Die Auferstehung Christi in der urchristlichen Ueberlieferung [Reprint 2021 ed.] 9783112434642, 9783112434635

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Die Auferstehung Christi in der urchristlichen Ueberlieferung [Reprint 2021 ed.]
 9783112434642, 9783112434635

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DIE AUFERSTEHUNO

CHRISTI

JN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEFERUNG

LYDER BRUN D r theol, Professor an der Universität Oslo.

DIE AUFERSTEHUNG CHRISTI IN DER URCHRISTLICHEN UEBERLIEFERUNG

H. ASCHEHOUG & Co. (W. NYGAARD), OSLO. FÜR DEUTSCHLAMD: Alfred TÖPELMANN, Verlagsbuchhandlung. GIESSEN.

1925

I M P R I M E R I E ALSACIENNE,

STRASBOURG.

INHALT

Zur Einführung

7

I. Die Grabesgeschichten. 1. 2. 3. 4.

Textfragen Struktur und Form der Erzählungen Die Motive Zur Geschichte der Tradition

9 12 16 29

II. Die Erscheinungen des Auferstandenen. 1. Das Hauptschema 2. Die Einzelerscheinungen (Ersterscheinungen) a) Die Berichte b) Die Motive c) Zur Geschichte der Tradition 3. Die Gesamterscheinung a) Das gemeinsame Schema b) Zur Form der Ueberlieferung c) Das erste Hauptmotiv und seine Nebenmotive . . . . d) Die Ausführung des zweiten Hauptmotivs e) Zur Geschichte der Tradition III. Anhang: Die Himmelfahrt. 1. Die Bücher ad Theopliilum 2. Sonstiges 3. Zur Geschichte der Tradition

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ABKÜRZUNGEN

Mk, Mt, Lk, Jh, AG «Mk» = Längerer unechter Markusschluss: 16, 1—9. «Jh» = Anhang des Johannesevangeliums: Jh. 21. P B = Petrusevangelium. H E = Hebräerevangelium (Nazaräerevangelium). K P = Kerygma Petri. EA — Epistola apostolorum, zitiert nach der Uebersetzung aus dem Koptischen (kopt) und Äthiopischen (äth) von Carl Schmidt, TU 43, 1919. SD = Syrische Didaskalia, zitiert nach der Uebersetzung von Achelis und Flemming TU 25, 1904.

NTT = Xorsk teologisk Tidskrift. S B A = Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. TSK = Theologische Studien und Kritiken. TU = Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. ZNW = Zeitschrift für die neutestamentliclie Wissenschaft.

Zur Einführung. Die neuen Gesichtspunkte und Methoden der Evangelienforschung, die seit 1919 in den Arbeiten von M. Dibelius, K. L. Schmidt, M. Albertz, R. Bultmann und G. Bertram Ausdruck gefunden h a b e n s t e l l e n auch das Studium der Ueberlieferung von der Auferstehung Christi vor neue Aufgaben. Einen Versuch, hier über die alten Fragestellungen hinausrukonuneri, tat M. Albertz in seiner Abhandlung « Zur Formengeschichte der Auferstehungsberichte», ZNW 1922, S. 259-269. Das bedeutsamste Ergebnis dieser Studie dürfte die Feststellung sein, dass wie in dem alten Kerygma (1. K r 15, 5. 7), so auch in der erzählenden Ueberlieferung zwei Erscheinungen des Auferstandenen zusammengestellt worden sind: 1. eine Ersterscheinung vor Einzelnen, 2. eine abschliessende Erscheinung vor dein gesamten Jüngerkollegium. Eine nähere Untersuchung dieses Schemas und seiner Ausführung, bzw. seiner Modifikationen, ist jedoch in der knappen Skizze von Albertz unterblieben. E s ist daher auch nicht der Schematismus aufgezeigt, der für die Schilderung der summarischen Jiingerchristophanie bestimmend gewesen ist. Sodann lässt sich im einzelnen manches gegen die Aufstellungen von Albertz einwenden. E s wird z.B. eine besondere Gruppe der « Erkennungsszenen der Verwandten Jesu» konstruiert, was nur dadurch möglich ist, dass die Maria J h 20, 11 fl. mit seiner Mutter, die Emmauswanderer mit seinem Oheim Kleopas und dessen Sohn Simeon identifiziert werden, und die Erscheinung vor Jakobus als persönliche Erkennungsszene gedeutet wird. Die Unterscheidung zwischen Angelophanien und Christophanien wird ganz apodiktisch darauf zurückgeführt, 1 Vgl. über diese Strömung, die ich lieber die «traditionsgeschichtlicbe» als die «formgeschichtliche» Richtung der Evangelienforschung nennen möchte, meinen Vortrag auf der nordischen religionswissenschaftlichen Konferenz in Lund September 1923: « Nye veier i studiet av den evangeliske overlevering » NTT 1924, H. 1.



