Die beiden Satiren des Kaisers Julianus Apostata (Symposion oder Caesares und Antiochikos oder Misopogon) Griechisch und deutsch, mit Einleitung, Anmerkungen und Index
 3515073949, 9783515073943

Table of contents :
Inhaltsübersicht
Vorwort
Einleitung
a) Vita und Schriften
b) Caesares
c) Misopogon
c) Handschriftliche Überlieferung
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Text und Übersetzung
a) Caesares
b) Misopogon
Anmerkungen
a) Caesares
b) Misopogon
Index nominum

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PALINGENESIA LXVI

FRIEDHELM L. MÜLLER

DIE BEIDEN SATIREN DES KAISERS JULIANUS APOSTATA

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

PALINGENESIA MONOGRAPHIEN UNDTEXTE ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT

PALINGENESIA MONOGRAPHIEN UNDTEXTE

ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT

HERAUSGEGEBEN VON

OTTO LENDLE UND PETER STEINMETZ BAND 66

UNAEST QUAE REPARET SEQUE IPSA RESEMINET ALES: ASSYRII PHOENICA VOCANT

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

1998

FRIEDHELM L. MÜLLER

DIE BEIDEN SATIREN DES KAISERS JULIANUS APOSTATA (SYMPOSION oder CAESARES und ANTIOCHIKOS oder MISOPOGON)

GRIECHISCH UNDDEUTSCH MIT EINLEITUNG, ANMERKUNGEN UNDINDEX

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

1998

Abbildung des Phönix: Mosaik ausAntiochia amOrontes, jetzt imLouvre. Fondation Eugène Piot, Monuments et Mémoires, publ. parl’Académie desInscriptions et Belles-Lettres, 36, 1938, 100.

IN MEMORIAM PATRIS

LUDWIG FRIEDRICH MÜLLER

(1907–1974)

CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Bibliothek –

Müller, Friedhelm L.:

Die beiden Satiren desKaisers Julianus Apostata : (Symposion oder Caesares undMisopogon oderAntiochikos); griechisch unddeutsch mitEinleitung, Anmerkungen undIndex / Friedhelm L. Müller. – Stuttgart : Steiner, 1998 (Palingenesia; Bd.66) 07394– 9 515– ISBN 3–

ISO 9706

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie fürdieSpeicherung in Datenverarbeitungsanlagen. © 1998 byFranz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Druckerei Proff, Eurasburg. Printed inGermany

Inhaltsübersicht

Vorwort

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Einleitung

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a) Vita undSchriften b) Caesares c) Misopogon c) Handschriftliche Überlieferung

9

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Abkürzungen

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Literaturverzeichnis

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Text undÜbersetzung

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a) Caesares

b) Misopogon

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Anmerkungen

a) Caesares

b) Misopogon Index nominum

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Vorwort

Der Kaiser Flavius Julianus mit dem ihm feindselig verliehenen Beinamen Apostata (der Abtrünnige) gehört neben Cicero undAugustin zuden potentiell jedenfalls soweit es die bekanntesten Persönlichkeiten der gesamten Antike – überlieferten Quellen zuLebensgang undpersönlichen Absichten betrifft: dieQuellenlage ist ganz ungewöhnlich günstig. In krassem Gegensatz dazu sind sowohl die Person dieses Kaisers, der nominell vonEnde 361bis zu seinem frühen Tod weniger als 20 Monate lang Alleinherrscher desrömischen Gesamt-Reiches war, wie auch besonders seine Schriften im Bewußtsein der Gegenwart tatsächlich fast völlig unbekannt. Dabei sind vonkeinem einzigen der gut70 anerkannten Kaiser in denrund500Jahren vonAugustus bis zuRomulus Augustulus, d.h. bis zumEnde des weströmischen Reiches 476, annähernd so viele Schriften (und Briefe) überliefert. Bezeichnenderweise wurden die beiden hier vorgelegten opuscula in den letzten 200 Jahren nicht ins Deutsche übersetzt.1 Diesem Desiderat soll dasvorliegende Buch abhelfen. Sein Anliegen ist es, die beiden Werkchen zugänglich zumachen, diemankaum ganz ohne Erläuterungen undangesichts derziemlich schwierigen Sprache vielleicht auch nicht einmal ohne Übersetzung sorecht wirdverstehen können. DasBescheidenste jedoch, wasman über sie beide sagen kann, ist, daßsie sowohl als Zeugnis fürihren Autor wieauch umihrer selbst willen lesenswert sind.

Zu danken habe ich den beiden Herausgebern der PALINGENESIA für die Aufnahme meiner Arbeit inihre Schriftenreihe, besonders O.LENDLE füreine freundliche undhilfreiche Durchsicht des Manuskripts, durch die er mancherlei Mängel zumeinen selbstverständlich – beheben konnte. Alle verbliebenen Fehler gehen – Ferner danke ich den Hilfskräften des Marburger Seminars für KlasLasten. – sische Philologie, S. ELSNER, K. SCHNEIDER, C. WOITZIK, für ihre Bereitwilligkeit beimBesorgen vonLiteratur.

Marburg/L., im Mai 1998

Friedhelm

L. Müller

1 Nach der 1.Fußnote bei H.-G.NESSELRATH 1992 (aus BIDEZ 1929; ich finde dort [= 119, 4] jedoch nur den Verweis auf S.F.(G[richtig W].) HOFFMANN, Lex. Bibl., Lpz. 1833, t.II, 640s) gabes indes im17.Jh.(!) zwei deutsche Übersetzungen. Ausdemselben Bibliographischen Lexikon, 2.Aufl., 1839 (II 493 u.495 sind zwischen 1663 und1788 insgesamt vier deutsche Übersetzungen derCaesares (sowie eine desMisopogon) anzuführen, s.u., S.67 imLit.-Verz. Fürdie sehr VIII undEp.ad Themistium) hatmanwenigstens schwierigen philosophischen Werke (= or. IV – in größeren Bibliotheken noch die Übersetzung vonR.ASMUS (Leipzig 1908) undfür die zahlreichen Briefe die zweisprachige Tusculum-Ausgabe vonB.K.WEIS (München 1973). –Imenglischen, französischen unditalienischen Sprachraum ist mandiesbezüglich insgesamt günstiger gestellt (vgl. Lit.-Verz.).

Einleitung Julians Werke stehen allesamt in sehr engem Zusammenhang mit seinem Lebenslauf. Das magals eine recht unergiebige Feststellung, wie eine bare Selbstverständlichkeit anmuten, gilt hier aber stärker, als es sonst wohl üblich ist, ungeachtet dessen daß sich Julian selbst eher undlieber der geistigen Welt vonLiteratur undPhilosophie zurechnete als der real-konkreten machtpolitischen Sphäre des Herrschers.1 Die literarische Hinterlassenschaft dieses früh Verstorbenen macht (in Hertleins Ausgabe) immerhin über 450 Seiten aus, obwohl der rastlos tätige junge Mann während seiner letzten acht Lebensjahre, in denen diese Schriften entstanden, unter meist schwierigen Bedingungen eine doppelte ‘Berufstätigkeit’ auszufüllen hatte: als (angehender) Imperator (Feldherr undHerrscher), dann Alleinherrscher des riesigen Reiches, wofür er zunächst nichts anderes als seine dafür durchaus ungeeignete literarisch-philosophische Bildung, aber auch einen immensen Lerneifer mitbrachte, und als Literat, d.h. als literarisch tätiger Reformer, Philosoph, Theologe, Publizist, Volksdas ist ja unbestritten undambekanntesten Erzieher. Mag er auch – –in allen seinen Bestrebungen faktisch gescheitert sein, weil er nicht ‘auf der Höhe seiner Zeit’zu sein schien, sondern rückwärtsgewandt Überholtes zu restaurieren versuchte: Daß man seinem ganzen Leben und Wirken um der sittlich vorbildlichen inneren Einstellung willen den höchsten Respekt nicht versagen darf, ist überall dort anerkannt, wo mannur einiges Wenige über die Tatsache der kurzen 26. Allein-Regierungszeit von knapp zwanzig Monaten (3. Nov.361– Juni 363) hinaus weiß. Nähert man sich der Person Julians von der Ausgangsbasis aus, wie sie etwa in freundlicher Haltung die heidnischen historischen Breviarien des 4. Jahrhunderts bieten (Eutrop2 um370, undEpitome, Kap. 43,bald nach 395verfaßt), über seine eigenen Schriften, so ist

1Bezeichnend (nicht nur) hierfür die Äußerung imBrief anThemistos, in demer (264 c/d) dieLeistung undBedeutung desSokrates über diedesvonihmdurchaus bewunderten Alexander (hierzu Szidat 1988) stellt, dener zeitweise als unerreichbares Vorbild betrachtet hat(vgl. Ep.ad Them. 253 a/b). 2 Es ist vielleicht nicht unangebracht, dessen wichtiges Zeugnis ganz zu zitieren (X 16): “ (1) Seitdem hatte Iulian die Macht undbekriegte nach gewaltiger Rüstung die

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Einleitung

man erstaunt nicht nur über die daraus sich ergebende Differenzierung in Einzelheiten (womit sich die beträchtliche Sympathie durchaus zu verringern vermag), sondern auch über die deutlich erkennbare Entwicklung in derkurzen Zeit seiner Allein-Regierung. Die beiden hier vorgelegten ‘Satiren’gehören zeitlich eng zusammen ins letzte Lebensjahr, als Julian vom idealistischen, ‘romantischen’Restaurator des alten Götterglaubens (freilich in der philosophisch-neuplatonisch interpretierten Form seiner Zeit), der diesem durch ‘ein Toleranz-Edikt unter umgekehrten Vorzeichen’ die Luft zumAtmen undLeben wiedergab, zumreinen Christenhasser geworden war. In beiden Werken spielt das – inzwischen feindselige – Verhältnis zumChristentum allerdings nurals Basis, im Hintergrund undamRande eine Rolle. Bevor wirunsmit diesen beiden Schriften befassen, werfen wir einen Blick auf den äußeren Lebensgang und amjeweiligen Platz auf die übrigen Schriften. Geboren wurde (Flavius Claudius) Julianus3 ca.Mai/Juni 331 (oder 332)4 als Sohn des Iulius Constantius (PLRE 226, Nr.7), des zweitälteParther; andiesem Feldzug nahmauch ichteil. Etliche Städte undFestungen der Perser nahmerzurÜbergabe anodereroberte ergewaltsam; nachVerwüstung Assyriens unterhielt er bei Ktesiphon füreinige Zeit ein Standlager. (2)Bei derRückkehr als Sieger wurde er, als er sich unbedacht persönlich in Kämpfe einmischte, vonFeindeshand amsechsten Tag vordenKalenden desJuli (= 26.Juni) getötet, im siebenten Regierungs- und 32. Lebensjahr; under wurde unter die Vergöttlichten aufgenommen, ein hervorragender Mann, derdenStaat ausgezeichnet geleitet hätte, wenn es ihmvom Schicksal vergönnt gewesen wäre. (3) In den freien Wissenschaften warer vortrefflich gebildet, imGriechischen überaus gelehrt und zwar so, daßdie lateinische Bildung sich neben seinem griechischen Wissen gar nicht sehen lassen konnte, von bedeutender undschlagfertiger Beredsamkeit, von höchst zuverlässigem Gedächtnis, in manchem einem Philosophen recht nahe. Gegenseine Freunde warer freigebig, aber (bei deren Auswahl) weniger sorgfältig, als einem so großen Prinzeps geziemt hätte; es gabnämlich manche, die seinem Ruhm Wunden schlugen. Gegen die Provinzbewohner warer sehr gerecht, und soweit esmöglich war,unterdrückte erdieSteuern. Erwargegen alle leutselig, bewies nurmäßiges Interesse an denStaatsfinanzen, warruhmbegierig unddarum meist maßlos imGeiste, allzu sehr einVerfolger derchristlichen Religion, doch so, daß er sich von Blutgerichten fernhielt, Marcus (Aurelius) Antoninus nicht unähnlich, demer auch nacheiferte.”(Übersetzung ausPalingenesia 56, 149) –Das Zeugnis derEpitome istimWesentlichen sehr ähnlich. 3 DasMaterial amknappsten PLRE I 477f s.v. (Flavius Claudius) Iulianus 29; ausführlich v.BORRIES RE X 1, 26– 91 s.v. (Flavius Claudius) Iulianus 26 (1917) und J.BIDEZ (deutsch 1940); sehr instruktiv auch DEMANDT 93– 106. –Quellen sind neben Julians eigenen Schriften (hier v.a. dasstark autobiographische Schreiben an 25 287 Spanheim]) Amm. (ab Buch 15, bes. 20– die Athener [= Ep.ad.Ath., 268– fürdieZeit seit seiner Erhebung zumAugustus; dazuSELEM 1979; SZIDAT 1977, 1981, 1989 undSCHOLL, Kap.5.1); ferner die Breviarien Eutrops unddesFestus

Vita undSchriften

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sten Halbbruders Konstantins, und dessen zweiter Gattin Basilina (PLRE 148) in Konstantinopel, woderVater nach langem Umgetrieben-Sein erst seit dem Tod von Konstantins Mutter Helena (PLRE

410f, Nr.3) ca. 330 (vorübergehend) zu einem ruhigen undunbedrohten Dasein gefunden hatte undwoer 335 immerhin die Ehrung eines consul ordinarius und den Titel vir nobilissimus erhielt. Julian war das erste Kind seiner bald darauf verstorbenen Mutter,5 hatte aber in Gallus (PLRE 224, Nr.1) einen umungefähr fünf Jahre älteren Halbbruder aus der früheren Ehe seines Vaters mit Galla (PLRE 382, Nr.1), der ihm später als Caesar unter dem gemeinsamen Vetter Constantius II (Constantins zweitem undletztem überlebenden Sohn) voranging. Wenngleich von wesentlich anderem Naturell,6 warGallus doch bald dereinzig verbliebene nähere Verwandte, mit demer auch mehrere Jahre in Kindheit undJugend gemeinsam verbrachte. Denn kaum, daßJulian sechs Jahre alt war, fiel sein Vater dem ‘Familienmord’7 zum Opfer, mit dem etwa ein halbes Jahr nach Constantins Tod 337 die Soldateska zu Konstantinopel alle eventuellen Thronanwärter außer den drei leiblichen Söhnen Constantins beseitigte, weil die Soldaten sich (angeblich) von niemandem sonst befehligen lassen wollten als vondendrei Söhnen Constantins.

Die beiden Halbbrüder Gallus undJulian hatten dasMassaker teils zufällig, teils aufgrund des Mitleids der Soldaten (mit demkaum 6jährigen Julian) überlebt; der damals ungefähr 20-jährige Constantisowie die Epitome de Caesaribus undferner Zosimos (gut zu benutzen in der griech.-französ.Ausgabe mit Komm. von FR.PASCHOUD, Paris 1971– 1989, II1 1977) undLibanios, or.18 u.a. (hierzu insgesamt SCHOLL 1994; die übrigen Quellen bei DEMANDT 93f). 4 GILLIARD 1971 (in KLEIN 1978, 448ff) setzt die Geburt auf die letzte April- bis zurdritten Maiwoche 332 fest; dasistjedoch nicht unbedingt diewahrscheinlichste oder gardie einzige Möglichkeit; es werden auch Mai/Juni 331 undNov. 331 angenommen; vgl. dieknappe, aber gründliche Erörterung beiDEMANDT 94, Fußn.2 (ich selbst bleibe mit PIGANIOL 110f, KIENAST 318 und DEMANDT gegen KLEIN 1986, 274 und GILLIARD bei 331). 5 Vgl.Misop. 352 B ἐκε ίν ηπ ρ ῶ τ η σ ο ὶνὕσ ε τ νἐ μ ὲκ ό ν ο α ντεκο ὶμ ῦ αμ σ ρ ο νὀλ ίγ ο ιςἐτελ η σ ε ν= alsjene mich als ersten undeinzigen geboren hatte, ε ύ τ

verstarb siewenige Monate später. 6 Diespätere Hinrichtung durch dengemeinsamen Vetter unddamaligen Alleinherrscher Constantius II war sehr wohl begründet und vielleicht wirklich unvermeidlich, wie Amm. im 1.Kap. seines 14. Buches nachdrücklich belegt. 7 Hierzu OLIVETTI 1915 undKLEIN 1979. Julian selbst hatspäter imBrief andie (DEMANDT 81, unverkürzt” Athener (270 D) dieSchuld daran demConstantius II “ Fußn.7) zugewiesen, während z.B. Eutrop X 9,1 dies eher entschuldigend formulierte: Constantio patrueli suosinente potius quamiubente. Duldung (statt Anstiftung) nehmen auch OLIVETTI undKLEIN an.

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Einleitung

us (zunächst Caesar, dann Augustus im Osten)8 nahm sich seiner beiden Vettern an undübergab sie dem Bischof Eusebios von Nikomedeia (auf dem östlichen Bosporus-Ufer in Luftlinie rund 80 km von

Konstantinopel entfernt) zur Erziehung.9 Neben den ihm bestimmten Lehrern war er vom Großvater mütterlicherseits dem ehemaligen Erzieher seiner Mutter anvertraut worden, einem alten undoffenbar hoch gebildeten Sklaven skythischer Herkunft (namens Mardonios), dem er zeitlebens eine dankbare Erinnerung bewahrte.10 Dieser vermochte ihn unerachtet der sonstigen christlichen Erziehung zu begeistern für die griechische Klassik und insbesondere für Homer, dessen Natur-Schilderungen sogar der realen Natur überlegen undvorzuziehen seien. In diesem etwa vier bis fünf Jahre währenden Lebensabschnitt11 verbrachte Julian vielleicht nicht gerade eine sehr glückliche Kindheit, aber doch ein ruhiges und gesichertes undauch äußerlich angenehmes Leben, indem er seinen Aufenthalt zeitweise wechselte zwischen Konstantinopel, Nikomedeia und(vor allem im Sommer-Halbjahr) demvon der Mutterseite her ererbten Landgut bei Nikomedeia, das er sehr geschätzt hat undvon dem aus sein Blick über ein Buch hinweg auf die Propontis (Marmarameer) unddie nach Konstantinopel vorübersegelnden Schiffe fiel.12 Nach Julians eigenen Angaben bedeutete die neue Lebensepoche, die (vgl.Fußn. 11) bis zurErnennung des Gallus zumCaesar dauerte und jedenfalls die zweite Hälfte der vierziger Jahre bis Anfang 351 umfaßte, eine Verbannung aus der kultivierten Welt in barbarische Einöde: Diebeiden jungen Verwandten deskinderlosen Kaisers wur-

8 Die drei Söhne Constantins haben es nach dessen Tod (Pfingsten 337) fast ein halbes Jahr lang nicht gewagt, denAugustus-Titel anzunehmen (sie waren damals erst ca.13 bis ca.21 Jahre alt); denTitel nahmen alle drei am9.Sept. 337 an. 9 Daßdieses Schicksal desfrühen (Halb-)Waisentums beidemempfindsamen Kind ‘seine Spuren hinterlassen’hat, darf manohne zuweitgehende psychologische Spekulation annehmen; undN.GAUTHIER (1987) hatdenMangel anZuwendung in derKindheit (‘fehlende Nestwärme’, wiewires nennen können) in Verbindung gebracht mit Julians späterem Religionswechsel, demVerlangen nach einem eher sinnfälligen Gott, an demmansich leichter ‘festhalten’kann. 10Vgl. hierzu dasschöne Zeugnis, daser diesem “Eunuchen”imMisopogon (351– 353) ausgestellt hat. 11Die Dauer ist nicht sicher: manche Forscher (vgl. V.BORRIES 28, der 345 für denWechsel ansetzt; soauchKLEIN 1986, 277, derfürdenneuen Lebensabschnitt die Zeit “zwischen dem14. und20 Lebensjahr”angibt) nehmen einen etwas längeren, andere eher einen etwas kürzeren Zeitraum an,vgl. BIDEZ (dt.1940) 29, der von341/2 ausgeht; DEMANDT 95 spricht von“ denfrühen vierziger Jahren” . 12Vgl. denBrief anEuagrios (Nr.46 Hertlein = Nr.2 Weis), in demer (als Kaiser) demAdressaten das Anwesen zumGeschenk macht (426 D) unddabei rückerinnernd seine Vorzüge undAnnehmlichkeiten schildert (427 C).

Vita undSchriften

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den auf die kaiserliche Domäne Macellum im inneren südöstlichen Kleinasien (Kappadokien) verschickt’, wo sie die folgenden Jahre zu ‘ verbringen hatten, immerhin gelegentlich von Constantius selbst besucht.13 Die Beurteilung als Verbannung ist jedoch eine sehr ‘subjektive Wahrheit’, nämlich die Ansicht der Situation, die Julian nach seiner Erhebung gegen den ungeliebten (und inzwischen wohl auch gehaßten) Cousin rückerinnernd gehabt haben mag, die er aber jedenfalls auch in propagandistischer Absicht verbreitete. Tatsächlich war Macellum zwar einigermaßen abgeschieden und insofern nicht vergleichbar mit küstennahen Großstädten oder der Hauptstadt Konstantinopel, aber es warkeineswegs ‘barbarisch’undweder primitiv noch ohne Zivilisation und Kultur. Immerhin hat der Kaiser selbst im Jahr 360 dort über Monate hin residiert; undvor allem stand dem lernbegierigen Jüngling die Bibliothek des Bischofs Georgios von Caesarea zur Verfügung, wodurch sich seine Lektüre damals keineswegs auf christliche Schriften beschränken mußte. Denn wenn ihm auch die griechische Klassik damals weniger zu Gebote stand, so fand er dort –neben den selbstverständlich reichlich vorhandenen doch auch heidnische philosophische Literatur christlichen Büchern – unterschiedlicher Art bis hin zu den Neuplatonikern Porphyrios und Jamblichos; nach Georgios’Tod (362) hat er sich darum aufgrund seiner genauen Kenntnis jener Bibliothek darum bemüht, sie in seinenBesitz zubekommen.14 Zwei Dinge werden ihmin derTat schmerzlich gewesen sein und werden ihm die Erinnerung an denAufenthalt entsprechend ‘gefärbt’ haben: zum einen hatte er praktisch keinen Umgang mit Altersgefährten (außer mit dem rund fünf Jahre älteren Gallus, der aber von seiner Wesensart her so garnicht zu ihmpaßte15), undzumanderen 13Als Grund fürdiese Verschickung hält KLEIN 1986, 277 Constantius’“ Befürchtung, seine Brüder könnten sich derbeiden Verwandten als Faustpfand bemächtiabgesehen davon, daßnurnoch einer derbeiden Brüder gen” fürmöglich. Dasist – nicht unwahrscheinlich. (Über solche kaiserliche Faustpfand-Politik übrig war– vgl. Herodians Schilderung in III 2,3 ff über Sept.Severus’Verhalten gegenüber

Niger; danach hatte bereits Commodus eine solche ‘Politik’gegenüber seinen Statthaltern betrieben.) Nachdem derälteste derdrei Brüder (Constantinus II) im Frühjahr 340 beim Überfall auf denjüngsten umgekommen unddamit Constans zum Alleinherrscher desWestens aufgestiegen war, kames immer wieder zuÜbergriffen von dessen Seite, unddie Söhne Constantins strebten allem Anschein nach nicht weniger nachderAlleinherrschaft imGesamtreich als zuvor ihrVater. 14Vgl. die Briefe 9 u. 36 (Hertlein; = 38 u. 37 Weis), 377 d – 378 c u. 411 c/d und zumAufenthalt in Macellum überhaupt Festugière 1957 (inKLEIN 1978). 15 Vgl. Amm.XIV 11,28 tantum a temperatis moribus Iuliani differens fratris, quantum inter Vespasiani filios fuit Domitianum et Titum = er unterschied sich von

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Einleitung

hatte er von seinem geliebten Erzieher Mardonios Abschied nehmen müssen. Dermindestens sechs, wahrscheinlich gutacht (bis vielleicht sogar zehn) Jahre währende Aufenthalt hat ihn jedoch stark geprägt, vermutlich stärker als ihm selbst bewußt wurde. Die ganze Zeit war ausschließlich seiner (christlichen) Erziehung und geistigen Bildung gewidmet, fast gänzlich ohne Ablenkung undZerstreuung durch anderes. Damals hat er sowohl die genaue Bibelkenntnis erworben, die er später (besonders in den christenfeindlichen Schriften) erkennen läßt, als auch die (vor allem platonisch-neuplatonische) heidnische Philosophie kennengelernt undzustudieren begonnen, die sein späteres Denken undHandeln entscheidend bestimmte. Von einer verlorenen Zeit derVerbannung darf mandaobjektiv sicherlich nicht spre-

chen. Anfang 351 wurde Gallus nach Sirmium beordert und dort im März zumCaesar für denOsten ernannt. Constantius warinzwischen infolge der Ermordung seines Bruders Constans (350) nominell (legitimer) Alleinherrscher, aber durch die Usurpation des Magnentius, der sich trotz derNiederlage bei Mursa im Herbst 351noch bis über Mitte 353 (in Gallien) halten konnte, selbst jetzt im Westen ebenso gebunden, wie er es bis dahin imOsten gewesen war. Bald nach Gallus hat damals auch Julian denungeliebten Aufenthalt in Macellum beendet, zwar unaufgefordert, aber doch auf längere Zeit deswegen unbehelligt. (Erst nach Gallus’Tod wurde ihm daraus ein Vorwurf gemacht.) Er hat dann einige Jahre ziemlich frei erst in Konstantinopel, dann in Nikomedeia seinen Studien nachgehen sowie umherreisen können. Nach eigenem Bekunden hat er damals bereits16 den ‘Abfall’von der christlichen zur alten heidnischen Religion vollzogen –in seinen Augen eher eine Rückkehr oder ein Auffinden des wahren Glaubens -, aber er hat dies noch fast zehn Jahre lang verbergen müssen undsich erst als Alleinherrscher offen dazu bekannt. Derjunge kaum zwanzigjährige Student besuchte in denfolgenden drei Jahren fleißig undeifrig denliterarisch-rhetorischen Unterricht, wie er damals geboten wurde, bei Christen (Hekebolios in der ihn enttäuschenden Rhetorik) undHeiden (Nikolaos aus Sparta vor allem in Grammatik), knüpfte aber auch (gegen dasVerbot seitens dersanften Lebensweise seines Bruders Julian ebenso sehr, wieVespasians Söhne Titus undDomitianus verschieden waren. 16 Ep. 51 (Hertlein = 61 Weis) 434 d [ἐ έ ν υθ τ ε ικ ἀ κ ορ ε η ῷπ ίν ντ ὴ ν ὶ] τ ο μ ο ]σ ύ ὺ νθ ε ο ῖς η[corr.Hertl.ex ἰδ νἤ δ η τ ύ ὶ τα α ρ ιςἐτ ο σ ικ ὁ δ ὸ νἄ χ ῶ νεἴκ ο νἔτ ῳ α ο δ ω τ δ έκ ς= [mir] derichbis zum20.Lebensjahr auchjenen μ έ ν ρ ε υ ο π ο (falschen christlichen) Wegging undnunmehr mitHilfe derGötter diesen (richtigen) im 12.Jahr gehe.

Vita undSchriften

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des Constantius undtrotz Überwachung) Kontakte zubedeutenderen Vertretern des Heidentums wie zunächst einmal zu dem damals in Nikomedeia lehrenden Redner Libanios. Es war ihm nicht erlaubt, dessen Vorträge zu hören, aber er wußte sich Nachschriften davon zu verschaffen, wie Libanios (orat. XVIII, 14f) später berichtete.17 Darüber hinaus suchte er damals in Pergamon den alten JamblichSchüler Aidesios auf, von demer an dessen Schüler Eusebios und Chrysanthios verwiesen wurde; undvondiesen – bezeichnenderweise wurde er an deren Mitschüler Maximos nicht von Aidesios selbst – von Ephesos ‘weitervermittelt’, einen ‘Thëurgen’(d.h. Zauberer und Magier), als dessen Wundertaten manberichtete, daß er das Standbild derHekate zumLächeln unddie Fackeln imTempel zurSelbstentflammung zu bringen vermochte. Es ist für Julian kein besonders gutes Zeugnis (obgleich recht leicht verständlich), daß er eben diesem unseriösen und Wunder wirkenden Scharlatan so gänzlich verfiel, daß er ihn in späterer Zeit in seine nächste Umgebung zog und nie mehr von seiner Seite ließ. Manhat diese drei Jahre von Anfang 351bis Ende 354 wohl mit Recht als die glücklichsten in Julians Leben betrachtet: er konnte damals fast völlig frei und durch die Übergabe seines mütterlichen Erbteils –das Erbe des Vaters war nach dessen Ermordung konfisunabhängig seinen Interessen leben, demStudium der ziert worden – Philosophie und antiken Literatur hingegeben. Von der Politik und von Staatsgeschäften wurde er zwar auch damals noch bewußt und ‘gezielt’ferngehalten (so daß er dann plötzlich völlig unvorbereitet vor denz.B. militärischen Aufgaben desjungen Caesars stand), aber dies entsprach ja ganz seinen eigenen Wunschvorstellungen. Daß der junge Schöngeist oder ‘Philosoph’jemals zur Regierung oder MitRegentschaft käme, war damals nicht nur höchst unwahrscheinlich, es schien eher ausgeschlossen undkaum vorstellbar, zumal der zwar kinderlose, aber doch noch nicht einmal vierzigährige Kaiser (* 7. Aug. 317) mit Gallus gerade erst einen Nachfolger bestimmt hatte. Diese glückliche Zeit fand ihr jähes Ende, als Gallus Ende 354 nach Italien gelockt und, noch ehe er Mailand, woConstantius zu der Zeit residierte, erreicht hatte, hingerichtet wurde.18 Unmittelbar danach wurde Julian, derdavon mitBestürzung Kenntnis erlangt hatte, 17Zudenfrühesten undfrühen Kontakten zwischen Julian undLibanios vgl. WIEMER1995, Kap.II 1; wichtig auch (generell zuLibanios’18.Rede als historischer Quelle ist SCHOLL 1994 (passim). 18Hierzu amausführlichsten undzuverlässigsten Amm.XIV 11, 13ff. Wichtiger als die vonGallus (und seiner Gattin Constantia, des Kaisers eigener Schwester) begangenen grausamen Untaten scheint für Constantius die Befürchtung einer Usur-

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Einleitung

ebenfalls nach Mailand befohlen. Tatsächlich wurde auch er zunächst sehr argwöhnisch undmißtrauisch behandelt, z.B. beschuldigt, daß er –drei Jahre zuvor –Macellum ohne Befehl des Kaisers verlassen habe. Doch konnte er sich hierin rechtfertigen, woher zu schließen ist, daßer damals vonGallus zumVerlassen desgemeinsam verhaßten Ortes aufgefordert worden war.19 Der Vorgang und Ammians Bericht beweisen aber, mit welchem Mißtrauen ihmbegegnet wurde undin welcher Gefahr (durch Neider undVerleumder, d.h. die Höflinge des mißtrauischen undoft unentschlossenen Kaisers) auch Julian sich damals befand, hätte sich nicht dieKaiserin Eusebia (PLRE 300f) aspiratione superni numinis (Amm.aaO) für ihn eingesetzt.20 Julian lebte damals über ein halbes Jahr lang gleichzeitig mit Constantius amHofe zuMailand oder in relativer Nähe dazu (in Coauch dasbezeichmum, demheutigen Como amComer See) und– nend –sah in dieser Zeit den Kaiser nur ein einziges Mal.21 Im Juli 355 wurde Julian in die Heimat entlassen, erhielt aber noch unterwegs die Weisung, sich nach Athen zubegeben. Dasbedeutete, daß ‘der harmlose kleine Philosoph’, der schon damals (im Philosophenbart undmit seiner asketischen Lebensweise) als eine eher etwas komische Figur gegolten haben muß, auch in Constantius’Augen als politisch unschädlich eingestuft und zugleich bei seiner ungefährlichen Lieblingsbeschäftigung festgehalten wurde; als (Mit-)Regent kamer offenbar auch damals noch nicht (oder nicht ernsthaft) in Betracht. Demmußdie erst im 5.Jh. (bei Sokrates, hist.eccl. III 1,18) belegte Nachricht, daß Maximos in demjungen Mann schon gleich zu Beginn ihrer Bekanntschaft die Lust zumRegieren erweckt habe, nicht unbedingt widersprechen. Von Julian selbst wurde diese Wendung als Glück undSegen begrüßt. Magihmdiese Stadt damals wissenschaftlich auch kaum noch Wesentliches zu bieten gehabt haben, so wardoch Athens Bedeutung als OrtundDenkmal undals Symbol deshohen klassisch-griechischen Geistes für Julian die allerdings nur pation gewesen zusein, wiesie ihnsein Leben in ständigem Mißtrauen verbringen ließ. ZumVerfahren gegen Gallus vgl. auchFUNKE 1967, 158ff.

19Vgl. Amm. XV 2,7f. 20Vgl.das Zitat in folg.Fußn. (= Ep.ad Ath. ausdemJahr 360, als Eusebia bereits verstorben ist); den Dank für ihr damaliges Verhalten spricht er ihr in or.II (= Paneg. in Eusebiam) aus; vgl. auch Amm.XV 2,8 u. 8,3. 21Ep.ad.Ath. 274 a ο ὔ π ω μ ρ ο έ ν π ό ςπ ὴ ρ λ νἅ τ ο ντεθ α ε ε π α ξἐ π α νΚαπ ία ςὡ εβ σ ὐ η ςΕ ςἂ ῆ νὑ ρτ ς π ν ὲ έ μ α ισ ν ω γ λ , ἀ ίᾳ νἸτα ὲἐ ξδ α π , ἅ δο κ ίᾳ ι= ich hatte ihn [= Constantius] zuvor nur ιμ α σ ή ρ ία η ρ ςτ ῆ τ ρ α ω υ σ ςἐμ τ ο ῦθ α ein einziges Mal in Kappadokien zusehen bekommen [wohl ca. 347 in Macellum], undnureinmal in Italien, während Eusebia sich darum bemühte, daßichfürmein Wohlergehen Mut fassen konnte.

Vita undSchriften

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kurze (kaum vier Monate währende) Erfüllung eines Traumes und salopp gesagt ‘das i-Tüpfelchen’ nach den bisherigen drei ‘glücklichsten Jahren seines Lebens’.22 Bereits im November 355 nämlich wurde Julian nach Italien zurückgerufen; und nun begann für ihn ‘der Ernst des Lebens’.

Bestimmt von der außerordentlich schlechten Lage in Gallien,23 von der –damit zusammenhängenden –Usurpation des Silvanus24 und von den guten Ratschlägen der Kaiserin, die ihm25 die Ungefährlichkeit seines einzigen verbliebenen Verwandten vorstellte, ließ Constantius seinen Cousin ausAthen zurückholen, umihn als Caesar

22Unter

seinen Kommilitonen befanden sich damals Basileios vonCaesarea und Gregorios vonNazianz, zwei berühmte (christliche) Kappadokier vondenen Gregor später eine vonUnfreundlichkeit undAbneigung geprägte, aber sehr lebensechte Beschreibung desjungen Julian jener Zeit bot (or.5, 23); danach verriet der linkische undschüchterne junge Mannin seiner impulsiven, unsteten Sprechweise undin seinem äußeren Auftreten (Gang undBlicke) eine große innere Unruhe und generelle Nervosität. “ Seine Ruchlosigkeit wurde derWelt erst offenbar, als er zur Macht kam undnach freiem Ermessen handeln konnte; ich selbst sah sie bereits voraus, als ich ihnin Athen kennenlernte. Wasmich hellsichtig machte, wardie Unausgeglichenheit seines Charakters unddas Übermaß seines fortwährenden Gefühlsüberschwangs. Mir ahnte nichts Gutes bei seinem Anblick: ein Hals, der sich unaufhörlich hin undher bewegt, Schultern, die sich gleich Tellern einer Waage hoben undsenkten, unstete Augen, dieer mitexaltiertem Ausdruck rollte; sein Gang zeigte Unsicherheit, sein stolz emporgerecktes Kinn unddie lachhaften Grimassen, die er schnitt, verrieten Frechheit undÜberheblichkeit. Sein Lachen war unbeherrscht und krampfhaft, er nickte oder schüttelte mit dem Kopf ohne Sinn undVerstand; seine Sprechweise warzögernd undoft wiedurch Atemnot unterbrochen, seine Fragestellung ohne Folge undEinsicht; bei seinen Antworten überstürzte undverhaspelte er sich wie ein Mann ohne höhere Bildung.”(Übersetzung aus BIDEZ [deutsch 1940], 129f) Läßt manhier die offenkundige Feindseligkeit beiseite, so stimmt dies durchaus zudem, waser selbst (etwa im Misopogon) u.a. vonseinen schlaflos durcharbeiteten Nächten undseiner Gesundheit sagt. (Wenn dagegen Ammians Beschreibung inXXV 4,22 nichts davon verrät, so ist zubedenken, daßes sich dort umeine Würdigung nach demTode handelt und daßJulian seit seiner Zeit alsCaesar durchaus anSelbstbewußtsein gewonnen hatte undentsprechend auftrat.) 23 Alemannen, Franken und Sachsen hatten über 40 Städte (Ep.ad Ath.279 a) am linken Rheinufer erobert, verwüsteten undplünderten weite Landstriche bis 100 Meilen ins Innere Galliens hinein; unddermitderSicherung Galliens beauftragte (Franke) Silvanus war(s. folg.Fußn.) selbst, wenngleich eher unfreiwillig undvon Constantius’Charakter dazu gedrängt, vonihmabgefallen. 24 Sie währte zwar nurvier Wochen im Aug./Sept. 355, waraber, abgesehen von denVerleumdern in Constantius’Nähe unddereigenen mißtrauischen Charakterschwäche des Constantius selbst, von der schlechten Stimmung im Militär begünstigt worden. 25 Vgl. Amm.XV 8,2.

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in Gallien einzusetzen. Constantius befand sich ja durchaus in derselben Situation, die DEMANDT 38f als typisch für das 3. Jahrh. schildert:26 Der Kaiser konnte nicht persönlich an allen Krisenherden des Riesenreiches zugleich gegenwärtig sein –setzte er aber starke Persönlichkeiten als Bevollmächtigte und als militärische Befehlshaber ein, so wurden diese bei erfolgreicher Verteidigung fast automatisch zu Gegenkaisern. Diese Gefahr war bei Julian zum damaligen Zeitpunkt und ‘nach menschlichem Ermessen’denkbar gering, trat aber dennoch binnen fünf Jahren ein. Nach einer diesmal relativ kurzen Wartezeit seit seiner Ankunft (gegen Ende Oktober)27 wurde er am 6. November 355 in Mailand vor dem Heer zumCaesar für Gallien (mit Spanien undBritannien) ernannt, zugleich mit des Kaisers jüngster (ihm einzig noch ver-

bliebener) Schwester Helena28 verheiratet undzum Konsul für 356 (zusammen mit dem Kaiser selbst) designiert. Noch im Dezember desselben Jahres trat Julian in Begleitung vonganzen 360wenig tauglichen Soldaten als einer lediglich nominellen Schutztruppe den Weg in seinen Wirkungskreis an, “mitten imWinter undweniger als Führer der dortigen Streitmacht denn als Untergebener der dortigen Feldherren” , wie Julian später zwar in propagandistischer Absicht, aber durchaus zutreffend formuliert.29 Daß Constantius den völligen militärischen Laien, der noch keinen Truppen-Übungsplatz aus der Nähe gesehen undsich selbst vonmilitärisch-propädeutischen Sportübungen geflissentlich ferngehalten hatte, nicht als wirklichen Oberbefehlshaber entsenden konnte, war selbstverständlich.30 Seine Auf-

26Diese bei DEMANDT zutreffend undfast ein wenig spöttisch geschilderte Situation veranlaßte im3.Jh. Diocletian zurSchaffung erst desDoppelkaisertums, dann der Tetrarchie. Das Problem ließ sich jedoch so nicht lösen, unddas löbliche tetrarchische System hatseinen ‘Erfinder’ja nicht überlebt. 27In dieser Zeit wurde derbärtige Student im Philosophenmäntelchen, als der er noch angekommen war, rasiert undneueingekleidet, d.h. als Prinz ausstaffiert, um bei dembevorstehenden Zeremoniell eine einigermaßen würdige Figur abzugeben. Nach Julians eigener Schilderung (Ep.ad.Ath. 274 c/d) gelang dasjedoch nur sehr unvollkommen, so daßer sich mitderihmeigenen, sympathischen Fähigkeit zur η ν(= durchaus lächerlichen α ρ τ ιώ τ Selbstbespöttelung einen π τ νσ ῖο ο λ ε ν υγ ά Soldaten) nennt.

