannten P n m p S e n . Kroßere Kegenftände^ wiez. V. die in Fig^ 2 6 8 abgebildete VaSe^ müffen^ da die PorzeUanmafSe beim Vrennen weich wird^ zuSammenfintert um nicht durch chr eignes Gewicht Zufammengedrückt zu werden ^ beSonderS gefteUt nnd anf daS behutfamfte durch Streben Von Schamotte unterstützt werden e So daß die Weiche Maffe nicht die ganze LaSt aUein zu tragen hat. DieSe Unterstützung einzelner Teile ^ welche ^ Wenn Sie auch höht dennoch Sür ihre oSt Sehr Schwachen AnSatzteile zu Schwer finde hat auch bei kleineren ^ aber zuSammen* geSetzten Gegenftanden ftattzuSiuden nnd ihre Ausführung verlangt große Kefchicklichkeit Die oberen Räume deS OfenS e in welchen die Hitze begreiflicherweife am fchwächften iSt dienen zum erften Brande e zum Verglüh en^ anßerdem zum Vrennen von Kapseln Zum RöSten deS FeldfpatS n. dergt Vei dem Verglühen ^ welchem die PorzeUane behnfS AuSUahme der Klafur uuterworfen Werden verliert die Maffe etwa ^ chreS KewichtS nnd die Gefäße fchwindeu uur unmerklich; bei dem nachfolgenden K l a t t b r e n n e n aber^ wobei die Ware in den untersten Räumen deS OfenS der StärkSten Weißglühhitze auSgefetzt ift tritt beträchtliche Formänderung ein. Hier kommt die KlaSnr in Fluß^ die ganze MaSfe erweicht nnd erlangt die gefchätzte dnrchfcheinende Befchaffenheit. Die Regulierung deS FeuerS ift beim PorzeUanbrennen eine Sache Von der größten Wichtigkeit nnd erfordert fehr Viel Umficht e damit die Hitze von allen Seiten die Kegenftände gleichmäßig nmfpielt weil fonft ein Verziehen die Folge fein Würde. Übrigens dringen die Ofengafe mehr oder Weniger doch in die KapSeln eine und die chemische BeSchaffenheit derfelben ift daher namentlich in bezug auf gemalte Waren Von Einfluß. I e nach der Menge und der Befchaffenheit der einZelnen Veftandteile liefert die PorzeUanmaffe nach dem Vrande ein fehr VerfehiedenartigeS Prodnkt. Sind aUe Materialien im Zuftande vollftändiger Reinheit verwendet worden fo iSt die Farbe vollständig weiß. Ein geringer Kehalt an EiSeu aber iSt fchon hiureicheude um eine gelbliehe Färbuug zu bewirken. Die größere oder geringere DurchScheinbarkeit hängt von dem Verhältnis deS KaolinS zu dem Feldfpat ab. DaS kaoliureichfte Por^ ^ ^rennen in ^tpSeI^ ZellaniftdaS B i s k u i t s eine Sehr Strengflüffigee uuglafierte MaSSe^ auS der namentlich Statnetten hergeSteUt werden. Berühmt Sinde wegen der kÜnSt* leriSchen Ausführung e die Meißener Erzeugniffe in diefem Fache. Die von England auS unter dem Rameu ParifcheS PorzeUan oder P a r i a n und E a r r a r a in den Handel gebrachten Porzellane^ welche den berühmten parifchen und Earraramarmor naehahmen Sollen ^ erreichen Wenn mau fie den Porzellanen uud nicht lieber den Steinzeugen zuzählen WiUe daS Seit lange Schon in Meißen erzeugte StatuettenporzeUan an Schönheit nie^t. Die ErzeuguiSSe eines VrandeS zeigen Sich beim Entleeren deS OfenS aber nicht aUe Von gleicher Befchaffenheit. Kroßere oder kleinere Fehler kommen zahlreich Vor und eS muß ein genaues Sortieren erfolgen nach Welchem die Weiße Ware in F e i u g u t Mittel* gute AuSfchuß uud Bruchgefchirr gefondert wird. DaS Feingut muß VöUig fleckenlos^ milchweiß und fehlerfrei in der Klafur e ohne Blafen nnd matte Stellen fein und darf Sich natürlich weder verbogen haben noch RiSSe zeigen. Kleine Fleuchen oder mangelhafte SteUen in der Glafur^ die man aber durch die Malerei verfteden kann^ geben die zweite S o r t e ; übrigens branchen die Fehler nnr fehr wenig merkbar zu fein um in renommierten PorzeUanfabriken die Ware fchon unter den AuSfchuß zu verWeifen. I n Meißen und anch in andern Fabriken bezeichnet man die Vermiedenen Grade durch befoudere Marken. ^abri^atWU der ^ar^ellau^nöp^. Ter Schwerpunkt der Porzellantechnik liegt wie bei der Keramik überhanpt in der HerfteUung Von Gefäßen einerfeitS nnd in der Von plaStifchen Ornamenten ^ Figuren und Gruppen anderfeitS. Allein neben diefen Dingen hat daS Schöne e leicht formbare Material nach nnd nach Verwendung zu GebrauchSgegenStänden gefunden als S u r r o g a t für Marmor^ Elfenbein nnd andre Stoffe^ deren Vearbei* tnng mit der Hand gefchehen muß und welche demzufolge eine maffenl)afte Fonnnng der einzelnen kleinen Gegenftände nicht wie daS PorzeUan geftatten. I n diefer Hinficht ift eine

Fabrikation der PorzeHanknöpfe^ ^ der merkwürdigsten die Verwendung deS Porzellans zu Knöpfen^ um als ein Erfatzmittel Sür Emails Perlmutter^ Elfenbein^ Metall nnd dergleichen Materialien zu dienen. Die Erzen* gung deS Porzellan^ auS einer plaStifchen Maffe ermöglicht^ die komplizierten Arbeiten deS DrehenS ^ Vohrens^ GlättenS u. f. W.^ Welche bei andern RohftoSfen nötig find^ um auS ihnen einen KnopS zu formen^ zn umgehen^ indem die Formuug einfach durch Preffen gefchieht und da fich dies Verfahren gleichzeitig auf große Ouantitäten ausdehnen läßt^ Wahrend bei der Bearbeitnng mit der ^and jeder KnopS einzeln Vorgenommen werden muß^ So wird eS auch Wefentlich billigere ErzengniSSe liefern können. Die Fabrikation der Porzellanknöpfe ift befonderS in Frankreich in Briare^ auf eine hohe S t u f e der Vollkommenheit gebracht worden. Sie hat Sich auS der Fabrikation emaillierter Knöpfe^ welche feit lauger Zeit dafelbft betrieben wurde^ entwickelt. Wir wollen unS nicht dabei aufhalten^ deS längern auseinander zu fetzen^ wie die PorzeHanmaffe zubereitet wird. E S gefchieht dieS ganz ähulich jeueu Verfahren^ welche in Gefäßfabriken eingefchlagen werden^ n u r daß die vermiedene Anforderung^ welche bei Knöpfen Sich weniger auf größtmögliche Festigkeit bezieh^ anch eine etwas abweichende ^nfammenfetzung geftatten wird. Die MaSse wird als ziemlich trockenes Pulver Verarbeitet. Zwifchen den Vier Sänlen einer hydraulifchen PreSSe liegt eine Starke S t a h l * oder Bronzeplatte^ in welcher 4 — 5 0 0 ^ nach Befinden noch mehr Vertiefungen eingraviert find^ wie Sie der Form der herzustellenden Knopfe entfprechen. Der Arbeiter nimmt eine HandVoll der pulVerigeu PorzeUanmaffe und ftreicht fie über die platte^ fo daß fich aUe Ver* tiefUngen mit derfelben anfüllen ; den Reft kehrt er ab. Hierauf läßt er die obere Preß* platte heruntergehen. D a diefelbe auf ihrer unteren Fläche ebenfo Viele kleine Erhöhungen h a t wie die Matrize Vertiefungen^ und jene in diefe hineinpaffen ^ fo wird die Porzellan* maffe durch den Starken Druck So weit zufammengepreßt^ daß die einzelnen geformten Knöpf* chen genug Zufammenhang erlangen^ um transportiert werden zu können^ ohne zu zerfallen. Vorher aber mÜffen noch die Löcher hineingeftochen werden^ WaS durch eine zweite PrefSung mittels einer mit Radelgrnppen Verfehenen platte gefchieht durchs deren Druck aUe Knöpfe auf einmal mit Löchern Verfehen werden. Knopfe^ welche eine Of e erhalten foUen ^ Ver* langen eine andre Bearbeitung^ nnd erhalten anftatt der durchgehenden Löcher eine bis in die Mitte reichende Vertiefung^ welche fchraubenähnlich gebohrt wird^ damit die zum Be* feftigeu der Ofe hineingefchmolzene Lotmaffe ^alt bekommt. Sind die Knöpfe in folcher Weife Vorbereitet^ fo wird die Matrize entleert^ indem ein Bogen Papier über fie gefpannt^ fie SelbSt umgekehrt^ leiSe geklopSt und in die Höhe gehoben wird. Der Papierbogen ^ mit den geformten Knöpfen in einen Rahmen gefpannt^ wird in diefem zum Ofen transportiert. D i e Ofen ftehen in parallelen Reihen in einer weiten Halle (f. Fig. 280) und find derart in unauSgefetzter Thatigkeit^ daß der Brenner in dem Moment^ wo er eine fertig gebrannte P l a t t e auS der Ruffel herauszieht von einem Arbeiter einen jener Papierrahmen echalt auf welche die Von der Matrize gepreßten Knöpfe übertragen worden find. Diefer Papierbogen wird auf die noch glühende p l a t t e gelegt^ er Verbrennt fofort^ aber die kleinen Thonkorperchen liegen nnn in regelrechter Anordnung nebeneinander^ ohne fich ZU berühren^ und können in den Ofen gefchoben^um dafelbft gebacken oder gebrannt zu Werden. | n ^ — 1 0 Minuten^ je nach der Größe^ find die Knöpfe gebrannt^ und in diefer ^eit müffen fo Viele frifche Rahmen znm Ofen geliefert worden fein^ als Mnffelplatten in Thätigkeit find. Gewiffe knöpfe find damit fi^ und fertig uud können fofort auf die Karten geheftet und in^ den Handel gebracht Werden. Andre aber werden noch bemalt oder Vergoldet oder erhalten Ofen und uuterliegen demzufolge noch einer Verfchiedenartigen Vehandlung. DaS Vemalen befteht in der Regel in dem Anbringen einer kreisförmigen farbigen Vder Vergoldeten Verzieruug oder in einem fchottifchen MuSter Von rechtwinkelig Sich kreu* senden bunten Linien. D a S letztere wird aufgedruckt die kleinen Ringe aber Werden mit dem pinfel aufgeführt indem der Knopfe Von zwei Spitzen in feinen Löchern gehalten^ durch ein Zahngetriebe in fehr rafche Umdrehung Verfetzt und der in Farbe getauchte Pinfel mit feiner Spitze einen Augenblick an der betreffenden Stelle daran gehalten Wird. Der Arbeiter oder die Arbeiterin^ welche dieS ausführt^ hat einen Apparat Vor fich^ auf welchem Hunderte Von Knöpfen zu gleicher Zeit aufgesteckt Sind nnd Sich drehen^ So daß in der kürzesten Zeit aUe diefelben mit ihrer Verzierung Verfehen werden können.

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Töpferwaren und porzeuan. DaS Anbringen der Ofen ift komplizierter. ES Setzt zunächst eine Schraubengang* ähnliche Vertiefung im Knopfe felbft^ ein entfprechend großes Körnchen Lötmaffe^ ein kleines MetaUfchilde welches an den Knopf angelötet Wirde und die OSe felbft Voraus^ Welche ihrerfeits an dem kleinen Schilde befeftigt ift. Selbstverständlich helfen auch hier überall Mafchiuen; die Vertiefungen werden hineingepreßt ^ die Schildchen auS Blechtafeln auS* gefchlagen und d i e ^ f e n a u S Meffingdraht mittels Mafchiueu zu Taufenden auf eiumal hergestellt. Allein die Maschinen können nicht alles chun und befonderS ift noch nicht gelungen^ die Vereinigung der Ofen mit den Schildchen anders zu bewerkstelligen als mit der ^and. D a r a u s hat Sich iu der Umgegend Von Briare Sür Solche Lente^ welche^ wie Schäfer Kinder* mädchen n. a.e eine leichte Nebenbefchaftignng bei ihrer Arbeit treiben können e ein eigene tümlicheS^ ThatigteitSfeld eröffnet. Anftatt daß diefelben Wie bei nnS^ etwa Stricken wachen fie dort Ofen für die Porzellanknopffabriken zurecht. Die Operatiou deS AuffetzenS uud deS AnlötenS erfolgt dann ebenfalls Wieder in durchbrochenen Rahmen welche Sicherheit geben daß die ^fe an die richtige Stelle kommt. Schließlich werden alle folche Knöpfe noch auf ihre Feftigkeit geprüfte ehe fie dutzendweife auf Karten geheftet und in den fandet gebracht werden. ^ i e ^ r ^ l I a n m a l e r c i . TaS Porzellan kommt nach dem Brennen auS dem Ofen als eine Weiße e etwaS durchfcheineude Maffe mit einer glänzenden oder matten Oberfläche^ je nachdem eS Vorher glafiert worden ift oder nicht. | n Vielen Fallen foil eS aber mit Farben dekoriert^ bemalt werden und daS kann auf doppelte Weife gefchehen. Halten nämlich die anzuwendenden Farben daS Scharffener deS Brennens anSe fo kann die Bemalnng unter d e r G l a f u n gleich auf die lufttrockenen Geräte angebracht werden nnd kommt man dann mit einem einmaligen Brande auS. DiefeS Verfahren geftattet aber nnr wenige Farben: Blaue Schwarz^ Grün; außerdem Verlangt daS M a l e n auf der trockenen die Farbe fofort einfangenden Maffee Wie die Majolikamalerei^ eine fehr fichere Hände da ein falfcher Strich nicht wieder zu befeitigen ift. ES werden daher in der Regel nur einfachere Dekorationen unter der Glafur angebracht nnd namentlich GebranchSgefchirre in diefer Art v e r z i e r t e welche allerdings den praktifchen Vorteil gewähr^ daß durch die darüber liegende Glafur die Malerei gefchntzt wird. Tie Malerei auf der G l a f u r gebietet über einen bei weitem größeren Farbenreichtum e außerdem ift ihr der Umftand günftig^ daß vor dem Brennen die Farbe nicht feft anf der Unterlage haftet und behufs Von Verbefferungen wieder weggewifcht Werden kann. Sie wird daher für angeführtere Gemälde nnd bunte Dekorierung Verwendet und laßt eine fehr feinee zarte Behandlung zu. Allerdings hat fie nicht die Dauer* haStigkeit der Scharffeuerfarben denn fie bildet immer eine ^tWaS hervorftehende Decke Von geringerer ^artee Welche der Abnutzung leichter unterworfen ifte und Verlangt ein wieder* holteS Brennen damit die Farben in Fluß kommen und fich mit der Glafur Verbinden. Porzellanmalereien mit einigermaßen reicher Farbenabwechfelung müffen immer mehrmals in die Glühhitze und können nur nach und nach Vollendet werden. gerade die zarteften P a r t i e n wie Fleifchtöne n. dergl.e erfordern die meiften Brande. Zur Porzellanmalerei gehören e wie zur Glasmalerei e mineralifche Farben e Metall* o^yde; fie können mehr Körper haben als die GlaSfarben da bei ihnen nichte wie bei jenen Dnrchfichtigkeit Bedingung ift. Man hat Farben für VoUeS und halbes Feuere und folche^ die noch leichtflÜffiger f i n d e in Muffeln eingebrannt werden und nur Rotglühhitze Verlangen. Die gewöhnlichen Farbftoffe find: Goldpurpur für alle Farben Vom Rofa bis zum Karmin u n d V i o l e t t e Eifeno^yd für andre rote Tönee Blaue B r a u n Gelb^ B i o l e t t e Antimono^yd m i t Bleiglas für S t r o h g e l b e Kobalto^yd für B l a u e Kupfero^yd für G r ü n Ehromo^yd für Gelbe Titano^yd für Gelbe Rot und Grün E i f e n ^ Mangan^ Kobalto^yd nnd |ridinm* o^yd für Schwarz u. s. w. ^iefe Farbftoffe Werden in Geftalt eines möglichst zarten Pul* VerS mit Spieköl Verrieben nnd mit dem Pinfel aufgetragen. Aber nicht in allen Fallen kann man gleich daS entfprechende Metalloid anwenden e um den gewünfchten Farbeneffekt Zu erreichen in Vielen Fällen muß daSfelbe Vorher mit einem Flußmittel zufammengefchmolzen WerdeUe wodurch eS Verglaft Wirde und man unterscheidet demznfolge die erfteren Von den letzteren als S c h m e l z f a r b e u Von den Frittef a r b e n . AIS Farbenflnßmittel wendet man Verfchiedenartige Verbindungeue Bleiglafer^ Borate für die Bergoldnng auch bafifch falpeter* faureS WiSmuto^yd au.

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Töpferwaren und Porzellan. DaS Einbrennen der Farben gefchieht foweit eS nicht gleich mit bei dem Gutbrennen Stattfinden kann in Muffeln; daS find aUfeitig gefchlofSene feuerfeste Räume Von befchräutten Dimenfionen^ die Von der Feuerluft gleichmäßig umfpielt werden (f. Fig. 281)^ Diefe Mnf* f e i n je nach der Art der darin zu breunenden Gegenftände Von Vermiedenem Querfchnitt find anS Schamotten zuSammengefetzt und haben Abzugsrohren für die bei dem Einfchmel^en der Farben fich entwickelnden Gase^ welche aber nicht in den Ofenranm^ fondern womöglich direkt inS Freie führen damit die Ofengafe nicht in daS Innere der Mnffel eindringen nnd auf die Farben Verändernd einwirken können. Nach diefem Verfahren des Einbrennens nennt man die anf die Glafur zur AuWenduug kommeudeu Farbeu M u f f e l f a r b e n im Gegenfatz zu deu S c h a r f f e u e r f a r b e n Welche unter der Glafur eingebrannt Werden. Die umftändliche Art der AnSführnng uud die Schwierigkeit die Farbenwirkuug nach dem Brande fchon wahrend deS Malens zn beurteilen deuu die meifteu der augewandten MetaUfarbeu fehen Vor dem Eiubrennen ganz anders aus als nachher^ daS find Hmderniffe^ welche der Porzellanmalerei immer nnr einen befchränkten WirkuugSkreiS zu DekorationSZwecken zulaffen da der fchaffeUde Küuftler für die höchfteu KunStzWecke in der Ölmalerei ein ungleich ausdrucksvolleres Hilfsmittel befitzt. Auch der U m f t a u d e daß die Porzellangemälde eine ziemlich eng bemeSSene Größe auS technischen Gründen nicht überschreiten können fällt hierbei inS Gewicht. Trotzdem aber Sind auf diefem Gebiete Leistungen hervor* getreten die als felbStändige KuuftWerke hohen Wert besitzen; So z. B. der in Fig. 2 8 2 abgebildete^ 1867 in P a r i s anSgestellte Tifch anS der Meißener Fabrik^ Welcher nach Entwürfen ihreS berühmten Direktors Schnorr Von EarolSfeld ausgeführt ift. Die B e r g o l d u n g deS Porzellans gefchieht durch wirk* licheS metallifcheS Golde welches auS feiner Löfung in KönigsWaffer dnrch O^alfäure gefällt worden ift uud in diefem ^n* Staude ein überaus zartes Pulver darftellt DaSSelbe wird mit dem Flußmittel iunig znf am mengerieben nnd mit dem pinfel aufgetragen. Räch einem andern Verfahren wird Mufchel* oder M a l e r g o l d e anS den Schabinen der Goldfchläger bereitete mit Houig fein gerieben uud mittels FluffeS eiugebrannt. DiefeS Gold hat nach dem Brennen keinen Glänze daher muß ihm die Politur erft dnrch nachherige Behandlnng mit dem PolierStein gegeben werden. Anders iSt eS bei der fogenannten Glanz* Vergoldung^ wohl auch Meißener Vergoldung genannte weil fie in Meißen zuerSt angewendet wurde; bei diefer kommt daS Gold glänzend anS dem Brande heraus und bedarf eineS nachherigen Polierens nicht. Erzielt wird der Effekt durch Anwendung einer Löfung von Schwefelgold oder Knallgold in Schwefelbalfam. Diejenige Vergoldung e wegen der die alten Meißener Porzellane berühmt finde ift aber nicht nach diefem Verfahren ausgeführte fondern in befonderS reicher Weife nach der erft erwähnten Manier durch Auftrag Von metallifchem Golde. Meifter in der farbigen Dekoration deS Porzellans find oder waren Vielmehr die oftafiatifchen Porzellankünftler^ Ehinefen und |apaner^ früher e denn ihre heutigen Leistungen ftehen lauge nicht mehr auf der Stufe der Vollkommenheit e die fie Vor Iahrhunderten innehatten. Bon ihnen finden wir auch Verfahren geübte welche bei nnS gar nicht oder nur auSnahmSWeife in Anwendung kommen so namentlich die EmaiUieruuge d. h. Bemalung mit dicken farbigen Schmelzflüffen welche anf der Glafnr erhaben hervortreten e fogar die Emaillierung in Eloisonne mit aufgelöteten Meffinglinien wird wunder* Voll ausgeführt; ferner die Gravierung der Maffe Vor dem Glafieren daS Dekorieren mit Lack u. f. w. e knrze wie für Böttgere fo kann die alte oftafiatifche Thonwareninduftrie anch Sür unS noch die LehrmeiSterin fein. Unter den Mustern Welche die europäifche PorzeUaufabrikation in ihren erften Reiten hauptfächlich chinefifchen und japanifchen Vorbildern e n t n ä h m e befindet fich eineSe daS auSfchließlich in Meißen gemacht uud heute ebeufo noch wie fchon Vor hundert | a h r e n gekanft wird. ES ift dieS daS Sogenannte ^wiebelmuften Von welchem wir in der Abbildung am SchluSSe diefeS Kapitels ein Beifpiel gebeu^ jeueS Mnfter^ welches wohl keiuem unSrer Lefer

Die Porzellanmalerei^ ^^ unbekannt ift denn eS ift unbestritten daS verbreitetSte und in der langen Zeit feiner Her^ fteUnng hat eS den Weg über die ganze Erde gefunden. S o nnfchön daSfelbe Scheinbar in Seinen Einzelheiten ift So maeht eS doch in feiner Kefamcheit einen überaus Vorteilhaften Eindruck. Eine Tafel ^ mit derartig blau dekoriertem Gefchirr befetzt ift iu der harmo* nifchen Kefamtwirknng^ die fie auf daS Auge hervorbringt die geeignetste Folie für jeden dekorativen Anffatz^ und während durch die Vemalung daS Weiß der Gefäße angenehm unterbrochen Wirde nimmt diese felbft doch die Anfmerkfamkeit nicht befonderS in Anfpruch. U n d daß die in diefem unfcheinbaren Mufter ausgedrückten DekorationSgefetze folehe f i n d e die anf jeden Menfchen ihre angenehme Wirkung üben^ daS beweift die eminente Verbreituug deS ZwiebelmufterSe daS immer und immer wieder und aueh von denen gekanft W i r d e Welche feine äfchetifche Verechtignng leugnen.

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^euredter ^ r ^ a n t i ^ d^n der ^ni^ ^r^U^tu^nnfa^nr in ^ei^en.

Die Kunfttöpferei nicht aUein ^ auch die Gefäßfabrikation im großen ganzen hat allen Grunde den einfachen Prinzipien der Ornamentik fich wieder zuznwenden^ welche einesteils in der KunSt der Alten Sich aussprechen andernteilS Von aUen den Völkern noch geübt werden welche unVermifcht ihre Nationalität und damit eine gewiffe Naivität fich erhalten haben. Von jeher sind die Gefäße fowohl infolge ihrer HerfteUnng anS den mannigfachften Materialien als auch wegen ihres überanS Verschiedenartigen Zweckes Objekte für die Künfte gewesen e die fich an ihrer Geftaltnng nnd Verzierung häufig zuerft mit entwickelt haben und durch diese Kegenftände deS allgemeinen Gebrauchs anf die KefchmackSbildung deS Volkes Wefentlichen Einfluß gewannen. DaS PorzeUan hat bei nnS trotz feiner ungemeinen Verbreitnng feine Miffion in diefer Beziehung in nur geringem Krade erfüUt. Nicht als

^10 Töpferwaren und Porzellan. ob nicht tadellos Schöne ErzeuguifSe und wahrhafte Kunftwerke auS feinem Materiale her* geSteUt worden wären. SeVreS^ Berlin Meißen WoreeSter uud andre StaatSWerkftätten haben Wundervolles genug geliefert; aber für daS gewöhnliche Leben ift die PriVatinduftrie von einer größeren Bedeutung^ zulual diefelbe dnrch ihre Maffenproduktion gutes Porzellan fo billig gemacht hat^ daß daSfelbe jetzt zu den Geräten deS täglichen GebranchS überall Verwendung findet. Wenn man deren (^eugniffe betrachtet ^ fo kommt man häufig in Zweifel e ob die Verwendung eines fo fchönen Materials zu fo unfchönen Formen trotz feiner Billigkeit nicht noch eine Verfchwendung genannt Werden muffe. Unfre Kannen^ Krüge^ SchÜffeln Taffen erinnern an krankhafte Gefch Wülfte übeltraktierter Körperteile oft Viel eher^ als an jene einfachen Formen die von der Natur gegeben fcheinen denn fie finden fich faft übereinstimmend unter den unverdorbenen Völkern aller Z^uen. Rumänien und Serbien haben eine Landbevölkerung^ welche auf der Staffel der Kultur gewiß tiefer fteht als die Bevölkerung e Sür welche unfre Porzellanfabriken arbeiten. Die Weltausstellungen Von Paris und Wien gaben aber Gelegenheit^ die edlen reinen Formen der Serbifchen und rumänischen Töpferarbeiten mit denen zu vergleichen welche bei unS gäng und gäbe finde und eS blieb keinen Augeublick zweifelhaft e daß dort der Thon eine höhere Weihe erhalten hatte^ als vielfach bei unS daS Porzellan. Wie beputzte Schützenkönige kleiner Städte^ die auf ihren Leib eine unpaffende Uniform gezogen uud den pomphaften Tand ganzer Iahr* hunderte geladen haben mit Regenfchinn Ordensband e Epauletten und dicken tombakenen Uhrketten — neben nackten griechifchen Götterjünglingen fo Stehen häusig die Erzeugniffe unfrer Töpfergewerbe neben ihren mehr als zweitaufendjährigen Vorgängern. Zwar hate Wie nicht geleugnet Werden k a n n Sich in den letzten Sünfzehu Iahren manches fchon zum Beffern gewendet. Wir haben Porzellanfabriken welche neben ganz billiger Verkaufsware Vortreffliche künftlerifche Sachen ausführen: inSchlefien (Altwaffer)^ Thüringen (Rudolstadt)^ Böhmen (Schlackenwerth e Karlsbad^ Ungarn (Herend) und andre Orte geben die besten Belege dafür ^ aber daS genügt nicht. Gerade daß daS gewöhnliche Gefchirr in Form nnd Erfcheinnng überhaupt Veredelt wird — und eS braucht damit nicht Verteuert zu Werden — daS ift der Punkte von welchem auS die Keramik eine BildungS* aufgäbe erfüllen kann wozu fie die Technik mit den reichften Mitteln verfetten hat.

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Kalk ist einer der Verbreiteren ^ ^ Stoffe der Natur. Wenn er sich ^ auch der Menge nach nicht in so hervortretender Weise wie die Kieselsäure au der Zusammensetzung der Mineralien und Gesteinsarten beteiligt, so find doch die Verbedungen der Erden, deren Sippe die Kalkerde gehört so zahlreich und Verschiedenartig, daß sie durch die Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinungsweise die Kieselsäure beinahe noch übertreffen. Eine Sehr große Anzahl der verbreiteren Mineralen zählen den Kalk zu ihren zeitlichsten Bestandteilen und in ihnen kommt er häufig in Gesellschaft Von Manganorydul, Eisenorydul, Talkerde u. f. w. vor, Stoffe, die chemisch sehr ähnlich geartet find und die der zudringliche, überall gegenwärtige Geselle häufig verdrängt um sich an

872 ^alt dement und Gips. chre Stelle zu fetzen. Ein Gleiches muß er Sich Freilich auch Von ihnen bisweilen gefallen lassen. Unter den zahlreichen und überall Vorkommenden Mineralien welche Kalkerde zu ihren Bestandteilen zählen, gibt es natürlich eine große Zahl, welche sie nur nebenfächlich und in geringer Quantität enthalten. Andre aber die auch zu den weitverbreiteten gehören, bestehen fast ausschließlich aus ihr, und diese liefern dann Beispiele Von lokalem MassenVorkommen eines Körpers, wie sie in der festen Erdrinde nur bei diesem Stoffe beobachtet werden. Kein andrer Stoffe selbst die Kieselfäure und die Thonerde nicht ausgenommen, kann Sich rühmen in So ungeheuren Ouantitäten auf einmal an einer bestimmten Örtlichkeit auszutreten wie der Kalk. N u r das Waffen in den grundlofen Tiefen der Meere angehäuft^ Vermag ihm darin Konkurrenz zu wachen. Große ^ meilenweite Ablageruugeu Von Kalk* gebirgen oft eine Mächtigkeit Von mehreren tanseUd Metern erreichend ^ treten an vielen Orten ^der Erde oufe und dieSe Gebirge beftehen der Hauptfache nach auS nichts Weiter als auS Kalkerde und Kohlenfäure. Ter gewöhnliche K a l k f t e i n der M a r m o r ^ Kalkfpat^ A r r a g o n i t und die K r e i d e unterfcheiden fich hiufichtlich ihrerchemifchenZufammenfetznng nichts fondern find fämtlich nur Verfchieden ausgebildete Formen deS kohlenfauren KalkeS. M i t Schwefelfaure verbunden bildet die Kalkerde den A n h y d r i t ^ gefeilt fich noch Waffer dazUe den GipS^ mit PhoSphorfaure den A p a t i t und P h o s p h o r i t . Alle diefe Ver* binduugen find^ obwohl nur iu geringem Maße^ fo doch unter geWiffenUmStänden in Waffer löslich. T a nun die Kalkerde^ wie fchon erwähnt ^ als Vertreterin einer Anzahl andrer Bafen in vielen Mineralien Vorkommt und daher in keiner GebirgSart fehlte fo enthält auch jeder Ackerboden der ja erSt auS der oberflächlichen Verwitterung deS feSten FelSkörperS unfrer Erde entftanden ift^ Kalkerde an eine oder die andre Säure gebuuden. I u dem durchsickernden WaSSer löSt Sie Sich ^ und von der Pflanze anfgenommen und in Kraut und Stengel e Blüte und Frucht mit übergeführt ^ findet fie So ihren Weg in daS dritte Reich deSSen eigentliche Stütze Sie wird^ indem die Bildung von Knochen Z ä h n e n Schalen und GehaUfen lediglich durch die Kalkzufuhr ^ Welche die Pflanze dem Tiere vermittelt^ ermöglicht wird. I n den Diluvialfchichten findet man unter den Uberreften langft vergangener Tier* geSchlechter Zähne deS Mammut^ von denen ein einziger oSt die Größe eines KannenmaßeS hat — nur mit Kalk Sind Sie gewachfen. Und anderfeitS die weißen Felfen der englischen KüSte — Sie beftehen aus Kreide ^ den AnhäuSungen der Kalkgehäufe untergegangener Infuforien^ Von denen jeder KnbikmiHimeter viele Taufende enthält. Aber nicht nur an fich iSt die Kalkerde Sür daS Wachstum der Organismen Von der größten Wichtigkeit^ Sie wird eS noch mehr durch ihre baSifchen Eigenfchaften infolge der fie jene Säuren welche ebenfalls für Pflanzen und Tiere unentbehrliche NahrnngSprodukte finde namentlich die PhoSphorfaure ^ fodann aber anch Schwefelfaure ^ Salpeterfäure und Kohlenfäure ^ an fich bindet und in den belebten Kreislauf deS Stoffes einsührt. Große Maffen von Kalk werden daher zur BerbeffernUg der Felder Verwendet ^ namentlich deS fchweren Zäheu und feuchten ThonbodenS. I m kohlenfauren Kalk der Erdrinde ift nnzweifelhaft mehr Kohlenftoff vorhanden als daS gefamte Tierreich e alle Pflanzen Wälder und Wiefen enthalten ^ auch wenn wir noch die in der Erde als Torf nnd Kohlen Vergrabenen ReSte Vorweltlicher Pflanzendecken und felbft den Kohlenftoff^ Welcher in der Kohlenfäure der viele Meilen hoch über UUS flutenden Atmosphäre enthalten iSie dazu rechnen. Denn wenn der geSamte Kohlenftoff^ welcher in der Kohlenfäure der atmofphärifchen Luft enthalten ift^ plötzlich als dichte fchwarze Kohle herunterfiele ^ fo würde ^ nach den Schätzungen die man darüber anftellen kann die ganze Erdkugel doch nur mit einer Schicht Von noch nicht 1 nun Dicke damit überzogen werden ; und Wenn wir alleS^ WaS an Pflanzen grünt und an Tieren den Boden daS Waffer und die Luft belebt^ unS plötzlich derart Ver* nichtet denken daß der in ihren Körpern enthaltene Kohlenftoff auSgefchieden uud ebenfo gleichmäßig über die Erde ausgebreitet würde ^ fo ift daS fchon eine hohe Annahme ^ wenn wir die Dicke diefer Schicht auch zu 1 n^n annehmen denn nach Liebig erzeugt ein Morgen fruchtbaren Landes^ mag er mit Holz oder Wiese beStanden fein jährlich im Durchfchnitt nicht mehr als l^g Kohlenftoff^ WaS eine gleichmäßige Decke von ^ rnm ergeben Würde. Der in der Erde als foffile Kohle Vergraben liegende Kohlenftoff ^ anch wenn er

Verwendung. Der kohlenfäure Kalk. ^ doppelt So viel betragen foUte^ als der noch jetzt lebenden Organismen würde mit den vor* genannten Ouoten zuSammen doch nur die Erde mit einer Schicht von 4 ^ Dicke überziehen können e und gleichwohl betrüge daS Kewicht diefem Kohlenfchicht gegen Sechzig oder einige BiUioneu Zentner. Wenn man nun dagegen bedenkt daß jeder Zentner kohlenfanrer Kalt Marmor^ Kreide u. S^ w. den achten Teil feinet KewichtS an reinem KohlenstoSS enchält fo darf man nur eine KalkSchiebt von wenig über crn Dicke um die ganze Erde fich gelegt denken e um darin ebenfo^iel KohlenStoSf vertreten zu wiffen^ als Tier* und Pflanzenreich nnd Atmofphäre zufammen enthalten. Wer aber n n r einigermaßen die ZuSammenfetznng der Mineralien nnd Kefteine kennt der wird ohne Besinnen zugeben daß gegen deu wirk* licheu Gehalt der Erde an kohlenSaurem Kalk jene berechnete Menge nur den verschwindenden Bruchteil eineS Prozents anSmacht. ^erWen^ung^ Ein StoSS von So allgemeinem Vorkommen und inSolge feiner chemischen und phySikaliSchen EigenSchaSten auch von So großer Verwendbarkeit von dem wird zu ver* muten fein ^ daß er von den Menfchen zu den mancherlei Zwecken ihres VedarfS heran* gezogen worden ift. Und in der That dient der kohlenfanre Kalt in feiner natürlichen Geftalt als Bauftein Sowohl als auch in den edleren Varietäten deS Marmors ^ dem Vild* haner als daS ausgezeichnetste Material zur Ausführung feiner künftlerifchen Ideen. Für die zeichnenden Künfte Sind der lichographiSche Kalkfteirr und die Kreide wertVoUe Hilfsmittel. D e r durchficht kriftaUiSierte Kalkfpat uud beSonderS der klare DoppelSpat Von|Sland^ hat für den PhySiker ein ausgezeichnetes Intereffe^ indem er daS Schönfte Beifpiel eines doppeltbrechenden Körpers darfteUt uud demzufolge für die Kouftruktiou der PolarifatiouS* apparate von großer Wiehtigkeit ift. I n der chemischen Technik findet der kohlenSanre Kalk feine HaUptverwendnng bei der Sodafabrikation und außerdem in Form von Kreide zur Bindung und Wegfchaffung der Schwefelfäure^ u. a. bei der Fabrikation von Stärkeznder^ femer wird fie benutzt bei der Fabrikation der Weinfäure^ Zitronenfäure^ Vntterfäure u. S^ w. Neben der kohlenSauren Kalkerde findet auch der fchwefelfaure Kalt der GipS^ in dem Zuftande^ wie er in der N a t u r gefunden wird^ Verwendung. Zu manchen Zwecken aber erfahreu beide Körper eine befondere Behandlung ^ infolge derer ihre chemifche Natur eine audre wird: fie werdeu gebrannt nnd zwar der kohlenfäure Kalt um chn vou der Kohlen* fäure zu befreien nnd in Atzkalk zu verwandeln^ der GipS dagegen ^ um feinen natürlichen Waffergehalt zu verjagen. Gebrannter Kalk nnd gebrannter KipS haben ganz befondere Eigeufchafteu^ wegen deren fie außerordentlich nützlich werden. Keine der auderu Erden ift einer fo vielseitigen Verwendung fähig^ als gerade der gebrannte Kalk; in der Bautechnik ift er als Veftandteil deS Mörtels ein unentbehrlicher Stoffe in der Landwirtschaft verbeffert er kalkarmen Voden und geht felbft als Nährmittel in die Pflanze über^ die chemifche Technik braucht ihn zur Erzeugung Von Ehlorkalt Kaliumchlorat Atzlangen nnd Ammoniat anftatt der Kreide wird er aueh bei der Fabrikation von Weinfänre^ Züronenfänre^ ESfigSanre und O^alSäure Verwendet der Färber benntzt ihn bei der DarfteUnng der IndigküVe mit Eifen* Vitriol^ der Kerber zum EutSetten nnd Enchaaren der Häute. I n den Leuchtgasfabriken muß der Kalk die die LeuchtkraSt vermindernde Kohlenfäure demKaSe entreißen und in den Zuckerfabriken die fogeuanute Scheidung deS SafteS Vollziehen. Welche Mafien Von Kalk werdeu ferner als schlackeubildeuder Zufchlag bei der AuSfcheidung der Metalle auS ihren Erzen und zur HerfteUung deS unentbehrlichen GlaSeS benutzt Und noch lange nicht erfchöpft find mit diefer Aufzählung die Dieufte^ Welche diefe unfcheinbare Erde der menfchlicheu Thätigkeit leistet. Daher geschieht auch die Ausbeutung der uatürlicheu Kalklager uud daS Brennen der daraus gewonneneu KalkSteiue überaU in ausgedehntem Maße. Obfchon hin* fichtlich der Vielseitigkeit der Verwendung der KipS dem Kalke nicht gleichkommt So wird derselbe doch zu viererlei Zwecken benutzt über Welche berichtet Werdeu foU^ nachdem zuvor die Verarbeitung deS kohlenfanren KalkeS Berücksichtigung geSunden hat. ^er kohlenfäure ^ a l k kommt in Sür die techniSehe Verwendung zum Brennen ge* eigneter Form in der N a t u r Sehr häufig vor. AUe geologischen Formationen enthalten Kalkgefteine^ nnd von dem fogenannten Urkalk an^ der in KneiS nnd Klimmerfchiefer ein* gelagert die reinften Statnenmarmore lieSert treffen wir chu durch aUe Schiehten^ oft fehr fchöne buntfarbige nnd zierlich geäderte Kefteine bildend e die als Knnftmaterial aueh un* gebrannt verarbeitet werden. Wir haben daS mannigfache Vorkommen deS KalkfteinS fchon

872 ^alt dement und Gips. im III. Vande diefeS Werkes befprochen nnd können unS hier damit begnügen ^ auf jene Stellen anfmerkfam zu machen. Zum V renneu kann man die Verfchiedeuartigften Kalkfteiue Verwenden deren Prüfung man Vornimmt indem man fie mit einer Starken mineraIifchen Sänre^ am beSten mit Salz* fänre^ übergießt. DaS lebhafte Anfbranfen Verrät den Gehalt an Kohlenfäure^ Welche in diefem Falle dnrch die Stärkere Salzfänre auS ihrer Berbiudung mit dem Kalk Vertrieben wird. ES entfteht falzfaurer Kalk oder^ richtiger^ Ehlorealeium und Waffen während die Kohlen* fäure^ an die Luft gefetzt Verfliegt. Die Kalterde selbft iSt in diefem Falle nicht frei geworden^ fie hat nur den Umgang geweehfelt; anders ifteS beim Brennen wo daS Strenge Gebot der Hitze die Trennnng Von der Kohlenfänre bewirkt ohne daß ein Erfatz geboten wird. Hier bleibt die Kalkerde Verwitwet allein zurück uud zeigt dann ganz Veränderte Eigenschaften; fie ift ätzend nnd fcharf geworden nnd fncht mit allen Krästen eine WiederVereinignng ^ fei eS mit Kohlensäure^ Sei eS mit Kiefelfaure — ift im erfteu Anlanf auch fchon mit WaSfer zufrieden. Dadurch^ daß Sie dauu in diefe Vereinigung aHeS mit hineinzieht wird der gebrannte Kalk im Mörtel zu einem ausgezeichneten Bindemittel. DaS Verhalten die Kohlenfänre bei Starker Glühhitze Zu Verlieren zeigt der kohlenSanre Kalk (Kalkkarbonat) aber nnr dann Wenn die Kohlen* Säure Srei in die Luft entweichen kann. Gefchieht dagegen die Erhitznng in einer allfeitig Verfchloffenen Röhre ^ fo kommt die Maffe inS Schmelzen und erlangt beim Erftarren ein kriStaUinifcheS Gefüge^ und wahrfcheinlich ift die natürliche Vildnng mancher Urkalke anf keine andre Art Vor fich gegangen alS auS gemeinem Kalkftein durch EiuWirkuug großer Hitze unter entfprechend großem Druck Von anßen. Veim Glichen in einer gefchloffenen Röhre entweicht zwar auch eiu Teil der Kohlenfänre^ aber nur fo Viet als fich iu der Röhre anfammelu kann bis darin eine gewiffe Spannuug erzeugt ift welche die noch übrige Kohlenfänre zwingt in ihrer Verbindung zu bleiben uud derartige Spannungen können im Innern der Erdrinde fehr leicht vorkommen. | f t aber dnrch die Hitze alle Kohlenfänre Verjagt ^ fo erleidet die übrig bleibende reine Kalkerde^ der fogenannte ^ltzkalk^ dnrch weitere ^ anch noch fo große Hitze keine Veränderung mehr^ denn er ift uufchmelzbar; man benntzt dies Verhalten neuer* dingS in der Art daß man daraus Schmelztiegel fürplatiuund andre fchwerflüsfige Metalle formt. Der Atzkalk ift Von ganz entschieden baSiSchen EigenSchaSten die ihn zu einem technisch wichtigen Körper machen. Wir werden fpäter Gelegenheit haben anf die fchon angedenteten Vielfeitigen Verwendungen zu fprechen zu kommen. DaS Vrenneu der Kalkfteiue gefchieht eutweder in M e i l e r n wie bei der Kohlen* brenneret oder gewöhnlicher in befonderS dazu gebauten feften Ofen K a l k ö f e n . Die erftere Methode^ Welche nur für vorübergehende Zwecke gewählt wird^ findet dann gleich in möglichst unmittelbarer Nähe der Kalkbrüche^ überhaupt aber nnr da Statt Wo daS Vrenn* material e Kohlenklein einen Sehr geringen Verkaufswert hat. Der Aufbau der Meiler erfolgt über ftrahlig nach dem Mittelpnnkt zn gelegten Heizkanälen anS Schieferplatten Ziegeln oder dergl. Zwifchen den aufgefetzten Kalkfteinen wird^ wie beim Ziegelbrande^ daS Vrenn* material eingeftreut und durch hölzerne Stangen daS Feuer weiter geleitet. Äußerlich wird der Meiler^ der ^ — 5 Tage brennt mit Lehm Verfchmiert Die Kalköfen find in ihrer Form Verfchieden Sie laffen fich aber im wefentlichen in Zwei Klaffen einteilen: in folche mit ununterbrochenem Gange^ in denen wie bei den Schutt* ö f e n zu einer Gicht kontinuierlich rohe Kalkfteine aufgegeben werden während man am Boden die gebrannten herausnimmt. Diefe letztgenannten kontinnierlichen Ofen find wieder Verschieden je nachdem der oben aufgegebene KalkStein mit Schichten Von Brennmaterial abwechfelt oder die Feuerung fo in der UmfaffungSmauer angelegt ift daß nur hier die Flamme mit dem Von oben nachfinkenden Kalkfteine in Berührung kommt. Die Kalköfen mit unterbrochenem^ alfo periodischem Betriebe haben einen |nnenramn der im Dnrchfchnitt bald eylindrifch^ bald eiförmig gestaltet ift. DerFenerraum wird darin erft dnrch Z^fammenfetzen roher Kalkfteine abgegrenzt. Anf dieS Gewölbe werden die übrigen zu brennenden Steine gefchichtet bis der Ofen gefüllt ift Häufig haben folche Ofen gar keinen Feuerroft und Stellen Sich dann natürlich in betreff deS BrennmaterialVerbrauchs am allernngünftigften. DaS Brennen gefchieht in der Art daß man in dem Fener* räume . erft mit einem leichten Brennftoffe^ Reifigholz^ Heidekraut n. f. w.^ ein lebhaftes Rauchfeuer anmacht Welches nur den Z^eck hat^ die Steine Vorlänfig zu erwärmen nnd

Vrennen deS ^alteS. ^^ auszutrocknen^ damit fie bei der Stärkeren ^itze nicht zu fehr zerfpringen. ES genügt nichts um die Steine gar zu brennen. Dazu muß daS Feuer So bedeuteud Verstärkt werden daß Selb Stdie obersten Steine im Schachte weißglühend werden. I n Stunden ift in der Regel daS Ziel erreicht. Der Inhalt deS OfenS ift dabei um etwa ^ feines Volumens Zufammengefchwunden. Die KohlenSäure entweicht durch die Gicht e durch welche auch brennbare Ofengafe noch mit auSftrömen und eine Gichtflamme e wie bei den Hochöfen bilden können. Die Ofen mit ununterbrochenem Gange können e wie gefagte So eingerichtet Sein daß wie bei den alten Hochöfen oben durch die Gicht Kalkftein und Brennmaterial in abwechselnden Schichten aufgegeöeu wird. Bei diefen wollen wir unS aber nicht aufhalten ^ da die andre Arte Von denen unS Fig. 2 8 5 einen im Durchschnitt darfteUte Sich durch eine Viel zweck* mäßigere Benutzung deS Brennmaterials auszeichnet. D e r Schacht wird hier durch die Mauern und ee gebildete die zwifchen fich einen R a u m lafSen Welcher mit ASche auS* gefüllt ift. Eine Solche Einrichtnng iSt zweckmäßig ^ weil Sie die durch die Hitze bewirkte Ausdehnung der Mauer leichter geschehen und auch etwaige Re* paraturen an den der Zer* Störung ausgesetzten Innen* wandnngen bequemer Vorneh* men läßt. Um dieSe Schacht* mauern zieht Sich ein Mantel Zu keinem andern Zwecke als um Räumlichkeit für den einftweiligen Aufenthalt der Arbeiter oder zur Aufbewah* rung der Kalkfteine oder deS Brennmaterials zu gewinnen; daS letztere auch vielleicht durch die Von dem Ofen auSftrahlende Wärme zu trocknen. Die Feue* rungeu h befinden fich zu meh* r e r e n drei oder fiinfe ringS um den Ofen etwa 4 ^n über der Schachtfohle ^ bei C an^ gebracht^ fie gehen durch die Füchfe bb in daS I n n e r e . Unterhalb deS RofteS liegt bei i der Afchenramn der in einen größeren Afchenbehalter E führt. Wenn ein folcher Ofen angefeuert werden folle fo wird er erft in feinem unteren Teile bis in die Höbe Von C mit Holz angefüllt und diefeS an* gebranut. ES hat dies n u r den Zwecke dem Ofen die nötige Erwärmung zu geben welche Zu einem guten ^uge notwendig ift. Die feitlichen Feuerungen Stehen daber zuerft auch außer Wirkfamkeit. Hat Sich der Ofen erwärmte fo werden die Seitenfeuerungen h in Thätigkeit gefetzt und der Schacht zuerft mit bereits gar gebrannten Kalkfteinen bis an daS Niveau gefüllte wo die Feuerluft durch b wirkfam wird. Von hier ab beginnt die FüHung mit rohem Kalkftein der^ nachdem unten bei ^ der gebrannte Kalk herausgezogen Wirde dnrch die Glutregion herabsinkt und gar gebrannt wurde. D e r Schacht hat eine Höhe von etwa ^n auf der Gicht kann noch ein Kegel Von mindeftenS ^ Höhe auS rohen KalkSteinen errichtet werden e die Sich hier Vorwarmen und allmählich herabfinken. Man fieht eine daß^ wenn ein folcher Ofen keine Beschädigung erleidete der Betrieb darin fo lange fortgefetzt werden kann folange man überhaupt roben Kalkftein und Brennmaterial zur Ber* Sügung hat. ^ DaS iste W a S Sich in derKür^e über die gebräuchlichsten Kalköfen fagen läßt. ES wäre nnr noch zu erwähnen e daß anch daS Prinzip der Ringöfen e welches wir beim Ziegeleibetriebe kennen gelernt haben anch hier fich Eingang Verfchafft hat und fich für eine tägliche Produktion bis zu 100 Tonnen bewährt. Auch haben fich die kontinuierlichen Ofen

872 ^alt dement und Gips. mit Gasfeuerung ^Generatorgafe) gnt eingeführt. Die kontinuierlichen Ofen liefern das gleichmäßigste Produkt und arbeiten zugleich am fparfamftcn; Sie Sind jedoch nur iu dem Falle anwendbar^ daß ein regelmäßiger Abfatz der Ware Stattfindet. Da die natürlich Vorkommenden Kalkfteine nicht eine gleiche chemifche^ufammenfetzung haben e nnd namentlich da ihnen oft Veftandteile beigemengt f i n d e Welche durch die ^itze Verändert werden nnd entweder Schon für fich oder indem fie mit Kalkerde zusammentreten^ inS Schmelzen kommen fo ift anch das dem Kalkofen entnommene Produkte der geb r a n n t e K a l t oft Von fehr Verschiedener Tauglichkeit. Reiuer kohlenfaurer Kalk gibt nach dem Brennen mit Waffer übergoffen gelöfcht einen fetten Brei^ eS ift Sogenannter fetter Kalk. Häufig aber enthält der KalkStein kohlenSanre Talkerde nnd nähert Sich dadnrch dem D o l o m i t der anS ägnivalenten Mengen kohlenfanrer Kalkerde und kohlenfaurer Talkerde beSteht. Solcher Kalk wird fchon wenn er 2 0 — ^ 5 Prozent Von dem zweiten Bestandteil enthält für die Verwendungen unbranchbar^ er ift zu mager. Ein Gehalt an KieSelfänre ift ebenfalls fehr nachteilig ^ weil der kiefelfaure Kalt der dann entfteht in der Hitze ein Schmelzendes GlaS bildet und die ganze MaSSe leicht zu eiuem feften zufammengefinterten Klumpen zufaminenbäckt^ der fich mit Waffer natürlich nicht löfcht. ES ift dieS jedoch nicht die alleinige Urfache deS fogenannten todtgebrannten KalkeSe der fiche mit Waffer angemacht ^ ebenfalls nicht löfchen will. DaS Todtbrennen wird vielmehr durch eine fehr plötzliche Glut herbeigeführt bei der fich ein halb* kohlenfaurer Kalk bilden foUe der^ wie die Kalkbrenner behaupten fpäter fich nicht mehr gar brennen laffe. Zu groß kann eine allmählich gefteigerte ^itze nicht leicht werden. ^öfcheu de^ ^ a U ^ . Zu vielen technischen Verwendungen gebraucht man den Atzkalk in einem mehr oder weniger flÜffigen Zustande ^ er wird deshalb mit Waffer angerührt^ gelöfcht. S o w i e er anS dem Kalkofen kommt ift er natürlich von Kohlenfänre und auch von Waffer frei. Zu dem letzteren Körper hat aber der reine Kalk eine große Verwandtfchaft nnd geht infolge derfelben mit ihm eine chemifche Verbindung e i n welche man Kalkhydrat oder E a l e i u m h y d r o ^ y d nennt Bei der Aufnahme von Waffer fchwiüt der gebrannte Kalk aufe er wächft oder gedeih^ Wie der techuifche Ausdruck lautet. DaS Löfchen darf nicht in der Art gefchehen e daß man die ^gebrannten Steine inS Waffer wirft fondern man befeuchtet fie durch Übergießen allmählich. 100 Teile Kalk nehmen nngefähr Teile Waffer anfe dabei erhitzen fie fich beträchtlich und zerfallen in ein feines e ganz trockenes P n l v e n Welches nun e r f t in mehr Waffer eingefnmpft den K a l k b r e i liefert wie er zur Bereitung deS Mörtels gebraucht wird. N o r t e l . Ter gewöhnliche Mörtet wie er zum Berbinden der Vaufteine miteinander und zum Abpntz der Wände benutzt Wirde heißt auch L u f t m ö r t e l im Gegenfatz zu dem Waffermörtel oder Z e m e n t e der erft nnter Waffer feine Feftigkeit erhält. D e r LuStmörtel wird auS gebranntem und mit WaSfer gelöfchtem Kalk (Kalkbrei) uud reinem Sand an* gefertigt^ die beide gnt durcheinander gearbeitet werden müffen. Obfchon ein guter gelöfchter Kalk beim AnStrocknen unter mäßigem Drnck fchon an und für fich fehr hart Wirde fo ge* nügt doch Kalk allein nicht als Mörtet Die Gegenwart deS SandeS ift nötige um die An* griffSfläche für den den Kitt bildenden Kalk zu Vergrößeru uud das Eindringen der für die Erhärtuug deS Mörtels unbedingt nötigen Kohlenfäure der Luft zu erleichtern. AufangS findet nur eiu durch die Verduuftuug der Feuchtigkeit uud deu Drud der VauSteine beför* derteS Feftwerden deS Mörtels statt (Anziehen oder Anbiudeu deS Mörtels); die MaSfe ift dann aber immer noch zerreiblich. Das eigeutliche Erhärteu deS Mörtels findet Viel lang* famer Statt uud ift ein chemischer Prozeß^ deffen Verlauf namentlich Von der Menge Kohlen* faure abhängte die in einer gewisfen Zeit zu dem Mörtel gelangen kann. ES bildet fich kohlenfanrer Kalk (Ealeiumkarbo^tat) nnd daS chemifch gebundene WafSer Wird wieder in Freiheit gefetzt Daher kommt eSe daß die Wohnungen in neugebauten Häufern durch daS Bewohnen feucht werden e denn die Menfchen atmen eine große Menge Kohlenfäure anS; eS wird alfo in kürzerer Z e i t alS eS dnrch die freie Luft gefchehen würde ^ daS chemifch gebundene Waffer auSgefchieden nnd die WandVerputzung getrocknet Um den gefundheitSnachteiligen Aufenthalt in folchen übermäßig feuchten Räumen zu Verhüten ift eS daher geratene vor dem Bezug derfelbeu eine künftliche AuStrocknung vor* Zunehmen. ES geschieht dieS am einfachsten dadurch e daß man in kleinen O f e n die man

Hydraulifche Mörtel oder Waffermörtet

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in die Mitte der Z ^ m e r f t e U t e H o ^ l e u oder Koks entzündete die Fester Schließt u n d e nachdem man Sich auS den Zimmern entfernt auch die Thüren. Durch daS Verbrennen jener Brennmaterialien bildet Sich reichlich Kohlenfäure die daS chemifch gebundene WaSfer a u s den Wänden Verdrängt. Nach einigen Stunden öffnet man Thüren und Fenftere um möglichst viel Luftzug zu erzeugen und wiederholt diese künftliche AuStroeknung noch einbis zweimal. Bei der FeftWerdung des Mörtels wirkt aber auch noch eine andre chemifche Ver* WandtSchaftSkraft mit aUerdingS aber erft in viel längerer Zeit; eS ift dieS die Ver* Wandtschast deS KalkeS zu der Kiefelfäure der Saudteilchen^ infolge deren auf der Oberfläche der letzteren fich eine dünne Schicht Kalkfilikat bildet. AuS dem Angeführten geht alfo herVor e daß der Zufatz Von Sand zum Kalk auS mehrfachen Kründen nötig ifr und daß die Menge deS letzteren derart abzumeSSen ift daß nach inniger Vermifchung zwifchen den einzelnen Sandkörnchen nnr ganz dünne Kalklagen fich befinden ^ Welche die Sandkörner zu einer feften MafSe Verkitten. DieSe MaSSe bildet nun förmlich einen Vauftein Sür fich^ der genau die Form deS zwischen deu Werkftüden gewefenen Zwischenraums hat und beider* feitig mit diefen fich durch eine dünue Kalkfchicht Verbindet und die Feftigkeit deS Verbandes Wird bei richtiger Mischung deS Mörtels nahe kommen dem Mittel ans der Feftigkeit deS OuarzeS (Sand) nnd der Feftigkeit der kiefel* nnd kohlenfäurehaltigen Verbindnng e in die im Laufe der Zeit die Kalkerde übergeht. ES folgt daraus^ daß für einen guten Lnftmörtel reiner Sand der befte Zufatz ift. Gewöhnlich Verwendet man auf 1 cbm. fteifen KalkbreieS auS gutem fetten Kalk 8 — 4 cbm reinen S a n d e anf 1 cbm mageren Kalk dagegen^ der chon* uud magnefiahaltig ifte nnr 1 — 1 ^ cinn S a n d . DaS Feftwerdeu deS LnftmörtelS beruht alfo^ wie anS Vor* flehender Erörterung erfichtlich ift zunächft auf dem Trockenwerden deS KalkhydratSe dann anf der Entftehnng Von Ealeinmkarbonat (kohlenfaurem Kalk)e welcher nach einigen eine Bildung Von halbkohlenfanrem Kalk Voraugeheu foUe fowie endlich auch auf der Entftehnng kleiner Meugeu Vou Kalkfilikat (kiefelfaurem Kalk). Doch findet die Vildung deS letzteren nicht immer ftatt fondern fcheint Von befonderen Umftänden abznhängen; denn bei der chemifchen Unterfnchuug Von Mörteln Vermiedener Zeiten hat fieh heranSgefteUte daß zu* weilen fchou iu juugeu Mörteln fich ein kiefelfanreS Kalkfalz gebildet hatte^ während andern* teils fehr alte uud fefte Mörtel fo gut wie gar keine Kiefelfäure mit dem Kalk enthielten. Uud damit fcheiut weuigftenS pofitiv nachgewiefen daß die Funktion deS SaudeS im Mörtel nicht bloß darauf beruht daS Material für eiue chemifche Verbiuduug zu liefern ^ fouderu da^ er auch in physikalischer Weise eigentümlich wirkSam auftritt; nnd aUem Anfchein nach ift gerade diefe Wirknng höher anznSchlagen als eS gewöhnlich geschieht ^draulifche H ö r t e l ^der ^a^ermörtet ES gibt kalkartige Mineralien welche die ganz befondere Eigenschaft haben e Wenn fie gebrannt und in der Art wie der reine Kalk mit WaSSer nnd Sand zu einem Mörtel angerührt werden nnter WaSSer zu erhärten; die* Selben find deshalb für Wafferbauteu eiu ausgezeichnetes Material. Die Miueralien enthalten anßer kohleufaurem Kalk teils freie Kiefelfäure^ teils kiefelfäure Verbiuduugen^ unter denen namentlich kiefelfäure Thonerde (der gewöhnliche Thon) als notwendig und charakteriftifch Zu bezeichnen ift. Die beften natürlichen hydraulischen Kalke enthalten ^ 9 — 8 9 Prozent Thon^ eine Zufammenfetzung^ welche Viele Mergel befitzen e die daher auch ohne weiteres gebrannt nnd bei Wafferbauten als Mörtel benutzt werden können. Gewöhnlichen Kalkmörtel kann man übrigens anch durch entfprecheiideZufätze zu hydran* lifchem Mörtel machen. Solche ZUfätze heißen Z e m e n t e e und es eignen fich dazu fowochl natürlich Vorkommende Mineralien als anch kÜnftlieh dargefteUte Verbindungen. Vermiedene Traffee wie der ^poröfe S t e i n ^ Von Andernach anS dem Brohlchale^ die Puzzolauerde von Pnzzuoli bei Reapet daS Santorin Von der gleichnamigen I n f e t fämtlich Vnlkanifchen Ur* f p r u n g S e find dergleichen natürliche Zemente ^ die feit langen Zeiten zu diefem Zwecke Ver* braucht Werden. Vei ihnen hat die Ratnr den Kltch^rozeß fchon Vollzogene Welchem alle andern Materialien die man zu künstlichen Zementen machen wilt erft unterworfen werden muffen. Wir müffen alfo unterscheiden 1) n a t ü r l i c h e hydraulische Kalkee d. h. folche Mineralien oder Gefteinee welche^ anf gewöhnliche Weise gebrannt ohne Zufatz eines fremden Bestandteils die Eigenfchaft besitzen unter WaSfer in kurzer Zeit zu erhärten; 2) natürliche

872 ^alt dement und Gips. Z e m e n t e ^ welche^ dem fetten Kalk zngefetzt diefem jene Eigenfchaft erteilen und 8) kÜnftliche Zemente oder h y d r a n l i f c h e KaHe^ zu welchen der Portlandzement zu rechnen ift während der Romauzement zu denjenigen natürlichen hydraulifchen Zementen zählt die noch gebrauut werden müffen. Die natürlichen hydraulifchen Kalke auf künftlichem Wege uachzumachen wurde zuerSt gegen den Aufgang deS vorigen IahrhnndertS in England Verfncht und zwar gelang dieS Zuerft dem Erbaner deS berühmten EddyftoueleuchtturmS ^ l o h n S meat on. Smeaton entdeckte in der Rahe deS BriStolkanalS einen thonhaltigen KalkStein den gebrannt nnter WaSSer erhärtete und eine bedentende BindekraSt zeigte. Ter Thongehalt war aber zu gering nnd der daraus gewonnene Zement konnte Vie teure Puzzolanerde bei dem Vau deS Leuchtturms nicht erSetzen. Smeaton griff daher zu einem Kalkftein von Barnow^ der 2 2 Prozent Thon enthielt und welchem noch die Hälfte feiner Maffe EifenerzabfäHe nnd der Vierte Teil grober S a n d beigemischt wurde. Damit Wurde daS berühmte und fegenS* reiche Vauwerk errichtet. Ein Eifengehalt im Zement fcheint von befonderem Nutzen denn auch diejenigen thonigen Kalkfteinnieren welche fpäter^ nach der Erfindung SmeatonS^ Von P a r k e r zur ^erftellung Von Zemeut verarbeitet wurdeu uud die über der euglifcheu Kreide* formation uamentlich an den Uferu der Themfee zahlreich eingebettet liegen e Verdanken ihre braungelbe Farbe einer nicht uubetrachtlicheu Beimengung Von Eifeno^yd. Parker ließ fich 1 7 9 6 fein Verfahren patentieren uud errichtete darauf die uoch beftehende RomanZ e m e u t f a b r i t welche unter der Firma Parken Wyatt ^ Eomp. bis in die neuefte Zeit beStaudeu hat. Die Fabrik Verarbeitet ihr Rohmaterial iu folgender Art. Die Thonnieren werden in einem Kalkofen fo heftig gebrannt e daß fie anfangen zu fintern e hierauf zu Pulver gemahlen und können in diefer Form gleich als ein ausgezeichneter hydraulischer Mörtel dienen. Lange Zeit war der auS dem fogenannten Sheppyfteine hergefteUte RomanZement in England in ausschließlichem Gebrauch und die großartigsten Bauten Siud mit ihm auSgeSührt worden außer dem Themfetuunel die Loudou DockSe die Royal*E^change^ daS Vritifche Mufeum u. f. w. Später^ als daS Rohmaterial nicht mehr zureichen wollte^ griff man (Ingenieur | a m e S Forft) zu eifen^ uud maugaubaltigen M e r g e l n die an der Küfte von Effe^ Vorkommen nnd fabrizierte daraus iu großeu EtabliffementS fehr gute Zemente. Andre Verfuche folgten zahlreiche Patente Wnrden gegeben; den bedentendften Fortfchritt machte aber ein Manrer^ I o f e p h A S p d i n in LeedSe welcher auf jahrelang fortgefetzte Verbuche den berühmten P o r t l a n d z e m e n t erfand. Den Portlandzemente deffen Vereitung ASpdin patentiert wurde ^ erhält mau durch Brennen eineS in der dortigen Gegend Vorkommenden gemeinen KalkfteinS und durch innige Vermifchuug diefeS Produkts mit eiuer gleichen Menge Thon. Die mit Waffer plaftifch gemachte Maffe wird zu Ziegelu geformt diefe werden getrocknet in einem Kalkofen gebrannt uud fodann ebenfalls gemahlen. Der Portlandzement kommt als eine grünlichgraue^ feinfandige Maffe in den Handel nnd führt feinen Namen deshalb ^ Weil er an Farbe dem in England als Baumaterial Viel benntzten Portlaudftein nahe Steht. Nach andern Verfahren brennt man F l u ß t h o n innig mit Kreide gemengt (PaSley)e und Pettenkofer Weift daranf hin daß wahrscheinlich manche natürliche Mergelf orten ^ die man in Bayern fo fchon zu Zementen brennt noch beffere Produkte geben würden wenn man die Maffe Vor dem Brennen mit Kochfalzlöfnng tränkte. ES gründet fich diefer Vorfchlag auf die Thatfache^ daß der in England Verwendete Flußthon dnrch daS eindringende Flutwaffer falzhaltig gemacht worden ift. Hauptbedingungen zur Erzielung eineS guten künftlichen Zements Sind neben dem richtigen MifchuugSVerhältniS Von Kalk uud Thou (ThonerdeSilikat) e daß diefe Substanzen auf daS feiuSte gemahleu uud möglichst Sorgfältig gemifcht Werden daß feruer die Temperatur beim Brennen der auS diefer Mifchung geformten Steine eine genügend hohe^ bis zur anfangenden Frittung gehende i f t während bei der HerfteHuug der Rowanzenreute uud dem Brennen der hydraulifchen Kalke die Temperatur nicht fo hoch gefteigert werden da^f. Der Vorgang der Erhärtuug der Zemente uuter Waffer beruht ohne Zweifel auf der chemifchen Bindung Von Waffen fo daß ein waff erhaltigeS Thonerdekalkfilikat (Aluminiumealeiumhydrofilikat) entfteht; die Gegenwart geringer Mengen Von Alkali fcheiut iu der That die Bildung diefer Doppelhydrofilikate zu befördern.

872 ^alt dement und Gips. Während Roman* und Portlandzement lange Zeit ein Monopol als Handelsartikel hatten^ beftehen jetzt überall Zementfabriken^ auch in Deutfchland^ und bilden einen bedeutenden Geschäftszweig. Die Zemente Von Stettin^ Bonn^ Ulm^ Kafsel^ Berlin^ Heidelberg ^e. haben fich einen fehr guten Ruf erworben. Tirol liefert auS der Gegend Von KufStein Vortreffliche natürliche hydraulische Kalke. Der Portlandzement wird in Touuen Von 180 ^ halben Tonnen Von 90 l^g oder Säcken Von 60 l^g Bruttogewicht in den Haudel gebracht. Z u r PrÜfnUg anf feine Feftigkeit bedient man Sich neuerdings deS in Fig^ 287 abgebildeten ZementprÜfnngSopparateS. Die Anfertigung der achtförmigen Proben zur Ermittelung der Bindekraft deS ^ementS gefchieht in folgender Weise. Man wägt 2^0 g Zement nnd 7 5 0 ^ trockenen Rormalf and ab^ mifcht beides in einer Schale gut durcheinander^ bringt 100^ WaSSer hinzu und arbeitet die ganze Maffe mit einem Spatel fo lange durchs bis diefelbe einen fehr Steifen Mörtel gibt Welcher daS AuSfehen Von frifch gegrabener fenchter Erde hat nnd fich in der Hand gerade noch ballen läßt. Mit diesem Mörtel werden die mit WaSSer angenetzten Formen auS einmal fo hoch angefüllt^ daß fie ftark gewölbt Voll werden. D a n n fchlägt man mittels eines eifernen AnmachefpatelS den Überftehenden Mörtel So lange in die Formen ein^ bis derfelbe elaftifch wird und an feiner Oberfläche Sich WaSSer zeigt. M a n Streicht nun daS die Form Uberragende ab und glättet die Oberfläche. Nachdem die Proben hinreichend erhärtet find^ löft man durch OfSnen der Schrauben die Formen. Um richtige Durchschnittszahlen zu erhalten^ find für jede Prüfung mindeftenS zehn Probekorper anzufertigen. Rachdem die Probekörper 24 Stunden an der Lnft gelegen haben ^ werden Sie uuter Waffer gebracht und müffen während der ganzen EchärtuugSdauer Stets Vom WaSfer bedeckt bleiben. Unmittelbar Vor der P r ü f u n g wird die achtformige Probe anS dem Waffer genommen^ in die Klauen deS Apparates gefchoben nnd an der Verengten Stelle in der Mitte zerriffen. DieSe Abreißfläche mißt 5 ^cm^ die alfo^ da die Hebelüberfetzung fünfzigfach ift^ daS fünfzigfache Gewicht tragen muffen^ mithin 1 ^cm daS zehnfache Gewicht. M a n hängt den TopS rechts an den Bügel und läßt Schrot oder Waffer bis zum Bruch einlaufen. Tarauf wägt man den Topf nebft I n h a l t auf einer Federwage und gibt daS Zehnfache deS abgelefenen Gewicht^ die abfolute Feftigkeit^ pro Onadratzentimeter an. DaS rafche Erhärten uud die große WiderftandSkraft deS hydraulifchen KalkeS machen ihn ganz vorzüglich geeignet zur HerfteUuug künstlicher Steine^ namentlich folcher^ welche in befonderen Formen oder Farben zur Ausschmückung Von Baulichkeiten^ Mofaikfußböden u. dergl. Anwendung finden foüen. Solche Kunftfteinfabriken beftehen anch in Deutfchland in ziemlicher Anzahl^ nicht bloß für dekorative Gegenstände^ Sondern anch zur Erzeugung Von Röhren^ Trögen und fonStigen Artikeln^ die früher n u r der Steinmetz lieferte. Wir wollen unS nicht dabei aufhalten^ auf die Verfchiedeuartigen Stoffe hinZuweifen ^ welche man Vorgefchlagen hat^ mit den kalkigen Bindemitteln zu einer formbaren Maffe zu Vereinigen^ oder die Pigmente zu nennen^ mittels derer den Produkten daS AuSfeheu bunter Marmore oder andrer Gefteine gegeben wird^ bemerken nur^ daß der ^ufa^ andrer mineralischer Bestandteile in Pulverform zu Zementen^ den man Vielfach empfohlen hat^ in der Meinung^ den Zement zu Verbeffern oder nm an diefem zu Sparen ^ durchaus nicht zu empfehlen i f t fogar der ^ufatz Von Hochofenfchlackenmehl^ der fogar Von wiffenfchaftlicher Seite besürwortet wnrde ^ ift nach andern Verfnchen zu Verwerfen. Nur einen Zufatz Von ^ Prozent GipS hat der Verein deutscher Zementfabrikanten in feiner GeneralVersammlung 188^ für ftatthaSt erklärt. Ter ^ip^ iSt waSSerhaltiger fchwefelfaurer K a l t auch E a l e i u m f u l f a t genannt. Er kommt in der Ratur in geringer Menge faft in allen WäSSern gelöft in größeren MaSSen jedoch derb Vor nnd bildet unter Vermiedenen Formen bald nefterförmige Einlagerungen in den GebirgSgefteinen^ bald GangauSfüHungen^ bald ganze Gebirgszüge^ wie am füdlichen Rande deS HarzeS^ wo der GipS eine meilenlange Mauer Von Ofterode bis OberSdorf bei Sangerhaufen zufammenfetzt. Der GipS ift etwas in Waffer löslich und eS bedarf 1 Teil Teile Waffer Von C. zur Löfnng. Dennoch findet fich der GipSftein mitunter ^ fo am Harz und namentlich im Parifer Becken^ in fo kompakter Befchaffenheit^ daß er als Bauftein Verwendet wird. Die meisten alten Häufer Von Paris beStehen daraus und find gleich an ihrem Schwarzen^ Verwitterten AuSfehen kenntlich. Die reinflen Varietäten deS GipSeS find ganz weiß und erfcheinen bisweilen in fchonen^

Der GipS. durchsichtigen^ oSt ziemlich großen KriStaHen. DaS bekannte M a r i e n g l a S oder FraneneiS gehört darunter. Häufiger aber ift der derbe KipSStein e Welcher gepulvert mannigSache Verwendung in der Farbentechnit in der Papierfabrikatiou als befchwerender Stoffe nm dem Papier mehr Maffe zu geben n. f. w.e findet. Unreine Sorten find oft geftreifte ge* b ä n d e r t marmorähnlich gezeichnet nnd Werden deswegen fowie da fie Sich Sehr leicht be* arbeiten laffen wie der M a r m o r zu Kegenftänden maneher Art Verarbeitet. Eine befonderS reine Varietät deS dichten GipSeS iSt der Alabaftere der Viel zu kleineren Bildhauer* und Drechslerarbeiten benutzt wird^ da er feiner Weichheit wegen fich viel leichter als Marmor behandeln läßt. FafergipS^ SchaumgipS n. f. w. find Mineralien die nnr durch eigentüm* liche Struktur fich unterfcheiden. Anßer dem gewöhnlichen chemifch gebundenes Waffer enthaltenden KipS kommt in der N a t u r auch noch wafferfreieS Ealeiumfulfat (fchwefelfaurer Kalk) Vor^ Welches Mineral den Namen Anhydrit führt. Der KipS kann von feinem Waffergehalt dnrch Erhitzen befreit werden er behält dann aber immer^ wie der gebrannte K a l t daS Veftreben WaSSer wieder anzuziehen nnd fo viel aufzunehmen als daS in der Natur Vorkommende kriftaUiSierte Mi* neral davon enthält. Dabei Verändert fich der gebrannte GipS; er fchwiUt auS und be* kommt Feftigkeit S^ daß e n wenn er vorder zu dem SeinSteu Pulver geStoßeu war^ mit WaSSer vermengt eine Starre^ i n Sich z u f a m m e n h ä n g e n d e Maffe darfteUt.

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^ententprnfnu^pp^t.

Auf diefe bemerkenswerte Eigenfchaft gründet Sich Seine ganz eigentümliche Verwendung^ die eine Sehr mannigfaltige i f t da fich einerfeits mit Waffer angerührter feiner Gipsbrei in aUe Formen bringen l ä ß t den feinften Modellierungen derfelben fich anlegt und beim Feft* werden diefelben zum fchärfften Abdrud bringt demnach als AbformnngSmaterial ganz anS* gezeichnete Dienfte leiftet anderfeitS nach dem Erhärten feine Feftigkeit hinreichend groß wird^ um plaftifche Kegenftände^ Abgüffe Von Bildwerken namentlich auch für ornamentale Zwecke (Stuck oder S t u c k a t u r ) ^ daraus anf fehr biUige Weife herfteUen zu können. Um den KipS nnn dafür gefchidt zu machen e brennt man die Steine anf ähnliche Weife wie den kohlenfanren Kalke entweder in befonderS konftrnierten Ofen oder auch bloß in geheizten Backöfen in welche die Steine anf Eisenblechen eingefchoben werden. D a jedoch daS Waffer fchon bei einer Temperatnre die noeh weit nnter der Glühhitze fteht zum größten Teit der Reft aber erft in der Glühhitze entweichte erfahrnngSmäßig aber feft* gefteUt i f t e daß der gebrannte KipS die meifte Vindekraft dann besitzt wenn er noch nicht Seinen ganzen Waffergehalt Verloren hate fo ift eine forgfältige Regelnng der Temperatur eine Hanptbedingnng für die HerfteUnng eines gnten ProdnkteS. An einigen Orten brennt man daher den GipS auch am liebften bei R ä c h t e weil man dann daS Ralfen deS GlichenSe bis zu Welchem die Hitze nicht gefteigert werden darf^ an den Vorangehenden FarbenVerände* ruugen befSer erkennen kann. Überhitzter GipS Verliert Seine Fähigkeite WaSfer Sofort wieder 48^

872 ^alt dement und Gips. aufzunehmen uud chemifch zu binden er ift t o d t g e b r a n n t ; nach und nach jedoch erhält anch der todtgebrannte GipSe felbft Wenn er bei Starker Rotglühhitze gebrannt wurde ^ wieder die Fähigkeit Waffer aufzuuehmeu uud damit zu erhärteu. Dem natürlichen fchwefelfauren Kalke dem Anhydrit geht dagegen die Fähigkeit mit Waffer zu erharten ganz ab. Wenn die Steine gebrannt finde Werden fie zerfchlagen uud zu Pulver gemahlen. Für die feineren Zwecke der Bildnerei zieht man eS aber V o r e befonderS reine GipSfteine Vor dem Vrennen zu pnlVeriSieren e nnd erhitzt daS Pulver Sodaun entweder in eiSernen Keffeln oder anf Eifenblechen unter Sortwährendem U m r ü h r e n ein Verfahrene welches Bildhaner und andre GipS konfluierende Künftler häufig mit eiguer Haud verrichten e und wozu fie dann daS Mehl Vou Alabafter oder Fraueneis gebrauchen. Die Urfache der Erhärtuug deS gebrannten GipfeS beim Mischen mit der geeigneten Menge Waffer liegt nicht allein in der chemifchen Vindung deS WaSSerSe wobei übrigens eine geringe AnSdehnnng uud Erwärmung Stattfindet Sondern auch d a r i n daß eiue gefättigte Löfung vou GipS in Waffer entfteht anS welcher kleine KriftäUchen Von Gips zwifchen den bereits feft gewordeneu Gipsteilchen anSkriftaHiSieren die nun letztere zu eiuer zusammenhängenden Maffe verbinden. Um den gebrannten pulverigen GipS zu FormStücken oder Bildwerken zu Verwendene rührt man ihn mit reinem WaSfer in einem deS AnhängenS wegen mit Ol ausgestrichenen GeSäße ane wobei man daSür zu Sorgen hate daß der Brei dnrchweg gleichmäßig und VorZüglich ganz frei von LnStblaSen ift. Statt reinen WaSSerS kann man auch eine dünne LeimlöSung e faure Milch und audre Flüffigkeiten anweudeu uud dem Gipfe dadurch entweder eine gewünfchte Farbe e größere ^arte^ Durchfcheinendheit oder andre Eigenfchaften mitteilen. Der Grad der Konfiftenz^ Welche man dem Gipsbrei zu geben hate richtet Sich nach dem Zwecke. ^ u Figuren nnd Abdrücken e Welche die Originale auS daS genaueste wiedergeben foHen e bereitet man fich eine dünne Maffe e die allerdings langfamer erhärtet dabei aber Zeit hate die feinften Räume auszufüllen uud fich deu zarteften Berufungen anzulegen e Während man maffige Er^eugniffe^ bei denen eS auf fo fubtile Febcheit nicht ankommt auS dickerem Brei f o r m t e der rafcher erhärtet ^ ^ r m e n de^ ^ i ^ e ^ Verhält fich folchergeftalt der Gipsbrei ähnlich wie eine gefchmolzene MetaHmaffee fo werden für die Darstellung der Modelle und Formen auch ähnliche Vorfchriften gegeben werden können e die wir fchon früher beim G u ß Von Knnft* Sachen befolgt Sahen Die Modelle macht man Von W a c h S e über Welche man durch fortgefetzte Anfftriche von Gips eine Form herfteUt; auS diefer Wirde wenn fie die erforder* liche Dicke erlangt hate daS Modell durch Erhitzen herauSgefchmolzen. Derartige Formen können im Ganzen erhalten werden; wenn man aber fefte Körper abznformen hate wird oft der Fall eintreten daß man die Forn^ um fie abzulöfen zerstückeln muß. D a bei jedem Abguß derfelbe Fall fich wiederholen würde e fo hat man auf diefen Umftand bei Solchen Formen die öfters benutzt werden foUen fchon Von Vornherein Rückficht zu nehmen. Räch der Vefchaffenheit des abzuformenden ModeUS macht fich der Künftler einen Plane um unter Beobachtung der einfpringenden Stellen die Gipsform in möglichft große Stücke zu Zerfchneiden welche man für jeden Abguß mit fehr dünnem Gipsbrei wieder znfammenkittet. D a S Zerfchneiden gefchieht mit einer feinen Säge. Bei fehr großen Modellen Von Thon deren Mafse fich anS der ganzen Hohlform nur fchwierig entfernen laffen würde e nnd die auch ein Zerfägen über dem Modell nicht gemattete legt m a n ehe der erfte GipSüberzug ausgestrichen Wirde einen Faden fo über daS Modelt daß er daSfelbe paffend in zwei Hälften teilt unde indem man ihn durch die fertig aufgeftricheuee aber noch nicht VoUftändig erhärtete GipSmasfe abziehte schneidet man a u S diefer die beiden F o r m f t ü c k e e deren TrennungSSlächen mau mit einer in Ol getauchten Feder bestreicht^ damit Sie nicht wieder zuSammenbacken. Genügt die Teilnng in H ä t t e n nichte fo kann man durch mehrere Solcher Fäden auch kleinere Formftücke noch ablöfeu. Formen deS menfchlichen KörperSe Armee Hände u. f. w.e können der Natur der Sache nach anf keine beguemere Art angefertigt werden als daß man den abzuformenden Vorher Von allen Härchen befreiten und gut eingeölten Teil ringsum mit Gipsbrei umgibt. Dabei muß er gehörig unterftützt Seine damit nicht durch AnStrenguug oder Erfchlaffung eine nnbeabfichtigte Thätigkeit der MuSkeln während der Abformnng eintritt M a n legt nnn wohl einen Faden nnd teilt damit die Form in zwei Hauptteile; eS genügt dieS jedoch nnr in

Daf ließen deS GipfeS. ^81 Seltenen Fallen^ um die Form Srei abheben zu können. Öfters mnß man Sie in mehrere Stücke zerfprengen oder zerfägen^ nnd man bereitet dieS Vor^ indem man mittels eines feinen Vofsierholzef in die Formmaffe^ folange Sie noch weich ift^ an den paSSendSten Stellen Einritznngen bis beinahe an die Hant macht. I f t der GipS Vollständig erhärtet So treibt m a n in diefe Klüfte kleine Keile und zerbricht damit die Form in einzelne Stücke^ die zum Belaufe def AbgießenS mit Fädeu wieder Verbunden werden. Die Anfügeftellen find anf den AbgüfSen als erhabene Nähte zu bemerken und Werden^ nm die Treue deS BildeS nicht Zu beeinträchtigen^ in der Regel nicht Verpntzt. Vei der Abformung großer Statuen befolgt man noch ein andres Verfahren^ wobei man durch aufgefetzte Thonblättchen oder durch geöltes Kartenpapier die Figur mit lauter oben offenen Käftchen überzieht in Welche man den Gipsbrei eingießt. Die Trennung der einzelnen Formteile erfolgt fel^r leicht^ und die Wiedervereinigung gefchieht ganz auf die nämliche Weife ^ wie wir fchon angegeben haben. Wie als Formmaterial dient weiterhin der gebrannte GipS auch zur HerfteHung der GnßStücke. ^ ^ie^eu ^ Verlangt Vor allem eine Form^ Von welcher Sich die leicht anhaStende Gnßmaffe ohne Schwierigkeit wieder ablöfen läßt. I f t daher die Form auch Von GipS^ So muß Sie Vor dem Guß gut eingeölt werden. Daß beim Gießen Seilet alle die eignen Vorsichtsmaßregeln zum Entweichen der in der Form eingefchloffenen Luft getroffen werden müffen^ wie beim MetaUguß^ Verfteht fich Von felbft. Der Gipsbrei darf nicht fehr fteif fein^ fo daß er fich in der Form^ ohne daß diefe Vollständig damit angefüllt Zu Sein braucht nach allen Seiten hin fchwenken laffen kann. Fangt er an zu erftarren^ fo gießt man daf noch Flüffige anS der Form heraus. AuS Solche Weife erhält diefelbe nur einen dünnen Uberzug im I n n e r n ; durch mehrmaliges Wiederholen diefer Manipulation aber Verftärkt man die Schicht^ bis Sie die genügende Dicke erreicht hat. Bei Sehr großen Gegenständen^ namentlich bei Figuren^ die man nicht in einzelnen Stücken gießen wiH nnd deren Form man nnr Schwierig durch Drehen und Wenden mit der GipSmaffe auf die angegebene Weife würde auffüllen können^ treibt man den leichtflüffigen Brei mit Hilfe der Zentrifugalkraft in die einzelnen Abteilungen deS Hohlraumes^ indem man die Form auf eine rotierende Scheibe fetzt welche^ je nachdem der Gipsbrei Teile ausfüllen Solt die näher oder entSernter der DrehnngSachSe liegen^ in mehr oder weniger raSche Umdrehung Verfetzt wird. Um den Gipfgegenftänden den trockenen Ton zu benehmen^ der ihnen im Vergleich ZU der Weichen Dnrchfcheinendheit deS MarmorS ein kaltes^ todteS AuSfehen gibt^ kann man Sie mit gefchmolzener Stearinfänre oder mit Paraffin tränken. ES ift dieS Verfahren jedoch nur bei kleinen Gegenständen anwendbar. Dagegen laffen fich folche GipSabgüffe^ die den atmofphärifchen oder fonftigen zerftorenden Einflüffen aufgefetzt werden foHen^ zweckmäßigerweife durch Eintauchen in Löfungen Von ^eim^ Alaun oder Bora^r harten^ M a n macht Von diefer Eigenschaft befonderf auch zur Belegung Von Wandflächen Gebrauch indem man die GipSmafSe mit Leimwaffer anmacht und geeignete Farbeftoffe zufetzt; durch Ineinandermengen Solchen Verschiedenartig gefärbten BreieS in weichem ^uftande laffen fich M a r m o r und ähnliche bunte Gefteine nachahmen. Die Flächen werden glatt gestrichen^ nach dem Erhärten Sein geSchliSfen^ Schließlich noch^ um den Glanz zu heben ^ mit Leinöl getränkt nnd mit Terpentinöl nnd weißem Wachs poliert (StUckmarmor^ Olftnckatnr). AIS Industriezweig wird die Gipfgießerei Vorzüglich in Italien betrieben^ Von wo unzählige AbgüSSe alter und nener plaStifcher Kunftwerke nach allen Ländern der Erde Ver* trieben werden. Wenn anch nicht anSnahmfloS^ So hat in diefen Erzeugnissen der GipS Sur die Welt doch eine große äfchetifche Bedeutung^ denn er ift daS einzige Mittel der VerVielfältigung für Werkt Von denen weder Betreibungen noch Abbildungen genügende VorStellungen zu erwecken im Stande find. Ohne ihn würde daS Studium der alten Knnft mit feiner nnVergleichlich befruchtenden Kraft ein h^chft mühSameS^ weil nur an denjenigen Orten Vorzunehmendes sein^ wo die überlieferten Werke in n a t u r a aufbewahrt Werden^ wenn eS nicht geradezu unmöglich wäre^ weil die der ^erftörung entgangenen Bildwerke weithin in den Sammlungen zerftreut fich finden und eine Vergleichende Neb eneinanderfteHung^ wie fie jetzt mit Verhältnismäßig geringen Mitteln zu ermöglichen i f t nie zu bewerkstelligen fein würde. Der Gebrauch deS gebrannten GipSef als plaftischeS Material ift übrigens fehr alt^ er wird fchon von Herodot erwähnt. Räch diefem Vater der Gefchichtfchreibung foH zu

^82 ^alt dement und ^ i p ^ Seiner Zeit Schon in Äthiopien die Sitte geherrscht h a b e n die Leichname der Verdorbenen an der Sonne zu trocknen um fie Sodann mit GipS zu überziehen nnd auf dieSe WeiSe ein Abbild zu erhalten e daS mit Farben bemalt wurde. Vitrnv erwähnt deS GipSftuckS^ und pliniuS weift auf die Verwandtfchaft deS KipfeS mit dem Kalk hin. ES fcheint aber^ daß in fpateren Zeiten Von der eigentümlichen VildSamkeit nnfreS Materials kein Kebranch gemacht worden ift nnd Wenn fie früher wirklich in der gedachten Weife gekannt war^ daS Arbeiten in GipS in Vergeffenheit gekommen ift; wenigftenS nimmt man a n daß nnfre bentige KipStechnik zuerft nm daS Iahr 1899 in | w l i e n Von Margaritone geübt und befonderS im Iahrhundert Von Bildhauern und Baukünftlern der Frührenaiffanee VerVoUkommnet worden fein foU. Zu erwähnen ift noch^ daß der gebrannte GipS auch in der Ehirurgie eine wichtige Verwendnng findet nämlich zum KipSVerband. An die Vetrachtuug der Kalkerde Schließen wir noch mit einigen Worten die Erwähnung zweier Erden Welche in chemischer Beziehung mit jener große Ähnlichkeit haben: Varyt nnd S t r o n t i a n . S i e find^ wie dieKalkerde^ die Oxyde metallischer Elemente ( V a r y u m nnd S t r o n t i u m ) und kommen in der Ratur teils in Verbindnng mit KohlenSäure^ öfter aber nnd in größeren Maffen in Verbindung mit Schwefelfänre Vor. Die kohlenfauren Verbindungen diefer beiden MetaUe^ daS B a r y u m k a r b o n a t oder der W i t h e r i t und daS S t r o n t i n m k a r b o n a t oder der S t r o n t i a n i t find für die Fabrikation der Varyt- nnd Strontianpräparate Von großer Wichtigkeit da fich die letzteren Viel leichter daraus her* fteUen laffen als anS den Snlfaten den SchWefelfänreVerbindungen ^ letztere find der S c h w e r f p a t (fchwefelfanrer Varyt oder Barynmfnlfat) und der E ö l e f t i u (fchwefelfanrer Strontian oder StrontinmSnlfat). Varytfalze dienen Schon länger bei der Feuerwerkerei: chlorSanrer und falpeter Saurer Baryt Särbt die Flamme prachtVoU grün wie fie der SalpeterSänre Strontian feurig rot färbt. Anftatt deS GipfeS dient fein pnlVerifierter SchwerSpat anch als Zufatz zur Papiernraffe nnd Sein hohes fpeziSifcheS KeWicht ließ ihn unter den PapierSabrikanten Viel Liebhaber finden. Man Verwendet ihn Serner als Zufatz zu Deckfarben nm fie heller zu machen als Bestandteil gewiSSer GläSer nnd Thonwaren. Ein Viel Schönerer weißer Farbeartikel nnd deswegen bereits der KegenStand einer lebhaSten Fabrikation iSt aber der künStlich erzengte e anS Anflöfnngen niedergeschlagene Schwefelfänre B a r y t daS Sogenannte Blaue f i ^ e oder P e r m a n e n t W e i ß ^ Worüber Näheres bei den ErSatzmitteln für VleiWeiß. Leider ift die Fabrikation bei unS eine Schwierige^ da als Rohftoff nnr Schwerfpat zu Kebote fteht; der Viel leichter zu behandelnde k o h l e u f a n r e Varyt ( W i t h e r i t ) fiudet fich in größeren Mengen nur in England. Da man aber in der Färberei bei der DarfteUnng der Vielgebranchten effigSanren Thonerde nicht mehr Bleizuder ^effigfaureS Bleioxyd) nnd Schwefelfänre Thonerde zum AnStanfch ihrer Bestandteile miteinander zusammenbringt sondern Statt deS BleiSalzeS effigfanren Varyt anwenden kann fo ift damit der Baryt* Verwertnng als Farbftoff ein günftigeS Feld eröffnet. DaS Ehlorbaryum (falzSaurer Baryt) wird zuweilen als Mittel gegen KeSfelftein Verwendet. Anßerdem Scheint eS^ als ob der Baryt in der KlaSmacherei dem Bleioxyd die RoUe Streitig machen wolle. E r läßt Sich Wie dieSeS in die KlaSmaSSe einSühren nnd da er derSelben ebenfaUS eine nngemem Starke Brech* barkeit zu erteilen Vermag ^ So dürfte der UmStand^ daß die Barytgläfer der Verwitterung nnd der mechanifehen Verletzuug ihrer größeren Härte wegen weniger unterworfen fiud als die Bleigläfer^ Viel zu Seiner Aufuahme iu jenen wichtigen Indnftriezweig beitragen. Die StrontianVerbindnngen haben anßer der erwähnten Venntznng in der KuuStfeuer* werkerei erft iu ueuerer Zeit eiue weitere Verwendung geSuuden worüber Sbäter bei Vetrach* tnng der Zuderfabrikation (StroutiauVerfahren) näher berichtet werden foU. Die auS diefeu Erdeu darfteUbaren Metalle ^ daS Barynm nnd daS Strontium Sind für technifche Z^ede nicht geeignet^ Weil Sie zu weich nnd nnbeStändig Sind. Diefe MetaUe gehören wie anch daS Ealeinm zu einer Gruppe ^ deren fpezififcheS Gewicht zwifchen 2 und 8 Schwankt; fie Verbrennen mit lebhaStem Glänze an derLnft. D a S Strontium ift Von mefSinggelber Farbe^ daS Barynm Silberweiß.

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Binden und Lösen -was gibt es fur des Munschen handeln Bestimmenderes? Das ganze Leben bewegtsichzwischen diesen beiden Polen. Jeder Entschluß, felbst der geringste bindet den Freien Flug unsres Geistes und gibt ihm feste Form und Richtung; jedes Entsagen, selbst das leichtste, lost unserm Hillen die Fessel. Unbegrenzte Frechst ist nur im Schlaf im Tod und Vergesse; aber sie eräugt kein Gebilde, sie ist der wesentliche Zustand des Richts. Und wie im Reiche geistiger Tätigkeit, so ist in der großen

884 Alann^ ^oda und Salpeter. Natur alles Werdende ein Binden alles Bestehende ein Gebundenes, alles Vergehen ein Wiederzerfallen der Gebilde in ihre Elemente. Wie Viele Einzelringe aber auch die schon gegliederte Kette natürlicher Erscheinungen zusammenfetzen, es sind zwar alle von gleicher Bedeutung für das fertige Gebilde; das Entstehen aber fördern die einen mehr die andern weniger. Wie ein Tafchenfpieler eine Anzahl Reifen auf hundertfache Art miteinander Verfchlingt und dir^ wenn du fie betrachteft jeder derfelben in Sich gefchloffen nnd feft erscheint bis anf zwei oder dret die eine Sein VerStedte Feder öffnet fo daß von diefen allein daS Entftehen der Wechfelnden Figuren abfängt ^ so verbindet die AUzauberin Natur durch wenige bewegliche Mittelglieder die Menge aller übrigen fchwerbeweglichen Stoffe zu unzähligen Körpern. Und diefe Wenigen Mittelglieder find die A l k a l i e n leichtbeWeglich durch chre LöS* lichkeit im Waffer e mit dem fie den Kreislauf durch aUe Reiche der Erde machen: K a l t N a t r o n Lithiou und die iu ueuerer Zeit durch die Spektralanalyfe dazu entdeckten E ä f i o n uud R u b i d i o n . Zv^ar iu der Art feiner Zufammenfetznng ganz anders befchaffen iu feiuem Verhalten aber vou fo großer Ubereiuftimmuug mit den genannten^ daß eS SaSt zu denfelben gezählt werden kann^ ift daS A m m o n i a k ^ eine Verbinduug von Stid* ft off nnd WafferftoSfe die wir aber diefer ihrer abweichenden Konftitution wegen hier nnr beiläufig mit erwähnen werden. WaS die Alkalien^ chemifch genommen find^ daß wir fie als O^yde befonderer leichter Metalle anfehen müffen daS Kali als Kalinmo^yd^ daS Ratron als Natrinmo^yde daS Lithion als Lithinmo^yd n. f. w.^ Wie fie in der Natur als Veftand* teile der feften GeSteine Vorkommen nnd anS diefen durch daS WafSer anSgelöSt werden^ daS Zu betrachten haben wir beiläufig fchon Gelegenheit gehabt. Zu den genannten fünf Alkalimetallen dem Kalium ^ Natrium ^ Lithium ^ Eäfinm und Rnbidinm gefeilt fich noch einS^ daS eine eigentümliche Doppelftellnng einnimmt ^ daS Thallium^ fein O^yd und Viele feiner Verbindungen find denen der Alkalien fo^ ähnlich ^ daß man Veranlaßt wird^ diefeS Metall zu den Alkalimetallen zu Stellen; anderseits Sind aber die EigenSchaSten deS Thal* liumS felbft fowie auch diejenigen mehrerer andrer Verbindungen deSfelben der A r t daß die SteHnng deS Metalls neben dem Vlei gerechtfertigt erfcheint Die Kiefelfänre^ an welche die Alkalien in den Steinen meiftenteils gebunden find^ wird im Laufe der Verwitterung Von der Kohlenfänre der Luft zmu Austritt gezwungen^ und eS entfteht nun kohlenfanreS Salz^ daS bei feiner großen Löslichkeit bald Von den Wäffern abgezogen und in die Weite Welt eingeführt wird zu allerlei Beftimmnng nnd Wandlnng. I e heißer dnrch die nnterirdifche Glut die Waffer anf die Von ihnen dnrch* fickerten Gefteine einwirken um So Stärker ift ibre zerSetzeude Kraft um fo mehr werden fie Von den löslichen Veftandteileu aufnehmen^ wie wir an Mineralwäffern beobachten können. Denn die Alkalien können im Voden oder WafSer noch öfter Veranlaffuug Sinden von einer S ä u r e anf die andre überzugehen. Jedenfalls dürfen Wir nicht erwarten die Alkalien anders als in Form Von S a l z e n in der Ratnr anzutreffen. WaS Von den Alkalien in den .^reis deS PflanzenlebenS aufgenommen i f t erfcheiut hier gebnnden an die Säure ^ Welche Sich iu deu Gewächsen je nach ihrer Ratur und durch Einwirkung der Alkalien bilden (Pflanzenfäuren). | n der Tranbe deS WeinftockS z. B.^ der ein ftarker Kalikonfnment ift finden wir doppeltweinfanreS Kali (Weinftein)^ in den Vogelbeeren apfelfaureS^ in der Zitrone züronenfanreS Kali oder Ratron u. f. w. Zuweilen findet fich auch ein Teil deS AlkalimetaHS als Nitrat (falpeterfanreS Salz) in der Pflanze. Afchern wir aber Pflanzen* körper ein nnd langen die Afche mit Waffer auS^ fo erhalten wir stets nur wieder kohlen* f a u r e S S a l z (Karbonat)^ denn die Pflanzenfäuren werden dnrch daS Feuer zerftört aber aUSogleich dnrch Kohlenfänre^ daS Produkt der Verbrennung jener^ erfetzt. Kommt irgendwo Natron mit EhlorgaS^ mit Dämpfen Von Salzfäure oder falzfäure* haltigem Waffer z u f a m m e n fo wird Ehloruatrium (Kochfalz) gebildet. Da aber folche Begeguuugeu in der freien Natur doch nur fehr Vereinzelt Vorkommen dürften fo fehlt nnS eigentlich eine klare Vorftellung darüben unter welchen Umftänden die ungeheuren Maffen Kochfalz ^ die teils in den Meeren aufgelöft teils iu der Erde als Steinfalz anf* gefpeichert liegen einft gebildet worden fein mögen. Wir müffen uuS damit begnügen Z^ wiffen daß diefeS fo wichtige Material in nnerfchöpflicher Menge da ift^ daß nicht allein Sämtliche Weltmeere als Stark Verdünnte SalzlöSungen zu betrachten find^ Sondern anch

Die Pottafche. ^ längft ausgetrocknete Meere uuS ihren Salzgehalt in F o r m mächtiger Steinfalzlager hinter* laSSen haben. Und SelbSt Wo eine S^che Salzuiederlage Von Menfchen noch unentdeckt in der Erde ruht^ ift Sie vielleicht vor Iahrtaufeudeu fchon Von irgend einer Onelle anf ihren unterirdifchen Reifen anfgefuudeu worden; diefe kann durch den SalzfWck nicht hmSließen^ ohne fich durch Anflöfeu mehr oder Weniger davon anzueiguen^ nnd tritt endlich als fegenf* reiche SalzgueHe irgendwo in daS Vereich der Oberwelt. Außer mit Kiefelfäure und Ehlor finden Sich die Alkalimetalle im Mineralreiche auch noch in andrer Verbindnng Vor^ So niit SalpeterSäure als Ritrate (Kali* und Natron* Salpeter)^ mit Schwefelfänre als Sulfate (fo Kaliumfulfat im Abraumfalze und Alaun^ Natriumsulfat als Glauberit) ^ feruer Ratrium als B o r a t ^ Iodat und in Verbindung mit Fluor uud Alumininm im Kryolith und mancherlei andern Verbindungen. S i n d nuu auch aUe diefe VorkommnifSe für die Zwecke der Technik Von Wert^ fo nehmen doch einzelne derfelben unfre Aufmerkfamkeit ganz befonderS in Anfprnch durch die Maffenhaftigkeit chreS AustretenS^ demzufolge Sie für die Verarbeitung auf küuStlichem Wege als AuSgangSmate* rialien dienen^ und namentlich Sind in diefer Beziehung daS Kochfalz^ die kohlenfauren Verbindungen^ Pottafche und Soda^ der A l a n n fowie endlich der S a l p e t e r als Kali* und Natronfalpeter bemerkenswert. I n althiStorifcher B e z i e h u n g läßt fich über Kali nnd Ratron nicht viel beibringen^ Wie dieS ja mit andern technifchen Dingen ebenfo geht. Die alten Griechen hatten ein N i t r o n ^ daS fie zum Wafchen brauchten^ und daS Wohl nichts andres als n a t ü r l i c h e s kohlenfaureS R a t r o n auS afrikanischen Ratronfeen geWefen fein Wird. Erfcheint auch die gewöhnliche Erzählung Von der Erfindung deS GlafeS an fich unglaublich^ fo lernen wir doch daraus^ daß daS Nitron ein Handelsartikel und auch feine Dienlichkeit zum GlaS* machen bekannt war^ Wenn auch als die gewöhulichen Rohftosfe für GlaS bei den Alten nur Afche nnd Sand genannt werden. AnS Afche mittels Kalk Atzlauge zu machen^ fcheiut Griechen und Römern bekannt gewefen^ die Vereitung Von Seife auS Atzlauge und Talg aber eine Erfinduug der Deutfchen oder Gallier zu fein. DaS Langenfalz^ daS als Rück* Stand beim Eindampfen der Afchenlauge erhalten wird^ dürfte bei diefer leichten Darftel* lungSweife fchon fehr lange bekannt geWefen fein. | m 1^. Ichrhuudert bereits wird eS erwähut. Später wnrde eS Handelsartikel uud erhielt den Ramen Pottafche^ weil mau eS feiner ^erfließlichkeit halber in zngebuudenen Töpfen (PotS^ Verfeudete. Lange aber dauerte eS^ ehe man erkannte^ daß man zwei Verfchiedene Laugenfalze erhält^ je nachdem die Afche von H^zern oder Landpflanzen überhaupt oder Von See* nnd KüStenpSlanzen Stammt. Man benutzte jahrhundertelang beiderlei ASchen zum GlaSmachen^ wie eS die Gelegenheit gab. Auch find beide Salze Sich in den meisten Stücken fehr ähnlich^ nnr daß daS Kalifalz^ die P o t t a f c h e ^ auS der Luft WaSSer anzieht feucht uud zerfließlich wird^ während daS Natronfalz oder die kriftaHifierte S o d a immer mehr austrocknet. Erft im Ansänge deS 18. IahrhnndertS wurde man auS die chemifchen Unterfchiede anfmerkfam^ und der Berliner Ehemiker M a r g g r a f fetzte 1 7 5 8 die Eigentümlichkeit deS NatronS außer Zweifel; er wieS auch nach^ daß eS einen Bestandteil deS KochfalzeS wie deS Glauber* SalzeS aufmache. Wenden wir nnS zunächst den KaliVerbindnngen zu^ fo iSt daS kohlensaure Salz^ die Sogenannte Pottafche^ dasjenige^ Welches wir überall und aus dem kürzeften Wege der Ratnr abgewinnen können. ^ie ^Ott^che. D a S kohlenfanre Kali^ jetzt K a l i u m k a r b o n a t genannt^ wurde früher nur auS den durch Verbrennnng Von Laudpflanzen erhaltenen Afchenrückftänden dargestellt. D a Sich iu der ASehe alle diejenigen mineralifchen Bestandteile wiederfinden müSSen^ welche die PSlanze dem Boden entzogen hat^ So Werden wir Vermuten dürfen^ bei Afchenanalyfen auf eine ziemlich zahlreiche GefeUfchaft Von StoSSen zu Stoßen^ denn eS ift unS bekannt^ daß im Erdboden neben Alkalien auch Kalk*^ MagneSia*^ Thonerde* ^ EiSenSalze und der* gleichen enthalten Sind. AUe dieSe Salze aber werden^ Sobald Sie loSlich Sind oder durch WurzelauSfcheidungeu der PSlanze löslich gemacht werden können^ auch Von den PSlauzen mehr oder weniger leicht ausgenommen ^ und wenn Vielleicht einige derfelben auch nicht zur Bildung Von pflanzlichen Organen Verarbeitet Werden ^ weil fie dazu nicht unbedingt not* wendig find^ fo werden Sie doch in der Afche Vorübergehend fich mit VorSinden können.

884 Alann^ ^oda und Salpeter. SelbSt Sehr kleine Mengen Von Mangan nnd Kupfer hat man in der Afche Sehr vieler Pflanzen aufgefunden. | n KefeUfchaft diefer Vasen treten Kiefelfäure e Kolben *e PhoS* phor*^ Schwefel-^ Salz* und Salpeterfäure in den OrganiSmnS der Pflanzen ein der ihrer Zur Vildung feiner Produkte nicht entraten kann. Sie müffen Wir^ mit Ausnahme der Salpeterfäure^ deren Salze nicht feuerbeftändig f i n d e ebenfalls in der Afche wieder antreffen. Und je nach der Ratur der Pflanze finden wir fie auch darin und zwar in derfelben Pflanze immer in fich ziemlich gleichbleibenden Vechältniffen die nnr dnrch daS verfchiedene Alter^ die |ahreSzeit und die befondere Vefchaffenheit deS BodenS in befonderer^ aber gefetzmäßiger Weife beeinflußt werden. Dnrch Vehandeln der Afchenrüdftände mit Waffer kann man die alkalifchen Veftandteile von den erdigen weniger löslichen oberflächlich trennen und namentlich geht daS Kaliumkarbonat Welches den Vorwiegenden Veftandteil derfelben anSmacht VoUftändig in Löfung. Dasjenige^ waS man erhält ^ wenn man diefe Löfung eindampfte ift die fogenannte rohe Pottafche. Sie wird im großen auf ganz diefelbe nrfprüngliche Weife dargefteUt die wir eben angegeben haben. ES gibt holzreiche Ländergebiete in Amerika^ Rußland^ I U y r i e n Ungarn ^ wo jenes RaturerzeugniS bei der verhältnismäßig geringen Vevolkernng^ oder Weil nngünftige Bodenverhältniffe einen Weitertransport deS HolzeS nicht geftatten uur einen geringen Wert hate fo daße Wenn anch die beften Stüde der Stämme verbrancht werden können doch die Afte und Zweige nutzlos verrotten würden ^ Wenn nicht die Holzhauer oder öfters eine befondere Klaffe von Arbeitern die A f c h e n b r e n n e n eS fich angelegen fein ließen diefe Holzrefte in große Haufen zuSammenzuSchichten trocknen zu lafferr und Sodann zu verbrennen um die dabei übrig bleibende ASche zu Sammeln. ES hat jedoch die Produktion Von PottaSche in den genannten Ländern Schon bedeutend abgenommen im Vergleich mit früher und dürfte bald ganz aufhören feitdem man auch dort genötigt i f t e die Wälder immer mehr zu fchonen. Die Waldafche wird nun Von jenen Arbeitern entweder felbft auf rohe Pottafche Verarbeitet oder weiter an größere EtabliffementS verkauft in welchen diefelbe ausgelaugt wird. Diefer Prozeß und der darauf folgende der Reinigung nnd des KalzinierenS ift ein fo einfache^ daß wir an diefer SteUe wenig darüber zu fagen branchen. Die rohe Waldafche oder die auS den Ofen bei Holzfeuerung gefammelte Vrennafche wird in gepulvertem Zuftande auf einem dnrchlöcherten und mit S t r o h belegten Voden in große Vottiche (Afcher) gebracht und in der Art mit Waffer behandelt daß daS anS dem erften Vottich ablansende noch einmal über die in dem zweiten Bottich enthaltene Afche geht u. f. w. I n den letzten Vottich kommt die frifcheAfche^ hier fättigt fich die Löfung voUendS. Die aUmähüch fich erfchöpSende ASche aber wird anS einem Bottich in den andern gebracht nnd kommt auS dieSe WeiSe mit immer geringhaltigeren LöSnngen zuSammen bis Sie endlich in daS erfte AuSlangegefäß gelangt wo daS einftrömende frische Waffer ihr die letzten Spuren löslicher Veftandteile entzieht Die AnSlaugung gefchieht nnr mit kaltem Waffen weil darin die hauptsächlichsten in der ASche enthaltenen Verunreinigungen weniger löslich find als die PottaSche. D e r anS Ealeiumkarbonat nnd EaleiumphoSphat Thon nnd S a n d beftehende Rückstand wird als Dünger Verwendet Durch Abdampfen derLange^ WaS nnter fortwährendem Umrühren zu geschehen hate echält man die PottaSche als eine Sefte Maffe in Form rundlicher Klumpen die noch ea. 12 Prozent Waffer enthalten (anSgerührte P o t t a f c h e ) ; wird dagegen nicht gerührt fo muß die fefte Maffe mit Hammer und Meißel anS der Pfanne loSgefchlagen werden enthält aber dann nur noch 6 Prozent Waffer (anSgefchlagene Pottafche). | n beiden FäUen ift die Ware durch organifche Veimengungen braun gefärbt; um fie davon uud von dem Waffergehalt zu befreien wird fie im Flammofen unter sortwährendem Rühren erhitzt (kalzinierte Pottafche)e bis die Färbung verfchwunden ift. Die Ausbeute an Pottasche ift bei Verschiedenen Pflanzen fehr Verfchieden; während 1 0 0 0 ^ Fichtenholz noch nicht ^ e Pappecholz etwa ^ Eichenholz geben e liefern die krautartigen Kewächfe Viel mehre Brenneffeln bis 25 ^ Wickenkraut 2 ^ ^ Erdrauchkraut fogar ^ ^ kohlenfanreS Kali. WaSdaS R a f f i n i e r e n der Pottafche nnd ihre Uberführung in den Zuftand chemifcher Reinheit anbelangte fo gefchieht dies lediglich d a d u r c h e daß man die Rohware mit nur wenig Waffer behandelte dnrch welches daS Kaliumkarbonat gelöft Wirde während die noch Vor* handenen weniger löslichen Salze zurückbleiben ^ die aber felbftVerftändlich noch kalchaltig

Die Pottafche. 887 bleiben. Selbft die Trennung Von dem kohlenfauren N a t r o n welches in der auS Pflanzenafche dargeftellteu Pottafche immer enthalten ift gelingt auf keine andre Weife leichter mW vollständiger als nnter Benutzung der verschiedenen Löslichkeit beider Salze. Für die meifteu Zwecke^ zu deueu die Pottafche Verwendet wird^ ift aber eine abfolnte Reinheit gar nicht einmal notwendig. Ter Seifenfieder begnügt fich gern mit minder ge* reinigter nnd dafür billigerer Ware^ Während freilich der GlaSfabrikant für befonderS feine Gläfer ein fehr reineS Produkt verlangt. Da^ wo eS auf chemische Reinheit ankommt wie in Apotheken nnd chemifchen Laboratorien befchaffte man früher daS Salz durch Glühen Von Weinftein (weinfteinfaurem Kali)^ wobei die Weinft einSäure zu Kohlenfänre Verbrennt tartari. Hent* die an Stelle jener mit dem Kali verbunden bleibt. DieS ift daS alte Zutage hat man andre Methoden der ReindarfteHnng. Aber nicht bloß auS Wäldern und Steppen Sondern anch anS Weinbergen und von Zuckerrübenfeldern wird jetzt Pottafche bezogen allerdings nnr nnter der Bedingung ^ daß diefen Kulturländern der KaliverluSt auf andre Weife im Dünger erfetzt werden muß^ Wenn Sie ertragfähig bleiben foUen denn Weinftod wie Rüben Verlangen einen kalireichen Boden. Vom erfleren Sind eS die WeinheSe nnd die Trebern ^ welche getrocknet kalziniert und anS* gelaugt werden nachdem man zuvor uoch andre nutzbare Stoffe ihnen entzogen hat^ Bei der Gewinnnng deS Rübenzuckers fällt ein mit Salzen febr Vernnreinigter S i r u p (Melaffe) abe den man in geiftige G ä r u n g Verfetzt um dnrch DeftiUation Spiritus daraus zu gewinnen. Die Verbleibende Schlempe^ Welche daSSalz enchält ift ein läftigeS Nebenprodukt daS nicht einmal in kleine Gewäffer entlaffen werden dart alfo notgedrungen Verarbeitet werden mnß^ obgleich dabei feiten und höchftenS bei ganz Wohlfeilem Brennmaterial fich ein kleiner Gewinn herausstellt. Bei den umständlichen Arbeiten deS Eindampfen^ KalzinierenS ^ AnSlangenS^ WiedereindampfenS u. f. w. ift daraufhin zu arbeiten^ daß die fremdeu Salze ^ Soda^ fchwefelfanreSKali und Ehlorkaliurn möglichst dnrch KriStaUiSation abgefchieden werden. Auch läßt fich die Sache fo leiten daß Pottasche nnd Soda (letztere etwa 10 Prozent) beifammen bleiben da dieS Gemifch auch eine BerkanfSWare ift. Einen Ubelftand hat jedoch dieSe anS RübenSchlempe gewonnene Pottafche^ der fie zur Verwendung für optifche Gläfer untauglich macht; eS ift dieS ein geringer Gehalt Von phoSphorfanrem Kalt infolgedeffen die Gläfer trübe werden. RenerdingS wird nach dem Verfahren Von V i n e e n t die Schlempe in eifernen Retorten der trockenen Defoliation unterworfen wobei man eine lockere^ leicht auSzulaugeude Schlempekohle alS Rückstand erhält Sowie Ammoniak ^ Trimethylamin nnd Methylalkohol als DeftiHationSprodnkte^ neben Leuchtgas. Daß die Menge der hierbei entstandenen Produkte nicht unbedeutend ift geht daraus hervor^ daß beifpielsweife eine Fabrik in EouVriereS auf diefe Weife taglich 100 Mechylalkohot 1^00 fchwefelfaureS Ammoniak und 1 8 0 ^ roheTrimethylaminfalze gewinnt. Seit Einführung deS EntznckernngSVerfahrenS der Melaffe (OSmofe) iSt jedoch die Gewinnung VonSpiritnS und Pottafche anS Melaffe in Dentfchland im Rückgang begriffen. InterefSant ift auch die Thatfache^ daß eine nicht unbedeutende Menge PottaSche anS den bei der SchafwoUwäfcherei abfallenden WoUfchweiß enthaltenden Wäffern dargeftellt wird; man dampft die Wäffer in befonderS konfluierten Flammöfen unter Mitwirkung eineS E^hanftorS ab uud kalziniert den Rückstand. Die hierbei entstehenden brennbaren Gafe Werden entweder znr Beleuchtung benutzt oder in die Feueruug geleitet. Veranfchlagt man den enropäifchen jährlichen Wollverbrauch zu 4 8 2 0 0 0 OOO ^ fo würdeu fich hieraus allein ^ 8 5 0 0 0 0 0 ^ Pottafehe gewinnen laffen. I n allen diefen FäHen empfangen wir alfo daSKali anS zweiter ^and^ und dieS fchien auch fo bleiben zu foUen ^ denn deu Stoff im Mineralreich felbft namentlich im Feldfpat aufzusuchen hatte man zwar angefangen aber auch bald wieder aufgehört; die Sache war Zu kostfpielig. Da that fich unerwartet eine Gelegenheit ant Kali auS der Erde grabeu zu können: eS wnrde daS ungeheure Steinfalzlager Von S t a ß f n r t erfchloffen und man fand alS Zugabe^ weit wertvoller als daS Salz felbft in den obenanf liegenden A braumfchichteu Kalivorrate^ die wohl in |ahrhnnderten nicht zu erfchöpfeu find. I n dem ungeheuren BerdampfungSprozeß falziger Waffen der hier in urweltlichen Zeiten ftattgefnnden kriftaUifierte regelrecht znerft daS Kochfalz anS nnd den Schluß machten die leichter löslichen daher am längften SlüSSig bleibenden S a ^ ES bildete Sich unter

884 A l a n n ^ ^oda und Salpeter. anderm in großen Mengen ein anS Ehlorkalium Ehlormagnefinm und Waffer begehendes Salz^ Karnallite anS welchem fich der erftere Beftaudteit daS Ehlorkalium^ durch LoSen und KriftaUifieren leicht abscheiden läßt. DieSer KarnaUit iSt der hanptSächlichSte Kalilieferant und Seinetwegen ift die Entdeckung der Staßfurter Schätze gleichwichtig Sur die Technike den Handel wie Sür die Landwirtfchaft DeutfchlaudS geworden. Millionen Von Rentnern Düugefalz für kalibedürftige Felder werden Vou dort bezogen und eine Anzahl Fabriken an O r t und Stelle Verarbeiten daS Ehlorkalium teils zu Pottafche^ teils zu Salpeter. Dem* Z u f o l g e ift die deutfche |uduftrie nieht mehr fo Sehr wie früher auf rusfifche^ iUyrifche und amerikanifche Pottafche augewiefen und der euglifche Salpeter anS Oftiudieu hat bei unS gar keinen Markt mehr. Die Umwandlung deS EhlorkalinmS in PottaSche geht im aügemeinen denfelben Weg wie die Vereitung Vou S o d a auS Kochfal^ mir mit dem UnterSchiede^ daß die Temperatur in den Sulfatöfen etwaS niedriger gehalten wird; der Rohftoff Wird durch Schwefelsäure in fchWefelfaureS Kali (Kaliumfulfat) Verwandelt ^ diefeS dnrch Glühen mit kohlenSaurem Kalk nnd Kohle in Schwefelealeium nnd kohleufaureS Kali übergeführt und letzteres anS der Schmede mit Waffer anSgelaugt. Räch dem Funde zu Staßfnrt hat man anf manchen andern Sa^werken fleißig nach ähnlichen Vorkommniffen nmgefehant^ aber erft in eine m Faüe gefchah dieS mit Erfolg^ auf der gaüzifchen Saline Kaluscha am Fuße der Karpathen. Dort hat fich Ehlorkalium fowohl iu trodeuen Schichten als in der Sole gelöft gefunden ^ wogegen man in dem berühmten Bergwerke Wieliezka nicht nnr Vergeblich foudern zu großem Schaden nachgegraben hate indem dadurch ein unheilvoller Waffereinbrneh Vermocht wordeu ift. Die PottaSche deS Handels ift eine krümelige oder kompakte^ an der Luft fehr zerfließliche Maffe Von weißer Farbe^ zuweilen anch durch einen geringen Gehalt Von manganfaurem Kali bläulichweiß (Perlafche) oder dnrch EiSeno^yd etwaS rötlich geSarbt; fie reagiert ftark alkalisch und löft fich in WaSSer leicht anf. ^tzkalt Obwohl die KohlenSänre nur eine Schwache Säure ift So iSt Sie doch in Vielen FäUen ein Hemmnis e weleheS die beabsichtigte Verbindnng noeh Schwächerer Körper mit dem Kali hindert GeWiffe SeiSen z. V. sind SettSaureS Kali; die FettSäure aber^ die fich auS dem Talge Ol u. f. W. leicht bildet Weun eine ftarke VafiSe mit der fie fich Ver* binden kann auf diefe Körper einwirkt ift nicht Stark genng^ um im KampSe mit der Kohlen* fänre die Oberhand zn erringen. WiU man daher Fette mit Kali Verfeifen^ fo darf nmn diefeS nicht als kohlenfaureS Salz mit jenen zufammeubringen fonderu man muß zuvor die Kohlenfänre daVon trennen und reineS Kalt A t z k a l i e darfteUen. DieS geschieht leicht wenn man eine Starke PottaSchenlauge mit gebranntem Kalk (Atzkalk) kocht. ES geht dabei die KohlenSänre au den K a l t mit welchem ße eine unlösliche Verbindnng bildet; dadurch w i r d daS Kali freie nimmt aber anftatt der KohlenSänre WaSSer aufe welches eS chemifch bindete daher auch der Raine K a l i h y d r a t oder K a l i n m h y d r o^yd für Atzkali. AuS feiner Löfnng läßt fich daS Atzkali anch in fefter Form durch Abdampfen dar* fteUen. ES erfcheint daun als eine weiße e Schmelzbare MaSSe e die teils als Pulvere teils in harten unregelmäßig geftalteten Stücken oder in Form gegoffener^ ruuden eylindrifcher Stängelchen in den Handel gebracht nnd namentlich in chemifchen Laboratorien als ReagenS mannigfach verwendet wird. ES ist fel^r begierige Waffer anzuziehen uud kann von feinem chemifch gebundenen Waffergehalt felbft dnrch Erhitzen bis zum Schmelzen nicht befreit werden. Dnrch Aufuahme von Waffer auS der Luft zerfließt eSe dabei fättigt eS fich auch mit KohlenSänre uud wird nach und nach wieder kohlenSaureS Kali. Leitet man in eine LöSuug vou Kali KohlenSänre So laugee wie etwaS davon aufgeuommeu Wirde fo erhält man nieht bloß das gewöhnliche kohlenfänre Kali der Pottafche e fondern ein Salz^ welches anf dieselbe Menge Kali die doppelte Menge der S ä n r e enchält d o p p e l t k o h l e n f a n r e S Kali in weißen KriftaUen. Entfprechend verhält fich anch daS R a t r o n e nnd bekanntlich ift daS doppeltkohlenfaure Natron dasjenige Salz^ weleheS bei der Vereitnng der kohlenfanren Waffer in Sogenannten GaSkrügen im VranSepnlVer n. dergt eine HanptroUe Stielt. ^ r r ^lann ist ein andres längSt bekanntes nnd technisch verwendetes Salz^ in welchem daS Kali einen Hauptbeftaudteil ausmachte uud zwar tritt daSSelbe darin in feiner Ver* bindung mit Schwefelfänre als fchwefelfanreS Kali oder Kalinmfnlfat anf. Der Name fchon — von alnmen nach Welchem alumina die Thonerde heißt— dentet daranf hiUe daß anßer

Der Alann. ^89 dem Kalifalze darin noch ein andrer Körper enthalten fein wird^ und in der That befteht der gewöhnliche oder Kalialaun auS einer Verbindung Von fchwefelfanremKali mit fchwefelfaurer Tbonerde (Alnminiumfulfat) nnd Waffer. Solchergeftalt kann er eigentlich ebenfo unter die Thonerdefalze gerechnet werden^ er ift alfo ein Doppelfalz. Ef ift aber weder die Thonerde noch daf Kali abfolnt notwendig zur Konstituierung einef SalzeS^ welches die charakterifüfchen Eigenfchaften der Alaune haben foil. Anftatt deS Kalif kann fich mit der Schwefelfauren Thonerde ebenfo gut fchWefelfaureS Ammoniak zu einem Doppelfalz Verbinden^ daS ebenfalls in fchonen Weißen^ oktaedrifchen KriftaHen (S. Fig^ 289 — aus feinenLöfungen anfchießt nnd denfelben Gehalt an Kriftallwaffer ^ dieSelben AguiValentVerhältniffe befitzt^ ferner können die Sulfate deS Natriumf^ EäfiumS^ Rubidiums und Thalliums die Stelle deS Kalinmfnlfatf im gewöhnlichen ^ ^ ^llann Vertreten. AnderfeitS läßt fich die Thonerde dnrch Eifeno^yd^ Man* ^ ^ ^ ^ano^yd oder Ehromo^yd vertreten ^ ^ ^ und ein derartiger Erfatz iSt änßerlich ^ n n r an der Vermiedenen Farbe def ^ ^ Prodnktef zu erkennen: eines der in* ^ ^ ^ ^ ^ ^ tereSSanteStenVeiSpielederlfomorphie. Kehren wir aber zu dem nnS zunächft intereffierenden gewöhnlichen Kalialann^ dem Doppel* Salz Von fchwefelfanrem Kali und fchwefelfaurer Thonerde^ Welchef ohne nähere Bezeichnung ftetS unter Alaun Verftanden wird^ znrück. Von dem Alaun fpricht fchon p l i n i u f in feiner ^IIistoria^ n ^ n ^ l i s ^ indeffen geht auS feiner Vefchreibnng hervor^ daß er mit demfelben Namen wohl zweierlei Verfchiedene S a l z e bezeichnet h a t den EifenVitriot welchen er Schwarzes abnnen nennte und Vielleicht unfern Alaun^ WeißeS alurncn^ nnd in ähnlicher WeiSe Sind wohl auch die Von D i o S k o r i d e f nnd andern gebrauchten Benennnngen nicht ganz Strikt anf daS jetzt mit dem Namen Alann bezeichnete S a l z zu beZiehen. RichtSdeftoweniger Scheint aber den Alten ^ wenn auch nicht in ganz reinem Znftande^ So doch in Gemengen mit andern Salzen ^ der Alann bekannt geweSen zu fein^ denn die Art deS Gebrauchs^ welche davon angegeben wird^ in der Färberei der Zeuge ^ Stimmt mit feiner hentigen Verwendung ganz überein. G e b er ^ der Schon früher Von unS erwähnte arabische Ehemiker^ gedenkt (Mitte def 8. lahrhundertS) deS AlaunS in unVerkennbarer Weife nnd gibt die Art und Weife feiner Gewinnung an. ^n Anfang deSl^. IalpchundertS finden w i r Alannwerke in Kleinafien (Smyrna)^ in Italien^ namentlich im ReapolitaniSchen^ auf der | n f e l Sizilien nnd im 15. Iahchuudert zu Tolfa im Kirchenftaate erwähnt. Die Kunft der AlaundarfteHung w a r aber auf dem Orient hierher Verpflanzt worden. D a ß fich in Dentfchland manche Gegenden zur Alaunfiederei eigneten^ weil daf Salz in gewiSSen GrnbenwäSSern enthalten f e t darauf macht fchon V a f i l i u S V a l e n t i n u f (in der zweiten Hälfte deS 15. IahrhundertS) aufmerkfam^ und k ü r z e s t fpäter erfahren wir^ daß an Verschiedenen Orten^ im Lüneburgischen^ bei Reichenbach in Sachfen ^e.^ Alaun erzeugt worden ift. Die hauptfächlichfte Verwendung fand der Alaun damals wie heute noch in der Färberei und in der Weißgerberei zur HerfteUuug alaungarer Leder^ daneben aber Stielte er auch in der Heilmittellehre eine große Rolle. Der Kalialaun kommt in der Ratur an manchen Orten ^ namentlich in Vulkanischen Gegenden^ wie in der AnVergne^ in Sizilien n. f. w.^ fertig gebildet Vor.

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Alaun^ ^oda un^ Salpeter. Die Errichtung der äIteften Alaunwerke Von Eivita Veechia foil dadurch Veranlaßt worden fein^ daß ein gewiSSer Johann de EaStro^ welcher einen ^andel mit Farben und ZeugStoffen nach Kleinafien triebe in der hegend Von Tolfa eine Pflanze (Ile^ a ^ u i ^ b n ^ fehr häufig wachfend antraf^ die auch in den Alaungegenden KleinaSienS Sehr gewöhnlich war. daraus Schloß er^ daß Sie in Italien dieSelben Bodenbeftandteile zu ihrer Ernährung finden möchte wie dort^ und daß fich auS dem angegebenen Grunde die Anlage Von AlaunSiedereien in Italien lohnen würde. Der ErSolg bestätigte Seine Vermutung^ und der Bedarf deS Vielgebrauchten SalzeS^ Welches früher allein Von den Mauren und Türken bezogen worden War^ konnte durch die inländifche Produktion Vollständig gedeckt Werden. Papft ^ i n S II. fnchte die DarfteUung deS Alauns zu monopolisieren^ indem er durch allerhand Einschränkungen den Bezug Von auswärts erSchwerte. ^ie ^r^ellung de^ ^lauu^ geschieht aus die am häufigsten angewandte ^eife derart^ daß man Solche Gefteine^ in denen Sich entweder der Alaun bereits Sertig gebildet Vorfinde^ oder auS denen er entstehen kann durch Verwitterung und indem man Vielleicht einen oder den andern fehlenden Bestandteil zufetzt^ im Freien zuerft der Einwirkung der atmosphärischen EinflüSSe auSfetzt^ fie Sodann auslaugt und auS der Löfuug die Salze durch AuSkriftaHifieren gewinnt. Die ^eSteine^ welche dazu fich befonderS eignen^ find die Schon genannten AlaunSchiefer^ bituminöfe Schiefer Von Schmutzig dunkler^ zuteilen fogar Schwarzer Farbe^ die Sich durch einen Kehalt an Schwefelkies auszeichnen^ und der AlaunStein oder Alumit^ ein Mineral^ welches auS etwa Prozent Thonerde^ 10 Prozent Kali^ ^ 5 Prozent Schwefelfäure und ^aSSer befte^t^ demnach bis auS übrig bleibende Thonerde Sich unter gunftigen Verhältnissen Vollständig in Alann Verwandeln kann. A l a u n e r z e im großen ganzen nennt man alle die natürlich Vorkommenden Mineralien^ Welche Thonerde und SchwefelkieS enthalten und bei ihrer Verwitterung den wichtigsten Bestandteil deS Alauns^ Schwefelfäure Thonerde^ bilden. Um das Doppelfalz darzustellen ^ wird bei ihnen SchwefelSanreS Kali z^efetzt werden müSSen. Bei manchen Alaunsteinen^ z^ ^ bei denen Von Tolfa^ welche fowohl Kali uud Thonerde als auch schwefelfäure enthalten und die dann in der Regel als eine Verbindung Von Alaun mit wafferhaltiger Thonerde (Thonerdehydrat) anzufehen find^ genügt eS Schon ^ der Thonerde durch Erhitzen daS Gaffer zu entziehen^ dadurch Verliert dieSelbe ihre bindende Kraft auf den Alauu^ fie bleibt unlöslich während fich der letztere durch ^afSer ausziehen läßt. DaS Erhitzen geschieht entweder in ^auSen oder in ^fen^ ähnlich denen^ die man zum Kalkbrennen anwendet. T^aS Auslaugen mit WaSSer^ Abdampfen^ KriStalliSierenlaffen und Reinigen der Löfung gefchieht auf ganz analoge Weife wie bei der Pottafche^ und wie wir eS bei der ^oda noch ausführlicher betrachten werden. Komplizierter ift dagegen die Darstellung deS AlaunS anS den Alaunerzen ^ z^ ^enen auch der Alaunfchiefer und die Alaunerde zu rechnen Sind. Der ^auptmaSSe nach beftehen dieSe ^eSteine auS kiefelfaurer Thonerde ^Thon^ Aluminiumfilikat) mit beigemeugtem SchwefeltieS. Der letztere Soll Sich durch ^auerftoSfauSnahme auS der Luft in Sch weSelSäure Verwaudeln und in dieser Form an die Thonerde binden. ES gefchieht dieS bei lockeren^ poröfen Gefteinen^ in denen die einzelnen ^chWefelkieSpartikelchen für die Einwirkung der Luft frei daliegen^ fchon bei gewöhnlicher Temperatur; dichtere Erze muffen dagegen durch Erhitzen^ beziehentlich ^lichen^ Vorher mürbe gemacht^ g e r ö f t e t werden. Man Schichtet die Steine auS einen dichten^ uudnrchläfSigen Thonboden in HauSen zuSammen^ in denen ihre bitnminöfen Bestandteile Verbrennen und durch die dabei entstehende Erhitzung die Schwefelmetalle oxydieren follen. Die Entzündung gefchiecht entweder durch beim Auffetzen befonderS angelegte Feuerkanäle^ in denen bei Beginn deS RöftprozeSfeS ein Feuer angemacht wird^ oder dadurch ^ daß man über und um ein brennendes Kohlenfeuer zuerft größere Schieferftücke fchichtet und^ Sowie dieSe in Brand geraten Sind^ den Aufbau deS^aufenS weiter und weiter fortführt^ fo daß fich derfelbe wie ein Kohlenmeiler SelbSt in Brand erhält. Formen und Dimensionen der Rofchaufen Sind Sebr Verfchieden. I n den großartigen Alaunwerken Von H u r l e t uud Eampfie bei G l a S g o w umfaffen die RöSthaufen zweier Fabriken allein einen R a u m Von ungefähr 20 Morgen und enthalten bei einer ^änge Von einer Breite Von ^ m und einer H^he Von 5 bis zu 2 6 0 0 0 Tonnen Erz.

Die DarfteUnng des AlaunS. ^ Die Behandlung der Raufen in bezug auf Regulierung der Hitze bedient fich ganz derfelben Mittel^ welche bei der Verkohlung in Meilern augewendet werden. Die Erfahrung hat feftgeftellt Wann auf den Haufen nicht mehr aufgebaut werden darf; eS wird derfelbe dann mit einer Dede angelangten ErzeS umgeben b e m ä n t e l t ^ und der Abkühlung überlaffen. | m allgemeinen gebrancht ein Haufen Von den angegebenen Größenverhältniffen um vollStändig durchgeröftet zu werden eiue Zeit vou Monateu. Die AuSlaugung gefchieht in gemauerten Zifternen in welche ein falfcher Voden Von Latten eingelegt ift. Auf diefen werden die geröftelen Erze etwa 50 cn^ hoch aufgeschichtet und mehrmals mit immer Schwächerer Lange Von Srüheren Wafchnngen behandelt^ bis endlich die letzte Erfchöpfung mit reinem Waffer erfolgt. Hat man dadnrch fchließlich eine fiedewürdige Lauge erhalten So Schreitet man nachdem ^i^f^l^e dnrch Abfetzen fich hinlänglich geklärt hat^ zur Ein* d a m p f n n g ^ die in eifernen Pfannen oder auch iu Flammöfen (f. Fig^ 294) gefchehen kann.

| n die Verdampfpfannen d d kommt die Lange ^ über deren Oberfläche ^ die Flamme Vom Roft r ausgehend wegfchlägt und dnrch den Schornftein c entweicht. Die Lange ^wird auS deU Gefäßen mittels der Hähne i in die Pfanne gelafSen; die verfchließbaren Öffnungen n^.ru dienen zum Reinigen der Pfannen^ n n zur Beobachtung deS Pro^effeS. Dnrch daS Rohr t leitet man die Lauge anS der höheren Pfanne in die tiefere nnd dnreh c p läßt man die konzentrierte Lange ab. Anßer einer ^ in der Regel aber verhältnismäßig geringen Menge fertig gebildeten AlauuS enthält die Rohlauge fchwefelfaure Thonerde und fchwefelfaureS Eifeno^ydul als Vorwiegende Veftandteilee daneben aber fchwefelfaure Salze von Ratron K a l t Magnefia^ Mangan ferner Ehlorkalimn Kochfa^ Ehloralnminium u. f. w. DaS fchwefelfaure Eifen^ y d u l wird bei dem Eindampfen durch Sauerftoffaufnahme auS der Luft iu eine unlösliche rote Verbindung umgewandelt die fich als fogenannter Vitriolfchmand auSfcheidet. Wo neben der Darftellnng Von Alauu auch die Gewinnung Von EifenVitriol beabfichtigt wird^ und dieS gefchieht dann wenn die Menge deS letzteren größer ift als die deS AluminiumfulfatSe vermeidet mau dies durch Hineinwerfen von metallifchen Eifenftücken in die Lange.

Alaun Soda und Salpeter. ISt der entsprechende Ke^nzentrationSgrad erreicht So Setzt man (je nachdem eS Sich um die Darstellung Von Kalialaun oder Von Ammoniakalauu handelt) So viel SchwefelfanreS Kali oder SchWefelfaureS Ammouiak zu^ als uotWendig i f t um die SchWeSelSaure Thonerde zu binden. Ein Teil der begleitenden Salze hat fich als Weniger löslich bereits während deS AbdampfenS anSgefchieden und iSt entfernt Worden; einReft dagegen fetzt fich noch in den SchüttelkäSten ab^ iu welche dieLauge geleitet uud iu welchen derZufatz deS Alkali vorge* nommen wird. Sobald die heißen FlüSßgkeiten zusammenkommen beginUt die Bildung und AbScheidung von AlannkriftaUen Weil dieS neue S a l z Weniger löslich ift als jedes der beiden erften für fich. WiU mau von der DarfteUuug deS EifenvitriolS abfehen fo kann man anftatt deS KalinmfulfatS daS billigere Ehlorkalium zufetzeu; es bildet Sich daun durch gegen* Seitigen AnStanSch ihrer Beftaudteile daS leicht lösliche Eifenehlorür und Kaliumfulfat. I n den Schüttelkäfteu forgt man nun dafür ^ daß die MifchUUg Sortwährend dnrch Umrühren oder Schütteln gestört wird^ um die Ausbildung großer AlauukriftaUe ^ welche Viel von der unreinen Mntterlauge einschließen würden zu verhindern. M a n gewinnt also lanter kleine KriftaUchen Sogenanntes A l a u n m e h t und dieS ift Sür die Reinignng deS SalzeS vor anhängender ^ifenlöfnng durch Waschen von Velang; denn eisenhaltiger Alaun ift sür die meiften Zwecke ^ namentlich in der Färberei und Zeugdruckeret untauglich.

