Deutschland und seine Feinde: Ein Bühnenfestspiel für unsere Zeit des Kampfes und Sieges [Reprint 2019 ed.]
 9783486743753, 9783486743746

Table of contents :
Vorrebe
Szenische Bemerkungen
Personen
1. Auftritt
2. Auftritt
3. Auftritt
4. Auftritt
5. Auftritt
6. Auftritt
7. Auftritt

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„Deutschland und seine Feinde" Ein Bühnenfestspiel für unsere Zeit öes Kampfes unö Sieges

Von

Ludwig Gchmeher

t Kommissions-Verlag R. Glöenbourg, München-Berlin 1915

Alle Rechte Vorbehalten.

Dorrebe. Es war in unserer kleinen elsässischen Garnison Anfang Juli dieses Jahres. Da hatten wir unter unseren Landsturm­ rekruten gar manche künstlerischen Kräfte: Opernsänger, Schauspieler, Musiklehrer; Kräfte, wie sie nur der große Gleichmacher Krieg in unser kleines Weißenburg zusammen­ wirbeln konnte. Mit ihnen eine Aufführung zugunsten der Hinterbliebenen des Jnf.-Regts. 60 ins Werk zu setzen, war der Auftrag, der mir nun erteilt wurde. Über die Konzert­ nummern waren wir uns bald klar. Aber auch darüber waren wir uns rasch einig, daß die außerordentliche Zeit mehr ver­ langte: Zum Besten der Hinterbliebenen war nur der größte Rahmen groß genug für unsere Veranstaltung. Und dann: Der Jahrestag des Kriegsbeginns war nahe, und bei dieser Gelegenheit dem Deutschtum im Elsaß eine schöne Feier zu bereiten, war der Plan. Eine Bühnenaufführung erschien als das stärkste Mttel. Die Ausführung war möglich; denn unser Landsturm-Ersatz mußte, nachdem er seine gewöhnliche Ausbildungszeit hinter sich hatte, nicht sofort ins Feld rücken. Immerhin blieben uns nur drei bis vier Wochen Zeit. Also rasch handeln! Mer welches Bühnenstück? Ich konnte nichts finden, was der Eigenart unserer Zeit entsprach. Da faßte ich den Plan, ein symbolisches Bühnenspiel zu schreiben: Die Gegner Deutschlands sollten austreten, wie sie ihre Mttel zusammenstellen zum großen Einkreisungskampf; dem Deut­ schen Aug in Auge gegenüber sollten sie ihre Anklagen wiederholen von unserer Barbarei, unserer Kampfwut und unserer Lust, Verträge zu brechen. Der Deutsche aber sollte

ihnen antworten mit einer Beweisführung, hart und klar; unwiderlegbare Tatsachen sollten die Waffe sein, mit denen er die tönenden Reden unserer Gegner zum Schweigen zwang. Und mit Worten, die der tiefsten, innersten Über­ zeugung entspringen, sollte er es aussprechen, wie ehrlich und heüig die Mittel sind, mit denen unser deutsches Boll ringt im Kampfe um seine Zukunft. Die Durchführung wurde mir möglich gemacht durch die freudige Mthilfe der Bürgerschaft Weißenburgs. Herr Pfarrer Ernst Klein lieh mir seinen feinsinnigen Rat. Es liegt mir am Herzen, auch hier nochmals allen zu danken. Der starke, frohe Beifall der 1500 Zuhörer gestaltete die Feier zu dem, was wir neben einem reichen EÜrag für die Hinterbliebenen von ihr erhofft hatten: zu einer pracht­ vollen Kundgebung für das Deutschtum im Elsaß. Die Auf­ führung mußte zweimal wiederholt werden. Dieser Erfolg und die Besprechungen in großen Zei­ tungen ermutigten mich, das Bühnenspiel dem Druck zu übergeben. Vielleicht kann nun das Büchlein auch ander­ wärts dazu beitragen, den vaterländischen Gedanken zu fördern. Ich bin selbstverständlich bereit, für irgendwelche Auf­ führungen meine Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Die Briefaufschrift, mit deren Hllfe ich immer zu erreichen bin, lautet: Ludwig Schmetzer, Leutnant d. R., Weißen­ burg i. Elsaß.

