Die Chemie des Bieres

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Die

Chemie

des

Bieres

von

Dr. Carl Reiſchauer.

Aus deſſen Nachlaß herausgegeben DO 11

Dr. Victor Grießmanex .

Mit eilf Holzſchnitten.

Augsburg La m p a r t 1878

&

Co m

p.

Alle R e di te vorbehalten .

Vorwort.

Im

Nadylajſe icines verehrten Freundes Dr.

Carl

Rciſdauer fand ſich ein Manuſcript ohne Titel , das bis

auf

geringe Lücken

vollendet

Id

war.

habe

es

,, Chemie des Bieres " getauft. Rei dauer, der Meiſter der zymochemiſchen Analyſe, hat in dieſer Abhandlung ſeine reichen Erfahrungen auf dem

Gebiete der Bierunterſuchung niedergelegt und die einer ſo umfaſſenden und zu =

einzelnen Operationen in

gleich ſo präcijen Formulirung dargeſtellt , daß ſich dieſes Bud ) als ſicherer Führer bei Unterſudjungen und Würzen ,

ſowie

Laboratorium

erweiſen

als

Vademecum

wird .

gemeinverſtändlide Sprache

Durch

wird

es

im ſeine

von Bier analytiſchen klare

und

beſonders für den

IV

Anfänger eine hedwillkommene Gabe ſein. Anſichten

habe

Abweichende

ich in Anmerkungen ausgeſprochen

und

nur über den Begriff und die Beſtimmung des Zuckers (Maltose) und Dertrins einen kleinen Nachtrag beigefügt, weil id) es für inſtruktiver hielt , dieſes Napitel im

Zu =

ſammenhange zu behandeli . Aud) habe ich die Balling’ichen Attenuationstabellen für Zuckerlöſungen und Würzen in das Buch aufgenommen und den Tert hiezu accommodirt.

München , im

Oktober 1877 .

Dr. Victor Grießmayer .

Allgemeiner

Ilnter dem franzöjijd

Gattungsnamen

Theil.

Bier ( Engliſch beer,

la bière , althoddeutich bëor)

begreift man

im weiteſten Sinne eine Reihe weiniger, noch in einer langiamen Verjährung begriffener und durch einen be träditlichen Gehalt an feſten Reſpirationsnahrungsmitteln ( Dertrin , Zucker) ausgezeidzneter Getränke. Für die Erzeugung desictben fönnen eine große An= zaht zuffer= oder ſtärkemehlhaltiger vegetabiliſcher Materialien Verwendung finden , die alsdann in den verſchiedenen Specialbenennungen

Veranlajung geben ,

als

Gerſtens,

Weizen-, vafer=, Mais-, Virje -Bier 11. 1. w . Den durch ſeine gegenwärtig größte Verbreitung als Nahrungs- und Genußmittel der civilijirten Welt allgemein bekannten Tipus dicſer großen Kategorie bildet das Gerſten= Bier und etwa, jedod) von mehr lokaler Bedeutung, das aus Weizen erzeugte.

Außer den drei natürlichen, vom Getreide ſtammenden weſentlichen Beſtandtheilen : Alfohol, feſte Reſpirationsmittel 1 Reiſ d aner , Chemie 003 Bieres.

2

und Kohlenſäure, verlangen die Anforderungen der Halt= barkeit, der phyſiologiſchen Wirkung und des Wohlged macks noch andere

vegetabiliſdie

Beſtandtheile , zu deren

Be=

ſchaffung in den am meiſten verbreiteten Bieren allgemein Hopfen verwandt wird. Iſt nun die quantative Zuſammenſepung ſoldier an verſchiedenen Drten erzeugter Biere ichon eine ſehr wechſelnde, ſo iſt dieſes mit den Geſammteigenſchaften der aus anderen Materialien gewonnenen derartigen Getränke noch viel mehr der Fall , und ſowohl für Gerſte als Hopfen finden ſich die verſchiedenſten Subſtitute. Im

Innern

von Afrika findet virſe , in Dſtindien

Reis und Mais für die Biererzeugung Verwendung; in manchen Gegenden Amerikas dienen , erinnernd an unſere Branntweinerzeugung aus Enzian , Wurzeln dafür. Aus Mais gewinnt man auch in den Cordilleren den fog. Chica, ein nahrhaftes und kräftiges Getränk, das jedoch wegen ſeiner geringen Haltbarkeit raſch weggetrunken werden muß, ein willkommener Umſtand und gute Ausrede für Diejenigen, die ſich darin gern gütlich thun.

etwas zu

In Socorro ſtellt man einen extractförmigen Chica, dort Masato genannt, gleichfalls aus Mais , dar, welcher wegen ſeines Alkoholgehaltes eine ſehr berauſchende Speije abgibt und durch einfaches Miſchen mit Wajjer in Chica übergeführt werden kann . Ein ähnliches Gericht iſt der aus Reis dargeſtellte Guaruzo , der ebenfalls mit Waſſer verdünnt, als Getränk benutzt wird. man

aus

rohem , ungekeimten

In Rußland bereitet

Roggen

ein

gegohrenes

3

Getränk, Kwas genannt.

In Ober - Aegypten

aus Korn

den ſog. Buha, der, ſtark vergohren, den Namen Umbülbül (Mutter

der

Nachtigall)

wegen

ſeiner

phyſiologiſchen

Wirkung führt. Das

Bier

hält ſeinen

Beſtandtheilen zufolge die

Mitte zwiſchen einem Nahrungs- und Genußmittel, zwiſchen Brod und Wein . Lichtenberg, ein ſcharfſinniger Phyſiker und geiſtreicher yumoriſt, bezeichnet dasſelbe am

Ende des

vorigen Jahrhunderts als ein flüſſiges Brod ;

er mußte

ſich ſeiner Aufgabe gemäß prägnant aušdrücken , ſonſt hätte er dasſelbe vielleicht als eine Auflöſung vom Brod in Wein hingeſtellt, als Brod in Wein getaucht. Der Gebrauch des Bieres iſt ſchon Nach von

Tacitus 1 )

uns in ſeinem

ein Budie

ſehr alter. über die

Sitten der alten Deutſchen überlieferten Nachrichten be Sienten jid ) Dieſe bereits eines aus Gerſte voer Waizen erzeugten derartigen Getränkes :

Potus humor ex hordeo aut frumento , 2) in quan dam similitudinem vini corruptus.3 )

1 ) C. Cornelii Taciti de moribus Germaniae Cap . 23. 2) frumentum bezeichnet wohl Feldfrüchte aller Art, ſpeciell aber Waizen . Vorzüglich dyeint indeß ſchon damals Gerſte ( hordeum ) für den in Rede ſtehenden Ziveck Verwendung gefunden zu haben . 3) Corruptus ſoll hier offenbar nicht Fälſchung im gewöhnlichen Sinne bedeuten , ſondern bezeichnet überhaupt cine künſtliche Um : geſtaltung und Zubercitung von Rohprodukten. Es iſt wohl kaum wahrſcheinlich, daß unſer ehrwürdiger alter Gewährsmann mit dieſer Stelle auf ein branntweinartige Getränk deuten wollte, denn die Methode der Deſtillation war zu jener Zeit Tacitus 1*

4

As Octränt hatten ſie eine Flüſſigkeit aus Gerſte oder

Weizen

durch

fünſtliche

Behandlung

in

gewiſſem

Grade dem Weine ähnlich gemacht. Wie Tacitus weiter berichtet waren unjere tapferen Vorfahren ihrer Zeit inde auch ſchon tüchtige Biertrinker und obgleich im Eijen einfach und anſpruchslos, jo hielten ſie doch wacker auf den Trunk und jeine geiellſchaftliche Bindefraft, wie denn auch die Bezeichnung Bier in dieſer Eigenſchaft 3. Th. im Sinne von Geſellſchaft ( convivium) im Altdeutſchen aufzufajjeit iſt ähnlid ) unjerm heutigen : Beim Bier. Der römiſche

Berichterſtatter jagt

wörtlid ) :

Adversus

sitim non eadem temperantia, im Trinken waren ſie nicht ſo genügiam als im Enen. Sehen wir dieſen Tadel auf Rechnung der geſellſchaftlichen Neigungen und Eigen = ſchaften unſerer Wackern mannhaften Voreltern . Es iſt ſehr idade , dass wir über die Details des damaligen Brau = verfahrens nidit weiter unterrichtet ſind. Judeſien ſind uns bei andern Vöttern noch weit ältere Nachrichten von bierartigen Getränken aufbewahrt. Osiris ( 1960 1. Ch.) führt nad) Diodorus Siculus ( Sdhriftſteller unter Augustus , 30 w . Ch. ) in Aegypten lebte um 100 n . Chr. noch unbekannt. Dioscorides bediente ſidh noch zur Gewinnung des Queckſilbers aus dem Zinnober cines irdenen Topfes, in dem er das Gemiſch von Zinnober und Eiſenfeile erhigte und alsdann die an den Deckel fidy anheftenden Que & ſilberkügelden ſammelte . So findlid waren die Anfänge oder wenn man will die Vorboten des Deſtillationsverfahrens, das heute die Grundlage eines der bedeutendſten Induſtriezweige bildet.

5 ein aus gemalztem Getreide erzeugtes Bier ein .

Archilo

chus (720 v. Chr.) , Aeschylus und Sophokles († 400 v. Chr.) führen einen Seritenwein (Vinum hordeaceum ) auf.

Ebenſo erzählt Herodot ( 450 v. Ch .; II. 77) von

den Aegyptern , daſs

ſie ihren gewöhnlichen Wein

aus

Gerſte darſtellten , fie erzeugten alſo eigentlid ) Bier. Plinius ( Lib. 22. Cap . 82. * 80 11. Ch . ) berichtet, daſs in Spanien Das Bier, Dort celia der ceria genannt, gebräuchlich war und ebenſo bei den Galliern ( Bewohner des heutigen Frankreichs unter dem Namen cerevisia. Dieſe lettere Bezeidnung

Pflegt man von

der

Söttin

Ceres und vis ( Seraft) herzuleiten . In Spanien hat ſich dieſe Bezeichnung bis in die Gegenwart crhalten, auch erinnert der italieniſche Name cervogia daran . Plautus ( 170 v . Ch .) gibt dafür cerealis liquor, Getränk bei den Ceres - Feſten gebräuchlich. Derſelbe wie auch Colu mella ( um 20 11. Ch .) nennen das damalige Bier Zythum aus Gerſte was nad) der griedriſchen Abſtammung bereitet

bedeutet.

Alte Zunftbücher nennen Gambrinus König von Brabant (1200 v . Ch . ) als den Erfinder des Bieres , der noch heute den Schuppatron der Bierbräuer bildet. Vom Kaiſer Julian rührt ein Epigramm auf das Bier her : Wer biſt du ? „ Nein, du biſt nicht der wahre Bachus. „ Jupiters Sohn hat einen ſo ſüßen Geruch wie ,, Nectar ; der Deinige iſt wie von einen Bock.

Eben kein ſchmeichelhaftes Compliment für das das malige Brauverfahren.

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Zu Pelusium (Stadt an einer Nilmündung) ſtand die Brauerei im Alterthume bejonders in Flor, und das peluſiſche

Bier war. ſehr renommirt.

In England,

Flandern und den übrigen nördlichen Provinzen war nach dem

(gleichzeitigen) Zeugniſ

des Strabo das Bier um

die Zeit der Geburt Chriſti im

allgemeinen Gebrauche.

Den Chineſen war natürlid ) , wie beinahe Alles, das Bier vor undenklichen Zeiten her bekannt und ſcheint dieſer Labetrunk alio idhon an der Wiege der Menſchheit geſtanden zu haben. Der Hopfen wurde zuerſt um 11. Ch. zum Brauen benutt. Jedenfalls waren

850

alle bicje älteren Brauverfahren

ſehr einfad) und die damit erhaltenen Erzeugniſſe von einer entſprechenden Qualität und nur ſehr geringer valt= barkeit, ähnlic) den noch jetzt von unciviliſirten Völkern erzeugten verwandten Getränken , wie dem erwähnten Chica 2. 2. Anfänglich

bereiteten

wahrſcheinlich

die

einzelnen

Familien das für ihren Bedarf erforderliche Bier ſelbſt. Das mit fich mehr entwickelnder Culturklarer hervor tretende Bewußtſein , welcher Nußen der Geſellſchaft aus einer ſyſtematiſchen Theilung der Arbeit entſpringt und das im vorliegenden Falle beſonders hervortritt, vereinigte dann mehrere Haushaltungen zu einem gemeinſamen Brauen wovon wir noch heute Andeutungen ihres Getränkes in dem

hie und da angetroffenen ſog.

„ Reihebrauen “

finden – bis ſich endlich die Brauerei als ſelbſtſtändiges Gewerbe aufthat und dieſe wieder in jüngſter Zeit, durch die Sichnutzbarmadiung des unſerm

Jahrhundert eigen =

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thümlidhen einem der

Aufblühens allen induſtriellen Treibens , zu großartigſten tediniſchen Betriebe ausbildete,

unter Verwendung der

complicirteſten Mechanismen und

ausgedehnteſten Capitalanlagen , wie eines umfaſſenden theoretiſdhen Apparates . Die Grundlinie in der Geſamtheit der einzelnen

jämmtlid

complicirten

und

Difficilen Dperationen

des

Brauproceſſes *) iſt folgende. Die Gerſte beſteht, abgeſehen von den im Augenblick für uns nod ) unweſentlicheren Beſtandtheilen , der Haupt= jadhe nady (64'/ etwa) aus Stärkmehl (Amylon) und etwa

dem

vierten Theil derſelben (alſo beiläufig 16 % )

aus eiweißartigen Subſtanzen ( Proteingebilden ). Dieſe lepteren gehen beim

Neimungsproceſſe in einen

cigenthümlichen Zuſtand über, in welchem ſie die Eigen= idhaft beſitzen den Stärkekleifter bei einer mäßig erhöhten Temperatur (60—700 C ) wenigſtens einem großen Theile nach und unter gleichzeitiger chemiſcher Vereinigung mit einer geringen Menge Waſſer in Traubenzucker überzuführen , einem

der Stärke immer noch nahe

ver=

wandten Körper , der jedod, durd) ſeine Leichtlöslichkeit im Waſſer und den füßen Geſchmack (abgeſehen von feinern chemiſd)en Interſdieden ) ſeine gänzlidie Verſchiedenheit von der Stärfe , aus der er entſtand, darthut. Dieſe Umwandlung bezweckt das ſog. Maiſdeni, 1.1. Behandeli und Auslaugen des Matzes (der gekeimten * ) Wir müſſen uns hier natürlid , immer auf das in der civiliſirten Welt am meiſten verbreitete Verfahren der Bier: erzeugung aus Gerſte beſchränken .

Gerſte ) mit mäßig heißem

Waſſer.

Während ein Theil

des Stärkmehls hierbei in den genannten Traubenzucker umgewandelt wird , geht der Reſt desſelben in Dertrin , eine dem

arabiſchen Gummi ähnliche Subſtanz über, shne

bei dieſem Vorgange jedoch die chemiſche Zuſammenſezing der Mutterſubſtanz ( Stärke) einzubüßen ; das Dertrin enthält Kohlenſtoff , Waſſerſtoff und Sauerſtoff in dem = felben Verhältnijie wie ſie das Stärkemehl zuſammenſegen , es iſt jedoch durch den Einfluß der veränderten Eiweiß körper des Malzes löslid) und gummiähnlid geworden und, wie aud) anderweitig nachweisbar, nicht inweſentlich verändert. Während der zugleich entſtandene Trauben zucker gährungsfähig iſt , geht dieſe Eigenſdait dem Dertrin ab. Wir erhalten aljo in der beim Maijd en gewonnenen Flüßigkeit, der ſog . Würze, im wejentlichen eine Löſung von Zucker und Dertrin , die zugleich einen Antheil der eiweißartigen Körper

im

Matz enthält und außer ihrer

Süßigkeit und vollmundigen Beſchaffenheit einen geringen gewürzhaften Geſdımack Aroma , das ſich in dem

aufweiſt, herrührend von dem Malz beim ſog. Darren (Gr=

hiſzen bis zu beginnender Röſtung der Eiweißſtoffc, alſo etwa 57-60 ° C ) bildet . Der von den Trebern ( Hüljen der Gerſte, Reime u . 1.w.)

klar

abgeſeihte

ſüße

Auszug

wird

nun weiters

mit

Hopfen geſotten , der dabei eine mehrfache Wirkung aus zuüben beſtimmt iſt. Einmal wird durch den Schalt an Gerbſäure in demſelben die größte Menge der init dem Zucker und Dertrin zugleid ) in die Würze übergegangenen

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eiweißartigen Körper entfernt, indem

ſich dieſelben Damit

zu einer unlöslichen Verbindung vereinigen und als ſoldie in der Flüſſigkeit ſich ausſcheiden. Die Entfernung dieſer - die Nährkraft des Bieres ſonſt im höchſten Grade zu erhöhen vermögenden koſtbarer, indeß

eiweißartigen Körper,

nothwendiger Tribut,

iſt ein

den wir für

die

Haltbarmachung des Bieres zahlen müſſen . Ihr Belaſſen höchſten im Biere würde die Haltbarkeit desſelben im Grade gefährden, indem

es dadurch alsbald der Säurung

anheim fallen würde . Eine zweite Wirkung des Bopfens bethätigt ſich beim Vorgange der Gährung, indem dieſelbe dadurch gleichſam

mehr im Zaume gehalten wird .

Endlich

iſt das Aroma und die eigenthümlidje Bitterfeit des Hopfens für die phyſiologiſche Wirkung des Bieres von Belang. Diejem

größtem

Noden mit Hopfen folgt die Sährung, indem

man die gehopfte Würze auf eine, nach

dem

ſpeciellen

Brauverfahren wechſelnde Temperatur, unter 17 ° C ab= gekühlt, mit Gefe verſetzt und auf dieſer Temperatur erhält. Bei

der Gährung

zerlegt ſich nun ein Theil des

Der Ueberſchuß Zuckers in Alkohol und Sohlenſäure. der letteren , den die Flüſſigkeit nicht mehr gelöft zurück zuhalten vermag, entweicht in der Flüſſigkeit.

Form

von Sasblaſen aus

Nach dieſer erſten ziemlich ſtürmiſch ver =

laufenen Gährung wird das Bier auf Lagerfäſſer gefüllt, in welchen ſich nun noch langſam eine ſehr jdwache Gährung, die fog. Nadıgährung, vollendet, die einmal das Bier gegen Verderbniß (Sauerwerden ) ſchütt, andern = theils dasſelbe ftets mit Kohlenſäure geſättigt erhält,

ein

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Ilmſtand, ohne weldhen das Bier jdhal und ingenießbar ſein würde.

Man

muß die þauptgährung demnach jo

cintheilen, daß nach ihrer Vollendung noch eine hinläng= lidhe Menge Zucker für den Unterhalt dieſer Nachgährung vorhanden bleibt. In der zuckerhaltigen Würze hatte ſich beim Rodhen derſelben mit dem Hopfen , vermittelt cben durch den Zuckergehalt, eine große Menge des, in reinem Wajjer

faſt ganz unlösliden bittern Hopfenharzes auf:

gelöſt . Bei weitem die größte Menge desſelben hat ſich dagegen bei der Gährung, indem das die Löſung geſtattende Mittel , der Zucker, zerſtört wurde , wieder unlöslich aus geſchieden . Nur ein geringer, indeß für die Verdauung wichtiger Rückhalt von demjelben bleibt daher im Biere zurück. Das fertige Bier ſtellt demnach eine wäſſerige Flüſſiga feit dar , die durch einen wechſelnden , nicht ſehr beträcht lichen ( etwa 3—8 % betragenden ) Alkoholgehalt und Sät tigung mit der

gasförmigen Kohlenſäure und außerdem

durch einen gewiſſen Gehalt von Zucker und Dertrin neben geringen Mengen eiweißartiger Subſtanzen und Hopfen= bitter , endlich von djarakterijirt ijt.

Ajdhebeſtandtheilen

im

weſentlichſten

Dieſes wäre etwa das Bild der Biererzeugung in den allgemeinſten Umriſſen entworfen , welche Skizze wir nun durd) ein etwas tieferes Eingehen ſoweit es unſern Zweck angeht -

auszufüllen hätten.

Wir wollen jedoch zuvor noch eine kurze Charakteriſtik der wejentlicyſten chemiſchen Gebilde, denen wir in unſerer Skizze des Brauprocejjes begegneten — wenigſtens ſo weit

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dieſe

in unmittelbarer Beziehung zu demſelben ſteht

einſdhalten.

1. Stärke ( C12 H10 010.) Auch Amylon , Amylum (von čuvaov , weil ſchon im ungemahlenen Zuſtande ein Mehl darſtellend) Amidon , Ferule, Stärkmehl, Saßmehl.

Stellt die allgemein be

kannten ſdhwach ſchimmernden , beim Reiben zwiſchen den Fingern knirſchenden weißen Körnchen (Stärkekörperchen , Amylumförperchen ) dar , die

im

Pflanzenreiche die um=

faffendſte Verbreitung haben. Je nach der Abſtammung von der einen oder andern Pflanze iſt die Form und Größe der Stärkeförperchen ſehr wechſelnd, von 60-17600 Linie Durchmeſſer.

Bei der Kartoffel ſind dieſelben beſonders

groß , die der virſe zeichnen ſich durch außerordentliche Kleinheit aus. Ueber die innere Structur, Entſtehungs weiſe u . ſ. w . der Amylonkörperchen iſt die botaniſche Phyſiologie noch zu keinem

entſcheidenden Abſpruch ge=

kommen . einen

Man unterſcheidet jedoch in jüngſter Zeit darin Zuſammenkommen mit Waſſer und Speichel beim

(dem Ptyalin - von arvahov, Speidiel, eigenthümlichen Ferment in dem lekteren) , bei mäßiger Temperatur, in Löjung übergehenden Antheil, Granulosé genannt, von einen dabei der Löjung widerſtehenden , der fog. Amylo Cellulose, welche gleichſam das Gerüſt der Stärkeförperchen bildet und nach der Speicheldigeſtion noch deren charak teriſtiſche Form aufweiſt. Die Granuloſe iſt der für die Brauerei wegen

ſeiner Umſeßung in Traubenzucker und

Dextrin wichtigſte Beſtandtheil.

Die lufttrockene Stärke

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beſitzt ein ſpezifiſdhes Gewicht von 1,53, ſie enthält 18 % Feuchtigkeit, wovon ſie im . Vacuum über 500' , die Hälfte, verliert , - jie iſt unlöslid) in kaltem Wañer , Weingeiſt und Nether.

Dieſelbe zeichnet jid) namentlich durch

beachtenswerthes Verhalten gegen Jod aus, indem einer Löjung deſſelben blaue Färbung

gibt.

ein

ſie mit

in Waſjer oder Alkohol eine tief Dieſes

dyarakteriſtiſche Verhalten

gibt auch ein hödiſt einfadyes und empfindliches Mittel zur Auffindung des Amylums ab, und iſt das Produkt röthlid) violett oder jdwarzblau je nach Concentration des angewendeten Reagens. Bekannter iſt das Verhalten der Stärke gegen heißes Wajjer und die dabei ſtattfindende Kleiſterbildung, indem die Amylonkörperchen in einer cremplariſchen Wcije , oft bis zum 100 fachen Volumen auſquellen . Die dafür er = forderliche Temperatur iſt abhängig von der relativen Menge von Granuloje und Amylocelluloje in den ver = ſchiedenen Stückarten . Bei Gerſtenmalz beträgt dieſelbe etwa 48 ° C., bei Budweizen 69º. Beim Filtriren hin = länglich

Sünnflüſigen Pleijters

geht

eine

klare Löjung

der ſog . Granuloſe durchs Filtrum , während der Rückſtand im Filtrum beſteht.

Auf

aus der davon unterſchiedenen Amylcelluloſe

das

intereſſante

Verhalten

der Stärke gegen

Diaſtaſe, wodurch dieſelbe in Zucker übergeführt wird, werden wir bei der Betradtung dieſes legtern Körpers zurückkommen . Eine ähnliche Umbildung erleidet der Stärke = kleiſter durch Erhiken mit ſehr geringen Mengen Schwefel = ſäure ; ebenſo wandelt concentrirte Sdwefelſäure die Stärke

13

ſchon in der Rälte, bei gewöhnlicher Temperatur, in

Trauben

zucer um .

2. Dextrin ( C12 H10 010. ) Von dexter , redits, weil die Löſung desſelben das polariſirte Lidht ſtarf nach redits ablenkt; ſonſt auch : Stärfeguimi, Leiokom , Gommeline genannt, iſt ein in faltem Wafier leicht lösliches gummiähnliches Ilmſegungs produkt der Stärfe , aus der es auf verſdviedenen Wegen erhalten werden kann. So durd ) Erhitzen derſelben für ſich

auf etwa

160 ° C.;

oder des Stärkekleiſters unter

geringem Sdwefelſäurezuſat, reſp. unter höherem Druck. Ebenſo bei der Verdauung. Endlid ), und was uns hier am

meiſten

intereſſirt,

bei Gegenwart

von

Diaſtaſe ,

3. B. wäſſrigem Malzauszuge, bei einer Temperatur von 60—700 C. Der Stärkekleiſter wird hierbei raid dünn flüffig ,

büßt ſeine Eigenjdaft mit Jodwaſſer eine blaue

Färbung anzunehmen ein und geht bei längerer Einwirkung in Traubenzucker über und nimmt alsdann dadurch einen füßen Geidimad an . Nad) Musculus wird die Stärke durch Diaſtaſe und gleicherweiſe

in

den erſten Stadien

der Einwirkung ſehr verdünnter Schwefeljäure in der Art zerlegt , daß auf 2 Aequivalente Dertrin 1 Aequivalent Traubenzucker gebildet wird . Die Reſultate der Praris widerſprechen dieſem jedod ), direkte Verſuche ergeben in der Bierwürze 5,9 Theile Traubenzucker auf 7,2 Theile Dertrin. Bei der Branntweinbrennerei crhält man außerdem ! des ganzen Stärkmehlgehaltes in

Getreide oder den Rar

toffeln in der Form von Alkohol. Gerbſäure , deren Verhalten gegen Dertrin für die

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Beurtheilung der Wirkung des Hopfens von Intereſſe iſt, fällt reine Dertrintöjung nicht ; ſind aber zugleich Eiweiß= ſtoffe zugegen – wie es in der Mürze der Fall iſt jo jdlägt jid) mit der Verbindung diejer und der Serbäure zugleich auch Dertrin nieder.

Mit einer alfalijden * ) Kupferorystöjung erhitzt, zeigt Dertrin nidit die für Traubenzuder darakteriſtide Aus ſcheidung eines rothen Niederſchlages von Kupferorydul. Da das Dertrin im Allgemeinen nicht gährungsfähig ijt, jo häuft es ſich im Bierertract an , während der Zucker der Würze vorzüglich zur Alfohotbildung verwendet wird . Bei der Stärkmehlverdaming läßt ſich das Dertrin neben Zucker in dem Darmjaft ( bis zum Diddarm ), in Den Venen des Darmes und im Blute jo lange niad )= weijen, bis diejes in die Lungen tritt, nadher nidyt mehr.

3. Traubenzuder C12H12 012 Krümelzucker, Stärkezuder , Malzzucker, Glycose ( von gavxvs , jüß).

Unter dem Namen Glycose hat man eine große Reihe von Kohlenhydraten ( Verbindungen von Kohlenſtoff mit Waſjerſtoff und Sauerſtoff, in denen lettere im Verhältniß wie im Waſſer enthalten ſind) zuſantmen = gefaßt , die ſich durch den gemeinſamen Charakter kenn = zeichnen , in wäſſeriger Löſung mit Hefe zuſammengebracht, *) Kupferorydhydrat iſt in alkaliſchen Laugen an und für ſid, nicht löslid . Um es darin löslich zu machen feßt man eine gewiſſe Menge Weinſäure hinzut . In dieſer weinſäurehaltigen alfaliſchen Flüſſigkeit , löſt ſich alsdann bas Kupferorydhydrat leicht mit tief laſurblauer Farbe (log . Fehling'iãe Löſung für die Zuckerprobe).

15 der weinigen Gährung zu unterliegen , S. h . in Alkohol und Kohlenſäure zu zerfallen .

Sie zeidinen jid) weiters durch

einen ſdwachſüblichen Geſdımack und die bereits angedeu = tete Eigenſchaft aus , in alkaliſcher Kupferori)dlöſung beim Erwärmen Kupferorydul als rothen Niederjylag abzujdheiden und werden durd) Alfalien zerſtört. Die Löſung dreht das polarijirte Licht nach rechts; in dem optijden Verhalten zeigen die verſchiedenen Glycoſenarten

jedoch beträchtliche

Unterſchiede . (Der Fruditzucker iſt links drehend, ebenſo eine aus dem Rohrzucker durch Behandeln mit Säuren erhaltene Art) .

auf

Im Pflanzenreich treten ſie namentlich in den Früchten hierher der weiße Anflug und die körnigen Aus

Im ſonderungen in den Feigen , Zwetſchen , Roſinen x . thieriſchen Drganisimus findet ſich Traubenzucer als nor : maler Beſtandtheil im

Blute und krankhaft

im

öarn bei

Diabetes (Harnzuckerruhr) . Man erhält den Trauben zucker häufig als Umwandlungsprodukt anderer Kohlen hydrate ; hierher die fabrikmäßige Darſtellung aus Stärke durch Einwirkung ſehr verdünnter Schwefelſäure (1-2 % ). Ebenſo als Zerſebungsprodukt einer großen Anzahl or ganiſcher Körper von complicirterer Zuſaminenſepung, 1.9. Glycoside. Man hat wohl nod) den ſog. Strümelzucker, als die gut kryſtallifirende Verbindung mit einem Aequivalent Waſſer (C 2 H 2012 + HO ) von dem nicht kriſtallijirbaren Sdleimzuđer

unterſchieden.

Im

Ganzen

iſt

unſere

Kenntniß über die hierhergehörigen Körper indeß, trop der zahlreichen geſammelten Details , noch eine ſehr mangelhafte.

16

4. Protëinkörper , von TOOTEVO ), bin der erſte — weil Mulder,

von dem

dieſer Name herrührt, annahm , daß in der großen Reihe der hierhergehörigen , nahe verwandten ſtickſtoffhaltigen (durch ſchnittlid) 15,5 ° ) 3. Th . aud jdwefels, und phosphor Sörpern, allen als gemeinſame Grundlage ein und dieſelbe Verbindung: Proteïn enthalten ſei , aus dem alsdann durd) Zutritt von Schwefel oder Schwefel und haltigen

Phosphor die Einzelgebilde dieſer umfangreichen Gruppe entſtehen ſollten . Hierher gehören

3. B.

aus dem

Thierreiche:

Das

thierijdie Eiweiß (Albumin) , weshalb man auch wohl die ganze Gruppe: Eiweißförper oder Albuminförper genannt hat ;

das Vitellin

(im

Eigelb) ;

das Globulin

in

der

Kryſtalllinſe des Auges; Das 1. g . Paralbumin ; das kry = ftallijirbare Haematokrystallin in den Blutkörperchen ; das Caseïn in der Mild ); das Blutfibrin ; das

Fleiſch

fibrin oder Syntonin ; die Hornſubſtanz; das Fibroin in der Seide ; das Spongin im Badejdywamm ; der Lein und das Chondrin

in

den Knorpeln ;

das Chitin

in

den

Panzer und Flügeldecken der Stäfer x . Aus dem Pflanzen = reidhe, für unſern unmittelbaren Zweck widytiger: das Pflanzenalbumin ; Pflanzencaſeïn ; Pflanzenfibrin ; der ſ. 9. Nleber; Pflanzenleim oder Glutin x . lieber die chemiſche Conſtitution dieſer Rörper wiſſen wir noch nichts Verläſſiges, trot vieler Speculationen und Hypotheſen . Sie ſind faſt ſämmtlich unkryſtalliſirbar, gehen nur äußerſt jelten mit anderen Stoffen Verbindungen ein und ſind im

feudten Zuſtande raſdh

der

1. 9. frei

17

willigen Zerſegung unterworfen .

Beim

Verbrennen ents

wickeln ſie einen eigenthümlichen Horngeruch . Sie treten meiſt in zwei Modifikationen , einer in Waſſer unlös lichen

und einer löslichen auf, im

geronnenen und unge

ronnenen Zuſtande. Liebig erklärte die vegetabiliſchen identiſch mit den thieriſchen .

Eiweißſtoffe

für

Das Pflanzen albumin iſt in den meiſten Pflanzen = fäften gelöst enthalten ,

aus

denen

es

ſich jedoch

beim

Erhißen in unlöslichen , geronnenen Zuſtande abſcheidet. Man erhält es z. B. durch Erhigen der beim Aneten von Weizenmehl in einem Tuche unter Waſſer erhaltenen und von dem ſich abiegenden Stärkemehl decantirten Flüſſigkeit. In Alkohol und Aether iſt dasjelbe unlöslich. Salpeter fäure fällt es aus der verdünnten wäſſerigen Löſung. Das Pflanzencajeïn oder Legumin findet ſich vorzüglich in den Hülſenfrüchten ( Bohnen , Linjen, Erbjen). Die Flüſſigkeit , welche mani erhält , wenn man Hülſen früchte im Waſſer einweicht und alsdann darin zerkleinert, gibt nach dem Abſeihen, beim Erhigen , fein Gerinjel, über zicht ſich aber beim Eindampfen wie die Milch mit einer häutigen Schichte von unlöslich gewordenem Caſeïn. Gjjiga ſäure, die das Albumin nicht fällt , bringt jie augenblicklich zum Gerinnen ; ebenſo Alkohol . Kleber hat man den beim

in einem

Kneten von Weizenmehl Tuche hinterbleibenden zähen Rückſtand genannt.

Alkohol zieht

aus demſelben noch eine geringe Menge (etwa 4 % ) 1. g. Pflanzenleim oder Glutin aus. Der

alsdann ungelöst bleibende Antheil iſt Pilanzen fibrin. Neiſch auer , Chemie des Bieres.

18

Bei längerer Berührung mit Waſſer zerſett jid, der Kleber und gewinnt hierbei zu Anfang die Eigenſchaft bei 60 70 C. die Stärke in Dextrin und Zucker umzubilden , Diaſtaſe. Im thieriſchen Haushalte haben die Eiweißförper eine ſehr hohe Bedeutung, indem ſie direkt als Blutbeſtand theile im Drganismus aufgenommen werden und ſo das Material zu jämmtlichen thieriſchen Elementarorganen ( Faſern, Zellen x .) abgeben . Man hat ſie daher auch mit dem Namen : plaſtiſche Nahrungsmittel belegt, gegenüber denjenigen , die vorzugsweije zur Interhaltung des Athmungsprozeſſes beſtimmt ſind, wie Zucker, Fett 2 . und die man. Deshalb Reſpirationsnährungsmittel nennt.

5. Diaftale . Anfangsweiſe müſſen wir noch gelegentlich der Proteïn = körper der vielgenannten Diaſtaje gedenken . Schon im Jahre 1814 entdeckte Kirchhof, daß die Getreideſanten neben Stärke einen eigenthümlichen Stoff enthalten , der im Stande jei bei mäßig erhöhter Temperatur dieſe Stärke in Zucker überzuführen. Perſoz und Payen belegten dieſes Kind nun 1833 mit einem ſehr glüdlich gewählten Namen : Diaſtaje von divotuoig Ausdehnung, Spalt= ung, Sprengung, weil ſie fid bildlid, vorſtellten , daß dicier Körper gleichſam die angenommenen hypothetiſchen Yüllen der Stärkekörperchen ſprengt. Þaven und Perioz er= hielten dieſe problematiſche Subſtanz indem ſie den wäſſerigen Malzauszug anfangs mit wenig ( behufs Entfernung der Eiweißkörper) dann mit mehr Alkohol fällten und das

19

Präcipitat durch wiederholtes Auflöſen und Ausfällen mit Alkohol weiter zu

reinigen

diejen Körper iſt faum

ſuchten.

Unſer Wiſſen

über

über den Namen hinaus gedichen ;

bis heute iſt noch nicht einmal bekannt,

ob derſelbe iin

reinen Zuſtande ſtickſtoffhaltig oder frei davon iſt , je reiner man ihn erhalten zu haben glaubt, um ſo weniger Stick= ſtoff enthielt er. Mit dieſer ganzen Bereicherung durch den Namen Diaſtaſe wiſſen wir indeß nicht mehr als zuvor, nämlich: daß Malzauszug eine ähnliche Eigenſchaft befitt wie Schwefelſäure und andere ſtarke Säuren und wie ſie

auch

dem

in freiwilliger Zerſebung begriffenen

Kleber zufommt,

die Stärke bei etwa 60-70 ° C. in Traubenzucker und Dertrin überzuführen. Ueber 70 ° C.

wird die Gerſtenmalz-Diaſtaſe zerſtört. Je nach der Ab = ſtammung ſcheint jedoch die von der Diaſtaſe nod) unge= fährdet ihrer Eigenſchaften ertragene Temperatur eine wedyjelnde zu ſein . Lacambre nimmt dafür 949, Gers hardt 90C - 1000 C. an . Vierzeilige Gerſte foll beim Maiſchen ohne Gefahr die Anwendung einer Temperatur von 90 ° geſtatten. Um die eminente Wirkungsfähigkeit der Diaſtaſe vor Augen zu

führen gibt man gewöhnlich an , daß ein Theil der reinen Subſtanz im Stande lei 2000 Theile Amylon in Zucker überzuführen.

Zur Bezeidynung

des Vorganges an ſich iſt das Wort Diaſtaſe indeſ immerhin geeignet und für dieſen Zweck mag man es aud ) , wenn man gleich den Körper ſelbſt nicht fennt, wohl bei behalten . 6. Alkohol. C, H, 02 . Unterwirft man eine Flüſſigkeit, die deriveingen 2*

20

Gährung ausgeſegt

war , der Deſtillation, To geht eine

waſſerhelle Flüſſigkeit, ſ. g. Weingeiſt über, eine Miſchung von Alkohol und Waſſer. Da der erſtere viel leichtflüch = tiger iſt als das Wajjer

ſo läßt ſich

durch wiederholte

Deſtillationen und Separatauffangen der zuerſt übergehen = den Antheile eine immer alkoholreichere Flüſſigkeit erhalten , aus der man nur durch fünſtlichere Mittel Deſtillation über Chlorcalciumi) endlich noch die letzten Spuren Waſſers entfernen fann.

Auf ſolche Weije ganz vom Wajier be=

freiter 1. g. abſoluter Alkohol ſtellt ein nur ſchwach geiſtig riechendes , waſjerhelles , dünnflüſſiges Liquidum von 0,793 ſpec . Gewicht und brennendem Geſchmad dar. jiedet bei 780 C.

In dieſem

Zuſtande

Derſelbe

hat der Alkohol

die Zuſammenſezung: C04 Hi 02. Bei der Gährung zerfiel der Traubenzucker in jolcher Weiſe, daß aus einem Aequivalente desſelben ( 180 Gew. Th . ) zwei Aequivalente abſoluter Alkohol (2.46 = 92 Gew.-Th. ) und vier Aequivalente (4.22 = 88 Gew.-Th. ) Kohlenjäure cutitchen :

C2

H2 012 -

2 C, H. 0 , + 4 CO ,

Im bar in handen.

Bier wie auch im Weine iſt der Alkohol offen = einem cigenthümlichen Zuſtande der Bindung vor= Würde man ,

einfach Alkohol

um

ein Bier ſtärker zu

oder Weingeiſt zufügen,

machen ,

ſo würde der

Geſdımack in dieſem Gemiſche bald die Verfälſchung er: Beim längeren Verweilen einer ſolchen Miſchung kennen . ver dywindet inde dieſes Verhältniß, daß man gleichjam jeden der Gemengtheile einzeln jchmeckt, allmälig und man

21

hat nach längerer Zeit eine im Geidhmack völlig homogene Flüſſigkeit vor ſich. In Orten wo die Verſdyneidung der Weine iin Großen betrieben wird hat man leicht Gelegen = heit ſich von der eigenthümlichen Wirkung dieſes Umſtandes von dem man ſich theoretiſch noch keine völlige Rechen ſchaft zu geben weiß - zu überzeugen.

Die frijd mit

Weingeiſt verſekten Weine ſind ein abicheulich ſchmeckendes Gemiſch und offenbar gänzlich ungenießbar und eine als Wein völlig unverkäufliche Waare.

Nad) längerer Zeit,

wo die Fäſſer frei an der Luft liegen bleiben , verbindet fich jedoch der Alkohol mit der übrigen Flüſſigkeit in jo inniger Weiſe , daß es abſolut unmöglich wird , durd) den Geſchmack einen Interſchied zwiſchen ſolchem künſtlich ver= ſtärkten und von Anbeginn alkoholreicherem Weine zu . entdecken. In neuerer Zeit haben ſich einige Stimmen

dafür aufgethan die ſo eigenthümliche innige Bindung des Alkohols im Wein und Bier als eine chemiiche Ver= bindung desſelben mit den Albuminförpern dieſer Flüilig keiten auszuſprechen ; ein directer Beweis liegt dafür durchaus nicht vor. Reiner wäßriger Alfohol (Weingeiſt , Spiritus ac.) iſt an der atmoſphäriſchen Luft, alio in Berührung mit dem Sauerſtoff derſelben , unveränderlich ; die Gegenwart von ge = wiſſen Fermenten — modificirten Eiweißſtoffen - inacht ihn jedoch zur Vereinigung mit dem Sauerſtoff geneigt und er geht alsdann in Eijigjäure C , H , 0 , - über. Indem zwei Aequivalente Sauerſtoff dem Alfohol zwei Aequivalente Waſſerſtoff entziehen und ſich mit demſelben zu Waſſer vereinigen, während zu dem Reſte gleichzeitig zwei fernere

22

Aequivalente Sauerſtoff hinzutreten, entſtcht daraus ein Aequivalent Ejigjäure.

CA H, OH + 2 HO .

C , H , 02 + 04 = Auf diejem

Drydationsvorgange , bei Gegenwart von

Þroteïnſtoffen , beruht das Sauerwerden geiſtiger Flüſſig= feiten . Liebig betrachtet den Alkohol in verdünnter Form als ein ſehr fräftiges Reſpirationsnahrungsmittel, d. h. den Bedarf der Lungen gleichſam an Brennmaterial be ſtreitend. Eine bekannte Thatjache iſt die Beförderung der

Fettbildung

bei

fortgeſegtem

Genuß

alkoholartiger

(Fettſucht habitueller Branntweintrinker zc. )

Flüſſigkeiten Neuere Unterſuchungen haben dem

Alkohol naments

lich die Beförderung der Aſſimilation von Fettſubſtanzen bei der Verdauung zugeſprochen. Ins Blut übergegangen iſt der Alkohol meiſt ſchnell verſchwunden und daher nicht mehr darin nadyweisbar. Ob er dabei zuvor in Ejjigjäure übergeht oder direct zu Kohlenſäure verbrennt, iſt noch eine offene Frage. 6. Sohlenſäure. CO2

Der Vollſtändigkeit wegen müſſen wir auch noch einige Worte über die übrigens nicht hinlänglich bekannte Kohlenſäure beibringen. Bei gewöhnlicher Temperatur ein im Wajjer je nach dem Druck mehr oder minder lös= liches Gas , ijt jie die Urſache des Mouſſirens beim Bier indem

der

Druck

nad läßt, jucht dieſelbe wieder

in den verſchloſſenen säjern reſp. Flajdhen durd ) jie ſelbſt bei der Nadgährung crzeugt) ausgeübte

nehinen und entweicht in

Form

Gasgeſtalt anzu =

von Luftblajen aus dem

23

freien Zuſtande ſtellt jie ein farblojes Gas

Im

Bier.

dar von cigenthümlichem , jdwad) jäuerlichem , angenehm erfriſchendem Gerudi und Sejdmack. Sie iſt etwa andert : halb mal ſo ſchwer als die atmoſphäriſdhe Luft. Bei ſehr ſtarker Compreſſion ( für 0 ° C bei 36 Atmoſphären ) ver= dichtet ſie ſich zu einer waſſerhellen leicht beweglidhen Flüſſigkeit. Bei rajdher Verdunſtung (z. B. in einem feinen Strahle ausſtrömend) fühlt jich dieſe jo bedeutend ſchneeartigen Maſje erſtarrt. Bei + 100 C löſt Wajjer (ohne künſtlichen Druck) etwa ſein

ab, daß ſie zu einer

gleiches Volumen fohlenſaures Gas auf. Hinſichtlich der Abhängigkeit der von einer Flüſſigkeit abſorbirten Gas menge vom Drucke beſteht die ſehr einfache Geſekmäßig feit, daß diejelbe dem Drucke proportional iſt. Bei einem Drucke von zwei Atmosphären würde Waſſer von 10 ' C alſo ſein doppeltes Volumen Kohlenſäure aufzunehmen im Stande ſein ; ließe dieſer fünſtliche Druck nach, ſo würde das zweite Volumen wieder unter Moußiren entweichen . Bei einem raſch jidh vollendenden bedeutenden Fallen des Barometerſtandes fann man ſelbſt beim Biere nicht

jelten die deußerung dieſer Abhängigkeit als Ver

ſtärkung der moußirenden Eigenſchaft wahrnehmen. In der Natur tritt die Kohlenſäure in der größten Verbreitung auf ;

jie

iſt

ein

normaler,

obgleid)

nicht

beträdytlicher

Gemengtheil der Luft (0,08 % ); in vielen Mineralwaſſern (ſog. Säuerlinge) findet ſie ſich in bedeutender Menge Im ( Selters , Pyrmont, Carlsbad , Wildungen 2c .) . Mineralreid) kommt ſie in großer Ausdehnung namentlich als kohlenſaurer Salt Marmor, Kalkſtein 2c.) vor ; beim

24

Uebergießen derſelben mit Säure entweidyt jie daraus unter Aufbraujen. Sie iſt ein Produkt der Athmung der Thiere und im Dunkeln auch der Vegetation. Um = gefehrt findet im Lidite durch die Pflanzen eine Zerlegung derſelben in aſſimilirt werdenden Rohlenſtoff und von der Auf Pflanze wieder ausgehauchten Sauerſtoff ſtatt . ſolche Weiſe ſtellt ſid) in der atmoſphäriſden Luft immer wieder die Bilanz des Rohlenſäuregehaltes wieder her, der ſonſt offenbar durdy die organiſchen Weien ſich auf Koſten des Sauerſtoffes rajd) aufhäufen würde. Die Rohlenſäure iſt unfähig die Verbrennung und Athmung zu erhalten . Zur Auffindung und Radweis Der Sohlenſäure dient namentlich Ralfwaſjer, mit weldiem jie eine unlöslide Ver bindung - weiße Trübung oder Niederidlag von fohlene jaurem Kalk gibt.

In einem

Ueberſdiuſ von Koblenſäure

iſt dieſer kohlenjaure Ralf wieder löslich; ebenſo hat man bei der Prüfung

auf Sohlenſäure,

wenn

nur

geringe

Mengen Spuren gefunden ſind darauf zu aditen, daß der frijd ) gefällte ( noch amorphe) kohlenjaure halt ein wenig im

Wajjer , beträdytlich in Ammonjalzen löslich iſt

und man hat die Probe in dieſem

Falle alſo erſt einige

Zeit ſtehen zu laſſen , wo ſich alsdann die Verbindung kryſtallinijd ausidcidet.

6. Fette . Nicht ganz unbedeutend iſt auch der Fett- oder Del= gehalt in der Oerſte .

Aether nimmt aus der gemahlenen

Gerite denſelben mit Leichtigkeit auf,

und nach dem

dunſten oder Abdeſtilliren diejes Löjungsmittels

Ver =

bleiben

25

etwa drei Procent der Gerſte cines ziemlich dünnflüja figen Deles zurück. Die Conſtitution der Fette anlangend, ſo betradytet

man dieſelben als eine Verbindung von Glycerin (Del ſüß, Lipyloxydhydrat , Glycerylalkohol , C6 H, O :) mit,

nach der Natur der verſchiedenen Fette wedyſeln = den 1. g . fetten Säuren . So iſt Stearin als ſtearin =

ſaures Glycerin , Palmitin als palmitinjaures Glycerin zu be= tradhten . In der That erhält man auch beim Behandeln der Fette Neutralfette gegenüber den Fettſäuren genannt) mit ſtarken Baſen (Alfalien ), oder beim ſog. Verſeifungs proceſie, die entſprechenden fettjauren Salze, während Glycerin frei wird , und umgekehrt kann man durd ) Er higen (meiſtens unter höherem Druck) von Glycerin und der freien Säure (wie man ſie z. B. durd ) ſtärkere, un = organiſche Säuren aus den fettjauren Salzen , Seifen, ausicheiden kann wieder die urſprünglichen Fette regeneriren . Die äußern Eigenſchaften der natürlid) vorkommenden Fette ( Gemenge von mehreren reinen Fetten ) ſind genug ſam bekannt. Sie jind leichter als Waſſer und unlöslid ) darin . Bei gewöhnlicher Temperatur von wechſelnder Conſiſtenz, theils flüſſig (Dele) theils halbweich ( Talg arten ) theils feſt ( Cacaobutter xc. ) ; feſter wenn Stearin und

Margarin , flüñiger wenn

darin vorwiegen.

Sie

laſſen

Elaïn

und

ſich nicht ohne

Oleïn

Zerlegung

deſtilliren und geben dabei Dämpfe von Akroleïn (von Glycerin herſtammend), die die Augen ganz beſonders zu Thränen reizen . Die

Fettſäuren

haben

die

allgemeine

Zuſammen =

26

ſepung: Cn H , O ,, nach dieſer Formel eine Reihe bildend in der n die Werthe der geraden Zahlen ( 2, 4, 6 ... ) annehmen kann , die einzelnen Glieder dieſer Reihe ſtehen alſo immer um C, H , von einander ab ; eine derartige Reihe nennt man eine Homologe. Die niedereren Glieder darin wie C, H, O , ( Ameijenjäure), C , H , O , (Ejſigjäure)

Cio H10

()

( Valerianjäure)

zeidhnen

ſich

durch größere Flüchtigkeit und characteriſchen Geruch aus. Wenn ein Neutralfett einen Geruch, ebenſo Geſchmack aufweiſt ,

jo

rührt dieſes

vont

geringen

Beimengungen

ſolcher flüchtiger Fettjäuren her. Eine genauere Interſuchung des Gerſtenöls ſelbſt liegt nod ) nid )t vor ; ebenſo wenig wiſſen wir etwas über

ſein weiteres Schickſal im Brauprozeſſe. Dagegen tritt bei der Gährung wie Paſteur's und Pohl's Arbeiten auf.

Bei ruhigem Stehen ſcheiden

nadweijen

Glycerin

ſich aus dem

Gerſtenöl fejte nadelförmige Kriſtalle, ähnlich

wie bei anderen natürlich vorkommenden Delen (Stearopten genannt) aus. 7. Celluloſe. C12H10 010 Audy Zeltſtoff, Holzfaſer , Xylon .

Von nur

unter =

geordnetem Intereſſe ſind für unjern Zweck die holzigen Gebilde der Gerſte, die ſich in den Treberit anjammeln. Man erhält dieſelbe rein geſetztes Behandeln mit

aus den

letzteren

durch fort=

Alkohol,

Aether,

verdünnten

Säuren , endlich Nalilauge und zur völligen Bleichung mit Chlorkalk und Salzjäure, wobei jie als unlöslicher weißer Rückſtand jid) ergiebt. ( 1,5 ſp . Gew .)

Sie iſt ſchwerer als Waſſet

Jin reinen Zuſtand an der Luft und im

27

Waſſer unveränderlich ; bei Gegenwart von Proteïnſubſtanzen Mit Chlorzintjod wird ſic jedoch allmälig verändert. kaliumjod - Löjung *)

zeigt

die

Celluloſe

dieſelbe

blaue

Färbung, die wir ſchon bei der Stärfe anführten, wir haben darin ein ſehr einfaches und elegantes Reagens, das jedoch die zuvorige Entfernung

der Stärke, wenn

ſich dieſelbe nicht anderweitig durdy ihre morphologiſche Struktion hinlänglid) manifeſtirt, vorausjekt. Sehr

lange

fortgeſetztes

wandelt die Celluloſe in einen

Sieden

mit Wajjer ver

löslichen , dertrinähnlichen

Körper ; concentrixte Schwefelſäure löſt jie und jetzt ſie allmälig, namentlid) beim Kochen nach ſtarker Verdünnung mit Waſſer in Zucker um . Während

im

Allgemeinen der Zellſtoff durch ſeine

Unlöslichkeit in den verſdjiedenſten Agentien ausgezeichnet iſt, ſo gibt es dod) ein ganz ſpecifiſches Löſungsmittel für dieſelbe, nämlid) eine Löjung von Kupferorudhudrat in Ammoniak. ** ) durchaus

Während reines Ammoniak die Celluloſe

nicht angreift,

quillt dieſelbe

in

Kupferoxyd

*) Man erhält dieſes Neagens indem man 23,8 Gramm Zint in Salzſäure löſt, die von der überſchüſſigen Säure durch Concentriren befreite Löjung auf 100 Gramm verdünnt ( in dieſem Zuſtande hat ſie ein ſp . Gew von 1,8) . In 100 Ge wichtstheile dieſer Zinflöſung werden 6 Gew . - Th. Jodfalium aufgelöſt und die Flüſſigkeit alsdann mit überſchüſſigem Jod bis zur Sättigung bei einer mäßigen Temperatur erhalten . **) Ganz vorzüglid eignet ſich hiczu das nach Böttgers aus: gezeidneter Vorſchrift (J. fi pract. Chem . LXXIII. 491 ) dar geſtellte fuperorv hydrat.

28 ammonial ( Schweiger's Reagens) raich auf und geht bald in vollſtändige wirkliche Löſung über. Von Mitſcherlich iſt in den faulenden Kartoffeln ein eigenthümliches Ferment entdeckt , das die Celluloſe in Löjung überführt; Rartoffeln . Im

Thierreich

dasſelbe findet

tritt die

ſid, auch

Celluloje

bei

in

franken

den

See

ſcheiden ( Ascidien ) auf. Die feſte

unlöslide

Celluloſe

widerſteht

natürlich

der Verdauung viel hartnädiger als die übrigen Kohle= hydrate, hat indes 3. B. bei den Wiederkäuern in um = fajjendſter Weiſe ſtatt. Die bekannte

Schießbaumwolle entſteht durch Be=

handlung der Celluloſe ( Baumwolle ) mit ſtarker Salpeter= ſäure, und hält dieſe oder noch Andere Unterſalpeterſäure ( NO , ) mit der organiſchen Subſtanz ( Celluloſe) gepaart. Durch kurzes Eintauchen in concentrirte Schwefel ſäure und

Auswaſchen

wird

Papier

(weſentlich

reine

Celluloſe) in ein pergamentartiges Product Pergament papier, vegetabiliſches Pergament) umgewandelt, das in jüngſter Zeit in den Laboratorien eine häufige Anwendung 'findet für die von Graham aufgeſtellte dialytiſche Trennungsmethode von kryſtallijirbaren Subſtanzen von ſolchen, denen dieſe Eigenſchaft abgeht (ſog. Colloiden). Sopfen .

Noch müſſen wir einige Notizen über den Hopfen Der zum Brauen verwendete vopfen iſt die

einflechten .

weiblidie Blume ( Blüthenſtand ) der zu den Neſſelgewächſen (Urticeen ) gehörigen Hopfenſtaude ( Humulus lupulus ) .

29

Am Grunde der Deckſchuppen des Hopfenzapfens (Kärchens) befinden ſich außer der kleinen nußartigen Fruchte kleine, gelbe , glänzende, drüſenartige Ausjdywigungen, von eigen = Geruch und

thümlichem aromatiſchem

gewürzhaft-bittrem

Geſchmack, ein körniges, gelbes , klebriges Mehl darſtellend und daher Hopfenmehl — auch wohl, indeß viel un= genannt. Sie ſind die Träger pajſender, Lupulin ihre Menge

der wirkjamen Hopfenbeſtandtheile ; in trockenem Die

beträgt

gutem Hopfen etwa ein Sechſtel.

weſentlichen

Beſtandtheile

im

Hopfen

ſind :

Hopfenbitter, Hopfenöl und Serbſäure.

Das bisher als

Hopfenharz aufgeführte Hopfenbitter *)

ſtellt

im

reinen

Zuſtande einen ſchön fryſtalliſirten weißen äußerſt ſpröden Körper dar, der in Wajjer unlöslich, leichtlöslich in Alkohol, Aether u. 1. w. iſt. Die alkoholiſche Löſung zeigt einen eminent, aber rein bittern Sejdimack; in Waſſer iſt dieſer Körper indeß ſo unlöslich, daß er nidt einmal im trockenen Zuſtande auf der Zunge

bitter erſcheint.

þauptbeſtandtheil des bei der

Er iſt der

Gährung ausgeſchiedenen

Hopfenharzes. In der Würze war derſelbe durch die vermittelnde Anweſenheit des Zuders in Löſung ge= gangen , infolge des Verjdwindens dieſes Vehitels wird derſelbe bei der Gährung wieder, bis auf einen geringen, die Bitterkeit des Bieres verurſachenden Rüdhalt, aus geidjieden . Die ſchwad) narkotiſche Wirkung des Hopfen harzes iſt bekannt; in einer dem Hopfen nahe verwandten Pflanze, dem

zu derſelben natürlichen Familie gehörenden

* ) Dingler, polyt. Journ. 1863.

BD . CLXIX. S. 54.

30

indiſchen Hanf ( Canabis indica) tritt dieſe Wirkung noch deutlicher hervor und wird derſelbe deßwegen im Driente zur Darſtellung des als narkotiſchen Genußmittels dort allgemein gebräuchlichen Haschisch verwendet. Außerdem legt man dem Bopfenharze gewöhnlich eine harntreibende Wirkung bei , die bei größeren Dojen ſelbſt Harnbeſchwerden ſoll verurſachen können. Die noch kaum näher gekannte Hopfengerbſäure färbt ſich auf Zuſaß von Eiſenorydjalzen dunkelgrün, zum Unter ſchied von der Galläpfelgerbſäure, die durch die bekannte ſchwarzblaue Färbung mit Eiſenſalzen ausgezeidynet iſt . Wagner nimmt an : dieſe Grünfärbung des Hopfenauszuges mit Eiſenorydſalzen beweiſe darin das Vorhandenſein von Quercitrin , eines im Selbholz (Quercitron ) ent = haltenen Farbſtoffes, der allerdings eine ähnliche Färbung mit Eiſenſalzen zeigt. Es würde indeß jedenfalls für die Behauptung noch weiterer Belege bedürfen . Man iſt auf Grund derſelben indeß noch weiter gegangen und hat wohl ſelbſt die Verwendung des Selbholzes zur Brauerei als Surroga der Hopfengerbjäure vorgeſchlagen . Der Gehalt an Gerbſäure beträgt im Hopfeu etwa 3—6 % (Wagner ). Die Menge des Hopfenöls, von dem

der angenehme

aromatiſch- erfriſchende Geruch des Hopfens herrührt, iſt nur eine ſehr geringe etwa 1/2 % betragend ; dieſes Del bedingt zugleich die Klebrigkeit des friſchen Hopfens. Es gehört zu den flüchtigen (ätheriſchen ) Delen und fann durch Deſtillation des Hopfens mit Waſſerdampf (Ab= blaſen ) leicht erhalten werden ; es jammelt fid) alsdann

31

als kaum gelblich gefärbte Deltropfen auf der Oberfläche des Condenſationswaſſers an . Es riedyt durchdringend und betäubend nach Hopfen und iſt ſcharf und brennend von Geſchmack.

In Berührung mit der Luft geht das

felbe leicht in die, durch ihren eigenthümlichen Käſegeruch characterijirte, Valerianſäure über.

Wir haben hiermit die für die Bräuerei beſonders wichtigen Verbindungen kurz dharacteriſirt, über einige mehr untergeordnete werden wir das Nöthige leicht bei unſerer nun folgenden Specialbetrachtung (Toweit dieſelbe für unſern Zweck erforderlich erſcheint) des Brauprozeſſes felbſt gehörigen Drtes einreihen können . Keimung. Feuchtigkeit und Luftzutritt ſind die bekannten weſenta lichſten Bedingungen des Keimens der Samen. Um daher die Keimung der Gerſte einzuleiten hat man zunächſt dieſen beiden Anforderungen Genüge zu leiſten . Die möglichſt gleidhmäßige, d. h . im Korne gleich= große, von demſelben Boden ſtammende und gleich alte Frudit wird zunädiſt in ſog. Weichbottichen ( Quell bottichen , früher meiſt von Holz, jetzt Ciſternen von Steinplatten oder gemauert und mit Cement bekleidet [?]) mit Waſſer übergoſjen und

bei einer Temperatur

etwa 10—15 ° C.

verweilen gelaſſen bis das

ſo

lange

von

Korn die Beſchaffenheit der Quellreife hat, d . h. bis die Körner ſich zwiſchen den

Fingern leicht zerdrüden

laſſen, ihr Inhalt jedoch noch nicht ſdhmierig und mild )= artig, ſondern noch in gewiſſem Grade mehlig iſt. Bei dieſem

„ Weidheit"

( Quellen ) werden

namentlich

un =

32

organiſde Salze ( Chlornatrium , phosphorjaure Magneſia xc.) indeß auch eine bedeutende Menge ſog. Extractivſtoffe, die beim Verbleiben in der Gerſte ſonſt leicht Veranlaſſung zu Schimmelbildung geben würden, entfernt, und deren Beſeitigung bei dieſer Seimung, wo es auf den höchſten Grad von Reinheit der Producte ankommt, von weſent= lichem

Belang iſt.

Selbſtverſtändlich werden die beim Einweichen ſich auf die Oberfläche begebenden tauben Körner, Staub und andere Unreinigkeiten, ſorgfältig durch Abſchöpfen entfernt. Aus dem

Weidybottich wird die quellreife Gerſte auf

die Maiztenne (Wachstenne), luftige Räume mit Steinplatten oder Backſteinen belegt, im Souterrain be findlich, beetartig ausgebreitet . Hier entwickelt ſich bei einer auf 12-15 ° C. inne gehaltenen Temperatur unter Lichtabſchluß raſch am Korne Blattkeim und Würzelchen ( plumula und radicula ). Erſterer iſt der Träger und gewijferinaßen der Maßſtab der Diaſtajebildung und der Seimprozeß das Wachſen ) des Kornes iſt alſo ſo zu reguliren, daß die übrigen Theile , namentlich das Würzelchen in ihrer Ausbildung möglichſt zurückbleiben, indem ſie gleichſam eine für das Endproduct des Branverfahrens verloren gehende Lurus production bilden . Die Engländer lajjen für dieſen Zweck bei beſonders niedriger Temperatur wachſen .

Nahe vor

dem

Durchbruch

des

Blattfeimes ,

bis

die Würzelchen etwa 111-11/2 der fornlänge erreicht haben, unterbricht man durch Austrocknung , auf dem Wettboden oder der oberen Darre , Den Keima

wohin

33

prozeß und es erfolgt alsdann das Darren deš Malzes

rejiaxc.)

ivitelfie lain

Deren

D. h. man jegt dasſelbe auf jievähnlichen Vorrichtungen ciner Temperatur von 57-60 ° C. aus . Natürlid) Darf das feuchte Matz nicht ſofort der Wirkung dieſes höheren Wärmegrades unterworfen werden ,

hüthlten nevient

nach

Min tid 11b und

indem

Kleiſterbildung aus der Stärfe erfolgen völligem

Austrocknen

zu

jog.

alsdann

eine

und das Malz

Glasmalz

oder

Steinmalz werden würde, welches wegen ſeiner großen Dichte dem Aufſchluſſe ſtehen würde.

beim

Maiſchen

hartnäckig wider

uitreint Das Malz nimmt bei dieſem Darren eine eigen = thümliche Bräunung an , über deren Grund man noch

aill live

nicht völlig

einig

iſt.

Die

geringe Cameralijirung

3. inne

licula). Tabith Sidin

ibrigen vildung Für das

Einen nehmen dafür eine des ( indeß im

Malze noch

verſchwindend geringen ) Zuckergehaltes und der übrigen Kohlchuydrate an (Mulder ), hiefür iſt indeß die niedere Temperatur von ca. 60 ° C wohl kaum ausreichend ; die Neueren neigen ſid) mehr der Aujicht zu , dieſe Braun färbung vollende jid ) namentlich an den Eiweißſtoffen des Dialzes. Wie dem aud) ſein may, thatſächlich erhält das Malz durch das Darren einen eigenthümtiden aromatiſchen Geidymad ,

den

es mit auf die Würze und das fertige

Bier überträgt, außerdem ſind dieſe Röſtprodukte für die battbarmachung des Bieres im höchſten Grade dienlich) . zmat

s, bis

bilinge

Veim

Das gedarrte Malz wird nun weiters in joy. Pupa maſchinen , ähnlid) denjenigen wie man ſie für die Reinigung des Betreides gebrandt, von den Neimen und dgl . befreit. Dieſem folgt das Zerkleinern Heiſoy a uer , Chemie des Bieres.

(Mahlen , Schroten) 3

34

des Malzes, um ein beſſeres Auşlaugen bei Maiſchen zu ermöglichen. Je nach dem Grade von Lockerheit, die das Malz durch den mehr oder weniger nach dieſer Av = ſicht geführten Neimproceſ erlangte, verwendet man hicfür eine einfache Quetſchung zwiſchen ſchlichten Walzen ( Eng = land) oder geriffelten (Bayern) , die eine weitgehende Zerkleinerung zur Folge haben , oder wohl gar ein wirf= liches Zermahlen. Eine einfache Zerquetſchung bringt die möglidiſte Gr= haltung der Fruchthüllen ( Tegumente ) mit ſich, und dieſe letzteren geben alsdann beim Abſeihen der Mai de ein natürliches Filter ab.

Dieſer Vortheil läuft parallel mit

der leichten Aufſchließbarkeit des Productes beim

Maiſden

und eignet ſich daher zumal für das Brauen nach der Infuſionsmethode; wo ein weniger gutes Auswachſen des Malzes beobachtet wird , bedarf auch die Löslichmadiung des Stärkemehls einer höheren Temperatur, wie ſie sie Decoctionsmethode verwendet, und mit ihr geht daher auch ein feineres Schroten ( geriffelte Walzen ) and in Hand.

Wo

eine

noch weitergehende mechaniſche

Ver =

theilung des Maiſchmaterials , wie beim wirklichen Mahlen erforderlich

iſt, z. B. bei Mitverwendung von Rohfrucht

iſt man ſogar genöthigt die zugleich zu ſehr zerkleinerten Hülſen durch ein abſichtlich hinzugefektes Filtrationsmittel wie gehacktes Stroh (Häckerling , Weizenſpreu xc.) zu er = feben.

Wie erwähnt bezweckt der Maiſchprocef namentlich

die lleberführung der Stärke in Zucker; die Details des felben ſind ähnlich wie beim bereits betrachteten Reims proceß, von Gewohnheit und Localverhältniſſen in vieler

35

Hinſicht abhängend und daher in den letzten Einzelnheiten faſt für jede Brauerei ſpeciell . Waiſden . Man unterſcheidet jedoch in der Praxis namentlich zwei grundverſchiedene Verfahrungsweiſen beim Maijden, nämlich die : 1 ) Infuſionsmethode und die 2) Decoctionsmethode oder Dickmaiſchbrauerei.* ) Bei dem Erhißen zum

erſteren Verfahren findet fein eigentliches Sieden ſtatt, bei der letzteren wird dagegen

ein Theil der Würze wirklich zum Kochen gebracht. Die Infuſionsmethode iſt namentlich in England, Schottland , Belgien, ( früher in Norddeutſchland) gebräuch lich, die Decotionsmethode oder das bayriſche Verfahren in Bayern , Würtemberg, Baden, Böhmen u . ſ. w . Bei der Dickmaiſchbrauerei hebt man einen Theil des angerührten Sdrotes aus der Maiſche heraus und erhißt dieſen für ſich zum Sieden , durd, Zumiſchen dieſes Antheils zu der übrigen Maiſche erhält man das Ganze auf der zur Verzuckerung nöthigen Temperatur. Wic ichon bei der Diaſtaſe geſagt, ſo iſt man über die vortheil hafteſte Temperatur beim Maiſchen noch nicht

völlig im

Klaren ; gewöhnlich wendet man 65—67 ° C. an , Balling iſt der Anſicht man fönne bis zu 75 ° C. gehen, Habid) fand bei 69 ° C. den raſcheſten Aufſchluß.

* ) Dieſe beiden Bezeichnungen rühren offenbar aus der Apotheke her, wo man mit Infusum einfach einen warmen Auf guß, mit Decoct dagegen eine eigentliche Auskochung belegt. 3*

36 Die, in namhaften

jegt allgemein durch

Brauereien

zum Theil complicirte und ſcharfſinnige mechaniſche Rühr vorrichtungen , gehörig durchgearbeitete Maijde verliert binnen kurzem die Jodſtärkeration und wenn auf Zuſat von einem Tropfen Maiſche in Jodwaſſer ( nicht umgekehrt) feine Färbung mehr entſteht, ſo iſt der Zuckerbildungs proceſ vollendet, Die Jufuſionsmethode liefert

im

Allgemeinen Biere

von feinerem Geidhmack, heller und mehr weinartig. Das Rodverfahren inadit dieſelben jedoch mehr haltbar , indem dabei

die

Eiweißförper

bejjer

entfernt,

oder

nach

der

neueren Anjicht in die braune weniger gefährliche Modi= fication übergeführt werden , ferner ſind die darnach er zeugten Biere durd vollſtändige Ausnugung der Zuder = bildung ſubſtanziöjer. Bei Verwendung eines Zuſages von Kohfrucht ( ungemätzten Getreides) eignet ſich natürlich beſonders das Decoctionsverfahren ; der ungemälzten Frucht geht jedoch das Aroma des Matzes ab, welches ſelbſt dann 11och ein fühlbarer Mangel iſt, wenn man audy, wie un= umgänglid ), den eigenen herben Geſchmack derſelben durch Einweichen zuvor zu entfernen ſuchte . Uebrigens iſt wie geſagt das Specialverfahren beim Maiſchen ein ſehr wedhſelndes und hängt von dem zu verarbeitenden Material, der Gewohnheit des Conſumenten und des Bräuers jelbſt und

von anderweitigen localen

Verhältniſſen röllig ab. Immer zielt dasſelbe aber dahin ab, der allgemeinen Anforderung zu entſprechen : die Maiſdhe durch ein

auf 60–750 C. partielles ,

zu bringen und nöthigenfalls

ſtärkeres Ruchen

die dem Aufſchluß

37

hartnädiger widerſtehenden Stärkeförndien zu verkleiſtern und allenfalls durd ) eine friſche Portion Matzauszug zu verzucern . Jit am Ende des Maijchens nod) Stärke unverändert

vorhanden 10. muf gleid falls von Neuem Malz zugefügt und auf die Verzuckerungstemperatur ge = bradyt werden . Langes Roden der Würze madyt dicielbe inuner ihres

cigenthümlichen angenehm

ver

Gejdımacks

erfrijdenden

luſtig und ertheilt ihr einen ſpecifiſchen Lafrißengeſchmack, wie derſelbe allen Pflanzenertracten eigen iſt. Mit

der

Bezeichnung

Lautermaiſh - Brauerei

hat man ein Verfahren belegt Verzuckerungstemperatur

durch

nach welchem einen

Theil

man die abgelaſſener

und ſtärker erhizter Würze ( Lautermaiſche ) herſtellt. Gine große Zukunft dürfte das noch junge und nur erſt hie und da angewandte Verfahren der Dampfbenübung zur Herſtellung der Maiſdhtemperatur haben, der vollſtändigſten nuirlichen Betriebe ,

indem

Ausnugung der Wärme, dem uneingedenk

beſonderer Bequemlichkeiten, den

einer

großen

umfaſſendſten

ſie

conti Menge

Voridhub

leiſtet. Als folgende Dperation reiht ſich dem

Maiſden das

Ublajjen der Würze ( Abläutern ) an . Für dieſen Zweck hat der Maijdbottich einen fiebartig durdlöcherten Boden ( Seihboden ) über

den

Filtrum

Die Trebern ſelbſt

ablagern .

