Die vielschichtigen Annäherungs- und Abgrenzungsprozesse zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA
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English, French, German Pages 245 [250] Year 2018
Table of contents :
INHALT – MATIÈRES – CONTENTS
VORWORT
EINLEITUNG – INTRODUCTION
Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix:
Das transatlantische Dreieck in den ,langen‘ 1960er Jahren.
Perspektiven, Probleme und Fragen
Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix:
Le triangle transatlantique pendant les ‹ longues › années 1960.
Perspectives, problèmes et questions
SOZIOKULTURELLE RAHMENBEDINGUNGEN – CONTEXTES SOCIOCULTURELS – SOCIO-CULTURAL CONTEXTS
Egbert Klautke:
Kontinuität und Konvergenz. Antiamerikanismus in Frankreich und
Deutschland von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre
Hartmut Kaelble:
Die Annäherung der Wohlfahrtsstaaten in Frankreich und der
Bundesrepublik im Vergleich zu den USA während der 1960er Jahre
Jörg Requate:
Modernisierung im Zeichen Amerikas? Politische Kommunikation
in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland
in den ,langen‘ 1960er Jahren
POLITISCHE KONZEPTE – CONCEPTIONS POLITIQUES – GRAND DESIGNS
Reiner Marcowitz:
Détente. Zum Durchbruch eines neuen Paradigmas der
Ost-West-Beziehungen in den ,langen‘ 1960er Jahren im Kontext der
ménage à quatre Bundesrepublik – Frankreich – USA – Sowjetunion
Carine Germond:
Entre alliance et indépendance. Le rôle des États-Unis dans les
conceptions gaulliennes de la politique européenne
Garret Martin:
The French Struggle to Overcome the Bipolar Cold War Order,
1963–1969
INTERDEPENDENZEN UND MITTLER – INTERDÉPENDANCES ET MÉDIATEURS – INTERDEPENDENCIES AND MEDIATORS
Bernard Ludwig:
De l’anticommunisme à la ‹ guerre psychologique ›.
Une histoire imbriquée franco-germano-américaine
Thomas W. Gijswijt:
The Kennedy Administration, Alliance Politics and Informal
Diplomacy during the Transatlantic Crisis of 1962/63
Tim Geiger:
Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und
innerparteilicher Machtkampf in den deutschen Unionsparteien
1958–1969
DIPLOMATISCHE HERAUSFORDERUNGEN – ENJEUX DIPLOMATIQUES – DIPLOMATIC CHALLENGES
Irwin Wall:
The Algerian War and the Élysée Treaty
Eugenie M. Blang:
Allies at Odds. Transatlantic Relations during the 1960s
and the Vietnam War
Andreas Lutsch:
Das Dreieck Paris – Bonn – Washington und die Evolution
der nuklearen Ordnung (1961–1966)
Éric Bussière:
La France, l’Allemagne et l’établissement d’une politique monétaire
européenne face aux États-Unis
ANHANG – ANNEXES – APPENDIXES
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviations
Register – Index
Geschichte Franz Steiner Verlag
Deutschland, Frankreich und die USA in den ‚langen‘ 1960er Jahren Ein transatlantisches Dreiecksverhältnis Herausgegeben von Johannes Großmann und Hélène Miard-Delacroix
Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix (Hg.) Deutschland, Frankreich und die USA in den ‚langen‘ 1960er Jahren
Deutschland, Frankreich und die USA in den ‚langen‘ 1960er Jahren Ein transatlantisches Dreiecksverhältnis
La France, l’Allemagne et les États-Unis pendant les ‹ longues › années 1960 Une relation triangulaire transatlantique
The United States, France and Germany during the ‘Long’ 1960s A Transatlantic Triangular Relationship
Herausgegeben von Johannes Großmann und Hélène Miard-Delacroix
Franz Steiner Verlag
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von
Umschlagabbildung: Charles de Gaulle, Heinrich Lübke und Lyndon B. Johnson während der Trauerfeierlichkeiten für Konrad Adenauer am 25. April 1967 © Bundesarchiv, B 145 Bild-F024624-0004
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für Werner Kremp † und Rainer Hudemann zwei unermüdlichen Wegbereitern der transatlantischen Dreiecksbeziehungen
INHALT – MATIÈRES – CONTENTS Vorwort ........................................................................................................ 9 EINLEITUNG – INTRODUCTION Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix Das transatlantische Dreieck in den ,langen‘ 1960er Jahren. Perspektiven, Probleme und Fragen........................................................... 13 Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix Le triangle transatlantique pendant les ‹ longues › années 1960. Perspectives, problèmes et questions ......................................................... 35 SOZIOKULTURELLE RAHMENBEDINGUNGEN – CONTEXTES SOCIOCULTURELS – SOCIO-CULTURAL CONTEXTS Egbert Klautke Kontinuität und Konvergenz. Antiamerikanismus in Frankreich und Deutschland von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre ............. 59 Hartmut Kaelble Die Annäherung der Wohlfahrtsstaaten in Frankreich und der Bundesrepublik im Vergleich zu den USA während der 1960er Jahre ..... 71 Jörg Requate Modernisierung im Zeichen Amerikas? Politische Kommunikation in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland in den ,langen‘ 1960er Jahren .................................................................... 83 POLITISCHE KONZEPTE – CONCEPTIONS POLITIQUES – GRAND DESIGNS Reiner Marcowitz Détente. Zum Durchbruch eines neuen Paradigmas der Ost-West-Beziehungen in den ,langen‘ 1960er Jahren im Kontext der ménage à quatre Bundesrepublik – Frankreich – USA – Sowjetunion ........ 97 Carine Germond Entre alliance et indépendance. Le rôle des États-Unis dans les conceptions gaulliennes de la politique européenne ................................ 109
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Inhalt – Matières – Contents
Garret Martin The French Struggle to Overcome the Bipolar Cold War Order, 1963–1969 ................................................................................................ 121 INTERDEPENDENZEN UND MITTLER – INTERDÉPENDANCES ET MÉDIATEURS – INTERDEPENDENCIES AND MEDIATORS Bernard Ludwig De l’anticommunisme à la ‹ guerre psychologique ›. Une histoire imbriquée franco-germano-américaine ............................... 135 Thomas W. Gijswijt The Kennedy Administration, Alliance Politics and Informal Diplomacy during the Transatlantic Crisis of 1962/63 ............................ 147 Tim Geiger Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in den deutschen Unionsparteien 1958–1969 ................................................................................................ 163 DIPLOMATISCHE HERAUSFORDERUNGEN – ENJEUX DIPLOMATIQUES – DIPLOMATIC CHALLENGES Irwin Wall The Algerian War and the Élysée Treaty ................................................. 179 Eugenie M. Blang Allies at Odds. Transatlantic Relations during the 1960s and the Vietnam War ............................................................................... 191 Andreas Lutsch Das Dreieck Paris – Bonn – Washington und die Evolution der nuklearen Ordnung (1961–1966) ....................................................... 201 Éric Bussière La France, l’Allemagne et l’établissement d’une politique monétaire européenne face aux États-Unis ............................................................... 219 ANHANG – ANNEXES – APPENDIXES Abkürzungen – Abréviations – Abbreviations......................................... 233 Register – Index ....................................................................................... 237
VORWORT Dieser Sammelband ist das Ergebnis einer gleichnamigen internationalen Tagung, die vom 30. Mai bis zum 2. Juni 2013 in Saarbrücken stattfand. Es war Werner Kremp, der damalige Direktor des Deutsch-Amerikanischen Instituts Saarbrücken, der aus Anlass des fünfzigsten Jubiläums des ÉlyséeVertrags an uns herantrat und uns für die Idee einer Tagung zur den transatlantischen Dreiecksbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA begeisterte. Während Werner Kremp sich mit großem Elan um die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen der Tagung kümmerte, zeichneten wir für die inhaltliche Ausrichtung und die Zusammenstellung der Teilnehmer verantwortlich. Zusammen mit Werner Kremp beschlossen wir, diese Tagung einem gemeinsamen Bekannten zu widmen, den wir zuvor in ganz unterschiedlichen Kontexten kennen und schätzen gelernt hatten: unserem akademischen Wegbegleiter, Kollegen und Lehrer Rainer Hudemann, der 2013 seinen 65. Geburtstag feierte und als langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität des Saarlandes emeritiert wurde. Konnte es einen geeigneteren Rahmen geben als eine internationale Tagung mit befreundeten Fachkolleg*innen und talentierten Nachwuchswissenschaftler*innen zu den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA, um Rainer Hudemann für seine jahrzehntelange wissenschaftliche Arbeit und seine Vermittlerdienste über Landes-, Fächer- und Generationengrenzen hinweg zu danken? Neben den Referent*innen und Organisator*innen kamen zu der Tagung zahlreiche Gäste, die Rainer Hudemann in unterschiedlichsten Zusammenhängen kennen und schätzen gelernt hatten. Die Laudatio hielt Alfred Grosser. Eckart Conze eröffnete die Tagung mit einem Abendvortrag über die deutsch-französischen Beziehungen und den Élysée-Vertrag in transatlantischer Perspektive. Zahlreiche Kolleg*innen aus Deutschland und Frankreich reisten an, um sich als Moderator*innen einzelner Panels oder einfach nur als interessierte Zuhörer*innen an der Tagung zu beteiligen und den Jubilar zu feiern. Zwei halbe und zwei ganze Tage lang diskutierten wir in den Räumlichkeiten des Saarländischen Kultusministeriums und der Deutsch-Französischen Hochschule über die deutsch-französischamerikanischen Beziehungen der ,langen‘ 1960er Jahre. Von Beginn an planten wir, die Ergebnisse der Tagung in einem Sammelband zu veröffentlichen. Mit drei vielbeschäftigten Herausgeber*innen an verschiedenen Orten erwies sich dies als ein schwieriges Vorhaben. Wir waren mit der Überarbeitung der Beiträge und der Redaktion des Bandes bereits weit vorangeschritten, als uns die Nachricht vom völlig unerwarteten Tod Werner Kremps erreichte und das Projekt grundsätzlich in Frage stellte. Dass wir die Arbeiten an
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Vorwort
dem Band schließlich doch noch erfolgreich abschließen konnten, haben wir der Geduld der Autoren und dem glücklichen Umstand zu danken, dass Johannes Großmann von Herbst 2016 an als Postdoc-Stipendiat des DAAD für ein Jahr an der Universität Paris IV-Sorbonne forschen und die verbleibenden redaktionellen Schritte vor Ort mit Hélène Miard-Delacroix besprechen konnte. Diese Vorgeschichte erklärt, warum wir die ursprüngliche Widmung des Bandes erweitert haben und neben Rainer Hudemann auch unseren verstorbenen Freund und Mitherausgeber Werner Kremp ehren wollen. Werner Kremp hat sich in seiner langjährigen Tätigkeit in der politischen Bildungsarbeit, als Referent für Auslandsbeziehungen in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, als Gründungsdirektor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz und schließlich als Direktor des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Saarbrücken stets für die Annäherung über politische, fachliche und nationale Grenzen hinweg eingesetzt. Sein Engagement für die deutsch-amerikanischen Beziehungen stand Pate für unsere Tagung im Frühjahr 2013 und war die Basis für den vorliegenden Sammelband. Mit Werner Kremp und Rainer Hudemann würdigen wir zwei passionierte Wissenschaftler und unermüdliche Vorkämpfer eines offenen und konstruktiven Dialogs zwischen Deutschland, Frankreich und den USA. Unser Dank gilt allen Autor*innen, die sich auf unsere methodischen Vorgaben eingestellt und ihre Beiträge an das Gesamtkonzept des Bandes angepasst haben. Sophie Nübling und Kristin Zelenevskiy haben uns durch ihr zuverlässiges redaktionelles Lektorat unterstützt. Katharina Stüdemann, Stefanie Ernst und Harald Schmitt vom Steiner-Verlag haben die Entstehung des Bandes wohlwollend, geduldig und professionell begleitet. Gedankt sei schließlich auch allen Organisatoren, Sponsoren und Unterstützern unserer Saarbrücker Tagung: dem DeutschAmerikanischen Institut Saarbrücken e.V., der Deutsch-Französischen Hochschule, dem Kultusministerium des Saarlandes, der Saartoto GmbH, dem Auswärtigen Amt, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e.V., der Stiftung Demokratie Saarland, der Villa Lessing, der Universität des Saarlandes und ihrem Frankreichzentrum, der Patton Stiftung: Sustainable Trust sowie dem saarländischen Ministerium für Finanzen und Europa. Johannes Großmann und Hélène Miard-Delacroix, Tübingen und Paris im Oktober 2017
EINLEITUNG – INTRODUCTION
DAS TRANSATLANTISCHE DREIECK IN DEN ,LANGEN‘ 1960ER JAHREN Perspektiven, Probleme und Fragen Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix Das Titelbild dieses Bandes wurde während der Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Altkanzler Konrad Adenauer am 25. April 1967 aufgenommen. Die anwesenden Staats- und Regierungschefs haben sich zum Gruppenbild vor der Villa Hammerschmidt in Bonn versammelt. Der lächelnde Bundespräsident Heinrich Lübke hält die Hände seiner französischen und US-amerikanischen Amtskollegen Charles de Gaulle und Lyndon B. Johnson. Es scheint, als wolle er die Staatschefs der beiden wichtigsten westdeutschen Verbündeten zum Handschlag ermuntern. Doch diese machen einen verdutzten und reservierten Eindruck. Die drei sehen sich nicht in die Augen. Während Lübke seine Augen niederschlägt, blickt Johnson mit fragender Mine auf das ,Handgemenge‘. De Gaulle hat seinen Blick abgewandt und in eine unbestimmte Ferne gerichtet. Aufmerksam und sichtlich amüsiert beobachten führende Vertreter anderer Bündnispartner die Szene aus der zweiten Reihe – unter ihnen die Ministerpräsidenten aus Schweden, den Niederlanden, der Türkei und Luxemburg, Tage Erlander, Piet de Jong, Süleyman Demirel und Pierre Werner, die ehemaligen Premierminister Großbritanniens und Japans, Harold Macmillan und Kishi Nobusuke, sowie der österreichische Bundeskanzler Josef Klaus. Insgesamt waren etwa zwanzig amtierende und mehrere ehemalige Staats- und Regierungschefs zugegen, daneben zahlreiche ausländische Minister und Botschafter. Derartige multilaterale Zusammenkünfte waren damals – anders als bilaterale Staatsbesuche und Regierungskonsultationen – noch eine Seltenheit. Erst im Laufe der 1970er Jahre wurden europäische und transatlantische Gipfeltreffen zur Normalität. Der auf dem Foto festgehaltene Moment erscheint wie ein Sinnbild für die Dreiecksbeziehungen zwischen der Bundesrepublik, Frankreich und den USA in den ,langen‘ 1960er Jahren. Die Aufnahme illustriert das schwierige Verhältnis dreier Partner, die unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen hatten, den Absichten der anderen misstrauten und nur zögerlich zusammenfanden. Der Tod Adenauers, selbst ein Symbol für das Ende einer Ära, fiel in eine Zeit des Umbruchs, der Ungewissheit und der zunehmenden Unsicherheit. Wenige Wochen zuvor war das Oberkommando der Alliierten Streitkräfte von Paris ins belgische Mons verlegt worden – als Reaktion auf den Anfang 1966 von de Gaulle verkündeten Rückzug Frankreichs aus der militärischen Integration der NATO. In Griechenland hatte sich vier Tage vor der Trauerfeier eine Junta von Obristen an die
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Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix
Macht geputscht. Der gewaltsame Tod von Benno Ohnesorg einige Wochen später wurde zum Katalysator für die Ausweitung und Radikalisierung der westdeutschen Studentenbewegung. Beinahe zeitgleich eskalierte der Nahostkonflikt im Sechstagekrieg, während die militärische Intervention der USA in Vietnam trotz massiver innenpolitischer Proteste und wachsender Kritik der europäischen Verbündeten auf ihren blutigen Höhepunkt zusteuerte. Der eigentliche Ausgangspunkt dieses Bandes ist allerdings nicht das Jahr 1967, sondern das Jahr 1963. Denn in diesem Jahr traten die Differenzen zwischen den drei Partnern und ihre unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Visionen für die Zukunft des transatlantischen Bündnisses erstmals in aller Offenheit zutage. Der Élysée-Vertrag vom 23. Januar 1963 besiegelte die deutsch-französische Annäherung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und entwarf das institutionelle Fundament für eine dauerhafte privilegierte Partnerschaft zwischen Bonn und Paris. Doch war der Vertrag von de Gaulle als ein erster Schritt hin zu einem von US-amerikanischer Vormundschaft emanzipierten, unabhängigen Europa gedacht, während der greise Adenauer ihn als Sicherheitsgarantie für sein politisches Lebenswerk verstand. Die innerparteilichen Gegenspieler des Kanzlers um seinen designierten Nachfolger Ludwig Erhard setzten schließlich jene Präambel durch, die dem Élysée-Vertrag bei seiner Ratifizierung am 16. Mai vorangestellt wurde und die Unverletzlichkeit des transatlantischen Bündnisses sowie den deutschen Wunsch nach einem britischen Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) unterstrich. Der vielumjubelte Besuch John F. Kennedys in Westberlin verdeutlichte nur wenige Wochen später, dass die US-Regierung ebenfalls um die Gunst der Deutschen buhlte und ihren Einfluss zu wahren wusste.1 Die Entstehung des Élysée-Vertrags, seine zeitgenössische Rezeption und die Debatte um seine Ratifizierung wurden bereits an anderer Stelle ausführlich diskutiert.2 Gleiches gilt für die inhaltlichen Bestimmungen des Vertrags, ihre Umsetzung und ihren Einfluss auf die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen bis heute.3 Hingegen verortet der vorliegende Sammelband die Ereignisse des Jahres 1963 in ihrem breiteren zeitlichen und kausalen Kontext. In Anlehnung an wegweisende Vorarbeiten aus den 1990er Jahren, etwa von Eckart Conze, Fré1 2
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Zu Kennedys Berlin-Besuch siehe Andreas W. Daum, Kennedy in Berlin. Politik, Kultur und Emotionen im Kalten Krieg, Paderborn: Schöningh, 2003. Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der „Erbfeindschaft“ zur „Entente élémentaire“, München: Oldenbourg, 2001, Bd. 2: 1958–1963, S. 1707– 1855; Gilbert Ziebura, Die deutsch-französischen Beziehungen seit 1945. Mythen und Realitäten, Stuttgart: Klett-Cotta, 1997, S. 157–171. Siehe u. a. Manfred Steinkühler, Der deutsch-französische Vertrag von 1963. Entstehung, diplomatische Anwendung und politische Bedeutung in den Jahren von 1958 bis 1969, Berlin: Duncker & Humblot, 2002; Ansbert Baumann, Begegnung der Völker? Der ÉlyséeVertrag und die Bundesrepublik Deutschland, Deutsch-französische Kulturpolitik von 1963 bis 1969, Frankfurt a. M.: Lang, 2003; Corine Defrance / Ulrich Pfeil (Hg.), Der Elysée-Vertrag und die deutsch-französischen Beziehungen 1945 – 1963 – 2003, München: Oldenbourg, 2005; Hans Manfred Bock / Corine Defrance / Gilbert Krebs / Ulrich Pfeil (Hg.), Les jeunes dans les relations transnationales. L’Office franco-allemand pour la Jeunesse, 1963–2008, Paris: Presses Sorbonne Nouvelle, 2008.
Das transatlantische Dreieck in den ,langen‘ 1960er Jahren
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déric Bozo und Reiner Marcowitz,4 erweitert er den Horizont auf die Entwicklung der transatlantischen Dreiecksbeziehungen von der zweiten Hälfte der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre. Durch die Verbindung politik-, sozial- und kulturgeschichtlicher Ansätze sollen dabei unterschiedliche Diskussionsstränge zusammengeführt und neue Forschungsperspektiven eröffnet werden. DIE ,LANGEN‘ 1960ER JAHRE: SOZIOKULTURELLER UMBRUCH UND ENTGRENZUNG VON AUSSENPOLITIK In der jüngeren historischen Forschung zur Bundesrepublik Deutschland wurde der Zeitraum von den späten 1950er bis zu den frühen 1970er Jahren wahlweise als „Scharnierjahrzehnt“, „Jahrzehnt beschleunigten Wandels“,5 „Wendezeit“6 oder „Sattelzeit“7 charakterisiert. Doch auch mit Blick auf Frankreich und die USA erscheinen die ,langen‘ 1960er Jahre als eine Phase gesellschaftlichen Umund Aufbruchs, der politischen Anpassung und Erneuerung. Viele Westdeutsche, Franzosen und Amerikaner erlebten in dieser Zeit eine Verbesserung ihres Lebensstandards. Massenkonsum und Populärkultur, Arbeitsmigration und Auslandstourismus, verstärkte grenzüberschreitende Kommunikation und die Intensivierung von Handelsbeziehungen beförderten eine Annäherung von Lebensgewohnheiten und Lebensentwürfen.8 Anders als das zeitgenössische Schlagwort von der ,Amerikanisierung‘9 suggerierte, war diese Tendenz zur Angleichung jedoch weder linear, noch einseitig.10 Sie ging außerdem einher mit einem Trend zur Individualisierung, zur ,Liberalisierung‘11 und zur Aufgabe verbindlicher
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Eckart Conze, Die gaullistische Herausforderung. Die deutsch-französischen Beziehungen in der amerikanischen Europapolitik 1958–1963, München: Oldenbourg, 1995; Frédéric Bozo, Deux stratégies pour l’Europe. De Gaulle, les États-Unis et l’Alliance atlantique 1958–1969, Paris: Plon, 1996; Reiner Marcowitz, Option für Paris? Unionsparteien, SPD und Charles de Gaulle 1958 bis 1969, München: Oldenbourg, 1996. 5 Axel Schildt / Detlef Siegfried / Karl Christian Lammers, Einleitung, in: idem (Hg.), Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, 2. Auflage, Hamburg: Christians, 2003, S. 11–20, hier S. 13 und 16. 6 Matthias Frese / Julia Paulus / Karl Teppe (Hg.), Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik, Paderborn: Schöningh, 2003. 7 Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland 1949–1990, Stuttgart: Klett-Cotta, 2005, S. 325. 8 In längerfristiger Einordnung siehe Hartmut Kaelble, Sozialgeschichte Europas. 1945 bis zur Gegenwart, München: Beck, 2007. 9 Zum Topos der ,Amerikanisierung‘ vgl. die Beiträge von Egbert Klautke und Carine Germond in diesem Band. 10 Vgl. Anselm Doering-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1999. 11 Ulrich Herbert (Hg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung, 1945–1980, Göttingen: Wallstein, 2002.
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Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix
Wertvorstellungen.12 Bestehende Hierarchien wurden durch neue Formen der Partizipation herausgefordert. Der Einfluss von Kirche und Religion ging zurück.13 Durch die Erosion traditioneller sozialer Milieus entstanden Freiräume für alternative Öffentlichkeiten und ein pluralistisches Kulturverständnis.14 Das Jahr 1968 wurde mit den Mai-Unruhen in Frankreich, den Auseinandersetzungen über die Notstandsgesetze in der Bundesrepublik, der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King in den USA und der Niederschlagung des ,Prager Frühlings‘ in der Tschechoslowakei schließlich zur plakativen „Chiffre“15 für den fundamentalen gesellschaftlichen Wandel der ,langen‘ 1960er Jahre und seine globalen politischen Implikationen.16 Der eruptive Charakter des Jahres 1968 sollte dabei nicht als Widerspruch zur Vorstellung von einer längerfristigen, evolutionären Transformation von Gesellschaft und Politik verstanden werden. Tatsächlich gingen ,Reform‘ und ,Revolte‘ miteinander einher und bedingten sich gegenseitig17 – wenngleich über ihre Gewichtung und ihren konkreten Zusammenhang nach wie vor Uneinigkeit besteht.18 In jedem Falle schlugen sich die soziokulturellen Wandlungsprozesse schon vor 1968 in den innenpolitischen Machtverhältnissen der drei Länder nieder. In Frankreich überwand Charles de Gaulle nach seinem politischen Comeback im Mai 1958 den Gegensatz zwischen dem katholisch-monarchistischen Erbe und der säkularen republikanischen Tradition. Er ersetzte elitäre Parlamentsherrschaft der Dritten und Vierten Republik durch ein bipolares Präsidialsystem und verfolgte eine autoritäre Politik der gelenkten Modernisierung. In den USA entwarf der junge, katholische Demokrat John F. Kennedy nach seinem überraschenden Wahlsieg im November 1960 ein ambitioniertes gesellschaftspolitisches Reformprogramm. Nach Kennedys Ermordung 1963 versuchte sich Lyndon B. Johnson mit gemischten Erfolgen an der Umsetzung dieser Reformen. Mit der Wahl des 12 Zum Paradigma des ,Wertewandels‘ siehe Bernhard Dietz / Christopher Neumaier / Andreas Rödder (Hg.), Gab es den Wertewandel? Neue Forschungen zum gesellschaftlich-kulturellen Wandel seit den 1960er Jahren, München: Oldenbourg, 2014. 13 In internationaler Perspektive Hugh McLeod, The Religious Crisis of the 1960s, Oxford: Oxford University Press, 2007; für die Bundesrepublik siehe Claudia Lepp / Harry Oelke / Detlef Pollack (Hg.), Religion und Lebensführung im Umbruch der langen 1960er Jahre, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2016. 14 Vgl. z. B. Detlef Siegfried, Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen (Wallstein) 2006; Jean-François Sirinelli, La France des sixties revisitée, in: Vingtième Siècle n° 69 (2001), S. 111–124; Christopher B. Strain, The Long Sixties. America, 1955–1973, Chichester: Wiley Blackwell, 2016. 15 Wolfgang Kraushaar, 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur, Hamburg: Hamburger Edition, 2000. 16 Jeremi Suri, Power and Protest. Global Revolution and the Rise of Détente, Cambridge: Harvard University Press, 2005. 17 Christina von Hodenberg / Detlef Siegfried (Hg.), Wo 1968 liegt. Reform und Revolte in der Geschichte der Bundesrepublik, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006. Vgl. in diesem Sinne auch Martin Klimke / Joachim Scharloth (Hg.), 1968 in Europe. A History of Protest and Activism, 1956–77, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2008. 18 Vgl. z. B. Udo Wengst (Hg.), Reform und Revolte. Politischer und gesellschaftlicher Wandel in der Bundesrepublik Deutschland vor und nach 1968, München: Oldenbourg, 2011.
Das transatlantische Dreieck in den ,langen‘ 1960er Jahren
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Republikaners Richard Nixon im Herbst 1968 deutete sich ein neuerlicher innenpolitischer Richtungswechsel an. In der Bundesrepublik vollzog sich die politische Wachablösung in Etappen. Auf die Ära des wertkonservativen Europäers Konrad Adenauer folgte ab Oktober 1963 zunächst das Intermezzo des wirtschaftsliberalen ,Atlantikers‘ Ludwig Erhard. Der Regierungswechsel wurde 1966 durch die Bildung der Großen Koalition eingeleitet, aber erst mit dem Wahlsieg Willy Brands von 1969 vollständig vollzogen. Unabhängig von der politischen Couleur der jeweiligen Regierungen setzte sich der am keynesianischen Modell der antizyklischen Wirtschaftspolitik orientierte Wohlfahrtsstaat bis Anfang der 1970er Jahre endgültig durch.19 Einiges spricht dafür, die ,langen‘ 1960er Jahre auch in diplomatiegeschichtlicher Hinsicht als Einheit zu begreifen. War die internationale Konstellation des ersten Nachkriegsjahrzehnts als Konfrontation zweier geschlossener Ideologien und Machtblöcke gedeutet worden, so wandelten sich die Prämissen von Außenpolitik im Laufe der folgenden 15 bis 20 Jahre grundlegend. Entscheidend dafür war, erstens, die Vorstellung von einer immer engeren Verschränkung außenpolitischer Entscheidungsprozesse mit innenpolitischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Entwicklungen. Ob diese Zunahme an Interdependenz substantiell und reell greifbar oder in erster Linie auf einen zeitgenössischen Wahrnehmungswandel zurückzuführen war, ist schwer zu beantworten, spielt aus einer akteurszentrierten Perspektive jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass die Zeitgenossen nun immer stärker im Bewusstsein einer wechselseitigen Beeinflussung und Abhängigkeit unterschiedlicher Politikfelder und Sphären der Öffentlichkeit handelten. Anders als noch in den unmittelbaren Nachkriegsjahren erschienen Innen- und Außenpolitik nun lediglich als zwei Seiten der gleichen Medaille.20 Die Vorstellung von einer wachsenden Interdependenz ging, zweitens, einher mit einer Multipolarisierung und räumlichen Erweiterung des außenpolitischen Horizonts. Die von Stalins Erben eingeleitete Politik der ,friedlichen Koexistenz‘ und der US-amerikanische Verzicht auf eine offene militärische Konfrontation in den Krisen der Jahre 1956 und 1961/62 veränderten den Charakter des Kalten Krieges. Dieser wurde nun nicht mehr nur als bewaffneter Konflikt um Einflusssphären, sondern vorrangig als ein Wettstreit um die Herzen und Köpfe der Menschen verstanden. Der undifferenzierte Antikommunismus und die RollbackPhantasien des Nachkriegsjahrzehnts traten hinter subtileren Methoden und Strategien der ,psychologischen Kriegsführung‘ zurück.21 De Gaulles eigensinnige Außenpolitik und das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis stellten die hegemoniale Stellung der beiden Supermächte innerhalb ihrer Bündnissysteme in Frage. Letztlich beförderten sie die Entspannung der europäischen Krisenherde im Rahmen des Helsinki-Prozesses. Der Schwerpunkt der Systemkonfrontation verlagerte sich 19 Vgl. dazu den Beitrag von Hartmut Kaelble in diesem Band. 20 Symptomatisch dafür ist z. B. die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse innerhalb der deutschen Unionsparteien, die Tim Geiger in seinem Beitrag zu diesem Band analysiert. 21 Vgl. dazu den Beitrag von Bernard Ludwig in diesem Band.
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Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix
nun zusehends in die Länder der ,Dritten Welt‘, die im Zuge der Entkolonialisierung und der damit verbundenen ,diplomatischen Revolution‘22 als neue Akteure der internationalen Beziehungen in Erscheinung traten. Jenseits von Europa taten sich neue Konfliktzonen auf – so zum Beispiel in Vietnam,23 im Mittleren Osten, in Lateinamerika und im südlichen Afrika. Hier verschränkte sich der Kalte Krieg mit dem antikolonialen Befreiungskampf, mit ethnischen und religiösen Auseinandersetzungen sowie mit dem rasch expandierenden Politikfeld der Entwicklungshilfe.24 Schließlich veränderten sich, drittens, auch die Formen und Gegenstände außenpolitischer Kommunikation.25 Parallel zur Ausweitung diplomatischer Kontakte in Folge des Entkolonialisierungsprozesses kam es zu einer wachsenden Multilateralisierung und Institutionalisierung von Außenpolitik durch den zunehmenden Stellenwert supranationaler Zusammenschlüsse. Gleichzeitig gewannen wirtschafts-, handels- und finanzpolitische Fragen an Bedeutung gegenüber sicherheitspolitischen Erwägungen. Die flächendeckende Einführung moderner Telekommunikationstechnik schuf neue, effizientere Möglichkeiten des persönlichen Austauschs und der diplomatischen Kontaktpflege – auch unterhalb der Regierungsebene. Informelle diplomatische Gremien und nichtstaatliche Akteure wurden wichtiger,26 während sich der Zweck offizieller Staatsbesuche und Gipfeltreffen zunehmend auf ihre symbolpolitische Funktion beschränkte. Insgesamt brachten die ,langen‘ 1960er Jahre eine enorme Intensivierung diplomatischer Aktivitäten mit sich, die von einem Trend zur Verwissenschaftlichung, zur Professionalisierung und zur Privatisierung begleitet wurde. Die doppelte Hypothese eines grenzüberschreitenden soziokulturellen Umbruchs und einer Entgrenzung von Außenpolitik wirft die Frage nach einer angemessenen zeitlichen Eingrenzung und Periodisierung der ,langen‘ 1960er Jahre auf. Die in diesem Band versammelten Beiträge machen dafür unterschiedliche Angebote – je nach thematischer Schwerpunktsetzung und methodischem Zugang. Während Tim Geiger, Carine Germond und Irwin Wall die Rückkehr de Gaulles auf die politische Bühne im Mai 1958 auch jenseits der innerfranzösischen Entwicklung als einschneidende Zäsur begreifen, sehen Reiner Marcowitz und Bernard Ludwig die Jahre 1956/57 als wichtige Etappe für die Evolution des Ost-West-Konflikts. Für Jörg Requate wiederum markiert der Präsidentschaftswahlkampf Kennedys 1960 den entscheidenden Auftakt für den Wandel der politischen Kommunikation in den ,langen‘ 1960er Jahren. Mehrere Beiträge haben die Jahre 1973/74 mit ihrer Verdichtung diplomatischer, innenpolitischer und so22 Matthew Connelly, A Diplomatic Revolution. Algeria’s Fight for Independence and the Origins of the Post-Cold War Era, Oxford: Oxford University Press, 2002. 23 Zum Vietnamkrieg vgl. den Beitrag von Eugenie M. Blang in diesem Band. 24 Siehe beispielhaft Samantha Christiansen / Zachary A. Scarlett (Hg.), The Third World in the Global 1960s, New York: Berghahn, 2013. 25 Vgl. dazu ausführlich Johannes Großmann, Die Internationale der Konservativen. Transnationale Elitenzirkel und private Außenpolitik in Westeuropa seit 1945, München: De Gruyter, 2014, S. 277–282. 26 Siehe dazu auch den Beitrag von Thomas W. Gijswijt in diesem Band.
Das transatlantische Dreieck in den ,langen‘ 1960er Jahren
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zioökonomischer Einschnitte als expliziten oder impliziten Schlusspunkt gewählt, während andere bereits das Jahr 1969 mit seinen richtungsweisenden Regierungswechseln in den USA, in Frankreich und in der Bundesrepublik als klare Zäsur ansehen. In seiner weitesten Auslegung umfasst der Begriff der ,langen‘ 1960er Jahre also in etwa den Zeitraum zwischen 1956/57 und 1973/74. Diese Auslegung wäre außerdem mit der Perspektive Hartmut Kaelbles kompatibel, der die Zeit zwischen Mitte der 1950er und Mitte der 1970er Jahre in seinem Beitrag auch als sozialgeschichtliche Einheit versteht. Die Scharnierjahre 1962/63 und 1968/69 untergliedern diese ,langen‘ 1960er wiederum in drei kürzere Zeitabschnitte. Die Suche nach markanten Zäsuren und geeigneten Formen der Periodisierung droht jedoch den Blick auf den eigentlichen Charakter der ,langen‘ 1960er Jahre und ihren Platz in der inter- und transnationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu verstellen. Denn tatsächlich handelt es sich in der Gesamtschau weniger um eine Zeit der klaren Einschnitte und der radikalen Brüche, als vielmehr um eine Übergangszeit, in der Kontinuität und schneller Wandel, ,Tradition‘ und ,Moderne‘, sanfte ,Reform‘ und stürmische ,Revolte‘ nebeneinander standen, zusammentrafen und zusammenwirkten. So erlebten die ,langen‘ 1960er Jahre den vorläufigen Abschluss einer ,Westernisierung‘,27 die allerdings nicht allein durch die bundesdeutsche Brille analysiert, sondern als wechselseitiger Transfer- und Verflechtungsprozess zwischen dem nordamerikanischen Raum und den Ländern des westlichen Europa begriffen werden muss. Gleichzeitig lagen sie am Schnittpunkt dreier ,Zeitbögen‘,28 die nicht nur die bundesdeutsche, sondern die westeuropäische und transatlantische Geschichte des 20. Jahrhunderts strukturierten: eines antimodernistischen und antiliberalen ,Zeitbogens‘, der in einer transnationalen Perspektive eben nicht schon 1945 endete, sondern erst in den späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahren auslief; eines freiheitlich-demokratischen, von regulierter Marktwirtschaft und Wohlfahrtsstaat geprägten ,Zeitbogens‘, der sich am Höhepunkt seiner Wirk- und Geltungsmacht befand; und eines postmodernen, durch den Strukturwandel und das paradoxe Zusammenspiel von Individualität und Globalität geprägten ,Zeitbogens‘, der mit dem zeitgenössischen Prädikat des ,Neoliberalismus‘ sicherlich nur unzureichend beschrieben ist und nicht ausschließlich als ein „konservatives Projekt“29 gedeutet werden sollte. 27 Doering-Manteuffel, Westlich (wie Anm. 10). Zu Kritik und Weiterentwicklung des Konzepts in transnationaler Perspektive vgl. Großmann, Internationale (wie Anm. 25), S. 26–28. 28 Zum Begriff vgl. Anselm Doering-Manteuffel, Die deutsche Geschichte in den Zeitbögen des 20. Jahrhunderts, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014), S. 321–348. Zu seiner Kritik und Diskussion siehe Peter Hoeres, Gefangen in der analytisch-normativen Westernisierung der Zeitgeschichte. Eine Kritik am Konzept der Zeitbögen, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 63 (2015), S. 427–436; Ariane Leendertz, Zeitbögen, Neoliberalismus und das Ende des Westens, oder: Wie kann man die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts schreiben?, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 65 (2017), S. 191–217. Die Diskussion des ,Zeitbogen‘-Begriffs, seines analytischen Nutzens und seiner tatsächlichen oder vermeintlichen normativen Konnotation ist bislang jedoch ausschließlich auf die bundesdeutsche Geschichte beschränkt geblieben. 29 So aber Doering-Manteuffel, Zeitbögen (wie Anm. 28).
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Die ,langen‘ 1960er Jahre waren also eine Scharnier- und Sattelzeit – jedoch keine zwischen zwei dominanten Zeitabschnitten eingezwängte „Sandwichzeit“,30 sondern eine eigenständige, eigensinnige und kreative Phase. Sie waren eine entscheidende Phase für den Übergang von der Blockkonfrontation zur Détente, eine richtungsweisende Zeit für den weiteren Verlauf der Europäischen Integration als ein zwischenstaatliches (und daher eben nicht supranationales) Projekt und eine wesentliche Etappe für die Auflösung der europäischen Kolonialreiche in Übersee. Diese Entwicklungen waren freilich nicht zwangsläufig. Sie liefen nicht autonom von äußeren Einflüssen ab, sondern wurden von Menschen erlebt, beeinflusst und geformt. Anders formuliert: Die ,langen‘ 1960er Jahre waren nicht vorprogrammiert. Für die Zeitgenossen waren sie eine offene Geschichte mit unklarem Ausgang, voller überraschender Momente, unwahrscheinlicher Zufälle und ungeahnter Wendungen. Die Akteure jener Zeit bedienten sich höchst selektiv an vorgefunden Denklinien und Deutungsangeboten, agierten mal bewusst und vorsätzlich, mal unbewusst und unbeabsichtigt als Bewahrer oder Zerstörer bestehender Verhältnisse. Und sie stellten eine hohe Lern- und Anpassungsfähigkeit unter Beweis, wenn es zum Beispiel um die Adaption entspannungspolitischer Prämissen, die Einschätzung nachkolonialer Machtverhältnisse oder die Aneignung neuer Mittel und Stile der politischen Kommunikation ging. DREIECKSBEZIEHUNGEN: PROBLEME UND ANALYTISCHE HERAUSFORDERUNGEN Der vorliegende Sammelband knüpft an einen 2005 von Hélène Miard-Delacroix und Rainer Hudemann herausgegebenen Vorgängerband an. Dieser nahm den fünfzigsten Jahrestag der Pariser Verträge vom Oktober 1954 als Anlass für eine systematische Analyse der deutsch-französischen Wandlungs- und Integrationsprozesse der 1950er Jahre.31 Seine Herausgeber gingen vom Begriff des rapprochement aus, mit dem drei unterschiedliche Analyseebenen erfasste: erstens die Konfliktlösung durch Verträge mit hohem Symbolgehalt, die gleichermaßen Indikatoren für Wandlungsprozesse und Türöffner für neue Transformationen im deutsch-französischen Verhältnis sein konnten; zweitens die Annäherung im Sinne einer neuen Qualität der Beziehungen, die mit einer zunehmenden Konvergenz politischer Konzeptionen und Zielvorstellungen einherging; drittens die Angleichung von politischen Systemen, gesellschaftlichen Grundlagen und kulturellen Praktiken.32 Die Beiträge des Bandes von 2005 widmeten sich der Genese der 30 Dietmar Hüser hat diesen Begriffsvorschlag auf der dem Band zugrunde liegenden Tagung eingebracht. 31 Rainer Hudemann / Hélène Miard-Delacroix (Hg.), Wandel und Integration. Deutsch-französische Annäherungen der fünfziger Jahre – Mutations et intégration. Les rapprochements francoallemands dans les années cinquante, München: Oldenbourg, 2005. 32 Hélène Miard-Delacroix / Rainer Hudemann, Deutsch-französische Wandlungs- und Integrationsprozesse in den 1950er Jahren. Annäherungen – Differenzen – Konzepte, in: ibid., S. 13– 25, hier S. 14.
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Pariser Verträge selbst im Kontext und als Ausdruck europäischer Wandlungsprozesse, der Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen im multilateralen Kontext, dem bilateralen Austausch vor dem Hintergrund von Selbstbild und Fremdwahrnehmung sowie der ,Amerikanisierung‘ bzw. ,Westernisierung‘ von Gesellschaft und Kultur. Diese Untersuchungsperspektiven sollen im vorliegenden Band auf die ,langen‘ 1960er Jahre übertragen werden. Im Vergleich zum enzyklopädischen Anspruch des Vorgängerbandes werden jedoch engere thematische Schwerpunkte und gleichzeitig neue methodische Akzente gesetzt. Auch hier dient ein zwischenstaatliches Abkommen als Einstiegsfenster in politische, gesellschaftliche und kulturelle Annäherungs- und Angleichungsprozesse. Während im Vorgängerband mit den Pariser Verträgen ein multilaterales Vertragswerk als Ausgangspunkt für eine Untersuchung bilateraler Beziehungen diente, wird hier mit dem ÉlyséeVertrag eine bilaterale Vereinbarung als Aufhänger gewählt für die Analyse eines tri- bzw. multilateralen Beziehungsgeflechts. Indem die bedeutende Rolle der USA für die deutsch-französischen Beziehungen der ,langen‘ 1960er Jahre betont wird, öffnet sich der Blickwinkel außerdem von einer innereuropäischen auf eine transatlantische bzw. globale Perspektive. Die Beiträge konzentrieren sich stärker auf die Verschiebungen im außenpolitischen und diplomatischen Gefüge, die jedoch in längerfristigen soziokulturellen Anpassungsprozessen verortet, in ihren innenpolitischen Verflechtungen analysiert und mit dem Wandel wechselseitiger Wahrnehmung abgeglichen werden. Die Dreieckskonstellation zwischen Deutschland, Frankreich und den USA könnten zunächst einmal ganz einfach als eine Addition der jeweiligen bilateralen Beziehungen verstanden werden. Je nach Intensität und Zustand dieser bilateralen Beziehungen variieren die Seitenlängen zwischen den drei Eckpunkten – und zwar sowohl in der Zeit als auch mit Blick auf den jeweiligen Verhandlungsgegenstand. In der variablen Geometrie dieses Beziehungsdreiecks können die einzelnen Seiten jedoch nicht unabhängig voneinander betrachtet werden. Die bilateralen Beziehungen sind jeweils abhängig vom Handeln des Dritten sowie von den Wahrnehmungen und Erwartungen, die auf ihn gerichtet sind. Dies gilt umso mehr für die ,langen‘ 1960er Jahre, in denen die traditionelle bilaterale Außenpolitik zwar durchaus nicht von der Bildfläche verschwand, aber in zunehmendem Maße ergänzt wurde um Elemente einer multilateralen Diplomatie. Diese multilaterale Diplomatie bewegte sich zum Teil in zwischenstaatlichen und fest institutionalisierten Bahnen, zum Teil hatte sie einen dezidiert transnationalen, informellen Charakter. Die daraus resultierende, fundamentale Transformation von Außenpolitik nimmt der vorliegende Band in den Blick. Das deutsch-französisch-amerikanische Dreiecksverhältnis dient dabei zwar als heuristischer und analytischer Ausgangspunkt. Die trilateralen Beziehungen werden jedoch stets in ihren breiteren Kontexten verortet. Von großer Bedeutung ist daher die Frage nach äußeren Fix- und Referenzpunkten bzw. nach den Vierten in den Dreiecksbeziehungen. Besonderes Augenmerk gilt Großbritannien – sei es als eigenständiger Akteur in den Diskussionen über eine multilaterale nukleare
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Streitmacht und eine atomare Bewaffnung der Bundesrepublik,33 sei es als Vorbild für sozialstaatliche Entwicklungen,34 sei es als Partner, Konkurrent oder vermeintliches Trojanisches Pferd der USA im europäischen Integrationsprozess. In der Tat stand de Gaulles Veto gegen den britischen Beitritt zur EWG in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags. Erst am Ende der ,langen‘ 1960er Jahre gab Frankreich seine Blockadehaltung auf. Das europäische Projekt war selbst ein prominenter Fixpunkt der Dreiecksbeziehung. Hatten die USA ursprünglich Pate gestanden für eine deutschfranzösische Annäherung unter europäischen Vorzeichen, so wurde die Einigung Europas unter dem Einfluss de Gaulles zunehmend als mögliche Alternative zum transatlantischen Bündnis begriffen. Jenseits des westlichen Bündnisses waren natürlich auch das Verhältnis zur Sowjetunion und zum ,Ostblock‘ bestimmende Faktoren für die politische Agenda und die Handlungsspielräume des Beziehungsdreiecks.35 Die deutsch-deutschen Beziehungen und die DDR spielen im vorliegenden Band allerdings nur eine untergeordnete Rolle.36 Die globalgeschichtliche Dimension des transatlantischen Dreiecks wird zumindest in einzelnen Beiträgen angerissen.37 Zweifellos veränderten sich in den ,langen‘ 1960er Jahren die Vorstellungen von der Welt in grundlegender Weise. Das Bewusstsein für die globalen Implikationen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns nahm zu und beeinflusste letztlich auch das Verhalten vieler Akteure. Wenn zum Beispiel deutsche, französische und amerikanische Politiker sich von Entwicklungen in anderen Weltregionen betroffen fühlten, sich neue, globale Kommunikationstechnologien und Transportmittel aneigneten und sich weltweit auf die Suche nach Verbündeten machten, beteiligten sie sich aktiv an der Produktion von Globalität. Globalisierung war insofern weniger eine unabhängige und unaufhaltsame strukturellere Entwicklung als ein überhaupt erst durch das Denken und Handeln der Zeitgenossen angestoßener Prozess. Auch vermeintlich konservative, traditionellem außenpolitischen Denken verpflichtete Akteure wie de Gaulle traten als Produzenten von Globalität in Erscheinung. So betrieb de Gaulle auf seiner Suche nach Verbündeten im Kampf gegen die bipolare Weltordnung38 eine dezidiert globale Außenpolitik, die er zum Beispiel durch die Annäherung an die Volksrepublik China, seine Lateinamerika-Reise 1964 und seine unverhohlen gegen die vermeintliche angelsächsische Dominanz gerichteten
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Vgl. dazu die Beiträge von Thomas W. Gijswijt und Andreas Lutsch. Vgl. dazu den Beitrag von Hartmut Kaelble. Vgl. dazu insbesondere den Beitrag von Reiner Marcowitz. Zwar blieb die deutsch-deutsche Problematik während der ,langen‘ 1960er Jahre im Hintergrund stets präsent. Als struktureller Erklärungsfaktor für das transatlantische Dreiecksverhältnis verlor sie jedoch unserer Meinung nach an Bedeutung. Eine Erweiterung der Untersuchungsperspektive auf die DDR wäre außerdem auf Kosten der thematischen und analytischen Kohärenz des Bandes gegangen. 37 So etwa von Eugenie M. Blang und Irwin Wall. 38 Zu de Gaulles außenpolitischen Konzeptionen vgl. den Beitrag von Garret J. Martin.
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Reden 1966 und 1967 in Phnom Penh und Montreal symbolisch untermauerte.39 Diese Art von ,Weltpolitik‘ stand zweifelsohne in einer klaren kolonialen Tradition. Gleichzeitig erkannte de Gaulle aber auch früher als andere die enorme Sprengkraft eines universalistischen Menschenrechtsdiskurses für die kommunistisch regierten Länder und die sowjetische Dominanz in Ostmitteleuropa.40 Ein besonderes Augenmerk des vorliegenden Bandes gilt dem Verhältnis bzw. dem Zusammenspiel politischer, sozioökonomischer und kultureller Faktoren. Für uns als Herausgeber stellt sich hier weniger die Frage nach einem Primat, d. h. nach einer zeitlichen Vorreiterrolle bzw. einem qualitativen Vorrang, von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Die Beiträge verweisen vielmehr auf einen Prozess der zunehmenden Verknüpfung und Verschränkung unterschiedlicher Denkhorizonte und Handlungsfelder, den man als horizontale Entgrenzung von Außenpolitik bezeichnen könnte. So können die politischen Umbrüche der ,langen‘ 1960er Jahre unserer Meinung nach nicht getrennt vom gesellschaftlichen Wandel und von den medialen und kommunikativen Transformationen analysiert werden. Auch wurden außenpolitische und wirtschaftliche Interessen in dieser Phase stärker als zuvor im Sinne eines unauflöslichen Gesamtsystems gedacht und diskutiert – so zum Beispiel in den Debatten über eine europäische Währungspolitik.41 Finanz- und Wirtschaftsfragen waren also gleichermaßen Gegenstand und Grundlage von Außenpolitik. Außenpolitische Macht und hegemonialer Anspruch definierten sich nach einem erweiterten und differenzierteren Kriterienkatalog. So müssen Debatten über die Kommerzialisierung und ,Amerikanisierung‘ des kulturellen Lebens in dieser Phase immer auch als Diskussionen über volkswirtschaftliche und außenpolitische Weichenstellungen gelesen werden.42 Zwar behielten die unterschiedlichen Sphären von Öffentlichkeit nach wie vor eine Eigenlogik, die sich dem politischen Zugriff entziehen konnte. Dennoch lässt sich als Grundtendenz für die ,langen‘ 1960er Jahre festhalten: Politik – und mit ihr die Außenpolitik – wurden alltäglicher, während der Alltag politischer wurde. Mit dieser horizontalen Entgrenzung einher ging eine vertikale Entgrenzung von Außenpolitik. Außenpolitik wurde nun immer seltener als eine exklusive Domäne weniger Staatsmänner und Diplomaten angesehen, sondern immer mehr als eine Art transnationale Innenpolitik verstanden. Außenpolitische Beziehungen differenzierten sich nach unterschiedlichen Ebenen und Zuständigkeitsbereichen aus. Gleichzeitig bot der Ausbau supranationaler Instanzen neue Möglichkeiten zu einem ständigen und offenen Austausch zwischen Experten jenseits des diplomatischen Protokolls. Die Vorstellung von eindeutig abgrenzbaren nationalen Containern, deren außenpolitische Kontakte klar reguliert und kanalisiert sind, wich 39 Siehe dazu ausführlich Christian Nuenlist / Anna Locher / Garret Martin (Hg.), Globalizing de Gaulle. International Perspectives on French Foreign Policies, 1958–1969, Lanham: Lexington, 2010. 40 Garret Martin, Towards a New Concert of Europe. De Gaulle’s Vision of a Post-Cold War Europe, in: Frédéric Bozo / Marie-Pierre Rey / N. Piers Ludlow / Bernd Rother (Hg.), Visions of the End of the Cold War in Europe, 1945–1990 New York: Berghahn, 2014, S. 91–104. 41 Vgl. dazu den Beitrag von Éric Bussière. 42 Vgl. den Beitrag von Egbert Klautke.
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langsam der Einsicht in die enge Verbundenheit und wechselseitige Abhängigkeit von Staaten und Gesellschaften auf allen Ebenen und in unterschiedlichsten Lebensbereichen. Außenpolitik wurde in wachsendem Maße als ein Mehrebenensystem43 begriffen, in dem Akteure jenseits der nationalen Regierungen und diplomatischen Apparate ihren Einfluss geltend machen. Gleichzeitig mangelte es nicht an Bemühungen, die Autonomie und Handlungshoheit klassischer außenpolitischer Akteure durch diskursive und symbolische Strategien zu bekräftigen. Insofern waren die ,langen‘ 1960er Jahre auch die Inkubationsphase für jene institutionalisierten und informellen Gipfeltreffen führender Staats- und Regierungschefs auf bi- und multilateraler Ebene, die heute das Bild außenpolitischer Entscheidungsprozesse prägen.44 Die vom Élysée-Vertrag vorgesehenen regelmäßigen Regierungskonsultationen hatten hier sicherlich Pioniercharakter. Die Expansion des außenpolitischen Feldes und seine immer engere Verknüpfung mit anderen Lebensbereichen verlangt nach einem differenzierten Blick auf Akteure und ihre Handlungsspielräume. Die Beziehungen zwischen Deutschland, Frankreich und den USA wurden nicht durch abstrakte Kollektive wie Nationen oder Völker, Regierungen oder diplomatische Apparate, Parteien oder Medien gestaltet, sondern durch das komplexe Zusammenspiel zahlreicher Einzelakteure mit ihren eigenen Ideen, Interessen und Intentionen. Sicherlich darf der grundlegende Unterschied zwischen Akteuren mit und ohne Entscheidungsfunktionen und Machtressourcen nicht aus dem Auge verloren werden. Doch erlebten gerade die ,langen‘ 1960er Jahren neue Formen der politischen und gesellschaftlichen Partizipation, die mit einer Herausforderung etablierter Hierarchien, einer Erweiterung des Machtbegriffes und der Entstehung gegeninstitutioneller Dynamiken einhergingen.45 Von Interesse sind für uns daher nicht nur staatliche Funktionsund Entscheidungsträger – wenngleich diese zweifelsohne im Mittelpunkt der meisten Beiträge stehen. Auch Politikberater, Intellektuelle, Wissenschaftler, Journalisten, Unternehmer und andere zivilgesellschaftliche Akteure nahmen Einfluss auf die Dreiecksbeziehungen. Die von ihnen praktizierte „informelle Diplomatie“46 muss daher ebenfalls als Teil des außenpolitischen Feldes angesehen werden. Bemerkenswert ist außerdem die gegenläufig zur Diversifizierung und 43 Zum Begriff des ,Mehrebenensystems‘ und seiner Anwendung für die Geschichte der Europäischen Integration siehe Michael Gehler / Wolfram Kaiser / Brigitte Leucht (Hg.), Netzwerke im europäischen Mehrebenensystem. Von 1945 bis zur Gegenwart, Wien: Böhlau, 2009. 44 Siehe dazu etwa Enrico Böhm, Die Sicherheit des Westens. Entstehung und Funktion der G7Gipfel (1975–1981), München: Oldenbourg, 2014; Dino Knudsen, The Trilateral Commission and Global Governance. Informal Elite Diplomacy, 1972–82, London: Routledge, 2016. In der Tat waren die Staats- und Regierungschefs mehrerer Länder in früheren Zeiten höchstens für außerordentliche Anlässe wie Friedenskonferenzen oder Trauerfeiern zusammengetroffen. Auch für die 1950er und 1960er Jahre gibt es nur wenige Aufnahmen, die mehr als zwei Regierungschefs auf einem Foto zeigen. Adenauer, de Gaulle und Kennedy z. B. sind nie zu dritt an einem Ort zusammengetroffen. 45 Vgl. dazu beispielsweise Ingrid Gilcher-Holtey (Hg.), „1968“ – eine Wahrnehmungsrevolution? Horizont-Verschiebungen des Politischen in den 1960er und 1970er Jahren, München: Oldenbourg, 2013. 46 Zum Begriff vgl. den Beitrag von Thomas W. Gijswijt.
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Diffusion politischer Macht zu beobachtende Tendenz, genuin politische Akteure nicht mehr nur an ihrer Agenda und Amtsführung zu messen, sondern ihr Privatleben zu thematisieren und sie in anderen Rollen – wie z. B. in der des Familienvaters – zu präsentieren.47 Ein differenzierter Blick auf die Akteure von Außenpolitik muss außerdem wechselseitige Wahrnehmungen und Diskurse über Werte ernst nehmen. Tatsächlich kann etwa die Außenpolitik de Gaulles nicht allein auf ihre realpolitische Dimension reduziert werden. Denn visionäre Rhetorik und symbolische Gesten waren ein fester Bestandteil seines diplomatischen Kalküls.48 So waren es durchaus nicht die konkreten Bestimmungen des Élysée-Vertrags, die in der Bundesrepublik und bei den westlichen Verbündeten auf Widerstand stießen. Im Zentrum der Kritik stand vielmehr die de Gaulle unterstellte Absicht, ein von den USA unabhängiges, womöglich mit der Sowjetunion versöhntes Kontinentaleuropa unter französischer Führung schaffen zu wollen. Auch jenseits der polarisierenden Persönlichkeit de Gaulles blieben anti- bzw. proamerikanische ebenso wie philosowjetische bzw. antikommunistische Einstellungen in den ,langen‘ 1960er Jahren wichtige Faktoren für die Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung außenpolitischen Handelns.49 Sie konnten jedoch situativ höchst unterschiedlich gewichtet werden und verloren im Vergleich zu anderen Interpretamenten an Bedeutung. Neben den Wahrnehmungen unterlagen auch Wertvorstellungen zeitlichen Schwankungen und substantiellem Wandel. Die Vorstellung von gemeinsamen europäischen Werten wurde in Deutschland und Frankreich paradoxerweise sowohl zur Beschwörung transatlantischer Einigkeit als auch zur Distanzierung gegenüber den USA propagiert. Diese Beobachtung unterstreicht, dass Angleichung und Annäherung im transatlantischen Dreiecksverhältnis immer auch mit Abgrenzung und Entfremdung einhergehen konnten. Aus der Entscheidung für die Analyse eines trilateralen Beziehungsgeflechts resultiert daher auch eine klare Absage an jedes einseitige und reduktionistische Verständnis von Transferprozessen. Erstens waren Austausch und Kommunikation zwischen den drei Partnern in den ,langen‘ 1960er Jahren wechselseitige Prozesse, die immer auf alle beteiligten Seiten zurückwirkten und sich daher kaum in der Dichotomie von Ausgangs- und Aufnahmekultur beschreiben lassen. Zweitens waren vermeintliche nationale Gegensätze oft weniger gelebte Realität und Hypothek für Austausch als vielmehr gerade ein Produkt verstärkter Wahrnehmung und Interaktion. Drittens war der Austausch immer multipolar und polyzentrisch – und insofern für die Zeitgenossen nur bedingt zu erfassen, zu kontrollieren und zu steuern.50 Um den sozioökonomischen und soziokulturellen Austausch im Rah47 48 49 50
Vgl. dazu den Beitrag von Jörg Requate. Vgl. die Beiträge von Garret J. Martin und Carine Germond. Vgl. die Beiträge von Egbert Klautke und Bernard Ludwig. Die klassische Transfergeschichte wurde mit diesen und ähnlichen Argumenten schon von zahlreichen anderen Autoren kritisiert. Vgl. z. B. Michael Werner / Bénédicte Zimmermann, Beyond Comparison. Histoire Croisée and the Challenge of Reflexivity, in: History and Theory 45 (2006) 1, S. 145–166. Ihren Niederschlag gefunden hat diese Kritik u. a. im Begriff der ,Westernisierung‘, der sich dezidiert von der Vorstellung einer einseitigen ,Amerikanisie-
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men der Dreiecksbeziehungen zu charakterisieren, erscheint den Herausgebern daher eine begriffliche Perspektiverweiterung vom Transfer zur Zirkulation sinnvoll. Diese Perspektiverweiterung könnte mit einer Verschiebung des historischen Narrativs einhergehen, das sich nicht mehr vorrangig an den vermeintlichen Fixpunkten von Transfers orientiert, sondern den flows der Zirkulation folgt und dadurch selbst „nomadisch“ wird.51 FRAGEN UND HYPOTHESEN Ausgehend von diesem analytischen Zugang, der die Dreiecksbeziehungen nicht nur als Addition bilateraler Beziehungen, sondern als variable Geometrie begreift, lassen sich für die ,langen‘ 1960er Jahre mehrere Fragenkomplexe ausmachen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes liefern zu diesen Fragekomplexen oft höchst gegensätzliche Antworten. Die Umbrüche des internationalen Systems infolge von Dekolonisierung und Entspannungspolitik waren bei weitem nicht die einzigen Faktoren für den Wandel der deutsch-französisch-amerikanischen Dreiecksbeziehungen. Das Gewicht konkreter Akteure und ihrer Entscheidungen blieb in allen drei Ländern von zentraler Bedeutung. Allerdings lassen sich mit Blick auf die Ursachen der Spannungen und der Abschwächung des transatlantischen Konsenses zu Beginn der 1960er Jahre mehrere, teils gegensätzliche Interpretationen ausmachen. In einer akteurszentrierten Perspektive erscheint es verlockend, sich auf die Initiativen de Gaulles zur Wiedergewinnung der französischen Großmachtposition und zur Überwindung der bipolaren Weltordnung zu konzentrieren. Seine Rückkehr an die Macht im Mai 1958, seine Ablehnung der supranationalen Integration Europas und seine Praxis einer eigensinnigen und sturen Außenpolitik können als ursächlich für eine Schwächung Europas angesehen werden. Garret Martin vertritt in seinem Beitrag die These, dass diese Schwächung Europas paradoxerweise zu einer Stärkung der transatlantischen Verbindungen und Beziehungen geführt habe. Zwar wollte de Gaulle den europäischen Kontinent aus der amerikanischen Vormundschaft befreien und unter französischer Führung in Äquidistanz zu den Supermächten positionieren, ohne die westliche Wertegemeinschaft aufzukündigen. Diese Absicht setzte er jedoch mit einer Reihe von einseitigen Entscheidungen in die Tat um, die ihn von den europäischen Partnern isolierten, das europäische Projekt letztlich in seiner Substanz schwächten und das Gegenteil des angestrebten Effekts bewirkten – nämlich die Stärkung der Abhängigkeit gegenüber den USA und die Aufwertung der transatlantischen Verbindung.
rung‘ distanziert. Vgl. Doering-Manteuffel, Westlich (wie Anm. 10). In der praktischen Umsetzung jedoch halten die meisten Fallstudien zur ,Westernisierung‘ an festen nationalstaatlichen Bezugspunkten fest und interessieren sich nur für eine Seite von Transferprozessen. 51 Vgl. zu diesem Gedanken: Monika Dommann, Alles fließt. Soll die Geschichte nomadischer werden?, in: Geschichte und Gesellschaft 42 (2016) 3, S. 516–534.
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Aus einer wirtschafts- und währungsgeschichtlichen Perspektive lässt sich freilich eine gegenläufige These formulieren. Dieser These zufolge mehrten sich in den ,langen‘ 1960er Jahren die Zeichen für einen amerikanischen Rückzug aus Europa, der durch einen anhaltenden militärischen und sicherheitspolitischen Aktivismus lediglich verschleiert wurde. So lockerten sich die transatlantischen Beziehungen aufgrund der finanz- und währungspolitischen Entscheidungen der USA. Unklar ist, ob Europa durch diesen amerikanischen Rückzug geschwächt wurde oder ob sich der europäische Zusammenhalt durch den Zwang zum gemeinsamen Handeln letztlich sogar verstärkte. Éric Bussière liefert in seinem Beitrag eher Argumente für eine solche Stärkung des europäischen Zusammenhalts – vor allem, wenn man den Zeitraum bis Mitte der 1970er Jahre in die Analyse mit einbezieht. Tatsächlich kann gerade die Frage nach einer Schwächung bzw. Stärkung Europas angesichts gegenläufiger zeitlicher Dynamiken nicht schlüssig beantwortet werden, wenn man die ,langen‘ 1960er Jahre als eine monolithische Einheit versteht. In jedem Falle waren diese Jahre stark gezeichnet durch das unvermittelte Auftreten von Meinungsverschiedenheiten und Querelen, die den bis dahin vorherrschenden, relativen Konsens innerhalb der transatlantischen Gemeinschaft unterminierten. Die „gaullistische Herausforderung“52 begünstigte die Rückkehr einer Kultur des Misstrauens. In der daraus resultierenden „Politik der Unsicherheit“53 erhielt der Nationalstaat eine neue Wertschätzung als Referenzpunkt und Fluchtwährung, so dass nationale Interessen deutlich Oberhand gegenüber den gemeinsamen westlichen Interessen gewannen. Doch auch hier muss das Bild je nach Politikfeld und Handlungsebene nuanciert werden. Denn tatsächlich setzte sich – jenseits der plakativen nationalen Rhetorik – im Laufe der ,langen‘ 1960er Jahre ein multilateral gerahmter supranationaler Pragmatismus durch. Seit Anfang der 1960er Jahre machte de Gaulle die Währungsfrage zum Politikum, indem er die wirtschaftliche und politische Hegemonie der USA verurteilte. Diese Kritik war Teil seines Vorhabens, die politischen Beziehungen zwischen Europa und seinem nordamerikanischen Partner wieder ins Lot zu bringen. Der Versuch des französischen Präsidenten, auf nationaler und internationaler Ebene wieder zu einem Primat der Politik zurückzukehren, konnte den im Gang befindlichen Wandel der Machtbeziehungen jedoch kaum kaschieren. So führte der Bedeutungsgewinn wirtschaftlicher und monetärer Fragen auf internationaler Ebene zu fortschreitenden und dauerhaften Verschiebungen im Kräfteverhältnis der drei Staaten. Die Krise des Jahres 1968 und de Gaulles Weigerung, den Franc abzuwerten, erscheinen im Rückblick lediglich als Indikatoren einer bereits Ende der 1950er Jahre eingeleiteten, von sukzessiven politischen Eingriffen gekennzeichneten Entwicklung. Die Reaktionen de Gaulles und seines Nachfolgers Georges Pompidou auf die währungspolitischen Herausforderungen der Jahre 1968 und 52 Conze, Herausforderung (wie Anm. 4). 53 Martin Klimke / Reinhild Kreis / Christian F. Ostermann (Hg.), Trust, but Verify. The Politics of Uncertainty and the Transformation of the Cold War Order, 1969–1991, Washington: Woodrow Wilson Center Press, 2016.
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196954 verdeutlichen, dass Prestigedenken und politisches Kalkül letztlich gegenüber ökonomischen Notwendigkeiten zurückstehen mussten. Die variable Geometrie der Dreiecksbeziehungen verschob sich also im Laufe der ,langen‘ 1960er Jahre – sowohl mit Blick auf die reellen, materiellen Grundlagen, als auch in symbolpolitischer und psychologischer Hinsicht. Das ,politische Leichtgewicht‘ Deutschland stieg in diesen Jahren zum ,Schwergewicht‘ im Bereich der Wirtschaft und der Handelsbeziehungen auf. Die Deutsche Mark wurde zur attraktiven Fluchtwährung. Gleichzeitig sah sich die Bundesrepublik gezwungen, das bestehende Währungssystem durch den Ankauf von US-Dollars zu stützen.55 Die einseitige Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems durch die USA am 15. August 1971 beschleunigte die Entstehung eines regionalen europäischen Währungssystems, in dem die Bundesrepublik gegenüber Frankreich unbestreitbar eine wirtschaftliche Vorrangstellung einnahm.56 Entgegen der eigentlichen französischen Intention, die deutsche Wirtschaftsmacht durch die Aufnahme eines dritten großen Landes einzuhegen, verstärkte der britische EWG-Beitritt diese Tendenz. Denn er akzentuierte die Konzentration auf ökonomische und handelspolitische Fragen. Man kann darin einen späten Triumph des ,Atlantikers‘ Erhards sehen, aber auch die Grundlagen für die Entstehung eines neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells. Das neue Kräfteverhältnis zwischen den drei Ländern war jedoch nicht nur im Bereich der Wirtschaft spürbar. So wusste die Bundesrepublik ihre „relative Stärke des Schwächeren“57 gegenüber den machtpolitisch überlegenen Verbündeten durchaus zu nutzen. 1963 spielte Erhard die Karte des ,Atlantikers‘, um die Schutzmacht USA zu besänftigen und auf die „gaullistische Herausforderung“58 zu reagieren. Wie Tim Geiger in seinem Beitrag zeigt, versetzte die scheinbar unbequeme Position die Bundesrepublik unverhofft in die Lage, ihre zwei wichtigsten Verbündeten gegeneinander ausspielen zu können. Trotz der Entscheidung, Frankreich den Rücken zu kehren, konnte Erhard seine Vorstellungen gegenüber Washington allerdings nicht durchsetzen. Erst unter der Großen Koalition seit 1966 gelang es der Bundesrepublik, greifbaren Nutzen aus dieser außenpolitischen Konstellation zu ziehen. 54 Bertrand Blancheton / Christian Bordes, Débats monétaires autour de la dévaluation du franc de 1969, in: Revue européenne des sciences sociales XLV (2007) 137, S. 213–232. 55 Barry Eichengreen, Exorbitant Privilege. The Rise and Fall of the Dollar, Oxford: Oxford University Press, 2011; Herbert Dittgen, Die Ära der Ost-West-Verhandlungen und der Wirtschafts- und Währungskrisen (1969–1981), in: Klaus Larres / Torsten Oppelland (Hg.), Deutschland und die USA im 20. Jahrhundert. Geschichte der politischen Beziehungen, Darmstadt: WBG, 1997, S. 151–177. 56 Siehe den Beitrag von Éric Bussière in diesem Band. 57 Dieser Begriff, den Dietmar Hüser mit Blick auf die französische Deutschlandpolitik der frühen Nachkriegsjahre geprägt hat, lässt sich unseres Erachtens gut auf die bundesdeutsche Außenpolitik der ,langen‘ 1960er Jahre übertragen. Vgl. Dietmar Hüser, Frankreichs „doppelte Deutschlandpolitik“. Dynamik aus der Defensive – Planen, Entscheiden, Umsetzen in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen, innen- und außenpolitischen Krisenzeiten, 1944–1950, Berlin: Duncker & Humblot, 1996. 58 Conze, Herausforderung (wie Anm. 4).
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Der Blick auf die Dreiecksbeziehungen lädt auch dazu ein, die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie und der liberalen Regierungspraxis in vergleichender Perspektive zu untersuchen. Auch in dieser Hinsicht war die Regierungszeit de Gaulles in Frankreich zwischen 1958 und 1969 eine Herausforderung. In der Bundesrepublik hatte sich die parlamentarische Demokratie nach zehnjähriger Regierungspraxis fest etabliert. Die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag verschoben sich im Untersuchungszeitraum wiederholt, wobei die Regierungswechsel demokratisch und reibungslos abliefen. Der markanteste Einschnitt war die Wahl des Sozialdemokraten Willy Brandt zum Kanzler im Herbst 1969. Die junge westdeutsche Demokratie war nun endgültig erwachsen geworden. Gemessen an dieser Entwicklung müssen der Regierungsstil de Gaulles und seine Auslegung der Verfassungsordnung der Fünften Republik dezidiert als autoritär bezeichnet werden. Selbst wenn die westdeutsche Studentenbewegung die geistige und politische Verfassung der Bundesrepublik als reaktionär verurteilte, lässt der deutsch-französische Vergleich klare Unterschiede zwischen beiden Ländern erkennen. Der abgehobene Kommunikationsstil de Gaulles und sein autoritäres und instrumentelles Verhältnis zu den Medien wurden sowohl durch die von ihm inszenierten Pressekonferenzen als auch durch die Existenz eines Informationsministeriums und die hierarchische Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks illustriert. Hingegen entschied sich Willy Brandt als Bürgermeister von Westberlin für einen von Kennedy inspirierten Stil, mit dem er sich als junge, dynamische Führungspersönlichkeit vom gealterten Kanzler Adenauer abgrenzen konnte.59 Diese innenpolitischen Aspekte spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle in den Beziehungen zwischen den drei Ländern. Sie beeinflussten die Wahrnehmung der jeweiligen Regierung durch ihre Partner und wurden dadurch zu Faktoren internationalen Handelns. Die Zirkulation von Bildern und die Adaption von ausländischen Vorbildern zu innenpolitischen Zwecken zeigen, dass die wechselseitige Abhängigkeit weit über den Bereich der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen hinausreichte. Wiederum fiel de Gaulle eine besondere Rolle zu – in diesem Falle jedoch überwiegend als negative Kontrastfolie für die Partner. Wie seine Gegner in Frankreich, so sahen auch viele ausländische Kritiker in de Gaulles Bewegung eine verkappte Diktatur, die offen an das rechtsradikale und antidemokratische Gedankengut der Zwischenkriegszeit anknüpfte.60 In einem über die deutsch-französische Perspektive hinausreichenden europäischen Vergleich fällt das Bild freilich nuancierter aus. Denn bei aller Kritik unterschied sich das gaullistische Frankreich doch ganz erheblich von den Diktaturen in Spanien, Portugal und Griechenland, die noch bis Mitte der 1970er Jahre bestehen bleiben sollten. Auch die vielschichtige Rolle der Vergangenheit beeinflusste die Positionierung der drei Länder im internationalen Kontext. So bildete die Vergangenheit 59 Thomas Mergel, Propaganda nach Hitler. Eine Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik 1949–1990, Göttingen: Wallstein, 2010. Vgl. auch den Beitrag von Jörg Requate in diesem Band. 60 Matthias Waechter, Der Mythos des Gaullismus. Heldenkult, Geschichtspolitik und Ideologie, 1940–1958, Göttingen: Wallstein, 2006.
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einen strukturellen Rahmen für politische Positionen und öffentliche Diskurse. Am auffälligsten war dies im Falle der bundesdeutschen Dankbarkeit gegenüber den USA. Berlin nahm dabei einen besonderen Platz ein: Die Anerkennung der Bundesrepublik für die in der ersten Berlin-Krise 1948/49 geleistete Hilfe hatte entscheidenden Einfluss auf die Erwartungen, Interpretationen und Enttäuschungen während der zweiten Berlin-Krise und ihres Höhepunkts 1961. Kennedys Besuch 1963 und sein emotionales Bekenntnis bekräftigen den Status Berlins als Frontstadt des Kalten Krieges. Gerade Berlin war daher ein gemeinsamer Referenzpunkt der drei Länder und ein symbolischer Ausdruck ihrer Verbundenheit. Auf der anderen Seite konnte die Vergangenheit aber auch zur Belastung werden – so zum Beispiel für die französische Haltung in den Verhandlungen über den Atomwaffensperrvertrag. Auf keinen Fall wollte Frankreich als Siegermacht des Zweiten Weltkriegs mit dem verbrecherischen und besiegten Deutschland auf eine Stufe gestellt werden. Diese Abgrenzung war eines der Motive für die Forderung nach einer eigenen Atomstreitmacht.61 Ein weiteres Charakteristikum für den öffentlichen Umgang mit der Vergangenheit war der Übergang von einer Logik der kollektiven Verfehlung und Verantwortung hin zur Betonung individueller Schuld. Prominente Persönlichkeiten wurden in medienwirksamen Kampagnen und Prozessen für ihre verbrecherische Vergangenheit zur Rechenschaft gezogen. Dies gilt für den erzwungenen Rücktritt des Bundesvertriebenenministers Theodor Oberländer 1960, vor allem aber für den weltweit mit großer Aufmerksamkeit verfolgten Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961 und die Ohrfeige Beate Klarsfelds für Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968. Die Persönlichkeit Charles de Gaulles ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Sie nimmt in den Beiträgen des vorliegenden Bandes einen zentralen Platz ein – entsprechend der bedeutenden Rolle, die der französische Präsident nach Einschätzung vieler in der internationalen Politik der ,langen‘ 1960er Jahre spielte. Je nach Perspektive war diese Rolle entweder reell und unbestreitbar oder konstruiert und in erster Linie der Wahrnehmung geschuldet. Um sie angemessen bewerten zu können, sollten nicht nur die eigentlichen Absichten, sondern auch die Auswirkungen und die tatsächliche Reichweite seiner politischen Selbstinszenierung bemessen werden. Sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene beschwor de Gaulle die Größe und Unabhängigkeit Frankreichs mit feierlicher und schwülstiger Rhetorik. Seine Auftritte, aber auch – wie zum Beispiel während der Krise des ,leeren Stuhls‘62 im Ministerrat der EWG – seine bewusste Abwesenheit müssen in ihrer performativen Dimension analysiert werden. Nützlich erscheint hierbei der Begriff der agency, verstanden als Fähigkeit, zu handeln, auf andere einzugehen, die Umwelt zu beeinflussen und seinem Handeln einen subjektiven Sinn zu geben.63 Von Interesse ist in diesem Zusammenhang 61 Siehe den Beitrag von Andreas Lutsch in diesem Band. 62 Philip Bajon, Europapolitik „am Abgrund“. Die Krise des „leeren Stuhls“ 1965–66, Stuttgart: Steiner, 2012. 63 Der aus den Gender Studies und der Anthropologie stammende Begriff wurde im Deutschen u. a. als ,Handlungsfähigkeit‘, ,Handlungsmacht‘ oder ,Handlungsvermögen‘ übersetzt.
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auch die Rolle der ausländischen Gesprächspartner und Verbündeten in de Gaulles ,Schauspiel‘. Waren sie ebenfalls Akteure oder lediglich Zuschauer? Und welchen Einfluss hatte die Inszenierung einer standhaften und selbstsicheren Großmacht auf ihre Wahrnehmungen und Entscheidungen? Die Berücksichtigung dieser Dimension mit Blick auf das – sicherlich außergewöhnliche – Beispiel de Gaulles verdeutlicht, dass die Faktoren der internationalen Politik und die Möglichkeiten zur politischen Beeinflussung der Partner nicht immer nur mit dem Maßstab der Rationalität oder des ,Realismus‘ gemessen werden können. Das Frankreich der Ära de Gaulle verdeutlicht, dass die Macht des Mythos weit über einfache symbolpolitische Praktiken hinaus Wirksamkeit entfalten kann.64 Inwieweit bewerteten und wie beurteilten die ausländischen Gesprächspartner die innenpolitische Bedeutung des gaullistischen Mythos – insbesondere die Fähigkeit de Gaulles, Niederlagen in Erfolge zu verwandeln? Der Begriff der agency sieht die Überzeugung des Handelnden von der Wirksamkeit seines Tuns als eine wesentliche Voraussetzung seines Erfolgs. Wurde dies von den Partnern und Widersachern de Gaulles erkannt – oder beförderte mangelndes Gespür für diese Zusammenhänge irrige Annahmen? Diese Fragen verdeutlichen, dass die ,langen‘ 1960er Jahre ein besonders geeignetes Analysefeld für den Einfluss subjektiver und informeller Faktoren auf außenpolitisches Handeln sind. AUFBAU UND INHALTLICHE SCHWERPUNKTE DES BANDES Die Gliederung des vorliegenden Bandes folgt den oben skizzierten Problemkonstellationen und Fragestellungen. Ein erster Abschnitt widmet sich dem Wandel der soziokulturellen Rahmenbedingungen politischen Handelns und fragt nach den Konvergenzen, Divergenzen und Zirkulationen zwischen der Bundesrepublik, Frankreich und den USA. Egbert Klautke vergleicht in seinem Beitrag die Entwicklung des Antiamerikanismus in Frankreich und Deutschland von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre. Kritik an ,Amerika‘ und der ,Amerikanisierung‘ Europas war demnach seit den 1920er Jahren eine Konstante in den intellektuellen Diskursen beider Länder, die sich in dieser Hinsicht „bis zum Verwechseln“ ähnelten. Auch Hartmut Kaelble macht mit Blick auf die Wohlfahrtsstaaten in Frankreich und der Bundesrepublik eine Tendenz zur Annäherung aus, die besonders im Vergleich zu den USA ins Auge fällt. Diese Annäherung resultierte jedoch weder auf einer institutionellen Angleichung, noch auf einer verstärkten sozialpolitischen Zusammenarbeit beider Länder. Entscheidend war wohl vor allem eine „nicht zentral gesteuerte Diffusion von wohlfahrtstaatlichen Konzepten“ auf Expertenebene. Für den Bereich der politischen Kommunikation verweist Jörg Requate auf die offenkundige Adaption amerikanischer Vorbilder. Dies gilt vor allem für die Person und den Wahlkampf Kennedys. Allerdings lief die Modernisierung und Professionalisierung der politischen Kommunikation in Frank-
64 Waechter, Mythos (wie Anm. 60).
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reich und in der Bundesrepublik „zu einem großen Teil auch in ganz eigenständiger Weise und unter dem Einfluss gesamtgesellschaftlicher Faktoren“ ab. Der zweite Abschnitt analysiert die (außen-)politischen Konzepte bzw. ,Grand Designs‘ der drei Länder und ihrer Regierungen im Kontext des Kalten Krieges und der Europäischen Integration. Reiner Marcowitz beschreibt den Durchbruch des Entspannungs-Paradigmas während der ,langen‘ 1960er Jahre und erweitert dabei den Blick auf die Dreiecksbeziehungen zu einer ménage à quatre mit der Sowjetunion. Demzufolge trug die „neue Dynamik der Ost-West-Beziehungen“ letztlich zur „weiteren Vertiefung der deutsch-französischen Beziehungen“ in den 1970er und 1980er Jahren bei. Carine Germond fragt nach der Rolle der USA in den europapolitischen Konzepten de Gaulles. Persönliche Animositäten, innenpolitische Gründe und machtpolitische Erwägungen ließen den französischen Präsidenten zwar immer wieder auf Distanz zu den USA gehen, was auch die deutschfranzösischen Beziehungen belastete. Trotz seiner offensiven Rhetorik und seiner Forderung nach einem unabhängigen Europa habe er die transatlantische Allianz und Solidarität aber nie grundsätzlich in Frage gestellt. Garret J. Martin wiederum sieht de Gaulles Bemühungen um eine Überwindung der bipolaren Weltordnung als wichtigen Anstoß für die Entspannungspolitik. Die gaullistische Vision eines „modernisierten europäischen Konzerts“ auf deutsch-französischer Basis und unter Einbindung Russlands sei zwar nebulös und in sich widersprüchlich geblieben. De Gaulle sei jedoch zum „symbolischen Vorbild“ für die Emanzipation von US-amerikanischer und sowjetischer Vorherrschaft geworden. Der dritte Abschnitt thematisiert die Interdependenzen und die Rolle von Vermittlern zwischen den drei Ländern sowie zwischen unterschiedlichen politischen Feldern und Handlungsebenen. Bernard Ludwig untersucht die Verflechtungen zwischen Frankreich, der Bundesrepublik und den USA im Bereich des Antikommunismus, wobei er sich insbesondere für das Zusammenspiel staatlicher und privater Akteure interessiert. Angesichts des gesellschaftlichen Wandels und der sowjetischen Politik der ,friedlichen Koexistenz‘ wurde der militante Antikommunismus der frühen Nachkriegsjahre demnach seit Mitte der 1950er Jahre durch das Konzept einer professionellen und international koordinierten ,psychologischen Kriegsführung‘ abgelöst. Innerhalb des transatlantischen Dreiecks übernahm die Bundesrepublik dabei zunehmend eine Führungsrolle. Am Beispiel der „transatlantischen Krise“ von 1962/63 und der Debatten über eine multilaterale Atomstreitmacht analysiert Thomas W. Gijswijt den Wandel der außenpolitischen Verhandlungsstrategien und die Rolle informeller diplomatischer Kanäle. Seiner Meinung nach blieben die USA und ihre westeuropäischen Verbündeten trotz aller Differenzen auf eine enge Koordination in Sicherheitsfragen angewiesen. Tatsächlich waren außenpolitische Entscheidungsprozesse in den ,langen‘ 1960er Jahren „enger verflochten als jemals zuvor“. Dass dies auch für das Verhältnis von Außen- und Innenpolitik galt, verdeutlicht Tim Geiger in seinem Beitrag über die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse in den deutschen Unionsparteien. Diese Kontroverse habe außerdem „die außenpolitischen Handlungsspielräume Westdeutschlands neu ausgelotet“, den Einfluss der oppositionellen SPD erhöht und zur „Erweiterung des Raums politischer Öffentlichkeit“ beigetragen.