August 1915. Ludwig Gchmetzer.

Szenische Bemerkungen. Zunächst gebe ich einige Angaben über die Behelfs­ bühne, die in Weißenburg i. Elsaß errichtet wurde und die vielfach als Modell wird dienen können. Auf irgendwelche Dekorationen wurde verzichtet. Der ganze Hintergrund der Bühne wurde durch hängende Tuche, meist Moltonstoffe, gebildet. Dadurch traten Farbe und

2. 3. 4. 5.

Vorhang II: abgebecktes Fnbischrot. Blaue Kulisse II von gleichem Stoff wie Vorhang I. Kulisse I: abgedeckt« Lila. Blauer geöffneter Vorhang l.

Schönheit der Kostüme besonders wirksam in Erscheinung; auch die Aufmerksamkeit der Hörer wurde nicht vom gespro­ chenen Wort abgelenkt. Obige Skizze hier wird eine un­ gefähre Borstellung ermöglichen.

Sämtliche Vorhangfarben müssen gedeckt sein und dürfen nicht leuchten. Der Vorhang II bleibt während der ersten sechs Auftritte geschlossen; erst beim siebenten wird er geöffnet und dadurch Raum für den erhöhten Sitz der Wala geschaffen. Zum Auftritt der Nornen ist nötig: eine besondere, düstere Beleuchtung mit besonderer Schaltung. Die Nornen selbst können, damit chre Gestalten trotzdem gut sichtbar werden, außerdem noch durch besondere Lichter beleuchtet werden. Der Quell ist als ruhiger Spiegel gedacht, etwa wie der Donauquell. Zu seiner Andeutung genügen felsblock­ artig genähte Säcke, die im Halbkreis angeordnet werden. Als Musik wurde gewählt: Aases Tod aus der Peer GyntSuite von E. Grieg (Streicherbesetzung). Für den Glocken­ schlag genügt ein starkes Gong. Man achte darauf, daß nach den Schlägen nicht zu rasch weiter gesprochen wird. Die Nornen werfen sich ein Seil zu. Beim 2. Auftritt muß es vor allem dem Darsteller des Russen überlassen bleiben, mit richtigem Takte die Linie zu finden, die herzhaft heiter wirkt und doch das Possenhafte vermeidet. Grey braucht eine scharfe Jntrigantenmaske. Die Puppen müssen groß genug sein, daß sie von den Zuschauern erkannt werden. Zur Aufreihung wird auf der einen Seite des Tisches ein Pfosten angebracht, auf der anderen Seite hält Poincare entsprechend die Schnur, so daß Grey auf ihn als größte Puppe deuten kann, die bereit ist, „nach seinem Flötenton zu tanzen." Beim 4. Auftritt steht der Deutsche rechts (vom Zu­ schauer aus) auf erhöhtem Platze, so daß die Gaue, wenn sie zu ihm sprechen, sich nie vom Zuschauer abwenden müssen. Es ist darauf zu achten, daß die Gaue sich immer wieder zu hübschen Gruppen zusammenfinden und nie in einer Linie stehen. Die Verbündeten stehen am besten rechts (vom Zu­ schauer aus) zur Seite des Deutschen, die Gaue ungefähr im Halbkreis gegenüber. Einige Gaue können Symbole in den Händen halten: Der Naturforscher ein Galvanoflop, der Landwirt eine Sense, der Westfale ein starkes, breites Schwert. Die Trachten

