Die angebliche Schriftstellerei des Philolaus und die Bruchstücke der ihm zugeschriebenen Bücher [Reprint 2021 ed.] 9783112464106, 9783112464090

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German Pages 86 [95] Year 1865

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Die angebliche Schriftstellerei des Philolaus und die Bruchstücke der ihm zugeschriebenen Bücher [Reprint 2021 ed.]
 9783112464106, 9783112464090

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DIE

ANGEBLICHE SCHRIFTSTELLEREI DES

PHILOLAUS UND

DIB

BRÜCHSTÜCKE DER IHM Z U G E S C H R I E B E N E N

ÜNTEBSÜCHT

BÜCHER

VON

DR C. SCHAARSCHMIDT, A. PROFESSOR DER PHILOSOPHIE A S DER UNIVERSITÄT ZU BONN.

BONN BEI

ADOLPH 1864.

MARCUS

FRIEDRICH RITSCHL ZU DOPPELTEM GLÜCKWUNSCH

GEWIDMET.

EINLEITUNG. Seit A. Boeckh die Fragmente derjenigen Bücher, -welche unter des Philolaus Namen im spätem Alterthume umliefen, gesammelt, gegen frühere Zweifel vertheid igt und eingehend erläutert hat 1 , pflegen dieselben im Unterschiede von den allermeisten andern Resten pythagorischer Schriftstellerei als echte Ueberbleibsel eines von einem alten Pythagoreer verfassten Werkes gehalten zu werden, worin die bis dahin nur im Kreise der Schule selbst bekannten Lehren jener ehrwürdigen, in Grossgriechenland einst blühenden Philosophie veröffentlicht worden seien. Noch immer, wie diess Boeckh bei der Herausgabe seines Buches über Philolaus ausgedrückt hat, gelten diese Fragmente „als ein lichter Punkt in dem labyrinthischen Gewirre der Ueberlieferungen über die Pythagorische Weisheit und Pythagorische Gesellschaft, welche grossentheils durch späte und urtheilslose Schriftsteller und Zusammenträger wie in heiliges Dunkel gehüllt zu uns herübergekommen sind" 2 . Und zwar verschonte die Athetese, welche sowohl die goldenen Sprüche und andere angebliche Producte des Stifters der Schule, als auch die Fragmente des sogenannten Archytas, das Buch des sogenannten Ocellus von Lucanien, das des vermeintlichen Timaeus von Lokri über die Weltseele und soviel andere Ueberbleibsel neupythagoreischer Betrügereien getroffen hat, die dem Philolaus zugeschriebenen Fragmente um so mehr, als ihnen eine Tradition zur Seite steht, wonach dieser von Plato erwähnte Philosoph nicht nur ein Pythagoreer gewesen, sondern auch die Lehren seiner Secte zuerst schriftstellerisch dargelegt 1

Philolaos des Pythagoreers Lehren nebst den Bruchstücken seines Werkes von August Boeckh. Berlin, Voss. 1819. 8°. 2 Philolaos p. 3.

1

2

haben soll: 1 ein Umstand, dessen Wichtigkeit Boeckh gleich zu Anfang seiner Schrift nachdrücklich hervorhebt, Tim damit den Glauben an die Echtheit der von ihm so hoch geschätzten Reste zu verstärken 2 . Aber auch sie selbst, die Fragmente, tragen nach Boeckh den Stempel der Echtheit in dem Maasse, dass er sich überzeugt hält, es sei „kein triftiger Grund vorhanden, auch nur ein einziges der erhaltenen Stücke für falsch oder verdächtig zu erklären" 3 . Gegen diesen letzteren Satz hat sich freilich E. Zeller erhoben, indem er eines der beim Stobaeus aufbewahrten Bruchstücke > allerdings eines der grössten und der für am wichtigsten gehaltenen verwirft, weil ihm darin doch gar zu viele Spüren spätem Ursprungs entgegentraten; aber diess hindert Zeller nicht, die Fragmente „ihrer Mehrzahl nach" als authentisch anzuerkennen 4 , obgleich Boeckh in seinem Buche den Kanon aufgestellt hatte, dass alles unter Philolaus Namen Vorhandene zusammen entweder als echt angenommen oder als unecht zu verwerfen sei, mit welchem Kanon es denn auch sicherlich seine Richtigkeit hat, wenn, wie Boeckh mit höchster Wahrscheinlichkeit darthut, es nur e i n philolaisches echtes oder unechtes Werk gab 5 . Zellér sucht sieh freilich damit zu helfen, dass er erklärt, das zil Verwerfende Stück sei entweder aus einer besondern, dem Philolaus untergeschobenen spätem Schrift entnommen oder durch Unterschiebung in die echte Schrift hineingekommen*, aber ich werde Gelegenheit haben, die Unstatthaftigkeit dieser Annahme zu zeigen und darzuthun, dass genügender Grund vorhanden ist, an der Identität des Verfassers des voll Zeller verworfenen Fragmentes mit dem Verfasser der übrigen Stücke festzuhalten. 1

Diogenes Vlll, 1 . 1 5 : fit/Qi iloláov ova r¡v ti yvávtu tlvS-ay&Qtiov doy/¿a" oíaos