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N a t r o n a l a u n Wird daher auch gar nicht fabriziert denn er ift zu löslich gibt daher auch kein Meht Soudern beim SortgeSetzten Eindampfen gleich Krnften So daß die Gelegenheit Z u m WaSchen verloren geht. Dagegen iSt eS ganz gleichgültig ^ ob ein Alaun Kali oder Ammoniak enthält und nicht Selten kommen beide zugleich vor^ Wenn z^ B . neben kalihaltigen Rohstoffen AmmoniakmafSer auS KaSfabriken oder gefaulter Urin verarbeitet wird. DaS Alaunmehl wird hierauf durch mehrmaliges Ubergießen mit kaltem WafSer von der anhängenden Mutterlange befreit iu einer Pfanne dnrch hineingeleitete WafSerdämpfe zur Auf* löfung gebracht und die konzentrierte Löfung der Ruhe Überlaffen. ES bilden fich aber auch hier noch keine g r o ß e n durchsichtigen KriftaUe^ Vielmehr Setzt Sich das S a l z als eine dichte weiße Maffe an den Wänden a t und man hat daher ein nochmaliges Auflöfen mit dem man wiederholte Wafehungen verbindet nötig^ nm die im Handel beliebte Form zu gewinnen. Vevorzngte AlannSorten Sind der römische und nenerdingS der ihm gleichkommende MunkaeSfche auS Ungarn. Sie Werden anS fehr gnten Alannfchiefern dargefteUt nnd Sind SaSt abfolnt eifenfrei; der römifche fieht zwar rötlich anS infolge einer kleiueu Menge Eifen* o^yde mit dem er Verunreinigt ist; diefeS fetzt fich aber beim Anflöfen in Waffer zu Voden nnd die Löfnng ift dann eifenfrei. Von den mannigfachen Verwendnngeu deS AlannS find die hauptsächlichsten wie z^ V. als Veizmittel in der Färberei nnd Zeugdruckeret zum Leimen deS PapierS ^ zum Weiß* gerben zur Vereitnng Von Lackfarben n. f. W. in den betreffenden Abfchnitten näher dargelegt. ES ergibt fich da^ daß in den meisten Fällen nur die Thonerde deS SalzeS der wirkende Bestandteil ift; dieS hat denn in nenerer Zeit darauf geführt ftatt deS DoppelfalzeS Alann bloß die SchWeSelSaure Thonerde anzuwenden^ und zwar mit Vorteil^ da für gleichen Kaufpreis im letzteren Präparate etwa ^ Thonerde mehr erhalten wird als im Alann. Die Thonerde wird am reinften in Fabriken erhalten Welche Kryolich Verarbeiten (f. bei

Die ^oda. der SodaSabrikation); man trägt Sie in heiße SchweSelSäure^ Siltriert und dampft zur Sättigung ein^ bis die MaSSe dickflüSSig ^ird und eine herausgenommene Probe rafch erStarrt. M a n gießt fie in bleierne KäSten und erhält So durchscheinende weiße Tafeln^ welche die Kaufware bilden. Sowohl Alaun als auch fchwefelfaure Thonerde (Aluminiumfulfat) werden ietzt in großer Menge auS reinem Thon fabriziert; derselbe Wird zunächft Schwach geglüht und dann im gemahleneu ^uStande mit Schwefelfäure in Bleipfannen erhitzt. Tie MafSe wird nach dem Erkalten mit Gaffer ausgelaugt^ welches die Kieselfäure deS ThoneS ungelöSt zurückläßt^ während daS Aluminiumfulfat Sich löSt und durch VerdampSen gewonnen merdeu kann. Auch auS Bauxit läßt fich mit Vorteil Alaun gewinnen. ^ie Von der Natur Sertig gebildete Soda (Natriumkarbonat) kommt in einzelnen Erdgegenden in ziemlich großen Mengen Vor^ in den Sogenannten Natronfeen^ welche dieSelbe ^ Sreilich mit andern Salzen^ namentlich Koch- und Glauberfalz^ Verunreinigt — aufgelöft enthalten^ So daß daS Salz^ wenn diefe Lachen durch die Sonnenhitze ausgetrocknet Sind^ in Kristallen oder Kruften zurückbleibt und gefammelt Werden kann. Auch gräbt man wohl daS damit durchzogene Erdreich ab^ langt eS auS und läßt die Löfung abdunften. Solche Ortlichkeiten finden Sich in Ägypten (daS dort gewonnene AuSwitterungSprodukt heißt T r o n a ) und anderWärtS in Nordafrika^ femer in Südamerikas Mexiko ^ Ungarn ^e. Eine allgemeinere und früher die h^Uptfächlichfte Gewinnung der S o d a gefchieht indeS durch Einäscherung geWiSSer Meerpflanzen^ Sowohl Solcher^ die im WaSSer felbft Wachfen (Tange) ^ als folcher^ die am Strande ihren Standort haben. Man wird daraus Schon Schließen können ^ daß daS kohlenSaure Natron ein in chemischer Ve^ Ziehung dem koblenSanren Kali analoges Salz iSt. ES ähnelt demSelben nicht nur in Farbe^ ^öSlichkeit^ im Verhalten andern Salzen^ Säuren und BaSen gegenüber ^ Sondern eS zeigt auch Seine alkalische BaSiS ^ daS Natrop welches durch Kochen von SodaloSung mit Atzkalk als Atznatron (Natriumhydroxid) erhalten wird^ mit dem ^ltzkali die größte Übereinstimmung. Die Urquelle der natürlichen Soda bildet Sonach daS Meer und die darin wachsenden plauzen Sind die Sammler ^ Welche daS Salz auS seiner großen Verdünnung im MeerwaSSer ausscheiden uud in Sich konzentrieren. Freilich liefern Sie die Soda nicht reiu^ Sondern im GemiSch mit Viel Kali^ KalkSalzen u.S.w. DaS fodareichfte Produkt dieSer Art wird an einigen Punkten der spanischen Küften auS der den Botanikern als Salscla s o ^ bekannten Pflanze gewonnen und im ^andel V a r i l l a genannt. Man fäet zu dieSem ^weck die PSlanze auf großen Feldern^ welche Vom Meere abgedämmt find^ aber durch SchleuSen Zeitweilig unter ^aSSer geSetzt werden. Die gereisten pflanzen Werden abgemäht getrocknet^ die Samen auSgerieben und dann die PSlanzen in Erdgruben Verbraunt. Der Rückstand an ASchen und Salzen bildet halbVerSchlae^ harte Klumpen ^ die So^ Wie Sie find^ in den Handel kommen. I n ganz ähnlicher ^eiSe benutzt man an andern Orten andre wild wachsende Pflanzen. | n Südfrankreich namentlich bei Narbonne^ gewinnt man auS (^laSSchmal^ (^abeornia annua) daS Salieor^ eine Ware mit etwa Prozent Sodagehalt^ in

884 Alann^ ^oda und Salpeter. andern Gegenden aus Vermiedenen Pflanzen die Blanguette^ mit mehr Kochfalz* als Sodagehalt befonderS zur Seifenfabrikation gern gebraucht wegen der hohen Preife def KochfalzeS in Frankreich. | u der Rormandie heißen die Afchen^ welche durch Verbrennung getrockneter Seetange gewonnen Werden^ Varee^ und in Schottland^ Irland^ den Orkneyinfeln n. f. w. Kelp. Die Seetangeinfammlnng hatte früher anf der | n f e l |erfey z^ V. eine Wichtigkeit^ wie am Rhein oder in andern Gegenden die Ernte deS WeinS. AUe diefe MeerftrandindnStrien find aber in der Gegenwart zur Unbedentenheit herabgefnnken^ und waS davon noch übrig geblieben^ bezieht fich hauptfächlich auf die Ge* winnnng Von Jod. Der allergrößte Teil der Soda^ Welche in der chemifchen Indnftrie fo mafSenhaft Verwendung Sindet^ iSt künftliche^ anS Kochfalz (Ehlornatrinm) dargeftellte. ES Stammt diefe Fabrikation auS Frankreich und iSt wie fo mancher andre Fortfchritt^ ein ErzengniS der Rot geWefen. AIS zur ^eit der Revolution die Einfuhr fremder Soda nach Frankreich gefperrt war nnd die alten Sodafabriken zur Tecknng def inneren Bedarfs Völlig unznreichend waren ^ entftand unter Fabrikanten und Ehemikern ein lebhaSter Wetteifer in Erfindnng Von Methoden^ nm die Soda durch Umwandlung deS KochfalzeS zu gewinnen. DaS Verfahren deS EhemikerS Leblane^ der daSfelbe in einer nen errichteten Fabrik praktifch und im großen bechätigt hatte^ wurde als daS befte beSunden nnd hat Sich anch bis auS heute erhalten^ obfchon feiten ein Iahr Vergeht wo nicht Vorfchläge zu andern Verfah* rnngSWeifen auftauchen; nnr daS SolVeyVer* fahren oder AmmoniakfodaVerfabren hat dem LeblaneVerfahren in Dentfchland fchon ftarke Konkurrenz gemacht. Die ^ l a n r ^ e ^ l e t ^ d e erreicht chr Ziel in zwei Schritten. Vetrachten wir doS Rohmaterial^ Kochfalz^ der Kürze halber als SalzSaureS Ratron^ fo ift^ um daraus Soda zu machen ^ nichts erforderlich ^ als an Stelle der Salzfänre Kohlenfäure zu fetzen. Die Kohlen* fänre aber ift zu Schwach^ um die Salzfänre anS ihrer Stelle zu vertreiben; die Schwefel* fänre chut dieS leicht und man Verwandelt deSwegen zuerft daS Kochfalz in Natrinmfnlfat oder fchWefelfaureS Ratron^ daS bekannte Glauberfalz^ in der Fabrikfprache kurzweg Sulfat genannt. Durch einen Weiteren chemifchen ProZeß wird diefeS letztere Produkt wieder zerlegt^ die Schwefelfäure zerfetzt uud fo Vom Ratron getrennt und durch Kohlenfäure erfetzt. H^rzu kommt als dritter Teil der Fabrikation noch daS Auslaugen^ KriftaHifieren uud Kalzinieren der fo gewonnenen rohen Soda. Die ^erfetznng deS KochfalzeS dnrch Schwefelfänre nnd die Vildnng Von Glanberfalz und Salzfänre erfolgt unter Anwendnng Vou Wärme fehr willig nnd der Prozeß Wäre ein Sehr einfacher^ Wenn nicht die Salzfänre befeitigt werden müßte. Denn obwohl Sie anch ein nutzbarer Artikel i f t So fällt doch in den Fabriken So ungehener Viel daVou ab^ und Sie ift daher So wohlfeit daß die meiften Fabrikanten Srüher gern anf ihre Gewinnnng Verzichtet hätten^ wenn fie nicht polizeilich gezwnngen wären^ diefe der Gefnndheit Schädlichen Dämpfe am Entweichen in die Luft zu Verhindern. letzt liegt die Sache anderS; Seitdem der SolVeyprozeß angefangen h a t daS LeblaneVerfahren immer mehr zu Verdrängen^ ift der Preis der Salzfänre fehr geStiegen^ und Wenn anch England noch nngehenre Quantitäten davon lieSert^ fo ift doch der Transport Von dort noch zu teuer. Die erften Vorrichtungen^ die Salzfänre abzufangen^ bestanden darin ^ daß man in den Schloten eine FüUnng Von KokSklein ^ zerkleinerten Ziegeln oder dergleichen anbrachte^ dnrch Welche Sortwährend WaSfer herabtröpfelte. Die fo gewonnene flüffige S ä u r e ist aber zn wafferreich^ alS daß fie zn technifchen Zwecken Viel taugen könnte; man ift daher^ da man diefe Verdünnte Sänre nicht

Die Leblanefche Merode. ^ inS Freie laufen laffen darfe gezwungen eine konzentrierte Sänre zn bereiten die auch jetzt recht gut verkäuflich ift; häufig ift auch mit der Sodafabrikatiou die Erzeuguug Von E h l o r * kalke Zinkchloride doppeltkohlenfanrem N a t r o n n. f. w. verbundene um die Salz* fäure zu verwerten. Die zwedmäßigfte KondenfationSmethode für die Salzfänre ift diejenige^ bei welcher die Dämpfe derfelben dnrch eine große Anzahl Waffer enthaltender VerdichtnngS* baUonS geführt nnd fo faft ganz in dem Waffer zurückgehalten werden. Der Tränfel* apparat mit Koks fällt dabei nach llmftänden entweder ganz weg oder man bringt ihn anS Ende der VerdichtnngSreihe in dem deS Zugs Wegen dachenden hohen Schlot noch ane nnr nm die geringen Mengen fanren GafeS noch nnfchädlich zu wachen e die anf dem Wege dnrch die VaHonS nicht verdichtet worden find. Übrigens findet man entfchlüpfte SalzSanre DämpSe in den Fabriken trotzdem e nnd namentlich in der Rähe der ZerfetzungS* öfene oft hänfig gennge um den Vefncher zu Ruften und Thränen zu reizeu. Zur Zerfetznng deS KochfalzeS dienten früher nur Flammöfen Von der Einrichtnnge die Fig. 298 Verfinnlichte und zwar Steht ein folcher Ofen entweder gefondert oder er ift mit dem für die folgende Operation nötigen Schmelzofen in eins verbnnden. Wir fehene daß der Ofen zwei innere Ränme hat: der Ranm B mit der Feuerung ^ Stellt einen gewöhnlichen Flammofen vor; an denfelben fchließt fich eine zweite Abteilung Welche mit beheizt werden muße daher die Züge niederwärts bei el ^ und unter der eifernen mit Blei gefütterten VerfetznngSpfanne hinlaufen Welche die Abteilung E einnimmt.

| n die Scheidewände welche beide Abteilnngen trennte ift eine Schieberthür eingefetzt e die nur für einen gewiffen Moment deS Betriebes geöffnet wird. Die Abteilung B ift im Innern mit einer Lage fehr hart gebrannter feuer* und fänrefefter Steine ausgekleidet. Die Ofen find in der Regel 4 — 5 m lang nnd 1 ^ — 2 m weit. Der Gang der Arbeit ift nun der e daß daS Salz durch die EintragthÜr b in die Pfanne ^ gebracht wird nnd hier die erftee fodann im Ofen B am offenen Fener noch eine Weitere Bearbeitung erhält. I f t die Pfanne mit einer Ladnng von mehreren Zentnern Salz befchidt nnd die Eintrag* thÜr dicht gefchloffen fo läßt man Von oben dnrch bleierne Trichter daS beftimmte Onantnm Schwefelfänre h i n l a u f e n . Die Zerfetznng b e g i n n t e durch die ^itze von unten unterftÜtzt f o f o r t e nnd die reichlich auftretenden Dämpfe Von Salzfäure entweichen da fie keinen andern AnSweg finden dnrch die fteingntene Röhrenleitung g und aelangen anf diefem Wege in eine Reihe oder Doppelreihe von ebenfalls fteingutenen VeroichtungSbaHonSe dereu jeder ^ ^ ^ ^ FüHung 1 0 ^ — 1 ^ 0 ^ Waffer enthält. Die Zahl diefer BaUonS kann ^Oe 40 nnd mehr betragen. Die Sänree die anS diefem Teile deS Apparates gewonnen wird^ ift die reinfte^ weil fie mit den Gafen deS OfenfenerS außer Berührung geblieben. Anders geftalten fich die Sachen in dem Osenranm B. | n der Pfanne ^ nämlich wurde die Maffe anfangs flÜffig e da etwa gleiche Gewichtsteile S a l z und Säure eingetragen wurden. Mit der Zeit wird die Maffe aber dnrch daS Entweichen Von Waffer* und Säuredämpfen dick und k l Ü m p r i g e und dann ift es Zeit ihr eine Verstärkte Hitze angedeihen zu laffen. ^Tie Seitlichen ArbeitSchüren und die Schieberthür der Mittelwand Werden nnn geöffnet nnd die Salzmaffe wird Von ^ nach B hinübergeht Hier erfährt fiee während in E eine nene

A l a n n ^^odaund Salpeter. Befchidnng in Arbeit genommen ift die unmittelbare Einwirknng deS F e u e r S e die Zerfetzung Vollendet fich und eS wird noch eine ziemliche Menge Salzfäure ausgetrieben e bis endlich die Maffe fich zufammeubaUt und zu eiuem harten feften Körper austrocknet. DieS ift jetzt daS (kalzinierte) K l a u b er Salz oder Wafferfreie fchwefelfanre Ratron (Sulfat). Man öffnet einen Deckel in der Herdfohle und krückt daS S a l z unmittelbar in einen untergeschobenen eifernen Karren der eS feinem weiteren Schickfal zuführt. Die Salzfäuredämpfe aber^ Welche auS dem Flammofen fortgeführt Wurden gehen ebenfalls durch eine Reihe tiefer Stehender^ im Vilde nicht angedeuteter VerdichtungSgeSäße; die Verdichtung erfolgt hier Schwierige^ Weil fie durch die begleitenden VerbrennungSgafe behindert ift Schließlich geht aUeS Dampfförmige^ WaS aus der oberen und unteren VerdichtnngSreche übrig geblieben in den hohen Schornftein der durch kräftigen Zug die Dinge im Kange erhält. Die Zerfetzung des KochfalzeS dnrch SchWeSelSaure gefchieht jetzt nicht mehr in Flamm* öfen fondern in MnSfelöfen durch deren Venutznng eine viel vollständigere Abforption deS SalzSäuregaSeS erreicht wird. Ein Solcher Ofen befteht ebenfalls auS zwei Abteiluugen wie bei den bisherigen Flammöfen nnr mit dem Unterschiede ^ ^aß der erfte Ranm auS einer gußeifernen Pfanne^ fogenannte S u l f a t f c h a l e (f. Fig. 2 9 ^ gebildet W i r d e Welche ^ e ^ in im Durchmeffer und 0 ^ in Tiefe befitzt und von einer andern ähnlichen aber etwaS flacheren Schale bedeckt ift; letztere ift mit einem AbzngSrohr für die SalzSänre* dämpSe verSehen. D e r zweite Raum ift eine lange e anS fäurefeften Vackfteinen gefertigte Muffel von etwa 9 Länge und m Vreite^ in diefen Ranm wird daS Material naeh der Vehandlnng in der Sulfatpfanne mittels Krücken gefchoben und hier bis zur Rotglüh* hitze gebracht DaS Produkt ^ daS rohe S u l f a t e enthält durchfchnittlich 9 6 Prozent reineS Natriumfulfate der Reft befteht auS Ver* unreinigungen (Eifeuo^yd e Ealeinmfulfat u. f. w.). Nach einem von H a r g r e a V e S nnd R o b i n f o n eingeführten Verfahren wird daS Natrinmfnlfat dadurch gewonnene daß man Ehlornatrium bei Rotglühhitze mit gasförmiger fchwefliger Säuree dem gleichen Volumen Wafferdampf und einer gewiffen Menge Luft behandelt; der Betrieb ift kon* tinuierliche Brennmaterial wird nur anfangs gebrauchte da die Reaktionswärme hinreicht um die Temperatur fpäter auf der nötigen Höhe zu erhalten. Die gewonnene Sulfat* oder Klanberfalzmaffe W i r d e nachdem fie ausgekühlt ift Sogleich in weitere Vehaudluug genommen: man pulverisiert und mengt Sie mit etwa dem gleichen Gewicht kohlenSauren KalkeS in Form Von Kalkftein Kreide oder eineS ähnlichen Minerals und der Hälfte chreS Gewichts Steinkohlenklein innig zufammen und bringt dieS Gemifch in den Klühofen. Der Glühofen ift ein fchlichter Flammofen Von möglichster Länge ^ damit die dnrchziehende Flamme auswirken kann; die Länge beträgt gewöhnlich 6 — 7 m bei ^ — 8 in Vreite (S. Fig. 899). DaS Innere deS OfenS ift durch FaUchüren in feiner Decke Zugänglich^ durch Welche die MafSe eingeftürzt Wirde und ebenfo dnrch mehrere Seitenchüren Von wo auS die Arbeiter mit Schweren eiSernen Krücken die MaSSe bearbeiten und während der Schmelzarbeit fleißig durchrühren müSSen. | f t ein Solcher 0Sen zu Anfang feines Betriebes einmal in Glut geSetzte so folgen fich aueh die Beschickungen Tag uud Nacht So lange als mögliche d. h. biS^ der Ofen fchadhaft wird nnd Reparaturen bedarf. Wieviel aber ein Ofen auf eine Portion Verfchlucken mnß uud wieviel Zeit er zur Verdauung b r a u c h t e hängt Von feiner Größe fowie Vom zugefetzten Material^ ob Kreide oder Kalkftein ab. Ein Ofen Von den bezeichneten Dimenfionen gehört zu den größeren uud kauu 750 bis 1299 ^ auf einmal f a f f e n die etwa eine ^ Vierftüudige Vearbeitung erfordern. Andre Fabriken dagegen arbeiten mit Viel kleineren O f e n die etwa 150 ^ anf einmal faffen und aUftündlich neu befchickt Werden können. Die BefchickungSmaffe wird zunächft in der hinteren Partie deS O f e n S e die Vom Feuer am Weiteften entfernt ifte eingefchüttet und hier Vorgehet während eine frühere Partie im Vorderen Räume ihre Vearbeitung erfährt; ift diefer Ort g e r ä u m t e fo wird jene Maffe Vorgezogen nnd hinten neneS Material aufgefchüttet Die Wirkung deS FeuerS auf die Maffe ift zunächft die ^ daß die letztere oberflächlich in Fluß 884

Die Leblanefche Methode. ^ gerät; ift dieS der F a l t So wird mit Schaufeln gewendet dann der Ofen gefchloffen nnd die Hitze höher getrieben^ bis daS Ganze zu einer teigartigen Maffe zufammenfchmilzt nnd Blafen zu Werfen beginnt welche beim Zerplatzen mit blauen Flämmchen Verbrennen; daf Verbrennende ift Kohlen o^y dg aS. Die Temperatur^ bei welcher die Umfetzung ftattfindet ^ beträgt eirea 1000^ C.^ alSo Silberfchmelzhitze. Gleichzeitig beginnt daS Rühren und Durcharbeiten^ nm die chemifchen Vorgänge zu befördern. Allmählich werden die blauen Lichter^ die anfänglich in großer Menge nnd Lebhaftigkeit erfcheinen^ feltener nnd fchWächer^ und man fchließt den Prozeß ab^ noch ehe fie ganz verfchWinden^ Weil dieS Von Vorteil für die Aufbeute ift. Die immer noch teigige rotglühende Maffe wird anS dem Ofen in nntergefetzte eiferne Käften gekrückt^ wo fie bald zu dem fch Warzen Steinigen Körper er* härtet^ der die Schmelze heißt. I n England sind feit mehreren Iahren fchon^ nm daS Rühren entbehrlich zu machen^ neue Sodaöfen^ die r o t i e r e n d e n Eylinderöfen^ in Anwendung gekommen^ wie wir ähnlich fie fchon im Eifeichüttenprozeß kennen gelernt haben. Sie haben fich fo gut bewähr^ daß dort Wohl keine neu entftehende Fabrik die alten Handöfen errichten wird. | n der Anläge find diese Ofen allerdings Viel koftfpieliger (eirea 4 0 0 0 0 Markt fie bieten indeffen große Vorteile: man braucht eirea 25 Prozent weniger Feuerung als bei einer entfprechenden Anzahl Handöfen ^ daS Produkt ift entschieden beffer (hochgrädiger) als daS auS deu alten Ofeu^ und endlich wird der Fabrikant Von den immer höher fteigenden Anfprüchen der Sodafchmel^er nnd ihrer Gefchicklichkeit emanzipiert indem die Bearbeitung der fchmelzenden Maffe mit den Krücken wegfällt. Während Ehargen in einem Handofen in England pro Tag Zu je ^ Zentner Sulfat gemacht im ganzen alfo 7 ^ — 8 1 Zentner Sulfat Verarbeitet werden können^ Verfchluckt ein Ey linder ofen kleinfter Art ^00 Rentner Sulfat täg* lich^ Diefe Ofen eignen fich daher nnr für fehr große Fabrikanlagen; wo man nicht mindeftenf täglich 6 0 0 Zentner Sulfat in Soda Verwandelt^ kann man nur einen einzigen folcheu Ofen anlegen nnd bei Reparaturen desselben muß die ganze Fabrik SüHftehen; auch iSt die Spezielle Aufficht für mehrere Ofen nicht koftfpieliger als für einen einzigen. Fabriken obigen UmfangS (einer lahreSproduktion Von 120 OOO Zentner kalzinierter S o d a entfprechend) dürften freilich in Dentfchland nnr hochft wenige edieren ^ felbft ein einziger rotierender Ofen würde fchon für die große Mehrzahl unfrer Fabriken zu Viel fein; in England find in einer Fabrik fchon zehn folcher Ofen in Betrieb gefetzt worden^ welche 80^0(^0 Rentner kalzinierte S o d a pro Iahr produzieren ^ während die gefamte deutfche Sodaproduktion fich nnr auf 7 ^ 4 5^9 Zentner kalzinierte nnd Rentner kriftaUifierte Soda (im Iahre 187^) belief. Ieder einzelne Eylinderofen erfordert eine Dampfmaschine^ felbft wo mehrere derfelben Vorhanden find^ weil man die Umdrehungfgefchwindigkeit und Manipulation deS EylinderS beim FüHen nnd Entleeren nnr auf diefe Weife Völlig beherrfchen kann. Dagegen kann eine größere Mafchine die Ouetfchwalzen für daf Sulfat und den Elevator für fämtliche Ofen betreiben. Eine Eifenbahn länft über aUe Ofen in folcher Höhe h ^ daß ein EinfüHnngftrichter^ in welchen man den Inhalt der Wagen f t ü r z t noch immer hoch genug über den Eylindern bleibt^ um ihre Rotation nicht zu hindern. Eine kleinere Eifenbahn ift guer nnter den Ofen gelegt^ auf welcher die die fertige Schmede aufuehmenden Wagen lanfen. Man füllt immer erft die Kreide oder den Kalkftein mit ^ der Kohle in großen Stücken ein; die große Hitze ^ welcher die Blöcke plötzlich aufgefetzt werden^ bringt in Wenigen Minnten die immer in ihnen enthaltene Feuchtigkeit zum e^plofionSartigen Verdampfen und zerteilt den Kalkftein in Viel billigerer Weife ^ alf ef durch Mahlen gefchehen würde. Man läßt nnn den Kalkftein mit der Kohle fo lange rotieren^ bis sich ein Teil deSfelben in Atzkalk Verwandelt hat^ nnd die genaue Beobachtung deS Zeitpnnktef ^ wenn man mit diefer Ope* ration anfhoren foH^ ift die Hauptfache für den Arbeiter^ der Vor einem Schauloche in der

884 Alann^ ^oda und Salpeter. hinteren Stirnwand deS Cylinders Sitzt und den Hebel der Dampfmafchine Vor fich hat; in der Regel dauert diefe Vorbereitende Arbeit eine Stunde. Erft dann wird daS Sulfat mit dem Reft der Kohle z u s e t z t und die eigentliche Schmelzung Vollendet. Die ganze Operation dauert ungeSähr 2 ^ Stunden. Durch die Bildung Von ^tzkalk bezweckt man eine Auflockerung der Schmelzkuchen beim Auslangen^ indem fich der Kalk löfcht. Die Umdrehung deS OfenS ift anSangS nur eine langfame^ etwa einmal in Minuten^ Steigert fich aber dann anS Umdrehungen in der Minute. I n den letzten fahren Sind Vermiedene Neuerungen und Verbesserungen an diefen rotierenden Sodaöfen Vorgefchlagen und hier und da auch zur Ausführung gebracht worden. ^hemi^e ^orgänge^ Fragen wir nun ^ welche Veränderung die große chemische Künftlerin s die ^itze^ in dem ^emifch Von Glauberfalz^ Kalk und Ko^le zuwege gebrach^ So iSt die Antwort nicht So einfach ^ denn die Vorgänge erfcheinen Verwackelt und trotz VielSacher Verfuche auch noch nicht Völlig aufgeklärt. Eine Umfetzung derart^ daß fchwefelfaureS Natron und tohlenfaurer Kalk ihre Bestandteile auStaufchen^ fo daß neben fchwefelfaurem Kalk ((^ipS) daS gewüufchte kohlenfanre Natron entfteh^ ift zwar denkbar^ aber nicht recht wahrscheinlich^ obSchon einige Chemiker annehmen^ daß Wenigstens ein Teil der Soda auf diefem direkten Wege entsteht. IedenfaHS aber findet der Vorgang Solgendermaßen Statte die Kohle wird in der Glühhitze fo fanerftoSSbegierig^ daß daS Glaubersalz^ eine Verbindung Von Natrium mit SauerStoSf nnd SchWeSel^ seinen ganzen behalt an SauerStoSf Verliert und dadurch zu Schwefelnatrium (Natronfchwefelleber) reduziert wird. DiefeS tritt foSort in Wechselwirkung mit dem Kalk; der Kalk (Ealeium nnd SauerStoff) muß Seinen behalt an Kohlenfanre und SauerStoff dem Ratrinm abtreten^ daS hierdurch zu kohlenfaurem Ratron fich vervollständigt; während gleichzeitig daS Ealeium Sich mit dem Srei werdenden Schwefel deS SchwefelnatriumS Verbindet^ fo daß Schwefelealeium (Kalkfchwefelleber) Sich bildet^ waS in die Abgänge geht und beim nachfolgenden Auslaugen auf dem Filter bleibt. Da daS Einfachfchwefelealeium nicht fo unlöslich im WaSSer ift^ daß man durch Auslangen der Schmede eine reine Sodalöfnng erwarten dürfte^ So nimmt man Von Vornherein etwas mehr Kalk^ als nach der Berechnung notwendig wäre^ und bewirkt dadurch daS Entstehen einer T^oppelVerbindung Von Schwefelealeium mit Kalk (Ealeiumo^yfulfid)^ Welche im kalten und SelbSt im warmen WaSSer unlöslich iSt. Räch neueren Ansichten iSt dieS jedoch keine DoppelVerbindung^ fondern nur ein inniges (^emifch Von Schwefelealeium mit Ealeiumo^yd. Die rohe S o d a oder erkaltete Schmede bildet eine kompakte^ Schlackige MaSSe^ die für die Sernere Bearbeitung zerfchlagen werden muß. Sie iSt Von unVerbrannt gebliebener Kohle Schwarz oder grau und erhält ^ je nach dem ReücheitSzuStande der RohStoSfe^ nach dem MifchnngSVerhältniS und der Dauer der Schmelzarbeit ^ fehr Verschiedene Dinge in Verschiedenen Mengen. Die Behandlung im Ofen kann fowohl unzulänglich Sein als über daS ^iel hinauSgetrieben werden ^ daher der Schmelzer ein erfahrener und unwichtiger Mann fein muß. D e r Natrongehalt (teils kohlenfauer^ teils ätzend) beträgt gewöhnlich bis 4^ Prozent deS Ganzen ^ die Kaltfchwefelleber etwa ebenfoviel; daneben kommen Vor in kleineren Mengen Koch^ nnd ^lauberfalz^ Atzkalk^ Schwefeleisen^ unlösliche erdige Salze Trotz diefer Unreinheit kann die rohe Maffe fchon zu einigen technifchen ^wecken Verwendet werden^ zur Seifenfabrikation^ znr Erzeugung ordinären (^lafeS u. f. w. Sie fcheint aber jetzt kaum noch ein Gegenftand deS ^andelS zu fein^ da Sich daS Pnblikum entfchieden den reineren Produkten zugewendet h^t; alle große Fabriken liefern gereinigte^ kalzinierte und kristallisierte Soda. Durch A u s l a u g e n der Rohmaffe in warmem Waffer werden alfo die löslichen und branchbaren Teile Von den unlöslichen Verunreinigungen getrennt. Die BerSahmngSweifen dabei find Verschieden. M a n kann die MaSSe grob zerStÜckt in die WaSSerkäften werfen und läßt Sie darin^ durch Umrühren unterstützt^ zerSaUen^ bis man Schließlich daS Klare ab- und ^ Solange eS nötig ^ in einen andern KaSten auS SriSche MaSfe pumpt. Bisweilen läßt man die RohmaSSe Vor dem Auslaugen noch einige ^eit an der Luft liegen^ damit daS ätzende Natron und der Kalk Kohlenfäure aufnehme^ wodurch die harten Stücke zerfallen. DaS Auslaugen Soll möglichst erSchöpSend und doch mit möglichst wenig Waffer erfolgen^ weshalb man die Lauge durch mehrere F i l t r i e r t e n der Reihe nach paSSieren laßt^ fo daß Sie auS jedem etwaS abnimmt und Schließlich Vom letzten So Stark abläuft ^ daß fie

Ehemifche Vorgänge. 899 Zum Abdampfen reif ift. Am beften dient folgende Einrichtuug: Auf einer ftufenförmigeu Unterlage (f. Fi^. ^ 1 ) Steht eine Reihe großer eiferner Behälter^ die mit warmem Waffer befchickt und durch Dampfrohre warm erhalten werden. Heberartige BerbindungSrohre leiten die Flüffigkeit abwärts auS einem Kafteu iu den andern; fie fiud fo eingerichtet daß fie die Lange ^ die fie an der Oberfläche deS einen KaftenS entleeren in der Nähe deS BodenS vom nächßen höher Stehenden entnehmen müffen. Kleinere Vlechkäften die Siebartig durchlöchert Sind nnd die gepulverte SchmelzmaSfe enthalten find der Reihe nach an Trag* hölzern in die Vehälter eingehängt nnd reichen etwa bis ans deren halbe Tiefe hinnnter. Denken wir nnS nnn die AnSlauguug im Gange — und Sie Wird weuigSteuS acht Tage lang darin uuanSgefetzt erhalten — fo werden wir iu allen Behältern .Lauge finden und zwar im oberften die schwächste^ Weil alles nene WafSer nur hier zugeleitet wird. Bon hier anS geht die Flüffigkeit allmählich durch aUe Vehälter ^ kommt mit fämtlichen darin hängenden Sieben in Berührung und fließt anS dem letzten als gefättigte Löfnng ab. Die Siebe machen ihrerfeitS ebenfalls einen Weg^ aber dem der Lauge entgegengefetzt. I m m e r nach 4 — ^ Stuuden Werden diefelben nämlich nmgehängt^ fo daß jedes nm einen Kaften oder ein Fach weiter rückt Damit wird unten in der ftärkften Lauge^ eiu platz leer^ uud hier* her kommt ein Sieb mit neuer Befchickung^ auS welchem die fchou ziemlich gefättigte Flüffigkeit immer noch etwaS anfzUUehmeU Vermag. DagegeU wird daS zu oberft über* flüffig gewordeue Sieb eutfernt und fein jetzt Völlig ausgelaugter Inhalt weggeworfen wenn nicht nach nenerer Praxis noch der Schwefel (f. d.) daraus abgefchieden werden foil. Die Vom AuSlaugeapparat kommende ge* fättigte Lange wird nnnmehr abgedampft Nach älterer Art Verfiedet man fie zu diefem Zwecke genau fo^ wie in Salzwerken die Sole^ in eifernen Pfannen die Von nnten geheizt Werden; gegenwärtig jedoch hat die Verdampfnng dnrch Oberfener den Vorzug. Die Laugenpfannen Stehen in einem Flammofen der mit KokS gefpeist wird^ da diefe die reinlichfte Flamme geben. Flamme und Feuergafe fiud durch deu gedrückten Vau deS OfenS genötigt dicht über die Oberfläche der Lauge hin* ZuStreichen WaS ein fehr lebhaftes Sieden und Verdampfen bewirkt. I n manchen Fabriten ift der Schmelzofen mit den Verdampfungsapparaten fo Verbunden daß für letztere kein besonderes Feuer nötig ift^ Sondern die auS erfterem abziehende Hitze anch für den zweiten Zweck genügt. Die Abdampfung Von oben gewährt große Begnemlichkeit für die gewöhn* liche Pfannenheizung e denn da bei ihr der Voden der Pfanne kaum warm wird^ fo bildet fich dafelbft auch nicht die harte Salzkrufte ^ deren beftändige Anfftörnng bei der alten Methode fo Viel Arbeit machte; daS Sodafalz fcheidet fich vielmehr in einzelnen kleinen Kriftallen ab^ die fich ruhig zu Voden fetzen nnd die man zeitweilig mittels einer Krüde herauSfchafft (auSfoggt). Zugleich läßt man nene Rohlauge zufließen fo daß diefer Betrieb oft wochenlang kontinuierlich fortgeführt wird. DaS AuSfoggen findet gewöhnlich innerhalb 2 4 Stunden viermal ftatt. Vom Beginn der KriftaUifatiou bis zu eiuem gewiffen Punkt derfelben fcheidet fich saft reineS kohlenfanreS Natron auS^ welches man als befte Ware Vorwegnehmen kann uud daS den Namen gereinigte w a f f e r f r e i e S o d a führt obgleich fie noch etwas wafferhaltig ift. ES bedarf dann keiner Unterbrechnng mehn fondern man kann nnn mit dem Abdampfen fortfahren bis die Menge der Vernnreinigenden Salze in der Mntterlauge fo groß wird^ daß die Sodakriftalle nicht mehr genügend rein zum Vor* Schein kommen nnd kann daS zuletzt erhaltene ^ mit den Unreinheiten der Lauge behaftete feuchte Salz weiter zu Gute machen. ^ DaS anS den Abdampfepfannen gezogene Salz läßt man fo weit als möglich abtropfen und befördert ^aS Ausziehen der Mutterlauge fchließlich durch Anfgießen Von etwaS kaltem Waffer. Borteilhaft uud auch fchon Vielfach in Anwendung ift daS ^erauSfchleuderu der Mutterlauge auf der Zentrifugaltrockeumafchine. Um die feuchte Salzmaffe nicht allein zu trockuen fondern auch daS KriftallwaSSer auszutreiben wird fie wieder mit Hitze ^ am

884 Alann^ ^oda und Salpeter. gewöhnlichen in .einem Flammofen behandelt waS daS Kalzinieren heißt. Die Temperatur wird hierbei nicht fo hoch gefteigert daß die Soda Schmilzt Vielmehr hält man die Hitze deS Schmelzenden BleieS Sür die beSte. Während der Vearbeituug muß die MaSfe fortwährend gerichrt uud geweudet Werden und Sie erscheint nach diefer Behandlung als ein Ziemlich Weißes Pulver e d. i. kalzinierte S o d a . Die MaSSe hat durch daS Kalzinieren nicht nur ihr Waffer Verloren fondern ift auch in ihrem Gehalte Verbeffert worden. Durch den Einflnß der durchzieheuden Luft der Wafferdämpfe und der Kohlenfäuree Welche daS Feuer anSSendet ift daS in der MafSe noch enthaltene SchWeSelnatrium oxydiert und teils in fchwefelfanreS^ teils in kohlenSaureS Ratron e der Atznatrongehalt gleichSaUS in kohlenfanreS Ratron Verwandelt worden.

Die kalzinierte S o d a in reinerem oder unreinerem Zuftande ( 8 — ^ 5 Prozent fremde Salze enthaltend) bildet die ^auptmaffe der Fabrikation und deS technischen Verbrauchs^ für Welchen fie gewöhnlich nnr noch gemahlen nnd geSiebt wird. ES wird aber auch nicht wenig k r i f t a l l i f i e r t e Soda Verbraucht. Diefe wird dargefteUt indem man daS kalzinierte Salz in möglichft wenig heißem Waffer wieder auflöft die Lauge klärt und dann daS Salz herauSkriftallifieren läßt. Oder man umgeht auch wohl daS Kalzinieren und läßt dafür die Vom erften Abdampfeu gewonnene rohe Soda längere Zeit der Luft auSgefetzt liegen um der anhängenden Mutterlauge Kelegenheit zu geben fich mit Kohlenfäure zu fättigen. Ift diefeS Salz oder die kalzinierte Soda im heißen Waffer gelöft fo läßt mau die Löfung einen Tag in R n l ^ damit die Unreinheiten fich abfetzen fiedet fie dann iu Keffeln noch weiter ein und läf^t die Lange in große e flache eiferne KriftaUifierpfannen laufen. Die PSannen werden VoUauS geSüUt So daße Wenn mau eiSerue Stäbe gnerüber l e g t dieSe mit der FlüSSigkeit in Berühruug Sind. Die Stäbe gebeu deu Anhaltpuukt Sur die fich bildenden KriftaUe^ die^ öfter bis zu Fußlänge anwachfen. I n 9 — 1 0 Tagen je nach der Luftwärme^ ift daS S a l z auS der Mutterlauge herauSkriftaUifiert währeud die Üureiuigkeiten iu diefer zurückbleiben. DieS ift uuu jeue Soda^ welche faft iu jedem Kramladen zu baben ift. Die Hausfrauen und Wäfcherinnen kaufen ganz allgemeiu nnr diefeS uud nicht daS kalzinierte Salz^ weil diefeS allem nur im Kleinhandel geführt wird. Obwohl bei gleichem Kewicht daS letztere ziemlich daS Doppelte koftet ift die größere Wohlfeilheit deS erfteren doch nur fcheiubar^ denn daS kriftallifierte Salz enthält trotzdem eS in harten trockenen KriftaUen erfcheint weit über die Hälfte (^8 Prozent) Waffen nnd fo lanfen uäher befehen die Preife ganz auf eins hiuauS. Veim Liegen an der Lnft verlieren die anfangs durchsichtigen SodakriftaUe ihre Dnrchfichtigkeit nnd zugleüh einen Teil ihreS KriftallwafferS; fchließlich zerfallen fie zu einem weißen Pulver nnd enthalten dann nur noch halb fo viel Waffer wie anfangs. Für manche Zwecke^ zumal für die Fabrikation gnten Weißen KlafeS^ ift die gewöhnliche Soda noch nicht rein genng nnd mnß r a f f i n i e r t werden WaS nnr in einer Wiederholung der früheren Bearbeitnng befteht. Bringt man gnte kristallisierte S o d a wieder inS Feuer nnd treibt ihr daS KriStallifationSWafSer auSe fo erhält man wie fich denken läßt befte kalzinierte; ebenfo lafSen fich auS dem oben erwähnten beVorzngten Produkt der gereiuigteu waSferfreien S o d a die beiden gewöhnlichen Sorten befonderS rein darfteUen iu* dem mau jeueS eutweder kalziniert oder auflöft uud wieder kriftaUifiereu läßt. Die M n t t e r l ä u g e n welche fowohl bei dem AbdampSnngS* als KriftaUiSationSprozeß übrig bleiben enthalten neben den fremden S t o f f e n noch Ratron genug ^ daß eS fich verlohnte fie Weiter zu Verarbeiten. Man mischt die FlüSSigkeiten fo weit mit Kohlenklein und

Sägespänen daß Sich Klumpen daranS Sormen laffen Welche man dnrch Trocknen und Kai-

Zinieren noch anf eine geringe Sorte Soda Verarbeitet.

I n gleicher W e i f e wie die PottaSche dnrch Atzkalk in Atzkali^ Wird anch die Soda in Atznatron (Ratronhydrat Ratrinml^dro^yd) umgewandelt nnd Sur Seifenfiedereien Vleichereien Vereitnng Verschiedener Chemikalien u. f. w. als befondereS Fabrikat in den Handel gebracht^ Sowohl in F o r m ftark konzentrierter Lange als zu einer Seften weißen Maffe ein* gedampft; man kann fogar annehmen e daß Atznatron in Viel größeren Mengen Verbraucht wird als Atzkali. Ein neuerdings in Gebranch genommenes^ Viel Bequemlichkeit bietendes Material zur Gewinnung reiner S o d a und reinen Ätznatrons ift daS Mineral K r y o l i t h ; daSfelbe hat

Die Soda. 401 Sich bis jetzt nur bei I v i t n t an der Arkfutbucht im Südlichen Grönland gefunden; eS wurde Schon 1795 Von Schumacher entdeckt nnd Von d^Andrada^ wegen feiner Ähnlichkeit mit EiS^ EiSftein oder K r y o l i t h genannt. Eine chemische Unterfnchnng Von A b i l d g a a r d Zeigte^ daß auS diefem Minerale Flnßfäure^ Thonerde und ein Alkali^ welches Sür Kali ge* halten wurden zn gewinnen Sei. Klaproth wieS jedoch nach^ daß diefeS Alkali Natron ift^ Weitere Untersuchungen Von Vaugelin^ V e r z e l i n S und DeVille Stellten die genane quantitative Znfammenfetznng diefeS Minerals als eine Verbindung Von Flnornatrium mit AlnmininmfeSguifluorid unzweifelhaft feft. Faft ein halbes Iahrhundert Verstrich jedoch bevor die Wiffenschaft zeigte^ welche große Bedeutung der Kryolith für die Industrie habe; 1 8 4 9 wies I . ThomSen in Kopenhagen nach^ daß der Kryolich mit Leichtigkeit durch Kalk und Kalkfalze fowohl auS trockenem^ als auch auf naffem Wege zerfetzt werde^ und anf diefer fo Spät erSt gemachten Veobachtnng beruht die ganze Kryolichindnftrie. 1 8 5 4 wnrde die erSte größere Sendnng von 56 Tonnen nach Dänemark gebracht; seit diefer Zeit find über ^OOOOO Tonnen (^ulOOO^g) Von Grönland anSgeSührt worden. Von der jährlichen AnS* Snhr erhält kontraktmäßig Amerika ^OOO und Europa 4 0 0 0 Tonnen. I n Amerika wird der Kryolith erft feit 1 8 6 5 Verarbeitet; in Europa Verwenden ihn vier Fabriken. Hierbei wird durch den Kalk fowohl daS Flnornatrium als auch daS AlnmininmfeSguifluorid (Fluor* alumininm) zerfetzt; der K a l t auS EaleiummetaU und Sanerftoff beftehend^ gibt feinen Sanerftoff an daS Natrium ab und bildet Ratriumo^yd (Natron^ während daS Ealeium Sich mit dem Flnor Verbindet. Ebenfo nimmt ein andrer Teil deS in dem zugefügten Kalk enthaltenen EaleinmS daS Fluor deS FlnoralnminiumS auf und bildet ebenfalls wieder Flnorealeium^ Wahrend der Sanerftoff diefer Kalkpartie Sich mit dem Aluminium zu Aluminium* o^yd (Thonerde) Verbindet. D a der Kryolith eifenfrei i f t fo erhält man^ wenn man auch einen eifenfreien Kalk zur Zerfetzung deSfelben benutzt hierbei eine eifenfreie Thonerde^ waS Sür die Bereitung Von fchweSelf aurer Thonerde und Von Alauu Von Wichtigkeit iSt. Auf diefe Weife erhält man demnach Natronlange^ die durch Einleiten Von Kohlenfäure in Soda* lauge verwandelt werden kann. Vei der Zerfetznng deS KryolichS auf trockenem Wege erhitzt man denfelben nnter Vermeidung einer Schmelzung mit Kreide (kohlenfaurem Kalk) bis znr Rotglülchitze; eS bildet fich in diefem Falle eine Verbindung Von Thonerde mit Natron (Natrinmalnminat^ und Flnorealeium; die geglühte Maffe wird mit Waffer ausgelaugt^ wobei daS Thonerde* natron fich löft^ während daS Flnorealeium zurückbleibt. Die Löfung deS TbonerdenatronS wird dann durch Einleiten Von Kohlenfäure (welche man durch Verbrennen Von KokS erhält^ Zerfetzt und in kohlenfaureS Natron (Soda^ und fich abfcheidendeS Thonerdehydrat Ver* wandelt. DaS früher einen wertlofen Abfall bildende Flnorealeium wird jetzt in der GlaS* fabrikation mit Verwendet. Bei dem befchränkten Vorkommen deS KryolichS und der großen Entfernung Grönlands läßt fich jedoch VorauSfagen^ daß die Fabrikation Von Soda auS diefem Mineral eine großartige Ausdehnung nicht gewinnen wird^ und daß man daS intereffante Mineral mehr der Thonerde und deS Aluminiums als deS Natrons wegen Verarbeiten wird; befonderS da in den letzten | a h r e n ein neneS Verfahren der Sodafabrikation^ daS fogenannte A w m o n i a k * S o d a V e r f a h r e n ^ aufgekommen i f t nach welchem fchon viele Fabriken in Belgien nnd Dentfchland arbeiten^ dem LeblaneVerfahren ftarke Konkurrenz machend. Man war fchon feit langer Zeit bemüht ^ ein Verfahren zu finden ^ d i r e k t auS Koch* falz (Ehlomatrium) S o d a herzuftellen^ ohne daß man nötig hat^ daSfelbe erft in Sulfat (fchwefelfaureS Natron) zu Verwandeln^ und eS find auch eine große ^ahl Von Vorfchlagen und Verfucheu gemacht worden^ die fich jedoch fämtlich in der Praxis nicht bewährt hatten; daS Ammoniak*SodaVerfahren fcheint jedoch ein folcheS zu fein^ welches fich in der Praxis ZU halten Vermag^ wenigftenS in Dentfchlant wo man daS Leblanefche Syftem mit den koft* fpieligen rotierenden Ofen nnr feiten betreibt die man in England natürlich nicht gern wieder Verlaffen wird. D a S Ammoniakverfahren gründet fich auf die fchon längSt bekannte Thatfache^ daß eine konzentrierte Ehlornatriumlöfung dnrch doppeltkohlenfaureS Ammoniak fo zerfetzt wird^ daß fich doppeltkohlenfaureS Natron und Ehlorwafferstoffammoniak bilden^ Von welchen daS entere Sich anSfcheidet während daS letztere gelöft bleibt. DaS Ehlor* Wafferftoffammoniak (Salmiak oder Ehlorammonium) wird dann durch gebrannten Kalk

Alaun^ ^oda und Salpeter^ Zerfetzt und z^ar fo^ daß Ammoniak in Freiheit gefetzt und wieder gewonnen wird^ fo daß mau nur notig hat^ diefem wieder KohlenSäure zuzuführen ^ um eS wieder zur Versetzung neuer Mengen von Kochsalz zu verwenden. DaS Von der Salmiatlöfuug getreuute doppeltkohlenfanre Ratron wird durch Glühen in einfachkohlenfanreS Ratron (Soda) Verwandelt^ Wobei eS die Hälfte feiner KohlenSäure Verliert. DiefeS Verfahren Stellt demnach einen fortwährenden Kreislauf dar^ bei welchem daS Ammoniak immer wieder gewonnen wird und als einziges AbSaUprodnkt nur Ehlorealeium^ Von der ^erfetzung deS Ehlorammoniun^ durch Kalk herrührend^ auftritt. Schon im I a h r e 18^8 ließen fich die beiden Engländer ^ a r r i f o n D y a r und lohn Hemming auf dieses Verfahren ein Patent geben; man Verfprach fich auch große Erfolge^ allein die Sache kam bald wieder inS Stocken ^ da in jener ^eit daS Ammoniak noch nicht maffenhaft und wohlfeil genug zu befchaffen War und auch die mechanifchen Einrichtungen noeh nicht als genügend fich erwiefen. Auch wies Anthon nach daß ein nicht unbetrachtlicher Teil deS KochfalzeS der ^erfetzung hierbei entginge. Erft durch die Bemühungen Von Türks S c h l ö f f i n g ^ Marguerite^ de SourdeVal^ I a m e S ^ o u n g ^ ^onigm a n n und G e r l e n h o f e n namentlich aber Von SolVey^ nach welchem auch daS Verfahren meiftenS benannt wird^ Wurde das Ammoniak- SodaVerfahren fo weit ausgebildet^ daß eine allgemeinere Einführung deSfelben ^latz greifen konnte. Die Ammoniakfoda Zeichnet fich durch einen hohen Grad Von Reinheit auS^ da Sie meiStenS 9 8 ^ 9 9 Prozent reineS Natriumkarbonat enchält. Wir haben unS mit der Soda fehr ausführlich befchäftigt^ Weil ihre Fabrikation^ Hand in ^and gehend mit der DarfteHnng Von Salzfänre^ Glauberfalz^ Ehlorkalk und andern ungemein wichtigen Artikeln^ fo recht eigentlich den Kernpunkt der technifchen Chemie bildet. Die GlaSfabrikation und die Seifensiederei hängen Von der billigen MaSSenerzeugung der Soda ganz direkt ab^ und welche Bedeutung für daS merkantile nicht nnr^ Sondern für daS wiffenfchaftliche und Sittliche Leben dieSe beiden Indnftriezweige haben ^ brancht wo^ nicht erSt erklärt zu Werden. DoppeltkohleuSaureS Ratron. T a S doppeltkohlenfanre Ratron (Natronbikarbonat oder Ratrinmdikarbonat) iSt ein bekannter Hausfreund geworden durch Seine Mitwirkung be^ der Erzeugung kohlenSanren WafferS. Ebenfo dient eS zur ^erftellung andrer mouffierender Getränke^ künftlicher Mineralwäsfer^ BrauSepulVer ^ MagenpulVer oder eigentlich^ wenn eS Zu häufig und in zu großer Menge genoffen Wird^ MagenVerderbepnlVer (BnllrichS Salz)^ DaS fogenannte S o d a w a f f e r ift kohlenfaureS Waffer^ in welchem etwaS doppeltkohlenfanreS Ratron gelöSt iSt; serner iSt daS Natriumdikarbonat ein Bestandteil fehr vieler Mineralwäffer^ namentlich der fogenannten Säuerlinge. Bon der Soda unterscheidet fich daS letztere durch nichts als durch einen doppelt So großen KohlenSäuregehalt^ nnd eben dieSer bewirkt den milberen nnd beeren GeSchmack im Vergleich zu der ungenießbaren Soda. Der zweite Anteil S ä u r e läßt Sich aber der kristallisierten Soda leicht einverleiben; eS iSt nur nötig^ daß man daS Salz eine Zeitlang in einer AtmoSphäre Von KohlenSäure liegen läßt. Man hat dazu paarweiSe gemauerte Kammern^ damit man den KohlenSäureftrom in die eine leiten kann^ während man die andre räumt und neu beschickt. I n den Kammern liegt daS angeSenchtete Salz auS mit Leinwand beSpannten Rahmen geschichtet. Indem eS die KohlenSäure aufnimmt^ läßt eS Von feinem KriStaUiSationSwaSfer ^ fahren^ diefeS träufelt ab und weil eS dabei S a l z in Auslofung mitnimmt ^ Stellt eS eine gute^ wieder Verwendbare Sodalauge dar. Eine chemische Probe zeigte Wann die Umwandlung deS SalzeS beendet ift. Man bedarf alfo neben den Kammern nur eines EntwickelungSapparateS für Kohlenfanre^ die man auS Kalkftein durch Übergießen mit Salzfäure gewinnen kann^ uud hierzu ift die Schwächste^ die SouSt kaum zu Verwenden wäre^ anwendbar. ^er Salpeter. Der weitere Verkehr mit unSern beiden Bekannten ^ dem Kali nnd Natron^ Sührt uuS jetzt in eiue F^brik^ Vor deren Großartigkeit Sämtliche technische Institute der Welt in nichts Verschwinden: wir meinen die Salpeterfabrikation ^ die Bildung Von Salpeterfäure und falpeterfanren Alkalien (Nitraten^ welche die Ratur unauSgefetzt auf eigne ^and betreibt. DaS Lokal diefer Fabrik ift nicht kleiner als SaSt die ganze SeSte Erdvberfläche und hat überdies zwei Stockwerke^ den Erdboden und den Luftkreis.

Die ^alpeterer^eugung. 408 Die atmofphärifche Luft befteht bekanntlich auS zwei gasartigen Elementen e Stickstoff und Sanerftoffe genan diefelben welche in einer nnfrer ftärkften Sänren der S a l p e t e r * Säuree enthalten find; der Unterfchied ift nnr der^ daß in der Lnft die beiden Elemente bloß gemifchte in der Salpeterfäure dagegen chemifch miteinander verbnnden find. Welche Eigenschaften die Salpeterfäure hat nnd wie wir fie u n s darftellen darauf kommen wir fpäter zu fprecheu; vor der Haud haben wir ihre Entftehung in der Ratnr zu betrachten. Eine chemifche Vereinignng der beiden Elemente StickftoSf und Sanerftoff findet erwiefenermaßen regelmäßig im Luftkreife ftatt aber in fo geringem Maßftabe^ daß erft der wiffen* fchaftlich gefchärfte Vlick die Vorgänge erkennen nnd beobachten konnte. RichtSdefto weniger Wird dnrch die Unanfhörlichkeit nnd dnrch daS Überallstattfinden die MafSenproduktion eine fo ungehenre^ daß Sie dem gewaltigen Vedarfe deS natürlichen KreiSlanfS Vollständig genügt I m Regen* nnd SchneewaSSer läßt Sich Salpeterfäure ^ Wenn man große Mengen davon eindampft deutlich nachweifen; fie erfcheint indes nicht in freiem ^ S t a n d e ^ Sondern gebunden in der Regel an Ammoniak. I m Gewitterregen iSt der Gehalt am stärksten ebenSo in dem Regen der zuerst nach längerer Trockenheit SäHt. Wird aber Salpeterfänre a u s der Luft herniedergeführte fo mnß fie oben anch entstanden feine denn anS dem Vodeu

kann fie nicht stammen Weil Sie hier niemals im Sreien Zustande vorkommt noch Vorkommen kann. Tie K r ä f t e Welche im Luftmeer Teilchen Von S a n e r * nnd Stidftoff zu Salpeterfänre Zufammenbindet ift die Elektrizitäte alfo der Vlitz nnd überhaupt die elektrifchen SpannnngS* Verhältniffe. AlS TaVy durch gewöhnliche e nnter einer GlaSglode befindliche Lnft eine Reihe elektrifcher Funken hatte fchlagen laSfen erhielt er Salpeterfänre e denn die mit ein* gefperrte Lösnng Von ^itzkali batte fich teilweife in Salpeterlösnng Verwandelt. AnderS Verhält eS fich mit dem Ammoniake der süchtigen Verbindnng Von alkalifcher Natnre welche anS 1 Atom Stickftoff nnd 8 Atomen Wafferftoff beSteht ( ^ ) e und die in WäSSeriger Löfnng allen unfern Lefern nnter dem Namen Salmiakgeift bekannt ift. ES wird zwar von der Salpeterfänre anS der Höhe mit h i n a b g e f ü h r t e entstammt aber anf aUe Fälle den unteren R e g i o n e n e denn die Rafe belehrt unS in Ställen frifch bedüngten Feldern und anf Abtritten hinlängliche daß bei der Fäulnis animalifcher Abfälle AmmoniakgaS (kohlenfanreS) in Menge in die Lüfte geht obgleich der Landwirt diefen wertvollen Dünger* beftandteil gar nicht gern ziehen laffen mag. Da erfcheint denn die SalpeterfäurebiIdnng in der Lnft als eine doppelt wohlthätige Veranftaltung der natürlichen WohlSahrtSpolizei: Sie SchaSft daS Ammoniak aus einem Bereiche^ wo eS nichts nützt dahin wo es nutzen kann d. ^ fie wirkt zugleich luftreinigend nnd bodendÜngend. Der S t i c k f t o f f e Welcher namentlich in den Samen der Pflanzen in größerer Menge als in andern Teilen derfelben Vorkommt und als RahrnngSmittel zur Bildung der tierifcheu ftickftoffhaltigen Verbindungen Verarbeitet W i r d e wird folchergeftalt i n einem ewigen Kreislaufe herumgetrieben iu welchem er regel* mäßig wieder iu die Zwifchenphafen Von Ammoniak oder Salpeterfänre tritt e ganz in ent* fprechender A r t e wie die kohlenstoffhaltigen Verbindungen anS der Kohlenfänre entftehen und in diefelbe bei ihrer Zerfetznng wieder zurückgehen. Die auffallend günftige Wirkung eines Schönen Gewitterregens auf die Pflanzenwelt mag Sich daher w o h l auch VorzugSWeife anS feinem Reichtum an Salpeterfänre und Ammoniak erklären laffen. Übrigens bleibt auch eine direkte Umwandlung deS in die Lnft gelangten Ammoniaks in Salpeterfänre dnrch Oxydation (Sanerftoffanfnahme) noch denkbare bei welcher Salpeter* fänre nnd Waffer entftehen. Triefe Verwandlnnge die fich dnrch daS Experiment leicht be* werkftelligen läßt fpielt wahrfcheinlich bei der Salpeterfänre im Voden die Hauptrolle^ So daß die meifte oder aUe in diefem erzengte Salpeterfänre erft Ammoniak gewefen welches durch hinzutritt Vou Sauerftoff in Salpeterfänre umgemünzt worden ift. ^ie ^alpeterer^eugnng im Voden erscheint a b e n als eine weitaus maffenhaftere^ Wenn anch nicht zu Vergeffen ift ^ daß die atmofphäriSche Fabrikation eine a U n m f a f f e n d e e die terreftriSche dagegen n u r an die Ortlichkeiten gebunden ifte wo die Bedingungen der Salpeterbildnng fich zusammenfinden. Diefe Bedingungen aber find folgende: 1) Borchandenfein faulender ftickftoffh altig er Subftanzen vorzüglich alfo^ als die StickStoSfreichften tierifcher nnd menfchlicher Abgänge; 2) Gegenwart Von Alkalien oder alkalifchen Erden; 8) leichter ^n* tritt der Luft ^ alfo Porofität deS falpeterbildenden Materials; 4) Feuchtigkeit e jedoch ohue

404 Alaun^ Soba und Salpeter^ einfchwemmendeNäfSe; 5) Wärme^ und endlich 6) als ein gutes UnterftützuugSmittel^ HnnmS. Hiernach kann man Schließen^ daß fchon jeder kultivierte oder überhaupt fruchtbare Voden eine mehr oder minder auSgiebige Salpeteranlage VorfteHt^ denn aUe ausgezählten Ve* diugungen finden Sich bis zu einem gewiSfen Grade in ihm Vereinigt. Auf Düngerftätten^ in Kompofchaufen^ Ställen und andern ähnlichen Lokalitäten treten die Umftände allerdings günstiger zufammen^ und daher geht hier aueh die Fermentation nnd Salpeterbildnng ent* Sprechend lebhafter Vou Statteu. Wo eS auS künftliche Gewinnung Von Salpeter abgefehen i s t in den fogenannten S a l p e t e r p l a n t a g e n ^ beSteht daS KünStliche eben nur darin^ daß mau die geeigneten StoSfe zufammenbringt gehörig mifcht nnd abwartet; die Hauptfaches die Salpeterbildnug ^ beforgt die Ratur immer SelbSt uud gauz ebeufo wie da^ wo fie auS Sreier Hand^ ohne menfchlicheS Zuchnn^ arbeitet. | u warmen ^ fruchtbaren Ländern kann sich in dem reichen ^ Von der Ratnr fort nnd fort gedüngten Voden fogar bedentend mehr Salpeter Von felbft erzeugen uud aufammeln^ als in kühleren Gegenden auf künftlichem Wege ZU befchaffen ift So daß daS Produkt dort nach dem Aufhören der Regenzeiten in AuSblühuugen reichlich zu Tage tritt. Die Gewinnung gefchieht dann wie die deS NatronS fehr einfach dnrch Auslaugen der falpeterreichen Erde und dnrch Eindampfen der Flüffigkeit. I n folchem Falle befindet fich z^ V. Ungarn^ daS den Vedarf OfterreichS deckte Spanien nnd ^gypten^ Vor allen aber daS fenchcheiße Oftindien. Hier^ namentlich in Bengalen^ wo die tropische Ratnr mit einer Energie Ratnrgebilde fchafft nnd wieder zerftört^ Von der der Nordländer kaum eine richtige VorfteHung gewinnen kann^ ift der Voden So falpeterreich^ daß die Brunnen davon fa^ig fchmecken und fchon daS bloße BrnnnenWaSSer einen kräftigen Dünger^ namentlich für Körnerfrüchte^ abgibt. Oftindien war denn eine Zeitlang anch die Quelle^ auS welcher faft ganz Europa mit Salpeter Verforgt Wurde. Die einheimifche Erzengung Von Kalif a l p et er (Kalinmnitrat) in Salpeterplantagen hat anch gegenwärtig größtenteils aufgehört nnd befteht nur noch etwa in Polen uud Schweden^ wo die Bauern fich feit lauger Zeit mit diefem Gefchäft befaffen. Statt der früheren plantagen finden wir dagegen jetzt in Europa Anftalten zum Raffinieren deS indifchen RohfalpeterS und zum Umbilden deSchilefchenNatronfalpeterS in den gewöhnlichen Kalifalpeter^ der allein nur zur Fabrikation deS SchießpnlVerS Verwendet wird. Tiefe letztere Induftrie und daS fchon befprochene maffenhafte Vorkommen Von Kali in dem Staßfnrter Salzlager haben ihrerseits den Markt für den indifchen Salpeter befchränkt. Zn beklagen ift diefe Änderung der Dinge eben nichts denn die einheimifche Salpetergewinnuug Verringerte die Düngermaffe^ die nnfre jetzige Landwirtfchaft für ihre Felder fo notwendig brancht und Von Welcher fie ohnehin nicht fo leicht genug hat. I n Frankreich w a r zur Zeit der Revolution die Gewinnnng deS SalpeterS befonderS befchwerend dadurch^ daß die Regieruug^ um ihrem Bedarf an Schießpulver zu genügen^ ein Z^oangSrecht auf aUe Salpetererde ausübte. Durch befondere Augeftellte wnrde anf deu Gehöften die Erde der Ställe ^ Miftftätten n. f. w. unterfucht Wenn probehaltig be* fuuden ausgelaugt und darauf wieder an Ort und Stelle gebracht; auf diefe Weife foHen jährlich gegen 4 Millionen Pfnnd gewonnen Worden fein. Ohne anf den Veralteten Plantagenbetrieb näher einzugehen^ fei zur Erläuterung nnfreS GegenftandeS nur noch Folgendes bemerkt. Damit eine Salpeterbildung überhaupt Stattfinden könne ^ mnß eine V a S i S Vorhanden fein^ mit welcher fich die entftehende Sänre fogleich zu einem Salz Verbinden kann. I n den Plantagen gab man daher möglichft Viel kalchaltige Stoffe in die Gärhanfen^ aber anch noch Kalk zur Aushilfe ^ damit fich WenigftenS Kalk* Salpeter bilden konnte. | m natürlichen Salpeterboden iSt anch nicht lauter Kali zu erwarten^ fondern daneben K a l t Magnefia^ Ratron ^ die Sich aUe mit der Salpeterfäure Verbinden werden. Um nnn aUe diefe in der erften Lange enthaltenen Salze in Kalifalpeter zu ver* Wandeln ^ ift nur erforderlich^ daß man der Lauge Pottafchenlöfung (kohlenfanreS Kali) Zufetzt ^ folange dadurch ein Riederfchlag erzeugt Wird. Dnrch chemifchen AnStanfch der Stoffe entfteht nämlich auS dem Kalinmkarbouat (kohlenfanrem Kali) und Ealeinmnitrat (falpeterfanrem Kalk)^ Kaliumnitrat (falpeterfaureS Kali) und Ealeiumkarbonat (kohlenfaurer Kalk)^ Welches letztere als Weißer unlöslicher Abfatz fich auSfcheidet; ganz daS Gleiche ge* fchieht mit demMagnefiafalz^ nur daß hier kohlenfäure Magnefia^ ein gleichfalls nnlöSlicheS

Salpeterer^euguug. 405 Pulver^ gebildet wird. Der Natronfalpeter endlich^ deffen Onantität gering i f t Verwandelt fich mit dem kohlenfanren Kali ebenfalls in Kalifalpeter uud kohlenfanreS Natron. Diefe Behandlung der Lauge heißt daS Vrechen. Es wird erSpart wenn man der Salpetererde Vor dem Auslaugen eine hinreichende Menge HolzaSche zufetzen kann. DieSe gibt ihre PottaSche her^ welche die Umwandlung gleich auf dem Filter bewirkt Der Kalk hat ein ganz befondereS Vermögen die Stickftoff- und SauerftoSfbeftand* teile in Kompofchaufeu oder Sonstwie chemifch zu binden uud Kalkfalpeter zu bilden. I n Indien gewinnt man Solchen nicht nur auS Pflanzenboden fondern auch auS gewiffen Kalk* Steiuhöhlen und in Vegieu beSteht ein ähnliches Verhältnis. Dort finden fich drei Höhen* Züge eines höchst boröfeu PolypenkalkS^ der an Sich Schon falpetechaltig i f t aber Seine kon* denSierende Kraft erft VoU entwickelt wenn er gepulvert iu die Seuchten Kompofchaufen mit eingefchichtet wird. Hier geht auf Koften der Luft die Salpeterbildung ^ alfo die Bereiche* rung deS Düngers mit Stickstoff^ äußerft kräftig Vor fich. DiefeS Mineral leistet daher der belgischen Landwirtschaft bedeutende Dienfte^ befondere Salpeteranlagen fcheint man aber dennoch nicht auf fein Vorkommen gegründet zu haben. Die auS natürlicher oder künftlicher Salpetererde gezogene Lauge muß^ um Sür Siedewürdig zu gelten ander SenkWage einen Gehalt Von mindestens 1 0 ^ 1 4 Prozent Salpeter anzeigen. Sie Wird dann in einem eifernen KeSSel über Feuer eingedampft. DaS EindampSen hat aber nicht bloß die KeWinnung deS SalzeS in Kriftallen ^ Sondern aueh eine Weitere Reinigung^ namentlich Von Kochfalz (Ehlornatrium) und von Ehlorkalium zur Folge. DaS Kochfalz^ und in etwaS Weniger Scharf auSgefprocheuem Krade daS Ehlorkalium befitzeu nämlich die Eigenheit daß fiedendeS WaSSer Von chueu nicht mehr aufzunehmen Vermag als kalteS; der Salpeter dagegen der Vou eiskaltem Waffer 7 ^ m a l fein eignes Gewicht WaSSer braucht um Sich aufzulösen braucht dazu vom fiedenden WaSSer nur Beim Erkalteu eiuer gefättigten heißen LöSnng von Salpeter uud KochSalz wird Sich alfo wohl der größte Teil deS erftereu SalzeS ^ aber nnr ein Sehr geriuger deS letztereu auS* Scheiden uud mau hat eS dnrch Wiederholung dieSer Operation in feiner Hand^ die Rei* nigung beliebig Weit zu treiben. Gewöhnlich aber befchränkt man Sich an den ErzengUUgS* orteU auf die DarfteUung des RohfalpeterS uud überläßt die uuumganglich nötige weitere Reinigung besonderen Anftalten. Znm Zweck der PnlverSabrikation mnß die Reinigung ^ daS R a f f i n i e r e n anfs änßerfte getrieben werden da fchon ein ganz geringer Reft von Kochfalz oder Ehlorkalium ein Feuchtigkeit anziehendes Pulver gebeu würde. Früher verließen fich die PnlVerSabriken nur feiten auf eiue fremde Raffinieranftalt fondem beforgten diefe Vearbeitung felbft fo baß daS Salpeterraffinieren faft ein integrierender Teil der Pnlverfabrikation war. Heut* Z u t a g e ift aber die befte Kaufware fo gnt raffiniert daß fie dem PnlVerfabrikanten völlig genügt. Außer zu Schießpnlver wird der Kalifalpeter auch noch in der Feuerwerkeret zu medizinifchen Zwecken und als ZuSatz zum Salz beim Einpökeln deS FleiScheS benutzt. Veim R a f f i n i e r e n benntzt man wieder die Verschiedenen LöfnngSVerhältniffe deS Salpeters nnd der Ehlorfalze. Tie vom Kochfalz faft völlig befreite Löfnng wird anfs nene unter Zufatz von Leim gefotten wobei ein reichlichen fleißig abznnehmender Schanm entfteht Dnrch den Leim wird die Lange entfärbt nnd Von den brannen organifchen Stoffen befreit. Nachdem die Flüffigkeit einige Zeit in einer Wärme von etwa 99^ der Riche nnd Klärnug Überlaffen gewefen wobei Sich uoch etwas KochSalz abfetzt^ wird fie Vorfichtig iu die KriftallifatiouSgefäße gegebeu. Hier erwartet man natürlich kein AuSfcheiden Vou Koch* falz^ fondern nnr SalpeterkriftaUe ^ nnd fügt daher der heißen Lange eine angemeffene Portion kaltes Waffer bei. Diefer einfache Kunftgriff gibt der Lauge gerade eiueu folchen Krad von Verdünnung^ daß daS dariu uoch befindliche Kochfalz iu Auflöfung bleiben kann und fich nnr Salpeter als feines KriftaHmeht weil man die Lange fortwährend umrührt in dem Maße abfetzt wie die Lange Verkühlt waS mehrere Stunden lang andauert. Gibt die Mutterlauge keine KriftaUe mehr hcr^ fo kommt fie zurück in die Rohlange ^ daS anSgekrüdte Mchl aber läßt man abtropfen nnd gibt es dann in die Wafchkäften. DieS find große e nach dem Voden hm enger Werdende Käften (f. Fig^ 802) mit Löchern dicht über demfelben die mit Korken Verftopft find. Man fehlägt die Käften gehäuft Voll Salpetermehl^

884 Alann^ ^oda und Salpeter. gießt mit einer Vraufe gefättigte Salpeterlöfuug auf uud laßt fie ein paar Stunden mit der Maffe in Berührung ^ worauf man die Pfropfen zieht und daS Flüffige ablaufen laßt. Die gefättigte Salpeterlöfuug kann keinen Salpeter mitnehmen^ Verdrängt aber die Mutterlauge s welche daS KochSalz enthalt. Diefe Wafchungen werden nach Bedarf mehr oder weniger oft wiederholt^ bei der letzten aber nimmt man nicht mehr Salpeterlöfung^ fondern ein wenig reineS WaSSer. Nachdem daS Salpetermehl mehrere Tage zum Abtropfeu iu den Wafchkaften geStanden s gibt mau ihm die Form^ in der eS in den Handel kommen SoH: man trocknet eS entweder auf beheizten Metallplatten unter beständigem Umrühren ^ damit eS Sich nicht klümperts und erhält eS So als Sandiges Pulver; oder man laßt eS bei möglichst geringer Hitze Schmelzen und gießt eS zu Broten auS^ in welcher Form der Salpeter am tranSportabelSten^ aber nicht zu allen ^wecken gut Verwendbar iSt. AIS Ladenartikel findet fich der Salpeter bekanntlich meistens in Form großer: KriStaHe. Tiefe erhalt man^ indem man Salpetermehl in heißem Wasfer biS zur Sättigung löSt und ungestört erkalten läßt. I n betreff der chemischen Konstitution deS KaliSalpeterS Sei bemerkt^ daß derfelbe in 1^0 Gewichtsteilen auS 4 6 ^ Kali und ^ ^ Salpeterfäure beftehtund ohne aUeS KriStaHWaSSer iSt; denn die geringe Menge Feuchtigkeit^ welche der groß kristallisierte Salpeter an Sich hat^ ist nur ein mechanisches Anhangfel^ Welches beim Kristallisieren zwischen den Säulensörmigen KriStaHSormen deS SalzeS eingefperrt wurde. ^atrou^lpeter^ Eine ebenfo merlwürdige alS rätfelhafte Erfcheinung bieten einige Gegenden der Reuen Welt: dort h^t die Natur in gewiffen Diftrikten^ wo zur ^eit alle Bedingungen der Salpeterbildung zu fehlen Scheinen^ ungeheure Borräte Von Natronfalpeter (falpeterfaureS Ratron^ Natriumnitrat) aufgefpeichert^ Der fchmale Strich Landes an der Westfeite VonSüdamerika^ den die Staaten Peru und Ehile einnehmen^ und der Weftlich Von der See^ öStlich Von dem Andengebirge begrenzt Wird^ bildet in dem füdlichften Teile Von ^ e r u und der Provinz Taragala eine lOOO ^n hohe Hochebene mit Steil abSaUender^ Sandiger KüSte. DiefeS Hochplateau iSt eine vollständige^ Sonnenverbrannte WüSte^ denn eS SäHt hier n i e m a l s Regen ^ der einen PSlanzenWuchS ernähren könnte^ Aber der Boden bietet andre Reichtümer: auf eine Erftreckung Von Wenigstens 8^ englifchen Meilen findet Sich Salpeter ( E h i l i f a l p e t e r ) in verschiedenen Ortlichkeiten angehäuft und in fehr Verschiedener Weife deS Vorkommens. Bald tritt er an der Oberfläche als AuSblühungen zu Tage^ die wie Schmutziger Schnee auSSehen^ bald liegt er in VertieSungen^ die ausgetrockneten Teichen ahnlich Sind und ein ^ — 8 crn Starkes Salvager haben. I n fohlen und KlüSten kommt der Salpeter in feften MaSSen Vor und wird Wie in einem Steinbruche durch Sprengen und LoShauen gewonnen ; auderSwo liegen die KriStaUe einzeln bei einander und bilden kaum 1 ^n unter der Oberfläche weithin Verlanfende Schichten^ die wie KieS aufgegraben werden. Der falzreichfte Strich iSt die Ebene Von Tamarugal^ nnd die Menge deS Sich hier Vor* findenden SalzeS ift eine So ungeheure ^ daß ganz Europa anf lange I a h r e hinaus feinen Bedarf Von da beziehen kaun^ und dazu finden Sich noch in der angrenzenden Wüfte Ata* kama^ welche zu Bolivia gehört^ ebenfalls Salpeterlager^ Vielleicht in nicht geringerer Menge. Hin und wieder finden Sich Statt Salpeterlager Solche Von Kochfalz^ und KochSalz iSt auch derjenige Stoffe Welcher die hauptfächlichfte Verunreinigung deS EhiliSalpeterS bildet. Als andre gelegentliche Beigaben finden fich Eifeno^yd und Iod^ letzteres in Form Von jodSaurem Ratron (Ratriumjodat)^ Glauberfalz^ Soda^ Ehlorealeium und borSaurer Kalk u. f. w. Hiernach ift der Salpetergehalt der RohmafSe ein Sehr Vermiedener und Variiert Von bis Prozent; für Viele ^wecke ift darum auch eine Reinigung durch Umkriftallifieren erforderlich. Welchen UmStanden daS Borkommen jener Salzreichtümer in So befchaffenen Gegenden zuzufchreiben fei^ darüber läßt fich nicht einmal eine planfible Vermutung aufstellen. Genug^ fie liegen da unter demfelbeu HimmelSftrich und in nicht gar weiter Entfernung davon liegen die Guanoinfeln^ zloei natürliche Schatzkammern ^ welche für die ^andelS-^ Industrie- und AckerbanVerhältniffe deS So entlegenen Europas eine zwar erSt in dem letzten Menfchenalter^ aber dafür fehr weitgehende Bedeutung erlangt haben ^ während man Schon Seit mehr als ja^ waS die GuanoinSeln betriff feit über ^ ^ Iahren um ihre E^iftenz Wnßte.

Verwandlung def RatronfalpeterS in kalifalpeter. 40^ Erft Von 1820 ab Wurden einige Schiffsladungen Ebilifalpeter VerfuchSWeife nach Eng* land gebracht ohne Abnehmer finden zu können ^ fo daß ^ man fie^ nm nicht noch den Z^H bezahlen zu müffen^ ins Meer warf. I n Rordamerika blieben die erften Verfuche ganz ebenfo erfolglos. Vald jedoch lernte man den Wert der Ware beffer würdigen^ und eS nahm mit den dreißiger Iahren ein regelmäßiger Handel feinen Anfang^ der feitdem Von Iahr zu | a h r geftiegen ift^ fo daß allein England imIahre 1 8 5 ^ fchon 800000 Rentner konfnmierte. Die Gewinnung diefer Ware an Ort und Stelle ift übrigens Von der Natnr nicht ganz So mnndrecht gemacht. Die Salpeterfnndorte liegen zwar nur wenige Meilen (10 bis 15 engl. Meilen) Vom Küstenrande einwärts^ aber die steile^ Sandige und klüStige^ oben noch überdies mit einem VergzUge gekrönte Küfte iSt So nnpraktikabet daß fich^ WenigftenS nach Südamerikanifchen Anfichten^ keine Ehanffeen anlegen IaSSen; der Salpeter wird daher anf gewundenen Saumpfaden Von Maultieren in Säcken herabgebracht und zwar gehen die Züge entweder nach dem Hafenorte Ignigne in P e r u oder nach Eoneepeion in Ehile; nach jedem diefer beiden einzigen VerfchiffungSpunkte Sind aber Von den GeWinnungSorten auS drei Tagereifen erforderlich. Unterwegs auf beiden Linien liegen zwei Siedereianlagen^ wo die Rohmaffe^ Ealiche genannt mit fiedendem WaSSer anSgezogen und die Lange durch Verdampfen kriftallifiert wird. Hier fiudet fich nicht einmal ausreichend daS dazu nötige Waffer; daS Trinkwaffer muß zn Schiffe auS andern Gegenden hergebracht werden ^ die Zum Raffinieren gebrauchten Steinkohlen kommen Von England nnd gehen Vom Hafen auS ebenfalls auf Maulefelrücken nach den Salinen. Unter folchen Verhältniffen iSt eS erklärlich daß der Transport der Ware Von den Fnndorten bis zum Hafen ganz ebenfoViel koftet^ wie die Verschiffung Von da um die Südfpitze Amerikas herum nach Europa. Dennoch ift daS Salz doch um Vieles wohlfeiler als der Kalif alpeter^ fo daß auch die Landwirtfchaft ihre Rechnung dabei Sand^ daSfelbe als Dünger zu Verwenden. F ü r chemifche Fabri* ken bildet der Ratronfalpeter (den man auch kubifchen oder Würfelsalpeter nennte obgleich er in Rhomboedern kriftaUiSiert) einen Sehr wertvollen Stoffe namentlich zur Fabrikation der Salpeterfänre und zum Gebrauch bei der Schwefelfäurebereitung^ zu beiden Zwecken natürlich erft dann^ wenn er Von Ehlorfalzen gnt gereinigt ift. Znr SalpeterSäurebereitnng eignet er fich fogar vorteilhafter als der Kalifalpeter^ denn 85 Gewichtsteile Natronfalpeter enthalten ebenfoViel S ä u r e wie 101 Teile Kalisalpeter. Zur PnlVerfabrikation dagegen ift daS Salz ungeeignet^ weil eS^ Wenn anch Von Kochfalz und andern fremden Stoffen gereinigt^ an der Luft feucht wird. DaS daraus bereitete Pulver brennt zu langfam ab^ und fo hat daS Salz nach diefer Seite hin nur für die Feuerwerkerei einige Bedeutung ^ wenn eS fich um langfam Verbrennende Sätze oder um einen fpezieUen Farbeneffekt handelt. Der Ratron* Salpeter färbt nämlich die Flamme pomeranzengelb. Verwandlung dr^ Natronfalpeter^ in ^ali^alpeter^ Durch chemifchen Austaufch läßt Sich der Natronfalpeter direkt in Kalifalpeter umarbeiten ^ und eS wird diefe Verwandlung in Raffinerien in großem Umfange ausgeübt. Nach dem älteren Verfahren löSt man in angemeffenen Mengen einerfeitS Ratronfalpeter^ anderfeits gereinigte Pottafche in möglichst Wenig heißem Waffer und mischt die Löfungen zufammen. Die SalpeterSäure geht an daS Kali und die Kohlenfäure tritt dafür an daS Ratron. DaS falpeterfaure Kali muß Von dem kohlenfauren Ratron durch einen zweckmäßig geleiteten AbdampfungS* nnd KriStaHifationSprozeß getrennt werden. AnS 100 Gewichtsteilen reinen RatronfalpeterS nnd 81 Teilen reiner Pottafche entstehen So 1 1 8 ^ Teile Kalifalpeter und ^ 2 ^ Teile Soda. Die VerWandlung Von Pottafche in Soda fchließt keine Preissteigerung^ Sondern daS Gegenteil ein^ und fo muß denn der hohere Wert deS ^alifalpeterS Spefen und Gewinn allein decken. Weit Vorteilhafter aber gestaltet Sich die Fabrikation^ Wenn Statt der PottaSche Ehlorkalium angewendet werden kann^ und dieS gefchieht jetzt auSfchließlich^ feit Ehlorkalium in Staß* Snrt in nnbefchränkter Menge disponibel ift; man hat daher jetzt Von der Pottafche ganz

884 Alann^ ^oda und Salpeter. abgefeheu. I n Staßfurt befchäftigen fich mehrere große Fabriken mit Umarbeitnng deS EhilifalpeterS; auch werden große Mengen Von Echlorkalium nach England exportierte um dort mit Ehilifalpeter in Kalifalpeter umgewandelt zu Werden. Tie doppelte Zerfetznng der beiden Stosfe ergibt Kalifalpeter nnd Ehlornatrinm (Kochfalz) e die ebenfalls und nnfchwer auf dem Wege der KriftaUiSation getrennt werden. Der anf diefe Weife gewonnene Sal* peter führt im Handel den Namen KonVerfionSfalpeter. ^ l ^ t e r ^ i n r e ^ Luft und Erde finde Wie wir gefehen haben die Eltern deS Salpeter^ die Erde liefert daS Beharrlichee Richtflliffigee die BafiS; die Luft daS Flüchtigee Geiftige^ die Säure e uud zwar eine Säure Von folcher Energie e wie man fie in dem fchwach faltig und kühlend fchmeckenden Salpeter nicht Verborgen glanben foHte. Die Trennnng der Sänre Von der VafiS ift anf Vermiedenen Wegen mögliche nnr nicht in der Arte wie man Z. V. die Schwefelfänre Von Eisenvitriol a b t r e i b t e dnrch trockene DeftiUation; in diefem Falle nämlich gehen die Beftandteile der S ä u r e ^ SauerftoffgaS und StickStoSfgaSe einzeln Schon bei mäßiger Erhitzung gibt der Salpeter nnter Auf* f o r t e die Sänre zerfetzt f i c h . Schäumen einen Teil feineS SanerftoffS ab und wird damit zu falpetrigfaurem Salz; bei Weiter getriebener Erhitzung folgt anch der ü b r i g e Sanerftoff in Begleitung deS Stickstoffe und ätzende^ Altali bleibt übrig. Die Sänre läßt fich aber nnzerfetzt abfcheiden Wenn dem Alkali znm Erfatz eine andree ftärkere Sänre dargeboten mit der eS ein neneS Salz bilden kann. Hierzu paffende Mittel nnd Wege mag die alte empirifche Ehemie frühzeitig gefunden haben e denn schon die arabifchen Ehemiker kannten die Salpeterfäure Wie ihre Schriften beWeifen; jae eS ift nicht nnWahrfcheinlich^ daß fie fogar den alten Ägyptern be* kannt War^ WenigftenS hat man anf MnmiengeWändern fchWarze Zeichnungen gefundene die mit einer Silbertinte gemacht fo daß die Annahme einer Vekanntfchaft m i t HöHenftein (falpeterfanreS Silbero^yd) nnd folglich mit Salpeterfänre erlanbt fcheint. | n den alten alchimiftifchen Schriften tritt die Salpeterfäure unter mancherlei Namen a u f e von denen a^ua forti^ noch heute Verftändlich iSt; anch die Benennnng ^ScheideWafSer^ Schreibt fich auS dem Mittelalter her^ zu Welcher Zeit man diefe Sänre wohl fchon zur Scheidnng Von Gold nnd Silber benutzt haben mag. ^ie ^ a r ^ I l n n g der Salpetersäure ift fonach eine ganz einfache Operation nnd kommt in chrer heutigeu Form Vieleu andern AbtreibnngSarbeiten e namentlich der Entwickelnng Von Salzfäure auS Kochfalze fo gleiche daß diefelben Apparate zur Erzeugung fowohl Von Salz* als anch Von Salpeterfänre dienen können. Die frühere Metbode zum Abtreiben der Salpeterfänree Welche wohl auch die im Alter* tum geübte fein mage beftand darine daß man ein Gemifch von Salpeter nnd EifenVitriol in Retorten glühte nnd die faureu Dämpfe in gekühlten Vorlagen auffing. | m Rückftande Verblieb ein Gemenge Von Eifenroft nnd fchwefelfanrem Kali (Kalinmfulfat). | m Grunde chnt nnfre heutige Fabrikation daSfelbee nnr in andrer Form. Wir zerfetzen den Salpeter durch Schwefelfäure und gewinnen fo die Salpeterfänre bei Viel geringerer Hitze^ Ter Unter* fchied ift nnr dere daß wir jetzt zur Salpeterfäure zwei Fabriken branches Während nnfre Borgänger beide in e i n e m Topfe Vereinigten. Denn dnrch Glühen Von EifenVitriol wird ebenfalls Schwefelfäure (Vitriol) erhalten; ift zugleich Salpeter Vorhandene fo dampft die Schwefelfänre nicht forte fondern wirft fich gleich im Moment deS Freiwerdens anf diefeS Salz^ verbindet fich mit deffen BafiS nnd macht die Salpeterfäure frei. I m kleinen bedient man fiche wenn man Salpeter mit Schwefelfäure behandelte zum Abtreiben gläfernen in einem Sandbade liegender Retorten nnd fängt die übergehende Sänre in kalt gehaltenen Vorlagen auf. Auch in Fabriken war nnd ift zum Teil jetzt noch dieS Verfahren g e b r ä u c h l i c h e nur daß man hier die Zahl der Retorten und ihre Größe nwglichft Steigerte So daf^ eine davon bis 25 Salpeter anS einmal SaSSen kann. ^llm eine größere Anzahl Retorten mit einem Fener beheizen zn können dient ein Galeerenofen e in welchem zu beiden Seiten eine Reihe tiefere gußeiferner Keffel eingemauert iSte in deren Hohlranm die Retortenkörper nebft einer nmgebenden Sandfchicht Platz haben. Die an die Retortenhälfe angekitteten Vorlagen werden zur Abkühlnng beftändig mit Waffer überriefelte daS in kleinen Rinnen auf jede einzelne hingeleitet wird. Daß hierbei ein oder der andre Glaskörper fpringte ift Sreilich nicht ganz abzuSteUeu. I n nenerer Zeit wendet man daher W i r d e

finde

^ie ^arfteHung der Salpeterfäure. 409 mehr chonerne und gußeifeme Apparate in Retorten^ oder Eylinderform an^ wie einen der letzteren unfre Abbildung (f. F i ^ unter ^ zeigte DaS Eifen wird Von den Sauren Weit weniger angegriSfen als man denken foHte ^ wenigftenS Soweit der Inhalt die Gefäßwände berührt; oben aber^ wo nnr Dampfe die Innenwand treffen^ die Viel Stärker an dem Eifen freffen würden^ iSt daSSelbe durch eine chönerne AnSSütterung gefchützt. Die Borlagen find zwei oder drei gläferne oder Steinerne^ mit VerbindungSrohren Verfehene Bauchflafchen die in kaltem Waffer Stehen. T^ie falpeterfauren DämpSe VerflüSSigen Sich hier^ ohne daß man Waffer in die Vorlagen SelbSt Z^ geben braucht. DaS WafSer^ welches zum BeStehen der Salpeterfäure gehört^ kommt fchon als Dampf mit aus dem EntwickelungSapparate. Die VerbindungSrohre E gehen nur Von ^alS zu Hals und tauchen niemals in die Säure der Flafchen^ um keinen hemmeuden Druck zu erzeugen. zuweilen läßt man das Kühlwaffer unr dieFlafchen weg und Stellt dafür eine längere Reihe derfelben auf^ Verläßt Sich alSo auf die bloße Luftkühlung. Wenn die entferntefte FlaSche während deS Betriebes Stets Voll* kommen kalt bleibt^ So ift Sür die Kühlung hinreichend geSorgt. WaS auS dem letzten Gefäß nnVerdichtet entweicht ^ läßt man durch einen Schlot inS Freie ziehen. I e naehdem man Starke und rauchende oder Verdünnte Säure haben wiU^ wendet man konzentrierte oder Ver* dünnte Schwefelfäure an; Von den beiden Salpeterfalzen aber wird man im Fabrikbetrieb deS befferenRechnungSergebnifSeS halber wohl Stets den Natronfalpeter wählen^ während im kleinen^ wo der Geldpunkt nicht fo entfcheidend ift^ der Kalif alpeter feine Vorzüge hat^ weil diefeS Salz Sich weit leichter als der Ratron* Salpeter durch Umkristallisieren reinigen läßt^ da* her fogleich faft chemifch reine Säure anS ihm erhalten werden kann. Der chemifchen Rechnung gemäß würden 1 Gewichtsteil konzentrierte eng* lifche Schwefelfäure und 2 Gewichtsteile Salpeter in SchWefelfaureS Kali (Kaliumfulfat) und Sal* petersaure gerade aufgellen; man wird aber in der Regel daS Doppelte der Schwefelfäure anwenden^ Weil nur fo alle Salpeterfäure glatt und farbloS erhalten wird. Bei Anwendung Von Ratronfal* peter ift der Rückstand doppeltfchwefelfaureS Ra* tron (faureS fchwefelfaureS Natron oder RatriumbiSulSat) ; eine fefte^ weiße^ ftark fauer reagierende und zerfließliche Maffe^ die unter dem Ramen W e i n f t e i n f u r r o g a t in der Färberei Verwendung findet. Wird die Verdoppelung unter* laffen ^ fo Scheidet fich nur die Hälfte der Salpeterfäure in gelinder ^itze auS; die andre folgt erft^ wenn die Feuerung bis nahe zum Glühen gesteigert wird; aber dann ift die S ä u r e brannrot^ weil zum Teil zerfetzt uud in Salpetrige Saure Verwandelt. DieS GemiSch Von SalpeterSäure und Salpetriger Säure heißt r a u c h e n d e SalpeterSäure^ weil Sie an der Lnft ftar^ke^ Stickend riechende^ braunrote DampSe ausstößt. Sie beSitzt eine noch Stärker oxydierende uud löSende Eigenschaft als die reine S ä u r e und wird^ weil Sie zu gewiSfen ^wecken Sehr dienlich ift^ absichtlich dargestellt. ISt daSSalz in den Apparat gebracht^ fo werden die Thüren deSEylinderS gefchloffen und Samt den RohrVerbindnngen gehörig Verkittet ^ die Schwefelfäure wird durch einen bleiernen Trichter eingelaSSen uud die ^ei^ung beginnt. ^uerft entsteht einige Unruhe^ bei NatronSalpeter Sogar ein ftarker Aufruhr im Eylinder^ bis endlich aHeS in ruhigen Fluß kommt. I n dem Maße^ wie die dampfförmige Salpeterfänre daraus entweicht ^ wird die Maffe dickflüffiger^ bis die ^erfetzung Vollendet ift. DieSer ^eitpuntt ift eingetreten^ wenn man in den BaHonS nichts mehr tropfen hört. M a n ftellt dann daS Feuer ab ^ läßt den Apparat 24 Stunden lang auskühlen und öffnet chn^ um einerfeitS den feftgewordenen Salz* knchen auS demEylinder herauSznfchlagen^ anderfeitS die Säure Von den BaHonS zu ziehen. WenigftenS die erften beiden BaHonS geben Säure Von gehöriger Starke^ während derGe* halt in den folgenden immer mehr abnimmt und dieSe Schwache Saure daS nächfte Mal gleich anfangs in die erften^ dem Cylinder am nächften ftehenden BaHonS gegeben wird.

Alann^ ^oda und Salpeter. Für den großen technischen KonSum ift die Sänre e wie Sie die Fabriken liefern ^ rein genug e während fie für pharmazeutische uud manche technische nnd chemische Zwede noch rektifiziert werden muß. SalzSäure und Chlor^ Von dem hartnäckigen Vegleiter deS Salpeter^ dem KochSalz herrührend ^ Sehlen nie ganz. Durch ^utröpfeln Von SalpeterSaurer Silber* löSung läßt sich alleS Ehlor entfernen indem eS mit dem Silber als unlösliches Ehlorfilber auSgeSäUt wird. NeuerdiugS benntzt man aben obSchon daS Silber nicht Verloren iSt nnd wiedergewonnen werden kann lieber die größere Flüchtigkeit der beiden GaSarten zu chrer Abtrennung. Man war lange Zeit der Anficht^ daß die SalpeterSänre nur mit einem gewiffen WaSSergehalt beftehen könne^ weil aUe Verfuel^ ihr diefen zn entziehen damit endeten daß die Sänre felbft in ihre Bestandteile zerSiel. ES ift jedoch gelnngen WafferfreieS Salpeter* faureS Silberoxyde Silberuitrat dnrch trockenes EhlorgaS So zu erSetzen daß fich Ehlorsilber^ SauerftoSf und w a f f e r S r e i e S a l p e t e r S ä n r e bilden; letztere destiUiert durch ein in Eis liegendes KlaSrohn wo Sie Selbft zu eiSartigeu KriftaUen erftarrt DaS Rohr mnß aber alsbald an beiden Enden zugeSchmolzen werden ^ und man kann nun die Seltenen KriftaHe Vorzeigen VorauSgefetzt daß daS Rohr immer hübfch kalt gehalten Wirde denn in gewöhn* licher Zimmertemperatur fchmilzt die Maffe^ uud dann danert eS auch nicht lange^ daß fie in ihre gafigen Bestandteile zerfällt nnd mit großer Kewalt chr gläferneS Gefängnis zer* trümmert. Die waSSerSreie Salpeterfänre hat a b e n gleich der wafSerSreien Schwefelfän^ nnr ein cheoretifcheS IntereSSe. Anch in gewäSSertem Zuftande beruht ein großer Teil ihrer Wirkungen anf ihrer leichten Zerfetzbarkeit wobei unter Abgebnng Von Sanerftoff die Saure auf eine der tiefereu O^ydationSftnfen herabgeht. Die wafferfreie Salpeterfäure enchalt auf 2 Atome Stickftoff 5 Atome Sanerftoff ( ^ C ^ die falpetrige S ä u r e auf 2 Atome Stickftoff 8 Atome Sauerftoff ( ^ 0 ^ ) ; mit uoch weniger Sauerftoff gibt der Stickftoff daS Stickstofso^yd (^C) uud StickftoffoxydnlgaS (^C^). ^In diefe Produkte geht nun anch die Salpeterfänre üben Weuu ihr Sanerftoff eutzogeu wird^ und zwar fehr g e r n fo daß fie^ obwohl eine fehr kräftige^ doch keine fehr konftaute Sänre genannt werdeu kaun. Durch daS Beftreben Sauerftoff abzugeben wird die Salpeterfäure zu einem der kräftigften Oxydationsmittel fowohl metaUifchen als nichtmetallifchen Stoffen gegenüber. Bleie Zint Kupfer u. f. w. werden Von der Salpeterfänre energifch anfgelöfte indem ein Teil fich zerfetzt brauue Dämpfe falpetriger S ä u r e entläßt nnd der freigewordene Sauer* ftoff daS MetaU oxydiert Während gleichzeitig daS Oxyd in der übrigen S ä u r e fich leicht auslöft und ein Nitrat deS betreffenden MetaUS bildet. Die mancherlei technifchen Anwendungen der Salpeterfäure zum Auflöfen Atzen Brünieren u. f. w. der MetaUe find fchon aUgemeiner bekannt; aber ihre Zahl erfcheint unbedentend gegenüber der großen Zahl von Fällen in welchen die technische nnd die experimentierende Ehemie fich der Salpeterfänre zur Erzielnng höchft mannigfacher^ oft fehr werkwürdiger Wirkungen und Umwandlungen an organifchen Körpern bedient Diefe FäUe find ebenfo fchwer VoUftändig aufzuzählen als in Klaffen zu bringen. | n den meiften ift die Wirkung eine oxydierende^ eS wird Sauerftoff abgegeben und falpetrige Saure ent* weicht; in andern Fäüeu geht anch Stidftoff iu daS neue Erzeugnis ein. Die Oxydierung kann unter Umftäudeu eiu fehr heftiger Vorgaug werden fo daß z^ B. T e r p e n t i n ö l e mit ftarker Salpeterfäure übergoffen fich fofort mit lebhafter Flamme entzündet. Viele organifche Körper^ wie die Haute Federn Korke ^olz färbeu fich mit Salpeterfäure gelbe infolge der Bildung Von Pikriufäure; Indigo wird faft ganz in diefen gelben Farbftoff Verwandelte aber die Erzeugung deSfelbeu auS dem teuren Indigo gehört jetzt nnr noch unter die cheoretifchen Experimentee feitdem man in Steinkohlenteer einen Viel billigeren Rohftoff dafür gefunden hat. Man braucht nnr die Karbolfäure (Phenol) deS TeerS mit Salpeterfäure zu mifchen und nach der erften heftigen Reaktion die weitere Zerfetzung durch Kochen zu unterftützen um Pikriufäure herauSkriftaUifieren zu fehen. Von den zahlreichen organifchen Körpern die nur anS Kohlenftoff e Wafferftoff und Sanerftoff beftehen durfte eS wenige geben e die nicht dnrch Salpetersänre fchon in der Kältee ficher aber in der Hitze^ durch Oxydation eine folche Umänderung erfahrene daß ganz andre Stoffe auS chnen entftehen WaS natürlich ftetS mit Zerfetznng der Salpeterfänre nnter 884

DaS ^önigSwafSer. Sal^faure und E^lor^ 411 Entweichen roter falpetriger Säure Verbuudeu ift. SägeSpäue^ Stärke^ Zucker n. S^ w. kann m a n durch anhaltendes Kochen mit Salpeterfäure^ bis letztere ganz Verfchwnnden i f t inOxal* fänre^ anchKleefänre genannt verwandeln. Eine intereff ante Zerfetznng findet in den FäHen ftatt ^ bei welchen der Prozeß fo Verläuft daß die S ä u r e zur Unterfalpeterfäure Wirde die fich mit dem behandelten Stoff zn einem neuen Produkt verbindet oder^ richtige^ die Stelle von Wafferftoff Vertritt Man bezeichnet folche Erzengniffe im allgemeinen mit dem Ramen R i t r o k ö r p e r ; der populärfte derfelben ift die Schießbaumwolle. Durch bloßeS kurzes Einweichen in einer Mifchnng von SchWeSelSäure uud Salpeterfäure und nachherigeS Wafchen mit Waffer ver* Wandelt fich die VaumWoUe^ ohne daß ihr AnßereS Sich merklich verändert hätte e in den bekannten Konknrrenten deS SchießpnlVerS. Rnr ihr Gewicht zeigte daß etwaS BefondereS mit ihr vorgegangen denn fie iSt nm ^ Schwerer geworden fowie die Fähigkeit wie Schießpnlver zu Verbrennen. I n gleicher Weife entfteht aus Glycerin R i t r o g l y e e r i n anS Mannazncker R i t r o m a n n i t ^ auch KnaHmannit genannt ein kristallisierter Körper^ der durch S t o ß explodiert; ebenfo auS Benzol daS R i t r o b e n z o l (Mirbanöl^ aus welchem mau zu* nächft daS Auilin uud auS diefem die bekaunten prächtigen Farben erzengt u. f. w. ^ ^ i m i ^ W ^ e r ift eine bloße Mifchnng Von Salpeterfäure und Salzfäure (für Viele FäHe genügt anch daS billigere Gemifch von falpeterfanrem Ratron und Salzfänre)^ welches als anflöfendeS und oxydierendes Mittel da noch Von großer Wirkung i f t wo jeder Seiner beiden Säurebeftandteile für fich zu fchwach fein würde. Gold z^ B . ebenfo wie ^ l a t i n ift Weder in Salzfänre noch in Salpeterfäure allein löslich; beide S ä u r e n in Ver* einignng jedoch Vermögen die Auflöfnng deS Königs der Metalle zu bewirken und deshalb hat daS Gemenge anch den Namen KönigSWaffer erhalten. I n Wirklichkeit fpielt anch hier die Salpeterfänre die Rolle eineS oxydierenden KörperS: daS Gold ift nnr in dem Ehlor^ Welches fich anS der Salzfäure entwickelt löslich; in dem KönigSWaffer beSteht aber ein fortwährender Prozeß Von Trennnng nnd Verbindung; SanerftoSf Verläßt allmählich die Salpeterfänre^ entreißt der Salzfänre die entfprechende Menge Wafferftoff uud bildet Waffen während daS Sreiwerdende Ehlor Sich alsbald mit dem Golde zu löslichem Ehlorgold Ver* bindet. ISt alfo die eine der beiden Säuren in der Flüffigkeit erfchöpft^ fo hört die Wirknng auf. Sal^äure un^ Tiefe beiden Körper Sind unS im VerlanSe nnfrer Betrachrungen So oft Schon begegnet^ daß eS wohl geeignet sein dürSte e unS an dieSer Silber n ^ elmaS mit il^nen zu befchäftigen. | n der Ratnr treffen wir die Salzfänre nirgends fertig gebildet Vor; trotzdem daß wir fie auS dem Kochfalze ganz auf diefelbe Weife abzu cheiden Vermögene wie die Salpeterfäure auS dem Salpeter e nämlich durch DeftiHieren mit Schwefelfäure^ ift Sie im Kochfalze doch nicht in gleicher Weife wie die Schwefelfänre im fchwefelfauren Kali fertig gebildet enthalten und ebenf owenig in den Mineralien e wie ^ornbleie Hornfilber^ Steinfalz u. f. W.e Welche dem ^ Kochfalze analoge MetallVerbindnngen darftellen. AUe diefe Verbindungen f i n d e wie wir fchon früher erwähnten nicht eigentliche Salzee d. h. Verbindnngen Von Bafen nnd Sanren Vielmehr ift in ihnen daS Ehlor nnr einfach nrit einem andern Elemente Verbnnden: eS find chemifche Verbindnngen erSter Ordnnng wie die Oxyde; ihrer Salzähnlichen Ratnr Wegen heißen Sie Haloidfalze. Derjenige Körper n u n der im Kochfalz mit Natrium ^ im ^ornfilber mit Silber e im Hornblei mitVlei VergefeUfchaftet ift ift daSEhlore ein gasförmiges Element Von grünlich* gelber Farbe nnd einem erstickenden Gernch nnd Gefchmack. Ihm ähnlich e nicht nnr im chemifchen Verhalten Sondern anch in vielen äußerlichen Eigenfchaften Sind eine Anzahl andrer Körper: I o d ^ F l u o r nnd Vrome die mit dem Ehlor zusammen die Klaffe der H a l o i d e bilden nnd auf welche wir bei der Photographie noch zn fprechen kommen. DaS Ehlor Verbindet fich mit dem Sauerstoff in Vermiedenen Verhältniffen zu Säuren; die Verwandtfchaft der beiden fich fehr ähnelnden Körper ift jedoch nnr eine geringe e nnd die Ehlorfanerftosfverbindungen zerfallen daher leicht wieder in ihre Veftandteile e wodnrch Sie zn noch kräftigeren Oxydationsmitteln werden als felbft die Salpeterfäure einS ift. Bei den Feuerzeugen begegnen wir einer derselben der Ehlorfäure. — B o n größerer Behändigkeit ift die WafserftoSfverbindnng deS EhlorS^ Welche ebenfalls die Natur einer

Alann^ ^oda und Salpeter. Säure hat nnd deswegen EhlorWafferftoSSfänre heißt TieS ift uufre gewöhnliche Salzfäure. Ihre DarfteUung auS dem Kochfalze gelingt mit waSferfreier Schwefelfänre nicht weil Weder in diefer uoch in dem Ehlornatrinm der nötige WaSSerStoff enthalten i f t der fich mit dem Vom Ratrium fich freimachenden Ehlor Vereinigen könnte. VeiKegenWart Von Waffer dagegen wird aUemal mit einem Molekül Ehlornatrinm ein Molekül Waffer zerSetzt; der Sauerftoff deSfelben geht an daS Ratrium^ wodurch letzteres zu Ratrinmo^yd oder Ratron Wirde daS mit der Schwefelfänre fchwefelfanreS Natron gibt; der Wafferftoff Verbindet fich mit dem Ehlor zu der gaSSörmigen Säuree welche in WaSSer anSgeSangen wird nnd in der Mehrzahl der Fälle anch nnr in Solch wafferhaltigem ^uftande zur Wirknng gelangt. Lösen wir ein MetaU oder ein O^yde z. B . ^iuk oder Kalke in Salzfänre^ fo haben wir nach alter VorfteUung falzSanreS Zint falzSaurenKalk; dampSen wir aber die Löfungen ein bis nichlS mehr Sortgeht So bleibt wie Schon geSagt e nnr ein einfaches Elementenpaar übrige Ehlorzinke Ehlorealeinm; Sanerftoff nnd WafSerstoff fehlen e find als Waffer sortgegangen. Sonach ift ein Operieren mit Salzfäure iu deu meiften Fällen dinem folchen mit freiem Ehlor ganz konform. Für manche Zwecke e namentlich für den fo wichtigen der Vleicheret ift eS aber erforderliche daS Ehlor frei zu machen e alfo EhlorgaS zu erzeugen nnd daS gefchieht wieder durch Zerlegung der Salzfäure ^ dnrch Entziehuug chreS Waffer* ftoffS. DaS Werkzeug dazu ift der Sauerftoff; er nimmt den Wafferftoff hinweg e nm mit ihm Waffer zu bilden. Den Sanerftoff hinwiederum entnimmt man einem Übero^hd^ d. h. einem O^yde daS mehr Sanerftoff enchält als zur Vildnng Von Bafen gehört Der einzige ökonomisch Verwendbare Stöfs diefer Art ift der Vrannftein^ daSHy^ero^yd oder UberO^chd deS MetaUS Mangan. Man bringt ihn mit Salzfänre ödere waS auf einS hinaus* laufte mit Kochfalz nnd Schwefelfänre iu Welchem Faüe dann die Salzfäure erft bei der Operation entsteht e in den EntwickelnngSapparate welcher erwärmt wird; daS entstehende EhlorgaS zieht dnrch ein Rohr nach feinem BeftimmnngSorte abe uud im Apparat Verbleibt außer feften Rückftänden eine Löfnng Von Ehlormaugan bis Vor kurzem eiu wertlofer Abf a l l e in welchem die Hälfte deS EhlorS der Salzfäure Verloren ging. D n r c h ein neneSVer* fahren (von Weld on) ift aber die Sache Viel günftiger geftellt wordene uud man kannnnn mit einer nnd derfelben Menge Mangan immerfort operieren indem mau auS dem Ehlor* mangan immer wieder Ubero^yd herfteUt. M a n überfättigt die Löfuug desselben mit Kalk und leitet dnrch daS Gemifch Von Kalk nnd Mangano^ydnl fo lange L n f t bis ein fchwarzer Schlamm entfiel^ der fogleich an Stelle frifchen VrannfteinS benutzbar ift. DaS Ehlor ift bekanntlieh ein energifeheS Bleichmittel; ebenfo benutzt man eS zur Zerftörnng übler Gerüche nnd KrancheitSftoffe und zur Vereitnng chemifeher präparatee Z. V. deS EhlorkalkS und deS EhlorachydrateS. | n manchen Fällen bleicht man mit dem KaS direkt z^ V. die Lumpen in Papierfabriken nm eS aber zu einer transportablen Ware Zu machen muß man eS an Kalk binden fo daß der eben genannte Ehlorkalk entfteht; man leitet eS daher in eine Kammer in welcher feuchter Kalk anf Hürden liegt. Diefer fättigt fich mit dem KaS und gibt eS nachgehendS an der LnSt allmählich^ auS Znfatz einer Sänre aber raSch ab. Uber die Verwendung deS EhlorkalkS zum Bleichen enthält der folgende Vand RähereS. 884

^ l a ^ m ä l ^ iu ^ r ^ a l a ^ i r ^ ^ran^ ^ und ^ine ^atttn

^rn^

^d^nlnn^ d^ ^ ^ ^chichl^ ^iner (^ndnn^ ^ ^ i n d n ^ r ^ d^r nnd ^ ^ene^ner. ^ ^ n n g d^r ^ ^ n i ^ in ^ t ^ n d nnd den n^derne^t ^ e r n . ^ ^ in ^inen ^enn^en ( ^ e ^ f l ^ ^ ^ n d ^ nnd ^ n a i e r i ^ i ^ ^ ^te^anr^. ^ ^ i l n n g . leiten nt der ^a^nt^ ^nnnen^nn^ der ^ n e l ^ n derben in ^ n . ^ n f ^ e ^ n n ^ ^ e ^ ^ ^ der ^ p i e ^ a i ^ ^ ^ e n ^n ^ i ^ ^ ^ ^ele^n n^ ^ ^chle^en nnd Bieren. ^ ^ n ^ ^ n a ^ ^ p r e ^ ^ ^ ^ r ^ ^ ^ ^ ^ r i ^ t ^ n in ^ r a n ^ ^liUe^ri^ ^eii^l n^ ^endnng nnd ^iernn^ der ^ n ^ r e n ^ ^ne^den. ^^en. ^chlei^n. ^ l a ^ a l ^ i . Richie. ^ e c h n i ^ ^ ^ a ^ r g l ^ . In unsern jetzigen Kulturverhältnissen können wir uns keine Vorstellung darüber machen, welchen weg die Entwickelung nicht nur bei uns, fondern unabhängig von uns auch bei allen gebildeten Völkern der Erde gegangen fein würde, wenn das Glas nicht erfunden worden Ware. Richtung daß uns damit ein geradezu unersetzliches Material für zahlreiche Zwecke des Nutzens und Vergnügens mangeln würde und wirr alle jene Gerate zu entbehren gezwungen Waren, deren Herstellung in der zweckmäßigsten Form eben nur das Glas gestattet, sondern - und das wäre noch viel bedeutsamer - es würde für uns ein reiches Feld der Erfahrungen, wissenfchaftlicher, künstlerischer und technischer Erfolge gar nicht einmal eristieren, welche zu erreichen mit hilfe des Glases möglich geworden ist. Und Wenn wir in Unkenntnis dieser Zustäude auch den Mangel nicht füllen würden, so Ware derselbe doch Sicher so bedeutend, daß wir behaupten, die Erfindung des Glases ist eines der bedeutsamsten Kulturmomente geworden.

^^ DaS (^laS und feine Verarbeitung. Zurückreichend^ denn man rechnete daß Sie wochl 1190 Iahre Vor EhriSti Kebnrt fchon in der Erde gelegen haben mögen find die GlaSüberrefte^ Welche man auS deu Rninen Von NiniVe ausgegraben hat. Kapitän La^ard Saud dafelbft eine kleine^ etwa 1 9 c m hohe Bafe Von grünlichem e durchsichtigem Klafe^ mit einem in Relief gearbeiteten Löwen nnd einer Infchrift in Keilfchrift. Von Erzengniffen der griechifchen KlaSinduftrie ift nicht Viel anf unS gekommen deffen Urfprnng zweifellos wäre. RichtSdeftoweniger aber darf man mit Sicherheit annehmen daß diefe Knnft aueh dei diefem Volke erfolgreich betrieben worden ifte Wenngleich fie nicht die hohe kÜnftleriSche Ausbildung erlangt h a t deren Sich die keramischen KünSte rühmen konnten. Der griechische Rame deS KlafeS e ^ ^ ift koptifchen UrfprnngS^ WaS anf die Richtung deutet anS der die Kenntnis deS farblofen KlafeS nach Kriechenland gekommen war. Der ältere AnSdrnck gefchmolzener S t e i n bezeichnet wohl nur nndnrchfichtige und dnrch ihre Färbung dein IaspiSe Achat u. f. w ähnliche Maffen. S e h r fchöne GlaSgefäße altgriechifchen UrfprnngS find hier und da gefunden worden e fo 1852 eine prachtVolle Amphora an der Stelle deS alten Pentikapäon am Kimmerifchen VoSpornSe bei Modena u. f. w. — Bei weitem zahlreicher aber find die römifcheu Uberlieferungen diefer A r t und die P o r t l a n d v a f e ^ Welche nm die Mitte des 10. IahrhundertS in der Umgegend Von Rom gefunden wurden ist als eines der fchönften Werke berichmt. Sie befindet fich jetzt ebenfalls im Britifchen Mnfeum und befteht ihrer Maffe nach anS einem blanen Glafe^ welches reich mit Weisen Reliefs Verziert ift (f. Fig^ 80^). Die römifche GlaStechnik fußte auf der AuSbildnng e welehe die Kunft in Ägypten erlangt hatte^ und namentlich waren eS die KlaShütten Von Alexandrien Welche e wie fie einen großen Teil Von Italien mit chren Erzengniffen Verforgten ihre beften Werke nach Rom fchickten nnd fpäterchin felbft Arbeiter und Künftler lieSerten welche die dort geübten Verfahren nach Rom übertrugen. Vekannt waren indeffen KlaSwareu den Römern fchon lange Vorher. Darüber kann kein Zweifel fein wenn man bedenkt daß unter den italifchen Völkern mit den Phönikern nnd Ägyptern über Malta^ Eorfiea n. f. w. ein lebhafter Verkehr beftand^ und daß die EtrnSker^ in allen gewerblichen KÜnften fehr Vorangefchritten ^ anch in der KlaSmacherei eine fo hohe KÜnftlerfchaft erreicht hatten daß fie Sogar Schon jene ^itletiori genannte Technik anSznüben Verstanden e deren Wiederanfnahme wir erSt den Venezianern Verdanken. I n Süd= italien hat die GlaSmacherknnft Sehr zeitig Schone Werke hervorgebracht; die Ausgrabungen iu Pompeji beweisen daß zu Anfang nnfrer Zeitrechnnng hier die VoUendetften Arbeiten ausgeführt wnrden. Snrrentinnm (Sorent) War durch feine Schleifereien nnd Zifeüerungen kameenartig verzierter Gefäße berühmt. | n aU diefen Kläfern den füditalifchen fowohl Wie den an die etrnSkifchen fich anfchließenden erkennt man in der Verwandtfchaft mit griechifcher KnUft die Art chreS Herkommens. Direkt übte dagegen die ägyptifche GlaSmacherei chren Einfinde als im Iahre 26 n. E h r . unter Kaifer TiberiuS eine große Menge Von KlaSwaren als Tribnt nach Rom geliefert wnrde e deren Anfertignng die KlaShütten Von Alexandrien lange befchäftigte. Die erfte Glashütte wnrde in Rom unter Nero errichtet fie lieferte aber nnr fehlechte Trinkgläfer. Die feinen Kläfer waren zu jener Zeit noeh fo teuer ^ daß genannter Kaifer für ein paar fchöne GlaStaffen über 8099 M a r k nach jetzigem Kelde bezahlte. I m Iahre 210 n. Ehr. gab eS aber in Rom fchon fo Viele Glasmacher^ daß man fie in ein befondereS Stadtviertel zu Verweifen für nötig fand ; denn die Römer hatten mittlerweile mit der Ver* wendnng deS KlafeS einen enormen LnxuS getrieben eS wnrde in großen Maffen felbft in der Vanknnft angewandt als Velege der Fußböden nnd zur Verziernng der Wände. Daß die Römer KlaSSenfter hatten ift durch die Auffindung Von Feufterfcheiben iu den Rninen Von Pompeji erwiesen. Sie Scheinen gleich in der erforderlichen Kroße gegoffen worden Zn feine denn fie haben keine gefchnittenen fondem rnndlieh gefloffene Ränder. Unter Kaifer TiberinS foU die Erfindnng gemacht worden feine GlaS biegfam uud hämmerbar zu macheu; deu Erfinder aber habe der Kaifer enchanpten laffen e damit daS KeheimniSe dnrch welches Kold nnd Silber entwertet werden müffee nicht bekannt werde. I f t diefe Kefchichte auch eiue Fabele fo beweift fie doch die Teilnahme ^ Welche mau der KlaStechnik zuwaudtee uud Weuu wir heutzutage noch die KlaSgefäße anfehen welche au Orten römifcher Rieder* laffuugen namentlich in den Rheingegenden bei Vingen nnd anderwärts e ausgegraben

^efchichte deS GlafeS. 417 worden find^ fo finden Wir nicht nnr in bezug auf Schönheit der Form die höchfte VoH* endnng^ fondern wir fehen daran auch eiue Kunstfertigkeit in der Materialbehandlung^ einen Reichtum der technifchen VerfahrnngSweifen eine Sicherheit iu dereu Anwendung ^ wie fie jetzt nur auSuahmSWeife bei uuS angetroffen werden kann; ja eS kommen Dinge Vor^ die felbft mit allen Hilfsmitteln nnfreS IahrhnndertS unerreichbar erfcheinen. Vom dritten Iahrhnndert ab geriet jedoch die römifche Glasindustrie im Verfall; daS Material felbft ZWar blieb in Anwendung ^ aber feine künftlerifche Verwendnng verlor fich mehr und mehr uud damit allmählich auch die Kuuftfertigkeit feiuer Bearbeituug. I u alteu germanifchen und flawifchen Gräbern finden fich zwar anch GlaSüberrefte^ allein diefelben find infofern als hiftorifche Velege Von geringer Vedentnng^ Weil man nicht im Stande ist zu erkennen ob Sie von den Urbewohnem jener Landftriche gefertigt oder auf dem Wege deS HaudelS erlangt worden find. Wenn eS eigne Prodnkte find^ Wofür allerdingS die Formen bisweilen zu fprechen fcheinen dann dürfte die GlaSmacherei bei den Slawen ein höheres Alter haben als bei den Germanen. Denn in den Grabftatten jener finden fich GlaSringe noch mit Steinwerkzengen nnd Steingeräten vergefeUfchaftet während die alten Dentfchen bevor fie daS GlaS kennen gelernt zu haben Scheinen bereits eine Ziemliche Stnfe in der MetaUbearbeitnng er* Stiegen hatten. I n den altnordifchen Heldenliedern nnd Mychen findet man übrigens daS GlaS öfters erwähnt ^ und ebenfo war bei den keltifchen Völkern daS fchöne Material mit ihren heiligen Anfchannngen und Gebränchen verknüpft. GlaSgefäße ^ Armbänden Perlen n. dergl. findet man hänfig in keltifchen Grab* ftätten; im ganzen aber blieb die GlaSindnftrie doch wohl immer eine exotische Pflanze^ die anf dem kalten Voden keine gedeihliche Entwickelnng fand. ES find antike Gläfer analyfiert wor* den nnd obwohl von verschiedenen Fuudorteu nnd verfchiedenem Ausfegen daS anf eine abweichende ^nfammenfetzung hätte Schließen laffen follen zeigen fie doch Sämtlich eine große Ubereinftimmnng. Die alkalische BafiS in derfelben ift daS Natron — anS der ägyptischen Soda^ dem uitruru der Alten - n n d erSt die EinSÜhrnng der Soda anS den Seepflanzen Statt der ägyptifchen S o d a fcheint den geringen Kaligehalt der fich wohl in einzelnen alten GlaSforten findet bewirkt zu haben. Daß zu dem GlaSfatze auch fchou Vraunftein genommen wnrde ^ geht aus der chemifchen Unterfnchuug ebeufaUS hervor ^ uud wahrfcheiulich ift eS diefeS Mineral ^ welches pliniuS mit ^magues lapis^ alS einer ^uchat erwähnt nnd welches man fälfchlicher weife für Magnetftein gehalten hat. D a nnn anch Kalt teils auS Mufchelfchalen wahrfcheiulich aber auch als Marmor - deun der ^lapi^ ^baudicns^ deS pliniuS köunte wohl auf Marmor ge* deutet werden - nnter die Veftandteile gehörte ^ fo haben wir aUe diejenigen Snbftanzen fchon beifammen welche anch jetzt noch für die gewöhnlichen WeißhohlglaSf orten in Anwendnng find. Anßer dem fchon erwähnten Fluffe BeluS war der VolturnuS wegen feines gnten SandeS bei den alten Glasmachern ganz befonderS berühmt etwa ebenfo wie eS hente die Sandablagerungen von Fontainebleau und Nifelftein bei Aachen Sind. Da in der ägyptischen Soda ein ziemlicher Gehalt an Kochfalz fich findet ^ fo mnßte beim Schmelzen deS GlafeS viel fogenannte Galle (fchWefelfaureS Ratron und Kochfalz) ^ fich abfondern nnd eS war notwendig zur Vollständigen Läuterung ^ die MaSSe einem zweimaligen Schmelzprozeß zu unterwerfen^ WaS pliniuS anch befonderS erwähnt.

^aS ^laf und feine Verarbeitung. Der Urfprung deS deutfchen RamenS G l a S fcheint darauf hmZudeuten^ daß diefe Erfindung Von Rom auS deu nordlicher wohnenden Völkern bekannt geworden fei. Denn GlaS ift entftanden auS dem lateinifchen glasturn ^ welches SeinerfeitS Von dem griechifchen ^ ^ ^ oder ^ ^ ^ abftammt; alle drei mit ihren Verwandten Zweigen bedeuten aber nichts andres als glänzen^ gleißen. Soviel iSt Wohl als Sicher anzunehmen^ daß die Gallier Von den Römern in der KunSt der GlaSmacherei unterrichtet worden und nach England die KenntniSSe nicht Viel Später gelangt Sind. I n den nrfprünglichen Heimftätten der GlaSindnftrie^ in den Gegenden^ wo die beiden Erdteile ASien und ASrika Sich berühren^ wurde diefelbe ^ wie eS fcheint^ fort und fort gepflegt. AnS dem 10. |ahrhundert wenigStenS haben Sich noch einzelne GlaSgefäße erhalten ^ andre find dnrch Krenzfahrer mit in daS Abendland gebracht worden oder als Gefchenke der Fürften hierher gekommen; Sie Werden jetzt als Kostbarkeiten in den Sammlungen aufbewahrt. Als eigentümlich ift an ihnen die fchöne Farbe der Maffe und die bäuStg in leuchtenden EmailSarben ausgeführte Dekoration hervorzuheben. DaS Grüne Gewölbe in Dresden befitzt einige folcher Gläfer^ andre finden fich im Schatze deS StephanSdomeS zu Wien^ im Vritifchen MuSenm zu London^ Z n Paris u. s. w. | n Vyzanz wurden bnnte GlaSflüffe zu den Mofaikwürfeln hergeftellt^ und DamaSknS fowie Smyrna waren als FabrikationSorte berühmt. I m Abendlande wnrde ^ wie jede andre Knnftübung^ So Wahrscheinlich auch die auS römifchen Überlieferungen einesteils^ andernteilS anf griechifchen nnd byzantinifchen Fnndamenten beruhende GlaSinduftrie auSfchließlich wohl nur in den Klöftern gepflegt ^ bis mit dem erftarkenden Städtewefen die Zünfte die Erziehnng der technifchen Künfte fich angelegen fein ließen. I m 9. |ahrhundert Werden unter den im Klofter Konftanz chätigen Werkleuten anch GlaSbrenner genannt. Die wefentlichfte Förderung mußte die GlaSinduftrie erfahren^ nachdem eS üblich geworden war^ mit GlaS die Lichtoffnungen der Wohnnngen zu Verkleiden. DieS fetzte jedoch fchon eine ziemliche Billigkeit deS Materials VoranS und ganz befonderS die Fertigkeit^ größere Scheiben Von ziemlicher Dünne herzufteUen. GlaSfenfter gab eS nun z^ar^ wie bereits erwähnt fchon zur Zeit Vor ^hrifti Geburt^ in großem Maßftabe angewendet finden wir fie in der Mitte deS 5 . IahrhundertS in der Sophienkirche zu Konftantinopel nnd 674 wnrden Kirche nnd Klofter zu Weremonch in Dmcham mit Solchen Verfehen; allein diefelben waren fo koftfpielig und daher fo feiten^ daß fie zn dem größten Lu^uS gerechnet wurden. Ließ doch noch im | a h r e der Herzog Von Northumberland ^ wenn er Von feinem Schloß Alnwick* Eaftle Verreifte^ die GlaSfenfter Von feiner Dienerfchaft herausnehmen^ damit fie nicht durch die Witterung zu Viel Schaden leiden foUten. Die erften GlaSfenSter bestanden noch nicht auS einzelnen großen Scheiben ^ Sondern Vielmehr anS lauter kleinen Stückchen^ die moSaikartig nnd in Vermiedenen Farben zu Mnftern znfammen gefetzt die erften Anfänge der Glasmalerei darStellen. Mit der allmählich erlangten Fertigkeit größere Scheiben zu erzeugen^ wnrden die GlaSfenfter billiger und kamen allgemein in Gebrauch; damit aber erwuchs ein Ver* brauchSartikel^ deSSen Steigender Vedarf auf die ganze Indnstrie fich fehr einflußreich erweifen mnßte. Die Dichter deS Mittelalters erwähnen deS GlaseS fehr hänfig in ihren Vildem^ fo daß damals S p i e g e t künftliche Schmnckfteine^ Ringe neben allerhand Gefäßen reichlich in Gebrauch gewefen zn fein fcheiuen. Anch felbft als in Venedig die GlaSindnftrie bereits eine hohe Bedeutung erlangt hatte ^ Wurden geWiffe GlaSfabrikate ^ fo namentlich Spiegel anS deu nördlichen Ländern und befonderS anS Dentfchland uud Flandern ^ nach Venedig als Handelsware gebracht. Diefe Länder haben alfo jedenfalls nicht erft über Venedig ihre Kunft bekommen^ Sondern darin zeitig Schon eine Selbständige Entwickelnng gefunden. I n der Weltmächtigen Lagunenstadt aber gelangte die GlaSmacherknnSt zu einer Stellung nnd zu einem Einfluß^ den Sie anderSwo nicht wieder geSunden hat. Durch die Veziehungen Znm Orient^ welche Venedigs Anfblühen begünstigten nnd fpäterhin anch dem ganzen Leben ein eigentümliches Gepräge gaben^ war die GIaStechnik neben andern griechischen und fara* ZenifchenKünften nach Venedig gelangt. Schon im 9. |ahrhundert wnrden auf Murano Mofaiken gemacht die Periode deS glänzenden AuffchwungS datiert aber feit der Eroberung Von Konftantinopel 1204 durch Enrieo D a n d o l o ^ welche aUe Mittel und Elemente üppigen Lebens Von Vyzanz in die Refidenz deS Dogen Verlegte. Z^ar blieb noch lange Zeit die

Die vene^ianifche Glasindustrie. byzantinische Tradition cherrfchend^ und beSonderS in der MoSaik zeigt fich dieS Weit hinein in daS 14. Ialpchundert Von da ab aber Schlug Vie ganze italienische Kunft neue Bahnen ein und die Vewegnng der Wiedergeburt die fich auf aUe LebenSkreife bezogt ergriff nach u n d nach die ganze gebildete Welt. Venedig^ dnrch Reichtum Machtftellnng nnd Weitreichende Verbindnng befonderS dazu geeignet^ Wurde in erfter Reihe mit tonangebend. Erzgießen Vaumeiften Maler ^ allerlei Handwerker wanderten dahin und bildeten fich iu der glänzenden Stadt auS^ die aUen Schönen KünSten reichlohnende Thätigkeit VerSchaSSte. Die GlaSbläferei War nnn unter den ge* Werblichen Künften diejenige^ welche am eigenartigsten herausgewachsen war^ deren Erzeugnisse infolgedeffcn anch als koftbare Handelsware überaUhin Verbreitet wnrden und auf die GefehmackSrichtnng andrer Länder ihren Einfluß ausübten. Die Kefchichte diefeS IndnftrieZWeigS in Venedig bietet fo Viel allgemeines Intereffe Erweckendes^ daß wir unS etwaS ein* gehender damit befaffen dürfen. ^ie Vene^iani^e Glasindustrie. Tnrch einen Befehlnß deS Kroßen Rates Von Venedig waren im Iahre 1291 aUe GlaSöfen die im ViStum Rialto Sich anfgechan hatten anf die | n f e l Murano Verlegt worden — ut ars tain ncbilis senrper stet et perrnane^t in lee^ Muriani (damit die fo edle Kunft immer beftel^e und fortdauere anS Murano)^ wie ein SenatSbeSchlnß Von 1888 erklärt. Übrigens Waren in Venedig zu dieSer Zeit Schon die Glasmacher Sehr zahlreich^ uud bereits drei Iahrhunderte früher ^ anS dem |achre 1 0 9 t wird eines gewiffen PetruS FlaviuS als eines PhiolariuS^ Erwähnung gechan. Die Rbioleri de ^luran erhielten weitgehende Privilegien und ihre VeftätigungSurkunden Sind noch im dortigen Mufeum aufbewahrt ebenfo wie die Verfaffnng^ welche fich die Zunft felbft gegeben. Räch derfelben teilten fich deren Angehörige in vier Klaffen: die GlaSbläfer^ die Anfertiger von Spiegel* und FenfterglaS^ die Perlenmacher nnd die Schmelzbläfer^ welche letztere anS den bnnten GlaSpaften Stäben EmaiUen die mannigfachsten KnnfterzeugniSSe an der Lampe hervorbrachten. Jede diefer Klafferr hatte ihre befonderen Regeln. Die ganze GenoffenfchaSt aber wnrde überwacht durch den E o m p a r t o ^ eine anS der Zahl derPatroni (Fabrikbesitzer) zusammengesetzte Kommission von fünf Mitgliedern welche einem Mitgliede des RateS der Zehn nntergeordnet war und alljährlich — anfänglich am S t . MartialStage^ Später am Fefte deS heiligen NikolanS (0. Dezember) ^ des Schutzheiligen der Glasmacher ^ dnreh fämtliche Meifter neu gewählt wnrde. Der Obmann deS Comparto fichrte den Titel G a f t a l d o ; er ernannte als Unterbeamte zwei S o p r a f t a u t t Infpektoren welche daS Recht hatten e zu jeder Stnnde in jede Fabrik einzutreten um über die gewiffenhafte Befolgung der Vorschriften zu wachen. Die Angelegenheiten der Genoffenfchaften wurden in General* Versammlungen deren der Gaftaldo jahrlich zwei zufammenberief nnd an denen fämtliche Patrone und Meifter teilnehmen mnßten Verhandelt. Der Eomparto entschied nach den Vorgelegten Probearbeiten ob ein Arbeiter würdig fet MeiSter zu Werden oder nicht wie er anch die Aufnahme neuer Meifter gänzlich fixieren konnte^ Wenn die Zahl der fchon Vorhandenen im Vergleich mit der Arbeit hinreichend groß erschien. I n Murano durfte kein Fremder die GlaSmacherei anSüben; ein Gefetz Vom l ^ h r e 1489 beftatigte diefeS Recht; ja nicht einmal Teilhaber einer in Murano bereits bestehenden Fabrik konnte ein Fremder werden. Die Patroni oder Fabrikbesitzer mnßten eingeborne Mnranefen oder Venezianer fein und die letzteren Standen Sogar erft in zweiter Reihen denn fie wnrden nnr aufgenommen wenn fich nicht genng Muranefen um Aufnahme

in die Kenoffenfchaft beworben hatten.

Diefe sorgte aber auch für ihre Angehörigen und hatte zu folchem Zwecke ihre öffentliche UnterftützungSkaffee in welche jeder Patron eine je nach dem Umfange feiner Fabrik ab* gemeffene Steuer und jeder Meifter einen zweitägigen Lohn beiftenern mnßte. AnS derfelben erhielten nnVerSchuldet inS Unglück geratene Patrone ^ Wenn Sie zehn Iahre der KenoSSenSchaft angehört hatten eine Penfion Von jährlich ^0 Dukaten ein MeiSter 49 Dukaten u. f. W. AnS aUgemeiner Beifteuer wurden Schnlen unterhalten. Die Infel hatte ihre eigne Rechtspflege^ anf chrem Gebiete dnrfte fich keinSbirre derRepnblit anch nicht deren Hanpt der Plissier ^rande^ betreten laffen. Der Muranefe ließ fich nnr Von den eignen Beamten Verhaften nnd der höchften Behörde überliefern. Die KlaSmacher fühlten Sich edel genng^

^aS (^laS und feine Verarbeitung. ihre Töchter durften fich mit Venezianifchen Patriziern Verheiraten und die Kinder erbten den Rang deS VaterS; dem Muranefen Standen die Amter der Republik offen^ er durfte^ eine ganz befondere AuSzeichnnng ^ die Casa di ccltelb (eine Scheide mit zwei Schwertern) tragen. Tie Infel hatte auch chr Goldenes Buch^ in welches feit 1692 die Namen famtlicher eingebornen Muranefen fowie ihrer Nachkommen eingetragen wurden. Sie ließ in der Münze Von Venedig eigne Gold- und Silbermünzen^ die fogenannten OfeHe^ prägen — knr^ eS war ein edleS Gewerbe^ die mnranefifche GlaSmacherei. Dafür wurde aber auch die Geheimhaltung ihrer Verfahren auf daS ftrengSte bewacht und. jede Verletzung mit den härteften StraSen geahndet. Flüchtlinge ^ Welche die GeheimniSSe Verraten hatten^ wurden zur Rückkehr aufgefordert^ ihre Angehörigen als Geifeln eingekerkert^ und Wenn auch dies nicht half^ griff die Repnblik zu den e^tremSten Mitteln nnd Schickte chnen Agenten nach^ um Sie zu ermorden. Trotzdem aber Sind auch in andern Ländern die Methoden der Venezianifchen GlaSindnftrie bekannt geworden ^ und namentlich hat Sich üu Fichtelgebirge die Fabrikation Von Schmelz und Perlen^ wahrscheinlich durch Venezianer^ welche die Gegend häufig nach Crz* lagerftücken durchsuchten^ eingebürgert. DieKunSt^ geSärbte GläSer zu machen^ künftliche Edelsteine und Emaillen^ Scheint ziemlich Zeitig Schon in Murano und in Venedig bekannt nnd in Übung geWeSen zu Seiu. CS wird berichtet s daß die Angaben deS Mareo Polo Sur die Glasmacher Briani und Domenieo Miotti die VeranlaSSung gewefen feien ^ künstliche Granaten^ Achate n. dergl. zu machen. Diefe Erzeugnisse hätten Sie iu VaSfora zu fehr hohen Preifen Verkauf^ uud daraufhin habe Miotti die ^erftellung derfelben als ^largaritao — Welches dort fowohl Perlen als Edel* Steine bedeutete — im großen betrieben. Der Name Perlen würde in dieSer feiner eigen* tümlichen Anwendung demnach einen fehr frühzeitigen Urfprnng haben. Wenn aber der* artige Imitationen damals fchon hergefteUt wnrden^ fo ift eS mehr als wahrscheinlich^ daß die Knnft^ GlaSflüSSe zu färben^ fchon im 11. und Iahrchundert eine hohe Vollkommenheit erreicht hatte. Und daß diefe Knnft mit ihren Erfolgen auch nicht immer ganz gewiffen* baft umging ^ beweist ein Erlaß deS SenatS Vom Iahre 144^ Welcher denjenigen^ der künftliche Edelsteine Sür echte Verkaufte^ mit einer Geldstrafe Von 1009 Dukaten nnd zwei Iahren Gefängnis bedrohte. Martino da Eanale^ ein Venezianifcher EhroniS^ berichte^ daß man im Iahre am Inli zu Ehren der Thronbesteigung deS Lorenzo Tiepolo ein SiegeSdenkmal auS GlaS Von Murano errichtet habe. GläSerne KaraSfen werden 1 2 7 9 Schon erwähnt^ und Zehn Iahre fpäter wurde für den Leuchtturm am Molo Von Aneona eine Laterne befteHt^ ZU welchem Vehufe eine befondere Gefandtfchaft nach Venedig abgeSandt wurde. Ebenfo murden fehr frühzeitig Schon GlaStafeln zu FenSterfcheiben hergefteUt^ wie ein Refkript Vom Iahre 1^08 beweift^ welches geftattet^ f ü r daS Klofter Von Affifi FenSterScheiben bis zum Werte Von Lire zu fertigen. Die kirchliche Baukunft^ welche bunte GlaSSenSter mit ausschließlicher Vorliebe anbrachte^ übte eine begünftigende Wirkung auS die GlaSindnStrie auS^ und namentlich ift eS Giovanni Von Murano^ der im zweiten Iahrzehnt deS 14. IahrhundertS wegen Seiner herrlich gefärbten GlaSflüSSe zu KirchenfenStern berühmt war. Richt minder berühmt waren die beiden VeroViero^ Angelo nnd fein Sohn Martino^ welche auS befonderer Gunft Von der Republik die Erlaubnis erhielten^ den Einladungen der ^erren Von Ferrara ^ Mailand und Florenz zu Solgen und Selbfl nach KonStantinopel zu gehen ^ um Sich mit den KnnSt* erzengniSfen diefer Länder bekannt zu machen; die Brüder Lnna^ welche im 17. Iahrhundert daSfelbe Vorrecht genofSen nnd dnrch die besondere Frenndfchaft EofimoS I I . Von ToSeana ausgezeichnet wurden Bertelini^ Vriati und Schließlich im 18. Iah^undert die Familie Miotti^ welcher wir die Erfindnng deS künstlichen Aventurin Verdanken. GlaSfpiegel Sind zuerSt in Murano 1^98 geSertigt worden; wenig Später (1^17) er* Sand man ein beSonderS geeignetes GlaS zur Spiegelfabrikation. IndeSfen ift eS unrichtig^ wenn man die Spiegel auS GlaS felbft eine Venezianifche Erfindung nennt. Wir haben weiter oben fchon erwähnt^ daß lange Vorher in deutfchen Gedichten der gläfernen Spiegel Erwähnung gefchieht; ja eS ift bekannt^ daß bereits die Römer Sich der ObSidianfpiegel bediente nnd zu Vermuten^ daß fie daraufhin auch gefchwärzte Gläfer als Spiegel bald benntzt

Die venezianische GlaSinduftrie. 421 haben werden. Hier: kann eS fich aber nur um die GlaSfpiegel mit Metallbeleg handeln welche allerdings ein forgfältigeS Schleifverfahren und den Gebranch deS ZinnamalgamS VoranSfetzen. Beides ift in Dentfchland eher als in Venedig ausgebildet worden. Waren aber fchon in fehr frühen Reiten die Venezianifchen Gläfer berühmt fo beZeichnen doch erft daS 16. und 17. Iahrhnndert daS Stadinm chreS höchften GlanzeS. D i e Zeit der Renaiffanee^ welche allen KÜnften einen SriSchen AnffchWnng gab^ brachte auch die GlaSmacherknnft zu ihrer VlÜte. Tnrch zahlreiche Entdeckungen War man völlig ^err deS Materials geworden und der KnnStfinn der damaligen gebildeten Welt fuchte die Werte der mnranefifchen Werkstätten als koStbaren Schmuck der Wohnnngen nnd Galerien.

^ S ^ ^ für ^l^indnft^ ^nf d^

„Die erstaunlichen Werke der Künftler von Murano^ — Schreibt SalViatt der fich nm die Wiedererhebung der altberühmten Indnftrie hohe Verdienste erworben hat ^ ^führten felbft die Barbaren in VerSuchung. Sie kamen mit ihrem Goldftanb^ mit ihren ElefantenZähnen mit Gewürzen und Tierfellen um den Venezianifchen Sand zu erhandeln Welchen Fleiß nnd Genie in koftbare Geräte umgewandelt hatten. Die ^eitgenoffen diefer Epoche find eS^ begabt mit einer hervorragenden Intelligenz nnd mit einer ausdauernden Geduld^ Welchen man die Prachtftucke^ die heute noch der Schmuck der Sammlungen find ^ die glänzenden Dekorationen der berühmtesten Monumente deS Mittelalters zuzuschreiben hat: die Nachahmungen der P e r l e n deS MarmorS und der Edelsteine ^ Wie Ehaleedon nnd Aventurin die gefärbten Gläfer nnd die bunten Scheiben für die GlaSgemälde der Kirchen die Emaillen für die Mofaiken die künftlich geblafenen Geräte für den bänSlichen Gebranch e die Spiegelgläfen LüfterS und Kandelaber^ geziert mit gIäfemen Blumen und Blattwerk n. f. W. u. f. w.^

Daf (^laS unb feine Verarbeitung. Der TouriSt ^ welcher heute die DogenStadt beSucht und anch auf der |ufel Murano landet muß er Sich nicht traurigen Betrachtungen hingeben beim Anblick diefer einft fo blühenden Bevölkerung^ die jetzt in einem Zustande deS HerabgefmckenfeinS dahin lebt^ Iedermann Weiß^ daß Mnrauo damals ^OOOO Einwohner nnd mehr als 40 große Fabriken in allen Bronchen der Glasmalerei zahlte. letzt hat die Infel kanm 5000 Einwohner. FÜrften befnchten die AtelierS^ nnd König Heinrich III. Von Frankreich gab gelegentlich eines folchen BefnchS feinem Entzücken über die wnnderVollen Leiftungen dadnrch Ausdruck^ daß er Sämtlichen Meiftern Adelsbriefe Verlieh^ DaS war die ^eit^ wo die Repnblik Venedig ein IahreSeinkommen Von 8 Millionen Dnkaten Von Murano bezog. Indeffen Sank die GlaSindnStrie auch Von ihrer Höhe herat als der Glanz der Republik anßng zu erbleichen. Der allgemeine Gefchmack^ der zu Ende deS 18. |ahrhundertS gegen die Vorhergegangenen |ahrhunderte viel Von Seinem künStlerifchen Gehalte Verloren hatte^ unterftützte die Vorwiegend auf Befriedigung feinerer Bedürfniffe gerichtete Knnft nicht mehr hinlänglich. Tazu kam^ daß in andern Ländern Anstrengungen gemacht worden waren^ daS GlaS felbst zu erzengen und fich Von Venedig unabhängig zu machen^ Anftrengungen ^ die hauptfächlich auch darauf gerietet geWefen waren^ zur Kenntnis der Geheimniffe nnd Ver* fahrnngSarten zu gelangen^ welche auf Murano üblich waren. So Waren namentlich nach Böhmen^ Steiermark und Kärnten Venezianische GlaSmacher einzuwandern Veranlaßt worden. Anßer Flandern und Deutfchland hatte anch Frankreich in der Spiegelfabrikation erhebliche Fortfchritte gemacht; kurz^ Mnrono mit Seinen AtelierS ging mehr und mehr zurück. Ein Zweig feiner früheren Kunftchätigkeit nnr erhält Sich noch frifch daS ift die Perlenfabrikation^ welche auch hente noch wie Vor Hunderten Von | a h r e n ihre bunten Erzengniffe in Millionen Von Pfunden alljährlich über die ganze Erde Verbreitet. Alles andre war in Vergeffenheit geraten^ und als eS fich 1859 darum handelte^ die fchon longe fchadhaft gewordenen Mofaiken der MarknSkirche zu restaurieren^ fuchte man Vergeblich in den noch bestehenden Glasfabriken nach Emaillen^ dnrch die man anSgefallene Partien ergänzen könnte. Da erfaßte I^r. Salviati den Gedanken^ die alte Knnft wieder Zn beleben. Obgleich Advokat^ war er doch hinreichend mit chemifchen und archäologifchen Erfahrungen und V o r allem mit einer lebhaften Begeifternng anSgeftattet nm den Vor* geSteckten ^weck zu erreichen. ZnerSt Suchte er Emaillen in allen FarbenabStnfnngen wieder darznfteHen^ wie Sie Sür die großen Mofaiken gebrancht werden^ nnd als ihm dieS gelnngen war^ wandte er fein Augenmerk den andern Zweigen der GlaSmacherknnft z ^ welche Vordem in Murano geblüht hatten^ und die Gegenstände deS täglichen Bedarfs hervorbringend^ dadnrch Zu einer Einnahmequelle zu werden Verfprachen. Dnrch anttgnarifche Forfchnng nnd Ver* gleichnng^ dnrch Errichtung eineS befonderen MnfemnS^ dnrch ^eicheufchuleu und AtelierS für Modelleure iSt deun fein Etabliffement auch in kurzer ^eit dahin gekommen^ daS GlaS saSt wieder in der alten Schönheit der MaSSe herstellen nnd in der Srüheren Leichtigkeit der Form zu bearbeiten. Und wenn beim Anblick der SeltSamen^ Verschnörkelten Geftalten^ welche der Befncher nnter der Hand deS GlaSbläferS^ oft^ wie eS fcheint ganz zusaHig^ ent* Stehen fieht fein an ganz andre Firmen gewöhnter Gefchmack fich oft nicht fofort zurecht* findet und ihm manches barock erfcheint ^ fo darf die Urfache dafür weniger darin gefucht werden s daß die Formen der alten Venezianifchen GlaSkünftler^ in deren Geifte und Stil man fortarbeitet an Sich unfchön wären ^ als darin ^ daß wir im Verlanfe der ^eit dahin gekommen find^ geWiSSe nnd fehr wertvolle Eigenfchaften deS GlafeS ganz Zu überfehen^ daS Material einfeitig anszufaffen^ feine Verwendbarkeit und damit auch feine Geftaltung zn künStlerifchen Zwecken ängftlich zn befchränken. Hören wir jedoch^ waS Salviati felbft darüber fchreibt: ^DaSjenige^ WaS die böhmifchen^ franzöfifchen^ englifchen^ belgifchen u. f. w. Gläfer charakterifiert ift ihre große Durchfichtigkeit und ihr hoher Glanz. ES fcheint als ob ihr Zweck allein wäre^ den KriftaH zu imitieren. Damit hängt eS zufammen^ daß die Erzeug* niffe daranS^ nm die an fich fchönen Eigenfchaften zu befter Geltnng zu bringen^ gefchliffen werden nnd die Abwechselung der Form^ der Nachdrnck der Kontnr allein durch diefeS mechanifche Mittel hervorgebracht wird. ES kann anf folche Weife wohl ein beftechender Effekt erzielt werden^ aber dieser Effekt ift gegen die wahre Ratnr deS GlafeS erreicht worden S denn gerade diejenigen Eigenfchaften^ welche dem Glafe Von Natur innewohnen^

^ie venezianische ^laSinduftrie. ^ Welche Sein eigentümliches Wefen ausmachen ^ find unauSgebildet^ unauSgenutzt geblieben. D a S ift feine Leichtigkeit und feine Vildfamteit. DaS Venezianifche GlaS befitzt diefe wefentlichen EigenfchaSten deS GlaSeS. Seine Leichtigkeit iSt die Folge Von VerfahrungSarten^ deiche Von denjenigen Sehr Verschieden find^ die an andern Orten Seit der letzten Hälfte deS ^ obigen IahchundertS angewandt werden^ um dem Glafe Maffe ^ BrechungSVermogen^ Durchsichtigkeit und Glanz zu geben ^ Eigenschaften ^ welche daS ausschließliche Vorrecht deS KriStallS firrd. Seine Bildfamkeit (^uctidill^) erlaubt chn^ wenn eS durch Hitze erdeicht worden ift^ jeden Reichtum und jede MannigSaltigkeit der Form und Farbe^ welche die KunSt und die PhautaSie deS Arbeiters ihm mitteilen wollen.

^Da man die Natur Verkehren und auSdem GlaSe einen PfeudokriftaU machen wollte^ indem man Seine MaSSe Schwer und kalt machte^ um ihr Durchsichtigkeit und Glanz zu geben hat man ihm feine Reize geraubt. Die alten GlaSkünStler Von Murano beSaßen zwei wesentliche ErforderniSfe^ um ihre Industrie zu einer KunSt zu erheben und auS ihrer KunSt eine Industrie ^u machen: daS bildSame Material^ zu deSSen Vervollkommnung die Erfah* jungen Von Iahrhunderten beigetragen hatten ^ und daS feine künftlerifche GeSühl - ein eigentümlicher Inftinkt^ welcher diefem Lande und diefer Klaffe Von Menfchen eigen zu fein Scheint. Denn diefeS künstlerische Gefühl ift mit dem Verfall der KunSt SelbSt nicht VerIoren gegangen ^ nnd ihm ift eS zu Verdanken^ daß jene SelbSt Sobald Sich wieder ergeben konnte.^ Wenn dieS nun auch^ als Von einem ganz besonderen GeSichtSpnnkte auS betrachtet^ etwaS zu einSeitignnd ausschließlich ift^ So liegt trotzdem einiges Wahre nnd BerückSichtigenSWerte darin. Die SalviatiSchen Erzeugnisse waren Schon auS der Londoner AnSSteUnng Von 18^2 vertreten und erwarben Sich gerechte Bewunderung. Sie bildeten ebenSo Glanzvuukte der letzten Parifer Ausstellung wie der Wiener AuSfteHung Von 187^ nnd wer Gelegenheit gehabt ha^ Sie ^ort zu Sehen^ ^er wird eS deml^r. Salviati Dank wiffen^ daß er eine Kunftrichtung wieder erweckt hat^ die zu den hervorragendsten der RenaiSfaneezeit gehörte.

^aS (^laS und feine Verarbeitung. Von Italien aus Wnrde im 15. Iahrhundert nnd in den daranf folgenden Reiten die deutsche Industrie anS daS gÜnStigSte beeiuSlußt nnd die KlaSmacherkuuft namentlich erhielt eine SriSche Belebung e die fich beSouderS in Vöhmen bemerklich machte e daS damals daS gewerbfleißigfte und reichfte Land deS DentSchen Reichs war und zu Italien in Viel* Saehen Handelsbeziehungen StaUd. Allein eS würde nngerecht fein WoUte man die hervor* rageudeii dentfchen ^Leistungen ^ Welche jene |ahrhuuderte anfweifen aUein auf folche ita* lieuifche Befruchtung zurückführen Vielmehr ftehen die nördlichen Länder in Vieler Hiuficht ganz felbftändig da^ Lehrende eher als Lernende. ^ie ^eut^che Glasmachcr^un^ ftand im Mittelalter nnd namentlich Vom 14. Iahr* hundert an in hoher Blüte. Die wnnderVoUen GlaSgemälde^ Welche wir in vielen Städten noch wohl erhalten finden beweifen nnS die VoUkommenheit mit der mau eS verftande die KlaSmafsen zu färben. Ebenfo wie für die ernfteu Zwecke der kirchlichen Vanknnft war aber die Verwendung deS KlafeS auch sür die heiteren Vedürfniffe gefeUfchaftlichen Verkehrs ein bevorzugtes und mit großem technifehen Gefchick verwendetes Material. I m 18. Iahr* hundert werdeu Glafer uud Spiegelmacher unter deu Wiener Gewerken oftmals erwähnt; geringere Kläfer wnrden wie eS fcheint im Wieuer Walde gefchmolzen und um die Mitte des 15. IahchuudertS waren KlaSfenfter nichts Außergewöhnliches. VenezianifcheS KlaS machte man zu Anfang deS 15. IahchundertS in Wien fchon nach. | n Frankfurt a. M.e Augsburg und anderwärts waren im erften Viertel deS 14. IahchuudertS Schou TrinkgläSer üblich^ ebenfo iu Flandern. I n bezng auf die Form bieten fpäter die deutschen Kläfer der Kotitz anch felbSt noch die der RenaiSSanee zwar nicht die MauuigSaltigkeit der Venezia* uifchen dagegen aber Sehr charakteristische Gefäße e Welche nnter ihren eigentümlichen Namen jahrhundertelang iu konferVatiVer Weife dargefteUt wnrden. Der Willkomm e daS PaßglaSe der T n m m l e n Stiefel^ Angften Vor aUender Römer e jene klaSSifche Form deS RheinWeinglafeSe find folche Trinkgefäße^ in deren Erfindnng fich der echte dentfche Humor nnd hänfig anch ein feines SchönheitSgefühl bekunden. Die merkwürdigen Kläfer ^ Welche man noch nnter den Erbftücken alter Familien in den Rachhänfern uud iu den Vibliochek* fälen Vormaliger Reichsstädte findet erinnern unS an die Knltnr jener Z e i t deren künftlerifcher Keift fpäter jahchnndertelang gefchlafen oder hÖchftenS ein uubehaglicheS Schein* leben zeitweilig nnter fremdem Einflnß geführt hat Fi^. 810 zeigt unS einige der genannten Formen. I n der Zeit der Renaiffanee gewann eine DekorationSmanien welche die Venezianer Von den Arabern nnd Byzantinern angenommen hatten große Ausbreitung^ daS Vemalen der Kläfer mit Emailfarben nnd daS Vergolden. Anch daS Schleifen nnd Gravieren wnrde fehr vervollkommnete nnd finden fich Kläfer mit den feinften mittels deS DiamantS anS* geführten Radierungen. Für die Kläfer welche emailliert werden foUten wnrde gewöhnlich eine grüne oder grünliche Maffe Verwendete farblofe KriftaUgläfer Verarbeitete man Vor* ZugSweife nnr zu Spiegeln in deren HerSteUung Dentfchland den andern Ländern nichts nachgab. Die Vemalung mittels eingebrannter Emailfarben erftreckt Sich anf die aUerVer* fchiedenften Kegenftände. Hauptfächlich aber find es in der beften Zeit Wappen e darnnter der Reichsadler mit den Wappen der KnrfÜrftentümere ReichSftädte n. f. w.e dann aber anch Familienwappen mit aUerhand Devifen e InnnngSfymbole e Spielkarten e figürliche Dar* ftellnngen n. f. w. oft in fehr zierlicher AnSfichrnng. Die FabrikationSorte für diefe Kläfer anzngebene wiU nicht in aUen Fällen gelingen; eS scheint als ob ihre Erzeugung sehr weit verbreitet gewefen fei; eine HanptbezngSguelle jedoeh War lange Zeit daS bayrifche Fichtel* gebirgee wo der S a g e nach Venezianische Goldfncher die KlaSbereitnng eingeführt haben foUen nnd Von wo jene bekannten Glafer anch herftammen die mit dem Bilde eineS fchloßgekrönten Verges deS OchfenkopfeSe geziert Von dem vier Flüffe ausgehen. I n der letzten Hälfte deS 18. |ahrhnndertS Verfchlechterten fich die bemalten Gläfere deren ältefte durch IahreSzahlen beftätigte Exemplare bis etwa in die Vierziger Iahre deS 10. Iahr* hunderts hinaufreichen. Außerdem aber begegnen wir anS der damaligen Zeit Kläfern Von den zierlichften Formen e zu denen unverkennbar die ErzengniSSe Von Mnrano die ModeUe gewefen finde nnd nicht minder gefchmackvoU find die Verziernngen Welche entweder dnrch aufgefehmolzene KlaSbÜndel oder ^äden von verschiedenartiger Farbe e. dnrch Filigran oder MiUefiori nnd e

finde

Deutfche GlaSmacherkunft^ ^ ähnliche küuftliche Verfahren hergeftellt worden find. manche find der Anficht daß Viele der als Venezianer Produkte hochgefchätzten FlügelgläSer dentfchen UrfprnngS feien. I n Späterer Zeit verlor Sich Sreilich der reine Gefchmaet wie auf andern Gebieten fo auch bei den Erzeugniffen der GlaSkünftler ^ nnd eS find manche falfche Dichtungen zu bemerken^ Welche nicht nur chrer Zeit fich ganz allgemein in Aufuahme zu bringen und zu halten Wußten ^ fondern fogar in uufern Tagen wieder herVorgefucht worden find^ wo man leider daS Alte häufig als übereinftimmend mit ^fchön^ anfiel^ und eS^ anftatt daSfelbe in daS Raritätenkabinett zu Verweifen ^ wo eS zur Vergleichnng und Belehrung an feinem platze iSt da in den Vordergrund Stellt wo man dem Auge eine angenehme^ edle Ercholnng geben will oder geben follte. Von den dentfchen Gläfern bilden die in specie ^böhmifche^ genannten GlaSwaren eine befondere Klaffe^ deren Eigentümlichkeit in den Vermiedenen Methoden deS SchleifenS und GraVierenS bernht welche Zu ihrer Formgebung nnd Ver* Zierung angewendet werden. Die facettierten Oberflächen^ welche Sich rafch beliebt mach* ten^ bedingten ftarke Wanduu* gen^ nnd diefer Umftand mußte die Form der böhmifchen Gläfer Wef entlich beeinfluffen; diefel* ben wurden im Gegenfatz zu den Veneziamfchen und den übrigen beutfchen Gläfern Schwerer ^ und wahrend die letzteren in Phantaftifchen^ zier* lichen Formen ^ wie Sie daS Material Vor der GlaSbläfer* Iampe anSzubilden geftattet in Verbindung Verfchiedenartig gefärbter Maffen nnd teilweife in Vemalnng mit Emailfarben ihre Effekte fnchten^ Verzich* teten die böhmifchen GlaSkünft* ler auf diefe Vorteile ^ mehr bahin ftrebend^ brillante Licht* refle^* und VrechungSeffekte herV orznbringen nnd fo mit dem Glafe der Wirkung deS natürlichen KriftaHS nahe zn kommen. Natürlich bemühte man Sich auch ein möglichst weißeS GlaS zn erzielen^ worauf man anderwärts weniger Ge* Wicht legte. Diefe eigentümliche GlaSinduftrie faßte in dem waldreichen Volumen fehr zeitig F^ß; die Gegend Von Steinfchönan^ Wo heute noch der Hauptfitz der Glasmacher iSt hatte bereits eine Glashütte^ die Peter Verla bei S t . Georgenthal errichtete; in Fallena^ Kreibitz n. a. O. entftanden deren bald ebenfalls. Betriebfame Handler fnhrteU die Waren Weit hinaus und erreichten einen Abfatz^ der bei der Mannigfaltigkeit. der Erzeugniffe^ deren Nenheit und Billigkeit den Venezianern empfindliche Konkurrenz machte. ES lag in der Natur der Produkte^ daß bei ihrer HerfteHnng die Arbeitsteilung fich hier bald Von felbft einführte. DaS in den Hütten dargeftellte RohglaS mußte anf Schleifmühlen fertig gemacht Werden^ und die dabei chätigen Arbeiter fanden eS zweckmäßig ^ je nur auf geWiffe einzelne Artikel fich zu befchränken. An den Abhängen deS |fer* und deS RiefengebirgeS faßte die HerfteUuug künftiger Edelfteine Wurzel^ Farbige GlaSflüffe^ Korallen^ GlaSfchmuch Knöpfe u. dergl.^ wie Sie heute noch in der Gegend Von Turnau und Gablonz erzeugt

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DaS blas nnd Seine Verarbeitnng.

Werden wnrden dort Schon in der zweiten Hälfte deS 17. IahrhnndertS fabriziert; die erfte Glashütte foU aber bereits 1580 Georg Vanden ein Schwede^ in Grunwald errichtet haben. Die GlaSfchleiferei und befonderS die Gravierung jedoch blieb dem urfprünglichen Gebiete tren^ hier erwuchs Haida zu einem wichtigen Mittelpnnkte. Durch die KriftaUfchleifer^ welche Rudolf I I . an feinem ^ofe nüt großer Vorliebe befchäftigte ^ erhielt die GlaS* fchleiferei tüchtige künftleriSche Kräfte Vorgebildet deren Technik fich bis heute erhalten hot GlaSindnftrie^ Vorzugsweise auf marktgäugige Erzeugnisse angewiesen Zwar ift die auch dem entarteten Gefchmacke der Zeit Verfallen und mehr alS jeder andre IndnftriezWeig mußte Sie dieS bei der Stillofigkeit z^ der namentlich der überfeeifche Verkehr fie zwang; allein die Fähigkeit^ GnteS hervorbringen ift ihr nicht abhanden gekommen. Ab nnd zu erblicken wir Selbft unter gewöhnlichen nnd billigen Waren Gegenstände ^ die in ihrer AnS* SÜhrnng mnStergÜltig find^ und Seit in dem letzten |ahrzehnt der Einfluß deS Ofterreichifchen GewerbemnsenmS in allen gewerblichen Kreisen fich durchgefetzt hat^ haben Männer wie Lobmeyr^ anf deffen Leistungen wir noch befonderS zu fprechen kommen bewiefen daß daS böhmifche GlaS in Vieler Hinficht immer noch den Sieg über aUe andern zu erringen im Stande ift.

böhmische

DaS böhmische GlaS Wnrde dnrch Seinen eigentümlichen Stil einflußreich anf die ^nt* wickelnng der Glasindustrie andrer Länder^ namentlich VelgienS nnd Englands. I n Belgien bestanden Glashütten Schon im erften Drittel deS 15. IahrhnndertS; dentSche Arbeiter anS dem Schwarzwalde Sührten nm 1760 daS neue Bewahren ein ScheibenglaS dnrch das fo* genannte Vlafen in Eylindern cherznftellen. | m ganzen aber hatte man Sich früher mit großer Vorliebe dem Venezianer Gefchmack zugeneigt; die GlaSkÜnftler imitierten mit großem Gefchick die darin beliebten Ziergefäße^ fo daß^ als der Magiftrat der Stadt Lille für feine Feftlichkeiten daS Inventar ergänzte ^ dazu GlaSgeSäße Sowohl anS Venedig als anS Ant* Werpen anSgewählt wurden. IedenfaHS find Viele der FlÜgelgläfer^ der PetinetS^ Faden* gläfer n. f. w.^ die nnter den Liebhabern nnd Sammlern als Venedig* ErzeugnifSe gehen in niederländifchen Ateliers gefertigt worden. BrÜSSel nnd Antwerpen waren die Hauptfitze der GlaSiudnftrie^ Welche in den reichen Ländern einen nm fo günftigeren Boden fand^ als der Sinn für einen Verfeinerten häuslichen Komfort Von jeher fich hier fehr anSgebildet hatte. Anf den Gemälden der damaligen Zeit find häufig Prachtgefäße und GebranchSglafer dargeftellt wie fie damals im Laude felbft gemacht wurden Wie die Benezianerglafer nachgemacht wurden^ fo gelaug eS deu Riederländern auch fehr bald ^ Sich die Technik der böhmifchen zu eigen zu machen Die flandrifchen Spiegel Waren ihrer Maffe fowohl als wegen ihrer Politur und Velegnng fchon lange berühmt; daS Schleifen und Dekorieren der GlaSgefäße bot fo Vorgefchrittenen KÜnftlern keine Schwierigkeit^ unternahmen fie eS doch fogan die feinen nach Venezianer Art geblafenen Gläfer mit Gravierung nnd Atznng Zu Verzieren. Wir würden auf ziemlich gleichlautende Daten ftoßen Wenn wir u n S nach der Ge* fchichte deS GlafeS in England nnd Frankreich im fpeziellen erknndigen wollten. Ziemlich Zu gleicher Zeit hat die wichtige Indnftrie in den Vermiedenen Kulturländern diejenigen Phafen dnrchgemacht^ die Von Venedig nnd Dentfchland anS ihren Urfprung nahmen nnd in ihren hanptfächlichen Erfcheinnngen anf d e n Wegen deS Verkehrs Verbreitnng fanden. BefonderS hervorzuheben ift aber^ daß im 17. lahrhundert die Spiegelfabrikation in Frank* reich dnrch LneaS de Nehon einen großen Auffchwung nahm^ Welcher daS Verfahren große Spiegelfcheiben zu gießen ^ fehr vervollkommnete. Eolbert begünstigte diefe Indnftrie anf ganz befondere Weife. ES gibt noch jetzt in Frankreich Viele Glasfabriken die ihre Ve* gründnng nm Iahrhunderte zurückdatieren. Namentlich find eS Flafchenfabriken und daS berühmte Etabliffement deS Vikomte Van Leempool zu Ouigueugrouue (AiSne) befteht feit beinahe fechS Jahrhunderten denn eS ift feit 1 2 9 0 in Vetrieb. Dnrch die böhmifchen Glashütten gefchah auch eine wefentliche Umänderung in bezng auf die Zufammenfetzung der GlaSmaffe felbft. An deu alteu FabrikationSorten uud auch in Venedig noch hatte man hanptfächlich Natronglas fabriziert teils mit dem natürlich Vor* kommenden kohlenfanren Natron teils auS der natronhaltigen Afche Von Strandpflanzen: in Vöhmen dagegen war man genötigt die Afche Von Waldbänmen zu Verwenden die man für den nämlichen Stoff anfah; man wnßte nicht daß die Gewächfe deS Binnenlandes ftatt

^eutfche ^laSmacherkunft^ 427 deS NatronS Kali enthalten ^ denn erfl 17^7 lernte man die beiden Körper Voneinander unterfcheiden. Aber gerade hierdurch war man unbewnßt auf einen wertvolleren Bestandteil deS GlafeS gefichrt worden^ und diefer Umftand Sowie die große Reinheit der fich in Böhmen findenden mineralischen Stoffe waren Urfache^ daß daS hiefige GlaS Viel beSfer als anderswo ausfiel und bald einen hohen Ruf erlangte^ den eS fich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Mit der immer umfangreicher werdenden Glasfabrikation konnten indes die Waldbäume deS Kontinents^ welche die Pottafche liefern^ nicht Schritt halten. ES zeigte fich hier und da Holzmangel uud daS Kali ift Sort und Sort im PreiSe ge* Stiegen s bis die neueSte Zeit in den Abraumfalzen Von Staßfurt Kalilagerftatten erSchloSSen hat^ Welche auch der Glasindustrie zu gute kommen. Die hohen Kali* preiSe Veranlaßten ZUerft in Frankreich^ wieder mehr auf daS Natron zurückzukommen ; man hatte unterdes gelernt ^ daSSelbe auS KochSalz herzustellen; gegen* wärtig wird eS aber häufig in feiner Form als fchwefelfaureS Salzs Glauberfalz s Verwendet. Während in Frankreich der Holz^ mangel zum N a t r o n g l a f e Sührte^ rief er in England daS B l e i g l a s hervor. Hier mußten^ wenn man überhaupt GlaS machen wollte^ Steinkohlen die Stelle deS ^olzeS Vertreten ; man erhielt aber mit diefen nur ein mit Ruß gefärbtes GlaS^ und als man zur Vermeidung dieSeS UbelftandeS die Glasigen zu* deckte s War der GlaSfatz nicht mehr in Fluß zu bringen. ES galt daher^ ein wirkfameS Fluß* mittel aufzufuchen^ und ein folcheS fand man nicht allein in dem Vleio^yd^ fondern daS damit erzeugte s allerdings weichere GlaS zeigte auch die fchon erWähnten fchatzbaren Eigentümlichkeiten^ hohe Turchfiehtigkeit ^ und lebhaften Glanz ^ die man ^ n ^ s ^ ^ ^ ^ u f f ^ ^d ^ i ^ d^ ^r^d^ weder gefncht noch erwartet hatte. Übrigens hat man Sich Seitdem durch einige Uberbleibfel auS dem Altertum überzeugen können^ daß die Römer fchon Vor Ehrifti Geburt Bleiglas fabrizierten^ fo daß wir auch hier wieder den F^H haben^ daß eine Erfindung im Laufe der Reiten oft ganzlich Verloren geht und fpater Von neuem gemacht wird. letzt hat mau durch Einführung der Gasfeuerung ^ deren Anlagen wir fpaterhin beSprechen^ felbft Braunkohlen und Torf zur Glasfabrikation anwendbar gemacht. I n eigentümlicher Weife werden die Brennmaterialien in brennbare Gafe umgewandelt^ die in Zügen nach dem GlaSofen geleitet werden; gleichzeitig ift aber auch für Zuleitung der erforderlichen Menge atmofvhärifcher Luft geforgt ^ und fo hat man ein Sehr intenSiVeS GaSflammenfeuer ohne Rauch und Flugafche^ daS Sich leicht VerStarten und Schwachen laßt.