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müssen sich ungefähr dem Kulturkreis anpassen: Wien und Thüringen in Rokoko, Mainlande als „Gretchen", Elsaß und Schwaben in Landestracht usw. Brandenburg als friderizianischer Offizier, der Deutsche als Siegfried. Beim 5. Auftritt kann der Blitz am besten durch einen Steckkontakt dargestellt werden. Die Fanfaren des Mar­ seillaise-Anfanges müssen zuerst schwach, dann sehr start und leidenschaftlich geblasen werden. Die Melodie „Ein feste Burg ..." setzt sofort in voller Stärke (wenn möglich Po­ saunen!) ein und übertönt den französischen Kampfruf. Beim letzten Auftritt ist vor allem für die Wala — wie ja auch für die Nornen — eine hallende, tragende Stimme nötig. Die Urkunden werden zusammengerollt in die Urne gestellt und sind mit herabhängenden Siegeln versehen. Die Urne kann aus Pappdeckel bestehen, auf dem mit Farb­ strichen etwa Großgartacher Keramik angedeutet ist. Der Zug der Kriegsfteiwilligen, durch den die Worte der Wala und des Deutschen symbolisch weitergedeutet werden sollen, muß groß und der Gesang von starker Klangwirkung sein. Ist dies nicht möglich, dann deutet man den Gesang nur von außen her an.

Personen: Die 3 Nornen, Grey, Poincar^, Russe, Der Deutsche, Der Österreicher, Der Ungar, Der OSmane, Ostpreußen, * Mainlande, * Schwabenland, ♦ Thüringen, ♦ Elsaß, • ♦ Weibliche Rollen.

Münchener Kindl, * Wien, * Der philologische Gelehrte, Rheinlande, ♦ Der Hanseat, Die große Stadt, ♦ Der Naturforscher, Der Landwirt, Der Westfale, Brandenburg, Die Wala, * 8 Botinnen der Wala.

1. Austritt. Musik.

Die drei «Bornen sitzen am Quell. Wenn der Vorhang sich hebt, verliert sich die Musik. Düstere Beleuchtung.

1. Norn. In schwerem Traume lag ich diese Nacht, Zwei Tauben sah ich von der Erde fliegen, Ein Krüglein hielten sie in ihrem Schnabel, Das war gefüllt mit Muttertränen gar. — Seht her! Auch hier der Quell sieht nicht wie sonst. — Wißt, Schwestern, ihr, wie dieses all zu deuten?

2. Norn. Das Aug' des Quells ist trübe, Der Himmel wirft in ihn nur schweres Licht; Denn Wolle türmt an düst're Wolle sich. Nun ftütmen Wotans Rosse drüber hin, Ihr Hufschlag trifft die bunlle Wetterwand, Und Blitzgefmll vom Huf sucht irr nach Beute. 3. Norn. Schwestern, ich weiß es lange: Im Schicksalsbuche las ich Runenschrift, Und gestern, als die Sonn' dem Monde wich, Ging's wie ein dumpfer, weher Klagelaut, Ein zitternd Stöhnen durch den Weltenbaum. — (Glockenschlag.) Horch, Schwester, horch! (Schlag.) Die Schicksalsglocke schlägt! (Schlag.) Weh, deutsches Voll, du mußt zum Kampfe stehn, Die Schicksalsrunen deuten Opfertod, Steh, deutsches Boll! Steh deiner heil'gen Not!

(Während die Musik wiederum erklingt, fällt der Vorhang.) 0

L. Änftrttt Zimmer.

Aus dem Lisch Karten und Pläne. Am Tische Grey und Potncarö, recht» seitwärts der Stusse. Grey.

Freunde, ich habe Euch hierhergerusen, damit Ihr zum Entschlüsse kommt. Mit dem Zögern und Beraten ist nichts getan. Das betreiben wir jetzt zehn Jahre. Es hat uns nichts gefördert. Und der Andere wird täglich stärker. Ge­ fahr ist im Verzug. Wollt Ihr die Hoffnung fallen lassen oder hält Euch unsere hohe Aufgabe aufrecht?-------- Dann aber kommt endlich jetzt zur Tat. Ich bitte offne Meinung!

Poincarö. Wann hat Frankreich je feine Meinung verhüllt! Wann vergaß Frankreich je feine Aufgabe! (Der Russe rülpst sich und nimmt einen Schluck Schnaps.) Frankreich vergißt die Bahn nicht, die es am 14. IM beschritt. Durch seine Revolution hat es das Mittelalter überwunden. In mehr als zwanzig Kriegsjahren hat es sein Blut geopfert, um das alte Europa zu zerbrechen. Das Panier der Freiheit in der Hand (bet Russe rülpst sich), schritt Frankreich an der Spitze der Zivili­ sation. Und dann kam dieses Deutschland! Mit schmutzigem Verrat stahl es uns unsere Siege weg. Sein Bismarck belog und betrog uns, bis er uns das Elsaß stehlen konnte. Dies Elsaß, das französischste Land, das Frankreich je besaß Grey.