s



dass kraft der Kegel mulier taceat in ecclesia den Frauen nur Angelophanien zugebilligt worden wären, was nicht einmal zutrifft, vgl. ausser Mt 28, 8-10, J h 20, 11-18 auch EA II, 1-11. Ueberhaupt mischen sich nicht ganz selten geschichtliche Urteile etwas verfrüht in die traditionsgeschichtliche Betrachtung ein r während es doch zunächst darauf ankommen dürfte, die vorhandenen Ueberlieferungen von traditionsgeschlichtlichem Gesichtspunkt aus genau durchzuarbeiten, wobei die Frage nach den geschichtlichen Ergebnissen vorläufig zurückgestellt sein mag. Diese Frage kann jedenfalls nicht gelöst werden, ehe nicht die T 7 eberlief er ung wirklich verstanden worden ist. Uebrigens ist auch dies Verständnis ein geschichtliches Ergebnis. Ein Beitrag zur traditionsgeschichtlichen Analyse der Ueberlieferung von der Auferstehung soll im folgenden geboten werden. Dabei soll neben der formgeschichtlichen Betrachtung' vor allem auch die Untersuchung der sachlichen Motive zu Worte kommen. Diese ist noch wichtiger als jene. Viel zu sehr ist die bisherige Forschung damit beschäftigt gewesen, die verschiedenen Einzelerzählungen entweder kritisch gegen einander auszuspielen oder harmonistisch nebeneinander zu stellen und zu verbinden. Viel zu wenig war sie darauf bedacht, auf den gemeinsamen sachlichen Inhalt zu achten, der hier in etwas verschiedenen Formen und in verschiedener Einrahmung zum Ausdruck kommt. Die Grabesgeschichten und die Erscheinungsberichte müssen aus formellen wie aus inhaltlichen Gründen f ü r sich untersucht werden. Als Anhang soll eine kurze Betrachtung der Himmelfahrtsgeschichte folgen. Neben den neutestamentlichen Schriften, dem unechten Mk-Schluss und den Fragmenten des Petrusevangeliums, des Hebräerevangeliums und des Kerygma Petri sind auch die Epistola apostolorum und die syrische Didaskalie in Betracht gezogen. Wenn auch diese Schriften über die Grenzen der urchristlichen Zeit hinausführen, ihre Darstellung der Auferstehungsgeschichte ist trotzdem f ü r die Entwicklung der Tradition lehrreich.

I. Die Grabesgeschichten. Von der Auffindung des leeren Grabes haben wir folgende Berichte: Mk 16, 1-8. Mt 28, 1-10 (vgl. 27, 62-66. 28, ll-lö: die Grabeswache). Lk 24, 1-11 (12) und 24, 21 b-24: Lk I, Lk II. J h 20, 1. 2-10. 11-18: J h I u. II. P E 50-57 (vgl. 28-49: Grabeswache und Auferstehung). EA II, 1-11. 12-111, 7 kopt. (9-10 äth). 1. Textfragen.

Bei den genannten Berichten f r a g t sich zunächst, inwiefern sie in sich abgeschlossene Perikopen, abgerundete Erzählungscinheiten sind. F ü r Mk, Mt, Lk I, J h I—II, P E kann das ohne weiteres bejaht werden; nur fragt sich bei Mk, ob sein Text noch vollständig überliefert ist; bei Lk I, ob der textkritisch unsichere Vers 24, 12 von Lk geschrieben ist oder nicht. Dagegen ist Lk I I lediglich Einlage in der Erzählung von den Emmausjüngern. und die Erzählung der EA Glied eines längeren Berichtes der Apostel, der mit der Kreuzigung anhebt und zur Erscheinung des Herrn vor den Aposteln unmittelbar weiterführt. Bei dem uns vorliegenden M/¿-Bericht müssen zwei Fragen schärfer als es meistens geschieht auseinander gehalten werden: 1. ob Mk 16, 8 der ursprüngliche Schluss der marcinischen Grabesgeschichte ist oder nicht, 2. ob Mk über die Grabesgeschichte hinaus noch einen Bericht von den Erscheinungen dos Herrn (vgl. 16, 7) gebracht hat oder hat bringen wollen. Nur die erste Frage kommt hier in Betracht, Kann Mk 16, 1-8 als ursprüngliche Erzählungseinheit gelten"? Oder muss Mk jedenfalls noch erzählt haben, die Frauen hätten sich so weit erholt, dass sie die Botschaft des Engels ausrichteten? Ist Mk 28, 8-10 noch eine Spur dieses ursprünglichen Schlusses erhalten (da die