^aS GlaS und feine Verarbeitung. ^ e u nnd ^ i g e n ^ ^ t e n ^ ^ l a ^ Wenn wir nnS nach diefem kurzen Über* blick über dieKeschichte deS KlafeS mit diefem intereffanten Stoffe felbft befchäftigen WoUen fo haben wir zuuächft zu Sragen: WaS iSt eigentlich daS KlaS^ Diese Frage können wir nnS nnr beantworten wenn wir unS Vorher etwaS genaner mit einem Körper befchäftigen dem wir fchon bei früheren Gelegenheiten einigemal begegnet finde daS ift die Kiefelfäure oder die Kiefelerde; denn in allen Fällen wir mögen eS mit KlaSforten zu chnn haben mit waS für Welchen wir WoUen immer ift eS jener Körper e Welcher in Verbindnng mit ge* WiSSen baSifchen Stoffen die glafigen Gebilde hervorbringt. Die Kiefelfäure kommt fehr hänfig in der Natur vor; fie findet fich in aUen Kefteinen und nimmt an deren Zufammenfetznng in beträchlichem Maße teit fo daß Sie Sicher der* jenige Stoff ift Welcher die größte MafSe Von aUen zur Vildnng unfreS ErdkörperS bei* getragen hat Der Onarz oder Kiefel fchlechchin befteht auS uichtS Weiter als auS Kiefel* fäure^ und die reinSte Form derfelben e der B e r g k r i f t a l t zeigt Sich in prachtvollen WaSferheHen KriftaUen mit SechSfeitigen P r i s m e n von zwei fechSfeitigen Pyramiden oben und nuten abgefchloffen. Sand nnd Sandftein Werden von lanter kleinen Onarzkörnern gebildet^ die mit chonigen ei fenh altigen e kalkigen n. f. w. Veftandteilen mehr oder weniger feft verkittet Sind. Die gelben nnd brannen Färbungen Stammen von dieSen Beimengungen her^ denn in reinem Zustande iSt die ^Kiefelerde VöUig weiß oder Vielmehr farbloS. Diefer und andrer Vorkommen deS intereffanten StoSfS haben wir bereits im I I I . Vande diefeS Werkes Erwähnnng gechan. Für die GlaSfabrikation hat die anS den Kiefelpanzern nnter* gegangener mikrofkopifcher Tierchen beftehende InSuSorienerde Wichtigkeit erlangt. Von der Tbonerdee der Magnefiae BeryUerde n. f. w. unterscheidet Sich die Kiefelerde e obwohl fie ihrem änßeren Verhalten einige Ähnlichkeit mit jenen doch durch ihrechemifcheNatur. Sie ift zwar auch ein Oxyde eine Verbindnng V o n Sauerftoff bafifcher Ratnre mit eigentümlichen Elemente fie ift aber n i c h t e wie jene Körper fondern den Eharakter einer Sänre. D a S in der Kiefelfäure enthaltene Element^ daS Silieium — läßt fich auS derfelben durch ganz analoge RednktionSmechoden abfcheiden wie wir fie Alnminium zu beobachten Gelegenheit gehabt haben und eS zeigt fich dann als ein branneS Pulver V o n wenig hervorstechenden Eigenfchaften. | m freien Zuftande kommt daS Silieium in der Ratnr und der an nnd geringen Anzahl Verbindnngen eS mit andern Elementen eingebe ift die KieSelSäure zwar nicht gerade die einzigee im großen Laboratorium der Ratnr hergefteUt ift aber in doch die bei weitem überwiegendee denn eS kann höchstens daS Flnorfilieinm dem als Edelftein gefchätzten TopaS enthalten i f t e noch einen Anfprnch a n f Erwähnnng machen. I n der Eifenhüttentechnik erlangt daS Silieinm eine einfeitige Wichtigkeit dadurch daß mit dem Eifen verbinden kann uud dem Stahle Eigenfchaften mitteilt. Der Ehemiker allerdings auch uoch andre Elemente mit dem Silieinm zu Verbinden allein diefelben haben anch nnr ein fpezieU wiffenfchaftlicheS und dürfen daher an diefer Stelle wohl übergangen werden. S o gering nnn aber anch die Zahl der Verbindnngen deS SilieiummetaUS ifte fo groß ift die Menge derjenigen Stoffe (Alkalien Erden nnd MetaUo^yde)^ mit denen fich die Kieselfänre vereinigte und die daranS hervorgehenden Verbindungen gewinnen weil sie von der Ratnr in der größten Mannigfaltigkeit und Maffenhaftigkeit felbft erzeugt worden finde weil fie die bei weitem größte Zahl von Mineralien mit zufammenfetzen helfen nnd als Grnndbeftandteile aUer Gefteine nicht nnr bei der Gewinnnng nnd Verarbeitung der nn* organifchen Rohftoffe nnS fortwährend bald hindernde bald fördernd in den Weg treten und ^endlich anch Weil anf dem Wege künftlicher DarfteUnng Verbindungen gewonnen werden welche fich durch ganz befonderS nützliche und angenehme Eigenfchaften auszeichnen nnd ver* wenden laffen; deshalb gewinnen dieKiefelfäureVerbindungen die Silikate^ für daS Wiffen* fchaftliche nnd induftrieUe Leben eine fo ganz befouderS große Vedeutung. Eine merkwürdige Ähnlichkeit in vieler Beziehnng hat die V o r f ä n r e mit der Kiefelfänre; namentlich ift fie ausgezeichnet dnrch die Eigenfchaft Wie diefe mit denfelben Vafen glasartige Verbindnngen Zu geben; fie wird daher anch zu gleichen Zwecken verwendete obwohl chreS viel höheren PreifeS wegen nur zu gauz befonderen Gegenftänden optifchen Gläfern künftlichen Edel* Steinen n. f. w. W i r laffen fie vor der Hand anßer Vetracht

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dann

befondere |ntereffe

Die GlaSmaffe. 429 Die natürlichen Silikate find entweder einSache Salze ^ wie die kiefelfaure Tchonerde^ Welche wir im Kaolin und im Töpferthon kennen gelernt haben oder aber fie find Doppel* Verbindnngen mitunter auch Von uoch zusammengesetzterer Konftitution und folche Von oft fehr kompliziertem Eharakter treffen wir in Vielen Mineralien an. ^ie ^la^rm^e ift nun ebenfalls nichts Weiter als ein Silikat jedoch nicht Von ganz bestimmter chemifcher Formel ^ fondern Von fehr wechselnder ^nfammenfetzung. Zu feinen Hauptbeftandteilen gehören Kiefelerde^ Alkalien alkalifche Erde nnd Metalloide; die gegen* feitigen Mengenverhältniffe derfelben müffen fich aben wenn eine Maffe mit glasartigen Eigenfchaften erzielt Werden folt innerhalb geWiffer Grenzen bewegen obwohl darüber hinaus immer noch chemifche Verwandtfchaft nnd VerbindnngSfähigkeit e^iftiert. ES findet namentlich die Entftehnng eineS wirklichen GlafeS nur ftatt Wenn Sich eine Doppelverbindnng Von kiefelfanrem Alkali und einer kiefelfauren Erde bilden kann. Und zwar kann man die Verschiedenen gebränchlichen GlaSmaffen Von chemifchem GefichtSpnnkte aus in einzelne Gruppen bringen. Die erfte diefer Gruppen würde die Kalikalkgläfer nmfaffen in denen alfo kiefelfanreS Kali mit kiefelfanrer Thonerde Verbunden ift Wie die ältere chemifche Terminologie eS be* Zeichnet; die jetzt übliche Anfchaunng gebraucht dafür den Ramen K a l i u m ^ Ealeinm* g l ä f e r ; daS bö^mifche KriftaUglaS ift der ^anvtrepräfentant derfelben. I n die zweite Gruppe gehören die Gläfer^ bei denen daSKali dnrch Natron erfetzt ift fie enchält alfo R a t r i u m * E a l e i n m g l ä f e r . DaS Sranzöfifche GlaS^ daS englische Er own* glaS Sowie nnfer gewöhnliches FenfterglaS gehören hierher ^ Während daS SpiegelglaS eine ZwifchenSorte zwifchen der erften nnd zweiten Gruppe darstellt. Dann kommen die K a l i u m *Vleigläfen die weichen KriftaUgläfen FlintglaS nnd Straß nmfaffend^ nnd endlich daS Alnminium*Ealeinm*AlkaliglaS^ welches als Bafen anßer Thonerde^ Kalk nnd Alkalien in der Regel reichliche Mengen Von Eiseno^yd und O^ydnl enthält nnd wegen der hierdurch bedingten Färbung nnr zu billigen Waren die aber Feftigkeit Verlangen Verwendnng findet (VonteiUenglaS). Die Ähnlichkeit der Zufammenfetznng^ welche Viele Mineralien nnd Gefteine mit ge* WiSSen GlaSforten zeigen fei eS^ daß fie an fich fchon den Prozentgehalt der einzelnen Ve* Standteile übereinstimmend ausdrücken Sei eS^ daß durch Zerfetznng deS einen oder deS andern StoffS diefe Übereinstimmung leicht zu erreichen i f t hat die Praxis dahin geführt jene Mineralien direkt zn der GlaSbereitnng zu benntzen. Bafalt Rephelin Phonolitl^ Kryolith^ Obfidian Lava^ felbft der Granit find folcherart zu GlaS Verfchmolzen nnd namentlich ift in Amerika anS dem Kryolith ein Fabrikat erzeugt worden welches vortreSSliche Eigen* Schäften hat daS B o t ^ a s t ^ r c e l ^ i n H e i ß g n ß b o r z e l l a n wie eS die „Eompany^ welche daSfelbe in Pittsburg darftellt nennt. Schmilzt man viel Kiefel mit Alkali Z U f a m m e n ^ fo erhält man einen Fluß ^ der ent* weder an der Luft von felbSt feucht wird und endlich in eine Gallerte zerflieg oder doch^ bei etwaS weniger Alkalt in gepnlvertem ^nftande Sich in kochendem WaSSer anflöfen läßt. Die erftereForm bildet die Sogenannte Kiefelfenchtigkeit die man längft in Laboratorien dargeftellt hatte^ nm Sich daranS Srifch gefällte Kiefelerde anf begneme Weife zu verfchaffen; einMnfter der zweiten gibt daS in den letzten Iahrzehnten fabrizierte fogenannte W äff er* glaSe daS einer Menge technifcher Anwendnngen fähig ift da eS^ in dünnen Schichten anf Holz nnd andre Körper gestrichen anStrodnet und diefe mit einer harten ^ glafigen Dede überzieht. Wir kommen noch befonderS daranf zurück^ Vringt man zu einer der eben erwähnten wäfSerigen Silikatlöfungen irgend eine Schwache Sänre^ z. B . Kohlenfänre^ fo tritt diefe an daS Alkali nnd die Kiefelfänre fcheidet Sich ab; die letztere erweift fich fomit als eine febr Schwache Sänre^ wenigftenS in wäfferigen Löfnngen. Denn anders zeigen fich die chemifchen Berwandtfchaften in der Hitzen kohlen* fanreS Kali z^ V. in feurigen Flnß mit KiefelpulVer znf ammengebracht läßt an dem plötz* lichen Anfbranfen Welches entsteht erkennen daß die gasförmige Kohlenfänre jetzt von der Kiefelfänre anSgetrieben wird^ Welche letztere fich mit dem Kali Verbindet. Wenn man daS GlaS nicht als ein Salz V o n ganz beftimmter chemifcher Zufauimen* fetznng anfehen dart aber doch zngeftehen mnß^ daß der ^nfammentritt der Vermiedenen Beftandteile nnr auf Grund chemifcher Anziehung ^ die immer nach Atomgewichten fich

^O

^af (^laS und feine Verarbeitung.

ausgleich^ ftattfinden kann^ fo bleibt nichts^ übrig als anzunehmen^ daß die Kiefelfänre fich mit Alkalien nnd alkalifchen Erden ^ namentlich aber mit den erftereu^ unter fehr Vieleu Ver* hältniffen Verbinden kann^ und daß daS GlaS als ein Gemifch mehrerer folcher Ver* bindungen zu betrachten ift. Ef erhält dieS auch durch den Umstand^ Bestätigung ^ daß die GlaSmaffe nicht ganz nnfähig ift^ zn kriftaUifieren^ daß Sie Vielmehr an der inneren Form* bildnng nnd AnSkriftallifiernng nnr durch die Art deS SchmelzenS ^ BearbeitenS nnd Ab* kühlenS gehindert wird. Setzt man ein GlaSgeSäß einer längereu Rotglut auS^ in der Weife z^ V.^ daß man eS^ in GipS oder Ziegelmehl gepackt um eS Vor dem Znfammen* finken zn bewahren^ den Vrand eines TöpferofenS mitmachen läßt fo findet man eS nach dem Erkalten^ ohne daß etwaf davon hinweg* oder hinzugekommeu i f t undurchsichtig und porzellanartig geworden (ReanmnrfcheS Porzellan) ^ denn feine Teilchen hatten nnter diefen Umftänden Zeit Sich zn feinen KriftaUen zu grnppieren^ Welche dem Lichte den Vollen Durchgang Verwehren. Da ein Silikat durch Starken Alkaligehalt im WaSfer löflich und fogar an der Lnft Zerfließlich werden kann^ fo ift ef begreiflich^ da^ man in d e r P r a ^ nm ein gntef^ daner* hafteS Glaf zu erhalten^ den Alkalien fo Viel Kiefel einverleiben fuchen wird^ alf fie nnr immer aufzunehmen Vermögen. Gleichwohl lehrt wie wir fchon erwähnten ^ die Erfahrung^ daß anch nnter diefer Bedingnng mit bloßen Alkalien (Kali oder Ratron) kein gntef oder danerhaftef GlaS entsteht ^ daß Vielmehr wenigstens noch eine andre Substanz hinzutreten muß^ die ebenfalls fähig ift mit der Kiefelfänre ein Silikat zn bilden. DaS eigentliche GlaS ift alfo mindestens ein Doppelfilikat wie die Zufammenfetznng der^ obengenannten erften drei Grnppen zeigt und man muß dem Alkali noch gewiffe Zufätze geben^ wenn man daranf mit der Kiefelerde eine gute Glafmaffe erfchmelzen will. Andre Stoffe find nötig^ nm dem Glafe gewifse EigenSchaSten: Glonz^ Harte^ Farbe u. f. w.^ zn geben^ und der Glafmacher hat ef daher mit einer ganzen Menge Von Rohmaterialien zn chnn^ die er bald zn dem einen^ bald zn dem andern Zwecke Verwendet. Alf vorzügliches Znfatzmittel für hartes GlaS dient der K a l t den man entweder in gebranntem Znftande oder alf Kreide beigibt; in letzterem Falle wird die Kohlenfäure der* felben Von der Kiefelfänre aufgetrieben. Kiefelfaurer Kalk für fich iSt mehr Stein* alf glaf * artig und faft unfchmelzbar^ aber in Verbindung mit kiefelfaurem Kali gibt er demfelben Härte nnd Dauerhaftigkeit ohne feine Durchfichtigkeit ^u Verringern^ und daf bo^mifche Kriftallglaf Verdankt feine gnten Eigenfchaften Vorzngfweife feinem Kalkgehalt mit. Ein Uberfchuß Von Kalk macht jedoch daf GlaS milchig. Käme nicht überall bei technifchen Dingen der Koftenpnnkt inS S p i e t fo hätten wir im Kali in Verbindung mit Kalk daf befte GlaSmaterial; aber daS Kali ift teuer ^ nnd fo erfetzt man ef in Vielen Fallen ^ entweder teilweife oder ganz^ dnrch daS billigere Ratron. Die Fenfterfcheiben und aUe gewöhnlichen GlaSwaren beftehen auS Natronglas. Diefef ift fchmelzbarer und weniger hart alf daf KaliglaS nnd zeigt bei dickeren Schichten eine bläuliche oder grünliche Färbung. Ein andres wichtiges Rohmaterial ift daS Bleio^yd. Ef macht den GlaSfatz um fo leichtflüffiger^ je größer feine Menge ift als Flußmittel kam eS znerft in England zur An* Wendung. Die bleihaltigen Gläfer^ obwohl fie weicher und weniger haltbar find^ zeigen einen hohen Grad Von Politurfähigkeit Glanz und Farblofigkeit. Vermöge feinef ftarkeren LichtbrechungSVermögenS ift daS VleiglaS (FlintglaS^ in der Optik wichtig znr HerfteUuug achromatifcher Linfen^ wovon im Il. Vande die Rede war; dieselben Eigenschaften machen eS außerdem Vorzüglich geeignet zur Rachahmnng Von Edelfteinen ( S t r a ß ) ^ in welchem Falle eS bis zn Prozent Vleio^yd enchält. | n nenererZeit hat der B a r y t (Schwerfpat)^ den man früher^ obwohl er an Vielen Orten der Erde in reichlicher Menge Vorkommt nicht entfprechend zu Verwerten wußte ^ fich fehr Vorteilhaft in die GlaSfabrikation einge* führt. Er erfetzt nicht nnr den Kalk Vollständig ^ fondern hat bei den gnten Eigenfchaften^ die jenen auszeichnen^ noch den ganz befondern Vorzug ^ den Gläfern eine fehr bedeutende lichtbrechende Kraft mitzuteilen nnd alfo daS Bleio^yd bis zu gewiffen Graden entbehr* lich zu machen. Minder wefentlich find einige andre Beftandteile deS GlafeS ^ die man gelegentlich Zu Speziellen Zwecken zufetzt. Hierher gehören^ Wie fchon erwähnt Borfänre als Vora^

Die GlaSmaffe. 429 (borfaureS Natron^ Strontianit Flußf^at Kr^olich^ phosphorfaurer Kalk als Knochenmehl oder Guano e Zinkoxyde WiSmuto^yd^ VimSftein Klingftein nnd andre leicht Schmelzbare ^ alkalireiche^ natürliche Silikate e Magnefiae Thon u. f. w. n. f. W. Von der Thonerde kommt fchon zufällig anS den Schmelztiegeln ein geringes Prozent in die KlaSmaffe e ohne daß damit derfelben ein besonderer Dienft geleistet würde e denn die kiefelfäure Thonerde macht die GlaSmaSSe Schmer schmelzbar. Dagegen befördern die MetaUoxyde^ welehe Von Ratnr in den Rohmaterialien Vorkommen den Fluß; da fie aber immer dem KlaSe eine gewiSSe Färbung erteilen fo find fie natürlich unwillkommen^ wo man farblofeS KlaS bereiten will. Namentlich ift daS Eisen daS mehr oder weniger immer in den Rohmaterialien als Oxydul enthalten iSt eine läStige Zugabe. ES färbt je nach feiner Menge daSKlaS hell* bis dunkel* grüne wovon die gewöhnlichen Weinflafchen ein naheliegendes Veifpiel geben. Um daS Eifen zu bekämpfen dienen wieder befondere Zufätzee namentlich Salpeter e A r f e n i k nnd befonderS Vrannftein (Manganhyperoxyd). IhreWirknng erklärte man Sich fricher damit daß man eine SauerStoSfabgabe an daS Eifenoxydnl iw Glafe annahm welches dadurch iu Eifenoxyd verwandelt werden foUte. Da daSEifeno^yd daS KlaS gelb färbte daS auS dem Braunftein durch SauerftoffVerluft entstehende Manganoxyd aber violette so foUten die beiden Farben fich aufheben. Salpeter und Arfenik haben eine ausschließlich oxydierende W i r k u n g e dagegen ift daS Von dem Manganüberoxyd nur in befchränkter Weife anzunehmen e denn anstatt deS VrannSteinS kann man zur Entfärbung Von grünlichem Klafe anch Nickeloxyd anwenden welches keinen Sanerftoff abgibt nnd daS GlaS rötlich färbt. Die Färbnng dnrch Manganoxyd ift aber ebenfaUS nicht rein Violette Sondern eher rötlich nnd mehr dem Krün komplementär als dem Gelb. Deswegen haben wir bei der Entfärbnng Von grünlichem Glafe durch Vrannftein wohl mehr ein phyfikalifcheS als einchemischesPhänomen Vor nnS^ und die Nützlichkeit gewiffer EntfärbnngSmittel beftecht darine daß fie dem KlaSe eine Färbnng erteilen welche dem grünlichen Tone der Maffe komplementär ift nnd denfelben in feiner Wirkung daher aufhebt. Übrigens müffen Entfärbnngen dnrch Sauerftoff abgebende Stoffe häufig genug Vor* geuommen werden namentlich wenn die KlaSmaffe durch Kohlenteilchen grau oder brannlich gefärbtift nnd dienen dazu Salpeter e arfenige Säuree auch atmofphärifche Lüfte die man dnrch daS gefchmolzene KlaS ftreicheu läßt. Ihrer Anweudung wegen heißen diefe EntfärbuugSfätze uud in specie der Vrannftein anck^ KlaSmaeherfeife. Endlich werden auch noch Zufätze dnrch die chemifche Form bedingte iu welcher man die Alkalien anwendet. DeS KoftenpnnkteS wegen nimmt man nämlich nicht die reinen Alkalien Sondern Alkalifalze^ und überläßt eS der KieSelSänree die SalzVerbinduugen zu trennen und fich in Befitz deS Alkali zu fetzen. Diefe Trennnng geht nnn aber in gewiffen FäUen fehr Schwierig Von Statten und eS werden dacher UnterftütznngSmittel nötige nm fie bnrchznführen. Solche Hilf^körper find kohlenfaurer Kalk (Kreide) nnd Kohle. Indem fie felbft an der chemifehen Umfetzung teilnehmen e befördern fie die Zerfetzung der Salze und die Vildung Von Silikaten. Die Kreide ift daS Hilfsmittel bei Kochfalze die Kohle bei fehwefelfanren Salzen (Glanberfalz n. f. w.). ES darf aber von der letzteren nnr fo viel Vorhanden fein daß fie fich auf Koften der SchWeSelSänre zu Kohlenfänre oxydieren nnd in diefer Form als flüchtiges GaS wieder entweichen kann; die Schwefelfänre ift dnrchSaner* ftoffabgabe ebenfaUS in den flüchtigen Zuftand übergeführt worden nnd wird als fchweflige Sänre Verjagt. Ein Uberfehuß von Kohle Würde die KlaSmaffe gelb und braun bis fchwärzlieh färben. Dies ift auch der Krnnde warnm man in Ofen welche ranchen oder die man mit Torf^ Brann* oder Steinkohlen heizt kein Vollkommen weißeS GlaS erzielen kann wenn man nicht Verdeckte Schmelzhäfen anwendet. AnS diefen Rohmaterialien setzt der KlaSmacher den KlaSfatz zufammen. Für fpezieUe Zwecke kommen dazu noch befondere Zufätze^ die teils daranf ausgehen e die KlaS* maffe zu färben (MetaUoxyde)e fie nndnrchfichtig oder nur durchfcheinend zu maehen oder ihre LichtbrechnngSVermögen zu erhöhen oder auch den chemifchen Prozeß der GlaSbildnng Zu begünftigen. Ieder befondere Fall erfordert befondere Vorschriften. Anftatt aber ver* fuchen zu wollen die Unzahl von Rezepten welche in Verschiedenen Fabriken den Verfehiedenen GlaSforten zn Grunde gelegt finde zusammenzufteUen begnügen wir nnS mit der Anführnng nnr einigere wie fie für die charakteriftifchen KlaSSorten gebräuchlich Sind.

^as

482

und feine Verarbeitung.

Weißer Sand . . . . . . . 100 Pfnnd Pottafche . . . . . . . . ^ Gebrannter ^alk . . . . . . 10 ^ Pfund

^rowngla^.

100

^ ^

Pfund

Pfunb

^and . . . . . . . . . 100 Pfund ^ Mennige . . . . . . . . Pottafche . . . . . . . . ^

^mtfche^ Spiegelglas.

Gereinigte Pottafche . . . . Marmor . . . . . . . . Salpeter . . . . . . Arfenik . . . . . . . . Vraunftein . . . . . . . Schmälte . . . . . .

^

Pfund

100 Pfund

^narz. . . . . . . . .

Pfnnd

Weißer Sand . . . . . . 100 Pfnnd Gereinigte S^da . . . . . ^ ^ohlenfaurer ^alk . . . . ^ ^ Arfenik . . . . . . . ^ ^ Pfnnd

^ m ^ S c k ^ Tafelglas.

Weißer Sand Pottafche . . ^alkftein . .

^uarzfand . . . . . . . Pottafche . . . . . . . . Arfenik (wei^e arfenige Sänre) Gelofchter ^alk . . . . . .

Bleikristall.

enthielt ^iefelfaure . . . . . . Alkali . . . . . . . . ^alk . . . . . . . . Dhonerde und ^ifeno^yb Mangano^dnl . . . . . ^outeillenglaS

Pf nb

180^fnnd

in 100 Teilen . . . . ^ . . . . ^ . . . . ^ . . . . . . ...

Gefärbte G l ä f e r . Wir haben fchon bei d e r Vereitung der gewöhnlichen weißen ziemlich fchwer hält^ zufällige Färbnngen derfelben zu GlaSmaffe erwähnt^ daß und ein sarblofeS G l a S zu Viel leichter ift That^ dem Glafe beStimmte Farbe mitzuteilen ^ dazu Metalloide ^ mit der Kiefelfänre eben* sails zu Silikaten zufammenfchmelzen^ fowie auch einige andre Stoffe^ Welche gewiffe Farben hervorbringen. I m wefentlichen find e S diefelben Körper^ welche wir auch bei der Porzellan* malerei wirkfam fanden ^ nnd ihre Effekte find auch bei dem Glafe ganz entfprechende. So Goldpurpur Gold und Z m n beftehend) ^ Kupfero^ydul und Eifeno^yd zur Erzeugung roter Farben; Kobalto^d gibt B l a u ; mit Antimono^yd^ Bleio^yd^ E i f e n o ^ Kohle^ Urano^yd und Silberpräparaten laffen fich gelbe Töne erzeugen; Kupfer* und Ehromo^yd geben Grün; Eifen ^ und Urano^yd Schwarz; Mangano^dul Vlau und Violett u. f. W. Durch Vermischung FarbStoSSe laSSen fich Viele Rüaneen hervorbringen^ fowie einzelne dieSer Stoffe dnrch Verfchiedene Behandlnng anch Färbungen bewirken können. Schwarz erscheinende GläSer werden dnrch Starke g r ü n ^ brann* blanfärbenden Materialien erzeugt ^ indem dadurch diefe Farbentöne fo tief werden ^ daß fie alleS Licht Verfchlucken und unS als fchwarz erfcheinen. Viele farbige Gläfer^ bunte GlaSfcheiben zum Beifpiel^ find daher auch nicht in ihrer ganzen Maffe gefärbt s weil Sie in diefem Falle leicht zu dunkel anSfallen würden^ fondern bloß Überfangen s d. h^ Sie haben eine Grundlage Von weißem GlaS mit einem Sarbigen Uberzng. WiH der GlaSbläSer Solches U b e r f a n g g l a S erzengen^ fo hat er zwei Tiegel mit gefchmolzener MafSe Vor fich^ von denen der eine WeißeS GlaS^ der andre GlaS Von der gewünschten Farbe enthält. Rnn tancht er die Pfeife zuerft in die weiße Maffe nnd dann in die gefärbte^ V o n der er^ je dnnkler er Seine Farbe wünscht^ nm So mehr Metall ^ fo heißt der gefchmolzene Inhalt der Tiegel — an die Pfeife nimmt. Beim Blafen echält er nnn ein DoppelglaS^ indem dieBlafe^ welche er bildet^ innen weiß^ außen gefärbt Der ist aber derfelbe^ ob daS G l a S in seiner ganzen MaSSe geSärbt wäre. Die Schwächsten Stellen deS GefchirreS erfcheinen V o n derfelben F^rbennüanee wie die diekften; WaS bei dnrchweg gefärbtem Glafe nicht der Fall fein würde ^ und außerdem laßt der Uberfang fich durch Schleifen ftellenweife^ wieder entfernen ^ ein Umftand^ der für die VerZierung d e r Gläfer V o n großer Vedentung iSt^ Weil er die Crzengung heller Mnfter auf gefärbtem Grunde und umgekehrt leicht auszuführen

eS

dienen

erhalten. nnd eS dienen

eS in der die

Verhüten eine

(auS Vermiedenen

Vermiedener

Verfchiedene Zusätze Von

oder

eigentlich Effekt

alS

ift.

geStattet.

Um fich V o r dem blendenden Anprall der Sonnenftrahlen zu Schützen^ benntzt man Angengläfer Von einer ganz eigentümlichen Befchaffenheit. Sie Sind Vollkommen durchsichtig

Die GlaSmaffe. 429 nnd Von einer ganz unbestimmten aber ziemlich dunklen Farbe^ nm daS durchgehende Licht Zwar nicht zu färben wohl aber zu fchWächen Die Farbe (London surc^c) foU dadurch erhalten werden daß man der GlaSmaffe zweierlei Snbftanzen welche für fich komplemen* täre Farben erzengeu würden ZUfetzt Z.^. Knpfero^ydnl (rot)^ Eifeno^ydnl (grün)^ in deren GefamtWirknng alfo eine einzelne Farbe nicht für fich zur Geltnng kommen kann. Die fchönften bunten GläSer werden znr Nachahmung der Edelsteine benntzt^ nnd nm Lichtbrechnng nnd Glanz möglichst wit zu Steigern ^ fetzt man zu diefem Behuf e gaUZ be* fondere GlaSflÜffe zUfammen die denRamen S t r a ß führen. Der Straß ift ein Kaligla^ Welches fehr viel Vleio^yd und eiueu gewiffeu Anteil Borfäure euthält. D e r Bleigehalt ift noch größer als im FliutglaS oder iu deu GlaSfätzen zu optifcheu Zwecken ^ und dem* Zufolge ift auch die Härte deS Straß nicht Sehr bedeutend. Die Farbe erhält der letztere durch die bei der Porzellanmalerei Schon angeSÜhrten Metalloide. Anßer den dnrchSichtigen Gläfern kommen auch einige Varietäten von denen man die Durchfichtigkeit dnrch Zusätze mehr oder Weniger benommen hat; Solche Sind namentlich daS A l a b a f t e r ^ Opal*^Milch*^ VeinglaS nnd daS E m a i l . Die TrÜbnng deS Alabaster* glaSeS ift durch eiueu Uberfchuß vou Ouarzpulver oder durch phoSphorfauren Kalk bewirkt; Opalglas wird dnrch Zufatz Von Zinno^yd^ Milch* und BeinglaS dnrch Knochenafche oder Guano (phoSphorfauren Kalk) getrübt und ihr VerfchiedeneS AnSfehen rührt nur Von den Vermiedenen Mengen deS ZufatzeS her. I n die GlaSmaffe können faft aUe diejenigen Stoffe mit übergeführt werden welche fich mit Kiefelfänre Verbinden. Die dnrch die Spektralanalyfe anfgefnndenen neuen Metalle find anch anf ihr Verhalten bei der Verglafnng unterfncht worden und eS hat fich nament* lich daS ThaHinmglaSe welches Lamy zuerft dargeftellt hat für optifche Zwecke als ein fehr wertvolles Material erwiefen. DaSfelbe gilt Von dem Didymglafe^ daS W e r t h er in Königsberg eingeführt hat^ uud von dem Varyt und dem WiSmnto^yd^ als Wefentliche Zufätze zur GlaSmaffe^ fcheint mau noch fehr Vorteilhaftes erwarten zu dürfen. DaS durch Zufammenfchmelzeu der genannten Rohmaterialien erlangte GlaS hat da eS für gewöhnlich nicht kriftaUinifch ift anch keine befondere Spaltbarkeit ; in dünnen Vlätt* chen Fäden n dergl. ift eS fehr elaftifch^ in dicken Stücken aber fpröde. ES fteUt einen durchfichtigen harten mehr oder weniger leicht zerbrechlichen Körper dar^ der^ in der Hitze weich werdend nnd fogar Schmelzend ^ doch ziemlichen Z^ammenhang behält^ fo daß er einerfeitS fich zu Faden ziehen auderfeitS Wie ein Gußmaterial behandeln läßt. Außerdem Zeichnet fich daS GlaS durch einen hohen Glanz aus. AUe feine Eigenfchaften werden dnrch feine chemifche Znfammenfetzung mehr oder Weniger beeinflnßt indeffen laffen fie fich anch fchon dnrch rein phyfikalifche Vehandlnng^ namentlich dnrch die Art der Abkühlung^ fehr beträchtlich abändern und ift eS befonderS die Härte und Feftigkeit Welche durch geeignete Kuhlmethoden wefentlich modifiziert werden kann. | n der Renzeit hat man in diefer Weife daS fogenannte H a r t g l a s herznftellen gelernt worauf wir fpäter noch befonderS zu fprechen kommen. DaS fpezififche Gewicht deS GlafeS wechfelt von ja m e h n und ift am größten bei denjenigen GlaSf orten Welche durch einen hohen Gehalt an Bleio^yd anS* gezeichnet find^ umgekehrt nimmt damit die Härte deS GlafeS ab^ die leichten Kalkgläfer find am härteften erreichen aber dennoch nie die Härte deS VergkriftaUS. Die Elektrizität wird von dem Glafe faft gar nicht fortgeleitet deshalb ift eS anSgezeichnet geeignet felbft durch Reiben elektrifch zu werden. Die Strahlenbrechung ift ebenfalls fehr Verfchieden; hat daS gewöhnliche GlaS einen VrechnngSe^onenten Von fo Steigt derselbe bis nnd bei Sehr bleihaltigen GläSern anch noch beträchtlich höher. Tnrch die HerfteUung derartiger ganz beSonderS Stark brechender GläSer hat Sich namentlich daS optifche |nftitut Von Merz in München verdient gemacht Welches eine GlaSforte von fo energifchem DiSperfionS* Vermögen erzengt hat^ daß ein einziges Prisma daraus in den fpektrofkopifchen Apparaten diefelbe Wirkung hervorbringt Welche zn erreichen man früher vier PriSmen anwenden mnßte. Übrigens ift kein GlaS abfolnt nnangreifbar; denn abgefehen davon daß alles GlaS Von der Flußfänre anfgelöft wird^ belehren nnS auch die bliud gewordenen Scheiben an Küchen^ Ställen n. f. w.^ daß gewöhnliches GlaS fcharfen fauren fowohl als alkalifchen Dämpfen n. dgl. auf die Daner nicht widerfteht Ia^ felbft daS Waffer Vermag über daS GlaS unter Um* ftäudeu mehr^ als wir wohl Vermuten können: ein Trinkglas kann Menfchenalter auSdauern^

^^

Daf (^laf und feine Verarbeitung.

ohne eine Spur Von Angegriffenfein zu zeigen; zerftößt man ef aber zu Pulver und Schüttet dieSeS ^ nachdem man Sein Gewicht ermittelt in Vieles Waffer ^ läßt dieS einige Zeit in der Hitze darüber Stehen^ gießt ab^ trocknet und wiegt fo wird mau eine Gewichtsabnahme finden^ wenn man dieSe Prozedur oft wiederholt; ein Veweif^ daß nur die VerhältuiSmäßig kleine Oberfläche die Einwirknng def WafferS nicht fo merklich erfcheinen ließ. Arbeiten in der ^I^hütte. Indem wir zu dem zweiten Teile der GlaSfabrikation^ der Geftaltnng der MaSse zu den mannigSaltigen GebrauchSformen übergehen^ deren diefer intereSSante Stoff fähig ift wollen wir Selbft in eine Glashütte eintreten^ als den Ort wo die GlafmaSSe geschmolzen und die daraus herzustellenden Gegenftände entweder vollendet oder doch im Rohen bearbeitet Werden. Die G l a s h ü t t e bildet einen weiten^ oben bedeckten Ranm^ ungefähr 20 m hoch^ deffen Voden mit Ziegelftein belegt iSt. Die Mitte diefeS Ranmef nimmt ein großer Schornftein ein^ an welchen auf zwei Seiten die Schmelz* oder ArbeitSöfen angebaut Sind^ auS denen der Rauch in den großen SchornStein abzieht. ES find znr GlaSfabrikation vermiedene Ofen erforderlich^ welche aUe in dem Ranme der Glashütte beifammen und größtenteils im Zusammenhange ftehen^ um die auS dem einen abziehende Hitze noch in einem Rebenofen zu andern Arbeiten benutzen zu können. Solche Ofen oder Ofenabteilungen find erforderlich teils zur Vorbearbeitnng deS GlaSfatzeS (Kai* Zinier* und F r i t t ö f e n ) ^ teils znm Anwärmen der großen Schmelztiegel oder^ Wie fie heißen^ GlaShäfen ^ teils zum Strecken der Glasplatten Sür Fester* und ordinäres Spiegel* glaS (AnSlauföfen)^ teils zum langfamen Verkühlen der fertigen GlaSwaren; als Hauptofen dient der eigentliche Glasschmelzofen. Diefer letztere ift mit möglichster Sorgfalt anS feuerfeftem Thou oder Backfteinen aufge* manert und zeigt in feinem Ouerdnrchfchnitt eine entweder kreis* oder länglichrunde Form. Daß anf ein gutes Ma* terial zu diefem Ofen Viel ankommt läßt fich denken^ Wenn man weiß^ da^ er nicht allein eine andanernde Weißglüh* hitze abzuhalten hot fondern daß auch die in diefer Hitze flüchtig werdenden Alkalien nnd EhlormetaUe deS GlaS* fatzeS an den Innenwänden nagen und fie zerftören. Daher dauert denn anch ein guter Schmelzofen fofem er ftetS für hartes GlaS gebraucht wird ^ selten über 18 Monate. Tie ^ l a ^ e n haben bedentende Umwandlungen erlitten^ Welche namentlich dnrch daS Herbeiziehen nener Brennmaterialien bedingt wurden. Einen der älteften bekannten Schmelz* öfen zeigt nnS Fig ^12. Tie Abbildung iSt in | o h . KnnkelS ^Vollständiger GlaSmacher* knnft ^ (Rürnherg 1785) enthalten nnd durch Sich felbft Verftändlich. Die heutzutage ge* bräuchlichen Ofen find freilich in ihrer Einrichtuug davon fehr Verfchieden^ allein fie find eS nicht nur von solchen älteren Konftrnktionen^ Sondern auch nicht minder untereinander^ denn je nach der Ratnr der Brennstoffe und dem Grade der Erhitzung^ Welchen daS darzustellende GlaS Verlangt ändern Sich die Vedinguugen^ Von denen die FeuerungSanlage abhängig ift. Vald Stehen die Hafen ^ und daS ift der gewöhnlichere Falt im Kreife entweder um einen RoSt oder fo^ daß Sich der Fenerranm unten um Sie herumzieht; bald aber auch bilden fie eine gerade oder zwei parallele Reihen^ au Welchen die Flamme hinfchlägt. Uber jedem Hafen geht dnrch die Wand deS OfenS eine Öffnung (ArbeitSloch)^ durch Welche der Arbeiter mit feinen Geräten zur fchmelzenden GlaSmaffe gelangen kann. Da^ fich über den H^fen ein knppelförmigeS Dach Wölbt ift fehr notwendig^ denn die entstehende H^e ift fo be* deutend^ daß eS fonft niemand in Solcher Nähe deS FeuerS aushalten könnte. Die heiße LuSt entweicht zum Teil durch die ESSe oder die ESSen^ denn bei manchen Ofeneinrichtnngen^ wie z^ V. bei der in Fig^ im DnrchSchnitt in Fig^ ^14 von außen dargestellten^ hat jeder Hafen feinen befonderen ^ug; zum Teil Wird Sie in die nebenliegenden Ofenabteilnngen durch Seitenkauäle (Füchf e) geleitet Wo fie zn den Arbeiten deS RöftenS^ FrittenS^ Kühlen^ Zum Trocknen deS Brennholzes n f. w. Verwendung findet. In Fig. ift a der Feuer* roft bb find die Füchfe^ Welche den Abzug der Feuerlnft in die Effen ^ Vermitteln^ ^ die Arbeitslöcher. Die Hafen 8 werden durch die Öffnungen ^ eingebracht welche in der

Zeichnung dnrch die Verschiedene Schraffierung angedeutet find. ift der Afchenramn in Welchem die Lnft fchon vorgewärmt Wirde ehe fie durch den RoSt zum Brennmaterial tritt. Tie Ofenfrage ift für die Glasfabrikation Von ungemeiner Wichtigkeit e denn anßer den obenauf liegenden Rückfich* ^ ten anf möglichfte ErfparniS an Brennmaterial e möglichst VoU* Ständige Ranchverzehmng e Er* Zielung deS höchsten HeizeffektS^ Dauerhaftigkeit n. f. W. kommen noch eine Menge Maßregeln in Betracht^ die man treffen m n ß e u m Störungen deS Betriebes entgegen zu arbeiten oder folche^ Wenn fie einmal eingetreten finde Zu befeitigen diefen gehören Vor allen Dingen der H ä f e n b r u c h e daS Vrechen eineS Schmede* fäßeS nnd daS Herauslaufen eines fliiffigen Inhalts. Weil dadurch leicht die S t ä b e deS RofteS miteinander Verklebt wer* den können fo müffen Vorkeh* rungen getroffen Werden welche dem ausgelaufenen GlaSfatz gleich nach außenhin abzufließen er* lauben. ES ift daher häufig . innen der Voden e auf Welchem ^ ^^ ^s^tt. die GlaShafen Stehen e die S o h l e deS OfenSe etwaS nach außen geneigt nnd an der tiefften Stelle führt ein Abftichloch durch den Mantel Welches für gewöhnlich mit einem Thonpfropfen Verschloffen ift. Der bedeutendste Fortschritt in der Ofenanlage ift aber durch die Einführung der GaS* feuerung gefchehen e weil diefelbe in der letzten Zeit felbft in Solchen Gegenden e wie z^ V. im Vayrifchen Walde e wo der H o l ^ nrangel noch nicht So energifch zur Sparfamkeit auffordert wie ander* w ä r t S e eine. anSgedehnte Anwendung gefnndene die in knrzer Zeit eine Völlig anSfchließliche fein wird. DieOfene welche bei der* felben in Gebranch finde haben von Verschiedenen Konftrukteuren eine Ver* fchiedene Einrichtung er* halten. Der erSte wirklich Zweckmäßige und auS der Parifer AnSftellnng Von 1 8 6 7 mit der goldenen Medaille ausgezeichnete War der SiemenSfche GlaSfchmelzofen mit Regeneration von dem wir i n Fig. 81^ und 816 Abbildungen nach feinen zwei Hanptteilen dem Generator nnd dem eigentlichen S c h m e l z o f e n geben. Der Generator dient zur GaSerzengnng in der Arte daß daS Brennmaterial ^ o ^ Kohlen Torf oder waS immere fchichtweife dnrch die FüHöffnung ^ eingeführt wird; über

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^aS GlaS uud feine Verarbeitung.

die fchiefe Ebene rntfcht eS auf den Treppenroft wo daS Feuer angemacht i f t uud wo die Verbrennung dnrch die Von nnten heranfftrömende Luft nnterhalten wird. Die Hitze^ Welche hierdurch erzengt wird^ bringt die darüber liegende KohlenSchicht zum KUchen nnd VerSetzt sie dadurch in einen Zuftand^ in welchem fie an die in den dnrchftrömenden Feuer* gaSen enthaltene KohlenSänre Sowie an den Sanerftoff der unverbrannten atmosphärifchen Lnft fo viel Kohlen* ftoff abgibt daß Sich wieder ein brennbares KaSe daS Kohleno^ydgaSe erzengt Durch Regulierung deS Luftzuges Vermag man die Hitze genau fo weit zu fteigern ^ daß aUe Kohlenfäure in brennbares KaS nmgewandelt wird. DieSeS fteigt in der Vertikalen Röhre ^ in die Höhe und fammelt fich in der hori* Zontalen Leitungsrohre l t auS welcher eS in den Schmelzofen gelangt Ie nach den Umftänden kann der Generator von dem Schmelzofen entSernt liegen. Der letztere iSt in Seinem oberen Teile e wie anS Fig. 8 1 6 ersichtlich ifte wenig von einem gewöhnlichen KlaSSchmelzoSen verschieden in feiner unteren Hälfte Zeigt er jedoch eine befondere Einrichtung. Hier Sind nämlich die fogenannten R e g e n e r a t o r e n C^C^C^ befindlich^ Kammern welche lofe nut fe u e r e n Ziegel* fteinen gitterförmig anSgeSetzt find^ um die in den verbrauchten dem Schornfteine zuftrömenden KaSen enthaltene Wärme ansznnehmen und durch Sie den Effekt der Feuerung zu erhöhen. Z u diefem Z^ede ^enernt^r de^ ^tenteu^eu ^I^SchnteI^fen^ ift daS Kammerfyftem zweiteilig und eS ftehen die beiden Abteilungen zwar nicht unter fich in Verbindung e Wohl aber kann jede derfelben Sowohl mit dem Schmelzraum als anderfeitS mit dem Sehomftein in Verbindnng gefetzt werden. Soll der Betrieb deS OfenS beginnen und find die Regeneratoren noch kalte So wird die Verbindung derart hergestellte daß die anS der Verbrennung im Schmelzranm tretenden heißen OSengaSe die eine Abteilung erSt durchziehen muffen ehe Sie in den Schorn* Stein gelangen. Dabei geben Sie einen beträchtlichen Teil chreS Wärmegehalts an die kalten Ziegel ab nnd echitzen diefe je nachdem fo weite daß die Kammer Sogar in den^uftand deSKUchenS kommt. | n diefem Stadinm Wird die Verbindung geWechfelt Die heißen Gafe werden Von jetzt ab der zweiten noch kalten Abteilung zugeführt e Welche ihrerfeitS mit dem Schornftein in Verbindnng geSetzt wird. Da* gegen Werden in die heiße Ab* teilnng die brennbaren Kafee ehe Sie zur Entzündung kommen eingeleitet; die Hitze des Ziegel* ^er ^ure^fd^e ^ln^ntel^fen ntit ^ e u e r ^ r . gitterS teilt Sich denfelben m i t e und der Heizeffekt im Schmelzranm wird dadurch ein Wefentlich erhöhte^ als fich der direkten VerbrennnngSwärme noch das Wärnieguantnm beifügt welches die Ziegel abgegeben haben. Sind diefe letzteren anf folche Weife wieder erkaltet fo wird der Durchzug wieder ge* wechfelt denn in derfelben Zeit hat sich die andre Abteilnng genügend erhitzt um nnn ihrer* feitS die Rolle als Vorwärmer übernehmen zu können; fo gelangen die Ofengafe ziemlich abgekühlt in den Schornftein.

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^aS (^laS und feine Verarbeitung. Die Erfparnng an Brennmaterial durch diefe Ofen betrng fchon ^ 0 — 5 0 Prozent und wenn man bedenkt daß folchergeftalt ein gasförmiges^ keinerlei Uneinigkeiten mit fich führende^ Brennmaterial direkt zum Schmelzen der GlaSmaffe Verarbeitet ^ zur Erzengnng deSfelben aber allerhand fonft oSt wertlofeS Material Verwendet werden konnte nnd man nicht anf fo forgfältige AnStrocknnng deSfelben Bedacht zn nehmen brauchte wie felbft bei der H^lzfenernng ^ fo waren dieS Vorteile genng^ nm dem Regener ativfy Stem eine Sieg* reiche Ankunft in AnSficht zn Stellen. Diefe ift ihm denn anch in VoUftem M a ß e geworden^ nachdem im Verlanfe der ^eit wertvolle VerVoUkommnnngen noch dazn erfnnden Worden find. Z u diefen gehören in erfter Linie dieperiodifch oder kontinnierlich arbeitenden Wannenöfen^ welche ähnlich den anS der Metallhüttentechnik bekannten Flammöfen auS einem einzigen muldenförmigen Schmelzraume beftehen^ an deffen Seiten die Hitze erzeugenden Regeneratoren angebracht Sind. Die anfängliche Schwierigkeit den Boden der Wanne dicht zu erhalten^ Wnrde Von SiemenS befeitigt indem derfelbe den Voden und die Seitenwände mit Lustzügen nmgab^ dnrch welche daS Material der Wanne abgekühlt nnd daS in die Poren und Znnfchenränme eingedrnngene GlaS zum Erftarren gebracht wurde. Anf diefer Wanne wird der GlaSfatz zufammeugefchmolzeu. Konnte man anfangs bei der unvollkommenen Einrichtnng mir eine Vorfchmelze erzielen^ die Weiterhin in den gewöhnlichen GlaShaSen Sertig gefchmolzen werden mnßte^ fo ift mau jetzt im ftande^ meinem Zuge ein Vollständig raffiniertes GlaS herzuftellen. Am zweckmäßigsten erWeifen fich dafür die kontinuierlichen Waunenöfen^ Welche SiemenS konftrniert hat u n d d i e ihrem Ramen entsprechend ein gleichzeitiges Abarbeiten der ge* Schmolzenen GlaSmaSSe auS dem einen Teile der Wanne erlanben^ Während in den andern die Rohbeftondteile^ der GlaSfatz^ eingefchüttet Werden; in einem dazwifchen liegenden Teile Vollzieht fich währenddem mit einer fchon Vorgerückten Partie daS Garfchmelzen oder Raffinieren. Die periodifchen Wannenöfen müSSen erSt leer gearbeitet Werden^ ehe Sie wieder

VoHgefchmolzen werden.

Wir können nnS eine VorfteHnng von der Einrichtnng eines periodischen WannenofenS machen^ wenn wir nnS den länglich mnldenartigen Schmelzranm dnrch zwei OnerWände in drei Räume abgeteilt denken ^ die aber unter Sich in Verbindnng Stehen mittels Kanälen^ Welche nahe dem Boden der Wanne dnrch die ZwifchenWände hmdnrchführen. Der erfte R a n m bildet den Schmelzranm^ der zweite den LänternngSranm^ der .dritte den ArbeitSranm; aUe drei znfammen machen die Wanne anS^ den Oberbau deS OfenS^ unter welchem Sich die vier mit ^iegelnetzwerk ausgesetzten Regeneratoren befinden. Tie vorderen der EinlageSteUe zunächst liegenden Teile der letzteren Sind nicht mit anSgefetzt nnd dienen dazu^ die mechanifch fortgeriffenen Staubteile abfetzen zn laffen und anf diefe Weife die eigentlichen Regeneratorkammern Vor Verunreinigung zu fchützen. | n die AbkühlungS* kanale^ Welche den Boden und die Seitenwände der Wanne umgeben^ tritt SortWährend kalte Luft ein^ Welche durch einen oder mehrere kleine Schornfteine abgeSangt wird. Der ganze OSenranm iSt ziemlich flach überwölbt uud am Ende deS Schmelzraumes durch eine Vertikale Wand abgefchloSfen. Die Flammen durchStreicheu den Ofen der Ouere nach. Der Vorgang im Schmelzprozeß ift nun folgender. Der rohe GlaSSatz wird in regel* mäßigen Paufeu durch die Einlegeoffnnng in den Schmelzranm gegeben^ wo die Beftand* teile zu dem rohen Glasfluß znfammenfchmelzen. Der letztere tritt nun durch einen am Boden befindlichen Kanal dnrch die erfte Zwischenwand nach dem LänterungSranme^ wo er Vollends durchgefchmolzen wird nnd zn einer gleichartigen Maffe Sich mengt; dnrch einen Zweiten Konal gelangt daS gelänterte GlaS Schließlich in den ArbeitSranm^ wo eS dnrch die ArbeitSoffnnngen auS auf der GlaSmaffe Schwimmenden irdenen Ringen Von den Pfeifen anfgenommen uud ausgearbeitet Wird. Diefe Einrichtung gründet fich anf die Eigenfchaft deS GlafeS^ in gefchmolzenem Zn* Stande daS höchfte fpezififche Gewicht zu haben. Infolgedeffen fchwimmen aUe nnge* schmolzenen Teile anf der Oberfläche^ während der reine GlaSflnß am Boden fich fammelt Deswegen befinden fich auch die Kanäle^ welche anS einem Wannenraum in den andern führen^ in der Rähe deS BodenS im gefchmolzenen Glafe nnd laffen nnr folcheS in den nächften Raum übertreten; deswegen anch fetzt man in der letzten Abteilung^ in dem ArbeitSranme^

Gerate nnd Manipulationen. auf die gefchmolzene GlaSmaffe noch befondere Thonriuge anf^ welche die etwa auf der Oberfläche noch fchWimmenden Unreinigkeiteu Seitlich abhalten^ indem Von unten daS reine ^ l a S zutritt. AuS dieSen Ringen Wird daS letztere dann Verarbeitet. Statt der Thonringe hat SiemenS Sogenannte Schiffchen angewandt die auS einem zweiteiligen Gefäße beftehen^ wie folcheS in Fig^ ^ 1 8 dargeftellt ift. Diefe Schiffchen Schwimmen ebenfalls auf der GlaSmaffe deS Arbeitsraumes. Tie Abteilung R ift dem I n n e r n deS OfenS zugekehrt uud empfängt daS GlaS auS der Wanne durch die in der Wandung befindlichen Löcher r frei Von Uneinigkeiten^ welche in der Wanne zurückbleiben. Hier in l^ wird daS GlaS durch die Ofenhitze noch weiter raffiniert uud mit dem Fort* Schreiten deS LäuterungSprozeffeS erhöht fich fein fpezififcheS Gewicht. DaS geläuterte GlaS finkt nach unten und tritt dnrch die Offnungen a in den unteren Teil deS Vorderen RanmeS^ aus welchem eS durch den GlaSbläfer abgearbeitet wird. Wir können nnS bei einer Schildernng deS ungemein malerifchen Eindrucks nicht auf* halten^ den eS ouf jeden Befchauer machte Wenn er nach langer ^ einfamer Wandernng in fch warzbewaldeten Vergen in eine jener großen Glashütten tritt wie fie in Böhmen und Bayern nnd namentlich in großer Zahl in den holzreichen Gegenden deS BöhmerwaldeS fich angefiedelt haben. DaS emfige Leben hier bildet einen der wirknngSVoUften Kontrafte mit der Stille der erhabenen Natur draußen. | n der Mitte der Hütte fteht der große Schmelzofen s der nnanfhörlich an manchen diefer Orte anch jetzt noch mit dürrem ^ fchars getrocknetem Hol^e gefpeift ift nnd in feinem Innern eine Hitze entwickelt die weißglühend zn den Arbeitslöchern heranSfchlägt. Vor jeder folchen zu einem Hafen führenden Offnnng fteht eine Anzahl Arbeiter^ die ^

Zu einem fchon geformten Gerät gehaltet Welches zu ^ ^ feiner endlichen Vollendung nur noch dem Schleifer übergeben zu werden braucht. Wie ein derartiges Etabliffement Von außen auSfiehtund in welcher Weife fich die Vermiedenen Arbeiten um den GlaSfchmelzofen gruppieren^ davon gibt unS Fig. ^17 eine Anschauung. Freilich find in Vielen derfelben bie eben betriebenen Einrichtnngen noch keineswegs in Anwendung; eS wird noch häufig nach dem alten Syftem gearbeitet daS ift aber auch nicht zu Verwundern^ denn eS ift in der Ratnr der Sache bedingt. Die Vervollkommnung der Ofenanlage ^ w i e wir fie be* Schrieben haben^ fetzt einen großen fabrikmäßigen Betrieb voraus^ der anf MafSenproduktion eingerichtet ift; daS GlaS aber ift in den meiften Fällen^ Wo eS erzeugt wird^ ein Material^ dem fpäter erft durch Verschiedene Veredelungsarten eine mehr oder weniger künftlerifche Ausbildung zu teil wird. Für die Erzeugung der dazn dienenden Mengen aber find die einmal befanden Einrichtnngen genügend^ nnd deshalb bleibt man bei ihnen ftehen. Um nun die GlaSfabrikation kennen zu lernen^ genügt eS aber nicht nnr einzelne Arbeiten im großen ganzen betrachtet zn haben ^ wir müfSen nnS wenigstens einigermaßen anch mit den Hilfsmitteln uud den VerfahrungSarten bekannt machen^ welche anS der Eigen* tümlichkeit deS Materials bernhen und die daS Fundament der GlaStechnik bilden. gerate und ^ a n i ^ n l a t w n e ^ Znerft dürste hier nnfre Anfmerkfamkeit doch woht wenn anch nur flüchtig^ dem Gefäße^ in welchem die GlaSmaffe gefchmolzen wird^ dem GlaShafen^ ^ w e n d e n fein. ^war ift derfelbe nichts weiter als ein Schmelztiegel Von Ziemlich großen Dimenfionen^ aber die Znmntnngen^ welche an feine Dauerhaftigkeit ge* macht werden s und die unS mit Recht in Erftaunen fetzen ^ bedingen eine fehr forgfältige HerfteUuug. Tie GlaShäfen beftehen demzufolge auS feuerfeftem Thon und werden ge* wohnlich in den Glasfabriken felber angefertigt; daS Formen^ Trocknen und Brennen mnß mit der größten Achtfamkeit gefchehen ^ denn jeder während der Kampagne zerbrechende Hafen Verurfacht Viel Unbequemlichkeit und Verluft. | f t ein geeigneter Thon gefunden^ fo

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nnd feine Verarbeitung.

Wird derfelbe Vorerft gehörig durchgearbeitet fodann mit Schamotte^ daS find gepulverte Überrefte alter Häfen e die fchon dein Feuer auSgefetzt gewefen finde Vermifcht und damit getrocknet gemahlen und gefiebt fo daß diefeS Kemenge ein ganz inniges geworden ift ehe chin wieder mit Waffer angefeuchtet die Verlangte Form gegeben wird. Tie geformten Tiegel bleiben Vor dem Vrennen möglichst lange Stehen nm aufzutrocknen deun je älter Sie finde ehe fie gebrannt und gebrancht Werden um so beffer. Daher muß Von den geformten Tiegeln auch immer eine fehr große Zahl Vorrätig gehalten werden. Ein gewöhnlicher KlaS* hafen faßt in feiner VoUen FüHnng etwa 16 Zentner gefchmolzene GlaSmaffe^ nnd man kann fich denken welche Feftigkeit er haben muße Wenn er in dem Zuftande der Weißglüh* hitze^ in Welcher er ftetS gehalten Wird^ den Druck jeneS KewichtS aushalten foU. Der KlaShafen ift entweder eylindrifch öden uud zwar häufiger ^ nach oben etwas konifch er* Weitert. Die nieht offenen KlaShäfen für Steinkohlenfenerung^ find mit einer kuppelartigen Haube bedeckt Von Webcher anS ein kurzes weites Rohr iu daS Arbeitsloch hineinragt Derfelbe Siemens^ deffen KlaSfchmelzofen wir vorhin befprochen haben hat nach dem* felben Principe welches feinem kontinuierlichen Wannenofen zu Krunde gelegt ift auch einen KlaSofen konfluiert der ebenfalls den Vorteil ununterbrochenen Betriebes gewährt. Wir geben deS leichteren Verftand* niffeS Wegen in den Figuren 819—82^ den Hafen in den fich ergänzenden Ver* ^ tikaldurchfchnitten in einem Horizontaldurchfchnitt nnd in einer Anficht von oben. Wie anS den* felben hervorgeht befteht er anS den drei Abteilnngen ^ B nnd C^ von denen ^ Zum Verfchmelzen B zum Läntem der GlaSmaffe diente Während die letztere ^ienten^er ^Iu^feu. aus C aufgearbeitet wird. Unter fich find die Abteilungen in der Art verbnnden daß die in ^ geschmolzene KlaSmaffe^ Welche fich auf dem Vodeu anfammelt durch den Kanal a^ mit dem ^ am Voden in Verbindung i f t in die Höhe fteigt bis fie oben nach B überfließt. B aber^ in Welchem die Läuterung vor fich geht infolge derer die fchanmigen und unreinen Schichten fieh an der Oberfläche anfammeln fteht durch eine Offnnng b nnten am Boden wo die ge* läuterte Maffe fich aufhält direkt mit C in Verbindnng ^ mit demjenigen Ranmee anS welchem die Schmelzmaffe verarbeitet wird. Der Dmcke Welcher die flÜffigen Maffen den angegebenen Lauf zu nehmen zwingt Wird durch verfchieden hohen Stand der gefchmol* Zenen Maffe in den einzelnen Abteilnngen wie eS in der Abbildung angedeutet ifte hervor* gebracht. DaS Ofenfeuer Umfpielt den HafeU fo^ daß derfelbe im unteren Teile kühler fteht als im oberen und fo kommt die Moffe auSB nicht nnr geläutert fondem auch entsprechend abgefunden d. h. gekühlt nach Die K l a S m a f f e Wird in den Häfen zunächft anS ihren Rohmaterialien gemifcht. Diefe letzteren haben aber vorher fchon eine oft fehr komplizierte Behandluug erfahren. Die Kiefel* und OuarzfelSftücke werden zuerft geglüht und fchneU iu kaltem Waffer ab* gelöfcht wodurch fie fo mürbe werden daß mau fie mahlen kann. Dazu dienen für größere Glashütten befondere Ouarzmühlen. DaS gemahlene Pnlver oder der KieS* oder Seefand^ Wenn man folchen Verwendete Wird für WeißeS GlaS mehrmals geWafchen um aUe Un* reinigkeiten namentlich daS oft vorhandene E i f e n o ^ zu entfernen. AUe Materialien deS

Schmelzen. 441 GlaSSatzeS müffen um fo reiner fein^ je mehr eS darauf ankommt^ abfolut reines GlaS zu erzielen. Wollte man die Stoffe fo verwenden^ wie Sie die Ratnr gibt^ So Würde man Selten etwas andres als Schlechtes grünes FlafchenglaS erhalten. Eine Reinigung nicht allein durch Waffer ^ fondern auch durch Feuer ift daher fehr nötig. Man glüht die Maffe ^ um alles WaSSer abzutreiben^ Welches beim VerdampSen den Schmelzofen zu sehr abkühlen und ein zu ftarkeS Auffchäumen der Schmelzmaffe Verurfachen würde. Dann aber werden in der Rotglühhitze auch diejenigen organifchen Beimengungen Verkohlt und zerStört^ welche bei aller SonStigen Reinheit immer in den angewandten Stoffen Vorhanden Sind. Kamen Sie mit in die fchmelzende GlaSmaffe^ Wo fie nicht fo leicht wegbrennen können^ wie am oSfenen Feuer^ fo würden fie Sich dem Glafe Verbinden und daSfelbe gelblich^ bräunlich u. f. w. Särben. I n manchen FäHen iSt eS Von Vorteil^ die Erhitzuug in der Flamme SelbSt fo weit Zu treiben^ daß die Bildung deS GlafeS beginnt und die MafSe fich zu einem Teige erweicht. Tiefer Prozeß wird mit dem Namen deS FrittenS bezeichnet. Die glühende Fritte wird dann^ ohne daß fie Vorher wieder erkalten darf^ klumpenweife in die eigentlichen Schmelz* häfen gebracht. ^chmel^eu. Bei der gewöhnlichen Befchickuug der GlaShafen wird der aufs feinfte gepulverte nnd gemengte GlaSSatz in mehreren Abfätzen in die ^äfen eingetragen^ denn der GlaSflnß nimmt immer einen bedentend geringeren R a u m ein als die dazn Verwendeten Roh* ftoSfe. I f t dieS gefchehen^ fo wird daS Loch^ daS fogenannte Aufbrechloch ^ welches hinter jedem GlaShafen dnrch die Ofenwand fichrt^ mit feuerfesten Ziegeln gefchloffen^ So daß keine andern Offnnngen mehr in daS Innere deS OfenS führen als die Arbeitslöcher und Füchfe.

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^^S^Pf^.

Die leeren ^äfen werden in einer befonderen Ofenabteilnng^ dem Vo^rwärmeofen^ erSt bis zum Weißglühen erhitzt und dann auf eifernen Wagen ein weißglühender^ Vor* geheizter Hafen nach dem andern in den GlaSofen gefahren und auf feine Unterlage gebracht ^ eiue glühende Temperatur^ in welcher die Arbeiter fich hier befanden — dann kommen 4 Rentner GlaSfatz in den Tiegel; wenn diefe niedergefchmolzen Sind^ WaS einige Stunden dauert^ abermals 4 Zentner^ und fo fort^ bis die fämtlichen Tiegel Voll find. DieS gefchieht meiftenS Freitags^ und eS ift eine Volle Woche nötig^ um hierauf die Tiegel leer zu arbeiten. Sobald die Tiegel alle eingebracht find^ wird der Ofen bis auf die nötigen kleinen Zug* und Arbeitslöcher zugemauert^ fodann aber daS Feuer bis auf den erf order* lichen Hitzegrad gebracht und gleichmaßig ftark unterhalten. Diefe Vorarbeiten dauern in der Regel Sonnabend und Sonntag^ Montag beginnt die eigentliche Glasarbeit. Nicht die fämtliche eingetragene Maffe Verwandelt fich im Schmelzofen in GlaS; Vieles entweicht^ wie fchon gefagt^ gasförmig; andre Stoffe^ die keine Vereinignng gefunden haben^ fchwimmen als eine Art Schanm obenauf^ der G l a S g a l l e genannt und mit eifernen LöSfeln Sleißig abgeschöpft wird. Viel GlaSgalle gibt eS befonderS dann^ wenn man daS Alkali in Form Von Afche (Seifenfiederflnß) Verwendet^ weil in diefer eine Menge Un* reinigkeiten enthalten Sind^ Welche Sich nicht Verfchmelzen laffen. Um fich Vom Fortgange deS SchmelzprozefSeS zu unterrichten^ wird Von Zeit zu ^eit eine Probe herausgenommen und nnterfncht. I f t die Verbindung der KieSelSäure mit den Bafen erfolgt^ fo wird das fogenannte Lautern Vorgenommen. Man gibt nämlich eine noch Stärkere ^itze als bisher (daS ^eißfchüren)^ und überlaßt die MafSe einige Zeit der Rrche. Sie ift dnrch die Temperaturerhöhung dünnflüffiger geworden^ und eS können nun einesteils eine Maffe bisher zurückgehaltener Luft- und GaSbläSchen entweichen^ andern* teils die darin vorhandenen fchweren Uneinigkeiten Sich leichter zu Boden Setzen. Nach Be^ endignng deS LänterungSprozeSfeS wird kalt gefchürt^ d. h^ die ^itze fo viel gemäßigt^ daß daS GlaS dickflÜffiger und zum Bearbeiten gefchickt wird. Bei diefem Temperaturgrade muß der Ofen fo lange erhalten werden^ bis die erzeugte GlaSmaffe aufgearbeitet ift.

TaS (^laS und feine Verarbeitung. DaS A u f a r b e i t e n der ^la^ma^e geschieht nnn anf vermiedene Weife. Entweder Werden die auS dem plaftifchen Schmelzprodukt zu formeuden Gegenftände dnrch Gießen oder Preffen oder aben wie eS am bei weitem häufigfteu gefchieht ^ durch Vlafen erzeugt Die erften beiden Methoden haben jedoch lange nicht daS Intereffe für unS Wie die letztere^ welche die GlaSfabrikation anSfchließlich charakterifirt; wir werden jene daher gelegentlich befprechen UUS aber znerft dem G l a S b l a f e n uud deu auf diefem Wege darfteübaren Produkten zuwenden. Wer jemals Kinder gefehen hat welche Seifenblafen machen kann fich ein ziemlich klares Vild diefer Arbeit geftalten. Der GlaSbläfer^ Welchem allemal noch ein Gehilfe zu* geordnet ift hat die fogenannte Pfeife ^ ein langes eiferneS Rohr a b (f. Fig^ 824) mit einem hölzernen Mundftück^ nnd arbeitet in den GrünglaShütten ftehend^ in den WeißgIaS* hütten aber fitzend auf einer Art Von Armftrchl mit Vorragenden Armen. ^nerft taucht er die Pfeife in die gefchmolzene GlaSmaffe ^ Von der fich ein Klnmpen an jene anhängt den er durch Rollen am Fußboden zn einer Kugel macht und bläft diefelbe etwaS ant um zu fehen ob fich Maffe genng angehängt hat. Sollte fie zn dem beabfichtigten Zwecke nicht ausreichen^ fo taucht der Arbeiter abermals ein.

WiH der Arbeiter mm z^ V. eineFlafche berftellen fo bläft er zuerft daS weiche GlaS ZU einer hohlen Kugel ant welcher er durch Schwingen um den Kopf eine längliche Form gibt. Ift dieS gefchehen fo übernimmt der Gehilfe daS Vlafen der eigentliche Former bildet aber mittels einer Zangen während die Blafe immer gedreht Wird^ die Flafche Vollends anS^ drückt deren Voden nach innen in die Höhe und preßt fie fenkrecht anf eine heiße Steinplatte^ M a r b e t nm fie abzugleichen worauf er mit einem kalten Eifen die Stelle berührt wo die Flafche am VlaSrohr feftfitzt und fie dadurch Von demfelben abfprengt. Nnn nimmt er mit einem Eifenftäbchen einen Tropfen GlaSmaffe anS dem Tieget zieht davon einen Faden den er ein paarmal nm die Mündung der Flafche windet nnd bildet fo den Wulftigen Rand derfelben Woranf die fertige Flafche langfam abgekühlt wird. Wird die Blafe während der Arbeit rot d. kühlt fie fich zu fehr ab^ fo wird fie in einem befonderen im Ofen ange* brachten Feuerloche unter beständigem Drehen wieder erhitzt bis fie Weißglühend geworden ift. Vei feineren namentlich WeißglaSarbeiten fitzt der Formen wie fchon erwähnt anf dem Stühle^ Während der Gehilfe bläft und die Pfeife beftändig auf den laugen Armen deS StnhlS gedreht wird. Henkel nnd ähnliche Vorragnngen werden ebenfo wie derRand^ befonderS angefetzt denn die flüffige^ teigartige GlaSmaffe formt fich fehr leicht nnd verbindet die Teile feft miteinander. AlleS beruht hierbei auf dem richtigen Augenmaß nnd der Handfertigkeit deS Arbeiters ^ und ein gefchickter GlaSbläfer ftellt in kürzerer Zeit ein zier* licheS Knnftwerk hen als der Lefer gebraucht fich den Vorgang erzählen zu laffen. Flafchen

Daf Aufarbeiten der GlaSmaffe. ^^ und Viele andre der gewöhnlicheren Gegenstände ^ Welche durch Vlafen herfteUbar uud die demzufolge fämtlich HohlglaS find ^ Werden fo durch bloßeS Drehen ^ Schwenken^ Auf* Stoßen u. f. w. fertig^ wobei Vielleicht nur die Schere etwas mitzuhelfen hat. ES ift in der Regel eiu Gegenftand der Verwunderung für die Befucher Von Glashütten s daß die fo mannigfaltig ge* Sormteu GlaSwaren mit So weuigen und So einfachen Inftrumenten znStande gebracht Werden. DaS VlaSrohr oder die Pfeife^ immer ^ daS Hauptwerkzeng ^ ift für den Glasarbeiter daS^ WaS für den Töpfer die Scheibe ift. Freilich gehört große Übung dazu^ nm eS mit Erfolg zu handhaben^ und nebenbei auch eine tüchtige Lunge. Indeffen gibt eS anch Hilfsmittel^ um die Lunge zu fchonen. Tritt der Arbeiter mit der Vlafe anS Feuer ^ während er die Mündnng feineS RohreS feSt zuhält fo dehnt fich die eingefchloffene Lnft dnrch die Hitze noch weiter anS nnd die Vlafe wird dadurch ganz Von felbSt größer. Ia^ der GlaSbläfer arbeitet fogar mit Dampfe denn eS ift recht wohl thunlich ^ daß er in eine GlaSblafe^ die er größer haben wilt ein wenig Waffer einbläft daS Sich fofort in Dampf Verwandelt der durch feine Spannung dem Arbeiter daS Blafen erfpart Sofern nur die obere Öffnung dicht VerSchloffen wird. Von andern Werkzeugen findet die Schere häufig Anwendung^ denn daS glühende GlaS läßt fich fehr gut faft wie WeicheS Vlet fchneiden. f a n g e n ^ faft wie Feuerzangen geformt dienen zum AuSbiegen Von Randern u. f . w.^ während einfache ^ fingerftarke Eifenftäbe Von etwa Meterlänge ^ Rabel* oder Hefteifen ^ die Finger abgeben^ mit denen der glühende Glaskörper angefaßt wird. Man Verfiel die Spitze deS RabeleifenS mit einem Tropfen GlaSmaffe und hält fie an der paSfenden Stelle an^ wo fie augenblicklich feStklebt. I f t z^ V. eine FlaSche geblafen und foil Vom VlaSrohr abgefprengt werden^ fo heftet man Vorher daS Rabeleifen an den Voden der FlaSche und dieses bildet nnn die Handhabe^ Während die dnrch daS Abfprengen entftandenen fcharfen Ränder der Flafchenmündnng rund ge* ^ ^^^ fchmolzen werden. Diefelben Dienfte leistet ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ daS Rabeleifen beim Transportieren der fertigen Gefäße in den Kühlofen. Schließlich wird eS felbft mit einem kurzen Schlage abgefprengt; dadnrch entfteht jene rarche^ Scharfkantige Stelle^ der R a b e t welche man am Voden geringer GlaSwaren häufig findet. Die befte Vorftellnng der fortlaufenden Arbeiten^ wie fie fich bei der Erzeugung zu* fammengefetzterer HohlglaSartikel folgen^ geben nnS die Figuren welche die

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^aS (^laS und feine Verarbeitung.

Formung eines TrinkglafeS veranfchauliehen. DaS erfte Stadium zeigt daS an die Pfeife genommene KlaSklümpchen Welche^ zu einem birnförmigen Kölbchen anfgeblafen und dnrch Drehen und Stoßen auf die Marbelplatte (polierter Marmor* nnd Granittifch) die KeStalt Wie in Fig. 2 erhält. DaranS foU daS Hohlgefäß deS VecherS hergefteUt werden. Der Fuß entfteht auS einem weichen GlaSklümpchen daS man in der Mitte deS BodenS anfetzt ^ zu einem Stengel anS* Zieht (8) und mittels der ^ange^ Zwickfchere^ anf dem ^ Stuhle nnter fortwährendem Drehen der Pfeife formt ^ ^ ^ Rachdem der Stiel deS FußeS die Form 4 erhalten hat ^^ ^ ^ wird wiederum dnrch Erweichen feines unteren Teils ein ^ KlaSklümpchen daran gekittet uud abgeschnitten (5) nnd ^ ^ ^ ^ immer unter Drehen der Pfeife gegen ein naffeS Vrett ^ ^ ^ gehalten (6)^ wodurch eS fich zu einem Fuße abplattet ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ dem man mit der ^wickfehere noch in feiner Form nach* ^^ ^ ^ ^ ^ hilft Oder auch man klebt anftatt deS KlaSklümp^ ^ ^ chenS(5) eine bereits auf geblafene Glaskugel an den Stiel I ^ ^^ ^ FußeS^ die man zur ^älfte abfprengt den daran Ver* bleibenden Teil erweicht man und Verwandelt ihn durch ^ ^ ^ ^ Aufbiegen feiner Ränder in eine ebene Fußplatte. An ^rteiIi^ ^ u r ftir ^ f e heftet man nun mittels eines Tröpfchens KlaSmaffe den Stab (8)^ fprengt den oberen Teil deS ^oh^efäßeS ab (9) und fchneidet mit der Schere die Weiche GlaSmaffe fo weit ab ^ daß die Wände die Verlangte Höhe erhalten (10). Durch Ausweiten mit einem Stück Holz gibt man dem Rande die nach außen geschwungene Form (11). Mittels deS StabeS wird daS GlaS (12) in den Kühlofen gebracht und hier durch einen leichten Schlag gegen den S t a b davon getrennt

können e um die fertige Ware herausnehmen zu laffen geöffnet werden; fo lange aber^ wie daS weiche KlaS hineingeblafen wird^ find ihre einzelnen Teile feft miteinander dnreh Stifte oder durch eine Feder ^ die mit der Hand oder dem Fuße gedrückt wird^ Verbnnden. I n der Regel verbindet ein Scharnier die beiden giften miteinander e denn die zweiteilige Form genügt den meiften Anfordernngen. In Fig. 888 ift eine mehrteilige Form dargeftellt. Der obere Teil aa wird erft anfgefetzt^ wenn die GlaSmaffe in denInnenranm eiugebracht wordeu ift. Der untere Teil bb

Tafelglas. ^ ift aus einem Stück und nur mit einigen feinen Öffnungen durchbohrt^ damit die eingepreßte Luft entweichen kann. DaS Formftück cc für den Hals dagegen beftcht auS zwei ^alften^ Welche fich um ein auf der platte ää befeftigteS Scharnier drehen können; damit die beiden Hälften dicht zum Verschluß kommen^ find zwei hebelförmige Anfätzc angebracht^ in welche hölzerne Handgriffe eingefchraubt werden. Die Art der weiteren Ausbildung deS GegenStandes braucht nicht näher befchrieben zu werden. Die weiche Maffe wird durch die Spannung der inneren Luft ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ an die Wandung der Form angedrückt nnd alle Ver* tiefungen derfelben treten als Erhöhungen anf dem fertigen Stück hervor. I f t die Form innen ganz glatt und rnnd^ fo wird die GlaS* nraSSe wahrend deS VlaSenS gedreht wodurch die Politur wefentlich Schöner auS* fallt; bei gerieften oder kantigen Formen^ wie bei der Von unS dargefteUten^ kann davon natürlich nicht die Rede fein. Eine Anzahl kleinerer ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Artikel werden ebenfalls in ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^^ Formen dargefteUt ^ aber ^ ^ ^ t ^ r u n ^ p ^ n d^ d^ch ^^ten ^ f ^ f ^ . nicht dnrch Vlafen^ fondern durch Preffen; fie find maffiv nnd chre Formen haben^ Wie dieKngelformen^ eine zangen* ähnliche Geftalt^ mit der man auS der teigigen GlaSmaSSe die betreffende Quantität herauskneipt. Derartige Formen find bei der Fabrikation der GlaStnopfe nnd der größeren Perlen in Gebrauch. ^ e l g l a ^ Hält man die Pfeife^ Wenn die Blafe eine entfprechende Größe erlangt hat^ fenkrecht empor^ So Sinkt die GlaSblafe platt zufammen^ und indem man fie auf einem bef anderen Eifen anheftet und Von der Pfeife ablöft^ kann man fie durch fchneUeS Drehen in eine runde Scheibe Verwandeln D a biefe Scheibe in der Mitte^ am Anheftepunkt ^ Verdick^ ift^ fo wird dieferTeil her* auSgefchnitten und man be* hält zwei halbmondförmige Stücke übrig ^ die weiter in Tafeln zerlegt werden kön* ^ ^d ^pl^tt^ d^ nen (MondglaS). I e ge* fchickter der Arbeier ift^ um So größere Scheiben wird er herzustellen im Stande fein^ und nach den Proben^ die man auS früherer Zeit noch erhalteu findet^ mnfSen Scheiben^ die ^ ^ ^ Dnrch meSSer gehalten haben^ auS dieSe Weife häufig geblafen worden fein. DaS Mittelftück^ Ochsenauge^ iSt eine kleine linSenSörmigeScheibe mit einem zapfenartigen Anfatz in der Mitte ^ und man fah ehedem diefeS GlaS häuSig z^n VerglaSen Von StallSenstern u. dergl. benutzt. Die größeren auS der Scheibe gefchnittenen Stücke Verwendet man alS Tafelglas^ welches ehedem faft famtlich auf diefe Weife erzeugt wurde. letzt ift diefe Methode indeS durchgangig Von einer andern Verdrangt worden^ bei welcher die Scheibe nicht mittels der Zentrifugalkraft^ fondern durch daS fogleich zu betreibende Ver* fahren auS der Vlafe hergeftellt wird.

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TaS blas nnd feine Verarbeitung.

Soll Tafelglas geblafen Werden fo wird eine bedeutende Maffe gefchmolzeneS Gla^ etwa anderthalb Pfunde an den Kopf der Pfeife genommen. Da fich fo Viel mit einem Male nicht anhängt^ fo erfolgt ein mehrmaliges Eintauchen Während in der Zwifchenzeit der Klnmpen an der Luft oder auch durch etwaS angefpritzteS Waffer äußerlich abgefchredt und fteif wird. Der GlaSbläfer fteht nm Seine Pfeife mit dem daran Sitzenden Glaskörper beguemer handhaben zu können entweder auf einer Erholung über dem Boden oder Vor einer Grube im ArbeitSranme (f. Fi^ 889). Durch daS Vlafen entsteht zunächft die allgemeine birnförmige GeStalt der man nnter zeitweiligem Wiedererwärmen dnrch pendelartiges Schwenken in der Grube ^ durch Rollen n. f. w. die Form einer Walze ^ eiueS au beideu Enden gefchloffenen HohleylinderS^ gibt. AnS eine oder die andre Weife wird^ wenn diefelbe dünn genug geblafen ift znnächft daS nntere Ende geöffnet die Walze durch weiteres Schwenken noch Verlängert mit der Sehere gleichgefchnitten Von der Pfeife abgelöft uude nachdem auch noch die obere Kappe abgefprengt worden derEylinder ^er Länge nach aufgefprengt e indem man mit einem glühenden Eifen in der Länge über ihn hinfahrt Fig. 840 zeigt die Vermiedenen Stadien diefeS ProzeffeS^ den die GlaSmaffe hier durchmachen mnß. S o Vorbereitet alfo gelangen die halb anfgeklappten Cylinder nnn in den Stredofen. Diefer befteht anS zwei Abteilungen dem Fenerraum und darüber dem Stredranm. In letzteren gelangt dieFlawme dnrch einige inderWölbnng angebrachte Öffnungen und bewirkt hier eine Temperatun die daS GlaS erweichen aber nicht fchmelzen kann. Indem die Eylinden mit der anfgefchlitzten Seite nach oben in diefem Ofen allmählich Vorgefchoben werden gelangt jeder fchließlich an einen O r t Wo eine anS fenerfeftem Thon gebrannte abgefchliffene platte^ der Streckftein^ liegt. Hier erweicht der Eylinder bald^ feine beiden Lappen werden mit einem gabelSörmigen Eifen aneinander gefchlagen^ legen Sich anf die platte nieder nnd Werden mit einem paffenden Werkzeng Vollends geebnet oder gebügelt (f. Fig. 841—842). Für feinere Gläfer ift der Streckftein mit einer befonderS dazn angefertigten dicken Glasplatte bedeckt wodurch die Tafeln schöner Werden; eS wird aber hier eine größere Gefchidlichkeit bei Leitung der Arbeit erfordert ^ damit uicht eine Verbotene Verbindung zwifchen nnten nnd oben ftattfinde. Unmittelbar neben dem Stredräum befindet fich der Kühlraum^ in Welchen fich die Tafeln mittels eineS SchieberS dnrch eine Spalte unter der Scheidewand hineingefchoben nnd^ fowie Sie erftarrt Sind^ auf die bohe Kante gefteUt und an eiferne Onerftäbe gelehnt werden bis der Kühlofen Voll ift woranf man ihn fchließt uud langfam erkalten läßt. Spiegelplatten dagegen müffeu liegend abgekühlt werden. Die großartigfte Anwendnng deS TaSelglaSeS ift nnbedingt erft in den letzten 20 Ia^ren Zn den Zwecken der Banknnft gemacht worden. Der Palaft der InduftrieanSfteünng Von 1851 zeigte zuerft daS Prinzip anSgeführt^ daS GlaS als Wandnng zu benntzen nnd lediglich durch Eifen zu Stützen. Die GlaSmaffen Welche nötig Waren um den Riefenban in folcher ^eife auszuführen^ waren ganz enorme. Der Verglafte Ranm^ d. h. die Grund* fläche deSGebändeS^ betrng gegen 75000 ^rn. DaranS wird man bei einer entfprechenden Höhe anf die Menge der GlaSfcheiben einen Schluß machen können die dazu nötig waren nnd die Summe von 18174 Pfd^ Sterl. 9 S ^ 9 Penee (nahe an 2 7 0 0 0 0 Mark)^ Welche dafür ausgegeben wurde ^ begreiflich finden. Ahnliche V a n t e U find namentlich zn AnS* ftellungSzweden Seither öfters ausgeführt worden ^ ja daS GlaS hat fich dadurch geradezu Zu einem der wichtigften Vaumaterialien emporgefchwnngen nnd förmlich einen neuen BanftiI hervorgerufen. ^ie^eu de^ ^ l a ^ . Spie^elplatten^ DaS Tafelglas findet feine Hanptverwendnng Znr Herftellung Vou S p i e g e l n Welche bekauntlich anS nichts Weiter beftehen als anS ebenen nnd fein polierten fehr reinen GlaStafeln die anf der Rückfeite mit einem Amalgam anS Zinn und Oueckfilber belegt find. Der Wert eineS SpiegelS hängt Von der Größe^ Reinheit und Farblofigkeit der Glasplatte und Von ihrer Völligen Ebenheit nnd Politur^ fowie Von dem ParalleliSmnS der beiden Oberflächen ab. Zn ordinären kleineren Spiegeln werden Tafeln genommen die wie daS FenfterglaS geblafen und geStreckt find. Für feinere Spiegel dagegen nnd für die großen platten der Schanfenfter genügen dieSe nicht obwohl man anf dem Wege deS VlafenS und trotz der Schwierigkeiten Welche daS Behandeln der Schweren GlaSmafSe mit der Pfeife darbietet ^ merkwürdig große Scheiben dargeftellt hat.

ließen def GlafeS. Spiegelplatten^ ^ Bei weitem fchonere und Viel reinere Spiegeltafeln erhält man durch Gießen und nochmaliges Schleifen deS GlafeS. ^u den gegoffenen Spiegeln benutzt mau allgemein RatronglaS ^ weil diefeS leicht* Slüffiger ift. Der Schmelzofen enthält gewöhnlich vier GlaShäfen ^ z^ifchen denen anf der Bank noch vier flachere^ viereckige Gefchirre^ die W a n n e n ^ Stehen. Ift in etwa zehn Stunden der GlaSfatz in den Häfen Völlig gefchmoIzen und größtenteils geläutert ^ fo Schöpft man vorfichtig^ nm keinen Bodenfatz aufzurühren^ die flüSSige Maffe mit kupfernen Kellen in die Klärwannen über^ wo fie noch etwa 16 Stunden bleibt bis fie völlig rein und blafenfrei ift.

^^

^^ttf^ ^ ^ ^U^cn b^ ^pi^IpIatt^.

Zum Ausgießen der MaSfe in Tafelform gehört eine gute^ geebnete^ 8 ^ 1 0 c^n dicke Platte von Gußeifen oder Vronze. Sie ruht auf einer Art Wagen ^ der mittels Eifen* bahnen an die Orte gefahren werden kann^ Wo man ihn braucht und ift mit einer Vorrichtnng zum Völlig wagerechten Einstellen Verfetten. | f t nun die GlaSmaffe fo weit Vorbereitet daß fie VergofSen werden kann^ fo wird die Gießtafel an die Mündung eines der backofenförmigen Kuhlofen herangefahren ^ deffen Sohle mit der platte in gleicher Ebene liegt nnd der ^Wifchen bis znr Rotglut angeheizt worden ift. Auch die Tafel wird durch unter ihr brennende kleine Feuer oder durch darauf gebrachte glühende Kohlen erhitzt die unmittelbar Vor dem Guß Sauber weggefchafft werden. Auf der Tafel find Vier metallene Schienen ins Viereck gelegt welche die Größe und Dicke deS GlafeS beftimmen. Vei dem Gießen find mehrere Menfchen beschäftigt deren Arbeit gut ineinander greifen muß^ wenn daS kurze Wert daS aber immer ziemlich lange Vorbereitungen gekoftet h a t gelingen foil. Zwei Arbeiter bringen hurtig einen GlaShafen aus dem Schmelzofen herbei ^ hängen ihn in die Kette eineS KraneS^ ^ehen ihn in die Höhe und putzen ihn ab. Zwei andre erfaffen ihn mit zangenähnlichen Handhaben^ ziehen ihn über die Tafel und Stürzen chu um^ wöbe

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^aS blas und feine Veratbeitnng.

Sie ihn guer über diefelbe hinwegführen; in demfelben Moment ergreifen zwei andre Männer eine fchWere gnßeiferne W a ^ welche au einem Ende der Tafel iu Gabeln liegt und rollen fie über die GlaSmaffe hinweg e fo daß diefe Völlig breit gedrüdt und der Raum zwifcheu deu Linealen völlig ausgefüllt wird (f. Fig. 848). Während diefeS Fortrollen^ wird die GlaSmaffe fortwährend Von den Arbeitern beobachtet mn Wenn fich irgend noch ein Klümpchen in derfelben zeigt das einen Fehler im Glafe erzengen würde e eS Womöglich noch mit einem fpitzen Inftrnmente Wegz^chafchen. Solange die Tafel noch rotglühend nnd Weich ift Wirde um einen beffereu Anhaltepunkt beim Einfchieben in den Kühlofen zn haben an dem Vom Ofen abgeWendeten Ende ein etwa zweizöUiger Rande der K o p f e anfgebogen. Einige Angenblicke fpätere wenn fie fchon etwaS mehr Feftigkeit gewonnen h a t fchiebt man fiee immer noch ziemlich glühende wit Krücken in den Glühofen wo fie einen Zeitraum Von acht Tagen hindurch Verweilt Eine der größten TafelglaSfabriten befindet fich zu St. Helens in England. Ihre Gießhalle bietet einen impofanten Anblick dar; fie ift 140 m lange 4 4 nr breit nnd hat Krenzflügel Von 60 rn Länge nnd faft 20 rn Breite. Diefe Fabrik befchäftigt im ganzen mehr als 000 Menfchen. Wie in einer dortigen Fabrikanlage die Schmelzöfen der Gieß* räum nnd die Kühlöfen angeordnet finde daS zeigt nnS Fig. 844 im Schema. ^ bezeichnet den Schmelzofen e aus welchem die GlaShäfen B mittels eineS auf Rollen beweglichen KraneS ^ über den Gieß* tifch C transportiert wer* den. D e r Gießtifch länft ebenfalls auf Rädern fo daß Von ihm die gegoffene Platte fofort in den Kühl* ofen befördert werden kann deffen Sohle fich in gleichem NiVean mit der Gießplatte befindet. Schlehen. Ans dem Kühlofen wandert die ge* goffene Spiegelplatte in die

S c h l e i f m ü h l e e nm anf

^tif^

ctn^ ^pt^^a^.

beiden Seiten eben ge* fchliffen und poliert zn e eine Arbeite die Viel Aufmerkfamkeit erfor*

Werden

dert und wobei nnter an* derm anch darauf gefehen werden mnße daß beide Schliffflächen Vollkommen parallel liegen mithin daS GlaS überall die gleiche Dicke h a t ; fonft macht der Spiegel fchiefe Gefichter^ wie daS bei geringere ungeschliffener Ware nicht feiten Vorkommt. DaS Schleifen Vollzieht fich anf genau abgerichteten steinernen Platten d i e in der Höhe Von e t w a 60 cm über dem Voden auf hölzernen oder Steinernen Pfoften Stehen. Solcher billardähnlicher Schleiftifche gibt eS immer eine ziemliche Anzahl in dem Schleiflokale. Mittels Gipsbreies Wird die zu fchleifende Tafel auf einem folchen Tifche recht gleichmäßig auf gekittete nnd z^ar nimmt man immer die rarchere Seite znerft Vor. War die metallene Gießtafel nicht frifch aufpolierte fo ift diejenige GlaSfeite die ranheree Welche anf ihr auflag. ES leuchtet eine daß man anch mehrere GlaStafeln fofern fie nnr gleiche Dide haben nebeneinander aufkitten und gleichzeitig bearbeiten kann. Der fchleifende Körper^ der L ä u f e n ift ein meistens wie eine abgeStnmpfte Pyramide geformter Stein anf deffen Grundfläche eine ebene GlaStafel aufgekittet ift die etwa den Vierten Teil der Größe wie die zu fchleifende Scheibe hat. DaS Gewicht deSLänferS ift fo abgemeffen daß er anf jeden Onadratzeutimeter mit der Schwere Von einem Pfunde drückt. Oben ift der Läufer^ nm begnem mit ihm arbeiten zn können mit mehreren Handhaben verfehen oder er tragt wenn er groß ift ein etwa 8 m Dnrchmeffer haltendes^ horizontal liegendes Rad anf dem Kopfe befefligt daS dann überall einen Angriff bietet. I n der Regel gefchieht jedoch die Führung

Velegen der Spiegelplatten. 449 deS Lanfert nut Mafchinenkraft nnd die mechanifchen Borrichtnngen dazu find fehr einfache^ da eS nicht Schwierig ift^ dem Länfer mittels eines ArmeS eine Solche Bewegung zu erteilen^ wie er Sie bei der Handarbeit erhalt^ nämlich fo^ daß er^ kleine Kreife betreibende allmählich über alle Pnnkte der Tafel Weggeht. Man hat Sich aber nun nicht V o r t e i l e n ^ daß die obere GlaStafel unmittelbar auf der unteren herumfchleife; eS befindet fich vielmehr zwischen ihnen erft daS eigentliche Schleifmittel^ fcharfer^ naSSer Sand^ der anfangs gröber ^ dann feiner genommen wird. Hat man die Tafel auf der einen Seite fo weit fertig^ als eS mit S a n d überhangt chunlich^ fo macht man fie loS^ Wendet fie und kittet fie feft^ um die andre Seite ebenfo ^ behandeln. Hiernach ift das RauhSchleiSen Vollendet und man geht an das Klarfchleifen^ daS ganz m derfelben Weife ^ nur mit einem feineren Schleifmittel^ Vorgenommen wird. M a n wendet hierzu gefchlämmten Schmirgel an^ anfangs gröberen^ dann immer feineren^ und gibt endlich die Politur mit einem mit Filz bekleideten Läufer nnd einem dünnen Vrei Von Waffer und feingefchlämmtem Eifenrot^ Blulftein und dergleichen.

Der letzte und feinfte Grad der Politur wird meift in der Art erteilt ^ daß man zwei Spiegelplatten mit den geSchliSfenen Seiten übereinander legt und Sie mit feingefchlämmter Zinnafche dnrch Hin* und Herfchieben der oberen platte fertig macht. Mittels Tafel und Wa^e Werden auch die halb- und gan^ollstarken platten zum Bedecken Von Lichchöfen^ Hallen u. f. w. geformt^ die keines SchliffeS bedürfen. Ebenfo wird Von den gefchliffenen TaSeln nicht jede ein Spiegel ^ Sondern Vieles findet Berwendnng zu den jetzt gebrauchlichen großartigen Schaufenftern in den Lu^uSläden größerer Städte^ wozu die zweite Sorte Von platten^ nämlich folche mit kleinen Mängeln^ noch gut verwendbar ift. Die Fortfchritte auf dieSem Gebiete find außerordentlich^ denn man Versteht jetzt platten Von Sehr großen Dimensionen^ bis zu 5 und ^ Höhe und Breite^ auf folche Art zu fabrizieren. gelegen ^er ^iegel^latteu. AIS letzte Arbeit deS SpiegelglaSfabrikanten kommt endlich daS Belegen der gefchliffenen platte mit einer glänzenden MetaHmaffe^ dem Amalgam.

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DaS GlaS und Seine Verarbeitung.

Iedermaun hat fich Wohl fchon in den Kinderjahren Von der Befchaffenheit eines SpiegelglafeS auf der Rückfeite überzeugt. ES fitzt da nicht aüzu feft ein weißes MetaU* häutchen nach deffen Entfernung daS KlaS aufhört ein Spiegel zu fein. Man muß alfo Schließen^ daß diefer Körper die Hauptfache am Spiegel fei. I n der That befteht kein wefentlicher Unterfchied zwifchen einem KlaSfpiegel und einem metaUenen etwa einer hoch*

polierten Silberplatte ^ lwchfteuS daß bei dem GlaSfpiegel die Spiegelung nicht Von der

Vorderen Oberfläche^ fondern Von der hinteren Fläche herkommt; wenn man mit einem Stift oder dergleichen daSGlaS berührt fo kann man anS demAbftande^ der zwischen demKegen* Stande nnd dem Bilde bleibt erkennen Wie dick daS Vorliegende KlaS iSt. Daß wir nnS mittels deS KlafeS einen MetaUfpiegel ohne MetaUarbeit d. h^ ohne Gießen Schleifen n. S. un erzengen können Verdanken wir dem OneckSilber mit feinen

merkwürdigen Eigenfchaften unter denen diejenige^ mit manchen MetaUen namentlich gern mit dem Zinn Amalgam zu bilden hier befonderS in Vetracht kommt. Bringt man zu etwaS Ouedfilber in einem KläSchen ein Stückchen Zinnfolie nnd Schüttelt ^ So verfchwindet letztere bald nnd geht in dem flnffigen MetaU anf; man kann fogar ziemlich viel Zum nach und nach zugeben ehe man bemerkt daß die Maffe dickflüffiger zu werden anfängt; fließt fie gar nicht mehn fo kann man dnrch Hiueinkneten immer noch ziemlich viel MetaU damit Verbinden bis daS Amalgam etwa Talghärte angenommen hat. |edeS Amalgam aber^ Sofern eS nicht in einem verfchloffenen Kefäß gehalten wird^ erhärtet fchließlich Von felbft denn daS Oneckfilber befitzt anch eine große Flüchtigkeit nnd indem eS fortwährend anS dem Amalgam abdnnftet wird daS Verhältnis deS zweiten nrfprünglich feften MetaUS immer größer nnd fomit die Maffe härter. IndeS kann der Härtegrad nie ein folcher werden wie ihn daS betreffende MetaU an nnd für fich befitzt^ denn dnrch Verdunftnng bei gewöhnlicher Temperatnr kann fich nicht aUeS Oneckfilber anS der Verbindnng losmachen; erft die Anwendnng einer höheren Hitze Vermag eS VoUftändig abzutreiben. Für die HerfteUnng von KlaSspiegeln ift die Zinnfolie nun ein ausgezeichnetes Mittet Um die hochfein gefchliffene und auf daS forgfältigfte abgeputzte KlaStafel mit dem Velege Zu verfehen bedarf man vor aUen Dingen ganz ebener und glatter Tafeln ^ am beften von Marmor. Um den Rand der Belegtafel länft eine Rinne zur Aufnahme deS abfließenden OneckfilberS mit einer AnSgnßöffnung in der einen Ecke. Die Tischplatte liegt in einem Zapfenlager^ fo daß fie in eine beliebig geneigte SteUnng gebracht werden kann worin fie mittels Stellfchranben feftgehalten wird. DaS übrige Kerät befteht in Bürften gläfernen Linealen mit WoUenzeng bezogenen RoUen größeren nnd kleineren Stücken Flanell nnd einer Anzahl fteinerner oder eiferner Kewichte. Der Arbeiter pntzt nnd reinigt znnächft den Velegtifch anS daS forgfältigfle^ legt dann ein Stück VoUkommen reineS Stanniol ant etwaS größer als der Spiegel werden Solt und Streicht mit einer Bürfte aUe Falten deSfelben glatt anS. Dann gief^t er etwas OneckSilber anfe Welches er mit der Wollwalze auseinander treibt fo daß daS Zinn überall gleichmäßig davon benetzt wird. Hierauf legt er KlaSlineale auf zwei Seiten der Zinnfolie nnd gießt fo Viel OueckSilber a n t daß daSfelbe ungefähr 2 nun hoch fteht. Daß hierbei die Tafel voUkommen wagerecht liegen mnß^ ift einleuchtend. Sind nnn die Rückfeite der Spiegel* tafel nnd die Oberfläche deS OnedfilberS durchaus von allem Staube und Fett gereinigt fo wird die KlaSplatte behntfam ans daS Oneckfilber gefchoben von dem fie daS Überflüffige Sogleich zur Seite drängt woranf man Sie mit Schweren Kewichten die bei Sehr großen Spiegeln viele Zentner betragen belastet und einige Tage Stehen läßt. | n Frankreich hat man daSVeSchWeren mit Kewichten dadnrch nmgangen daß man die Glasplatte dnrch ^olzStege niederdrückt Welche mit FüZ bezogen Sind nnd dnrch Einschieben Von Keilen in den bügelförmigen Rahmen gefpannt werden (f. Fig^ 845). Der Spiegel ift nnn eigentlich fertig ^ aber die Velegnng enthält noch Oneckfilber im Überfluß. Man beginnt also mit Abnehmen der Kewichte nnd hebt dann die Lagertafel an einem Ende ein wenig ^ damit daS Oneckfilber ^ daS noch anf derSelben liegt dnrch die an der Seite angebrachten Rinnen in den Abgnß läuft. In der Spiegelbelegnng zieht fich aber ebenfaUS daS überflüffige Oneckfilber nach der tiefer flehenden Seite deS Spiegels^ und nnn beginnt man nach einigen Tagen den Spiegel felbft an der hohen Seite mehr nnd mehr Zu heben bis er endlich nach zehn Tagen fenkrecht fteht. Schließlich ftürzt man chn allmählich

Silberfpieget. ^^ fo^ daß er nur noch auf einer Ecke fteht durch welche daun daf letzte überfchüffige Oneck* filber^ daS immer nach dem tiefften Punkte geht aneh noch abfließt. Die ganze Operation dauert drei Wochen^ und nun foil der Spiegel fertig fein. Kennen wir fo die Art nnd Weife^ wie ein Spiegel entfteht fo wird nnS auch deutlich Welche RoHe daf GlaS an demfelben fpielt. Sie ift eine doppelte: indem nämlich der polierte Glaskörper auf eiu breiiges Amalgam preßt mnß letzteres die Form deS erfteren annehmen^ und fo entfteht die fpiegelnde MetaHfläche^ die aber nur dadnrch Halt und Dauer gewinnt daf^ fie am Glafe kleben bleibt. Taf Metall ift alfo der eigentliche Stoff deS Spiegel^ daS Glaf der ^ormer^ Träger nnd Vefchützer deSfelben. ^ilber^pi^el. Infolge def bei der Oueckfilberbelegung auftretenden Dampfef nnd noch mehr def StanbeS diefeS fo wenig beftändigen Metallf Sind aber die Arbeiter Sehr bedenklichen KrankheitSzufäUen anf gefetzt; denn daS Oueckfilber ift ein höchft giftiger Stoffe und feine Aufnahme in den menfchlichen Körper äußert fich namentlich in Einwirkungen auf die Knoche^ daS Zahnfleifch die Speicheldrüfeu u. f. w.^ welche ein trauriges Siechtum und Vorzeitigen Tod herbeiführen. Defwegen ift eS fchon langft eine Aufgabe derHnmanität gewefen^ für die GlaSfpieget welche die liebe Eitelkeit nnn einmal nicht entbehren mag^ eine andre^ nnfchädlichere Art der Velegnng aufzufinden. | n neuerer ^eit hat fich denn neben jenes nralte Verfahren der Spiegelerzeugung ein andres gefteHt Wobei eine chemifch nieder* gefchlagene Silberfchicht die Stelle def ^innamalgamS Vertritt. Ef Werden dadnrch fehr fchöne Spiegel und noch dazu wohlfeiler^ Weil mit geringem Zeitaufwand^ hergeftellt. Die Tafel wird mit einem Rande Versehen oder in einen paffenden Kaften gelegt und etwa zoll* hoch mit einer filberhaltigen Flüffigleit übergoffen. Letztere^ eine mit Salmiakgeift Verfetzte Löfung falpeterfanren SilberS^ ift mit fogenannten reduzierenden Subftanzen gemifcht deren die Vermiedenen Rezepte Vielerlei nennen^ befonderS aber dienen dazn Nelken* nnd Züntöl in Weingeift gelöft Traubenzucker ^ Weinfteinfäure u. f. w. AUe folche Subftanzen wirken auf daS Silberfalz fo^ daß fie ihm den Sanerftoff entziehen ^ wodurch daS Silber fich in metallifcher Form anSfcheidet nnd am Glase als eine fpiegelnde Schicht feft anlegt die dann auf der Rückfeite dnrch irgend einen Firnif geschützt wird. Durch diefe naffe Verfilberung laffen fich auch ftark gekrümmte Glaf flächen fpiegelnd machen^ waf mit Oneckfilberamalgam kaum thunlich erfcheint. S o kann man Glafkngeln mit aller Leichtigkeit auf der |nnenfeite durch Eingießen der Flüffigkeit Verfilbern^ macht auch forrft Hohlglaf waren auS doppeltem Glaf^ bei denen fich die Verfilbernng im Innern zwifchen den beiden Wandungen befindet und für telefkopifche Hohlfpiegel ift daf neue Verfahren als ein Wichtiger Fortfchritt anzufehen^ Die Silberfptegel find fchon 1844 nach diefem^ nur mit etWaf abweichend znfammen* gefetzten Flüffigkeiten^ Von Drayton angegebenen Verfahren hergeftellt worden. Liebig hat die HerfteHungfweife wefentlich Verbeffert nnd durch feine Bemühungen^ die durch daf Ge* wicht feinef hochberühmten Ramenf eine kraftige Unterftützung erhielten^ der Menfchheit einen großen Dienft geleistet. Allerdings werden noch die meisten Spiegel mit Amalgam belegt allein daS iSt zum Teil eine Folge der Gewohnheit die Sich nicht fofort befeitigen läßt. I n neuefter Zeit fcheint ef aber^ alf ob die Silberfpiegel einen fehr gefährlichen Kon* kurrenten in den p l a t i n f p i e g e l n bekommen würden. Diefelben wnrden in Frankreich dargeftellt und Scheinen nach dem^ Waf darüber berichtet wird^ allerdings Sehr bedeutende Borteile zn gewähren. DaS Verfahren der platiniernng nnterfcheidet Sich Von dem der BerSilberung dadnrch ^ daß daf Platin nicht anS die Rückfeite der Glasplatte anfgetragen Wird^ fondern auf die Vorderfeite ^ und alfo eine direkte Reflexion deS Metalls ftattfindet. Die Velegmifchung befteht auf platinchlorid ^ welches ^ mit LaVendelöI unter Zufetzung Von Glätte und borfaurem Bleio^yd Verrieben ^ mittels einef Pinfelf nnter forgfältiger Ver* meidung Von Stanb nnd Feuchtigkeit auf die möglichft Vollkommen polierte Glafplatte^ welche Vertikal aufgefteUt i f t geftrichen wird. Nach dem Trocknen werden die platten in Muffeln erhitzt und fie f ollen in bezug auf Glanz den amalgamierten durchaus nicht nach* ftehen. Im durchfallenden Licht find diefe Spiegel durchficht eine Eigenfehaft welche ihre Anwendung zn Fenfterfcheiben^ dnrch die man nicht inf Innere der Zimmer fehen folt empfiehlt. Da nun außerdem der Umftand^ daß man Sür Sie durchaus kein abSolut Weißef GlaS braucht Sondern mehr oder weniger gefärbtes benutzen kann^ daS man überdief nur anf einer Seite zn fchleifen braucht alfo Von HauS auf fchwächer herfteUen dart fehr

^ S ^laS und feine Verarbeitung^ Wefentlichen Einfluß auf deu Preis hat fo ift eS wahrfcheiulich ^ daß diefer Art Belegung für manche Zwecke eine gute Zukunft beVorfteht. ^ie ^la^röhren fielen in der GlaStechnik eine fo große Rolle ^ daß wir ihrer Her* Stellung einige Beachtung fchenken muffen. Nicht nnn daß für röhrenförmiges GlaS fich felbft Vielfache Verwenduug zeigt zur Herstellung Von Barometern Thermometern n. f. w.^ die GlaSröhre ift gewiffermaßen der Ausgangspunkt Von welchem daS GlaS eine Weitere Formwandlnng in aUe erdenkbaren Gestalten erfährt. Wie daS Blei in Blöcken da^ Gold in Barren der Zucker in Hilten fo kommt daS GlaS^ Wenn eS^ wie die feineren nnd ge* färbten Sorten als Rohmaterial Verkauft wird^ meift als Röhreu in den Handel. Die HerfteUnng der Röhren nnd Stäbe an Sich gefchieht in fehr einfacher Weife. Der Arbeiter bläft einen Cylinder ^ wie fur Tafelglas ^ nnr macht er ihn dickwandiger nnd den Hohlranm enger. Nachdem er ihn gehörig wieder erhitzt heftet ein zweiter Arbeiter feine Pfeife oder fein Hefteisen an daS andre Ende deSfelben und indem beide fich möglichst rafch Voneinander entfernen zichen fie die GlaSmaffe zu einer langen dünnen Röhre auS^ die man in beliebig dünnere Verwandeln kann wenn man fie in Stücke zerfchlägt nnd diefe Von neuem glüht und auszieht. Bei der Erzeugung bloßer Stäbe fällt natürlich daS Vor* herige Aufblafen weg; man macht lediglich eine Wnrft Von GlaSmaffe und verfährt wie eben angegeben. DiefeS Ausziehen ift eigentlich fchon ein gröberes S p i n n e n oder Vielmehr daS fogenannte GlaSspinnen ift nichts als ein weit fortgefetzteS Ausziehen mittels einer Hafpet Die mehr als haarfeinen Fäden welche dabei erhalten Werden find jedenfalls ein intereffanter Beweis der hohen Dehnbarkeit der gefchmolzenen GlaSmaffe. Die Art der Herstellung bedingt daß die Glasröhren im Innern eigentlich nie rein eylindrifch find^ Sie Sind an den beiden Enden am weitesten nach der Mitte ihrer ganzen Länge zu werden. Sie immer enger. Für die gewöhnlichen Zwede hat dieS nicht Viel zu bedeuten bei feinen phyfikalifchen Apparaten Thermometern u. S. w^ kommt darauf aber Viel a n Weil Von der gleichen Weite der Röhre an jedem Punkte die entfprechende Teiluug abhängt Ein Mittet genan eylindrifche Röhren herzuftellen gibt eS nicht; mau kann nnr auS fehr langen ^ auf die gewöhnliche Art hergefteUten Stüden die geeignetsten Teile dnrch forgfältigeS Probieren zu erkeunen fuchen. DieS ift aber eine fehr mühfame Arbeit nnd wird so feiten Von einem günftigen Erfolg belohnt daß nntadelhafte Röhren wie fie für genaue meteorologifche |nftrnmente gebraucht werden Verhältnismäßig fehr hohe Preife erlangen. ^la^perIen. Aus Röhrenglas werden nun iu der Regel die kleinereu GlaSartikel hergeftellt uud eine eigeutümliche Behandlung ^ mit der wir nnS etwaS näher befchäftigen Wollen läßt die zierlichen Perlen hervorgehen. Die Glasperlen find eine Spezialität Venedigs. Wie wir fchon früher erwähnt haben beftanden in Mnrano zahlreiche Fabriken Von denen fich auch Viele nnd in der letzten Zeit die meiften mit Perlenfabrikation befaßten. Diefe Fabrikanten find 1848 zn einer GefeUfchaft der ^ocieta delle fabriche nnite äi ca^nne di ^etrc e ^rnalti pe^ couterie^ zusammengetreten ^ Welche ihre Kontore. in Afrika nnd Afien ^Tripolis ^ Bombay ^ Kalkutta nnd Alexandrien) hat ^ denn diefe Länder find immer noch die Hauptabnehmer für den Artikel ^ der im Schmuck der rohen Naturvölker feine hervorragendste Rolle fpielt. Die GefeUfchaft erzengt in mehreren Fabriken die Verfchiedenartigften P e r l e n von den gewöhnlichsten bis zu deu feiufteu auS Email (fo heißen die undnrchfichtigen oder durchfcheinenden gefärbten GlaSforten) und Verarbeitet dazu Sand Von Pola^ Soda Von Eatanien Natron aus Aegypten nnd zahlreiche metaUifche Präparate^ unter denen Mennige nud die färbenden M e t a l l o i d e obenan Stehen. Die roten Nuancen Werden dnrch Gold hervorgebracht und. eS mag die Angabe ZanettiS^ daß eine einzige Fabrik in einem | a h r e über 10^00 Dnkaten zur Färbung ihrer EmaiUen Verbrancht habe^ genügen nm anf den Umfang der Fabrikation hmznWeifen. Zu den GlaSöfen wird eine fenerfefte Erde genommen welche man Von Eerone im Frianl bezieht; der Sand dagegen wird in der Nähe von Venedig gegraben wo man chn vor nicht gar langer Zeit entdeckt hat. Ein Ofen enthält ^ 5 GlaShäfen für die ge* ringeren Perlenforten der GlaSfatz für feinere Perlen dagegen wird in Häfen gefchmolzen deren jeder für fich angefeuert wird^ waS fchon um deswillen nötig ift weil die verfchie* denen Emaillen bei Vermiedenen Temperaturen fchmelzen. AIS FenerungSmaterial wird nur Holz und zwar mit ganz befonderer Sorgfalt getrocknetes Verwendet.

Glasperlen. I e nachdem die Häfen groß find und je nach der Beschaffenheit der GlaSmaffe dauert die Schmelzung mehr oder weniger lange. I n der Regel aber ift in 1 2 ^ 1 8 Stunden der Inhalt deS ^afenS gar und eS kann mit der Verarbeitung begonnen werden ^ welche darin beSteht^ daß znerSt entweder auf die fchon angegebene Weife lange Röhrchen oder auch maffive GlaSftabe Von verschiedenem TurchmeSfer hergestellt werden. AuS diefem ^albfabrikate macht der GlaSbläSer alles Mögliche^ indem er eS an der Lampe weiter Verarbeitet. Damit nnr der Inhalt eines HafenS ^ nnd er beträgt bis Wohl anch noch mehr Zentner ^ hintereinander aufgearbeitet werde^ teilen fich die Arbeiter in Schichte^ die abwechfelnd Von Sechs zu fechS Stunden Tag und Rächt einander ablöfen^ denn daS Brennmaterial ift teuer. ^ede Solche Abteilung hat einen Meifter der Bank oder Seagner^ zwei PaStoneri^ außerdem noch Vier GehilSeu^ Welche Tiratori heißen^ und einen E o n z a u r e r o . Die Arbeit Verteilt fich nun folgendermaßen. ^nerSt nimmt der eine PaStonero mittels einer EiSenStange^ die an dem einen Ende^ mit Welchem Sie in die flüffige GlaSmaSSe getaucht Wird^ heiß gemacht worden ift^ auS dem GlaShaSen^ der Padella^ eine Ouantität GlaSmaSSe^ und zwar Wagt er dieselbe dadnrch ab^ daß er^ Wenn er Viel auf einmal faffen will^ einen Stärkeren Cifenftab anwendet und denfelben tiefer eintancht^ als wenn er weniger herausziehen wiH^ wobei er mit einem fchwächeren Stabe auskommt. Für die Perlenfabrikation müffen Glasröhren hergeftellt werden^ und eS iSt deshalb notwendig^ daß daS mit der Pfeife gefaßte GlaS erSt etwas anfgeblafen wird. Genng^ die hierauf folgende zweite Prozedur ift^ daß der GlaSklumpen in eine eylindrifche Form gebracht Wird^ WaS durch Rollen auf einer glatten metallenen platte^ dem B r o z i n o ^ ge* fchieht. Will man Uber* fangglaS herfteüen^ fo ift jetzt der Moment^ wo der GlaSeylinder in den zwei* ten Hafen getaucht wird. Der Seagner gibt dem Arbeitsstück Vollends die richtige Form. ISt dies aeSchehen^ So kommt daS* Selbe nochmals indenOSen^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ damit eS in feiner ganzen Maffe gleichmäßig erweicht ^ denn eS ift während der letzten Vehandlung erkalte^ wohl anch mit Waffer abgefchreckt worden und hat eine mehr oder weniger Starre Krufte bekommen. Wenn eS aber durch die Ofenhitze wieder weich geworden ift^ faßt der Seagner daS andre Ende deS Cylinders mittels der Eonzanra^ einem zangenartigen Inftrument ^ deffen Backen etwas flüffige GlaSmaffe enthalten^ damit fie beSfer an dem Cylinder haften ^ nnd gibt anf der einen Seite die Pfeife^ auf der andern die Zange je einem der Tiratori in die Haud^ welche fich je nach der beabfichtigten Stärke^ die die Röhren erhalten follen^ mit mehr oder weniger Geschwindigkeit längs der Galerien Voneinander entfernen. So weit Sie laufen ^ ziehen fie den Cylinder aus. Die langen GlaSStäbe oder Glasröhren^ welche bald erkaltet find^ werden auS eine Reihe Von Tifchen nebeneinander gelegt und Von dem Tagliatore in meterlange Stücke zerfchnitten nnd in Holzkisten verpackt^ denn die Fabriken^ worin Perlen^ Millefiori^ Petinet n. f. w. gemacht werden^ find geSondert und die Perlenmacherei allein zerfällt wieder in nicht weniger als Sieben Verfchie* dene Manipulationen ^ welche für fich auch in Vermiedenen Ateliers Vorgenommen werden. Zuerft werden die Glasröhren ihrer Starke nach in Gruppen fortiert. Diefe Arbeit Verrichten Frauen und Mädchen^ die E e r n i t r i e i . Dann kommen diefe gleichartigen Röhrchen in die Hände der Tagliatori^ Welche Sie Wie ^äckfel in Stückchen Von genau abgemefSener Lange zerschneiden. ^u diefem Zerteilen hat man Mafchinen angefertigt^ indeffen Scheinen dieSelben der Handarbeit nur geringe Konturrenz zu machen. Die Sache iSt anch der Art^ daß Sie ein leidlich gefchickter Arbeiter immer beffer ausführen wird^ als felbft die beftc Mafchine Vermag. ES werden nämlich eine Anzahl Röhrchen in die ^md genommen^ durch Anftoßen an eine Vlechwand die Enden alle in gleiche Lage gebracht^ die Stabchen dann auf die Schneide einer festliegenden Klinge gelegt und die überstehenden Enden durch RiederSühren einer zweiten Schweren Klinge in einem Zuge abgetrennt^ die

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^aS (^laS und Seine Verarbeitung.

Stäbchen Sogleich nachgeschoben Wieder abgeschnitten n. S^ w. Wenn man Schmelz machen wilt iSt hiermit die Arbeit beendigt denn die längeren Eylinderchen behalten ihre fcharfeu Ränder an den SchnittSlächen. Für die gewöhnlichen Perlen werden die Abschnitte kürzer gemacht. Sie werden ehe Sie weiter bearbeitet werden erft einmal durch Sieben von den unregelmäßigen Stückchen gefondert ^ welche fich in dem TrichterSack deS Tagliatore mit angeSammelt haben. DaS Sieben beSorgen die Schizzatort während die Tubanti die daranf folgende Operation vornehmen nämlich die Scharfen Kanten abzurunden und den Perlen die kugelförmige Keftalt zu geben. Da dies durch Erhitzen bis zu anfangender Schmelzung gefchehen foUe fo muß man Vorforge treffen daß die Perlen nicht zufammen* backen und chre Durchbohrung Sich nicht fchließt. Räch dem früher üblichen Verfahren wurden die Perlen mit feinem Kohlenpnlver innig gemengt in die Ferraeeia^ eine knpferne Pfanne Von etwa 89 cin DnrchmefSer^ gegeben nnd in einem Flammofen nnter fleißigem Umrühren fcharS erhitzt. TaS KohlenpulVer füllte die Offnungen auS und Verhinderte anch ein ^ufammenbacken der weich Werdenden KlaSteile. letzt macht man die Sache beffen indem man den Perlen ein in der ^itze unfchmelzbareS PnlVer anS Lehm^ Kalt G i p S e Kohle n. dergl. — S i r i b i t i genannt — Zufetzt daSe bevor die KlaSftückchen damit zusammengebracht werden etwaS mit Waffer benetzt Wirde damit eS in den Durchbohrungen beSSer haftet. DaS Gemifch auS Perlen und Siribiti wird mit den fänden förmlich untereinander geknetet bis fich die Löcher VoU* gefetzt haben. | n großen knpfernen Trommeln die fich nach Art nnsrer Kaffeetrommeln um ihre Achfe drehen wird nun die Erhitzung vorgenommen. Die Arbeiter heißen Tubanti ^von tubo^ die Röhrtrommel). Unter beftändigem Umdrehen über Feuer wird daS Kemifch bis zum Glichen gebracht. Infolge der Erweichung der GlaSmafSe Stumpfen Sich die fcharfen Ränder ab nnd durch daS nnauSgefetzte Reiben nnd Stoßen aneinander erhalten fie Schließlich die Kugelgeftalt welche man beabsichtigt. ES ift zu bemerken daße um daS AneinanderhaSten der Perlen in der Trommel zu vermeiden denSelben ein Sehr feiner^ aber hochft fchwer fchmelzbarer Sand beigegeben Wirde welcher fich namentlich am Strande der Adria findet nnd desSen faft anSfchließlicheS Vor* kommen hier als eines der wirkSamften Schutzmittel gegen die AnSwandernng der Perlen* fabrikation betrachtet wird; denn da diefer Sand in großen Maffen Verbraucht Wirde fo würde Sein Transport hohe SpeSen vernrSachen Welche daS Fabrikat wie man in Murano meinte aUznSehr Vertenern Würden. — Sind die Perlen nnn genügend durchgearbeitet und wieder abgekühlt fo werden Sie zunächft durch Schütteln in einem Siebe Von dem Sande uud hierauf dnrch energifcheS Schütteln in einem Sacke und nachherigeS Sieben von dem in den Dnrchbohrnngen enthaltenen Kohlengemenge befreit. ^n einer Eottae wie eine folche Operation heißt kommen jedesmal gegen 15 Perlen zur Verarbeitnng. Die Perlen find nun bis auf daS Polieren fertige welches dadurch geschieht daß man fie mit Weizenkleie in einem Sacke tüchtig fchüttelt. Damit man aber die in der vorigen Prozednr mißratenen nicht nnnötigerweife mit polierte fortiert man fie erft. Die Kover* natori haben dieS Gefchäft anSznfÜhren nnd da eS im Kmnde fich nnr dämm handelte die müden Perlen Von den eckigen abzuscheiden fo arbeiten fie gleich im großen iudem fie die Perlen auf einer Wenig geneigten Tischplatte anSbreiten nnd durch leichtes e anhaltendes Schütteln herabroUen machen. Die ruuden roUen rafch hinunter und fammeln fich in einem an der Tifchkante befeftigten Ventet Schließlich bleibt nur noch übrige die polierten Perlen aufzureihen. Die Infilzatriee — ein Frauenzimmer — hat die Perlen in einer Schachtel Vor fich und taucht ein Vündel langer Radeln Welche fie fächerförmig in d e r Haud ausgebreitet hate hmeim Iede Rädel hat einen Faden ^ auf welchen die Perlen übergeftrichen werden. Für die feinften Perlen find diefe Fäden Von Seide e fonft aber Von leinenem Zvnrn^ und fie müSsen mit großer Sorgfalt auSgefncht werden da chrer Haltbarkeit daS Produkt der ganzen mühfeligen Arbeit die wir bis jetzt betrachtet haben anvertraut Werden foU. Welche Ausdehnung die Perlenfabrikation in Mnrano hate daS zeigt die Angabee daß im Iahre durchfchnittlich für 7 ^ 8 MiUionen Frank Perlen anS Venedig ausgeführt werden Von denen der größte Teil nach überfeeifchen Ländern geht je nachdem die Modems mit fich bringt der diese winzigen Produkte VorzngSweiSe dienen.

^iUefiori und Petinet. ^ Manche billige böhmifche Glasperlen^ welche Faeetten haben^ als wären fie gefchliffen^ find in zangenartigen Formen^ wie die gewöhnlichen Kugelformen^ mit einem einzigen Drucke gepreßt. Die flüffige oder vielmehr teigige GlaSmaffe wird in die Form gebracht nnd diefe dann fchnell zufammengedrückt wobei daS überflüffige GlaS dnrch eine Öffnung beranStritt. D a S GlaS felbft erweicht man für feinere Sachen an der Lampe nnd fchmilzt eS Von einer längeren Glasröhre ab^ wie wenn man mit einer Siegellackftange fiegelt. I m Fichtelgebirge werden in einer Anzahl kleiner Hütten Sogenannte gewickelte Perlen gemacht. Der Arbeiter hat einen langen eifernen Stab^ deffen konifch znlanfende Spitze in Thonfchlicker getancht ift; mit demfelben holt er anS dem GlaShafen ein entSprechend großes KlÜmpchen GlaSmaffe und formt daSfelbe durch Drehen deS StabeS zu einer runden Perle^ die^ Wenn fie erftarrt iSt Von dem Stabe abgestoßen wird. Unechte orientalische Perlen ^ die hauptsächlich in Frankreich gemacht werden^ Sind nicht leicht herznSteUen. Sie beStehen anS einzelnen geblafenen GlaSkügelchen^ die im Innern mit einer Silberglänzenden ^ auS dem Uberzuge der Schuppen deS WeißfifcheS ( ^ prinns ^burnus) gewonnenen Maffe überzogen und nachgehendS mit Wachs ausgefüllt Werden. ES gehören gegen 18000 Fifche dazu^ um ein Pfnnd der fogenannten orientalifchen Perleneffenz zu erhalten; eS Werden nnr die Silberglänzenden Schuppen von den FiSchen abgenommen ^ einige Stnnden in frifcheS Waffer gelegt ^ um den animalifchen Schleim zu entfernen^ und dann in einem Mörfer mit Waffer ftark gerieben. DaS Grobe wird dnrch Filtrieren Von der Perleneffenz getrennt diefe felbft aber^ nachdem fie durch Abfetzen die notige Konzentration erhalten h a t mit Ammoniak- nnd Haufenblafenlöfung gemifcht einesteils um dem Verderben Vorzubeugen ^ andernteilS nm chr Bindekraft zu geben. I n die kleinen Vor der Lampe geblafenen hohlen Perlen wird dann die Effenz mittels einer feinen Spritze eingebracht. Die Imitation ift eine fo VoUftändige^ daß große Kennerfchaft dazu gehört um derartige künftliche Perlen als nnechte zu unterscheiden^ wenn eS bei ihrer HerfteUuug ganz befonderS auf Täuschung abgefehen wurde. BefonderS gefchickt Weiß man anch die Mißbildungen ^ die fogenannten Kropf- oder Varockperlen nachZuahmen^ die in der Natur nicht feiten in ziemlicher Größe Vorkommen. Die fchönften nnechten Perlen kommen nur anS PariS^ wo ihre Fabrikation^ durch I a g n i n hervorgerufen^ Seit 1824 blüht; die Fifchfchuppen werden Vielfach Vom Rhein her geliefert. ^lille^ori nnd ^etinet. Gewiffe Eigentümlichkeiten deS GlafeS geftatten ganz befondere Behandlungsweifen ^ welche oft fehr überrafchende Erzengniffe hervorbringen laffen. Eine Solche iSt daß daS GlaS^ ungeachtet feiner großen Fügfamkeit in gefchmolzenem Zuftande^ doch beim Aufziehen nicht gleich feine erfte Form aufgibt. Eine Rohre bleibt immer eine Röhre s felbft wenn fie auf daS Hundertfache ausgezogen wird^ und ein Vier* oder fechSkantiger Stab behält feine Kanten unter gleichen Umftänden ebenfalls. AnderfeitS Ver* mischen fich GlaSarten Von Vermiedener ^nfammenfetznng nicht wenn fie nicht ganz dünn* flüSfig gewacht werden; Wohl aber hängen fie fich leicht zn einer Maffe zufammen. Hierauf beruht die Möglichkeit Schöne Farbenabwechfelnngen ^ Streifen n. dergl. hervorzubringen^ wie fie nnS an manchen Artikeln fo fehr erfreuen. Feine GlaSftäbchen Von Vermiedener Farbe s oft nicht dicker als ein Faden ^ bilden dazu daS Hauptmateriat und manche bunte Mufter^ die mit dem Pinfel aufgetragen zu fein fcheinen^ beftehen bloß auS gefchickt anfgelegten und miteinander Verfchmolzenen Fäden. DaS fogenannte M i l l e f i o r i (Taufendblnment in eine GlaSmaffe eingeftrente Vlümchen^ Sterne n. dergl. ^ entfteht lediglich auS Onerabfchnitten farbiger Stäbe^ die^ zn der Verlangten Zeichnung znfammengefetzt dnrch Hitze vereinigt nnd durch Ausziehen Verkleinert wurden. So wird z^ V. ein gelbeS Stängelchen mit fünf blauen im Kreife umgeben ^ daS Ganze in der Hitze znfammengefchweißt und nach Vedarf geftreckt. | e d e r Ouerabfchnitt diefer bunten Stange liefert dann eine Vlüte deS bekannten Vergißmeinnichts. Tie feit einiger Zeit in Mode gekommenen gläfern en Vriefbefchwerer zeigen eine große Mannigfaltigkeit folcher Erzengniffe^ welche durch Eintauchen in eine farblofe GlaSmaffe ^ die natürlich etwas Ieichtflüffiger fein mnß^ zu einem Stück verbunden find. Mit P e t i n e t g l a S oder GlaSfiligran bezeichnet man folche Gläfer^ in denen hanptfächlich zierlich Verfchlnngene weiße lange nnd farbige Linien oder Fäden fich zeigen. Tiefe Fäden rühren ebenfalls Von Stäbchen her^ Welche in eine farblofe GlaSmaffe eingefchmolzen

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^aS blas und feine Verarbeitung^

Wurden. Dnrch Anfblafen deS Ganzen zu einem Eylinden Anstehen fchranbenförmigeS Drehen Ineinanderftecken zweier in Vermiedener Richtnng gedrehter Eylinden plattdrücken (beim VandglaS) und andre Manipnlationen bringt man endlich die zierlichen Sachen zu* Stande^ die daS Auge immer Von neuem ergötzen. Wir geben in Fig. 847 eine der ein* fachften Formen Von PetinetglaS zur Veranfchaulichuug diefer Art Von Erzeuguiffeu. ES gibt deren nicht allein in mancherlei Farbenwechfel ^ fondern hänfiger noch farblofe^ die dennoch einen schönen Effekt machen. DaS feine Netzwert Welches im Innern diefer sarb* lofen Glaskörper fichtbar ift^ befteht lediglich auS regelmäßigen Rechen Von LnftbläSchen uud fo rätfelhaft dieS erfcheiuen mag^ fo ift doch die Sache an fich ziemlich einfach. Die Herftelluug beginnt damit daß eiue Anzahl Stäbchen Von farblofem Glafe in eine Rund* form nebeneinander geftellt nnd mit einem Drahte oder einem nmgelegten DrahtSaden Vor* länfig Verbunden wird. Rnn nimmt man fie an die Pfeife und fchweißt Sie zufammen fo daß fie eiueu gerieften Hohleylinder^ ein Stück Röhre bilden daS im erhitzten ^nftande in fich selber fo Weit gedreht wird^ daß die Riefen die Form eineS SchranbengangeS annehmen. Schiebt man nnn zwei folcher Eylinder^ Von denen der eine rechts ^ der andre links gedreht iSt ineinander e Vereinigt Sie dnrch Echitzen nnd Verstärkt Sie fchließlich dnrch Eintanchen in GlaSmaffe e fo wird im Innern an jeder KrenznngSStelle zweier Riefen ein LnftbläSchen zurückgebliebeu fein WaS^ wenn daS Ganze erweicht nnd gehörig ausgereckt in die Form Von Gefäßen oder platten gebracht ift^ bei der Menge folcher Bläschen nnd ihrer regelmäßigen Stellnng einen fehr hübfchen Anblick gewährt Derartiges GlaS nennt man retiknlierteS. Ein andres erwähnenswertes Knnftftückchen der GlaS* bereitnng bilden die fogenannten | n k r n f t a t i o n e n . Vei manchen böhmifchen GlaSartikeln fielet man nämlich filberne oder goldene Münzen oder Medaillen wenigftenS Scheinbar^ in die GlaSmaffe eingefchmolzen. Von fo edlem Stoff find nnn diefe Stücke freilich nicht ja fie beftehen. nicht einmal anS einem Metalt fondern find anS einer befcheidenen Weißen Thon* oder Porzellanmaffe gepreßt und gebrannt Der Arbeiter drückt diefe Kopien in die Weiche GlaSmaffe ein und überfängt fie mit einer Lage GlaS. | f t daS letztere farblos^ fo erhält man den Effekt einer Silbermünze; eine Goldmünze dagegen erfcheint ^ Wenn gelbeS UberfangglaS genommen Wird. Woher kommt aber nnter diefen Umftänden der MetaUglanz^ Hierauf gibt die Phyfik folgende Antwort: Die gläferne Decke hat fich mit dem unterliegenden Abdrnck nicht innig Vereinigt ^ fondern berührt nur eben die hervorragenden Spitzen der Fläche. Hiernach befindet fich zwifchen beiden Körpern eine fehr dünne Luftfchieht^ Welche eine totale Reflexion deS ^ichteS^ eine Vollständige Sviegelnng hervorbringt ^ Wie wir Sie für gewöhnlich nnr an Metallen fehen nnd über deren Wefen wir nnS im II. Vande diefeS Werkes UUterrichtet haben. ^in TantropSen ^ der anf einem rauhhaarigen Blatte fitzt glänzt wie Silben und diefe (^rfcheinnng hat nicht nnr denfelben ErklärungSgrnud wie die Vorige e fondern fie gerade war eS anch^ welche den Erfinder in Vöhmen anf die Idee der Inkrnftation brachte. So läßt Sich dnrch fcharfeS Beobachten nnd Nachdenken anch den alltäglichsten Dingen ^ Wenn man Sie mit richtigem Verständnis auSzuSaSSeu vermag ^ eine intereSSante NntzanWendnng abgewinnen. ^UU^lä^erei. Sehr viele der feineren Kunftarbeiten ja eine ganze KlaSSe derfelben werden nicht in der GlaShiitte direkt anS dem Schmelzhafen herausgearbeitet ^ fondern fie erhalten ihre Form erft in der Hand besonderer Künftler dnrch Verarbeitung an der Lampe. Man benutzt dazu eine Lötrohrflamme ^ d. h. die Flamme einer Ol* oder Weingeiftlampe^ dnrch welche e gewöhnlich mittels eineS doppelten VlafebalgS^ ein Seiner Strom von Lnft oder SanerftoffgaS fo hindnrchgefÜhrt wird^ daß er diefelbe in horizontaler oder fchräg aufwärts gehender Richtnng mit fich fortreißt. | n diefer Flamme ^ welche an ihrer Spitze die größte Hitzekraft entwickelt werden nun die Glasröhren nnd Stäbchen wie fie von den

Knnftbläfcrei. ^57 Glashütten kommen in Glühhitze verSetzt und nehmen dadurch eine Solche Weichheit an daß f^e fich dnrch Formen und BlaSen in jede beliebige Geftalt bringen laffen. Wer einen KlaS* bläfer von Profeffion wie fie fich zuweilen öffentlich zeigen ^ zum erftenmal arbeiten f a t hat gewiß nicht ohne ErStannen gefeheu^ mit welcher Schnelligkeit nnd fcheinbaren Leichtig* keit die weiche Maffe ^ die fich nicht einmal mit den Händen berühren l ä ß t die mannig* fachften Formen annimmt Wie puderte von zierlichen Kegenftänden gleichSam anS der Flamme geboren werden. Wenn der Koldarbeiter Sein MetaU mit dem Hammer antreibt und in hintergelegte Formen preßte So gehört zu der richtigen VoUendnug auch viel KnnSt* fertigkeit. Allein der GlaSbläfer hat bei Weitem Subtilere Arbeit zu verrichten ^ da er ein Material vor Sich h a t deSSen Weichheit und Dehnbarkeit Sich bei jedem Hitzegrad ändert und al^ ^einzi^eS ^ ^ eS ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

fignren welche wir anf ^ ^ lahrmärkten inchrenGlaS* ^ flafchen anf* nnd nieder^ fteigen fehen find aus ^ Glasröhren geblafen. W o ein Arm herauswachsen foUe oder ein Vein oder ein Horn wird KlaSmaffe durch die Stichflamme er* weicht nnd durch die hm^ eingeblafene Luft aufgetrie^ ben. Verfiel^ eS der Künft* ler um ein ^ a n daß ein Zn großer oder ein zn klei* ner Fleck weich wird^ oder daß er zu ftark oder zu kurz b l ä f t fo erhält er eine MißfigUr e die unrettbar Verloren ift.

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Aber eS Sieht aUeS fo leicht anS^ und fo kam eS anch jenem dentSchen Grafen Von der in Italien einem GlaSbläfer zufah^ er meinte^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ WaS fich So leicht anfähe^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ müffe auch er können ^ er ^^ ^ ^ ^dIetier an der ^nntpe. WoUe es doch einmal Ver* Snchen. Er fing denn anch an zu blafen aber daS erfte^ waS er herausbrachte^ war eine birnenförmige Hohlfonn ein Fläfchchen (fiasco); der zweite Verfnch ergab Wieder ein folcheS Fläfchchen der dritte eben* faUSe und fo machte er mit Steigendem Verdruß noch manches tiascc^ nnd in diefer Art soUe Wie manche meinen die noch heute gebränchliche Redensart ihren Urfprnng haben. ES ift unmöglich ^ dnrch Vefchreibnng eine VorfteUung von den Handgriffen nnd Ve* helfen zu geben welche der KlaSbläfer anwendet und wir würden auf dieSen Gegenftand aueh nieht So viel Worte gewendet haben als gefchehen wenn nur jene Spielereien vou Blumen Vögeln Seidenglänzenden Fäden u. dgl. auS dieSem Wege hervorgebracht würden. AUein aUe die Sür die phySikaliSchen nnd chemifchen Wiffenfchaften geradezu unerfetzlichen Apparate e bei denen daS GlaS in einer andern Form als in Linfen oder Prismen oder Platten erfcheint aUe diejenigen wo Röhren oder Kugeln oder trichterförmige Hohlformen ^ ^ der Erfind. ^d. 58

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^aS ^la^ uud feine Verarbeitung.

Vorkommen ^ find an der Lampe geblafen Worden ^ uud die Mannigfaltigkeit ihrer Verwendnng macht eS jedem Phyfiker nnd jedem Ehemiker zur Rotwendigkeit^ Sich einige Fertigkeit Wenigstens in der Seineren GlaSbläferei anzueignen. Dnrch AnSziehen wird eine glühend gemachte Stelle der Röhre langer oder dünner ^ durch Einblafen Von Lnft Schwillt fie zu eiuer Wulft oder Kugel auf. Schiebt oder ftaucht man eine Stelle Vocher zufammen^ fo daß mehr Maffe dort angehänft wird^ fo konn man nnn eine größere Kngel anblafen. Kurz^ daS fpröde GlaS fügt fich Vor der Lampe jedem Hauche. Fig^ ^48 Z^t einen GlaSblafer bei der Arbeit und nm ihn herum eine Anzahl jener Apparate^ deren Verwendung dem Laien zwar unbegreiflich ift^ die aber dennoch Viel einSacher und unendlich wichtiger find^ als Vordem die phantaStifchen Gläfer^ Deftillier- nnd Schmelzgefaße der Alchimisten. Viele der antiken^ namentlich der knnftreichen römifchen^ ebenfo die charakteriftifchen Venezianer Glafer und die nach ihrem Vorbild in Deutfchlond oder den Riederlanden gefertigten ^ find ebenfalls Vor der Lampe entstanden. Uberhaupt wird dieSe Technik früher ^ wo die arbeitsteilende Fabrikchatigkeit noch nicht in daS Gewerbe gedrungen war^ eine Viel allgemeinere gewefen fein als in nnfrer Zeit^ in der die Maffenproduktion andre Verfahren herangebildet hat. Wenn man ein Klümp^hen GlaS zu einer recht dünnen Kngel aufbläft und diefe fchließlich durch einen kräftigen Luftftoß zerfprengt^ f o slattern die VruchStücke als zarte Hütchen in der Luft umher und zeigen ein fchöneS Spiel Von Regenbogenfarben. ES ift dies ganz diefelbe Erfcheinnng der Farbenzerftreuung ^ w i e fie bei den Seifenblafen auftritt; nm fie hervorzubringen ^ muß ein zarleS ^äutchen Vorhanden fein^ daS eine gewiffe Dicke nicht überfteigt^ nnd dieSe D^icke darf nicht durchweg eine ganz gleichmäßige fein. Daher fpielt die Seifenblafe nur fo lange in Farben^ als daS AuSblafen danert und ihre Größe fich ändert. Sobald fich die Dicke der Wandung überall ausgeglichen hat^ Verfchwinden anch ihre Farben. Vei derGlaSblafe dagegen hindert die Schnelle Abkühlnng eine folche AnSgleichung^ nnd daS Farbenfpiel bleibt anS den Füttern dauernd. M a n fuchte nnn Srüher die Schotten hiervon auS und klebte Sie auS Tapeten ^ die dadurch Sreilich ziemlich teuer wurden ^ aber ein fehr brillantes Anfehen erhielten. ^art^la^ T^ie leichte Zerbrechlichkeit deS GlafeS ift immer als eine Eigenfchaft auf* gefaßt worden ^ die^ mit der Ratur unfreS StofSeS eng Verknüpft ^ Sich Schwerlich Von ihm trennen laffen möchte — Glück nnd GlaSl Aber die Erzählung Von dem erfinderifchen Römer ^ den der Kaifer umbringen ließ^ Weil er daS GlaS unzerbrechlich zu machen gelernt hatte^ beweift doch den hohen Wert^ den man darauf legte^ dem Glafe größere Feftigleit zu geben. Seit dem römischen Altertnme iSt etwas AhnlicheS erft in unSern Tagen gelungen^ nnd ZWar im Iahre 1 8 7 4 dem Franzofen de l a BaStie. Derfelbe fand^ daß GlaS^ Welches^ nachdem eS durch BlaSen oder PreSSen oder SonStwie Seine Sertige Geftalt erhalten^ wieder bis zum angehenden Erweichen erhitzt und daranS rafch nnd gleichmäßig abgekühlt Worden war^ eine große Härte zeigte nnd eine Feftigkeit^ welche den gewöhnlichen Einflüffen gegen* über faft Unzerbrechlichkeit genannt werden konnte. Er bildete fein Verfahren weiter anS und machte eS^ nachdem er fich dnrch Patente genügend gefchützt glaubte ^ bekannt. Die Sache machte enormes Anffehen^ denn eS beftätigte Sich in der That^ daß ein nach der de la VaStieSchen Methode behandeltes Trinkglas z^ V.^ ohne zu zerbrechen ^ mit großer Kraft gegen die Wand oder anf den Voden gefchlendert Werden konnte ^ daß dünne GlaSfcheiben den Fall Schwerer Körper anS ziemlicher Höhe ohne Vefchädigung auShielten^ Wah* rend gewöhnliche Scheiben Von Viel größerer Dicke bei Viel geringeren Stößen fchon zer* Sprangen. plötzlichen TemperaturVerandernngen gegenüber blieb daS neue GlaS ebenfo unempfindlich^ und SelbSt der Diamant hatte SaSt fein Ubergewicht Verloren. Man Sah einen großen Umfchwung in der Verwendnng deS GlaseS Vor fich. Vis jetzt ift derfelbe zwar noch nicht eingetreten^ allein damit ift auch auS der andern Seite noch nicht gefagt^ daß Von den anfänglich Vielfach übertriebenen Hoffnungen fich dennoch nicht noch fehr wichtige realifieren können. Die Vornnterfnchungen können noch nicht als abgefchloffen gelten; manche ^UbelStände^ die Sich bei näherer Bekanntschaft herausstellten^ Werden fich befeitigen^ Schwierigkeiten in manchen Pnnkten der AnSführung werden fich umgehen laffen. Vor der Hand ftehen ^ wie eS Scheint ^ der allgemeinen EiuSührnng in der Praxis noch gewiSSe un* ergnickliche Patentstreitigkeiten entgegen ^ hervorgerufen dnrch Racherfinder und Verbefferer^ die fich zu jeder Zeit gern . mit an den gedeckten Tisch gefetzt haben.

Hartglas. 4^ DaS urfprüngliche Verfahren de la VaftieS befteht alSo darin die zu härtenden Gegen* Stände So Weit wieder gleichmäßig zu erhitzen daß Sie in ihrer Maffe zu erweichen beginnen ohne jedoch die Form zu Verlieren nnd fie fodann in ein Vad Von oder gefchmolzenem Fett zu tauchen^ welches SelbSt anf eine ziemlich hohe Temperatnr ^200—^00^) gebracht worden ift. I n diefem Bade Verbleiben fie längere Z e i t langfam damit abkühlend^ fo daß in der GlaSmaffe eine Umlagernng der kleinsten Teilchen ganz allmählich Sich Vollziehen kann. I e höher daS GlaS erhitzt werden kann ohne daß eS Schmitt je größer alfo die Temperatnrdifferenz bei der AbkÜhlnng ift und je rafcher die letztere erfolgt um fo härter fällt in der Regel daS GlaS auS. Bedingung ift immer^ daß durch daS Wiedererhitzen die Maffe gefchmeidig genug geworden ift. Ie nach der Natnr deS GlafeS mnf^ übrigens anch daS Vad Verfchieden Sein: bei einer gewiffen Temperatur fpringt daSGlaS^ bei einer andern wird eS zwar hart aber nnr bei einem bestimmten Grade erreicht eS daS Maximum der Härte; diefe Umftände Sind durchs Verfuche auszuprobieren. AIS AbkühlungSflüffigkeiten benntzt der Erfinder^ wie gefagt oder gefchmolzeneS Fett daS aber ganz wasfersrei fein mnß^ anch Gemifche Von Fett nndGl^eerin oder reineS Glyeerin find anwendbar; wafferige Löfnngen dagegen bewirken faft immer ein Zerfpringen deS GlafeS. Diefe Flüffigkeiten be* finden fich in Kübeln Welche anf Rollen ftehen; im Innern enthalten fie ein WeitmafchigeS Drahtnetz^ Welches die eingetanchten Gegenftände aufnimmt. DaS Vad muß durchgehendS^ anch an allen Pnnkten Ver Oberfläche^ die gleiche Temperatnr haben. Die GlaSgegenftände Werden anS dem AnWärmeofen mittels deS HefteifenS heranSgenommen und Wenn fie gnt gleichmäßig erhitzt find (erforderlichenfalls fteUenWeife abgekühlt und nochmals in den Ofen Zurückgegeben^ rafch in^daS unmittelbar Vor der Ofenmündnng befindliche Bad eingetancht durch einen leichten Schlag Von dem Hefteifen IoSgelöft und in daS Netz fallen gelaffen. | n dem Härtebade müffen die Gläfer langfam abkühlen; der Kübel Wird daher^ wenn daS Netz gefügt ift in eine Kammer gefahren deren Temperatnr anf 4 0 ^ 4 4 ^ gehalten wird^ nnd bleibt hier^ bis er diefelbe ebenfalls angenommen hat dann werden die Gegenftände herausgenommen abgewifeht und in Warmer Atznatronlauge Von dem ReSte deS anhängenden FetteS befreit. Anftatt geschmolzenen FetteS hat man als Harteflüffigkeit anch gefchmolzene Metalle Vorgefchlagen weil jene^ anßer daß fie durch die glühenden Glaskörper teilweife Zerfetzt werden^ auch fich leicht entzünden; allein eS fielet den Metallbädern ^ die allerdings Von den angeführten ^lbelftänden frei find^ ihr hohes fpezififcheS Gewicht entgegen deswegen hat Pieper überhitzten Wafferdampf anstelle der Fettbäder angewandt noch andre wenden pnlverförmige Snbftanzen^ alfo fefte Körper zu gleichem Zwecke an. Gläfer^ Welche ungleich dicke Stellen haben harten fich anch nicht gteiehmäßig; ebenfo find Hohlgefaße mit enger Öffnung^ Wafferflafchen u. dergl. fchwierig zu behandeln weil die FlÜffigkeit deS BadeS nicht fchnell genng in daS Innere dringen kann und die Abkühlung deswegen eine ungleichmäßige wird. Man hat zwar znr Umgehnng diefeS UbelftandeS mancherlei AnSWege Verfncht allein der Erfolg iSt dennoch ein nngeWiSSer. Angefetzte Stücke^ Henkel u. f. W.^ fpringen an den Znfammenfügnngen im Härtebade gewöhnlich ab; der Ab* gang an Vrnch ift auch bei andern Sachen nicht ganz nnbedentend. Wird die AnWärmnng nicht ganz Vorsichtig betrieben So erhält die Oberfläche leicht ein unklares^ welliges AnS* Sehen; daS Harten von Spiegelscheiben welche Vorher gefchliffen nnd poliert werden müßten^ würde alfo nnvorteilhaft fein folange eS nicht gelänge^ diefe ungünftigen Einwirknngen zu befeitigen. DaS Wird vielleicht anch möglich werden fchwerer aber dürfte eS gelingen^ einem andern Umftande beizukommen der nicht weniger den Wert deS HartglafeS Vermindert. Wie feft nämlich die nach den gebränchlichen Verfahren geharteten Gläfer fich anch er* weifen mögen fo zerfpringen fie mitnnter Von felbft fcheinbar ohne die geringste änßere VeranlaSSnng^ und dabei zerSaUen fie^ wie überhaupt wenn Sie zerbrochen werden in eine Unzahl kleiner Splitter^ Sörmlich zn Meht daS dabei Weit nmhergefchleudert wird. Ieden* falls find die durch die plötzliche Abkühlung bewirkten gewaltfamen Änderungen der SpannnngS* Verhältniffe der MaSSe die UrSache davon die Sich aber dann anch nicht aus der Welt fchaffen läßt. Die Oberfläche deS gehärteten GlafeS ift auf daS änßerfte abgefchreckt und kontrahiert worden während daS Innere diefem Zwange nicht in dem Maße nnterlag nnd in feiner Dichtigkeit alteriert wnrde: die Oberfläche ift gewiffermaßen zu eng geworden für den Kern der endlich die Schale fprengt wenn der geringfte Faktor daS höchft prekäre Gleichgewicht

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^laS und feine ^Verarbeitung.

ftört. I n diefer Beziehuug verhält fich daS Hartglas ganz ähnlich wie die bekanntenGlaS* t h r ä n e n geschmolzene GlaStropfen die man in kalteS Waffer hat faUen laffen nnd die^ obwohl für fich fehr hart und feft doch fofort zu Stanb zerfallen wenn die feine Spitze abgebrochen wird^ zu der fich die Glaskugel beim Abtropfen aufgezogen h a t oder wie die Volognefer F l a f c h e n die^ mit ihrer dicken Wandnng anf ähnliche A r t hergeftellt die heftigften Schläge anShalten aber gleich zerfpringen wenn ihre Oberfläche auch nnr dnrch ein hineinfallendes Sandkörnchen geritzt wird. AnS alledem geht hervor^ daß für koftbare Gegenftände der Härteprozeß in feiner jetzigen Abbildung noch nicht fehr empfehlenswert erfcheint; dagegen wird er Vielleicht Von Wichtigkeit für manche wirtschaftlichen Zwecke^ für welche daSGlaS eben feiner Zerbrechlich* keit wegen noch nicht diejenige ausgedehnte Berwendung gefnnden h a t die deffen fonftige Eigenfchaften wünfchenswert erfcheinen laffen.

S o Verfprach man fich eine Zeitlang Viel Von der Einführung deS HartglafeS für Küchengefchirre nnd ähnliche ^wecke^ wo eS an die Stelle der Thonwaren treten foHte ^ in England hat man fogar Verfnche mit naeh dem ElemenSfchen Verfahren hergeftellten Eifenbahnfchwellen gemacht— ein wirklich bedenkender Erfolg ift indeffen noch nicht erreicht worden. Küchengefchirre^ wenigftenS Solche^ die zeitweilig erhitzt werden würden Sich auS Hartglas gar nicht herftellen raffen oder doch die Eigenschaft deSfelben nicht behalten da Hartglas^ Wenn eS wieder erhitzt nnd langfam abgekühlt wird^ fich auch wieder enthärtet und die ^Eigenschaften V o n gewöhnlichem Glafe wieder annimmt. Einftweilen wiffen wir SiemenS in Dresden mit dem ^artglaSproblem eifrig befchäftigt. ^eitere ^eardeitnng und Verzierung de^ ^ l a ^ . I n vielen Fällen find die Glas* Waren wie fie aus der Glashütte gelangen ihren Zwecken fchon entsprechend^ in andern Werden fie erft dahin geführt dnrch eine weitere Behandlnng Vor der Lampe^ durch Vemalen Emaillieren Auffchmelzeu vou Perlen nachgeahmten Edelfteinen u. f^ w^ l^ber die au* geführten Dekorationsmethoden branchen wir nnS nicht weiter anSzulaffen. D a S Emaillieren fällt iu Vielen Punkten mit der Porzellanmalerei zufammen mir daß man zur Verdicknng

Weitere Bearbeitung nnd Verzierung des Glafe^. der Farben einen leichtflüssigen^ zinnbleihaltigen Satz anwendet ^ den die Farben zugleich deckend^ undurchfichtig maeht und ihnen Körper gibt^ f o daß fie sich plaftifch über die GlaS* fläche hervorheben. DaS Einbrennen der Farben gefchiebt wie daS deSGoldeS in Muffeln. Durch eine besondere Behandlung ift eS anch mögliel^ den Glasern oberflächlich den Schillernden Farbenreiz der Seifenblafen zu geben ^ ein Irisieren auS klarem Glafe h erv or zubringen ^ Welches die Zeit an blindgewordenen Feufterfcheiben wider unfern Willen bewirkt und daS wir in wnnderfchöner Erscheinung an den antiken römifchen GlaSgefaßen beobachten können^ die mitunter an alten BegräbniSftatten anSgegraben werden. Die irifierenden Gläfer^ anf künftliche Weife erzeugt^ erfchienen zuerft auf der Wiener Weltausstellung 187^ Von I . G. ^ahn in Zlatno in der nngariSchen Abteilung. Die Erfindung datiert fchon auS der erften Hälfte der fechziger Iahre und rührt Von dem ungarischen Ehemiker PantoSSek in Zlatno her^ der Sein VerSahren geheim hielt; in ungleich Schönerer Äusserung aber Stellte Sie Lobmeyr im I a h r e 1876 in München auS; Seitdem haben Viele daS VerSahren Sich zu eigen gemacht ^ die LobmeyrSchen PerImnttergläSen wie fie in der GefchaftSfprache genannt werden ^ Sind jedoch Von allen bei weitem die fchönften.