28PLRE 409f, nr.2; sie warbis zuzehnJahre älter alsihr Vetter undEhemann; sie verstarb 360 noch in Paris undhat in Julians Leben keine erkennbare Rolle gespielt. (Ebenso warConstantius auch fünf Jahre zuvor mit Gallus verfahren, dem

erseine Schwester Constantia verheiratet hatte.) 29Ep.ad Ath.277d μ ε σ ο ῦ ητ ν τ ο δ ῦχειμῶ ο ςἤ ν ο ς ,ο ν λ ο ὐ κἄρχο ν τ αμᾶλ ο ῖςὑπ ῖςἐκε εστρατηγ ῖσ α κ ο τ ῶ νἐκε ύ ο ν νἢτο σ ῖσ δ ω τ έ . α εστρατοπ 30Ein anderes ist es, daß Constantius seinen jungen Vertreter anscheinend nicht einmal offen über diedortige Lage informiert hatte unddaßer ihnin allzu pedantischer Weise selbst inGeringfügigkeiten derpersönlichen Haushaltsführung (Amm.

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gabe konnte es wohl nur sein, dort das Notwendige in der Praxis zu

erlernen und sozusagen als ein ‘Puffer’zwischen den Heerführern und dem Kaiser zu dienen: ein siegreicher Feldherr konnte in Anwesenheit des verwandten undlegitimierten Stellvertreters weniger leicht zum(Gegen-)Imperator ausgerufen werden.31 Daß sich Julian dann in den nächsten fünf Jahren sogar gegen die Widerstände und Behinderungen aus seiner ihm vorgesetzten Umgebung als militärischer Führer so hervortun würde, daß ausgerechnet er eine ernste Konkurrenz undGefährdung für Constantius wurde, war gegen alle Erwartbarkeit. Diese Leistungen in Gallien bis über denRhein nach Germanien und über den Kanal nach Britannien sind hier nur stichwortartig anzuführen:32 Nach der ersten Überwinterung zu Vienna im Rhonetal zog er bis zumJahr 359, beseelt von demzuvor auf ganz anderem Gebiet bewiesenen Lerneifer, mit harter undausdauernder Bemühung und in seiner asketischen, entbehrungsreichen, die Nächte durcharbeitenden Lebensweise z.T. gegen Widerstände undBehinderungen seiner eigenen Umgebung und wohl auch gegen Verleumdung und Überheblichkeit in der Umgebung des Kaisers nach und nach immer mehr Kompetenzen auf sich, und er bewährte sich – nicht nur militärisch, sondern auch in Verwaltung, Rechtsprechung und Steuerwesen sowie beim Wiederaufbau der zerstörten Städte – als ein ganz hervorragender Regent nach demBild, daser selbst im 267 Spanh.)33 entwirft. Er kämpfte an der Brief an Themistios (253 – gesamten Rheinfront (u.a. gegen Alemannen und Franken), jedoch auch im Inneren Galliens, befreite Köln von der fränkischen Besetzung (die im Jahr 355 erfolgt und ihm anscheinend von Constantius verschwiegen worden war), errang denwichtigen Sieg bei Straßburg (357) mit der Gefangennahme des Fürsten Chnodomar, woraufhin

XVI 5,3 libellum ... quem Constantius ... manu sua conscripserat praelicenter disponens, quid in convivio Caesaris impendi deberet) denen als abhängig unter-

stellt hatte, denen er nominell vorgesetzt sein sollte, vgl. BIDEZ (deutsch 1940), 12. 143f mitAnmerkungen 10– 31Nicht ganz vonderHandzuweisen (wenn auch nicht sehr wahrscheinlich) ist die Auffassung, daßJulians Betrauung mitGallien ein reines ‘Himmelfahrtskommando’war und daß er als ‘Kanonenfutter’ zunächst einmal verheizt’werden ‘ 277 d sollte, vgl. Zosim. III 1,3, Liban., or.18, 36f und 12,44 sowie Ep.ad.Ath.

und281 d.

32Imeinzelnen chronologisch

39; wichtig hierzu knapp undpräzis V.BORRIES 34– auch SCHOLL 1994, Kap.5; ferner WIEMER 1995, Kap.II 2 u.3. 33Nach Meinung vonASMUS 1908, 23 Ende 361 verfaßt, aber V.BORRIES 33 ver-

mutet ihnschon in seinem ersten Winter auch KLEIN 1986, 281.

356 inVienne geschrieben; soanscheinend

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ihn das Heer zumImperator ausrufen wollte (was verhindert werden konnte), sicherte Britannien gegen die vonNorden hereingefallenen Pikten undSkoten undsicherte die Getreidezufuhr aus Britannien ins stark verwüstete Gallien. Während des gesamten Aufenthalts in Gallien, also von Dez. 355 zum Sommer 361, hat sich Julian neben den erforderlichen milibis tärischen undadministrativ-politischen ‘Studien’stets auch seiner Bibliothek gewidmet, die ihmseine Gönnerin Eusebia mitgegeben hatte, und in diese Zeit fallen die vier frühesten erhaltenen Schriften, 49 a; 49 c –101; 102–130 a Spanheim)34 und (wie schon anor.I –III (p.1 – gemerkt: vermutlich) der Brief an Themistios. Daß diese ersten drei Reden unmittelbar ausdemLebensgang ihres Verfassers zuerklären sind, liegt auf der Hand; alle drei sind als Ausdruck der Dankesschuld des gerade Beförderten eine Pflichtübung (die allerdings gegenüber Eusebia in or.III auch ein ehrliches Anliegen gewesen sein dürfte). Wenngleich eine wirkliche Verpflichtung de iure dafür nicht bestand, war es für denliterarisch ambitionierten Caesar, der immer noch –zumindest dem Eindruck nach –eher und lieber Literat und Philosoph als Politiker oder Herrscher sein wollte, anders kaum angemessen möglich seine ‘moralische’Dankespflicht zu erfüllen. Die erste Rede ist ein schulmäßiger Panegyricus auf Constantius; ihre Abfassung/Ausarbeitung dürfte in daserste Halbjahr 356undihre Überbringung nach Mailand (durch Eutherios im Zusammenhang der Verteidigung gegen die falschen Anschuldigungen, welche Macellus gegen Julian erhoben hatte, vgl. Amm.XVI 7,2f) in den Herbst desselben Jahres fallen, gleichzeitig mit der (ebenfalls sehr konventionell gehaltenen) Rede auf Eusebia.35 Der zweite Panegyricus auf Constantius wird im folgenden Winter abgefaßt undzu Constantius’ im Mai 357 in Rom begangenem Triumph übersandt worden sein.35 Julians allgemeine Schwierigkeit in beiden Panegyrici auf Constantius wardie Pflicht, denjenigen zurühmen undzupreisen, dener (zumindest später auch öffentlich, vgl. Ep.ad Ath. 270 c/d36) für die Er34Auch diese “Reden”sind echte Schriften, nicht nurals solche überliefert, sondern auchoriginär als Schriftwerke abgefaßt unddenAdressaten übersandt.

35 Ich folge hier V.BORRIES 68. 36ο ὕ τ ω δ ὲπ λ η σ ίο μ νἡ ᾶ ςὄν τ α ςσυγγενν ε ῖςὁφ ιλ ρ ο π α ν ώ θ τ α τ ο ο τ ςοὗ ς β α σ ιλ ε ὺ έ ςο ἷαεἰργ ά σ α α τ εκ τ ῦτ ὶἑα ο ο , ἓξμ υ τ , πα ο ῦ ὺ ςἐμ ιο ε ψ ν νἀ ὲ ρ αδ ὲτ ὸ νἐμ ὸ ν , ἑα ρ ὸ τ ι κοιν ρ ο σ έ ο ντ ς ὸ νἕτερ ὸ νπ υ τ α ο ὶπ ῦδ ,κ ν ὲθ ε ῖο β ρ ύ α τ τ ο νἀ κ ίτ ρ ὸ ρ ο εσ υ π α τ ςθ ὸ νπ ντ α ὸ ε ςκτείν ῖο ς... = φ ό νἀδελ ντ εἐμ washatdochangesichts unserer sonahen Verwandtschaft dieser soüberaus menschenfreundliche Kaiser getan? Erhatsechs Vettern vonmirundsich selbst, aber auchmeinen Vater, seinen Onkel, dazueinen weiteren gemeinsamen Onkel väterlicherseits undmeinen ältesten Bruder ohne Gerichtsverfahren ermordet!

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mordung seiner Familie verantwortlich machte –eine besondere Schwierigkeit des zweiten Panegyricus lag in der zeitlich engen Folge nach derersten Rede. Diesem Problem begegnete er dadurch, daß er das spezielle persönliche Lob auf Constantius hinter der allgemeiner gehaltenen Darstellung eines idealen Herrschers nach platonischem Vorbild zurücktreten ließ.37 Gedanklich eng dazugehörig ist der Brief an Themistios (253 – 267 wie in noch viel stärkerem Maß Spanheim).38 Auch dieser Brief ist – kein gewöhnlicher Privatbrief natürlich die Epistel an die Athener – des vormaligen Hörers an seinen Lehrer ausKonstantinopel, sondern eine Selbstbetrachtung im Lichte verschiedener philovornehmlich “ sophischer Systeme und ihrer Lehren über die ... Herrscheraufgabe” ,39 also eine programmatisch zu verstehende Reflexion zu einem Zeitpunkt, als er die Karriere eines (künftigen) Regenten angetreten und sich darauf vorzubereiten hatte. Bezeichnend für den als Gelehrten und ‘Philosoph’sehr selbstbewußten Jüngling (von Mitte zwanzig) ist es, daß er sich nicht scheut, demÄlteren undvormaligen Lehrer gegenüber durchaus belehrend über Platon und Aristoteles undderen richtige Interpretation zudozieren. Das bedeutendste Ereignis des Jahres 357 in Julians Gallien war sein Sieg bei Straßburg über die Alemannen, deren König Chnodomar er gefangennehmen und nach Sirmium zu Constantius senden konnte. Über diese bei Ammian (XVI 12) ausführlich geschilderte Schlacht verfaßte Julian selbst (vermutlich im folgenden Winter zu Paris) einen (uns nicht erhaltenen) Bericht, dener an denHof sandte undder offenbar Grundlage der Darstellung Ammians ist. Dieser hat (XVII 11, 1) weiter mitzuteilen, daß Julians Bericht am Hof nur abfällig arroganten Spott hervorrief.40 Mit Sicherheit hatte man dort –

37Ober damit wirklich in wohlüberlegter Weise den‘pädagogische Zweck’eines verpflichtenden Vorbilds fürdenGepriesenen verfolgte, wiemandies auch ausdeuten kann (vgl.BIDEZ dt. 1940, 156), lasse ich dahingestellt, ohne es zubestreiten. 38 Für den Ansatz auf 356 (statt auf 361 nach Constantius’Tod) ist V.BORRIES’ Argument (aaO 68f) amüberzeugendsten, daßes zuderspäteren Zeit nicht mehr der Mahnung, den inneren Widerstand gegen das Herrscheramt aufzugeben, seitens des Themistios bedurft hätte, worauf derBrief antwortet. Hinzu kommt, daß dasSchreiben ohne christenfeindliche Äußerung ist, wiesie seit 360/1 nicht mehr 143.) fehlen. (Ausgiebig argumentiert jedoch für 361 BIDEZ 1929, append. I, 133– 39ASMUS 1908, 23; die im Zitat ausgelassenen Wörter (die “ ihmauf einmal zugefallene” Herrscheraufgabe) erklären sich ausASMUS’Auffassung derEntstehung nach dem3.Nov.361, als Julian plötzlich Alleinherrscher war. 40 Aus Raumgründen führe ich die Stelle (Amm.XVII 11,1) nurin der Übersetzung vonW.SEYFARTH (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, übersetzt underläutert vonW.S., Darmstadt 1968, I 237) an: Diese Nachrichten gelangten andenHof des Constantius, dennderCäsar mußte wieein Unterbeamter über alle

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abgesehen von der dort herrschenden Mißgunst undVerleumdungsnicht begriffen oder vermochte mansich nicht einmal vorzusucht – stellen, welche gewaltigen Fortschritte der ‘blutige Anfänger’ auf militärischem Gebiet inzwischen gemacht undwelcher große Anteil ihm persönlich an dem Erfolg zukam. (Das belegt der Schluß des in Fußn.40 ausgeschriebenen Zitats mit deml ässigen furchtsamen Stu‘ benhocker’[segnem ... et timidum et umbratilem] sehr deutlich.) Eine vierte erhaltene Schrift ausderZeit als Caesar in Gallien ist 252 Spanh.) gezählte T rostschrift an sich selbst’ die als or.VIII (240 – ‘ (π α ρ μ α υ η θ τ ικ ὸ ςε ἰςἑα ) bei der Abberufung υ τ ό ν seines Quästors Salustios (griechische Namensform Σ α λ ο ύ σ τ ιο ς= Saturninius Salutius Secundus; PLRE 814ff, nr.3).41 Dieser Salustios mußte aufgrund einer Intrige des praef. praet. Florentius (PLRE 363, nr.3) damals von Julians Seite weichen.42 Diese Rede ist die Verbindung einer Trostrede ansich selbst miteiner Geleitrede andenScheidenden undist so die zweite philosophische Schrift (Nr.1 bei ASMUS 1908) nach der Themistios-Epistel (Nr. 2 bei ASMUS, der diese ja auf 361 datierte, vgl. Fußn.39). Der Gesamttenor ist ein abgeklärter, in sich ruhender Stoizismus mit platonischer T önung’(als er von der Schwierigkeit des Herrscheramts spricht) ‘und mit neuplatonisch psychologisierenden Trostargumenten angereichert. Trotz mancher Reserven (etwa bei der erzwungenen Zurückhaltung gegenüber der ihm feindselig eingestellten “ christliche(n) Hofpartei, vorderen Sturz in einem offenen Sendschreiben kein verfängliches Wort über die Christen, ihren politischen Einfluß und ihre Weltanschauung fallen durfte” (ASMUS aaO4), undauch trotz einiger Anzeichen jugendlicher Unvollkommenheit “ enthält dieses originelle Schriftchen bereits eine Skizze zu demphilosophischen Porträt desKaisers”(ebenda 5). Vorgänge andenAugustus berichten. Daraufhin zogen alle, dieimPalast größeren Einfluß besaßen – bereits als gelehrte Professoren der Schmeichelkunst -, seine richtigen Entscheidungen undihre erfolgreiche Durchführung ins Lächerliche. In ihrer faden Art undWeise ließen sie Äußerungen laut werden wie: “ Dieser Ziegenbock, dergarkein Mensch ist, macht sich durch seine Siege unbeliebt.”Sie hegeschwätzigen chelten Julian durch, weil er behaart war, undnannten ihneinen “ Maulwurf” , einen “Affen imPurpur”undeinen “griechischen Federhelden”und ähnliches mehr. Wie Klingelmänner ließen sie sich vordenOhren desKaisers vernehmen, der solches undähnliches gern hörte, undversuchten seine Leistungen mit unverschämten Reden zuüberschütten. Sie schalten ihnlässig undfurchtsam undeinen Stubenhocker, der seine Taten umsonst mit gefälligen Worten ausschmücke. 41Nicht zu verwechseln mit demPhilosophen Sallustius (PLRE 796, nr.1), dem Verfasser einer Schrift Π ρ ο ὶθ α υ ε ὶ κόσμ ῶ , dernach verbreitetster Ansicht ε νκ derGesprächspartner imEingangsdialog derCaesares ist; doch vgl. unten, S.39. 42Die Einzelheiten der Intrige bei BIDEZ (deutsch 1940), 180ff.

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Eine in Julians Leben ähnlich einschneidend-entscheidende Zäsur, wie es 355 die Ernennung zumCaesar gewesen war, brachte dasJahr Wie ein Blitz aus heiterem Himmel” 360. “ , meint KLEIN 1986, 281, denselbstbewußten Caesar getroffen haben” müsse es “ , daßConstantius zu Beginn des Jahres vonJulian die Abtretung von Truppen verlangte, die dieser angesichts der wiederhergestellten Sicherheit in Gallien entbehren könne, er selbst aber gegen die Perser benötigte. V.BORRIES (aaO 39) betont hier, es sei “ durchaus nicht notwendig anzunehmen, daß Constantius bei demBefehle, Truppen abzugeben, eine böse Absicht gehabt habe, wohl aber mochten diejenigen, die ihn auf denGedanken brachten, eigensüchtige Absichten hegen.”Gegen die erhebliche Schwächung seiner Kampfkraft, die (ungeachtet der Schwierigkeit, eine zutreffende Vorstellung zu gewinnen über die zahlenmäßige oder prozentuale Relation zwischen den geforderten Abtretungen undJulians tatsächlicher, bzw. verbleibender Streitmacht, vgl. V.BORRIES aaO40) die Anordnung des Augustus für den Caesar bedeutete, widersetzte sich dieser dem Befehl nicht direkt, sondern verlegte sich nach dem (vergeblichen) Hinweis darauf, daß die geforderten germanischen Soldaten nicht zumDienst jenseits der Alpen verpflichtet waren (wogegen sie sich dann auch tatsächlich eine Art passiven Widerstandes”(V.BORRIES ebenempörten), auf “ Verzögerungen, die höchstens teilweise auf längeren nach Als da).

Julians Konto zu rechnen sind, die Truppen (ungeschickterweise und nicht auf Julians Veranlassung hin) in Paris zusammengezogen wurden, umdort die konkrete Marsch-Ordre entgegenzunehmen, kam es ob mit oder ohne aktives Zutun des sich zumindest dem schließlich – dazu, daß Julian zumAuAugenschein nach dagegen Sträubenden – gustus proklamiert wurde.43 Das bedeutete, wie manConstantius unbedingt einzuschätzen hatte, den casus belli, den Krieg gegen ihn. Das wiederum bedeutet keineswegs, daß Julians Beschwichtigungsversuche, die er bald darauf schriftlich unternahm, nicht ernst

43Wie weit Julian die Vorgänge gesteuert undnach seinen Interessen beeinflußt hat, d.h. wie weit er auf die Erhebung zumAugustus unddamit auf die dadurch

unvermeidliche Auseinandersetzung mit Constantius abgezielt hat, wird sich nicht einwandfrei mehr klären lassen. Das Urteil darüber hängt immer auch davon ab, wasmanJulian diesbezüglich ‘zutraut’, wiehoch mansein späteres Sendungsbewußtsein unddie spätestens nach Constantius’überraschendem Tod am 3.Nov. 361 unerschütterliche Überzeugung, vondenGöttern auserwählt zusein, schon für damals veranschlagt. (Die historischen Fachleute neigen allgemein stärker dazu, Julians Herrscherwillen als feste Größe und als bestimmende Triebfeder anzunehmen, als ich es für notwendig halte.) Die Darstellung derVorgänge bei Amm. in denBüchern XXIf ist eine zwar ausführliche, aber naturgemäß nicht zureichende Grundlage; vgl. darüber hinaus vor allem ROSEN 1969, SELEM 1972 und SZIDAT 1996, v.a. I 1977, sowie SCHOLL 1994, Kap.5. 1977–

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gemeint gewesen seien. Aber die ohnehin äußerst geringen Chancen für eine Verständigung, wie sie in Constantius’Charakter begründet waren, der ‘in Sachen Herrschaft’niemanden neben sich duldete, sondern unnachgiebig auf die absolute Unanfechtbarkeit seiner Position sah, –diese überaus geringen Chancen verringerten sich nochmals oder hatten sich schon verringert durch Eusebias Tod, der in eben diese Zeit (den Winter 359/360) fällt, da Constantius (nach Verlauf eines Trauerjahrs?) im Winter 360/361 eine dritte Ehe (mit Faustina, PLRE 326) einging undso wiederum auf einen Sohn als Nachfolger hoffen konnte (mit allerdings nicht mehr erlebtem Erfolg.44) Es dauerte jedoch noch über ein volles Jahr, bis die beiden Vettern direkt gegeneinander zuFelde zogen. Beide führten im Jahr 360 noch ihre ohnehin geplanten und/oder der Sicherung ‘im Rücken’ dienenden Feldzüge durch: Constantius ins parthische Gebiet, Julian zunächst am Niederrhein ins Germanische, dann den Strom entlang aufwärts bis nach Basel ziehend undüberall die Sicherungen verstärkend gegen die inzwischen45 von Constantius zum Einfall nach Gallien angestifteten Alemannen. Nach beeindruckenden und z.T. unerwartbaren Erfolgen (wie all die Jahre in Gallien) beging er am 6. Nov. zu Vienna, woer diesmal (statt in Paris wie bisher seit 356/7) überwinterte,46 als Augustus die Quinquennalien seiner Caesar-Ernennung. Im nächsten Frühjahr trat er den Marsch nach Osten an, zunächst bis nach Sirmium,47 dann bald weiter nach Naissus (heute Nis), wo er sich festsetzte, um den heranrückenden Gegner zu erwarten. In diese Zeit des Abwartens gehören vier propagandistische, der Selbst-Rechtfertigung dienende Schriften: die Sendschreiben an die Athener, Korinther, Lakedämonier und Römer, von denen nur 287 Spanheim) erhalten ist;48 alle vier dürften das erstgenannte (268– recht ähnlich gewesen sein, undüber die nach Romgesandte Anklagerede gegen Constantius ist bekannt, daß sie bei der Verlesung im Senat als zu scharf empfunden undempört zurückgewiesen wurde.49

44Faustina gebar erst nach seinem Todihre Tochter Constantia (PLRE 221, nr.2),

die spätere Gattin desKaisers Gratian. 45Wiederum wieschon rundzehnJahre früher gegen Magnentius. 46Von dort konnte er die Alpenpässe leichter überwachen undbeugte so seiner Überrumpelung vor.

47 Über das Zusammentreffen mit demHistoriker S.Aurelius Victor (vgl. Amm. XXI 10,5), dessen Herbeiholung nach Naissus undErnennung zumStatthalter in Niederpannonien vgl. VERF., Ein unbemerktes Herodotzitat, Bildung undKarriere beiS.Aurelius Victor, Acta Classica Debrecenensia (imDruck). 48Hierzu Caltabiano 1974. 49Amm. XXI 10,7 numquam credens ad concordiam provocari posse Constantium orationem acrem et invectivam probra quaedam ineumexplanantem et vitia scri-

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Die bereits wiederholt angeführte Epistula ad Athenienses50 ist, wie ebenfalls schon gesagt, ein wichtiges autobiographisches Zeugnis, bei demmanjedoch zuberücksichtigen hat, daßzwar die objektiven historischen Fakten sozusagen ‘unbesehen’übernommen werden dürfen,51 daß aber alle Wertungen und Urteile eine lediglich subjektive Wahrheit undeben Propaganda sind. Als geschulter Rhetoriker (der er ja auch war) beginnt Julian die Schrift mit einer dikken captatio benevolentiae (man könnte freilich auch von plumper Schmeichelei reden), indem er die Stadt als ganze die Verkörperung der Gerechtigkeit seit alter Zeit nennt.52 Um dieser Gerechtigkeit (und Weisheit) der Athener willen und damit es durch sie alle anderen Griechen erfahren, will Julian Rechenschaft ablegen über die ihn betreffenden Ereignisse (historischen Fakten). Und dann folgt (ab 270c, beginnend mit denVorfahren) die autobiographische Darstellung, die diese Schrift trotz ihrer offenkundigen Einseitigkeit zu einer wichtigen historischen Quelle macht. Sicher zutreffend sagt Die Art undWeise, wie er sein Verhaldazu V. BORRIES (aaO 45): “ ten zu rechtfertigen sucht, beweist, daßer sich nicht frei von Schuld fühlte.”Aber nicht weniger richtig ist, daßdiese Schrift ebenso be-

pserat adsenatum. quae ... cumrecitarentur in curia ... exclamatum est ... in unum auctori tuo reverentiam rogamus” da er nicht cunctorum sententia congruente “ = hatte er mehr glaubte, daßConstantius je zurVersöhnung bestimmt werden könne, eine scharfe Invektive andenSenat (in Rom) verfaßt, worin er manche Vorwürfe undFehler (des Constantius) ausbreitete. Als diese ... in der Curie verlesen wurWir bitden, ... stimmten aller Meinungen einmütig überein ... undmanrief aus: “ ten unsmehr Achtung vordeinem Förderer aus!” 50Manwünschte sich – vielleicht zusammen mitdendreiPanegyrici (or.I– eine III) – zweisprachige kommentierte Ausgabe davon, vergleichbar demgelungenen Büchlein von C.PRATO undD.MICALELLA, Giuliano imperatore contro i cinici ignoranti, edizione critica, traduzione e commento [mit Index verborum von L.MARZOTTO] (= Studi e testi latini e greci, 4), Lecce 1988. 51Hierin konnte er vordenZeitgenossen nicht ‘schwindeln’(undhatte er größtenteils auch garkeinen Anlaß, es zutun). 52Daßdies historisch objektiv einUnding ist, wennmanetwa andie Stadt als Seebunds-Beherrscherin oder (in diesem Rahmen) an das bei Thukydides (im Melierdialog V 85ff) geschilderte Vorgehen gegen die Insel Melos denkt, ist offenkundig. Gleichwohl hatdies eine eigene, in Julians (romantisch idealisierender) Sicht begründete, also subjektive Wahrheit; undso ist dieser Eingang der Schrift im Hinblick auf die Spannung zwischen objektiver undsubjektiver Wahrheit ebenso typisch für die ganze Schrift, wie es diese Schrift als solche für Julians ganzes Den‘subjektive Wahrheit’vondenAthenern alsdengerechtesten Menschen auch nicht nurad hoceinmal ausrhetorischen Zweckmäßigkeits-Erwägungen heraus getan, sondern er äußert diese Meinung auch später noch imMisopogon (348 c) ganz ebenso überzeugt, ja sogar als einen argumentierenden Beleg,

kenist. (Er hatdiese

derdieÜberzeugung vondengerechten Athenern alseine Prämisse hersich beweisende Dauerhaftigkeit desVolkscharakters.)

setzt

fürdieda-

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weist, wie sehr er sich im Recht fühlte, und daß sie somit tief in Julians Inneres, in sein Gerechtigkeitsempfinden undsein Denken hineinblicken läßt. Diese Constantius-feindliche Schrift kann – ungeachtet der meist sehr raschen Arbeitsweise Julians – noch nicht lange fertig und/oder schwerlich schon beim Adressaten eingegangen gewesen sein,53 als – wohl nicht wesentlich nach Mitte November –die überraschende, alles von Grund auf verändernde Nachricht von Constantius’plötzlichem Tod infolge eines Fieberanfalls eintraf.54 Constantius hatte nicht nurauf demTotenbett sich taufen lassen (das wurde, kann man spötteln, ja auch höchste Zeit), sondern auch seinen Vetter Julian, dem er die Augustus-Würde bislang so schroff verweigert undden er militärisch zu vernichten ausgezogen war, zu seinem Nachfolger wasin I.(ulian) doch wohl eine gewisse Beschämung wachernannt, “ rief”(V.BORRIES 45). Die Bedeutung dieser Nachricht (resp. dieses Ereignisses) ist nicht nur im offensichtlichen ‘äußeren’Bereich für jeden noch so Uninteressierten evident, sondern darüber hinaus in der ‘inneren’Wirkung auf Julian selbst nicht hoch genug zu veranschlagen undgar nicht zu überschätzen: Spätestens jetzt, nach diesem ‘Gottesurteil’,55mußte Julian endgültig undunerschütterlich davon überzeugt sein, daßdie Götter ihnausersehen undauserwählt hatten (wie es ihm schon zu Beginn seiner ‘Karriere’in Gallien prophezeit worden sein soll56), denalten Glauben wieder aufzurichten, ja mußte

53 Daß diese Epistel an die Athener (wie die drei anderen hier erwähnten) beim Eintreffen derNachricht vonConstantius’Ableben abgeschlossen undwohl auch abgesandt war, ist allein schon zuerschließen ausihrer feindseligen Haltung, die Julian als legitimer, vomGegner aufdemTotenbett selbst ernannter Nachfolger in dieser Intensität nicht mehr ‘nötig’gehabt undderen er sich vermutlich in dieser neuen Lage (wenigstens nach außen hin) enthalten undmöglicherweise geschämt hätte.

54Vielleicht lassen sich diegerade inKonstantins Familie häufigen Fälle eines vorzeitigen Todes ausdenhygienischen undmedizinischen Verhältnissen derAntike erklären, auffallend bleibt ihre Häufung gleichwohl: umvonCrispus, seinem ältesten (‘illegitimen’) Sohn, dener ja selbst als etwa 25-Jährigen hingerichtet hat, und vondemdanach ältesten (Constantinus II, etwa 23- bis 25-jährig gefallen 340 im

Kampf gegen Constans) undjüngsten Sohn (Constans, kaum 30-jährig ermordet 350) abzusehen, so sinddochalle seine Töchter (Constantia, Constantina undHelena) unter 40-jährig (die erste sogar weit darunter) verstorben, undConstantius II erreichte mit seinen ca. 44 Jahren das deutlich höchste Lebensalter: wenn man schon nicht voneinem Fluch sprechen will, einSegen ruhte gewiß nicht aufdieser Familie! 55Anders wardieses Ereignis dochwirklich garnicht zudeuten! 56Vgl. Amm.XV 8,22 tunc anus quaedam orba luminibus cumpercontando, quinamesset ingressus, Iulianum Caesarem comperisset, exclamavit hunc deorum templa reparaturum = alsdamals eine blinde Alte aufdieFrage, werdenneingezo-

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er von einem

geradezu messianischen Sendungsbewußtsein durchdrungen sein, zumal wenn ihmderTodseines Gegners tatsächlich in Träumen und anderen Zeichen von den Göttern vorausgesagt worden war.57 Man wird diese feste Überzeugung unddas Sendungsbewußtsein unbedingt in Rechnung stellen müssen, umein rechtes Verständnis zu gewinnen für alle in der kurzen Regierungszeit getroffenen Maßnahmen, Verfügungen, Bestrebungen und Schriften, und man wird letztlich vielleicht seinen zumindest teilweise selbstverschuldeten Tod in der Schlacht damit in Zusammenhang zu sehen haben:58 Wer sich als von Gott (oder den Göttern) erwählt, gesandt undbeschützt versteht, verachtet jede Todesgefahr. So wird die tiefe Tragik in Julians Glauben und Leben erkennbar, die man auf die Diskrepanz von subjektiver Überzeugung (Glauben) und objektiver Wahrheit (historischer Wirklichkeit) zurückführen kann. Julian war –so wird manganz ohne denVorwurf einer persönlichen Schuld sagen können –ein Verblendeter, derwie der Held einer Tragödie als Opfer seiner Verblendung fiel. Sobald Constantius’ Tod und seine Bestimmung Julians zum Nachfolger bekannt geworden waren, zog dieser von Naissus aus weiter undzur offiziellen Machtübernahme am 11.Dez. 361 in Konstantinopel ein. Von Stund’anbekannte er denalten Glauben offen undsetzte er alles daran, ihn auf Kosten deszuerst verachteten, bald immer stärker verhaßten Christentums zu restituieren.59 Eine seiner

gen sei, “Caesar Julian”vernommen hatte, rief sie aus, dieser werde die Tempel derGötter wiederherstellen. 57Vgl. Amm.XXI 1,6 ... coniciens eum(i.e. Constantium) per vaticinandi prae-

sagia multa, quae callebat, etsomnia e vitaprotinus excessurum = ervermutete aufgrund vieler Wahrzeichen undTräume, womit er sich auskannte, daßConstantius sehr bald ausdemLeben scheiden werde; undXXII 1,2omen ... ipse conspexit, quod excessum Constantii clare monstrabat = er selbst erlebte ein ... Vorzeichen, das Constantius’Tod deutlich anzeigte. (Sein Steigbügelhalter fällt –zur TodeszuBoden, worauf Julian laut ausruft, der sei gefallen, der stunde des Constantius – ihn auf den hohen Gipfel emporgehoben hatte. –Dieser Vorfall kann heute schwerlich überzeugen [zumal mitdemHinweis aufdenerst ex eventu feststellbaren Synchronismus mit Constantius’Todesstunde, derskeptisch machen muß], zeigt aber dashellwache Lauern aufso‘abergläubische’Zeichen unddamit dieübergroße Bedeutung, die so etwas generell inderAntike undbesonders fürJulian besaß.) 58BIDEZ (deutsch 1940, 90) führt bereits die bemerkenswerte persönliche Tapferkeit desjungen undnoch ganz unerfahrenen Caesars auf denreligiös-philosophischen Glauben zurück, genauer aufseine feierlichen Eide bei derEinweihung in ausJulian einen ergebenen Kämpfer desMidie Mysterien desMithraskultes, die “

. thras machten” 59Obdie Divinisierung desVorgängers, dieja imWiderspruch zudessen zuletzt auch offiziell angenommenem Glauben stand, damit in Zusammenhang zu sehen oder garals eine bewußte Verhöhnung zubetrachten ist, erscheint zweifelhaft; auch

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Einleitung

ersten Maßnahmen60 war die Wieder-Eröffnung der heidnischen Tempel61 mit dembekannten, scheinbar gerechten, aber praktisch in keiner Weise gerecht durchführbaren Gebot, die denTempeln entzogenen (und in christliche Kirchen verbauten) Materialien zurückzugeben, und damit Hand in Hand ein Toleranzedikt, das allgemeine Glaubensfreiheit verkündete, wovon er sich schon in der Interpretation des ihmkeineswegs feindlich gesonnenen Historikers Ammianus Marcellinus eine umso stärkere Zersplitterung der christlichen Glaubensrichtungen erhoffte.62 Von Julians Eintreffen in Konstantinopel bis zu seinem Tode vergingen gerade noch 18 1/2 Monate, in denen er eine rastlos unermüdliche Tätigkeit als Regent, Reformer, Religionspolitiker, Gesetzgeber, Feldherr und last not least als Schriftsteller entfaltete. Dies kann hier nicht alles angeführt undkaum in großen Zügen überblickt werden.63 Ich beschränke mich stattdessen darauf, einige markante Punkte herauszuheben unddie – in so kurzer Zeit vollzogene –Entwicklung vom Christenverächter zumChristenhasser zu markieren, der jedoch formal immer noch Toleranz praktizierte und sich niemals zum blutigen Verfolger degenerieren ließ. (Dafür war er sowohl vom Wesen her zu tolerant als auch zu klug, als daß er Märtyrerhätte zulassen wollen.)

Eine der ersten Maßnahmen in Konstantinopel, mit der er die eigene Politik der Gerechtigkeit64 zu dokumentieren bestrebt war, ohne sich doch demVorwurf der(üblichen) Siegerjustiz auszusetzen, nach Julian wurden ja diechristlichen Kaiser zumindest biseinschließlich Theodosius noch konsekriert. 60Möglicherweise noch vonNaissus aus, bevor er nach Konstantinopel zog. 61Vgl. Amm.XXII 5,2 ubi ... adesse sibi liberum tempus faciendi, quae vellet, advertit, ... aperire templa arisque hostias admovere et restituere deorum statuit cultum= sobald er bemerkt, daßjetzt fürihndieZeit gekommen sei, frei nach seinen

Wünschen zuverfahren, beschloß er, dieTempel wiederzueröffnen, Schlachtopfer zudenAltären zubringen unddenGötterkult wiederherzustellen. 62Amm.XXII 5,3f ... quisque nullo vetante religioni suae serviret intrepidus. quod agebat ideo obstinate, utdissensiones augente licentia nontimeret unanimantem postea plebem, nullas infestas hominibus bestias utsuntsibiferales plerique Christianorum expertus = jeder sollte ohne Verbot undungehindert seiner Religion dienen. Darauf drängte er darum so beharrlich, damit er, wenn diese Freiheit ihre Streitigkeiten vergrößerte, später dieEinigkeit desVolkes nicht fürchten müßte; er hatte ja dieErfahrung gemacht, daßkeine wilden Tiere denMenschen sofeindlich sind wiediemeisten Christen bösartig untereinander. 63Die konzentrierteste Darstellung bietet V.BORRIES 47– 62f, amknappsten und angenehm lesbar KLEIN 1986, 282ff, amausführlichsten BIDEZ (dt. 1940, 219ff). 64Wir kennen dieses Postulat ausderEpistel andie Athener, undes ist dasbeherrschende sittliche Element inderRechtfertigung seiner Politik imMisopogon.

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war die Investitur eines unabhängigen Gerichtshofes, dem er selbst nicht angehörte undvor demsich die führenden Beamten undRatgeber des Vorgängers zu verantworten hatten; diesen ließ er, um ihn auch denEinflüssen derHauptstadt zuentziehen, nicht in Konstantinopel, sondern in Chalkedon tagen.65 (Die Zweischneidigkeit u.U. auch der besten Absichten wurde dann aber gerade hieran deutlich. Denn dadurch, daß Julian sich den Urteilen fügte, statt sich selbst überzuordnen, mußte er das offenbar aufgrund persönlicher Mißliebigkeit ungerecht gefällte Todesurteil gegen seinen ehemaligen

Comes largitionum in Gallien vollstrecken, obwohl er ihm aufgrund der damaligen Ergebenheit undFreundlichkeit Dank schuldete.) Eine weitere an undfür sich positive Maßnahme war die Verkleinerung des seit Diocletian undstärker noch seit Konstantin wuchernden Hofstaates mit seinen allzu vielen Eunuchen undanderen ‘Hofschranzen’. Doch brachte ihm auch dies, besonders in Verbindung mit seinem persönlichen Auftreten, das absichtlich bescheiden, bürgerlich, leutselig und daher sehr ‘unkaiserlich’ wirkte, wie man es besonders im Osten weder gewohnt warnoch verstand oder für angemessen befand, mehr Kritik als Anerkennung undgar Verachtung ein, wie sich überaus deutlich imMisopogon erkennen läßt.66

65Hierzu vgl. Amm. XXII 3 sowie ENSSLIN 1922, 112ff (durchweg positiv) und 190]), 142ff, derauchdie ungünstigen NeANDREOTTI 1930 (in KLEIN 1979 [130– benwirkungen berücksichtigt.