Drum raffe Dich auf! Ich will Dir Pläne zeigen .... Russe. He? —

Poincarö. Rein, Brüder, nein! Laßt mich erst reden! Es ist noch nicht genug! Dieser schmierige Deutsche ging noch viel weiter! Wie seine Siege, wie das Elsaß, so stahl dieDeutschland unsere Wissenschaft. Meine Söhne waren die kühnen Bahnbrecher: Lavoisier, La Place, Cuivier, Pasteur,

JO

Curie, sie waren echte Franzosen. Mit kühner, freier Genia­ lität fanden sie ihre neuen, kühnen Wege? Wege, die diese schmierigen, tölpischen Germanen nie gefunden hätten! ....

Russe. (Platzt los.) Bravo! Bravo! Gotts Dünner! Brüderchen! Bravo! Prost, Brüderchen! Schmierige, tölpische Germanen hat er gesagt! Schmierige, tölpische Germanen! Bravo! (Mlpst.) (Grey und Pomcars wenden ihre Nasen seitwärts.) Gotts Dünner, Brüderchen! Bravo! Prost, Brüderchen! — Der deutsche Hund! Poincare.

Ja, das ist das richtige Wort! Wie schleichende Hunde krochen sie aus allen Ecken hervor, diese schmutzigen Deut­ schen. Und hinter ihren Brillengläsern hervor funkelten ihre diebischen, gierigen Augen und stahlen und stahlen Sie müssen weg! Sie müssen weg! Es darf nicht sein, daß die Zivilisation von diesen schmutzigen Händen verwaltet wird. Unsere Ehre, unser Ruhm gebieten uns, die Zivilisa­ tion in teilte Hände zurückzugeben! (Der Russe betrachtet seine Hände, versteckt sie und bezieht gekränkt den Mund.) Elsaß! Unser heiliges Elsaß verlangt nach seiner Mutter, an Frankreichs Himmel steht's mit Flammenschrist geschrieben: Rache! Rache und Freiheit für Europa!

Russe. Bravo! Bravo! Gotts Dünner! (RLpst.) Bravo, Brüderchen! Da helfen wir mit! Prost, Brüderchen! Da helfen wir mit! Wir haben auch Freiheit und Ziwllation. (RLpst.) Gotts Dünner! Dem Hund, dem Deutschen! Dem werden wir es zeigen! (Er will seinen Arm um PoincarL'» Schulter legen). Poincars.

Dank, Bruder! Dank! Denkt Brüder an unsere hohe Aufgabe in der Weltgeschichte! Russe. Jawohl! Jawohl! Müsien wir helfen! Die hohe Auf­ gabe in Weltgeschichte! Gotts Dünner? Die hohe Aufgabe

in Weltgeschichte! Bravo, Brüderchen! Müssen wir helfen! (Stülpst.) Wir sind die Stärksten! Laßt uns nur machen. (Sauft.) Wir sind die Stärksten! Hahahaha .... Aber — — (lauernd) Geld brauch' ich — Geld-------- (Haut über den Tisch und schreit.) Geld sag' ich! Gotts Dünner! Geld brauch' ich!...

Poincare.