Wie daS IriSiereu erzeugt wird^ ift Geheimnis der einzelnen Fabriken^ eS Scheint aber^ daß eS durch einen Seinen nnd wahrscheinlich metallischen Anfing bewirkt wird^ der auf dem Glafe niedergeschlagen wird^ nachdem daS GlaS feine Form erhalten hat^ und der dadurch hervor* gebracht wird^ daß die Gegenftände^ wenn Sie Sertig Sind^ in glühendem Zuftande noch in eine Atmosphäre metallischer DampSe gebracht werden ^ So daß der darauS Sich abfetzende Niederfchlag Sich förmlich einbrennt. Die So behandelten Gläfer^ welche nach dem Erkalten in den fchönflen Farben Spielen^ laSfen fich weiterhin noch dekorieren ^ wie eS an den Lob* meyrfchen in fehr Schöner Art dnrch Vergoldnng und weiße Emailliernng geschehen war. Eine andre originelle Art der Verziernng^ welche ebenfalls erft ganz neuerdings anS* gekommen iSte bedient Sich der Galvanoplaftik. Bringt man nämlich ein GlaS^ auf welches mit Glanzgold Verzierungen anfgemalt uud eingebrannt worden find^ in einen galvano* plaftifchen Apparat^ So Schlägt Sich an allen von Gold bedeckten Stellen Kupfer nieder^ während daS GlaS felbft als Nichtleiter deS StromeS Srei bleibt. DaS KupSer kann man Zu einer mehrere Millimeter dicken Schicht anwachsen laSSen^ eS haftet feft an der Unterlage und iSt So weiche daß eS S i c h e r leicht ziselieren nnd gravieren laßt. M a n kann also die

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^ S blas unv feine Verarbeitung^

Umriffe deS metallifchcn Ornaments genau abftechen diefeS felbft noch ausarbeiten befonderS wenn eS in fich zusammenhängend rnnd um das GlaS laufend gewiffermaßen ein Netz bildet daS fich nicht loSlöfen kann ohne zu zerreißen nnd fchließlich ebenfalls galvanifch daS Metall Vergolden. Namentlich ift diefe Art der Verzierung anf emaillierten Gläfern zur ^ebung der Kontnren ähnlich wie beim clo^ouncc^ Von fchöner Wirknng. DaS GlaS Wird endlich nicht nnr auf Grund Seiner Schmelzbarkeit alSo mit^ilfe deS FenerSe behandelt fondern eS erfährt auch allerhand mechanifche Bearbeitung^ wozu Stahl uud Diamant^ Schleiffteine nnd ätzende Säuren helfen müffen. DaSGlaS hat in der Kälte eine ziemliche Härte^ eS wird aber doch Von hartem Staht manchen (^delfteinen ja Schon vomOnarz angegriffen. Der Diamant Schneidet in daS GlaS wie ein fpitzeS Meffer in einen Thonfcherbem und er ift deswegen ein wertvoller Körper^ um daS fpröde Material in beabfichtigte Formen zu bringen. Die Glaf erdiamanten müffen derart gefaßt fein daß zwei znfammenftoßende natürliche Kriftallflächen die Schueideude Kante bilden. Ihre sichere Führnng gelingt erft nach mehrfacher Ubnng und wird noch Schwieriger^ weuu eS fich nicht um gerade Schnitte^ fondern um krnmmlinige Figuren handelt die ohne Lineal nach einem ausgelegten Mnfter herzustellen Sind. Rnnde Scheiben laSSen fich dagegen leicht herftellen indem man den Diamant in einen Zirkel einfetzt oder die Scheibe in eine Drehbank fpannt und den Diamant dagegen hält. Ranhe Ränder an GlaSftücken laffen fich an gewöhnlichen Schleifsteinen abfchleifen. Häufig wendet man zum Trennen eines GlaS* körperS in mehrere Teile daS Sprengen a n wofür eS verfchiedene Methoden gibt. Gläferne Stäbe und Röhren laffen fich an beftimmter Stelle dnrchbrechen wenn man Vorher mit einer gnten Feile einen entfprechenden tiefen Einfchnitt gemacht h a t Andre Methoden bernhen in der Regel anf der nngleichförmigen AnSdehnnng nnd Zufammenziehnng dnrch Erhitzen nnd Erkälten deS GlafeS an der SteUe^ Wo eS fich trennen foU. Sehr bekannt ift bei eylindrifchen GlaSgegenftänden die Prozedur mit dem nmgelegten und angezündeten SchWefelfaden oder auch mit dem Bindfaden^ mittels deffen man durch rafcheS Hin^ und Herziehen einen Kreis an dem Glafe erhitzt und die erhitzte Stelle dann plötzlich mit kaltem Waffer abfchreckt; eS fchlägt aber freilich auch nicht feiten fehl. Zweckmäßiger ift der Sprengringe ein Stärkere an einem Ende ringförmig gebogener Eifendraht. Man macht viefeS^nde glühend und zieht den Ring fo zufammen daß er auf den zu fprengenden GlaS* eylinder genan paßt. Räch etwa einer halben Minnte nimmt man ihn wege berührt die heiße Stelle mit einem naffen Stüdchen Holz^ und der Sprnng erfolgt. Für die meiften Fälle indes ift das Sicherte Mittel die S p r eng kohle. Sie beSteht aus Stäbchen die anS einem Teige von feingepnlVerter Vuchenkohle und Gnmmi* oder HarzlöSungen nach ver* Schiedenen Rezepten bereitet Sind. An einem Ende glühend gemachte Verglimmt ein folcheS Stäbchen ruhig bis zum andern (^nde. M a n macht nnn an der Stelle deSGlafeSe wo der Sprnng anfangen foUe einen Feilftriche fetzt daS glimmende Ende auf und Wartet bis Sich ein kleiner Sprnng gebildet hat. Rnn fährt man mit der Kohle auf dem GlaSe langfam in der vorgezeichneten Richtnng nach und führt fo den Sprnng überallhin e wo man ihn haben will. Die Arbeit fällt bei einiger Ubnng ganz regelmäßig aus e und man kann anf diefe Art ein Trinkglas in einem engen Schraubengange von oben bis unten zerfchneiden oder vielmehr zerfprengen fo daß eS fich wie eine Spiralfeder ftrecken läßt. Anch kann man mit folcher TemperatnrVerändernng den Diamant znfammen wirken laffen WaS befonderS bei diden Gläfern am platze ift wo der Diamantfchnitt einen fo kleinen Teil deS ganzen DnrchmefferS triSft daß daS mechanifche Dnrchbrechen nnficher wird. Tancht man ein fo angefchnitteneS GlaS abwechfelnd in kaltes und heißeS Waffen fo Vertieft fich der Schnitt immer mehre bis endlich die Teile fich trennen. Um GlaS zu durchlöchern hat man Verfchiedene Methoden. Kleinere Löcher kann man mitMetaUbohrern faft ebenfo beguem inGlaS wie in Metall machen; anS freier ^and kann man mit einem Grabftichel oder einer zngefpitzten dreikantigen Feile Löcher dnrcharbeiten fie dann mit der^ Reibahle erweitern n. f. w. | n allen Fällen Wo GlaS mit einem fcharfen metallenen Inftrumente bearbeitet wird e muß die betreffende Stelle zur Verhindernng deS SplitternS mit harzigem Terpentinöl feucht gehalten werden. Langfamen aber ficher nnd reine bringt man auch rnnde Löcher in daS GlaS dnrch Einfchleifen e zumal anf der Dreh* bank herVor. Statt deS VohrerS dient hier ein umlanfender ftnmpfer S t i f t e gewöhnlich Von

Das Schleifen des GlafeS^ ^08 Kupfer^ für größere Löcher eiue kleine^ aufgekittete Knpferfcheibe. Diefe Stücke werden mit Schmirgel^ der mit ^ l angemacht ifte beStrichen und dies im Lanfe der Arbeit öfter wieder* holt. Wendet man unter gleichen Umftänden ftatt der Scheibe ein ring* und röhrenförmiges MetaUftück an So fällt zuletzt eine anSgeSchnittene Scheibe ab. DieS ift anch die A r t Wie man auS dickem Klafe die Scheiben zu optischen Linsen Schneidet. Seit einigen | a h r e n hingegen hat man in der TilghmannSchen SandblaSe* maSchine einen Sehr fcharffinnig erdachten Apparate um beliebig tieSe Gravierungen ja felbft Durchbohrungen in den dickften KlaSplatten auszuführen. Tiefe Mafchine e eine amerikanische Erfindung e die auf der Wiener Weltausstellung dem europäifchen Publikum Zuerft Vorgeführt wurde e befteht dem Wefentlichen nach auS einem trichterförmigen K e f ä ß e in defSen engen nach unten gerichteten Teil daS R o h r eines KebläSeS mündet; daS K e f ä ß felbft wird mit hartem fcharfen Sande etwa zur Hälfte angefüllt mit der zu durchbohrenden Glasplatte bededt und uun daS Kebläfe kräftig wirken gelaffen. Tie Kewalt deS WindeS reißt die Sandkörner auf daS heftigfte in die Hohe und Schlendert Sie gegen die Glasplatte^ an welcher jeder diefer harten Körperchen wie ein minntiöfeS ^ämmerchen wirkt. IedeS fchlägt einen feinen GlaSfplitter abe und da die Sandkörner^ in den Trichter zurückgefallen und nnanfhaltfam immer wieder emporgeriffen Werden fo wird die KlaSplatte an denjenigen SteUen welche nicht durch einen Leder* oder Kantfchuküberzug gefchützt finde angegriffen nnd nach nnd nach immer tiefer auSgefreffen bis fie endlich ganz durchbohrt ift. Durch anSgefchnittene Patronen kann man die Wirkung auf einzelne Stellen befchränken und fo aUerhand Mufter hervorbringen die man beliebig tief ausarbeiten lafferr kann bis zu hauch* ähnlicher Mattierung e wie man Sie Sonft nur mittels AtzenS hervorzurufen im ftande ift. Z u den Patronen find aber nur Weiche Stoffe Verwendbar^ Welche felbft nicht fplittern; fo Schützen SelbSt feine Spitzengewebe daS dahinter liegende KlaS an den bedeckten SteUen. ^ a s ^chlei^en des Glanes wird ungemein häuSig angewendet Sowohl um Seine Ober* fläche zu ebnen und zu polieren wie wir Schon bei den Spiegelplatten geSehen haben als auch um Faeetten Kanten Flächen anznbringen. Weiterhin benutzt man auch eine Art Seiuere Schleifapparate^ um in die Maffe deS KlafeS hinein Vertiefte Zeichnungen Verziernngen Infchriften n. s. W. zu graben. Die Werkzenge find rotierende Schleifkörpen Scheiben Platten oder Spitzen Welche entweder durch chre eigne Subftanz oder durch anfgeftreute Körper daS GlaS angreifen. ES klingt unglaublich^ Wenn man erfahrt^ daß die reizenden Effekte e welche namentlich englifche und böhmifche GlaSwaren in großer VoUendnng zeigen durch nichts weiter hervorgebracht worden find als durch Andrücken deS GlaSeS an die rotierende S c h l e i f f c h e i b e e und daß diefe Verzierungen von gewöhnlichen Arbeitern bewirkt werden bei denen ein gebildeter kÜnftlerifcher S i n n durchaus nicht voranSzufetzen ifte die fich auch nur für befonderS fchwierige Mufter einer Vorzeichnung bedienen. Die Schleifapparate werden in Vöhmen meift von Wafferkraft in Bewegung gefetzt und die Schleifmühlen liegen gewöhnlich in der Näbe großer KlaShütten oder umgeben Von Ortfchaften in denen andre Zweige der KlaSinduftriee Knopf*e PriSmen*^ Perlenfabrikation n. f. w.e betrieben werden; in England Schleift man mit Dampf. Die Schleifbänke find faSt nichts andres als einfache Drehbänke; Sie haben eine liegende Spindet deren freies Ende zum Anfftecken der vermiedenen Schleif* scheiden eingerichtet iSt. Die Schleiffcheiben Sind nach Krößee Form nnd Material fehr mannigfaltig. Einige beftehen anS hartem SandStein haben 1 2 — 2 9 cm Dnrchmeffer und 1 — 2 cm Ticke. Nebftdem gibt eS Scheiben größerer Art auS EiSenblech und ein ganzes Sortiment kleinerer anS Stark gehämmertem Knpfer von FünfmarkStück* bis zu 20-PfennigStückgröße und noch weiter herab. I e feiner die Verzierüngeu werden w i e zu den kleinen vertieften Landfchaften Wappen RamenSzügen n . dergte defto kleiner werden auch die Scheiben e d i e dann anftatt Von Knpfer auch wohl Von Stahl find und mit Schmirgel oder Diamantftanb arbeiten. DaS vertiefte Einarbeiten Von Mnftern Zeichnungen e SchriSt u. f. w. in die GlaSSlächee nennt nran zum Unterschiede Vom Schleifen e welches mehr auf Faeetten n. dergl. bezogen Wirde Gravieren. Zu den knnStVoUeren KraVierarbeiten helSen übrigens auch noch andre Hüf^ mittet namentlich die Diamantfpitze mit. — AuS der Parifer AnSfteUmrg Von 180^ war Von einer englifchen Firma ein gravierter Elaret*(RotWein*)Krng aUSgeSteUt im Preife

Von 4500

^ S blas und feine Verarbeitnng^

Welche

Mark. W i r erwähnen dieS^ um zu zeigen ^ Sorgfalt nnd Knnftfertig^ keit an dem Werke angewandt sein mußte^ deffen Materialwert fich gewiß noch lange nicht anf drei Mark belief. Die Verfchiedercheit der Schleiffcheiben bezieht fich nicht allein anf den Tnrchmeffer uud die Tide^ fondern hauptfächlich auf die Kante^ den eigentlich arbeitenden Teit diefelbe ift bald flache bald erhaben oder Vertiest gewölbt bald fcharSkautig bis zur Mefferfchärfee und der Schleifer hat den Umftänden nach zu wählen WaS für jeden F a H am beften paßt Veim Schleifen Von größeren oder kleineren Flächen wird zuerft dnrch daS fogenannte Ranhfchleisen die überflüffige Subftanz weggenommen; dazu dienen denn auch energifche Schleifmittel^ gewöhnlich ein harten fcharfkörniger Sand; dann folgt das Klarfchleifen welches dieOberfläche glättet nnd endlich das P o l i e r e n mittels Scheiben auS Zinn Kort Holz e letzteres zuweilen mit Filz überzogen. D a S Schleifen Von Facetten an Prismen Lenchterbehängen Perlen u. f. w. ift fehr einfach; bei befouderS genauen Arbeiten kann eS anf ähnliche Weise ausgeführt werden wie das Schleifen der Edelfteine^ daS wir an andrer Stelle befprachen. | n der Regel aber wird auf die Herftellnng der Produkte eine Viel ge* ringere Sorgfalt Verwendet. Trotzdem zeigen diefelben jedoch häufig eine faft mathematifche Regelmäßigkeit denn die uuauSgefetzte Übung derfelben Handgriffe läßt fchließlich den Schleifer mit der Genauigkeit einer Mafchine arbeiten. Die Arbeit eines gefegten Glasschleifers geht fehr flink Von ftatten und in nnglaublich kurzer Zeit fteUt er durch bloßes Anlegen eineS GefäßeS an daS umlaufende Scheibchen und dnrch entfprechendeS Drehen nnd Wenden die gefchmackvoUften Verziernngen her. B e i den knnftVoUen Gravierungen jedoch e wie fie an den Prachtftücken der AnSfteUnngen zu bewundem finde treten zu diefen Hilfsmitteln noch die snbtileren Verfahrene die der GraVenr und Steinfchneider benutzt. Die HerfteUung Von hellen Mnftern auf gewiffen farbigen G l ä f e r n die dnrch Über* fang hergefteUt finde gefchieht dadnrche daß die obere sarbige Schicht an den betreffenden Stellen dnrch die Schleisfcheibe befeitigt wird. Wenn die Gegenftände rund finde fo kann diefer Effekt schon durch daS Anflegen auf eine flache Scheibe hervorgebracht werden Welche die Rnndnng zu einer ebenen F^che abschleift; wo dieS nicht genügte müffen die kleinen ^ Schleiffcheiben angewandt werden e Welche mit ihren Kanten die Vertiefnngen abarbeiten. ^ DaS Schleifen optifcher Gläfer ift ein ganz eigentümliches VerSahren. D a daSfelbe aber die Veachtnng ganz befonderer Umftände. und Gefetze erforderte ftetS nnr Von Optikern nnd Vom eigentlichen Glashüttenbetriebe getrennt anSgeSÜhrt Wirde So können wir an diefer Stelle ^feine Vefchreibnng umgehen nnd anf daS VerWeifen e W a S wir darüber im I I . Vande diefeS ^ Werkes gefagt haben. Ein besonderes Hilfsmittel der Verzierung ift daS Atzen deS GlafeS mittels F l u ß * fänre (Fluorwafferftofffäure). Diefe S ä u r e hat die Eigentümlichkeit e die Kiefelfänre deS GlafeS anfznlöfen nnd kann wie die Salpetersäure zn Zwecken der Kupferftecherknnft an* gewendet werden e um Vertiefnngen Von der Oberfläche in die Maffe deS GlafeS hinein* M a n gewinnt die gasförmige Flußfäuree indem man feingepnlverten Flnßfpat mit konzentrierter Schwefelfänre anrührte daS Gemenge deftilliert und die frei werdende Säure an daS zn ätzende G l a S treten läßt; für Viele Zwecke kann man den Flußfpatbrei anch ohne anf die zu ätzende GlaSsläche auftragen. Wo die Flnßfäure zur Wirkung kommt die blanke Oberfläche deS GlafeS matt und endlich Vertieft; will man daher Mnfter anf Gläfer ätzen fo überzieht man diejenigen S t e U e n Welche nicht angegriffen werden follen mit. einem fchÜtzenden Firnis Von Terpentin nnd Wachs oder dergleichen und dann entweder in einem gefchloffenen Ranme mit den Dämpfen oder mittels der aufgelegten Mifchnng. I m erften Falle haben die geätzten SteUen eine gewiffe Ranheit und erfcheinen daher m a t t e wie ranh gefchliffeneS G l a S e im andern Falle durchfichtig. Diefe Vermiedenen VeredelnngSmechoden machen dasjenige auS^ WaS man daS R a f f i * nieren deS R o h g l a f e S nennt Die große Berfchiedenheit welche in den dabei zur An* Wendnng kommenden Verfahren befteht e bringt eS mit fiche daß jedes derfelben von eignen Arbeitern betrieben Wirde welche häufig zu wahreu Künstlern Werden. Denn wenn anch daS GlaS bei unS fo maffenhaft erzeugt wird^ daß eS zu fabelhaft biUigen VerbranchS* artikeln Verwendnng finden kann fo bleibt eS doch anderseits immer ein Material^ wie eS für manche Knnftrichtungen fchöner nnd edler nicht gefnnden werden kann.

ZnSreffen. Weiteres Wird

ätzt

DaS Schleifen deS GlafeS. Die GlaSindnftrie Scheidet fich folchergeftalt in zwei ^weige^ deren einer Sich mit der Erzengnng deS RohglaSeS befaßt^ der andre daSfelbe zu den mehr oder minder Verfeinerten Gegenhandel wie Sie der Handel Verlangt^ umwandelt. Der erftere muß auf den GlaS* hütten betrieben werden; er erzengt übrigens auch fchon direkt Verkäufliche Verbrauchs* gegenftände^ wie Flafchen^ Trinkgläfen Lampeneylinder n. f. w.; der letztere ^ die GlaS* raffinerie^ kann mit der Glashütte Vereinigt fein^ wie eS z^B. anf der Iofephinenhütte in Schlefien der Fall ift^ in vielen Fällen aber wird fie davon getrennt als HauSinduftrie ausgeübt^ und da Vollständige Arbeitsteilung chr zu Grunde liegt^ fo bat derfelbe GegenStand auch oft Viele Werkstätten durchlaufe^ ehe er feine endgültige Form erhalten hat.

Wahrend alfo einzelne Glashütten fich nnr mit der Erzeugung Von Tafelglas oder Von Spiegeln oder Von Hoh^laS befaffen^ einzelne ihren ganzen Betrieb auf die Fabrikation Von Flafchen^ andre auf ^ie Herstellung optifcher Gläfer eingerichtet haben ^ gibt eS daneben wieder Fabriken^ welche fich daS Raffinieren oder Feinen deS GlafeS zur Hauptaufgäbe gemacht haben. Die Fabrikation wird hier zur ^unftiuduftrie nnd die Behandlung^ welche daS Material zu erSahren hat^ tritt Vor dieSem SelbSt in den Bordergrund. Die letzten Iahrzehnte haben dank der Anregungen^ die feit der erSten Weltausstellung 18^1 Sich Beachtung Verschafft haben^ in diefer Beziehung wefentliche Fortfchritte erkennen laSfen. Die internationalen Ausstellungen haben immer BeffereS gebracht. Glänzt Frankreich mit feinen Spiegeln Von S t . Gobain^ feinen Kronleuchtern und ^riftallgläSern und farbigen^ namentlich mit feinen reich bemalten opalen Gläfern^ die freilich mehr porzellanartig find^

4^

^aS (^laS uud feine Verarbeitung^

alf wir Vom Glafe fordern von Vaeearat England mit feiner brillanten gefchliffenen VleikriftaUmaffe^ Seinen gepreßten Gläfern uud der Vollendeten Technik in bezng aus Atzen nnd Gravieren; führt |talieu feine Nachahmungen altvenezianifcher GläSer inS Feld ^ fo ift Dentfchland in allem diefen nicht zurückstehend^ in mehrerem aber überlegen in einzel* nem nnerreicht. | n bezng anf KnnftgläSer find eS namentlich zwei Fabriken bei nnS^ Welche Wir obenan Stellen: die gräflich Schaffgotfchfche Iofephinenhütte in Schlefien mit ihren bnnten uud emaiUierteu Gläfern^ Welche meist nach franzöfischen GlaSSätzen gefchmolzen anch fonft in modernem Stile gearbeitet Sind und mit denen Sie den ErzengniSfen Von Vaeearat U. a. Siegreiche Konknrrenz macht; dann Lobmeyr in Wien^ der die Veredelnng deS böhmischen KriStaU*

nnngen liefern dnrch den wroemoen ^nym^ oe^ österreichischen KnnSt* geWerbemnfenmS ^ dnrch fein eignes ^eichentaIent nnd^ WaS nicht minder maßgebend War^ dnrch die innige Berbindnng mit den auf knnStinduStrieUem Gebiete bedeutendsten böhmifchen Fabriken Von M e y r Neffe in Adolf Waren die wesentlichen Bedingungen für die günstigen Ergebniffe Vereint mit denen er anf allen Abstellungen fich in die erfte Reihe gestellt hat. Räch den in Wien entworfenen Formen und Dekorationen läßt Lobmeyr nnter fteter Kontrolle die Waren Von MeyrS Neffe entweder Völlig anSfertigen oder diefelben fich unvollendet liefern^ um fie Von feinen eignen Arbeitern in der Gegend Von Hayda nnd Steinfchönon Vollends raffinieren ^laffen. Einzelne Prachtftücke^ namentlich folche mit Vron^en oder Silberfaffnngen n. dergl.^ erfahren ihre Vollendung erft in Wien. Wer die AnSfteHnng Von 1 8 ^ in jener Stadt befncht hat wird fich der bewundernswürdigen Kol* lektion Von Kronlenchtern nnd ^iergläfern erinnern die daS HanS Lobmeyr in der erften Abteilnng der öSterreichifchen Galerie anfgeSteUt hatte ^ daS KaiferferViee nach Entwürfen ^ ^

^

^ ^ ^ b ^ a^^s^t ^ ^itt^ ^ ^ ^

i^

Knnftgegenftände von GlaS^

80^

Von Storck^ unvergleichlich fchon in Erfindung nnd Ausfüllung ^ die farbigen Gläfer mit ihrer reichen Dekorierung in Kold oder Email und felbft in den einfacheren Gebrauchs* gläfern ein edler Formenfiun wie er nur in den beften Zeiten allgemeiner aewefen ift.

^Iafer d^n ^ uud

^odnte^r in ^ien^

Lobmeyr Schlug damit in Wien aUe Rivaleu auS dem Felben obwohl ihm Ofterreich felbft wackere Kämpen in der gräflich ^arrachfchen Fabrik in Reuwelt I . Schreiber ^ Reffen S . Reich ^ Eomp. in Wien u. a. entgegenfteUte. I n München waren eS neben den Perlmutter* und Opalgläfern ganz befonderS die gravierten KriftaUarbeiten^ welche dnrch ihre eminente Technik zum Staunen hiuriffen^ die KriftaUkünfUer am Hofe Rudolfs B.

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TaS blas und feine Verarbeitung.

haben in VergkriftaU kaum Schönere Gravierarbeiten hervorgebracht; ein Tafelanffatz^ den Lobmeyr der Stadt Wien gefchenkt reich dekoriert dnrch Gravierung und aUe Hilfsmittel der Emaillier* und Goldfchmiedeknnft Stellt Sich den beften Arbeiten der RenaiSSanee würdig an die Seite.

Daß derartige Werke hervorgebracht werden wirft anch wenn fie noch vereinzelt anf* treten ein fchöneS Licht anf die gefamte Technik ^ denn nnr wo gnte Kräfte wirklich Vor* handen find^ laffen fie fich anch zn solchen Zwecken Vereinigen. Die knnftgewerbliche Richtnng ift aber diejenige ^ Welche die GlaSindnStrie ganz be* SonderS zu pflegen hat. DaS fchöne Material nnd feine Eigenfchaft^ fich anf ganz ver* fchiedene Reifen bearbeiten zn laffen fordern zu klinftlerifcher Geftaltung heranS^ wie bei keinem andern Stoffe^ Sreilich nmß die Sache ernSt genommen werden.

Die übertriebenen zweckwidrigen F o r m e n die wir fo hanfig an den GlaSwareu zu bemerken haben die finnlofe^ dem Materiale nnangemeffene VehandlnngSWeife^ die fich befonderS anch auf die Dekoration bezieht ^ daS gefchmacklofe Gikelgakel diefer letzteren f elber e wie fie namentlich bei dem zu Ziergefäßen Alabafterglafe fich eingeniftet hat dürfen nnbeklagt verfchwinden um einfacheren Stilgerechten Vildnngen platz Zn machen. Vorbilder für folche find in alten Gläfern von den altrömifchen a n znr Genüge enthalten e nnd die technifchen Hilfsmittel find aus eine fo hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht daß Ähnliches zu erreichen eigentlich keine Schwierigkeit finden foUte.

Vielfach Verwendeten

Die anSgebildeten Verkehrsmittel unfrer Tage geftatten die zweckmäßigen Roh* materialien von fernher zu beziehen; auf daS natürliche Vorkommen an Ort nnd Stelle find die Glashütten lange nicht mehr fo angewiefen wie früher; die BerVoUkommnnng der FenerungSanlagen e befonderS die Einführung der GenerativfeUernng ^ beffere Konftrnktion der GlaShafen hat die Erzielnng einer gleichmäßig reinen GlaSmaffe Von allen Anfällig* keiten befreit fie biUiger nnd für jede Onantität ausführbar gemacht; diechemifchenWiffenfchaften haben nicht minder dnrch nene Erfindungen zu ueueu Verfahren geführt für andre^ die richtigen Erklärungen nnd damit Fingerzeige gegeben die nnter aUen Umftänden den Erfolg zu fichern geeignet fiud. Iu dem B a r y t dem Didym^ dem ThaUium fiud wichtige Stoffe gefunden worden deren Anwendung der GlaSmaffe WertVoUe Eigenfchaften gibt; daS garten deS GlafeS endlich bezeichnet einen gänzlich nenen Prozeß ^ deffen Tragweite für die Glasindustrie zur ^eit noch gar nicht abznfehen ift. Ift folchergeftalt die Prodnktion deS GlaSeS wefentlich erleiehtert worden fo ift anderfeitS damit eine erweiterte Verwendung Hand in Hand gegangen. AUein der Verbranch an Spiegelfcheiben hat fich z^ V. in den letzten fünfzehn Iahren gegen früher nm daS Vielfache Vermehrt — man brancht nicht mehr in die Hauptftraßen großer Städte zu gehen nm deren Verwendung zu AnSlagefenftern zu fehen. Diefer fchöne Lu^ruS erftreckt Sich anch anf die mittleren Kreife^ nnd felbft in der BauknUSt zn FenSterfcheiben findet daS SpiegelglaS jetzt einen ebenfo reichlichen als fchönen Verbranch. Als HohlglaS fehen wir daS fchöne Material mehr uud mehr zu Gefäßen benutzt welche früher nnVoUkommen für Viele Zwecke anS Thon gefertigt werden mnßten. | n der Herftellnng Von WafferleitnngSrö^ren uud in der Anwendnng zu gläfernen AchSenlagern Welche namentlich für Spinnereien als Spindelpfännchen große Vorteile zu versprechen Scheinen hat daS GlaS fogar mit Erfolg die Stelle deS Metalls eingenommen. Wenn man den Umfang der GlaSprodnktion überfchaut fo fragt mau fich nnwill* kürlich: wo kommt aUeS daS hin^ waS im Laufe eineS einzigen |ahreS nur gefchmolzen geblafen gegoffen und gepreßt wird^ Belgien zählte 1878 allein 08 GlaSfabrikfirmen mit znfammen 289 Ofen nnd 1090 Häfen welche in dem genannten Iahre allein für 50 Millionen Frank FenfterglaS^ 8 Millionen Frank Kriftall* und HohlglaS^ 2 Millionen Frank VonteillenglaS und 7 Millionen Frank Spiegelware erzengten wovon der größte Teil in daS AnSland ging. Die Riederlande bringen nnr für 2 ^ Millionen Frank GlaSwaren anf den Markt. England hat (1878) mit Schottland zufammen 28^ weift große Glasfabriken in denen im ganzen 21 170 Arbeiter befchäftigt find; einen großen Teil der erzeugten GlaSwaren exportiert eS; dagegen führte eS anch (1872) 6 8 8 1 5 6 englifche Zentner GlaSwaren im Werte Von 1200008 Pfd. Stert ein. Frankreich produziert in ^00 Fabriken nngefähr 45 MiUionen ^ Tafelglas

^mailglafer^ GlaSmofaik. 4^9 für 22 Millionen Franko 165 Millionen^ FlafchenglaS für 42 Millionen Franko glaS^ Kriftall- und kleine GlaSwaren für ^4 Mil^ lionen Frank und ^ 9 9 9 9 9 Spiegel für Millionen Franko im ganzen alfo für 115^ Millionen Frank; Arbeiter Sind in der franzöfifchen GlaSinduftrie chätig. Die Ausfuhr betrug 1878 nahe an5^MiH. Franko die Einfuhr über Millionen. Die Produktion der Schweiz ist unbedeutend^ ebenfo wie die Von Schwe^ den (1871 für 1 7 8 4 9 9 9 ReichSchaler) und Däne* mark. I n Italien Stehen Venedig nnd Murano obenan^ 18^7 Sollen hier in 172 Tiegeln für mehr als 9 Mil^ lionen Lire GlaSwaren^ unter denen die Perlen eine große Rolle fpielen^ erzeugt worden fein. Rußland hat eine GlaSproduktion^ die eS^ trotz der vielen^ aber allerdings meift unbedeutenden Hutten^ im ganzen nur etwa anf Millionen Rubel Warenwert bringt. Österreich ohne Ungarn bringt für 228^14^8 Gnl* den (1872) GlaSwaren hervor^ Ungarn allein für Millionen Gulden. Deutschland zählt mindeftenS ^ 5 9 Glashütten^ der Gefamtwert der hier erzengten Waren dürfte wohl an 89 Millionen Mark betragen. Wo kommt all daS viele GlaS hin^ Diefe Frage beantwortet fich zu unferm Schaden oft in überrafchen* der Weife; eine großartige Beantwortung hat fie ge* Sunden in der Parifer Revolution Von 1848^ wo im PalaiS Royal eine derartige Zerftorung Stattfand^ daß man am 14. Februar 18^9 mehr als 2 ^ 9 9 9 GlaS- und PorzellanScherben verkaufen konnte; waS mag erSt in den KämpSen Von 1871 gegen die Konr^ mune nnd in den Demolierungen ^ welche dieSe felbSt angerichtet^ zu Scherben gegangen fein^ ^mailglaSer^ ^ l a ^ m o ^ . Gefärbte Gläfer^ mehr oder minder undurchsichtig und zum Zwecke der Herftellung der Mofaiken^ perlen und mancherlei Schmelzarbeiten angefertigt^ heißen Emaillen. InSbe-^ Sondere verfteht man unter diefem Ramen daS Material Sur die GlaSmofaiken^ welche im Mittelalter in wunderbarer Schönheit namentlich in den byzantinifchen Län* dern zahlreich entftanden und Sich bis anf nnfre Zeit oft in unveränderter Frifche erhalten haben. Die Venezianifche GlaSindnftrie war nicht minder als durch ihre übrigen Erzeugnisse dnrch die Vollendung ihrer Emaillen berühmt^ welche Sie weithin zur AuSSührung der Gemälde VerSandte. Rom ließ Sich felbft Seine Emaillen anS Venedig kommen^ bis ^apft Sixtus daS große EtabliSSement Sür Herstellung von MoSaiken im Vatikan mit Hilfe deS Mareello P r o v e n e i a l n eines angesehenen Venezianischen KünStlerS^ errichtete. Der Urfprung diefer Kunft Scheint Venezianifch zu Sein^ und fie blühte hier fchon im 12. Iahrhnndert. Die alten Fabrikanlagen Verfielen aber^ als der Glanz Venedigs überhaupt erblich ^ und die eigentümliche KunSt war Spater Sür ihre alte GebnrtSStätte geradezu Verloren gegangen. I n Rom dagegen nnd auch in ^ ^ ^ ^ n i f ^ ^r^s^.

4^0 ^aS ^laS unb feine Verarbeitung. Rnßland wnrde Sie noch geübt nnd zwar nach den alten Überliefernngen welche Von Mn* rano fich herfchrieben. letzt werden auch in Mnrano wieder Emaillen nnd felbft ausgeführte Mofaiken hergeftellt die Sich Von den alten nicht nur durch Schönere Farben unterscheiden^ Sondern ganz besonder^ durch den Vorteilhaften Umftand^ daß Sie als Sertige Gemälde transportiert nnd anS jede Unterlage befeftigt Werden können^ während bei der mittelalterlichen Methode der Künstler nnr an Ort und Stelle die Stifte in den Mauerbewurf einfetzen konnte nnd zur Vollendung größerer Bilder jahrelange Arbeit notwendig wnrde. Salviatt der um die Erneuerung diefer Knnft Sür Venedig Sich große Verdienste erworben hat lieSert dergleichen Mofaikgemalde nach jeder Vorlage und zn Preifen die im Vergleich mit den früheren ^erfteUungSkoften als ungemein niedrige bezeichnet werden muffen. Die ^Emaillen beftehen anS denfelben Materialien wie daS gewöhnliche GlaS^ aber Zu diefen Veftandteilen kommen noch andre^ welche der Maffe chre eigentümliche Dichtigkeit Dauerhaftigkeit nnd Farbe geben. Die Dauerhaftigkeit die WiderftandSfähigkeit änßeren^ namentlich atmofphärifchen Einflüffen gegenüben ift die hanptfächlichfte Eigenfchaft dnrch Welche fich ein gnteS Email auszeichnen muß^ denn anf chr beruht gerade der Vorzug^ den wir an den Mofaikgemälden gegenüber den Erzeugniffen andrer Arten der Malerei fchätzen. Sind die gefärbten Emaillen wie die gewöhnlichen Vrenngläfer dnrch Metalloide her* gefteHt fo Werden die Gold* nnd Silberemaillen welche in den Mofaiken eine fehr bevor* Zngte Verwendung finden dnrch ein ganz abweichendes Verfahren gewonnen. Auf die Oberfläche eiueS dichten GlafeS^ Wie man eS anch zu den gefärbten Emaillen als Grnndmaffe Verwendet ^ entweder durchfichtig nnd in irgend einem Tone farbig oder opat je nachdem man ein transparentes Goldemail erzielen WiU oder ein undurchsichtiges^ wird daS feinfte Blattgold (oder Silber) anfgelegt nnd mit der Unterlage dnrch einen be* fonderenSchmelzvrozeß Vereinigt über daS Metall aber noch ein dünnes GlaShäntchen Ver* breitet Welches man nach Velieben färben kann nm dadnrch die RÜanee deS MetaUS abzntönen. So einfach die Sache ausfielet fo hat fie doch ihre Schwierigkeiten darin daß die drei Schichten anS denen ein folcheS Email befteht dnrchanS miteinander zusammenhängen muffen nnd nirgends die Lnft oder Feuchtigkeit Antritt zn dem dünnen Metallbeleg finden dart wenn auch nnr die allergeringfte Daner beanfprncht wird. I n welcher Weife die Emailgläfer zu den GlaSmofaiken Verwandt werden dieS zu befprechen ift hier nnr Gegenftand nnfrer Betrachtnng^ foweit eS die technifche Seite der Sache betrifft. Die großen Mofaikgemalde^ die in den byzantinifchen Kirchen namentlich oft die Flachen ganzer Wände bedecken ^ wurden genau nach dem nämlichen Verfahren her* gefteHt welches man bei den Mofaiken zn Bijonteriezwecken bei den römifchen nnd Floren* tiner platten die man als Vrofchen Ohrgehänge n. dergl. in Gold gefaßt fieht in An* Wendnng findet. Ganz fo Verfährt man noch hente in der päpftlichen MoSaikSabrik in Rom Sowie in der kaiserlichen Anftalt in Petersburg. ES werden anS den einfarbigen GlaS* flÜffen kleine^ in der Regel würfelförmige Stückchen hergeftellt die man je nach ihrer Fär* bnng nebeneinander fetzt wie eS die ^eichnnng deS Gemäldes Verlangt und dadurch be* feftigt daß man fie in eine frifche^ zementartige Unterlage einfügt. | e nach der Feinheit der Ausführung richtet fich die Größe der einzelnen Stifte^ nnd eS ift felbftverftändlich^ daß für die Wiedergabe der Gefichter z^ B . zahlreichere und deswegen kleinere^ in zarteren Rüaneen ineinander überlaufende Farbenftifte Verwendet werden als für die breiten Flachen der Gewandung. Salviati dagegen erfand eine andre^ ungleich fchIenniger Schaffende Mechode^ dnrch welche eS ihm und feinen Rachgängern möglich geworden i f t die Mofaik für nnfre Vanknnft gleichfam wieder zu gewinnen. Diefe treffliche Mechode befteht darin ^ daß die GlaSwürfel mit ihrer Kehrfeite auf Papier gefetzt nnd feftgeklebt daS Papier den Konturen nach zerfchnitten und nnn die Mofaik in diefer Form an Ort nnd SteUe gebracht nnd in den dement eingedrückt wird. Diefe Salviatifche Methode^ genannt Methode der Umkehrnng (^lla ro^cia)^ hat eS möglich gemacht daS ganze Mofaikbild in der Fabrik fertig zu fteUen nnd eS in Kiften Verpackt Verfenden zn können anch eS in gewölbte Flächen mnfchelige wie erhabene s einznfetzen^ aUeS für Preife^ Welche mit nnfern für Architektnren Verfügbaren Mitteln erfchwingbar find. Salviati hat fich durch diefe feine Erfindung ein nnfterblicheS Verdienft nm die architektonifche Knnft erworben.

Die Glasmalerei. 471 ^ie ^lasmuIerer. Die schöne Färbnng e Welche daS KlaS anzunehmen Vermag^ ver* bnnden mit feiner Durchsichtigkeit laffen fo wunderVoUe Effekte hervorbringen daß fich die Kunft Sehr bald diefer Hilfsmittel für befondere Zwecke bedienen mußten um fo meh^ als die Erzeugniffe deS KuuftzweigS^ der fich folchergeftalt entwickelte ^ durch ihre Dauerchaftig* keit fich auszeichneten. Die Werke der eigentlichen Glasmalerei Sind i n t e r n Von allen ähnlichen KnnSterzeugniSSen Verschieden als chre Wirkuug auf durchfallendem Lichte beruht und nicht bloß Zeichnuug nnd Farbe^ foudern daS Subftantielle (wenn wir fo fagen dürfen) deS Lichts zur Geltuug kommt. AIS die Kewohnheit aufkam^ die Lichtöffnungen der KebäUde mit GlaSfenftern zu Verfehen mußte auch fehr bald eine künftlerifche Behandlung derfelben fich ergeben. Denn die Fenfter beftanden nicht auS wenigen großen GlaSfcheiben fondern sie konnten nnr anS Verhältnismäßig kleinen Täfelchen zufammengefetzt werden bei denen weil fie ftetS mehr oder weniger gefärbt w a r e n eine Anordnung nach regelmäßigen mofaikartigen Muftern faft Von felbft fich herausbildete. Durch Anwendnng gefärbter Gläfer ließ fich in diefe zunächft geometrifchen Mufter AbwechfelUng bringen durch Welche fie den Teppichen mit denen man die Wände zu be* hängen pflegte ^ ähnlich gemacht Werden konnten. Solcher KlaS* mofaikfenfter finden wir fchon im Iahrhundert uufrer Zeitrech* nnug Erwähnung gechan. Pru* dentiuS^ ein lateinifcher Diehter^ der fchon Vor ^19 geftorbeu ift Vergleicht die auS farbigen Gläfern Zufammengefetzten Fenfter der PanlSkirche in Rom mit blnmen* reichen Wiefen. AUein KlaS* malerei im wahren Sinne deS Wortes kann man diefe bunte Mufterung nicht nennen ; eine freie Zeichnung e^iftiert darin noch nicht. Um diefe auf den KlaS* fcheiben anznbringen mußte man erft gelernt haben mindeftenS eine dunkle Farbe auf der GlaSfcheibe ^ ^I^ut^lerer rtu^ dent ^a^nndert ^u ^eun^etIer ^If^fV. einzubrennen mit welcher man aUe diejenigen feineren Umriffe nnd Linien ausführen konnte ^ für welehe die uubehilflichen Bleizüge nicht ausreichten uud mit der auch größere farbige Flächen fchattiert uud abgeftuft werdeu konnten. Man hat immer die Priorität diefer Erfindung den Deutfchen zufchreiben woUen nnd die Wiege der KlaSmalerei iu daS Kloster Tegerufee gefetzt deffen Mouche aUerdingS fehr kunftreich gewefen fein müffen. Allein ein unwiderleglicher Zeuge e^iftiert dafür nicht; bunte Kirehenfenfter^ wie eS dafelbft nm daS I a h r 1999 gat werden noeh früher in Zürich erwähnt; daß fie aber wirklich bildliche DarfteUungen enthalten hätten ift nirgends gefagt. Mit großer Wahrfcheinlichkeit geht dieS aber auS der Ehronik deS Mönchs RicheruS für die Fenfter der Kirche Von ReimS herVon welche 9 8 9 gemalt wurden. Möglieherweife würde fich daraus fur Deutfchland immer noch die Ehre der Erfinduug retten laffen denn der damalige Erzbifchof Von ReimS war ein Deutfcher und Vordem Domherr iu Metz^ in Lothringen aber staudeu die Verwandten Künfte auf höherer Stufe als in dem benachbarten Frankreich.

und feine Verarbeitung. AnS diefer ^eit nngefähr ftammt anch die erSte Schrift welche der Glasmalerei Erwähnnng chnt die deS TbeophilnS Presbyter. | n derfelben wird daS Verfahren GlaSgemälde zufammenzufetzen^ befchrieben und auch ein Rezept für Anfertigung deS Schwarz* loteS gegeben womit man damals anfmg^ die ^eich* Uung anzugeben Kontnren und Schatten zu Vertiefen. ES beftand anS Kupfer^yd^ grünem uud blauem GloS ZU gleichen Teilen nnd anf daS feinfte miteinander vereinbart^ nnd wnrde mit dem Pinfel anfgetragen. Die Anweifnng deS TheophiluS zur Glasmalerei gibt Bücher in seiner ^Gefchichte der technifchen Knnfte^ folgendermaßen: Anf eine mit gefchlämmter Kreide geweißte Holztafel Übertrng der Künftler zuVörderft genau daS Verhältnis deS GlaSgemäldeS oder deS Teils eines folchen den er auszuführen beabfichtigte. Hierauf zeichnete er mit Vlei oder Zinn die Umriffe deS BildeS fowie die Umrahmung und die Ornamente und zog aUeS mit roter oder fchwarzer Farbe nach; die Schatten fchraffierte er fo^ wie fie anf dem Glafe mit Schwarzlot ausgeführt werdeu f oUten. Anf diefem Karton wurde dann jede einzelne Farbe entweder dnrch diefe Farbe felbft oder dnrch einen Vnchftaben be* Zeichnet. AnS jeden dnrch die Farbe nnterfchiedenen Teil der Zeichnung legte der Künftler daS ent* fprechende GlaS^ zog anf diefem den Umriß mit Kreide nach nnd fchnitt demfelben folgend^ daS Stüd mit einem glühenden Eifen zurecht. (Der Diamant kam als GlaSfchneider erft im 16. Iahrhnndert in Gebranch.) | n der damaligen Zeit waren Farbenlabarant Zeichnen GlaSmaler nnd Glafer gewöhnlich znfam* men in einer Perfon Vereinigt ^ der Rame ^itr^rins aber kommt anch dem Glafer allein zn; wo er alfo gebraucht wird^ ift nicht ohne weiteres zn entscheiden^ ob darunter ein wirtlicher GlaSmaler oder nnr einer^ der daS Faffen der GlaSfcheiben beforgte^ gemeint ift. | m 11. Iahrhnndert hingegen werden die Angaben über wirkliche Glasmalereien in nnferm Sinne deS Wortes^ beftimmterc. | m AngSbnrger Dom Sind Fenfter mit fignr* lichen DarSteUnngen erhalten ^ deren ^erftellnng Von einigen in daS 11. Iahrhnndert gefetzt wird^ ob* Wohl dagegen anch anderfeitS nicht nnechebliche Einwürfe gemacht worden find. | m ganzen find in der erSten Zeit die rein ornamentalen Mnfter noeb Vorherrschend. Sehr fchöne Fenfter diefer Art befitzt ferner daS EiftereienSerStift Heiligenkrenz bei Wien. Die Abteikirche zu S t Denis beSitzt noch jene berühmten FenSter e welche der Abt Sugen der 115^ geftorben i f t sür diefelbe anfertigen ließ ^ und anf deren einem er felbSte zu den Füßen der lungfrau Maria liegend^ dargeSteUt ift; fie können in bezug auf ihr Alter nicht mehr angezweifelt werdeu.

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^aS ^laS und feine Verarbeitung.

Deutschland hat auS dem 12. Iahrhnndert KlaSmalereien in einigen Festem deS Kölner DomS^ im Klofter Heilbronn^ Neuweiler im Elfaß n. f. w.; dem 18. Iahchnndert dagegen gehören die Glasmalereien deS Prager DomS an. AUe diese Gemälde tragen noch den Stil der romanischen Vanknnft ihre Ornamentik lehnt Sich an die MnSter der Teppiche^ mit denen man Vordem die Kirchenfenfter zu Verhängen pflegte. Mit der Gotik erhalten im 1^. Iahchuudert anch die gemalten Fenfter eine architek* tonifchen Eharakten der aU den dekorativen Beirat Von Fialen Türmchen Valdachinen ^e. Verwendet. Die Palette War eine reichere geworden namentlich geftattete daS rote Über* fangglaS eine größere Freiheit; außerdem aber lernte man aueh andre Schmelzfarben als daS Schwarzlot aufbrennen. Wir kennen eine Menge Meifter anS diefer Zeit und Von ihnen find in den Domen und Kirchen Von K ö l n Straßbnrg^ Metz^ Oppenheim^ KremS* münften Koblenz^ Freiburg ^ Lübed^ Freifing ^ Amberg ^ Viltring bei Klagenfnrt ^ar* bnrg n. f. w. WunderVoUe Werke auf unS gekommen. Die hbchfte AnSbildnng aber erlangte die KnnSt im 15. Iahrhundert und ihre eigentliche Blütezeit dauert noch bis in daS 10. Iahrhnndert hinein Solange die Gotik Sich einflußreich erhielt Denn die Renaiffanee^ fo befruchtend fie für aUe Künfte in bezug auf den geiftigen Kehalt wurde e fteUte fich gerade der GlaSmaleret deren Wefen mit ihrer befonderen Technik flehen nnd faUen mnßte^ faft feindlich gegenüber. Dadurch nämlich^ daß man ge* lernt hatte ^ auf einer Tafel ganz verfchiedene Farben nebeneinander einzubrennen oder dnrch Überfangen und nachherigeS Abschleifen die Effekte noch zu Vermannigfachen War man einesteils in den Stand gefetzt worden figürliche DarfteUungen in Viel geringerem Umfange nnd doch Von fehr komplizierter Zeichnung anSznführen als frühen wo anders* farbige Partien nnr mit Hilfe von Vleiruten aneinander gefügt werden konnten; dann war man anch in den Glashütten dahin gekommen Viel größere Scheiben auS einem Stüd her* Z u f t e l l e n und damit war in einer andern Richtung die Verwendung des VleieS unnötig geworden. Mit diefem wachfenden Reichtum an technischen Hilfsmitteln aber verlor fich der eigenartige Stil der GlaSmaleret der anf der Verwendnng des in der Maffe gefärbten HiittenglafeS bernht. ES Wnrden noch viele Glasmalereien anSgeführt mehr fogar vielleicht als frühen aber die Knnft geriet dahin die Olmalerei nachzuahmen; und dadurch daß ihr organifcher Zufammenhaug mit der Architektur durch den neuen BauStil gelodert wnrde^ der die zahlreichen gotifchen Fenfter ^ Welche eine Abfchwächung deS überreichlich einftrö* menden LichteS Verlangten in Wandflächen umwandelte^ anf denen aUe andern Künfte ihre Werke ausbreiteten büßte die Glasmalerei ihre dominierende SteUung unter den dekorativen Künften ein. Im 15. Iahrhnndert jedoch waren dieSe EiuSlüSSe noch nicht Vorhanden; die Technik der KlaSmalerei hatte fich rafch entwickelt; war fie fchon vordem nicht mehr anSfchließlich in Klöftern gepflegt worden fo bildeten jetzt die KlaSmaler eine besondere Zunft deren Verfaffnng auf tüchtige Ausbildung gerichtet war. Viele der größeren Kirchen enthalten jetzt noch gemalte Fenfter anS diefer Zeit der Kölner Dom der AugSbnrger uud der Metzer Dom die Marienkirche in Lübed^ Salzburg^ Miinfter bei Vingen München (Franenkirche)^ Rürnberg in der SebaldnSkirche^ Vern im Mnnfter n. a. weifen herrliche Proben anf. DaS kräftig erwachte Kemeingefühl der Bürgen daS Regen nnd Streben in aUen Richtnngen deS LebenS ^ die damit verbnndenen materieUen Erfolge machten die GlaS* malereien anch zu einem begünftigten Regnifit der Profanbanknnft Gildenhänfen Rat* hänfen Patrizierwohnungen nnd Schlöffer fchmiickten fich mit ihren Werken für Welche die bedentendfteu Maler oft die Entwürfe machten häufig anch KnpferStiche oder Holz^ Schnitte berühmter MeiSter als Unterlagen dienten. Diefe K a b i n e t t s m a l e r e t HerfteUnng Von KlaSgemälden in kleineren Rahmen in Späterer Zeit auf einer einzigen Scheibe ^ wurde in der Folge als Wappenmalerei höchft produktiv uud blühte bis iu daS 17. Iahrhuudert namentlich iu der Schweiz^ Tie Sitte^ Wappenfenfter zu StiSten erftredte fich nicht bloß anf die Kirchen fondem anch anf öffent* liche Kebände^ Zunfchänfen fogar auf TrinkStnbeu. Wir keuuen eine große Auzahl von Malern welche Vom 15. bis in doS 17. Iahrhundert chätig waren. | n Nürnberg arbeiteten die Hirfchvoget Brechtet Grünebergen |akob Sprüngli n. f. w. | n Straßbnrg Iakob ViScher nnd Iohann Marggraß in Wien |akob Ktgele^ in der Schweiz Abel Stimmer von

Die Glasmalerei. 475 Schaffhanfen^ IofiaS Manrer Von Zurich in Bern die Walter^ in Bafel Ripped Vifcher ^e. Aber wie in der GunSt wenigftenS^ deren Sich die Glasmalereien erfreuten^ noch die kunSt* atmende Zeit der RenaiSSanee nachflntete^ fo fehrumpften auch diefe Äußerungen wieder zu* fanunen^ als die Reformatiou mit ihren Kämpfen alle geiftige Tätigkeit auS daS nüchterne Feld Verständiger Spekulation überführte. Die Kire^en fuchten die Schmucklosigkeit^ und die unruhigen ZeitverhältniSSe hielten auch Von den SriedenSbedürftigen Wohnungen die Mnfen entfernt. Die Glasmalerei ging zurück ^ fo daß felbSt die Vereitung mancher Farben ganz und gar Verloren gehen konnte. Erft zu Ende deS Vorigen IahrhundertS wurden wieder Anftrengnngen gemacht ^ die alte KnnSt neu zu beleben^ und namentlich Verdanken wir den raftlofen Veftrebungen Von S i g m u n d Franko geb. 1776 in Nürnberg ^ die hauptfächlichften und aufmunterndSten Erfolge. Sie Verfchafften ihm auch eine Vernfnng nach Mün* chen nnd eine Anftellnng in der königlichen Porzeüanmanufak* tur (1818). Hier Standen ihm alle Mittel zu Gebote ^ feine Verfnche anSznführen^ und in kurzer Zeit übertrafen die Von Frank erfnndenen Gläfer an Schönheit felbft die Vollendet* Sten der alten Meister. Nachdem der knnStfinnige König Ludwig den Thron beftiegen^ wurde in München eine große GlaSmal* anStalt errichtet ( 1 8 ^ auS welcher bereits in dem erSten Iahre deS VeStehenS groß* artige Werke ^ namentlich die FeuSter für den RegenSburger Dom^ hervorgingen. Die Kar* tonS zu diefen fowohl wie zu den Später abgeführten für die Ankirche in München ^ 14 große Fenfter für die Kirche Zu Kilntown in Kent^ für daS Schloß Hohenfchwangau ^ für die IfaakSkirche in Petersburg^ ^ d^ ^ ^r^nd^t. endlich nnter Vielen andern zu den abgezeichneten FenStern für den Kölner Dom^ wurden Von den bedeutenden Malern entworfen. Die nnübertreffliche Schönheit der in der MafSe gefärbten GlaSflüSSe^ Welche man in München namentlich durch Ainmüller herftellen lernte^ gibt den hier dargestellten GlaSmalereien einen eigentümlichen Eharakten infofern Verhältnismäßig wenig weißeS GlaS zur Verwendnng kommt nnd bnnt bemalt wird. ES nähert fich damit die neuere Münchener Glasmalerei den alten mofaikartigen AnSführuugeu^ und zwar in fo hohem Grade^ daß da^ wo eS dem Künftler darauf ankommt^ die alte Technik nachzuahmen^ eS felbft dem feinen Kenner oft nicht möglich ift^ zu entscheiden^ ob er ein altes oder ein neneS Werk Vor fich hat. ^ Sebr Schone aefarbte Gläfer für ^wecke ber Glasmalerei kommen ietzt auch anS ^nnSbrnd^ wo man namentlich die ^engung deS Sogenannten ^athedralglafeS eines unreine^ blafigen nnd oberflachlieb rauhen GlafeS^ daS ^urch feine Ungleichherten den reicheren Schtmmer^ den die alten Glafer zeigen^ erreichen foll^ geübt wird.

470 ^aS ^laS und feine Verarbeitnng. Andre Richtungen gehen darauf hinaus^ Zeichnnngen und Farbenabtönungen Schatten nnd Licht dnrch aufgetragene und eingebraunte Farben ähulich wie bei der Porzellanmalerei^ Zn erreichen nur daß bei den GlaSgemälden immer die Dnrchfichtigkeit der Farben in erfter Reihe Bedingung ift. DaS Technische der eigentlichen GlaSmaleret welche nicht in der ganzen MaSfe gefärbte Gläfer verwendet^ beSteht darin daß die färbenden MetaHo^yde^ mit einem leichtflÜffigen Glase gemifcht fein pulVerifiert nnd mit LaVendelöl Verrieben werden. Diefe Farben trägt der Maler anf die GlaSfcheibe anf^ wobei er die letztere gegen daS Licht anf einer Staffelei Stehen hat nm die Wirknng fchon bei dem Malen benrteilen zu können. DaS Einbrennen gefchieht in einem Brennofen und während deS Brennens befinden fich die gemalten Scheiben in thönerneu oder eifernen Muffeln auf Thonplatten liegend^ damit fie fich nicht Verziehen. Die Hitze wird allmählich gefteigert. Wälzend dieSeS Vorganges gerät natürlich daS leicht fchmelzbare farbige GlaS in Flnß^ aber anch daS härtere GlaS der Tafel wird oberflächlich gefchmolzen nnd beide Gläfer Vereinigen fich zu einem feften Ganzen. | f t dieS gefchehen WaS man an den mit eingelegten nnd nach nnd nach herausgenommenen Probegläfem fieht fo läßt man daS Feuer deS OfenS anSgehen nnd denfelben mehrere Tage abkühlen. Mit einem erften Brande ift aber in den feltenften FäHen daS Bild vollendet eS muß aufs neue übermalt werden entweder nm matte Stellen zu heben ^ oder um Farben einzutragen welche fich nnr mit ganz leichtflÜffigen Gläfern verreiben laffen. Und wenn daher auch daS Verfahren an fich fehr einfach er* fcheint fo erfordert eS in feiner Ausführung doch die größte Anfmerkfamkeit Wenn die Farben gnt fließen und die Vilder nicht fpringen follen. Die mufiVifche GlaSmaleret welche zu den Bildern gleich in der Maffe gefärbte Gläfer verwendet und diefe dnrch Bleizüge miteinander Verbindet hat einen ganz andern Eharakter^ denn bei ihr hängt der endliche Effekt nicht mehr Vom Gelingen eineS BrandeS^ fondern nnr von der genanen Formnng nnd Aneinandcrfngnng der einzelnen GlaSftÜdchen ab; im Grunde würde fie alfo nnr eine künftliche Glaferarbeit verlangen. Allein in fo anS* fchließlichem Sinne kommt die mnfivifche Malerei nicht mehr zur Anwendung. Immer find nicht nnr Sehatten fondern bunte Partien mit Zeichnnng nnd Rüaneierung^ Gefichter^ Laub* werke Verzierungen n. f. w. einzubrennen Uberfanggläfer abzufchleifen und mit andern Farben anzufüllen und dergleichen Hilfsmittel anzuwenden fo daß einen harmonifchen Gefamteindruck zu erreichen nicht minder Schwierigkeiten macht und nicht weniger kÜnft* lerifchen Geift erfordert als daS Maleu mit Schmelzfarben. ^ie VleizÜge bewirken gleich die Zeichnnng. Großen Fenftern würden fie aber nicht den genügenden Halt geben man ftützt fie daher e indem man fie mit eiferneu ^Sturmftäben iu Verbindnng fetzt welche Vom Mauerwerk auS den Feufterraum durchziehen und^ da Sie rahmenartig angebracht firrd^ daS Auge iu Betrachtung der Zeichnung nicht Stören. Die Glasscheiben felbft find weder bei den gemalten noch bei den muSiVifchen Fenftem ganz dnrchfichtig^ fondern nm eine gleichmäßige Lichtwirknng hervorzubringen anf der Rückfeite^ häufig auch auf beiden Oberflächen mattiert Dadurch wird der Vorteil erreicht daß die Drahtgitter ^ Welche au der Außeufeite zum Schutze gegen Verderbliche Einflüffe Vorgezogen Werden Von innen nicht bemerkbar find. Mit einigen Worten dürfte fchließlich noch eineS Verfahrens Erwähnuug zu thun fein Welches fchon auf der Londoner AnSfteUung Von 180^ namentlich aber anf der zweiten Parifer WeltauSfteUuug ^ die Anfmerkfamkeit wegen feiner nngemeinen Billigkeit nnd anch wegen der Verhältnismäßigen Schönheit feiner Ergebniffe erregte. Nach demfelben von Oidtmann in Linnich bei Aachen erfunden werden die GlaStafeln mittels der Preffe bedruckt wodurch namentlich teppichartige^ sich wiederholende Zeichnungen mit großer Schärfe und Genauigkeit hervorgebracht werden können. ^ ^a^ergla^n dem wir doch noch einige Angenblicke Befprechuug gönnen muffen war bereits um 1 ^ 0 dem Pater B a f i l i u S ValentinnS bekannt^ der deffen Bereitnng gelegentlich einer Vorfchrift ^Gold nnd Silber wachfen zu laffent angibt nnd anch fchon auf feine Verwendung einer Petrifikation deS HolzeS oder der Baufteiue^ hiuweift DaS nach diefer Befchreibnng darstellbare kiefelfänre Alkali zeichnet fich dnrch einen weit geringeren Gehalt an Kiefelfänre Vor dem gewöhnlichen GlafeanS. ES ift aber im Grnnde

DaS WafferglaS^ 477 nicht diejenige Verbindung ^ welche in neuerer Zeit unter dem Ramen WafferglaS bekannt geworden ift und eine ziemlich ausgedehnte Verwendung in der Praxis gefunden hat. DaS letztere wurde vielmehr Von dem als Chemiker bekannten Oberbergrath FuchS in München im Iahre 1818 zuerft bereitet nnd feiner wichtigen Eigenfchaften wegen in einer auSführ* lichen Abhandlung ( 1 8 ^ ) dem Publikum empfohlen.

^ ^ an^eft^rt ^Ia^ntaIer^i tu der ^ttd^tr^e ^n ^ten^^nt^erei^tu^lt tu ^nn^drn^ ^a^ d^nt ^nt^urfe de^ ^ ^ r ^i^er tn d^r ^Id^rt ^eu^anf^en AUein FuchS fah erft in den letzten Iahren feines verdienftlichen Lebens (er ftarb am 5. März 18^0) seiner Entdeckung diejenige Aufmerkfamkeit zugewendet welche der Wichtig* keit derfelben eutfpricht. Z^ar hatte mau in Ofterreich die WafferglaSdarfteUung feit längerer Zeit fchon im großen Maßftabe betrieben^ für daS übrige Deutfchlaud war aber der Kreis feiner Verweuduug ein fo befchräukter geblieben daß die Nachricht LiebigS über die WafferglaSfabrikation in den Kuhlmannfehen Fabrikanlagen bei LiUe^ die in dem Ve* richte über feine Reife zur Parifer InduftrieauSftelluug enthalten ift wie die Veröffentlichung

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^af ^laS und feine Verarbeitung.

einer neuen ErSindnng aufgenommen wurde. Seit diefer ^eit aber ift Seine Verwendung eine allgemeinere geworden und fie Verdient eS^ weil nicht nnr daS WafferglaS alf fchützen* der Uber^ng über aUe Arten Von Stoffen Geweben und Holzwaren um deren Verbrenn* lichkeit ^ über Mauern ^ Sandfteinarbeiten ^ Freskomalereien und OlanStrichen um deren Verwitterung zu Verhindern ferner als Vortreffliches Bindemittel für ^ement fogar direkt Znm Aneinanderleimen Sich eignet fondern weil eS bei feiner ^erfetznng^ die fich fehr leicht dnrch die Kohlenfäure der Luft einleitet in kohlenfanreS Kali und Kiefelfänre zerfällt die beide befonderen ^wecken daf erftere ganz in derfelben Weife wie in der Seife^ die letztere alf SchönungSmittel ihrer weißen Farbe Weesen u. f. w.^ dienen können. Man kann daS WafferglaS ganz anf diefelbe Weife wie daS FenSterglaS dnrch direktes ^nfammenfchmelzen feiner Veftandteile darSteUen da aber die Alkalien in So bedeutenden Überfchüffen auftreten So gelingt die Verbindnng mit der Kiefelfänre anch in AnflÖfnngen bei sehr geringer Hitze ^ wenn die Kiefelerde in leicht löslicher ^ fein zerteilter Form zugeführt Wird^ als Kiefelguhn wie man fie als Refte mikrofkopifcher GeSchöpfe an vielen Orten (Z. V. in der Lüneburger ^eide) anf Lagern findet. Die MengenVerhältniffe der Veftandteile find fehr Verfchieden. Ein fel^r gnteS Kali* WafferglaS kann man auf trockenem Wege dnrch ^nfammenfchmelzen Von 15 Teilen Onarzfand^ 10 Teilen Pottafche nnd 1 Teil Holzkohle erhalten; 18 Teile Onarzfand^ 8 Teile kalzinierte Soda nnd 1 Teil Holzkohle geben RatronWafferglaS. TaS Doppel* WafferglaS enthält kiefelfanreS Kali nnd kieSelSanreS Ratron. In fefter GeStalt iSt daS WaSSerglaS Von grünlichgelblicher Farbe ^ eine fpröde^ mnfchelig brechende Snbftanz. Ta eS aber im aufgelöften ^nftande Verwendet wird^ So bringt man eS auch gleich in diefer Form in den Handet und man nnterfcheidet die Ver* fchiedenen Sorten nach ihrem Gehalt an der waSSerfreien Verbindnng. An der Lnft Ver* trocknet daS WaSSen daS WafferglaS bildet fodann eine zufammenhängende dünne Schicht welche ^ da Sie den Antritt der fonerftoSf haltigen LnSt Verhindert brennbare Gegenstände Vor der leichten Entzündlichkeit zu fchützen Vermag. Die Hitze mag Sich noch S^ Sehr Stei* gern^ fo werden doch die fonft leicht entzündlichen StoSfe nicht in helle Flammen anSfchlagen^ fondern nur nach und nach glimmend verzehrt werden nnd bringen wenigftenS nicht als neue Flammenherde die Umgebung in Gefahr. Da min ein folcher Uberzug Völlig durch* fichtig und durch feinen Glanz die darunter liegenden Farben nngemein zu heben im Stande iSt fo ift daS WaSSerglaS auch ein anSgezeichneteS Mittel für DekorationSzwecke^ in der Theatermalerei n. dergl.^ nnd die Freskomalerei ift dnrch feine Anwendung geradezn in ein neneS Stadium getreten. Denn indem eS Sich mit der darunter liegenden ManermaSfe Zn einer chemifchen Berbindnng Vereinigt Vermag eS den abgetragenen Farben welche nnr Mineralfarben fein dürfen außer dem lebhaften Glänze eine faft unverwüstliche Dauer zu geben nnd der Name Stereochromie ^ welchen diefe Art der Malerei erhalten hat ift ein Vollkommen berechtigter. Die Farben werden in pnlverförmigem ^nftande anf die frifch getünchte und gewöhnlich mit einem Untergrnnd Von Zinkweiß oder fchwefelfanrem Bar^t (Patentweiß) Verfehene Manerfläche anfgetragen. Der WafserglaSÜberzng erfolgt erft zuletzt er kann aber nicht mittels eineS PinfelS bewirkt werden weil der harte Stant auS dem daS Gemälde befteht dadurch Verwischt werden würde. Vielmehr wird die Waffer* glaSlöfung als ein ganz feiner^ tauartiger Regen anfgefpritzt und diefeS Benetzen^ nach jedes* maligem Trocknen^ fo oft wiederholt bis fich anf solche Weife ein zufammenhängender Überzng gebildet hat. Namentlich hat Kanlbach die Stereochromie Vielfach nnd in der groß* artigften WeiSe bei DarSteHnng der Wandgemälde im TreppenhanSe deS Berliner MufeninS in Ausübung gebracht

^delUnng de^ ^ i n ^r^n^en in d^r ^Ialnr^ ^ennnnnng nnd ^einignng. ^er^nendnngen. ^ch^efel^nen^ ^n^efelmilch. ^er^indnngen de^ ^chn^f^ mit ^anerll^ ^neflig^ nnterl^e^ige nnd ^n^e^anr^. ^rdi^an^r nnd ^ngli^e ^^eleilanr^ nnd il^c ^r^Hnng. ^ie^annner^lrieO. ^an^er^anre nnd iin^ ^n^nirati^n. ^rn^endnngen der ^n^e^anre. ^ ^chn^elle^er nnd ^ n ^ l n ^ ^ r a ^ . ^n^el^ ^lenit^ ^ine ^ar^nng nnd ^edentnng fnr di^ ^ndnllri^. ^rlchwef^. Der Schwefel ist nicht nur ein zu Vielerlei Gebrauch dienliches, Sondern Vermöge der bedeutenden Rolle, die er in der Großindustrie spielt, auch ein hochwichtiges Element. Ohne Schwefel gäbe es keine Schwefelsäure, ohne diese wären wir nicht im Stande gewefen^ die Salz* und Salpeterfänre^ den Ehlorkalk nnd die S^da fo billig in den Verkehr zu bringen^ ohne S o d a hätten wir kein GlaS^ keine Seife^ nnd mitbin Selsten anch alle die IndnStrien^ welche uns diefe notwendigen Artikel fo wohlfeil zur Verfngnng Stellen. Ohne Schwefel hätte eS lange ^eit kein Schießpulver gegeben^ ober den ewigen Frieden bätten Wir darnm doch nicht. Für den Sch weSel unternahm England Selbft einmal einen KriegSzug^ der wenigstens eher zu rechtfertigen w a r als fein Opiumkrieg gegen Ehina. AIS inr Iahre 181^ die neapolitanifche Regierung Verfuchte^ einen Ausfuhrzoll auf den fizilifchen Schwefel zu legen ^ fab Sich England in den IntereSSen Seiner großartigen Fabrikation Von Schwefelfäure^ Soda u. f. w. fo fchwer bedroht ^ daß eS gleich mehrere ^riegSfchiffe Vor Neapel auffahren lief^ worauf die mißliebige Maßregel unterblieb. Der Schwefel ift eines der wenigen Elemente ^ welche die Ratur au gewiffen Ortlichkeiten gleich gediegen^ d. b. rein und nicht mit andern Stoffen Verbuuden^ zuweilen felbft in fchönen Kriftallen darbietet^ daher denn anch die Kenntnis nnd Benutzung deSfelben bis in die älteften Reiten zurückreicht. Die Fundorte deS gediegenen SchWefelS liegen VorzugSWeife

480 Die ^nduftrien deS SchWefelS. wenn anch nicht auSuahmSloS^ in Vnlkanifchen Gegenden und noch fortwährend find Vnlkanifche Kräfte thätig^ a u s dem Erdinnern Schwefel an die Oberwelt zu fördern. WaS anS den Kratern und kleineren Rauchlöchern der Vulkane^ den Solfataren anSftrömt befteht zu einem guten Teil auS einem eigentümlichen GaSe dem SchwefelwafferftoffgaS; tritt diefeS an den Mündungen der Krater mit der Lnft in Berührung ^ fo wird eS zum Teil zu fchwefliger Säure Verbrannt Welche fogleich auf nachfolgendes GaS zurückwirkt und mit diefem fich fo Zerfetzt^ daß Schwefel abgefchieden nnd Waffer gebildet wird. Der Schwefel fcheidet fich in Subftanz aus uud fetzt fich a n d e n kältereu Stellen in Form Von Rinden oder KriftaUen ab. | n mehreren Vulkanen Von Mexiko ift diefe fortwährende Reubildung Vou Schwefel fo ergiebig^ daß fie den dortigen Bedarf deckt uud in Kalifornien find fo reiche Schwefellager aufgefunden worden daß man glaubt ganz Amerika daranS Verforgen zu können. Europa muß Sich an die Ausbeutung älterer Lager halten wo Sich der SchweSel in Höhlungen nnd KlüSten VonGipS^ kalkigen und chonigen Gesteinen ab* geSetzt hat tuffartige oder auch erdige MaSSen durchdringend^ nnd daher in den Verschiedensten Graden der Reinheit oder Unreinheit Vorkommt. Am reichsten an Solchen Schwefellagern ift bekanntlich die | n f e l Sizilien; fie bildet noch immer die HauptbezugSguelle für den nn* geheuren Bedarf^ wie ihn die heutige Industrie echeifcht. DaS FeStland Von Italien findet feinen Bedarf bei fich felbft am reichlichsten in der Romagna^ wo eine GefeUfchaft acht Gruben befitzt und die Produktion fortwährend im Steigen begriffen ift. | n einem fpätereu Iahrhnndert wirft fich die Ausbeutung VieUeicht auf die jetzt noch unbenutzten Schwefelreichtümer der Iufel Island oder auf die bedeutenden Schwefelablagerungen Welche in der Regentschaft Tripolis entdeckt worden find. VereitS hat fich eine GefeUfchaft für Ausbeutung einer andern Schwefelgegend gebildet: man bricht jetzt Schwefel anS deu GipSfelfen der weftlichen Küfte deS Roten MeereS ^ auf ägyptischem uud nnbifchem Gebiete. | n Dentfchland kommt gediegener Schwefel nur auf nnbedentenden Lagerftätteu V o r ; mehr findet Sich iu Galizien Kroatien uud Poleu. Weit Verbreiteter aber a l s in gediegenem ^uftande ift SchweSel in GefeUfchaft mit M e t a U e n in Erzform^ Von denen die Verbindnngen deS SchwefelS mit Eifen die Schwefelkiefe^ am hänfigften find und faft in jedem ^Lande Vorkommen. Analoge Verbinduugen Sind Schwefelkupfer oder Kupferglanz^ Schwefelblei oder Bleiglanz ^ Schwefelzink oder Zinkblende n. f. W. Außerdem findet er Sich aber auch noch mit Sauerftoff Verbnudeu in Form Von Schwefelfäure fehr häufig in der Natur; freilich nicht in freiem ^nftande^ fondern iu Verbiudung mit Vafen a l s fchwefelfaure Salze (Sulfate)^ fo z^ V. im fchwefelfaurem Kalk (GipS nnd Anhydrit) e im fchwefelfaurem Stroutian (Eöleftin)^ im fchweselfaurem Baryt (Schwerspat)^. I u faft allen Gewäfferu fiud mehr oder weniger fchwefelfaure Salze aufgelöft Taß der Schwefel nicht blaß als todteS Mineral e^iftiert fondern anch im aktiven Raturlebeu eine wichtige Rolle fpielt fei n n r beiläufig bemerkt. Viele Pflauzeu Verdanken den eigentümlichen Charakter chreS Geruchs und GefchmackS eben ihrem Gehalte an organifchen fchwefelreichen Verbindungen fo die Lauche und ^wiebeln ^ foetida (der eingetrocknete Saft einer Steppenpflanze Mittelasiens e S. Fig^ 861)^ SenS n. S^ w . ; aUe Pflanzen enthalten aber in ihrenr Eiweiß ^ der Grnndfubftanz aUeS organischen LebenS ^ eine gewiffe Menge Schwef e t welche dem Voden entftammt; die im Waffer löslichen Sulfate werden in der PflanzenzeUe zerfetzt nnd der Schwefel derfelben mit z^u Aufbau der Eiweißfubftanzen oder Proteinkörper benntzt. Dnrch die Pflanzennahrnng gelangt der Schwefel in den tierifchen nnd menfchlichenOrganiSmnS und bildet hier einen konstituierenden Veftandteil deS Eiweißes e wie eS im Vinte ^ der FleiSchflüffigkeit nnd den Eiern Vorkommt; ja anch die Fleifchfafern felbft enthalten wie aUe tierifchen Gewebe^ H^are^ Nägel u. f. w.^ Schwefel; befonderS reich daran ift die Galle; demzusolge mag ein erwachfener Menfch wohl an 100^

Die Gewinnung beS SchwefelS. 481 Schwefel unter deu Beftaudteilen feines Körpers beSitzeu. Bekannt i f t daß faulige Eier SchwefelwafferftoffgaS entwickeln und daß filberne Löffet Wenn fie längere ^eit mit ge* kochten Eiern in Berührung find^ Schwarz w e r d e n waS auf der Bildung Von Schwefel* filber beruht. ^ie Gewinnung de^ ^ c h w e ^ ift da^ wo er in gediegenem ^uftande Vorkommt Stets fehr einfach und kuuStloS. I u Sizilien bricht man die Schwefelmaffen gangmäßig anS dem kalkigen nnd mergeligen ^ mit GipSfchichten abwechselnden Geftein. Die Schwefellager be* finden fich in einer Tiefe Von 4 0 ^ 0 n^; Kellertreppen führen zn Tage und auf chnen Steigen Kinder Von 1 ^ — 1 6 Iahren auf nnd ab und tragen die gebrochenen Stücke nach oben. Doch findet man jetzt ^ den Anforderungen der Neuzeit gemäße auch fchon in Vielen Gruben Förderung mittels Dampfmafchinen und Drahtfeil auf fchiefen Ebenen. D e r Schwefel* gehalt deS GefteinS ift 2 0 — ^ 0 Prozent. M a n Sondert die Bruchstücke in reichere und ärmere und fchmilzt die erfteren in eifernen Keffeln ein wobei nur eine zu Starke Hitze ver* mieden werden muß^ weit wenn die Temperatur etwa 150^ überfteigt der Schwefel wieder dickflüffig wird und dann die erwartete Abfcheidung der erdigen Unreinheiten nicht erfolgen kann. Nachdem der Keffel* inhalt einige ^eit in F l u ß erhalten wor* d e n hat fich der größte Teil jener fremden Beimifchnngen zu Voden geSetzt; man fchöpft nun daSFlüffige auS und gibt eS in naffe hölzerne Formen wo eS zu Blöcken Von Rohfchwefel erftarrt. DieBodenfätze und daS Vorher auSgefonderte fehwefelärmere Material werden eindringlicher mit Hitze behandelt s fo daß der Schwefel in Dampfform abgetrieben wird^ d. h. man nnterwirft fie^ ebenfalls gleich in der Rahe der Gruben ^ einer rohen Deftillation. Der gewöhnliche Apparat hierzu bildet einen liegenden Ofen in welchen 1 2 ^ 1 6 krngförmige Thongefäße (f. Fig^ ^6^ inr Ouerfchnitt^ fo eingeladen Sind^ daf^ ihre Mündungen die nach gefchehener FüHnng feft Ver* SchloSSen werden oben herantragen. Die Räume zwischen den Krügen werden mit Holz angefüllt. Am Hälfe jedes diefer Krüge ift ein abwärts gerichtetes Rohr ein* gesetzt welches in ein ähnliches^ außerhalb deS OfenS ftehendeS Kruggefäß einmündet. Letzteres bildet die Vorlage^ in welcher die durch die Hitze übergetriebenen Dämpfe fich zu fIüSSigem Schwefel Verdichten der durch ein nntereS Rohr in ein Gefäß mit Waffer ausfließt. Häufig wendet man in Sizilien eine AnSfchmeIzmethode a n bei welcher man kein fremdes Brennmaterial braucht^ fondern die Hitze dadnrch gewinnt^ daß man einen Teil deS Schwefels der Verbrennung preisgibt wobei freilich die Entftehung Schwefliger Säure einen IäStigen Ubelftand bildet. Auf einer Stark abfchüfSigen eingeebneten Stelle wird eine RingmaUer Von Vielleicht 18 rn Dnrchmeffer aufgeführt vie nach der Thalfeite etwa 7 ^n ober* halb wegen deS anzeigenden Terrains nur etwa balb fo hoch ift. An der tiefften Stelle deS Gemäuers ift ein AnSflußloch^ daS vorläufig mit einem GipSVfropfen Verftopft ift fo daß nur ein paar enge Löcher bleiben welche zur Unterfuchnug deS SchmelzungSzuftandeS beim Betriebe dienen. Vor der Öffnung ift als natürlicher Roft ein Haufen grober Steine gefetzt. I n diefer A r t Von Ofen werden die Schwefelftnfen regelmäßig aufgefchichtet doch fo^ daß ein kleiner ^wifchenramw zwifchen ihnen und dem Gemäuer bleibt. Man fährt mit dem Aufbau in Pyramidenform noch ein Stück über die Höhe der UmfaffangSmaner fort deckt fchließlich alles mit Schlacken die Von früheren Bränden übrig find ^ nnd zündet den

482 Die ^nduftrien deS SchWefelS. Ofeu oder Meilen dort Ealearone genannte am hinteren Ende oben an. Infolge deS beSchränkten Luftzutritts Verbrennt natürlich n n r ein geringer Teil deS Schwefels ^ während die entwidelte Hitze daS AnSfchmel^en deS übrigen bewirkt. DaS Niederfchmelzen einer folchen Maffe danert 1 8 ^ 2 0 Tage^ nnd obwohl der Ofen nnter den Schutz der Heiligen gefteUt iSt wie man naeh den Vielen Srommen Bildern Schließen muße mit deueu er behangen Wirde So überwachen ihn doch anch menschliche AuiSeher Tag nnd Nacht. Vou Zeit zu Zeit öSfnet man daS^abfloch nnd läßt den dickflüffigen gefchmolzenen Schwefel V o n gelblichbrauner Farbe in einen mit Waffer besenchteten schrägWandigen H o f f t e n lanSen e wo er beim Er* kalten feine Natnrfarbe mehr oder weniger wieder annimmt. I n Sizilien erftrecken Sich die Schwefellager längS der Südküfte Von Girgenti bis an den Fuß deS Atna in einer Länge Von 2 0 Meilen bei 5 — 0 Meilen Vreite. ES Siud jetzt anf Sizilien 8 5 9 Gruben in Arbeit welche teils Konfortien teils reichen Grundbefitzern gehören nnd jährlich gegen 8 9 9 0 0 0 Tonnen Schwefel produzieren^ Viermal mehr als V o r 4 9 |ahren. Ratürlieh geht bei diefer Selbft* VerbrennnngSmechode Viel Schwefel (mau Schätzt deu Verlnft anf mehr als 89 Prozent) ver* loren doch find bis jetzt aUe nenkonftruierten Ofen nicht benutzt w o r d e n weil daS Vrenn* material zn teuer ift. I u SWoSzoWiee bei Krakau ift feit eirea zehn Iahreu eine neue^ iutereffante Ke* winnnngsweife deS Schwefels eingeführt der fich dort als gediegenen aber erdiger Schwefel in Mergel eingelagert Vorfindet Diefer Schwefel wird nämlich anS dem Mergel mittels Sehwefelkohlenftoff e in welcher Flüffigkeit der Schwefel leicht löslieh i f t ausgezogen nnd dnrch AbdeftiUieren des Schwefelkohlenftoffs gewonnen; er kommt nnter dem Namen E^traktionS* fchwefel in den Handel. Mit fehr geringem Breuuftoffaufwand gewinnt man den gefamten Schwefelgehalt nnd der Verlnft anSchwefelkohlenftoff foU fich anf kanm ^ Prozent belanfen. Obfchon die Hauptmenge deS SchwefelS auf die befchriebeuen Weifen anS freiem natürlichem Schwefel gewonnen Wirde fo erhält man einen Teil deSfelben doch auch auS Kiefen. Vei der G e w i n n n n g deS S c h w e f e l S anS Kiefen^ Wie fie nnter anderm in Vöhmen nnd Schlefien betrieben Wirde ^bilden SchWefelkiefe daS Hauptmaterial; anch anS Kupferkiefen Wird mitunter Schwefel abgetrieben; der Schwefel anS folchen ift aber meift arfenikhaltig. D e r SchWefelkieS ift eine Verbindnng Von 1 Molekül Eisen nnd 2 Molekülen Schwefel ^Doppeltfchwefeleifen)e in Prozenten deS erfteren und 5 4 e ^ deS letzteren. Dnrch Glühhitze läßt fich die Hälfte deS SchwefelS abtreiben eS bleibt einfach Schwefel* eifen zurüd. B i s aber diefe mögliche Ausbeute vollftändig erlangt wäree würde der Rüd* Stand gefchmolzen fein und dann deffen AnSränmnng zu Schwierig Werden; man treibt daher die Hitze nnr bis zum Zufammenfintern deS ErzeSe nnd die Wirkliche AnSbente beträgt f omit anch nnr etwa ein Drittel deS ganzen SchwefelgchaltS. Die Bearbeitung der Kiefe ge* fchieht ähnlich der der KaSkohlen in chonernen Retortene die nebeneinander in einem Glühofen liegen. Die Rückftände heißen Sebwefelbrändee beftehen auS Einfachfchwefeleifen nnd geben e wie weiterhin gezeigt Werden foUe ein gutes Material zur Erzeuguug Von Eifen* Vitriol. Trotz diefer doppelten Venntznug verlohnt fich die Vearbeitung der Kiefe nnr dae wo fie nnter den günStigften Umftändeu Vorkommen nnd daS Vrenumaterial fchr Wohlfeil ift. Kroßere Vedeutung haben die SchWefelkiefe bei der Schwefelfänrefabrikation bei welcher fie daS Rohmaterial abgeben nnd fo deu eigentlichen Schwefel Vertreten können. Roch einer KewinnnngSweife Von Schwefel für den Handel muß hier gedacht werden die feit den letzten ZWei Iahrzehnten inr Gange ist nnd große Erfolge anfznweifen hat. ES ift dieS die Wieder* gewinnnng deS SchwefelS anS den bei der Sodafabrikation nach LeblaneS Verfahren Ver* bleibenden Rückftänden. Mit der allgemeineren Verbreitung des SolVeyverfahreuS iu der Sodafabrikation wird aUerdiugS auch diefe A r t der Schwefelgewiuuung oder richtiger Wieder* gewinnnng au Bedeutuug Verlieren. Vei der Herfteünng von Soda nach dem Leblanefeheu Verfahren geht nämlich faft der ganze e in Form Vou Schwefelfänre in den Betrieb eiu* geführte Schwefel Verloren da fich derfelbe in den Rückständen als Schwefelealemm findet Wenn man bedenkte welche ungeheuren Mengen Von Schwefelfänre alljährlich zur Sodafabrikation in Englande Dentfchland nnd Frankreich feit Einführnng deS Leblane* Verfahrens Verwendet wnrden e fo kann man fich einen Begriff machen Von der Maffe der fchwefechaltigen SodarÜckftändee die fich im Laufe der Iahre iu der Nähe der Fabriken an* gefammelt haben müffen nnd deren Menge etwa 00 Prozent Vom Gewicht der Rohfoda

Die Gewinnung deS Schwefels. 488 betragt. Diefen gewiSfermaßen brachgelegten Schwefel wieder zu gewinnen und zu Verwerten^ War lauge Zeit eiue Hauptaufgabe nnd daS Ziel Vieler Ehemiker. Von den Vermiedenen VerfahrungSarten ^ die man zu diefem Zwecke empfohlen hat^ haben fich hauptfachlich drei^ daS Verfahren Von S c h a f f n e r ^ Von M o n d und daS Von S c h a f f n e r nnd H e l b i g ^ in der Fabrikpreis eingebürgert. ES Würde zu weit führen^ diefe Methoden hier ausführlich zu beschreiben nnd die chemischen ZerfetznngSVorgänge^ die dabei Stattfinden^ ausführlich zu erläutern; wir müffen unS Vielmehr darauf befchränken^ mit kurzen Worten anzngeben^ anf Welchen Prinzipien diefe drei Methoden der Verwertung jenes Ab* faUprodnkteS beruhen.

Die Sodarüekftände beftehen^ wie fchon Srüher mitgeteilt wnrde^ aus Schwefelealeium^ Atzkalk und kohlenfaurem Kalk ^Ealeiumkarbonat). Nach dem Schaffnerfchen Verfahren werden diefe Rückstände zunächft in geeigneten AuSlaugekaften mit fiebförmigen Doppelböden einer mehrmals wiederholten Oxydation und AuSlaugung nnterworfen. Diefe Orydation Von feiten der Luft wird befchleunigt dureh Einleiten warmer KamingaSe mittels eines Ventilators unter den Siebboden. Durch dieSen komplizierten O^ydationSprozeß entftehen auS dem Einfachfchwefelealeium als Endprodukte Polyfulfide deS EaleiumS (mehrfach Schwefelealeinm) nnd Ealeiunchypofulfit (unterfchwefligfaurer Kalk). Diefe werden dann durch ^ufatz

484 Die ^nduftrien deS SchWefelS. vou Salzfäure zerfetzt wobei Schwefel abgefchiedeu wird; ein Teil deS letzteren entweicht aber hierbei als fchweflige Sänre nnd Schwefelwafferftoft Welche Gafe wieder in eine nene Portion Lauge geleitet werden. DaS Verfahren von Mond nnterfcheidet fich von den eben besprochenen n u r dadurch^ daß man Lauge und Salzfäure abwechfelnd zusammentreten läßt nnd zwar in einem ganz bestimmten Verhältnis e fo daß Weder fchweflige Säure uoch SchWefelwafferftoSf entweichen tonnen. Während nach dem nrfprüngliel)en Verfahren von Schaffner nur ein Teil deS vorhandenen SchWefelS wiedergewonnen werden konnte^ läßt fich nach dem Von ihm in Gemeinfchaft mit ^ e l b i g ausgearbeiteten Verfahren welches feit 1878 eingeführt i f t aller vorhandener Schwefel wiedergewinnen fowie aueh der kohlenfänre Kalk. ES beruht diefeS Verfahren auf der ^erfetzbarkeit deS SchwefelealeiumS dnrch Ehlormagnefimn Wobei Ehlorcalcium^ Magnefiumo^yd und Schwefel wafferftoff entftehen; auS letzterem Gafe wird durch fchweflige Säure ^ Welche man durch Röften Von Kiefen erhält der Schwefel abgefchieden Der anf die eine oder andre diefer Methoden gewonnene Schwefel Wird dann gefchmolzen in Formen gegoffen uud unter dem Namen RetourfchWefel oder regeuerierter Schwefel iu den Handel gebracht; eiue Raffinatiou ift bei diefem Schwefel nicht notwendig. Dagegen m u ß aller nach den Vorher befchriebeneU Methoden gewonnene Schwefet ba er RohfchWefel i f t für Viele Zwecke feiner Verwendung dem R a f f i n i e r e n unterworfen werden ^aS in einer DeftiUation oder richtiger Sublimation befteht. DaS Raffinieren fiZilifchen Schwefels bildet einen befonderen GefchäftSzweig^ der fich in Vermiedenen See* städten deS MittelmeereS^ befonderS nm MarfeiUee angefiedelt hat. Die hierzu benutzten Apparate beftehen anS einem oder zwei eifernen liegenden Zylindern C (f. Fig^ 808)^ fo große daß einer ^ 0 0 — 8 0 0 ^ Schwefel auf einmal faßt nnd einer anftoßenden Von Vadfteinen gemauerten K a m m e r ^ Von der Größe einer mittlen oder großen Stube. Der hintere Teil deS Cylinders zieht fich vor feiner Einmündung in die Kammer halSartig nach oben. Wird nnn der Schwefel im Cylinder bis zum Sieden erhitzt nnd darin erhalten fo treten die fich bildenden Dämpfe in die Kammer über nnd Verdichten fich hier^ eine niedrige Temperatur in derfelben vorauSgefetzt zu dem unter dem Ramen Schwefelblumen bekannten feinen P n l V e r e daS fich am Voden der Kammer abfetzt. A l l e S e WaS nicht der Verflüchtigung fähig ift kann diefe Reife nicht mitmachen nnd der übergetriebene Schwefel ift fomit frei Vou allen erdigen Stoffen. Die Vildung Von fnblimiertem Schwefel oder fogenannten S c h w e f e l b l u m e n findet jederzeit ftatt wenn ein Apparat erft angeheizt wird: im weitereu Verlaufe aber nehmen die Kammerwände und die Luft in der Kammer diejenige Temperatnr an bei welcher der Schwefel fchmilzt ( 1 1 0 ° ) ; die Schwefelblumen fchmelzen daher nnd Von diefem Moment an wird nnr noch flüffiger Schwefel niedergefchlagen. Diefen zapft man beiBanS der Kammer ab nnd gießt ihn in die bekannte Stangenform^ wie bei I zu fehen ift WiU man aber auSfchließlich Schwefelblumen erzengen waS mit demfelben Apparate ge* fchehen kann fo m u ß man die Temperatur der Kammer ftetS nnter dem Schmelzpunkte deS SchwefelS zu erhalten fuchen etwa dadurch e daß man mit Unterbrechuugen d. h. nnr bei Tage arbeitet oder man muß bei fortgefetztem Betriebe eine Kammer Von bedentend größeren Dimenfionen anwenden. Eine fehr zweckmäßige nenere Einrichtung an diefen Apparaten ift ein über der oder den Retarten angebrachter VorWärmekeffel B mit einer Ränmlichkeit für 750^8(^0 ^ Schwefel. I n ihm fchmilzt daS Material und läutert fich noch einigermaßen durch Abfetzen und anS ihm Werdeu die nnterliegenden Retorten dnrch Öffnung deS HahneS im Ver* bindnngSrohr L gefpeift wenn in ihnen der Schwefel znr Reige geht. S o wird einesteils Vrennftoff gefpart da diefer Vorwärmer durch die abziehende Hitze geheizt Wirde nnd dann noch der Wefentliche Vorteil erreicht daß man die Retorte befchicken kann ohne fie öffnen Zn müffen WaS nicht ohne eine fchädliche Lufterneuerung in der Kammer gefchehen könnte. I n diefer verbrennt nämliche Weil fich die Luft nie ganz abfchließen l ä ß t immer etwas Schwefel zn fchwefliger Sänre^ die fich in die Schwefelblnmen ziehte wo fie dnrch Aufnahme Von noch mehr Sauerftoff ans der Luft zu Schwefelfäure wird: daher sind die Schwefel* blnmen deS Handels immer etwas fauer^ und um fie zn medizinifchem Gebranch geeignet zn machen muß fie der Apotheker mit Waffer anSwafchen (gewafchener Schwefel). Die Kammer ^ deS RaffiuierapparateS hat außerdem noch eine Thüre Welche geöffnet

Die Benutzung def Sd^wefelS^ Schweflige Säure^ Wird^ Wenn Schwefelblumen herauSzufchaffen find; außerdem ift diefelbe dicht gefchloffen. Um aber der LuftauSdehnung immunem Welche durch die Hitze bewirkt wird uud mit diefer Zunimmt Spielraum zu Verfchaffen ift im Deckgewölbe ein ganz leicht gelindes Ventil an* gebracht auf welchem die überflüffige Luft herauSftromeu kann. Arfenikhaltiger Schwefel anf liefen bedarf einer noch grundlicheren Reinigung. Sie kann zwar auch nur auf dem Wege der Sublimation gefchehen wird aber fo geleitet daß die Schwefeldämpfe durch einen längeren kühlen R a u m geführt werden in Welchem fie fich ZWar felbft noch nicht kondenfieren wo aber die D ä m p f e def SchwefelarfenikS zum größten Teile Sich alf eine feSte Maffe^ daf O p e r m e n t oder Raufchgelb deS Handels^ abfetzen. ^ie ^emchung de^ ^chwefe^ an fich ist schon eine fehr mannigfaltige und zum Teil allbekannte^ Wie die zu Schwefelfäden und Zündhölzern znr Pulverfabrikation zn FeuerWerk und zu Abgüffen wofür er einS der beften Materialien abgibt. AnS der bekannten Anwendung alf Verkittendes Mittel hat fich nenerdingS etwas IntereffanteS entwickelt: mau Verfetzt gefchmolzenen Schwefel mit fehr feinem Ouarz* oder GlaSpnlVer und gießt darauf große platten Von ziemlicher Harte ^ die^ weil der Schwefel für eine große Anzahl Von chemifchen Einwirkungen unempfindlich ift mit Vorteil zn Behältern EntwickelnngSkammern Sur Saure oder ätzende Substanzen gebraucht werden^ wo fonft Ziegelgemänen Sandftenn Bleiplatten u. f. w. gebraucht werden mußten. D e r wichtigen Verwendung deS Schwefelf Zum Vulkaniseren deS KautfchukS wird noch befonderS Erwähnung gechan werden. Alf Komponent fchöner Farbftoffe geht der Schwefel ein in den Zinnober^ daS brillante Kadmium* gelb uud daf künftliche Ultramarin worüber an einer andern Stelle diefeS BandeS RähereS gefagt werden wird. Z u m medizinifchen Gebrauche dient er in Form Von S c h w e f e l b l u m e u und Schwefelmilch ^ Welche letztere trotz ihrer weißen Farbe eben anch nur Schwefel in Form Von höchst feiner Verteilung ift aber nicht mechanisch Verkleinerten fondern folcher^ der fich auf Schwefellebern abgefetzt hat die man durch eine Säure zerlegte. Die Schwefelblumen find ferner für die Weinbauer def füdlichen Enropaf bekanntlich ein wahrer Retter auS der Rot geworden indem fie^ wie ef fcheint daS einzige bif jetzt bekannte Mittel find Zur Bekämpfung der Verheerenden Tranbenkrankheit. Daf Wirkfame hierbei ift aber nicht der Schwefel felbft fondern die dem känflichen Schwefel anhaftende fchweflige Sänre^ denn gepulverter Stangenfchwefel zeigt die zerstörende Wirkung auf den die Tranbenkrankheit Verurfachenden Pilz (Cidiu^n ^Uc^eri) nicht. Ein fehr großer Teil deS SchwefelS Wird aber verbrannt und zur HerfteUuug Von fchwefliger Säure und Schwefelfänre Verwendet. Verbiudulmen de^ ^chwefel^ mit ^auer^to^ Der Schwefel zeichnet fich durch eine große Verbindungsfähigkeit mit andern Elementen anS nnd fteht hierin dem Sanerftoff faft gleich. Darin befteht Zum Teil anch feine große Wichtigkeit für Wiffenfchaft Technik und Gewerbe^ und wie er felbft fo find einzelne feiner Verbindungen für den heutigen Stand der Kultur geradezu unentbehrliche Faltoren geworden. DieS gilt Vor allem Von der Schwefelsäure. Die Schwefelfänre^ wie unS fchon bekannt ift befteht auS Schwefel und Sauerstost fragen wir aber bei der Ehemie weiten fo erfahren Wn daß eS nicht weniger als aeht verschiedene Verbindungfftufen deS SchwefelS mit Sanerftoff g i b t die fämtlich Säuren find. Von ihnen find jedoch nnr zwei feit langer Zeit bekannt und technifch angewendet: die f c h w e f l i g e nnd die S c h w e f e l f ä n r e ; zn diefen hat fich in neuerer Zeit noch die unterschweflige Säure dnrch die Bedeutung gefeilt die ihr Natronfalz in der Photographie nnd zu einigen technifchen Verwendungen erlangt hat. ^chwe^ige ^ a n r e ^ neuerdings Schwef e l d i o ^ y d genannt ift Sicher eines der am leichtesten zn erzeugenden chemifchen Präparate^ denn man darf nur einen Schwefelfaden anzünden um fich dnrch den Geruch Vom Auftreten diefeS gasförmigen Körpers zn überZeugen. Die Natur bildet in Vulkanen durch Verbrennen Von Schwefel große Maffen diefer Säure ; Hüttenwerke^ in denen Schwefelerze deS BleieS^ KupferS und ZmkS zum Behuf der Metallgewinnung geröfter werden jagten davon früher auch nicht wenig in die Luft Z^r großen Beläftignng der Nachbarfchaft^ jetzt ift diefem Ubelftande Vielfach fchon abgeholfen da man die fchweflige S ä n r e dnrch Überführung in Schwefelfänre fehr gnt zu Verwerten Weiß. ^n technifchen Zwecken im großen ftellt man fie aber entweder durch Verbrennen Von Schwefel her^ oder dnrch Zerfetzung Von Schwefelfänre mittels Sanerftoff aufnehmender Subftanzen wie S c h w e f e t Knpferfpäne^ Kohle ^ Sägefpäne nnd dergleichen auS Welchem

^go Die Induftrien deS Schwefels. Kemenge man in Retorten die Schweflige S ä u r e abdeftiUiert uud wendet fie entweder gaSSonnig an oder leitet fie^ wie auS der Retorte in Fig. 804^ in W a f f e n daS etwa daS Fünfzigfache feines Volumens davon aufnimmt. Übrigens läßt fich daS KaS felbft dnrch Starkes Znfammendrücken und Erkalten in eine tropfbare FlüSfigkeit Verwandeln und bei anch in den feften Zuftand überführen. Der Hauptnutzen der fchwefligen S ä u r e liegt in ihrer Vleichkraft; fie entfärbt die meiften pflanzlichen und tierischen Stoffe wobei aber ihre Wirkung je nach Umftänden eine Verschiedene ift; denn einesteils zerftört fie Farbftoffe definitiv; in andern Fällen Wo fie fich mit deu Farbftoffen geradezu ^ Wenn anch nicht dauernd ^ verbindet dunkeln die damit gebleichten Körper aUmählich wieder uud fehen Schließlich Wieder aus wie Vorher. Eine rote RoSe wird durch den Schwefeldampf bekanntlich Weiß; durch Eintauehen in Verdünnte Schwefelfänre wird fie wieder rot: die ftärkere Säure hat jene Verbinduug wieder gelöft und die fchwächere S ä u r e Vertrieben. Trotz feiner nicht andauernden Wirkung ift daS Bleichmittel doch unentbehrlich bei folchen Stoffen ^ welche die Einwirkung deS EhlorS nicht Vertragen oder deren Farbe dem Ehlor nicht weicht. Dergleichen find namentlich WoUe^ Seide ^ F e d e r n Fifchbein Tarm* faiten Vadefchwämmn Stroh* und Korbmacherwaren u.f.w. S t a t t der früher gebräuchlichen bekannten Schwefelkäften und K a m m e r n iu welchen Schwefel Verbrannt wurden benutzt die beutige Technik häufig die flüfSige Bleiche mittels in WaSSer aufgefangener fchwefliger Säure. Eine folche BleichflüfSigkeit erhält man übrigens auch wenn man zu einer wafferigen LöSnng Von Schwefligfanrem Ratron eine entsprechende Menge einer ftärkeren Sänre^ etwa Salz* oder Schwefelfänre ^ mifcht; dadnrch wird fchweflige Sänre fret die fich an daS Waffer bindet. I m Handel findet man jetzt Löfuugen Von doppelfchwefligfanrem Ratron nnd doppelfchwefligSanrem Kalk ^Ratrium* nnd Ealeiumdifnlßt)^ die hierzu Verwendet werden können fowie anch als Antiehlor in der Bleicherei. Die Sauerftoffbegierde der fchwefligen Sänre^ die fich auch noch änßert wenn die Saure mit irgend einer BafiS zu einem S a l z Verbunden ift Verleiht ihr ferner einen Wert als gärnngS- und fänlniSwidrigeS Mittel. Denn da die Ursache aUer Gärung nnd Fäulnis der SanerStoSf i f t fo ift leicht begreiflich ^ daß ein Stoffe der den Sanerftoff fo energisch für Sich in BeSchlag nimmt ihn an anderweitiger Vechätignng hindern muß. HieranS beruht daS altgebräuehliche SchweSeln der Weiufäffen um fie dnrch Zerftöruug der etwa im Ho^e fteckenden Fermente geSnnd zu machen. AuS demselben Grunde werdeu in nenerer Zeit Znweilen kleine Mengen einer LöSnng Von fchwefligfanrem Kalk dem Biere zugeSetzt um dieSeS haltbarer zu machen; der Schwefligfanre Kalk wird hierbei nach nnd nach in Schwefelfanren Kalk Verwandelt der Sich zum größten Teile alSKipS anS dem Biere abfetzt beSSer ift eS jedoch e Von der Anwendnng diefeS Mittels ganz abzuSeheu; dagegen ift die Veuutzuug eiuer LöSung vou doppeltSchwefligSaurem Kalk zum Reinigen der Fäffer uud Brauereigefäße fehr zu empfehlen. Die Bildung f chwefligfaurer S a l z e erfolgt fehr leicht wenn daS KaS mit den betreffenden Bafen in Berührung gebracht wird. So erzengt man fchmeSügSanren Kalt indem man Schweflige Sänre dnrch fenchten friSch gelöschten Kalk leitet der in Kammern anS Horden anSgebreitet liegt n.f. w.^ oder man leitet die Säure in Kalkmilch uud Verkauft deu fchwefligfauren Kalk iu flüSfiger F o r m . Kroße Mengen Von fehwefligfanrem Kalk werden jetzt anch zur HerfteUung Von Holzftoft fogenannter EeUulofn für die Papier* fabrikation nach MitfcherlichS Verfahren gebraucht; man behandelt daS gefchliffene Holz mit einer Mifchung Von fchwefligfanrem Kalk uud Salzfänre. ^ie unterschwellige ^aure oder ^chiaSchwefelfäure gehört zu denjenigen chemifchen Dingen welche noch niemand mit Angen gefehen hat; fie kann nicht für fich fondern nnr in Verbinduug mit Bafen e^iftieren. Koeht mau eine Löfuug vou fchwefligfanrem Ratron

Schwefelsäure oder Schwefeltrioxid. 487 mit fo Viel Schwefe^ als daS Salz bereits enthält^ fo Verfchwindet derfelbe Vollständig nnd eS kriStallifiert anS der Flüffigkeit ein neneS^ in fchönen glafigen ^riflallen anfchießendeS Salz^ daS eben genannte nnterfchwefligfanre Natron oder R a t r i u m h y p o f u l f i t ^ welches in der Photographie eine große Rolle Spielt. Während die Schweflige S a u r e auS 2 Atomen Sauerftoff anf 1 Atom Schwefel beftel^ d.h. auS 1 6 Gewichtsteile Schwefel 16 Gewichtsteile Sauerftoff enthält ^ kommen in der unterfchwefligen Saure 2 Atome Schwefel auf 2 Atome Sauerftoff oder Gewichtsteile deS erSteren auf Gewichtsteile deS letzteren; Wird aber daS Salz durch eine Stärkere Saure zerfetz^ So entwickelt fich nicht unterfchweflige^ Sondern fchweflige Säure^ während die ^älfte deS SchwefelS fich in Pulverform abfcheidet. Bei weitem die größten Mengen Von unter fchwefligfanrem Ratron werden jetzt auS den Rückständen der Sodafabrikation gewonnen; diefe Rückstände werden nach SchaSSnerS Mechode oxydiert und die Laugen^ welche uuterfchwefligfanren Kalk enthalten^ mit Glauberfalz Verfetzt^ Wodurch fich abfcheidender GipS und gelöft bleibendes unterfchWefligfaureS N a t r o n entftehen. Bringt man in die wäfferige Löfung der fchwefligen Saure ^ink^ So löft fich diefeS Metall ohne WafferftoSfentwickelnng auf und die Löfung enthalt nnn neben dem fchwefligfauren Salze deS ^inlS eine neue^ Vor einigen Iahren Von Schützenberger entdeckte Säure^ die T h i o f ä u r e oder h y d r o f c h w e f l i g e S a u r e genannt wird; Sie ift S c h w e f elmono^yd. W i r erwähnen diefe S ä u r e deshalb ^ Weil man ihre wäfferige Löfung neuerdings zur ^er* Stellung Von Indigküpe benutzt. schwefelfäure oder ^chmefeltrigr^ entsteht ^ wenn fchwefligfaure Dämpfe mit Luft und Feuchtigkeit in Berührung kommen^ und diefer Vorgang geht in Vulkanischen Gegenden unanSgefetzt Vor Sich. Aber da die Saure in der Natnr meiftenS Gelegenheit finden Wird^ Sich mit irgend einer BafiS zu Verbinden ^ fo tritt fie höchft feiten in freiem ^uftande auf; dies gefchieht nur in einzelnen vulkanifchen Ouellen^ welche auS kiefeligem Gebirge entfpringen. Die erfte künftliche DarfteUnngSmechode der Schwefelfäure ^ nach welcher man diefelbe auS gewiSfen Schwefelfauren Salzen durch Erhitzen derfelben frei machte ift fo alt^ daß man die Zeit ihreS UrfprungS nicht kennt nnd fie möglicherweife bis auf die Araber zurückzuführen hat. Die Alten trieben den Stoff auS ^ifenvitriol und Alann ab nnd nannten ihn wegen Seiner Dickflüffigkeit V i t r i o l ö l ; seine wahre Natur aber blieb unbekannt^ bis ihn LaVoifier a l s eine Verbindung deS SchwefelS mit Sauerftoff erkannte. Die altefte DarStellnng der Schwefelfäure befteht in beschranktem Umfange noch heute^ und daS Produkt^ daS fie liefert^ trägt im ^andel den Namen ranchende oder N o r d h ä n f e r S c h w e f e l f ä u r e ^ auch deutfcheS V i t r i o l ö l . Weit wohlfeiler iedoch produziert man nach der neueren Methode und ihr Produkt^ die Sogenannte englische Schwefelfäure ^ ift eben dasjenige ^ welches in der Gegenwart in fo ungeheuren MaSfen erzeugt und Verbraucht wird. Beide Säuren ^ die Nordhanfer und die englische ^ find in ihrer Beschaffenheit nicht ganz gleich ^ und auf diefer Verschiedenheit berrcht eS eben^ daß die alte Methode Sich neben der neuen noch halten kann^ wenn auch nur wie ein Zwerglein gegen einen Riepen. Die ranchende Schwefelfäure hat außer dem Vorteil ^ daß fie Von den Verunreinigungen ^ welche die englische begleiten^ größtenteils frei ift^ daS Eigentümliche ^ daß Sie infolge der Art ihrer Zubereitnng eine Quantität w a f f e r f r e i e Säure in Mischung enthält oder^ waS daSfelbe ift^ weniger Waffer enthält als die englifche. I n diefer Vefchaffenheit aber ift fie befonderS zur Auflöfung deS Indigo geeignet ^ und diefer eine Rutzen ift wichtig genug ^ um dem Nordhänfer Vitriolöl die fortdauernde E^iftenz zu Sichern. Die englische Schwefelfäure taugt für den Indigo auch deshalb nichts weil fie feiten ganz frei von Salpetersäure ift nnd daher die blaue Farbe Schädigt^ denn Salpetersäure zerfetzt den I n d i g o . Die w a f f e r f r e i e Säure oder daS S c h w e f e l f ä u r e a n h h d r i t ^ an fich bloß auS Teileu (1 Atom) Schwefel und 48 Teilen (^ Atomen) Sauerftoff beftehend^ ift ein eigentümliches Ding; fie ift ein Weißer^ kriftallifierter Körper^ der fich wie Wachs kneten läßt; fie Verflüchtigt fich aber fehr rafch und bildet dann fauer riechende Dämpfe. Tie waSSerfreie Säure felbft hat merkwürdigerweife gar keine fanren Eigenschaften; erft in ihrer Verbindung mit WaSser bildet Sie die energisch zerstörende nnd löfende Flüffigkeit^ als welche fie fchon im gemeinen Leben bekannt ift. I h r e Neigung aber^ Sich mit Waffer zu Verbinden^ ift fo Starke daß fie^ wenn auf Waffer geworfen^ wie glühendes Eifen zifcht; ja^ wenn die Menge WaSSer gering ift^ fo entfteht Feuererfcheinnng und E^ploSiou^ da die ganze

^goDieInduftrien deS Schwefels. Flüffigkeit fich dann infolge der entstehenden großen Hitze plötzlich in Dampf Verwandelt. Die konzentrierte Schwefelfänre^ daS Sch w e f e l f ä u r e h y d r a t enthält eine gewiffe Onantität Waffer (9 Waffer anf 40 Säure) e daS zu ihrem Vefteheu notwendig ift nnd daS fie fich anch dnrch Deftillieren nicht nehmen l ä ß t denn fie geht dabei unverändert über. Mit diefer Waffermenge ift aber ihr Verlangen noch nicht gefüllt Sie hat SelbSt in Verdienterem Zustande noch Sehr große Verwandtfchaft zum Waffer nnd zeigt dieS dadurch^ daß fie beim Vermifchen damit bedentende Hitze zn entwiekeln Vermag. Erft wenn die Sänre 10 Moleknle Wafferchemifchgebunden hat tritt bei weiterer VerdÜnnnng keine Wärmeentwidelnng mehr ein. In der rauchenden Sänre haben wir eiU Gemenge Von konzentrierter Sänre mit wafferfreien für Welche letztere in der Flüffigkeit gar kein Hydratwaffer Vorhanden ift welche alfo ihr flüchtiges Wefen noch nicht eingebüßt hat nnd daSfeIbe geltend macht fo oft fie mit der Luft in Berührung kommt Wobei ihre Dämpfe Waffer aus der Lnft anziehen nnd dadnrch in Schwefelfänrehydrat Verwandelt werden ^aS nun als fogenannter Ranch fichtbar wird. Wir fehen dann die S ä u r e ^ welche auf ^ Waffer 80 Wafferfreic Sänre enchält rauchen oder richtiger dampfen. SchWefelfäureanhydrit oder WenigftenS eine diefem fehr nahe ftehende^ nnr noch Wenig Waffer enthaltende Sänre Wird jetzt anch fabrikmäßig hergeftellt nnd kommt als Weiße kriftaUiniSche Maffe in eifernen Trommeln von eirea 50 ^ Inhalt in den Handel. England nnd Böhmen find bis jetzt die Lieferanten diefer Sänre^ Welche bei der Herftellnng von künftlichem Alizarin Verwendung findet. Man bereitet diefe Sänre durch Erhitzen von f a u r e m fchwefelfanrem N a t r o n (Ratrinmbifnlfat)e welches bei der Gewinnung der Salpeterfäure anS Ehilifalpeter als Nebenprodukt abfällt; die Hälfte Schwefelfäure entweicht iu der Glühhitze und wird aufgefangen e Während die andre Hälfte als Natriummonofulfat zurückbleibt. Die F a b r i k a t i o n der ranchenden Schwefelfänre auS EifenVitriol^ früher daS allgemeine Verfahren wird nnr noch in wenigen Orten in fogenannten Vitriolbrenner e i e n betrieben: am ftärkften noch in Böhmen außerdem hier und da im Erzgebirge^ am H a r z und am Niederrhein. D a S Rohmaterial bilden vorzngSweife die Abgänge (Mutter* langen^ die bei der KriftaUifation deS Vitriols übrig bleiben. Durch Eindampfen derfelben in Pfannen erhält man den Vitriolftein e den man behnfS der Abtreibung der Sänre einer Deflation in Thonretorten unterwirft welche in einem fogenannten Galeerenofen liegen. Ein folcher Ofen bildet einen langen Feuerkanat iu Welchen die Retorten derart eingepaßt finde daß fie mit den Hälfen über die Wandung hinausragen. D a die Retorten anf beiden Seiten nnd meift in mehreren Reihen übereinander angebracht finde fo gibt dieSe Wenn man Sich die krngförmigen chönernen Vorlagen an die Retortenhälfe angefetzt denkte daS entfernte Vild eines RnderfchiffS^ daher der Name diefer in Vermiedenen Zweigen der Technik wiederkehrenden Apparate. | e d e Retorte wird mit etwa 1 5 trodener Maffe befchickt I n der erften Zeit deS FenernS entwickeln fich nnr fanre wäfferige Dämpfe nnd fchweflige Sänree d i e man nicht auffängt; fobald aber die kennbaren Nebel der wafferfreien Sänre fich zu zeigen anfangen werden d i e Vorlagen angekittet Diefe enthalten nach dem alten Verfahren ein wenig Waffen mit welchem die fauren Dämpfe des Anhydrits fich zu dem Hallchydrat d e r Schwefelfänre verbinden; die Feuerung wird etwa 8 0 Stunden laug uud zuletzt bis zum Weißglühen fortgefetzte die ganze Operation aben nämlich daS Füllen nnd Glühen nachdem man jedesmal den Ofen zwölf Stunden hat Verkühlen laffen noch drei* bis viermal wiederholte wobei immer d i e nämlichen Vorlagen mit ihrem Inhalte wieder angefetzt werden; dies ift nötige nm d i e Sänre in der gewünfchten Stärke zn erhalten. Rafcher kommt man zum Ziele^ wenn m a n behnfS der Abforption der Säure^ in die Vor* lagen ftatt WaSSer englische Schwefelfäure bringt. Hierbei bekommt man freilich die Ver* nnreinigungen derfelben mit in den Kauf. Der DeftiHatiouSrückftand ift Eifeno^yde daS nnter vermiedenen Namen wieo^put mortuum (Todtenkopf)e E o l e o c h a r e Polierrot n. f. w.e im Handel bekannt ift. 100 Teile Vitriolftein geben 4 7 ^ 5 0 Teile Vitriolöt DiefeS ift faft immer braun gefärbte während d i e englifche Schwefelfänre V o n den Fabriken farblos geliefert wird. D a aber fchon ein kleines Partikelchen Von Kork oder Von einer andern organifchen SnbftanZe Z. V. Stanbe wenn eS in die Flafche gerät e hinreichte durch Ver* kohlung eine große Ouautitat Säure zu bräunen fo kann die Farbe für die Güte der Sänre kein Merkmal feiu.

Die Fabrikation der englifchen Schwefelfänre. 489 ^ie Fabrikation der englischen ^chwe^änre^ welche wir nun zu betrachten haben ift ein Viel bedeutenderer Industriezweig. D e r Beiname ^englifche^ hat heutzutage^ Wo jedes Gewerbfland Sich Seinen Vedarf felbft bereitet nur noch den Sinn^ daß die Fabrikatiou in England ihren Urfprung genommen hat. Diefer Z^eig der Technik hat eine lange Schule durchzumachen gehabt bis er zu derjenigen Ausbildung gelangte^ in der wir ihn heute fehen wo eine weitere Vervollkommnung nicht möglich erfcheint denn eS wird in der heutigen Praxis Von einer gegebeneu Menge Schwefel faft genau diejenige Menge Säure gewonnen welche der chemifchen Rechnung nach herauskommen muß^ während bei der früheren rohen VerfahrnngSweife die Ausbeute weit geringer anSfiel. | n der VetriebSweife der Fabrikation dagegen werden noch immerfort Verbesserungen angebracht. Die Anfgabe der Fabrikation befteht alfo^ wie Schon gefagt znnächft in der Erzengung Von fchwefliger S ä u r e durch Verbrennen von Schwefel oder Kiefen und Sodann in Hü^uSügung eines weiteren Anteils von Sanerftoff. D a S Ziel ift innner nnr in zwei Schritten Zu erreichen denn felbft beim Verbrennen von Schwefel in reinem SauerStoSS entsteht nnr Schweflige Säure. Nnn iSt die letztere zwar fehr begierig nach dem weiteren Anteil SanerStoff und nimmt ihn fchon anS feuchter Luft a u t aber für praktifche Zwecke doch noch viel Zu langfam; Viel rafcher geht eS bei Gegenwart V o n S a l p e t e r f ä u r e ^ und die dabei anf* tretenden Erfcheinnngen Von denen bald die Rede fein wird^ bilden eineS der merkwürdigsten Beifpiele chemifcher Metamorphofen. Daß man dnrch Verbrennen von Schwefel unter einer innen mit WafSer benetzten Glasglocke etwas Schwefelfänre erhält ift eine fehr alte Erfahrung^ und diefe mühfame DarfteHnng war in der That einft einigermaßen in Übung ^ denn die So erzengte fchwache Sänre wurde früher für etwas ganz VefondereS gehalten und unter dem Namen Schwefelgeift fehr tener Verkauft. Erft etwa nm 1 6 0 0 fcheint man angeSangen zu haben dem Schwefel Salpeter beizumifchen; eS foUte dadurch nur daS Fortbrennen beSördert werden aber unverhofft erchielt man dabei eine größere Ausbeute an Säure^ und eS entstand daraufhin bei London die erste Schwefelfänrefabrit Von W a r d gegründet. Der Artikel wurde nun marktgängiger; die Preife fanken Von einer enormen Höhe fo Weit daß Sie nnr noch daS Acht* bis Zehnfache der heutigen betrugen. Vei Wards Methode wurde mit dem Schwefel gleichzeitig Salpeter Verbrannt die Dämpfe leitete man in große GlaSbaHonS^ in denen etwas Waffer Vorgefchlagen war. Roebuck in Birmingham erfetzte im Iahre 1 7 4 6 die GlaSballonS dnrch große ^ anS Bleiplatten zufammengefetzte Käften da dieS Metall Von der Säure fehr wenig angegriffen Wird. | m Laufe der Zeit lie^ man die Verbrennung in einem Ofen kontinuierlich fortgehen nnd gelangte zu dem wefentlichen Fortfchritte^ Wafferdampf einzuleiten daS unbenutzte SalpetergaS aufzufangen nnd zur Wiederbenutzung zurückzuführen und durch fortgefetzte Verfuche näherte man fich endlich der gleich zu betreibenden FabrikationSweife ^ welche dnrch die Einführung der Platingefäße auf die Höhe der heutigen Maffenproduktion geführt wurde. Wenn auch hier und da etwas abweichend betrieben umfaßt daS jetzt gebräuchliche Verfahren immer folgende Operationen: 1) Verbrennen deS SchwefelS oder der Schwefeltiefe; die Zuführung Von Salpeterfänre nnd die Reaktion der daraus entstehenden GaSarten im Verein mit atmofphärifcher Luft nnd Wafferdampf in den Bleikammern nnd die Vildnng Von Schwefelfänre; ^ Wiedergewinnnng der Salpetergafe; 4) Konzentration der erzengten Schwefelfänre. Der Verbrennungsofen für den Schwefel befindet fich an dem einen Ende deS ApparateS^ der^ möge er anS einer einzigen langen Kammer oder^ wie gewöhnlicher^ auS mehreren dnrch Röhren Verbundenen Abteilungen beftehen^ immer einen kontinuierlichen Hohlranm bildet welcher am andern Ende einen Schlot h a t dnrch welchen der nötige Zug znw Tnrchgang der Gafe durch daS Ganze erzeugt wird. Indem nnn der Schwefet nm bei diefem erften Rohftoff für jetzt ftehen zn bleiben ^ in dem Ofen auf aufänglich Von unten erhitzten eifernen Pfannen b r e n n t hat wan dnrch Schieber in der Ofentbür den Luftzutritt dergeftalt geregelt daß nicht allein daS zur Unterhaltung deS Brennens notige Lnftguantmn fondern ein größeres zuftrömen kann; der Uberschnß erleidet natürlich keine Veränderung nnd fo gelangen auS dem Ofen zwei der nötigen Stoffe^ fchweflige Säure und L n f t gleichzeitig nnd in Vermifchnng in die Vleikammern. ES werden aber noch zwei andre Mitarbeiter

^gO Die Inbuftrien deS SchwefelS. gebrancht nämlich Wafferdämpfe und Dämpfe von Salpeterfänre. Z u r Beschaffung der erfteren dient ein kleiner Dampfkeffet der feine Röhren in die Vermiedenen Abteilungen deS Apparates fendet. Die eindringenden Dampfftrahlen üben zugleich eine mechanifche Wirkung mit auSe iubem fie den ^ug iu den Kammern befördern WaS endlich die falpeterfanren Gafe betrifft ^ fo hat man für deren Einbringung vermiedene Wege. Die ältefte Art ifte wie fchon gefagt die^ daß man dem Schwefel gleich eine entfprechende Menge Salpeter beimifcht in welchem Falle dann mit der fchwefligen S ä u r e zugleich Stieko^ydgaS in die Kammer gelaugt. DaS war jedoch mit mancherlei Unbeguemlichkeit behaftet nnd nachdem verschiedene andre Verfahren Vorgefchlagen und probiert wordeu waren blieb man endlich dabei stehen fertige Salpeterfäure Von außen in einem dünnen S t r a f e in die erfte Kammer^ auf einen oder zwei Sätze übereinander Stehender PorzeUanSchalen zu leiten über die Sie kaSkadenartig herabrinnt nnd Sich dadurch über eine ziemlich große Oberfläche dünn ausbreitet ^ WaS die eheuüfchen Wirkungen natürlich erleichtern muß. DiefeS Verfahren ift bis heute im ganzen wenig verändert worden. Daß in diefem letzten Falle Salpeterfänre^ in dem ersterwähnten Stickoxyd in dem Betrieb eingeführt wird e läuft für die Praxis anf einS hinanS e denn die Salpeterfänre als folche kann fich doch beim Zufammentritt mit Schwefliger S ä n r e keinen Angenblick e r h a l t e n fie muß einen Anteil chreS SanerftoffS an diefe abgeben die eben dadnrch zu Schwefelfänre wird; waS Von chr übrig bleibt ift falpetrige Säure. Unter den gegebeueu Umftäuden kann diefe aber auch nicht fortbeftehen sondern dmch die Vorhandene fchweflige S ä n r e wird ihr ein weiterer Anteil Sanerftoff entzogen e fo daß StickoxydgaS entfteht während die fchweflige S ä n r e durch diefe Sauer* ftoff* und Wafferaufuahme zu Schwefelfäure wird. DaS StickoxydgaS Vermag in der Vlei* kammer keinen Sanerftoff weiter abzugeben dagegen nimmt eS auS der gleiehzeitig mit einftrömenden LuSt wieder SanerStoSf auf und wird hierdnrch wieder zu Salpetriger Sänre^ welche nnn Von neuem oxydierend anS Vorhandene fchweflige S ä u r e wirken kann. DaS Stickoxyde ein farblofeS KaSe ift alfo der Uberträger deS SanerftoffS der Luft und wird fo lange Schwefelsänre bildend wirken als eS mit L ü f t e Wafferdampf nnd SchweSliger Sänre in Verichrung kommt. Eine nnd diefelbe Menge Salpeterfäure Vermag alfo ^ und darin liegt der große Wert diefeS VerfahrenSe cheoretifch nnbegrenzte Mengen von fchwefliger Sänre in Schwefelfänre überzuführen; in der Praxis ift allerdings ein Verluft von einigen Prozenten Salpeterfäure hierbei nieht zu Vermeiden. Von diefem Verhalten deS Stick* oxydgafeS zum Sauerftoff der Luft kann man fich leieht überzeugen wenn man ein M e t a U e Z.V. etwaS Knpfen mit Salpeterfäure übergießt; eS entftehen braunrote Dämpfe Von fal* petriger Sänre; diefe find im Augenblicke ihrer Entftehnng auch erft StickoxydgaS gewefen waS man daran erkennte daß die KaSbläSchen farblos finde folange fie unter der Ober* fläche der Flüffigkeit find oder an dem MetaUe hängen; Sowie aber dieSe farbloSen VläSchen deS StidoxydgaSeS in die Luft gelangen nehmen fie wieder Sauerftoff anf uud Verwaudelu fich iu die braunroten Dämpfe der falpetrigen Säure. Keiue der drei hier erwähnten StickftoffVerbindnngen deS SanerftoffS e die Salpeter* fänre (Stickftoffpentaoxyd)e falpetrige S ä n r e (Stickftofftrioxyd) und Stickoxyde kann alfo nach dem Vorhergefagten nnter den gegebenen Umftänden iu den Bleikammern anf die Daner beftehen; fie müffen in rafchem Wechfel ineinander übergehen e nnd der nnanSgefetzt fich abwickelnde Prozeß in den Vleikammern ift: Entziehen deS SanerftoffS anS der immer mit zugeführteu Luft uud Abgebuug deSfelben au die fchweflige S ä u r e e die hierdurch zur Schwefelfäure wird. Souach Verrichtet daS auS der Salpeterfäure eutftaudeue Stickoxyd* gaS gewiffermaßeu Haudlaugerdieuftee indem eS Sauerftoff aufnimmt und au die fchweflige Säure weiter gibt; selbft büßt eS bei diefer Arbeit an Snbftanz nichts ein. Eine geringe Onantitat S ä u r e müßte daher eigentlich auch zu einem immerwährenden Fabrikations* prozeffe genügend feine denn die chemifche Kraft erlahmt nicht; aber dieS wäre nnr denkbare Wenn ftatt der Luft reineS SanerftoffgaS iu Anwendnng genommen würde. Die Luft aber iSt nnr zu etwa ^ branchbare daS übrige (Stickstoff) mnß als unnützer Vallaft anS dem Apparate wieder entlaffen werden; hierbei entweicht anch ein Teil der Salpetergafe mite nnd eS Wird ein aUmählicher Wiedererfatz dadurch nötig. Übrigens haben jetzt die Apparate eine Vor* richtnnge durch Welche ein gnter Teil diefer nützlichen Stoffe wieder eingefangen nnd dem Ve* triebe zugeführt Wirde fo daße Wie erwähnte ein Verlnft Von nnr einigen Prozenten ftattfindet

Die Fabrikation der englifchen Schwefelfänre. 491 Nach dem Vorhergehenden wird eS nur noch einer kurzen Erläuterung der Fig. ^65 bedürfen^ Welche die jetzt gewöhnliche Einrichtung deS ganzen Apparats darstellt. Die Vleikammern^ die mau eher S ä l e nennen konnte ^ denn die mittlere und die Hauptkammer können bis 80 rn Länge bei 1 2 ^ 1 ^ m ^öhe meSSen ^ find auS gewagten Bleiplatten Zuf ammengefetzt und in einem ftarken H ^ b a u ausgehangen. Unten Stehen Sie nicht anf^ fondern laffen einen Zwischenraum zWifchen fich und dem mit anfgebogenen Rändern Ver* sehenen Voden. Den Verfchluß bildet die gleich anfangs hier aufgegofSene Flüffigkeit (fchWache Schwefelfäure). Links nnten bei und ^ liegt in zwei Abteilungen der Schwefelbrennofen^ der zugleich den Dampfkeffel mit heizt; manchmal ift noch ein ReferVedampfkeffel Vorhanden. I n der ersten fchmalen Abteilung ^ deS Apparats^ deren ftaSfeIförmigeS Innere Später zu erklaren iSt^ Steigen die Dampfe der dureh den Verbrannten Schwefel erzeugteu fchwefligen Saure auS und gelangen Von oben rechts in die erfte Kammer ^ ein ftarker Dampfftrom weift ihnen den Weg und fördert den Zug^ reißt auch dnrch ein Rohr^ daS I n diefer Abteilnng Vollzieht Sich nach außen öffnet ^ noch mehr Luft ins I n n e r e Von Sich alfo hanptfachlich die Mifchnng Von fchwefliger Säure^ Luft und WaSSerdampS. I n der folgenden^ wird die Salpeterfänre anf ihren Verteilungsapparat geleitet nnd zerfetzt fich.

Die fchon hier^ wie in jeder Kammer ^ am Boden fich fammelnde Schwefelfäure ift aber wegen diefer NachbarfchaSt Stark mit Salpetriger S ä u r e gemischt; Sie wird alSo zunächst Wieder zurück nach links in die Vorhergehende Kammer geleitet^ wo Sie dieSen fremden VeStandteil größtenteils aushaucht und dieSer gleich wieder mit dem ankommenden GaSgemiSch in WechSelwirknng tritt. I n der großen Kammer C Vollzieht Sich der hauptsächlichste Teil der Säurebildung^ uud hier wird auch der meifte DampS eingelassen. I n einer gewöhnlich noch Solgenden Abteilung bildet Sich Z^ar auS den bisher unVerbundenen ReSten noch etwas Saure^ aber bis zur gänzlichen Erfchöpfung kommt eS anch hier nicht. U m daher die noch unbenutzt gebliebenen Salpetergafe möglichst zurückzuhalten^ laßt man daS GaS* nnd Dampf* gemischt nachdem eS durch einen flachen bleiernen Kühlkaften b gegangen ^ und bevor eS dnrch den Schlot entweicht^ in den Sogenannten G a y *LusSae*Turm treten; hier bahnt eS Sich einen Weg dnrch eine Schicht Koks ( ^ welche anS einem höher Stehenden Gefäß fort* wahrend mit konzentrierter Schwefelfäure durchtränkt werden. Im konzentrierten ^uftande hat nämlich diefe S ä u r e eine große Fähigkeit^ falpetrige Säure fowie auch etwa Vorhandene Unterfalpeterfänre einzufchlucken^ und dies find eben die Flüchtlinge^ die hier arretiert werden foüen. Tie falpetrige Säure Verbindet fich hierbei mit der Schweselfäure zu Nitrosulfonfänre oder N i t r o f y l f c h w e f e l f ä u r e ^ deren Löfung in konzentrierter Schwefelsänre^ im Fabrikbetrieb n i t r o f e S ä n r e genannt^ fehr beftändig ift; beim Verdünnen mit WaSSer aber und nachherigem Erwärmen entweichen die StickftoffVerbindungen wieder und können fo Von neuem dem Vetriebe zugeführt werdeu. Diefe nitrofe Säure^ welche^ wenn

^go Die Induftrien deS Schwefels. anch Unterfalveterfänre in den entweichenden Gafen vorhanden w a n auch noch Salpeter* fänre enthält Sammelt fich unterhalb der KokS und fließt in einem BIeirohr nach dem andern Ende deS Apparats e wo fie in dem Gefäß c ein einftWeiligeS Unterkommen findet. Von Zeit zu Zeit wird fie von hier entleerte indem dnreh eine Halpworrichtuug der Rückweg gefperrt nnd ein Dampfweg auS dem Keffel geöffnet wird. Der Dampfdrnd treibt die Sänre dnrch daS fchräge Steigrohr iu das Gefäß t und von hier läßt man fie weiter in der erften Vorkammer ^ hemiederrinnen ^ wo fie deu auS Vleiplatten begehenden StnfenWeg verfolgen mnße oder man leitet fie in den fogenannten Gl o v e r t u r n ^ der mit fänrebeftändigen Steinen gefällt ift nnd durch welcheu auch die auS dem Brennofen kommende fchweflige Säure geleitet Wirde ehe fie iu die Kammern gelangt. Hierdurch wird die Schwefelsänre fo erhitzt e daß die darin enthaltene Nitrofylfchwefelfanre zerfetzt und die falpetrige Säure in Freiheit gefetzt wird. Wenn an Stelle deS GloverturmeS die Vorkammer ^ angebracht i f t So wird der herabkommenden nitrofeu Säure durch ein unten befindliches Tampfrohr sortWährend Wafferdampf entgegengeschickt welchen fie begierig verfchlndt nnd fich dadnrch verdünnt. Infolge diefer VerdünnUUg verliert fie die Haltkraft für die falpetrigeu Dämpfe; diefe fcheiden anSe um zugleich mit deu auS dem Ofen kommenden fchwefligsanren Dämpfen in die Zirknlation wieder einzutreten während die S ä u r e in den Behälter der Hanptbleikammer geht. Diefe EinfangSVorrichtung ift wirkfam genng^ fo daß man jetzt mit dreimal Weniger Salpeterfänre anSkommt alS früher. Bei der beften Leitnng bedarf man jetzt nnr 4 — 5 Teile Salpeter* fänre^ nm 100 Teile Schwefel in Schwefelfänre zu verwaudeln. Bei fehlerhaftem Vetriebe wenn eS an Wafferdampf mangelt bilden fich in den Bleikammern die fogenannten Vleikammerkriftalle^ welche anS der fchon erwähnten Nitrofylfchwefelfänre beftehen. DaS andre Rohmaterial für Schwefelfänre e der SchWefelkieS oder P y r i t anS 28 Eifen nnd 82 Schwefel bebende findet da Anwendung e wo er häufig und wohlfeit etwa zu ^ der Schwefelpreife^ zu haben ift: in Dentfchland namentlich am ^arz^ im Erzgebirge^ ferner in Böhmen Belgien ^ S p a n i e n Norwegen nnd England. Namentlich anS Spanien (Provinz Huelva) werden große Mengen von Schwefelkies nach Dentfchland gebracht nm für die Zwecke der SchWefelfäurefabrikation verwertet zu werden und die Rückftände vom Abbrennen oder Röften benutzt m a n nm anS ihnen noch die kleinen Mengen Kupfer^ Silber und Gold zu gewinnen die fie enthalten. I m fÜdlichen Spanien nnd Portngal wurden 1 8 8 0 allein 2000000 Tonnen SchWefelkieS produziert. Aber anch andre natürliche Schwefelmetallee wie V l e i g l a n z e Kupferkies n. f. w.e die beim Röften fchweflige Sänre geben e Werden anf diefe Weife doppelt anSgenntzt indem die RöftrÜckftände anf Knpfen Blei und Silber verarbeitet werden. So ließ man z^ B . früher die nngehenren Maffen fchwefliger Sänree die in den Mnldener Hütten bei Freiberg durch daS Röften der Erze entstehen e ungenutzt in die Luft entweichen e während diefelben jetzt in Bleikammern geleitet nnd in Schwefelfänre übergeführt werden. Die hierzu gebraueyten Ofen an welche fich dann die Bleikammern in der nnS bekannten Einrichtnng anfchließen werden dnrch die DnrchfchnittSabbildung (f. Fig^ 8^0) dargefteUt. Zwei Schachträume^ die nnten nnr dnrch Roftftäbe gefchloffen f i n d e haben an der Seite noch zwei Offnnngen deren obere zum NachfüUeu der Kiefe dient uud nnr bei Bedarf geöffnet wird. Die untere ^ffnnng dient zur Regulierung deS Luftzutritts^ falls am Roft nicht genug Luft eintreten kann. Tie anS beiden Schächten anffteigende fchweflige Säure gelangt durch eiueu Mittelkanal zuuächft iu vier befoudere kleine Kammern (Vorkammern) e in welchen die mechanifch mit fortgeriffenen fowie die leichter kondenfierbaren flüchtigen Körper e fo namentlich ein Teil der arfenigen

Die Fabrikation der englifchen Schwefelfänre. 511 Säure^ Eifeno^yd u. f. W.^ fich abfetzen; von hier auS Werden die Gafe in Bleikammern geleitet. Die nötige Salpeterfänre wird hier fo erzeugt daß anf einem kleinen eifernen Karren eine Pfanne mit Natronfalpeter^ Welchem Schwefelfänre beigemifcht i f t iu diefen Mittelkanal eingeführt wird. Die Schwefelfänre Verbindet fich mit dem Natron nnd treibt die Salpeterfänre anS. Die anfängliche Befchickung gefchieht mit KokS; Sind diefe gehörig Zuf ammengebrannt fo beginnt man Kiefe nachzufüllen; eine weitere Zugabe Von Vrennmaterial ift dann nicht mehr nötig ^ denn die beiw Verbrennen deS Schwefels entstehende Wärme unterhält die G l n t ; da die abgebeten Sch weSelbrände nnten herausgezogen werden^ So kann der Betrieb unnnterbrochen Sortgehen Solange der Ofen aufhält. Der betriebene O f e n jetzt meift mit drehbaren Roftftäben Verfehen eignet fich jedoch nnr für StückkieS^ d. h. für Pyrit bis zn Nußgröße herab; um aber auch erdigen oder pulVerförmigen KieS Verarbeiten zu können fogenannten Schliech hat man jetzt andre Ofen. Von der großen Z a h ^ die hierzn empfohlen und in Anwendnng gebracht worden find^ können hier nur die gebränchlicheren kurz befchrieben werden. Bei dem ziemlich Verbreiteten Gerftenhöferfchen Schüttofen gelangt der oben in den Schacht deS OfenS kontinnierlich eingeführte Schliech anf eine Reche kleiner^ anS feuerfeftem Thon gefertigter PriSmen oder Bänke und rutfcht dann bei fortgefetztem E i n t r i t t durch die Zwifchenränme anf eine zweite folche Bankreche^ welche mit den Zwischenräumen der darüber befindlichen korrefpondiert So hat der KieS noch mehrere folcher Bankreihen zu paffieren bis er endlich nnten abgeröftet anlangt.

EtwaS einfacher in feiner Anlage ift der demfelben Zweck dienende RöStofen von HafeneleVer nnd H e l b i g ; der Schliech rntfcht hier in dem fchachtfönnigen O f e n in welchem Thonplatten abwechfelnd links nnd rechts etagenartig nnter einem Winkel Von ^ befeftigt find^ als ein zufammeIchängendeS dünneS Band hinab. Anch mechanifche und rotierende KieSröStöfen hat man eingeführt fo den Von Gibb und G e l f t a r p und den von Hacking und Ö d l a n d . Der Ofen Von M a l e t r a enthält horizontale^ abwechfelnd mit der Vorder- und Hmterwand in Verbindung Stehende Thonplatten auf welchen der Schliech fich befindet und von der einen anf die nächstfolgende gefchoben wird. Da die auf folche Weife auS KieSen hergestellte Säure ^ eineS nicht zu Vermeidenden anS den Erzen herrührenden ArfenikgehaltS w e g e n zu vielen Zwecken nicht zuläffig ift fo nimmt man die Verarbeitnng der Kiefe in der Regel anch nnr da Vor^ wo die Säure in den Fabriken felbft gleich weiter zur Sodafabrikation benu^t wird und diefe Verunreinigung nichts fchadet^ indem der giftige Stoff fchließlich in die Abgänge gelangt oder man entfernt daS Arfen auS der S ä u r e entweder durch Einleiten von SchwefelwafferftoSfgaS^ wie eS z^ B. in Freiberg gefchieht oder durch Znfetzung Von Schwefelbarium. I n dem Bodenfatze^ der fich in den Vorkammern abfetzt hat man ein dem Schwefel ähnliches uud bänfig in denfelben Erzen Vorkommendes Element daS S e l e n entdeckt (1817)^ daS indeffen wie fo mancher der andern Grnndftoffe^ für die praxis zur Zeit noch Von keiner Bedeutung geworden ift. Auch zur Entdeckung zweier andrer metallifcher Elemente hat diefer Kammerfchlamm Veranlaffnng gegeben nämlich deS T h a l l i n m S (1862) und deS G a l l i u m s (18^6). Die in den Bleikammern erzengte Säure heißt K a m m e r f ä u r e ; fie fammelt Sich in dem Bodenkaften der Hauptkammer a n weil diefer am tiefften liegt uud alle übrigen Käften durch Überlaufen ihr Erzeugnis dabin abgeben. Die Kammerfäure hat eine Starke Von durchschnittlich 4 ^ 48^ Baume und ift für Viele FabrikationSzweige ftark genug; die für den Handel beftimmte Säure muß dagegen noch zu größerer Konzentration

^go Die Induftrien deS Schwefels. eingedampft werden e wobei eine Reinigung Von der faft immer noch darin enthaltenen falpetrigen uud Salpeterfänre erfolgt. DaS Eindampfen gefchieht in flachen bleiernen Pfannen welche an die Klchlfchiffe der Brauer erinnern denn fie meffen in der Vreite ^ 8 m. und daS Vierfache in der Läuge. M a n bringt zwet wie eS Fig. 807 zeigt auch drei oder vier Abdampfpfannen nebeneinander an und zwar fo^ daß die am Weiteften Vom Feuer entfernte am höchften jede folgende etwas tiefer fteht. I n jeder der Von unten beheizten Psannen befindet fich Säure; die in der tiefften Pfanne befindliche hat Vorher aUe höheren Pfannen paffiert und in jeder einige Stunden gekocht. I f t fie ftark genug^ so wird fie abgelafsen und die leere Pfanne empfängt den Inhalt der zunächft über ihr ftehenden Welche fich wieder anS der folgenden füUt oden fofern keine weitere Vorhanden mit roher Sänre befchickt wird. So geht die ganze Abdampfarbeit ohne Unterbrechnng fort. In manchen Fabriken dient die oberfte Pfanne nicht zum Abdampfen f o n d e r n zu der oben er* Wähnten Reinigung Von dem falpetrigen Gafe. Sie ift zu dem Ende kafteuähnlich mit einem eintanchenden Bleideckel gefchlofsen; ein R o h r führt Vom Schwefelofen her fchwefligfanrem KaS in den gefchloffenen Ramn welches ü b e r der Oberfläche der erwärmten Säure durch Zwifchenwände ftreicht und die Salpeter* und falpetrige Säure reduziert. Ein zweites Rohr führt die fchweflige Sänre in Vegleitung deS eutftaudenen oder V e r d r ä u g t e u StickgafeS in die erfte Vleikammer zurück. Die Erhitzung der Abdampfpfauuen gefchieht meiftenS Von demfelben Feuer auS^ welches den bald zu erwähnenden p l a t i n k e f f e t nnd zwar diefen in nächfter Nähe^ beheizt ES dürfen aber natürlich die Vöden der bleiernen Pfannen nicht mit der unter ihnen hinZiehenden Feuerluft in direkte VerÜhrung kommen; man fchÜtzt fie daher an den heißeften Stellen durch eine Lage ftärkerer Zieget während man weiterhin fehwächere und zuletzt Eifenplatten anbringt fo daß die Hitze moglichft gleichmäßig über die ganze AbdampfnngS* fläche Verteilt wird. Eine wefentliche Vereinfachung deS AbdampfgefchäftS gewährt die jetzt öfter benutzte Heizuug Von oben. Die Pfannen haben eine Verdeckung^ zwifchen welcher nnd der Oberfläche der Säure die Ofenflammen hindnrchftreichen. Auf den Pfannen Verliert die S ä n r e fo Viel Waffen daß fie fchließlich an der Vaumefchen Senkwage 00^ zeigt Sie ift hiermit für Bleicher^ Färber uud faft aUe tech* nifchen Zwecke VoUkommen brauchbar^ aber merkwürdigerweife wird fie für deu Handel meiftenS noch ftärker verlangt obgleich fie beim Kebranch für die meiften Zwecke Wieder bedeutend verdünnt werden muß. M a n treibt alfo die Konzentration bis anf aber hierzu gehören andre Mittet Welche gerade diefen letzten Teil der Fabrikation zu dem koftfpieligften machen. | e ftärker nämlich die S ä u r e Wirde defto mehr Hitze ift erforderlich^ nm fie im Sieden zu erhalten. Von 69^ Baume ( ^ t ^ fpezififcheS Gewicht) aufwärts ift der nötige Hitzegrad ein fo hoher^ daß die Bleipfannen nicht weiter dienen können weil die Sänre bei diefer Konzentration zu viel Bletauflöfen würde; eS wird nun eine DeftiUier* blaSe von Platin notwendig. Eine Solche ift jedoch ein teures Möbeln denn fie koStet je nachdem Sie 2 ^ 9 — 1 9 0 0 ^ Sänre f a ß t 8 9 — 7 5 0 0 0 Mark. Eine Fabrit die täglich 80 Zentner konzentrierte Sänre lieSert hat für die Blafe und einige Nebenteile^ Rohre^ StöpSel n. f. w.e die ebenfaUS von Platin fein müffen aUein eirea 60000 Mark aufZuwenden. Die Zinfeu hierfür und der ftarke Brennftoffaufwand macheu alfo einen bedeu* tenden Anf atz in der Kostenrechnung. Früher konzentrierte man die von den Bleipfannen kommende S ä n r e in großen KlaS* retorten die in S a n d lagen anf die beftändige Gefahr hüt daß folche fprangen nnd fanre Dämpfe die Fabrik erfüUten. In England benutzt man teilweife wieder KlaSgefchirre von befonderS guter Maffe. Vei den platinblafen fäUt die Kefahr deS SpringenS Wege doch erfordern fie ebenfaUS eine gute Abwartung e um nicht rafch uubrauchbar nnd brüchig zu werden. Mau fetzt fie gewöhnlich in einen gnßeifernen Mantel. SoU ein platinkeffel fich gut halten So darf er nicht ftark wechselnden Temperaturen anSgeSetzt werden; deswegen führt man gern einen kontinuierlichen Vetriebe fchon um daS Anlagekapital moglichft anSznnntzen. AuS der uuterften Vleipianne wird die heiße Säure durch einen Heber in die VlaSe gelafSen die etwa zu ^ gefüUt wird. Von dem Helm der Vlafe geht ein Bleirohr a t daS in Schlangenwindnngen in dem Vorgefchlagenen Kühlwaffer liegt. Anfänglieh geht fchWachfaureSe dann immer ftärker gefäuerteS Waffer oder verdüunte Sänre a t die man

Verwendnng der Schwefelfäure. 495 wieder auf die Pfanne gibt. Wollte man die Konzentration aufs anßerfte treiben^ fo müßte man fo lange fortfahren ^ bis daS Ubergehende ebenfo Stark ware wie daS in der Vlafe VeSindliche; man bricht aber in der Regel früher ab uud bleibt bei 6 6 ° Baume ( ^ fpezififcheS Gewicht) stehen ^ WaS die gewöhnliche konzentrierte Säure ^ nämlich 80 Teile Wafferfreie Säure mit Teilen Waffen gibt. DaS Merkmal hierfür iSt gegeben ^ wenn man an den herausgezogenen Proben Siebte daß die Voriger branne Flüffigkeit ganz farblos geworden ift. Diefe Entfärbung in höherer Hitze iSt ein Grnnd mite daß die Konzentration fo Weit getrieben wird; eigentlich ift eS aber auch nur eine Arbeit fürs Auge. Die Säure wird Schließlich durch einen langen Heber Von Platin e der immer au Seiner Stelle bleibt und im Kühlwaffer liegte in die VaUonS abgelaffen^ in denen fie in den Handel kommt. Manche Schwefelfäurefabriken erzengen nebenbei Eifenvitriol nnd V e r w e r t e n dadurch die Säure e welche in den erften Abdampfwäffern mit fortgeht bis diefelben gehaltreich genug finde um wieder auf die Pfannen zurückgegeben zu Werden. Man gießt die faureu Wäffer auf alteS Eifen e erhitzt Sie durch eingelassenen Dampf uud leitete Wenn die Säure Sich mit Eifen geSättigt hat ^ die AuSlöSnng in hölzerne Käftene wo in einigen Tagen daS Salz herauskristallisiert. Die Zahl der im Dentfchen Reiche in Thätigkeit befindlichen Schwefelfänrefabriken Wird anS 2 1 angegeben^ und die jährlich produzierte Menge dieSer Säure beläuft fich jetzt auf ungeSähr ^OOOOOOOO ^erweu^ung der schwefelfäure Tie Schwefelfäure Spielt in Vielen technischen Fällen gleichSam die Rolle eines Werkzeugs e indem fie zur Anfertigung andrer Produkte dient. Ihre große nnd Vielfeitige Anwendbarkeit aber beruht zuw Teil darauf ^ daß fie bei chrer Wohlfeicheit zugleich die Stärkfte Säure ifte die jede andre Säure auS ihren Verbindungen Verdrängte zum Teil auf andern Speziellen EigenSchaSten. I n erfterem S i n n e wird fie z^ V. gebrauchte nm auS KalkphoSphat die PhoSphorfäure^ auS Kochfalz die Salzfäure^ auS Salpeter die Salpeterfäure zu Scheiden ^ im Knochenmehl und Guano die PhoSphorSäure löslich Zu machen. I n gleicher WeiSe dient Sie bei der Bereitung deS EhlorS und EchlortalkeSe der Effig-e Zitronen- und Weinfänree zur Freimachung der Kohlenfäure auS Maguefit^ Marmor ^e. AIS AuflöfungSmittel der Metalle und als Vildner einer großen Anzahl Von Salden ift die Schwefelfäure nicht minder wichtig; wir begegnen ihr im Eisen- e Kupfer- und Zückvitriole im fchweselfauren Ammoniak e im Glauberfalz ^ Alaun und GipS. Große Mengen Von Schwefelfäure werden jetzt in der Teerfarbeninduftrie Verbrauchte fowie in Gemeinschaft mit Salpeterfänre bei der ^erfteünng Von Ritroglyeeriu für Dynamit. Anch in den wirtfchaftlichen Gebrauch hat fich^die Säure eingeführte namentlich als Putzmittel für Metalle^ wobei eben chre o^ydanflöfende KraSt in Anfpruch genommen wird. Viele Lefer werden fie daher anS Erfahrung als einen ätzenden^ alleS zerfreffenden Stoff kennen. Aber diefer ZerStörungSSinn ift keineswegs ein f o regellofer^ als eS Scheinen könnte; die energischen Wirkungen welche die Säure auS organische StoSfe^ d. h. auf folche Von tierifchem uud pflanzlichem Urfprung ausübte find vielmehr mannigfacher Verwendnng fähig^ zumal da fie Sich je nach dem VerdünnnngSgrade der Säure noch Verschieden äußern. I n Vielen Fälleu laSSen Sich dieSe Wirkungen auS der Starken VerwandtschaSt der Säure zmn WaSSer erklären ^ So die Verkohlnng deS HolzeS e ZuckerS n. f. w. Zieht mau von den ElemeutarbeStandteilen deS Zuckers die Elemeute deS WaSSerS abe So bleibt eben nichts als Kohle übrig. Ferner wandelt Sie^ wenn Sie in konzentriertem ^nftande mit Alkohol zufammen erhitzt Wirde denfelben in Schwefelächer um u. S^ w. Da nicht alle organischen StoSfe gleichstark Von der Säure angegriSfen werden^ fo dient fie mit Vorteil zur Unterfcheidnng der Baumwolle Von Leinen iu Gewebe^ denn die Leinenfäden fetzen ihr einen größeren Widerstand entgegen als VanmwoUe. Reine Fettftoffe find auch fchwer angreifbare nnd darauf gründet fich der nicht nnwichtige Induftriezweig der Ölraffinerie. ^Tie dem Ol in kleiner Menge zugemifchte Saure Verkohlt zunächst nur die Sremden Stoffe im Ol und bringt fie zum Abfetzen^ während fie felbft fchließlich dnrch Waffer auS dem Ol wieder herauSgewafchen wird. EbenSo benutzt man Sie zur Reinigung der Mineralöle uud deS Paraffins. Im Verdüuntereu Zuftande der S ä u r e erscheinen dergleichen Wirkungen nicht mehr wie ^erftöruugeu e foudern als bloße Umäuderungen. Ein inter effanteS^ hierher gehöriges Veifpiel gibt die Verwandlnug der Stärke in Stärkezucker. Ein wenig Schwefelfäure zu dem Waffer gefetzte womit die Starke erhitzt Wirde Verwandelt

^go Die Induftrien deS Schwefels. den Kleifter erft in Dextrin uud nachgehendS in Znckerlöfnnge ohne daß die Sänre hierbei etwaS aufnimmt oder abgibt. Hat Sie ihre AuSgabe gelöft fo befeitigen wir fie leicht nnd voUftändig auS der Löfuug durch Znfatz einer eutfprechenden Menge K a l t denn diefer bildet mit der Säure GipSe der als faft unlöslich Sich abfetzt. Anf Pflauzenfafer hat die Schwefelfänre eine analoge Wirkung; fie verwandelt diefelbe bei nicht zu großer Verdünnung in einen Kleifter und Schließlich anch in Zucker. Eine eigentümliche Wirkung übt Schwefelfänre bei knrzer Einwirkung anf diePflanzenfafer auSe wenn fie zu Papier Verarbeitet ift; hierauf gründet fich ein neuer Industriezweig : man zieht Starkes^ nngeleimteS Papier ohne Ende dnrch eine wieder kalt gewordene Mifchnng Von 2 Ranmteilen Schwefelfäure nnd 1 Ranmteil Waffer nnd leitet dann daS Papier fofort in kalteS Waffen nm die Sänre wieder zu ent* fernen; man erhält nach dem Wafchen und Trocknen einen ziemlich feSten Stoffe welcher der tierifchen Blafe ähnelt nnd in vielen Fällen diefe letztere erfetzen kann daS fogenannte Pergamentpapier. Der Ehemiker kommt bei feinen taufendfältigen Zerlegnngen ^nfammenfetznngen nnd Prüfungen aUe Augenblicke in den Falle fich der Schwefelfänre a l s eineS unentbehrlichen Hilfsmittels bedienen zu müffen. Die waff er anziehende Kraft der Schwefelfänre ift nn* gemein groß. Ein abgefchloffener Raum kann daher durch EinfteUen Von Sänre voUftändig ausgetrocknet werden und diefeS begueme EintrocknnngSmittel unter GlaSglockeu wird häufig bei Stoffeu benutzte die keine Erwärmung oder Einwirknng der freien Lnft vertragen. So könnten wir noch hunderterlei wichtige Ver wendungSarten der Schwefelfäure aufzählen ohne erfchöpfend zu werden. Wir wollen aber in der Kürze nnS noch mit einigen andern be* merkenswerten Verbindnngen deS SchwefelS befchäftigen. ^chme^eUeder nn^ ^ m e f e l w a ^ e r ^ o ^ Tie zn Vädern nnd andern Zwecken benutzten Schwefellebern find Verbindnngen deS SchwefelS mit irgend einem Alkalimetalle befonderS Kalium e Ratrinnn Ealeinm; fie find in Waffen mit AnSnahme der deS EaleinmSe leicht löslich^ uulöSlich dagegeU find die in gleichem Sinne gebildeten Schwefelverbiudungen mit den beftändigen Metallene Eifen Knpfere Z i n t Blei U. f. w. Viele der letzteren finden fiche wie wir fahene a l s Kiefee Glänze oder Blenden in der Ratnr fertig vor; man kann fie aber auch künftliche fowohl durch Erhitzen deS Schwefels mit dem Metall als auf uaffem Wege^ bereiten e indem man der Salzlöfnng deS betreffenden MetaUS Schwefelwafferftoft oder SchWeSelammoninme oder eine LöSung Von Schwefelleber znmifchte wobei das Schwefel* metall fich a l s Niederfchlag abfcheidet. Einige diefer Schwefelmetalle dienen wie wir fpäter Sehen werden e als Farbenkörper. Vehandelt man ein SchWefelmetaU oder eine Schwefelleber mit einer Starken Sänree fo bildet diefelbe mit dem MetaU ein Salze indem Waffer fich zerfetzte feinen Sanerftoff an daS MetaU abgibt e Während daS WafferftoSfgaS des WafferS an den Schwefel geht nnd fich mit diefem zu dem flüchtigen Schweselwaffer* ft off vereinigte der feiner Ratnr nach ein indifferenter Körper e feinem Betragen nach jedoch ein abfchenlich riechender^ durch Giftigkeit auch gefährlicher Patron ifte den aber gleichwohl der Ehemiker e wie Wir in der Einleitnng zu diefem Vande gefehen haben e nicht entbehren kann. ^ndeS kann man den flüchtigen Geift gleich der Kohlenfänre dem Waffer einverleiben Wodnrch er handlicher Wird. Oder man leitet chn in Ammoniakgeift b i s zur Sättigung nnd erhält so daS bekannte SchWefelammonuun daS die Wirkungen deS SchWefelWafferftoffS mit denen deS Ammoniaks Vereinigt. | n der Praxis ftellt man daS GaS gewöhnlich anS Schwefeleifen mittels verdünnter Schwefelfäure dar. DaS Schwefeleifen bereitet man fich leicht dadurch e daß man glühendes Eifen in gefchmolzenen Schwefel bringte wobei beide Elemente nnter lebhaftem Spratzen fich chemifch miteinander vereinigen. Rebenftehender Apparat (Fig. 868) ift zur DarfteUung von SchWefelwafferftoffgaS für größere Laboratorien fehr geeignet Die beiden GlaSkngeln ^ und B find miteinander feft verbnnden; in denHalS vonB reicht ein mit der KngelC zusammenhängendes Rohr bis faft anf den Voden und fchließt in jenem Hälfe lnftdicht; die Öffnung a ift mit einem GlaS* ftöpfet c mit einem Kantfchnkftöpfel Verfchloffen dnrch welchen ein mit einem GlaShahn VerfeheneS Rohr d führt. Anf der Kugel C befindet fich ein mit Kalilauge gefüllter hydran* lifcher Verfchluß c. Die Kugel B hat im Innern eine Scheibe Von Kantfchnt welche in ihrer Mitte eine Offnnng für daS Rohr b bat. Anf diefe Scheibe bringt man daS Schwefel* eifen; die Verdünnte Schwefelfänre befindet fich in C. Beim Offnen deS HahneS d fließt

Schwefelkohlenstoff. 49^ die Säure auf der Kugel C zuerst nach ^ uud füllt dann auch noch ^ bis zur Höhe deS SchwefeleifenS. Die GaSentwickelnng beginnt. Wird der Hahn ä gefchloffen fo kann daS GaS nicht entweichen und drückt die Säure anS der Kngel nach ^ nnd auS diefer nach C znrück. Vei abermaliger Offnnng Von beginnt die GaSentwickelnng Von nenem nnd man erhält fchließlich lnftfreieS GaS^ Welches durch d weiter geleitet wird. ^chw^elkohlen^o^. Es gibt ferner eine interefSante Verbindnng deS SchwefelS mit dem K o h l e n f t o f t in Form einer fehr flüchtigen ESSenz^ der man ef kanm zutrauen möchte^ daß Sie von einem So Soliden Elternpaar^ wie ein Stück Schwefel nnd ein Stück Kohle ift abstammt. Die Verbindung wurde Von L a m p ad i u S in Freiberg 1796 entdeckt nnd hieß ansänglich SchWefelalkohot Welchen Ramen fie mit dem bezeichnenderen S c h w e f e l k o h l e n Stoff oder K o h l e n S t o f f d i f n l f i d Vertaufcht hat. D e r Schwefelkohlenftoff bildet eine ftark lichtbrechende Flüffigkeit hat im rohen ^Stande einen widrigen Geruch nach Sanlen Rüben und eine ähnliche betänbende Wirknng wie Acher und Chloroform. Er ift Sehr Slüchtig^ leicht entzündlich nnd SenergeSährlich ^ fchwerer alS WaSSen mifcht fich nicht mit diefem nnd Wird am beften nnter einer WaSSerSchicht aufbewahrt; feine Dämpfe wirken eingeatmet fehr giftig. Der technifche Wert deS Schwefelkohlenstoffs liegt in feiner großen LöfnngSkraft gegen hakige und fette Stoffe^ felbft gegen Schwefel^ Iod^ Phosphor u . f. w. Seine Anwendung im großen aber nnd damit Seine fabrikmäßige DarfteHnng gehört erft der neueren Zeit an und knüpft fich Vorzüglich an die Indnftrie deS KautfchukS^ für welchen Stoff er ebenSaUS wie Sür Guttapercha^ ein Vorzügliche^ LöfnngSmittel ift. Ramentlich wird er Viel gebrancht zum Vnlkanifieren deS erfteren. Wird eine Löfung von Schwefel in Schwefelkohlenftoff der Abdunftung überlaSSen fo fcheidet Sich der Schwefel in fchönen KriStallen auS; hiervon macht man wie fchon im Eingang diefeS AbfchnittS erwähnt wnrde ^ bei der Schwefelgewinnnng Gebrauch. Der Schwefelkohlenftoff fteht noch am Anfang feiner technifchen L a u f b a h n nnd er wird nm fo anSgedehntere Anwendung finden^ je billiger feine Her* ftellungSweife fich geftaltet. Man hat angefangen^ ihn Zum Aufziehen Von O l nnd Feit auS Olfaat und Olknchen Knochen Talggrieben n. f. w. zu benutzen. Eine derartige Olmichle z^ B . ift fo eingerichtet daß man die Zergnetfchten Samen einfach mit der Flüffigkeit übergießt und filtriert und daS Abgelaufene bei gelinder Wärme in DeftillationSgefaßen abdampft Wobei dann daS reine Ol zurückbleibt der Schwefelkohlenftoff aber aufgefangen dnrch eine Klchl^orrichtnng wieder Verdichtet nnd immer Von nenem wieder benutzt wird. AUeS dieS muß natürlich in gefchloffenem Ranme gefchehen. Vei der Entfettnng Von Wolle nnd Tnchen durch Schwefelkohlenftoff erfpart man nicht allein die ganze fonft anzuwendende Seife^ fondern gewinnt anch noch daS ganze Fett nnd erhält die Wolle obendrein fchoner. S o zieht man anch auS Knochen ^ die zum Verkohlen beftimmt Sind^ dnrch diefeS E^traktionSmittel jetzt noch 10—12 Prozent Fett die fonft Verloren gingen. | n Frankreich benntzt man daS LöfnngSmittel in ähnlicher Weife^ nm AnSzüge anS Würzeftoffen nnd fein duftenden Vlumen zumachen wobei allerdiugS höhere Koften übertragen werden können als bei Rüböl. Man reinigt dazu den Stoff noch weiter durch Sehütteln mit Oneckfilber zur Entfernnng deS etwa in Löfung vorhaudeueu SchwefelS ^ Behandeln mit Atzkalt Atzkalk n. dergl. Hierdurch wird der widrige Geruch entfernt nnd ein angenehmen chloroformartiger erzielt. Rachdem der Schwefelkohlenftoff von den Gewürze^trakten abgedampft worden werden letztere mit Zncker^ S a ^ Gummi ^e. vermifcht uud gelten unter dem Ramen ^lösliche Gewürze^ in den Handel. Selbft a l s KriegSmittel iSt SchwefelkohlenStoSf in Vorfchlag gebracht worden. Derfelbe löft nämlich daS Zwölffache feineS eignen Gewichts Phosphor auf. Diefe TenfelSbrühe foil in eine dünnwandige Bombe gefüllt und der Feind damit beworfen werden. Die Vombe

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Die Induftrieu deS SchwefelS. Zerfchellt beim NiederfaUen ihr Inhalt Verbreitet fich und überzieht aUeS mit Phosphor^ der fich nach dem rafchen Verdnnften deS LöfuugSmittelS fofort V o n felbft zu verzehrendem Feuer entzündet. Unfchuldiger ist die Verwendung deS Stoffs im kleinen Kriege gegen Ungeziefer aUer A r t daS in gefchloffenen und mit SchwefelkohlenftoffdämpSen angefüllten Räumen zu Gruude gehen muß. Der Umgang mit diefem Stoff darf aber feiner großen Fenergefährlichkeit wegen nnr ganz Sicheren Händen anvertraut werdeu. Schüttelt man Schwefelkohlenstoff mit einer Lofung Von ^tzkali in Alkohot fo entstehen gelblichweiße KriStaHnadeln Von K a l i n m ^ a n t h o g e n a t (xanchonfaurem K a l t ächylfnlfokohlenfanrem Kalium) ; ein Salz^ welches man zur Vertilgung der Reblaus und der Erdflöhe verwendet. Kroße Mengen Von Schwefelkohlenftoff werden jetzt zur HerfteUung Von Rhodanpräparaten für die Zwecke der ^eugdruderei gebraucht. Vei der Fabrikation deS SchWefelkohleuStoffS kommt eS darauf a n Schwefeldämpfe dnrch glühende Holzkohlen Streichen zu laffen. Hierbei gcht die Vereinigung der beiden Elemente (6 Gewichtsteile Kohle und 8 2 Gewichtsteile Schwefel) Vor Sich und daS Produkt braucht nnr in einer Kühlvorlage verdichtet und in einem Gefäß nnter Waffer aufgefangen und gereinigt zu werden. Die ^olzkohlenftücke Wendet man von Hafelnnßgröße an nnd füllt damit eine aufrecht ftehende chönerne oder gußeifemeRetorte^ welche mau iu einem Flamm* ofen erhitzen kann. Der Schwefel wird durch eine am oberen Ende der Retorte befindliche ^ffnnng eingetragen durch webche er in einem eingekitteten Rohre bis in den unteren Teil der Retorte gelangt wo er fchmilzt und Verdampft; der Dampf deSfelben mnß dann die ganze glühende Kochlenfchicht von nnten nach oben durchftreichen und Vereinigt fich hierbei mit der Kohle zu Schwefelkohlenftoff und die Bildnng deSfelben geht fo lange Vor fich als eS nicht an Kohle oder Schwefel fehlt DaS in der Vorlage nnter Waffer Sich anfammelnde DeStiUat iSt gelb gefärbt und befteht anS einer Löfung von Schwesel in SchWeSelkohlenftoff. Die ftarke LöfungSkraft deS letzteren gegen den erfteren macht fich fchon im Apparate felbft geltend^ indem der eben gebildete Schwefelkohlenftoff fich mit Vorhandenen noch unverbnndenen Schwefeldämpfen fättigt. Um daS Rohprodukt vom Schwefel zu befreien nnd fonft zu reinigen deftiUiert man eS daher noch ein* oder zweimal bei gelinder Wärme in eine kalt gehaltene Vorlage abe reinigt eS wohl anch durch chemifche Mittel. ReuerdingS hat man vermiedene Verbefferungen an den Apparaten zur HerfteUung von Schwefelkohlenftoff angebracht. Der Schwefelkohlenftoff hat einen Verwandten den E h l o r f c h w e f e t einen noch unangenehmeren GefeUen der aber ebenfaUS nützliche und merkwürdige Eigenfchaften befitzt und gleich jenem erft neuerlich eine AnfteUnng in der Technik gefunden hat. Er iSt wie der Rame Sagt eine Verbindung Von SchWeSel mit Ehlor^ bildet eine rote oder gelbe^ Sehr flüchtige Flüssigkeit die an der Luft Dämpfe Von ftinkendem Saurem Geruch auSftößt Sich überhaupt Weder mit der Luft noch mit Waffer lange Verträgt fondern in Berührung damit in Salzfäure und fehweflige Säure umgewandelt wird. Seine LöfungSkraft ift ebenfo ftark und bezieht fich auf diefelben Stoffe wie die deS SchWefelkohlenftoffS. Er dient wie jener Zum Vulkaniseren deS KautfchukS. Uberläßt man die Vom EhlorSchwefel durchdrungene KautSchukmaSSe dem Abdünften fo geht bloß daS Ehlor fort und der ganze Schwefelgehalt bleibt dem Kantfchuk einverleibt. Der Ehlorschwefel entfteht Wenn trockenes EhlorgaS mit p n l V e r * oder dampfförmigem Schwefel Z U f a m m e n k o m m t Leitet man daS EhlorgaS durch ein R ö h n Welches Schwefelblumen enchält fo erhält man in der kalt gehaltenen Vorlage eben auch wie beim Schwefelkohlenftoff^ nicht fogleich die reine Verbindung ^ fondern diefelbe mit aufgelöftem Schwefel Überladen; durch UmdeftiUieren bei gelinder Wärme kann man dann daS Flüchtigste e den gebrauchten Ehlorfchwefet abziehen. Wiffenfchaftlich ift der EhlorfchweSel intereSSant dnrch Verschiedene chemische Eigentümlichkeiten. Schüttelt man Rapsöl mit ^ Seines Volumens Ehlorfchwefet So tritt eine heftige Reaktion ein; es wird SalzSäure gebildet und es bleibt eine weiche Weiße MaSSe Zurück^ die (nach MnSpratt) aUe Eigenfchaften des KantSchnkS befitzt und auch ftatt deSfelben benutzt werden kann. Bis jetzt hat man aber noch nicht gehört daß Von diefer Maffe ein praktifcher Gebrauch gemacht worden ift.