66Umdie Verächtlichkeit zuverstehen, mit derJulian gerade in Antiocheia als einer l ebenslustigen’, extrovertierten, vonoberflächlich vordergündigen Interessen ‘ Bürgerschaft betrachtet wurde, mußmanauch sein (abstoßendes, bestimmten provozierendes!) Erscheinungsbild berücksichtigen, wieer selbst es imMisopogon mit nicht ganz gelungener Ironisierung schildert unddasja seinem Wesen und seiner Herkunft nach durchaus programmatisch-provozierend wargegenüber dem (zeitlosen) ‘Spießbürgertum’. Zugrunde liegt dem der alte ‘sokratische’und schon ι) präzis antithetisch ρδοκ ε λ ὰ έ ρ ε ιθ ὐγ ισ α ο τ ῖνἄ ᾽εἶν λ λ ,ἀ ς bei Aischylos (Sept.592 ο formulierte Gegensatz vonSein undSchein, also dieselbstverständlich richtige und löbliche Überzeugung, daßes mehr auf ‘deninneren Wert’undGehalt als aufdie Äußerlichkeit desErscheinungsbilds ankomme. Dieser richtige Grundgedanke war schon seit Antisthenes und‘Diogenes in derTonne’als Verachtung konventioneller Äußerlichkeiten unddamit überhaupt vonKonventionen provokativ überspitzt und dann selbst in derFolge zueiner (albernen) Äußerlichkeit erstarrt, wonach es nicht , d.h. zumPhilosophen” mehr bloß zumäußeren Erscheinungsbild, sondern schon “ zumWesen desPhilosophen gehörte, im schäbigen Mäntelchen, unter ‘Konsumverzicht’undmitbetont ungepflegtem Äußeren durch dieUmwelt zustapfen. Daß einKaiser desrömischen Weltreichs nachderzeremoniellen Erhöhung undderder Gottgleichheit sich nähernden Aufbauschung seiner Persönlichkeit, die man seit Diocletian undv.a. seit Constantin unddessen Sohn Constantius II erlebt hatte und als selbstverständlich gewohnt war, in einer Stadt wie demvergnügungssüchtigen Antiocheia (vgl. hierzu Herodian II 7,9 überdieSyrer imallgemeinen unddieAntiρ τ ο ι) nurVerachtung, Hohn undAbscheu erntete, ιλ έο ochener im besonderen als φ

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Einleitung

Es ist eine nicht

unrichtige, aber doch etwas einseitige Betrachtungsweise, wenn manunter den Maßnahmen seiner letzten anderthalb Jahre die Religionspolitik als das Wichtigste ansieht.67 Man vergißt’die menschenfreundlichen undökonomisch löblichen Maß‘ nahmen der Steuer- undFinanzpolitik, die nach ENSSLIN 1922 gerade der kurzen Epoche seiner Regierung wirtschaftliche Prosperität bescherten, und man vergißt’dabei die –in gewisser Weise alles ‘ überdeckende –(Fehl-)Entscheidung für den Partherkrieg. Aber die Einseitigkeit hat hier insofern auch ihre Berechtigung, als die Religionspolitik doch dasBesondere undauf fast alle Bereiche derVerwaltung Einwirkende war.68 Vor allem sind die bisher noch nicht 6 und das erwähnten philosophischen Schriften (ASMUS 1908, nr.2– 305 Spanh.) fragmentum epistulae an einen unbekannten Priester, 288– hier zu subsumieren; und von den beiden Satiren ist ebenfalls der Misopogon aufs stärkste betroffen von den religiösen Spannungen zwischen der Öffentlichen Meinung in Antiocheia unddem Kaiser. Diese Religionspolitik entwickelt sich von der anfänglichen Duldung undeher toleranten Verachtung, welche die viel zu groß gewordene ‘ungläubige Sekte’69durch eigene innere Zwistigkeiten glaubte zurückstutzen undschwächen undschließlich eliminieren zukönnen,70 zu einer stets unduldsameren, rigideren Repression mithilfe staatlicher Gesetze. Obwohl es sich hierbei umeine (mehr oder weniger gleichmäßig-kontinuierliche) Entwicklung handelt, läßt sich als eine Art Wendemarke undals (unscharfe!) Scheidlinie zwischen Anfangswenner (bei noch sobürgerfreundlichen, leutseligen Bestrebungen) alsein herun-

tergekommener Vagabund (oder ‘Philosoph’) mitgeradezu verdreckt undverlaust (!) wirkendem Äußeren (Misop. 338 c) auftrat, daskannmansich nicht nurleicht vorstellen, sondern daskonnte garnicht anders sein; undes ist auchein gutStück Naivität undvielleicht idealistische Borniertheit, daßer selbst dies im Vertrauen auf seine guten Absichten nicht sah, nicht erkennen konnte oder wollte unddaßer eben damit sich selbst undseinen Bestrebungen ‘kontraproduktiv’wurde. (Dies letztere übrigens scheint erja zumindest teilweise doch bemerkt zuhaben.) 67Dagegen läßt sich das Argument einer perspektivischen Verzerrung anführen; Licinius handelt es sich dabei eher umPropaundz.B. imVerhältnis Constantin – ganda als umechte politische Motivation, vgl. Palingenesia 56, 296 mit Fußn. 1. 68Dies gilt möglicherweise sogar für denKriegsentschluß (vgl. KLEIN 1986, 291 507), denmanals einen Versuch der nach G.WIRTH [1976] in KLEIN 1979, 455– Kompensation desScheiterns verstehen kann. 69Die “ Galiläer”sind bei Julian immer die Ungläubigen unddie Gottlosen. 70In dieser Anfangsphase konnte er noch Christen wiez.B. seinen früheren Studienkollegen ausAthener Zeiten, Basileios, denspäteren Bischof vonCaesarea, an denHofnach Konstantinopel rufen, während er später selbst einfache christliche Lehrer mit seinem berüchtigten Schulgesetz (und vor allem demals Durchführungserlaß zuverstehenden Begleitbrief) ausdenSchulen zuverdrängen suchte.

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und Endzustand der Sommer des Jahres 362 ansetzen,71 unddabei haben sicherlich verstärkend undverschärfend auch die Eindrücke in Antiocheia ihre Rolle gespielt, wohin sich Julian (kurz) nach Mitte 362 begab, umvon dort aus den Partherkrieg vorzubereiten undanzutreten. Noch kurz vor den Umzug nach Antiocheia fällt das Schulgesetz (= Cod.Theod.XIII 3,5) vom 17.Juni 362 mit seinem Begleitschreiben (= ep.42 Hertlein = 55 Weis; p.422–424 b Spanheim),72 das nicht zwingend im Gesetzestext, aber defacto aufgrund des Begleitschreibens praktisch ein Lehrverbot für die angesprochenen Christen verordnete, wieesja auch Ammianus verstand. Die insgesamt als theologisch-philosophisch zusammenzufassendenSchriften mit demfragm.epistulae (= ep.48 Weis, beiHertlein unmittelbar vordenCaesares abgedruckt) sind großenteils nicht genauer zu datieren, als daß sie in die letzten anderthalb Jahre gehören,73 wobei auch unsicher ist, ob in die frühere Zeit zu Konstantinopel oder in die spätere zu Antiocheia. Mehr Sicherheit besteht für die beiden Satiren: die Caesares dürften in die Weihnachtszeit 362zu setzen sein (zum Ansatz ein Jahr früher s. S.37), undderMisopogon ist nach meiner Vermutung zuletzt geschrieben worden, unmittelbar vor dem Auszug aus Antiocheia in denKrieg. Von speziellem Interesse ist dasfragmentum epistulae,74 dassich im cod.V innerhalb des Themistiosbriefes eingefügt findet undmögEntwurf ist, der nicht vermutlich sehr später – licherweise nur ein – mehr zur Ausführung gelangte,75 von besonderem Interesse insofern, als Julian hier unter ganz erheblichen ‘Anleihen’bei den christ71Es ist ausdrücklich keine wirkliche Wende, kein Umschlagen undkeine saubere Trennlinie zu verstehen, sondern die nach undnach stärkere Entfaltung des von

vornherein Angelegten. 72Hierzu vgl.die Kritik Ammians illud autem erat inclemens obruendum perenni silentio, quodarcebat docere magistros rhetoricos et grammaticos ritus Christiani cultores = folgendes aber müßte als zu wenig mild mit ewigem Schweigen zugedeckt werden, daßer dieRhetorik- undGrammatik-Lehrer, dieAnhänger desChristenglaubens waren, vomUnterricht fernhielt. –Vgl. ferner die folg.moderne Lit.: HENNING 1937; DOWNEY 1957; HARDY 1968; BANCHICH 1993. [Darüber hinaus mir in APhnicht verifizierbar, ausKLEIN 1986, 288, Anm.29: PRICOCO, S.: L’editto di Giuliano sui maestri (Cod.Theod.13,3,5), Orpheus n.s.1, 1980, 348ff sowie KLEIN, R.: Kaiser Julians Rhetoren- undUnterrichtsedikt, Röm.Quartalschr. f.Altertumskunde u.Kirchengesch. (Freiburg) 76, 1981, 73ff.] 73Diefolgende Besprechung ist insofern kein Urteil zureventuellen Abfolge. 74288– 305 Spanheim; hierher gehört auch ep. 49 Hertlein = 39 Weis andenPrie-

ster Arsakios.

75 Vgl. V.BORRIES 74 mit Berufung auf ASMUS dessen Ansicht, es sei der Entwurf zueiner großen Enzyklika desKaisers als Oberpontifex, überzeugend klingt.

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lichen Gegnern einen Versuch zumachen scheint, so etwas wie eine heidnische “ Kirche”mit festen (Lebens-)Regeln (etwa der Priester) und mit dogmatischen Vorschriften und sozialen Institutionen zu schaffen; das reicht von der Errichtung von Predigt-Kanzeln bis zur Einrichtung von Waisen-, Kranken- undArmenhäusern. Zu seiner Zeit vielleicht ambekanntesten (uns aber nur aus den Entgegnungen der angegriffenen Christen kenntlich) war das Pamphlet contra Galilaeos.76 Die Schärfe der Polemik, die nicht nur die Unsinnigkeit und die Widersprüche aufweist, wie man sie in der ja keineswegs einheitlich-klaren Dogmatik natürlich als ein philosophisch-dialektisch geschulter Kopf leicht aufdecken konnte, sondern auch wissentliche Fehlinterpretationen77 benutzt, veranlaßt dazu, auch diese Schrift deretwas späteren Phase zuzuweisen. KLEIN 1986, 286 sagt dazu: “ Man wundert sich heute, wenn manhört, daß dieser aus persönlichem Haßeilends niedergeschriebene Traktat, derkaum eigene Gedanken bringt und sich häufig in Nebensächlichkeiten verliert, bei den Christen eine so starke Erregung hervorrief.”Aber solches Wundern berücksichtigt vielleicht zu wenig, auf wie unsicheren Füßen das Christentum trotz der errungenen Stellung auch damals noch stand undwelches Gewicht grundsätzlich der Polemik eines heidnischen Kaisers zukam, derja die Macht zuallen nurdenkbaren Zwangsmitteln besaß (wenngleich Julian sie nurzurückhaltend undz.T. auch gar nicht einzusetzen gedachte) undder daran ging, eine heidnische ‘Gegenkirche’zu institutionalisieren. Wer weiß, ob die Gefahr so gering geblieben wäre, wenn Julian nicht schon ein knappes Jahr später imKrieg gefallen wäre. Die (außer Sympos. undMisop.) verbleibenden vier Stücke (or. IV –VII) sind entweder auch real chronologisch oder zumindest doch gedanklich vor den antichristlichen Schriften anzusiedeln. Sie bieten im Gegensatz zu diesen positiv (undz.T. werbend oder apologetisch) den Glauben dar, der auf einer neuplatonisch monotheïstischen Interpretation der alten homerisch-olympisch-polytheïstischen Vorstellungen beruht undebenso auf demtypisch spätantiken Syn-

76Dazu R.ASMUS, Julians Galiläerschrift imZusammenhang mit seinen übrigen

Werken, Freiburg 1904; LEIPOLD 1964, 1ff; A.MEREDITH, Porphyr and Julian 1149), III: Julian, “ Against the Galiagainst the Christians, ANRW II 23,2 (1119– leans” , 1138ff (1980); SCICOLONE 1981; jetzt: Giuliano Imperatore contra Galilaeos, introduzione, testo critico e traduzione a cura di E.MASARACCHIA, Roma 1990 (= Testi e commenti, 9). 77Daßsolche Mißdeutungen wissentlich undabsichtlich waren, darf manbeidem christlich erzogenen gründlichen Kenner, derzugunsten seines Glaubens mitunter die abenteuerlichsten Interpretationen vornimmt (vgl. die zwei aufS.33f erwähnten Beispiele), ohne weiteres unterstellen.

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kretismus aus orientalischen, ägyptischen und griechischrömischen etwas salopp undvereinfachend formuVorstellungen basiert, wo – liert –beinahe jede nur irgendwie bemerkenswerte alte Gottheit in eine Sol/Helios-Gestalt einmündet oder übergeht; und im Grunde genommen weist er eine viel stärkere Ähnlichkeit mit dem Christentumauf, als beide Seiten zuzugeben bereit waren. Diese Werke ordnen sich jeweils paarweise zusammen, or.VI undVII gegen die (damaligen Pseudo-)Kyniker undIV undV als Ausdruck seiner eigenen (nicht eben klaren) Theologie undseiner Religiosität. Die Rede gegen den Kyniker Herakleios (or.VII, 204– 239 Spanheim) ist provoziert worden durch dessen Vortrag, in dem er nicht nur blasphemisch ausfällig geworden war gegen Zeus, Helios, Dionysos und andere der alten Götter, sondern auch in mythischer Verkleidung eine Satire gegen denKaiser selbst losgelassen hatte. Dagegen weist Julians ‘Antwort’zunächst einmal auf, daß es demKyniker gar nicht zukommt, in Mythen zu reden, womit er sowohl eine Kritik des falschen damaligen (= ‘neumodischen’) Kynismus wie eine fast protreptische Darstellung des wahren alten Kynismus als Argumente verbindet. Sodann geht er den beiden Fragen nach, welche Philosophie denn (im Gegensatz zumKynismus) Mythen dichten undverwenden sollte undwelcher Art die Mythen zu sein hätten, umgegen Ende (ab 227c) seinen eigenen Mustermythos dagegenzusetzen und das grundsätzliche Postulat dergebotenen Ehrfurcht vor denGöttern anzufügen. Dieser überdeutlich autobiographische Mythos, in dem Constantin als ein reicher undunfrommer Mann figuriert, der sein Haus in Mißwirtschaft ruiniert, bis sein Neffe (d.i. natürlich Julian!) von (Zeus und) Helios auserwählt undzumAufseher (= Retter) des gesamten Erbes (= des römischen Reiches) eingesetzt wird, präludiert in bemerkenswerter Eindeutigkeit der späteren Kritik an Constantin in den Caesares und ist ein frappierender Beleg für Julians eigene Überzeugung vonseinem ‘Gottesgnadentum’. Vermutlich hieran anschließend verfaßte Julian eine weitere 203SpanStreitschrift gegen die Kyniker seiner Zeit (= or. VI, 180c – γ ρ ω ά νδυ ο ερ νἡμέρ ο ῖν(= eine Nebenarbeit zweier Taheim),78 ein π ge), wieer amEnde (203c) versichert, in derer grundsätzlicher über die (kynische) Philosophie redet und dabei den Diogenes so kühn idealisierend (um-)interpretiert, wie er es mit vergleichbarer Kühn) getan hat. andieGöttermutter” heit mit dem Atthis-Mythos in or. V, (= “ Auch hier nahm er wiederum eine Verhöhnung als konkreten Anlaß,

78 Hierzu jetzt die zweisprachige MICALAELLA,

kommentierte Ausgabe

von C.PRATO undD.

1988 (s.o., Fußn.50); zuletzt (auch zurvor.Schrift)

DÖRING

1997.

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Einleitung

nämlich eine Verunglimpfung und Verspottung des von ihm hochgeschätzten Kynikers Diogenes durch einen neuzeitlich entarteten, den Christen nahestehenden Anhänger des zeitgenössischen Kynismus, umDiogenes gegen die nach seiner Interpretation gänzlich unqualifizierten undunberechtigten Anwürfe zu verteidigen, indem er “ seiner christlich infizierten Karikatur sein rein hellenistisch gezeichnetes Idealbild gegenüberstellt”(ASMUS 1908, 47). Die ‘Rede an die Göttermutter’(or. V, 158–180Spanheim) ist in der (für Julian typischen) Eile und Schnelligkeit ἐ χ ρ ι ε ε ῖ νυκ νβρα έ τ ὸ ςμ (= in einem kurzen Stück einer Nacht, 178d) niedergeschrieben worden, undzwar nach BIDEZ (deutsch 1940, 266mit Berufung auf Libanios, or. XVIII 157) in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entgegnung an Herakleios. Ihr Hauptteil ist die Deutung des Atthis-Kybele-Mythos, “ einer der anstößigsten Fabeln der mystischen Kulte” (BIDEZ ebenda). Diese Deutung ist so künstlich (um nicht zu sagen abenteuerlich und absurd) wie auch unklar, eben darum aber vielleicht “ für den, der sich von Julians religiöser Vorstellungswelt ein Bild machen möchte, ein höchst merkwürdiges Beispiel seines zugleich mystischen undpedantischen Wesens”(BIDEZ aaO 267). Dafür ist am Beginn (159 c –160d,bzw.161 b) umso ansprechender nacherzählt, wie die Göttin aus Pessinus in Kleinasien nach Rom überführt wurde und wie sie gleich zu Anfang bei den Komplikationen ihrer Einbringung per Schiff den Tiber aufwärts ihre Macht demonstrierte, eine Erzählung die sich auch bei Livius (XXIX 10,4–11,8 und 14,5–14), bei Ovid (fasti IV 305ff, bzw. 255ff), bei Silius Italicus (XVII 1– 47) und vor allem bei Herodian (I11) findet und die Frage aufwirft, woher Julian die Erzählung gehabt haben mag.79 Zur Abfassungszeit könnte mandenken andie Zeit desBesuchs in Pessinus, als Julian im Sommer 362seinen Aufenthalt vonKonstantinopel nach Antiocheia verlegte; dagegen hielt ASMUS 1908, 175ihre Abfassung bereits auf den 27. März 362 für möglich, d.h. auf den Tag an dem man in Rom das Fest der Magna Mater (= Megalensia) beging. (Dieser frühere Termin widerspricht –trotz der ob., S. 31 festgestellten auch meinen Vorstellungen nicht.) Unsicherheit –

79Die Parallele bei Herodian ist frappierend, aber wenig bekannt (z.B. finde ich weder bei WRIGHT noch bei ROCHEFORT einen Hinweis darauf, wodoch die Par-

allelen aus Liv., Ovid undSilius angeführt sind); obwohl Julian diesen Historiographen gekannt haben kann (und vielleicht umseiner Vorliebe für Marc Aurel willen, derzwar nicht denInhalt desBuches ausmacht, aufdenaber in dessen Titel Bezug genommen wird, wirklich gekannt haben dürfte), zögere ich, vor einer genaueren Überprüfung eine direkte Abhängigkeit anzunehmen. Julian mochte die ‘story’sehr gutausunsunbekannter religiös-kultischer Literatur kennen.

Vita undSchriften

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Die Rede auf denKönig Helios (130–158Spanheim) ist – abgesehen von der in der bereits erwähnten Unklarheit begründeten Verständnisschwierigkeit, die diese Schrift mit der vorigen gemeinsam hat – ein durchaus selbstbewußtes persönliches Glaubensbekenntnis des römischen Weltherrschers Julian zu dem Herrscher im Kosmos. ungeachtet des daneben und darunter fortexistierenden Helios ist – die Gottheit schlechthin, vonderausundzu derhin Polytheïsmus80 – die anderen vielen erst ihre Existenz(berechtigung) haben; er ist der persönliche Schutzgott des Herrschers,81 under ist der Mittler zwischen der sinnlichen und intellektuellen Welt undder höchsten, intelligiblen, ewigen, ureinen, unwandelbaren undunschaubaren Gottheit an sich. Es ist sehr schwer begreiflich, aber eben auch für Julians weltfremdes Wesen bezeichnend, daß er erwarten konnte, mit diesen schwer bis gar nicht verständlichen Gedanken und Vorstellungen bei der Bevölkerung Anklang zu finden, ihre Religion und ihren Glauben bestimmen zukönnen, unddaßer bei demdoch wohl zwangsläufigen Scheitern hierin so tief enttäuscht war. Im Zusammenhang der äußeren Biographie sind nur noch die beiden letzten Stationen zu erwähnen: Mitte 362 begab sich Julian von Konstantinopel quer durch Kleinasien –mit einem nicht weiten Abstecher über Pessinus, um an der dortigen ‘Heimat’ der Magna nach Antiocheia in Syrien, von wo aus Mater (= Kybele) zu beten – er Anfang März 363 in den von Constantius ‘ererbten’Partherkrieg82 nicht zumehr oder weniger selbstverschuldet83 – zog, aus demer – rückkehrte. Über die Schwierigkeiten, die Julian seit seinem Auftre80V.BORRIES 73: “(E)s ist erstaunlich, daß sich in einem unddemselben Geiste eine so hohe [d.i. monotheistische] Auffassung von der Gottheit mit demGlauben aneine soverwickelte Götterhierarchie verbinden konnte.”Dasist allerdings auch ein gutTeil ‘neuplatonischer Dialektik’, umnicht zu sagen Mystik undOkkultismus.

81So schon seit Constantius I Chlorus undnachfolgend bei Constantin, womanin Sol denÜbergang zumChristengott zusehen hat. Es ist fast ein wenig Ironie der Geschichte, daßderselbe Helios/Sol, derdenWegfürdenChristengott bereitete, bei Julian denstrikten Gegenpol dazubildet. 82Über dessen Notwendigkeit manwohl ebenso wie über seine Durchführung ein eher negatives Urteil zufällen haben wird, vgl. ob.S.30 undKLEIN 1986, 290f. 83 Vgl. KLEIN 1986, 290: “(Es) erweist sich der Vormarsch bis Ktesiphon, der

, dazu vor allem das Hauptstadt der Sassaniden, als eine Kette strategischer Fehler” nicht wirklich zurechtfertigende Verbrennen derTigrisflotte, aufderdasHeerbeim Hinweg transportiert worden war. FürdasUrteil “ selbstverschuldet”ist aber auch dasEingreifen desnicht einmal durch einen Brustpanzer geschützten Kaisers in den Kampf anzuführen, das einerseits seiner persönlichen, in Gallien bewährten und auf seiner religiösen Überzeugung beruhenden Tapferkeit zuzuschreiben, andererseits aber auchalshöchst unklug undalsunverantwortlich zubezeichnen ist. Es sei

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Einleitung

ten in Antiocheia84 hatte, ist im Zusammenhang mit dem Misopogon zu reden. Auch wenn diese Schwierigkeiten bei ihm selbst zur Erkenntnis seines Scheiterns nicht unwesentlich beigetragen haben müssen, läßt sich doch vielleicht schon hier ein Gesamturteil über Julian als Kaiser fällen: Allgemein ‘anerkannt’ist seine Realitätsferne in mancher Beziehung, vor allem in der starken Überschätzung der Bedeutung des (geschriebenen) Wortes im politischen Leben –so etwa auch im Misop., wenn er denn wirklich geglaubt hat, durch die satirische Verhöhnung seiner selbst (als Antwort auf die Verhöhnung seitens der Antiochener) auch nur irgendeine noch so geringe Wirkung auf die Öffentliche Meinung und (wie es die heutige Politologie mit ei-

nem wenig treffenden Ausdruck benennt:) Willensbildung (= das Fällen von Entscheidungen und das politische Gebaren) ausüben zu und in der Annahme, mit ‘seiner’neuplatonisch mystischen können –

Religion (Religionsphilosophie oder philosophischer Religion?) breitere Volksschichten gewinnen zu können, drittens aber auch in der fast irrational weltfremden Meinung, die seiner Hast undUnrast unzweifelhaft zugrunde gelegen haben muß, daß er durch die ‘Reformen’weniger Monate eine irgendwie nachhaltige Wirkung erzielen könne, nachdem sich dasChristentum ja nicht erst über einige Jahrzehnte hin seit Constantin, von denen er selbst einen großen Teil erlebt hatte undnach seinen eigenen (ob.Fußn.16 angeführten) Worten über ein Jahrzehnt lang gegen seine Überzeugung hatte mitspielen müssen, fest verwurzelt undrelativ mächtig festgesetzt hatte.85 Hier drängt sich mir als Ausdruck der einer frappierenden Kurzatmigkeit im Denken undHandeln auf. Diese ‘Kurzatmigkeit’kongruiert nicht nur mit der nervösen Art in der (wenn auch feindseligen) Schilderung des Studenten in Athen durch Gregor von Nazian (ob., Fußn.22), sondern dokumentiert sich besonders in demraschen Wandel seiner Christenpolitik innerhalb einer Zeitspanne von weit weniger als anderthalb Jahren, in der er vom toleranten Christenverächter zum (wenn nicht fanatischen, so doch repressiv agitierenden) Christenhasser wurde. Sie dokumentiert sich ferner in der erkennbadenn, man wollte, wofür es sehr wohl Anhaltspunkte gibt, unterstellen, daß der Gescheiterte denTodgeradezu gesucht habe. 84Übrigens auch ‘selbstverschuldet’, wieer imMisop. trotz Ironie undSelbstverspottung ganz realistisch zuerkennen gibt. 85Sondern diese Festsetzung undEinwurzelung warja bereits nachJahrhunderten zuberechnen, nämlich seit derchristlichen Missionstätigkeit, gegen die Julian mit einer Art ‘Mission vonoben’(d.h. in seiner Politik derToleranzedikte undSchulgesetze) undin einer sozusagen ‘abstrakten Mission’(d.h. literarischen Tätigkeit) anzutreten unternahm: welcher Erfolg wardarealistischerweise zuerwarten?

Caesares

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ren Hast und Eile unddaher z.T. auch Flüchtigkeit, mit der er alle seine Schriften ‘aufs Papier warf, undebenso in der Ungeduld, mit derer ein mögliches, aber nicht unbedingt endgültiges Scheitern seiner Bemühungen konstatierend zumjeweils nächsten Schritt weitergeht.86 Die offenbar in seinem Wesen liegende Hast undUnstetigkeit ließ ihn wohl dort, wo nicht sofort Erfolge sichtbar waren, allzu rasch ‘nachbessern’oder aufgeben.87

UmWeihnachten 362 schrieb Julian seine Caesares, vielleicht, da er stets rasch arbeitete undauch dieses Werkchen deutliche Spuren von Eilfertigkeit aufweist, an denWeihnachtstagen selbst,88 die er als die (ungefähr zeitgleichen) heidnischen Saturnalien (griech.= Κ ρ ό ) bezeichnet. Es ist allerdings nicht völlig auszuschließen, daß die ν ια Schrift umgenau ein Jahr früher liegt. Dies meinte WRIGHT (LoebEd. II 1959, 343: “written at Constantinople in 361” )89, und innerlich neigte ich, weil ich den Zusammenhang mit den Caesares des A.V. wohl zu eng sah,90 zunächst ebenfalls dieser Meinung zu.

Das m.E. überzeugendste91 Wahrscheinlichkeitsargument für 362 ist in der so überaus scharf diffamierenden Äußerung über Christus (im Zusammenhang mit der nicht minder heftigen Verunglimpfung Constantins am Ende, 336a/b), zu sehen, der einzigen wirklich bissigenPolemik in derganzen Schrift. Diese paßt einfach besser in die 86 Hierzu würde es sehr gut stimmen, wenn der nicht notwendige Partherkrieg (s.o., S. 30 und35f mit Fußn.82– 83) als ein ‘Ablenkungsmanöver’für sein Scheitern in derInnenpolitik herhalten mußte undwennermöglicherweise denToddort

eher gesucht als erlitten hätte. Aber es soll hier nicht etwas Unerweisliches mithilfe vonSpekulation insinuiert werden. 87Vor dem Hintergrund dieser Hast könnte manmeinen, daß er etwas von der Kürze derihmzurVerfügung stehenden Zeit geahnt habe; aber seine unbezweifelbare Überzeugung, vondenGöttern auserwählt undberufen zusein, verbietet eine solche Annahme; zum‘Gottesgnadentum’vgl. auch SCHOLL 1994, Kap.5.2.2. 88DieAngabe derersten Textzeile ἔσ ρ ό ρΚ ν ια inZweifel zuziehen, wiees ὰ τ ιγ BALDWIN 1978 in seinem sonst sehr nützlichen Artikel als “ baseless speculation” (450) ganz zuUnrecht tut, gibt es nicht dengeringsten Anlaß; undBALDWINs kurz The Caesares came outduring Julian’s brief danach (451) getroffene Feststellung “ reign” wirkt denndochetwas garzuschlicht. 89LACOMBRADE (Budé-Ed. 1964, 27) nennt fünf weitere Anhänger dieser Datierung: SCHWARTZ, BAYNES, GEFFCKEN, ROSTAGNI, RICCIOTTI. 90VERF., Ein unbemerktes Herodotzitat ... (ob.Fußn.47). 91Daß die vonLACOMBRADE angeführten Argumente, vor allem das gegen Constantins Politik verwendete Bild des Adonisgärtleins –es ist sprichwörtlich und begegnet bereits bei Platon (Phdr. 276 b) -, nicht zwingend sind, weist BALDWIN 451 (wie Fußn.88) ganz zutreffend auf; manmußallerdings wissen, daßes hierfür keine eindeutigen Beweise, sondern nurArgumente einer geringeren oder höheren (inneren) Wahrscheinlichkeit gibt.

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spätere christenfeindliche Zeit. Abgesehen davon hat Julian während der ersten beiden Wochen als Alleinherrscher in Konstantinopel92

schwerlich freie Zeit für die Abfassung einer Schrift wie der Caesares gefunden: dawaren wichtigere Aufgaben zuerledigen, wie z.B. die Einsetzung des(ob., S.29) erwähnten Gerichtshofes zu Chalkedon. Auch die vermutliche Absicht der Caesares, nämlich propagandistisch für Julians eigenes Herrscherideal, das sich Marc Aurel zum Vorbild wählte, zu werben, stimmt aufs beste zu den Schwierigkeiten, die er gerade in Antiocheia hatte, wo man sein bürgerliches Auftreten als ‘Philosophenkönig’ so gar nicht akzeptierte, ja verspottete undverhöhnte, wie dies der wenige Monate später entstandene Misopogon belegt.

Daß die Caesares keine bloße Satire93 sind, wird heute allgemein gesehen, s. R.PACK 1946; ALONSO-NUNEZ 1974; BOWERSOCK 1982. Demwiderspricht auch Julians dafür ganz ungeeignete Veranlagung, wie mansie sowohl aus seinen übrigen Schriften wie aus denWorten der Selbsterkenntnis in Caes. 306 b94erkennt. Man wird die Schrift (trotz des unschönen Wortes) als Propaganda zu betrachten haben, sei es für die eigenen religiösen Ideen (so bes. PACK) oder sei es für sein in Marc Aurel verkörpertes Herrscherideal und damit für sich selbst als den, derdiesem Vorbild ammeisten gleicht. Die Caesares sind also durchaus ‘Politik mit etwas anderen Mitteln’, sie sind daher in hohem Maße ernstgemeint. Das ist demUmstand zu entnehmen, daß er mit ausdrücklicher Berufung auf Platon95 einen Mythos zuerzählen unternimmt. Beginnen wir mit einem Überblick über diese Schrift, so stoßen wir sofort auf eine wahrscheinlich nicht endgültig sicher zu klärende (aber auch nicht sehr wichtige) Sachfrage: Als der namentlich nicht genannte Gesprächspartner im Eingangsdialog (306– 307a) wird zumeist derSalustios (vielleicht identisch mit Flavius Salustios, PLRE 92Er traf am 11.Dez. dort ein – die Kronia sind nicht aufein genaues Kalenderdatumfixiert: sie liegen umden 15. bis 17. Dez. als mittleres Datum. 93Diese Auffassung beruht aufHIRZEL 1895 (II 343– 345), derz.B. ganz sicher zu satirischem Naturell”spricht undansonsten beide Unrecht (aaO 344) vonJulians “ diese allgemeine Bezeichnung für Caes. undfür Misop. darf manwohl Satiren –

beibehalten –der Menippea zuordnet; ebenso hatten GEFFCKEN 1911 und HELM 75 zustark die Menippeïsche unddieLukianische Satire als Vorbild und 1906, 73– wirksame Einflüsse hervorgehoben. 94π έφ υ κ αγ ὰ ροὐδα μ ῶ ςἐπ ή δ ιτ ε ιο ςο ὔ τ εσκώ π τ ε ῳ τ δ ὔ ε ε ῖνο ινο ρ ὔ τ επ α

γ ε λ ο ιά ζ ε ιν . 95306c ἀκόλο υ θ α ... Π λ ά τ ω ν ι διανοούμ ε ν ο ς , ἐπ ε ὶκ α ν ὰἐ ὶα λ τ ὐ π ο λ ῷ μ ύ θ ο ιςἐσπ ο ύ δ α σ τ α ι.

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797, nr. 5)96 angenommen, demJulians or. VIII gewidmet ist (s.ob., S.22). BALDWIN 1978, 452f weist demgegenüber darauf hin, daß dies lediglich eine Vermutung ist, die auf einer anderen (eher unzutreffenden als nur unsicheren) Vermutung beruht, nämlich darauf, daß die (gegen Ende von or. IV auf denKönig Helios stehende) Anrede an Salustios97 mit Kronia die Caesares meine, woraus sich ergäbe, daß diese eben demselben Salustios gewidmet gewesen wären, dem or. IV gilt (zugleich ergäbe sich or. IV als eindeutig nach den Caes. verfaßt). Da nundie Gleichsetzung der Caesares mit den Kronia aus or. IV durchaus unwahrscheinlich (soweit ist BALDWIN zuzustimmen98), aber keineswegs ausgeschlossen ist, ist ebenso die Identifizierung des Dialogpartners mit Salustios unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Im Eingangsdialog also gibt Julian zu erkennen, daß er zwar etwas zu den Saturnalien Passendes, aber nichts wirklich Witzig-Satirisches vorzutragen habe, weil ihmsolches nicht liege; stattdessen will er einen Mythos berichten, worin ja auch bei Platon viel Ernsthaftes ο λ ύ θ λ ο ὰἐ ιςἐσπ νμ ο ύ δ α σ τ α ι). Dieser Mythos sei eingekleidet sei (π keine Äsopische Fabel (d.h. keine vonMenschen erfundene Unwahrheit), sondern stamme als Erfindung oder als Wahrheit oder als Mischung aus ‘Dichtung und Wahrheit’von Hermes. Diese Berufung auf Platon undaufHermes macht deutlich, daßdasnachfolgend Dargestellte weder als lediglich unernste Satire noch als real-historische oder als ernsthaft religiös-philosophische Wahrheit zu verstehen ist, sondern als eben die Mischung aus Dichtung undWahrheit, welche selbst eine höhere (= dichterische) Wahrheit ist. Damit ist der Anspruch des auch Ernsthaften hinreichend deutlich gemacht, und dies zu tun, ist die Funktion des ansonsten ‘verzichtbaren’Eingangsteils, der im übrigen an das dem eigentlichen Dialog bei Platon vorangehende Rahmengespräch erinnert.99

96Bisweilen auch – wahrscheinlich zuUnrecht – identifiziert mitSaturninus Salutius Secundus, PLRE 814ff, nr.3.

97157c ἐπ ε ίσ ο ι(= Σ – α λ ο υ σ ε τ ιαγ ν ρ )κ ό ρ α ο νε ρ ό ὶτ ἰςτ τ ε ὸπ ὰΚ ίῳ γ ρ μ μ α έ ν ο ν ἡμ ῖνο η ὐπ τ ο ν α ν η= dadir auch das τ β ά λ π α σ ιν ἀπ ό ν ά ἐφ früher vonmirzudenKronia Verfaßte nicht gänzlich verächtlich erschien. 98Die Suda nennt Kronia undCaesares als zwei verschiedene Schriften, undsie zitiert ausdenKronia etwas, das sich nicht in denCaesares findet. Manmüßte also in diesem Zusammenhang einen doppelten Irrtum annehmen, wasunwahrschein-

lich, aber nicht unmöglich ist. 99Daßvondenplatonischen Dialogen besonders dasSymposion als Vorbild dient, ergibt sich ausderSache unddemThema vonselbst, unddasersieht manausdem Rede-Agon, der in beiden Werken die Hauptsache ist, bei Platon der von den

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In derdemHermes nacherzählten Darstellung (das ist dergesamte folgende Text mit Ausnahme desSchlußsatzes 336c) lädt dernach

römischer Vorstellung zumwirklichen Gott Quirinus erhöhte Gründungsheros Romulus100 die höheren Götter unddie deïsierten römischen Kaiser zueinem Gelage, wiees andenSaturnalien üblich war. Während die Götter auf Himmels Höhen undauf dem Olymp ... sich versammeln, werden die ehemaligen Kaiser entsprechend Julians kosmologischen Vorstellungen, die u.a. zwischen derhöheren Sphäre der intellektuellen Welt der Götter (unterhalb der der intelligiblen Substanzen) undder unter demMond liegenden Welt des Werdens unterscheiden,101 in der tieferen Sphäre “ unterhalb des Mondes in luftiger Höhe”(307 c) empfangen, undes wird eine Andeutung von der unbeschreiblichen Pracht der Götterwelt gegeben.102 Unter den versammelten Göttern werden die Platznachbarn Silenus als Erzieher undzugleich Liebhaber unddessen Zögling undschöner Knabe Dionysos eigens vor dem Einzug der Kaiser erwähnt, weil ihre Unterhaltung undbesonders die zumeist spöttisch tadelnden Bemerkungen Silens denEintritt derKaiser begleiten undkommentieren. Nach diesem Eingangsteil folgt als eine größere zusammenhängende Einheit der Einzug der Kaiser seit Caesar in chronologischer Reihenfolge (308 d – 316a). Dieser Einzug bereitet nicht nur gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich der konzeptionellen Vorstellung, sondern läßt (damit zugleich) auch manche Flüchtigkeit erkennen. Eine Hauptschwierigkeit liegt m.E. darin, daßJulian hier ziemlich bedenkenlos und unreflektiert synchrone und diachrone Elemente vermengt. Während Romulus’Symposion doch offenbar als ein sozusagen ‘historisch fixierbares’ Ereignis vorzustellen ist,103 treten die Kaiser, wie gesagt, in chronologischer Reihenfolge so auf, als kämen sie jeweils gerade nach ihrem Ableben vor ‘dasJüngste Gericht’des Minos, dergelegentlich (bei Aurelian undMaximian Herculius) tatTeilnehmern vorgetragenen Preisreden aufEros, bei Julian dervondenjeweiligen Kaisern vorgetragenen Preisreden aufsich selbst. 100In Gegensatz dazu stehen die späteren Kaiserdivinisierungen seit Julius Caesar durch Augustus (bis hin zu Constantius II durch Julian selbst, was aber expressis verbis nicht angesprochen wird), die Augustus später rügend als P uppenmacherei’ ‘ vorgehalten werden (332 d). Hier wird nicht nurunterschieden zwischen denhöheren ursprünglichen Göttern unddendeïfizierten Menschen, sondern es wird auch klargemacht, wie verächtlich Julian über solche Konsekrationen denkt. 101Vgl. hierzu die (instruktive!) schematische Darstellung bei ASMUS 1908, 177. 102Dies alles spielt später als Szenerie sogutwiekeine Rolle mehr undhatvermutlich nureine prinzipielle Bedeutung. 103Es mußdieses im übrigen gemäß 315 d (a.E.) nach Constantins undConstantius’II Todangenommen werden, d.h. nachderpoetischen Fiktion frühestens 361.