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Der vierte und letzte Abschnitt nimmt konkrete diplomatische Herausforderungen und Strategien zu ihrer Bewältigung unter die Lupe. Irwin Wall weist darauf hin, dass Frankreich seine Partner seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre vor allem nach ihrer Einstellung zum Konflikt in Algerien beurteilte. Während sich die USA von der französischen Politik distanzierten, sei die bedingungslose Loyalität der Bundesregierung durch de Gaulles Rückhalt in der Berlin-Krise belohnt worden. Der Élysée-Vertrag habe die privilegierte deutsch-französische Zusammenarbeit besiegelt. Eugenie M. Blang diskutiert die Haltung Frankreichs und der Bundesrepublik angesichts der zunehmenden Eskalation des Vietnamkriegs. Diese habe „einen tiefen Riss in den transatlantischen Beziehungen“ provoziert und den Europäern gleichzeitig vor Augen geführt, dass sie die Politik der USA nur durch ein gemeinsames und geschlossenes Auftreten beeinflussen konnten. Andreas Lutsch zeichnet die Evolution der nuklearen Ordnung zwischen 1961 und 1966 nach. Im Zentrum seiner Analyse steht die Debatte über eine atomare Bewaffnung der Bundesrepublik. Das Scheitern einer nuklearstrategischen Integration und der amerikanisch-sowjetische Kompromiss über die Nichtverbreitung von Kernwaffen hätten das „faktisch immer vorrangige Paradigma nationalstaatlicher Souveränität“ unterstrichen und auf Dauer festgeschrieben. Éric Bussière widmet sich der währungspolitischen Zusammenarbeit zwischen Paris und Bonn, die sich im Laufe der ,langen‘ 1960er Jahre merklich intensivierte. Die Begründung einer gemeinsamen europäischen Währungspolitik Anfang der 1970er Jahre markierte die endgültige Ablösung des von den USA dominierten Bretton-Woods-Systems und legte den Grundstein für die spätere europäische Währungsunion. Die in diesem Band versammelten Beiträge erfüllen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich um ausgewählte, exemplarische Themenbereiche, die sich als Einstiegsfenster in die Analyse der transatlantischen Dreiecksbeziehungen während der ,langen‘ 1960er Jahre verstehen und den skizzierten methodischen Ansatz testen sollen. Jeder einzelne Beitrag bezieht grundsätzlich alle drei Ecken des Beziehungsdreiecks mit ein – wenngleich aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Vergleichende, transfergeschichtliche und verflechtungsgeschichtliche Ansätze stehen neben klassischen diplomatie- und beziehungsgeschichtlichen Perspektiven. Politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Zugänge ergänzen sich gegenseitig und werden teils auch innerhalb einzelner Beiträge gewinnbringend verbunden. Dennoch konnten einige wichtige Fragen nur am Rande angerissen werden. Viele interessante Themen mussten ausgeklammert werden – wobei die Erweiterung des Horizonts über ein engeres Verständnis von Diplomatie und Außenpolitik hinaus wohl am meisten Potential und Neuwert für die Erforschung des transatlantischen Dreiecks verspricht. Wünschenswert wären z. B. Beiträge, die die revolutionären Protestbewegungen,65 die Rolle der Kirche, den Wandel von Religiosität und die Verwissenschaftlichung von Politik mit einem dezidiert trilateralen Fokus untersuchen, die Entkolonialisierung, Migration und Bürgerrechtsbewegung, Medienwandel, Motorisierung 65 Siehe ansatzweise Ingrid Gilcher-Holtey, Die 68er Bewegung. Deutschland – Westeuropa – USA, 4. Auflage, München: Beck, 2008.
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und Stadtplanung, Populärkultur,66 Konsum und Massentourismus in den ,langen‘ 1960er Jahren nicht auf nationale Entwicklungen reduzieren, sondern als Aspekte einer trilateralen, transatlantischen Geschichte begreifen. Wenn der vorliegende Band Anregungen für solche Untersuchungen geben kann, dann hat er seinen Zweck erfüllt.
66 Siehe z. B. Dietmar Hüser, Amerikanisches in Deutschland und Frankreich. Vergleich, Transfer und Verflechtung populärer Musik in den 1950er und 1960er Jahren, in: Patricia Oster / Hans-Jürgen Lüsebrink (Hg.), Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945 – Zur Dynamik eines „transnationalen“ kulturellen Feldes, Bielefeld: Transcript, 2008, S. 283– 305.
LE TRIANGLE TRANSATLANTIQUE PENDANT LES ‹ LONGUES › ANNÉES 1960 Perspectives, problèmes et questions Johannes Großmann / Hélène Miard-Delacroix L’illustration sur la couverture de ce volume a été prise en marge des obsèques de Konrad Adenauer le 25 avril 1967. Les chefs d’État et de gouvernement présents sont rassemblés devant la Villa Hammerschmidt à Bonn pour faire cette photo de groupe. Le président fédéral Heinrich Lübke, tout sourire, tient les mains de ses collègues français et américain, Charles de Gaulle et Lyndon B. Johnson. On dirait qu’il veut encourager les présidents des deux principaux alliés de l’Allemagne fédérale à se serrer la main. Mais ceux-ci ont un air plutôt interloqué et pour le moins réservé. Les trois hommes ne se regardent pas dans les yeux. Tandis que Lübke baisse les siens, Johnson regarde avec une mine interrogative ces jeux de mains. De Gaulle a détourné les yeux et porté son regard au loin, dans le vague. Des représentants d’autres pays partenaires observent la scène avec attention et non sans amusement, depuis le deuxième rang. On y reconnaît le premier ministre de Suède Tage Erlander, celui des Pays-Bas Piet de Jong, de la Turquie Süleyman Demirel et celui du Luxembourg Pierre Werner, mais aussi l’ancien premier ministre du Royaume-Uni, Harold Macmillan, et celui du Japon, Kishi Nobusuke, sans oublier le chancelier autrichien Josef Klaus. Étaient présents en tout une bonne vingtaine de chefs d’État et de gouvernement en fonction ou ayant occupé ces postes dans le passé, mais aussi de nombreux ministres et ambassadeurs étrangers. De telles rencontres multilatérales étaient encore très rares à l’époque, alors que les visites d’État et les consultations bilatérales entre gouvernements étaient fréquentes. Ce n’est qu’à partir du début des années 1970 que sont devenues habituelles des rencontres au sommet au niveau européen et transatlantique. Le moment qui est fixé sur cette photo symbolise les relations triangulaires entre la République fédérale, la France et les États-Unis au cours des ‹ longues › années 1960. Ce cliché illustre la difficile relation entre trois partenaires qui avaient une perspective et une approche différentes, qui se méfiaient des intentions des autres et qui n’ont trouvé que difficilement le chemin de l’entente. La mort d’Adenauer, qui incarnait lui-même la fin d’une ère, a eu lieu dans un moment de rupture, d’incertitude et d’insécurité croissante. À peine quelques semaines auparavant, le haut commandement des forces alliées avait déménagé de Paris à Mons en Belgique, en réaction à l’annonce faite par de Gaulle de retirer la France du dispositif d’intégration militaire de l’OTAN. Quatre jours avant les funérailles d’Adenauer, une junte de colonels avait pris le pouvoir en Grèce.
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Quelques semaines plus tard, la mort violente de Benno Ohnesorg allait accélérer la propagation et la radicalisation du mouvement étudiant ouest-allemand. Et presque au même moment, la tension au Proche-Orient escaladait en conflit armé avec la Guerre des Six Jours, tandis que l’intervention militaire américaine au Vietnam allait atteindre son acmé sanglant malgré les protestations massives aux États-Unis et des critiques croissantes de la part des partenaires européens. Pourtant, le point de départ de ce volume n’est pas l’année 1967 mais l’année 1963. Car cette année-là, les différends entre les trois partenaires et leur vision divergente, voire contradictoire pour l’avenir de l’alliance transatlantique éclataient en plein jour. Le traité de l’Élysée du 23 janvier 1963 scellait le rapprochement franco-allemand en cours depuis la fin de la Seconde Guerre mondiale et posait les fondations institutionnelles d’un partenariat privilégié durable entre Bonn et Paris. Mais tandis que de Gaulle concevait ce traité comme un premier pas vers une Europe émancipée de la tutelle américaine et plus indépendante, Adenauer, déjà très âgé, voyait plutôt dans ce texte la garantie de la pérennité de son héritage politique. Les opposants au chancelier dans son propre parti, réunis autour de son successeur désigné Ludwig Erhard, réussirent à imposer finalement le fameux préambule qui fut ajouté au traité de l’Élysée lors de sa ratification le 16 mai et qui soulignait expressément l’intangibilité de l’Alliance transatlantique et le souhait allemand de voir la Grande-Bretagne entrer dans le Marché commun. La visite de John F. Kennedy à Berlin Ouest ne fit que révéler, quelques semaines plus tard, que le gouvernement américain cherchait lui aussi à s’attirer les bonnes grâces des Allemands et savait s’y prendre pour conserver son influence en Allemagne fédérale.1 La genèse du traité de l’Élysée, sa réception par les contemporains et le débat autour de sa ratification ont déjà été largement discutés.2 Il en va de même des dispositions du traité, de leur application et de leur influence sur l’évolution des relations franco-allemandes jusqu’à nos jours.3 Pour sa part, le présent volume situe les événements de l’année 1963 dans un contexte temporel et dans une causalité plus larges. S’appuyant sur des travaux pionniers des années 1990, comme
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Sur la visite de Kennedy à Berlin, voir Andreas W. Daum, Kennedy in Berlin. Politik, Kultur und Emotionen im Kalten Krieg, Paderborn : Schöningh, 2003. Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der « Erbfeindschaft » zur « Entente élémentaire », Munich : Oldenbourg, 2001, vol. 2 : 1958–1963, p. 1707–1855 ; Gilbert Ziebura, Die deutsch-französischen Beziehungen seit 1945. Mythen und Realitäten, Stuttgart : Klett-Cotta, 1997, p. 157–171. Voir notamment Manfred Steinkühler, Der deutsch-französische Vertrag von 1963. Entstehung, diplomatische Anwendung und politische Bedeutung in den Jahren von 1958 bis 1969, Berlin : Duncker & Humblot, 2002 ; Ansbert Baumann, Begegnung der Völker ? Der ÉlyséeVertrag und die Bundesrepublik Deutschland, Deutsch-französische Kulturpolitik von 1963 bis 1969, Francfort/Main : Lang, 2003; Corine Defrance / Ulrich Pfeil (dir.), Der ElyséeVertrag und die deutsch-französischen Beziehungen 1945 – 1963 – 2003, Munich : Oldenbourg, 2005; Hans Manfred Bock / Corine Defrance / Gilbert Krebs / Ulrich Pfeil (dir.), Les jeunes dans les relations transnationales. L’Office franco-allemand pour la Jeunesse, 1963– 2008, Paris : Presses Sorbonne Nouvelle, 2008.
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ceux d’Eckart Conze, de Frédéric Bozo et de Reiner Marcowitz,4 il élargit l’horizon pour embrasser l’évolution des relations triangulaires transatlantiques sur une période courant de la seconde moitié des années 1950 jusqu’au début des années 1970. La combinaison des approches d’histoire politique, sociale et culturelle a pour objectif de croiser différents débats en cours et d’ouvrir de nouvelles perspectives de recherche. LES ‹ LONGUES › ANNÉES 1960 : TRANSFORMATIONS SOCIOCULTURELLES ET SOUDAINE OUVERTURE DE LA POLITIQUE ÉTRANGÈRE La période courant de la seconde partie des années 1950 au début des années 1970 s’est vu attacher de nombreux qualificatifs par la recherche récente sur la République fédérale d’Allemagne. Elle a été caractérisée de « décennie charnière », de « période de mutation accélérée »,5 de « virage »6 ou encore de Sattelzeit.7 Mais pour la France et les États-Unis aussi, les ‹ longues › années 1960 ont été sans conteste une période de transition, c’est à dire de transformation et de rupture pour ce qui est de la société et d’adaptation et de changement dans le domaine politique. C’est de manière similaire que de nombreux Français, Allemands de l’Ouest et Américains ont vécu ces années comme celles d’une amélioration de leur qualité de vie. On a assisté de part et d’autre de l’Atlantique à une convergence des modes de vie et des représentations à la faveur de phénomènes partagés dans leur nouvelle ampleur tels la consommation de masse, la culture populaire, les migrations de travail et le tourisme hors du territoire national, sans oublier une communication plus intense par delà les frontières et un volume plus grand des échanges commerciaux.8 Pour autant, le terme généralisant d’‹ américanisation ›9 rend mal la réalité de cette tendance au rapprochement car celui-ci ne
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Eckart Conze, Die gaullistische Herausforderung. Die deutsch-französischen Beziehungen in der amerikanischen Europapolitik 1958–1963, Munich : Oldenbourg, 1995; Frédéric Bozo, Deux stratégies pour l’Europe. De Gaulle, les États-Unis et l’Alliance atlantique 1958–1969, Paris : Plon, 1996; Reiner Marcowitz, Option für Paris ? Unionsparteien, SPD und Charles de Gaulle 1958 bis 1969, Munich : Oldenbourg, 1996. Axel Schildt / Detlef Siegfried / Karl Christian Lammers, Einleitung, in: idem (dir.), Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, 2e édition, Hambourg : Christians, 2003, p. 11–20, ici p. 13 et 16. Matthias Frese / Julia Paulus / Karl Teppe (dir.), Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik, Paderborn : Schöningh, 2003. Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland 1949–1990, Stuttgart : Klett-Cotta, 2005, p. 325, en reprenant le terme forgé par Reinhart Koselleck pour qualifier la fin du 18e siècle et l’ouverture vers un nouvel horizon. Dans une perspective de longue durée voir Hartmut Kaelble, Sozialgeschichte Europas. 1945 bis zur Gegenwart, Munich : Beck, 2007. Sur la notion d’‹ américanisation › voir les contributions d’Egbert Klautke et de Carine Germond dans ce volume.
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se produisit ni de façon linéaire, ni à sens unique.10 Il fut en outre complexe car il s’inscrivit dans un mouvement général d’individualisation des expériences et modes de vie, de ‹ libéralisation ›11 et d’abandon de modèles de valeurs et de représentation hérités.12 Les hiérarchies en place ont été ébranlées par la revendication de nouvelles formes de participation en même temps que reculait l’influence de l’Église et de la religion.13 Enfin l’érosion des milieux sociaux traditionnels facilita l’émergence d’espaces publics alternatifs et ouvrit la voie vers une conception pluraliste de la culture.14 L’année 1968 a été marquée en même temps par les émeutes de mai en France, par les conflits autour de la question des lois d’urgence en Allemagne de l’Ouest, par l’assassinat de Martin Luther King aux États-Unis et par l’écrasement du ‹ printemps de Prague › en Tchécoslovaquie. Le seul nom de cette année, 1968, est ainsi devenu une sorte de « nom de code »15 pour évoquer autant les mutations profondes qu’a connues la société pendant les ‹ longues › années 1960 que ses implications politiques pour l’ensemble du monde.16 Mais il ne faudrait pas que l’éruption multiple qu’a connue l’année 1968 empêche de penser et d’étudier la transformation longue et évolutive de la société et de la politique pendant ces années. Avec les tiraillements entre ‹ réforme › et ‹ révolte ›, ce sont là deux phénomènes connexes et conjoints auxquels on a affaire,17 même si les avis divergent quant à leur poids relatif et à la relation concrète qu’ils ont entretenue.18 En tout cas c’est dès avant 1968 que les changements dans les domaines de la société et de la culture se répercutèrent dans les rapports de forces politiques dans 10 Anselm Doering-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen ? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1999. 11 Ulrich Herbert (dir.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung, 1945–1980, Göttingen : Wallstein, 2002. 12 Sur le paradigme de ‹ mutation des valeurs ›, voir Bernhard Dietz / Christopher Neumaier / Andreas Rödder (dir.), Gab es den Wertewandel ? Neue Forschungen zum gesellschaftlichkulturellen Wandel seit den 1960er Jahren, Munich : Oldenbourg, 2014. 13 Dans une perspective internationale, voir Hugh McLeod, The Religious Crisis of the 1960s, Oxford : Oxford University Press, 2007 ; pour l’Allemagne fédérale voir Claudia Lepp / Harry Oelke / Detlef Pollack (dir.), Religion und Lebensführung im Umbruch der langen 1960er Jahre, Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2016. 14 Voir par exemple Detlef Siegfried, Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen : Wallstein, 2006 ; Jean-François Sirinelli, La France des sixties revisitée, in : Vingtième Siècle n° 69 (2001), p. 111–124 ; Christopher B. Strain, The Long Sixties. America, 1955–1973, Chichester : Wiley Blackwell, 2016. 15 Wolfgang Kraushaar, 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur, Hambourg : Hamburger Edition, 2000. 16 Jeremi Suri, Power and Protest. Global Revolution and the Rise of Détente, Cambridge : Harvard University Press, 2005. 17 Christina von Hodenberg / Detlef Siegfried (dir.), Wo 1968 liegt. Reform und Revolte in der Geschichte der Bundesrepublik, Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2006. Aussi Martin Klimke / Joachim Scharloth (dir.), 1968 in Europe. A History of Protest and Activism, 1956– 77, Basingstoke : Palgrave Macmillan, 2008. 18 Voir par exemple Udo Wengst (dir.), Reform und Revolte. Politischer und gesellschaftlicher Wandel in der Bundesrepublik Deutschland vor und nach 1968, Munich : Oldenbourg, 2011.
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les trois pays envisagés. Après son retour au pouvoir en mai 1958, Charles de Gaulle parvint en France à dépasser l’opposition séculaire entre l’héritage monarchique catholique et la tradition républicaine solidement ancrée dans le pays. Il remplaça le pouvoir décrié du parlement de la Troisième et de la Quatrième République par un régime présidentiel bipolaire et il mena une politique autoritaire de modernisation du pays en s’appuyant sur la planification. Aux États-Unis, le jeune démocrate catholique John F. Kennedy lança, après sa surprenante victoire aux élections de novembre 1960, un programme ambitieux de réformes politiques et sociales. Après son assassinat en 1963, Lyndon B. Johnson tenta avec un succès mitigé d’appliquer ces réformes, avant que l’élection du républicain Richard Nixon fin 1968 n’amène un nouveau changement d’orientation politique. En Allemagne fédérale, c’est en plusieurs étapes que se réalisèrent les mutations après l’ère de Konrad Adenauer, l’Européen conservateur. Il y eut d’abord en octobre 1963 l’intermède de l’atlantiste Ludwig Erhard, très libéral en matière économique. Un vrai changement fut initié par la formation de la Grande Coalition en 1966 mais ne se réalisa vraiment qu’avec la victoire électorale de Willy Brandt aux élections législatives de 1969. En matière de politique économique, le modèle keynésien d’une politique anticyclique s’imposa durablement dans les années 1960, indépendamment de la couleur politique des gouvernements, jusqu’au début des années 1970.19 Il y a aussi de bonnes raisons de considérer les ‹ longues › années 1960 comme une unité du point de vue de l’histoire diplomatique et des relations internationales. Tandis que la première décennie de l’après-guerre avait été interprétée comme une période de confrontation de deux blocs idéologiques antagonistes, les quinze à vingt années suivantes virent les données et facteurs de la politique étrangère se transformer profondément. Trois raisons l’expliquent. Fut décisive, premièrement, la prise de conscience que les processus de décision en matière de politique étrangère étaient de plus en plus très étroitement liés aux évolutions en cours dans les domaines de la politique intérieure, de la société, de l’économie et de la culture. Il est difficile de déterminer si cette interdépendance croissante a été réelle ou avant tout perçue comme telle par les contemporains, mais cela est relativement secondaire si on adopte une perspective centrée sur les acteurs. Il est beaucoup plus déterminant que les contemporains agirent de plus en plus en considérant que les différents domaines politiques et espaces de communication publique étaient interdépendants et s’influençaient réciproquement. À la différence des années de l’immédiat après-guerre, politique intérieure et politique extérieure étaient vues comme les deux faces de la même médaille.20 Deuxièmement, la perception d’une interdépendance croissante alla de pair avec la prise de conscience d’une organisation multipolaire du monde et avec, partant, un élargissement de l’horizon en matière d’action internationale. La poli19 Voir sur ce point la contribution de Hartmut Kaelble dans ce volume. 20 Un exemple symptomatique en est la controverse opposant les ‹ atlantistes › et les ‹ gaullistes › ouest-allemands au sein des partis chrétiens, ainsi que l’analyse de Tim Geiger dans sa contribution à ce volume.
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tique de ‹ coexistence pacifique › initiée par les successeurs de Staline et le choix américain de renoncer à une confrontation militaire ouverte lors des crises des années 1956 et 1961/62 transformèrent le caractère de la Guerre froide. Celle-ci ne fut plus seulement perçue comme une lutte armée pour gagner et maintenir des sphères d’influence, entre temps s’était imposée la compétition pour gagner les cœurs et les têtes des gens. À l’Ouest, l’anticommunisme brut et indifférencié ainsi que les rêves de rollback laissèrent la place à des méthodes et des stratégies plus subtiles de ‹ guerre psychologique ›.21 Les choix diplomatiques particuliers et entêtés du général de Gaulle ainsi que les graves désaccords entre l’URSS et la Chine jetèrent une ombre sur l’ambition des deux Grands à régler les affaires du monde et sur leur capacité de direction à l’intérieur de leurs alliances respectives. La détente en Europe dans le cadre du processus d’Helsinki en fut un des effets. La confrontation entre les deux systèmes se déplaça vers les pays du ‹ Tiers Monde ›, nouveaux acteurs des relations internationales depuis la décolonisation et la « révolution diplomatique »22 en découlant. De nouvelles zones de conflit apparurent bien au-delà de l’Europe, comme au Vietnam,23 au Moyen-Orient, en Amérique latine et en Afrique méridionale. On vit la Guerre froide s’y combiner avec des guerres de libération, avec des conflits ethniques et religieux ainsi qu’avec la concurrence dans le domaine en expansion de l’aide au développement.24 Enfin, troisièmement, ce sont les formes et les objets de la communication en politique étrangère qui se transformèrent.25 L’augmentation des contacts diplomatiques, consécutive au processus de décolonisation, et l’importance croissante des alliances supranationales s’accompagnèrent d’un phénomène de multilatéralisation et d’institutionnalisation de la politique étrangère. En même temps, les questions économiques, financières et commerciales gagnèrent en poids par rapport aux seules questions de sécurité. En outre, l’apparition de nouvelles possibilités en matière de télécommunication permit des échanges personnels plus nombreux et plus efficaces entre les dirigeants et les services diplomatiques, y compris en dessous du niveau gouvernemental visible. Cela conduisit à la plus grande importance de cercles diplomatiques informels et d’acteurs non-étatiques26 tandis que les visites officielles et les sommets se réduisirent de plus en plus à une fonction symbolique. Au total, les ‹ longues › années 1960 apportèrent une intensification massive des activités diplomatiques en même temps que celles-ci devenaient plus scientifiques, qu’elles se professionnalisaient et se personnalisaient. 21 Voir la contribution de Bernard Ludwig dans ce volume. 22 Matthew Connelly, A Diplomatic Revolution. Algeria’s Fight for Independence and the Origins of the Post-Cold War Era, Oxford : Oxford University Press, 2002. 23 Sur la guerre du Vietnam, voir la contribution d’Eugenie M. Blang dans ce volume. 24 Par exemple Samantha Christiansen / Zachary A. Scarlett (dir.), The Third World in the Global 1960s, New York : Berghahn, 2013. 25 Sur ce point, en détail, Johannes Großmann, Die Internationale der Konservativen. Transnationale Elitenzirkel und private Außenpolitik in Westeuropa seit 1945, Munich : De Gruyter, 2014, p. 277–282. 26 Voir la contribution de Thomas W. Gijswijt dans ce volume.
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La double hypothèse d’une mutation socioculturelle par-delà les frontières nationales et d’une soudaine ouverture de la politique étrangère pose la question des limites temporelles à appliquer à ces phénomènes et de la périodisation à opérer pour les ‹ longues › années 1960. Les contributions rassemblées dans ce volume font des propositions différentes selon les domaines observés et les méthodes adoptées. Tandis que Tim Geiger, Carine Germond et Irwin Wall considèrent que, par-delà les frontières nationales de la France, le retour du général de Gaulle sur la scène politique intérieure en mai 1968 constitue une césure majeure, d’autres comme Reiner Marcowitz et Bernard Ludwig voient plutôt dans les années 1956/57 une étape-clé pour l’évolution du conflit Est-Ouest. Pour Jörg Requate, c’est le début de la campagne de Kennedy pour la présidentielle de 1960 qui marque le début d’une nouvelle communication politique qui va se développer pendant la décennie. Pour ce qui est de la borne implicite ou explicite marquant la fin de la période, plusieurs contributions ont choisi les années 1973/74 car elles comportent plusieurs césures diplomatiques, intérieures et socio-économiques, tandis que d’autres voient plutôt une césure très nette dans l’année 1969, avec ses changements majeurs d’orientation politique aux États-Unis, en France et en Allemagne fédérale. Donc, pris au sens le plus large, le concept de ‹ longues › années 1960 qualifie une période courant de 1956/57 à 1973/74. Cela correspond d’ailleurs aux années qu’Hartmut Kaelble prend en considération lorsqu’il envisage comme une unité d’histoire sociale la période allant du milieu des années 1950 au milieu des années 1970. Les deux moments-charnière que sont 1962/63 et 1968/69 viennent à leur tour découper les ‹ longues › années 1960 en trois temps plus courts. Pour autant, chercher des césures marquantes et des critères pertinents de périodisation fait courir le risque de biaiser le regard porté sur le véritable caractère des ‹ longues › années 1960 et sur leur place dans l’histoire transnationale du 20e siècle. Il s’agit en effet moins d’une époque de césures claires et de ruptures radicales que d’une période de transition où cohabitèrent, s’entrechoquèrent et s’influencèrent continuité et mutations rapides, ‹ tradition › et ‹ modernité ›, ‹ réforme › douce et ‹ révolte › violente. De ce point de vue, les ‹ longues › années 1960 marquent la fin temporaire d’une ‹ occidentalisation ›27 qu’on ne peut se contenter d’analyser avec des lunettes ouest-allemandes mais au contraire qu’il faut comprendre comme un processus de transfert et d’intrication entre l’espace nord-américain et les pays de l’Europe de l’Ouest. En même temps, elles se sont situées à l’intersection de trois ‹ courbes temporelles ›28 structurant l’histoire 27 Doering-Manteuffel, Westlich (voir note 10). Pour la critique et le développement du concept dans une perspective transnationale voir Großmann, Internationale (voir note 25), p. 26–28. 28 Sur cette notion, voir Anselm Doering-Manteuffel, Die deutsche Geschichte in den Zeitbögen des 20. Jahrhunderts, in : Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014), p. 321–348. Critique et discussion chez Peter Hoeres, Gefangen in der analytisch-normativen Westernisierung der Zeitgeschichte. Eine Kritik am Konzept der Zeitbögen, in : Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 63 (2015), p. 427–436; Ariane Leendertz, Zeitbögen, Neoliberalismus und das Ende des Westens, oder : Wie kann man die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts schreiben ?, in : Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 65 (2017), p. 191–217. Jusqu’alors, la discussion sur la
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ouest-allemande, ouest-européenne et transatlantique au 20e siècle : une première ‹ courbe ›, antimoderne et antilibérale qui, d’un point de vue transatlantique, ne toucha pas à sa fin en 1945 mais seulement à la fin des années 1950 ou au début des années 1960 ; une deuxième ‹ courbe ›, libérale et démocratique, marquée par une économie de marché régulée et par l’État providence, se trouvant alors à son zénith ; enfin une ‹ courbe › postmoderne, marquée par la mutation des structures et l’interaction paradoxale entre individualité et globalité, que le terme contemporain de ‹ néolibéralisme › ne décrit qu’imparfaitement et qui est nous paraît loin d’être exclusivement un « projet conservateur ».29 Les ‹ longues › années 1960 ont donc été à la fois une période charnière et une Sattelzeit, non pas une « époque sandwich »30 qui aurait été coincée entre deux ères dominantes, mais une phase spécifique et créative. Ce furent des années décisives pour le passage de la confrontation des blocs à la détente, pour l’avenir de l’intégration européenne conçue comme un projet interétatique (et non supranational), et une phase essentielle pour la fin des empires coloniaux outre-mer. Bien sûr, ces évolutions n’ont pas été nécessaires et indépendantes, elles se sont réalisées par l’action des hommes qui les ont vécues et modelées. Autrement dit, les ‹ longues › années 1960 n’étaient pas préprogrammées. Les contemporains les ont vécues comme une histoire ouverte à l’issue incertaine, marquée de nombreux moments imprévus, de hasards surprenants et d’évolutions inouïes. Les acteurs recoururent de manière très sélective à des modes de pensée et d’action préexistants, contribuant parfois avec intention, parfois inconsciemment, à la conservation ou à la destruction d’équilibres existants. Ils firent preuve d’une grande capacité d’apprentissage et d’adaptation, notamment lorsqu’il s’est agi d’adopter une politique de détente, de comprendre les rapports de forces politiques après la décolonisation ou bien de trouver des instruments adaptés et un style nouveau dans la communication politique. RELATIONS TRIANGULAIRES : PROBLÈMES ET DÉFIS ANALYTIQUES Ce volume se situe dans la lignée de l’ouvrage publié en 2005 par Hélène MiardDelacroix et Rainer Hudemann. L’occasion du 50e anniversaire de la signature des accords de Paris en octobre 1954 avait alors été saisie pour mener une analyse systématique des processus franco-allemands de transformation et d’intégration dans les années 1950.31 À partir de la notion de rapprochement, trois niveaux d’analyse différents avaient été identifiés : premièrement la manière dont une sonotion de ‹ courbe temporelle ›, sa valeur analytique et sa connotation normative réelle ou présumée n’a eu lieu qu’au sujet de l’histoire allemande. 29 Comme l’écrit Doering-Manteuffel, Zeitbögen (voir note 28). 30 Dietmar Hüser a proposé cette notion lors du colloque dont est issu ce volume. 31 Rainer Hudemann / Hélène Miard-Delacroix (dir.), Wandel und Integration. Deutsch-französische Annäherungen der fünfziger Jahre – Mutations et intégration. Les rapprochements francoallemands dans les années cinquante, Munich : Oldenbourg, 2005.
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lution avait été apportée à des conflits par des traités comportant une haute charge symbolique, servant à la fois d’indicateur de mutations et de déclencheur de nouvelles transformations dans la relation franco-allemande. Deuxièmement le rapprochement au sens d’une meilleure qualité des relations, allant de pair avec une plus grande convergence des conceptions et des objectifs politiques. Troisièmement, au sens d’une plus grande ressemblance, un rapprochement accru des systèmes politiques, des sociétés et des pratiques culturelles.32 Les contributions à cet ouvrage de 2005 se consacrèrent à la genèse des accords de Paris eux-mêmes dans un contexte de mutations et comme leur expression même, à l’évolution des relations franco-allemandes dans un contexte multilatéral, aux échanges bilatéraux avec une attention particulière pour l’image de soi et les perceptions extérieures mais également pour les processus d’‹ américanisation › ou d’‹ occidentalisation › de la société et de la culture. Ces perspectives de recherche trouvent une poursuite dans le présent volume consacré aux ‹ longues › années 1960. À la différence du précédent qui tentait de présenter un tableau complet de la question, il a été décidé pour le nouvel ouvrage de se concentrer sur certains aspects thématiques tout en posant de nouveaux accents méthodiques. C’est à nouveau un traité entre deux États qui permet d’aborder les processus de rapprochement et de similarité dans les domaines politique, sociétal et culturel. Tandis que dans le précédent volume on avait affaire, avec les accords de Paris, à un accord multilatéral devenant le point de départ de l’analyse de relations bilatérales, ici, avec le traité de l’Élysée de 1963, c’est un accord bilatéral qui est choisi comme point de départ pour l’analyse d’un faisceau de relations tri-, voire multilatérales. En outre, en portant le regard sur le rôle très important qu’ont joué les États-Unis pour les relations franco-allemandes pendant des ‹ longues › années 1960, l’angle d’analyse se déplace, passant d’une perspective intra-européenne à une perspective transatlantique, globale. Les contributions mettent plus fortement l’accent sur les glissements qui ont lieu dans l’agencement de la politique étrangère et dans les relations diplomatiques, elles-mêmes situées dans des processus de longue durée d’adaptation socioculturelle ; ils sont analysés dans leurs entrelacs avec la politique intérieure et nuancés en prenant en compte le changement des perceptions réciproques. Tout d’abord, la constellation triangulaire franco-germano-américaine pourrait être comprise comme la simple addition de relations bilatérales. La longueur des côtés du triangle varie selon l’intensité et l’état des relations bilatérales entre les trois points. Ces variations ont lieu dans le temps mais aussi selon les objets de négociation. Dans cette géométrie variable du triangle il n’est pourtant pas possible que les côtés puissent être considérés indépendamment les uns des autres. Les relations bilatérales dépendent ensuite largement de l’action du troisième pôle, de même qu’elles sont influencées par les perceptions et les attentes à son égard. Cela est d’autant plus vrai pour les ‹ longues › années 1960 au cours des32 Hélène Miard-Delacroix / Rainer Hudemann, Les processus franco-allemands de mutation et d’intégration dans les années cinquante. Différences, rapprochements et lignes de force, in : ibid., p. 27–38, ici p. 28 s.
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quelles la politique étrangère bilatérale traditionnelle n’a certes pas disparu complètement mais où elle a de plus en plus été complétée par des éléments d’une diplomatie multilatérale. Cette diplomatie multilatérale se développa en partie dans un cadre interétatique et fortement institutionnalisé, mais elle acquit aussi un caractère clairement transnational et informel. La transformation fondamentale de la politique étrangère qui en résulta est l’objet de ce présent ouvrage. À cet effet, la relation triangulaire franco-germano-américaine constitue un intéressant point de départ heuristique et analytique. Toutefois, les relations sont toujours situées dans leur contexte plus large. C’est pourquoi la question des points de référence externes et celle du rôle que les acteurs extérieurs jouent dans la relation trilatérale sont d’une grande importance. Une attention particulière est portée à la Grande-Bretagne, que ce soit comme acteur autonome dans les discussions sur une force nucléaire multilatérale et la question de l’armement atomique de la République fédérale,33 que ce soit comme modèle en matière de politique sociale,34 que ce soit encore comme partenaire, comme concurrent ou encore comme prétendu cheval de Troie des États-Unis dans le processus d’intégration européenne. Car il y a bien une concomitance et une relation étroite entre le veto de de Gaulle à l’entrée du Royaume-Uni dans la Communauté économique européenne (CEE) et la signature du traité de l’Élysée en janvier 1963. Ce n’est qu’à la fin des ‹ longues › années 1960 que la France renonça à son attitude de blocage en la matière. Le projet européen était d’ailleurs un point central dans la relation triangulaire. Alors que les États-Unis avaient à l’origine parrainé le rapprochement franco-allemand dans le cadre d’initiatives européennes, l’unification de l’Europe fut de plus en plus comprise, sous l’influence du général de Gaulle, comme une alternative possible à l’alliance transatlantique. En dehors de l’alliance occidentale, il est évident que les relations avec l’Union soviétique et avec le ‹ bloc de l’Est › ont été un facteur important pour l’agenda politique, la capacité d’action et les marges de manœuvre au sein du triangle.35 Toutefois, les relations germano-allemandes et la RDA n’occupent qu’une place secondaire dans le présent volume.36 La dimension globale du triangle transatlantique est esquissée dans certaines contributions.37 Il ne fait pas de doute que pendant les ‹ longues › années 1960, les représentations du monde se sont transformées radicalement. La conscience des implications globales de l’action politique, économique et sociale s’accrut et influença par suite aussi le comportement de nombreux acteurs. Par exemple, lorsque des décideurs politiques français, allemands et américains se sentirent concernés par des évolutions en cours dans d’autres régions du monde, recoururent à des 33 34 35 36
Voir les contributions de Thomas W. Gijswijt et d’Andreas Lutsch. Voir la contribution de Hartmut Kaelble. Voir en particulier la contribution de Reiner Marcowitz. Certes la problématique de deux États allemands resta présente en arrière-plan tout au long des années 1960. Mais elle perdit en importance, selon nous, comme facteur explicatif structurel de la relation triangulaire transatlantique. Un élargissement de la perspective à la RDA se serait en outre réalisé au détriment de la cohérence thématique et analytique de l’ouvrage. 37 Par exemple dans les textes d’Eugenie M. Blang et Irwin Wall.
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nouvelles technologies de communication et des nouveaux moyens de transport de portée globale et qu’ils cherchèrent des alliés dans le monde entier, ils participèrent activement à la production de mondialité. En ce sens, la mondialisation fut moins une évolution structurelle indépendante sans frein qu’un processus lancé et accompagné par la pensée et l’action des contemporains. Même des acteurs prétendument conservateurs et attachés à une vision traditionnelle de la politique étrangère, comme de Gaulle, se firent producteurs de mondialité. Cherchant des alliés dans sa lutte contre l’ordre mondial bipolaire,38 de Gaulle mena une politique étrangère clairement globale, marquée symboliquement par son rapprochement avec la République populaire de Chine, par son voyage en Amérique latine en 1964 et par ses discours de Phnom Penh et de Montréal où il attaqua sans détour la domination anglo-américaine en 1966 et 1967.39 Ce type de ‹ politique mondiale › s’inscrivait clairement dans une tradition coloniale. En même temps, de Gaulle a reconnu plus tôt que les autres combien un discours universaliste sur les droits de l’Homme était explosif pour les pays communistes et pour le pouvoir de l’Union soviétique en Europe orientale et centrale.40 Le présent volume accorde une attention particulière au rapport et aux interactions entre les facteurs politiques, socio-économiques et culturels. Pour les responsables de cet ouvrage, la question ne se pose pas ici d’un primat, c’est-à-dire d’une priorité temporelle ou qualitative, de la politique, de la société, de l’économie ou de la culture. Les contributions de cet ouvrage montrent beaucoup plus la liaison et l’interaction entre différents horizons de pensée et domaines d’action, ce que l’on pourrait appeler un effacement des limites horizontales de la politique étrangère. Ainsi, les ruptures politiques des ‹ longues › années 1960 ne peuvent pas, à notre avis, être analysées sans que soient prises en considération les mutations sociétales et les transformations dans le domaine des médias et de la communication. De même, les intérêts économiques et de politique étrangère ont été, dans cette phase, plus fortement pensés et discutés dans le cadre d’un système général. Ce fut le cas par exemple des débats autour d’une politique monétaire européenne.41 Ainsi, les questions financières et économiques ont été autant un objet que le fondement de la politique étrangère. La capacité d’action en politique étrangère et la volonté d’hégémonie furent définies selon un catalogue de critères élargi et différencié. C’est pourquoi il faut toujours lire et interpréter les débats sur la commercialisation et l’‹ américanisation › de la vie culturelle à cette époque aussi comme des discussions sur des orientations économiques et diplomatiques nouvelles.42 Certes les différentes sphères de l’espace public conservèrent leur 38 Sur la conception gaullienne de la politique étrangère, voir la contribution de Garret J. Martin. 39 Sur ce point, en détail : Christian Nuenlist / Anna Locher / Garret Martin (dir.), Globalizing de Gaulle. International Perspectives on French Foreign Policies, 1958–1969, Lanham : Lexington, 2010. 40 Garret Martin, Towards a New Concert of Europe. De Gaulle’s Vision of a Post-Cold War Europe, in : Frédéric Bozo / Marie-Pierre Rey / N. Piers Ludlow / Bernd Rother (dir.), Visions of the End of the Cold War in Europe, 1945–1990, New York : Berghahn, 2014, p. 91–104. 41 Voir sur ce point la contribution d’Éric Bussière. 42 Voir la contribution d’Egbert Klautke.
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logique propre. Pourtant on peut bien observer une tendance de fond pour les ‹ longues › années 1960 : la politique, et avec elle la politique étrangère entra dans le quotidien, tandis que la vie quotidienne devenait de plus en plus politique. Ce gommage horizontal des frontières fut accompagné d’un effacement des limites verticales de la politique étrangère. La politique étrangère apparut de moins en moins comme le domaine exclusif d’un petit nombre de chefs d’État et de diplomates, et de plus en plus comme une sorte de politique intérieure transnationale. Certes les relations avec l’étranger se différenciaient selon différents niveaux et selon différents domaines de compétence. En même temps la mise en place d’instances supranationales offrit de nouvelles possibilités pour un échange constant et ouvert entre experts, au-delà du protocole diplomatique. On passa de la représentation d’espaces nationaux bien distincts les uns des autres et dont les contacts extérieurs pouvaient être clairement régulés et canalisés, à la vision de liens plus étroits et à une plus grande interdépendance des États et des sociétés à tous les niveaux et dans les différents domaines de la vie. Ainsi, la politique étrangère fut de plus en plus comprise comme un système à plusieurs niveaux,43 dans lequel des acteurs pouvait exercer leur influence par-delà les gouvernements nationaux et les appareils diplomatiques. Pour autant il y eut de nombreux efforts pour conserver et renforcer l’autonomie et la capacité d’action des acteurs classiques de la politique étrangère, en ayant recours à des stratégies discursives et symboliques diverses. Les ‹ longues › années 1960 furent ainsi la phase d’incubation des sommets institutionnalisés et informels réunissant des chefs d’État et de gouvernement au niveau bilatéral et multilatéral, tels qu’on les connaît aujourd’hui et qui occupent une place centrale dans les processus de décision internationaux.44 Les consultations régulières que le traité de l’Élysée prévoyait pour les gouvernements français et allemand ont ainsi très certainement eu un caractère pionnier. L’expansion du domaine d’action de la politique étrangère et sa liaison toujours plus étroite avec d’autres domaines de la vie réclame un regard différencié sur les acteurs et leur marge de manœuvre. Les relations entre l’Allemagne, la France et les États-Unis n’ont pas été mises en forme par des corps collectifs abstraits que sont les nations ou les peuples, les gouvernements ou les appareils diplomatiques, les partis ou les médias. Ils l’ont été par l’interaction complexe entre 43 Sur la notion de « système à plusieurs niveaux » et son emploi dans l’historiographie de la construction européenne voir Michael Gehler / Wolfram Kaiser / Brigitte Leucht (dir.), Netzwerke im europäischen Mehrebenensystem. Von 1945 bis zur Gegenwart, Vienne : Böhlau, 2009. 44 Voir sur ce point Enrico Böhm, Die Sicherheit des Westens. Entstehung und Funktion der G7-Gipfel (1975–1981), Munich : Oldenbourg, 2014 ; Dino Knudsen, The Trilateral Commission and Global Governance. Informal Elite Diplomacy, 1972–82, London : Routledge, 2016. En effet, les chefs d’État et de gouvernement se rencontraient dans les époques antérieures à des occasions exceptionnelles comme des conférences de paix ou des obsèques nationales. Même dans les années 1950 et 1960 il est rare de voir plus de deux dirigeants sur une même photo. Par exemple, Adenauer, de Gaulle et Kennedy ne se sont jamais rencontrés et montrés ensemble.
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des acteurs nombreux ayant leurs propres idées, leurs intérêts et leurs intentions. Il est certes important de ne pas perdre de vue la différence fondamentale selon que les acteurs disposent ou ne disposent pas de fonction leur donnant un pouvoir de décision et les ressources de pouvoir. Pourtant, les ‹ longues › années 1960 virent de nouvelles formes de participation politique et sociale allant de pair avec les défis posés aux hiérarchies établies, avec un élargissement de la notion de pouvoir et avec l’émergence de dynamiques allant contre les institutions.45 C’est pourquoi il ne faut pas, selon nous, nous contenter d’observer les acteurs en possession d’une fonction étatique et se trouvant à un poste de décision, même si ce sont eux qui sont au centre de la plupart des contributions. Il faut aussi prendre en considération l’influence croissante qu’ont eue sur la relation triangulaire des conseillers des politiques, des intellectuels, des universitaires et scientifiques, des journalistes, des entrepreneurs et d’autres acteurs issus de la société civile. La « diplomatie informelle »46 qu’ils pratiquèrent doit aussi être considérée comme une partie de l’espace d’action de la politique étrangère. En outre, on est frappé pour ces années par une tendance accompagnant la diversification et la diffusion du pouvoir politique : c’est celle de ne plus considérer les acteurs politiques seulement selon leurs agendas et leur manière de diriger, mais aussi selon leur vie privée, et de les observer dans d’autres rôles, comme, par exemple, celui de père de famille.47 Un regard différencié sur les acteurs de la politique étrangère doit en outre prendre au sérieux les perceptions réciproques et les discours sur les valeurs. En effet la politique étrangère du général de Gaulle ne peut pas être réduite à sa seule dimension de realpolitik. En effet la rhétorique visionnaire et les gestes symboliques furent une partie intégrante de son calcul en politique étrangère.48 De ce point de vue ce ne sont pas les dispositions concrètes du traité de l’Élysée qui provoquèrent la résistance de l’Allemagne fédérale et des alliés occidentaux. Au contraire, ce qui était au centre de la critique, c’était l’intention soupçonnée chez de Gaulle de vouloir créer une Europe continentale indépendante des États-Unis et si possible réconciliée avec l’Union soviétique, sous direction française. Mais il n’y eut pas que la personnalité polarisante du Général qui marqua la perception, l’interprétation et l’évaluation de l’action en politique extérieure. Ce fut aussi le cas de prises de position anti- ou pro-américaines de même que philosoviétiques ou anticommunistes.49 Toutefois leur poids relativement modeste a varié selon les situations et, en comparaison avec d’autres modèles interprétatifs, perdit en importance. De même que les perceptions, la définition de valeurs connut aussi des évolutions temporelles et un changement substantiel. Il est frappant de constater que l’idée de valeurs européennes communes a été utilisée en Allemagne et en 45 Par exemple Ingrid Gilcher-Holtey (dir.), « 1968 » – eine Wahrnehmungsrevolution ? HorizontVerschiebungen des Politischen in den 1960er und 1970er Jahren, Munich : Oldenbourg, 2013. 46 Sur cette notion, voir la contribution de Thomas W. Gijswijt. 47 Voir la contribution de Jörg Requate. 48 Voir les textes de Garret J. Martin et de Carine Germond. 49 Voir les contributions d’Egbert Klautke et de Bernard Ludwig.
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France de manière paradoxale, d’un côté pour appeler à l’unité transatlantique, de l’autre pour justifier la prise de distance par rapport aux États-Unis. On voit avec cet exemple comment les processus de convergence et de rapprochement dans le triangle transatlantique sont toujours liés à des prises de distance et des éloignements. Le choix d’analyser le faisceau de relations trilatérales conduit donc également à l’abandon de toute interprétation réductive des processus de transfert. D’abord les échanges et la communication entre les trois partenaires au long des ‹ longues › années 1960 ont été des processus réciproques agissant sur les différentes parties en présence et donc ne se réduisant pas à un schéma dichotomique de culture de départ et culture d’arrivée. Ensuite, des différences a priori nationales ont été moins des réalités vécues et des hypothèques pour les échanges que bien plus, précisément, un produit de perceptions et d’interactions renforcées. Enfin les échanges ont été toujours multipolaires et polycentriques. Il est donc compréhensible qu’il fût difficile pour les contemporains de les saisir, les contrôler, et les orienter.50 Dans la tentative de caractériser les échanges socio-économiques et socioculturels dans le cadre de la relation triangulaire, les responsables de cet ouvrage considèrent donc qu’il faut élargir la perspective du transfert à celle de la circulation. Cet élargissement de perspective pourrait aller de pair avec une modification du récit historique, s’éloignant des points fixes entre lesquels a lieu le transfert et privilégiant les flux de circulation, une forme de « nomadisme ».51 QUESTIONS ET HYPOTHÈSES À partir de cette approche des relations triangulaires non pas comme somme de relations bilatérales mais comme une géométrie variable, l’analyse des ‹ longues › années 1960 permet de dégager plusieurs grandes lignes de questions auxquelles les contributions de cet ouvrage apportent des réponses parfois contrastées. Les transformations du système international suite à la décolonisation et le passage des grandes puissances à une politique de détente ne furent, de loin, pas les seuls facteurs des changements observés dans le triangle transatlantique. Le poids des acteurs et de leurs décisions dans chacun des trois pays fut aussi déterminant. Toutefois plusieurs interprétations se dégagent et s’opposent en partie quand il s’agit d’identifier les raisons des tensions et de la relative dégradation du 50 L’histoire classique des transferts a été critiquée avec des arguments similaires. Voir par exemple, parmi d’autres, Michael Werner / Bénédicte Zimmermann, Beyond Comparison. Histoire Croisée and the Challenge of Reflexivity, in : History and Theory 45 (2006) 1, p. 145–166. Cette critique a justifié notamment la formation du concept d’‹ occidentalisation › qui a été formé résolument en prise de distance par rapport à la notion d’‹ américanisation ›. Cf. Doering-Manteuffel, Westlich (voir note 10). En pratique toutefois, la plupart des études sur l’‹ occidentalisation › restent attachées à des points de référence nationaux et ne s’intéressent qu’à l’un des côtés des transferts. 51 Monika Dommann, Alles fließt. Soll die Geschichte nomadischer werden ?, in : Geschichte und Gesellschaft 42 (2016) 3, p. 516–534.
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consensus transatlantique au début des années 1960. Dans une perspective centrée sur les acteurs, il est tentant de se focaliser sur les initiatives que prend de Gaulle en vue de positionner la France et de changer l’ordre global. Son arrivée au pouvoir en 1958, son rejet du projet supranational pour l’Europe et la mise en place d’une politique étrangère volontaire et obstinée peuvent ainsi être considérés comme responsables d’un affaiblissement de l’Europe ayant conduit, par compensation, au renforcement des liens et des relations transatlantiques. C’est la thèse défendue dans ce volume par Garret J. Martin qui souligne le paradoxe de la politique du général de Gaulle. Son ambition d’affranchir le continent européen de la tutelle américaine, d’y faire jouer à la France un rôle dirigeant et de l’installer dans une équidistance entre les Grands sans pour autant brader la communauté de valeurs occidentales fut mise en pratique dans une série de décisions unilatérales qui l’isolèrent des partenaires européens. Elles finirent par affaiblir la cohérence du projet en construction sur le continent et par produire l’effet inverse de celui recherché : il en résulta le renforcement de la dépendance par rapport aux ÉtatsUnis et, de fait, une revalorisation de l’axe transatlantique. Mais dans une perspective d’histoire économique et monétaire, on peut défendre la thèse inverse et voir dans les ‹ longues › années 1960 les signes d’un retrait américain d’Europe, qu’un activisme en matière militaire et stratégique a masqué par ailleurs. Selon cette approche, les liens transatlantiques se seraient distendus en raison des choix américains en matière financière et monétaire. Reste à savoir si ce retrait américain aurait seulement affaibli les Européens ou, en les contraignant à réagir, aurait aussi renforcé le pôle européen de l’alliance. Dans sa contribution à ce volume, Éric Bussière donne des éléments permettant de défendre plutôt l’hypothèse d’un renforcement de la cohésion européenne, en particulier quand on envisage les ‹ longues › années 1960 dans leur extension jusqu’au milieu des années 1970. C’est un des cas où se dessinent différentes temporalités : la question de l’affaiblissement de l’Europe ou de sa réaffirmation ne peut pas être résolue en considérant cette période comme un ensemble monolithique. Elle a, en tout état de cause, été fortement marquée par l’irruption de désaccords et de querelles minant le relatif consensus qui prévalait dans la communauté atlantique. Le « défi gaullien »52 favorisa le retour d’une culture de la méfiance. Dans ce qui en résulta de « politique de l’insécurité »,53 l’État-nation fut revalorisé dans le discours comme lieu d’action et comme valeur refuge, avec une très forte mise en avant des intérêts nationaux au détriment des intérêts communs de l’Occident. Là aussi, le tableau est nuancé selon les domaines observés et selon les échelles. En effet, c’est en même temps un pragmatisme supranational qui s’imposa dans des structures multilatérales et à des niveaux moins propices aux déclarations fracassantes.
52 Conze, Herausforderung (voir note 4). 53 Martin Klimke / Reinhild Kreis / Christian F. Ostermann (dir.), Trust, but Verify. The Politics of Uncertainty and the Transformation of the Cold War Order, 1969–1991, Washington : Woodrow Wilson Center Press, 2016.
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À partir du début des années 1960 de Gaulle politisa le débat monétaire en dénonçant l’impérialisme économique et politique des États-Unis. Ce fut une partie de son projet de rééquilibrage politique des relations entre l’Europe et le partenaire nord-américain. L’entreprise du président français de replacer la dimension politique sur le devant de l’espace de communication national et international n’a pu toutefois que masquer, à la surface, les changements de rapport de force en cours. Au moment où les questions économiques et monétaires devenaient centrales comme objet de politique internationale se produisaient des glissements progressifs dans le poids respectif des trois pays et ils se poursuivirent pendant toute la période. La crise de 1968 et la question de la dévaluation du franc, refusée à l’automne, ne sont à cet égard que le révélateur d’une évolution en cours depuis la fin des années 1950 ; elle apparaît dans la lumière par étapes, à l’occasion d’interventions des politiques. La façon dont de Gaulle puis son successeur Georges Pompidou ont géré la question du réajustement des valeurs des monnaies entre 1968 et 196954 montre la victoire de l’économique sur des considérations de prestige et de calcul politique. Dans la géométrie en mouvement au cours de cette longue décennie, la position respective des trois pays s’est modifiée. Elle a changé réellement dans les chiffres mais, par suite, elle a changé aussi symboliquement, avec des conséquences psychologiques et politiques. Dans le domaine économique et commercial, ce sont les années où l’Allemagne s’est imposée comme le ‹ géant › en contraste avec le ‹ nain politique ›. Cela eut des répercussions monétaires, avec l’attractivité du mark comme valeur refuge. Pendant la décennie, l’Allemagne fut contrainte de soutenir le dollar et de subir les conséquences inflationnistes de l’accumulation de la monnaie américaine dans les réserves de la Bundesbank.55 La liquidation du système de Bretton Woods par les États-Unis en 15 août 1971 accéléra la création d’un système régional européen au sein duquel l’Allemagne fédérale gagna incontestablement une prédominance économique par rapport à la France.56 À contre-courant de l’idée française d’équilibrer la puissance économique de l’Allemagne dans l’Europe par l’entrée d’un troisième grand pays, on peut considérer que celle-ci a plutôt renforcé la position allemande en accentuant le facteur économique et la doctrine du libre-échange au sein de la CEE. Outre un triomphe tardif de la pensée ‹ atlantiste › d’Erhard sur celle dite ‹ gaulliste › d’Adenauer, ces années portent en germe le néolibéralisme qui se développa ensuite sur la base des perceptions des problèmes économiques et monétaires internationaux.
54 Bertrand Blancheton / Christian Bordes, Débats monétaires autour de la dévaluation du franc de 1969, in : Revue européenne des sciences sociales XLV (2007) 137, p. 213–232. 55 Barry Eichengreen, Exorbitant Privilege. The Rise and Fall of the Dollar, Oxford : Oxford University Press, 2011 ; Herbert Dittgen, Die Ära der Ost-West-Verhandlungen und der Wirtschafts- und Währungskrisen (1969–1981), in : Klaus Larres / Torsten Oppelland (dir.), Deutschland und die USA im 20. Jahrhundert. Geschichte der politischen Beziehungen, Darmstadt : WBG, 1997, p. 151–177. 56 Voir la contribution d’Éric Bussière dans ce volume.
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Dans cette nouvelle configuration où chacun des trois pays s’est déplacé, le domaine économique n’est pas le seul où de nouvelles positions de force se dégagèrent. Dans le cas de l’Allemagne, le milieu des années 1960 a montré combien pouvait être complexe la « force relative du faible »57 sachant mettre en concurrence deux alliés plus puissants. En 1963, le chancelier Erhard joua la carte atlantiste par souci de ne pas froisser le protecteur américain tout en répondant au défi de la France gaullienne.58 La position a priori inconfortable entre les deux partenaires principaux de l’Allemagne présenta l’avantage inattendu, comme le montre Tim Geiger dans ce volume, de pouvoir jouer l’un contre l’autre. Pour autant, Erhard ne sut pas en tirer parti. Le choix de tourner le dos à la France ne lui donna pas, paradoxalement, la capacité d’imposer son point de vue à Washington et ce n’est que dans la période de la Grande coalition, dans la seconde partie des années 1960, que l’Allemagne tira avantage de cette situation. L’approche triangulaire invite à interroger de manière comparative les apports des ‹ longues › années 1960 du point de vue de l’évolution de la démocratie parlementaire et de la pratique libérale du gouvernement. Ici encore, la présence du général de Gaulle aux affaires en France entre 1958 et 1969 constitua un défi. En Allemagne fédérale, la démocratie parlementaire s’imposa clairement après une première décennie de pratique. Le régime encore récent connut, pendant la période, plusieurs majorités parlementaires ; les changements de gouvernement se déroulèrent de façon démocratique et fluide, le plus marquant en termes de maturité démocratique étant l’accession des sociaux-démocrates à la Chancellerie avec Willy Brandt, sur la base d’une nouvelle majorité social-libérale au Bundestag à l’automne 1969. À cette mesure, il est logique de qualifier d’autoritaire le mode de gouvernement de de Gaulle et notamment sa pratique de la constitution de la Ve République, initiée par lui. Même si le mouvement étudiant allemand se révolta contre un esprit et des pratiques jugées réactionnaires en Allemagne, la comparaison franco-allemande révèle un net décalage entre les deux pays. Le style et le mode de communication du Général et en particulier son rapport autoritaire aux médias, qui n’étaient pour lui que des instruments de l’action politique, fut illustré tant par sa pratique des conférences de presse que par l’existence du ministère de l’Information et la structure de l’Office de radiodiffusion-télévision française (ORTF). À l’inverse, le maire de Berlin-Ouest Willy Brandt adopta un style inspiré de celui de Kennedy pour se présenter comme jeune dirigeant dynamique face au vieux chancelier Adenauer.59 57 Cette notion qu’a forgée Dietmar Hüser au sujet de la politique de la France envers l’Allemagne dans les premières années d’après-guerre peut selon nous être transposée à la politique étrangère ouest-allemande pendant les ‹ longues › années 1960. Voir Dietmar Hüser, Frankreichs « doppelte Deutschlandpolitik ». Dynamik aus der Defensive – Planen, Entscheiden, Umsetzen in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen, innen- und außenpolitischen Krisenzeiten, 1944–1950, Berlin : Duncker & Humblot, 1996. 58 Conze, Herausforderung (voir note 4). 59 Thomas Mergel, Propaganda nach Hitler. Eine Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik. 1949–1990, Göttingen : Wallstein, 2010. Voir aussi la contribution de Jörg Requate dans ce volume.
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Ces éléments relevant apparemment de la politique intérieure jouèrent un rôle non négligeable dans les relations entre les trois pays. Ils participèrent de l’image des gouvernements chez les partenaires, et comme tels furent l’un des déterminants de l’action internationale. La circulation des images et l’importation des modèles dans l’espace national à des fins de politique intérieure témoignent d’une interdépendance dépassant largement le seul domaine économique et commercial. Dans ces processus, ce fut à nouveau de Gaulle qui joua un rôle majeur, en grande partie comme repoussoir pour les partenaires. Comme les opposants au Général en France, ils furent nombreux à voir dans son mouvement une dictature masquée, ressortant des oubliettes de l’entre-deux-guerres des idées de la droite antidémocratique.60 En comparaison européenne et avec une focale plus large que la simple perspective franco-allemande, le tableau est nécessairement plus nuancé. Pendant ces ‹ longues › années 1960, de véritables dictatures demeurèrent en effet en Espagne, au Portugal ainsi qu’en Grèce avec le régime des colonels. La fonction exercée par le passé tant dans chacun des pays que dans leur positionnement dans les échanges internationaux est plurielle. Le passé constitua d’une part un cadre structurant les positions et les discours publics. L’exemple le plus évident en est la gratitude de l’Allemagne de l’Ouest à l’égard des ÉtatsUnis. Berlin y occupa une place particulière : un effet de mémoire de la reconnaissance allemande pour l’aide apportée pendant la première crise de Berlin en 1948/49 préforma les attentes, les interprétations et les déceptions lors de la seconde crise de Berlin et son acmé en 1961. Avec la visite de Kennedy à Berlin en 1963 et sa profession de foi en faveur de la ville, Berlin vit renforcé son statut de ville de front dans la Guerre froide – un repère partagé par les trois pays étudiés et refondant ainsi une communauté symbolique. Un autre exemple moins connu du poids du passé se trouve dans l’attitude de la France dans les négociations en vue du traité de non-prolifération nucléaire : pour la France victorieuse du second conflit mondial, il n’était pas question d’être placée au même niveau que l’Allemagne, criminelle et vaincue. Cette distinction motiva la revendication d’un droit à disposer d’une force atomique propre.61 La seconde caractéristique de la présence du passé dans la vie publique fut, dans les années 1960, le passage d’une approche par la faute et la responsabilité collectives à celle de la culpabilité individuelle telle qu’incarnée par des personnes sommées de rendre des comptes de leur passé criminel. La médiatisation accompagna ce phénomène. Après la démission contrainte du ministre Theodor Oberländer en 1960, il s’agit surtout du procès Eichmann en 1961 qui fut un événement au retentissement international et de la gifle de Beate Klarsfeld au chancelier Kiesinger en 1968. Extraordinaire à plusieurs égards, de Gaulle occupe, comme personnage, une place centrale dans les travaux réunis dans ce volume, à la mesure du rôle que le président français aurait joué dans la politique internationale pendant les années 1960. Selon la perspective adoptée, de réaliste à constructiviste, ce rôle peut être 60 Matthias Waechter, Der Mythos des Gaullismus. Heldenkult, Geschichtspolitik und Ideologie, 1940–1958, Göttingen : Wallstein, 2006. 61 Voir la contribution d’Andreas Lutsch dans ce volume.
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indéniable ou seulement supposé. Pour l’évaluer, il faut tenter de mesurer l’intention, mais aussi les effets et la portée réelle des aspects théâtraux de sa politique. L’emphase et la solennité furent en effet des caractéristiques du discours gaullien sur la grandeur et l’indépendance de la France. Elles marquèrent aussi ses mises en scène au plan national et international. Les apparitions du général ou ses refus d’apparaître – comme par exemple le refus de faire siéger la France au conseil des ministres de la CEE dans le cadre de la politique de la ‹ chaise vide ›62 – doivent être étudiés dans leur dimension performative. La notion d’agency est ici utile, comprise comme la capacité d’agir dans le monde et d’intervention sur les autres et plus précisément la capacité d’un agent d’influencer son environnement et de donner un sens subjectif à son action.63 Cela conduit à s’interroger sur le rôle tenu par les interlocuteurs et partenaires de la France dans le théâtre gaullien. Furent-ils également acteurs ou simples spectateurs ? Et dans ce dernier cas, quel impact eut sur leurs perceptions et leurs décisions ce spectacle d’une puissance ferme et confiante ? La prise en considération de cette dimension reconnaît, à l’exemple exceptionnel de de Gaulle, que les facteurs de la politique internationale et les potentialités de modifier les lignes politiques des partenaires sont plus nombreux que ceux relevant de la seule rationalité ou de l’approche dite ‹ réaliste › des relations internationales. La France de de Gaulle illustre, dans les années 1960, la force du mythe, qui dépasse dans son effectivité les seuls dispositifs symboliques mis en œuvre par tous les politiques.64 Dans quelle mesure et jusqu’à quel point les interlocuteurs de la France mesurèrent-ils la force du mythe gaullien en politique intérieure, et en particulier la capacité du général de Gaulle à transformer en succès ses échecs ? Dans la notion d’agency, les croyances de l’agent relatives à son efficacité personnelle sont vues comme un facteur essentiel de réussite. Cette dimension a-t-elle été identifiée par les partenaires ou contradicteurs de de Gaulle ou bien n’a-t-elle pas été saisie, confortant des perceptions erronées ? Cet ensemble de questions invite à envisager les années 1960 comme un terrain d’analyse privilégié pour une analyse fine des facteurs subjectifs et informels de la politique étrangère. CONSTRUCTION ET ACCENTS DE L’OUVRAGE La construction de l’ouvrage correspond à la problématique telle que présentée plus haut. La première partie est consacrée aux mutations des conditions socioculturelles qui forment le cadre de l’action politique et elle interroge les convergences, les divergences et les circulations entre la République fédérale, la France et les États-Unis. Dans sa contribution, Egbert Klautke compare l’évolution de 62 Philip Bajon, Europapolitik « am Abgrund ». Die Krise des « leeren Stuhls » 1965–66, Stuttgart : Steiner, 2012. 63 En français le terme agency, issu des études de genre et de l’anthropologie, a été traduit en ‹ capacité d’agir ›, ‹ puissance d’agir › ou ‹ agentivité ›. 64 Waechter, Mythos (voir note 60).
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l’antiaméricanisme en France et en Allemagne depuis l’entre-deux-guerres jusqu’aux années 1960. La critique adressée à l’‹ Amérique › et à l’‹ américanisation › de l’Europe a été une constante du discours intellectuel des deux pays depuis les années 1920. De ce point de vue la France et l’Allemagne se ressemblèrent « à s’y méprendre ». Hartmut Kaelble observe l’État providence en France et en Allemagne fédérale et met lui aussi en évidence une tendance au rapprochement qui contraste particulièrement avec les États-Unis. Toutefois ce rapprochement n’a été le résultat ni d’une plus grande similitude institutionnelle ni d’une coopération accrue entre les deux États en matière de politique sociale. C’est plutôt « la diffusion, non dirigée par l’État, de conceptions d’État-providence » au niveau des experts qui a été décisive. Dans le domaine de la communication politique, Jörg Requate souligne une adaptation évidente aux modèles américains. La personne du président Kennedy et la manière dont il a mené campagne en sont des exemples particulièrement nets. Pour autant, la modernisation et la professionnalisation de la communication politique en France et en Allemagne fédérale se sont réalisées « en grande partie de manière indépendante et plutôt sous l’action de facteurs sociétaux ». La deuxième partie analyse les conceptions de politique étrangère ou ‹ grand designs › des trois pays et de leurs gouvernements dans le contexte de la guerre froide et de l’intégration européenne. Reiner Marcowitz décrit la percée du paradigme de la détente pendant les ‹ longues › années 1960 et élargit ainsi la vision des relations triangulaires à un ménage à quatre avec l’Union soviétique. De son point de vue, « la nouvelle dynamique des relations Est-Ouest » a contribué à « approfondir les relations franco-allemandes » dans les années 1970 et 1980. Carine Germond interroge le rôle des États-Unis dans les conceptions du général de Gaulle pour l’Europe. Des animosités personnelles, des motifs de politique intérieure et des réflexions en termes de puissance ont certes conduit le président français à prendre des distances de plus en plus grandes avec les États-Unis, ce qui affecta aussi les relations franco-allemandes. Mais malgré sa rhétorique offensive et son exigence d’une Europe indépendante, il n’a jamais réellement remis en question l’alliance et la solidarité transatlantiques. Garret J. Martin considère à son tour que les efforts de de Gaulle pour dépasser l’ordre bipolaire du monde ont été une impulsion importante pour la politique de détente. Mais la vision gaullienne d’un « concert européen modernisé » sur une base franco allemande et incluant la Russie n’en est restée, selon lui, que très nébuleuse et en soi contradictoire. Pourtant, de Gaulle est devenu un « modèle symbolique » pour l’émancipation de la domination américaine et soviétique. La troisième partie s’intéresse aux interdépendances et au rôle des médiateurs, tant entre les trois pays qu’entre les différents domaines et niveaux d’action politiques. Bernard Ludwig examine l’imbrication entre la France, la République fédérale et les États-Unis dans le domaine de l’anticommunisme, en s’intéressant en particulier à l’interaction d’acteurs publics et privés. Il montre qu’en raison de la mutation de la société et de la politique soviétique de la ‹ coexistence pacifique ›, l’anticommunisme militant des premières années de l’après-guerre a été remplacé depuis le milieu des années 1950 par le concept d’une ‹ guerre psychologique ›,
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professionnelle et coordonnée au niveau international. L’Allemagne fédérale y a gagné un rôle de plus en plus important dans le triangle transatlantique. À l’exemple de la « crise transatlantique » de 1962/63 et des débats autour d’une force nucléaire multilatérale, Thomas W. Gijswijt analyse les transformations des stratégies de négociation internationale et le rôle de canaux diplomatiques informels. Selon lui, les États-Unis et leurs alliés ouest-européens sont restés contraints, malgré toutes leurs différences de point de vue, à une coordination étroite en matière de sécurité. En effet, durant les ‹ longues › années 1960, les processus de décision en politique étrangère ont été « plus entremêlés que jamais auparavant ». Cela a été aussi le cas pour le rapport entre la politique extérieure et la politique intérieure, comme le montre Tim Geiger dans sa contribution sur la controverse entre les atlantistes et les gaullistes dans les partis chrétiens allemands. En outre, cette controverse a permis de « sonder les nouvelles marges de manœuvre de l’Allemagne fédérale en politique étrangère », elle a accru l’influence du parti d’opposition SPD et a contribué à « élargir l’espace public politique ». La quatrième et dernière partie examine de plus près des défis diplomatiques concrets et les stratégies mises en œuvre pour y répondre. Irwin Wall montre que depuis la seconde moitié des années 1950, la France jugea ses partenaires essentiellement selon la position qu’ils adoptèrent dans le conflit en Algérie. Tandis que les États-Unis prenaient leurs distances avec la politique française, la loyauté sans condition du gouvernement ouest-allemand a été récompensée par le soutien que de Gaulle a apporté à l’Allemagne lors de la crise de Berlin. Le traité de l’Élysée de 1963 a ensuite scellé la coopération franco-allemande privilégiée. Eugenie M. Blang discute l’attitude de la France et de la République fédérale face à l’escalade de la guerre du Vietnam. Celle-ci a creusé « un fossé profond dans les relations transatlantiques » et a montré en même temps aux Européens qu'ils ne pouvaient influencer la politique des États-Unis que s’ils agissaient en commun et en concertation. Andreas Lutsch retrace l’évolution de l’ordre nucléaire entre 1961 et 1966. Au centre de son analyse se trouve le débat sur un armement atomique de la République fédérale d’Allemagne. L’échec d’une intégration en matière de stratégie nucléaire et le compromis américano-soviétique sur la non-prolifération des armes atomiques a, selon lui, mis en évidence et fixé pour longtemps « le paradigme toujours dominant de la souveraineté des États-nations ». La contribution d’Éric Bussière est consacrée à la coopération entre Paris et Bonn dans le domaine de la politique monétaire telle qu’elle s’est intensifiée au cours des ‹ longues › années 1960. La mise en place d’une politique monétaire européenne commune au début des années 1970 marqua la fin du système de Bretton Woods dominé par les États-Unis et posa les fondements d’une union monétaire ultérieure. Les contributions réunies dans cet ouvrage ne prétendent pas à l’exhaustivité. Il s’agit de thèmes et de sujets choisis, exemplaires, qui offrent un accès privilégié à l’analyse des relations triangulaires transatlantiques pendant les ‹ longues › années 1960 et qui, ainsi, testent l’approche méthodique esquissée ici. Chacune des contributions prend en considération les trois angles du triangle même si elles le font à partir de perspectives différentes et avec des accents spécifiques. On trouve
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une approche comparatiste, d’histoire des transferts et d’histoire imbriquée à côté de perspectives plus classiques centrées sur l’histoire diplomatique et les relations entre les États. Les approches d’histoire politique, sociale et culturelle se complètent dans le volume et sont mises directement en relation dans certains textes. Toutefois plusieurs questions importantes n’ont pu être qu’esquissées ici. De nombreux thèmes intéressants ont dû être laissés de côté. Cela doit être une invitation pour des travaux ultérieurs qui porteraient le regard au-delà d’une conception étroite de la diplomatie et de la politique étrangère. Il y a là un grand potentiel pour la recherche sur le triangle transatlantique. Seraient notamment bienvenus des travaux qui étudieraient avec cette approche résolument trilatérale les mouvements protestataires et révolutionnaires,65 le rôle des Églises, la transformation de la religiosité et l’emprise de la science dans la politique, des travaux qui ne réduiraient pas à une évolution strictement nationale des questions comme la décolonisation, les migrations et le mouvement pour les droits civiques, la mutation des médias, la motorisation et l’urbanisme, la culture populaire,66 la consommation et le tourisme de masse pendant les ‹ longues › années 1960, mais qui sauraient au contraire les appréhender comme autant d’aspects d’une histoire trilatérale et transatlantique. Si le présent ouvrage peut donner l’impulsion à de tels travaux ultérieurs, alors il aura atteint son objectif.
65 Voir déjà Ingrid Gilcher-Holtey, Die 68er Bewegung. Deutschland – Westeuropa – USA, 4e édition, Munich : Beck, 2008. 66 Voir, par exemple, Dietmar Hüser, Amerikanisches in Deutschland und Frankreich. Vergleich, Transfer und Verflechtung populärer Musik in den 1950er und 1960er Jahren, in : Patricia Oster / Hans-Jürgen Lüsebrink (dir.), Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945 – Zur Dynamik eines « transnationalen » kulturellen Feldes, Bielefeld : Transcript, 2008, p. 283–305.
SOZIOKULTURELLE RAHMENBEDINGUNGEN – CONTEXTES SOCIOCULTURELS – SOCIO-CULTURAL CONTEXTS
KONTINUITÄT UND KONVERGENZ Antiamerikanismus in Frankreich und Deutschland von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre Egbert Klautke 1927 erreichte die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Amerikanismus in Deutschland einen ersten Höhepunkt. Der Pädagoge Alfred Ehrentreich etwa warnte in der Zeitschrift Die Tat vor der Amerikanisierung des deutschen Geisteslebens, die eine noch bedenklichere Erscheinung als der „technische Amerikanismus“ sei, der Deutschland nach dem Krieg überflutet habe. Amerikanisierung bedeute nämlich die „Verseuchung unserer echten Wesensart durch eine Schlagwort- und Oberflächen-Seichtheit und stumpfsinnige Mechanisierung“, die „dumm und würdelos zugleich“ sei.1 In Frankreich fanden wenig später die Herausgeber der Zeitschrift L’Ordre nouveau, Robert Aron und Arnaud Dandieu, ähnlich deutliche Worte, als sie den Amerikanismus als die Hauptbedrohung europäischer Kultur und Zivilisation charakterisierten. Die gegenwärtige Krise, so Aron und Dandieu, sei nicht nur eine soziale und wirtschaftliche, sondern vor allem eine geistige Krise („une crise de conscience“), die ihren Ausgang von den USA genommen habe. Den Amerikanismus nannten Aron und Dandieu ein „Krebsgeschwür“. Er manifestiere sich in der Dominanz von Wirtschaft, Finanzwesen und rationalisierten Mechanismen, wie sie die Vereinigten Staaten, „dieser künstliche und kranke Organismus“, der übrigen Welt oktroyierten.2 1
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Alfred Ehrentreich, Americana, in: Die Tat 19 (1927/28), S. 789–792. Ehrentreichs Beitrag war eine Besprechung von Alfred Halfeld, Amerika und der Amerikanismus. Bekenntnisse eines Europäers, Jena: Diederich, 1927. Zum deutschen Antiamerikanismus der Zwischenkriegszeit siehe Egbert Klautke, Unbegrenzte Möglichkeiten. „Amerikanisierung“ in Deutschland und Frankreich, 1900–1933, Stuttgart: Steiner, 2003; Mary Nolan, Visions of Modernity. American Business and the Modernization of Germany, New York: Oxford University Press, 1994; Philipp Gassert, Amerika im Dritten Reich. Ideologie, Propaganda und Volksmeinung, 1933–1945, Stuttgart: Steiner, 1997. Einen zusammenfassenden Überblick zur Zwischenkriegszeit gibt Bernd Weisbrod, Das doppelte Gesicht Amerikas in der Weimarer Republik, in: Frank Kelleter / Wolfgang Knöbl (Hg.), Amerika und Deutschland. Ambivalente Begegnungen, Göttingen: Wallstein, 2006, S. 194–210. Robert Aron / Arnaud Dandieu, Le cancer américain, Paris: Rieder, 1931. Französische Amerikawahrnehmungen sind hauptsächlich im Kontext des Antiamerikanismus untersucht worden. Siehe vor allem Seth D. Armus, French Anti-Americanism, 1930–1948. Critical Moments in a Complex History, Lanham: Rowman & Littlefield, 2007; Denis Lacorne / Jacques Rupnik / Marie-France Toinet (Hg.), The Rise and Fall of French Anti-Americanism. A Century of French Perception, Basingstoke: Macmillan, 1990; David Strauss, Menace in the
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Egbert Klautke
Seit den 1920er Jahren bildeten antiamerikanische Positionen eine Konstante deutscher und französischer Kultur- und Gesellschaftskritik. Antiamerikanismus ist ein problematischer Begriff, nicht zuletzt wegen seines Ursprungs in politischen Debatten, von wo aus er in wissenschaftliche Kontexte übertragen wurde.3 Daher sollte zwischen klischeehaften und stereotypen Amerika-Wahrnehmungen, wie sie fast allen Amerika-Bildern zugrunde liegen, zwischen legitimer AmerikaKritik und ausgesprochenem Antiamerikanismus unterschieden werden. Diese Ebenen werden in öffentlichen Debatten oft verwischt und durcheinander gebracht, worauf Max Paul Friedman zuletzt nachdrücklich hingewiesen hat.4 Insbesondere amerikanische Autoren gehen sehr freizügig mit dem Urteil Antiamerikanismus um, um sich jegliche Kritik an amerikanischer Politik oder gesellschaftlichen Zuständen in den USA zu verbieten. Selbst vorsichtige oder wohlmeinende Kritik an den USA erscheint dann als Symptom eines Antiamerikanismus, der nur psychologisierend als Form pathologischer Verirrung verstanden werden kann.5 Soll der Begriff Antiamerikanismus aber nicht völlig entleert werden, muss er sich auf Positionen beziehen, in denen ,Amerika‘ als Prinzip aufgefasst und Amerikanismus als feindliches Gegenstück zur eigenen Kultur und Gesellschaft verstanden wird. Auf diese Weise eingeschränkt, erscheint Antiamerikanismus als eine radikale Ideologie, die sich gegen die zentralen Ausformungen der liberalen Moderne richtet, wie sie sich vor allem in den USA im 19. und 20. Jahrhundert ausgebildet haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass nicht jede unfreundliche Bemerkung über die Amerikaner, und nicht jede Kritik an einzelnen politischen Erscheinungen oder gesellschaftlichen Zuständen in den Vereinigten Staaten als ein Anzeichen tiefsitzender antiamerikanischer Einstellungen oder gar pathologischen Amerika-Hasses verstanden werden kann. Unter dieser Prämisse erscheint Antiamerikanismus nicht als Massenphänomen, sondern eher als eine Rand- und
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West. The Rise of French Anti-Americanism in Modern Times, Westport: Greenwood, 1978. Allgemein siehe Walther Sommer, Die Weltmacht USA im Urteil der französischen Publizistik 1924–1939, Tübingen: Mohr, 1967. Ein guter Kurzüberblick zur Zwischenkriegszeit findet sich bei Eugen Weber, The Hollow Years. France in the 1930s, New York: Norton, 1994, S. 94–102. Philipp Gassert zufolge war es Golo Mann, der den Begriff ,Antiamerikanismus‘ nach dem Zweiten Weltkrieg in die deutsche Diskussion einführte. In der Zwischenkriegszeit wurde der Begriff nicht verwendet. Siehe Golo Mann, Urteil und Vorurteil, in: Merkur 8 (1954) 4, S. 390–394; Philipp Gassert, The Anti-American as Americanizer. Revisiting the AntiAmerican Century in Germany, in: German Politics and Society 27 (2009) 1, S. 24–38, hier S. 25. Max Paul Friedman, Rethinking Anti-Americanism. The History of an Exceptional Concept in American Foreign Relations, Cambridge: Cambridge University Press, 2012. So Max Paul Friedman, Anti-Americanism and U. S. Foreign Relations, in: Diplomatic History 32 (2008) 4, S. 497–517, hier S. 498. Beispiele aus der wissenschaftlichen Literatur für diese verbreitete Haltung sind Stephen Haseler, The Varieties of Anti-Americanism. Reflex and Response, Washington: Ethics and Public Policy Center, 1985; Paul Hollander, AntiAmericanism. Critiques at Home and Abroad 1965–1990, Oxford: Oxford University Press, 1992; zuletzt Andrei S. Markovits, Uncouth Nation. Why Europe Dislikes America, Princeton: Princeton University Press, 2007.