Die Eroberung der Erde durch und für die Zivilisation ist mit der Anwendung des Schießpulvers und der FeuerWaffen aufs engste Verknüpft. Mit der Feuerwaffe ge^ ^ rüstet mußte der europäische Fremdling die Küsten der neu entdeckten Weltteile betreten, um in fabechaft raschem Erfolge Land und Leute zu erobern und der Kultur zu gewinnen. Und auch die uralten Kulturvölker Afiens an deren ehrwürdigen Reichen die Gegenwart rüttelt, würden unsern zu- und eindringlichen Reformbestrebungen weit minder zugänglich fein, Wenn wir sie nicht in der Ausbildung ihrer eignen KriegSmittel, insbesondere des Pulvers und der Feuerwaffen, so unendlich weit überhob hätten. Es liegt darin freilich nicht der Grund, Wohl aber der Beweis unsrer Superiority Denn daß der Chinese oder Hindu, trotz feiner wohl tausendjährigen Priorität als Erfinder, nicht mehr im Stande ist, seine Feuerwaffen den

500 Die Erfindung deS Schießpulvers. nnsrigen mit Erfolg gegenüberstellen oder sich diese letzteren mit raschem Verständnis anZueignen - diese Thatsache gehört zu den entscheidenden Symptomen einer abgelebten und stagnierenden Kultur.

Für die Siegreiche Ausbreitung unSreS Weltverkehrs Steht felbSt die Vedentnng der Dampfkraft hinter derjenigen deS Schießpul VerS faft zurück; mächtige Segelflotten mit den neneften FeuerwaSfen gerüStet Würden der großen Aufgabe immer noch beffer gewachfeu fein als Dampf* oder gemifchte Flotten mit alten nnd nnvoükommenen Gefchützen uud Handfeuer* Waffen oder gar o h n e aUe ^uftrumente diefer Gattuug. Beide Gewalten im Vunde geben nnferm Angriff die uuwiderftehliche Kraft^ unferu Eroberungen die Sicherheit nnd Daner.

Und auch im buchftäblicheu uud im friedlichfteu Sinne deS Wortes hat die Gewalt deS SchießpulVerS die Vahu uufreS FortfchrittS geöffuet Sie hat die Maffeu der Hoch* gebirge gefprengt nnd durchbohrt die Felfenthore der Berge geöffnet ^ die Klippen der Ströme^ ^äfen und Küften zerfchmettert^ um den Straßen deS Weltverkehrs Ranm zu gebeu; nnsre Mineralien nnfer Baumaterial^ uufer Trinkwaffer gewinnen wir Vielfach dnrch Sprengung; kurz^ in allen FäHen in welchen die Trägheit nnd Kohäfion gewaltiger Mafsen bis zu MiUionen Von Kilogrammen dnrch eine angenblickliche Wirknng befiegt Werden folt tritt daS Pnlver in fein alteS Recht aUe Menfchen- und Mafchinenkräfte über* bietend nnd dennoch lenkbar dnrch den menfchlichen WiHen begrenzbar in feinen Wirknngen nach plan nnd Zweck. Wenn hier auch andre explodierende Präparate mit dem Pnlver in Konknrrenz treten ^ f o ift eS immer daS letztere ^ Welches dnrch die Eigentümlichkeit feiner enormen nnd unentbehrlichen Leiftnngen die Erfindnng ähnlicher Mittel angeregt nnd den Maßftab für ihre Wirknngen gegeben hat^ Aber nicht n u r als ein Element der kulturgefchichtlichen Entwickelnng nnd politifchen Machte nicht nur als eine gewaltige Hilfskraft der indnftriellen Thätigkeit beanfprncht daS SchießpnlVer eine wichtige Stelle in diesem Buche; eS kommt hier auch uoch iu Betracht daß an fich fehr wichtige nnd einträgliche GewerbSzWeige ganz oder zum großen Teile direkt an daS Pulver oder an die Feuerwaffen geknüpft find. ^ ^chie^pnlver^ ein Gemenge Von Kalifalpeter^ Holzkohle nnd Schwefet gilt ün Volksglauben der fich allerdings anch auf einige hiftorifche Angaben Stützt als eine Erfindnng deS Freibnrger Mönches B e r t h o l d Schwarz (eigentlich Konftantin Andlitzen)^ welchem in der T h a t feine Mitbürger 1 8 5 8 ein Denkmal errichtet haben. Doch kann fchon längft nicht mehr die Rede davon fein die Ehre der ganzen Erfindung fur einen Dentfchen allein in Anfpruch zu nehmen. Denn ganz abgefehen Von der immer Sicherer hervortretenden Thatfache e daß den alten KnltnrVölkern AfienS^ inSbefondere den Ehinefen nnd Indiem die Bereitung eineS dem Schießpulver ähnlichen Präparats fchon in grauer Borzeit bekannt Wan hat gerade der dentfche Forfcherfinn durch die gründlichsten Studien der klaffifchen nnd orientalifchen Litteratnr den Beweis geführt ^ daß bereits im 7. Iahrhnndert n. Ehr. Gebnrt das fogenannte griechifche F e u e r als ein KriegSmittel erwähnt wird^ Welches in feinen Beftandteilen aller Wahrfcheinlichkeit nach wenig oder gar nicht Von nnferm heutigen Pnlver Verfchieden war. BitrnVinS erzählt die KriegSmafchinen deS ArchimedeS hätten bei der Verteidigung Von SyraknS im Iahre 2 1 2 V. Ehr. Gebnrt mit großem Geränfche Steine fortgefchlendert D a die Katapulten nnd BaUiften den Römern bekannte Dinge waren fo konnte ihnen deren Geränfch nicht anffaUen ^ und man will hieraus den freilich etwaS ge* wagten Schluß ziehen fchon ArchimedeS habe daS Pnlver nnd feine Triebkraft gekannt. M a r e n s G r ä e u S befchreibt nnS daS griechifche Feuen welches zur Zeit der erften EinfaUe der Mohammedaner bei der Verteidigung Von Konftantinopel Verwendet wnrde ^ als ein Gemenge Von 6 Teilen Salpeter^ 2 Teilen Kohle nnd 1 Teil SchweSel. Ter berühmte englifche Dominikanermönch Roger B a e o erwähnt das Schießpulver um daS Iahr 1214^ nnd Berthold Schwarz^ der etwa 1820 lebte^ scheint nur die t r e i b e n d e Kraft deS alS Zündmittel längft bekannten Gemenges entdeckt nnd feine militärifche Anwendung^ wenig* ftenS für die enropäifchen Staaten befchlennigt zu haben. Thatfache i S t daß Pnlver anS Salpeter^ Kohle und Schwefel bereits 1 8 ^ 7 zum Forttreiben Von Gefchoffen anS Gefchützeu gebraucht wurde. Die im Iahre 1846 b e i Ereey zwifchen Engländern nnd Franzofen gefchlagene Schlacht wird Von den GefchichtSforfchern in der Regel als die erfte bezeichnet Welche durch daS Auftreten Von Fenergefchützen entfchieden wnrde.

Die Anfertigung des SchießpnlVerS. ^ DaS Pulver jener Zeit beftand nur auS einer mit der Hand hergefteUten ftaubförmigen Mengung der bereits öfters erwähnten Veftandteile ^ konnte alfo nur geringe Triebkraft besitzen nnd mußte Sich inSolge der Verschiedenen spezifischen Kewichte von Salpeter^ Schwefel nnd Kohle auf dem Transporte alsbald entmifehen anch an Snbftanz wefentlich verlieren. Die HerfteUung deS gekörnten PulVerS fällt in die Mitte deS 15. Jahrhunderts ; doch erft im 17. Iahrhundert w a r man im Standee den Heeren ein transport* und anfbeWahrungSfähiges Triebmittel für die Kefchoffe ihrer Feuerwaffen zu bieten daS nach Gnftav Adolfs Erfindung in Keftalt der heutigen Patronen mit^ gefichrt wurde. Anch daS Pulver in der üblichen Körnergeftalt und Größe entspricht nicht mehr in jeder Hinficht den Anforderungen der Ietztzeit. Für die Schweren Geschütze der Land- und der SeeartiUerie e inSbefondere für daS Durchs Schießen der Panzer der gepanzerten FeftungStürme oder der Panzer der Kriegsschiffe^ wird jetzt in England daS fehr grobkörnige Pellet* oder Eylin* der- nnd daS Pebble- oder KiefelpnlVer^ in Amerika daS fogenannte Mammutpulver e in Preußen daS auS gewöhnlich gekörntem Gewehrpulver in Sechs* Seitige PriSmen gepreßte Sogenannte priSmatifche Pulver Verwendet^ daS mit Sieben eylindrifchen der ^ ^ ^ver^utpfutu^e. LängSachfc parallelen Durchbohrungen Verfehen ift. Anfertigung de^ ^chi^puüur^ gefchiebt in den Sogenannten P u l v e r m ü h l e n oder P u l v e r f a b r i k e n ^ welche heutzutage Salpeter (falpeterfaureS Kali) und Schwefel VoUftändig gereinigt auf dem Wege deS Handels beziehen. Die voUftändige Reinheit diefer beiden Substanzen ift eine Hauptbedingnng zur Erzielnng eines guten PulVerS; der Salpeter darf kein Natriumnitrat nnd keine Chloride enthalten der Schwefel kein Arfen und keine Schwefelfäure; es kann daher nnr Stangenfchwefel Verwendet werden. Die HerfteUung einer richtig beschaffenen PnlVerkohle bereitet wefentlich größere Schwierigkeiten indem mit der Steigerung des TemperatnrgradeSe bei welchem die Verkohlnng des HolzeS Vorgenommen Wirde die Poro* fität ab-e die Wärmeleitungsfähigkeit zunimmt mithin auch die Entzündlichkeit der Kohle Sich Vermindert. M a n wählt deshalb heutzutage nnr folche VerkohlungSmanieren bei Welchen die Regelung des Hitzegrades möglich ift. Tie Holzarten welche fich ambeften zur Puloerkohle eignen find die fpezifiSch leichteften Vorzüglich Pappelkwlz^ Faulbaume Lindee Kaftaniee anch Haufe nnd Flachs^ Weinrebe n. f. w.e Von denen die erstgenannten vorzngSweife in Deutschlande die letztangeführten dagegen in Frankreiche Spanien nnd Italien Verarbeitet werden. Schwere nnd harte Hölzer^ befonderS ^eu^trotnnteI. Wenn fie harzige Bestandteile enthalten liefern eine fchwer entzündliche^ langfam Verbrennende nnd viel Afche zurücklaffende Kohle. D i e Verkohlnng gefchah früher unter direkter Einwirkung der Flamme in Meilern Gruben Ofen und Keffeln. AUe diefe HerfteUnngSWeifen konnten nicht befriedigen fie lieferten teilweife ein Verunreinigtes^ jedenfaUS ein ungleichartiges Produkt Von wechselnden Eigenfchaften. letzt verkohlt man daS Holz lediglich in eifernen Eylindern oder Retorten von Länge und m Durch* meffere foe daß die Flamme nicht damit in Berührung kommt; oder man VoUzieht die Ver* kohlung nach dem Vorgange der belgifchen Pulverfabrik Wetteren bei Gent dnrch überhitzten Wafferdampf. Diefe Von Violette in ESgnerdeS bei S t Omer angegebene Methode der Verkohlnng durch überhitzten Wafferdampf Verdient a l s die allein rationeUe überaU nachgeahmt zu werden. Die Von der Rinde befreiten HolzStäbe ^ nicht dieker als ein ftärker Danmen durch jahrelanges Lagern in Schuppen getrocknete kommen in durchlöcherte Viecheylinder. Diefe werden in einen größeren e Starken Eylinder eingeschoben in welchen Von

^02 ^ie Erfindung deS SchießpnlverS. der einen Seite der auf eine beftimmte Temperatnr erhitzte DampS eintritt während anf der andern Seite durch ein dünneS Rohr die Nebenprodukte der Zerfetznng^ alSHolzeffig u.f.w.^ abfließen. Nach zwei Stnnden ift die B e r a t u n g beendigt der entweichende Dampf ift geruchlos; der durchlöcherte Vlecheylinder wird nnn hinanSgeStoßen in einem eifernen luftdicht Verfchloffenen Ey linder bis zur Abkühlung aufbewahrt und ein andrer gefüllter Eylinder wieder eingefchoben. Vei Anwendnng einer Temperatur Von 2 7 0 ^ 0 0 ^ ^ gewinnt mau die lockere^ poröfe^ fchlecht wärmeleitende^ alfo rafch entzündliche^ für Iagduud Sprengpulver geeignete^ nenerdingS anch für daS Pulver der nenen deutfchen Mnnition in Preußen Verfuchte Rotkohle; bei 8 5 0 ° R. die für KriegSpulVer geeignete weniger entZündliche S c h w a r z k o h l e ^ welche härter und als ein guter Wärmeleiter fchwer entzündlich ift. Die Arbeit deS VerkohlenS muß in der Pnlvernnchle felbft Vorgeuommen werden weil fich die Kohle nicht lange anfbewahren l ä ß t ohne Feuchtigkeit anzuziehen. I n größeren ^ nnd mehr Zentimeter hohen Schichten kann fie fich fogar infolge ihrer immerhin geringen WärmeleituugSfähigkeit und ihres großen Absorptionsvermögens für Luft felbft entzünden. Diefer Umftand Sowie die Entzündlichkeit deS ganzen Fabrikats machen felbftVerftändlich befondere VorfichtSmaßregeln in Anlage und Betrieb der Pulverfabriken notwendig. Dahin gehören: eine Von größeren Wohnorten entfernte Lage^ befonderS an Wafferftraßen ^etrennte Arbeitslokale ^ leichte Vedachung derfelben Vlitzableiter u. f. w. I n Srüheren Zeiten beforgte man daS K l e i n e n M e n g e n der Veftandteile nnd daS V e r d i c h t e n der pnlvermaffe auf einer nnd derfelben Stampfnuchle^ wie eine folche fchon in Spandan beftand ; nenerdingS Verwendet man zu diefen Verfchiedeuen Recken z^n Rntzen deS Produkts fowohl als anch Znr größeren Sicherheit der Arbeiter^ mehrere Mafchinen. DaS Zerkleinern und Mengen der Beftandteile gefchieht ^t^pr^. in Tonnen Mengtrommeln (f. Fig. Welche fich langfam^ in der Minute zehn* mat um ihre Längenachfe drehen. Bronzekugeln ^ deren Gefamtgewicht Stets daS Gewicht der zn kleinenden MaSSe etwas überschreiten mnß^ zerfchlagen nnd pnlverifieren die ein* Zelnen Stoffe^ welche alsdann in andern Tonnen (^olz^erippe mit Sohlleder bezogen) nnter Veigabe Von Kugeln anS hartem Holze gemengt werden. I e weiter daS Kleinen Vor* gefchritten i f t defto inniger wird die Mengnng^ defto Vollkommener die Wirknng. Daß die Vorbefchriebene Art deS KleinenS nnd MengenS eine weit gefahrlofere ift als die ältere mittels der Stampfer^ liegt anf der Hand. ES kommt bei ihr kein heftiger Schlag vor^ wie dieS bei den 4 0 fchweren Stampfern der Fall ift. Die fein pulverifierte nnd anfS innigSte gemengte PulVermaSSe wird nnn angefeuchtet nm die Gefahr f ü r die weitere Vearbeituug zu Vermindern. Genau kalibrierte Vlecheylinder^ mit Vraufen Verfehen fprühen eine bestimmte Onantität Waffer in feinen Strahlen anf eine ebenfalls genau beftimmte GewichtSmenge PulVermaffe. Der fo gewonnene Pnlverteig läuft alsdann zum Verdichten anf einer Vahn Von Segeltnch (f.Fig^ ^72) Zuüfchen z^ei fchweren Walzen dnrch. Anf diefe Weife erlangen die gepreßten PnlVerftücke daS AnSfehen deS SchieferS. — D a S Verdichten deS PnlVerS findet anch in hydranlifchen Preffen ftatt in welchen die M a f f e zu den fogenannten Pnlverknchen ( ^ t t e ) nmge wandelt wird. DiefeS Verdichten der Pülvermifchung ift nötig ^ um feine treibende Kraft zu Vermehren nnd einer Entmifchnng vorzubeugen; ohne die Verdichtnng würde die Verbrennung der Pnlverteilchen fich zu langfam fortpflanzen.

Die Anfertigung deS SchießpulVerS. 508 Die Pulverftücke oder Kuchen werdeu nun entweder zwischen geriefelten gegeneinander fich bewegenden Walzen (euglifche Manier nach EongreVe) zu Körnern gebrochen oder fie kommen in die anch in Preußen gebräuchliche K ö r n m a f c h i n e (f. Fig^ 8 7 8 ) Von LefebVre; diefe befteht auS einem Starken horizontal aufgehängten Rahmen von Zimmerholz anf Welchem 10—1^ hölzerne Gefäße befeftigt find. | e d e ^ dieSer Gefäße hat mehrere dnrchlöcherte Voden. T e r oberfte Voden ift anS einem feinfaferigen harten Holze oder auch Von Meffingbleche der zweite anS Drahtgeflecht^ der dritte auS Haartuch und der letzte endlich a b hartem Holze. Ter gauze Rahmen wird durch eine Vertikalwelle mit Krnmm* ZapSen in rotierende Bewegung verfetzt 74 Drehungen in der Minnte. D a S Füllen der Gefäße gefchieht dnrch den Einfchüttetrichter und den daran hängenden Tnchfchlauch. Die auf dem oberften Voden eineS jeden Gefäßes befindliche Körnfcheibe (anS hartem Holze mit Bleieingnß) zerfchlägt die PnlverftÜde und treibt fie durch die Löcher deS OberfiebeS auf das zweite oder Mittelfieb. WaS auf diefem liegeu bleibt ift daS KanonenpnlVer; die feineren Körner fallen auf daS dritte oder Staubfieb. Dort bleibt daS Gewehrpulver liegen und nnr der Staub fäUt dnrch auf den Voden deS Gefäßes. AnS den Vermiedenen Abteilungen der Gefäße führen Schlänche nach nnten anfgeftellten Käften in welchen fich dann die Pnlverkörner und der S t a u b ge* fondert fammeln. Durch daS Kör* nen allein haben die PulVerkörn* chen noch keine regelmäßige Kugelg eStalt erhalten fondern find noch eckig; Sie müffen daher noch abgerundet und poliert werden. Zwar zeigt daS anS unregelmäßig eckigen Körnchen beftehende Pnlver Wegen der größeren Zahl der AngriffSpnnkte eine vermehrte Wirt* famkeit aber folcheS Pulver hat Wieder den Rachteit daß fich beim Transporte durch Reibung Viel Staub bildet. Man rundet daher die Körnchen ab; zuVor wird daS Pnlver jedoch (in luftigen Sälen) ausgebreitet etwas abgetrocknet nnd fodaun in ähnliche Tonnen oder Trommeln wie die Mengtrommeln gefchüttet. Dnrch IangfameS Umdrehen diefer Trommeln polieren fich die Körner felbft indem fie Sich gegenfeitig abfchleifen. Ein ^nfatz Von Graphit welchen manche Fabriken anwenden um dem PnlVer eine fchöne graue Farbe zu geben ift der Entzündlichkeit deSfelben feindlich nnd deshalb nicht anzuraten. Dem Polieren folgt nunmehr daS letzte Trocknen in befonderS geheizten Lokalen. D a S PnlVer liegt dabei auf gegitterten mit wollenen Decken belegten Rahmen; die durch Dampfröhren geheizte Luft Von ganz gleichmäßiger Temperatur wird mittels Ventilatoren dnrch diefe Gitter durchgetrieben. Hierauf folgt ein letztes AuSftanben und nochmaliges S o r t i e r e n deS PulVerS. Tie gewohnlichen AnfbewahrungSgefäße find Fäffer; f u r größere Transporte faßt man daS PnlVer Zuerft in leinene oder lederne Säcke und Verwahrt diefe dann in Fäffern. Kleinere PulverQuantitäten namentlich |agdpnlver^ verfendet m a n auch in gläfernen Flafchen^ TaS priS* matifche PnlVer wird in Viereckigen Käften zu 1 8 1 4 PriSmeu Verpackt im Gewicht Von 50 Pulverfäffer dürfen nie gerollt oder gefchoben fondern müffen der Vorficht wegen ftetS getragen werden auch mit kupfernen ftatt mit eiSernen Reifen gebunden fein. Nur in pedan= tifcher Einhaltung der Vorgefchriebenen Maßregeln liegt ein wirklicher Schutz gegen die Gefahr.

Werfen wir noch einen Vlick auf die EntWickelung der Pulverinduftrie. Tie oben betriebene nenefte A r t der Fabrikation hat Sich auS den gewaltigen Anforderungen entWickelt^ welche infolge der erften Kriege der franzöfifchen Revolution an aUe Staats* nnd PrivatetabliffementS geftellt wnrden die zur Ausrüstung der Heere beitragen konnten. Die

522 Die Erfindung deS Schießpulvers. alte Stampf m ü h l e n a r b e i t reichte nicht m e h r auS; daß fie mehr Menfchenleben gefährdete^ daran lag den damaligen Machchabern der Repnblik sehr wenig; war eS doch gleichgültig^ ob der arme citoycn in den Pulvermühlen zerfchmettert wurde o d e r dem Schwerte deS FeindeS erlag; a b e r die Arbeit ging zu langfam. Man kleinte und mengte deshalb in RoHierfäffern; WafSertröpfchen^ dnrch eine Branfe in den Satz i m Rollierfaffe nach der Mechode V o n Ehampy eingefprül^ V e r a n l a ß t e n die Vildung d e r Pnlverkörner^ nnd die Arbeit ging anS diefe Weife Viel rafcher^ a b e r daS Produkt hatte auch fehr geringen Wert^ namentlich eine f e h r geringe Transportfähigkeit. Man kehrte deshalb i n geordneteren Reiten Zur alten Stampfmühle zurück ^ bis die Beendignng der großen Kriege Napoleons eine genauere Unterfuchung deS in der Revolution angewandten Verfahrens geftattete. Infolgedeffen behielt man daS Kleinen nnd Mengen in dem Rollierfaffe bei^ fügte demfelben aber daS Prefsen deS SatzeS und daranf folgendes Körnen mittels der Körnmafchine hinzu und erhielt fo die oben beschriebene^ heutzutage namentlich in den preußischen Pulverfabriken angewendete Art^ welche mit der größtmöglichen Sicherheit für die Arbeiter anch eine fehr geringe mechanifche Arbeit erfordert und dabei rafch und gnt produziert.

R u n d u n g nn^ Verbrennung de^ ^nlver^. Tie Verhältnisse^ in welchen die drei

Bestandteile miteinander gemengt werden ^ Sind je nach den BeStimmnngen^ die daS Pnlver erfüllen foll^ etwas Verfchieden. DaS alte Verhältnis^ wie eS nnS Baptifta Porta 1 ^ 7 angibt^ beträgt 6 Teile Salpeter^ 1 Teil Schwefel ^ 1 Teil Kohle. DaS griechifche Feuer ift nach den Schriftstellern deS Altertums wesentlich zuf ammengefetzt gewefen auS ^ Teilen Salpeter^ 2 Teilen Kohle nnd 1 Teil Schwefel. Unfre Ehemiker haben kein andres VerhaltniS zu T a g e gefördert. Sie verlangen 7^ Gewichtsteile Salpeter ^ 12 Schwefel nnd 18 Kohle e offenbar ein ganz ähnliches oder foznfagen faft gleiches Verhältnis ^ Welches nnr je nach den Anfprüchen^ die man an daS Pulver machte in geringer Weife Abänderung erleidet; fo enthält z^B.:

Militärpulver . . . . Iagdpulver . . . . . 78^ Sprengpulver . . . ^ ^

10 ^

^

^ ^

Diefe Mengnng^ dereu inniges ^ufammenwirken dnrch die Reinbeit der Veftandteile nnd deren bis inS kleinfte getriebene Pulverifiernng wefentlich erhöht wird^ entzündet Sich bei einer Temperatnr Von etwa 250^ R. Tritt diefe Temperaturerhöhung nach nnd nach ein^ fo ift eS der Schwefe^ welcher zuerSt brennt nnd dann die Kohle ergreift; tritt fie plötzlich ein^ etwa durch einen Funken^ fo ift eS die Kohle^ welche Sich zuerSt nnd dann den Schwefel mit eutzüudet. Beide Stoffe ^ Schwefel nnd Koble^ bemächtigen fich nnn deS SalpeterS uud zerlegen denfelben in Seine Bestandteile. WaS vorher nnr ein dnrch Adhäfion uud Preffion der einzelnen Staubkörnchen gebundenes mechanifcheS Gemenge war^ wird jetzt eine wirkliche chemifche Verbindung. D e r Salpeter^ anS Salpeterfäure und Kali^ d. h^ anS Stickftoff uud Sauerftoff e und Kalium und Sauerftoff beftehend^ zerSetzt Sich in der durch Schwefel uud Kohle erzeugten ^itze uud gibt Sanerftoff an die Kohle und einen Teil deS SchwefelS ab; eS entftehen Kohlenfäure^ Kohleno^ydgaS und Schwefelfänre. Die letztere fowie ein Teil der Kohlenfänre Vereinigen Sich mit dem Kali zu kohleufaurem nnd fchwefelfaurem Kali ^ während ein andrer Teil deS SchwefelS mit reduziertem Kalinm Schwefelkalium bildet. Während man früher annahm^ daß daS Schwefelkalium die ^auptmaffe deS bei der E^plofion Von Pulver bleibenden Rückstandes ausmache ^ haben die neueften Sehr genaueu chemischen Analyfen der PulVerrückStände nachgewiefen^ daß die letzteren ^ je nach der Pnlverforte und Art der Verbrennung^ auS 4 8 ^ 5 5 Prozent kohlenfaurem Kali^ 8 ^ 2 4 Prozent Schwefelfanrem Kali uud uur 5 ^ 1 9 Prozeut Schwefelkalium beftehen; außerdem aber einen früher ganz überfehenen Beftandteil^ nämlich nnterfchwefligfaureS Kali (bis zu 82 Prozent) enthalten. Die bei der E^plofion deS SchießpnlVerS frei werdenden^ die eigentliche T r i e b k r a f t deSfelben bildenden Gase machen nach neueren Unterfnchnngen 4 1 ^ ^ 4 4 ^ Prozente vom Gewichte deS PnlverS auS^ während die Menge der feften RückStande Prozente beträgt. DieSe Gafe beftehen im wefentlichen anS Kohlenfäure^ Stickftoff nnd Kohleno^ydgaS fowie auS kleinen Mengen von SchwefelwafferftoffgaS n. f. w. Der Rückftand macht namentlich den Trnppen Viel zu fchaffen; er kann Urfache werden^

daß manches Gewehr nnd Thätigkeit einfteUen muß.

Die ^nnftfeuerwerkerei. Gefchütz^ Welches Stundenlang

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rüftig gefeuert h a t endlich feine

Die Wahrhaft Staunenswerte Gewalt welche Schon eine kleine Menge P ü l v e r entwickelt gab fchon den nanchafteSten Denkern früherer Zeit Anlaß zu Untersuchungen und Forfchungen. Selbstverständlich Schrieb man im Mittelalter dieSe Kräfte den unterirdischen Mächten z^ und unfer guter Verchold Schwarz wurde für einen Teufelsbanner gehalten. Der be* rühmte englifche Phyfiker RobinS^ deffen Werke nnS der deutsche Mathematiker Euler in einer gelnngenen Übersetzung VomIahre 174^ Vorführt Stellte die erften Verfnche zur wiffeu* fchaftlicheu Veftimmung der Kraft def PnlVerS an. Nach ihm arbeiteten H u t t o n (1788) und endlich der bayrifche ArtiHeriegeneral R u m f o r t (179^) mit maßgebendem Erfolge. Sie kamen zu dem Ergebniffe^ daß 1 cc^n Pulver 4 8 8 cem Gafe liefere. Denkt man fich nun die große Hitze ^ welche bei der Zerfetznng deS PnlVerS entfteht nnd welche die Gafe noch auszudehnen ftrebt erwägt man ferner^ daß die Zerfetzung deS PnlVerS in dem engen Räume eines FlintenlanfS oder anch felbft eines Kanonenrohrs Vor fich geht fo erfcheint eS begreiflich^ daß der Druck der Pulvergafe mehrere taufendmal größer wird als der Drnck der Atmofphäre. Vei der neueren Annahme^ daß auS eiuem Kubikmaße gekörnten PülVerS (welches einfchließlich der Zwifchenräume ziemlich genan den R a u m einer gleichfchweren Waffermenge einnimmt) anfänglich nnr ^ — 4 0 0 Knbikmaß GaS gewonnen würden ergibt die Rechnnng fchon einen Druck Von mehr als 2000 Atmofphären f ü r eine bei der Verbrennnng entwickelte Temperatur von 960^ I^. D a man aber anch jetzt noch weder die Menge deS erzengten GafeS^ noch jene Temperatur^ noch die Gefetze der E^panfion mit hinreichender Schärfe bestimmen kann fo fchwanken die Angaben der neneSten artiUeriftifchen nnd chemifchen Antoritäten zwifchen der Annahme eineS Druckes Von 2 0 0 0 bis zn 10000 nnd felbft 15000 Atmofphären. Daß wirklich nngehenre Kräfte entfeffelt werden lehren nnS alte nnd nene Erfahrungen. Wurden doch bei der E^plofion der franzöfifchen MnnitionS* kolonnen in Eifenach im | a h r e 1808 felbft in entSernten Stadtteilen die Wände der Häufer eingedrückt. I m | a h r e 18^7 wurdeu in Mainz Reiter der königlich preußifchen Artillerie^ welche in einiger Entfernnng Von dem Schauplatze der E^plofion auS der Vahn ritten dnrch den Drnck der LuSt umgeworfen oder in den nahen FeftungSgraben gehoben. Die Vielfältigen Verfnche^ an Stelle deS altbekannten PnlVerS ein neues zn erfinden find bis jetzt nach den nnten angegebenen Daten faSt aUe als mehr oder weniger mißlnngen anznfehen. Die Wirknng der meiften diefer P r ä p a r a t e ift zn momentan zu heftig und deS* halb zn zerftörend für daS Rohr an derjenigen Stelle^ an welcher fie entzündet Werden. Der Stoß erfolgt zu rafch^ als daß er fich anf die übrigen Teile deS RohrS Verteilen nnd dadnrch an feiner Heftigkeit Verlieren könnte. D a S Rohr fpringt daher in Stücke anS demfelben Grnnde^ anS welchem eine Vüchfenkngel eine Fenfterfcheibe fcharf durchfchlägt während ein weit geringerer S t o ß einen Sprung dnrch die ganze Scheibe zur Folge hat. DaS Pulver wirkt für unfre S i n n e freilich auch momentan ^ dennoch aber brancht eS zur Entwickelnng feiner Kraft etwaS mehr Zeit fo daß feine Wirkung anf Rohrwände und Gefchoß mehr druck* als ftoßartig zu nennen ift. Wo die letztere Wirkuug fich nntzbar machen kann wie Z. V. bei den Sprengarbeiten da können jene Erfatzmittel eher und bisweilen fogar mit großem Vorteil in Gebranch genommen werden. ^ie ^ n n ^ e n e r w e r ^ e r e i . Tie vorstehenden Zeilen behandeln den Gebranch der Schießpräparate Sür die ernften Zwecke deS Kriegs ^ der Iagd nnd der |ndnftrie. Aber auch für unterhaltende Zwecke wird daS alte Gemenge benutzt um nachZufatz andrer Stoffe bei freudigen Ereigniffen teils dnrch die Helle ^ Farbenpracht nnd Lebendigkeit deS FenerS^ teils durch die Vielfältigen rafchen Bewegungen daS Auge zu erfreuen. Die fchönften und reichhaltigsten Erfindungen anf diefem Gebiete der Feuerwerkerei liefern P a r i s nnd Rom. Dem gewöhnlichen Mehlpulver zngefetzte Eifenfeilfpäne geben bei der Entzündung die fprühenden roten und weißen Fnnken Kupferfeilfpäne die grünen Zmkfpäne die blanen Farben. Kolophonium nnd Kochfalz färben die Flamme geUt Strontiannitrat purpurrot. Kienruß^ MehlpnlVer und Salpeter erzeugen die gelben Funken deS prachtvollen Goldregens nnd die Sterne der Raketen während zugefügtes Hexenmehl die fchöne rofenrote Flamme der Theaterfackeln vernrfacht Vielfach verschieden find Art nnd Menge derZnfätze für die verfchiedenen Zwecke. Z u den in der Feuerwerkerei Verwendbaren Stoffen wird Sich von jetzt

524 Die Erfindung deS Schießpulvers. an anch daS Magnefinm gefeUen da eS aufgehört hat englifcher Monopolarükel zn fein und Von einer Berliner Fabrik zu fehr ermäßigten Preifen geliefert wird. Schon ein Zufatz Von 2 ^ Prozent pulverförmigem MagnefiummetaU genügt der roten Strontianflamme den höchften Klanz zu erteilen und in der Barytflamme daS grüue Licht fo zu verdeden daß fie vollkommen weißglänzend erfcheiut und demnach eine Mifchung Von Varyumnitrat mit Schellod (beide zufammengeSchmolzeu uud dauu gepulvert) mit 2 ^ Prozent MagnesiumpulVer geeignet i f t ein briUanteS WeißSeuer zu geben. Die FeuerwerkSStücke Sind entweder feststehende^ wie die Verschiedenen Feuer oder Lichter (chinesisches Feuer^ römische Lichter)^ die Kaskaden oder Fontänen oder bewegliche Stücke e wie die Verschiedenen Arten der einfachen uud doppelten Feuerräder e die bei der lugend fo Viel beliebten Schwärmer nnd Fröfche u. f. w.e welche fich f ämtlich auf oder in geringer Höhe über der Erde bewegen nnd endlich die hoch in deu Lüften ihre Wirkuug für friedliche uud erufte Zwecke durch Knall nnd Farbenlichter äußernden Raketen. Die Urfache der Veweguug diefer FeuerwerkSftüde beruht auf der gleichmäßige Wirkuug der Gafe auf chre Umgebung^ fo daß alfo die Rakete auS deufelben Gründen iu die Höhe fteigt auS deueu auch daS Gefchütz beim Schuß zurüdläuft und der Schütze durch deu Rückftoß Seines abgefchoffeueu Gewehrs beläftigt wird. In der KriegSSeuerwerkerei werden anS deu drei Pulverbeftandteilen iu verfchiedeueu MeugungSVerhältniffeu die uachfolgenden FeuerWerkSfätze für die Züuduugeu uud befoudereu Feuerwerkskörper beuutzt: Züudlichterfatz: 100 Teile Salpeterfchwefel (75 Salpeter^ 75 Schwefel) ^ 85 Mehl* pulver^ 7 Kolophonium. Z ü u d e r f a t z : 81 Salpeter 17 Schwefet 82 Mehlpulver. V r a u d f a t z : Grauer Satz ^ 75 Salpetere 25 Schwefet 7 Mehlpulver. Leuchtfatz: 75 Salpetere 25 Schwefet 7 Mehlpulve^ 5 Schwefelautimon. Raketenfatz: 75 Salpetere 25 Schwefet 00 Mehlpulven 4 9 Ko^e. Ie uach der SchneUigkeit der Verbrennung der Sätze infolge ihrer Znfammenfetznng nnterfcheidet man den f a n l e n m i t t l e r e n und rafchen Satz^ und je nach der Art der Vereitnng k a l t e n und warmen Satz. ^chie^banmnwll^ TaSjenige Präparate Welches in feinen Eigenfchaften nnd in feiner Verwendbarkeit dem Pulver am uächften fteht ift die Sehießwollee auch Schießbaumwollee uud wohl am richtigSteu R i t r o e e l l u l o f e oder auch P y r o ^ y l i u ( ^ e Feuere uud ^ ^ ^olz) genannte weil jede PflanzenSaSer die e^ploSiVeu EtgenSchaSteu erhält e weuu mau Sie mehrere Miuuteu laug iu eiuem Gemifche Vou kouzentrierter Salpeter* nnd Schwefel* fäure einweichte alSdauu mit Waffer auSwäfcht und trocknet. S o ift nämlich im allgemeinen daS Verfahren zur Anfertignng der SchießbanmwoUee wie fie die Profefforen Schönbein anS Vafel und B ö t t g e r anS FrankSurt a. M . SaSt gleichzeitig erfauden und dem Dentfchen Vnnde im | a h r e 1840 als Erfatzmittel deS PulVerS vorlegten. Die franzöfifchen Ehemiker Vraeonuot (1888) und Pelonze (1888) hatten dnrch Übergießen Von Pflanzenfafer mit Salpeterfäure ähnliche Verbrennliehe Präparate gelieferte ohne jedoch davon nnd inSbefondere Von den e^plofiven Eigenfchaften derfelben praktifche Anwendnng zu machen. Anf Verfügung deS VnndeS fanden Von 1846—51 zn Mainz und Wien fpäter auch in England nnd Frankreiche Verfnche mit der SchießwoUe ftatt. DaS Urteil der Kommiffionen lautete im ganzen nicht fehr giinftig. Trotzdem aber fand fich im Hinblick auS manche h^chSl fchätzenSwerte Eigenfchaften deS nenen Triebmittels (geringer RÜdftande Wenig und durchfichtiger Dampf) die öfterreichifche Regiernng Veranlaßt den Erfindern Schönbein nnd Vöttger daS Prioritätsrecht um eine nicht unbedeutende Summe abzukaufen und in Schloß O r t e n b e r g unweit Wiener^Nenftadt eine SchießwoUeSabrik anznlegen. Die zur SchießwoUe anznwendende BaumwoUe mnß fehr forgSältig gereinigt nnd anS* getrocknet^ die Säuren mliSfen fo konzentriert als möglich fein. DaS erfte Eintanchen be* Wirkt nnr eine unVoUftändige Umwandlung. ES erfolgt deshalb ein zweites in eine ganz frifche Mifchung e in welcher die VaumwoUe 48 Stnnden bleibt. DaS AnSwafchen in fließendem WafSer mnß fo lange fortgefetzt werden e bis auch die letzten Spnren von Schwefelfäure entfernt find. ES dauert dieS freilich wochenlange aUein nnr dnrch pe* dantifche Vefolgnng diefeS Verfahrens erchält man eine anfbeWahrungSfähige SchießwoUe von geringer FeuchtigkeitSanziehnng. Die Temperatur der Entzündung der nach dem

Schießbaumwolle^ 507 Berfahreu deS öfterreichiScheu FeldwarfchallS B a r o n Lenk bereiteten SchießwoUe wird auf 186° angegeben. I m Iahre 186^ wurde eine Umgeftaltnng der gefamten öfterreichifchen Feldartillerie in gezogene SchießwoUbatterien begonnen jedoch plötzlich wieder eingefteUt. Um einen Vegriff Von den Urfachen zu erhalten welche daS häufige Fehlfchlagen der SchießWoHverfnche Veranlaßten müffen Wir noch erwas näher anf daS Wefen deS genannten Triebmittels nnd anf die Art feiner Wirtuug eingehen. 100 Teile Baumwolle liefern in der oben betriebenen Weife verarbeitet etwa Teile SchießwoUe^ welche^ ohne ihr nrfprünglicheS AuSfehen zu verlieren fich n u r etwas härter anfühlt^ beim Znfammeu* drücken ein leifeS Knirfchen hören läßt nnd dnrch Reiben elektrifch wird. Diefe Gewichts* Vermehrnng hat chren Grund darin daß die EeUulofe^ anS Welcher die Baumwolle befteht Stickftoff nnd SanerftoSf anS der Salpeterfäure a u f n i m m t daß^ mit andern Worten gefagt der Komplex ^ ^ (Unterfalpeterfänre) für anStretenden Wafferftoff in die Verbinduua eintritt. | e nachdem nnn 2 oder 8 Atome Wafferftoff der Eellulofe durch 2 oder 8 M o l e k ü l e ^ erfetzt werden nnterfcheidet mau D i n i t r o e e l l u l o f e und T r i n i t r o e e l l n l o f e . Letztere ift die SchießbaumwaHe^ erftere die Kollo* diumwolle. Als VerbrennnngSprodnkte der Schießwalle werden angegeben: Stickftoff e Kohlenfänre ^ Kohleno^yd^ Kohlenwafferftoff und Waffer. Der Starre RÜckftand ift Sehr gering ^ der entwickelte Dampf faft farblos^ Laden und fielen beim Feuern mit Schießwolle alfo fehr erleichtert. Die genannten Gafe find für die Mannfchaft unfchädliche waS für den Dienft in Kafematten Van hohem Werte ift nnd Sich bei Verfnchen wirklich bewährt hat. M a n fände baß 4 9 ^ 8 ^ (eirea 5 Schießwolle in einem Räume vou 0 ^ ^ ^du^ ^ ^ r a ebenfoViel artiHeriftifch Verwendbare Kraft lieferten als ^ Pnlver in denselben Räume. Hieraus uud auS der großeu SchneUigkeit der Zer* fetzung erklärt fich die enorme SprengWirkung der SchießwoUe^ Welche aber gerade^ wie wir oben bei der Wirkung deS PnlverS Zn erklären verfnchten der Haltbarkeit der Rohre nicht zuträglich fein kann. Frei auS* gebreitete SchießwoUe liefert ebenfowenig Effekt wie lofeS Pnlver ^ daS^ ohne in fefter Umfchließnng fich zu befinden entzündet wird. S o läßt fich Schießwolle auf einer Wagfchale abbrennen ohne bedeutende Rückwirkung zu Veranlagen oder anf einem Kartenblatt auf einer untergelegten Schicht Pnlver entzünden e ohne daß letzteres zugleich in Brand gerät Die SchießwoUe gibt in der Feuerwaffe ihre größte Wirkung ^ wenn fie an Gewicht der PulVerpatrouee au Raum aber ^ mehr als diefe beträgt. Znr Anfertigung der P a t r o n e n Verwendet man nnr in Fäden gefponnene SchießwoUe; in Knchen gepreßt^ war die Wirkung zu unregelmäßig. Ebenfo wie beim PnlVer fordert auch hier jede Waffe nnd jedeS Projektil eigentlich eine Schießwollpatrone Von bestimmter Dichtigkeit DaS Arrangement der Fäden Form und Dimension derPatrone^ Art der Entzündnng^ dieS alles ift von großem Einfluß auf Verbrennung und Wirkung. Die Fäden Werden für die Patronen der Gefchütze fo feft gedreht daß 1 m Länge an der freien Luft durchfchnittlich drei Sekunden lang brennt während von den wie Lampendocht gewebten langen Schieß* woUeylindern e aus welchen die Patronen der Handfenerwaffen gefchnitten werden in

^02 ^ie Erfindung deS SchießpnlverS. derfelben Zeit ^ m Verbrennen. Diefelben eylindrifchen Gewebe Werden anch als Sprengladung der HohlgeSchoSfe Verwende^ ganz ähnlich^ wie man daS langSamer brennende grobkörnige Pulver Sür GefchÜtze^ daS rafcher Verbrennende ^ feinkörnige Pulver für Gewehre uud als Sprengmittel der Granaten gebraucht. Zur Anfertiguug der SchießwollgewehrPatronen fchneidet man Stüde Von der erSorderlichen Lange ab^ bindet Sie an daS Gefchoß nnd zieht eine Kartonhülfe darüber. Tie untenstehende^ nach einem Original gezeichnete Patrone (f. Fig^ Zeigt ein hölzernes Stäbchen ^ in dem Voden deS KompreffionSgefchoffeS befeftigt nnd darüber daS Schießwoü^gewebe gezogen. DaS Kaliber der Patrone ift fo fchwach daß diefelbe ohne Ladeftock (weil die SchießwoHe dnrch Stoß leicht explodiert) durch ihr eignes Gewicht in daS Rohr gleitet; daS unten Vorstehende Ende deS StäbchenS foil Sich in eine entfprechende Vertiefnng der Schwanzschranbe deS Gewehrs feftklemmen. Zur ^erftellung der Gefchützpatronen wickelt man Schießwollfäden breit anf hölzerne oder Kartonröhren. Holzröhren find beffer^ weil fie die GeStalt beffer beibehalten. Die Spreng- nnd ^ur^piS^ ^ ^ d ^ ^ a ^ ^ Minenladungen find^ wie die Gewehrpatronen^ dochtartig geflochtene Seile Von SchießwoHe ^ welche anf die geWünfchte Länge abgefchnitten werden. Die Verbeffernngen in England beziehen Sich anf die mechanifche Umformnng und Laboriernng der SchießwoHe. Sie wird zu eiuer Art dünnen PapierS Verarbeitet nnd dann in hydranlifchen Prefsen bis zum fpezififchen Gewicht ^ 1 Verdichtet. Die Verwendnng der Schießbaumwolle an Stelle deS PnlVerS für Gewehre nnd Gefchütze hat jetzt ganz aufgehört; dagegen werden große Mengen Von Schießbanmwoüe im komprimierten Zuftande für Torpedozwecke Verwendet. Löft man DinitroeeUnloSe^ alfo Kollodiumwolle ^ in einer Mifchnng Von Alkohol und Acher anf^ fo bildet fich eine klebrige Flüffigkeit^ daS Kollodinm^ welches ganz Vorzüglich zu dünnen ^ wafferdichten UberZügen geeignet ift. ES bildet nämlich beim Verdnnften eine Völlig znfammenhangende^ dnrchfichtige Haute wird deshalb zum Bestreichen der Wunden und neuerdings auch zum Uberziehen der komprimierten Patronen angewendet. Die ^auptverwendung Sand jedoch daS KoUodinm bisher in der Photographie; Seitdem aber daS Gelatine* oder TrockenplattenVerfahren mehr nnd mehr an AnSbreituug gewinnt ^ wird auch der Verbranch Von Kollodium zu photographifcheu Zwecken immer geringer. Eine andre Ve* nutzung hat jedoch diefe Nitroeellulofe erfahren zur Herstellung Von Soge* nanntem Zellhorn oder E e l l u l o i d ; eS iStdieS eine außerordentlich elaftifche^ Sehr politnrfahige MaSSe e die bei 14^° C. knetbar Wird und Sich dann in Verschiedene Formen preSSen und mit Vermiedenen FarbStoSfen mifchen laßt. M a n benntzt fie alSErfatz für Elfenbein und fertigt daranS zahlreiche kleinere GebranchS- und Schmuckgegenftande^ die nnr den einen Fehler haben^ daß Sie zu leicht brennbar Sind. Die ^erfteUung deS EeHuloidS gefchieht auf die Weife ^ daß man Kollodiumwolle oder auch auS Papiermaffe hergestellte RitroeeHnlofe in gefchmolzenem Kampfer löSte indem man mittels ^ ^ ^ ^ hydranlifchen PrefSe einen Starken Drnck bei einer dnrch Dampf er^ a n d ^ r ^ ^ zengten Temperatnr Von 1 ^ 0 ° C. anf daS Gemenge Von RitroeeHnlofe uud Kampfer anSübt. In Velgien hat man ftatt deS Salpeterfanren Kalis Verfucht^ falpeterfanren Varyt in die Pnlverfabrikatiou einzuführen ^ jedoch iSt daS Varytpnlver Seiner Rückstände Wegen^ welche einen großen WarmeVerlnft^ michin eine Vermindernng der Spannnng der Gafe Vernrfachen^ nicht in Aufnahme gekommen. DaS P i k r i n p u l V e r Von DefiguoUe in Le Vouchet erfetzt den Schwefel dnrch pikrinfanreS Kali. Die pikrinfäure entfteht durch fortgefetzte Einwirkung von fchwach erwärmter konzentrierter Salpeterfänre auf die anS dem Steinkohlenteer gewonnene Karbolfänre.

Andre Sprengmittel. ^09 Mit Alkalieu gibt Sie Stark explodierende Salze. Defignolle Verwendet für GewehrpnlVer 20 Prozent für Gefchützpnlver 8 ^ 1 5 Prozent je nachdem die VerbrennnngSzeit verkürzt oder verlängert werden foU. Einfache^ gefahrlofe Anfertigung^ Billigkeit geringer Rückftand^ Schonnng der Waffen Fügfamkeit nnd Geschmeidigkeit werden alf Vorzüge bezeichnet; ef hat jedoch die Vor mehreren Iahren anf dem Sorbonneplatze zn Paris Vorgekommene bedentende E^plofion gezeigt daß daS pikrinfanre Kali bisweilen fehr gefährlich werden kann. DaS weiße S e h i e ß p n l V e r Von Angendre^ ans 28 Teilen Blutlangenfalz^ 2^ Teilen Rohrzucker oder Kartoffelstärke und 49 Teilen chlorSanrem Kali beStehend ^ ift nicht in die Praxis übergegangen. DaS chemifche PnlVer oder Schießholz deS königlich prenßifchen ArtilleriehanptmannS E. Schnitze in Potsdam beSteht anS nitrierten Holzkörnern welche mit 40 Prozent einer Löfnng Von Salpeter nnd Vlntlaugenfalz imprägniert nnd getrocknet werden. ^ndre ^prengmittel. Wie fchon erwähnt iSt man dnrch Verfnche in neuerer Zeil dahin gelangt daS MifchnngSVerhältniS deS PnlVerS fo zu gestalten daß eS allen ballt Stifchen Anfordernngen entfpricht; weniger genügend als diefe balliftiSche Wirkung erfcheint jedoch die brifante Wirknng^ die Sprengkraft deS PnlVerS für die Zivils und Militärtechnik. Die koloffalen Tnnnel* und Bahnbanten^ die fichere Zerßörnng Von Paliffaden freiftehenden Manern Brücken feindlichen Gefchützen und ihrer Munition Schiffen n. f. w. Verlangten noch kräftigere E^plofiVpräparate. D i e W i r k u u g deS P n l V e r S iSt f ü r diefe Zwecke nicht plötzlich genng und bedarf n n b e d i n g t der feften Einschließung^ waS eine Reihe nnangenehmer Konferenzen zur Folge hat wie Vermehrung deS todteu Gewichts^ Gefahr durch die nnchergefchleuderten Stücke n. f. w.^ Verdämmnng der Minen ^e. Die Schwierigkeit der Sprengnngen nnter Waffer (ZerftÖrnng Von Brücken Minen in fenchtem Terrain daS Torpedowefen für den KüftenSchntz) Verlangten ebenfo gebieterifch ein neneS Sprengmittel an Stelle deS nngenÜgenden PnlVerS. ^ Entfpricht anch die SchießbanmwoHe diefen Anfordernngen in vieler Beziehung^ fo hät fich diefelbe doch nicht eine fo maffeichafte Venntzung erringen können wie ein andres neneS Sprengmittet daS D y n a m i t jedenfalls der wichtigste Sprengftoff der |etztzeit. DiefeS fowohl als anch die übrigen empfohlenen nnd teilweife anch in Anwendung gekommenen Sprengmittet wie z^ B . N i t r o m a n n i t p i k r i n f a n r e Salze^ Schieß w o l l e ^ zeichnen fich dadnrch anS^ daß Sie bei ihrer HerfteHnng StiekStoSf nnd Sauerftoff in großer Menge anfgenommen nnd gebnnden haben. Am fchnellSten hat Sich daS Dynamit eingeSührt. Während 1867 erSt 220 Zentner Von diefem SprengStoSS Sabriziert wurden war im Iahre 1874 fchon die Menge deS in etwa 14 Fabriken produzierten Dynamits anf 6 ^ 4 6 0 Zentner geStiegen nnd foU fich gegenwärtig anf mindeftenS 1 0 0 0 0 0 Zentner jährlich belanfen. Iene 100000 Zentner D y n a m i t welche in 20 Fabriken erzeugt werden repräfentieren ein Onantum welches an Kraft etwa einer Viertelmillion Zeutuer SchwarzpmlVer entfpricht. Die relative Größe diefer Zahlen wird erft klar werden wenn man berückfichtigt daß die gefamte jährliche PulVerfabrikation der Vier großen Militärftaaten deS Kontinents znfammen nnr eine halbe Million Zentner beträgt. — Nach T r a n z l fprengt jeder Zentner Dynamit etwa 20—^0 Kubikklafteru Geftein; eS wird alfo dnrch Dynamit jährlich die enorme Maffe Von 2—^ Millionen Knbikklaftern Geftein Von dem Felfengerippe der Erde loSgelöft. Diefe LöfnngSarbeit koftet pro ^nbikklafter im Mittel 20 Mark; Dynamit erfpart aber hierbei gegenüber dem PnlVer mindeftenS 2^ P r o z e n t d. h. etwa ^ Mark pro Kubikklafter gewonnenen GefteinS. ES bringt alfo der Erfatz deS PnlVerS dnrch Dynamit gegenwärtig fchon einen IahreSgewinn von 1 ( ^ 1 5 Millionen M a r t um die wir Erze nnd Kohlen billiger erhalten Tunnel und Einfchnitte wohlfeiler herftellen. Bedeutender als diefer direkte Geldgewinn iSt jedoch der Gewinn an Z e i t die Befchlennigung der bergmännifchen Arbeit die dnrch die Anwendnng deS Dynamits erhielt wird nnd welche man dnrchfchnittlich auf 2 0 ^ 0 Prozent gegen daS Pulver annehmen kann. Solchen Erfolgen gegenüber Verfchwinden die vielfachen Bedenken gegen die Anwendung deS Dynamits Wegen feiner Gefährlichkeit; letztere ift übrigens anch nicht größer als bei SchießpnlVen nur die Wirknng ift bedentender. Der Transport deS Dynamits ift im Gegenteil ungefährlicher als der deS PnlVerS^ da diefeS nene Sprengmitrel mechanise Erfchütternngen Verträgt ohne zu explodieren und anch angeziiudet oder inS offene Feuer geworfen ohne E^plofion ruhig abbreuut; letztere erfolgt nur bei feftem Verfchlnß.

^02

^ie Erfindung deS SchießpnlverS. Dem großen Publikum war Dynamit in der erften Zeit feiner Verwendung Wohl nnr wenig bekannt; man wurde erft dnrch die fürchterliche Explofi on darauf aufmerkfain welche fich am 11. Dezember 1875 in Vremerhafen ereignete und zahlreichen Menfchen daS Leben koftete. I n der Verbrecherischen Absicht ein Schiff anf offenem Meere in die Luft zu fprengen um durch wertlofe Waren die er zu hohem Preife zu Verfichern gedachte^ fich zu bereichern hatte ein gewiffer T h o m a s in einem mit Dynamitpatronen gefüllten Faffe ein Uhrwerk angebracht^ daSe nachdem eS an einem beftimmten Tage abgelaufen durch einen kräftigen Schlag auf eine Züudmaffe die Dynamitladnng zur E^plofiou bringen Sollte. DiefeS UhrWerk war wahrfcheinlich nicht richtig gefteUt uud explodierte auf dem Hafendamm in dem Augenblide^ iu welchem eS auf den Dampfer Verladen Werden foUte. Allgemeines Auffeilen erregten ferner die großartigen Sprengarbeiten Welche im Sommer 1870 bei New ^)ork mit Dynamit Vorgenommen wurden um die den dortigen Hafen fperrenden und der Schiffahrt hinderlichen Felfen am ^HöHenchor^ zu entfernen. Vei diefer Sprengarbeit^ die nur fo Vollbracht werdeu konnte e daß man Vom Lande anS Tunnel nnter dem Voden deS Meeres bis an die betreffenden SteUen hin ^führte und die Dynamitladungen dann Vom Lande auS mittels elektrischer Batterien entzündete ^ Sind die größten Maffen Von Dynamite die je anf einmal zur Exblofion gebracht wnrden in Anwendnng gekommene nnd die ganze Arbeit ift mit größter Präzision nnd ohne jeden UnSaU ausgeführt worden. WaS ift nun aber eigentlich Dynamit^ Dynamit ift eine Mifchung Von Kiefelgnr (fein Verteilter Kiefelfäure e Infnforienerde) m i t Nitroglycerin in einem Solchen Verhältnis daß daS Nitroglycerin nicht mehr abtropfte wozu in der Regel eirea 7 5 Prozent Von letzterem nnd 25 Prozent Kiefelgnr nötig find. D a S Nitroglycerin ift eine olartigee mit Waffer nicht mifchbare Flüffigkeit e die dnrch Schlag n n r an der getroffenen SteUe explodiert nnde mit Feuer in Berichrung gebrachte ruhig abbrennt. ES wird auS Glycerin durch Behandlung mit einer Mifchung .Von Schwefelfänre und Salpeterfänre erhaltene Wobei erftere nicht mit in die Verbindung eintritte Sondern nur die Sekundäre Rolle hate durch Aufnahme deS abgeschiedenen WafferS die SalpeterSänre immer konzentriert zu erhalten. Da die zu dieser Fabrikation nötige SalpeterSänre befonderS ftark fein mnß und dem Transport folcher Starken Salpeterfäure Von feiten der EifenbahnVerwaltuugen Schwierigkeiten entgegengefetzt werden fo bereiten fich die meiften Dynamitfabriken ihre Salpeterfänre felbft. Obfchon die Herftellnng des Nitroglycerins im wefentlichen in aUen Fabriken die gleiche ifte fo bat doch jede wieder ihre befonderen Methoden nnd Vorrichtungen. Die beiden Säuren werden im Verhältnis Von 1 Teil Salpetersänre und 2 Teilen Schwefet fänre zunächft miteinander gemifcht WaS in einem gnßeifernen Keffel gefehieht nachdem die Mischung e die fieh erwärmte Vollständig abgekühlt ifte Wird fie in holzernee mit Vlei anSgelegte Bottiche gelaffen e in denen fie mit dem Klycerin gemifcht wird. Manche Fabriken benutzen hierzu daS grünlichgelbe Rohglycerin die meiften jedoch jetzt daS raffinierte oder gereinigte Klycerin Von t ^ fpezififchem Gewicht. DaS Klycerin darf nicht anf einmal zu der Sänremifchnng gebracht werden e fondern mnß in einem dünnen e langsamen Strome zufließen Wobei daS Ganze dnrch eine Rühr* Vorrichtung in Bewegung erhalten Wirde damit die Mifchung eine VoUftändige fei. Der hier* bei eintretenden Erwärmnng mnß durch geeignete Kühlvorrichtungen fo entgegengearbeitet Werden e daß die Temperatnr der Mifchung nicht über 18^ C. fteigt. Man Wendet anf je 1950 ^ obiger Sänremifchnng gewöhnlich 815 ^ Klycerin an. Die Mifchung wenn aUeS Glycerin eingefloffen in einen mit Waffer zur Hälfte gefüUten Bottich gelaffen nnd daS Nitroglycerine welches fich auf dem Boden deS Bottichs sammelte mehrmals mit frifchem Waffer gewafchen. Um die letzten Refte Von Sänre Zn entfernen wird daS Präparat in einer Mafchün die man die Buttermaschine nennt mit konzentrierter Sodalöfnng gefchÜttelt und nochmals mit Waffer gewafchen. Hierauf ift erft daS Ritroglycerin fertig nnd Verwendbar. DaS Nitroglycerin ift eine öligee in Waffer nn* löSlichee darin nnterfinkende Flüffigkeit die in der Kälte kriftaUinifch erftarrt und fehr giftig wirkt Ein Liter Nitroglycerin liefert 1 ^ 9 8 1 Kafee die im Augenblick der Explofion anf 10 400 1 ausgedehnt werden. Seiner chemifchen Ratnr nach iSt diefeS Präparat daS Tri* nitrat deS KlycerylächerS oder Klycerintrinitrat. Die Benutzung deSfelben war aber wegen feines flüffigen ZuStandeS mit allerlei Unbequemlichkeiten nnd Kefahreu Verknüpfte da fchon W i r d e

ifte

Andre Sprengmittel. 511 ein Durchfideru auS kleineu Fugen der TranSportgefäße genügte^ um durch zufällige Per* kuffiou diefer wenigen anSgefickerten Teile die E^plofion derfelben fowie diejenige größerer benachbarter Maffen zu VeranIaffen. Diefe Gefahren befeitigte Nobel ^ der überhaupt der erfte w a n welcher Nitro* glyeeriU iu größeren Mengen fabrikmäßig darfteUte^ zunächst dadurch (1864)^ daß er daS Nitroglycerin iu Holzgeift (Methylalkohol) löfte und diefe Löfung zum Verfaud brachte. Die Löfung^ auch S p r e n g ö l genannt ift gegen Schlag nnd Stoß uuempfindlich und läßt fich felbft durch KuaUpräparate nicht zur E^plofiou bringen; angezündet brennt fie rnhig ohne Detonation. Behufs der Verwendnng wird der nötige Vedarf mit dem 6—8fachen Volnmen Waffer gefchiittelt wodnrch fich daS Nitroglyeerin wieder abfcheidet während der Holzgeift fich in dem Waffer löft. Aber auch in diefer Form hatte der nene SprengStoSf noch denübelftand^ daß er Slüffig und znr Füllung Von Patronen nicht recht geeignet war. Da fand Nobel 186^ znfällig^ daß fehr feine ^ poröfe Kiefelfänre felbft bei bedeutendem Drnd daS aUfgefangte Ritroglycerin fehr feft hält^ und die angestellten Verfuche zeigten ihm^ daß daS AnSfickern deS Nitroglycerins während deS Transports^ der Aufbewahrung nnd deS Gebrauchs vermieden wird nnd daß die Mifchung noch eine höchft bedeutende E^vlofionSkraft entwickelt. Die Folge w a n daß diefe Mifchnng Von Nitroglycerin und Kiefelgnn die^ wie fchon oben erwähnt den Namen D y n a m i t erhielt allgemeine Anwendung fand^ während daS flüffige Ritroglyeerin gar nicht mehr benntzt wird. Die Kiefelgnr oder |nfnforienerde mnß^ bevor fie verwendet werden k a n n erft anSgetrocknet nnd anSgegluht werden nm Waffer zu entfernen nnd organifche Subftanzen zu Zerftören. Hierauf wird die Infnforienerde mittels Handwagen zerdrückt und dnrch ein Drahtfieb geworfen welches die gröberen Sandktörner n. f. w. zurückhält. Die Mifchnng der anSgeglübten Infnforienerde mit dem Nitroglycerin gefchieht vou Arbeitern dnrch Kneten mit der bloßen Hand. Die Dynamitmaffe befitzt eine hellgelbe Farbe nnd teigartige Befchaffenheit; man drückt die Maffe durch eiue Meffingröhre in die anS Pergamentpapier gebildeten Patronenhülfen mit Hilfe eineS Stempels ein. AlS Arbeits* ränme für diefe Operation dienen kleine ^ für je zwei Arbeiter beftimmte K a m m e r n welche in genügender Entfernung voneinander nifchenartig in einen ErdwaU hmeingebaut find. DaS Dynamit erlaubt keine erheblichen Änderungen in feiner Zufammenfetzung; nimmt man mehr a l s 72—7^ Prozent Nitroglycerin fo kann die Kiefelgnr letzteres nicht mehr ge* nügend anffangen und eS fließt davon auS; nimmt man weniger^ fo explodiert daS Dynamit fchlecht. Die fertigen Patronen werden in einem befonderen leicht anS Holz gebanten PadhänSchen in kleine Kiften Verpackt die eirea ^ 5 ^ ^ Dynamit enthalten wobei die Zwifchenränme zwifchen den einzelnen Patronen mit Kiefelgnr anSgefüHt werden. Später hat man anch verfncht die Infnforienerde dnrch andre Subftanzen zn erfetzen und hat diefen Mifchungen befondere Namen gegeben fo z^ V. K o l o n i a l p u l V e n 40 ProZent Nitroglycerin aufgefogen durch SchwarzpulVer; Dualin ^ 8 0 — 4 0 Prozent Ritroglyeerin aufgefogen durch mit Salpeterlöfung getränkte feine Sägefpäne; L i t h o f r a k t e u n eine Mifchnng Von 8 5 Prozent Nitroglycerin mit einem anS Schwefe^ Barytfalpeter nnd feingemahlener Steinkohle begehenden Pnlver. Auch hat Röbel empfohlen 7 ^ 8 Prozent KoUodinmwoUe in Nitroglycerin zn löfen wobei man eine fefte gelatinöfe Maffe erhält S p r e n g g e l a t i n e genannt; 05 Prozent Von diefer mit 85 Prozent einer Mifchung von Salpeter nnd Holzkohle gemifcht geben ein Sprengmateriat welches eine um 10 Prozent größere Wirknng äußern foil als VaS Kiefelgurdynamit; in Ofterreich ift letzteres dnrch die Sprenggelatinemifchung fchon faft ganz verdrängt. Die durch Schlag oder Stoß erzeugte Wärme dünner Schichten Nitroglycerin zwifchen barten Körpern ruft eine E^plofion an der getroSfenen Stelle hervor ^ die Sich aber nicht fortpflanzt G r ö ß e r e ^ felbft freiliegende M a f f e n der Ritroverbindungen Werden dagegen dnrch fogenannte |nitiale^plofionen d. i. durch die E^plofionen geringer Mengen von KnaUpräparaten mit Sicherheit znr momentanen und vollen Entwicklung ihrer gewaltigen Kraft gebracht. Diefe wichtige Entdeckung Nobels führte zu der weiteren Entdeckung ^ daß diefe E^plofionSmethode anch mit gleichem Erfolg bei der komprimierten Schießwolle anZnwenden fei. Z u r Entzündnng der Dynamitpatronen wird ein mit Starkem ^Knallpräparat

Die Erfindung deS Schie^pnlverS. Verfehenef langes Zündhütchen am Ende der Vickfordfchen Zündfchnnr und dann in der Tynamitpatrone beSeStigt. Daf dnrch die Zündfchnnr znr Explofion gebrachte Knallprä* parat führt die E^lofion der Ladnng herbei. So wnrden 1 8 7 1 in den Forts Vor Paris die erbeuteten gn^eifernen Gefchütze^ deren Transport zu koftfpielig w a n zerftört; ebenfo ihre Gefchoffe^ welche nicht erft entleert werden mußten; die Explofion War fo momentan daß in keinem Fall die Sprengladung zur Entzündung kam. Gegenüber dem SchießpnlVer ift die Erzeugung def Dynamits ^e. einfachen rafcher uud Sicherer^ daS Produkt gleichförmiger; Anfbewahrnng^ Transport und Gebranch find nn* gefährlich. DaS neue Sprengmittel ergibt bei gleichem Gewicht die ^ — 1 0 fache Kraft bei gleichem Volumen die 4—16fache Leiftnug. Die Hauptmängel Sind die leichte Trennung deS Nitroglycerins Von dem Auffaugmittet WaS Wafferdichte Hülfen unter Umftänden erfordert und daf Hartwerden bei niederer Temperatnr^ waS Anfertignng und Gebranch erfchWert. Ein fchon längft bekannte^ aber hinsichtlich feiner Wirknng als Sprengmaterial bisher noch nicht geprüSteS Präparat fcheint in Zukunft eine Rolle fpielen zu Wollen nämlich daf M e t a d i n i t r o b e u z o t ein Venzot in Welchem zwei Atome WafSerStoSf durch zwei Moleküle ^ (Unterfalpeterfäure) erfetzt find; denn Verfnche^ die kürzlich erft Von Grnfon mit diefem Material als Sprengladung Sür Granaten Vorgenommen wurden haben im Vergleich mit PnlVer ein fehr günftigeS Refultat ergeben; die Wirkung foU fogar 1^—2mal Starker fein als diejenige def Dynamits. D a S Metadinitrobenzol explodiert nnr dnrch fehr starke Schläge^ durch eine Flamme entzündet brennt ef langfam nnd kann ohne Gefahr bif ZU dem Siedepunkt deS Wafferf erhitzt Werden. Daf bei den Erfatzmitteln deS PnlVerS erwähnte D e f i g n o l l e p u l v e r hat fich inf* befondere Sür Sprengzwecke bewährt in welchem Falle ef bis 90 Prozent pikrinfauref Kali enchält. Ebenfo wird daf chemifche P n l v e r von Schnitze in Potsdam hanptfächlich alf Sprengmittel hergeftellt obwohl Dynamit nnd komprimierte Schießwolle eS in diefer Hinficht bedeutend übertreffen. ES find ferner in den letzten Iahren eine fo große Menge der VerfchiedenSten Mifchnngen als Sprengstoffe empfohlen und zum Teil anch patentiert worden daß eS untunlich wird^ dieselben hier fämtlich zu befprechen; wir mnßten unf Vielmehr nur auf die Vefprechtmg derjenigen befchränken die fich bereits bewährt haben. Hier dürften mit einigen Worten auch gewiffe mechanifche Gemifche zu erwähnen Sein welche durch bloße Erfchütterung zu explodieren im ftande find. S o wurde Vor einiger Zeit eine fehr leicht und heftig explodierende Mifchrmg auf amorphem Phosphor und chlor* fanrem ^ali (zu ungefähr gleichen Teilen) mit wenig Schwefelantimon in der Weife bereitet daß diefe Veftandteile in gepulvertem Zuftande mit Waffer zu einem Brei Vorfichtig au* gerührt und noch fencht in hohle Thonkugeln von vermiedener Größe gefüllt werden. Die Kugeln mit T h o n gut zugedeckt explodieren fchon beim bloßen Niederfallen anf die Erde. Sie waren nnter dem Ramen ^ K n a l l k n g e l n ^ bekannt nnd erfchienen im Handel alf ein jedenfalls fehr gefährlichef Spie^eng für Kinder nnd Erwachfene. ^ie ^nndmitteI^ Taf PnlVer in der dargelegten Znfammenfetznng nnd Form ftellt eine t r a n s p o r t a b l e treibende Kraft dan welche für die einzelnen GebranchSfäHe die hinreichende nnd gleichmäßige W i r k n n g bei der nötigen F ü g f a m k e i t nnd Meßbarkeit bei der erforderlichen Gefahrlofigkeit der Anfertigung^ der Aufbewahrung^ deS T r a n s p o r t s und der Handhabung mit der nnnmgänglich notwendigen Schonnng der Waffen Verbindet. Trotzdem würde dem PnlVer die wefentlichfte Eigenschaft feiner Kriegs* branchbarkeit abgehen die angenblickliche Anwendbarkeit der K r a f t wenn eS nicht möglich Wäre^ die Vorhandenen und fixierten Gafe im Moment deS GebranchS zn entfeffeln d. i. die PnlVergafe anS ihrem feften fofort in den g a s f ö r m i g e n Zuftand überzuführen. DieS gefchieht durch Erhöhen der Temperatnr^ dnrch die Z ü n d m i t t e I . Die fchlecht Wärme* leitende ^ alfo gut entzündliche Kohle ist der zu entzündende Körper. Die Kriegf branchbar* keit inSbefondere die augeublickliche Anwendbarkeit Verlangt heutzutage ein Zündmittet welches erft i m M o m e n t deS G e b r a u c h s den nötigen Fenerftrahl entwickelt bei Anf* bewahrnng und Transport aber als f efter Körper auftritt. Diefe Forderung wird allein durch die fogenannten Knall- oder e x ^ l o f i b l e n P r ä p a r a t e erfüUt Manche fefte Körper^ wie daS knaUfaure Oueckfilberoxyd (KnaUgneckfilber)^ daS chlor* faure Kali u. f. w.^ werden in Gegenwart Von brennbaren Körpern wie Kohle^ Schwefel.

Die ^ündmittel.

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Schwefelantimon u. f. w.^ plötzlich iu den gasförmigen Znftand fchon bei der geringen Wärme übergeführt^ Welche durch Reibung o d e r Friktion^ Schlag o d e r Perknffion^ S t o ß oder Konkuffion^ oder Stich entfteht. D i e Zerfetzung diefer fehr fauerftoffreichen Körper hat eine fo bedeutende Temperaturerhöhung zur Folge^ daß die zum Pulver geleitete energische Flamme hinreicht^ felbft die am fchwerften entzündliche harte Schwarze Kol^le Von hoher WirknngSStnfe ficher zu entzünden. D a S mechanische Gemenge anS chlorfaurem Kali (Kalinmchlorat)e Schwefel nnd Kohle wurde von Vercholet angegeben nnd war früher nnter dem Namen mnriatifcheS (falzfaureS) P u l v e r bekannt. D a S KuaHgneckfilber Sührt auch nach feinem Erfinder den Namen H o w a r d p n l V e r . Diese Von der Witterung völlig unabhängigen ficheren nnd kräftigen Zündmittel haben bei den GefchÜtzen die ehemals gebräuchliche L u n t e (in effigfaurem Bleio^yd getränkte Wergftücke) famt den S t o p i n e n (mit einem B r e i Von Mehlpulver ^ Salpeter ^ Schwefel und Kohle gefüllte Papier* ^ Schilf* oder Vlechr öhrchen) ^ die sogenannten gewöhnlichen Zündnngen^ Verdräng^ an deren Stelle fogenannte Selbftzündung in den FriktionSoder Reibzüudröhrchen (auch fogeuannte S c h l a g r ö h r e n ) getreten iSt^ Röhrchen Von Meffing-e Kupfer* oder Weißblech; fie find mit Pulver auSgefchlageu oder mit Stückeu Zündfchnur (mit Mehlpulverbrei be* ^^

^ ^ ^ ^ ^ Die P e r k n f f i o n S z ü n d u n g hat be^ den Handfeuerwaffen nach den napoleonifchen Kriegen Anfangs diefeS IahrhnndertS die Steinfchloßzündnng Verdrängt. I n eine mit nmgebogenem Rande VerfeheneKapfel oder ein Hütchen Von Knpferblech wurde daS auS ^ 0 Teilen chlorfaurem Kali^ 5 Teilen Schwefel und 8 Teilen Schwefelantimon begehende Knaüfalz trocken eingefüllt^ feft gepreßt und durch eiu dünneS ^upferfcheibchen^ Deckplättchen oder einen Tropfen reinen SchellackS atmofphärischen Einflüffen entzogen (S. unten). Der Schlag deS HahneS eineS PerkuffionSfchloffeS auf daS auf einem PiSton oder Züudkegel Sitzende Hütchen ^ Zündhütchen^ genügt^ nm die MaSSe zur E^plofion zu bringen uud die Flamme durch den Zündkanal deS ^ündftoHenS der Ladung in der Pulverkammer zuzuführeu. Die PerkuffionSzündung in diefem Siuue ift bei der moderueu Feuerwaffe der Infanterie dnrch die fogenannte S t i f t z ü n d n u g erfetzt. I n dem Voden der gasdichten Metall* patronenhiilfe ift entweder in eine ^ündhütchenkammer ein Zündhütchen mit Amboß ein* gefetzt oder nnr daS Hütchen allein zu dem im Boden der Patrone eingeprägten Amboß^ der zugleich als Hülfenkammer fungiert. Z e n t r a l z ü n d u n g . Den Stoß zur Zündung ftchrt ein SchlagStift^ der durch eine Spiralfeder Vorgefchnellt oder auch durch den Sehlag deS^ahneS eineS gewöhnlichen SchloffeS Vorgeftoßen wird. Bei der Rand zündung lagert die Dotation eineS Stempels den Sal^ in dem hohlen Rande der gasdichten Patronenhülfe feSt nnd gleichmäßig. Für die ZentralZündnng befteht in Bayern der Satz auS 4 Knallgueckfilber^ chlorfanreS ^alie Antimon nnd 2 GlaSpnlVer ^ während in der Schweiz sür die RandzÜndUng 4 ^ KnaHgueckfilber^ 80 GlaSpulver^ 1 2 chlorfanreS Kali uud 5 Gummilöfung Verwendet wird.

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^ie Erfindung deS SchießpnlverS. Ähnliche^ je nach ihrer Zufammenfetznng mehr oder minder heftig wirkende Präparate werden bei den PerkuffionS* und KonkuffionSzündern für die Projektile der Kefchütze Zur Anwendung gebracht nnd zwar auch mittels Zündnng durch S t i c h t wie bei den Zündnadelgewehren. Der Satz chlorfaureS Kalt Antimon und Mehlpulver befindet fich entweder in der Kcfchoßführung^ dem preußischen Zündfpieget oder in einer Holzung des KeSchoSSeS^ wie bei der Züudnadelgewehrpatrone Von DÖrSch und Baumgarten oder in einem Zündhütchen am Boden der Patrone^ wie bei der Seitherigen franzofifchen Ehaffepotmnnition. An SteUe deS teuren KnallgueckfilberS wird in neuerer Zeit N i t r o m a n n i t (Knallmannit) empfohlen der dnrch Behandlung des Mannit mit einer MiSchnng Von konzentrierter SchweSel* und Salpeterfäure erhalteu wird. Er explodiert durch einen mäßigen Schlag mit gleicher Kraft wie daS KnaUgneckSilbere Verpufft jedoch bei Schwacher Erwärmung und Reibung nicht ift daher gefahrlofer als daS Knallgnedfilber. Anfertigung der Zündhütchen für die Handfeuerwaffen teilt fich in die Her* Stellung der Hülfen oder Hütchen Von Knpferbleche in daS Bereiten EinfüUen nnd Einpreffen deS SatzeS nnd endlieh in daS Trocknen nnd Prüfen der fertigen Zündhütchen. Die HerfteUung der Hütchen gefchieht in neuerer Zeit gewöhnlich auf einer Prägmafchine mit horizontal wirkendem Stempele welche ^ wie die Fig. 877 andeutete Von einem Manne bedient werden und in zehn Stunden nahe an 80000 Hütchen prägen kann. DaS Knpfer mnß zu diefem Bechufe vorher dnrch Zerfchneiden in fchmale^ 59 cin lange Streifen dnrch Beizen e Abreiben Walzen AnSgUchen und nochmaliges Reinigen für die Mafchine vorbereitet werden. Die geprägten Hütchen faUen von dem zurückgehenden Stempel abgeStreift^ in einen unter der Mafehiue Steheudeu KaSten (anS unfrer Zeichnung weggelaffen)e werden fodann auf die Richtigkeit ihrer Abmeffnngen dnrch Auffetzen auf einen Stählernen Normalzündkegel geprüft in trodenen Sägefpänen zur Entfernung deS MafchinenfetteS ge= Scheuert und zu je 190 oder mehr Stück in die Füllbretter^ welche zu diefem Ende mit Löchern von der Kroße der Hütchen verfehen finde eingefetzt. Der Z ü u d f a t z e auS 10 Teilen chlorfanrem Kalt 5 Teilen Schwefel nnd 8 Teilen Schwefelantimon in feingepulvertem Zuftande mittels Durcheinanderreden forgfältigft gemengte bis die Vorgeschriebene gleichartig hell* grane Färbnng erscheint wird alsdann in die Hütchen trocken eingeSüüte nnd zwar in der daß je eiu FüHbrett nach dem andern mit Seinen Hütchen in einen Käften eingefetzt Wirde deffen metaUener Deckel gerade fo Viel Löcher hat wie daS FüHbrett. Die Löcher deS DedelS entfprechen nach Tiefe uud Durchmeffer der für ein Hütcheu uötigen Satzmenge. Zwifchen dem durchlöcherten Dedel uud dem FüHbrett befindet fich eiu VerfchiebbareS Vrettchen. Der MetaUdeckel wird nnn mit Satz g e f ü U t e daS Brettchen weggenommene nnd der Satz fällt fo in gleichmäßiger Weife in die Hütchen deS FüHbrettS. Die einzelnen Hütchen kommen hierauf nnter eine Vertikalpreffe^ welche den Satz feft einpreßt uud zugleich anf der änßeren Fläche deS Hütchens den Fabrikftempel aufprägt. Der fo in die Hutchen eingepreßte Satz erhält nunmehr entweder ein Deckplättchen oder einen dünnen FirniSüberznge nnd die ganze Hütchenmenge wird Vorfichtig bei einem bestimmten Temperaturgrad mehrere Tage lang nach und nach getrocknet oder vielmehr von aUer Feuchtigkeit befreit. Auf ein letztes Scheuern folgt alsdann die Prüfung der Hütchen in bezug auf die Intenfität chreS FeuerftrahlSe d. h. eS Werdeu aus einer größeren Menge einzelne Zündhütchen herausgegriffen von denen keines Verfagen darfe wenn die übrigen für gnt gelten follen. RenerdingS Werden die Zündhütchen in fehr Vermiedenen Kroßen fabrizierte den mannig* fachen Zwecken entfprechende zu denen fie Verwendet werden foUen. Bei den älteren Per* knffionSge wehren Vermag ein Zündhütchen Von circa 8 mm Durchmeffer einen hinlänglichen Feuerftrahl zu entwickeln nm die PulVerladnug in Brand zu Setzen bei den neueren Hücker^ ladnngSgeWehren e wie LefancheU^ Schneider n. a.e genügen noch Viel kleinere Kaliber e die dann gleich in der Patrone angebracht und mit einem Schlagftift Verfehen werden welcher dnrch den Schlag deS HahneS in die Zündmaffe getrieben wird. ES gibt aber anch Viel Stärkere Zündhütchen e deren Fügung nicht eine Pnlverladung entzünden folt Sondern die dnrch die E^yloSion felbft als Triebmittel dienen. Tiefe Zündhütchen mit doppeltere dreifachern. f. w. Füllung haben einen entfprechend größeren Durchmeffer uud werden nament* lich fur TefchingSe Ziwmerpiftolen anch für Revolver angefertigt. A r t e

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NehmtdasFeuer Von der Erde, und die Menschheit wird wieder eine hilflose, schwerfällige, unglückliche Masse. Diese Erkenntnis beugt dem Feueranbeter die Kniee, sie unterhielt im Altertume den Dienst der Vestalischen Jungfrauen und bewahrt noch die heilige Lampe Vor dem Verlöschen. Das Phosphorzündholz m ü ß t e n wir mit der größten Achtung behandeln

534 Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. Wie ratlos kommen wir uns vor, Wenn wir des Nachts das Büchschen mit Streichhölzchen nicht finden können und wie übermütig behandeln wir die unscheinbaren Dinger, wenn wir in ihrem Besitze sind. Das ist das Los jeder Erfindung, die mehr als einen überflüssigen Lurus befriedigt. Bei dem Eisen bedankt man sich nicht für die Sense, und bei dem Brote denkt man nicht des Pfluges. Wenn die Alten in der Promecheussage daa Feuer als göttlichen Ursprungs und als alleiniges Eigentum des Zeus schildern, dem es durch Lift entwendet werden mußte, So zeigen Sie Sich dankbarer als wir denn Sie zollten in Prometheus jedenfalls dem Erfinder der Kunst Feuer anzumachen, ihre Verehrung. So alt auch die Knnft Fener hervorzurufen ^ fein mag^ fo hat Sie fich doch fehr allmählich erft entwickelt nnd ihre Herausbildung anf die jetzige Stufe der Vollkommenheit verdankt fie erft der neneren Zeit; ja die Wefentlichften Erfindnngen find ein Erfolg der letzten Iahre. Entkleiden Wir die PromechenSmyche aUeS poetifchen Schmuckes und legen wir ihr die moderne Deutung der Verherrlichung e i n e r glücklichen Erfindnng unten fo drängt fich nnS die Frage auf: i n welcher Weife gelang eS dem göttergleichen H e r o S ^ die Menschheit mit dem Feuer zu befchenken^ Welcher Art war daS Verfahren welches jener erste Menfch einfchlng^ Feuer zu erwerben^ Daß der Sol)n deS IapetoS keine Rundhölzer in dem hohlen Rohre der Ferulftaude vom Olymp geholt ^ oder daß Seine Erfindung nicht bloß darin beStanden haben können daS Fene^ wie eS der Blitz in einem Walde entzündet zn unterhalten indem man ihm ununterbrochen Rahrun g zufchiebt leuchtet wohl ein obwohl in den heiligen Feuern die nach den RcligionSgebräuchen V i e l e r Völker nie verlöfchen dürfen ein FingerZeig liegte der nnS daranf hinweift mit welcher Pietät die Menfchen i n jenen Zeiten e in denen fie noch nicht oder nur mit großer Mühe vermochten freiwillig und zn jeder Stunde Feuer anzufachen die Erhaltung deS e i n m a l brennenden bewachten. Fener ^ V o n den Alten als eineS der V i e r weltbildenden Elemente angefehen ift nach den jetzigen Vorftellungen nichts andres als ein mit Licht- nnd Wärmeentwickelnng verbnndener Prozeß e Verbrennungsprozeß e welcher in der chemifchen Verbindung irgend eineS Körpers mit einem andern befteht. . Wenn wir in Schmelzenden Schwefel eine genügende Menge Eifenfeilfpäne werfen fo wird die Maffe plötzlich rotglühend; daS Eifen verbindet fich mit dem Schwefel zu Schwefeleifen nnd bei diefem Prozeß entwickelt fich eine fo bedentende Hitze^ daß diefelbe fich bis znr Fenererfcheinung Steigern kann. WafferftoffgaS nnd EhlorgaSe in entfprechenden Verhältniffen gemischt und im Dnnkeln in eine Flafche gebracht entZünden fich augenblickliche fobald daS Gemifch dem Sonnenlichte auSgefetzt wird^ nnd die Vereinignng der beiden Gafe^ als deren Produkt Salzfänre hervorgeht erfolgt nnter heftigem Anfflammen. Kalium nnd Ratrimn die MetaUe anS der Pottafche und der Sodae haben ein fehr intenfiVeS Beftreben fich mit Sauerftoff zn verbinden. Wird ein Stückchen Kalium auf Waffer geworfen fo zerfetzt eS daSfelbe augenblicklich in feine Beftandteile^ Sauerftoff und Wafferftoff ; eS verbindet fich nnter Violettem Glänze mit dem Sauerftoff e daS WafferftoffgaS aber entzündet fich dnrch die entftehende Hitze nnd Verbrennt mit felbftändiger Flamme^ indem eS mit dem Sauerftoff der Luft fich wieder zu Waffer Vereinigt. Wie bei diefen fo ift bei allen Verbrennuugeu uud in der That bei der größten AnZahl der Feuererfcheinuugen der chemifche Prozeß die Urfache der Licht- nnd WärmeentWickelung. W i r können fagen daS Eifen Verbrannte im Schwefel ^ der Wafferftoff im Ehlorgafe^ Kalium uud Ratrinm im Sauerftoff; allein wir befchränken den Vegriff deS VerbrennenS im gewöhnlichen Sprachgebrauch Vorwiegend anf den Prozeß der Verbindnng gewiffer Körper mit Sauerftoff^ fofern diefe Verbindung mit intenfiVer Licht* nnd Wärmeentwickelnng Vor fich geht. flamme. I f t der brennende Körper ein gasförmiger^ Wie Wafferftoff ^ LenchtgaS u. f. w.e fo gefchieht die Vereiniguug mit Sauerftoff u n t e r der Erfcheinnng einer Flamme; ift er aber ein fefter Körpen fo ift das Verbrennen nur ein Verglimmen ohne Flamme^ höchftenS von Fnnkenfprühen begleitet Eifen V e r b r e n n t in reinem Sanerftoffgafe mit prachtvollem Lichta ebenfo dünner Silber- oder Kupferdraht Wenn eine ftarke elektrifche Entladung dnrch fie hindurchgeführt Wirde aber eS entfteht keine Flamme dabet nnr einzelne glühende Teilchen werden als leuchtende Fnnken umhergefchleudert Dagegen g i b t ja Schwefel eine ganz regelrechte Flamme ^ Phosphor ebenfaUS^ und doch find beide fefte Körper^ Ganz recht

^ärmegneUen.

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fie Verwandeln fich aber Vor der Entzündung durch die Hitze (daS A n z ü n d e n ) in Dampfe und die Flamme bezeichnet alfo nicht die Verbrennung deS feften Schwefe^ fondern immerhin deS SchWefeldampfeS. S o ift eS auch mit aUen andern feften Körpern ^ die mit Flamme brennen; fie Verwandeln Sich vor der Entzündnng aUemal erft in gasförmige Körper ^ und eS kommt beim Entzünden nur darauf a n dnrch Erhitzung diefe Umwandlung einzuleiten. Ift die Zerfetzung einmal im Zuge^ fo erchält Sich die KaSentwiekelnng dnreh die bei der Verbrennung entstehende Hitze Von felbft im Fortgange. Der Docht einer ^erze arbeitet ebenfo wie die Retorte in der KaSanftalt nnr daß daS KaS nicht erft in einen Kafometer geleitet^ fondern gleich am Orte der DarfteUnng auch verbrannt wird. M a n kann dieS KaS bei jeder brennenden Kerze Sehen. Tie Flamme beSteht nämlich anS drei Partien: einer inneren dnnklen dem Teile^ wo Sich daS entwickelte KaS zuerft anfammelt fozufagen dem KaSometer; einer darüber Sich breitenden chell brennenden Schicht dem Orte^ wo daS austretende KaS eine teilweise Verbrennnng erleidet in welcher anSgefchiedene Kohlenteilchen in ein lebhaSteS Glühen kommen und endlich auS einem änßeren fchwaeh blänlich geSärbten Mantet der fich dnrch die Verbrennnng der letzten brennbaren Beftandteile bildet. Znm Vrennen einer Flamme ift alfo unbedingt Sauerftoff notwendig; fehlt eS der Flamme an diefem alfo an L u f t fo fängt fie an zu rußen wie Fig. 880 zeigt und fchließlieh verlöfcht fie. Wärmequellen. Feuer veranlaßt wieder Feuer. Wo aber Feuer erft erweckt werden folt muß die zum Anzünden nötige W ä r m e Vocher erzengt werden. Sehen wir unS in der Natur uin fo begegnen wir einer großen Zahl Von WärmegneUen. Die Strahlen der Sonne fichren der Erde die Wärme wieder zu^ die fie auf ihrer Wanderung durch den kalten Welt* ranm dnrch AuSftrahlung immerwährend verliert und infolge welcher AnSkuhlung fie endlich zn einem kalten todten FelSgerippe ohne aUeS Leben erftarren müßte. Denn die eigne e i b r innewohnende Wärme e die den Kern noch in feurigem Fluß erchält und in deu LaVa* ergiiffen feuerfpeiender Berge zu Tage tritt würde in fortwährendem Verlufte endlich fich erfchöpfen wenn nicht der Abgang durch irgend eine Zufuhr auSge* glichen würde. Diefe Sounenwarme ift ihrem Wefen nach ^t^ ^tutnte. dnrchanS nichts andres als diejenige Wärme e welche anch auf der Erde infolge deS Zufammen wirkenS chemischer nnd phySikalifcher Kräfte erregt wird. Wir können denfelben Effekt hervorbringen mit dem Funken der Elektrisiermafchine e Wie mit den wärmenden Sonnenftrahlen wenn wir eS vermögen die Wirkung genügend zu verstärken. Der Vlitz iSt ein elektrischer Funke. Er entzündet Wohin er Schlägt und Schmitt zu Schlacken oder Verdampft WaS er trifft. Und der Funke^ den man anS der Elektrifiermafchine Springen Sieht iSt nichts andres e nur ift der Vlitz ein befonderS großer Funke. Die alte Meinung ^ daß durch den Blitz entzündetes Feuer nicht zu löfehen fet gehört unter jene Verwerflichen Fabeln ^ deren AnSrottnng der größte Dienft i f t den man der Menschheit leiften kann. Anßer der Sonnen anßer dem Heranfdringen der Wärme anS dem Innern der Erde felbft anßer phySilaliSchen Kräften wie Elektrizität nnd MagnetiSmnS^ iSt endlich der auf der Erde nie rügende Prozeß der chemifchen Umbildung e der daS ganze Leben erhält nnd daS wunderbare Getriebe Von Keimen VUchen nnd Sterben begleitet nnd bedingt^ eine fortdauernde Urfache der Wärmeentwickelnng. Steigert er fich auch nicht immer bis zur Fenererfcheiunng^ fo beweift die erhöhte Temperatur der Vodenfchichten innerhalb Welcher animalifche nnd Vegetabilifehe Uberrefte zu HumuS zerfallen und beweifen tanfend andre Vorgänge ^ daß auch bei den fcheinbar unbedeutendsten Zerfetzungen nnd Rengeftal* tnngen eine Andernng in den Warmeverhältniffen niemals fehlt Chemifche Prozeffe können Wir überaU hervorrufen ^ und da diefelben Von einer fo großen Mannigfaltigkeit nnd nnter fo verschiedenartigen Verchältniffen eintreten können fo ift nnS damit anch die Möglichkeit

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Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor.

geboten^ ohne die gebräuchlichen Feuerzeuge auf mancherlei Weife nnS in den Vefitz Von Feuer zu fetzen. Unfre Voreltern konnten dieS nicht in dem Maße^ denn die Vedingnngen energifcher ehemifcher Einwirkungen müfSen erSt gefchaffen werden^ weil in der freien Ratnr die kräftig fich Verbindenden Stoffe einander felbft zu finden wiffen und die Starken chemifchen Verwandtschaften fchon eine Ausgleichung erlitten haben mußten^ ehe anf der Erde Menschen wohnen konnten. Mit Vieler Mühe find jene Verbindungen erSt wieder getrennt worden nnd werden täglich gefchieden^ um der Technik nnd Kunfl die Stoffe in ihrer einfachen Form darzubieten. Alle Metalle faSt^ die unter den Menfchen zirkulieren ^ mit AnSnahme Von Gold und feinen edelften Begleitern ^ Sind anf folche Weife rein dargeftellt und anS Verbindungen abgefchieden worden^ die fie^ Sich felbft überlaffen^ zu fchließen immer geneigt find nnd die wir^ wenn wir fie in der Natur antreffen ^ Erze nennen; eine Anzahl andrer künftlich dargefteHter Körper gibt eS daneben ^ die ebenfo durch ein großes Verlangen charakterifiert find^ fich wieder zu znfammengefetzteren^ anS denen fie anf Vermiedenen Wegen getrennt worden find^ zu Verbinden. Aber alle diefe Körper find Prodnkte^ deren DarfteHnng erft nach langwierigen Forfchnngen möglich geworden ift nnd die alfo dem erften ^ feuerbedürftigen ^ Menfchen keine Mittel Zu Feuerzeugen fein konnten. Die Apparate^ kleine Wärmemengen zu erzengen nnd in ihrer Wirkung dadurch zu Verftarken ^ Wie wir fie z^ V. in den Brenngläfern befitzen^ haben auch erSt erfunden Werden müffen^ nnd in der That war dem älteften Kulturzeitalter nnr ein einiger Ausweg geblieben^ den fie in allen Erdteilen ^ unabhängig Voneinander^ anfgefnnden nnd betreten haben. ^euer^euge. Wenn man mit der ^and über eine rauhe Fläche Streicht^ fo empfindet man in den Fingern das Gefühl der Wärme; gleitet mau au einer Stange^ an einem Stricke fchuell hinnnter^ fo kanu man durch die ^itze Brandwuuden davontragen. Die Achfen der Wagen ranches wenn fie nicht gefchmiert worden Sind; ein Stüd Metall^ wenn man eS auf einem Steine abfchleift^ kann fich bis ^ Zum Glühen erhitzen. ^ a S ift der Grnnd diefer Wärme* erfcheinnngen^ Nichts andres als R e i b u n g . ES ift eine merkwürdige Thatfache^ daß Sich mechanische Kraft in Wärme nm wandeln läßt^ umgekehrt ^ wie in der Dampfmafchine Wärme in mechanifche Kraft Verwandelt wird; der erftere Fall tritt bei der Reibnng ein. W i r können ebenfo gut durch rafch und fortdauernd auf eiu MetaHftück geführte Hammerschlage die Temperatur deS MetaHS bis zur Glüh* hitze Steigeru. DieS Gefetz der Umwaudlung der Kraft ift erSt in nuSrer ^eit^ iu den letzten Iahrzehuteu^ eutdeckt worden^ uud doch hatten die erSteu Menfchen e die ein Feuerzeug kouftrnierten ^ Seme Anwendung bereits Vor Angen. ES ift nicht anders als anzunehmen ^ daß daS erSte Feuerzeug eiu ReibSeuerzeug war^ und zwar werden wir wenig irren^ wenn wir als die urfprüngliche Form deSfelben diejenige anfehen^ die Von Vielen Reifenden ^ fowohl bei den Infnlanern der Südfee als bei den Grönländern nnd den Indianern Amerikas^ angetroffen wnrde nnd die ihren Zwecke nach nnfern Begriffen freilich höchft mangelhaft^ nach den Anfichten der dnrch unfre Beguemlichkeit und nnfre mannigfachen Hilfsmittel nicht Verwöhnten NatnrVölker aber doch fo VoHftändig erfüllte^ da^ Z. B. die Grönländer noch zu Anfang diefeS IahrhnndertS eS Vorzogen^ auf ihre gewohnte Weife durch Reiben zweier ^olzftücke anfeinander fich F^uer zu Verfchaffen^ und die ihnen dargebotenen Steinfeuerzeuge als unpraktifch auf die Seite warfen. Wer etwa Von unfern Lefern den Verfuch gemacht haben foUte ^ fich mittels zweier ^olzftucke feine Zigarre anzünden zu wollen^ dürfte aber doch anf Schwierigkeiten geftoßen feirr. die ihm fein Vorhaben als uuauSführbar erfcheinen ließeu. Die Sache hat nämlich ihre eignen Vorteile^ deren wichtigster dariu beftehte die Beweguug der ^ö^er aufeinander

Staht Stein und Schwamm.

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möglichft rafch und möglichst lange ohne zu große Anftrengung fortfetzen zu können. Zn diefem Bchnfe hat man dem beregten Feuerzeuge faft in allen Erdteilen gleicherweife folgende Einrichtung gegeben: ein Brett oder Holzklotz Von 1 5 ^ 2 0 cm Laugen anS weichem Holze e hat auf feiner Oberfläche mehrere halbrunde Vertiefungen in welche ein 2-^8 cm Starker Stab Von hartem Holze eingeftemmt oder gedreht werden tonn. Die Löcher in dem erfteren ^Stücke werden Wenn Feuer angemacht Werden folt mit einem leicht fangenden Zunden Vermodertem H ^ z e oder dergleichen angefüllt nnd der harte Holzftab wird in diefer Maffe in eine fchneU rotierende Bewegung verfetzt entweder indem er wie ein Ouirl mit den Händen gedreht wird oden und zwar beffen indem man eine a n einem Bogen befeftigte Schnur nm ihn wickelt nnd dnrch deren Hin* und ^erziehen die Bewegung unterhält Während daS Zünderbrett mit den ^üßen festgehalten und von der einen Hand die Schnur regiert wird^ hält die andre den ^riktionSftab durch ein zweites ^olzftück^ aufrecht damit er nicht anS feiner Vertiefung herausbringt ES ift möglich ^ durch eine Solche Vorrichtung dem Stabe eine ungemein rafche Drehung nnd durch den Druck mit der linken Hand eine fehr bedeutende Reibung zn geben. Die Hitze ^ die Sich infolgedeffen erzeugt^ genügt nm fehr bald den Zunder inS Glimmen zu bringen und die fchwachen Fuuken beleben fich rafch znr heUen Flamme^ wenn trockenes H e n Stroh oder andre leicht feuerfangende Gegenftände um daS Holzftück gewickelt und dnrch Laufen oder Wehen mit den Armen ein lebhafter Luftzug hervorgerufen wird. DiefeS Feuer* Zeng war einer großen Vervollkommnung nicht fähig^ es ift daher daS nächfthöhere Stadium in der nie* deren Feuerwerkerei gleich durch eine VöUig neue Erfindung charakterisiert ^ die im Grunde aber auf denfelben Prinzipien wie daS vorige Feuerzeug beruht ^tahl^ ^tein und ^chwaunn Tas S t e i n * ^ ^ulgc P i n k f e u e r z e u g ^ daS vor wenigen | a h r e n noch feinen platz a m hänSlichen Herde der knlti* Vierteften Rationen hatte ^ ift nnftreitig nach dem Holzfeuerzeuge daS ältefte. AuS den Zeiten der alten Römer find Zunderfchachteln von künftlicher Arbeit anf nnS gekommen die im Innern ganz unfern alten Blechkäften entfprechend eingerichtet waren. Wir wiffen nicht daS GebnrtSjahr der Erfindung des Steinfeuer* ZengS annähernd zu beftimmen; daß man aber Ver* hältniSmäßig fpät erft darauf kommen konnte^ das wird dadurch bewiefen daß man Vorher mit der Bearbeitung der Metalle fchon Vertraut fein mußte. Wir erwähnten bereits^ wie in bezug anf daS innere Wefen diefeS Feuerzeug fich feinem Vorgänger anfchließt wenn ein Solcher Zusammenhang Sich dem ersten Blicke anch nicht fo erfichtlich zeigt. ES ift hier aber ebenfalls die mechanifche Kraft der Arme^ die durch die Reibung in Wärme umgewandelt wird. A n einem Stahle (dem Fenerftahle) wird ein Scharfkantiger Stein (Feuerftein) derart raSch herabgefchlagen daß dnrch die fchneidigen Kanten nnd die Geschwindigkeit der Bewegnng kleine Splitterchen Von der Oberfläche des StahleS abgefprengt w e r d e n die^ Weil fie durch die Reibung im höchften Grade fich erhitzen als glühende Funken herunterfallen nnd^ wenn Sie den Zunder treffen diefen erglimmen machen. Der Zunder hat die Anfgabe^ die kurze Taner deS FunkenS zu verlängern fo daß man daran Schwefelfaden oder andre leicht feuerfangende Körper zu entzünden Vermag. Er wird auS den Verfchiedenften Stoffen hergestellt nnd eS Zeigen Sich ebenfo gut Verkohlte Leinwandfetzen als mit Salpeterlöfung getränkte Faferftoffe^ woranS die Lnnten gemacht wnrden oder mit Verdünnter Salpeterfänre behandelte Baumwolle^ oder endlich der bekannte geklopfte Baumfchwamm als zweckentfprechende Mittet ES fei erlaubt a n diefer Stelle noch einige Worte dem F e u e r f c h w a m m zu Widmen^ Zumal da^ fo verbreitet derfelbe früher auch w a n doch die Zeit nicht mehr fern fein dürfte^ wo daS gemütlichste aller Feuerzeuge^ wo der brenzliehe Duft deS SchwammeS nur noch zu

Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. 520 den verlöschenden |ugenderinnerungen gehören und Wo er nimmer auf Erden hastens in den überirdischen Regionen der Manren als heiliges Symbol deS Fleißes angetroffen werden wird; wo felbft fein Name Vergeffen werden würde ^ wenn nicht jener würdige Mann anf dem Mühlendamm durch den projektierten Verkauf einer der Verbreitetften Sorten chm einen Platz in der dentfcheu Poefie gefächert hätte. Der Feuerfchwamm^ Von welchem der Ulmer und der Reuftädter als die beften Sorten gelten wird auS einem Pilze Von der Kattnng der Polyporen die zu den Hutpilzen (Bileati) gehören dargefteUt der Vorzüglich an alten Vuchen Virnen^ und Apfelbäumen und o f t wie im Vöhmerwalde^ in beträchtlicher Menge Vorkommt. Diefe Pilze^ von denen der Bolypcrus fcmentarius unfer Lieferant ift während der Bosporus i^niarius trotz feineS RamenS als der unechte Feuerfchwamm bezeichnet werden nmße bilden meift halbkegelförmige oder hnfförmige Keftalten die mit der Spitze nach unten an den Stämmen der Bänme angeheftet erfchei* n e n So daß Sie den Eindrnck machen als wären fie mit Abficht von Menfchenhand angebracht nm einer Vüfte oder S t a t u e zum Poftamentchen Zu dienen. Ihre Oberfläche ift braun oder grau bis in die dnnkelften Nüaneen nnd mit können* triSchen Furchen Verfehen die daS Ia^reSalter ^etn nnd ^nnder. des pilzeS angeben. D a S Innere iSt bei den verschiedenen Arten Verschieden gefärbt weiße grau oder lederfarbig bis rotbraun und geht in enge Röhren anS. Obwohl der Feuerfchwamm auch fchmarotzend anf Tannen und andern Nadelhölzern wächft fo wird diefem doch der anf Laubhölzern gewachfeue Vorgezogen wegen der feineren dichteren und gleichmäßigeren Befchaffenheit feineS Zellgewebes. Diefer Pilz Wird in deu Wälderu gefammelt und nachdem die tauglichsten Exemplare davon in lederartige platten zerfchnitten worden f i n d e werden auS diefen mittels fcharfen mefferartiger Inftrumente aUe harten holzten und ungleichen Partien e n t f e r n t e die guten Stüde aber mit kochendem Waffer behandelt mittels lwlzer* ner Schlägel dünn gepochte in Lange gefotten nnde wenn Von diefer der letzte Reft anSgeWafchen ift endlich in einer Salpeteranflöfnng gekocht obwohl die beften Schwämme anch obne diefe Beizmittel ein ausgezeichnetes Produkt geben. Der Vocher harte Schwamm erlangt fo eine weiche e leder* artige Vefchaffenheit nnd er ift nachdem er gnt getrocknet^ zum Kebranch fertig. Er muß weich wie fämifcheS Leder fein und man ficht zuweilen noch Schwammmachen welche diefe Eigenfchaft be* nutzen nnd fich anS befonderS fchönen Pilzen eine Mütze ohne Raht klopfen. Der Salpeter erhöbt die Eigenfchaft feiner Entzündlichkeit; er ift eS anch^ der dem Schwämme die blntftiUendeKraftVerlecht ^ ^ ^ ^ r ^ener^antnt^ Von welcher mancher wagelwlfige Varbier einen mehr als menfchlichen Kebranch macht. Die alten Römer kannten^ wie Vieles andre Schöne^ fo anch den Feuerfchwamm wenigftenS Seine Zubereitung nicht; Sie bedienten Sich in chrem l^nitadnbnn wie Sie daS Feuerzeug nannten e lediglich deS gebrannten ZuuderS. Statt deSfen aber War ihuen ein andres Feuerzeug bekannt nnd eS Wurde daSfelbe bei ihnen Viel höher gehalten als daS Steinfenerzeng e Weil bei ihm nicht menfchliche Hand nnd M ü l n fondern der göttliche Strahl der Sonnen ^HelioS^ hochfteS^ut^ felbft die Flamme erwedte. ^renngIä^er und ^reunlpiegel waren den alten Thrakern fchon bekannt welche die erfteren anS KriftaU zu fchleifcn letztere anS Bronze darznfteUen Verstanden nnd fie Wnrden als Feuerzeuge benutzt die heiligen Fener der Vefta^ wenn diefelben dnrch Rachläsfigkeit der hütenden I n n g f r a n e n Verlöfcht waren wieder zu entflammen. Von Welcher Kroße nnd Wirkung man derartige Inftrnmente fertigen konnte^ daS beweift die Erzählnng^ nach Welcher

DaS pnenmatifche oder KonrpreffionSfeuerzeug. ArchimedeS die SchiSSe der feindlichen e Syrakus belagernden Flotte Von den Wallen der Stadt auS mittels Brennfpiegel in Vrand fetzte. W o ein ewig blauer Himmel fich über die Erde f p a n n t e dort iSt daS VrennglaS noch heutzutage — aber auch nur zu Tage ^ daS einfachfte nnd SicherSte Feuerzeng; aber Länder ^ in denen die Sonne Sich den bei weitem größten Teil deS IahreS hinter Nebel uud Wolken Verbirg^ mußten nach andern Hilfsmitteln fuchen^ und daher trifft man die Vrenngläfer auch n u r feiten noch bei Schäfern oderIägern als Feuerzeuge in Gebrauche oder man findet fie höchstens in Parken oder Gärten aufgeteilte um daS Eintreten der MittagSftunde der Rachbarfchaft zu Verkünden. Ein Solcher Apparat beSteht dann gewöhnlich auS einer kleinen Kanone e die jeden Morgen mit Pulver geladen wird nnd über welcher ein VrennglaS derart aufgestellt ifte daße wenn die S o n n e im Mittag Stelle ihre Strahlen durch daS GlaS gerade auf daS Zündloch fallen und daS dort offen liegende Pulver entzünden. Ieden Mittag Schlag oder vielmehr Schuß Uchr kann man im PalaiS-Royal in P a r i s alle Welt ihre Uhren nach einem folchenSonnenweifer richten fehen^ wenn nicht Iupiter p l u V i u S dem Vater EhronoS in gewohnter Weife ein Schnippchen fchlägt. Mit den VrenngläSern nnd den Vrennfpiegeln fchließt^ wenn wir fo fagen dürfen^ die erfte Periode in der Gefchichte der Feuerzeuge. Kann eS auch nicht geleugnet werden^ daß die HerfteHung Von KriftaHbrenngläfern und Brennfpiegel^ wenn fie auch noch fo nnVoHkommen gewefen fein foUten e fchon eine bedentende Kultur VorauSfetzt^ fo bafiert doch die Anwendung derSelben zum Feuermachen auf Veobachtungen^ die leicht der Zufall nmchen ließe während dem nächft zu betrachtenden Feuerzeuge die Anwenduug eineS GefetzeS zu Grnnde liegte daS fich erft einem genaueren Studium der Ratur der gaSSörmigen Körper eröSfnet haben kann. ^ p u e u m a t i ^ e oder . ^ r e ^ o u ^ e u e r ^ n g ^ fo unfcheinbar daSfelbe auch auftritt^ So merkwürdig und überrafchend iSt Seine Wirknng. Ieder Körper e wenn er Verdichtet Wirde fo daß er nach dem ZufammenF^ ^ ^nngla^ ^ F ^ ^ n g . preSSen einen geringeren Raum einnimmt als Vor her e entwickelt Wärmen die ebenfalls als Reib wärme angefehen werden kann^ denn Sie entfteht durch dieFriktione welche die kleinsten Teilchen der Maffe aneinander erleiden^ wenn fie fich infolge deS DrnckeSe der ^ufammenpreffunge einander mehr nähern und dichter Zu einander zufammenrücken müffen. Fefte nnd flüffige Körper laffen nur eine Verhältnismäßig geringe Verdichtung zue eS ift daher die Wärmevermehrung bei ihnen auch Schwieriger Zu beobachten; gasartige Körper dagegen laffen fich durch Druck auf eiu immer kleineres Volumen zufammenpreffen und zeigen dann dabei eine Erhöhung der Temperature die um fo bebeutender Wirde je rafcher die Verdichtung und je weiter fie vor fich geht. ES befteht diefeS Feuerzeug nämlich auS einem metallenen Stiefel ^ (f. Fig^ in welchem fich ein luftdicht fließender Kolben b c anf und ab bewegen läßt. I f t der Kolben herausgezogene fo füllt Sich der gauze Stiefel mit die nicht entweichen kanne fondern fich Verdichten wenn man den Kolben auffetzt und in den Stiefel hineinpreßt. Gefchieht die Kompreffion durch einen einzigen rafchen S t o ß e fo kann durch die Erwärmung ein Stück Schwämme welches an der Unterfläche deS KolbenS Vorcher angebracht worden zum Glimmen gebracht werden. Vei den frühere namentlich bei Fuhrleuten beliebten pneumatifchen Feuerzengen hatte der Eylinder die F o r m eineS StiefelSe der mit feiner Sohle an irgend einer Mauer augeftoßeu wurdee daher der Name S t i e f e l f e u e r z e u g e . Vis hierher geht daS graue Altertum der Feuerzeugee d. h^ diejenige Zeit^ Welche unS noch nicht erlaubt^ unfre VorfteHungen an IahreSzahlen zu ketten und Sie chronologifch zu ordnen. letzt aber lichtet fich daS Gebiet. W i r brauchen weniger der Vermutung über L ü f t e

m u ß e

ifte

Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. daf Recht der Erftgeburt Raum zu geben die Erfindungen und Verbesserungen unfreS Instruments gehen genau Hand in Hand mit den Entdeckungen der Phyfik nnd Chemie^ Welchen fie bisweilen Veranlaffnng^ bisweilen Folge Waren. ^ ^ d d e r e i n e r ^ e ^latin^ner^eng. Bekanntlich läßt fich das zu Anfang def Vorigen IahrhundertS Von den Spaniern im Südlichen Amerika entdeckte^ dnrch Wood 1741 nach Eng* land gebrachte und Von dem dentfchen Ehemiker Döbereiner auf VeranlafSung def Großher^ogf Karl AuguSt Von Weimar genauer unterfuchte Platin auf geeignete Weife alf ein ungemein poröferKörper^derfogenannteplatinfchwamm^ darstellen. Nun ift ef ein merkwürdiges Vermögen poröfer Körper^ wie feinlöcheriger Holzkohle oder eben diefeS platinfchwammeS^ anf ihrer Oberfläche^ in dem Innern der P o r e n gewiffe GaSarten in großer Menge anfznfangen nnd zu verdichten bei welcher Verdichtung denn wenn diefelbe rafch erfolgt gerade wie im pnenmatifchen Feuerzeuge^ Wärme entwickelt Wirt die fich fo weit fteigern kann daß daS platin dadnrch inf Glichen Verfetzt wird. ISt daS GaS^ welches Verdichtet wird^ felbft ein brennbares^ fo entzündet eS fich an dem glühenden Metalt nnd diefe That^ache liegt dem Döbereinerfchen p l a t i n f euerzenge zu Grunde^ eine VoUftändige AnSicht gibt. von welchem Fig. Ef hefteht daSfelbe anf einem GlaS*^MetaU* oder PorzeHangefäß^ welches oben dnrch einen Deckel gefchloffen nnd mit Verdünnter Schwefelfänre bis ungefähr zu ^ angefüllt wird. Von diefem Deckel anS ragt ein nach nnten zu geöffneter Cylinder b in die Flüffigkeit von dem anS oben dnrch den Deckel hindurch^ eine dnrch eine Federe verfchloffen gehaItene Öffnung^ der Kapfel t gegenüber^ ausgeht. Tiefe Kapfel ift mit Platinfchwamm angefüllt. I n dem Cylinder b aber ift ein Stück Zink an einem Meffingdrahte aufgehängt fo daß eS mit feinem nnterften Ende ein wenig höher Sich befindet alf der untere Rand def Cylinders. Wird nnn der Deckel anf daf mit verdünnter Schwefelfänre verfehene Gefäß anfgefetzt fo tancht der innere Eylinder nnd mit ihm daS Zink in die fanre Flüffigkeit und ef beginnt angenblicklich eine Zerfetznng def WafferS ^ indem fich der SauerftoSf deSfelben mit dem Zink nnd der Schwefelfänre zu fchwefelfaurem Zinko^yd (Zinkfulfat) Vereinigt der Wafferftoff aber Srei Wird und fich im Innern deS Eylinderf über der Flüffigkeit anfammelt. Die Zerfetzung dauert fo lange fort als daS Zinkftiick mit der Schwefelfänre in VerÜhnmg i f t und da daf WafferftoffgaS keinen AnSweg findet ^ denn für gewöhnlich wird die einzige kleine Öffnung durch die Feder e Verfchloffen ^ fo drückt ef all* mählich die Flüffigkeit anS dem I n n e r n deS EylinderS heraus in daS größere Gefäß nnd bewirkt dadurch^ daß endlich daS Zink außerhalb der Flüffigkeit zu hängen kommt von wo an dann kein G a S fich mehr entwickeln kann. Die Flüffigkeit im größeren Gefäße drückt aber ihrerfeits wieder anf daS GaS; öffnet man demfelben dnrch die Feder c den Austritt auS dem Eylinden fo Strömt eS fo lange anS^ bis die Schwefelfänre innerhalb deS EylinderS fo hoch Steht wie anßechalb. Vei diefem AnSStrömen trifft daf GaS direkt anf den in der Kapfel ^ befindliehen platinfchwamm; eS wird angenblicklich verdichtet daf Platin kommt dadnrch inS Glühen und entzündet daf noch nachftrömende Gaf^ welchef fo lange ^ als die Feder niedergedrückt wird^ mit fchwachblaner^ aber fehr hitzender Flamme weiter brennt vorauSgefetzt daß nicht unter der Zeit der GafVorrat im Innern def Cylinders fich aufzehrt Von Zeit zn Zeit wenn fich die Flüffigkeit mit Zink gefättigt hat mnß diefelbe entfernt nnd nene Verdünnte Schwefelfänre (1 Teil englifche Schwefelfänre mit 4 Teilen Waffer vorfichtig in einer großen Schüffel fo gemifcht daß man unter Umrühren die Säure in einem feinen Strahle in daS Waffer gießt) in den Apparat gegeben werden. Wenn der platinfchwamm nnwirkfam geworden ist dadnrch vielleicht ^aß Sich nach längerer Rnhe deS Apparates Stanb hineingefetzt 522

DaS elektrifche Feuerzeug.

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hate durch den fich leicht die Poren verftopfen fo genügt eS häufige deu platinfchwamm in einer Gasflamme auszuglühen oder noch einfacher mittels eineS brennenden SpaueS daS WafferftoffgaS deS Apparates zu entzünden nnd d i e heiße Flamme auf die Kapfel Schlagen Zu laffen. Gegenwärtig findet man jedoch dieSe platinfenerzenge faft gar nicht mehr. Mit dem Döbereinerfchen Feuerzeuge hat das elektrifche F e u e r z e u g eine große Ähnlichkeit DaSfelbe ift zwar der Zeit feiner Erfindung nach älter als jeneSe denn eS foil bereits im Iahre 1770 Von Fürftenberg in Bafel konfluiert und einige | a h r e fpäter dnrch Ehrmann in Straßburg bekannt gemacht Worden fein; die geiftreiche Einrichtung abere die eS jetzt hat erhielt eS erft im Laufe der Reit durch daS piatinfeuerzeuge und wir zagen eS deshalb vare der Übersichtlichkeit wegen daS Prinzip an dem Döbereinerfchen Feuerzeuge^ deffen Erfindung auS den zwanziger Iahren f t a m m t zu erläutern. In neuefter Reit ift auch ein kleiner Apparat aufgekommen uud bekannter geworden welcher an daS Döbereinerfche Feuerzeug erinnerte insofern eS hierbei^ gleichwie bei dem letzteren anf daS Erglühen von Platin ankommt. ES ift daS fogenannte D ö b e r e i n e r Fläfchchen oder die P l a t i n l a m p e (f. Fig^ 8 8 8 ) . Anf einer gewöhnlichen SpiritnSlampe umgibt eine eylinderförmige Spirale von feinem Platindraht den oberen Teil deS Dochte^ ohne letzteren zu berühren. Wird nun die Flamme des brennenden Spiritus durch Auffetzen deS DedelS gelöfcht letzterer jedoch fofort wieder abgenommen fo kommt die platinfpirale inS Glühen nnd zwar fo lange^ als fich noch SpirituS (Welcher allerdings mindeftenS 90°^ TralleS haben muß) in der Lampe befindet. Der SpirituS Verbrennt hierbei zu Kohlenfänre nnd Waffer; nebenbei entftehen auch kleine Mengen von Aldehyd nnd Effigfänre. | n der Hauptfache ift eS ein Experiment Welches Döbereiner fchon zu Anfang diefeS IahrhnndertS mit platinfchwamm nnd welches Davy mit pIatindraht angeftellt hatte. O b diefer Apparat die ihm zugeschriebene LuftVerbefferung hervorbringt muß vorläufig dahingefteUt bleiben. ^ elektrische ^ener^eug hat ftatt deS platinfchwammeS zwei Metallfpitzen zwifchen denen in demfelben AngenbIicke^ als eine Feder niedergedrückt wird nnd daS WafferftoffgaS anSftrömt ein elektrifcher Funke überfchlägt der die Entzündung bewirkt. Auf welche Weife diefer Fuuke hervorgerufen Wirde zeigt unS ein Blick anf Fig. Welche nnS daS elektrifche Feuerzeug in feiner urfprünglichen Einrich^at^la^ tnng Vorführt. Nach diefer wird der Waff erft off in dem Gefäße ^ entwickelt; die Spannung deS GafeS treibt die Schwefelfänre hinanf in daS Gefäß ^ ^ Von wo diefe auf daS GaS einen Druck ausübt der daSfelbe zur Öffnung der Spitze hinanSpreffen möchte. Diefer Weg ift aber für gewöhnlich VerfchIoffen nnd öffnet fich nnr dnrch einen kleinen Hebet der feinerfeitS mit einer feidenen Schnur in Verbindung Steht welche den Deckel eineS im unteren KaSten flehenden ElektrophorS abliebt. Derfelbe berührt einen Von der Spitze ausgehenden MetaUdraht teilt diefem feine Elektrizität mit Welche anf die andre mit dem Hähnchen des ElektrophorS verbuudene Metallfpitze als ein Funke überfpringt und dabei den zwifchen den Spitzen durchgehenden Wafferftoffftrom entZündet. Von Zeit zu Reit muß der Harzkuchen wieder geladen d. h. mit einem FuchSfchwanz oder einem Katzenfell herzhaft gepeitfcht werden e denn er verliert Vorzüglich bei feuchter Witternng^ aUmählich feine Spannnng^ nnd iu diefem Rachlaffen der Wirksamkeit die auch durch Staube auffliegende kleine Fäferchen ^e. fehr beeinträchtigt Wirde mag wohl der Hauptgrund mit liegen daf^ diefeS Inftrnment nnr wenig in Gebrauch gekommen ift. Für den taglichen Vedarf ift es zu komplizierte nnd Reparaturen Sind daran nach Schwieriger abzuführen als bei dem Döbereinerfchen welches den Vorzug größerer Einfachheit besitzt nnd Sich leichter einer Form anpaffen läßt die eS zu einer geschmackvollen Zimmerzierde machen kann. I n nenerer Reit hat Schröter in Sommerfeld daS elektrifche Feuerzeug dadurch verbeffert daß er mit dem Zinkblocke deffen man zur Wafferftafferzengung benötigte einen Kohlenftab leitend Verband nnd folcherart ein galVanifcheS Element herfteUte^ dcffen Stram eine auf dem Deckel angebrachte InduktionSfpirale durchläuft e Welche um ein Vüudel Von Drahtftäbchen gewunden ift. Dadurch wird eine ziemliche Spannung der Elektrizität erzielte fo daß der Strom zwifchen z^ei platinfpitzen 1 1 (f. Fig 891) als ein kleiner Fnnken

^ie (^rfindnng der Feuerzeuge und der PhoSp^or^ überznfpringen nnd daS anS der AnSflnßöffnung 2 ftrömende WafferftoSfgaS zu entzünden vermag. Abgefehen Von diefer Zuchat iSt die Einrichtung übereinstimmend mit der deS Döbereinerfchen platinfenerzengS^ nur daß bei dem IndnktionSfeuerzeug der empfindlichem^ leicht nnbranchbar werdende platinfchwamm in Wegfall gebracht iSt. Der Kohlenftab taucht in eine Löfung V o n doppeltchromfaurem Kali^ welche Von der fchwefelfauren Flüffigkeit^ in der daS Zink hängt^ dnrch eine gewöhnliche TchonzeHe abgetrennt iSt. Trotz Seiner Borzüge aber wnrde dem platinfenerzeuge bald der Rang abgelaufen dnrch die andern Fenerzeuge nnd nnter diefen namentlich dnrch diePboSphorzündhölzer^ welche bald nach dem Bekanntwerden deS PhoSphorS erfunden wurden und Von Stnnd^ an Von der Technik ganz ausschließlich bevorzugt und gehatfchelt worden Sind. Auch daS Publikum Wandte fich wankelmütig den nngezogenen Kleinen zu^ überfah geduldig ihre Uuarten nm deS großen Vorteils willen^ daß fie leicht und begnem fich transportieren ließen^ ein Vorzug^ der allerdings dem elektrifchen fowie dem Döbereinerfchen platinfenerzeuge^ deren Wirknng anf daS Zimmer befchrankt war^ Vollständig abging. ^nVor aber^ ehe wir zur Vefprechung der wichtigften Fenerzengindnftrie übergehen^ müffen wir noch deS fpezieH unter dem Namen ^hemi^che^ ^eue^eug bekannten Apparates Erwähnung thun^ der in Vermiedenen Gestalten lange Zeit Sich einer wohlverdienten Würdigung erfrente. DaS alte Schwefecholz erßchr hier die erSte Vervollkommnung. ES wnrde an dem geSchWeSelten Ende mit einer MiSchuug Von Zucker und chlorfaurem Kali (Kaliumchlorat) ^ die man mittels G n m m i oder TragantSchleim Verband ^ überzogen. DieSe Mifchnng h^t nämlich die Fähigkeit^ beimVenetzen mit konzentrierter Schwefelfäure unter Fenererfcheinnng zu Verpuffen und dabei eine fo inten five W ä r m e zu entwickeln^ daß fich der darunter liegende Schwefel entzündet. Die Schwefelfäure zerfetzt daS chlorfaure Kali und die dabei frei werdende Echlorfäure iSt Von fo großer oxydierender Kraft ^ daß fie Schwefel oder organifche^ leicht brennbare Körper ohne weiteres zu entzünden Vermag^ Da aber dnrch Verpnffen leiert Tröpfchen Von Schwefelfäure umhergefchleudert wurden^ Wenn man diefelbe zu reichlich zur Benutzung anwendete^ fo bediente man fich Fig^ F^^^g^ kleiner GlaSflafchen mit eingeriebenem GlaSftöpfel^ die man zur Hälfte mit feft eingeftampftem und mit Schwefelfäure getränktem ASbeft anfüllte; die Zündhölzer wurden nnn anf diefeS ASbeStkiSfen mit ihrem präparierten Ende geftoßen und entnahmen denselben eine genügende Menge Schwefelfänre^ nm die Entzündung ein* Znleiten. Es iSt nicht beftimmt^ Von wem diefe Erfindung ausgegangen iSt^ nnd man darf wohl die Vermntnng haben^ daß in Vermiedenen Ländern die Idee dazu gleichzeitig znr Ausführung gekommen fei. I n Wien koftete 1812 daS Hundert folcher ^ölzchen noch 1 Gnlden Wiener Währnng^ ein PreiS^ der allerdings Von der Konknrrenz noch nicht fehr beeinflnßt erfcheint und der deutlich zeigte wie fehr damals die Sache noch eine Neuheit War. Eine befondere Abart diefeS Feuerzeugs War ein um 1 8 ^ 9 unter dem Ramen I^rcrnetbeans Vorzüglich in England Verbreitetes Zündpraparat^ daS aber feines h ^ u PreifeS wegen anf dem Kontinente keine gro^e Verbreitung gefnnden hat. DaS Gemifch Von Zucker nnd chlorfanrem Kali war bei ihm in ein dünnes RöUchen Von Papier gefüllt^ Welches überdies ein kleines^ anf beiden Seiten zugefchmolzeneS GlaSröhrchen Voll Schwefelfäure enthielt. Indem man daS GlaSröhrchen zwifchen zwei harten Körpern^ in der Regel einer eigenS zu diefem Zwecke mitverkanften Zange ^ zerdrückte^ kam die Schwefelfäure mit der Zündmaffe in Verührnng und bewirkte die Entflammnng derfelben. I e n e Tnnkfenerzenge waren in gewiffer Veziehnng recht praktifch e n n r mnßte man ftetS darauf achten ^ daß die Gläschen immer wieder gut oerfchloffen wurden^ nachdem man Sie gebrancht hatte; denn SonSt wnrde die Schwefelfanre infolge der Anziehuug Von Waffer auS der Lust zu fe^r Verdünnt uud Vermochte dann keine

Der Phosphor. 5^5 Entzündung mehr hervorzubringen. Diefe Tunkfeuerzeuge hatten aber noch den großen Ubelftaude daß fie f ü r den Transport in der Tafche ganz ungeeignet waren. ^ TaS chlorfaure Kali hat fich von diefem chemifchen Feuerzeuge an in allgemeiner Benutzung erhalten. ES bildete auch bei einer eigentümlichen Art Reibhölzer (den Eon* greveSchen R e i b z ü n d e r n ) ^ welche 1828 aufkamen ^ den wefentlichften Bestandteil der ZÜndmaffe^ die auS chlorfaurem Kali nnd dem doppelten Ouantum Schwefelautimon be* Stand und mit einem geeigneten Bindemittel als Uberzug über den Schwefel der Zünd* holder aufgetragen wurde. Wenn man die M a f f e zwifchen Zwei Flachen Von Sandpapier ^ Welche mit den Fingern zu* fammengepreßt w n r d e n hindurchzog^ fo entzündete fich infolge der Reibung daS Gemifch. AUein eS erforderte dieS immer einen bedeutenden Drucke und nicht feiten rieb fich dadurch daS Zündpräparat von den Hörern ab und Verpusfte ZWifchen den rauhen Flächen ohne daS Hölzchen zu ent* Zünden e oder der Zündkörper flog brennend Weg und über* trug daS Feuer auf S t e U e n wo man eS nicht WoUte. Hier alfo war daS Feld der Verbesserungen. Man griff zu dem P h o S p h o n den man fchon früher zu diefem Industriezweig heranzuziehen verfncht hatten u m eine andre Zündmaffe zufammenzufetzen. Ehe aber die Phosphorzünder ihre jetzige Ausbildung erlangten haben Sie eine bedeutende Umwandlung erfahren und die heutigen Salonzündhölzchen oder Zündkerzen find mit den erften Verfnchen die leierte Entzündbarkeit deS Phosphors zur HerfteUung Von Feuer* Zeugen zu benutzen eben durch nichts weiter Verwandt als durch die Kegenwart des PhoSphorS. ^ e r ^ h o o p h ^ Dieser intereffante Körper wurde vor Zwei Iahrhunderten entdeckt. ES ift eineS jener zufälligen Ergebniffee mit welchen die an und für fich SinnloSeu Ver* Suche der Alchimisten die Nachwelt befchenkt haben. Ein Hamburger Kaufmann nämlich ^ RamenS B r a n d t (oder Vrand)^ war^ um Seiuen zerrütteten VermögenSVerhältniSfen aufzuhelfen e unter die Goldmacher gegangen deren Knnft damals ungefähr in derfelben Vlüte bei hoch und niedrig Stande wie vor | a h r e n daS Tifchrüden. A n die TranS* mutation Wie die f ü r möglieh gehaltene Verwandlung un* edler Metalle in Gold uud Silber durch gewiffe^ aber eben noch zu erforschende Verfahren und Tinkturen genannt wnrde^ glaubte damals j e d e r m a n n und eS kam nur darauf a n der erfte zu Sein der den Stein der Weifen fände. B r a n d t hatte wohl fchon lange ohne Erfolg laboriert ehe er zu derUber* Zeugung kam^ daß auf dem bisher eingefehlagenen Wege für ihn nichts zu erreichen fei; er Verfiel endlich darauf^ auS den ^ o und Produkten deS lebendigen Organismus felbft daS geheimniS* ^erd^Sferte^ ^nrrSd^ ^ner^n^ voUe Prinzip anSzuScheiden und hielt den U r i n Sür daS lohnendste AnSgangSmaterial Seiner Ünternehmnngen. Heute lächeln wir über eine Solche Auf* faffung. TamalS aben wo man die Vorgänge des LebenS durch exakte Forfchung auch im geringften noch nicht zu belenchten im ftande w a n uud Wo PhrafenhafteS ^ dunkleS Wort* geklingel für Kenntnis^ Glanben nnd Meinen fiir Wiffen gehalten und die Gefetze eher als die Veobachtungen gemaeht Wnrden damals hatte für einen Dilettanten wie Vrandt war^ der Kedanke einen plaufiblen Anfchein daß der Menfch die voHkommeufte Mafchine fet in der aUe Stoffe nnd alle Kräfte in der höchften feinften AnSbildnng angetroffen werden nnd wirken; WaS von diefer Ouinteffenz der Sehopfung^ Von diefer Welt im kleinen dem Mikro* koSmnSe anSgefchieden nnd abgeändert werden daS natürlich müffe daS AUerfeinfte^ daS AUer* wirkfamfte fein nnd im Harn könne daher aUein der Wahre Stein der Weifen gefncht werden.

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Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. Rnn kurz u n d gut mögen feine Gedankengänge immer geWefen fein Welche fie wollen daf fcheint unS gewiß^ daß Vrandt den Urin auf aUe mögliche Weife deftiUierte^ digerierte^ fublimierte und mit allen damals bekannten chemifchen Foltern guälte und ängftigte; kein Wnnder^ daß Sich alte Verbindungen zerSetzten nnd neue dafür entstanden. Allein der Stein der Weifen kam trotzdem nicht zu Tage. D a f ü r fand aber uufer Alchimist eines TageS in der Vorlage feiner Retorte einen eigentümlichen Körper von ganz merkwürdigen Eigenfchaften. Der (^erneh w a r fchwach knoblanchartig ^ daS AuSfehen wie von hellgelbem^ halbdurch* fichtigem WachS^ ebenfo die Härte nnd Konfiftenz^ der Gefchmack aber fcharf nnd widerlich. Vei gelinder Erwärmung Schmolz die MaSfe^ aber in gewöhnlicher Temperatnr fchon ftieß fie fortwährend Dämpfe auS^ die im Dnnkeln leuchteten. Strich B r a n d t mit der Hand über den neu gewonnenen Körpen fo lenchteten feine Finger uud die eigentümliche Maffe felbft Strahlte ein Sehr fchöneS^ blaffeS^ grünlichweißes Licht auf. I n kochendes WaSfer geworfen machte fie die aufsteigenden Wafferdämpfe zu magisch Strahlenden Wolken; kurz aHeS^ waf mit ihr in Verlchrnng kam^ empfing die Fähigkeit einer Selbständigen Lichtentwickelung. DiefeS fonderbare ^ noch an keinem andern Körper beobachtete Verhalten war die Urfache^ daß Vrandt für den neu entdeckten Stoff ganz Speziell den Namen P h o S p h o n Lichtt r ä g e n in Anfprnch nahm wie er denn auch^ verbunden mit feiner Eigenfchaft der leichten Entzündlichst die Veranlaffnng wnrde ^ die ihn zn einem der ganzen Welt interessanten Phänomen maehte. Der fonderbare Urfprnng^ fein Gernch nnd Gefehmack^ feine EntzÜndlichkeit die deS Schwefelf und aller andern bekannten Körper weit überfteigend nnd fo groß^ daß die Wärme der Hand fchon genügte^ ihn in Flammen zu fetzen endlich die geheimnifVoUe LichtauSftrahlung^ daS waren aUef Eigenfchaften^ die dem Phosphor einen Platz außerhalb der übrigen Körper anwiefen nnd die Von dem wahrhaft infernalifchen Stoffe noch ganz andre Wirknngen erwarten ließen. Die ganze gebildete Welt befaßte fich denn anch bald mit der intereffanten Renigkeit. Hatte Vrand nicht den Stein der Weifen gefunden fo War ihm doch mit feiner Entdeckung eine GoldgueUe aufgegangen denn er hielt die Vereitnng deS PhoSphorS geheim nnd daf Vegehren danach war fo groß^ daß kleine Mengen davon mehr als mit Gold anfgewogen wurden. M a n zeigte den Phofphor für Geld und im Iahre 1 6 8 0 koftete die Unze davon in London 1 0 i / ^ in Amfterdam fogar 16 Dnkaten. Ef war daher kein Wnnden daß andre daf Geheimnis feiner DarfteUnng fich aneignen wollten um eS im eignen Nutzen a u s b e u t e n und eS wird erzählt daß Krafft nnd Knnckel fich vereinigt hätten von Vrandt daf Rezept zu erkaufen. Knnckel^ der berühmtere deutfche Echemiker der damaligen Z e i t war in Holftein um 1 ^ 0 geboren und wie die meiften der früheren ScheidekÜnftler in feiner lugend Apotheker gewefen. Er hatte fich aber fchon zeitig mit der ^Ehemie in den M e t a l l e n ^ wie er ef nennt befchäftigt nnd unter anderm auch ein Werk über die Glafbereitnng Veröffentlicht. Wenn fich auch in feinen Schriften die ganze Unklarheit feiner Zeitgenoffen wiederfindet fo hat er doch immer praktifchere Richtnngen in feinen Verfucheu eingefch lagen als die meiften der übrigen welche die Ehemie als einen Glückstopf betrachteten anS dem die HaU^ znfaHig deu Stein der Weifen ziehen könne. Knnckel wnrde in den fechziger | a h r e n deS 17. IahchnndertS in die Dienfte deS Knrfürften Iohann Georg Ill. nach Dresden bernSen als Anffeher der Hof* uud Leibapocheke^ allerdings wohl aber in der Abficht die Verfnche znr Anffindnng deS SteinS der Weifen deffen Kenntnis der verdorbene Knrfiirft fchon befeffen haben foUte ^ wieder anzunehmen und zn dem Belaufe die hinterlaffenen Aufzeichnungen zn ftudieren. | n Annaberg wnrde ihm ein Laboratorium eingerichtet. D a aber die GeldnnterftÜtznngen nicht mit wÜnfchenS* werter Regelmäßigkeit gewährt w n r d e n ging Knnckel 1^75 nach Wittenberg nnd fpäter nach Verlin in die Dienfte deS Großen KnrfÜrften m n wie er Schreibt ^ allda etwas zn feinem Lebensunterhalte zu gewiunen da er doch die Kunft Hnnger zu leiden nicht gelernt habe.^ Später wurde er Von K a r l ^ I . V o n Schweden als Vergrach nach Stockholm berufen nnd ift 170^ in Berlin Verftorben. Iohann Daniel Krafft war Doktor der Medizin nnd an den Zellerfelder Gruben Arzt. Von unruhigem^ abenteuerlichem S i n n getrieben hielt er aber an keinem Orte lange auS und Verbrachte fein Leben auf Vielfachen R e i f e n zwifchen denen er zeitweilige Aufteilungen

Vorkommen deS PhoSphorS.