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sächlich auch erwähnt wird, aber ansonsten ganz unbeteiligt und‘unfunktionell’ beim Göttermahl herumzusitzen scheint; undsie werden dann entweder zumSymposion zugelassen oder abgewiesen undz.T. verdammt.104 Diese Vermischung gibt dem Ganzen über die poetische Fiktion hinaus einen Hauch von Surrealismus (und man ist fast versucht, ein wenig an die Errungenschaften moderner science fiction mit der ‘Zeitmaschine’zu denken, während vermutlich nur eine Inkonsequenz undunreflektierte Flüchtigkeit vorliegt, s.u., S. 182f). Ein Beispiel dafür mag Nero sein: Er tritt (310 c/d) auf, wie man ihn zu Lebzeiten kannte, als Sänger mit Kithara undLorbeerkranz, obwohl er –historisch betrachtet –damals seit fast 300 Jahren im Tartaros schmachten müßte, woihmeine Einladung vonRomulus an divinisierte Kaiser weder zu Gesicht kommen noch ihn betreffen konnte. Doch seine Verurteilung geschieht erst dadurch, daß Silen den Apollon spöttisch auf seinen Nachahmer hinweist unddieser mit Empörung über die unvollständige undunrichtige Nachahmung ihm denEhrenkranz nehmen läßt, woraufhin ihn derKokytos davonfegt. Eine andere undals solche gravierendere Flüchtigkeit liegt darin, daßnach Alexander Severus (in313b)bis zuValerian / Gallienus eine bemerkenswerte Lücke in derReihe derRegenten aufklafft, die zwar nur 18 Jahre, aber doch immerhin zehn anerkannte105 (wenngleich z. T. nur wenige Monate überlebende) Kaiser umfaßt.106 Dieser Teil läßt neben der etwas oberflächlichen Eilfertigkeit auch einige Kenntnis (allerdings kein ungewöhnliches oder unerklärliches Wissen) der römischen Kaisergeschichte feststellen undrührt (in beiderlei Beziehung) an die schwierige Frage derQuellen, auf die unten (S.47) noch kurz einzugehen ist.107 104Dabei übernimmt mitunter (z.B. inCaligulas Fall 310 a/b) Dike diedemMinos zukommende Richterfunktion. 105Auch z.B. der unwichtige Didius Julianus (193) fehlt; dagegen wird in 310 d sogar (lulius) Vindex, deres bekanntlich niezumanerkannten Kaiser gebracht hat, zusammen mit Galba, Otho undVitellius eingeführt, wenn auch nur, um sofort wieder vorVespasian zuverschwinden ohne ein Urteil oder ein weiteres Wort über 6. ihren Verbleib; zurLücke vgl. auch BOWERSOCK 1982, 164– 106Maximinus Thrax, 235– 8; Gordian I u.II, Jan.238; Pupienus u.Balbinus, ca. 251; 9; Decius, 249– 244; Philippus Arabs, 244– Mai 238; Gordian III, 238– Febr.– 3; Aemilius Aemilianus, ca. Juli/Aug. –Sept./Okt. 253. Trebonianus Gallus, 251– Dabei spielt esvermutlich keine Rolle, daßdieMehrzahl dieser Kaiser derdamnatio memoriae anheimfielen; vgl. Caligula, Nero, Domitian u.a., die allesamt doch wenigstens genannt sind. 107Es gibt eine Reihe weiterer Inkonsequenzen oder Unüberlegtheiten, z.B. wenn in 323 a anscheinend derRepublikaner Furius Camillus imKreis derGötter (neben ρ ρ ῖν ο ντουτο υ ο υ ν ὰΚ ὶΦ ρ ῷ π α ίῳ , in welcher Funktion?) sich aufQuirinus: τ hält. (Vermutlich ist dasjedoch nurungeschickt formuliert, d.h. anders gemeint.)

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Als einen zweiten größeren Abschnitt fasse ich 316 a –320 a zusammen: Nachdem beide Kreise (die Götter unddiejetzt als Heroen bezeichneten Divinisierten108) versammelt sind, wird mit einer etwas eigenartigen ‘Willensbildung’ beschlossen, eine ‘Erprobung’ (‘Prüfung’) der Kaiser durchzuführen.109 Während Quirinus/Romulus für sich erbittet, ihm jemanden aus dem Kreis der Kaiser zuzugesellen,110 protestiert – des ungeachtet –Herakles bei ihm, weil nicht auch Alexander d.Gr. geladen wurde: wenn maneine π veranα ε ῖρ stalte, dann müsse doch auch der Beste (ὁβ ελ τ ίω ν , so nimmt Herakles das Ergebnis – unzutreffend – vorweg) dabei sein. Als dann auch Alexander zugegen ist, kommt es (316 c/d) zueinem kurzen Wortgeplänkel zwischen Silen undRomulus darüber, ob nicht vielleicht dieser einzelne Grieche denversammelten Römern überlegen sein werde.111 Nach einer Einigung über den (von Zeus vorgeschlagenen) Modus zur Bestimmung des Siegers112 ruft Hermes zunächst einmal neben dem ohnehin in der Endrunde vertretenen Alexander Caesar, Octavian Augustus undTrajan als derRömer beste Militärs auf. Dagegen verwahrt sich Kronos/Saturnus (als Gott des goldenen Friedenszeitalters), weil keine Philosophen dabei seien, woihmdoch solche Männer nicht weniger lieb”sind.113 Als daraufhin Marc Au“ 108Sofern mir niemand entgangen ist, sind ausdemKreis der ‘angetretenen’KaisernurdieKonsekrierten zumGelage zugelassen worden. 109316 a α ὐ τ ῶ νδ ὲτ ῶ νἡρ ώ ω νἐδό κ ε μ ιτ ῷ ρ ῇδια Ἑ π ᾶ ε ιρ σ α θ ὶτ α ι, κ ῷ Δ ιὶ το ν η ῦ . Also Hermes scheint es richtig, undZeus ist τ οο ςἦ μ ὐ κἀ ν ώ π ὸγ nicht dagegen: das ist der ‘Beschluß’. 110Wozu? Vielleicht als Page? Wenndashier – vermutlich – derspätere Sieger des Wettkampfs sein soll, soist dasspäter vergessen, daamEnde nicht nurderSieger Marc Aurel, sondern alle zumWettkampf angetretenen Kaiser aufgefordert werden, sich unter den‘ursprünglichen’Göttern ihren Tutor zusuchen undkeiner sich als Klient zu Romulus begibt. 111Damit wirdnatürlich aufdenspäter ganz anderen Ausgang, in demsich gerade kein großer Kriegsmann undEroberer, sondern derPhilosoph Marc Aurel als der Beste erweist, vorausgedeutet, sicherlich umeine andere Erwartung zuerwecken unddamit dasErgebnis durch dieÜberraschung pointiert herauszuheben. 112Mankann die etwas umständliche Formulierung auf dasSchlagwort (einer Art K.O.-System”vereinfachen, wonach der Sieger in der ‘Endrunde’auch als von) “ Sieger über alle Teilnehmer derVorrunde(n) gilt, gegen dieerpersönlich garnicht antreten mußte. Der hier auszutragende Wettkampf ist dabei die ‘Endrunde’, die Vor- oder Ausscheidungsrunden wären dieKämpfe undLeistungen alsKaiser. 113317c ... οὐθ έ ν αμ έν τ ο ιφ ιλ ό φ σ ο ο ν . ἐμ ο ὶδ ὲ ό νεἰσ ιν , εἶπ ε ν χἧττ ,ο ὐ ο ν... φ ο ἱ τοιοῦ χἧττ ίλ ὐ τ ο ίλ ιausKronos’(= Julians) ο ιφ ο ι. Natürlich ist ο Mundeine kokettierende Litotes. Daszeigt auchderfolgende Passus, indemMarcus für ‘Hellhörige’durch die Beschreibung schon als der spätere Sieger gekennzeichnet wird: doch wohl ein wenig ungeduldig undvoreilig von Julian, der es sich nicht verkneifen kann, dies hier schon vordemWettkampf anzudeuten (?).

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rel aufgerufen wird, der als ein beinahe ‘ätherisches’ Wesen be-

schrieben wird, ist der Kreis immer noch nicht vollständig, sondern als sechsten Teilnehmer schlägt Dionysos den Constantin vor, und nach kurzem Hin und Her, worin sich ausdrückt, daß der dort eigentlich nichts verloren hätte, wird Constantin ‘der Vollständigkeit Anhänger des Genusses”(ἀ halber’als “ π ) herbeiο λ α ύ ς σ ε ω ςἐραστή geholt, allerdings nur bis in die Vorhalle, wo der Agon stattfinden soll, herzugelassen; in den hehren Kreis der Götter darf er von vornherein nicht.114 Nachdem zuvor (317 a) bereits der Ausscheidungsmodus (als ‘K.O.-System’) festgelegt war, wird nun noch das Wie undWorin desWettkampfs (d.h. Methode undGegenstand des Agons) derart festgelegt, daß jeder (in bemessener Zeit115) eine Laudatio auf sich selbst und seine Leistungen halten und sich anschließend, in einem zweiten Durchgang, derBefragung (nach seinen den Heroldsleitenden Prinzipien) stellen solle. Dann ruft Hermes – in einem parodischen Geruf der Olympischen Spiele persiflierend – dicht aus inhaltsarmen (lediglich feierlich klingenden) Knittelversen offiziell als göttlicher Herold den Agon aus, und die Lose werden gezogen. Dabei ergibt sich als Reihenfolge, daßzuerst Caesar, dann Alexander unddie übrigen in ihrer historisch-chronologischen Abfolge anzutreten haben. 320a) folgt mit Diesem Übergangs- undVerbindungsstück (316 a – 329 d) den insgesamt sechs Reden der Kaiser auf sich selbst (320 a – der zweite Hauptteil; darin sind die ersten beiden Reden besonders eng, nach Art der plutarchischen Parallelbiographien,116 aufeinander abgestimmt (und u.a. dadurch bei weitem am umfangreichsten,117)

114Damit ist sein Urteil schon ebenso deutlich gesprochen wiemitἀ ω ε σ ς π ο λ α ύ ή , unddies wird auch amEnde durchgehalten, wenn alle Kaiser sich zu ς α σ τ ἐρ einem der Götter als ihrem Schirmherrn hinbegeben (und also räumlich in deren ή(Schwelφ ρ υ Sphäre eintreten): Constantin (samt seinen Söhnen) wählt sich die Τ gerei) unddenGaliläer Jesus, womit er sich selbst (nochmals) disqualifiziert. 115Hieran schließt sich dervielleicht netteste Scherz, wohl dereinzige, bei dem manganz erheitert wird schmunzeln können, an: Die Zeitmessung erfolgte in der Antike mitderKlepsydra, derWasseruhr; mitBeziehung darauf undaufdieTrunksucht Alexanders undTrajans warnt Silen davor, daßdie beiden vielleicht in der Meinung, es handle sich umein alkoholisches Getränk (er redet vonNektar, dem wegtrinken”und d.h. ihnen die Redezeit Getränk der Götter) den anderen alles “ nehmen. (Diesen Hieb gegen Alexander undTrajan beantwortet Poseidon, derGott des Wassers, mit demHinweis darauf, daßdenbeiden ja gar nichts amWasser, aber umsomehramWeinliege; Silen solle also lieber aufseine eigenen Weinstöcke achtgeben als aufPoseidons Quellen, woraufhin Silen betreten verstummt.) 116Soviel sei hier schon zurQuellenfrage vorweg gesagt. 117Caesars undAlexanders Rede beanspruchen ca. 4/7 desUmfangs dieses Teils, so daßfür die anderen vier Reden nurca. 3/7 verbleiben. Dies ist allerdings auch

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während die anderen mehr über sich selbst, weniger bis gar nicht über ihre Konkurrenten reden.118 Diese Reden sind jetzt nicht näher zu betrachten; doch sei schon hier darauf aufmerksam gemacht, daß die sechs Personen nicht nurin denknappen Einführungsworten des ersten Auftritts119 oder unmittelbar vor der Rede,120 sondern ganz natürlich auch mit ihren Reden charakterisiert werden, am deutlichsten vielleicht bei Marc Aurel, wenn er in frommen Worten auf das Selbstlob verzichtet; und um die Charakterisierung bei Constantin ganz handgreiflich undfür jeden unüberhörbar zu machen, wird er im ersten Drittel seines Abschnitts vor der kurzen ‘Rede’ (von gerade mal einem Drittel, denen dannjedoch über das restliche knappe Drittel hin das spöttische und ihn düpierende Gespräch mit Silenus folgt) vorweg charakterisiert. Derdritte Hauptteil (330– 335b),in demsich dieKandidaten nach ihren Reden noch der Befragung stellen sollen, schließt nach einem Zwischensatz (330 a) fast fugenlos an den vorangehenden an.121 Jetzt wird ganz chronologisch vorgegangen, undalso Alexander als erster vorgenommen. Hermes ist diese Prüfung übertragen worden, under stellt jeweils die erste (oder auch zweite) Frage nach denHandlungsprinzipien, aber den Hauptteil der Befragung bestreitet Silenus, der die gegebene Antwort jeweils kritisch und spöttisch zerpflückt, bis

der Befragte verstummt.122 dadurch bedingt,

gnügt.

daßsich Trajan mitsehr wenig, Marc Aurel mitbeinahe nichts be-

118Bei Octavia als erstem nach demPärchen Caesar – Alexander wird das auch ρ φ ε ε ιντ ιπ ὶςτ ὶτ ε ίω ν . (Zwei eigens ausgesprochen, 325 d ἀ ῶ νἀ ὸλέγ λ λ τρ ο Zeilen vorher auch der Hinweis, daßdie Rede überhaupt kürzer sein wird als die ρ ετ ῶ ῷ τ ο bisherigen: ἐπ να ῦὕδα ιμ ὐ τ τ ο ςἔλα σ σ ν .) ο 119Beispielsweise bei Caesar 308 d Ἰο ύ λ ιο υ ο ςΚ α ρὑ ῖσ ία ιλ α π ο τ ὸφ ιμ ςβ ῷ μ ε Δ ν ρ χ ο ο ία ιὶπ ν λ ό α ρ ςἐρίσ ὶμ α ε ιτ ς . 120Bei Caesar gelegentlich der Auslosung 319 d σ μ ετ ρ υ ο ῇτ ρ ν α έ ς ο α δ ῦΚ ίσ α ρ ο ῆ ιλ ςφ ρ ω (= dasLos stimmte mit Caesars Drang nach demersten ο τ π ὁκλ ίᾳ Rangüberein). 121DieKaiser, dievonderRegelung desdoppelten Durchgangs (318 a/b) anscheinend nichts wissen, erwarten nach denReden denSchiedsspruch, aber die Götter wollen nicht nurnachdenTaten urteilen, andenen ja derZufall einen großen Anteil hat, sondern auch nach denleitenden Ideen dieser Taten. Mitdiesem Satz, derdie frühere Begründung (es solle dochnicht aufdieGeschicklichkeit imReden ankommen, sondern aufdieWahrheit) nicht zukennen scheint oderjedenfalls nicht weiter berücksichtigt, wird derzweite Teil derPrüfung sozusagen neu(oder ein zweites Mal) begründet. Auch das magein Stück Flüchtigkeit sein, läßt sich (wohlwollender) aber auch alseine absichtliche Erinnerung desLesers andiefrühere Vereinbarung (resp. Regelung durch Zeus) verstehen, dochvgl. unten S. 209. 122Die Rolle des Silenus nicht nurin diesem Teil, woerjeweils den‘destruktiven Part’übernimmt, sondern überhaupt in denCaesares scheint mirbemerkenswert

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Besonders auffällig ist hier die Behandlung Marc Aurels, die ja auch sonst immer etwas von der der anderen Kandidaten abweicht: Während seine Rede imvorangehenden Teil bei weitem diekürzeste (und eigentlich gar keine) war,123 indem er lediglich ausführte, daß er nach seiner Überzeugung auf eine solche zu verzichten habe, ist seine Befragung ebenso bei weitem am umfänglichsten ausgestaltet.124 Man kann sagen, daß Marcus, der auf sein Selbstlob verzichtete, dafür ausgiebig (sozusagen kompensativ) Gelegenheit erhält, sich hinsichtlich der Schwachpunkte seiner Regierung undseines Lebens zu verteidigen.125 Mit einer weiteren Bemerkung zu diesem dritten Hauptteil sei nur kurz noch auf die (auch hier) besonders ungünstige Beurteilung

Constantins hingewiesen: Wie dieser schon auf die ehrenrührigste Weise (als Genußmensch) überhaupt nur nachträglich zum Wettbewerb zugelassen worden war, ebenso wird er mit dementehrendsten Handlungsprinzip (Profitgier undDienst für die Begierden)126 in den Schmutz gezogen.127 Was ihm da in den Mund gelegt wird, dessen würde sich jedermann (nicht bloß ein Platoniker, aus dessen Feder dies als schier unübertrefflich beschämend zuverstehen ist) schämen, es öffentlich zuzugestehen, geschweige als oberstes Prinzip auszugeben, und so wird Constantin auf die sowohl kürzeste als auch nachhaltigste Weise abgefertigt: kürzer undgründlicher als die seine läßt undauch etwas erklärungsbedürftig (hinsichtlich der vonJulian mit dieser Rolle verfolgten Absicht); eine befriedigende Erklärung ist mir aber bislang nicht begegnet, undich selbst habe keine parat. 123Die ‘Rede’umfaßte in 328 c ganze drei Textzeilen. Selbst Constantin, dessen Leistungen vor seiner Rede vomAutor als Bagatellen undals ‘nicht derRede wert’ abqualifiziert werden, bringt es noch auf den dreifachen Umfang, worin er sich auch tatsächlich zu rühmen versucht. 124Sie macht fast 40 % aller Befragungen aus(bei Marc Aurel knapp 40 Zeilen, bei den anderen ca. 66 Zeilen); diese Sonderstellung wird über den reinen Umfang hinaus auch in der‘Struktur’derBefragung deutlich: während sich nach Zeilen gezählt vonderersten bis zurletzten (ausgenommen die seinige als vorletzte) eine stetig abfallende Linie zeigt (Alexander 30 Z., Caesar 17Z., Octavian 13Z., Traian 9 Z., Constantin 7,5 Z.), bricht Marcus mit 39,5 Z. ganz gewaltig ausdieser Tendenz aus.

125Diebeiden Schwachpunkte, dieschon imersten Hauptteil (312 a/b) angesprochen worden waren, sind (obhistorisch zutreffend oder nicht, sei dahingestellt und spielt jetzt keine Rolle) sein Verhalten gegenüber Faustina unddieInthronisierung unter Beruunwiderleglich – des Commodus. In beiden Punkten verteidigt er sich – fung auf (Homer und) die Götter. 126355 b π ο λ λ ὰ ... κτησάμ ε ν ο ν... τα ῖςτ εἐπ μ ιθ ία γ ist υ ο ῦ ν ις... ὑπ α τ ο υρ in denAugen eines Platonikers unter aller Kritik (fast: unter aller Menschenwürde)! 127Dies wirkt – ganz gewiß nicht unabsichtlich – als Kontrast nach demhehren Marc Aurel nochmals umeine Stufe schärfer.

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sich eine Befragung als moralische Vernichtung kaum durchführen. Es ist fast körperlich zu spüren undkann einem einen Schauder über

die Haut jagen, mit welcher Verächtlichkeit undFeindseligkeit Julian diesen seinen Onkel, seines Vaters Halbbruder, behandelt.128 Der kurze Schlußteil (335 c – 336c) nimmt die völlige moralische Vernichtung Constantins auf undgewinnt erst daher ein gewisses Gewicht:129 Hermes verkündet die von den Göttern mit geheimer Abstimmung festgestellte Entscheidung und zugleich, es gelte in der Götterwelt die Regel, daßsich derSieger wohl freuen darf, aber der Unterlegene nicht schämen muß. So solle sich jetzt – unabhängig vom jeder der Kandidaten unter den Wettkampf und seinem Ausgang – ursprünglichen Göttern sein Vorbild als persönlichen Schutzgott erwählen. Das geschieht in fünf der sechs Fälle relativ problemlos und rasch,130 indem sich die Kaiser zu ihren Göttern hinbegeben und dort niederlassen. Einzig ‘Constantin konnte bei den Göttern kein Vorbild finden’,131 sondern er wandte sich zur Tryphe (Schwelgerei), die ihn liebkosend aufnahm und(in ihrer gemeinsamen Weise) ‘umsorgte’. Aber auch diese Schande wird überboten: nicht nur, daß ihn die Schwelgerei weiterführt zur (ebenfalls personifizierten) Verschwenσ ω τ ), sondern dort traf er auf Jesus,132 was die Sache nochdung (ἀ ία mals verschlimmert. Denn mit der einzigen Polemik von wirklich verletzender Schärfe läßt er diesen Jesus auftreten als Zuflucht der schlimmsten Verbrecher,133 dem sich Constantin ‘aufs freudigste’ 128Hierzu vgl. auch VOGT 1955 (in KLEIN 1978, 222– 240). 129Nicht weniger alsrund50 % desSchlußteils dienen seiner Erledigung. 130NurCaesar bekommt nocheinen kleinen Seitenhieb, insofern er viel umherlief undirrend suchte’, bis sich Ares undAphrodite (gemeinsam!) seiner ‘erbarmen und ihnzusich rufen. 131336 a ὁδ ὲΚ ω ν σ – τ α ν έ τ ῖν ο ςο ὸἀρχ ὐ χεὑρίσ ίο υτ κ ω νἐ νθ ε ῦβ ο ῖςτ ο – α ω ε λ α ύ σ π ο ςἐρ τ υ π . Das konnte ja auch aufgrund seiner Einführung als ἀ ο ν ή ς(317 d) undaufgrund seines soeben zuseiner Schande offenbarten Leitprinσ τ zips nicht erwartet werden. Insofern bestand auchjetzt nicht dieGefahr, daßConstantin entgegen der in 317 d / 318 a ausgedrückten Unzulässigkeit in denKreis der wirklichen Götter hineinträte, wiees seine Mitbewerber offenbar problemlos tun. 132Dies ist beinahe dieeinzige Stelle innerhalb dererhaltenen Schriften, woJulian denNamen desverhaßten Galiläers nennt; es finden sich daneben nurnoch zwei Nennungen imSchreiben andieBewohner vonAlexandreia (= ep.51 Hertlein = 61 Weis: 433 d und434 c), vgl. unten, S.214. 133DaßdieFormulierung ὅ σ τ ιςφ ὴ ς θ ρ ο γ ε ύ ν ό ο ς ιςἐνα τ , ὅσ ια , ὅσ ιφ ς τ ιςμ κ α δ ε ὶβ ρ λ ό υ ς , ἴτ ρ ωθ ρ ῶ α ν(= werein Sittenverderber, werein Meuchelmörder, werein Verfluchter undein Schandkerl ist, derkomme zumir ohne Scheu) parKommt her zu mir aile, ihr Mühseligen undBeladenen, ...” das berühmte “ odierend aufnimmt, ist trotz desganz anderen Wortlauts leicht erkennbar: Matth.

Caesares

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ε ) zugesellt. ν ο ρ αἄσμ (σ ς φ ό δ

Mit dieser Verhöhnung erledigt Julian endgültig und‘gibt er ihm den Rest’. Mankann m.E. durchaus die Überzeugung gewinnen, daß es Julian in den Caesares stärker umdie ‘Vernichtung’Constantins ging als darum, positiv sein eigenes Herrscherideal vorzuführen, was er sicher auch wollte. In beiden Zielvorstellungen liegt ja kein Gegensatz, sondern beide gehen Hand in Handundstützen sich gegenseitig.

den so berühmten Vorgänger

Die ‘unvermeidliche’ 134Quellenfrage ist in konkreten Einzelheiten so unlösbar wie unergiebig. Sie ist, wie BALDWIN (s.Fußn.134) feststellt, verknüpft mit der Frage nach Julians Lateinkenntnis, und d.h. ob er lateinische Quellen überhaupt benutzen konnte, sodann ob er das tun wollte oder mußte. Die erste Frage (nach Julians Fähigkeit, lateinische Texte zu verwenden) ist m.E. uneingeschränkt zu bejahen,135 da allein der rund fünfjährige Aufenthalt in Gallien die Vervollkommnung derSprachkenntisse unausweichlich macht. Nicht ganz sicher sind die beiden anderen Fragen zu verneinen, da Julian fürdieCaesares (neben Plutarch) keine speziellen Quellen heranziehen mußte (wohl aber konnte) und, angesichts seiner starken Bevorzugung des Griechischen wohl kaum unbedingt wollte,136 zumal er in der rasch gefertigten Schrift vieles hingeschrieben haben dürfte, ohne einen schriftlichen Beleg nachzuschlagen. Damit ist zwar nicht ausgeschlossen, daßJulian auch lateinische Bücher benutzte (etwa die Viten Suetons), aber nötig ist eine solche Vermutung nirgends, wie sich an Ort undStelle ergeben wird.137 Eine vonunsnicht unmittelγ ὼ ἀ ν έ μ ο ι, κ ισ ρ τ ο επ ρ ό ά ε ν τ ε ῦ τ εφ 11, 28 Δ ςμ επ α ὶπ ςο ε ιῶ τ ν ἱ κοπ ςκ ᾶ . ς ωὑμ σ ύ α π α ν ἀ 134 “ An inevitable quest, this!”BALDWIN 1978, 453; BALDWIN befaßt sich damit durchgehend bis zumEnde seiner Studie (über ca. 12 engbedruckte undnicht eben leicht lesbare Seiten) sogutwieausschließlich; ichstimme mitseinen Erörterungen imTenor überein, ohne in allen Einzelheiten zuzustimmen. 135Dies im schroffen Gegensatz zuTHOMPSON 1944, 49, der gegen die antiken Zeugnisse (Amm.XVI 5,7 aderat Latine quoque disserendi sufficiens sermo und Eutrop X 6,3 ... Latina eruditio ...) meint, Julian habe kein einziges historisches Buchje auf lateinisch gelesen (undes auch nicht vermocht), undhierin übereinstimmend mit LACOMBRADE (ed.) 1964, 7f; vgl. auch ROCHEFORT 1962. 136Zupraktisch demselben Ergebnis kommt NESSELRATH 1992 imengeren Rah322 a; dagegen nehmen sowohl LACOMBRADE (aaO) menderCaesarrede 320 a – undGILLIAM 1967 (m.E. zuUnrecht) ausgiebige Lektüre römischer Historiker und Biographen (vor allem Suetons) an. 137BALDWIN aaOhatdies durch die ganzen Caesares hindurch analysiert. Kritisch ist zuihmzusagen, daßdie SHAeindeutig nur als evtl. Zeugnis einer gemeinsaihre Entwiemanheute sicher weiß – menQuelle gedacht werden können, dasie– stehungszeit fingieren undnach Julian anzusetzen sind (Ende 4. / Anfg.5.Jh.). SYME’s Ignotus”nicht so Zudem sind “ENMANN’s K(aiser-)G(eschichte)”oder “

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bar auf eine bekannte Vorlage zurückzuführende Nachricht kann Ju-

lian ohne weiteres seiner allgemeinen (historischen und) rhetorischen Bildung aufgrund seiner bekanntermaßen vielfältigen undweit ausgedehnten Lektüre v.a. Plutarchs, den man wohl als seinen bevorzugten Autor zu bezeichnen hat, entnommen haben (und z.T. vielleicht auch nach eigener Absicht undTendenz138 erfunden haben).139

Der Antiochikós (Logos) oder Misopogon wurde nur wenige Wochen nach den Caesares, kurz vor demAuszug aus Antiocheia140 in den Partherkrieg geschrieben, ist also Julians letzte Schrift. Sie bereitet von vornherein zwei (unterschiedliche) Schwierigkeiten, die bei denCaesares keine Rolle spielten. Zumeinen setzt sie die Kenntnis der aktuellen (historischen undpolitischen) Vorgänge in Antiocheia (v.a. während Julians dortigem Aufenthalt seit Sommer 362) voraus, zumanderen hat sie keinen so klaren Aufbau wiejene, soneilig wie stets – anscheinend so, wie sich die emotionsdern wurde – geladenen Gedanken141 mehr oder weniger ungeordnet aufdrängten undeinstellten, in die Schriftform gebracht.142 Hinsichtlich der erleichthin als “ fashionable phantoms”(aaO 457) abzutun, sondern notwendige und sicher erschlossene Größen, weshalb ihre Leugnung unzulässig ist. 138Zudenken ist hier an Probus’sonst nirgends bezeugte undauch wenig glaubhafte Ermordung “ durch die Gottlosen”(ὑ π ὸτ ῶ νἀ ), worunter in Julians θ έ ω ν Sprachgebrauch nurChristen zuverstehen sind. Interessant (und überzeugend) ist hier BOWERSOCKs Erklärung (1982, 166) auseiner Personen-Verwechslung. 139Es ist hierbei zubedenken, daßdie Caesares ja kein historisches Werk sind, sondern eine satirisch-literarische Fiktion (mit historischem Stoff); derVorwurf der ‘Geschichtsfälschung’wäre imFall solcher Erfindung durchaus unangemessen. 140Irrig Alexandria KIENAST 1990, 319; der Auszug erfolgte im Frühjahr (5.März

nach Amm.XXIII 2,6) 363. 141Allerdings sind die Gedanken durch die satirisch-ironische Form, in der sie niedergeschrieben wurden, ‘gefiltert’, setzen also beialler Subjektivität docheinen

objektivierenden Abstand zumunmittelbaren Erleben undEmpfinden voraus. 142Wichtig hierfür ist ALONSO-NUNEZ 1979. Er bespricht die christlichen (S.310– 317) sowie die einschlägige moderne Literatur 314) undpaganen Quellen (S.314– (S.317–321; im einzelnen STEIN-PALANQUE 1959, JONES 1964, PIGANIOL, PETIT, FESTUGIÈRE 1959, DOWNEY 1961, JONES 1940, JONES 1963, DOWNEY 1951, KOHNS, JONES 1974, DOWNEY 1939, ASMUS 1920/1921, BAGNANI, BIDEZ 1930, BROWNING, BOWERSOCK 1975, SABBAH, BOWDER) und bietet dann eine 324), woraus er schließt: “ knappe Analyse des Werks (321– The fight between Julian’s idealism andthe shortsighted realism of the people of Antioch is the theme 338a, 2. 338d– 342d, 3. 343a– of the Misopogon.”(Er teilt in 8 Teile: 1. 337a–

346d,

366b, 7. 366b– 361a, 6. 36111b– 358a, 5. 358a– 4. 247a– 371b, 8. 371b-

c.) Grundlegend wichtig ist WIEMER 1995, Kap.VI 1 (“ Historische Einleitung: Julian in Antiocheia” 197) undKap.VIII (“ Eine Fallstudie: Die antiochenische , S.190– Versorgungskrise derJahre 362/3” , 269ff; ferner SCHOLL 1994, Kapp.6, 7 u.9.

Misopogon

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sten Schwierigkeit empfiehlt sich daher ein vorläufiger Blick auf die rund sieben Monate desAufenthalts Julians zuAntiocheia.

Rund drei Monate (vgl. Kap.41, 368 d) nach seinem Einzug in Antiocheia zurZeit desAdonisfestes (umdie Sommer-Sonnenwende) ρ η φ ο ω σ ν und seiner offiziellen Begrüßung durch Libanios’or.18(π ) setzte er –ohne nochmalige Rücksprache mit dem Stadtrat ό ς ικ τ und, wie manheute zu sehen meint, ohne Rücksicht auf die real gegebenen Verhältnisse – die Preise für Lebensmittel in einem ‘Maxi1 maltarif-Dekret’ 43fest, und er hatte damit keinerlei positiven Erfolg, sondern erlebte dafür nur Opposition undwurde obendrein so unbeliebt, daß sich dies in Hohn undSpott äußerte.144 Die Preise warenjedoch nicht nur, wieJulian es später (imMisop.) darstellte (und wie er es wohl auch sah), infolge der verwerflichen Profitgier der

ohnehin Reichen zu hoch, sondern z.B. durch die Anwesenheit des Heers, dasja auch versorgt werden mußte, aber im Wirtschaftsplan nicht hinreichend berücksichtigt war. Abgesehen von seinem als lächerlich undunwürdig empfundenen Erscheinungsbild, d.h. seinem äußeren Auftreten mit dem Philosophenbart undin unkaiserlicher Gewandung verstärkte er die Abneigung gegen sich selbst vor allem durch sein religiöses Gebaren in einer überwiegend christianisierten und(ihrerseits wohl übertrieben) lebenslustigen Stadt, durch seine öffentlichen Auftritte als Priester und ostentativ frommer Götterverehrer, der in einer als abstoßend maßlos empfundenen Weise die Tempel aufsuchte und Stieropfer darbrachte,145 womit er die Allgemeinheit zur Abkehr vom Christentum undzur Rückkehr zum alten Götterglauben verlocken wollte. Durch dieses ‘Vorbild’undmit seiner ansonsten asketisch philosophischen Lebensweise146 bewirkte er indessen das Gegenteil von dem, was er wollte: der Kaiser wurde nur stärker zumGegenstand von Hohn undSpott undWitz undKarikatur. 143Mankann gar nicht umhin, an Diocletians weitergehenden (und faktisch gescheiterten) Maximaltarif zudenken, dessen Wirkungslosigkeit oder garzurguten Absicht gegenläufige Wirkung eigentlich hätte bekannt sein können; aber offenbar wurden dieobjektiven wirtschaftlichen undfinanzpolitischen Zusammenhänge (von Angebot undNachfrage) nicht ganz durchschaut. 144Vgl hierzu Amm. XXII 14,1f. 145Vgl. Amm. XXII 12, 6ff; irgendwie fühlt mansich auch andie noch schlimmere Schilderung erinnert, dieHerodian (V 5, 8f)vonElagabals Gehabe in Romgibt. 146Er lebte, von seinen öffentlichen ‘religiösen’Auftritten abgesehen, zurückgezogen imengen Zirkel seiner philosophischen Freunde (Ratgeber, Lehrer undGesprächspartner: Salustios, Maximos, Libanios ...), ohne ameigentlichen öffentlichen Leben derBürgerschaft beiFest- undSport- undTheaterveranstaltungen teilzunehmen; ja er miedsie bewußt undgezielt.

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Ein wichtiges konkretes Ereignis (im Rahmen dieser allgemeinen gegenseitigen Mißliebigkeit) war der Brand des Apollontempels in derVorstadt Daphne, woJulian bis dahin bevorzugt geopfert undwo er die (von Hadrian zugeschüttete) Kastalische Quelle wiedereröffnet hatte.147 Er hatte auch versucht, dort eine Prophezeiung über seine Zukunft zu erhalten – vergeblich, weil, wie die Priester sagten, der Gott sich abgewandt habe, entweiht undgekränkt durch dasGrab des christlichen Märtyrers Babylas.148 Daraufhin hatte Julian dessen Gebeine umbetten, d.h. vondort entfernen undin Antiocheia beisetzen lassen, wobei die Bewohner derStadt ausdemTransport eine mächtige Prozession und Demonstration für das Christentum und damit gegen ihren Kaiser machten. Dieser Apollontempel brannte am22. angezündet (wahrscheinlich) von den Christen, Oktober149 nieder – die den Brand später als ein durch Blitzschlag vollzogenes Strafgericht Gottes dartellten.150 Zur Vergeltung ließ nun Julian die christliche Hauptkirche in Antiocheia schließen undihren Besitz konfiszieren.151 Das Verhältnis zwischen Julian und(Gesamt-)Bevölkerung Antiocheias warinfolgedessen so unheilbar zerrüttet, daßderKaiser schließlich Antiocheia endgültig zu verlassen beschloß, nicht nur zumPartherkrieg, sondern er wollte danach nicht wieder dorthin zurückkehren.152 Der Feststellung ist uneingeschränkt zuzustimmen, die V.BORRIES 57 trifft: “ Der Spott undHohn, den die Antiochener über den Kaiser ... ausgossen (...), beweist einerseits die selbst unter diesen Verhältnissen milde Gesinnung des Kaisers, andererseits aber seine vollkommene Unfähigkeit, sich bei dergroßen Menge in Achtung zu setzen.”Das stimmt aufs beste dazu, daßseine ‘Rache an denAntiochenern’in der Abfassung des Misopogon bestand, worin er (sich selbst verspottend) auf ironisierende Weise sich zurechtfertigen und denPöbel seiner Gegner zu strafen suchte, wasin derkonkreten ‘tagespolitischen’Auseinandersetzung dort selbstverständlich so sehr

147Vgl. Amm. XXII 12, 8; die Schönheit des Ortes mit ihrem Hain undihrem warschon vonPompeius geschätzt undgeachtet worden, vgl. Eutrop VI 14, 2; unddie Stadt warberühmt durch ihren Apollontempel im heiligen

Wasserreichtum

Hain. 148Apollon durfte ja bekanntlich nicht mitTod, Totenkult undentsprechenden teninBerührung kommen.

149Amm. XXII 13, 1. 150Anders Amm. XXIII 2, 4f. 151Amm. XXII 13, 2. 152 Amm.

XXIII 2, 4f.

Ri-

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ohne Eindruck blieb,153 daß maneigentlich über den weltfremden, ja fast doch absurden Versuch nurdenKopf schütteln mag. Julian beginnt denMisopogon mit einer sehr allgemein gehaltenen (und zugleich seine literarische Bildung beweisenden) Einleitung mit drei altgriechischen Lyrikern (Anakreon, Alkaios, Archilochos), deren erster nach freiem Belieben singen durfte, während die beiden anderen ihre Kunst als Waffe einsetzen mußten, umsich ihrer Gegner zu erwehren. Dann aber klingt sofort an, worum es geht: er kann sich so nicht mehr verteidigen, weil namentliche Invektiven154 inzwischen gesetzlich verboten und zudem musische Betätigung – gleich ein zweiter, hier als solcher noch kaum erkennbarer Hinweis undein Hieb gegen seine Widersacher –heutzutage für anrüchiger gelte als ungerechte Bereicherung. Trotzdem wolle er auf die Hilfe der Musen nicht verzichten, habe er doch einst fern im Barbarenlande jenseits des Rheins selbst erlebt, wie man sich sogar am kunstlos heiseren Krächzen erfreute, weil ja die schlechten Musiker auch noch am objektiv Mißratenen ihre subjektive Freude fänden; darum könne auch er wie (der wenig berühmte) Ismenias155 zuversichtlich ‘nur für sich selbst’dichten. Darin liegt (abgesehen von der kokett spielenden Bescheidenheit) eine ganz witzige ‘Unwahrheit’, die sich von vornherein als solche zu erkennen gibt, weil er ja gerade nicht ‘für sich selbst’schreibt, sondern, um auf die Gegner einzuwirken, publiziert (am Elefantentor beim Palast?, v.Malal., p.328,2– 4 Bonn155a). Dieser Eingang macht, ohne daßmandies bei derersten Lektüre schon voll erfassen könnte, die Fronten klar: Julian, der geistig Gebildete (Literaturkenner und Musenfreund) hat sich, ohne das geschliffene Florett der Dichtung (mit namentlicher Rüge) direkt einsetzen zukönnen, zuwehren gegen banausische Widersacher, die nur rein ökonomisch denken. Darum weicht er aus, zumeinen auf Prosa, zumanderen auf Schmähungen gegen sich selbst, dieja kein Gesetz verbietet. Hierin liegt unübersehbar die Ironie, die an sich die ganze Schrift durchzieht, die aber nicht überall durchgehalten und auch nicht immer ganz gelungen ist. Denn nur zu oft verfällt er in ganz ernsthafte Vorwürfe undebenso ernsthafte Selbstrechtfertigung, die 153Selbst wenn manheute die historische Wirkung auf die ‘Weltöffentlichkeit’und auf ‘dieGeschichte’(zu!) stark betont: derKaiser gewann denRuhmderclementia (φ ιλ α ν ρ ω θ π ), seine Gegner verloren anPrestige, vgl. GLEASON 1986. ία 154Er sagt 337 b ἐ π ᾽ὀνόμ α τ ο ς... α ἰτ ιᾶ σ θ α ι, worin eine lediglich verbale Vaῳ δ ε liegt. ῖν μ μ α σ τ ὶκω riation desalten ὀ ν ο 155Ein ihm selbst aus Plutarch (Per. 1,5; mor. 174F; 334 B; 1095 F) bekannter Flötenspieler, Sohn des gleichnamigen thebanischen Politikers des 5.Jh.s. 155a DerZweifel daran vonFR.PASCHOUD 1984, 672 ist m.E. berechtigt.