ſich

die

Trebern

gleidjam

bleiben

als

natürlid)

beim erſtmaligen Ablaſſen der Würze mit dieſer impräg nirt und um dieſen Rückhalt gleichfalls aud ) zu gewinnen muß daher noch ein weiteres Ausſüßen erfolgen , das ſog.

38 Andwänzen .

Man

bedient jid) für dieſen

Zwec jest

ziemlich allgemein einer Vorridytung die eine intereſſante practijde Anwendung des aus der Erperimental = Phyſik längſt bekannten Segner'ichen Rades iſt, einer kleinen Vorrichtung zur Veranſchaulichung der Wirkung des fog. Rüddruckes . Eine nahezu dem Durchmeſſer des Maiſch = gefäßes gleichlange horizontale in ihrer Mitte um eine verticale Are drehbare Metallröhre ergießt das durch eine tridterförmige Deffnung in ihrem Drehpunkte aufgenominene ſiedende Waſſer durch eine auf jeder Hälfte der Röhre nach entgegengejekter Richtung in der Horizontalebene ge= bohrten feinen Deffnungen und veranlaßt ſo durch den Rücfdruck eine rotirende Bewegung nach der entgegen = . Das ausſtrömende Wajjer lagert ſich in folder Weiſe ganz gleichmäßig und ruhig über dem Würze= ſpiegel und verdrängt allmälig die Würze ſelbſt aus den Trebern . geſepten Seite .

Die Brauerei.

Trebern ſelbſt ſcheiden als Abfall aus der Sie haben indeß , beladen mit einem großen

Theile der als plaſtiſche Nahrungsmittel für die Ernährung ſo wichtigen Eiweißſtoffe, noch einen

hohen

Werth als

Futtermittel für das Vieh. Bezogen auf die Trocken = ſubſtanz enthalten ſie je nach dem Brauverfahren 20-25 % Albuminkörper. Namentlid) reich daran iſt der ſich auf der Oberflädhe der Treber ablagernde ſchlammigere Antheil der ſog. Oberteig. Gleid ) falls iſt audh die Ausnupung von Stärkemehl nicht ganz vollſtändig und die Treber trocken gedacht - gegen 20 ja bei weniger enthalten rationellem Betrieb bis gegen 40% Stärkemehl.

39

Würzekoden. Dem

Maiſchen folgt das

Würze nad ).

Nochen und vopfen der Das Nochen bezweckt zuvörderſt die Aus

ſcheidung und Ilmwandlung

der Albuminförper, die die

Gährung gefährden und zur Säurung Veranlaſſung geben würden . Zum Theil werden dieſelben , wie aud ) der Zucker ,

in

eine

andere

braungefärbte von

der

Würze

in Löſung zurückgehaltene Modification , von einer ſpecifiſch conſervirenden Fähigkeit , übergeführt. Zugleid ) verbindet man mit dieſem Kochen die Ertraction des Hopfens . Der Zujat Desjetben unterſtützt die conſervirende Wirkung des Kodiens, wie durdy ſeinen Gerbjäuregehalt die Entfernung der Eiweißtörper , gleichzeitig ertheilt er der Würze ſein eigenthümliches Aroma und indem fid) ein Theil feines Bitterſtojis, durch den Zuckergehalt der Würze vermittelt , auflöjt, jeinen bittern Geſchmack. Die Menge des zu = gejetzten Hopfens iſt eine ſehr wechſelnde 17. bis 22 % Gelegentlich bringt das Rochen auch Des Matgutes nod )

cine

Concentration

der Würze

infolge der

Ver

Dampfung mit ſich. Kühlen . Die klare (pebrochene) Würze wird durch Ab feihen ( Hopfenjeiher ) von den Hopfenbolden getrennt und nun der Kühlung unterworfen.

Hier hat der Brauprozeſs eine feiner jdwierigiten Pañagen durchzumachen , nämlich die zur Wildſäurebildung beſonders disponirenden Tei =

peraturgrade im 30 ° C. Es handelt ſich aljo darum dieſes Temperaturinteruall möglidit rajd 311 durchlaufen. Man bezweckt dicjes gewöhnlid) durdy Grponiren an die

40

Luft in möglichſt fladjen eiſernen , hölzernen , (jelbſt kupferiten ) Gefäßen , jog. Nühlidiffen . In neuerer Zeit hat man vielfady complicirtere

Kühlvorrichtungen ,

bei denen Eis

wajjer in Zinnröhren, die von der abzufühlenden Würze umſpült werden, circulirt, in Verwendung gebracht. Auf der Rühle ſcheidet ſich in der Würze wieder ein gelblidhgraues Sediment, das ſog . Nühlgeleger aus, zum Theil aus geronnenen Eiweißſtoffen, gerbſauren Protëin = förpern, wie aus anderweitigen ſuspendirt in der Würze enthalten geweſenen Gebilden beſtehend . Wegen jeiner jdywammigen

Structur hält dasſelbe eine große Menge

Würze beim Ablaſjen der klaren Flüſſigkeit zurück * ) man verwendet dasſelbe daher zur Branntweinbrennerei oder fet es wohl gar bei dem nädyſtfolgenden Sude zur Maiſche. Die abgefühlte Würze iſt nun ſo weit verbreitet dat fie der Gährung unterworfen werden kann .

Um dicielbe

einzuleiten wird die Würze bei einer entſprechenden Temte peratur mit Hefe ( Zeug, Sat) vermiſcht. Der Einfluß dieſes pitzartigen Drganismus iſt ein hödiſt merkwürdiger. Es zerfällt dadurch , wie idon angeführt, der Zucker in Alkohol und Kohlenſäure. Von jo unendlider praktijdier Wichtigkeit die vefe iſt, ſo gering iſt wieder unſere wiſſenſchaftliche Kenntniß darüber.

Wenigſtens haben indeß dieſe in

umfaſſendſter

Weije technijd) ausgebeutete kleine Organismen doch einige gelehrte Namen davongetragen wie z . B. Hormiscium cerevisiae , Mycoderma cerevisae, Saccharomyces cerv.

* ) Siebe meine Ilnterſudung des Rüblgelegers.

41 Von der andern Seite hat indeß die Praxis durch die in

verſdhiedenen Ländern

wedyjelnden Brauverfahren Ausdruck „

aufgedeckt, daſs man unter dem

efe“ zwei

wenn auch in ihrer Wirkung ziemlid) ähnliche , ſo doch in ihren morphologiſchen Verhältniſjen ſehr verſchiedene Diganismen zuſammenfaßt.

In

England bedient man

fid) der ſog. Dbergährung, in Deutſchland, namentlid) Bavern, der Untergährung. Die beiden Bezeichnungen geben bereits jo ziemlich den Sachverhalt. Bei der Ober= gährung kommt die Hefe an die Oberfläche der gährenden Würze, bei dem bayrijden Gährverfahren jest jich dieſelbe dagegen 311 Boden . Wenn man nun in

aud ) lange Zeit geneigt war die

beiden Fällen wirkende Hefe

in

bequemer Weije zu

confundiren und ihre ganze Verſchiedenheit lediglid) aus dem Temperaturunterſdriede bei denen jich die Gährung vollendet abzuleiten, ſo haben doch genauere Unterſudjungen aufgedeckt, daß ſich das Ding anders verhalte, ja ſelbſt, daß nid)t einmal ein Uebergang von der einen Art in die andere, aljo z. B. Unterhefe in berhefe und um gekehrt möglich iſt . Während nämlid) die Unterheje jid) durd) Sporen bildung , die durch die Wandung der Befenzellen hindurch treten fortpflanzt und die dann getrennt von der Mutter zelle zu

einem neuen Individuum anwadijen , geſchieht dieſes bei der Oberhefe durd) Sproſjenbildung.* ) Die Zellen *) Dieje Anſicht des Autors iſt ganz antiquirt; die Unter befe pflanzt ſich vielmehr ebenſo durd Sproſjung fort, wie die Oberhefe. Ludi bildet ſie Sproßverbände. Der Herausgeber.

42

der Unterhere Pilze ( ob

jind

einzelne linſenförmige

mikroskopiſche

Fungen oder Algen iſt noch unentichiedent)

die

Zellen der Oberhefe ſind dagegen fadenförmig aneinander gereiht und größer als

die andere

Art.

Un ſich jind

beide Hefegattungen ſdwerer als Waſſer und ſinken daher darin zu Boden . In der kohlenjäurehaltigen gährenden Flüſſigkeit heftet ſich jedoch der Ueberſduß an Kohlenſäure, den die Flüſſigkeit nid )t mehr gelöſt zurückzuhalten vermag , an die Zellen und dient namentlich der Dberhefe , wegen ihrer mehr

verfitzten Natur gleidjam

als Schwimmblaſe.

Dazu komunt, daß die Kohlenſäure - Entwicklung bei der Obergährung Die kleinen hefe

eine ungebundenere einfachen

bieten dagegen

und

ſtürmiſchere iſt.

linjenförmigen Zellchen der Unter der Kohlenſäure feinen ſo günſtigen

Anheftungspunkt und geben daher zu Boden . Frei von Sohlenſäurebläschen ſind beide Hefenarten , ſowohl Unter = als Dberhefe ſpecifiſch ſchwerer als Waſſer und ſinken daher in demſelben zu Boden .

Meiſtens finden

fid) beide Arten in derſelben Gährung neben

einander

und miteinander gemiſcht. Namentlich mengt ſich bei rajch verlaufender Gährung, (hoher Temperatur) der Oberhefe gern Unterhefe bei, wodurd ) die jog . Schmier hefe entſteht, niederer

die

ſich indeß durch weitere Gährung bei

Temperatur

leicht befreien genannt wird.

läßt

von

der

und

dann

Aud) die Gährung judit

eingemengten Nernbefe

inait

Unterhete ( Babid ) )

in der Praris den

beſonderen Anforderungen an das fertige Bier anzupajjen. Bei den unterzährigen oder bayriſchen Bieren braut man

43

daher im Verbſt, Winter und Frühling ein Produkt das rajch weggetrunken zu werden beſtimmt iſt -- jog . Schent vier oder Winterbier, dasſelbe lagert nur ſehr kurze Zeit (ein bis zwei Monate etwa). Jin Winter und dem An = fange des Frühlings erzeugt man das Lagerbier , Sommer : bier , das bis zum Beginn der neuen Braucampagne aus : halten muß. Man verwendet daher aud dafür eine ſtärkere Würze ( von 12—13 %, während 11-12 %

Ge=

halt für Schenkbier genügen ), bejjeren Hopfen und hält die Gährung ſelbſt auf niedriger Temperatur von etwa 5—8 ° C. (für Schenkbier bis 11 ° C. ) und arbeitet bei ihrer Erzeugung überhaupt mit vornehmlicher Sorgfalt. Die Menge der zu der Würze geführten Hefe, die zuvor mit einem Theil der lekteren innig gemiſcht und dann dem Reft im Bottid) zugefügt wird, iſt nicht überall gleich, etwa 0,006 des Volumens der Würze.

Nad) der

Zufügung derſelben beginnt nun alsbald die Spaltung des Traubenzuckers ; diefelbe iſt indeß zu Anfang noch nicht unmittelbar wahrnehmbar, indem

die ausgeſchiedene

Nohlenſäure noch von der Flüſſigkeit aufgelöſt wird.

Iſt

lettere indeß damit geſättigt, ( nach 8- 12 Stunden ) weldhes wieder wie angegeben wejentlid) von dem Wärme grad (und Druck) der Flüſſigkeit abhängt, ſo beginnt die Entwicklung der Kohlenſäure in Form von Gasblaſen und es kommt auf der Oberfläche der Anfang einer zarten Schaumbildung zur Erſcheinung, das ſog. Ueberweißen. Wie bereits mitgetheilt verliert zugleid ) mit der Zer=

feßung des Zuckers das Hopfenharz das zu ſeiner Löſung dienende Vehikel und wird daher dem größten Theile

44

nach ausgeſchieden.

Außer

diejem

ſammeln ſich

darin

noch juspendirt in der Würze enthaltene Unreinigkeiten, Man entfernt daher Albuminſubſtanzen u . ſ. w . an . dieſe durch Abſchöpfen . Bei der Obergährung iſt die Beſeitigung derſelben von beſonderer Wichtigkeit indem jie der Hefe einen bittern Geſchmack durch den Gehalt an Hopfenharz mittheilen würden , wodurch dieje wieder Der für zum Broobacken unbrauchbar werden würde. den gleichen Zweck weniger verwandten Unterhefe ſucht man die ihr immer in höherem Grade anhaftende Bitter feit durch Behandlung mit Sodalöſung und dgl. zu ent ziehen, dieſelbe iſt außerdem mehr gegen eine Einmengung von Hopfenbitter geſchüßt, weil ſie eben am Boden des Sährbottidys liegt und das ausgeſchiedene und mit dem Schaume in die Höhe getriebene öopfenbitter nach dem Zergehen dieſes größten Theils als eine ſchmierige Decke auf der Oberfläche der Flüſſigkeit zurückbleibt. Die Schaumbildung nimmt im Verlauf der Gährung weiters zu und erhält nad etwa 24 Stunden aus phyſi kaliſchen Gründen ein eigenthümliches höchſt charakteriſtiſches Man nennt dieſes Anjehen, ähnlich einer Relieffarte. Stadium

der

Gährung

das für äuſen.

Hat dasſelbe

jeinen yöhepunkt erreicht, wozu 2—4 Tage etwa erforderlich ſind, ſo ändert die Schaumformation allmälig wieder ihre Geſtalt, unter Annahme eines gleichfalls ſehr bezeichnenden äußeren Anſehens, indem die einzelnen Erhöhungen durch Zuſammengehen des Schaumes eine zacige , zerklüftete Form annehmen (das jog. Zurücfallen. Nach dem Zu jammenfallen des weißen Schaums bleibt eine Decke des

45

Hopfenharzes als

braune frümelige Majje von eminent

bitterem Geſchmack zurück ; die Flüſſigkeit beginnt jid) nun Dieſe ſog . Hauptgährung nimmt für zu klären . Schenkbier 7–8 für Lagervier 9—10 Tage in Anſpruch. Während derſelben lagert ſich eine dichte Decke gasförmiger Kohlenſäure über die Oberfläche der Flüſſigkeit ( die Bottiche zum Rande gefüllt,

werden nicht bis

jondern

nur etwa

zu 4/3 ), die ſich leicht durch ihren erfriſchenden Geruch, wie auch dadurch verräth, daß ein hineingebrachtes Licht Dicie bildet wohl einen natürlichen alsbald verlöſcht. Verſchluß gegen den Zutritt der atmoſphäriſchen Luft, die wie bereits angedeutet, leicht zu einer Ejligjäurebildung aus dem Alkohol Veranlaſſung geben würde . Durch die Spaltung des Zuckers in Alkohol und Kohlenſäure iſt die gährende Flüſſigkeit ſpecifiſch leidster geworden, ſo daß ein in dieſelbe gehenktes Sacharometer (Araeometer) tiefer cinſinkt als

in

Anzahl Grade

der Würze um

zuvor.

welche die Würze

leichter geworden iſt mit dem

Man

bezeichnet die

bei der Gährung

Ausdrucke : ideinbare

Attenuation. Scheinbar, weil man aus dieſer Ver minderung des ſpecifiſchen Gewichtes feinen directen Schluß auf den Gehalt des Sährproductes an Ertract ( feſten Beſtandtheilen, Zucker, Dextrin u . . w.) und Alkohol machen kann . Um dieſen letteren indeß daraus abzuleiten hat man auf empiriſchem Wege Tafeln vermittelt ( Balling ) die die Zahl angeben mit der man die ſcheinbare Attenuation angegeben in Zuckerprocenten — zul multipliciren hat um zu den Alkoholprocenten zu gelangen, fog. Alkohola factoren.

46

Eine vollſtändige

Umwandlung

des

Zuckergehaltes

hat bei dieſer Hauptgährung nicht ſtatt und nicht ſtatt haben , wie wir bereits entwickelten , um

darf das

Vier beim Aufbewahren (Lagern) ſowohl gegen die Säurung zu ſchüßen, als immer mit Kohlenſäure geſättigt zu erhalten. Die Menge des verſdhwundenen Zuckers und ſonach des gebildeten Alkohols iſt natürlich eine wechſelnde , eine größere bei jdwach gedörrtem

Malz , wenig gekochter und

ſchwach gehopfter Würze, eine geringere bei ſtark gedarrtem Malze und lange gefochter, ſtark gehopfter Würze. Man redynet 50—66 %

ſcheinbare Attenuation (d. h. den urs

ſprünglichen Ertractgehalt

=

100

geſept) .

In dieſer

nad) der Gährung abgeleſenen Sacharometerangabe iſt natürlich der ganze im Allgemeinen nicht ver = gährbare Dertringehalt mit einbegriffen und dieſe An = gabe allein daher eigentlich zur Beurtheilung des für die Nadhgährung noch disponibeln Zuckergehaltes nicht aus reichend. In einem Münchener Schenkbier waren von 7,6% Zucker , die ſich neben 4,7 % Dertrin fanden, 5,50% in der Geſammtgährung verſchwunden und in

Alkohol

übergeführt. Das nach Abſchluß der

Hauptgährung reſultirende

ſog. Jungbier oder grüne Bier wird nun nach dem gehörigen Klären von der zu Boden gegangenen Hefe und Unreinigkeiten abgelaſſen und behufs der Nach gährung in Fäſſer gefüllt. Hier ſegt ſich nun die Gährung langſam fort, wobei ein weißlicher Schaum aus dem Spundloch hervorgetrieben wird und das Bier ſelbſt ſich noch weiter klärt.

Gegen das endliche Vollendetjein diejer

47

Nachgährung kommt

das Bier

zum

Verīdyank.

Um ihint

in dieſer Periode eine ſtark moußirende Eigenſchaft zu geben werden die Schentfäſjer einige Zeit zuvor geſpundet. In München braucit inan zur Erzielung eines ſtarken Triebes einen Zuſatz von nod ) in der vauptgährung befindlichen jog. Kräujenbieres . Das Lagerbier füllt man , um die Nachgährung mehr in die Länge zu ziehen, in große ausgepichte Stückfäſſer und fühlt die Lagerfeller durch ſeitlich angebrachte jemauerte auf 8 ° C. ab.

Eiskeller

bis etwa

Während die Untergährung allgemein in Bottichen für die Obergährung meiſtens

ausgeführt wird, dienen Fäſſer.

Es gehören hieher die engliſden (Porter und Ale )

die franzöſiſchen, belgiſchen ,

böhmiſchen

Biere

u . 1. w .

Durch die beſtändige Entfernung der Hefe infolge Av= fließens aus dem Spundloche iſt hier der Vergährungsgrad im Allgemeinen ein geringerer, der ſich indeß bei An= wendung von Bottichen oder Führung der Gährung bei niederer Temperatur leicht verſtärken läßt. Dennoch iſt die Hauptgährung hier eine ſtürmiſchere und verläuft raider (in 4448 Stunden vollendet ) als bei der Unter gührung.

Nach

6-8 Stunden ſtellt ſich die Schaum

bildung ein und bei gehopften Würzen die erwähnte Kräuſenbildung. Dieſer folgt ein trüber, zäher , groß = blaſiger gelblicher Schaum , der alsdann endlich wieder zuſammenſinkt und eine braungelbe ſchmierige Decke, ſog . Oberhefe zurückläßt. Der Schaum ſteigt bei der Ober gährung

viel beträchtlicher

als

bei

der

Untergährung.

Hinſichtlich der zum ſog . Stellen der Würze angewandten

48

Hefenmenge kommen wieder große Schwankungen zwiſchen 0,0005 ( Böhmen ) bis 0,01 ( England) vor. Geſchieht die Obergährung auf Fäſſern ſo giebt man denſelben eine geneigte Lage nad ) einer Seite um das Abfließen der ausgeſtoßenen Hefe, die man in untergeſtellten Gefäßen ſammelt, zu erleichtern. In Böhmen

aus dem

Spundloche

benußt man ſowohl Faßgährung als Bottichgährung, in England die lettere unter Anwendung von metallenen Kühlröhren , in denen faltes Waſſer circulirt, um den Verlauf der Gährung

vollſtändiger in der Gewalt zu

haben. Die für die Obergährung benugte Temperatur ſchwankt zwiſchen 13 und 180 C. und hiețin liegt nament lidh ein großer Vortheil der Dbergährung, indem ſie den Brauer nicht an eine beſtimmte Jahreszeit bindet und alſo eine ſo lange Pauſe in Braubetriebe wie z . B. in Bayern

X., wo

den ganzen

wird , nicht erforderlich iſt.

Sommer über

ausgeſept

49

Allgemeine Operationen und Inſtrumente

bei analytiſchen Arbeiten .

Es wird für unſern Zweck angemeſſen ſein jetzt weiters cinige Anmerkungen über Manipulationen und Vorrichtungen beizubringen, die ſich bei einer großen Anzahl von Be= ſtimmungen wiederholen und worüber es das Beſte iſt das Nothwendigſte ein für allemal hier getrennt von den Specialmethoden zu beſprechen . Zur Erkennung chemiſcher Gebilde bedient man ſich der vorzüglichſten charakteriſtiſchen ſinnlich möglichſt leicht und präcis wahrzunehmenden Eigenſchaften derſelben, die man alsdann

von

dieſem

Geſidtspunkte aus betrachtet

„ Reactionen “ nennt. So ſagt man z. B. ein Körper „ reagirt“ jauer oder hat jaure Reaction , wenn der = felbe das blaue Lacmuspapier roth färbt. Das Mittel , das man zum Erſcheinenmachen der Reaction benußt, wie in dieſem Falle den Lacmusfarbſtoff, nennt man das „ Reagens." Wenn man ein ſchwefelſaures Salz mit Kohle und Soda zuſammenſdhmilzt, ſo wird in der Schmelze durch „ Reduction , “ wie man ſagt, Reiſ dyau er , Chemie tes Bieres.

aus

dem 4

ſchwefel

50

ſauren

Natron , welches

ſich zunädiſt Surdy

Umſebung

erzeugt, Schwefelnatrium gebildet , indem der Kohlenſtoff ſich mit dem Sauerſtoff aus der Schwefeljäure verbindet und

die Produkte

in

Gasform

entweichen.

Legt man

nun die Schmelzprobe auf ein blankes Silberblech (Münze oder dgl .) und befeuchtet ſie mit Waſſer ſo entſteht, indem fich

das

erzeugte Schwefelnatrium

auflöſt,

da wo die

Flüſſigkeit mit dem metalliſchen Silber in Berührung iſt ein ſchwarzer Fleck von Sdwefelſilber. In dieſem Falle iſt alſo das Silber ein Reagens auf die Schwefel verbindung, mittelbar auf die Schwefelſäure. Ueber- , gießt man eine fohlenjaure Verbindung mit einer. ſtarken Säure ſo entweicht die erſtere unter Aufbrauſen , das entweichende Gas iſt geruchlos und trübt wenn man es durch Kalkwaſſer ſtrömen läßt dieſes und ſcheidet daraus ein pulverförmiges Sediment (Niederſchlag , Þräcipitat) aus dieſes ſind alles Reactionen der Kohlenſäure, oder auf Rohlenjäure, wie man Eine Jobverbindung

in

deren

ſich wohl ausdrückt.

Löſung man

das

Jod

(z. B. durch Chlor oder jalpetrige Säure) in Freiheit gejekt hat mit Chloroform geſchüttelt, läßt in der Ruhe das ſchwerere ſich mit der Flüſſigkeit nicht miſchende Chloro form alsbald ſich wieder abjeßen , indeß vom aufgelöſten Jod prächtig violett gefärbt, während es in reinem Zu = ſtande waſſerhell war.

In dieſem

Falle wirken aljo das

das Jod frei machende Mittel und das dasſelbe aufnehmende Chloroform

zuſammen , um

ſchein kommen zu laſſen.

die Jodreaction zum

Vor =

Der rettigartige Geruch beim

Verbrennen des Selens, der Knoblauchgeruch bei dem des

51 Ariens ſind „ Reactionen“ auf dieſe Körper.

Phosphor

jaurer Ralf (Knochen oder z . B. der als Mineral Apatit genannte phosphorſaure Kalk) mit Schwefeljäure befeuchtet der Löthflamme ausgeſegt ertheilt derſelben eine grünliche Färbung, hier gibt alſo die Probe vor dem Löthrohre Dieſe Beiſpiele werden

Phosphorſäure= Reaction .

hin =

reichen einen Begriff von dem zu geben, was der Chemiker unter Reaction , Reagens, reagiren etwa verſteht. Hat man es nun mit einer chemiſchen Subſtanz vder einer einfachen Verbindung zu thun, ſo iſt es meiſt eine ſehr leichte Sache ihre Natur feſtzuſtellen .

Größere

Schwierigkeiten verurſacht die Analyſe zuſammengeſetter Körper oder

Gemiſche.

Dft will man

einen Gemengtheil nachgewieſen

auch

hier nur

oder ſeine Abweſenheit

conſtatirt wiſſen – wie z. B. Kupfer im Bier. pier iſt eine Prüfung auf einen beſtimmten (fraglichen) Gemengtheil eine

weniger

complicirte

Aufgabe.

Jn

andern Fällen verlangt man eine vollſtändige Analyſe des Unterſuchungsobjectes, ſo daß darin tein Beſtandtheil überſehen werden ſoll . Dieſes iſt die eigentliche Aufgabe der analytiſchen Chemie

im

engern Sinne und ſie ver

langt eine umfaſſende Kenntniß des Verhaltens ſämmtlicher befannten Verbindungen durch glückliche und ingenioje Combinationen der

verſchiedenen Eigenſchaften derſelben ,

durch deren Ausbeutung man die Conſtituenten des Unter ſuchungsmaterials gradatim immer mehr von einander zu trennen und in kleinere Gruppen zu zerlegen ſucht gelingt es auch hier, wenigſtens bei unorganiſchen Verbindungen meiſtens leicht über die Natur des Unterſuchungsobjectes

52 eridhöpfendeit Aufichluß dieie Methode bei dem

zu

geben.

Viel lückenhafter

iſt

dermalig noch weit weniger ent=

wickelten Zuſtande unſerer Renittniß der organiſchen Ver bindungen, für pflanzliche oder thieriſche Subſtanzen oder von ihnen abſtammende Producte.

lich

Die analyytiſche Unterſuchung kann außerdem nament nach zwei verſchiedenen Richtungen unternommen

werden, einmal indem

man

einfach

nach

den

einzelnen

Gemengtheilen des zu unterſuchenden Körpers fragt, dann aber auch wenn man dieſer Frage noch die nach der Menge der

einzelnen Gemengtheile

hinzufügt.

Die erſte

Art heißt die qualitative, die zweite die quantitative Analyſe. Dieſer letteren reihen ſich wieder die ſog. Gehaltsbeſtimmungen (Werthproben u . 1. w .) an , in denen man nur die Menge eines vornehmlid) wichtigen Beſtandtheils erfahren will.

Es wäre nun ein mühjames

und practiſch in den meiſten Fällen gänzlid) überflüſſiges Beſtreben in jeder Unterſuchung auf ſämmtliche bekannt gewordenen Körper zu prüfen , da man in bei weitem der größten Anzahl von Specialfällen bereits durch gelegentliche Indicationen einen Anhaltspunkt über die darin wahr ideinlich vorfornmenden Subſtanzen gewinnt. Aus dieſem lImſtande kann man für die meiſten häufig vorkommenden derartigen , namentlich techniſchen, Unterſuchungen einen bejonderen

Gang entwerfen,

der nur auf die in dein

Unterſuchungsmaterial vorausgeſetzten Beſtandtheile Rück = jicht nimmt und zugleich den Vortheil größerer Einfach = heit mit ſich führt. Eine derartige ſpecielle lInterſuchungs methode iſt fait

für

jedes einzelne Fabricationsproduct

53

bereits entworfen und im

Gebrauch und findet ſich unter

dieſen audy die Methode für die Analyſe des Bieres. Die weſentlichſten allgemeinen Dperationen durch die

man die Zerfällung eines zuſammengeſetten Körpers in weitere Gruppen und endlich Einzelglieder anſtrebt find etwa folgende:

1. Auflöſung . Sie iſt die Vereinigung eines feſten , flüjjigen oder gasförmigen Körpers mit einer Flüſſigkeit zu einem gleichartigen (homogenen ) Liquidum .

neuen

Die Auflöſung eines

Gaſes führt außerdem den Namen Abſorption , der indeß auch von der Aufnahme gasförmiger Stoffe durch feſte Körper gebraudyt wird (Nohle abſorbirt z. B. be gierig Nohlenſäure oder Ammoniakgas ), (Waſſer abjorbirt etwa ſein gleiches Volumen Kohlenſäure) die einer keit wohl den einer Miſchung. Die Flüſſigkeit ſich

Flüſſig in

der

Auflöſung

die vollendet heißt Löſungsmittel, Auflöſungsmittel, ſeltener Vehikel. Bei feſten Körpern

kann ſich der Auflöſungsact natürlich nur an der Ober fläche vollenden ; da dieſe lettere nun im Verhältniß zur Maſſe bei größerer Zertheilung größer iſt, dem Löſungs mittel alſo mehr Angriffspunkte bietet, jo löſen ſich feſte Körper auch um ſo leichter je feiner ſie zertheilt (gepulvert , geſchlämmt u . 1. w .) ſind. Es iſt daher dieſe voraus gehende mechaniſche Vertheilung eine allgemeine für die Auflöſung ſolcher feſten Subſtanzen. Die Fähigkeit

einer Flüſſigkeit

von

einem

Regel andern

Stoffe aufzunehmeri (aufzulöſen ) iſt indeß im Allgemeinen eine beſchränkte,

eine Flüſſigkeit kann

nur

eine gewiſſe

54

Menge

eines andern

Stoffes aufnehmen .

In

dieſem

Zuſtande des Marimums an aufnehmbarer Subſtanz heißt die Löſung geſättigt . Dieſes Löſungsvermögen iſt abhängig von

der Natur der aufeinander

wirkenden

Subſtanzen und in der Regel von der Temperatur. Rocha jalz iſt eine der ſeltenen Ausnahmen , in Bezug auf das leftgenannte mittleren conſtantem

Verhalten ,

für die

unjerer

zunädiſt liegenden Temperatur ſo gut

als in

Verhältniß

indem

auflöſt,

Salpeter z . B. , jich in heißem

es ſich

während Waſſer um

andere

Salze,

Vieles ( jedoch

mit der Natur der Subſtanz wediſelnd) leichter löjen als in falteni. Eine einfache Geſezmäßigkeit der Löſungs fähigkeit von Flüſſigkeiten für feſte Körper iſt bis jetzt och nicht aufgefunden , für die Gaje lernten wir bereits ein ſolches, in der Abhängigkeit vom

Drucke, gelegentlich

unjerer Anmerkungen über die Rohlenſäure fennen .

Ebenſo

wie mechaniſche Vertheilung die Löſung beſchleunigt, ſo iſt diejes auch durch Erwärmen natürlich der Fall, inden ja die wärmere Flüſſigkeit ein größeres Löjungsvermögen beſikt. Beſonders intereſſant, indeß practiſd) von feiner beſonderen Wichtigkeit, ſind die jog. überſättigten Löſungent, in denen ſich eine größere Menge eines Salzes aufgelöſt findet als die Löſung ( für

eine

gegebene Temperatur)

normal gelöſt zu erhalten vermag, durd) jättigung,

Einbringen

eines

Kryſtall

mechaniſche Er= des

aufgelöſten

Körpers u . 1. w . können ſie unter Wärmeabgabe leicht zum Krujtallijiren

gebracht werden und die reſtirende Mutter

lange ſtellt dann eine gewöhnliche gejättigte Löſung dar. Von der einfachen Auflöjung bei , der die gelöſte

55

Subſtanz

ihre nicht

der feſten Geſtalt derſelben

eigen =

thümlichen Eigenſchaften beibehält, unterſcheidet man die demijde, bei welcher der gelöſte Rörper oder die Löſung ſelbſt eine Zerſekung und weiter gehende chemiſche Ein = wirkung erleidet. durch einfaches

Man kann denſelben daher auch nicht Abdunſten des Löſungsmittels daraus

wieder erhalten .

Wenn wir Zink mit verdünnter Schwefels

ſäure übergießen ſo findet Waſſerzerſebung ſtatt, es ent weicht Waſſerſtoffgas und der Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Zink zu Zinforryd , dieſes wieder mit der Sdwefel jäure zu

jdwefelſaurem Zinforud.

Verdampft man eine

ſolche Löſung fo erhält man nicht metalliſches Zink als Rücſtand wieder, ſondern ein weißes Salz, eben ſchwefel ſaures Zinkoryd. Diejes neue Product befand ſid, natür lich in dem überſchüſſigen Wajjer im Zuſtande einfacher Löſung. Die

entgegengeſepte

Dperation

zu

der

einfachen

Löjung bildet offenbar die Entfernung des Löſungsmittels, welche in den gewöhnlichen Fällen durch Verdampfen vermittelt wird.

Wir haben alſo : 2. die Berdampfung .

ein wenig näher zu betradyten .

Man bedient jidi dieſer

Bezeidinung vorzüglich in den Fällen wo man nicht ſowohl das flüchtige Löſungsmittel auffangen und ſammeln will ( Deſtillation ), als den feſten Rückſtand der gelöjte Körper zurückbleibt. genügt

in

deſſen Form

In den meiſten Fällen

eine einfache Erhitung der Löſung zum Sieden ,

indemn alsdann das Löſungsmittel in Gasform übergeht und in jeder entweicht. Man bedient ſich dabei der

56

bekannten fladsen Abdampfſdalen.

Oftmals iſt hiebei ein

Zutritt von Sauerſtoff ſtörend und alsdann dampft man in gejdylojjenen Gefäßen ( Retorten, Nolben x .) ab, während man durch dieſelben zugleid) einen Sohlenjäure-, Waſjer = ſtoff- oder Stickſtoffſtrom ſtreidyen läßt. Seſtattet die Natur der Subſtanz keine ſtärkere Erwärmung, jo läßt man die

Austreibung

des Löjungsmittels

wohl

durch

einfaches Ausſehen an die Luft, in dieſem Falle vorzüglich Verdunſtung oder ſpontane ( Freiwillige ) Verdunſtung ge= nannt, jid) vollenden , oder man unterſtützt diejen Vorgang auch durch Zuſammenbringen der Löjung mit ſtark hygro ſtopiſchen Subſtanzen, wie Sdwefeljäure , Chlorcalium x . in einem gemeinſamen abgeſdhloſſenen Raum (Glasgloce , jog. Erſiccator ) . durch

gleichzeitige

Nod ) mehr befördert man den Proceß Anwendung

des

luftleeren

Raumes.

Eine in vielen Fällen unſchätbare Verdampfungsart iſt die Combination des Vacuums mit einer geringen zum Sieden der Flüſſigkeit hinlängliden Erwärmung, wie dieſe in der Zuckerfabrikation im Großen ausgenutzt wird. Selten muß man zu mehr künſtlicheren Entfernungsmitteln ſeine Zuflucht nehmen, wie z . B. bei der Darſtellung des ſdhwefeljauren Kupferoryyd - Ammoniafs, wo man die wäſſrige Löſung mit einer Sdricht ſtarken Alkohots übergießt, der alsdann der Flüſſigkeit Waſſer entzicht und das jdwefeliaure Kupferortyd = Aminoniak auf ſolche Weiſe zum bringt.

Kryſtalliſiren

Zuweilen iſt es ziveckinäßig die Entfernung des

Löſungsmittels durd ) Zuſammenbringen in getrennten Gc= fäßen mit einer dasſelbe aufzunehmenden fühigen Subſtanz in einem andern flüſſigen Medium (Aether 2c . ) zu vermitteln .

57 Bei quantitativen Arbeiten wo

natürlid) jede Vera

jprizung des feſten Rückſtandes, die gegen Ende der Aus treibung der Flüſſigkeit gern eintritt, muß man zur Ver dampfung im Waſſerbade oder Dampfbade ſeine Zuflucht nehmen . An die Verdampfung reiht ſid) in gewiſſer Vinjidit das Ausfoden , Ausſieden an, welches zuweilen den Löjungen gewiſjer Saje durch

bei

Flüſigkeiten ſtattfindet.

So 3. B. kann man kohlenſäurehaltiges Waſſer durch anhaltendes Sieden von dieſer befreien . Ebenjo iſt es eine nicht ſeltene Aufgabe aus Flüſſigkeiten, die man zur Entfernung mandher

Metallverbindungen

mit Sdwefel=

waſſerſtoff behandelte, diejen lekteren durch Sieden daraus zu verjagen . Häufig erhält man die aufgelöſten Subſtanzen beim der Flüßigkeit in Form von Kriſtallen , in

Verdampfen

welcher Abjicht man diejelbe auch wohl eigens, namentlich zur Reinigung der ausfryſtalliſirenden Körper, ausführt. In ſehr vielen Fällen verdampft man dabei nicht zur Trockne, ſondern

engt nur

ein ,

concentrirt

durch

Gindampfen. Ýier ſcheiden ſidi die Kryſtalle gewöhnlich beim Erfalten des Refiduums aus, natürlich in einer der Differenz des Löjungsvermögens bei den beiden verſchiedenen Temperaturen entſprechenden Menge.

Die Flüſſigkeit aus

der ſich die Nryſtalle ausgeſondert haben heiſst die Mutter: lauge. Zur Erlangung großer und beſonders gut ausgebildeter Kryſtalle bedient man ſich der langſamen Abdunſtung an freier Luft oder im abgeſchloſſenen Raume über Schwefelſäure.

58

Dit erzeugt

man Kriſtalle

ohne Anwendung eines

eigentlichen Löjungsmittels durch einfaches Schmetzen von Subſtanzen , wie bei Blei, Wismuth, Sdwefel u . i. w. Man durdybricht dabei die feſte Decke, die ſich auf der Oberfläche der gejdymolzenen Subſtanz beim Erkalten bildet noch ehe das Innere völlig erſtarrt iſt und entfernt dieſes durch Ausgießen. Oft erhält man ſchöne Kryſtalle flüdytiger Körper durch die noch näher zu betradytende Sublimation, wie z. B. beim Jod. 3. Haftung, Niederſchlagen , Prácipitiren. Miſcht man eine Löjung von ſalpeterjaurem Silber mit einer Chlornatrium = (Rodijalz-) Löjung jo erhält man

eine weiße fäſeartige Ausſcheidung,

fügt man

zu

einer mit Ammon verjetzten Löſung von phosphorjaurem Natron eine ( behuis der Vermeidung einer Fällung von Magneſia durch das freie Ammon , mit Salmiak verſekte) Löjung von jdywefeljanrem Magneſia ( Bitterſalz) lo ent ſteht alsbald eine kryſtallinijd) = förnige , ſchwere jich leicht zu Boden ſenkende Ausſcheidung von phosphorjaurem Magneſia Ammoniak. Derartige Ausſcheidungen nennt man : Fällung, Präcipitate, Niederſchlag. Ditmals ſind dieſelben kryſtalliniſd), wenn auch nur aus äußerſt kleinen Kryſtallindividuen be ſtehend , oft hingegen amorph oder geſtaltlos.

In vielen

Fällen anfangs amorph bald indeß kryſtalliniſch werdend, 10 z. B. der fohlenjaure Falk. Die amorphe Form des Niederſchlags hat aud ) wohl gar noch andere Eigenſchaften wie die fryſtalliniſche Modification derſelben Subſtanz. Kohlenjaurer Ralt - amorph fidh leicht und

in

oder friſch gefällt -

löft

ziemlicher Menge in Ammonjalzen, der

59

kryſtalliniſche nicht ; vielmehr ſcheidet ſogar die Löſung des amorphen nach einiger Zeit kryſtalle der andern Art aus.

Amorpher weinſaurer Bart braucht mr 83 Theile

Waſſer, kryſtalliniſcher hingegen 1300 Th. zu ſeiner Löſung. In den obigen Beiſpielen war der Fällungsvorgang von

einer doppelten Zerſetung

Wechſelzerſebung

begleitet, es iſt dieſes jedoch kein Erforderniß der Präcipis tation ; fügt man z. B. zu einer Gypslöſung Alkohol, ſo ſcheidet ſich der Gyps , unlöslid) in dem neu entſtehenden verdünnten Weingeiſt ,

in

feſter

Form

pulvrig

oder

in

Zuweilen ſind beide neuen Producte kleinen Kryſtallen aus. der Wedſelzerſebung unlöslich und finden ſich im Nieder ſchlage neben einander, ſo beim Miſchen von ſchwefel = jaurem Silberoryd und Chlorbarium , wobei ein Präcipitat von Chlorſilber und ſdwefeljaurem Baryt erhalten wird. Jn manchen Fällen geſchieht die Präcipitation durch Ein = leiten von Gaſen in die zu präcipitirende Flüſſigkeit. Sdwefelwaſſerſtoffgas fällt aus Bleilöſungen dwarzes Schwefelblei; Nohlenſäure aus Halfwaſſer kohlenjauren Stalk. Dit jind die Präcipitate durch bezeichnende Farben charakterijirt und dann in der qualitativen Analyſe als Entdeckungsmittel der betreffenden Körper zu verwenden . Blutlaugenſalz gibt mit Eiſenori)djatzen einen ſdyön blauen Niederſchlag Berlinerblau ),

Queckſilberchlorid

mit

Jod

falium einen ſcharlachrothen von Queckſilberjodid, Eiſen orydjatze mit Ammon einen braunen von Eiſenorydhydrat. Eine noch wichtigere Anwendung der Präcipitation iſt die zur Trennung der Körper von einander und nach dieſer Richtung iſt dieſelbe für die

qualitative und quantative

60

Analyje gleid) widtig. Fällt man z. B. eine Miſchung die ein Barytjalz enthält, durch Schwefelſäure, ſo erhält man ein Prücipitat von jdwefeljaurem Baryt, die Flüſſig= keit iſt dadurch von ihrem Baristgehalt vollſtändig befreit und kann mit anderen Reagentien nun um jo viel leichter ihren Beſtandtheilen nach Definirt werden .

Die Befreiung der rückſtändigen Flüſſigkeit von dem Niederſchlage geſchieht vornehmlich durch Filtration . 4. Filtration . Die Flüſſigkeit

in der

ſich der Niederſchlag ausge=

ſondert hat wird dabei zuletzt ſammt dieſen

auf ein ſog.

Filtrum gebrad)t D. h . auf ein zu einem verkehrt keget = förmigen Hohlraum zuſammengefaltetes in einem Glastrichter befindliches freisförmiges Stück Fliefpapier.

Die durch

laſjende Eigenſdhaft desſelben geſtattet der klaren Flüſſiga keit die Pajjage unter Zurückhaltung der feſten Aus = ſcheidungen. Je nad Dem Zwecke verwendet man zwei Formen des Filtrums; die einfache wenn man ein Sammeln und Abheben des Rückſtandes vom Filtrum , wie bei den meiſten quantitativen Beſtimmungen benöthigt; man erhält dieſelbe leicht wenn man das freisrunde Papier zunädyſt einfach zuſammenlegt, durch einen Bug im Durdhmeſſer und den crhaltenen Halbfreis nun nodymals durch einen rechtwinkligen Bug in der Mitte der geraden Linie doppelt. Der vierfach übereinanderliegende Quadrant bildet nun wenn man übrigen die ſo

eine

dreien

einfache

äußere Papierlage

abzieht eine Art Spikbeutel

geöffnet in

den Trichter gebracht

von

den

oder Tute,

wird.

Dieſer

umgefchrte Papierkegel hat nun aus leicht zu entwickelnden

61 Gründen einen Winkel von 600 (zwei Seitenlinien bilden cinen Winkel von 60 ').

Bei

dem

Acte

der Filtration

iſt es nun weiters weſentlich , daß die Wandung dieſes Papierfegels genau mit der des Trichters übereinſtimme, indem wird.

dadurch die Raſdheit der Filtration ſelbſt beſtimmt Die Trichter ſollten daher gleichfalls einen Winkel

von 600 haben ; leider genügen ſie dieſer Anforderung nur ſelten . Muß man ſich eines dieſer Bedingung nicht entſprechenden Trichters bedienen , ſo hilft man ſich indent man das Filtrum paßt.

der gegebenen Form

Es iſt dieſes leicht auszuführen,

des Trichters an = indem

man das

Filtrum . derartig in die rechte Hand nimmt, daſs der zweite Bug, erhalten durch das Zuſammen = legen des Halbkreiſes, von dem Operateur abgefchit iſt. Man zieht nun das einfache Blatt linker Hand mit

zuſammengelegte

Daumen und Zeigfinger der Linken ab und bringt das Filtrum in den Trichter, drückt dasſelbe ringsum gehörig an die Glaswandung und vermittelt den bleibenden guten durch Einfatzen eines neuen Buges

Schluß desſelben

nahe der innern der durch das zweite Zuſammenlegen erhaltenen Falten ; diesſeits derſelben , wenn der Winkel des Trichters zu klein, jenſeits wenn derſelbe zu groß iſt . Die Sache ergiebt ſich übrigens durch einen practiſchen Verſuch leicht von ſelbſt. Nach dem Herausnehmen des aus dem Trichter iſt durch Wiederaufſchlagen desſelben der abgetropfte zu einer Maſſe vereinigte In= halt desſelben leicht wieder aus demſelben zu entleeren ,

Filtrums

welches Filtrum

namentlich nach vorausgegangenem in den Fällen geſchieht wo

ein

Trocknen

im

nachfolgendes

62

Glühen desjelben erforderlich iſt und wobei eine Berührung des Zerſebungsproductes bei der Verfohlung des Papiers die Zuſammenſeßung des Niederſchlages gefährden würde. In andern Fällen beabſichtigt man nur eine Ver wendung

des

Filtrats ;

Filtration abhängig

von

alsdann

und

zumal wenn

die

der Natur der zu filtrirenden

Flüſſigkeit ohnehin langſamer von Statten geht, verwendet man ſog. Faltenfilter oder Sternfilter . Da bei dem einfachen

Filtrum

die eine Hälfte des Konus durch eine

dreifache Papierlage gebildet wird, ſo iſt dieſe in ihrer Wirkung um

natürlich

ein bedeutendes herabgeſtimmt, um

eine größere permeable Oberfläche der Flüſſigkeit darzu = bieten, bildet man daher beim

Sternfilter die Wandung

des Konus aus dem zickzackartig zuſammengelegten Papier freiſe . Die vollkommenſte Form dieſes Filter, zu denen eine Menge Arten des Zuſammenlegens gebräuchlich ſind, erhält man auf folgende Weiſe.

Man legt das Papier

zunächſt einfach zuſammen, ſtreicht den erhaltenen Falz gehörig ein, öffnet nun von neuem und fatzt nach der = ſelben Seite , jedoch rechtwinklig zu dem

erſten Buge, jo

daſs ſich die beiden Hälften des erſten Buges deđen. Man öffnet von Neuem und falzt wieder einfach , aber ſo, daſs ſich die vier bereits vorhandenen Bug -Hälften zu je zwei Decken . Nach abermaligem Deffnen falzt man jo daß ſich die Hälften des zulegt erhaltenen Buges wieder decken, alſo rechtwinklig zum vorigen. Man hat auf ſolche Wege den ganzen Kreis durch Buge in acht gleiche Ausſchnitte getheilt, und alle Buge liegen nach derſelben Seite. Durch ein analoges Voranſchreiten gelingt es

63

leicht deren Zahl

noch zu

verdoppeln und zwar in der

Art, daß die Falzungen noch immer auf derſelben Seite des Papiers liegen. Es iſt nun weiters eine höchſt eine fache Manipulation ſucceſſive zwiſchen allen dieſen Bugen uder vielmehr zwiſchen je zwei aufeinander folgenden Hälften derſelben , nod ) einen nach entgegengeſepter Seite des Papiers einzuſchalten .

Es geſchieht dieſes leicht indem

man das Filtrum ſo in die Hand nimmt, daß die Kehr feite (Außenſeite) der Buge nach oben liegt und man mit den Zeigefingern einen neuen Bug nach entgegen = geferter Richtung gleichſam einſtreicht. Man erhält auf dieſem Wege

ein

völlig

gleichmäßiges

Sternfilter von

vortrefflicher Wirkung. Bei dem Benußen desſelben ſehe man darauf, daß dasſelbe von der Spiße aus geſchehe; beginnt man umgekehrt den Rand damit zu befeuchten ſo legen ſich die einzelnen Falten leicht unregelmäßig an den Trichter oder über einander, wodurch die Wirkſamkeit des Filtrums beeinträchtigt wird . Nicht jedes Fließpapier iſt zu Zwecken unmittelbar anzuwenden.

chemiſch - analytiſchen Die namentlichſten

Anforderungen an ein ſolches ſind: daß es möglichſt frei von unorganiſchen Beſtandtheilen und zumal ſolchen ſei , die durch Säuren daraus ausziehbar ſind ; ferners ſoll es die Flüſſigkeit leicht durdlajien ( ichnell filtriren ) aber zugleich ſelbſt feine Niederſchläge völlig zurückhalten .

Einem

Mangel in der erſten Hinſicht hilft man durch ein zuvoriges abſichtliches Behandeln mit etwa 10 % ger Salpeterſäure nach .

Dem zweiten Punkte muß man namentlich durch

Geſchicklichkeit als Erperimentator, mit welcher man den

64

betreffenden Niederſchlägen die nöthigen Eigenſchaften zu geben ſucht , entgegen kommen . Im Allgemeinen kommt hiebei die Sache iinmer darauf hinaus die Präcipitate in möglichſt großkryſtalliniſcher Form zu erhalten .

Schwefel

ſaurer Baryt iſt ein ebenſo ſchwierig tadelfrei herzuſtellender Niederſchlag als er in analytiſchen Beſtimmungen häufig vorkommt. Unter gewiſſen Verhältniſſen gefällt, iſt der= ſelbe ſo feinkörnig, daß es abſolut unmöglich wird, denſelben abzufiltriren, er geht dann unfehlbar mit durch ſelbſt ſonſt gut brauchbares

Filtrirpapier

Filtrat ( läuft trüb durd)) .

hindurch

und

trübt

das

Das ganze Geheimniß hierbei

iſt, daß man den ſchwefelſauren Baryt ſtets in möglichſt verdünnten Löſungen und heiß fällen muß; alsdann nimmt derſelbe eine ausgezeichnet großkryſtalliniſche Form an , jo daß man die einzelnen ſchweren , mit Leichtigkeit zu Boden jinkenden Kryſtallindividuen bei ſtärkeren Ver größerungen ( 7/3 Dberhäuſer) ausgezeichnet erkennen kann. Aus concentrirten Löjungen und falt niedergeſchlagen , bleibt derſelbe dagegen monatelang

ſuspendirt

ohne ſich

abzuſehen und widerſteht allen Verſuchen denſelben rein ab zufiltriren . Außer der Möglichkeit überhaupt im chemiſch analytiſchen Sinne zu filtriren, bringen ſolche wohlqualificirte Niederſchläge noch die Vortheile mit jidh, daß ſie ſich ohne Vergleich leichter und raicher auswaidhen laſſen und leicht in

der

Spige des Filtrums zu

einer

größeren Maſſe

zuſammenzutreiben ſind. Dit iſt eine langſame Fällung ein ſehr förderliches Mittel dem Niederſchlage die nöthigen Eigenſchaften zu geben . Leider wird nicht in allen Laboratorien auf

diejen

o

jehr weſentlichen Punkt der

65

Manipulation bei der Fällung das gehörige Gewicht gelegt. Faſt jede als Präcipitat benugte Verbindung hat hierin ihr Eigenthümliches und erfordert eine genaue Special fenntniß ihres Verhaltens in dieſer Vinjidit. Die Beſtimmung eines Nörpers durch Präcipitation jest

natürlid ) vollſtändige

Fällung

voraus .

Hiebei

muß man im Filtrate prüfen ob durd) ein weiteres Zu = fügen des Füllungsmittels nicht etwa nod ) ein Nieder ſchlag entſtehe . Sehr verwerflich iſt dagegen das umgekehrte Verfahren, wonach man auf einen fog. lleberſchuſ d . 1. auf die Anweſenheit des Präcipitationsmittels in Filtrate prüft, indem Menge desſelben

in manchen

Fällen eine beträchtliche

in der Flüſſigkeit vorhanden ſein kann ,

ohne daß darum ſchon die ganze Menge des zit fällenden Körpers ausgeſchieden jei; in dicien Fällen läßt das jouſt beliebte Mittel der ſog . Gegenprobe gänzlich in Stiche. Als Beiſpiel hiezu füge ich die elegante Methode Chancel's der Phosphorſäure - Beſtimmung weſenheit von

alkaliſchen Erden,

durch Füllung mit jalpeterjaurem

namentlid) bei Un = Thonerde u . ſ. m . Wismuth aus jalpeter=

ſaurer Löſung, als phosphorjaures Wismuth (Bi, 0, PO:) an .

Die heiße Füllung, die indeß in diejein Falle eine

beſonders lange anhaltende Erwärmung erfordert und die einen jonſt in jeder Hinſicht

gutqualificirten großkryſtal

linijchen Niederſdılag liefert, bedarf nichtsdeſtoweniger eines jehr beträchtlichent lleberſchujjes an jalpeterjaurer Wismuth löjung; das will jagen man kann im

Filtrat ſchon lange

Wismuth nadyweijen , bevor nod) alle Phosphorſäure zur Ausfällung gelangte, oder mit anderen Worten Phosphor 5 Neiſch an er , Chemie des Bieres.

66

jäure und Wismuth fönnen in der Flüſſigkeit z. Th . ohne jich zu alteriren neben einander beſtehen ; erſt ein größeres Vorwiegen des Wismiths bedingt eine völlige Ausfällung der Phosphorſäure. Ebenjo madhe man es fid) zur Regel nie ein Filtrat weiter 311 behandeln beror man nid )t nid) einmal

durch Zufügung einer weitern Menge des Füllungsmittels dasjelbe auf die Bellitändigkeit der Fällung geprüft bat : man crſpart jid) dadurch viele Ilnannehmlidykeiten bei der Eventualität des gegentheiligen Falles . Man bringt zunächſt die flar über dem Niederſchlage ſtehende Flüſigkeit aufs Filtrum ; Decantirt, wie man ſagt , dieſelbe .

Nadidem dieſelbe filtrirt iſt befördert man

auch das Sediment auf das Filter . Fällungsgefäße

entfernt man

Die letzten Reſte im

daraus

mit Hilfe

einer

Federfahne und der Spritzflaſdhe. Der in Filtrum befindlide Niederſchlag unterliegt nun einer weitern Dperation behuis der Entfernung nod ) nämlich durd ). darin enthaltener Fällungsflüſſigkeit Nuswaidhen ; in den gewöhnlichen Fällen mit deſtillirtem Wafier , mandrinal wo Wajjer löjend wirfen würde durd ) mehr oder weniger

ſtarten

Weingeiſt ,

wie z. B.

beim

Naliumplatindylorid, (Gups, ſdhwefeljaurem Blii u . 1. 11 . In cinzelnen Fällen namentlich beim fohlenjauren Bart verwendet man dafür aud) wohl eine geſättigte wäſſrige Löſung der Subſtanz des Niederſchlages jelbit; die ge= ſättigte Löſung des fohlenjauren Barnts vermag natürlich weiter feinen fohlenjauren Barnt aus dem Niederſdilage aufzunehmen , wohl lajien fid) aber sie übrigen nod ) darin

67

enthaltenen

Salze x . durch Wajden

mit einer jolchen

daraus entfernen ; reines Waſſer würde dagegen in dieſem Falle vom Niederſchlage jelbſt eine namhafte Menge auta löſen . Aus Demicbeit ( runde midt man den , zur Magneſia = und Phosphorſäurebeſtimmung benutzten Nieder chlag von phosphorjaurem Magneſia - Ammon mit annons haltigem Waſſer, in welchem iſt als in reinem Wajer.

Derſelbe viel weniger löslid)

Das Filtrum ſoll niemals ſo groß jein, daß es über Den Rand des Tridters hinausgeht, vielmehr dieſer Das = ſelbe immer noch um

einige Millimeter überragen.

Das

Auswaſchen vollführt man mit der ſog. Spritzflaſdhe, indem man mit Hülfe derſelben einen feinen Strahl der Waſchflüſſigkeit zunädiſt am Rande des Filtrums umhers führt,

dann

denſelben nach der Spitze des Filtrums 311 =

lenkt und hier namentlich darauf adytet, daß der Nieder ſdylag gehörig aufgerührt wird, indem ſich daſelbit ſonſt leidt ein Sdilupfwinkel zurückgehaltener Mutterflüſſigkeit einſtellt. Trodnen . Nad ) den vollſtändigen Auswajden des Niederſchlages folgt in das Trocnen Desjetben . Sewöhnlid) dreht man Dafür den Tridhter obert mit einer befeudyteten runden Papierſcheibe zu , biegt den vorſtehenden Rand ringsım an den Tridyter an , wo jidh nad dem Trocknen das Papier an

dicen feſt anſpannt und ſtellt ihn auf eine entſprechende

Unterlage: abgeſprengtes Bedserglas und dgl. in warmen Raum , Trockenkaſten oder aufs Sandbad. In den meiſten

Fällen muß nad ) dem

cinen

Trocknen der

Niederidläge , bevor man ihr Gewidyt nehmen kann, nod ) 5*

68

ein

Glühen vorangehen.

Für dieſen Zweck ſucht

man

zuvörderſt den Niederſchlag durch entſprechendes Drücken des Filtrums über einem Stück Glanzpapiers ſo viel als möglich abzulöſen und auf das Glanzpapier herabfallen zu machen.

Das Filtrum mit den nicht abzulöſenden Theilchen

des Niederſdılages faltet man nun fidibusartig zuſammen , faßt es in der Mitte mit den Spigen einer Platin = pincette (größere nach dem Zerſchneiden in zwei Stücke) und zündet es nun über eine reine Abdampfſchale gehalten an .

Es

verbrennt auf dieſe Weiſe mehr oder weniger

vollſtändig, abhängig zumal von der Natur des noch darin enthaltenen Niederſchlages , während etwaige niederfallende Partikeldhen des letteren ſich in der Abdampfſchale an = ſammeln.

Man

bringt nun das

verkohlte

Filtrum

in

einen Platin- oder Porzellantiegel, legt denſelben ſchräg auf ein Platin- oder Platindrahtdreieck, fügt ein ſchmales zum Theil in den Tiegel hineinlangendes Platinblech an um durch den beim nun nachfolgenden Erhiten zum Glühen entſtehenden Luftzug eine vollſtändige Einäſderung anzu = bahnen . Sit dieſelbe von Statten gegangen jo läßt man ben Tiegel erfalten und bringt alsdann mit Yilfe einer Federfahne - der man bis auf eine kleine Partie ant der Spitze den Bart genommen hat dem

Filter

den

zuvor aus

auf das Glanzpapier entleerten Niederſchlag

vollſtändig in den Tiegel, in welchen man ihn jekt einem einfachen weitern Stühen unterwirft. Noch warm

darf man

zur Wägung bringen ,

natürlich einen Tiegel nidit

die an ſeiner äußern Bandung

hinſtreichende Luft würde dadurch erwärmt, alſo ausgedehnt

69

werden und in Folge

deſſen in die yöhe ſteigen und

das Gewicht des Tiegels

fiele dadurd)

Die franzöſiſchen Chemiker pflegen

um

zu

gering aus.

gleichförmige Ge=

wichte der Liegel bei der Taranahme und der Brutto wägung zu erzielen, folgendermaßen zu verfahren. Der friſch ausgeglühte Tiegel wird auf einen maßigen Einklok , Ambos oder dergleichen geſtellt und die Dauer ſcines Verweilens daſelbſt bis zur Wägung an der Uhr abgeleſen . Ebenjolange läßt man

den beſchichten Tiegel nad

dem

Glühen mit der Subſtanz wieder auf derſelben gut leitenden Unterlage erfalten . Kann man nicht ſofort zur Wägung ſdreiten, jo bringt man den Tiegel --- wie auch in Fällen, daß dejjen Inhalt beſonders hygroſkopiſche Eigenſchaften beſitzt - in den ſog. Erſiccator, d . h. unter eine auf einer mattgeſchliffenen Glasplatte geſtellte Glasglocke mit ebengeſchliffenem Rande, die zugleich ein Gefäß mit engliſcher Schwefeljäure oder Chlorcalcium enthält, dazu beſtimmt den Raum immer trocken zu erhalten.

Dieſelbe Vorrichtung dient aud ) oft

zum Abtrocknen von zur Wägung beſtimmten Subſtanzen die aus der freien Luft eine gewijje Menge atmoſphäriſcher Feuchtigkeit condenſiren und dieſelbe in einem durch Chlor= calcium oder Schwefelſäure ausgetrockneten Raume wieder abgeben .

In

manchen

dahin

gehörigen Fällen

wird

allerdings ſelbſt die chemijde Integrität der lufttrockenen Verbindung alterirt , die Waſſerentziehung arretirt ſich indeß bei einem größeren Stadium ; jo gibt z . B. ge= wöhnliches phosphorjaures Natron , welches 25 Aequivalente Waſſer enthält davon 24 im Erſiccator ab , während das

70

lette

fog. bajiiches Waſſer

nid)t austritt ; andere

Salze wie dywefeljaures und kohlenjaures Natron geben ihr Waſſer völlig ab. Die Erwärmung

im

Luftbade iſt immer eine ſehr

ungleichmäßige. Viel brauchbarer ſind daher für den in Rede ſtehenden Zweck jog . Delbäder oder Paraffinbäder, weld ) letztere nicht beläſtigend für die Gerudisnerven jind, Natürlich kann die zu für 100'C . aud ) Wajjerbäder. trocknende Subſtanz nid )t unmittelbar in die Erwärmungs flüſſigkeit gebracht werden ; zu ihrer Aufnahme jind daher beſondere Trockengefäße oder Trockenröhren von Glas erforderlid). Eine weniger häufig ſidy bei analytiſchen Arbeiten wiederholende, inden für unſern nädyſten Zweck beſonders intereſante Operation iſt die Deſtillation. iſt eigentlich

Dicjelbe

eine Abdampfung, bei der die Anjaminlung

der flüdytigen Producte als weſentlicher Zweck beabſichtigt wird. Die Condenjation derſelben wird durd) eine eigen = thüntliche Kühlvorrichtung,

dem

Liebig'idhen Mühlapparat,

vermittelt. Für analytiſche Zwecke iſt die folgende Ein = richtung ſehr brauchbar . Zur Aufnahme der zu deſtillirenden Flüſſigkeit iſt der Glaskolben a beſtimmt. ſelben iſt mittels Korkverbindung

dem

Der vals des

Glasrohre bb an=

gefügt. Dieſes Rohr bb ſteckt mittels Körfen oder Nautidufitopſeln in der weiteren Glasröhre c , in welches das Kühlwaſſer aus d durch den Kautſchukidhlauch in

den

Apparat gelangt und gegen die Richtung des Dampfſtroms aufwärts ſteigt. Es iſt ſehr bequem das Kühlwajjer in dieſem Rohre heberartig circuliren zu laſſen, indem man

71



IB

MIUR NEM

TALE

ideo durd ) ein Seitenrohr unten nad vorn , das in das Reſervoir d des

Kühlwaſſers

taudit desſelben eintreten,

durch ein

etwas tiefer hervorragendes, am obern Ende des Apparats austreten läßt, um es in einein andern Gefäße e zu

Il

jamnelit, am Ende des in das Gefäz e führenden Rautidut chlaudes iſt in dieſem ein Wedſel eingefügt zur Regulirung des

ablaufenden

Wafers.

Woman fließendes Waſſer

LUX

WALI

im Lokal zur Dispoſition hat, fällt dieſe immerhin un = angenehme Arbeit des öfteren Waſſeraufgebens natürlich von ſelbſt weg, indem

man den Schlaud) bei d mit der

Waſſerleitung in Verbindung bringt. Wo man durd) directe Erwärmung

ein

Anbrennen

72 des Deſtillationsrückſtandes zu beſorgen hat, führt man die Deſtillation im Waſſerbade , oder wenn die Temperatur desſelben nicht ausreichend iſt, im geſättigten hodiſalzbade aus , das erſt bei einer Temperatur von 108-1100 C. ſiedet. An die Deſtillation reiht ſich nod) gewiſſermaßen die Sublimation an .

Erhitzt man

nämlich

feſte

Sub

ſtanzen , ſo daß jie jid) verflüchtigen und and , als feſte Majje wieder erhalten werden , jo nennt man dieſe lettere Sublimat und die Dperation ſelbſt: Sublimation. Wir fonumen jetzt in der Betrachtung der allgemeinen Manipulationen zu derjenigen, die die Grundlage der quantitativen beſtimmung.

Analyſe

bildet ,

Sie gehört,

wo

nämlich der Gewichts es auf einige Gractitüde

ankommt, zu den difficileren Aufgaben des Chemifers. Eine klare Vorſtellung von der Conſtruction des Dafür dienenden Inſtrumentes – Der Wage - und der mögliche Weiſe damit zu erreichenden Zuverläßigkeit der Beobachtungs ausjage ſind die weſentlidijten Anforderungen an den Operator auf quantitativ -analytiſchem Felde . Wir wollen daher zuvorderſt das Nothwendigſte über die Wage ſelbſt und ihre Einridytung für den aufgeworfenen Zweck beibringen. Eine für quantitativ - chemijdhe Arbeiten beſtimmte Wage muß zunächſt eine gehörig ſolide durch ein gläſernes Gehäuſe gegen Luftzug x . gejdhüßte Aufſtellung haben. Außerdem joll jie eine Vorrichtung beſigen, die es geſtattet die Wage während ſie nicht ſchwingt immer in derſelben Lage mit gleichzeitiger Entfernung wenigſtens der mittleren Sdincide von ihrer Unterlage, zu firiren , . h. eine ſog . Arretirung.

Dieſe Arretirung, deren Handhabe außen

73

am

Kaſten ( Gehäuſe) angebracht iſt, geſtattet den Balken beim Auslöjen Derſelben immer genau in derſelben Weiſe auf die Unterlage zit bringen.

Von der Präciſion , mit

der dieſe Vorrichtung dieſer Aufgabe Genüge leiſtet, hängt die Genauigkeit der Wägung zum großen Theil , mehr als man gewöhnlid ) 311 glauben pflegt, ab . Außerdem dient dieſe Arretirung dazu den ſeitlichen Schwingungen der Schalen , die das Auflegen der Gewichte im höchſten Grade jdwierig machen, Einhalt zu thun ; für diejen Zweck greifen plattentragende Arme der Arretirung, die ſich beim Auslöjen derſelben vertical nach unten jenken, unter die Am bequemſten iſt es , wenn das Gehäuje der Wage an den jdmalen Seitenwandungen Thürchen beſikt

Schalen .

(zum

Aufklappen, nicht zum

Schieben ),

durd) die

man

Wägungsobject und Gewicht auf die Wagſchalen bringen kann. Das ganze Sehäuſe joll auf drei Stellidrauben ruhen, um Solidität in der Aufſtellung und horizontale Lage des im Gleichgewidyt befindlichen Balkens zu vermitteln . Die in den Handel geführten Wagen entſprechen

nicht immer den nothwendigen Anſprüchen des Chemifers. Zu den — namentlich für unſern Zwed und zumal preiswürdigſten Wagen , Liebrich in Gießen gefertigten .

brauchbarſten gehören

die

von

Cine nicht weniger ſchwierige Aufgabe als die Her= ſtellung einer wichten.

guten Wage iſt die von zuverläſſigen Ge=

Ihre Anfertigung erfordert eine große Ausdauer

und Accurateſſe, und die in

den Handel gebrachten Se=

wichte laſſen zumeiſt ſehr viel zu wünſchen übrig . Empfehlens werth und namentlich auch durch Preiswürdigkeit aus:

74

gezeichnet , ſind

die

Gewidyte

von

Medhaniker Liebrid) in Gießen .

dem

obengenannten

Bei der Anſchaffung

von Gewichten ſdheue intan nicht die Ausgabe; unrichtige Genvidste haben faunteinen bübereit als den Material werth und bringen

den Erperimentator leidht in die troſt

lojeſten Verlegenheiten.

Man verſäume daher vor allem

nicht die genaue ſorgfältige Prüfung ſeines Gewidytsein = jakes , bevor man denſelben in Gebraud ninunt oder derjen Anidaffung abidhließt. Man bedient ſid ) jetzt allgemein für dhemiid) -analyytiſde Arbeiten

des

Gramingewidtes ,

Decimaltheitung beim

Arbeiten

das

durd)

ſeine

die ausgedehnteſten Vors

theile gewährt. Die weſentlichſte Anforderung iſt es nun , Daß die einzelnen Gevidhtsſtücke relativ völlig überein ſtimmen ; daß die Einheit des Gewichtes genau ein Gramın D. h . den Werth des Parijer Gramms repräjentirt, darauf muß man leider wohl in den meiſten Fällen verzichten, Da die Gewidyte aus den veridicdenen Werkſtätten meiſt jo beträdyttidie Abweidjungen unter einander zeigen , da man ſdylechterdings eine Arbeit immer nur mit ein und demſelben Gewidytseinſatz - oder Dod) aus einer Fabrik bezogenen durdführen kann .

Die Eintheilung des Gewichtseinſakes iſt jetzt zicm = lidh allgemein Sie , dass man Stücke für 5, 2 , 1,1 der verſchiedenen Decimalen hat. Mit Hilfe diejer laſſen jidh natürlid) leidit alle Combinationen ausführen . ſpiel wird dieſes leidyt veranjdhaulidhen. ſich

jedodh

ſyſtematiſd)

zur

unverbrüdlichen

Man mache es

Regel ,

zu wägen, D. h. nad )dem

Ein Beis

immer

ſtreng

man ein Gewicht

75

aufgelegt hat und dieſes ſich zu ſchwer erwies immer das zunädyſt kleinere folgen zu laſſen . Man gewinnt hiedurch einfachen Probiren unendlid) an Zeit. dem

gegenüber

Wäre z. B. das Gewicht eines Platintiegels von 8,679 anszuwägen. Man wird abidjägen können , daß das Sca widit desſelben etwa um 10 Gramm herumbetrage. das

legt

įdwer.

10 Gramm = Stück auf

die

Wage ,

es

Man iſt zu

Man erjetzt dasſelbe nun durch das 5 Gramm =

Stück es iſt zu leicht. noch zu

leidyt;

läizt die 2 Gramm folgen

Man

man fügt

ein Eingramm = Stück zu ,

wieder zu leicht; abermals ein neues Grammſtück zugelegt reicht noch nicht. Das folgende macht es 311 ſdhwer. Dafür 5 Decigramm ſubſtituirt - zu leidit ; 2 Deci= gramm Nun

zugelegt



zu ſchwer; 1 Decigramm , zu leicht.

zu den Centigrammen.