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an deu knrfürftlichen Höfen in Mainz und Dresden fand. I n letzterer S t a d t War er mit Kunckel bekannt geworden kurz ehe die Vrandtfche Entdeckung von fich reden machte. Kunckel war auf einer Reife nnd ließ Vou Hamburg anS au Krafft feine Vorfchläge^ Von Vraudt daS Geheimnis zu kaufen und eS dann gemeinschaftlich anSznbeuten ergehen die diefer anch fcheinbar aeeeptierte^ nichtsdeftoweniger aber heimlich felbft zu Brandt reifte^ Von diefem daS Geheimnis für 200 Thaler erwarb uud kunckel hinterging^ indem er an den Höfen hernmreifte und anS der Vorzeigung nnd dem Verkaufe deS neuen Stoffs fich eine Einnahmequelle machte. Knncket der fich fchon in Wittenberg befände mußte natürlich endlich anch davon erfahren; da ihm aber weder B r a n d t noch Krafft über die Entdeckung felbft etwas RähereS mitteilten e ging er felbft an die Auffindung derfelben und ^ wie er felbft Schreibt ^ durch fcharfeS Nachdenken nnd unermüdliches Arbeiten w a r er nach etlichen Wochen fo glücklich^ den Phosphor felbftändig zu entdecken nnd znftande zu bringen. DaS war im Iahre 1676. Kunckel wußte nun daß B r a n d t den Phosphor a u s dem Harn abgefchieden habe. DaS Geheimnis der zum zweitenmal entdeckten Vereitung Wurde jetzt dnrch die Konkurrenz bald zu einem Allgemeingutes denn die Entdecker lehrten Schließlich jedem^ der 10 Thaler bezahlen wollte e das vorher So ängftlich gehütete Verfahren. Auf ebenfo felb Ständige ^eife wie Brandt nnd Kunckel foU auch Voyle in England die PhoSpbordarfteUnng erfunden und im | a h r e 1081 darüber der ^Boyal Society^ Bericht er* Stattet haben. Er beutete feine Entdeckung in Gemeinschaft mit einem in London leben* den Dentfchen H a u k w i t z e ebenfalls durch Herstellung größerer Mengen auSe und eS foil Hankwitz dureh deren Verkanf fich ein großes Ver* mögen erworben haben. ^orkommen^ Der Phosphor ift in der Natur fehr verbreitet; er ift ein VeStandteil der gefamten organifchen Welt findet fich in Vielen GebirgSarten e wenngleich anch nur in fehr geringer Menge^ in größerer Menge in Verschiedenen Mineralien fowie in den Guanolagern. DaS Vorkommen des Phosphors in den Knochen entdeckten G a h u und Scheele 1 7 0 9 : AlbinnS fand ihn in der Senfpflanze fowie in der Kreffe^ nnd jetzt weiß man daß der Phosphor zu den in allen drei Reichen häufigften Körpern gehört. | n freiem ^nftande findet er fich nirgends in der Ratnr e denn feine Verwandtfchaft zn vielen andern Körpern ift So große daß ere einmal mit einem verbunden anS diefer Verbindung nicht gern wieder heranSgeht wenn nicht ftarkechemifche^wangSmaßregeln ergriffen werden. Vorzüglich ift eS der Sauerftoff e mit dem zusammenzutreten er ein großes Verlangen hate infolgedeffen er manche andre Verbindnngen Verläßt nnd fich dafür mit jenem vergefeUfchaftet ES gibt anch eine Verbindung Von Phosphor mit Wafferftoft analog dem A m m o n i a k P h o s p h o r * wafferftoff genannt. DieS ift ein gasartiger Körper ^ den man erhalte wenn man zu einer konzentrierten Anflöfnng Von Atzkali einige Stücke Phosphor thut und daS Gemifch erwärmt Läßt man Vlafen diefer GaSart in die Lnft treten wie eS Fig. 892 zeigte fo entzünden fie fich angenblicklich und Verbrennen mit einem Verpuffenden Geränfch. Die Anftellnng diefeS VerfnchS erfordert aber einige Vorficht nnd ift daher Ungeübten hiervon abzuraten. Der PhoSphorwafferftoff ift intereffant weil mau die mannigfach beftrittenen Irrlichter durch die Entwickeln g diefer GaSart anS nnter Waffer Verfaulenden phoSphorhaItigen organifchen Körpern erklären will. Die anS dem Zusammentreten von P h o s p h o r nnd Sauerftoff entstehenden Körper charakterisieren fich durch ihre Eigenfchaften als Säuren. Nnr diejenige Verbindnnge die

528 ^ie Erfindung der Feuerzenge nnd der PhoSphor. am wcnigften SauerStoff enthält^ daS P h o S p h o r o ^ y d zeigt einen indifferenten Charakter. Die n n t e r p h o S p h o r i g e S a u r e aber^ die phoSphorige S ä u r e und Vor allem die PhoSphorf ä u r e ^ welche die größte Menge Sauerftoff enthalt ( I ^ C ^ find ihren EigenSchäften nach entfchiedene Säuren^ denn Sie bilden mit bafifchen Körpern S a ^ deren einige^ wie Vorzüglich daS phoSphorfanre Natron ^ in der Technik eine ziemlich ausgedehnte VerWendung finden. ^ie ^ho^phollaute^ Sie bildet sich^ wenn PhoSphor in Sreier Lnft oder in reinem Sanerftoffgafe Verbrannt Wirde nnd man erhält fie als Weiße Flocken^ wenn man über den brennenden PhoSphor eine trockene Glasglocke ftürzt. In diefer Form ift die PhoSphorfänre wafferfrei (PhoSphorfanreanhydrit); Sie zieht aber fchon beim Stehen an der Luft die Wafferdampse derselben mit folcher Entschiedenheit an^ daß fie bald zerfließt nnd dann felbft dnrch heftiges Glühen nicht mehr in den wafferfreien ^nftand übergeführt werden kann. Ihr Verhalten dem Waffer gegenüber ift Sehr merkwürdig^ denn Sie Vereinigt Sich mit demfelben zu drei ganz fest bestimmten Verbindungen^ deren WaSSergehalt Sich zu einander Verhalt Wie die Zahlen 2^ 8. Die wafferhaltige PhoSphorfäure kann man auf Verfchiedene Weife darstellen^ entweder dnrch langfamere Oxydation deS PhoSphorS in feuchter L n f t e oder dnrch Kochen mit Verdünnter Salpeterfäure ^ oder dnrch Abfcheidung auS phoSphorfauren Salzen mittels Schwefelfäure. I n jedem Falle wird man eine mehr oder weniger dnrch Waffer Verdünnte Löfung erhalten^ die man durch Abdampfen konzentrieren mnß. Im Ver* lauf diefer Konzentration nimmt die FlüSfigkeit SirnpSkonfiftenz an nnd läßt bei längerem Stehen harte ^ wafferheHe KriftaHe anfchießen. Treibt man die Verdampfung noch weiter^ fo kommt ein Zeitpunkte bei welchem die Maffe ruhig fchmilzt uud eiu Tropfen e heraus* genommen e auf einem kalten Gegenstände Sogleich zu einem glasartigen Körper erftarrt. Man kann den ganzen Inhalt deS AbdampSgefäßeS durch Abkühlen in folch fefter Geftalt gewinnen^ nnd die PhoSphorfänre führt in diefer Form im Handel den Ramen glafige P h o S p h o r f ä n r e . Zu den Abdampfpfannen mnß man aber Stets GeSäße Von Platin oder Silber anwenden e weil die PhoSphorfänre Vorzüglich in fchmelzendem Zuftande eine fehr ftarke Säure iSt und alle andern Materialien angreift nnd anflöSt. PhoSphorSäure frrrdet Sich iu der Natur in einer großen Anzahl Von Mineralien^ Von welchen die nachstehenden die wichtigsten Sind: Apatit^ vhoSphorf aurer Kalk (EaleiumphoSphat)^ der in Verfchiedentlich gefärbten KriftaHen^ auch waSSerheH oder in dichten ^ undnrchfichtigen Maffen erfcheinte nnd der in manchen Gegenden (Eftremadura in Spanien) in mächtigen^ Weit ausgedehnten Lagern Vor* kommt nnd dann P h o s p h o r i t genannt wird; er ift für die Landwirtfchaft als Düugemittel Vou der größten Bedeutuug; WaVellit^ phoSphorfaure Thonerde; T r i p h y l i U e ein felteneSe aber feiner Zufammenfetzuug nach inter efSanteS Minerale denn eS enthält die PhoSphorfänre mit Eifeno^ydnl und Lichion^ einem zwar fehr Verbreitete^ aber immer nnr in fehr kleinen Mengen vorkommenden Körper^ Verbnnden; Grünbleierz^ PhoSphorfaueS Vleio^yd^ daS in gelben^ grünen oder anchbrann gefärbten KriftaHen^ Vorzüglich bei Zfchopau im fächfifchen Erzgebirge und im Harze gefnnden wird u. S^ w. Ferner der Türkis (Kalait) nnd Vivianit^ erfterer AluminiumphoSphate letzterer EiSenphoSphat. AnS dieSen unorganifchen Körpern nnd Vorzüglich auS dem phoSphorfanren Kalk ^ der in geringer Menge in jedem Aderboden enthalten ift^ geht die PhoSphorsäure in denOrganiS* mnS der Pflanzen über^ anS welchen Sie daS Tier anfnimmt. Solange ein Tier noch im WachStnm begriSfen iSt^ braucht eS größere Mengen Von PhoSphorfänre als in späterer Zeit^ denn eS Verwendet diese Substanz zur Ausbildung feiner Knochen^ feines GehirnS^ derRerVen und Vieler Seiner Organe; daher ift die PhoSphorfänre ein Steter Bestandteil deS Vintes nnd nur derjenige Teil derselben e welcher auS dem fortwährend Stattfindenden Verfall der Gewebe Wieder in daS rückftrömende Blut gelangte wird durch den Harn und zum Teil anch durch die Exkremente auS dem Körper wieder auSgefchieden. An der Zufammenfetzuug der Knochen nehmen aber nicht bloß unorganische Stoffe teile fondern ein großer Teil derfelben iSt organischer Ratur^ die Sogenannte Knochenknorpel* maffe. Handelt eS Sich alfo darum ^ anS Knochen oder überhaupt animalifchen Körpern PhoSphorSäure oder^ wie wir gleich annehmen wollen^ PhoSphor darzustellen^ So wird man dieSe organischen Bestandteile Von den unorganifchen zu trennen nnd fie^ nm einen möglichst ho^en Nutzeffekt zu erzielen^ für fich einer erfchöpfenden Vearbeunng zu unterwerfen haben.

Darftellnng deS phosphor^ ^29 Gewöhnlich findet man daher in chemifchen Fabriken die fich mit der HerfteHnng Von Phosphor oder Phosphorpräparaten befaffen zu gleicher Zeit die HerfteHnng von Leim oder Vlutlaugenfalz oder Salmiak ebenfo wie die Bereitung der im Verlaufe deS ProzeffeS nötigen Chemikalien Schwefelfänre nnd Salzfänre^ in den Vereich der Arbeit gezogen und die Darftellnng deS PhoSphorS mit der Fabrikation Von Soda und Schwefelfänre organifch Verbunden. ES kann natürlich hier nicht nnfre Aufgabe Sein einen derartigen Betrieb in Seinem ganzen Umfange zu Schildern da wir eS lediglich mit dem Phosphor nnd Seiner Vereitung Zu chun haben. W i r wollten aber daranf hinweifen ^ wie in dem Gebiete der chemifchen Aktionen ein Glied in daS andre greift und jede Umwandlnng in ihrem Verlaufe die beteiligten Stoffe in die Verfchiedenften Stadien der Verwendbarkeit bringt. E s kommt für den technifchen Chemiker nnr darauf a n denjenigen ZuStand zn erkennen in welchem ein Bestandteil für chn den höchften Wert hat und in diefem Momente ihn dem chemifchen Prozeffe zn entziehen. Darstellung de^ ^ h ^ p ^ o r ^ TaS Knnckelfche Verfahren den Phosphor darznftellen wird^ feiner geringen Ausbeute wegen fchon längft nicht mehr befolgt. Diefe ältefte Methode wird folgendermaßen befchrieben: Fauler Harn wnrde durch langsames Feuer bis Zur SirupSdicke abgedampft. Mit der dreifachen Menge weißen reinen SandeS gemifcht kam die Maffe in eine fefte^ mit einer Weiten Vorlage Verfehene Retorte nnd wurde bei offenem Feuer fechS Stunden erhitzt fo daß alles Phlegma mit flüchtigem Salze nnd Ole in die Vorlage überging. Daranf wurde wieder fechS Stnnden lang ein Stärkeres Feuer angewandt. Znerft erfüllten nun reichliche weiße Dämpfe die Vorlage^ dann wurde diefelbe wieder hell nnd eS traten andre Dämpfe über^ die in bläulichem Licht leuchteten ähnlich wie brennender Schwefel. Endlich erhielt man durch die heftigSte Glühhitze eine konSiftente ^ fchwere^ lenchtende Subftan^ den PhoSphon der Sich in der Vorlage abfetzte. Die Reduktion der PhoSphorfäure zu Pho^chor berichte bei diefem primitiven Verfahren anS der Entziehung deS SanerftoffS durch die Verkohlte organifche Materie deS HarnS. Der dnrch die Erfindung der Rübenzuckerfabrikation berühmte Echemiker Margraf hat diefe DarftellungSweiSe um die Mitte deS Vorigen IahrhnndertS bedeutend VerbeSSert. Und da mittlerweile daS Vorkommen deS StoSSS in feiner großen Verbreitung im Tier* nnd Pflanzenreiche erkannt worden war^ fo blieb die Gewinnung auch nicht lediglich auf die menfchlichen AnSscheidungSftoffe befchränkt. Scheele^ eineS der hervorragendsten chemischen GenieS aller Zeiten gründete auf daS Vorkommen der PhoSphorfäure in den Knochen eine GewinnungSweife^ welche^ wenn anch in Einzelheiten verbeSfert im wef entlichen heute noch befolgt Wird. Die Knochen enthalten in trockenem Znftande 11—12 Prozent Phosphor. Die Trennung d e r phoSphorfäurehaltigen Knochenerde Von der organischen (Knorpel-) MaSSe kann anf zweierlei Weife erfolgen. Entweder man Verbrennt die Knochen in großen Schachtöfen anf deren Voden man ein Holzfener unterhält bis die Hitze Sich fo Weit geSteigert hat daß die Knochen felbft brennbare Gafe entwickeln und dieFenernng unterhalten. ES bleibt dann nur die weiße Knochenerde ^ die vorwiegend anS bafiSch phoSphorfaurem Kalk befteht übrig^ während alle organifchen Bestandteile Verbrennen. O^er man behandelt die Knochen ^ n a c h d e m man ihnen dnrch überhitzte Wafferdämpfe oder Behandeln mit Schwefelkohlenftoff^ Benzin n . f. w. den Fettgehalt entzogen hat mit V e r d ü n n t e r Salzfänre n n d führt dadnrch die n n organifchen Veftandteile in lösliche Form über. A m beften geschieht dieS in großen B ü t t e n in denen die Knochen mehrere Tage^ mit V e r d ü n n t e r Salzfäure bedeckt womöglich in etwaS erwärmter Temperatur^ Stehen gelaffen werden. Die Knorpelmaffe bleibt als weiche^ gelblichweiße^ nnlöSliche Snbftanz zurück^ die g a n z die frühere Form der Knochen behält. Die Kalkfalze aber zerfetzen fich; die Salzfänre Vertreibt daranS einen Teil der PhoSphorfanre nnd nimmt ihre Stelle ein. Dadnrch entfteht Ehlorealeium uud^ weil fich nnn die f r e i gewordene PhoSphorfäure a n f den noch übrig bleibenden pboSphor* Sauren Kalk mit w i r f t faurer phoSphorfaurer K a l t der im Waffer leicht löslich ift. Diefe letztere Methode d e r Phosphorbereitung hat fich jedoch in der Praxis weniger eingebürgert. Räch dem am meiften gebräuchlichen Verfahren Werden die weißgebrannten zerkleinerten Knochen ^nit Schwefelfänre behandelt wodurch der in ihnen enthaltene dreibafifch phosphor* f^u ^ feines KalkgehaltS fich mit der Schwefelfänre zu fchwer

548 Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. löslichem Ealeinmfulfat (KipS) Vereinigen e Während ^ deS KalkeS mit der Vorhandenen PhoSphorfäure Verbunden bleibt (faurer phoSphorfaurer Kalk) und in Löfuug geht. Diefe Zerfetzuug gefchieht fchou mit ^prozeutiger Schwefelfäure (Kammerfäure); nach ungefähr ^ftündiger Einwirknng Verdünnt mau mit Waffer und zieht die bhoSphorfäurehaltige Löfung von dem abgefetzten KipS ab. Diefelbe wird in flaehen Bleipfannen eingedampft bis fie SirupSkonfiftenz erlangt hat und dann mit Holzkohle gemifcht iu gußeifernen Keffeln VoUftändig anSgetrocknet. I n diefem ^uftande wird fiee uoch heiß^ in Retorten Von Stein* Zeug gegeben^ die man Von anßen um dem ^erfpringen uud dem Dnrchdringen der PhoS* phorfäure Vorzubeugen mit Lehm uud PSerdemiSt befchlägt oder aueh wohl mit einem mit Vora^löfnug Vermifchteu Kalkbrei Verftreicht. Um E^plofionen zn Vermeiden muß fehr Vorfichtig deftiUiert werden. Auf die angegebene Weife geht aber ftetS ein Teil deS PhoSphorS Verloren der nicht mit reduziert Wirde fondern als pyrophorfaurer Kalk in der Retorte Znrüdbleibt. Wollte man mehr Schwefelfäure anwenden um aUeu Kalk zu entfernen fo Würde hierdurch auch kein Vorteil erreicht deuu freie PhoSphorfäure wird dnrch Kohle nur fehr un VoUftändig rednziert da Sie Sich fchon bei einer Temperatur zu Verflüchtigen anfängt die niedriger ift als die zur Zerfetzuug erforderliche. Der Vorgang im Innern der Retorte ift ein fehr einfacher. Die Holzkohle wirkt auf die PhoSphorfäure reduzierend und fpielt diefelbe RoUe hiere die ihr bei dem AnSfchmelzen der MetaUe auS den Erzen auferlegt wird. Sie foU den Sauerftoff eines andern Körpers an fich ziehen und jenen Körper dadurch frei machen. Hier ift eS derPhoSphor^ Welcher auS der PhoSphorfäure frei wird und als Dampf entweicht leder RetortenhalS mündet in eine mit Waffer halbgefüllte Vorlage e welche uoch mit einer zweiten ebenfolchen Verbunden ift; die letztere hat ein offenes kurzes Rolp^ durch Welches die bei der DeftiUation entftehenden brennbaren Gafe entweichen können. Die Retorteichälfe dürfen aber nicht in doS Waffer der Vorlagen felbft eintanchen Weil fonft nach Beendigung der DeftiUation der Lnftdrud daS Waffer in die glühenden Retorten treiben würde. ^ ^ ^ Sammelt fich in diefen Vorlagen ^reffeu ^utu ^etn^en de^ ^ ^ als eine fchwarze^ fchmutzige Maffe a n welche neben reinem Phosphor noch eine große Partie Verunreiniguugen Vou Kohle^ Phosphoroxyd fowie r o t e n amorphen Phosphor enthält nnd daher einer weitereu Reinignng unterworfen werden muß. Gewöhnlich uud am ficherften bewerkfteUigt man dieS dadurch daß man dieRohmaffe nnter Waffer fchmüzt uud fie^ ebenfalls nnter Waffen durch KemSleder preßt. Die iu Fig^ 898 dargefteüte Preffe dient diefem Zwecke. ES wird der in heißem Waffer (09^) zufammengefchmolzene rohe Phosphor nach feinem Erkalten in ein Stück KemSleder eingebuudeu e daS man wie eineu Sack zufammenknüpft und auf eiuen fiebartig durchlöcherten Seiher legt. DaS Konze ftecht in einem größeren Kefäße ^ ^ e welches mit Waffer Von nngefähr 5 9 ° fo weit gefüllt Wirde baß der Phosphor davon bedeckt ist. DaS halbkugelförmige^ iu eiuer Führung gehende PiftiU der PreSSe BB wird mittels deS Hebels ^ anf den Lederfack gedrückt nnd dadurch bei Verftärktem Druck der iu dem heißen Waffer wieder fchmelzeude Phosphor durch die Poren deS LederS geguetfcht wobei er feine Unreinigkeiten iu demfelben zurüdläßt. Andre ReinignngSmechoden bafieren entweder darauf^ daß man den gefchmolzenen rohen Phosphor dnrch eine Schicht grobgekörnter Tierkohle filtriert oder ihn einer nochmaligen DeftiUation auS eifernen Retorten uuterwirft. Deu gereinigten Phosphor bringt man in Form Von runden Stangen in den Handel. Um diefe zu erlangen bedient man fich am beften der folgenden nnd in Fig. ^94 Veranfchanlichten Vorrichtung. I n einem größeren Kefäße ^ befindet fich ein nach unten in eine Röhre VerlanfendeS Sehmelzgefäß ^ beftimmt deu Phosphor aufzuuehmeu und durch heißes Waffen Womit daS Kefäß ^ ^ gefüllt Wirde flüffig zu machen e damit er durch deu Hahu u in die GlaSröhre ab übertreten kann. Diefe KlaSröhre fteckt in einem mit koltem

Eigenschaften deS PhoSphorS. 581 Waffer gefüllten Baffin B. Offnet man den H a h n fo tritt anS dem Schmelzgefäß flüffiger Phosphor in die GlaSröhre e worin er bald erftarrt nnde da die Röhre nach Voru zu fich kouifch erweitert^ herangezogen werdeu kann^ wenn man ihn an feinem Anfange faßt. Dazu dieut ein Ralfen Ce den vorn mit einem Häkchen verfchen in die noch weiche PhoSphormaffe eingedrückt wird. Dnrch daS kalte Wafser wird die Abkühlung nnd Erftarrnng deS PhoSphorS fo rafch bewirkt daß man denselben in einem ununterbrochenen Strahle langfam auS der GlaSröhre herausziehen kann. AUe andern Manipulationen wie Zerfchneiden der langen Stange in entfprechende Stücke^ Schmelzen PulVerifieren n. f. w.e muß man der leichten Entzündlichkeit deS PhoSphorS wegen unter Waffer Vornehmen; ebenfo kann man ihn nnr in mit Waffer gefüllten Vüchfen Verfchiden. Die Darftellnng deS PhoSphorS anS Knochen ^ welche für viele Zweige der Technik einen fehr hohen Wert haben ift eigentlich eine fehr unrationelle e und eS wäre zu hoffen daß fie in nicht zu langer Zeit verdrängt werden möchte durch eine GewinnungSweife auS Mineralien deren PhoSphorgehalt bis jetzt noch lange nicht genügend genutzt wird. Der Preis der Knochen e Welche jetzt eben immer noch daS bevorzugte Rohmaterial für die P h oSph or er zen gnn g en bilden ift infolgedeffen fteUenweife fo enorm geftiegen daß viele der früher beftandenen Phosphorfabriken namentlich in Ofterreiche chrenVetrieb eingeteilt haben. Der gefamte PhoSphorbedarf wird jetzt faft nur Von zwei Fabriken ^ einer englifchen (Albright ^ Wilfon in Oldbnrg bei Birmingham) und einer franzöfifchen (Eoignet ^ Fils in Lyon)e gedeckte die zufammen jährlich ungefähr 2 4 0 0 0 Zentner erzengen (lOOOO refp. 14000)^ wozu nahe an 800000 Zentner Knochen Verarbeitet werden. Eigenschaften de^ ^h^phor^. Der hinficht* lich feiner änßeren Erfcbeinnng fchon befchriebene Phosphor fchmilzt fchon bei bei 280^ fiedet er nnd verwandelt fich in farblofe Dämpfee Voraus* gefetzte daß die Luft gänzlich abgefchloffen ift; er Verdampft jedoch auch fchon bei gewöhnlicher Tem* peratnr im geringen Grade. Er löft fich etwas iu Weingeift nnd auch iu Äther anfe die Olc^ Ehloro* form nnd vorzüglich Schwefelkohlenftoff nehmeu ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ihn mit größter Leichtigkeit anf nnd er vermag beim langfamen AnSfcheiden anS einigen diefer Löfungen KriftaUform anzunehmen. M i t Vielen andern Elementen Verbindet er fich leichte fo mit Sauerftoff e Ehlore Schwefel; das Eifen macht er aber kaltbrüchige darnm ift diefe feine Verbindung nicht befonderS gefucht; dagegen haben feine Verbindungen mit Kupfer uud mit Zinn ein hohes Intereffee da fie bereits technifche Verwendung gefunden haben worüber bei diefen MetaUen berichtet wurde. Wenn man den Phosphor im Lichte oder anhaltend auf einer Temperatur vou ^00° erhält^ fo verändert er feine Eigenfchaften nnd geht in den fogenannten r o t e n oder amorphen P h o s p h o r üben auch Schrötterfcher amorpher Phosphor genannte Weil Von Schrötter Znerft diefe intereff ante Modifikation entdeckte und die Bedingnngen nnter denen ihre Vildnng erfolgte hanptfächlich erkannte. Die Farbe diefer intereffanten Abänderung deS PhoSphorS ift oft fo fchon nnd intenfive daß üe dem fenrigSten Zinnober nahe kommt mitnnter aber ift die Farbee wenn die Maffe Zusammenhängend geblieben ifte rötlichbraun auf der Oberfläche faft eifenfchwarz. Ter amorphe Phosphor iSt Serner gernchloSe leuchtet nicht im Dunkeln nnd Verändert Sich nicht an der Lnft dabei fchmilzt er bei weitem fchwieriger als der gewöhnliche^ und waS chn am meiften von diesem unterfcheidete ift feine Schwere EntzÜndlichkeit DieSe letztere Eigenfchafte fowie der Umftande daß er nicht giftig wirkte ließ ihn eine fehr begeifterte Aufnahme von feiten der Zündhölzchenfabrikanten finden weil der Vorwurf zn großer Gefährlichkeit der den erften Phosphorzündern gemacht worden i f t hier nicht eintraf; aUein mit der Gefährlichkeit verlor fich auch gerade daS Empfehlenswertere^ die Bequemlichkeit uud die Fabrikanten fanden balde daß damit der Gewinn zn teuer bezahlt fei; erft in den letzten Iahren hat er wieder Gnade Vor ihnen gefunden. Die Anwendungen des PhoSphorS find fehr mannigfacher Art Die Pharmazie bedient fich feiner zn einigen wenigen Präparaten; mehr fchon verbrauchen ihn die Kammerjäger

550 Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. ZU der fogenannten Phosphorlatwerge ^ einem Gemifch Von WaSSer nnd Mehl nnd etwas wohlriechender Snbftanz^ denen man eine geringe Menge PhoSphor beimifcht. Die höchß giftigen Eigenfchaften diefeS Stoffs machen dergleichen Paften zu einem wirkfamen VertilgnngSmittel deS Ungeziefers. Auch fertigt man anS solchem PhoSphorteig Von etwaS mehr Konfiftenz PiUen ( P h o S p h o r p i l l e n ) an; diefelben find begnemer zu handhaben als der Teig nnd werden in großen Maffen zur Vertilgung der Feldmänfe benntzt. ^roße Mengen Von rotem^ amorphem Phosphor Werden jetzt zurVereitnng Von IodphoSphor nnd VromphoSphor Verwendet welche beiden Präparate in der Teerfarbenindnftrie gebraucht Werden um jodierte und bromierte Kohlenwafferftoffe darzufteUen. |edenfaUS ift aber die Menge Von PhoSphon Welche die Zündhölzchenfabrikation beanfprncht noch großer nnd damit kommen wir anf nnfem eigentlichen Gegenftände die Fenerzenge^ wieder zurück. Zuwendung de^ ^ho^chm^ ^n Feuerungen. Vei den erften Verfuchen hierzu erfand man zum Teil fehr Verwickelte Vorrichtungen die dadnrch nötig wurden daß man noch nicht gelernt hatte^ die freiwillige Entzündung deS PhoSphorS in atmofphärifcher Luft ZU umgehen. ^chnlich wie bei den PrometbeanS znr Aufbewahrung der Schwefelfänre bediente man fich daher ^ nm die Lnft abzuhalten kleiner Glasröhren. S o bestanden die fogenannten T u r i n er Lichtchen ans kleinen Glasröhren die an einem Ende Verfchloffen Zn einer Kngel erweitert und hier mit etwaS PhoSphor angefüllt waren. DaS andre Ende der Röhre wurde durch einen WachSdocht Verfchloffen nnd daS dünne Ende diefeS DochteS^ um feine Entzündlichkeit noch zu erhöhen mit Schwefel- uud Kampferpnlver beftrent war in daS PhoSphorkügeIchen eingefchmolzen. Sollte Feuer angefacht werden fo wnrde daS GlaSröhrchen an der Stelle^ wo fich die Kugel anfetzte^ zerbrochen. Schon dnrch die hierbei entftehende geringe Reibung nnd den Zutritt der atmofphärifchen Lnft entzündet fich zunächft der Phosphor^ der dann feinerfeitS den Docht in Vrand fetzt. Aber diefe Einrichtnng war bei weitem zu koftfpielig^ nm eiuem Bedürfnis deS großen Publikums abzrchelfen. Ebenfowenig fand daS Feuerzeug allgemein Eingang ^ welches den Phosphor mit etwaS Schwefel zufammengefchmolzen in einem Fläfchchen enthielt in welchem derfelbe den Boden als eine fchwache Schicht bedeckte. Seine Wirknng gründete fich darauf^ daß ein Schwefelholz ^ wenn eS mit dem gefchwefelten Ende auS dem PhoSphor gerieben wnrde^ etwaS Von der Maffe abkratzte und fich dnrch Reiben damit anf einer rauhen Fläche entzünden ließ. Nnr in der Form eines UberzngS — daS wnrde fehr bald eingefehen ^ vermochte der PhoSphor feine befte Wirkung zn äußern; allein eS Verging trotzdem eine geraume Z e i t bis endlich der richtige Weg gefunden wnrde ^ anf welchem man fchließlich Zur Herstellung der heutigen PhoSphorftreichzündhöIzer gelangte. S t r e i c h h ö l z c h e n . Es ift ungewiß^ V o n wem die Erfindung eigentlich ausgegangen ift. Man Sieht eS war nach den EongreVeSchen Streichhölzern weiter nichts zu thun als daS Schwefelantimon durch PhoSphor zu erfetzen. I n Paris foil fchon 1 8 0 ^ der PhoSphor zur HerfteHnng Von Feuerzeugen Verwendung gefunden^ DerepaS 1 8 0 9 denfelben mittels Magnefia zerteilt haben ^ nm feine leichte Eutzüudlichkeit zu V e r m i n d e r n ^ aber DeroSne foU eS 1816 gelnngen fein Wirkliche PhoSphorftreichhölzer zu erzeugen. I n diefer Weife Wird die Sache Von den Franzofen erzählt; eS ift aber unwahrscheinlich^ daß eine fo in daS allgemeine L e b e n eingreifende Erfindung bis 1 8 ^ Zeit gebrancht habe^ um fich zu verbreiten. S o Viel ift gewiß^ daß die Phosphorzündhölzer ziemlich gleichzeitig in Verschiedenen Ländern und z w a r erft um daS I a h r 1 8 8 8 aufgetaucht find; n n d eS ift nicht unmöglich daß mehrere Anfprnch machen können ^ als Erfinder genannt zu Werden weil fie^ Vielleicht ganz unabhängig Voneinander^ diefelbe | d e e zur Ausführung brachten. Wenn daher die Engländer i h r e m Echemiker l o h n W a l k e r die Erfindnng der Lucifer matches zufchreiben fo können fie ebenfo recht haben w i e die SÜddentfcheU^ die den 1 8 ^ 7 Verstorbenen I . F. K ä m m e r e r aus LndwigSburg Sür den Erfinder ausgeben ^ und in That fcheint dem letzteren die El^re der Erfindnng zu gebühren; er war Student der Ehemie nnd in feiner wegen Veteiligung an einer politischen Manifeftation erfolgten Haft ans dem HohenaSperg war ihm g e f t a t t e t fich mit einigen chemifchen Verfnchen zu beschäftigen die zur Entdeckuug führten. Nach feiner Entlaffnng anS der Haft begann er in feiner Vaterftadt LndwigSbnrg Reibzündhölzer und^ znr Anwendung für die Tabakspfeife^ Reibzündfchwamm zn fabrizieren nnd zu Verfenden. Da jedoch im | a h r e 1 8 8 ^ noch kein Patentgesetz beftand^ wurde die

Streichhölzchen.

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Erfindung fehr bald Von andern Ehemitern nachgemacht ^ Welche daS Fabrikat unter ihren Namen anf den Markt brachten. So wurden 1 8 ^ 8 fchon Von Wien auS durch P r e f h e l die Verfchiedenartigften Zündreguifiteu^ ^ündfchwanrm^ Zigarrenzünder u. f. w.^ angefertigt^ in deren Zündmaffe der PhoSphor die hauptfächlichfte Rolle fpielte^ und um diefelbe Zeit fabrizierte M o l d e n h a u e r in Darmftadt auch Seine erften Phosphorzünder. I n den erften Zündmaffen war daS chlorfanre Kali auS den EongreVefchen Reib* Zündern der Menge nach noch ein ganz vorwiegender Bestandteil. Da daSfelbe aber den ÜbelStand hate beim Erhitzen zu Schmelzen nnd erft dann Sauerftoff zu entwickeln^ fo befaßen die Phosphorzündhölzer Von damals die unangenehme Eigenfchaft^ mit einer A r t Von E^plofion Zu Verbrennen; die Schmelzende MaSSe Spritzte glübend umher ^ und der Gebrauch Sowie die Fabrikation wurde wegen der großen Feuergefährlichkeit in Vielen deutfchen Ländern Verboten. ES gelang aber bald^ daS fchädliche chlorfanre Kali zu befeitigen. T r e V a n y wandte Statt Seiner zuerSt eine MiSchung Von Mennige und Braunftein an^ nnd wenige Iahre darauf (1887) wurden dnrch Prefhel daS braune Vleifupero^yd und durch V ö t t g e r ein Gemenge Von Mennige und Salpeter oder Von Vleifupero^yd und falpeterfaurem Bleio^yd eingeführt und damit der Zündhölzchenfabrikation ein großer Anffchwnng gegeben.

Weiterhin wurden die Reibzündhölzer dadureh Verbeffert ^ daß man daS ^olz der leichteren Entzündung Wegen anftatt mit Schwefel mit Wachs oder Paraffin an der Spitze tränkte e die ZündmafSe Selbft mit einer dünnen Lackfchicht überzog ^ um die PhoSphoranSdünftung zu befeitigeu und den ^ölzchen ein gefälligeres AuSfehen zu geben n. f. w. ES war nnr noch eine Schwierigkeit zu überwinden ^ uud diefe lag in den giftigen Eigenfchaften deS PhoSphorS felbft. I n den Zündhölzchenfabriken Stellten Sich bald die tranrigften Krankheitserscheinungen uuter den Arbeitern ein^ Vorzüglich Krankheiten deSZahufleifcheS und der Kinnlade; in den erften I a h r e n deS neuen Industriezweigs war die Sterblichkeit unter den Fabrikarbeitern hier eine Viel größere als bei den andern Befchäftigungen. Man Verfuchte hin und her^ dem PhoSphor die fehädlicheu Eigenfchaften ^n nehmen ^ und als Schrötter den amorphen PhoSphor entdeckte^ nahm man deswegen diefeS Praparat Von allen Seiten fogleich mit dem größten Eifer in die Zündhölzchenfabrikation auf. Diefer hat fich^ wie gefagte Sehr bald wieder abgekühlt. E S haben die Zündhöl^chcrr ^ zu deren ^ündmaffe roter oder amorpher PhoSphor genommen Wurde^ nur eine fehr befchränkte Aufnahme gefunden^ und ebenfo ift eS lange ^eü den AntiphoSphorhölzern nnd den phoSphorfreien Zündhölzern ergangen.

Tie Erfindung ver Feuerzenge nnd der phosphor. Die A n t i p h o S p h o r h ö l z e r wurden im Iahre 1848 von Böttger iu Frankfurt erfnnden und rechtfertigen ihren Ramen dadurch^ daß der PhoSpbor (amorpher) mit Zufatz eines rarchen die Reibung vermehrenden Körpers^ Braunftein GlaSpnlVer oder dergleichen nicht auf die Kuppen der Hölzchen gebracht wird^ fondern daß man ihn zur Präparatiou eiuer befonderen Reibfläche verwendet und zu diefem Behnfe auf eiuer Pappe oder fonftigen Fläche ausbreitet. Die Zündmaffe der Hölzchen befteht auS einer mit Gummi angemachten Mifchnng von chlorfanrem Kali und Schwefelantimon uud hat die Eigentümlichkeit fich auf jener phoSvhorhaltigen Reibfläche fehr leicht auf jeder andern Fläche aber nicht oder jedenfalls nur fe^r fchwer zu entzünden. Die daraus entspringende Notweudigkeit immer einen Zweiteiligen Apparat zur Hand haben zu müffen welcher Sieh auch noch andre Übelftände^ wie daS Verfchmieren der Reibfläche und daS Untanglichwerden derfelben beigefeUen könnte Zwar im Stande Sein die VeVorzngnng dieSer Zündhölzer zu hindern; indeffen hat man in der Renzeit in ihrer Herftellnng anch Sehr wesentliche Verbesserungen gemacht nnd namentlich Sind in den letzten Iahren die fchwedifchen fogenannten SicherheitSzündhölzer^ 8a^erhet^^ a n d ^ t i c ^ bei dem Pnbliknm fo fehr in Gnnft getreten daß fie SelbSt die VortreSflichen öfterreichifchen Zündregnifiten faft gäuzlieh Verdrängt haben. DaS utan s^af^el och fo^for bezieht fich zwar n u r anf die Hölzchen felbft denn die Reibfläche enthält amorphen PhoSphor^ der mit einem Gemenge Von fein zermahlenem SchWefelkieSnnd Schwefelantimon Verrieben ift die ^Ündmaffe der Hölzchen dagegen befteht nach Iettel in der Hanptfache auS Kalinmchlorat und Kaliumbichromat Welche Stoffe mit arabifchem Knmmi Verbunden und gewöhnlich noch mit feinem GlaSpulVer Verfetzt find. Diefe fogenannten fchwedifchen Zündhölzchen werden jetzt auch iu Deutschland in großen Mengen und Von gleicher Küte angefertigt und Sind wohl jetzt ebenSo Verbreitet wie die älteren mit Phosphor an der Knppe. Kanz p h o S p h o r f r e i e ^ an jeder Reibfläche entzündbare Hölzchen baben znr Zeit fich noch kein großes Gebiet erobern können trotzdem zahlreiche Vorfchriften zur HerfteUung derfelben e^iftieren und patentiert worden find. ^ i e Fabrikation ^er ^ o ^ p h ^ ^ ü n d h o l ^ e n hat fowohl in der mechanifchen Vearbeitung deS HolZeS als in der Art und Zufammenfetzung dieSer letzteren Selbft fehr zahlreiche Verbefferungen erfahren. Wir wollen nicht ermüden mit der Unterfnchnng^ Wer zuerft den Schwefel wegließ und ftatt deffen die Hölzchen mit Stearin oder Wachs tränkte und damit die erften Salonhölzchen erfand ^ oder wer die erften Streichfidibuffe machte ^ oder wer die Kuppen der Hölzchen zuerft in Schönen bunten Farben herfteUte nnd Sein lackierte. Wir WoUen n^iS vielmehr zu der Betrachtung der DarfteUuugSweiSe SelbSt wenden uud die geSonderten Branchen deS ZurichtenS der Hölzchen der Herrichtnng der Züudmaffe und deS VetnpfenS^ Trocknens und VerpackenS anch jede für fich unS anfehen. DaS Zurichten der Hölzchen die H e r f t e U u n g der H o l z f t ä b c h e n fteht gegen die früher gebräuchlichen Mechoden jetzt in dem beinahe höchsten Stadium der Vollendung. Wer erinnert fich nicht der primitiven SchWefechölzen die durch rohe Spaltung gewonnen und an dem einen Ende fchief zugefchnitten wurden um wenigftenS dem Funken anf dem Zunder einigermaßen nachgehen zu können^ Viel vollkommener waren anch die erften PhoSphorzündbölzchen noch nicht. Dagegen betrachte man die jetzigen zierlichen runden vier- oder fechSeckigen Stäbchen vou gleicher Länge ^ von gleicher Glätte nnd Zierlichkeit; nnd doch fertigt ein Arbeiter im Laufe eineS TageS zehnmal m e b n als er von den rollen Pflöden früher herzufteUen im ftande w a r . DaS zu den Hölzchen am hänfigften Verwendete Holz ift daS Tannenholz; Fichten- ^ Efpen-e bisweilen auch Buchen* oder gar Zedernholz erfetzen eS; für die fogenannten fchwe* dischen Zündhölzchen ift Efpenholz daS geeignetfte. I n Vielen großen Zündhölzchenfabriken wird die Bearbeitung Von dem Scheitftücke an Vorgenommen; andre ^ Vorzüglich wenn fie entfernt Von dem Walde liegen kaufen die bereits zugerichteten Hölzchen und beschäftigen fich erft mit der Bereitung der Zündmaffe bis zum Verpacken. F ü r folche Fabriken arbeiten

Die Fabrikation der PhoSphorzündhölzchen 5^5 große Schneide- und Sägemühlen in der Nähe der Wälder Von und im Bayrifchen nnd Böhmerwalde hat diefer Zweig der Holzindustrie eine große Ausdehnung erlangt. Statt deS früheren SpaltenS der Hölzchen ^ Wobei man Sich Würfelförmiger Holzklötzchen von der entfprechenden Länge bediente ^ die dnrch ein hebelförmig fich in einer Lade bewegendes Schneidemeffer znerft in parallele Schichten getrennt Wurden auS denen man dnrch recht* winkelig darauf geführte Schnitte die einzelnen Stäbchen fonderte^ bedient man fich jetzt allgemein eineS eigentümlich geformten Hobels ^ beffen Erfindung in Wien Von Heinrich Weichöfer oder^ wie andre meinen von Stephan R o m e r gemacht worden iSt. DaS HobeleiSen hat Statt der gewöhnlichen Schärfe eine horizontale Umbiegung^ welche mit mehreren an den Rändern zugefchärften Löchern (am beSten mit drei) durchbohrt iSt. Wird der Hobel anS dem der Vreite deS EifenS entfprechend breiten Rande deS VretteS fortgeftoßen fo dringt daS Eifen in daS Holz ein nnd eS bilden Sich fo viel einzelne S t ä b c h e n als der Hobel Löcher enthält Die Vretter muffen a f t r e i n Von geradfaferigem Gefüge fein nnd Werden am beften in einer Länge von etwa 1 nr Verwendet. Die Oberfläche wird allemat wenn eine Schicht Stäbchen abgehobelt worden i f t dnrch einen gewöhnlichen Hobel wieder geglättet ehe der Zündholzhobel wieder angewandt wird. Man hat anch Hobelmafchinen in Anwendung gebracht (Pelletier in P a r i s ' die dnrch kleine Mefferchen die Oberfläche deS Holzklotzes bis anf eine gewiffe Tiefe erft fpalten^ ehe die Schicht abgenommen wird^ andre (nach Eochot^ bei denen daS Holz am Umfang einer Welle angebracht ift und dnrch deren Umdrehung einmal an ein kammartigeS Sehneidemeffer nnd gleich darauf an ein Hobeleifen angedruckt wird. Die intereffantefte Mafchine aber ift die von Krntzfch konStrnierte ^ in welcher daS Holz ganz so wie daS Metall zn rnndem Draht gezogen wird. Durch eine Starke Preffnng wird der Holzklotz in der Richtung Seiner Fafern gegen eine mit fehr Vielen fcharfrandigen Löchern dnrchbohrte Stahlplatte gedrückt nnd dann fchließlich mittels einer Zange gefaßt nnd hindnrchgezogen. Die fo erhaltenen Holzdrähte find Von einer großen Gleichmäßigkeit und übertreffen aUe anf andre Weife dargestellten. Ein Holzßück von ^ c^n Breite gibt nach Wagner 40^ Stäbchen Welche auS 1 Länge jedeS 15 Zündhölzer liefern. Die Erzengnng der OOOO Stuck danert etwa Zwei Minuten. Der Knbikmeter gutes Holz gibt 7 5 0 0 0 0 Zündhölzchen^ Von denen da 1 cbm zn Stäbchen Verarbeitet auf 8 ^ Mark Verwertet wird^ 1000 Stück ungefähr einen Pfennig zu ftehen kommen. Eine fehr rafche HerfteUungSweife der Zündhölzchen erlaubt diejenige Vorbereituug deS Holzel bei welcher ein Holzblock von geeigneter Größe^ etwa ^0 ern lang^ ebenfo breit nnd von einer Stärke ^ wie fie der Länge der Verlangten Stifte entfpricht ^ dnrch eine vielteilige KreiSfäge i n fo Viel Abteilungen angefägt wird^ als derLänge nach Holzfüfte daraus gefchnitten werden foUen. Dabei ift zu beachten daß der Sägefchuitt nicht dnrch daS ganze ^olz hindurch gehen d a r t fondern daß die Rückfeite etwa in der Stärke eineS ftarken Karten* blatteS noch zusammenhängt. ISt der erfte Schnitt gefchehen fo wird in derfelben Weife die Säge derOnere nach dnrch daS Holz geführt fo daß jetzt Ianter einzelne Stifte anf den angenommenen R a u m etwa 10000^ Voneinander losgetrennt worden Smd^ die nur auf der Rückfeite durch daS Schwache HoIzblättchen znfammengehalten Werden. D e r ganze Komplex kann nun mit großer Leichtigkeit Weiter bebandelt nnd mit Zündmaffe VerSehen Werden; fchließlich ift nichts Weiter nötig ^ als ihn in Hunderterpartien zu zerteilen wozu die Säge auch entfprechend Vorarbeitet; felbft die Verpackung wird faft überflüffig^ die Hunderter* klötzchen Werden nach Bedarf abgebrochen ebenfo wie fchließlich daS einzelne Hölzchen wenn eS feinem endlichen Zwecke zugeführt werden foil. Die A b g l e i c h n n g zu gleicher Länge auS langen gehobelten oder gezogenen Stäbchen erfolgt durch ein Hebelmeffen Welches in gewiffem Abftande Von einer feften Fläche Sich be* wegen läßt gegen die daS Vündel Stäbchen geftoßen wird^ nm aUe Enden in eine Ebene Zn bringen.

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Die Erfindung ^er Feuerzeuge und der Phosphor. Während die Hölzchen anf diefe Weife Vorbereitet werden wird in dem Laboratorium an der R u f a m m e n f e t z n n g der Z ü n d m a f f e gearbeitet Phosphor und in feinpnlverifiertem Zuftand die andern Snbftanzen werden iu abgewogenen Mengen dem Bindemittel Zugefetzt^ welches gewöhnlich auS Tragantfchleim oder Leim oder Senegalgnmmi befteht nnd die Konfiftenz eineS dünnen SirnpS haben mnß. Durch VorfichtigeS und anhaltendes Umrühren bewirkt man eine möglichst innige Mifchnng. Zuerft Verrührt man unter gelindem E r w ä r m e n die PhoSphorftückchen^ weil die geringe Menge deSfelben fich in dem flüffigeren Bindemittel gleichmäßiger Verteilen läßt als Wenn die übrigen Znfätze bereits darin find. M a n hielt früher dafür e daß ein Znfatz Von 8 — 1 0 Prozent Phosphor mindeftenS bei einer gnten Zündmaffe Verlangt Werde ^ aUein mit Unrecht. Man kann mit dem PhoSphorgehalt bedentend herabgehen nnd wird dadnreh innerhalb gewiffer Grenzen fogar den Vorteil befferen VrennenS e r l a n g e n denn bei zn Viel Phosphor bildet die dnrch daS Verbrennen entstehende PhoSphorfänre eine glafige Schlacke^ die^ daS Ende deS Hbl^ chenS überziehend^ dem Weiterbrennen nngünftig entgegenwirkt Löft man vollends den PhoSphor in Schwefelkohlenftoff nnd fetzt der Zündmaffe diefe Flüffigkeit z n durch welche eiue höchft feine Verteilung ermöglicht Wirde fo kann man mit noch geringeren Mengen PhoSphor ausgezeichnete Zimdmaffen erhalten nnd hat anßerdem noch den Vorteile kalt arbeiten zn können. Die Znfätzee welche dem PhoSphor gegeben werden haben einen Verschiedenen Zweck; entweder Sollen fie chemisch wirken dadurch e daß fie fich in der Hitze mit zerfetzen und brennbare oder daS Brennen begünftigende Produkte liefern (chlorfanreS Kalt Salpeter Bleifnpero^yde Schwefelantimon Kohlee Schwefet Vraunftein Salpeterfäure^ chromfanreS Bleio^yd u. a.)e oder eS kommt befonderS daranf an dnrch fie die Reibnng zu vergrößern nnd in diefem F a ü e greift man zn den fcharfkantigen Pnlvem von GlaSe BleiglanZe Schwefelk i e S e Feuerftein n. f. W. ; oder endlich m a n bezweckt eine Färbung der Zündmaffe^ nnd dann fteht eine Sehr große Zahl von Subftanzen zur Verfügung. Gewöhnlich nimmt man aber anS diefen für blaue Farben Mifchung Von Berliner Blan nnd Kreide e feltener daS tenre Kobaltblaue f ü r Rot Mennige e für Gelb chromfanreS Bleio^yde f ü r Grün eine Mifchnng von Blan und Gelb. I e nachdem man mit der Unzahl diefer oder ähnlicher branchbarer Körper einige k o m b i n i e r t e erhält man die Verschiedenen Rezepte zu Zündmaffen nach denen in den verschiedenen Fabriken gearbeitet wird. ^ i r WoUen beifpielSweife nnr diejenigen anfführen Welche Wagner in feiner Techno* logie angibt e ohne dadnrch eine Bevorzugung vor andern auSzufprechen. Man nimmt PhoSphor 1 e^ T e i t Senegalgummi 8e Kienruß 0 ^ Mennige 5 uud Salpeterfäure (40° B.) 2 Teile; daS Gemifch der beiden letzteren Körper zufammen Vorher eingetrocknet nnd pnlverifiert; — oder man nimmt 8 Teile PhoSphor e löft ihn in der entfprechenden Menge Schwefelkohlenftoff nnd vermifcht diefe Flüffigkeit mit 21 Teilen Leime in Waffer aufgelöft 24 Teilen Bleifnpero^yd nnd 24 Teilen Kalifalpeter; oder man mifcht 8 Teile PhoSphor 8 Teile Senegalgnmmt 2 Teile Bleifupero^yde 2 Teile Sand und Schmälte. Für phoS* phorfreie Züudmaffe fchlägt Br^ Wiederhold als ganz ausgezeichnet folgendes Rezept vor: 52 Teile chlorfanreS Kalt Teile uuterfchwefligfanreS Bleio^yd nnd 8 Teile arabifcheS Gnmmie Welches letztere man in Waffer auf löft bevor man die andern beiden Snbftanzen einträgt. Diefe Zündmaffe foU fich durch Erfüllung der beiden HauVterforderniffee leichte Entzüudlichkeit und Widerstand gegen feuchte Lnfte auS welcher audre ZUfammenfetznngen Sehr gern Waffer anziehen nnd dadurch unbrauchbar werden ganz beSonderS auszeichnen. Andre Vorschriften fügen noch andre Snbftanzen zu^ wie Schwefele Salpeter e Schwefel* antimon Holzkochlenftanbe GlaSpnlVer; im großen ganzen wird ein großer Vorteile wie eS fcheint hierdurch nicht erreicht. D a S B e t u p f e n der Hölzchen. | f t nnn die Züudmaffe auf irgend welche Weife bereitete fo erübrigt noche fie an die Hölzchen zu bringen e nnd dieS gefchieht indem man die letzteren in den halbflüffigen Brei mit dem einen Ende eintancht. ES bleibt dabei eine genügende P o r t i o n der Maffe hängen. Aber Weil die Zündmaffe an und für fich nicht hin* reichen würde^ daS Holz ^n entflammen fo mnß man ihr einen leichter brennbaren Körper erft uuterlegen den fie zunächst in B r a n d zu Setzen hat und Welcher die Verbrennnng deS HolzeS einleitet. I n den meiften Fällen iSt dieS Schwefel; mit diefem überzieht man die

Die Fabrikation der Phosphorzündhölzchen.

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Enden der Streichhölzchen und tragt darauf erSt die PhoSphormaffe auf. Bei befonderS feinen Hölzchen jedoch nimmt man ftatt deS Schwefels Stearinf äure e Paraffin ^ Wachs ^e.e und erhöht die Entzündlichkeit deS H ^ e S noch dadurch e daß man die Enden e indem man fiege gen eine glichende Eifenplatte halte leicht e r h i t z t e fo daß fie anfangen fich zu braunen. DeS üblen GernchS wegen^ den der Schwefel beim Verbrennen entwickelte kommt man Von feiner Anwendung immer mehr zurück^ befonderS da man in dem Paraffin einen auS* gezeichneten Erfatz dafür hat^ TaS Uberziehen der Hölzchen mit Zündmaffe nennt man daS Maffieren. Wie man auch Verfahren möge^ daS bleibt für alle Fälle der Hauptzweck: eine möglichft große Zahl Von H a c h e n in einer gegebenen Zeit mit Zündmaffe zu Verfeheu und ein möglichst gleichmäßiges Fabrikat zu erzengen. M a n behandelt daher die Hölzchen nicht einzeln e fondern gleich maffenweifee und fpannt zu diefem Zwecke in der gehörigen Entfernnng Voneinander eine fehr große Zahl ZUfammen in einen Rahmen. Ein folcher Rahmen befteht auS kleinen Vrettchen Von etwa ^rn Länge nnd 5 ^ 8 crn Breite. Anf der einen Seite find diefe Brettchen mit lauter kleinen e guer angeordneten Rinnen verfehen^ in deren jede ein Hölzchen zu liegen kommt; die andre Seite ift mit Flanell überzogen^ So d a ß e wenn Vrettchen auS Brettchen gehäuft und aufeinander gedrückt werden^ die kleinen Hölzchen in den Rinnen fich nicht oder nnr fehr fchwierig Verrücken können. I f t der Rahmen gefüllte d. h^ die entsprechende Anzahl Vrettchen miteinander Verbnnde^ fo wird er auf eine glatte Fläche aufgeklopfte damit die Enden gleichweit üb^r den R a n d hervorkeimen e und ift nnn So weite um i n den flüffigen Schwefel oder in die gefchmolzene Stearinfäure getaucht werden zu können. Damit dabei die Hölzchen nicht zu weit benetzt werden ^ ift die gefchmolzene Maffe in einem Völlig wagerecht gestellten^ breiten^ pSannenförmigeu Gefäße enthalten^ und zwar bedeckt fie den Boden deSfelben nur fo hoch^ als die Hölzchen eingetaucht werden foHen. ES wird alfo der Rahmen in diefe Pfanne eingefetzte d^S Uberflüffige abtropfen gelaffen unde fobald er getrocknet ifte in die firupSdicke Maffe gedrückte die ebenfo auch nur in einer fchwacheu Schicht den Voden chreS GefäßeS bedeckt. Damit die Zündhölzchen trocknen^ werben die Rahmen Fig^ ^nt^n^n d^ ^ol^n in in einem mäßig warmen Zimmer in ganz horizontaler Lage aufgehängt. Vei einer Neigung würde die flüffige Zündmaffe fich nach einer Seite hinziehen uud eS müßten lauter unregelmäßige Hölzchen zn Tage kommen^ waS man fo vermeidet^ denn hier fammelt fich die Maffe als ein die Spitze nnchüHender Tropfen. Will man feinere Sorten Von Zündhölzchen dadnrch erhalten^ da^ man die Knppen mit einem glänzenden Firnis überzieht fo hat man die Prozedur deS Eintauchens noch ein drittes Mal vorzunehmen. I m übrigen aber bietet dieS fowie die HerfteUung der Verfchie* denen Züudregnifiten ^ der PhoSphorzünddochte e der Kerzchen u. f. w.e gar keine weitere Schwierigkeit. Wie alleSe fo hat man jedoch auch diefe einfache Arbeit der Mafchine vielfach Zugeteilt; eS find MaffiernngSmafchinen konfluiert worden e welche die Zündmaffe mittels Walzen anf die Stiftrahmen übertragen nnd neben gleichmäßiger nnd reichlicher fördernder Leiftnng befonderS dadurch große Vorteile gewähren^ daß die gefuudheitSfchädlichen Dämpfe^ welche anch die phoSphorärmfte Zündmaffe entwickelte hierbei VoHftandig abgeleitet werden können e da der ganze Vorgang deS MaffierenS in einem gefchloffenen Apparate e der nach dem Schornftein zu Abzug hate Vor Sich gehen kann^ WaS bei dem Vetupfen mit der Hand nicht möglich ift. Die noch erübrigende Arbeit ift daS A u S e i n a n d e r f c h l a g e n der R a h m e n nnd Ver* packen der Hölzchen. Venuche jede Fabrik hat aber eine befondere VerpackungSweife. Während in der einen hölzerne Hü^en angewendet werden e kommen die Produkte emer andern in Papierhülfen anf den Markte eine dritte hat VÜchSchen von Holz^ eine vierte gar Schachteln Von Weißbleche die häufig die Hauptfache für den Känfer find. Genug e eS würde überflüffig seine über diefe einfachen Manipulationen uuS in Erörterungen zu Vertiefen. DaS Abzählen und Verpacken gefchieht Von Kindern oder Frauen e und überhanpt fmd m

^ie Erfindung der Feuerzeuge nnd der PhoSphor. der ganzen Fabrikation der Zündhölzchen die anf große körperliche Kraft weniger Anfprnch machte als auf Geschwindigkeit nnd Geschicklichkeit der Finger e weibliche Arbeitskräfte in vorwiegender Anzahl befchäftigt. In den größeren Fabriken hat Von den Arbeitern jeder gewöhnlich nnr eine einzige Handreichung zu chun und ein Zündhölzchen deffen Wert wir kaum in einem Bruchteil eineS Pfennigs auszudrücken vermögen h a t ehe eS in feiner endlichen nützlichen Form nnS dargeboten werden kann eine fehr große Zahl von fänden und gewaltige Mafchiuenkräfte in VeWegnug gefetzt. Rur daS bis inS kleinfte durchgeführte Prinzip der Arbeitsteilung und die ungeheure Maffenprodnktion Vermag den billigen Preis zu erklären. DaS Taufend guter Hachen in doppelter Verpackung e je 100 zufammen in einer Papierkapfet die mit einer rauhen Reibfläche Sowie mit einer lithograpchifchen Etikette Verfehen ift nnd zwanzig oder mehr folcher Hundertpakete wieder zufammen in einem Holzkiftchen liefert die Fabrik bis herab zu ja 6 Pfennige und dabei ift der Preis einzelner Materialien wiedeS chlorfanren KaliSe deS Bleifnpero^dSe Vor aUem aber deS PhoSphorSe ein ziemlich bedeutender. Freilich wird dann mit diefen Subftanzen anch die größte Sparfamkeit getrieben. Man verbraucht zu guter Znndmaffe jetzt nur den fechften bis achten Teil deS PhoSphorznfatzeSe Welchen man früher anwandte e nnd trotzdem fteigt der Gesamtkonfnm Von Iahr zu Iahr. ES ift unglaublich^ Welche MaSSen Von Zündhölzchen jährlich produziert werden nnd welch einen bedeutenden Handelsartikel diefe kleinen Dingerchen bilden. I n Dentfchland be* Standen im | a h r e 1880 212 Znndholzfabriken in Ofterreich - Ungarn 150^ in Schweden* Norwegen 48^ in der Schweiz 24^ in Belgien nnd Holland 10e in Dänemark 5. Dentfchland fabriziert jetzt jährlich eirea 6 0 0 0 0 MiUionen Stück Zündhölzchen ift aber durch die Ungunft der ZollVerhältuiffe weift auf feinen eignen Markt befchränkt Frankreich nnd Eng* lande obwohl fie für den Welthandel mit den vorher genannten Staaten nicht konknrrieren können decken durch eine lebhafte Fabrikation ihren Bedarf felbft und führen in befonderen Sorten auch ziemliche Quantitäten aus. | n Frankreich ift diefe Fabrikation feit 1872 StaatSmonopol^ welches eine franzöfifche GefeUfchaft für 16 MiUionen Frank jährlich gepachtet hat. | m Norden ift eS hauptfächlich Schweden daS durch ausgezeichnet gnte^ wenn auch nieht in gleicher Weife elegante Phosphorzündhölzer fich einen Namen gemacht hat ^ o die Fabrikation der Zündhölzchen in waldreichen Gegenden nicht felbft betrieben werden kann arbeitet man derfelben wenigftenS vore indem man die Hölzchen fo weit fertig machte daß fie nur noeh mit der Zündmaffe verfehen zu Werden brauchen. Rahe dem Orte ihres Wachstums werden die Stämme durch die reichlich vorhandenen Wafferkräfte zer* Schnitten teils als Bretter verführt teils aber auch noch Weiter uud namentlich zu Stäbchen sür die Zündhölzchenfabrikation Verarbeitet. | n Fäffer gepackt werden diefelben an diejenigen Fabriken geliefert die fich mit dem VorzugSweifechemifchenTeile der Zubereitung befaffen. Dnrch die fchwedifchen Zündhölzchen welche abgesehen von ihrer Vortrefflichkeit dnrch ihre Billigkeit auch fich den Weltmarkt in fehr kurzer Zeit erobert haben war der dentfchen Zündwareninduftrie eine fchwere Schädigung bereitet worden eine um fo bedanerlichere^ alS diefelbe in der Mehrzahl der Fäüe in armen Gegenden betrieben Wirde wo fich ein Erfatz sür den AuSfaU der Arbeit Schwer findet. Die Konkurrenz mit dem dnrch billiges nnd ausgezeichnetes Rohmaterial e biUige Arbeitskräfte^ billigen WaffertranSport geringere Anlagekapital ungemein im Vorteil befindlichen Schweden W a r eine um fo fchwierigere^ als daS Ausland Zündhölzer zollfrei nach Dentfchland einführen konnte e während nnS der Markt in manchen großen KonsumtionSgebieten z. Frankreiche wo die Zündhölzer Monopol deS StaateS finde ganz und gar Verfchloffen nach andern Ländern die Eiufuhr dnrch hohe EingangSzöUe: nach Velgien 10 Prozente nach Holland 5e nach Rnßland 60^ nach Rordamerika 8^ Prozent Vom Werte e nach der Schweiz 20 Frank von 50 ^ Brntto n. f. w. fechr erfchwert war. Hoffeu wire daß unfre Zollpolitik^ deren Leiter die Verhältniffe jetzt mit andern Angen anfehen als Srühen anch diefer Industrie deS dentfchen Wäldes zu gute kommt

^ i e ^ i n d n n ^ der ^ n e r r e n t ^ p i e nud p ^ o t ^ r n p i n e ^ ^lte^e ^ e r ^ e in der ^ichtbildneret ^liepee^ nnd ^ g u e r r e ^ ^erfn^e. ^^guerre^ ^rfiudung^ die ^ n e ^ r e a . ^pie. ^ e r phat^gr^chifche ^PP^rat^ ^ad^ ^rant^ ^ h ^ n die benennenden ^ S l ^ e n . ^ e u g n n ^ der ^i^der anf der ^itberplntte. . ^ h ^ g r ^ h i e ^ ^ p i e r . ^aU^diuuwerfnhren^ Papieren nnd ^pierp^tpiere. ^nt^raI^pie. ^errat^pie und ^ n u u ^ p i e . ^ ^ ^ra^ennerfahren^ ^eg^tin^er^chr^ ^alladinnteutulfwu. ^ a t i t ^ e r S ^ r e n ntit ^elnlinentnl^n^ ^ u b r i ^ t i a n phata^rap^er ^ a u t e u . ^ugenbli^bilder^ ^ie nerfchiedeneu (^ntnn^elnn^ ^erfahren. ^ e r ^r^e^Iwu^npp^rat^ ^ e r ^ e r n n ^ n e r f u h r e u . ^ r t ^ r a n t a t i ^ . ^ e r f ^ e n . ^ l n n e r ^ n ^ e ^^t^graphien^ ^chl^bilder. ^ l ^ ^ d ^iu^dru^nerfahren. ^er ^ichtdrue^ .^liüra^raphie nnd ^le^laphata^raphie. Zuwendung de^ ele^rif^en ^ichte^ ^uw ^ a t a ^ p h i e n wit u^tnrliehen ^a^en.

erwägt,mit Welcher Kleichgültigkeit man in unsrer Zeit die wunderbaren Leistungen der Photographen hinnimmt— gerade als ob sich das alles Von selbst verstände der wird unwillkürlich an Lessings Ausspruch erinnerte daß eben darin der Wunder größtes liege, daß uns die Wunder so alltäglich werden. Wenn man Vor etwa fünfzig Jahren einem fogenannten ^anfgeklärten^ Manne gefagt ^ättee eS fei VieUeicht mögliche einen Spiegel fo einzurichten doß er daS Bild deS Hineinkiekenden auf immer fefthaltee fo würde diefer eine folche Vehauptuug wahrfeheinlich für nne Lächerlichkeit erklärt haben; hatte die Unterhaltung aber ein paar lahchunderte früher stattgefunden fo hätte man vielleicht ein Kreuz gefchlagen und höehftenS zugegebene nur mit ^ilfe deS bösen FeindeS könne fo etwaS möglich fein. I n der That erzählt die Sage Von hinein alten He^enmeiftere welcher eS Verftanden haben foUe ein Gefäß mit Waffer in einem Augenblicke fo zum Gefrieren zu bringen e daß ein Vild desjenigen e der fich gerade darin ^efpiegeltee im Eife feftgebannt war. Tie Erzählung beweift aUerdingS zunächft nure daß Wer

^40 Tic Erfindnng der Daguerreot^pic und Photographie. die Menfchen Von jeher gern daS Unglanbliche für möglich hielten ^ fie deutet UUS aber auch a n daß wenigftenS eine allgemeine VorfteHnng der Lichtbildnerei fchon früh iu den Köpfen Platz gefnnden habe. Diefe Anficht Sindet chre VeStätignng durch ein Gedicht deS römifchen Dichters Statin^ ( 0 1 ^ 9 6 n. Ehr.)^ Welches unter dem Titel: ^DaS Haar deS EarinnS^ Sich in Seinen ^ Wäldern^ befindet und auffallende Andeutungen Von einer gewiffen Vekanntfchaft mit der Lichtzeichnung enthält. Albertus Magnus berichtet im 1^. Iahr* hundert iu feiner Schrift ^Con^posituIn de ccmpc^ti^^ daß eine Anflöfnng Von Silber in Salpeterfänre die Haut fchwärze und daß eS fchwer fet die Flecke zn entfernen. Aber die Sprache deS Poeten entbehrt jener Znverläffigkeit nnd Beftimmtheit Welche die Wiffenfchaft Verlangt. WaS fchon früh dem Dichter Vorfchwebte und in der Sage lebte^ daS Wnrde fehr fpät Eigentnm der Wiffenfchaft. Erft 15^5 erhalten wir die erfte Angabe über die Grnndlage der Lichtbildnerei^ indem FabrieiuS in feinem Werke ^ e rehn^ metalbcis^ Von der Veränderung berichtet welche daS H^rnfilber (Ehlorfilber) im Lichte erleidet. Diefe Veobaehtnng gewann aber erft Bedentung^ als Scheele auS Stralfnnd 1777 die Wirkung der priSmatifchen Farben auf daS Ehlorfilber genan befchrieb nnd die Thatfache feftfteüte^ daß im Violetten Strahl die Schwärzung am rafcheften erfolge. Diefe Verfnche wurden durch S e n e b i e r wiederholt. | m | a h r e 1801 beobachtete R i t t e n daß anch neben dem Farbenbilde deS SpektrnmS noch ein Streifen deutlich Verändert wird^ daß alfo auch nnfichtbare Strahlen (ultraviolette) im Lichte Vorhanden find^ welche daS Ehlorfilber fchwärzen. Von diefem Zeitpnnkte an datiert eine nene Wiffenfchaft: die Photochemie^ Welche ^ als eine Tochter deS Lichts^ an rafcher AnSbildnng gleichfam mit der Schnelligkeit der Lichtftrahlen Schritt zu halten fcheint. Die anf die chemifchen Wirknngen deS Lichts bezüglichen Thatfachen häuften fich im Lanfe der Zeit ungemein ^ nnd die meiften der jetzt Wirklich in der Lichtbildnerei angewandten Stoffe waren bald als lichtempfindliche erkannt nnd geprüft. Aber die Gelehrten begnügten fich nicht damit die bloße Lichtempfindlichkeit wachznrnfen fie fnchten anch den Unterfchied der Einwirknng Verfchiedenfarbiger Lichtftrahlen Zn erforfchen. I^r. Seebeck in ^ena wies znerft in ^GoecheS Farbenlehre^ im Iahrel810 daranf hin daß die Verschiedenen Strahlen deS SpektrnmS dem Ehlorfilber ihre Eigenfarben mitteilen. D i e Heliochemie ift alfo dentfchen Ursprungs. Die reizend fchönen uud getreuen Abbilden Welche die Eamera obfenra und daS Sonnennükrofkop Von natürlichen Gegenständen anS eine F^che werfen ^ mögen den Gedanken an die Lichtbildnerei gar manchem Gelehrten nnd Praktiker nahe gelegt haben. Ieden der einmal dieSe Lichtwirknng fol^ mnßte Sich fagen wie fchon eS doch wäre^ Wenn diefe Vilder anf der ^matten GlaStafel oder dem P a p i e r anf immer haften bleiben könnten. Anf welche Weife man dieS Ziel erreichen zu können glanbte^ zeigt eine intereffante Mitteilung^ welche Tiphaine de l a Roche in feiner 1 7 6 0 zn Eherbonrg gedrnckten ^Giphantie^ macht. DieS wunderliche Vnch^ welches unter dem Titel ^Giphantie oder Erdbefchreibnng^ in deutfcher Uberfetznng erfchien erzählt unS^ wie der Verfaffer während eineS StnrmeS in den Palaft der Elementargeifter geführt und Von chrem Veherrfcher mit ihren Arbeiten nnd (^eheimniffen bekannt gemalt wird. ^Dn weißtet fagte er zn chnn ^daß die reflektierten Lichtftrahlen anf glänzenden Flächen Vilder entftehen laffen wie dieS z^ V. anf der Retina deS AngeS^ im Waffer nnd im Spiegel der Fall ift. Die Elementargeifter fnchten diefe Bilder feftzrchalteu und haben eine fe^r feine und fehr klebrige Materie zufammengefetzt Welche äußerft leicht trocknet nnd hart wird^ mit deren Hilfe fie in einem Augenblicke ein Gemälde anfertigen. Sie über* Ziehen mit diefem Stoffe ein Stück Leinwand ^ Woranf fich die Bilder nicht nnr fpiegeln fondern anch haften bleiben Wenn man den Überzug im Dnnkeln trocknen läßt.^ Auf andre Weife^ als Tiphaine eS träumte^ erzielten W e d g w o o d und Davy 1808 Wirkliche photographische Vilder. S i e tränkten weißeS Papier und Leder mit einer Silberlöfnng nnd kopierten daranf Profile ^ d. h. Schattenriffe ^ oder anch GlaSgemälde^ die fie jedoch gegen daS Tageslicht nicht nnempfindlich zn machen w u ß t e n fo daß diefelben nnr bei Lampenfchein befehen werden konnten wenn nicht endlich daS ganze Papier fich brännen foHte. Erft 1 8 1 9 erfand Sir l o h n H e r f c h e l daS fo lang erfehnte F^iermittel im nnter* fchWefligfanren Natron. AIS daher die Knnde Von D a g n e r r e S Entdecknng die Welt dnrch* liefe griff man in aller Ungednld die erften Verfnche wieder anf^ nnd eS kamen in den

Altefte Verbuche i n ^ e r Lichtbildnerei^ 541 Kulthandlungen fogenannte Lichtbilder zum Vorschein ^ die freilich mehr abschreckend als intereffant waren. M a n hatte nämlich auf ein mit Silberlöfnng präpariertes Papier Vlatten Moofe u. dergl. gelegt nnd diefe ^ mit einer GlaStafel bedeck^ dem Lichte ausgesetzt. S o entstanden rohe weiße Abbildungen auf braunem Grunde^ welche feIbftVerftändlich bald durch Veröffentlichung Von DaguerreS Geheimnis in den Hintergrund gedrängt wurden ^ Weil jeder einfahr daß eS Sich hier um eine ganz nene^ ebenfo intereffante als wichtige Erfindung handle^ um eine Erfindung^ deren ganzer Rrchm den Franzofen zufällt^ wie wir neidlos anerkennen ^ fo fehr anch die Franzofen ihrerfeits geneigt finde Von andern Rationen gemachte Erfindungen zu überfeben oder zu Verkleinern. Die Idee war allerdings fchon da^ aber der Hauptteil der ganzen Erfindung iSt in diefem Falle die Ausführung. Die EntftehungSgefchichte der Lichtbildnerei ift eigentümlich nnd intereffant. Z^ei Manner^ I o f e p h N i e e p h o r e Riepee (geb. am 7. März 1765 in EhalonS-fnr-Saonee geft. am 5. Iuli 1888) und L o u i s IaegueS M a n d e Daguerre (geb. zu EormeiHeS bei Paris am 18. November 1787^ geft. am 10. Iuli 1851) ^ beginnen ^ ohne Voneinander zu wiffeu ^ gleichartige Bestrebungen^ nnd arbeiten mehrere Iahre lang abgeändert; jener hat bereitS nennenswerte Refultate erreichte Sich aber in fehr umständliche nnd nnSichere Verfahren Verwickelte diefer hat noch gar keine befonderen Fortschritte gemacht; als aber beide Männer fich 1829 Vereinigten^ erfaßte Daguerre mit Begeisterung NiepeeS Ideen und Verarbeitete Sie zu einem ganz neuen Verfahren^ nach welchem die So lange geSuchte KunSt nnn eine Verhältnismäßig leichte nnd einSache Arbeit geworden ift. NiepeeS Versuche ^ ZU welchen er dnrch die damals nach Frankreich VerpSlanzte Erfindung der Lithographie veranlaßt wnrde^ geben bis zum Iahre 1814 zurück; er arbeitete Viel mit Harzen e befonderS mit Asphalte deffen eigentümliches Verhalten im Lichte er entdeckte nnd mittels defSen er auf GlaS nnd Metallplatten im Verlanfe Von fünf Fig. ^ ^ ^ p ^ ^ ^tep^. bis fechS Stunden Abbilder Von KupferStichen erhielt^ die den Originalen gleichkamen und die er durch Atzung druckfertig zu machen Suchte. Außer ASvhalt benutzte Riepee im Verlaufe feiner Studien auch Silberplatten^ d^e er durch Ioddämpfe empfindlich machte. Diefen Versuch uahm Daguerre anf nnd kam zum Ziele^ Niepee Starb 1888 e und 1889 war Daguerre mit der Erfindung fo weite daß er damit hervortreten konnte. Die Regierung kaufte Sie anf Antrag von Arago und Gay-Luffae an nnd fetzte Daguerre eme Leibrente Von 6 0 0 0 Frank dafür auSe Während NiepeeS Sohn 4000 Frank Penßon er^elt. Arago veröffentlichte dann am 10. Auguft 1 8 8 9 in der vereinigten Sitzung der Akademie der Wiffenfchaften und Künfte die Erfindung als ^ein Gefchenk für die ganze Welt^. Und die Welt begrüßte dieS unerwartete schöne Gefchenk mit Erftarmen nnd freudigem Iubel. DaguerreS Erfindung befchrankte fich a u f die Anfertigung Von Vildern anf Verwerten Platten^ nnd diefer Zweig der Kunft trägt noch jetzt deS Urhebers Namen e während unter Photographie die gefamte Lichtbildnerei anf G l a S e Papier^ Silberplatten und andern Stoffen verftanden wird. Die neue Kunft zeigte bei ihrem Hervortreten noch zwei Wefentüche Mängel e denen aber bald abgeholfen wurde e weil daS Intereffe der Gelehrten nnd Prattiker aller Länder anf die Ausbildung der neuen Erfindung gerichtet war. Ta Daguerre

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Die Erfindung der Daguerreot^pie nnd Photographie.

20 Minnten zur Aufnahme eineS BildeS brauchte ^ fo war an Porträtieren n. dergl. nicht Zn denken bis E l and et 1841 in dem Ehlor ein fo kräftiges UnterftütznngSmittel für daS Iod fände daß die Empfindlichkeit der platte nnn bis zu einem kaum gehofften Grade gefteigert werden ja eine Anfnahme in wenigen Scknnden gefchehen konnte. Dach fehlte eS den Vildern an Haltbarkeit; fie waren in diefer Hinficht mit dem Stande der SchmetterlingSflügel Vergleichbar nnd Verfchwanden naeh einiger Zeit von felbft wenn fie nicht nnter GlaS gelegt wnrden. Diefem Fehler half der Ehemiker F i z e a u abe indem er die wunderbare Wirknng entdeckte e welche EhlorgoId anf daS fixierte Vild anSÜbt DaSfelbe wird dadnrch nicht aUein befeftigt fondern Verliert anch einen großen Teil feines nnangenehmen SpiegelglanzeS. Mehr als fechS Monate (März 1889) vor dem Auftreten DagnerreS hatte F o ^ Talbot der Boyal Society in London Mitteilung Von feiner ^photogra^ Phifchen^ Zeichnung auf Papier gemacht uud 1840 Veröffentlichte er feiu Verfahren in verbefferter Form nnter dem Namen „Kalotypie^ (Schöndruck). Obwohl dieKalotypie an Schönheit der Bilder mit der Daguerreotypie nicht zu wetteifern Vermochte^ übertraf fie diefelbe dach darin daß fie Vilder lieferte^ welche beliebig vervielfältigt werden kannten. Aus diefem Grunde kann man die „Kalotypie^ die Mntter der heutigen Photographie nennen. Denn da daS Papier nicht fein genug i f t um die zarten Einzelheiten der Vilder wiederzugeben griff man bald ZU feineren Unterlagen nnd fchnf fich gewiffermaßen ein Papier obne Körpen indem man (Riepee Von S t . V i e t o r 1848) GlaSplatten mit Eiweiß oder Kollodium ^Seott Archer nnd F r y 1851) überzog. Endlich^ nachdem man den Lichtftrahl znm kunftvoUen Zeichenweiser gemacht mnßte er anch noch Lichograph werden und feine Vilder anf Steinplatten in einer Weife zeichnen daß man davon wie Von ganz gewöhnlichen Lithographien Abdrücke nehmen kann. Die fchönen Erfolge wären aber nicht möglich gewefen Wenn nicht die Optiker hilf* reiche Hand geboten hätten nnd hierin haben fich Franzofen und Deutfche große Verdienfte erworben. Zuerft war eS E h a r l e S EcheValier in Paris ^ der durch Vereinignng Von Zwei achromatifchen Linfen nicht aUein die Anfnahmezeit Verkürzte^ fondern den Vildern anch größere Feinheit verlieh. Schon Vor der Anwendung der befchlennigenden Snbftanzen nahm er P o r t r ä t s in wenigen Minuten auf. Roch größere VerVoUkommnnngen erfuhren die photographifchen Objektive dnrch einen Dentfchen den Profeffor PetzVal in Wien; er nnterzog fieb langen nnd mühfamen Studien nnd Verechnnngen; feine Bemühungen wnrden mit glucklichem Erfolge gekrönt nnd auf Grund der gewonnenen Refnltate entstanden die fo berühmt gewordenen Boigtländerfchen Objektive ^ denen heute die Inftrumente vieler andrer Optiker würdig znr Seite ftehen. ^ ^ ^ U ^ ^ ^ s ^ I n betreff der Einrichtnng der Eamera obSenra nnd der An* fertignng Vou Linfen ohne fphärifche und chromatifche Abwei* chnng müffeu wir nnfre Lefer anf Band I I verWeifen. ^Cr ^photagraphiSche Apparat ift eben nichts weiter als eine Verbeffernng der dnrch den italienifchen Phyfiker P o r t a anS Neapel im Iahre 1509 erfundenen Eamera obfenra. Fig. 401 fteUt eine photographifche Eamera in ihrer einfachften Form dar. I n einem Kaften B läßt fich ein zweiter Kaften hin nnd her Schieben. Um diefen letzteren in bestimmter Lage f efthalten zu können ift daS mit B Verbundene Brett B mit einem Spalt Verfehen nnd an dem Kafteu ^ ein Mesfingftreifeu bef eftigt von dem anS in den Spalt eine Klemmfchranbe hinabreicht Welche beim AnS* und Einziehen deS KaftenS ^

Die Daguerreotypic.

54^

Zum FeStSteHen derfelben dient. Daf Objektiv befindet Sich au der Vorderfeite deS KaftenS ^ während an der Hmterfeite deS KaftenS ^ daS matte GlaS C angebracht i f t auf dem die Bilder der äußeren Gegenstände beim Offnen deS ObjektiVdeckelS fichtbar werden. Tie photographifchen Objektive zerfallen je nach ihrer Verwendung in porträt- nnd LandfchaftSobjektive. Letztere haben gewöhnlich n u r ein achromatifcheS ObjektiVglaS^ erftere bestehen auf zwei achromatischen Gläfern. Ein folcheS DoppelobjektiV zeigt Fig^ 402: in Fig^ 40^ find die Linfen dargeftellt. Wie man anf den erften Vliek Sieht Sind in ^ nnd ^ die beiden achromatischen Linfen Von Fig^ 40^ in einer Hülfe angebracht Welche Sich auf den Ring ^ fchranben läßt. Diefer Ring wird an der Eamera bef eftigt I n der MeffinghÜlfe läßlich dnrch die MikrometerSchraube ^ ein Rohr bewegen welches die Stellung der Objektive regelt. I^ ift der Deekel des Objektivs und II eine Vlende^ die man in einfchiebt wenn man eine größere Schärfe erlangen wiH. Denken wir nnS n u n daS Doppel^ ^ ^ objektiv fei an der Eamera befeftigt ^ ^ ^ i und diefe e damit fie fefter fteht und beguemer höher oder niedriger gestellt werden kann auf einem Stative ange* bracht; wir felbft befänden nnS in einem GlaShaufe^ um ein Bild aufzunehmen. Bon der Anlage nnd Einrichtung eineS Solchen GlaShanfeS gibt nnS Fig^ 405 eine Vorftellung^ Welche ohne weitere AnSeinanderfetznng Verftändlich ift. Nachdem die Eamera anf die Perfon gerichtet nnd der Deckel Vom Objektive entfernt Worden iSt zeigt Sich unS auf dem matten GIafe ein umgekehrtes Vild der Perfon welche dem Objektiv gegenüberfteht. Um dieS Bild deutlicher be* obachten zu können Verdnnkeln wir die Umgebung deS matten GlafeS ^ indem wir ein Tuch über den Kopf werfen. Die größere oder geringere Schärfe deS BildeS auf dem matten Glafe muß dnrch AuS- und Einschieben deS inneren KaftenS der Eamera obSenra nnd durch Drehen an der Mikrometerfchraube erreicht werden. Wo die GlaStafel fich befindet erhält nach dem Einteilen die Kaffette ihren platz. Sie befteht anS einem Rahmen mit dem Verschiebbaren Vrettchen a nnd dem Thürchen b (Fig. 407). Zwischen beide wird beim DaguerreotypVerfahren die empfindliche Silberplatte^ beim Kollodinm* oder BromfilbergelatineVerfahren die Glasplatte gebracht nnd zwar fo^ daß die empfindliche Sehicht beim Einfchieben in die Eamera genau diefelbe Stelle ein* nimmt wo anf der matten GlaStafel daS Bild am fchärfften erfchien. Sehen wir zu^ wie die Dagnerreotypplatte für eine Aufnahme hergerichtet uud em* pfindlich gemacht wird. ^ie ^agnerreot^pie. Tie Arbeit deS Dagnerreotypiften beginnt mit dem Pntzen und polieren der Verfilberten Kupferplatte^ waS immer große Sorgfalt und Mühe erfordert nnd mittels T r i p e t Spiritus und VaumwoUe^ nachher mit Polierrot nnd weichem Leder bewirkt wird. Die größte Sauberkeit ift dabei zu beobachten und eS darf die platte durch* auS nicht mit den Fingern berührt Werden. Die letzte Vearbeituug^ daS fogenannte Fertigpntzen darf nie früher als uumittelbar vor der Aufnahme Stattfinden. Nunmehr wird der Silberfpiegel für das Licht empfänglich gemacht d. b. eS muß eine Schicht anf ihm erzeugt werden die fieh unter Einfluß deS Lichtes rafch Verändert Diefe Eigenfchaft haben

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Vorzüglich die chemischen Verbindungen deS SilberS mit Iod^ Brom und Ehlor^ nnd alle Lichtbildnerei e arbeite man auf Silberplatten ^ GlaS oder Papier und dergleichen ^ muß ^ vom Gelatineverfahren abgcfehen ^ mit der Erzeugung einer folchen Verbindnng oder Zweier zufammen auf der Vildfläche beginnen; der Unterfchied ift nur der^ daß dieS bei den Metallplatten anf trockenem^ bei den übrigen Verfahren auf naSSem Wege gefchieht. wie das Ehlor^ chemifche Elemente. DaS I o d befindet fich ^ und ^ r o m befonderS im Meerwaffer^ in Seepflanzen ^ Seetieren u. f. w.^ aber niemals in freiem ^uftande. ES hat in trockenem ^uftande etwa daS AnSfehen Von Graphit und einen dnrchdringenden Geruch^ Weil eS fchon bei gewöhnlicher Temperatur Verduuftet ES iSt ziemlich fchmeckt fcharf und erteilt der Haut eine bräunlichgelbe Färbung. Letztere laßt fich mit Alkohol beseitigen Worin wie im Ather daS Iod fehr löslich ift^ während eS Waffer nur in geringen Mengen (1 : auflöst. Gewonnen wird daS Iod auS der Afche Von Seepflanzen^ indem daS darin enthaltene Iodnatrinm mit BrannStein nnd Schwefel* fanre behandelt nnd So daS Iod frei gemacht wird. finde

giftige

e

Sich

im

Fig. ^nr^S^Ut ^ ^ a ^ für p^gr^Ud^ Vor 1 8 1 1 war daS Iod unbekannt. I n diefem Iahre wnrde eS dnrch EonrtoiS entdeckt^ indem er die Mntterlauge anS Meerpflanzenafche^ nachdem ihr Gehalt an Kochfalz^ Glauberfalz^ S o d a und fchwefelfaurem Kali anSgefchieden^ mit Salpeterfänre Verfetzte^ wobei er einen Veilchenblanen Dampf anS der Flüffigleit auffteigen fah. Er fing denselben auS nnd erhielt Schön kriftaHiSierte Vlättchen von graner F^rbe^ worin Gay-Lnffae einen neuen GrnndftoSf erkannte^ der nach den Veilehenblanen Dampfen feinen griechifchen Ramen erhielt. AIS Erkennungszeichen für Iod dient Stärkekleifter^ welcher Vom freien Iod blan gefärbt wird. DaS B r o m wnrde 1826 Von B a l a r d in der Mutterlange deS MeerwafferS entdeckt. Wie EonrtoiS bei ^ufetzung Von Schwefelfäure Veilchenblaue Dämpfe auffteigen fa^ fo be^ merkte Valard eine rote ^arbung beim Sättigen der Mutterlauge mit Ehlor. DaS Vrom findet wie daS wefentlich im MeerwaSSer als VrommagneSinm nnd Vromnatrinm. I n befonderS großer Menge foH eS im Todten Meere Vorkommen. Vrom ift daS einzige nichtmetallische E l e m e n t e welches bei gewöhnlicher Temperatnr fliifSig ift; eS Sieht rotbrann anSe iSt Sehr flüchtig e befitzt einen herben nnd widrigen Gefchmack fowie einen nnanSftehlichen Geruch. Diefem Gernche Verdankt eS feinen griechifehen Namen. DaS Vrom löft fich weit leichter im Waffer als daS Iod^ indem 28 Teile Waffer einen Teil Vrom anflöfen; noch löslicher ift eS im Alkohol nnd Acher. Vrom färbt die Haut branngelb und fiche

lode

^od und B r o m .

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wirkt ätzend. Vei einer Kälte Von 7 ^ 8 Grad erftarrt eS zu einer bleigrauen krlftalli* niScheu Maffe. M a n gewinnt daS Vrom auS dem MeerWaffen indem man die Mutterlaugen auS Welchen fchon alle andern Salze anSlriftaUiSiert Sinde mit Braunstein und Schwefel deftiUiert. Doch ift daS Verfahren nicht ganz fo einfach und erfordert noch mancherlei Vornahmen auf Welche wir nicht weiter eingehen wollen. Mit Iod und Brom ift daS Ehlor nahe Verwandt und aUe drei Stoffe zeigen in ihren Eigenfchaften nnd Verbindnngen ungemeine Ähnlichkeit Wie daS Ehlor eine Verbindung mit Wafferftoff eingeht fo auch Iod und Brom: Ehlorwafferftoff ^ |odwafferfWff und VromWafferftoff; ebenfo entfpricht dem Ehlorfilber ein ^od- und Bromfilben und Kalium e Ratrium e Eadmium Ammonium ^ Lithium u. f. w. Verbinden Sich nicht nur mit Ehlor^ fondern auch mit Iod und Vrom. Die Vereinigungen genannter drei Körper unter fich haben in der Daguerreotypie befonderen Wert als beschleunigende S u b s t a n z e n . VefonderS Ehlorbrom^ Ehlorjod und Vromjod fanden zu diefem Zwecke häufige Verwendung. — Doch eS Wird Zeit daß wir Von diefer Abfchweifnng Zur Daguerreotypie zurückkehren. Die Vereitung empfindlicher Schichten daS Einbringen derfelben in die Camera e daS WiederberanSnehmen und die Arbeiten e welche Zum Entwickeln nnd Fefthalten der Bilder dienen müffen natürlich bei AuSfchluß deS Tageslichts gefchehen. Der Künftler arbeitet daher meift in einem dunklen Ranme^ der durch eine kleine Lampe oder einen WachSftock fvärlich erhellt ift; doch kann er auch ein helleres Zimmer haben fobald er fich Fenfter Von gelbem oder rotem GlaS machen laßt^ denn daS gelbe nnd daS rote Licht haben faft gar keine photographifche Wirkung. DaS lodieren der Silberplatte gefchieht gewöhnlich in folgender Weife. Die Platte wird zunächft anf ein Kaftchen gelegt^ in welchem fich trockenes Iod beSindet; die Daner der Einwirkung der Ioddämpfe muß nach Seknnden bemeffen werden denn fie ift verfchieden^ je nachdem man Porträts oder Landschaften n. f. w. machen will. Die platte^ die man Von Zeit zu Zeit untersucht läuft nacheinander hellgelb^ dunkelgelbe rötliche kupferig^ Violette blau nnd grün a n und eS hängt von Zweck uud Methode deS KünftlerS abe ob er diefe ganze Farbenreihe durchlaufen laffen wiU oder nicht. Weil die mit bloßem | o d behandelte platte^ wie schon bemerkte eine zu lange Anfnahmezeit erfordern würde e kommt diefelbee nm empfindlicher zu werden noch auf den Vromkaften. I n diefem befindet fich eine Schicht Kalke in welchen man daS flüffige Brom hat einziehen laffen. Zuteilen wird anch noch Ehlor damit verbunden. Über den Dämpfen diefer SnbStanzen durchläuft die platte eine neue Reihe wechfelnder Farben e an denen der Künftler^ durch Übung belehrte erkennen kann wann die richtige Einwirkung Stattgefunden hat. Anf aUe Fälle kommt die platte uoch eiumal auf kurze Zeit wieder anf deu |odkaften nnd ift dann zur Aufnahme bereit. Diefe wird gewöhnlich gleich Vorgenommene doch bleibt die Platte e wenn man fie im Dunkeln gut aufbewahrte anch nach mehreren Stunden noch branchbar. Soll zur Aufnahme gefchritten werden fo mnß natürlich die richtige SteUnng deS Apparats zum Gegenstände und aUeS fonft Erforderliche Schon beSorgt Seine So daß bloß die platte eingeschoben zu Werden braucht. S i e wird in dem dunklen Atelier in die oben

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie nnd Photographie.

beschriebene Kaffette gelegt wo fie auf beiden Seiten Von einer fchützenden Holzdecke nm* geben ift. S o b a l d die Kaffette in den Apparat gefchoben ift wird der Schieber ^ (f. Fig^ 407) ZnrÜdgefchoben und die platte bleibt an der Stelle Stehen wo fie den Liehteindrnck empfangen foU. Roeh ift eS aber im Kaften dnnket denn daS Rohr mit den Objektivlinfen der fogenannte Kopf deS Apparats^ ift noch mit dem Deckel Verfchloffen. Sobald die Velenchtnng gÜnftig ift öffnet man den Decket und die geheimnisvolle Arbeit im Kaften fängt fofort an. Die den jedesmaligen Umftänden angemeffene Sekundenzahl zn treffen ^ gelingt nnr nach langer Erfahrnng nnd Ubuug und ift eine der Hanptfchwierigkeiten der Knnft; eS kann deS Gnten bald zu Viel^ bald zn wenig gefchehen. Nach gehöriger Velichtnng wird daS Objektiv mit feinem Deckel Verfchloffen ^ der Schieber heruntergelaffen nnd die Kaffette in daS Dnnkel* Zimmer zurückgebracht. Hier mit dem WaehSftock beleuchtet ^ wird die platte noch ziemlich daSfelbe AuSfehen zeigen wie Vorher. Von einem Vilde ift gar nichts oder nur eine fehr leife Andeutung zu fehew Nun kommt aber daS Merkwürdigfte: die Sichtbarmachuug deS VildeS dnrch Oueckfilber. I n einem hölzernen Kaften befindet fich auf dem kupfern Voden ein wenig Von diefem Metall. Die p l a t t e wird in der Entfernung Von etwa 80 crn mit der Vildfeite nach unten oben darüber gelegt nnd der Deckel gefchloffen. Die p l a t t e liegt damit die Dämpfe fie gnt beftreichen unter einem Winkel von 45 Grad und wird einmal nmgelegt. D a daS Oneckfilber bei gewöhnlicher Temperatnr verdnnftet fo W ü r d e vielleicht in ein paar Tagen daS Bild ganz ^on selbft fertig werden. Man wiU aber nicht fo lange warten und fteUt daher nnter den Kaften eine brennende SpiritnSlampe. Die Hitze treibt nnn die nnfichtbaren Oneckfilberdämpfe reichlich in die Höhe^ I n der Seitenwand deS KaftenS^ nahe bei dem Lager der Platte e befindet fich ein GlaSfenfter^ durch daS man hinein* lenchten und daS Entftehen deS BildeS beobachten kann. Da Sieht eS nnn anS^ alS wenn ein Geift fich daS Vergnügen machte e mit einem nnfichtbaren pinfel zu malen; wir fehen daS immer Stärkere Hervortreten der ZÜge^ gleichfam a l s ob daS Bild a u s demGrnnde herauSwÜchfe; aber wer nicht vor* her über den Zufammenhang der Sache unterrichtet ift kann fich unmöglich denken ^ Wie daS zugeht Sobald der dnrch Erfahrnng erkannte pnnkt der VoUendung erreicht ift nimmt ^ ^o^. ^f^tt^ man die p l a t t e weg. Sie braucht nnn nicht mehr ängftlich vor dem Tageslicht gehütet zu w e r d e n ja man könnte fie laffen wie fie i f t denn daS auS Qneckfilberpünktchen begehende Bild Würde doch immer fichtbar bleiben ^ Wenn anch der Grund im Lichte noch einigemal die Farbe wechfelte. Um aber die Wirknng deS VildeS zn erhöhen ^ muß der Silberfpiegel bloßgelegt werdeu; man fchafft alfo daS |odbromfilber von der platte weg^ indem man diefelbe in ein Vad von nnterfchwefligfanrem Ratron bringt ^ welches daS nnbelichtete B r o m und Iodfilber hinweg* nimmt. Hierauf fpnlt man die platte mit deftiUiertem Waffer ab und trocknet fie dnrch Wärme. M a n hat nnn anf der platte ein natürliches ^ wiewohl umgekehrtes Vild^ in welchem die hellen Stellen deS Originals helt die dunklen dunkel erfcheinen. Wo die heUften Lichter anf die platte gefaUen find^ wnrde ^ wie man annehmen mnß^ die Verbin* dung zwifchen | o d und Silber durch daS Licht am meiften gelockert ^ nnd daS Oneckfilber fand hier am leichteften Gelegenheit ^ fich in nnfichtbar kleinen Kügelchen an daS Silber anzuhängen; diefe Tröpfchen erfcheinen dureh ihr eugeS Veieinanderftehen weiß. I n den Mitteltinten w a r daS Anhängen deS QneckfilberS fchon mehr oder weniger behindert und iu den Schatten konnte eS wegen der unveränderten Schicht Von | o d * uud Vromfilber faft gar nicht ftattfinden: erftere erfcheinen daher mehr grau oder bräunlich ^ und daS blanke Silber in den Schatten erfcheint dann gegen daS übrige fchwarz^ fofern man die Platte nicht gerade fo hält daß fie unS ihre Spiegelung inS Ange wirft. Diefer Spiegelglas^ den man fpäter durch Vergoldung etwaS erträglicher zu machen fnchte^ war allerdings ein Ubelftand bei den Dagnerreotypbildern uud ein Grnnd mehr^ daß die KoUodinmphotographie fo rafch die alte Methode überflügelte; dagegeu zeigeu die Bilder auf Silber eiue Treue iu der Wiedergabe der feiuften Details ^ die noch dnrch kein andres Mittel erreicht worden

Photographie auf Papier.

iSt und überall^ Wo eS weniger anf malerifche Wirkung alf anf genane DarfteHnng an* kommt Wird der Kenner ihnen den Vorzug geben. Dnrch die FortSchaffung def unbeachteten lodbromfilberS wurde die platte für fernere Lichteindrücke unempfindlich^ aber haltbar ift das Bild noch nicht. DieS wird erSt erreicht durch FizeauS VergoldnngSmethodee welche einfach darin befteht daß mau die platte wagerecht anf ein eiferneS GefteH legt fie mit einer Schicht verdünnter Goldlöfung (Ehlor* gold) bedeckt nnd die Flüffigkeit durch eine Starke SpirituSflamme rafch zum Kochen bringt. Sowie daf Vlafenwerfen beginnt ficht mau daS Bild auch fchon einen klareren und wärmeren Farbenton annehmen ^ denn daS Ehlor deS EhlorgoldeS wirft fich auf daS ihm mehr zu* fagende Silben daS Gold wird metallifch ausgeschieden uud bildet eine äußerSt feinee Schützende Decke über dem Bilde. Zu lange Daner diefer Operation würde aber nicht Erhaltung^ Sondern Zerftörung bringen darum mnß man fie fchon nach wenigen Augenblicken unterbrechen indem mau die Platte mit einem Ruck iu eiu Gefäß mit reinem Waffer wirft. Sie verträgt nach diefer Behandlung daS Ab* Wifchen und eine nicht allzu unsanfte Behandlung. Von den Vergoldeten Bildern laffen fich auch durch die Galvanoplaftik Kopien abnehmen ohne daß die Ori* ginale darunter leiden. Die kupfernen Abbilder Stehen natürlich wieder rechts nnd Sehen fehr gnt anS. ES ift in der That kanm zu begreiSen wie ein folcheS^ gleichfam mit der platte VerWachfeneS Vild ein fo vollkommenes Abbild gibt daS doch nnr auf Ver* fchiedener ^öhc und Tiefe der einzelnen Partien be* rnhen kann. UnVergoldete Dagnerreotypen gechen bei dem galVanopIaftifchen Ab* drnck verloren. Uber die Ver* ^ ^ fuche ^ die Daguerreotype platten durch Atzung druckfähig zn machen berichten wir im letzten Teile diefeS AbfchnittS. ^h^tograph^ Rapier. Anscheinend ganz verfchieden doch auS demfelben cheoretiSchen Grunde rrchende Stellt Sich die Speziell Sogenannte P h o t o g r a p h i e auf Papier^ Kollodium e Gelatine n. f. w. dar. Sie erreicht ihren Zweck durchweg anf naffem Wege^ d. h^ die wirksamen Stoffe begegnen fich hier nicht als Dämpfe^ fondern in Auflöfungen. Immer ift eS aber wieder daS Silben daS in feinen Verbindungen mit |od^ Ehlor nnd Vrom die Hauptrolle fpielt. Indem diefe Verbindungen fich im Lichte zerfetzen wird metaüifcheS Silber in feinfter Verteilung Srei gemacht und diefer feine Silbermohr liefert eben den Farbftoff zu den photographifchen B i l d e r n wie bei den Dagnerrefchen Bildern daS Onecksilber diefen Dienft Verrichtete. D e r Photograph befitzt eine fehr reichhaltige Apotheke Von allerhand chemifchen Stoffen und erwartet Von jedem derfelben für beftimmte Fälle einen Dienft Sei eS^ daß die Operation beschleunigt daS Bild gekräStigt oder ihm ein andrer Ton gegeben werden foil u. f. W.; im ganzen ift jedoch der Gang der Sache nicht fo verwickelt^ nnd eine allgemeine Vorftellnng daVon zu gewinnen ift eben nicht fchwer. 09^

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Wenn man einige Tropfen falpeterf aurer Silberlöfung in einem Gläschen mit etwas KochSalz Verfetzt^ fo wird alsbald ein weißer^ käfiger Riederfchlag Von Ehlorfilber entftehen^ welcher e fobald wir ihn einige Augenblicke dem Lichte auSfetzen ^ aus Weiß anfänglich in Violett^ dann in Grau und Schwarz übergeht. Da jede Farbenverändernng einer Subftanz nur daS äußere Zeichen einer in der Subftanz felbft Vorgehenden Verändernng ifte fo wird auch hier eine Solche Stattgefunden haben. I u der Thate die Ehemie fagt unSe daß daS Licht Ehlor Vertrieben und dadurch etwas Silber in metaHifchen oder nahezn metaHifchen Zustand VerSetzt hat. Daß dem So feie zeigt fiche ^enn wir den Niederschlag mit einer Löfnng Von nnterfchwefligfanrem Natron übergießen nnd etwas nmfchÜtteln. ^ i r Sehen dann den größten Teil deSfelben allmählich Verfchwinden nnd erkennen nnne daß die LichtWirkung fich wohl nnr anf die Oberfläehe befchränkt haben mnße denn endlich bleiben nnr einige fchwarze Schüppchen nngelöSt übrige welche eben die Vorher Vom Licht getroffenen Teilchen find. Hier haben wir die ganze Reihe der Operationen e welche bei der Darftellung Von Papierbildern in Vetracht kommen e in ihrer Urform Vor Angen gehabt. Sie beftehen 1) in der Erzengnng einer empfindlichen Schichte 2) in teilweifer Schwärzung derfelbene nnd 8) in der Entfernnng deS nicht Gefchwärzten (Fixierung). Um alfo ein Vild anf Papier anzufertigen e tanchen wir gutes weißeS Schreibpapier erft in eine Kochfalz* löfnng (1 Kochfalzlöfuug : 10 Waffer)e trocknen dasselbe und laffen eS dann anf einer Lösung Von 8 ^ HöUenftein in 48 cenr WafSer Schwimmen e Wie eS Fig^ 4 1 0 zeigt. letzt iSt die empfindliehe Schicht fertig; daS getroeknete Papier kann nun in der Eamera wie eine Daguerreotypplatte belichtet werden. Beim HeranSnehmen auS der Kaffette muß daS Vild fchon deutlich Sichtbar Sein; dnrch Eintauchen in eine Löfnng Von unterfchwefligfaurem Ratron wird daS unbeachtete Ehlorfilber entfernt nnd daS Vild ift fixiert. Weil aber daS betriebene VerSahren äußerft langfam iSte mnß man fich die mittlere diefer drei Stationen die Vilderzeugunge oft iu zwei ^älften zerlegen; auf der erften wirkt dann daS Lieht e auf der zweiten irgend eine andre paffende Snbftanz^ die gleichfam als Vorfpann zu Hilse genommen wird. Nehmeu wir wieder zwei Probiergläschen mit einigen Tropfen Silberlöfung nnd gießen diesmal in beide an einem nicht hellen Orte etwas Iodkaliumlöfung; daS Produkt wird ein gelber Riederfchlag Von IodSilber fein. Laffen wir daS eine Gläschen an feiner Stelle nnd tragen daS andre einige Seknnden an daS TageS* licht nnd darauf wieder zuriicke fo wird bei Vergleichung beider Sich kein Unterschied be* merken laSSen; diefer tritt indes f of ort hervor e wenn wir in jedes der Gläschen etwas GaHuSfäure tröpfeln; der Inhalt deS erften GläSchenS bleibt nnVeränderte während der Inhalt deS zweiten e der daS Licht gefehen hate fich fofort fchwärzt. Hier fehen wir alfoe daß daS Licht eine Verändernng nur eingeleitete die GaHnSfäure aber Sie weitergeführt hat; dnrch einige Tropfen deS unterfchwefligfauren RatronS können wir fie zum StiHftand bringen. Solcher Stoffee die wie die GallnSfänre wirken^ gibt eS eine große Menge; man nennt fie rednzierendee d. h. zurückftchrendee nnd chre Wirknng bemht daranfe daß fie fämtlich nach SauerftoSf begierig find nnd diefen Sich aneigne^ wo Sie ihn finden. Wird aber einem Metallfalze Sauerftoff entzogen e fo wird eS meist anf Oxyde die edlen Metalle felbft anf den ZuStand eineS zarten metallischen PnlVerS zurückgeführte d a S Sich nun nicht weiter Ver* ändert nnd jedesmal mit dunklerer Farbe antritt als die Salze desselben. Tie befchleu* nigende Wirknng e welche die GaHnSfäure übte nennt man daS H e r v o r r u f e n oder Ent* wickeln. Wie daS Oneckfilber auf der Silberplatte daS unsichtbare Vild her^ochebte So bringt die GaUnSfänre anf dem Papier feilet dann ein Vild zum Vorfcheine wenn daS empfindliche Papier nnr fo kurze Zeit belichtet wurde e daß beim Herausnehmen auS der Eamera kaum eine Vildfpnr angedeutet ist. Da alle lichtempfindlichen Substanzen Sich im Lichte Schwärzen oder brännen nnd man keinen für die Photographie tangliehen Stosf kennte der nrfprünglich dnnkel Ware nnd im Lichte hellfarbig würde e fo kann man anch nicht erwarten fogleich ein richtiges Vild anS dem Apparate hervorgehen zu laffen. Vielmehr mnß daS Papier die heHften Vildpartiene da in ihnen daS Licht am ftärkften gewirkte am dnnkelSten zeigen e während die ftärkften Schatten ganz ungefärbt bleiben: eS ift ein negatives Vild. Ein Solches kann abere wenn eS fertig nnd dnrch Fixierung unveränderlich geworden ifte zur Erzengnng beliebig Vieler Abbilder benntzt werden in denen Licht nnd Schatten fowie die Stellung der abgebildeten

Kollodiumverfahren.

Kegenftände ganz der Natur entsprechend Sind. DieSeS find die p o s i t i v e n oder eigentlichen Vilder. M a n braucht zu ihrer HerfteUung keine Camera obfeura weiten Sondern nur einen Kopierrahmen. Will man demnach Von einem negativen Bilde positive Kopien abnehmen So muß man im Dunkeln ein empfindliches Vlatt in den Kopierrahmen nnd daS negative Vild mit der BildSeite daranf legen die Blätter mit einer GlaStafel beschweren und den Rahmen dem Liethe ansetzen. DaS Licht durchdringt daS obere Vlatt an den freien SteUen am leichteften an den dnnkelften gar nieht nnd in den Mitteltönen je nach Verhältnis^ nnd eS entfteht fo auf dem unteren Blatte daS gewünfchte pofitiVe Abbild^ daS man nur zu fixieren braucht. Da daS negative Original durch daS Kopieren gar nicht leidet fo kann man begreiflicherweise Hunderte von Kopien erzeugen gute und fchlechte^ denn ganz gleichmäßig faUen fie keineswegs anS. Um die Lichtwirkung auf dem unten liegenden Blatte Zu verfolgen dient daS einfache Mittet daß man demfelben eine etwas größere Breite gibt als dem negativen Blatte. Auf dem vorgehenden Rande kann man dann die Übergänge in K r a n Lila^ Tintenblan Schwaß Braun n. f. w. bequem beobachten. KoUodinmverfahren. Wir nah* inen einstweilen a n daS negative Vild^ gewiffermaßen die Drnckform für die pofitiven fei ein papierneS. Aber selbft wenn daS Papier durch Tränken mit Wachs u. dergl. durchfichtig gemacht ware^ Würde eS als ein zu rob gefügter Körper doch immer dem Dnrchgang deS Lichts noch Viel Widerftand entgegenfetzen; überdies würden aUe Unreinheiten und Ungleichheiten der Papiermaffe fich aueh auf der Kopie bemerklieh machen; kurz^ folche Kopien könnten nicht anders als mangelhaft anSfaUen. Man hat daher frühzeitig nach einem paffenden Träger für daS negative Bild . gefucht. ReineS KlaS ware hiufichtlich der Durchfichtigkeit erwünscht^ aber eS müßte zugleich die Fähigkeit besitzen diechemifchenFlüffig* keiten einsaugen und die ZerfetznngS* Produkte derfelben fernhalten. Da letztere Eigenfchaft dem Klafe abgeht gab man demfelben als Erfatz einen seinen Überzug^ zuerft auS Eiweiß nnd in der Folge anS ^ouovium. ^ i e p e e von Vietor (f. S^ 5 4 ^ ) empfahl 1848 Eiweiß als Überzug von Glasplatten ^ während Scott Archer 1851 in ^Cbemieal ^ e ^ ein VoUftändigeS KoUodinmverfahren veröffentlichte. DaS photographifche KoUodinm befteht auS einer Löfung von Schießbaumwolle (f. d.) in sicher und Alkohol und ift eine helle ^ klebrige Flüffigkeit ^ die in dünnen Schichten fehr rafch trocknet nnd ein durchfichtiges Hautchen hinterläßt. DaS KoUodinmverfahren hat viele Iahre lang die Grundlage der Photographie gebildet; es laffen fich mittels deSfelben Bilder von außerordentlicher Schärfe und Zartheit erzielen. Indeffen find wir dem Künftler noch nicht in feine dunkle Kammer gefolgt ^ nnd h^er muffen wir denn doch anf einige Minuten eintreten ^ nm wenigftenS den notwendigen Zu* fammenhang in unfre Ausfaffung zu bringen. Unter Vielen andern Utenfilien die nnS im Atelier inS Ange faUen bemerken wir auch mehrere Wannen oder Schalen auS Porzellan KlaS oder Kuttapercha; fie dienen zur Aufnahme Verschiedener KlaSplatten in welche die Blätter oder Flüffigkeiten eingelegt werden müffen. Solche Flüffigkeiten nennt der Photo* graph Bäder. Von diefen fpielen eine Hauptrolle: daS Silberbad ^ daS Natronbad nnd daS Koldbad.

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Rehmen wir zunächst an der Photograph arbeite anf GlaS mit Eiweiß. Da Sauberkeit eine Hauptfache bei allen feinen Operationen ift fo können Wir Voraussetzen daß nnfer Künftler mit aUer Sorgfalt feine GlaSplatten geputzt hat. Um dieS zu beweifen läßt er nnS eine derfelben anhanchen und fiehe^ der Atem legt fich überaU gleichmäßig au uud verfchwindet ebenfo gleichmäßig e WoranS znr Genüge hervorgeht daß die ganze platte ebenmäßig rein ift. Wer nie verfncht hate eine platte obigen Anfordernden entsprechend herzufteUen foHte fich dach einmal überzeugen wie schwierig dieS ift. Wie aber erreicht der Photograph fein Ziel^ Er bereitet fich eine Art Rahm ^ t ^ ^ p ^ ^ U ^ ^pt^. anSTripolipulVen Weingeiftnnd einigen Tropfen Ammoniat taucht etwaS Watte ein und fährt damit einige Minuten anf der platte hin nnd hen hierauf fpült er fie mit Waffer ab nnd trodnet fie mit einem reinen Tuche^ um fie dann anfangs mit SpiritnS abzureiben und darauf fo lange mit Seidenpapier zu polieren bis der Hauch gleichmäßig Verfchwindet ohne eineSpnr Von Wifchftreifen zu zeigen. letzt kann daS Eiweiß aufgetragen Werden. ES wird bereitet^ indem man daS Eiweiß Von frifchen Hühnereiern e mit etwas Waffer Verdünnte Zu Schnee fchlägt diefen zwölf Stnnden abfetzen läßt und dann daS Klare durch grobe Leinwand abfiltriert und mit Iodkalmm Verfetzt Mit diefem Gemifch werden die Glasplatten uberzogen nnd nach dem Trocknen in eine Auflöfung Von HöHenftein ge* bracht. Räch dem HerauSuehmen anS diefem Vade fpült man fie ab und trocknet fie. S i e können gleich oder auch lange nachher belichtet wer* den doch bedürSen Sie einer fehr langen Belichtnng. Räch der Belichtung rnft man daS Vild mit GaUuSfäure hervor nnd fixiert eS in nnterfchwefligfanrem Natron Ein fo erhaltenes negatives Bild ift nnn kopierfähig. Obgleich daS Verfahren anf Eiweiß Bilder Von wunderbarer Zartheit und Schärfe liefert wird eS doch jetzt feiner Umftändlichteit und Langfamkeit wegen nnr noch für befondere Zwecke^ z. V. für die HerfteUung von pofitiven GlaSphotogrammen für den Projektionsapparate geübt. Weit verbreitet ift dagegen daS Kol* lodiumVerf a h r e n . Um photographifcheS Kollodium herzufteUen löft wan eine eigenS für photographifche Zwecke hergerichtete SchießbanmwoUe in einem Gemifch von Äther nnd Alkohol auf. Man nnterfcheidet zwei Arten Von KoUodinmWollee eine für AcherkoUodinm nnd eine für AlkoholkoUodinm. Veim AcherkoUodinm ift daS Verhältnis des AcherS zum Alkohol wie 8 : 2 e beim AlkoholkoUodinm wie 1:4. W e g e n der langfamen V e r d u n f t u n g e die auch bei großen Glasplatten ein beguemeS Operieren erlanbt nnd wegen vieler andrer Vorzüge hat daS AlkoholkoUodinm jetzt faft daS Äther* koHodinm Verdrängt. Wir woUen nnS deshalb ein Alkoholkol* lodinm bereiten e indem wir in einer Menfnr 240 ccnr Alkohol nnd 00 ccrn Ather abmeffen. I n diefeS Gemifch bringen wir 4 g KoUodinmWoUe. Räch tüchtigem Umfchütteln löft fich diefe nnd wir erhalten eine fchleimige Flüffigkeit Welche man

Kollodinnw erfahren.

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als einfaches Kollodium bezeichnet. AnS diefem bereiten wir nnS ein jodbromierteS Kollodinm e indem wir 2 g Iodkadminm und 1 ^ Bromkadmium zufetzeu. Nach Umfchiitteln uud Klaren ift uufer Kollodium Verwendbar. Wir nehmen jetzt eine reine Glasplatte^ auf welche wir eine anSreichende Menge Kollodium gießen verbreiten daSfelbe darüber e wie eS Fig^ 411 zeigte und lafSen den UberSchuß ablaufen (f. Fig^ 412). Sobald die Schicht fich gefetzt nnd eine butterähnliche Kon* fiftenz erreicht hat^ tauchen wir nnfre platte r a f c h e ohne innezuhalten^ in daS Silberbad. I n diefem befindet Sich eine Anflöfung von falpeterfanrem Silbero^yd (Silbernitrate fogenannter HöHenftein) im Verhältnis Von 1 g Silbernitrat zu 10 g Waffer. Diefe Löfung wnrde mit Iodfilber gefättigte indem man eine anf beiden Seiden mit IodbromkoHodium überzogene Glasplatte über Nacht darin Stehen ließ. Die in daS Silberbad getauchte platte wird darin anf nnd ab bewegte bis die fett* artigen Streifen verfchwnnden finde welche fich anfangs bilden weil der Archer die wäfferige Löfnng abftößt. Die KoHodiumfchicht zeigt beim HeranSnehmen ein käfeartigeS AnSSehen welches Von dem entstandenen Iodbromfilber herrührt. I m Silberbade findet nämlich ein AnStanfch der Stoffe Statt: Iod und Vrom gehen an daS Silber und bilden Iod- nnd Bromfilben welches in der Schicht niedergefchlagen wird; dagegen Verbindet fich die Fig. ^ntn^l^g d^ ^ g ^ t i ^ ^Ude^ aus dem Silberfalz frei werdende Salpeter* Säure mit dem ebenfalls frei werdenden Eadminm nnd Ammoninmo^yd^ welches im Silber* bade gelöft bleibt. Unfre S c h i c h t i f t nnn lichtempfindlich. W i r bringen fie in die Kaffette nnd begeben uns anS dem DunkeIzimmer^ worin alle Vorhergehenden Operationen Stattfanden in daS GlaShauSe fteHen die Kaffette in einen Vorcher auf einen Gegenftand eingestellten A p p a r a t e belichten in oben angegebener Weife einige Sekunden Schließen Objektiv und Kaffette nnd bringen die letztere in daS Dunkelzimmer zurück. Veim HeranSnehmen der Kaffette ift noch keine S p n r eineS VildeS zn Sehen; eS muß eben erft hervorgerufen werden. AIS Hervorrufer dient entweder eine Anflöfung Von PyrogaHnSfäure oder Von EifenVitriol. Letzteres wirkt am rafcheften nnd Sichersten. Anf g Waffer nimmt man etwa 1 g Eifen* Vitriol nnd fügt diefer Löfnng etwa 20 Tropfen Effig* fänre nnd 16 Tropfen Alkohol hinzu. Ter Alkohol foil VaS Fließen über die platte erleichtern e während die Fig. ^pi^r^n^. Effigfänre wie ein Dämpfer wirken mnße damit daS Bild nicht zu rafch hervortritt und dadurch die fernen Details Verwifcht werden. Nach dem Aufgießen des Hervorrufe^ tritt daS Vild allmählich immer deutlicher heraus^ indem I o d * und Vromfilber an den vom Lieht getroffenen Stellen reduziert werden. Sollte daS EifenVitriol mit längerem Verweilen auf der platte daS Vild nicht kräftig genng erzengen e fo wendet man eine Löfung Von PyrogaHnSfäure und etwaS Silbernitrat an nm daS Vild zu verstärken. Sobald daS Bild^ Sei eS durch deu bloßen Hervorrufer oder unter Anwendung eineS VerftärkerSe hinlänglich herausgetreten ift^ fpült man die platte tüchtig ab und übergießt Sie mit Eyankaliumlöfnng oder taucht Sie in eine Löfung Von unterfchwefligfanrem Natron in Waffer (1 : 4). Hierin wird daS Vom Lichte nicht Ver* änderte Iod* nnd Bromfilber aufgelöfte daS Bild alfo Vor der weiteren Einwirkung deS

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Die Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Lichts gefchützt. Nach dem Trocknen kann man daS Vild durch einen Firnisüberzug Sichern nnd zum Kopieren verweuden. Als Kopierpapier dient entweder in oben angegebener WeiSe angeSertigteS Ehlorfilberpapier e Albuminpapier ^ oder Vromfilber* ^ gelatinepapien von welch letzterem fpäter die ^ ^ ^ ^ Rede fein wird. Wenn daS Albnminpapier anf daS Silberbad kommt entfteht eine Ver^ ^ ^ ^ ^ ^ bindnng deS Eiweißes mit dem Silber^ welche ^ ^ ^ ^ lichtempfindlich iSt. Um einen Abdrnck zu erlangen deckt man die KoUodinmfeite derGlaSplatte mit einem folchen empfindlich gemachten ^^ ^ ^^ Papier nnd fpannt beides in einen Kopier^ ^ ^ ^ rahmen. DieS iSt ein Holzrahmen mit einer ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Starken SpiegelglaSplatte (f. Fig^ 414) ^ anf welche man daS Negativ legt daß die Vild* feite e worauf daS empfindliche Papier liegt nach oben gekehrt ift. Damit daS Papier mit ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ dem Regativ eng zufammenliege^ wird ein ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ nmklappbareS Vrettchen durch Ouerftäbe mit ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Schrauben oder Federn darans gepreßt. DaS^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ felbe kann man auch ohne Kopierrahmen durch ^ ^ ^ ^ ^ Schrauben oder Klammern bewirken uud dabei ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Vom Fortgonge deS ProzeffeS fich dnrch Vor^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ fichtigeS Abheben überzeugen. ^pt^^s^ ^ gefchieht n n n Wenn der Kopier* rahmen mit dem Negativ uud dem empfindlichen Papier inS Tageslicht gefteUt wird^ DaSfelbe^ waS wir oben beim Kopieren nach negativen Papierbildern angegeben haben; die Lichtftrahlen gelten dnrch die mehr oder weniger dnrchfichtigen Teile deS VildeS nnd ^ bewirken au diefen Stellen eine Stärkere oder Weniger intensive Schwär^nug^ Währeud hinter deu Völlig undurchsichtigen Stellen daS Papier weiß bleibt; daS negative Vild^ welches die wirklichen VerhältniSfe gleichfam negiert wird zu einem pofitiVen daS die Wirklichkeit darftellt und beide Vilder verhalten fich bei anfallendem Lichte genan wie Fig^ 417 uud 418. DaS pofitive Vild kann eutweder im Kopier* rahmen fertig kopiert werden oder man kann die be* gonnene Lichtwirkung dnrch Hervorrufung im DunkelZimmer fortfetzen. Letzteres Sindet gewöhnlich ftatt wenn man rafch eine große Menge Vilder anfer* tigen wilt pflegt aber feiten fo gnte Refultate zu liefern wie daS erftere VerSahren. Wenn daS Vild im Kopierrahmen ScharS nnd deutlich kopiert ift WaS am Farbenwechfel der überstehenden Ränder deS empfindlichen Papiers leicht abznnehmen ift mnß eS ein Goldbad^ welches auS einer Anflöfnng Von 1 Teil Ehlorgold in lOOO Teilen deftiHierten WafSerS befte^en kamn paSSieren nm einerfeitS haltbarer zu werden anderseits aber einen fchöneren Ton zu erlangen. Nach dem Schönen im Goldbade ^ ^ ^ Löfung Von unterfchwefligfanrem Natron in Waffer (1 Natron : 4 Waffer) friert nnv dnrch mehrstündiges AnSwafchen daS nnterfchwefligfanre Ratron wieder entfernt. DaS Vild wird nnn getrocknet anfgeklebt nnd durch die Satiniermafchine geglättet. Wenn daS Regativ nntadelig war und die Kopie forgfam angefertigt wnrde^ wird daS Bild Vollendet fein; WaS

Ambrotypie^ Ferrotypie und Pannot^pie. ^ im andern FaH an Harmouiee Weichheit uud Rundung noch fehlt muß mit dem Pinfel nachgetragen^ d. ^ daS Bild muß retouchiert werden. Diefe Rachhilfe anf dem fertigen Bilde nennt man Pofitivretouche^ im Gegenfatz zur Regativretonche^ Welch letztere gegenwärtig meift mittels deS Vleiftif^ dann auch mit dem pinfel und mit Tnfche anS dem negativen KlaSbilde ausgeführt wird. ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Der Vleiftift geftattet getrene Naehahmnng nnd Ergänzung deS photographifehen Sil* berniederfchlagS e wirkt anch in derfelben Weife beim Kopieren auf daS Papier und ift deshalb daS geeignetfte Naehhilfemittel bei Negativen aUer A r t ; aber eS gehört dazu ein einfichtSV oller und fich felbStVerleugnender Künftlen denn je weniger man die Retouehe merkt defto höher wird man daS Vild Schätzen dürfen. Wir woUen hier noch eines Apparats gedenken den ein Amerikaner RamenS Walknp in Rockford erfunden nnd paten* tiert bekommen hat nnd welcher fich bei der Retouche Von Papierbildern gut be* währen foU. ES wird dabei die Farbe (flüffige Tnfche oder WaSSerSarbe) in eine eigentümliche Vorrichtung ^ die in einem SprichbläSer endete gefüUt. DieSe Vor* richtnng fteht durch einen Kummischlauch ^ ^ ^ ^^udetu ^ mit einer Lnfttrommel (f. Fig. 419) in Ver* bindung^ welche dnrch den Fuß deS RetouchenrS fnnktioniert. Sobald nun der Retonchenr^ der Vor dem Vrett^ anf welchem daS Vild anSgefpannt ift fitzt dnrch Treten mit dem Fuß in der Lufttrommel Luft komprimiert gelangt diefelbe Von dort auS dureh deu Schlanch in den Sprühbläfer uud treibt die dort befindliche Farbe in feinem Strome heranS. Der Retonchenr führt daS |nftrnment über daS Vild hinweg und regelt mit einem in der Abbildung Sichtbaren Fedechebel daS AuSfprühen ber Farbe. I e näher die Vorrichtung an daS Bild gebracht wird^ defto feiner werden die Linien fie werden hingegen um So breiter nnd der Farbton um So weicher^ je mehr die Hand Von der Bildfläehe abfteht. D a S Retonchieren mit diefem Apparat foU 8 —6mal fchneUer be* werkfteUigt werden können als wie mit der Hand nnd dem pinfel. ^mbrot^pie ^ Ferrot^ie und ^ann^typie. Ein negatives Vilde deffen Aufnahmezeit zu knrz genommen wnrde^ daS vielleicht nnr wenige Sekunden lang die Lichtwirtnng empfing ^ erfcheint nachdem eS fixiert worden gegen daS Licht ge* halten zn fchwach d. h. die dnnklen SteUen ^ ^ ^asiti^ haben keine Kraft die ^eichnnng fielet ver* fchwommen nnd undeutlich anS. ES ift dieS auch ganz erklärlich: eS konnte fich in der kurzen Anfnahmezeit nur wenig Silber rednzieren ein guter Teil blieb als Salzlöfnng im Kollo* dinm ftecken nnd wnrde im F o r b a d e anSgeWafchen. Betrachtet man aber ein folcheS nn* fertiges Vild bei anfallendem Licht ftatt bei dnrehf aUendem ^ befonderS gegen einen dnnklen ^ ^nch der ^rStud^ ^ ^IuSI. ^d. ^0

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Die Erfindung der Daguerreot^pie nnd Photographie.

Hintergrnnd gehalten^ fo ficht man daß daSfelbe Viel beffer i f t als eS den Anfchein hatte ; ja eS wird in der Regel angezeichnet fchon fein nnd überdies erfcheint nnn daS Schwach negative Vild Vermöge der dunklen Unterlage als ein gnt pofitiVeS^ als ein wirkicheS Vild im gewöhnlichen Sinne. Die vom Lichte nur Schwach bräunlich gewordenen Stellen erfcheinen Wenn daS Bild anf Schwarz liegt als die Lichter^ weil fie zugleich mehr oder weniger undnrchfichtig geworden find und fo daS Schwarz decken daS an den nicht belichtet gewefenen SteUen dnrch daS dünne KoUodinnchäntchen dentlich durchblickt. Die Indnftrie hat dieS nicht nnbenntzt gelaffeu: man machte früher eine Unzahl folche nnreife Negative anf KoUodium nicht nm fie Weiter zu kopieren Wozn fie eben nicht taugen fondern nm daS Häutchen nach dem Freren Von der Glasplatte abzulöfeu und auf fchwarzeS Wachstuch Zu kleben; diefe Vilder hießen P a n n o t y p e n ; fertigt man dagegen ein folcheS pofitiveS KoUodiumbild anf einer Unter* läge Von GlaS oder Eifen fo nennt man die Vilder Ambro* t y p e n e refp. Ferrotypen. D a S ganze Verfahren ift fo wenig umftändlich^ daß man ^ ^ ^ ^ ^t^t^pp^t^. wenige Minuten nach der Anfnähme fchon daS Abbild feineS

werten Ich fertig mitnehmen kann und diefer Umftand ließ die Pannotypen eine Zeitlang fehr viele Liebhaber finden. Indeffen hat fich feit Einführnng deS VifitenkartenformatS der Gefchmack deS PnbliknmS wieder den Vorzüglicheren Leiftnngen auS Papier zugewandt nnd die in den letzten Iahren in den Verschiedensten Formaten — Vom Mignonformat (80 ^ rnnr) an bis zum Imperialporträt (185 ^ 800 rurn) gemachten Aufnahmen find dnrchweg Papierphotographien. Von den Fort* fchritten diefer Knnft überzeugt man fich am leich* testen Wenn man die in den letzten Iahren ange* fertigten Photographien Von Haufftängt MüUer in München van Vofch in Frankfnrt a. M.^ Lnck* hardt in Wien Rentlinger in PariS^ Kur^ Sarony in New ^ork u. a. gegen frühere Arbeiten hält. Von den erwähnten drei Verfahren wird gegen* wärtig nnr noch die Ferrotypie in umfangreicher Weife ausgeübt. Seitdem auS Amerika ein fehr ^^apparat^ Schönes Anfnahmematerial ^ nämlich fchokolade* färben lackierte^ dünne Blechtafeln in den Handel kommen hat fich diefer GefchäftSzweig fehr ftark entwickelt; wer hätte fchon einen Iahr* markt oder ein Schützenfeft befncht^ ohne nicht mindestens e i n e n „amerikanischen SchneU* photographed Vorgefunden zu habend Häufig werden vom Ferrotypiften mehrere Exemplare deSfelben BildeS verlangt; damit in folchen Fäüeu nicht jede Aufnahme einzeln gemacht Werden mnß^ bedient fich der Photograph mit Vorteil einer Eamera^ welche^ wie Fig^ ^22 Zeigte mit mehreren (vier^ fechS oder neun) Objektiveu verfehen ift. Vei der Velichtung Wird die Kaffette mit der Vlechtafel hinter den Objektiven Verfchoben wobei dnrch jede

Die Trockenverfahren.

Verschiebung ein Vild auf der platte entfteht. Nach dem Entwickeln fieht die letztere auS wie in Fig^ 421 dargefteUt iSt^ man vierte firniSt Sie mit Venzinlack nnd Schneidet die ein* Zelnen Vilder anS der Tafel heraus. A^uch laffen Sich ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ die Ferrotypen kolorieren. Man erzielt damit eine ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ recht hiibfche Wirknng; wenn die Vilder gut auS* geführt wurden haben Sie Ähnlichkeit mit Elfenbein* miniatnren. ^ie ^ r ^ c n v e r ^ a h r e m So ausgezeichnete Refultate nun anch mit naSSen KoHodiumplatten er* Zielt werden fo einfach fich mit ihnen im Atelier bei gewöhnlichen Aufnahmen manipulieren läßt^ ebenfo nnbeguem werden diefelben wenn die AuS* nähme anßer dem HauSe Vorgenommen werden Solle ^ ^ ^ ^ begnemlichkeiten Sind noch jetzt mannigfach nnd groß und waren früher noch viel größer. Wer einen längeren AnSflng unternahm^ nm Landfchaften aufzunehmen mußte eine Menge Von Sachen mitfchlep* pen deren Transport ihm Schwierigkeiten bereitete nnd Koften Vernrfachte. Neben feinem Apparat hatte er Kollodium ^ Silber* bad^ Hervorrufnng^ Fixage und beträcht* liche Ouantitäten Von destilliertem WaSSer nötig. DaS War aber noch nicht aHeS. E r bedurfte auch einer Dunkelkammer^ uud um diefe anfznfteUen und einzuziehen war die Begleitung Von etlichen Gehilfen durch* auS notwendig. Doch felbft wenn alle diefe Bedingungen erfüllt w a r e n ließ fich noch nicht auf Sicheren Erfolg rechnen. Da kam eS oft Vor^ daß die Ehemikalien beim Transport Verdorben waren indem entweder daS KoHodinm Von der Hitze gelitten hatte ^ die Silberbad* flafche zerfchlagen war^ die Hervorrufung nicht mehr tangte oder die Glasplatten zertrümmert waren. Aber wer auch diefen Fährlichleiten entkam e konnte in neue Verlegenheiten geraten. ZuerSt gnälte ihn eine wahrhaft tropifche Hitze in dem engen Zelte und machte ein Sicheres und bedächtiges Arbeiten SaSt zur Unmöglichkeit^ dann brachte nnr all* Zuleicht ein WindStoß ^ der Sein Zelt erfchütterte^ Seine Löfungen nnd Bäder in Unordnung^ ja warf wohl gar fein Wachslicht um und fteckte daS leicht entzündliche KoHodinm in Brand. AHen diefen Ubelftänden foHte ein trockenes Verfahren abhelfen indem man ftatt der LöSungen nnd Bäder ^ deS ZelteS nnd all der mannigfachen Bagage nnr einige lichtdichte plattenkaften nnd eine hin* reichende Menge Von Exponierrahmen (KaSSetten) mitznnehmen brauchte. Fig^ Die KaSfetten konnten den Abend Vorher anS dem plattenkaften ge* ^ ^ ^ ^ ^ füllt werden und der plattenkaften nahm auch die Schon belichteten Platten wieder auS. TieSe SelbSt ließen Sich nach der Heimkehr herVorruSen und fixieren. S o wnrde eS möglich^ den größten Teil der Arbeiten im Haufe ftatt im Felde zu Verrichten.

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Die Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Die Vorteile diefer Methode liegen anf der ^and^ fie find aber fchwierig zu erreichen weil die trockenen KoUodinmplatten nnr geringe Empfindlichkeit zeigen. Die Verwendung folcher platten ift fchon früh Verfucht worden; im Iahre 1 8 5 8 fand E a r r n daß dabei daS anf der Oberfläche der KoHodinmfchicht haftende Silberbad dnrch Abwafchen befeitigt werden mnß; der Abbe DeSpratz^ Welcher seine Verfnche im |achre 1850 Veröffentlichte^ überzog feine platten wie gewöhnlich mit jodiertem Kollodium nnd brachte fie dann in daS Silberbad. S t a t t fie aber beim HeranSnehmen anS dem Silberbad fofort zu belichten tauchte er fie in eine Schale mit deftiUiertem Waffen wo er Sie etwa eine Minnte liegen ließ nnd dann trocknete. Die platten konnten in diefem trockenen Znftande eine Zeitlang Verwahrt werden; nachdem fie alSdann belichtet Waren Wurden Sie Vor dem Entwickeln in ein VierprozentigeS Silberbad gelegt und dann mit PyrogaU entwickelt. Natürlich litt nnter diefer Vehandlnng die Lichtempfindlichkeit der platten fehr. Indem man dem KoHodinm dnrch Zufätze Von Sirnp^ Honig^ Zucker oder dergleichen feine fchwammartige Strnktnn die eS beim Trocknen Verliert Zu erhalten Suchte ^ machte man einen Schritt Vorwärts. T a u p e n ot überzog 1855 die KoUodinnchant mit einer dünnen Schicht Von jodiertem Eiweiß ^ tauchte Sie nach dem Trocknen in ein zweites ^ Effig enthaltendes Silberbad nnd wnfch fie dann anS. Tnrch die glückliche Vereinignng Von Kollo* dinm nnd Eiweiß wurde eS znerft möglich ^ platten zn bereiten die länger als ein Iahr empfindlich blieben. Statt deS Eiweißes empfahl NorriS einen Uberzng Von ^elatün Lyte brachte Metagelatine in AnWendnng n. f. w. F o t h e r g i l l fchlng 18o8 Von die empfindlich gemachte platte nach dem Wegwafchen deS freien SilbernitratS mit einer Mifchnng gleicher Teile Eiweiß nnd Waffer zn übersehen. DaS Verfahren hatte aber feine Mängel. Flecken nnd Streifen waren fchwer zn Vermeiden nnd daS Gelingen gar zn fehr durch die mechauifche Struktur deS KoUodiumS bedingt. Diefe ^beistände Wurden durch daS TanninVerfabren befeitigt welches Major Rnffell im LanSe deS IahreS 1861 VeröSSentlichte nnd welches Sich lange Iahre hindnrch großer Veliebcheit erfreute. Räch dem RnfSellfchen Verfahren wird die Glasplatte^ um daS Auhaften der KoHodinmfchicht zu befördern entweder mit Gelatine oder Gnttapercha über* Zogen. Wenn die Ränder überfirnift werden kauu diefer Überzug dauu auch wegbleiben und daS Kollodium wird wie gewöhnlich aufgetragen. Nach dem Empfindlichmachen im Silberbade wäfcht man die platte reichlich mit Waffen nm daS freie Silbernitrat zu ent* fernen nnd überzieht fie in noch fenchtem Znftande sofort mit einer Tanninlofnng^ die man Von felbft trocknen läßt oder dnrch künstliche Wärme trocknet. Die So bereiteten platten können nnn entweder gleich oder beliebige Zeit nachher zn Abnahmen Verwendet werden. Sie geben gleichmäßige nnd gnte Vilden Verlangen aber eine Beliehtnng Von dnrchfchnittlich Minnten. Um die Wirknng deS Tannin bei diefem Verfahren knrz zu erklären fei bemerkt daß Tannin die Eigenfchaft befitzt daS empfindliche Iodfalz der platte zn Stimnlieren d. h. nicht eigentlich empfindlicher zn machen fondern anznregen nnd zn bewirken daß eS in der Eamera einen Viel tieferen und entfchiedeneren Eindrnck annehme. Daneben chat eS aber anch einen mechanifchen Einflnß^ indem eS die Poren deS KoHodinmS Sür die Volle Einwirkung deS Entwicklers anS daS belichtete IodSilber offen erhält. ES gibt noch eine ganze Reihe andrer Körpen Welche ebenfo wie falpeterfaureS Silber fich mit lodfilber leicht Verbinden nnd daSfelbe dnrch diefe Berbindnng lichtempfindlicher machen. Z u diefen Körpern welche man Senfibilatoren nennt gehört anßer dem bereits erwähnten Tannin daS effigfanre M o r p h i n Eiweiß^ Gelatine^ G n m m t Kaffee- nnd Thee* e^trakt n. f. w. Diefe Snbßanzen wnrden aUe mit mehr oder weniger gntem Erfolg znm Präfervieren Von Trockenplatten benntzt ^ am beften hat fich daS Verfahren mit Kaffee* e^trakt bewährt. Bemerkenswert ift noch daS Von | . Schnanß empfohlene Präferviernngsverfahren die dnrch Abwafchnng Von falpeterfanrem Silber befreite Schicht mit einer Abkochrmg Von Rofinen in Waffer zn übersehen nnd die platten alkalifch zu entwickeln; die Methode S t n a r t W o r t l e y s ^ welcher Vorfchlng^ die alkalifche EntwickeInng mit Viel Ammoniak nnd fehr wenig PyrogaU zn beginnen; ferner die 1874 Von E o n f t a n t Veröffentlichte Methode mit Albnmin nnd GaHnSfänre^ die fieh großer Veliebcheit erfrente.

RegatiWerfahren mi^ ^oUodinmemulfion

Uegatuwer^chren mit ^oll^iumemnl^an. Wir haben im Borhergehenden erklärt wie man beim n äff enKollodinm Verfahren die platte lichtempfindlich macht; man tancht fie für diefen Zwecke nachdem man fie mit KoUodinm überzogen hat in daS ^fenfibilifierende^ Silberbade in welchem fich die in der KoUodiumfchicht enthaltenen Iod* und Bromfalze mit dem falpeterfanren Silber deS BadeS nmfetzene wodurch Iod* nnd Vromfilber uud falpeterfaure Salze eutftehen. Der Gedauke lag nahee diefeS fenfibilifierende Silberbade Welches daS Verfahren fo nmftändlich machte e dadurch überflnffig zu machen e daß man die lichtempfindliche SilberVerbindnng bereits dem Kollodium e mit welchem die platten überzogen wnrden beimifchtee mit andern Worten indem man ein lichtempfindliches Kollodinm bereitete. Und in Tl^at ist diefer Gedanke fchon im I a h r e 18^8e alfo zwei I a h r e nach Einführung deS KoUodinmS i n die photographifche Technike Von einem Franzofen NamenS Gandin nieder gefchrieben worden. ^Tie Znkunft der Photographie^ fagte damals der Forfchere eefcheint in einem lichtempfindlichen Kollodium zu liegen welches fich in Flafchen füllen nnd auf G l a S e Papier n . f . w. aufgießen l ä ß t e fo daf^ mau mit demfelben entweder fofort oder 1801^ befpäter pofitive over negative Vilder anfertigen kann.^ Und acht Iahre fchrieb derfelbe Forfcher in dem Fachblatte ^La Lumiere^ ein Gemifch^ welches er Photogene nannte e und Welches nichts andres als ein lichtempfindliches e d. h. mit Silbernitrat VerfetzteS Kollodium war. Wir finden alfo hier die frÜhfte Idee zur Herftellnng einer KoUodinmemnlfion. WaS verficht man aber uuter einer Emnlfion^ | m photographifchen Sinne eine FlÜffigkeite welche einen nngelöSten Körper in fein zerteiltem Zuftand lange Zeit in Snfpenfion enthält unter einer KoUodinm*Bromfilberemnlfion alfo Kollodinm e in dem fich Vromfilber in Snfpenfion nnd zwar daß daS ganze über eine Oberflächee gewöhnlich GlaS oder Papiere ausgebreitet werden kann nnd nach dem Trocknen an diefer haftet Die Vorzüge e Welche daS Verfahren mit KoUodinmemnlfion demjenigen mit naffem KoUodinm gegenüber befitzte beftehen hauptfächlich in Folgendem: die mit Emnlfion überZogenen platten laffen fiche gegen Licht gefchützte jahrelang aufbewahren^ daS Einlegen derselben vor der Belichtung in ein Silberbad kommt in Wegfall^ die mit Emnlfion erzielten Negative weifen in Licht- nnd Schattenpartien fchönere Durcharbeitung aufe wie nach dem nafsen Verfahren hergefteUte Negative; EmulfionSplatten eignen fich beffer zur Anfertigung von vergrößerten Negativen nach kleinen pofitiVen GlaSphotogrammen. Z u diefen Vorzügen kommt noch hinzn daß die Znrichtnng der platten fehr einfacher Art ift. AUerdingS ift eS erft nach langen Verfuchen nachdem man die faure (phyfikalifche) ^ervorrnfnng durch die alkalifche (chemifche) HerVorrnfnng nnd daS |odfilber dnrch Vromfilber erfetzt hatte e gelungene daS Verfahren^ zur jetzigen Höhe zu bringen nnd befonderS sind eS die Forfcher S a y e e nnd Volton in Englande Liefegang in Dentfchland nnd Earey Lea in Amerikae die fich nm die Einführung und Vervollkommnung deS KollodinmemnlfionSprozeffeS Verdient gemacht haben. Die mit Solcher Emnlfion überzogenen platten kommen zwar an Empfindlichkeit den GelatinemnlfionSplatten nicht gleiche fie übertreffen aber in diefer Beziehung die naffen KoUodiumplatten nm ein Bedeutende^ und im übrigen kommt eS bei den Aufnahmen für welche fich daS Verfahren befonderS eignete z. V. bei ReproduktionS* und LandfchaftSansnahmen auf große Empfindlichkeit der platten gar nicht an. Wenn nun alfo anch dieKoUodiumemnlfion in neuerer Zeit dnrch die Einführung deS BromfilbergelatinemulfionSVerfahrenS viel weniger praktifche Anwendung findet alS frühere fo wird fie trotzdem in den erwähnten AnfnahmefäUen in denen fie schöneres leiftet als Gelatiuemnlfion ihre Anhänger behalten. Wie fchon erwähnte ift daS Verfahren dadnrch charakteriftifche daß daS KoUodinm fchon vor der Anwendung lichtempfindlich gemacht wird. DieS erzielt mane indem man dem mit Bromlithium in ächeralkoholifcher Anflöfnng beweiteten KoUodium nach dem Filtrieren nnter heftigem Umfchwenken eine Anflöfnng Von Silbernitrat zufetzt wodurch fich nnlöSlicheS Bromfilber Welches fich in Gegenwart von falpeterfanreur Silber oder andrer löslicher Salze diefeS MetaUS im Sonnenlicht dnnlel färbt. DaS KoUodium wird hierdurch milchig ; da eS aber in diefem Znftande noch nicht empfindlich genug ift^ mnß man eS noch ungefähr acht Tage lang „reifen^ lafSen. Tie EmnlSion nimmt während tiefer Zeit von Tag zu Tag an Empfindlichkeit zu^ ebenfo Steigert Sich die Kraft und die Klarheit deS mit ihr probeweife hergestellten BildeS e nm ihr aber den höchstmöglichen EmpSindlichkeitSgrad erreichen zu laSfen wnß man Sie dnrch AnSWafchen fpätere

befindete

fOe

bildete

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

in Waffer Von aUen überflüffige^ oft fehädliehen Rebenbeftandteilen befreien. DaSWafchen wird fo lange fortgefetzt bis eine P r o b e deS WafchwafferSe mit einem Tropfen Salzfänre Verfetzt^ keinen milehigen RiederSehlag mehr liefert. Diefer Niederfchlag liefert nämlich den VeweiSe daß noch freies Silbernitrat in der Emnlfion enthalten ift. Räch genügendem Wafchen bringt man die Emnlfion e welehe jetzt in Form eines Stockigen RiederfchlagS Vor* handen ifte auS Fließpapier nnd läßt Sie freiwillig nnd im Dunkeln trocknen. I n diefem Zuftande kann man Sie monatelang auSbewahren; foU fie zur Platteubereitnng angewendet werden e fo Wird eine Portion derfelben mit Alkohol iibergoffen und nach tüchtigem Um* fchütteln mit Acher Verfetzt ES bildet fich hierdnrch wieder eine milchige Flüffigkeite die man nnn noch durch feineS Leinen in fchwarz oder gelb gefärbte Flafchen filtrieren mnß. Man kann diefelbe aber erft nach einiger Zeit zum Kießen der Platten Verwenden e da fie in den erften Tagen noch Vermiedene Fehler zeigt welche nach vier bis fünf Tagen aber gänzlich Verfchwinden. Die KlaSplatten werden in der Vorher angegebenen Weife gereinigte nnd mit etwaS Glaspapier oder einer feinen Feile an den Rändern mattgefchliffene damit daS KoUodinnchäutchen rnndnm Halt bekommte oder fie werden ftatt deffen Vorher mit Albnmiu überzogene wie dieS fchon auf Seite 550 beschrieben wurde. ^egativverfahren mit ^ e l a t i n e ^ n n l ^ o n Mit der Einführung der KoUodinm* emnlfion war man fchon einen tüchtigen Schritt weiter in der photographifchen Technik ge^ kommen und eS gab zu jener Zeit enchnfiaftifche Anhänger diefeS VersahrenS ^ welche der feften Überzengnng lebten e mit der KoUodiumemnlfion fei daS letzte Ziel erreicht Doch für ein mit fo eminentem Anfwand Von Arbeit und Scharffinn errichtetes Kebände wie die Photographiee Welches noch dazu die ewig junge Wiffenfchaft der Ehemie zum Krundpfeiler hat ift der Schlnßftein noch nicht auSgehaueu; wenn auch fcheinbar daSDach gedeckt werden kann da dringt neuer Zufluß ein der die alten Räume ausfegte und Stockwerk anf Stock* werk wird aufgefetzte ohne Ende — folange der Keift deS ForfcherS noch chätig ift. So hat denn anch dem KoUodiunn nachdem eS länger als 2 5 Iahre nnnmfchränkt regiert hate die letzte Stunde ^ keineswegs deS DafeinSe wohl aber der Alleinherrschaft — gefchlagen einer Herrfcherin ift bis anf weiteres daS Zepter im Reiche der Photographie übergeben worden: der Kelatine. W a S früher als daS Ideal einer photographifchen Aufnahmeplatte erachtet wurdee die größte^ Haltbarkeit und die ftärkfte Lichtempfindlichkeite ein Ideale welches man bereits nach Einführnng der Kollodiumemulfion erreicht zu habeu glaubtee eS ift erft j e t z t e feitErfindnng deS GelatineVerßchrenSe zur Wirklichkeit geworden. Mit ftolzer Kenngchuung bewegt fich jetzt der im Fache grau gewordene Praktiker in dem Gebiete^ weleheS auS kleinen Anfängen mau kann fagen anS einer Art S p i e l e r e i e zu einer fo einflnß* reichen M a c h t e die faft alle Fächer der |nduftriee deS Handels und der Wiffenfchaft zu ihren VafaUeu zählte augewachfen ift. Manchem freiliche dem daS i n der Ingend erlernte uud während Vieler | a h r e erprobte KoUodinmverfahren lieb nnd foznfagen in Fleifch und Vlut übergegangen ifte fäUt eS fchwere fich den neuen Verhältniffen anzupaffen daS alte Verfahren an den Nagel zu hängen nnd Von neuem anzufangen zu lernen e doch bald findet er daS neue Verfahren fo einfach nnd fo reich a n Vorzügen daß daS Schwere deS Übergangs bald ganz Vergeffen i f t . Wir woUen damit nicht fagen e daß eS dem Photographen zur Rotwendigkeit geworden f e i e jetzt ausschließlich mit Kelatineplatten zu arbeiten e ebenfowenige daß in den photographifchen Ateliers n u r noch Kelatineplatten zur Aufnahme Verwendet werden— eS gibt noch eine große Anzahl photographifcher Anftalten welche dem KoUodium tren geblieben f i n d e und die fich g n t dabei ftehen ^ indeffen kann der KefchäftSmann i n den feltenften Fällen bei der AnSübnng deS VernfS feinen Neignngen nachgeben da fpricht Vor aUem die Knndfchaft und in zweiter Reihe die Konkurrenz ein gewichtiges Wort mit ; wie diefe die Pfeife blafen fo muß er tanzen e und wenn Herr A. bemerkte daß ein Teil feiner Kunden jetzt zu Herrn V. gecht weil dieser ^omentphotographien^ fertigt fo wird sich Herr A. Wohl oder übel entschließen müffen ebenfaUS zur Fahne deS GelatineVer* SchrenS zu fchworen. S o hat denn gegenwärtig daS Bromfilbergelatin*EmnlfionSVerfahren eine Verbreitung erreicht ^ die in anbetracht der Verhältnismäßig knrzen Zeit feineS Bestehens erstaunlich rfr^ ^ie aber anderfeitS den VeweiS liefert daß daS Verfahren den Anfordernden der fchneU^ bebenden Gegenwart Völlig entfpricht^ daß eS dem KoUodinmverfahren gegenüber einen

Regativverfahren m i t ^elatinemulfion.

ähnlichen zeitgemäßen Fortfchritt wie die Einführung der Elektrizität an Stelle deS Dampfe^. Uber die AnWendnng der Gelatine zu P h o t o g r a p h i e n Zwecken findet man zwar fchon in einer auS dem I a h r e 1847 flammenden Von N i ^ p e e von S t V i e t o r Verfaßten DenkSchrift eine Rotiz^ nnd auch Poitevin Stellte Schon zu Anfang der fünfziger Iahre weitere Verfnche mit Gelatine und Iodfilber auf GlaS a n doch blieb eS erft dem englifchen Arzt l^r. R. L. M a d d o ^ Welcher die Photographie auS Liebhaberei betreibt^ Vorbehalten im Iahre 1871 den AnStoß zu dem heute So Verbreiteten VerSahren zu geben. Zu jeuer Zeit Stand daS im Vorigen Kapitel betriebene Verfahren mit KoHodiumemulfion in höchfter Blüte ; die einschlägigen Arbeiten brachten Maddo^ auf den Gedanken daS Kollodium^ als Flüffigkeit^ in Welcher Sich daS empfindliche Silberfalz in Sufpenfion befindete durch Gelatine* löfung zu erfetzen. Diefer Gedanke lag infofern n a l ^ als die Verfuche früherer Forfcher bereits daS Refultat ergeben hatten daß fich Wittels Gelatine in Verbindung mit Iodfilber Platten Von großer Empfindlichkeit herftellen ließen; nur hatte man Vorher Oen richtigen Weg zur Umwandlung deS IodfalzeS in IodSilber noch nicht eingefchlagen die Verfuche waren deshalb faft gänzlich nnbeachtet geblieben um fo meh^ als zu jener Zeit eben daS Kollodium Verfahren gänzlich im Vordergrund ft and. Die günfügen Resultate^ die Maddo^ und kurz danach andre Fachleute mit Gelatine erzielten erregten aber lebhaftes Intereffe in der geSamten photographifchen und fchon im Iahre 1878 hatte man daS Verfahren fo weit ausgebildet^ daß man fertige Gelatineplatten die fo empfindlich wie Kollodiumplatten waren in den Handel bringen konnte. Von jetzt ab wandten fich die gewiegteften Forfcher anf photographifchem Gebiete dem neuen Verfahren zu^ nnb den VerdienftVoHen Arbeiten Von Männern wie Abney^ Audra^ B o l t o n Earey Lea^ E d e n Edwards^ Liefegang^ Lohfee Monckhoven O b e r n e t t e r e S c h u m a n n S t o l z e e V o g e l e Warnerke u. a. Verdankt daS Bromfilbergelatin-EmulfionSVerfahren feine gegenwartige Bedeutung. DaS Arbeiten mit Gelatinetrockenplatten ift bedeutend einfacher als daS mit Kollodium ; ftatt der Vermiedenen Bäder e Welche daS KoUodiumVerfahren fo umftändlich machen e find nur wenigee höchft einfach zu bereitende Löfungen erforderlich. Dazu kommt noche daß die Platten fertig bereitet Von zuVerläffigen Fabrikanten zu kaufen finde man kann fie dann fofort in die Eamera bringen und belichten. F ü r den Vielbefchäftigten Fachmann ift dieS ohne Zweifel änßerft begneme er legt Sich einen großen Stoß platten in ^erfchiedenen Formaten auf Lager und fchickte Wenn diefe Verbraucht finde zum nächsten Händler e um neuen Vorrat holen zu laffen; eS entfteht n u r aber hierbei die Frage e ob eS für den Photographen nicht Vorteilhafter fich die Platten felbft zu bereiten^ Diefe Frage läßt fich nicht geradeSwegS mit ja oder nein beantworten. Die Selbftbereitung befitzt den Vorteile daß der Operateur ein für allemal ein Fabrikat erhälte deffen Eigenfchaften er genan kennte mit dem er mit Sicherheit arbeiten kann ferner den Vorzug der größeren Billigkeit. A u f der andern Seite nimmt fie Viel Zeit in Anfprneh und erfordert befondere Einrichtnngen. ES gibt Viele große und kleine photographifche Geschähe die ihre Gelatineplatten felbft bereiten aber wohl die meiften beziehen diefelben Sertig Vom Händler. Statten wir einmal einer Fabrike in welcher Gelatinetrockenplatten in großem Maßftabe hergeftellt Werden e einen Befuch ab. W i r betreten die Arbeitszimmer uud befinden nnSe Wie eSfür den erften Angenblick fcheinte Völlig inrDnnkeln; erft allmählich bemerken w n daß der Raum an einer Stelle Licht erhälte daSfelbe ift aber änßerft fchwaek^ denn eS fällt durch eiu Fenftere Welches mit einer doppelten Lage Von gelbem Stoff überfpannt ift. ^In diefen Ranm^ bemerkt unfer ^chrere ^darf kein Strahl Von weißem oder bläulichem Licht eiudringen denn Bromfilbergelatine ift gegen alles fchädliche Licht bedentend empfindlicher als eine präparierte Kollodinmplatte. Unbeael)tete Lichteinftrahümgen nnter den Thüren here dnrch Spalten dnrchS Schlüffelloch oder durchs Fenfter machen daS Gelingen der Arbeit Von Vornherein unmöglieh und muffen deshalb aufs forgfamfte ferngehalten werden. Man glaubte bisher daß rubinrotes Licht daS unfchädlichfte für diesen Z^eck gelbeS Licht ift indeffen ebenfo ficher und hat dabei den Vorzuge daß eS die Augeu nicht fo ftark angreift wie roteS Licht. Da hier auch am Abend gearbeitet Wirde und weil daS Tageslicht ftetS wechfelte hat man Vorrichtungen für künftliche Velenchtung angebracht; eS bleibt fich gleiche ob man bildete

Welte

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T i c Erfindnng der Daguerrcot^pic nnd Photographie.

Ga^ Petroleum oder Kerzen brennt nnr mnß in jedem Falle die Flamme Von einer rot oder gelb gefärbten Glafhülle umgeben fein.^ I n diesem Räume hier wird die Emnlfion gemifcht. WaS man in photographifchem Sinne unter EmnlSion verfteht haben wir im Vorhergehenden Kapitel bereits erklärt; dort handelte eS fich nm VromfilberkoUodinm*^ hier haben wir eS mit Bromfilbergelatinemnlfion Zn chnn. Der Unterschied zwischen beiden ift den daß die Flüffigkeit in welcher daS Brom* Silber SuSpendiert ift im enteren Fall in Kollodium im letzteren Fall in einer wäSSerigen Gelatinelöfnng beSteht. DaS B r o m S i l b e r iSt ein S a l z deS Elementes Bronn welches anS Seite 544 be* Schrieben wurde. ES wird bereitet indem man eine Versilberte platte den Dämpfen Von Brom anSfetzt oder indem man Bromkalinm Bromnatrinnn oder Vromammoninm mit Silbernitrat (falpeterfanrem Silber) Vermischt. ES ift ein in WaSSer unlöslicher^ gelblicher Stoffe der Sich in starkem Ammoniak^ in EhIorammonimn fowie noch leichter in nnterfchweflig* faurem Natron nnd in Eyankalium Iöft. Um die HerSteHuug deS VromSilberS Sür EmnlSionSzwecke zu erklären wollen wir ein VeiSpiel auSühren. Man fülle zwei Probiergläfer halb VoU Waffen löfe in dem einen einige Gramm falpeterfanreS Silber ^ in dem andern einige Gramm Bromkalimn uudmifche beide Flüffigkeiten. Sofort entfteht ein gelblicher Riederfchlag Von Vromfilben während fich gleichzeitig falpeterfanreS Kali bildet welches jedoch unsichtbar bleibt da eS in Waffer löslich ift. ES geht alfo ein Prozeß vor Sich den man bildlich So aiiSdrückeu konnte: Vromkalinm ^ falpeterfanreS Silber ^ Vromfilber falpeterfanreS Kalium^ oder mit der chemifchen Formel: d. h. eS findet ein AnStanfch der Stoffe ftatt wie wir einen ähnlichen fchon beim Einlegen der mit KoUodium überzogenen platte in daS Silberbad (Seite 551) beobachtet haben. Rnn ift aber der durch daS Mischen Von falpeterfaurem Silber mit Bromkalinm entftehende Vromfilberniederfchlag nnr dann für EmnlfionSzwecke zu gebranchen wenn die beiden Snbftanzen nicht in beliebigen fondern in ganz beftimmten Proportionen gemifcht wnrden. Vereitet man z. V. zwei Löfnngen die eine auS 11 ^ falpeterfanrem Silben die andre anS ^ gBromkalmm beftehend^ fo wird Silber als Vromfilber gefällt werden; fetzt man hingegen Vom Bromfalz mehr als 6 ^ g zUe fo bleibt alleS^ waS man über diefe Menge zufetzt in der nrfprünglichen Form als Bromkalinm technifch anSgedrückt als Uberfchuß von Vromkalinm zurück. Ebenfo würde ein Uberfchuß Von falpeterfaurem Silber entftehen wenn man Von diefer Snbftanz mechr als 11 g anf g Bromfalz nehmen wollte. Run ift aber nicht gefagt daß ein derartiger Überfchnß der Emnlfion Von Rachteil wäre^ im Gegenteil erweift fich ein folcher Von Vromfalz^ VoranSgeSetzt daß er ein gewiffeS Maß nicht überschreitet in Vieler Beziehung recht nützlich. S o geht z^ B . nach einer Beobachtung WilfonS daS Bromfilber nm So leichter in die empfindliche Form üben je mehr Uberfchuß Von Bromfalz Vorhanden ift; ferner kann dnrch Vermehrung deS BromsalzeS daS Kochen der Emnlfion abgekürzt werden u. f. w^ nur darfe Wie gefagt der Uberfchuß nicht zu groß fein Weil fonft „verfchleierte^ Negative erzengt werden. Wir haben bisher angenommen^ behnfS Bildnng Von Bromfilber fei daS lösliche Bromfalz nnd daS falpeterfanre Silber mit Waffer zu Verfetzen; in der Praxis löft man jedoch diefe Snbftanzen bei der EmulfionSbereitnng in wäfferiger Gelatinelöfnng. Wie beim älteren VerSahren daS Kollodium So Vertritt beim Bromfilbergelatin*EmnlfionSverfahren die Gelatine die SteUe deS Bildträgers. AUein nicht jede GelatineSorte kann man ohne weiteres hierzu gebrauchen e da die Vernnreinignng der Gelatine dnrch Fett Sehr gebräuchlich i f t eine fetthaltige Emnlfion aber fehlerhafte platten liefert. ES gibt indeffen jetzt Fabriken welche Gelatine fpezieU für photograpbifche Zwecke anfertigen nnd deren Fabrikat man ge* troft zur Plattenbereitung benutzen kann. DaS AnSetzeu der Emnlfion geschieht nnn für gewöhnlich in Solgender Weife. ^nnächft bereitet man Sich in einer Flafche eine Auflöfung Von Bromammonium inWaffer^ wirft die abgemeffene Gelatine hinein und Stellt dann die Flafche in einen Kübel mit warmem Waffen damit fich die Gelatine löfe^ WaS bei öfterem Umfchütteln in etwa einer Stnnde gefchehen

RegatiWerfahren mit ^elatinemulfion.