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Ausnahmeerscheinung. Antiamerikanismus war demnach keine Grundströmung der öffentlichen Meinung in Deutschland und Frankreich, sondern vielmehr die Denkhaltung einiger radikaler Autoren, die sich die USA als Feindbild auserkoren hatten.6 Trotz dieser Einschränkungen und Warnungen gab es tatsächlich Antiamerikanismus, sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Dieser Beitrag wird die wichtigsten Entwicklungslinien des deutschen und französischen Antiamerikanismus nachzeichnen, um so Kontinuitäten und Brüche von der Zwischenkriegszeit bis in die frühen 1960er Jahre in den Blick zu nehmen. Er konzentriert sich auf Intellektuelle, Schriftsteller und Journalisten in beiden Ländern. Als Meinungsträger und Multiplikatoren produzierten und verbreiteten sie jene AmerikaBilder, in die die jeweiligen Ausformungen von Antiamerikanismus eingebettet waren. ,Repräsentative‘ Aussagen über das Meinungsbild der gesamten Bevölkerung in Deutschland oder Frankreich sind mit einem solchen ideen- und geistesgeschichtlichen Ansatz nicht möglich, auch wenn diverse ,Americana‘, in der Regel Reportagen und Reiseliteratur, ein breites Publikum fanden und daher tiefe Spuren in den deutschen und französischen Ideenlandschaften hinterließen. Gleichwohl spricht vieles dafür, dass die Meinungsträger in Deutschland und Frankreich nicht einfach die ,öffentliche Meinung‘ wiedergaben, sondern sich in ihren allgemeinen Urteilen über die USA, Amerikanisierung und Amerikanismus von der Normalbevölkerung signifikant unterschieden. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, darauf hat wiederum Max Paul Friedman hingewiesen, bestand sowohl in Deutschland als auch in Frankreich eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem Amerika-Bild der schreibenden und publizierenden Eliten und den Einstellungen breiterer Bevölkerungsschichten zu den USA, so wie sie in Meinungsumfragen erhoben wurden und nachvollziehbar sind. In der Regel waren die Einstellungen breiter Bevölkerungsteile gegenüber den USA weitaus positiver als die der ,diskutierenden Klasse‘, die den Amerika-Diskurs in den Medien bestimmte.7 Für die Zwischenkriegszeit, für die verlässliche Meinungsumfragen fehlen, kann die Diskrepanz zwischen Elitendiskurs und allgemeiner Amerika-Wahrnehmung indirekt am Erfolg und der Popularität amerikanischer Konsum- und Kulturprodukte abgelesen werden. Zwischen der Beliebtheit von Coca-Cola, Hollywood-Filmen und amerikanischer Tanz- und Unterhaltungsmusik und der Kritik an der Amerikanisierung europäischer Gesellschaften bestand gewissermaßen ein dialektisches 6
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Zur Begriffsbestimmung siehe Anselm Doering-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, S. 20–34; Philipp Gassert, Amerikanismus, Antiamerikanismus, Amerikanisierung, in: Archiv für Sozialgeschichte 39 (1999), S. 531–561; idem, Was meint Amerikanisierung? Über den Begriff des Jahrhunderts, in: Merkur 54 (2000) 9/10, 785–796; Egbert Klautke, Anti-Americanism in Twentieth Century Europe, in: The Historical Journal 54 (2011) 4, S. 1125–1139; Axel Schildt, Vom politischen Programm zur Populärkultur. Amerikanisierung in Westdeutschland, in: Detlef Junker (Hg.), Die USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges. 1945–1990, Ein Handbuch, Stuttgart: DVA, 2001, Bd. 1: 1945– 1968, S. 955–965. Friedman, Rethinking (wie Anm. 4), S. 96–106.
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Verhältnis.8 Oft gab die scheinbar besinnungslose Amerikanisierung der ,Massen‘ den Kritikern den Anstoß zu Jeremiaden über die ,Amerikanisierung Europas‘, nicht aber Texte und Positionen, die den Amerikanismus auf der Ebene der Elitediskurse anpriesen und feierten. Amerikanismus und Amerikanisierung war die Diagnose der Kritiker, nicht das Programm der Befürworter.9 Vergleicht man die Debatten und Diskussionen, die also gewissermaßen aus der Vogelperspektive in Frankreich und Deutschland von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre über den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss der USA geführt wurden, so fallen zunächst zwei Merkmale auf. Zum einen erstaunt die Kontinuität der Urteile deutscher und französischer Autoren über die USA über einen vergleichsweise langen Zeitraum hinweg.10 Zum anderen sticht die Konvergenz der Amerika-Wahrnehmungen in beiden Ländern hervor: die typischen Urteile über den Amerikanismus, von gelegentlichen Bemerkungen bis zu ausgewachsenen antiamerikanischen Pamphleten, ähnelten sich bis zum Verwechseln. Sobald französische oder deutsche Autoren den Blick über den Atlantik lenkten, traten nationale Eigentümlichkeiten in den Hintergrund. Bezeichnenderweise fungierte häufig Europa als Referenzpunkt der jeweiligen AmerikaBeschreibungen, und weniger der eigene Nationalstaat. Dies gilt sowohl für überwiegend positive als auch für negative Sichtweisen auf die USA: Von der Zwischenkriegszeit bis in die 1960er Jahre, über alle Systemgrenzen, politischen Brüche und Zäsuren hinweg, bewunderten deutsche und französische Beobachter amerikanische Tatkraft und Pragmatismus, begeisterten sich für amerikanische Technologie und Managementmethoden sowie die hohen amerikanischen living standards. Zum Teil wurden auch amerikanische Unterhaltungskultur, insbesondere Tanzmusik und Kinofilme, enthusiastisch aufgenommen. Kritiker dagegen prangerten den ausschweifenden Materialismus der Amerikaner an, mokierten sich über deren Mangel an Kultur und Verfeinerung, über die Uniformisierung und Standardisierung der amerikanischen Massengesellschaft und vermuteten hinter amerikanischer Europapolitik vor allem den Willen der USA zur Unterwerfung der Alten Welt mit wirtschaftlich-finanziellen Mitteln. Gleichwohl gab es nur selten deutsch-französische Debatten oder Dialoge über Amerika und den
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So etwa mit sozialhistorischem Pathos, das gegen den ,elitären‘ Blick geistesgeschichtlicher Studien gerichtet ist: Claudius Torp, Konsum und Politik in der Weimarer Republik, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, S. 84; siehe Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 239–268. 9 In der Zwischenkriegszeit betonten antiamerikanische Autoren in Deutschland und Frankreich, dass sie sich nicht gegen die USA als Nation oder die Amerikaner als Volk richteten, sondern gegen den ,Amerikanismus‘ als Prinzip. Siehe etwa Wilhelm Stapel, Haben wir etwas gegen Amerika?, in: Deutsches Volkstum 11 (1929) 4, S. 301–304; Aron/Dandieu, Cancer (wie Anm. 2), S. 236 f. 10 Zur longue durée der Amerika-Bilder siehe für Deutschland Dan Diner, Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments, Berlin: Propyläen, 2002; für Frankreich Philippe Roger, The American Enemy. A Story of French Anti-Americanism, Chicago: University of Chicago Press, 2005.
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Amerikanismus. In der Regel blieben die Amerika-Debatten, trotz der Gegenüberstellung von Amerika und Europa, auf den jeweiligen Nationalstaat beschränkt.11 Die „sieben fetten Jahre“12 vor dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise markierten einen ersten Höhepunkt des Antiamerikanismus.13 In Deutschland waren es vor allem rechtsintellektuelle Autoren im Umkreis der sogenannten ,Konservativen Revolution‘, die sich vehement gegen die Amerikanisierung Deutschlands wehrten. In dieses Umfeld gehörte Adolf Halfeld, der Autor des bekanntesten, radikalsten und inhaltlich am meisten in sich geschlossenen antiamerikanischen Buches der Zwischenkriegszeit. Wie die Zeitschrift Die Tat um Hans Zehrer, Giselher Wirsing und Ferdinand Fried, in der auch Halfeld gelegentlich veröffentlichte, erschien dieses Buch im Verlag von Eugen Diederichs in Jena. Halfeld, im Hauptberuf Journalist und langjähriger Auslandskorrespondent in den USA, richtete sich gegen den vermeintlichen „Fordtaumel“ der Deutschen, d. h. gegen die Begeisterung für die Wirtschafts- und Sozialtechnologie des amerikanischen ,Autokönigs‘ Henry Ford, die der Veröffentlichung von Fords Autobiographie im Jahr 1923 folgte und nicht zuletzt von Halfelds Doktorvater, dem Nationalökonomen Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld, angestoßen worden war.14 Halfelds Frontalangriff galt dem Amerikanismus als künstlicher, geplanter und oberflächlicher Gesellschaftsform, in der ausschließlich materielle Werte und wirtschaftlicher Erfolg galten und in der mechanisches Denken das schöpferische Individuum normierte, „entseelte“, und letztlich zerstörte.15 Halfelds Buch übertrug wohlbekannte Topoi der Zivilisations- und Kulturkritik einseitig auf die Gesellschaftsordnung der Vereinigten Staaten und diente damit den deutschen Antiamerikanisten als Referenzwerk.16 In den Schriften prominenter modernitätskritischer Autoren wie Oswald Spengler17 oder Ludwig Klages 11 Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 340 f. 12 Richard Lewinsohn, Die Welt aus den Fugen. Amerika in der Krise, Dresden: Reissner, 1932, S. 25. 13 Thomas Raithel, „Amerika“ als Herausforderung in Deutschland und Frankreich in den 1920er Jahren, in: Chantal Metzger / Hartmut Kaelble (Hg.), Deutschland – Frankreich – Nordamerika. Transfers, Imaginationen, Beziehungen, Stuttgart: Steiner, 2006, S. 82–97. 14 Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld, Fordismus? Paraphrasen über das Verhältnis von Wirtschaft und technischer Vernunft bei Henry Ford und Frederick W. Taylor, Jena: G. Fischer, 1924; idem, „Fordismus“ und „Fordisation“, in: idem, Fordismus. Über Industrie und Technische Vernunft, 3. Auflage, Jena: G. Fischer, 1926, S. 59–82. Siehe Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 191–213. 15 Adolf Halfeld, Amerika und der Amerikanismus. Kritische Betrachtungen eines Europäers, Jena: Diederichs, 1927; siehe Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 276–279; Dieter Heimböckel, Die USA als neusachliches Schreckgespenst. Adolf Halfelds Amerika und der Amerikanismus, in: Jochen Vogt / Alexander Stephan (Hg.), Das Amerika der Autoren. Von Kafka bis 09/11, München: Fink, 2006, S. 87–98. 16 Hermann Fackler, Amerika und der Amerikanismus, in: Die Tat 20 (1928/29), S. 58–60; Alfred E. Günther, Der Amerikanismus und die Amerikanisierten, in: Deutsches Volkstum 11 (1929) 6, S. 419–426. Nachweise weiterer Rezensionen von Halfelds Buch finden sich in Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 276. 17 Siehe etwa Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, Teil 1: Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München: Beck, 1933, S. 48 f.
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finden sich Bezugnahmen auf diese Kritik des Amerikanismus. Klages etwa verortete die rationalistische, dem „Zugriff des Geistes“ entsprungene und zur bloßen Technik verkommene Moderne „im Bereich der angelsächsischen Stämme“, wobei diese Entwicklung ihren Gipfelpunkt „im Amerikanismus“ erreicht habe.18 Ein eigenständiges Amerika-Buch verfassten aber weder Klages noch Spengler. Grundsätzlich finden sich amerikakritische Ressentiments, die stark an Halfelds Tirade erinnern, auch bei liberalen Autoren, die kaum dem rechten Spektrum zugerechnet werden können. Stefan Zweig etwa, ansonsten ein liberaler Autor reinsten Wassers, wollte sich mit der Vermassung, Standardisierung und „Monotonisierung der Welt“19 als Folge der kulturellen Amerikanisierung ebenso wenig abfinden wie Autoren, die der ,Konservativen Revolution‘ zugeordnet werden. Andererseits fanden sich auch im rechten Lager Autoren, die Amerika bewunderten und als ,reaktionäre Modernisierer‘ ihre Hoffnung auf die Übernahme amerikanischer Technologie und Managementmethoden in Deutschland setzten. Der Fordismus erschien dann als „die Wiedererweckung des preußisch-deutschen Dienst- und Arbeitsgeistes“ und Antwort auf den revolutionären Sozialismus, mit dessen Hilfe gleichzeitig der Bolschewismus bekämpft und Deutschlands wirtschaftliche Machtposition wieder hergestellt werden könne.20 Französische Intellektuelle standen deutschen Autoren in der Schärfe ihrer Amerikanismus-Kritik nicht nach, und mit gutem Grund sind die Hauptträger des französischen Antiamerikanismus der Zwischenkriegszeit, die im Umfeld „nonkonformistischer“ Zeitschriften und Zirkel zu finden sind, mit konservativrevolutionären Autoren in Deutschland verglichen worden.21 Mitte der 1920er Jahre erschienen antiamerikanische Beiträge zunächst im Zuge der Debatte um die Rückerstattung der französischen Kriegsschulden, in denen Frankreich als Opfer des amerikanischen „Finanzimperialismus“ erschien.22 Einen Höhepunkt erreichte die französische Debatte um Amerikanismus und Amerikanisierung mit dem 1930 veröffentlichten Reisebericht „Scènes de la vie future“ von Georges Duhamel, einer herablassend-radikalen Generalabrechnung mit der ,künstlichen‘, mechanischen Zivilisation der USA, die Duhamel als Kontrastfolie für sein romantischkleinstädtisches Frankreichbild diente. Den Figaro veranlasste Duhamels Buch zu 18 Ludwig Klages, Der Geist als Widersacher der Seele, Bd. 3, Teil 1: Die Lehre von der Wirklichkeit der Bilder, Leipzig: Barth, 1932, S. 1242. Zu Klages siehe Nitzan Lebovic, The Philosophy of Life and Death. Ludwig Klages and the Rise of a Nazi Biopolitics, New York: Palgrave Macmillan, 2010. 19 Stefan Zweig, Die Monotonisierung der Welt, in: Neue Freie Presse, 31.1.1925. 20 Paul Rieppel, Ford-Betriebe und Ford-Methoden, 2. Auflage, München: Oldenbourg, 1926, S. 51; siehe Philipp Gassert, „Without Concessions to Marxist or Communist Thought“. Fordism in Germany, 1923–37, in: David E. Barclay / Elisabeth Glaser-Schmidt (Hg.), Transatlantic Images and Perceptions. Germany and America since 1776, Cambridge: Cambridge University Press, 1997, S. 217–242; Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 198–201. 21 Hans-Wilhelm Eckert, Konservative Revolution in Frankreich? Die Nonkonformisten der Jeune Droite und des Ordre Nouveau in der Krise der 30er Jahre, München: Oldenbourg, 2000; siehe Jean-Louis Loubet del Bayle, Les non-conformistes des années 30. Une tentative de renouvellement de la pensée politique française, Paris: Seuil, 1969. 22 Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 171–178.
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einer Enquete, in der das geistige Paris dazu befragt wurde, ob die amerikanische Zivilisation „eine gefährliche Bedrohung“ der europäischen Kultur darstelle, so wie Duhamel dies in alarmierendem Duktus dargestellt hatte.23 Zusammen mit Henri Massis’ „Défense de l’Occident“ diente Duhamels Kritik der ,mechanischen‘ Zivilisation der USA den ,nonkonformistischen‘ Autoren der 1930er Jahre als Ausgangspunkt für ihren noch radikaleren Antiamerikanismus. Auch wenn Autoren wie Aron und Dandieu, Emanuel Mounier mit seiner Zeitschrift Esprit, Thierry Maulnier, Robert Brasillach und Georges Bernanos wenig mehr verband als ein gemeinsamer Denkstil, trafen diese Autoren sich in ihrer Ablehnung des Amerikanismus, dem auf die Spitze getriebenen, technologiehörigen Kapitalismus, in dem sie den wesentlichen Grund für die weltweite Wirtschaftskrise und, mehr noch, für die geistige Krise der frühen 1930er Jahre erkannten. Stärker als Faschismus oder Bolschewismus war es der Amerikanismus, der für die ,Nonkonformisten‘ den Bankrott der ,etablierten Unordnung‘ verkörperte, radikal abgelehnt wurde und zu bekämpfen war. Allerdings standen auch in Frankreich den ausgesprochenen Amerika-Hassern Autoren und Aktivisten gegenüber, die für Amerikanisierung, sei es im wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich, warben. Die Gruppe des Redressement français um den Industriellen Ernest Mercier warb ebenso wie der Gewerkschafter Hyacinthe Dubreuil für die Übernahme fordistischer Produktionsmethoden, und Philippe Soupault begeisterte sich für die Hollywood-Filme von Charlie Chaplin.24 In Deutschland brachte die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 keine Zäsur in den Debatten um Amerikanismus und Amerikanisierung. Schon mit Beginn der Weltwirtschaftskrise, die dem hauptsächlich ökonomisch und technologisch definierten Amerikanismus viel von seinem Drohpotential genommen hatte, verebbten die vormals so hitzig geführten Debatten um Amerikanisierung, Fordismus, Vermassung und Standardisierung. Das von der seit Generationen tiefsten Wirtschaftskrise gebeutelte Amerika schien plötzlich nicht mehr in der Lage, Europa seinem Willen zu unterwerfen und zu „kolonisieren“.25 Die Nationalsozialisten waren gegenüber dem Amerikanismus genauso ambivalent eingestellt wie die gesamte deutsche Öffentlichkeit. Als ,reaktionäre Modernisierer‘ fanden sie zumindest anfangs durchaus Lob für die Versuche von Franklin D. Roosevelt, die Wirtschaftskrise mit staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen und Investitionen zu meistern. Sie verglichen diese mit ihren eigenen Maßnahmen und präsentierten Roosevelt als amerikanischen ,Führer‘. Als sich seit Mitte der 1930er Jahre das Meinungsklima zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und den USA verschlechterte, nahmen die antiamerikanischen Stellungnahmen in der nationalsozialistischen Presse und Publizistik zu. Nach ihrem Eintritt 23 Georges Duhamel, Scènes de la vie future, Paris: Mercure de France, 1930; Gérard de Catalogne (Hg.), Dialogue entre deux mondes. Reportage, Paris: A. Redier, 1931; Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 279–282. 24 Armus, French (wie Anm. 2), S. 19–56; Michel Winock, Nationalisme, antisémitisme et fascisme en France, Paris: Seuil, 1990, S. 56–58; zu französischen ,reaktionären Modernisierern‘ siehe Klautke, Unbegrenzte (wie Anm. 1), S. 218–224. 25 Gassert, Amerika (wie Anm. 1), S. 148.
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in den Zweiten Weltkrieg wurden die USA zu einer Hauptzielscheibe der nationalsozialistischen Kriegspropaganda. Der Krieg wurde nun zu einem Verteidigungskampf gegen den Amerikanismus erklärt. Bewährte antiamerikanische Autoren wie Giselher Wirsing und Adolf Halfeld verfassten Schriften, in denen bezeichnenderweise antiamerikanische und antisemitische Vorwürfe miteinander verschmolzen. Der Amerikanismus erschien jetzt, ebenso wie der Bolschewismus, als Instrument des ,internationalen Judentums‘ und somit als Hauptfeind des Nationalsozialismus.26 Diese Form des Kriegs-Antiamerikanismus wurde auch in Frankreich gepflegt. Pierre Cousteau, der schon in den 1930er Jahren in der rechtsextremen Zeitschrift Je suis partout den Amerikanismus einer systematischen und radikalen Kritik unterzogen hatte, stellte seine Publizistik in den Dienst der deutschlandhörigen Kriegspropaganda und erklärte die USA zum Zentrum und Werkzeug des ,internationalen Judentums‘, das auf die Zerstörung europäischer Kultur zielte.27 Zwar rückte die Gleichsetzung von Amerikanismus und Judentum nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an den Rand der Amerika-Debatten. Doch scheint weder deutschen noch französischen Autoren nach dem Krieg etwas grundsätzlich Neues zu Amerika eingefallen zu sein – und dies trotz der völlig veränderten internationalen Rahmenbedingungen mit den USA als uneingeschränkter westlicher Führungsmacht. Die Debatten und Positionen der späten 1940er und 1950er wärmten in der Regel Diskussionen und Themen der Zwischenkriegszeit wieder auf, mit nur leichten Veränderungen und Akzentverschiebungen. Bewährte kulturkonservative Klischees der Zwischenkriegszeit, in denen Amerika als das Spiegelbild der modernen Gesellschaft schlechthin erschien, wurden in der Publizistik der Nachkriegszeit fast wörtlich wiederholt – eingeschlossen der Klagen über die vermeintliche Herrschaft der Frau, die amerikanische Konsumgesellschaft oder die Folgen der besinnungslosen Technisierung der Gesellschaft nach amerikanischem Vorbild. Wiederum erschienen die USA als das ,Land der Zukunft‘, das den Europäern zeigte, wie deren Gesellschaften bald aussehen würden.28 Zum Teil können solche Kontinuitäten im Amerika-Bild erklärt werden, ohne in einem abstrakten Sinne auf die lange Halbwertszeit von literarischen Bildern und Tropen verweisen zu müssen: Es waren die gleichen Autoren wie in der Zwischenkriegszeit, die ihre Thesen über die USA erneut zu Markte trugen. In Deutschland schlug zum Beispiel der Soziologe Leo L. Matthias, der die Kriegszeit in den USA verbracht hatte und erst im Zuge des McCarthyismus wieder nach Europa zurückkehrte, mit seinem 1953 veröffentlichten Amerika-Buch die Brücke
26 Giselher Wirsing, Der maßlose Kontinent. Roosevelts Kampf um die Weltherrschaft, Jena: Diederichs, 1942; Adolf Halfeld, USA greift in die Welt, Hamburg: Broschek, 1941. 27 Armus, French (wie Anm. 2), S. 91–126; Winock, Nationalisme (wie Anm. 24), S. 59. 28 Christoph Hendrik Müller, West Germans against the West. Anti-Americanism in Media and Public Opinion in the Federal Republic of Germany, 1949–68, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2010; Christian Schwaabe, Antiamerikanismus. Wandlungen eines Weltbildes, München: Fink, 2003.
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zur Zwischenkriegszeit.29 Ähnliche Kontinuitäten finden sich im Umfeld der Abendland-Bewegung und bei Publizisten wie Hans Zehrer oder Giselher Wirsing, deren Denken sich mit der Festigung der Bundesrepublik zwar entradikalisierte, insbesondere gegenüber der neuen westlichen Führungsmacht Amerika, aber am Gefühl der geistig-kulturellen Überlegenheit gegenüber den USA festhielt.30 In Frankreich lässt sich Emmanuel Mounier nennen, der trotz seiner ideologischen Reise von der ,nonkonformistischen‘ Rechten auf die Linke der Nachkriegszeit an seiner antiamerikanischen Grundhaltung festhielt – ein Muster, dem viele der einstmals ,nonkonformistischen‘ Intellektuellen folgten.31 ,Konsequenter Antiamerikanismus‘ findet sich nach 1945 auch bei völkischen Überlebenden, die „nichts vergessen und nichts gelernt“ hatten, etwa Hans Grimm oder Carl Schmitt.32 Solche Autoren lehnten sowohl die kulturelle Amerikanisierung, für die der Siegeszug von Massenkultur und Konsumgesellschaft stand, wie auch die Westintegration der Bundesrepublik als politische Amerikanisierung ab, und verachteten deren ,freiheitlich-demokratische Grundordnung‘ als oktroyiertes, undeutsches Fremdgebilde.33 In der unmittelbaren Nachkriegszeit diente Kritik an den USA den Deutschen als Entlastungargument in den Debatten über deutsche Schuld und die ,Aufarbeitung‘ der NS-Vergangenheit, die gegen die vermeintlichen Verbrechen der Alliierten aufgerechnet wurden. Bis weit in die Nachkriegszeit hinein richteten sich antiamerikanische Autoren gegen die als Entnazifizierung geplante Reeducation und Reorientation der Deutschen. Beispiele hierfür sind etwa Titel wie „Auf dem Bauche sollst du kriechen …“ von Richard Tüngel und Hans Rudolf Berndorff (1958) oder „Charakterwäsche“ von Caspar von Schrenck-Notzing (1965).34 Auch Ernst von Salomons Erfolgsroman „Der Fragebogen“, wenngleich von anderer literarischer Qualität, gehört in dieses Umfeld.35 Grundsätzlich ist jedoch eine erstaunliche Entradikalisierung der konservativen Intelligenz in der Bundesrepublik nach 1945 festzustellen. Autoren wie etwa die Soziologen Hans Freyer und Arnold Gehlen oder die ehemaligen Mitglieder des Tat-Kreises um Hans Zehrer, Giselher Wirsing und Ferdinand Fried, die sich in der Zwischen29 Leo L. Matthias, Die Entdeckung Amerikas anno 1953 oder das geordnete Chaos, Hamburg: Rowohlt, 1953; siehe Müller, West (wie Anm. 28), S. 64 f. 30 Axel Schildt, Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre, München: Oldenbourg, 1999; Vanessa Conze, Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung, München: Oldenbourg, 2005. 31 Seth D. Armus, The Eternal Enemy. Emmanuel Mounier’s Esprit and French AntiAmericanism, in: French Historical Studies 24 (2001) 4, S. 271–304. 32 So Philipp Gassert, Gegen Ost und West. Antiamerikanismus in der Bundesrepublik, in: Junker, USA (wie Anm. 6), Bd. 1, S. 944–954, hier 949. 33 Müller, West (wie Anm. 28), S. 74–89. 34 Richard Tüngel / Hans Rudolf Berndorff, Auf dem Bauche sollst du kriechen ... Deutschland unter der Besatzungsmächten, Hamburg: Wegner, 1958; Caspar von Schrenck-Notzing, Charakterwäsche. Die amerikanische Besatzung in Deutschland und ihre Folgen, Stuttgart: Seewald, 1965. 35 Ernst von Salomon, Der Fragebogen, Hamburg: Rowohlt, 1951.
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kriegszeit bis 1945 antiamerikanisch exponiert hatten, vertraten nun nur noch einen gemäßigten kulturellen Antiamerikanismus und machten, wenn auch zähneknirschend, ihren Frieden mit dem Westen und den USA als dessen unangefochtener Führungsnation.36 Gewissermaßen als Rückzugsposition vertraten sie die These von den USA als dem ,neuen Rom‘, womit den Europäern als den ,Griechen der Neuzeit‘ die geistige Führungsrolle zugesprochen wurde, während den Amerikanern die wirtschaftliche, politische und militärische Vorherrschaft vorbehalten blieb. Die Ost-West-Konfrontation während des Kalten Krieges erleichterte weiten Teilen des konservativen Spektrums die Abkehr von antiamerikanischen Haltungen, zumindest im politischen und wirtschaftlichen Sinne. Hilfestellung bei dieser Entradikalisierung gab der Antikommunismus, der als Bindeglied zwischen Liberalen, gemäßigten Konservativen und radikalen Rechten diente und in der Logik des Kalten Krieges eine proamerikanische Einstellung geradezu notwendig machte.37 Auch die Ähnlichkeit der Urteile über Amerika und den Amerikanismus in Frankreich und Deutschland überdauerte den Zweiten Weltkrieg. Wie in der Zwischenkriegszeit ähnelten sich die Einstellungen gegenüber der amerikanischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit bis zum Verwechseln, ohne dass dabei in großem Ausmaß geistige Austauschprozesse zwischen beiden Ländern zu beobachten wären. Ein typisch deutsches oder französisches Amerika-Bild lässt sich, zumindest aus der Vogelperspektive, nicht erkennen. Allerdings bestanden trotz der vielen Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten in der Amerika-Wahrnehmung der USA in Deutschland und Frankreich auch wichtige Unterschiede, insbesondere hinsichtlich des Kontextes, der Funktion und der Verbreitung antiamerikanischer Positionen. Zunächst ist festzuhalten, dass der Antiamerikanismus in der „posttotalitäre[n] Ideenlandschaft“38 der Nachkriegszeit zwar ein Element der politischen Kultur der Bundesrepublik blieb, diese aber nicht mehr prägen konnte. Mit der zunehmenden Stabilisierung der Bundesrepublik seit Mitte der 1950er Jahre verschwand der dezidierte Antiamerikanismus zunehmend aus der politischen und gesellschaftlichen Mitte und wurde an die Ränder links- und rechtsextremer Gruppen gedrängt.39 In Frankreich dagegen blieb Antiamerikanismus auch während des Kalten Krieges hoffähig und bildete eine Klammer zwischen den politischen Lagern, von den moskauhörigen Kommunisten über die unabhängige Linke 36 Jerry Z. Muller, The Other God that Failed. Hans Freyer and the Deradicalization of German Conservatism, Princeton: Princeton University Press, 1987, S. 380–390; Marcus M. Payk, Ideologische Distanz, sachliche Nähe. Die USA und die Positionswechsel konservativer Publizisten aus dem „Tat“-Kreis in der Bundesrepublik bis zur Mitte der 1960er Jahre, in: Jan C. Behrends / Árpád von Klimó / Patrice G. Poutrus (Hg.), Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert. Studien zu Ost- Westeuropa, Bonn: Dietz, 2005, S. 225–249. 37 Gassert, Ost (wie Anm. 32), S. 947 f.; siehe auch Philipp Gassert, Antiamerikaner? Die deutsche Neue Linke und die USA, in: Behrends/von Klimó/Poutus, Antiamerikanismus (wie Anm. 36), S. 250–269, insbesondere S. 254. 38 Hans-Peter Schwarz, Die Ära Adenauer. Gründerjahre der Republik 1949–1957, Stuttgart: DVA, 1981, S. 430. 39 Gassert, Ost (wie Anm. 32), S. 944.
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bis zu den Gaullisten. Antiamerikanismus bildete so einen gemeinsamen Nenner, der die politischen Familien Frankreichs verband.40 Ähnlich wie in der Zwischenkriegszeit, aber in deutlichem Kontrast zu Frankreich, blieb Antiamerikanismus in der Bundesrepublik zunächst ein Phänomen der politischen Rechten. In der frühen Bundesrepublik taten sich rechtsextreme Organisationen wie die Erste Legion oder die Nationale Sammlung mit antiamerikanischen Positionen hervor.41 Diese Gruppen verloren jedoch als Zusammenschlüsse Ewiggestriger mit der raschen wirtschaftlichen und politischen Stabilisierung der Bundesrepublik seit Mitte der 1950er Jahre rasch an Bedeutung. Auf der politischen Linken hingegen gab es bis weit in die 1960er Jahre nur wenige Stimmen, die sich gegen die Amerikanisierung der Bundesrepublik wandten. Bis zum Aufkommen der ,Neuen Linken‘ und der Studentenbewegung blieb linker Antiamerikanismus marginal. Dies war vor allem eine Folge der deutschen Teilung und der Schwäche des moskautreuen Kommunismus in der Bundesrepublik, durch die der linke Antiamerikanismus als Teil der offiziellen sowjetischen Propaganda gewissermaßen exterritorialisiert wurde. Während in der DDR die offizielle Propaganda gegen den ,US-amerikanischen Imperialismus‘ und ,westliche Dekadenz‘ polemisierte und dabei Schlagworte des rechtsgerichteten Antiamerikanismus der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus aufgriff, fand dieser linke Antiamerikanismus in der Bundesrepublik Konrad Adenauers keine Heimat.42 Gleichwohl bereitete die Enttäuschung über die Amerikaner, über die Diskrepanz zwischen amerikanischer Ideologie und amerikanischer Praxis, die „Tendenzwende des linken Amerikabildes“ in der Bundesrepublik vor.43 Abzulesen ist diese Wende an den Veröffentlichungen des bereits genannten Leo L. Matthias: Während dessen sehr traditionell amerikakritisches Buch in den 1950er Jahren wenig wahrgenommen wurde und eine Randerscheinung blieb, wurde das Folgewerk mit dem Titel „Die Kehrseite der USA“ von 1964 bis 1967 fünfmal nachgedruckt und diente Rolf Hochhuth als Quelle für sein Stück „Guerillas“.44 Der entscheidende Faktor für diese Wende war die Eskalation des Vietnamkriegs seit 1964, die die Stimmung gegenüber den USA, insbesondere auf der Linken, negativ beeinflusste. Allerdings trat der Antiamerikanismus der Linken in erstaunlich ,amerikanisierter‘ Form auf: Die Aktivisten der studentenbewegten ,Neuen Linken‘ bekämpften amerikanischen Imperialismus und Kapitalismus mit den Mitteln der amerikanischen Bürgerrechts- und Studentenbewegung, importierten Protestformen wie Sit-ins und Teach-ins, pflegten intensive Kontakte über den Atlantik, begeisterten sich für amerikanische Populärkultur und orientierten sich an den Lebensentwürfen der kalifornischen Hippie-Kultur. Der ausgeprägte Antiamerikanismus der ,Neuen Linken‘, der scheinbar an die rechts-revolutionären Autoren 40 41 42 43 44
Armus, French (wie Anm. 2); Roger, American (wie Anm. 10). Müller, West (wie Anm. 28), S. 66–74. Gassert, Ost (wie Anm. 32), S. 951. Ibid., S. 952. Leo L. Matthias, Die Kehrseite der USA, Reinbek: Rowohlt, 1964; Rolf Hochhuth, Guerillas. Tragödie in fünf Akten, Reinbek: Rowohlt, 1970; siehe Gassert, Ost (wie Anm. 32), S. 952.
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der Zwischenkriegszeit anknüpfte, hatte also nur bedingt mit dem existentiellen Anti-Modernismus Ludwig Klages’ oder Martin Heideggers zu tun, die jegliche Form amerikanischen Denkens strikt ablehnten.45 Im Gegensatz zur Rolle der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der frühen Bundesrepublik war der französische Parti communiste français (PCF) nach dem Zweiten Weltkrieg eine gewichtige politische Größe, gemessen an Mitgliedschaft, Wahlergebnissen und Sympathisanten. Gemäß den Moskauer Vorgaben waren antiamerikanische Positionen seit 1947 ein fester Bestandteil der Ideologie des PCF, die den gegen Westen gerichteten Antiimperialismus der Sowjetunion adaptierte und verbreitete.46 Aber auch außerhalb des organisierten Kommunismus waren antiamerikanische Stimmen verbreitet – und zwar in nahezu allen politischen Lagern. Vor der Suez-Krise, dem Ungarn-Aufstand und der Rückkehr Charles de Gaulles auf die politische Bühne bestimmte in der Vierten Republik eine große Koalition linker und rechter Kritiker das vorherrschende Bild Amerikas in Frankreich.47 Selbst Jean-Paul Sartre, der amerikanischer Kultur und Literatur grundsätzlich offen gegenüberstand, schloss sich nach dem RosenbergProzess der Linie des PCF an und verdammte das amerikanische Gesellschaftssystem. In dieser Konstellation wurde Frankreich zur Hochburg des westeuropäischen Antiamerikanismus, auch wenn dieser hauptsächlich ein Phänomen der schreibenden Zunft und der diskutierenden Klasse blieb. Die ,Amerikanisierung Europas‘, also die An- und Übernahme amerikanischer Unterhaltungskultur und Konsumartikel konnte der Protest der Intellektuellen auch in Frankreich nicht verhindern.
45 Martin Klimke, The Other Alliance. Student Protest in West Germany and the United States in the Global Sixties, Princeton: Princeton University Press, 2010. 46 Richard F. Kuisel, Seducing the French. The Dilemma of Americanization, Berkeley: University of California Press, 1993. 47 John Flower, The American Dream – or Nightmare. Views from the French Left, 1945–1963, in: French Cultural Studies 20 (2009) 1, S. 47–64; Irwin M. Wall, From French AntiAmericanism to Francophobia. The Saga of French and American Intellectuals, in: French Historical Studies 18 (1994) 4, S. 1083–1100.
DIE ANNÄHERUNG DER WOHLFAHRTSSTAATEN IN FRANKREICH UND DER BUNDESREPUBLIK IM VERGLEICH ZU DEN USA WÄHREND DER 1960ER JAHRE Hartmut Kaelble Die Annäherung der Wohlfahrtsstaaten in Westeuropa während der wirtschaftlichen Prosperitätszeit der 1950er bis 1970er Jahre ist eine unter Historikern und Sozialwissenschaftlern anerkannte, aber nicht unbestrittene These.1 Eine deutlich andere Sicht legen Typologien nahe, die fast nur Unterschiede zwischen den europäischen Wohlfahrtsstaaten herausstellen: die 1990 veröffentlichte, immer noch viel zitierte Einteilung der westeuropäischen Wohlfahrtsstaaten des Soziologen Gøsta Esping-Anderson in moderne, konservative und liberale Systeme oder die häufig gemachte Unterscheidung zwischen Bismarck-Systemen und BeveridgeSystemen.2 Ob diese Typologien historisch sinnvoll sind und ob Frankreich und die Bundesrepublik wirklich einem gemeinsamen, seit dem späten 19. Jahrhundert bestehenden Typus zugeordnet werden können, wird unterschiedlich beurteilt. Es lohnt schon deshalb, sich die Annäherungen und Divergenzen der 1960er Jahre, der Glanzzeit der Wohlfahrstaatsreformen, noch einmal anzusehen. Ein erneuter Blick auf die 1960er Jahre macht auch deshalb Sinn, weil sich das Verständnis von Wohlfahrtsstaat in der Forschung stark geändert hat. Das Interesse gilt oft nicht mehr nur den staatlichen Sozialversicherungen, die die persönlichen Lebenskrisen wie Krankheit, Altersarmut, Verlust der Wohnung, In 1
2
Vgl. Béla Tomka, A Social History of Twentieth Century Europe, London: Routledge, 2013; Andreas Wirsching, Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit, München: Beck, 2012, S. 269–308; Hélène Miard-Delacroix, Im Zeichen der europäischen Einigung 1963 bis in die Gegenwart, Darmstadt: WBG, 2011, S. 255 f.; Gerhard A. Ritter, Der Sozialstaat. Entstehung und Entwicklung im internationalen Vergleich, 3. Auflage, München: Oldenbourg, 2010, S. 195–200 und 258–260; Martin Heidenreich (Hg.), Die Europäisierung sozialer Ungleichheit. Zur transnationalen Klassen- und Sozialstrukturanalyse, Frankfurt a. M.: Campus, 2006; Stephan Mau / Roland Verwiebe, Die Sozialstruktur Europas, Konstanz: UVK, 2009; Hartmut Kaelble, Nachbarn am Rhein. Entfremdung und Annäherung der französischen und deutschen Gesellschaft seit 1880, München: Beck, 1991, S. 214–230; Hartmut Kaelble, Sozialgeschichte Europas. 1945 bis zur Gegenwart, München: Beck, 2007, S. 332– 360. Gøsta Esping-Andersen, The Three Worlds of Welfare Capitalism, Princeton: Princeton University Press, 1990; vgl. für die Typisierung nach Beveridge-Systemen und BismarckSystemen: Manfred G. Schmidt, Sozialpolitik in Deutschland. Historische Entwicklung und internationaler Vergleich, 3. Auflage, Wiesbaden: VS, 2005; S. 217–232.
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validität und Arbeitslosigkeit abmildern.3 Auch die bessere individuelle Vorbereitung auf solche Krisen durch staatliche Bildung, durch staatliche Gesundheitsvorsorge, durch staatliche Wohnungspolitik und die bessere kollektive Vorbereitung durch Arbeitsrecht und staatliche Regelung der Tarifbeziehungen wird inzwischen oft zum Wohlfahrtsstaat gerechnet. Ob sich die These von Abmilderung der innereuropäischen Unterschiede auch für einen derart breiten Begriff des Wohlfahrtsstaates halten lässt, ist eine offene Frage. Darüber hinaus hat sich die Einschätzung der Glanzzeit des modernen Wohlfahrtsstaates in den Reformen zwischen den 1950er und den 1970er Jahren stark geändert. Neben den Errungenschaften dieser Epoche – dem Ausbau aller vier öffentlichen Versicherungszweige, dem steigenden Anteil der Versicherten in der Bevölkerung und den wachsenden Sozialausgaben – sind auch die Fehlentwicklungen stärker herausgehoben worden: die Ausrichtung auf das Modell des männlichen Ernährers, die nationale Abgeschlossenheit der Wohlfahrtsstaaten und die fehlende Berücksichtigung von irregulären Lebensläufen, die später zunehmend wichtig wurden, sowie auch die übervereinfachte Vorstellung von sozialpolitischem Fortschritt, die nur die Expansion der Ausgaben und Regelungen beinhaltet und zu wenig die Auswirkung des Wohlfahrtsstaates für die individuellen Notlagen berücksichtigt. In der jüngsten europäischen Schuldenkrise wurde zudem verstärkt die Frage aufgeworfen, ob in der Glanzzeit der Wohlfahrtsstaats-Reformen nicht auch schwerwiegende Divergenzen zwischen den europäischen Wohlfahrtsstaaten angelegt wurden, die dann in der jüngsten Zeit zu einer Belastung für den EuroRaum geworden sind. Die Probleme des französischen Wohlfahrtsstaats mit seinen außergewöhnlich hohen Wohlfahrtsstaatsausgaben, mit seinem niedrigen Rentenalter, mit seiner hohen Jugendarbeitslosigkeit und seiner Gettoisierung eingewanderter Franzosen in Neubauvierteln werden auf längerfristige historische Entwicklungen zurückgeführt, die in den 1960er Jahren ihren Ursprung hatten. Aus dieser neuen, durch die europäische Schuldenkrise ausgelösten Sicht wären die 1960er Jahre die Geburtsepoche der Belastungen des Euro durch soziale Disparitäten innerhalb des Euroraums. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es wichtig, sich mit dem französischen und westdeutschen Wohlfahrtsstaat in den 1960er Jahren genauer zu befassen. 3
Vgl. für verschiedene Varianten des erweiterten Verständnisses von Wohlfahrtsstaat: Pierre Rosanvallon, La nouvelle question sociale. Repenser l’État-providence, Paris: Seuil, 1995; Franz-Xaver Kaufmann, Varianten des Wohlfahrtsstaats. Der deutsche Sozialstaat im internationalen Vergleich, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003; Peter Flora (Hg.), Growth to Limits. The Western European Welfare States since World War II, 4 Bde., Berlin: De Gruyter, 1986– 1988; Ritter, Sozialstaat (wie Anm. 1); Christoph Conrad, Was macht eigentlich der Wohlfahrtsstaat? Internationale Perspektiven auf das 20. und 21. Jahrhundert, in: Geschichte und Gesellschaft 39 (2013) 4, S. 555–592; Ingo Bode, Disorganisierter Wohlfahrtskapitalismus. Die Reorganisation des Sozialsektors in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, Wiesbaden: VS, 2004; Stephan Lessenich, Die Neuerfindung des Sozialen. Der Sozialstaat im flexiblen Kapitalismus, Bielefeld: Transcript, 2008.
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Schließlich ist auch umstritten, ob die Abmilderung der westeuropäischen Unterschiede gleichzeitig zu verschärften Differenzen mit den USA führte. Wachsende europäisch-amerikanische Unterschiede im Wohlfahrtsstaat wurden in den öffentlichen Debatten seit den 1960er Jahren vermerkt. Auch Historiker zeichnen solche wachsenden westeuropäisch-amerikanischen Unterschiede nach. Manche Soziologen hingegen bestreiten derartige Divergenzen implizit oder explizit.4 Aus diesem Grund macht es Sinn, noch einmal zu verfolgen, ob diese Unterschiede damals tatsächlich zunahmen. Frankreich und die alte Bundesrepublik sind auch zwei wichtige Testfälle für die Abmilderung der Unterschiede, da sie seit dem Beginn der verstärkten Eingriffe von europäischen Staaten in die soziale Sicherung während der 1880er Jahre zwei ganz unterschiedliche Wege des Wohlfahrtsstaates beschritten hatten. Deutschland hatte eher den autoritären Weg des Zwangs zur Sozialversicherung, zur gesundheitlichen Vorsorge durch Impfzwang oder durch strikte Schulpflicht – alles verbunden mit hohen staatlichen Ausgaben – eingeschlagen und dabei bis in die Weimarer Republik hinein eine Pionierrolle in Europa gespielt. Frankreich dagegen hatte eher den liberalen Weg der Subvention zivilgesellschaftlicher sozialer Sicherung, der individuellen Wahl in der Gesundheitsvorsorge und der sanfteren Schulpflicht mit einer geringeren Durchsetzung der acht Jahre Elementarschule gewählt. Frankreich gab für diese wohlfahrstaatlichen Aufgaben auch einen erheblich geringeren Anteil des Staatsetats und des Sozialprodukts aus. Im Bereich des Wohlfahrtsstaates war Frankreich damals kein Modell für andere europäische Länder. Es überzeugt daher nicht, diese tiefen historischen deutschfranzösischen Unterschiede in einem gemeinsamen Typus des konservativen Wohlfahrtsstaats aufgehen zu lassen. Die Abschleifung dieser beiden sehr unterschiedlichen Wege des Wohlfahrtsstaates, ein wichtiger Teil der Annäherung der westeuropäischen Wohlfahrtsstaaten der 1960er Jahre, steht im Zentrum dieses Beitrags, in dem auch der Vergleich zu der ganz anderen Entwicklung des Wohlfahrtsstaates in den Vereinigten Staaten immer wieder gestreift wird. Es wäre zu schwierig geworden, in diesem kurzen Aufsatz neben dem Kontrastfall USA auch noch den Kontrastfall der Sozialpolitik der DDR aufzunehmen, so wichtig diese andere deutsche und osteuropäische Entwicklung auch war. Was spricht für eine Annäherung der Wohlfahrtstaaten in Frankreich und der Bundesrepublik in den 1960er Jahren, gleichzeitig für wachsende Divergenzen gegenüber den USA? Dafür sollen in diesem kurzen Aufsatz nicht nur die schon öfters untersuchten staatlichen Sozialversicherungen, sondern auch die Bildung, das Wohnen und die Gesundheit angesehen werden. In diesem breiteren Verständnis wurde die Annäherung des Wohlfahrtsstaates in den beiden Ländern sel 4
Vgl. Jens Alber / Neil Gilbert (Hg.), United in Diversity? Comparing Social Models in Europe and America, New York: Oxford University Press, 2010. Eher implizit geschieht dies mit der erwähnten Konstruktion des Typus des Beveridge-Systems, in dem Irland, Großbritannien und die USA zu einem extrem heterogen Modell zusammengefasst werden.
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ten untersucht. Daneben soll allerdings auch verfolgt werden, ob die 1960er Jahre auch die Geburtszeit von neuen deutsch-französischen ebenso wie von neuen westeuropäisch-amerikanischen Divergenzen waren. SOZIALVERSICHERUNGEN Die französischen und deutschen staatlichen Sozialversicherungen näherten sich in den 1960er Jahren stärker als je zuvor an. In diesem goldenen Zeitalter des Aufbaus des modernen europäischen Wohlfahrtsstaats, in dem freilich auch die genannten Schwächen ihre Ursprünge hatten, kann man in mehrfacher Hinsicht von deutsch-französischen Annäherungen sprechen. Im internationalen Rahmen entstand eine neue, grundsätzliche Ähnlichkeit: In den 1960er Jahren waren weder Frankreich noch die Bundesrepublik europäische Modelle des Wohlfahrtsstaates – anders als in der Vorkriegszeit und auch noch Zwischenkriegszeit, als die Bismarcksche obligatorische Sozialversicherung als ein nicht unumstrittenes europäisches Modell galt. In beiden Ländern herrschten in den 1960er Jahren obligatorische Versicherungen vor. Darüber hinaus trieben beide Regierungen in einem breiten überparteilichen Konsens den Ausbau des Wohlfahrtsstaates in ähnlicher Weise voran, auch wenn Frankreich keine so spektakuläre Rentenversicherungsreform wie die Bundesrepublik 1957 durchführte, mit der das Kapitaldeckungsverfahren in Annäherung an Frankreich durch das Umlageverfahren ersetzt wurde.5 Die Altersversicherungen sollten nach den Vorstellungen der Politik in Frankreich wie in der Bundesrepublik einen eigenständigen Haushalt der Alten sichern und waren nicht mehr nur als Zuschuss zu einer Versorgung der Alten durch die Familie gedacht. Die Ausgaben der Rentenversicherungen in Frankreich wie in der Bundesrepublik näherten sich in begrenztem Maße an, wenngleich um 1970 in Frankreich immer noch nur 24 %, in der Bundesrepublik dagegen 40 % der staatlichen sozialen Sicherungsausgaben für die Rentenversicherung verwandt wurden. Dieser Unterschied entstand vor allem wegen der hohen französischen Familienzuschüsse, deren Anteil freilich zurückging.6 Auch das Rentenalter glich sich in beiden Ländern an: Der Anteil der noch Erwerbstätigen sank in Frankreich wie in Deutschland im entscheidenden Alter zwischen 60 und 64 Jahren und erreichte 1970 ähnliche Werte von 41 % in Frankreich und 43 % in der Bundesrepublik, wenn man den Daten des Internationalen Arbeitsamts folgt. Damals begann sich allerdings schon die Schere zu öffnen, die heute beide Länder voneinander abgrenzt. Die Zahl der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe sank in Frankreich damals und in den Jahrzehnten danach spürbar 5 6
Tomka, Social (wie Anm. 1), S. 168. Peter Flora (Hg.), State, Economy and Society in Western Europe, 1815–1975, Bd. I: The Growth of Mass Democracies and Welfare States, Frankfurt a. M.: Campus, 1983, S. 490– 503.
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rascher als in der Bundesrepublik. In Frankreich fiel der Anteil zwischen 1960 und 1970 von 49 auf 41 %, in der Bundesrepublik nur von 45 auf 43 %.7 Eine weitere Annäherung: In beiden Ländern bestand darüber hinaus am Ende der 1960er Jahren eine staatliche Arbeitslosenversicherung. Sie war in der Vorkriegszeit und in der Zwischenkriegszeit sehr unterschiedlich geregelt gewesen. In Deutschland war erst 1927 eine staatliche Arbeitslosenversicherung eingerichtet worden, die allerdings zu wenig umfassend ausgelegt war und daher in der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 zusammenbrach. In Frankreich war eine Arbeitslosenversicherung schon sehr viel früher, nämlich vor dem Ersten Weltkrieg, eingerichtet worden, allerdings in der Form von staatlich subventionierten privaten Trägern. Die Weltwirtschaftskrise war in Frankreich nicht mit einem so spektakulären Zusammenbruch einer staatlichen Arbeitslosenversicherung verbunden, sicher auch, weil die Zahl der Arbeitslosen in Frankreich nicht so hoch war wie in Deutschland. Beide Länder besaßen in den 1960er Jahren eine staatliche Arbeitslosenversicherung, die alte Bundesrepublik in Fortführung der Arbeitslosenversicherung von 1927, Frankreich dagegen erst ab 1967 in obligatorischer Form. In den 1960er Jahren stand die Arbeitslosenversicherung in Frankreich auch noch nicht vor dem Problem einer weit höheren Jugendarbeitslosigkeit. Vielmehr war die Jugendarbeitslosigkeit damals in Frankreich mit 14 % noch niedriger als in der Bundesrepublik mit 17 %.8 Annäherungen ließen sich in den 1960er Jahren schließlich auch in den staatlichen Sozialausgaben beobachten. In den 1960er Jahren glichen sich die Sozialausgaben Frankreichs und der alten Bundesrepublik stark an. Die großen Unterschiede der Zwischenkriegszeit, als Deutschland weit höhere staatliche Sozialausgaben hatte als Frankreich, milderten sich ab. Sie drehten sich nach den nicht unumstrittenen Zahlen der OECD sogar um. Frankreich wurde demnach am Ende der 1960er Jahre mit Sozialausgaben von 17 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sogar zum westeuropäischen Spitzenland, lag etwas vor der Bundesrepublik mit 14 %.9 Auch der Anteil der Versicherten an den Erwerbstätigen wurde in beiden Ländern ähnlicher, hing freilich weiterhin sehr stark vom staatlichen Versicherungszweig ab. Um 1965 waren in der Invalidenversicherung in Frankreich 76 %, in Deutschland 95 %, in der Krankenversicherung in Frankreich 96 %, in Deutschland 67 %, in der Rentenversicherung in Frankreich 98 %, in Deutschland 79 %, und in der Arbeitslosenversicherung in Frankreich 61 %, in Deutschland 71 % 7 8 9
International Labour Office (Hg.), Economically Active Population 1950–2010, Bd. 4: Northern America – Europe – Oceania, Genf, 1997, S. 164 ff. Historical Statistics. 1960–1988, Paris: OECD, 1990, S. 45. Ibid., S. 76. Nach der OECD-Definition sind social security transfers öffentliche Versicherungsleistungen für Gesundheit, Alter, Familie, Sozialhilfe, Sozialleistungen der öffentlichen Hand. Höhere Sozialausgaben für die Bundesrepublik als für Frankreich konstatiert hingegen Tomka, Social (wie Anm. 1), S. 159–164. Er schließt allerdings aus den Sozialausgaben die Sozialleistungen für öffentliche Beamte, für Kriegsopfer und die Sozialhilfe aus.
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durch staatliche Sozialversicherungen abgesichert. Die teils erheblichen Unterschiede waren in der Zwischenkriegszeit und meist auch in den 1950er Jahren noch größer gewesen.10 Solche Annäherungen hatten allerdings ihre Grenzen. Die Institutionen der staatlichen Sozialversicherungen, die Einheitlichkeit, das Mitspracherecht der Versicherten, die Finanzierung durch Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Staat und die Ausgaben sahen in beiden Ländern weiterhin verschieden aus. Deutsch-französische Annäherungen bedeuteten keinesfalls Gleichartigkeit. Gleichzeitig war in den staatlichen Sozialversicherungen der Abstand zwischen den reichen westeuropäischen Ländern wie Frankreich und der Bundesrepublik und den USA in den 1960er Jahren besonders groß. Zwar wurden unter dem demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson 1964/65 wichtige Gesetze zur Bekämpfung der Armut durchgesetzt. Aber sie betrafen vor allem die armen Bewohner der USA, nicht den Durchschnitts-Amerikaner. Um 1970 lagen daher in den USA die staatlichen Sozialausgaben laut OECD mit einem Anteil von 5 % am Sozialprodukte weit unter der Sozialausgaben Frankreichs mit 16 % und auch der Bundesrepublik mit 12 %. Das lag sicher nicht daran, dass die Probleme in den USA geringer waren. In den 1960er Jahren lag die Arbeitslosigkeit in den USA mit 4 % weit höher als in Deutschland mit 1 % und in Frankreich mit 2 %.11 Erwerbsarbeit im Rentenalter war in den USA erheblich verbreiteter. Im Alter zwischen 60 und 64 Jahren arbeiteten in den USA um 1970 53 % der Erwerbsbevölkerung, in der alten Bundesrepublik dagegen – wie gerade erwähnt – nur 43 % und in Frankreich sogar nur 41 %.12 WOHNEN Auch die Wohnsituation näherte sich in den 1960er Jahren in Frankreich und Deutschland an. Dahinter stand die neue Annäherung der Stadtexpansion und der Stadtplanung in Frankreich und der Bundesrepublik, ausgelöst durch die sich angleichende Demographie, durch die ähnlichere Industrieentwicklung, durch eine massive französische Land-Stadtwanderung und durch eine in beiden Ländern ähnlich hohe, wenn auch im Charakter sehr unterschiedliche Zuwanderung aus anderen Ländern. In dieser Stadtexpansion wurden auch die Stadterweiterungen in beiden Ländern ähnlicher. In Deutschland wurde die schon lange bestehende Planung der Stadterweiterung fortgesetzt. In Frankreich beschränkte sich die Stadtplanung nicht mehr überwiegend auf die Innenstädte, sondern wandelte sich zu einer Pla 10 Flora, State, Bd. I (wie Anm. 6), S. 460 f. 11 Historical Statistics (wie Anm. 8), S. 45 (Arbeitslosigkeit, 1964–1967) und S. 67 (soziale Sicherheitsausgaben, 1960–1967). 12 International Labour Office, Economically (wie Anm. 7), S. 47 und 164 ff.; vgl. zudem Peter Flora / Arnold J. Heidenheimer (Hg.), The Development of Welfare States in Europe and America, New Brunswick: Transaction, 1981.
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nung der Stadterweiterung. In beiden Ländern wurden ganze neue Stadtviertel und Städte geplant und gebaut. Dahinter stand in beiden Ländern der damalige Zukunftsoptimismus eines besseren, planbaren Lebens in der Stadt. Die französischen und deutschen Stadtplaner standen in engem Kontakt miteinander. In beiden Ländern wurden die oft unzureichend geplanten neuen Stadtteile wie Sarcelles bei Paris und das Märkische Viertel in Berlin oder die neuen Städte wie die Neue Vahr in Bremen und Évry bei Paris anfangs noch als Fortschritt gefeiert, allerdings später eher zu einer gesellschaftlichen Belastung umgedeutet, in Frankreich mit seinen grands ensembles noch stärker als in Deutschland. In beiden Ländern besaß der staatliche Wohnungsbau nach 1945, wenn auch in unterschiedlichen Zeiträumen, für den Wohnungsmarkt eine gewichtige Rolle, teils als Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Krieges, teils aber auch als öffentliche Kanalisierung der Stadtexpansion und als Vermeidung von Slums.13 Während der Stadtexpansion der 1960er Jahre verbesserte sich in beiden Ländern die Wohnsituation in mehrfacher Hinsicht und in ähnlicher Weise als täglich erlebter Fortschritt. Die Qualität der Wohnung, ihre Ausstattung mit Wasser, Elektrizität, Bädern und Küchen wurde so ähnlich wie nie zuvor. Die Wohnungsgröße glich sich an. Die Ausstattung der Wohnungen mit Haushaltsgeräten stieg in beiden Ländern stark an, wenn auch in der Bundesrepublik etwas stärker als in Frankreich. Das Eigentum von Wohnungen oder Häusern nahm in beiden Ländern zu, blieb allerdings in Frankreich etwas höher als in Deutschland. Die privaten Wohnungsausgaben, die noch in den 1950er Jahren in Frankreich niedriger waren als in Deutschland, wurden in den 1960er Jahren ähnlicher. In beiden Ländern wurde eine erhebliche Verbesserung der Wohnungsausstattung und der Wohnsicherheit mit einer steigenden Belastung der privaten Haushalte durch Ausgaben für Wohnen bezahlt, die der Wohlfahrtsstaat etwas abmildern, aber nicht verhindern konnte.14
13 Vgl. Friedrich Lenger, Metropolen der Moderne. Eine europäische Stadtgeschichte seit 1850, München: Beck, 2013, S. 437–513; Jean-Luc Pinol (Hg.), Histoire de l’Europe urbaine, 2 Bde., Paris: Seuil, 2003; Clemens Zimmermann, Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Großstadtentwicklung, Frankfurt a. M.: Fischer, 1996; Hartmut Häußermann, Die europäische Stadt, in: Leviathan 29 (2002) 2, S. 237–255; Christiane Reinecke, Laboratorien des Abstiegs? Eigendynamiken der Kritik und der schlechte Ruf zweier Großsiedlungen in Westdeutschland und Frankreich, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte (2013) 1, S. 25– 34. 14 Vgl. Sabine Haustein, Vom Mangel zum Massenkonsum. Deutschland, Frankreich und Großbritannien im Vergleich 1945–1970, Frankfurt a. M.: Campus, 2007; Angus S. Deaton, The Structure of Demand in Europe, 1920–1970, in: Carlo M. Cipolla (Hg.), The Fontana Economic History of Europe, Bd. 5: The Twentieth Century, Teil 1, London: Fontana, 1976, S. 89–131, hier S. 102 f. und 114 f.
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BILDUNG Auch in einem dritten Feld des Wohlfahrtsstaates, den Bildungschancen, wurden die beiden Länder etwas ähnlicher, wenngleich auf allen Ebenen mit den französischen Elitehochschulen, mit den französischen Einheitsschulen, mit den deutschen Berufsschulen und mit den französischen crêches und écoles maternelles die großen Unterschiede das Bild zu bestimmen schienen. Die staatlichen Bildungsausgaben waren nicht mehr, wie noch in der Zwischenkriegszeit, in Frankreich erheblich höher. Sie lagen um 1960 in Frankreich und der Bundesrepublik auf einem ähnlichen Niveau von rund 10 % der Staatsausgaben, stiegen allerdings in Frankreich im Laufe der 1960er Jahre auf 15 % an, in der Bundesrepublik dagegen nicht.15 Die Verbesserung der Bildungschancen wurde in beiden Ländern in den 1960er Jahren ein wichtiges Prinzip der Bildungspolitik, auch wenn sich die Konzepte der Elitenausbildung, der Familienpolitik und der Zentralisierung der Bildungspolitik stark unterschieden.16 Die Bundesrepublik holte im Angebot der staatlichen Ausbildung gegenüber Frankreich auf. Zwar gab es erheblich weniger Kindergartenplätze, aber der Abstand ging etwas zurück. Die Elementarschulausbildung war zwar gemessen an der Zahl der Lehrer pro Schüler in der Bundesrepublik schlechter als in Frankreich, jedoch milderte sich der Abstand etwas ab. Der Anteil der Sekundarschüler unter den Jugendlichen stieg umgekehrt in Frankreich an und lag um 1970 nicht mehr so stark hinter Deutschland zurück wie zuvor.17 Die Studentenraten, also die Zahl der Studenten gemessen an den entsprechenden Altersgruppe, die zwar vor 1914 in beiden Ländern noch sehr ähnlich gewesen waren, aber in der Zwischenkriegszeit in Deutschland hinter Frankreich zurückfielen, wurden wieder ähnlicher. Der große Rückstand des Frauenstudiums in der Bundesrepublik, ein preußisches Erbe, wurde zwar nicht abgebaut, aber doch abgemildert.18 Leider wissen wir bisher noch nicht, ob in den 1960er Jahren auch die Bildungschancen für die zahlreichen Zuwanderer in den beiden Ländern ähnlicher wurden und ob sich der Vorsprung Frankreichs als klassisches Einwanderland abmilderte. 15 Flora, State, Bd. I (wie Anm. 6), S. 376–393. (für Bundesrepublik: Bund und Länder). 16 Walter Rüegg (Hg.), Geschichte der Universität in Europa, Bd. IV: Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, München: Beck, 2010; George S. Papadopoulos, Education 1960–1990. The OECD Perspective, Paris: OECD, 1994. 17 Flora, State, Bd. I (wie Anm. 6), S. 578–581 und 585–588. 18 Richard Breen / Ruud Luijkx / Walter Müller / Reinhard Pollak, Nonpersistent Inequality in Educational Attainment. Evidence from Eight European Countries, in: American Journal of Sociology 114 (2009) 5, 1475–1521; Fritz K. Ringer, Education and Society in Modern Europe, Bloomington: Indiana University Press, 1978; Hartmut Kaelble, Soziale Mobilität und Chancengleichheit im 19. und 20. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1983, S. 195–228; Kaelble, Sozialgeschichte (wie Anm. 1), S. 387–411.
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GESUNDHEIT Möglicherweise glichen sich beide Länder auch in dem historisch am schlechtesten untersuchten Bereich des Wohlfahrtsstaates, im Gesundheitssektor, etwas an.19 Die Gesundheitssysteme Frankreichs und der Bundesrepublik unterschieden sich zwar nach dem Zweiten Weltkrieg sehr. Das französische Gesundheitssystem kam mit erheblich weniger Ärzten, Krankenhäusern und Krankenhausbetten pro Kopf der Bevölkerung aus als das westdeutsche Gesundheitssystem und verursachte deshalb auch weniger Kosten. In den 1960er Jahren gingen diese Unterschiede jedoch etwas zurück. Die Ärztedichte und die Zahl der Krankenhausaufenthalte stiegen in Frankreich rascher an, so dass sie sich in den 1980er Jahren nur noch wenig von der Bundesrepublik unterscheiden sollten. Gleichzeitig lagen Frankreich und die Bundesrepublik in dem härtesten, aber nicht nur von der Gesundheitspolitik beeinflussten Indikator für den Stand der Gesundheit, in der Lebenserwartung, in den 1960er Jahren nahe beieinander. Wenn es überhaupt einen Unterschied gab, dann lebten die französischen Frauen und Männer in den 1960er Jahren sogar etwas länger.20 In den Vereinigten Staaten waren die Ärztedichte und die Dichte der Krankenhausbetten in den 1960er Jahren noch geringer als in Frankreich. Dagegen unterschied sich die Lebenserwartung kaum von Frankreich und der alten Bundesrepublik. Erst in den 1980er Jahren zeichnete sich ein deutliches gemeinsames deutsch-französisches Muster als Kontrast zu den USA ab: in ähnlicher Weise mehr Ärzte und Krankenhausbetten und höhere Gesundheitskosten als in den USA, freilich aber keine spürbar längere Lebenserwartung.21 ZUSAMMENFASSUNG Insgesamt standen die 1960er Jahre unter dem Zeichen der Annäherung des Wohlfahrtsstaates in beiden Ländern, bei gleichzeitiger Verstärkung der Unterschiede zu den USA, besonders im Bereich der staatlichen Sozialversicherungen. Auch wenn man von einem breiten Verständnis des Wohlfahrtsstaats ausgeht, das neben den staatlichen Sozialversicherungen auch Bildungs-, Wohnungs- und Gesundheitspolitik einschließt, spricht viel für eine westdeutsch-französische gesellschaftliche Annäherung. 19 Vgl. zum Überblick über wenig Forschung: Julia Lepperhoff, Wohlfahrtskulturen in Frankreich und Deutschland. Gesundheitspolitische Reformdebatten im Ländervergleich, Wiesbaden: VS, 2004. 20 Peter Flora (Hg.), State, Economy and Society in Western Europe, 1815–1975, Bd. II: The Growth of Industrial Societies and Capitalist Economies, Frankfurt a. M.: Campus, 1987, S. 100 f.; Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften (Hg.), Sozialindikatoren für die Europäische Gemeinschaft 1960–1975, Luxemburg, 1977, S. 208 ff. 21 Statistical Abstracts of the United States 108 (1988), S. 803 f.
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Diese Annäherung hatte sicher ihre deutlichen Grenzen. Die Institutionen des Wohlfahrtsstaates blieben in den beiden Ländern verschieden. Tarifverträge und Arbeitsrecht wurden nicht spürbar ähnlicher, auch wenn die Kontakte zwischen den Gewerkschaften zunahmen. Auch die Erfahrung der Zeitgenossen war in der Regel noch von den gesellschaftlichen Unterschieden geprägt. Es sind nur wenige Äußerungen überliefert, in denen Zeitgenossen die Annäherungen des Wohlfahrstaats registrierten. Man sollte außerdem berücksichtigen, dass die Entwicklung des modernen Wohlfahrtsstaates in den 1960er Jahren nicht nur Vorzüge, sondern auch Nachteile mit sich brachte. Dieser Wohlfahrtsstaat war, wie erwähnt, auf Veränderungen der Familienrollen, auf die irregulären Lebensläufe, auf eine effizientere und aktivierende Wirkung und auf internationale Öffnung schlecht vorbereitet. Ungeachtet der Bewertungen sind aus der Rückschau diese deutschfranzösischen Annäherungen des Wohlfahrtstaats im Vergleich zur Zwischenkriegszeit und zur Nachkriegszeit doch beeindruckend. Zu wenig untersucht ist bisher allerdings, warum diese Annäherung in den 1960er Jahren durchgesetzt wurde. Sie war keine Folge der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Élysée-Vertrag von 1963, da in diesem Vertrag keine Zusammenarbeit im Bereich der Sozialpolitik vorgesehen war. Sie war wohl auch keine Folge der noch jungen europäischen Integration, da die europäische Gemeinschaft erst in 1970er Jahre begann, eine soziale Dimension zu entwickeln und diese Dimension auch dann erst einmal schwach blieb. Die deutsch-französische Annäherung des Wohlfahrtsstaats war wohl auch nicht eine Folge der Ausrichtung an einem gemeinsamen Modell, etwa an dem damals führenden britischen Modell oder an dem skandinavischen Modell. Die französische Politik nahm das britische Modell zwar direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als wichtige Leitlinie, entwickelte sich aber in den 1960er Jahren in vielen Bereichen des Wohlfahrtsstaates davon weg. Die bundesdeutsche Regierung hielt eher Distanz zum britischen Modell. Entscheidend für die deutsch-französische Konvergenz dürfte vielmehr die nicht zentral gesteuerte Diffusion von wohlfahrtstaatlichen Konzepten, von Stadtplanungskonzepten, von Konzepten der Bildungspolitik und Gesundheitspolitik gewesen sein, die eng mit dem Fortschrittsoptimismus und der verbreiteten Euphorie der gesellschaftlichen Planung in der damaligen Zeit verbunden waren. Sie wurden von internationalen Organisationen wie der International Labour Organization (ILO) und der OECD propagiert und von Experten getragen, die in den 1960er Jahren einen wichtigen Aufstieg in der Politik und in der Öffentlichkeit erlebten. Der Austausch zwischen französischen und westdeutschen Experten war in einigen Bereichen phasenweise sehr intensiv. Wie diese Akteure im Einzelnen auf Regierungsentscheidungen wirkten, ist allerdings noch zu wenig untersucht. Skepsis ist gegenüber dem Argument angebracht, dass in den 1960er Jahren der damals neue europäische Wohlfahrtsstaat auch die Geburtsstunde der gegenwärtigen Probleme Frankreichs gewesen sei. Nur wenige Schwierigkeiten des heutigen französischen Wohlfahrtsstaats hatten ihren Ursprung tatsächlich in den 1960er Jahren. Sicher sank seit damals das Rentenalter in Frankreich etwas ra-
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scher als in Deutschland. Aber es ist selbst in der Gegenwart umstritten, ob die tatsächliche Altersgrenze in Frankreich wirklich viel niedriger geworden ist als in Deutschland.22 Die Jugendarbeitslosigkeit war in den 1960er Jahren in Frankreich noch nicht höher als in der Bundesrepublik. Erst seit den 1970er Jahren setzte sich dieser Unterschied fest.23 Die Protestwelle französischer Jugendlicher aus Einwanderer-Milieus vor einigen Jahren lässt sich keinesfalls allein auf die französische Stadtplanung der 1960er Jahre und auf die billig hochgezogenen grands ensembles zurückführen, sondern hat vielmehr mit den hohen Erwartungen der eingebürgerten jungen französischen Immigranten der zweiten Generation zu tun. In Deutschland blieben die Kinder von Zuwanderern oft Ausländer und erwarteten daher vom deutschen Umfeld weit weniger.24 Ob die Sozialausgaben in Frankreich wirklich schon in den 1960er Jahren oder erst später höher waren als in Deutschland, ist umstritten. Erst für die Zeit ab ungefähr 1980 besteht Konsens, dass Frankreich höhere Sozialausgaben tätigte. Man sollte aber auch für diese Zeit nicht vergessen, dass die höheren französischen Sozialausgaben auch höhere Ausgaben für Familien enthielten, die wiederum eine wichtige Voraussetzung für die hohen Geburtenraten in Frankreich und damit auch für die geringeren französischen Probleme bei der Finanzierung der Altersversicherung sind. Auch die Bildungsausgaben waren seit den 1960er Jahren in Frankreich höher als in der Bundesrepublik. Hinter den höheren Sozialausgaben stand daher auch ein etwas anderer französischer Weg des Wohlfahrtsstaates, der durchaus auch Vorteile besitzt und für den in der heutigen deutschen Debatte über das angebliche Problemland jenseits des Rheins nicht immer das notwendige Verständnis aufgebracht wird. Vergleichen heißt im schlechten Sinne, den eigenen Weg dem Anderen aufdrängen, im besten Sinne, die Entwicklung eines anderen Landes besser verstehen und auch seine Vorzüge zu berücksichtigen.
22 Vgl. für den Stand 2009 eine neutrale Stelle: Demografie, aktives Altern und Renten, Brüssel: Europäische Kommission, 2012, S. 37. 23 Historical Statistics (wie Anm. 8), S. 45. 24 Vgl. Ingrid Tucci / Olaf Groh-Samberg, Das enttäuschte Versprechen der Integration. Migrantennachkommen in Frankreich und Deutschland, in: Swiss Journal of Sociology 34 (2008) 2, S. 307–333; Ingrid Tucci, Immigration, intégration et diversité en France et en Allemagne, in: Informations sociales n° 163 (2011) 1, S. 116–124.
MODERNISIERUNG IM ZEICHEN AMERIKAS? Politische Kommunikation in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland in den ,langen‘ 1960er Jahren Jörg Requate Befasst man sich mit politischer Kommunikation in den hier zur Debatte stehenden Ländern in den langen 1960er Jahren, stößt man unweigerlich auf den Namen John F. Kennedy. Als Kennedy 1960 als Präsidentschaftskandidat nominiert wurde und er anschließend die Wahl gegen Richard Nixon gewann, blickten Politiker und Politikberater aus aller Welt fasziniert auf die USA. Auch wenn Kennedy die Wahl nur knapp gewann, verkörperte er einen neuen Politikertypus und damit auch einen neuen Politik- und Kommunikationsstil. Die Tatsache, dass es erstmals ein Fernsehduell zwischen den beiden Kandidaten gab sowie die Suche nach den Ursachen für den Kennedy zugeschriebenen ,Sieg‘ in diesem Fernsehduell heizten die Debatte um den richtigen Kommunikationsstil, insbesondere im Wahlkampf, noch einmal an. Zwar waren auch schon zu den Wahlen von 1956 vor allem deutsche Beobachter von CDU und SPD in die USA gefahren, doch der Wahlkampf von 1960 erreichte ein ganz neues Maß an Aufmerksamkeit und Faszination. Schon in die Vorwahlen war Kennedy keineswegs als Favorit gegangen, und bei den Präsidentschaftswahlen selbst galt er gegenüber Richard Nixon als klarer Außenseiter. Immerhin war Nixon acht Jahre lang Vizepräsident gewesen und hatte Dwight D. Eisenhower während längerer Krankheitsphasen wiederholt vertreten. Doch mit einem Team aus Beratern war es gelungen, Kennedy systematisch das Image des hominis novus, des Vertreters einer neuen Generation, der Verkörperung des amerikanischen Traums zu geben. Der Kennedy zugeschriebene Sieg im legendären ersten Fernsehduell zwischen den beiden Kandidaten gab diesem Bild die letzte Abrundung: hier der junge Aufsteiger, der es wie kaum ein zweiter verstand, die Zuschauer direkt anzusprechen – und dort der unvorbereitet, müde und schlecht rasiert wirkende Vertreter des politischen Establishments.1 1
Zu dem Fernsehduell vgl. Sidney Kraus (Hg.), The Great Debates. Background, Perspective, Effects, Bloomington: Indiana University Press, 1962, Nachdruck 1977 unter dem Titel: The Great Debates. Kennedy vs. Nixon, 1960; zur Bedeutung Kennedys für die deutschen Wahlkämpfe vgl. Thomas Mergel, Propaganda nach Hitler. Eine Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik 1949–1990, Göttingen: Wallstein, 2010, insbesondere S. 19–24, S. 63– 85 und S. 215–220, sowie Daniela Münkel, Als „deutscher Kennedy“ zum Sieg? Willy Brandt, die USA und die Medien, in: Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History 1 (2004) 2, S. 172–194, Online-Ausgabe unter der URL: http://www.zeithistorischeforschungen.de/16126041-Muenkel-2-2004 [12.10.2016].
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Der amerikanische Journalist Theodore White, der Kennedys Wahlkampf Schritt für Schritt verfolgt hatte, lieferte mit seinem Buch „The Making of the President“ die vermeintliche Blaupause für das Rezept eines erfolgreichen Wahlkampfes. Unter dem Titel „Comment on fait un président“ erschien das Buch 1962 auch in Frankreich und wurde dort ebenso wie in der Bundesrepublik danach durchforstet, was auch diesseits des Atlantiks daraus für einen erfolgreichen Wahlkampf entnommen werden konnte.2 Dabei waren es vor allem die Oppositionsparteien, die vom Modell Kennedy profitieren wollten. Durch den Rhythmus der zeitlich etwas versetzten Wahlen waren dabei die Voraussetzungen in der Bundesrepublik und in Frankreich Anfang der 1960er durchaus vergleichbar. Mit Konrad Adenauer und Charles de Gaulle waren zwei fast übermächtig erscheinende Figuren im Amt, die über ein erhebliches Ansehen und ein geradezu erdrückendes Maß an politischer Erfahrung verfügten, gleichzeitig aber von ihrem Alter her nicht mehr unbedingt die Zukunft verkörperten. Mit einem ähnlich jungen und dynamischen Image, mit einem ähnlichen Kommunikationsstil, einem ähnlichen Wahlkampf, ja mit einem ,deutschen‘, bzw. einem ,französischen Kennedy‘, so die Überlegung einiger Wahlkampfmanager, könnte Adenauer bzw. de Gaulle Paroli geboten werden. Tatsächlich wurde in der Bundesrepublik der Versuch unternommen, dem jungen Willy Brandt für die Wahlen von 1961 eben dieses Image des ,deutschen Kennedy‘ zu verleihen.3 In Frankreich war bis zu den Wahlen von 1965 noch etwas mehr Zeit, und es mussten überhaupt erst Herausforderer für de Gaulle gefunden werden. Dabei wurde die Suche nach einem ,französischen Kennedy‘ fast zur Obsession.4 Gleich drei potenzielle Präsidentschaftskandidaten versuchten Medien und Politikberater im Laufe der 1960er Jahre als Kennedy à la française aufzubauen. Die Präsidentschaftswahlen von 1965 warfen lange ihre Schatten voraus, und über die Frage, ob es überhaupt möglich war, de Gaulle – wenn er denn antrat – aus dem Amt zu drängen, konnte die Opposition sehr lange nachdenken. Die Herausforderung bestand darin, einen Kandidaten zu finden, der in der enorm heterogenen Opposition von den Kommunisten bis in die politische Mitte hinein so viel Zustimmung verbuchen konnte, dass er eine ernsthafte Gefahr für de Gaulle darstellte. Diese Kandidatenfrage inszenierte die französische Zeitschrift L’Express gut anderthalb Jahre vor der Wahl als Suche nach einem ,Monsieur X‘, der eben dieser Aufgabe gewachsen war.5 Herausgeber der Zeitschrift war Jean-Jacques Servan-Schreiber, der immer wieder klare Sympathien für die USA äußerte und schließlich mit seinem Buch „Die amerikanische Herausforderung“ für Frankreich
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Theodore Harold White, The Making of the President 1960, New York: Atheneum, 1961, französische Übersetzung: La victoire de Kennedy ou comment on fait un Président, 8 novembre 1960, Paris: Laffont, 1961. Vgl. v. a. Münkel, Kennedy (wie Anm. 1). Zum Folgenden vgl. Christian Delporte, La France dans les yeux. Une histoire de la communication politique de 1930 à aujourd’hui, Paris: Flammarion, 2007, S. 124–160. Jean Ferniot, Monsieur X contre de Gaulle, in: L’Express, 19.9.1963.
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insgesamt eine stärkere Orientierung am amerikanischen Modell forderte.6 Servan-Schreiber zeigte offene Bewunderung für Kennedy. Und so trug der gesuchte, ideale Herausforderer für den General auch recht deutlich die Züge eines vermeintlichen ,französischen Kennedy‘. Wer aber dieser ,Monsieur X‘ nun sein sollte, darüber rätselte die französische Öffentlichkeit lange, bis die Suche schließlich auf den sozialistischen Bürgermeister von Marseille, Gaston Defferre, hinauszulaufen schien.7 Tatsächlich versuchten die Parteimanager auch, ihn als modernen, zukunftsorientierten Kandidaten à la Kennedy aufzubauen, doch endete die Kandidatur schon bald in innerparteilichen Querelen. Eine erfolgreichere Karriere als ,französischer Kennedy‘ schien dagegen der Zentrist Jean Lecanuet zu machen. Auch physisch dem amerikanischen Präsidenten ähnlicher als Defferre, gelang es seinem Team aus dem weitgehend unbekannten Provinzpolitiker eine Art ,Marke‘ mit einer enormen medialen Präsenz zu machen. Hatten zu Beginn seiner Kampagne lediglich 3 % der Befragten geäußert, sich für Lecanuet aussprechen zu wollen, kam er bei den Wahlen von 1965 immerhin auf einen Stimmenanteil von knapp 16 %. Einen erheblichen Einfluss hatten ohne Zweifel eine ,amerikanisierte‘ Kampagne und seine Fernsehpräsenz: Eine Umfrage ergab, dass über die Hälfte aller Befragten Lecanuet die beste Fernsehperformanz zuschrieben. So trug Lecanuet vermutlich wesentlich dazu bei, dass de Gaulle gegen François Mitterrand in die Stichwahl musste. Schließlich gab es noch einen dritten ,französischen Kennedy‘: Nachdem Jean-Jacques Servan-Schreiber als Herausgeber von L’Express über mehr als ein Jahrzehnt zu den einflussreichsten politischen Journalisten gehört hatte, versuchte er schließlich 1970 selbst den Schritt in die Politik. Als bekennender Amerika-Fan lag bei ihm die Assoziation des ,französischen Kennedys‘ vielleicht am nächsten. Das Akronym JJSS evozierte ganz gezielt die Assoziation zu JFK. Doch auch seine Ambitionen für das Präsidentenamt scheiterten bald. Stattdessen schloss er sich kurze Zeit später dem Wahlkampfteam von Valéry Giscard d’Estaing an und wurde schließlich 1974 Minister für Reformen. Diese kurzen Beispiele machen deutlich, in welchem Maße in den 1960er Jahren sowohl von der Bundesrepublik als auch von Frankreich aus der Blick in die USA gerichtet war, wenn es um neue Konzepte und Ideen in der politischen Kommunikation ging. Das Schlagwort von der ,Amerikanisierung‘ war in beiden Ländern ein ständiger Begleiter dieser Debatte. Auch in der Forschungsliteratur ist für beide Länder immer wieder die Tendenz zur ,Amerikanisierung‘ der politischen Kommunikation konstatiert worden. Doch was bedeutet das konkret? Hat sich der Stil der politischen Kommunikation in den drei Ländern tatsächlich in dem Sinne angeglichen, dass die Bundesrepublik und Frankreich der amerikanischen Entwicklung permanent nacheiferten 6
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Jean-Jacques Servan-Schreiber, Le défi américain, Paris: Denoël, 1967, deutsche Übersetzung: Die amerikanische Herausforderung, Hamburg: Hoffmann und Campe, 1968. Zu Servan-Schreiber vgl. insbesondere Jean Bothorel, Celui qui voulait tout changer. Les années JJSS, Paris: Laffont, 2005. Zu Defferes Kandidatur vgl. René Rémond, L’élection présidentielle et la candidature Defferre, in: Revue française de science politique 14 (1964) 3, S. 513–526.