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dann nur sehr notdürftig mit der Ironie von Selbstbezichtigung und Gegnerlob zu übertünchen versucht wird. Hier am Anfang aber (338 b) ist die Ironie selbst für humorlos Unempfindliche deutlich underwirkt, will mir scheinen, auch beim (später scharf hergenommenen) Gegner zunächst ein nachsichtig freundliches Schmunzeln, wenn er die wirklich nicht eben rühmliche Darstellung seiner selbst sofort konkret vorführt.156 undhier wird ebenfalls gleich amAnfang undungewollt Aber – etwas Grundsätzliches deutlich –das Lächeln ‘gefriert’dem Leser auf den versteinernden Gesichtszügen, wenn der kaiserliche (!) Autor in pure Geschmacklosigkeit abgleitet. Da mag man es noch als (witzige?) Übertreibung goutieren, wenn er (338c) von seinem ungepflegten Bart berichtet, in dem “ die Läuse umherlaufen wie Tiere in der Fallgrube” , aber wenn er mit der Beschreibung seiner abstoßenden Körperlichkeit dann ungeniert unter die Kleidung vorstößt,157 umvon seiner zottigen Körperbehaarung zu reden undsich für das Fehlen von Warzen gleichsam zu entschuldigen, “dann hört der Spaß auf” , so möchte manihm zurufen. Wo ‘der Spaß aufhört’, das ist diejedem ‘normalen Menschen’(wenngleich unbewußt) mehr oder weniger deutlich als unüberschreitbar bekannte Grenze, die weder logisch zu beweisen158 noch ‘geodätisch’ auszumessen, aber dennoch im sozialen Miteinander des täglichen Lebens verbindlich und gültig ist. Dies soll den Autor gar nicht als geschmack- undstillosen Menschen abqualifizieren, aber sehr wohl feststellen, daßwires bei diesemjungen Mann im Amt des römischen Kaisers eben nicht mit einem‘normalen’Menschen zutunhaben. Zugleich mußmanihmDefizite bescheinigen, die man sehr wohl erklären, vielleicht auch entschuldigen, aber bestimmt nicht übersehen oder bestreiten kann.159 156338 b ἐπ α ιν ε ῖνμ ὲ νδ ὴ... ο ὐ κἔχ ω γ , ψ ε ινδ έ ρ ία υ ·κ α ρ ὲμ ῶ τ ὶπ ο ν μ ρ α ιἀ ἄ ξ ο π ὸτ ο ρ ο σ ῦπ ώ π ο υ... = mich zu loben ... habe ich wahrlich nichts, zutadeln aber tausendfach; undumdenn gleich beimGesicht zubeginnen, ... 157339 b ε ἰδ ὲβούλεσ θ έτ ικ ή α τ ὶτ ρ ω ῶ νἀπ ρ α νμ θ ο ε ῖν , ... = wennihr η τ α ist das, ρ ρ ὰἀ π ό aber auch noch etwas vomUnsäglichen erfahren wollt, ... τ “ worüber mannicht spricht” dasUnsägliche” , undkannje nach Zusammenhang “

etwa imSinne eines religiösen oder philosophischen Mysteriums bedeuten oder – hier –dem Begriff der α ἰδ ο ῖα(= Schamteile), also dem ‘Unanständigen’ nahekommen, d.h. das bezeichnen, worüber man anständigerweise als gesitteter Mensch nicht reden würde. (Soprovokativ ist derAusdruck sicher gemeint.) 158Noch mitnaturalia nonsuntpudenda zuwiderlegen. 159Ich beabsichtige nicht, hierauf weiter einzugehen; denn es ist, wenn einmal darauf hingewiesen wurde undwennmandie hier aufdenersten Seiten dargestellte Lebensgeschichte berücksichtigt, ohne weiteres verständlich undnachvollziehbar.

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Dieser Mangel an common sense – so kann man vielleicht am einerklärt aber m.E. mehr undbesser als alfachsten zusammenfassen – les andere,160 warum Kaiser Julian bei der Bevölkerung so wenig Anklang fand –trotz bester Absichten, trotz der sittlich höchsten Herrscherauffassung und trotz des ganz uneingeschränkt ehrlichen Bemühens, die früheren Regenten an Leutseligkeit, Bürgernähe, Gerechtigkeit und Milde zu übertreffen; und der Mangel erklärt wohl auch weitgehend seine Erfolglosigkeit in praktisch allen Bemühungenals Regent. Es geht ferner überhaupt nicht darum, den (mir in seinem Wollen persönlich höchst sympathischen) jungen Mann als unvernünftig (was er bei allem Streben nach ethisch verantworteter Methode und Lebensart wohl auch war) und als ‘nicht normal’ in Mißkredit zu bringen, aber manmußsich wohl einfach einmal klarmachen, was füreinen Schock dieser Kaiser (insbesondere nach einem Constantius II) bei der Mehrheit der Bevölkerung und wiederum besonders im l ebenslustigen’Antiocheia, wo die Differenzen undSchwierigkeiten ‘einen Höhepunkt erreichten, bedeutete. Nachdem sein Vorgänger im Amtdie Stellung des Kaisers stärker noch als zuvor schon Diocletian

undConstantin als besonders unnahbar undgöttergleich demonstriert hatte,161 kam nun ein jüngerer Kerl in der äußeren Aufmachung eines Vagabunds daher, der sich (wie manes interpretieren konnte und vielleicht mußte: in würdelosester Weise) mit jedermann auf gleichen Fuß stellte,162 der nicht den geringsten Sinn für Repräsentation besaß, sondern die hohe Würde des Amtes schier provokativ mit Füßen trat, der sich selbst unter die hergelaufenen ‘Philosophen’ einreihte, der praktisch alles Gewohnte umstürzte und‘die Welt auf den Kopf stellte’(vgl. 360 d), indem er die Höflinge teils vertrieb, teils verurteilte unddie großen Veranstaltungen des öffentlichen Lebens (Theater, Zirkus, Pferderennen) nicht nurnicht besuchte, sondern verabscheute, der nicht einmal eine Familie zu gründen verstand, sondern des Nachts allein schlief163 und stattdessen asketisch darbte undBücher las oder schrieb! Und –das muß ja unter den 160Etwa die vonJulian ins Feld geführte Verwerflichkeit derAntiochener oder der Galiläer oder sonstige verständnislose undunphilosophische Feindseligkeit. 161 or lauter Feierlichkeit undBedeutungsbewußtsein soll er, wenn er überhaupt V der Öffentlichkeit seinen Anblick gewährte, sich starr undunbeweglich wie eine (Götter-)Statue sowie fürjeden gewöhnlichen Bürger unzugänglich undunerreichbar gezeigt haben. 162Oder – schlimmer noch – so tat, als stehe er mit allen auf gleichem Fuß, während er in Wirklichkeit ja der übermächtige Kaiser blieb, vgl. 343 d. 163Vgl. 345 d “ undes gibt nichts, das den wilden ungebärdigen Sinn besänftigen könnte” .

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graviora bedacht werden –der auch in der Religion ‘die Welt wieder auf den Kopf zu stellen’bestrebt war. Man kann sich all dies kaum drastisch genug vorstellen, um den Schock und die daraus resultierende Abneigung zuverstehen, die dieser Kaiser in einer groß-

städtischen undweltläufigen Gesellschaft bewirkte. Die vorausgehenden Absätze sind etwas ‘proleptisch’, ihr Inhalt drängt sich nicht sogleich bei der unbefangenen ersten Lektüre aufs Papier; sondern erst wenn mansich ein wenig in Julians Umgebung umgeschaut hat, wird mananall dies auch schon bei derLektüre der ersten zwei oder drei Textseiten erinnert. Eben darum habe ich sie hier stehenlassen, weil sich der Anfang der Schrift als ein echtes principium erweist, in dem bereits alles Folgende angelegt ist, und weil man, glaube ich, die ganze Schrift schon beim ersten Mal mit etwas tieferem Verständnis lesen wird, wenn man sich dies vor Augen gehalten hat. Ich führe nun den Überblick über die Schrift bis zumEnde durch. In deman denAnfang gesetzten ‘Selbstbildnis’nimmt Julian alle die gegnerischen Kritikpunkte undVorwürfe undAnlässe für Hohn undVerspottung auf, die sich sowohl auf sein äußeres Erscheinungsbild wie auf die zugrundeliegende Einstellung beziehen, um sie ironisch als vollkommen zutreffend zubestätigen. Dann tritt er jedoch schon erstmals in eine unironische, d.h. ernstgemeinte Erklärung dafür ein, warum er ‘demBauch denKrieg erklärte’. Es ist dies eine zwar mit Scherz und Selbstverspottung durchgeführte, aber doch auch vernünftig argumentierende unddurchaus nicht uninteressante Erzählung (340 b – 342a) davon, wie er in einem besonders strengen Winter in Gallien auf ärztlichen Rat hin sich durch Erbrechen vor dem Erstickungstod bewahrt habe. Damit erklärt er –ob zutreffend oder nicht, sei dahingestellt – seine asketische Lebensweise mit seiner schwachen Gesundheit, besonders desMagens.164 In der hier passenden Weise nimmt er die Schuld an dem –gut Malheur auf die eigene Kappe,165 umvondaaus auf ausgelaufenen – eine gravierende ‘Differenz’zwischen Kaiser und Volk zu Antioviele Tänzer, viele Flötencheia überzuleiten.166 Dort gebe es ja “ spieler undnoch mehr Schauspieler als Einwohner, bloß keine Ach164Mandarf sicher ohne weiteres vermuten, daßes sich umgekehrt verhielt, daß also Ursache undWirkung vertauscht sind. 165342a ο ὕ τ ω μ ὲ νο ὖ νἐ γ ὼ κ σ α ύ υΔ ὶἐ ο ρ νΚ ε δ λ ν τ ά ν ε νΜ ὸ ο ὰτ τ α ῖςκ κ ο λ ο να η ν ὐ τ ῷ π ὸ ό ρ α ν υ ο ετ τ σ ίθ ο ςἐμ υ = sobescherte ichselbst mirselbst ςπ auchimKeltenlande gleich Menanders Dyskolos Qualen. 166Ebenda fortsetzend ἀ , ία ρ ο ικ γ ρ νἀ ε ο ε νἔφ λ λἡΚελ τ ῶ αῥᾷ ὲ τ ντα νμ ῦ ι α τ ε ω ςἄχθ τ ο π ω ρ ςεἰκό θ ν α ά υ ρ ὶπ ίακ ο λ α κ π ό λ ιςδ νκ α ω α ὶμ ὲεὐδα ίμ

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tung vor denBehörden”(342 b). Diese Ansammlung höchst unehrenhafter Berufe als die Gesamtheit der Antiochener wird nun zwar erneut in ironischer Form (= im Wortlaut anders, als es gemeint ist), aber eigentlich doch sehr ernst und scharf gerügt wegen ihres ungesetzlichen, Recht und Ordnung verhöhnenden und niedertretenden Verhaltens (bis 342 d), und daran schließt sich eine umfängliche den Antiochenern als wörtliche Rede in denMundgelegte Entgegnung an als eine Vorhaltung, die des Kaisers Sophrosyne bekämpft (und sich dadurch selbst richtet), das Auftreten des scheinbar so leutseligen

Regenten der Milde als Heuchelei brandmarkt undihn zumAbschluß spöttisch fragt, wie er denn der Parther wirkliche Pfeile ertragen wolle, wenn er schon vor denPfeilen ihres Spotts zittere’(bis 344b). ‘ Diese umfängliche Invektive gegen den Kaiser bleibt ohne Erwiderung, ja wird (nach einem Sätzchen zur Ankündigung des Folgenden167) durch eine genauso harsche Polemik ‘ergänzt’(bis 345 b), die ihm sein unverständliches, undankbares undjedenfalls unfreundliches Verhalten vorwirft, mit demer die ihm Zujubelnden kritisiert, weil sie sich im Tempel nicht gottgefällig als stille Beter aufführten, sondern stattdessen wie Barbaren laut einem Menschen schmeichelten; am besten aber wäre es –so seine eigenen von ihm selbst den nicht zu schmeicheln, Antiochenern in den Mund gelegten Worte – sondern die Götter still zu verehren. Bevor er seine Kritiker eine dritte Strafrede halten läßt, nimmt ) nicht laut schmeicheln, sondern still verehren” er diese Antithese (“ den Sophisten mit auf, um sich seinerseits zu kritisieren (345 b) als “ seinen Sprüchen” , der nicht einmal sich selbst es gestatte, frei und unverstellt sich zu äußern, sondern aufgrund seiner bekannten Ungeschicklichkeit sogar sich selbst bezichtige unddies sogar vor solchen vertrete, die nicht bloß gegenüber menschlichen Regenten absolut uneingeschränkt frei sein wollten, sondern auch gegenüber den Göttern. 346c), die er seine KritiDie dritte Rede gegen sich selbst (345 c – ker halten läßt, knüpft an eben dieses unverständige Verhalten an: “ So nimm es hin, daß sie dich hassen, ...” . Diese Rede nimmt sowohl sein insgesamt vomGewohnten abweichendes Betragen auf allen Gebieten ‘aufs Korn’(wobei es umso empörender sei, daß er sich in all schlimm genug, daßsie überhaupt passieren – denUnmöglichkeiten – garnoch gefalle) als auch besonders seine übertriebene öffentliche

... = Doch dieunzivilisierte ArtderKelten konnte dasleichter ertragen, aber eine in SausundBraus lebende volkreiche Stadt ärgert sich natürlicherweise darüber ... 167344 b ἰδ ο ῦ ,β ο ύ λ μ ο α ιπ ή σ ά α λ ρ ινἀ ῆ α υ ο τ ιδ ο λ ςἐμ ῷ η π ρ χ ᾽ἄ ςἀ λ λ σ θ α ι= siehe, ich werde mich nochmals in einem neuen Anlauf selbst verlästern.

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Einleitung

Religionsausübung, indem er von Tempel zu Tempel von Opfer zu Opfer eile,168 also die Götter unaufhörlich belästige, statt ein- oder zweimal einen gefälligen Festzug zu veranstalten, woran alle ihren Spaß haben könnten. Das Satirische, Ironische, auch Komische liegt in all diesen drei Vorhaltungen darin, daßer sich etwas eigentlich – unter anständigen, nicht so verdorbenen Menschen, wie es die Antiochener sind – Ehrbares in erkennbar entstellender Verdrehung vorwerfen läßt, um demdann nicht nurbeizupflichten, sondern ‘noch eins obendrauf zu setzen’. So auch jetzt: “ Ich preise euch selig wegen eurer heiterglücklichen Art ..., und ich ärgere mich gar nicht darüber169 ...” (346 d). Im Gegenteil pflichtet er dembekräftigend bei, umdann (ab347a) überzuleiten zu der Frage, woher denn diese “ heiter-glückliche Art” der Antiochner ursprünglich stamme. Dann folgt (bis 348a) eine anekdotische Erzählung (aus Plutarch) über den noch jungen liebeskranken Namensgeber der Stadt, woher sich “ wie bei Pflanzen”(348 a) undbei allen anderen Volksstämmen (348 c/d) der Volks-Charakter herleite. Daran sei gar nichts auszusetzen, sondern es sei jedem zuzugestehen, ‘der Väterart nachzustreben’ (348 d), nurmüsse mandas gegenseitig tolerieren (bis349b). Daßdies wieder ganz ernst gemeint ist, zeigt der Schlußsatz unmittelbar vor 349c.170 Mit 349 c setzt ein neuer Abschnitt ein: “ ... ich erkenne, daß ich mir auch anderes Schwerwiegende (δ . ε ) zuschulden kommen ließ” ιν ά Dasführt wieder aufdie schon anfangs thematisierte Haar- undBarttracht, diesmal unter demGesichtspunkt des Unzumutbaren, ja Unerträglichen.171 Das ist natürlich so direkt nach dem Passus über die Toleranz eine deutliche Spitze gegen die Intoleranz dieser Stadt bei aber eben eine literarische Spitze, eine im solchen Äußerlichkeiten – tagtäglichen politischen Kampf recht stumpfe Waffe. So läßt er es sich auch sofort anschließend in einer vierten Tadelrede vorhalten: “ Du weißt (eben) nicht mit Menschen umzugehen, ... (349 d). 168 Dies ist ja ein durchaus ‘ernsthafter’und ‘historisch’ gegen ihn erhobener Vorwurf, der auch ausAmmianus bekannt ist, vgl. ob., Fußn. 145. 169Es bedarf keiner eindringlichen Tiefenpsychologie, umzu sehen, daß eine solcheBeteurung dentief imHerzen sitzenden Arger offenbart; unddoch spricht er in eben dieser eingeschlagenen Tonart weiter: er unterstützt selbst denSpott gegen sich selbst (s.ob. im Haupttext). 170349b a.E. ὁδ ὲτ ῷ τ ὰἐνα ν τ ίαζηλοῦ η νεἶν α ί μ ν τ ινέμ ω ντ ὴ νσυγγνώ μ ο ι δο ᾳ κ ε ό ῖπ τ ρ α τ ο ς= weraberdem,derjeweils dasGegenteil betreibt, Nachsicht gewährt, scheint mi r derToleranteste zusein. 171349 c π ό λ ε ιγ ὰ ρπ ρ ο σ ιὼ νἐλευθ ᾳτ ρ έ ὸ να μ ὸ ὐ χ ντ ν ῶ ῶ νο ντριχ κἀ ὐ ῃ... εἰσέδρα μ έ ν ε χ ο μ ο ν= als ich eine freizügige Stadt aufsuchte, die dasGestrüpp meiner Haare nicht ertragen konnte, ... stürmte ich (einfach) hinein.

Misopogon

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Diese Rede wirft dem Kaiser zunächst die Unfähigkeit zur Anvor undkommt dann auf seinen sinnlosen Versuch zu sprechen, die Stadt zur Gerechtigkeit zwingen zu wollen. Das meint den nicht nur fehlgeschlagenen, sondern auch ärgerlichen Versuch, durch Höchstpreise die Nahrungsmittel-Grundversorgung zu sichern –in einer Luxus gewöhnten Stadt auf dem primitiven Niveau von barbarischen Galliern oder Thrakiern, in einer Stadt, in die er mit seinem garstigen Äußeren so gar nicht paßt, womit diese Rede am Ende wieder zumAusgangspunkt zurückkehrt (bis350d). Auf diese Rede wird dann recht ausführlich eingegangen.172 Er verwahrt sich zunächst kurz gegen den antiochenischen Vorrang der äußeren körperlichen vor der inneren seelischen Schönheit, umdann ausgiebig über seine ganz andere Erziehung undseinen Erzieher zu sprechen. Dieser treffliche Mann, demer hier in sympathischer Weise Dankbarkeit und Zuneigung beweist, sei ‘schuld’an seiner ‘Verbildung’. Aber es könne doch mit dem alten Erzieher insofern entschuldigend Frieden geschlossen werden, als derja nicht habe ahnen können, daß sein Zögling überhaupt jemals nach Antiocheia käme, underst recht nicht, daß ihm das als Regent geschehen könnte. Andernfalls hätt er sicher dafür gesorgt, daß sein Zögling dort akzeptabel geworden wäre.173 Ob man sich denn von dieser Erziehung nicht freimachen könne? –Nein, denn Gewohnheit –zumal nach 30 Jahren –sei eine zweite Natur. –Wie aber komme er dann dazu, auf bloßes Hörensagen hin zu urteilen über ihre Geschäfte?174 Daran könne ja der alte Erzieher nicht schuld sein! –Doch, entgegnet Julian seinen Gegnern, undnun geht er nachdrücklich undeindringlich ein auf das Thema Gerechtigkeit, das schon früher einmal anklang,175 jetzt aber mindestens in passung

172Darin scheint Methode zu liegen: während der ersten lediglich das Sätzchen (344 b) undderzweiten immerhin ein Absätzchen von “ Seht, gleich nochmals ...” sechs Textzeilen folgte (345 b/c), schloß sich andiedritte eine Erörterung vonca. 2 349 c; einschließlich derAntiochos-Anekdote); unddervierten 1/2 Seiten (346 d –

‘Strafrede’entgegnet ermitca. 3 1/2 Seiten, einzweifaches Wechselgespräch (351 a –354 d) eingeschlossen. 173Es ist interessant zubeobachten, daßhinsichtlich der– in Julians Augen selbstRichtigkeit der Erziehung auch in diesem etwas verständlichen, indiskutablen – spöttisch-unernsten Sätzchen (353 a) keinerlei Zugeständnis gemacht wird. ImGesogar ‘entgenteil, sie wird nachfolgend – wennauch mitironischer Verdrehung –

schuldigt’.

174353 b τ ίπ α θ ὼ να ὐ τ ὸ ν ίω β ο λ α ςἐπ ιχ νσυμ ρ ῶ ε ὶτ ιρ ε ε ῖςἀκροᾶσ α ιπ θ κ α ὶδ ά ικ ; Hier spielt das durchaus zutreffende Argument eine Rolle, daß ζ ε ιν Julian ohne rechte Kenntnis der realen Verhältnisse mit ‘rein moralischen’Erwägungen ins Wirtschaftsleben der Stadt eingegriffen habe. 175In 342 b/c; vgl. oben S.55.

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Einleitung

diesem Abschnitt bis 357a zumHauptthema wird, aber vielleicht das eigentliche Hauptthema derganzen Schrift ist. Da ‘dieser gewaltige, aber irregeleitete Greis’(353b δειν ὸ ω ν ... ε ς...γέρ ὖἴσ ν τ ω ,ὑ ε λ π ᾽ἄλ μ έ η ν [ς ο η π α ]), irregeleitet durch Sokrates, Platon, Aristoteles und τ ἐ ξ Theophrast, ihn als Privatmann zur Gerechtigkeit erzogen hatte, habe er sich geniert, als Regent sittlich dahinter zurückzufallen. Es ist hier deutlich undunverkennbar, daß abgesehen von dem oberflächlich aufgetragenen ironischen Firnis176 ganz ernsthaft moralisch argumentiert und daß die zunächst wirtschaftliche, erst sekundär rechtliche Frage gänzlich als ein Problem der Gerechtigkeit dargestellt wird. Das setzt sich nach einem direkten Zitat ausPlaton (leg. V 730d) in 353d/ 354a undnach einem Referat aus demselben Zusammenhang (leg. 729b) in 354b/cdann auch miteinem neuen Ansatz in 354d 357a fort. Wie ein Einwurf, diesmal vonseiner Seite aus, steht als – Jemand hat jemandem GeÜberschrift das stichwortartige Sätzchen “ walt angetan”(354 d), worauf etwa 1/2 Seite lang eine Rede (anscheinend seiner Gegner177) antwortet: “ Was geht’s dich an? ...”Hier ist der erste Vorwurf, daß er, statt zum eigenen Vorteil mitzumachen, sich mit seinem ‘Gerechtigkeitsfimmel’ nur Feindschaft erworben habe, eine Argumentation, die sich wieder einmal selbst richtet und darum keine Widerlegung erfährt; dann wird übergegangen auf das (auch schon früher, 345 b/c, angeschlagene) Thema der unbeschränkten Freiheit, einer Freiheit, die sich als reine Gesetzlosigkeit gibt und die sogar –hier kommt einmal ein echt satirischer Zug herein –für die Esel undKamele in dieser Stadt gilt, dienicht auf den(bloß zum Zierat gebauten) Straßen, sondern in den überdachten Hallen zu wandeln (umder Freiheit willen!) nicht gehindert werden; undes ist eine Freiheit, die es den jungen Leuten sogar erlaubt, in Spottgedichten ihren Kaiser zuverhöhnen. Dies ist ein wichtiges Thema des Abschnitts Freiheit, das auch zum Oberbegriff Gesetzmäßigkeit, Recht und Gerechtigkeit (bis 357 a) gehört, aber auch weitergeht, wenn der Religions-Gegensatz im Vordergrund steht.178 176 Beispielsweise wennderErzieher sich vondenehrwürdigen Namen Sokrates bis Theophrast hat “betrügen”lassen (u.ä.). 177DadieGegner indemFall vonsich selbst indritter Person sprechen, kann man aucheinSelbstgespräch desAutors annehmen. 178Mankann vonÜberlagerung derThemenkreise sprechen, indem die SpottgeAusdruck der “ als Unrecht nicht nurgegen denKaiser gelten Freiheit”– dichte – (vgl. das Eingangskapitel: der persönlich gezielte Spott ist generell verboten), indemaber mitdiesen “Anapästen”(wie Julian sie stets nennt) auchderReligionsstreit ausgetragen wird. DieÜberlagerung derThemenkreise, Wiederholungen und Rückgriffe unddie meist fließenden Übergänge lassen keinen systematischen Auf-

Misopogon

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Wie gefährlich solches Unrecht –Spottgedichte gegen die Obrigkeit –sein könnte, wird (355 d) am Beispiel der Tarentiner in Erinnerung gebracht, die dafür gar mit Krieg überzogen wurden. Diese ‘Gefahr’taucht nur ganz kurz einmal auf – das Beispiel ist ja gut 600 Jahre alt.179 Dafür wird die ins Absurde übertriebene Freiheits-Auffassung der Antiochener mit ihrer Schilderung karikierend ‘ad absurdum geführt’. Eine wirkliche Gefahr besteht schon deshalb nicht, weil Julian nicht gegen etwas einschreiten wird, das die Götter dulmitunsteilhaben andieser Mißachtung”(357 a). den, dieja “ Einer der Spott- undSchmähverse bildet den Übergang zu dem Oberthema Religionsstreit (ab357a), in demsich Julian insbesondere bei den mehrheitlich christlichen Antiochenern unbeliebt gemacht

hatte. Diese feindselige Unbeliebtheit erklärt erjedoch (357 d)hauptsächlich aus seinem Eintreten für die Gerechtigkeit und aus seiner Vertreibung der Tänzer und Schauspieler, an denen ihm weniger liege “ als an den Fröschen in den Sümpfen”–eine Äußerung, mit Anlässe für Feindseligkeit”(358 a) kokett und under er einen der “ ironisch wiederholt. Ebenso ernsthaft kommt er dann wieder auf ein historisches Beispiel,180 wie nämlich (der jüngere) Cato vor der unseligen Lebensauffassung derAntiochener schier verzweifelt entfloh: ο ν ο ω λ ε ό ςπ ς= wehe, duunglückselige Stadt! (359 a). ίμ ῆ τ ςκακοδα ὦ Damit (ab359b) ist die Lebensweise und-einstellung das Thema, undhierin spielen alle Motive, Gesichtspunkte, Anlässe für Feindschaft ihre Rolle von der Gerechtigkeit bis zur (falschen oder richtigen) Religionsausübung oder der Verspottung des Kaisers aus einer allzu ‘freiheitlichen’Gesinnung heraus. Julian geht aus von einer Gegenüberstellung des gebildeten, älteren undunter gesitteten Römern lebenden Cato zusich selbst als unter Barbaren aufgewachsenem und nach einer platonisch-aristotelischen, also ungeeigneten181 Unterweisung sich behauptend unter streitbaren ‘Naturvölkern’, die ohne allen

bauerkennen underschweren einen aufHauptgesichtspunkte ausgehenden Überblick. (Eine Zusammenfassung läßt sich kaumanders denn als mehr oder weniger

umfängliche Nacherzählung geben, die lediglich einige Einzelheiten unterdrückt. Darin liegt kein wirklicher Widerspruch zuder oben [S.48, in Fußn.142 a.E.] notierten Einteilung durch ALONSO-NUNEZ inacht Abschnitte.) 179Es bezieht sich auf 282 v.Chr., denBeginn der Kämpfe mit Pyrrhos von Epirus; vgl.Eutrop II 11,1eodem tempore Tarentinis ... bellum indictum est, quia legatis Romanorum iniuriam fecissent. hi Pyrrhum Epiri regem contra Romanos auxilium poposcerunt, ... 180Wieder eine Anekdote, dieerausPlutarch (Cato 13;Pomp.40) eingefügt hat. 181359c ὁδ ὸ ςδ ιὰτ ῶ νΠ λ ά τ ω ν ο ςκ α ὶ Ἀριστοτέλ ῶ μ ς νοὐδα ω γ υ ο ςλό . = einWegdurch Platons undAristoteles’ τ λ χ ά ν ε ινκ γ ο ιςἐπ υ ιτ η δ ε ίαδήμ ιτ π ἐ Schriften, derüberhaupt nicht geeignet ist, ummitVölkern umzugehen, welche ... (Die Ironie ist hier auchfür dieGegner schwerlich zuübersehen.)

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Einleitung

Luxus undohne erotische Affären leben. Dagegen steht (ab359d)das Beispiel eines einheimischen Antiocheners, derals Verbannter an einem keltischen Königshof mit seinem Versuch, dort etwas von den entarteten Sitten seiner Heimatstadt einzuführen, einen sehr lächerlichen Schiffbruch erlitt –während er, Julian, eben dort so überaus beliebt war, daß er nicht nur zumKaiser erhoben wurde, sondern daß sein Ruf auch mit Ruhm undPreisung ‘in alle Welt’undbis zu den Antiochenern drang (bis 360d). Dagegen tritt dann wieder der mit drei Anspielungen angedeutete Spott der Antiochener, deren letzte (die aus357a bekannte ‘Bekämpfung desChi’) in dieReligionsfrage eintritt, speziell in die Vorgänge umDaphne (vgl. ob., S.50). Julian berichtet hier (361 d/ 362b) als konkretes und wohl auch sehr bezeichnendes Vorkommnis, wie er amjährlichen Feiertag des Gottes in der Erwartung einer glänzenden Festgemeinde mit einem prächtigen Opfer zu Ehren des Gottes unfaßbar tief enttäuscht mit demPriester undeiner lächerlichen Opfergans allein dastand; under referiert dann seine damalige empörte Rede andenRat derStadt, die nicht nur die ganze abgrundtiefe Enttäuschung wiedergibt undnicht nurdieentartete Lebensweise in Antiocheia geißelt, sondern zugleich ein Zeugnis dafür ist, wie wenig wirkliches Verständnis beide Seiten füreinander noch aufzubringen imstande waren: Liest mandiese Rede (362 b/ 363c) mit Julians Augen, dann ist die bittere Enttäuschung nur zu verständlich – doch die christlichen Bewohner der Stadt ließen sich durch solche Vorwürfe ‘eines Götzen wegen’schwerlich stark beeindrucken. An diese –natürlich unironisch referierte –Rede der Empörung schließt sich eine stark ironische (man mußfast sagen drastisch oder plump ironische) ‘Abwertung’, in der Julian sich selbst der Schmeiihr habt richtig gehanchelei bezichtigt und den Gegnern bestätigt “ delt, indem ihr die Vorwürfe zurückgewiesen habt”(und auch darin, die wie ihr dies tatet, 364a). Dazu versichert er (nochmals), daß er “ spöttischen Anapäste”erlaube, daer sich all dessen ja selbst bezichtige, undsie daher keineswegs in irgendeiner Weise zu bestrafen beabsichtige, aber (364 d)er werde die Stadt verlassen. Diese ‘harte Strafe’für die Antiochener182 wirkt fast rührend wie der Trotz eines gekränkten Kindes undoffenbart (ohne daßes Julian –worüber bemerkt unddurchschaut zu mansich eigentlich nurwundern kann – haben scheint), wietief verletzt undenttäuscht er war: so sehr näm182NachJulians eigener Darstellung (344 a) waresdersehnliche Wunsch derAntiochener, für den sie ‘nicht nurdie alten Weiblein andenGräbern bitten ließen’, , kämpfsondern auch selbst mitdemEsprit ihres Spotts, d.h. in den “ Anapästen” ten, daßsie dieBedrückung durch Julians Anwesenheit wieder los würden.

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lich, daß er ‘aufgeben’mußte; es ist ein unverhohlenes (und doch von ihm selbst offenbar unbemerktes) Eingeständnis seiner Niederlage. DerWeggang, fährt er fort, falle ja auch leicht, dasich keinerlei sachliche oder emotionale Bindungen (etwa Grundstücks-Erwerb oder verwandtschaftliche Beziehungen) entwickelt hätten. Doch kann

er es nicht unterlassen, in diesem Zusammenhang an die Vergünstigungen zu erinnern (365 b), die er denAntiochenern gewährte.

Das ist das Stichwort für den (in seinen Augen ganz sicher mehr als berechtigten) Vorwurf der Undankbarkeit, die er in 366b ἀ ὰ λ λ ρ ισ τ ία ῆ τ χ α ς... ausdrücklich thematisiert. Dazwischen hat er –als ςἀ Begründung für seinen in 366a wiederholten Beschluß183 eine knappe Zusammenfassung derMotive, die vonderMilde undZurückhaltung (nicht nur seiner Person, sondern auch seiner unmittelbaren engsten Mitarbeiter, 365b/c) ausgeht, wofür mandoch etwas Anerkennung die Länge unseres Kinnbarts”(usw. habe erwarten können,184 aber “ entfernen wir uns ...”(s.o.), und usf.): da euch dies alles mißfällt, “ noch er eine kleine Fabel über den Stimmverlust des daran knüpft Habichts, um zu erklären, warum er sich ändern weder könne noch wolle. In diesem ganzen Passus ist höchstens noch mit Mühe ein kleiner Rest von Humor (etwa in der Fabel) oder Ironie oder Satire zu entdecken, sondern hier ist alles ernstgemeinter undauch ernsthaft vorgetragener Vorwurf, derseinen Weggang begründet. Genauso ernsthaft, ja fast zornig geht es weiter, so daß Ironie RechtundSatire nunendgültig beiseitegeschoben zusein scheinen (“ 185); unddann folgt eine Reihe fertigt euch für eure Undankbarkeit!” von rhetorischen Fragen, die ja ganz emotional und ernsthaft argumentieren. Darauf unterbricht er sich selbst, weil ihm dies sozusagen ‘aus dem Ruder läuft’: er will ja nicht von seinen Leistungen und Vorzügen als Regent für die Untertanen reden, umnicht in den Zumal ich ja angekündigt habe, Verdacht des Eigenlobs zu geraten. “ ich würde viele vonmeinen schlimmsten Fehlern bekanntgeben.”186 183366 a ἑκ ό ν τ ε ςὑ μ ῖνἐξιστάμ ε θ ατ ῆ ςπ ό λ ω ε ς= wirentfernen unsfreiwillig auseurer Stadt. 184365d ᾠ όμ ε θ άτ εὑ μ ῖνἱκα ινἐπ ν ῶ ῶ ιτ α θ ῖσ ε ν α ςδ λ ο ιὰτούτ ὶφ νκα ω μ ά τ ω ν= wir meinten doch, euch wegen dieser unserer Bestrebungen einiη δ ε υ τ germaßen löblich zuerscheinen. 185366 b ἀ λ λ ὰτ ῆ ςἀ χ α ρ ισ ο α τ ὶπ υκ ία ίο α ρ ς ο γ ρ ,π ὸ ιὸ α ὶΔ ςἀ ςθ νκ ε ῶ γ ο ν= rechtfertigt euch, bei allen Göttern undbeimZeus ελό τ ε χ σ ό χ ο υ , ὑπ λ ιο ύ Agoraios undHüter derStadt, füreure Undankbarkeit! 186367 b ... κ α ὶ τα ῦ τ αἐπ γ γ α α ε τ ςὕ ά τ ιλ σ ε γ μ ά ε ν ο ςπ λ ὰ α λ ο ὶ ἀσελ ςκ β ρ ε υ ς ιςκα ο ίν α τα χ α έ α υ τ ι(sc. ἐμ ο ῦnach demunmittelbar vorangehenden ἐπ ο φ ᾄ α ὶσ δ ὴκ ε νδ ὲ ινἐμ ε ῖνμ ιν α α ); vgl. hierzu besonders in 338b ἐπ υ τ ο ῦ , s.ob. Fußn. 156. ρ ία υ ὲμ ε ινδ , ψέγ νο κἔ τ χ ω υ α ὸ ὐ νἐμ ω ρ αἐθέλ δ

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Einleitung

Danach verfährt er nun, indem er in einer sehr oberflächlich-voraber nicht unwitzig –eben diese ernstdergründigen Verdrehung – haften Verdienste “ als Beispiel meiner Schande”(367 b ὥ ὰ ρτιν σ π ε μ ὰὀνείδ ) vorträgt, nämlich als Beispiel seiner mangelhaften Menη ἐ schenkenntnis, die ihn derartige Undankbarkeit nicht hat erkennen lassen. Damit ist er wieder bei eben diesem Stichwort undkann es erneut anprangern, scheinbar um sich satirisch-ironisch zu schmähen, tatsächlich zur eigenen ernsthaften Rechtfertigung. Statt der ironischen Selbstanklage werden nach einem (scheinbaren) ersten Fehler, daß er nämlich die Antiochener ‘lobte undpries’ und für Hellenen achtete (367 c κ α μ ρ ᾶ ῶ ὶδ ὴπ τ ο νἐ ν ῄ ο νὑ π υ ς...), obgleich sie es nicht verdienten, worin Julians Fehler der Voreiligkeit zu erkennen sei (ebenda ἓ ὲ νδ ὴτο νμ ῦ ια τ ο ο π έτ ε ῆ ρ οἔσ ιτ ς τ ςπ ωμ ), in Wahrheit ganz ernsthaft rügend gravierende konkrete ο ιδ ε ν ὄ ς Belege für das anitochenische Fehlverhalten und die Undankbarkeit angeführt: Nach dem weitgehenden Abgaben-Erlaß (367 d) und nach der Senatserweiterung zur Mehrung des Ansehens und der Bedeutung der Stadt erwies sich diese als höchst unwürdig undundankbar (367 d bis368b); vor allem Julians (wohlmeinender) Eingriff in die Nahrungsmittelversorgung der ärmeren Bevölkerungsschichten (ab 368c bis 370a, bzw. 370b/c) beweist – übrigens auch objektiv für den heutigen Betrachter –die unglaubliche Undankbarkeit.187 Danach bricht er erneut aus in empörte Fragen “ Warum, bei den Göttern, werden wir so undankbar behandelt?”188Weil wir so großzügig waren? Weil wir ertappte Diebe nicht bestraften? (370 d) Es folgt nochmals ein schlagendes Beispiel für antiochenisches Fehlverhalten (3.000 Acker Land unbesteuert unddann ungerecht verteilt, 370d – 371 a) und für seine, wie er überzeugt ist, großzügig-gnädige Verfahrensweise: ein Fehler auch das, denn bekanntlich189 verschlimmert bei so schlechten Menschen die Milde nurdie Schlechtigkeit. Zum Abschluß biegt er noch einmal mit einem ‘Hauch von Ironie’ein auf die Linie desAnfangs: er wollte ja seine Fehler, d.h. seine Schuld an der Zerrüttung des Verhältnisses zwischen Kaiser und Bevölkerung darstellen, undnun stellt er also fest, daß er selber an allem schuld ist, daer seine Gunst an Undankbare verschenkte. Dieser zuerst in 365b aufscheinende undab 366b als Hauptsache thematisierte Kritikpunkt der Undankbarkeit wird als der letzte, sozusagen

187Vgl. 370 b ο ἱμ ὲ νγ ὰ ρμ ισ ο ῦ σ α ιν χ έν τ ε ,ο ςἀ ἱδ ο ῦτραφ ὲὑ ᾽ ἐμ π ρ ισ τ ο ῦ σ ιν= die einen nämlich hassen mich, die anderen, die von mir ernährt wurden, sind undankbar. 188370c ὑπ ὲ ρτίν ο ςο ὖ νπ ρ ὸ ςθ ; μ ε ε ρ θ ισ ῶ α νἀ τ ο χ α ύ 189371 b ε ὖγ ὰ ρἴσ τ ε= ihr wißt selbst ja gut ...