5 Centigraının zu leicht, Centigrammſtück zugefügt, nich zu leicht. Ein weiteres Centigramınſtück, zu dwer. Jetzt die Milligramme. das

2

Das 5 Milligrammſtück zu leicht. Nad ) Zulegung des 2 Milligrammſtückes, noch zu leicht. Ein einzelnes Milli: gramm zugefügt, nod) zu leidyt, ein weiteres recht. Selbſtverſtändlid) kann man ſich bei größerer Uebung, wo man durch den directen Anblick des Ausſchlags der Wage abidhäfen kann, dass das nächſt kleinere Gewicht oder die nächſten zu ſchwer

ſein

würden ,

die Sache ab =

fürzen und dieſelben überſpringen , nie darf dieſes jedoch in ein wirkliches Probiren ausarten, und nur eine offenbare Zu = verläßigkeit im Urtheil erlaubt dieſes unregelmäßige Wägen . An den meiſten neuen Wagen findet ſich eine Zehntela theilung des Balkens, die ein Auswägen von Milligrammen

76

und deren Zehntel mittels ſog . oder Reiterchen zehn gleiche Theile aus Gründen der Draht gebogen

Centigramm häkchent

bezweckt. Die ganze Hebellänge in getheilt und ein Gentigrammſtück Praris in Hafenforin aus (Gold ) auf den erſten Theilſtrid) von der

Mittelſchneide aus gebracht,

wird

dieſes

offenbar der

Wirkung von einem Milligramın auf der Shale gleich kommen . Man kann alio durdy dieſes Ýilfsmittel die kleinen , etwas difficiler zu handhabenden Milligramm = ſtückchen , durch einen ſolchen Reiter erjeßen. ſelben bequem

auf dem

Ilm

den :

Balfen verſchieben zu können , iſt

eine eigene Reiterarretirung, deren Handhabe außer halb des Naftens ſich befindet, angebracit. Bewahrt man inde

den

ganzen Gewichtseinſaß mit

in dem Glaskaſten der Wage gleich unmittelbar neben der Schale, ſo iſt es, mit nur einiger Geſchicklichkeit in der Hand, bequemer und erpeditiver auch die Milligramme direct mit den zugehörigen Gewichtsſtictchen und nidyt mit Hilfe des Reiters auszuwägen. Es mui Hegel fein , kein Gewichtsſtück oder Wägungs object aufzulegen , wenn die Wage zuvor nicht arretirt iſt . Außerdem made man es ſich zur Gewohnheit bei der wirklichen Ableſung die — alio legte Arretirung janft auszulöſen, um jede gelegentliche Verſchiebung der Schneiden auf ihrer Unterlage zu vermeiden , ſowie die Gewidyte ſo auf der Schale zu vertheilen , das dieſe nicht zu ſehr das durch auf die Seite gedrängt wird. Wie gejagt müſien die einzelnen Gewichtsſtücke unter Man muſs jid) durch einander völlig übereinſtimmen .

77

directes Nachwägen überzeugen, ob der Gewichtsjat dieſer Anforderung entſpricht. Es ſollten dabei keine Differenzen vorkommen, die 1/40 Milligramm überſteigen. Selten entiprechen die käuflichen Gewidyte dieſen Anſprüchen.

Man

vergleicht zunächſt alle die doppelt vorhandenen Einbeits: ſtücke der verſchiedenen Decimalen . Aljo 10 Gramm mit 10 Gramm , 1 Granım mit 1 Gramm u . i. w . Alsdann je zwei derſelben zuſammen

mit dem

20 , 2 x . Gramuna

ſtück. Endlich noch die Combinationen zur Summe 5 mit dem 50 , 5, 0,5 x . Grammſtück. Gewöhnlich ſind die größeren Gewichtsſtücke bis incl . 1 Gramm

herab

von

vergoldeten

Meijing, die Unter :

abtheitungen des Grammes von Platinblech. Zweckmäßig iſt es wenn die Stiele zum Ergreifen der größeren zum berauschrauben eingerichtet ſind, um allenfallſige Juſtiruna gen ſelbſt vornehmen zu fönnen . Für eine gute und bequeme Pincette, zum Ergreifen der Gewichte, trage man beſonders Sorge ; am beſten iſt es wenn ſich die Spitzen ſtart federn , es ſtellt dieſes den llebelſtand , daß bei ein wenig unjicherer vand, die kleinen Gewichte jo leidyt entfallen, vollkoinmen ab. Im Allgemeinen bringt man bei chemiſch analytiſchen Wägungen nie den abzuwägenden Körper unmittelbar auf die Wagſdhaale, ſondern immer in beſonderen Gefäßen. Reguliniſche Metalle und Achnliches machen etwa wohl dagegen eine Ausnahme. Man hat namentlich bei der Wägung von Subſtanzen ſich immer zu fragen , wie ſie ſich gegen die atmoſphäriſche Hygroſkopiſche Subſtanzen, d . h.

Feuchtigkeit verhalten.

78

foldhe, welche Feudhtigkeit aus der Luft aufnehmen können, wie wir jie müſſen immer in verſcylojienen Gefäßen bereits beim Trocknen bejdricben - zur Wägung kommen . Ebenſo kann man natürlich viele Flüßigkeiten wegen der Verdunſtung nid )t anders als in verjdhloſſenen Gefüßen - Flädchen mit Glasītöpſel 11. 1. w . zur Wägung bringen . Gine Correction der Wägungen auf den leeren Raum , die bei Fundamentalwägungen verſchiedenheit

zwiſchen

und

beträchtliche

Wügungsobject

und

Volume

Gewichten

angebracht zit werden . pflegt , iſt für gewöhnliche anas lytiſche Zwecke überflüßig. In den meiſten Fällen wägt man für eine Analyſe oder Beſtimmung eine beliebige Menge Subſtanz mit Ge = wichten aus , nicht umgekehrt ein beſtimmtes Gewidit Der Bei hygroſkopi Subſtanz 3. B. cinen Gramm - ab .. ſchen Subſtanzen würde die Zeit , die eine ſolche Wägung der leftgenannten Art in Anſpruc) nimmt, die Zuverläßig keit gefährten und in diciem Falle iſt die Abwägungsart einer zufälligen Menge Subſtanz an ſid) geboten. Eine kleine Redynung läßt inden je aber die unmittelbar gefundenen Reſultate leidht auf jede andere Menge Subſtanz, gewöhnlid) 100 Theile, berechnen . Bei techniſchen Beſtimmungen wägt man , wo es die Natur der Subſtanz erlaubt, wohl cin beſtimmtes Gewidyt derſelben ab , das den

procent

gehalt direct durch die Ableſungen bei der IInterſuchung felbſt finden läßt, ohne eine Zwiſchenrechnung zu erfordern. Dit beſtimmt man das Gewidyt der zur Analyje verwandten Subſtanz durdy jog . Zurückwägen. Man wägt nämlich in einem Gefäße cine zufällige Menge

1

79

derſelben aus, idüttet mn die zur Ilnterſuchung zu ver = wendende Menge aus dem Gefäße und wägt dicſes mit Dem darin bleibenden Reſte der Subſtanz zurück. Nach Abzug diejes

letztgefundenen Gerichtes

erſten Wägung

erhaltenen ,

hat

man

von

den in der

das

der ange =

wandten @ ubſtanz. Dieſes Verfahren bringt den Vortheit mit ſich , daß man eine für mehrere Verſuche ausreichende größere Portion der Subſtanz auf einmal zu trocien vermag --- lamentlid ) in den beidricbentem Trocken rohr — und hievon nun mehrere Antheile für veridiedene Beſtimmungen herausheben kann , ohne eine Alteration durch dic atmoſphäriſdie Feuchtigkeit befürchten zu brauchen . Mau madre es ſich bei derartigen Wägungen , wie auch da , wo man die Tara zu einer Gewidtsbeſtimmung voraus nimmt, zur Hegel , die Zahlen gleid) jo niederzil = jdyreiben , dass der Subtrahend unten zu ſtehen kommt. Man läßt fieber die Stelle für die obere Zahl ſo lange frei bis bat.

man die dieſelbe ergebende Wügung ausgeführt

Die größte Gewijjenhaftigkeit im Buden und ſtrengſte

möglidiſt überſichtliche Drdnung dabei , iſt unerläßliches Erfordernis. Man verſäume niemals die Gewichte zwei mal abzulejen.

Am beſten geichieht diejes , indem

man zu =

nädſt die Zahl einer jeden Decimale (Gramme, Decis, Gentis, Milligramme) auf der Waage jelbſt abliejt , dann überſpringt auf die im Etui reſtirenden Gewichtsſtücke der ... jelben Decimale und dann weiter fortzählt. Die Summe

muß alsdann immer neun am

jidherſten

vor

dem

geben .

leidyt

Man

jchützt ſich ſo

eintretenden , aber

idweren , Netiren eines irrthümlichen Gewichtes.

folge

80

Volumetrie . Für die Definition beſtimmter Mengen von Flüßig feiten und Sajen bedient man ſich bei den analytiſchen Arbeiten häufig der erpeditiveren Methode des Meſſens Für Flüßigkeiten iſt dieje Manipu =

anſtatt der Wägung.

lation zumal in neuerer Zeit ausgebildet , ſo daß daraus eine ſelbſtſtändige Sparte analytiſcher Methoden , das ſog. „ Titrirverfahren “ ( Maaßanalyyje ) entſtanden iſt. F. Mohr in Coblenz hat jid) um dieſelbe , ſowohl als Forſdher , als auch durch die ſorgfältigſte Sammlung der Leiſtungen Anderer auf diejem Gebiete *) die größten Verdienſte erworben . Die allgemeine den maaßanalıytiſdhen Methoden zu Grunde liegende Idee iſt eine ſehr einfache. Weiß man wie viel von cinem beſtimmten Nörper in einem gege benem

Volum

Wirkungswerth

jeiner Löfung enthalten ein beſtimmtes Maaß

iſt,

oder welchen

einer Löjung hat,

ſo iſt damit zugleid ) der Gehalt oder Wirkungswerth in jedem beliebigen Maaße derſelben Flüßigkeit gegebeit . Beiſpiel wird die Sache leicht klar machen .

Ein

Lacmuspapier wird bekanntlid) durch Alkalien gebläut, durd) Säuern geröthet. Hätten wir nun ein beſtimmtes Volumen einer beliebigen alfaliſden Lauge mit einer ver dünnten Sdwefeliäure verſetzt bis eben Neutralität ( In differenz gegen Lacmuspapier) einträte und fänden nun , daß von einer anderen mit der erſteren zu vergleidenden

*) Friedrich Mohr ; Lehrbuch der demiſch -analytijden Titrir methode. Braunſchweig, Vieweg und Sohn . 2te Aufl. 1862.

81 Lauge ein Doppelt ſo großes Volument erforderlid) wäre um

die gleiche Menge Sdwefelſäure zu neutralijiren ,

10

wüſsten wir damit, daß die zweite Lange in dem doppelten Volumen eine gleiche Menge Alfali, ' wie die andere in dem einfaden Volumen enthielt oder mit andern Worten , die zweite Lauge nur halb

ſo

ſtart jei als die erſtere.

Aehnlich würde es mit jedem andern Verhältniß der ver brauchten Voluminen beider Laugen ſich geſtalten , und immer hätten

wir

in

der urſprünglichen ein Maaß

für

die damit verglichene. Man jicht nun aber leidyt ein , dal , wegen des aus der allgemeinen Chemie befannten conſtanten Verhältniſjes zwiſchen der Sdwefelſäure und dem Kali in dem neutralen Salze , man gar nicht nöthig hätte den Wirkungswerth der Schwefeljäure erſt durd) ein zu beſtimmen, beſonderes Ausmejjen -- Titrenahme fondern daſs es vielmehr völlig hinreichen würde , wenn man nur überhaupt — alo aud ) durd) Syntheſe — wüßte wie viel waſſerfreie Schwefeljäure in der verdünnten Säure enthalten

war.

Ein

Aequivalent oder 40 Sewichtstheile ,

ebenſo alſo ein Volumen , welches 40 Gewidtstheile waſſer freier Sdwefeljäure enthielte, würde uns inner in der zu ſeiner Neutraliſation erforderlichen Lauge 47,2 Gewichts theile (wieder ein Aequivalent) Nali anzeigen , oder falls wir Natronlauge hätten 31 Gewichtstheile Natron . Die Neutralität erkennen wir in diejent angeführten Beiſpiele – das zugleid) die Grundlage der Alkalimetrie bildet – an der Indifferenz der Löjung gegen Lacmus. Man bezeichnet daher dieje eigens für den Zweck der Er fennung des Abſchluſſes der Operation der Titrenahme 6 Neiſchauer , Chemie des Bieres.

82

zugefügten Subſtanz den Indicator. Dieſe Indication wechſelt nun je nach der Titreſubſtanz fehr . Chamaeleon = löjung übermanganſaures Sali) hat eine ſehr tief rothe Farbe, jo daß ein Tropfen derſelben im Stande iſt einer großen Menge Wajjer bereits eine deutliche Rojafarbe zu ertheilen. Man braucht dasſelbe unter Ausnützung dieſer ihm ſelbſt anhaftenden Indications- Erſcheinung und indem es im höchſten Grade leicht zu dem kaum bemerkbar ge= färbten ſchwefeljauren Manganorydul reducirt

wird ,

in

weiteſter Ausdehnung zu maaßanalytiſchen Beſtimmungen . Verſetzt man z. B. eine Löjung eines Eiſenorduljalzes damit, jo

tritt ſo lange augenblicliche Entfärbung des ein , bis daſ alles Gijenordul in Dryd

Chamaeleons

übergeführt iſt, der nächſte zur Flüſſigkeit zugefügte Tropfen Chamaeleon färbt dieſelbe alsdann bleibend roja.

Bei der

gleichfalls in größtem Umfange angewandten jodometriſchen Methode jetzt man zu der auszumejenden Flüſſigkeit ein wenig dünnen Stärkekleiſter.

Sobald als jid ), bei alle

Zuſatz einer Jodlöjung, freies nicht durch die auszumeſſende Subſtanz aſſimilirtes Jod in der

mählig fortgeführtem

Flüſſigkeit befindet, tritt natürlich die bekannte blaue Farbe der Jodſtärke auf. Hier hat man alſo einen farblojen Indicator, der ſich im Moment des Schluſſes der Opera = tion färbt. Verſekt man eine Cyancaliumlöſung mit einer Silberlöſung ſo entſteht anfangs vorübergehend ein Niederſchlag in der Flüſſigkeit, der ſich jedesmal im überſchüſſigen Cyankalium ſofort wieder auflöst. Momente wo alles Cyankalium zugefügten Silberſalz ſich zu

Erſt im

in der Flüſſigkeit mit dem der Doppelverbindung

von

83

Cranſilber = Cyankalium

(zwei Aequivalente Cyan auf

1 Lequivalent Silber und

1 Aequivalent Saliums) um =

geſetzt hat ,

entſteht bei Zufügung des nädyſten

Tropfen

Silberlöſung, cin bleibender Niederſchlag von Cıyanſilber. Hier benütt man daher das Eintreten des Niederſchlags , die beginnende Trübung als Merkmal, und weiß dadurch, daß in der Flüſſigkeit nun auf 1 Lequivalent Silber 2 Aequi valente Cyan kommen . Die in den Münzanſtalten allge mein gebrauchte Silberprobe beruht hingegen wieder darauf, daß man zu der zu prüfenden Silberlöſung allmälig von einer Rodſalzlöſung von bekanntem Gehalte zufügt bis alles Silber eben als Chlorſilber ausgefällt iſt. Um diejen Moment zu erkennen beutet man die Eigenſchaft des frijd )= gefüllten

Chlorſilbers aus,

beim

heftigen Schütteln

zu =

famnen zu ballen und ſich in dieſem Zuſtande leicht aus der Flüſſigkeit abzuſeken , in dem klar lieberſtehenden iſt alsdann leicht zu bemerken ob ein weiteres Zufügen von Kochſalzlöſung noch eine weitere Füllung zur Folge hat oder nicht. Dieſe Beiſpiele mögen zur Veranſchaulichung genügen , wie

verſchieden

die

Endreactionen

bei maaßanalytiſchen

Beſtimmungen ſind . Wir müſſen uns jetzt nod) ein wenig der Betrachtung

der für den vorliegenden Zweck benugten Meßgefäße widmen . Man benutzt gegenwärtig allgemein nach dem Maaße und Gewicht getheilte Mergefäñje . alſo das Meter und Gramm

zu

Grunde.

franzöſiſchen Jhnen liegt Den Zehn =

millionſten Theil des Erdquadranten hat man „ ein Meter" genannt, deſſen Urmaß ſich in Paris befindet. Dem 6*

84

Würfel Wafier von 4,00 Meter Seite, bei der größten Dichtigfeit desſelben , d. h . + 4 ° C , hat man dem Se= widtsiſteme

zu Grunde gelegt und

jein Gewicht

„ ein

Gramm “ genannt ; dieſes iſt die Einheit des franzöjijchen Gewichtsſyſtems.

Als Flüſſigkeitsmaaß hat man den Raum

ren 1 Cuvit- Decimeter ( 9/10 3 ) angenommen und denjelben „ ein Liter“ genannt. Sein Gewidyt reinen Wañers von + 4 ° C. iſt nach dem

Geſagten alio

=

1000 Gramm

der 1 Kilogramm .

Das Volumen des Wañers iſt nun aber nid) t ganz unabhängig von dem Temperaturgrade desielben . So 3. B. nimmt ein Liter ( 1000 C.C.) Wafer von ° C. bei ciner Temperatur von 17,5 ° C. ( 14 ° R. ) den Kaum vert 1001,295 C. C. ein.

Es iſt dieſe Abweidung allerdings

cine ichr geringe und bei gewöhnlichen Arbeiten unfühlbar, iminerhin liegt aber in dem Bewußtjein der Daraus ent ſpringenden IIngenauigkeit für den gewijenhaften Erperi mentator etwas linangenehmes. Fr. Mehr hat diejen llebelſtande daturd) zu begegnen gejudit, daß er geradezu alle Meßgeräne für die angenommene mittlere Temperatur von 14 R. als Volumen des darin abgewogenen Waſſers ausmißt. Ein titrimetrijches Litre iſt alſo demnad) das. Volumen von 1 Kilogramm Waſſer bei 14 ° R. ( 17,5 ° C.) . Es iit dicies aud) in Ganzen gleidgültig, wenn nur die veridicdenen auf einander bezogenen Gefäße Temperatur übereinſtimmen .

Bei

für dieſelbe

gewöbutlichen Arbeiten

wird man rid) jelten in dem Wärmegrade 1o weit von dieier mittleren Temperatur entfernen , dass irgendwie eine Correktur darnach nöthig wäre.

In der ſpeciellen Praris

85

der Silberbeſtimmung trägt man jedoch ſelbſt dieſem tor noch Rechnung .

Fac

Eine allgemeine Correctur titrimetri

ſcher Flüſſigkeiten nach dem Wärmegrade iſt aber außer= dem ſchon nicht durchzuführen , weil ja die Ausdehnung felbſt von der Natur der Flüſſigkeit abhängt und mit ihr wechſelt.

den

Die Form der Meßgefüße hängt natürlich ganz von jedesmaligen Zweck ihrer Verwendung ab. Cie

unterſcheiden ſich namentlich je nad)dem man ein beſtimin = tes Volumen damit abmejjen oder ein veränderlidhes aus: meſſen will.

Für erſtern Zweck dienen die 1. g . Meſkola

ben und Vollpipetten für letteren graduirte Cylinder und graduirte Pipetten. Die um Erhitzung zu geſtatten aus gut abgefühltem Glaſe hergeſtellten Meßkolben tragen etwa in der Mitte des şaljes einen als Mark dienenden eingeäkten oder mit dem Schreibdiamant eingezeichneten Strid ). Flüſſiga keiten , die in einem Rohre fid) befindent, zeigen nun durch die Capillaratraktion an den Wänden das

bekannte yin =

aufziehen an dieſen, ſo daſs die Flüſſigkeitsoberfläche keine ebene , ſondern eine mehr oder weniger wellenförmige iſt einen Meniscus darſtellt.

Hiedurch könnte die Sicher

heit in der Ableſung eine gewiſſe Gefahr zu laufen ſchei= nen. Man iſt nun dahin übereingekommen die Marken an den Maßgefäßen ſo anzubringen , daß das Flüſſigkeits volumen , dann das an der Marke gezeichnete iſt, wenn bei vertikaler Stellung des Gefäßes der untere - tierite Theil des Meniscus mit der Marke zujammenfällt.

Bei tiefgefärbten und demnach mehr oder

weniger un =

86

durdſidytigen Flüſſigkeiten , wie z . B. Chamaeleon, iſt die = jes jelbſtverſtändlich nicht durdyzuführen ;

in der Praris

braucht man jedoch diejelben faſt nur in graduirten Röh = ren , 1. g . Vollpipetten; bei den erſtern lieſt man dann einfach unten an der Theilung gerade in

derſelben Meije

ab wie oben beim Einſtellen auf die Marke, Der Dünne Hals der Vollpipetten geſtattet an ſich ein normales Gin = ſtellen . Es nöthigt uns indeß die Bedeutung der richtigen Ablejung auf die

den

Meniscus begleitenden Erſchein=

ungen noch ein wenig näher einzugehen . lehrt, daß nicht überall – jelbſt nicht

Die Erfahrung in allen Unter

ridtslaboratorien , entſpredhender Nachdruck auf die beim Abſehen zu beobachtenden Maaßregeln gelegt wird . Die Lichteffecte beim Meniscus jind

je nach der Art der Bez

leuchtung ſehr mannigfad) und jelbſt durch Zeichnung nicht immer gut wiederzugeben.

Wir müjjen uns hier auf den

gewöhnlichſten Fall, unter den die Ableſungen geſchehen werden , halten : nämlich, daſs ſich der Dperator nicht jehr entfernt von einem

gut beliditeten Fenſter befindet

und

das abzuleſende Gefäß zwiſchen ſein ( rechtes) Auge und der Liditquelle mit der linken Hand hält. Die beiden erſten Bedingungen jind nun , daß die die Marke tragende Röhre des Meßgefüßes vertical gehalten werde. Bei Solben läßt ſich dieſes leicht bewerkſtelligen, wenn man dieſelben mit den Fingerſpitzen am umgebogenen Rande faßt und nun freijdweben läſst,

wodurch ſich die perpen =

difuläre Lage wegen der Sdywere des Kolbenbauches von jelbſt einſtellen muß, ſicherer iſt es jedoch den Rolben oder

87

Mercrylinder auf eine i . g . Niveauplatte mit der Libelle wagrecht

zit

ſtellen

oder

auf

wagredite

eine

Stelle

des Arbeitstiſches oder Fenſters und dann abzuleſen oder einzuſtellen . Pipetten muß man gleichfalls möglichſt in diejer Lage zu halten ſuchen . Zweitens darf bei den verſchiedenen Ableſungen feine oder wenigſtens nur eine gleiche Parallaxe Statt haben . Eine dritte Bedingung iſt, daß inan natürlich immer von derſelben Stelle die Meniscuserſcheinung ablieſt. Ju der That ſind dieſe Einflüſje auf das Reſultat der Ab= lejung, jo wenig man diejelben ung auf dem

in einer Auseinanderſet =

Papier vielleicht zu würdigen

von größter Bedeutung.

geneigt iſt,

Es iſt z. B. ſelbſt bei vand

pipetten von geringem Durdhmeſſer leidyt ein Fehler von 0,1 C. C. blos infolge der größern oder geringern Pa rallare möglich. Betonen wir aljo nodhmals die drei Grundbedingungen der Ableſung am Meniscus in Foto gendem : 1. perpendiculare Lage des Rohres, 2. Vermeidung der Parallare,

3. Ridhtiger Drt in der Meniscuserjdheinung. Die zweite Bedingung anlangend, hat man wohl das Mittel benutzt am Fenſter in der Vöhe des Auges eine Marke ( von Papier oder Dgl. ) anzubringen , auf welche man bei der Ableſung vijirt , die Marke der Pipette oder anderweitigen Meßgefäßes zwiſchen das Auge und dieſe Marke am Fenſter bringend. Selbſtverſtändlid muſs dieſe letztere genau die Augenhöhe haben ,

oder wäre

dieſes

nicht der Fall müßte man wenigſtens das Meßgefäß im = mer in gleidher Entfernung vom Auge und der Fenſter:

88

marke halten. Durd) einen mittels Bleifuß verticalhängen = den ebenen Spiegel erhält man eine Marfe im Bilde des Auges ſelbit ,

die von dem

berührten Fehler frei iſt;

die Ablejung damit iſt indeß nicht ſehr bequem und er fordert in merhin einige beſondere llebung. Lieft inan ohne dieſe zuletzt beſchriebenen Vorkehrungen ab , ſo weiß man natürlich nicht von vorn herein, ob man Niveau des mit der Marke des Meßgefäßes genau im Auges ſich befindet - iſt dieſes nidit der Fall jo tritt der Fehler der Parallare ein . Das Niveau in der Meß = röhre ſelbſt giebt uns jedoch das einfachſte Mittel über die richtige Höhe beim Halten des Meßgefäßes ſich aufs Vält man die Röhre 10 , das der Meniscus zuklären. terhalb der Niveauebene des Auges fällt, lo erſcheint deſjen obere partie , indem man den vorderen und hin = teren Rand des Meniscus zugleid ) ſieht , ähnlich wie eine biconvere Slastinje , waren die oberen Conturen zwar etwas verwaiden indet

bei der

ſehr deutlich wahrnehmbar ſind.

geringſten Webung doch Hebt man mn das Mesa

gefäß allmälig in die Höhe ſo verſdhwindet der obere Rand dicier linjenförmigen Zeichnung immer mehr, indem er ſich verfladit . Hat man die Pipette fo weit gehoben , daß die Ebene des Meniscusrandes mit dem Augen = niveau zuſammenfällt, ſo ſtellt ſich die obere Linie der Meniscuslinje als eine gerade dar ; die ganze Zeidynung giebt gleidhjam den Querſchnitt einer planconveren Slas linie. Hier iſt der Moment wo die Ableſung erfolgen foll . Man hüte ſich jedod) die Mefröhre nod ) weiter in die Höhe zu heben , indem die damit verbundenen

89

Veränderungen in der Meniscusfigur nicht ſehr in die Augen fallend find .

Iſt man

noch im

Zweifel ob die

richtige Höhe wirklich getroffen ſei , ſo fenft man das Ge= fäß noch einmal, ſo daß die biconvere Form des Menis cus wieder -

zum

wo aber

Vorſchein konutund hebe von neuem

der hintere Rand

verſchwindet und plan=

convere Form der Meniscuspartie eintritt, iſt die rechte Lage. Eine kleine liebung beſeitigt darin jede Unſicherheit. Es ſteht uns nun weiters die Frage entgegen : an

welcher Stelle des Meniscus ſoll die Ableſung geſchehen , mit anderen Worten : weldhe Stelle des Meniscus ſoll mit der zu notirenden Marke oder ihrer abgeſchätzten Un= Mari könnte dafür nun eben terabtheilung coincidiren . jenen zur

geraden Linie

verkürzten hinteren Rand

des

Meniscus annehmen und in der That giebt derſelbe auch bei engeren Pipetten eine haarfeine darfe Linie. Es iſt jedoch bequemer den darf abgeſetzten untern Rand des ganzen Meniscus zu wählen. Bei Meſzkolben wo der Hals immer im Verhältniſ zur ganzen Capacität derſelben eng iſt , wird der aus der Parallaxe beim Ableſen entſpringende Fehler ſelbſtver ſtändlich ſehr gering und fällt nicht weiter ins Gewicht. Inter den Meßgefäßen unterſcheidet man :

1 ) Meßkolben oder Maaßflaſchen . 2) Meß- oder Miſdcylinder. 3) Pipetten. 4 ) Büretten , über deren Eigenthümlichkeiten und beſonderen Kreis der Verwendung wir noch einiges beizubringen haben.

90

Die Meßkolben

1. Mekkolben . ſtellen Septolben wie jie in den La

boratorien im allgemeinen Gebrauch jind, von einer ſol= dhen Größe dar , daß ſie bis etwa

zur Mitte des nid) t zu weiten Hal jes ein beſtimmtes Volumen , 1000, 500, 250 , 200, 100 C. C. , fajjen . Sie

dienen zum Abmeſſen

der be=

ſtimmten ihrer Marke entſprechenden Volumen , wie zur crpetitiven und genauer Theilung einer gegebenen Flüßigkeit in ihre reſp . Unterab lingen ( halbiren , viertheilen , fünf teln ). Die erſte Litre- und zweite Litre- Flaſche dient auch namentlich zur Herſtellung der titrirten Flüſsigkeiten ( Flüßigkeiten von einem beſtimmten Gehalt an wirkjamen Beſtandtheil) indem man die ab= gewogene Subſtanz in Löjung überführt und nun bis zur Die Meßkolben ſollen Marke des Rolbens nachfüllt. gleichmäßig

im

Glaſe und

gut gefühlt ſein,

damit ſie

eventuellen Falls auch eine Erwärmung der darin bez Ueber der Marke muß findlichen Flüßigkeit geſtatten. ein hinlänglicher freier Raum noch vorhanden ſein , damit ein Schütteln der Flüßigkeit, um Homogenität in derſelben herzuſtellen, ermöglidit wird. Sehr bequem iſt es , wenn die= ſelben durch eingeſchliffene Glasſtöpſel zu verſchließen ſind. Iſt man benöthigt die Kolben ſelbſt herzuſtellen, was an ſich unter allen Umſtänden ſehr zu empfehlen und durchaus nicht ſchwierig iſt, ſo wäge man durch Subſtitution das

91

deſtillirte Waſſer von 171/2 ° C.

( 14 ° R.) in den Kolben

ein und martire denſelben nun unter Benußung des über die Ableſung des Meniscus Beigebrachten. Hierbei fann nun weiters die Frage entſtehen : ſoll man den Rol : aidhen, daß das ganze in ihm ent haltene Volumen gerade 1 Litre x . entſpricht, oder ſo, daß derſelbe bei dem Ausleeren dieſe Menge ausfließen läßt, mit anderen Worten : joll im Falle des Ausleerens, das

ben in der Weiſe

an der Wandung

des

Rolbens

haften bleibende Wajjer

mit zu dem geaichten Inhalt gehören oder nicht . Man bezeidynet den erſten Fall aud) wohl mit dem Ausdruck auf Einguſ

graduiren , den

letzteren : auf Aus

guß. Bei ſtreng genommenen Arbeiten muß man na = türlich immer auf Einguß geaichte Gefäße verwenden . Sie erfordern natürlich dann aber ein jedesmaliges Austrocknen vor dem Gebrauche , was das Arbeiten im höchſten Grade verlangſamt und um dieſem Uebelſtande zu begegnen aicht man kleinere Kolben die namentlid) zu fold)en Zwecken, wo ein feuchter Kolben

verwandt wird,

gewöhnlich auf

Stellt man z. B. mit Hülfe der Litreflaſche Ausguß. eine titrirte Löjung , etwa von Dratſäure , her , ſo ge idhieht diejes in der Weije ,

daſs man (um jog . Normal

jäuere zu erhalten ) 63 Gramm kryſtalliſirte Dralſäure - C , 03 + 3aq (ein Aequivalent - in Grammen aus: gedrüct) genau abwägt und nun in den Litrekolben bringt auflöſt und bis zur Marke mit deſtillirtem Waſjer anfüllt. In dieſem Falle würde man offenbar eine etwas fehlerhafte Maaßflüßigkeit erhalten , wenn man einen auf Ausguß gcaidyten Litrekolben verwenden wollte , indern

92

ja alsdann die Flüſsigkeit nicht genau der Bedingung der Normallöſung -- D. h. 1 deg . Subſtanz in Graminen ein Litre entſpräche, ſondern dieſes beſtimmte Gewidit erſt in einem

Litre plus

dem

beim

Ausgießen

an der Rolben =

wandung haften bleibenden Flüßigkeit enthalten Anders würde ich die Sache dagegen verhalten , man dies auf genanntem

wäre. wenn

Wege hergeſtellte Litre Normal

Dralſäurelöjung nun weiters in zwei gleiche Hälften theilen jollte. Hier wäre ein Halblitrefolben auf Ausguß für gewöhnliche Zwecke ganz am Orte und man könnte von dem Vortheile den Kolben vor dem Gebrauche nicht erſt austrocknen zu müſſen , Anwendung machen. Immer mache man es ſich aber zur Regel , die Art nach welcher der Rolben geaicht

iſt , direct auf demſelben

anzugeben ; auch die Temperatur und Ableſung des Mie= niscus , man hütet ſich dadurch betreffenden Falls vor ſehr unangenehmen Confuſionen , die im ſo empfinde licher ſind als man jid) eben durd) die fehlerhafte Ab leſung nur um ein ſehr Kleines vom exacten Werth entfernt und gerade dadurch eine Coincidenz der Reſultate einbüßt. Man ſoll keinen Kolben, wie jedes andere Meß gefäß,

in Gebrauch

nehmen, ohne ſich, wenn man ge

nöthigt iſt dieſelben durch den yandel zu beziehen, wenigſtens durch Nachweiſen von ihrer Richtigkeit überzeugt zu haben. Ziemlich mit derjelben Mühe marfirt man jie indeß natür: lich ſelbſt und kann es dann damit halten wie man eben will. Zum exacten Aidhen größerer Meßgefäße gehört audi

eine Wage von hinreichender Tragkraft und Zuverläßigkeit. Für den Fall , daſs eine ſolche nicht 311 Gebote ſteht

93

wollen wir noch einen kleinen Kunſtgriff einſchalten wie man jid) aud größere Meßgefäße, ausgehend von dem Gewichtsias zur analytiſchen Wage, mit hinlänglicher Genauigkeit herſtellen gießen aus einem

kann.

Durch

mehrmaliges

Ein

kleinen Meßkolben der auf Ausguß ge=

aicht wäre , würde man immerhin dieſe Aufgabe nur ſehr unvollkommen und gewiß nicht mit beſonderer Befriediga ung

ausführen können .

Man

überzieht ein Becherglas

von angemeſſener Größe innen zunädyſt mit einer dünnen möglichit gleichmäßigen Schidit weißen Wachſes , indem man daiſette darin niederſchmilzt und durch Umwenden gleichmäßig über die innere Wandung ausbreitet. Man tarirt danielbe jett, allenfalls unter Bedeckung mit einer dünnen Glasplatte ,

und wägt das Marimum

des Gc =

wichtseinjages ( oder ein anderweitiges gewünſchtes Quan : tum ) Deſtillirten Wajers in daſſelbe ein . Das Waſſer adhärirt nicht an der Wadysoberflädie und kann daher ähnlich wie Quedfilber aus dem Glaje ausgegoſſen wer : den . Vertrüge nun z. B. die Wage nur ungefährdet eine Belaſtung von 100 Gramm , ſo würde man, um den : noch damit einen Halblitre-Rolben herzuſtellen diejes Ge widit fünfmal hintereinander abwägen und in den Meß folben eintragen. In gleicher Weiſe würde man einen graduirten Onlinder mit dem Vortheil herſtellen fönnen, daß er zugleich immer für das abgewogene quantum calibrirt wäre.

Flüßigkeits

Viel zeitraubender wäre dagegen für den Kolben das Verfahren die einzelnen je an der Gefäßwandung haften bleibenden Wafjermengen durch Zurückwägung zu beſtim :

94

men und am Schluſſe durch directen Zuſatz aus der Pipette in den Kolben zu ergänzen . 2. Meß- oder Wiſchcylinder. Häufig kommt es vor,

daß man eine

concentrirte

Flüſſigkeit bis auf ein gewiſſes Volumen zu verdünnen hat. Es ſollte z. B. eine zu ſtarke Nalilauge durch Zuſatz von Waſſer auf den .

den Zuſtand von Normallauge gebracht wer :

Man wird in diejem Falle die aus der Titrenahme

der überſtarken Lauge für die Herſtellung des geforderten Normalalfalivolumens erfoderliche Menge Lauge in einem gewöhnlich ein Liter fajjenden graduirten Cylinder

aburejjen und nun die zugehörige Menge Waſſers hinzu = fügen und endlid durch Umjdywenken (daher der Aus druck Miſd cylinder) Homogenität in der Flüſſigkeit herſtellen. Derartige Cylinder haben meiſt die Form der beigefügten Skizze. Bei ihnen iſt es wegen der weiten Deffnung noch nöthiger als bei

Cub ! Ct.Mr. 1000 900 800 700 foo

100

der Literflaſche,

daß fie durch

verſdhloſſen werden um ein bequemes Miſden zu ermögliden. 10 zi

Sie ſind gewöhnlich nur von

10 C. C.

getheilt.

Um

einige Ge

nauigkeit im Ableſen zu erlangen ſtellt man jie vortheilhaft auf eine mit Hülfe von drei Stellidrauben nach der Libelle zontal ſtellbare Platte ,

100

Glasſtopfen

1. g.

Bei ihrer Anwendung iſt Fuß unten

eben

genau hori= Niveauplatte.

es gut wenn der

geſchliffen iſt.

Wie

inan

einſicht iſt es nicht wohl möglich in der Ab =

95

lejung dieſer weitcalibriſchen Röhren eine große Genauig= keit zu erreichen , obgleid, das Ableſen größeren horizontalen

Fläche

im

ſelbſt wegen der

Meniscus

viel leichter

von Statten geht, als bei engrohrigen Meßgefäßen. Mit Hülfe des Rathetometers oder mit Ablejung aus der Ferne mit dem

Fernrohr

kann

man indeſ immer

noch

die einzelnen Cubifcentimeter redyt gut beſtimmen ; wo eine ſolche Vorrichtung zur Dispoſition iſt, iſt davon Anwend ung zur Herſtellung der

betreffenden Flüſſigkeiten

immer

jehr zu empfehlen . Oben offene mit Ausguß verſehene ähnliche graduirte Cylinder ohne Stopfſenverſchluß finden wandten Fällen Anwendung.

in iandien ver=

3. Pipetten . Zu den unentbehrlichſten Inſtrumenten bei maaßana litijden Arbeiten gehören die

Pipetten .

Ihre

Form

dürfen

wir in Allgemeinen als bekannt 11

vorausſeben, da dieſelben als 1. g. Stedhheber ( Saugröhren ) eine vielfache Anwendung finden. Die für maaßanalitiſche Zwecke benutzten Pipetten unter : cheidet man weiters als a) ſ. g. Vollpipetten b) graduirte Pipetten . Die erſten dienen wieder, analog den Meßfolben , zum Ausheben

96

eines ganz beſtimmten Flüſſigkeitsvolumen, für das fie eben geaidyt jind . Sie tragen an ihrem dünneren Valje eine Mark, die man gern ſo nahe als

möglich über der

baudrigen Erweiterung anbringt, um ein Ginjaugen der Flüſjigkeit in den Mund möglichſt zu vermeiden, wie auch das gehörige Aufſteigen in dem Halsrohre über die Mark bequem beobachten zu können. · Bei Anſchaffung derſelben man wird jie wohl ſelten jelbit vor der Lampe blaſen, da

das

gehörige Abgießen

des

Bauches

ſo, daß die Mark an den rechten Plaß in dem Halsrohre zu jtehen kommt, eine etwas langwierige und mehr Web ung im Glasblajen verlangende Arbeit iſt --- adyte man vor allem darauf , daß die bauchige Erweiterung nicht ſo

beträdytlich

iſt, daß ſie die Einführung in das Standgefäß für die Maßflüjjigkeit nicht geſtatte. Man ſieht leidyt ein, weldie Unbequemlichkeit und anderweitige Uebelſtände ein im entgegengeſetten Falle erforderliches Umleeren der Maaßflüſſigkeit vor dem jedesmaligen Gebraudje init ſich bringen würde, während angemeſſene Dimenſionen der Pipette ein Benegen der Flaſchenmündung und Eintrocknen der Flümigkeit daſelbit 1. i . w . leicht völlig vermeiden läßt. Bei Vollpipetten größeren Inhalts, über 50 C. C. würde die Anforderung cine unverhältnißmäßige Verlängerung des In ſtrumentes mit ſid) bringen ; in dieſem Falle muß man daher untent eigens für den Zweck des Einbringens in das Standgefäß eine engere Röhre anlöthen. Die bequemſte Formt für diejen

97

Fall iſt

wie

führung

in

unſere die

Figur

Flaſche

zeigt,

beſtimmte

wo

das

Rohr

zur

Ein

noch

mög=

lidhſt weit , etwa gegen 15 m . m . , gelaſjen iſt, um dadurch die Dimenjionen des ſtärferen Bauchſtückes außer halb der Flajche möglidiſt zu verringern . An graduirten Pipetten bringt man aud) wohl um ermöglichen die Saugröhre eine leichte Reinigung zu durch eine bejondere Norfverbindung an wie in Figur (ſiehe Seite 96 ) , jo daß die obere Deffnung des Roh : res die volle Weite beibehält.

Die Conſtruktion der Deffnung in der Saugröhre iſt gleichfalls nicht gleichgültig. Jit dieſelbe ſehr weit jo iſt ſie ſchwer mit dem Finger luftdicht zu verſchließen. Um diejem Veridiluje die nöthige Vollkommenheit zu geben muß die Fingerhaut immer in

einem angemeſſenen Feuch= tigkeitszuſtande jid) befinden , den man leicht durd ) Bencken

herſtellen kann.

Die gehörige Regulatur des Ausflickens aus der Pipette iſt keine ganz einfache Cache und man muß ſich darin durch llebung einige Fertigkeit erwerben . Das Einlafen von Luft in das Saugrohr muſs weniger

durch ein wirkliches Entfernen des Fingers als nur durch ein etwas lojeres Auflegen desjelben vermittelt werden , Bei nod) einiger Ilnſicherheit fann man auch mit Sicher heit einzelne Tropfen aus der Pipette auf ſolche Weiſe ausfließen laſſen , wie es immer am Schluss der Operation erfordert wird, das man nachdem die Pipette ſchon ziem = lid) weit entleert, aljo das Luftvolumen über der Flüſſiga feit bereits ziemlid) beträchtlid ), daß man die Pipette ein jach mehr der inneren Handfläche nähert ; durch die dabei 7 Keildauer , Chemie des Bieres.

98

Statt findende Erwärmung wird die Luft in der Pipette ausgedehnt und ohne den Finger zu lüften fließt ein Tropfen aus . Selbſtverſtändlich hat die Ableſung dann auch unter denſelben Umſtänden zu geſchehen,

indem

ſich

anderen Falls die Luft wieder zuſammenziehen würde und die Flüſſigkeit in der Pipette, während in der unte ren Spike eine Luftblaſe eindringt, wieder in die Höhe ſtiege. Iſt die Saugröhrenöffnung jehr eng Stecknadel weite – jo gebe man Dbacht, daß beim Saugen nicht Speichel in dieſelbe kommt. Jndem fid) derſelbe in der Deffnung durch Capillarität

feſtheftet

iſt

ſonſt an

kein

regelmäßiges Ausfließen aus der Pipette zu denken ; das = ſelbe geht ſtoßweiſe und wenn die Flüſſigkeitsſäule geringer wird überhaupt nicht mehr von Statten . Daß die Pipetten ſämmtlichſt auf Ausfluß und nicht etwa auf das innere

ausgetrocknete Inſtrument

getheilt

ſind, iſt ſelbſtverſtändlich. Das jedesmalige Austrocknen würde ihre Anwendung in der gewöhnlichen Praxis völlig ausſchließen.

Wie ſoll

man

die Pipette aber auslaufen

laſſen ? Zieht man einfach den Finger von der Saugſpite weg und läßt die Pipette ſich ſelbſt in freier Luft entlee ren jo bleibt am Schluß eine gewiſie Flüſigkeitsmenge in der unteren Spige zurück und ein ſchwebender Tropfen.

Es

an

ihr hängt weiters

hängt natürlich

von der

Anfertigung ab, ob dieſer Flüſſigkeitsreſt nod) mit zu dem geaichten Inhalt der Pipette gehört oder nicht. Man unterſcheidet nach dieſer Richtung drei Arten des Ausfließen = Lajjens der Pipette :

99 1. Einfacher Ausfluß. 2. Ausblaſen.

3. Abftrid ). Bei Einführung der Maaßanalyje bedient man ſid) meiſt einer Aidung der Pipetten auf: einfachen Ausfluß; d. 5. man bringt die Marke ſo an, daß, wenn man das Ausfließen ſich ganz in freier Luft ohne künſtliche Nach hülfe vollenden ließe, alſo bei an der Spige der Pipette hängen bleibenden Tropfen , das verzeichnete Volumen ſich entleert hätte. Dieſe Art zur Handhabung iſt unbequem , weil der adhärirende Tropfen vom Schnabel Des Inſtru mentes leicht noch mit

in das Gefüß zur Aufnahme der

gemeſſenen Flüſſigkeit gelangt oder anderweitig verſchüttet wird.

Ebenſo bringt das Ausblaſen ſelbſtverſtändliche Inbequemlichkeiten mit ſich. Gegenwärtig benutzt man allgemein den „ Abſtrich . “ Man läßt dabei die Pipette jich freiwillig entleeren, und führt nun den Schnabel bis zur

unmittelbaren

Berührung

Dadurch entleert ſich noch

ein

an

die Gefäßwandung.

großer Theil der

durch

Capillarität zurückgehaltenen Flüſſigkeit. Dieſe Art des Ausfließens verbindet Präciſion mit den Vortheiten der Reinlichkeit und Bequemlichkeit. Im Ganzen kann das Arbeiten mit Pipetten, und ſpeciell graduirten , nicht genug empfohlen werden . Dieſe kleinen Juſtrumente erfordern keine beſonderen Stative zur Firation , jind ſchnell gefüllt und gereinigt und die volllommenſte Regulirung gewöhne ſid) dieſelben mit der

des Ausfließens.

geſtatteu Man

linken vand zu halten,

zwiſchen Daumen und Mittelfinger, den Schluß der Saug 7*

100 Ipige

init

dem

Zeigefinger bewerkſtelligend.

Es

bleibt

dann die Rechte zur Dispoſition zum Umſchwanken

oder

Umrühren der Löſung in die man die Maaßflüſſigkeit ein = laufen läßt.

Wo die Endreaction erſt durch eine zwiſchen =

fallende Manipulation

zum Vorſchein gebracht

werden

muß, oder ſich ſonſt nicht in der Flüſſigkeit ſelbſt vollen = det , iſt natürlich die Anwendung der Pipetten ausgeſchlor= ſen, da ſie kein eigentliches Ausſeßen der Dperation oder Unterbrechen geſtatten. Alsdann, oder da wo man eine große Anzahl gleiche maaßanalytiſche Beſtimmungen aus = zuführen hat, verwendet man die Bürette. 4. Büretten. Der Ausdruck „ Bürette" bezeichnete eigentlich im mittelalterlichen

franzöſiſchen Cultus

und wurde derſelbe

nun wegen der

eine Art Meſzkelch länglichen

Geſtalt

dieſer Behälter auch auf die in den Laboratorien gebrauch ten ähnlichen graduirten Gefäße übertragen. Die Formen der Büretten ſind

ſehr zahlreich und

liegen dafür eine

Menge ſich in der Praris mehr oder weniger bewährende verſchiedene Conſtructionen vor. In jüngerer Zeit hat namentlich die Mohr'iche Quetſch hahnbürette viel Anhänger und eine ausgedehnte Anwenda ung in der Praxis gefunden. Sie ſtellt im Allgemeinent eine unten zu einem Schnabel verengte graduirte Röhre dar , die an ihrem ausgezogenen Ende mit einem kurzen Rohre von vulkanijirtem Kautſchuk ausgerüſtet iſt, durd) dejjen Zuſammenpreiſung durch beſondere Vorrichtungen --man den Ausfluß regulirt. 1. g. Quetſchhahn

101

Bei Flüſſigkeiten, die nicht mit Kautſchuk unge fährdet in Berührung ge bracht werden können , iſt natürlich dieſe

Form

der

Bürette wieder ausgeſchlor jen , im übrigen vereinigt fie

viel

ten

und

gute Eigenſchaf= entſpricht

den

meiſten Zwecken ſehr voll foinnen . Büretten mit Glas hahn ſind zwar etwas koft= (pielig, indeß in manchen Fällen, namentlich bei Anwendung von Flüſſigkeiten, die nicht mit Rautichut in Berührung kommen dürfen , von

vortrefflichem

erfordert indeß vor überhaupt fichere

Nußen.

Ihre

ſichere

Handhabung

allem eine beſondere Fertigkeit Hand

in

dergleichen

Dingen .

und Der

Wechſel dreht ſich meiſt mit ſehr wenig Geſchmeidigkeit, jelbſt wenn er tadellos gearbeitet iſt und ſein Deffnen und Schließen geht ſehr leicht ruckweiſe vor ſich. vortheilhafteſten iſt es , wenn der Zapfen

deſſelben

Am nach

der dem Grißblättchen (Knopf) entgegengeſepten Seite noch um ein gutes Stück vorſteht, ſo daß man es beim Be wegen des Hahnens mit der linken Hand ergreifen fann; auf ſolche Weiſe erlangt man eine bei weitem

größere

Präciſion in der Regulirung des Ausfluſjes. Die

gehörige Aufſtellung dieſer leftgenannten



102

retten iſt für die Leichtigkeit und Sicherheit in ihrer An = wendung von größter Bedeutung. Ein Nothbehelf iſt die Einſpannung in einen Retortenhalter

oder

dergleichen .

Beſtimmung des (pecifiſden Gewigtes. Der Ausdruck ſpecifiſches Gewicht ( Eigengewicht) iſt vielleicht nicht mit beſonders viel Glück gewählt , indem er jeine Definition nicht ſonderlich ſchlagend hervortreten läßt. Volumgewicht wäre vielleicht geeigneter dafür, da dieſe Bezeichnung namentlich unmittelbar auf die Verwendung der gleichen Beſtimmungen in der Praris hindeutet.

In

der That will ſpecifiſches Gewicht eines Körpers (eines feſten Körpers , einer Flüſſigkeit oder eines Gajes ) nichts anderes ſagen als : der Zuſammenhang zwiſchen dem Ge= wichte und dem

Volumen desſelben.

Im

Allgemeinen

haben nämlich gleiche Volumen , ihrer Natur nach ver: ſchiedener Körper ungleiches Gewicht; verſtändlich das

Gewicht

dagegen iſt ſelbſt=

ein und desſelben homogenen

Körpers ſeinem Volumen proportional; alſo : wenn man mit P. und p . (vom latein. pondus, Gewicht), die Ge wichte, mit V. und v . die Volumen bezeichnet: P : p = V.:v.

Von ſpecifiſchem Gewichte kann alſo eigentlich immer nur die Rede ſein bei der Vergleichung zweier ihrer Natur nach verſchiedenen Körper und gibt dasſelbe alsdann an : wie viel mal ein gleiches Volumen des einen Körpers ſdhwerer iſt als dasſelbe Volumen eines anderen . Man jeßt hiebei alſo ſtillſchweigend das Gewicht des gleichen Volumens des Rörpers mit welchem man das Gewicht des

103

andern vergleichen will gleich Eins nimmt es zur Ein heit -- als Maaß an. So Ž. B. wiegt 1 C.C. Platin 21,45 Gramm ; ein Cubifcentimeter Cijen 7,788 Gramm . Es iſt hiernach das ſpecifiſche Gewicht des Platins bezogen auf Eiſen

21,45 7,788 = 2,754. Man ſieht jedoch nun leicht ein ,

daß init der Auf

ſtellung dieſes Begriffes die Sache der praktiſchen Ver werthung desſelben noch nicht ſonderlid) gefördert war. Volumen und Gewicht laſſen ſid) einmal nicht unmittelbar mit einander vergleichen , und man iſt daher dahin über = eingekommen : für den Vergleich des Volumgewichtes aller Rörper ſich eine conventionelle Einheit zu ſchaffen und nämlich als Maaß des ſpecifiſchen Gewichtes eines Körpers das Gewidit des gleichen Volumen Waſſers anzunehmen. Hierdurch ſchränkt ſich alſo unſere obige allgemeine Defini= tion bereits auf die Wortfaſſung ein : Specifiſches Gewicht iſt die Zahl, welche angibt wie viel mal ein Nörper ſchwerer iſt als Wajjer — ſelbſtverſtändlidy, als ein gleiches Volumen Waſſer. Hiernach iſt zu dem ſpecifiſchen Gewichte des Pla= tins 21,45 - ſtillſchweigend hinzuzufügen - verglichen mit einem gleichen Volumen Naſjer. Für die wirkliche Verwerthung in der Praris iſt indeß ſelbſt dieſe Faſſung iminer noch ein wenig gelehrt und lehrt die Erfahrung ,

dass der Anfänger

inhaltsvoller Definition die

oft über lauter

eigentliche Anwendung ſelbſt

vergißt. Für die Benüßung in der Praris dürfte ſich Daher noch mehr eine Begriffserklärung eignen, die noch

104

Nämlich: Specifiſches Ge

viel concreterer Natur iſt.

wicht iſt das Gewicht eines Rubifcentimeters eines Körpers ausgedrüdt in Grammen . Es liegt auf der hand , Inhalte nach ganz mit der

daß dieſe

Definition

ihrem

obigen übereinkommt; da ja

nämlich ein Cubifcentimeter Waſſer gerade (übereinkunfts gemäß ) ein Gramın wiegt. Dadurch gibt die Zahl, welche das Sewidyt eines Körpers in Grammen ausdrückt zugleich an , wie viel inal der Körper idywerer iſt als jein gleiches Volum Wajer. Für feſte und flüſſige Körper nimmt man allgemein das Volumgewicht des Wañers als Maaß ihres ſpeci fiſchen Gewichtes an ,

bei gasförmigen entweder

das des

Sauerſtoffs oder der atmosphärijden Luft, in neuerer Zeit viel pajjender das des Waſſerſtoffs, weil dadurch die ein= welchen fachen Beziehungen zwiſchen equivalentgewidit gleichfalls der Waſſerſtoff zur Grundlage oder als Einheit dient – und dem

Volumen in die Augen fällt.

Uns beidhäftigt hier zunädiſt nur die Beſtimmung des jpecifiſdhen Gewidites von Flüſſigkeit. In unſerer Definition haben wir den

Ausdruc :

Wajjer eingeflochten. Diejer iſt nun aber nidyt jo glatt= weg zu verſtehen wie er im Munde des Volkes courirt. Wajjer iſt immer noch ein ziemlich weitidyweifender Be= griff, der ſich noch mehr einidyränkt wo es ſich um Volum verhältniſe handelt, indem dieſe bei ihm ſelber wieder von äußeren Umſtänden abhängen. Zunädiſt haben wir den = juben dahin einzuidränfen , daß reines (deſtillirtes ) Wajjer Darunter zu verſtehen iſt.

Inden ſelbſt von feſten Beſtand

105

theilen völlig befreites Waſſer iſt Chemikers aus noch nicht als

vom Geſichtspunkte des völlig rein anzuſprechen ;

denn ſelbſt in dieſem Zuſtande enthält es immer noch eine gewiſje Menge Luft- und zwar beiläufig ſauerſtoffreidere als die Atmosphäre — gelöst.

Die aus dieſem

Umſtande

erwachſende Fehlerquelle iſt indeß viel zu gering um bei Beſtimmungen des ſpecifiſchen Gewichtes und zumal wie fie für unſere Zwecke vorkommen , berückſichtigt zu werden . Dahingegen macht ſich der Einfluß der Temperatur ſowohl auf die Maaßeinheit des Waſſers als auf den Rörper,

1

deïen ſpecifiſches Gewidyt man zu beſtimmen Entidjiedenſte gelten. Wir haben unſere obige Definition nod) hin zu präcijiren ,

hat, auf :

weiters da =

daß für gewöhnliche Fälle man reines

Waſſer bei ſeiner größten Dichtigkeit D. h . bei + 4 ° C . ( Nach Ropp genau + 4,08 ° C. ) zum Maaß nimmt. Die Abhängigkeit des Volumens von der Temperatur iſt bei feſten Rörpern und Flüſſigkeiten keine ſo einfach geſetzmäßige wie wir jie oben für die Gaje kennen lernten .

Es läßt

fid, dafür bis jetzt keine auf alle Rörper oder Flüſſigkeiten anwendbare Regel angeben.

Man hilft

ſich dabei

empirijde Beſtimmungen einzelner ſpec . Gewichte

durd) für be='

ſtimite Wärmegrade und Interpolation der Zwiſchenwerthe. Man ſollte daher bei jeder Angabe des ſpecifiſchen Gewichtes feſter Körper oder Flüſſigkeiten, bei der es auf beſondere Genauigkeit ankommt, beſonders erwähnen : ob dasſelbe auf Waſſer von + 4 ° C . oder etwa von derſelben Temperatur wie die des der Beſtimmung unterworfenen Körpers bezogen iſt.

Dieſe beiden Zahlen ſtehen natürlich

106 innner in einem feſten Zuſammenhange und ſind leicht aus einander abzuleiten , da die Ausdehnungsverhältniſſe des Waſſers durch die Wärme mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt ſind. Da derartige Reduktionen von ſpecifiſchen Gewichten bezogen auf verſchiedene Temperaturen häufiger vorkom= men fönnen, verweijen wir hier auf die von Ropp (Poggendorff's

Ann.

Der Gebrauch

derſelben für vorliegenden Zweck

Bd. LXXII.)

gelieferte

Tabelle. ergibt

ſich eigentlich von ſelbſt. Ein Beiſpiel mag indeß zum Ueberfluß die Sache noch weiter erläutern. Hätte man z. B. für den Zweck der Beſtimmung des ſpecifiſchen Gewichtes das Gewidyt eines beſtimunten Vo: lumens einer Flüſſigkeit bei 15 ° C . mit dem

des gleichen

Volumens Waſſer von derſelben Temperatur verglichen, ſagen wir , hätte man die Flüſſigkeit in einem bis zur Marke damit gefüllten 100C.C. Kölbchen gewogen , d. h. in einein Kölbchen deſſen Marke für eine Beſchickung mit Waſſer von 15 ° C . verzeichnet wäre, etwa wie es bei Mölb chen für die Maaßanalyſe geſchieht, und man wollte daraus das ſpecifiſche Gewicht der Flüſſigkeit, bezogen auf Waſſer, bei jeiner größten Dichtigkeit + 4 ° C. ableiten , ſo würde man etwa ſo calculiren . Nach unſerer Tabelle nehmen 99,9877 C. C. Waſſer von + 4 ° C . bei 15º C. einen Raum von

100,0695 C. C. ein .

Die Definition des C. C.

iſt

nun : der Raum von 1 Gramm Waſſer bei + 4° C. Setzen wir diejen gleich Eins ſtatt wie in der Tabelle 0,999877 — an , weil dort die Dichte des Wajjers für 0.C. = 1 angenommen iſt; fragen uns alſo , welchen

107

kaum erfüllt 1 CC . Wajer von

+ 4° C. , d . h. alſo

1 Grm ., bei 15° C. ? ſo erhalten wir : 1. 100,0695 = 1,00082 C.C. 99,9877

Unſere 100 Grm . HO . von 15 ° C. werden alſo auch den Raum

von 100,082 C.C. ausfüllen.

Dädyte man ſich

die Einwägung des Kölbchens mit Waſſer wirklich bei der unbequemen Temperatur von + 4 ° C . ausgeführt , ſo würden dieſe ja offenbar, gemäß der Definition des C.C. 100,082 Grm . Waſſer von dieſer Temperatur faſſen. Man hat alſo einfach das gefundene Gewicht der Flüſſigkeit durch dieſe Zahl zu dividiren um zu erfahren , wie viel mal ſchwerer dieſelbe iſt als das gleiche Volumen Waſſer von + 4 ° C . oder was dasſelbe iſt, um das ſpecifiſche Ges wicht derſelben zu erhalten . Für unſere Zwecke iſt die Ermittlung des ſpecifiſchen Gewichtes namentlich deßwegen von Bedeutung weil das: ſelbe für eine beſtimmte Menge in einer Flüßigkeit ents haltener gelöſter Subſtanzen gleichfalls ein beſtimmtes iſt und alſo aus dem ſpecifiſchen Gewicht ein Rückſchluß auf den

Gehalt an legeren möglich iſt.

Auch hier iſt das

Geſet, nach welchem ſich das ſpecifiſche Gewicht mit dem Gehalte an gelöſter Subſtanz ändert, noch nicht in einem einfachen Ausdrucke bekannt und erſt

die allerneueſten

Forſdungen bahnen darin einiger Maaßen den Weg an. Man iſt darum genöthigt ſich auch hier wieder mit Ta = bellen nach , auf empiriſchen Wegen gefundenen , Reſula taten berechnet, zu behelfen. Der Gehalt an dem aus dem

gefundenem ſpecifiſchen Gewichte abzuleitenden Stoffe

108

wediſelt natürlich mit der Natur deſſelben und man hat daher für jeden derſelben eine beſondere Tabelle nöthig, jo z . B. eine für Alfohol , für Zucker, für Kali , für Sdwefeljäure u . 1. w . Wir gehen jekt zur Manipulation der Beſtimmung des ſpecifiſchen Gewichtes ſelbſt über . Die , der Auffaſſung nach , cifiſche Gewicht einer Flüßigkeit

einfachſte Art das fpe= zu finden

iſt offenbar

direct ein beſtimmtes Volumen derſelben auf der Wage auszuwägen und mit dem Gewicht des gleichen Volumens Waſſer von + 4° C. zu dividiren .

Man bedient ſich dazu gewöhnlich enghalſiger Kölbchen wie beiſtehende Figur verſinnlicht, welche an ihrem Halſe etwa in der Mitte eine Marke ringsum eingeſchnitten oder geäzt tragen , bis zu welcher man die darin

zu

wägende

100CC . Flüßigkeit einfüllt. Es iſt ſehr bequem wenn dieſe Marke derartig angebracht iſt, daß das bis zu derſelben gefüllte Gefäß gerade eine für die Rechnung bequeme Zahl C. C. - 3. B. 50 oder 100 C. C. faßt. Hält daſſelbe gerade 100 C. C. ſo hat man natür lich ohne weitere Rechnung direct durch die Zahl, die man

indem

bei der Wägung

erhalten hat das ſpecifiſche Gewicht, man nur in der als Gramme gebuchten Wägung

das Komma

um

zwei Stellen

weiter nach links

rückt.

Wäge 3. B. der Inhalt des Fläſchchens 101,67 Grm .,

109

10 iſt offenbar das ſpecifiſche Gewicht, oder das Gewicht von

einem

Kubit - Centimeter Waſſer = 1,0167 .

Man

fieht daß man bei Anwendung eines ſo großen Flüßigkeits: quantunt , ſelbſt wenn man

nur noch auf einen Centi

gramm genau wägt , das ſpecifiſche Gewicht ſelbſt noch auf die vierte Decimale , die ſonſt in der ſchon durch vor: kommende Temperaturdifferenzen

2c.

beträchtlid)

alterirt

wird , genau erhält. Bedient man ſich dagegen eines nur 50 C. C. hal: tenden Fläſchchens jo erhält man direct die Zahl für das ſpecifiſche Gewicht, wenn man zuvor mit zwei multiplicirt und alsdann wieder das Komma um zwei Stellen nach links rücft.

Durch die Multiplication mit

zwei iſt ja

eigentlich daſſelbe geſchehen , als wenn wir uns von vorn herein eines nochmal ſo großen ,

alſo eines 100 C.C.

Fläſchchens bedient hätten . Dieſe Multiplication mit zwei iſt aber immer viel ſchneller auszuführen als die Diviſion mit 5 reſp. 50 , die uns jonſt auch Rubifcentimeters ergeben würde.

das Gewicht eines

Doch gehören derartige

kleine Rechnungs = Vortheile eigentlich nicht hierher und müſſen wir wohl , da ſie anderweitig als befannt voraus : geſegt werden dürften , den Leſer deswegen um Entſchul : digung

bitten .

Wo es ſich aber um

holungen derartiger Beſtimmung handelt , kleine Vorthell.

häufige Wieder: gilt eben jeder

Das Füllen dieſer Fläſchchen genau bis zur Marke iſt eine in Etwas unbequeme Arbeit. Man bedient ſich dabei anfangs zum Eingießen kleiner langhalſiger Trichter. Das lekte Abpajjen führt man mit Hülfe einer,

Durdy

110

Ausziehen eines Stückchens Glasröhre erhaltenen Pipette aus, deren Schnabelrohr ſo eng iſt, daß durch Capilla rität Flüßigkeit hinauftritt wodurch man im Stande iſt die legte Juſtirung des Flüßigkeits- Volumens verhältniß mäßig ſchnell auszuführen. Bei derartigen Beſtimmungen , wo es auf eine grö ßere Genauigkeit ankommt und wegen des Temperaturein = fluſjes eine weitere unmittelbare Handhabung des Volu meters nicht geeignet iſt,

bedient man ſich mit

großem

Vortheile eines ſolchen Fläſchchens, das jedoch ober- und unterhalb der Marke noch eine Gra=

duirung und zwar nach Centigrammen

100

C.C.

(oder Milligrammen ) Waſſer von + 4 ° C. trägt. (Dinglers polyt. Journ .

BD. CXLIV . Hft. 3.) Man hat hier: durch

den Vortheil,

daß man

den

Hals des Gefäßes beliebig füllen kann wie es ſich gerade trifft und demnach das Volumen genau abzuleſenim Stande iſt. Natürlich iſt bei dieſem Verfahren eine beſondere Rechnung er: forderlich, D. h . eine Diviſion des ge fundenen Gewichtes durch den an der

1 Skala abgeleſenen Werth. Das Entleeren dieſer

Fläſchchen

iſt gleichfalls ein wenig unbequem, zumal wenn es erfor= derlich wird das Gefäß vor der

Beſchidung

trocknen , was mittels Durchblaſen durch Fläſchchen ausgeführt wird.

das

völlig

zu

erwärmte

Wo man indeß überflüſſiges

111

Material hat, zieht man es

vor ,

das Fläſchdien einige

Male mit demſelben auszuſpülen , wodurch man natürlich der Mühe des Austrocknens überhoben wird. Immerhin iſt dieſe Art und Weiſe der Ermittlung des ſpecifiſchen Gewichtes , inſoferne fie ein wirkliches Auswägen auf der Waage erfordert, eine etwas umſtände liche Dperation und man hat daher dafür in der Praxis faſt allgemein die Anwendung oder des

der

1. g. Senkwaage

Araeometers * ) eingeführt, welches geſtattet,

fofort, direct an einer Skala des in der Flüſſigkeit ſchwim = menden Inſtrumentes, das ſpecifiſche Gewicht, den dieſem

entſprechenden

Gehalt

Beſtandtheilen abzuleſen. Hinſichtlich der Eintheilung

an zu

der

oder ſelbſt

beſtimmenden

Scala kann

man

weſentlich die Formen dieſer Inſtrumente unterſcheiden. Erſtens nämlich ſolche, deren Scala unmittelbar das ſpe= cifiſdie Gewicht angiebt ; ſogenannte wiſſenſchaftliche Scala oder allgemeine Araeometer. Dann 1. g. Procentaraeo meter, deren Scalentheilung den Gehalt einer Flüſſigkeit an irgend einen beſtimmten Beſtandtheil angiebt . Sie müſſen natürlich für jede beſondere Flüſſigkeit eine eigene Eintheilung haben.

Hierher gehört unter andern das für

unſere ſpecielle Aufgabe beſonders wichtige fog . Saccharo meter . Endlich kommt noch eine dritte Form vor , wobei die Scala einfach in gleiche Theile getheilt iſt ; dahin ge= hören die Araeometer von Baumé, Cartier , Beck. Man be

*) Von docuo's dünn und pèse - liqueur.

uétqov,

Maaß ;

franzöſiſch

112

zeichnet dieſe mit ganz willfürlicher Theilung verſehenen Inſtrumente auch wohl als ſolche mit empiriſcher Scala.

Was die Art und Weiſe der Theilung der allgemeinen Araeometer, alſo wie erwähnt ſolcher, wo die Theilung unmittelbar dem ſpecifiſchen Gewichte entſpricht , angeht, 10 fönnte man dieſelbe natürlich beredynen.

Wäre

3. B.

an dem Inſtrumente ein Punkt durch den Verſuch (wegen der complicirten Form des Bauches iſt hier nicht gut eine einfache Rechnung anzuwenden ) beſtimmt, bis zu welchem dasſelbe in einer Flüſſigkeit (z. B. Waſſer) einſinkt, ſo ließen ſich aus dem gleichfalls als bekannt vorausgeſekten Volumen des bis zu

dieſer Marke eingetauchten Stückes

und dem Durchmeſſer des Halles allenfalls durch Kecha nung die Abſtände der einzelnen Theilſtriche von dieſem Punkte ableiten .

Dieſe Daten , zumal der Durchmeſſer

des Halſes ſind indeß unbequem mit hinlänglicher Genauig feit zu erheben. Bequemer würde es dagegen ſein, am Halſe zwei Punkte zu markiren durch Einjenken in zwei Flüſſigkeiten von bekanntem aber verſchiedenem ſpecifiſchen Gewichte und auf dieſer Grundlage alsdann die Redinung auszuführen. Immer iſt hier , als der einfachſte Fall, die völlige Gleidyheit des Halsdurchmeſſers angenommen . In der Praris

bedient man

ſich

indeß nach

dem

Vorgange von G. G. Schmidt eines anderen auf gev= metriſche Conſtruktion der Scalentheilſtriche hinauslaufen den Verfahrens. Man bejtimmt nämlich für das zu theilende Inſtrument

zunächſt

wieder zwei feſte Punkte,

gewöhnlich am Grunde des Halles und an der Spiße und ſucht nun auf einem

in gleich anzugebender Weiſe erhal

113 tenden Siſtem von convergirenden Linien, diejenige Lage auf, welche dem gefundenen Abſtande dieſer beiden feſten Punkte entſpricht und überträgt alsdann die Durchſchnittspunkte mit einer hier im Convergentenſyſtem gezogenen Transverſallinie auf den zur Aufnahme der Theilung beſtimmten Papierſtreifen . Dieſes Convergentennetz erhält man durd) folgende einfache Conſtruktion . Wir wollen , um die Sadie durch Betrachtung eines concreten Falles anſchaulicher zu machen , man habe auf dem Valje cines Araconieters

annehmen :

einmal

durd ) Ginſenken Sdywefeliäure

in

beſtillirtes Wajer ,

von 1,800 ipec. Gewicht

einen feſten Punkt, der alſo 1,800 entipridyt, marfirt.

dem

dann in

oben und unten

ſpec. Gewidyt 1 und

Man zieht jert auf einem gut aufgcipannten Papier bogen zwei ſich reditwinkelig frenzende Linien. Auf der einen derſelben A B ſtedt man nun mit dem Cirkel ſo viele gleiche Theile ab als man Theilitriche auf der Scala verzeidinen will.

linjere Figur * ) zeigt deren nur wenige,

2 ? wird indeis zum Verſtändniß der Sache ausreichen , ein für ein wirkliches Aracometer gezeichneter Linienführer

würde natürlich

viel

größer ausfallen .

Man

nun weiters die Theile auf A B mit den theilen correspondirenden Zahlenwerthen.

bezeidinet

den Scalen=

Auf der redyten

Seite der Linie A B zieht man weiters, da wo der Theil Strich dem Werthe 1,0 entipricht , eine rechtwinkliche Linie B C. Vom Kreuzungspunkte (mit 1 bezeidynet) aus , ſteckt man nun den Abſtand der beiden feſten Punkte auf dein Araeo ineterhalje ab ( 10 daß 1 der obere , D der untere Punkt * ) Dieje Figur fehlt im Manuſcript. Keijd a uer , Themie des Bieres.