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und hinterherhechelten? Zunächst scheint es sinnvoll, den Begriff der ,Amerikanisierung‘ in Bezug auf die politische Kommunikation jenseits des Schlagwortes etwas genauer zu fassen. Drei Punkte sind hier zentral: 1. Die Professionalisierung der politischen Kommunikation: Das bedeutet, dass die Eigenständigkeit von politischer Kommunikation überhaupt konstatiert wird und nicht als etwas gesehen wird, was sich aus der Vermittlung der Inhalte schon von selbst ergibt. Das bedeutete dann auch ganz konkret, dass Experten beschäftigt wurden, die sich mit diesem Bereich gesondert befassten. 2. Die Personalisierung: In einer eher pejorativen Perspektive lässt sich darunter verstehen, dass Personen zunehmend wichtiger werden als Inhalte. Etwas neutraler lässt sich darunter verstehen, dass Personen zunehmend zu Symbolen und Katalysatoren für bestimmte politische Inhalte werden. 3. Der Aufstieg eines politischen Marketing: Damit ist eine Entwicklung gemeint, in der zunehmend der Versuch unternommen wird, politische Inhalte mit Methoden der Produktwerbung an den als ,Konsumenten‘ definierten Wähler zu bringen. Oft wird der Begriff der ,Medialisierung‘ hier noch als weiterer Punkt hinzugesetzt. Mir erscheint es jedoch sinnvoller, ,Medialisierung‘ als eine eigenständige, übergreifende Entwicklung zu sehen, die in alle Bereiche der politischen Kommunikation hineinreicht. So ist es das Zusammenspiel zwischen dem politischen und dem medialen System und deren Akteuren, das die politische Kommunikation prägt und das es zu untersuchen gilt – nicht zuletzt in Bezug auf die unterschiedlichen Facetten der ,Amerikanisierung‘. Vor diesem Hintergrund sollen die Entwicklungen in der Bundesrepublik und in Frankreich kurz skizziert werden. Zunächst zu Frankreich: Blickt man hier auf die frühen 1960er Jahre, sind zwei Faktoren für die Entwicklung der politischen Kommunikation von zentraler Bedeutung. Der eine Faktor ist de Gaulle und sein Verständnis von politischer Kommunikation.8 Dieses Verständnis war denkbar einfach: Er spricht und das Volk hört zu. Die Rolle der Medien war in dieser Konzeption rein auf die Weiterverbreitung seiner Botschaften reduziert. Prägend dafür waren die Radioansprachen, mit denen sich de Gaulle seit dem berühmten ,Appel du 18 juin‘ über den gesamten Krieg hinweg an die Franzosen wandte, um sie zum Widerstand gegen die deutsche Besatzung aufzurufen und moralisch zu unterstützen. Später kam dieses Modell aber auch bei de Gaulles berühmten Pressekonferenzen zum Ausdruck, bei denen die Journalisten lediglich als Stichwortgeber für seine weit ausholenden Ausführungen fungierten.9 8
9
Zu de Gaulles Verhältnis zu den Medien vgl. u. a. Jean-Pierre Esquenazi, Télevision et espace public sous de Gaulle, in: Les Cahiers d’histoire n° 86 (2002), S. 49–61; Alain M. Plantey (Hg.), De Gaulle et les médias, Paris: Plon, 1994; Aude Vassallo, La télévision sous de Gaulle. Le contrôle gouvernemental de l’information (1958/1969), Brüssel: De Boek, 2005; de Gaulle in einen längeren Kontext einordnend: Jean-Pierre Esquenazi, Télévision et démocratie. Le politique à la télévision française 1958–1990, Paris: Presses Universitaires de France, 1999. Vgl. Jean-Claude Maitrot / Jean-Didier Sicault, Les conférences de presse du Général de Gaulle, Paris: Presses Universitaires de France, 1969.
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Karikatur von Jean Effel, aus: L’Express, 30.1.1964
Verfolgt man die Pressekonferenzen über die Jahre, ist unverkennbar, dass der zu anfangs noch halbwegs vorhandene Charakter eines Frage-Antwort-Ablaufs fast völlig verloren geht und nicht einmal mehr der Anschein erweckt wurde, als ginge es tatsächlich darum, Fragen zu stellen. Auch wenn dies die Journalisten – nicht zuletzt Hubert Beuve-Méry, der Herausgeber und Gründer von Le Monde10 – zunehmend mit bitterer Ironie zur Kenntnis nahmen, lehnten sie sich doch nicht wirklich dagegen auf. Der zweite für diese Phase wichtige Faktor war die Revision der Verfassung von 1962 mit der Einführung der Direktwahl des Präsidenten. De Gaulle hatte dies 1958 zu Beginn der Fünften Republik noch nicht durchsetzen können und ,komplettierte‘ die Verfassung in seinem Sinne daher erst 1962.11 Für eine Personalisierung der Politik, insbesondere mit Blick auf die Wahlen, waren damit nun die perfekten Voraussetzungen geschaffen. Wie bereits erwähnt, wurde Theodore Whites Buch „The Making of the President“ unmittelbar mit Blick auf die Wahlen von 1965 ins Französische übersetzt. Mit der Konstellation der Direktwahl waren die Voraussetzungen für einen amerikanischen Wahlkampf so gut wie nirgends in Europa. So bot der Journalist Michel Bongrand, der den Kennedy-Wahlkampf von 1960 in den USA verfolgt hatte und der davon überzeugt war, mit den gleichen Methoden auch in Frankreich erfolgreich sein zu können, de Gaulle seine Unterstützung an.12 Der allerdings wollte von ,amerikanischen‘ Methoden nichts wissen und war überzeugt, derlei nicht nötig zu haben. Tatsächlich konnte man aus einer Marketing-Perspektive auch argumentieren, dass das ,Produkt de Gaulle‘ in dem Sinne bereits so perfekt war, dass Person, Stil und Inhalt so sehr mit einander ver10 Vgl. dazu Delporte, France (wie Anm. 4), S. 94. 11 Vgl. dazu z. B. Wolfram Vogel, Frankreichs Verfassung 1958–2008, in: Frankreich-Jahrbuch 2007, S. 11–29. 12 Bongrand gilt als Pionier oder gar ,Papst‘ des politischen Marketings in Frankreich. Bongrand hat(te) eine Reihe von Büchern zu dem Thema geschrieben, zuletzt: Michel Bongrand, Le marketing politicien. Grandeur et décadence des stratégies de pouvoir, Paris: Bourin, 2006.
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schmolzen waren, dass ein Berater hier höchstens etwas hätte verschlechtern können. Mitterrand versuchte sich in den Wahlen von 1965 zwar inhaltlich als Gegenpol zum Präsidenten zu positionieren, doch ging es vom politischen Stil her eher darum, zumindest annähernd so präsidiabel zu erscheinen wie de Gaulle selbst. Von der Art seines Auftretens orientierte sich Mitterrand daher auch eher am Präsidenten, als dass er sich von ihm absetzte. So blieb es dem zentristischen Kandidaten Lecanuet vorbehalten, sich modern und amerikanisch in Szene zu setzen – und das durchaus mit Erfolg: „Quand il parle, il croit ce qu’il dit“, schrieb Françoise Giroud, eher Anhängerin Mitterands als Lecanuets, 1965 im L’Express und fuhr fort: „Je ne suis pas une électrice en puissance pour M. Lecanuet. […] Mais la performance est impressionante.“13 Und Le Monde stieß ins gleiche Horn: Mitterrands Stimme passe nicht zu seinem Äußeren und er „beneide“ das Lächeln von Lecanuet.14 Wie bereits erwähnt, brachten ihm diese telegenen Attribute einen relativen Erfolg – von einem absoluten blieb er aber denkbar weit entfernt.15 Gleichwohl bekam auch de Gaulle zu spüren, dass sich die Anforderungen an die politische Kommunikation verändert hatten. Zu diesen Veränderungen gehörte auch, dass die Meinungsforschungsinstitute für den Wahlkampf eine zunehmende Rolle spielten, und diese verzeichneten ein langsames, aber stetes Absinken von de Gaulles Umfragewerten. De Gaulle betrachtete es im Prinzip als unter seiner Würde, überhaupt Wahlkampf zu machen. Als seine Berater ihn darauf hinwiesen, dass die Zustimmung zu Lecanuet wohl nicht zuletzt mit dessen hoher Fernsehpräsenz zu tun hatte, entgegnete der General, ob man wolle, dass er sich ins Fernsehen setze und sage „Je m’appelle Charles de Gaulle …“.16 Schließlich ließ sich de Gaulle zu einem Fernsehauftritt überreden, der dann aber wohl zu den schlechtesten seiner gesamten Karriere zählte. Er redete eine Viertelstunde lang ohne eine klare Struktur in nicht enden wollenden Sätzen, wie dem folgenden: Oui, la République nouvelle qui a déployé pour l’union de l’Europe occidentale de grands et constants efforts en partie couronnés de succès, veut que l’édifice s’achève dans des conditions équitables et raisonnables, que l’agriculture française entre dans le marché commun effectivement, et sans que par la suite quelques commissions dites supranationales ou quelques votes à la majorité puissent remettre tout en cause, que si un jour il s’agit de bâtir une organisation politique des six, la France, par l’effet de cette même procédure, ne risque pas d’être entraînée sur notre continent dans une action dangereuse et qu’elle n’approuverait pas.17
In typischer Weise setzte er sich selbst mit der neuen Republik gleich und vertrat seine bekannten Positionen eines starken und unabhängigen Frankreich. Eine neue Vision wurde dabei jedoch ebenso wenig deutlich wie irgendein konkretes politisches Konzept. Letztlich lautete die Botschaft: Entweder ihr vertraut mir – oder 13 Françoise Giroud, Leurs visages dans la Campagne, in: L’Express, 29.11.1965. 14 Maurice Denuzière, Les candidats sur un plateau …, in: Le Monde, 28./29.11.1965. 15 Zu Lecanuet vgl. Philippe Priol, Jean Lecanuet, Le vol de l’albatros, Caen: Maître Jacques, 2001. 16 Delporte, France (wie Anm. 4), S. 151. 17 Die Ansprache ist zu sehen und nachzulesen unter der URL: http://fresques.ina.fr/de-gaulle/ fiche-media/Gaulle00249/allocution-du-30-novembre-1965.html [12.10.2016].
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ihr lasst es eben. De Gaulles Rückhalt in der Bevölkerung war immer noch groß genug, um mit knapp 45 % die bei weitem meisten Stimmen auf sich zu vereinigen. Damit blieb er aber weit hinter den eigenen Erwartungen zurück und musste in die Stichwahl. Erst jetzt entschloss sich de Gaulle, in die Offensive zu gehen, und akzeptierte das Drängen seines Stabes, die Fernsehauftritte für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen nun professioneller anzugehen.18 Bei der Suche nach einem Modell blickten die Berater einmal mehr in die USA. Bezeichnenderweise suchten sie dabei jenseits von Kennedy nach Formaten, von denen man sich inspirieren lassen konnte und stießen dabei auf Eisenhower: Der hatte sich bei einer gestellten Kabinettssitzung filmen lassen und mit seinen Ministern verschiedene Politikprojekte diskutiert. Doch war dieses Szenario schon bei Eisenhower nicht recht gelungen, konnte man sich de Gaulle erst recht nicht in einer ähnlichen Rolle vorstellen. So wählte man eine Lösung, die de Gaulle noch am ehesten zusagte: Sein Informationsminister Alain Peyrefitte suchte einen ebenso erfahrenen wie ergebenen Journalisten, dessen – im Wesentlichen abgesprochenen – Fragen de Gaulle sich stellte. Obwohl er nun – anders als bei seinem ersten Auftritt – eine engagierte und souveräne Vorstellung lieferte, blieb das ganze Prozedere für ihn ein Affront. Man hätte ihn sich im Pyjama vor den Franzosen präsentieren lassen, raunzte er einem seiner Mitarbeiter zu und machte dabei deutlich, wie schwer es ihm gefallen war, sich auf ein Spiel einzulassen, dessen Regeln er nicht vollständig beherrschte. Gleichwohl wird hier ein ganz entscheidender Unterschied zu den USA, aber auch zur Bundesrepublik, in der politischen Kommunikation insgesamt deutlich. Die Medien, insbesondere Radio und Fernsehen, waren in Frankreich nicht nur in staatlicher Hand, sondern auch klar unter staatlicher Kontrolle.19 Zwar mussten sich die Kandidaten, und eben auch de Gaulle, im Wahlkampf überhaupt den Zuschauern präsentieren. Dennoch blieb die politische Information im Fernsehen in hohem Maße auf den Regierungsapparat mit de Gaulle an der Spitze fokussiert. In den Nachrichten kamen die Gegenkandidaten des Staatschefs nur in sehr fein dosierter Form überhaupt vor, während umgekehrt in aller Ausführlichkeit darüber berichtet wurde, wenn ausländische Regierungschefs de Gaulle offen unterstützten.20 Grundsätzlich blieb das Fernsehen bis in die 1970er Jahre hinein durch und durch staatlich. Nicht zufällig standen die Medien, d. h. insbesondere Radio und Fernsehen, im Fokus des Protestes. Eine Vielzahl von Plakaten prangerte die Rolle der Medien als Erfüllungsgehilfen des Staates an: „La police vous parle tous les jours à 20h“ – so hieß es auf einem Plakat, das einen Polizisten zeigte, der in ein Mikrophon des Office de radiodiffusion-télévision française (ORTF) sprach. Ein anderes Plakat zeigte de Gaulle über einem Fernseher mit der Zeile: „La voix de son maître“. Tatsächlich berichteten Radio und Fernsehen in den ersten Maiwochen des Protestjahres 1968 nur äußerst dosiert und aus klarer staatlicher Per18 Zum folgenden vgl. Delporte, France (wie Anm. 4), S. 151–158. 19 Vgl. hierzu insbesondere Vassallo, Télévision (wie Anm. 8). 20 Delporte, France (wie Anm. 4), S. 152.
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spektive über die Proteste.21 Als am 10. Mai das Fernsehmagazin Panorama einen Bericht über die Studentenproteste bringen wollte, wurde dies verboten und dann am nächsten Tag in massiv zensierter Version gebracht. Damit wurde der Protest nun auch ins Fernsehen getragen, wo sich immer mehr Journalisten gegen die staatliche Bevormundung zur Wehr zu setzen begannen. Am 18. Mai legten die Journalisten einen Forderungskatalog vor, in dem sie allem voran die Unabhängigkeit des Senders verlangten. In den Tagen, in denen Frankreich durch den Generalstreik insgesamt nach und nach völlig lahmgelegt wurde, schlossen sich nun auch immer mehr Journalisten dem Streik an. Paradoxerweise erreichte der Streik der Journalisten jedoch erst seinen Höhepunkt, als die Protestbewegung insgesamt bereits wieder im Abklingen war, nämlich im Juni und Juli. Zu spät aufgewacht, standen die Journalisten damit auf verlorenem Posten mit ihren Forderungen nach mehr Unabhängigkeit. De Gaulle hatte schon Ende Mai gefordert, die ,Störenfriede‘ beim Fernsehen vor die Tür zu setzen, und es war nicht zuletzt seine Radioansprache vom 30. Mai, die zum Stimmungsumschwung beitrug. De Gaulle nutzte hier einmal mehr ,sein Medium‘, das Radio, um sich an die Franzosen zu wenden und um Unterstützung für seine Politik zu bitten. Nach seiner Radioansprache um 16:30 Uhr begann – seit einigen Tagen genau vorbereitet – um 18 Uhr die große gaullistische Demonstration, mit der de Gaulle die Straße zurückeroberte. Sein Modell der politischen Kommunikation, das gleichzeitig sein Demokratiemodell war – er im imaginären Dialog mit dem Volk –, hatte sich ein letztes Mal durchgesetzt. Vor diesem Hintergrund war es äußerst schwierig für die Journalisten, für sich eine neue, unabhängigere Rolle durchzusetzen. Georges Pompidous Premierminister Jacques Chaban-Delmas nahm zwar eine Liberalisierung des Rundfunks mit in sein Reformprogramm auf. Doch änderte sich die Situation des Fernsehens nur sehr langsam. Das hieß auch, dass die Journalisten weiterhin eine vornehmlich dienende Rolle gegenüber der Politik einnahmen. Sehr schön deutlich wird dies in einer Art Interview aus dem Jahr 1969, in dem sich Pompidou im Vorfeld der Wahlen im Fernsehen den Fragen von zwei Journalisten stellte. Die Hierarchie zwischen dem Politiker und den Journalisten hätte aber kaum deutlicher werden können: Die Zuschauer wurden nicht von den Journalisten, sondern von Pompidou begrüßt. Er wolle „heute Abend“ einige politische Fragen besprechen und habe daher zwei Journalisten, Jacques Sallebert und George Suffert gebeten, ihm einige Fragen zu stellen. Als George Suffert dann gerade zu seiner ersten Frage ansetzte („Monsieur, une première question: si vous êtes élu …“), unterbrach Pompidou ihn sofort. Er entschuldigte sich mit den Worten, dass er zunächst etwas zu einem Thema sagen wolle, in das er sie „besser nicht mit hineinziehen“ wolle, „da sie ja Journalisten seien“ („autant que vous êtes journalistes“), um anschließend direkt seinen Gegenkandidaten bei den Wahlen, Alain Poher, zu atta21
Zum folgenden vgl. Jean-Jacques Chevel, Mai 68, un entre deux dans l’histoire des médias et de la radio en France, URL: http://www.grer.fr/upload/articles_en_ligne/Mai_68_un_entre _deux_dans_l%5C-histoire_des_medias_et_de_la_radio_en_France.pdf [12.10.2016]; JeanPierre Filiu, Mai 68 à l’ORTF. Une radio-télévision en résistance, Paris: Nouveau Monde, 2008.
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ckieren. Deutlicher hätte Pompidou seine Einstellung gegenüber den Journalisten kaum machen können, die er hier ganz offensichtlich als reine Staffage für seine Ausführungen betrachtete. Eine Befreiung des Rundfunks von den unmittelbaren staatlichen Eingriffen gehörte zwar nach 1968 zu den zentralen politischen Projekten, doch auch Pompidou änderte den Stil der politischen Kommunikation kaum. Die von de Gaulle geprägte Form der Pressekonferenz behielt Pompidou weitgehend bei. Zur Rolle des Fernsehens erklärte er im Juli 1970 bei einer solchen Pressekonferenz: Der ORTF ist, ob man will oder nicht, die Stimme Frankreichs. Als solche wird sie vom Publikum angesehen. Folglich sprechen die, die im Fernsehen oder im Radio bei France Inter sprechen in gewisser Weise im Namen Frankreichs.22
Daher verlange er von ihnen „une certaine hauteur de ton“. Die Journalisten des staatlichen Rundfunks hatten nach der Vorstellung des Staatspräsidenten im Namen Frankreichs und in der entsprechenden Tonlage zu berichten. Im Wahlkampf von 1974 schließlich profitierte im Grunde Valéry Giscard d’Estaing davon, dass er sich als Kandidat der Rechten von dem Kommunikationsstil seines Vorgängers so deutlich absetzen konnte. Giscard orientiert sich in seiner Kampagne nun ganz deutlich an amerikanischen Vorbildern, indem er ganz gezielt ein modernes, offenes und liberales Image von sich zu entwerfen versuchte. Nicht zuletzt sollte dabei seine Familie, insbesondere seine Tochter, eine zentrale Rolle spielen. Bezeichnenderweise gab Giscard– genau wie Kennedy 1960 – im Übrigen den Auftrag dazu, über seinen Wahlkampf von 1974 einen Dokumentarfilm zu drehen. Anders als bei Kennedy ließ sich das Ergebnis allerdings kaum für ihn verwerten. Der Film von Raymond Depardon mit dem Titel „Une partie de campagne“ ist ein bemerkenswertes Dokument politischer Kommunikation.23 Denn er zeigt keinen einzigen wirklichen Redeausschnitt, keine einzige politische Botschaft, sondern lediglich, wie Giscard Hände schüttelt, zu Terminen an- und abreist, die Rednerbühne betritt und wieder verlässt, wie die Menschen auf seinen Auftritt warten, wie die Stimmung für den Kandidaten angeheizt wird etc. So war es kein Wunder, dass der Film lange unter Verschluss gehalten und erst 2002 erstmals öffentlich gezeigt wurde. Dieses Beispiel ist insofern bezeichnend, als es deutlich macht, in welchem Maße zwar immer wieder der Reiz bestand, sich an amerikanischen Vorbildern zu bedienen, deren punktuelle Übernahme aber häufig auch zu erheblichen Missverständnissen führen konnte. Dieses Spannungsfeld zwischen punktueller Übernahme und der Fortschreibung nationaler Traditionen politischer Kommunikation lässt sich schließlich in ganz ähnlicher Weise für die Bundesrepublik nachzeichnen. Auch hier muss man allerdings zunächst die Grundkonstellation von politischem System, Mediensystem und den darin handelnden Akteuren in den Blick nehmen. Dabei waren in der Bundesrepublik die Voraussetzungen für eine ,Amerikanisierung‘ der politischen 22 Pressekonferenz Pompidous, 2.7.1970, abrufbar unter der URL: https://www.youtube.com/ watch?v=9AFFEhRW4B8 [12.10.2016]. 23 Der Film wurde erst 2002 unter dem Titel „50,81 %“ uraufgeführt.
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Kommunikation zunächst deutlich schwieriger. Denn bekanntermaßen wird der Kanzler hier nicht direkt vom Volk gewählt. Eine personalisierte Zuspitzung auf den Zweikampf zweier Kandidaten war vor diesem Hintergrund wesentlich schwieriger. 1960 führte Klaus Schütz, der den Kennedy-Wahlkampf für die SPD beobachtet hatte, den Begriff des Kanzlerkandidaten in die Debatte ein und versuchte, Brandt damit auf die gleiche Stufe wie den Kanzler selbst zu stellen.24 Was allerdings die Medien und dabei insbesondere das Fernsehen anging, war es umgekehrt in der Bundesrepublik für die Opposition deutlich einfacher, diese für sich zu nutzen. Denn das Bundesverfassungsgericht hatte in mehreren Entscheidungen deutlich gemacht, dass das Fernsehen eben kein Staatsfernsehen nach französischem Muster sein durfte und dass die Parteien hierin angemessen repräsentiert sein mussten.25 Damit bot das deutsche Fernsehen gerade in den 1960er Jahren dem Kanzlerkandidaten Willy Brandt vielfältige Möglichkeiten zur Selbstdarstellung. Während Adenauer im Wahlkampf von 1961 sein ganzes Renommee als Kanzler und Staatsmann ausspielte, wurde von Brandt das Bild des volksnahen Bürgers gezeichnet. Wo Adenauer abgeschottet in einer Limousine in einer Karawane mit hohem Tempo durch die Straßen rauschte, ging Brandt zu Fuß durch Berlin, wechselte an der Ampel ein paar Worte mit anderen Bürgern und führte ansonsten ein Familienleben wie andere auch.26 Mit dieser Inszenierung des Kanzlerkandidaten als Staatsbürger wurden die überkommenen Muster ins Gegenteil verkehrt: Der Kandidat wurde weniger in der Rolle des Regierenden inszeniert, sondern als Staatsbürger, als Familienmensch, als Mensch „wie du und ich“, der für alle ein offenes Wort hat und seinen Fahrer mit dem gleichen Respekt behandelt wie die Entscheidungsträger. Brandt selber war schon in den 1950er Jahren häufig in die USA gefahren und hatte sich ebenso wie das Wahlkampfteam in seiner Selbstdarstellung inspirieren lassen. Insgesamt aber, so hat Thomas Mergel in seinem Buch über die Geschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik überzeugend herausgearbeitet, blieb die politische Kommunikation in der Bundesrepublik – bei allen punktuellen Anleihen – doch deutlich anders geprägt. Gerade in den 1960er Jahren war die Skepsis gegenüber politischem Marketing insgesamt in allen Parteien noch ganz erheblich. Diese Skepsis speiste sich in der Bundesrepublik aus ganz unterschiedlichen Traditionen: Hier zeigten sich auf der einen Seite weit zurückgehende Vorbehalte gegenüber einer von aggressiver Werbung getragenen Konsumgesellschaft, die sowohl von den bürgerlichen Parteien als auch von der SPD geteilt wurden. Auf der anderen Seite warf die nationalsozialistische Propagandamaschinerie mit ihrer extremen Personalisierung immer noch erhebliche Schatten. Sachlichkeit spielte vor diesem Hintergrund als Modus der politischen Kommunikation gerade auch 24 Mergel, Propaganda (wie Anm. 1), S. 74. 25 Zum Fernsehurteil vgl. u. a. Sabine Astheimer, Rundfunkfreiheit – ein europäisches Grundrecht. Eine Untersuchung zu Art. 10 EMRK, Baden-Baden: Nomos, 1990, S. 166–180, sowie Klaus Berg, Fernsehurteil und Rundfunkmonopol. Rundfunkordnung in der Bundesrepublik, in: Fritz Hufen (Hg.), Politik und Massenmedien. Aktuelle Themen eines ungeklärten Verhältnisses, Mainz: Hase & Koehler, 1970, S. 73–90. 26 Mergel, Propaganda (wie Anm. 1), S. 184.
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im Wahlkampf in der Bundesrepublik trotz aller personellen Zuspitzung weiter eine ganz erhebliche Rolle. Das bedeutet allerdings nun nicht unbedingt, dass die politische Kommunikation, und insbesondere die Wahlkämpfe in der Bundesrepublik tatsächlich sachlicher waren. Doch dadurch, dass die Parteien insgesamt diesen Anspruch auf Sachlichkeit vor sich hertrugen, mussten sie sich auch ein Stück weit daran messen lassen. So verlangten sowohl die Medien als auch die Bürger in der Kommunikationssituation des Wahlkampfes immer wieder konkrete Informationen. Durch zu viel Show, zu viel Personalisierung, bestand immer die Gefahr, sich angreifbar zu machen. So blickte die SPD zwar auch für den Wahlkampf von 1969 wieder ins Ausland – einmal nach Schweden, wo die dortigen Sozialdemokraten gerade einen äußerst erfolgreichen Wahlkampf geführt hatten, zum anderen aber ganz selbstverständlich auch in die USA, wo der Journalist Klaus Harpprecht und Hans-Jürgen Wischnewski, der damalige Bundesgeschäftsführer der SPD, 1968 den Präsidentschaftswahlkampf intensiv beobachtet hatten. Man könne sich „diese Lautstärke und Farbenpracht, wie sie einen amerikanischen Wahlkampf auszeichnen, bei den deutschen Wählern nicht recht leisten. Hier will man einen ‚seriösen‘ Wahlkampfstil“, so Willy Brandts Referent im Vorfeld des Wahlkampfes von 1969.27 Eine grundsätzliche Übernahme amerikanischer Konzepte kam ohnehin nicht in Frage, aber dennoch lieferte der Blick in die USA immer wieder Anregungen für neue Konzepte, die aber immer an die konkreten Bedingungen angepasst werden mussten. So markierte der Bundestagswahlkampf von 1969, wie Daniela Münkel unterstreicht, „die entscheidende Zäsur in dem Bestreben der SPD auch ihre Öffentlichkeitsarbeit weiter zu modernisieren.“28 Dabei kam der SPD in besonderem Maße entgegen, dass sie ihr politisches Programm der Modernisierung mit einem neuen, offeneren und ,moderneren‘ Stil politischer Kommunikation perfekt verbinden konnte. Auch im Wahlkampf von 1972 befand sich die SPD in der außerordentlich glücklichen Lage, dass sich Person und Programm in einzigartiger Weise ergänzten. Vor diesem Hintergrund war es einmal mehr die Opposition, für die die Versuchung besonders groß war, mit einem vermeintlich amerikanischen Wahlkampf das Ruder noch einmal herumzureißen. Rainer Barzels Image war, wie die Demoskopen festgestellt hatten, alles andere als positiv. So wurden verschiedene Konzepte für den Wahlkampf entworfen.29 Ein Konzept nahm sich wieder einmal den Kennedy-Wahlkampf zum Vorbild. Barzel sollte in einer durchprofessionalisierten Kampagne ein neues Image verpasst werden. An die Stelle des Bildes vom kalten Karrieristen sollte nun das Bild des gutherzigen Familienmenschen treten: „Barzel kocht das Lieblingsgericht seiner Tochter – Claudia verrät das Rezept.“30 Ähnlich wie für Brandt, für den sich viele prominente Schriftsteller und Schauspieler engagierten, sollten nun auch für Barzel prominente Unterstützer wie Heino, James Last oder Roy Black gewonnen und mit ihm in Szene gesetzt werden. 27 Zitiert nach Daniela Münkel, Willy Brandt und die „Vierte Gewalt“. Politik und Massenmedien in den 50er bis 70er Jahren, Frankfurt a. M.: Campus, 2005, S. 259. 28 Ibid., S. 256. 29 Zum folgenden vgl. Mergel, Propaganda (wie Anm. 1), S. 220–225. 30 Zitiert nach ibid., S. 222.
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Wie erfolgreich ein solches Konzept gewesen wäre, sei dahingestellt. Bei der Parteispitze fiel dieses Konzept jedenfalls klar durch, und so werden hier einmal mehr die Unterschiede zu den USA deutlich: Während dort die Kandidaten ihr Wahlkampfteam auf eigene Rechnung beschäftigten und dieses Team dann völlig unabhängig arbeitete, entschieden hierzulande die Partei und ihre Gremien über den Zuschnitt der Kampagne. Bei aller Professionalisierung und aller Personalisierung der politischen Kommunikation zeigt sich somit, dass die jeweiligen nationalen Stile politischer Kommunikation eine erhebliche Persistenz hatten. Sowohl für Frankreich als auch für die Bundesrepublik gilt somit, dass vor allem im Vorfeld von Wahlen immer wieder in die USA geblickt wurde. Zum Teil erscheint es allerdings so, dass aus der deutschen wie aus der französischen Perspektive die amerikanischen Wahlkämpfe wie eine Art Trickkiste erschienen, aus der man sich insbesondere dann bediente, wenn man nach etwas Neuem, Erfolgsversprechendem suchte. Für die ,langen‘ 1960er Jahre übten hier insbesondere die Figur Kennedys und dessen Wahlkampf eine besondere Faszination aus. So kann auch kein Zweifel bestehen, dass sich der Stil der politischen Kommunikation in der Bundesrepublik und in Frankreich in diesem Zeitraum ganz erheblich veränderte. Der Stil wurde professioneller, moderner und gewiss auch demokratischer. Der Blick in die USA spielte dabei ganz sicher eine Rolle. Doch diese Veränderungen verliefen zu einem großen Teil auch in ganz eigenständiger Weise und unter dem Einfluss gesamtgesellschaftlicher Faktoren, die hier weitgehend außen vor geblieben sind. ,Amerika‘ wurde ohne Zweifel zu einem wichtigen Bezugspunkt auch im Bereich der politischen Kommunikation. Je genauer man sich jedoch die Entwicklung in den drei Ländern ansieht, umso schärfer treten dann doch wieder die je eigenen, nationalen Pfade in den Vordergrund.
POLITISCHE KONZEPTE – CONCEPTIONS POLITIQUES – GRAND DESIGNS
DÉTENTE Zum Durchbruch eines neuen Paradigmas der Ost-West-Beziehungen in den ,langen‘ 1960er Jahren im Kontext der ménage à quatre Bundesrepublik – Frankreich – USA – Sowjetunion Reiner Marcowitz Die (west-)deutsch-französischen Beziehungen nach 1945 waren direkt oder indirekt immer auch eine ménage à trois zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA: In den 1950er Jahren wurden die Vereinigten Staaten geradezu Paten der ehemals verfeindeten europäischen Nachbarstaaten.1 Im folgenden Jahrzehnt gerieten sie dann zunehmend in ein Konkurrenzverhältnis zu den Westeuropäern, so dass das Dreiecksverhältnis stark konfliktuell aufgeladen wurde. Dies drohte wiederum das deutsch-französische Verhältnis regelrecht zu sprengen, bevor beide Länder schließlich Anfang/Mitte der 1970er Jahre wieder eine weitgehend gemeinsame Position gegenüber den USA einnahmen. Allerdings müsste das gerade geschilderte Dreiecksverhältnis eigentlich von Beginn der Nachkriegszeit an auch um einen vierten Partner, die Sowjetunion, ergänzt werden: Trotz der in der frühen Nachkriegszeit in Frankreich verbreiteten philokommunistischen Tendenzen wurde die östliche Supermacht nämlich zunächst sukzessive zur gemeinsamen westlichen Bedrohung, die die westdeutsch-französische Annäherung beförderte. Im Zuge der Détente wiederum avancierte die Sowjetunion dann in den 1960er Jahren zum Partner von Franzosen und Deutschen, wobei die jeweiligen ostpolitischen Interessen der beiden Nachbarn am Rhein in dieser ménage à quatre teilweise harmonierten, teilweise aber auch konfligierten. Letzteres steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen. Dabei bietet sich ein chronologischer Schwerpunkt auf den ,langen‘ 1960er Jahren von Anfang der 1960er Jahre bis Anfang der 1970er Jahre an, denn sie sind entscheidend für den skizzierten Paradigmenwechsel in den Ost-West-Beziehungen. Dieser Wandel soll im Folgenden in drei Schritten nachvollzogen werden: Zunächst werden kurz die damaligen Veränderungen im Verhältnis der Supermächte USA und Sowjetunion 1
Eckart Conze, Hegemonie durch Integration? Die amerikanische Europapolitik und ihre Herausforderungen durch de Gaulle, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 43 (1995), S. 297– 340; Reiner Marcowitz, Im Spannungsverhältnis von Amerikanisierung, Europäisierung und Westernisierung. Die Zäsur der 1960er Jahre für die transatlantische Europadebatte, in: Chantal Metzger / Hartmut Kaelble (Hg.), Deutschland – Frankreich – Nordamerika. Transfers, Imaginationen, Beziehungen, Stuttgart: Steiner, 2006, S. 98–123.
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zueinander sowie deren Bedeutung für die deutsch-französischen Beziehungen untersucht (I), dann deren Auswirkungen auf die deutschland- und ostpolitischen Konzeptionen der Bundesrepublik Deutschland bis hin zum Durchbruch zur ,Neuen Ostpolitik‘ (II), dem sich schließlich eine Erörterung der Konsequenzen der neuen deutschland- und ostpolitischen Realitäten für das deutsch-französische Verhältnis mit einem Ausblick bis in die Gegenwart anschließt (III). I. Im Jahrzehnt vom Anfang der 1960er bis zum Anfang der 1970er Jahre erfuhren die internationalen Beziehungen einen tiefgreifenden Wandel, der sich auch im Zusammenspiel von Bundesrepublik – Frankreich – USA – Sowjetunion niederschlug.2 Es kam zur sukzessiven Ablösung der Nachkriegszeit, deren Signum vor allem die konfliktuelle Ausformung des Ost-West-Verhältnisses gewesen war, und zur Herausbildung einer neuen kooperativeren Struktur zwischen den beiden Lagern. Das hing wesentlich damit zusammen, dass die Supermächte schon seit Mitte der 1950er Jahre ein wachsendes Interesse an einer Aufweichung der bisherigen starren Blockkonfrontation entwickelt hatten.3 Beide Seiten zeigten sich schon damals zunehmend interessiert an Abrüstungs- und DisengagementLösungen und waren immer weniger bereit, diese mit offensichtlich unrealistischen Forderungen nach einer Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands zu belasten. Diese Tendenz verstärkte sich noch durch den ,Sputnik-Schock‘ vom Oktober 1957, weil nun selbst die USA im Falle eines Krieges mit sowjetischen Raketenangriffen auf ihre Städte rechnen mussten.4 Berlin- und Kuba-Krise bildeten dann Anfang der 1960er Jahre noch einmal ein retardierendes Element, bevor gerade die von ihnen zeitweise ausgehende Gefahr eines Atomkrieges zwischen den USA und der Sowjetunion dem Trend zur Détente zwischen den Supermächten endgültig zum Durchbruch verhalf. Spätestens mit dem Amtsantritt des neuen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy Anfang 1961 erwies sich nämlich endgültig, dass die USA deutschlandpolitisch nur noch das Berlin-Problem, nicht aber mehr die Wiedervereinigung interessier 2
3 4
Andreas Wenger, Der lange Weg zur Stabilität. Kennedy, Chruschtschow und das gemeinsame Interesse der Supermächte am Status quo in Europa, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 46 (1998), S. 69–99; Georges-Henri Soutou, La guerre de Cinquante Ans. Les relations Est-Ouest 1943–1990, Paris: Fayard, 2001, S. 357–493; Jost Dülffer, Europa im Ost-WestKonflikt 1945–1990, München: Oldenbourg, 2004, S. 78–90; Maurice Vaïsse, Les relations internationales depuis 1945, 10. Auflage, Paris: Colin, 2005, S. 75–119. Soutou, Guerre (wie Anm. 2), S. 265–314; Dülffer, Europa (wie Anm. 2), S. 30–33; Vaïsse, Relations (wie Anm. 2), S. 68–74. Johannes Steinhoff / Reiner Pommerin, Strategiewechsel. Bundesrepublik und Nuklearstrategie in der Ära Adenauer-Kennedy, Baden-Baden: Nomos, 1992; Christoph Hoppe, Zwischen Teilhabe und Mitsprache. Die Nuklearfrage in der Allianzpolitik Deutschlands 1959–1966, Baden-Baden: Nomos, 1993.
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te.5 In der ehemaligen Reichshauptstadt, allerdings auch nur noch in deren Westteil, wollten sie beweisen, dass sie auch unter ungünstigen Umständen in der Lage waren, die Freiheit eines Verbündeten zu verteidigen. Das war für ihre internationale Glaubwürdigkeit auch in anderen Weltgegenden unabdingbar. Hingegen betrachteten sie die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands mittlerweile als eine rein deutsche Angelegenheit, zumal sich auch die Weltmeinung dafür nicht mehr sonderlich interessierte. Entsprechend reduzierte Kennedy die westlichen Berlin-Forderungen in einer spektakulären Fernsehansprache am 25. Juli 1961 auf die berühmten three essentials: die Anwesenheit der Westmächte in Westberlin, den freien Zugang dorthin und schließlich die Sicherung der Freiheit der Westberliner. Immerhin machte der amerikanische Präsident deutlich, dass die USA zur Wahrung dieser Rechte notfalls auch einen Atomkrieg riskierten. Angesichts der unverhohlenen sowjetischen Kriegsdrohungen war dies bemerkenswert. Allerdings bedeutete es zumindest indirekt auch eine Einladung an die Sowjetunion, in dem von ihr kontrollierten Teil Berlins vollendete Tatsachen zu schaffen. Dies geschah schließlich mit dem Mauerbau am 13. August 1961. An dem impliziten Einvernehmen der beiden Supermächte konnte dann auch die Kuba-Krise6 vom Oktober 1962 nichts ändern – im Gegenteil: Ihr erfolgreiches Krisenmanagement, das die Sowjetunion zum Abzug ihrer Mittelstreckenraketen von der Karibikinsel zwang, sowie die gleichzeitige Erfahrung, dass man hierbei hart am Rande des Krieges hatte operieren müssen und leicht in eine große Konflagration hätte geraten können, bestärkte die Kennedy-Administration nur noch in ihrer Überzeugung, eine neue Phase ost-westlicher Entspannungspolitik einleiten zu müssen. Deren vorrangiges Ziel wurde nun die beidseitige Abrüstung. Erste konkrete Ergebnisse stellten der Atomteststopp-Vertrag vom 5. August 1963 und der Nichtverbreitungs-Vertrag vom 1. Juli 1968 dar.7 Für das deutsch-französische Verhältnis hatten insbesondere Berlin-Krise und Mauerbau eine katalysatorische Funktion, denn sie führten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle endgültig zusammen.8 Der Bundeskanzler suchte nach der für 5 6 7 8
Christian Hacke, Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische Außenpolitik von J. F. Kennedy bis G. W. Bush, München: Ullstein, 2001, S. 91–94; Soutou, Guerre (wie Anm. 2), S. 387–399. Stefan Brauburger, Die Nervenprobe. Schauplatz Kuba: Als die Welt am Abgrund stand, Frankfurt a. M.: Campus, 2002; Rolf Steininger, Die Kubakrise 1962. Dreizehn Tage am atomaren Abgrund, München: Olzog, 2011. Soutou, Guerre (wie Anm. 2), S. 426 f.; Vaïsse, Relations (wie Anm. 2), S. 77–81. Zum Atomwaffensperrvertrag vgl. auch den Beitrag von Andreas Lutsch im gleichen Band. Hans-Peter Schwarz, Adenauer. Der Staatsmann 1952–1967, Stuttgart: DVA, 1991, S. 727– 768 und S. 810–826; Reiner Marcowitz, Option für Paris? Unionsparteien, SPD und Charles de Gaulle 1958–1969, München: Oldenbourg, 1996, S. 49–176; Maurice Vaïsse, La grandeur. Politique étrangère du général de Gaulle 1958–1969, Paris: Fayard, 1998, S. 145–147 und S. 248–262; Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der „Erbfeindschaft“ zur „Entente élémentaire“, München: Oldenbourg, 2001, Bd. II: 1958– 1963, S. 1707–1782; Corine Defrance / Ulrich Pfeil, Eine Nachkriegsgeschichte in Europa 1945–1963, Darmstadt: WBG, 2011, S. 109–114.
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ihn enttäuschenden Erfahrung des 13. August 1961 in den folgenden beiden Jahren eine immer stärkere Abstimmung mit dem französischen Staatspräsidenten, die im Januar 1963 in der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Vertrags mündete. Zweifellos sah er durch die deutschlandpolitischen Spannungen mit den USA die Grundlagen seiner Westpolitik gefährdet und versuchte dieser Entwicklung durch ein rapprochement mit Frankreich entgegenzuwirken, dessen Führung der Bundesregierung in der Berlin-Krise tatsächlich den Rücken gestärkt hatte. Dies ließ Adenauer wiederum die durchaus existenten ost- und deutschlandpolitischen Gegensätze zu de Gaulle geringer schätzen: Der französische Staatspräsident hatte nämlich schon in einer Pressekonferenz im März 1959 sein Bekenntnis zur deutschen Vereinigung mit der Forderung nach Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültiger deutscher Ostgrenze verbunden, aus deutscher Perspektive damals noch ein Anathema. Und er sollte dann auch Mitte der 1960er Jahre durchaus versuchen, den weltpolitischen Gezeitenwechsel für eine eigene Ostpolitik zu nutzen. Insofern verwehrte sich auch die französische Führung keineswegs dem neuen Trend zur ost-westlichen Détente. Vor diesem Hintergrund machte ein vom belgischen Außenminister Pierre Harmel angestoßener Bericht im Dezember 1967 auch für die gesamte NATO die Überzeugung von der Komplementarität von militärischer Sicherheit und politischer Entspannung verbindlich.9 Inszenatorischer Höhepunkt dieses Durchbruchs zur Entspannung bildete schließlich die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die am 1. August 1975 in der Unterzeichnung einer Schlussakte mündete.10 II. Der ost-westliche Paradigmenwechsel der 1960er Jahre ließ logischerweise die Politik der beiden deutschen Satellitenstaaten nicht unberührt: Bundesrepublik und DDR waren in den 1960er Jahren zunächst nur Zaungäste dieses Prozesses. Nicht nur die SED-Führung,11 sondern auch die westdeutsche Regierung12 – vor allem in der Adenauerzeit bis 1963, faktisch aber auch noch bis zum Regierungsantritt der sozial-liberalen Regierung 1969 – blieb misstrauisch, wenn nicht sogar ablehnend. Das Credo der westdeutschen Deutschland- und Ostpolitik war immer der Grundsatz ,Entspannung durch Wiedervereinigung‘ gewesen.13 Seit den Pari 9 10 11 12 13
Helga Haftendorn, Kernwaffen und die Glaubwürdigkeit der Allianz. Die NATO-Krise von 1966/67, Baden-Baden: Nomos, 1994. Wilfried Loth, Helsinki, 1. August 1975. Entspannung und Abrüstung, München: dtv, 1998. Gerhard Wettig, Die Sowjetunion, die DDR und die Deutschlandfrage 1965–1976. Einvernehmen und Konflikt im sozialistischen Lager, Stuttgart: Bonn Aktuell, 1976; Joachim Scholtyseck, Die Außenpolitik der DDR, München: Oldenbourg, 2003, S. 22–34. Christian Hacke, Weltmacht wider Willen. Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a. M.: Ullstein, 1993, S. 120–130 und S. 150–158. Hans-Peter Schwarz, Das außenpolitische Konzept Adenauers, in: Rudolf Morsey / Konrad Repgen (Hg.), Adenauer-Studien, Bd. I, Mainz: Grünewald, 1971, S. 73–108.
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ser Verträgen vom Oktober 1954 hatte die Regierung Adenauer auf rasche deutschlandpolitische Konzessionen der Sowjetunion gehofft, weil sie davon überzeugt war, dass der Westen fortan gegenüber der Sowjetunion an einer ,Politik der Stärke‘ festhalten werde. Nur in dem Maße, wie die sowjetische Regierung deutschlandpolitisch einlenkte, sollte sie auch in anderen Bereichen auf verbesserte Kontakte zum Westen hoffen dürfen. Bis dahin versuchte die westdeutsche Diplomatie, die DDR durch die ,Hallstein-Doktrin‘ international zu isolieren. Tatsächlich erwies sich dieses Kalkül aber bereits in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre als zunehmend illusorisch. So stellten Unionspolitiker bereits 1955 fest, dass sich Westmächte und Sowjetunion jetzt faktisch auf eine „Koexistenz auf der Basis des geteilten Deutschland“ zu einigen begannen.14 In dieser Situation sah sich die Bundesregierung Ende 1958 plötzlich mit einem neuen Berlin-Ultimatum konfrontiert.15 Am 10. November 1958 forderte der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow in einer Rede in Moskau den Abschluss eines Friedensvertrags mit Deutschland und eine Überprüfung des Viermächtestatus von Berlin. Zudem drohte der sowjetische Regierungschef am 17. Februar 1959 in einer weiteren Rede, die Sowjetunion werde mit der DDR einen Separatfrieden schließen und ihr alle deutschlandpolitischen Rechte und Pflichten übertragen. Der so dramatisch verstärkte sowjetische „Griff nach Berlin“16 erwies sich als die bislang größte außenpolitische Herausforderung der Bundesrepublik. Deren Regierung musste in den folgenden Jahren einer Entwicklung gegensteuern, in deren Verlauf „alle Deutschland- und Berlin-Positionen des Westens ins Schwimmen“ gerieten.17 Der Mauerbau markierte dann einen entscheidenden Wendepunkt der bundesdeutschen Außen-, aber auch Innenpolitik. Die Passivität der Westmächte, insbesondere der westlichen Führungsmacht USA, machten den 13. August 1961 für die Berliner wie für die gesamte westdeutsche Bevölkerung zu einer „Stunde der großen Desillusion“.18 Denn erstens schwand jenes Selbstvertrauen in die eigene Position und die Stärke des Westens, welches die Bundesregierung bisher an den Tag gelegt hatte. Mehr oder minder offen musste sie nun einräumen, dass die Westbindung noch nicht einmal den – ja ohnehin schon defizitären – deutschlandpolitischen Status quo zu sichern vermochte, geschweige denn, dass sie auf absehbare Zeit die Wiedervereinigung ermöglichte. Zweitens waren die Beziehungen zu den USA jetzt nachhaltig beeinträchtigt. Die amerikanische Maxime lautete nicht länger ,Entspannung durch Wiedervereinigung‘, sondern allenfalls ,Wiedervereinigung 14 Heinrich Krone, Aufzeichnungen zur Deutschland- und Ostpolitik 1954–1969, in: Rudolf Morsey / Konrad Repgen (Hg.), Adenauer-Studien, Bd. III: Untersuchungen und Dokumente zur Ostpolitik und Biographie, Mainz: Grünewald, 1974, S. 134–201, hier S. 136, Eintrag vom 5.4.1955. 15 Schwarz, Staatsmann (wie Anm. 8), S. 467–502 und S. 550–562. 16 Konrad Adenauer, Erinnerungen 1955–1959, Stuttgart: DVA, 1967, S. 458. 17 Hans-Peter Schwarz, Die Ära Adenauer. Epochenwechsel 1957–1963, Stuttgart: DVA, 1983, S. 141. 18 Krone, Aufzeichnungen (wie Anm. 14), S. 162, Eintrag vom 18.8.1961.
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durch Entspannung‘. Damit aber spiegelte die Außenpolitik der USA nur Tendenzen, die auch die Diplomatie der meisten anderen westlichen Staaten, einschließlich Frankreichs, auszeichnete: Diese waren des Themas deutsche Wiedervereinigung mittlerweile überdrüssig und hielten das Beharren der Regierung Adenauer auf den alten Rechtspositionen und westlichen Verpflichtungen für antiquiert. Drittens gerieten nun auch die innenpolitischen Fronten in der Bundesrepublik in Bewegung – und zwar gleich in zweierlei Hinsicht: Zum einen bekannte sich die SPD-Opposition jetzt erstmals zum westpolitischen Kurs der Bundesregierung und schuf damit nach der innenpolitischen Neuorientierung durch das Godesberger Programm von 1959 eine wichtige Voraussetzung für ihre zukünftige Regierungsbeteiligung.19 Zum anderen verloren CDU und CSU in den Bundestagswahlen vom September 1961 ihre absolute Mehrheit und waren nun auf eine Koalition mit der FDP angewiesen.20 Deshalb musste sich Adenauer zähneknirschend verpflichten, im Laufe der Legislaturperiode zurückzutreten, und akzeptieren, dass der bisherige Außenminister Heinrich von Brentano durch den für ihn sehr viel unbequemeren Gerhard Schröder ersetzt wurde. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger billigte Schröder die außenpolitische Prärogative des „Kanzlers auf Abruf“ nur noch unter Vorbehalt.21 Der persönliche und politische Dissens zwischen Adenauer und Schröder war wiederum nur das Symptom einer tiefer greifenden Entwicklung in den Unionsparteien. Diese verloren in der ersten Hälfte der 1960er Jahre ihre bisherige außenpolitische Einheit. Dabei ging es neben der Europa- und NATO-Politik auch um die Ost- und Deutschlandpolitik.22 Ein Teil der CDU unter Führung Schröder trat nämlich dafür ein, sich der amerikanischen Entspannungspolitik anzuschließen. Ein anderer Teil der CDU sowie die CSU hielten hingegen unter Führung von Adenauer und Franz Josef Strauß am alten Kurs fest. Allerdings spielte insbesondere Adenauer hier nicht mit offenen Karten. Er selber hatte in den Jahren der Berlin-Krise wiederholt Überlegungen angestellt, wie man mit der Sowjetunion zu einem Modus Vivendi kommen könnte – auch unter Hintanstellung der Wiedervereinigung.23 Indes hatte die Sowjetunion entsprechende Vorschläge immer abgelehnt. Letztlich waren Adenauers Alternativkonzeptionen jedoch bereits das indirekte Eingeständnis eines eigenen deutschlandpolitischen Scheiterns. 19 Kurt Klotzbach, Der Weg zur Staatspartei. Programmatik, praktische Politik und Organisation der deutschen Sozialdemokratie 1945 bis 1965, Berlin: Dietz, 1982. 20 Schwarz, Staatsmann (wie Anm. 8), S. 671–710. 21 Torsten Oppelland, Gerhard Schröder (1910–1989). Politik zwischen Staat, Partei und Konfession, Düsseldorf: Droste, 2002, S. 419–543. 22 Marcowitz, Option (wie Anm. 8), S. 177–259; Lappenküper, Beziehungen (wie Anm. 8), Bd. II, S. 1782–1822; Benedikt Schoenborn, La mésentente apprivoisée. De Gaulle et les Allemands 1963–1969, Paris: Presses Universitaires de France, 2007; Tim Geiger, Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958–1969, München: Oldenbourg, 2008. Vgl. auch den Beitrag von Tim Geiger in diesem Band. 23 Schwarz: Staatsmann (wie Anm. 8), S. 425–430.
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Folglich mussten Adenauers Nachfolger endgültig einsehen, dass sich die Bundesrepublik dem neuen ost-westlichen Zeitgeist nicht dauerhaft verweigern konnte. Dabei ist es interessant, den Wandel der westdeutschen Ost- und Deutschlandpolitik zu verfolgen, der eben nicht schlagartig, sondern nach und nach die westdeutsche Politik, aber auch die Gesellschaft der Bundesrepublik von bisherigen Überzeugungen und Verhaltensweisen zu neuen Einsichten und Praktiken auf diesem Politikfeld führte. Dies kann wiederum nur verstehen, wer erkennt, dass Alleinvertretungsanspruch, Wiedervereinigungsgebot sowie die Nichtanerkennung von DDR und Oder-Neiße-Linie in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten durchaus politischer Grundkonsens in der Bundesrepublik waren. Auch die oppositionelle SPD schreckte lange Zeit vor einem offen ausgetragenen Konflikt mit den hochrangigen Vertriebenenpolitikern in den eigenen Reihen zurück. Insofern ähnelt die deutschland- und ostpolitische Transformation Westdeutschlands in den ,langen‘ 1960er Jahren in mancherlei Hinsicht der sukzessiven Lösung Frankreichs von der Idee der Algérie française zwischen 1958 und 1962 – mit dem Unterschied, dass sich für letztere vor allem ein Protagonist, nämlich de Gaulle, politisch verantwortlich zeigte,24 während es in der Bundesrepublik unterschiedlicher Regierungen bedurfte, um das Land mittels einer neuen Rhetorik und konkreten politischen Handlungen immer mehr an die neuen Realitäten heranzuführen. Dementsprechend standen die ersten Jahre nach dem Mauerbau auf Bundesebene auch nur im Zeichen eines begrenzten ostpolitischen Neuansatzes. Noch in den letzten Monaten der Regierung Adenauer versuchte Außenminister Schröder einen Austausch von Handelsvertretungen mit verschiedenen Ländern des Ostblocks zu vereinbaren.25 Diese so genannte ,Politik der Bewegung‘ setzte das neue Kabinett unter Bundeskanzler Ludwig Erhard seit dem Herbst 1963 verstärkt fort. Schröders Ansatz zielte einerseits darauf ab, sich in die von der amerikanischen Regierung verfolgte Entspannungspolitik einzupassen. Dabei sollten Handelsvereinbarungen ermöglichen, die bisherige Sprachlosigkeit im Verhältnis zu den Ostblockstaaten zu überwinden. Gleichzeitig bedeutete der Austausch von Handelsmissionen aber noch keinen Verstoß gegen die ,Hallstein-Doktrin‘, da er ja noch keine diplomatische Anerkennung beinhaltete. Zudem versuchte der neue ostpolitische Kurs, die deutsche Einheit doch noch auf absehbare Zeit herbeizuführen: Von einer allmählichen Normalisierung des Verhältnisses zu den ostmitteleuropäischen Staaten erhoffte sich Schröder nämlich deren Stärkung gegenüber der Sowjetunion und eine Isolierung der DDR. Damit aber sollte die sowjetische Regierung doch noch zum Einlenken in der Deutschlandfrage bewogen werden. Tatsächlich kam es auch zum Abschluss von Handelsabkommen und dem Austausch von Handelsmissionen mit Polen (März 1963), Ungarn (November 1963) und 24 Arnulf Baring / Christian Tautil, Charles de Gaulle. Größe und Grenzen, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1962; Jean Lacouture, De Gaulle, Bd. 3: Le souverain, 1958–1959, Paris: Seuil, 1986, S. 106–142. 25 Franz Eibl, Politik der Bewegung. Gerhard Schröder als Außenminister, 1961–1966, München: Oldenbourg, 2001.
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Bulgarien (März 1964). Die Bundesrepublik war jetzt zum ersten Mal in Osteuropa außerhalb der Sowjetunion staatlich vertreten. Damit wurde den „Ostkontakten“ auch endlich der Geruch des „halben Landesverrats“ genommen. Doch schon im Juni 1964 schloss die Sowjetunion mit der DDR einen Beistandsvertrag, der die territoriale Integrität des ostdeutschen Vasallen festschrieb. Gleichzeitig unterband die sowjetische Regierung weitere Separatabkommen ihrer Satellitenstaaten mit der Bundesrepublik. Folglich war Schröders ,Politik der Bewegung‘ faktisch bereits ein Jahr nach ihrem Beginn festgefahren. Einen völlig anderen Ansatz vertrat der Westberliner Senat unter Führung des Sozialdemokraten Willy Brandt.26 Er war vom Gewaltakt der ostdeutschen Regierung am 13. August 1961 unmittelbar betroffen und daher auch über die Passivität der Verbündeten besonders empört. Gleichzeitig spürte Brandt die Verpflichtung, nach Wegen zu suchen, „die Mauer durchlässig zu machen und die besonders lebensfeindlichen Lasten der Spaltung zu mildern und, wo möglich, überwinden zu helfen“.27 Dabei wollte er sich fortan nicht mehr allein auf die Verbündeten oder die Bundesregierung verlassen, sondern in Eigenregie etwas unternehmen – und zwar unter ausdrücklicher Einbeziehung der DDR. Entsprechend plädierte der Regierende Bürgermeister für eine ,Politik der kleinen Schritte‘. Er war bereit, der DDR statusrechtlich entgegenzukommen, um so konkrete Verbesserungen des deutsch-deutschen Zusammenlebens zu erreichen. Auf dieser Linie lagen verschiedene Passierscheinabkommen für Verwandtenbesuche der Westberliner im Ostteil der Stadt, die der Berliner Senat gegen die Bedenken Erhards und Schröders zwischen 1963 und 1966 mit der DDR-Regierung aushandelte. Gleichzeitig entwickelten Brandt und sein engster Berater Egon Bahr diese ,Berliner Linie‘ weiter zum umfassenden entspannungspolitischen Programm. Dieses erkannte im Gegensatz zur Außenpolitik der bisherigen Bundesregierungen die deutschlandpolitischen Realitäten an und erhoffte sich Änderungen nicht mehr kurz- oder mittel, sondern nur noch langfristig: „Überwindung des Status quo, indem der Status quo zunächst nicht verändert werden soll“ – so hatte Bahr die Paradoxie dieser ,Neuen Ostpolitik‘ in einer Rede vor der Evangelischen Akademie Tutzing im Juli 1963 umschrieben.28 Immerhin erklärte sich auch der CDU-Politiker Kurt Georg Kiesinger, der seit 1966 eine Große Koalition von CDU/CSU und SPD anführte, erstmals zu direkten Gesprächen mit der ostdeutschen Regierung bereit.29 Im April 1967 unterbreitete er der DDR-Führung ein entsprechendes 16-Punkte-Programm. Im Juni beantwortete er dann als erster Bundeskanzler ein Schreiben des Vorsitzenden des DDR 26 Wolfgang Schmidt, Kalter Krieg, Koexistenz und kleine Schritte. Willy Brandt und die Deutschlandpolitik 1948–1963, Opladen: Westdeutscher Verlag, 2001. 27 Willy Brandt, Erinnerungen, Frankfurt a. M.: Propyläen, 1989, S. 63 f. 28 Für den kommentierten Wortlaut der Rede siehe die URL: http://www.1000dokumente.de/ index.html?c=dokument_de&dokument=0091_bah&l=de [10.10.2016]. 29 Dirk Kroegel, Einen Anfang finden! Kurt Georg Kiesinger in der Außen- und Deutschlandpolitik der Großen Koalition, München: Oldenbourg, 1997.
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Ministerrats, Willi Stoph. Alle seine Angebote scheiterten jedoch an ostdeutschen Maximalforderungen, die auf einen Verzicht des Alleinvertretungsanspruchs der Bundesrepublik und die volle diplomatische Anerkennung der DDR hinausliefen. Daher brachte diese ,neue Ostpolitik‘, wie Kiesinger nicht ganz zu Unrecht seinen deutschland- und entspannungspolitischen Schwenk umschrieb, letztlich nur magere Ergebnisse. Lediglich mit Rumänien einigte man sich im Januar 1967 auf die Herstellung diplomatischer Beziehungen, sicher ein Erfolg, in gewisser Weise aber auch ein Pyrrhus-Sieg: Rumänien galt ohnehin als Außenseiter im Ostblock. Die Verbesserung der westdeutschen Kontakte gerade zu diesem Land musste daher das Misstrauen der übrigen Ostblock-Staaten, vor allem Polens und der DDR, noch weiter verstärken. Entsprechend einigten sich die Warschauer PaktStaaten bereits im Frühjahr 1967 auf eine ,Ulbricht-Doktrin‘. Ihr zufolge sollten sie ihre Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland nur dann normalisieren dürfen, wenn diese ihrerseits die DDR anerkannte. Bereits in der Zeit der Großen Koalition verbrauchte sich die ursprüngliche deutschland- und ostpolitische Gemeinsamkeit zwischen CDU/CSU und SPD. Im Gegensatz zu den Unionsparteien waren die Sozialdemokraten als Gegenleistung für konkrete Vereinbarungen zwischen den beiden deutschen Staaten bereit, die staatliche Existenz der DDR grundsätzlich zu akzeptieren – ohne damit allerdings eine völkerrechtliche Anerkennung der DDR als Ausland zu verbinden. Auch in puncto Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutscher Ostgrenze war die SPD flexibler als ihre Regierungspartner. Gleichzeitig näherten sich SPD und FDP in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre deutschland- und ostpolitisch stark an. Dies war eine der Voraussetzungen für die erste sozial-liberale Koalition auf Bundesebene. Sie entstand nach den Bundestagswahlen vom September 1969 unter Führung des neuen Bundeskanzlers Brandt und mit dem FDP-Vorsitzenden Walter Scheel als Außenminister.30 Ihre Verhandlungsstrategie mit der Sowjetunion und deren Satellitenstaaten in den folgenden Jahren lief darauf hinaus, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs herrührenden historischen Hypotheken abzutragen und zu einer Normalisierung der Beziehungen zu gelangen.31 Dabei war man bereit, selbst die DDR in dem Maße statusrechtlich aufzuwerten – bzw. eine diplomatische Anerkennung international nicht mehr länger zu blockieren –, wie die ostdeutsche Regierung das innerdeutsche Verhältnis entspannte und vor allem die Kontakte über die Mauer hinweg erleichterte. Das lief auf eine völlige Aufgabe bisheriger deutschland- und ostpolitischer Glaubenssätze, oder, wie Brandt pointierte, von „Lebenslügen“32 der Bundesrepublik hinaus. Wie schwer dieser Prozess immer noch fiel, belegten die erbitterten innenpolitischen Debatten über die Ostverträge. Wenn diese am Ende doch die Ratifizierungshürden nahmen, dann zum einen wegen der starken internationalen Unterstützung – insbesondere seitens 30 Arnulf Baring, Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel, Stuttgart: DVA, 1982. 31 Peter Bender, Neue Ostpolitik. Vom Mauerbau bis zum Moskauer Vertrag, München: dtv, 1986; Soutou, Guerre (wie Anm. 2), S. 498–509. 32 Brandt, Erinnerungen (wie Anm. 27), S. 156 f.
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der USA und Frankreichs –, zum anderen aber auch, weil die Neuansätze der vergangenen Jahre die westdeutsche Gesellschaft sukzessive an die neuen Notwendigkeiten herangeführt hatten. Gleichzeitig besiegelten die hieraus entstehenden Verträge – vom Moskauer Vertrag (12. August 1970) über den Grundlagenvertrag (21. Dezember 1972) bis hin zum Prager Vertrag (11. Dezember 1973) – die Normalisierung der Beziehungen der Bundesrepublik zu den Staaten des Ostblocks. Damit wurde der westdeutsche Staat international handlungsfähiger, weil die schon neurotische Fixierung auf die ,Hallstein-Doktrin‘ und eine etwaige statusrechtliche Aufwertung der DDR im Ausland entfiel und sich überdies der Westbindung der Bundesrepublik nun auch noch ,Ostverbindungen‘ hinzugesellten.33 III. Insbesondere für die Beziehungen zu Frankreich war der Erfolg der ,Neuen Ostpolitik‘ ambivalent. Einerseits entsprach die neue ostpolitische Flexibilität der Bundesrepublik dem konstanten Drängen de Gaulles gegenüber den wechselnden Bundesregierungen der 1960er Jahre und seiner eigenen Politik der ‚détente, entente et coopération‘ gegenüber der Sowjetunion und ihren Verbündeten. Er erhoffte sich davon eine größere Chance auf Verwirklichung seines Projekts eines Europas ,vom Atlantik bis zum Ural‘, das unter französischer Führung eine gleichberechtigte Rolle neben den beiden Supermächten spielen sollte.34 Andererseits sah zumindest sein Nachfolger Georges Pompidou die ,Neue Ostpolitik‘ durchaus mit gemischten Gefühlen35 – sicher auch als eine Unterstützung für das gaullistische Europa-Projekt, dem er sich weiterhin verbunden fühlte, aber ebenso als den etwaigen Beginn einer internationalen Überlegenheit der Bundesrepublik, ja eines deutschen Abdriftens nach Osten. Am Ende aber war es gerade dieser Ambivalenz der französischen Wahrnehmung in Verbindung mit der westdeutschen Überzeugung von der andauernden Bedeutung der Westbindung geschuldet, dass die neue Dynamik der Ost-WestBeziehungen geradezu zum Katalysator einer weiteren Vertiefung der deutschfranzösischen Beziehungen wurde. Erstens hatten sich die bisher doch eher diver 33 Werner Link, Westbindung und Ostverbindungen. Die außenpolitische Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland, in: Peter März (Hg.), 40 Jahre Zweistaatlichkeit in Deutschland. Eine Bilanz, München: Olzog, 1999, S. 195–212. 34 Hans-Dieter Lucas, Europa vom Atlantik bis zum Ural? Europapolitik und Europadenken im Frankreich der Ära de Gaulle (1958–1969), Bonn: Bouvier, 1992; Vaïsse, Grandeur (wie Anm. 8), S. 413–451. Vgl. auch den Beitrag von Garret J. Martin in diesem Band. 35 Georges-Henri Soutou, L’Alliance incertaine. Les rapports politico-stratégiques francoallemandes 1954–1996, Paris: Fayard, 1996, S. 311–349; Maurice Vaïsse, La puissance ou l’influence? La France dans le monde depuis 1958, Paris: Fayard, 2009, S. 118–121 und S. 251–259; Hélène Miard-Delacroix, Le défi européen de 1963 à nos jours, Villeneuve d’Ascq: Septentrion, 2011, S. 41–51; Sylvain Schirmann / Sarah Mohamed-Gaillard, Georges Pompidou et l’Allemagne, Brüssel: Peter Lang, 2012.
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gierenden deutschland- und ostpolitischen Grundannahmen der beiden Regierungen nun stark angenähert. Zweitens ergaben sich auf dem jetzt von beiden Seiten beackerten Feld der Deutschland- und Ostpolitik neue Handlungsmöglichkeiten, aber auch Notwendigkeiten in punkto Abstimmung und Zusammenarbeit. Drittens glichen sich in den 1970er Jahren gleichzeitig das deutsche und das französische Amerika-Bild ebenso wie die Wahrnehmung der Sowjetunion immer mehr an, womit weitere deutsch-französische Konfliktpotentiale verschwanden.36 In Frankreich wich der bisherige grundsätzliche Vorbehalt gegenüber den USA einer sachlicheren, weniger ideologischen Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen der westlichen Führungsmacht. Ebenso nahmen die bisher relativ starken philokommunistischen Einstellungen in der französischen Gesellschaft und Politik ab. Spiegelbildlich dazu wurde ein gemäßigter Gaullismus stilbildend auch für andere westeuropäische Staaten, einschließlich der Bundesrepublik, wo die frühere positive Amerika-Perzeption angesichts von Rassenunruhen, Vietnamkrieg und Watergate-Skandal stark an Glanz verloren hatte und gleichzeitig der vor allem in Westdeutschland verbreitete Antikommunismus einer nüchterneren Einstellung zur östlichen Vormacht Platz machte. Beide Entwicklungen kulminierten erstmals in den Jahren 1974 bis 1981, der gemeinsamen Regierungszeit von Bundeskanzler Helmut Schmidt und Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing, in einer weitgehend übereinstimmenden Definition der ménage à quatre Bundesrepublik – Frankreich – USA – Sowjetunion.37 In punkto Ost-West-Beziehungen waren beide Politiker von der Notwendigkeit der Entspannungspolitik überzeugt, ohne sich indes Illusionen über die sowjetische Hegemonialpolitik hinzugeben. In den transatlantischen Beziehungen wiederum schwankten sie einvernehmlich zwischen der Einsicht in die weltpolitische Bedeutung der USA und ihren Zweifeln an der amerikanischen Führungsfähigkeit bzw. der Weisheit amerikanischer Entscheidungen – ersteres vor allem in der Zeit der Administration Jimmy Carters, letzteres in jener seines Nachfolgers Ronald Reagan. Auch dieses doppelte Einvernehmen erklärt, warum damals auf der diskursiven und inszenatorischen Ebene ein neues Element auftrat, das geradezu zu einer Neubewertung des Deutsch-Französischen Vertrags beitrug: die Stilisierung der bilateralen Zusammenarbeit zur europapolitischen ,Achse‘ bzw. zum ,Motor‘ der europäischen Einigung oder zum im Gleichschritt die Weltpolitik durchmessenden ,Paar‘ oder ,Tandem‘.38 36 Marcowitz, Spannungsverhältnis (wie Anm. 1); Reiner Marcowitz / Hélène Miard-Delacroix, Introduction, in: idem (Hg.), 50 ans de relations franco-allemandes, Paris: Nouveau Monde, 2012, S. 11–29; Bernard Ludwig, De l’anticommunisme au débat politique et intellectuel avec le communisme, in: Jean-Paul Cahn / Ulrich Pfeil (Hg.), L’Allemagne 1961–1974. De la construction du Mur à l’Ostpolitik, Villeneuve d’Asq: Septentrion, 2009, S. 171–186. 37 Hélène Miard-Delacroix, Partenaires de choix? Helmut Schmidt et la France (1974–1982), Bern: Peter Lang, 1993; Vaïsse, Puissance (wie Anm. 35), S. 121–124, S. 195–202 und S. 259–269; Miard-Delacroix, Défi (wie Anm. 35), S. 59–65. 38 Joseph Jurt, Le couple franco-allemand. Naissance et histoire d’une métaphore, in: KarlHeinz Götze / Michel Vanoosthuyse (Hg.), France-Allemagne. Passions croisées = Cahiers
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Staatspräsident François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl knüpften nach 1982 an die erfolgreiche Zusammenarbeit ihrer Vorgänger an.39 Kohls Priorität der Westbindung deckte sich mit dem französischen Interesse an einer festen Einbindung der Bundesrepublik im Westen, und gleichzeitig führten beide Seiten auch die Entspannungspolitik fort. Erst die deutsche Vereinigung drohte diese Übereinstimmung deutscher und französischer Politik Ende 1989 / Anfang 1990 zu zerstören.40 Die französischen Sorgen vor einer erneuten deutschen Hegemonie auf dem Kontinent schwanden jedoch in dem Maße wie klar wurde, dass auch ein vereinigtes Deutschland weiterhin eine Stütze westlicher Einheit und ein Motor der europäischen Integration sein werde. Insofern zeigte sich auch in dieser Situation, als die ménage à quatre zwischen der Bundesrepublik, Frankreich, den USA und der Sowjetunion erneut tiefgreifend umgestaltet wurde, dass die sich seit Mitte der 1970er Jahre durchsetzende Praxis und Stilisierung einer effektiven deutsch-französischen Konzertation zu einer spezifischen Pfadabhängigkeit geführt hatte.41 Damit wurde nämlich zum einen die Erwartungshaltung geschaffen, dass ein gutes persönliches Einvernehmen zwischen den jeweiligen deutschen und französischen Führungsspitzen von nun an der Normalfall sein werde. Zum anderen setzte es diese Protagonisten selbst sowohl unter den medialen als auch den politischen Druck, einer solchen Erwartung auch gerecht zu werden. Dies erklärt, warum bis heute tatsächliche oder vermeintliche Defizite in der Kooperation des jeweiligen Führungspersonals im deutsch-französischen Verhältnis immer besonders beklagt werden. Gleichzeitig ist hier Optimismus angebracht: Spätestens seit dem Ende der ,langen‘ 1960er Jahre ist der deutsch-französische Bilateralismus auch wegen der hier fokussierten ménage à quatre mit den USA und der Sowjetunion ein wichtiges stabilisierendes Element in der internationalen Politik, deren andauernd gültige Ratio bisher noch jede deutsche und französische Regierung früher oder später hat einsehen müssen.
d’études germaniques (2001) 41, S. 51–60; Chrystelle Nourry, Le „couple franco-allemand“. Un symbole européen, Brüssel: Bruylant, 2005; Miard-Delacroix, Défi (wie Anm. 35), S. 292 f.; Reiner Marcowitz, Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag zwischen Mythos und Wirklichkeit, in: Frankreich-Jahrbuch 2012, S. 49–62. 39 Andreas Wirsching, Abschied vom Provisorium. 1982–1990, München: DVA, 2006, S. 513– 544; Ulrich Lappenküper, Mitterrand und Deutschland. Die enträtselte Sphinx, München: Oldenbourg, 2011, S. 147–258. 40 Rainer Hudemann, Von alten Stereotypen zum neuen Europa. Frankreich und die deutsche Vereinigung, in: Klaus-Dietmar Henke (Hg.), Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte, München: dtv, 2009, S. 497–508; Reiner Marcowitz (Hg.), Ein „neues“ Deutschland? Eine deutsch-französische Bilanz 20 Jahre nach der Vereinigung, München: Oldenbourg, 2010; Miard-Delacroix, Défi (wie Anm. 35), S. 101–115; Lappenküper, Sphinx (wie Anm. 39), S. 259–302. 41 Marcowitz, Freundschaftsvertrag (wie Anm. 38).
ALLIANCE AND INDEPENDENCE The Role of the United States in Charles de Gaulle’s European Policy Conceptions Carine Germond Hervé Alphand, French Ambassador in Washington between 1956 and 1965, observed in 1963 that alliance and independence were the twin concepts that best described France’s foreign policy. This, he elaborated further, consisted of combining cooperation with steadfastness in the French attitude toward the United States (US).1 Alphand’s remarks summarized appropriately the balancing act that characterized Charles de Gaulle’s dealings with his North American counterparts throughout his political career and defined his concept of Europe’s relationship with the American superpower. When de Gaulle returned to power in 1958, only a limited number of countries influenced his European policy and shaped his idea of the role France and Europe were to play in the world. The United States, alongside Germany and the Soviet Union,2 stands out in this regard. This chapter sets out to contextualize the role played by the US in the formation of de Gaulle’s European policy and to trace the transformations of this role. Special attention is given to the transformations which took place during his presidential tenure – a period during which he sought, as a third force in the post-war rivalry between the US and the Soviet Union, to achieve a leadership role for France in Europe as well as a new balance of power between Europe and the United States. The chapter first examines de Gaulle’s perceptions of and experience with the US prior to 1945. The second section then analyzes how the post-war geopolitical transformations of the international environment from the late 1950s opened up a space for him to challenge US control in Europe, to question key tenets of the US approach to Europe and the Atlantic Alliance – in particular the North Atlantic Treaty Organization (NATO) – and to promote his own competing vision of transatlantic relations. The third section assesses the changes in the 1 2
Hervé Alphand, France and Her Allies, in: Orbis 7 (1963) 1, p. 17–31, here p. 18. On Germany, see in particular Knut Linsel, Charles de Gaulle und Deutschland, Sigmaringen: Thorbecke, 1998; Carine Germond, Partenaires de raison? Le couple France-Allemagne et l’unification de l’Europe 1963–1969, Munich: Oldenbourg, 2014. On the Soviet Union, see e. g., Maurice Vaïsse (ed.), De Gaulle et la Russie, Paris: CNRS, 2006; Thomas Gomart, Double détente. Les relations franco-soviétiques de 1958 à 1964, Paris: Publications de la Sorbonne, 2003.
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Franco-West German-American triangular relationship that occurred as a result of de Gaulle’s contestation of US political and military hegemony and his attempts to create an independent Europe with the Franco-German tandem at its core. The last section places the transatlantic competition and tensions that marked de Gaulle’s tenure against the backdrop of the Americanization of post-war France. DE GAULLE AND THE UNITED STATES: A COMPLEX RELATIONSHIP Charles de Gaulle’s provocative, cantankerous and often unpredictable attitude vis-à-vis the US earned him an anti-American reputation among his contemporaries. Yet, his relations with the US were far more complex than the term would suggest. To begin with, his perception of the United States in many ways reflected the age-old tensions that had characterized Franco-American relations as well as the predominant imagery of his socio-cultural background.3 Brought up in a conservative and bourgeois milieu at the turn of the twentieth century, de Gaulle shared many of this milieu’s critical views of US society. The latter was traditionally viewed as vulgar, individualist, and materialist. These impressions were corroborated by a generally critical press and public opinion in pre- and interwar France on the one hand and de Gaulle’s own limited personal contact with Americans on the other hand. Moreover, for someone who placed as much emphasis on history as de Gaulle did, the US was simply too young and lacked historical experience in comparison with European powers.4 At the same time, he admired the energy, creativity, resourcefulness and achievements of the American people. He understood early on the leading role that this country would come to play in European and world politics. Contrary to other countries like Germany, which he had studied extensively and in which he even resided during his adolescence and during his military career, the general had a limited and imperfect knowledge of North America. His interwar writings focused predominantly on European problems, mostly those posed by Germany, and displayed little interest in the country across the Atlantic.5 Despite a four-year exile in London during the Second World War, his command of English remained imperfect, while he could converse in German without the help of an interpreter. His first travels to the US occurred shortly before and after the Second World War, with only two subsequent journeys in an official capacity. 3 4 5
See also Christopher S. Thompson, Prologue to Conflict. De Gaulle and the United States. From First Impressions through 1940, in: Robert O. Paxton / Nicholas Wahl (ed.), De Gaulle and the United States. A Centennial Reappraisal, Oxford: Berg, 1994, p. 13–32. Richard F. Kuisel, Seducing the French. The Dilemma of Americanization, Berkeley: University of California Press, 1993, p. 148. One exception is his analysis of the National Defense Act of 1920: Charles de Gaulle, La mobilisation économique à l’étranger, in: Revue militaire française 104 (1934) 151, p. 62–88.
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Notwithstanding pre-war impressions, de Gaulle’s perception of and his relationship with the US were to a large extent influenced by the wartime conflicts with the American allies. Two factors are especially important for understanding Franco-American frictions during and after the Second World War. First, General de Gaulle emerged as a leading political personality with whom American leaders had to reckon. But, as the representative of a defeated country that was not (up until 1944) even officially recognized as an ally, he had to negotiate out of a position of weakness. Second, the US arose as a new, increasingly strong international power, and its diplomatic, political and cultural influence grew dramatically across the world in that time period. If the United States was ever, as de Gaulle occasionally referred to it, the daughter of Europe, then the offspring had clearly outgrown its European origins. A permanent tension – fueled by prejudices on both sides and conflicting concepts of national and international necessities – characterized relations between the leader of the Free French in London and US President Franklin D. Roosevelt throughout the war.6 In the eyes of many American officials, the leader of the Free French was haughty, quarrelsome and a somewhat inconvenient interlocutor. Their attitudes toward de Gaulle ranged from indifference to open hostility. Conversely de Gaulle resented the tacit recognition of the Vichy regime as a representative of the French State by the US government and Roosevelt’s enduring refusal to acknowledge him as France’s legitimate spokesman. Franco-American tensions reached a peak when Roosevelt attempted in 1943 to replace de Gaulle as the leader of the Free French with General Henri Giraud, who was viewed by Washington as a more amenable personality (he was also one of de Gaulle’s main rivals). The US president’s refusal to recognize the French Provisional Government up until late in 1944 did nothing to alleviate de Gaulle’s misgivings about American support.7 Moreover, the French leader strongly disagreed with decisions regarding Germany made at the Potsdam Allied conference, to which he had not been invited at Roosevelt’s insistence. Furthermore, he clashed with Washington over his determination to detach both the Ruhr and the Rhineland from any new German state in order to prevent Germany from having the military means to wage another war against France.8 Certainly, it would be too simplistic to ascribe Franco-American tensions during de Gaulle’s presidential tenure solely to his troubled relations with the United States during the war and in the immediate post-war period. Nevertheless, the memory of the wartime diplomatic skirmishes and a reciprocal mistrust were still present on both sides of the Atlantic when the general returned to power in 1958. 6 7 8
See also Robert Dallek, Roosevelt and Charles de Gaulle, in: Paxton/Wahl, De Gaulle (see note 3), p. 49–60; Éric Roussel, Charles de Gaulle, Paris: Gallimard, 2002. On the conflictive US relations with the Free French, see Kim Munholland, The United States and the Free French, in: Paxton/Wahl, De Gaulle (see note 3), p. 61–94. See also John S. Hill, Germany, the United States, and De Gaulle’s Strategy for Economic Reconstruction, 1944–1946, in: Paxton/Wahl, De Gaulle (see note 3), p. 103–115.