(Beschwichtigend.) Genug, Bruder, genug! Frankreich wird seine Schätze öffnen. Der Freiheit Europas opfert es sein Gold! Frei sollen alle Böller sein, als hätten sie ihren 14. Juli erlebt, als sei ihnen vom Himmel ein Mrabeau gesandt, der daS letzte Tyrannenzepter mit der Keule seiner Rede zerschlägt. Frei alle Böller Europas, die dieser schmutzige Deutsche knechten will. Die Dänen, die Serben, die Schwe­ den, die Türken Russe. Gotts Dünner ja! Die Türken! Halt! Mx da! Die Türken, denen muß ich die Freiheit bringen! Gotts Dünner! Prost, Brüderchen! Die Türken! Hahahaha Ich brauch' die Dardanellen! Prost, Brüderchen! Gotts Dünner! Die Dardanellen! Hahaha Grey. (Betrachtet den Russen lauernd, dann überlegen.) Laßt uns zur Sache kommen! Das Ziel liegt klar vor uns, nicht so die Mttel. Unsere Heere und meine ungeheure Flotte stehen bereit. In beidem weiß uns Deutschland nachzuäffen, leider nicht ohne Erfolg. Es handelt sich also darum, Mttel zu finden, die uns der Deutsche nicht nachmachen kann. Und hierzu vor allem eins: Wir dürfen in der Wahl der Mttel nicht zu ängstlich sein! Da wir die Träger der Kultur sind .... (Der Russe sauft und nickt beifällig.)

Russe. Die Träger der Kultur! Grey. (Peinlich berührt sortfahrend.) und da wir diese Kultur zu schützen haben vor einem wilden Barbarenvolle, wird jedes Mittel für uns zur Pflicht! — Nun?!--------12

Mehr noch als auf dem Schlachtfelde können wir unserem Gegner schaden, wenn wir seine Roheit und Gemeinheit vor aller Welt offenbaren. Es genügt nicht, wenn wir dies mit ungefärbten Berichten tun!

Poincare. Sehr richtig! Unsere eigenen und die fremden Völker würden sonst das wahre Bild nicht erfassen können. Für Kinder genügt es nicht, wenn man den Gegenstand allzu tatsächlich beschreibt. Kinder und Böller wollen lebhafte Farben und wollen Übertreibungen! Grey. Darum — wenn wir es erreichen wollen, daß alle Welt den Teutschen so haßt, wie er es verdient, und wie es für uns nützlich ist, so müssen wir mit jeder Übertreibung von seiner Wildheit und von seiner Habsucht erzählen. Die Presse der ganzen Welt muß angefüllt werden mit kühn geschrie­ benen Artikeln, mit Schauermären aller Art. Ich sage Euch: Nur nicht ängstlich sein! Die Böller nehmen uns diese Schauermären nicht übel. Die Leute lesen diese Schauer­ mären über die Barbaren ganz gern, sie müssen nur ergötz­ lich und gruselig zu lesen sein und — den Leuten Gelegen­ heit geben, sich sittlich zu entrüsten--------sittliche Entrüstung ist für alle Leute ein gar wohliges Gefühl. Unsere Böller sind Gott sei Dank nicht so lächerlich empfindlich, daß sie es uns übel nähmen, wenn der Wahrheit in solchen Artikeln ein wenig Gewalt angetan wird; denn dies würde ja nur getan, um die Gemeinheit der Deutschen ins wahre Licht zu rücken. Ja — wenn unsere Böller deutsche Tölpel wären, dann-------------- möchte dieses Spiel ein wenig gefährlich sein; aber sie sind keine deutschen Tölpel, sie sind hochkulti­ vierte Menschen Russe. Jawohl! Jawohl! Hoooch kulmivierte Menschen! Grey. Wir können Gott danken, daß die deutschen Tölpel zu plump sind, um die Wahrheit zu erfassen, was sich alles

mit der Presse machen läßt. Hier ist ein Gebiet, auf dem fie uns nicht folgen können, das ist ihnen zu fein ....

Poincarö. Jawohl! Sehr richtig! D)ls ist ihnen zu fein! Und ich glaube, wir können mit einem richtig geleiteten Pressefeld­ zug den Deutschen zur Verzweiflung bringen.

Grey. Die Hauptsache dabei ist: Eiserne Stirn! eeh, nein! ------------------ Ich wollte sagen: Eiserne Ausdauer! Sehr richtig! Wirkung bringen.

Poincarö. Die Ausdauer allein kann die richtige

Grey. Hundertmal müssen die gleichen Anschuldigungen gegen diese Deutschen in alle Zeitungen der Belt gebracht werden, hundert- und noch hundertmal! Poincarö. Jawohl! Dann werden sie von jedem geglaubt.

Grey. Ich sage Euch, wir können mit der Presse die ganze Welt gegen Deutschland aufstacheln, so aufstacheln, daß jeder sich die Hände reibt, wenn Deutschland unterliegt.