D. H.

114

der Scala wird ) und zieht nun von dem der untern Scalen = marfe entſprechenden Zahlenwerth für das fpecifiſche Ge= wicht auf der Linie AB - in unſerem Falle alſo von 1,800 -- aus, eine Linie über dieſen Punkt D.

Dieſelbe

bis zum Durchſchnitt mit B F verlängert gibt uns auf Dieſer einen Punkt F den wir nun weiters durch gerade Linien mit den einzelnen Abidinitten auf A B verbinden . Da wo dieſe Verbindungslinien die Linie 1 D kommen auf der Scala die

den auf A B

ſchneiden ,

verzeichneten

ſpecifiſchen Gewichten entſprechenden Theilſtriche zu ſtehen . Durch weitere Fortjeßung dieſer Conſtruktion könnte man auch noch die für dieſes Araeometer geltenden Theilſtridie oberhalb 1 und unterhalb 1,800 finden , indem man ein fach auf A B noch

weitere

Abſchnitte abſtädhe und

in

ähnlicher Weiſe die erhaltenen Punkte mit F durch gerade Linien verbände. Dasſelbe Convergentenſyſtem

läßt ſich natürlich auch

zur Theilung anderer Aracometer nach ſpecifiſchem Gewichte gebrauchen, wo der Abſtand derſelben zwei feſten Punkte ( 1 und 1,8 ) ein anderer iſt. Man rückt dabei nämlich einfach die mit dem Abſtande dieſer neuen feſten Punkte verſehene Scala ſo lange parallel init DE fort bis die feſten Punkte mit den Linien 1 F und DF genau 31 = jammenfallen , wie z . B. in dd , für eben dieſen Abſtand. Wäre der Abſtand der beiden Firpunkte der neuen Scala größer als 1D , ſo müßte man natürlich links von dieſer Linie die erwähnten Verhältniſſe aufſuchen . Als Beiſpiel der Procentaraeometer, alſo ſolcher, welche ſofort auf ihrer Scala den Gehalt an

wirkſamen oder

115

nugbaren Beſtandtheilen in

100 Theilen

der geprüften

Flüſſigkeit angeben , mag uns das Balling' die Sacdaro meter dienen . Selbſtverſtändlich muß die die Procente unmittelbar angebende Scalentheilung eine mit der Natur der Flüſſigkeit wechſelnde ſein. Da dieſelbe immer eigent lidh wieder auf eine ſpecifiſche Gewichtsbeſtimmung hinaus läuft , ſo

könnte man ſich auch

einer für

die jeweilige

Natur der zu unterſuchenden Flüſſigkeit berechneten Rc ductionstabelle des ſpecifijden Gewidytes auf Gehalts procente bedienen , wie ja dergleichen Tabellen in zahlreicher Uuswahl,

wie zum Beiſpiel für die Alfalilöſungen ,

die

gewöhnlichen Säuren , weingeiſtige Flüſſigkeiten und viele andere wirklich vorliegen . Dieje Procentararaeometer ſind alſo weiter nidhts , als eine, durd) unmittelbare Ableſung des Gehaltes an der Spindel, beſchleunigte Reduction des ſpecifiſchen Gewichtes auf Gehaltsangabe.

Oft findet man

auch auf ein und derſelben Scala eine Theilung für ſpe = cifiſches Gewicht

und

Gehaltsprocente neben

einander ;

Die einfadje, mit hinlänglich genauer Theilung alſo für ein gegebenes Intervall , verhältniſmäßig langem und dünnem Halje verſehene Senkwaage iſt unter Zuhülfenahme einer guten Tabellen - Samınlung - Literatur für

alle derartige

Gehaltsbeſtinunungen von Flüſſigkeiten der verſchiedenſten Natur brauchbar und erjeßt ein ſolches Araeometer reſp . Hracometerbeſteck, wo dergleichen Arbeiten häufig für ver= ichiedenartige Flüſſigkeiten vorkomen , eine größere Samna tung jolcher verjdziedener je nur

für

eine Flüſſigkeit be :

ſtimmten Inſtrumente, die bei erforderlicher Zuverläſſigkeit immer toſtſpielig iſt . 8*

116

Für die Verzeidynung der Procentgehaltsangabe auf der Saccharometericala fönnen nach dem bereits Beige braditen über die Theilung der allgemeinen Araeometer cigentlich keine Sdhwierigkeiten mehr übwalten . Man brandit nur zu überlegen, daß je einem beſtimmten Zucker gehalt immer aud) ein beſtimmtes ſpec . Gewicht entſpricht. vat man alſo auf anderem Wege mittels der Waage einmal dag ipeciftidie Gewicht der Zuckertöjungen von veridhiedener Verdünnung

3.

B.

von

5 31 5 Procent

feſtgeſetzt,

ſo

brandit man nur aus unjerm Linienführer für die Theilung der allgemeinen Araeometer die Punkte auf die Scala zu übertragen die dieſen ſpecifiſchen Gewichten entſprächen , wo durd) man bereits die Theilſtridie für je 5 % Zunahme im Zuckergehalte erhalten hätte. Es wäre alsdann nur nod , die zwijd en dieſe fallenden Theilſtridie für die eine zelnen Procente x . einzujd ;alten . fadhes Eintheiten

in

Dieſes fann durch ein =

gleiche Theile

geſchehen ,

indem

in

dielen kurzen Intervallen von 5 zu 5 procent, man ohne merklichen Fehler

annehmen kann , die Entfernung

einzelnen Theilitriche gehe proportional.

dem

der

wadyjenden Zuckergehalte

Man jert dieſes Graduiren gewöhnlich bis

auf Zehntel = Procente fort. Die von Balling für das Inſtrument angenommenen Dimenſionen ſind etwa : Baudy und Sugel

vier Zell

lang und dreiviertel Zoll

Durch =

ineñer, vals jedhs Zoll lang und 11% , Linien Durchmeſſer. Die Theilitriche für ein Procent Mehrgehalt jtchen dann ungefähr drei Linien von einander ab und iſt alſo eine Uiterabtheilung bis auf Zehntel = Procente

noch bequem

geſtattet; die ganze Scala umfaſst alsdann gegen 20 Proc.

117

Zucker in ihrer Angabe. Die Balling'iden Saccharometer ſind für die Temperatur von + 14 " R. getheilt und bei genaneren Unterſuchungen hat man saber, wie bei araeo metriſchen Beobachtungen überhaupt, diejes Verhältnis ber = zuſtellen oder ihm anderweitig durch Correction Hedynung zu tragen. Beim Einjenken der Praeometer joll man immer darauf Dbacht geben ,

daß man

das Inſtrument

vorſichtig aus der Hand in die Flüſſigkeit gleiten läßt, jo daß von dem aus derſelben herausragenden Theil des Valjes nichts mehr beneßt wird, wodurch das Inſtrument ja zu ſchwer und ſeine Angabe unrichtig werden würde. Hinſichtlich des Ablejens treffen wir beim Araeometer wieder auf ähnliche

durd

die Adhäſion des Wajjers im

Glaje oder die Capillarattraction bedingte Sdwierigkeiten. Von den Araeometern mit empiriſcher oder gleid): theiliger Scala wollen wir nur das nothwendigſte , der heutzutage allenfalls noch in der Praris vorkommenden Inſtrumente von Baumé, Cartier und das von Beck hervorheben. Baumé's Araeometer,

das ſich lange Zeit der aus:

gedehnteſten praktiſchen Anwendung erfreute, beſteht aus zwei Spindeln , eine für Flüjligkeiten leichter als Kajjer , die andere für ſchwerere. Der Punkt, bis zu welchen das Inſtrument in Wajer einjinkt, wird mit 10 bezeidynet. Einen zweiten tiefer gelegenen Punkt gibt die Einjenkung in eine Löſung von einem Theile Rodjaz in neun Theilen Wajer ; dieſer wird mit 0 bezeichnet. Man theilt nun weiters die Scala

zwiſchen

10 gleiche Theile

und

dieſen beiden Firpunkten

jetzt alsdann

dieſe

in

Eintheilung

118

gleichmäßig oberhalb des Punktes 10 bis zu 50 fort.

Ein

ähnliches indeß nach abweichenden Zahlenverhältniſſen ause geführtes Verfahren diente zur Theilung der Baumé'ſchen Araeometer für Flüſſigkeiten ſchwerer als Wajjer. Das Inſtrument wird bis

zum

nahezu

völligen Einſinken in

Wajjer belaſtet und hiernach der Nullpunkt verzeichnet. Man bringt es jetzt in eine Löſung von 15 Theilen Koch falz in 85 Theilen Waſſer und bezeichnet die Stelle bis zu welcher es nunmehr einfinkt mit

15.

Der Zwiſchen =

raum zwiſchen beiden Firpunkten wird in 15 gleiche Theile getheilt, endlich die Scala noch nach unten bis zum Theil ſtrich 85 fortgeſetzt. Man ſieht wie willkürlich dieſe Theilungsprincipien waren . Dennod) hatte und hat dieſes Araeometer eine jehr ausgedehnte Anwendung

und

man

war daher von

verſchiedenen Seiten bemüht, die Relation in der Angabe jeiner Scala mit dem ſpecifiſchen Gewicht in einen ein = fachen Ausdruck und allgemeine Formel zu bringen. Be= zeichnet n die Grade des Baumeidhen Araeometers und s das ſpecifiſche Gewicht, ſo gibt Gilpin für Umwandlung des einen Ausdruds in den anderen die Formeln

144

S 144_n für Flüſſigkeiten ſchwerer und 144 S =

für ſolche leichter als Waſſer an .

134 ton Nadh Francoeur repräjentiren den Zuſammenhang zwiſchen dem ſpecifiſchen Gewichte die Formeln :

und

den Baumé'ſchen Graden

119

S =

S = Die

152 152

für Flüſſigkeiten jdwerer, und

n

146 136 + 1 für Flüſſigkeiten leidyter als Waſſer.

Scala des Cartier'ſchen Araeometers iſt noch

willkürlicher als die des Baumé'jchen, übrigens mit jelben

Salzlöſungen getheilt.

ſind auf der Cartier'ichen Scala in 16 getheilt. dem

den

15 Grade des Baumé'ſchen Außer =

fällt der Punkt 103/4--11 C. mit den 10 des Bau

mé'idhen Araeonteters zujanimen .

pfrancoeur giebt für den

Zuſammenhang der Grade Cartier

und

dem

ſpecifiſdhen

Gewichte die Formel: 136,8

S 126,1 + n und ebenſo für den zwiſchen Cartier (C) und Baumé (B) : 16 C = 15 B + 22 . Beck

wollte

Araeometers,

die

Ungereimtheit

daß der 0 - Punct auf

des Baumeichen dem

für

jdwerere

Flüſſigkeiten als Waſſer verſchieden war als bei dem für leichtere, beſeitigen und ſubſtituirt außer dem für die Roch jalzlöſungen von beſtimintem Gehalte überhaupt eine Flüf= ſigkeit

von

0,85 ſpecifiſchem

Gewichte .

Den Punkt

zu welchem

das Inſtrument in Wajjer einſinkt

er mit 0,

denjenigen bis zu dem

es in

bis

bezeichnet

einer Flüſſigkeit

von 0,85 ſpec. Gew . einjinkt mit 30. Den Zwiſchenraum theilt er in 30 gleiche Theile und führt die, übrigens auf zwei Spindeln vertheilte Scala oberhalb bis 70, unter= halb bis 30 fort.

Zenneck

giebt für den Zuſammenhang

120

des ſpecifiſchen Gewichtes Formel:

und

der Bedf'ſchen Grade die

170

170 + 1 worin Das

für

Flüſſigkeiten

ſpecifiſch

ſchwerer

als

Wajjer, das + für ſpecifich leidytere gilt. Das Gav- Cujjac'ſche

Volumeter lässt ſich ebenfalls

leicht zur Beſtimmung des

ſpecifijden Gewidytes anwen =

den ,

erfordert

alsdann

aber

immer noch

eine

kleine

hedinung, indem man dafür mit der Angabe dejjelben in 100 hinein zu dividiren hat. Das Volumeter giebt nämlich auf ſeiner Scala nas jpecifice Volumen an , näm = lid) Das Volumen ciner Flümigkeit, verglichen mit dem cines gleichen Gewidytes Waſſers als Einheit, alio jewij= jermajien Das Umgekehrte des ſpecifiidhen Geridites. Das Inſtruinent iſt in der Art getheilt , Daij man den Nulla punft bejietben durd ) Einjenken in Wajer firirt, Dañelbe Dann , wenn es

für

leidyte Flüngfeiten

Weingeiſt von 0,8

109 . für ſchwerere 125

eine Calzlöſung von

1,333 .. =

beſtimmt

iit ,

in

Flüſſigkeiten

in

100 einienft.

Der Alt

75 ſtand zwiiden dem im

mit 100 bezeidineten Einjenfungspunct in jeder der andern Flümigkeiten

Waſſer bis zu dem

iſt dann weiters in 25 gleidye Theile getheilt , jo daß jid für den oberen Hunkt die Bezeidynung 125 für den i tern 75 crgiebt. men des in

Erinnert man jid) mun , dat das Voli

die Flümigfeit eingejenften Theiles

des JE

121

ſtrumentes,

welches dadurch verdrängt wird,

dem unver =

änderlichen Gewichte des Inſtrumentes ſelbſt immer gleich iſt, ſo iſt klar, daß wir bei dieſer Einrichtung des in hede ſtehenden Werkzeuges immer an der Saala das Volumen

der Gintauchungs- Flüigkeit gezeichnet

findent ,

weldies dem Gewicht des Volumeters gleid ) fömmt, das des Volumens Wajjer nämlid ) gleich 100 geiert . Man hätte dieſe Scaleneintheilung auch offenbar aus den un= mittelbar gemeſſenen Dimenſionen des Inſtrumentes, des Bauches ſowohl als des Halsdurdymeſſers ableiten fönnen ; dieſes wäre aber viel ſchwieriger geworden , und das Gin = ſenken in die beiden anderen gleidfalls

nidhts

anderes

Nehmen wir z. B. an, das Inſtrument faſe bis Waſſer gerade

100 C. C.

alſo jo beſdwert

als um zu für

Flüſſigkeiten

iſt ja eigentlich

eine Volumenbeſtinnnung. concrete Zahlen dem

zu haben ,

Einjenkungspunkte

weldien Fall es

in

veiläufig

jein müßte, daß ſein Gewicht

gerade

100 Grm . betrüge, und wir ſenkten Sajjelbe nun in die Salzlöſung von 1,333... ſpecifiſchen Gewicht, ſo wird es Darin weniger tief cinſinken , aber das Gewicht des Volu mens Flüſſigkeit, das denn nunmehr eingetauchyten Theil entſpricht,

wird immer noch

100 Gramm

wiegen,

oder

allgemein dem Gewidyt des Volumeters ſelbſt entſprechen. Wir finden dann aber das Volumen dieſes Theiles , indem wir das Gewicht ( 100 Gramm ) durd) Das ſpecifijdie Ge= wicht dividiren , da ja nad unſerer früheren Definition Diejes das Gewidit in Grammen

von 1 C. C. iſt.

Wir

habent alio für das Volumen des in der Salzlöiung un tergetauchten Araeometerſtückes

122 100.1

= 75 C. C. 1,33 Die an der Scala verzeichneten Grade des Volume= ters entſprechen alſo wirklich einfach Hundertſtel des Vo lumens, um welches das Inſtrument in Waſſer unterſinkt. Hätten wir nun z. B. bei einer Beobachtung 85 an un = jerer Scala des Volumeters abgelejen , ſo würde dieſes nidits anderes jagen, als 85 C. C. , oder Volumeneinheiten überhaupt,

wiegen ſo viel als 100 C. C.

oder Volumen =

einheiten Maße. Man erhält alſo für das Gewicht von 1 C. C. dieſer ſchwereren Flüſſigkeit 1,100 = 1,176 Grm . 85 welches aber nach

unſerer Definition

das ſpecifiſche Ge=

wicht iſt.

Man wird alſo offenbar die Angaben des Vo lumeters leicht in ſpecifiſches Gewicht verwandeln fönnen , wenn man mit der Angabe deſelben in 100 hineindividirt . Auch hiefür

hat man indeß Tabellen berechnet,

wodurch

inan mittels einfachen Aufſchlagens reſp. interpoliren zum Ziele fommt. Das Volumeter hat im ganzen nur noch eine ſehr bejdränkte Verwendung in der Praxis. Es kann jedoch nicht geleugnet werden , daß es in unendlich vielen Fällen , wo man mit gemeſſenen Volumen von Flüſſigkeiten zu thun hat, viel brauchbarer iſt als das Araeometer für ſpecifiſches Gewicht, indem man die abzumejſenden Volu = men immer erſt durch Diviſion mit dem ſpecifiſchen Ge= wicht beredinen muß. Die Angaben in ſpecifiſchem Ge= widhte ſind indeß einmal in der Praris ſehr eingebürgert

123

und Gewohnheit thut ſelbſt wenn

in dergleichen Dingen ſehr

ſie uns

im

viel,

täglicher Wiederholung unnüße

Umwege machen läßt. Die größere Ausbildung der Maaß= analyſe in jüngſter Zeit läßt es indeß nicht bezweifeln , daß durch ſie auch der Wirkungsfreis des unmittelbar mit ihr zuſammenhängenden Volumeters ſich allmälig in ent= ſprechender Weiſe

erweitern wird.

Aus dieſem Grunde

haben wir vajſelbe hier etwas eingehender betrachtet. Ein Ausführlicheres über Araeometer findet man in Meißner's Araeometrie in ihrer Anwendung auf Chemie und Technik, Wien 1816 und in Baumgärtner's Araeometrie für Chemiſten und Technologen , Wien 1820 .

Wir wollen hier nun niody ein paar Beiſpiele ana hängen für das Rechnen nach den für die verſchiedenen Subſtanzen berechneten Tabellen , die den Zuſammenhang zwiſchen Gehalt und

ſpecifiſchen Gewicht angeben, von

denen wir am Schluſſe unſeres Buches eine Sammlung für die am häufigſten im Laboratorium vorkommenden Flüſſigkeiten mittheilen . Stellen wir uns , um ſogleich ein unſerem Zweck näher liegendes Beiſpiel zu haben , die folgende Aufgabe. Für die Beſtimmung des Zuckergehalts im Biere, ebenſo des Dertrins nadh zuvoriger Ueberführung in zucker, verwendet

man

eine

alkaliſche

Trauben

Kupferlöſung, zi1

welcher man nach v. Fehling's Vorſchrift einer Natron = lauge von 1,12 ſp. Gew . bedarf. Die im Handel vor: kommende Natronlauge hat gewöhnlich ein ſpezifiſches Gewicht von 1,333 ; man foll durch Verdünnen derſelben die

von

1,12 ſp. Gew .

herſtellen,

und zwar von

der

.

124 lekteren 700 C. C.

Wie viel hat man von der concentrirten

Lauge abzumeiſen und auf 700 CC . mit Waſſer zu ver= dünnen ? Es iſt klar, daſs man ſich allerdings durch und allmäliges Zufügen von Waſſer, reſp. von concentrirter Lauge, wenn man den erforderlichen

reines Probiren

Verdünnungsgrad zufällig überſdyritten hätte, dieſe Lauge von gehöriger Concentration herſtellen könnte, aber Tauſend gegen Eins iſt zu wetten, dat man auf dieſem Wege nicht gerade die verlangte Menge von 700 CC . erhalten würde. Erhält man weniger, ſo ginge das Probiren von vorne an , hat man zu viel erhalten , ſo iſt das immer gleichfalls unangenehm , da man die Lauge nid )t wohl mit der vorräthigen concentrirteren vereinigen kann, da man ja deren Concentration verändern würde und über Wirkung und Gehalt jedes Urtheil verlieren würde. Für den Fabrikanten der überhaupt eine ganz beſtimmte Quantität Concentrations einer folchen Flüiſigkeit von beſtimmtem grad zu liefern hätte, würde dieſe Frage von noch viel größerer Bedeutung ſein. Uebrigens iſt die Löſung dieſer Aufgabe ebenſo einfach als das empiriſche Probiren un ſicher und zeitraubend iſt.

Man

braudyt nur feſt zu

halten, daſ durch die Zufügung des verdünnenden Waſſers die abjolute Menge Natron in der Flüſigkeit nicht ver ändert wird ; man muß alſo vor der Verdünnung der concentrirten Löſung in dieſer bereits die ganze Menge Natron haben. Ilnjere Aufgabe zerfällt demnach weſentlid ) in zwei Theile. Einmal in die Frage : wie viel Natron iſt denn in den 700 CC. der herzuſtellenden Lauge von 1,12 ſp. Gew . enthalten ?

und zweitens : wie viel CC .

125

muß man von der concentrirten Lauge abmeſſen um dieſe nämliche Menge Natron darin zu haben . In der von Tünnermann entworfenen Tabelle für den Gehalt der Natronlauge an Natron findet jidh nun dieſer Werth des ſpec. Gewidytes 1,12 nicht genau verzeichnet. Obgleid ) es in

dieſem Falle nidit auf die ſtrengſte Genauigkeit ankäme

und man dreiſt den nädyſten Werth aus der Tabelle 1,1233 für das ſpec. Gew . 1,12 nehmen fönnte, ſo wollen wir doch um des Beiſpiels willen die Interpolation zwiſchen den beiden nächſten Werthen hier ausführen. dabei

einfadh

annehmen ,

daſs

innerhalb

Man kanın

dieſes

kleinen

Intervalls der Natrongehalt proportional mit dem ſpecifiſchen Gewidyt wachſe. Die beiden an unſer ſpec. Gewicht 1,12 angrenzenden Werthe in der Tabelle jind min : Spec. Gew. % Natr. 8,462 1,1233 1,1137 7,857 . Die Differenz von

beiden ſpecifiſden Gewichten iſt

hier an dieſer Stelle der Tabelle 0,0096 und ebenſo die Differenz im

Natrongehalt 0,605 % .

jpecifiſche Gewidyt um

Indem

alſo das

0,0096 ſteigt, wächſt der Natron

gehalt der Lauge um 1,605 % . Unſer Gew . iſt nun 1,12 und ſteht alſo vom

verlangtes ſpec. nädſt niedrigen

Werth der Tabelle ab um :

1,1200 1,1137

-

0,0063

Um zu unſerem verlangten ſpec. Gew . zu gelangen, müſſen wir alſo von dem

nädyſt niedrigen der Tabelle um

126

0,0063 aufwärts ſteigen, und es fragt ſich alſo nun noch : wenn der Procentgehalt bei einer Steigerung des ſpecifiſchen Gewichtes von 0,0096 um 0,605 % wächſt, wie viel wächſt er bei einer Steigerung von 0,0063. 0,0063 . 0,605 0.0096

dieſe hätten wir alſo nod ) in

der Tabelle nämlich

Dffenbar:

0,397 % dem

nächſt kleineren Werthe

7,857 %

hinzuzuaddiren.

Der

Gehalt unſerer Lauge von dem ſpecifiſchen Gewicht 1,12 iſt alſo : 7,857 + 0,397

8,254 " % Wir wiſſen alſo nun, daß unſere herzuſtellende Lauge einen Procentgehalt von 8,254 Natron hat. Wir ſollen aber von derſelben 700 CC . herſtellen und entſteht alſo die Frage : wie groß iſt die abjolute Menge Natron in 700 CC . Natronlauge von 1,12 ſp . Gew .' oder 8,254 Procente Gehalt . Der Procentgehalt iſt in der Tabelle natürlich als Gewichtsprocent zu verſtehen (bei Alkohol könnte dagegen z . B. das Volumen an waſſerfreiem Alfohol verzeichnet ſein ). Die 700 CC. der Lauge von 1,12 wiegen aber 700 . 1,12 Grm ., und da wir den Gewichts an Natron wie oben gefunden haben, ſo ergiebt ſich die abſolute Menge án Natron leicht wie folgt : 700 . 1,12 . 8,254 64,71136 Gramm . Natr. 100

procentgehalt

Dieſe nämliche

Menge Natron muß alſo in der

127

abzumeſjenden Duantität der concentrirten

Langen

von

1,333 ſp . Gew . enthalten ſein. Auch dieſer leftė Werthy findet ſich in den Tabellen wieder nicht geradeaus ver zeichnet. Durch Interpolation jedoch wieder :

wie

oben

erhalten

wir

0,605 Differenz 0,0076 und für die Abweidinng des verlangten ſpecifiſchen wichtes von dem nädyſt kleineren der Tabelle :

Ge

Spec. Gew.

% Natr,

1,3349 1,3273

23,572 22,967

1,3330 1,3273 0,0057 Man

hat

alſo den

zum

nädyſt kleinen ſpecifiſchen

Gewicht der Tabelle gehörigen Werth von 22,907 ° , 311 erhöhen um : 57.0,605 0,454 % 76

Der Gehalt der Lauge von 1,333 iſt alſo : 22,967 +

0,454 23,421 Sewichtsprocent Natr .

Wir kommen nun zu der weiteren Frage: wie viel muß man von dieſer concentrirten Lauge von 23,421 % Natr. abmeſſen um darin die nach dem Obigen von 700 CC . von 1,12 ſp. Gew . verlangten 64,7

Gramm

Natron zu

128

haben. 23,421

Es ſind diejes offenbar da jede Gramun Natron enthalten :

100 Gramın

64,7 . 100 = x Gramm . 23,421 Wir wollen dicie Lange aber nid)t abwägen auf der Waage jondern abmerien und müſſen alſo dieſe Zahl für die Sramme noc ) in Cubifcentimeter verwandeln . Nach dem

ſpecifichen

1,333 Gramm .

Gewicht wiegt in ein So

oft

als man

Cubifcentimeter

alſo

1,333 Gramın der concentrirten Lange nöthig hat wird man einen Gubita centimeter abmeſjen müſſen oder die obigen : 64,7.100.1 Gran find = 207 CC. 23,421 23,421 X 1,333

64,7.100

Man hätte aljo einfach 207 CC . von der concentrirten Lauge vou 1,333 ip . Sew . abzumerien und auf 700 CC . zu verdünnen , um

gerade dieſe Menge Lauge und zwar

von dem verlangten ſpecifiſchen Gewicht 1,12 zu erhalten. Selbſtverſtändlich macht jid, dieſe Rechnung in der practiſchen Verwendung viel fürzer und erpeditiver als jidh hier im Beiſpiele mit Worten auseinander ſeßen läſst. Bei Flüſſigkeiten die durch einen größeren Gehalt des wirtjamen Beſtandtheil leichter werden, wie z . B. Wein geiſt oder Ammoniakflüſſigkeit, muß man bei der Interpolation natürlid ) umgekehrt bei einer Verringerung des ſpecifiidhen Gewidytes auf einen Mehrgehalt jdließen . Ein Beijpiel macht auch dieſes ſufort wieder klar. Man hat das ſpecifiche Sewidyt eines Weingeiſtes zu 0,8205 gefunden ( bei 15,5 ° C.) und will Daraus ſeinen

129 Gehalt antalviolutein abieiten .

Die

Mifohol in Gewidytoprocentteit

zuverläſſigſten

Tabellen

für dieſen Zweck

find die von Fownes entworfenen . Wir ziehen aus dieſer Tabelle zunädit wieder die beiden dem gefundenen ipecifiiden Gewichte zunädiſtliegenden Werthe aus und finden dadurd) :

sulfohol .

Gew . %

Spec . ( Sier . 0,8228

90

0,8199

91 genommen fonunt:

Ben buiten Werthiarent Sie Different 1.

0.0029

Juden alio an dieſer Partie der Tabelle das ipecifide Gewicht um 0,0029 fällt , widit Der Alfcholgehalt in 10%

1110 igefchrt.

Nehmen wir jetzt auch die Differenz

ren unſerm gefundenen ipecifiitien Gewicht und dem nädyit fleineren der Tabelle, io crhalteit wir : 0.8205 0,8199

= 0,0006 Iluſer gerundenes ipecifiides Gewidyt liegt alſo um 0,0006 höher als das dem Alfcholychalte von 91 ° % ent= ſpredende. llud, inden dus iter . Gen. um 0,0029 jteigt, firft der Alfchelgehalt um 10 % . hat ato cin

llner Steigen um 0,0006 Cinfen des Sufcholgehaltes zur Folge l'on : 0.0006 0,207040 0.0029

Dent specifidien Gewidyte 0,8199 der Tabelle gehörte aber ein Alkoholgehalt von 91 % jul , der unſerem gefundenen ipecifijden Gewicht 0,8205 entiprechende iſt demnady endlic ): 9 Neiſdauer , Chemie des Bieres .

130 91,000 0,207

-

90,793 %

Dieje paar Beiſpiele werden hier am Drte genügen den Gebrauch und die Interpolation der Tabellen beiläufig vorzuführen, wo wir derſelben im Laufe unſerer weiteren Betrachtungen noch beſonders bedürftig ſein werden, werden wir denſelben eine ſpecielle Aufmerkſamkeit widmen .

Specielter

Theil .

Die Ilnterſuchung des Bieres wird ſich immer in bſidyt auf zwei wejentlich verſchiedene Richtungen aus : führen laſſen. Einmal wird man einfad ) nady der relativen Menge der normalen Bierbeſtandtheile fragen , alſo eigentlid) cine quantitative Analyſe des ſeiner Beſtandtheile nad) normalen Bieres zur Aufgave haben : man ſoll die Tarifa mäßigkeit des Bieres ermitteln . Das andere Mat fann es ſich aber darum

handeli : ob dem

Biere Stoffe bei =

sjemengt jind, die demſelben ſeiner Natur nach nicht eigen = thümlich ſind ; ob es Verfälſchungen erlitten gejundheitsgefährliche Beimengungen enthält.

hat oder Da Der

Begriff „ Bier“ ein Gattungsbegriff iſt, der eine große Anzahl von ähnlichen Flüſigkeiten in ſich begreift Löſungen einer kleinen Anzahl inehrerer Beſtandtheile 10 wird die relative Menge dieſer conſtituirenden Sub ſtanzen namentlich darüber entſcheiden können , zu weldier Gattung von Bier (im chemiſchen Sinne) man ein be : ſtimmtes Unterſuchungsobject zu redynen hat.

9 *

132

Man wird der cigentlidhen dhemijd )en Unterſuchung eines Bieres immer erſt eine allgemeine Vorprüfung uns mittelbar mit den Sinnen vorausgehen laſſen . Bei dieſer Perprüfung werden ſich ſelbſt mandhe Einmengungen und Cigeniduften des lInterſuchungsmaterials fund geben, die uur mit Mühe auf ihre dieiniichen Grundlagen zurückzu = führen jind, irorin der

chemiſchen

inan freilidh dieſer Probe , gegenüber

Interiudung

im engern Sinne, immer Gerechtigkeit widerfahren lajien muß ; dahin gehören nament lich mandie Geidmatserſcheinungen , das Aroma 11. 1. w . für deren victirung der Dermalige Standpunkt unjerer demiiden Kenntnije ind yilfsmittel mur nod ) geringen Poridub teiſtet . Eine ſtrikte Prüfung des Bieres niady einen allgemeinen thuidhen Gigen daften nird daher nidit mir nid )t überflüig, ſondern jelbit ſtreng geboten cridcinen . Celbitreritändlid fan indeß ein jolches Prüflingsverfahren

in

ſeinen

Details

nidyt surd ) Mits theilung in Werten übertragen werdeit, jondern minan jich Dasietbe burd ) häufige Selbſtbeobachtung und lange

practiiche lleng aneignen .

Man wird jedod) immer zu =

geben

müjjen, Duiz das llrtheil eines auf dieſem Wege gebildeten Bierkenners burdhaus nidit geringſdätend kit behandeln iit , ja dari dasjelbe in Bezug auf mande Eigenidiaften des Bieres chemiſchen linterſuchung

das Ergebniſ der eigentlichen wenigſtens für gerade dieje

Cigendarten ---- weit hinter ſich zurückläkt. Im

Allgemeinen

ſoll

ein

gut gebrantes Bier hell

und klar lein von mehr oder weniger gelblichbrauner bis brauner Furbe . Die „ Bierfenner vom Fady unter

133

Icheiden hiebei noch namentlich den eigenthümlichen Blu Des Bieres, der allerdings Lichtbrechungserſcheinungen

unleugbar in Folge gemijer mit dem

chemijden Beſtande

des unterſuchten Bieres in einem unzertrennlichen Zujammen hange ſteht. Aus der mehr oder weniger dunkeln Farbe des Bieres ergibt ſich natürlich

ſo

zu

ſagen

von ſelbſt ein Stylu

auf die Menge oder den Grad des Darrmalzes reſp . Farbmalzes. Daß auf dieſelbe ebenſowohl inoch , die braunen Umſeßungsproducte der Proteinſtoffe wie die fog . Hopfen -Erſtractivſtoffe von Einfluß ſind, iſt ebenſo ſelbſt= verſtändlich . Eine Trübung des Bieres Deutet oft auf ſuspendirte Hopfenpartifelchen , die ſich alsdann durdy šiltration abjcheiden und mikroſforijd nadyweijen lajien ; oft rührt ſie indef aud) von einer Milchſäure- oder Ejjigjäurebildung her. Die Schaumbildung beim Ein jchenken Des Bieres iſt ein characteriſtiſches Kennzeichen eines, ficirten

was

den

Bieres ,

Sohlenſäuregehalt indem

jättigung desjelben anzeigt.

Wir

mit

erinnern

ſie

eine

diciem hiebei

angeht,

gut qualis

entſprechende

leber

weſentliden Beſtandtheil jedoch

an unſere

bereits

beigebrachten Anmerkungen über den Einfluß des Barometer ſtandes

und

einer

plötzlichen

Veränderung

desſelben.

Ebenſo dürfen wir den weſentlichen Einfluſs der Art des Einſdenkens auf die Sdaumbildung hier als bekannt vorausſehen . Welcher Beſtandtheil des Bieres der eigent fiche Träger

der Schaumbildung

jei , iſt immerhin noch

nicht feft ermittelt; alkoholreichere Biere haben indeß immer einen weniger ſtehenden Schaum , der fingegen dauernd

134

und ſchwer zuſammenfallend wieder vollmundige Biere kennzeichnet. Der Sejdymack des Bieres verräth in ähn = lider des

Weiſe der Menge nad vorwaltende Beſtandtheile Bieres

wie

eine

ridytige

innerhalb der

normalen

Grenzen bleibende Mijdung desſelben in prägnanter Weije. Die jummarijdhe Affection des Geſchmacsjinnes wird in letzterem Falle das gehörige Mittel halten, zwiſchen dem geiſtigen Gejdmack des Alkohols, dem eigenthüinlidhen pridelnden – moujiirenden - Effect der Rohlenſäure auf der Zunge, dem aromatiſch) = bittern durd, den Zucker= gebalt gemilderten Seidmack des Hopfenertractes sem con = fervirend-brenzlichen der modificirten

ſtickſtoffhaltigen Be =

ſtandtheile. Dazu geſellt jid ) im betreffenden Falle der pedhartige Geſchmack, falls gepidte Faijer zur Verwendung kominen . Dagegen bringt der Gejammtgehalt der feſten Beſtandtheile , wohl vornehmlid) des Dertrins und vielleicht der Proteinſubſtanzen eine eigenthümliche, ſehr bezeid nende, mit dem Namen „ Vollmundigkeit“ belegte Wirkung auf das Gejdmacsorgan hervor.

Einen weſentlichen Ein =

fluſs auf die Affection der Zunge übt bekanntlid , auch die entſprediende Temperatur des Bieres. Bei der Beurtheilung iſt daher auf dieſelbe bejonders zu achten , injofern ſie innerhalb der ziemlid) engen Grenzen von etwa 7—12 ° R . gleid)jam als Factor der guten Eigenſchaften des Bieres wirft und namentlid den erfriſchenden Geſchmack der Kohlenjäure unterſtüzt, wie ein ſtärkeres Zurückgehaltenwerden derſelben im Biere vermittelt. Man ſieht indeß bei allert dieſen

Andeutungen

wie viel

auf die individuelle und

momentane Dispejition des „ Bierfiejers' ankommt und

135

wird daher auch erklärlich, wenn manche gerichtliche Vera fügungen über das Verhalten der „ Bierkieſ er“ bei der „ Bierbeſchau " eine eigenthümliche faſt komiſche Faſſung beſigen , indem ſie anſtreben dieſe individuelle Qualificationen auf ein entſprechendes Niveau zurückzuführen. Vierin ſteht freilich die unmittelbare Prüfung des Bieres der dhemiſchen

Unterſuchung unendlich nad ), deren

auf

beſchränkteren Felde ihrer Aufgabe ohne Vera

dem

Angaben

gleid) präciſer ſind und unabhängig von irgend temporärer Dispoſition oder dgl . des Beobachters. Das Bereich beider Prüfungswege iſt indeß ein verſchiedenes und offen= bar das der unmittelbaren Prüfung von größerem Um = fange; dem gegenüber gewinnt aber auf ihrem umgrenzteren Gebiet sie dhentiſche Prüfung bedeutend an Tiefe und Gractheit.

In

gewijen Fällen

kann

es jelbit bei dieſer

allgemeinen oder Vorprüfung von Intereſſe ſein , die Ge= jammtwirkung auf die Sinne burd) einfache Dperation wie z . B. abrauchen oder beſſer noch Abdeſtilliren der flüchtigen Bierbeſtandtheile von den feſten weiter in ihre Componenten zu ſpalten. Dit reicht ein einfades Erhigen des Bieres zum Sieden hin um die Wirkungen auf den Geruchsſinn derartig zu ſteigern, daß über manche gute oder mangelhafte Eigenſchaften eines Unterſuchungsmaterials gar kein Zweifel mehr obwalten kann. Nod ) beſſere Dienſte leiſtet in dieſer Hinſidit die Deſtillation des Bieres , wo ſich Alkoholgehalt und Aroma im Deſtilliren anhäufen und fid) von den übrigen Beſtandtheilen derartig trennen tajjen, daſs eine Abjchäßung und Claſſificirung mit Hilfe der

Sinnesorgane aufs

weſentlichſte erleichtert werden.

136

Man ſieht in de wie dieſe Milfsmittel jidh dhon ſehr der wirkliden chemiſchen linterjudung nähern , zu der jie aud ) in der That den lebergang bilden. Au bicie umittelbaren Eindrücke, die das Bier auf die Sinnesorgane madht, reihen ſich in gewijfer Weiſe die phyſiologiſchen Wirkungen an . Sie ſind in ihrer Ausjage allerdings eben jo unbeſtimmt und von individueller Dispoſition wie die Sinnesaffectionen abhängig, dennoch in inanchen Fällen vortreffliche Fingerzeige gewijjer Fehler haftigkeiten oder Verfätidungen des Bieres , wie denn oft ſelbſt der Chemiker zum phyſiologiſchen Erperiment an Thieren (Saninden, öunden 2c . ) behuts des Nachweiſes giftiger Einmengungen

ſeine Zufludit

nehmen muß

und

aus der Phyſiologiiden Wirkung der mehr oder weniger iſolirten fremden Subſtanz auf den Drganismus deren Natur zit conftatiren ſucht . Der Alkoholgehalt des Bieres gibt ſid , namentlich durch ſeine Wirkung auf das Nerven = ſyſtem zu erkennen .

Ausnahmsweiſe geſteigerter Alkohol

gehalt, wie z . B. infolge zu weit geführter Gährung, joll bei Trinkern die ein beſtimmtes Bier gewohnt ſind, leidt Beeinträchtigung des ruhigen Schlafes und Unbehaglidh keit nach dem Ermachen , oft verbunden mit Stopfidhmerz, zur Folge haben. Verdauungsvorgang

Die

Wirkung des Alkohols auf den

und ſeine Beförderung der Fettauf :

nahme auf dem Verdauungswege iſt gleichfalls dafür characteriſtijd . Bei richtigen Alfoholgehalt ſoll das Bier beim Genuß ein wärmendes Gefühl im Magen hervor rufen ohne zu blähen , wie es gern folches Bier thut, bas noch in einer zu lebhaften Nadıgührung begriffen iſt.

Die

137

abführende Wirkung mandier Biere iſt nod nidit völlig ihrer Urſache nad) aufgeklärt. zum Theil von

Man leitet dieſelbe wohl

der purgirenden Wirkung der Malzkeime

ab, die allerdings im Allgemeinen conſtatirt iſt .

Weniger

dürfte dieſelbe von eingemengten Sachen herrühren, wie ſchwefeljaure Magneſia ( Bitterjal :) und eventuellen Falls ſchwefelſaurem

Supferorud 11. a .

Junges Bier zieht oft

Harnbejdywerden nach fid ), während gut vergohrenes raſch durd) die yarnwege abgeführt wird. Die wohlthätige Wirkung der Rohlenſäure

auf

die Verdauung iſt gleich

falls bekannt, ebenſo die aromatijd)=belevende des vopfen = Dels und die magenſtärkende des opfenbitters. Eine ausgedehntere Schilderung der phyſiologiſchen Wirkungen des Bieres dürfte hier nicht füglich un Make fein und wenden wir uns aljo wieder unſerm

cigentlichen

Gegen =

ſtande, der chemiſchen Interſudung desſelben , 311 .

Wir beginnen

die

eigentliche

Behandlung

unjeres

fpeciellen Theiles mit der Prüfung des Bieres auf ſeine normalen Beſtandtheile.

Darnach

liegt uns

namentlid)

ob : die Methode zur quantitativen Ermittelung des A = fohols , Zuckers, Dertrins der Nohlenjäure, der ſtickſtoffhaltigen und

der

unorganiſchen Beſtandtheile .

Für die Beſtimmung der Vauptbeſtandtheile nämlich des Alkohols und der als Vierertract bezeichneten Summe von Zucker, Dertrin , Proteïnförpern 11. 5. v . haben inehrere Autoren Methoden aufgeſtellt , die darauf abzwecken die Unterſuchung möglichſt zu beidleunigen und zu verein

138

fachen und dadurc) unmittelbar zu machen.

für die Praris gedict

Es wird daher zweckmäßig ſein , dieje Methoden

wie die ſaccharometriſche von Balling, die hallymetriſche von Fuchs , die optijdie von Steinheil , eine jede für ſich in ihrem

ganzen Umfange

und

zuſammenhängend abzu

handeln , während eine Anordnung des hier mitzutheilenden Stoffes nadı dem zu beſtimmenden Beſtandtheil eine dem leidyten Verſtändnis nachtheilige Zerſtückelung zur Folge haben würde.

Außerdem werden

wir aber der vollſtän =

digen Analyſe des Bieres eine ausgedehntere Aufmerkſam = feit widmen müſſen.

Ein

wirklich

ausgeführtes Beiſpiel

wird uns übrigens überall die Sache bejjer veranſchaulichen. Die unmittelbare chemiſch- analytijdje Beſtimmung der cinzelnen Beſtandtheile im Bier wird immer die Grund lage

aller

beſonderen Methoden

der Bierunterſuchung

bilden und gleidhjam als Controle für dieſelben von größter Bedeutung ſein. Wir beginnen alſo mit dieſer. Zunädſt wird uns von diejem Gejichtspunkte aus die Beſtimmung des feſten Rückſtandes und Alkohol-Gehaltes intereſſiren .

1. Beſtimmung des Extractgehaltes auf unmittelbarem vsege. Bringt man Bier durch Eindampfen zur Trođene , jo nennt man den nach der Verziehung des Waſſers und Alkohols hinterbleibenden fejten Rückſtand den Ertract gehalt, auch wohl Gejainmtgehalt. Soweit wäre die Sache allerdings ganz einfach und leicht abgethan , man hätte nur eine beliebige gewogene Menge Bier zur Trockene zu verdampfen, den Rückſtand wieder zu wägen und jdließlich

139

den Ertractgehalt nod) auf Procente zu berechnen.

Ver

ſucht man dieſe Beſtimmuug indeß wirklid praktiſch aus zuführen, ſo ſtößt man bald auf ein großes vinderniß ; dies iſt die Sdywierigkeit , das Bierextract zur völligen Trockene zu bringen.

Das durch

Concentration bereits

zäh und dickflüſſig gewordene Ertract überzieht ſich näm = lich bald mit einer dichten Decke, die dasſelbe gegen ein weiteres

Austrocknen

verlangjamt.

ſchützt

und

diejes

außerordentlid)

Ein Umrühren iſt bei diejer Conïſtenz, und

einer gewichtlichen Probe zumal, nicht wohl auszuführen , und obgleid) das Extract in dieſem Stadium erkaltet bereits ſehr ſpröde , leicht zerreiblid) und ſcheinbar trocken iſt , ſo hat es doch noch einen ſo beträchtliden Rückhalt an Wajjer, daß eine Gewichtsbeſtinunung desſelben unzuläſſig iſt . Nur ein außerordentlid anhaltendes Erwärmen, am zweckmäßigſten bis

zu

einer

den Siedepunkt des Waſſers

ein

wenig

( 10—20 ° C .) überſdıreitenden Temperatur und Ausbreiten zu ſehr verdünnter Schidite, läßt endlid) aus

dieſem

Er=

tracte den Waſſergehalt völlig austreiben . Für die quanti tative Beſtimmung des Ertractgehaltes auf direktem Wege iſt daher ein Abrauchen im

trockenen Luftſtrom , wie wir

es oben bereits bejdyrieben haben , das geeignetſte .

Man

wägt in der Trođenente ſo viel Bier ab als dieſelbe zu faljen vermag , ohne daß Gefahr entſteht der Luft: ſtrom

fönnte aus der außerdem

in der Richtung des

Stromes ein wenig ſchräg nadh oben gerichteten Vorricht= ung Flüſſigkeit entführen. Gerade in dieſem Falle , wie wenn überhaupt mit dieſem Apparat der Gehalt an feſten Beſtandtheilen von Flüſſigkeiten beſtimmt werden ſoll,

140

ſieht man , wie weſentlich die in der Abbildung Form

iſt,

gegebene

wo dies Zu- und Abführungsrohr von

oben

an den Bauch geſetzt iſt und nicht wie gewöhnlich ſeit wärts in halber Höhe, wodurch man das Inſtrument immer nur zur Hälfte bejchicken kann . Man bringt das mit dem Bier gefüllte Trockenrohr in das kalte Wajjer- oder Del bad indem

im

andern Falle sie entweichende Kohlenſäure

und Schaumbildung ein leberſteigen zur Folge haben würde. Aus demſelben Grunde läßt man gleich nachdem man den Apparat in das Bad eingeſenkt hat,

durch deit

Aſpirator einen Luftſtrom über die Flüſſigkeit ſaugen. Das Verdampfen Der Flüſſigkeit geht in ſolcher Weiſe raſch und gefahrlos von Statten . Iſt der Rückſtand in der Trockenente feſt geworden

ſo iſt es zweckmäßig die Temperatur

des

Bades noch über den Siedepunkt, etwa bis zu 1100 oder 120 ° C.

zu ſteigern.

Es

kann dieſes durch Anwendung

eines Kochſalzbades, das bei etwa 108 ° C. ſiedet, geſchehen. Dabei iſt das Herumſprigen

der Salzlöſung indeß

Uebelſtand; inan

aber ganz

kann dafür

ein

unbeſorgt ſein ,

daß eine Ueberhibuug und dadurch bedingte anderweitige Zerſegung des Srtractes eintreten könnte. Bequemer iſt aber immer ein, namentlich durch den Thermoſtaten regu lirtes, Delbad .

Das im

tract wird bald blajig

Trockenrohre

und ſpröde ;

eintrodnende Gr=

dennoch direitet

es

ſeiner völligen Befreiung von Waſſer nur langſam ent gegen . Ein wirkliches Zahlenbeiſpiel wird uns davon am beſten ein Bild zu

geben

im

Stande ſein.

Als Senn=

zeidien des völligen Ausgetrocknetjeins gibt es natürlich kein anderes als die Repetitionswägung, d . h . nachdem inan

141 Das Gewidyt des vermuthlid) trockenen Rücfitantes beſtimmt hat, ſchaltet man die Trockenröhre wieder zwijden Schwefet jäureflajdje (zum Trocknen des Luftſtroms) und Qpirator im Bade von 110-1200 ein und leitet nodimals eine Zeitlang trockene Luft über denſelben ; zeigt eine abermalige Wägung un feine Senid )tsabnahme des Ertractes an , ſo weiß man , daſs derjebe jid) im Zuſtande völliger Aus trocknung befand.

Wie jdwierig dieſer Vorgang jid) indet

vollendet, zeigen die folgenden, mit Winterbier vom Fran = ziskaner -Neller in Münchent erhaltenen Daten : Bier

6,598 (Orm .

nad 6 Stunden im Majjerbad 0,495 (Orm . 5. 6. 7,50 % Crtr. nad) weit.3 Std . im Waſſerbad 0,480 (Grm . D. h . 7,270% Ertr. nud) weit. 3 Std . im Wajertyd 0,466 Orm . 0.5.7,06 % Grtr. nad) weit. 3 Std . im Wajierbid 0,465 (Grm . D. 1). 7,05 ° . Ertr. nad weiteren 3 Stunden im Waſſerbad conſtant. Die Probe wurde nun weiters ned i jc 3 Stunden zwijden zwei Wägungen im trockenen Luftſtrom auf 1100 C. erhalten und erlitt dadurd) 11ech folgende Gewichtsabnahmen . Niach 3 Std . bei 1100 C. -0,4625 Grm . D. h . 7,01 Ertr . nad) 3 Stb . bei 110 ° C. -- 0,461 (Writ. . h . 6,99 % Crtr. contant. nad ) 3 Student bei 1100 C. Dieje Belege führen is dentlich die Schwierigkeiten vor Augen , die ſid , einem völligen Austrocknen des zur Wäging formenden Ertractes entgegenſtellen. Daddent Das Ertract bereits anideinend trocken har,

imukten wir

Dasielbe nod) volle neun Stunden bei 1000 C. erhitzen, um Conſtanz im Gewichte zu erlangen und erlitten hierdurd) 110d) einen 7,50—7,05 = 0,450 % entſprechenden Verluſt

142

von bei der erſten Wägung zurückgehaltenem Waſſer. Es iſt begreiflich, wie ſich die Fehlermöglichkeit dieſer Funda mentalmethode auf alle darauf bajirten mittelbaren Be ftimmungsmethoden des Extractgehaltes übertragen müſſen und ergibt ſich daraus die Nothwendigkeit, auf diejelbe feine volle Aufmerkjamkeit zu richten von ſelbſt.

Weiters

lernen wir aber auch aus dieſen Belegen, daß das Trocknen im

Waſſerbade trotz dieſer langen Andauer des Verſuches

ſich nicht gänzlich vollendete und vielmehr im Delbade bei 1100 C. noch eine, wenn auch geringe ſo doch immer ſehr wahrnehmbare weitere Waſſerausgabe Statt hatte. Die = ſelbe betrug, nachdem alio bereits eine Erhitung des ſchein bar trockenen Rückſtandes

von

12 Stunden bei 100° C.

und nachfolgend von 6 Stunden bei 110 ° C. ſtattgefunden hatte, 0,060!.

Sie erreichte demnach allerdings nicht mehr

den Werth von einem

Zehntel Procent .

Man ſieht inden

zugleich aus dieſem Beijpiel wie difficil man ſein jollte in der Angabe ſeiner analytiſchen Reſultate und wie leicht man in ihnen noch Decimalen verzeichnet, für deren Gract heit man in der Beſtimmung durchaus nicht mehr ein = ſtehen kann .

Dennoch liefert die mitgetheilte Methode der

Extractbeſtimmung erſichtlid ), ungeachtet der geringen abſo= luten Menge des angewandten Bieres, die zuverläſſigſten Angaben, worin ihr die gewöhnliche Verfahrungsart, das Bier einfad) in einem größeren Quantum abzurauchen, durchaus nicht

nachkommen kann .

Wenn wir uns zu

dieſer Beſtimmung einer analytiſchen Wage bedienen , die uns geſtattet mit Zuverläſſigkeit noch Gewichtsunterſchiede von einem Milligramm abzuleſen , jo erhalten wir bei

143 einer Menge zum

Verſuch verwendeten Bieres , wie in

unjerin Beiſpiel , von etwa jechs und einem halben Gramme, Angaben die noch auf

100 6500

0,015

Procent genau ſind. Eine Zuverläßigkeit wie ſie ſelbſt für wiſſenſchaftliche Zwecke meiſtens ausreichend iſt und in gewöhnlichen Analyſen nicht einmal durchweg angeſtrebt werden

kann .

Für tedyniſche Zwecke bedarf man

ſelbſt=

verſtändlich nicht einmal einer derartigen Genauigkeit, die immerhin einen bedeutenden Zeitaufwand beanſprucht. Mohr jdreibt daher auch in ſeinem Lehrbuche der Titrir methode vor : man jolle das Ertract als trocken betrachten , wenn

dasſelbe ,

nachdem

jeit der letzten Wägung

fünf

Minuten lang (bei 100 ° C. der Luftſtrom darüber hin = ftrid ), keine Gewichtsabnahme mehr wahrnehmert ließe. Je nach

der in der einzelnen Beſtimmung erforderten Genauigkeit kann man dieſen, allerdings wohl ſelbſt für techniſche Beſtimmungen ein wenig kurz gewählten Zeit raum beliebig verlängern und wird man im Hinblick auf

die oben mitgetheilten Verſuchszahlen leicht jedem beab ſichtigten Grade der Zuverläſſigkeit entſprechen können . 2. Buderbeſtimmung.

Nachdem

wir auf

des Extracts feſtgeſtellt

ſolche Weiſe die Geſammtmenge haben ,

wird es weiters unſere

Aufgabe ſein, die näheren Beſtandtheile in demſelben ihrer Menge nach zu beſtimmen. Früher begnügte man ſich einfach mit dieſer Feſtſtellung des Geſammtgehaltes , jetzt gibt man indeß gewöhnlich noch die Menge des Zuckers und Dertrins im Bierertract beſonders an ; dieſem reihen

144 ſich dann unter

Ilmſtänden

auch noch die Beſtimmung

des Gehalts an itifitofthaltigen Beſtandtheilen, dann des Aidhengehaltes und wenn in ſpeciellen Fällen erforderlich, Bled) dic vellitändige Analvie der Bicraiche an . Was die Beitimmung des Gehaltes an Trauben = zucker anlangt, jo geidricht dicebe durch Sitriren mit einer alfalijden Kupferiöjung,

jog . Fehling’icher Kupfer=

löſung, welche durch Traubenzucker z11 Supferolydul reducirt wird. Nad dem Trafien bei 1000 C. hat der Traubens zucfer die Formet C2 1,2 0,2 gibt inan den Schalt desetben im

und in dieſer Form Biere immer in der

Analvie an . Der Vergang, nach welchem ſid) die Reduction des Nurferorna in Durd ) Weinänrezuiat vermittelte ) alfaliider l'ajung durd ) den Traubenzucker vollendet und die neben dem Kupfercrudit fich bildenden Sundations producto des Tranbertzaifers, ſind nuoc unterindit.

Aus dem

nid ) t vollſtändig

Mildunder, der ein ganz ähnliches

Perhalten zeigt , in dei in einem andern Mengeurerhältniſ reducirt ric Traubenzucker, * ) bilden lid hierbei , nach der Interidung von Bösefer und Struckmann ** ) zwei eigen = thümliche Säuren , die Gallactin inre and Factolactinſäure, die eine complicirte Zujammenſetzung haben , nämlid) nach Böbcfer und Ctruction Galactiniäure 2 HO , C4 Hz 0 , Bectolactiniture 2 HO , C6 H. 015

* ) % 18 dem Traubenzuder bilden ſid nach Claus Turtron Ameiſenſäure und Eſſigſäure. D. H. C3 Hy 03 **) Annalen der Chemie 1. Piyarmacie C. p . 264 .

ſäure

145

Abgeſehen nun von dem weitern Vorgang, der beim Traubenzucker offenbar ein ähnlicher wie bei der Reduction durch Mildyzuder ſein wird, iſt indef , und worauf es für die Traubenzuckerbeſtiminung hauptſädylich anfommt, außer Zweifel geſetzt, daß ein Aequivalent Traubenzucker, C12 H , 2 0,2 zehn Aequivalente Supferortyd zii reduciren im Stande iſt, wie die direcien von v. Fchling angeſtellten Titrirverſuche ergaben und welches Verhältniſs durch mehrere Erperimentatoren beſtätigt wurde. Ein Aequivalent Trauben = zucker C , H , 2 0,2 = 180 iſt alſo im Stande, das Kupferorud von 10 Aequivalenten Kupfervitriol - Cu 0 , SO3 + 5aq

124,7 . 10, welches Salz

inan

ge

wöhnlich für dieſen Zweck verwendet, zu Crudul zu reduciren . Man riditet die Flüſſigkeit nun , nad ) Fehling's Vorjdrift ſo her, daß ein Liter 50 Gramm oder 10 CC. 0,500 Gramm Traubenzucker zur Reduction bedürfen, reip . im Verſuche anzeigen. Man hat demnad ): 50.124,7 34,64 Gramm 180 diemiſch reinen jdywefelſauren Kupferoryds für die Dar Dieſer ſtellung eines Liters der Nupferlöſung nöthig. Außerdem wird in beiläufig 160 CC . Wajjer gelöjt . riditet man jid ) eine zweite Auflöjung von 150 Gramm neutralem weinjauren Rali in 600 bis 700 CC . Natron

Mit Yilfe lauge von 1,12 jpecifiſchem Gewicht her. unjeres ( S. 125—-128 ) mitgetheilten Verfahrens iſt es ein Leichtes aus dem

jpecifijden Sewidyt ciner bereits vor :

handenen Natronlauge, diejenige Menge zu berechnen , die man davon abzumeſſen und auf die genannten 600 bis 10 Neiſdau er , Chemie des Vieres .

146

700 CC. zu verdünnen hat , um ſofort gerade dicje Menge der Natronlange von verlangtem bekommen .

ſpecifiſchem Gewichte zu lebrigens braucht man bei der dafür nöthigen

Redimung nicht zu difficil zu ſein, indem es auf ein ſtreng Genaues dabei nicht ankommt. Die Auflöſung des wein jauren Nali in der jo erhaltenen Natronlage führt man direct in der Literflaſde aus und miſcht der Löſung als dann unter beſtändigem llmichütteln die bereits angerichtete Kupfervitriol - Löſung hinzu. Man muß jo verfahren, damit immer ein lieber duf an der weinjauren Natron lauge vorhanden iſt, die eine Ausſcheidung von baſiichem Kupferon djalz verhindert, und welde lettere fid) unfehl bar bilden würde, wenn man umgekehrt die Natronlauge der Löſung des ſchwefeljauren Kupferoruds gießen

zu

würde, wo ſich dann eine derartige feſte Ausſcheidung, nachdem ſie einmal ſtattgefunden hat, nur äußerſt idwierig wieder auflöſt . Hat man die Miſchung der beiden Löſungen vollendet, wodurd ) eine tollfominen klare indeks tief lajur= blaue Flüjjigkeit cutſteht, ſo füllt man nun nwd die Liter= flaſche bis zur Marfe mit Wajjer an , und jdyüttelt aber mals, um Homogenität durch die ganze Flüſſigkeit herzu = ſtellen . Die jo hergerichtete Löjung iſt gut haltbar, wenn man jie im Dunkeln aufbewahrt und auf mehrere kleinere gut verſchlojjene Gläſer vertheilt.

Man thut indeß immer

gut, jie vor dem Gebrauch zur Zuckerbeſtimmung durd) etwas anhaltendes Sieden in der Eprouvette zu prüfen, ob hierbei nicht auch ohne Zuckerzuſatz eine Ausſcheidung von Kupferorudul ſtattfindet. Für die practiſche Ausführung der Zuckerbeſtimmung

147

im

Biere mißt man

nun

20. CC . mit der Vollpipette

von dieſer Supferlöſung ab , bringt ſie in ein Abdampf= dälden und erhitzt zum Sieden . Van läßt un all mälig aus einer Bürette Bier in die Rupfertöjung eins fließen .

Nady wenigen Augenblicken beginnt bereits die von Kupferorudul, wodurd) die Flüjligkeit

Aus deidung

eine grünliche Farbe annimint,

die immer mehr, je mehr

der Gehalt an nody gjelöſt gebliebenem Kupferorud ab= nimunt, fid) dem Braunen zuneigt, während das Sediment von Drydul, wenn man die Schale

ein wenig neigt, ſich

mit ſeiner jdön reinrothen Farbe zu erfennen gibt. Es wird jid) in zunädyit weiter darum handeln , an welchem Merkmale man erkennen ſoll , daß die Nupferlöſung gerade durch

die

zugebrachte

Traubenzuckerlöjung vollſtändig reducirt , alſo ihr ganzer Kupfergehalt in den inlösliden Zuſtand übergeführt iſt. Man empfiehlt hierfür wohl, die vollſtändige Entfärbung der Flüſſigkeit zu beobachten , dennoch iſt, abgejehen davon sai jie bei gefärbten Flüſigkeiten, wie ſie uns für unſern Zweck faſt inimer vorliegen, nid ) t anwendbar iſt , dieſe Entjärbung fein ſcharf abidyneidendes gut wahrnehmbares Kennzeichen. Am zweckmäßigſten iſt es , wenn man ſich der aus der Entfärbung allerdings annähernd zu beurtheilenden Vollendung der Dperation nähert, geradezu eine kleine Probe abzufiltriren und das Filtrat mit einem Tropfen ein für dieſen Zweck bergerichteten Traubenzucerlöſung zum Sieden zu erhiben. Der geringſte ſich in der Löſung noch findende Rückhalt von Kupferorud gibt jidh hierbei jofort als eine wolfige leidyte Ausſcheidung zu erkennen , die in dieſem

Falle indeß nicht , wie in den 10 *

148 erſten Stadien der Reduction in der Abdampichale, tief roth ſondern vielmehr unrein gelb - Kupferordulhydrat – gefärbt iſt. Weniger jicher iſt es , dieje Reaction ſofort in der Abdampridale ſelbſt zu beobachten , nachdem das Sieden der Flüſſigkeit

unterbrochen

hätte ,

man

dieſe zu

Ruhe gekommen , und der Niederſchlag von Kupferordul niedergeſunken wäre. Zur Entdeckung des Kupfergehaltes in der abfiltrirten Probe ſtatt des Traubenzuckers ein anderes Reagens wie Blutlaugenſatz oder Schwefelnatrium X. X. zu benußen , iſt ungeeignet. Allerdings iſt erſteres ein ſehr empfindliches Reagens auf Kupfer, ſeine Ausjagen ſind jedoch in Flüſſigkeiten wie ſie in unſerm Falle vor liegen durchaus unzuverläßig. Dhnehin müßte man dabei das Filtrat vor der Zufügung des genannten Reagens zuerſt anſäuren, am zweckmäßigſten mit Ejjigjäure; aber auch in dieſem Falle ergeben vergleichende Verſuche, daß da, wo durch die Traubenzuckerprobe nod ) unzweifelhafte Anweſenheit von Kupfer conſtatirt werden konnte, bereits Ferrocyankaliumlöjung in der angejänerten Probe feine Bei einem zu beträchtlichen Reaction mehr hervorrief. Eindampfen des Schaleninhalts muß man natürlich den= ſelben durd) gelegentlichen Zuſatz von Wajjer wieder auf Ebenſo beiläufig die anfängliche Verdünnung bringen. hat man darauf zu achten , daß kein Eintrocknen an den Wänden und dadurch bedingtes Ueberhißen der alkaliſch weinjauren Löſung des Kupfers ſtattfindet, indem dadurch Producte entſtehen , die für ſich bereits auf das Kupfer orud reducirend wirken und ſomit den Zuckergehalt der zu unterſudienden Flüſſigkeit zu hoch finden laſſen würden.

149

Ebenſo hat man eine im

entgegengeſetzten Sinne wirkende

Fehlerquelle zu beadyten, in der freiwilligen Drndation, welcher das bereits ausgeſchiedene Kupferordul durch den Einfluß der atmoſphäriſchen Luft erleiden kann. Bleibt nämlich der bereits von ihrem

ganzen Kupfergehalt durch

vorſichtige Zufügung der zuckerhaltigen Flüſſigkeit gerade vollſtändig befreite Inhalt der Abdampfſchale einige Zeit mit der Luft in Berührung, jo bemerkt man , wie ſich die = felbe, namentlich im

erwärmten Zuſtande, allmälig wieder

grünlich färbt ; und nimmt man nun mit Traubenzucker= löfung eine neue Probe vor, jo erweiſt ſich derſelbe wieder ftark fupferhaltig.

In

noch

weit

größerem

Maßſtabe

muß natürlich dieſe orydirende Einwirkung der atmoſ: phäriſchen Luft auf die kleinen abfiltrirten Proben, behufs der Erkennung der völligen Ausſcheidung des Kupfer gehaltes in Form von Drydul, jein , indem ein voll ſtändigerer Luftzutritt zu dem Filterinhalt geſtattet iſt. Man muß es ſich daher zur Regel machen, nicht dasſelbe Filterchen zweimal zu benußen , ſondern jedesmal für dieſe Probe ein friſches herzurichten.

Ebenſo wird dieſe Fehler

quelle ſich bei einem langſameren Verlauf der titrimetriſchen Zuckerbeſtimmung mehr geltend machen. Es iſt daher in allen Fällen gut, zunächſt durch einen Vorverſuch approxi mativ den Zuckergehalt nach dieſer Methode zu beſtimmen und dann erſt in einem eigentlichen zweiten Rectifications verſuch denſelben endgültig abzuleſen. Zugleich kann man bei Beſtimmungen, die eine bejondere Genauigkeit wünſchen laſſen, dieſes dazu benußen, der in der Abdampfſchale be findlichen Flüſſigkeit eine derartige Concentration zu geben ,

150

daß der Gehalt an Traubenzucker in der auf die Fehling’iche Nupferlöſung wirkenden Flüſſigkeit nahezu einem Procente entſpridt, indem für beträchtliche Abweichungen von dieſem Werthe die Methode nicht mehr ganz exacte Angaben gibt. Man thut in dieſem Falle natürlich beſſer, den Waſſer zuſatz der in der Schale befindlichen Nupferlöſung zuzu = fügen , indem dieſe ohnehin bei einem geringeren Volumen jdywierig ohne Gefahr einer Zerſebung an dem Rande der Flüſſigkeit im Sieden zu erhalten iſt. Sonſt würde man ja eben einfad, die ihrem Gehalt nad) zu beſtimmende zuckerhaltige Flüſſigkeit entſprechend verdünnen . Man wendet übrigens bei genaueren Beſtimmungen auch eine größere Menge der Kupferlöſung an , in den Zuckerfabriken 3. B. meiſt 100 CC .

Für unſern Zweck iſt indeß, unter

Rückſichtnahine der überhaupt infolge anderweitiger auf die Nupferlöjung wirkenden Subſtanzen im Biere, die Ausführung in angegebener Weiſe vollkommen ausreichend. Aud) dabei iſt es ſogar vortheilhaft , die Fehling'ſche Löſung ( 20 CC .) in der Abdampfſchale uoch zu verdünnen , um das Erhigen zu erleichtern.

Würde man dieſelbe concen =

trirt anwenden, ſo müßte man , da unſere gewöhnlichen Biere gegen zwei Procent Zucker enthalten , dieſe etwa auf das Doppelte bis dreifachen Volumen mit Waſſer verdünnen, zuckerreichere wie z. B. Münchener Bock oder Salvator

auf das

vier- bis fünffache.

Eine allzuſtarfe

Verdünnung hat allerdings eine Fehlerhaftigkeit des Re jultates zur Folge, wie directe vergleichende Verſuche er : gaben.

Zwanzig Cubifcentimeter Kupferlöſung verlangten

in je zwei Proben

ohne weitere Verdünnung mit Wajjer

151

9,6 CC .

eines Münchner Schenkbieres, in

einem

andern

Verſuch hingegen, wo derſelben Menge Supferlöſung zuvor 50 CC . Majjer zugefügt waren , nur 9 CC . Man ſieht hieraus deutlid ), wie jehr die Angabe des Zuckergehaltes durch ein lieberſteigen des Verdünnungsgrades geſteigert werden kann.

Wahridheinlich hängt dieſe Fehlerquelle mit

dein Ilmſtande zuſammen , daß mandie Beſtandtheile wenn man ſo ſagen will Ilebergangsſtadien zwijden Dextrin und Zuder in concentrirterer Kupferlöjung oder in folder mit mehr vorherridenden Kali inzerjetzt beſtehen fönnen , während eine größere Verdünnung oder geringeres Vorwiegen des Alfalis bereits eine Einwirkung auf das Kupfereryd zur Folge hat. erhaltenen Rejultate

Die Berechnung der im Ver ergiebt ſich eigentlid ) wieder

von ſelbſt. Die zum Verſuche angewendeten 20 Cubif centimeter der Nupferlöjung zeigen bei vollſtändiger Re duction gerade 0,1 Gramm Traubenzucfer an . In einem ſpeciellen Falle wurden zur Reduction Serſelben 20,8 CC. des zuvor auf das doppelte Volumeit mit Wajer ver= dünntent Bieres verbrandt bei Anwendung nicht vers dünnter Fehling'ſcher Löjung.

Man verlangt aus dieſen

Daten den Procentgehalt des Bieres an Traubenzucker zu wiijen. Ju Concreten heißt dieſes : man ſoll angeben wie viel Gramm Zucker in 100 Gramm Bier enthalten jind.

Wir hätten alſo ſtreng genommen das zum Verſuche

verwandte Bier abwägen und nicht abmeſſen jollen. Bei befannten ſpecifiiden Gewidite des unterſuchten Bieres können wir indeß diejem geringen Einfluſſe des ſpecifiſchen Fragen wir Gewidytes aud ) leidyt Redinung tragen .

152

zuerſt: wie viel CC . würden 100 Gramm des verwandten Bieres nach der

gleichen Verdünnung gegeben

haben ,

wenn 50 CC. desſelben auf 100 CC. verdünnt wurden . Das ſp . Sewidyt des Bieres war 1,027 ; folglid) wägen. 50 CC

aud ) 50 . 1,027 Gramm

und 100 Gr. dieſes

Bieres würden in gleicher Weiſe verdünnt gegeben haben : 100 . 100

Gubifcentimeter. 50.1,027 Von dieſer Flüſſigkeit enthalten nun aber weiters wie die Titrirung mit der Supferlöſung ergab : 20,8 Cu bikcentimeter , 0,100 Grmm . Traubenzucker, die obigen 100 . 100

C. C. entſprechend 100 Grmm . 50.1,027 unverdünnten Bieres würden alſo Zucker enthalten : 100. 100 , 0,1 Ornum . oder Procente. 50.1,027.20,8 ==

0,936 %

C 2 H 2 02.

Um cinen Ueberblick über die Zuverläßigkeit und den Grad der Genauigkeit der Methode , jo weit ſie durch die Ableſung ſelbſt bedingt iſt , zu gewinnen, wollen wir uns terſuchen, wie groß die Veränderung der Ableſung aus fallen würde, damit die Angabe des Zuckergehaltes in un = ſerem

ipeciellen Falle um 0,1 % abweiche. Seßen wir alſo die Anzahl Kubifcentimeter der zur Reduction der Kupferlöſung verbrauchten Löjung des verdünnten Bieres gleich x und den dazu gehörigen Zuckergehalt in Procenten gleid) 0,936 + 0,1 == 1,036 jo erhalten wir :

153

100.100 . 0,1 1,036 50. 1,027 . x oder

- 18,8 C.C. Man würde alſo bei einer Abweichung von nur +

0,1 % Zuckergehalt im Bier (bezogen auf 100 Theile Bier) einen Wenigergebrauch an der Bürette von 20,8 bis 18,8 = 2 C. C. abzulejen gehabt haben ; eine Größe die auch bei den Mängeln der Ableſung bei dieſer Methode Doch immer außerordentlich wahrnehmbar iſt; denn man kann mit einiger llebung und Aufmertiamfeit noch ganz bequem Unterſchiede von 0,4 C. C. im Büretteninhalt, unter Anwendung der Endreaction in der abfiltrirten Probe, unterſcheiden . Man kann alſo immerhin jagen, daß die Zuckerbeſtimmung im Bier auf 0,1 Procent 311= verläſſig iſt und gut ausgeführte Proben mit demjelben Bier ſtimmen aud ) wirklid ) ſo nahe überein . Man könnte indeß nod) unter den bereits mitgetheil ten Einflüſſen auf die Zuckerbeſtimmung

im

Bier noch

einige Beſorgniß wegen der Anweſenheit der daſſelbe außer dem Zucker conſtituirenden Beſtandttheile hegen , die wir nun nach dieſer Richtung ein

wenig

weiter zu

unterſuchen haben. Hierher gehört zunächſt das Dertrin.