J0 —

Frauen wegen ihrer Furcht niemand etwas sagen, erscheint ihnen der Herr und schärft den Auftrag ein) 1 Oder hat Mk wenigstens noch eine Näherbestimmung des nackten ecpoßoövro •fotp geben müssen, «sie fürchteten sich vor den Juden » oder dergl. ? Zu diesen mehrfach geäusserten Postulaten und Vermutungen ist zunächst, vom methodischen Gesichtspunkt aus, zu bemerken: Das Räsonnement, der Evangelist müsse dies lind das, was dem heutigen historisierenden Betrachter unentbehrlich erscheint, notwendig erzählt haben, ist nach Art und Bestimmung der evangelischen Erzählungen äusserst fragwürdig. Wie viel ist in den Evangelien unberührt gelassen, was wir heute ungern vermissen! Das Interesse der Hörer und Leser, für die eine Geschichte wie Mk 16, 1-8 ursprünglich erzählt und niedergeschrieben worden ist, war nicht auf die historischen Details, sondern auf das religiös Bedeutsame des Vorgangs eingestellt. Wenn sie die Engelbotschaft von der Auferstehung und dem Erscheinen des Herrn gehört und in sich aufgenommen hatten, hatte die Botschaft in der Tat ihre Bestimmung erfüllt. Von den Aposteln wussten sie schon durch das Kerygma 1 Kr 15, 5, dass der Herr ihnen persönlich erschienen sei. Es brauchte sie daher nicht aufzuregen, wenn Mk erzählte, die Frauen hätten nach der Angelophanie im Grabe vor Furcht und Zittern zunächst niemand vor ihrem Erlebnis gesagt. Dass der Satz Mk 16, 8 als Perikopenscliluss ungewöhnlich und für uns überraschend ist, muss allerdings zugegeben werden. Aber befremdlich ist es auch, dass die Geschichte vom Seewandeln bei Mk so endet: «Und sie kamen ausser sich, denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen über den Broten, sondern ihr Herz war verstockt», 6, 51 b-52 (was bei Mt in sein Gegenteil verändert ist: « Sie warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn » 14, 33; vgl. die Aenderung von Mk 16, 8 bei Mt 28, 8). Ebenso ist es bemerkenswert, dass die Grabesgeschichte bei Lk, obgleich die Frauen hier von ihrem Erlebnis erzählen, ebenfalls mit einem ganz negativen Ergebnis endet 24, 11 (ähnlich der Zusatz 24, 12). Erst die folgenden Erzählungen von den Erscheinungen des Auferstandenen führen dann über den toten Punkt hinaus. ¿Selbst das etwas sonderbare «poßoüvxo T«P ist bei Mk nicht so von allen Analogien verlassen, wie man gern anzunehmen scheint. Eine recht nahe Parallele ist namentlich die Bemerkung ^Kqpoßoi TÖ-p ¿revovro i n der Verklärungsgeschichte



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-

9, «b. Sodann kann auf die Stimmungsbilder 4, 41 (Kai etpoßn6i"iciav cpößov nerav) und 10, 32 (Kai e0a|ußoOvTo, ot be ctxoXovdoOvTeq ecpoßoüvro) verwiesen werden (vgl. 11, 18, estimmung der Furcht. Das Motiv des q>°ß°? TOIV 'loubaiuuv tritt in der Ueberlieferung erst bei J h und im P E auf. Und nachdem Mk in 16, 8 a die tiefe Schauer der F r a u e n wegen der iiberirdisehen Erscheinung des Engels und wegen des Mysteriums der Auferstehung geschildert hat, würde es doch einen peinlichen Antiklimax bedeuten, wenn er schliesslich noch auf ihre Menschenfurcht hinwiese. Eine andere Näherbestimmung der F u r c h t lässt sich aber kaum wahrscheinlicher machen. Das Natürliche bleibt, dass der Erzähler nochmals auf das eben geschilderte Zittern und Entsetzen zurückweisen will, wozu eiben das unbestimmte ecpoßoOvio passt. Da die Annahme eines anderen Schlusses noch die weitere Schwierigkeit mit sich f ü h r t , erklären zu sollen, w a r u m und wie der ursprüngliche Schluss schon in frühester Zeit (noch vor Mt und Lk, die gerade bis Mk 16, 8 voneinander scheiden) weggeschnitten oder weggefallen sein sollte, d ü r f t e es daher geraten sein, den überlieferten Text als vollständig anzusehen (vgl. neuerdings E. Meyer, U r s p r u n g und Anfänge des Christentums T, 17 fl.).