Misopogon

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alles summarisch umfassende Fehler benannt. Der Fehler aber ist kein Verdienst des antiochenischen Freiheitssinns, sondern allein die eigene Torheit des Kaisers: Ein Schluß, dernatürlich nicht ohne satirisch-ironische Komik ist, welche aber durch die allerletzten Worte schon wieder stark ‘gedämpft’wird, wenn er androht, “ künftig in dem, was euch angeht, verständiger zu sein” ,190 undstatt eines üblichen freundlichen Segenswunsches von den Göttern her Vergelfür eure Zuneigung zuuns undfür die Achtung auf sie herabfleht “

tung, die ihr als Gemeinde uns erwiesen habt” .191 Mag dieser er ist viel deutlicher Schlußsatz auch wieder ironisch gemeint sein – eine Drohung, je ironischer man ‘Zuneigung undAchtung’versteht, desto mehr eine Drohung undfast schon zynisch. DerMisopogon ist eine durchaus merkwürdige Schrift, undman liest sie mit etwas zwiespältigen Gefühlen. Da wird maneinerseits die Souveränität bewundern,192 mit der der Herrscher sich selbst als Trottel darstellt, und man wird sicher die Fähigkeit, sich selbst zu verspotten oder ‘auf den Arm zu nehmen’uneingeschränkt anzuerkennen haben: wie wenige Menschen sind dazu wirklich in der Lage! Aber: erlebt man hier wirklich ‘die Fähigkeit zur Selbstverspottung’ oder nicht doch eher einen wenig gelungenen Versuch, es zutun?193 Gravierender scheint mir ein zweites: Wenn der Kaiser sich aus wenn auch programmatisch-ideologisch bekämpften – hoch seiner – überragenden Position herabbegibt, um mit seinen Untertanen als Mitbürgern von gleich zu gleich zu verkehren,194 so ist das eine Art von‘Anbiederung’, diekeineswegs nurso löblich ist, wie sie gemeint war undverstanden sein wollte, sondern eben auch ein Mangel an Stil, eine Würdelosigkeit, die nicht dadurch gefälliger wird, daß sie angestrebt ist, undeine Weltfremdheit oder Realitätsferne, welche in Wahrheit eher aus der Gemeinschaft ausschließt als in sie intergriert. Natürlich ist das ein Zeichen oder vielmehr ein Beweis von Unsicherheit, die durch keine noch so ostentativ zurSchau gestellte Souveränität über Herkommen und Konvention überspielt, überdeckt oder gar überwunden werden kann. Es ist richtig, wasV.BORRIES 57

190371b/c... τ ὰπ ρ ὸ ςὑ μ ᾶ ςεἶν μ α α ά σ ιπ ιτ ο ε ιρ ο ῦλοιπ ο . ο ς ῦσυνετώ ερ τ 191371c τ ῆ ςε ἰςἡ μ ᾶ ςεὐνο ία ῆ ο ή ... σ σ ς ςκ ίᾳ ,ἣ α νἐτιμ τ α εδημ ὶτιμ 192Aber ist es denn wirklich Souveränität, wassich hier zeigt? 193Ich möchte die Antwort aufdiese Frage nicht ausdrücklich formulieren undinsofern ‘vorschreiben’; wie ich persönlich die Sache sehe, ist aus der Frage selbst

undausdembisher über die Schrift Gesagten, denke ich, deutlich genug. 194Wie er das z.B. als thrakisch-keltisch-barbarische Art undSelbstverständlichkeit in 359 c zwar ironisch als minderwertig, inWahrheit jedoch alsvorbildlich berichtet.

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Einleitung

schrieb, daß der Kaiser “ sich schon dadurch etwas vergab, daß er sich mit diesem Pöbel195 überhaupt in eine Diskussion einließ.” Will man ohne jede Beschönigung urteilen, so läßt sich sagen: Man begegnet im Misopogon demAutor Julian ähnlich auf einem Abweg, bei einem Fehlgriff, einem mißlungenen Versuch, wie sein Auftritt als Person in der Öffentlichkeit nur als fehlerhaft, als würdelos und als geschmacklos zu bezeichnen ist. Auch wenn man die nicht von ihm zu verantwortenden Umstände undprägenden Erlebnisse seit seiner Kindheit sowie den späteren Zwang, sich über viele Jahre hin unter Lebensgefahr verstellen zu müssen, als entlastend und vor allem das hohe sittliche Ethos des Wahrheit suchenden Jünglings als auszeichnend anerkennt: als oberster Repräsentant und Herrscher desWeltreichs warer sicherlich nicht geeignet. Umhier noch einen Satz zurReligionspolitik anzuschließen, um deretwillen ‘der Apostat’heute amehesten noch bekannt ist: Abgesehen von den vielleicht ohnehin für eine noch so mächtige Persönlichkeit zu starken Kräften der Zeitströmung, gegen die erfolgreich anzukämpfen vermutlich menschliche Möglichkeiten übersteigt, war sein an undfür sich überaus sympathischer (anfänglicher) Versuch, der ‘Religion der Väter’durch sein Toleranzgebot wenigstens eine Möglichkeit zugleichberechtigtem Überleben zugewähren, unddesgleichen der Versuch, ihr durch eine am Vorbild der Gegner orientierte Reform und Ausgestaltung die Überlebenschancen zu verbessern,196 zum Scheitern verurteilt auch durch die in Julians Person liegenden Fehler. Ihm ging wohl auch das Charisma einer positiven Wirkung auf breite Bevölkerungsschichten zwar nicht völlig (das zeigen seine früheren Erfolge im Nordwesten des Reiches), aber doch weitgehend ab.

195DasWort bei V.BORRIES ausdemZusammenhang zutreffend, aber nicht zu verallgemeinern aufalle undjeden, sofern eranderer Meinung waralsderKaiser. 196Versuche, die anundfür sich bei denwenigen, die heute noch davon wissen, dasselbe Verständnis genießen wiedie nurrund zwanzig Jahre später liegenden Versuche desSymmachus-Kreises (inRom).

Handschriftliche Überlieferung

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Die handschriftliche Überlieferung hat als wichtigsten und besten Textzeugen den Leydener Codex Vossianus (V) aus dem 12./13. Jh., der außer einem Teil der Briefe alle Schriften, aber auch zwei größere Lücken enthält (diese betreffen jedoch weder Caesares noch Misopogon, nur ist ein offenbar zerstörtes oder verlorenes Blatt mit ῶ νφ ίλ ω νὑπ dem Schluß der Caesares ab 335b κ γ ο ρ ο υ ῦ ν τ α α dort ὶ 197τ von jüngerer Hand geschrieben). Als dieser Codex V noch vollständig war, ist aus ihm der cod.Parisinus 2964 aus dem 15. Jh. (Pe bei HERTLEIN, U bei LACOMBRADE) abgeschrieben worden. In allen anVII, Ep.ad Them., Ep.ad Ath., Fragm.ep. deren codd. fehlen orr. V – Diese unvollständigen Handschriften haben ihrerseits jeweils nur einen Teil der Werke, undzwar so, daß Caesares undMisopogon in ihnen jeweils zusammen mit anderen, nicht jedoch gemeinsam überliefert sind (abgesehen hier von denExcerpta Neapolitana aus dem cod. Neapolitanus des 14./15. Jh.s, wo sich allerdings nur geringe Teile derbeiden Schriften finden). Die Caesares finden sich im Monacensis 564aus dem 12./13. oder 13. Jh. (auch als Augustanus geführt, daher Aug. bei HERTLEIN, A bei LACOMBRADE198) und im Marcianus 366 (M) des 15. Jh.s, ferner im Parisinus 1732 (Pa bei HERTLEIN, bei LACOMBRADE nicht berücksichtigt) undim Parisinus 3020 (Pd bei HERTLEIN, nicht bei LACOMBRADe), fürbeide keine Entstehungszeit angegeben. (Ferner berücksichtigt HERTLEIN denMonacensis 101= Bay. unddenParisinus 2832 = Pd,beide ausdem16.Jh.) Der Misopogon findet sich (außer in V undU / Pe) im Vaticanus graec. 914 aus dem 14./15. Jh. (S bei LACOMBRADE), im Ambrosianus G 69 sup. (15. Jh., B bei LACOMBRADE), im Bodleianus misc. 57 (13./14. Jh., O bei LACOMBRADE), im Vindobonensis philos.-philol.

graec. 165 (13./14. Jh., W bei LACOMBRADE), sowie in den Exc. Neap., s.o. (diese alle bei HERTLEIN unberücksichtigt); LACOMBRA-

DEkürzt BOW mit a undBW mit b ab.

197 τ α ῖςfehlt dort.

198Die wichtige Ausgabe vonWRIGHT (jahrzehntelang die einzig käufliche Gesamtausgabe) bleibt unberücksichtigt, dadie Autorin keine eigenen handschriftlichen Studien betrieb, sondern hierin HERTLEIN folgte.

66 Abkürzungen

AAT

= Atti della Accademia

AdW AFLB AFLL

= Akademie derWissenschaften = Annali della Facoltà diLettere e Filosofia di Bari = Annali della Facoltà diLettere diLecce

AC

AJPh Amm. A&R AncSoc AncW

ANRW

A.V.

BHAC BIAO

CFC

ChHist

CISA

CJ CQ

CR CSCA CW EMC ES

GFF

delle Scienze

= L’Antiquité Classique (Louvain)

diTorino

= American Journal ofPhilology (Baltimore) = Ammianus Marcellinus (Römische Geschichte) = Atene e Roma(Firenze) = TheAncient Society (Louvain)

= The Ancient World (Chicago) = Aufstieg u.Niedergang derRömischen Welt(Berlin /NewYork) = S. Aurelius Victor (Caesares)

= Bonner Historia-Augusta-Colloquium = Bulletin del’I nstitut Français d’Archéologie Orientale (le Caire) = Cuadernos deFilologia Classica (Madrid)

= Church History (Berne, Indiana) = Contributi dell’Istituto di Storia Antica (Univ.S. Cuore, Milano) = TheClassical Journal (Athens, Ohio) = TheClassical Quarterly (Oxford) = The Classical Review (Oxford) = California Studies inClassical Antiquity (Berkeley) = The Classical World (Newark, N.J.) = Échos duMonde Classique (Ottawa) = Einzelschrift(en)

= Giornale Filologico Ferrarese (Ferrara)

HdA JbAC

= Hispania Antiqua (Valladolid) = Handbuch derAltertumswissenschaft = Jahrbuch fürAntike undChristentum (Münster)

LEC

= Les Études Classiques

HAnt

JRS KP

MH

MLAA

NP NT

PLRE QUCC

RE

REAug

REG REL RFIC

RhM RIL RPL SB SHA Suet.

s.v.

t.

TAPhA

vid.

vol. WdF YClS

= TheJournal ofRoman Studies (London) = DerKleine Pauly (1975) (Namur)

= Museum Helveticum (Basel)

= Metzler Lexikon Antiker Autoren (1997) = DerNeuePauly (1996ff) = Novum Testamentum = Prosopgraphy of the Later Roman Empire I, (Cambridge 1971) = Quaderni Urbinati di Cultura Classica (Urbino-Roma) = Real-Encyclopädie derclassischen Altertumswissenschaft = Revue desÉtudes Augustiniennes (Paris) = Revue desÉtudes Grecques (Paris) = Revue desÉtudes Latines (Paris) = Rivista diFilologia e diIstruzione Classica (Torino)

= Rheinisches Museum (Frankfurt) = Rendiconti dell’Istituto Lombardo (Milano) = ResPublica Litterarum (Laurence, Kansas)

= Sitzungsberichte = Scriptores Historiae Augustae = C.Suetonius Tranquillus (Vitae Caesarum) = subvoce / subverbo = tomus, tome = Transactions &Proceedings of theAmeric.Philol.Assoc. = vide(as)

= volumen, volumina, = Wege derForschung

volume(s)

(Darmstadt) = Yale Classical Studies (NewHaven)

(Ithaca

& Oxford)

67

Literatur

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31949,41959; III21953

S.F.W. Hoffmann’s Bibliographisches Lexicon dergesammten Litteratur der Griechen, Aus“ zweite umgearbeitete, durchaus vermehrte, verbesserte undfortgesetzte Ausgabe. Zweiter Theil. E

– N,Leipzig 1839”(S.493 u. 495):

S.493. 1770: Ιο υ λ μ ια ν ω . DesKaiπ ρ ν ο γ ο ο υΑ υ σ α ρ ισ υ ιο ςΚ ιΜ τ α τ ο νκ ρ ε α κ ο ο ισ π ςηΣ ω α sers Julians zwo Spottschriften die Caesares undMisopogon. Griechisch, mit einer deutschen Uebersetzung

vonG.Lasius. Greifswalde.

S.495. 1663; 1668: DieKaiser desJuliani, dasisteine anmuthige Satyra, oderSchimpfgeschichte desabtrünnigen Kaisers Juliani, inwelcher eine Vergleichung beinahe aller römischen Kaisere, so vorihmregieret, wirdangestellt, undvonderoselben Leben undWandel einvernünftiges Urtheil

AusdemGriechischen ins Deutsche gebracht undmitnützlichen Anmerkungen kläret durch einen Liebhaber guter Wissenschaften undSprachen. Hamburg; abgefasset.

er-

1734: DieKayser desJulianus, eine Stachelschrift ausdemGriechischen indasDeutsche übersetzt vonJoh.G.Lottern. In: Schriften derdeutsch.Gesellschaft., Bd. II p.383 sqq.

1788: Julians Spottschrift, dieKaiser. AusdemGriechischen Halle.

(, übersetzt vonChph.Gf.Bardili).

68

Literatur

b) SEKUNDÄRLITERATUR: (Studien zurTextüberlieferung undTextkritik sowie imengeren Sinn sprachlich-

philologische Arbeiten

in Kursive)

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ALEXANDRE,

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Remarques critiques sur le texte de l’empereur Julien, Lille-Paris 1922 BOWDER, D.: TheAgeof Constantine andJulian, London 1978 ---: BOWERSOCK, G.W.: Julian the Apostate, London 1978 172 The Emperor Julian on his Predecessors, YClS 27, 1982, 159– J.G. Studien zu den Werken Julians des Apostaten, Teil I Eichstätt BRAMBS, ---: 1897, Teil II ebenda 1898

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419 8, 1859, 341– --: Ad Iuliani ΣΥ Ν ΙΟ Π Σ Μ Ο Η Κ ΡΟ Ν ΙΑ vulgo Caesares, Mnemosyne 9, 1860, 249– 277 Annotationes criticae etpalaeographicae ad Iuliani orationes. Adorationem quae Ν Τ ΙΟ Χ ΙΚ 191 Ο Σ ΙΣ Ο Π Η Ω Ν Μ Γ Ω , Mnemos. 10, 1861, 164– ---: inscribitur Ἀ 373 (= Forts. aust.10, 1882, der Ad Iulianum, Mnemosyne N.S. 11, 1883, 351– wie t. 2 u.4 dieser Serie [1874 u.1876] unzugänglich blieb; auch die Ermittlung von ---: genauem Titel, S.-Zahlen

CRISCUOLO,

undbesproch.Stellen warimLande Hessen nicht möglich.)

U.: Libanio e Giuliano, Vichiana 11, 1982, 70– 87

292 ellenismo. Conservazione e riforma, Orpheus 7, 1986, 272– Giuliano e l’ ---: Giuliano, Socrate e la filosofia, in: Hestiasis, Studi offerti a S. Calderone, IV, Messina Sicania 1991, 85– 109 ---: CUMONT, F.: Deux corrections au texte duMisopogon de Julien, Rev. de l’instr. publ. deBelgique 32, 1889, 83ff DEMANDT, A.: Die Spätantike. Römische Geschichte vonDiocletian bis Justinian 565 n.Chr.), München 1989 (= HdAIII 6) (284– DÖRING, Kl.: Kaiser Julians Plädoyer für d. Kynismus, RhM 140, 1997, 386– 400 DOERRIE, H.: Die Religiosität des Platonismus im 4. und5. Jahrhundert nach Christus, in: De Jamblique à Proclus (entret.prép.&présidés parH.Doerrie), Etretiens sur l’antiquité classique 21, Vandœ uvres-Genève (Fond. 286 Hardt) 1975 (302 p.), 257– 315 DOWNEY, G.: Julian the Apostate at Antioch, ChHist 8, 1939, 303–

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Text undÜbersetzung

a) Caesares oder Symposion

b) Antiochikos oder Misopogon

[306]

Ἰο υ λ ια ν ο ῦα υ ρ τ ά ο κ τ ρ ο ο ς Σ Υ Μ Π Σ ΝΗΚ Ο ΙΟ Ρ Ν Ο ΙΑ

(1) Ἐ π ε ὴδίδω ιδ σ ινὁ θ ε ρ ὸ ό ἔ ρΚ ν ε σ ια -, γ ὰ λ τ ςπ ο ιγ ῖο νδ ὲ α ίζ ε ιν– ὴκαταγέλα ο υ δ ὲ νο υ δ ρ ο ὲτερπ ν ν ρ τ ο ὸ ίδ νο ἶδ ά σ α ώ αἐγ ς σ ιφ ,τ τ ὸμ αφ νεἶν ε η α ιἄξιο ικ ο φ ἔ ιλ ν ,ὦ ς . ό τ Ε ἶτ ατ ίςο ὕ τ ωπ α χ ύ α ὶ εκ ςἐσ ρ τ ῖο , ὥ σ α τ ὶ ἀρχα α ῖσ α ικ ς , ὦΚ η ντ μ ὴ ᾤ νπ π α ίζ ρ α ο ν μ γ τ έ ιδ ε ν ;ἐ ινπ ὼ ισ ῆ α εφ ς ια νἄ ν ε σ ίντ χ εεἶν ιψ α υ [B] κ α ὶ ἀπ ὴ α ντ λ λ γ α ῶ ν|φ ρ ο ν τ ίδ ω ν . ρ θ Ὀ ῶ εσ ςγ ὺτο β ά ο ν ω ῦ ῃἔοικ ν τ μ ὶδ , ἐμ οὑπ π ε νἀ ο ὲο λ α ὐτα ύ τ 1γ ροὐδα ὰ μ ῆ απ μ ῶ α ν τ έφ υ ᾶ κ ντ ὸχρ α ςἐπ ή δ ε ιο ιτ ςο ε τ ὔ ὔ π τ ε ινο τ εσκώ ῳ δ ρ ε π α ῖνο ὔ ε τ λ εγ ο ιά ῳ ὴτ μ π ε ίθ ῷ ν ό , ε ῦ ζ ε ιν ο . ἐπ ρ σ θ α ιτ ο ῦθ ε ε ὶδ ὲχ β ο ύ λ ε ισ ο ιἐ νπ α ιδ ιᾶ ρ έ ε ῦ θ ςμ ιμ ο νδιεξέλ ο θ ω π κ ο λ λ ὰἴσ τ αἀ ν ω ςἔχο ῆ ςἄ ξ ια ; γ Λ ο έ ιςἂ νκ α ά λ ὶμ ῳ αἀσμέν , ἐπ ε υ ὶκ α ά ς ὶα ωτο ὐ τ ζ ὸ τ ιμ κἀ ςο υ [C] μ ύ θ ο υ ςο ό υ δ ὲπ α ν τ ά π α σ ιν|ἐ κ , ἀ ς ῶ υ ο ωτ ςἔχοντα ςορθ ν ύ α λ ε ξ λ ο υ θ άσ ο ί τ ᾶ ῷ ι εκ λ ῳτ ῷσ ν , μ ω α λ ά τ ίλ λ ῷ ο , Π ὶφ νδ ῷκοιν ὲτ μ ε ν ο ῷ ια ν ο ο ύ π δ ο λ ύ ς λ θ ὰἐ , ἐπ ο ιςἐσπ νμ ε α ὶκ ὶα ὐ τ ι. τ α ύ δ ο α σ γ ε Λ έ ιςν ῆ . ὰ Δ α ίατα θ ὶμ ῦ τ αἀλη Τ ίςδ ὲκ α ὶπ οτα π ὸ ῦ θ ο ; ςὁμ ς Ο υτ ῶ νπ α ά λ λ α ιῶ επ ἴτ ντ ις ᾽ε ν σ ,ἀ λ ε λ ο ίο υ , οπ π ο ςAἴσω ίη ο ςἐπ [307] σ μ αλέ|γ ω σ ά ρ ε μ π έ ραυ ν υ ο σ μ τ ὰ ὸ ο ο νἐκεῖθ ο ιφ νσ ςγ υ–π ιςἙρ έ η α θ ὶ ῦ ο ςκ λ , [ἀ ο ῖν ίξ θ ὲ ιςτ ινἀμφ ίςἐσ ςοὕτ ω εμ τ ε ἴτ ιε ςἔχ α ὶτἀλη εκ ἴτ ε – μ α . γ οπ ρ ᾶ υ τ όἐπ ε ίξ ιδ ι3 τ ε ]2 α υ ο δ ύ ς ε ψ ι ο υ σ τ α ίσ Τ ημ θ ο ῶ ικ υ μ τ ῶ ακ α ὲ δ ςἐξείργα νο ὶμ ὶ ῥητορικ ςἅ ὖ νἤ ιηδ δ ρ ιο οο γ ο να υ τ ό ν , ὁπ ο τ ὸπ νἀ ο ίμ ιτ νλό λ ὸ λ άμ ,ἤ ιν ῖό έἐστ τ ο ςπ έξ ε . θ ελ (2) Μ α ι ν ε λ θ ά α ν τ ν ρ ά ό ν ςἐκά ο ιαπ ιςἄ μ ύ λ ο ὰΚ ςτ νὁῬ ω ύ ν ω . Θ [B] τ ο υ ὲ ιδ α , κλῖν ρ α ςθ 4 το υ α ς ίσ ε ο ςκα ὺ ς , κ α α ὶδ ὴκ ὶ |α ὺ ς το υ , ίν σ α γ χ α ἐτ ν ύ α , φ νπ ρ ό μ τ εσ υ α κ έ ν α τ᾽ α νθ ε υ α ωκ ὲ ε ο ῖςἄ ν α σ ιτ ο ῖςμ ρ α ν ο ετ ρ ῦτ ο υ ο έω ὸμ ν , μ π Ο ὕ ό λ ν υ δ ᾽, ὅ α α λ σ ὲ θ ὶθ ιφ ῶ ο ί. ε νἕδ ςα ἰε ςἀσφ 1π έφ υ κ εLacombrade (sc.errore) 2 del. Cobet (retin.Lacombrade) 3 α υ τ ὸἐπ ιδ ε ίξ ε ιA2M: υ τ ο ὺ ςdeα υ τ ὸδείξ α σ ,φ ί, δείξ ε ιVU: lac.ante δείξ υ τ ὸ ιCobet, Wright 4 α ε ε ιHertlein: α lend.cens.Hertlein

[306]

Kaiser Julians Symposion oder Saturnalien

(1) Da der Gott (Saturnus) das Scherzen erlaubt –es ist ja die Zeit , jedoch ich nichts Witziges undnicht einmal etwas der Saturnalien – Heiteres weiß, muß ich, mein lieber Freund, anscheinend besorgt darauf achten, nichts Lächerliches zuäußern. Aber wer ist so steif undrückständig, mein Kaiser, daß er seine Scherze sorgsam ausklügeln würde? Ich dachte doch immer, es sei [B] das Scherzen eine Entspannung der Seele undeine Befreiung vonbedenklichen Sorgen. Mit dieser Vermutung hast duvöllig Recht; bei mir aber verhält sich die Sache anscheinend nicht so. Ich bin nämlich von Natur aus nicht dazu geeignet, ummich spöttisch oder mit komischer Parodie oder spaßhaft zuäußern. Damanjedoch demBrauch desGottes folgen muß: soll ich dir nicht anstelle von Scherzen einen Mythos erzählen, dervielleicht mancherlei enthält, dasanzuhören verlohnt? Damit würdest du mir freilich eine große Freude machen; denn [C] auch ich verachte keineswegs die Mythen, undich weise solche mit demrechten Sinngehalt durchaus nicht von mir; denke ich doch ganz dir unddeinem geliebten (oder vielmehr von allen geliebten) Platon entsprechend; denn auch von ihm wurde ja in seinen Mythen vieles ernsthaft gesagt. Ja, beim Zeus, darin redest duwahr.

Was für ein Mythos ist es nunundwoher? Keiner von den alten, wie sie Äsop (als Fabeln) gedichtet hat; ob [307] du ihn aber als eine Erfindung des Hermes bezeichnen möch, oder ob test –denn ich will dir erzählen, was ich von dort erfuhr – es sich wahrheitsgemäß so verhält oder ob es eine Mischung ausbeidemist [aus Wahrem undUnwahrem], wird die Sache selbst zeigen. Eben dies hast duja nun als mythisch-dunkles undzugleich als rhetorisch-geschicktes Vorwort gesprochen. Doch nunmehr biete mir die Erzählung selbst dar, welcher Art auch immer sie ist. (2) So höre denn: Zum Opfer an den Saturnalien lud Romulus alle [B] Götter, undso denn auch eben die Kaiser. Speisesofas waren für die Götter hergerichtet, just oben sozusagen auf des Himmels Höhe (vgl. Plat., Phdr.247 B),

auf demOlymp, woruhig undewig die Sitze der Götter (= Od.6, 42)

78

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 2 – 3

ρμ ε γ ε τ ὰ θ ρ α ᾽Ἡ α ιγ κ λ λ έ έ ρ απ ελ α θ ε ῖνἐκε ῖσ εκ α ρ ῖν ὶ ὁΚ υ ο ς ,

ὴ δ ᾧ ὴκαλ ρ ε χ ῖναυ τ ὸ νὀνόμ ε α τ ιθ ι, τ ῃ μ ῇθ ο έ .τ μ ε ν ίᾳπ ή ο ο υ ῖςμ ὲ νο ςφ ὖ ν [C] θ ε ο ῖς|ἐκε ῖσ κ ρ ε σ ε επ ύ α α σ τ οτ ὸσυμπ ό σ ιο ὴ νὑ νδ ν ὴ ὲτ πα ὐ τ η νἐ ή ν π ετ ὶμ εώ ρ ε λ σ ο υτ ο υἀ κ τ . οτ ρ α ν ε ῖν ο ὺ ςδειπ ο ςἐδέδο ίσ α ςκα έρ ᾽ ν ἀ μ ά τ ω νκουφ μ η εῶ νσω ό τ ς ε ὺ ,ἅ ο τ υ ςἥτ ν ὲα ρἐτύγχα α νἠ π εδ ε ῖχ φ ιε μ σ έ ν ο ι, κ α ρ ὶἡπ ερ ὰτ ιφ ο η ῆ ή ς ςσελ ν . κλῖν α ιμ ὲ νο ὖ νἔκειν α τ οτέττ ρ ε ς , εὐτρεπ ε ῖςτο γ ῖςμ ίσ τ ε ο ιςθ νἡτ ρ ε ο ο ῖς ο ό υΚ ν υμ ὲ ο . ἐβέν υστιλ νἦ [D] β ο ύ η σ ςκ α ὶπ ὴ ο μ νἐ έλ λ ῷ λ ντ α ν ικ α ὶθ ὴ νκρυπ ε το ία ύ|σ γ να ὐ η , ς ὥ σ τ εοὐθ ε ὶςο . ἔπ ε ιν α σ χ εδ ν ο ὲτα ρ νἀντιβλέπ ὸ νἔβεν ὐ ὴ τ ὸπ ςτ ἷό εἦ ςτ η ντ α ὰὄμμ ὴ ε ίν τ ντ ἐκ αδ ῆ β ο ι᾽ὑπ λ η ςλαμ δ π ό ερ ν ο ρ ὸ ς α ς ,ὅ ιπ ροἶμ π ε ἥ λ ιο ν ,ὅ τ α ναὐ τ ο ῷ ῦτ δ ῳ ίσ τ κ ιςἀτενέστερ ὲτ ο ο ῃ υ ρ β νπ . ἡδ λ ο έ σ π Δ ιὸ νἀργ ρ ύ ο ςἦ υμ ὲ νστιλπ ν ο ρ τ α , χρυσ έ ίο υδ ὲλ , το ε ῦ τ οε ε ἴτ υ κ ρ ο α τ έ ἤ λ εκ τ ρ ο νχ ὴκαλ ρ ε ῖνε ἴτ εἄ λ λ οτ ι λέγ ε ιν , ο ο ι ρ αε ό υσφ δ έμ ἷχ [308] γ ν ρ ω ίμ ω ςὁἙ μ ῆ ρ ρ ά ςφ σ α ι. χρυσοθ ρ ό ν ωδ ρ’ ἑκάτε|ρ ὲπ ν α ο ρκ ή η 1 ἤτ τ εμ α γ ρ ὶἡθ η υ ά ,Ἥ τ η ἐκ α θ ιζ ν έ τ ρ ὲ αμ νπ ρ ὰτ α ὸ ία νΔ ,Ῥ έα ρ ὰτ δ ρ ὲπ ὸ α νΚ ό ν ο ν . τ ὸδ ὲτ νθ ε νκάλ ῶ ῶ λ ο ῷ ςο υ ιτ ε δ ῄ ὲἐκε ῖν ο εξ ςἐπ ε ῳ ῖζ ,μ γ ό λ ο νεἶν ω να α υ τ ὸκ α ι λέγ ὶν ῷ θ ιν ε σ α ῇδ α τ α ό ὲκ ν ὶ ῥήμ ,α κ ο δ ιο νο ὔ τ ρ επ ῆ α ῆ α ν ρ δ ο ε ν ο ὔ τ ο χ επ ισ α α θ ι ῥᾴ θ ι δυνατό ν ις τ . ο τ ω ὐ χο ὕ ω ν γ α ο λ όφ α ν ε ρ ς ,ὥ σ ε α τ ετ σ τ α ικ ὶφ ά ο ῖτ ἔ υ ὸμέγεθ α ιτ ο σ α ιμ ςἐκε ῖν οφ κ ά λ λ ο υ ς , ὁπ ό σ ο νἐπ ρ έ π νθ νὄψ ε ῇτ ιτ ῶ ε ῶ ιπ ε ι. | [B] Π ρ α ε σ κ ε ύ α σ η τ οδ α ὲκ ὶτ ο ίν ῖςἄ λ λ ο ιςθ ο ρ ν ε ό ο ῳ θ ςἢκλ ῖςἑκά σ τ κ α τ ὰπ ρ β ε ε ία σ ιζ ν . ἤρ εδ ὲουδε ίς ρὍ ν , ἀ ᾽ὅ λ λ ρ ο π ε ιῶ θ ῶ ο η ςπ ςὀρ μ η , δοκ ο να ο ῶ ῶ νΜ σ υ ε ρ υ ώ ιπ ὰτ τ ν ῖνμ ῶ ο νἀκηκο α τ φ σ ς , ἔχ ε ινἕκα ἔ ῆ σ τ ῶ νθ θ ρ μ α ε ιςκαθ ε ιστερ ό ῶ ῶ α ν νθ φ ὶἀ ω ᾽ο υπ τ ν ν ο ,ἐ ςκ ά τ έ ὐ θ ῷ ςα μ ε τ α κ ή ιν τ ω ς · ἐπ ε ὶκ ρ ι ὸ ο α ρ ν ο σ υ ία ε ὶπ ντ ὴ νπ ςτ α ο ρ ὸ υπ α τ ςἐξανιστάμ [C] τα ρ ά τ τ ο υ σ ινουδα μ -| ῶ β ρ α α ίν ὲὑ ςτ ο δ ὰ υ έδ υ ετ ςο σ ινο α υ δ ςκαθ ὲμ φ ρ α π ά ζ ο υ σ ινἀλλήλ ρ ίζ ν . ῷ ω κ ω ῆ ν ,γ ο να ε ιδ ὑ τ σ τ ὲἕκα ο ρ ο σ ςτ ὸπ (3) π ά ν τ ω νο μ έ η ν ὖ ω ν νκύ η ῶ , ὁΣ ῳτ ν ὸ τ ῶ κ ικ ε ς νθ λ ε ῶ ιλ νκαθ ςἐρω Δ ιὶ ῷ ρ ὶτ α ῷ π α τ λ ο ῦκ α ὶν ο έ ο υκ ι δοκ ὶτ ύ ν ο υκα ῶ σ ιο ντ ο υΔ ινμ ε χ ἔ η σ ρ ε α ύ ίο π η λ π α σ α θ γ ςτ υπ ό ιςο ίο να , κ γ ς λ ὐ τ , τροφ ω ο ῦ α ἷακ ὶπ α ιδα [D] ῆ σ 2 τ ο , τ άτ εἄ η ν ιλ λ γ λ ο αφ κ ε ν φ α α ο λ ι μ λ τ ρ ό κ ό ω ι δ ν ὶ α |π ὶ χ α ίγ α

1ἐκαθ ιζ έ τ η ν Hertlein intextu, Lacombrade: Wright

κα θ ἐ έζ ε τ ο νVM:ἐκαθ η Hertlein inapp., ν εζ έ θ σ 2χ α ρ ιδ η ό νcodd., Hertlein, Lacombrade: χα τ ρ ιτ νM, Spanheim, Wright ο δ ό τη

307 B - 308 D

79

Nach Herakles soll ja auch der Quirinus –denn mit diesem Namen

mußmanden Romulus ja gemäß derheiligen Legende benennen [C] dorthin gekommen sein. Für die Götter also war dort das Gelage zubereitet worden. Die Kaiser aber hatte er unterhalb des Mondes in luftiger Höhe empfangen wollen. Dort oben (schwebend)

aber hielt sie die Leichtigkeit ihrer Körper, welche sie angenommen hatten, und der Umschwung des Mondes. Dort also standen vier Speisesofas, wohl zugerüstet für die höchsten Götter. Dasjenige des Kronos (= Saturnus) war aus glänzendem Ebenholz, das in seinem [D] Schwarz einen so starken und göttlichen Glanz barg, daß niemand daraufzusehen vermochte. Die Augen mußten, glaube ich, bei diesem Ebenholz aufgrund des überstarken Glanzes dasselbe erleiden, wie bei der Sonne, wenn jemand angespannt direkt auf ihre Scheibe blickt. Das Speisesofa des Zeus (= Jupiter) war glänzender als Silber und strahlender als Gold. Ob man es als Elektron (= [entweder Bernstein oder hier] eine Gold-Silber-Mischung 4 : 1) bezeichnen oder als etwas anderes benennen muß, wußte auch Hermes mir nicht sehr [308] deutlich zu sagen. Goldenthronend aber neben jedem der beiden saßen Mutter undTochter, d.h. Hera (= Juno) neben Zeus, Rhea neben Kronos. Die Pracht der Götter aber suchte selbst jener mir nicht in Worten vorzuführen, under meinte, sie sei dafür zu gewaltig undnurmit demgeistigen Auge zu schauen; für eine Vorstellung mit vernehmlichen Worten sei sie nicht leicht vorzutragen undunmöglich zu erfassen. Niemand werde je sein und auftreten begabt mit solcher Redekraft, daß er diese Größe der Pracht undSchönheit darstellen könnte, wie es demAnblick derGötter entspräche. [B] Es war aber auch den anderen Göttern jeweils gemäß Rang und Würde ein Thronsessel oder ein Sofa bereitgestellt; es stritt sich keiner darum, sondern wie es Homer in seiner Dichtung ganz richtig sagt, indem er es, wie mich dünkt, gerade von den Musen vernommenhat, daßnämlich einjeder derGötter seinen Platz hat, auf welchem ihm unverbrüchlich der Brauch ist zu sitzen, fest und ohne Bewegung. Denn wenn sie sich auch beim Erscheinen des Göttervaters erheben, verwirren sie niemals die Ordnung der Sitze, sie [C] wechseln sie nicht noch nehmen sie einander sie weg, sondern ein jeglicher weiß, was ihm zukommt. (3) Als nun alle Götter im Kreise zusammen saßen, nahm Silenus – er gab sich, wie mir schien, als ein Liebhaber des schönen undjungen Dionysos, der sich nahe zu seinem Vater Zeus gesetzt hatte –seinenPlatz nahe bei ihm, daer gleichsam sein Erzieher undPädagoge [D] war, under erfreute denGott, derja auch sonst das Scherzen

80

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 3 – 5

ὄ ν τ ατ ὸ νθ ε ὸ ρ νεὐφ α ίν ω νκ α ὶδ ὴκ α ῷ ὶτ σ κ ώ π τ ε ιντ ὰπ ε ο λ α λ ὰκ ὶγ λ ο ιά ζ ε ιν . (4) Ὡ ςδ ὲκ α ὶτ ὸτ ῶ νκα 1 συμ ισ ρ ω νσυνεκροτεῖτ ά π ό σ ιο ῄ ο ε ν , εἰσ ι ρ ῶ τ ο π ςἸούλ ιο ςΚ ρ ,υ α ιλ ῖσ π ία α ὸφ ο τ β ιμ ςα ο ῷ ὐ μ υ τ λ ε ό ν ο ῷ ςἐρίσ α ιτ Δ ιὶ π ρ ε ὶτ ῆ ο ςμ ν α ρ χ α ία ς , ε η ἰςὃ ν ὸ νὁΣ ε ιλ ςβλ έ ψ α ς ,Ὅ , ὦ ν α , εἶπ ρ ε ήσ Ζ ε ῦ ,μ εὁἀ ροὗ ὴ ν τ ο ςυ χ ιλ ρ ία π ὸφ α ςἀφ ελ έσ θ α α ικ σ ιλ α ε ὶτ ὴ ίνβ ῆ .κ η α ρ θ ,ὡ α νδια ά ὶγ ᾷ ν ο ς ςὁρ α , ἐσ τ ςκ ὶ μέγ α ὶ κα λ ο ό ο ῦ ν · ἐμ ,ε ὶγ ἰ ς [309] |κ η δ α ὶμ ὲ νἄλ λ ο ,τ ο ρ ῦ νπ ὰγ ὶτ ε ὴ νκεφ ὴ νἐσ α λ τ ρ μ ιπ ο ο ιο σ ό ς . π α ίζο ν τ ο η ν ο ςἔ ῦκ α τ ι τοια ὶτ ε ο ιλ ῦ ῶ ατ υΣ νθ τ ρ ε ο ρ ῶ σ νο απ ό υσφ δ χ ε ό ν τ ω να ῷ , Ὀ ὐ β τ κ ια τ ν ὸ α χ ςἐπ ε τ α ε ισ ιπ έρ ο λ ω λ νὥ ε ρο ὰἀμ ίβ σ ἱ π ε

μ α ιλ χ α έο ν τ ε μ α ςχρώ τ ακ α ρ ὶν ιῶ ὲ νὠ υ νμ χ ν , α ὖ θ ιςδ ιρ ὸ ὲἐρυθ ςγ μ ε ν ο ν ό ς ,ε ἶτ αμ έ λ η α 2 ή ςκ ςκ α ώ α ὶ ζοφ δ ·ἀ ὶ συννεφ ς ν ίε τ οδ ᾽α ὖ θ ιςεἰς [B] Ἀφ ρ ο δ ίτ η νκ α ὶ Χά|ρ ιτ ε α λ ς , εἶν ετ α ίτ εἤθ ὰ τ ω ν λ ὰ ςβο ςτ ῶ νὀμμά