Poincarö. Und das ist die Stimmung, die wir brauchen. Wenn wir erst soweit sind, dann haben wir gewonnen. Grey. Ihr seht, es gibt noch manche Mittel, meinen geliebten Bettern jenseits der Nordsee den Atem abzuschnüren. Die Frage ist nur: Wagt Ihr es, die Mittel zu benutzen!--------

Poincare. Bon Zögern ist keine Rede. Frankreich dankt Dir, daß Du ihm die Mittel zeigst, diese Barbaren zu besiegen. Frank14

reich dankt Dir, daß Du chm Wege weist, die es zurückführen auf die Bahn, die es durch seine große Revolution eröffnet hat. Die Reihe der Namen, die die Frecheit mit ehernen Lettern verzeichnet hat, ist noch nicht abgeschlossen. Die Geschichte hat nur einen Gedankenstrich dazwischen gepfuscht. Dein Name leitet eine neue Wteilung ein. Die ganze Presse Frankreichs steht zu Deiner Verfügung. Auch die Revolution hat Mttel gebraucht, die einen Schwächling schaudern machen. Frankreich ist kein Schwächling.

Russe. Wir sind die Stärksten!

Poineare.

Frankreich hat den Mut, jeden Weg zu beschreiten, der zur Freiheit Europas führt!

Russe. f Bravo! Bravo! Prost, Brüderchen! Wenn's auf die deutschen Hunde geht, wir helfen mit! Wir sind die Stärksten! Grey. (Beschwichtigend abwehrend.) Ich bin mit meinen Mitteln noch nicht zu Ende. Die deutsche Kraft ist nicht gering; wir dürfen dies nicht einen Augenblick vergessen. Wir müssen den Deutschen genau da fassen, wo er uns nicht erwartet und wo er uns nicht Gleiches entgegensetzen kann. Russe. Jawohl! Jawohl weiß ich feines Mttel, werd ich kom­ men mit große russische Dampfwalze, werd ich zermalmen schmierige, tölpische Germanen! Gotts Dünner! Prost!

Grey. (Nimmt einen Korb.) Hier hab' ich manches aufgestapelt; laßt sehen, was es uns nützen kann (nimmt die silbernen Kugeln). Dies Mittel hier möcht' unsern deutschen Tölpel schwächlich dünken. Das macht: er kennt es nicht. Du feines, liebliches Metall! Man sollt' nicht glauben, daß es töten könnte, und IS

doch bargst du den Tod für ganze Völker, wardst tödlicher als all die anderen, die von Stahl und Blei. Mit deiner Hilf' hab' ich die Welt erobert. Drum, Freunde, hier, von dieser Munition wird England Euch die nötige Hilfe spenden. Fang! Bruder Ruß! (Dem Russen wirft er die Kugeln zu, dem Franzosen bietet er den Rest mit weltmännischer Gebärde. Der Russe sauft vor Vergnügen.) Des weitern: Seht Euch diese Puppen an. Wenn man sie hier so liegen sieht, möcht' man sie herzlich unbedeutend glauben. Sie sind es nicht! Laßt sie mich nur erst an die richtigen Drähte knüpfen, die Tasten säuberlich dazu, so sollt Ihr seh'n: Das Instrument, das spielt sich gut, sein Klang wird unser aller Ohr erfreu'». Wie sie so liegen, sind es Puppen zwar, doch richtig angelernt, wird's ein Hornissen­ schwarm, der unsern deutschen Tölpel zur Verzweiflung bringt. (Nimmt die einzelnen Puppen.) Du kleiner Belgier hier, du siehst so harmlos drein, so recht die menschgewordene unschuldsvolle Neutralität! Deine Neutralität soll die erste Angel werden, an der der Deutsche sich den Fuß einreißt! Und dann das kleine Jtalienermännchen. Der schimpft für zehn — und lügt für hundert — alles für die Kultur! Er hat so schöne Dreibundsaugen. Ich wette, an dem werden wir Spaß erleben, wenn er am Dreibund eine Rückenblöße findet. Und hier mein lieber Japs. Russe.