Die Angaben

über deſſen Verhalten gegen die Fehling'iche Kupferlöſung ſind in verſchiedenen Lehrbüchern ganz verſchieden ange geben .

Nach

Kupferlöſung

dem

einen reducirt dajjelbe geradeſo

wie Traubenzucker ſelbſt,

hat er gar keine Einwirkung darauf. ſich durch ein paar Verſuche

von dem

die

nach dem andern

Es iſt jedoc) leicht; eigentlichen Sach=

154

verhalte zu überzeugen, wornadh man jid) nicht mehr um die Differenz und Unzulänglichkeit der Angaben in den Handbüdern zu kümmern braucht. Das Thatſädlichſte iſt, das eine Dertrinlöſung von der Concentration , wie ſie in unſeren Verſuchen vorfommt, erſt nad längerem , etwa cine Viertelſtunde überdauerndem , Sicden überhaupt und felbſt dann faum

merkbar auf die Rupferlöjung einwirft.

Da nun aber die Rectification unſerer Ableſungen , wenn ihr , wie in unjeren Beſtimmungen , verſuch

ein Approrimations

voranging , nur wenige Minuten

in

Anſpruch

nimmt, ſo kann das Reſultat durch die Anweſenheit des Dertrins nid )t wohl beeinflußt werden . Eine ſtärkere Alfalinität der Flüigkeit hebt weiters die Dertrinreaction auf die Nupferlöjung, and für ſtundenlang fortgeſettes Sicden, völlig auf.

Man braucht hiernad) alſo keine Beſorgniß zu hegen , dai die Anweſenheit des Dertrins im Biere cinen Ein fluß auf die Angabe der Zuckerbeſtimmung ausübe. Viel weniger als durd) die Anweſenheit des Dertrins hätte mai cine Gefährdung der Zuckerbeſtinimung die Gegenwart des Alkoholgehaltes

im

durch

Biere befürchten

fönnen . Ein directer Verſud ) beſtätigt dieſes übrigens noch zum lleberfluſs auf's vollkommenſte. In einem Mündener Biere fanden ſich, ohne vorherige Austreibung des

Alkohols

durch

Eindampfen,



Traubenzucker.

Dieſelbe Beſtimmung wurde nun , zur Controlle der frag= lich aufgeſtellten Beeinfluſſung durd ) die Nuwejenheit des Alfohols, aud ) noch mit einer neuen Portion Deiſelben Bieres wiederholt, unter vorhergehender Entfernung des

155

Alkohots durd, Eindampfen. Es wurden dabei 150 Grim . Bier auf beiläufig 37 Grmm . eingeengt und dann auf 200 C.C. wieder in Waſſer verdünnt. Der dritte Theil dieſer Flüſſigkeit, entſprechend alſo 50 Grmm . Bier, wurde endlich noch mit 200 C. C. Waſſer verſetzt. Es waren nun zur Reduction

von 20 C. C.

Der Fehling'iden Löf=

ung hiervon 25 C. C. erforderlid), dieſes entſpricht einem Zuckergehalt von : 266,6.0,100.100.

2,13 Procent C2 H2 0,2. 25.50 Dieſes ſtimmt mit dem

zuvor int nicht von Alfohol

befreiten Biere gefundenen Zuckergehalte 2,00 ſo gut wie überein . Die Anweſenheit Des Alkohols hatte alſo keinen weſentlichen Einfluß auf das Reſultat. Von einem beſonderen Intereſſe für die Frage der Zuverläſſigkeit der Zuckerbeſtimmung

im Biere iſt noch die Säure, weldie Graham , Redwood und Hofmann “) bei Der Sührung des Zuckers entdeckten, und die Mulder Zuckergährungsjäure Entdecker,

daß

jie ,

nennt.

Von

obwohl frei von

ihr fanden die

Dextrin

(!)

und

Zucker, dennod) die alkaliſche Supferlöjung reducirt. Mulder**) hält ſie für Glucinſäure und ſtellte ſie aus

dem

Biere

dar.

Eine Löjung

von Rohrzucker

in

ſieben Theilen Waſſer lieferte den genannten Autoren in drei Verſuchen , beziehungsweiſe mit 1,5 , 3 und 6 Bolum *) Report upon original gravities, by Graham , Red wood and Hofmann. London 1852 . **) Chemie des Bieres.

S. 416 .

156

· procenten flüſſiger Hefe verſett, nach beendigter Gährung eine Ausbeute von 4,4 ; 3,72 und 3,7 Procenten ( offen= bar Procenten des angewandten Zuckers) dieſer in ihren Eigenſchaften an Caramel und Slucinſäure erinnernden , nicht mehr gährungsfähigen Subſtanz. Wir können nun zwar wieder den Einfluß dieſes Rörpers auf unſere Be ſtimmungen nicht genau entwickeln, da über das Verhält= niß , in dem er die Kupferlöjung reducirt, nichts vorliegt. Ihr Einfluß wird aber immerhin ein bemerkbarer ſein , und es wäre daher eine verdienſtvolle Arbeit, das Ver = hältniß nad ) welchem

dieſe Subſtanz auf die Fehling ide

Löſung einwirkt, durdy directe Verjudhe einmal feſtzuſtellen. Nachher würde ſich von ſelbſt die Frage nach einer eins fachen Methode zur Entfernung diejes Körpers aus dem Biere einſtellen . Mulder erhielt sicie Slucinjärre auf folgende Weiſe aus dem Biere. digirirt.

Das

Filtrat

von

Daſſelbe wurde mit Halk

überſdüjjigem

Kalk befreit,

etwa durch Einleiten von Rohlenſäure und Erhiben

zum

Sieden behuts Zerſebung des löslichen ſauren kohlenjauren Kalkes. Die Flüſſigkeit wurde eingedampft und der Rüc = ſtand mit Alkohol ausgezogen , worin der neutrale glucin jaure Ralf unlöslich iſt.

Soweit wäre das Verhalten der

Zuckergährungsſäure allenfalls für unſern Zweck der Ent= fernung aus dem Biere von Jntereſie. Zur weiteren Reinigung löſt Mulder den glucinjauren Ralf in Wajjer baſiſd) ejjigjaurem Blei. Der ausge= waſchene Niederídlag wird in Waſſer ſuſpendirt und das

auf und füllt mit

Blei durch einen Strom von Schwefelwaſſerſtoffgas ent Das Filtrat wird zur Trocne gebracht und noch

fernt.

157

mals mit Alkohol ausgezogen .

Beim

Abdampfen bleibt

nun die gereinigte Zuckergährungsjäure zurück. Vergleichende Verſuche beweiſen indeß , daß die Zucker= beſtimmung

im

Bier,

auch

nachdem

man dieſe Zucker

gährungsſänre auf dieſem Wege zu entfernen geſucht hatte, nicht wejentlich anders ausfielen als ohne dieſe Vorſichts maßregel. bequem

Ihre Ausführung iſt überdieß immer ſehr un und zeitraubend, ſo daß es bis jept noch nicht

wohl indicirt erſcheint, auf den Einfluß der Glucinſäure bei der Zuckerbeſtimmnng Rückſicht zu nehmen.

3. Dextrinfeftimmung. Diejelbe gründet ſid) auf die lieberführung des Dertrins beint Behandelil mit ſtart verdünnter dywefels jäure , wodurch dieſelbe eigentlich wieder auf eine Zucker Nach der Ueberführung des beſtimmung hinausläuft. Dextrins in Zucker wird der Geſammtgehalt der Flüſſig = feit an Zucker beſtiinmt und indem man von dem erhaltenen Werthe die zuvor beſtimmte Menge des im Biere prae eriſtirenden Zuckers abzieht , ergibt ſich die aus dem Deytrin entſtandene Zuckermenge und aus dieſer vermag man einen Rückſchluß auf die zu jeiner Bildung erforderlichen Dextrin = menge zu ziehen . Die practiſche Ausführung dieſer Beſtimmung ge= italtet jich nun folgendermaßen.

Etwa 10 Gramm Bier

werden unter Zuſaß von beiläufig 1,5 CC . verdünnter Schwefeljäure von 160 Gramm waſſerfreier Schwefelſäure im Liter in eine Glasröhre eingeſchmolzen. Man zieht ein Stück einer etwa anderthalb Centimeter weiten Glas =

158

röhre für dieſen Zweck aus und ſchmilzt dieſelbe cprouvetten = ähnlich an einem Ende zu . Nadhdem man nun die Flüſſig= keit mit der Vorſidyt hineingebradt hat, daß oberhalb derjelben

die Wände

der Röhre

welches ſid leicht durd)

nicht

beneßt

werden,

cinen langrohrigen Tridhter aus

führen läßt, erhitzt man

die ſchräg nach oben gehaltene

Röhre etwa einen Zoll höher als das Niveau der Flüſſig keit ſteht und läſſt das Glas hier zu einer ſtarkwandigen Verengung zuſammenfließen , vermeidet jedoch ein völliges Zuſammengehen der Glasmaſſe zu einem maſſiven Stiel ſtück. Dieſes würde nämlich den Nachtheil mit ſich bringen, daß ſich das Glas hier ſofort infolge der Ausdehnung der in dem ganz verídlovenen Gefäßc enthaltenen Saje, blaſenartig

auftreiben

würde

und

dieſer Blaſe eine Lod) entſtünde.

nach dem

Zerplaten

Hat man hingegen den

ſtarfivandigen Hals derartig ausgezogen , daß im Innern mur eine haarfeine Röhre bleibt , die die beiden abgezogenen Stücke der ganzen Röhre verbindet, jo braudit man nur in der Mitte dicjes Halles einen Feilſtrich anzubringen, dajelbſt abzubrechen und endlid ) den mit dem Bier be ſdrickten Behälter mit ſeiner offenen Spitze, dieſelbe all mälig anwärmend, in die Flamme der Glasbläſerlampe zu bringen, um einen vollkommen ſoliden und kunſtgerechten Verſchluß dieſer Röhren

zu erhalten.

In

dieſem

Falle

ſchmilzt nämlich die Mündung dieſes ausgezogenen Röhren ſtücks gleich zu einer jo compacten Glasmajje zuſammen , daß die eingeſchloſſenen und durch die Wärme ausgedehna ten

Gaſe dieſelbe nicht ſofort blaſenartig aufzutreiben vermögen und die Dperation des Zuſchnelzens wird

159

Dadurch vollkommen ſicher und gefahrlos. Man erhält auf ſolche Weiſe eine ganz nad) Art der gewöhnlid ge = brauchten Röhrenlibellen zugeſchmolzene Vorridhtung deren maſſive Spiße nur äußerſt ſchwer zu verlegen wäre, ein Uebelitand bei ſchledit ausgczogenen und zugeſchmolzenen Röhren, der oft bei derartigen Arbeiten für den Erperimen = tator im

höchſten Grade empfindlich wird.

Dieſes Einſdymetzen der Probe in eine Glasröhre geſchieht aus dem Grunde, um diejelbe über den Siede punft erhiben zu fönnen , da bei dieſer Temperatur die Ueberführung des Dertrins in Traubenzucker nur äußerſt langjam , hingegen bei einer Temperatur von 108-110 ° C. rajd von ſtatten geht.

Man

erhält dieſen Wärmegrad

leidit conſtant wenn man die Probe in einem geſättigten Kochſalzbade erhitzt, indem deren Siedepunkt bei ca. 108 ° C . liegt und in demſelben alſo keine lieberhitzung der Probe eintreten kann. Bequemer als ein Rochjatzbad iſt inde iminer das Erhigen im Delbade unter Anwendung der Regulatur durch den Thermoſtaten . Es wird nun zu = 11ädyſt die Frage entſtehen wie lange man

denn

hergerichtete Probe in dem auf 108–110 ° C. Bade verweilen lajien joll . Ein 311 kurzes würde

Zweifel

übrig

lajjen

ob

die 10 erhizten Crhigen

die Ueberführung

des

Dertrins in Zucker fich gänzlid ) vollendet habe und ein längeres Erhibent über dieſe Zeit hinaus würde Sefahr bringen , daß der

bereits gebildete

Zucker

durch

den

Schwefelſäuregehalt der Flüſſigkeit eine weitere Veränderung und Zerſetzung erlitte . Man hat ſich durch

directe

Verſuche über dieſen

160

Punft Aufklärung verídiafft.

Die in

dem

Verſuche über

den Einfluß der Anweſenheit von Alkohol im

Biere auf

die Zuckerbeſtimmung ( S. 153) exiſtirenden zwei Drittel des Abdampfungsrückſtandes, jdynotz man zu fünf Proben in der angegebenen Weije in Glasröhren ein und erhigte im geſättigten Kod) jalzbade. Nach dreiſtündigem Sieden wurde die erſte diejer Proben geöffnet und auf 50 Cubik centimeter verdünnt.

Von

der jo erhaltenen Flüſſigkeit

waren zur Reduction von 20 CC. Fehling'ſcher Löſung 10,2 CC. erforderlid ). Diejes gibt einen nunmehrigen Zuckergehalt in Procenten, d . h . bezogen auf 100 Theile des angewandten Bieres, wie: 100.200.50.0,1

-

Nr. I.

6,47 % Ciz H12 0,2

150. 10.10.2 Nach abermaligem dreiſtündigem Erhitzen der noch übrigen vier in Glasröhren eingeidhmolzenen Proben im Rochiatzbado

wurde

die

zweite derſelben geöffnet.

Ihr

Inhalt wurde mie zuvor verdünnt und wurden nun 9,8 CC . zur Reduction von 20 CC . Kupferlöſung gebraucht. Zuckergehalt geitattete ſich alſo nun Theile des Bieres mic : NII.

100 , 200 , 50 . 0,1 150 . 10 . 9,8

Der

bezogen auf hundert

6,80 % C12 H , 2 012

Der Zudergehalt hatte jid) alſo während dieſer legten dreiſtündigen Periode dos Cicdens noch um 6,80–6,47 = 0,33 % vermehrt. Die dritte , nad) im Ganzen neunſtündigem Erhigen geöffnete Röhre zeigte nach dem Verdünnen auf 75 CC.

161

die 100 Milligramme

Zucker

in

15,0 CC . woraus jich

nun die Zuckerprocente des Bieres ableiten zu :

100.20 ) . 75.0,1 Nre . III.

6,67 %

C,

H , 2 0,2

150. 10. 15,0 Die Ausbeute

an

Zucker hatte ſich alio durch das

abermalige um drei Stunden verlängerte Sioden im Koch falzbade nicht mehr vergrößert , sondern war vielmehr um ein Geringes wieder herabgeſtimmt. Die theilweiſe Cara meliſirung des Zuckers unter den obwaltenden Ilmſtänden mußte ein derartiges Reſultat bei längerem Sieden von vornherein crwarten laſſen . Nehmen wir nun den mittleren Nr. II ) diejer drei Werthe ,

als

den

hödyſten ,

für unſere Betradtung zur

(Grundlage, ſo werden

wir damit der Wahrheit offenbar

am nädyſten femmen.

Wir erhalten alsdann :

Geſammtmenge des Zucers nach der Behandlung mit Sdywefeljäure 6,800 C2 H2 0 ,, davon im Bier fertig gebildet 2,07 d . h . aus dem Dertrin entſtanden 4,73. Die Ilmwandlung des gefundenen aus dem Dertrin entſtandenen Traubenzuckers in erſteres iſt eine leichte Sadie. Das Aequivalent des Traubenzuckers iſt C2 H2 0,2 = 180 , das des Dertrins C2 H , 010 = 162. Es werden aljo immer 180 Gewichtstheile neu entſtandenen Traubenzuckers 162 Theilen im Bier vorhandenen Dertrin entſprechen , welches Verhältniß ſich noch einfacher durch 10 : 9 ausdrüden läßt , oder mit Worten nein Zehntel des aus Dertrin gebildeten Traubenzuckers waren als Dextrin vorhanden . In unſerm ſpeciellen Beiſpiele , wo 4,730 % 11 Reiſchauer , Chemie des Bieres.

162 Traubenzucer nad der Behandlung mit Sdhwefeliäure mehr gefunden wurden, entiprechen aljo:

0,473.9 = 4,257 % C12 Ho 010 und hinſichtlich der Operation der Dertrinüberführung in Zucker ergab ſich, dass ein fechsſtündiges Erhigen der Probe im Rodyjalzbade oder Delbade bei 108-1100 C. das Vortheilhafteſte war. Ueber dieſe Zeit hinaus nahm die Zuckermenge infolge weiterer Zerſetzung wieder ab. Die Kritik

des

Genauigkeitsgrades

der

Dertrin=

beſtimmung crgibt ſich aus der des Zuckers von ſelbſt. Eiweißftoffe. Wir kommen nun in der Reihe der nid )t flüdytigen Beſtandtheile des Bieres zu der Beſtimmung der ſtickſtoff haltigen Körper. Ihre Anweſenheit im Biere iſt nament= lich in neuerer Zeit wegen der Frage der Bedeutung des Bieres als plaſtiſches Nahrungsmittel von Intereſſe ge worden . Schon vor mehreren Jahren waren von v. Gomp Beßauer eine Stickſtoffbeſtimmung mit dem weingeiſtigeu Auszuge eines bayeriſden Bicrextractes ausgeführt. Die felbe — 0,25 Gramm Proteïnſtoffe auf ein Liter Bier aufweiſend · müſte indc offenbar, wenn es id , um sie Frage des Geſammtgehaltes an ſtickſtoffhaltigen Körpern im Biere handelte, zu gering ausfallen , indem ſich nicht der ganze Gehalt der Eiweißſtoffe im Biere in Alkohol auflöſt. Spätere Verſuche Anderer ergaben denſelben and weit beträchtlicher. Heckmeier * ) fand im Ertracte des alten Braunbieres aus dem Boog 1,6 und 1,68 procent

*) Mulder, Chemie des Bieres.

S. 411 .

163

Stickſtoff und im Extract des Prinzeſſinnenbieres 1,77 Pro cent. Haven umd Poinjot fanden in einem Straßburger Bier 1,69 Procent des Ertractes an Stickſtoji. L. Start erhielt bei der Stickſtoffbeſtimmung in ſieben Münchener Bieren 1,20 , Stickſtoff als Minimun und 2,2 % des Ertractes als Marimum . Ebenjo fand 6. Weißenborn im

Mündener Bierertract 1,6 procent.

Man iſt nun allerdings wohl nidt von vorn bercin berechtigt, diejen ganzen Gehalt an Sticfitoff im Bier als in der Form von Proteïnſtoffen darin vorhanden anz11= nehmen. Die Erfahrung zeigt indek , dan die imitor: malen Zuſtande im Bier enthaltene Ammonmenge, die die nädiſtliegende Duelle des Stickſtoffs abgeben würde , ſo gering iſt, daß man ſie nur als eine pur bezeichnen kann , deren quantitative Beſtimmung gewöhnlich nicht einmal ausführbar iſt. Für den Nadweis und die Be ſtimmung des Ammongchaltes bedient man jid) am zwecf= mäßigſten folgenden Verfahrens. Man engt das Bier zuvörderſt ſtart ein . Näme der Kusnahmefall vor , da das Bier alfaliſd) reagirte, jo hätte man zuvor mit Sdwefel= ſäure ſdhwach zu überſättigen. Das concentrirte Liquidum zerlegt man nun mittelſt Nalilauge und fängt das ents weichende Ammoniak in titrirter Odwefelſäure auf. gewöhnlichen Fällen der Ammonbeſtimmung kann

in dieſes

unter Anwendung von Wärme, in welchem Falle das Aumon raich aus der Flüſſigkeit ausgetrieben wird , ge ſchehen , dieſes machen jedoch die Gegenwart der proteïn = artigen Subſtanzen im Bier unmöglid ), indem aus ihnen beim Erwärmen mit alfalijden Langen gleichfalls Aminon 11 *

164

entſteht.

Wir ſind daher genöthigt, für unſeren Fall eine

einfache Erhalation des Ammons aus der nicht erwärmten Flüſſigkeit anzuwenden , wie ein derartiges Verfahren zu Ammonbeſtimmungen überhaupt bereits von Schlöſing vor= geſchlagen iſt . Man bringt das eingeengte Bier in ein Glasgefäß , verſert dasſelbe mit einem reichlichen lieber dhuß

an Kalilauge, fügt raich auf dieſes Gefäß einen

gläſernen Triangel, auf welchen man wieder ein Glasgefäß mit weiter Deffnung bringt, das man zuvor mit titrirter Schwefelſäure, beiläufig 10 CC. beidhickt hatte. ganze

auf

lleber die

einer mattgeichliffenen Glasplatte befindlichert

Vorrid ) tung jeßt man nun eine Glasglocke mit gleichfalls eben und matt geidhliffenem Rande. Den beſſeren Ver = club fann man durd) Beitrcidien des Randes der Glass glocke mit linſdılitt oder Glycerin vermitteln . Man über = läßt nun den Apparat einige Tage bei gewöhnlicher Temperatur id felbit, während welcher das Amnon in gasförmigen Zuſtande von der Flüſſigkeit ausgehaucht und von der in dem andern Behälter befindlichen Sdywefel= ſäure wieder aufgenommen wird. zwanzig

Stunden

ſind

auf

Nach dreimal vierund

diese Weije

jelbſt größere

Mengen Ammoniat vollkommen ausgetrieben und man ſchreitet nun zum Ausmeſjen der noch freien Säure im oberen Gefäße. Vegt man Beſorgniß, daß noch Ammoniak von der faliſchen Flüſſigkeit zurückgehalten ſei , jo braucht man nur ſofort das obere Gefäß ron neuem mit gemeſſener Normalidiwefeljäure zu beidhicken und den Apparat wieder *) Es entwickelt ſich aber auch Trimethylamin aus dem Hopfencrtracte ( Lupulin ).

165

wie zuvor zuſammenzuſtellen. Behufs des Austitrirens der ammoniakhaltigen Schwefeljäure bringt man dieſelbe vollſtändig und unter Nadyſpülen bis zum Vericwinden der ſaueren Reaction in ein Becherglasund fügt nun vorſichtig Normalfali aus der vandpipette hinzu , bis oben conſtant die violette Farbe eintritt. Das Ablejen Sie es Neutralitätspunktes bringt bei mit Lacmus als Inder gefärbten Flüiïigkeiten immer einige

Unſicherheiten mit ſich, die um ſo fühlbarer werden , je kleiner die zu beſtiminende Ammonmenge ift . Verſekt man eine ſaure durch Lacmus roth gefärbte Flüjligkeit mit Nali lange bis nahe zur Neutralität und fügt min weiters von Ser alkaliſchen Flüſſigkeit zu , indeß jehr behutian

und

aufmerkſam die dadurch bewirkte Veränderung beobadytend , ſo bemerkt man leicht, daß beim Zubringen eines geringen Mehrs an Alkali die Flüſſigkeit plötzlid) durd ) die ganze Majje eine ſatt- und reinblaue Farbe annimmt. Dieſe iſt aber, wenn anders nicht bereits ein zu beträchtlider lleber druß an Alkali auf einmal zugefügt wurde, nicht ſtabil , ſondern tranſitorijd ), und es ſtellt ſich bald wieder die rothe oder violette Farbe ein . Die Grenzen für dieſe Erſcheinung

faſſen

ein

ziemlid)

beträchtliches

Spatium

zwiſchen ſich und bedingen eine weſentliche Unſiderheit bei der Anwendung des Lacmus als Jndicator. Als man 50 CC. Normaljchwefelſäure in ein Becherglas bradite und nach mäßigem Verdünnen nun zunädiſt ein faſt gleiches Volumen Normalfalilange zufließen ließ, dann aber unter Umſdwenken weiters einzelne Tropfen aus der Bürette zufügte, konnte dieſe Erſdeinung nachZulaſſung von 49 CC.

166

Kalitange bereits wahrgenommen werden .

Der

Farben

wechjel zurück von Blau in Roth war hier indeß noch ein faſt momentaner und erforderte beſondere Aufmerkſam= feit ,

um

beobachtet 311 werden .

Je mehr man ſich nun

durd) fortgeſetzten Zuſaß von Kalilauge dem Neutralitäts punkte, oder jenem , wo die Flüſſigkeit bleibend blau wird, nähert, ilm

jo längere Zeit beanſprucht auch dieſer alle

mälige Farbenwedyjel, ſo daß für die lézten Tropfen zehn bis fünfundzwanzig Sefunden und mehr verfloſſen, bis der violette Farbeton jid) conſtant erhielt und die Ein = miſchung von

Roth

in

demſelben nid) t weiter zunahm .

Ilm dieje Erſcheinung mit voller Muße verfolgen zu fön = nen , wurde in folgender Meije verfahren . Die Säure neutralijirte man wieder nahe jo , daß die violette Färbung auch

noch längere Zeit bereits jich unverändert erhielt.

Die Flüſſigkeit wurde nun in zwei gleiche Theile getheilt und zu dem

einen derſelben noch ein paar

lauge zugefügt.

Tropfen Kali

Die dadurch hervorgerufene blaue Farbe

geht allmälig in erwähnter Weije in violett über, je nach der zugefügten Menge Kali , weniger oder mehr ſich dem Roth nähernd und bleibt nun wieder nad) ciniger Zeit, indeß etwas näher am

Blau, als vor dem

lekten Zujaze

ren Kali , ſtehen. Iſt dieſe Stabilität des Farbetons eingetreten nach einigen Minuten etwa – ſo fügt man auch zu der anderen Hälfte der Flüſſigkeit einen gleich großen Tropfen Kalilange, wodurch alsdann durch den unmittelbaren Vergleich der beiden , in Becherglüfern von ziemtid

gleidhem

Durdimeſſer befindlichen Flüſſigkeiten , es

ein Leichtes iſt ,

diejen lebergang des Blau unmittelbar

167

nach

dem

Alkalizujake in Violett zu verfolgen ,

wie die

Zeitdauer zu bemeſſen, bis dieſe zweite Hälfte der Flüſſig= feit einen gleichen Farbeton aufweiſt mit der erſten bereits beſtändig gewordenen . Wie gejagt iſt dieſe Zeitdauer um ſo beträchtlicher, je mehr man jidh dem Neutralitätspunkte nähert. Man bemerkt nichts Analoges, wenn man einer durd) Lacinus blau gefärbten alkaliſden Flüſſigkeit eine Säure bis nahe zur Neutralität zufügt ; höchſtens wird in dieſem Falle ein nur ganz momentanes Durchblicken einer dem Roth mehr genäher ten Nuance wahrgenommen .

Eine ausreichende Erklärung der bejdyriebenen Erſcheinung dürfte nicht ganz einfad ) jein . Schwenkt man eine eben durch einen jehr kleinen Ueberſchuß an Alkali reine und derartige Flüſſigkeit ſtark

im

bleibend blau gefärbte

Gefäße um , jo tritt raſch

wieder Röthung bis zur bekannten Zwiebelfarbe ein . dieſem

wirkſam .

Db indeß auch eine zureichende Erklärung des

bejdriebenen Farbenwechſels aus einem an

In

Falle iſt offenbar eine atmoſphäriſche Rohlenſäure

Kohlenjäure

in

den

gefärbten

geringen Müdhalt

Flüſſigkeiten möglich

wäre, müſſen wir dahingeſtellt ſein lajjen. Wir haben dieſe Erſcheinung an dieſem Drte ein wenig näher erörtert , da jie für alle alfalimetrijden Operationen von Wichtigkeit iſt und fehren nun zu unſerer eigentlichen Aufgabe der Ammonbeſtimmung zurück. Zieht man

die

Anzahl der zur Neutraliſation

der

mit

der

ammonhaltigen Flüſſigkeit erponirten Säure erforderlichen Cubifcentimeter des Normalfalis ab, wobei man alio bis zum bleibenden violett

zufügen

wird,

jo erhält man

die Cubikcentimeteranzahl, weldie durch das aufgenommene

163

Amnon , neutraliſirt

wurde.

Hat man

ſich dabei

einer

Normalſdywefelſäure bedient, ſo braudit inan dieſe Zahl nur einfach mit dem Aequivalent des Ammons nämlich) NHg = 17 , zu multipliciren

um

die in Milligrammen

ausgedrückte abſolute Menge des Ammons zu erhalten , die man dann weiters, wenn man will, auf Procente der angewandten Subſtanz berechnen kann. Wie wir bereits erwähnten , iſt in deß der Aumongehalt

im Biere gewöhnlid) jo außerordentlich gering , daß cine quantitative Beſtimmung desſelben nicht wohl ausführbar iſt. Man fann denſelben jedod, dann wenigſtens qualitativ nad) = weiſen, indem man unter die Glasglocke des be driebenen Apparates ſtatt der titrirten Sdwefeljäure ein durch dieje Säure

geröthetes Laamuspapier oder

einen

mit

einem

weingeiſtigen

Auszuge von Blauhotz getränktem papiera ſtreifen, ſog. Hämatorylinpapier, einbringt. Erſteres nimmt,

falls aud ) nur Spuren von Ammon vorhanden ſind, ſeine blaue Farbe wieder an und ſoll dasſelbe für die gehörige Empfindlichkeit nicht mit zu concentrirter Säure geröthet jein . Das Hämatorylinpapier zeigt durch Violettwerden ebenfalls noch die geringſten Mengen freien Ammons an . Man fönnte indeß and bei dieſer Prebe wieder eine gewiſje Bejorgniß begen, ob denn wirklich auch der ganze Ammongehalt aus dem dicklichen Ertrat ausgetrieben oder ob nicht vielmehr dieſe eigenthümliche zähe Conſiſtenz der Erhalation ein Hinderniß in den Wege jetzte. Directe Verſuche haben

nun

erwieſen, daſs die Ammonausgabe

auch in ſolchen concentrirten und bidſlid en Flüſſigkeiten aufs Vollfonumenjte Statt hat. Für die Controlle eines

169

derartig fraglid) aufgeworfenen Einfluies des ertractförmigen Zuſtandes der der Ammonprüfung reſp . Beſtimmung unters worfenen Subſtanz, wurde reines dywefeliuures Ammoniaf in wenig Waſſer gelöſt und alsdann ein großer Weberídıuß dickflüſigen Bierertractes zugefügt und damit innig gemengt, alsdann kali

Stangenform

in

hineingebradit

und

der

Apparat wie oben zuſammengefügt. Die Erpoſitionsdauer währt in dieſem Veriudie bei Zimmertemperatur eine Woche lang. Das Zahlenergebniß desſelben war folgendes: Erponirt den 20 febr. Sdywefeljaures Ammon Normaloraliäure .

0,400 Vraim . 10 CC .

Austitrit Den 27. Febr . Normalnatron zurück

3,94 CC .

D. h . durd) Amnon neutralijirt .

6,06 CC .

und Dennad) Alimon SO ,

0,39963 Gramm . Es wurde alio cine mit der Ausgangsmenge über einſtimmende fich demnad

Ammonnenge wiedererhalten

und es

läſst

audi

auf

Dieje Art der Amnonbeitimmung

extractförmige Subjtanzen mit Zuvertüinigkeit anwenden . Ein Gegenverjud) bewies endlid 110d ). Daß reines nicht mit Ammonialz veriertes Bierertrat den Titre der im Verſuche vorgeſchlagenen Dratiäure nidyt veränderte, worin zugleid ) ein Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Menge der im Bierertract natürlid) enthaltenen Ammonialze gegeben iſt. Wir mußten dieie Prüfung auf Ammonjalze im Biere ein wenig ausführlicher behandeln wegen der Wichtigkeit die

ein

vorhandener Ammengehalt

inſofern

gewinnt, als derſelbe den Werth des Bieres als plaſtijdjes

170

Nahrungsmittel bei der einfachen Stickſtoffbeſtimmung, die bis jetzt das einzige zulängliche Mittel zur quantitativen Ermittlung der Proteïnförper abgibt , überſchäßen würde. Wir kommen nun zur Stid ftoffbeſtimmung im 23iere ferbit

lajjen

und dem Rückſchluſſe aus dieſer auf die Proteïnförper. Die hiefür verwandte Stickſtoffbeſtimmungsmethode iſt die von Varrentrapp und Will , welche darauf beruht , daß ſtickſtoffhaltige Körper , wennt

jie mit

einem

Alfali

hydrat geglüht werden unter Zerlegung des Hydratwaſſers eine derartige Zerſebung erleiden , daß der Sauerſtoff des ſelben mit dem Kohlenſtoff zu Kohlenſäure zuſammentritt, welche ſich mit dem Alkali verbindet, und der dabei disponibel werdende Waſſerſtoff im dem

jämmtlidhen

statu nascendi mit

vorhandenen Stickſtoff

zul

Ammoniak

zuſammentritt. Es überwiegt nun in allen ſtickſtoffhaltigen organijden Verbindungen der Nohlenſtoff beträchtlid ), und für die Orydation desſelben wird jedenfalls eine mehr als hinlängliche Menge Waſſer zerlegt um den für die Ueberführung des Stictofts in Ammoniak erforderlichen Waſſerſtoff zu

bejdyaffen. Ein lleberſchuß an Waſſerſtoff entweidt entweder als ſolcher oder tritt je nach Iin = jtänder mit einem Theile des Rohlenſtoffes zit gasförmigen oder leidyten condenjirbaren Koblenwaſſerſtoffen zujammen .

Mit diejen letteren

entweicht natürlich beim

Glühen der

Mijdung der ſtickſtoffhaltigen Subſtanz mit Alfalihydrat and das Amnongas und es handelt ſich nun weiter : um ein entjprechendes Aufſammeln desſelben und jeine leberführung in eine bequem

ſeiner Menge nad) zu bez

mi

TE

BE

171

ſtimmende Verbindung. Man bedient fidh biezu gewöhnlich der Abjorption des Ammons durch Salzſäure oder titrirter Schwefelſäure,

die ſich in

einem

eigenent

apparate befinden , der ein mehrmaliges

Abſorptions

Durchgehen

der

mit Ammon geſdhwängerten Gasblaſen durd, die abſor birende Flüſſigkeit vermittelt. Im erſten Falle der An = wendung

von

Salzſäure

für die

Ammoniakverbindung

führt man den gebildeten Salmiak gewöhnlid) in Ammonium = platindylorid Pt Cl , NH , 0 - über und bringt das Ammon oder den Stickſtoff in dieſer

Form

zur Wägung.

Einfacher, und zumal für techniſche Zwecke volltonnen ausreichend , iſt die zweite Methode, das Ammongas in einer gemeſſenen Menge titrirten Sdywefeljäure aufzus fangen und nachher mit titritter Kalilauge zurückzumeſſen, wodurch die Dperation ganz analog der bereits beidhriebenen Ammonbeſtimmung wird. Wir haben nun die Operation der Stickſtoffbeſtimmung jelbſt ſpecieller zu betradhten .

Das Glühen der ſtickſtoff

haltigen Subſtanz mit dem Alfalihydrat geſdhieht in einer Röhre von ſchwerſdhmelzbarem Glaſe (Kaliglas , Böhmiſches Glas) und in einem eigens für eine größere Anzahl ähnlicher Dperationen dienenden Ofen ſoj. Verbrennungs Dfen.

Dieſer lettere aus ſtarkem

Eiſenblech

(Schwarz

172

blech) ausgeführt, hat eine jargförmige Geſtalt wie ſie die Skizze verſinnlicht.

Der Boden desſelben iſt durch zahl reiche

Querſchliße roſt=

artig geſtaltet, zwiſchen dieſen Schlißen obert Halbrund

ſtehen , ausge

ſdynitten , die Stüßen für Ofen 31 das in dem

erhitzende Verbrennungsrohr, Erwärmen zur

ſich

nicht

damit

dieſes

bei

durdybaucht, in welchem

Entweidyung der entwickelten Gaſe eigens

ſtärferem Falle der bei der

Beſchickung gelaſſene Nanal ſich leidit verlegen und die Wo derartige dadurch mißlingen würde . Operation Dperationen ſich ſehr häufig wiederholen und man Gas in reichlidem .Maße zu Gebote hat, bedient inan ſich ſtatt dieſer mit Nohlen flammen.

Es

geheizten Defen ,

ähnlicher mit Gas

gibt dafür zahlreiche Conſtructionen , von

denen beſonders die

von A. W. Hofmann herrührende

in den Laboratorien vielfach im Gebrauch iſt. Bei der Practiſden Ausführung der Stickſtoffbeſtimmung iſt es in bequemer und vortheilhafter ſtatt des reinen Affalihydrats eine Miſchung von

dieſem

mit Netzkalk an =

zuwenden, weil dieſelbe nicht ſdhmilzt, wodurch natürlich eine gänzliche Störung der Dperation eintreten müßte. Man erhizt die Subſtanz alſo mit einer Miſdung von Natronkalk. Um diejen letzteren

darzuſtellen

löft man Aezfalt in

Natronlauge und zwar in einem ſolchen Verhältniſje, daß auf ein Theil Natronhydrat, welches leicht durch das ir .

173

Gewicht der Lauge, wie wir bereits oben zeigten, gefunden werden

kann , zwei

Theile wajjerfreier

Aestalt fommen .

Die erhaltene Miſchung dampft man nun in einem eiſernen Sefäße zur Trockne ein , glüht den feſten Rückſtand in cinem eijernen oder heilijchen Tiegel und pulvert endlich nod, die noch warme Majje gröblidh. Dieſelbe iſt wegen der zu vermeidenden Kohlenſäure und Waſſeranziehung aus der Luft unter gutem

Verſdíluſſe aufzubewahren.

Die für dieſe und verwandte Dperationen benuzten Glasröhren kommen eigens für dieſen Zweck in den Handel und iſt eine gehörige Sdwerſchmetzbarkeit eine weſentliche Anforderung an dieſelben. Sie ſollen etwa eine Weite von

12 bis 15 Millimeter

ausgezogenen Röhren ,

wie

beſigen. jie

in

Die rohen nid)t den

Handel geführt werden, haben gewöhnlich eine Länge von 1,3-1,5 Meter. Durch Erwärmen in der Glasbläſerflamme und Aus ziehen gibt man ihnen eine Geſtalt wie die Skizze an : zeigt ,

wobei

man

aber

darauf zu achten hat, daß die ausgezogene Spite gleich in einer ſcharfen Biegung chräg nach oben ſteigt und nicht wie gleichfalls die Figur angibt am Grunde derſelben eine Verengerung, gleidijam Einſchnürung entſteht, indem dieſes leicht ein Verſtopfen des Rohres an dieſer Stelle zur Folge hat, wodurch das am Ende der Dperation erforderliche Durchſaugen on Luft nach dem Deffnen der Spige unmöglich gemacht würde. Man gibt dieſen Röhren für die Stickſtoff beſtimmung nad

diejer Methode etwa eine Länge von

174

50 Centimeter, ſo daſs man aus den rohen Röhren wie fie von der Hütte kommen meiſt gerade drei einzelne Ver brennungsröhren herrichten fann . Es iſt indeß immer beſſer diejelben reichlich lang als zu kurz zu nehmen . Die Mündung dieſer Röhren

(dynitzt man entweder einfach

am Rande ein wenig um , indem man ſie in der Flamme gehörig umdreht oder treibt dieſen Rand nach dem ge= hörigen Erweichen mit

einem

in

einem

hölzernen Hefte

befeſtigten zugeſpizten ſtarken Eijendraht , ſog. Auftreiber – ein wenig auf nach Art der Hälſe an Rodyfläſchchen u . dgl . In

der

jo hergerichteten Verbrennungsröhre

mißt

man nun zuvörderſt die für ihre Beſchicfung erforderlidye Menge dez , nöthigenfalls. friſch ausgeglühten, Natron faltes ab, d . 5. man füllt dieſelbe damit ſo weit an , daß noch etwa 15 Centimeter frei bleiben. Man entleert die Röhre jetzt bis auf etwa 4 Centimeter, welche ungemiſcht mit Subſtanz in der Röhre aud ) während der Verbrennungs operation zurückbleiben, während der ausgeleerte Antheil zur Mijdung mit der Subſtanz beſtimmt iſt. Dieje führt man in einer gut glafirten Porzellanreibſchaale aus und achtet darauf, daß fie möglichſt innig jei , vermeidet jedoch jedes heftige Drücken

init dem Piſtill, damit ſidy ? nicht Antheile der Subſtanz an dieſer oder die Wandung der Reibſdhaale feſtiegen . Die innige Miſdung iſt nun in das Rohr überzuführen. Es geſchieht dieſes am leichteſten indem man die Schaale ein wenig geneigt in der linken Hand hält und den Inhalt derſelben nun mit der Mündung des Verbrennungsrohres gleichſam aufſchöpft. Die letzteren Partien fann man allenfalls auf ein Karten

175

blatt

entleeren

ſpredhend bringen .

und ſie mit Hilfe dieſes ,

dasſelbe ent

zuſammenbiegend in das Verbrennungsrohr Man reibt jetzt noch wiederholt die Reibſchaale

mit neuen kleineren Portionen Natronfalks aus und bringt dieſe gleichfalls in angegebener Weiſe in die Röhre . Endlich füllt man letztere ungefähr noch ſo weit voll , daß etwa 4 Centimeter noch frei bleiben. Die Röhre wird nun weiters mit einem lodern Asbeſtpfropfen , den man um etwaig anhaftendes Ammon zu entfernen friſch aus geglüht hat, derartig verſchloſſen , daſs allerdings die ents weichenden Gaſe ungehinderten Durchgang durch denſelben finden, dagegen etwa von theilchen

demſelben mitgeführte Staub

des Natronfalfes zurückgehalten werden .

Wie

bereits erwähnt, iſt es erforderlid ), daß ſid) in der be= ſchickten Verbrennungsröhre ein Nanal über dem Gemenge von Natronkalk und Subſtanz befinde, um den entſtehenden Gajen einen bequemen Abzug zu geſtatten. Dieſen Kanal erzeugt man leicht durch entſprechendes Aufklopfen der Röhre der ganzen Länge nach auf dem Tiſche. Man achte hierbei auch namentlid darauf, daß die Communication an der Baſis der ausgezogenen Spike nicht unterbrochen iſt. Der jo beſdickten Röhre fügt man nun mittels eines tadelfreien Rorkes den Varrentrapp -Will'ſchen Kugelapparat an .

Bei der Wahl desſelben adhte man darauf, daß die

beiden größeren Kugeln eine reichliche Weite haben, indem die Amunonaufſaugung von der Säure immer ſehr begierig von Statten geht und daher leicht ein Zurückſteigen der= felben ſtattfinden kann. Man gibt dem Verbrennungs rohre im Dfen eine etwas nach vorne geneigte Lage, damit

176

nicht etwa

an der

Mündung

oder im Zuführungsrohr

des Kugelapparates fid condenſirendes Waſſer in die heißeren Partien des Röhres zurückfließen und ein Springen des felben verurſachen fönne. Die Norfverbindung laije man ein entiprechendes Stück aus dem Verbrennungsofen her: vorragen , damit fein Anbrennen desſelben ſtatt haben kann , inde

ud nicht zit weit, damit ſich nicht dajelbſt Waſſer

condenjire, das Anunon Beſtimmung

zurückhalten

des Stickſtoffs in

Form

fönnte.

Für

die

von Ammonium =

platinchlorid beidhickt man den Kugelapparat mit verdünnter Satzſäure von etiva 1,13 jpec. Gericht ; für den Weg durch Austitriren mit Normaloraljäure oder Normalſchwefelſäure. Vor dem

cigentlichen Erwärmen iſt der Apparat auf jein

Didithalten zu prüfen . Man treibt durch Auflegen von cin paar glühenden Nohlen ein wenig Luft durch die Flüſſigkeit

im

Kugelapparate.

Entfernt inan

dann

die

Kohlen wieder, jo tritt infolge der Zuſammenziehung der eingeſchloſſenen Luft durch die Abkühlung die Flüſſigkeit in die dem Verbrennungsrohre am nädyſten gelegene Kugel zurück und das Niveau derſelben erhebt ſich über das der Flüſſigkeit in der andern Kugel.

Bleibt dieſer Niveau

unteridried ungeändert, ſo iſt dieſes ein Beweis des Didyt= haltens des Apparates.

Dasſelbe kann man natürlich auch

erreichen , indem man , ſtatt Kohlen aufzulegen , ein wenig Luft durch die Spike des Kugelapparates ausjaugt. Würde man dabei aber plötlich durch Entfernen des Mundes Luft einſtrömen

lajien ,

jo würde dieſes zu ſtürmiſch vor

ſich gehen , jo daß leicht Flüſſigkeit aus dem Ängelapparate in das Rohr ſpriken fönnte. Ilm dicjes zu vermeiden ,

177

fügt inan zuciſt über den Schnabel Des Mugelapparats ein Stücdhen mukanijirte Nautiducröhre, deren freies Ende man beim

Postajen

der Lippen mit Daumen und

Zeigefinger jo zuiammenfncipt, daß ein vollſtändiger Ver dylus entiteht, det man i durd) langjaines Nadlaſjen des Dructies allmälig lüftet, ſo daſs die Flüſſigkeit ganz gleidymäßig zurüctjteigt. Nad)dem man ſich folder Wcije U berzeugung beridafft hat, daß der Apparat vollkommen luftdicht idylicit , beginnt man die Verbrennungsröhre zu erbiten , und war zunädyit den vorderen Theil, wo ſid ) der nid )t mit Subſtanz vermengte Natronfalt befindet. Um die Röhre dabei vor juder Gefahr zit jdügen, legt man die Kohten zuerit feitowärts gerieben und derartig in den Ofen , daß ſie die Röhre jelliit nicht berühren ,

erſt wenn die

Höhre hicdurch erwärmit iſt , überdeckt man ſie vollkommen mit Kohlen. Damit man das nun allmälig nad hinten fortzuſetende Erhigen

der Röhre mehr

in

der Gewalt

habe , jest man zunächit den beſchriebenen Sdhirm die Köhre , iſt,

.md

wo rückt

der Natrenfalt mit Denielben

dann

Subſtanz

allmälig und

Da auf gemijdt in

dem

Grade , wie die Zerlegung der Verbindung voranſdireitet, je etwa 1 bis 2 Zoll auf eininal, nach hinten , den Da= durch von Demicben frei werdenden Raum mit friſchen Kohlen

überdeckend, und gibt zugleich Obacht, daß die

ganze crwärmte Partie der Röhre immer in

gehörigem

Glühen erhalten wird , welches man durch zeitweiliges Fächeln mit einem Federfedyet vermittelt. Indem man namentlich den vorderen Theil der Röhre ununterbrochen in ſtarkem Glühen erhält, gewinnt man den Vortheil , daß 12 Rciíd a uer , Chemie des Bieres.

178

fajt jämmtliche Dieje Partie der Röhre pajjirenden Dämpfe der condenjirbaren Rohlenwaſſerſtoffe noch weiter gajificirt werden , ſo daß faſt keine derartigen flüſſigen Ausſdheidun gen im Kugelapparate, die immer wenigſtens unangenehm find, ſid) verdidyten . Man regulirt das Erwärmen in der Weiſe , daß immer ein gleichmäßiger langſamer Gasſtrom in einzelnen Blaſen durd) den Kugelapparat hindurchgeht. Sit die ganze Verbrennungsröhre zum Glühen erhitt und hört die Gasentwicklung auf,

ſo bridit man mit einer

Zange die Spitze des ausgezogenen Endes ab und augt eine kurze Zeit Luft durch Verbrennungsröhre und Kugel= apparat , um jämmtliches in erſterer nod) enthaltene Ammon = gas von der Säure abſorbiren zu laſſen.

Hat man Salz=

ſäure für dieſen Zweck vorgeſchlagen , ſo ſchaltet man zwiſchen dem Kugelapparate und dem Munde ein kleines mit Stückchen feſten Ralihydrats gefülltes Röhrchen ein . Die Aufnahme des Ammons von der Säure geſdrieht mit großer Begierde , in unſerer ſpeciellen Aufgabe der Bea ſtimmung des Stickſtoffs im Bierertract hat man inder, da der Stickſtoffgehalt desſelben immer nur unbeträchtlid ) iſt, kein Zurückſteigen der Beſchickung der Kugetröhre zu befürchten . In Fällen, wo diejes der Fall , hilft man ſich dadurch ,

daß man der Miſdıung von Natronkalt und

Subſtanz eine gewiſſe Menge Zucker zufügt, wodurch der ammonhaltige Gasſtrom derartig verdünnt wird , daß man wegen dieſer Gefahr außer Sorge ſein kann . Vollſtändig iſt die Abſorption des Ammons von der Säure im

höch

ſten Grade.

Man ſieht zwar bei der Anwendung

Satzäure im

Kugelapparat ans dem Schnabel dieſes lega

von

179

teren gewöhnlich leichte weiße Nebel aufſteigen , die von Salmiak herrühren ; deren Menge iſt indeß jo gering, daß ſie keinen wejentlichen Einfluſs auf das Reſultat haben. Für die Betrachtung der weiteren Behandlung des im Rugelapparate nad der Operation enthaltenen Ammon = ſalzes wollen wir zunächſt den Fall annehmen, man habe Das Ammon in Salzſäure aufgefangen und wolle es in Form

von Ammoniumplatindylorid zur Wägung

oder aus dem ableiten.

bringen

Platingehalt dieſes lepteren Doppeljalzes

Man trennt den Nugelapparat von dem Verbrennungs rohre und bringt ſeinen Inhalt in eine Porcellanſchaale, wobei man ſo lange Den Apparat mit beſtillirtem Wajjer nachipühit, bis dieſes teine janere Reaction mehr annimmt. Haben ſich in dem

Apparate flüſſige Nohlenwaſjerſtoffe

ausgeſchieden , ſo trennt man dieſe zuvor durch eine Fil tration Durd) ein befeuchtetes Filter. Man fügt nun eine hinreichende Menge dhlorfreier Platinchloridlöſung zu . Ein Chlorgehalt infolge eines bei der Darſtellung nicht ausgetriebenen Salpeterſäureüberídujjes würde eine gewiſie Menge Ammon zerſeßen und wir erhielten dann eine zu geringe Ausbeute an Stickſtoff. Solche Platinchloridlöſung hätte man zuvor wiederholt mit Salzſäure im Wajerbade einzudämpfen, bis die Dämpfe Jodkaliumſtärkepapier nid )t mehr bläueten . Enthielte das Platinchlorid ſelbſt Ammoniak oder Kali , ſo würde natürlich der Stidſtoffgehalt zu hody gefunden werden ; man prüft auf dieſe Verunreinigungen, indem man das Chlorid im Waſſerbade zur Trockene ver Dampft und nun mit ſtarkein Alkohol behandelt, wobei es 12 *

180

fich vollkommen und klar (wenn die Erwärmung bei 100 ° C. nicht zu lange andauerte ) löjen muß. Nach der Zumiſchung dieſes Platindilorids zum Inhalt des Kugelapparats ver dampft man im Waſſerbade zur Trođene. Aus dem Rückſtand zicht man nun das überſdjüſſig zugefügte Platin dhlorid

mit einer Miſchung von zwei

Volumen

ſtarkent

( 90 % ) Alkohol und ein Volumen Aether aus, worin das entitantene Amoniumplatindhlorid vollkommen unlöslich iſt .

Als Beweis, daß wirklich Platindilorid im Ueberſchuß

vorhanden war, muß die Flüſſigkeit hierbei eine gelbe Farbe annchen . Im entgegengeſetten Falle fügt man nod) von ciner alkoholiiden latindhloridlöjung şi und läßt es nocy einige Zeit ſtehen .

Das ungelöſt bleibende Ammonium

platinchlorid jammelt man

nun auf einem

bei 100 ° C.

getrockneten und gewogenen Filtrum , wäſcht es mit der erwähnten lifcholäther = Mijdiung aus , bis das Filtrat vollfenmen

weiß abläuft.

Man trocknet jetzt das Filter

ſammt ſeinem Inhalt wieder bei 100 ° C. und erfährt dann durd ) Abzug des Filtergewidyts das des Ammoniumplatin = chlorids. Die Berechnung des Ammoniumplatindilorids NH , CI , Pt, Cl, - iſt wieder eine einfache Sache. Es entſprechen nämlich 100 Theile desieben 7,61 Theilen Ammoniak (NH , ) oder 11,64 Theiten Ammoniumoryd (NH , 0) oder 6,27 Theilen Stickſtoff. . 98,94 Pt . . 106,38 Cl2 N

H4

.

.

14,00 4,00

Nach dem Schema: 44,30 47,64 6,27 1,79

223,32 — 100,00

181 Zur Controlle fann man den gewogenen Platinjalmiat noch durch einfaches Glühen in metallijdes Platin über führen und aus dejjen Menge die Stickſtoffmenge nochmals beredynen. Beide Beſtimmungen müſſen coincidiren. Da der Platinſalmiak indeß beim Erhiken ſtark decaptirt und leicht Theilchen desſelben mit dem Salmiak entführt wer : den , ſo verfährt man am beſten jo , daß inan die ganze Ausbeute an Platinſalmiak im

Filtrum

läßt , dieſes zu =

ſammendreht und nun im ſchrägliegenden Platintiegel mit eingelegtem Blech ſehr allmälig erhißt , wodurch dicie Operation gefahrlos wird. Es entiprechen 100 Theile metalliſches Platin 14,15 Theilen Stickſtoff oder 26,28 Theilen Ammoniumord (NH , 0 ) oder 17,18 Theilen Ammoniak ( NH , ) .

Zugleich bringt dieſe Controllbeſtimmung noch einen andern Vortheil mit jidh. Manche organiſche ſtickſtoffhaltige Körper geben nämlich beim Glühen mit Natronfalk nidit Ammoniak, jondern andere dem Ammoniak ähnliche jauer: ſtofffreie organiſche Baſen.

So gibt 3. B. Indigo Anilin

(C12 H, N) ähnlich verhalten ſich Chinin , Cinchonin , Narcotin, Morphin . Alle die auf ſolche Weiſe entſtehenden flüchtigen Baſen ( Anilin , Chinolin 2c . ) bilden indeß mit einem Aequivalent Platinchlorid ganz dem Ammonium = platinchlorid analoge Doppeljalze, in denen immer auf ein Aequivalent Stickſtoff auch ein Aequivalent Platin konumt. Würde man dieſe in einer Analyſe nach dem Trocknen bei 100° C. als Platinſalmiak berechnen , ſo entſpränge hiedurch natürlich ein weſentlicher Fehler, von dem dagegen die zweite Methode der Beſtimmung des Stickſtoffs aus

182

dem

nach

dem

Stüben des Doppeljatzes zurückbleibenden

Platins frei iſt und wobei man nur feſtzuhalten hat, daſs immer

ein

Hequivalent Platin

auch

einem

Aequivalente

Stidſtoff in der analyirten Verbindung entſpridit, ganz gleichgültig was für derartige flüchtige organiſche Bajen bei dem

Glüben

mit Natronkalt entſtanden.

Nur bei

dem Auswaſchen der Platindoppeljalze hat man in dieſem Falle noch eine kleine Vorſichtsmaßregel zu beachten. Manche dieſer Dem Platinſalmiak analogen Doppeljalze ſind nämlich in der Aether Alkohol -Miſchung etwas löslich und man wendet daher in

dieſem Falle

nur mit ein paar Tropfen waidheit an.

Alkohol zerſekt zum

reinen Aether Aus=

Wir kommen jetzt zu der zweiten Modification der Ammonbeſtimmung in den Inhalte des Kugelapparates nämlid) auf maßanaliytiſchem Wege . Man beſdict dafür Denielben mit 10 CC . Normalſdhwefeljäure oder Normal= oratjäure, welde man zuerſt mit Hilfe der Vollpipette in cin

Becherglas abmißt und

nun durch

die Spitze des

Sugelapparates einſaugt. Es iſt dabei ganz gleidhgültig wie viel in dem Becherglaſe zurückbleibt, indem man den Juhalt des Rugelapparates nad der Verbrennung dodh wieder vor dem

Austitriren in dasſelbe Becherglas aus

leert und nadımäídyt bis zum Verſchwinden der jauren Heaction , ſo dass bei der Ausmejung der nicht durch Alineniat neutraliſirten Säure immer im Ganzen die urſprünglich abgemeſſenen 10 CC. der alfaliſchen Flüſſig= feit gegenüber ſtchen. Ebenſo kann man sieje 10 CC . Sänre, wenn es die Dimenſionen des Kugelapparates

183

wünichenswerth erſcheinen lajien , zuvor mit Waſſer ent ifrediend verdünnen . Zum Zurücftitriren bedient man fid) der Normalnatron- oder Ralilöjung. Da jid) wegen Der großen Menge anzuwendender Subſtanz (Bierextract) meiſt eine beträchtliche Menge brenzlicher Producte bilden , ſo iſt es gewöhnlich

in

unſerm

Falle nicht ſtatthaft die

zur Abſorption des Ammoniaks gedienthabenden Flüſſiga fcit jelbſt mit Lacmustinctur zu färben und inuſs man ſich in diejem Falle dadurch helfen , daß man in dieſelbe ein paar Stückchen Lacmuspapier wirft und während des Zufügens der Normalfalilauge mit einem umhertreibt.

Glasſtabe darin

Es wird dadurd ) allerdings die Schärfe der

Beſtimmung ein wenig beeinträchtigt , mit einiger Uebung läßt ſich indeß der Neutralitätspunkt ſelbſt auf dieſe Weiſe nod ) redit gut erkennen . Zicht man die Zahl der zurück= titrirteit Cubifcentimeter von 10 ab, jo erhält mait natürlich die Cubifcentimeteranzahl der durdy Ammon neutralijirten Säure

und dieſelbe mit

14 multiplicirt

gibt uns den

Stickjtoffgehalt in Milligrammen, mit 17 multiplicirt den Des Ammoniaks (NH3 ), mit 26 den des Ammoniumornos, wie oben bei der Schlöjing'idhen Aumoniafbeſtimmung. Anhangsweiſe wollen wir hier nodi einer Methode der

Beſtimmung des bei der Stickſtoffbeſtimmung nach

Varrentrapp und Will gebildeten Ammons gedenken, die, injoferne jie wieder auf eine gewidhtliche Beſtimmung hinausläuft, ſich mehr dem Verfahren als Platinjalmiak Des Ammon zur Wägung zu bringen ſich nähert.

Es iſt

dieſes die Wägung des Ammoniats in Form von zweifach weinſaurem Salze , die aus dem eben gedad,ten Uebel

184

Titriren hier vielleicht mit

ftande beim

einigem

Vortheile

angewandt wird. Während die kryſtallifirte Weinſäure

im

Alfchol in

reidlicher Menge iſt, iſt das ſaure weinjaure Ammoniat -- Am O , HO , 2 C , H , 03 -- Sarin nahezu vollkommen unlöslich. Wenn man daher den Kugelapparat mit einer Löſung von Weinſäure in abſolutem Alkohol beſchickt, jo entſteht beim

Durchſtreichen der beim Erhiten der Subſtanz

mit Natronkalt entbundenen Gaje ein ſchwerer kryſtalliniſcher Niederſchlag des genannten Salzes,

den man nur nach

vollendeter Verbrennung auf einein nach dem Trocknen bei 1000 C. gewogenen Filtrum zu ſammeln und mit abſolutem Alkohol

auszuwajchen braucht, um

ihn nach abermaligem

Trocknen bei 1000 C. zur Wägung bringen

zu können .

Das ſo getrocknete Salz hat die obige Formel und ſomit einen Amiongehalt wie : NH, 0 HO

26 9

15,570 !

84,43 2 C, H, 0 ;

132 167

| 100,00

oder 100 Theile des zweifadh -weinjauren Ammoniak3 ent halten 15,57 Ammoniumornd, oder 10,18 Ammoniak, oder 8,38 Stickſtoft. Die zur Stidſtoffbeſtimmung anzuwendende Bier ertractmenge muſs, wegen des geringen Stickſtoffgehaltes natürlich ziemlid beträdytlich jein , etwa 3 bis 4 Granın des trockenen Ertractes . Es handelt ſich nun weiters um die Berechnung des gefundenen Stickſtoffgehaltes auf albuminartige Subſtanz .

185 Man nimmt hiefür gewöhnlich an , das der zu be ſtimmende Proteïnkörper den mittleren Sticſtoffgehalt von 15,5 % bejite. Es iſt dieſes allerdings nicht ſtreng für alle Proteïnförper gültig, indeß bietet uns der Dermalige Standpunkt der Wiſſenſchaft kein beſſeres Hülfsmittel für dieſe Beſtimmungen und

im

Allgemeinen nimit

man

dieſe Berechnung des Stickſtoffgehaltes auf Albuminkörper nur in der Abſidit vor, um über die abſolute Menge der= felben in dem unterſuchten Material beiläufig ein Bild zu geben und einen Vergleidyungspunkt für verſchiedene Unterſuchungsmateriale zu gewinnen. Unter Zugrunde legung diejes Stickſtoffgehaltes von 15,5 "), im Albumin leiten ſich alsdann aus den obig mitgetheilten Zahlen für Duction des Platinjaliiats, des Ammoniaks bei der die maafanalytiſchen Beſtimmung und des zweifad) weiniaueren Ammons folgende Relationen ab : 100 Theile Kalium = platinchlord entſpredjen 6,27 Theilen Stickſtoff oder 40,45 Theilen Albumin ; 100 Theile Durch Titration beſtimmtes vier Ammoniak entſprechen 531,39 Theilen Albumin . kann man indeſ natürlich auch die durd) Ammoniak neus traliſirte Anzahl Cubikcentimeter der Normalſäure, obne zwiſchenfallende Reduction auf Ammoniak, direct auf Al bumin beredinen.

Es zeigt nun dabei ein Cubifcentimeter

14 Milligramm Stickſtoff an . Dieie in Albumin umgeſert, dasſelbe 311 15,5 Procent Stickſtoff angenommen , gibt : 90,32 albuminartige Subſtanz. Man hat alſo einfach die Anzahl der durd) Ammoniak neutralijirten Cubifcentimeter Normalſäure mit 90,32 zu multipliciren , um den Albumin = gehalt der verbrannten Subſtanz in Milligrammen aus

186

gedrückt 311 erhalten. Für die Reduction Des zweifach weiniaueren Ammoniats , von dem 100 Theile nach dem Dvigen 8,38 Theile Stickſtoff anzeigen, crgibt ſid, endlich leicht das Verhältniſ , daß 100 Theile desſelben

aud )

54,06 Theile albuminartiger Subſtanz anzeigen. 3. norganiſche Subftanzen ( Alde).

Archenanalyſe.

Es wird jetzt unſere Aufgabe ſein, in der Reihe der im Bicrertract zu beſtimmenden Subſtanzen die unorgani îchen oder Adenbeſtandtheile zu betrachten , und wird es jich zunädyit darum

handeln, die Scjammtmenge derſelben

zu ermitteln . Die Einäjcherung des Bierextractes geht im Ganzen idywieriger von Statten als bei den meiſten Subſtanzen , was in der Gegenwart von nid)t unbeträdyte lidher Menge von Phosphorſäure und Attalien ſeinen Grund hat, da dieſelben Sie Kohlentheild )en mit einer gegen Den Luftzutritt und alſo gegen die Verbrennung ſchüßenden Hülle umgeben. Wenn es ſich daher blos um die einfache Beſtimmung der Ajdhenmenge im Bierertract handelt, jo iſt es eine Vauptregel, die Sinäſdherung bei möglidiſt niedriger Temperatur auszuführen , um eine derartige Ver frittung der noch koblehaltigen Maſje zu verhindern. Man bringt das trockene Ertract in cine Platinjchaale von hin = länglidher Capacität oder dampft bei einfaderen Verſuchen direct in diejer ab und jetzt dieſelbe zwei bis dritthalb Zoll über die Spige der Flamme auf ein Platindrahtdreied, wo

alsdann die Einäicherung zwar

langiam

vorangeht,

inden Dod) nad ) längerer Zeit ſo weit gefördert iſt , daß man

den Hückſtand bequem zur Wägung bringen kann.

187

Iſt derſelbe

noch durch

eingemengte Kohle

beträchtlich

ſchwarz gefärbt , ſo muß man denſelben mit ſchwader Salzjäure behandeln , die ungelöſt bleibende Kohle , die allenfalls noch kiefeljäurehaltig ſein kann , nach dem Ausa waſchen und ſcharfen Trocknen nochmals wägen und von der erſt gefundenen Zahl für die Achenmenge ſubtrahiren . Zur weiteren Controlle äjchert wait nun die Roble volle ſtändig ein, welches jetzt leicht von Statten geht, um zu jehen, ob hierbei noch Kieſelſäure zurückbleibt, welche man im bejahenden Falle dann wieder der Ajdhenausbeute hinzu zu rechnen hätte. Handelt es ſich darum , den Ajdhengehalt direct im

Biere und nidit in einem zuvor durd ) Concentriren des = elben beſonders hergerichteten Ertract zu beſtimmen , ſo dampft man das Bier direct in der Platinſchaale ein , 50 bis 100 CC. ſind dafür ausreichend, die man natürlich je nach der Größe des Platingefäßes durch allmäliges Nadyfüllen in dasſelbe bringen muß . Eine andere Aufgabe iſt es, die vollſtändige Analyſe der Bieraſde auszuführen und ſind dafür etwas größere Mengen erforderlich. Da man wenigſtens dafür einen Gramm Aſche disponibel haben muß, ſo iſt es erforderlich. größere Mengen Bier, etwa gegen 1 Liter, in Arbeit zu nehmen. Dieſe größeren Mengen Bierextract einzuäſchern, iſt immer eine mühſamere Arbeit, führt jid) indeß in einem thönernen Muffel , die mit Rohlen geheizt wird, und bei gutein Luftzutritt gut und ſehr vollſtändig aus. In normaler Bierajde iſt der Rohlenſäuregehalt

meiſt jo gering ,

daß eine quantitative Beſtimmung der=

188

ſelben nidt wohl ausführbar iſt; übergießt man vieraiche mit verdünnter Salzſäure man

oder Salpeterſäure

nur ganz vereinzelt Gasblaſen

Kohlenſäure.

Dagegen weist dieſelbe

ſo

erhält

von entweichender eine große Menge

Alkalien ( 3C — 40 % ) und Phosphorſäure ( 25-35 % ) als die vorwiegendſten Beſtandtheile auf.

Nalf- und Magneſia=

Gehalt ſind meiſt gering, indeß natürlich mehr oder weniger von dem zum Brauen verwendeten Waſſer abhängig, weß= halb der Magnejiagehalt, der weniger durch die Vorgänge beim Brauproceß entfernt wird , wohl bis auf fünfzehn Procent ſich ſteigern kann.

Der Chlorgehalt geht nicht

leidyt über drei bis vier procent hinaus.

Thonerde und

Bijengehalt ſind immer nur ſehr gering 0,5 bis 1 Procent. Sehr wedſelnd, indeß nicht beträdytlich, iſt der Schwefel ſäuregehalt ein bis acht Procent, und ähnliden Schwank ungen unterliegt der Gehalt von Kieſeljäure. Im Ganzen iſt der Specialfall der Analyſe der Bier

ajdhe einer der einfacheren unter den Ajdhenanalyſen , in= ein leberidun an Phosphorſäure gegenüber der dem Magneſia vorhanden iſt, und wir wollen daher den Gang derſelbert unter Benübung diejes Vortheils hier betrachten . Wie bereits mitgetheilt, wird es in gewöhnlichen Fällen daſs man eine Kohlenſäurebeſtiınmung der Bieraide auszuführen hat. Wo eine reichlichere Menge derſelben dieſes erforderlich erſcheinen ließe, würde

nicht vorkommen , in

man ſich dafür eines Faſenius = Will'ſchen Kohlenſäure beſtimmungsapparates am zweckmäßigſten von der gleich zu beſchreibenden Einrichtung , bedienen . Um mit dem Unterſuchungsinaterial möglichſt ökonomiſch umzugehen, be=

189 dient man ſich der Salpeterſäure

zum

Zerlegen der Vera

bindung und Austreibung der Kohlenſäure, --- nicht wie in gewöhnlichen Fällen -- und wo dieſes der Natur der Verbindung nach geſtattet iſt , der Sdwefeljäure.

Es wird

uns dadurch möglich dieſelbe Probe , die wir zur Kohlen jäurebeſtimmung benugten auch zur Beſtimmung der übrigen Beſtandtheile und der vollſtändigen Analyſe zu verwenden . In das eine Nölbchen des abgebildeten Apparates kommt die abgewogene friſch ausgeglühte Subſtanz und wird daſelbſt mit ein wenig Wajjer übergeſſen. Dieſes Glas trägt in jeinem

Doppeltdurdbohrten Norfverſchluß ein pipettens

artig geſtaltetes Gefäß für die Aufnahme der Salpetera jäure. An jeiner obern Deffnung iſt dasſelbe mit einem kleinen langſtietigen gut eingeidhliffenen Glasſtöpſel ver jehen. Es iſt diejes viel zweckmäßiger, als ſich dafür eines Wachsſtopfens oder kleinen Norfes zu bedienen , wohl geſchieht,

inden

wie es

dieſer Glasſtöpſel ein momentanes

Deffnen, um ein wenig Säure aus der untern Spite der Pipette zur Subſtanz austreten zu laſjen und jofortiges Wiederſchließen , in bequemſter Weiſe geſtattet. Außerdem iſt dieſe Vorrichtung äußerſt leidt an der Pipette anzu = bringen , indem man den vals derſelben nur ein wenig durch Zujainmenfließenlaſſen und entſprechendes Ausziehen koniſch verengt, durch Ausziehen eines maſſiven Glasſtabes in ähnlicher Form den Stöpſel herſtellt, und durch Eins ſchleifen mittels Schmirgel das gehörige Dichthalten ver mittelt. Man füllt dieſe Pipette mit der zuvor in ein Schälchen gebrachten Säure durch Einſaugen ganz in der Beim gewöhnlichen bei Pipetten gebräuchlichen Art.

190

Veransheben aus der Flüſſigkeit fließt natürlich, bis man den Stopfen aufgejetzt hat , ein wenig des Inhaltes aus ; will man dasſelbe vermeiden, lo fann man über das Saug ende

der Pipette

und dieſen

nad

ein Stückchen Kautſchukjdılauch ziehen dem

Einſangen durch Zuſammendrücken

mit den Fingern ſdhließen .

Es

würde aber immer noch

unbequem ſein , daß beim Einbringen der gefüllten Pipette in das Köbden ein oder einige Tropfen aus derſelben ausflöſen, und bereits eine Zerlegung der Subſtauz zur Folge haben würden , welches um ſo eher Statt hat , als beim Zujammenfügen des Apparates offenbar leicht eine geringe Erwärmung des Pipettenbauches und ſomit Aus dehnung der darin eingeſdhloſſenen Luft vor ſich geht. Um dieſer kleinen Menge ausfliegender Säure den Zugang zur Subſtanz abzuſchneiden ,

taucht

man ehe man dic

Pipette in das Rölbchen , bringt deren untere Spige in das kleine epruvettenartig geſtaltete Röhrden , in welchem

jid

nun dieſe von ſelbſt ausfließende Säure anjamineln kann, von welchem durch

fie aber beim Deffnen des Glasſtöpſelchens

Ueberfließen

zur Subſtanz gelangt.