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GUARDED ALLIES: DE GAULLE, THE UNITED STATES AND EUROPE IN THE CHANGING WORLD OF THE 1960S De Gaulle’s tenure as president of the French Republic coincided with three different periods of the Cold War containing alternating phases of tensions and détente. The years between 1958 and 1963 marked the apex of the Cold War with a succession of ‘hot’ crises – the two Berlin crises following Nikita Khrushchev’s ultimatum of 1958, the construction of the Berlin Wall in 1961 and the Cuban Missile Crisis in 1962. During these crises, the world seemed to be on the brink of nuclear war. From 1963 onward, the two superpowers engaged in dialogue rather than confrontation and promoted contact between the two blocs, opening up new possibilities for de Gaulle to pursue his own European policy objectives. For the general, the crises in Berlin and Cuba had exposed and deepened the divergent security interests on the two sides of the Atlantic. He concluded that the distribution of power within the Alliance no longer served European interests. He also recognized early on that the focus of the ideological confrontation between the two superpowers was shifting away from Europe and toward Asia (e. g., Vietnam) and Africa. Against the backdrop of the bourgeoning decolonization movement, Communism was a powerful force to destabilize and challenge the colonial powers in place in those parts of the world. However, the Prague Spring in 1968 confirmed the Soviet determination to hold on to its sphere of influence. De Gaulle’s multifarious attempts to adapt to the new geopolitical situations led to the misperception that his efforts to transform the Atlantic Alliance presented a danger to Europe’s security. As a result, the controversies between France and the United States reached a peak. The Franco-American “Cold Alliance”9 had a profound effect on the European policy of both countries. During his presidency, de Gaulle tried four courses of action to alter the dynamics of transatlantic relations. First, soon after returning to power, he presented President Dwight D. Eisenhower with a proposal for building a Tripartite Directorate among the three powers (US, the United Kingdom and France) that would act as a consultative and policy-making body for the Western Alliance. The proposal, whose aim was to restore France to the rank of a great power in the West alongside the US and Britain, intended to alleviate French grievances of the Anglo-Saxon domination of NATO and allow the French government to participate in the strategic planning of the Alliance. Whether the tripartite directorate was an earnest proposal or rather a tactical ploy intended to justify de Gaulle’s subsequent attempts to restore France’s grandeur and independence (notably through the building up of a French nuclear deterrent, the Force de frappe, and the gradual withdrawal from NATO) is still debated among contemporaries and historians.10 9
As aptly described by Frank Costigliola, France and the United States. The Cold Alliance since World War II, New York: Twayne, 1992. 10 E. g., Paul Marie de La Gorce, La France contre les empires, Paris: Grasset, 1969; Guy de Carmoy, Les politiques étrangères de la France, Paris: La table ronde, 1976; John Newhouse,
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Whatever the intention, it placed the American ally before the thorny dilemma of either sharing global power and transforming the Atlantic system or bearing the consequences of France’s gradual disengagement from an unreformed NATO. Second, with the failure of his plan for a Tripartite Directorate, the French president sought to organize a political union between the six members of the European Economic Community (EEC). The Fouchet Plans set out to establish a Political Union of European States with common political institutions and a European defense system.11 For Paris, the proposed European Political Union had a twofold advantage. Firstly, it would strengthen Western security by building closer ties between the Western Europeans and so force the United States to better take into account European interests. Secondly, it would prevent any further supranational developments of the institutions of the EEC by re-asserting the primacy of national governments. De Gaulle’s European Union plan failed in spring 1962 due in part to the hostility of the Netherlands and Belgium to any entity that would ‘cap’ the existing Communities and compete with NATO and in part to the uncompromising attitude of the French president. The failure of de Gaulle’s plan for a union of European states left him with a third option: a Franco-German partnership based on the reconciliation of the former enemies and close contractual cooperation. In essence, the Franco-German Treaty of January 1963 pursued a similar goal to the Fouchet Plans, albeit with two rather than six partners: a close coordination of France’s and Germany’s European and foreign policies to assert Europe’s interests vis-à-vis the two superpowers. De Gaulle hoped that in time the other EEC partners would aggregate around the Franco-German core to form the independent ‘European Europe’ he longed for. France of course was to be the dominant partner in the Franco-German relationship. However, the Francophile Konrad Adenauer left office shortly after the signature of that treaty. The new German government headed by Chancellor Ludwig Erhard and Foreign Minister Gerhard Schröder had strong Atlanticist sympathies and refused to choose Paris over Washington. As a result, the FrancoGerman alliance as envisioned by the Élysée Treaty never fully materialized.12 Fourth, recognizing the limitations of the Franco-German alliance, General de Gaulle set out to pursue alone his grand design of a ‘Europe from the Atlantic to De Gaulle and the Anglo-Saxons, New York: Viking Press, 1970; Eckard Conze, Die gaullistische Herausforderung. Die französisch-deutschen Beziehungen in der amerikanischen Europapolitik, Munich: Oldenbourg, 1995; Wilfrid L. Kohl, French Nuclear Diplomacy, Princeton: Princeton University Press, 1971. 11 See Robert Bloes, Le plan Fouchet et le problème de l’Europe, Bruges: Collège d’Europe, 1970; Esther Kramer, Atlantisches oder Europäisches Europa? Kontinuität und Wandel in den Verhandlungen über eine politische Union, 1958–1970, Baden-Baden: Nomos, 2000. 12 See Germond, Partenaires (see note 2); Carine Germond, A “Cordial Potentiality?” De Gaulle and the Franco-German Partnership 1963–1969, in: Christian Nuenlist / Anna Locher / Garret Martin (ed.), Globalizing de Gaulle. International Perspectives on French Foreign Policies, 1958–1969, Lanham: Rowman & Littlefield, 2010, p. 43–62.
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the Urals’13 with an active policy of détente toward Eastern Europe and the Soviet Union. De Gaulle intended to use the emerging East-West thaw in Europe to promote what he summarized in his famous triptych of ‘détente, entente et cooperation’ – which defined the three stages that would govern France’s relations with the Eastern Bloc – and to establish France as a privileged interlocutor with the Soviet Union. The general viewed a détente on both sides of the ‘Iron Curtain’ as an opportunity to overcome the Cold War order in Europe. The East-West rapprochement was necessary for transcending the ideological opposition between the two blocs, shaking alliance allegiances – NATO in the West, the Warsaw Pact in the East – and bringing about a new European order in which Germany and Europe would ultimately be reunited.14 In March 1966, the freshly re-elected French president announced that France would withdraw from NATO but remain a member of the Atlantic Alliance. While in line with the gradual French disengagement from the Atlantic military organization operated since 1959, this unilateral move was a direct challenge to US leadership. It set out to assert France’s sovereignty, re-define Frenchtransatlantic relations and underline France’s great power status and ‘free hands’, just months before de Gaulle was due to meet with Soviet leaders in Moscow. The withdrawal of French forces from NATO was soon followed by a series of diplomatic initiatives challenging American foreign policy goals (e. g., the Phnom Penh and Québec speeches in 1966 and 1967) in order to underpin France’s claim to the role of principal mediator and enhance its worldwide prestige. Yet, de Gaulle’s attempts to change the power relationship within the Western alliance met with very limited success. The surge of East-West tensions after the invasion of Czechoslovakia in 1968 laid bare the limits of de Gaulle’s ability to loosen Moscow’s grip on its satellites and demonstrated the resilience of the dominance of the superpowers over world affairs. SYMMETRIZING THE TRIANGLE: FRANCO-GERMAN-AMERICAN RELATIONS IN EUROPE Europe cannot be built without a direct agreement […] between France and Germany. But this entente cannot pass through Washington, which, in Bonn and Paris, unfortunately hasn’t been taken into consideration.15
This statement by de Gaulle to Richard Coudenhove-Kalergi encapsulates one of the key characteristics of the Franco-German relationship. In actuality, the latter 13 See Alain Larcan, L’Europe de l’Atlantique à l’Oural, in: Vaïsse, De Gaulle (see note 2), p. 181–198. 14 See Garret Martin, General de Gaulle’s Cold War. Challenging American Hegemony, 1963– 1968, New York: Berghahn, 2013. See also Garret J. Martin’s contribution to this volume. 15 Cited by Olivier Guichard, The State, de Gaulle, and the United States, in: Paxton/Wahl, De Gaulle (see note 3), p. 343–350, here p. 347.
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was never exclusively bilateral because the two countries constantly had to position themselves, either separately or together, vis-à-vis third countries and in particular vis-à-vis their American ally and partner in the Atlantic Alliance. The Franco-German-American relationship consisted of an interdependent network of bilateral relationships in which a change between two partners induced a change in relations with the third partner. The 1960s were marked by profound adjustments in the triangular relationship. The first kind of change was political because of Franco-American differences on defense and security issues and the rivalry between two competing European concepts: de Gaulle’s project of a ‘European Europe’ allied to the US but possessing its own independent (nuclear) defense and President John F. Kennedy’s proposal of an ‘Atlantic partnership’ designed to preserve US leadership within the Western alliance. Second, increased trade and economic competition between the US and the EEC had an important economic impact on transatlantic relations. Finally, the third adjustment that the triangular relationship underwent was cultural in nature and a result of the growing criticism of certain aspects of the US model. De Gaulle’s European policy, with its objective of an independent, French-led Europe acting as a fully-fledged partner of the US, contributed to transforming the Franco-German-American relationship and exacerbated pre-existing trilateral tensions. It also reflected the aspiration to emancipate Western Europe from the benevolent American tutelage under which it had been placed since the end of the Second World War. West Germany, with its pivotal position in Europe and the Atlantic system, was of primary importance for the implementation of both the French and American European strategy and was, therefore, at the heart of the Franco-American conflict in the 1960s.16 De Gaulle followed a two-pronged approach aiming to reorganize transatlantic relations and to rebalance the Bonn – Paris – Washington relationship in a way that was more favorable to French and European interests. Yet, Germany’s strong reliance on the US for its defense became a major point of contention between Paris and Bonn during de Gaulle’s tenure and a stumbling block for the close bilateral entente envisioned by the French president. His attempts to lure Bonn out of the American orbit and re-equilibrate West Germany’s European and Atlantic policy in favor of Paris were met by Washington’s equally determined counter-efforts. For instance, in light of de Gaulle’s press conference of January 1963, in which he rejected Britain’s membership in the EEC, the Kennedy administration considered that the Élysée Treaty of 1963 ran contrary to US and Atlantic interests. It therefore exerted strong pressure on the German government in favor of an interpretative text to the treaty.17 Adopted by the Bundestag in May, the preamble 16 See Jeffrey Glen Giauque, Grand Designs and Visions of Unity. The Atlantic Powers and the Reorganization of Western Europe, 1955–1963, Chapel Hill: The University of North Carolina Press, 2002. 17 On the preamble and US reactions to the treaty, see Matthias Schulz, Die Politische Freundschaft Jean Monnet – Kurt Birrenbach, die Einheit des Westens und die ‘Prämbel’ zum
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reaffirmed the (Atlanticist) axioms of German foreign policy, namely European integration within the European Communities (to be enlarged to include the United Kingdom) and cooperation with(in) NATO and the US. This was in blatant contradiction to de Gaulle’s objective of a Franco-German partnership as the nucleus of an independent Western European entity capable of acting as a third force between the two superpowers. Additionally, the discussions on the treaty revealed and deepened a fault-line dividing the CDU/CSU into two opposite camps: the supporters of a closer partnership with the US – the ‘Atlanticists’ – on the one hand, and the advocates of a rebalancing of the trilateral relationship through a close Franco-German cooperation – the ‘Gaullists’ – on the other hand.18 The Erhard-Schröder government’s support of the American proposal of a Multilateral Force (MLF) – which was initially designed to assuage German nuclear ambitions and limit proliferation19 – was a thorn in de Gaulle’s side because it embodied the German preference for Washington over Paris. Therefore, in July 1964, de Gaulle made a surprising, albeit ambiguously formulated offer to the Germans: they could participate in the then still embryonic French Force de frappe.20 The proposal, whether genuine or a mere testing ploy, was in effect a final tentative to rally Germany to the Gaullist European project and to test Bonn’s willingness to waive close ties with Paris in all areas, including defense and security. The German rejection of the French proposal buried all hopes of a Franco-German strategic community. The refusal of the German government to follow de Gaulle on the path to reshaping international and European affairs and promoting the emergence of a more independent and assertive Western Europe centered on the Franco-German alliance was a substantial blow to the general’s diplomatic strategy. RESISTING THE AMERICANIZATION OF POST-WAR FRANCE The transatlantic tensions that resulted from the Gaullist contestation of American leadership occurred at a time when the Americanization of post-war Western Europe, which had gained momentum after the Second World War and with the Marshall Plan, generated in France a vivid debate about the merits of America’s social and political model. Americanization is understood here as a variety of “so Élysée-Vetrag von 1963, in: Andreas Wilkens (ed.), Interessen Verbinden. Jean Monnet und die europäische Integration der Bundesrepublik Deutschland, Bonn: Bouvier, 1999, p. 299– 327; Frédéric Bozo, Two Strategies for Europe. De Gaulle, the United States and the Atlantic Alliance, Lanham: Rowman & Littlefield, 2001, p. 103–108. 18 See Tim Geiger, Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Zwist und innerparteilicher Machkampf in der CDU/CSU, 1958–1969, Munich: Oldenbourg, 2009. See also Tim Geiger’s contribution to this volume. 19 For the context, see also Andreas Lutsch’s contribution to this volume. 20 Conversation between Erhard and de Gaulle, July 4, 1964, in: Akten zur Auswärtigen Politik Deutschland (AAPD), 1964, vol. II, doc. 187, p. 768–777, here p. 775.
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cial, political, economic and cultural changes that arose from the spread of a version of modernity promoted by the United States through public and private policies and practices”.21 It thus describes processes by which (Western) European countries were exposed to and subsequently adopted specific American values, behaviors, mass culture, and the ideals of the American way of life. In essence, Americanization describes a process of cultural transfer based on American economic, cultural and political hegemony.22 The Gaullist challenge can be understood as an attempt to resist the political, economic and monetary primacy of the US as the primary vehicles of the cultural Americanization of France.23 De Gaulle was too much of a Realpolitiker to be anti-American in an emotional way. Consequently, his motives for opposing the US were primarily political. In fact, his policy of resistance paralleled his broader policy toward the US. He challenged the Americanization processes in various realms, often with foreign policy implications, and he used a variety of arguments to underpin his policy. In particular, de Gaulle successfully exploited traditional Gallic, antiAmerican sentiment, rooted not only in a drive for independence and grandeur but also in French perceptions and fears about American power.24 In particular, he could build upon popular misgivings that were prevalent in post-war French society about American influence and capitalize on grievances about how the US had (mis)treated France’s national interests in the past. Until 1967, the stationing of American troops in France offered a particularly fertile ground for such feelings. In addition to being a symbol of France’s subordinate role in NATO, American forces stationed on French soil were also significant vectors of Americanization.25 If anti-Americanism was a constant in post-war France, it was also inextricably linked to the processes of economic and cultural Americanization.26 De Gaulle thus successfully politicized and dramatized pre-existing fears in France of dependence and cultural and economic decline. The extent to which such concerns were widespread in France of the ‘Thirty Glorious’ is illustrated for example by two books that quickly became huge library successes. In his famous essay titled “Parlez-vous franglais?” (1964), the linguist and essayist René Étiemble deplored the numerous anglicisms that had 21 Brian A. McKenzie, Remaking France. Americanization, Public Diplomacy, and the Marshall Plan, New York: Berghahn, 2005, p. 6. 22 See Eckart Conze, Wege in die Atlantische Gemeinschaft. Amerikanisierung und Westernisierung in Westeuropa nach 1945, in: Reiner Marcowitz (ed.), Nationale Identität und transnationale Einflüsse. Amerikanisierung, Europäisierung und Globalisierung in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg, Munich: Oldenbourg, 2007, p. 74–86. 23 On the latter, see e. g. Barnett Singer, The Americanization of France. Searching for Happiness after the Algerian War, Lanham: Rowman & Littlefield, 2013. 24 On French anti-Americanism, see also Egbert Klautke’s contribution to this volume. 25 See Olivier Potter, Les bases américaines en France, 1950–1967, Paris: L’Harmattan, 2003. 26 Richard J. Golsan, From French Anti-Americanism and Americanization to the “American Enemy”, in: Alexander Stephan (ed.), The Americanization of Europe. Culture, Diplomacy, and Anti-Americanism after 1945, New York: Berghahn, 2007, p. 44–68, here p. 66.
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invaded the French language. In particular, he criticized the franglais, this anglophile obsession (anglomanie) that consisted of inventing English-sounding words that did not exist in either languages. The result, he argued, was a mere Atlantic pidgin.27 Published a few years later, Jean-Jacques Servan-Schreiber’s best-seller, “Le défi américain” pointed out the remarkable industrial prowess of the US that relied on technological innovation, high productivity and management techniques that gave it the financial means to massively invest in Europe. The growing implantation of American firms in Europe and their take-over or acquisition of shares in European national companies made them ideal vehicles of Americanization, too. Servan-Schreiber warned that Europe was on the verge of losing the technological race with the United States and would soon slip into the American orbit.28 Such reflections on the scope of American investment in Europe echoed with similar concerns at the Élysée Palace, although the influx of US dollars and business in France was relatively modest in volume and limited in scope compared to what other European countries experienced. De Gaulle’s policy toward US investment in France roughly followed his challenge of US leadership in foreign policy.29 In fact, his criticisms of and offensive against US investments peaked when he quarreled with Washington over nuclear policy, NATO, and détente. American investments in sensitive and strategic sectors such as the energy sector (oil principally), notably in West Germany, were deemed especially problematic. With the intention of both strengthening European and French independence in the energy sector and preventing the US from gaining a foothold in another German oil company,30 de Gaulle spearheaded the 1966–1969 attempt by one of the main French oil companies, the Compagnie française des pétroles (now: Total) to acquire shares in the German Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft. The project of creating a joint Franco-German oil company fell through eventually when the German government opted for a German solution.31 De Gaulle’s opposition to US influence was multiform and multi-directional and extended to the financial realm. Between 1965 and 1968, he publicly denounced the Gold Exchange Standard and challenged the Bretton Woods system that had ruled international commercial and financial relations since 1944.32 His attacks coincided with the peak of his challenge of US leadership, although his 27 René Étiemble, Parlez-vous franglais?, Paris: Gallimard, 1964. 28 Jean-Jacques Servan-Schreiber, Le défi américain, Paris: Denoël, 1967. Servan-Schreiber’s relationship with the US is also recalled in Jörg Requate’s contribution to this volume. 29 See Kuisel, Seducing (see note 4), p. 131–153. 30 The American oil company Texaco had acquired 90 % of the shares of Deutsche Erdöl AG while Mobil Oil had invested in Aral AG, the main German distribution network. 31 See Germond, Partenaires (see note 2), p. 286–288; Jacques Binoche, L’Allemagne et le général de Gaulle. 1924–1970, Paris: Plon, 1975, p. 208. 32 See David P. Calleo, De Gaulle and the Monetary System. The Golden Rule, in: Paxton/ Wahl, De Gaulle (see note 3), p. 239–255; Alain Prate, Les batailles économiques du Général de Gaulle, Paris: Plon, 1978. See also Éric Bussière’s contribution to this volume.
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criticism of the running of the international monetary system can be traced back to the early 1960s, when Jacques Rueff, his long-time economic adviser, drew his attention to the need for a reform of the Bretton Woods system. The Gold Exchange Standard was perceived as another instrument of both Americanization and economic and financial dependence because it afforded the dollar the privileged status of a reserve currency, permitted the free financing of American investment abroad and allowed the US to run the international monetary system. In place of the Gold Exchange Standard, the French president demanded the return to the Gold Standard (i. e., the convertibility of currencies to gold) or some form of monetary discipline. Yet, without much cooperation from his European partners, whom he had largely alienated with his obstruction policy in the EEC (e. g., the Empty Chair Crisis, the two vetoes of the British membership applications33), de Gaulle obtained very little support. Domestically weakened after the social unrest of May 1968 and the economic and financial ramifications thereof, the French president was forced to adopt “a more pragmatic and less politicized stance that incorporated a certain measure of Americanization”,34 paradoxically not least as a way to ensure that France would continue to have the means for its policy of independence. CONCLUSION Charles de Gaulle’s views of the United States mirrored in many ways the complex, often ambiguous – if not contradictory – Franco-American relations historically characterized not only by solidarity, admiration, and kinship (not least in the ideals both countries aspired to embody) but also by rivalry, suspicion and longstanding stereotypes. His concept of France and his vision of its role in Europe and the world often led him to adopt positions vis-à-vis the US that could be perceived as anti-American. In essence, however, they were primarily intended to assert French and European interests, as he understood them, even if by doing so he was bound to contest US leadership of the Western Alliance and key tenets of US European and security policies. Yet, while de Gaulle’s objective of independence for France and Europe rocked transatlantic relations during the 1960s, it did not fundamentally challenge the alliance and solidarity that existed between France, Europe and the US, as the French president stated himself in a televised allocution in December 1965.35 The US was a cornerstone of Charles de Gaulle’s European policy, not least because it also had an impact on relations with his European partners, especially 33 See N. Piers Ludlow, The European Community and the Crises of the 1960s. Negotiating the Gaullist Challenge, London: Routledge, 2006. 34 Kuisel, Seducing (see note 4), p. 184. 35 Allocution on December 31, 1965, in: Charles de Gaulle, Discours et messages, Paris: Plon, 1970, vol. IV: Pour l’effort. Août 1962–décembre 1965, p. 443–445, here p. 445.
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Germany. De Gaulle’s efforts to re-balance the transatlantic relationship in favor of European interests collided with Bonn’s reluctance to loosen GermanAmerican ties and swap them entirely for closer Franco-German ties, especially in the highly sensitive matter of defense. This dealt a substantial blow to de Gaulle’s design for a Franco-German partnership as the core of an incipient independent Europe under French leadership. The general’s policy of resistance against US influence, be it in the realm of foreign policy or other areas, illustrated the tension created by and the struggle against the Americanization of post-war Western Europe as well as the challenges that Americanization represented for European and national self-perceptions. His critical stance toward the US and his self-imposed role of mischief-maker in the Atlantic Alliance were consistent with underlying dispositions in French public opinion. Unsurprisingly, de Gaulle’s quest for independence and grandeur, while maintaining France as a leading member of the Western alliance, has since been a standard of reference for French Atlantic policy.
THE FRENCH STRUGGLE TO OVERCOME THE BIPOLAR COLD WAR ORDER (1963–1969) Garret J. Martin General Charles de Gaulle came back to power in June 1958 with a clear foreign policy blue print centered on the two key and interrelated aims of recapturing France’s Great Power status and overcoming the bipolar Cold War order. Yet, between 1958 and 1962, a number of domestic and international obstacles prevented the general from completely dedicating himself to his diplomatic grand design. Only after that period, with his domestic position more secure and amidst a more relaxed international context, could the general fully pursue his ambitious blue print for Europe. Between 1963 and 1969, the France – West Germany – United States triangular relationship, and in particular the Franco-American competition for West Germany’s favors, played a major role in de Gaulle’s efforts to overcome the Cold War in Europe. Indeed, the general made repeated efforts to court and build privileged ties with West Germany, so as to lure Bonn away from the American gravitational pull. He did so because he believed that a Franco-German axis could become the cornerstone of a more independent Western Europe, one that could act as an arbiter between the superpowers and help create a new equilibrium on the continent. While his overarching ambition never changed during the 1960s, de Gaulle did have to amend his tactics according to circumstances and setbacks: The FrancoGerman Treaty period of 1963–1964, when the general sought to create a more independent and assertive Western Europe vis-à-vis the United States (US); the high independence phase of 1965–1966, when France launched a full frontal attack against American hegemony, hoping to provide an example to follow for West Germany; and finally the détente path of 1967–1968, when de Gaulle sought to cultivate a Paris – Bonn – Moscow triangle as the means to help overcome the bipolar Cold War order. This contribution will first briefly explain why the general believed that the Cold War was obsolete. It will then focus on the role that the Franco-GermanAmerican triangle played insofar as de Gaulle’s grand design to overcome Europe’s division and create a new security order. WHY DE GAULLE BELIEVED THE COLD WAR WAS FADING The general had developed the main tenets of his political philosophy well before the emergence of the East-West conflict, and these same principles would contin-
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ue to shape his approach to the world stage during his presidency. The general naturally placed France at the heart of his action. He believed France could only be at its rightful rank as a Great Power, and that in turn depended on establishing a strong leadership that could fiercely protect the state’s independence of action. The centrality de Gaulle attached to the nation-state derived from his understanding of history, which deeply influenced his overall thinking. He regarded history as an essentially tragic development, with violence and war as forces continually shaping the world. Amidst such a tough environment, where only power counted, nations remained the main players of history, and international life reflected the struggle between competing national interests, their opposition or their temporary agreement.1 Struggle played an intrinsic part in de Gaulle’s vision of history, a Bergsonian competition where nations – rather than ideologies – strove to flourish and realize their potential, and where they required visionary leadership exercised by a strong state in order to succeed. But, alongside competition and leadership, balance also played a vital role in the general’s philosophy. National policies had to be governed by measure and self-restraint in what was an inextricably interdependent world system.2 Conversely, the general’s emphasis on historical longue durée led him to downplay the importance of ideology, which he defined as “temporary and mortal”;3 and nowhere did this appear more obvious than in de Gaulle’s pragmatic attitude toward the Soviet Union and communism. His philosophy of history pushed him to believe in ‘Russia’ and to call for dialogue many times during his career, despite his opposition to communism.4 Ideological differences, for de Gaulle, did not need to impede cooperation if that suited the national interests of both parties, nor could ideological solidarity forever mask conflicting national policies.5 Thus, the fundamental pillars of de Gaulle’s political philosophy – struggle, the deep influence of history, the notion of balance and the centrality of states in international affairs – predated the Cold War. They also predisposed him not to accept the Cold War as a permanent state of affairs, or even a real break in history. As the risks of Russian aggression seemingly diminished in the 1950s, de Gaulle increasingly came to view the Cold War as an abnormal phenomenon re 1 2 3 4 5
See Maurice Vaïsse, La grandeur. Politique étrangère du Général de Gaulle 1958–1969, Paris: Fayard, 1998, p. 23–24. David P. Calleo, De Gaulle and the Monetary System. The Golden Rule, in: Robert O. Paxton / Nicholas Wahl (ed.), De Gaulle and the United States. A Centennial Reappraisal, Oxford: Berg, 1994, p. 239–255. As Charles de Gaulle claimed in February 1951, cited by Paul Marie de La Gorce, La France contre les empires, Paris: Grasset, 1969, p. 210. Marie-Pierre Rey, La tentation du rapprochement. France et URSS à l’heure de la détente (1964–1974), Paris: Publications de la Sorbonne, 1991, p. 18. Press conference on January 31, 1964, in: Charles de Gaulle, Discours et messages, Paris: Plon, 1970, vol. IV: Pour l’effort. Août 1962–décembre 1965, p. 162–182, here p. 179.
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sulting from the particular circumstances of World War Two.6 He saw it as unacceptable because he believed Yalta had completely undermined the interests of France and Europe. Besides deciding the fate of Europe without involving European powers, the wartime deal between the US and the Soviet Union had also proceeded to divide the continent into two blocs, thereby undermining the old European balance system.7 Moreover, the general also rejected the Cold War because the bipolar order did not fit with historical precedents: It has never happened in modern times that one or two nations hold all the power. The United States and the Soviet Union have all the means of power. All my life, I saw the power of Britain, France, Germany, Russia, a bit Italy, Japan before. It created equilibrium. Today all has changed. Yet, France cannot accept that all the power of the world is shared between two countries. Deep down, all countries agree with us.8
Influenced by his views deeply rooted in history, de Gaulle perceived the Cold War as a transient phenomenon that could be and should be overcome in Europe. De Gaulle’s opposition to the Cold War and the bipolar order became particularly pronounced during the 1950s. Both the general’s uneasiness toward an American protectorate and his desire to start a dialogue with the Eastern Bloc stemmed from his belief that the world was undergoing dramatic change. If neither of the superpowers were willing to resort to war in the nuclear age, then this would make the blocs obsolete in the long-run. NATO could no longer guarantee the survival of Western Europe, while the Soviet Union could not indefinitely remain in a state of war-like tension with the populations of Eastern Europe. De Gaulle firmly believed that the East could not forever resist the appeal of détente.9 The general’s confidence in his outlook remained firm in his early years as president during the difficult period between 1958 and 1962. Aside from the fact that the French president needed to deal in priority with economic recovery and the divisive Algerian War, the renewed context of East-West tension over Berlin and Cuba removed any opportunity for a meaningful dialogue between the two sides of the ‘Iron Curtain’. However, as these challenges faded away after 1962, international developments appeared to move in a direction that confirmed the validity of de Gaulle’s forecasts. Buoyed by these changes, he increasingly perceived Europe as ready to overcome its division. 6 7
8 9
Ambassador to France (Charles E. Bohlen) to the President’s Special Assistant for National Security Affairs (McGeorge Bundy), March 2, 1963, in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1961–1963, vol. XIII, doc. 270, p. 762–769. See his speech in Rennes, July 27, 1947, in: De Gaulle, Discours (see note 5), vol. II: Dans l’attente. Février 1946–avril 1958, p. 97–103, here p. 102. See also the meeting between de Gaulle and Harold Wilson, April 3, 1965, in: Archives du Ministère des Affaires étrangères, La Courneuve (AMAE), Cabinet du Ministre (CM), Couve de Murville (CdM), 379. Meeting between de Gaulle and Nelson Rockefeller, October 3, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 376. Charles de Gaulle, Memoirs of Hope. Renewal and Endeavor, New York: Simon & Schuster, 1971, p. 201.
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De Gaulle could first point to the lessons of the Cuban Missile Crisis. While he fully supported the US during the crisis, he also felt that the whole episode vindicated his beliefs about the improbability of a superpower confrontation in the nuclear age. The Cuban Missile Crisis proved a turning point because it demonstrated that neither the US nor the Soviet Union wanted war, especially the latter.10 ‘Russia would never dare’ became a leitmotiv for de Gaulle, opening up the prospect that Moscow might be willing to consider peace. At the same time, since the Americans seemed hesitant to risk a nuclear war to defend Europe, this provided, in the general’s view, the best justification for his policy of independence and the establishment of a national deterrent.11 Secondly, the unwillingness of the superpowers to risk nuclear war undermined their ability to control their allies, especially in regards to the Sino-Soviet relations. The Sino-Soviet split offered an opportunity to change the global balance and the balance in Europe. Not only could he hope to strengthen France visà-vis the Soviet Union by establishing diplomatic relations with Communist China in January 1964, but he anticipated that the growing hostility between the two Communist giants would push Russia to seek peace with the West.12 THE 1963 FRANCO-GERMAN TREATY De Gaulle possessed a very specific vision of the political Europe he wanted to build, as expressed by the Fouchet Plan. First proposed in late 1961 and revised in early 1962, it amounted to an intergovernmental union between the six founding states of the European Economic Community (EEC) – France, Italy, West Germany and the Benelux states. The Six, according to the plan, would seek to coordinate their policies in the economic, political and military spheres, but ultimately the general regarded close Franco-German cooperation as the key ingredient for success. Not only would such a partnership, in which France played the leading role, help to contain German power, but he also believed that as long as both states could reach agreements, the other states would have little choice but to follow.13 10 See the meeting between de Gaulle and Roland de Margerie, June 4, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 375; meeting between Maurice Couve de Murville and Gerhard Schröder, November 12, 1965, in: AMAE, CM, CdM, 381. 11 Jean Lacouture, De Gaulle, vol. 3: Le souverain, 1958–1959, Paris: Seuil, 1986, p. 387; Maurice Vaïsse, Une hirondelle ne fait pas le printemps. La France et la crise de Cuba, in: idem (ed.), L’Europe et la Crise de Cuba, Paris: Colin, 1993, p. 89–107, here p. 104–105. 12 First meeting between de Gaulle and Ludwig Erhard, January 19, 1965, in: AMAE, CM, CdM, 379; meeting on March 13, 1963, cited by Alain Peyrefitte, C’était de Gaulle, vol. 1: “La France redevient la France”, Paris: Fayard, 1994, p. 320. 13 Erin R. Mahan, Kennedy, De Gaulle, and Western Europe, New York: Palgrave Macmillan, 2002, p. 25 and 145. First meeting between de Gaulle and Erhard, July 4, 1964, in: AMAE, Secrétariat Général (SG), Entretiens et Messages (EM), 22.
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Politically, the general hoped to revive the Fouchet Plan – for an intergovernmental union between the states of the EEC – through the Élysée Treaty of January 22, 1963. Three main aspects defined the treaty: First, it represented the solemn act of reconciliation between the French and German people. Second, it promised bilateral cooperation in the fields of foreign policy, defense, education and culture – with de Gaulle attaching great importance to defense.14 Third, in a more subtle manner, it also hinted at a Europe which progressively emancipated itself from the US.15 The general, for his part, wanted to fully implement all three aspects of the treaty. He believed that a common policy of both states could create a powerful magnet around which the other EEC partners would gravitate, thereby fostering the development of a more independent Western Europe. As de Gaulle had outlined in his war memoirs, written before coming back to power in 1958, he envisioned a Western European organization that would eventually become “one of the three world powers, and if possible one day the arbiter between the Soviet Union and the Anglo-Saxon powers”.16 He thus considered the emergence of a more independent Western Europe as a vital development, not only to help overcome the division of Europe but also to establish a new peaceful equilibrium on the continent. Instead of subordinating Western Europe to the US, de Gaulle aimed, as he explained during his press conference, to reform transatlantic relations along the principles of “alliance and independence”. Obviously, the ongoing Soviet menace justified the continuing partnership between Western Europe and the US, but he added that “alliances do not have absolute virtues”.17 Western Europe needed to maintain its distinctiveness and to be prepared to take charge of its own fate, since its interests would not always coincide with those of the US. Only by being prepared to stand up to its powerful ally could Europe develop a separate identity, as the general confided to his then Minister of Information Alain Peyrefitte: The national feeling has always been expressed against other nations. […] The European idea, since the end of the war, progressed thanks to the existing threat in Europe. Now that the Russians are less threatening, and this is good, we have an opportunity to harden our attitude towards the US, and it is our duty; if not, integrated Europe will be dissolved in an Atlantic, that is to say American, whole like sugar in coffee!18
14 Pierre Maillard, De Gaulle et le problème allemand. Les leçons d’un grand dessein, Paris: Guibert, 2001, p. 187. Second meeting between de Gaulle and Konrad Adenauer, January 21, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 375. 15 Benedikt Schoenborn, La mésentente apprivoisée. De Gaulle et les Allemands 1963–1969, Paris: Presses Universitaires de France, 2007, p. 59. 16 Quoted by Thomas Schreiber, Les actions de la France à l’Est ou Les absences de Marianne, Paris: L’Harmattan, 2000, p. 75. 17 Press conference on January 14, 1963, in: De Gaulle, Discours (see note 5), vol. IV, p. 61–79, here p. 71–72. 18 Peyrefitte, De Gaulle, vol. 1 (see note 12), p. 367, January 23, 1963.
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The French president’s attachment to a more assertive Western Europe, or ‘European Europe’ as he called it, was also essentially tied to his conflicted thinking about the long-term role the US would or should play in Europe. On the one hand, he believed that the American presence on the continent resulted from the abnormal circumstances after World War Two, and he expected it would not last forever. He could not, however, forecast when such a departure might happen. On the other hand, he feared that America, because of its might, might be tempted to prolong its stay indefinitely and end up dominating its European allies.19 Either scenario, be it disengagement or hegemony, justified creating a European entity that could resist either the Soviet menace or America’s leadership. Privately, de Gaulle reassured West German Chancellor Konrad Adenauer that he was not hostile to the US, and later dismissed as a “bad joke” – during a talk with Adenauer’s successor Ludwig Erhard – the idea that Bonn had to choose between Paris and Washington.20 At the same time, his Minister of Foreign Affairs, Maurice Couve de Murville, agreed with US officials that Bonn could easily maintain good relations with both Paris and Washington.21 Nonetheless, these private and public reassurances could not hide the fact that the US and France remained suspicious of each other’s intentions toward West Germany. De Gaulle could dismiss the competition as a “bad joke” in front of Erhard, but he still entertained the hope that Bonn would eventually side with Paris rather than Washington. As he confided to Peyrefitte: “It is important for West Germany to understand that its destiny is Europe, and Europe is mainly its union with France.”22 His desire to create a European grouping also stemmed from his conviction that this was a geopolitical imperative: “Europe represents a heritage of culture, of civilization, of historical wisdom, of a capacity to arbitrate, of moderation. A world deprived of Europe, a world where Europe would not use all its weight, would lack equilibrium”.23 The general believed that a Europe playing a leading role in world affairs was not solely an opportunity for France, but also a global necessity. Even after the preamble was added to the Franco-German Treaty in May 1963, the general’s core strategy still remained the development of an independent Western Europe centered on the Franco-German axis. A more assertive Western European organization could, as a first step, help place transatlantic relations on a 19 Meeting between Couve de Murville and John F. Kennedy, October 7, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 376; meeting between de Gaulle and Emmanuel Pelaez, Philippine Secretary of Foreign Affairs, February 8, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 375; Hervé Alphand, L’étonnement d’être. Journal (1939–1973), Paris: Fayard, 1977, p. 407, diary entry of August 26, 1963. 20 Second meeting between de Gaulle and Adenauer, July 5, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 375; meeting between de Gaulle and Erhard, November 22, 1963, in: AMAE, SG, EM, 19. 21 Meeting between Couve de Murville and George Ball, US Under Secretary of State, October 9, 1963, in: AMAE, CM, CdM, 376. 22 Alain Peyrefitte, C’était de Gaulle, vol. 2: “La France reprend sa place dans le monde”, Paris: Fayard, 1997, p. 26, June 25, 1963. 23 Edgar Pisani, Le général indivis, Paris: Albin Michel, 1974, p. 86.
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more equal footing; later, if the Soviet Union evolved enough, it could aim to establish a new East-West equilibrium in Europe.24 Yet, 1963/64 witnessed a sharp deterioration in relations between France and West Germany, marked by numerous disagreements in various key issues. Firstly, under pressure from Washington and from within his own party, Adenauer had to accept the inclusion of a preamble to the Franco-German Treaty, which stated that the latter did not affect Bonn’s loyalty to NATO, the Atlantic Alliance, and the EEC. This certainly weakened de Gaulle’s ambition of creating a privileged partnership between France and West Germany. Secondly, in October 1963, Erhard replaced Adenauer as Chancellor. Unlike his predecessor, he was less keen on a close partnership with France. Finally, and more importantly, both states became estranged because of their differing attitudes toward the US. Whereas Bonn wanted to avoid jeopardizing its ties with Washington at all costs, Paris did not hesitate to challenge American leadership within the Atlantic Alliance. By the summer 1964, a crossroad had been reached. De Gaulle had accepted that his objective of creating a Paris – Bonn axis was unfeasible in the immediate future because of West Germany’s subordination to the US.25 The general’s first meeting with his German counterpart during the July 1964 summit set the tone for the following discussions. After announcing “he had no illusions regarding the results of this meeting with West Germany”, he presented Bonn with a clear choice: “either you follow a policy subordinated to the US or you adopt a policy that is European and independent of the US, but not hostile to them.”26 Erhard and his colleagues, unsurprisingly, rejected the French president’s ultimatum by pledging total loyalty to Washington. After that, French leaders spared no efforts to convey their irritation to their German counterparts and displayed none of the diplomatic restraint normally exhibited at these summits. They also abandoned their moderation toward the US.27 The Multilateral Force (MLF) crisis in the fall of 1964 created further tension between Paris and Bonn and provided an important impetus for a Franco-Soviet rapprochement. Both states came together in their fierce opposition to West Germany gaining access to nuclear weapons. Moreover, the MLF episode led France and the Soviet Union, albeit for different reasons, to consider future cooperation as potentially beneficial. It convinced Moscow to pay more attention to the opportunities offered by de Gaulle’s policies to undermine American influence in Europe and isolate West Germany.28 24 Speech to the Assemblée Nationale, June 12, 1963, in: Fondation Nationale de Sciences Politiques (FNSP), Fonds Maurice Couve de Murville (CdM), 1. 25 Garret Martin, General de Gaulle’s Cold War. Challenging American Hegemony, 1963–68, New York: Berghahn, 2013, p. 17–50. 26 First meeting between de Gaulle and Erhard, July 3, 1964, in: AMAE, SG, EM, 22. 27 Meeting between Couve de Murville and Schröder, July 3, 1964, in: AMAE, SG, EM, 22. 28 Thomas Wolfe, Soviet Power and Europe. 1945–1970, Baltimore: Johns Hopkins, 1970, p. 288.
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Soviet officials systematically asked their French counterparts for more regular consultation on issues where they converged, including Southeast Asia, the MLF, or Germany’s borders.29 In late December 1964, during a meeting with French Ambassador to Moscow Philippe Baudet, Soviet Prime Minister Alexei Kosygin repeated the appeal for closer collaboration. Not only did he suggest giving a contractual form to the growing Franco-Soviet entente, but he also emphasized the numerous areas of the Franco-Soviet agreement and highlighted the dangers associated with a US-German partnership.30 As for France, the MLF episode seriously contributed to the deterioration of relations with West Germany. De Gaulle, in particular, felt very bitter toward the Germans and, according to Belgian Foreign Minister Paul-Henri Spaak, his mood toward them was reminiscent of that toward the British in January 1963.31 In his public and private words, he subscribed once again to the view of Germany as a permanent problem which had poisoned Europe’s life since Charles V.32 The general saw the pronounced dispute over the MLF as further evidence of the shortcomings of the Franco-German Treaty and the fact that it would not become the basis of a more independent Western Europe in the foreseeable future. As a result, “automatically we are getting closer to the Russians to the extent that the Germans are moving away from us”, he confirmed to Peyrefitte.33 Resentment toward the West Germans and the fear of a German-American axis were pushing the French president to revert to the traditional alliance with Russia to contain Germany. French leaders did not hide this fact, such as when Couve de Murville warned that the MLF would be unacceptable for the Soviet government.34 FRANCO-GERMAN-SOVIET TRIANGLE AND EAST-WEST DÉTENTE The relative shortcomings of the Franco-German Treaty pushed de Gaulle in 1964/65 to switch strategies and to look toward East-West détente as a way to fulfill his larger ambitions for Europe. The press conference of February 4, 1965 29 Note of Directeur Politique to Couve de Murville, November 19, 1964, in: AMAE, Europe, URSS 1961–1965, 1931. 30 Baudet to Couve de Murville, December 24, 1964, in: Documents Diplomatiques Français (DDF), 1964, vol. II, doc. 234, p. 591–595. 31 British Embassy in Bonn to Foreign Office, Telegram 1153, November 16, 1964, in: The National Archives, Kew (TNA), Foreign Office (FO), 371/177867. 32 Georges-Henri Soutou, La place de l’URSS dans la politique allemande de la France 1943– 1969, in: Christian Baechler / Klaus-Jürgen Müller (ed.), Les tiers dans les relations francoallemandes – Dritte in den deutsch-französischen Beziehungen, Munich: Oldenbourg, 1996, p. 45–62, here p. 59. 33 Peyrefitte, De Gaulle, vol. 2 (see note 22), p. 62, November 18, 1964. 34 Speech to the Assemblée Nationale, November 3, 1964, in: FNSP, CdM, 1; François de Laboulaye to Couve de Murville, Telegram 5513, November 7, 1964, in: AMAE, Europe, URSS 1961–1965, 1931.
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gave him an opportunity to confirm that change, as he proposed a European solution to the central problem of Germany’s division.35 Arguing that the German problem could not “be solved by the confrontation of the ideologies and the forces of the two camps opposed to each other”, he suggested instead that it needed to be considered from a different perspective: “the entente and conjugated action of the peoples that are and will remain most interested in the fate of Germany, the European nations”.36 However, he carefully added that such a solution could only occur in the long term and depended on many conditions. The Eastern Bloc would have to evolve so as to allow Russia to move away from totalitarianism and let the satellite states play a more significant role in Europe. The states of Western Europe would have to extend their organization to cover political and defense matters. West Germany would have to accept that any reunification would involve a settlement on its borders and weapons that was accepted by all its neighbors. Finally, a solution to the German question would only become possible once a general ‘détente, entente et cooperation’ had developed between all the European states.37 De Gaulle’s long-standing political philosophy, along with his belief that Europe was becoming ripe for fundamental change, shaped his decision to outline his vision of how the continent could overcome its division inherited from the Cold War. Through the triptych ‘détente, entente et cooperation’, he emphasized that the end of the Cold War would result from an incremental process of détente, thereby reversing the previous orthodoxy that détente would follow German reunification. This press conference marked a definite turning point in the evolution of French foreign policy. In the following years, de Gaulle would pursue a multi-pronged strategy to try and achieve his grand design toward Europe. Firstly, he still regarded the establishment of a Western European political union, centered on the Franco-German partnership, as a precondition for creating a new equilibrium in Europe. However, the general had shifted away from his previous idea that a Western European political union would need to precede dialogue with the East, preferring instead to subordinate his Western European aims to the larger objective of achieving overall European reconciliation.38 The relative failures of the Fouchet Plan and the Franco-German Treaty had dampened de Gaulle’s hopes for immediate progress
35 Georges-Henri Soutou, De Gaulle’s France and the Soviet Union from Conflict to Détente, in: Wilfried Loth (ed.), Europe, Cold War and Coexistence, 1953–1965, London: Frank Cass, 2003, p. 173–189, here p. 180. 36 Press conference on February 4, 1965, in: De Gaulle, Discours (see note 5), vol. IV, p. 325– 342, here p. 341. 37 Ibid. 38 Compare speech to the Assemblée Nationale, June 12, 1963, in: FNSP, CdM, 1, to press conference on October 28, 1966, in: De Gaulle, Discours (see note 5), vol. V: Vers le terme. Janvier 1966–avril 1969, p. 96–117, here p. 101–104.
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on the Western European front. Instead he anticipated that progress in East-West détente could help achieve Western European political unity.39 Tied to that, the central part of the general’s strategy involved mediating between West Germany and the Soviet Union so as to create a positive Paris – Moscow – Bonn triangle: “It is essential to push [West] Germany toward a rapprochement with Russia. We have to disarm their reciprocal aggression. It is our game, it is the only one.” If France could change the reciprocal perceptions of the German and Soviet threat, this could effectively begin the process of dissolving the military blocs. If the Soviet and German threats were relative illusions to each other, there would be no justification for keeping both NATO and the Warsaw Pact. The regimes in Eastern Europe would no longer be able to use the threat of Germany as they had in the past to justify the Cold War against the ‘Free World’.40 French leaders needed to convince both states that such a rapprochement was in their interests. They wooed their Soviet counterparts because they felt that France and the Soviet Union could act as role-models by encouraging their respective allies to follow their détente path. Additionally, reverting to the historic alliance with Russia offered a way of containing any resurgence of German ambitions in the future.41 De Gaulle, in particular, argued in Moscow that the division of Germany was not normal, that it created an element of instability and could not last forever. At the same time, however, he added that he was not in a hurry to see reunification happen, and that when it did, it would have to be as part of a controlled process.42 In regards to the West Germans, the French president wanted them to understand that Russia, and not the US, held the key to reunification.43 By offering the prospect of German unity, albeit with some limits on borders and access to nuclear weapons, de Gaulle hoped he could entice Bonn to gravitate away from Washington and toward Paris. Thus, the general pursued a multi-pronged strategy with the overarching aim of overcoming the Cold War order in Europe and replacing it with a new pancontinental security system.44 He hoped that a German-Soviet détente, mediated 39 Alain Peyrefitte, C’était de Gaulle, vol. 3: “Tout le monde a besoin d’une France qui marche”, Paris: Fayard, 2000, p. 262–263, Council of Ministers, August 9, 1967. 40 Ibid., p. 206, December 5, 1966; Edward A. Kolodziej, French International Policy under De Gaulle and Pompidou. The Politics of Grandeur, Ithaca: Cornell University Press, 1974, p. 350–351. 41 Bohlen to Foreign Secretary Dean Rusk, Airgram 2425, June 24, 1966, in: National Archives and Records Administration, Washington (NARA), Record Group (RG) 59, Central Foreign Policy Files (CFPF), 1964–1966, 2180; CIA Intelligence Info Cable, August 25, 1965, in: Lyndon Baines Johnson Library, Presidential Papers, National Security Files, Country Files, 172. 42 Meeting between de Gaulle, Leonid Brezhnev and Alexei Kosygin, June 21, 1966, in: AMAE, SG, EM, 27. 43 Meeting between de Gaulle and Kurt Georg Kiesinger, January 14, 1967, in: AMAE, SG, EM, 29. 44 See Georges-Henri Soutou, La décision française de quitter le commandement intégré de l’OTAN (1966), in: Hans-Joachim Harder (ed.), Von Truman bis Harmel. Die Bundesrepu
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by France, could eventually convince Moscow to abandon East Germany and allow reunification. Reunification would of course also depend on meeting the conditions on borders and nuclear weapons, but as to how the two Germanys actually proceeded, de Gaulle did not outline a clear idea aside from the establishment of some sort of confederation.45 De Gaulle expected that the eventual departure of the US from Europe could be bought in exchange for Russia making these concessions on Germany.46 De Gaulle rarely expressed his views on the future role of the US in Europe. On the one hand, he certainly welcomed a continued US security guarantee as long as a possible Soviet threat remained. Yet, he hoped and expected that the US would not maintain a direct role in Europe once the Cold War had faded away, reverting instead to its traditional role of underwriter of the European security system.47 The end result would resemble a modernized version of the Concert of Europe of the nineteenth century. The two main pillars of the system would be France and the Soviet Union, as nuclear powers, but the system would be guaranteed by an interlocking set of checks and balances. Paris and Moscow would contain Bonn, while a closer union between the states of Western Europe – including a reunified Germany tied to France – would be theoretically strong enough to contain a declining Soviet power.48 Finally, the nuclear balance of terror between both superpowers would provide an additional element of equilibrium, allowing Western Europe to act as the arbiter between the Soviet Union and the Anglo-Saxon powers, as de Gaulle indicated in his memoirs.49 CONCLUSION Despite the general’s grand hopes, this modernized Concert of Europe would never come to be. The decision by the Warsaw Pact troops to enter Czechoslovakia on the night of August 20/21, 1968 and put an end to the Prague Spring proved a real blow. This invasion was more than simply an incident de parcours (“a hitch”) and caused serious repercussions.50 De Gaulle was forced to say goodbye to his
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blik Deutschland im Spannungsfeld von NATO und europäischer Integration, Munich: Oldenbourg, 2000, p. 185–208, here p. 194–196. Meeting between de Gaulle, Brezhnev and Kosygin, June 21, 1966, in: AMAE, SG, EM, 27. Maillard, Problème (see note 14), p. 226. The reference to the US as the underwriter of Europe featured in the briefing for de Gaulle’s trip to Moscow, according to a source of the Quai d’Orsay, see meeting between Jean de la Grandville and Richard Funkhouse, July 9, 1966, in: NARA, RG 59, Records of the Ambassador Charles Bohlen, 33; see also Alphand, Étonnement (see note 19), p. 445, diary entry, January 3, 1965. Soutou, Décision (see note 44), p. 194–196. See Schreiber, Actions (see note 16), p. 75. Michel Debré, Trois Républiques pour une France. Mémoires, vol. 4: Gouverner autrement. 1962–1970, Paris: Albin Michel, 1993, p. 259.
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grand design to overcome the Cold War order. East and West were not converging, despite his best hopes, nor were the Soviets prepared to abandon their grip on Eastern Europe. As Hervé Alphand, then the secretary general of the Quai d’Orsay, summed up a few days later in his diary: “It is maybe indeed the end of a grand effort to reunite two worlds beyond ideology”.51 Ultimately, de Gaulle’s grand design and vision of a post-Cold War Europe suffered from a series of flaws and contradictions.52 He underestimated the role of ideology, in particular when it came to the Communist Bloc.53 His plan for a new European security order effectively depended on the Soviet Union giving up its global ambitions and accepting to play a more traditional balancing role on the continent. Yet, the Kremlin leaders were simply not prepared to follow that path. Notwithstanding these failures, the general left a lasting impression on the history of the Cold War. Although the conflict did not end in the way he had imagined, he still played an important role because of the fact that he outlined an alternative to the bipolar order. Through his trips to the Soviet Union, Poland and Romania, he helped the cause of the rapprochement between the two divided blocs in Europe and imposed the principle that East-West détente should precede the reunification of Germany. De Gaulle’s bold and pioneering policies inspired subsequent statesmen, even if they did not necessarily share the same objectives. This was the case, for example, with the Ostpolitik of West German Chancellor Willy Brandt, or with US President Richard Nixon’s attempts to normalize relations with Communist China. Furthermore, he acted as a symbolic role model for the rest of the world through his nose-thumbing at the superpowers. Both China and France were in part able to do that because of the disappearance of fear. By the 1960s, they had become sufficiently strong within the framework of their respective alliances that they no longer suffered from the insecurities that had led them to seek alliances in the first place.54 De Gaulle did, therefore, contribute to an important transformation in the nature of the Cold War and even, to an extent, to hastening its demise. It did not end in exactly the manner in which he had predicted. Yet, after 1989, his vision of a world without blocs and of a Europe stretching ‘from the Atlantic to the Urals’ suddenly looked much less quixotic than it had two decades earlier.
51 Alphand, Étonnement (see note 19), p. 513, diary entry, August 25, 1968. 52 See for example Vaïsse, Grandeur (see note 1), p. 679, for a detailed listing of these contradictions. 53 Lacouture, De Gaulle, vol. 3 (see note 11), p. 556. 54 John Lewis Gaddis, The Cold War. A New History, New York: Penguin, 2005, p. 143.
INTERDEPENDENZEN UND MITTLER – INTERDÉPENDANCES ET MÉDIATEURS – INTERDEPENDENCIES AND MEDIATORS
DE L’ANTICOMMUNISME À LA ‹ GUERRE PSYCHOLOGIQUE › Une histoire imbriquée franco-germano-américaine Bernard Ludwig La Guerre froide a constitué un cadre particulier aux relations franco-allemandes et l’importance des États-Unis a été cruciale pour les deux. Or, pour chacun des trois pays, la lutte contre le communisme représentait un intérêt particulier, si ce n’est un intérêt commun. Il en résulta une imbrication, caractérisée par des transferts et des circulations transatlantiques multiples, qu’il s’agit de retracer ici, sur le plan de l’anticommunisme et de la ‹ guerre psychologique ›. Tous deux s’entendent comme une lutte active contre le communisme, le second terme étant plus englobant que le premier et sous-entend un plan organisé, reposant sur des instruments variés, se fondant notamment sur le renseignement et les actions clandestines. Présents dès le début des années 1950, ils coexistent et se nourrissent l’un l’autre jusqu’à la fin des années 1960. La ‹ guerre psychologique › a-t-elle alors pris le pas sur l’anticommunisme ou ces deux façons d’affronter le communisme n’ont-elles pas été modifiées par la coexistence pacifique et la détente ? Si l’anticommunisme des débuts de la Guerre froide a souvent d’abord été une propagande, quel fut l’impact de l’évolution de cette dernière en communication politique ? La ‹ guerre psychologique › profita-t-elle de ce mouvement et évolua-t-elle au sein de cette relation trilatérale ? Au-delà de ces questions, l’enjeu est aussi de montrer que, pour l’anticommunisme, les longues années 1960 commencent en 1955/56 et que les États-Unis sont présents tout au long du processus. Après avoir interrogé le modèle des années 1950 et les facteurs de la rupture du milieu de cette décennie, on décrira le renouveau de la ‹ guerre psychologique › et les mutations de l’anticommunisme durant les longues années 1960, avant de s’intéresser aux recompositions des acteurs et des alliances au profit de l’Allemagne occidentale, telles qu’elles ont été entrainées par ces mutations. LE MODÈLE DE LA PREMIÈRE MOITIÉ DES ANNÉES 1950 ET LES FACTEURS DE SA MUTATION À PARTIR DE 1955/56 Dans les années 1960, l’imbrication franco-germano-américaine dans la lutte contre le communisme se fonde incontestablement sur un héritage et sur la perception conjointe de la menace communiste qu’ont eue les trois pays, en particulier depuis la fin des années 1940. Différente selon chacun des pays et dans sa
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chronologie, cette vision repose sur des contextes profondément divergents. Pour la France, elle s’appuie sur l’importance du Parti communiste français (PCF), le philocommunisme ou au moins le neutralisme, ainsi que sur un antiaméricanisme latent ou avéré, relativement partagés parmi les Français. Pour l’Allemagne fédérale, elle se fonde sur la perception de la division de l’Allemagne par le communisme et sur l’existence de la zone d’occupation soviétique puis de la RDA sur le sol « national », mais également sur une forte agitation communiste soutenue par la RDA malgré la faiblesse du parti communiste ouest-allemand, le Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).1 Par ailleurs, la perception de la menace, entretenue par le sentiment d’être au cœur du foyer de la Guerre froide, est alimentée par les héritages de l’antibolchevisme de la République de Weimar et, davantage encore, national-socialiste, mais aussi par le réalisme politique des dirigeants ouest-allemands dont le philo-américanisme de raison devait permettre le retour rapide à la souveraineté et à l’égalité des droits.2 Pour les États-Unis, enfin, prévalent des motivations globales : le pays se pose comme le premier défenseur de la démocratie libérale et veut assumer le leadership du monde libre. Aux débuts de la Guerre froide, ils voient l’Europe comme le principal foyer de la menace communiste et un terrain d’affrontement où ils se doivent d’être physiquement présents, que ce soit sous la forme d’une présence militaire ou par le biais économique. Cette perception conjointe de la menace amène les États-Unis à développer des politiques visant à aider tant la France que l’Allemagne fédérale dans leur lutte contre le communisme.3 Cette aide générale recoupe également des enjeux spécifiques, comme la volonté d’éloigner la France et l’Allemagne de l’Ouest du neutralisme, ou encore celle de démocratiser et d’intégrer la République fédérale d’Allemagne (RFA) au système occidental.4 Dans ce cadre, le plan Marshall et l’Alliance atlantique ont posé des jalons majeurs, respectivement sur le plan économique et sur le plan diplomatico-militaire dès la seconde moitié des années 1940. Toutefois, sur le plan politique et sur celui de la coordination de la lutte contre le communisme, l’action américaine à destination de l’Europe restait balbutiante. Le renforcement de la Guerre froide sur le terrain de la propagande et de la guerre politique au début des années 1950 a pour conséquence l’élaboration de plans de ‹ guerre psychologique › coordonnés et spécifiques à chaque pays. La 1
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France et la RFA bénéficient de plans nationaux particuliers attestant de l’importance de ces deux pays pour les décideurs américains. Le plan pour la France (PSB D-14), dit « Cloven » puis « Midiron », est élaboré entre juillet 1951 et février 1952 – parallèlement à un plan très similaire pour l’Italie (PSB D-15 ou « demagnetize »).5 Ces plans latins servent de modèle au plan « Plutonic » (PSB D-22) élaboré pour l’Allemagne entre décembre 1951 et octobre 1952, et qui bénéficie par la suite, comme les premiers, d’un comité de suivi. Les transferts transatlantiques sont davantage présents dans le plan pour l’Allemagne à l’origine duquel fut le Caroll-Speier Paper, une note réalisée par Wallace Caroll et surtout Hans Speier, un émigré allemand, passé par la New School of Social Research de New York.6 Sur le terrain, ces plans sont exécutés par les diplomates et la Central Intelligence Agency (CIA).7 Ils formalisent ou renforcent des actions déjà en cours, tout en en initiant de nouvelles. Dans chacun des pays, les moyens d’action et les modalités sont similaires. Le financement d’organisations et de personnes anticommunistes – parfois sulfureuses – est assuré par la CIA, via les fonds secrets des gouvernements locaux et les fonds de contrepartie du plan Marshall. En France comme en Allemagne de l’Ouest, où ils bénéficient de surcroît de la présence du High Commissioner of Germany (HICOG) et de son réseau, ces actions s’appuient souvent sur les réseaux atlantistes.8 Loin d’être unilatérale, l’action américaine en Europe est complémentaire d’un véritable engagement anticommuniste en France et en Allemagne occidentale. Ainsi, s’esquisse une véritable imbrication transatlantique, tant au niveau des gouvernements que de la société civile. Ceci aboutit notamment à des réseaux publics-privés (state-private networks) à la fois nationaux et transatlantiques, comme ce fut le cas pour le réseau Paix et Liberté.9 À la fin de l’été 1950, c’est sous ce nom que sont créées de façon quasi simultanée en France et en Allemagne des associations qui deviennent rapidement les principales organisations anticommunistes nationales respectives. Faute de sources notamment, le rôle des États-Unis dans ces créations demeure difficile à évaluer : il est réel, mais chaque 5
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association a aussi une histoire particulière et sa fondation dépend de dynamiques nationales propres. Il reste tout aussi compliqué d’analyser le rôle des États-Unis dans le rapprochement des deux associations qui est à l’origine de la fondation d’une association européenne – puis internationale – Paix et Liberté, à l’été 1951. Concrètement la dynamique de rapprochement relève d’un entremêlât complexe d’anticommunisme chrétien et d’anciennes solidarités liées à l’occupation. Mais là encore, l’imbrication transatlantique est réelle. Le rapprochement entre la France et l’Allemagne tout comme la construction européenne constituent des motivations puissantes de la politique étrangère américaine, notamment lorsqu’ils se conjuguent avec un anticommunisme, commun à tous trois, et reposent sur lui. Concrètement même, les États-Unis favorisèrent une Europe des anticommunistes en dotant l’association française Paix et Liberté de fonds destinés à financer le comité européen, les débuts de l’association néerlandaise ou encore le comité sarrois Paix et Liberté. Plus généralement, bien que les connexions fussent effectives en matière d’anticommunisme, les imbrications dans l’élaboration d’une doctrine et d’une pratique communes de la ‹ guerre psychologique › furent moindres. Les ÉtatsUnis possédaient une incontestable expérience en la matière, notamment forgée pendant la Seconde Guerre mondiale, en particulier en Europe au sein d’institutions comme l’Office of War Information (OWI), l’Office of Strategic Services (OSS) ou auprès d’hommes comme le général Dwight D. Eisenhower. Avec la cristallisation de la Guerre froide en 1947/48, les décideurs américains multiplièrent les réflexions et les décisions au sujet de la ‹ guerre politique et psychologique › ainsi qu’autour des opérations clandestines (covert operations) et de la place qu’y prenait la CIA.10 Les élections législatives italiennes, en avril 1948, juste après le coup de Prague, signifièrent une timide mise en pratique de ces débats, mais il fallut attendre 1950/51 pour que l’on songe à une mise en œuvre d’ampleur.11 C’est à ce moment-là qu’en France également, se développent les réflexions en la matière – non sans l’influence américaine – et que certains leaders politiques, comme Georges Bidault et le député Jean-Paul David, par ailleurs secrétaire général de Paix et Liberté, plaident pour une coordination transatlantique.12 En Allemagne fédérale, l’absence d’une armée nationale et la souveraineté 10 Sarah-Jane Corke, George Kennan and the « Inauguration of Political Warfare », in : The Journal of Conflict Studies 26 (2006) 1, p. 98–117 ; eadem, US Covert Operations and Cold War Strategy. Truman, Secret Warfare and the CIA, 1945–53, London : Routledge, 2007 ; Scott Lucas / Kaeten Mistry, Illusions of Coherence. George F. Kennan, U. S. Strategy and Political Warfare in the Early Cold War, 1946–1950 », in : Diplomatic History 33 (2009) 1, p. 39–66. 11 Scott Lucas, Freedom’s War. The US Crusade against the Soviet Union, 1945–56, Manchester : Manchester University Press, 1999 ; Kaetan Mistry, The United States, Italy and the Origins of Cold War. Waging Political Warfare 1945–1950, Cambridge : Cambridge University Press, 2014. 12 Bernard Ludwig, Guerre psychologique et propagande anticommuniste. Espoirs et illusions d’une « communauté atlantique » dans les années 1950, in : Valérie Aubourg / Gérard Bossuat / Giles Scott-Smith (dir.), Communauté européenne, Communauté atlantique ? Décons-
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limitée constituent des freins à la réflexion sur la ‹ guerre psychologique ›. Cette dernière reste l’apanage de quelques ‹ experts › et de leurs organisations qui se font le bras armé du gouvernement. Dans les rangs gouvernementaux, quelques initiatives voient le jour au ministère des Affaires panallemandes et à l’Auswärtiges Amt, au début de l’année 1953, suite au discours d’Alcide De Gasperi à l’OTAN, en décembre 1952.13 Cependant, au milieu des années 1950, la propagande anticommuniste de ces trois pays demeurait disparate et s’essoufflait. La coopération transatlantique en la matière n’avait pas vraiment vu le jour, car les États-Unis avaient eu le temps de mettre sur pied leur propre appareil de ‹ guerre psychologique › et les Européens étaient restés désunis sur le sujet, notamment entre les pays de l’Europe du Nord et ceux de l’Europe du Sud. Or, ce dispositif déjà fragile subit les profondes mutations du système international et de la Guerre froide. En effet, à partir de 1955/56, la coexistence pacifique s’installe et devient un système dans lequel la question allemande devient potentiellement davantage un obstacle à la détente qu’elle ne la permet. Avec l’intégration de l’Allemagne occidentale dans l’OTAN et la création du pacte de Varsovie, le front de la Guerre froide est stabilisé en Europe à partir 1954/55. Dans l’ensemble, c’est un système auquel adhèrent – malgré une certaine méfiance – les États-Unis et la France. La République fédérale, quant à elle, est peu encline à accepter le statu quo de la détente qui entérine la division de l’Allemagne. Elle est devenue plus indépendante par son accession à la souveraineté, en mai 1955, et davantage intégrée à la communauté internationale. Tout en restant fidèle à ses alliés occidentaux, cette lente émancipation lui permet de revoir, si ce n’est d’élaborer, sa politique de Guerre froide. Le voyage de Konrad Adenauer à Moscou, début septembre 1955, et l’établissement de relations diplomatiques avec l’Union soviétique font entrer de plein fouet l’Allemagne de l’Ouest dans cette nouvelle ère et marquent un réel point de rupture. S’ajoute à cela l’interdiction, en août 1956, du KPD qui renforce la situation de porte-à-faux dans laquelle se trouve la République fédérale. Cette métamorphose du cadre international conduit à sa mobilisation pour la ‹ guerre psychologique › non sans devoir faire face à une mutation de l’anticommunisme, dans le sens d’une démocratisation. RENOUVEAU DE LA ‹ GUERRE PSYCHOLOGIQUE › ET MUTATION DE L’ANTICOMMUNISME En RFA, la coordination de la propagande anticommuniste avait, dès 1952, mué en coordination de la ‹ guerre psychologique ›, notamment du fait de l’accession à davantage de souveraineté grâce à la signature du traité fondamental (Generalver-
truire les conceptions et représentations de la Communauté atlantique (1940–1960), Paris : Soleb, 2009, p. 416–434. 13 Cf. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin (PAAA), B 10/300.
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trag) avec les Alliés.14 Ce plaidoyer se renforça avec l’étape décisive en matière de souveraineté que furent les accords de Paris, en octobre 1954, mais aussi sous l’influence de moments clés de la Guerre froide pour l’Allemagne, comme le soulèvement est-allemand du 17 juin 1953 et le voyage d’Adenauer à Moscou.15 Si certaines fractions de la société civile, comme l’industriel Ernst-Richard Funke16 ou les réseaux du publiciste Joseph C. Witsch17 réclament, au début de l’année 1955, la création d’un « état-major de la Guerre froide » ainsi qu’un nouveau souffle anticommuniste, c’est surtout au ministère des Affaires panallemandes que l’activisme en faveur de la ‹ guerre psychologique › et de sa coordination était le plus important.18 En charge des organisations de propagande anticommuniste, Ewert von Dellingshausen personnifie cette volonté. Mû par des convictions personnelles et son expérience au quotidien du combat contre l’Est, il est aussi directement sous l’influence américaine grâce à ses relations personnelles avec des responsables américains, notamment de la CIA.19 À travers les notes de Dellingshausen, il apparaît clairement que le modèle qu’il souhaite mettre en place est celui des États-Unis. Dès 1951, un Psychological Strategy Board (PSB) y avait été créé et remplacé, en 1953, par l’Operation Coordinating Board (OCB). Comme vu précédemment, ces structures interministérielles produisaient des plans d’action par pays ou par thème et assuraient la coordination et le suivi des opérations de ‹ guerre psychologique ›. Après beaucoup d’hésitations, la RFA ne parvint pas à mettre en place une structure indépendante, mais seulement deux groupes de travail interministériels sur le « débat politico-intellectuel avec le communisme » (geistig-politische Auseinandersetzung mit dem Kommunismus) – l’un au niveau des secrétaires d’État, l’autre au niveau des conseillers des ministères concernés. Ils regroupaient des délégués de la chancellerie, du ministère de l’Intérieur, du ministère des Affaires panallemandes, de l’Auswärtiges Amt, du ministère de la Défense et du service fédéral de protection de la constitution (Bundesverfassungsschutz). Le groupe s’enlisa assez rapidement
14 [Ewert von Dellingshausen], Stellungnahme der Bundesregierung zu Fragen der psychologischen Kriegführung und zur Strategie des kalten Krieges, 3 décembre 1952, très secret, in : Bundesarchiv, Koblenz (BArch), B 137/16428. 15 Ewert von Dellingshausen, Psychologische Kriegsführung im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni 1953, 31 juillet 1953, secret, in : ibid ; idem, Psychologische Kriegführung nach der Aufnahme Deutschlands in die NATO, 23 octobre 1954, secret, in : ibid ; idem, Probleme der psychologischen Kriegführung nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion, s. d. [fin septembre 1955], in : ibid. 16 Cf. BArch, B 137/1343, et B 106/15829. 17 BArch, B 106/3275-2, et Frank Möller, Das Buch Witsch. Das schwindelerregende Leben des Verlegers Joseph Caspar Witsch, Cologne : Kiepenheuer & Witsch, 2014 ; Klaus Körner, SBZ von A–Z. Die sieben Verlage des Berend von Nottbeck 1950–1990, in : Aus dem Antiquariat 1999, p. A188–A214. 18 Stefan Creuzberger, Kampf für die Einheit. Das gesamtdeutsche Ministerium und die politische Kultur des Kalten Krieges 1949–1969, Düsseldorf : Droste, 2008. 19 Ewert von Dellingshausen, Im Bogen der Zeit, Bonn, 1984/85, partie II : Aufgaben im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, in : BArch, N 1515/2.
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mais ses travaux redémarrèrent et continuèrent sur un rythme bimensuel à partir de 1959 – la seconde crise de Berlin n’y était pas étrangère. L’attitude militante de l’Allemagne fédérale à l’égard de la ‹ guerre psychologique › est également perceptible à l’OTAN, lieu où, évidemment, elle n’avait pu se signaler avant 1955. Ainsi, le président du Comité international d’information et d’action sociale (CIAS, l’organisation qui avait succédé au comité international Paix et Liberté), l’Allemand Fritz Cramer, voulut faire revivre en 1957 le projet d’état-major de la ‹ guerre psychologique › porté par son homologue français, Jean-Paul David, en 1953. Le fameux ‹ choc Spoutnik › n’était pas étranger à la mobilisation des cold warriors. Par ailleurs, la délégation allemande auprès de l’OTAN se montra particulièrement active sur ces questions, notamment pendant le ministère de Franz Josef Strauß à la défense (1956–1962), en particulier pendant la crise de Berlin.20 Néanmoins, la coexistence pacifique et la détente ne permirent pas aux Allemands d’obtenir la coordination transatlantique de la ‹ guerre psychologique › au niveau de l’OTAN que déjà Jean-Paul David et Georges Bidault n’avaient pu initier quelques années plus tôt. Cet échec conduit toutefois la Bundeswehr à renforcer ses unités de ‹ guerre psychologique ›, de Psychologische Kampfführung (PSK), qui envoyaient par exemple des ballons ou des fusées remplies de tract au-delà du Mur.21 La lente mutation de l’anticommunisme vers une ‹ guerre psychologique › contre le communisme était aussi due à la double démocratisation de la société ouest-allemande, par rapport au passé national-socialiste et à la soviétisation de la RDA. Le changement de l’air du temps, bien qu’il ne modifiât pas les convictions des cold warriors les plus radicaux qui toujours dénonçaient ‹ l’offensive du sourire de Moscou ›, contribua à dépassionner ou ‹ rationaliser › l’anticommunisme. On utilisait désormais plus fréquemment l’expression ‹ débat politico-intellectuel avec le communisme ›, bien que le terme ‹ bolchevisme › demeurât employé. Cette évolution lexicale fut progressive durant les années 1960, mais aboutit, par exemple, à ce que le mot communisme disparaisse du groupe interministériel, rebaptisé « groupe de travail sur le débat politique et intellectuel avec les courants d’extrême-gauche et d’extrême-droite » (Arbeitsgruppe zur geistig-politischen Auseinandersetzung mit links- und rechtsradikalen Bestrebungen) fin 1966.22 L’influence grandissante du ministère fédéral de l’Intérieur dans la lutte contre le communisme, au détriment du ministère des Affaires panallemandes, était également liée à ces évolutions. Son action allait dans trois directions. Il avait 20 Giles Scott-Smith, Not a NATO Responsibility ? Psychological Warfare, the Berlin Crisis, and the Formation of Interdoc, in : Andreas Wenger / Christian Nuenlist / Anna Locher (dir.), Transforming NATO in the Cold War. Challenges beyond Deterrence in the 1960s, London : Routledge, 2006, p. 31–49. 21 Dirk Schindelbeck, Propaganda mit Gummiballons und Pappraketen. Deutsch-deutscher Flugblattkrieg nach dem Bau der Mauer, in : Gerald Diesener / Rainer Gries (dir.), Propaganda in Deutschland. Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert, Darmstadt : Primus, 1996, p. 213–233. 22 Lettre du chef de la chancellerie (Horst Osterheld) au ministère des Affaires panallemandes (Hansjürgen Schierbaum), 21 décembre 1966, confidentiel, in : BArch, B 137/5986.
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d’abord forgé la notion de ‹ protection positive de la Constitution › (positiver Verfassungschutz), reposant davantage sur l’éducation que sur la répression politique. Pour ce faire, il renforça justement l’Office pour l’éducation politique (Bundeszentrale für Heimatdienst) qui dépendait de lui. Éduquer contre le ‹ totalitarisme rouge › avait fait partie de ses missions, mais jusque-là certainement pas de ses priorités.23 Là encore, les États-Unis demeuraient une référence : dans le cadre d’une vaste enquête sur les mesures de lutte contre le communisme dans les pays occidentaux, les États-Unis étaient le seul pays à faire l’objet d’un voyage d’étude de la part d’un fonctionnaire allemand en 1957.24 Cela témoignait également d’une américanisation des structures de communication et d’éducation politique. Enfin, le ministère de l’Intérieur souhaitait diminuer l’aspect émotionnel et développer une connaissance rationnelle et scientifique du monde communiste et de sa doctrine. En novembre 1957, un « institut oriental » (Ostkolleg) fut créé pour promouvoir l’étude et la diffusion du savoir sur le monde communiste.25 Cette institution n’était pas universitaire mais un lieu de formation, une sorte d’école anticommuniste, essentiellement pour les fonctionnaires ouest-allemands. Dans la recherche scientifique, les choses évoluaient également, notamment du fait d’un changement générationnel. Symboles de ces évolutions, la revue SBZ-Archiv fut rebaptisée Deutschland Archiv, en avril 1968, et l’ouvrage « SBZ von A bis Z » fut réédité, en 1969, avec le titre « A–Z. Ein Tatsachen- und Nachschlagebuch über den anderen Teil Deutschlands ».26 L’esprit critique des années 1960 et les États-Unis n’étaient pas étrangers à ces mutations. L’influence de ces derniers était plus diffuse, mais celle des sciences sociales américaines grandissante. La science politique et l’antitotalitarisme incarnés par les travaux de Carl Joachim Friedrich et Zbigniew K. Brzezinski s’étaient affirmés davantage et avaient renforcé l’anticommunisme libéral et antitotalitaire.27 Au cours des années 1960, la symbiose entre la démocratisation de la RFA et l’apport de la sociologie critique, souvent portée par d’anciens remigrants, forgea même la remise en cause de l’anticommunisme et la constitution d’un antianticommunisme. En juillet 1962, le sociologue américain proche de l’école de Francfort, Norman Birnbaum, décela et décrivit même une crise de l’anticommunisme.28 Les anticommunistes avaient, peu ou prou, perdu leur ennemi, tant à 23 Benedikt Widmaier, Die Bundeszentrale für politische Bildung. Ein Beitrag zur Geschichte staatlicher politischer Bildung in der Bundesrepublik Deutschland, Francfort/Main : Peter Lang, 1987 ; Gudrun Hentges, Staat und politische Bildung. Von der « Zentrale für Heimatdienst » zur « Bundeszentrale für politische Bildung », Wiesbaden : Springer VS, 2013. 24 Cf. BArch, B 106/21611. 25 Werner Maibaum, Ostkolleg der Bundeszentrale für Heimatdienst. Gründungsgeschichte und Aufbauphase, Bonn : Bundeszentrale für politische Bildung, 2004. 26 Klaus Körner, « Die rote Gefahr ». Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950–2000, Hambourg : Konkret, 2003, p. 135. 27 Carl J. Friedrich / Zbigniew K. Brzezinski (dir.), Totalitarian Dictatorship and Autocracy, Cambridge : Harvard University Press, 1956. 28 Norman Birnbaum, Die Krise des Antikommunismus, in : Frankfurter Hefte 17 (1962) 7, p. 433–437.
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l’intérieur qu’à l’extérieur, et semblaient désorientés par cette absence. Pour le sociologue, la crise de l’anticommunisme comme idéologie était le reflet de la crise de l’anticommunisme comme système politique. La bipolarisation politique entraînée par la Guerre froide conduisait à une impasse et s’accordait mal des mutations du communisme (déstalinisation et détente, changements générationnels, polycentrisme, évolution des intellectuels communistes). De même, l’équilibre de la terreur rendait l’anticommunisme actif sans issue, tandis que le bien-être matériel et une certaine indifférence politique avaient déjà immunisé en partie les sociétés occidentales. Enfin, l’anticommunisme était en crise car, toujours sur la défensive, il avait été incapable de se doter d’un contenu positif, et, pire encore, il avait entraîné la crainte des réformes et de l’expérimentation. Tout cela créait même un vide politique, ‹ une période de désorientation ›. Face à elle se recomposent les places et les rôles de chacun des trois pays, ainsi que leurs synergies. RECOMPOSITION DES ACTEURS ET DES ALLIANCES DE L’ANTICOMMUNISME AU PROFIT DE LA RFA D’une part, la détente et l’évolution de la Guerre froide, voire des relations internationales, provoquent cette recomposition. D’autre part, elle tient également au fait que, depuis la seconde moitié des années 1950 et plus encore dans les années 1960, l’Europe occidentale est sortie de l’après-guerre et est devenue forte économiquement, notamment grâce au processus de construction européenne. L’émancipation de l’Europe et des puissances qui la composent contribue à atténuer une certaine dépendance, économique et militaire, à l’égard des États-Unis et permet de profiter de liens bien institutionnalisés. Durant les années 1960, les États-Unis ne sont plus les moteurs de l’anticommunisme, ils ne sont plus non plus volontaires pour coordonner une ‹ guerre psychologique › internationale – à supposer qu’ils l’aient jamais été auparavant. Sans renoncer à la ‹ guerre psychologique ›, les plans globaux des années 1950 tombent en désuétude. De fait, pour les décideurs américains toute remise en cause trop ouverte de la coexistence pacifique et de la détente constitue alors une limite à la ‹ guerre psychologique ›.29 Le modèle du Rollback et de la Liberation Policy est en crise au moins depuis la non-intervention lors de l’insurrection hongroise à Budapest, en 1956, et après le décès de John Foster Dulles, en 1959.30 On 29 Kenneth Osgood, Form before Substance. Eisenhower’s Commitment to Psychological Warfare and Negotiations with the Enemy, in : Diplomatic History 24 (2000) 3, p. 405–433 ; idem, Total Cold War. Eisenhower’s Secret Propaganda Battle at Home and abroad, Lawrence : University Press of Kansas, 2006. 30 Chris Tudda, « Reenacting the Story of Tantalus ». Eisenhower, Dulles, and the Failed Rhetoric of Liberation, in : Journal of Cold War Studies 7 (2005) 4, p. 3–35 ; Laszlo Borhi, Rollback, Liberation, Containment or Inaction ? US Policy and Eastern Europe in Europe in the 1950s, in : Journal of Cold War Studies 1 (1999) 3, p. 67–110 ; Bernd Stöver, Die Befreiung vom Kommunismus. Amerikanische Liberation Policy im Kalten Krieg 1947–1991, Cologne : Böhlau, 2002.
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craint désormais que l’action psychologique provoque d’autres révoltes et répressions sanglantes derrière le rideau de fer. L’attitude de John F. Kennedy durant la crise de Berlin, notamment au moment de la construction du Mur, n’en fut qu’une confirmation. Par ailleurs, les opérations clandestines de la CIA en Europe sont considérablement réduites à partir de la fin des années 1950, à la fois du fait de la stabilisation évoquée de l’Europe, d’un redéploiement vers d’autres zones et d’une baisse des moyens. Elles sont mêmes remises en cause et parfois rendues publiques dans la seconde moitié de la décennie, comme par exemple le financement du Congrès pour la Liberté de la Culture, révélé en 1966/67. La France, quant à elle, n’est plus non plus un moteur international de l’anticommunisme militant et de la ‹ guerre psychologique ›. Depuis le milieu des années 1950, les enjeux liés à la décolonisation prennent une place croissante et plus pressante que la menace communiste. Par ailleurs, les aspects fondamentaux de la politique étrangère de Charles de Gaulle sont également des facteurs de mutation importants en la matière.31 La relation transatlantique n’est pas prioritaire et davantage source de tensions pour la nouvelle politique d’indépendance nationale poursuivie par le général. Le lent chemin de la France vers la sortie du commandement intégré de l’OTAN, en 1966, ôte aussi toute perspective d’une ‹ guerre psychologique › transatlantique. Sur le plan national également, le général de Gaulle se méfie des bureaux de ‹ guerre psychologique › devenus des foyers de résistance à sa politique algérienne. Paradoxalement, c’était dans le cadre des guerres coloniales que la France avait développé sa doctrine qu’elle préférait alors appeler ‹ action psychologique ›32. Enfin, l’importante politique de détente développée par de Gaulle – aussi comme une marque d’indépendance par rapport aux blocs et de recherche d’une troisième voie dans la Guerre froide – tendait la main aux pays du monde communiste.33 Ces éléments internationaux n’effacèrent cependant nullement toute lutte contre le communisme à l’intérieur. Bien que l’activisme musclé existât encore, comme en témoignait le Service d’action civique (SAC) des gaullistes, la tendance était à l’apaisement.34 Comme en Allemagne la modernisation – l’américanisation – de la communication politique passa par un discours plus rationnel et moins émotionnel.35 Paix et Liberté, que l’emblématique Jean-Paul David avait quitté en 1956 et laissé à Pierre Rostini, avait, comme un symbole, été rebaptisé l’année suivante en un Office national pour la démocratie française (ONDF). Fini les affiches maniant anticommunisme et humour, l’heure était à ÉSOPE (Études sociales, politiques, économiques), une publication plus généraliste que spécifiquement anticommuniste et distribuée à un petit nombre d’abonnés et de cadres choi31 Maurice Vaïsse, La grandeur. Politique étrangère du général de Gaulle 1958–1969, Paris : Fayard, 1998 ; Thomas Gomart, Double détente. Les relations franco-soviétiques de 1958 à 1964, Paris : Publications de la Sorbonne, 2002. 32 Paul Villatoux / Marie-Catherine Dubreil-Villatoux, La République et son armée. Guerre et action psychologique en France, Paris : Les Indes Savantes, 2005. 33 Cf. également la contribution de Garret J. Martin au présent volume. 34 François Audigier, Histoire du SAC. La part d’ombre du gaullisme, Paris : Stock, 2003. 35 Cf. également la contribution de Jörg Requate au présent volume.