ὁ π ο 3ἀ ν τ ρο ιά ἱτ γ α ιο ῶ λ αγ ν νἀπ ς οὐδ έ ςἭ ῖό έ α ν τώ ν ν ω τ ινὁμ τ ςἐσ β λ έπ ε ινἠξ ίο υ . κ α ὶ ὁΣ η ν ό η ε β ιλ α , τ ί, ἔφ ς , Βα ο υπ α ν το δ α π ο υ ῦτού τ ο

ρ ·τ ίο η υ ίπ θ μ ᾶ ο ρ ά ᾽ἄ τ αδειν σ ε ςἐργ τ α ὸ νἡ ι; Π α ῦ ῶ ν ,ὁ σ α ι, εἶπ ε , ληρ 4 ή Ζ ν ὶ ω ν ι ῳ π α ρ α Ἀ π δ ό λ ο λ ω ρα γ νἐ ὺ ὰ υ ὼγ τ ὸ ντουτ ςα μ ὐ ῖν τ ίκ αὑ [C] ἀπ φ ο α ν ῶ ρ χ υ ρ α ή σ τ ο ὸ ν νἀ . ἀλ κ λ ᾽ἴθ ι, εἶπ ε ε ν ,ὦ ιμ , ἐπ ν ω ν ή |Ζ

η τ ι τοὐ ή θ μ μ ο α λ ῦθρέμ τ ο , ὁδ ς ὲὑπ κ ο α ύ σ α ρ ὰ ς μ ικ ,ε ἶτ αἐπ ῷ ᾴ α σ τ ὐ ςα ά τ ῶ νδογμ τ ω ν ,ὥ μ ό λ ρο σ ὰ π ἱτ η ε α ιδ ξ ο ῳ ςΖ δ ςἐπ ὰ φ ρ υ λ ο ςθ ῦ ν ε τ έ , ἀπ ς ρ ν ε νἄν ο ρ ν ρ αἔμφ δ ακ ο ν . φ α α ὶσώ (5) Τ ρ ίτ ο ςἐπ ε ισ μ ε να έδ ρ ιο ὐ α τ έρ ο ῖςΤ ν ςσεμ ὸ ιβ ρ ςτ ό α σ ω ὶ ακ ὰπ π β λ ο σ υ ρ ό ς , σῶ ρ φ ό ντ μ ακ εἅ α ὶπ ικ ὸ νβλέπ ο λ , ἐπ εμ ω φ ν ισ ν τ αέ ο τρ ςδ ὲ ο ρ η σ α νὠ π ςτ ὴ τ νκαθ ε ῆ φ θ ρ ιλ έδ α α τ α ὰτ νὤ ρ ὶκ ία ὸ ννῶ υ ι, κα υ τ τ ο νμ [D] ρ έ ςτιν ε γ α ςκ ὶ χαλεπ η α α ὶ ξέσμ ὶκ α α τ ακ λ λ α ὶπ ω π ε ὶ μώ ς|υ ε ότ π ῆ έ ν ε η ο τ ε α ὶλ ςο ρ α ε ί τιν ιχ ἷο ςκ ςψῶ νἐγκεκαυμ ο λ κ α σ ία μ ό τ ἀ α ςκ ὶὠ ρ ο ιθ ε ν ὸπ ά η ςν έ ο νἢτ ν ά ,φ ο ν α ι. ε ᾽ὁΣ η ε λ ν ἶθ λ ὸ ε ιλ ςἈ ι, ξεῖν ῖό ο ςμ ο ερ τ ε ρ ὸ ς .Κ α ιό ν ἰπ ιό ς ὼ νἔδο ὶ ὁΔ υ σ ο α δ υ ςπ ο α ι σπ εσ θ α ίν ξ ε να ὑ τ ο ῦφ ε η έμ ξ α λ υ τ ν ό , Ἐξέπ ,Τ τ α ὶδ ς α δ υ ά ίδῆ , εἶπ ο ; κ , σπ ζ ε ις ν ιο ,ὦ π ίδ ε ν α π π κ ε νἐκλαθ α ω υ μ τ νο ο ῦ α ε ν η ,κ ὶπ ε π ο νἐμ ο ίη ὑ ὁγέρ ό τ ο σ ί, ὁσά ρ ο τ υ ς , ἔφ [310] τ ὰ ς|Ὁ ,ἀ ο ρ ύ η σ λ ικ α α λ έσ λ ὰ θ ς α άσ ιμ μ ρ ε οβ , εἶπ ςπ , ἕλ ν ε ν ῶ ιτ ξ ε ή ντιν μ α ὤ τ τ ω νλέγετ ισ τ ρα ατο α ὰ ά υ ιγ ῦ σ τ α τ ὸ σ οἐργ θ α ι. ςκ α ὶγραμ

1συνεκροτε ῖτ οcodd., Lacombrade: συνεκεκρότη ἰςV, Hertlein, τ οHertlein, Wright 2 ε α ν τώ Wright: π ν ρ τ ω ὸ νSpanheim, Wright, Lacombrade: π ςA2M,Lacombrade 3 ἀπ ν ν τ ω ά ῳ ὶ Cobet, Hertlein, Wright: το codd., Hertlein 4 του τ ῳ ύ τ codd., Lacombrade

308 D - 310 A

81

undLachen liebt undein Schenker der Freude ist, darum mit mancherlei Spott undmit Späßen. (4) Als nun auch das Gelage der Kaiser sich versammelte, trat als erster Julius Caesar auf, under wollte aus lauter Ehrsucht sogar mit Zeus umdie Herrschaft streiten. Mit demBlick auf ihn sagte Silenus: “ Gib acht, o Zeus, daß nicht dieser Kerl dort aus Herrschsucht dir gar die Herrschaft zunehmen trachtet. Denn er ist ja, wie dusiehst, [309] groß und schön; undwenn er mir auch sonst nicht gleicht, so ähnelt er mir doch in der [kahlköpfigen] Haarpracht.”Während Silenus noch so scherzte und die Götter dabei doch wenig auf ihn achteten, trat Octavianus ein, wie ein Chamäleon ständig die Farbe wechselnd, mal blaß, mal errötend, dann dunkel und düster und umwölkt, dann wieder entspannt undheiter wie Aphrodite und die [B] Grazien; und er wollte seine Blicke werfen, wie der mächtige Sonnengott Helios strahlt; denn er erwartete, daß ihm kein GegenHolla! So über gerade entgegenzublicken vermöchte. Silenus rief: “ ein vielgestaltiges Untier! Wasnurwird es unsBöses tun wollen?”– “ Laß das Geschwätz!”sagte Apollon, “wenn ich ihn nämlich hier an Zenon übergeben habe, werde ich ihn euch sogleich als lauteres rei[C] nes Gold erweisen. –Also auf, Zenon,”so sprach er, “kümmere dich um meinen Zögling!”Der aber folgte, und daraufhin sang er ihm ein bißchen von seinen Lehren vor in der Art wie die Prediger der Sprüche des Zamolxis, unddamit machte er den Mann verständig und maßvoll. (5) Als dritter trat Tiberius in ihren Kreis, mit würdigem Gesichts-

ausdruck undehrfurchtgebietend, maßvoll undzugleich kriegerisch dreinblickend. Als er sich indessen zu seinem Sitz umgewandt hatte, wurden auf seinem Rücken die tausend Narben sichtbar, Brandmale, [D] Scheuerstriemen und schwerere Wunden und Beulen, d.h. die von seiner Zügellosigkeit undseiner Grausamkeit gleichsam eingebrannten Schäden undHautfehler. Darauf sprach Silenus: Anders erscheinst

dumirjetzt, o Gast, alsduehedem schienest (Od.16,181),

und er machte damit einen ernsteren Eindruck als sonst. Da sagte Und Wieso, Väterchen, bist dudenn so ernst?”– Dionysos zu ihm: “ hat mich erschreckt und er: “Dieser Alte da, der Satyr,”sagte er, “ [310] dazu gebracht, mich selbst zuvergessen, daß ich sogar Homers “ Gib acht, der wird dir die Ohren lang ziehen; das Musen zitierte.”– So soll soll er nämlich auch bei einem Schulmeister getan haben.”–“

82

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 5 – 8

–τ ώ ὰ ο ἰμ ζ ὲ ω ςΚ νμ νο ὖ α ν ρ , εἶπ π έ η σ ρ α υ ε ν ίῳ δ ,ἐ ῷ ν μ ςα ε ν ο ίν ντ ιττό ς –τ ὸ νἄθ λ ιο νἁλ ιέ αψ η χ έ τ ω . (6)τα ῦ τ αἔ τ ιπ α ιζό ρ ν έ τ ω ναυ ε ισ νἐπ τ ῶ χ ε τ ρ η α ίο ιθ νπ ρ η ό ο ν ν . ε ἶτ αο ἱθ ε μ α τ ο α , ὶπ ά ν τ ε ε ντ α ὰὄμ ςἀπ ψ έσ τρ [B] κ ᾆ τ αα υ 1τ τ ὸ νδίδω α ῖςΠ η σ ο ινἡΔ ίκ ιν α ἱς νε α ὲἔρρι|ψ ἱδ ῖς , α ρ τ ρ Τ ά α ο ν . οὐθ ὲ νο ὖ νἔσ η χ ν ρ ά ε νὁΣ σ ὸ α υ ι. τ ο ε ιλ ρα ςυπ ὐ τ ὲ ο ῦφ Κ λ α υ δ ίο υδ ὲἐπ ε ισ ελ υ θ ό ο ν τ ν ά ν η ο ὸ ς α ςἄρχετ ι το ςὁΣ ε ιλ υ ςἈριστοφ Ἱπ π έ α δ ςᾄ ε ιν ,ἀ μ ο ή ν υκολακεύ τ θ ὶτ ε ντ ο υΔ ὸ α ω νΚ λ νδῆ α ἶτ ύ δ .ε ιο ν ρ ὸ π ςτ ὸ ρ νΚ ῖν υ ο νἀπ ιδ ώ νἄ ν ,Ἀ ν ο δ γ ο ικ ε ῖς ρ ῖν , εἶπ ε ό ,τ Κ νἀπ ὸ υ ν ,ὦ ε γ ω νε ἰςτ ὸσυμ π ό σ ιο νδ ίχ ατ λ ῶ ρ κ ά νἀπ ίσ α σ ὶΠ ρ α νΝ ο υκ ω ελ ε υθ έ λ α ν τ ο ς . ἀ λ λ ᾽ἴθ ι, εἶπ α ὶ 2 π ψ ,κ ο ε έ νἐ ᾽ἐκείνο ιδ ε π ,π υ έμ ς ,ε ἰ βούλ [C] τ ὴ νγαμ ὴ ε νΜ τ εσ σ α γ α ρἐκείν ῆ ὰ |λ ω νδ τ ὶτ ςτρ ίχ ατο υ ίν α . ἔσ ν ιγ τ ῳ δ ία ςτ ὸδορυφ ό η μ ρ α ,μ ικ ρ ο ῦδ έ φ ω ά ν α ι, κ α ὶἄ ψ χ υ ν ο . Ἐ π ε ισ χ έρ ε τ ῷ Ν ρ Σ η ῷ α ν μ έ ω ιλέγο ε ε ν ν ι τ λ τ ιτ ὰ ῆ ῆ τ ς ρ α α ὶτ ςκιθ ςκ ά η , ε ς ἶτ φ ν αἀπ δ ά β λ έ ο ψ α , ςἐκε ν ε ῖν ο ο ρ ὸ τ , εἶπ ὗ ς ό α , Ο ςτ λ λ ω ν νἈπ ὸ ςπ ὐ γ εα α ρ κ σ ε ω υ ά α ε ὺ ὶὁβασιλ ᾽ἔγ α ὲπ λ π ὶσ λ ζ ε τ α ι, κ ἐ ,Ἀ ό λ λ ω ν ςἈπ [D] τ ό ν , εἶπ ε ν , ἀπ η ἷς ο δ νο σ ὲἐ τ α εφ ὴ|π ν ώ σ ω εμ ,ὅ ε ῖτ ιμ τ α ιμ ιμ αμ ν τ ά μ εμ ιμ ε ῖτ α ιγίγνετ ὴ η τ ςδίκα α ο ίμ ιμ υμ ν ιο ὸ , ἀπ τ υ ς ο ὲα ν τ αδ α ν σ ω θ έ τεφ κ ω υ τ ὁΚ ὸ α σ ςευθ ε ν . έ ω ςἥρπ (7) Ἐ π ὶ το ύ τ ω π ι, ο α β λ λ ο λ ὶκ ε α , Γά ς ὶπ α δ α π , Βίνδικ ν το ο ν ο ὶ συνέτρεχ Ὄ ὸ θ ω ν ντ ε ω χ ρ ς , Βιτέλ η ν ά ν ο ό λ ιο α ι. κ ὶ ὁΣ ς , Τούτω ε ιλ ν , εἶπ νμ ε ,τ ῶ · ῦ 4, ὦ 3π ό θ θ ε ε ο νἐξηυρήκατε ῆ μ ν ε ί; τυφ ο θ ο αγ ό ῦ νυ ὸτ υκαπνο ο π μ ς σ φ ε ίδ ε τ α ν ρο ιγ ὼ ὰ , κ α υ ε υ ιδ ὶὁΖ δ ςἀπ ρ ία ὲτ η ῶ νἀνακτόρ υ ντα ω τ ὶτ ὰθ [311] π ρ ὸ ςτ ὸ ν|ἀδελ ίε νδ ὸ ν ια σ α σ π ε ὐ α νΟ ὸ ρ ὶτ α π ινκ φ ὸ να ὑ ά τ ο ῦΣ α , ἵν ς υταχέω ο η ύ π τ ντοῦ ῆ τ νἀ ο ρ ἰγ π ίν ὸτ ςΑ ικ νσμ ,τ ὸ ε , εἶπ ε π έμ ,Π α ς ξ ν ὲ νμ ῃτ ρ ο ε τ ύ γ β ατα λ η ό ὴ νφ τ νκατασβέσ ύ σ ρ ε τ νπ ὸ ὲτ νδ ῶ νπ α ίδ ω ·ίτ ῷ νδ ὲτ ρ ο μ τ ε ο υ ,τ ννεώ ὸ ή π α ίζ η ρ ῆ ε ο ςτ ε ινκέλ τ ε δ υ δ ῆ ὰτ ν εμ ςπ α ςἈφ π ις ο ρ α ῆ η α λ ρ θ ε νἐ π Σ σ η π ὶ τούτ ικ ε λ ίῳ ῷθ λ ρ ικ α . (8)π ν ο ίω ιῷδῆσ ο ςκλ γ ᾳτ έ ρ ὸ ω νὀφ ρ ῆ ή ν θ α ι κα π ρἔσ ὰ ε ῷγ λ ιγ τ α ινδ ὸ τ ὶἐ εκ ντ ς–λάμ [B] κά η , ἐντυχ λ θ λ ᾳ ο , ᾐδέσ ό ς– τ ο τ α τ α ς ιό ε τ ο α ι δικα τ ίσ α ῖνπ ρ ς , |χρημ , υ ο ὲτούτ ρδ ῆ μ π ὲ ,Ὑ ς ρ .ε ν ἶτ αὁἙ η σ ε η ν ὸ α νἀπ εσ ιώ π τ ο ῦ τ ο νὁΣ ε ιλ ςκ ι ῆ μ ῖντ ν μ α εὑ ςἀ ίγ ο , μέμφ η ὰΔ μ ε ις ῖνλ α ὶμ ; Ν έγ ε ἶπ ε ν , οὐθ ί , ἔφ νἡ ὲ ᾽ ό ῳ ρ μ τ ὶ μ ς α α π ν τ ὺ ε ο ν έ ν τ τ ε ν υ ε ί ς ἕ ρ α ς ἐ ν ι η ί ῷ φ θ ο ρ ν κ ι γ ὰ η ο ῷ ς .τ σ ό ττ 1δίδω σ ινἡΔ ίκ ηV, Hertlein Wright: ἡΔ ηδίδω ίκ σ ινAM,Lacombrade 2 add.Cobet 3τ ὸσμ ῆ ν ο ςHertlein inapp.(Plat.,Men.72a conf.): τ μ ο ν codd., Hertlein intextu, Lacomνδῆ ὸ ή κ εCobet ρ η α τ υ τ ε ξ εHertlein, Wright: ἐξεύρ τ εcodd., Lacombrade: ἐξεύρ α brade 4 ἐ

310 A - 311 B

83

er jammernd auf seinem Inselchen –damit spielte er auf Capri an den erbärmlichen Fischer striegeln!”(6) Als sie dies im Scherz noch so redeten, trat ein erbärmliches Untier herein. Da wandten alle Götter ihre Augen ab, undDike (= strafende Rechtsgöttin) übergab es [B] den Poinai (= Strafgöttinnen); die aber warfen es in den Tartaros. So bekam Silenus keine Gelegenheit, sich darüber zu äußern. Als

darauf Claudius eintrat, begann Silenus, aus denRittern des Aristophanes zu zitieren (1111ff), indem er anstelle desDemos (= personifiziertes Volk) doch tatsächlich dem Claudius schmeichelte. Dann blickte er zu Quirinus und sagte: “ Du tust Unrecht, o Quirinus, indem du diesen deinen Sprößling ohne seine Freigelassenen Narcissus und Pallas zumSymposion kommen läßt. Also los,”sagte er, “ sende doch zu ihnen, und wenn du vielleicht möchtest, auch zu seiner Gattin [C] Messalina. Denn ohne jene ist er ja geradezu wie ein Statist im Theater, undfast möchte ich sagen: sogar tot.” Während Silenus noch sprach, trat Nero herein mit der Kithara Der unddem Lorbeerkranz. Darauf sah der zu Apollon undsagte: “ da ist ganz nach deinem Muster ausstaffiert.”Und der Herrscher Doch ich werde ihm schon den Kranz abnehmen, Apollon sprach: “ [D] weil er mich so unvollkommen nachahmt; und worin er mich nachzuahmen sucht, ist er kein rechter Nachahmer von mir.”Man entriß ihm den Kranz, und sofort fegte ihn der Kokytos davon. (7) Danach liefen viele unterschiedliche Leute gemeinsam herbei wie Ihr Götter, Vindex, Galba, Otho und Vitellius; undSilenus sagte: “ wonurhabt ihr dieses Kaiserrudel ausfindig gemacht? Wir ersticken ja im Qualm; denn diese Untiere verschonen nicht einmal die Göt[311] ter-Paläste. Zeus blickte auf seinen Bruder Serapis, wies auf Entsende du diesen kleinlichen Knickerig Vespasian und sagte: “ rasch aus Ägypten, damit er dieses Feuer löscht. Von seinen Kindern aber laß denälteren (= Titus) sich begnügen mit der allgemeinen Liebe (= Aphrod. Pandem. = Volksliebchen?), den jüngeren aber (= Domitian) fessle im Block wie das sizilische Ungeheuer (= Phalaris). (8) Nach diesen trat ein schön anzuschauender Greis herzu –manchmal er, sehr sanft im Umgang strahlt ja die Schönheit auch noch imAlter – [B] und überaus gerecht in seinen Maßnahmen. Silenus verspürte Zu dem Hochachtung vor ihm undverstummte. Da sagte Hermes: “ Doch, beim Zeus,”antwortete der, hast duuns nichts zu sagen?”–“ “ ich muß euch Vorwürfe machen wegen der Ungerechtigkeit: dem 96) habt ihr fünfzehn Jahre mörderischen Ungeheuer (= Domitian, 81– zugeteilt, aber kaum eins diesem als Regierungszeit gewährt.”-

84

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 8 – 10

β ῳ α σ ιλ λ ιςἐδώ κ ετο α τ ύ τ ε ῦ σ α ι. Ἀλ ὴμέμφ ο λ υ ὰμ , εἶπ ε νὁΖ ε υ ·ε ἰσ ς [C] ά ξ γ ρἐ ω ὰ π ὶ το ῳ π ύ ο τ λ λ ο ύ ςκἀ|γ α θ ο ὺ ς . ευθ έ ω ϊα ν ὸ ςο ὖ νὁΤρα ς ρ χ ή ρ ε ω τ έ οφ νἐ ε ἰσ π ὶτ ῶ νὤ μ ω ντ ὰτρόπ α ια ,τ ότ εΓετικ α ὸ νκ ὶ 1 Π ρ θ α ικ ό ν . ἰδ ὼ νδ ὲα υ τ ὸ νὁΣ η η ν ε ὸ , λανθ ιλ ςἔφ ά ν ε μ ακ α ιντ ὶ εἅ ε κ ο ύ εσ ν ἀ θ α ι βουλόμ ο ς ,ᾭ ῷ ῃΔ δ εσ ιὶ σκοπ ρ π αν ό υ ντ τ ε , ὅ ῖν π ω ςὁ η ή Γ δ ςα α μ ν ρ υ φ ὐ ῷ ο ή τ υ ρ σ ε τ α ι. Μ ε τ ὰτοῦ τ ο νἐπ ε ισ χ έρ ε τ ρ α α ρσοβ ι βαθ ὸ ε ὴ ῖα η νἔχ νἀ ς ή ω ντ ν ν ὴ νὑπ [D] τ άτ εἄ λ λ ακ α ὶδ ὴκ α ο ὶμ υ|σ ὴ νἐργαζόμ ε ν ο ικ ς ,ε ρ α ἴςτ νοὐ ὸ ετ ρ ν ὸ νἀφ ο ῶ νπ ο λ λ ά κ ιςκ μ ο α ν ῶ ντ γ ὶπ η , τοῦ ὰἀ τ ο ρ α λ ρ α υ ρ π τ π ο νδ ό ὲ η η ν ,Τ ὸ ίδ ςἔφ ιλ ε νὁΣ ὼ μ ὲὑ ἰδ ῖνοὗ τ ο ὴ ςὁσοφ ισ ςδοκ τ ν τ ίνἈ ῶ ε ῖ; μ ῇ δ ν ο ρ επ ο ντ ε ισ κ ο π ε ρ α ῖ; φ σ ά τ μ ω ὴπ τ ιςα ῷ ρ α ε ὐ τ ῖν ά κ ιο α ε ιρ ν ιτ ὸμ ἐ ν θ α δ ὶκ α ὶπ α υ σ ά ρ τ ω ο τ υκ ο ῆ υλή α λ ὶτ ςφ υ ρ α ία ςα π ὶ το υ τ ύ ὸ ν . (9)ἐ [312] τ ο ιςἀ ρεἰσέρχετ ὴ ν α ι σώφ ρ ω ν ,ο υτ ὰἐ ρ ο η ν δ ςἈφ , |ἀ ίτ ὰἐ ὰτ λ ς λ ὴ νπ τ ο λ ιτ ε ία ν . ἰδ ὼ να β η υ , Βα α τ ν η ὸ ὸ γ νὁΣ ὶτ ία ε ςἔφ · ιλ ῆ ρ ο λ ο ς ικ ςσμ ε ἷςεἶν ο ι δο κ α ίμ ε ῖτ ῶ νδιαπ ρ ιό η ν ιν ὸκύμ τ ντ ω β ςοὗτο ο νὁπ ρ ύ , τ ε σ ς ἐ π ε ισ η ε λ θ ςδ ο ύ σ ὲα ὐ ῷτ τ ῆ ςτ φ ῶ ῶ νἀδελ νξυνω ρ ο υκ α ὶ ρ ίδ ο ς , Βή Λ ο υ κ ίο υ , δειν ῶ ςὁΣ η ε ν ιλ ὸ η ,π ςσυνεστά α ίζ λ ρο ᾽ ὰ ε κεἶχ νο υ ε ὐ ινγ δ κ ἐ π ισ ώ π ά τ λ ισ ε ιν ,μ τ ατ ο ν , κα ὸ ίτ νΒῆρ ο ικ α ὶ τούτ ο υτ νυ ν ὸ ἱὸ ρ ὶτ ὰπ ε [B] κ α ὶτ ὴ νγ υ ν α ῖκ απ μ ή α ο μ ρ λ τ ο γ τ α υ ρ ν ῶ α π α νἁμ ,|τ λ ν έ ο ιπ τ ὲ νὅ ὴ νμ ἢπ ρ ο ῆ σ κ ε νἐπ έ ν η θ σ ε ν , ἄλ λ ω ςτ ῷ δ ία ὲὅ εο ὴ ν τ ιτ νοὖσ υ δ ὲκοσμ α ν ,τ ὴ νσυναπ η νπ μ έ ν ο λ χ λ ρ υ ερ ιε ἀ ῖδ δ ε ε νκ α ν ω , ἔχ ὶ τα ῦ τ ασπ νκη ῖο ο υ α δ ὴ ν ,ὃ ςτ ῶ ντ τ εκοιν σ ηκρεῖττ ῶ ο νκ νἂ α ρ ο νπ ὶδ έ ὴκ σ τ α ιδ α ὸ ὶτ υπ ο ς α ὐ τ ο ιο ῦβέλτ νἂ ηἢα υ τ ή ὸ νἐπ θ ε ςα εμ λ ὑ τ ο ῦ . καίπ ρο απ ο τ ὖ ῦ ντα ε μ ο γ ν ῶ ρ νᾐδε α λ υ π ῖτ οτ ὸμέγεθ ὴ νυ ο ἱέ α ·τ εμ ςα ῆ ό ὐ τ ο νγ ῦτ ς ςἀρετῆ [C] ο υ δ ὲτ ο υ|σκω ῆ φ ν α θ ινομ ῆ ίσ κ ε α α νἔπ ρκ ὶα υ ὰ ςἄξ ιπ νἀφ τ ιο εγ τ ῆ ὸ νο α υδυνάμ ςε μ ὶπ ρ ρ ἰςγ α α ε ο τ ν ε ο . σ ιν ῖντο ςἵστασθ ῖςἥρω α ι2 κ (10) Ἐ π ε ισ έρ χ ε τ α ιΠ ὴ νὀδυρόμ ερ εν τ τ ο ὴ γ ίν νσφ α α ς .ἡ μ π ο σ ξτ ίῳ ῷ σ υ ηδ Δ ίκ ὲα ύ υ τ ὸ νκα ή τ ε σ ή λ σ ε α ο υ σ σ α ιν , Ἀλ υχα , εἶπ ᾽ο ιρ ἱ το λ ,ο ν ε ῆ τ ω να ς ἴτ , α ικ υ ιο ὶσ ο λ υδ ε ιςκοινω ὲ ,ὦ ῆ τ ίν ν ντ ιβ Π α ῶ ερ ςἐπ , ἠδίκ ξ [D] ὅ σ ο ν|ἐ ε τ ὰ .μ π η κ ὶτ ρ μ ο ο α ῖςσκέμ υπ σ ά θ ιν α ύ νὁΜ ο υ λ ε ,ἣ ῖςἐπ εβ ρ ῆ ο τ ο ς τ ῦ ο , ἀ ρπ ὴ νὁΣ εβ α ρ ω ν3 κολ ςγέμ τ ο ύ τ ο υδ έ , εἶπ ε νὁΣ ρα η μ ε ο α α ιλ ν ὸλ υ οβ ῦ ιγ ῦτ τ ίο ό ·φ ω ς , ου δ νλέγ ὲ 1 add.Cobet 2 ἵσ τα σ θ α ιVM, Cobet, Wright: ἵπ τα σ θ α ιA, Hertlein, Lacombrade Sylburg, Hertlein, Wright

3 add.

311 C - 312 D

85

“ Doch tadle uns nicht weiter,”sagte Zeus, denn nach ihm werde [C] ich noch viele gute Kaiser heraufführen.“Sofort trat nunmehr Trajan herein, der auf seinen Schultern die beiden Triumphe trug, den Getischen undden Parthischen. Als Silenus ihn erblickte, sagte er, indem er zugleich heimlich wirken und doch gehört werden Jetzt gilt’s für unseren Gebieter Zeus achtzugeben, daß ihm wollte: “ sein Ganymed schön bewacht bleibt.” Nach diesem tritt ein stolz sich gebärdender Mann mit weit herabwallendem Backenbart ein, derneben anderen Künsten besonders [D] die Musik ausübte, der immer wieder zum Himmel emporsah und sich in alle Geheimnisse einmischte. Als Silenus den erblickte, Als was will uns dieser Sophist erscheinen? Sucht er vielsagte er: “ leicht hier noch immer nach seinem Antinoos? Da sage ihm doch einer, daß das Kerlchen nicht hier ist, under soll ihn sein Gewäsch unddie Possen beenden lassen.”(9) Darauf tritt ein Mann von ausgeglichenem Wesen herein, beherrscht nicht (nur) in den Liebesdin[312] gen, sondern (auch) in der Politik. Als Silenus ihn sah, rief er: “ O je, die kleinliche Pedanterie! Der Alte ist, so scheint mir, einer von den Erbsenzählern (‘Kümmelzersägern’).”Als ihm dann das Zweigespann der Brüder, des Verus (= Marc Aurel) unddes Lucius, herantrat, geriet Silenus in Bestürzung, denn er hatte keinen Scherz parat und auch keinen Spott, besonders bei Verus; doch er wollte auch bei ihm nicht einfach die Fehler mit demSohn (= Commodus) [B] und der Ehefrau (= Faustina) übergehen: bei dieser, daß er sie mehr, als angebracht war, betrauert hatte, zumal sie ihmnicht gerade zurEhre gewesen war, beijenem, daßer es übersehen hatte, wie dieser (mit sich selbst) auch das Reich zugrunde richtete, obwohl er ja einen in dieser Beziehung tüchtigen Schwiegersohn (= Pompeianus) hatte, der das Gemeinwesen besser verwaltet hätte undvor allem auch für seinen jungen Sohn besser gesorgt hätte als dieser für sich selbst. Obwohl er dies durchaus gern hätte rügen wollen, scheute er doch dessen sehr große Tugend; den Sohn jedoch hielt er nicht [C] einmal des Spotts für würdig undließ ihn ungeschoren; denn er stürzte auch von selbst zu Boden, weil er sich nicht aufrecht noch mit denHeroen mitzuhalten vermochte. (10) Dann kam Pertinax zumGelage, dernoch seine blutige ErmorAber die Schuldung beklagte. Dike aber bedauerte ihn undsagte: “ digen werden sich nicht darüber freuen können; doch auch du, Per[D] tinax, tatest Unrecht, indem du,jedenfalls soweit man vermuten kann, teilnahmst an dem Komplott, dem der Sohn des Marcus zum Opfer fiel.”Nach diesem Severus, ein Mann voll bitterer Härte und Über den,”sprach Silenus, “sage ich nichts; denn ich rachsüchtig.



86

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 10 – 13

η ν ὲ νἀπ α 1 ςκ α η ὶἀ ρ τ π α α ο ίτ ν . ὡ ςδ ελ ὲἔμ λ ε να ὐ τ ρ ια ῷκ α ὶτ ὰπ ά α ιδ ν ε ισ σ υ ρ ιέ ν α ω ι, π θ όρ ε να υ τ ὰδιεκώ λ υ σ ε νὁΜ ίν φ ῶ ν ω ο ὺ ς . ἐπ ς ιγ ςδ ὲσα ὲ τ ννεώ ὸ νμ ῆ κ ρ ε τ ο ε νἀφ ,τ ὸ β νδ ρ ύ ε ὲπ τ ρ σ ε ο ρ ία ντιμ ω μ -| νἔπ ψ ετ ν ίσ ο ε [313] τ α .Μ α ρ κ ῖν ο ςἐντα γ ῦ ὰ θ υ ια αφ ςμ η ό ν ς ιφ ο μ έ σ ςε ῆ ἶτ ατ κτ ὸἐ ςἘ ρ ρ ιο ρ ωπ ά νπ π α ιδ ό ο υτ ῶ ὴ νἱερ ν η ῶ λ νἀπ εμ α ύ , ὅγ ν ό ε τ λ ω ν οπ ιβ ερ ρ ο Σ ύ ςἈλέξα ρ ν ο δ ςἐ νἐσχά ρ ὰ ν τ ο ο ιςπ ῆ σ τ οτ ὴ να ο υκαθ υ υσυμφ τ ο μ ρ ῶ εκ α ὶ μ ε ν π ο τ ν ο ιώ ς .κ α 2 7Ὦ ὶὁΣ η ν ὸ ε ιλ ςἐπ ισ κ ώ π τ ω να υ τ ὸ νἐπ ε ῖπ ν ε μ έ γ ανήπ ιε , τηλ ικ ο ῦ τ ο ςὢ μ νο α χ υ κα ε υ τ ςτ ὸ ῶ νσεα ςἦρ ὰχρή υ τ ο ,τ ῦ τ αδ η ρ ὲἐδίδ τ ὶκ ο υ α ςτ ὶο ῇμ κἐπ υ η ρ ε ίσ ιν ς ε κ ε ,ὅ ῖτ θ ῳ κ τ ν ίσ ο νἀ α λ σ [B] ἦ να υ τ ὰτ ο ῖς|φ η ,3 η ρ σ α ίζ υ ίκ ίλ ο ιςἢθ γ ε ε , εἶπ ιν ε νἡΔ λ .Ἀ λ ᾽ἔγω ν τ π ά α ςα υ τ ο ὺ μ υ ς , ὅ έ ν ο ε τ α σ ς η ο σ ίτ ιμ ο α σ ιο ι τούτω ι γεγόν ν , κολασθ ρ α δ ,κ ώ π α α σ ω ὶ οὕτ ῆ λ ω κ ε ά θ ε ν ητ ιο ιρ ομ ν . (11) ἐ ςἀνείθ ρ α ῳπ τ π ὶ το ύ ε ἴσ ω Γ α λ λ ν ιῆ ο ε τ ὰτ μ ῆ ςμ ό μ ία ο ὰτ σ α ω υπ λ ὲ ς α ντ τρ ὰδεσ ς ςα , ὁμ ἰχ μ ρ|α ῇτ ε ᾳὥ σ ν , ὁδ ω σ π ε ε ο ν εκ α ι χρώ χ ὲστο ρ α ἔ λ ὶ κινή α κ ω λ ςμ έ τ ἱ [C]γ υ ν α ῖκ ε ,κ ς α ὶὁΣ η ν ε ιλ ὸ ρ ὸ ςπ ὲ νἐκεῖν ςμ ό ν ο , Τ ίςοὗ λ τ ο ςὁλευκο φ α ς ρό ,/Π π ρὃ α ε ςἡγ ῖτ α ιστρατ ο ; ἔφ ῦ η , ρ ὸ π ςδ ὲτ ὸ νΓα ν ο λ ν λ , ιῆ · ύ η τ εκού ρ ᾷἠ Ὃ φ ητρυ ςκ α ὶχρυ σ ὸ νἔ χ ω νπ ό ν τ ῆ τ ο ύ τ ςἐκε ω δ ῆ ὲὁΖ ν ε α υ ῖσ ι. η εθ ςεἶπ ςἐκβ ο ίν ε4τ [D] (12)Τ ο ύ τ ο ιςἐπ ε ισ χ ε έρ τ α ιΚ λ α ύ δ ιο ὶ|π ο ε ε ,ε τ ς ν ἱθ ἰςὃ ςο ιδ ό ν νἀπ ά ῷ η σ ά ά σ ντ θ γ εα ῦτ τ ε α λ ο υ ο τ τ ςἠγ ὸ ε ὐ ντ ῆ να ψ χ υ ία α σ α υ ςμ ν ε ὶ ἐπ ςκ έ γ έ ν ε ιτ ὴ ή ναρχ ν , δίκα ὸ ς ιο νεἶν ο ιδ ίσ ςἀνδρ α α ν ινομ τ ε φ τρ ά ιλ π ο ςο ὕ τ ω η ρ ὐ νΑ ε μ μ ο ν . τούτ ἐ π ίᾳ α ὶπ ρ ε λ ε ο ῖσ ιςἐπ τ ο έδ νεἶν α εισ ν ο ιτ ὸγέ ςἐ νἡγ ι ω ίν λ ια ν ῷΜ ὸ ςὥ ὰτ ρἀ ρ σ π τ α π ε ρ ο ά κ α ω τ ὸ νπ δ σ υ ντο ςα ιδ υ ςεἴργον ·ε γ υ ε ρα ῷσυνίστα ὰ ὐ π ο λ α τ λ α ὶ ἔφ ὶγ , κ ν ω ν ό ω ν νφ τ α ιτ ῶ να δ ίκ οδίκ [314] τ ὰ ςγρα|φ η ς ὰ τ μ ε ν ςκα κ ό ο ῶ μ ὸ γ ο ςδεσπ ύ .Ἥ ς ςἀπ λ ιο ο λ ο ςδ ὲοὑ 5 ῷ ρ π ό α ὐ τ ςτ ὸ τ ετ υ ῶ τ αδ ν ὰἄ ρ ὸ τ οα ,ο α ὲκ ῦ χἤκισ λ ςτο ὐ λ ὶπ αβοηθ ν ε ρ α ρ ή τ ά ο ,φ σ η ν , ἢλέληθ α ν σ υ ςἐ νδίκ ὴ ντο ῖςθ λ λ ετ ε ις ο ισ π ᾽ἀ ,Ἀ έτ ἡδοθ ε ῖσ ελ φ α6Δ ο ῖςμ α ν τ ε ία Α ἴκ ῃτ επ ; ά θ άτ έν ο ιτ ο ᾽ἰθ ηκ ᾽ἔρεξ ε ῖαγ ε ,δ ίκ (13) Τ ο ύ ῳ τ α σ σ ή ς υ κ ν ή ο ν τ ε απ ό τ ισ λ ιςἀ σ ε ν α ο χ έρ ρ ε όβ ς τ ,ὃ α ιΠ ςἑβδομ 1π α ιδ ά ρ ια codd., Cobet, Wright: πα ε ῖπ ε ν codd., Laιδ ρ ίδ α A2,Hertlein, Lacombrade 2 ἐπ ια ηcorr.edd.: εἶτ ε ίκ νἡΔ ῃcodd., Lacombrade combrade: εἶπ ιετ ίκ ῇΔ ε νHertlein, Wright 3 εἶπ 4ε ἶπ ετ ῆ ςHertlein, Wright: ὥ , ὐ τ ὸΜ σ π ρante τ ε ῆ ρ†Lacombrade 5 α ςadd.VM: ὥ ε π σ Hertlein, Wright: α ν anteΔ ῷ ὐ VA,Lacombrade 6 ἐ τ φ ελ ο ῖςconiectura suppl.Lacombrade exA

312 D - 314 B

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fürchte seine übermäßige Schroffheit und Unerbittlichkeit.”Als mit ihm aber auch dessen Sprößlinge hineinschlüpfen wollten, wehrte sie Minos schon vonweit her ab; nachdem er sie genauer beurteilt hatte, ließ er denjüngeren (= Geta) davonkommen, den älteren aber (= Caracalla) sandte er zumVerbüßen derStrafe. [313] Dann Macrinus, der mordbefleckte Flüchtling; darauf wurde das Kerlchen aus Emesa (= Elagabal) weit fortgewiesen aus dem Umkreis derheiligen Opfer. Der Syrer Alexander (Severus) nunhockte irgendwo am Rande und bejammerte sein Unglück, und Silenus sprach spottend zu ihm: “ DuTor undgroßer Trottel, obwohl du so alt bist, vermochtest dunicht selbst die Deinen zubeherrschen; deine Gelder übergabst du der Mutter (= Iulia Mamaea) undließest dich nicht überzeugen, daßes weit besser gewesen wäre, sie aufzuwenden [B] für die Freunde als sie einzubunkern.”–“Aber ich,”sprach Dike, “werde sie alle, wieviele daran mitschuldig geworden, der Bestrafung überantworten.”So wurde das Bürschchen dann sich selbst überlassen. (11) Darauf kamGallienus herein mitsamt seinem Vater, dieser noch in denFesseln der(persischen) Kriegsgefangenschaft, je[C] ner im weichlichen Aufzug undGang wie die Weiber. Silenus sagte gegen letzteren: Werist dermitweißem Helmbusch, derferne führet denHeerbann? (= Eurip., Phoen.120f) gegen Gallienus jedoch (= nachIlias II 872): Der duvonGold überzogen bist gänzlich undschwelgst wieeinMädchen. Diese beiden aber hieß Zeus sich entfernen von demdortigen Mahl.