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fein Wird. Dauu bereitet man eine Auflöfu^g von falpeterfaurem Silber ebenfaUS in Waffer und gießt diefelbe langfam und nnter Umrühren in die in der F^fche befindliche Kelatine* löfung. Man bringt nnn die Flafche^ nachdem man fie tüchtig umgefchüttelt hat wieder iu den mit Waffer Von 8 2 ° C. gefüllten Kübel und läßt fie darin mehrere Tage lange ftetS bei gleicher Temperatur ftehen um fo längen je empfindlicher die Emulfion werden foU. DieS muß natürlich aUeS im Dunkeln gefchehen. Hierauf kühlt man die Flafche abe fo daß die Löfung zu einer fteifen Maffe erftarrt Wie wir weiter oben erwähnt haben geht beim AnSfcheiden deS BromfilberS falpeterfaureSKali in Löfung über^ daSfelbe hat fich alfo bis jetzt in nnfichtbarer Form in der Vromfilbergelatinelöfnng aufgeholten nnd muß nun Weil eS der Empfindlichkeit der Emnlfion Schädlich i f t aus derSelben entfernt werden. DieS ge* fchieht dnrch Auswaschen der erstarrten MaSSe mit kaltem Waffen eine Manipulation welche eine Zeit von etwa zwölf Stunden erfordert. S i n d hierauf aUe löslichen Salze auS der Emulfion entfernt fo braucht dieSelbe nur uoeh geSehmolzen zu Werden damit fie dickflüffig Wirde und ift dann in Geftalt einer milchweißen Flüffigkeit zum Überziehen der KlaS* platten fertig. Setzen wir nun unfre Wanderung durch die Fabrik fort. Der Führer erklärt nnS^ daß in nenerer Zeit außer der beschriebenen Methode der EmnlfionSbereitung einige andre mit noch befSerem ErSolg eingeführt worden feien. Nach dem bisherigen Verfahren werde der Emnlfion die Empfindlichkeit durch längeres Waruchalten (Digerieren) erteilt WaS in* fofern mißlich f e t als dieSe Operation Sechs bis fieben Tagein Anspruch nehme; nach den neueren Methoden faUe diefer lange Verzug weg^ denn eS habe fich heraus* gefteUt daß man durch kurzes Kochen der Emnl* fion oder durch Verfetzen derfelben mit Ammoniak eine noch größere Em* pfindlichkeiterreichenkönne nnd daß man nach diefen Vorschriften die Emnlfion in viel kürzerer Zeit fertig ^dtnard^ ^nftra^ntaSdnu^ Zu fteUen vermöge. Wir werden jetzt in ein anliegendes Zimmer geführt in welchem die Glasplatten mit der flüffigen Emulfion überzogen werden. Eine dnrch KaSkraft getriebene Mafchine ift hier in vollem Gange; eS ifte wie unfer Führer bemerkte die EdwardSfche PatentanStrag* maSchinee eine chöchft finnreiche nnd praktische Konftrnktion die Sich Sehr g u t bewährt. Die flüSfige Emulfion befindet fich hier in dem ReSerVoir ^ (Fig.424)e auS welchem fie in den Trog ^ fließt in welch letzterem eine Walze B rotiert; dnrch die drehende Bewegung dieser Walze wird die Emulsion an der rechten Seitenwand deS TrogeS in die Höhe getrieben und fließt von hier aus über einen feft an der Walze anliegenden Schaber C auf die KlaS* platten welchee auf einem endlofen Vand ^ liegende unter dem Schaber weggeführt Werden. Der EmnlfionSauftrag wird um fo dickere je langfamen nm fo dünnere je fehneUer daS endlofe Vand mit den platten BB fortgleitet. Damit die platten nachdem fie mit Emnl* fion überzogen finde moglichft fchnell erftarren — die Gelatine hat ja hierfür bekanntlich kühle Temperatur uotwendig ^ führt daS endlofe Vand diefelben über eine Steinplatte ^ e die auf einem mit Eis gefüUten Kübel anfliegt und mit einem ebenfolchen Kübel R R überdeckt ift. Letzterer bildet gleichzeitig für die gegoffenen platten einen Schutz gegen Licht und Stanb. M i t einer folchen Mafchine laffen fich deS TagS über eine ganz bedentende Anzahl von platten und zwar folche verschiedenen Formats mit Emulfion überziehen. Wir gehen weiter und gelangen in eiuen Räume in Welchem die gegoffenen platten getrodnet werden. Diefelben ftehen für diefen Zweck anf langen GefteUeu und bedürfen keines andern Hilfsmittel als gut Ventilierter Zimmerlnft Wenn fie eine Nacht hindurch geftanden h a b e n find fie trocken. Ratürlich ift auch diefer Raum VoUftändig dunkel; nnr wenn eS dringend notwendig ifte darf man mit einer mit gelbem oder rubinrotem KlaS ^ der ^rfiud. ^ ^u^.

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie nnd Photographie.

VerSehenen Laterne darin nmherlenchten. | e voUftändiger die platten während der Bereitnng gegen aUeS Licht gefchützt werden um fo lichtempfindlicher faUen fie anS. Wir werden jetzt noch in die Räume geführt in denen die fertigen platten gefchnitten nnd Verpackt werden. Letzteres gefchieht bei kleineren platten gewöhnlich in der Weife^ daß man fie in lange Streifen hoIzftofffreien PapierS Von der Breite der Glasplatte etwa zu je fechS Stück einwickelt^ diefe Pakete in lichtdichtes fchwarzeS Papier mehrmals einfchlägt nnd in Pappfchachteln verpadt. Größere platten legt man zu je zwei mit der Schichtfeite ZuSammen ^ trennt Sie aber durch einen PappeanSfchnitte damit fich die Schichten nicht be* rühren können. Wir halten n n S jedoch hier nicht lange aufe denn wir Sehnen nnSe endlich Wieder anS Tageslicht zu kommen. Die Befichtignng der Fabrik hat nnS aber davon überzeugte daß daS Vromfilber* gelatineverfahren eine völlig nene nnd auSfichtSreiche Indnftrie gefchaffen hat. Hunderte Von nenen Arbeitskräften haben fiech der Erzengnng photographifcher platten zngewandt nnd erhalten im Dienste der „Lichtbildknnft^ ihr Brot; Tifchlen Mafchinenbaner^ Handler nnd Fabrikanten haben dnrch fie ein neneS Arbeits* nnd Abfatzgebiet gewonnen nnd dem Photographen felbft ift dnrch daS nene Berfahren ein Mittel in die Hand gegeben mit welchem er ein bisher fo gnt wie verfchloffeneS Gebiet die Momentphotographie^ zn feinem Vorteil beackern kann. Gelatineplattenfabriken wie die beschriebene^ find in den letzten Iahren in großer Anzahl entftanden und die meiften Von ihnen liefern ein gnteSe zuVerläffigeS Fabrikat das heißte zuVerläffige foweit eS in der Kraft deS Fabrikanten fteht denn eS ift ungemein fchwierige mit derfelben Emnlfion eine Reihe Von platten zu präparieren welche aUe genan diefelben Eigenschaften befitzen. BefonderS bezüglich der Empfindlichkeit weichen die einzelnen platten Voneinander ab; eS gibt folchee Welche zehnmale aber anch folehee die fünfzigmal empfind* licher a l s KoUodinmplatten finde und wenn nnn anch die betreffenden Empfindlichkeitsgrade Vom Fabrikanten beftimmt Werden e fo kann doch fchon ein geringes Abweichen Von diefer Angabe nnter Umftänden Van böfen Folgen für daS RegatiV fein. Wenn man fich nnn überzengen wiUe ob refp. nm wieviel die eine platte empfindlicher als die andre ift bedient man fich eines EmpfindlichkeitSmefferSe deS fogenannten SenfitometerS. Ein folcheS Inftm* ment ift Von W a r n e r k ^ in London konftrniert worden. ES befteht in einem Käftchen einem kleinen Kopierrabmen ähnliche in Welchem eine GlaStafel eingefetzt ifte die in 25 mit fchwarzer Gelatinefarbe bedrndtee nnmerierte Felder eingeteilt ift. Diefe Felder find dnrchfichtige aber nicht alle gleichviel fandern die anfgedrndte Farbe geht aUmählich von Hell in Tnnkel über^ daS Feld Nr. 1 ift am dnrchfichtigsten daS Rr. 25 am Wenigften transparent. An der entgegengesetzten Seite deS KäftchenS ift innen eine mit der bekannten Balmainfchen Leuchtfarbe beftrichene GlaStafel eingefchaltete nnd zwifchen beiden Tafeln befindet fich ein Schieben wie bei einer photographifchen Kaffette e dnrch welchen die Tafeln lichtdicht von* einander getrennt Werden. Die zu prüfende Gelatineplatte legt man in den Rahmen Während der Schieber gefchloffen ifte mit der empfindlichen Schicht nach der mit Feldern versehenen Tafel zugewendete und macht die andre Tafel leuchtende indem man ein Stück Magnefiumband dicht davor abbrennt. Wird alSdann der Schieber in die H^he ^ o g e n fo belichtet die ^lenchtende^ Tafel dnrch die mit Feldern und Rahlen verfehene Tafel hin* dnrch die Gelatineplattee und beim Entwickeln letzterer werden auf derfelben nacheinander von 1 ab Labien fichtbar. Hierbei zeigt eS fich nnn von welcher Empfindlichkeit die platte denn während die Belichtnng dnrch die hellen Felder hindnrch keine Schwierigkeit ver* nrfacht kommen die Zahlen nach oben hm immer fchwächer zum die Zahlen von 20 ab find anf platten von mittlerer Empfindlichkeit überhaupt nicht mehr fichtbar; foHte fich aber einmal eine Gelatineplatte biS zur Rr. 25 verfteigen WaS wohl felteu vor* kommt fo kann man annehmen daß diefelbe 08mal empfindlicher alS eine naffe Kollodium^ platte ift. Die mittlere Empfindlichkeit Von ^18 oder 19° Warnerke^ — fo bezeichnet man die nach dem Entwickeln fichtbaren höchften Rnmmern der Senfitometerfkala - kommt der nenn*e refp. zwölffachen Empfindlichkeit einer KoUodinmplatte gegenüber gleiche nnd mit folchen Platten kommt der Bernfsphotograph in den meiften Fällen anS. Anf die oft aufgeworfene Frage e ob daS Gelatineverfahren teurer fei als daS KoUo* dinmverfachren woUen wir unS nicht näher einlaffen; eS fei nur bemerkte daß eine gegoffene ifte

hate

VorfcheiUe

AngenblickSbilder.

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Gelatineplatte als folche allerdings etwas mehr koftet als die AnSlagen für eine naffe Kollodiumplatte betragen; wenn man aber berücksichtigt ^ wieviel Vader und wieviel Zeit beim Gelatineverfahren gefpart werden^ fo dürfte Sich die KoStendifferenz wohl ausgleichen. Der DurchfchnittSpreiS Von Gelatineplatten für Aufnahmeu in Vifitenformat (Größe der platte 9 ^ 12 cm) beträgt für daS Stück 20 P f ^ in Kabinettformat (18 ^ 18 cm) für daS Stück 85 Pf. WaS man früher zu KoHodinmSzeiten e r a h n t und erftrebt ^ trockene Platten zu einem gangbaren und billigen Handelsartikel zu machen eS ift nnnmehr zur Wirklichkeit geworden nnd fomit wäre man anch dem Ideal^ die Lichtbildknnft an Stelle deS Zeichners Zu fetzen nnd fie zum Lehrgegenftand in Schulen zu machen einen Schritt naher gerückt. Freilich nnr einen Schritt ^ denn trotz der Segensreichen Entfaltung ^ trotz deS gewichtigen EinflnffeS der Photographie anf Wiffenfchaft und Kunft wird diefelbe nieht überall gleich geachtet nnd anerkannt^ ja^ gerade in einslußreichen Kreifen wird fie Von Männern die fich als Künftler fühlen als bloßeS ^mechanifcheS Verfahren^ ftolz beiSeite geschoben. Ein UmStande der Sehr Viel dazn beigetragen hat^ daß der Photographie die Stellnng^ Welche ihr Von Rechts wegen zukommt^ fo oft ftreitig gemacht wird^ ift die weit Verbreitete Meinnng^ daß bei einer bis inS feinSte Detail getreuen Reproduktion eine idealisierte^ d. h. eben wahrhast künstlerische Wiedergabe deS Originals nicht möglich fei. Man braucht aber nnr an die Vollendeten Arbeiten der R e j l a n d e n A d a m S a l o m o n Robinf on n. a. zu erinnern um zu beweifen daß der Photograph fo gut wie der Maler künftlerifch SchaSfend anftreten und feinen Schöpfungen den Stempel der Individualität anfdriiden kann. Und felbft Wenn die Photographie nichts weiter ware als daS wunderbarfte aller den zeichnenden Künften Zu Gebote ftehenden VerVielfaltigungSmittele So Stände Sie doch fchon weit höher als alle nach rein mechanifchen Gefetzen arbeitende Verfahren und anch dann fchon wäre der Photograph wohlverftanden der anSgebildete^ mehr als ein bloßer Handarbeiter. Die wichtigste Anfgabe der Photographie bernht jedoch darin der Wiffenfchaft nnd dem Verkehr zu dienen; fie ift nicht da^ um einigen Kramerfeelen welche der Knnft nnd der Wiffenfchaft gleich fern ftehen eine gewinnbringende Einnahmequelle zu Sein; Sie bietet allen Standen ihre DienSte an und Sendet keinen ^unbefchenkt zurück^. Sie Verzeichnet dem Aftronomen den LauS der GeStirne^ fixiert dem Arzt die Stadien der Krankheit^ liefert dem Inriften Verbrechergalerien gibt dem Sprachforfeher genaue Nachbildung feltener Pergamente e dient dem Taktiken den Gang der Schlachten zu Verzeichnen nnd erfrent den Pfychologen und Phyfiognomen mit Material Sür Seine Stndien. S i e VerSieht den Handwerker mit Modellen unterstützt den LandSchaStSmaler^ belehrt den Geographen fördert die Stndien deS VotanikerS^ deS Zoologen und Mineralogen fie beobachtet für den Phyfiker uud fpornt die Forfcherluft deS EhemikerS an; ja^ fie wird zuversichtlich noch Kreifen nützlich werden e welche bislang nicht im entfernteften an die Heranziehnng diefer nützlichen Kunft gedacht haben. VeSonderS die astronomischen Fächer h^ben in den jüngSten Iahren die Photographie in den Vereich chrer Thätigkeit gezogen nnd gaben die bei Stattgehabten SonnenSinSterniSSen Sowie inSbefondere die bei dem am 8. Dezember 1875 beobachteten feltenen Ereignisse deS VennSdnrchgangS gewonnenen Photogramme der WeltkörperfteHnngen ein beredtes Zeugnis Von der bezüglichen Leistungsfähigkeit nnfrer Kunft. Wir Verweifen die Lefer diefeS Werkes^ welche fich fpezieU für die wiffenfchaftliche Anwendung der Photo* graphie im allgemeinen intereffieren^ auf daS Sammelwerk Von l^r. S . Th. S t e i n : ^TaS Licht im Dienfte wiffenfchaftlieher Forfchung^ (2. Aufl.^ HaHe 1885^. ^ e n b l i c k ^ b i l d e r . Unter diefen Vildern Verfteht man gewöhnlich folche^ deren Anfnähme innerhalb eineS ^Augenblicks^ d.h^ im Bruchteil einer Sekunde erfolg^ alfo innerhalb eineS fo Verfchwindend kleinen ZeitteilS^ daß daS menfchliche Auge nicht im ftande ift^ währenddeffen einen Bildeindrnck zu empfangen. Allerdings ift die AugenblickSphotographie erft feit Einführung deS Gelatin-EmulfionSVerfahrenS anf ihrer eigentlichen Höhe angelangt^ aber die erften Verfuche und Arbeiten anf diefem Gebiete ftammen bereits auS den fünfziger Iahren zu welcher Zeit Tagnerre nnd nach ihm Talbot in Vewegnng befindliche Menfchen Zn photographieren Verfuchten. Vei dem nn Vollkommenen Material^ welches den Forfchern damals zu Gebote ftand^ fielen diefe erften Arbeiten natürlich noch wenig befriedigend ans. Räch Einführung deS KoHodinmVerfabrenSe bei welchem die Aufnahmezeit nm daS

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

20-^0fache gegen früher abgekürzt werden konnte^ war eS fchon eher möglich Moment* anfnahmen zu machen uud in der That waren Während diefer Periode gnte^ zum Teil recht gute Momentphotographien gar nicht feiten. Wir erinnern nur an die trefflichen Stereofkopbilder Von Ferrier und Sonlier in P a r i s und an die hervorragenden Leistnngen def pbotographen Wilfon in Aberdeen; diefe Aufnahmen Waren auf fenchten KoUodiumplatteu gemacht worden daS Streben der Forfcher und Praktiker ging aber zu jener Zeit hanptfächlich dahin trockene^ mit Tannin n. dergl. konfervierte KoUodinmplatten für angenblidliche Aufnahmen geeignet zn machen und für die Anfftndnng eineS folchen Verfahrens fetzte die photo* graphifche GefeUßchaft Von MarfeiUe im | a h r e 1802 einen P r e i s von 500 Frank auS. Sehr gelungene Momentaufnahmen Von Straßenfzenen Schiffen n. f. w. anf trodenen Kollo* dinmplatten Sertigte Sampfon in Sonchport. ^

DaS Vollendetste in dieSer Veziehnng leistete jedoch der Amerikaner Mnybridge auS Kollodiumplatten; feine Anfnohmen lärmender Pferde^ Kühe^ Huude n. f.w. erregten überall gerechtes Anffehen vielfach wollte man gar nicht an die Echcheit derfelben glauben. Er ließ Während der Anfnahme die betreffenden Tiere an einer weißen Wand Vorbeilanfen und bediente fich 2 4 in einer Reihe Stehender Apparate^ Welche 16 m Von der weißen Wand entfernt Waren nnd deren Verfchlüffe Sich Vermittels einer antomatifch*elektrifchen Vorrich* tnng öffneten und fchloffen. Mnybridge erhielt iedoch znfolge der Verhältnismäßig geringen Empfindlichkeit der naffen platten keine eigentlichen durchgearbeiteten Photographien fon* dern nnr Silchonetten. DaS BromfilbergelatineVerfahren rief anf dem Gebiete der Momentphotographie eine Völlige Umwälznng herVon nnd VieUeicht Sind in keinem andern Gebietsteile der Photographie

AngenblickSbilder.

568

Seitdem fo wefeutliche Fortschritte gemacht worden als auf diefem. Tie bedeutend empfind* licheren Kelatineplatten fchufen eine neue Technik^ eS wurden anders gebaute Apparate und fchneUer arbeitende MomentVerfchlüffe notwendig ^ eS entftanden neue VorfchriSten und Regeln kur^ man hatte mit ganz neuen Faktoren zu rechnen. Die heute fpezieU bei Momentaufnahmen in Gebrauch befindlichen Vermiedenen Apparat* uud Verfchlußkonftrnktionen zählen nach Hun^ derten; die meiften davon Sind praktisch und Sinnreich erfunden ^ und auch die Preife Sind derart daß der Photograph oder der Lielchaber nicht mehr davor zurückzuschrecken braucht; ein vollständiger Apparat z. B.^ wie er in Fig. 4 ^ 6 abgebildet i f t aus zusammenlegbarer Camera mit Objektiv^ mehreren KaSSetten ^ DreiSuße Kopierrahmen n. S. w. beftehend^ koftet je nach dem Format^ welches die Camera liefert etwa 12^—^50 Mark. Nicht aUe Objektive eignen fich zu Mo^ mentanfnahmen; am meiften jedoch die foge^ nannten lichtstarken Objektive ^ d. h. folche^ Welche einen großen Linfendurchmeffer e aber eine kurze VrennWeite befitzen namentlich alle Porträt- und lichtftarken Doppelobjektive ^ wie ein folcheS auf S . 5 4 ^ abgebildet ist. Vou großer Wichtigkeit ift die Verfchlußvorrichtung. W ä h r e n d eS bei längerer B e * lichtung g e n ü g t d e n Vorn auS dem Objektiv

Sitzenden Deckel mit der Hand abzunehmen und nach einer gewiSSen Zeit ebenSo wieder aufzu^ ^ fetzen erfordert die momentane Velichtnng der

^

^ ^

^pp^t ^ ^ntentanfna^n.

Platte eine noch bedeutend fchneller wirkende Verfchlußvorrichtung^ denn eine Exposition die anch nur um eiu Geringes länger währt ^ als für den betreffenden Fall angezeigt ift kann daS Gelingen deS VildeS Von Vornherein Verderben. Man hat deshalb mechanifch wirkende MomentVerfchlüffe verschiedener Art konfluiert von denen die einen auS einer oder mehreren Klappen ^ die durch ihre eigne ^^ ^ Schwere faUen beftehen die andern anS ^ ^ ^ ^ ^ einem oder zwei fich entgegenkommenden ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Schiebern mit kreisrundem oder viereckigem ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ Ausschnitt die dritten auS konzentrifch fich gegeneinander bewegenden Scheiben n. f. f.^ die aber aUe den gleichen Zweck verfolgen nämlich ein moglichft rafcheS Offnen nnd Schließen deS Objektivs zn bewirken. Diefe Verfchlüffe werden gewöhnlich hinter dem Objektiv angebracht; die Einrichtung eineS folchen ift auS Fig. 4 ^ 7 erfichtlich. Der* ^ ^ ^ ^ ^ selbe befteht auS einem mit Scharnieren ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ verSehenen R a h m e n ^

Welcher Verhindern ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

^ ^ ^ ^

^

SoUe daß von der Seite her Schädliches ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^^ ^ ^ ^ Licht anS die Platte fällt; diefer Rahmen ^ ^ ^ ^ ^ Wird mittels der Schraube ^ nnd eines KantSchnkzngeS um daS ObjektiVrohr befeftigt ^ oder er Wird gleich an der Rückfeite deS VrettchenSe in welchem daS Objektiv eingefchraubt und Welches in der Figur dargefteUt ift angebracht Der Kautfchnkfchlanch C^ Welcher durch daS im Objektivbrett angebrachte Loch B geht nnd in einer Gummibirne endigt Vermittelt daS Offnen nnd Schließen deS Ver* fchlnff eS e denn durch einen Druck auf die Birne Wird ein leichten auS Samt begehender

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. Die Erfindung der Dagucrreotypie nnd Photographie.

Dedel gehoben ^ welcher hierbei die hintere Linfe deS Objektivs entblößt nnd^ fabald der Druck aufhört ^ diefelbe fofort wieder bedeckt. Während das Bild eingefteUt wird^ mnß diefer Deckel natürlich gehoben f e i n dieS wird bewirkt^ indem man den H^ken ^ einhakt. S o U längere Zeit belichtet werden der Deckel alfo länger gehoben bleiben fo läßt fich durch einen Kran B vor der Birne nach dem Drücken anf diefelbe die Lnft Vor ^ ^ ^^ ^ ^ dem Zurücktreteu ab* ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ . ^ ^ fperreu. Eiu praktifcher Verfchluß diefer Art muß aber nicht nnr eine ftetS gleichmäßig lange Belichtung zn* laffen fondern anch folche Von verfchie* dener Daner ^ da nicht für aUe Objekte eine ^ gleichlange E^rpofi* tion angewendet wer* den kann. ES fei dieS dnrch ein Veifpiel er* klärt. Ein Menfch^ welcher in der Stnnde 4 zurücklegt be* wegt fich in der Se* knnde rn ein rafcher Vogelflug hingegen macht in derfelben Zeit eine Bewegnng Von 8 ^ ^ m ; Wurde man nnn bei der Aufnahme eineS fliegenden Vogels ebenfo lange belichten wie bei derjenigen eineS gehenden Menfchen fo würde daS Refnltat ein ganz unbrauchbares Vild fein. Daß eS übrigens recht gnt möglich i f t Vögel im Fluge zu photographieren hat Profeffor M a r e y in Paris bewiefen welcher fich für diefen Zweck einen Apparat in Form einer Iagdflinte kon* ftrnierthat.ImLanfe ^ derSelben Sitzt daS ^ Objektiv nnd in der drehbaren Scheibe eine Gelatineplatte. Dnrch ein Uhrwerk wird die Scheibe c mährend der Velich* tnng Sa in Vewegnng gefetzt daß fie fich einmal in der Se* knnde^ in zWölS kur* Zen AbSätzen hernm* dreht e wodnrch nun ZWölfmaI i n d e r S e *

tnnde Licht durch daS Objektiv fällt jedes* mal Sekunde lang. Hierdurch echält man anf einer platte zwölf kleine Moment* bilder in regelmäßiger Anfeinanderfolge^ wie Fig. 429 zeigt. Diefelbe ftellt daS Vild einer Möwe in zwölf SteUnngen dar; da das Tier in der Sekunde drei FlÜgelfchläge machte^ finden fich in den zwölf Anfnahmen Vier Verfchiedene FlÜgelfteUungen die fich wiederholen. Anfangs find die Flügel echoben dann neigen fie fich^ im dritten Vild find fie nnten im vierten find fie wieder oben n. f. f.

AngenblickSbilder.

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Veim Vergrößern erhält man Bilder^ wie die in Fi^ 4^0 abgedruckten ^ in deren erfler man den Beginn^ in der zweiten die Beendigung deS FlngelfenkenS wahrnimmt. Fragen wir nnn^ worin befteht der W e r t die Bedeutung der Momentphotographie^ worauf beruht der Fortfchritt dem alten KoUodiumVerfahren gegenüber^ fo kann diefe Frage Von vermiedenen Seiten her beantwortet Werden.

Erftlich erweist Sich die AugenblickSphotographie von nnfchätzbarem Wert bei Porträt* aufnahmen. Die frühere Belichtungszeit von ^ 0 — 5 0 Sekunden hatte fehr häufig zur F ^ daß der ^efichtSauSdruck der Perfon gezwungen^ der Blick ftarn die Miene fteif und Ver* Zerrt wurde ^ denn eS War eben nicht jedermann möglich ^ Während diefer verhältnismäßig langen Zeit in unbeweglichem Znftande einen feften Punkt anzuftarren und dabei die Ratür* lichkeit deS Ausdrucks zu bewahren. Tie jetzige^ wenige Sekunden währende Belichtung

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Tie Erfindung der ^Daguerrcotypie und Photographie.

hingegen wird niemand läftig fallen nm fo Weniger^ als dnrch die pneumatifchen Verfchluß*

Vorrichtnngen die Belichtnng ganz unbemerkt Vorgenommen werden kann.

Man Vergleiche nnr einmal Porträtaufnahmen Von jetzt nnd früher ^ welche Ande* rnng^ welcher Fortschritt^ ^ier der frifche^ natürliche Ausdruck^ die ^Sprechende Ähnlichkeit^ dort ein krampSartig^ gezwnngen nach einer Richtung hiufehendeS Geficht^ jeder Zug den fehnlichen Wnnsch der Perfon Verratend: wäre doch endlich die Verwünschte Sitzung Vorbeil Natürlich anch hier ift die Regel nicht ohne AnSnahme. Sehr Viel Nntzen zieht anch die LandSchaftSphotographie anS dem Momentverfahren; der Photograph^ welcher die Ratnr anfSucht^ muß Viel künstlerischen GeSchmack befitzen^ nm den richtigen Standpunkt zu finden die geeigneten BeleuchtungSefSekte abzuwarten. Er mnß der Natnr die Schöpften Augenblicke ablaufchen dann aber muß er anch ein Mittel befitzen um diefe augenblicklich entfalteten Reize anf feiner platte zu frieren und ein folcheS bietet ihm die Momentphotographie. Wir erinnern ferner nur an die Vielen hübfchen Straßenfzenen und an alle die Verschiedenen Dranßenaufnahmen Welche in der letzten Zeit gemacht worden Sind ^ nnter andern an die Vorzüglichen Manöverbilder Von O. Anfchütz in Liffa — welche FüHe Von Belehrendem und IntereSfantem enthalten fie nicht 1 Die Von eben erwähntem Künftler mit vieler M ü h e und großen OpSern hergestellten Tierbilder Ver* dienen noch beSonderS hervorgehoben zn werden an ihnen Sieht man So rechte waS die Momentphotographie zu leiSteu im Stande iSt^ und Welches Material Sie dem Künftler So* wohl wie dem Natnrforfcher liefert. Die AnfchÜtzfchen Aufnahmen Sind deshalb Von großem Wert nnd bei weitem mehr als bloße intereSfante Bildchen ^ eS Sind Vorlageblatten die zu ernftem Stndinm anregen. Zu nnfrer Abbildung Wahlen wir zwei Aufnähmen einer Storch* familie^ Welch letztere Herr Anfchütz in ihrem hochgelegenen Heim Vielleicht etwaS indiskret belaufcht nnd photographifch fixiert der Öffentlichkeit übergeben hat^ Man fieht^ vor der Eamera der Photographen ift hentzutage nichts mehr ficher. Ein Hilfsmittel Von unschätzbarem Wert ift die Momentphotographie ferner den exakten Raturwiffenfchaften geworden. Der Arzt^ Welcher feine Patienten in ihren befonderen Zu* fällen aufnehmen e oder welcher den PulSfchlag deS HerzenS ^ den menschlichen Kehlkopf ^e. nnterfnchen und photographifch fixieren wiU^ kann die Momentphotographie ebenfowenig entbehren als der Zoologe^ welcher fich lebende Tiere zu Modellen auSerwählt. Rehmen wir nnn noch an Welche DienSte die moderne Photographie der Malerei nnd der KnnSt überhanpt leistet ^ DienSte ^ welche meistens nicht genng gewürdigt werden ^ fo wird man die prophetifche Äußerung deS franzöfifchen Aftronomen nnd Akademikers Arago: ^die photographifche platte wird bald die wahre Netzhaut deS Gelehrten fein^ welche derfelbe zur Zeit der Erfindnng der Photographie gethan hat^ als in Erfüllung gegangen betrachten können. Nachdem wir nnn der Technik der Momentphotographie unfre Aufmerkfamkeit gewidmet haben^ bleibt unS noch übrig^ nnS mit der Behandlnng der VromSilbergelatineplatte nach der Belichtung derSelben bekannt zu machen. Wir wiSfen fchon auS dem Kapitel über daS KoHodinmVerfahren daß daS nach der Velichtnng anf der platte noch unfichtbare Vild dadurch hervorgerufen werden mnß^ daß man gewifSe Chemikalien anf die S e i c h t einwirken läßt^ uud daß man diefen prozeß mit ^ EntWickelung ^ bezeichnet. Im Gelatineverfahren find gegenwärtig mehrere EntwickelnngS* arten in Gebranch^ am meiften Verbreitet aber iSt die Sogenannte EiSenentwidelnng nnd die alkalische Pyrogallentwickelung. Der erSteren Art wird nachgerühmt^ daß Sie einfacher fei^ bei letzterer hingegen wird der Niederschlag feiner als mit Eifen^ und eS ift dabei nicht nötig^ große Mengen Von LöSnngen in Vorrat zu halten. Die chemische Wirknng der beiden Entwickler iSt übereinstimmend mit derjenigen deS für Kollodiumplatten benötigten Entwicklers. Die in der Eamera dem Licht exponierte Vromfilbergelatineplatte hat zufolge diefer Lichteinwirkung die Fähigkeit erlang^ pulveriges Silben welches in irgend einer Weife auf der platte niedergefehlagen wird^ anznziehen. Diefer Silberniederfchlag wird aben wie wir fchon früher gefeiten haben dnrch die Ent* wicklerlöf uug erzeugt^ und zwar in der Weife^ daß fich daS ausgeschiedene metallifche Silber nur an den Vom Licht getroffenen Stellen deS BromfilberS niederschlägt ^ refp. Von diefem angezogen wird. Bezüglich chrer Zufammenfetznng aber unterscheiden fich die Entwickler^

Vcrfchicdcnc Ent wickelungSV erfahren^

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für naffe Kollodiumplatten und für Vromfilbergelatineplatten wefentlich. Während man für erStere die Sogenannte phySikalifche oder f a u r e Entwickelung^ d. h^ mit Vorcherrfchender Säure anwendet eignen fich die letzteren mehr für die chemifche oder alkalifche EntWickelung^ alfo für eine Entwidlerlöfung mit Vorwiegender Alkalität dnrch ^ufatz von Ammoniak oder Ratron. I n beiden Fallen beftehen die ^ervorrufungSmittel in Pyrogalt GaUnSfänre oder einem Eifenfa^ Welches in e u e r e m Falle angefäuert in letzterem neutral genommen wird. Der Eifenentwickler für (^elatineplatten befteht ans einer Mifchung Von Anflöfnngen Von EifenVitriol und o^alSaurem Kalt man kann mit ihm bei richtiger Modifikation nnd Behandlung deSfelben Negative Von der größten Weichheit bis znr größten ^ärte herftellen. I n Tentfchlond nnd Frankreich ift derfelbe gegenwärtig Vorzugsweise in Gebrauch während man in der ^eimat deS GelatinemnlSionSverSahrenS ^ in England ^ nnd ebenio in Amerika^ Viel häufiger den alkalischen Entwickler anwendet. Diefer befteht in einer wäfferigen LöSnng Von P y r o g a l t in VromammoninmlöSung und in einer Mischung Von Ammoniak* SlüSSigkeit nnd WaSSer. | e konzentrierter dief er Entwickler angewendet wird e defto härtere Vilder e je Verdünnter er angewendet wird^ defto weichere nnd har* monifchere Vilder er* hält man. Anßer diefen bei* den EntwickelnngSme* thoden find noch Ver* fchiedene andre im Ge* branch. Sehr gnt be* Währt haben fich die* jenigen mit Natrium* Sulfit mitHhdrochinon mW mit Hydro^yla* min. Die Manipula* tionen felbft beim Ent* wickeln Sind denen die beim naSSen KoUo* dinmverfahren befchrieben find^ ganz ähnlich. M a n nimmt im Dunkelzimmer die erponierte Platte auS der Kaffette^ legt fie mit der empfindlichen Schicht nach oben in die Schale mit der Entwicklerlöfung nnd bewegt diefelbe hin und hen damit die Flüffigkeit gleichmäßig über die p l a t t e fließt. War letztere richtig belichtet fo kommt daS Bild in ungefähr ^0 Seknnden aUmählich heraus ^ und innerhalb dreier Minuten ift eS fo kräftig geworben daße wenn man die platte von der GlaSfeite her betrachtet dort diejenigen Stellen deS VilbeS fichtbar find ^ welche man technifch die ^höchften Lichter^ nennt nämlich bei Porträts daS Geficht nnd die weiße Wäfche. DaS Licht im Dunkelzimmer braucht Von der Zeit a n wo die EntwicklerlöSung über die Platte fließt nicht mehr fo forgfaltig abgefperrt zu werden als bisher rubinrotes Licht fchadet dann nicht mehn auch in großer Menge nicht. I f t die platte Sertig entwickelt fo legt man fie in eine mit kaltem Waffer gefüllte Schale nnd läßt Sie einige Minuten lang darin liegen dann Spült man Sie nochmals gut mit WaSSerab und legt Sie in die Fi^iernatronlöfnng^ die Wir ebenfalls fchon kennen gelernt haben nnd läßt fie fo lange darin liegen bis fich daS weiße Vromfilber ganz gelöft hat. Da Gelatineplatten daS Natron viel fefter halten als KoHodinmplatten nnd daSfelbe^ wenn nicht gänzlich entfernt anS der Schicht anSkriftaUifiert und daS Vild Verdirbt miiffen erftere nach dem Frieren Viel gründlichen etwa 2 — 8 Stunden lang ^ in Waffer auSgewafcheu werden. DaS Negativ wird jetzt nur noch getrocknet WaS freiwillig^ d. h. ohne Anwendung Von Wärme gefchehen mnß^ nnd dann mit Firnis überzogen.

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Die Erfindnng der Daguerreotypic nnd Photographie.

Die weitere Veftimmnng eineS Negativs e fei eS mit Kollodinm e fei eS mit Gelatin* emnlfion hergefteUt beruht Wie Wir bereits Wiffen darin einen pofitiVen Abdrnd zn liefern. Veim fogenannten Albnmindrnck oder Silberdrnck gewinnt man daS Pofitin indem man lichtempfindliches Papier nnter daS Negativ legt nnd beides der Wirknng deS LichteS ansetzt. Rnn gibt eS aber anch FäHe e iu welchen daS Pofitiv anS einer durchfichtigen Maffe e alfo Z. V. anS GlaSe beftehen mnße nnd derartige pofitive Photogramme anf GlaS nennt man knrzweg D i a p o f i t i v e . DiapofitiVe werden entweder für ProjektionSzWecke oder für Vergrößernden gebrancht. Eine P r o j e k t i o n nennt man daS Vergrößerte Vild eines dnrch Sonnen* oder kÜnftlicheS Licht ftark belenchteten kleinen GegenftandeS. Znr Erzengnng diefeS VildeS dient der Projektionsapparat. Diefer unter dem Namen Laterna magika bekannte Apparat war bisher in feiner einfachften und biUigften Form Saft anSfchließlich als Kinderfpielzeng bekannt in nenerer Zeit aben feitdem nämlich die Photographie mit ihren mächtigen Hilfsmitteln bei der HerfteUnng Von ProjektionSbildern hinzugetreten ift und die Laterne Wefentliche Ver* ^beffernngen erfahren hat nimmt die ProjektionSknnft als VildnngS- und Erziehungsmittel eine wichtige SteUnng ein. Wir geben in Fig. 48^ die Abbildung eines Projektionsapparates^ wie er in diefer Form gegenwärtig fehr verbreitet und wegen feiner einfachen leichten Konstrnktion nnd feiner ViHigkeit äußerft zweckmäßig ift. AlS BeleuchtnngSmittel dient hierbei gewöhnlich Petrolenm^ brennenden Docht fpeift. Welches in den Behälter s gegoffen wird und welches den bei

DaS zu projizierende Vild wird hinter dem federnden Ring oo eingefchoben p und e^ find dieKondenfiernngSlinfen welche die Von der LichtgneUe anSgehenden Strahlen anf daS Vild leiten a b c d o f g ift daS Doppelobjektin welches daS vergrößerte Bild liefert. AnSfÜhr* licheS über aUeS zur ProjektionSknnft Gehörige findet man in dem Bnche „Die ProjektionS* knnft für Schulen Familien nnd öffentliche VorfteUnngen^ (8. Auflage^ DÜffeldorf 1882). Die Bilden welche in folchen Apparaten vorgezeigt werden f oUen müffen transparent fein damit die Von der LichtgneUe ausgehenden Strahlen durch diefelben hindnrchdringen können je größer die Dnrchfichtigkeit deS BildeS ift nm fo fchöner wird die Vergrößernng anf dem Schirm. Vielfach Werden die ProjektionSbilder direkt anf die Glasplatte gezeichnet oder gemalt^ die fchönften Wirknngen aber erzielt man mit GlaSphotogrammen Welche für diefen Zweck hergefteUt find. ES gibt Verfchiedene Verfahren zur HerfteUnng von DiapofitiVen für den ProjektionSapparat fechr empfehlenswert ift n. a. daS anf Seite 550 befchriebene Albnminverfahren Weil dabei die Bilder änßerft zart auSfaUen meiftenS aber fertigt man diefelben jetzt mittels deS BromfilbergelatineverfahrenS. Zuerft muß natürlich nach dem betreffenden Gegenftände ein photographifcheS RegatiV hergefteUt werden. Unter diefeS Negativ legt man eine Bromfilbergelatineplatte nnd bringt beides in den Kopierrahmen gerade als ob man einen Abdruck auf Papier herftellen WoUte. Allerdings kann man den Kopierrachmen nicht inS Sonnenlicht legen Weil ja die Gelatine* platten fo fehr empfindlich find; man belichtet vielmehr bei künftlichem gewöhnlich bei Petroleumlichte WaS 1 ^ 2 Sekunden dauert. DaS Entwickeln gefchieht am beften mit Schwachem Eifeno^alatentwicklere dem man Bromkalinm zufetzte indem man hierdnrch Bilder von angenehmem e faftigem Ton erhält. Mit andern Entwicklern erhält man andre Töne.

^aS VergrößerungS Verfahren.

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Soll aber daS Diapofitiv größer oder kleiner als daS Negativ werden fo mnß die Reprodnktion in der Eamera erfolgen. M a n Stellt zu diefem Z^oeck im Dunkeln anf ein langes Vretta (Fig^ 4 ^ 4 ) den Projektionsapparat^ deffen Objektiv und Schieber man heranS* genommen hat^ und beSestigt Vor der KondenSiernngSlinfe b daS Regativ mit der Schichtfeite nach Vorn. Gegenüber wird die Kamera c aufgestellt^ und mittels derSelben wird die Anf* nähme deS dnrch Petroleumlicht beleuchteten Negativs in der gewünfchten Größe bewerkstelligt Aber nicht n u r für ProjektionS^Wecke m u ß daS Originalnegativ bisweilen Vergrößert Werden daS V e r g r ö ß e r u n g s v e r f a h r e n bildet Vielmehr in der Praxis der Photographie ein fehr wichtiges und Stark kultiviertes Fach^ Die wenigsten Porträts in ^Lebensgröße^ Welche man in faSt allen photographifchen Schaukästen findet ^ find direkt in diefem großen Format aufgenommen worden die meiften Von ihnen find Vielmehr Vergrößernngen nach kleinen Negativen. Denn eS ift Viel leichter^ Negative in kleinerem Format gnt herzufteüeu als in großen^ in den kleinen Negativen ift alles Vollkommen durch die Vergrößerung derfelben erhält man alfo P o r t r ä t s Von großer Schönheit^ Voller AnSdrnd nnd Von tadellofer Form. Auch zur Herstellung Von Vergrößerungen bedient man fich Verfchiedener Verfahren; eS fei hier nur eineS der gebräuchlichsten^ dasjenige mittels der Solareamera^ angegeben bei welchem daS Vergrößerte Vild Vom kleinen Negativ direkt anf EntwickelnngSpapier angefertigt wird. Diefer Von W o od ward konftrnierte Apparat ^ Von welchem wir in Fig^ 485 eine Abbildnng geben befteht aus einem beweglichen Spiegel (in der Abbil* dung links' der Konden* SierungSlinfe und dem Objektiv; deS weiteren gehört zu demfelben ein dunkles Zimmer mit einem nach Süden zu gehenden FenSter. D a S kleineNegatiV wird durch Sonnenstrahlen beleuch* tete welche durch den be* weglichen Planspiegel auf die KondenSierungS* Iinfe geworfen und durch diefe auf dem Negativ konzentriert werden. DaS Vild Wird nnn weiterhin anf daS achromatifche Objektiv geleitet ^ welches daSfelbe in Vergrößertem MaßStabe auf einen in einem dnnklen Zimmer anSgefpannten Vogen Papier Wirft. TiefeS P a p i e r ^ welches dnrch Silberlöfnng empfindlich gemacht iSt^ fchwärzt fich infolgedeffen an allen Stellen dnrch welche im Negativ die Lichtstrahlen dringen und^ eS entsteht anf diefe WeiSe ein Vergrößertes^ poSitiVeS Vild. Statt der Sonnenstrahlen kann man anch elektrifcheS Licht als BelenchtnngSmittel be* nutzen welches zuverläffiger als Sonnenlicht iSt. Wegen der Koftfpieligkeit der erforderlichen Apparate wird daS VergrößernngSVerfahren n u r wenig Von feiten der Bildnisphotographen felbSt anSgeÜbt; dieSelben fchiden Vielmehr die betreffenden Negative an VergrößernngS* anftalten deren eS eine große An^hl gibt^ und erhalten Von dort die Bilder fertig anS* ^ ^ ^ Sonderbarerweise hat Sich gegenüber den gewaltigen Umänderungen auf dem Gebiete der Negativverfahren daS D r u d v e r f a h r e n ^ d. h. die ^Stellung poSitiVer Papierbilder^ bis anf den heutigen Tag in derfelben Form erhalten in der eS in den frühften Zeiten der Photographie ausgeübt wnrde. Anch heute noch wird die bei weitem größte Anzahl photographifcher Bilder auf gefilbertem Albnminpapier geliefert dem Gefchmack deS PnbliknmS Rechnnng tragend^ hier mit ftarkem Emailleglanze dort anf nüaneiertem Papier^ Vielleicht anch nach anßen oder innen gewölbt daS Vild Von einer Gnirlande grell gemalter Vlnmen nm* aeben oder WaS diePhantafie nnd die Gefchmacklofigkeit fonft noch zu Tage gefördert haben

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Die Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

mögen aber doch immer anf Albuminpapien den Keim deS frühen TodeS in fich bergend. DaS pofitive Papierbild befteht nämlich teilweife anS Kolde welches Sich im Tonbad an den Konturen niederschlägt teilweife auS Silber in fein zerteiltem Zuftande. Wird nnn daS Vild nach dem Fixeren nicht gründlich auSgewafchen waS nur feiten in genügender Weife geschieht fo bleiben kleine Mengen Von fchwefechaltigem Fi^iernatron zurüde die fich zerfetzen und gelbeS Schwefelfilber bilden ^ und die daS fogenannte ^ Vergilben der Bilder veranlaffen. M a n betrachte einmal Photographien die vor zehn l a h r e n angefertigt worden finde mögen fie an der Wand hängen oder im Album ftecken die meiften von chnen tragen ein fahles^ fchWindfüchtigeS AnSfehen und nach abermals zehn l a h r e n werden fie fich wohl gänzlich inS Schattenreich zurückgezogen haben. Kein Wunder alfoe daß man Verfuche angefteUt hat die Bilder danerhaft herzUfteUen daS VedÜrSuiS war dringend genng e nnd wir werden nnS weiter unten mit den Refnltaten diefer Verfnche ^efchäftigen. Leider aber haben diefe Verfnche auf die VildniSphotographie fehr geringen Einfluß ausgeübt; für kleine Auflagen wie fie ja daS Publikum meifteuS nnr Verlangt^ ift und bleibt eben die Silberphotographie daS biUigfte Verfahren und fo bleibt eS noch immer der Zukunft überlaffen hierfür Abhilfe zu fchaffen. EtwaS haltbarer als gewöhnliche Albnmindrnde find Bilden welche mittels deS E h l o r f i l b e r - K o l l o d i n m V e r f a h r e n S hergefteUt werden ein Verfahren Welches in neuerer Z e i t auch beim Publikum großen Anklang findet. Solche Photographien befitzen meift einen fchönen keineswegs ftörenden Glanz und geben die zarteften Schattiemngen deS Negativs genan Wieden fteUen fich aber im HerfteUnngSpreiS etwaS höher als Albnmindrnde. M a n Verwendet bei der AnSübnng deS Verfahrens ein befonderS Vorbereitetes Papier e Welches im Haudel befindlich ift und daS man durch Ubergießen Von Ehlorfilber* kollodinm lichtempfiudlich macht. DiefeS KoUodinm wird in zwei getrennten Löfungen an* gefertigt^ Von denen die eine in Silbernitrat*e die andre in Ehlorealeinmlöfnng befteht nnd Welche Vor dem Gebranche zu gleichen Teilen gemifcht werden. | e nachdem man zur Ünter* läge glänzendes Gelatinepapier oder matteS Kreidepapier benutzt erhalten die Vilder Spiegel* glänz oder eine Stumpfe Oberfläche. Einen großen Fortschritt hat daS Druckverfahren in nenefter Zeit dnrch Einführung deS fogenannten S c h n e l l d r u d p a p i e r S zu verzeichnen. DiefeS Papier wird in ähnlicher Weife wie dieS mit Glasplatten gefchieht e mit Vromfilbergelatinemulfion überzogene iSt alfo änßerSt lichtempfindlich uud kann Sowohl zum Druden im Kopierrahmen als zur HerfteUung von Vergrößernngen benutzt Werden. Wenn man im Kopierrahmen drnekte Wendet man gewöhnlich künftlicheS Lichte z. V. KaS oder Petroleum a n weil man hierbei Sicherer als bei Tageslicht arbeitet Trotzdem aber empfiehlt eS Sich anch dann noch die Lichteinwirknng dadnrch abzuschwächen daß man zwischen daS Licht und den Kopierrahmen eine mattgeSchliffene GlaSfcheibe ftellt Die Ve* lichtnng danert dann je nach der Dichtigkeit deS Negativs 1 5 — 8 9 Seknnden während fie ohne Anwendnng der matten Scheibe fchon in ^ - 8 Seknnden beendet ift. Ein Drnekverfahren Welches Bilder liefert die wirklich haltbar Sinde ift der P l a t i n * drnde ein Sehr ingeniöfeSe Von W. W i l l i s in London erfundenes Verfahrene fehr einfach anS^uüben nnd höchft befriedigende Refultate liefernd ^ doche WaS hilst^ daS Publikum liebt einmal Bilder mit matter Oberfläche nicht und daS Publikum hat zu entfcheiden; daher kommt eSe daß der platindrud einstweilen einem Blümchen gleicht welches im Verborgenen blicht. Weit entSernt davon gänzlich Von der Schanbichne Verschwunden zu fein wird er doch nur Wenig in Ateliers e foudern meiftenS von Liebhabern ausgeübte für welch letztere er sich aUerdingS feiner Einfachheit halber vorzüglich eignet. DaS Papier ift in präpa* riertem Zuftande käufliche daS bisherige Tonen Frieren und lange Waschen fällt ganz ^ege Kerätfehaften und Ehemikalien Sind anch nur in geringer Anzahl notwendig ^ lanter Vor* teilee welche gewiß nur zu gunften deS platindrndS entfcheiden können. DaS dabei Verwendete Papiere Welches fiche wie gefagt^ Sertig präpariert im Handel befindet iSt mit platinfalzen und zwar mit o^alfanrem Eifeno^yd und platinchlorürkalinm getränkte eS muß forgfältig gegen jede Feuchtigkeit gefchützt Werdeu und wird deshalb in eylindrifchen Blechbüchsen aufbewahrt. DaS Druden gefchieht in derfelben Weife wie mit Albuminpapier ^ nnr geht daSfelbe drei* bis Viermal rafcher Vor Sich als bei diefem nnd

Die Reproduktion Von Kunftwerken.

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erfordert deshalb größere Anfmerkfamkeit. D a S Papier ift Vor dem Kopieren Von zitronengelber Farbe ^ Während deS KopierenS aber werden die ^ S c h a t t e n graubraun und die tiefsten Schatten orangegelb und nach dem Entwickeln ift der Ton der Bilder rein fchwa^ etwaS kalte die tiefen Schatten fomtartig^ die Halbtöne zart die höchften Lichtpartien rein weiß. Zufolge der Lichteinwirknng wird nämlich der Riederfchlag Von o^alSaurem Eiseno^yd zu Oxydul rednziert kommt eS dann während deS EntwidelnS in eine heiße LöSnng Von nentralem o^alSaureu Kalt So löft fich daS Vorher gebildete Oxydul f of o r t reduziert aber gleichzeitig während deSLöfenS daS PlatinSalz auf den Vom Lichte getroffenen SteUen deS VildeS als fchwarzeS Pulver zu MetaU. Deshalb find diefe B i l d e n da fie anS metaUifchem Platin beftehen unvergänglich. Nach dem Entwickeln kommen die Drnde Sofort in die Wafchbäden in denen Sie So lange bleiben bis jede S p u r Von Eifenfalzen anS dem Papier ausgewaschen ift. Tie fertigen Bilder find glanzlos und wirken ähnlich wie Radierungen; man klebt Sie deshalb am beSten auS große Kartons auf^ damit ein breiter Rand frei bleibt. Eine interefSante Stndie über den platindruck iSt kürzlich von Pizzighelli und Baron ^ u b l veröffentlicht worden (2. Aufl.e Wien 1884)^ und um die Einführung deS Verfahrens in die P r a x i s hat fich namentlich Br. E . A . | u f t in Wien verdient gemacht Von welch letzterem auch aUe zum Prozeß gehörigen Utensilien gelieSert werden. I n London beSteht Seit einigen Iahren eine KeieUSchaft ^ die platinochpEompany^ welche das Verfahren kommerzieU ausbeutet. ES konnte nicht ausbleiben daß die Photographie^ deren ge* waltige Hilfsmittel anfangs nur dem VildniS* und Landschaftsfache ZU gute kamen aUmählich anch auf daSKebiet der R e p r o d u k t i o n ge* Zogen wurde und auch hier ihre Leistungsfähigkeit glänzend erprobte. Die Wiedergabe Von Stichen HölZ^ Schnitten und Gemälden Wurde ^ep^ widert. Srüher hauptsächlich durch Stahl* stich oder Lithographie beSorgt und die Verdieufte dieSer Knnftzweige um KnnSt und WiSSenSchaft find hinlänglich bekannt; die Photographie hat jedoch Vor ihnen den Vorteil der genauen und SchneUen Wiedergabe Voraus^ Sie kann alles ^ WaS auS dem Original charakteristisch i f t wie harte Übergänge ^ zarte Abtonnng^ Impaftierung und Vafiernng^ felbft den Pinfelftrich oder die Ratnr deS M a t e r i a l s voUkommeu genau und in knrzer Zeit reprodnzieren. Kein Wnnder alfo^ daß kunftfinnige Photographen und Verleger fchon frühzeitig auS diefen Vorzügen Rntzen zogen und bald eine große Reihe photographifcher Publikationen entstand ^ welche im Knnfchandel eine neue Ära fchufeu. Schon im Ichre 18^8 machte der berühmte Parifer Photograph DiSderi in feinem Werke über ^Ph^to* graphie alS bildende Kuuft^ (dentfche Ausgabe: Düffeldorf 1804) deu Vorfchlag zu einer umfaffeuden photographifchen Publikation indem er auf die Schöpfungen alter Meifter vou Pinfet Meißel und KeUe hinwies ; er riet^ die bedeutendsten KnnStwerke aUer Völker und Zeiten zu kopieren und Sie in den DnnSt der Hütten wie in den Klanz der PaläSte hinanS* ZnSchicken e damit fie ein beredtes nnd belebrendeS Zeugnis ablegten Von den Kedanken nnd Ideen der fchöpferifchen bahnbrechenden Geifter. Und dem Worte ließ DiSderi die That anS dem Fuße f o l g e n indem er 1855 fein ^^dbunr de ^er^illes^ Veröffentlichte. Sein

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie nnd Photographie.

Vorgang fand Nachahmung^ nicht nnr in Frankreich^ fondern in der ganzen gebildeten Welt. I n Dentfchland war der P h o t o g r a p h i e f e p h Albert in München einer der erften Welche photographifche Reprodnktionen von Ölgemälden in den Handel brachten; er begann mit der Kopie von Kirchners AgnareHbild anS König LndWigS 1. Album ^ die er in einer Auflage von 500 Exemplaren heranSgab. Liebhaber und Fachphotographen beeiferten fich^ die ihnen zugänglichen Kunftfchätze zu reproduzieren; aUein ein UbeIftand trat dabei hindernd in den Weg: die eigentümliche Wiedergabe der Farben dnrch die photographifchen Präparate^ indem z^ B . Zinnoberrot nnd Krapprote welche dnrch Mifchen diefelbe Farbe geben auf dem RegatiV in ganz verschiedener Nüaneierung anftreten; Gelbe Rote Grün in der photographifchen Anfnahme zn dnnket Blaue Violett nnd Indigo aber zu heH Wiedergegeben Werden. Doch auch diefeS letzte Hindernis hat der Fortschritte das Wuuderkind der Er* fahrnng und deS Nachdenken^ auS dem Wege geräumt Die neneften Verfuche auf diefem Gebiete^ anf welchem fich in Dentfchland die Forfcher Br. E. A l b e r t ^ Prof. V o g e t in England Hauptmann A b n e y und in Amerika Fr^ E. IVeS befonderS verdient gemacht haben ^ find von nngeahntem Erfolge begleitet gewefen und die Refnltate diefer Forfchnngen find bereits der Praxis fo fehr zu gnte gekommen daß gegenwärtig fchon platten in den Handel kommen Welche nach dem nenen ortho* chromatifchen Verfahren bereitet und für die ReproduktionSphotographiee fowie zur Aufnahme ftark farbiger Landfchaften Von |nduftriegegenftänden n. f. w. Von ganz nnfchatz* barem Werte find. Diefe platten geben nämlich fämtliche F a r b e n alfo anch die bisher fchwierig anfznnehmenden e in ihrem richtigen Tonverhältnis wieder ^ Wenn man Wahrend der Velichtnng eine gelbe GlaSfcheibe Vor daS Objektiv der Eamera fteUt. Man kann foWohl KoUodium* wie Gelatineplatten orthochromatifch ^ d. h. farbenempfindlich machen indem man fie entweder in gelber Farbftofflöfnnge z^ V. in Eureumae^rtrakt Eofin*e Azalin* oder Ehlorophyülöfung n. f. w. badet^ oder indem man den Farbftoff bereits bei der Ve* reitnng der Emnlfion beimifcht. Die Arbeit mit folchen platten ift im übrigen diefelbe wie mit andern gewöhnlichen platten. Um zu zeigen welche Wirkung mit dem nenen Verfahren erzielt W i r d e geben wir hier die photograpbifch hergefteUten Abbildungen von zwei Annahmen einer nnd derfelben farbigen Lithographie; die erfte davon Wnrde nach dem bisherigen V e r f a h r e n die andre nach dem nenen Verfahren (mittels EhlorophyUplatte) angefertigt N u n beachte man den Unter* fchied:^ der fcharlachrote Hnt die purpurrote Feder^ der gelbbraune Pelzkragen daS dnnkel* blane Kleide die roten Wangen deS O r i g i n a l aUeS daS ift anf dem erften Vilde (Fig^487) in faft gleichwertigem dnnklen detaillofen Ton wiedergegebene keine Farbe ift von der andern zu unterfcheiden; während anf der zweiten Reprodnktion (Fig^ 488) eine jede diefer verschiedenen Farben in ihrem richtigen Helligkeitswerte dargeftellt ift. Welchen Sieg hat mit diefer Errnngenfchaft die Photographie erfochten Welchen Gewinn die ReproduktionSphotographie durch diefen Fortfchritt erworben 1 Keine Schranken find ihr mehr gefetzte unabsehbar ift daS Gebiete welches vor ihr liegte denn nicht nnr die Photo* graphie als folche e fondern anch aUe die in ihr wnrzelnden Preffendrnckverfahren ziehen Rntzen aus diefer VervoHkommnnng; die Schöpfnngen nnfrer größten Meifter Werden jetzt erft in ihrer ganzen Schönheit in der Reprodnktion zur Geltnng kommen nnd die Knnft Wird durch Bermittelnng der Photographie anS Vibliotheken und MuSeen in die Familien dringen. E s Werden photographiSche Publikationen entstehen welche nicht nnr der Gegen* wart ein Gennß ^ Sondern anch den nachSolgenden Generationen ein Denkmal deS Könnens nnd WiSSenS nnSrer Zeit Sein werden. Freilich hien Wo eS Sich nm die Überlieferung anf fpätere Gefchlechter handelte ift eS Sehr wichtige daß die Vilder nnvergängIich hergeflellt werden indem ein Vergilben derfelben hier noch Viel mehr Schaden anrichtet als in der Porträtphotographie. Rnn znm Glück ift man heute im ftande^ Von wirklich nnVergänglichen P h o t o g r a p h i e n fprechen zu können; diefeS find allerdings keine EhIorfiIberbilden fondem fie beftehen anS pigmentene auS Kohle und anS Vnchdrnderfchwärze. TaS TrUden diefer Bilder aber wird nicht im Kopierrahmen e fondern dnrch die Preffe beforgte weshalb diefe Verfahren anßer der UnVergänglichkeit der gefertigten Bilder noch den Vorzng befitzen e Maffenarbeit liefern Zn können.

Unvergängliche Photographien.

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I m Iahre 1 8 5 6 fetzte der Herzog Von LuyneS einen Preis Von 1 0 0 0 0 Frank anS für eine praktifche Methode der Umwandlung photographifcher Vilder in platten die fich dnrch die gewöhnlichen Mittel auf der Drnekerpreffe abziehen laffen nnd folglich nnVerganglich find; diefeS Ziel ift nun Vollftandig durch den Kohledrnck und dnrch die Verfchie* denen photographifchen Presfendruckverfahren a l s Lichtdrnck^ Heliographie n. f. w.^ erreicht. Fo^ T a l b o t ^ der Erfinder der Talbotypie^ beachtete zuerft die Eigentümlichkeit deS d o p p e l t c h r o m f a u r e n KaliS^ mit organischen Substauzen^ wie Gelatine^ Albumin Gummi n f. w.^ unter dem Einfluffe deS LichtS eine unlösliche Verbindung eingehen. PoiteVin benutzte diefe Thatfache zur Vereitung empfindlicher Papiere^ indem er das Papier mit einem organifchen Stoffe tränkte^ dem ein Ehromfalz zugefügt war. Räch dem Trocknen wurde daS Papier unter einem Negativ belichtet und dann mit Drnckerfchwärze überzogen. Beim Eintauchen inS Waffer laffen die nicht vom Licht getroffenen Stellen die Schwärze fahren^ weil fie Vom Waffer gelöst werden; an den Vom Lichte geänderten Partien bleibt dagegen die Schwarze haften^ und zwar um fo meh^ je mehr fie Vom Lichte beeinflußt wurden.

Fig. ^ ^ ^ ^ p ^ d r ^ t ^ ^ ^ ^^n^lia^grap^ Ahnliche Prinzipien lagen dem K o h l e v e r f a h r e n Von P o u n e y zu Grnnde. Er mifchte eine gefättigte Löfnng Von doppeltchromfaurem Kali mit Gnmmi arabiknm nnd fein zerriebener: Pflanzenkohle nnd trng diefe Mifchnng mit einem Pinfel gleichmäßig anf Papier^ welches nach dem Belichten im Waffer auSgewafchen wurde^ Überall^ wo das Licht nicht eingewirkt hat^ bleibt die Mifchnng löslich nnd wird mit der Kohle Vom Waffer fortgenommen während die dnrch daS Licht unlöslich gewordene organifche Materie anch die Kohle zurückhält. I n nenerer Zeit haben S w a n Sawyer und Liefegang diefer Mechode größere AnSbildnng nnd Vollendung gegeben während die Firma B r a U U ^ Eomp. in Dornach Sie mit großem Erfolge in der P r a x i s Verwertet Zum K o h l e d r u c k gehört Vor allen Dingen ein befonderS behandeltes Papier ^ daS man fich felbSt auS zweierlei Verfchiedene Weife darftellen kann: entweder indem ein geeigneteS kräStigeS HaUdpapier mit einer Mifchnng Von anfgelöfter Gelatine nnd feinft Verteiltem Kohlepulver auSchineSifcherTuSche gleichmäßig bepinfelt^ oder man diefen gleichmäßigen Uberzug mit einer zu diefem Zweck konfluierten StreichmaSchine anf daS papier

Tie Erfindnng ber Daguerreotypic und Photographie.

aufträgt. S t a t t der Kohle kann man der Gelatine anch jeden andern organifchen Farbftoff beimengen^ je nachdem man eine blane^ grüne^ branne oder rote Kopie anfertigen^ VefonderS geeignet zn diefem Zwecke find Anilinfarben. M a n nennt derartige Papiere P i g m e n t p a p i e r e . Taf nach der erwähnten Methode präparierte Pigment* Gelatinepapier läßt man trocknen nnd kann eS in diefem Znftande lange anfbewahren. Selbft daf Papier anznSertigen ift indes gar nicht nötig^ da ef in allen photographifchen Handlungen Zn haben iSt. DiefeS Pigmentpapier nnn Wird lichtempfindlich^ fobald die anfgetragene Gelatine fich mit einem lichtempfindlichen Salze verbindet. M a n benntzt zn diefem Zwecke Vornehmlich Löfungen def doppeltchromfanren Kalif^ chromfanren Natronf nnd def chrom* fanren Ammoniaks. Ter erfte der drei genannten Stoffe iSt der gebränchlichSte. Daf Verfahren der Herstellung einef KohledrnckS erfolgt nnn solgendermaßen. Man fetzt fich eine LöSung Von 10 g doppeltchromSanren Kalif in 250 ^ deStiUierten WaSSerf an Schneidet fich ein Stück Von dem Pigmentpapiere Von der Größe deS BildeS^ Welchef man kopieren Will^ ab und taucht daffelbe auf ganz knrze Zeit etwa 15—20 Sekunden in die erwähnte Löfnng ein; daS chromfanre Kali dringt in die Pigmentmaffe und macht die Gelatine licht* empfindlich. DaS anf folche Weife mit lichtempfindlichem Material durchtränkte Papier wird fodann mit Nadeln anf ein Vrett befestigt nnd im Dunkeln getrocknet. Ift daffelbe ganz trocken geworden fo legt mau eS (ebeufaUS im Dunkeln) mit der Papierfeite^ welche die lichtempfindliche Schicht tragt anf ein Negativ nnd exponiert eS im Kopierrahmen dem Lichte^ ebenfo wie wir daf für die Silberkopien weiter oben angegeben haben. Die Dauer der Lichtwirknng beträgt nngefähr den Vierten Teil der ^eit die eine Silberkopie Verlangt nm diefen Zeitpnnkt richtig zu treffen^ exponiert man einen Streifen Ehlorfilberpapier Zngleich mit dem Pigmentpapier dem Lichte^ zeigt daf EhlorSilberpapier eine Schokolade* branne Färbung^ So iSt daf Pigmeutbild genügend belichtet. Die E^pofitionfdaner beträgt im grellen Sonnenlichte eirea 5^8^ im hellen Tageflichte eirea 2 ^ — 4 0 Minnten. Während man bei den Silberkopien dnrch zeitweiliges Anfheben deS Kopierrachmendeckelf nachfehen kann Wie weit daS Vild gediehen ift indem Sich folchef anf dem Ehlorfilberpapier allmählich entwickelt kann man diefe Kontrolle bei dem Pigmentversahren nicht anSführen indem daS Vild in der fchwarzen Kohlefchicht verborgen bleibt nnd erft durch Spätere Prozednren znr Anfchannng gebracht werden kann. Damit die Vilder nicht zu lange dem Lichte anfgefetzt feien hat man anf Erfahrnng begründete^ eigne LichtmeßinStrnmente^ Sogenannte Pigment* drnckphotometer^ erfnnden welche in bestimmten Zeiteinheiten die Wirkung def Lichtf dnrch ftnfenweife Färbung Von lichtempfindlichen Probepapieren angeben. An aUen Stellen def Pigmentpapiers ^ an welchen daS Licht dnrch daf Regativ hin* dnrch eine Einwirknng erzielen konnte^ iSt nnn nach der Exposition eine fefte unlösliche Verbindnng Von Farbe^ Gelatine nnd doppeltchromfanrem Kali entstanden während die* jenigen Stellen welche im Regativ dnnkel geWefen find^ alfo kein Licht dnrchgelaffen haben an den entfprechenden Stellen deS anSliegenden Pigmentpapiers in dem Grade löflich ge* blieben find^ als daS Licht daf Regativ nicht durchdringen konnte. ES iSt alfo die Anfgabe def OperatenrS^ dnrch eine geeignete Methode die Vom Lichte nicht getroffene Stelle deS PigmentpapierS auSzuwafchen damit die unlöslich gewordenen SteUen anf welchen daS Vild beftecht zurückbleiben. ^n dieSem Behnfe bringt man den Kopierrahmen in daS dnnkIe Zimmer znrÜch nimmt daf belichtete Papier anf demfelben heranS und taucht eS fofort mit nach unten gekehrter Vildfeite in kaltes Waffen damit eS mit letzterem dnrchtränkt werde und fich dann leicht anf eine SpiegelglaSplatte anhefte; auf letztere wird ef mittels eineS Stück Kantfchnkf feft ansgepreßt Die anS Gelatine nnd Kohle bestehende Vildfchicht chaftet dann anf der Glaf* platte. Hieranf nimmt man die letztere uud taucht Sie in warmes WaSSer von eirea 40^ C. Hat die Glasplatte einige Minuten in diefem warmen Vade Verweilt fo verfncht man dnrch Schieben uud Drücken das Pigmeutpapier Von der platte abzulöfen. Vald wird eine fchwarze^ Schmierige Maffe an den Kanten deS Papiers zwifchen Papier nnd Glasplatte herVorgneUen^ nnd man ift nnn im Stande^ Von einer Ecke anS daS Papier Von der GlaS* platte loSznziehen. Spült man in zarter WeiSe^ nm die feinen Details deS VildeS zu fchonen die noch lösliche Gelatine dnrch aUmählichef Übergießen voUkommen ab^ fo wird nach einigen Minuten ein klaref^ fchWarzeS Bild anf der SpiegelglaSplatte zurückbleiben welches

^ohledruck.

Stannotypie.

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aus der durch daS Licht unlöslich gewordenen Verbindnng Von Gelatine^ doppeltchrom* faurem Kali uud F a r b e befteht ES entfteht jetzt die weitere Aufgabe^ diefeS Bild anf Papier Zu übertragen. Dabei kommt ein Umftand zu Hilfe ^ den wir Vorhin zu erwähnen Ver* abfänmt haben: eS m u ß nämlich die Glasplatte^ anf der das Vild zur Entwickeluug gebracht werden foU^ mit einer Löfnng Von Wachs in Acher oder einer andern fetten feinen Sub* ftan^ fowie mit einer feinen KoUodinmfchicht überzogeu wordeu fein damit daS Vild nicht auf dem Glafe haften bleibe^ foudern leicht anf einen andern Stosf abgezogen werden kann. Tazu beuutzt man fchließlich fogenannteS UbertragnngSpapien daS im Handel Vorrätig ift uud welches^ uachdem daS Vild iu der gefchilderten Weife auf der Glasplatte entwickelt i f t durch fefteS Andrücken mit der gelatinöfen Maffe in ^nfammenhang gebracht wird. M a n brancht daranf daS Papier nnr an daS B i l d der Glasplatte antrocknen zn laffen nm eS nach einigen S t n n d e n mit Leichtigkeit Von einer Ecke anS wieder abziehen zn können. TaS Vild der Glasplatte haftet jetzt feft auf dem Papier; anhaftende Fettteilchen deS pri* mären GlaSÜberzugS werden mit einem in Terpentinöl getränkten Schwämmchen entfernt. Diefem Verfahren der HerfteUnng Von Kohlebildern hat man noch Verfchiedene Modifi* kationen gegeben jedoch stehen diefelben an Einfachheit der genannten Methode nach^ weS* halb wir deren Erwähnung an diefer SteUe unterlaffen können. Anßer anf Papier kann man die Kohlebilder Von der Glasplatte anS auch anf jeden andern Stoffe auf Holz^ Seide^ Marmor^ Silberplatten Leder u. dergl.^ mit Leichtigkeit übertragen^ wodurch der AnSdehnnng deS KohleVerfahrenS eine bedeutende Zuknnft anf dem gefamten Gebiete der Indnftrie gefichert ift. Eine Verbindnng deS KohleVerfahrenS mit dem MetaUdrnck ift daS Photoreliefver* fahren welches Woodbnry nnd S w a n l 8 6 5 faft gleichzeitig fanden daS aber Von Wood* b u r y am meiften VerVoUkommnet nnd deshalb nach diefem „Woodbnrydrnck^ genannt wnrde. E r überzieht mit einer Löfnng Von Gelatine in Waffer (1 Gelatine : ^ Waffer) ^ zu dem eine wäfferige Löfung Von doppeltchromfaurem Ammoniak (1 Ammoniak : 4 Waffer) gefetzt wird^ gnt polierte Glimmerblätter ^ nachdem diefe mittels AnfenchtenS auf einer GlaS= platte befeftigt find. D e r getrocknete Uberzng wird mit dem Glimmer nach dem Trocknen Von der Glasplatte abgehoben nnd mit der Glimmerfeite am RegatiV belichtet So er* hält man nach der Entfernnng der nnbelichteten Ehromgelatine^ dnrch Eintauchen in lan* warmes Waffer ein fcharfeS erhabenes Vild^ Von dem nnn eine Druckform durch Abdrncken in weiches MetaU mittels einer hydranlifchen P r e f f e hergefteUt wird. V o n diefen ^ohlformen erhält Woodbury mittels einer mit Tnfche gefärbten Gelatine Abdrücke anf Papier^ Von denen er in einer Woche 8(^—40000 herfteUen kann. I n neuerer Zeit hat der Er* finder diefeS Verfahren aber noch wefentlich Vereinfacht; daS Abklatfchen deS Gelatine* reliefs mittels der Schweren nnd tenren hydraulischen treffe iSt jetzt nicht mehr nötig^ man benutzt jetzt zum Druck einfach ein Stanniolblatt ^ welches fich durch Uberreiben mittels einer weichen V ü r f t e den feinften Vertiefungen deS Reliefs anschmiegt und nachher dnrch einen galVanifchen Kupferniederfchlag oder durch Aufgießen einer HarzSchicht genügend feft Wirde nm .als Druckplatte zu dienen. DieS Vereinfachte Verfahren deS ReliefdrnckS ift nnter dem Ramen S t a n n o t y p i e bekannt. AUe diefe Methoden liefern allerdings uuzerftörbare Bilder^ diefelben haben aber nicht die fchöne Tonabftufnng nnd die Schärfe der Ehlorfilberbilder. I h u e n näher ftehen die Uranbilder Von N i e p e e von St. V i e t o n dem Neffen deS Erfinders der Photographie. Niepee von S t Bietor war von einem ebenfo unermüdlichen F^rfchergeifte befeelt wie fein Oheim. Er wurde am 26. Inli 1800 in S t . E y n in der Rähe von EhalonS*fnr*Saone^ geboren nnd trat frühzeitig in die Armee ein. | n dem einförmigen Garnifonleben ver* ftrich fein Leben ohne Inhalt nnd Vedentnng^ bis eineS fchönen TagS ein ZufaH demfelben eine ernftere Richtung gab. Ein Tröpfchen Zitrouenfaft hatte feine krapprote Uniformhofe fleckig gemacht und umfonft bemühte fich der beforgte Offizien den Fleck fortznfchaffen. Nachdem er mehrere Mittel vergeblich probiert^ gelang eS ihm endlich^ mit einem Tropfen Ammoniak die F a r b e wieder herstellen. D i e Thatfache frappierte i h n er machte weitere Stndien über die Einwirknng der Sänren anf Farbftoffe nnd war bald darauf im ftande^ feiner Regiernng dnrch feine Kenntniffe eine S u m m e von wenigftenS 1 0 0 0 0 0 Frank zu erfpareu. ES war nämlich befchloffeu worden bei 18 Kavallerieregimentern die Farbe der

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Tie Erfindung der Daguerreoch^ie und Photographie.

Anffchläge^ Kragen n f. w. zu verändern; die Unternehmer^ mit denen man Verhandelte^ forderten f ü r jede Uniform 6 Frank. D a trat Riepee mit einem neuen Mittel anf^ wo^ dnrch fich die Koften anf einen halben Frank rednzierten. Und die Regiernng ^ hat chn reich belohn^ nicht wahr^ I m Gegenteil^ der befcheidene Dragoneroffizier ^ welcher felbft die KoSten einer Reife nach P a r i s beftritten hatte^ um dem Minister die Refnltote seiner Forfchungen mitzuteilen^ begnügte fich mit der Zusage^ daß er bei nächfter Gelegenheit nach P a r i s Verfetzt werden foUe. Der erfte Erfolg feiner Studien Verdoppelte feine Anftrengungen^ nnd bald war er mit der Ehemie hinlänglich Vertrank um die Forfchungen feines OheimS anfnehmen zu köunen. Aber ihm fehlten die Bücher nnd Hilfsmittel^ welche nnr Paris bieten konnte. Endlich^ nach dreijährigem Harren gelang eS chn^ dorthin Ver* Setzt zu werden. Nun beginnt eine Reihe Von Entdeckungen^ die ebenfo Viele Vanfteine zum Wunderban der heutigen Photographie abgaben. Zu diefen Entdeckungen gehört anch daS U r a n V e r f a h r e n ^ welches wir in Solgendem befprechen wollen. TaS Papier^ welches man hierzn Verwendet ^ bedarf keiner befonderen Vorbereitnng^ nnr mnß m a n eS mehrere Tage im Dnnkeln ansbewahrt haben. Um eS empfindlich zu machen^ wird eS einige Minnten anf eine Anflöfnng Von falpeterfanrem Uranoxyd in deftilliertem Waffer gebracht nnd dann im Dunkeln getrocknet. D i e So bereiteten Blatter bleiben lange empfindlich. Wenn fie in der Sonne etwa zehn Minuten nnd im Schatten eine Viertelstunde bis zu einer S t u n d e unter dem RegatiV exponiert find^ zeigt Sich ein fchwacheS Bild^ welches dnrch Eintauchen in ein Vad Von effigfaurem Silberoxyd Verstärkt werden kann. S t a t t diefeS VadeS läßt Sich auch eine Anflöfung Von Goldchlorid Verwenden. I n beiden FäHen werden die Vilder dnrch ein einfaches Wafchen in gewöhnlichem Waffer fixiert D e r chemifche Vorgang ift ganz derfelbe^ wie in den beiden Vorhergehenden Fällen indem dort wie hier vom Licht getroSfene Teile deS Sa^eS unlöslich werden. Die Uran* bilder Sind durch chemifche Mittel unangreifbar^ fie widerstehen SelbSt einer kochenden EyankaliumlöSnng. TaS Verfahren befitzt jedoch den Ubelftand^ daß eS fehr fchwer ift^ ein kraftiges Bild dabei zu erlangen; anch läßt fich nicht mit Beftimmcheit behanpten^ daß die Lichter mit der Zeit nicht dnnkeln können^ da eS noch keineswegs feftfteh^ ob dnrch das AnSwafchen anch alles noch lichtempfindliche Salz auS dem Papier entfernt wird. Vor Niepee hatte fchon 1857 der englifche Forfcher B n r n e t t ein Uranverfahren empfohlen^ worin daS Uranfalz zum KoHodinm gefetzt nnd mittels deSfelben anf dem Pa* pier anSgebreitet wird. VnrnettS Angaben find Von dem Hofphotographen Wothly in Aachen zu einem intereffanten Verfahren ausgebildet worden welches derfelbe als ^Wochly* typie^ bezeichnete. Wöchig Vilder dnrften mit den Leiftnngen der alten Mechode an Schönheit mindestens konknrrieren; daß Sie nicht danerhafter w a r e n hatte feinen Grnnd darin daß Sie den KrebSfchaden deS Ehlorfilber* nnd AlbuminVerfahrenS^ die Fixierung mit nnterfchWeSligfanrem Ratron^ ebenfalls nicht entbehren können. Wochly Verfetzte Kollo* dinm mit falpeterfanrem Uranoxyd und falpeterfanrem Silbero^yd und trug diefeS auf ein Vorher mit Arrowroot präpariertes und dann fatinierteS Papier. Räch der Ve* lichtnng kam die Kopie in Verdünnte EfSigfänre^ wnrde anSge wafchen nnd in ein Ehlor* goldbad getaucht. Dann legte man fie in daS nnterfchwefligfanre Natron deffen Anwendung keineswegs^ wie Von Wochch anfangs behauptet wnrde^ ganz zu Vermeiden war. Neben den mitgeteilten Verfahren gibt eS noch eine Reihe Von ähnlichen Verfnchen^ die mehr oder minder zweckentfprechend Sind. Alle trifft aber der gleiche Tadel^ daß fie daS EchlorSilber* und AlbnminVerfahren nicht erreichen nnd nicht Bilder Von gleichmäßiger Güte liefern. Beide Pnnkte muffen aber erfüllt werden wenn die Photographie für wiffen* fchaftliche Zwecke VerWendnng finden foU. Die EhlorSilberphotographie Selbst aber kann Sich auf die Länge nnr halten für AnS* lagen^ Welche zu klein sind^ nm weitere Vorbereitnngen lohuend zu machen; für größere Anflagen iSt daS AlbnmindrnckVerSahren zu unhandliche hier^ wo eS Sich nm Waffen han* delte muß die PreSSe hüfreich eintreten^ und in der VerVielfältignng der photographifchen Anfnahme dnrch die Drnckpreffe liegt die Zuknnft der Photographie. DaS erkannte fchon der ältere Niepee^ deffen nrfprünglicheS Veftreben nnr daranS gerichtet war^ Bilder für den Druck herzurichten. Derfelbe überzog die Metallplatten welche fpäter als Dmckftock dienen foUten^ mit Asphalt^ welche Substanz die Eigenfchaft

Heliographie.

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befitzt znfolge der chemifchen Veränderungen welche das Licht mit ihr Vornimmt unlöf* lich zu werden nnd in diefem ^nftande folchen Flüffigkeiten Widerftand zu leiften durch welche fie Vor der Lichteiuwirkung aufgelöst wurde. Zu diefen Flüffigkeiten gehören be* fonderS gewiffe Sorten Von flüchtigen O l e n ^ B . LaVendelöl; in diesem Ole löft fich der Asphalt leicht Wird er aber eine Zeitlang der Wirkung def Lichts anSgefetzt fo übt daf Ol auf die Vom Licht getroffenen Stellen keine Gewalt mehr anS^ während die gegen daf Licht gefchützt gebliebenen Stellen ihre LöSlichkeit bewahrt haben. Diefe Erfcheinnng^ anf welcher Riepee der Altere znerft für heliographifche Zwede Rntzen zog^ bildet noch heute die Grundlage der für die moderne Heliographie höchft wichtigen Asphaltmethode. Riepee machte zUnächft daS zu kopierende Vild mittels eines Firniffef durchsichtig^ legte daffelbe auf die mit Aspchalt präparierte Metallplatte und ftellte beidef eine Zeitlang inf Licht. TaS Sonnenlicht prägte nnn daf Vild der Zeichnung genan in die ASphaltfchicht ein^ d. h. eS drang durch die um die Zeichnung herumliegenden dnrchfichtigen Stellen def PapierS hindurch und machte die darunter beSindlichen Afphaltteile unlöflich^ ließ aber die Striche def Vildef^ durch welche eS uicht hin^ durchdringen konnte^ alfo die ^eichnung felbft auf der ASphaltfchicht unberührt. Veim Benetzen mit La* Vendelöl löfte fich deshalb nnr die letztere^ die Zeichnung^ Von der Metallplatte ab und war alfdann durch die durchscheinenden blanken Metalllinien Vertreten. Tiefe letz* teren ließen fich dann aber leicht durch ScheidewaSSer tief ätzen. Auf folche Weife erhielt Niepee platten^ welche für den KnpSerdrud geeignet waren^ die ReSnltate blieben jedoch noch fo mangelhaft daß Riepee feine Verfnche fchließlich anfgab. Eine Zeitlang^ nämlich während deS FrenderaufcheS^ in welcher die Welt znfölge DaguerreS Erfindung verfallen war^ dachte niemand mehr an irgend welche heliographifchen Verfuche^ bif eineS TagS die Mitteilung gemacht wurde^ dem Doktor Donne fei eS gelungen die Daguerrefche platte durch Atzung drudfähig zu machen. Diefe Räch* richt erregte ungemeines Aufsehen uud man gab fich allgemein den größten H^ffnnngen hin. Allein die Sache war einstweilen noch nicht Viel wert; ef gelang dem Doktor Donne zwan mittels Verdünnter Salzfänre daS Silber anzngreifen ohne dabei die Onedfilber* Schicht zn Verletzen^ nnd folcherweife eine druckfähige platte zn liefern doch war ef bei der außerordentlichen Zartheit der Oneckfilberfchicht nicht möglich eine kräftige Atznng Vor* Znnehmen weshalb die platte nnr eine sehr befchränkte Anzahl von Drncken lieferte. Ein andrer franzöfifcher Forfcher^ Namenf F i z e a n ^ erreichte Viel beffere Refnltate^ indem er die Platte vor der Atznng anf galVanifchem Wege vergoldete nnd die fertig geätzte platte mit einer galvanischen Knpferfchicht überzog^ damit Sie mehr Abzüge anShalten foUte — allein daf Verfahren War noch ^n umftändlich nnd zn unSicher und Sand defhalb keine praktifche Anwendung. I n gleicher Weife operierte Verra in W i e n jedoch mit ebenfo geringem Erfolg. Glüdlicher a l s der ältere Rnpee w a r deffen Reffe Riepee Von S t Victor mit feinen heliographifchen Verfnchen der die Resultate feiner Forschungen in dem Vnche ^ r a i t e pratique de la ^ n r e heliograpbi^ue^ (1856) VoUftändig dargelegt hat.

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

Rachdem die Stahlplatte gnt gereinigt nnd poliert war^ trug er einen Firnis von Benzin Zitronenfchalenöl und Indenpech anf. Der getrodnete Firnis wurde nnn mit einem poSi* tiven Lichtbild bedeckt nnd exponiert; dann wurden die Vom Licht nicht Veränderten Teile deS FirniSSeS durch ein KemiSch Von Naphtha nnd Venzin entfernt nnd Schließlich die Platte mit WaSSer abgespült nnd getrocknet. Damit war ein Teil der Operation beendet^ eS blieb nur noch daS Atzen übrig. Ties geschah dnrch SalpeterSänre^ die ftark mit Waffer und Alkohol Verdünnt wnrde. Beffer wirkte aber in gewiffen FäUen eine geiättigte LöSnng Von Iod in Waffer. Wenn das Atzmittel hinlänglich gewirkt hatte ^ wnrde eS mit WaSSer SortgeSpült nnd die Platte war nun zum Druck hergerichtet. Niepee hat nach dieSer Me* chode Platten hergefteUt^ die ohne Nachhilfe deS KraVenrS tadelloSe Abdrücke gaben. Ein ähnliches VerSahren Wurde Von F o ^ Talbot angegeben. Nnr verwendete er als empfindliche Schicht nicht Indenpech ^ fondern daS doppeltchromfanre Kali in Verbindnng mit Gelatine. Nach der Velichtung wnrde daS Vild dnrch eine wäfferige Löfnng von Eifen* chlorid in den Stahl geätzt. TaS Vom Licht getroffene Echromfalz hatte Sich rednziert nnd war mit der Gelatine eine nnlöSliche Verbindnng eingegangen. Wo dies gefchehen war^ alSo anf der ganzen Vildfläche^ wnrde die wäfferige Löfnng deS EifenchloridS nicht ab* forbiert fondern zurückgestoßen und fo daS MetaU vor der Einwirknng deS Ätzmittels gefchützt während au den Vom Lichte nicht veränderten SteUen der platte daS MetaU felbst angegriffen wnrde. Taß die Methode von praktischem Wert ift hatte Talbot dnrch die Schönen Probebilder der AuSSteUnng Von 1802 bewieSen. Abweichend Von den eben mitgeteilten Methoden^ Suchte P a u l ^retfch anS Wien dnrch die Vereinigung zweier Künfte^ der Photographie und GalVanographie^ daSSelbe Ziel Zu erreichen. Eine KlaSplatte wurde zuerft mit einer Mischung Von doppeltchromSanrem Kali nnd Gelatine überzogen und dann auf diefer Fläche durch die Wirknng deS Lichtes ein Vild erzeugt. Nnn kam eS darauf an^ erhöhte nnd Vertiefte Flächen auf dem Glafe zu erhalten. Z u dem Ende wurde Waffer angewendet. Die Gelatine hat nämlich die Eigenfchaft^ dnrch Einfangen von Waffer aufzufchweUen^ eine Eigenfchaft welche die mit doppeltchromfanrem Kali verbundene Gelatine nnter dem EinflnSSe deS Lichtes Verliert. Dnrch daS anfgegofiene WaSSer Schwellen alfo nnr die Teile anf^ welche Vom Lichte un* berührt geblieben; daS Vild fenkt fich. M a n ftellte nnn eine Gnttaperchaform Vom Bilde her^ ^machte diefe dnrch KohlenpnlVer leitend und fchlng auf galVanifchem Wege Knpfer daranf nieder. Die fo erhaltenen Kupferplatten wnrden auf gewöhnliche Weife zum Druck Verweudet. Pretfch lieferte als Belege währeud der AuSfteUnng Von 1 8 ^ eine große Reche trefflicher Vilder. DaS ganze Gebiet der neneren heliographischen Verfahren zerfäUt der praktischen An* wendnng nach in drei Klaffen^ je nachdem die Drndplatte dnrch ^tzen^ dnrch AbSormnng oder durch die PhySiSch*chemischeReaktion zwischen zwei Stoffen hergefteUt wnrde. Vei erfterer wird daS zu VerVielSältigende Bild dnrch die Einwirknng einer Sänre in die Drndplatte VertieSt eingraviert; im zweiten Falle wird daS durch Belichtnng einer Ehrom* gelatineSchicht unter einem Regativ und durch AnSwaSchen derselben erhaltene RelieSbild mittels des galvanischen RiederSchlagS oder dergleichen abgeformt und ein dem Reliefbild genan entsprechendes Intagliobild gefchaffen. Die dritte Klaffe der heliographischen VerSahren bernht auf dem Prinzip der Lithographie. Aus der ersten Krnppe^ bei welcher die ätzende Säure die SteUe deS KrabftichelS Vertritt haben wir bereits daS Verfahren Von Riepee senior und Junior Sowie dasjenige Von Talbot erwähnt. Einer der hervorragenden Vertreter dieSer Gruppe war E. ValduS^ ein Deutscher Von Kebnrt der aber nach Frankreich übergesiedelt war nnd der Sich feit AnSang der fünfziger Iahre Sehr erfolgreich mit heliographifchen ForSchnngen abgab. AnsangS operierte ValdnS in ähnlicher WeiSe^ wie Riepee eS gechan hatte^ d. h^ er benutzte bei Seinen Arbeiten Asphalt LaVendelöl und ScheidewaSSer; da ihm dieSe Mechode aber keine genügenden Resultate lieSerte^ probierte er weiter uud fand dann anch bald ein ganz origineUeS nnd fehr finnreiches Verfahren. Er überzog nämlich eine polierte KupSerplatte mit einer fehr lichtempßndlichen Snbftanz^ in der ^auptSache anS Ehrom und Ammoniak bestehend^ und belichtete dieSelbe^ folange fie noch naß war^ einige Minnten lang mrter einem photographifchen Negativ. TaS Sonnenlicht trocknet die Platte an den SteUen mit denen

Heliographie.

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eS in Verührnng kommt augenblicklich und läßt ein iu heUbrauuer Farbe fchwach ficht= bares Vild zurück. Gleichzeitig aber wird die platte au diefeu SteUen durch den chemi* Scheu Prozeß^ welcher mit dem Trodueu Verbunden i f t verändert die befchatteten Teile kriftaUifieren^ und infolgedeffen wird daS ganze Bild mehr oder weniger poröS^ fo daß eS dann zur Atzung mit Eifeuchloridlofuug geeiguet ift. Die vou ValduS auf diefe Weife hergeftellten Heliographien fahen Agnatintablattern fehr ähnlich und zeichueteu fich durch große Feinheit nnd Zartheit in den ^albtönen aus. Daß fich dnrch Abformnng anch ^och* drndplatten (für den BnchdrUd) mit diefer Mechode herfteUen ließen^ zeigt die Fig^ 440. Anf der P a r i f e r AnSfteUnng von 186^ erhielt ein heliographifcheS Knnftblatt ^TaS Schloß von Maintenon^ betitelt den erften p r e i s ; diefeS prächtige B l a t t war in der An* ftalt von G a r n i e r hergefteUt worden^ eS w a r Von einem Agnatintaftich nicht zu unter* Scheiden. Garnier zog bei feinem Verfahren aus einer Eigentümlichkeit gewiffer honig* oder firnpartiger Schichten Rntzen^ welche Eigentümlichkeit darin befteht daß diefe Schichten die Feuchtigkeit der Lnft abforbieren^ folange fie löslich bleiben. Belichtet man alfo eine derartige Schicht — welche natürlich dnrch Beimifchnng von Ehromfalz oder dergleichen lichtempfindlich gemacht werden mnß — unter einem photographifchen Negativ^ fo werden diejenigen SteUen deS VildeS ^ welche den Sonnenftrahlen zugänglich find^ also die im Negativ dnrchfichtigen SteUen^ nach einiger Zeit h a r t während die Vom Licht verfchont gebliebenen SteUen chren früheren hygrofkopiSchen Zuftand bewahren.

Veim Aufftrenen eineS feinen ^arzpnlVerS bleibt diefeS infolgedeffen nur an den noch feuchten Partien deS BildeS haften^ während die andern hart gewordenen SteUen daSfelbe wehr oder weniger^ je nach dem Grade ihrer Belichtuug^ abftoßen. N u n erwärmt mau die Metallplatte Schwach damit daS ^arzpnlver Schmilzt und feft haftet und ätzt fie alsdann. Während deS AtzenS dient daS ^arzpnlver als Deckgrnnd^ d. h. eS läßt die Säure uur da am ftärkften wirken^ wo daS Pulver am fpärlichfteu am Vilde haftet. Nach beeudeter Atznng entfernt man daS überflüffige Harzpulver durch flüchtige Ole^ in denen eS löslich ift. ES lasfen fich anf diefe Weife fehr fchöne Refultate erzielen^ WaS denn anch Garnier mit feinen Arbeiten beftenS bewiefen hat. PoiteVin hat ein Verfahren angegeben^ welches in direkter Atznng einer mit einer Photographie anSgeftatteten Kupferplatte befteht. Tie Kupferplatte wird nämlich^ wie bei dem oben gefchilderten pigmentdrndverfahren ^ mit einer chromfaure Salze enthaltenen Gelatinefchicht überzogen uud dem Lichte unter einem Negativ im Kopierrahmen exponiert UberaU^ wo daS Licht nicht dnrch daS Negativ durchwirken konnte^ bleibt die Gelatine* maffe löslich; Wird alfo die Knpferplatte in daS dnnkle Zimmer zurückgebracht nnd mit warmem Waffer abgewafchen^ fo bleibt eiu Bild auf derfelben zurück^ deffen Kontnren von der chromfanren Gelatinefchicht nnd dem Kupfer gebildet werden. Eine Eifenchloridlöfnng über diefe Kupferplatte gegoffen^ wirkt als AtzungSmittel nnd greift die Platte an aUen den Teilen an ^ die nicht dnrch die Gelatine gefchÜtzt find. Räch der folchergeftalt anS* geführten Atzung wird die Gelatine auf mechanische Weife entfernt die geätzte platte aber in bekannter Weife durch Einwalzen mit Druckfchwärze zum Kupferdruck Verwendet. Roch gegenwärtig wird eine Modifikation diefeS Verfahrens in der ReichSdrnckerei Zn Verlin anSgeübt. Die betreffende Mechode beruht auf dem pigmentdruck^ wie er auf Seite 5^0 beschrieben wurde. Man ftänbt die Kupferplatte mit seinem ASphaltpnlver ein

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Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

und fixiert daSfelbe dnrch Erwärmen der ^latte^ fo daß fich alfo über die ganze MetaU* flache hin ein regelmäßiges feines Korn bildet. Von dem betreffenden Negativ Stellt man dnrch nochmalige photographifche Anfnahme ein GlaSpofitiV her nnd überträgt daSSelbe durch Kopierung auS Kohlepapier. DaS belichtete Papier legt man in kaltes Waffer^ worin eS weicht^ und gnetfcht eS alsdann auf die gekörnte Kupferplatte. Um daS bis jetzt noch nicht Sichtbare Vild zu eutwickeln^ benetzt man daS Kohlepapier mit heißem ^affer^ infolgedeSfen Sich die anf dem präparierten Papier Vom Licht nicht getroffenen^ weich ge* bliebenen Stellen löfen nnd beim Abziehen deS Papiers ein negatives Ehromgelatine* negativ auf der platte zurückbleibt. DaSfelbe wird mit Ehloreifen geätzt^ anfangs mit Starker^ nach und nach mit immer fchwächerer Löfnng. Tnrch Einlegen in die Starke LöSuug koaguliert^ d. h^ gerinnt die Gelatine deS Negativs^ infolgedefSen nnr die gelatinearmen Stellen der platte^ d. die tieSen Schatten^ Von der Säure angegriSfen werden; wenn die Platte aber in die Verdünnte Löfung gelegt wird^ fo durchdringt diefelbe auch die dickere (^elatinefchicht und ätzt die Halbfchatten^ während an denjenigen Stellen ^ an welchen die Gelatine am dickften ift^ die Metallplatte unberührt bleibt. Allerdings läßt fich bei diefer Mechode die platte nnr fehr feicht ätzen ^ weshalb fie anch nnr eine geringe Anzahl Von Druden liefern kann. Die Anwendung der zweiten Gruppe^ der AbformungSmethode^ haben wir fchon bei Erwähnung der Arbeiten Paul PretfchS kennen gelernt; die mehrfach betriebene Eigentümlichkeit der Ehromgelatine dient hierbei nicht zum Atzen der platte ^ fondern zum Absormen mittels GipS^ mittels galvanifchen NiederfchlagS n. f. w. TaS photographifche Ehromgelatinereliefbild^ welches dabei als Unterlage dient^ läßt fich anf zweierlei Art erhalten. Entweder dnrch Einlegen der belichteten Schicht in kaltes Waffen wodnrch die mehr oder weniger nnbelichtet gebliebenen Stellen im Verhältnis ihrer Velichtnng anf* guelleu^ oder aber durch Einlegen in warmes Waffer^ wodurch eben diefe Stellen fich löfen und auSwafchen laffen. I m erSteren Falle bildet Sich alSo ein Relief^ im letzteren ein ^ntaglio. Pretfch und PoiteVin waren die erSten^ welche nach diefer Richtuug hm arbeiteten chnen folgte P l a e e t ^ deffen Leistungen Sich noch jetzt mit heliographifchen Kuuftblättern erften Ranges meffen können in neueSter Zeit aber Siud die hervorragendsten Vertreter diefer Methode Seamoni^ Goupil und die Wieuer k. k. militär*geographifche Anftalt G e o r g Seamoni^ Veamter in der Expedition zur AnSertigung der Staatspapiere in S t PeterSbnrg^ Stellt anf einer Spiegelglasplatte ein pofitiVeS Vild anS metallischem Silber auS photographischem Wege dar^ indem er daS in pulverigem SilberniederSchlage in geringer Menge noch zurückgebliebene IodSilber während deS photographiSchen ProzeSSeS uuter Einwirkung deS Tageslichtes So lange mit SalpeterSaurer SilberlöSuug uud PyrogalluS* Säure Verstärkt^ bis eine ziemlich anSSäUige Erhöhnng deS SilberbildeS Sich bemerkbar macht. DiefeS anS rein photograp^ifchem Wege erzengte RelieSbild wird nun mit einer Seinen GraphitSchicht gleichmäßig betupft^ welche als galvanifcher Leiter dient nnd im galvano* plaStifchen Apparate eine Knpferfchicht auS das erwähnte photographifche Reliefbild Sich niederfchlagen läßt. Die Daner deS bezüglichen galVanoplaftiSchen ProzeSfeS ift^ je nachdem man die zu gewinnende Matrize Stark oder fchwach benötigt^ auf drei bis fechS Tage auS* Zndehnen. Die Linien der galVanoplaftiSchen Kupferplatte erfcheinen Vertieft; dnrch eine möglichst SorgSältige Politnr aller LichtSteUen wird die platte Sür den Knpferdrnck Voll* endet^ während deren Linien^ um f ü r Buchdruck dienen zu können nach den Vorfchriften der Ehemitypie erhöht werden müSSen. Seamoni hat fein Verfahren in einem trefflichen Spezialwerke (^Tie Heliographie^ Berlin 1872) betrieben. Die berühmte Knnftdrnckerei Von G o n p i l ^ Eo. (jetzt BonSSod^ Valadon ^ Eo.) in ASniereS beiPariS^ deren Vlätter gegenwärtig den KnnStmarkt beherrfchen ftellt die Reliefs wieder mittels Ehromgelatine^ Welcher pnlverige ^Ufätze beigemischt werden her. ES werden dort dieselben Gelatinefolien derer man Sich beim Woodbnrydruck bedient nnd welche an der betreSSenden Stelle näher beschrieben wnrden Sur dieSen Zweck Verwendet. Die Folien werden unter einem photographischen Negativ belichte^ mit der KoUodinmfeite auf eiue mit Kautfchuk überzogeue SpiegelglaSplatte geguetfcht und in heißem WaSSer entwickelt. Hier löft fich in einigen Stnnden die unbelichtet gebliebene Ehromgelatine nnd eS bleibt ein

Farbige Heliogravüren.

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RelieSbild zurück. DaSSelbe Wird Von der Glasplatte abgezogen und^ wenn eS getrodnet i f t mittels einer hydraulischen ^reffe in eine Bleifolie eingedrückt. DaS Relief wird nämlich wenn eS anS dem heißen Waffer genommen und dem Lichte anSgefetzt wird^ ftein* hart fo daß eS den ftarken Trnd in derPreffe fehr wohl anhält DaS Bleiklifchee ift aber für deu Truck zu weich eS wird deshalb noch zweimal im galvanoplaftifchen Apparat ab* geformt I n der Goupilfchen Drnderei befinden fich Verschiedene Vorrichtungen zur Er* Zeugung deS elektrischen Strome^ Tag uud Nacht brennen KaSflammen zur Erwärmung Von Metallplatten Von Vermiedener WärmeleitnngSfähigkeit Welche die Ablagerung deS galvanifchen Kupfers bewirken. DaS Klifchee bleibt etwa acht Tage lang in diefem Vade^ uud wenn die Abformnug fertig ift zeigt Sie ein nur ganz Wenig ver tiefteS Bild; die Ver* tiefnngen dürfen indeffen nicht zu ftark ausgeprägt fein weil fie fonft den Abdruck nur mit Farbe überladen würden. Kroßes Anffehen erregten anch anf der SpezialanSfteUnng in Wien im Iahre 1888 die farbigen Heliogravüren der Gonpilfchen Drnderet die prächtigen Vlätter konnten in der That als daS End* Ziel der heliographifchen LeiftnngS^ Fähigkeit gelteu. D e r Farbeuauf* trag geschieht hierbei anf der fer* tigeu Drudplatte. Die betreffeudeu Ölfarben werden mit der Fiuger* fpitze oder mittels eines Tampons anf die betreffende SteUe der platte anfgerieben nnd gleich wieder Vor* Sichtig abgewischt^ fo daß fich die Farbe immer nnr in der richtigen Kontnr zeigt DieSe Manipnlation wird mit aUen SteUen der platte Vorgenommen^ die letztere zum Schluß uoch einmal anf der ganzen OberSläche mit der Hand abgewischt gereinigt nnd in die PreSSe gebracht. Natürlich hängt daS Gelingen gänz* lich Vom KeSchick des Druckers ab^ aber deswegen kann man auch So ^Itr^r^te dan ^atte^tn. (^etd^ etUer ^eder^e^nnn^ vortreffliche Vlätter wie die Koupilfchen unbedingt als Wirkliche KunftleiStungen bezeichnen. Auch in dem k. k. militär-geographiSchen |nftitnt in Wien wird nnter Leitnng deS OberStleutenant V o l k m e r ^ einer Autorität anS dieSem Gebiete^ die Heliographie ähnlich wie bei Koupil nnter Verwertung der Elektrolyse anSgeübt^ und namentlich frrrdet dieSelbe dort Anwendung bei der Reproduktion Von GeneralftabSkarten. Welch ungeheuren Kewinn an Zeit daher auch an damit Verbnndenen Koften die Heliographie repräfentiert^ mag anS dem Umftande entnommen werden daß mittels dieSeS Verfahrens feit dem Iahre 1872^ alfo innerhalb zwölf l a h r e n iu geuanntem | n f t i t n t nahezu 800o heliographifche Drudplatteu hergefteUt Wurden^ wovon ea. ^50 platten der ueueu Spezialkarte der öSterreichifch* uugarifcheu Monarchie im Maßftabe Von 1: 7 ^ 9 9 9 augehören welches Knnftwerk dnrch Knpferftich^ bei der fehr befchränkten Zahl Verfügbarer^ gefchulter Kupferstecher^ Keueratioueu Zu feiner Durchführung nnd FertigfteUmrg erfordert hätten fo aber mnerhalb der nur kurzeu Frist Vou 15 | a h r e n beendet fein Wird. Die dritte Gruppe^ Von der wir noch zu fprechen haben ift diejenige^ bei welcher der Drnd kein rein mechanischer Vorgang i f t fondern die Folge einer phyfifch*chemifchen Re* aktion zwifchen zwei Stoffen Wie bei der Lithographie. Fette Flüssigkeiten wie Ol oder Harzftoffe^ haften aneinander^ Waffer oder Gnmmiwaffer aber^ mit Fettftoff in VerÜhrnng

T i c Erfindung der Dagnerreotypic und Photographic.

gebracht wird von diefem entfchieden abgestoßen. Vei der Lithographie zeichnet man das Vild mit Setter Tnfche oder Kreide anf einen poröfen Kalkftein der die Feuchtigkeit fofort einfangt überzieht ihn dann mit einer dünnen Löfnng von Gnmmi nnd Scheidewaffer nnd wafcht chn nach dem Trodnen mit Terpentinöl ab. Hierdnrch Verfchwindet plötzlich daS Vild Vom Stein; feuchtet man denfelben jedoch mit Waffer an und walzt ihn mit Schwärze ein^ fo kommt daS Vild wieder mit allen Einzelheiten zum Vorfchein. Diefe ErscheinUUg erklärt fich einfach dadurch^ daß beim Abwafchen deS SteinS die anS Fettftoff begehenden Linien deS VildeS kein W a f f e n beim Einwalzen deS SteinS aber die mit Waffer gefättigten Stellen keine Schwärze annehmen. Anf diefem Prinzipe bernhen anch die Vermiedenen heliographifchen ReaktionSVerfahren znnächSt die Photolithographie. Der Iithographifche Stein wurde fchon im Iahre 1852 zu heliographifchen Verfnchen benntzt alfo noch srÜher als man daran dachte^ die Stahl* und Knpferplatte zur VerViel* fältigung der photographifchen Vilder zu Verwenden. Eine große Reihe namhafter Forfchen nnter diefen anch PoiteVin wandten Sich dem photographifchen Steindruck zn aber anfangs waren die Verfnche noch Von wenig Erfolg begleitet. l o h n O s b o r n e anS Melbonrne war der erfte^ welcher nach diefen FehlVerfnchen im Iahre 1 8 5 9 das Richtige traf. Er überzog albnminierteS Papier mit einer Löfnng von doppeltchromSanrem Kali nnd Gelatine^ daS hieraus erhalteue Vild übertrug er anS deu Stein. Diefelbe Methode^ oder wenigftenS eine Methode ^ die in ihren Grundzügen mit OSborneS Angaben Übereinftimmt ^ hat E. I . A f f e r in Amfterdam dnrchanS felbStändig gefnnden. D a fein Verfahren in der Zinkographie deS OberftIameS^ eine folgenreiche AnSbildnug gefunden wollen wir gleich davon reden. Affer überzieht nngeleimteS Papier mit einer AnSlöfnng Von Stärke in Waffer und bringt eS nach dem Trocknen anS eine gefättigte Löfung Von doppeltchromfanrem Kali in Waffer. D a S nuu im Dunkeln getrocknete Papier gibt Von einem kräftigen RegatiVe nach einer kürzeren oder längeren BeIichtnng ein fchöneS branneS Bild anf orangefarbenem Grnnde^ welches durch AuSfpülen in WaSSer fixiert wird und dann durch AuSbreiteu auf einer ftark erhitzten Marmorplatte die Fähigkeit erhält Truckerfchwärze leicht anznnehmen. Rachdem daS etwaS angefenchtete P a p i e r damit überzogen i f t bringt man daSfelbe auf einen lichographifchen Stein nnd zieht eS mit diefem dnrch die Preffe. ^ier entfteht ein reineS und klares Vild^ welches in gewöhnlicher Weife vervielfältigt werden kann. I m Iahre 1 8 6 0 wnrde dieS Verfahren in dem Vürean der LandeSVermeffnng (^rän^nce zu Southampton angenommen nnd nach nnd nach in einzelnen Pnnkten Verbeffert. Statt anf den lichographifchen Stein wird daS Vild auf Zink übertragen nnd mit einem fchwachen Atzmittet anS Verdünnter PhoSphorfänre in Gummiwaffen eingeätzt. O b e r f t IameS^ der Direktor der LandeSVermeffnng^ hat die P h o t o k y m o g r a p h i e znerft zur praktifchen Verwendnng gebracht. D i e bisher erwähnten Methoden der Heliographie^ Ver Photolithographies deS PhotozinkdrnckeS n. f. w. haben dadnrch f ü r Knnft nnd Wiffenfchaft eine Vedentnng erlangt daß man mit jenen VerfahrnngSweifen Zeichnungen in Strichmanier anf eine ebenfo natnrgetrene als rafche Weife mittels PreffendrnckS zu vervielfältigen im ftande ift. Die Weichheit deS photographifchen TonS aber nnd die natürlichen Übergänge Von Licht nnd Schatten die Zartheit der Halbtöne konnten bis Vor knrzem dnrch den photographifchen ^ink* oder Steindrnck nicht wiedergegeben werden daS Verfahren eignete fich nnr zur Re* Produktion Von Vorlagen welche in Strichen Linien oder Pnnkten nicht in znfammen* hängenden gedeckten Tonflächen ausgeführt Waren. Doch anch dieSeS Problem der Halb* tonÜbertragnng anf den LithographieStein iSt in neneSter Zeit glücklich gelöst worden. Räch dem nenen Verfahren der Verdienten Firma E. A n g e r e r ^ Göfchl in Wien laffen fich photographifche Ratnranfnahmen ebenfowohl wie Reproduktionen Von Gemälden Tnfch* Zeichnnngen knrz aUe möglichen und in jeder Manier anSgeführten Vorlagen durch Stein* druck unter Bewahrung der Halbtöne nnd deS ganzen EharakterS deS VildeS vervielfältigen. DieTrucke Weifen eiu fo feines Korn anf^ daß daSfelbe in keiner Weife ftörend wirkt und im übrigen Sind Sie Von außerordentlicher Schärfe und Klarheit. I n London wird feit längerer Zeit fchon ein ähnliches^ ^ | n k * P h o t o ^ genanntes Verfahren dnrch die Firma Sprague ^ Eo. in London kommerziell auSgebentet indefSen Scheint die Reproduktiou bis* weilen noch Schwierigkeiten darzubieten welche daS deutfche Verfahren nicht kennt.

Der Lichtdruck. 585 Die photographifcheu Stein* nnd Zinkdruckverfahren haben Vor den übrigen preffen* drnckverfahren den Vorzug der größeren Billigkeit — bei h^eu Anflagen WenigftenS — VoranS^ nnd fo werden fie in anbetracht auch chrer artiftifchen VerVoUkommnnng den HeranSgebern iUuftrierter Pnblikationen noch große Dienfte leiften. Z u bedanern ift es nnr^ daß bei chnen dnrch die Übertragung d a s photographifche Vild feinen urfprünglichen Vortrag als Photographie einbüßt nnd die Reproduktionen nach dem Druck fofort erkennen laffen^ daß Sie Vom Stein flammen daß Sie ^ K o p i e n firrd. Ein VerSahren^ welches Trncke liesert^ die dem Vortrag der Photographie am nächsten kommen^ welches Sich alfo deshalb ganz befonderS zur Vornehmen IUnStrierung eignet^ iSt der Lichtdruck. Die Lichtdrucke^ welche gegenwärtig geliefert werden können^ gebeu in Fülle der DarfteUung der Silberphotographie nichts nach^ die Modellierung iSt ungemein reich und die MitteItöne find ebenfo fatt als die Tonübergange Vollständig^ fo daß eS denn unter Umständen fehr fchwierig ift^ einen Lichtdrnck Von einer Silberphotographie Zu uuterfcheiden. Viele und langjährige Verfuche Von Forfchern wie Mnngo Ponton ^ Beeguerel^ Fox Talbot^ TefSie du Motay und Marechal mußten Vor* ausgehen um dieSeS iugeniöfe Verfahren lebensfähig zu machen daS größte Verdienft aber um Vervollkommnung deSfelben hat Sich der Hof^ photograph I o s e p h A l b e r t in München erworben Wel* cher im Iahre 1 8 6 6 mit feinem heute in der ganzen Welt in Ausübung befindlichen VerSahren an die Öffentlichkeit trat. Vald durchlief die Kunde Von den epochemachenden Refnltaten deS Lichtdrucks^ Welcher anfangs photographifcher GlaSdrnck oder ^Albertotypie^ genannt wurde ^ die photographifche Welt . nnd Fig^ ^ t ^ ^ g ^ a p ^ d^ ^rft ^ ^ ^ ^ ^ ^ Weltgegenden eilten nach München nm daS Geheimnis Von dem Erfinder gegen hohe Snmmen zu erftehen Anfangs war eS denn anch möglich die Methode geheim zu halten Nachdem aber Viele Perfonen da nnd dort in den Vefi^ deS GeheimniSSeS gelangt waren^ wnrde daSfelbe alsbald bekannt nnd ift Schon Seit langen Iahren Gemeingut für alle die* jenigen geworden welche fich mit den vervielfältigenden Künften befafSen. Der Lichtdrnck beruht im Grnnde gIeichSaUs anf dem Prinzip der Lithographie^ nnr wird bei diefem Verfahren nicht Von einem Stein* oder Metaünntergruud gedruckt fondern daS GelatinerelieS dient hier felbft als Drnckplatte. Eine belichtete Mifchnng Von chrom* fanren Salzen und Gelatine hat wie fchon erwähnt^ außer ihrer UnIöSlichkeit noch die Eigenfchaft^ in ganz genau proportionalem Grade^ wie fie Vom Lichte getroffen worden ift^ Fettfarben anzuziehen und dieselben^ in gleichem Verhaltniffe unter eine lichographifche Presfe gebracht^ dem Druckpapier wieder abzugeben^ Wurde nnn eine SpiegelglaSplatte mit einer Löfuug foIcher Ehromgelatine im Duukeln überzogen^ getrocknet nnd dann nnter

586

Die Erfindnng der Daguerreot^pic und Photographie.

einem Regativ dem Lichte aufgefetzt fo wird^ wie wir daS oben bei dem Kohleverfahren gefehen haben^ daS Licht dnrch die Vermiedenen dickeren^ hellen nnd dunklen Stellen deS Negativs modifizierend anf die Ehromgelatine einwirken nnd in derfelben ein Vild erzengen^ Welches dem Negativbilde als pofitiVeS Bild in nmgekehrter Reihenfolge der Lichtab^ Stnfnngen entfpricht. Die Ehromgelatinefchicht der SpiegelglaSplatte wird zum Zwecke deS Lichtdrucks anS zwei Schichten bereitet welche Solgendermaßen anf getragen werden: Znerft wird die Scheibe mit einer Mifchnng Von Gelatine^ doppeltchromfanrem Kali nnd deftiUiertem Waffer^ wozu nnter einer Temperatur Von 5 0 - 6 0 ° 80 ^ gefchlageneS filtriertes Eiweiß ge* goffen worden find^ überzogen. Der Uberguß wird mittels eineS breiten ^ feinen Haar* pinselS gleichmäßig Verteilt nnd die platte in einem anf ea. ^ 0 ° erhitzten Wärmekaften getrocknet; nach dem Trocknen exponiert man diefelbe ohne Negativ mit der Rückfeite deS GlafeS ea. zehn Miuuteu lang dem Tageslichte^ wodnrch fich der nntere Teil der Gelatine* fchicht fehr feft mit demGlafe Verbindet während deren Oberfläche noch genügende Klebrig* keit befitzt nm Sich wit einer zweiten^ zur Bildanfnahme beftimmte^ im dnnklen Zimmer anfzngießenden Gelatinelöfnng zn Verbinden. Diefe Löfnng enthält anßer Gelatine nnd destilliertem Waffer noch eine Anzahl Von organifchen nnd nnorganifchen^ in beftimmten Verhältniffen beiznfÜgenden Stoffen (Benzoeharz^ Tolnbalfam^ Lnpnlin^ Vromkadminm nnd Iodammonium). Die genaneren bezüglichen Rezeptformeln finden fich in allen neueren Handbüchern deS Lichtdrucks. (Vgl. S c h n a u b ^ Der Lichtdruck^ 2. A u f t Tüffeldorf 188^.) Ift die erwähute gelatinierte Spiegelplatte mit der zweiten komplizierten Gelatine* löfnng übergoffen^ fo wird diefelbe ebenfaUS im Wärmekaften im Dnnkeln getrocknet nnd nach VoUkommener Abkühlung nnter einem guten Regativ fo lange belichtet bis fich fchwache Vildkonturen auf der Oberfläche der chromgelben Gelatinemaffe zeigen. Man nimmt hieranf die Spiegelplatte a t tancht fie in warmes Waffer nnd übergießt fie mit folchem fo lange^ bis fich durch daS OueUen der Gelatine ein dentlicheS Reliefbild deS abgehobenen Negativs bemerklich macht. Das dnrch Wafferanfgnß entftandene ReliefbiId wird wieder getrocknet und eS befitzt eben die erwähnte EigenfchaSt in dem Grade beim Einwalzen mittels Drnck* fchwärze die Fettfarben anznziehen^ als daS Licht dnrch baS Negativ hindnrch anf die prä* parierte Spiegelplatte gewirkt hat. U m ein Zerfpringen der gewonnenen Lichtdrnckplatte Zn Vermeiden^ wird jene mit ihrer Rückfeite anf eine zweite Spiegelplatte^ die anf einen lithographifchen Stein anfgegipft ift dnrch Adhafion mittels einiger Waffertropfen befeftigt fodann in die lichographifche Presfe gebracht mit einer farbetragenden Lederware ein* gefchwärzt nnd anf Papier abgedrnckt. Ein sehr mäßiger Drnck deS ReiberS der Preffe genügt nm einen guten Abdrnck zu erhalten. AlSTruckfarbe ift eine Mifchnng Von Indigo^ feinfter Knochenkohle^ Karmin uud T a l g zu empfehlen^ welche Stoffe^ in geeigneter Weife Vermifcht den bekannten violetten photographifchen Ton wiedergeben. AIS Drnckfarbe können aber ebenfo gnt in Wgffer lösliche Farben^ die man mit etwas Gummi Verdickt hat dienen. Allerdings drucken dann nicht die nnIöSlich gewordenen Partien der Ehromgelatine^ wie beim Fettdrnck^ fondern Vielmehr die anfgneUbar gebliebenen^ nicht belichteten Stellen der* felben. Um einen pofitiven Abdruck in der Preffe zu erhalten^ mnß man deshalb in diefem Falle die Echromgelatinefchicht nnter einem Diapofitiv belichten. Anch jede andre Farbe kann beliebig verwendet werden^ nnd hat man in den jiingften | a h r e n durch Kombination deS LichtdrnckS mit dem Farbendrnck mehrfarbige Abdrücke Von überrafchend fchöner Wirknng erzielt. Diefer fogenannte Lichtdruck in natürlichen F a r b e n hat in nenefter ^eit einen bedeutenden Anffchwnng genommen^ nnd eS dürfte dem Ölfarbendruck ^ wie er anf rein lichographifchem Wege ausgeübt wird^ nicht mehr lange möglich fein mit dem farbigen Lichtdrnck zu konknrrieren. Albert nnd Obernetter in München L^on Vidal in Paris und nenerdingS namentlich die Anftalt Von O. Troitzfch in Berlin haben anf diefem Gebiete Hervorragendes geleiftet. Durch die Erfindnng deS LichtdrnckS ift nicht nnr der Technik der Photographie im Speziellen ein großer Dienft geleiftet worden fondern ganz befonderS im allgemeinen der Entwickelnng deS KnnftfinnS ein großer Vorfchnb geleiftet. Wäbrend man früher nnr mit großen Koften fich die photographifchen Reprodnktionen berühmter KnnftWerke zn eigen

Der Lichtdruck.

58^

machen konnte^ ift eS jetzt anch dem minder Bemittelten vergönnt^ durch Anfchaffuug uatur* getreuer Rachbildungen von Meifterwerken der Malerei und Skulptur fich kÜnftlerifch heranznbilden. Eine ganz befonderS treffliche Verwendnng hat der Lichtdruck in den jÜngften |ahren dnrch die Anwendnng anf das Kunftgewerbe gewonnen. Die trefflichen Samm* lnngen deS Dresdener Grünen Gewölbe^ des bayrifchen RationalmufenwS^ der im VnndeS* palaiS zn Frankfurt a. M . befindlich gewefenen großartigen hiftorifchen KunftgewerbeanS* fteUnng wnrden in unübertrefflicher Naturtreue Von den Firmen Römler ^ IonaS in Dresden ^ Obernetter in München uud Wich. Hoffmann iu Dresden durch Lichtdruck Ver* ^ielfältigt uud zum Gemeingnt aUer Gebildeten gemacht. VefonderS die Obernetterfchen Reproduktiouen find Von einer uuübertrefflichen künftlerifchen VoUkommenheit Anch die Firma Strnmper ^ Eo. in Hamburg leiftet befonderS für wiffeufchaftliche und LandfchaftS* bilder Vorzügliches. Ubri* genS gibt eS jetzt faft in jeder größeren Stadt Lichtdrnck* anftalten Welche meiftenS uu* tadelhafte Arbeiten liefern; die Iuduftrie nnd Wiffeu* fchaft kaun eben diefeS. uu* gemeiu leiftuugSfähige |Uu* ftratiouSmittel nicht mehr entbehren^ und je höher die Anfordernugen find^ welche gegenwärtig an daS Verfah* ren gefteUt werden^ nm so mehr facht fich daSfelbe zu eiuer Vollkommenheit in die Höhe zu fchwingen^ die keine Hinderniffe nnd keine Mängel mehr kennt. Die an früherer SteUe betriebenen ortho* chromatifchen dch. die Farben in ihrem richtigen Tonwerte wiedergebenden photographifchen Abnahmeverfahren kommen in erfter Linie dem Lichtdrnck zu gute. DaS Drucken Von einer Lichtdrnckplatte wird in der einfachen lichographifchen Preffe vorgenommen^ aber die Art deS DrnckenS ift Von ^ ^ ^ r ^ p ^ . der deS StemdruckS ganz ^er* fchieden. Die einzige Fuuktion der Preffe befteht in der AnSÜbnng deS erforderlichen DrnckS anf die eingefchwärzte Druckplatte^ uud dieser Druck wird gegeuwärtig faft überall durch fogeuaunte hölzerne Reiber bewirkt Diefe kleinen eHandpreffen^ die entweder anS Holz^ beffer aber anS Eifen gebant find^ drucken zwar nicht fchneU^ aber defto forgfältiger uud iu eiuigeu bedeutenden Anftalten^ z^ B. der Obernetterfchen in München^ wird nnr anf Handpreffen gedruckt. Ein einziger M a n n genügt zur Vedieuuug einer Haudpreffe. Wer jedoch große Auflagen in fchneller Zeit abliefern muß^ wird fich Keffer eine Lichtdrnck* fchneUpreffe anffteUen laffen. Die Erfindung der LichtdrnckfchneUpreffen^ welche zum großen Teil wiedernm dem Verdienten I o f . Albert in München zuzuschreiben ift bedeutete für daS Lichtdrnckoerfahren einen enormen Fortfchritt^ denn erft Von da ab konnte daS Verfahren den gewaltigen An* fordernngen der Neuzeit voll und ganz entfprechen. Eine folche Mafchine liefert täglich

542

Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

8 ^ 0 - 2 9 9 9 Drucke^ nnd z^ar wird hierbei der Trnck nicht wie bei der Handpreffe dnrch einen feftftehenden Reiben fondern durch einen rotierenden Eylinder bewirkt Man fertigt gegenwärtig für den Lichtdruck befonderS eiugerichteteSchneUpreffen in Vier biSacht verschiedenen Formaten deren Preis fich zwifchen 4—^000 Mark bewegen dürfte. Wir geben in Fig^ 4 4 4 eine LichtdrnckfchneUpreffe^ welche hiufichtlich ihrer Konftrnktion das Renefte und VoUkommenfte in diefem Fache vereinigt. ES mnß hier noch kurz ^er Verfahren gedacht werden welche eS geftatten mit Hüfe der Photographie Vuchdruckplatteu herzufteUeu^ und zwar folche^ welche die fämtlicheu Halbtone und zarteu Übergänge des Originals zeigen. Eine eingehende Vefchreibnng aller dieSer photochemigraphiSchen und autotypischen Verfahren findet man im I. Vande dieses Werkes anf Seite 5 ^ und eS ift dort anch ein autotypifcheS^ d. l^ direkt nach einer Ratnranfnahme gefertigtes Klifchee zufammen mit dem Teerte abgedruckt. Die Erreichnng diefeS Zieles^ dieErobernng der Vnchdruckpreffe durch die Photographie^ ift als eiu Wahrer Triumph deS menfchlichen WiffenS. und Könnens nnd als eine der fchönften Errungen* fchaften für die photographifche KunSt zu bezeichnen. ^ur Erlangung diefeS Sieges hat die A n t o t y p - K o m p a n i e in München^ welche daS ingeniöfe Meifenbachfche Verfahren kommerzieU anSbentet viel beigetragen^ Deutfchlaud fteht mit diefem Verfahren an der Spitze der konknrrierenden Länder.

^t^ tdrudf d^Upreff^ d^n

^ in ^auueWi^^ip^.

Auch f ü r die Holzfchueideknnft hat man die Photographie Vielfach zu verwenden geSncht Faft aUe Verfnche Scheiterten aber^ weil die photographifchen Präparate den Holzftock So übel zurichteten^ daß der Holzfchneiden abgefehen davon ^ wie fehr fein Auge bei dem Schnitte litt nur Selten ein befriedigendes ErzengniS zu liefern Vermochte. Vei VerWendung deS oben besprochenen UrankoUodiumS fallet diefer Umftand weg^ nnd eine damit erlangte photographifche Abbildnng foU kanm mehr Schwierigkeit machen als eine Vleiftift*^ Zeichnnng. Eine fichere Mechode der Ubertragnng von Photographien anfHolzftöcke wird Von Lech in Wien geübt nnd geSchäStSmäßig verwertet. DieSelbe beSteht darin daß das photographiSche Bild anf einer KlaSplatte hervorgebracht wird^ welche mit einer Löfuug von doppeltchromfaurem Kali^ gemischt mit Kummi nnd Honigs überzogen iSt TaS nur wenig sichtbare Ehromfalzbild wird durch Anfftrenen Von geglühtem Kienrnß oder einer andern Staubfarbe hervortretend gemacht da die Vom Lichte nicht getroffenen SteUen die Farbeteilchen feSchalten. letzt überzieht man daS Vild mit KoUodinm^ welches die Farbe* teilchen aufnimmt. Die Ehromfalzteilchen befeitigt man durch ein Vad Von verdünnter Salzfänre^ Welche zugleich daS KoUodinm von der KlaSplatte lockert.^ ES erübrigt nnr^ daS KoUodinnchäntchen mit dem Bilde anf den Holzftock zu übertragen^ waS fehr leicht

Mikrogramme und Megalophotographie.

589

gefchieht Wenn man daS ^äntchen in einer Löfnng Von Znckerwaffer Schwimmen läßt und eS mit dem an den Seitenflächen nnd der Hinterfläche mit Wachspomade gegen die Flüffig* keit gefchützten HolzStock im paffenden Moment auffängt. Ift daS Vild getrocknet fo hängt eS an dem mit Leimwaffer grundierten Holzftock fo feft daß eS deutlich fichtbar bleibt^ wenn daS Kollodium durch Anfläfen in Acher davon entsernt wird. Von der Schärfe der fo erhaltenen Vilder gibt Fig. eine Anfchaunng. Gegenwärtig wird aber auch der Lichtdruck mit befonderem Vorteil für diefen Zweck Verwendet; derfelbe liefert ein fchär* fereS Vild auf dem Holzftock als gewähnliche Photographie uud außerdem dunkeln dabei die bereits Vertieften und entfernten SteUen nicht mehr nach^ wie dieS bei den älteren Verfahren der Fall iSt. Eine neue nnd intereSSante Art der Photographie Sind die eingebrannten oder photographischen Schmelzfarben* b i l d e n welche zuerSt Lafon de Eamarfae in Paris nnd Obernetter in München Grüne in Berlin nnd Leth in Wien nenerdingS anch andre^ in hoher BoU* endnng unzerstörbar anf Porzellan TeUen Taffen Pfeifenköpfen n. s. w. herSteUen. Weit Verbreitet nnd allbekannt Sind die fogenannten M i * k r o g r a p h i e n anch StanhopeS^ nnendIich kleine Vildchen Von welchen bis zu 2 0 0 ^ anf die Fläche eineS OnadratzentimeterS gehen nnd die ^ am Ende einer Eylinder* lnpe aufgeklebt^ beim Hiudurchfehen Vergrö* ^err er^eyemen. ^sch^ ^ t ^ b ^ ^f ^ p^t^p^rt ^ b ^fd^ut^. Erfindnng VonDagron in Paris debütierte zuerft in großartigem MaßStabe auf der Londoner Industrieausstellung oom Iahre 1862. Auch als photographische Verkleinernden können die in Amerika jetzt fehr beliebten B r i e f m a r k e n p o r t r ä t S gelten Von welchen wir einige in Fig. 440 ab* bilden. Man erhält von diefen Photographien für 4 Mark einen ganzen Stück enthaltenden V o g e n welcher noch dazu fertig gummiert ift. RebeU der BerkleinernngSphotographie Steht die Megalophotographie^ welche nach kleinen RegatiVen Bilder in nnd über Lebensgröße liefert. Durch verbefferte Apparate uud Methoden iSt eS jetzt möglich geworden mit Sicherheit und Rafchheit Erfolge zu er* Zielen welche Vor | a h r e n noch im Vereiche der Fabel zu liegen fchienen (f. S. 571).

542

Die

Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

AIS artige Spielerei tanchten 1 8 6 6 in Verlin die ^Zauberphotographieu^ anf^ denen fpater die ^Ranchphotographien^ Solgten. Es waren photographische Vilder^ welche dnrch Eintanchen in eine fchwache Snblimatlöfnng zum Verfchwinden gebracht wnrden^ aber fich dnrch nnterfchwefligfanreS Ratron oder durch TabakSranch wieder hervorrufen ließen. DaS den ^Zauberphotographien^ beigegebene Löschblatt enthielt unterfchwefligfanreS Ratron^ welches beim Ansenchten deS PapierS anf daS darnnter befindliche Vild einwirkte nnd daSfelbe ebenSo zum Vorfchein brachte^ wie der Ranch die kleinen Bilder in den Zigarrenfpitzen entwickelt. Roch eine Erweiterung der Photographie^ die Photofkulptnr^ welche^ 1862 Von Viüeme in Paris eingeführt^ auch fpater Von Bengue in TrieSt geübt ward^ möge hier Erwähnnng finden^ wenn anch nur dem Ramen nach^ da chre Leistungen Sehr befchränkt find. Vei der ungemein Vielfeitigen praktischen Anwendung^ welche in der Renzeit daS elektrifche Licht gefunden hat^ konnte eS nicht anSbleiben^ daß Sich daSfelbe anch Eingang in den photographifchen Ateliers Verfchaffte. TaS reine Tageslicht ift immer nur in befchränktem Maße zugänglich^ an trüben Wintertagen fo gut wie unwirkfam^ uud zwingt deshalb meift den armen Photographer Sein Atelier^ wenn er anS ebener Erde keinen freien Platz dafür zur VerfÜgnng hat^ hoch oben auf daS Dach oder doch wenigftenS in die oberen Stockwerke zu banen. Wegen deS Publikums iSt dies recht läftig und deshalb dürfte dem elektrischen Lichte^ welches durch SiUnreiche Vorrichtungen vollständig reguliert werden kann und fo daS Tageslicht erfetzt^ im Gebiete der praktifchen Photographie eine Zukunft gefichert fein. Die Photographie leiftet jetzt nicht nur der Industrie und Wiffenfchaft treffliche Dienfte^ Sie bewährt sich auch Vortrefflich als VeweiSmittel Vor Gericht. S o führte fie in einem kürzlich zu New ^)orck zum AuStrag gebrachten Prozeß die Richter auf die richtige S p u r . Es War nämlich ein Kanfmann befchuldigt worden^ in einer Fia. ^ri^nrar^p^rtr^. Reklamation Von FeuerVerficherimgS* geldern gewifSe Doknmente gefälfcht zu haben. Ieder RachweiS fehlte^ nur hatte ein Agent eine SchreibnnterIage gefnnden^ welche Spnren von Eindrücken zeigte^ als wenn anf einem daranf gelegenen Papier mit VleiStiSt gefchrieben worden wäre. Eine photographifche Auf* nähme deS weisen Kartons ergab noch kein Refnltat^ als man ihn aber anf eine Vrom* filbergelatineplatte photographierte und daS Negativ bei elektrischem Lichte Vergrößerte^ Zeigten fich darin die gesuchten Verechnnngen und SalSchen Zahlen deutlich. Derartige Fälle werden häufig bekannt; So will man jetzt fogar den Wein anf feine UnVerfälfchtheit hin mittels der Photographie prÜSen können. Man be^anptet nämlich^ daße wenn der Wein mit Waffer Verdünnt uud Alkohol oder Zucker ZUgefetzt bekommen hate daS photographiSche Vild der FlüSfigkeit großen Reichtum an Kriftallen oder Salzen in letzterer nachweife^ eine Erscheinung^ welche dem menschlichen Auge entginge. Aus alledem erSieht man^ daß die Photographie auf allen Gebieten deS KnlturlebenS eine wichtige Rolle Spielt nnd daß fie nnanShaltSam weiter Schreitet und Sich unt jedem Schritte vervollkommnet Ob fie wohl auch noch einmal dahin kommen wird^ die natürliche Farbe der Gegenstände wiederzugeben^ ZahlloSe VerSuche Siud iu dieSer HinSicht vou Riepee Von S t . Vietor^ Veeguerel uud andern Forschern angestellt worden^ und eS iSt anch gelungen^ einzelne Farben zu erhalten; aber eS iSt nicht gelnngen^ Sie feftznhalten^ zu fixeren. Z w a r kam einft die Nachricht anS Amerika^ daß ein^eitlfacher Geistlicher mitten in den Urwäldern daS Problem gelöft habe^

Photographie mit natürlichen Farben.

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an dem die Gelehrten deS FeftlandeS umfonft arbeiteten^ aber daS w a r eitel Lüge nnd Vetrng^ eine ^ankeefpeknlation^ nichts Weiter. Ein Reverend^ NamenS H i l ^ dem feine pfäffifchen Salbadereien nicht hinlänglich eintrugen^ wußte fich anS der Photographie eine Goldgrnbe zu machen. I m Iannar 1 8 ^ 1 kündigte daS ^Photographifche Ionrnal^ Von New ^ork feinen ftannenden Lefern an^ da^ Reverend HiH ein Mittel gefnnden habe^ die Vilder der Eamera obfenra in natürlichen F a r b e n zn photogrophieren. DieS erregte ge* waltige Senfation. HiH benntzte die S t i m m u n g und erließ ein Zirkular^ worin er jedem Franko *Einfender Von 5 DoUarS ( ^ 2 1 M a r k ) ein Exemplar jenes BucheS Verfprach^ welches er über feine Methode veröffentlichen woUte. I n wenigen Tagen foUen gegen 15000 DoUarS eingelanfen fein. DaS Buch erfchien^ enthielt aber nichts ReneS^ doch wnrde anf eine Fortfetznng vertröftet Wenige Tage fpäter brachte d a s „Photographie lonrnal^ einen Brief von H ^ nrit der niederfchlagenden Rachricht^ daß er bei feinen Stndien plötzlich erkrankt fei^ übrigens bis anf das Gelb aUe Farben wiedergeben könne.

Sein Vnch erlebte indeffen eine zweite und dritte Auflage; der EnchufiaSmnS Überftieg aUe Vegriffe; zahlreiche Vefncher beftÜrmten daSHanS desReverend; ungehenre Snmmen wnrden für fein Geheimnis geboten; man offerierte ihm für jede Lektion 50 DoUarS. Aber Hill hielt feine Pforte verfchlofsen und gab eine vierte Anflage feines VncheS heranS. Daranf begab er fich in die Verge^ nm durch die reine Verglnft feine gefchwächte Gefnnd* heit herznfteUen^ nnd — war über aUe B e r g e mit feinen 4^000 erfchwindelten DoUarS. Weder von ihm noch von feiner Entdecknng w a r mehr die Rede. | n reeUerer Abficht als HiH befchäftigte fich der franzofifche Phyfiker Poitevin mit der Löfung deS Problems der Wiedergabe von Naturfarben im Lichtbilde. E r teilte im Anfange deS | a h r e S 1807 feine Erfahrnngen und die Methoden^ wit denen er erfolgreich gewefen war^ ohne Rückhalt mit. Br. Zenker in B e r l i n hat PoitevinS Angaben erprobt nnd fo VervoUftändigt daß er 1808

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Die Erfindung der Daguerreot^pie

nnd Photographie.

ein ^Lehrbuch der Photochromie^ Veröffentlichen nnd mit einem Probedrnd in natürlichen Farben begleiten konnte. Er erhielt diefe Farben die aUerdingS nur Schwach angedeutet find^ indem er Rohpapier zuerft auf einer Kochfalzlöfnng (1 Teil Kochfalz^ 10 Teile Waffer^ zwei Minnten lang Schwimmen ließ nnd daSfelbe nach dem Trocknen anf ein Silberbad brachte^ Von welchem eS nach einer Minnte abgehoben nnd dann dnrch Vier bis fünf Schalen mit Spülwaffer gezogen wurde. D e m Vierten nnd fünften Spülwaffer fetzt man einige Tropfen ZinnchlorÜrlöfnng z^ um violettes Silberchlorür zu erzeugen. DaS fo bereitete Papier wird nun über eine Löfung gezogen die auS einem Drittel einer gefättigten Löfnng von doppeltchromfanrem Kali nnd aus zwei Dritteln einer gefättigten LöSnng Von KnpSer* Vitriol beftecht. Noch etwaS feucht^ wird daS fo bereitete Vlatt unter Origmalbildern in Ladfarben fo exponiert daß die Lichtftrachlen eine Löfnng von faurem fchwefelfauren Ehinin in einer KlaSfchale paffieren mÜffen. AnSwafchen in mehrmals ernentem lanwarmen Waffer fixiert daS Bild^ welches nun bei Lampenlicht und mäßigem Tageslicht betrachtet werden kann aber im Sonnenlichte in Kran übergeht Wenn aber anch die Photographie in Ratnrfarben vorläufig noch zu den ungelöften Anfgaben gehört^ fo berechtigt doch der ungemeine Aufschwung der photographiSchen Knnft Sowie der raSche Austausch aUer Beobachtungen und Erfahrungen welcher dnrch eine Menge von Zeitschriften gefordert wird^ zu der begründeten Hoffnung^ daß dieS höchfte Ziel endlich dem nuchfamen Streben erreichbar werden mnß. Die Photographie ift dnrch die Vereinfachnng der DarfteUungSmechoden jetzt Soweit emporgediechen daß jeder Sich für diefe Kunft Intereffierende diefelbe mit Leichtigkeit er* lernen und Sich für verhältnismäßig fel^r geringe Koften die zugehörigen Apparate ver* Schaffen kann. Wie die Stenographie daS geflügelte Wort in den Schreibftift feffelt^ dient nnn die Photographie dazn jedes rafch Vorübereilende Vild bleibend zu fixieren. So ift auS der bisher geheimnisvollen fchwarzen Knnft ein allgemeines FördernngSmittel deS Verkehrs^ deS fozialen Lebens und der Wiffenfchaft geworden.

^I^t^rap^iS^ ^annendiId^

Einleitende. ^ntur^che ^nrbSlalfe. Orangefarben. ^ i f e u f ^ r b e n . ^ berliner ^ l u n dnrch ^ie^ach entdedit. ^lntlan^en^. ^ u u . ^lnnfanre. Olntlan^en^fubriliutwu. ^elbe^ nnd rate^ ^luUuugenfn^. ^arSleHnn^ de^ berliner ^lan. ^ C e i färben. blatte nnd Mennige. ^eiwei^. ^atlandi^e nnd dentfche S c h a d e leiner E r ^ n n g . ^r^ntitiel fnr du^ ^leiwei^. ^ h ^ ^ ^ ^ra^anre. ^ ^ ^ ^ ^ ^ gelb. ^ n p f e r f a r b e u . ^ritn^pan. ^eine ^arSteUuug iu ^ran^rei^. ^er^lan. Drewer ^lan. ^chtneinfnrler ^ n r ^ f f e . ^ r ^iwwber und feine Oereitnng. ^rnn n. f. w. ^ t z u n U e l dafür. ^^tnefelnteka^e ^ ^ntintan^innaber. ^ t r n n t a r i n ^ natnrlt^ nud lmuSUiche^ ^ e n i i l e nnd ^rwiu.^ ^ie ^ereitnn^ der Malerfarben. ^ e U f u r b e n . ^ie ^lei^iftfa^ti^.W

Wer wüßte nicht wieviel im Menschenleben ans die bloße Außenseite ankommt Welche Summe menschlicher Bestrebungen Sich rein auf die Oberfläche der Dinge bezieht! Demzufolge arbeitet auch eine vielartige Menge technischer Zweige lediglich ans den Schein, aus Farbe und Anstrich. Bedürfnis und Lurus, oder vielmehr ein angeborner Farbensinn ein besonderes Wohlgefallen an dieser oder jener Farbe führte den Menschen frühzeitig darauf, den Gegenständen feiner Umgebung durch Färben oder Bemalen eine andre, ihm Kesser behagende Außenseite zu geben, und wir finden Schon bei Sogenannten wilden Völkern vielfache Färbekünste in Anwendung. Die erste Anwendung der in der Natur Vorkommenden verschiedenfarbigen Erdarten Pflanzensäfte oder tierischer Produkte, wie B l u t Kalle, Sepia u. f. w., haben die Menschen wie es Scheint allerwärts in der Tättowierung gemacht Welche teils Schmuck, teils Waffe fein Sollte, teils das Vergnügen andrer an der eignen Gestalt, teils Furcht erwecken Sollte. Zum Teil auch erfetzte die Tättowierung die Kleidung, und es ist ganz naturgemäß, daß da, wo die natürlichste aller menschlichen Hüllen, die haut nicht mehr die einzige war, auch dasselbe Bestreben, durch Farben zu wirken sich auf die künstliche Oberfläche, das Kleid, erstrecken mußte. ^ ^n^ der ^rfiud^ r^. ^d. ^

^go^ieF a r b e n und chre Vereitnng.

Von der Anwendnng der Farbengebnng anf die Kleidnng haben die Färberknnfte ihren Ausgang genommen nnd die Zengfärberei mnß der Erfindnng der Weberei anf dem Fnße gefolgt fein. Deshalb finden wir anch fchon bei den alten Ägyptern nnd Phönikern bei Perfern nnd |ndiern die Farberei und felbft die Vnntfärberei nnter Anwendnng Von Veizen in VoUer AnSÜbnng^ alf noch die zeichnenden KÜnfte kaum geboren waren nnd die Malerei^ Wie die ägyptifchen Altertümer lehren Sich anf rohe UmrifSe befchränkte^ die dann dnrch AuSSärben mit eiuem einzigen flachen Tone lebhafter gemacht wnrden. I n diefer nrwüchfigen Malerei folgten den Ägyptern die Griechen. Sie malten lange mit den über* kommenen Vier Farben Rot ^elb^ Weiß nnd Schwarz; doch erblühte aUmählich bei ihnen nnd zwar fchon zu den Zeiten Alexanders deS Großen eine höhere Malerknnft in Welcher ein Zen^iS^ ApeUeS n. a. fich mit hochbewnnderten Schöpfnngen cherVorthaten. Der klare Himmel Griechenlands mnßte daS Wohlgefallen an heiteren Farben erhöhen nnd Ver* feinern und So Schmückten die Griechen anch daS Innere ihrer Tempel und Hallen bnnt anS (Polychromie)s und ebenfo färbten fie Gewänder und Schmuck ihrer Vildfänlen Für den Maler und Anftreicher bildete wohl überall daS Mineralreich den nrfprünglichen Farbekaften. Hier hat die Natur felbft Verschiedenes präpariert waS mit wenig Vorbereitung gebraucht werden kann und wenn diese natürlichen Farben im allgemeinen nicht fo briUant find^ Wie die Vegetabilifchen nnd künftlichen fo find fie dafür Weit dauer* hafter nnd echter. Einzelne folcher Naturprodukte ^ z. V. die fogenannte I^err^ äi Afphalt daS Ultramarin anf dem Lapis la^ult würden auch die beften unfrer hentigen Maler nngern miffen. Abgefehen Von Vermiedenen Weißftoffen geben die Volnf* nnd Ockerarten ein Sortiment Von V r a n n Rot und Gelt daS Sich dnrch Vrennen in Verfchiedenen Hitzegraden noch vervielfältigen läßt; in ihnen ift Eifeno^yd daS färbende Prinzip. Eine natürliche Verbindnng Von Eifeno^ydnl und Kiefelfänre iSt die Sogenannte (^rünerde; Phofphorfäure mit Eifen gibt nnter Umftänden blane Verbindnngen Vlanfpat nnd So finden anch die grünen und blanen Kupferfarben (in Malachit Knpferlafnr n. f. w.)^ daf Chromgelb S daS gelbe nnd rote Schwefelarfenik u. f. W. ihre Vorbilder iu mineralifchen Erzengniffen der Natur; Wo OueckfiIber nnd Schwefel sich zusammenfanden entftand natürlicher Zinnober^ ein fo hervorstechender Farbftoft daß er nicht lange unbemerkt bleiben konnte^ daher wir auch feiuen Ramen und Gebranch fchon in den älteften gerichtlichen Zeiten antreffen. S o bildet denn die Auffuchung^ ZnbereitUng nnd Verwendung färbender Mittel einen der älteften menfchlichen ArbeitSzWeige^ die fich gleichwohl jahrtansendelang in den Geleifen der bloßen Empirie bewegen mußte^ bif die wiffenfchaftliche Ehemie anch diefeS Gebiet mit ihrem Lichte beftrachlte. Aber zn Verachten find auch die Ergebniffe keinefwegS^ welche wir anS den Zeiten deS bloßen ErprobenS überkommen haben oder Zn denen auch der bloße Zufall freundlich Verhalt nne z. V. die Entdeckung def Berliner Vlan nnd deS Verhaltens deS ZinnfalzeS zur Kochenille. Finden wir felbft jetzt noch in der Farbentechnik manche alte Methoden nnd praktifchen Vorteile in Übung ^ und zum Teil fogar folche^ welche die cheoretifche Ehemie gar nicht hätte angeben können fo War ef doch n n r an der Hand der Wiffenfchaft möglich daß diese Indnftrie anf die Stnfe der Entwickelnng nnd Vielfeitigkeit fich emporschwingen konnte^ anf der wir fie hente erblicken nnd die nnS in Erftannen fetzt wenn wir fie mit dem Stande der Dinge noch Vor wenigen |ahrzehnten Vergleichen. Dnrch die nenere Ehemie wnrde eS zunächft möglich^ manche Von der Ratnr gebil* deten Farbenkörper kÜnftlich nachzubilden nnd fie dadurch fchönen maffenhafter nnd wohl* feiler zn gewinnen ^ wie beifpielfweife die Chromfarben nnd den Ziuuoben am fpäteften nnd znr großen Genugtuung endlich anch daf feltene nnd koftbare Ratnrerzengnif im Gebiete der E r d f a r b e n daf Ultramarin. Aber die Ehemie^ geftützt anf immer reichere Erfahrnngen trat mit der Zeit anch felbftändig fchaffend anf nnd fand nene Farbengnellen foznfagen in choffnnngflofen Steppen. DaS jüngfte nnd glänzendfte Beifpiel hiervon bilden die Teerfarben. Zn keiner Zeit übrigens waren die Veftrebnngen der Farbentechnik lebhafter nnd Vielfeitiger alf gerade jetzt. Vei allen fchon erreichten Erfolgen bleibt in diefem Gebiete beftändig zn wiinfchen übrig; die Mode fncht nene Nüaneen die Technik nach Methoden die Vorhandenen Farben reinen fenrigen danerhafter und wohlfeiler her* ZnfteHen nnd fie unfchädlicher zn machen indem fie diefelben Von den mineralifchen Giften

Die Fabrikation der Bronzefarben.

wie Arfenik e Kupfer^ Blei und Oueckfilber^ zu emanzipieren fncht. Leider ift man aber trotz aller Vemühungen noch nicht einmal dahin gelangt^ daS fo gefährliche ArfenikgrÜn ganz entbehrlich zu machen weil eben noch nichts gefnnden ift^ waS Sich in Schönheit der Farbe chm gleichstellen ließe. Die Herkunft und Natnr der färbenden Mittel wie chre Verwendung ift fo mannig* faltig nnd auseinander liegend ^ daß ihre Befprechung fich nicht ohne Zwang auf einen Punkt Vereinigen läßt^ Es erfchien daher fachgemäße^ die GlaS* und Schmelzfarben beim GlaSe Porzellan und Kobalt die Anilinfarben bei der Indnftrie der TeerStoSfe abznhandeln und diejenigen Substanzen und Mittel^ welche VorzngSweife der Färberei angehören^ diefem befonderen Kapitel^ daS in dem folgenden B a n d e feinen platz findet^ Vorzubehalten. ES bleiben mithin f ü r den gegenwartigen Abfchnitt die mineralifchen und fonftigen Trockenfärben übrig^ infoweit Sie Gegenstand einer befonderen Fabrikation Sind. Diefe Fabrikation kann fich auf HerSteUnng eigentümlicher Verbindnngen oder anch bloß auS Uberführung in diejenige Form beziehen^ welche einen natürlich Vorkommenden Körper zu einem Farbe* mittel werden läßt. Manche Metalle^ manche Kohle^ gewiSSe Erden und Erze ^e. können ohne weiteres als Farben dienen wenn Sie eine entsprechende Pulverifiernng erfahren haben und mit einem geeigneten Vindemittel Verfetzt worden find; andre Farbekörper müffen erft auf künftliche Weife hergefteUt werden und Verlangen außer jener mehr mechanifchen Bearbeitnng Vorher eine Erzengnng auf chemifchem Wege^ Die letzteren find für nnS die bei weitem inter* effanteren^ indeffen wollen wir die erstgenannten nicht ganz übergehen und WenigftenS den V r o n z e f a r b e n ^ welche der Hauptfache nach anS weiter nichts als auS überanS fein zer* teilten Metallen und Metalllegierungen beftehen^ einige Anfmerkfamkeit zuwenden. ^ie Fabrikation der ^rou^farben^ welche namentlich in M ü n c h e n Nürnberg nnd Fürth betrieben wird^ ift kanm hundert I a h r e alt^ wenn wir auch ihre erften Anfänge mit in Betracht ziehen. Tenn erft um die Mitte deS Vorigen Jahrhunderts Versuchte Andreas H u b e r t ein Manrer in Fürths die bei der Metallfchlägerei entftehenden Ab* fälle^ die Schawine^ welche man Vordem weggeworfen hatte^ zu fammeln und dnrch Ver* reiben auf einem Reibfteine zu einem VerkänSlichen Metallfarbpulver zu machen Die Ver* wendbarkeit deSfelben wurde erhöht als M a r t i n Holziuger^ ein Goldpapierfabrikant^ gelernt hatte^ dem MetallpnlVer dnrch Erhitzen Verfchiedene Anlanffarben zu geben aber immerhin blieb der Preis diefer Produkte ein fehr niedrige^ uud erSt allmählich nachdem man dahin gekommen wan alle Töne^ ausgenommen daS helle B l a n den Vronzefarben mitzuteilen Verbreitete fich die Anwendung derfelben. letzt hat die Fabrikation eine AnS* dehnnng genommen ^ welche allein in Bayern durchfchnittlich eine jährliche Prodnktion im Vetrage Von SaSt einer Million Mark hervorbringt^ Außerdem aber werden Vronzefarben anch in England häufig hergefteUt. Diefer Vermehrten Fabrikation nun liefern die Metall* Schlägereien in den unechten Abgängen begreifIicherWeife nicht mehr ein hinlängliches Material^ ES müffen Vielmehr die feinen Metallblättchen zum größten Teil eigens für die Bronze* färben bereitet werden und eS gefchieht dieS in der Regel nach dem gewöhnlichen Hand* verfahren der Metallfchlägerei. ES ift jedoch auch Mafchinenarbeit herangezogen worden^ und andre eigentümliche Vorfchläge erweifen Sich Vielleicht mit der Zeit noch praktifch genng^ daß die mühfame Schlägerei mit der Hand dadurch ÜberflÜffig wird. Schon 1 8 8 ^ ersand EhriSt ian Reich eine Mafchine für die Metallfchlägerei; eine andre nnd höchSt Scharffinnig auSgedachte Mafchine^ welche daS Wenden der Form felbft* chätig beforgte^ Stellte Lanter 1841 her^ welche wohl mehr Veachtung zu finden Verdient hätte. Tenn die Späteren^ denfelben Gedanken Verfolgenden Erfindungen (Leber in Fürths 1842; FaVrel in PariS^ 1855 n.f^w.) können keine großen Vorzüge für fich beanfprnchen. Dagegen werden für die Anforderungen der Bronzefarbenfabrikation die Jammer und Reibmafchinen welche I . BrandeiS in Fürth Anfangs der sechziger Iahre erfanden hat^ als ein wirklicher Fortschritt bezeichnet. S i e werden mit Dampf betrieben und beforgen alle Operationen^ welche fich anf die mechanifche Zerkleinerung deS Metalls beziehen. Diefelbe muß in einer ganz beftimmten A r t gefchehen. DaS Metall muß dabei immer einen blättchen* oder fchüppchenartigen Eharakter behalten^ wie ihn ungefähr der Glimmer anch in feinen kleinften Teilchen noch bewachrt^ fonft Verliert daS Pulver die Deckkraft.