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Die Echtheit von Lk 24, 12 ist von v. Soden (in seiner Textausgabe) und v. Rarnack (SBA 1922, S. 69 A. 3) wieder behauptet worden; aber schwerlieh mit Recht. Entscheidend ist zwar nicht das Fehlen der Worte in D a b c 1 r fu, wohl aber die wörtliche Uebereinstimmung mit J h 20, 2-10. Es steht dem Vers die Abhängigkeit von J h geradezu auf der Stirn geschrieben; vgl. die späteren « johanneischen » Einschübe 24, 36. 40. Auch ist V. 11, nach der ganzen Anlage von V. 8—10, als Perikopenabschluss entschieden wahrscheinlicher als die Bemerkung von Petrus V. 12, die nach den volltönenden Schlussworten V. 11 sonderbar nachhinken würde. Als Vorbereitung von 24, 24 ist aber der Vers weder notwendig (vgl. z. B. den Mt 28, 16 ohne Vorbereitung auftretenden Berg) noch recht geeignet (24, 12: Petrus, 24, 24: mehrere Jünger). Anderseits ist es leicht erklärlich, dass der 24, 24 eingeführte neue Zug einen Späteren zum Einschub von 24, 12 veranlasst hat; ebenso dass im Rahmen des Lukasevangeliunis nur von Petrus, nicht von dem bei J h ihm beigesellten Lieblingsjünger die Rede sein konnte. Sowohl Mk 16, 1-8 als Lk 24, 1-11 werden demnach als geschlossene Erzählungen zu betrachten sein. 2. Struktur und Form der Erzählungen.

Achten wir auf die Form der selbständigen Ueberlieferungsstiicke, springt unmittelbar in die Augen, dass wir bei Mk, Lk, Mt die knappere Darstellung haben, während uns bei J h und im P E (vgl. EA) teils grössere Kompositionen, teils eine mehr novellistische Darstellungsart entgegentreten. Bei den drei erstgenannten zerfällt der Bericht formell und sachlich in folgende Einzelelemente: 1. Gang der Frauen zum Grabe Mk 16, 1-2. Lk 24, 1. Mt 28, 1. 2. Befund des abgewälzten Steins Mk 16, 3-4 oder des abgewälzten Steins und des leeren Grabes Lk 24, 2-3, bzw. Erdbeben und Engelerscheinung mit Abwälzung des Steins Mt 28, 2-4. 3. Engelerscheinung und Engelbotschaft innerhalb des Grabes Mk 16, 5-7. Lk 24, 4-7, bzw. Engelbotschaft ausserhalb desselben Mt 28, 5-7. 4. Haltung der Frauen Mk 16, 8 oder Haltung der Frauen nebst Empfang ihrer Botschaft von Seiten der Apostel Lk 24, 8-11, bzw. Rückkehr der Frauen und Erscheinung des Herrn vor ihnen Mt 28, 8-10.