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sis. Tout comme d’autres anciens anticommunistes, comme Georges Albertini,36 qui renforcèrent les collaborations avec les milieux économiques et patronaux, Rostini mettait l’accent sur les questions sociales et le monde du travail. En termes de coopérations anticommunistes internationales, l’emphase des actions de la nouvelle organisation, qui était toujours membre et participait aux réunions du CIAS, résidait davantage dans l’hexagone et dans les colonies. À cette fin, Rostini se rapprocha également du service de propagande anticommuniste du Foreign Office, l’Information Research Department (IRD),37 dont il devint un des principaux vecteurs. L’association française prenait davantage en compte le déplacement de la Guerre froide vers l’Afrique ou le danger du communisme chinois. D’autres individualités comme Suzanne Labin38 tentèrent de reprendre le flambeau de l’activisme anticommuniste international mais c’était là une illustration de l’évolution des années 1960 : le retrait des organisations au profit de l’engagement d’individualités. Au sein de la relation triangulaire franco-germano-américaine, la RFA prit incontestablement le rôle de leader en matière d’anticommunisme et de ‹ guerre psychologique ›. La prise de relais par les Allemands à la présidence du réseau Paix et Liberté, désormais CIAS, à partir de 1956/57, apparaissait comme une passation de pouvoirs. Désormais, ce n’était plus Jean-Paul David qui traversait l’Atlantique pour rencontrer les décideurs américains en matière de ‹ guerre psychologique ›, mais Fritz Cramer. En 1958, il y mena des discussions avec le chef de la planification au département d’État, Walt Rostow, avec Stefan Possony, expert du mouvement communiste, avec l’assistant du président et spécialiste de ‹ guerre psychologique ›, John O. Weaver et plusieurs sénateurs.39 Il n’est cependant pas certain que les discussions se poursuivirent dans les années 1960. Enfin, un nouveau réseau anticommuniste européen était symptomatique des évolutions des années 1960 et de la recomposition des acteurs de la lutte contre le communisme. De fait, créé à La Haye en 1963, Interdoc (International Information and Documentation Center) émergeait d’un échange sur la ‹ guerre psychologique › de différents pays européens sous la houlette d’Antoine Bonnemaison, le chef de la section de l’action psychologique du Service de documentation extérieure et de contre-espionnage (SDECE) français.40 Via une association de façade, le Centre de recherche du bien politique, il organisait, à partir de 1957, des colloques pour les décideurs des milieux militaires, politiques, économiques, universitaires et médiatiques, afin d’affronter la nouvelle politique de coexistence paci36 Pierre Rigoulot, Georges Albertini. Socialiste, collaborateur, gaulliste, Paris : Perrin, 2012. 37 Andrew Defty, Britain, America, and Anti-Communist Propaganda, 1945–53. The Information Research Department, London : Routledge, 2004. 38 Olivier Dard, Suzanne Labin. Fifty Years of Anti-Communist Agitation, in : Dongen/Roulin/ Scott-Smith, Anti-Communism (voir note 9), p. 189–200. 39 Stöver, Befreiung (voir note 30), p. 365. 40 Giles Scott-Smith, Western Anti-Communism and the Interdoc Network. Cold War Internationale, London : Palgrave Macmillan, 2012 ; Giles Scott-Smith, Confronting Peaceful Coexistence. Psychological Warfare and the Role of Interdoc, 1963–72, in : Cold War History 7 (2007) 1, 2007, p. 19–43.
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fique et de lutter contre l’infiltration communiste. Le but était aussi de renforcer, voire coordonner, les relations entre les services de renseignement français et allemands, et plus généralement européens. Or, à partir de 1959, les délégués du service de renseignement intérieur des Pays-Bas, le Binnenlandse Veiligheidsdienst (BVD), qui assistèrent aux colloques souhaitèrent une structure plus formelle et plus pérenne. Cependant, au début des années 1960, ce qui émergeait d’une initiative française devint une organisation européenne fondée sur deux moteurs qu’étaient les Pays-Bas et le contre-espionnage ouest-allemand, le Bundesnachrichtendienst (BND). Après le retrait de Bonnemaison, la fermeture des Cinquièmes Bureaux et suite à la politique gaullienne, la France s’était largement désengagée du réseau. Les Allemands de l’Ouest qui avaient poussé, en vain, pour une coordination de la ‹ guerre psychologique › au niveau de l’OTAN pendant la seconde crise de Berlin furent au cœur du réseau Interdoc, dont le BND assurait entre la moitié et les trois quarts du financement. Un autre signe de la vitalité de l’engagement ouestallemand pour ce nouveau débat politique avec le communisme fut l’ouverture d’une antenne d’Interdoc à Berlin, en 1967. Ce fut d’ailleurs le retrait de la manne financière ouest-allemande et l’Ostpolitik qui signèrent la mort du réseau. Les États-Unis et la CIA s’étaient montré intéressés et soutenaient l’initiative mais jamais ils n’avaient participé à son financement, soulignant ainsi à quel point il y avait eu une recomposition au sein des acteurs de l’anticommunisme et de la ‹ guerre psychologique ›. CONCLUSION Si la ‹ guerre psychologique › prend le dessus sur l’anticommunisme, les deux ont connu de nettes évolutions. Le principal facteur de ces transformations aura été la coexistence pacifique et la détente auxquelles chacune des notions aura fini par s’adapter tout comme ont dû le faire les trois puissances. Ces changements dans les relations internationales se sont conjugués à l’évolution générale des sociétés européennes de l’après-guerre et, particulièrement, à leur démocratisation. De surcroît, un effet générationnel est venu s’ajouter. Cet amalgame crée la particularité de ces ‹ longues › années 1960, où les Européens se sont peut-être davantage sentis concernés par la politique intérieure que par les questions internationales. Ces années consacrent l’échec de l’anticommunisme militant du début des années 1950 mais aussi l’impossibilité d’une ‹ guerre psychologique › globale et coordonnée, notamment au niveau transatlantique. Peut-être le fossé géographique – voire culturel – que constitue l’Atlantique mais aussi le déplacement des foyers de la Guerre froide ont seulement permis une imbrication relative entre la France, l’Allemagne et les États-Unis en matière d’anticommunisme et de ‹ guerre psychologique ›.
THE KENNEDY ADMINISTRATION, ALLIANCE POLITICS AND INFORMAL DIPLOMACY DURING THE TRANSATLANTIC CRISIS OF 1962/63 Thomas W. Gijswijt In the months after the Cuban Missile Crisis, the Kennedy administration faced a series of crises and challenges in Europe, ranging from President Charles de Gaulle’s rejection of the Anglo-American Nassau Agreement and the United Kingdom’s Common Market application to the signing of the Franco-German Treaty and the future of NATO. This chapter will analyze the transatlantic crisis of early 1963 through the prism of alliance politics, reflecting the remarkable interconnectedness of decision-making within the Atlantic Alliance.1 Within the context of NATO and transatlantic Cold War cooperation, seemingly national decisions had the potential to create serious trouble for governments or political parties in other member states. A US decision to cancel a new weapons system, for example, could bring down a British government. A German decision to sign a treaty of friendship with France could set in motion an American political campaign to change the treaty during the ratification process in the Bundestag. Cuts in defense spending anywhere in the alliance could set off a domino effect endangering the credibility of NATO’s deterrence. For the United States (US), the preponderant military and economic power of NATO, alliance politics had therefore become an important consideration. In dealing with issues concerning European security or Cold War strategy, any administration in Washington was forced to balance US interests with the interests of its allies across the Atlantic. To succeed in this balancing act required a serious effort to understand and take into account different perceptions, political constraints, and sensibilities in a range of different European countries. However, even the most diplomatically astute administration could not avoid the reality that American and European interests did not always align, and that perceived American interests and responsibilities sometimes led to US policies that created resentment in Europe. The Suez Crisis of 1956 had been a key example, and to some extent the Cuban Missile Crisis was as well, since the Kennedy administration had engaged in little consultation with NATO allies, despite the fact that the crisis in Cuba was closely connected with the Berlin Crisis and nuclear strategy in Europe.2 The transatlantic crisis of 1963, however, was more than a battle over the big issues such as nuclear 1 2
Richard E. Neustadt, Alliance Politics, New York: Columbia University Press, 1970. See Frank Costigliola, Kennedy, the European Allies, and the Failure to Consult, in: Political Science Quarterly 110 (1995) 1, p. 105–123.
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strategy and the future of Europe. As this chapter will attempt to show, the timing and nature of the crisis was strongly influenced by much more mundane factors such as defense budget pressures, transatlantic misunderstandings, parliamentary elections, and political leadership struggles. In response to the crisis, the Kennedy administration relied in part on US members of the transatlantic foreign policy elite to engage in informal diplomacy influencing politicians and decision-makers in Europe. THE ANGLO-AMERICAN NASSAU AGREEMENT The key to understanding the December 1962 Anglo-American Nassau Summit and its impact on transatlantic relations is to recognize that a technical decision made by Secretary of Defense Robert McNamara to cancel a US weapons system – the Skybolt missile – turned out to have far-reaching consequences for NATO’s nuclear policies, for the British application to the Common Market, and for the United States’ relationship with France and Germany.3 The technical decision to cancel Skybolt created a political problem because the British had been promised the Skybolt missile by President Dwight D. Eisenhower in 1960, and they needed it to preserve their independent nuclear deterrent. The decision that Skybolt would probably be cancelled was made in early November, mainly for budgetary reasons. McNamara, Secretary of State Dean Rusk, and President John F. Kennedy had agreed that London should be warned and consulted about alternatives for Skybolt, one such alternative being the Polaris missile. McNamara did indeed warn the British Ambassador and called his British counterpart Peter Thorneycroft. But more than a month went by without any real discussion of possible alternatives. For political reasons, Thorneycroft felt he could not openly ask for Polaris himself, whereas McNamara thought that Thorneycroft would surely be the one to do so. One explanation for the miscommunication between McNamara and Thorneycroft is simply that the two men hardly knew each other: Thorneycroft had only been in office since Prime Minister Harold Macmillan’s Cabinet reshuffle (‘the Night of the Long Knifes’) in July 1962 and the two had met only once. McNamara also failed to fully appreciate the political pressures Thorneycroft had to face as an elected member of the British government. The British defense minister had to worry not only about political backlash within his own party (which 3
My discussion of the Skybolt crisis is partly based on records of conversations Richard Neustadt held with almost all the leading US and British officials involved in the Skybolt and Nassau decisions. See John F. Kennedy Presidential Library, Boston (JFKL), Richard E. Neustadt Personal Papers (NP), box 21. See also: Marc Trachtenberg, A Constructed Peace. The Making of the European Settlement, 1945–1963, Princeton: Princeton University, 1999; Richard E. Neustadt, Report to JFK. The Skybolt Crisis in Perspective, Ithaca: Cornell University Press, 1999; John D. Steinbruner, The Cybernetic Theory of Decision. New Dimensions of Political Analysis, Princeton: Princeton University Press, 1974.
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was publicly committed to Skybolt as the future of the British deterrent and which included a sizeable portion of Conservative members of Parliament critical of the United States), but also about strong opposition from the Royal Air Force (which would lose its prestigious position as the main defender of Britain if the sea-based Polaris was chosen) and involved defense industries (which would lose valuable contracts). In addition, Thorneycroft remained unconvinced that the Kennedy administration would actually cancel Skybolt until McNamara himself directly told him so during a meeting in the United Kingdom on December 11, 1962.4 In terms of alliance politics, McNamara, apparently believing that he had given sufficient advance warning, stumbled by publicly voicing doubts about Skybolt upon his arrival in the United Kingdom in December and before discussing this with Thorneycroft. The British media, which had already reported rumors about Skybolt’s demise, jumped on the issue, which was not surprising given the importance of the independent deterrent to the Conservative foreign policy platform. This immediately set off a political crisis for the Macmillan government. Thorneycroft still expected McNamara to offer Polaris as a substitute and was enraged when his US counterpart did so only in the context of a NATO Multilateral Force (MLF). McNamara’s behavior was the result of another mistake: he had misunderstood the terms of the 1960 agreement, thinking that the British V-Bombers armed with Skybolt missiles would also be committed to NATO.5 Thorneycroft responded not by asking for Polaris, but by making a big scene, personally attacking McNamara. Assistant Secretary of Defense for International Security Affairs Paul H. Nitze later recounted how McNamara reminded him of a sitting tank, “rotten eggs flying off armor plates.”6 By coincidence, this scene took place just days after Dean Acheson, former secretary of state and prominent Kennedy advisor, had publicly criticized Great Britain in a West Point speech for “having lost an empire but not yet found a new role.” Such criticism from across the Atlantic hit a nerve and even forced Prime Minister Macmillan to respond in the House of Commons. Against this backdrop, a perceived US decision to undermine the independent British deterrent would have caused a serious crisis of confidence. The scheduled Nassau Summit between President Kennedy and Prime Minister Harold Macmillan on December 18–21, 1962 thus became a natural deadline for resolving this crisis. Prime Minister Macmillan could hardly return to London without an acceptable solution, and President Kennedy knew this. The Kennedy administration now had a little more than a week to come up with a suitable compromise for the Nassau Summit at a time when it was still very much preoccupied with the Cuban Missile Crisis, and many of its leading diplomats were in Paris for a NATO summit. In addition, the Kennedy administration 4 5 6
Prime Minister MacMillan, for similar reasons, also decided to adopt a wait-and-see approach. See Neustadt, Report (see note 3), p. 61–76. See Memorandum of Conversation with Secretary of Defense Robert S. McNamara, May 30, 1963, in: JFKL, NP, box 21. Memorandum of Conversation with Paul H. Nitze, June 19, 1963, ibid.
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was deeply divided on the issue. The strongest opponents of a Polaris deal were the so-called Multilateral Force ‘theologians’ in the State Department. These midlevel officials, such as Henry Owen and Robert Schaetzel, wished to create the MLF as an alternative to independent nuclear forces in Europe. They regarded the Skybolt cancellation as the perfect opportunity to phase out the British nuclear deterrent. At a minimum, they thought, any offer of Polaris missiles should be made in the context of the MLF proposal. They also opposed any suggestions coming from the Joint Chiefs of Staff or the Pentagon in favor of helping France build its own nuclear deterrent. Other opponents of a Polaris deal were not necessarily concerned as much about the future of the British deterrent, but they worried about the impact on European policy more generally. Shortly before Nassau, the US Ambassador to France Charles E. Bohlen sent a warning from Paris: My own strong feeling at this juncture, and without sufficient knowledge to offer any suggestions for a full resolution of the problem, is to urge that no solution such as the polaris [sic] missile one should be taken at Nassau because of the effect on the European community and our whole objectives in regard to Britain’s joining the Common Market.7
The State Department, in a letter from Rusk to McNamara, likewise argued that such a Polaris deal would “run counter to our basic European policy and could adversely affect EEC [European Economic Community] negotiations.” It would recreate the image of a special relationship between the United States and Great Britain; it would cause resentment in France, and, the letter added, [t]he German problem would be even more serious. During the Chancellor’s visit [in October 1962], members of his party underlined the fact that the FRG [Federal Republic of Germany] simply could not accept new and further forms of discrimination against the Federal Republic in the nuclear field.8
If Germany would demand “equal treatment” – meaning German-owned missiles – this would lead to serious tensions within NATO and with the Soviet Union. At the Nassau Summit the politics of alliance overruled these concerns. President Kennedy at first tried to sell a compromise, offering to continue Skybolt’s development and covering 50 % of the costs, but Macmillan rejected this out of hand. Kennedy had publicly voiced his doubts about Skybolt’s viability in a television interview shortly before the Nassau Summit, making it too risky in Macmillan’s view to continue the project. The only acceptable alternative, in his view, was Polaris. The main question now became what conditions the British would accept and how the deal could be sold to the other NATO members. At this point the lack of preparation and the improvised nature of the summit took its toll. The US delegation attempted to get an agreement from Macmillan that the Polaris missiles would be assigned to a multilateral NATO force. Yet to Macmillan the most important consideration was the ultimate independence of the British deterrent. This was agreed to in the so-called ‘escape clause’, which made clear that the 7 8
Memorandum by Bohlen, December 17, 1962, in: JFKL, NP, box 19. Rusk to McNamara, November 24, 1962, in: ibid.
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British nuclear forces could be used independently when “supreme national interests were at stake”.9 The final Nassau communiqué left it unclear what was meant precisely by a Multilateral Force. Given the fact that the lack of clarity of the Nassau Agreement would later play an important role in the transatlantic crisis, it is appropriate to quote the relevant paragraphs in full: 6. The Prime Minister suggested and the President agreed, that for the immediate future a start could be made by subscribing to NATO some part of the forces already in existence. This could include allocations from United States Strategic Forces, from United Kingdom Bomber Command, and from tactical nuclear forces now held in Europe. Such forces would be assigned as part of a NATO nuclear force and targeted in accordance with NATO plans. 7. Returning to Polaris the President and the Prime Minister agreed that the purpose of their two governments with respect to the provision of the Polaris missiles must be the development of a multilateral NATO nuclear force in the closest consultation with other NATO allies. They will use their best endeavors to this end. 8. Accordingly, the President and the Prime Minister agreed that the U. S. will make available on a continuing basis Polaris missiles (less warheads) for British submarines. The U. S. will also study the feasibility of making available certain support facilities for such submarines. The U. K. Government will construct the submarines in which these weapons will be placed and they will also provide the nuclear warheads for the Polaris missiles. British forces developed under this plan will be assigned and targeted in the same way as the forces described in paragraph 6. These forces, and at least equal U. S. Forces, would be made available for inclusion in a NATO multilateral nuclear force. The Prime Minister made it clear that except where H. M. G. [Her Majesty’s Government] may decide that supreme national interests are at stake, these British forces will be used for the purposes of international defense of the Western Alliance in all circumstances.”10
As the post-Nassau negotiations would show, the British did not feel committed to the quick creation of a Multilateral Force and interpreted Paragraph 6 of the agreement as the creation of a multinational NATO force (later to be known as the Inter-Allied Nuclear Force, IANF), consisting of purely national forces, not mixed-manned forces as envisaged in an MLF. This became a problem after de Gaulle’s rejection of the Nassau Agreement, because Germany’s participation in the MLF was unlikely if both France and the United Kingdom refused to participate. The improvised nature of the Nassau Summit is confirmed by President Kennedy’s decision to ask Richard E. Neustadt, a Columbia professor and government consultant, to engage in a thorough examination of what had gone wrong with respect to Skybolt. The confidential interviews held by Neustadt during his fullaccess investigation provide further evidence. Dean Rusk, for example, told him
9
Joint Statement Following Discussions with Prime Minister MacMillan, December 21, 1962, URL: http://www.presidency.ucsb.edu/ws/?pid=9063 [March 9, 2017]. 10 Ibid.
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Thomas W. Gijswijt that had we had one more week in which to think and prepare for Nassau, we might have known what we were ultimately going to offer and might have come to grips quite specifically with what we were going to demand in return. It was our lack of clarity about the quid pro quo we wanted that got MLF and IANF negotiations entangled in the Nassau communiqué. The result was to bind the British to nothing as matters turned out.11
The Kennedy tapes provide further evidence that the president himself was uncertain about the language used at Nassau. During a conversation with British Ambassador David Ormsby-Gore in May 1963, Kennedy argued: “A lot of people have […] a general impression that there was an endorsement of the multilateral concept at Nassau.” Ormsby-Gore, however, replied: “We had two tracks: one was what we now call the IANF the other was the mixed-manned multilateral force. One was more your baby and the other was more ours.” Kennedy then turned to the actual language of the Nassau communiqué, asking: “What does paragraph 7 mean?” After reading the paragraph aloud to Ormsby-Gore, Kennedy acknowledged: “Well, I think that your argument is right. I don’t know why we used this language.”12 THE BLAME GAME The improvisations at Nassau and the vagueness of the final communiqué set the stage for the transatlantic crisis of January 1963. President Kennedy, McNamara, Nitze, and National Security Adviser McGeorge Bundy all hoped that Nassau would open the door to a solution to NATO’s nuclear dilemma. In their view, France would be offered a similar deal to the one Macmillan had negotiated; the other NATO members – Germany included – would have to be satisfied with participation in a Multilateral Force. Given the far less advanced state of the French nuclear and submarine programs, Paris would need more extensive assistance than London. However, it was clear that President Kennedy was willing to contemplate such a break in established US policy if President de Gaulle would be willing to be more cooperative with respect to NATO in return. As Bundy told Under Secretary of State George W. Ball: As I understand the President’s position, what he wants is that Chip [Bohlen] should make considerably more forthcoming noises. In essence, and subject to the President’s own correction, I have thought that what he wanted was to make it clear that the Nassau offer is a real and important one, that it implies acceptance of France as a nuclear power, that it is designed to give real help to France in achieving the kind of nuclear position which will be relevant to the 1970’s, and that while the offer itself does not relate to nuclear warheads – a much more sensitive and difficult subject because of political pressure in this country – it does aim at a substantial change in our own relation with France in the field of strategic weapons. […] I think also that Ambassador Bohlen should be authorized to make it clear that a discussion of 11 Memorandum of Conversation with Secretary of State, August 27, 1963, in: JFKL, NP, box 21. 12 Recording of May 3, 1963, in: JFKL, Presidential Recordings, Tape 85_1. Transcript by the author.
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the nuclear problem itself is not excluded, if in fact the French are willing to examine it in light of the whole framework of Nassau, including the creation of a multilateral force and the assignment of any French Polaris missiles to that force.13
In another sign of the improvised nature of Nassau, however, Chancellor Konrad Adenauer had been sent a letter from Nassau explaining that France would get the same offer as the United Kingdom. Only when the letter to de Gaulle was composed later that day did it become clear that such a ‘same’ offer would be unattractive to France, given the fact that it did not possess the same technologies as the United Kingdom. The letter to de Gaulle was therefore amended to say that a ‘similar’ offer would be made to France. The letter to Adenauer, however, had been sent off already, and could not be amended.14 In all likelihood, Adenauer shared this letter with de Gaulle, thus providing clear evidence of the confused decision-making process at Nassau. The exact meaning of the word ‘multilateral’ would also bedevil the American efforts to make a deal with de Gaulle. To people like McNamara and Nitze, it was clear that Nassau meant help for essentially national nuclear forces in Great Britain and France, parts of which would later be integrated in some sort of multilateral arrangement. To the MLF believers in the State Department, however, the focus of the Nassau Agreement was strongly on Paragraph 7 and the Multilateral Force consisting of mixed-manned vessels subject to some sort of NATO control. In their view, any nuclear aid to France should be conditional on full integration in such a Multilateral Force. Bundy became aware of this problem as different working groups attempted to work out the follow-up of the Nassau Agreement after Christmas. As he noted in his diary on January 2, 1963: What has been emphasized to me again today, in following out the history of this first stage in the process is that what the President wants is really not fully understood. As an example, the President last night emphasized to me that in his view we should always make it clear that a multilateral force does indeed have room for nationally-manned French, British and American vessels. That is why he himself prefers the word ‘multinational’ and I think has used it in his backgrounder last Monday. There is less enthusiasm for this new concept in the State Department, and Dean Rusk himself is properly wary of getting into a dialogue with de Gaulle, extending into nuclear matters, which would cause suspicion on the hill and might in fact not lead to any result.15
This difference in emphasis and the confusion about ‘multilateral’ vs. ‘multinational’ continued to handicap the US outreach to France in early January, when Ambassador Bohlen met with de Gaulle and, a few days later, Ball came to Paris for talks with French Foreign Minister Maurice Couve de Murville. Bohlen later told Neustadt that he had gone beyond his official instructions and had indicated to de Gaulle “that no possibilities were excluded and that all relationships were open for discussion.” Bohlen had done so because on the way back from Nassau, 13 Bundy to Ball, December 31, 1962, in: JFKL, George W. Ball Personal Papers (BP), box 6, folder Multilateral Force. 14 For this episode, see Neustadt, Report (see note 3). 15 Bundy Memorandum for the record, January 2, 1962, in: JFKL, BP, box 33.
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President Kennedy had told him “to get the General into serious negotiation and establish some real contact.” Bohlen felt that it would have been better to do so before coming to such a far-reaching agreement with the British at Nassau, but he indicated that “real negotiation” might have been possible if nuclear warheads and submarine assistance would have been part of the deal.16 This option, however, seemed to be denied by George Ball in his talks with Couve a few days later. Ball put such a strong emphasis on the mixed-manned aspect of the Multilateral Force that the ‘similar’ deal offered to France seemed to be dependent on a degree of NATO integration that was unacceptable from a Gaullist point of view. In Bohlen’s view, de Gaulle quickly lost interest in Nassau as a result of Ball’s intervention: “whatever hope there was of interesting him in serious negotiations”, Bohlen told Neustadt, “went out of the window after George Ball saw Couve de Murville on January 8th.”17 Whether Bohlen’s interpretation is correct or not remains a matter of conjecture. It is likely that de Gaulle had decided to veto Great Britain’s Common Market application before the Nassau Summit and simply used the Anglo-American agreement as a convenient excuse. As Edward Heath, who managed the Common Market negotiations from London, told Neustadt, “[…] Nassau did provide the words; the music, however, was already written in the General’s mind.”18 On the other hand, the French president might have pulled back from his veto if he really would have had the feeling that American aid to an independent French nuclear force was possible. The politics of alliance, however, constrained President Kennedy’s ability to signal more openly his willingness to do so. Kennedy not only had to consider the likelihood of success after years of failed negotiations with de Gaulle on issues concerning NATO. He also needed to take into account the fact that other NATO members – Germany first and foremost – would be strongly opposed to any bilateral aid to the French nuclear program. Moreover, in Washington itself, there would be strong political opposition to such a course. In his conversation with Bohlen on the flight back from Nassau, the president “had very much in mind the Congressional hazards of such a course and was not prepared to contemplate it as a fixed objective.”19 What all of this meant was that de Gaulle in his press conference of January 14, 1963, could portray the Nassau Agreement as a typical example of AngloSaxon duplicity. In the subsequent transatlantic debate, aides to de Gaulle never tired of arguing that the Nassau offer was not meant to be serious given the differences in British and French capabilities. At the March 1963 Bilderberg Meeting, for example, the general secretary of the Gaullist party, Jacques Baumel, sneered:
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Memorandum of Conversation with Bohlen, July 16, 1963, in: JFKL, NP, box 21. Ibid. Memorandum of Conversation with Edward Heath, July 26, 1963, in: JFKL, NP, box 21. Memorandum of Conversation with Charles E. Bohlen, July 16, 1963, in: ibid.
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“We were being offered ball-point pens without the ball points and without ink […].”20 Meanwhile, the first reactions in Germany to the Nassau Agreement were not much more positive. As the French Ambassador in Bonn Roland de Margerie noted in his diary: Le Chancelier m’a appelé au téléphone ce matin pour me demander comment le Général réagissait à certaines propositions récentes venues de Washington: pour sa part, il y voit ‘ein miserables Weihnachtsgeschenk’, – un ‘piteux cadeau de Noël’ […] M. Adenauer finit par me donner son numéro de téléphone personnel, et nous échangeons plusieurs communications pendant la journée.21
From Adenauer’s point of view, the US decision to provide the British with Polaris missiles reaffirmed Germany’s inferior position in the nuclear field, something both the chancellor and his long-time defense minister, Franz Josef Strauß, strongly resented. During a meeting with Ball two weeks later, the chancellor did express his willingness to cooperate on the MLF, but his initial reaction was telling. NUCLEAR STRATEGY AND THE GERMAN QUESTION The resentment on the part of Adenauer and Strauß had a long and complex history. One of the key challenges facing NATO throughout the second half of the 1950s had been the credible defense of Europe. For obvious reasons, Germany favored a forward defense, meant to stop Soviet advances as far to the east as possible. From a military point of view, however, this required either a heavy investment in strong conventional forces capable of halting a major Soviet invasion or an early reliance on the use of nuclear weapons. The Eisenhower administration’s strategy of Massive Retaliation had appeared to put NATO on track to rely mainly on a strategy of very rapid nuclear escalation. Critics of Massive Retaliation, however, soon began to question whether a full-scale nuclear response was credible in light of Soviet efforts to develop intercontinental ballistic missiles. Particularly after the Sputnik shock of 1957, the fact that the American mainland was now within range of a Soviet counterstrike seemed to undermine the credibility of the US-dominated nuclear deterrence strategy in Europe. Given the enormous disparity in nuclear firepower between the United States and Europe, the question of political control and reliability of the US nuclear security guarantee now became pressing. If Berlin or Hamburg were under attack, would the United States risk the destruction of Chicago and New York to defend them? Immediately after the Suez Crisis, which shook the alliance to its core, the answer in Paris and Bonn appeared to be negative. As a result, the French and 20 Speech by Jacques Baumel, March 1963, in: JFKL, Presidential Papers (PP), President’s Office Files (POF), box 116. 21 Roland de Margerie, Tous mes adieux sont faits. Mémoires inédits de Roland de Margerie (1899–1990), 5rd edition, New York: Librarie McNally Jackson, 2015, vol. 5, p. 332. I thank Matthieu Osmont for drawing my attention to these diaries.
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German governments set out to cooperate more closely in the nuclear field. Both Chancellor Adenauer and his defense minister Strauß seemed to think that Germany’s pledge not to develop nuclear weapons made at the signing of the 1955 Paris Agreements, which allowed Germany into NATO, would not stand in the face of dramatically changed circumstances. In other words, if the United States could not be trusted to defend Europe, Germany would need to find its nuclear insurance elsewhere. When General de Gaulle came to power in the summer of 1958, he put a stop to nuclear cooperation with Germany. This did not prevent Strauß, however, from continuing to explore a Franco-German nuclear partnership. The Eisenhower administration had responded to NATO’s nuclear dilemma with a policy of nuclear sharing. The United States made tactical nuclear weapons available to NATO forces in several European countries, and it placed mid-range nuclear-armed Jupiter missiles in Italy and Turkey. Nominally, these weapons were controlled by the United States. However, insiders understood that American control, particularly in the case of tactical nuclear weapons, existed more on paper than in reality. In an emergency, it would not be impossible for the nations involved in nuclear sharing to take unilateral control of these stockpiles.22 The Kennedy administration, soon after coming into office, decided on a major change of course without much consultation with NATO allies.23 Its strategy of flexible response put a far stronger emphasis on a credible conventional defense of Europe, capable of holding a Soviet attack for as much as 30 to 60 days without having to use nuclear weapons. At the same time, the Kennedy administration reversed the policy of loose nuclear sharing. Pushed by the Joint Atomic Energy Committee (JAEC) and the Atomic Energy Commission (AEC), it temporarily halted the distribution of nuclear weapons to non-US NATO forces in Europe, and, in mid-1962, it introduced a new system of Permissive Action Links, which improved US control over nuclear weapons based in Europe. The Kennedy administration also did not react favorably to SACEUR Lauris Norstad’s proposal to turn NATO into the 4th nuclear power by stationing several hundred land-based medium-range ballistic missiles in Europe and placing them under some type of NATO control. Kennedy’s advisors regarded Norstad as an Eisenhower man tainted by Massive Retaliation. Kennedy himself may have worried about Norstad’s political ambitions – after all, Eisenhower had been SACEUR before running for president, and Norstad was a charismatic and eloquent leader.24 By mid-1962, Kennedy had decided to replace Norstad with General Lyman Lemnitzer as SACEUR.
22 See Trachtenberg, Constructed (see note 3). 23 See Francis J. Gavin, Nuclear Statecraft. History and Strategy in America’s Atomic Age, Ithaca: Cornell University Press, 2012. 24 Interview with J. Burke Wilkinson, October 9, 1992, by Charles Stuart Kennedy, Foreign Affairs Oral History Project, URL: https://memory.loc.gov/service/mss/mfdip/2004/2004wil 03/2004wil03.pdf [March 9, 2017].
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All this put the Kennedy administration on a collision course with Adenauer and Strauß, who wanted a larger say in nuclear decision-making, not stronger American control. As Strauß told NATO Secretary General Dirk Stikker – a Dutch former minister of foreign affairs and long-time Adenauer confidant: Referring to present American nuclear policies and the idea of a limited war in Europe, […] Germany will some day [sic] have to draw certain consequences if this policy continued. It was unthinkable that she would remain without atomic armaments if the United States, the United Kingdom and even France possessed nuclear weapons.25
To make matters worse, the Berlin Crisis provided the backdrop for these strategic debates. The Berlin Crisis severely strained relations between the Kennedy administration – which favored a flexible negotiating strategy toward Moscow – and the Adenauer government – which regarded flexibility as dangerous because it might lead to a superpower deal involving recognition of the status quo in Europe and the division of Germany. Therefore, at the time of the Nassau Agreement, German-American relations had gone through a time of severe tension which influenced the way in which Chancellor Adenauer responded to the Anglo-American deal. At the December 1962 NATO meeting in Paris, Secretary of Defense McNamara had again pushed his colleagues to spend 20 % more on conventional forces. Ironically, however, the Spiegel Affair in Germany had just laid bare the difficulty of rebuilding Germany’s military forces. McNamara’s demand that NATO’s conventional forces should be able to fight a conventional war against as many as 40 Soviet divisions was regarded as completely unrealistic by most German officials. In conversations with Stikker, the German chancellor expressed his dissatisfaction: The Chancellor said he wanted to emphasize once more how impossible Mr. McNamara’s new strategic concept was. The German army now contained something in excess of 400,000 men who virtually alone with the American troops would have to face the first Russian attack. Mr. McNamara now expected them to hold out for three weeks without atomic weapons. This would be clear murder. In addition, he was worried by the sudden way in which the Kennedy administration had upset accepted strategic concepts. It is a very dangerous thing if basic strategic concepts can be changed at the drop of a hat and without consultation with the allies.26
The German Chancellor’s decision, one month later, to sign the Franco-German Treaty – just days after President de Gaulle held an explosive press conference rejecting both the UK’s Common Market application and the Nassau Agreement – was interpreted in Washington as an expression of a deeply-felt dissatisfaction with the Kennedy administration. The old Chancellor denied this in conversations with American diplomats, but in early January he had admitted privately to Stikker: “We were good boys, too good, and good boys never get what they want!”27 25 Memorandum of Conversation (Dirk Stikker, Franz Josef Strauß), January 29, 1962, in: Nationaal Archief, Den Haag (NAH), Dirk Stikker Papers, box 56. 26 Memorandum of Conversation (Dirk Stikker, Konrad Adenauer, Franz Josef Strauß et al.), 4 January 1963, in: ibid. 27 Ibid.
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THE FRANCO-GERMAN TREATY The timing of President Charles de Gaulle’s press conference and the signing of the Franco-German Treaty reflected the very different political situations in France and Germany. De Gaulle’s actions came after a clear Gaullist victory in the French parliamentary elections in late 1962 and after the signing of the Évian Accords, which ended the Algerian conflict. Despite the continuing difficulties President de Gaulle faced with rebellious groups within the French security forces, his domestic position was stronger than it had been for years. This allowed him to break off negotiations with Great Britain more or less unilaterally and to continue his long-term strategy of reducing US influence in Europe. In sharp contrast to de Gaulle, 88-year-old Konrad Adenauer was fast approaching the end of his 14-year chancellorship. In 1961, he had promised to make way for a successor in 1963, and the recent Spiegel Affair had rocked the Federal Republic to its core, costing Adenauer his Minister of Defense Strauß, severely straining the CDU-led coalition with the liberal FDP and diminishing his standing in his own party. Adenauer’s decision to travel to Paris to sign the Franco-German Treaty was therefore partly a reflection of his own political weakness and his desire to irreversibly bind his successors to Franco-German reconciliation.28 In Washington, meanwhile, President Kennedy and his key advisors were worried not only about the unfortunate timing of the Franco-German Treaty. They were particularly concerned that President de Gaulle might be looking for a deal with the Soviet Union in order to push the United States out of Europe. As Kennedy told the National Security Council (NSC) Executive Committee on January 25, 1963: Now that de Gaulle will soon have his own nuclear force, he may make major policy changes, including possibly a French/Russian agreement. During the past few days he has tried to lock the British out of Europe and he may begin shortly trying to lock us out.29
The president was also concerned about the possibility of renewed FrancoGerman nuclear cooperation. As he wrote to Dean Rusk, he wanted to make sure […] we have done all that is necessary and desirable to insure that the Germans do not join with the French, openly or secretly, in any joint arrangements for the development of nuclear warheads or associated weapons systems. I do not want the Germans to be in any doubt whatever that such cooperation would be inconsistent with their current reliance on us in this field.30
28 On Franco-German relations and the Élysée Treaty see: Rainer Marcowitz, Option für Paris? Unionsparteien, SPD und Charles de Gaulle 1958–1969, Munich: Oldenbourg, 1996; Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französische Beziehungen 1949–1963. Von der “Erbfeindschaft” zur “Entente élementaire”, Munich: Oldenbourg, 2001, vol. II: 1958–1963. 29 Summary Record of NSC Executive Committee Meeting No. 38 (Part II), January 25, 1963, in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1961–1963, vol. XIII, doc. 169, p. 487– 491, here p. 487. 30 Memorandum for the Secretary of State, February 20, 1963, in: JFKL, PP, National Security Files (NSF), box 213.
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Privately, Kennedy expressed his frustration at the behavior of de Gaulle to Bundy, wondering “[…] what the rest of the world would say if he ever behaved in even a fraction of de Gaulle’s fashion.”31 In terms of alliance politics, it was clear that many in the Kennedy administration saw the events of January as a contest between competing visions of Europe. The British Ambassador in Washington David Ormsby-Gore, a close friend of Kennedy, reported that in the view of the US ambassador in Bonn, Walter Dowling, “[…] President de Gaulle had successfully poisoned [Adenauer’s] mind against the Prime Minister and the British purpose at Nassau.”32 The US response to the Gaullist challenge consisted of a mix of traditional and informal diplomacy.33 President Kennedy called in the German Ambassador to express his concerns, and the high-level diplomat Karl Carstens, who rushed to Washington in early February, was given, in Ball’s words, “the rough treatment.”34 During a press conference, the president hinted that the United States would pull its military forces out of Europe if they were no longer welcome. Ambassador Dowling, called back to Washington for consultation, also suggested that […] we should discreetly encourage [Ludwig] Erhard to insist that the Germans would ratify the treaty with France only with two reservations; (a) it would be understood that Germany would work for a resolution of the Common Market and U. K. problem, and (b) it would be understood that no provision of the Franco-German treaty would override existing NATO treaty provisions.35
High-level Kennedy administration officials such as George Ball also used friendly reporters to increase the pressure on Germany. James Reston had published a column very critical of de Gaulle on January 21, 1963, warning that Adenauer is now being asked to act upon de Gaulle’s vision, to rely on French atomic power when France will not rely on American […]. This amounts to the preposterous suggestion that the United States Government would not only abandon its allies in Europe after a Soviet attack but would abandon its own armies standing closer to the Red Army than does France.36
The State Department instructed its embassies to make active use of this column.37 A few days later, Ball told Reston: 31 Memorandum for the Record, January 16, 1963, in: JFKL, BP, box 32. 32 Sir D. Ormsby-Gore to Foreign Office, January 24, 1963, in: The National Archives, London (TNA), Foreign Office (FO), 371/171301. 33 On informal diplomacy see the contributions by Giles Scott-Smith, Johannes Großmann, and Albertine Bloemendal in the special issue of New Global Studies 8 (2014) 1. 34 Telcon Ball-McCloy, February 11, 1963, in: JFKL, BP, box 4. John McCloy told Ball that Carstens’ own impression had been that it wasn’t that bad. 35 Summary Record of NSC Executive Committee Meeting No. 40, February 5, 1963, in: FRUS, 1961–1963, vol. XIII, doc. 69, p. 173–179, here p. 176. 36 James Reston, What People Do They Think We Are? Adenauer Is Urged to Base His Policy on Suspicion of U. S., in: New York Times, January 21, 1963. 37 Rusk to European embassies, January 21, 1963, in: JFKL, NSF, Europe, box 212. As the telegram put it: “White House believes this independent evaluation of dilemma posed nations of Atlantic is a sound assessment of the situations. Nature of de Gaulle hard line is to force allies to choose between United States and France.”
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Thomas W. Gijswijt I really think the matter is up to the ministers in the Government … of the Bundestag, and they’re going to determine this situation. And from the German point of view, it really seems to be whether Germany wants to capitulate; whether the German political leadership wants to capitulate to France […].38
In order to reach the German political leadership through more informal channels, the Kennedy administration relied in part on members of the transatlantic elite. Elder statesmen such as Dean Acheson, Lucius Clay, and John McCloy were asked to become involved if they had not already volunteered. In early February, Ball discussed with McGeorge Bundy the possibility of sending McCloy, the former US high commissioner to Germany, to Bonn and argued that “[…] it would be extremely useful if Jack [McCloy] could be over there milling around.”39 In fact, similar initiatives had already come from Atlanticist Germans. Even before the signing of the Franco-German Treaty, Kurt Birrenbach, a leading CDU foreign policy specialist and member of the Bundestag, had asked John McCloy and Dean Acheson to write to Adenauer. After the signing of the treaty, the focus shifted to damage limitation. Birrenbach, Erhard, and like-minded FDP and SPD politicians – many of whom were members of the Monnet Action Committee for the United States of Europe, Atlantik-Brücke, the Bilderberg Group and other transnational organizations – played a crucial role in introducing the preamble to the treaty reaffirming Germany’s adherence to the Atlantic Alliance and NATO.40 Jean Monnet was involved in the drafting of the preamble, and the Kennedy administration and its informal diplomats kept pressing for a clarification of German intentions. Dean Acheson, for one, told Birrenbach that there is one thing that all three parties in the Bundestag could do to carry a clearer message to the French President – and incidentally but importantly to [Nikita] Khrushchev – than any that the Chancellor will send. That is to attach a reservation, if not an amendment to the Treaty stating German determination to maintain the defense of Europe through NATO and the North American connection […].41
38 Telcon Ball-Reston, January 26, 1963, in: JFKL, BP, box 4. 39 Telcon Ball-Bundy, February 1, 1963, in: ibid. 40 On the battle between German Atlanticists and Gaullists in this period see Tim Geiger, Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958–1969, Munich: Oldenbourg, 2008. See also Tim Geiger’s contribution to this volume. On Birrenbach and Monnet see: Matthias Schulz, Die Politische Freundschaft Jean Monnet – Kurt Birrenbach, die Einheit des Westens und die ‘Prämbel’ zum ÉlyséeVetrag von 1963, in: Andreas Wilkens (ed.), Interessen Verbinden. Jean Monnet und die europäische Integration der Bundesrepublik Deutschland, Bonn: Bouvier, 1999, p. 299–327. On the importance of the Atlantik-Brücke and the American Council on Germany see Anne Zetsche, Quest for Atlanticism. German-American Elite Networking, the Atlantik-Brücke and the American Council on Germany, 1952–1974, PhD diss., Newcastle: University of Northumbria, 2016. On the Bilderberg Group see: Thomas W. Gijswijt, Beyond NATO. Transatlantic Elite Networks and the Atlantic Alliance, in: Andreas Wenger / Christian Nuenlist / Anna Locher (ed.), Transforming NATO in the Cold War. Challenges beyond Deterrence in the 1960s, London: Routledge, 2007, p. 50–63. 41 Acheson to Birrenbach, February 19, 1963, in: Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Sankt Augustin (ACDP), Kurt Birrenbach Papers, 01-433-186/2.
The Kennedy Administration, Alliance Politics and Informal Diplomacy
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In early April, Adenauer had to give way to increasing pressure from the opposition SPD, as well as leading FDP and CDU politicians, and reluctantly accepted a preamble to the Élysée Treaty reconfirming the Federal Republic’s adherence to NATO. CONCLUSION The Nassau Summit and the transatlantic crisis of early 1963 make clear that paying attention to alliance politics is critical to our understanding of transatlantic relations during the Cold War. In important ways, the United States and its Western European allies were condemned to each other. The perceived threat posed by international Communism and by Soviet military power necessitated close coordination of European and American foreign and security policies. This did not mean, however, that domestic politics and differences in interests and perceptions would suddenly disappear. Rather, the managers of the alliance – US leaders first and foremost – had to take into account all the different facets of alliance politics. Sometimes, however, this led to the kind of improvised, ad hoc decision-making seen at the Nassau Summit. The Polaris deal was understandable and perhaps politically necessary for Prime Minister Macmillan, but it created backlash in terms of broader alliance politics, which was exacerbated by the imprecision of the Nassau agreement. President de Gaulle skillfully used the opening thus provided to him at his January 14 press conference. The Kennedy administration responded to the Gaullist challenge with a mix of traditional and informal diplomacy well suited to alliance politics. No doubt, it made effective use of the simple fact that no credible defense of Germany or Europe was possible without the United States. However, in terms of informal diplomacy, the United States could fall back on a range of connections and networks founded during the occupation of Germany, strengthened through the shared experience of the Cold War, and maintained by the increasing number of transnational organizations shaping the transatlantic elite.42 If the German preamble to the Alliance politics showed one thing, it was that foreign policy decisionmaking within the Atlantic Alliance had become more inter-connected than ever before.
42 Organizations such as the Monnet Committee, the Bilderberg Group, the Atlantik-Brücke, the American Council on Germany, the Atlantic Institute, and the Munich Security Conference.
ATLANTIKER GEGEN GAULLISTEN Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in den deutschen Unionsparteien 1958–1969 Tim Geiger Selbst nach der Wiedervereinigung und dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin ist es ein außenpolitisches Grundaxiom geblieben, dass der Bundesrepublik schwierige Zeiten drohen, wenn ihre beiden Hauptverbündeten Frankreich und die USA sich antagonistisch gegenüberstehen. Dennoch war die AtlantikerGaullisten-Kontroverse ein Spezifikum der 1960er Jahre, das diplomatie- wie parteiengeschichtlich erklärt werden muss – als Krise der Regierungsparteien CDU und CSU.1 In der Geschichte der Bundesrepublik verliefen große außenpolitische Kontroversen wie der Kampf um die Westintegration oder die Ostverträge normalerweise entlang der Parteilinien. Die Auseinandersetzungen zwischen Atlantikern und Gaullisten spalteten dagegen primär die Union. Dem Lager der Atlantiker, in dem auch SPD und FDP zu finden waren, war der Großteil der CDU zuzurechnen, während der kleinere Teil und die CSU das gaullistische Lager bildeten. Der außenpolitische Streit als der Kern der Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse war eine Folge der internationalen Umbrüche gegen Ende der 1950er Jahre. Angesichts des atomaren Patts der Supermächte, das spätestens seit dem SputnikSchock von 1957 offensichtlich war, trat der Kalte Krieg in eine entspannungs 1
Der vorliegende Beitrag ist ein Kondensat der Dissertation des Autors zum Thema, vgl. Tim Geiger, Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958–1969, München: Oldenbourg, 2008. Zu dem Streit vgl. auch Reiner Marcowitz, Option für Paris? Unionsparteien, SPD und Charles de Gaulle 1958–1969, München: Oldenbourg, 1996; Hans-Jürgen Grabbe, Unionsparteien, Sozialdemokratie und Vereinigte Staaten von Amerika 1945–1966, Düsseldorf: Droste, 1983; sowie die konzisen Aufsätze von Eckart Conze, Staatsräson und nationale Interessen. Die „AtlantikerGaullisten“-Debatte in der westdeutschen Politik und Gesellschaftsgeschichte der 1960er Jahre, in: Ursula Lehmkuhl / Clemens A. Wurm / Hubert Zimmermann (Hg.), Deutschland, Großbritannien, Amerika. Politik, Gesellschaft und Internationale Geschichte im 20. Jahrhundert, Festschrift für Gustav Schmidt zum 65. Geburtstag, Stuttgart: Steiner, 2003, S. 197–226; Torsten Oppelland, Atlantiker und Gaullisten, in: Hans-Peter Schwarz (Hg.), Die Fraktion als Machtfaktor. CDU/CSU im Deutschen Bundestag 1949 bis heute, München: Pantheon, 2009, S. 67–84; Günter Buchstab, Zwischen „Zauber und Donner“. Die CDU/CSU und de Gaulle, in: Wilfried Loth / Robert Picht (Hg.), De Gaulle, Deutschland und Europa, Opladen: Leske + Budrich, 1991, S. 95–107.
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politische Phase. Die Bundesregierung reagierte darauf verunsichert, denn zunehmend erschien fraglich, ob die USA bei einem sowjetischen Angriff in Europa wirklich gemäß der NATO-Doktrin der ,massiven Vergeltung‘ mit Atomwaffen eingreifen und so einen nuklearen Gegenschlag der UdSSR auf ihr eigenes Territorium riskieren würden.2 Zweifel an der US-Nukleargarantie für Westeuropa wirkten sich auf die Bundesrepublik als Frontstaat an der Schnittstelle der Blöcke besonders gravierend aus und eskalierten, als die US-Regierung unter John F. Kennedy offen den Wechsel zur Militärstrategie der Flexible Response vollzog. Unterschiedliche Bewertungen über Amerikas Verlässlichkeit bildeten mithin den sicherheitspolitischen Strang des Atlantiker-Gaullisten-Konflikts. Während Frankreich und Großbritannien auf die sicherheitspolitische Herausforderung mit dem Aufbau eigener Nuklearstreitkräfte reagierten, blieb Bonn dieser Ausweg versperrt. Um dem nuklearen Minderstatus zu entkommen, erstrebte die Bundesrepublik Teilhabe am westlichen Nuklearpotential. Wie dies zu erreichen sei, wurde zum weiteren Streitpunkt zwischen Atlantikern und Gaullisten. Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle polarisierte zusätzlich. Seine ostentative Betonung nationalstaatlicher Kategorien kollidierte mit der internationalistischen Ausrichtung der Bundesrepublik, deren Außenpolitik wesentlich auf der von de Gaulle kritisierten supranationalen Integration beruhte.3 Noch mehr Misstrauen schürte der General, als er die US-amerikanische Hegemonie in Westeuropa herausforderte. Seine Vision eines ,europäischen Europas‘, das mit den USA verbündet, aber als gleichberechtigte Kraft selbständig neben den Supermächten stehen sollte, wies der deutsch-französischen Kooperation eine Schlüsselrolle zu.4 Da die Bundesrepublik auch im amerikanischen Entwurf eines ,atlantischen Europas‘ eine Zentralposition einnahm, rückte Bonn ins Zentrum der konfligierenden Grand Designs der beiden Verbündeten. All das, auch der Bedeutungszuwachs der jungen Bundesrepublik als führende Wirtschaftsmacht, erforderte zu Beginn der 1960er Jahre eine neue internationale Standortbestimmung. Im Konflikt zwischen Atlantikern und Gaullisten ging es also um die Außenpolitik in ihrer gesamten Breite, letztlich auch um Handlungsspielräume und das Selbstverständnis der Bundesrepublik.5 2
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Vgl. Johannes Steinhoff / Reiner Pommerin, Strategiewechsel. Bundesrepublik und Nuklearstrategie in der Ära Adenauer-Kennedy, Baden-Baden: Nomos, 1992; Dieter Krüger, Schlachtfeld Bundesrepublik? Europa, die deutsche Luftwaffe und der Strategiewechsel der NATO 1958 bis 1968, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56 (2008), S. 171–225. Vgl. Hans-Peter Schwarz, Die Ära Adenauer. Epochenwechsel 1957–1963, Stuttgart: DVA, 1983, S. 453 f.; Marcowitz, Option (wie Anm. 1), S. 2. Vgl. Eckart Conze, Die gaullistische Herausforderung. Die deutsch-französischen Beziehungen in der amerikanischen Europapolitik 1958–1963, München: Oldenbourg, 1995. Zu de Gaulles Europakonzept vgl. Hans-Dieter Lucas, Europa vom Atlantik bis zum Ural. Europapolitik und Europadenken im Frankreich der Ära de Gaulle (1958–1969), Bonn: Bouvier, 1992; Wilfried Loth, De Gaulle und Europa. Eine Revision, in: Historische Zeitschrift 253 (1991), S. 629–660. Vgl. Buchstab, Zauber (wie Anm. 1), S. 100 f.; Conze, Herausforderung (wie Anm. 4), S. 24.
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An dieser Stelle darf ein kurzer Hinweis zur Begrifflichkeit nicht fehlen: Die Bezeichnungen Atlantiker und Gaullisten wurden gegen Ende der Ära Adenauer von der zeitgenössischen Presse geprägt.6 Als Atlantiker galt, wer wie Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, Außenminister Gerhard Schröder oder Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel den Beziehungen zur transatlantischen Schutzmacht Vorrang einräumte. Als Gaullist firmierte, wer wie Bundeskanzler Konrad Adenauer, sein Vertrauter Heinrich Krone, Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier oder die CSU-Politiker Franz Joseph Strauß und Karl Theodor von und zu Guttenberg aufgrund seiner Kritik an der amerikanischen Entspannungspolitik für ein möglichst enges Zusammengehen mit Frankreich plädierte und damit ein stärker europazentrisches Konzept verfolgte. Ihre pauschalisierende Kategorisierung zu Atlantikern oder Gaullisten lehnten alle Betroffenen für sich selbst kategorisch ab.7 In der Tat suggerieren die Termini Ausschließlichkeit, obwohl es nicht um eine Grundsatzoption Paris oder Washington ging, sondern um Prioritäten, Gewichtungen und die richtige Methode für gute Beziehungen zu beiden Ländern. Nicht minder problematisch implizieren die Etiketten eine eindeutige Programmatik. Dabei waren beide Lager weder statisch noch homogen: Ihre Protagonisten unterschieden sich vielmehr erkennbar in persönlichen Zielen und Politikstilen. Zudem waren die deutschen Gaullisten keine blinden Parteigänger de Gaulles. Denn sie teilten keineswegs grundsätzlich dessen Abneigung gegen das Integrationsprinzip, seinen betont nationalstaatlichen Politikansatz oder gar seine ostpolitischen Ansichten. Nichtsdestotrotz sind die Begriffe fest etabliert – und werden auch hier verwendet. Letztlich subsumieren sie eben doch wichtige Grundtendenzen des außenpolitischen Orientierungskonflikts, der die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien fast ein Jahrzehnt erschütterte. Doch der außenpolitische Streit um unterschiedliche Konzepte und Methoden ist nur ein Strang der Kontroverse. Der internationale Umbruch betraf alle Parteien und führte doch nur in der Union zu heftigen internen Verwerfungen. Es gilt deshalb, die parteipolitische Dimension mitzudenken: Erst die Interaktion von innerparteilicher Krise und außenpolitischem Konflikt ließ die AtlantikerGaullisten-Kontroverse derart eskalieren, dass sich die CDU/CSU bis an den Rand der Selbstzerfleischung zerstritt. Die 1960er Jahre waren eine Phase beschleunigter gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Ein langfristiger Wertewandel begann sich durchzusetzen: Hierar 6 7
Vgl. Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 14; Peter Hoeres, Außenpolitik und Öffentlichkeit. Massenmedien, Meinungsforschung und Arkanpolitik in den deutsch-amerikanischen Beziehungen von Erhard bis Brandt, München: Oldenbourg, 2013, S. 85. Mit zahlreichen Beispielen Geiger: Atlantiker (wie Anm. 1), S. 14; Marcowitz, Option (wie Anm. 1), S. 184. Zur Begriffsproblematik auch Torsten Oppelland, Gerhard Schröder (1910– 1989). Politik zwischen Staat, Partei und Konfession, Düsseldorf: Droste, 2002, S. 562 f.; Martin Koopmann, Das schwierige Bündnis. Die deutsch-französischen Beziehungen und die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1958–1965, Baden-Baden: Nomos, 2000, S. 16.
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chien in Gesellschaft und Politik wurden zunehmend hinterfragt, das Interesse an politischer Partizipation wuchs, immer stärker bildete sich eine kritische Öffentlichkeit mit einer Kultur offener Diskussion heraus.8 Die Unionsparteien standen diesen Veränderungsprozessen abwartend bis ablehnend gegenüber. Die CDU, nie eine klassische Programmpartei, hatte ihre programmatische Orientierung primär aus der Person des Kanzlers und der Regierungspraxis geschöpft. Gerade die Außenpolitik – Adenauers strikter Kurs der Westintegration – hatte die unterschiedlichen konfessionellen, regionalen und sozio-kulturellen Gruppierungen der Union zusammengeschweißt.9 Ausgerechnet im Bereich der Außenpolitik begann nun die Einheit der Partei zu zerfallen. Hinzu kam die drängende Frage, wer Adenauer beerben sollte. Indem sich außenpolitische Streitfragen auf das Engste mit dem Nachfolgeproblem verknüpften, gewann die Kontroverse erheblich an Brisanz. Im Atlantiker-Gaullisten-Streit verdichteten sich also zahlreiche Handlungsebenen und Konfliktstränge zu einem fast „unentwirrbar“ erscheinenden Geflecht,10 durch das im Folgenden einige Schneisen geschlagen werden sollen. Dafür gilt es zunächst zentrale außenpolitische Problemfelder zu fokussieren, dann in einem zweiten, stärker parteipolitischen Abschnitt die Erosion der bisherigen Erfolgsgaranten der Union zu behandeln, um zu verdeutlichen, wieso der außenpolitische Konflikt die Partei so erschüttern konnte. Abschließend soll der Konflikt in eine historische Langzeitperspektive eingeordnet werden. DIE AUSSENPOLITISCHEN KONFLIKTDIMENSIONEN DES ATLANTIKER-GAULLISTEN-STREITS Auf außenpolitischer Sachebene war es, wie erwähnt, insbesondere die amerikanische Entspannungspolitik, die die Union in zwei Lager spaltete. Die entscheidende Zäsur stellt die durch Nikita Chruschtschows Berlin-Ultimatum vom November 1958 ausgelöste zweite Berlin-Krise dar.11 Als die USA schon unter Dwight D. Eisenhower und verstärkt seit Kennedy weitreichende Verhandlungsbereit 8
Vgl. Axel Schildt / Detlef Siegfried / Karl Christian Lamers (Hg.), Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg: Christians, 2000; Ulrich Herbert (Hg.), Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945–1980, Göttingen: Wallstein, 2002. 9 Vgl. Dorothee Buchhaas, Die Volkspartei. Programmatische Entwicklung der CDU 1950– 1973, Düsseldorf: Droste, 1981; Frank Bösch, Die Adenauer-CDU. Gründung, Aufstieg und Krise einer Erfolgspartei, 1945–1969, München: DVA, 2001. 10 Vgl. Klaus Hildebrand, Von Erhard zur Großen Koalition 1963–1969. Stuttgart: DVA, 1984, S. 57. 11 Vgl. Rolf Steininger, Der Mauerbau. Die Westmächte und Adenauer in der Berlin-Krise 1958–1963, München: Olzog, 2001; Joachim Arenth, Der Westen tut nichts! Transatlantische Kooperation während der zweiten Berlin-Krise (1958–1962) im Spiegel neuer amerikanischer Quellen, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 1993; Gerhard Wettig, Chruschtschows Berlin-Krise 1958–1963. Drohpolitik und Mauerbau, München: Oldenbourg, 2006.
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schaft signalisierten, um diesen Brandherd des Kalten Krieges zu entschärfen, witterten nicht wenige in CDU und CSU eine verhängnisvolle Konzessionsbereitschaft gegenüber der Sowjetunion. Rückhalt für eine unveränderte „Politik westlicher Stärke“ fand diese Strömung bei de Gaulle, der Verhandlungen unter dem Druck des sowjetischen Ultimatums ablehnte. Um diese französische Absicherung für die bisherige Deutschlandpolitik zu erhalten, waren Adenauer und seine Getreuen bereit, de Gaulle in der Europapolitik entgegenzukommen. Um nicht durch ein Arrangement der Supermächte zum bloßen Objekt der Politik degradiert zu werden, versuchten sie, der amerikanischen Politik durch den Schulterschluss mit Paris entgegenzusteuern und so Europa ein eigenes weltpolitisches Gewicht zu geben. Sie wollten als gleichberechtigter Partner den Kurs des transatlantischen Verbündeten stärker beeinflussen.12 Vertreter des atlantischen Lagers hielten dies für falsch. Um der Herausforderung durch den Osten zu begegnen, bedürfe es primär der Einheit des ganzen Westens. Daher plädierten sie für eine Anpassung an den Kurs der westlichen Führungsmacht. In de Gaulles eigensinniger, auf europäische Eigenständigkeit bedachter Politik sahen sie primär einen Störfaktor für das westliche Bündnis. Überängstlich glaubten die Atlantiker, eine eigenständige, von der Linie der westlichen Hegemonialmacht abweichende deutsch-französische Achse fördere erst jene Abkehr der transatlantischen Schutzmacht von Europa, die allen in der Union gleichermaßen als größte anzunehmende Katastrophe galt. Zutreffend war indes die Analyse der Atlantiker, dass Berlin und Westdeutschland insgesamt militärisch ausschließlich durch die USA gesichert würden. Sie durchschauten, dass Frankreichs unnachgiebig harte Haltung in der Berlinfrage zwar gut klang, doch fraglich blieb, ob Paris im Ernstfall zum Handeln bereit oder fähig sei. Statt kontraproduktiver Provokation erschien ihnen daher entgegenkommende Rücksichtnahme auf die transatlantische Schutzmacht geboten. Vor Frankreichs eigener aktiver Ost- und Entspannungspolitik verschlossen die Unions-Gaullisten lange die Augen. De Gaulles wiederholte Aufforderungen, die Oder-Neiße-Grenze anzuerkennen und dauerhaft auf Atomwaffen zu verzichten, am Ende gar seine Andeutungen, über eine Anerkennung der DDR nachzudenken13 – all das waren Positionen, die von diesen deutschlandpolitischen Tradi 12 Vgl. Franz Eibl, Politik der Bewegung. Gerhard Schröder als Außenminister, 1961–1966, München: Oldenbourg, 2001, S. 73–154 und 257–337; Oppelland, Schröder (wie Anm. 7), S. 523–543; Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 106–111 und 147–160; Marcowitz, Option (wie Anm. 1), S. 146–164. 13 Die beiden ersten Forderungen erhob de Gaulle – verbunden mit einem Bekenntnis zur Wiedervereinigung beider deutschen Staaten – seit seiner Pressekonferenz am 25.3.1959 mehrfach in der Öffentlichkeit. Frustriert über mangelnde deutsch-französische Fortschritte und den Rückschlag, den die Niederschlagung des ,Prager Frühlings‘ auch für Frankreichs Ostpolitik darstellte, deutete de Gaulle im September 1968 gegenüber Kurt Georg Kiesinger erstmals die Notwendigkeit an, die DDR anzuerkennen. Vgl. deutsch-französisches Regierungsgespräch, 27.9.1968, in: Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD), 1968, Bd. II, Dok. 314, S. 1219–1227; Gespräch Kurt Georg Kiesingers mit dem
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tionalisten klar abgelehnt wurden. Wenn sie vermeinten, die Bundesregierung bewege sich nur ansatzweise auf solche Positionen zu, etwa durch Schröders ,Politik der Bewegung‘, also die etwas flexiblere Interpretation der HallsteinDoktrin, dann griffen die Gaullisten dies mit Verve als Verrat an bewährten Prinzipien an. Trotz ihrer von Paris abweichenden Ziele forderten die Gaullisten stets eine Abstimmung der Ostpolitik mit Frankreich. Sie argumentierten, der französische Präsident sei für ihre Positionen zu gewinnen, wenn man ihm in anderen Feldern entgegenkomme. Frankreich könne in Osteuropa als Leumund dienen. Während die amerikanische Entspannungspolitik lediglich den Status quo und damit die deutsche Teilung zementiere, eröffne de Gaulles Détente eine Perspektive zur Wiedervereinigung im europäischen Kontext, weil langfristig die Stärkung des nationalen und europäischen Bewusstseins in Ost- und Westeuropa zur Überwindung des starren Blockantagonismus und so zur Heilung des geteilten Kontinents beitrage. In der Großen Koalition bemühten sich Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und sein sozialdemokratischer Außenminister Willy Brandt, diesen Ansatz umzusetzen.14 Wie im atlantischen Lager prophezeit, stieß eine gemeinsame Ostpolitik jedoch rasch an Grenzen: De Gaulle war nicht gewillt, seine Détente durch Rücksichten auf einen zögerlichen Partner bremsen zu lassen. Zudem lag Frankreich wenig daran, für Westdeutschlands überlegene Wirtschaftsmacht eine Schrittmacherfunktion im Osten zu übernehmen. In der Europapolitik hatte schon der Streit um die Römischen Verträge15 die divergierenden außenpolitischen Denkschulen in den Unionsparteien offengelegt französischem Botschafter François Seydoux, 30.1.1969, in: AAPD, 1969, Bd. I, Dok. 35, S. 123–131, hier S. 128. Dabei hatte der General noch bei seinem Polenbesuch 1967 das Recht der Deutschen auf Wiedervereinigung unterstrichen. Vgl. französisch-polnisches Regierungsgespräch, 7.9.1967, in: Documents Diplomatiques Français (DDF), 1967, Bd. II, Dok. 106, S. 263–273, hier S. 270. 14 Zur ,französischen Dimension‘ der Ostpolitik der Großen Koalition vgl. Marcowitz, Option (wie Anm. 1), S. 264–273; Philipp Gassert, „Wir müssen bewahren, was wir geschaffen haben, auch über eine kritische Zeit hinweg“. Kurt Georg Kiesinger, Frankreich und das europäische Projekt, in: Mareike König / Matthias Schulz (Hg.), Die Bundesrepublik Deutschland und die europäische Einigung 1949–2000. Politische Akteure, gesellschaftliche Kräfte und internationale Erfahrungen, Festschrift für Wolf D. Gruner zum 60. Geburtstag, Stuttgart: Steiner, 2004, S. 154–161; Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 479–482 und 506–515. Siehe ferner Dirk Kroegel, Einen Anfang finden! Kurt Georg Kiesinger in der Außen- und Deutschlandpolitik der Großen Koalition, München: Oldenbourg, 1997; Daniela Taschler, Vor neuen Herausforderungen. Die außen- und deutschlandpolitische Debatte in der CDU/CSUBundestagsfraktion während der großen Koalition (1966–1969), Düsseldorf: Droste, 2001; Klaus Schönhoven, Wendejahre. Die Sozialdemokratie in der Zeit der Großen Koalition 1966–1969, Bonn: Dietz, 2004, S. 90–112. 15 Vgl. Hanns Jürgen Küsters, Der Streit um Kompetenzen und Konzeptionen deutscher Europapolitik 1949–1958, in: Ludolf Herbst / Werner Bührer / Hanno Sowade (Hg.), Vom Marshallplan zur EWG. Die Eingliederung der Bundesrepublik Deutschland in die westliche Welt, München: Oldenbourg, 1990, S. 335–370; Ulrich Lappenküper, „Ich bin wirklich ein guter Europäer“. Ludwig Erhards Europapolitik 1949–1966, in: Francia 18/3 (1991), S. 85–
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– die mehr kontinentaleuropäische, von konservativ-katholischen ,Abendland‘Vorstellungen geprägte einerseits, die großeuropäisch-atlantische, meist ökonomisch geprägte andererseits.16 Bislang hatten sich beide Denkschulen zu einer schlüssigen Politik der Westintegration bündeln lassen. Nun aktivierten die amerikanisch-französischen Differenzen ihr Konfliktpotential. Zum Spannungsfeld Kern- versus Großeuropa, wie es sich in der Frage des britischen EWG-Beitritts manifestierte, trat der Konflikt zwischen Verfechtern der supranationalen Integration und jenen, die wie der französische Präsident eine intergouvernementale Kooperation in einem ,Europa der Vaterländer‘17 bevorzugten. Überzeugte Integrationseuropäer wie der Vorsitzende des Außenpolitischen Arbeitskreises der CDU/CSU-Fraktion, Ernst Majonica, oder der in der internationalen strategic community gut vernetze Fraktionsaußenpolitiker Kurt Birrenbach lehnten schon aus diesem Grund de Gaulles Politik strikt ab. Andere Vertreter des atlantischen Lagers wie Erhard und Schröder teilten zwar de Gaulles Abneigung gegen weitere nationale Souveränitätsbeschränkungen durch die Brüsseler Kommission, hielten jedoch dessen ,europäisches Europa‘ wegen der gegen die USA und Großbritannien gerichteten Spitzen für gefährlich. Statt eines privilegierten deutsch-französischen Bilateralismus schwebte ihnen ein ganz Westeuropa umfassendes ,Europa der Freien und Gleichen‘ vor, das fest in eine überwölbende atlantische Gemeinschaft eingebettet sein sollte. Gaullisten wie Strauß oder zu Guttenberg dagegen akzeptierten – zumindest als Zwischenstufe – de Gaulles Konzept eines kontinentalen Kerneuropa, in dem das deutsch-französische Führungstandem eine Schrittmacherfunktion übernehmen sollte.18 Im Nuklearsektor polarisierte das amerikanische Projekt der Multilateral Force (MLF). In diese, aus gemischten nationalen Mannschaften zu bildende NATONuklearflotte sollten unter US-Oberbefehl die französischen und britischen Nuklearstreitkräfte integriert und damit ebenso wie die westdeutschen Nuklearambitionen kontrolliert werden. De Gaulle verwarf dieses Ansinnen, während die Bun 94; Mathieu Segers, Der Streit um die deutsche Europapolitik in den 1950er Jahren, in: Hanns Jürgen Küsters (Hg.), Deutsche Europapolitik Christlicher Demokraten. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel (1945–2013), Düsseldorf: Droste, 2014, S. 295–330. 16 Vgl. Hans-Peter Schwarz, Die Ära Adenauer. Gründerjahre der Republik 1949–1957, Stuttgart: DVA, 1981, S. 453–459; Ronald J. Granieri, The Ambivalent Alliance. Konrad Adenauer, the CDU/CSU, and the West, 1949–1966, New York: Berghahn, 2003. 17 Die Formel ,Europa der Vaterländer‘ stammt von Ministerpräsident Michel Debré, nicht von de Gaulle, der nüchterner und funktionaler für ein ,Europa der Staaten‘ plädierte. Vgl. Ingo Kolboom, Charles de Gaulle und ein deutsch-französisches Mißverständnis über Nation und Europa, in: Loth/Picht, De Gaulle (wie Anm. 1), S. 135–150, hier S. 145. Gleichwohl beschreibt die darin implizierte national-patriotische Komponente treffend den Kern von de Gaulles Europakonzept. 18 Vgl. Tim Geiger, Der Streit um die deutsche Europapolitik in den 1960er Jahren, in: Küsters, Europapolitik (wie Anm. 15), S. 331–362; Marcowitz, Option (wie Anm. 1), S. 49–85 und 179–196.
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desrepublik Mitwirkung an der MLF zusagte.19 In den Wirren um den ÉlyséeVertrag wurde das Festhalten an der MLF (neben der vom Bundestag unilateral eingefügten atlantischen Präambel im Ratifizierungsgesetz) zum Symbol für Bonns unveränderte atlantische Bindung. Angesichts der Koinzidenz von de Gaulles Nein zum britischen EWG-Beitritt und zur MLF in der Pressekonferenz vom 14. Januar 1963 mit der Unterzeichnung des deutsch-französischen Kooperationsvertrags nur wenige Tage später kursierten international wilde Spekulationen über vermeintliche geheime Vertragsklauseln über eine bilaterale Nuklearkooperation20 – ähnlich jener trilateralen französisch-deutsch-italienischen Geheimabsprache von 1957, die de Gaulle bei Amtsantritt gleich sistiert hatte.21 Solche Klauseln gab es zwar nicht, doch bestand im Ausland die Furcht – und bei den UnionsGaullisten die Hoffnung –, dass Frankreich früher oder später der Bundesrepublik aus finanzieller Not anbieten könnte, sich an der Force de frappe zu beteiligen. Nach allem, was man weiß, wollte de Gaulle den Deutschen nie irgendwelche Zugriffsrechte auf Atomwaffen ermöglichen. Im Gegenteil: Intern nannte er eine deutsche Nuklearbewaffnung sogar einen der letzten verbliebenen Gründe, die es auf der Welt für einen Krieg gebe.22 Gegenüber deutschen Gesprächspartnern blieb er indes bewusst interpretationsoffen. So nährte er geschickt entsprechende Hoffnungen. Bekannt ist vor allem de Gaulles diesbezügliche Andeutung gegenüber dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Karl Carstens, beim Bonner Gipfeltreffen am 3. und 4. Juli 1964. Das Treffen endete im Eklat, was de Gaulle zur Bemerkung verleitete, die deutsch-französische Ehe sei nicht vollzogen worden.23 19 Vgl. Christoph Hoppe, Zwischen Teilhabe und Mitsprache. Die Nuklearfrage in der Allianzpolitik Deutschland 1959–1966, Baden-Baden: Nomos, 1993; Koopmann, Bündnis (wie Anm. 7), S. 185–263; Burkhard Schmitt, Frankreich und die Nukleardebatte der Atlantischen Allianz 1956–1966, München: Oldenbourg, 1998. 20 Zur Krise der westlichen Allianz im Frühjahr 1963 vgl. insbesondere Oliver Bange, The EEC Crisis of 1963. Kennedy, Macmillan, de Gaulle and Adenauer in Conflict, Basingstoke: Macmillan, 1999; Wolfgang Hölscher, Krisenmanagement in Sachen EWG. Das Scheitern des Beitritts Großbritanniens und die deutsch-französischen Beziehungen, in: Rainer A. Blasius (Hg.), Von Adenauer zu Erhard. Studien zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1963, München: Oldenbourg, 1994, S. 9–44; Rolf Steininger, Großbritannien und de Gaulle. Das Scheitern des britischen EWG-Beitritts im Januar 1963, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 44 (1996), S. 87–118. 21 Vgl. Eckart Conze, La coopération franco-germano-italienne dans le domaine nucléaire au cours des années 1956–1958, in: Revue d’histoire diplomatique 104 (1990) 1/2, S. 115–132; Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der „Erbfeindschaft“ zur „Entente élémentaire“, München: Oldenbourg, 2001, Bd. I: 1949–1958, S. 1139–1199. 22 Vgl. Alain Peyrefitte, C’était de Gaulle, Bd. 1: „La France redevient la France“, Paris: Fayard, 1994, S. 346. 23 Vgl. Aufzeichnung von Carstens, 6.7.1964, in: AAPD, 1964, Bd. II, Dok. 187, S. 768–777; Franz Eibl, Die deutsch-französischen Konsultationen vom 3./4. Juli 1964 und de Gaulles „Angebot“ einer nuklearen Zusammenarbeit, in: Karl G. Kick / Stefan Weingarz / Ulrich Bartosch (Hg.), Wandel durch Beständigkeit. Studien zur deutschen und internationalen Politik, Jens Hacker zum 65. Geburtstag, Berlin: Duncker & Humblot, 1998, S. 398–408.
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Für Atlantiker waren das lediglich taktische Winkelzüge. Da die meisten westlichen Nuklearwaffen in US-amerikanischer Hand waren, verfolgten sie allein eine atlantische Nuklearteilhabe. Hier erwiesen sich die Gaullisten jedoch als hellsichtiger und durchschauten zum einen, dass die MLF nichts an der aus Sicht der Europäer problematischen, alleinigen US-Verfügungsgewalt über den Atomwaffeneinsatz ändern würde, und zum anderen, dass letztlich niemand außer den Westdeutschen an dem reichlich abstrakten Projekt Interesse hatte. Es sprach nicht gerade für besonderes außenpolitisches Geschick, dass die RegierungsAtlantiker Erhard, Schröder und von Hassel noch jahrelang der MLF hinterherjagten, obwohl die USA das Projekt seit Herbst 1964 faktisch preisgegeben hatten. PARTEISPEZIFISCHE KONFLIKTELEMENTE IM ATLANTIKER-GAULLISTEN-KONFLIKT Bislang hatten die Unionsparteien ihre Erfolge primär drei Faktoren verdankt: der Monopolisierung des Sicherheitsbegriffs, der christlichen Fundierung der Partei mitsamt der Unterstützung der Kirchen und der Politik und Person Adenauers. Diese Erfolgsgaranten, die gleichzeitig als Integrationsklammern für die konfessionell und soziologisch heterogene Partei dienten, wurden alle gegen Ende der 1950er Jahre brüchig. Der nachhaltige Wandel der SPD, die seit ihrem Reformparteitag 1959 in Bad Godesberg vollständig die von der Regierung Adenauer geschaffene politische, wirtschaftliche und militärische Westintegration der Bundesrepublik als Grundlage jeder weiteren Politik akzeptierte und fortan auch außenpolitisch einen „Gemeinsamkeitskurs“ propagierte,24 entzog der Polarisationsstrategie der Union die Grundlage. Bisher hatte die Union erfolgreich die Konfliktlinien des Kalten Krieges in die Innenpolitik verlängert, indem sie die SPD in die Nähe zur Sowjetunion rückte.25 Nun ließ sich die Opposition kaum noch als ,Bürgerschreck‘ attackieren, schon weil sich die SPD unter Fritz Erler und Willy Brandt als dezidiert atlantische Partei mit besonderer Nähe zur Kennedy-Administration profilierte. Mindestens so bedrohlich wie der außenpolitische Wandel der SPD erschien der Union jedoch deren Annäherung an die Kirchen. Diese wurde durch gleichzeitige Reformprozesse in der katholischen Kirche erleichtert26 – Stichworte: 24 Vgl. Beatrix W. Bouvier, Zwischen Godesberg und Großer Koalition. Der Weg der SPD in die Regierungsverantwortung, Außen-, sicherheits- und deutschlandpolitische Umorientierung und gesellschaftliche Öffnung der SPD 1960–1966, Bonn: Dietz, 1990; Kurt Klotzbach, Der Weg zur Staatspartei. Programmatik, praktische Politik und Organisation der deutschen Sozialdemokratie 1945–1965, Bonn: Dietz, 1996, S. 495–519. 25 Vgl. Anselm Doering-Manteuffel, Kommentar, in: idem / Hans-Peter Schwarz (Hg.), Adenauer und die deutsche Geschichte, Bonn: Bouvier, 2001, S. 192–195, hier S. 192 f. 26 Vgl. Klotzbach, Staatspartei (wie Anm. 24), S. 581 f.; Bouvier, Godesberg (wie Anm. 24), S. 174–176; Anselm Doering-Manteuffel, Kirche und Katholizismus in der Bundesrepublik der 50er Jahre, in: Historisches Jahrbuch 102 (1982), S. 113–134, hier S. 113.
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apertura a sinistra und Vatikanum II. Mit dem sozio-kulturellen Wandel der Gesellschaft begann sich zudem in der Bundesrepublik das katholische Milieu, bislang ein sicheres Stammwählerpotential der Union, aufzulösen. Insgesamt verblasste die Integrationskraft des ,hohen C‘.27 Dies ließ interkonfessionelle Spannungen innerhalb der Union wieder wachsen. Manchem Katholiken erschien der Säkularisierungsprozess als zielgerichteter Angriff auf die trotz ihres interkonfessionellen Ansatzes stark vom Katholizismus geprägten Fundamente der ,C-Parteien‘. 1963 trat die Union in eine „protestantische Phase“28 ein: Zentrale Regierungsposten hatten mit Erhard, Schröder und von Hassel nun Protestanten inne, die außenpolitisch einen atlantischen Kurs vertraten. Die meisten ihrer gaullistischen Opponenten dagegen waren katholisch. Dies reicherte die Auseinandersetzung um eine für die Partei bedrohliche konfessionelle Komponente an.29 Gerhard Schröder war langjähriger Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises. Die Verbindung dieses Parteiamtes mit dem Außenministerposten trug weiter dazu bei, Atlantizismus mit Protestantismus zu assoziieren. Verstärkt wurde diese Tendenz durch die Parteinahme konfessioneller Presseorgane: auf Seiten der Atlantiker standen die evangelischen Wochenzeitungen Christ und Welt und Allgemeines Sonntagsblatt, während das katholische Pendant Rheinischer Merkur als Sprachrohr der Gaullisten diente.30 Ohne den Befund zu verabsolutieren, hatten konfessionelle Aspekte in der Kontroverse durchaus unterschwellig eine Relevanz, schon weil in der Union alle Macht- und Personalfragen unter konfessionellen Gesichtspunkten mitbedacht wurden. Insbesondere auf Seiten der Gaullisten hatte das konfessionelle Moment eine die Kohärenz des Lagers steigernde Bedeutung.31 Über die katholische Schiene knüpften sie zudem wichtige Kontakte ins Ausland, etwa über das Centre européen de documentation et d’information (CEDI), die Paneuropa-Union von Richard Coudenhove-Kalergi oder, wie Krone, zum de Gaulle-Vertrauten Edmond Michelet.32 27 Vgl. hierzu und zum folgenden Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 122–130. 28 So Hans-Peter Schwarz, Adenauer, Bd. 2: Der Staatsmann. 1952–1967, München: dtv, 1994, S. 809. 29 Diese akzentuieren insbesondere Oppelland, Schröder (wie Anm. 7); Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), z. B. S. 303 f., 309 f. und 378 f.; Hoeres, Außenpolitik (wie Anm. 6), S. 86. 30 Vgl. Alfred Pressel, Der „Rheinische Merkur“ und „Die Zeit“ in den Jahren 1963 und 1964, Univ.-Diss., Berlin, 1968; Thomas Sauer, Westorientierung im deutschen Protestantismus? Vorstellungen und Tätigkeit des Kronberger Kreises. München: Oldenbourg, 1999, S. 181 und 268. Auch Mann in der Zeit, die Monatszeitschrift des katholischen Männerwerks, und das sonntags an katholische Kirchgänger vertriebene Boulevardblatt Neue Bildpost tendierten zum gaullistischen Lager. Vgl. Deutsche Katholiken vor der Wahl, in: Der Monat 17 (1965) 198, S. 87–92, hier S. 90. 31 Dies gilt insbesondere für den Kreis um verbliebene Adenauer-Getreue wie Krone, Hans Globke und zu Guttenberg, die auch persönlich eng mit einander verbunden waren. Strauß galt innerhalb der CSU eher als Vertreter des interkonfessionell-liberalen Flügels. 32 Über Michelet leiteten Krone, Paul Lücke und zu Guttenberg gezielt Informationen an de Gaulle. Vgl. Heinrich Krone, Tagebücher, Bd. 2: 1961–1966, bearbeitet von Hans-Otto
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Nicht zufällig hat sich insofern das Bild der beiden Staatsmänner de Gaulle und Adenauer, wie sie in der Kathedrale von Reims gemeinsam in die Messe vertieft sind, tief ins kollektive Gedächtnis beider Völker als eine der Ikonen deutschfranzösischer Aussöhnung eingebrannt. Die hier offensichtliche emotional-ideelle Tiefendimension spielte im Atlantiker-Gaullisten-Konflikt durchaus eine Rolle. So wirkte im Gaullismus der 1960er Jahre unverkennbar ein von antidemokratischen Schlacken befreites ,Abendland‘-Konzept fort mit autoritätsbetonten Grundvorstellungen, einem lebhaften Antikommunismus, einer nie ganz versiegten Skepsis gegenüber den USA und der Akzentuierung des Christentums als Basis der rege unterstützten europäischen Einigung. Diese besaß meist einen katholischen Unterton und zielte primär auf ein ,karolingisches‘ Kontinentaleuropa.33 Auch weil das abendländische Traditionserbe in Bayern besonders ausgeprägt war, wurde die CSU zum Hauptreservoir der deutschen Gaullisten. Umgekehrt war es aufgrund geographischer, wirtschaftlicher und kultureller Bedingungen naheliegend, dass die norddeutschen Küstenländer stärker auf den Atlantik orientiert waren. In mancher Hinsicht waren die konfessionellen Fronten schlicht auf die damit verknüpfte regional-landsmannschaftliche Komponente zurückzuführen. Auch der dritte traditionelle Erfolgsgarant der Union, der Kanzlerfaktor, zerbrach im jahrelangen parteiinternen Nachfolgestreit. Der personellen Konfliktebene kommt entscheidendes Gewicht zu, denn die sachpolitischen Differenzen zwischen Atlantikern und Gaullisten wurden durch persönliche Animositäten und Rivalitäten der Parteigranden, ihre taktischen Interessen, Intrigen und Grabenkämpfe entscheidend vorangetrieben. In der Union mit ihrem Hang zur Personalisierung von Sachfragen hatten in den 1950er Jahren Adenauer die politische Westbindung und Erhard die Soziale Marktwirtschaft verkörpert. In der außenpolitischen Kontroverse standen nun Adenauer, Krone, zu Guttenberg und Strauß für eine enge Anlehnung an Frankreich, während Erhard, Schröder, von Hassel, Birrenbach und Majonica den Primat der atlantischen Bindung verkörperten. Die Identifizierung von Personen und Sachfragen verstärkte die scharfe antagonistische Aufladung des außenpolitischen Streits.