^go

^ie F a r b e n und chre Vereitnng.

ES ift daher die wirkliche Schawine fur die feinften Farben immer daS befte Rohmaterial. ^ Man hat Verfucht daS MetaU durch Fräfen zu zerkleiuern und die fo erhalteuen feinen Späne durch nachherigeS Walzen anSznplatten nnd mit MetaUglanz zu verfehen (Werder); oder die gefchmolzene Legierung mittels der Zeutrifugalkraft zu zerteilen (Roftaing 1 8 ^ anch ein Amalgam^ unter Abfchluß der L u f t in einem Strome Von PetrolenmgaS zu er* hitzen nnd das Queckfilber daranS abzutreiben Wobei eine feine fchwammartige Maffe zurück* bleibt^ die fich im Achatmörfer zu metaUifch gläuzenden Vlättchen zerreiben läßt Ahnliche MetaUpnlVer hat man anch anf chemifchem Wege oder mit Hilfe deS galvanifchen StromeS erzengt^ und eS ift denkbar^ daß eine oder die andre Methode noch bernfen ift daS mecha* nifche Schlagen der Vlättchen für diefen Zweck zu verdrängen. Znr Zeit wird aber dieS immer noch faft anSfchließlich angewandt. Die Vlättchen oder die Schawine werden mittels einer Kratzbürfte dnrch ein Eifendrahtfieb gerieben mit Ol Verfetzt nnd anf einem Reibfteine oder in einer Reibmafchine noch weiter behandelt nnd endlich wird daS zarte Pnlver durch vorfichtigeS Erhitzen gefärbt indem fich feine Teilchen mit Anlauffarben überziehen. DaS Gelingen diefer letzten Operation hängt von großer Ubnng ^ Von dem Abpaffen deS richtigen Moments ab. | e nach der Rüanee^ die man herfteUen WiH^ gibt man anch der MetaUlegiernng eine besondere Znfammenfetznng; fo zeigten Violette nnd knpferrote Bronzen einen Knpfergehalt Von nahezn 9^ Prozent Orange 95 Prozent Hochgelb 81^ P r o z e n t Speißgelb 82^ Prozent; die fehlenden Pro* Zente find Zink^ Mit diefen Bronzen ift die Z i n n b r o n z e oder daSMnfiVgold nicht zn verwechfeln; fie ift eine chemifche Verbindnng (kriftaUifierteS Zinnbifulfid) und kann durch Sublimation von amorphem Zinnfnlfid (Schwefelzinn) oder eines GemifcheS Von Zinnamalgam (12 Zinn 0 Oneckfilber) mit Schwesel nnd Salmiak erhalten werden. | n den letzten Iahren ift jedoch diefe Art Bronze dnrch die fchönen metaUifchen Vronzen ganz verdrängt worden. Anßerdem gibt eS noch eine fehr fchöne Ehrombronze^ daS Violette Ehromchlorid^ fowie eine pfirfichblütfarbene Kobaltbronze^ deren allgemeinerer Anwendnng nnr der etwaS hohe Preis hindernd im Wege fteht; dagegen haben fich die W o l f r a m b r o n z e n in ver* fchiedenen Nüaneen im Handel eingeführt; fie befitzen einen fchönen goldgelben MetaU* glänz nnd beftechen ihrer chemifchen N a t n r nach anS Wolframfanren Wolframo^ydnatron* falzen. I h r e DarfteUnng befteht entweder darin daß man Zinn in gefchmolzeneS fanreS wolframfanreS Natron einträgt oder daß man fanreS wolframfaureS Natron in trockenem WasferftoffgaS erhitzt Welches letztere^ ebenfo wie daS Zinn den Zweck hat der Wolfram* fänre einen Teil ihres SanerftoffS zn entziehen fo daß Wolframo^yd entfteht Welches mit dem Ratron und der noch nnzersetzten Wolframfänre daS genannte Doppelfalz bildet Gehen wir jetzt zn den Farben Von mehr chemifchem Eharakter über. ^i^entarben. Man kann eS Von dem GefichtSpnnkte der Unschädlichkeit anS beklagen daß daS Eifen ^ das einzige nnferm Körper nicht fchädliche^ fondern Vielmehr znträgliche SchWermetaU^ zu dem Sortiment der Farben nicht mehr beiträgt als dieS der FaH ift I n den gelben und braunen Farben der Qcker bildet wie gefagt daS Eifen anf vermiedenen O^ydationSftufen daS färbende Prinzip^ die gelben laffen fich dnrch Brennen wobei daS Eifen fich höher oxydiert in Rot überführen nnd für die Ölmalerei haben einzelne diefer Ratnrprodnkte einige Vedentnng. DaS Eifeno^yd^ Wie eS z^ V. bei der Vereitnng ranchender Schwefelfänre abfäUt bildet ein braunrote^ für gewöhnliche Anftriche fehr dienliches Pulver (Kolkothar). Bei hohem Hitzegrad geht die Farbe diefeS O^ydS immer mehr iu Violett über^ eine Nüanee^ die fonft bei Mineralftoffen nicht felbständig e^iftiert fondern erft dnrch Mifchnng erzengt werden mnß. ES ftechen aber derartige Farbenpräparate nnr in nnter* geordneter AnwendnUg^ und fo bleibt alS einziger WertVoUer Farbftoft den das Eifen in Verbindnng mit einem andern Stoffe liefert daS Verliner V l a n deffen Entdeckung einem bloßen Zufaüe zu verdanken ift der f ü r die Wiffenfchaft um fo wichtiger Wnrde^ als fich daran die Bekanntfchaft mit dem fo merkwürdigen Eyan und damit die Eröffnnng eineS neuen wichtigen Gebiets der Ehemie knüpfte. berliner ^lan^ Es war im I a h r e 1 ^ 0 4 oder 170^ als der Berliner Farbenfabrikant TieSbach durch Znfammenbringen eineS KocheniUeabfndeS mit Alaun uud Eifeuvitriol Floreutiner Lack bereiten wollte ^ und dazu ^ali benntzte^ über welches der Alchimift

Verlirrer B l a u .

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D i p pel Vorcher daS nach chm benannte tierifche Ol deftilliert hatte. DaS Tippelfche 01^ daS jener auS eingetrocknetem Vlut durch trockene Destillation g e w a n n daS aber ebenfo auS Fleifch^ H o r n Knochen ^olle^ Leder und andern tierischen Stoffen erhalten Wird^ bildet ein Gemifch Von ammoniakalifchen und brenzlich öligen DeStiUationSprodukten und enchalt^ WaS hier wesentlich ift^ neben Kohlenftoff einen reichlichen Anteil an Stickftoff. DieSbach erhielt n u n als er mit diefem Kali arbeitete^ zu feiner VerWundernng ftatt eineS roten RiederfchlagS Von Kochenillelack einen folchen Von ganz entfchieden blauer Rüanee. Nach einer andern LeSart habe er die Kalilofung^ als zu unrein gleich weggefchüttet und zwar an eine Stelle feines H^seS^ wo Vorher Eifenvitriollöfung hingekommmen war^ fo daß fich nun die PSlafterfteine in fchöner blauer Färbnng gezeigt hätten. So oder so brachte alfo der Zufall zum erftenmol daS merkwürdige Vlau zu Tage^ daS fich fo leicht und ficher bildet ^ wo die Elemente dazu^ auch Verfteckt unter andern D i n g e n zufammen* kommen. Dippel fah in dieSer ErScheinnng eine eigentümliche Wirkung deS VlnteS und VereinSachte daS Experiment bald dahin daß er Vlut mit PottaSche glühte und den AnSzug auS der erhaltenen Maffe^ Blutlauge genannt^ mit EiSenVitriollöSnng mifchte. Die Ent* decker behielten daS Rezept der Verliner Blanbereitnng Sür Sich bis ein Engländer^ Wood* word^ der Sache auS die Spur kam und 1 ^ 4 daS Geheimnis bekannt machte. permit war jedoch die chemische VeSchaSfenheit deS S t o f f s noch nicht enchüHt^ und dies ging anch bei dem damaligen Stande der Wisfenfchaft nicht So rafch^ indeffen wurde die Löfnng der Frage eine der Hauptaufgaben der Ehemiker. Daß daS Vlnt durch andre animalifche Stoffe Vertreten werden können wurde zuerSt nachgewiefen; 1752 lieferte M a e gu er einen wertvollen Veitrag zur näheren Erkenntnis^ indem er fand^ daß daS Vlau durch Kochen mit Kali zerftört wird^ daß fich dabei Eifeno^yd abfcheidet und die überftehende FlüfSigkeit wieder Vlntlauge iSt. Hiermit War ihm zugleich die Möglichkeit ge* geben daS darin enthaltene Salz ^ daS B l n t l a n g e n f a l Z e ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ rem darzustellen. Aber noch nnmer waren Blutlangenfalz und Verliner B l a u undefinierte Körper^ und erft die Arbeiten vieler und der nanchafteften Ehemiker konnten allmählich Licht in die Sache bringen.. S c h e e l e entdeckte 1782 die Vlanfänre^ die Sich auS dem VlutlaugenSalz gewinnen läßt^ nnd 1 8 1 5 Gay-LuSfae daS E y a n Die Entdeckungen gingen regelrecht nach rückwärts ^ Vom Zuf ammengefetzten zum Einfachen denn im Eyan haben wir die Wurzel nicht nur deS Verliner V l a n fondern einer ganzen Reihe andrer chemifcher Produkte^ ja den Grundftein eines wichtigen Teils der ganzen Ehemie. Kohlenftoff und Stickstoff^ die zwei vornehmften Bestandteile unSrer Nahrung^ unSreS eignen Körpers^ geben in einer^ frei in der N a t n r allerdings nicht Vorkommenden Paarnng^ im Gewichtsverhältnis Von : 14^ jenen gaSSörmigen farblofeu höchft giStigen Swff Eyan der in einigen Verbindungen ^Blaufaure^ Eyankalium^ feine Giftigkeit eher noch fteigert^ in andern dagegen wie eben im Blntlangenfalz nnd Berliner V l a n Wieder Verloren hat. DaS E^an ift noch beSonderS merkwürdig dadurch ^ daß eS Sich in den Verbindnngen die eS eingeh^ trotz Seiner ^weiftoffigkeit ganz wie ein einfaches Element verhalt^ nnd zwar ein folcheS^ welches feine Stelle nnter den fogenannten Haloiden oder Salzbildnern Ehlor^ lode Brom u. f. w.^ finden würde. Ganz analog diefen bildet auch daS Eyan mit andern Elementen Paarungen in zweierlei Verhältnis als E^anüre nnd Eyanide. Beide Ver* bindnngSklafsen deS EyanS haben aber eine ftarke Neigung^ fich nntereinander wieder zu paaren nnd DoppeleyanVerbindungen zu bilden. AuS folcher elementarifchen Onadrnpel* allianz befteht das Vlntlangenfalz^ Kalium *Eifeneyanür; Eyankalium nnd Eifene^anür find darin zu einem nenen Körper miteinander Verbunden. DaS Blutlaugenfalz ^ deffen Vereitung f ü r die technifche Ehemie eine fehr intereffante Aufgabe Von jeher gewefen ift^ tritt in feiner gewöhnlichen Form als ein S a l z Von fchon gelber F a r b e und in großen tafel* artigen KriftaUen (f. Fig^ 450) ausgebildet auf^ die beim Erhitzen unter Verlnft Von Kriftall* waffer weiß werden und zerfallen. DaS E y a n entfteht nichts Wenn bloß Kohlenftoff- und ftickstofchaltige Körper miteinander erhitzt werden oder eS zerfetzt fich in solchem Falle gleich wieder^ fobald eS gebildet war; find jedoch Alkalien mit zugegen fo Verbindet eS fich mit diefen und hat nnn Stütze und Halt gewonnen. Bei der DeftiUation Von Steinkohlen

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^ie Farben nnd ihre Vereitnng.

alfo bei der GaSbereitnng^ bildet fich anch etwaS Eyan als Rebenprodnkt welches an einem Teile deS gleichzeitig mit entftehenden Ammoniaks Veftand findet; beide geben znfammen Eyanammoniunr^ welches freilich nnr als eine anS dem Gafe zu entfernende Veruureiuignng angefehen wird. Wenn man Eyan abfichtlich darfteUt mnß man es ftetS^ an Kalinm binden. ^ie Fabrikation ^ ^lutlangenSal^e^ bedarf demnach folgender Rohmaterialien: 1) ftidftoffhaltige organifche Subftanzen^ 2) Kalifa^ am zweckmäßigften Pottafche^ nnd 8) Eifen^ entweder als gediegenes MetaU oder im O^ydznftande. Von diefen dreien ift die Rnbrik Rr. 1 eine fehr viel nmf äffende^ und eS ftreift für den Nichtkenner an das Spaß^ hafte ^ ^n erfahren^ waS aUeS zur Vereitung von Vlntlangenfalz gebraucht werden kann und auch gebraucht wird. Da find Blut^ aUerhand Abgänge Von Horn*^ Haar*^ Leder* arbeiten Fleifch- und WoUabfäUe^ WoUene nnd seidene Lnmpen alteS Schnhwert Federn Därme^ Horner und Klanen getrocknete Fifche^ gefammelte Maikäfer; felbft Pilze kommen wegen ihreS reichlichen StidftoffgehaltS mitunter zur Verwendung. Aber fo Verfchiedenartig die orgauifchen Rohftoffe anch erfcheinen mögen fo werden fie doch durch Hitze aUe auf einen fehr gleichartigen ^nftand gebracht; fie Verwandeln fich in eine blafige Köchle^ Schlechthin Tierkohle genannt die neben andern Eigenschaften fich durch einen Stickftoffgechalt Von Prozent von der gewöhnlichen Kohle unterfcheidet nnd dadurch eben fich zur Fabrikation Von Blutlaugenfalz geeignet zeigt. Einzelne Fabriten beginnen denn auch den Gang der Arbeit mit diefer Erzeugung Von Tierkohle mittels trodener DeftiUation anS eifernen Retorten wobei natürlich die flüchtig Werdenden Stoffe^ die namentlich einen ftarken Anteil kohlenfanreS Ammoniak enthalten in gekühlten Vor* lagen anfgefangen und befonderS zu Gute gemacht Werden. Ein ziemlicher Teil der FabrikationSkoften wird dadnrch gedeckt. Während man in diefem Falle die erhaltene Tierkohle mit Pottafche mengt nnd das Gemenge in die nnn folgende Schmelzarbeit nimmt mifchen andre Fabriken gleich die Rochftoffe^ wie fie find^ nnVerkohlt mit der Pottafche nnd gelangen fo mit e i n e r Fenernng zur Schmelzung. Zu dem Schmelzfatz gehört Wie fchon erwähnt^ Eifen welches entweder als Eifenfeile oder als Hammerfchlag beigegeben werden mnß^ damit nicht die eifernen Schmelzgefäße zerfreffen werden. Vei ^der Berarbeitnng der Rohftoffe gehen aUe Methoden daranf hinanS^ daß daS Gemifch fchließlich bis znm lebhaften Glichen erhitzt nnd während diefeS Glühens nnter möglichftem Abfchlnß der atmofphärifchen Lnft öfter nmgerührt werde. Die Abhaltnng der Lnft ist nötig ^ weil der Sanerftoff derfelben die glühende Maffe znm Teil oxydieren nnd dadnrch eyanfanreS Kali anftatt Eyankalinm entftehen würde. M a n Schmitt gewöhnlich in eifernen Keffeln^ welche in die Sohle der Flammöfen eingelaffen find^ fo daß man erft mit Pottafche befchickt nnd wenn diefe in Fluß geraten i f t die tierifche Kohle einträgt. I n Wechfelwirkung treten dabei kohlenfanreS nnd fchwefelfaureS K a l t ftickftoffhaltige Kohle und Eifen. DaS Alkali Verliert zuerft seinen Sanerftoff an die Köchle^ eS entfteht nnd ent* weicht Kohleno^ydgaS^ dagegen bleiben Kalinm nnd Schwefelkalium. Der Kohlenftoff nnd der Stickftoff der Tierkohlen treten zu Eyan zufammen welches fich mit dem frifch gebildeten Kalinm f of ort zu Eyankalinm verbindet; auch daS Kalinm gibt feine Verbindnng mit dem Schwefel anf nnd zieht die deS EyanS Vor^ Während der Schwefel feinerfeitS fich mit dem Eifen zu Schwefeleifen paart. Die Schmede enthält alfo nicht wie früher geglaubt wnrde e fchon fertiges Vlntlangenfalz ^ fondern hanptsächlich Eyankalinm^ Vermifcht mit etwaS Schwefeleifen. Daneben findet fich gewöhnlich noch etwaS nuzerfetzte Kohle und ein Teil nnverändert gebliebener Pottafche^ welche letztere dnrch Eindampfen der Mntterlange Znrüdgewonnen ( B l a u k a l i oder V l a n f a l z ) uud wieder in den Betrieb gegeben wird. Die gefchmolzene nnd erkaltete Schmelze wird nnnmehr zuerft klein gefchlagen nnd mit Waffer behandelt. Dabei gefchieht die Bildnng deS VlntlangenfalzeS^ indem erft nnter Einwirknng der Feuchtigkeit daS Eifen in die Verbindnng mit Eyan und Kalinm eingeht welche eineS beftimmten WaffergehaltS zu ihrem Veftehen notwendig bedarf. Haben fich die löslichen Beftandteile fämtlich gelöft^ die unlöslichen nach einigen Standen Ruhe zu Voden gefetzt^ fo zieht man die klare Lange (Vlntlange) Von dem anS Kohle^ Eifen Afchenbeftandteilen n f. w. beftehendeu Bodenfatze ab. Sie ift fchmutziggelb nnd kommt Znnächft wieder in flache eiferne Abdampfpfannen in welchen fie rafch fo lange erhitzt nnd eingedampft wird^ bis der KriftaUifationSpnnkt erreicht ift nämlich 82 Grad der Vanm^fchen

Die Fabrikation deS V l u t l a u g e n f a l ^ ^

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Senkwage. Dann gibt man fie noch heiß in die KriftaUifationSgefäße. WaS hier während deS ErkaltenS anfchießt ift ein noch ziemlich unreines Prodnkt^ daS R o h f a l z ; man dampSt die abgegoSSene Mutterlange noch Weiter^ bis zu 40 Grad^ ein und erhält ein noch nn* reineres zweites Produkt daS Schmierfatz; die übrige Mntterlauge läßt dann beim Ein* dampSen bis zur Trockne daf fchon erwähnte Blaufalz ^nrÜd^ Die jetzt Solgenden Arbeiten haben die Reinigung der Produkte zum Zwed. Dnrch Anflöfen deS SchmierfalzeS in wenig heißem Waffen Abklären uud KriStaUifiereu erhält man eine Ware^ die dem Rohfalze auS der erSten KriftaHifation ziemlich gleich ift; man thut daher in der Regel beides znfammeu^ Iöft wiederholt in heißem WaSfen klärt durch Stehenlaffen nnd Filtrieren^ erhitzt die Lauge nochmals nnd läßt fie in großen Gefäßen möglichst langfam erkalten^ um recht große Kristalle zu erhalten. Z u r Beförderung der KriftaUifation hängt man in die KriftaUiSierbottiche Vindfäden ein^ an deren Ende ein kleiner KriftaU Von Blntlangenfalz beseftigt iSt; er bildet den AnSgangSpnnkt für die an* fchießenden KriftaUe^ welche fich Vergrößern ^ fowie die Abkühlung der Löfnng nnd die Verdnnftnng derfelben Vorfchreitet. Nach 1 0 — Tagen ift daS Wachfen der KriftaUe beendet; die Wände deS Bottichs find mit einer prachtvollen gelben KriftaUkrufte belegt. DieS ift daS gelbe Blutlaugenfalz deS Handels ^ daS den meiften Lefern auS den Schau* fenftern der Drognerchandlnngen oder Von den InduftrieauSfteUuugen^ wenigftenS dem AuS* sehen nach bekannt fein wird. DaS Blutlaugenfalz ist derjenige Körper ^ anS welchem aUe in der Wiffenfchaft oder Technik zur Verwendung kommenden EyanVerbindnngen abgeleitet werden. Selbft daS ein* fächere EyankaIinm^ welches in der GaIVanoplaftit znw Vergolden nnd Verfilbern foviel gebrancht wird^ wird anS dem fertigen Blntlangenfalz bereitet. Anßerdem aber findet daS letztere anch noch mancherlei Verwendnngen als folcheS. ES dient z^ B . zum oberflächlichen Verftählen Von Eifen (Einfatzhärtnngt zur Bereitung gewiffer Zündholzmaffen und anch einige Rezepte Sür SchießpnlVer enthalten Blntlangenfalz als hauptsächlichen Veftandteil (weißeS oder BraeonnotfcheS S c h i e ß p u l v e r ) . Znr Vereitnng der B l a n f ä n r e Ver* wendet man eS ebenfalls ^ indem man die wäSSerige Löfnng deSfelben in Verbindnng mit Schwefelfänre deftiUiert. Da die Schwefelfänre fich mit dem EiSen deS Salzes Verbinden wilt mnß dieSeS Sich erft anS KoSten deS WaSSerS oxydieren wodurch Wafferftoff frei wird^ der fich im Entstehen mit dem ebenfalls frei werdenden E^an Verbindet. EyanwafferftoSf aber iSt BlanSänre^ im waSferfreien Zustande eine farblofe^ Schon bei ^7° fiedende Flüffigkeit die anch in ihrer Verdünnung mit Waffer noch höchst giftig wirkt. Intereffant ift eS^ daß diefe Blanfänre anch entfteht Wenn Waffer anf zerkleinerte bittere Mandeln Aprikofen* und Pfirfichkerne einwirkt worüber anSfÜhrlicher im SünSten Vande berichtet werden foU. Eine HanptVerwendnng findet daS gelbe VlntlangenfaIz fowie daS anS diefem. dargeftellte rote Blntlangenfalz in der Färberei zur ^erfteHnng gewiffer blaner Farben* nÜaneen (Sächfifchblan Kaliblan U. f. w.). Somit wären wir bei den blanen ZerfetznngSprodnkten deS VlntlangenfalzeS angelangt in welchen eben deffen hanptfächliche technische Wichtigkeit liegt. Dnrch Vermifchen Von VlntlangenfaIz* und Eifenlöfnngen entstehen blane Riederfchläge^ die aber nach Umftänden in ihrer chemifchen Zufammenfetznng Verfchieden fein können. DiefeS Verhalten deS SalzeS befchränkt fich nicht anf daS Eifen aUein fondern die meiften übrigen Metalle geben eben* falls Riederfchläge^ die aber anders gefärbt find^ namentlich Weiß^ rotbrann gelbgrün nnd deren FarbenSortiment noch Vermehrt wird dnrch daS gleich zu besprechende rote Vlnt* langenfalz^ welches meiftenS andre Farbentöne gibt. Dnrch diefe Eigenschaft wird daS Vlntlangensalz für die analytifche Ehemie ein wichtiges ReagenS^nr Unterfcheidnng der Metalle. Dnrch HeranSnahme Von ein Viertel deS im gelben Vlntlangensalz enthaltenen Ka* liumS^ deffen Echangehalt an daS Eifeneyanür übergeht nnd daSfelbe in Eifeneyanid Ver* wandelt wird daS gelbe in roteS Blntlangenfalz Verwandelt anS KalinmeifeneyanÜr wird Kalinmeifeneyanid^ oden nm die jetzt gebränchliche Ramengebnng zu gebrauchen auS Ferroeyankalinm wird Ferrideyankalinm. DaS Mittel zu diefer Umwandlung befteht in einer Durchleitung Von EhlorgaS dnrch eine heiße Anflöfnng deS gelben SalzeS. DaS Ehlor entzieht dem Salz Kalinm nnd bildet damit Ehlorkalium^ während die übrig bleibenden Bestandteile fich nunmehr anders ordnen nnd daS nene Salz bilden. DaSfelbe

^go

^ie F a r b e n und chre Vereitnng.

wird häufig zum WoUefärben nnd im Zeugdrnck gebraucht und man verendet entweder gleich die Löfung^ die wir eben entftehen fahen Samt ihrem unschädlichen KehaU an Ehlorkalium^ oder man dampSt eS ein und läßt daS rote Salz auSkriftaUifieren wobei danndaS Ehlorkalium als Viel leichter lösliches S a l z in der Mutterlauge bleibt; auch fteUt man daS feingepnlVerte S a l z in Kammern in dünnen Schichten anS und leitet EhlorgaS zu^ welches vou dem Pulver aufgesogen wird und in denselben die nämliche Verändernng bewirkt wie in der wäSSerigen LöSuug. DaS Pulver^ ebenSaUS mit dem Gehalt an Ehlorkalinm^ geht nnter dem Namen Vlanpnlver in den Handel. DaS neuere Verfahren befteht in der Vehandlnng deS gelben SalzeS mit manganSanrem Varyt. DaS rote BlutlaugenSalz kann bei einiger Vorficht in fchÖnen langen rnbinroten KriftaUen erhalten werden; gewöhnlich triSft man es in warzigen^ blnmenkohlartigen Maffen an. ES hat die Eigentümlichkeit^ daß es mit Eifeno^ydlöfnng keinen Niederschlag nnd keine blaue Färbnng gibt Nicht als ob keine Zersetzung ftattfände^ aber die dabei entsenden Verbindungen find fämtlich in Waffer löslich und fcheiden sich deshalb nicht Wie das Berliner Blau in fefter Form anS. Wir können jedoch mit Hilfe des roten Vlnt* laugenfalzeS ebenfaUS einen blauen Niederfchlag in Eifenlöfung erzeugen Wie mit gelben^ Wenn Wir bei dem erfteren Eifeno^ydullöfuug anwenden. DaS Verhalten der beiden Vlut* laugenfalze gegen Eifenlöfungen ift alfo kurz zufammengeftellt folgendes: Gelbes Blutlangenfalz gibt mit Eifeno^ydnllöfungen einen hellblanen Niederschlag^ der an der Lnft nach und nach dunkelblau wird (bei ganz abgehaltener Luft würde der* felbe weiß erscheinen); mit EiSeno^ydSalzlöSungen entsteht dagegen fofort ein dnnkelblauer Niederschlag^ RoteS VlutlaugenSalz gibt mit EiSeno^ydnlSalzlöSnngen einen dunkelblauen Niederschlag^ mit Eifeno^ydfalzlöfungen gar keinen Niederfchlag^ fondern nnr eine dunkelbraune Färbung. Der im erften Falle entftehende bei Luftabfchluß weiße Niederfchlag ift Einfacheyaneifen oder Eifene^anür^ die dunkelblauen Niederfchläge find Verbindungen Von Einfacheyaneisen mit Anderchalbeyaneifen in Vermiedenen Verchältniffen^ alfo Eifene^anür* eyanid. Ebenfo wie die Sauerftofffalze deS EifenS Verhalten fich hierbei anch die beiden EhlorVerbindnngen deSfelben. Die Verfchiedenheit der Zufammenfetzung der beiden dunkel* blanen Niederschläge gibt Sich auch durch eine geringe Verschiedenheit in der Nüanee deS Vlau zu erkennen und wird die auS gelbem VlntlaugenSalz mittels Eifeno^ydfalzen er* haltcne blaue Farbe Berliner B l a u genannt während die anS rotem BlntlaugenSalz mit Eifeno^ydulfalzen gewounene als T n r n b n l l S Blan oder P a r i S e r B l a n bezeichnet wird. Wendet man bei der Bereitnng dieSer Farben einen Uberschuß der Blntlangenfalze an So entftehen Niederschläge^ die Sich beim Ans WaSchen mit Waffer nach uud uach wieder mit blauer Farbe lösen; eS iSt dieS daS Sogenannte lösliche B e r l i n e r Blau; durch ZuSatz eiuer Eifeno^ydnlfalzlöfnng zu dieSer blauen FlüSSigkeit entfteht aber wieder unlösliches TnrnbnUS B l a u . Zur HerfteUung gewöhnlicher Ware Verwendet man immer daS billigere gelbe Vlntlaugeufalz nnd EifenVitriol^ wöbet wie fchon erwähnt^ anfangs ein beinahe weißer Niederfchlag entsteht Schon beim AuSrühren nimmt aber tiefer Niederschlag Ver* möge der im Waffer enthaltenen Luft eiue grane oder Schmutzig blaue Färbung a n nnd einige Zeit der Einwirknng deS atmosphärischen SanerStoffS uuter öfterem Umrühren anS* gefetzt geht er VöUig in fchöneS Blau über^ indem ein Teil deS EifeneyanÜrS fich dnrch Sanerftoffaufuachme in Eifeno^yd Verwandelt dafür aber feinen Eyangehalt abgibt uud eine entfprechende Menge Eifeneyanür in Eifeneyanid Verwandelt. Zu gewiffen Zwecken befonderS zur Erzeugung eiueS guten GrünS^ durch Zumifchung deS BlauS zu Chromgelb^ ift eS nnerläßlich^ Von der Erzengnng deS rein weißen NiederfchlagS auszugehen. TaS durch bloße Luftwirkuug gebläute Produkt löft fich in reinem Waffen waS für die gewöhnlichen FäUe unerwüufcht ift. Unlöslich aber wird daSfelbe durch Auweuduug oxydierender Mittet welche zugleich die Bläuung fchr rafch bewirken. Solche Mittel Sind Salpeterfäure^ chrom* faureS Kali und Ehlor. Neuerdings chat die O^ydierung deS weißen NiederfchlagS dnrch Ehlor Viel Aufnahme gefunden. Der schöne blane Farbftoff deS Berliner BlauS wird Von Sänren nicht zerStört wohl aber — uud daS ift feine fchwache Seite ^ Von ätzenden Alkalien kann daher anch anf frifche Kalkwände nicht gebracht werden da er dnrch anS* gefchiedeneS Eifeno^yd fich in fchmutzigeS Brann verwandeln Würde. Durch Kleefäurc wird er auSgelöft und dieSe LöSuug bildet die gebräuchlichste blane Tinte.

Bleifarben.

OOl

ES ift felbftverftändlich daß die zur Erzeugung fchöner Farbentöne gebranchten Snb* ftanzen von der höchften Reinheit^ namentlich frei von andern MetaUen fein müffen. Da sich bei der DarfteUnng anS EifenVitriol durch die nachherige O^ydierung Eifeno^yd bildet welches die Farbe beeinträchtigt fo zieht man diefeS dnrch anflösende Säuren^ Schwefel* oder Salzfänre^ aus. Für geringere Farbeu nimmt man eS freilich nicht fo ängftlich fncht wohl anch dnrch Zufatz von andern Veftandteilen die Maffe deS FarbftosfS noch zn ver* mehren. M a n Vermifcht zn diefem Zwecke z^ B. die Eifenlöfnng mit Alaun der durch kohlenfanreS Natron zerfetzt Wird nnd Thonerde abfcheidet Dnrch Zumifchuug vou größeren Mengen Thouerde wird die Farbe natürlich heller. Andre gebräuchliche Zufätze fiud Varytweiß^ PorzeUanthon Zinkweiß^ Magnefia^ Kreide^ Stärke n. dergl. Diefe helleren nnd wohlfeileren Sorten heißen gewöhnlich M i n e r a l b l a n . Der auf die eine oder andre Art erhaltene Niederfchlag wird zuuächft mit vielem kalten Waffer anSgewafchen die etwa beliebten Znfätze darnnter gemifcht die Maffe dann anf dem Filter und weiter dnrch Preffen entwäffert in noch feuchtem Zuftande iu Täfelchen gefchnitten und diefe an der Lnft oder in gelinder Wärme voUendS getrocknet Ift die Masfe einmal trocken fo läßt fie fich nur fchwer wieder in denZuftand f einfter Zerteilnng bringen in welchem fie anS der Löfung auSfäUt; daher zieht man eS öfter vor^ fie in fenchtem Teigzuftande (cu p^te) zu belaffen und fo in den Handel zu geben. DaS Verliner Vlan wird weniger in der Ölmalerei ^ als zu Waffer* nnd Leimfarbe benntzt Es ver* arbeitet fich beguem und deckt gut. I n der Tapetenfabrikation dient eS auch als Drnckfarbe. Uber feine Anwendnng in der F a r b e r e i enthält der betreffende Abfchnitt daS Nähere. Anßerdem hat daS Berliner Vlan noch einen Wert als Beftandteil einer der gebräuchlichen grünen Farben deS fogenannten grünen Z i n n o b e r s . ES befteht diefer auS einer wechanifchen Mifchnng Von Berliner Vlan nnd Ehromgelb. Beide Pulver werdeu iu Waffer znfammengerührt und dann anf einer Farbmühle möglichft innig vermifcht. I n einer eifernen Schale über offenem Feuer bis znm angehenden Glühen erhitzt ZerfäHt daS Berliner Vlan nnd ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ färbt fich brann. DiefeS Prodnkt liefert nach feiner Pnlverifiernng dem M a l e r ebenfaUS eine fchöne nnd Vielfach verwendbare Farbe. ^lei^arben. Wie nnter den MetaUen daS Blei zu den älteften Bekannten deS Menfchen gehört fo find auch verfchiedene nnfrer Bleipräparate von fehr altem Herkommen. Schon plininS und VitruViuS besprechen daS Bleiweiß als Farbftoff nnd befchreiben feine HerfteUnng anS Vlei mittels Effig; die Araber zu Gebers Zeit (8. Iahrhnndert) kannten anßerdem daS Vleiaeetat oder effigfanre Vleio^yd (VI ei Zucker^ daS gelbe und rote Bleio^yd (Maffieot und Mennige)^ und eS wnrden diefe Stoffe damals fchon zu denfelben Zwecken wie heute beuutzt. Von der Mennige (nuniuru) erhielten die Schriftmaler^ welche in alten Zeiten fich mit der HerfteUnng der bnnt anSgezierten handfchriftlichen Vücher befchäftigten den Ramen Miniatoren und eben daher rührt der AnSdrnck Miniatnrmalerei. WaS eS aber mit der Verwandlung deS VleieS je nach Umftänden in gelbes^ roteS und weißeS Pulver für eine VewandtniS habe^ darüber konnte fich die alte Ehemie nnr fehr ungenane VorfteUnngen machen; noch im 18. Iahrhnndert war man der Anficht daß daS Bleiweiß anS Vlei uud Effig beftehe. Nach der Eutdeckuug deS SanerftoffS freilich war auch die Ehemie deS BleieS eine leicht Verftändliche. Danach gibt eS einSnbo^yd mit dem geringften Saner* ftoffgehalt ein O^yd^ die nnS fchon bekannte Glätte; daSfelbe O^yd in andrer Vereitnng^ so daß eS Vor dem Schmelzen bewahrt wurde^ als Bleigelb oder M a f f i e o t femer ein branneS S u p e r o ^ y d m i t doppelt fo viel Sauerftoff als daS O^yd^ und eine Zwifchenftnfe Zwifchen beiden^ oder eine Verbindung derfelben miteinander^ die M e n n i g e . DaS als Nengelb^ KönigSgelb^ M a f f i e o t imHandel Vorkommende Bleio^yd ift gleich andern gelben Mineralfarben jetzt fehr in den Hintergruud getreteu Vor dem domi* nierenden Ehromgelb^ anf welches wir noch zu fprechen kommen. Ein fchöneS^ aber nicht wohlfeiles Maffieot Wird erhalten wenn man fchon fertiges Bleiweiß einer mäßigen Hitze anSfetzt Welche die Kohlenfänre nnd das Waffer austreibt^ Wobei die weiße Farbe Ver* fchwindet und gelbes Bleio^yd erhalten wird. Tnrch fortgefetzteS Erwitzen geht daS gelbe

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^ie Farben und ihre Bereitung.

Vleio^d infolge weiterer Sanerftoffaufnachme anS der Lnft in roteS üben und eS ift daher thunlich daß man in demfelben Ofen und gleichzeitig an einer kühleren Stelle Maffieot er* Zeugt daS dann an einer heißeren in Mennige übergeführt wird. DaS Mennigbrennen erfordert Anfmerkfamkeit nnd Einficht; die Schönheit nnd Intensität der Farbe hängt fowohl Von der Reinheit deS Materials als Von der Führung und Daner deS VrennenS ab. Wie man dnrch Erhitzen Von feinem Bleiweiß daS fchönfte MaSSieot erhält fo gibt diefeS dnrch weiteres Brennen auch die fchönSte Mennige. Diefe feinSte Ware heißt Parifer Rot nnd dient wegen ihres höheren PreiSeS nnr als Malerfarbe. Ift fomit an und für sich daS Bleio^yd als gelber FarbStoSf Schon Verwendbar^ fo wird eS noch nntzbarer dnrch feine Verbindungen^ von denen einige^ wie daS fchon genannte chromfanre Bleio^yd (Vleichromat) Sich dnrch Schöne gelbe Farbentöne auszeichnen. Der Olmaler kann daS Ehromgelb nicht branches weil eS mit leicht zerfetzbaren organischen StofSen zufammengemifcht brauu wird; er bevorzugt dagegen daS Neapelgelb wegen feiner Farbenfchönheit nnd Beftäudigkeit DiefeS befteht Seiner Ratnr nach anS antimonfaurem Bleio^yd nnd kann anf Verschiedenen Wegen hergeSteUt werden am beften So^ daß man BrechweinStein falpeterfanreS Vleio^yd nnd Kochfalz zufammenfchmilzt nnd die Schmelze mit Waffer behandelt welches die loslichen Salze wegnimmt und daS Gelb als ein feines Pulver sallen läßt. Durch Oxydieren Von antimouhaltigem Vlei im Flamm* ofen blühen deS O^ydS mit Kochfalz und AnSWafchen der Maffe mit Waffer erhält man daS Reapelgelb ebenfalls. Einige andre gelbe Vleisarben (englisches oder Patentgelb^ Kaffeler G e l b ) beftehen anS bafifchem Ehlorblet d.h. EhlorbIei in Verbinduug mit mehr oder weniger Bleio^yd. Werden diefe urfprüngIich weißen Verbindnngen erhitzt fo wird daS Hhdratwaffer anSgetrieben nnd die Maffe erfcheint in fchönem Gelb. ^leiwei^. Die nnlöSlichen BleifaIze^ welche allein als Farbenkörper in Vetracht kommen können bilden fomeit nicht etwa ein färbendes Prinzip in der Sänre liegt stets weiße Körper^ ochne jedoch aUe als Bleiweiß dienen zu können denn fie entfprechen nicht durchgängig dem technifchen Erfordernis^ fich gnt ftreichen zu laffen uud gut zn deden d. h. einen VoUftändig undnrchfichtigen Uberzug zn bilden. Schon daS O^yd deS VleieS als H y d r a t d. ch. mit Waffer Verbnnden wie eS anS Vleifalzlöfnngen dnrch Alkalien niedergefchlagen wird^ ift zwar Weiß^ aber nicht branchbar. DaSfelbe gilt Von demEhlor* blei. TaS eigentliche und fchon Von alters her bekannte Vleiweiß ift daS bafiSch kohlen* fanre V l e i o ^ y d oder bafifche B I e i k a r b o n a t Gießt man die Löfnng eineS BleifalzeS^ z. V. Vleizucker (effigfaureS Vleio^d)^ nnd die Löfnng eines kohlenfanren SalzeS^ z . B . S o d n znfammen fo Scheidet Sich daS Bleiweiß auS^ während ein nengebildeteS SaIz^ im Vorliegenden Falle effigfaureS Ratron inLofuug bleibt Vei der Bereitung im großen jedoch arbeitet man ökonomischer uud fn daß kein ^weites S a l z als AbSaU übrig bleibt. Nnn gibt eS eine Sehr alte FabrikationSweiSe nnd eine neuere^ die^ trotz der großen Verschiedenheit in der äußeren Erfcheinnng^ im ^rnnde ganz in derfelbeu Weife Verlaufen. DaS wefentliche nämlich iSt in jedem FaHe^ daß metallifcheS B l e i oder Vleio^d der Einwirknng Von Effig und Kohlenfänre anSgefetzt wird; der Sauerstoff der Luft oxydiert auf Auregung der Effigfäure zunächft daS Metalt deffen O^yd Sich dann in der Säure auslöst Während gleich daraus die Kohlenfänre diefe Löfnng wieder zerfetzt und daS O^yd Sür fi^ in Anfprnch nimmt. Daß die Kohlenfäure hier etwas VoUbriugt WaS fie iu der Regel für fich allein nicht kann nämlich die^erfetznng einer metaUifchen Salzlofnng^ liegt begründet in der Fähigkeit deS VleieS^ fogenannte bafifche S a l z e zu bilden wobei noch der Umftand wefentlich iSt daß daS bafifche effig= faure Vleio^yd im Waffer fich l ö f t Während andre baSifche BIeiVerbindnngen darin nn* löslich find. Hat fich nämlich die Esfigfänre mit Vleio^yd VoUkommen gefättigt fo fteht darnm der LöfnngSprozeß noch nicht ftiU; eS geht noch eine Weitere Ouantitat O^yd in die Lofung e i n und eben diefer Von der Effigfänre gleichfam als Uberfahrt mitgenommene Anteil ift eS anch^ welcher dem Zuge der zutretenden Kohlenfänre folgen und mit ihr als Vleiweiß fich Wieder auSfcheiden kann. | f t die AnSfcheidung erfolgt fo bleibt wieder nur nentrale Bleilöf nng übrig ^ welche anfS neue eine Onantität O^yd anflofen nnd an die Kohlenfäure abgeben kann nnd fo fort in befchränkten Wiederlwlnngen immer mit einer nnd derfelben Menge ESfigSänre.

Vleiweiß.

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Die alte Methode der Fabrikation heißt die hollandifche^ weil früher diefer I n * dnftrie^weig in Holland befonderS blühte. DaS zu Verarbeitende Blei mnß Von fremden Snbftanzen möglichst frei fein. Man fchmiIzt eS und gießt eS in Formkäften oder anf einer kühl gehaltenen Steinplatte zu rauhen Tafeln Von der Starke einer dünnen Pappe auS. Häufig auch^ und z^ V. in England allgemein benntzt man Gießformen auS Welchen die Vleitafeln gitterSörmig durchbrocheu hervorgehen Wie in Fig. ersichtlich ift. Derartige Tafeln bieten dem Zutritt der ^afe mehr Oberflache dar. Die Veranftaltung uun in welcher diefe platten durch daS Zufammenwirken Von Luft^ Effig* und Kohlenfanre all* mählich zu Bleiweiß nmgewandelt werden^ heißt eine Loge nnd bildet eine große Kammer auS Holz^ oder Mauerwert ^n diefem Räume werden miteinander Pferdemift^ Töpfe mit Effig und Metallplatten nebft Zwifchenhölzern nnd Vrettern in regelmäßiger Weise derart aufgebaut^ daß überall kleine Zwischenräume zur Zirkulation der Luft uud der andern Gafe bleiben. Z u uUterft kommt eine feftgeStampfteLageMift oder auch erfchöpfter Berber* loh^ dann eine Schicht befonderS hierzu geformter^ nach uuteu enger werdender^ im ^nnern gut glafierter Töpfe^ dereu iu einer Loge an 8—4000 gleichzeitig gebrancht werden. I n jeden Topf wird etwas ordinärer Effig oder Holzeffig^ Vermifcht mit Vierhefe u. dergl. gegeben. Ferner nimmt jeder Topf in feinem Innern eine Vleiplatte anf^ welche zu diefem Vehufe fpiral* förmig zufammengeroüt ift; dnrch Vorfprünge im Innern deS TopSeS iSt geSorgt daß dieSer Einfatz nicht bis in den ESSig hmabreicht. Dann Schichtet man über den TopS Vier Lagen Vleiplatten durch Holzlatten anSeinander gehalten; darauf folgt eine Bohlendecke^ an den Enden durch Tragpf often geftützt^ auf diefe Wieder eine Lage Mift^ Töpfe ^ Vleiplatten und fo forte bis die Kammer etwa mit acht bis zehn folcher kleinen Etagen angefüllt ift und mit einer dickeren Lage Von MiSt nnd Vrettern eingefchloffen wird. Wo ftatt der platten die modernen Gitter angewandt find^ geht die Befchickung im ganzen ebenfo Vor fich^ nnr daß man dann niedrigere Töpfe anwendet^ bei welchen der fpiralförmige Einfatz wegfällt^ und unter Erfparung Von Zwifchenhölzern fünf bis fechS Gitter anf einen Topf gelegt werden. So ift denn daS Vlei^ Fig. Zentner anf eine Vefchickung^ in je nachdem bis eine Art MiSt* oder Lohbeet uutergebracht^ aus welchem Sich durch Gärung fortwahrend Kohlenfäure entwickelt. Die Wärme ^ welche anfanglich bedeuteud Steigt^ dann wieder finkt und fich etwa zwifchen 8 6 — 6 0 Grad forterhalt^ be* fchlennigt die chemifchen Aktionen uud bringt den Effig iu den Töpfen zur Verdunftung^ nnd da auch für deU Eintritt der Luft die nötigen Offnungen gelaffen finde fo find alle Vedingungen für die erlangte Metamorphofe vorhanden. Wenn der Prozeß beendet ift wozu bisweilen nur 8 ^ 4 Wochen oft aber auch eben fo viele Monate erforderlich fiud^ eutleert man die Loge wieder und Sindet nun die platten oder Gitter mehr oder weniger zerfreffen und mit Vleiweiß überzogen wodurch fie ftarck augefchwollen erfcheinen. doch immer noch mit fo Viel metallifchem K e r n daß durchfchnittlich die Hälfte deS BleieS der Verwandlnng entgangen ift DaS Vleiweiß wird Von feiner metaHifchen Unterlage durch Abklopfen getrennt; daS übrig gebliebene Vlei kommt wieder Zum Einschmelzen Wegen der großen Schädlichkeit deS VleiweißftaubeS iSt die Arbeit deS Abklopfens eine Sehr gefnndheitSgefahrliche Arbeit I n neneren Fabriken trennt man daher Metall uud Bleiweiß meiftenS dnrch Zerdrücken zwifchen Walzwerken. Ift dagegen der Prozeß fo weit Vorgefchritten^ daß alles Blei in Vleiweiß fich Verwandelt hat fo heißt daS Produkt S c h i e f e r w e i ß . DaS gewonnene Vleiweiß wird zum kleiuereu Teile gleich in der ursprünglichen Form harter Schiefer als Schieferweiß in den Handel gebracht^ größtenteils aber in der Art weiter bearbeitet^ daß man eS mit Waffer zwifchen Granitfteinen fein malt nnd den Vrei

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^ie Farben und ihre Vereitnng.

in nnglafierte kleine Töpfe gießt worin er nach ein paar Tagen f o konfiftent geworden ift daß man die kegelförmigen Vrote heranSnehmen kann die Schließlich an der Luft oder in der Trodenftnbe VoUendS aufgetrocknet werden. Tie ordinären Sorten bekommen bei diefer Vearbeitung ihre unvermeidliche Veigabe Von fchwefelfanrem Bleio^yd^ Schwerfpat oder Kreide. Die folchergeftalt gewonnene Ware ift hart faftfteinig^ waS ihre Wiederzerkleinernng nnd Verreibnng mit dem Bindemittel zu einer mühsamen und langwierigen Arbeit macht. Aber die Verbraucher pflegen die Härte als einreichen der UnVerfälfchcheit anziehen nnd Ziehen daher folche Ware einer andern Vor^ die chnen in Form eines Weißen Pulvers an* geboten wird. Viel Vleiweiß kommt jedoch nenerdingS gleich mit O l angerieben (als Pafte) in den Handel. Räch der öfterreichifchen oder dentfchen Mechode der Bleiweißfabrikation werden die dünnen rauhen Vleibleche^ wie fie durch Ausgießen deS Bleies anf eine Steinplatte fich bilden^ in der Mitte nmgefalzt fo daß fie wie ein fpitzeS Dach anSfehen^ über Latten gehangen und mit diefen in trogartige^ ausgepichte Holzkäften fo eingehängt daß fie ein* ander nicht berühren. Ter Voden jedes KaftenS ift 0 ^ 8 cm hoch mit einer Mifchung von Weintrebern und Effig oder auch bloß Effig allein bedeckt. Die Bleiplatten hängen über diefer Maffe ^ ohne fie zu berühren. Die voUgehängten Käften werden mit Papier verklebt und zu 89—100 in gemauerte Wärmftnben gefteUt^ welche dnrch Dampfro^ren in einer beftändigen Wärme von 8 9 — 4 0 Grad erhalten werden; zugleich wird dnrch Ver* brennen von Holzkohle oder Koks erzeugte Kohlenfänre und Luft in die Käften geleitet. I n längftenS drei Wochen ift die Bleiweißbildung beendet. Diefe Mechode ift in be* dentenden Fabriken Kärntens in Kebranch und liefert eine fehr fchöne Ware^ waS freilich Zum größten Teil in der Reinheit deS dortigen BleieS feinen Grund hat Tie feinfte nnd härtefte Sorte führt den Ramen K r e m f e r W e i ß . Um die feineren Sorten zu erzeugen hat wan daS Bleiweiß noch von feinen Vei* mengUngen zu trennen; man nnterwirft eS daher einem Schlämmprozeß ^ der diefe Anfgäbe noch VoUftändiger nnd mit weniger Gefahr für die Gefnndheit VoUführt als daS Sieben. DaS Von den Bleitafeln abgelöfte und gemahlene Weis^ enthält nämlich noch kleine Partikelchen metaUifchen BleieS^ welche die Farbe beeinträchtigen würden nnd vollftändig nur durch Schlämmen zu entfernen find. Dnrch mehr oder weniger weite Fortführung deS SchlämmenS erhält man Sorten Von Vermiedenen FeinheitSgraden. F r a n z ö f i f c h e S Verfahren oder die Thenardfche Methode; diefelbe beruht auf Riederfchlagnng deS Weiß auS bafifch effigfaurer Bleilöfung mittels eines StromeS Von Kohlenfäure. D a S Produkt ist aber nicht So deckend^ wie daS nach alter Art erzengte^ nnd daS VerSahren wird Saft nur in Frankreich ausgeführt wo eS^ in nenerer Zeit wefentlich Ver* beffert gute Erfolge^ zu haben Scheint. Berühmt ist die Vleiweißfabrikation Von Ozouf in St.DeniS^ welche^ zwar nach dem Thenardfchen Verfahren arbeitend^ doch chr ^auptaugen^ merk darauf richtet ein Bleiweiß herzuftellen daS in feiner chemifchen Zufammenfetzung mit dem nach der hoHändifch-deutfchen Mechode erzeugten VöUig übereinftimmt Sie er* reicht dieS durch eine genaue Vemeffung der in die Vleilöfnng geleiteten Kohlenfänre. Die Kohlenfänre wird dnrch Verbrennen Von Kohle oder durch Glühen Von Kalkftein er* Zeugt und in die VaffinS^ in welchen fich die bafifch effigfaure Bleilöfnng befindet dnrch eine große Anzahl Von Röhren eingeleitet. DaS anSgefchiedene Bleiweiß trennt man von der darüber befindlichen Löfung von neutralem effigfanren Blei und trocknet eS. I n die abgezogene Bleilöfung bringt man wieder Bleiglätte ^ die fich darin zu bafifch effigfanrem Blei löft fo daß der Prozeß von neuem beginnen kann. Räch Tourmentin wird Bleiweiß mittels bafiSchen EhlorbleieS (anS KochSalz nnd Bleigl^itte) dargefteUt indem man diese Verbindnng mit Waffer anrührt durch daS Ke* menge einen Strom KohlenfänregaS leitet und die FlüSSigkeit in einem bleiernen Keffel mit KreidepulVer fo lange kocht bis fie^ filtriert nicht mehr dnrch Schwefelammoninm ge* fchwärzt wird. Die ganze Bleiweißfabrikation VoUzieht fich in einem aus Vielen einzelnen Abteilungen Znfammengefetzten Apparate von fehr Scharf Sinniger Konstruktion der namentlich dadnrch anSgezeichnet ift daß die äußere Luft Von dem Innern VoUftändig abgeSchloSSen nnd ein Verftäuben giftiger Bleiweiße^ welches den Arbeitern im hochften Krade gefährlich ift

Erfa^mittel f ü r V l e i w e i ß .

Ehrompraparate.

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nach Möglichkeit Vermieden wird. Selbft daS Trocknen gefchieht in einem befonderen ab* gefchloffenen Ranme^ und zwar dadurch ^ daß ein mit Leuchtgas innerlich geheizter hohler eiferner Eylinder an einer Stelle in den Bleiweißbrei eintaucht und fo viel davon mit fort* nimmt als während der übrigen Umdrehung trocknen kann. Unterhalb befindet fich dann eine gegenftehende Mefferklinge^ welche die getrocknete Schicht ablöSt und in ein Sammel* gefäß fallen läßt. Die Rückficht anf die Gefundheit der Arbeiter ^ welche die franzöfifche Methode der Bleiweißfabrikation zn nehmen geftattet foUte eigentlich ihrer Einführung Vor den alten gebräuchlichen Verfahren überall das Wort reden. Wefentlich Vermindert find z^ar die Gefahren bei dem Grünebergfchen Prozeß^ welcher gleichfam eine Ubersetznng der holländischen Methode in daS Maschinenmäßige bildet; indeffen Steht demfelben wohl eine noch nicht hinlänglich erreichte Vollkommenheit deS ProdnkteS entgegen. Vei diefem Verfahren kommt daS metaUifche Vlei in gekörnter Form in liegende chohle^ inwendig gerippte Eylinder^ die dnrch Mafchinenkraft in rafcher Umdrehnng erhalten werden. Während diefer Rotation hat dnrch zwei Offnnngen nahe dem ^entrnm der Eylinderböden die Lnft Z u t r i t t nnd dnrch die hohle Welle wird in be* meffenen Onantitäten Effigfanre und Kohlenfänre eingeführt. Dnrch die ftarke Reibnng der Vleikörnen fowie dnrch die chemifche Aktion wird bald Wärme erzengt und fo find die Vedingnngen der Vleiweißbilduug Vereinigt Welche fo rafch erfolgt daß eine gegebene Menge Vlet die nach der holländifchen M e r o d e erft in acht Wochen zu Vleiweiß werden würde ^ hier in acht Tagen die Umwandlung erfährt. DaS fertige Bleiweiß wird Von Zeit zu Zeit Von dem noch nnVerwandelten Metall mit VleizuckerIöfnng abgefpült und ift gleich fo fein gerieben daß jede weitere Zubereitung nnnötig ift. ^rfa^mittel ^ir^leiwei^. Trotzdem^ daß die Vleipräparate^ befonderS in ftänbender Form^ für den Körper ein gleichendes Gift find nnd die Vleiweißanftriche anch an dem Fehler leiden daß fie in fchwefelwafferftoffhaltiger Lnft z^ iu der AbtrittSlnft fich brännen fo hat doch daS kohlenfänre Bleio^yd noch dnrch kein andres Farbemittel VoU* ftändig Verdrängt werden können; da kein andrer weißer Farbftoff eine So ausgiebige Deck* kraft befitzt und Sich mit Ol uud Firnis So gut zu einer feften MaSSe Verbindet. Rnr zwei Konkurrenten Sind in unSrer Zeit gegen daS Vleiweiß ausgetreten. ES Sind dieS der SchwerSpat im ^andel P e r m a n e n t w e i ß oder blanc ti^e genannt der an Ver* Schiedenen Orten Deutschlands fabrikmäßig dargefteUt wird^ und daS Zinkweiß^ deSSen Erzenguug im Zufammenhange mit der Zinkgewinnnng fchon Erwähnung gefunden hat. Der fchwefelfaure Baryt (Schwerfpat) iSt eine der SeSteflen Verbindnngen nnd in keiner Sänre anSlöSlich. Wie er in der Ratnr Vorkommt ift er aber feiten rein genng^ nm dnrch bloßes Mahlen anf Permanentweiß Verarbeitet zu werden. ES muß derfelbe erft dnrch heftiges Glühen mit Teer oder Kohle feines Sanerftoffs beranbt nnd dadnrch in Schwefel* barynm Verwandelt werden; diefeS wird dann in Verdünnter Salzfänre gelöft wobei Ehlor* baryum und SchweSelwafferftoffgaS eutSteheu. Zn der Lofung deS EhlorbaryumS fetzt man dann Schwefelsäure oder GlanberSalzlöSung (Ratriumfulfat)^ wodurch daS Permanent* weiß zn Voden fäUt Einfacher ift die Fabrikation Wenn natürlicher kohlenfanrer Varyt (Varyumkarbonat)^ der als weißeS Mineral bekannte W i t h e r i t zur Verfügung fteht; eS fäUt dann daS Glühen mit Kohle oder Teer weg^ man brancht dann den Wicherit bloß in Salzfänre zu löfen nnd mit Schwefelfänre zu fäUen. DaS Permanentweiß findet Anwen* dnng namentlich als Waffer* und Leimfarbe^ wogegen eS fich wegen feiner geringen Deck* kraft mit Firnis uud Ol nicht zweckmäßig Verreiben läßt. Fabriken Von Tapeten Vnnt* und Glanzpapieren Papierwäfche^ Spielkarten u. f. w. find daher die willigen Rehmer diefer Ware^ um fo mehn als eS bei fchöner Weiße anch einen gnten Glättglanz annimmt nnd darin dem Kremfer Weiß nicht nachfteht ^hrompraparate. I n dem metaUurgifchen Teile nnfreS Büches find zwei Metalle unbefprochen geblieben nnd zwar anS dem Grnnde^ weil fie keinen Gegenftand der MetaHnrgie bilden nnd im gediegenen Zuftande keinen Gebranch haben; eS find dieS daS Ehrom nnd daS Mangan; nur in Mifchung mit Eifen werden fie als Ehromftahl nnd Manganftahl Verwendet wie^ bereits befprochen wnrde. Veide gleichen fich in ihrer ftarken Vorliebe für den Sanerftoft welche bewirkt daß fie nirgends anf der Erde gediegen an* getroffen werden. DaS Mangan kommt fogar in der Ratnr a l s ein Hypero^yt d. h. mit

ooo

^ie Farben und ihre Bereitung.

der doppelten Sauerftoffmenge der gewöhnlichen O^yde von und eS dient diefeS Mineral feines SanerftoffreichtnmS Wegen wie wir fchon gefehen haben in der GlaSfabrikation znr Ehlorbereitung u. f. W. Als Farbenkörper erfährt eS nnr zur HerfteUnng violetter oder fchWarzer Gläfer^ feiten für die feineren hellen Töne VerWendnng. Daß daS EhrommetaU (erft 1797 entdeckt) zweckmäßig in dem Kapitel der Mineral* färben von nnS abgehandelt wird^ darauf weift fchon fein Name hiu^ der dem Griechifchen entnommen i f t in Welcher Sprache cbroma Farbe bedeutet. Der Farbenreichtnm nnd praktifche Nutzeu deS Metalls liegt aber in feinen Oxyden uud S a l z e n uud eS finden in diefem Sortiment nicht nnr der gewöhnliche Malen Lackierer und Anftreicher^ fondern ebenfo der PorzeUan* nnd GlaSmaler^ der Fabrikant farbiger Gläfer^ befonderS anch der Färber^ Tinge^ die ihnen fehr gnt zu Statten kommen. DaS Ehrom bildet mit Sanerftoff Vier O^ydationSftnfen Von denen einige fich wieder miteinander Verbinden können: Ehromo^ydut Ehromo^Ehromfäureund Uberchromfänre; die erfte und die letzte hat nnr ein wiffenfchaftlicheS Intereffe. DaS Ehromo^yd ift be* fonderS als Schmelzfarbe für PorzeUan* und GlaSmaler ein wichtiger Stoff; er zeigt je nach der VereitungSweife verfchiedene Nüaneen Von Grün nnd gibt außerdem in Vermifchnng mit Eifen* oder Zinko^ryd Schwarz^ mit Mangan* oder Knpfero^yd Brann. Man gewinnt eS ftetS dnrch Reduktion anS dem chromfauren Salz^ nnd zwar entweder anf naffem oder trockenem Wege. Wo der erftere eingefchlagen Wird^ erhält man aus den Anflöfnugen daS Ehromo^yd mit Waffer verbanden^ E h r omo^ydhydrat oder Ehromhydro^yd^ von heU* grüner Farbe; das Wafferfreie O^yd hat eine dnnkelgrüne Farbe. M a n fteUt eS anS dem Hydrat dnrch Glühen dar. ^ DaS fchönfte und koftbarSte Ehromo^yd erhält man dnrch Glühen von chromsanrem Oueckfilbero^rydnt Der SauerftoSf nnd daS Oneckfilber ver* flüchtigen fich und daS O^yd bleibt aUein in der Retorte. Durch daS Glühen verliert daS O^yd feine LöSlichkeit felbft in den ftärkften Sänren beinahe gänzlich. TaS Ehrom* o^yd iSt eine der wenigen PorzeUanfarben welche daS Scharffener deS PorzellanofenS ver* tragen^ alfo unter der Glafnr eingebrannt werden können. Übrigens hat man daSfelbe in jÜngfter Zeit auch für die gewöhnlichen Maler* nnd Zeugdruckfarben nntzbar zu wacheu gelernt. E s gibt verfchiedene grüne Pulver nnter den Namen Smaragdgrün Mittlers Grün Pannetier S*^ PleffiS*^ Tingler* u. f. w. Grün welche im wesentlichen anS Ehrom* o^yd bestehen zum Teil mit Vor* oder PhoSphorfänre verbnnden Sind^ teils anch andre Stoffe enthalten oder in helleren Nüaneen anS bloßem O^ydhydrat bestehend. Znm Ve* drncken der Gewebe nnd deS Papiers hat in den letzten Iahren die DarfteUnng deSfelben namentlich deS als GnignetS G r ü n im Handel Vorkommenden FarbftoffS^ anS den RÜckftänden Von der Fabrikation deS AnilinViolettS^ deS Aldehyds n. f. w.^ bei welcher fehr Viel Echromfäure Verarbeitet wird^ eine bedentende Ausdehnung gewouuen. DaS in Säuren gelöfte Ehromo^yd erfcheint je nach Umftänden bald grün bald Violett waS fchon anf einen ungewöhnlichen Farbenreichtnm deS EhromS fchließen läßt; übrigens läßt fich daS Violett in G r ü n durch bloßes Erhitzen daS Grün in Violett dnrch ein wenig Salpeterfänre leicht überführen. Diefe Violetten oder grünen Verbindnngen bilden die E h r o m f a l z e ^ in denen alfo daS Ehromo^yd die RoUe der VafiS fpielt. Unter ihnen Verdient^ als für die Färberei wichtig^ erwähnt zu werden der Ehromalaun ein Doppelfalz aus fchwefelfaurem Ehromo^yd (Ehromfulfat) uud fchwefelfaurem Kali (Kalium* fulfat)^ von granatroter Farbe^ daS unter anderm in der Kattnndrnckerei als Beizmittel nnd zur Erzengnng perlgrauer Farbe dient. ES läßt fich in wnnderfchönen oktaedrifchen KriftaUen erchalten wenn man einen kleinen KriftaU an einem Kokonfaden bef eftigt und ihn in eine gefättigte Löfnng diefeS SalzeS hängt in der er fich rafch vergrößert. Kann fich daS Ehrom mit einem größeren Anteil Sanerftoff verbinden als iw O^yd enthalten ift^ so entfteht E h r o m f ä n r e ^ die fich wie^ andre S ä u r e n mit Vafen Verbindet nnd teils lösliche^ teils nnlösliche farbige Salze bildet Diefe Sind die Von den eben er* wähnten Ehromfalzen ganz verschiedenen chromfanren Salze oder Ehrowate. Die Ehromfäure felbSt läßt fich anS ihren Verbindnngen dnrch Stärkere Sänren abfcheiden waS gewöhnlich anS doppeltchromfaurem Kali dnrch Schwefelfänre gefchieht aber die Trennnng beider ift fo nmftändlich^ da^ die Ehromfänre immer ein tenrer Artikel bleibt. Ihre Wirkungen bernhen honptfächlich anf ihrer leichten Abgabe Von Sanerftoff^ find alfo

Echrompräparate.

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oxydierend^ bleichend^ farbenzerftörend^ wie die deS EhlorS^ doch weniger heftig Um diefe Wirkungen in der Kattundruderei nutzbar zu machen bedarf eS der reinen Ehromfäure nicht Sondern nur deS KemifcheS von chromfanrem Kali mit Schwefelfänre^ iu Welchem alSo die durch die letztere Srei gemachte EhromSäure enthalten ift. Außerdem aber ift die Ehromfäure auch Von großer induStrieUer Bedeutung ihrer färbenden Kraft wegen Welche Sie namentlich in ihrer Verbindung mit Bleioxyd zur Kettling bringt. Unter den chromSanren Salden iSt an erSter SteUe zu ueunen daS chromSaure K a l t nicht aUein^ Weil eS au Sich Schon mancher Verwendung Sähig iSt Sondern haupt* Sächlich auch weil eS daS AnSgangSmaterial^ gleichSam die Mutter bildet Sür aUe andern Ehrompraparate. Sein Verbrauch iSt daher ein nicht unanfehulichen und eine ziemliche Anzahl Fabriken iSt mit Seiner Erzeugung in MaSSen beschäftigt. Diefe find aUe mit ihrer Produktion auS den Ehromeifenftein angewiefen daS einzige Ehromerz^ Welches in hin* reichender Menge Vorkommt um eine technische Verarbeitung auS Ehrom zu geStatten. Früher bezog man daS Mineral auS Nordamerika^ wo eS bei Baltimore in Maryland Ziemlich häufig Vorkommt; in neuerer Zeit hat man an Verschiedenen Punkten Europas Lagerftätten gefunden Welche den Vedarf decken namentlich in Vöhmen Schießen Kalizien und Steiermark. DaS Erz^ Von eifenSchWarzer Farben befteht anS einer Verbindung von Ehromoxyd mit Eifenoxydul. AuS diefem Ehromerz nun fteUt die Technik in einer Ope^ ration chromfanreS Kali her. Ter feingemahlene Ehromeifenftein wird mit einer Mifchung von Pottafche (Kaliumkarbonat) und gebranntem Kalk innig vermengt nnd auf der Herd* fohle eines Flammofens erhitzt; daS hierbei entstehende Produkt iSt ein Gemifch Von Kalinm* chromat Kalkchromat und Eifenoxyd; den Sanerftoff zur Vildnng der Ehromfäure gibt hierbei die Luft her; Salpeter bewirkt daSfelbe^ ift aber zu teuer. Die gefchmolzene Maffe wird mit einer heißen Löfung Von Kalinmfulfat (fchwefelfanrem Kali) ausgelaugt WaS den Zweck hat^ daS vorhandene Kalkchromat in Kalkfulfat und Kalinmchromat umzufetzen. Man behandelt nun den auS GipS (Ealeinmfulfat) und Eifenoxyd begehenden Rüdftand fo lange mit Waffen bis aUeS Kalinmchromat aufgeloft ift; diefe Auslöfuug enthält daS gelbe^ einfach oder neutrale chromfanre K a l t defsen Anwendung befchränkt iSt Weswegen daS meiste gleich in den Fabriken weiter zu Saurem oder d o p p e l t chromfanrem Kalt nenerdingS K a l i u m d i c h r o m a t genannt^ umgearbeitet wird. Wie der Name Vermuten läßt enthält diefeS Salz doppelt So viel Ehromfänre als daS nentrale; man erhält eS^ indem man dem nentralen Salz dnrch Zufatz Von Schwefelfänre eine entsprechende Menge Kali entzieh^. Die Löfnng wird dadnrch bnnkelgelb nnd befteht anS fchwefelfanrem Kali uud dem gewünfchten doppeltchromSanren Kali. Durch EindampSen und UmkriftaUifieren gewinnt man daS letztere in großen harten fenerroten KriftaUen. DaS doppeltchromfanre Kali dient entweder zur DarfteUung andrer chromfanrer Salze oder man verarbeitet eS anf Ehromoxydfalze oder bloße Oxyde; fehr häufig Werden diefe als Nebenprodnkte ge^ Wonnen indem man hierzu die chromalauuh altigen Langen verarbeitet die in chemifchen Fabriken erhalten werden Wenn man Kaliumdichromat mit Schwefelfäure als OxydationS* mittel benutzt. Wird eine Auflöfuug vou chromfanrem Kali mit der Löfung eiueS VleifalzeS zu* fammengebracht^ So bildet Sich fogleieh infolge chemischen AnStaufcheS ein fchon gelber Niederschlag^ chromfaureS Bleio^yd oder E h r o m g e l b ^ welches neben den andern Vlei^ Verbindnngen jedenfaUS daS technifch wichtigfte Ehrompräparat bildet^ in Maffen fabrik* mäßig hergefteUt wird nnd die früher gebränchlichen gelben F a r b e n wie Neapelgelb^ Kasfeler Kelb n. f. w.^ zum größten Teile verdrängt hat. So einfach im Krnnde die DarfteUnng i f t fo find doch mancherlei Rüdfichten zu nehmen nnd Kunftgriffe in Anwendnng zu bringen um ein haltbare^ nicht nmfchlagendeS Ehromgelb zu gewinnen nnd einen beftimmten Farbenton zu treffen denn der Niederfchlag fäUt je nachdem^ Verschieden gelb bis orange auS. Wird bafifche Bleiauflofung ver* wendet fo erhält man Ehromorange^ ebenfo^ wenn der chromfanren Salzlöfnng mit dem Vleifalz zugleich atzendes Kali zugeSetzt Wird; fertiges Ehromgelb läßt fich nachträglich in Orange überführen durch Anfetzen mit der LöSuug eines ätzendeu Alkali. Hierbei zieht daS Alkali aUmählich etwaS Ehromfäure anS dem Gelb^ wodnrch zwifcheu Säure uud VafiS ein andres Verhältnis nnd dadurch ein rotgelber Farbenton hergefteUt Wird.

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^ie F a r b e n und chre Vereitnng.

Ein fchöneS bafifcheS chromfanreS Bleio^yd Von zinnoberroter Farbe^ daS deshalb auch E h r o m z i n n o b e r heißt^ wird anf trockenem Wege dadurch erhalten daß man in fchmelzenden Salpeter fo lange Ehromgelb eintragt^ als noch ein Aufbraufen erfolgt. Wird dann die Maffe mit Waffer behandelt^ fo erhalt man Ehromrot nnd eine Löfnng Von neutralem chromfauren Kali. DaS Kali deS zerfetzten Salpeters hat nämlich dem Ehromgelb einen Anteil Ehromfäure entriffen^ und wir haben sonach diefelbe Wirknng nnd denfelben Erfolg wie in dem Vorher berührten Falle. BefonderS fchöne bafifche Vleichromate kommen Von Köln auS unter dem Ramen Ehromgranat und Echromkarmin in den Handel. TaS Ehromgelb erhalt in feinen geringen Sorten anch mancherlei Zufatze^ namentlich weiße Körper^ wie fchwefelfanreS Blei^ Ehlorblei^ Schwerfpat u. f. w. Dnrch Erwitzen einer mit saurem chromfanren Kali Verfetzten Löfnng Von neutralem Eifenchlorid fcheidet fich ein feurig gelb gefärbter Riederfchlag auS^ der^ forgfältig ausgewaschen^ zur Herftellnng einer fchönen Malerfarbe (Sideringelb) Verwendet wird. DaS Vorhin erwähnte Mangan iSt ein Metall^ welches Von Scheele 1774 im Vrann* Stein als eigentümlich erkannt und Von G a h n einige Iahre Später in reiner Form abge* schieden wnrde. Für die FarbwarenindnStrie hat daS Mangan nnr infofern Intereffe^ als daS ü b e r m a n g a n f a u r e Kali oder K a l i u m p e r m a n g a n a t ^ ein metallifch glänzendes Salze mit rotviotetter Farbe in WaSSer löslich^ als branne Veize Sür Holz und zum Vrauu* färben Von Baumwolle Verwendet wird. Die rote Ubermanganfäure zerfetzt fich hierbei und eS fcheidet Sich branneS Manganfnpero^ydhydrat ab. DieSeS^ als anch daS Mangan* o^yd werden als branne Malerfarbe (mineralisches Vifter^ Manganbraun) benntzt. Ferner kommt in neuerer Zeit noch eine grüne manganhaltige Farbe in den Handel^ daS Varyt* g r ü n auS m a n g a n f a n r e m V a r y t oder V a r y n m m a n g a n a t beftehen^ welche in der TapetenSabrikation uud als AnStrichSarbe Verwendnng findet. ^np^er^arben. TaS fo Vielfach nützliche Knpfer ist anch als Grnndftoff Vermiedener Farben nicht unwichtig ^ obwohl die Giftigkeit der Kupferpräparate wünfchen laffen mnß^ daß diefelben durch weniger fchädliche Stoffe erfetzt werden möchten. Die beiden populärfteu Kupferfalze^ der Kupfervitriol und der Grünfpan^ zeigen fchon die Hanptfarben Vlan nnd GrÜn^ die in dem Kupfer ftecken. Außerdem weiß der Fabrikant farbiger Gläfer mittels Kupfero^ydnl auch ein fchöneS Rot zu erzeugen. K u p f e r v i t r i o l (fchwefelfaureS Kupfero^yd) kommt in Grnbenwäffern als Löfnng verwitterter^ fchwefelhaltiger Kupfererze Vor und wird bei Verschiedenen metallnrgifchen und chemischen Methoden in Menge gewonnen gewöhnlich in Vermifchung mit fchwefel* fanrem Eifeno^ydul. Rein erhält man ihn durch Verwitterung Von Schwefelkupfer^ daS durch Zufammenbriugen Von Schwefel mit glühendem Kupfer im Flammofen erzeugt wird. G r ü n f p a n iSt daS VerbindnngSprodukt der Effigfänre mit K n p f e r o ^ nnd zwar kann daS Mengenverhältnis Von Säure und BaSiS derart fein daß ein neutrales kriftallifatiouS* fähiges S a l z gebildet wird; oder die BafiS iSt gegen die S ä n r e im Uberfchnß^ die Verbindnng iSt dann nnkriftallinifch^ in Waffer nnr teilweife löslich nnd ftellt ein fogenannteS bafifcheS S a l z dar^ den gewöhnlichen G r ü n f p a n derbe^ mehr hellblane als grüne Stücke^ nach Anficht der Ehemiker ein Gemifch Von halb*^ drittel* und zweidritteleffigfanrem Kupfero^yd (Kupferaeetat). Der neutrale kriftallifierte (fogenannte deftillierte) Grünfpan erfcheint in dunkelgrünen^ wohl anSgebildeten KriftaUen und ift Vollständig in WaSSer löslich. Um den gewöhnlichen GrünSpan daher in kristallisierten zu Verwandeln^ löSt man chn nnter Erhitznng in Starkem EfSig^ dampSt die Löfnng e i n bis fie eine Haut bildet und ftellt Sie zum Kriftallifieren hin. I n gelöster Form gibt der kristallisierte Grünfpan eine grüne Saftfarbe^ die Von Illuminierern gebrancht wird. D i e E r z e n g n n g deS g e w ö h n l i c h e n GrünfpanS ift feit lange in den Weinbau* diStrikten SüdSrankreichS heimifch^ nicht als eigentlicher FabrikationSzWeig^ Sondern Vielmehr als Rebengefchäft der einzelnen Weinbauer^ deren faft jeder feinen eignen Grünfpankeller hat. Die dazu nötigen Arbeiten fallen größtenteils den Frauen zu^ Die ErzeugnngSWeife ähnelt fehr der deS VleiweißeS; man fchichtet Kupferplatten mit WeintreStern die in fanrer Gärnng befindlich find^ und bringt so Effigfänre und Knpfer in Wechfelwirknng. Zunächft läßt man die Trefter in bedeckten Gefäßen für fich

Kupferfarben.

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in Gärung treten ^ aber wenn man au gewiffen Merkmalen erkennt daß der rechte Punkt der Gärung nnd der Temperatnr eingetreten i f t Schichtet man in irdenen Töpfen Trefter und Streifen Von Kupferblech^ abwechfelnd uud f n daß fowohl die uuterfte als oberfte Lage ans TreStern befteht. Die Kupferfchnitte werden Vor dem Einlegen auf einem Amboß glatt nnd dicht gehämmert nnd über Kohlenfeuer erhitzt fo daß fie ganz heiß in die Schich* tnng kommen. Die Töpfe^ deren jeder ^ 0 ^ Knpfer enchält Werden fodann mit Strohmatten lofe bedeckt der Ruhe überlaffen Nach zwet drei Wochen haben fich unter Vermittelung des Luftzutritts die platten mit einem Überzug Vou feidenglänzenden KriftaUen bedeckt man nimmt sie heranS^ entfernt die anhängenden Treben taucht die platten in Waffer und fteUt fie gegeneinander gelehnt im GrünfpankeUer auf Brettern anf. TaS Eintauchen wird uoch fechS* bis achtmal Von Woche zu Woche wiederholt und die Arbeiter nennen diefe Feuchtungen den erften zweiten dritten n. f. W. W e i n da man hänfig daS Waffer mit etwas Schlechtem Wein VerSetzt. Unter diefer Vehandluug Schreitet die Vildung deS baSifchen SalzeS von die KriftaUkrnSte verdickt sich nnd wird endlich mit knpfernen Meffern abgekratzt. DaS übrige Kupfer behaudelt man in derfelben Weife noch mehrmals^ bis eS endlich zu dünn wird. Ieder Topf liefert etwa l^g feuchten GrÜnfpan der fogleich an die Händler verkauft wird^ die chn mit Waffer durchkneten und in ledernen Schlänchen an der Luft trocknen. Eine andre rationellere Mechode ift in Deutfchland^ England nnd anch anderwärts gebrauchlich. M a n Schichtet Kupferbleche und Stückchen Flanell übereinander^ die mit Effig getränkt find. Die Tränkung wird aUe drei Tage wiederholt bis man nach Tagen den FlaneU ganz wegläßt nnd die Platten periodifch nnr mit WaSSer befeuchtet. Räch 5 - 0 Wochen find die platten znm Abfchaben reif nnd geben einen an Sänre reicheren Grünfpan der deshalb anch wirklich grün erfcheint. Auch auf dem Wege der doppelten Zerfetzung wird Grünfpan ^ jedoch nnr löslichen erzeugt. M a n erhält eiue Löfung^ Welche beim Eindampfen kriftaUiSierten Grünfpan gibt unmittelbar dnrch Znfammengießen von gelöftem KupServitriol und Bleizncker in richtigen Verhältnissen doch ift diefeS Verfahren den andern gegenüber zu koStfpielig. DaS Kupfer kann in feinen natürlichen Vorkommniffen fchon Farbematerialien liefern. Der Malach i t ein auS kohlenfanrem Kupferoxyd und Knpf er oxydhydrat befteheudeS Erz^ befitzt eine fchon hellgrüne Farbe und könnte als Malerfarbe dienen. Häufiger als diefer findet fich die lebhaft himmelblaue K u p f e r l a f u n auS den gleichen Stoffen aber mit dem doppelten Anteil kohlenfanren Oxyds beftehend^ und wird an einigen Orten namentlich in Tirol und in der Gegend Von L y o n dnrch Mahlen nnd Schlämmen zn Farbenforten von vermiedener Feinheit Verarbeitet. Diefe bilden daS eigentliche B e r g b l a u deS Handels; doch wird diefer Name hänfig auch auf künstliche Präparate übertragen. Die Substanz der blauen wie grünen Kupferfarben bildet meistens daS Oxydhydrat oder Hydroxyd deS KnpferS^ oft Vermifcht mit andern erdigen SubStauzen die chm mehr Körper oder Lockerheit geben nnd verschiedene Rüaneen deS B l a u erzeugen. DaS auS KupServitriol oder einer andern Knpferfalzlöfung dnrch ein ätzendes Kali (gewöhnlich Atz* natron) niedergefchlagene Hydrat fieht fchwach blangrün auS^ durch vermiedene Vehand* luugSweifen ift man aber im ftande^ daraus verfchiedene Farbennüaneen zn entwickeln. Durch mehrmaliges Wafchen des RiederfchlagS wird ein bläuliches G r ü n erhalten(Vrann* fchweiger G r ü n ) . Schön blan dagegen wird die Maffe in Berührnng mit Atzkalt nnd eben diefeS Kalkblan wird vorzüglich mit dem Ramen künstliches Vergblau belegt Auch die andern ätzenden Alkalien entwickeln die blaue Farbe. Durch Znfammenbringen Von Kupfervitriol^ Kalkmilch uud etwas Salmiak entfteht ein Niederschlag Von O^dhydrat nnd GipS^ deSSen fchon blaue Farbe durch daS zngleich mit frei gewordene Ammoniak be* dingt ift Andre Rezepte gehen daranS l ^ n daß ein bafifch kohlenfanreS Kupferoxyd gebildet wird. Ein B l a u Von ganz audrer Vefchaffenheit bildet daS Einfachfchwefelkupfen daS unter dem Ramen K u p f e r i n d i g natürlich vorkommt nnd als Ölfarbe auch künftlich bereitet wird. Die Prozednr begeht darin daß man KnpSeroxyd mit Schwefel und Salmiak^ bei mehr* maliger Ernenernng der beiden letzten Stoffe ^ fo lange nnter Umrühren Vorfichtig erhitzt bis die fchwarze Maffe blan geworden ift. Man entfernt dann die Refte deS Salmiaks

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Farben u n d chre Vereitnng.

dnrch Waffer^ die deS Schwefels dnrch Auskochen mit Kalilauge^ und erhält fo eine fchon Veilchenblaue^ dauerhafte ^1* nnd FirniSfarbe. Ein Viel gebrauchtes Knpferpräparat ift daS Vremer V l a n nnd V r e m e r GrÜn^ interefSant dadurch^ daß eS in der That nach Velieben als Vlau oder Grün angewandt werden kann. ES bildet ein fehr lockeres^ leichte^ hellblaues Pulver^ daß als Leim* oder Wafferfarbe feine blaue Farbe behält^ mit FiruiS oder verarbeitet aber fchou nach Stnnden infolge einer Art Verfeifnng mit dem Vindemittel in ein fchöneS Grün über* geht Seinem Wefen nach befteht daS^ Bremer Vlan eben anch nur aus KupSero^ydhydrat und eS existieren zu feiner Herstellung Verschiedene Methoden welche indes alle daranf hinanSlanfen^ daß auS irgend eine WeiSe KupSerchlorid hergestellt und die grüne LöSnng desselben mit einem Alkali zerfetz^ der Niederschlag aber hieraus gewaSchen und getrodnet Wird. Erft beim Trocknen erlangt die M a f f e die völlige AnSbildnng ihrer Farbe. DaS Schönfte^ dnrch Seine GiStigkeit jedoch Sehr gefährliche KnpfergrÜn wird dnrch Zuhilfenahme deS ArfenikS erhalten. Seine Verwendnng ift daher auch nur als Ölfarbe^ wo eS feft mit der Unterlage Verbunden wird^ unbedenklich; als Waffer*^ Leim* oder Kalkfarbe follte eS nicht gebrancht werden^ noch weniger zum Färben Von Ballkleidern kunftlichen Vlumen n. f. w. Denn nicht nnr der S t a u b Von derartigen loSe haftenden Färbnngen Ver* nrfacht^ wenn er eingeatmet wird^ VergiftnngSerfcheinnngen^ die in zahlreichen Fällen bis Znm Tode geführt haben ^ auch bei grünen Tapeten ^ die anf feuchten Wänden liegen ^ ent* widelt Sich ein widriger^ krankmachender ArSenikdunSt (ArSenWaSSerftoffgaS). Der gangbarfte Name diefeS giftigen FarbftoffS ift S c h w e i n f n r t e r Grün^ weil eS Vorzugsweise in SchweinSurt seit etwa 1 8 1 4 Sabriziert wird; fchon früher jedoch wurde eS iu Ofterreich Von dem Fabrikanten M i t i S bereitet nnd nach ihm benannt Die DarfteUnngSweiSe deS GiStgrünS war Seit langer Zeit FabrikgeheimniS^ bis 1822 Liebig die Anweisung dazu gab. ES ift im Grunde ein Sehr einfaches Verfahren nnd be* Steht hauptsächlich im Zusammenbringen einer KnpSerlöSnng mit der LöSnng Von arSenig* faurem Kali im heißen ZuStande. Früher benntzte man in WaSSer gelöften kriftallifierten oder in Effig gelöften gewöhnlichen Grünfpan einerfeitS und in heißem Waffer gelöfte arfenige Säure anderfeitS; jetzt nimmt m a n meistens KnpSerVitriol und arfenigSanreS Kali^ daS durch Kochen Von arSeniger Säure mit PottaSche erhalten wird. Sobald beide heiße Flüssigkeiten Vereinigt werden entsteht ein flockiger olivengrüner Niederschlag Von arSenig* Saurem Kupfero^d. Gießt man nun zu der FlÜSfigkeit Effigfänre^ fo viel^ daß fie deutlich danach riecht^ und überläßt daS Ganze der Ruhe nnd langfamen Abkühlung^ fo tritt eine neue Umwandlnng ein: der Volnminöfe Riederfchlag Verringert fich und wird kriftallinifch; Zugleich bilden fich in chm grüne Stellen^ die sich Vergrößern ^ bis in einigen Stuuden die ganze Maffe in jene lebhaft grüne Verbindnng übergegangen ift^ welche anSgewafchen daS Schweinfnrter G r ü n bildet. Die freiwillige Umwandlnng der Maffe befteht aber darin^ daß anS dem erften Riederfchlag ein Anteil arfeniger Sänre wieder anS* uud dafür Effig* fäure eintritt^ fo daß alfo daS Schweinfnrter Grün als ein Doppelfalz Von arfenigfaurem und effigfaurem Kupferoxyd erfcheint. Durch Anffieden der Mifchung erhält man übrigens daS Grün in wenigen Minnten; eS bildet jedoch dann eine feine pulverige Maffe Von weniger lebhafter Farbe. Dagegen fällt die Farbe nm fo feuriger aus^ je langfamer die Verwandlung Vor fich ging^ daher man wohl auch diefen Prozeß künftlich zu Verlängern fncht. TaS G r ü n ift nämlich ein Hanfwerk mikrofkopifch feiner Kriftalle^ nnd eben darin beruht daS eigentümliche Feuer der Farbe; je laugfamer aber eine Kriftallifation erfolgt^ nm fo beffer können die Kriftalle fich anSbilden. Folgerecht wird denn anch dnrch Zer^ reiben^ wobei die Kriftallform zerftört Wird^ der Farbenton deS GrünS heller nnd matter. DaS Fabrikat wird häufig mit andern Stoffen gemifcht^ fowohl Weißen als gelben nnd führt dann Verfchiedene Namen: wie N e u w i e d e r G r ü n W i e n e r G r ü n Kirchberger G r ü n K a i f e r g r ü n P a p a g e i g r ü n n. f. w. Die große Gefährlichkeit der arfenigen Kupferfarben hat die Ehemiker immer an* gefpornt^ weniger Schädliche Farben daSür zu erfinden. Aber eS fehlt allen andern grünen Farbstoffen daS Fener^ dnrch welches daS Schweinfnrter Grün Sich anSzeichnet. Am beften noch für feinere Farben konnte das Rinmanfche Grün^ welches durch Glühen eines gleichzeitig niedergefchlagenen Gemenges Von Kobaltoxydnl und Zinkoxyd erhalten Wird^

^chwefelnretaUe als Farbftoffe.

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als Erfatzmittel gelten^ bis daS 186^ von E a f f e l m a n n entdeckte und anf der Parifer AnSftellung 1 8 6 7 prämiierte E a f f e l m a n n f c h e Griin aUe Anfprüche^ die man an ein Surrogat fteUen kann erfüllte. Man erhält eS^ Weun man eine fiedendheiße Löfnng von Knpfervitriol mit einer folchen Von effigsanrem Kali Verfetzt. ES fchlägt fich ein bafifch fchwefelfanreS Knpfero^yd (bafifcheS Kupferfulfat) nieder^ daS nur getrockuet uud zerrieben Zu werdeu braucht^ um als Farbe zu dienen. Als eine für Ol* und Por^eUanmalerei brauchbare Farbe dient ferner daS b o r f a u r e Knpfero^yd (Kupferborat)^ das fich in mehreren angenehmen RÜaneen darfteUen läßt. Die Verbindnng entsteht beim Vermifchen Von Vora^* und Knpfervtiriollöfnng^ m u ^ dann gewafchen^ getrocknet zerrieben ^ dnrch Erhitzen von Hydratwaffer befreit nnd abermals gemahlen nnd gefchlämmt werden. ^chme^elmetalle al^ Farbfto^e. D i e Verbindnngen deS SchwefelS mit MetaUen find Körper^ die fich zum Teil dnrch gute reine Farben anSzeichnen. Ahwt doch daS Zweifachfchwefelzinn als MnfiV* oder M u f c h e l g o l d fogar daS Gold nach^ welches ge* wiffermaßen anch zu den Deckfarben gerechnet werden kann. BefonderS find eS aber die Allianzen deS SchwefelS mit dem Oneckfilber^ dem Kadminm nnd dem Antimon Welche wir hier in Betracht zu ziehen haben; in dem Ultramarin fpielt der Schwefel ebenfaUS eine wichtige RoUe. Einfachfchwefelgneckfilben mit 1 8 ^ Prozent Schwefel nnd 8 6 ^ Prozent MetaU^ bildet den fchönen und Vielgebrauchten Farbftoff Zinnober^ fchon im Altertnme nnter dem Ramen K i n n a b a r i S bekannt nnd aus Spanien bezogen. Der Zinnober kommt als Oneckfilbererz natürlich Vor (f. hierüber Oneckfilber) ^ aber nnr feiten ift daSfelbe rein nnd fchon genug ^ eine fo reine Farbe ^ daß eS direkt gemahlen nnd als Farbftoff (Vergzinnober) Verwendet werden könnte. D e r bei weitem größte Teil deS Zinnobers ift ein Knnftprodnkt entftanden anS der WiederVereinignng deS hÜtten* mäßig gewonnenen metaUifchen OneckfilberS mit Schwefet ES gibt zur Erzielnng diefeS ProdnkteS zwei Wege^ einen trockenen und einen naffen. DaS erftere Verfahren ift daS von alters her ausgeübte; als bedeutende Indnftrie blühte eS fpäter in Holland^ Welches noch jetzt durch Schönheit nnd Wohlfeicheit feiner Ware den erfteu. Rang behauptet; nur die Ehinefen Verftehen noch fchöneren Zinnober zn bereiten^ WaS anf befondere Fabrikation^* Vorteile fchließen läßt dennchemifchbetrachtet ift ihr Zinnober Von anderm nicht Verfchieden. Wie die fchöne Farbe deS Zinnobers dem Einflnffe der Zeit Widerftecht beWeifen die Wand* malereien der Alten nnd befonderS die Miniaturen nnd Inknnabeln deS Mittelalters^ zu deren HerfteUnng er ganz befonderS Verwendet wnrde. Oneckfilber und Schwefel Vereinigen fich fchon dnrch bloßeS Zufammenreiben oder Schütteln Wie dnrch mäßiges. Erhitzen aber daS Produkt ift kein Zinnober^ fouderu eine fchwarze Maffe^ und ebenfo geftalteu fich auch die Riederfchläge^ die aus Oueckfilberlöfuugen mit Schwefelwafferftoff u dergl. erhalten werden. ES ift daher immer eine befondere Ve* handlnug nötig^ um die rote Farbe hervorzurufen WaS daranf b e r u h t daß daS Schwefel* gneckfilber in den kriftaUinifchen Znftand übergeht. Die Bereitung deS Zinnobers auf n a f f e m Wege gründet fich auf den ErfohrnugSfatz^ daß daS fchwarze Schwefelgueckfilber durch eiue wäfferige Löfung Von Schwefelleber in der Wärme in die rote kristalliuifche Modifikatiou übergeführt werden kaun. Übergießt man z ^ . 8 0 0 Teile Oneckfilber und 6 8 Teile Schwefel in einem eifernen Keffel mit 100 Teilen in Waffer gelöftem Atzkali und erwärmt nnter fortwährendem Rühren mäßig^ fo zeigt fich nach zwei Stunden in dem fchwarz gewordenen Gemifch eine FarbenVerände* ruug in B r a u n r o t ; wird die Wärme nun noch etwaS gemäßigt fo wird die Farbe immer röter nnd nimmt öfters ganz plötzlich den höchften Farbenton a n worauf man ganz laug* fam erkalten läßt uud den Zinnober fchließlich dnrch AnSfüßen und Schlämmen reinigt. Auf t r o c k e n e m Wege bereitet man den küuftlichen Zinnoben indem mau paffeude Mengen Schwefelpulver und Oneckfilber fo lange zufammenreibt bis keine MetaUkügelchen mehr bemerkbar find. I n Idria gefchieht diefe Mifchnng in T r o m m e l n Welche dnrch Mafchinen gedreht werden. Ter Schwefel wird immer im Uberfchnß zugefetzt um bei der ^ uachfolgeuden Sublimatiou ficher aUeS Oneckfilber zu biuden. DaS fchwarze Pulver kommt darauf in Mengen Von je 1 Zentner in gnßeiferne Snblimierkolben in denen eS allmählich erwärmt nnd endlich ftark erhitzt wird. Hierbei tritt denn nnter Entzündnng nnd zuweilen

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^ie Farben und chre Vereitnng.

Exblofion die engere chemische Verbindnng der beiden Elemente ein. Sobald dieSe Er* fcheinnngen beginnen bedeckt man den Kolben mit einem irdenen Helnt verbindet diefen mit einer oSfenen Vorlage uud verftärkt daS Feuer bis zum RotgUchen wobei die Verbindnng fich vollendet und der gebildete Zinnober nebft nnverbnndenem Schwefel flüchtig wird. Die Dämpfe deS Zinnobers fchlagen fich im Helm nnd in der Vorlage nieder nnd bilden ftrahlige Kruften von dunkelroter Farbe^ die man anSbricht und von den etwa vor* handenen fchwarzen Partien abfondert um die letzteren bei einem fpäteren Vrande wieder mit zu verarbeiten. Die guten Schön roten Stücke kommen zum Teil ohne weiteres als StÜckzinnober in den Handet daS übrige wird zwischen Steinen gemahlen j^ nach dem beabsichtigten FeincheitSgrade zwei* bis fünfmal. Räch dem Mahlen und Schlämmen wird die Ware noch raffiniert d. h^ iu KalilöSung gekocht wodurch der etwa noch überSchüSSig vorhandene Schwefel weggenommen uud dem Zinnober eine lebhaftere Farbe gegeben wird. Rachdem hierauf der Zinnober mehrmals gewaSchen nnd in der Hitze getrocknet worden ift die Ware sertig. Nach der in Holland hergebrachten Mechode gefchieht die vorläufige Ve* reitung deS fchwarzen SchwefelgneckfilberS nicht anf mechanischem Wege^ fondern dnrch Wärme in eisernen Ueffeln. Vei demjenigen Wärmegrade^ bei welchem der Schwefel flüSSig wird^ Setzt man aUmählich uuter Umrühren die erforderliche Menge Oueckfilber zu. Tie befte Sorte Zinnober heißt im Handel V e r m i l i o n (foviel wie KocheniUefarbe). A n t i m o n z i n n o b e r . Wie viel in dem Gebiete der Farben anf die Form ankommt Zeigt fich auch bei den Verbindungen deS SchwefelS mit Antimon. DaS einfachste Ver* hältniS^ in welchem beide Elemente zufammentreten ift 8 Atome Schwefel auf ^ Atome (oder 1 AguiValent) Antimon. Wie die Natur diefe Verbindung gibt heißt fie Spießglanz oder ^ntirncnium crndinn und fieht ftrahlig Schwarzgran auS^ auf naffem Wege^ d.h. beim Znfammenbringen einer Antimonlöfung ^ etwa Ehlorantimon oder Brechweinftein ^ mit SchwefelwafferftoSf^ Schwefelleberlöfung n. f. w.^ wird diefelbe Verbindung als orange* farbener Niederfchlag erchalten; nnter andrer geeigneter Behandlung aber erchält man ganz denfelben Körper auch im fchouften reinen Rot^ uud diefe Varietät führt den Ramen Antimonzinnober. Man kannte diefen Schönen^ befonderS zur Verwenduug in 01 oder Firnis geeigneten durch Luft uud Licht nicht veränderlichen Farbftoff Schon im vorigen Iahchuudert und hat ihm neuerdiugS wieder erchöhte Aufmerkfamkeit zugeweudet. Der Antimonziuuober entfteht als Niederschlag beim Erwitzen der Mifchung eines unterfchwefligfanren SalzeS mit einer Antimonlöfnng^ wobei daS erftere Salz die Hälfte feines SchweSelgehaltS an daS AntimonmetaU abgibt. Für die Sabrikmäßige DarfteUnng dient der uuterfchwefligfanre Kalk uud daS Ehlorantimon. Man bringt die LöSnngen beider in Knfen miteinander zufammen echitzt unter fortwährendem Rühren daS Kemifch mit Dampf und beudet die Arbeit weuu der Niederfchlag die fchönfte Nüanee angenommen hat. Die Färbung beginnt mit Strohgelb^ geht dnrch Orange in rote Töne über nnd würde fchließlich braun und faft fchwarz werden. Ter rote Niederfchlag wird gut ge* wafcheu uud getrocknet die überweisende klare Flüffigkeit aber anf Kalkschwefelleber geleitet wodurch wieder uuterfchwefligfanrer Kalk entfteht der zu einem neuen Anfatz dient. Zn den gefchwefelten Farbenträgeru gehört anch daS K a d m i u m g e l b ^ ^auue brillant. Schwefelkadmium ^ daS fich dnrch Znfammenbringen einer Löfnng deS MetaUS mit einer fchwefelwafferftoffhaltigen Flüffigkeit fofort niederschlägt nnd dnrch Schönheit der Farbe wie dnrch grosse ^Dauerhaftigkeit bei deu Maleru fehr beliebt freilich aber etwaS teuer ift. ES kommt zwar natürlich gebildet a l s Greenockit vor^ diefeS Mineral ift aber fo felten daß^ wenn man die Farbe daraus bereiten woUte^ diefe fich jedenfaUS viel teurer geftalteu würde als felbft daS echte Ultramarin. Ultramarin. Mit dem Ramen Ultramarin bezeichnet man eine auS dem Mineral* reiche ftammende blaue Farbe^ die fich Vor aUeu übrigen dnrch ihre Iutenfität nnd ihr Fener auszeichnet. Urfprünglich wurde fie auS dem ziemlich felteu Vorkommenden Lafur* ftein (Lapis Lazuli) bereitet Diefer Stein wnrde anS Cchina^ der Hohen Tataret in seinen fchönften Varietäten anS der Bncharei über Orenburg uach Europa gebracht. Er steUt eiue Schone blaue Maffe dan die fich in Kalkftein eingewachfen findet nnd an welcher keine Zeichen Von KriftaUiSation beobachtet werden können. S e i n Politurfähigkeit ift ziem* lich groß^ uud dadurch fowohl als auch durch die in feiner gauzen Subftanz verftrenten

Ultramarin.

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goldglänzenden kleinen KriftaHe Von SchWeSelkieS war er als SchmuckStein Von jeher Sehr beliebt. M a n benntzte ihn nicht nnr bei den Mofaiken fondern fertigte anch Dofen u. dergl. daranf obwohl feine geringe Harte ihn als Ringstein keine fehr hervorragende Rolle fpielen ließ. Für nnS hat nnr feine Verwendung zu eiuem koftbaren FarbStoSf Intereffe. Um daS natürliche Ultramarin darzustellen wählte man die r e i f t e n ganz dnnkel* farbigen Stücke Lafurftein anS nnd fetzte fie^ nachdem fie Von aUen fremden Veimengnngen möglichst geSondert worden waren ^ in einem Tiegel nngefähr eine Stunde lang einer mäßigen Glühhitze anS^ löfchte fie in kaltem Waffer a t um die M a f f e möglichft mürbe zn machen ^ nnd pulverte fie dann. DaS Seine getrocknete Pulver wnrde dann mit einer Mifchnng ans burgundifchem Pech^ weißem Wachs ^ Leinöl nnd weißem Harz znfammen* gefchmolzen^ Von der man ebenfoViel dem Gewichte nach mchm als Von dem Lafurfteinpulver.

^t^Uff^ent der ^i^I. d^^Sd^ prrvn ^Uir^r^r U n r ^ ^ t ^ b ^ ^ ^n^er^ DaS ^arz blieb aber dem Farbftoff nicht beigemengt fondern diente nur zur Raffinierung deSfelben. D e n n man Wnfch ihn wieder heraus^ indem man den Harzkuchen in heißem Waffer fchmolz und dnrch fortgefetzteS Schütteln die Ultramarinteilchen wieder frei machte^ welche fich im Waffer Verteilten. Die übrigen Beimengungen welche anS dem Lafurftein noch mit in den Harzkuchen gekommen w a r e n blieben in diefem fitzen; anS dem Waffer aber ließ man den Farbftoff abfetzen. Dasjenige^ WaS znerft niederfiel^ War Von der fchönften Vefchaffenheit; bei jedem weiteren Durchkneten deS TeigeS mengten fich immer geringere S o r t e n dem Waffer bei nnd daS letzte^ die fogcnannte Ultramarinafche^ hatte nnr noch eine blaffe ^ blaugraue Farbe und wnrde deswegen natürlich auch bei weitem billiger Verkauft. Der hohe Preis ^ in welchem die auf fo umftändliche Weife erhaltenen Farben ftehen mußten^ ging nun allerdings fpäter ^ als künftliche Fabrikate anfingen ihnen Konkurrenz Zu machen auch wefentlich herunter. Solange er fich aber halten konnte^ erlaubte er nnr eine fehr fparfame Verwendung deS fchönen FarbftoffS. letzt beftehen Fabriken in Welchen jährlich viele Taufende von Zentnern gewonnen werden nnd daS künftlich dargeftellte Ultra* marin hat eine fo ungemeine Verbreitung erlangt daß dadurch faft aUe andern blauen

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Farben u n d chre Vereitnng.

anorganifchen Farbstoffe anS dem Felde gefchlagen worden find. Die Papierfabrikation^ Malerei^ Zeugdruekerei^ Tapetenfabriken^ Zuckerraffinerien bedienen fich feiner in ansgedehntestem MaßStabe^ nicht fowohl bloß^ um chren ErzengniSSen die schöne blane Farbe mitzuteilen^ als Vielmehr auch um durch einen geringen Zufatz gelbliche Färbungen^ Welche Zuder* uud Papiermaffe häufig zeigen^ zu paralyfieren. Da daS künstliche Ultramarin ein ganz ungefährlicher Körper ift^ fo haben folche Anwendnngen anch nichts Bedenkliches. Seinem chemifchen Wefen noch befteht der Lafurfteinin 100 Teilen anS ^ Kiefel* erde^ 81^ Thonerde^ 9^ Ratron^ 5^ Schwefelfanre^ 2 Schwefel und 1 Teil Eifen. Die noch fehlenden Prozente werden Von zufälligen Beimengungen wie Kohle^ Waffer n. bergig gebildet Tie blaue Farbe Verfchwindet^ wenn man chn mit Salzfäure übergießt^ eS ent* widelt fich zugleich SchWefelwafferftoSf. Daraus geht hervor^ daß irgend eine Schwefel* Verbindung daS färbende Prinzip sei^ und die Darftellnng deS künftlichen UltramarmS geht anch von diefem GefichtSpnnkte anS. Die Art und Weife ^ in welcher die Atome deS AlnminiumS^ Natriums^ SilieinmS^ SchwefelS und deS SauerftoffS im Molekül deS UltramarmS angeordnet oder gegenfeitig Verteilt find^ alfo diechemischeKonStitntion diefeS FarbftoffS^ ift bis jetzt ^ trotz vielfach angeflehter Unterfnchnngen^ noch nicht erforfcht. Man weiß eben nnr^ daß der Schwefel^ oder wenigstens der größte Teil desselben^ in Form Von SnlSiden Vorhanden iSt nnd daß Sich daS Ratrinm durch andre Alkalien^ Kalinm^ Lichinm^ fowie anch durch Silber^ Zinkte. erfetzen laßt^ wodurch anders gefärbte Ultramarine^ gelbe^ rote^ Weiße^ entftehen. ES ift fogar gelangen den Schwefel dnrch die Verwandten Elemente Selen und Tellnr zu erfetzen nnd Gnimet ließ Sich diefeS Verfahren eigentümlicherweife patentieren^ ein Verfahren^ Von dem man Vorhersagen kann daß eS deS enorm hohen PreifeS deS SelenS nnd TellnrS wegen niemals praktifch Verwertet werden wird. Der erfte^ welcher künstliches Ultramarin fabrikmäßig darfteUte^ war Guimet in Tonlonfe; ob man ihm^ wie die Franzofen thmt die Ehre der ErSinduug ^ufchreiben darf^ ift eine andre Frage. DaS Jahrbuch f ü r Pharmazie^ gibt bei Gelegenheit eineS Rekro* logS für den Verstorbenen Ehemiker EchriStian Gmelin in Tübingen (1826) nachstehende Mitteilnng über diefen Gegenftand^ anS welcher der Anteil^ den diefer dentfche Forfcher an der Erfindung gehabt hat^ erhellt. Gmelin hatte zufällig entdeckt^ daß der Ittnerit^ ein Mineral^ welches am Kaiferfüchl Vorkommt^ im Feuer fchon blan werde und mit Sänren SchwefelwaSSerStoff entwickle^ wie daS Ultramarin aus dem Lafnrftein und diefe Veobachtnng hatte Schon im Iahre 1822 die Idee der künstlichen DarStellnng der Schönen Farbe in chm erweckt. Aber inTÜbingen^ wo Gmelin ProSeSSor der Ehemie war^ waren bei der Kostbarkeit deS echten UltramarmS die notwendigen Vorarbeiten mit großen Schwierigkeiten VerknüpSt. I n diefer Bedrängnis ging er 1827 nach Paris nnd teilte Gay-LnfSae Sein Vothaben mit. Der Sranzöfifche Ge* lehrte gab ihm den Rat^ gegen niemand etwas zu äußern; merkwürdigerweife war er es aber gerade felbSt welcher zehn Monate Späten am 4. Februar 1828^ den Parifer Akademikern Verkündigt^ daß Guimet in Touloufe die künstliche Darstellung deS UltramarmS gelnngen fe^ ohne dabei GmelinS zu gedenken 1 M a n betone diefen UmStand. Gay-LuSSae Suchte fich nnn zwar zu rechtfertigen und Guimet behauptete fogar^ daß er daS Geheimnis fchon jahrelang mit Sich getragen habe und der Maler Ingres bereits im Iahre 1 8 ^ 6 Sich deS künstlichen Produkts beim Plafond eineS MufenmS bedient habe; nur bemerkt Poggendorf dagegen fehr richtig^ Wie ansfallend eS doch fei^ daß er feine Ent* dednng zwei I a h r e zurüdhalten mochte^ während die ^Enc^ura^ement^ fchon feit Vier I a h r e n einen Preis Von 600 0 Frank Vergeblich anf die Löfnng deSfelben Problems gefetzt hatte. Die Sache ift jedenfalls unklar - daS aber iSt klar^ daß wohl feiten jemand natürliche Vorgänge fo fcharffinnig gedentet und mit fo großem Nutzen für die Welt Ver* folgt hat als Gmelin^ welcher in dem Blanwerden eines nnfcheinbaren fchwärzüchen SteineS in der Lötrohrflamme einen urfprünglichen Zusammenhang mit dem edelften Farbftoff fand. Thatfache iSt^ daß fofort nach Bekanntwerden der angeblich Guimetfchen Erfindnng Gmelin fein Versahren Veröffentlichte^ während Gnimet daS feinige geheim hielt nnd daranf eine einträgliche Fabrikation gründete. Seine Farbe war anfänglich bei weitem beffer als die Gmelinfche^ indeffen lernte man anch in Dentfchland fehr bald durch Verfolgung der

Ultramarin.

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von Kmelin angegebenen Prinzipien ein Ultramarin bereiten welches aUen Anforderungen an ein Erfatzmittel deS echten Lafurfteinblan entfprach Während man früher daS Ultramarin mit Kold aufwog^ konnten fich jetzt feiner auch Solche Industriezweige bedienen^ welche bei massenhaftem Kebrauche daSfelbe sür biUige Artikel^ Wie Tapeten n. f. W.^ Verwendeten. Für daSfelbe Keld^ Welches man Vordem für eine Unze gezahlt hatte^ erhielt man jetzt einen Zentner. Die größte Ultramarinfabrik befteht zu Nürnberg (f. Fig^ 4^8). Die erfte ^ welche in Deutfehland (188^) errichtet worden iSt^ iSt die Von LeVerknS in Wermelskirchen. I n den ersten Iahren deS VekanntwerdeuS der Kmelinfchen Entdeckung hatte diefelbe für daS deutfche Publikum^ wie So vieles^ nur ein WiSSenSchaftlicheS |ntereffe. Erft die Erfolge^ welche man in Frankreich damit errang^ lenkten die Aufmerkfamkeit der Induftrie dem KegeuStande zu^ und namentlich war eS E n g e l h a r t Proseffor der Ehemie an der technifchen Lehranftalt zu Rürnberg^ welcher Verfnche zur fabrikmäßigen Darftellung deS künftlichen UltramarinS unternahm. ES ging dem Farbftoff ähnlich wie eS den Anilin^ färben auch gegaugeu ift die längft fchon Von einem deutfchen Ehemiker^ Rnnge^ entdeckt dem großen Publikum aber gar nicht bekannt geworden und von den Gelehrten faft wieder Vergeffen w a r e n als fie V^n Frankreich aus als etwaS ReueS in der Färberei erfchienen nnd chren Triumphzug im rafchefteu Laufe über die ganze Erde machten. Engechart ftarb indeffen nnd eS gelang erft feinem Nachfolger L e y k a n t der fich mit Z e l t n e r und dem Techniker Heinl a u s Frankfnrt a. O. Verbunden hatte^ eine Ultra* marinfabrik im | a h r e 1888 inS Leben zu rufen. Die Ausbreitung und Vergrößerung derfelben fowie die VerVoUkommnnng ihrer Erzeuguiffe wuchs trotz vieler eutgegeufteheuder Hinderniffe^ und fchon Vor 2^ Iahren nmfaßte fie mit chren Gebäuden Straßen und Höfeu eiuen Flächenraum Vou 8^ Hektaren den zu bebauen und zur Fabrik einrichten ein Kapital Von faft MiUionen Gulden (über ^ MiU. Mark) nach nnd nach aufgewendet worden war. I m Iahre 1 8 6 9 fchon arbeitete fie mit drei Dampfmafchinen Von Znfammeu 6 9 Pferdeftärken welche gegen ^ 9 9 große Mühlwerke^ nach den Verfehiedenften Konftrnktionen aus Eifen nnd Stein gebaut Dampfe Onetfch* und Siebmaschinen Heb* mafchinen und Pumpwerke^ in Vewegnng fetzten. AUe Ortlichkeiten deS EtabliffementS Stehen durch Eifeubahngeleife miteinander in Verbindnng. Die Rohstoffe werden in Lauf in einer besonderen Filiale zubereitet WoUen wir bei einem hiftorifchen Rückblicke anf die allmähliche Ausbildung der Ultramarinfabrikation den erften Erfindern die gebührende VerÜckfichtignng angedechen laffen fo mÜffen wir auch daS Verfahren Uach denen eS chneU gelaug^ der Natur eiu lauge iuue* gehabtes Monopol zu eutriugen mit einigen Worten erwähnen. Kmelin bildete fein Ultramarin auf folgende Weife. Er Verfchaffte fich reine Kiefel* erde^ indem er dnrch Zufammenfchmelzen Von farblofem Onarz und Soda ein WafferglaS darfteUte^ aus welchem er dnrch Zufatz Von Salzfänre die Kiefelfäure anSfchied. Ebenfo bereitete er fich aus einer Alannlöfnug durch Niederfchlageu mittels Ammomak reme Thon* erde^ die er abfiltrierte uud troduete. Die Kiefelfänre wurde iu Atzuatronlange gelöft uud auf 8 Teile daVou ^ Teile trockeueS Thouerdehydrat zugefetzt die Mifchung zur Trockue Verdampft fein abgerieben nnd mit der gleichen Onantität eines KemifcheS aus gleichviel trodenem kohlenfanren Ratron und Schwefelblumen anf daS innigfte gemengt^ in einen heffifchen Tiegel eingeftampft rafch Znm Klühen erchitzt und einige Zeit darin erhalten. Die geglühte Maffe hat eine grünlich* gelbe Farbe. M a n zerkleinert fie gröblich und fetzt fie einer zweiten GlÜhnng bei Lnft* Zntritt anS^ wobei die blane Farbe zum Vorfchein kommt. I h r e Schönheit ift wefentlich dnrch die Temperatnr uud deu richtigen G r a d deS Luftzutritts bedingt. Vei den neneren Verfahren der HerSteUnng^ nm deren VerVoUkommnuug fich uament* lich iu ueuerer Zeit H o f f m a u n Direktor deS VlaufarbenwerkS Marienbnrg in Reffen WilkenS in KaiferSlantern F ü r f t e u a n in Koburg und K e n t e l e in Stockholm Verdient gemacht haben Vermeidet man die nmSiändliche ^erfteUnng der reinen Thonerde^ auch umgeht man die gefonderte Vereituug reiner Kiefelfäure. Mau wendet vielmehr gleich ein natürliches^ aUerdingS moglichft eifenfreieS nnd anch fonft reineS Thonerdefilikat an am beften Kaolin PorzeUanerde; weiterhin kalziniertes Klanberfal^ Schwefelnatrinnt kalzinierte

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Die F a r b e n und ihre Vereitung.

Soda^ Schwefel und Holzkohlen- oder Steiukohlenpnlver. N n r bei einem ganz be* fonderen Verfahren bedient man fich der Kiefelfänre als Zufatz^ und man fpricht dann Von einem Kiefelfäure-Ultramarin wie man die anf andre Weife erzeugten Sorten als Glanber* falz* oder Snlfat*Ultramorin nnd als Soda*Ultramarin unterfcheiden könnte. ES klingt fehr einfach^ wenn man hört^ daß man bei dem fogenannten Nürnberger Verfahren bloß ein Gemifch Von Kaolin Glanberfalz nnd Kohle in den richtigen Mengen* Verhältnissen miteinander zu erhitzen braucht um daS Rohprodukt für daS feinfte Ultra* marin zu erhalten welches felbft aUerdingS noch keine Ahnung der wnnderVoHen Farbe deS fertigen Präparats anfkommen läßt; denn eS fteHt immer nur ein wenig fchöneS Grün dar^ daS zu feiner fchließlichen Verfeinernng noch einem Auslauge* und SchlämmnngSprozeß nnterworfen und dann noch mit zugemengtem Schwefel bei Luftzutritt erhitzt werden mnß^ damit die Schwefelblnmen Verbrennen und die grüne Farbe in daS gewünfchte Vlan über* geht Aber die Sache hat denn doch ihren Haken wie fchon daraus erfichtlich ift^ da^ Viele Fabriken fehr lange Zeit nnd fehr mühfame Vorarbeiten und Verfuche nötig gehabt haben ehe chre Produkte mit denen andrer DarfteUer konkurrenzfähig wurden. Die Fabrikation ift Von fo Viel Zufälligkeiten abhängig nnd verlangt fo Viel oft ganz unwefentlich er* fcheinende Berückfichtignngen daß jede Fabrik ihre befonderen Geheimniffe bewahrt. So* lange man nicht VoUftändige Klarheit über die Ratnr deS färbenden StosfeS hat ob der* felbe eine DoppeIVerbindnng der kiefelfanren Thonerde nnd der SchWefelVerbindnngen ift oder ob er in einer befonderen Schwefelverbindung befteht und die Thonerde nnr ein Ver* dÜnnnngSmittel i f t folange wird man auch die Frage nicht beantworten können WaS bei dem Ultramarin wefentlich nnd waS zufällig ift waS bei der DarfteUnng notwendig be* rÜdfichtigt werden mnß nnd waS Vernachläffigt werden kann. Einige W n den Darftellern deS ^„blauen Wunders^ waren derMeinnng^ daß für die Entftehung der Farbe die Anwefenheit von Eifen nnerläßlich fei. — Andre beftritten dieS^ und in der That geben die chemifchen Analyfen fehr Vieler und der feinften Sorten gar keinen Gehalt an Eifen zu erkeunen. ES ift mithin Sehr möglich^ daß man bei gewiSfeu Vorfchriften daS Eifen nnbegründeterweife für etwaS ganz Wesentliches hält während daS Gelingen deS ProzeffeS Von dem Eintreffen ganz andrer Bedingnngen abhängig ift die mau zwar gewohnter Weife immer mit erfüllt aber doch ohne fich ihrer bewnßt zu fein. So kommt eS bei der Ultramarinbereituug auch noch anf andre Rebennmftände a n deren Einfluß man nicht begründen kann die aber ohne Schaden doch nicht nmgangen werden dürfen. Wir haben fchon erwähnt daß der Prozeß fich in zwei Abfchnitte fondert: in einen der eS mit dem Znfammenfchmelzen der Beftandteile zu thun h a t nnd anS welchem eine grnn gefärbte Maffe hervorgeht — und in einen welcher diefe grüne Snbftonz durch Weiterbehandlnng iu die blaugefärbte überführt. Man läßt fich auch wohl in manchen Fällen mit der erften Hälfte genügen^ denn nnter gewiffen Umftänden kann daS Grün fo fchon auSfaUen^ daß eS für fich fchon als eine Verwendbare Farbe Abfatz findet ^ eS ift als g r ü n e S U l t r a m a r i n im Handel bekannt I n der Regel aber führt man den Prozeß weiter ^ indem m a n wie fchon gefagt^ daS grüne pnlver wiederholt mit Waffer anSlangt und mit einem Gemifch von Schwefel und Soda Vermengt fchmilzt fchließlich aber mit Schwefel an der freien Lnft brennt^ indem mau auf der Sohle einer Muffel oder eineS Herdofens eine uugefähr 2 nun dicke Schicht gepulverten reinen Schwefels ausbreitet darauf eine etwaS dickere Lage deS Farbenmaterials gibt uud durch Erwärmen den Schwefel bei möglichft gelinder Hitze Verbrennen läßt. Die Farbe fchönt fich aUmählich nnd daSEr* kennen deS KnlminationSpnnkteS ift lediglich Sache der Erfahrung^ die dann in jeder Fabrik eine andre fein wird nnd demgemäß als Fabrikationsgeheimnis gehütet wird. ^ I n feinem fchönften Zuftande fteUt daS Ultramarin ein feines Pulver von der bekannten prachtvoU blanen Farbe dar; indeffen darf man wenn eS feine Reinheit behalten foU^ es nicht durch Reibeu auf dem Reibfteine noch weiter verfeinern woUen. Ieder derartige Ver* fnch hat eine Berfchlechternng der Nüanee zur Folge^ und eS fcheint faft als ob die kleinften Teilchen nur an ihrer Oberfläche den wunderVoUen Farbenton zeigten in ihrer inneren Maffe dagegen minder fchon gefärbt wären. An der Luft ift daS Ultramarin fo gut wie unveränderlich^ halt fogar ein nicht zu heftiges Glühen anS. Dagegen wird eS wie der

Ladfarben.

Karmin.

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Lafurftein von konzentrierten Sänren zerfetzt und feine Farbe geht nnter Entwickelnng von Schwefelwaff erft off aUmählich in ein fchmntzigeS Gelblichweiß über. Verwendung findet daS Ultramarin überaU da^ wo eS als Deckfarbe mit O t Leim oder einem ähnlichen Vindemittel aufgetragen werdeu kann und es hat für folche An* wendnngen das Kobaltblau welches in feiner Nüanee immer einen Stich in daS Rotliche behält faft VoUftändig anS dem Felde gefchIagen. I n der Glasfabrikation nnd in der Porzellanmalerei ift eS aber nicht zu Verwenden weil eS keine Schmelzbare Verbindung eingeht — hier behält daS Kobaltoxyd Seine unbestrittene ^errfchaft Dagegen wird im häuslichen und wirtfchaftlichen Leben inSbefondere beim Vlauen der Wäfche^ Ultramarin in großen Mengen gebraucht obSchon Vielfach Verfälfchnngen mit Schwerfpat nnd Kreide ^e^ der fcheinbaren BiUigkeit halber^ von den Hausfrauen vorgezogen werden. I n Wirklichkeit ftellt fich jedoch heraus^ daß echtes Ultramarin namentlich in Form der Kngelbläne^ trotz feines bei gleichem Gewicht etwas höheren PreifeS doch drei* bis Viermal fo weit reicht al^ gleichschwere^ aber Verfälfchte Wore. Welche MaSSen übrigens in den Verschiedenen Knnft* und Industriezweigen Von dem Ultramarin Verbraucht werden^ daS lehrt die Statistik^ welche die jährliche Gefamtprodnktion der Vermiedenen Fabriken zu 180000 Zentnern zu 50 ^ angibt. | n Dentfchland wird das VoHkommenfte Ultramarin in den Fabriken Von KaiferSlantern Nürnberg nnd in der Porzellanmanufaktur von Meißen dargefteUt und man benntzt dazu an letztgenanntem Orte diefelbe Erde^ aus der daS Porzellan erzeugt wird. ^ f a r b e n ^ ^armiU. I n dem Holze^ der Rinde^ den Wurzeln oder VlÜten vieler Pflanzen finden fich bekanntlich mancherlei^ zum Teil fehr fchöne Farbftoffe^ welche loSlieher RatUr find und deswegen wohl in der Färberei nnd Drnderei eine wichtige Rolle fpielen ohne weiteres aber nicht als Anftragfarben^ wie die bisher betrachteten dienen können. Rnn gibt eS aber zwifchen den meiften diefer pflanzlichen Farbftoffe nnd gewiffen MetaU^ o^yden nnd erdigen Vafen eine eigentümliche^ fehr ftark anSgefprochene Verwandtfchaft. Mischt man z. B . zu einer Farbenbrühe Alaun nnd die Löfnng eineS ätzenden oder kohlen* fanren Alkalt fo erfolgt ein Riederfchlag Von Thonerde^ aber nicht in ihrer gewöhnlichen weißen Farbe^ fondern in Verbindnng mit dem anwefenden Farbftoffe nnd zwar gefchieht dieje Verbindnng zuweilen fo VoUftändig ^ daß nach dem Abfetzen deS RiederfchlagS die übersehende Flüffigkeit Völlig farblos erfcheint. Der anSgeWafchene und getrocknete Rieder* fchlag bildet eine Lackfarbe. Sie kann als ein echtchemifcheSProdukt angefehen werden in welchem der Farbftoff die Rolle einer S ä n r e fpielt und eS können faft alle unlöslichen metallifchen und erdigen Vafen^ fobald fie Sich nur weiß niederfchlagen zu Lackfarben be* nutzt werden. Die P r a x i s jedoch hält fich VorzugSweife an zwei derfelben: die Thonerde und daS Zinno^yd; erStere wird anS einer Alannlöfnng^ letzteres auS dem Zinnchlorid (gewöhnlich Zinnfolntion genannt) mit Pottafche oder Soda niedergefchlagen. Mit dem Zinnoxyd erscheinen die Farben befonderS fchon; aber der Koftfpieligkeit wegen fetzt man gewöhnlich nnr einen Anteil Zinnfolntion znm Alaun. ES gibt auch unechte Lackfarben^ d. h. Solche die Streng genommen diefen Ramen nicht Verdienen. Solche find ^ V. die nnter dem Namen SchÜttgelb Vorkommenden wohl* feilen Farbenkörpen welche dnrch Ubergießen Von Kreide^ Kalk oder Thon mit gelben FarbebrÜhen erzeugt werden nnd die Farbe doch wohl nnr dnrch mechanifche Anffangnng gebunden halten. Hierher gehören anch diejenigen Farben für AnStrich nnd Tapeten* fabrikation welche einfach dnrch Färben Von Kreide oder eineS andern weißen Körpers mit AnilinfarbStoSSlösungen oder andern TeerSarben hergestellt werden. Zu eigentlichen gelben Lackfarben können Viele färbende Pflanzenftoffe benntzt werden wie Gelbbeeren^ Onerzitron Gelbholz oder anch wohlfeilere einheimifche Gelbpflanzen. Zur DarfteUung r o t e r LackSarbe^ der am meisten gebräuchlichen^ dienen befonderS Krapp^ Pernambnk* oder Brafilienhol^ dann zur Bereitung Von Karminlack dieKocheniUe nnd die Abgänge Von der Karminbereitnng n. t w. ^ i e mit Solchen StoSfen erhaltenen Prodnkte heißen F l o r e n t i n e r ^ P a r i f e n W i e n e r ^ Venezianer Lack^ der anS Vrafilienholz bereitete Kugellack n. f. W.

^go

^ie F a r b e n und chre Vereitnng.

So einfach der ^auptprozeß bei der Vereitnng diefer Art Farben ift So Sind doch viele Schwierigkeiten zu überwinden^ um die Farben in möglichster Schönheit zu gewinnen. CS gibt daher der Anweisungen zur Bereitung Von Lackfarben nicht wenige. VefonderS gilt dieS Vom Krapplack^ der beliebtesten Farbe diefer Art^ weil fie bei weitem die danerhaftefte ift. DaS Krapprot ift in ihm ebenfalls an Thonerde gebunden^ aber eS ift nicht leicht anS der Krappwurzel daS Pigment in VoUer Schönheit auszuziehen nnd ebenfo fchwer^ bestimmte Farbennüaneen zu erzeugen denn die Krappwurzel gibt nach Verfchieden* heit der S o r t e n ja felbft der Iahrgänge^ Verschiedene Töne^ und eS ift die Kunst deS Fabrikanten dnrch Anwendung befonderer Veizeu Kleichförmigkeit hiueinznbringen. Die heUen Rüaueen der Krapplacke^ die bis zum zarten Rofa gehen werden durch Zufätze Von feinem Vleiweiß abgeftust. letzt wird man wohl künftlicheS Alizarin und Pnrpnrin zur Erzeugung folcher Farblade verwenden. Für gewöhnlich kocht man gepulverte KocheniUe mit A l a n n etwaS Zinnlöfnng und vielem Waffer ^ läßt die Flüffigkeit klar werden und fetzt Vorfichtig uud unter ftetem Um* rühren eine bemeffene Anflöfnng Von kohlenfanrem Ratron hinzu. Den entstehenden roten Riederfchlag Sammelt man auf einem Filter nnd Verfetzt die ablaufende^ noch gefärbte Flüffigkeit mit einer nenen Portion Natronlöfnng^ wobei ein hellerer Niederschlag erchalten wird u. f. w. | n dieSer WeiSe kann man den Lack in Verschiedenen Farbenabftnfungen erzeugeu. D e r mit reiner Zinnlöfnng und Alann bereitete Lack Von befonderS lebhaftem Scharlachrot heißt chinefifcher Karmin. Von dem eigentlichen Karmin unterscheidet fich der Karminlack dadurch daß er Sich mehr dem Violett als dem Scharlach nähert und Sich nicht wie jener in Ammoniak auflöft. Die KocheuiUe ift bekanntlich eiue Art SchildlanS^ welche iu Mittelamerika auf ge* Wiffen KaktnSarten lebt und in befonderen Pflanzungen^ Nopalerien genannt gezüchtet wird; nur diefe Ware kommt uoch in den Handel^ die wilde gar nicht mehr. In dem Safte deS kleinen TiereS ift der eigentliche Farbftoff (Karmin) in Form mikrofkopifcher Körperchen enthalten die analog den Blutkügelchen in einer farblofeu FlÜSSigkeit Schwimmen. Obgleich alfo eiu Prodnkt deS Tierreichs^ fchließt fich doch der Karmin in Seinem chemischen Verhalten ganz den Pflanzenfarben a n hat auch felbft den Eharakter eiuer Schwachen Säure und ift fonach ebenfo geeignet mit Bafen Lacke zu bilden. Der moglichft reiu auS der KocheniUe extrahierte Farbftoff bildet die beliebte Farbe Karmin ein zartes^ feurigrotes Pulver^ daS iu der Miniaturmaleret zum Färben künft* licher Vlumen und Konditoreiwaren uud^ iu Ammoniak aufgelöft^ als feinfte rote Tinte Anwendung findet. Die einfachfte Prozedur den Farbftoff auS der KocheniUe abscheiden die auch daS Schönfte Produkt gibt befteht darin daß KocheniUepulVer in einem verzinnten KeSSel mit f^hr reinem Waffer gekocht die gefärbte FlüSSigkeit abfiltriert mit etwas Alaun Verfetzt und in porzeUanen Schalen zugedeckt hingeSteüt wird^ worauf dann der Karmin im VerlauS mehrerer Tage Sich allmählich abSetzt während Schließlich die immer noch gefärbt^ Flüssigkeit auf Karminlack ausgenutzt wird. | e uach ihrer Verwendnng erhalten die Farben mancherlei Zufätze^ welche als Vindemittel dienen nnd das Auftragen in einer dünnen nnd doch dauerhaft mit der Unterlage zusammenhängenden Schicht geftatten. Man unterscheidet nach der Natur dieSeS VindemittelS Waffer* ^ Honig* ^ Leim*^ Ol*^ FirniSSarben n. f. w. Die chemische Natur deS VindemittelS hat bisweilen anf die Farbftoffe einen befonderen Einfluß und Von gewiffen Verwendungsarten können einzelne ganz und gar anSgefchloffen fein bloß weil fie in Verührnng mit dem Vindemittel keine Behändigkeit befitzen. Wir können aber auf diefen Kegenftand^ fowie auf die weitere Zubereitung der Farben durch Mahlen Mifcheu u. f. w. nicht eingehen und woUen zum Schlnffe nur einiger befonderen Verwendungsarten noch mit einigen Worten gedenken. ^ ^ a ^ e l l ^ t e . Für PafteUmalerei und farbige Zeichnnngen hat man bekanntlich die Farben i n F o r m abfärbender Stifte^ mit welchen trocken auf dem Gruud gearbeitet wird^ fo daß derartige Bilder Verwifchbar find^ foferu fie nicht nachträglich durch ein paffendes Vindemittel befeftigt werden. Die zu den PafteUftiften Verwendeten Farben find die gewohnlichen Berliner Vlan Zümoben Königs* oder Reapelgech Karmin n. f. w. Tie körpergebende Maffe ift fein präparierter Pfeifenthon neuerdings VieUeicht auch Zinkweiß. Durch mehr oder weniger Thonzufatz erzengt man hellere oder dnnklere Farbentone.

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^ie Farben und ihre Vereitnng.

Tie onfS feiuSte gepnlVerten Veftandteile werden entfprechend gemifcht^ mit ein wenig Vindeftoff (Tragantfchleim) in eine bildfame Pafte Verwandelt nnd daranS die Stifte geformt die fchIießlich in maßiger Wärme getrocknet werden. Eine renommierte Parifer Fabrik benntzt als Vindemittel eine Löfnng Von Gnmmilack nnd Terpentin in Weingeist nnd preßt die PaSte dnrch einen knpSernen Hohleylinder^ deSSen Boden eine Anzahl rnnder Formlöcher hat^ So daß nach Art der Fadennudeln dünne Stäbe erhalten werden^ ^die man nach bestimmtem Maß zerfchneidet und trocknet. ^ l e i ^ t e . An das bisher Vehandelte möge fich die knrze Befprechnng eines Ge* branchSgegenStandeS Schließen der recht eigentlich ein AllerWeltSartikel ift^ fich in jeder* mannS fänden befindet^ zu den alltäglichsten Zwecken ebenfo dient wie zu den Meifter* werken der KnnSt^ nnd desfen HerfteUnng in der heutigen FabrikindnStrie ein ganz bedentendeS Item bildet^ wir meinen den VleiStiSt. ES Scheint gewiß zu fein^ daß daS Mittelalter die VleiStiSte in ihrer jetzigen Form noch nicht gekannt hat^ da sich die zeichnenden KünStler Statt deSSen eineS StifteS anS einer Mischnng Von Zinn und Vlei bedienten^ den fie nannten. Erfindnng nnd Ramen deSfelben ftammt anS Italien. DaS Wort ^ Bleiftift^ ift entweder eine bloße Uberfetznng deS englifchen Wortes leaä peneil — man nennt dort den Graphit blac^ leach Schwarz* blei — oder es ift eine Erinnernng d a r a n daß man in früheren Jahrhunderten wirklich eine Legierung Von Vlei nnd Zinn zu Zeichenftiften benutzte. Die Bleiftiftmaffe iSt aber eben kein Vlei^ Sondern Graphit^ ein mehr oder Weniger reiner mineralifcher Kohlenftoff. Graphit findet fich auch in Deutfchland^ namentlich in Vayern bei PafSan und Wunfiedel; Ofterreich hat Graphitgrnben in V ö h m e n Mähren Steiermark nnd Kärnten; serner liefern S p a n i e n Kanada ^ Oftindien ^ Sibirien uud die Infel Eeylon Graphit Tie ge* famte VleiftiftindnStrie Verdankt chr DaSein dem Glücksfall^ daß man 1664 bei Vorrowdale in Enmberland in einem Thonfchieferberge ein Lager Von Graphit entdeckte Von bis dahin nngekannter Güte^ welche eS ermöglichte^ Zeichenftifte daranS ohne jede Sremde Veimifchnng darznSteUen^ nnd zwar beffere als anf jede andre Weife. Schon daS Iahr daranf kamen die ersten englifchen Vleiftifte in den Handel^ und fie brachten fich rafch in große Beliebtheit I n London entstand ein befonderer Graphitmarkt ^ an welchem daS Prodnkt der Vorrow* dalemine Versteigert wurde^ und der Preis Soll fich bis zu 168 Pfd. Stert pro englifchen Zentner Verstiegen haben. Die Mine erwies Sich nämlich nicht als nnerfchöpflich und obwohl man die Graphit* ausfuhr Verbot^ fogar uuter Androhung der TodeSftrafe^ fo trat doch endlich eine Zeit ein in welcher daS koftbare Material zn mangeln anfing. Schließlich war die Grube fo er* fchöpft^ daß man Sich nach neuen VezngSgneUen nmfehen mnßte. Die eifrigen Bemühungen waren aber n n r Von geringem Erfolge begleitet; denn eS findet Sich in England nnr noch geringerer Graphit^ der Vor dem in andern Ländern nichts VoranS hat^ und die Eng* länder^ welche Srüher dnrch chre trefflichen Vorrowdaleftifte die ganze Welt fich tribnt* pflichtig gemacht hatten ^ müffen jetzt wie anderwärts Vleiftifte f a b r i z i e r e n und haben fich Von ausländischer^ namentlich deutscher Konknrrenz Sogar überflügeln laffen. Tie ursprüngliche Herstellung der englifchen Bleiftifte war nämlich fo einfach^ daß fie kanm als Fabrikation gelten konnte; man zerschnitt die Von der Ratur gelieferten Vlöde mittels feiner Sägen in Stängelchen^ die man in die Holzfaffuug leimte. AIS die edle Maffe zur Reige ging^ hielt man fich noch an den kleinen Abfall^ den man — anfS feinfte gepulvert^ durch ftarken hydranlifchen Drnch unter Mitanwendung der Lnftpnmpe^ um die Luft beffer auS dem Pnlver zu entfernen ^ zu Platten preßte nnd diefe in Stüde zerfägte. letzt noch werden in folcher Weife die Vorhandenen Uberbleibfel abgearbeitet nnd Enmberland* graphit kommt dnrch eine englifche Firma in den Handel Von allen möglichen Harten und Feinheitsgraden. Die daranS hergestellten VleiStifte geben anch gewiß den früheren an Güte nichts nach^ da man jetzt daS Material viel rationeller zu bearbeiten gelernt hat Außer in England machte man fchon frühzeitig Vleiftifte nach derfelben Manier^ aber deS bei weitem fchlechteren Materials wegen viel weniger gut; dieS gefchah namentlich in Bayern^ wo fich Graphitlager in Oberzell bei Paffan finden. I n dem Torfe Stein bei Rürnberg begann die Fabrikation bereits im dritten Jahrzehnt deS Vorigen IahrhundertS; 1761 gründete Kafpar Faber hier eine Fabrik anS welcher die jetzt weltberühmte Anlage

Vlciftifte^

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hervorgegangen ift (f. Fig. 454); 1^66 erhielt Graf KronSfeld die BeWiUignng znr Er* richtnng einer Bleistiftfabrik in Iettenbach^ nnd 1810 legte die Regiernng felbft eine folche an^ welche fie^ nachdem der Betrieb gefichert wan an die Gebrüder Rehbach in RegenSburg übergab^ von welcher Firma diefelbe jetzt noch geführt wird. Man bezog in Vayern anch Enmberlandgraphit und machte anS diefem echte englifche Vleiftifte^ indem man größere Stüde Graphit mittels dünner Sägen in Vlätter zerfchnitt; die Seitenflächen derfelben wurden durch Schleifen anf einer horizontalen Scheibe von den Niffen der Säge befreit nnd hieranf erft die Vlätter in StiSte zerfägt welche in Holz eingefaßt wurden. Weiterhin aber verwendete man zu den ^künftlichen Vleiftisten^ teils die AbfäUe der echten Vleiftifte^ teilS^ und zwar in bei Weitem größeren Ouantitäten den einheimifchen Graphit der fich an Vermiedenen Orten teils in erdigen teils in ftaUb* förmiger GeftaIt findet. Entweder machte man daranS UUter Zufatz emeS VindemittelS größere dichte M a f f e n welche nach dem Trocknen ebenfo wie der natürliche Graphit be* handelt wurden oder man formte^ waS leichter nnd begnemer w a n die Stiste unmittelbar anS der noch weichen Maffe. VedingniS nnd Schwierigkeit w a n ein folcheS VindemitteI Zn finden Welches dem Graphit zwar genügenden ^nfammenchang Verleiht jedoch feine Fähigkeit abzufärben nicht beeinträchtigt. Lange Zeit diente als folcheS der Schwefel (1 Teil Schwefel auf 2 ^ 2 ^ Teile Graphit) oder auch daS Schwefelantimou in denfelben MengenVerhältniffen endlich anch Leim und Gummi. Die erften beiden Subftanzen welche durch Schmelzen mit dem Graphit zu einer möglichft gleichförmigen Maffe Vereinigt wurden hatten den Nachteil^ daß die daraus gefertigten Stifte fehr fpröde waren nnd fich nicht ordentlich fpitzen ließen deshalb blieben fie fpäterhin anch nur für die groben Zimmer* mannSftifte noch in einiger Verwendnng; Gnmmi nnd Leim dagegen widerftanden der Fenchtigkeit zu wenig. Da machte Ausgangs deS vorigen |ahrhnnderts der Franzofe Eondt welcher mit feinem Schwager Hnmblot*Eonde eine Bleiftiftfabrik leitete^ eine Entdeckung^ anf welche eine genane chemifche Analyfe deS EnmberlandgraphitS^ der eirea ^4 Prozent Kohle^ 8 Prozent Eifen und 80 Prozent Thon nnd Kalk enchält schon früher hätte führen können. Eonde fand nämlich^ daß Thon daS befte Bindemittel für gewöhnlichen erdigen oder ftaub* förmigen Graphit sen und daß durch einen entfprechenden Zufatz daVou nnd nachherigeS AnSglühen der Stengel diefe nicht nur wefeutlich billigen foudern auch iu beliebigen Ab* ftnfnngeu der Härte uud Schwärze fich herfteUen ließen. Die ErayonS*Eonde^ welche fchon auf der erSten aUer IuduftrieauSfteUungen 1798 auf dem MarSfelde bei Paris erfchienen erlangten rafch große Verühmtheit und begründeten in der VleiStiStSabrikation eine neue Epoche ^ zumal die neue Erfindnng in eine Zeit fiet in welcher in Frankreich von Regie* rnngS wegen aUe Anftrengnngen gemacht wurden Indnftrie und Technik zn heben und nene Erfindnngen ihren Urhebern ehrenVoUe Unterftütznng jeder Art einbrachten. Die bayrifche Vleiftiftfabrikation welche lange noch an ihrer nrfprünglichen Methode fefthielt und Sich den dazu sür unentbehrlich geltenden Graphit unter großen KoSten felbSt anS Spanien kommen ließ^ mnßte dadnrch arg bedrängt werden und die VefÜrchtUngen lagen nahe^ daß eine Indnftrie^ Welche lange bestanden nnd weithin Ve^iehUngen nnter* halten hatte^ ganz nnd gar zn Grunde gehen könnte. Die bayrifche Regiernng nahm fich der Sache an durch Errichtung der Fabrik in Oberzelt in Welcher fie daS nene Verfahren einführte. DieS ist daS schon erwähnte ^ fpäter an die Gebrüder Rehbach übergegangene Etabliffement. Ganz befonderS aber Verdankt Vayern dem unermüdlichen Lothar F a b e r den Rnhm^ daß eS in der Vleiftiftfabrikation jetzt den erften Rang einnimmt. Faber e anS einer alten Vleiftiftmacherfamilie^ hatte fich die Anfgabe gefteUt^ die ge* fnnkene IndnStrie wieder zu heben. E r Verfchaffte fich genane Kenntnis deS Eondefchen Verfahrens^ nnd feiner Umficht und Energie gelang eS^ fein Ziel zu erreichen. Die SranzöSifche Konknrrenz War dnrch chn bereits Vollftändig befiegt als im Iahre 1847 Von einem Franzofen Alibert in Sibirien Graphitlager entdeckt wurden auS denen ein Material gewonnen Werden konnte ^ daS in allen seinen Eigenfchaften dem alten be* rühmten Enmberlandgraphit an die Seite zu Stellen war. Mit Alibert welcher Von der rnffifchen Regierung die Grnben erworben hatte^ Vereinigte fich Faben fo daß aUer anS den fibirifchen Grnben geförderte Graphit in feine Hände übergehen mnßte. Die Graphitminen

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^ie Farben und ihre Vereitnng.

liegen anf der Höhe deS FelfengebirgeS Batongol^ nahe derchinesischenGrenze nnd die Vlöcke mÜSfen einen fehr befchwerlichen Weg nach dem nächften Hasen oder zu Lande nach Enropa machen fo daß daS Material der Fabrik felbft anf nahezu 21 Mark daS Kilogramm zu Stehen kommt nnd eS begreiflich erfcheint^ wenn die daranS hergeftellten Vlei* ftifte einen hohen Preis haben. Obwohl der Sibirifche Graphit^ wenn er wirklich dem alten Enmberlandmateriale ganz gleich ^ fich auch fofort zu NatnreUftifteu mußte Verarbeiten laffen^ fo hat die Er* fahrnng doch diefe feine Verwendnng als unzweckmäßig erfcheinen laffen. Denn die Ver* arbeitnng einer teigigen Maffe ift beguemer als daS Zerfägen eineS seften VlockeS^ nnd eS fcheint in der That^ als ob alle Vleiftiftmaffe in der Art bereitet würde^ daß man den Graphit in breiigem Zaftande mit den erforderlichen Zwätzen Vermifcht. Man hat dabei die Erzielung beftimmter Sorten auch Sicherer in der ^and. VeVor der Alibertgraphit entdeckt wurde^ hatte man fchon gelernt^ die gewohnlichen Sorten zu raffinieren; eS gefchieht dieS^ indem man die erdige oder dichte Maffe in Stein* gefäßen mit Starker Schwefelfänre übergießt und mehrere Tage fich felbSt überläßt ES löfen fich dabei unter Selbfterwärmnng die Klnmpen zu einem geguollenen Brei^ anS welchem man späterhin nur die Schwefelfanre nnd die Von ihr anfgefchloffenen nnd gelösten Substanzen auSzuwafchen chat. Ter Graphit ift dadurch auf daS feinfte zerteilt worden. Die Znfätze^ welche gegeben werden müffen^ wenn Sie SeSter Natnr find^ wie der Thon ebenfalls ganz fein zerrieben und wiederholt gefchlämmt werden uud die Vermifchnng muß fo Vollftandig geschehen daß daS Ganze Schließlich eine Vollkommen gleichartige Maffe darftellt Diefe wird dann^ nachdem fie dnrch Entfernnng deS überflüffigen WaSSerS anS den richtigen Grad der Konfiftenz gebracht ift^ mittels PrefSen durch gelochte Eifen in Stäbchen Verwandelt^ Wie eS bei den Nudeln geschieht Durch befondere Manipulationen werden die einzelnen Stäbchen gerade gerichtet^ auf VleiftiStlänge gefchnitten^ in mäßiger Wärme getrocknet nnd dann in luftdicht Verfchlosfenen^ chönernen oder eifernen Käftchen in den Glühofen gebracht DaS Faffen der Graphitstengel in Holz iSt eine fo einfache Arbeit ^ daß wir nnS darüber wohl nicht fpezieU zu verbreiten branchen. Man benntzt in* und anSländifche^ zum Teil fehr koftbare Hölzer. TaS gewöhnlichste iSt daS fogenannte Zedernholz^ eigentlich ein nordamerikanifcher Wacholder^ ^nniporu^ ^ i r g i n i ^ . I n neueSter Zeit Strebt die dentfche Fabrikation durch Anwendnng dentfcher Hölzer die anSlandifchen entbehrlich zn machen^ waS nur zu loben ift. Daß in einer Fabrik^ wie der Faberschen^ der größten Vleiftift* fabrik der Welt^ welche wöchentlich gegen ^OOOO Dutzend VleiStiSte lieSern kann^ alleS nur irgend Mögliche mit Dampf gearbeitet wird^ verfteht fich von felbSt. Trotzdem find noch gegen 500 Arbeiter uud Arbeiterinnen darin befchäftigt^ unter denen die Arbeitsteilung bis in das letzte dnrchgeführt ift. Reben Faber Steht ^ie RehbachSche Fabrik in RegenSbnrg mit in erfter Reche. An hundert meist SelbSt erfnndene und aus eigner Mafchinenwerkftätte hervorgegangene Mafchinen beforgen in ihr diejenigen Arbeiten^ deren Ergebnis jährlich über 1 ^ Million Dntzend VleiStiSte find^ zu welchen eirea Sür 21000 Mark böhmifcher Graphit^ für 52000 Mark Zedern* nnd für 2 6 0 0 0 Mark andres Werkholz Verbrancht wird. In Nürnberg find einige zwanzig BleiStiStfabriken in Thätigkett^ unter denen die Firma Großberg er ^ Knrz obenan fteht. S i e beschäftigen zUfammen etwa 5000 Arbeiter nnd liefern jährlich weit über 200 Millionen Bleiftifte im Werte Von mehr als 5 Millionen Mart I n Österreich Vertritt die große Fabrik Von L. ^ E. H a r d t m n t h iu VndweiS denfelben IndnStriezweig anf hervorragende Weife.

Ende des vierten VandeS.

^

^ p ^ n ^ r in ^ ^

ttnd ^ r i t n .

^n zweiter^ durchaus neu gestalteter A n S l a g e erscheint in größtem Le^ikon-^ktav=^ormat:

^Iit etwa

bi^ 6000 ^ e ^ ^ i l d u n g ^ ^ ^ i c h e u ^ v n b i l d ^ ^ n n

^n acht b ä n d e n oder in etwa ^00 Lieferungen (non fe vier ^ogen^ ^ ^ 0 ^f. oder in etwa Abteilungen (von ^ 4 reUh illnflrirten ^ogen^ ^ 8 ^n^

d e m ^ralpel^L

Da^ hier in nener^ durchgehend^ umgearbeiteter Anfluge erscheinende Unternehmen fteUt fich in erftcr ^inie die Aufgabe ^ als ein handliches und zeitgemäßem RachSchlagebnd^ zu dienen. innerhalb einem begrenzten Rehmens wiU daSfelbe jede wiffenSwerte Auskunft in gedrängter Form durch ^ o r t ^ Vild und 8 ^ h l erteilen und veranschaulichen. I n zahlreichen anregend geschriebenen nnd lesbaren Artikeln mird unfer Werk kur^e Dar* Stellungen der Zuftande ^ller Reiten fowie dem ^ebenSgangeS der Drager des WiSSenS und Könnens aller Knltnrvolker darbieten. Die Entftehnng und Fortbildung^ die StcUung und Vefchaffenheit der verschiedenartigen Wiffen^weige werden nach Maßgabe de^ hantigen Stande^ der F^Schung^ ungleich mit Angabe der einschlagenden Litteratur^ behandelt. Dergleichen wird der Lefer in Schilderungen ver Erdteile^ Lander und S t a a t e n nach den früheren mie nach den neueften Ent* dednngen Neifeberichten und f^tiftifchen Erhebungen auf den Standpunkt dem Reueften VerSe^t. DaS gleiche Zi^l Wird auch bei DarfteUnng ver (^Schichte aller bedeutenderen Staaten und bei Entwidmung der bildenden und technischen ^ünSte S^wie der ^itteratur in den Kulturländern int Ange behalten. ^ m wefentlichen Sind eS zwei HauptgeSichtSpunkte^ durch deren Stetige Veobachtung nnSer Wert Vielleicht gegenüber ähnlichen Erscheinungen fich auszeichnet. Einmal ift eS die Vergleichende Anschauung und deren fordernde HilSe f ü r dam rechte VerftändniS^ fodann die gemeinfaßliche anregende Schilderung und deren wohltätiger Einflnß auf rafche nnd nachhaltige A u f f i n g . Vornehmlich gilt dies wenigstens Von den Gebieten der keSchichte^ Raturkunde und in betreff der überfichtlichen Entwidelung ganzer WifSenmzIoeige^ Mit RüdSichl anf den HauptVor^ng unfrei Werkes ^ die durchgreifende Verbindung von Vild und ^ o r t ^ bedarf eS wohl nur dem HinweifeS auf die allgemein bekannte Erfahrung^ da^ gute^ fachlich aufgeführte Abbildungen oft lange ermüdende Darlegungen entbehrlich nnd die be* Züglichen Abhandlungen erft wahrhaft genießbar machen. Abgefe^en von der im Projekt näher bezeichneten ^Unftrirung des De^t=^nl^lteS wird die Hilfe der IUuftration auch znr Ausschmückung des Karten-VeiwerkeS unSreS Unternehmens ins Aua^ ^eSa^t werden^ welches in einer Anzahl karchographifcher DarfteUungen den LeSer auf den ^ebte^en der Geographie^ (^eologie^ Statistik^ Ethnographie und der Gefchichte ^e. zu einer angemeffenen leicht übersichtlichen VeranSchaulichung Verhelfen foU. DieSe Verbindnng von Karten mit Illustrationen^ welch letztere in vielfachen charakteriftifchen Einzelbildern die Karte SelbSt um* rahmen^ wird wefentlich d^zu beitragen den Hanptzwed der ^UnStrirnng^ d. h^ ^en anschaulichen Eindrnd der bezüglichen kegenftände^ zu erhohen. ^

^ u b^zie^en durch aUe B u c h h a n d l u n g e n de^ ^ n ^ u n d ^u^lande^.

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f ^ ^ ^ n n d ^ und ^litgft^r ^ a n d ^ und ^ t v ^ ^ n u n ^ f ^ r für ^aini^uü^ ^kgentur^ ^ommi^an^^ und ^ d i l i o n ^ f c h ^ ^ p o r t ^ u. f

^dre^^uch deutscher ^port kirnten.

^ u ^ ^ n r ^ u n ^ de^ lwnigI. p ^ e u ^ . ^ a n d e I ^ m i n i f l e r i u m ^ im s u f f r a g e de^ ^ n t r a l ^ ^ r b a n d e ^ d^ut^cher und d ^ ^and^tag^

herausgegeben von Annecke^ Konfnl ^ ^ und Generalsekretäre F. ^eutner^ Rcg.^Rach und General* Sekretär^ ^ u e ^ Generalsekretär^ nnd ^ e n ^ f ^ Generalsekretär. ^Uer ^atUich^ ^ ^ r ^ b a n d ^ in zahlreichen ^Un^lratianen^

(Te^t in deutscher^ englifcher^ Sranzofifcher nnd fpanifcher Sprache.) ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

Erftcr V a n d ^ ^0 Onartbogcn. I n elegantem Halbfranzband ^0. I n h a l t : ^lontan^ nnb ^etaUtndn^rte Sowie ^afrytnenvan (einfchl. Transportmittel nnd Inftrmnentc). Zweiter V a n d : reich iHnftrirte Onartbogen. Elegant in Halbfranz gebunden 50. ^ertit- n n d ^elüeibnng^nduStrte. ^ e m ^ c h e Industrien. Dritter V a n d : reich iUuftrirtc ^nartbogen. Elegant i u Halbfranz gebunden ^ Die Induftric in ^ n ^ ^tein- n n b ^la^waren; in ^ol^matertat und ^ w a r e n ^bbel^ Schnitzereien^ ^orb- und ^orkwaren n ^ ; ^eber^nbnStrte (Roßleben feine Lederwaren^ Gumnriwaren); ^apier^nbn^rie nrit Vuch- und Kunfchandel nebft verwandten GefchäftS* zweigen ^Vuchdrudere^ Vuchdruckntenfilien^ Lithographie ^ ^artonagen^ Tapeten^ ^onto* buchen Schreib* und Zeichenmaterial); IndnStrie in Uahrung^- nnd ^enu^mitteln; endlich ^nr^waren und ähnliche ^nduStriearten. Vierter V a n d : reich iUuStrirte Ouarkbogen. Elegant in HalbSranz gebunden ^ ^0. I n h a l t Handel nnd Verkehr. Cinleitnng: ^er ^ e n ^ a n d e l ^ent^chlanb^. E^port^ Eomnriffion und Agentur. ^ Permanente Anstellungen f u r den Erport ^ ^ntcr^ nationales Patentgefchäft. ^ Internationales VankgefchäSt. ^ ^pedition^ nnb ^ran^port* gestufte. — VerSichernngSgeSeUf^hafken. VankgeSchäfte. ^ ^Oentf^e ^vort^rmen. ^leue ^otge. 1. Bergbau nnd MetaU-Indnftric. 11. ^afchinen^ Transportmittel^ ^nftrumenke^ Apparate. — 111. Te^til^nduftrie. — VekleidungS-Indnftrie. ^ Ehcmifchc ^nduftrie. ^ Industrie in Thon^ Stein u n d ^laSwaaren. ^11. Ho^indnftric. ^ ^111. Leder^ Industrie. ^ Papier=^nduftrie (inel. Vnchdrnderei^ Schriftgießerei^ GraVir-Anftalten ^e.). Na^hrnngS* nnd GennfnniUel. — Diverfe ^ndnftrien. Handel und Verkehr: Eommiffion^ Spedition^ Transport. ^ Auskunft^- und Adreffen^VurcauS. ^ Patent- und Rechtsanwälte. ^ Zeitschriften. ^egi^er znm Adrcß-Bnch beutfcher E^port=^irmen. Band ^Firmenregifter; Induftrie* und Handelsplätze; OrkSrcgifter; Sachregifter^. ^rei^ ^

Uegi^erheft^ apart

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