Das zweite

Kölbdien mit dem die Säurepipette tragenden, durch das zweimal rechtwinklig gebogene Gasabführungsrohr vera bunden, iſt zu etwa nahe der Välfte mit engliſder Schwefet ſäure beſchidt, in welche der eine Schenkel der eben ge= nannten Röhre bis nahe zum Boden untertaucht.

Dieje

Schwefeljäure dient zum Austrocknen des entweichenden kohlenſauren Gaſes , indem ſie dasſelbe, in Folge der Tenſion, mit entführtem Waſſergehalt zurückhält. at man den Apparat derartig zuſammengefügt, 10

191 fein

bringt man denſelben auf die Waage und beſtintint Geſammtgewicht.

Man lüftet jetzt momentan das Glas

ſtöpſelchen (Das man allenfalls zur größeren Sicherung des vollkommenen Schlujes mit ein wenig Inſchlitt ein = reiben fann ), fügt daselbe inden jogleich wieder ein and wiederholt dicies in der Weiſe , das die Gasentbindung ganz gleichmäßig voranſdyreitet und die einzelnen Kohlen ſäure - Blaſen in einem regelmäßigen Strome die Sdwefel ſäure paſſiren. Von Zeit zu Zeit unterſtützt man dieſes durch vorſichtiges Umidywenken der Flüſſigkeit im Apparate um beſtändig eine vollkommene Miſchung der Säure mit der Subſtanz zu vermitteln , inden ſonſt leicht bei ſtärkerer Bewegung der Flüſſigkeit, in Folge 311 plöblicher Berühr ung der Säure, oder mit Säure geſdhwänzerten Flüſſig keitsſchichte, mit Rohlenjäure entwickelnden Partien der Subſtanz,

vehemente

zu

eine

Gasentwicklung

Stått

die die Zuverläſſigkeit der Beſtimmung gefährden würde. vat die Gasentbindung ganz aufgehört , jo läßt man den ganzen Reſt der in der Pipette enthaltenen Säure hat ,

in den Kolben . Der Apparat iſt indeß jetzt noch mit Kchlenſäure gefüllt, die bekanntlich ſchwerer iſt als atmos phäriſche Luft, mit der der Apparat bei der erſten Ge Dieies würde einen wichtsbeſtimmung angefüllt war. Fehler, ein Zuenig, wichtsabnahme

zu

in der Ausbeute der Durch die Ge

beſtimmenden

Kohlenſäure

bedingen.

Man fügt deßwegen an das Abzugsrohr des mit Sdwefel fäure beſchickten Rolbens ein Stückchen Nautichufröhre und jangt,

nachdem

man das Glasitöpjelchen

ſo lange mit dem Munde Luft durch

geöffnet

hat,

den Apparat bis

192

man

femne Kohlenjäure mchr dynedt.

Es

bleibt

nun

indeß immer nod ) cine geringe Menge Koblenjänre, die in der Flüſſigkeit gelöst iſt, in sicer zurück , welche man in gewöhnlidien Sohlenſäure - Beſtimmungen durch Erwärmen des Rolbens mit der zerlegten Subſtanz und abermaliges Durdjangen en uit nod ) entjernt. In unjerem ſpeciellen Falle indeß, wo wir es mit einer dylorhaltigen Subitanz, wie die Bieraide iſt, 311 thun haben , iſt eine beträdhtliche Erwärmung nid )t wohl geitattet , indem dieje cin Mit entweid )en von Chler mit der Rohienjäure zur Folge haben würde. Ebenjowenig fann ein längeres Durch fangen ron Luit duurd die Zerlegungsflüiſigkeit gerathen cridheinen , wegen der anderweitigen jid Dabei geltend madyenden Fehlerquellen , von denen wir nur die einer Wajieraufnahme der

zum

Austrocnei

befugten Cdweetſäure aus dem

der Kohlenjäure

durdgeſaugten Luftſtrom

erwähnen wollen , den man aus dieſem Grunde bei ge nauereit Nobteniäure - Beſtimmungen überhaupt bevor er in den Apparat tritt init Cdweeljäure oder Chlorcalcium austrocnet. Nach dein Ausjaugen des Apparates bringt man den= felben wieder zur Wägung und gibt nun die Gewichts abnahme, die Menge der entwichenen Kohlensäure an . In der ſalpeterſauren Löjung haben wir nun die übrigen Beſtandtheile der Wiche zu beſtimmen. Man bringt dieſelbe auf ein kleines Filter , um zunächſt Koble und Niejeljäure und Spuren von Sand oder Fragmentchen der Muffel falls die Einäjderung in einer jolchen geſchah, abzujheiden.

Man kann

nun

den Rüdjtand auf dem

193

Filter, nad ) gutem Auswaſchen, einfach trocnen , vom Filter To viel als möglich befreien , dieſes einäjchern und mit dem Filterinhalt einfad) jdarf trocknen .

Nad ) Abzug der Filter:

Uliche findet man alsdann offenbar die Summe der obigen Erhizt man jezt zum Glühen, ſo drei Gemengtheile. verbrennt die Kohle und aus der Gewichtsabnahme erfährt man die Menge derſelben. Oder man fann aud ) die ſalpeterjaure Löſung durd) ein zuvor bei 100° C. getrocknetes Filter Filtriren

und

den

ausgewaſchenen

Rückſtand von

Kohle , Niejelſäure und Sand nach dem Trocknen bei derſelben Temperatur im Filter auf die Wage bringen. Man idylägt dieſen letteren Weg gewöhnlid, da ein, wo man 110d) cine Beſtimmung der löslidhen Kiefeljäure ausführen will, indem man alsdann den von Filtrum möglidiſt vollſtändig losgelöſten Inhalt desſelben mit durader Salilange jiedend behandelt, wobei die leichter lösliche

Niceljäure

in

die

Löjung

übergeht,

während

Sand, unlöslide Kieſelſäure 11. ſ. w . zurückbleiben.

Man

filtrirt die alkaliſche Flüſſigkeit durd) dasſelbe, für dieſen Zweck aufbewahrte Filter und wägt nach dem Trocnen bei 1000 C. wieder und erfährt jo als Gewidtsabnahme die Menge der löslichen Kieſelſäure. Jndeß kann man natürlid) and nach dem andern Verfahren in dem nad ) dem Glühen des Filterinhaltes hinterbleibenden Rückſtande die löslidic Kieſelerde durch Behandlung mit Salilauge beſtimmen .

Es wird für das leichte Verſtändniß gut ſein , wenn wir dieſe ganze Operation der Ajchenanalyſe an einem beſtimmten Beiſpiele in den im Verſuche gefundenen Zahlen 13 N eiſdauer , Chemie des Bieres .

194

durdführen.

Wir wählen

Dafür die Analyſe der

des Münchener weißen Doppelbieres (weißer Bed

Wide vom

Hofbräuhauſe .) Zur Analyſe wurden 0,769 Gramin Ajde verwendet. Es blieben beim Behandeln mit Säure, 0,067 Gramm ungelöſt.

Nach dem

Einäjchern hinterließen dieſe 0,062

Sand und Kieſelſäure; mithin fanden ſid, nod ) 0,067 0,062 = 0,005 Gramm Roble in dem in Salpeterſäure unlöslichen Rückſtand .

Der durch Glühen von der Rohle

befreite Rückſtand wurde mit Kalilauge gefocht; es hinter bleiben hiebei als unlöslid) 0,040 .Sand und unlöslid) Kieſelſäure, waren mithin an löslicher Rieſeljäure vore handen 0,022 Gramm . Dieſe Drei bis hier beſtimmten Beſtandtheile auf Roble

100 Theile Ajde beredynet, gibt 0,65º Sand und Kieſelſäure . 5,20 % Löslide Nicieliäure 2,86 %

In dem

Filtrat von dieſen drei Beſtandtheilen fällt

man nun zunächſt den Chlorgehalt durd) Zufügung einer Löſung von ſalpeterſaurem Silber aus. Man fügt hiebei dic Silberlöſung zit der ſtart verdünnten beißen Flümiga keit und befördert die Ausſcheidung des Chlorſilbers in größeren Flocken Durd Peitſchen mit einem Glasſtabe. Im

andern Falle geht die Flüſſigkeit leidt trüb durdhs

Filtrum .

Das

gut

ausgewaſchene Chlorſilber trodnet

man , löſt es ſo viel als möglid, vom dieſes zunädiſt

ein

das Chlorſilber in bis es

geſdymolzen

Filtrum , äjchert

wie S. 68 angegeben ) einem

und erhitzt

zuvor tarirten Porcellantieget

iſt und beſtimmt ſein Gewidyt.

Das

195

geſchmolzene Chlorſilber haftet ſehr feſt an dem Porcellana tiegel , um denſelben davon zu befreien , legt man einfach) ein Stückchen Zink auf dasſelbe und übergießt nun beides mit verdünnter Sdwefelſäure; binnen Nurzem iſt die He Suction des Chlorſilbers zu metalliſchen Silber wollendet, das man dann in einem compacten Stück aus dem Tiegel herausnehmen kann, wodurch dieſer zugleid ) wieder in den ſauberen Zuſtand übergeführt iſt. Mande zichen es vor , auch das Chlorſilber im gewogenen Filter zu beſtiminen ; es iſt dieſes indeß immer wenigſtens weitläufiger als 1.se felbe niederzuſdymetzen.

Für die Beredynung des Chlor=

ſilbers , Ag Cl , auf Chlor hat man die Relation , Daſ 100 Theile Chlorſilber 24,72 Theile Chlor enthalten . 75,26 108 Ag

CI

35,5 24.74 143,5 -100,00.

In unſerni" ſpeciellen Beiſpiel der Aide des weißen Bocs erhielten wir 0,095 Gramm Chlorſilber, veldies einem

Chlorgehalt von 3,07 procent entſpricht.

Man

pflegt lferdein dieſes Chlor gewöhnlid ) in der Angabe der Reſultate der Analyſe an Natrium zu vinden und als Chlornatrium aufzuführen, wenn anders der Natrongchalt Dafür ausreicht ; das man es nicht als freies Chlorid die Bajen Daneben als Diryde aufführen darf, leudytet von ſelbſt ein , mau würde dann immer ein 311 Viel als Summe der gefundenen Beſtandtheile erhalten müſſen , da ja in Wirklichkeit ein Lequivalent des einen Metalls einer Baie mit Chlor direct zuſammentritt, alio ein Aequivalent Sauerſtoff, das wir in dem Orde mitwogen oder in 13 *

196

Redinung Schluſſ

brachten überſchüſſig wäre. der Adenanalyſe

auf

Wir werden am

dieſen Gegenſtand näher

eingehen .

Das Filtrat vom Chlorſilber befreit man nun zunächſt weiters von überſchüſſigem Silber durch Zufügung von Salzſäure und entfernt das ausgeſchiedene Chlorſilber aber mals durd) Filtration . Es wäre nu

denkbar, daß nod ) cin Theil Kieſelſäure

im Jelöſten Zuſtande in dieſer Flüſſigkeit enthalten wäre. Ilm dieſelbe abzujdheiden , müßte man jie im Waſerbade zur Trockene verdunſten und einige Zeit bei dieſer Tempe= ratur erhalten wodurd) die Kieſelſäure in Den in Waſſer und Säuren vollſtändig unlöslichen Zuſtand übergeht. Ilm

ſie von

den übrigen Begleitern

man mit Salzſäure

zu trennen,

befeuchten , einige Zeit

und dann mit Wajjer aufnehmen ,

ſtehen

würde laſſen

wobei die Nieſelſäure

ungelöst zurückbliebe und auf dem Filtrum geſammelt werden fönnte. Man findet indeß in normalen Bieraiden auf dieſe Weiſe immer nur noch eine in die jalpeterjaure Löjung ſäure

ſehr kleine Menge

mit übergegangener Rieſel=

Die Satzjäure - Pöiung verſekt man nun mit Ammor niat bis zum Entitehen eines deutlichen bleibenden Nieder ſchlages und fügt jofort Gijjigſäure bis zur ſtarf ſauren Reaction hinzu . Vierbei bleibt - bei Bieraidhen meiſt ein ichr geringer voluminöjer Niederſchlag von phos phoriaurem Eisenord allenfalls mit phosphorjaurer Thon= erde gemengt.

Während nämlich der phosphorjaure Kalt

197

und dic phosphorſaure Magneſia in freier Ejjigjäure leidyt löslich iſt, jind phosphorjaures Cijentoryd und Thonerde darin unlöslich. Man filtrirt den geringen Niederſchlag ab , glüht und wägt. Sewöhnlid) lohnt es ſich bei der Analyſe der Bieraſde nicht der Mühe, die phosphorjaure Thonerde und das phosphorſaure Eiſenord noch weiters zu trennen , da deren Menge überhaupt nur ſehr unbe deutend iſt.

In unſerer Probe mit der Aſche des weißen

Bods erhielten wir 0,008 Gramm dieſer Fällung . Wäre der Niederſchlag beträchtlicher und aus beſonderer Veran laſſung eine ſpecielle Probe auf Thonerde von Intereſſe , jo hätte man das gewogene Gemenge beider in Chlor= waſſerſtoffſäure

aufzulöſen.

Dieſes

erfordert einige Zeit

und iſt es am beſten , wenn man die Probe ruhig jidh felber überläßt. Die Salzſäure = Löſung erhitzt man nun mit überſchüſſig zugeſepter Salilauge ,

wodurch Eijenorud

ausgefällt wird, während Thonerde und Phosphorſäure in Löſung bleiben . Hat man auf dieſe Weiſe das Eiſenorid abgeſchieden, ſo verfährt man zur Ausfällung der Thonerde wie zuvor um beide Phosphate niederzujdılagen, D. h . man überſättigt, nachdem man das Eiſenorvd abfiltrirt hat, abermals mit Gjigſäure, welche nun phosphorjaure Thon = erde allein ausfällt , deren Menge, nach dem Glühen be ſtimmt , von der Summe des phosphorjauren Eiſenoryds und der phosphorjauren Thonerde, welche wir oben bereits fanden , abgezogen, uns die Gewichtsmenge des phosphor ſauren Cijens aus der Differenz ergiebt. Weiſe

Das in ſolcher

gefällte phosphorſaure Eiſenoxyd hat die Formel

Fez 03 + PO, und demnach die Zuſammenſepung :

198 Acou . Fe, 02 PO ,

in 100 Th.

80 71 151

52,98 47,02 100,00

und analog hat man für die phosphorſaure Thonerde : 51.4 11,99 Al, 03 . 58, 01 71,0 PO ; :

122,4

100,00

monad) man leicht den Gehalt an deit einzelnen Beſtand theilen berechnen kann . Statt der phosphorjauren Thonerde, nach der Fällung

mit Engjäure aus der falijchen Löjung, das Eijenorid, das die Ralilauge ungelöſt ließ , zur Wägung zu bringen , iſt aus dem Grunde nicht gerathen , weil die Phosphor ſäure idywer vollſtändig ausgezogen wird und leicht ein kleiner Antheil derſelben vom Eiſenord zurückgehalten bleibt. Jit injerint ſpeciellen Beiſpiel der Ache des weißen crhielten wir 0,0085 Gramm phosphoriaures

Bockos

Cijeneryd, welches Beſtandtheile gibt : Phosphorjáure Eijenorid

aufgelöſt

in

ſeine

beiden

näheren

0,5890. 0,52 $ 1,1 % Fc, 03,PO

Die Fliinigkeit aus der durch Gigſäure das phosphor= ſaure Eiſenord reſp . phosphorjaure Thonerde ausgefällt und durch Filtration entfernt war, wird nun in dem ſtarf cigjauren Zuſtande mit oraljaurem Ammoniak verə fekt , wodurd, der in Engjäure unlösliche oraljaure Kalt niederfällt . Während phosphorjaurer falt und Magneſia in Engiäure löslich ſind und ebenſo oraljaure Magneſia

199

zumal

neben

Aumonialzeit in der Löjung bleibt , wird

oratjaurer Kalt hierbei vollſtändig ausgefällt.

Man läſst

etwa 12 Stunden ſtehen und ſchreitet dann zur Filtration. Den ausgewaidhenen oraljaurent Salt führt man durdy mäßiges Glühen in kohlenſauren Salt über, in welcher Form man ihn zur Wägung bringt. Biebei iſt die weſentlichſte Sdwierigkeit das Glühen der Probe jelbſt. (Glüht man dieſelbe nämlid) zu heftig ſo gibt der kohlen = jaure Ralf von ſeiner Sohlenjäure aus ; dieſes iſt z. B. idon beim Glühen über den Bunſen'ichert Sasbrenner der Fall . Man iſt dieſer Sefahr indeß nicht ausgeſetzt, wenn man das Glühen über der einfachen Weingeiſt= lampe ausführt, in dieſem Falle gibt die Probe feine Kohlenſäure ab und fommt genau als neutraler fohlen ſaurer Kalk zur Wigung. iſt wie befunt: Ca o

CO2

Jn

Die Zujammenſetzung desſelben

28

56

22 50

44 100

Derſelbe enthält alſo geradeaus 56 procent Nalk. der weißen Bockade erhielten wir 0,043 Gramun

fohlenjauren Ralf.

Dieſes

macht nach

dem

obert

Mit

getheilten in hundert Theilen der Aſche 3,14 %, Kalferde. Aus dem Filtrat rom oralauren Ralf Fällen wir mun weiters die Schwefeljänre mittels Chlorbariumlöſung. Der entſtehende Niederſchlag von dwefeljaurer Baryterde hat, wenn auf die Operation der Füllung nicht gehörig bacht gegeben

wurde, die unangenehme Eigenſchaft mit

durds

zu gehen und ein mildhiges Filtrat zu

Filtrum

200

liefern.

Man

begegnet

dieſem

Mißſtande

indeß

leidit

vollkommen , wenn man die Flüſſigkeit, aus der der ſchwefel jaure Baryt gefällt werden ſoll , ſehr ſtart verdünnt und außerdem heiß anwendet, endlich noch die Flüſſigkeit, mit der man die Präcipitation bewerkſtelligt, gleichfalls ver dünnt anwendet und langjam

der andern Flünigkeit zu =

miſcht. Auf dieſe Weiſe niedergejdılagen, bildet der dwefel= jaure Barryt einen dichten ſchweren Niederſdhlag, ſo groba förnig, daß man unterm Vergrößerung - die

Mikroskop – etwa 400 malige einzelnen

Krſtallindividiteit

redyt

bequem erfennen kann. Man kann , wenn man nach der Fällung noch einige Zeit erhitzt hat, ſofort zur Filtration jdyreiten .

Der

geglühte

Zuſammenſetzung: Ba O) SO3

dhwefelaure 76,5

Baryt

hat

die

65,67

40,0

34,33

116,5

100,00

unſerm ſpeciellen Beiſpiele erhielten wir 0,115 en Barnt und dieſe entſprechen nach dem eben auer idwefelſ n ilte 5,16 Procent Schwefeljärre in der Wide Mitgethe In

Des weißen Bocks. In dem Filtrate von ſchwefelſaurem Bariyt finden fid) nun noch neben dem überſchüſſigen Baryt sie Magneſia und Alfalien neben Phosphorjäure.

Um

dieſe weiter zu

trennen , verſekt man nach der Entfernung des Barnt: überſchujjes durch Schwefelſäure zunächſt mit Amnoniak bis zur deutlich alkaliſden Reaction.

Hierdurd) wird der

ganze Gehalt an Magneſia, weil in den Bierajdhen Phesa phorſäure im

Ileberſchuß vorhanden iſt, ausgefällt in der

201

Form von phosphorſaurer Magneſia -Ammoniak -- 2 Mg 0 , Am 0 , PO , + 12 aq womit alio zugleid ) ein An = theil der Phosphorſäure mit ausgedicden wird, den wir indeß aus der bekannten Zuſammenſerung dieſes Nieder ſchlages leicht berechnen können . Dieſe Füllung durd) Ammoniak führt man mit der falten Löjung aus , indem , abgeſehen

von

der Verdunſtung

des

Ammoniaks,

die

phosphorjaure Ammon =Magneſia in der Wärme wieder in phosphorjaure Magneſia und phosphoriaures Ammoniat zerfällt , welch ' erſtere ein ſehr voluminöſer, idhledyt quali fizirter Niederſchlag iſt, deſjen llnlöslichkeit außerdein bei weitem

ser des Amnondoppeljalzes itadiſteht.

Nad ) Der

Zufügung des Ammons läßt man die Flüſſigkeit etwa vierundzwanzig Stunden ruhig ſtehen , in einer vollſtän digen Ausſcheidung des kryſtallinijd körnigen Ammon = Magneſin - Phosphats gehörig Zeit zu lajjen. Man filtrirt dasſelbe darnad ; ab und wäjdit es mit Wajjer aus, dem man ein wenig Ammon zugefügt hat, da jid) ergeben hat, daß der Niederſdhlag von phosphorjaurer Magneſia Ammoniak in jolchem aminonhaltigen Wafer viel imlos licher iſt als in reinem .

Nad) dem

Trocknen niinmt inan

denſelben vom Filter , äjdert dieſes zuerſt ein , welches dywer von Statten geht, wobei man inden die vollſtändige Verbrennung der ausgeſchiedenen Rohle burd) Befeuchten mit einem Tropfen Salpeterſäure und abermaliges Glühen unterſtübt. Zu der weißgebrannten Filtera de bringt man nun auch den Niederſchlag ſelbſt und crhikt allmälig zum Glühen . Hierbei entweichen Ammoniak und Wañer, und es bleibt die Phosphorſäure mit den beiden Aequivalenten

202

Magnejia zu zweibajijch phosphorjaurer oder pyrophosphor= jaurer Magneſia verbunden zurück. Der lebergang der einen Modification der Phosphorjäure in die andere gibt ſich dabei als eine Verglimmungserſcheinung zu erkennen. Die beim Glühen hinterbleibende phosphorjaure Magneſia hat die Znjammenſeßung : 2 Mg0

.

PO .

40,0–36,04 71,0–63,96 111,0

100,00

wonad) man die beiden Beſtandtheile dieſer Fällung run berechnet. Wie erwähnt, gehört von dieſem Niederſchlag ſowohl die Phosphorſäure als die Magneſia zu den Achenbeſtandtheilen , indem wir für die Praecipitation keinen dieſer Körper als Reagens anwandten , ſondern dieſelbe nur durch Zufügung von Ammoniak ausführten. Wir erhielten in der Aſche des weißen Bods 0,163 Gramm Þyrophosphorjaure Magneſia , welche ſich weiter zerlegt in : Magneſia

7,77 %

21,20 % Phosphorſäure

Wir haben nun im

13,43 % Filtrate von dein phosphorjauren

Magneſia - Ammoniak indeß noch einen weiteren Ueberſchuß der linzulänglichkeit der

an Phosphorſäure , der wegen

anweſenden Magneſia nicht mit ausgefällt wurde. Im denſelben auch noch zu beſtimmen , fügt man abſichtlich eine weitere Menge Magnejia hinzu , die man ungefähr ſu abpaßt, daß man ſicher ſein kann, alle Phosphorſäure, die in der Flüſſigkeit allenfalls noch enthalten jein kann ,

203

auszufällen, ohne baru

cinen zu beträdytlichen Hebericuſ

an Magneſiajalz hinzit

311

dieſem

Falle

bringen.

bequem , wenn

Magneſialöjung kennt und nach mefiende Menge berechnet.

Es iſt

man

den

dieſem

Nach dem

darum

Gehalt

in

feiner

die davon abzu = oben Mitgetheilten

wird man

ſicher gehen , wenn man ein Maximum von 40 procent an Phosphorſäure in derartigen Ajchen an nimmt, von welchen man natürlich zunädiſt die bereits durch Almmonzulat allein mit der in der Wijche bereits vorhandenen Magneſia ausgefällte Phosphorſäure abzieht und für den Reſt die erforderliche Magneſialöiung berechnet . Dieje Magneſialöſung für die Füllung der Phosphorſäure muß in einer beſonderen Weiſe vorgerichtet werden .

Da

man nämlich die Flüſſigkeit, in der die Fällung ausgeführt werden soll , ammoniakaliſch machen muß, jo würde von dericiben die einfache Magneſialöjung jdon an und für ſid ) gefällt werden , indem das Ammoniak ſich der Säurr Des Magnejiaſalzes bemädytigte und Magneſiahıydrat ſich als unlöslicher Niederſchlag ausſchiede. Um dieſes zu vermeiden , braucht man indeß nur die Magnejialöſung mit einer Salmiaklöſung zu verſeken , wodurch ſich ein löslides Dorpeljal; bildet, aus dem Ammon fein Talkerde: hidrat auszufällen vermag. Will man jid) einen größeren Vorrath

dieſer Löſung herſtellen , ſo wägt man dafür 1 Aequivalent fäufliche reine jdwefeljanere Magneſia Mg O , SO2 + 7 aq = 123 auf 1 Aequivalent Calmiak - NH , Cl = 43,5 ab und löſt beides in Wajjer .

Jin Kleinen kann man

indef auch leicht darſtellen , indem

ſich dieſe Flüſſigkeit man zu einer Löjung

204

von jdwefelſauerer Magneſia ſo viel Salmiak fügt , bis durch Aezamoniak keine Fällung mehr darin entſteht. yat man die entſprechende Menge dieſer , in den Laboratorien

auch

wohl

Magneſiamixtur

mit

dem

beſonderen

Namen

belegten , Flüſſigkeit, die zur

voll

ſtändigen Ausfällung des möglicher Weiſe vorhandenen Marimalgehaltes an Phosphorſäure erforderlid, jein würde , durd die gleich durch ein Beiſpiel zu veranſchaulichende leichte Zwiſchenredynung ermittelt, ſo fügt man dieſelbe zu dem

oben erwähnten in unſerer Analyſe erhaltenen Filtrat

von der Füllung

der

phosphorjauren

Magneſia durch

einfachen Zuſaß von Ammon . Man erhält dadurch aber mals einen Niederſchlag von phosphorjaurer Ammoniak Magneſia, der alſo wieder ganz gleich wie der vorige zu behandeln und endlid ) wieder zur Wägung zu bringen iſt. Zu dieſem

lieferte indeß die unterſuchte Ajdhe

nur die

Phosphorſäure, während der Magneſiagehalt aus der zu : gefügten Magneſiamirtur ſtammte ; wir haben dieſe Fällung folglich auch nur auf Phosphorſäure zu berechnen und in dem Reſultate umjerer Analyſe deren Betrag aufzuführen oder mit dem der als phosphorjaures Cijenornd und in der Ajdhe präeriſtirenden phosphorjauren Magneſia - Ammoniak zu jummiren , um den Geſammtgehalt an Phosphorſäure in der Bierajdhe zu verzeichnen. Wir haben nun in unſerm ſpeciellen Beiſpiele der Analyſe der Ache des weißen Bockes bereits einen Sea halt an phosphorjaurer Magneſia (2 Mg 0, PO ; ) wie 21,20 Procent gefunden, entſprechend ſäuregehalt von

einem

Phosphor

13,43 Procent; vereinigen wir hiermit

205

noch die als phospherſaures Eijenorryd gewogene Phosphor: jäuremenge, was indeß für unſern Zweck, wegen des geringen Betrages derſelben von keinem weſentlichen Eins fluß iſt, ſo erhalten wir für die Geſammtmenge der im Ver laufe der Analyſe bereits ausgefällten Phosphorſäure 13,43 + 0,58 = 14,01 Procent, und nehinen wir weiters den möglichen Maximalbetrag in der Aſche an Phosphorſäure zu 40 procent an , ſo bleiben uns jetzt noch bei einem möglich höchſten Gehalt an Phosphaten 40_ - 14 = 26 Procent zur Ausfällung mit der Magneſia mixtur übrig. Da wir 0,769 Gramm Aſche zu der lInterſuchung verwendeten ſo iſt die nach dieſem Salfül möglicherweiſe in unjerem Filtrat noch auszufällende abſolute Gewichtsinenge an Phosphorſäure 0,769 . 26 100

0.19994.

Wir verwandten nun zur Fällung eine nach der obigen vorgerichtete Magnejiamirtur von 123 Granm

Angabe

Mg (), S03 kriſtallijirter ſchwefelſaurer Magneſia s r Aequivalent jede im Lite , und da auf + 7 aq. e äur g orſ lun nbar Fäl sph als phos offe die für Pho -- 71 phorjaurer Ammon = Magneſia - 2 Mgo , Am 0 , PO , + 12 HO — zwei Aequivalente Magnejia oder Magneſia julfat erforderlich ſind, ſo wird die in unſerm Falle ver langte Gewichtsmenge an ſolchen ſich geſtalten zui : 0,19994.123.2 71 Wir wollen inden dieſe abſolute Menge der ſchwefel: jauren Magneſia nicht abwägen , ſondern was natürlich

206

zumal bei häufiger Wiederholung derartiger Arbeiten viel bequemer iſt, abmeſen.

von

unjerer vorräthigen Magneſiamirtur

Ein Liter oder 1000 CC . derſelben enthielten

aber 123 Gramm kryſtallijirtes Magneſiumſulfat und wir haben demnach für den lezten Werth der zur Fällung verlangten Menge dieſes Sales : 0,19994.123.2.1000 5,63 CC . 71.123.

Fügen wir alſo dieſe Menge 5,63 CC . unſerer Magneſius mixtur zu dem in der Analyſe für dieſe Dperation erhat tenen anmonhaltigen Filtrat, ſo fönnen wir gewiß ſein, das Sadurch jämmtliche Phosphorjäure , die noch darin vorhanden war, zur Präcipitation fommt. Bei der weiteren Durchführung unſerer Behandlung der Adenanalyje werden wir ſehen , daß es , wenn man dabei einen modificirten Weg befolgt, von Vortheil ſein kann, den Reſt des auf dieſe Weiſe zugefügten Magneſia jalzes , der nicht durd die vorhandene Phosphorſäure niedergeſchlagen wurde, inden dieſelbe nicht ausreichte, zu kennen , welches offenbar der Fall iſt, wenn wir das Volumen der zugefügten Magneſiamixtur genau notirten und dieje von jidher bekanntem Gehalte an Magneſia war. Es wird uns alsdann eben eine nodymalige Beſtiimnung diejes Magneſiagehalts überflüſſig. Wir erhielten in unſerm ſpeciellen Beiſpiele eine Auss beute von pyrophosphorianerer Magneſia von 0,250 Gramm , woraus fid, dann leicht nach dem Qbigen ein Phosphor ſäuregehalt der Alche in dieſer Form zu 15,84 procent ableitet .

207

Wir

erhielten

alio

im

Verlaufe der Analyſe den

Gejamıntphosphorjäuregehalt in drei verſchiedenen Fällun gen : einmal als phosphorſaures Eiſenord ( reſp . phosphor faureThonerde) und zweimal als phosphorjaure Magnejia= Ammoniak; von einen

dieſen

letteren

ſowohl

Niederſchlage

die

gehörten indeß von dem Phosphorjäure als die

Magneſia zu den Conſtituenten der Ajde, von dem an = Summiren wir alle dern nur die Phosphorjäure allein. drei Werthe, ſo erhalten wir den gehalt zu : Als phosphorjaures Eiſenord

in der Ajdhe

AIS 2 MgO , PO ,

Geſammtphosphorſäure

. .

Als 2 MgO , PO ,, als Po , in der Aſde

0,58 procent, 13,43 15,84 29,85 procent.

Ji Ganzen enthielten alſo 100 Theile unſerer Adhe des weiſjen Bods 29,85 procent Phosphorjäure. Ju dem

Filtrat von der Fällung mit der Magneſia=

mixtur haben wir nun von noch die

Altalien

zu

den Udenbeſtandtheilen nur

beſtiminen , die darin indeß außer

mit den Ammoniatjatzen noch mit dem Ueber dujic an ſchwefeljaurer Magneſia von der Magneſiamirtur ſtammend

gemiſcht ſind.

Für die Beſtimmung der relativen Menge an Hali Natron und darin kann man mehrere Wege einſchlagen, von denen wir zunächſt den einfaderen betrachten wollen , der ſich auch namentlich da empfiehlt, wo man reichlich Material zur Verfügung hat , um , in der Abſicht , die Analyſe zu beſchleunigen, die Alkalienbeſtimmung in einer Separatprobe , getrennt von den

übrigen

Beſtandtheilen

208

der Aidhe, ausführen zu fönnen, wo man alsdann alſo die Beſtimmung der Alfalien neben den bisher betrachteten Operationen für die übrigen Beſtandtheile Durchführen kann. Anjditierend an unjere zuletzt abgehandelte Beſtim= mung der dritten Antheils Phosphorſäure würde man da = gegen fo verfahren : Das ganze Filtrat von der phosphor ſauren Magneſia - Ammoniak wird zunädiſt zur Trockene eingedampit, weldies am beſten in Delbade geidsieht, um am Schluje den Rückſtand der concentrirten Ammonjalz= föung ſtärfer erhinen und endlich vollfommen zur Trockene bringen zu

fönnen .

Man idabt das völlig trockene Re

fiduum mun mit Hilfe eines reinen Stahljpathels von der der Abdampridhaale und entleert dasſelbe in cine andere Schaale , mit der man es jofort unter den

Wandung

Erſiccator bringt. Die Schaale , in der die Abdampfung geidah , ipült man einige Male mit Wajier aus , um die ihr nod ) anhaftenden Theile des Rückſtandes nicht zu ver lieren und entleert in eine Platinīdaale, in welcher man un dieſe verdünnte Löjung, chne die Genauigkeit zu ge = fährden , über freiem

Feuer cintampfen und zur Trođene

bringen kann. Iſt dieſes geidhehen , ſo fügt man den zuvor rejervirten Hauptantheil der Salzmajſe unterm Er jiccator gleichfalls in die Platinichaale und erhibt nun jo lange vorſichtig, bis alle Aminonſalze verflüchtigt jind und keine weißen Dämpfe aus der faum zum Glühen erhitten Majie mehr aufiteigen . Im Hüdſtande haben wir jest die ſchwefeljauren Salze der überſchüſſig zugefügten Magneſia und der Alkalien. Sind in dem Satzrüdſtande größere Mengen von

ſchwefcljanerem Ammoniak enthalten,

209

ſo geht das Verjagen desſelben durch Glühen nur ſchwierig von Statten , indem Sprißen der Salzmaſſe ſtattfindet, das leicht Veranlaſſung zu Verluſten wird; es iſt dieſes auch einer der Gründe, warum man einen großen Ueber ſchuß an Schwefelſäure bei der Ausfällung des Bariyt überſchujjes aus dem Filtrat beſtimmung vermeiden muß .

von

der

Schwefelſäure

Das geglühte Gemenge der Sulfate könnte jept direct für die Ermittlung der relativen Menge der Alfalien be nugt werden, indem man darin nur den Gehalt an Magneſia und Schwefelſäure zu beſtimmen hätte, womit man , wenn alle Sulfate als neutrale Salze wir

noch

ſehen

werden ,

die

vorhanden waren, wie

nothwendigen

einander hat um auch Kali und Natron Menge nad) anzugeben .

Daten

bei

ihrer abſoluten

Wir wollen jedoch zunächſt wieder zu dem Falle zurückgehen wo man die Beſtimmung der Alfalien neben der der übrigen Beſtandtheile gleidhzeitig aber in einer Separatprobe ausführt, weil diejes , falls man nur Material genug hat, der expeditivere Weg für die Erlangung des Geſammtreſultates iſt. Hier würde man um zu den Sulfaten der alkalijden Erden zu gelangen das Filtrat von der Auflöſung der Aſche in Salzſäure , (da alsdann wegen Ausfall der Chlor beſtimmung man nicht zur Salpeterſäure ſeine Zuflucht zu nehinen hätte) nach eventueller Abſcheidung der geringen Mengen gelöſten Rieſeljäure durch Eindampfen 2. ſofort mit Barytwaſſer verſeßen

um Phosphorſäure, Schwefel=

jäure u . ſ . w . abzuſcheiden . Reildauer , Chemie des Bieres.

Der Ueberſchuß an Baryt 14

210

wird dann

durd) kohlenjaures

Ammon

in

der Wärme

präcipitirt ( um auf alle Fälle den Ralk zu entfernen nidt mit Schwefelſäure), das Filtrat von kohlenſaurem Barryt bringt man durch Gindampfen im Delbade, wie bereits beſchrieben, zur Trocne und glüht den Rückſtand in der Platinſchaale. Um denſelben nun gerade in neutrale idywefet jaure Alfalien zu verwandeln , übergießt man denſelben zunächſt vorſichtig mit

concentrirter reiner Sdhwefelſäure

und erwärmt zulet jo ſtark, daß der größte Theil der überſdhüſſigen Sdwefelſäure in Geſtalt jchwerer weißer Nebel verjagt wird. Im weſentlichen bleibt bei sicer Dperation, wenn das Glühen nicht beſonders heftig und anhaltend war, das Gemenge der jauren ſchwefeljauren Alfalien zurück, indeß nicht gerade ſtreng im ſtödjiometriſchen Verhältniſ

von

zwei

Aequivalenten

Säure

equivalent Bajis , indem leicht aus dem

zu

einem

ſauren Salze

Säure entweicht und im Rückſtand alſo neutrales Salz eingemengt bleibt. Man muß daher die ganze Salzinajje genau in neutrale Sulfate überführen , und dieſes iſt leicht auszuführen , feſtem fohlenjaurem und zum

Glühen

indem man dieſelben wiederholt mit Ammoniak in Pulverform überſtreut erhigt, wobei fid)

alsdann leicht sie

überſchüſſige Schwefeljäure mit dem fohlenjauren Ammoniak verflüchtigt.

Man

wiederholt dieſe

Behandlung zuerſt

etwa viermal, wobei man gut thut, ein Platinbled) über die Schaale zu decken , um die Verflüchtigung des kohlen = jauren Ammons mehr zu verlangſamen . Hierauf bringt man

die Platinſchaale auf die Waage , beſtimmt genau

das Gewicht und wägt nad) abermaliger Behandlung mit

211

fohlenſaurem

Ammon

nochmals.

Differiren die beiden

Gewichte nicht, ſo iſt die Dperation abgeſchloſſen. Wäre das Gewidyt bei der legten Behandlung mit Ammon = carbonat noch verringert, ſo inüfte man dieſelbe nochmals vornehmen, bis endlich Conſtanz zwiſchen zwei Wägungen einträte. Zieht man von dieſem Gewicht nun das der Platin = ichaale ab, ſo bleibt das der Summe der neutralen Sul fate von Kali und Natron. Führen wir darin nach der Auflöſung auch noch eine Beſtimmung des Sdywefelſäure gehaltes aus , ſo haben wir alles was wir brauchen im daraus die

relativen

Mengen

von Nali

und

Natron

abzuleiten . Wir wollen den

einfachen Weg, auf welchem

dieſes

möglich, einmal mit Hilfe der Aufſtellung von Gleichungen dann aber auch direct durch Calcül abhandeln , uns aber gleich an unſer concretes Beiſpiel der Aide des weißen Bodes halten . Wir erhielten dabei auf dem angedeuteten Wege : Summe der jdwefeljauren Alfalien 0,613 Gramm von 0,769 Gramin Ajde. Hiebei

iſt

noch von

practijder Seite zu bemerken,

Daß beim Auflöſen der neutralen Sulfate gewöhnlich ein ſehr geringer 2-4 Milligramm betragender Rückſtand ungelöſt bleibt. Man jammelt denſelben auf einem kleinen Filter, glüht, wägt und bringt von der zuerſt gewogenen Summe der

rohen Sulfate denjelben

in

Abzug.

Man

muß dieſe Correctur nicht vernachläſſigen, da es bei dieſer indirecten Beſtimmung der Alkalien auf eine große Genauig feit der Wägungen ankommt, auf die man alſo aud ) hier 14 *

212

ganz beſonders zu achten hat. Die Menge der Schwefel= fäure ergab fid) in unſerm ſpeciellen Beiſpiele wie folgt : 0,855 Sramm . Schwefeljaurer Bart

0,293844 Gramm .

d. h . Schwefelſäure

u . Schwefelſäure in 100 Th . Aſche 38,21 Procent. Wenn wir aus 100 Th. Ajdhe nun 79,71 Theile der Miſchung

von

ſchwefelſaurem 38,21

noch

einzeln

Natron

Gewichtstheile

unbekannten Mengen von

erhalten

haben

Schwefeljäure

und darin

außerdem vorhanden

waren , ſo wiſſen wir gleich vor der Hand, daß 79,71 -38,21 = 41,50 Gewichtstheile die Miſchung der freien Alkalien ,

alſo

den

Kali-

und

Natrongehalt

repräſen =

tiren .

Bezeichnen wir nun dieſe noch unbekannten Mengen von Rali und Natron mit x und y alſo : x = Kali in 100 Th. Ajdhe

y = Natron in 100 Th. Aſche ſo iſt klar , daſ , da jedes Aequivalent Rali = 47.2 auch ein Aequivalent oder 40 Gewichtstheile von der im Ge= menge der Sulfate enthaltenen Schwefelſäure beanſprucht ſich von dieſer - um eben neutrales Salz zu bilden Säure einen Antheil aneignet wie : X. 40 Sdwefelſäure 47,2 und ebenjo werden y Sewidtstheile Natron , von denen jedes Aequivalent, 31 nämlich, aud ) wieder ein Uequivalent oder 40 Gewichtstheile Schwefeljäure bindet, verlangen y . 40 31

Schwefeljäure.

Die Schwefelſäure aber, die

an das Rali gebunden

213

iſt, zugefügt zu der an Natron gebundenen, müſſen offen = bar den Geſammtgehalt an Sdywefelſäure wieder geben, in unſerm ſpeciellen Beiſpiele Afde.

eben 38,21 Procent der

Man hat alſo die einfache Gleichung: X. 40 0 + y . 4 38,21 31 47,2

SO , an Nali geb. Außerdem

SO , an

Sejammt

Natr. geb.

ſdhwefelſäure.

hat man aber für die Beſtimmung von

x und y noch eine zweite Gleichung ſo zu ſagen unmittel bar von ſelbſt, indem wir ja zuvor jahen, daß die Summe des Nalis (x) und Natrons ( y ) 41,50 Procente betragen. Man hat alſo

x + y

41,50. Ntali + Natron = Summe der Alkalien. Man könnte nun dieſe Gleidungen miteinander ver= binden und würde dann zu den ſchließlichen Werthen für x und y gelangen.

Auf ſolche Weiſe hätte inan indeſ

bei einer jeden Ajdhenanalyſe oder Alkalienbeſtimmung nach dieſer Methode überhaupt immer eine ziemlich lange Rechnung durchzuführen. Es iſt daher viel bequemer dieſe Redinung, ſo weit ſie von den in allen Analyſen gleichen Zahlen der Uequivalentgewichte des Natrons , Kalis und der Schwefelſäure abhängig iſt, ein für alle Male durchzuführen und daraus eine allgemeine Formel abzu leiten, in welche man nur die jedesmal in einer Analyſe wechſelnden Zahlen für die Schwefelſäuremenge und die Summe der Alkalien hinein zu ſubſtituiren hat, um den für den ſpeciellen Fall noch übrigen Reſt der Rechnung

214

nun

leichter

Bezeichnen

können .

abthun zu

wir

zur

leichteren Drientirung dieſe beiden mit jeder Analyſe wechſelnden Größen auch durch Zeichen, etwa mit : S = Schwefelſäure S = Guinme der Alkalien

ſo werden offenbar noch die obigen Formeln gültig, wenn wir für 38,21 Procent Schwefelſäure das allgemeine Zeichen S und für 41,50 Procent Alfalien das allgemeine Zeichen S einſeßen. Wir haben alsdann :

x . 40 + 47,2

und

y . 40 31

= S

X + y = s

Durch Multiplication mit 47,2 mal 31 erhält man aus der erſten Gleichung :

x . 31 . 40 + y . 40. 47,2 = S (47,2 . 31 ) und aus der zweiten ergibt ſich : y

X

dieſes in die vorlezte ſubſtituirt, kommt: X . 1240 + (-x) 1888 = S (1463,2 ) und

x . 1240 — X. 1888 = S ( 1463,2 ) -5 . 1889 X = S ( 1463,2 ) -5 . 1888 648

X

S. 2,9136 - S ( 2,258 )

In dieſe allgemeine Gleichung hat man nun alſo blos die Werthe von S und S, wie ſie ſich in jeder be fonderen Analyſe ergeben haben , einzuſeßen und die kleine

215

Rechnung durchzuführen , um zu Ajdhe zu gelangen. In unſerem

dem

Kaligehalte in der

ſpeciellen Falle war S = 38,21 Procent

und s = 41,50 Procent.

Wir erhalten alſo , dieſes in die allgemeine Formel ſubſtituirt : x = 41,50 . 2,9135 -- 38,21 . 2,258. x = 120,91025

86,27818.

x = 34,63 Procent fali. Vat man derartige Rechnungen ſehr häufig zu machen, ſo kann man ſich die geringe Mühe, die die Multiplication verurſadyt , auch noch vermindern , indem man ſich eine kleine Tabelle für die Multiplication der beiden

conſtanten

Factoren 2,9135 und 2,258 mit den erſten neun Ziffern berechnet, wodurd) alsdann die Multiplication mit den in der Analyſe für S und s gefundenen Zahlen auf eine einfadje addition zurückgeführt iſt. Man hat in ſolcher Weiſe für den conſtanten Factor von 5 1. 2,9135 2 .

2,9135 5,8270

=

3 .

8,7405

4 . 5 . 6 .

11,6540 14,5675 = 17,4810 = 20,3945

7 . 8 . 9

Wollte man

23,3080 11

hiernad)

= 26,2215. nun

das

Product unſeres

fpeciellen Falles z. B. zuſammenſtellen , wo 5 41,5 iſt, fo hätte man dafür

216 4.2,9135 = 11,6540 aljo 40.2,9135 1 . 5. 14,5675 alſo 0,5 . 2,9135

116,540 2,9135

= 1,45675 = 120,91025 Dder 41,5 . 2,9135 Man jicht auf den erſten Blick, daß dieſes eigentlid )

weiter nichts iſt als eine gewöhnliche Multiplication , in der man inde nidyt das Product aus dem conſtanten Factor mit jeder

einzelnen

Ziffer

des Werthes von

im Laufe der Operation erſt beredynet, ſondern ſtatt deſſen blos aus der ein für alle Male berechneten Tabelle abidhreibt. Führen wir nun , um

unſer Beiſpiel zu

Ende

zi

bringen, dieſe Manipulation auch für den zweiten Werth unſerer Gleichung: S (2,258 ) durch , wofür uns die kleine 1. 2,258 Tabelle 2,258 2 .

4,516 -

3 . 4 .

9,032

5 . 6 . 7 .

11,290 13,518 15,806 -- 18,064 20,322

8 . 9 .

zur Grundlage dient,

6,774

jo bekommen wir , da umjer S für

die Analyſe des weißen Boces ſich zu 38,21 Procent crgab : . 67,74 30. 2,258 8 . 18,064

0,2

0,01 S ( 2,258 ) = 38,21 . 2,258

0,4516 0,02288 ( 0,02258 ) 86,27818

217

Man erhält Demnach wieder für den Naligehalt in der unterſuchten Ade: 120,91440 86,27818 34,63522 Procente Rali.

Uebrigens iſt diejes eine ſehr gewöhnliche Art, ſich derartige Redmungen , wenn man ſie häufiger zu maden hat , abzukürzen und welche in der Praris auch vielfach in ähnlichen Fällen verwendet wird . Da uns die Summe der Alkalien bekannt iſt,

ſo

braucht man natürlid ) den Natrouchalt nicht besonders in

analoger Weiſe wie eben den Naligehalt zu beredien ,

es ſei denn , daß man dieies etwa blos zur gelegentlichen Controlle der Hedinung wolle , indem man denjelben ja einfach durd Subtraction des Kalis von der Summe der Alfalien bereits findet , alto in umjerm Falle 3. B. wo S = 41,50 41,50 = Summe der Alkalien iſt, hätte man : 41,50 Alkalien

34,63 Nali folglid):

6,87 Procent Natroni.

Jndeß gibt ſidh and ) ganz analog der obigen Be= trachtung leidit die Gleichung für den Natrongehalt. Denn wenn man in die oben beigebrachte Gleidung : x . 31 . 40 + y . 40. 47,2 S. (47,2 . 31) aus der zweiten Gleichung x + y = S den Werth x nämlid) x = S - y ſubſtituirt und nun für y auflöſt, fu hat man : x . 1240 + y . 1888 = S. 1463,2 X = Ś - y

218

( 5 - y) 1240 + y . 1888 = S . 1463,2 y . 1889 – y . 1240 = S. 1463,2 - 3. 1240 y ( 1888 1240 ) = S. 1463,2 S. 1240 = S. 1463,2 – 5. 1240

у

648 .

S. 2,258

у

Und

hierin

wieder die Werthe für S

- 5.1,9135 . = 38,21

und

S = 41,50 eingeſekt, erhalten wir für unſeren ſpeciellen Fall:

y = 38,21 . 38,21 . 2,258

41,5 . 1,9135

y = 86,27818 79,41025 y = 6,86793 Procent Natron, welches mit unſerm aus der Differenz zwiſchen der Summe der Alkalien und dem Kaligehalte abgeleiteten Werthe 6,87 Procent übereinſtimmt.

Als eine Controlle unſerer beiden Gleichungen fanit man es betrachten , daß ihre Summe x + y offenbar wieder genau geben wird , und in der That erhalten wir : X = S. 2,9135 - S. 2,258

y =

< . 1,9135 + S. 2,258

x + y = S (2,9135 - 1,9135) -5 ( 1.) = S. Will man für dieſe Rechnungsaufgabe die Anwendung von Gleichungen umgehen, ſo iſt es gleichfalls leicht, durch einfache Ileberlegung zu demſelben Zwecke zu gelangen .

Man braucht nur ſich zu vergegenwärtigen , daß zu= nädyſt , wenn der ganze Schwefeljäuregehalt, den die Be ſtimmung ergab, in der Form von neutralem ſchwefeljauren

219

Kali zugegen geweſen wäre, man ja offenbar eine größere Ausbeute vou Sulfat hätte erhalten müſſen als wir wirt lid in unſerer Wägung fanden. Die 38,21 Procente Schwefelſäure hätten eben 38,21 . 87,2 83,2978 Procent 40 reines, von Natronſulfat freies, ſchwefeljaures Mali liefern müſſen, wir fanden in Wirklichkeit aber nur ein Gewicht des Gemenges von beiden Alkaliſulfaten wie 79,71 (näm = lich 38,21 Schwefelſäure und 41,50 Alkalien) Procenten . Denken wir uns nun in den 83,2978 Procenten reinen ſchwefeljauren Ralis einen Theil des Kalis durch Natron erſekt, ſo iſt ganz klar, daß für jedes Aequivalent Natron, das in das Sulfat hineinkommt und alſo ein Aequivalent Kali verdrängt, eine Gewichtsabnahme um die Differenz beider Aequivalente eintreten muß. Wenn 47,2 Gewidyts theile

(ein

Aequivalent)

Kali durch 31 Gewichtstheile

Natron erſekt werden, ſo hat dieſes offenbar eine Gewichts verminderung von 47,2 – 31 = 16,2 Gewichtstheilen Man wird nun offenbar auch umgekehrt zur Folge. ſchließen können : Hat eine gewiſſe beobachtete Gewichts verminderung Statt, d. h . weiſt die Menge des Gemiſches von ſchwefelſaurem Kali und Natron ein Gewißes weniger als das der beſtimmten Schwefelfäure entſprechende Kali ſulfat, ſo wird ſo oft ein Aequivalent Natron oder 31 Theile eingetreten ſein, als die Gewichtsveränderung 16,2 Theile beträgt. Wir hätten demnach in unſerm ſpeciellen Falle, wo dieſe Differenz, um welche die Miſchung dem reinen Kaliſulfat gegenüber zu wenig beträgt , 3,5878 ausmacht

83,30 — 79,71

220 3,5878 . 31 = 6,87 ... Procent Natron , 16,2 wie ſich auch oben mit ģilfe der Gleichung ergab. Man kann hiernach die Regel für die Ableitung des Natrongehaltes einer Miſchung von ſdhwefelſaurem Natron und ſchwefelſaurem Rali aus dem ermittelten Geſammt gewicht der Miſchung

und

der Beſtimmung der darin

enthaltenen Schwefelſäure in folgender Weiſe in Worte fajjen : Die Differenz aus der , der gefundenen Schwefel jäure

entſprechenden

Kaliſufatmenge und dem

wirklichen

Gewicht der Miſchung der beiden ſchwefelſauren Salze wird durch 16,2 dividirt und der Quotient mit 31 multi plicirt.

Oder wenn man die zweimalige Multiplication

und Diviſion in je eine Multiplication verwandeln will: Man multiplicire die gefundene Sdwefeljäure mit

2,18 (=

87,2 40

wodurch man

das

der Schwefelſäure

entſprechende Kaliſulfat erhält) , ſubtrahire hiervon das wirklich beobachtete Gewidit der Miſchung beider Sulfate und multiplicire endlid , noch mit 1,9135 , wodurch man die Menge des Natrons findet .

In

denſelben Zeichen

wie oben wird ſid, dieſe Rechnung ausdrüden , wenn man beachtet, daſs das Gewidyt der Miſchung beider Sulfate offenbar

auch

die Summe der Schwefelſäure und

Alkalien, alſo S + [S. 2,18

((S 16,2

der

repräſentirt, in folgender Weiſe :

+

)] . 31

(S + S ) ] 1,9135 = Natron [S. 2,18 Daß dieſer Ausdruck wieder nidyts Anderes iſt als

221 der oben

von der Aufſtellung der Steichungen herſtam

mende, ergibt ſich nadh einer kleinen Umformung von felbſt. Man erhält aus der oben beigebrachten Formel : y

S. 2,18 . 31 -- S. 31 - 5. 31 16,2 .

S. 67,58 -- S. 31 16,2

s . 1,9135

S ( 36,58 )

$ 1,9135 16,2 S. 2,258

$ 1,9135 .

Dieſes iſt aber wieder genau

dieſelbe Geſtalt der

Formel wie wir ſie oben fanden. In ganz analoger Weiſe läſst ſich auch die Regel für die Ableitung des Kaligehaltes aus denſelben Daten durch ein fachen Kalfül leicht entwickeln , welches indeß nach dieſer ausführ: lidhen Entwicklunghin wohl überflüſſig wird. DieS -Gewichts S. 31 S. 1,775 theile , Schwefelſäure würden nun 40 ſchwefelſaures Natron geben, in Wirklichkeit erhielten wir aber einen Ueberſdjuß an Sulfaten , von dem jede 16,2 Gewichtstheile ( 47,2 - 31 dequivalent des Ralis minus dem

des Natrons ) offenbar auf den

Erſaß von

einem

Aequivalent Natron deuten . Die allgemeine Formel nach dieſer Auffaſſung, in welcher wieder S + s die Suime der Sulfate bedeutet, iſt demnach : [(S +

5 ) –

S. 1,775] 47,2 16,2

[ ( S + S ) – S. 1,775] 2,9135 = Kali welche Formel auch wieder nur eine andere Schreibweiſe

222

für die oben mit Hilfe der Gleichungen gefundene darſtellt. Beide letteren Formeln ſummirt, geben nach gehöriger Reduction gleichfalls die Gleichung x + y = S. Am Schluſje dieſer Betrachtung müſſen wir nun noch einmal auf den Grad der Genauigkeit in der Alkalien beſtimmung nach dieſer Methode zurücfommen .

Wir er:

wähnten oben ſchon , daß man die Wägungen für dieſe Beſtimmungen mit beſonderer Sorgfalt auszuführen habe ; den Einfluß eines Fehlers darin auf das Reſultat der Analyſe gibt die unmittelbare Anſchauung der beiden mit getheilten Formeln für den Kali= und Natrongehalt leidt zu erkennen . Segen wir zunächſt wieder die Formel für den Naligehalt her , nämlich: х 5. 2,9136 2,9136



S. 2,258 .

Man ſieht nun auf den erſten Blick, daß wenn man z. B. in der Gewichtsbeſtimmung der Geſammtinenge der Alkaliſulfate einen Fehler von nur einem Milligranun machte , ſich daraus eine faſt dreimal größere Abweichung im

Kaligehalte ableiten würde, indem in der Formel dieſes

Gewidyt mit 2,9135 multiplicirt wird und analog fiele alsdann der Natrongehalt um etwa 2 Milligramm zu niedrig aus.

Beide faliche

Werthe

für die

Alkalien ,

nämlid ) 2,9135 Rali zu viel und 1.9135 Natron zu wenig würden alsdann natürlich als Summe wieder das 1) ani faljde s +1 (nämlid) 2,9135 - 1,9135 en hrt weiſen . Man hat hier alio gerade den umgeke Fall

als bei den gewöhnlichen

analytiidhen Beſtimmungen , wo

man den zu beſtimmenden Körper in einer Verbindung mit einer aus dem Aequivalentgewicht möglidſt genau

223

bekannten Menge eines

andern Körpers

zur Wägung

bringt, der abſolute Fehler der Wägung jich alſo auf beide verbundene Körper vertheilt, und für den eigentlich zu

beſtimmenden

allein

zur

geringer ausfällt, als wenn

Wägung

brächte.

Leiten

wir

z.

man ihn B.

die

Sdywefelſäuremenge aus der Wägung des ſchwefelſauren Baryts ab , jo bringen wir für je ein Aequivalent zu buchender Sdwefelſäure (40) faſt das vierfache Gewicht dwefeljaurem Barryt zur Wägung, ein ( 116,5 ) an Wägungsfehler von einem Milligramm am

idwefelſauren

Baryt läßt alſo für die Schwefelſäure nur etwa einen Fehler von einem Viertelmilligramm begehen.

Soweit die Feſtſtellung des Kali= und Natrongehaltes in dem Gemiſche der Sulfate. Wir gehen jetzt wieder zu unſerer bereits mitgetheilten Angabe zurück, daß man auch wohl direct das Gemenge von ſchwefelſaurer Magneſia, dwefelaurem Rali und dwefeljaurem Natron zur Be ſtimmung der

relativen Menge der Alkalien verwendet,

ohne dieſe zuvor von der Magneſia zu trennen. Es iſt natürlich der Weg dafür ſehr einfadı, indem man ja nur, nachdem man das Gcjammtgewicht der neutralen Sulfate genommen hat, darin nur die Schwefelſäure und Magneſia zu beſtimmen hat , um aus letzterer die Menge des in der Miſchung enthaltenen Magneſia -Sulfates zu berechnen und durch Abzug deſſelben vom Gewichte der drei Sul fate das der ſchwefeljauren Alkalien zu finden, wie audy durch Abzug der durch die Magneſia gebundenen Sdhwefel ſäure von der Geſammtmenge derſelben diejenige, die ſich mit den Alfalien zu neutralen Salzen verbunden befand.

224

Aus dem

Mitgetheilten über die erforderliche Genauigkeit

der Wägungen bei dieſer indirecten Beſtimmung ergibt ſich indc von jelbſt , das dieſe Methode nur bereits mehr Geübtert zu empfehlen iſt, indem ſie in dem Gehalt an Magneſiajulfat eine Fehlerquelle mchr enthält. führt ſich dieſelbe in folgender Weiſe durch. Der Rüdſtand von

Uebrigens

der Verjagung der Ummonſalze

wird, um mit Sicherheit alles im Zuſtande neutraler Sulfate zu haben , nochmals mit concentrirter Schwefels ſäure geglüht und dann, wie oben angegeben , ſo oft mit fohlenſaurem Ammoniak geglüht, bis Conſtanz im Gewichte cingetreten iſt. Man löſt nun in Waſſer auf, filtrirt den geringen, faſt immer hinterbleibenden Rückſtand und bringt deſſen Gewicht in Abzug. wird nady Zufügung

Die Löſung der drei Sulfate

von Salmiak und Ammoniat mit

ciner Löjung von phosphorſaurem Natron oder phosphor jaurem Ammoniak verſekt , um die Magneſia auszufällen . Nach

24

Stunden

wird

die

phosphorſaure

Magneſia wie oben abfiltrirt und gewogen .

Ammon Das ſtark

mit Salzſäure angejäuerte Filtrat wird mit Chlorbarium heiß verſekt, um die Schwefeljäure zu fällen und dann mit jalzjäurehaltigem Waſſer (um etwa mit niedergefallenen phosphorſauren Baryt zu

löſen) ausgewaſchen und

der

dywefeljaure Baryt gleichfalls zur Wägung gebracht. In einem ſpeciellen Beiſpiele ergab ſich bei der Achenanalyſe des Hofbräuhaus -Sommerbieres aus 1,000 Gramm Ajdhe eine Ausbeute von der Miſchung der drei Sulfate zu 0,985 Grm. Der Magneſiagehalt darin ergab fich 311 0,0959 Gramm . Es waren demnach in der

225

0,0959 . 60 0,2877 Gramı jdwefelſaure

Miſchung

20 Magneſia, welche 0,1918 Gramm Schwefelſäure in der Mijdung der drei Sulfate für ſich beanſpruchten. Die Gejammtmenge der Sdywefeljäure hatte jid) weiters zu 0,5204 Gramm ergeben .

alſo an Nali und

Es waren

Patron gebunden 0,3286 Gramm Sdhwefelſäure. Die Suunne der dwefelaurei Alfalien erhalten wir aber, indem

wir die jdywefelaure Magneſia von Gewidyte aller

Culfate abziehert , jie betrug aljo 0,6974 Gramm . Die Sdwereliäure , die an dic Aifatient gebunden iſt,

drei

fanden wir bereits zuvor wie 311 0,3286 Gramm .

Das

Gericht der freien Alfalien betrug alſo 0,3638 Gramm . 11iD Damit hätten wir auch wieder alle Datent , in deit berechnen. Der und Matrongchalt einzelt zit beredynen. Kati Manciiagehalt geht uns direct für die Analyje nicht ***** mehr an , indem er nur als überſchütig zugefügtes Reagens des Phosphorſäure = Reſtes zu den îd wefelaurent Affalien fam . Stellen wir uns die eben abgeleiteten Größen überſichtlich zuſammen, jo erhalten wir für die Ausfällung

folgendes Schema : Gume Der drei Cittate .

Darin Magneſia 0,0959 alio faure Magneſia Oder wefelimire Alfalien

0,9851 Granın . jdwerele

Gdywefeliäure in den drei Culfatent

0,2877

.

Schwefelſäure an Magneſia gebunden • D. h. Schwefehäure an Aifalien gebd. Alo Altalien 0,6974–0,3286 Reiſchauer , Chemie des Bieres .

ii

0,6974 Gramm . 0,5204 0,1918 0,3286

= 3688 = 15

S

226

Hiemit ſind wir indeß wieder auf unjern früheren Fall zurückgekommen, wo wir nur in der Miſdung der Sulfate von Nali und Natron die Menge der einzelnen Bajen zu beſtimmen

hatten und wir brauchen dafür nur

die beiden Werthe für Sund S in die oben entwickelte Formel zu ſubſtituiren um den Naligehalt zu finden , nämlid) . 2,9135 -- S. 2,258

= 0,3688 . 2,9135 -- 0,3286 . 2,258 . 0,3325 Grammi Kali in einem Gramin Aiche oder in Procenten ausgedrückt 33,25 procent Nali. Wollte man auch dieſe ganze Rechnung in einer Formel darſtellen , jo ergibt ſich dieſelbe gleichfalls von ſelbſt. Bezeichnet man hiebei die Summe der drei Sulfate mit S ' , mit M die Magneſia, ſo ſind die ſchwefeljauren Alkalien M. 60 3 M offenbar 543 M , Da ja M Magneſia 20

idwefelſaure Magneſia liefern die von § abzuziehen jind. Iſt weiters S die Schwefeljäure in dem Gemenge der drei Sulfate, ſo gelangt man zu der an die Alkalien gebundenen , indem man sie zur Magneſia gehörige , M 40 Die an 2 M von S ſubtrahirt. nämlid) 20

Alkalien gebundene Schwefeljäure iſt alſo S - 2 M. Subtrahirt man diejen Werth nun wieder von dem für die Summe der Alfaliſulfate joeben erhaltenen , ſo hat man die reinen Alkalien und zwar z11 : S'— 3 M oder Dieſen

5

(S M

2 M) S' -

Werth repräſentirt alſo das sin

unſerer

227

früheren Formel und da die an Alkalien gebundene Schwefelſäure , wie wir eben jahen S = S -- 2 M iſt , ſo wird die Gejammtformel für das Rali, wenn wir in unjere alte Formel die S und § entſprechenden Werth einſehen X = M ( S ' — 2 M) 2,258 S * ) 2,9135

und in unſerm ſpeciellen Beiſpiele wo : 0,9851 0,0959 M S

= 0,5204

x = ( 0,9851--0,0959—0,5204 ) 2,9135 - (0,5204 (0,3688 ) 2,9135

2 . 0,0959) 2,258 . ( 0,3286 ) 2,258 .

X = 33,25 wie oben bereits gefunden. Will man endlich auch noch die kleinen Zwiſchen rechnungen für die Reduction der pyrophosphorjauren Magneſia

auf Diagneſia und den idywefeljauren Baryt auf Schwefelſäure der allgemeinen Formel einverleiben , 10 daß man alsdann direct die bei der Wägung erhaltenen Zahlen in die Formel einſehen der

Factor

für

kann, ſo hat man indem

den Magnejiagehalt

im Pyrophosphat 0,3604 der für den Schwefeljäuregehalt im ſchwefelſauren Bart 0,3433 ijt Kali = (5--2 MgO , PO, .0,3604BaO , SO2.0,3433) - (Bad S03.0,3433 — 2 MgO PO ; -0,7208) 2,258. in weldie Formel man für 5 nur das gefundene Gewicht der Mijchung

der drei Sulfate , für 2 MgO , PO , das

der pyrophosphorſauren Magneſia und für BaO, SO, das des ſchwefeljauren Baryts einzujefen hat, um ſofort den Naligehalt zu finden. 15 *

228

Wir haben dieſem Gegenſtande eine ausführlichere Aufmertjamfeit gewidmet, indem er uns ein Beiſpiel dieſer bei ſehr vielen Fällen chemiſd) = analytiſcher Beſtimmungen brandbaren Methode der indirecten Analyſe lieferte . Statt

den

Magneſiagehalt

in den drei Sulfaten

beſonders zu beſtimmen , hat man es aud ) wohl verſudit denſelben aus der zugefügten Menge Magneſia für die Füllung

des

beſtimmung

Phosphorſäure Reſtes abzuleiten ,

entweder

vor

indem

der

Alkalien =

man dafür ein

beſtimmtes Gewicht zuvor im Gebläſe weißgeglühter Magneſia nach dem Auftijen in Salzſäure und Ueberſättigen init Alumoniak verwandte, oder ſid) eines beſtimmten Volumens ciner Magneſiamixturlöjung von bekanntem Magneſiagehalt dafür bediente, worauf unſere frühere Einſchaltung ſich bezieht.

Subtrahirt man

von der zugefügten Magneſia

diejenige Menge, die als phosphorſaure Magneſia -Ammoniat ausgefällt wurde, jo bleibt offenbar der Reſt Magneſia zurück, der ſich noch in den drei Sulfaten finden muſste. So jetzten wir . B. um einen ſpeciellen Fall zit betraditen bei der Analyſe des Weißbieres vom

Mündyner

Hofbräuhaus (nicht des weißen Bods) zu dem Filtrat von der in der Niche präeriſtirenden und durch Ammon zuſatz ausgefüllten phosphorjauren Magneſia 0,300 Orm . weißgeglühter Magneſia in Salzſäure gelüft und mit Ammon verſetzt. In dem dadurd) entſtandenen Nieder dylag mußte der ganze Reſt der Achenlöjung an Phosphor= ſäure enthalten ſein. Derſelbe betrug 0,411 Orm . prrophos phorjaure Magneſia oder 0,1506 Grm . Magneſia. Dicle abgezogen von den zugefügten 0,300 Gramm wußten wir

229

alſo , daß in den drei Sulfaten nad her nod) 0,1491 Orm . Magneſia enthalten waren .

Hieraus

und aus

dem

be=

kannten Gewichte der Miſchung der drei Sulfate und der Darin enthaltenen Cdwefelüure läit jid) alsdamit wieder wie oben Der Gehalt an Nali und Natron ableiten . Der Gewinnit, den dicje Modification , in der Ilmgehung ciner Filtration von phosphorjaurer Magneſia = Ammoniat mit fich

bringt, dürfte

Gefahr neuer

inde

Fehlerquellen

nidit wohl die Nachtheile der aufmicgen, und wird dafür

wenigſtens eine weit größere Sorgfalt und lebung er : fordert als für den oben mitgetheilten Weg. Wir kommen min nach dieſen Einſdaltungen zu der Vertheilung des Chlorgchaltes der Aidhe.

Wie wir bereits

oben erwähnten, würde inan einen Fehler begehen, wenn man in der Zuſaminenſtellung der Adyenanaliſe die beiden Bajen Nali und Natron neben freiem Chlor aufführen wollte, indem

in Wirklichkeit ja das Chlor in ſeiner Ver=

bindung mit dem Alkalimetall cin Aequivalent Sauerſtoff verdrängt. Berückſidytigt man dieſes nicht , ſo würde man bei ſonſt ſtreng genau gemachten Arbeiten einen Ueber du in der Summe der gefundenen Achenbeſtandtheile erhalten ; und zwar würde dieſes Mehr einer dem gefundenen Chlor= gehalte aequivalenten Sauerſtoffmenge gleidykommen. An cinein ſpeciellen Beijpiele wird dasſelbe leidt anſchaulich werden . Wir erhielten eben in unjerer Ana Ivje Der Alche des weißen Boces Nali . Natron .

Chlor

.

34,63 Procent.

6,87 3,07

230

Man iſt nun dahin übereingekommen, ſich bei der Mittheilung der Reſultate von Achenanalyſen den ganzen Chlorgehalt derſelben zunächſt an Natrium

gebunden vor:

zuſtellen ; reicht der gefundene Natrongehalt nicht aus , jo führt man den Reſt des Chlors als Chlorfalium auf, wie im

umgekehrten Fall

einen

Ueberſchuß an Natron als

ſolches in freiem Zuſtande. Die in unſerm Beiſpiele ge= fundenen 3,07 Procent Chlor werden hierdurch offenbar 3,07 : 58,5 35,5

5,05936 Chlornatrium

bilden.

Um hier

die Diviſion wegzubringen und in eine einmalige Multi plication umzuwandeln, kann man ſich des Faktors 1,648

(= 33,3) bedienen.

Dieje 5,06 Procent Chlornatrium

haben nun von der Geſammtmenge des gefundenen Natron 5,06 . 31 einen Untheil beanſprucht wie: 1 D. h. jedes 58,5

Uequivalent Chlornatrium verlangt auch ein Aequivalent Natron , oder , wenn man dieſen Werth direct aus dem 3,07 . 31 = 2,68 . Hiefür kann Chlor ableiten will, wie : 35,5

inan ſich wieder bei der Reduction des Chlors auf Natron 31 bedienen . Außer dieſem als Chlornatrium zu verzeidhnenden Natronantheiles hatten wir nun noch einen Reſt von 6,874-2,68 = 4,19 Proc., der als ſolches einzutragen iſt.

Stellen wir dieſe beiden

Ergebnijje mit und ohne Correktur für den Chlorgehalt neben einander jo erhalten wir :

231

Nidt corrigirt. Chlor . Rati

Corrigirt.

Chlornatrium Natron . Mali .

3,07 . 34,63

.