Kleinmann, Düsseldorf: Droste, 2003, S. 284 (Eintrag vom 22.4.1964); Krone an Adenauer, 30.4.1964, in: Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Sankt Augustin (ACDP), Nachlass Heinrich Krone, 01-028-007/5. Michelet leitete die französische CEDI-Sektion und galt als „einer der besonders pointiert katholisch ausgerichteten Männer“ im Kabinett de Gaulle, so zu Guttenberg an Lücke, 4.12.1967, in: ACDP, 01-028-011/7. Zum CEDI als gaullistischem Kontaktforum vgl. grundlegend Johannes Großmann, Die Internationale der Konservativen. Transnationale Elitenzirkel und private Außenpolitik in Westeuropa seit 1945, München: De Gruyter, 2014, besonders S. 324–341, zur Rolle Michelets S. 192–194 und 231–244. 33 Vgl. Vanessa Conze, Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichsgründung und Westorientierung (1920–1970), München: Oldenbourg, 2005, S. 188– 192.
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Der jahrelange „Kampf ums Kanzleramt“34 entwickelte sich zum Vehikel und Podium der Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse. Mit atlantischen Argumenten unterminierten führende Diadochen bis 1963 Adenauers Kanzlerstuhl. Umgekehrt benutzte dieser gaullistische Argumente im Kampf gegen Erhard, ebenso Strauß im Ringen mit seinem ,Erzrivalen‘ Schröder.35 Es war eben alles andere als zufällig, dass in der Hochphase des Konflikts die meisten Kritiker des außenpolitischen Kurses kein eigenes Regierungsamt besaßen. Der personelle Faktor hilft, das rasche Versanden der Atlantiker-GaullistenKontroverse nach 1966 zu erklären. Der zuvor so erbitterte Streit endete zügig, als mit dem Regierungswechsel zur Großen Koalition auf personeller Ebene die Führungsfragen in der Union weitgehend gelöst waren. Als außenpolitische Argumente nicht länger als maßgebliches Instrument für den innerparteilichen Machtkampf benötigt wurden, verlor der Konflikt seine Brisanz – und das, obwohl ein Großteil der außenpolitischen Sachprobleme praktisch unverändert fortbestand. DIE ATLANTIKER-GAULLISTEN-KONTROVERSE IN HISTORISCHER LANGZEITPERSPEKTIVE Wie lässt sich die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse in eine historische LangzeitPerspektive einordnen? (1) Die Kontroverse verdeutlicht anschaulich den hohen Grad internationaler Abhängigkeit der Bundesrepublik und gibt Aufschluss über ihre in den frühen 1960er Jahren noch recht engen Grenzen eigener Handlungsfähigkeit. Mehr oder weniger subtil nahmen die Verbündeten mit Lockungen und Drohungen Einfluss auf den Streit in den Regierungsparteien. Besonders eklatant war dies im Frühjahr 1963, als Amerikaner und Briten massiven Druck ausübten, um dem Élysée-Vertrag durch die atlantische Präambel die befürchtete antiamerikanische Stoßrichtung zu nehmen.36 Nicht minder geschickt verstand es Frankreich, immer wieder den Widerstand der deutschen Gaullisten gegen die eigene Regierung anzustacheln. Zugleich suchten führende Unionspolitiker in den USA oder Frankreich gezielt Rückendeckung, um ihren Kurs innenpolitisch durchsetzen zu können. 1962 spielte Schröder in der Frage des britischen EWG-Beitritts bewusst über Bande, indem er amerikanische Gesprächspartner aufforderte, gezielt auf Adenauer einzuwirken.37 Dafür war Paris über vertrauliche Kanäle meist vorab über die Pläne 34 35 36 37
Vgl. Daniel Koerfer, Kampf ums Kanzleramt. Erhard und Adenauer, Stuttgart: DVA, 1987. Vgl. Conze, Staatsräson (wie Anm. 1), S. 213 f. Dazu mit weiteren Nachweisen Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 203–217. Vgl. das Memorandum des stellvertretenden US-Außenministers George W. Ball für Präsident Kennedy, 15.11.1962, in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1961–1963, Bd. XIII, Dok. 51, S. 123 f.
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informiert, mit denen die Gaullisten die Regierung Erhard zu einer engeren Zusammenarbeit mit Paris zu zwingen hofften.38 Allerdings wurden beide Lager mehrfach durch den favorisierten Partner desavouiert. Der eigenwillige französische Präsident trug immer wieder selbst zur Entzauberung gaullistischer Positionen in der Bundesrepublik bei, wenn er ostentativ die Statusüberlegenheit Frankreichs hervorhob, erpresserisch protektionistische Agrarinteressen durchsetzte, EWG und NATO in schwere Krisen stürzte oder mit seinen rhetorischen Attacken gegen die USA provozierte. Ebenso sahen sich Vertreter des atlantischen Lagers von Washington im Stich gelassen, etwa beim MLF-Projekt oder der Offset-Frage, also den bundesdeutschen Devisenausgleichszahlungen für die im Land stationierten US-Truppen. Hier gab die amerikanische Unnachgiebigkeit wesentlichen Anlass zum Sturz des glücklosen, nun auch noch in einem wirtschaftlich-finanziellen Engpass steckenden Bundeskanzlers Erhard. Trotz aller ausländischen Einwirkversuche wurden letztlich in und durch die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse die außenpolitischen Handlungsspielräume Westdeutschlands neu ausgelotet. Vorsichtig gewann die Bundesrepublik weiter an staatlichem Selbstbewusstsein und damit Eigenständigkeit. (2) Die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse illustriert ferner die enge Verwobenheit von Außen- und Parteipolitik. Der außenpolitische Orientierungskonflikt hatte massive Rückwirkungen auf das im Umbruch begriffene westdeutsche Parteiensystem. Für die Union, die im vorangegangenen Jahrzehnt ihre Erfolge auch den äußeren Rahmenbedingungen des Kalten Krieges verdankt hatte, war die Debatte ein mühseliger Anpassungsprozess an das Zeitalter internationaler Entspannung. Der kräftezehrende Zank über den Kurs der Außenpolitik trug erheblich zum sukzessiven Machtverlust von CDU/CSU bei. Zugleich war der parteiinterne Streit um die Außenpolitik Ausdruck der in diesem Jahrzehnt beschleunigten gesellschaftlichen Wandlungsprozesse. Für die Union war die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse gleichermaßen Motor wie Folge einer fortschreitenden Emanzipation von der patriarchalischen Führung durch den Kanzler. Der zuweilen schmerzhafte innerparteiliche Pluralisierungsprozess war ein wichtiger Teil der gesamtgesellschaftlichen Pluralisierungsprozesse. (3) Durch die Debatte begannen sich sogar in der Außenpolitik, dem klassischen Arkanbereich der Exekutive, die Gewichte hin zu einer stärkeren Mitgestaltungsmöglichkeit von Partei und Parlament zu verschieben. In einer Parteiendemokratie wie der Bundesrepublik konnte Außenpolitik jedenfalls nicht mehr losgelöst von Rücksichtnahmen gegenüber oder Einflüssen aus Partei und Fraktion geführt werden. (4) Der Dauerzwist in der Union erleichterte es der SPD, in eine staatstragende Rolle hineinzuwachsen. Selbstverständlich ließ sich die Opposition nicht die Gelegenheit entgehen, die politische Konkurrenz in ihrer Zerstrittenheit vorzufüh 38 Vgl. pars pro toto die Vorgänge im Vorfeld des im Eklat endenden Gipfeltreffens zwischen Erhard und de Gaulle im Juli 1964: Geiger, Atlantiker (wie Anm. 1), S. 290–293.
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ren und sich selbst als bessere Alternative zu präsentieren. Gleichwohl half die SPD, konsequent den atlantischen Kurs abzusichern. Durch diese parteienübergreifende Allianz der Atlantiker gelang es den Sozialdemokraten, ab 1963 in einem Maß indirekt mitzuregieren, das die ansonsten in einem parlamentarischen Regierungssystem eher geringen Einflussmöglichkeiten der Opposition deutlich übertraf. (5) Schließlich muss die herausragende Bedeutung der Medien erwähnt werden.39 Die Atlantiker-Gaullisten-Debatte fand in der Presse breite Beachtung, ging es doch um einen Streit in den Regierungsparteien, der sich neben Sach- auch um Personal- und Machtfragen drehte, die teils tagespolitischer, teils grundsätzlicher Natur waren. Auf Seiten der Atlantiker engagierten sich linksliberale Leitorgane wie Die Zeit, Stern und Der Spiegel, allesamt aus Hamburg – was wieder die regionalen Tiefenströmungen der Kontroverse erkennen lässt. Umgekehrt erhielten die Gaullisten publizistische Rückendeckung von den Organen des SpringerVerlags, insbesondere der Bild-Zeitung und dem als „Hauptblatt der katholischen Pfarrer“40 geltenden Rheinischen Merkur, was erneut die mitschwingende konfessionelle Konfliktdimension des Streits unterstreicht. Der breitenwirksame Öffentlichkeitscharakter der Auseinandersetzung machte dauerhaft einen Großteil der Vorgänge in Partei und außenpolitischem Apparat transparent. Die mit dieser Durchleuchtung einhergehende Erweiterung des Raums politischer Öffentlichkeit ist Teil der für die 1960er Jahre so charakteristischen Grundtendenz einer politisch-gesellschaftlichen Liberalisierung. Auch insofern trug die Atlantiker-Gaullisten-Kontroverse wesentlich zum Wandel der politischen Kultur und zur Etablierung der Bundesrepublik als moderner Mediendemokratie bei.
39 Zur Rolle der Medien im Atlantiker-Gaullisten-Streit insbesondere Hoeres, Außenpolitik (wie Anm. 6). 40 So Helmut Kohl in der Sitzung des CDU-Bundesvorstands vom 7.10.1966, in: Günther Buchstab (Bearb.), Kiesinger: „Wir leben in einer veränderten Welt“. Die Protokolle des CDU-Bundesvorstands 1965–1969, Düsseldorf: Droste, 2005, Nr. 8, S. 262–337, hier S. 307.
DIPLOMATISCHE HERAUSFORDERUNGEN – ENJEUX DIPLOMATIQUES – DIPLOMATIC CHALLENGES
THE ALGERIAN WAR AND THE ÉLYSÉE TREATY Irwin Wall The importance of the Algerian War on the diplomacy of the 1960s is both insufficiently understood and emphasized in the historical literature on the period. This becomes clear when we consider the importance of the events that took place during the war and in part as consequence of it: the end of the French Fourth Republic and the coming of de Gaulle (entailing the subsequent withdrawal of France from NATO’s integrated command), the decolonization of virtually all of British and French Africa, the Bandung Conference and the rise of the non-aligned bloc in the Cold War. Moreover, the Berlin Crisis (November 1958 – August 1961) took place with the Algerian War as a backdrop, culminating in the building of the Berlin Wall as the war still raged. Furthermore, Western Europe made its first hesitant steps toward unity as the Treaty of Rome was signed in 1957 and the Common Market launched immediately thereafter. Not least in all this was the foundation of Franco-German reconciliation culminating in the Élysée Treaty of January 1963 and de Gaulle’s exclusion of Britain from the Common Market only months after the Algerian War ended in March 1962. The Algerian War played an important role in the outcomes of all these dramatic events, not least the Élysée Treaty of Franco-German friendship, which continues in force now well beyond the half-century mark. As the French diplomatic documents make clear, France judged its friends and allies by their attitude with regard to the Algerian War. This worked to the immediate advantage of Germany, which gave France its full support, that is to say the government did, if not the public. The war began on the heels of the French defeat at Dien Bien Phu, which led to the loss of Indochina. The loss of Indochina in turn became the first step in the collapse of the French Empire between 1954 and 1962. These years were in fact the penultimate years of decolonization, a process that involved the eventual dismantlement of colonial empires everywhere in the world. By 1962 the British, French, Dutch, and Belgian colonial empires had disappeared. The Portuguese Empire was gone a dozen years later. If one wants to stretch the point, the Soviet Empire began to decompose another 15 years after that, in 1989. In principle the United States (US) and the Soviet Union were in favor of the European decolonization process, and the attitudes of the superpowers rank highly among the causes of the collapse of Empire during the Cold War. Although one can make the case for both the US and the USSR as imperialist nations, neither saw itself in that light and both verbally supported the emancipation of colonial peoples in Africa and Asia during the era of Western European decolonization in
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the 1950s and 1960s. However, being suspicious of the ‘readiness’ of colonial peoples for independence and careful to protect their relationships with the existing colonial powers, both of them supported the process ambivalently. Each had different understandings of the term ‘readiness’ of colonial peoples for independence. To the Americans, it meant the maturity of newly emancipated elites to recognize the superiority of democratic capitalism; to the Soviets, it meant their completion of the preparatory ‘bourgeois’ stage of colonial emancipation and ripeness for the transition to socialism. But both powers interpreted the process through the lens of the Cold War.1 Both were eager to win over the newly emancipated nations to their camp. The Americans strongly resisted the idea that neutrality in the Cold War was a viable option for any nation. On the other hand, neither of the superpowers wanted to break relations with the Western European colonial powers. In this respect, the Soviet Union enjoyed a comparative advantage over the United States, being more willing and able to espouse the cause of the colonized over the colonizers. Actually both Britain and France accepted the collapse of their colonial empires after Dien Bien Phu, recognizing what the British Prime Minister Harold Macmillan termed the ‘Wind of Change’, and – with the exception of Algeria – both managed the process rather adroitly, having already transformed their empires into the British Commonwealth of Nations and the French Union respectively.2 Formally, these were associations of free nations with mutual economic and cultural interests. For the French, however, the French Union was still close to being a colonial empire, and it was challenged by the Vietnamese under Ho Chi Minh after France failed to negotiate on the basis of true independence for Vietnam within the French Union in 1947. The subsequent French war in Indochina after 1950 rapidly became a special case among colonial wars for independence. The outbreak of the parallel conflict in Korea enabled the French to sell what had been a war of renewed colonial conquest to the Americans as a newly-packaged war of the defense of the ‘Free World’ against communism.3 American aid beginning in 1950 enabled the French to fight on for four additional bloody years before they finally lost. Algeria loomed as yet another special case in the history of the collapse of empire. Here, too, the French sought to draw Washington in under the guise of a war against communism, but Washington refused to see it that way.4 The Algerian National Liberation Front (Front de libération nationale, FLN) clearly was na 1 2 3 4
Matthew Connelly, A Diplomatic Revolution. Algeria’s Fight for Independence and the Origins of the Post-Cold War Era, Oxford: Oxford University Press, 2002. Ritchie Ovendale, Macmillan and the Wind of Change in Africa, 1957–1960, in: Cambridge Historical Journal 38 (1995) 2, p. 455–477. Mark A. Lawrence / Frederic Logevall (ed.), The First Vietnam War. Colonial Conflict and Cold War Crisis, Cambridge: Harvard University Press, 2006. Irwin Wall, France, the United States, and the Algerian War, Berkeley: University of California Press, 2001.
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tionalist, and if socialistic in some respects, nevertheless more accommodating of Islam than of communism. For France, Algeria was not a colony: only when it was over was the Algerian War explained to the French as a case of a doomed war of decolonization.5 While the war was being fought, Algeria was regarded by France as a part of metropolitan France, the three departments of Algeria falling under the purview not of the Ministry of Colonies but of the Ministry of the Interior. France had annexed Algeria in 1848, the Foreign Ministry instructed its diplomats to argue in their host countries, the same year that the United States annexed Texas and New Mexico. The war was in fact neither a war of anticommunism nor a war of colonial emancipation; it was rather not a war at all, but an internal insurrection. France did not officially recognize it as a war until 1999. Ironically, it persisted for so long in all its brutality and violence precisely because it was not a ‘war’ but an internal insurrection: France could not accept the loss of a territory that was said to be as French as Normandy or Poitou. From a very early point in the insurrection, John Foster Dulles, the American secretary of state, saw that the war was lost for France unless, he thought, the French undertook a bold program of liberal reform, granting Algerian Muslims sufficient autonomy to eventually reconcile them with some form of continued relationship with France.6 Probably it was too late for that, but in any event the configuration of French politics, in particular the power of the Algerian settlers, blocked such a program of political reform. The war itself presented the Americans with an acute dilemma. Bound to France in NATO, and still the major source of supply for French arms, the Americans were seen as involved on the French side despite themselves. Yet because of the American sympathy for anticolonialism, the French believed that the rebellion was able to persist essentially in the hope of eventually garnering American support. Washington was between a rock and a hard place. The rebels blamed it for supporting France, and France blamed it for supporting the rebels. Meanwhile, the Americans sought “to climb up on a fence that was not there”.7 The Americans sought, therefore, to end the war, lest the war cost them their carefully cultivated relationships with the emerging anti-colonial world. Until the Suez affair, the British fully supported the French in Algeria. Suez for the British was about Egypt and the canal, but for the French it was about Algeria. The Egyptian President Gamal Abdel Nasser had become another major reason the Algerian rebellion persisted, and if he were overthrown, they believed, 5 6
7
Todd Shepard, The Invention of Decolonization. The Algerian War and the Remaking of France, Ithaca: Cornell University Press, 2006. See telegram from the Department of State to the Embassy in France, Mai 27, 1955, in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1955–1957, vol. XVIII, doc. 58, p. 219–220; telegram from the Embassy in France to the Department of State, November 21, 1956, in: ibid., doc. 77, p. 250–251. Frank Costigliola, France and the United States. The Cold Alliance since World War II, New York: Twayne, 1992, p. 111.
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the war would end. Suez ended badly, of course, because the Americans refused to tolerate it and forced the British and French to halt operations, but the consequences differed in the case of each. London concluded that it was folly to seek to go it alone; it must align itself with the United States and cultivate what came to be thought of as the ‘Special Relationship’ with the Americans. The French, however, became bitter and in part estranged from the United States; Guy Mollet, as he intensified the war, oversaw a wave of French anti-Americanism. Mollet, having been repudiated by Washington, turned his attention to the move for European unity as he decided to go all out for the construction of a French atomic bomb. Thus the Suez Crisis paradoxically laid the foundation of both France’s European policy and what later became Gaullism. Konrad Adenauer was in Paris for talks on European unity just as the Americans forced a halt to the Suez operations. Adenauer was in sympathy with the British and French on Suez and fully supported France in Algeria, accepting the myth of Algeria being part of metropolitan France and regarding the rebels as the vanguard of communism in North Africa.8 He was extremely critical of American policy, and he told Mollet that the United States, in its actions on Suez, had abandoned its claim to the leadership of NATO and that Europe must unite to preserve its independence from the Americans. The Americans, he said, had caused the Suez Crisis in the first place by canceling their support of the Aswan Dam project in Egypt and now they refused to deal with the consequences of their actions. The Americans had never really experienced war, he said, and Adenauer doubted that they had the will to fight unless attacked on their own soil. They could not be trusted to defend Europe.9 Adenauer was Gaullist before de Gaulle and later more Gaullist than de Gaulle. Indeed, the Americans traumatized the French and one may suppose Adenauer too at Suez, pointedly refusing to issue a warning to Nikita Khrushchev when he threatened in turn to reign down missiles on France and Britain if they did not stop their ‘aggression’ against Egypt. It is not an exaggeration to say that the Fourth Republic succumbed to the contradictory pressures of the colonies and the army on the one hand and the Americans, with the British in tow, on the other, when it gave way to de Gaulle in May 1958. The Americans maximized their pressure on Paris for a settlement of the Algerian conflict after the clumsy French bombardment of the Tunisian village of Sakiet Sidi Youssef in February 1958. Sakiet was thought by the French to be a rebel base on Tunisian territory. With Sakiet in danger of becoming a subject of discussion in the United Nations, and under severe American and British pressure, the government of Pierre Pflimlin, formed in May 1958, made vague noises about negotiations when it came to power – not enough to satisfy Washington but 8 9
Hans-Peter Schwarz, Konrad Adenauer. A German Politician and Statesman in a Period of War, Revolution and Reconstruction, vol. 2: The Statesman. 1952–1957, Providence: Berghahn, 2006, p. 190–191. Meeting between Mollet and Adenauer, November 6, 1956, in: Documents Diplomatiques Français (DDF), 1956, vol. III, doc. 138, p. 231–238, here p. 236–238.
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enough to stimulate the rebellion in Algiers of the French army and the colonists on May 13 that brought de Gaulle to power. The Americans were not unhappy about this outcome; they knew that de Gaulle intended to make changes in NATO but they could deal with this if the general could bring stability to France and peace in Algeria, which he subtly hinted that he would do.10 But it very soon became clear that the happiest person in Europe at the coming of de Gaulle was Adenauer. De Gaulle was committed to Franco-German reconciliation. He was suspicious of the British, who had made it clear during the war that they would always align themselves with Washington in the last resort, and he thought the Germans to be the natural partners of France in his projected new order in Europe. Adenauer shared de Gaulle’s suspicion of Washington’s leadership, as has been noted, and he was particularly contemptuous of Macmillan, whom he regarded as an appeaser of the USSR during the Berlin Crisis. He was primed to fall victim to de Gaulle’s charm, which the newly confirmed French leader turned on him full force, receiving him at his home in the French village of Colombey-les-DeuxÉglises in September 1958, a privilege de Gaulle accorded no other foreign leader. Adenauer was certain that no other French leader could bring the Algerian War to a successful conclusion, and he saw eye-to-eye with the general on the need for European independence from Washington. During their talks the two men appeared to have developed a sincere respect – even liking – for one another; if de Gaulle, at 68, was not of Adenauer’s age, he was old enough to be taken seriously.11 This meeting laid the basis for a new quality of Franco-German cooperation, but its development was troubled from the first. Within days Adenauer had to come to terms with the fact that de Gaulle was inviting him to a partnership but as junior partner. No sooner had the Chancellor gone home than the general’s September memorandum appeared on the desks of President Dwight D. Eisenhower and Prime Minister Macmillan proposing that the three Great Powers with world concerns and interests (and nuclear weapons), the United States, the United Kingdom, and France, establish an organized way of mutual consultation in the leadership of NATO and informally distribute among themselves a division of major world responsibilities, with the US bearing major responsibility for Asia and the Americas, the British for the Empire and Commonwealth, and France for continental Europe and Africa.12 De Gaulle’s vision was still driven by the notion of Eurafrique or ‘Eurafrica’, a linking together of Europe and Africa, the basis of which was to be the six countries of the European Economic Community (EEC) and the French Union, the whole construct led by France, and their common inter 10 On Washington and the coming of de Gaulle, see Wall, France (see note 4). 11 Minutes of the meeting of de Gaulle and Adenauer in Colombey-les-Deux-Églises, September 14, 1958, top secret, in: DDF, 1958, vol. II, doc. 155, p. 341–345. 12 On de Gaulle’s famous memorandum of September 17, 1958 proposing a three-power “Directorate” in NATO see Wall, France (see note 4), p. 168–175.
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ests represented by France in the consultations of the Big Three.13 It became clear to Adenauer that Germany in this scheme could be the privileged interlocutor of France in Europe but it would be excluded from the higher councils of NATO and the world. To drive the point home, de Gaulle quickly canceled plans extant under the Fourth Republic for joint French-German-Italian cooperation in the field of nuclear energy; France was to go ahead on its own to explode an atomic bomb and join the world nuclear club. Worse, in October 1958 de Gaulle assured the Polish Ambassador that France recognized the Oder-Neisse line. De Gaulle had not raised this issue with Adenauer at Colombey because he regarded it as settled. Nor was he in any hurry to see it happen, despite giving lip service to the goal of German unification.14 It was probably in any event vain of the Germans to imagine any other outcome. If they needed a reminder, the Soviets provided one, opening the second major Berlin Crisis a scarce two months later.15 Berlin was an intolerable western outpost in the interior of East Germany that threatened the stability and the existence of the German Democratic Republic (GDR). The Soviet Union wanted to sign a peace treaty with the GDR and turn over to it control of the means of access from the West to Berlin through GDR territory. The occupation regime, the Soviets said, must come to an end. The USSR proposed that the city be demilitarized and placed under international administration, what seemed in the West a scarcely veiled prelude to its subsequent full absorption into the GDR. The future of the city, however, had to be negotiated by the four occupying powers, the United States, the United Kingdom, the USSR, and France. The Soviets had inadvertently handed de Gaulle the opportunity to be the spokesman and protector of West German interests in Europe. De Gaulle seized the opportunity, in a bid to turn West Germany into a virtual protectorate of France. It soon became clear that the British wanted to negotiate with the USSR over Berlin and that they were ready to make unspecified concessions in the interest of peace. The US was not initially prepared to accept concessions, but neither would it block negotiations. Adenauer feared negotiations would inevitably lead to concessions entailing the eventual loss of Berlin. De Gaulle quickly adopted the same position; he would represent the German position in the negotiations among the Big Three and the USSR and firmly oppose negotiations or concessions by the West. De Gaulle would see to it that there would be no compromise on the critical question of the freedom of and western access to the city of Berlin. Adenauer was 13 On Eurafrica see Peo Hansen / Steffan Jonsson, Eurafrica. The Untold History of European Integration and Colonialism, London: Bloomsbury, 2014; Marie-Thérèse Bitsch / Gérard Bossuat (ed.), L’Europe Unie et l’Afrique. De l’idée d’Eurafrique à la convention de Lomé I, Brussels: Bruylant, 2005. 14 Note by Présidence du Conseil, October 7, 1958, top secret, in: DDF, 1958, vol. II, doc. 228, p. 479–480. 15 On the Berlin Crisis see Marc Trachtenberg, A Constructed Peace. The Making of the European Settlement, 1945–1963, Princeton: Princeton University Press, 1999.
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quick to express his appreciation of the French position on Berlin: it was “perfect,” he said, while the Americans were merely strong and the British weakest.16 There was no small amount of hypocrisy in the French position. Among the Big Three France was the weakest; its nuclear force was still in the developmental stage (a first explosion could not be carried out before February 1960), and its conventional forces had been scaled down in Germany to a symbolic level, the bulk of the French army having been transferred to Algeria. French bravado depended upon American power, whether nuclear or conventional. But de Gaulle’s calculation went beyond the equations of power. He believed he saw through the Soviet bluff; he simply did not believe the Soviets were prepared to fight over Berlin. How else can one explain his philosophical observation to the Soviet Ambassador, Sergey Vinogradov: “We may all die, but we [the West] have the right of passage to Berlin and we will go through.”17 The “we may all die” phrase was purely rhetorical: the general certainly was not anticipating dying for Berlin. Under the impact of the Berlin Crisis, and given the effusive charm of de Gaulle, Adenauer stayed loyal to him, even if his fellow Germans became more doubtful of the general’s benevolence. Nevertheless, the general stood his ground; the Soviets warned the French that they intended to sign a treaty of peace with the two Germanys, and the French were the major obstacle and they would suffer the consequences overseas and in Europe, but especially in Algeria. The Soviets had been forgiving of French policy in Algeria; in fact, they preferred that France be there rather than the Americans who might replace them. On the other hand, they had their anti-colonial credentials to consider. De Gaulle did not bend. On July 13, 1959, Adenauer, fearing that the Americans were softening their position on Berlin talks under British pressure, was assured of the fermeté of the French.18 Thus, Adenauer could tell the Italian Prime Minister Antonio Segni shortly thereafter that he, Adenauer, had no “inferiority complex”; Germany was fine with France as the spokesman for Europe within the councils of the Big Three. Adenauer would press Eisenhower to give satisfaction to France on Algeria in the United Nations in turn.19 The Belgian representative to NATO, hearing Adenauer defend the French position in the NATO Council in September, noticed: “J’ai rarement vu un gaulliste aussi acharné”.20 Adenauer backed the French position on negotia 16 Account of the Franco-German talks at Bad Kreuznach, November 26, 1958, top secret, in: DDF, 1958, vol. II, doc. 370, p. 754–763. 17 De Gaulle’s remarks to Ambassador Vinogradov at a reception at the Élysée palace. See note by Présidence de la République, March 2, 1959, in: DDF, 1959, vol. I, doc. 120, p. 253. 18 Ambassador François Seydoux (Bonn) to Minister of Foreign Affairs, Maurice Couve de Murville, July 13, 1959, very urgent, reserved, in: DDF, 1959, vol. II, doc. 18, p. 43–45. 19 Ambassador Gaston Palewski (Rome) to Couve de Murville, August 26, 1959, reserved, in: DDF, 1959, vol. II, doc. 86, p. 230–231, here p. 230. Adenauer also agreed to periodic meetings of the Foreign Affairs Ministers of the six Common Market nations in accordance with French efforts to advance European political cooperation. 20 Cited by Bruno de Leusse, French representative to NATO, to Couve de Murville, September 1, 1959, very secret, in: DDF, 1959, vol. II, doc. 96, p. 253–254, here p. 253.
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tions with the British in late 1958, too, who sought to forestall the creation of the EEC by subsuming it in a broader free trade association of eleven nations; the French held out for a common market for agriculture as agreed in the Treaty of Rome, and when the British would not accept it, the French broke off talks. Adenauer, on the conduct of the EEC negotiations as on the Berlin Crisis, thought the French position “perfect”. The British must accept fully the Treaty of Rome, he said, or they could not be admitted to the Common Market. On the EEC as on Berlin, Washington, which supported London in its attempt to join the EEC, was no less irritating than the British in its failure to consult its German allies. If de Gaulle left NATO, Adenauer said, in an interesting forecast of what was to come, he would not be shocked. The Americans needed to learn how to be allies, not putative masters. Adenauer remained loyal to de Gaulle at a price. The general’s policies troubled not only German opinion but the German political class as well. His withdrawal of the French fleet in the Mediterranean from NATO’s integrated command was about Algeria, but portended badly for the alliance. Nor would the general agree to stock American nuclear weapons in France unless the Americans agreed to place them under French control. Without the bombs, the American heavy bombers in France would have to be based elsewhere, in Britain or Germany, or both. The general’s constitution was criticized in Germany, too: through the institutions of the Fifth Republic, France had become an ‘absolute monarchy’. When Michel Debré, de Gaulle’s Prime Minister, made it clear in a speech in July 1960 that Germany, without the bomb, could not pretend to be on the same level as France, the United Kingdom, and the US, the Chancellor thought of postponing his impending visit with General de Gaulle at Rambouillet. The attacks on France in the German press, Adenauer understood, were also attacks on his own person as well. But the French ambassador rushed to give Adenauer assurances of French consideration and indeed, affection. And once again having Adenauer with him, the general again cast his spell. At Rambouillet the general won Adenauer over to his vision of a confederal, not federal, Europe. Europe, according to the Fouchet Plan, was to be a Europe of States, freely cooperating with one another, not a supra-national Europe governed by the European Commission in Brussels. Adenauer remained loyal to NATO and its system of integrated command, but he accepted the Gaullist vision of a Europe of States against his countryman who headed the European Commission, Walter Hallstein.21 Algeria continued to trouble the Franco-German relationship, although not to the extent that was the case elsewhere. The two countries had their parallel taboos, but these were to some extent mutually reinforcing. West Germany would break diplomatic relations with any state that recognized the statehood of East Germany. De Gaulle accepted the Oder-Neisse line and was in no hurry to see German reunification, but he had no problem boycotting the GDR. Similarly, France would 21 See Pierre Maillard, De Gaulle et le problème allemand. Les leçons d’un grand dessein, 2nd edition, Paris: Guibert, 2001.
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break relations with any state that recognized the self-declared Provisional Government of the Algerian Republic. West Germany could not fully oblige the French on this point, however, and found itself forced to accept a delegation from the Algerian provisional government functioning on its soil as part of the Tunisian Embassy. The issue was further complicated, because the Germans did not want their relations with the Arab world compromised, and they greatly feared the Arab states eventually recognizing the GDR. Adenauer scrupulously avoided any official recognition of the Algerian Provisional Government. Moreover, the two countries shared mutual illusions on the official level that were ignored in the internal realities of their political worlds. The French knew the Germans would never recover their territories east of the Oder-Neisse line. The Germans knew that Algeria was neither French territory nor a prolongation of metropolitan France across the Mediterranean. The French protested the activities of Algerian nationals in Germany, but Germany had to respect its democratic institutions; the Algerians, to the extent that they were admitted legally and broke no laws, had to be tolerated. Nor could the German government entirely prevent private traders who occasionally sold equipment of military value to the Algerian rebels.22 German ships from Bremen or Hamburg plied the Mediterranean, discharging their cargoes in Tunisia or Morocco. The French occasionally boarded them or sabotaged them in their ports of origins. De Gaulle gained time in Algeria and enjoyed toleration for his Algerian policies from the Americans and British during 1958 and 1959. His September 1959 promise that he would allow Algeria to exercise self-determination – he would allow it to choose between integration, separation and autonomy in cooperation with France – won him forbearance from his allies, although the rebels could or would not trust France to implement its promises if they laid down their arms. He put the forbearance to use, implementing the plan of General Maurice Challe for military victory in conjunction with the plan of Constantine, designed to modernize the Algerian economy and integrate it with France. De Gaulle meant to keep Algeria French. By early 1960 he could assure his allies that the rebellion was for the most part defeated and Algeria pacified; it remained for a moderate Muslim interlocutor to emerge with whom France would negotiate an amicable settlement based on self-determination but still in a privileged relationship with France. In no case would France recognize the Algerian National Liberation Front. Needless to say, no such moderate Muslim interlocutor ever emerged. Meanwhile the forbearance frayed and the patience in Washington became limited as Eisenhower neared the end of his term and American presidential elections loomed. The Democratic candidate John F. Kennedy was one of the few American politicians who had publicly denounced the Eisenhower administration’s complicity in the Algerian War. Eisenhower himself revived plans to pressure the French again with demands that 22 Connelly, Revolution (see note 1).
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they settle the conflict or face American recognition of the FLN, which began to play the card of developing closer ties with the communist world. De Gaulle accepted negotiations with the rebels in December 1960, recognizing that the FLN would become the government of Algeria. Yet he continued to hope for the emergence of a moderate Muslim alternative, and he threatened to effect a partition and creation of a European enclave along the Mediterranean (a ‘French Israel’ some called it) if the Algerians did not sufficiently guarantee the rights of the settlers. De Gaulle, in yet another ploy, asserted that the Sahara was not part of Algeria; its future, he said, must be negotiated separately by France with all the states in North Africa that bordered it. These French demands caused their negotiations with the Algerian rebels to fail in spring 1961. During the remainder of the year the new Kennedy administration in Washington declined to pressure France, which allowed the crisis to fester. Opposition to a settlement grew among the settlers and turned increasingly to violence and terror after the failed army-settler putsch in April 1961. By the time of the settlement in March 1962 any hope of reconciling the settler population to an independent Algeria was lost; as the settler Secret Army Organization (Organisation de l’armée secrète, OAS) tried desperately to prevent the Évian Accords with violence, the settlers themselves began to flee the country en masse. By the end of the year the overwhelming majority of them, and the country’s 140,000 Jews, had fled to metropolitan France. The continued crisis in 1961 in Algeria left the French troops fully occupied in the country while the war continued. France had few troops remaining for NATO’s defensive ‘shield’ in Germany. The persistent stalemate in negotiations and the continuation of the fighting in Algeria allowed terrorism to fester among the settler population as the crisis continued without apparent prospect of resolution. The French, therefore, were fully pre-occupied with Algeria when the Berlin Crisis again erupted in August 1961 as the East German regime quickly walled off its sector of Berlin from the West. The three western occupying powers were caught flat-footed. President Kennedy clearly had no appetite for conflict despite a partial mobilization in process. A wall is better than a war, he declared. The British were involved in lessening their troop commitment in Germany, and they were involved in a dispute with the Germans about defraying the costs of their occupation. They had been advocating a negotiated settlement of the Berlin Crisis and were in no position to react. President de Gaulle, the advocate of firmness and refusal to compromise on Berlin, was in Colombey as the wall went up and seemed not to notice. He did not return to Paris until August 17, by which time the wall had been safely completed. He did not increase the French troop presence in Germany, nor would he do so a year later after the Algerian War was over. There was a crisis in October 1961 when Soviet and American tanks briefly appeared to confront one another at Checkpoint Charlie. But the movement among the British and Americans was in favor of negotiations. Having sat back with the others as the Berlin Wall was being erected, de Gaulle now announced flatly again that he was against negotiations or concessions on Berlin. He had less and less reason to mollify the Soviets, who had recognized the Algerian Provi-
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sional Government. During the mini crisis of October de Gaulle assured Kennedy that he was fully behind the Americans in any military confrontation with Moscow. He was to repeat that act under much more dramatic circumstances during the Cuban Missile Crisis a year later. De Gaulle had to agree to the Sahara becoming part of independent Algeria before negotiations with the FLN could resume at Évian early in 1962. By March 19 the accords had been signed. The bloodshed and carnage in Algeria as the putative peace was signed were nightmarish. The European population fled Algeria en masse. Hundreds of thousands of pro-French Muslims were left to a dastardly fate. In refusing the so-called Harkis – Muslims who had fought for France in Algeria – free emigration to the metropole, France violated its sacred code of citizenship based neither on race nor religion.23 It was hardly a glorious moment for France. The diplomatic legacy of Algeria was equally troubling. The war showed the stubborn general – if the French had not already learned it at Suez – that NATO was not a support for French strategic interests and that the United States could not be trusted to assist France if it were threatened. France needed its own deterrent, and it would withdraw from NATO’s integrated command if not from the alliance itself. Since France judged its allies by their policies toward the Algerian War, Germany emerged the winner; as the US and Britain were punished, Germany would be rewarded for its loyal support by a privileged place in de Gaulle’s new order, a strategic partnership in the direction of European if not world affairs. The Élysée Treaty was the outcome. We celebrate it today, but it was built on misplaced conceptions on the one hand and cynical hypocrisy on the other. Adenauer foolishly believed that the Algerian insurrection was the vanguard of communist world-wide insurrection and supported France unconditionally in a doomed colonial enterprise, thus bolstering de Gaulle’s decision to squander billions of francs on the creation of a never-to-be used nuclear deterrent with the result that French land forces were never sufficiently available for the defense of Germany. In the Élysée Treaty France nolens volens gained strategic hegemony in its relationship with Germany in exchange for economic inferiority. Today in the European Union (EU), however, France is both strategically and economically inferior to Germany, with disastrous results for everybody. Adenauer in turn was bolstered by France in his stubborn persistence in the application of the Hallstein doctrine and his refusal to countenance negotiation or compromise over Berlin. The result was the building of the Berlin Wall and increased danger of nuclear conflagration. The Berlin Crisis ranks close to the Cuban Missile Crisis on any index of potentiality for nuclear war. No sooner was the treaty signed than it was symbolically repudiated. The Germans attached a preamble declaring fealty to Washington, and the French proceeded to do a full turn and seek détente with Moscow, inviting the hated Soviets 23 Shepard, Invention (see note 5).
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into a strategic partnership to settle the German problem on a wholly European basis entailing recognition of the two Germanys and acquiescence in their permanent division. This made poor Chancellor Ludwig Erhard, Adenauer’s successor, apoplectic and unassisted as he was subject to bullying and humiliation of Lyndon B. Johnson, but that is another story. Erhard, for his part, was no Gaullist, and de Gaulle’s détente with Moscow after the Soviet invasion of Czechoslovakia in 1968 came to grief. However, from the French point of view, it was followed by something even worse: a much more successful détente pursued by Willy Brandt that made Germany the privileged interlocutor of the Kremlin instead of France in the 1970s. De Gaulle was the precursor of Brandt’s Ostpolitik. The Élysée Treaty had yet another result. It grew out of the failure of the Fouchet Plan but enshrined that plan’s major provision: cooperation among states instead of pursuit of supra-nationality became the policy of the EEC and its successor, the EU. The EU was built on the basis of the Gaullist concept of the supremacy of independent states over the idea of their integration. Here again there are ironies galore. This was the Europe the British wanted when they sought entry, and it is much more the British than the French concept of Europe today. Of course it was also all that was achievable at the time, and the simultaneous advocacy by the other members of the European Community of European federalism and British entry was based too on fatal contradiction. But too often of such ironies and unintended consequences is history made.
ALLIES AT ODDS Transatlantic Relations during the 1960s and the Vietnam War Eugenie M. Blang One of the major foreign policy issues affecting the transatlantic triangular relationship of the United States (US), France, and the Federal Republic of Germany (FRG) during the 1960s was the heightening conflict in Vietnam. Both France and Germany feared that the conflict in Vietnam might escalate into a major war and lead to a substantial reduction of US interest and troops in Europe, leaving the western part of the European continent vulnerable to Soviet aggression. Since the late 1950s, the United States provided advisors and military support to the South Vietnamese regime of President Ngo Dinh Diem and, in 1965, decided to send US combat troops. The French Fifth Republic, led by Charles de Gaulle, ultimately opposed Washington’s course. West Germany was also concerned about American policy in Southeast Asia but could ill afford direct criticism of US escalation since the FRG depended on American troops for its national security. Increasing antagonism between France and the United States over the conflict in Southeast Asia appeared to jeopardize the West German hope for peaceful reunification of Germany. Washington and Paris courted Bonn to find support for their respective positions on the Vietnam conflict, complicating Germany’s response to both allies. The French and German response to the Vietnam conflict revealed that the United States could not simply dictate policy to France and West Germany as the Soviet Union was far more able to do with its own allies. But the debates over US policy also demonstrated a hierarchy in the transatlantic triangular. The United States, ultimately disregarding allied advice, continued to escalate the conflict. Eventually, France openly disputed the American policy in Vietnam but nevertheless depended on the US military shield in Europe and therefore faced limits in its pursuit of greater independence. While West Germany had even less options than France and publicly acquiesced to Washington’s course, Bonn also slowly sought more independence in foreign policymaking. This process reached its peak with Chancellor Willy Brandt’s Ostpolitik. As the 1960s progressed, the transatlantic allies found themselves increasingly at odds, since respective national interests and agendas were manifest. As a result, a mutualistic trans-Atlantic approach to the Vietnam question was unattainable. Whether substantial European support might have changed the course of the Vietnam War cannot be ascertained, but the lack of it certainly left the United States in a more defensive position as it
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strove to define itself as the defender of the ‘Free World’ against the global Communist threat.1 Propelled into a leading role in the Western world by the Second World War, the United States assumed the duty and burden of defending the freedom of its allies against the Communist threat. Presidents John F. Kennedy and Lyndon B. Johnson were considerably guided by the demands of domestic politics and by an ideological world view differing from the Europeans’ perspective. While the French and Germans pursued agendas of national self-interest aimed at retaining or enhancing their roles in global affairs, the cold-war dogma of the ‘Free World’ versus Communist oppression pervaded the thinking of American foreign policymakers. After the ‘loss’ of China in 1949, stalemate in Korea in 1953, and a dissatisfactory political settlement for Laos in 1962, Vietnam became the frontline for Washington in the continuing Cold War struggle. According to the American doctrine of containment, South Vietnam simply could not be abandoned because its fall might open the floodgates to Communist expansion in the entire region. A lack of American determination in Southeast Asia might also backfire politically at home. Republicans as well as ‘hawks’ within the Democratic Party insisted that the United States had to stand firm against any Communist encroachment. Unwilling to risk defeat at home, Kennedy and Johnson chose to expand the US commitment against Communism in South Vietnam, with tragic consequences for both countries.2 France analyzed US policy on Vietnam through the prism of its own long and ultimately disastrous experience in Indochina. When Charles de Gaulle returned to power in 1958, he endeavored to convey France’s hard-learned lessons in Asia to Washington by urging US leaders not to become bogged down in the jungles of Vietnam. When his advice went unheeded, de Gaulle used the increasing difficulties of the United States in Southeast Asia as an opportunity to enhance the role of France in global affairs. De Gaulle’s rhetoric offered a French alternative to what he defined as the ideologically driven interference of the Soviet Union and the United States. By pursuing this policy, the French president hoped to enhance the role of his country in world politics and in countries of the former French colonial empire in particular. The Federal Republic of Germany had far more immediate goals to deal with than a struggle of distant people in Southeast Asia. The necessity of American military protection, the status of the former German capital Berlin, and the issue of German unification topped the agenda of West German foreign policymaking. Berlin suffered physical division in 1961 with the construction of the Wall, and reunification seemed further postponed by increasing East-West tensions over the crisis in Southeast Asia. Consequently, the Vietnam conflict became a major policy dilemma for Bonn. Opposition to the widening American role in Vietnam was impossible because West Germany – still not a fully sovereign state at the time – 1 2
Eugenie M. Blang, Allies at Odds. America, Europe, and Vietnam, 1961–1968, Lanham: Rowman & Littlefield, 2011, p. 1–7. Ibid., p. 5–6.
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relied on Washington’s good-will for survival and possible German reunification in the future. But West Germany could also not afford to antagonize the French, who increasingly challenged Washington’s course in Vietnam.3 The election of John F. Kennedy in 1960 gave French President Charles de Gaulle hope that he might influence American foreign policymaking. President Dwight D. Eisenhower had increased the American commitment to Indochina, but conflicts in Laos and South Vietnam nevertheless intensified. Perhaps Kennedy was more amenable to de Gaulle’s suggestion of a political settlement for the entire region. In March 1961, Jacques Chaban-Delmas, president of the National Assembly, was scheduled to visit the United States. Before leaving, he received instructions from de Gaulle, who asked Chaban-Delmas to report what impression President Kennedy made. De Gaulle added: “See him and tell him not to get caught up in the Vietnam affair. The United States could lose its forces, but also its soul.”4 Kennedy listened and agreed in principle to the political settlement in Laos, but rejected a similar solution for Vietnam. De Gaulle repeated his advice on Vietnam during Kennedy’s visit to France in May 1961. Kennedy indicated that Western intervention in Southeast Asia might be necessary to stop further advancement of the Communist forces. De Gaulle refused to interfere directly in South Vietnam and rejected Kennedy’s plan to establish a barrier against the Soviet Union and the People’s Republic of China in Indochina. The general argued that military intervention was a hopeless endeavor that ultimately would do more to strengthen the Communists than destroy them. He warned Kennedy: You will find that intervention in this area will be an endless entanglement. Once a Nation has been aroused no foreign power, however strong, can impose its will upon it. You will discover this for yourself […] We French have had experience of it. You Americans want to take our place. I predict that you will sink step by step into a bottomless military and political quagmire, however much you spend in men and money. What you, we and others ought to do for unhappy Asia, is not to take over the running of these states ourselves, but to provide them with the means to escape the misery and humiliation which, there as elsewhere, are the causes of totalitarian regimes.5
Based on de Gaulle’s assessment, the only successful way for the West to shape events in Southeast Asia was an indirect approach through economic aid and political support. Obviously, de Gaulle did not want to see the Communists succeed in Southeast Asia, but US military intervention was undoubtedly the wrong way to defeat the insurgents. Kennedy, however, could not perceive the turmoil in Vietnam within de Gaulle’s framework of self-determination. Instead, Vietnam was a battleground of competing Cold War ideologies. The US president hoped that a concerted Western policy might prevent further gains by the Communists. 3 4 5
Ibid., p. 4. Cited by Jean Lacouture, De Gaulle. The Ruler, 1945–1970, New York: W. W. Norton, 1991, p. 371. Charles de Gaulle, Memoirs of Hope. Renewal and Endeavor, New York: Simon & Schuster, 1971, p. 256.
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De Gaulle’s advice went unheeded. Even though Kennedy was warned by some of his counsel (Undersecretaries of State Chester Bowles, George Ball, Senator Mike Mansfield, Ambassador Kenneth Galbraith), he increased the number of US advisors and military aid to South Vietnam until his assassination in November 1963. His administration tacitly supported the coup that killed South Vietnamese President Ngo Dinh Diem.6 President Lyndon B. Johnson followed the policies of his slain predecessor. While Johnson had some foreign policy experience, his focus was on domestic policies. Johnson’s dream was the ‘Great Society’ that guaranteed civil rights, social security, welfare, health care, and education to all Americans.7 However, Johnson, like Kennedy, firmly believed that the United States could not give in to Communist aggression. He argued that the United States had to remain vigilant and faithful to its commitments. Otherwise, the ‘Free World’ might experience another ‘Munich’ by caving in to dictators.8 Johnson poignantly described his dilemma in his memoirs: I knew from the start that I was bound to be crucified either way I moved. If I left the woman I really loved – the Great Society – in order to get involved with that bitch of war on the other side of the world, then I would lose everything at home. All my programs, all my hopes to feed the hungry and shelter the homeless. All my dreams to provide education and medical care to the browns and blacks and the lame and the poor. But if I left that war and let the Communist take over South Vietnam then I would be seen as a coward and my nation seen as an appeaser, and we would both find it impossible to accomplish anything for anybody around the globe.9
By early 1965 Johnson had decided that the war in Vietnam could not be won without US combat forces. On March 8, 1965 two Marine battalions landed near Da Nang.10 More troops followed, the war further escalated, and Johnson increasingly pushed for allied support. Since the French and British refused any military support, the Johnson administration increasingly targeted West Germany for aid. In October of 1963, Ludwig Erhard became West German chancellor after Konrad Adenauer’s resignation. During his last years in office Adenauer had turned increasingly to France for support since he distrusted Kennedy’s policy of flexible response. A historic result of their close cooperation was the GermanFrench Friendship treaty signed on January 22, 1963. The treaty aimed not only at closer cooperation between France and Germany, but was designed as another 6 7
Blang, Allies (see note 1), p. 22–25. For Lyndon B. Johnson’s background see Doris Kearns, Lyndon Johnson and the American Dream, New York: Harper & Row, 1976. A good comparison between Kennedy and Johnson is Tom Wicker, JFK and LBJ. The Influence of Personality upon Politics, New York: Pelican Books, 1968. See also Lyndon B. Johnson, The Vantage Point. Perspectives on the Presidency, 1963–1969, New York: New Popular Library, 1971. 8 Wicker, JFK (see note 7), p. 195–197; John L. Bullion, Lyndon B. Johnson and the Transformation of American Politics, New York: Longman, 2008), p. 5–6, 22, 34–35. 9 Cited by Stanley Karnow, Vietnam. A History, New York: Viking Press, 1983, p. 320. 10 Mike Gravel (dir.), The Pentagon Papers. The Defense Department History of United States Decisionmaking on Vietnam, Boston: Beacon Press, 1971, vol. III, p. 389–392.
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step toward a closer political union among the members of the European Economic Community (EEC). However, Erhard and Foreign Secretary Gerhard Schröder felt that a reevaluation of German relations toward Washington and Paris was necessary. Both believed that the German-French Friendship Treaty not only caused resentment within the EEC but also affected the indispensable good-will of the United States. President Kennedy had made his displeasure with Adenauer’s turn toward France very clear.11 Unlike Adenauer and de Gaulle, Erhard had no doubts about the reliability of the American commitment to Europe. He concluded that German security interests were not the same as those of France and required continuously strong ties with the United States. Hence, the new chancellor rejected Adenauer’s strategy to gain greater leverage vis-à-vis Washington by playing the French card.12 Generally, Erhard’s foreign policy framework revolved around the Bonn – Washington – Paris triangle, which to him defined the boundaries and potential opportunities for West Germany. Erhard soon discovered that his tenuous balancing act between Washington and Paris was further complicated by the war in Vietnam.13 As a result of Washington’s request, Bonn was one of the first Western allies to establish diplomatic relations with the Duong Van Minh government in Saigon after the assassination of Diem.14 West Germany increased its financial and humanitarian aid to South Vietnam and, when asked by Washington, pledged to do more. Bonn also agreed to pay for the costs of US soldiers in West Germany – the offset payments. Meeting Erhard in July 1964, Johnson expressed his appreciation for German support. German aid was also beneficial in Johnson’s efforts to rally Congress and public opinion behind his Vietnam policy.15 Erhard profoundly 11 Frank A. Mayer, Adenauer and Kennedy. A Study in German-American Relations, 1961– 1963, New York: St. Martin’s Press, 1996, p. 95–97. 12 For Erhard’s approach toward unification see Peter Bender, Die “Neue Ostpolitik” und ihre Folgen. Vom Mauerbau zur Wiedervereinigung, Munich: dtv, 1996, p. 105–106. For Erhard’s attitude toward de Gaulle prior to his election as chancellor see Volker Hentschel, Ludwig Erhard. Ein Politikerleben, Berlin: Ullstein, 1998, p. 588–594, and Alfred Mierzejewski, Ludwig Erhard. A Biography, Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2004, p. 167– 172. Foreign Secretary Gerhard Schröder shared Erhard’s reservations toward de Gaulle. See Torsten Oppeland, Gerhard Schröder (1910–1989). Politik zwischen Staat, Parteien und Konfession, Düsseldorf: Droste, 2002, p. 541–543. 13 Erhard’s conversation with Dean Acheson, October 19, 1963, in: Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD), 1963, vol. III, doc. 393, p. 1336–1340. Erhard criticized the current French policy, most notably the de Gaulle veto against the British entry to the EEC. Foreign Secretary Schröder stressed that the US commitment was vital to West Germany. See Schröder’s conversation with Dean Acheson, October 19, 1963, in: ibid., doc. 394, p. 1341–1345, here p. 1343–1344. 14 Horst Osterheld, Außenpolitik unter Bundeskanzler Ludwig Erhard, 1963–1966. Ein dokumentarischer Bericht aus dem Kanzleramt, Düsseldorf: Droste, 1992, p. 37–47. Ambassador York Alexander von Wendland (Saigon) to Foreign Ministry, December 16, 1963, in: AAPD, 1963, vol. III, doc. 474, p. 1647–1649, here p. 1647. 15 Conversation between Erhard and Johnson, June 12, 1964, in: AAPD, 1964, vol. I, doc. 161, p. 651–659, here p. 655–657. Johnson complained about domestic pressure on Vietnam. The
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cherished Johnson’s trust and friendship,16 but he failed to realize that Johnson was mainly interested in a European endorsement of his Vietnam policy and had little interest in German unification. Not surprisingly, de Gaulle was displeased with Erhard’s strong endorsement of Washington and minced no words during a summit meeting in July 1964. He invited Erhard to join his Force de frappe and offered to champion efforts toward German unity. Yet, Erhard held steadfast in his belief that Washington was the most reliable ally.17 During another summit meeting with Johnson in June 1965, Erhard reaffirmed his support of the American policy in Vietnam yet grew more apprehensive over the implications of the conflict in Southeast Asia. He discussed his concerns with de Gaulle a few days later. The general suggested that failure in Vietnam might induce the United States to adopt a more isolationist position to the detriment of Western Europe. He argued that Germany relied too much on Washington and should work more closely with France. Erhard was not ready to exchange his reliance on Washington with an open endorsement of de Gaulle’s position.18 Vietnam completely overshadowed the state visit of Erhard to Washington from December 19 to 22, 1965. The treatment Erhard received was a well organized display of pressure, cajoling, and thinly veiled threats. The bottom-line was that Johnson insisted on a greater German contribution in Vietnam, not only in the form of money but by deploying German troops.19 Secretary of Defense Robert McNamara stated frankly that it was unacceptable that the United States sacrifice so much for the defense of the ‘Free World’ while the allies hardly did anything. Bonn had to comply in full with the offset payments to cover the costs of American troops in West Germany, and any additional help would be very welcome.20 Johnson demanded German acquisition of American weaponry as offset payment for the expenses of American troops in Germany. The president then directly
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lack of European support made it even more difficult for him to justify his policy at home and obtain the needed financial support from Congress. Johnson also hinted at the far-reaching decisions he still had to make on Vietnam, which would have repercussions beyond the United States. While he did not provide details, he was referring to the possible deployment of ground troops. Ibid., p. 658–659. The off-set payments would come to haunt Erhard two years later. See also Osterheld, Außenpolitik (see note 14), p. 91, and George McGhee, At the Creation of a New Germany. From Adenauer to Brandt, An Ambassador’s Account, New Haven: Yale University Press, 1989, p. 145–149. Conversation between Erhard and de Gaulle, July 3, 1964, in: AAPD, 1964, vol. II, doc. 180, p. 713–723, here p. 714–716. Conversation between Ludwig Erhard and Charles de Gaulle, June 11, 1965, in: AAPD, 1965, vol. II, doc. 242, p. 1002–1008. Conversation between Erhard, Dean Rusk and Robert McNamara, December 20, 1965, in: AAPD, 1965, vol. III, doc. 465, p. 1913–1920, here p. 1915–1917. Ibid., p. 1918–1919. McNamara relayed that the war already cost 10 billion US dollars per year, which would further increase. He indicated that the US had reached the end of the line in its duty to Western freedom if its allies remained complacent. Erhard’s first encounter with Johnson appeared a short relief from Vietnam. Johnson showed interest in Erhard’s desire to have greater access to nuclear weaponry. See conversation between Erhard and Johnson, December 20, 1965, in: AAPD, 1965, vol. III, doc. 466, 1920–1928, here p. 1920–1925.
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asked for German military contributions in Vietnam. Erhard responded that according to the German constitution he could not send any troops or even any engineering or medical corps to Vietnam. Johnson was not interested in German constitutional constraints and instead reminded Erhard of all that the United States had done for West Germany over the last few decades and insisted that it was now time for Germany to repay its debts.21 Erhard left the meeting deeply shaken and in near despair; he and his counsel were simply bewildered by the American demands.22 While Bonn was able to table the issue of any military deployments, given the constitutional constraints of the FRG, the issue of the offset payments resulted in a political disaster for Erhard in 1966. Earlier, in May 1964, Bonn had agreed to a new offset payment that provided for annual weapons purchases of 675 million US dollars. The agreement no longer included a clause that made purchases dependent on a balanced German budget.23 In the spring of 1966, US Secretary of Defense McNamara posed an ultimatum: either Bonn would stand by its financial obligations, or it would face a reduction of US troops in Germany.24 Erhard’s budget difficulties, however, prevented him from paying in full. During a September meeting with Johnson in Washington, Erhard promised to pay German debts but indicated that he could not meet the 1967 deadline. Johnson refused any change to the payment schedule. Erhard answered that a different government in Germany might not be as supportive and might instead align itself closer to the policies of France. Johnson remained adamant.25 Questioned at home by his own party and discredited by the failure to provide strong leadership abroad, Erhard resigned in November 1966. While Erhard failed to placate Washington, President de Gaulle ultimately decided on outright criticism of the United States over Vietnam. At a July 23, 1964 press conference de Gaulle addressed the topic of Vietnam at length and criticized American policy. He argued frankly that the United States should not desire a wider conflict in Asia but instead seek a political solution. De Gaulle proposed a 21 Osterheld, Außenpolitik (see note 14), p. 268–270. German-American government consultation, December 20, 1965, in: AAPD, 1965, vol. III, doc. 467, p. 1929–1934, here p. 1929– 1931. Rusk and McNamara made it abundantly clear that the US would stand by South Vietnam. 22 Osterheld, Außenpolitik (see note 14), p. 270; McGhee, Creation (see note 16), p. 183–186. The ambassador was critical of Johnson’s treatment of Erhard. 23 On Erhard’s economic difficulties see Mierzejewski, Erhard (see note 12), p. 195–199; Hubert Zimmermann, Money and Security. Troops, Monetary Policy, and West Germany’s Relations with the United States and Britain, 1959–1971, Washington: German Historical Institute, 2002, p. 189–205. 24 Ambassador Karl Heinrich Knappstein (Washington) to Foreign Ministry, May 24, 1966, in: AAPD, 1966, vol. I, doc. 161, p. 680–682, here p. 680. 25 Conversation between Erhard and Rusk, Washington, September 26, 1966, in: AAPD, 1966, vol. II, doc. 297, p. 1237–1242, here p. 1237–1238. Rusk was relatively understanding but obviously it was left to Johnson to forcefully debate the issue. See conversation between Erhard and Johnson, September 26, 1966, in: ibid., doc. 298, p. 1242–1251, here p. 1242– 1245.
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Geneva-type conference including all major powers to end the bloodshed in Vietnam.26 Yet, the Johnson administration escalated the war by sending combat troops in March of 1965. In March 1966, de Gaulle withdrew all French forces from NATO’s military command.27 In August that year, de Gaulle went even further. He chose the occasion of his state visit to Cambodia to express his position on the conflict in Vietnam.28 In a speech to a cheering crowd of 100,000, he congratulated the Cambodians for defending their independence from both the Communist Khmer Rouge and the United States and saving “their lives and souls”. Unfortunately, the people of South Vietnam still suffered from outside intervention. The United States was interfering in a civil war. American attacks on North Vietnam, inching closer toward Chinese territory, endangered not only peace in Asia but in the world at large. Hence, American policy was increasingly criticized by the peoples of Europe, Africa, and Latin America.29 De Gaulle endorsed the Cambodian policy of neutrality as the solution for all of Indochina and condemned those who aspired otherwise. France had learned from its own painful experience not to fight the will of the people, and Washington should do the same.30 The United States should accept a peaceful settlement based on the Geneva Accord of 1954. To continue its military engagement would only be detrimental to the United States. Negotiations were also in the best interest of the West and would serve to restore the credibility of the United States in Europe and in Asia.31 But de Gaulle refused to take any active role in mediating the conflict and tossed this thankless task to the Cambodians.32 The United States continued their escalation in Vietnam until the 1968 Tet offensive by the Viet Cong when President Johnson decided to end bombing raids against North Vietnam and signaled his willingness to enter into peace talks.33 While the Vietnam conflict continued, Johnson’s decision to pursue negotiations 26 Le Monde, July 25, 1964. 27 Memorandum from the President’s Deputy Special Assistant for National Security Affairs (Francis M. Bator) to President Johnson, March 7, 1966, in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1964–1968, vol. XIII, doc. 138, p. 326–328. Washington was clearly angered by de Gaulle’s decision but would not criticize him in public because it might lead to detrimental reactions from other European countries. Most frustrating was the fact that France enjoyed the status of ‘free-rider’ because of its geographically guaranteed NATO protection. 28 Maurice Couve de Murville, Une politique étrangère 1958–1969, Paris: Plon, 1971, p. 112; Maurice Ferro, De Gaulle et l’Amérique, Paris: Plon, 1973, p. 370. De Gaulle, worried over the renewed bombing of North Vietnam after a short break during the Christmas Holidays, urged Johnson in February 1966 to accept a negotiated settlement. 29 Le Monde, September 1, 1966. De Gaulle met with representatives from Hanoi and the National Liberation Front before he addressed the Cambodians. 30 Ibid. 31 Ibid. 32 Murville, Politique (see note 28), p. 112–113; Lloyd Gardner, Lyndon Johnson and de Gaulle, in: Robert Paxton / Nicholas Wahl (ed.), De Gaulle and the United States. A Centennial Reappraisal, Oxford: Berg, 1994, p. 257–278, here p. 275–276. 33 Johnson, Vantage (see note 7), p. 435.
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marked a turning point in transatlantic relations. France and West Germany greeted the news with relief. De Gaulle felt that his advice on Vietnam had been validated and hoped for better relations between France and the United States. In West Germany, the Grand Coalition under Chancellor Kurt Georg Kiesinger agreed. A major obstacle in triangular relations had been removed.34 Yet, the Vietnam conflict had caused a major rift in transatlantic relations. Not only were the French and West Germans apprehensive of the American course in Vietnam, but other Western Europeans shared that sentiment. Most of them feared an escalation of the conflict into a major war. Hence, the United States found itself fighting in Southeast Asia with only token European support. In 1973, the United States finally reached a settlement with Hanoi, but at a very high cost. The Vietnamese mourned several million dead and injured. The US had not only lost 58,000 servicemen and women in the conflict, but it was also wrought by internal dissention not seen since its own Civil War. The French and West Germans, and, in a larger context, all Western Europeans learned a valuable lesson as well. Without a common, mutualistic position, Europeans were unable to impact or shape American foreign policymaking. Since the end of the Vietnam conflict the transatlantic alliance has witnessed disagreement as well as consensus. For the latter, the European response to the September 11, 2001 attacks on the United States serves as a grand example, and the response to the recent terrorist assaults against Paris have once again demonstrated allied solidarity. While the transatlantic allies can be at odds, they share deeply rooted values of human rights, a just and lawful government, and an open and free society for all. Shared values must and will be much stronger than specific disagreements.
34 Blang, Allies (see note 1), p. 184–186.
DAS DREIECK PARIS – BONN – WASHINGTON UND DIE EVOLUTION DER NUKLEAREN ORDNUNG (1961–1966) Andreas Lutsch I. Am 8. Juni 1962, gut einen Monat nach dem Treffen des NATO-Ministerrats von Athen, empfing US-Präsident John F. Kennedy Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß in Washington. Das Gespräch betraf auch die Frage der Verbreitung bzw. Nichtverbreitung (NV) von Kernwaffen. Kennedy klagte, es sei ein „Fehler“ der Vorgängerregierung gewesen, Großbritannien beim Aufbau einer Atomstreitmacht zu unterstützen – „ohne diesen gäbe es wahrscheinlich heute das französische Problem nicht“. Paris geißele die „angelsächsische Konspiration“ im Nuklearbereich, während das französische Prestige- und Sicherheitsbedürfnis nach nationaler Verfügungsgewalt über nukleare Waffen gewaltig angefacht worden sei. Die französische Regierung lehne die NV-Politik der USA ab, fordere Washington zur Unterstützung der Force de frappe auf und bezeichne die Proliferation von Nuklearwaffen als „logisch“.1 Möglicherweise war aus Kennedys Sicht eine kritische Schwelle – eine Art „nuclear tipping point“2 – bereits überschritten. Innerhalb der NATO hatte Frankreich anscheinend unaufhaltsam den Weg zur Force de frappe eingeschlagen. Auch außerhalb Europas schien eine gewisse Verbreitung von Kernwaffen wahrscheinlich. Dies galt insbesondere für die Volksrepublik China,3 aber auch für Israel. Entscheidungsträgern in der Bundesrepublik und den USA war klar, dass Israel mit französischer Hilfe ein Nuklearprogramm mit militärischer Komponente etabliert hatte. Umstritten war, welche Nuklearwaffenfähigkeit in qualitativer wie quantitativer Hinsicht hieraus resultie-
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2 3
Fernschreiben von Wilhelm Grewe (Botschafter in Washington) an Konrad Adenauer, 12.6.1962, über das Gespräch zwischen Strauß und Kennedy am 8.6.1962, in: Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD), 1962, Bd. II, Dok. 236, S. 1054– 1058, hier S. 1056 f. Kurt M. Campbell / Robert J. Einhorn / Mitchell B. Reiss (Hg.), The Nuclear Tipping Point. Why States Reconsider Their Nuclear Choices, Washington: Brookings Institution, 2004. William Burr / Jeffrey Richelson, Whether to „Strangle the Baby in the Cradle“. The United States and the Chinese Nuclear Program, 1960–64, in: International Security 25 (2000/01) 3, S. 54–99.
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ren könnte.4 Insbesondere von französischer Seite aus wurden Erwartungen hinsichtlich des fortschreitenden Prozesses der Verbreitung von Kernwaffen genährt: [Maurice] Couve [de Murville] said that the diffusion of nuclear weapons is inevitable. He asserted that the time is coming when not only China but many other additional countries will have their own atomic weapons, i. e., Israelis, Greeks, Turks, etc.5
Gleichzeitig sei nukleare Proliferation weniger destabilisierend als oft behauptet: […] [T]his danger was greatly overstated. After all, there was a problem of a Chinese independent capability. This was probably already so far on the way toward achievement that there was little we could do about it. The only other nation that we might view with some concern was India, and this was something we could manage. […] Apart from India there was Israel and perhaps Egypt. […] But even if Israel should develop a nuclear capability, that would not create much of a problem on the world scene. The troubles would be localized. It would upset the balance in the Middle East, but it would not trigger a world catastrophe.6
Nukleare Proliferation erschien ebenso dynamisch wie ertragbar zu sein. Warum also sollte der Prozess der nuklearen Proliferation innerhalb der NATO nach Frankreich und vor der Bundesrepublik zum Erliegen kommen, vor allem dann, wenn nach Großbritannien auch Frankreich beim Aufbau seines nationalen Nuklearwaffenpotentials amerikanische Unterstützung bekäme? Kennedy fragte Strauß Anfang Juni 1962 insistierend: Wäre es nicht ‚logisch‘, dass auch die Bundesrepublik, Italien und andere europäische Staaten von Amerika Hilfe bei der Entwicklung eigener nuklearer Kapazitäten fordern würden, wenn die amerikanische Regierung ihre diesbezügliche Politik Frankreich gegenüber revidierte? […] Würde dann in der Bundesrepublik nicht ein starker Druck auf Aufrüstung mit eigenen deutschen Atomwaffen entstehen?7
Im Falle der Bundesrepublik, so legte Kennedys Frage nahe, war der Anreiz strukturell hoch: Westdeutschland war stark durch die Sowjetunion und den Warschauer Pakt gefährdet und wehrgeographisch einzigartig exponiert. Von einem Zuwachs seiner ökonomischen, industriellen, technologischen und wissenschaftlichen Kapazitäten war auszugehen. Strauß allerdings „verneinte die Frage“ und 4
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Vgl. etwa die Aufzeichnung über ein Gespräch Kennedys und Adenauers am 21.11.1961 in Washington, in: John F. Kennedy Presidential Library, Boston (JFKL), Presidential Papers (PP), National Security Files (NSF), Countries, box 79A: „The Chancellor then indicated that Minister Strauss had told him that Israel would soon get the bomb. The President stated that he knew that Israel had made progress and had established a nuclear center with the help of France. This center had been subjected to inspection by two American scientists, and the US would insist on further periodic inspections. While the President thought that it might be possible to make a bomb in the Israel center, he felt it would be difficult, and there were definite limitations on what could be done there.“ Dieser Ausschnitt ist nicht deklassifiziert in der Version der Aufzeichnung in: Foreign Relations of the United States (FRUS), 1961–1963, Bd. XIV, Dok. 219, S. 614–618, hier S. 618. So General Lauris Norstad. Vgl. das Fernschreiben von Botschafter James M. Gavin (Paris), 5.6.1962, in: JFKL, PP, NSF, Regional Security, box 226. Aufzeichnung über ein Gespräch zwischen Couve de Murville und George Ball, Under Secretary of State, 25.5.1963, in: ibid. Grewe an Adenauer, 12.6.1962 (siehe Anm. 1), S. 1056 f.
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entgegnete, indem er implizit Kennedys Kritik an der britischen und französischen Nuklearpolitik aufgriff, dass „das Entstehen einer Reihe von nationalen Atomwaffen in Europa […] die Desintegration von [sic] NATO nach sich ziehen“ würde. Letzteres lehne Deutschland ab, da „die Sicherheit der Bundesrepublik […] auf NATO [sic] und den Bündniszusagen der Vereinigten Staaten“ beruhe. „In absehbarer Zeit“ und „für die Dauer der Existenz der NATO“ sei Druck zur Revision der deutschen Atomwaffenpolitik „nicht zu erwarten“, auch nicht im Fall amerikanischer Hilfe beim Aufbau der Force de frappe.8 Am Tag darauf ging Strauß gegenüber US-Außenminister Dean Rusk erneut auf Kennedys Sichtweise ein, wonach eine „further diffusion of nuclear capabilities“ besorgniserregend sei. Frankreich glaube, „that nuclear diffusion is desirable because of US unreliability“. Das Glaubwürdigkeitsproblem der US-Schutzzusage für NATO-Europa würde zukünftig zu groß werden. Abschließend plädierte Strauß für einen europäischen Pfeiler in der atlantischen Allianz – eine Chiffre, die auf die Bildung einer europäischen Atomstreitmacht abzustellen schien.9 Die deutschen Atomwaffenambitionen wurden innerhalb des westlichen Bündnisses mit unterschiedlich großer Sorge verfolgt. Vor allem in den amerikanisch-französischen Beziehungen blieb die ‚deutsche nukleare Frage‘ umstritten. US-Amerikaner wiesen darauf hin, die Bemühungen zur Errichtung der Force de frappe steigerten potentiell oder längst vorhandene westdeutsche Ambitionen, die französische Politik nachzuahmen. Die französische Seite beschwerte sich wiederum, Washington sei aufgrund seines Interesses an nuklearer Nichtverbreitung so verblendet, dass es nicht mehr zwischen einem „traditional ally and a defeated country prohibited by treaty from developing its own nuclear weapons“ unterscheiden könne: „Why should France be the country which served as a guinea pig for our [American] theories of nuclear diffusion?“10 Solche französischen Beschwerden gegenüber der Regierung Kennedy wurden freilich durch französische Annahmen in Bezug auf nukleare Proliferation konterkariert. Mitunter bestärkten Vertreter der französischen Regierung, wie etwa Verteidigungsminister Pierre Messmer gegenüber seinem US-Kollegen Robert S. McNamara, alarmistische Sichtweisen, Stereotype und Prognosen hinsichtlich eines vermeintlich ruhelosen Westdeutschland: Die Deutschen würden sich erst sicher fühlen, wenn sie eine eigene Atomstreitmacht kontrollierten. Der Status quo gehe zugleich mit dem Risiko einher, die Bundesrepublik nach dem Abdanken Adenauers und in einem Krisen- bzw. Kriegsfall „auf der anderen Seite“ wiederzufinden.11 Charles de 8 9
Ibid., S. 1057. Aufzeichnung über ein Gespräch von Rusk und Strauß, 9.6.1962, in: FRUS, 1961–1963, Bd. XIII, Dok. 140, S. 399–407, hier S. 405 f. 10 Jacques de Beaumarchais (Leiter der Europaabteilung im Quai d’Orsay) gegenüber Henry A. Kissinger, 23.5.1963, gemäß Aufzeichnung Kissingers vom 28.5.1963, in: JFKL, PP, NSF, Meetings and Memoranda, box 321. 11 Aufzeichnung McNamaras, 5.5.1962, in: National Archives and Records Administration, College Park (NARA), Record Group (RG) 59, Decentralized Files-Lot Files, Office of Politico-Military Affairs, Subject Files of the Deputy Assistant Secretary for Politico-Military Affairs, 1961–1968, box 3.
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Gaulles Einschätzung blieb ein Mysterium. US-Botschafter Charles E. Bohlen teilte er etwa Anfang Januar 1963 mit: […] [F]or the immediate future there would seem to be no danger of Germany becoming a nuclear power although he himself was convinced that at some time in the far distant future Germany would also have atomic bombs. When I asked him whether France accepted this he immediately replied no; that France, because of past history an[d] other reasons, would never be in favor of Germany acquiring the atomic weapons on a national basis but he merely felt that in the long run it was inevitable. In reply I stated that we did not regard this as entirely inevitable but that if it did happen it would cause great divisions in the alliance and would be a subject of great concern to the Communist bloc, with which de Gaulle agreed.12
II. Im politisch-diplomatischen Austausch über nukleare Proliferation und die ‚deutsche nukleare Frage‘ in den frühen 1960er Jahren wurden kardinale Probleme der bestehenden Sicherheitsarchitektur aufgeworfen: ihre Glaubwürdigkeit in der Perzeption von Freund und Feind, ihre Dauerhaftigkeit und ihre potentielle Fragilität. Den Bezugsrahmen bildeten im Kern Debatten über den Zustand und die Weiterentwicklung der nuklearen Ordnung. Die Schlaglichter auf das Dreieck Paris – Bonn – Washington machen Positionen und Interessen dieser drei verbündeten Mächte in ihren Grundlinien sichtbar und verdeutlichen zentrale Probleme und Belastungen im trilateralen Verhältnis hinsichtlich der Frage der Verbreitung von Kernwaffen. Die langjährigen und komplexen Diskussionen darüber, wie nukleare Proliferation auf die bestehende Sicherheitsarchitektur einwirken würde, sollen in diesem Beitrag in ihren Grundzügen skizziert werden. Diese Problemskizze ist perspektivisch auf das Dreieck Frankreich – Bundesrepublik – USA ausgerichtet. Im Zentrum stehen Haupttendenzen in der Entwicklung der nuklearen Ordnung und die frühen Bemühungen um die Etablierung einer blockübergreifenden, zwischenstaatlichen NV-Regelung mit globalem Geltungsanspruch in der Zeit von 1961 bis zum Herbst 1966. In dieser Phase wurde die nukleare Weltordnung transformiert. Das Ergebnis dieses Prozesses war ein bahnbrechender amerikanisch-sowjetischer Ausgleich im Herbst 1966: Die Supermächte kamen zu einem bilateralen Einvernehmen über die ersten beiden Vertragsartikel einer NV-Regelung. Nach weiteren anderthalb Jahren intensiver politisch-diplomatischer Bemühungen wurde der NV-Vertrag – auch ,Atomwaffensperrvertrag‘ oder ,Non-Proliferationsvertrag‘ genannt – am 1. Juli 1968 unter anderem von den Atommächten USA, Sowjetunion und Großbritannien unterzeichnet. Der Vertrag kodifizierte die faktisch bereits bestehende Aufteilung der Staatenwelt in Nichtkernwaffenstaaten und Kernwaffenstaaten. Er erkannte die zu Beginn des Jahres 1967 etablierten Kernwaffenstaaten als solche an und damit auch Atommächte, die zunächst NichtSignatarstaaten waren: Frankreich und die Volksrepublik China. Er führte ein „auf 12 Telegramm von Bohlen über sein Gespräch mit de Gaulle, 4.1.1963, in: FRUS, 1961–1963, Bd. XIII, Dok. 263, S. 745–748, hier S. 745.
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Waffen bezogenes Souveränitätskriterium“ in das Völkerrecht ein.13 Die durch den Vertrag institutionalisierte Ungleichheit der Staaten steht seither zumindest in einem Spannungsverhältnis zu dem auch in der UNO-Charta formulierten Postulat der Gleichheit der Völkerrechtssubjekte. Frankreich, das den Vertrag als Produkt und Symbol der bipolaren Weltordnung kritisierte, unterzeichnete ihn erst im Jahr 1992,14 die Bundesrepublik nach hochkontroversen Debatten im November 1969, wobei sie ihn erst im Jahr 1975 ratifizierte. III. Die Genese des Atomwaffensperrvertrages war ein wichtiger Bestandteil des komplexen historischen Prozesses, den man als die Ausformung der nuklearen Weltordnung bezeichnen kann.15 Mit Blick auf den westeuropäischen Teil dieser Ordnung kam der Frage nach der institutionellen Konfiguration der NATO herausragende Bedeutung zu. Die NATO bildete den Rahmen für die erweiterte nukleare Abschreckung der USA (extended nuclear deterrence). Seit Mitte der 1950er Jahre stellte sich die Frage, durch welche institutionellen Arrangements den nichtnuklearen NATO-Verbündeten Möglichkeiten zu größerer Mitverantwortung in Bezug auf die Nuklearstrategie, ihre Implementierung und ihre potentielle militärische Exekution eröffnet werden könnten. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits US-Kernwaffen in Westeuropa stationiert – insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland. Das Nuklearwaffendispositiv der USA in Europa wurde seit den ausgehenden 1950er Jahren bis Mitte der 1960er Jahre stark ausgebaut. Als erstes nukleares Arrangement der NATO wurde Ende 1957 die sogenannte nukleare Teilhabe etabliert. Sie sah vor, dass auch nicht-nukleare NATO-Partner jeweils auf der Basis bilateraler Verträge mit den USA Trägermittel für den möglichen Einsatz in Westeuropa gelagerter US-Kernwaffen bereitstellen würden. Später 13 Lothar Rühl, Die politische Bedeutung des Besitzes von Kernwaffen. Statusunterschiede zwischen Nuklearmächten und Nichtatomaren, in: Europa-Archiv 28 (1973) 1, S. 17–32, hier S. 25. 14 Zur These einer französischen „position de principe contre la politique de non-prolifération“ der USA vgl. Georges-Henri Soutou, La France et la non-prolifération nucléaire. Une historie complexe, in: Revue historique des armées n° 262 (2011), S. 35–45; Bruno Tertrais, France and Nuclear Non-Proliferation. From Benign Neglect to Active Promotion, in: Olav Njølstad (Hg.), Nuclear Proliferation and International Order. Challenges to the Non-Proliferation Treaty, London: Routledge, 2011, S. 217–226; Maurice Vaïsse, La Grandeur. Politique étrangère du général de Gaulle 1958–1969, Paris: Fayard, 1998, S. 377–380. 15 Der Begriff ,nukleare Ordnung‘ steht als Analysekategorie für die auf Atomwaffen bezogene Sicherheitsarchitektur der Welt seit 1945. Ralph Dietl, Introduction: On Nuclear Order, in: Historische Mitteilungen 24 (2011), S. 6–10, hier S. 6, sieht darin eine „hyper-Westphalian order dominated by nuclear powers“. Vgl. auch William Walker, A Perpetual Menace. Nuclear Weapons and International Order, London: Routledge, 2012, S. 1–26. Walkers normativer Ansatz stieß auf berechtigte Kritik. Vgl. David S. Yost, Analysing International Nuclear Order, in: International Affairs 83 (2007) 3, S. 549–574; Joachim Krause, Enlightenment and Nuclear Order, in: ibid., S. 483–499.