Daß dich die Motten kriegen! Grey.

Du gelbe Kröte! Dir liegt das Stehlen nicht umsonst in deinen gelben Fingern! Freund Ruß! Nur nicht so auf­ geregt! Der Kerl wird diesmal Dir noch Herzensfreude machen. (Er spannt den Draht aus, Poincars hält diesen.) Und dann die ganze Reihe hier, bereit, nach unsern: Flötenton zu tanzen: der Gurkha, Sikh, der Freund vom Senegal, Australier, der von Kanada! Sind das nicht schöne Schützer der Kultur! Russe.

Wir sind die Stärksten!

Grey. Der deutsche Tölpel möchte seinen Schiller zitieren: „Wer zählt die Böller, kennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen." Doch Du, Freund Serb', bist von beson­ derer Art, Dein Geschäft heißt Meuchelmord! Fort! Weg mit Dir! Ich darf Dich nur im Dunkeln kennen! Hier, Bruder Ruß! Mit dieser Puppe mußt Du spielen. Dann schickt sich besser wohl die Art zur Art. Dich schreckt auch nicht das bißchen Blut, das dieser Kerl an jedem Finger kleben hat. Dies sind noch lange nicht die Mittel alle! Doch hab' ich Euch die wichtigsten gezeigt. Halt, hier, dies eine noch (nimmt eine Granate), 's ist gar zu possierlich und mag Euch wohl zum Lachen reizen. Wir alle haben ja von diesen Dingern wohl genug. Doch kann man nie zuviel davon besitzen, und hat man gute Freunde, die sie einem machen, kann's von Be­ deutung werden! Den Freund, der diese hier uns machen wird, nennt Euch die Inschrift: „Präsident Wilsons Friedensgebete" Die Mittel stehn bereit. Nun liegt's an Euch! Drum frag' ich Euch, wie ich's am Anfang tat: Habt Ihr den Mut, das Zögern endlich aufzugeben? Poincarö. Frankreich ist bereit. Russe.

Und wir tun mit! (Steckt die Schnapsflasche weg, damit er einschlagen kann.)

Grey.

Dann an die Arbeit ohne weiteres Zögern! Russe.

Wir werden ihm zeigen, dem deutschen Hund. Hab ich Dampfwalze (Poincarö und der Russe entfernen sich.) Grey. (Ihnen nachsehend.) Es müssen ja Hände verbrannt wer­ den am deutschen Eisen. Es ist heiß! Gefährlich heiß!

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dies deutsche Eisen. Ich habe mein englisches Boll vor Schaden zu bewahren; unsere Hände müssen heil bleiben sür höhere Zwecke. Darum — ich kann Euch nicht helfen! Die Hände müßt Ihr verbrennen. Angefaßt muß es ja doch einmal werden. Habt Jhr's erst aus dem Ofen gerissen, dann verliert's ja auch wohl seine Glut. Und — (höhnisch bedauernd) Ihr werdet Euch dann freilich die Hände kühlen müssen für einige Zeit — dann aber sind die unsrigen da, um am gekühlten Eisen glückhaft zuzufassen. (Vorhang fällt.)

3. Änftrttt Am Nomenquell.

Szenerie wie beim ersten Auftritt.

1. Norn. Vernahmt ihr, Schwestern, wie sie Unheil sinnen. Der allem hohen Werden ewig feind, Der arge Loke füllt ihr Herz mit Haß.

2. Norn.

Sie weben ihre Schlingen allzu fein. Den Bogellockruf aus der Maiennacht, Des Käuzleins Speichel, das am Kirchhof nistet, Der Natter Gift, des Wolfes Lauerblick Verweben sie durch feine Spinnwebfäden Dem Wunsche Albrichs, da er's Gold ersah. — Wird unser Riese ihrer Fesseln spotten? — 3. Norn.

Er schläft nicht mehr. Mit Schmerzen ward er wissend, Nun wacht sein Auge tausendfach geschärft. In jedem Gau schuf er sich neue Kräfte. Wie Stahl trotzt jede Muskel fremdem Trug. Hinweg! Ich höre seinen Schritt, er naht. —