Natron

6,87

5,06 4,19

.

. 34,63

44,57

43,88

Der directe Vergleid) läßt die Größe

des Fehlers

bei nicht ausgeführter Correctur leicht in die Augen fallen . Diejelbe beträgt offenbar eine dem Chlor aequivalente Menge Sauerſtoff , welcher zum Austritte fam : 3,07 . 8 --0,69 35,5

44,57

43,88 .

Will man jid) dieſe kleine Rechnung gerade zum be= quemeren Gebraud ) idhematiſch zujammenſtellen , ſo hat nian etwa : Natrongehalt 6,87 . Davon beanſpruchen 3,07 Chlor . . 2,68 entſprechend Chlornatrium 5,06 % D.H. Reſt= Natron 4,19 % 0 und will man fid) zum Handgebrauch wieder einer allgemeinen Formel bedienen , ſo leitet fich dieſelbe aus dem Mitgetheila ten von ſelbſt ab. с

n

Bezeichnet man dabei mit: gefundener Chlorgehalt ,

gefundener Natrongehalt,

ſo iſt offenbar ſofort das entſtehende Chlornatrium : Na Cl =

c . 58,5 35,5

und das von dem Natron :

c . 1,648 .

(1)

Chlor hierfür in Anſpruch genommene

C. 31 35,5

=

c . 0,87324

232

und dieje: abgezogen von der Geiammtmenge des Nations: (2) n Na ( - C. 0,87324 in welde sormeli man uur die in den Einzdiall der

Ajdjenanalyje gefundenen ſpeciellen Werthe für n undic einzuſehen hat um jofort zu den geforderten Werthen für Das Natron and Chlornatrium zu gelangen . Stellen wir u nedjmals die Rejuitate von den Beſtimmungen der einzelnen Beitandtheile uujerer Aide des weißen Beits überſichtlid ) zujammen, ſo erhalten wir : Nali 34,68 Natron

4,19 5,00

Chlornatrium Nalt

Magneſia (Siiiii) ) Phospherſäure Cdi cicliiure

3,14 7,77 0,52 29,85 5,16 2.86

Niciclure, list .

ette . unlöslid) und Sand Nehle

5,20 0,65

.

99,08. Für den Vergleid) mehrerer Vicraſchen unter einander iſt es indeß nöthig, dieſe Zuſammenſtellung nod ) ein wenig umzugeſtalten. Schlegehalt und Sand jind offenbar ini jeder Adie von einer andern Operation des Einüjdern : verſchieden . Zwar iſt der Nohlegehalt bei Bieraiden im Ganzen nidyt beträdytlid) und and die Einmenging on Sand a . nur in dem Falle ſo bedeutend, wie in unerm gewählten

Beiſpiele , wenn man in einer

thönernen

233 Muffet cinüiderte, dennod) iſt es

namentlid) weiden

immer vortheithait, sicie zufälligen und wedienden Eins mengungen

mbeadtet

zit

lajien

übrigen Beſtandtheile alsdann

und

die

Sumne

110dumals auf

der

100 Theile

umzuiredynen. Noblenſäure, von der man bei andern Widen in ihnlider Weise als einen nidt conſtanten (Gemengtheil abſtrahirt, tomt, wie bereits bennerft, nidyt leicht als wcientlicher Beitandtheil in Bieraiden teT ; es ici sentit , daß abſichtlid dem Biere größere Mengen fohlenjaures Kali oder Natron 11. Dil zugerügt ici . In diciem alle bringt man aud )

dicic zavor in

obigen Zujammenſtellung erhalten Diciem Sejditspunkte die folgende : Nali

Aus mierer alsdann

wir

unter

37,20 4,19 5,43

Natron

Chlornatrium Nalt

3,37

Magneria . Eijenowvd

8,33 0,56

Phosphorjüure Cdywefiliüiure Ricieliäure Um

A319.

32,02 3,53 3,07

100,00. aud) ein Beiipiel anzuführen , wo der Natrenta

gehalt der Wiche nicht ausreidt, alles Chlor in Chlornatrium überzuführen , wählen wir die Ergebnis der Analvie der Aide des Mündener Löwen Winterbiers. biet 29,39 procent 3,69 recent Chlor.

Nati , 3.18 procent

Diciebe ent= Natront und

Die ganze vorhandene Nutrennenge

234

iſt hier nicht ausreidend, um den geſammten Chlorgehalt als Chlornatrium aufführen zu laſſen , da die 3,18 Procent 3,18.35,5 Natroit mur 3,64 Procent Chlor zil binden 31 vermögen.

Für dieſe Reduction fann man ſich auch des

Factors 1,14516 31?) bedienen und es reſultiren von

dieſer

Ilmſekung

3,18 . 58,5 31

3,18 . 1,8871

= 6,00 Procent Chlornatrium . Der Reſt des Chlors, nämlich 3,69 -- 3,64 = 0,05 Procent muß nun weiter als Chlorkalium aufgeführt werden , und wird dafür an Rali beanſprudit :

0,05 . 47,2 = 0,05.1,3296 = 0,07 Pro 35,5

cent und werden damit erzeugt an Chlorfalium 0,05 . 2,1042 = 0,11 Procente.

0,05 . 74,7 35,6

Zicht man endlid

noch den dafür beanſpruchten Kaligehalt von der Gejammt= menge an ſolchem ab, jo erhält man den als Nali aufzu = führenden Antheil desſelben ; in unſerm ſpeciellen Falle alio : 29.39 0,07 29,32 Procent Kali.

Stellen

wir

Sie Reſultate dieſer Vertheilung

des

Chlors zwiſchen Kalium und Natrium nochmals zujammen, fo haben wir : Nicht corrigirt : Natron . 3,18

Corrigirt : Chlornatrium . 6,00

Kali

Chlorfaliunt

.

Nali

· 29,32

Chlor

.

29,39 3,69 36,26 Proc .

0,11

35,43 Proc.

235

Will man dieſe kleine Rechnung ſich ſchematiſd) zu: ſammenſtellen, ſo hat man : Chlorgehalt Davon beanſprudytent 3,18 Natron

3,64 6,00 %

und geben Chlornatrium D. h. Reſt Chlor . und geben Chlorkalium

3,69 .

0,05

.

0,11 %

Kaligehalt Der Reſt Chlor beanſprucht davon

29,39

D. h . Kali

29,32 %

0,07

. 29,32 %

Zieht man es vor, auch hier z . B. für den häufigeren allgemeinen Formel zu rechnen , in

Gebrauch nach einer

die man alſo nun die in jeder Analyſe gefundenen ſpeciellen Werthe einzuſeken hat , ſo ergibt ſich dieſelbe auch leicht von ſelbſt. Man hat nämlich (wenn wir dabei bezeichnen mit: n gefundenes Natron k gefundenes Kali C gefundenes Chlor) zunächſt für den Werth des Chlornatriums unmittelbar, n . 35,5 Na ci = n . 1,14516 . . . ( 1 ) 31

und es wird alsdann der als Chlortalium aufzuführende Reſt, indem wir dieſen Werth von dem Geſammtgehalte c abziehen zu с n 1,14516 und dieſer gibt uns eine Chlorkaliummenge wie : ( C - n.1,14516 ) 74,7 = (c -- n . 1,14516 ) .2,1042 ... (2) 35,5

236

Hiefür iſt durch eben denſelben Reſt Chlor eine Kalimenge in Anſpruch genommen wie : ( C - n.1,14516 ) 47,2 (C 35,5

n . 1,14516) . 1,3296

und dieſes abgezegen von der Geſammtmenge des vors handenen Salis k , kommt für den als Kali im Reſultat der Analyſe zu verzeidunenden Antheil: n . 1,14516 ) . 1,3296 ... (3 ). (c k Alle drei Gleichungen für den nochmals zuſammengeſtellt, kommt: Na Cl •. = n . 1,14516

K CI KO .

directen

Gebrauch

( C – n . 1,14516) 2,1042 k-- ( 0 --- n . 1,14516 ) .1,3296

wornady die hechnung leicht mechaniſch und ohne weitere Ueberlegung im Einzelfall durchzuführen iſt, indem man nur für n , c und k die in der Analyſe gefundenen Werthe einjetzt. Wenn es mun aud ) für die Controle, wie die Alnas lyſe ausgeführt wurde, unerläßlich iſt, den Chlorgchalt, ilamentlich wenn derſelbe irgendwie beträchtlicher wird, an Natrium zu binden und als Chlornatriuin in der Analyſe aufzuführen, damit man ſehe wie weit man ſich dem Gradaufgehen zu 100 näherte, jo eridwert auf der andern Seite das Getrenntaufführen vom Natron als ſoldiem und von Chlornatrium oder ſelbſt noch Chlorfalium ſeparat den Vergleid) unſerer Adenanalvie, wenn es ſich blos um das Verhältniß der Alkalien darin handelt, im höchſten Grade , und für dieſen Fall iſt es daher ſogar bequemer, Rali und Natron ohne dieſe Correctur, direct wie ſie die

237

Analiſe crgab , aufzuführen, wobei man alsdann um

eine

Anſdauung der Genauigkeit der Analyſe – wie weit nämlich die Summe der Beſtandtheile von hundert Pro centen abweidit , von dieſer nicht corrigirten Summe eine dem Chlor äquivalente Menge Sauerſtoff in Abzug bringen fann , wodurd) alsdann genau dieſelbe Summe entſtehen muß , die wir ſonſt nad ) Der Correctur erhalten haben würden. Dieſes , in ujerm obigen Beiſpiele ( S. 231 ) ausgeführt, würde fid) die Verzeidnung der Ergebniſje der Ananje etwa jo geſtalten , wobei wir dieſe mit der andern Darſtellung zuſammenſtellen : Nali

.

34,63 6,87

Natron

3,07

Chlor

4,57

Kali Natron

34,63 4,19

Ab die dem Cl äquivalente Menge Sauerſtoff Summe

0,69 43,88

Chlornatrium =

5,06 43,88

Hier ſind alſo die endliden Summen einander gleidh, und demnad) geſtattet die erſte Art der Zuſammenſtellung der

Reſultate der

Analyſe

eine

bequeme Vergleidung

mehrerer Analyſen nach ihrem Sali - und Natrongehalte, unabhängig von der Menge des ſich in der Alde finden den Chlors.

Ganz gleich geſtaltet ſich die Sache natürlich

bei der vollſtändigen Aufzeichnung

der

procentiſchen Be=

theiligung der einzelnen Aſchenbeſtandtheile, indem die übrigen Conſtituenten außer Chlor, Nali und Natron , wenigſtens in unſerm vorliegenden Falle , und da iſt nicht einmal das Kali von Einfluß , die endliche Summe nicht weiter in =

238

fluenziren, wir gewinnen aber dadurch den Vortheil einer Controle der Genauigkeit unſerer Analyſe in ſo fern ſie auf 100 auskommen ſollte. Für unſern Fall z. B. Nali 34,68 34,68 Natron . 4,19 6,87 Chlor

3,07

Chlornatrium Ralf

5,06 3,14

.

Magneſia .

7,77

.

Eiſenoryd

0,52

0,52

29,85 5,16

29,85

2,86 Stto . unlösl. u . Sand 5,20

2,86 5,20

0,65 99,08

99,77

Phosphorſäure . Sdwefelſäure

3,14 7,77

5,16

Nieſelſäure

Noble

0,65

Ab die dem Chlor aequivalente Menge Sauerſtoff 0,69 99,08. Aus beiden Endſummen ſehen wir, daß wir uns dem theoretiſchen Zuſammentreffen auf Procent näherten .

etwas weniger als ein

Was die Interpretation des Ergebnijjes der Adyen analyſe des Bieres anbelangt, ſo iſt bei der Neuheit der Sache noch nicht ſehr viel darin geſchehen.

Daß ſie oft

inals einen entſcheidenden Fingerzeig über abſichtliche Zu fäße zum Biere abgeben kann, liegt auf der Hand : Diejes gilt namentlich, wie wir ſchon erwähnten, von den kohlen ſauren Alkalien , welche ſich in übernormaler Menge in der Alche finden ,

wenn man dem Biere, um

es zu ent

fäuern, doppeltkohlenſaures Natron , Pottaſche oder Soda

239

zufügte.

Wie wir angaben, iſt der Nohlenſäuregehalt der Bierajchen nur ſehr unbeträchtlid ), ſo daſ in den meiſten

Fällen keine quantitative Beſtimmung desſelben ausführbar wird . Boller) (Handbud , der technijd) - chemiſchen Unter ſuchungen. Leipzig , A. Förſter, 1861. 2. Aufl. C. 367 ) gibt allerdings an , daſs man in ganz tadelfreiem Bier 0,06 Procent kohlenſaures Alkali (Nali oder Natron ?) ge= funden . Man kann mun ohne großen Fehler annehmen , daß wenigſtens baveriidhe Biere im Mittel 0,3 Procent Ache liefern .

Es würde Demnad) eine normale Bieraide

reſultiren müſſen , die 20 procente fohlenjaures Alfali ent hielte, und der Nohlenjäuregehalt diejer Alche müfte, je nad)dem Natron oder kali als Carbonat vorherrſchte, zwiſchen den Grenzen 6,4 und 8,3 Procent liegen, welches offenbar nicht wohl möglich iſt nach den bereits in der Literatur vorliegenden Bierajchen =Analyſen. B. gibt außer= dem

ausdrücklid) an : es fönnten demnad) in einem

Liter

Bier, ohne einen betrügeriſchen Zuſatz zu vermuthen, jedys Decigramm fohlenſaures Alkali enthalten ſein ; das wären aljo in etwa 1000 Gramm 0,6 Gran Carbonat, während man den Geſammtajdhengehalt doch nur zu etwa 0,3 Pro cent oder 3 Gramm veranſchlagen kann, wo alio gleidfalls wieder auf hundert Theile Ajde zwanzig Theile Carbonat kämen .

Ein ſo beträchtlicher Nohlenjäuregehalt hätte in

der Bieraſche nicht wohl überſehen werden können, gleich wohl finden wir bei normalen Bieren eines ſolchen nicht erwähnt, wie wir ſelbſt in zahlreichen Analyſen immer nur ganz unbeträchtliche Spuren von Kohlenſäure fanden. Um

einen ungefähren Ueberblick zu gewinnen,

wie

240

grob dieſer Einfluß des pyrophosphoriauren Matrons auf cinen etwagen Noblenjäuregehalt bei Bierajchen werden kann , wollen wir gleich ein beitimmtes Zahlenbeitriet an = nehmen .

Denkt man ſid) , um direct an unſern Ausgangs

punkt anzuknüpfen ( Daß nämlidy pyrophosphoriaures Natron aus fohlenjauren Matrontein Plequivalent Kohlensäure beim

Glühen mustreibt und ſich mit dem reitirenden Natron

zu dreilujiid) phosphorjaurem Natron ( 3 NaO , PO :) ver= bindet das vorhandene Kali in der die durch ein Alaquivalent Natron criert , 103 an der Sache

uffenbar

nichts indert und nur die Redinung vereintadit, und Dajjebe mit dem in der Siche wirklid ) vorhandenen Natron zii ciner Summe vereinigt, ſo wird man in Mittel in Der Bieraide etica cinen als Natron ausgedrücften Alfali gehalt annehmen dürfen von 25 Procent Natron , welche Annahinte cher zum Nadstheil unjerer Theſe als zu ihren Gunſten gereidhen dürfte. Den Phosphorſäuregehalt in der Bierajde werden wir mit etwa 30 Procent als einen Mittelwerth in unjere Rechnung cinführen inüijen . Man wird die Sache mi

jo betrachten fönnen , saiz das vors

handene Natron cinen Theil der Phosphorjüure zur Gr= zeugung

von

dreibajidhphosphorſaurem

Salze ( 3 Nao ,

P05) in Anirudh nimmt; der lleberid ſäure

dann aber

zur Zerlegung etwaig

an Phosphor dem

Biere 311=

jefügten fohlenjauren Aifalis disponibel bliebe , mit derjen Bajis jie ſich gleidfalls zit dreibajijd phosphorjaurem Natron vereinigte. Sie in der dhe als Mittelwerth angenocien

25 Arocent

Natron

werden

nun

hiefür

offenbar

an

241 Phosphorſäure verlangen : da drei Aequivalente Natron (3. 31 ) ein Aequivalent Phosphorſäure (71 ) erfordern, 25 . 71 = 20,8 procent Phosphorſäure. 3.31 Dicie abgezogen von der

in der Ajde vorhandenen

Geſammtmenge an Phosphorſäure,

bleibt uns

ein Reſt

von 4,2 Procent , der nun weiters zerlegend auf fohlen aures

Alfali

einwirken

kann .

Im

gleichfalls in drei

baſiſches Phosphat überzugehen , werden dicjelben auf je cin Aequivalent ( 71 ) wieder drei Aequivalente fohlenjaures Alfali aljo 3.53 Theile fohlenjaures Natron oder 3. 69,2 Theile fohlenjaures Rali in Anjpruch nehmeit. Führen wir die Rechnung nun wieder für Natron carbonat durdy , indem wir das Endreſultat leicht auch auf fohlenjaures Kali, da jich beide nach vertreten , beziehen können .

Aequivalenten

Die als frei aufgefaßten 4,2 procent Phosphorſäure 4,2 . 3. 53 werden alic 9,4 procent fohlenjaures 71

Natron zu zerlegen im

Stande ſein , deren Rohlenjäure in

Gasform entweichen würde. Wie wir bereits oben

gejehen habeit ,

der Ajchengehalt in

bezogen auf

Biere,

beträgt nun

dieſes als 100

Theile in Durchſchnitt etwa 0,3 Procent. Will man aljo den eben berührten Einfluſs des pyrophosphorjauren Natrons auf einen eventuellen Gehalt an tohlenjaurem Alfali gleichfalls auf 100 Theile Bier und nicht mehr auf 100. Theile Ajde beziehen, jo wird inan ſich fragen müſſen : wie viel fohlenjaures Natron von 0,3 Theilen 16 Reiſc a uer , Chemie des Bieres.

242

( Procentgehalt des Bieres an Aſche) Bieraſche, infolge ihres Gehaltes an pyrophosphorjaurem Natron , zeriest werden könnten.

Eine gleiche Menge kohlenſaures Natron

wird man dem Biere (in 100 Theilen ) zufügen fönnen , ohne daß dadurch die Ajdhe deſſelben fohlenſäurehaltig würde. Da nach dem Dbigen 100 Theile Ajdhe 9,4 Theile kohlenſaures Natron zu zerlegen fähig ſind , jo werden 0,3 Theile offenbar : 0,3.9,4 = 0,028 100 zerſeken , oder 100 Gramm Bier vertrügen einen Zuſak von 0,028 Gramm wajjerfreiem fohlenjauren Natron chne durch einen Kohlenſäuregehalt in der Ajdhe nachweisbar zu werden . Ein Liter oder eine bayeriſche Maß ( = 1,069 Liter) Bier vertrüge alſo eine Menge wie 0,280 Gramm und wollte man ſich dieſen Zuſatz als krvjtallijirtes, wafer haltiges, fohlenjaures Natron (gewöhnliche, nicht calcinirte Soda Nao , CO2

+ 10 HO Aef. 143) vorſtellen, ſo

entiprüche derſelbe von ſolchem : 0,755 Gramm . Dieſen Zujan an fohlenjaurem

Ebenſo

Natron durch einen ſolchen

einer aequivalenten Menge waſjerfreien fohlenjauren Nali's ( Pottaſche, KO CO , Aeq. 69,2 ) erſetzt gedacht, entſpräche derſelbe einer Menge von letterem wie : 0,366 Gramm . Auf den bayeriſchen Eimer bezogen, betragen dieje . Mengen 17,9 (Gramm calcinirte, 48,3 Gramm fryſtallijirte SUD und 23,4 Gramm koblenjaures fali , die auf ſolche Weije der Auffindung in der Aſche entgehen könnten .

Selbſt

verſtändlich werden indeß dieſe Zahlen durch die beſondere Zuſammenſetung der Bierajce in jedem

Einzelfalle be

243

einflußt und wedyſeln Damit, ſo daß dieſes Beiſpiel nur Dazu dienen kann, uns im Allgemeinen über die Größe dieſes Einfluſſes einen Begriff zu verſchaffen. Dajjelbe reicht indeſ vollkommen aus, die Unſtatthaftigkeit an den Tag zu legen , einen Zuſatz von fohlenjauren Alkalien, wenn derſelbe nidyt ſehr bedeutend wird, durch den Rohlen= jäuregehalt

der Aſche nachweiſen , oder wohl gar ſeiner

Menge nach beſtimmen zu wollen . Der Phosphorſäuregehalt fönnte möglicher Weiſe jich auch noch in der Aſche anhäufen , wenn man bei der Gähr ung belufs der geſteigerten vefeerzeugung oder deren Kräf= tigung, wie es wohl in Vorſchlag gebracht iſt, einen Zu = ſatz von phosphorjaurem Natron inachte. In der ernſt haften Praris dürfte dieſer Fall bis jetzt indeß noch kaum vorgekommen ſein . Als eine eigentliche Fälſdung oder einen betrügeriſchen Zuſatz, wie Alkalicarbonate oder dgl. , hätte man dieſes indeß wohl nicht zu bezeichnen. Dagegen wird ſich ein Alaunzujat , wie er hin und wieder vorkommen ſoll , um eine zu ſtürmiſche Sährung zu beſänftigen , leicht bei der Ajdhenanalyſe zit erkennen geben und

deren Schwefeljänre= und Thonerde-Gehalt erhöhen .

Aus dieſem

Grunde iſt

bei der Analyſe der Bieraſchen

betreffenden Falls mehr Rückſicht auf einen etwaig be trächtlicheren Thonerdegehalt zu nehmen als bei gewöhnə lidhen vegetabiliſchen Aidhen ,

weßhalb wir der Trennung

zwiſchen Thonerde und Eiſen

in der Abhandlung

der

Methode der Achenanalyſe aud) beſonders gedachten . Ein Ueberſchuß an Thonerde gegenüber kann nid)t füglich vorkommen .

der Phosphorſäure

Ebenſo leicht wird ſich ein 16 *

244

Zuſaß von Eiſenvitriol , wie man ihn wohl angibt, in der Bieraſche zu erkennen geben. Ein Kochſalzzuſatz würde den Chlorgehalt jofort merklich verändern . Ein Kupfergehalt kömmt, wie wir uns mehrfach über zeugten, im Biere freilich zuweilen vor ; derſelbe iſt indeß außerordentlich gering. Man bedarf für ſeinen Nachweis faſt immer einer größeren Quantität Bieraſche, und wird daher cine erforderliche Beſtimmung desſelben nicht wohl mit der eigentliden Ajdhenanalyſe verbinden , ſondern eine beſondere größere Probe dafür verwenden .

Zwei bis drei

Maaß Münchener Grportvier haben uns indeß in wieder holten Fällen ausgereicht, einen Kupfergehalt auf das un = zweifelhafteſte nachzuweiſen . Man ädiert dafür das Bier mie

gewöhnlich ein ,

behandelt sie Aliche mit Salzſäure

und leitet durch das Filtrat Schwefelwaſſerſtofgas bis zur Sättigung, wodurch Schwefelfupfer niedergeſchlagen wird und auf dem

Filtrum geſammelt werden kann.

Man ver=

brennt das Filter, löst den hinterbleibenden Rüfſtand in Salpeterſäure und überſättigt die nöthigenfalls nach dem Verdünnen filtrirte Flüffigkeit mit Ammoniaf, wodurch ſich bei Anweſenheit von Rupfer eine tieflajurblaue Färbung der Flüſſigkeit einſtellt. Will man den Kupfergehalt, falls es defien Menge ermöglicht und von Intereſje erſcheinen läßt, noch quantitativ beſtimmen , ſo fällt man die zum

Sieden

erhitte jalpeterſaure Löjung mit Netzkali und wägt das im Filtrum gejammelte Um

und

gut ausgewaſchene Kupferoryd.

sašielbe auf metalliſches Kupfer umzurechnen , multip

licirt man seine gefundene Menge mit dem Auch

Faktor 0,7985.

ein etwaiger Bleigehalt des Bieres ,

wie er

245

früher häufiger vorgefommen jein joll , wenn man nämlich bleihaltige Zinnteller in die Gährbottidie brad) te, aud ) ein Mittel um die zu ſtürmijde Gährung zu bejänftigen , würde auf ſoldie Weije durd ) Sdwefelwaijeritorijas als ſchwarzes Schwefelblei nachgewiejen quantitative Beſtimmung kann man

werden , für jeine dasjelbe auf einem

bei hundert Grad getrocknetem Filter jammeln und darin zur Wägung bringen , indeß fallen die hejultate dabei leicht etwas zu hoch aus, indem der Niederſchlag jich an der Luft orydirt oder etwa mit niedergejallener Sdywefel ſich demſelben zugeſellt. Beijer iſt es daher , wenn man das Schwefelblei mit concentrirter Salpeterſäure eindampit, allenfalls unter Zuſak von ein wenig concentrirter Schwefel jäure und endlich glüht, wobei diwefeljaures Bleiornd zurück= bleibt, dejjen Gewicht man beſtimmte. Für die Beredning des Schwefelbleis auf metalliſches Blei bat man den Faktor 0,8661 , für die des ſchwefeljauren Bleiorydes : 0,6832. in

Für die Betrachtung des Sehaltes an Phosphorſäure der Ajdhe des Bieres gibt es in den nod) einen ganz

beſondern Geſidtspunkt, weſhalb wir nodimals auf den= jelben zurückkommen müſſen . Der ſchr hohe Phosphor jäuregehalt neben einem

ähnlich hohen an Alfalien dyarat

teriſirt eigentlich ſo redit die Bieraſche. Man darf dreiſt jagen , daß dieſelbe wejentlid ) aus phosphorjaurem Alkali beſteht.

Denn da man das phosphorjaure Nali im

Bier

jich offenbar in der Formel 2 KO , HO PO; vorſtellen muß , jo vermögen die in unſerem Beiſpiel der Widhen = analvie

des weißen Boces enthaltenen 34,63 Procent

Hali, 60,62 Procent phosphorſaures. Kali zu bilden . Dieſe

246

beanſpruchen nun von der in der Ache enthaltenen Phos phorjäuremenge einen Antheil wie 25,99 Procente und da der Geſamtgehalt an Phosphorſäure in der Aſche 29,85 Procent beträgt, ſo bleibt noch zur Entſtehung von phosa phorjaurem Natron ein Reſt von 29,85—25,99 = 3,86 zur Verfügung. Hieraus können nun 7,19 Procent dieſes Salzes - 2 Na 0 , PO , entſtehen . Man hätte im Ganzen hier: nach alſo in der Bieraſche einen Gehalt an Alfalipyrophos phat wic

67,81 Procent

oder beträchtlich

mehr als die

Summe aller übrigen Beſtandtheile in der Ache beträgt. Aus dieſem Grunde hatte Keller ( Wagners Jahres bericht für techniſche Chemie 1856. S. 229. Aus Jahres bericht der Landwirthi dhafts- und Gewerbſchule zu Spever in der Pfalz für das Schuljahr 1855/36 p. 23–31.) den Phosphorſäuregehalt als Maaßſtab für die Werthichägung des Bieres empfohlen , indem er dafür den Rückſchluſs aus der Menge der in der Ajdhe enthaltenen Phosphorſäure auf das zum Brauen des Bieres verwendete Malz zur Anwendung bringt.

Es iſt dieſes gewiß ein ſehr hübicher

Gedanke , der bei gehöriger Inrechnungnahme der acceſſoriſchen Einflüſſe, die auf den Phosphorſäuregehalt während des Brauens einwirken, die beſten Früchte tragen kann . Von dicjen letteren madyt Mulder (Chemie des Bieres, deutid) von Chr. Grimm .

Leipzig, J. J. Weber. 1858. S. 427)

namentlich die Umſtände dem erwähnten Autor zum Vor wurf, daß man in der Ache zugleich die Beſtandtheile des zum Brauen verwendeten Waſſers anhäufen und das falfhaltige Wajjer in demſelbem Maaße phosphorjauren Ralf ausſcheiden würde, als weniger Ejigſäure und Milch

247

säure im Biere enthalten wären, weldje den phosporjauren Ralf in Löjung erhalten können . Es fäme inden wohl nod immer darauf an ob man , wenn man die Abfälle des Brauproceſies mit in Anſchlag bringt, nicht einen ſtrengen Schluß nach dieſer Richtung ermöglichen könnte und muß man aud) nicht vergejjen, daß in einer mit or= janiſchen Stoffen geſchwängerten Flüſſigkeit, wie das Bier iſt, die Reactionen nicht ſo einfach von Statten gehen, wie in rein wäſſrigen Löſungen. Man ſollte ſich wenigſtens nicht abidhrecken laſſen , dieſen Verhältniſen durch directe Berjude weiter nadzugehen. Man redynet , daſs 100 Theile Mal; beim

Brauen

33-36 Theile Treber, mit einem Phosphorſäuregehalt von einem Procent derſelben , hinterlaſſen. Nimmt man mun den Phosphorſäuregehalt im Malz zu 0,7 procent an , jo enthält ein Scheffel oder 115 kilogramm Malz 805 Gramm Phosphorjäure. In den Trebern werden nun im Mittel 397 Gramm Phosphorſäure dem Biere entzogent, es verbleiben alſo darin von einem Scheffel Malz 408 Gramm . Es werden aber daraus in Bayern 7 Eimer = 478 Liter Winterbier und 6 Gimer Sommer bier = 411 Liter Bier erzeugt. Hiernad) enthielte alſo ein Liter Sommerbier 0,973 Gramm Phosphorſäure und ein Liter Winterbier 0,832 Gramm . Wir erhielten in einem directen Verſuche aus 50,26 Gramm Hofbräuhaus -Sommerbier (München ) 0,115 Grin. Aidhe , alſo 0,23 Procent. Die Aſchenanalyſe ergab uns Darin 32,05 procent der Alche an Phosphorſäure. Hier: nach

enthielt

ein

Liter

0,747 Granın

Phosphorſäure.

248

Wagner vindicirt gelegentlid jeines Beridytes über die Arbeit Neller's ( a . a . D. S. 230 ) die Idee : aus dem Phosphorſäuregehalt des Bieres einen Rücichluß auf das dazu verwendete Malzquantum zu machen für einen andern Autor , indem es in einem Aufſaße im Wigand's ſchen þausſdate (Der große deutiche Hausidhas, Leipzig , D. Wigand, 1851 , p . 466) über die Bierbrauerei heiße: ,,Da die phosphorſauren Satze nie abſichtlich von den Brauern Dem Biere zugejetzt werden , jondern nur von

dem zur Bierbrauerei verwendeten Getreide herrühren, jo ließe jid) wohl, wenn man in einer gewogenen Menge des Bieres die Quantität der phosphorjauren Salze beſtimmte, daraus ein Schluß auf die Schwere des Bieres ziehen.“ Beachtung verdient auch Neller's Anſicht, daß die Phosphorſäure

im

Biere

weſentlich

der Träger

ihrer

Nahrhaftigkeit ſei , woraus ſich alsdann die unbeſtreitbare Wirkjamkeit des Genuſjes malzreichen Bieres bei Wöch= nerinnen

für eine reichlide

Milchabſonderung

natürlid)

erklären würde . Vergleicht man nad ) Keller die Nahr haftigkeit des Bieres ſoweit dieſelbe durch den Phosphor jäuregehalt desſelben bedingt wird, mit derſelben des Ddien fleiſches oder des Brodes , mit andern Worten vergleid)t man die Phosphorſäuregehalte dieſer drei Nahrungsmittel, io ergibt ſich, daß 2 Liter guten Sommerbieres (mit 1,6 Orm . Phosphorſäure) äquivalent ſind 530 Grin. friſchen Ddijen = fleiſches und 220 Grm . Brod (mit 45 procent Wajjergehalt .) Es wird gut ſein , wenn wir hier eine Zuſammen ſtellung von Aſchenanalyſen verſchiedener Biere behuts der Vergleichung einſchalten .

249

Zunächſt laſſe ich eine Tabelle Münchener renommirter Biere folgen, die ich in den lezten Jahren ihren Achen beſtandtheilen nad) unterſuchte: Weißbier. Weißer Fofträubaus Lömens pofbräns Hock. Sommerbier. Winterbier. banabout Kali 26,08 37,20 33,22 31,83 29,60 Natron 24,86 7,38 3,63 3,44 4,46 2.71 3,37 2,98 6,72 2,36 Kalk .

Magneſia Gijenord

Phosphorjäure . Schwefeljäure Niejeliäure Chlor

0,36 0,49

8,33 0,56

8,42 0,11

8,39 0,91

11,99 1,02

27,86 6,34 8,07 4.17

32,02 5.53

32,02 2,71

31,70 5,24

34,52 1,30

3,07 3,29

14,10 3,63

8,67 4,00

12,56 2,83

100,94 100,75 100,82 100,90 100,64 Ab Sauerſtoff 8 für 1 Aequ . Ci

0.94

0,75

0,82

0,90

0,64

100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 W. Martius theilte 1855 Nidhenanalvien von acht Sorten Erlanger Lagerbier mit.

(Annalen

und Pharmacie von Wöhler und Liebig .

der Chemie

XCIII . S. 368 )

Der Ajdhengehalt bewegte ſich zwiſchen 0,269 bis 1,303 Procent, im Mittel alſo 0,288 bei einem mittleren Ertract: gehalte von 3,693 Procenten .

Wir ſtellen das Ergebniſ

dieſer Analyſe zugleich mit dem zujammen, welches Unter ſudungen lieferten , die W.113 Neues Jahrbuch für Phar macie von Walz und Winkler III . 312 ) unter einer Leitung ausführen ließ , und zwar mit Münchener yof = bräuhausbier, mit Speverer Bier und init angeblich ver fülichtem Landauer Bier .

250

Rali Matren

Mündener Erlanger Speverer Candauer Bier Lagerbier. pofträubausbier. Bier angebl. verjäliit 37,68 36,58 . 37,22 38,35 . 8,04 6,59 9,03 7,68

Magneſia Ralt

.

5,51 1,93

5,64 1,48

4,66 2,98

3,73 2,45

Phosphorſäure . 32,09 Cdywefeljäure 1,44 Ricicläure . · 10,82

31,69

33,10

1,68 9.96

2,56 10,29

33,76 1,36

2.91

3,14 99,20

2,14 100,00

Chlor .

99,96 lleber

die

9,87 2,75 99,95

Ajdhenbeſtandtheile der brittiſchen

Biere

liegt eine ausführliche Unterſuchung von Th . Dicion (The London , Edinburg and Dublin Philosophical Magazine and Journal ofScience conducted by Brewster, Taylor, Phillips and Kane, London (3) . XXXIII . 311 . und daraus in Dingler's polytechn. Journ. CX. S.371 . ) Dieſe Arbeit umfaßt 14 Sviten Ale und 9 Sorten Porter und iſt daher im höchſten Grade geeignet , uns ein Bild von dem möglichen Wechſel in der Zuſammenſeßung der Bieraſche zu verſchaffen , wie er ſowohl durdy die ſchwan= fende Zuſammenſetung der Gerſte je nach dem Standort u . 1. w ., wie and von dem beſondern Verfahren beim Dickſon unternahm dieje Arbeit Brauen bedingt wird. bezüglich der Frage ; ob jich daraus nicht feſte Anhalts punkte für die Aufſtellung des Nährwerthes dieſer Biere gewinnen ließen . ( In der Originalabhandlung iſt auch der Preis der einzelnen Bierſorten angegeben .) Auffallend iſt beim

Vergleiche

dieſer

Aſchen - Analyſen mit

denen

deutider Biere , daß der Phosphorſäuregehalt der brittis

251

ichen Biere beträchtlich geringer (im Maximum 25,7 Pro cent) iſt als in der deutiden (Marimum 34,5 ), dagegen der Gehalt an Natron und Chlor in den engliſchen Bieren überwiegt (Maximum des Natrongehalts in engliſcher Bier aſche 58,5 Procent ! in deutſchen dagegen nur 9,03 (bei Gerſtenbier).

Größter Chlorgehalt in engliſcher Bieraſche

25,7 Procent, in deutſcher nur 4,0 Procent. Ein Zu= jahumenſtellen diejes Verhaltens der engliſchen Bieraſchen gegenüber den Deutichen mit den vorliegenden Reſultaten der Analyſen

deutſcher und engliſcher Gerſte erklärt das:

ſelbe nicht wohl und müßten dieſe characteriſtijden Unters diede daher wohl größtentheils auf Rechnung des ver= chiedenen Brauverfahrens ſelbſt kommen . Wir theilen hier nur eine Zuſammenſtellung der höchſten und niedrigſten Gehalte an den einzelnen Aſchenbeſtandtheilen aus Dickſon's Arbeit mit, da dieſes für unſern Zweck genügen dürfte.

Porter. Minimum . Marimum .

Ale. Minimum . Marimum .

Aſchengehalt des trockenen Ertractes Nali

5,7

14,5

3,5

12,0

32,0

3,2

12,0 31,9

Natron

21,8

Magneſia . Nalt

0,1

50,8 1,4

20,9 0,1

58,5 5,7

0,8

6,9

0,2

6,7

Phosphorſäure Sdwefeljäure

7,9 1,6

20,6 12,2

6,0 0,1

25,7 19,2

6,9

19,7

4,6

19,1

0,15

14,5

3,1

18,3

Kieſelſäure Chlor . Um

.

den Zuſammenhang zwiſchen der Gerſtenaſche

252

und der voin fertigen Biere reſultirenden zu veranſchaulichen, füge ich hier auch eine kurze Zuſammenſtellung vorliegender Gerſtenajchenanalyſen bei. Die erſte Tabelle enthält einen Auszug aus der von I. Th . Way und G. H. Dghton Auftrage der Royal Agricultural Society ausge= im führten großen Arbeit über die mineraliſchen Beſtandtheile der Culturgewächſe. Die Analyſen beziehen ſich, wie alle hier mitgetheilten, auf die Gerſtenkörner jammt den Spelzen.

Way und Dghton führten eine große Anzahl

Gerſtenaſchenanalyſen ,

Dreizehn

Gerſtenſorten umfaſſend,

aus, von denen wir hier nur den niedrigſten, höchſten und den aus ſämmtlichen ausgeführten Analyſen abgeleiteten Mittelwerth anführen. (Journal of the Royal Agricul tural Society of England VII . part 2 p . 593—678 . ) Mittel. Minimum . Marimum . Nali 29,04 37,22 20,77

Natron

0,27

8,76

2,78

Magneſia , . Nalt

4,78

10,99

8,29

1.20

4,20

2,48

Eiſenoryd .

0,09

2,13

0,82

26,01

38,78

31,29

0,26

2,82

1,41

.

17,27 0,25

32,73 5,22

24,04 2,39

Achenprocente

2,07

2,82

2,38

Phosphorſäure Schwefelſäure

Kieſelſäure. Chlor .

Hieran fügen

wir

das

Ergebniß einer Reihe

von

Gerſtenaſchenanalyſen , die von v . Bibra ausgeführt wurden , ſechs Gerſtenſorten umfajjend, die wir in ähnlicher Weije ihrem geringſten , höchſten und mittlerem Gehalte an den

253

einzelnen

Beſtaudtheilen

nach zujamenſtellen.

(Liebig,

Der chemiſche Proceß der Ernährung der Vegetabilien. Braunſchweig, Vieweg und Sohn 1862.) Minimum . Marimim , . Nali 21,05 16,33 Natron 0,97 6,00

Magneſia Ralf

8,10 0,74

14,70 3,74

Mittel. 18,43 2,75

11,64 2,25

0,32

1,72

1,09

Phosphorjäure Schwefeljäure

32,82

38,74

35,91

2,79

4,00

3,29

Riejeljäure

22,09

28,74

24,61

1.80

2,83

2,15

Eijenord

Chlor Achenprocente

Auch H. Zöller hat Gerſtenaſchenanalyſen durchgeführt, und umfaſſen dieſelben vierzehn Analyſen ( Annalen der Chemie und Pharmacie von Wöhler, Liebig und kopp CXII. S.29.) die wir, nach derſelben Weiſe aus Liebigs Agricultură chemie zuſammengeſtellt, im heſumé nachfolgen laſſen . Minimum Mitter. Marimum . Rali 18,47 21,89 14,98 Natron 5,95 1,87 3,08

Magneſia Male

6,41 3,22

7,27

6,99

2,23

0,57

0,76

2.75 0,66

Phosphorſäure Schwefelſäure

31,08 2,40

34,35 2,99

32,33 2,75

Kieſelſäure

27,51

36,73

31,20

Eijenond .

Chlor

.

Achenprocente

0,80

1,37

1,07

2,81

3,01

2,88

254

Endlich ziehe ich hier noch eine von mir herrührende Analyſe der Werfte aus meiner : Vergleichenden chemijchen Unterſuchung der Gerſte und des daraus bereiteten Malzes , München 1852 , aus Wittſtein's Vierteljahresſchrift für Pharmacie XII. 4.) herbei : Nali . Natron

22,73 2,08 6,53

Magneſia Kalk .

Thonerde

3,70 0,40

Eijenorys

1,30

Phosphorſäure Kicjeljäure . Sdywefelſäure

32,60

29,09 0,58

1,15

Chlor

99,76 Ab Sauerſtoff für Chlor . Achenprocente Außerdem fanden

0,26 99,50 2,43

ſich in der Gerſtenaſdhe Spuren

von Kupfer und Mangan. Kohlenſäure war dagegen nicht zugegen . Die Ajdenprocente beziehen ſich ſelbſtverſtändlich in allen dieſen Analyſen auf die Trođenſubſtanz . Alles in Allem genommen , darf man beim Vergleiche der Gerſten- und Bier-Aſchen wohl ſagen , daß jie , die vorkommenden Schwankungen berückſichtigt, im Allgemeinen bis auf den Kieſelſäuregehalt, der in der Gerſte beträcht= lich vorwiegt , dieſelbe Zuſammenſeßung beſißen ; für den Einzelfall iſt natürlich eine genauere Verfolgung der

255 Statit der

einzelnen

unorganiſchen

Beſtandtheile durd )

die ganze Stufenleiter der Brauoperationen und die Rennt nißnahine Der mineraliſchen Beſtandtheile der einzelnen Ausſcheidungen während derſelben erforderlich, um den lieber gang der Gerſtenajde zur Ajdhe des fertigen Bieres klar zu überblicken. Nach dieſer Betrachtung der unorganiſchen Beſtand theile des Bieres kommen wir nun noch zu der einer Reihe organiſdher , deren ſcharfe Beſtimmung der Menge nadh indef noch ſehr viel zu wünſchen übrig läßt, die wir aber hier anhangsweiſe wenigſtens kurz erwähnen wollen , da ihre Anweſenheit im Biere von nicht untergeordneter Be deutung iſt und eine exacte Beſtimmungsmethode ſehr wünſchenswerth jein würde. Hierher gehören vor Allem

daher

zunächſt Milchſäure und

Eſſigſäure . Für die erſtere findet man wohl angegeben , daſs dem Biere durch Nochen mit fohlenjaurem

man ſie aus

Zinkoryd oder Zinkoryd erhalten könne; die zähere Con ſiſtenz des Bieres , wenn man es durch Eindampfen cons centrirt, hindert jedod) das Auskryſtalliſiren des mild ſauren Zinkorvydes im höchſten Grade. Zu einer quantitativen Beſtimmung der Mildjäure läßt ſich dieſes Verhalten 311 = dem nicht ausbeuten . Die Anwendung des Zinforuds zur Entdeckung der Milchjäure gründet ſich nämlich darauf, daß das mildjaure Zinford in heißem Waſſer um Vieles leichter löslich iſt als in faltem .

Von

fiedendem

verlangt dasſelbe nur ſechs Gewichtstheile,

Waſſer

während von

folchem von mittlerer Temperatur achtundfünfzig Theile nothwendig ſind. Es ſcheidet ſich demnach beim Erfalten

256

der heiß geſättigten Löſung in Form vierſeitiger ſchief ab= geſtumpiter Prismen von der Formel: 2Zn0 , C12H0010 + 6 HO ab. In Weingeiſt ſind dieſelben faſt vollfommen untöstidy;-ron diejem

Verhalten kann man inden für unjern

Zweck feinen unmittelbaren Gebrauch machen , da ſtärkerer Alfohotzujat

zum Biere in

dieſem ,

ja ein

auch unab =

hängig von der Milchſäure, bereits einen Niederſchlag (vor zugsweiſe Dertrin ) hervorbringt. Zur ſicheren Characteriſirung, daß eine beim Bes handeln des Bieres mit Zinfortyd crhaltene krvjtalliniſche Ausſcheidung wirklich mildjaures Zinforvid jei , kann man die Zinforudbeſtimmung in demſelben benuten. Dieſelbe führt ſich leicht aus, inden man das gewogene, luftrockene ( bei 100 ° C. verliert das Salz bereits ſein Nrujtallwaſſer) Salz auf dem

Deckel eines Platintiegels bei vollem Luft

zutritt cinäjdyert und zulegt durch ſtärferes Feuer voll kommen weij brennt. Man hat hierbei keine Verflüd) tig= ung des durd , die organiſche Subſtanz zu Metall reducirten Zinks zu befürchten , Wärme allmählig ſid)

wenn man die Zerierung durch die vollenden läßt . Die oben mitges

theilte formel verlangt

nun

C ,2 4,0 010 2 Zn 0

6 HO..

einen Zinkgehalt wie folgt : 162 51,55 27,27 . 81

54

18,18

297

100,00

Iſt das fragliche Zinfjalz alſo Zinfortid

ſo

wird

es beim

27,27 procent Zinford einem

wirklidh mildhjaures

Einäichern in jolder Weije

hinterlaſſen .

Wir

erhieiten

derartigen Falle folgende Zahlenwerthe:

in

257 .

Lufttrocenes Zinkſalz

0,409 Gramm . 0,112

Zinford

D. h. Zinforud in 100 Thl. Subſtanz 27,38 Procent . Verlangt nach C ,21,0010 + 2Zn0 + 6HO 27,27 ,, wonadh über die Natur des Zinkſalzes wohl fein Zweifel mehr obwalten fann , man müßte denn etwa nod die vollſtändige Elementaranalyſe desſelben durdyführen wollen. Kernmilchſäure Die Milchſäure im Muskelfleiſch oder Fleidmildyſäure

verhält ſich ein wenig verſchieden

von der gewöhnlichen. Ihr Zinkſalz kryſtalliſirt nur mit vier Aequivalenten Wajjer C 2 H ,, 010 + 2Zn0 + 4 HO – und iſt in Waſſer jowohl wie in Alkohol viel leichter löslid) als das der anderen Milchſäure.

Die gewöhnlide

Säure gibt, auf 130 ° C. erhitzt, zwei Aequivalente Waſſer aus und verwandelt ſich erſt bei 160 ° C. in Mildhjäure att)brit ( actis )

C , H, 0g.

Die Fleiſdımildyſäure

gcht jdhon bei 130 ° C. in Lactis über, beim Kochen dieſes lekteren mit Waſſer erhält inan alsdann daraus gewöhn = lidhe Milchſäure. Um die quantitative Beſtimmung der Milchſäure im Biere ſieht es noch ſehr ſchledyt aus , obgleich eine zuver läjjige und practiſdie Methode, dieſelbe zu beſtimmen , für ſtrenge

Ueberwachung

der einzelnen

Vorgänge bei der

Biererzeugung im hödyſten Grade wünſchenswerth ſein würde. Man empfiehlt wohl , das Bier ſtarf einzuengen , um für eine nachfolgende Beſtimmung der freien , nicht flüchtigen Säure des Bieres auf titrimetriſchem Wege, ſich zuvor der Ejjigjäure zu entledigen . Die zähe Maſſe des eingedickten Bieres ſegt indeß dem Reiſchauer, Chemie des Bieres .

Entweichen der 17

258

Ejjigjäure einen ſo großen Widerſtand entgegen, daß die= ſelbe jid keineswegs abdeſtilliren läßt und jelbſt ein mehr maliges Wiederholen dieſer Dperation nach dem

Auflöjen

des Eindampfungsrückſtandes im Waſſer fördert dieſen Zweck in nur ichr unvollkommener Weije . Nad der Entfernung

der

Ejigſäure,

ſoweit

dieſelbe

auf

dieſem

Wege möglich iſt, nimmt man den Syrup oder extractförmigen Rückſtand wieder mit Wajjer auf und beſtimit darin, nach den oben bereits mitgetheilten Regeln, durch Titriren den Gehalt an

freier Säure darin,

worunter

ſich auch

die Milchſäure, Zudergährungsſäure u . 1. w . finden. Eine eigentlich ſpecifiide Methode für die Beſtimmung der Milchſäure als ſolche iſt dieſes alſo nicht.

In der ſtart

gefärbten Flüſſigkeit iſt eine Farbenveränderung nad; dein Färben mit Lacmus nicht zu erkennen. Wenn man daher die freie Säure mit Normalnatron- oder Kalilauge auss titriren will, jo bringt man beſſer während des allmäligen Zulaſſens der alkaliſchen Flüſſigkeit ein gerade neutrales, violett gefärbtes Lacmuspapier in die Mijdung und agitirt dieſelbe nun heftig mit dem Glasſtabe, worauf man mit dieſem

das Lacmuspapier an die Wandung des

Becherglaſes legt und über die Flüſſigkeit emporzieht wo es alsdann möglich iſt, mit einiger Sicherheit den Neutralitätszuſtand der Flüſſigkeit zu beurtheilen . Aus der Menge der zur Neutraliſation erforderten Normal kalilöjung macht man alsdann einen Rücfjchluß auf die freie, nicht flüchtige Säure im Biere. Im Allgemeinen iſt dieſe jaure Reaction nun wohl durd) Mildyjäure wirklich bedingt, nnd man kann daher die zur Neutraliſation

259

verbraudite Menge der alkaliſchen Löſung direct auf Milch fäure berechnen . In der neutralen Löſung hat man nun das Salz, z. B. für Kalilauge C 2 H , 0 010 2 KO an zunehmen oder es kommt darin auf 1 Aequivalent 81 Gewichtstheile waſſerfreie Mildhjäure oder 90 Gewichts theile Milchſäurehydrat. Mit andern Worten ein Liter Normal - Alkali enthaltend 47,2 Grm . Kali wird zu ſeiner Neutraliſation 90 Gramm Mildyjäurehydrat erfordern .

Es

entſpricht aljo jeder Cubifcentimeter Normal - Alkalilöjung 90 Milligrammen und jeder Zehntel - Cubikcentimeter 9 Milligrammen Mildyſäurehydrat.

Wir müßten z. B. zu

der von " , Liter Bier reſultirenden Flüſſigkeit in einem directen Verſud) 0,65 Cubikcentimeter Normalfalilauge fügen, um dieſelbe zu ncutralijiren. Hienad ) wäre eine 59,0 Milligrammen Milchſäuremenge wie 9. 6,5 Milchſäurehydrat in dem Biere anzunehmen gewejen .

Da

dieſe Beſtimmungsmethode indeß doch nicht ausſchließlich die Milchſäure in dem llnterſuchungsmaterial mißt, ſondern Die Säure nur überhaupt angibt, jo dürfte es entſprechend eridheinen , die verbraudyten Cubifcentimeter des Normal alkalis direct zu verzeichnen und nicht erſt auf Milchjäure zu beredynen. Für den Zweck der Vergleidung verſchiedener Erzeugniſſe in Brauproceſje iſt diejes vollkommen hin= reichend. Beide Angaben, ſowohl die in Form von Mild )= jäure oder die directe als Normal- Alkali oder, was dass jelbe iſt, als Normalſäure ( und was ſo viel jagen will als :

jo

viel Milligramm

der freien,

nicht weiter ihrer

Natur nad beſtimmten Säuren als Cubifcentimeter ver zeichnet, wurden

multiplicirt mit dem Aequivalent dieſer 17 *

260

Säuren) beide Ungaben kann man natürlich endlich nod; auf die unterſuchte Flüſſigkeit – Bier, Würze oder den davon reſultirenden Trockenrückſtand beredynen. Mulder ( a . a. D. S. 404) fand in 8 unterſuchteu

Bierſorten

0,16 bis 0,42 Procent Milchſäure. Bei dieſer Beſtimmungsart mißt man natürlich unter den übrigen Säuren zugleich mit der Milchſäure die oben beſprochene Gährungszuckerſäure von

Graham , Hofinann

und Redwood , die nach Mulder (Chemie des Bieres, deutſch von Dr. Chr. Grimm . S. 416) mit der von demſelben und von Beligot bearbeiteten

Glucinſäure identiſch

iſt.

Peligot ( L'Institut Section des sciences mathematiques physiques et naturelles , dirigé par Arnoult; Paris Nro . 218 p . 237 und Annales de Chimie et de Physique par Gay - Lussac etc. 1838. 67. 154.) batte dieſe Säure 1837 beim Erhigen

von Traubenzucker mit

Baryterdehydrat auf 100 ° C. erhalten. Im folgenden Jahre unterſuchte derſelbe ſie weiters und ſtellte für das Bleijalz derſelben die Formel 6 PbO + C24 H3 , 013 auf und belegt ſie vorläufig mit dem Namen Kalizuder= ſäure

(acide kalisaccharique).

Dieſer Name wurde

ſpäter wieder in Glucinſäure ( acideglucique) umgeändert. Im Jahre 1840 theilte nun Mulder (Bulletin des Sciences physiques et naturelles en Neerlande 1840 p . 1-220 ) cinen Theil der Reſultate ſeiner großen Arbeit über die Huminförper mit, in welchen derſelbe auch der Glucin = ſäure und einer neuen von ihm Apoglucinſäure genannten als Producte der Einwirkung von Säure auf den Zucker erwähnt. Gr erhielt dieſelben aus der mit Säure ver =

261

hegten und

längere Zeit erhigten Zuderlöſung, die bei

fortgeſeßtem Sieden keine Ausſcheidung huminartiger Körper mehr liefert, indem er dieſelbe mit fohlenſaurem Kalk ſättigte und zu der ſyrupdicken Löjung Alkohol fügt, weldier apo= glucinjauren Kalk ungelöſt ließ und den glucinjauren in Löſung zurückbehielt.

Die Löſung, mit Thierkohle ent=

färbt, enthält zweifadh=glucinjauren Kalt.

Sie wird zum

Trocknen verdunſtet, mit Waſſer aufgenommen und mit bafiſch

eſſigſaurem

Niederſchlag

Bleioryd gefällt.

liefert nad

Der ausgewaſdene

der Zerſebung mit

Schwefels

waſſerſtoff die freie Glucinſäure. Dieſelbe trocnet, bis zur Syrupsdicke verdunſtet, an der Luft zu einer weißen Majie aus, von jaurem Sejdmack und leicht in Wañer und Alkohol löslid ).

Mit der Luft in Berührung gekocht,

färbt ſich die Löſung allmälig und geht in upoglucinſäure über ; Gegenwart von Salz- oder Schwefelſäure beidhleunigt dieſe Umſegung.

Mit koblenjaurem

Kalk behandelt, treibt

die Glucinſäure aus dieſem Kohlenſäure aus , indeß nur jo viel, daß ſaurer, glucinſaurer Salt entſteht, dejjen zum Syrup eingeengte Löſung nad einiger Zeit kryſtalliniſch Will man das neutrale Kalkſalz darſtellen, ſo

erſtarrt.

muß man das ſaure nahezi mit Kalkmilch jättigen und alsdann

Alkohol

zufügen ,

wodurch

neutrales Glucinat

gallertartig gefällt wird. Dasjelbe iſt in Wajjer leicht löslich und wird aus demſelben durch Sohlenſäure die Hälfte des Ralfgehaltes als Carbonat ausgefällt, weshalb man

das Auswaſchen Deſjelben auch unter Ausſchluß der

atmoſphäriſchen Kohlenſäure ausführen muß.

Mulder fand

für dieſes Salz die Forinel 2 Cao , C3 1,0 0; + HO

262

( bei 100 ° C. getrocknet ) , weldies mit der obigen Formel Peligot's für das Bleiſalz, die auch 2 PbO, Cg H1 , 0 ; geſchrieben werden kann, übereinſtimmt. Mulder erklärt die Bildung der Glucinſäure aus

dem

Rohrzucer durch

eine Aufnahme von 7 Aequivalenten Wajjer ſeitens zweier Atome Zucker, wodurd) alsdann drei Aequivalente Glucin = ſäure entſtehen, nämlid ): 2C ,

H ,

04

+ 7 HO = 3 ( C, H40 0 ,).

Durd Bleieſſig, ſalpeterſaures Queckſilberorydul und jalpeterſaures Silberorud werden die glucinjauren Salze gefällt , dagegen nicht durch neutrale Salze von Kupfer oryd , Eiſenord und Barvyterde. Nach dieſen Vorausſdickungen zur Charakteriſirung der Glucinſäure kommen wir nun zu ihrer Abſcheidung aus dem Biere . Mulder gibt dafür folgende Fingerzeige ( a . a . D. S. 416) . „ Man ſtellt dieſelbe aus dem Biere „ durd) Digeriren mit Salz dar, (worauf wir gleid) zurüc= ,,kommen werden ).

Das Filtrat wird vom

überſdhüſſigen

„ Salf befreit (wie ? durch Kohlenſäure ?) eingedampft und ,, der Rückſtand mit Alkohol ausgezogen, worin der neutrale glucinjaure Kalt unlöslid) iſt (alſo konnte man den „ Nalfüberſchuſ nidht durch Sohlenſäure wegnehmen , da ja ,,dadurd) nach dem obigen in Alfohol leicht löslicher glucinjaurer Ralt entſtanden ſein würde). Derſelbe ijt „ jedoch noch nicht rein ( offenbar nicht, denn der ganze ,, Dertringehalt u . 1. w . des Bieres muß ihm noch bei = gemengt bleiben als untislid) in Alkohol.) Man löst „ ihn in Wajjer und fällt mit baſiſch ejjigjaurem

Bleierid

263

„ (wodurch Dertrin und noch etwa vorhandener Trauben = „ juder nicht gefällt werden ). „ Der ausgewaſdhene Niederſchlag wird in Waſſer ſuspendirt, worauf man einen Strom Sdywefelwaſſer ,, ſtoffgas hindurchleitet, das Filtrat verdampft und den „ Rückſtand mit Alkohol auszieht.

Dieſer Auszug enthält

„ nunmehr keinen Zucker, kein Dertrin , feine Eſſigſäure und ,,keine Mildſäure. „ Beim Verdantpfen desjelben bleibt eine Säure zurück, welche dem An deine nad Glucinſäure iſt . Weiter unten folgt alsdann S. 433 noch die nach: folgende weitere Ausführung Worten :

dieſer Methode mit den

,,Man kann and folgenden Weg zur Abſcheidung der Säuren

einſdylagen : Man ſchüttelt Bier mit gut durch

„ Waſſer gereinigtem (um Alfalien x . zu entfernen ) Falfe „ und filtrirt ab. Die Flüſſigkeit wird mit Thierfohle ,, entfärbt, welche mit einer Säure ausgezogen war, darauf ,, verdampft und abermals filtrirt, um den abgeſchiedenen „ kohlenjauren Kalk zu entfernen.

Reagirt die Flüſſigkeit

„ neutral, ſo hat man nicht nöthig , Kohlenſäure hindurdy zu leiten , indem die Rohlenſäure der Luft dieſe Function ,, (wvelde ?) verridytet . „ Auf dieſe Weiſe werden organiſche Stoffe wie Eiweiß = „ körper, aber auch Phosphorjänre und Schwefeljäure ent= ,, fernt ( bis zu einem gewiſen Grade). „ In

der eingedampften Flüſſigkeit hat man alsdann

„ ejligſauren Kalt , ſowie das Kalkſalz der Zuckergährungs „ jäure (neben Zucker , Dextrin u . ſ. w . ) Die Trennung

264

„ geſdieht auf folgende Weiſe: Bafiſch eiſigſaures Bleiorid ,, fällt aus dieſer Löjung glucinjaures Bleiond, während „ das milchſaure und ejjigſanre Bleiſalz in Löjung bleiben . ,,Aus dem Filtrat kann man das mildjaure Bleiorud ,, durd) Ammoniak niederſchlagen

( dann fallen aber auch

„ Zucker und Dertrin mit nieder ). Nach der Füllung mit Bleieſſig das Filtrat durd ) Sdywefelwaſjerſtoff vom Bleiüberſchujje befreit , einzudampfert und das Gemenge von Dertrin , Zuder , Milchſäure und immer nod ) einen beträchtlichen Rückhalt an Eiſigjäure mit Aether auszuziehen, iſt ein ziemlich weitläufiger Weg , die Milchſäure,

die dabei

vom

Aether aufgenommen wird,

endlich noch abzuſcheiden. Man muß dafür die Flüiſigkeit möglichſt weit einengert und den Rüdſtand init dem Aether ſtark agitiren.

Beim

Verdunſten des letteren bleibt cine

geringe Menge Milchſäure zurück. Zu einer quantitativen Beſtimmung jdeint ſid , auch dieſe Methode der Abidhci dung der Milchſäure nicht wohl zu eignen.

Dieſelbe iſt

demnad) bislang noch eine offene Frage geblieben. Auch darüber, ob die aus dem Biere erhaltene Zucker gährungsjäure wirklid) Glucinſäure iſt, liegt wod ) keine Gewißheit vor , jo jehr ein beſtimmter Aurídlu Darüber and wünjchenswerth wäre. Anhangsweiſe wollen wir hier nod ) einige Bemerkungen über die der Slucinſäure ſo nahe verwandten Aroglucina fäure zur bejern Orientirung beifügen .

Wie wir oben

bereits anführten, entſteht bei der mitgetheilten Darſtellung der Glucinſäure

zugleid ) Apoglucinſäure

deren

Kalfial;

bei der Behandlung der mit fohlenjaurem Nalt geſättigten

265

Flüſſigkeit ungelöſt

bleibt , während

jaurer glucinſaurer

Kalt in Löfung übergeht. Der ungelöſt gebliebene apo glucinjaure Ralf wird in Waſſer gelöſt und durch neutrales eſſigſaures Bleioryd niedergeſchlagen. Der erhaltene braune Niederſchlag wird nach dem Auswaſchen mit Schwefel waſſerſtoff zerſekt und das braune Filtrat im Waſſerbade zur Trockene verdunſtet. Sie ſtellt darnach eine amorphe luftbeſtändige, braune Marje dar. Mit Nali , Natron, Ammoniak, Nalt und Barit gibt derielbe leidyt lösliche braune Salze, deren Löjungen mit Bleis , Silber- und Kupferſatzen braune Niederidläge geben .

Die Analyſen

Mulder's , mit dem Bleiſalze ausgeführt, lieferten ein Reſultat, aus dem fid) die Formel der Sumune als Cie H18 03 ableitete . Das Kalkſalz der Apoglucinſäure wird aus jeiner wüjjerigen Löſung durd) Thiertohle vollſtändig ausgefällt und iſt , wie idion aus der Darſtellung der Summe hervorgeht, in Alfohol unlöslid ). Für die Beſtimmung der Eingäure im Biere titrirt man entweder das Deſtilat , das man beim

ſtarken Con =

centriren des Bicres , wie oben bei der Gehaltsbeſtimmung der Mildyſäure angegeben erhielt ,

oder man titrirt eine

Portion Bier vor dem Abdeſtilliren , beſtimmt alſo in ihr die Summe der Enligjäure und der nid ) t flüdtigen Säuren, aus einer anderen Portion Bier wird vor der titrenahine die Ejligjäure abdeſtillirt. Subtrahirt man alsdann den in der letzten Dperation erhaltenen Werth von dem für die Summe der nicht flüchtigen Säuren und der Giliga ſäure, ſo muß man offenbar den Wirkungswerth der Gjligjänre erhalten. Man führt die Deſtillation des Bieres

266

am

Vortheilhafteſten im

Delbade aus, um gegen Ende

cine etwas höhere Wärme für die Austreibung des Ejjiga ſäuregehalts aus dem zähen Syrup anwenden zu fönnen . Das Titriren kann man wieder mit Normalalkalilöſung oder zehntel Normallöſung ausführen. Immer läßt die alkalimetriſche Beſtimmung noch viel z11 wünſchen übrig. Die Schärfe des Ableſens iſt nur eine ſehr geringe im Vergleich zu der Genauigkeit, die die an ſich unbeträcht= lidhen Mengen freier Säure in Biere wünſchenswerth erſcheinen laſſen würden. Gleichwohl müſſen wir uns vor der Hand nod ) mit dieſer unvollkommenen Methode be gnügen , wenn ſie auch in dieſem Falle, wo die analytiſche Beſtimmungsoperation mit dem Gejdhınacsorgan in directen Wetteifer tritt, lange noch nicht ausreicht. Der Rohlen jäuregehalt im Bier erſchwert dieſe Beſtimmung außerdem noch in ſeiner Weiſe . Die unbeſtimmte Reaction des kohtenjauren Alfalis auf den als Inder beim

Titriren

gebrauchten Lacmus gibt der Ableſung ein weites Spec trum cines todten Ganzen. Man kann dieſelbe allerdings durch Auffodien dem größten Theile nad entfernen. Mulder kohobirt das Bier für den Zweck der Entfernung der Nohlenſäure eine Zeit lang, d . h. er verbindet die Retorte mit aufwärts gerichtetem Ende

eines

gewöhnlichen

Halſe mit dem untern

Kühlapparates ,

wodurch das

Deſtillat von ejigjäurehaltigem Waiſer gezwungen iſt, immer wieder in die Retorte zurückzufließen, während die Kohlenſäure gasförmig entweicht. Mulder (a . a . D. S. 405 ) theilt folgendes Ergebniſ der Unterſuchung des als ganz vorzüglich gut“ angeſprochenen Bieres von Nuus u . Goip.

267

in Middelburg mit, welchem man an Helligkeit , Haltbarkeit und Wohlgeſchmack allgemein den Preis zuerkennt. Bei einen Ertractgevalt von 5,18 Procenten enthält dasſelbe folgende Beitandtheile .

Die Beſtandtheile des Hopfens,

das Fett u . ſ. w . ſind nicht beſonders beſtimmt; Alifchol 4,95

Eiweifsſtoffe

0,83

Zucker , Dextrin und Extractſtoffe Inorganiſche Stoffe Mildſäure

3,67 0,42 0,26

Elfigſäure Kohlenſäure

0,02

5,18

0,01

Was die Bereduuung der Ausſage der titrimetriſchen Operation angeht, ſo ergibt ſich dieſelbe aus der Formel für die Eſſigſäure wieder von ſelbſt . Die Ejjigjäure hat die Formel C , H , 0 , + HO und das neutrale Kalijalz C, H, 03 + KO . Es werden demuad) von einem Liter Normalfali- oder Natronlauge 60 Grm . — 1 Aequivalent = 60 in Grammen - Engläurehydrat C , H , 0 , + HO angezeigt oder durd, einen Kubikcentimeter 60 Milligramm . Jit dem Mulder'idhen Beijpiele des Bieres von Nuys 11. Comp. waren nun 0,02 procent Eſſigſäurehydrat ent= halten, alſo in einem Liter zwei Decigramme. Aud) die Beſtimmung der Dopfenbeſtandtheile in Biere unterliegt habe

in

ihren

beſonderen Sdywierigkeiten.

meiner Abhandlung

Ich

über den Bitterſtoff des

Hopfens ( Dingler's polytediniſches Journal, erſtes Juni: heft 1863 BD. CLXIX . S. 54 ) die Methode, durch welche es mir gelang dieſen intereſſanten Körper aus dem Hopfen

268

im

kryſtalliniſchen Zuſtande rein darzuſtellen, ausführlich

auseinander geſett.

Aus der leichten Veränderung an der

Luft dieſes reinen Hopfenbitters durfte man

wohl

kaum

erwarten, dasſelbe noch im fertigen Biere in dieſer Form ausſcheiden zu können . Dennoch gelingt es nicht jelten beim einfachen Behandeln von Bierertract mit Aether, welcher die Hopfenharze aufnimmt, eine Löſung zu erhalten , die nach dem ſpontanen Verdunſten unzweifelhafte Kryſtalle des Hopfenbitters liefert. Es wäre gewiß von großem Intereſſe, die Menge des Hopfenharzes im Biere, das nach Habich durch den Zuckergehalt und durch den Alkoholgehalt des Bieres in Löſung erhalten wird , obwohl in reinem Waſſer ſo unlöslid ) , dalj demſelben nicht einmal Geſchmack dadurch ertheilt wird, der Menge nach genauer zu kennen . Behandelt man das Bier ohne zu concentriren direkt mit Aether jo tritt eine praktiſche Schwierigkeit entgegen , die dieſe Methode ſdhledyterdings unanwendbar macht. Beim Schütteln des Bieres mit dem Aether nimmt dasjelbe nämlich einen gallertartigen Zuſtand

an , der eine

ſcheidung der oberen ätheriſchen Löſung,

Ab

wie man ſie bei

ähnlichen Dperationen erhält , geradezul unmöglich macht. Dieſe Gallerte jenkt ſich wohl nad längerer Ruhe mehr und mehr zu Boden , indeß eine ordentliche Trennung der ätheriſchen Löſung iſt nicht ausführbar. Das Bier extract vollkommen zur Trođene zu bringen und dann erſt die Behandlung mit Mether nadfolgen zu laſjen, iſt immer eine derartig mühjame Arbeit, daß fie für praktijde Zwede , die eine große Anzahl ſolcher Beſtimmungen erfordern würden , nicht wohl benugt werden fann. Man erhält

269

indeß durch die Behandlungsweiſe aus

dem

Biere einen

ziemlich beträchtlichen Antheil des Hopfenbitters und wie angegeben nicht ſelten mit deutlichen Kryſtallen untermiſcht. Selbſtverſtändlid

geht hierbei

ein Theil Milchſäure mit

in die ätheriſdhe Harzlöſung, diejelbe läßt ſich indeß durch Waſſer leicht daraus entfernen . Hier in dieſem

ätheriſchen Auszugemüßte

jidh nun

auch ein eventueller Fettgehalt des Bieres aufhäufen . Jn der Gerſte iſt dieſer Fettgehalt durchaus nicht unbedeutend. Ich erhielt davon

eine Ausbeute

von

3,08 procent der

Gerſte ( Siche meine: vergleichende chemiſche Unterſuchung der Gerſte und des Daraus bereiteten Malzes ; Wittſtein's Vierteljahresjchrift für Pharmacie XII . 4. ) an einem dunkel : goldgelben fetten Dele von dicklicher Conſiſtenz und frafen= Dem Geſchmacke , das beim längeren Stehen eine reichliche Menge perlmutterglänzender weißer Staaroptens auskry = ſtalliſiren ließ. Es lieferten nun 100 Theile Gerſte 88,81 Zheile Malz ( immer im trockenen Zuſtande vorausgeſetzt) und fanden ſich

in

dieſem

nod ) 2,5 procent des Fettes,

ſo daſ alſo ein Verbraud, an foldhem während des Neim = proceſſes von 0,58 Procent ſich vollzogen hatte. Von hier an iſt die Statit des Fettgehaltes durch die einzelnen nachfolgenden Dperationen des Brauproceſſes völlig uns bekannt.