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Der Stil der Erzählung ist im ganzen wie im einzelnen der sonstigen synoyptischen Darstellungsweise nahe verwandt. Die einleitende Notiz (1) ist bei Mk zweigliedrig, was damit zusammenhängt, dass die Frauen nach ihm erst nach dem Sabbat die Würzkräuter kaufen. Bei den Seitenreferenten ist sie zu einem Satz zusammengezogen, da die Frauen hier schon vor dem Sabbat die Kräuter bereitet haben (Lk) oder überhaupt nur kommen, um das Grab zu besuchen (Mt). Wenn Mk das Gespräch (oder die Gedanken) der Frauen am Wege sowie ihre lieber raschung als sie den Stein abgewälzt finden, knapp und lebhaft zu schildern weiss (2), erkennen wir ¿eine Art wieder. Aber eine ähnliche Wirkung erreicht in seiner Weise Lk, wenn er kurz erzählt, wie die Frauen zunächst den Stein abgewälzt finden, aber als sie in das Grab hineintreten, den Leichnam nicht finden; ihre Ratlosigkeit wegen dieser Entdeckimg bildet dann die Einleitung zum nächstem Stück: die Engelerscheinung. Andere WTege geht hier Mt, der von einem grossen Erdbeben und von der Herabkunft eines Engels zur Abwälzung des Steins zu sagen weiss, den Glanz des überirdischen Wesens hervorhebt und den Schrecken der anwesenden Wächter ausmalt. Die nach grossen Effekten strebende Legendenbildung ist hier greifbar, aber zu einer Schilderung der Auferstehung selbst kommt es nicht. Die Engelbotschaft, die bei Mk und Lk durch eine einfachere Schilderung der Engelerscheinung vorbereitet wird (3), besteht überall aus zwei Hälften. Die erste verkündigt die Auferstehung. Die zweite enthält bei Mk und Mt eine Sendung an die Jünger mit Yerheissung der Erscheinung des Herrn in Galiläa; bei Lk statt dessen eine Erinnerung an die Leiden imd Auferstehungsweissagungen Jesu, während er in Galiläa war. Bei dieser Differenz ist es doppelt bedeutsam, dass in beiden Relationen das Stichwort « Galiläa » festgehalten ist. Die Schlussbemerkung (4) ist bei Mk am knappsten; ihren Inhalt haben wir schon besprochen. Lk wird hier wortreicher; im Gegensatz zu Mk lässt er die Frauen gleich von ihrem Erlebnis erzählen, und da er hier erst die Namen der Zeugen einführt, wiederholt er in etwas schwerfälliger Weise zweimal die Bemerkung von der Erzählung der Frauen, um schliesslich den Unglauben der Apostel stark auszumalen. Mt lässt ebenfalls die Frauen ihre Botschaft ausrichten, fügt aber hier noch eine Erscheinung des Herrn vor den Frauen hinzu, die allerdings neben der Engelbotschaft keinen selbständigen Inhalt hat. Die Struktur der Berichte ist demnach, trotz aller Ver-



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schiedenheiten im einzelnen, überall wesentlich dieselbe. Ihren Schwerpunkt haben sie in dem dritten Stück, in der Engelbotschaft; dieser dienen die beiden ersten Stücke zur Einleitung, während das vierte die Bedeutung eines Ausklangs hat — so selbst bei Mt. Werfen wir in diesem Zusammenhang auch einen Blick auf das kurze Summarium Lk II. Es besteht aus zwei Hälften, von denen die erste (24, 22-23) die lukanisehe Grabesgeschichte kurz rekapituliert; bemerkenswert ist hier besonders die Fassung der Engelbotschaft: «da-ss er lebe», was der lukanischen Wendung: « warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? » deutlich entspricht. Die zweite Hälfte (24, 24) f ü g t dann den neuen Zug hinzu: auch einige von den Jüngern wären zu dem Grabe gegangen und hätten es so gefunden wie die Frauen gesagt hatten, ihn aber nicht gesehen. Im Vergleich mit den recht einfachen synoptischen Berichten ist Jh 20, 1-18 offenbar eine komplizierte Bildung. Statt des geschlossenen synoptischen Bildes ist hier ein Doppelbild getreten (vgl. Lk II), und zwar so, dass in dem ersten auf das leere Grab, in dem zweiten auf die Erscheinung des Herrn das Hauptgewicht gelegt wird. Den synoptischen Berichten parallel ist J h I I (20, 1. 11-18), wo von dem Erlebnis der Maria Magdalena am Grabe erzählt wird. Aber während die synoptischen Berichte in der Engelerscheinung ihren Schwerpunkt haben, ist dieselbe bei J h zur nebensächlichen Episode herabgesunken; statt dessen ist die Erscheinung des Herrn selbst, die bei Mt gleichsam als Anhang hinzukommt, zur Hauptsache erhoben und selbständig herausgearbeitet. Mit diesem Bericht verbunden, in ihn gleichsam eingeschaltet ist J h I (20, 2-10), die bekannte Erzählung von der Herbeiholung des Petrus und des Lieblingsjüngers und ihrem Besuch am Grabe. Das hat an Lk I I (24, 24) seine Parallele; aber während der Besuch der Jünger hier der Engelerscheinung nachfolgt und mit der missmutigen Feststellung endet: « ihn sahen sie nicht», geht er bei J h der Engel- und Christuserscheinung voraus und f ü h r t jedenfalls den Lieblingsjünger, vielleicht auch den Petrus, zum Glauben. Beiden Bildern gemeinsam ist der Gedanke an die Möglichkeit eines Leichenraubes, vgl. einerseits 20, 2.