(12) Nach diesen trat Claudius (II. Gothicus) herein; bei seinem [D] Anblick gerieten alle Götter in andächtige Bewunderung über seine Seelengröße, undsie bewilligten seinem Geschlecht die Herrschaft, da sie es für gerecht hielten, daßdie Nachkommenschaft eines so vaterlandsliebenden Mannes auf die denkbar längste Zeit die Herrschaft ausübte. Dann stürmte Aurelianus herein, wie auf der Flucht vor denen, die ihn vor Minos’Gericht zu ziehen trachteten; denn ihn bedrohten viele Prozesse wegen unrechtmäßiger Hinrich[314] tungen (Morde), under war auf der Flucht vor den Anklagen, da er sich nur schlecht verteidigen konnte. Aber mein Gebieter Helios, der ihm auch sonst beigestanden hatte, stand ihm auch hierin Er hat doch seine nicht wenig bei, indem er den Göttern erklärte: “ Strafe verbüßt, oder ist derDelphische Spruch nicht mehr bekannt Wenn er erlitten hat, waser getan, ist dasRecht wieder grade. (vgl. Aristot., NE V 5,5)

(13) Mit diesem trat Probus herein, der 70 Städte in nicht einmal

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Iuliani imperatoris Symposium, cap. 13 – 14

[B] ἐ νο υ δ ὲὅ|λ ο ιςἐν ο ῖςἑπ υ τ ια α ὰκ ὶπ τ ο λ λ ὰπ ρ ά ν ό φ υσω ν ω ο ςοἰκ ή σ α μ ς ,ἄ ν ο δ ικ αδ ὲπ ε π ν ο θ ὼ ςυ π ὸτ ῶ νἀθ έ ω ν ἐτιμ ᾶ τ οτ άτ εἄ α λ λ ὶ ακ τ ῷ τ ο υ ο ν έ ςφ α η νἐκτῖσ ῷ ὴ νδίκ ςα τ ὐ τ α ι. σκώ π τ ε ινδ ὲα ω υ τ ὸ νὅμ ςὁ Σ η ε ν ιλ ὸ ςἐπ ε ιρ ᾶ τ ο , κα ίτ ο ιπ ῷ ο λ λ σ ῶ να ὐ ιω τ π ᾶ νπ ρ α κ α ε μ λ έ ν ε υ ω ο ν ·ο η ,ν ο λ ῦ νδ λ ᾽, Ἐ υ ἀ νγ ι᾽α ᾶ τ ε , ἔφ ὐ τ ο ῦτο υ ςἑξ ῆ ν ῆ ρ α ε ι. ο ν κ ω ἶςφ θ υ [C] σ θ α ,ὦ ρ β Π ό ε ,ὄ τ ιτ μ ὰπ α κ ρ ρ αμιγνύν|τ ὰφ ά ικ μ ε ε ῷ ο ςο ἱ ἰατρ ὶτ ρ ρ ῳ ά π τ ο φ λ ικ σ ρ έ ο υ σ ρ σ ι; σ η ὸ υδ θ ὲα υ αλ σ ςἦ τ ία νκ α ὶ τρα χ ὺ ςἀ ε ὶε ἴκ ω ντ εοὐδαμ ο ῦπ έ ν , εἰκ αμ ικ δ α νἄ θ ὖ ν ρ ςο ό ο τ έπ αδ ὰ ω ὲὅμ . ο ς υγ ·ο ἔ σ τ ινο τ ὔ εἵπ ο π ῶ ω νἄρχ ε ν ινο ιό ὔ τ εβ ὔ τ ν εἡμ ω ν , ἥκισ τ αδ ρ ὲἀνθ ώ ήτ π ω ν ,μ ικ α ὶτ ῶ νκεχαρισμέν ω να ὐ τ ο ῖςξυγ ρ χ ο ω ῦ ν ρἔ τ ᾽ σ θ α ,ὥ π ε σ ετ ο ῖςἀσθ ρ τ ὰἐνδιδόα ὃ ικ ε ν ο ο ῦ σ ινο ὶμ ἱἱατρ σ ιν , ἵν ᾽ἐ ντ ο ε ίζ ῖςμ ιν σ ο [D] ἔχ ω σ ινα υ τ ο ὺ μ έ ν ςπ ο ε υ ιθ ο . –|Τ ς ί τοῦ τ ο , εἶπ ε νὁΔ ιό ν υ σ ο , ὦ ς η μ ιλ ρ π α ῖνἀ ;φ ; ο π ό ό ία ά ς ά π ν ν ,ὦ υγ σ φ εφ ο ο π ςἡ α ιλ α η ,κ ὶσ υφ ῖ, ἔφ ’ἐμ φ ο σ ο ςυ α ο π ῦγέγον ; ο κοἶσ ς υ θ α , ὅ τ η ικ α ὼ ρ ς ὶ ὁΣ ά , ἐοικ τ κ ς ω μ ο ί, τ ἐ ρ ὰπ ω τ ιλ ε ὴ νφ ῖακ ο φ η σ ία ο ν γ α νἀπ κ τ έ ὰτ α τ οτ ῶ νκ α ν θ ᾽ἑα ὸ τ υ ῷ π ισ τ ε ὴ ύ ε ρ ν μ π ω ιςὅ ώ ,ε ᾶ φ ἰτἀδελ ή τ ιἐσ θ ςμ τ ν ὶνἀ ;ἔ ἀ ς ψ ε α υ τ ο δ νἡ ίν υ [315] π ά ν τ αγ ε λ ο ῖαλέγε ιν ,ἀ λ λ α ὰκ ὶ |σπ . ο υ δ α ῖα (14) Ἔ τ ι διαλεγομέν ή ρ ω ὸ λ ναυτ ο ῶ νπ υ ςἀ λ λ ς μ ατ ο , ὅτ ρ ῖς ο εΚ ᾶ ςἅ ῆ σ α ε ρ ι βουληθ ὶςε π α ισ ὶνεἰσφ ῆ π ἰςτ ό ρ ς ὰτ ή σ λ ιο α τ οπ α νἀπ ὸσυμ ε λ η Δ ς ίκ ,κ α ὶ ὁΔ η ιο ε ᾽ἑα τ θ ια κ ν ό γ ω νμ υ λ τ ς ο ,ἄ ῦΜ α ο ύ ια ὼ ν δ ώ τ ετ ξ ιμ κ α ὶτ ὸ νἐμ ὸ γ νπ ε ῆ ν ά . εἴχο π ῳπ ρ μ π ω ν ο τ , ἐ νκό ο νΚ σ ιο ν ν τ ν ά οδ σ τ ὲ ή λ ω ντ ὼ χ ά δ ε ιζ ε ἀ λ λ ῖρ η ,κ α κἐ ὶ ἐβ νο υ ο ς ,ἀ ρ ό ξἴσ λ ᾽ο ν λ ο ιςἦ ςτ ἷαχ [B] π ρ ε ὶα υ 1ἀ τ ό υ ν τ ο ,τ ῦ νὥ ὲ ῶ ρδορ|υ σ π νμ ε ρ ο ύ ν τ ο ρ ω φ ο νκ ε ῖν θ α ὶπ β ο υ λ μ ο έ ν ω ν , τ ο υδ ρἠξ ὲεἴργοντο ίο ὰ ς · ουδ υπ νγ ὲ λ ε ο ν εκ τ ε ῖν . ὡ ὲ ςδ ρ ν ε νἐ ῶ π ὶτ ε ῖςἅπ ν ο α ,ὅ ὺ τ ο τ α σ ὐ αἔφ ν τ ν ο ο ,δ ῦ ςα ο τ ςἑα υ ι κάμ ίε ν υ ξ η ν ὴ σ α νο ἱθ ε ντ ο ῶ μ ν ω , α υ ὶτ νἀνδρ τ ῶ ὸ ςεὔλ δ ιζ ὤ . ἠγάσθ ν υ ε τ ο ςἐβά μ ῆ ό σ ν θ ῶ ο α ι ε ν ια . ι νκ δ α ς ρ ὸ π ο λ ὶ ἐπ ὁ λ ε ο ῖςπ ῶ νπ θ ὐ τ α να ν ψ ά υκα έ τρ κ η υ ν νο ὲ ὸ ε ιλ ςἐπ δ νὁΣ ὲὄ ατ α σ τ ο τ ε ινμ ν τ ό λ κ ώ π κ ισ ὸ νΜ νἀ α ὸ ια ν ξ ιμ [C] ἠ ξ ίο υ ,τ ὸ|δ ρ ὰ κεἰσεδέχ νο υ έ ω υγ ε τ οσ ν ιο . ο υ σ ὲτ σ ίτ νβασιλ ῶ μ ό ν ο ντ ὰε ἰςἈφ ή ρ ς ο η , ἀ νἦ γ λ δ λ νπ ὰ ίτ α ν τ ο ία ν2 ἀσελ μ κ α ω ιλ γ ὶφ ρ νκ ο ά α π ὶ ἄπ ν υ ῳ σ ισ τ ο ρ δ α ςκ ὶο χ ό υτ ὰπ α ῷ τ ά ε ν τρ τ ατ ῳ δ ῶ ν . ἐξήλα σ ε νο υ να υ τ ηταχέω ὸ ίκ νἡΔ ,ε ς ῆ ἶτ λ θ κο ε α αἀπ νο υ ἶδ ῆ σ α μ ι. ρα μ ρ ὰτ υ ο ὰ ο τ ν ὸπ α ο υπ γ η υἙρ νγ ο ρ λ α υ μ π ῆ · ἐπ ς ελ α θ ό ιγ ο π ὅ 1π ρ οθ ε ῖνCobet, Hertlein, Wright: π ρ οθ έ ε ινLacombrade

2 add.Hertlein

314 B - 315 C

89

[B] sieben Jahren wieder aufgerichtet undviele sinnvolle Maßnahmen getroffen hatte. Da ihm aber von denGottlosen Unrecht widerfahren war, ward er allgemein geehrt und auch darin, daß ihm seine Mörder büßen mußten. Aber Silenus versuchte, ihn trotzdem zu verspotten, undobwohl ihmviele zuschweigen geboten, sagte er. “ Laßt nur durch dessen Beispiel die Nachfolger Einsicht lernen. Weißt du [C] denn nicht, Probus, daß die Ärzte, wenn sie bittere Medizin anrühren müssen, sie mit Honig versüßt verabreichen? Du aber warst stets allzu hart undschroff undgabst niemals nach; duhast nunzwar Unrecht erlitten, aber doch etwas durchaus Erwartbares! Es ist ja unmöglich, über Pferde oder Rinder oder Maultiere und am wenigsten über Menschen zu herrschen, wenn man ihnen nicht auch (bisweilen) etwas Erfreuliches gibt, so wie auch manchmal die Ärzte den Kranken in kleinen Dingen entgegenkommen, um sie bei wich[D] tigeren gehorsam zu haben.”–“Nanu, Väterchen!”rief DiJa, bist denn duentpuppst dich unsja als ein Philosoph!”–“ onysos, “ nicht auch du,mein Kind,” entgegnete er, “ durch mich zumPhilosophen geworden? Weißt du nicht, daß auch Sokrates, der doch mir ähnlich war, bei seinen Zeitgenossen den ersten Preis in der Philosophie davontrug, wenn du denn von deinem Bruder (= Apollon) glaubst, daß er wahrhaftig kündet? So laß denn zu, daß wir nicht im[315] mer nur lächerlich, sondern auch einmal ernsthaft sprechen.” (14) Als diese sich noch miteinander unterhielten, begehrte Carus zusammen mit seinen Söhnen (Carinus undNumerianus) die Zulassung zumSymposion, aber er wurde vonDike fortgewiesen; und Diocletian, der die beiden Maximiani undmeinen Großvater Constantius (Chlorus) mitführte, trat hervor im vollen Ornat. Diese schritten nicht auf einer Linie mit ihm, sondern hielten einander an denHänden undbildeten gleichsam einen Chorumihn; undwenn sie [B] ihm gewissermaßen als Leibwächter vorauseilen wollten, hinderte er sie daran, denn er beanspruchte kein Privileg vor ihnen. Als er aber bemerkte, daß seine Kräfte nachließen, übergab er ihnen alles, was er an Lasten auf den Schultern trug, und schritt selbst erleichtert einher. Die Götter bewunderten die Einmütigkeit dieser Männer underlaubten ihnen, weit vor vielen anderen Platz zu nehmen. Maximianus (Herculius) aber war schrecklich ungebärdig und [C] zügellos, so daßSilenus ihn garnicht verspotten mochte, aber er wurde auch nicht ins Syssition derKaiser aufgenommen. Denn nicht nur in Liebesdingen warer in jeder Weise ein dreister Draufgänger, sondern er war auch umtriebig undtreulos undharmonierte nicht in allem mit dem Quartett. Daher trieb ihn Dike rasch hinaus, und er zog fort, ich weiß nicht, wohin; denn ich unterließ es, mich bei Her-

90

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 15 – 16

[D](15)το ύ ῳ τ δ ὲτ τ ετ μ ρ ῷ ο α π ν ρ χ α ρ ν ίῳ α ό ῳ δ π ρ φ α α ύ ε τ α ι |δειν α ὶ νκ ὸ α χ ὺκ α τρ ὶ ταραχῶ , τ μ ο α δ υ ε ὲ νο ςμ ςσύστη ὖ νδ ύ οο υ δ ρ υ ο θ ὲτ ῶ νπ ρ ω νἅ ψ α σ θ α ιτ ῆ ςτ ώ ω ῶ ησυνεχώ γ ρ νἀ ᾶ νἡρ ο ίκ ςἡΔ η σ ρ ε ,Λ ικ ίν ιο νδ ὲ μ έ χ ρ ιτ ῶ νπ ρ ο θ υ ρ ω νἐλθ ό ν τ α , π ο λ λ ὰκ α μ ὶ ἄτο ελ μ ο η ῦ ν τ π ατ α απ λ χ έ ω ςὁΜ ίν ω ςἐξήλα σ ε ν . ὁΚ ω ν σ τ α ν τ ῖν ο ῆ λ ςδ θ ε νε ρ ὲπ ἴσ κ α ο ω ὶπ α λ ὺ νἐκαθέσ ηχρόν θ ο ν ,ε μ ε ἶτ τα α ὐ τ ὸ ντ ὰπ α ιδ γ ν ία ε ν κ .Μ τ α ρο ὐ ὰ γ ίῳ [316] ἦ νεἴσοδ ο η δ ς ὲ , ὅ νὑγ ιὲ τ ιμ ςἐπ ρ ά χ ε π ε ι, κα ίτ ο ιπ ο λ λ ὰ|ἐδό ι ε κ ρ ά χ θ α π ε π ιτ ῷ ρ ἀ ὶ κα ν δ λ άο ῆ ν ς τ ε ἱθ ε ο ὶδ ὲὁρῶ ὴτα λ ῦ ς τ ,ὅ αἐ κκα τ ιμ ·, ε α ὐ τ ῷ π ε τ π α ο ίη ιδιαθ έσ ε ω ώ ἴω να νοἰμ ς τ ὸ υ ζ ε ινἀπ έ χ . ο ν τ α ο τρ (16) Ο ὔ η σ ςδ ὴτοια η ύ φ ςτ τ ῆ ὶτ μ ὸδεῖπ ςἀ ῆ ν ρ ο ς νπ , ἐπ α κ σ ε α υ ό ν θ υ ο μ ὲ νοὐθ ὲ νο ἱθ ε ο ί, π ρἔχ ὰ ά ν ῷ ο τ αγ υ σ ιν ,α υ τ ώ ῶ νδ ω νἐδό κ ε ιτ ὲτ ῶ νἡρ μ ῇδια ρ Ἑ π ε ιρ ᾶ ῷ Δ σ ιὶ το θ α ι, κ α η ῦ τ ὶτ οο κἀ υ ςἦ μ ν . ἐδε ν π ώ ὸγ ῖτ οδ ὲ [B] κ α ὶὁΚ ρ υ ῖν ητ ο γ ιν ετά δ ε ὰμ ινἐκεῖθ ςἤ ε νπ ρ ῆ ᾽ἑαυ|τ α ς κ λ α ρ .Ἡ ν ό

δ ὲεἶπ ε ν , Ο υ κἀ ν ρ έ μ ῖν α εδ ι, ὦΚ υ ιὰτ ρο ξ ο ὰ ν ίγ ὸ υ χ ὶκ α ὶτ νἐμ ὸ Ἀ λ έξ έ ρ α ν δ ο νἐ π ὶτ ὸδεῖπ ρ εκ ά λ ε ν νπ ις ο ;σ α ο υτοίν ,δ ε ῦ υ Ζ ν , εἶπ ,ὦ ν ε μ α ι, ε ο ἴτ ιν ᾶ ατούτ ρ ὸ ε ς κ α ε ινπ ιντ ν , ἥκ ω ο ςἡμ ρ νἔγνω ὸ ςἄγ νἈλέξανδ κ έλ ,τ ε ρο υ ε ὰ ίγ υ χ ῇτ ὶ κο ῶ νἀνδρ β ῶ ε ιν νἀπ λ μ τ ο ιε ίο ν ιτ π ῷ ν ε ώ ο ιρ ιτ η ε θ ; δίκ θ α έμ ή ν ςἐδό α ιαλέγ κ μ ῷ Δ ε ε ιί. κ ιτ ινὁτ ῆ κ λ α ςἈ ν ό ὶἐπ ε ισ ελ θ τ ο ςα ὐ τ ο ῦτ ο · ρο σ ῖςἥρω ινο ὔ α τ ὔ τ α ῖσ εἄλ εὁΚ ο τ λ ο α τ ίσ ν ςτ ιςὑπ α [C] κατα|λ ρ β ο ή υπ α ὼ ῖς νδ α ρ ὲσχολάζου α ν ,ἣ δ έ νὁτ εβ νκαθ υΣ α ο σ –ἐκεῖν , ή τ λ α ο ρἀπ οἑα τ οδ ἐ π ε π ο ίη ε ὰ ῷ λ ςγ υ ιὰτ τ κ ν– τ ν ο ία ο ὴ νἀδελφ ἐ ν εκ ά θ ισ ε . κ η ν α ή ὸ ὶ ὁΣ ρ ε κ τ ντ ῖν π ω ὸ ςἐπ ώ νΚ ο ισ ιλ ν υ ,Ὅ , μ ε , εἶπ α ρ ὰΔ ία , υ ὶτ ο . –Μ ῦ ικ ο υΓρα π ο τ εοὗ τ ο ι ἑν ό ά ν τ κἀ ι1 τουτο υ ιο ςὦ σ ινο ξ ἱ ὴχείρον νο α ὸ τ υ ρ ῖν ς .ο δ ὲα ο ὕ τ ω ε ἶπ ε νὁΚ υ α ιμ ο ὺ λ λ ο ιπ ς ςεἶν ,ο ἶμα [D] ἐ μ ο ὶ|τεθ ν ι ο να ο ν ,ὅ σ ο ν ο ι, ὥ σ τ εμό υ τ ω κπ ά ν τ νἐ ὸ μ κ ά α α υ σ ινἔγγ 2γ ε γ ό ν α σ ινἡγεμ ό ν ε ςξένο ά ι2, ὀνομ ζ ο υ σ ικ ὐ γ α ν . ο α ίζ ὶ νομ έ ο υ σ ινμ μ ὴ νἔ τ ικ α ὶτ ῶ νπ ρ α ᾽ἑα νοἴον ε ω ίζ υ τ τ ω α ο ιμ ς ῖςγεγονότ , ἴσ ν ο ν ατοῦτο μ ὲ νυ π ὸφ ιλ α υ τ α θ ία ό ν α τ ε θ ε , ἴσ ς3 π ςἔχο μ ε ν δ ω νὁ ά ὲα ὐ τ ο ίκ αμ λ ι. τα ατ ά λ ισ ώ τ ῶ ῦ τ αλέγ ῶ νἀπ νἀνδρ ο π ε ιρ αμ ρ ῖν Κ υ γ ο ρ ω νἀ ν ιῶ ία ν νυ ςἠρυθ ῶ ρτ λ γ ντ π ω ο , κ ῶ ό ν ὲ νἀπ α ςἦ ο ὶ δῆ [317] ἑ α υ τ ήπ ο ῦ ο ,μ υτ ὰδευτερ τ ε ε ῖαλάβον ς|οἴχω α ι. ν τ 1ἑν ὸ ςὦ σ ινο υ κ[om.V] ἀ ν τ ά ξ ιο ιcodd., Hertlein, Lacombrade: ἑν ό ςεἰσ ιNaber, ινἀ τά ν ιο ξ 2 γεγόνα σ ινἡγεμ Wright ό ν ε ό ιν ν σ α ςξέ ν ιV, Spanheim, Hertlein, Wright: ξέν ο ο ι γεγ ἡ γ ε μ ό ν ε ςcodd., Lacombrade 3 add. Cobet

315 D - 317 A

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mes neugierig danach zu erkündigen. (15) Aber in dieses so harmo[D] nische Quartett kam ein furchtbar schroffer und zerstörerischer

Zug hinein: Diese beiden also (= Maximian Herculius undMaximin Galeließ Dike nicht einmal bis in denVorhof derHeroen-Versammlung gelangen; als aber Licinius bis zum Vorhof gekommen war, jagte ihn Minos wegen seiner vielfachen undfrevelhaften Vergehen rasch davon. Constantin aber gelangte nach drinnen und saß dort über längere Zeit hin, bis nach ihm seine Söhne kamen. Magnentius jedoch fand keinen Zutritt, da er nichts Vernünftiges vollbracht [316] hatte, obwohl es schien, als habe er schöne Taten getan; die Götter aber erkannten, daßer auskeiner löblichen Gesinnung heraus gehandelt hatte, undließen ihn daher klagend enteilen. rius)

(16) Als nundas Mahl derart vorbereitet war, begehrten die Götter zwar nichts weiter, denn sie haben ja alles; aber Hermes beschloß, eben die Heroen auf die Probe zu stellen, unddies widersprach auch nicht der Absicht des Zeus. Es bat aber auch Quirinus, man möge [B] ihmjemanden von dort zur Seite stellen. Herakles aber sagte. “ Das möchte ich nundoch nicht hinnehmen, o Quirinus: warum hast du nicht auch meinen Freund Alexander zum Mahl geladen? Von daß du, wenn du bedir, o Zeus, erbitte ich daher,”so sprach er, “ schlossen hast, einen von diesen hier in unseren Kreis zu holen, den Alexander kommen läßt. Denn warum sollten wir nicht, wenn wir die Männer prüfen wollen, uns an denBesten halten?”Damit schien derSohn derAlkmene demZeus etwas Richtiges zusagen. Als dann Alexander zu denHeroen hinzugetreten war, wollte ihm weder Cae[C] sar noch ein anderer Platz machen. Er nahm sich indes denleeren Stuhl, den Severus’Sohn (= Caracalla) für sich ausgesucht hatte –er war ja aber wegen des Brudermords fortgejagt worden – , und Sieh nur zu,”so ließ sich nieder. Silenus spöttelte gegen Quirinus: “ ob all diese zusammen etwa demeinzelnen Griechen gesagte er, “ “ Beim Zeus,”sagte Quirinus, “ ich denke, daß viele wachsen sind.”– von ihnen nicht geringer sind als er. Doch haben ihn meine Nach[D] kommen dermaßen bewundert, daß sie einzig ihn unter allen fremden Feldherren als den Großen ansehen und benennen. Aber keineswegs halten sie ihn damit auch für bedeutender als ihre einheimischen Helden; das mag vielleicht an chauvinistischer Eigenliebe liegen, aber vielleicht stimmt es ja auch so. Das werden wir jedoch auf der Stelle erkennen, wenn wir die Männer prüfen.”Als er so ungefähr dies vortrug, wurde Quirinus ganz rot im Gesicht, und ganz offensichtlich setzte er sich für seine Nachkommen in der Befürch[317] tung ein, daß sie nurdenzweiten Rang davontragen würden.

92

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 17–18

(17) Μ ε τ ὰτο ῦ τ οὁΖ ε ὺ ε τ ςἤρ οτο ὴπ ά ν τ α π ὶ ςἐ ὺ ρ ςθ ρ ο νχ ε ο ὺ ε τ ό ,π ς

ῶ ν , καθά ακαλ νἀγ ε τ ὸ ῖνἤ π ρἐ ε ο ῦ ντο ίν ε τ ι, ὁτ α μ ν ικ ο ῶ ῖςἀγ σ ιγ ῖςγ υ ο λ λ ὰ π ο υνίκ ςἀνελομέν ή α σ μ ε ν ο τ α α ςκρα ε ν τ νἔλ ό , οὐδ ς ς ὲ , ἑν ιγ ο ερ ςπ ὐ ε νδοκ ῖ κἀκείν τ ο ω νγεγονέν νο ὲ α ι κρείσσ ρ νμ α α ο σ ε π ισ ω ά λ ν ,ο ἳπ μ ῶ ςα δ α ὐ τ ῷ ,τ ο ῦκρατηθ έ ν τ ο ινἠ σ ᾶ ςδ ε ιπ α υ τ ὶἐδόκ ο .κ ὲἥττο ςἐγένον [B] τοια ησφ ύ τ ό ρ δ αἐμ|μ ῆ μ ς ρ ε λ νὁἙ ῶ ὖ νο ε ςἔχ ε ινἐξέτα ις σ . ἐκήρυττ α ίσ ρ α ακ ρ ιέ ν α α ι1 Κ π α ὶτ ὸ νὈ β κ κ ν ϊα ια ὸ νδ ὲἐ τ α ν ῳ , Τρα ὸ νἐ π τ ὶ τού ό ίτ ν ω ,ὡ ικ ςπ τρ ω τ ο ρ λ εμ ά τ α σ ο ιλ ὺ ε ῆ ςΚ υ η ςὁβ μ ς έ ςσιω . ε ε ν ν π ο ἶτ αγ ν ο α ςβλέψ ρ α ςε ς ἰςτ ρ ά τ ο νΔ ὸ ίαθ μ η κ ά ὲ ,π ο να τ ο ικ ὐ α ὺ υ ζ ο λ εμ ςμ ε ινἔφ ρ ῶ νἐ π ὁ . ν ῶ ὶτ φ ο ν ατουτο ὸ νἀγ ο ιλ ό σ ν ιφ ο ὶ καλουμ ν έ τ έ ν ο υ ν αμ ς έ , οὐθ [C] Ἐ μ ο ὶδ έ , εἶπ ε ν ,ο ὐ χἧττ ό νεἰσ ν ὖ εο ῖτ ινο ἱ τοιοῦ|τ ι, καλε ο ίλ ιφ ο α κ ε ε ἴσ ωκ ὶτ ρ ο θ ε ,σ ῆ λ ὸ ν νΜ ά . ἐπ ρ ε ε ὶςπ ὶδ κ ο α ρ ὲκ α ςκληθ ὶ ὁΜ ά μ ν ὸ ςἄγ α ν ,ὑ π ὸτ ῶ νπ ό ν ω ό νἔχ π νὑ π ο σ ω ρ ό α ω τ ντ ακ α ὶτ ὸπ άτ εὄμμ έ ν ν ο ν ,ἐ τ ι συνεσταλμ , κάλ ν ή χ ω ύ ν α λ ε δ ικ ν ῳ ο ῷ ο νἐ τ να ο ὐ τ ύ τ ςδ ὲἀμ εγ ὰ ρὑπ α ηβ ή ν ε νἑα ψ υ τ ὸ νἄκομ ρ ε ο ῖχ νκ α νἥτ ὶ ἀκαλλώ ο ιστ π α π ᾧ να ὸ θ ε ῖαπ ·κ π ν ὶὑ α α τ ῷ ά π κ α ὐ σ ,κ α τ ν α ινἦ ρ ο ὶτ ά τ φ ιαλ ὰἱμ ιτ ὰ α ὶ σώ έ ν α ῆ τ ςἐνδε ῶ ία νἦ α γ να ὶδιαφ μ έσ ςτ νκ ῶ α ντροφ τ α τ ῷ ο δ τ ὐ ια ὸσ υ τ ῶ [D] στα τ ο νὥ σ π ρα ν ε ο τ α ὐ τ τ έσ ρ ιν ὸοἶμ α ιτ ὸ|καθ ικ α ὶ εἰλ νκ ο τ α τ ώ ρ α φ ῶ ἶς . (18)ἐπ ε ὶκ ο α σ ςε υ ὶ οὗ ν ιό ό λ ω ν , ὁΔ τ ο ιβ ςἦ νε ερ ῶ νπ ἴσ ω νἱερ τ ῶ β α σ ε ρ π ε ν , Ὦ ιλ ὲ ς ἶν ε ῦΚό εκ ῖςἀτελ ο ε α ρ αἄξ νθ νἐ ὶΖ ρ ε ιο ,ἆ ῦπ ά τ ε ω ς ε σ ύ α λ ο ν α ίτ ῶ α μ ι; τ νδ μ ὶ ἀπ ε έ ὰκ νο ντιν ὖ ὲο α ν ω ὐφ ν , Εἰσάγω ὴ ν νἐνθ ,ἀ ν α ε α σ τ δ , εἶπ ί. κ ν ᾶ ἐρ α ιτ ο ὶὁΖ φ ε ύ ω ἴσ νε ὸ ς μ ,Ἀ ιτ λ λ ᾽ο ε ὐθ ὴτ ἶ,ε έτ ν ὰἡμ ρ ω αζηλ ε ο ρ θ ρ ύρ ὶμ ο δ ῦ νπ θ ῶ ὶτ ν ω π ο τ τ ίν νἐ υ ι. –Γιγνέσ 3 [318] π ὁ Δ ε ν ιόνυ|σ , ῃ τ ύ ε ῖ τα ο οδοκ τ ς ῦ ,α ἰ το ᾽, ε ις ὐ λ τ λ .ἀ ο ῖςἡκρίσ η μ κ ο α ε λ νἄ ῶ ρ ν αο δ ι χειρ σ ε ύ ὐ κἀπ α λ α ῇδ ο ὶ ἀπ ὲκ ό ν έ μ ν λ ο , ἡδο νμ ε έ δ ἐ ὲ ε δ π ὶ έ ἐ , τ ω ο ο ο ν . ἡκ ὖ θ έσ ν τ ερ ῖ νἄ ν τ ς α ρ τ σ ν ιτ χ ω Κ ρ ρ ω ῶ νὁ ο νπ θ ύ ο ὐ ρ ηπ μ ώ ι, γν α θ σ ᾶ λ ὴτρόπ ιλ α μ κ τ οκ δ ο ο ὶ τοῦ να τ ρ ὐ ο τ ο ὺ ,τ ίν αχ ςἁ ί,τ ῦ ο τ υ νἑα ρ ῶ ὶτ ε ε ιπ μ ῆ η ρ .κ ςἠξ α ὶὁἙ ίο ε υλέγ ινἕκασ τ έ νμέρ θ ο νἐ τ [B] θ εσ θ ῷ α λ ιδ ό ατ τ ῦ ὲτο ε ιτα κ νἐδό ὺ ὴ |Ἀπ ςθ ο ε ν .ο ο ὐμ ὺ ὴ νψῆφ ςτ ἱ᾽α δ τ ο ὐ η ςο λ τ ω ν ι κα ό ν λ ῶ α ιθ ςἔχειν ἀ ὐπ ὶο α ρε α ἶν ι, κ η θ ε ὰ ία λ ςγ · μ υ λ ία ςἐ νθ έ τ ο ε ο ῖςἔλεγ χ ε ὺ ο ο ν ςἀμφ νκ ε ςδ ὲὁΖ α ὶ ἐξέτα . βουλόμ σ ιν ρ ο ιςχαρίζεσ , ν θ ία α ικ σ α υ μ ὶἅ ο απ γ ν ρ ε υ ο ινἐ νσ ά π ο ὴ τ ῖςτ ὐ ὶπ να ο λ έ 1π α ρ ιέ ν α ιCobet, Hertlein, Wright: π ή χ μ α ν ο νHertlein, ρ εῖνα α ιcodd., Lacombrade 2 ἀ μ α χ Wright: ἄ ο νVA, Lacombrade 3 εἶπ ε νante ἐ π ὶtranspos.V, Hertlein Wright

317 A–318 B

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(17) Dann fragte Zeus die Götter, ob alle zumWettstreit aufgerufen werden müßten, oder ob, wie es bei den Sportwettkämpfen ist, der Sieger über einzig den, der viele andere Siege errungen hat, nichts desto weniger auch derSieger über alle die geworden zu sein scheint, die gar nicht gegen ihn selbst kämpften, aber demvon ihm Besiegten unterlagen; undallen erschien ein solcher Prüfungsmo[B] dus sehr angebracht zu sein. Hermes ließ nun die Ankündigung hören, Caesar solle vortreten unddanach Octavianus und als dritter Trajan, dadiese diebesten Militärs seien. Als es dann still geworden war, blickte der Herrscher Kronos zu Zeus und sagte, er wundere sich, daß er zwar kriegerische Imperatoren zu diesem Wettstreit Mirjedoch,”sagte er, aufgefordert sehe, aber keinen Philosophen. “ [C] “sind solche Männer nicht weniger lieb. Ruft also auch den Marcus (Aurelius) auf!”Als nun auch Marcus berufen war, kam er herbei, überaus würdevoll, den Blick unddie Stirn geprägt von den Mühen undSorgen, unddoch eine ungekünstelte Schönheit in seiner Person offenbarend, indem er sich schmucklos und ganz schlicht darbot; er trug einen sehr langen Bart, und sein Gewand war glatt und von nüchterner Zweckmäßigkeit, und infolge seiner sehr be-

scheidenen Ernährung war sein Körper sehr durchsichtig unddurch[D] scheinend, so wie wohl gerade das reinste undklarste Licht. (18) Als auch dieser in den hehren Kreis getreten war, sagte O Herrscher Kronos undVater Zeus, ist es angemessen, Dionysos: “ daß es unter den Göttern etwas Unvollkommenes gibt?”und als sie So laßt uns auch einen Anhänger des Geverneinten, fuhr er fort “ nusses hierherführen!”UndZeus sagte: “ Aber es ist ja nicht recht, daßjemand hier hereintritt, dernicht nach unseren Idealen strebt.”– [318] “ Dann mag eben,”sagte Dionysos, die Entscheidung im Vorraum gefällt werden. Also, wenn es euch recht ist, wollen wir einen Mann hinzunehmen, der nicht unkriegerisch, aber der Lust unddem Genuß ziemlich ergeben ist: Es soll also bis zur Vorhalle kommen Constantin.“Als auch dies beschlossen war, wurde noch darüber befunden, auf welche Weise sie denWettstreit führen sollten. Hermes verlangte, es solle der Reihe nach jeder über sich selbst sprechen, [B] und die Götter sollten dann abstimmen. Aber dem Apollon erschien dies gar nicht gut: es gehe ja um die Wahrheit, nicht um Beweis und Erprobung von Überredungskunst undfeinem Benehmen. Zeus wollte nunbeiden gefällig sein undihnen zugleich die Zusamhindert uns doch, Nichts,”sagte er, “ menkunft zeitlich ausdehnen. “

94

Iuliani imperatoris Symposium, cap. 18–19

Ο ὐ δ ν έ , εἶπ ε , κω λ ύ ε ι λέγ ε ὲ ινμ να ρ ὰτ τ ο ο ῦὕδα ὐ ικ τ ο ς ῖςἐπ ρ έ α ψ ι, μ ιτ

ή σ α ν ρ τ ετ α ιμ ς ἐ π ,ε ἶτ αὕστερ ῆ ά ο ςἑκ νἀνερω τ α ᾶ ᾶ θ νκ σ α ὶ ἀπ ιτ ο ιρ π ε [C] σ τ ο υδιανοί|α η ο ς .κ α ν ήν ὶ ὁΣ ὸ λ λ ε ιλ ν ,Ἀ ω τ ςἐπ π ώ ᾽ὅ ω κ ισ π ςμ μ ίσ α ν τ ε ςα ὐ τ ὸνέκ τ ρεἶν α α ι Τρα ο ϊα ρ ν ό ρ ο α έξ ςτ νἐκ εκ ὶ Ἀλ π α ςἅ δ ν α

ή φ σ ὸὕδ ω σ ι1 τ ω ρ ,ε ἶτ αἀφ ὺ ε λ ῶ ςἄλλο ν τ α ὐ ι2 το υ ν ,Ο ῶ ε ιδ ο σ α .κ ς ὶὁΠ

μ ο ῦὕδα το ὐ τ ο ε ρ ς , εἶπ δ ν ν ἄ ε , ἀ ὼ μ α α τ ὶτ λ τ ο λ ρ ὰτ ο υπ ώ ςἐρασ ετ έ ο ῦὑμ

η γ ν ῶ .ὑ ν ε ν εσ π ρτ θ ῶ νἐμ ἐ ῶ ὲ νσεα ᾶ λ νἢτ λ ο έ λ ο νμ υ ω ῦ τ νἀμπ ο ῦτοιγαρ γ [D] π η ῶ ν|ἄ , α ε ὶςἐσιώ π ξ η ν ὸ ιό νἐσ τ ςδηχθ ίσ ο ι δεδιέν ε ιλ α α ι. κ ὶὁΣ κ ῆ α μ ὶτ ςδ ὲ ρ ο ῖςἀ γ ω ν ιζο μ έ ν ο ιςἐ ν . (19) Ἑ ε ῖχ ο ε ρ σ κτού νπ ῦ ο υτ ο τ ὸ νν ήρ υττε ν ἐκ

5

[319] 10

15

[B] 20

25

[C] 30

ν ὼ γ ὲνἀ ·Ἄ ιμ ε χ ρ τ ῶ νκα λ λ ίσ τ ω ν μ ία ἄ θ λ ω ντ α ς , κ α ὸ ιρ ςδ ὲκ α λ ε ῖ η κ έτ μ ιμ έ λ λ ειν . ἀ λ λ ὰκλύον τ ε ς

ρ ετ α ν έ τ ὰ νἁμ

ή ρ κ υ κ αβ ο ὰ ν ρ ὶνβ α ῆ σ ιλ ς , ]3 π ὸ ο ἱ [τ ἔθ ν εαπ ο λ λ ὰ μ ε ν δ ο υ λ ω ο σ ά ι κ μ α ο ισ ὶπ ο λ έ ι χ ο ς δ ά ιο νἔγ ή ξ α ν θ τ ε μ ο ῦ ς , ὁ η μ γ ςτ γ ν ώ α εμ έ ν ρ ο ν αν υτόφ π ιν ο ῦ , ν ίπ ν τ λ α ν ο ἴτ, ἐςἀ ᾽τα ἵσ σ θ ρ εκ ίσ ιν , ιν σ η ν ό ρ ο ἷςτεφ τ έ η λ β ο ίσ ς ςὀ τ λ ῆ ιο ς , τ θ έσ θ α ιβ ίο υ τ ιβ ς ἷς >4 τἀν