Man braut nun ( in Bayern 3. B.) aus dem Schäffel Malz, der etwa 115 Kilogramm wiegt, jieben Eimer oder 478 Liter Winterbier und ſechs Eimer oder 411 Liter Sommerbier. Nach unſerer obigen Beſtimmung find in dem Schäffel Malz oder in 115 Kilogrammen (indem näm =

270

lich 100 Gewidytstheile lufttrockenen Malzes ( von mittlerem Feuchtigkeitsgehalte) 110 ° C . getrocknet)

89,54 Procent liefern ,

aljo

Trođenſubſtanz

( bei

2,52 Procent des luft

trockenen Malzes an fettem Dele darin enthalten ſind) 2898 Gramm Del enthalten. Bliebe dieſe ganze Menge nun unverändert im Biere, ſo würde ſich dieſe auf 411 Liter Sommerbier vertheilen und es füme demnad) auf ein Liter Bier der beträchtlidie Gehalt von 7,05 Gramm Fett. Da= gegen iſt der Geſammtgehalt an in Aether löslichen Be ſtandtheilen des Bieres nahezu verſdwindend klein. Die Wege und die Art und Weiſe , auf weldien diejer Fett gehalt indeß während des Brauverganges ausſdheidet, ſind noch nicht feſtgeſtellt und nach dieſer Rid tung alſo nod) ein hübſches Feld der Unterſuchung offen . Wo gepidhte Fäſſer zur Anwendung kommen , möglicher Weiſe aud )

kann

dadurch eine geringe Menge Varz

in das Bier gelangen ,

wie der bekannte Pedigeſchmack

ſolchen Bieres hinlänglid) beweiſt. Aud) die brenzlichen Beſtandtheile des Malzes müſjen jich zum

Theil in

dem

ätheriſchen Auszuge wiederfinden ,

cine weitere Iſolirung derſelben iſt indeß bis jett gleid )= falls nidt wohl ausführbar. Von großem Belange würde es ſein, wenn man aus der Beſtimmung der

näheren

Beſtandtheile des Bieres

auch einen Schluß auf den Hopfenzuſak, der bei ſeiner Erzeugung zur Verwendung fam , ziehen fönnte. Auch in dieſer Frage jieht es nod ) ſehr Dürftig aus. Ein weient= lidher Beſtandtheil des wäſſrigen Hopfenauszuges iſt aller dings der F.g. Extractivſtoff. Man bezeichnet hiermit eine

271

Anzahl nod ) ſehr unvollfommen gekannter organiſdier Sub ſtanzen , mehr verwandt den yuminförpernt und sie inan eben vor der Hand unter dem Gattungsnamen : Extractiva ſtoff zujammengefaßt hat , ohne über ihren redytmäßigen Platz im Syſtem der organijden Chemie aud) nur einiger majjen im Klaren zu ſein. Sudyt man ſich durd) aus führlichere Special- Unterſudungen in einem Einzelfalle näheren Aufidus zu verdaffen, jo ſtellen ſich die Ertractiva ſtoffe zumeiſt als ein Gemiſd) zahlreidher und äußerſt leicht veränderlidher ſelbſtſtändiger Verbindungen heraus, deren Trennung von einander ſidy jewöhnlich die größten Schwierigkeiten entgegenjeten. Beim einfachen Abdampfen ihrer wäjirigen Löjungen unter Luftzutritt bräinen jich dieſe unter Sauerſtoffabjorption und jeten außerdem

ge=

wöhnlich einen braunen Niederſchlag eines yuminförpers ab, den man juminarijd) mit dem Ausdruck Apothema (Abjas ) belegt .

Die Ertractivſtoffe jind alle

und meiſt aud)

im

in

Alfohet,

waſjerfreiem

im

Weingeijt löslid ); unlöslid)

Sdwefelfohlenſtoff x . zähe , ſeltener ſpröde ,

Aether ,

Chloroform ,

Waſſer dagegen Benzol,

Beim Verdampfen geben ſie meiſt vollkommen amorphe Kückſtände.

Thierfohle fällt dieſelben aus ihren wäſſrigen Löſungen. An die Aufſtellung einer Formel für den Ertractivjtoff iſt nach dem

Beigebrachten

natürlich

nicht

zu denken .

Man unterſchied zwar früher wohl bei Pflanzenanalyſen , um

derartige Educte doch wenigſtens einigermaßen näher

zu dharacterijiren, einen jüßen, bittern, herben,

frabenden

Ertractivſtoff u . i. w . Difenbar ſind dieſe Geſchmacks : eigenſchaften indeß nur anhängende nicht den Extractiv

272

ſtoffen an ſich cigene, bedingt durch fremde Einmengungen wie Zuder , Glucajide, Alfaloide , Serbſtoffe u . i. w. Durd

Kalfwaſſer,

neutrales

ejjigjaures

Bleieſſig ( bajijch eijigſaures Bleioryd) viele

andere

Bleioryd

und

Zinnchlorür und

Metalljatze werden die Extractivſtoffe, mit

cinigen Abweichungen je nad) ihrer Abſtammung, gefällt. Für uns iſt hier namentlich die Fällung durch neutrales cjigjaures Bleioryd von Intereſſe, indem ſie uns wenigſtens die geringen dürftigen Aufidhlüſſe gewährt, die unſere der= inaligen Kenntniße ermöglichen . Der wäſſrige Auszug des Hopfens, hauptſächlid ) eben mit Grtractivſtoff beladen, wird reichlich durch Bleiacetat niedergeſchlagen , indeß auch die nid ) t gehopfte Würze. Wir müſſen uns alſo begnügen dic Summe an Ertractivſtoffen, jo gut es der unſtete Character derſelben cben zuläßt, im

Biere zu beſtimmen ,

unentſdieden cin wie großer Antheil davon auf Rechnung des zur Biererzeugung verwendeten vopfens zu ſtehen kommt, wodurch uns im andern Falle ein Rückſchluſs auf die Menge des zur Würze zugeſepten Hopfens geſtattet ſein würde. Zu dicſer Summe von Ertractivſtoffen con = tribuirt weiters nid) die Hefe mit einem bis jept noch nicht näher beſtimunbaren Antheile. Außerdem gehen in die Fällung durch Bleizucer namhafte Mengen von Phosphorjäure, mit über.

Gerbjäure,

auch Sdywefelſäure u . . w.

Dennoch kann es offenbar nicht ohne Bedeutung er : ſcheinen, cine genauere Kenntnis von dieſen Stoffen und ihrer Menge im Biere zu beſitzen, man hat denſelben indeß in neuerer Zeit nur jehr wenig Aufmerkjamfeit ge=

273

widmet.

Zenneck ( Anleitung zur IInterſuchung des Bieres

Mündien, Literarijd)=Artiſtidie Anſtalt 1834) gab für die Beſtimmung des Ertractivſtoffes in Biere bereits die Anleitung: man

jolle die Bierflüſſigkeit abdampfen, eins

trocknen , mit Weingeiſt einen Auszug daraus madien, dieſen Extract in Mañer auflöjen, in ihm mit Bleizuckerlöſung einen Niederſdag, joweit er ſich zeigt , hervorbringen , dieſen Niederſdylag als eine Vervindung von dem geſudyten Ertractive ſtoff und Bteiorid durch Sdwefelwaſſerſtoff zerſegen, die erhaltene wäſſrige Löjung cintrodnen und wägen . Sffenbar leidet dieſes Verfahren, wie auch Zenneck felber zugibt, für die practiſche Verwendung an zu großer Muſtändlichkeit. Eine Unterſuchung nad) demſelben läſt fid wohl für den Einzelfall anwenden , für eine große Anzahl derartiger Beſtimmungen, wie ſie der Zweck der Praxis wirklich erfordert, iſt dasſelbe zi1 ſchwerfällig und inan imun jid) unter diejem Sejidhtspunkte nad erpeditiveren Wegen umjehen. Einen ſolden, wenn gleid) weniger genau , hat bereits auch Zenneck benust.

Derjelbe gründet ſich darauf, den

durch Bleizuckerlöſung im Biere entſtehenden Niederſchlag direct dem Volumen nach zit beurtheilen. Hat man z. B. zwei Bierſorten in Abſicht auf ihren Gehalt an Extractiva ſtoffen zu vergleichen , ſo miſst man von jedem ein be ſtimmtes Volumen z . B. 50 CC . ab , engt dieſelben behufs der Entfernung von Alfohot und Kohlenjäure auf ein Drittel ein und verdünnt nachfolgend wieder auf das anfängliche Volumen .

Man bringt nun beide Proben in

gleichweite, etwa einen Centimeter Durchmeſſer beſitzende, 18 Reiſdauer , Themie des Bieres.

274

gradirte Glasröhren und fügt zu jeder ein gleiches Volumen Bleizuckerlöjung, etwa 5 Cubifcentimeter. Man dhüttelt alsdann ordentlich um

und überläßt behufs des Abjitens

des entſtandenen Niederſchlages eine hinlänglidie Zeit der Ruhe. Aus dem Stande, den der Niederſchlag an der Graduirung jeder der Röhren annähernd

ausweiſt,

kann man nun

einen

Sdyluſ auf die relative Menge vor handener Extractivſtoffe in den beiden geprüften Bierſorten machen . Selbſtverſtändlich kann man das Aufſchütteln des Niederſchlages in der Flüſſigkeit mehrfach wiederholen und das Mittel der dadurdy crzielten Ableſungen dem Vergleiche zu Grunde legen . Wenn

nun

aud dieſe

Methode auf

keine große

Schärfe Anſprud) madyt, ſo iſt ſie doch offenbar beſſer als gar keine und man wird ſich lieber mit dem unvollfom menen Aufidiuß ,

den ſie zu gewähren im

Stande

iſt,

begnügen als einen Vergleich der Biere nach dieſer Rid )= tung überhaupt aufzugeben.

Wenn man indef bedenkt,

daß ähnlide Beſtimmungen für die Praris ſehr häufig verwandt werden , daß man z. B. für ärztliche Zwecke die im Harn enthaltene Eiweißmenge in einer ganz gleichen Weiſe, nachdem man das Eiweiß zur Coagulation gebradit hat , aus dem Raume, den dasſelbe in einer graduirten Röhre in der Flüſſigkeit einnimmt, abzuſchäken ſucht , ſu wird man für

den

ſpeciellen Zweck

dieſe

vergleichende

Methode immerhin gern anerkennen . Ein anderer Beſtandtheil im Biere , über den unſere Kenntniſ gleichfalls nur noch nennen iſt, iſt die Gerbſäure.

jely wenig ausgedehnt zu Sie fällt mit dem Blei :

275

niederſdylage von den Extractivſtoffen zugleich mit nieder und wird alſo in der zuletzt beſprochenen Methode als ſolcher mitgemnejjen , ihre Menge ſteht indeſ gegen dieſe um Vieles zurück. Auch die Gerbſtoffe bildert eine Sate gorie von organiſchen Verbindungen , deren Conſtitution noch nicht völlig aufgeklärt iſt. Sie ſind in Wajjer, einige aud ) in Alkohol und Aether auflöslich) , nidt krry ſtallinijd), mit Ausnahme der im Gebhotze vorfonmenden Moringerbjänrc. Die Gerbjänren ſind namentlich durd) ihr Verhalten gegen Eiſenordjalze dharafterijirt, und unter : ſchied man hiernad ) früher als hauptſächlidye Cintheilung der Gerbjäure ſoldie, welche Eiſenordſalze ſchwarzblau fällen, jog. cijenbläuenden (Serbſtoff (wohin der Gidhen= gerbſtoff gchört , dann der in den Kinden der Weiden , Buchen , Naſtanien , Birten , des Ahorns, in den Wurzeln des Rhabarbers, in der Bärentraube u . 1. w .) und joldhe, die damit eine grüne oder jdimuziggrüne Fällung geben, fog . eiſengrünender Gerbſtoff; dahin der in dem Rated)it, im Reim in der Ratanhiawurzel, in manchen Chinarinden , den Erlen , Tannen, in den Naffeebohnen enthaltene u . 1. w . Die Farbenerjcheinungen können indeſ

immer

nur

als äußeres Nennzeichen dienen . Erſt in neuerer Zeit hat man angefangen , die Gerbſtoffe nach einer wiſſenſdhaft= licheren Baſis einzutheilen , indem man dazu die durch Gährung, Einwirkung von Säuren oder Alkalien aus denſelben

entſtehenden Produkte benugte.

Es

entſtehen

durch dieſe Dperation nämlich aus jeder Art Gerbſtoff eine beſondere eigenthümliche Säure von einfacherer Zu ſammenſeßung, als deren gepaarte Verbindung man die 18*

276

zugchörige Gerbſäure zu betrachten hat. So z. B. zer= fällt die Gallüpfelgerbiäure durch verdünnte Schwefeliäure unter Aſſimilation von Waſſer in Gallusſäure und Zucker. C3 , H. , 03. + 8 HO = 3 (C14 H6 0,0 ) + Cy ? H, 2 0,2 Zucker. Gallusjäure. Eichengerbjäure. Die nämliche Zerlegung findet beim Faulen der Galläpfelinfuſion, oder bei der Einwirkung von Bierhefe, Emulſin, Proteinſtoffen auf Gerbſtofflöjung ſtatt, nur mit dem IInterſchiede, daß alsdann auch der gebildete Zuder weiter in Alkohol und Kohlenjäure zerfällt. Ein

anderes

daracteriſtiſches Verhalten der Gerb =

ſtoffe, das namentlid) ihre techniſdie Verwendung bedingt, gründet ſich auf der Eigenſchaft derſelben, mit thieriſcher Haut, Leim und Albuminſubſtanzen unlösliche Verbindungen cinzugehen, welche Verbindungen nun im der Fäulniß

widerſtehen,

daher ihre

höchſten Grade

ausgedehnte

Ver

wendung in der Gerberei. Man benußt hiernach auch Leinlöſung als Reagens zum Nachweis der Gerbſäure. Der damit entſtehende weißliche Niederſchlag iſt indeß in überflüſſiger Leimlöjung beim Erwärmen auflöslich. Jſt dagegen Gerbjäure im Ueberſchuß vorhanden , jo ballt ſich derſelbe namentlid) beim Agitiren mit dem Glasſtabe in der. Wärme zu ciaſtiſchen zähen Majen zujanmen. Die meiſten Alfaloide werden gleichfalls durch Gerb = ſäuretöjung niedergeichlagen , jo z . B. Chinin,

Cinchenin,

Brucin , Strydınin, auch Albumin und Stärke. Ueber die Natur des im

Biere vorkommenden Serb

ſtoffes liegt noch wenig Bekanntes vor. *)

Derſelbe ſtammt

*) Nach Etti (Anal. d. Ch. u . Ph. 180 1 u . 2 ) hat die

277

offenbar auch von dem vopfen den

eiſengrünenden Gerbſtoffen .

und gehört demnad I. R.

Wagner

zu

(Ver

handlungen der phyſicaliſdh = mediciniſchen Geſellſchaft zu Würzburg X. 1 ; Dingler's polytechniſches Journal C. L. IV. S. 65 ) hat eine Unterſudjung über die vopfengerb= fäure und

deren Unterſdied

von der Galläpfelgerbſäure

wie in Annäherung zur Moringerbjäure ausgeführt.

Die

Moringerbſäure (C26 1,0 0,2 ) findet ſich im Gelbholze (Morus tinctoria ) bereits 3. Th . in rothgelben fryſtal liniſchen Ablagerungen ausgeſchieden und kann aus dieſen durch

wiederholtes Umkryſtallijiren aus

heißem

Waſſer,

zulegt aus ganz ſchwacher Salzſäure rein erhalten werden und ſtellt alsdann ein fablgelbes aus mikroſkopiſchen Prise men beſtehendes Pulver dar, von ſüßem

und zugleich zu =

fammenziehenden Geſchmack, löslid) in 6,4 Theilen faltem und 2,14 kochendem Waſſer, auch in Alkohol und Aether leichtlöslid). Wagner benutte dieſelbe um eine Leimlöj= ung, die er zur titrimetriſchen Beſtimmung der Hopfen= gerbſäure im Hopfen verwandte, darauf zu ſtellen. Jm

fertigen Biere iſt natürlich der Verbſäuregehalt

Hopfengerbſäure die Formel : C25 H24 013 .

Mit verdünnter

Schwefelſäure gekocht, liefert ſie Glucose ; mit Kali geſchmolzen : Phloroglucin und Protocatechusäure. Sie ſtellt ein rehfarbiges Pulver dar, löslich in Waſſer , verdünntem Weingeiſt und Eiſiga äther, wenig löslich in abſolutem Alkohol , unlöslich in Aether. Sie färbt Eiſenchlorid tunkelgrün , macht Leimlöſung opaliſirend, fällt Eiweiß, reducirt die Fehling’iche Löſung , wird durch Mineral ſäuren und Kochſalz iſabellenfarbig gefällt, durch eſſigſaures Blei rein gelb .

278 bis zu äußerſt geringen Mengen herabgeſtimmt, indem bei die Vauptmenge deſſelben, durch die Albuminför =

weiten

per der Würze ausgefällt wird und ſich im Kühlgeleger anſammelt. Dennoch zeigt gehopftes Bier nach Zufügung von Eiſenchloridlöſung eine grünſchwärzliche Färbung, und wenn man mit dem Zufügen des Eiſenſalzes vorſichtig zu Werke geht, ſogar einen nicht unbeträchtlichen Niederſchlag. Derſelbe iſt indeß in einem Weberſchuß von Eiſenchlorid leichtlöslich. Nach dem Auswaden, dem derſelbe einen großen Widerſtand in ſeiner

aufgequollenen Eigenſchaft

entgegenſett, ſtellt derſelbe eine mißfarbig graue Maſſe dar, die indeß durchaus fein reines gerbjaures Giſenoryd iſt, ſondern vorwiegend aus

phosphorſaurem Eiſenoryd beſteht, und außerdem gemengt iſt mit ſtickſtoffhaltiger or= ganiſcher Subſtanz. Aehnliche Niederſdläge, in denen indeß faſt immer

das phosphorjaure Salz vorwiegt, geben mit jehr zahlreiche Metallſalzlöſungen.

So

dem

Biere

neutrales ejjig=

jaures Blei , wie idyon angeführt, in welchem Niederſchlage jid außer Phosphorſäure und Sdwefeliäure nod ) Serb = ſäure,

Gallusſäure, Albuminate und andere organiſche

Subſtanzen

anhäufen.

Salpeterſaures Queckſilberorydul

und Quecſilberchlorid geben gleichfalls reichliche Fällungen von analoger Zuſammenſebung, da das lepte Reagens phosphorjaure Salze nicht fällt, ſo iſt der durch Queck jilberchlorid entſprechende Niederſchlag unbeträdytlicher und beſteht vorherrſchend aus albuminartigen Körpern . Winckler (Lehrb für pruchactiſche Pharmacie, redigirt von vofmann, Winckler und Zeller, Landau . XXV . 65 )

279

fand im

Weine bei der Deſtillation

mit Ralf einen

Ge

halt an einem flüchtigen Alfali, der jid) (Mulder a . a . D. C. 419 ) als Anmoniat herausſtellte. Mulder macht in Darauf aufmerkſam , das ſich im Biere,

deſjen Ammoniaf:

gehalt wir bereits oben fritijirten ,

welches eine beträcht=

lichere Menge Eiweißſtoff enthält,

möglicherweiſe ein an =

deres Alfali, eine Aminbaſe, nachweiſen laſſen könnte, in = dem durch Einwirkung von Alkalien auf Proteinſubſtan zen z . B. Methylanin C2, H2 , H , N und Propylamin C. , H,, H2 , N entſtehen . Dieſelben würden aber offent= bar erſt während der Deſtillation des Bieres mit Ralt oder Sali entſtehen und ihre Ausbeute wäre fein Beweis für die Präeriſtenz im Biere, auf dejjen wegen ihres

ſtarken

und

Eigenſchaften jie

unangenehmen Gerudhes nicht

ohne Einfluß ſein würden . *) Die Frage über die Exiſtenz von Fiijelöl (C.0 , Hile *) 3d habe ſchon 1874 ( Dinglers Journal Bb. 212 pag . 67 ) nachgewieſen, daß im Hopfen ein Alfaloid – von mir ,, Lupulin " enthalten iſt. Es gibt mit Gerbjäure, Silbernitrat, genannt Quedjilberchlorid und Fehling'icher Löſung weiße Niederſchläge. Mit Goldclorid entſteht ein gelbweißer , in Salzſäure löslicher, Niederſchlag ; mit 1/10 normaler Jodlöſung braune Füllung. Mit conc. Schwefelſäure und ſaurem chromſaurem Kali violette Färbung. Mit rauchenber Salpeterſäure zunächſt gelbe Fürbung, nach einer halbert Minute wird dieſe grün, dann ganz dunkel grün, am Nande ins Blaue ſpielend , nach einer weiteren halben Minute farblos. Mit Bromdämpfen ſofort weiße, dann gelbe Färbung. Mit Brom ſelbſt ſchwefelgelber Niederſchlag , der orange und braun wird. Wäſſriges Hopfenextract mit Kali und Aether D. H. goicyüttelt, gibt Ammon und Trimethylamin .

280

0 ; HO Amylalfohen) im Viere iſt gleidfalls noch eine offene zu nennen . Man fieht allerdings keinen Grund ein, warum

ſid) bei der Biergährung kein Fuſelöl bilden

follte, es ſei denn, daß der vopfenzujaz hier modificirend einwirke. Glarford fand, Sui Seritenwein aus unge= malzter Gerſte bereitet, viel Fujelöl enthielt, aus gennalz = ter Gerſte dagegen nur ſehr wenig, aus Gerſtenmalz unter Zuſatz von ein wenig Hopfen endlich keine Spur davon. Der bei der Deſtillation des Bieres erhaltene Weingeiſt bat allerdings einen nidit wohl an Fuelöt erinnernden Geſchmack, zur Enticheidung dieſer Frage würde es indeß Dazu ſehr großer Mengen bedürfen .

281

Saccharimetrie.

Wir dürften

hiemit sie eigentlid ) chemijdie

Unter

fudhungsmethode des Bieres erſchöpfend abgehandelt haben und fommen ſomit nun zur Betrachtung derjenigen Methoden , die eine rajdhere Entſcheidung nur der Hauptfragen

bei

der Bierunterſuchung anſtreben und die mehr für das täglidie Bedürfniß der Praris beſtimmt ſind , für welches offenbar eine ausführlichere chemiſche Unterſuchung viel zu weitläufig ſein würde.

Man

hat bei denſelben eigentlid)

immer nur weſentlich den Alfohol- und Ertractgehalt des Bieres im Auge und nimmt zumeiſt uidit einmal auf eine Beſtimmung der Nohlenſäure, nod) weniger auf das Ver hältniß zwijchen Dertrin und Zucker u . dgl. Rückſidit. Diejen Methoden liegen auch weniger die dhemiſchen Eigen = ( dhaften als die phyſikaliſden zu Grunde , wozu die Möglidh= keit in den bei veridhiedenen Bieren doch immer gleich bleibenden Conſtituenten , deren relative Menge nur eine ſdhwankende iſt, gegeben wird . So hat z. B. Fuchs in feiner hallumetrijden Probe die Löslidyfeit des Rochjalzes im Biere zur Baſis ſeiner Ilnterſuchungsmethode gemadyt, Steinheil in ſeiner optiſchen Bierprobe das Lichtbrechungs termögen des Bieres , Balling bildete sie von ihm ,,fcdharimetrijd) benannte Probe zu einem ganz beſondern Gude von Vollkommenheit aus, die auf eine Beſtimmung

282

des ſpecifiſchen Gewichtes und llebertragung dieſer An = gabe auf Zuckerprocente der Flüſſigkeit ſid , gründet.

Eine

directe Ableitung des Alfohot- und Ertractgehaltes im Biere aus devien ipecifiidhem Sewidyte wurde ſchon von Ziured gegeben . fteilte Pohl

Eine thermo - aërometriſche Bierprobe

auf, die

auf der Combination des Siede

punktes des Bieres und dem

ſpecifichen Gewichte fugte.

Alle dieſe Methoden ſtreben weſentlich den Zweck an , die nöthigſten Beſtiminungen über den Gehalt des Bieres in ciner

erpeditiven und feine

beſonders große

manuelle

Fertigkeit erfordernden Weiſe auszuführen, um der practi= ſchen Brauerei mit den nöthigen Aufſchlüſjen an die vand zu gehen ; vor allem hat jid ) indeß nad) dieſer Richtung nur die Balling'iche Probe im eigentlichen Sinne be hauptet.

Wir

werden

daher

auch

mit der

genaueren

Betrachtung dieſer den Anfang machen . Baffing'ſche oder facharimetriſde Bierprobe. Es leuchtet ein, daß zwiſden dem ſpecifijden Ge= wicht einer Bierwürze oder eines burd) Abranden des Alkohols

aus

Dein Biere (und Verdünnen

dejjelben auf

Das urſprüngliche Gewicht zur Vermeidung einer weiteren Rechnung ) erhaltenen würzähnlidien Rückſtand und deſſen Gehalt an darin gelöſten trockenem

Ertract offenbar cin

feſter beſtimmter Zuſammenhang exiſtiren muß. nun auch das Gejek , nad) welchem beobachteten

ſpecifiſchen Gericht

mittels einer mathematiſchen

Wenn

man direct aus einer

Formel

dert

jolchen Flüſſigkeit den

zugehörigen

Ertractgchalt ableiten fönnte, bislang, ähnlich wie bei an =

283

deren Löfungen, noch nidyt befannt iſt, ſo kann man doch auf empiriſchem

Wege das ſpecifiſche Gewicht einer Reihe

von Ertractlöſungen mit verſdiedenem Gehalte an Extract beſtimmen und dieſe Werthe in einer Tabelle verzeichnen, die das einem

jeden Extractgehalte , diejen 3. B.

ausge=

drückt in Procenten, zugehörige ſpecifiſche Gewidyt anzu= geben beſtimmt iſt , und in weldier man durch Rechnung , Interpolation ſchaltet.

die erforderlichen Zwiſchenwerthe ein =

Hat man dabei die Intervalle zwiſchen den ein=

zelnen directen Beſtimmungen

hinlänglich

klein

gewählt,

alſo zureichend viele derartige Beſtimmungen ausgeführt, ſo kann man ohne Beeinträchtigung der erforderten Ge= nauigkeit annehmen : Der zwiſchen zwei in der Verzeich= nung

auf

einander

folgenden

Beſtimmungen

fallende

Procentgehalt wadyje dem zugehörigen ſpecifiſchen Gewichte proportional. Balling geht nun in der Entwicklung ſeiner Methode von

der Vorausſetung

aus, daß

Löſungen

von

Bier

oder Malzertract mit Zuckerlöſungen von derſelben Stärke, alſo demſelben Gehalte an trockener Subſtanz, gleiche ſpecifiſchen Gewichte beſite, jo daſs man ſich für die Ab = leitung des Extractgehaltes eines Vieres oder einer Würze aus

dem ſpecifiſden Gewichte der für Zuckerlöſungen gefundenen Tabelle bedienen kann. Ein ſtrenger Nachweis, daß beide Löſungen genau dieſelben { pecifiſchen Gewichte bei gleichem Gehalt an trodener feſter Materie befäßen , liegt allerdings nicht vor.

Balling drückt diejen

für die

jeßige Ausübung der Methoden fundamentalen Satz in folgender Weiſe aus : „ Obwohl füße Flüſſigkeiten , welche

284

gemeinen oder krümeligen Zucker enthalten, der geiſtigen Gährung im Großen unterworfen werden, ſo genügt doch für beiderlei Zuckerarten ein- und daſſelbe Saccharometer, indem

die Erfahrung

lehrt , daß

wäſſrigen Löſungen bei gleichem gleiche Didten bejiben .“

beide Zuckerarten

in

Procentgehalte an Zucker

Hier wird alſo auch von den übrigen Beſtandtheilen des Bierertractes abgeſehen.

Dieſer Vorwurf trifft inder

offenbar eigentlich nur die Ableitung des Ertractgehaltes aus dem ſpecifijchen Gewidyte. Neben diejem iſt aber auch die Ermittlung des Alkoholgehaltes eine weſentliche Aufgabe der Methode und da zur Alkoholerzeugung in der gährenden Flüſſigkeit weſentlich) nur Zucker verwandt wi ſo wird die Ableitung des Alkoholgehaltes aus der Veränderung im

ſpecifiſchen Gewichte, die das Bier durch

Verdampfung des Alfohols und Verdünnen auf dasſelbe abſclute Gewicht erleidet von Fehler nahezu vollſtändig befreit.

dieſem

eventuellen

kleinen

Infolge dicier Zugrunder

legung der für Zuckerlöſungen eigentlich geltenden Tabellen über das ſpecifiſdie Gewicht erhielt dieſe Balling'ſche Methode and den Namen der jaccharometrijden. Man kann ſich bei derſelben natürlich jeder Beſtimmungs art des ſpecifiſchen Gewichtes von Flüſſigkeiten bedienen; für die Verwendung in der täglichen Praris iſt in der offenbar eine hinlänglich genaue Sentipindel ( Araeometer) am bequemſten. In dieſem Falle benutzt man daher ge= wöhnlich geradezu ein Saccharometer D. h. ein Araeometer, deſſen

Scala

nad Þrocenten Zucker

in

der Flüſſigkeit

eingetheilt iſt, und welches demnach geſtattet, den Zucker

285

gehalt der unterſudyten Flüſſigkeit direct , ohne Zuhülfca nahme der erwähnten Tabelle , abzulejen . Es hat dieſes außerdem den

den Vortheil , daß man aus diejen Zahlen eben

einfachen

Zuſammenhang

zwiſdhen

den

bei

der

Beobachtung gefundenen Daten und dem Gährungsſtadiun in

anſchaulidyſter

Weiſe überblickt.

ſtimmungen zieht man

Für genauere

es natürlich

Be

vor, das ſpecifiſche

(Sewicht der zu unterſudienden Flüſſigkeit mit Hülfe der Waage zu ermitteln, am zweckmäßigjten indem man ein genau in

einem

enghalſigen

Fläſchden gemeſjenes Volum

derſelben zur Wägung bringt, welche Angabe man alsdann Dor Ausführung der nod ) näher zu entwickelnden Redinung nach den Tabellen in Zuckerprocente Sacchiarimeters umivandelt.

oder Anzeige des

Die Beſtimmung des Extractgehaltes eines Bieres kann nach dem Dperation ſein, des vom

Beigebrachten nur eine ſehr einfache in der man entweder den Procentgehalt Alfohol durch Cindampfen befreiten und etwa

auf ſein urſprünglidhes Gewidyt mit Waſſer verdünnten Bieres direct am Saccharometer ablieſt oder bei der Bea ſtimmung mit der Waage mit einem einfaden Aufſchlagen in der Tabelle abkommt, höchſtens noch einige beſondere Correction wegen einer vorliegenden , von der in der Tabelle benutten abweichenden Temperatur anzubringen hat, auf welche

Details wir

noch

näher zurückkommen

werden . Ganz anders verhält es ſich mit der Beſtimmung des Alkoholgehaltes , die ein genaueres Erwägen der Sach: lage erfordert und für die wir uns in dem

Nächſten nun die

erforderlichen Prämijjen ein wenig näher betrachten wollen.

286

Form

Aud) hier leiſtet eine Entwicklung in mathematiſcher die beſten Dienſte und macht in einer einfachen

Formel die ſchönen Relationen

zwiſchen

Saccharometers

anzeige und Zuſammenſetzung der unterſuchten Flüſſigkeit unmittelbar anſdaulid ). õatte cine Würze am Saccharometer einen beliebigen Zuckergehalt angezeigt, den wir nach dem Vorgange des Begründers

dieſer Methode mit p

( Procenten Zucker)

bezeichnen wollen, und man ſenkt nun das Saccharometer, nachdem die Gährung bis zu einem gewiſſen Grade voran = geſdyritten iſt, von Neuem in die Flüſſigkeit, ſo wird die neue Angabe deſſelben, die mit Balling durch m bezeichnet werden

mag , offenbar nun

nicht mehr

dem

wirklichen

Zuckergehalt in der gegohrenen Flüſſigkeit entſpredien, da ja für den bei der Gährung verſchwundenen Zucker Alkohol an die Stelle trat und dieſer die Flüſſigkeit leichter er: (dheinen läßt. Die Ableſung am Saccharometer gibt uns alſo nur den ſcheinbaren Zuckergehalt, in Procenten der Flüſſigkeit ausgedrüct, an.

Vergleichen wir hiermit die urſprünglidhje

Saccharometeranzeige der Würze vor der Gährung und ziehen

von dieſer die ſcheinbaren Zuckerprocente

in der

gegohrenen Flüſſigkeit ab , jo erhalten wir einen Werth offenbar p — m -, welcher uns die Zuckerprocente

angibt, die auf Grund dieſer beiden Saccharometerbeſtimm = ungen aus der Würze während der Gährung verſchwunden zu ſein ſcheinen . Man nennt dieſen Werth p — m die ſcheinbare Attenuation (ſcheinbare Verdünnung, Ab idwädung). Die die Zuđerprocente angebenden Zahlen

287

p und m beziehen ſich darin indeß auf veridiedene av : ſolute Mengen Flüſſigkeit, indem (abgeſehen vom liebrigen ) ja aus der Würze beim Zerfallen des Zuckers in Alkohol und Kohlenſäure dieſe lettere entwid ), welchen Ilmſtand wir gleid ned genauer beleuchten werden. Die ſcheinbare Attenuation oder der Ausdruck p - m , mit andern

Worten

kann ſelbſt im

der deinbar verſchwundene Zucker

Verſuch größer erſcheinen , als der wirklid

zuvor vorhandene; es wird diejes offenbar der Fall ſein, wenn meinen negativen Werth annimunt, ſo daß die Formel p - m

in

p - (-m)

oder

p + m übergeht,

welches offenbar einträte, wenn die gegohrene Flüſſigkeit leichter als Wajier wird; wäre die Flüſſigkeit gerade vom ſpecifiſchen Gewicht des Wajjers, ſo würde das Saccharo meter 0 procent Zuder anzeigen , wäre jie leichter als Wajjer, ſo würde eigentlich die Ableſung eines negativen Zuckergehaltes die Folge ſein. Es iſt nun weiters einleuchtend , daß der Alkohol: gehalt in der

gegohrenen Flüſſigkeit dieſer Attenuations

differenz ( cum grano salis) proportional ſein muß, indem ja für jeden Gewichtsantheil bei der Gährung veridwuna denen Zuckers eine beſtimmte ( gleich noch näher anzugebende) Gewidytsmenge Alkohol in die Flüſſigkeit eintritt. Iſt aber der Akkoholgehalt der Flüſſigkeit der Attenuations differenz proportional, D. h . entſpricht eine doppelt ſo große Attenuationsdifferenz, eine dreifache, allgemein eine n - fache auch reſp. einem doppelten , dreifachen , n -fadien Alkohol gehalte, ſteht alſo die einfache Differenz p - m in einem beſtimmten Verhältniß zum Alkoholgehalte, ſo muß es auch

288 cine Zahl geben ,

mit welcher die ſcheinbare Attenuation

multiplicirt, man direkt den Alfoholgehalt findet. Es handelt ſich alſo nur daruin in dem allgemeinen Ausdruce einer beliebigen n - fachen Attenuationsdifferenz, alſo n ( p - m ) Den Werth dieſes n zu beſtimmen .

in

Balling hat dieſe Größe durd ) a bezeichnet und Alkohol: fattor ( für die ſcheinbare Attenuation ) genannt. fann natürlid) nicht

für

Derſelbe

beliebig ſtarfe Würzen derſelbe

ſein , da ja die in der Flüſſigkeit von der Gährung noch nid) t angegriffenen feſten Beſtandtheile ja auch auf das ſpecifiide Gewidyt oder die Saccharometerableſung von Einfluß ſind.

Da der zulett angedeutete Zuſammenhang

zmijden dieſem Alkoholfaktor und der jedesmaligen Con = centration der zugehörigen Würze, aus der die gegohrene Flüſſigkeit entſtand , dermalen nod nid )t in ciner allge= meinen Formel bekannt iſt , jo hat man dieſelben in Form einer Tabelle verzeidinct, in welcher neben den jedesmal um ein Procent wadjenden und die in der Praris möglicher Weije vorkommenden Concentrationen von 5-30 procente umfaſſend, fid , der zugehörige Alkoholfaktor verzeichnet findet. Es iſt klar , daſs man dieſen Alkoholfaktor auf ein = piriſchem Wege , durch Deſtillation einer gegohrenen Flüſſiga feit von bekannter Concentration der in Gährung verſetten Würze, ( und Beſtimmen des Alfoholgehaltes im

Deſtillat

aus dem

Derſelbe

ſpecifiſchen Gewichte)

finden

kann .

muß ſich indeß offenbar auch durd) Rechnung ableiten lajen , da ja immer für eine beſtimmte, durch die Gährung in Alkohol und Kohlenjäure zerfallene Zuckermenge, beſtimmte Menge Alkohol erzeugt wird.

eine

.

289

Verſuchen wir indeß zunächſt dieſen legten Weg zu benußen, um zu einer allgemeinen Formel zu gelangen, die uns die Relation zwiſchen dem

vorhin angedeuteten ein=

facheren Verhältniß , daß der verſchwundene Zucker gerade auch in Kohlenſäure und Alkohol zerfiel und den zuge= hörigen Alkoholgehalt angibt.

Suchen wir mit andern

Worten den Zuſammenhang aufzufinden, der zwiſchen dem Alfoholgehalte der gegohrenen Flüſſigkeit und dem daraus verſchwundenen Zucker obwaltet. Man wird die Menge Des zerſetzten Zuckers in einer gegohrenen Flüſſigkeit immer leidyt beſtimmen können , wenn der anfängliche Zuckergehalt der Würze befannt iſt, indem man dafür , wie erwähnt, ja nur den Alkohol durch Eindampfen zu entfernen und nady

dem

Verdünnen auf das

Waſſer mit dem

anfängliche Gewicht mit

Saccharometer von Neuem den Zucker=

gehalt zu beſtimmen braucht. Anders verhält es ſich dagegen,

wenn die urſprüng =

liche Concentration der Würze nicht bekannt iſt und man dieſe aus dem gefundenen Alkoholgehalt (oder ſeinen Ein = fluß auf die Angabe des Saccharometers) ableiten ſoll . Es mag nun init A der Alkoholgehalt in 100 Ge= wichtstheilen der gegohrenen Flüſſigkeit bezeichnet werden, jo gibt uns die chemiſche Forinel , nad der ſich die Bild ung des Alkohols aus dem Zucker vollendet, leicht an , wie viel Zucker für A Procente Alkohol erforderlid) waren oder während der Gährung wirklich zerſetzt wurden. Es zerfällt nun immer hiebei ein Aequivalent Traubenzucker C 2 H 2 0,2 gerade in zwei Aequivalente Alfohol und 4 Nequivalente Kohlenjäure nach dem Schema: 19 Reiſdauer , Chemie des Bieres .

290

2C ,

H,

+0

O ,

02

C2 H2 0,2 Die in 100 Theilen der gegohrenen Flüſſigkeit ent haltenen A Gewichtstheile Alkohol verlangten alſo zu ihrer Entſtehung (da 22 das Aequivalentgewicht der Sohlenſäure und 46 das des Alkohols iſt , alſo 4 X 22 = 88 Stohlen fäure und 2 x 46 = 92 Alkohol aus je 180 (Aequiv .) Traubenzucker erzeugt werden ) A. 180 Gewichtstheile Traubenzucker, 92

welche dabei in A Gewichtstheile Alkohol (A hundertitel A.88 der gegohrenen Flüſſigkeit) und Gewichts - Theile 92 Kohlenſäure zerfielen , welche beiden Werthe jich ja andy A . 180 zu der Gewichtsmenge des zerfallenen Zuckers 92 ergänzen; wie leicht erſichtlich : Alfohol . Zucker.

Kohlenſäure.

A.180

A.88 92

A 92

92 A + 88 A 92 A : 180

92 Die Kohlenſäure iſt nun aber bei der Gährung aus der Flüſſigkeit entwichen ( und man befördert ihre völlige Entfernung noch beſonders durch heftiges Schütteln, bevor man die Flüſſigkeit mit dem Saccharometer prüft). Dem =

291

nach betrug

alſo die Würze vor der Gährung, deren

Sewicht gleidfalls in keit ausgedrückt:

Procenten der gegohrenen Flüſſiga A. 88 100 + 92

mit andern Worten 100 Gewichtstheile der

Flüſſigkeit

A. 88 92 100 + A . 0,9565 . ( 1 )

ſtainmten von 100 +

oder von

gegohrenen Würze her,

A . 0,9565 Gewichtstheile Würze enthielten nun p Procente Zucker oder in 100 Gewichts theile derſelben waren p Cewiditstheile Zucker enthalten ; Dieſe

100

+

der ganzen für die Erzeugung von den 100 Gew.-Th. Gährgut erforderlichen Würzentenge ( 1) fand

folglid) in

fid ) ein abſoluter Zuckergehalt , von ( 100 + A.0,9565 ) · P 100 Man fragt ſich hierbei : Wie viel Zucker ſind in 100 + A . 0,9565 Würze ( der für Erzeugung von 100 Gew .- Thln . gegohrener Flüſſigkeit ), wenn in 100 Theilen derſelben p Theile Zucker fich fanden .

Die Menge dieſes Zuckers jetzt jid) nun aber offenbar aus derjenigen zuſammen, die zur Erzeugung des Alkohols verbraucht wurde und derjenigen, die ſich noch in der gezohrenen Flüſſigkeit unzerſetzt findet. Bezeichnen wir die erſtere mit Z , die letztere mit n, jo iſt offenbar auch :

Z + n =

( 100 + A . 0,9565) p . 100

uitd alio :

(100 + A . 0,9565 ) p

Z = 100

n (2) 19 *

292

Eine zweite Gleichung für dieſen Werth des Zuckers gibt indeß auch noch leicht die daraus hervorgegangene Alkoholmenge, indem ja nach dem Dbigen je zwei Aequi valente Alkohol oder je 92 Gewichtstheile Alkohol je ein Lequivalent

Zucker oder

180

Gewichtstheile

zu

ihrer

Bildung beanſpruchen . Für A Gewichtstheile Alkohol wurden alſo an Zucker A. 180 Z = 92

verbraucht :

= A. 1,9565 (3 ) Beide Gleichungen nun verbunden , d. h. die dem Z gleichen Werthe einander gleich geſegt, jo erhält man : A. 1,9565

=

( 100 + A 0,9565) p 100

n

100 p + A .0,9565 , p — 100 n 100 A . 195,65 = 100 (p—n) + 0,9565 . A.P 0,9565 A. P 100 (p - n) 195,65 A 1CO ( p ) A 0,9 565 p ) ( 195,65

100 (P - n A 195,65—0,9565 p 100 19 5,65 — 0, 9565 p ) P - n) 0,9565 195,65 (192 In dieſem Ausdrucke iſt nun aber der Werth p - n -

die wirkliche Attenuation und, wenn der Alkoholfactor b mit dicſer multiplicirt den Alkoholgehalt angeben ſoll , ſo 100 muß die Größe jelber dieſer Alfohola 195,65—0,9565p factor ſein , alſo :

293 100 b =

Wäre z.

B.

195,65—0,9505 p die urſprüngliche Concentration

der

Würze, *) vor der Gährung p = 20 Procent geweſen , Hätte die Würze alſo am Saccharometer zwanzig Procent Zudergehalt aufgewieſen , ſo wäre der Factor b mit dem man die wirkliche Attenuation : p - n multipliciren müßte , um den Alkoholgehalt der gegohrenen Flüſſigkeit aus gedrückt in Hundertſtel dieſer letzteren zu erhalten, da in dieſem Falle p = 20 iſt:

100 b 195,65 -0,9565 , 20 0,5665

Der Werth von b oder Alkoholfactor für die wirt liche Attenuation iſt nach dieſer Formel offenbar von dem ſpeciellen Werthe von n in einem beſtimmten Verſuche ganz unabhängig ; der Werth n kommt nicht in dem Aus druck von b vor.

Dagegen wechſelt das b mit dem p Concentration der Würze.

oder der urſprünglichen

In der Tabelle I ſind nun die den verſchiedenen Procentgehalten für das

der

Würze

entſprechenden

Factoren b ,

in der Praxis möglicher Weiſe vorkommende

Intervall von

fünf bis

dreißig

Procenten,

und

für je ein Procentgehalt der Würze mehr, verzeichnet.

zwar Es

exiſtirt alſo zwiſden dieſer und der erſten Spalte der Tabelle die einfache Relation, daß der zit jedem Werth *) Neiſchauer verſteht hier unter dem Ausdruđe „ Würze“ nicht Bierwürze, ſondern „ Zuckerlöſung . “ D. H.

294

aus der erſten Spalte gehörige Werth Der zweiten erhalten wird, wenn man in den allgemeinen Ausdruck : 100 b 195,65—0,9565 . p

für p den zugehörigen Werth der erſten Spalte ſubſtituirt. Balling hat die ſo erhaltenen Werthe durch vielfache directe Verſuche controllirt und gefunden, daß dieſelben zu dem gleichen Alkoholgehalte führen, wie die Deſtilla tionsmethode. So

weit vorläufig über den Alfobolfactor für die

wirkliche Attenuation (b). Um indeß den Faktor a für. die ſcheinbare Attenuation zu entwickeln , müſjen wir wie= der nod) einige Vorbetrachtungen anſtellen . Mit dem Namen „ Attenuationsquotient“

be

legt Balling den Ausdruck :

-m

P q

P- n und bezeichnet denſelben fürzer durch q. Es iſt dieſes alſo nach dein früheren die ſcheinbare Attenuation divi dirt durd, die wirkliche . Auch in dieſem Ausdruce bezeidznen p—m und p - n immer noch die wirklichen Ableſungen am Saccharometer nach Zuckerprocenten . Wie ein Blick auf die Gleichung leidt Darthut, dieſer Werth von q von dem

im

iſt

Zähler und Nenner der

achten Seite der Gährung vorkommenden p abhängig. auf einen größeren Werth von p in einem ſpeciellen Falle wird indeß der Einfluß von denſelben nund mnidit ſo beträchtlich ſein als für einen kleineren ; oder bei ver= dünnteren Würzen wird die Alteration von q durd) m

293

und n größer jein,

als bei concentrirteren .

wird die Veränderung von q

lind ebenſo

bei gleichlebendem p aber

wechſelndem m und n um ſo größer ſein, je mehr m und n von einander abweichen , oder je weiter die Gährung bereits vorgeidritten iſt . Balling hat nun die ſpeciellen Werthe für Sie ver idhiedenen anfänglidyen Concentrationen der Würze ent= ſprechenden

Attenuationsquotienten

Verſuch ermittelt,

und

durch

es wird gut ſein,

den da ſich

Directen dieſer

Gegenſtand auf Driginatverſuche ſtützt, wenn wir hier ſeine eigenen Worte über dieſen Gegenſtand, der gewiſſermaßen die Baſis der jaccharometrijden Bierprobe bildet , folgen laſjen.

( Balling, Bierbrauerei C. 200.)

„ Die möglichſt genaue Beſtimmung der Zahlenwerthe für die Attenuations - Quotienten , je nach der urſprüngli = dhen Sacdarometer - Anzeige der zuckerhaltigen Flüigkeiten, begründet die genaue Prüfung der gegohrenen Flüſſigkeiten auf ihre weſentlichen Beſtandtheile und die Ermittlung ihrer übrigen tedynijden Beziehungen mittels des Sacch = arometers, mithin die Möglidyfeit und Wid )tigkeit ihrer praktiſdyen Anwendung zur Prüfung der gegohrenen Flüj= figkeiten . Die Attenuations- Quotienten wurden unmittel bar durd ) Sährungsverjudie beſtimmt, inden nach

Feſtſtellung der Saccharometer - Anzeige

bei denjelben der

in die

Gährung verſetzten zuckerhaltigen Flümigkeit die deinbare ſowohl als die wirkliche Attenuation von 24 zu 24 Stun den , während der fortſchreitenden Gährung ermittelt und daraus nad) der angezeigten Diviſion der Attenuations Quotient

geſudyt wird .

Dieſer

Attenuations - Quotient

296

zeigt daher an ,

um wie viel mal die ſcheinbare Attenua=

tion größer iſt, als die wirkliche , nach der Proportion : p- : p-m - 1 : p -- m woraus 9 p-n In der Tabelle I Spalte 5 ſind die ſich bei Ver= ſuchen mit Zuckerlöſungen von 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Procent Zuckergehalt ergebenden Attenuations - Quo tienten verzeichnet ;

jene für die Zwiſchenprocente

wur :

den durch Interpolation ergänzt. Sie ſteigen im Werthe vonla 5 Procent bis q = 1,245 1,220 für p

für p = 30 Procent und nehmen Zuckergehalt

0,001

um

zu .

für jedes Procent

Bei dieſen

Gährungsver =

ſuchen hat ſich ergeben, daß die Attenuations - Quotienten für eine und dieſelbe Zuckerlöſung nicht für jeden Ver gährungsgrad fidh jo conſtant zeigen , daß nicht kleine Dita ferenzen um 0,001, 0,002 und 0,003 dabei ſtatt fänden ; allein der Umſtand, daß dieje Differenzen ſich bald nega : tiv, bald poſitiv, zeigen , beweiſt hinreichend, daß ſie nur darin begründet ſind, daß die Saccharometeranzeigen der gegohrenen und der gefochten Flüſſigkeiten nicht hinreichend ſcharf beſtimmt worden ſind, und nid ) t wohl genauer be ſtimint werden

können ,

indem

zu jo

überaus genauen

Wägungen weit feinere und dadurch theurere Wagen cr= forderlich wären , wodurch dieſe Praris viel weniger zu = gänglich würde. Die Beſtimmung geſchah nämlich immer nur bis auf ein Zehntauſenditel des Gewichtes, während dazu eine wäre.

ſolche

bis auf õunderttauſendſtel nothwendig

Die Erfahrung lehrt aber, daß die erreichte Ge=

297

nauigkeit,

ſowohl für die wiſſenſchaftlichen , als für die

practiſchen Zwede vollkommen genügend iſt, indem die directe Beſtimmung des Alkoholgchaltes der gegohrenen Flüſſigkeit der nach den erprobten Zahlenwerthen für die Attenuations - Quotienten beredyneten genau entſpricht . Die in der Tabelle verzeidhneten Attenuations- Quotienten find daher Mittelzahlen , und in der That macht eine 10 kleine Differenz ihrer Werthe durdhaus feinen erheblichen Unterſchied in den damit berechneten Reſultaten, welcher Unterſchied im ſo kleiner wird, je weiter die Gährung vorſchreitet, und es ſtellt fich dabei ſehr deutlid) jenes aufſteigende Verhältniſ in ihren Werthen bei zunehmender Concentration der zuckerhaltigen Flüjjigkeiten heraus, 10 daß die in der Tabelle dafür angegebenen Zahlen als die richtigen angeſehen werden müßen .“

Man im

erſieht hieraus

Verſuche

leicht, daſ die von Balling

gefundenen

Werthe von q , oder dem Attenuations- Quotienten , in einer ſehr ſchönen einfachen Beziehung zu den entſprechenden Werthen von p, oder

den Gehaltsprocenten der urſprünglichen Würze, ſtehen. Das Geſek, welches die zuſammengehörigen Werthe von p id q . verbindet iſt einfach: Man findet das einem beliebigen ( innerhalb der in der Praris möglicher Weiſe vorkommenden Fälle) p zugehörige q indem man zu der Conſtanten 1,215 den Werth

p 100

hinzuaddirt.

Wäre z. B. P = 20 ſo iſt q = 1,235 " q = 1,227 P = 12 р

30

a

1,245

298

oder allgemein : q = 1,215 +

P 1000

1215 + P 1000 und ebenſo, wenn man die Gleichung für p auflöſt: P 1000 q- 1215. Mit Hilfe dieſes Werthes fann man nun aber leicht durch eine Rechnung zu demjenigen für den Alkoholfactor für die ſcheinbare : Attenuation : а kommen . Die ſcheinbare Attenuation haben wir nämlich früher durch p -m

bezeidynet, der Alfoholgehalt der gegohrenen

Flüſſigkeit wird aus dieſem Werthe durch Multiplication mit dem hier zu definirenden Alkoholfactor a erhalten, alſo A = a ( p -- m .

Ebenjo erhält man indeß auch den Alkoholgehalt, denſelben Werth dafür, wenn man die wirklidhe Attenuation p - n mit dem zugehörigen Factor b , den wir bereits oben entwickelten , multiplicirt, oder : und offenbar

folglich:

1111d Daraus :

A duch = b (p-1) a ( p-m ) = b (pen) b p -- m -

a

p- n

p — m iſt aber derjenige, den wir P-n zuvor als Attenuationsquotienten und durch den Buch Dieſer Werth

ſtaben q bezeidhneten , und deſſen Werth für verſdjiedene Concentrationsgrade der Würze wir bereits , aus den auf empiriſchem Wege gefundenen Reſultaten abgeleitet , nach Balling in der Tabelle verzeichnet hatten .

299 Es iſt alio immer : b

a a und hieraus den Werth von a, ausgedrückt in b und q abgeleitet fommt: b a a

die

Hienach criſtirt aljo zwiſchen dem Alkoholfactor für deinbare Attenuation , dann dem der wirklichen

Attenuation und dem Attenuationsquotienten immer die ſehr einfache Relation , das der Alkoholfactor für die ſcheinbare Attenuation immer gleich iſt dem für die wirts liche dividirt durd , den Attenuationsquotienten. Die Berechnung des Alfoholfaktors für die ſchein bare Attenuation in dieſer Weije ſtützt ſich alſo auf die ſelben empiriſchen

Beſtimmungen ,

aus denen

Attenuationsquotienten ableitete , indem

man

den

man ihn ja durch

Rechnung aus dieſem folgerte ; die ſo erhaltenen Werthe ſtimmen indeß wie Balling ſich durd) vielfache Controll verſuche überzeugte auch mit denjenigen überein , die man durd) den directen Verſuch (nad ) der Deſtillationsmethode) aus der ſcheinbaren Attenuation allein findet. Wenn nun aber zwiſchen der anfänglichen Concen = tration der Würze, vor der Gährung und dem Attenuations : quotienten, wie wir oben ſehen , eine einfache Beziehung exiſtirt, die wir ja in der Formel:

1,215 +

P 1000

zuſammenfaſten , und außerdem ſich eine ſolche auch zwiſchen

300

dieſem Attenuationsquotienten und dem Alkoholfactor für die ſcheinbare Attenuation findet , ſo muß es auch eine ſolche direct zwiſchen der urſprünglichen Würzeconcentration P und dieſem lepteren geben. Mit andern Worten es muß eine Formel geben , die uns ermöglicht,

für jeden

beſtimmten Concentrationsgrad der Würze den ihr zu = gehörigen Alkoholfactor a für die ſcheinbare Attenuation fofort abzuleiten. Es iſt nun , wie wir geſehen haben b a = 9

und außerdem

9 =

nach dem früheren : 100 b 195,650,9565 p. 1215 + P р 1,215 + 1000 1000

und demnach :

b

1000

100

a =

XХ 9

195,65—0,9565 p 100000

1215-+ P

-

( 195,65—0,9565 p ) ( 1215 + p ) 100000 oder 237714,75-966,4975 p - 0,9565 p2 Subſtituirt man in dieſe allgemeine Formel nun für p einen beſtimmten Werth als Concentrationsgrad

der

Würze, ſo erhält man nach Reduction des Bruches den dieſen p Procenten Zuckergehalt der Würze zugehörigen Alkoholfactor (a) für die ſcheinbare Attenuation. Hätte man z. B. für die anfängliche Concentration

301

der Würze einen Zuckergehalt von 10 Procenten, ſo wäre der zugehörige Factor a : 10000 a = (195,65—0,9565X 10 ) ( 1215 + p ) = 0,43869

und mit dieſem Factor die ſcheinbare Attenuation

multi

plicirt, wird man den Alkoholgehalt der gegohrenen jigkeit finden. Auch dieſe Werthe von a finden ſich indeß, um

Flüf

ſie

nicht jedesmal neu berechnen zu müſſen, für die ganzen Procente Zudergehalt in der Würze innerhalb des Zwi ſchenraumes von 5 - 30 Procenten , in der Tabelle I verzeichnet. Endlich wird man Drittens aber

auch den Alkohol

einer gegohrenen Flüſſigkeit noch beſtimmen können , wenn die urſprüngliche Concentration der Würze,

die

in

den

beiden anderen Fällen gegeben ſein muß, gar nicht bez fannt iſt, indem man nämlich die jaccharometriſche Probe einmal mit der

gegohrenen Flüſſigkeit

unmittelbar aus

führt und die fdheinbare Attenuation zu erhalten , dann aber auch, nach dem Verkochen des Altobots und Ver dünnen, noch die wirkliche Attenuation feſtſtellt. Zeigt eine gegohrene Flüſſigkeit

nun vor

dem Ver:

fochen des Alkohols einen ſcheinbaren Zuckergehalt von m Procenten , nach dem Austreiben des Alfchols einen wirklichen von n , ſo nennt Balling die Größe n -- m die Attenuationsdifferenz. Sie iſt alſo der Ausdruck welcher entſteht, wenn man die wirkliche Attenuation p - n , d. h. dasjenige was von den Zuckerprocenten der Würze wirt

302 lich verſchwunden

iſt, ſubtrahirt

Austreibung des Alfohols

von dem ,

was

aus der gegohrenen

( chne Flüſſiga

keit)

an Zuckerprocenten nad ) der Saccharometer -Anzeige verſdwunden ſcheint, alſo p - m abzieht, oder : (p - m) – (p—n) welches aber wieder = nm . Da die Angabe des Saccharometers in der gefochten Flüſſigkeit immer mehr Zuckerprocente betragen wird als in der durch die Anweſenheit des Alkoholgehaltes erleid = terten Flüſſigkeit vor dem Einſieden ( ſcheinbarer Zucker gehalt), ſo wird dieſe Größe n - m immer poſitiv ſein .

dem

Auch dieſe Attenuations - Differenz D = n - m wird Alkoholgehalte in der Flüſſigkeit proportional ſein ,

da ja immer

für

gleiche Mengen Zucker,

die

aus

der

Flüſſigkeit bei der Gährung verſdhwinden, unter ſich wieder gleiche Mengen Alkohol

hineinkommen

und

Kohlenjäure

entweichen. Es muß

daher auch

hier wieder eine Zahl geben,

mit der die Attenuations- Differenz

multiplicirt gleidhfails

wieder den Alkoholgehalt in der unterſuchten gegohrenen Flüſſigkeit angiebt und zwar in Procenten derſelben. Balling wählt als allgemeines Zeichen

dieſes Factors den Budha

ftaben c, ſo daß der Alkoholgehalt wieder ausgedrückt wird durch die Gleichung : A = C ( n --m

und nennt dieſelben : Alkoholfactor für die Attenuations : Differenz . Für die Praris iſt dieſer Factor von vorwiegender Bedeutung, indem man die beiden Größen , die mit den

303

ſelben verbunden, den Alkoholgehalt des Gährzuckers liefern, immer leicht ermitteli kann . Wir hatten

mu

oben

wirklide Attenuation

oder die

den

Alkoholfactor

für Sie

Zahl , welche angibt, wie

viel Alkohol beim Verſchwinden von

1%

Saccharometer

angabe in der (entgeiſteten ) Flüſſigkeit gebildet wird, mit b bezeichnet, ſo daß der Alfcholgehalt : A = b ( p- n )

wurde ; bei der Ableitung dejjelben aus der Attenuations Differenz ergibt es ſich aus der Gleichung: A = (1 - m ) Es iſt folglich: b (p -

) - = c (n -m)

und es iſt demnach auch : CE= b

p-n n -m

( 1. ) .

Früher hatten wir aber bereits für den Attenuations quotienten die Gleichung aufgeſtellt : p -- m q = P-n und hieraus ergibt ſich für m , indem : q ( m

- n) = p -- m

p—q (p - n )

und diejes in die obige Gleichung ( 1 ) für man Stelle gejest gibt : -n с : b (n- [p - q ( p - n1 ) ] ) P - n = b n -Pt 9 ( P -- n )

die

304

p --- n

oder

= b n- P- + q p -on

hier iſt in

dieſer leßten

Form

aber der Zähler wieder

gleich: ( p - n) ( q- 1 ) = pq - nqptn oder es iſt auch:

P-n c = b ( P -- n) q- 1 und endlich

1

b

9-1 .

9-1 .

b

Wir haben alſo auch hier wieder eine höchſt einfache und elegante Relation zwiſchen dem Attenuationsquotienten , den wir bereits abgchandelt haben und dem Alkoholfactor für die Attenuationsdifferenz. In dieſer Weije, aus dem

auf empiriſchem Wege be

ſtimmten Attenuationsquotienten berechnet, finden ſich nun in der Tabelle I die den urſprünglichen Concentrations graden

der Würze innerhalb

des Intervalls von 5 bis

30 Procent zugehörigen Werthe des Alkoholfactors (c) für die Attenuationsdifferenz wieder verzeichnet. b beweiſt zugleich, Die obige Gleidung c = q-1 daß der Werth c nicht weiter von den ſpeciellen Größen m und n abhängig iſt und demnach für eine beſtimmte zugehörige uriprüngliche Concentration der Würze ( = p Procent) immer derjelbe bleibt , die Gährung mag fort geſchritten ſein ſo weit ſie will. Ebenſo läßt ſich aber auch leicht der Zuſammenhang zwiſchen den Zahlen in der Rubrit für den Alkoholfactor für die Attenuationsdifferenz und

den

zugehörigen an :

305

fänglichen Zuckerprocenten p der Würze in einer einzigen Formel ausdrüden . Wir jaben ſoeben daß b C P- 1

Den Zuſammenhang zwiſchen p und q wie and zwiſchen p und b haben wir bereits oben entwickelt und gefunden, daß immer war : 100

b =

und 195,65-0,9565 p

9 = 1,215 +

р 1000

1215 + P 1000

Dieſes in die Formel für c ſubſtituirt fomut: 100 b q-1

195,65—0,9565 p 1215 + P 1000 100000

( 195,65—0,9565 p ) ( 215 + p ) In dieſe allgemeine Formel hätte man alſo wieder blos den ſpeciellen Werth von p einzujeßen und die kleine Rechnung auszuführen, um zu dem zugehörigen Werthe von c zu gelangen . Wäre p 3. B. gleid ) 8 , d . 5. wollte man den Alkoholfactor für die Attenuationsdifferenz für den Fall wiſſen , daß die urſprüngliche Concentration der Würze 8 Procent betragen habe, ſo würde die obige allgemeine Formel die Geſtalt annehmen : Meijd a u er , Chemie des Bieres.

20

306 100000 C = ( 19565--0,9565 . 8) (215 + 8 )

= 2,38529 und eine beobachtete

in

beliebigen

einem

Stadium

der

Währung

Attenuationsdifferenz , ſie möge alſo welchen

Werth ſie wolle haben, wird uns mit dieſem Factor 2,3853 multiplicirt, den Alkoholgehalt in gohrenen Flüſſigkeit angeben .

100 Theilen der ge

In der Praris wird man indeß oft gegohrene Flüſſig keiten zu unterſuchen haben, von denen die anfänglide Concentration der Würze unbekannt iſt. Dann könnten wir den ſoeben beſprochenen Weg zur Auffindung des in dem fpeciellen Falle gültigen c nicht benügen und müſſen in dieſem Falle zu einem Umwege unſere Zufludit nehmen, den wir jekt weiter betraditen wollen . Wir haben oben geſehen, daß zwiſchen dem urſprüng= lichen

Würzegehalt

p

und

dem

demſelben

zugehörigen

Attenuationsquotienten immer die einfache, auf empiriſchem Wege gefundene Geſezmäßigkeit beſteht:

P 9 - 1,215 + 1000 woraus alsdann :

p = 1000 q- 1215. Einen andern Ausdruck für p in dem und die Attenuationsdifferenz m - n

aud ) nur 9

vorfommt

erhalten

wir leicht aus unjerer obigen Definition des Attenuations

P- m

quotienten :

9 P-n Denn dieſe Gleidyung gibt für p aufgelöſt zunächſt :

307

P =

oder in anderer m addirt :

Form

P =

nq - m q-1

indem

Zähler + n und

man im

n -- nq ––n 9-1

und nun aus nq+ n das n als Factor herausgenommen , alſo nq - n = n (q -- 1 ), wird daraus : n - m + n (q - 1 ) P

q- 1 n- m oder

+ n

P =

9--1 in welcher lepteren Geſtalt man dieſe Relation gewöhnlich anzugeben pflegt. Wir haben ſonach Gleidungen :

für

p

die zwei verſdjiedenen

-m + n

P q -1

und außerdem

p

= 1000 q- 1215

und die untere von der oberen ſubtrahirt, kommt: n-m 0 = + n 1000 q + 1215 9-1 n -m Oder : 1215 + n 1000 q 4--1 1000 q ( q- 1 ) n + m = ( 1215 + n) ( -1)

n - m = 1000 q2— 1000q- ( 1215 + n)

+ 1215+n m = 1000 q ? - q (2215 + n) + 1215 1215 m 2215 + n q + 1000 q? 1000 1000 = q ") ? - ( 20*

308 1215

m

2215 + n a 1000 :)

q? 1000 und wenn man aus dem nimmt: 1215 + m = 92 1000

Factor von q noch 2 heraus

2q

1107,5 + ( 110 1000

1 ) (1)

Man hat hier alſo eine quadratiſche Gleichung und ſoll dieſelbe für q auflöſen . Die allgemeine Formel des Quadrates einer Differenz iſt nun bekanntlich: a2 2 ab + b 2 ( 8 — b) 2 worin das a dem q in unſerer legten Geſtalt der Gleich= ung entſpricht, wie dem b der Factor von 2 oder 1107,5 + n

1000 Um nun die rechte Seite unſerer Gleichung zu einem vollſtändigen Quadrate, dem a ? – 2 ab + b2 der all gemeinen Formel analog, zu machen und dann aus dieſen die Wurzel ziehen zu können, müßte man noch auf beiden Seiten der Gleichung das Quadrat des dem b entſpre chenden Werthes, alſo 1107,5 +1 22 1000 hinzu addiren . Hierdurch wäre dann alſo die rechte Seite der Gleichung ein vollkommenes Quadrat geworden und die Auflöſung von q leicht gemacht. Dieſes ausgeführt hat man : n 2 1215 + m 1107,5 + 2 1000 ( 11071000

309

1107,5

2

+

1107,5

?-

+

:)

+

1000 1000 ) oder die rechte Seite nad) der Art ( a - b ) 2 = 1-2 ab + b2 zuſammengezogen :

1107,5

+

9 1000 * ) ' und nun noch auf beiden Seiten die Wurzel ausgezogen : 2

1107,5 +

1000

1215 + m 1000

)

1107,5 + 12 1000

q oder endlich : 1107,5

+

2

2

1215 + m

q = + 1000

1000 n +

1107,5 + 1000

Seßt man nun in dieſe allgemeine Formel die in einem ſpeciellen Falle im Verſuche für m und n gefundenen Werthe ein, ſo wird man nach Ausführung der kleinen Rechnung unmittelbar den der unterſuchten gegohrenen Flüſſigkeit angehörigen Attenuationsquotienten erhalten und mit dieſem zugleich natürlich die Zuckerprocente der an fänglichen Würze , abſtammt. Wäre z. B. in

von der

einem

dieſe

gegohrene

ſpeciellen Falle die

Flüſſigkeit

Procent

anzeige der gegohrenen Flüſſigkeit am Saccharometer m = 0,250 geweſen, derjenige der gekochten und wieder auf

310

ihr anfängliches Gewidit verdünnten Flüſſigkeit ſexy n =

. 2 Man erhält alsdann durch Subſtitution dieſer Werthe in die allgemeine Formel :

q = +

1107,5 + Ve 1000

2

*)

1215 +

m

1000

1107,5 + 1000 für den Werth q : 1107,5 + 1,989 1000

) 1107,5 + 1,989

17

1215 + 0,250 80

+

1000 ( 1,109489) 1a.

1,215250 + 1,109489

1,230966 - 1,215250 + 1,109489

0,015716 + 1,109489 10 = 0,125363 + 1,109489

= 1,234852 9 = 1,235 . Sucht man

nun dicjen

Werth in der Tabelle I

auf, jo finden ſich in derſelben horizontalen Reihe audi die drei Alkoholfactoren wie der urſprüngliche Gehalt der Würze verzeichnet, die alſo auf dieſem Wege unter Zu

311 hülfenahme der Tabelle zugleid) mit gefunden ſind. Der legtere wäre z. B. in unjerein Falle zwanzig Procent. Wollte man nun aus dieſem gefundenen q den Alkohol gehalt der gegohrenen Flüſſigkeit ableiten, ſo brauchte man die im Verſuch gefundene Attenuationsdifferenz nur mit dem dieſen ſpeciellen q

1,235 zugehörigen Werth von

c, alſo in dieſem Falle mit 2,4106 zu multipliciren oder man hätte da n - m = 3,978—0,250 = 3,728 im Ver ſuche fich ergab für den Alkoholgehalt. A = ( n - m ) c = 3,728 X 2,4106 = 8,986 Procent. Balling gelangt zu dieſem Werthe durch eine etwas andere Betrachtungsweiſe. Wir haben joeben zunächſt

das unſeren Werthen n

und m im Verſuche entſprechende q abgeleitet ; diefes als dann in der Tabelle aufgeſchlagen und das in derſelben Horizontallinie dazugehörige c (Alkoholfaktor für die Atte = nuationsdifferenz) mit der Attenuationsdifferenz (n - m) multiplicirt.

Balling ſucht hingegen, um zu dem ſpeciellen

Werthe des Alkoholfaktors für die Attenuationsdifferenz ( c) zu gelangen, zunächſt das in derſelben Horizontalreihe befindliche, alſo dieſem ſpeciellen czugehörige p auf (Saccharo meterangabe der Stammwürze). Wir haben nun oben ( Seite 307 ) die folgende Re lation zwiſchen p und n - m gefunden : n-m + n (S. 205 Balling) P 9-1 Hier iſt p indeß gleichfalls

immer noch abhängig

unbekannten q.

von

dem uns

Balling ſucht nun zunädyſt

312

dieſes q durch ein Näherungsverfahren zu beſtimmen, indem er ein beliebiges p , für dejjen Größe man aus den Zahlen des Verſuches beiläufig einige Fingerzeige hat , annimmt und die Gleichung für q auflöst, dann das gefundene q wieder in dieſelbe Gleichung legt und für p auflöst. Hätte man den willkürlid) angenommenen Werth von p zu weit wahren entfernt genommen ,

ſo müßte man nun

dieſelbe Dperation nodimals mit dem genährten p wiederholen.

ſo gefundenen mehr

von dem

Nehmen wir wieder die Beobachtungszahlen des obigen Beiſpieles ; es ſei gefunden ; m = 0,250 ° n

-

3,978010 dann iſt alſo der Alkoholgehalt : A = ( n - mc ( 3,978 -0,250 ) C = 3,728.c und man hat für c den Werth zu wählen, der in der Tabelle in derſelben horizontalen Reihe mit dein , vor der yand riod) unbekannten, p = Procentgehalt der zugehörigen Stammwürze, fid) verzeidinet findet. Dieſes p findet man wie eben mitgetheilt aus : n m + n р a -1 Balling ſagt :

„ Die

große Attenuations - Differenz

3,728ºj, Saccharometeranzeige, weiſet ſdhon darauf hin , daß der Werth von p ein größerer ſein müſſe , weil 3. B. Zuckerlöſungen von 12 ° / Gehalt , wenn ſie bis nahe 0 %

313

vergähren , eine Attenuationsdifferenz von nur etwas über = 2,000 zeigen ." Fragt man nämlid ), wie groß in dieſem Falle einer 12 % Stammwürze die Attenuationsdifferenz für eine Saccha rometeranzeige der gegohrenen Flüſſigkeit m = 0 ſein würde, ſo kann man dafür zunächſt die Gleichung für den Alkohol gehalt aus der Attenuationsdifferenz A = (n - m )