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kamen weitere nukleare Arrangements hinzu, vor allem die Nuclear Planning Group (NPG) ab 1967. Dadurch erhielten Nichtkernwaffenstaaten Mitwirkungsmöglichkeiten im sensitiven Nuklearbereich, ohne dass das Prinzip der nationalen Verfügungsgewalt der USA über den Kernwaffeneinsatz beeinträchtigt wurde. Hieran wurde vor allem zweierlei deutlich. Erstens dokumentierte die unbeschadet der Regierungs- bzw. Führungswechsel 1960/61 und 1963 kontinuierlich zunehmende Selbstbindung der USA an Europa eine rigorose Entschlossenheit, Westeuropa mittels extended nuclear deterrence und insofern durch Übernahme enormer Risiken zu schützen, selbst wenn die Verwundbarkeit der Vereinigten Staaten durch sowjetische Nuklearwaffen kontinuierlich zunahm. Als Indikatoren seien lediglich genannt: die dynamische Entwicklung im Bereich der USamerikanischen strategisch-nuklearen Waffen, der Ausbau des europagebundenen Nuklearwaffendispositivs und die Drohung mit dem Ersteinsatz nuklearer Waffen als Reaktion auf einen nicht-nuklearen Angriff gegen die USA oder ihre NATOVerbündeten. Amerika signalisierte auf robuste Weise, dass es sein vitales Interesse war, die Dominanz der westlichen Peripherien Eurasiens, inklusive ihres zentraleuropäischen Teils, durch einen sowjetischen Hegemon zu verhindern.16 Zweitens reflektierte die restriktive Handhabung der Nuklearwaffenkontrolle durch die USA, dass die amerikanische Allianzvormacht gleichzeitig Mechanismen und Strukturen in der NATO zu etablieren, zu sichern und zu stärken suchte, die dem Risiko des entanglement in der Krise entgegenwirken sollten.17 Das Mischungsverhältnis aus Selbstbindung der USA an Europa und ihrem Streben, das Risiko des allianzbedingten entanglement zu verringern, sollte überdies ausreichend sein, um den latenten Ambitionen nicht-nuklearer Verbündeter nach nationaler Kernwaffenkontrolle nicht Vorschub zu leisten. Die Latenz dieser Ambitionen reflektierte wiederum, dass solche Verbündete kalkulierten, dass die Vorteile, nicht-nuklearer US-Verbündeter zu bleiben, jedenfalls einstweilen relativ groß und die Nachteile relativ gering waren im Vergleich zu verfügbaren politischen Alternativen. In diesem Sinn ging von der NATO bzw. der amerikanischen extended nuclear deterrence ein beabsichtigter, positiver Anreiz jedenfalls auf Nichtkernwaffenstaaten in der Allianz aus, nicht selbst eine Verfügungsgewalt über Kernwaffen zu erlangen. Alliierte nukleare Mitwirkung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der amerikanischen Kernwaffenkontrolle und starker Selbstbindung der USA an Europa würde den NV-Effekt verstärken. Lange bevor der NV16 Stephen van Evera, Why Europe Matters, Why the Third World Doesn’t. American Grand Strategy After the Cold War, in: The Journal of Strategic Studies 13 (1990) 2, S. 1–51; Henry A. Kissinger, Military Policy and Defense of the ,Grey Areas‘, in: Foreign Affairs 33 (1955) 3, S. 416–428. 17 „Entanglement occurs when a state is dragged into a military conflict by one, or more, of its alliances. The essence of entanglement, then, is that loyalty trumps self-interest: a state is driven by moral, legal, or reputational concerns to uphold an alliance commitment without regard to, and often, at the expense of, its national interests. […] U. S. alliance agreements contain loopholes that allow the United States to maintain its freedom of action.“ Michael Beckley, The Myth of Entangling Alliances. Reassessing the Security Risks of U. S. Defense Pacts, in: International Security 39 (2015) 4, S. 7–48, hier S. 12 und 19.
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Vertrag im Jahr 1968 abgeschlossen wurde, hatte sich die nordatlantische Allianz bereits zu einem Kernbestandteil der nuklearen Weltordnung entwickelt. Von der US-Schutzzusage im Rahmen der NATO sollte also ein gewisser NV-Effekt auf nicht-nukleare US-Verbündete ausgehen, was nach herrschender Meinung auch tatsächlich der Fall war. Dies sollte jedoch nicht so missverstanden werden, dass die Funktion der US extended nuclear deterrence bzw. der NATO darin lag, nicht-nukleare Verbündete davon abzuhalten, Nuklearwaffen zu erlangen. Dem ersten NATO-Generalsekretär, General Hastings Ismay, wird das Bonmot zugeschrieben, die Funktion der NATO sei eine dreifache: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“. Die Funktion der NATO war also keine vierfache: The United States does not have allies to keep them from doing things they think are needed for their security. It has allies because it has shared interests with them of a kind that warrant cooperative defense. A benefit of these alliance relationships is evident in the nonproliferation domain – but this is not the purpose as such.18
Dieses Verständnis von der relativen NV-Wirkung der NATO und der US extended nuclear deterrence hat weitreichende Implikationen. Wie hätten z. B. die USA angesichts ihres starken Interesses an der Nichtverbreitung im Falle eines unwillkommenen und möglicherweise hochriskanten fait accompli eines nicht-nuklearen NATO-Verbündeten – und insbesondere der Bundesrepublik – reagiert, wenn sie dadurch vor die Wahl zwischen allianz- bzw. geopolitischen oder nichtverbreitungspolitischen Interessen gestellt worden wären? Hätten sie, wie postuliert worden ist, nichtverbreitungspolitische Interessen priorisiert und Bonn mit „military abandonment“ gedroht, um die Transition des deutschen Verbündeten zur Atommacht zu durchkreuzen?19 Oder hätten sie die Integrität der NATO und speziell die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland als vorrangig eingestuft? Schließlich war es, wie US-Außenminister Rusk bei amerikanisch-britischen Regierungsgesprächen erinnerte, our aim since 1945 […] to move toward a permanent solution of the German problem. […] It remained our objective to draw Germany permanently to the West.20 Aus US-Sicht hatte man eine Destabilisierung des Gleichgewichts zwischen Ost und West trotz des Aufstiegs Großbritanniens und Frankreichs zu Atommächten verhindern können. Warum sollte erfolgreiches Proliferations-Management im Falle anderer US-Verbündeter und damit auch der Bundesrepublik ausgeschlossen sein?21
18 Brad Roberts, The Case for U. S. Nuclear Weapons in the 21st Century, Stanford: Stanford University Press, 2016, S. 220. 19 Vgl. zu dieser These: Gene Gerzhoy, Alliance Coercion and Nuclear Restraint. How the United States Thwarted West Germany’s Nuclear Ambitions, in: International Security 39 (2015) 4, S. 91–129. 20 Aufzeichnung über britisch-amerikanische Regierungsgespräche, 27.10.1964, in: NARA, RG 200, Robert S. McNamara Papers (MNP), box 133. 21 Michael Nacht, The Future Unlike the Past. Nuclear Proliferation and American Security Policy, in: International Organization 35 (1981) 1, S. 193–212, hier S. 210.
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Mit Blick auf die Weiterentwicklung der nuklearen Weltordnung im 21. Jahrhundert bleibt die Frage nach dem Stellenwert des NV-Interesses für die USA von Bedeutung. Einerseits spricht vieles dafür, dass sich NV-Politik zu einer unabhängigen und wichtigen Komponente der US-amerikanischen grand strategy seit 1945 entwickelt hat.22 Im Fluss bleibt andererseits die inneramerikanische Debatte um Vorteile, Kosten und Risiken einer internationalistisch Außenpolitik der Allianzwahrung und des deep engagement, der immer noch ein nichtverbreitungspolitischer Effekt beigemessen wird. Umstritten bleibt insbesondere die Frage nach möglichen US-amerikanischen Reaktionen auf nukleare Proliferation unter den Bündnispartnern. Besondere Bedeutung wird dieser Frage im Hinblick auf Ostasien beigemessen – angesichts allgemeiner Erwartungen eines anhaltend dynamischen Aufstieg Chinas, einer Konsolidierung Nordkoreas als Atommacht und den hiervon ausgehenden Wirkungen auf die Sicherheitsarchitektur in Ostasien und auf nicht-nukleare Verbündete der USA wie Japan oder Südkorea.23 IV. In den ausgehenden 1950er und den 1960er Jahren war die Frage eines von der NATO ausgehenden NV-Effekts vor allem – wenngleich nicht ausschließlich – im Hinblick auf die Bundesrepublik Deutschland relevant. Der politische und militärische Status der Bundesrepublik befand sich „at the heart of almost all discussions over what to do about nuclear proliferation“.24 Die Bundesrepublik war seit ihren Anfängen ein Nichtkernwaffenstaat gewesen. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie nationale Verfügungsgewalt über Kernwaffen inne. Sie hatte bereits im Rahmen der Pariser Verträge von 1954 auf die Herstellung von atomaren, biologischen und chemischen Waffen auf bundesdeutschem Gebiet verzichtet. Dieser Verzicht war nur insofern freiwillig gewesen, als er nicht erzwungen worden war.25 Er war rechtlich nur gegenüber den deutschen Verbündeten der Westeuropäischen Union (WEU) bindend. Schon vor dem deutschen Beitritt zum NVVertrag war der faktische Status der Bundesrepublik als Nichtkernwaffenstaat ein zentraler Bestandteil der nuklearen Weltordnung.
22 Francis J. Gavin, Strategies of Inhibition. U. S. Grand Strategy, the Nuclear Revolution, and Nonproliferation, in: International Security 40 (2015) 1, S. 9–46. 23 Vgl. zur entsprechenden Debatte: Elbridge Colby, Choose Geopolitics over Nonproliferation, in: The National Interest, 28.2.2014, URL: http://nationalinterest.org/commentary/choosegeopolitics-over-nonproliferation-9969 [26.10.2016]; David Santoro, Will America’s Asian Allies Go Nuclear?, in: The National Interest, 30.1.2014, URL: http://nationalinterest.org/ commentary/will-americas-asian-allies-go-nuclear-9794?page=show [26.10.2016]. 24 Francis J. Gavin, Nuclear Proliferation and Non-Proliferation during the Cold War, in: Melvyn P Leffler / Odd A. Westad (Hg.), The Cambridge History of the Cold War, Bd. 2: Crises and Détente, Cambridge: Cambridge University Press, 2010, S. 395–416, hier S. 401. 25 Aufzeichnung von Franz Krapf, 3.2.1965, Deutsche Erklärungen über unseren Nuklearwaffenverzicht, in: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin (PAAA), B 43/49.
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Allerdings war der Vertrag im Fall der Bundesrepublik keine notwendige und erst recht keine hinreichende Bedingung, um diese von der nationalen Kernwaffenoption abzuhalten.26 Die Quellen lassen nicht den Schluss zu, dass die Bundesregierung die nationale Verfügungsgewalt über Kernwaffen erlangen wollte. Die Bundesrepublik war in ihrer nuklearen Sicherheitspolitik vielmehr einem limitierten nuklearen Revisionismus verpflichtet. Dessen Zielsetzung bestand in dem hier behandelten Zeitraum darin, die Westbindung der Bundesrepublik zu stärken, indem ihre institutionelle Position in der NATO als ‚nuklearer Allianz‘ verbessert und ihr Einfluss im Nuklearbereich der NATO ausgebaut werden sollten.27 Die deutsche nukleare Sicherheitspolitik war demnach in erster Linie transatlantisch orientiert und auf den Rahmen der NATO bezogen.28 Den politischen Entscheidungsträgern und administrativen Eliten der Bundesrepublik war klar, dass eine nationale Kernwaffenoption aufgrund der strukturellen Einbindung der Bundesrepublik in das internationale Staatensystem mit enormen Kosten verbunden wäre. Offensichtlich erschienen diese Kosten den politischen Verantwortlichen ganz überwiegend als zu hoch. Letztlich musste das Risiko einer Destabilisierung des fragilen Ost-West-Verhältnisses als Folge eines bundesdeutschen Atomwaffenprogramms in Erwägung gezogen werden. Möglicherweise war dieses Risiko gravierend. Dass es gravierend sei, legte auch Lyndon B. Johnsons nationaler Sicherheitsberater, Walt W. Rostow, gegenüber dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rainer Barzel, nahe: The simple fact is that Germany depends, and must depend, on collective nuclear defense. If you would not sign [the Non-Proliferation Treaty], and decided to defend yourself with your own nuclear weapons, you would a) tear apart the Alliance b) face a very difficult period during which you might well be destroyed. We need a free and secure Germany. It is in our interest and yours.29
26 Zu der dahinter stehendenden theoretischen Überlegung hinsichtlich der Wirkung des NVVertrages siehe – jenseits des deutschen Falls – Jacques E. C. Hymans, The Psychology of Nuclear Proliferation. Identity, Emotions, and Foreign Policy, Cambridge: Cambridge University Press, 2006, S. 6. Bange hingegen sieht die NATO als „framework for nuclear nonproliferation“ an und postuliert, die Bundesrepublik habe durch den NV-Vertrag ihre „nuclear aspirations“ im Blick auf deutsche Atomwaffen aufgeben müssen: Oliver Bange, NATO as a Framework for Nuclear Nonproliferation, in: International Journal 64 (2009) 2, S. 361–382, hier S. 369. 27 Andreas Lutsch, Westbindung oder Gleichgewicht? Die nukleare Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland zwischen Atomwaffensperrvertrag und NATO-Doppelbeschluss (1961–1969), München: De Gruyter Oldenbourg, 2018. 28 Eine Ergänzung dazu war der vorsichtige Versuch zu einer französisch-deutsch-italienischen Nuklearkooperation 1957/58. Siehe etwa Leopoldo Nuti, The F-I-G-Story Revisited, in: Storia delle relazioni internationali 13 (1998) 1, S. 69–101; Elmar A. A. Hellendoorn, Between the Devil and the Deep Sea. The Netherlands and the Struggle for European Nuclear Order, Univ.-Diss., Utrecht, 2016, Kapitel II und III. 29 Aufzeichnung über ein Gespräch von Barzel und Rostow, 23.2.1968, in: FRUS, 1964–1968, Bd. XV, Dok. 248, S. 630–637, hier S. 637. Diesem einzelnen Quellenstück ist in der poli-
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Das Risiko einer Destabilisierung des Ost-West-Verhältnisses, zumindest aber die zeitgenössische Ungewissheit über das Ausmaß dieses Risikos, sollte retrospektiv nicht als gering oder nichtig angesehen werden. Das Gegenteil ist indes der Fall bei Darstellungen, die die nukleare Sicherheitspolitik der Bundesrepublik als Politik zur Erlangung nuklearer Macht qualifizieren. Denn in diesen Darstellungen wird unterstellt, dass die nationale nukleare Option in einem tendenziell als unerschütterlich verstandenen Kosten-Nutzen-Kalkül der politischen, diplomatischen und militärischen Spitzen der Bundesrepublik als erstrebenswerte, realisierbare oder favorisierte politische Option erschienen sei.30 Im Kreise der westdeutschen Verbündeten bestand die Sorge, die Transformation der NATO in eine ‚nukleare Allianz‘ könnte die deutschen nuklearen Ambitionen angesichts der zunehmenden Verwundbarkeit der USA durch sowjetische Nuklearwaffen, der Berlin-Krise und des Aufbaus französischer und britischer Nuklearstreitkräfte nicht besänftigen. Gleichzeitig nährte die deutsche Mitgliedschaft in der NATO als ‚nuklearer Allianz‘ Befürchtungen, die Bundesrepublik könne mit Unterstützung ihrer Bündnispartner die nationale Verfügungsgewalt über Kernwaffen erlangen. Solche Befürchtungen, die durch historische Erfahrungen mit Deutschland genährt wurden, bildeten einen Teil des Hintergrunds der zweiten Berlin-Krise.31 Die Ungewissheit, ob die Bundesrepublik in der Zukunft oder unter anderer politischer Führung den Status einer Nuklearmacht anstrebe, wurde wiederum von der politischen Führung der Bundesrepublik innerhalb der NATO bewusst kultiviert. In diesem Kontext ist vor allem Konrad Adenauers wiederkehrender Hinweis zu verstehen, wonach der deutsche Herstellungsverzicht von 1954 rebus sic stantibus gelte und damit nicht irreversibel sei.32 Solche Hinweise fungierten als politisch-diplomatische Machtressource der wirtschaftlich aufstrebenden Bundesrepublik mit ihren zunehmenden kernphysikalischen, atomtikwissenschaftlichen Debatte eine ungerechtfertigt hohe Beachtung zugekommen. Vgl. Jonas Schneider / Gene Gerzhoy, Correspondence. The United States and West Germany’s Quest for Nuclear Weapons, in: International Security 41 (2016) 1, S. 182–185. 30 Vgl. u. a. Marc Trachtenberg, A Constructed Peace. The Making of the European Settlement, 1945–1963, Princeton: Princeton University Press, 1999; Stephan Geier, Schwellenmacht. Bonns heimliche Atomdiplomatie von Adenauer bis Schmidt, Paderborn: Schöningh, 2013, hier S. 114 und 386. Geier postuliert terminologisch schillernd, dass die „nationale Verfügungsgewalt über Nuklearwaffen [...] nur eine von mehreren Optionen“ gewesen sei, die für Adenauer und Strauß – implizit: als Option deutscher Politik – „in Frage kamen“. Noch zugespitzer: Michael Knoll, Atomare Optionen. Westdeutsche Kernwaffenpolitik in der Ära Adenauer, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 2013; Tilmann Hanel, Die Bombe als Option. Motive für den Aufbau einer atomtechnischen Infrastruktur in der Bundesrepublik Deutschland bis 1963, Essen: Klartext, 2015; Jonas Schneider, Amerikanische Allianzen und nukleare Nichtverbreitung. Die Beendigung von Kernwaffenaktivitäten bei Verbündeten der USA, Baden-Baden: Nomos, 2016. 31 Trachtenberg, Peace (wie Anm. 30), S. 251–402. 32 Gespräch von Adenauer und Kennedy, 21.11.1961 (wie Anm. 4), S. 616 f.; Aufzeichnung über ein Gespräch von Adenauer und Rusk im Beisein weiterer deutscher und USamerikanischer Vertreter, 22.6.1962, in: FRUS, 1961–1963, Bd. XIII, Dok. 145, S. 419–422, hier S. 422.
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technologischen und atomwirtschaftlichen Kapazitäten. Diese Ressource wurde kalkuliert eingesetzt, auch um auf die Realisierung bundesdeutscher Interessen im Rahmen der NATO-Sicherheitsarchitektur hinzuwirken – und zwar auch um den Preis, dass hierdurch der Wille der Verbündeten zur Eindämmung der Bundesrepublik gestärkt werden könnte. In den Führungsetagen der westlichen Verbündeten der Bundesrepublik herrschte seit den ausgehenden 1950er Jahren mitunter große Unsicherheit, wie der Kurs der Bundesrepublik in ihrer nuklearen Sicherheitspolitik zu qualifizieren und welche Entwicklung zu prognostizieren sei. Immer intensiver wurde geprüft, wie der nicht-nukleare Status der im Westen eingebundenen und sicherheitspolitisch von den USA abhängigen Bundesrepublik gewahrt werden könne. Dies warf automatisch auch die Frage auf, wie die Bundesrepublik im Rahmen der bestehenden Sicherheitsarchitektur zufrieden gestellt werden könne. Vor allem in Washington empfand man dies als politisch-strategische Ordnungsaufgabe, die durch die Existenz der nationalen Nuklearpotentiale Großbritanniens und mehr noch Frankreichs erschwert wurde. Nationale Atomwaffenpotentiale europäischer Verbündeter unterstrichen die Bedeutung nationaler Kernwaffen, obwohl die US-amerikanische extended nuclear deterrence aufrechterhalten wurde und obwohl die Bedeutung von Kernwaffen im westlichen Abschreckungskonzept im Interesse des Wechsels zur Strategie der Flexible Response abgeschwächt werden sollte. Freilich war den Entscheidungsträgern in Washington klar, dass nationale strategisch-nukleare Potentiale aus britischer und französischer Sicht als Mittel ultimativer Rückversicherung und als „measure of sovereignty and big power status symbol“ anzusehen waren.33 Eine aus US-amerikanischer Sicht hochproblematische Implikation jener britischen und französischen Kernwaffenpotentiale war aber, dass sich in ihnen die Verweigerung ausschließlicher sicherheitspolitischer Abhängigkeit von den USA und Zweifel an der Glaubwürdigkeit ihrer Schutzzusage materialisierten. Paris und London wurden dabei von Seiten Washingtons unterschiedlich behandelt. Mit Großbritannien unterhielten die USA eine privilegierte Nuklearkooperation, die durch die Kennedy-Administration in der Vereinbarung von Nassau Ende 1962 unter Inkaufnahme massiver Verwerfungen in der NATO bekräftigt wurde. Abgesehen vom nachfolgenden US-Angebot, Frankreich auf eine ähnliche oder gleiche Ebene wie die britisch-amerikanische Special Relationship im Nuklearbereich emporzuheben,34 stieß der von Frankreich über Jahre hinweg an die Eisenhowerund Kennedy-Administrationen herangetragene Wunsch nach US-amerikanischer Hilfe beim Aufbau der Force de frappe in Washington vor allem aus nuklearstrategischen und deutschlandpolitischen Gründen auf Ablehnung.
33 So McNamara am 20.2.1964 im Gespräch mit dem britischen Labour-Politiker Gordon P. Walker, in: NARA, RG 200, MNP, box 133. 34 Vgl. etwa: Richard E. Neustadt, Report to JFK. The Skybolt Crisis in Perspective, Ithaca: Cornell University Press, 1999, Kapitel 2. Vgl. dazu auch den Beitrag von Thomas W. Gijswijt in diesem Band.
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Die Haltung der Kennedy-Administration gegenüber dem Aufbau der Force de frappe kulminierte in der These McNamaras, wonach kleine und operativ unabhängige Nuklearpotentiale teuer, schnell veraltet und unglaubwürdig seien.35 Was deutschlandpolitische Erwägungen anbetraf, so erschien gerade Frankreichs Aufstieg zur Atommacht kaum von der Frage einer potentiellen deutschen Nuklearbewaffnung lösbar zu sein. Entsprechend schien Frankreich – als vormaliger Verbündeter der USA in zwei Weltkriegen gegen Deutschland – in der US-Politik kaum einen höheren Stellenwert zu genießen als die Bundesrepublik. Die Frage nach US-amerikanischer Unterstützung für die Force de frappe war heiß umstritten. Denn die Gewährung solcher Hilfe schien in einem problematischen Widerspruch zur NV-Politik zu stehen. So ließ Kennedy etwa den britischen Premierminister Harold Macmillan Anfang Mai 1961 wissen: If we were now to provide aid to France, and thus signify a major reversal in our opposition to Nth country programs, the likelihood that the Germans would eventually wish to acquire a nuclear weapons capability would be significantly increased. Any such German intent would, of course, shake NATO to its foundations [...].36
V. Die US-amerikanische NV-Politik unter Kennedy, die auf ein blockübergreifendes NV-Abkommen zielte, sollte erst unter seinem Nachfolger Johnson zum Durchbruch kommen.37 Sie wurde begleitet von einer intensiven Diskussion über die Folgen der wachsenden Anzahl von Kernwaffenmächten im Staatensystem. Nukleare Proliferation wurde mehrheitlich als destabilisierender Faktor in der Weltpolitik angesehen, auch wenn diese Sichtweise nie unangefochten war.38 Diese Mehrheitsmeinung ging nicht selten mit „nuclear alarmism“39 einher, wonach 35 Ausführungen McNamaras vor dem NATO-Ministerrat am 5.5.1962, in: Digital National Security Archive (DNSA), Dok. NH00971. Vgl. auch das Memorandum von Edward Biegel, 28.5.1962, in: Wilson Center Digital Archive (WCDA), Dok. 110244, URL: http:// digitalarchive.wilsoncenter.org/document/110244 [26.10.2016]: „The real reason why we do not share with the French is that we do not trust them – as we do the British. We are fearful they will trigger us into a nuclear war, since they, unlike the British, follow a foreign policy of their own making.“ Vgl. hierzu Maurice Vaïsse, Intra-Alliance Conflict Related to Nuclear Weapons Politics. The French Case (1957–1963), in: Gustav Schmidt (Hg.), A History of NATO. The First Fifty Years, Bd. 3, Basingstoke: Palgrave, 2001, S. 141–154. 36 Schreiben Kennedys an Macmillan, 8.5.1961, in: WCDA, Dok. 111184, URL: http://digitalarchive.wilsoncenter.org/document/111184 [26.10.2016]. Zum NV-Problem des n-ten Staates: Albert Wohlstetter, Nuclear Sharing. NATO and the N + 1 Country, in: Foreign Affairs 39 (1961) 3, S. 355–387. 37 Hal Brands, Progress Unseen. U. S. Arms Control Policy and the Origins of Détente, 1963– 1968, in: Diplomatic History 30 (2006) 2, S. 253–285. 38 Scott D. Sagan / Kenneth N. Waltz, The Spread of Nuclear Weapons. An Enduring Debate, 3. Auflage, New York: Norton, 2013. 39 Francis J. Gavin, Same as It Ever Was. Nuclear Alarmism, Proliferation, and the Cold War, in: International Security 34 (2009/10) 3, S. 7–37.
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in naher Zukunft durch die Ausbreitung und die immer bessere Beherrschung der Nukleartechnologie mit einer dynamischen Proliferation von Kernwaffen zu rechnen sei. Die NV-Politik der Kennedy-Administration zielte im Zuge der Doppelkrise um Berlin und Kuba überdies darauf ab, die bestehenden Spannungen zwischen beiden Supermächten durch begrenzte Kooperation zu reduzieren und zugleich ein NV-Regime zu etablieren, das den nuklearen Status quo festschreiben und die Bipolarität im internationalen Staatensystem befestigen sollte. Gemeinsame NV-Politik lag im Interesse beider Supermächte.40 Bereits im Laufe des Jahres 1962 erzielten Amerikaner und Sowjets eine bilaterale Einigung über das wesentliche Design des sicherheitspolitischen Kerns des späteren NV-Vertrages. Sie bekleideten auch den Vorsitz im Genfer 18-MächteAbrüstungsausschuss, wo formal über den NV-Vertrag verhandelt wurde. Frankreich entzog sich diesen Gesprächen. Eine Nichtweitergabe-Erklärung seitens der Kernwaffenmächte und eine Nichtakquirierungs-Erklärung der Nichtkernwaffenstaaten bezüglich der nationalen Verfügungsgewalt über Kernwaffen sollte die Basis des NV-Regimes bilden.41 In ihren Grundzügen entsprachen dem die späteren Artikel I und II des NV-Vertrages, denen alle weiteren Vertragsbestimmungen untergeordnet waren.42 Bis zum Durchbruch der bilateralen Verhandlungen zu diesen beiden Vertragsartikeln im Herbst 1966 war allerdings hochumstritten, ob und – wenn ja – welche nuklearen Arrangements der NATO durch den Vertrag verboten werden würden. Die sowjetische Seite vertrat von Beginn an und bis Mitte 1966 die Position, dass sämtliche nukleare Arrangements in der NATO verboten werden müssten, da sie Nichtkernwaffenstaaten einen Zugang zu Kernwaffen ermöglichten.43 Die US-Regierung wiederum lehnte es ab, den NV-Vertrag als Instrument zur Denuklearisierung der NATO missbrauchen zu lassen – wenngleich in Washington die Bereitschaft zunahm, im Interesse des Kompromisses mit Moskau eine gewisse „Erosion“ der NATO44 hinzunehmen. Die Auseinandersetzungen um den vermeintlichen Gegensatz zwischen einer vertraglichen NV-Regelung und der NATO als ‚nuklearer Allianz‘ kulminierten seit 1963 im Streit um die Etablierung einer Atomstreitmacht, die nicht-nuklearen NATO-Partnern Mitbesitz und infolgedessen Mitwirkung an einem strategischnuklearen Waffensystem von signifikanter militärischer Bedeutung bieten sollte. In allererster Linie sollten dadurch die nuklearen Ambitionen der Bundesrepublik 40 Aufzeichnung über das Ergebnis der amerikanisch-sowjetischen Gespräche in Genf vom 11.– 26.3.1962, in: DNSA, Dok. NP00863. 41 Fernschreiben von Luitpold Werz an die Botschaft Washington, 3.9.1962, in: AAPD, 1962, Bd. III, Dok. 345, S. 1491 f. 42 So auch: Aufzeichnung des Abrüstungsbeauftragten der Bundesregierung, Swidbert Schnippenkötter, 21.7.1968, in: PAAA, B 1/378; Memorandum von Spurgeon Keeny, 24.12.1968, in: Lyndon B. Johnson Library, Austin (LBJL), PP, NSF, National Security Council Histories, box 55. 43 Soviet Draft Treaty on the Nonproliferation of Nuclear Weapons, 24.9.1965, in: Documents on Disarmament, 1965, S. 443–446. 44 William C. Foster, New Directions in Arms Control and Disarmament, in: Foreign Affairs 43 (1965) 4, S. 587–601, hier S. 600.
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befriedigt werden. Die Kennedy-Administration griff einen im Jahr 1960 durch die Eisenhower-Regierung eingebrachten Vorschlag auf und schlug Anfang 1963 in der NATO ein modifiziertes Konzept vor: die sogenannte Multilateral Force (MLF). Von Beginn an waren die MLF-Verhandlungen durch die schwelende NATOKrise und die ablehnende französische Haltung hochgradig politisiert. Die deutsche Haltung zur MLF galt in Washington als Lackmustest, ob die Bundesrepublik auch angesichts des Élysée-Vertrages an ihrer atlantischen Orientierung in der nuklearen Sicherheitspolitik festhalten würde. Bereits die Regierung Adenauer legte sich auf die unbedingte Unterstützung der MLF fest. Noch deutlicher als bisher beschritten Frankreich und die Bundesrepublik in der nuklearen Sicherheitspolitik getrennte Wege.45 Großbritanniens Zustimmung erschien als notwendige Bedingung, um die MLF zustande zu bringen. Washington beschwor die vermeintlichen Folgen eines Scheiterns. So schrieb Kennedy dem britischen Premierminister – möglicherweise auch aus taktischen Gründen zugespitzt: […] the Germans are bound to move in much more dangerous directions. In the long run even toward some partly clandestine arrangement with the French or, if this should not work, toward [an] independent nuclear effort in Germany – not now but in time. The more immediate alternative would be a heavy demand for a new bilateral relation with us – probably with land-based strategic missiles in Germany […].46
Die Frage war einerseits, ob Moskau im Rahmen der NV-Verhandlungen dazu gebracht werden könnte, die Bildung einer solchen Streitmacht hinzunehmen. Andererseits war unsicher, ob Großbritannien und Frankreich die Bildung der MLF zumindest hinnehmen oder an dieser selbst mitwirken würden. VI. Wie Großbritannien,47 so war auch Frankreich vor allem aufgrund deutschlandpolitischer Überlegungen nicht bereit, die Etablierung der MLF zu dulden oder gar an ihr teilzunehmen. Letzteres war aus politischen wie strategischen Gründen 45 Telegramm von Walter C. Dowling, 14.1.1962, in: FRUS, 1961–1963, Bd. XIII, Dok. 166, S. 478–482; Aufzeichnung über eine Besprechung von Kai-Uwe von Hassel mit McNamara, 25.2.1963, in: NARA, RG 200, MNP, box 133. Vgl. auch Corine Defrance / Ulrich Pfeil, Eine Nachkriegsgeschichte in Europa 1945–1963, Darmstadt: WBG, 2011, S. 102–123; Ulrich Lappenküper, Die deutsch-französischen Beziehungen 1949–1963. Von der „Erbfeindschaft“ zur „Entente élémentaire“, München: Oldenbourg, 2001, Bd. II: 1958–1963, S. 1768; Georges-Henri Soutou, Les problèmes de sécurité dans les rapports franco-allemands de 1956 à 1963, in: Relations internationales 58 (1989), S. 227–251, hier S. 246 f. 46 Schreiben Kennedys an Macmillan, 29.5.1963, in: The National Archives, Kew (TNA), Cabinet Records (CAB), 21/6044. 47 David J. Gill, Britain and the Bomb. Nuclear Diplomacy, 1964–1970, Stanford: Stanford University Press, 2014; Susanna Schrafstetter, Die dritte Atommacht. Britische Nichtverbreitungspolitik im Dienst von Statussicherung und Deutschlandpolitik 1952–1968, München: Oldenbourg, 1999.
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undenkbar. Obwohl Frankreich nicht an den Genfer NV-Verhandlungen teilnahm, wirkte es indirekt daran mit, dass Nichtkernwaffenstaaten nuklearer Mitbesitz untersagt wurde. Auch angesichts der französischen MLF-Politik waren die USA bei der endgültigen Konfiguration der auf Westeuropa bezogenen nuklearen Ordnung im Herbst 1966 bereit, der sowjetischen Forderung nach einem vertraglichen Verbot des nuklearen Mitbesitzes für Nichtkernwaffenstaaten zuzustimmen,48 wenngleich ein solcher Mitbesitz bis dahin ausschließlich in Bezug auf eine NATO-Kollektivstreitmacht verhandelt worden war. Frankreich hatte sich seit Mitte 1964 zu einem der „leading states in the struggle against the atomic armament of the FRG“ entwickelt.49 Wenngleich die MLF gerade nicht zu einer Nuklearbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland führen sollte, lief Paris gegen das Projekt und gegen die drohende deutsche Teilhabe Sturm.50 Eine MLF mit einem starken deutsch-amerikanischen Kern hätte jedenfalls eine erhebliche Macht- und Einflusssteigerung der Bundesrepublik im Rahmen der NATO und einen relativen Bedeutungsverlust der im Aufbau befindlichen Force de frappe nach sich gezogen. Dass aus der MLF eine ‚deutsche Nuklearbewaffnung‘ resultieren würde oder könnte, konnte leicht hochgespielt werden, ohne dass diese ‚Gefahr‘ innerhalb des Westens ernst genommen wurde. Eine „privileged position“ der Bundesrepublik durch die MLF wäre für die NATO desaströs, stellte de Gaulle gegenüber Rusk Mitte Dezember 1964 fest. Frankreichs Gespür für die „long term dangers“ eines wiedererstarkenden Deutschland sei feinfühliger als das der USA: [...] [T]he acquisition by Germany either directly or indirectly of nuclear power would not be acceptable to France, nor he felt to any other European country, certainly in the East, nor did he feel in the West. [...] You know and we know that the MLF will not eliminate the German appetite but will in all probability increase it.51
48 Memorandum von Adrian S. Fisher, 30.9.1966, in: LBJL, Papers of Francis M. Bator, Subject Files, box 30. 49 So der Chef der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, Władysław Gomułka. Vgl. das Sitzungsprotokoll des Politischen Beratenden Ausschusses des Warschauer Paktes vom 20.1.1965, in: Vojtech Mastny / Malcolm Byrne (Hg.), A Cardboard Castle? An Inside History of the Warsaw Pact, 1955–1991, Budapest: Central European University Press, 2005, S. 179–188, hier S. 184. 50 Frédéric Bozo, Two Strategies for Europe. De Gaulle, the United States and the Atlantic Alliance, Lanham: Rowman & Littlefield, 2001, S. 110–121; Benedikt Schoenborn, La mésentente apprivoisée. De Gaulle et les Allemands 1963–1969, Paris: Presses Universitaires de France, 2007, S. 160–166; Garret Martin, The Soviet Factor in Franco-German Relations, 1958–69, in: Carine Germond / Henning Türk (Hg.), A History of Franco-German Relations in Europe. From „Hereditary Enemies“ to Partners, New York: Palgrave Macmillan, 2008, S. 199–209; Carine Germond, A „Cordial Potentiality?“ De Gaulle and the Franco-German Partnership 1963–1969, in: Christian Nuenlist / Anna Locher / Garret Martin (Hg.), Globalizing de Gaulle. International Perspectives on French Foreign Policies, 1958–1969, Lanham: Rowman & Littlefield, 2010, S. 43–62. 51 Telegramm Rusks vom 15.12.1964 über eine Unterredung mit de Gaulle, in: FRUS, 1964– 1968, Bd. XIII, Dok. 64, S. 160–165, hier S. 162–164. Vgl. auch deren Gespräch am 14.12.1964, in: Documents Diplomatiques Français (DDF), 1964, Bd. II, Dok. 220, S. 548–555.
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Ganz ähnlich äußerte sich Couve de Murville noch Mitte Juli 1965 gegenüber dem amerikanischen NATO-Botschafter, Thomas Finletter: He said the United States believed that by the MLF device or something like it Germany’s ambitions for nuclear arms would be controlled. He said France did not agree with that. France was more on the side of the Russians in that argument. France believed that once the Germans got an undivided joint interest in nuclear weapons, that would be only the first step toward the building of a German force de frappe.52
Auch mit Moskau stellte Paris bilateral Einvernehmen über die deutsche nukleare Frage her, nachdem die französische Politik gegenüber der Sowjetunion seit der zweiten Jahreshälfte 1964 intensiviert worden war.53 Diese gaullistische „nutcracker policy“ gegenüber der Bundesrepublik,54 der Ambitionen zum Erwerb einer nationalen Nuklearbewaffnung unterstellt wurden, belastete die deutschfranzösischen Beziehungen erheblich. Mancher meinte „am Quai d’Orsay [zu] hören, dass die ‚deutsche Gefahr‘ akuter sei, als die sowjetische“.55 Die französische Fundamentalopposition gegen die MLF trug dazu bei, dass der komplexe und über Jahre im Fluss befindliche Prozess der Herausbildung der auf Westeuropa bezogenen nuklearen Ordnung in der schließlich durch den NVVertrag kodifizierten Lösung kulminierte. Der sicherheitspolitische Kern dieses Vertrages kristallisierte sich in einem bilateralen Ausgleich der Supermächte im Herbst 1966 heraus. Das Jahr 1966 erscheint insofern als Schlüsseljahr der Nachkriegsgeschichte. An dem erzielten Kompromiss der Supermächte aus dem Herbst 1966 sollte bis zur Unterzeichnung des NV-Vertrages am 1. Juli 1968 nicht mehr gerüttelt werden, auch wenn die Verhandlungen über den endgültigen Vertragstext sich noch anderthalb Jahre lang hinziehen sollten. Die im NV-Vertrag fixierte nukleare Ordnung wies einige zentrale Komponenten auf. Der Status der Bundesrepublik als Nichtkernwaffenstaat sollte durch deren Beitritt völkerrechtlich kodifiziert werden, den die internationale Staatengemeinschaft – also auch die USA und Frankreich – erwartete.56 Die Rolle der 52 Schreiben von Finletter an Rusk, 12.7.1965, in: FRUS, 1964–1968, Bd. XIII, Dok. 96, S. 231–233, hier S. 232. 53 Vgl. das Gespräch de Gaulles mit Andrei Gromyko am 27.4.1965, in: DDF, 1965, Bd. I, Dok. 189, S. 489–496, sowie das Telegramm Couve de Murvilles an Philippe Baudet über sein Treffen mit Alexei Kossygin und Anastas Mikoyan in Moskau, 4.11.1965, in: DDF, 1965, II, Dok. 236, S. 534–537, hier S. 536: „[…] [S]ur le problème de l’armement atomique de l’Allemagne, la France et la Russie étaient d’accord“. Vgl. auch Marie-Pierre Rey, De Gaulle, l’URSS et la sécurité européenne, 1958–1969, in: Maurice Vaïsse (Hg.), De Gaulle et la Russie, Paris: CNRS, 2006, S. 213–227; Jean-Paul Bled, Le général de Gaulle et le triangle Paris-Bonn-Moscou, in: ibid., S. 199–204. 54 Aufzeichnung von Finletter, 12.7.1965, in: LBJL, PP, NSF, Agency File, box 39. 55 So NATO-Generalsekretär Manlio Brosio gegenüber Grewe. Vgl. Grewes Schreiben an Gerhard Schröder, 4.9.1965, in: PAAA, B 2/148. 56 Dessen ungeachtet hielt die Polemik französischer Regierungsspitzen gegen den NV-Vertrag an. Vgl. das Fernschreiben von Botschafter Manfred Klaiber, 1.2.1968, in: AAPD, 1968, Bd. I, Dok. 41, S. 146–148; Gespräch von Kurt Georg Kiesinger und Willy Brandt mit de Gaulle, Couve de Murville und Michel Debré, 27.9.1968, in: AAPD, 1968, Bd. II, Dok. 314, S. 1219–1227. Dass die französischen und die US-amerikanischen Erwartungen an die Bun-
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USA als Sicherheitsgarant Westeuropas im Rahmen der NATO wurde ebenso bestätigt wie ihre nukleare Präsenz in Europa und die Zulässigkeit der Lagerung von Kernwaffen im Gebiet von Nichtkernwaffenstaaten. Frankreich und Großbritannien wurden als eigenständige Nuklearwaffenmächte mit strategisch-nuklearen Abschreckungspotentialen anerkannt, auch wenn Paris dem Vertrag nicht beitreten würde. Die Nichtkernwaffenstaaten in der NATO wurden mittels institutionalisiertem Konsultationsverfahren im Rahmen der Nuclear Planning Group stärker mit dem nuclear business befasst. Das existierende System der nuklearen Teilhabe wurde durch die Vertragsbestimmungen nicht explizit erfasst und konnte insofern als politisch protegiert erscheinen. Der NV-Vertrag würde Nichtkernwaffenstaaten verwehren, Kernwaffen anteilig oder vollständig zu besitzen und über den Einsatz von Kernwaffen mitzuentscheiden oder national zu entscheiden. Die Nichtkernwaffenstaaten der NATO, unter ihnen auch die Bundesrepublik, würden somit keine Mitverfügung über Kernwaffen etwa nach dem Schema der MLF realisieren können. Die Option einer europäischen Atomstreitmacht blieb als legalistischer Torso erhalten. Das Scheitern aller Pläne zu einer NATO-Atomstreitmacht und ihr Verbot durch den sicherheitspolitischen Kern des NV-Vertrages dokumentierten, dass die zwischenstaatliche und supranationale Integration des ‚Westens‘ an einer unüberwindbar erscheinenden Grenze angelangt war. Integration konnte nicht auf nuklearen Mitbesitz und Kernwaffenkontrolle ausgedehnt werden. Aus Sicht ihrer Advokaten vor allem in Washington und Bonn sollte Integration die faktische Dominanz des Prinzips der nationalstaatlich organisierten Nuklearverteidigung abmildern. Tatsächlich aber bewirkte das NV-Regime eine tiefgreifende Imprägnierung des internationalen Systems, durch die das in Westeuropa zuvor unter Druck geratene, aber faktisch immer vorrangige Paradigma nationalstaatlicher Souveränität als Grundlage der nuklearen Sicherheitspolitik der Staaten nun auch völkerrechtlich fest verankert wurde. Dass der deutsche Beitritt zum NV-Vertrag die deutsche nukleare Frage gelöst hat, sollte indes nicht angenommen werden.
desrepublik in der NV-Frage identisch waren, postuliert auch Marc Trachtenberg, The de Gaulle Problem, in: Journal of Cold War Studies 14 (2012) 1, S. 81–92, hier S. 88 f.
LA FRANCE, L’ALLEMAGNE ET L’ÉTABLISSEMENT D’UNE POLITIQUE MONÉTAIRE EUROPÉENNE FACE AUX ÉTATS-UNIS Éric Bussière Est-il pertinent de traiter des relations monétaires internationales dans les années 1960 en termes bilatéraux ? Ces relations sont de fait organisées dans un cadre international depuis les accords de Bretton Woods et la création du Fonds monétaire international (FMI) après la Seconde Guerre mondiale et dans un cadre régional européen, complémentaire du premier : l’Union européenne des paiements (UEP) au cours des années 1950, puis progressivement le Marché commun à partir de 1958. Les débats quasi permanents portant sur le fonctionnement et la réforme du Système monétaire international (SMI) à partir des années 1960 se situent ainsi dans un cadre multilatéral, qu’il s’agisse au plan international du Fonds monétaire international, de l’OCDE, du Groupe des dix (G 10, cadre issu de la mise en place des accords généraux d’emprunts en 1961) et au plan communautaire du Comité monétaire européen puis du Comité des gouverneurs des banques centrales créé en 1964. Ces deux cadres ne sont en outre pas imperméables et tendent à s’articuler l’un sur l’autre. Au fur et à mesure que l’on s’avance dans les années 1960 et que les structures du SMI se délitent, les discussions au sein des Six prennent plus d’importance. Elles s’insèrent dans la problématique plus large de la réforme de ce système puis dans l’affirmation d’un système monétaire régional européen à construire au sein d’un SMI si possible réformé. Le cadre même des discussions entre banquiers centraux démontre l’importance de l’articulation entre échelle européenne et échelle internationale des débats puisque les réunions que ces personnalités tiennent mensuellement à Bâle au siège de la Banque des règlements internationaux (BRI) associent au cours du même week-end la réunion des banques centrales du G 10 où siègent, outre les Européens, les Américains et les Japonais, puis celle des gouverneurs des pays-membres de la Communauté économique européenne (CEE) en présence des représentants de la Commission européenne. Le secrétariat est dans les deux cas fourni par la BRI. Les relations monétaires franco-allemandes s’insèrent donc en réalité dans un contexte instable où s’articulent un cadre régional en gestation et un cadre international en crise. C’est cette instabilité qui leur donne à la fois intensité et dimension politique. Ce processus se réalise cependant dans deux configurations successives. Jusqu’en 1967 la dimension internationale des problèmes reste dominante à une époque où l’on discute surtout des conditions d’une réforme du SMI. Les Six
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cherchent alors surtout à coordonner leurs positions dans le cadre de cette problématique globale. À partir de 1968, alors que le Marché commun est bien en place, la question dominante devient celle des conditions d’institutionnalisation d’un cadre régional et de son articulation avec un cadre mondial si possible rénové. Quelle place pour la relation franco-allemande dans ce cadre général ? D’abord l’espace des politiques monétaires relève de l’échelle et d’impératifs nationaux mais il s’insère aussi, depuis le début des années 1960, dans le cadre de relations de coopération monétaire internationale puis communautaire rendu de plus en plus nécessaires du fait du retour partiel à la libre circulation des capitaux depuis le début des années 1960. Dans ce cadre international, les banques centrales sont les acteurs principaux, même si les gouvernements jouent leur rôle lorsque la politique des changes est en jeu. Mais le rôle des États passe au premier plan lorsque les débats portent sur l’architecture du système ou qu’il s’agisse de la construction d’un cadre européen ou de la réforme du SMI. À cet échelon, le rôle joué par les gouvernements ouvre la voie à la politisation des débats. Durant les années 1960 et 1970, le dialogue franco-allemand est cependant caractérisé par une série d’asymétries de nature politique auxquelles le cadre monétaire échappe moins qu’un autre. La première asymétrie est de nature institutionnelle et porte sur les relations entre banque centrale et pouvoir politique. Si l’indépendance de la Bundesbank réserve exclusivement la définition de la politique monétaire à cette dernière, la Banque de France ne jouit pas d’une telle indépendance et le dernier mot, en la matière, revient au gouvernement. Mais si la culture monétaire allemande née du contexte de l’après-guerre et visant à préserver la valeur de la monnaie fera bientôt du mark la monnaie de référence en Europe et l’un des pivots du SMI, le gouvernement français pourra s’appuyer jusqu’en 1968 sur un franc stable. Il disposera de ce fait longtemps d’une capacité d’action importante sur les questions monétaires internationales avec les possibilités d’action politique que comporte cette réalité. De ce dernier point de vue, la dépendance plus grande du gouvernement allemand vis-à-vis des États-Unis en matière politique et de sécurité constituera longtemps un frein à l’autonomie de sa politique en matière monétaire. L’année 1968 représente une inflexion majeure du fait des effets économiques et monétaires de la crise de mai en France et de l’affirmation du mark comme monnaie pivot en Europe. À ce contexte spécifique s’ajoute celui de la liquidation accélérée du système de Bretton Woods qui place la problématique régionale européenne au premier plan des préoccupations en France et en Allemagne. Elle prend dès lors la configuration que nous lui connaîtrons jusqu’aux années 1990. FACE À LA CRISE DU SMI (1960–1967) Le retour de Charles de Gaulle au pouvoir en 1958 place le dialogue francoallemand en matière monétaire sur des bases renouvelées par rapport aux dernières années de la Quatrième République. Les réformes engagées à la fin de 1958 ont donné au franc convertibilité et stabilité et la Banque de France accumule pro-
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gressivement d’importantes réserves en or et en devises. Le gouvernement mène désormais une politique de devise forte et adapte sa politique économique à cet objectif, comme le montre le plan de stabilisation de 1963 qui vise à freiner la surchauffe de l’économie et à préserver la monnaie. Ce faisant, le gouvernement remplit les engagements souscrits à la fois au plan international et au plan communautaire : la convertibilité des devises européennes est l’une des conditions de paiements internationaux réguliers et stables et du bon fonctionnement du Marché commun (articles 104 à 109 du traité de Rome). Cette stabilité progressivement consolidée place le gouvernement français dans une relation de dialogue plus équilibré vis-à-vis des partenaires majeurs qui sont les siens, c’est à dire le gouvernement américain dans le cadre général du SMI et le gouvernement allemand dans le cadre européen. Au même moment, au début des années 1960, le fonctionnement du SMI montre certaines faiblesses, dénoncées dès la fin des années 1950 par l’économiste Robert Triffin.1 Le débat central au cours des années 1960 porte donc sur la consolidation, puis la réforme d’un SMI peu à peu affaibli du fait de la crise du dollar, qui est le pivot du système depuis l’origine. Cette crise, pour partie le produit du rééquilibrage des économies de part et d’autre de l’Atlantique, mais aussi des lourds engagements politiques internationaux des États-Unis en matière de sécurité et des investissements réalisés dans le monde par les entreprises américaines, se manifeste notamment par le déficit régulier de la balance des paiements américaine qui pèse sur les réserves en or de la Federal Reserve System (FED) et sur la crédibilité du dollar. La question de la réforme du système et de la place du dollar en son sein est ainsi posée et occupe les débats internationaux durant toutes les années 1960 ainsi qu’une partie des années 1970. La question posée à la France et à l’Allemagne est donc celle des conditions d’une réforme du SMI et de la définition d’une attitude commune sur le sujet. Elle se pose de plus en plus dans un cadre communautaire. Allemands et Français, à l’instar de leurs partenaires de l’Europe des Six font une série de constats similaires quant au diagnostic de la crise du dollar. Les États-Unis doivent réduire leurs déficits extérieurs et mener la politique économique restrictive qui s’impose tandis que le SMI doit être révisé et désormais reposer sur une surveillance multilatérale effective s’imposant à tous. Plus largement lorsque le débat de développe, à partir de 1965, sur la réforme du SMI, Français et Allemands font la même analyse quant à la question de l’approvisionnement du monde en liquidités internationales : il n’est nullement besoin de liquidités supplémentaires, qui sont un ferment d’inflation, dans le système.2 1
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Éric Bussière / Olivier Feiertag, Triffin et la construction monétaire européenne. Une contribution à la rénovation du SMI, in : Jean-Claude Koeune / Alexandre Lamfalussy (dir.), À la recherche d’un nouvel ordre monétaire mondial – In Search of a New World Monetary Order, Berne : Peter Lang, 2012, p. 73–96. Éric Bussière, La Banque de France et la réforme du système monétaire international. Entre impératifs nationaux et solidarité des banques centrales européennes (1963─1968), in : Histoire, économie & société 18 (1999) 4, p. 797–814 ; Monika Dickhaus, La Bundesbank et l’Europe, 1958–1973, in : ibid., p. 775–795, ici p. 789.
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Français et Allemands subissent également les mêmes inconvénients suite aux dysfonctionnements du système, en particulier à travers l’accumulation de dollars non désirés dans les réserves de leurs banques centrales. Un certain nombre de difficultés se concentrent cependant spécifiquement sur la République fédérale du fait de la répugnance des autorités monétaires allemandes à contrôler les mouvements internationaux de capitaux. On assiste au développement d’un conflit d’intérêt entre l’objectif interne de lutte contre l’inflation et des objectifs externes de coopération monétaire internationale : défense du dollar et stabilisation du SMI. En 1961 comme en 1969, l’objectif de stabilisation interne qui passe par une hausse des taux d’intérêts induit des tensions dans le SMI dont le dollar est l’une des victimes. De plus en plus, l’effort de soutien du dollar se concentre sur le mark et sur l’Allemagne fédérale qui subit périodiquement les pressions du gouvernement américain. Ces tensions se traduisent par des réévaluations comme en 1961 et en 1969, mais aussi par l’accumulation de réserves en dollars. Suite aux pressions politiques exercées par le gouvernement américain la Bundesbank fait l’acquisition de bons du Trésor (bons Roosa3) et offre des garanties aux autorités monétaires américaines par la lettre de son président, Karl Blessing, au printemps 1967. Cette « lettre de Blessing », rendue publique par la Bundesbank fut en effet rédigée en réponse à une série de pressions politiques venues d’outre-Atlantique faisant état du coût que représentait la sécurité de la RFA pour le gouvernement américain. Elle suscita en Allemagne des discussions difficiles et fut parfois présentée comme un aveu de grande faiblesse politique.4 Dans les années 1960, la France et l’Allemagne sont donc de fait solidaires en ce qu’elles subissent l’une comme l’autre les inconvénients d’un système malade. Les deux banques centrales procèdent dès lors, au cours de la décennie, à des conversions partielles en or des dollars qu’elles ont accumulés, ponctionnant ainsi les réserves officielles des États-Unis. Elles le font selon des chronologies très proches. Les achats d’or de la Banque de France s’amplifient à partir de 1964 tandis que la Bundesbank augmente progressivement la part de ses réserves en or avec l’objectif de détenir 50 % de réserves en or à la fin des années 1950 puis 60 % (en 1963) et 66 % en 1964.5 Il n’en reste pas moins que les conditions dans lesquelles ces conversions sont réalisées diffèrent. La Banque de France intervient sur ordre du gouvernement à partir de 1964, ses interventions prenant dès lors une allure très politique marquée par les interventions du général de Gaulle sur le sujet, alors que la Bundesbank agit et adopte sur ce plan une attitude plus prudente. Mais de la même manière que la Bundesbank fait savoir qu’elle cesse ses achats d’or en 1967 à la suite de la « lettre de Blessing », la Banque de France (en partie par souci de conserver de 3 4 5
Ces obligations du Trésor américain sont créées en 1961 par le sous-secrétaire au Trésor Robert Roosa pour protéger les réserves d’or des États-Unis. Dickhaus, Bundesbank (voir note 2), p. 790 s. Bussière, Banque (voir note 2), p. 811–813.
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bonnes relations avec ses consœurs) met un terme à ses transferts d’or en provenance des États-Unis à la fin de 1966.6 Dès lors c’est la politisation du débat monétaire impulsée par le général de Gaulle à partir de 1964 qui gêne le gouvernement allemand. Les interventions du général mettent en avant les « privilèges exorbitants » et l’impérialisme du dollar comme partie de l’impérialisme économique et politique des États-Unis : déficit « sans pleur » car non générateur de politique restrictive des États-Unis, implantation des multinationales américaines en Europe, engagements internationaux parfois contestés comme l’engagement croissant au Vietnam. Pour de Gaulle la réforme du SMI fait donc partie d’un rééquilibrage politique des relations entre l’Europe et les États-Unis. C’est le projet de réforme articulé sur l’or que défend le ministre des Finances Valéry Giscard d’Estaing en 1964. À travers l’or, il s’agit pour ce dernier de fonder le système sur une base neutre qui puisse être le support d’un système plus équilibré et mieux contrôlé et de mettre un terme à la situation où la monnaie du pays politiquement dominant serve de pivot au SMI. À partir de 1965, la réforme telle qu’imaginée par les Français est écartée. Elle fait place à un projet de réforme d’origine américaine envisageant la création d’un instrument de réserve déconnecté de l’or, les Droits de tirage spéciaux (DTS), qui est géré dans le cadre d’un FMI considéré comme largement sous influence américaine. L’opposition reste alors tout aussi frontale entre Français et Américains.7 Le gouvernement allemand, réservé comme le gouvernement français quant à la nécessité de créer des nouvelles liquidités internationales sous forme de DTS, est finalement tenu, nous l’avons vu, à plus de prudence malgré plusieurs tentatives de rapprochement avec les positions françaises notamment au sein des discussions du Comité monétaire européen. Le gouvernement français accentue dès lors le coté politique de sa démarche en refusant le soutien à la livre sterling en difficulté à la fin de 1966, puis au dollar lui-même en cessant d’alimenter le pool de l’or, et contribue ainsi à sa liquidation en mars 1968.8 LA MARCHE HÉSITANTE VERS LE RÉGIONALISME MONÉTAIRE La liquidation progressive du système de Bretton Woods libère l’Allemagne fédérale de la contrainte de plus en plus lourde que représentait pour elle le soutien du dollar. Auparavant, le statut de monnaie refuge acquise par le mark et consolidé par la crise du franc à l’issue des événements de mai 1968, avait contraint la Bundesbank à acquérir une masse croissante de dollars dont elle ne voulait pas en raison notamment des effets inflationnistes que représentait cet afflux. La politique monétaire allemande, en l’absence de contrôle des changes, se trouvait ainsi con 6 7 8
Barry Eichengreen, Exorbitant Privilege. The Rise and Fall of the Dollar, Oxford : Oxford University Press, 2011, p. 53. Barry Eichengreen, L’expansion du capital. Une histoire du système monétaire international, Paris : L’Harmattan, 1997, p. 150–154. Bussière, Banque (voir note 2), p. 811–813.
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frontée à un conflit de plus en plus insoluble entre sa politique monétaire interne (maintien de la valeur de la monnaie) et externe (soutien au dollar). La fin des parités fixes libère donc la Bundesbank d’un poids et lui rend une plus large autonomie. Objectivement le gouvernement allemand, en prenant acte de la fin de Bretton Woods dès le printemps 1971 avait trouvé le compromis politique idéal entre d’une part l’acceptation des options américaines en faveur d’un flottement général des monnaies considéré comme de plus en plus inévitable et d’autre part une reprise de liberté en matière de politique monétaire. Il était toutefois prêt à l’insérer dans un régionalisme européen qui suivrait son leadership ou s’inspirerait de son modèle. La question se pose en des termes différents pour le gouvernement français. À partir de 1968 il doit peu à peu faire son deuil d’une réforme du SMI qui s’inspirerait de sa vision des choses : stabilité des taux de change et discipline multilatérale s’imposant à tous. Le modèle perd peu à peu de sa crédibilité. Et si le gouvernement français parvient à imposer un accord de stabilisation provisoire à Washington en décembre 1971, ce dernier se révèle vite fragile. En 1973 le flottement général des monnaies est, de fait, acquis. Quelle place la France de Georges Pompidou accorde-t-elle à la coopération européenne dans un tel contexte ? Lorsque Pompidou accède à la Présidence de la République en juin 1969, sont déjà posées les premières bases du projet de coopération monétaire qui conduiront aux décisions de La Haye en décembre 1969 de construire l’Union économique et monétaire (UEM) en dix ans.9 Il s’agit pour Paris tout à la fois de consolider le Marché commun et de solidariser les Européens vis à vis de la politique monétaire des États-Unis en vue d’une réforme du SMI acceptable pour la France. Mais il s’agit aussi de disposer d’une position de repli au cas où la réforme du SMI échouerait. La configuration du débat telle qu’elle se présente après le départ du général représente donc plus un déplacement de perspective qu’une rupture : l’idée est toujours de s’appuyer sur les partenaires européens, au premier rang desquels l’Allemagne, dans une perspective de réforme du SMI ; mais l’appui sur le régionalisme européen devient plus fondamental puisqu’il s’agit de l’institutionnaliser et que l’hypothèse n’est pas exclue de rendre ce cadre exclusif en cas d’échec de la réforme du SMI. La démarche n’est pas sans risques. Ce sont d’un coté les effets négatifs, et difficilement maîtrisables pour la France, de la fragilité du dollar qui déstabilise le SMI et risque de le faire éclater. Mais c’est à l’inverse ce qu’implique comme discipline la mise en place d’une Union économique et monétaire en termes de coordination des politiques économiques et des politiques monétaires, avec la perte d’autonomie que de telles disciplines représentent. Un tel constat renvoie au
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Éric Bussière, Les tentatives d’une politique économique et monétaire, in : Michel Dumoulin (dir.), La Commission européenne, 1958–1972. Histoire et mémoires d’une institution, Luxembourg : Office des Publications Officielles des Communautés Européennes, 2007, p. 391–404.
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débat développé entre l’Allemagne et la France autour du plan Werner10 et à la volonté de Georges Pompidou d’écarter tout transfert de souveraineté au profit d’instances communautaires, tout en acceptant d’expérimenter les disciplines que le projet d’UEM induit en termes de coordination économique et de coopération monétaire. De fait, la crainte est celle de l’émergence d’une nouvelle asymétrie jouant non au profit du dollar mais au profit du mark. C’est ce que Georges Pompidou fait remarquer aux Américains en février 1970 puis en décembre 1971 aux Açores : « [A]insi nous aurions échangé le système de l’étalon dollar pour celui de l’étalon mark ; ce que nous ne saurions accepter ».11 La crise du système au cours du deuxième semestre 1971 oblige donc Paris à jouer une partie difficile en tentant de trouver les voies d’une synthèse au sein d’un faisceau complexe de forces contradictoires. En mai 1971, c’est le flottement à la hausse du mark suivi par celui du florin à la suite d’une violente phase de spéculation à laquelle ne peuvent résister les banques centrales de ces deux pays concernés. Le 15 août 1971 c’est la décision américaine de laisser flotter le dollar. Le système se délite ainsi à travers l’éclatement des deux pôles de stabilité sur lesquels on croyait encore pouvoir le faire reposer : d’un coté le flottement du mark semble remettre en cause le projet d’union économique et monétaire, de l’autre le nouveau statut du dollar semble mettre un terme au cadre de stabilité multilatéral offert depuis 1945. Désormais l’évolution du cours des monnaies semble devoir être fondée entièrement sur les marchés et c’est à ce type de logique, reposant finalement purement sur des rapports de force économiques, que veut échapper Pompidou. La politique de la France vise à reconstruire un équilibre global en jouant de la complémentarité entre des forces d’impulsion, également contradictoires. L’idée est de s’appuyer sur l’ensemble économique et monétaire de l’Europe, qu’il s’agit de consolider, pour obtenir des Américains la stabilisation du SMI, puis sa réforme sur des bases acceptables. Au cours du deuxième semestre 1971, un débat très difficile se développe entre la France et ses partenaires : ceux-ci, au premier rang desquels l’Allemagne fédérale, sont attirés par une solution régionale prenant la forme d’un flottement des monnaies par rapport au dollar. C’est la position que prend le Ministre fédéral des Finances allemand, Karl Schiller, dès le 9 mai 1971.12 Pour Georges Pompidou le risque est de voir cet ensemble européen prendre la forme d’une zone mark. Les prises de position des représentants américains dans les jours puis les semaines qui suivent les décisions du 15 août ne peuvent que conforter Paris dans ce type d’analyse. Les Européens parviennent cependant peu à peu à rapprocher 10 Plan présenté en octobre 1970 par une commission autour du Président du gouvernement luxembourgeois, Pierre Werner, proposant la création d’une union économique et monétaire en plusieurs étapes, tout en surmontant les différends entre ‹ monétaristes › et ‹ économistes ›. 11 Entretiens du président de la République et du président des États-Unis Richard Nixon en présence de Henry Kissinger, 13 décembre 1971, in : Archives nationales, Pierrefitte (AN), 5 AG 2 (Présidence de la République, Georges Pompidou), 117. 12 Robert Frank, Georges Pompidou, le franc et l’Europe, 1969–1974, in : Jean-René Bernard / François Caron / Maurice Vaïsse / Michel Woimant (dir.), Georges Pompidou et l’Europe, Bruxelles : Complexe, 1995 p. 339–369, ici p. 356.
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leurs positions de celles des Américains. Les discussions franco-allemandes, entre Pompidou et Schiller du 19 novembre puis entre Pompidou et Willy Brandt des 3 et 4 décembre, posent les bases qui permettront à Pompidou de négocier avec Richard Nixon aux Açores, au nom des Européens, les 13 et 14 décembre.13 Les accords du Smithsonian Institute à Washington, finalisés le 18 décembre, consistent en un arbitrage délicat entre cadre régional et cadre international. Quelle interprétation leur donner ? L’équilibre trouvé en décembre 1971, par delà sa fragilité intrinsèque, repose pour Pompidou sur une consolidation de la démarche européenne. Celle-ci devient une condition préalable et essentielle à la reconstitution d’un ordre monétaire international satisfaisant. Au printemps 1972, cette dimension prend une nouvelle importance lorsque, la fragilité des engagements américains apparaissant, Georges Pompidou confie à Edward Heath le souhait de voir se créer « une zone monétaire européenne [...] que nous pourrions, le cas échéant, tenir à l’abri des vicissitudes du dollar ».14 Le régionalisme monétaire européen avait été sous de Gaulle un moyen de coordonner l’attitude des Européens face à l’Amérique. Il s’agit désormais de le faire passer de simple cadre coopératif à une institution. Il acquiert, au tournant de 1972 une seconde finalité puisque l’objectif est de préserver l’œuvre d’intégration économique entreprise en Europe depuis 1958. En adhérant à un tel schéma, Georges Pompidou rejoint les analyses de la Commission européenne développées depuis le début de 1968 par les services de Raymond Barre et exprimées à plusieurs reprises depuis. Les décisions qu’il prit au cours de la ‹ crise finale › du système de Bretton Woods en 1973 sont la conséquence de cette analyse. La relance monétaire européenne est donc engagée dès janvier 1972 à l’initiative de Georges Pompidou qui intervient en ce sens auprès de Willy Brandt et d’Edward Heath. Les objectifs en sont de consolider l’existence d’un espace économique et monétaire régional de stabilité et de sceller au plan politique l’entente monétaire européenne face aux États-Unis afin d’éviter que se reproduise le cas échéant une situation similaire à celle du deuxième semestre 1971 où les Européens avaient réagi dans la division aux initiatives américaines. Il s’agit également de préparer la mise en place d’une zone monétaire régionale en cas d’évolution vers un flottement général des monnaies. Le ‹ serpent monétaire européen ›, né en avril 1972, constitue la réponse à ces objectifs.15 Mais la réalité des faits oblige rapidement à constater que les analyses les moins optimistes se vérifient. La crise finale du système se développe en deux temps. Entre le 5 et le 11 février 1973, une phase de tension majeure se développe sur les marchés entraînant le dollar à la baisse et le mark à la hausse. Le débat 13 Eichengreen, Privilege (voir note 6), p. 76–78. 14 Georges Pompidou à Edward Heath, mars 1972, cité par Gerard Bossuat, Le président Pompidou et les tentatives d’Union économique et monétaire, in : Bernard/Caron/Vaïsse/ Woimant, Pompidou (voir note 12), p. 408–448, ici p. 425–427. 15 Voir les « Réflexions relatives à la crise monétaire de la Communauté », 7 juin 1971, in : Sylvain Schirmann / Sarah Mohamed-Gaillard (éd.), Georges Pompidou et l’Allemagne, Bruxelles : Peter Lang, 2012, p. 177–179. Voir aussi l’extrait du premier entretien en tête-àtête entre Georges Pompidou et Willy Brandt à Bonn, 3 juillet 1972, in : ibid., p. 235–237.
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porte sur l’hypothèse d’un flottement généralisé des monnaies au sein duquel les monnaies du ‹ serpent › évolueraient de concert. La France s’efforce une nouvelle fois d’éviter une telle solution dans la mesure où elle consoliderait de fait le mark comme monnaie pivot du ‹ serpent ›, instituant de fait une nouvelle asymétrie, cette fois au plan régional. Les illusions que l’on pouvait encore avoir tombent à l’occasion d’une nouvelle phase de tension qui intervient au cours de la première quinzaine de mars. Face à une spéculation désormais impossible à endiguer, Helmut Schmidt, ministre fédéral des Finances, décide du flottement du mark, entraînant la décision des autres pays participant au ‹ serpent ›, dont la France. Mais ce flottement est concerté et préserve la cohérence de la plus grande partie de l’espace communautaire. Le ‹ serpent › monétaire européen prend dès lors l’allure d’une sorte de zone mark, ce que Georges Pompidou, comme il l’avait indiqué au président Nixon aux Açores, aurait souhaité éviter. En mars 1973 Georges Pompidou a donc fait jouer l’option spécifiquement européenne, en dehors de tout cadre international régulé, « second best solution » qu’il avait contribué à préparer depuis janvier 1972. Si en décembre 1971, on pouvait imaginer l’option régionaliste comme participante d’un système régulé au plan international, en mars 1973 on entre dans une logique de rapports d’équilibre entre zones monétaires au plan mondial en l’absence de tout véritable cadre de régulation international. La décision n’avait pourtant pas été aisée à prendre. Pompidou décida de maintenir l’ancrage du franc dans le ‹ serpent › en dépit des inconvénients immédiats que cette option pouvait présenter. Ce choix témoigne de la croyance du président en la pertinence de la configuration établie entre décembre 1971 et mars 1972 : affirmer la posture européenne sur laquelle il comptait s’appuyer face aux États-Unis dans les importantes négociations qui s’annonçaient au cours de l’année 1973. Au plan monétaire les objectifs de l’Élysée restent fidèles aux ambitions exprimées de longue date par la France : neutralité du système, absence d’asymétries et mêmes obligations pour tous, souplesse et stabilité, approvisionnement adéquat en liquidités internationales, contrôle des flux de capitaux à court terme.16 Mais la réforme nécessaire à l’élaboration d’un tel système apparait bientôt hors de portée immédiate : « [J]e n’ai pas l’intention de proposer de solutions », affirme Georges Pompidou à Richard Nixon à Reykjavik fin mai 1973.17 L’Élysée s’active alors autour d’objectifs intermédiaires en tentant d’obtenir des États-Unis leur participation active à une solution transitoire en vue de préserver la stabilité du système et d’éviter une flexibilité non contrôlée. Il convient pour cela de se mettre d’accord sur le contrôle des mouvements de capitaux et des interventions coordonnées des banques centrales, sur la consolidation progressive des balances dollar potentiellement déstabilisatrices pour le système, et sur le retour à une convertibilité partielle du 16 Note de Michel Freyche à Georges Pompidou sur les problèmes monétaires internationaux en vue des entretiens de Reykjavik, 24 mai 1973, in : AN, 5 AG 2, 1023. Eichengreen, Expansion (voir note 7), p. 179–186. 17 Deuxième entretien du président de la République et du président des États-Unis Richard Nixon en présence de Henry Kissinger, 31 mai 1973, in : AN, 5 AG 2, 117.
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dollar à travers une réévaluation du prix de l’or. Georges Pompidou défend cette option face au secrétaire au Trésor George P. Shultz le 16 mars 1973, à Henry Kissinger le 18 mai, puis au président Nixon lors des entretiens de Reykjavik le 31 mai 1973.18 Mais cet ensemble d’objectifs ne peut être valablement défendu que si la France peut s’appuyer sur ses partenaires européens. Georges Pompidou est encouragé dans cette option par le Ministère des Affaires étrangères qui souhaite voir la CEE se consolider comme un « bloc monétaire facilitant par son poids-même l’équilibre de l’ensemble ».19 La consolidation d’un ensemble monétaire européen prend donc, au plan international, une double signification : à court terme elle permet d’équilibrer le poids des États-Unis dans un contexte où a disparu le cadre institutionnel né au lendemain de la guerre et où dominent désormais les rapports de force ; à plus long terme, il permet d’envisager en meilleure position de négociation l’élaboration d’un cadre institutionnel plus satisfaisant. La posture adoptée en mars 1973 est finalement abandonnée le 19 janvier 1974 lorsque le franc est retiré du ‹ serpent monétaire européen ›. Le coût économique que représente un tel ancrage est alors jugé trop élevé par rapport à ses avantages immédiats et aux perspectives qu’il offre comme instrument d’une reconstruction générale du système monétaire international. C’est donc le retour de fait à un ancrage monétaire sur le dollar qu’opère le gouvernement français. Cela ne signifie en aucune façon un ralliement aux positions américaines mais résulte de l’analyse lucide de la situation du moment. En l’absence d’espoir d’une réforme du SMI selon des modalités et des échéances acceptables, l’insertion de la France dans une zone monétaire dominée par le mark représente un coût que Georges Pompidou ne veut pas accepter plus longtemps. La crise pétrolière de l’automne 1973 n’a fait que conforter une telle analyse en augmentant encore un peu plus la pression sur l’économie nationale. L’absence d’entente entre Européens dans la gestion de la question énergétique légitimait par ailleurs une décision qui représentait aussi un signal politique. Car la renonciation, provisoire, au projet monétaire européen et l’ancrage de fait du franc sur le dollar, ne représentait pas pour Georges Pompidou un ralliement aux options américaines, mais un avertissement aux Européens. CONCLUSION Quel sens donner alors à la vision pompidolienne des rapports monétaires internationaux et de la relation avec l’Allemagne ? Comme le général de Gaulle, le second président de la Cinquième République prend fortement en compte leur dimension politique. Les débats monétaires prennent leur sens dans une vision glo 18 Entretien entre le président de la République et Henry Kissinger, 18 mai 1973, in : AN, 5 AG 2, 117 ; Deuxième entretien du président de la République et du président des ÉtatsUnis Richard Nixon en présence de Henry Kissinger, 31 mai 1973, in : ibid. 19 Note du ministre des Affaires étrangères sur les problèmes monétaires internationaux, 18 mai 1973, in : AN, 5 AG 2, 1023.
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bale des relations internationales, notamment dans un cadre pour un temps encore atlantique, celui du rapport entre l’Europe et les États-Unis. Mais Georges Pompidou a franchi une étape par rapport à son prédécesseur : la dimension monétaire européenne, qui représentait surtout un cadre de coopération dans le dialogue avec les Américains jusqu’en 1968, devient l’une des composantes de l’insertion économique de la France en Europe et, à travers l’Europe, dans le monde. Une telle démarche valorise encore plus la relation franco-allemande qu’à l’époque du général. Il faudra attendre les années 1980 pour que les héritiers de sa pensée sautent le pas et renoncent à une souveraineté monétaire peu à peu vidée de son contenu effectif. Reste le souhait exprimé avec constance par la France d’un système monétaire international rénové géré dans une relation d’équilibre avec les États-Unis. La crise qui atteint l’Europe depuis 2008 et les nouvelles réflexions qu’elle suscite en matière de régulation mondiale démontre que ce débat est toujours aussi pertinent.
ANHANG – ANNEXES – APPENDIXES
ABKÜRZUNGEN – ABRÉVIATIONS – ABBREVIATIONS AAPD
Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland
ACDP
Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Sankt Augustin
AEC
Atomic Energy Commission
AG
Aktiengesellschaft
AMAE
Archives du Ministère des Affaires étrangères, La Courneuve
AN
Archives nationales, Pierrefitte
Anm.
Anmerkung
BArch
Bundesarchiv, Koblenz
Bd. / Bde.
Band/Bände
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BP
George W. Ball Personal Papers
BRI
Banque des règlements internationaux
BVD
Binnenlandse Veiligheidsdienst
CAB
Cabinet Records
CdM
Couve de Murville
CDU
Christlich Demokratische Union
CEDI
Centre européen de documentation et d’information
CEE
Communauté économique européenne
CFPF
Central Foreign Policy Files
CIA
Central Intelligence Agency
CIAS
Comité international d’information et d’action sociale
CM
Cabinet du Ministre
CNRS
Centre national de la recherche scientifique
CSCE
Conférence sur la sécurité et la coopération en Europe – Conference on Security and Co-operation in Europe
CSU
Christlich-Soziale Union
DC
Democrazia Cristiana
DDF
Documents Diplomatiques Français
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DNSA
Digital National Security Archive
234
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviations
doc.
document
Dok.
Dokument
DTS
Droits de tirage spéciaux
dtv
Deutscher Taschenbuch Verlag
DVA
Deutsche Verlags-Anstalt
EEC
European Economic Community
EM
Entretiens et Messages
ÉSOPE
Études sociales, politiques, économiques
EU
Europäische Union, European Union
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
FDP
Freie Demokratische Partei
FED
Federal Reserve System
FLN
Front de libération nationale
FMI
Fonds monétaire international
FNSP
Fondation Nationale de Sciences Politiques
FO
Foreign Office
FRG
Federal Republic of Germany
FRUS
Foreign Relations of the United States
G 10
Zehnergruppe – Groupe des dix – Group of Ten
GDR
German Democratic Republic
HICOG
High Commissioner of Germany
HMG
Her Majesty’s Government
IANF
Inter-Allied Nuclear Force
Interdoc
International Information and Documentation Center
ILO
International Labour Organization
IRD
Information Research Department
JAEC
Joint Atomic Energy Committee
JFKL
John F. Kennedy Presidential Library, Boston
KPD
Kommunistische Partei Deutschlands
KSZE
Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
LBJL
Lyndon B. Johnson Library, Austin
MLF
Multilateral Force
MNP
Robert S. McNamara Papers
NAH
Nationaal Archief, Den Haag
NARA
National Archives and Records Administration
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviations NATO
North Atlantic Treaty Organization
NP
Richard E. Neustadt Personal Papers
NSC
National Security Council
NSF
National Security Files
NV
Nichtverbreitung
OAS
Organisation de l’armée secrète
OCDE
Organisation de coopération et de développement économiques
OECD
Organization for Economic Co-operation and Development
ONDF
Office national pour la démocratie française
ORTF
Office de radiodiffusion-télévision française
OSS
Office of Strategic Services
OTAN
Organisation du traité de l’Atlantique Nord
OWI
Office of War Information
PAAA
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes
PCF
Parti communiste français
PhD diss.
Doctor of Philosophy Dissertation
POF
President’s Office Files
PP
Presidential Papers
PSB
Psychological Strategy Board
PSK
Psychologische Kampfführung
RFA
République fédérale d’Allemagne
RG
Record Group
SAC
Service d’action civique
SACEUR
Supreme Allied Commander Europe
SBZ
Sowjetische Besatzungszone
s. d.
sans date
SDECE
Service de documentation extérieure et de contre-espionnage
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SG
Secrétariat Général
SMI
Système monétaire international
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
TNA
The National Archives, Kew
UdSSR
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
UEP
Union européenne des paiements
UEM
Union économique et monétaire
235
236 UK
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviations United Kingdom
Univ.-Diss. Universitäts-Dissertation URSS
Union des républiques socialistes soviétiques
USSR
Union of Soviet Socialist Republics
US / U.S.
United States
USA
United States of America
VS
Verlag für Sozialwissenschaften
WBG
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
WCDA
Wilson Center Digital Archive
WVT
Wissenschaftlicher Verlag Trier
REGISTER – INDEX Acheson, Dean 149, 160, 195 Açores 225–227 Adenauer, Konrad 13, 14, 17, 24, 29, 35, 36, 39, 46, 50, 51, 68, 69, 84, 92, 98, 99–103, 113, 125, 126–127, 139–140, 150, 153, 155–161, 164, 165–167, 169– 174, 182–187, 189–190, 194–195, 196, 201–202, 203, 210, 214 Afrika – Afrique – Africa 18, 40, 112, 145, 179–180, 182–184, 188, 198 Ägypten 181–182, 202 Albertini, Georges 145 Alger – Algier – Algiers 182–183 Algerienkrieg – Algérie, guerre – Algerian War 18, 33, 40, 55, 103, 117, 123, 144, 158, 169–190 Alphand, Hervé 109, 126, 131, 132 American Council on Germany 160–161 Amerikanisierung – Américanisation – Americanization 15, 21, 23, 31, 37– 38, 43, 45, 48, 54, 59, 60, 61–65, 67, 69–70, 85–86, 92, 97, 110, 116–120, 142, 144 Amérique Latine 18, 22–23, 40, 45, 198 Antiamerikanismus – Antiaméricanisme – Anti-Americanism 31, 54, 59–70, 110, 117, 119, 136, 174, 182 Antikommunismus – Anticommunisme – Anticommunism 17, 25, 32, 40, 47, 54, 64–66, 68, 107, 135–146, 173, 181 Aral AG 118 Arbeitsgruppe zur geistig-politischen Auseinandersetzung mit links- und rechtsradikalen Bestrebungen 141 Aron, Robert 59, 62, 65 Asien – Asie – Asia 112, 128, 179–180, 183, 191–193, 196–199, 206, 208 Atlantic Institute 161 Atlantik-Brücke 160–161 Atlantiker, deutsche – Atlantistes allemands – Atlanticists, German 17, 28, 32, 39, 50–51, 55, 102, 116, 137, 160, 163–176 Atomic Energy Commission (AEC) 156 Ausschuss der Zentralbankpräsidenten 219
Autriche – Austria 13, 35 Azoren – Azores 225–227 Bahr, Egon 104 Ball, George W. 126, 152–155, 159–160, 174, 194, 202 Bandung-Konferenz – Bandung, conférence – Bandung Conference 179 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – Banque des règlements internationaux (BRI) – Bank for International Settlements 219 Banque de France 220–222 Barre, Raymond 226 Barzel, Rainer 93, 209 Bator, Francis M. 198, 215 Baudet, Philippe 128, 216 Baumel, Jacques 154–155 Beaumarchais, Jacques de 203 Belgien – Belgique – Belgium 13, 35, 100, 113, 124, 128, 179, 185 Bergson, Henri 122 Berlin 14, 29–30, 33, 36, 51–52, 77, 92, 98–105, 112, 123, 140–141, 144, 146– 147, 155, 157, 163, 166–167, 179, 183– 186, 188–189, 192, 210, 213 Berlin-Krise (1958–1961) – Berlin, crise – Berlin Crisis 30, 33, 98–102, 112, 123, 140–141, 144, 146–147, 157, 166– 167, 179, 183–186, 188–189, 210, 213 Berliner Mauer –Berlin, mur – Berlin Wall 99–101, 103–105, 112, 141, 156, 179, 189, 192, 195 Bernanos, Georges 65 Berndorff, Hans Rudolf 67 Beuve-Méry, Hubert 87 Beveridge, William Henry 71, 73 Bidault, Georges 138, 141 Biegel, Edward 212 Bild 176 Bilderberg-Gruppe – Bilderberg, groupe – Bilderberg Group 154–155, 160, 161 Binnenlandse Veiligheidsdienst (BVD) 146
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Register – Index
Birnbaum, Norman 142 Birrenbach, Kurt 115–116, 160, 169, 173 Bismarck, Otto von 71, 74 Blessing, Karl 222 Bohlen, Charles E. 123, 130–131, 140, 152–154, 204 Bongrand, Michel 87 Bonn 3, 14, 23, 25, 35–36, 55, 114–116, 120–121, 126–127, 128, 130–131, 155, 159–160, 163–164, 170, 185, 191–192, 195–197, 201, 204, 207, 210, 217, 226 Bonnemaison, Antoine 145–146 Bowles, Chester 194 Brandt, Willy 29, 39, 51, 83, 84, 92–93, 104–105, 132, 165, 168, 171, 190–191, 196, 216, 226 Brasillach, Robert 65 Bremen – Brême 77, 187 Brentano, Heinrich von 102 Bretton-Woods-System – Bretton Woods, système – Bretton Woods system 28, 33, 50, 55, 118–119, 219–220, 223– 224, 226 Breschnew, Leonid – Brejnev, Léonid – Brezhnev, Leonid 130–131 Brosio, Manlio 216 Brüssel – Bruxelles – Brussels 169, 186 Brzezinski, Zbigniew K. 142 Budapest 143 Bulgarien – Bulgarie – Bulgaria 103–104 Bundesbank 50, 220–224 Bundesnachrichtendienst (BND) 146 Bundesverfassungsschutz 140 Bundeszentrale für Heimatdienst 142 Bundy, McGeorge 123, 152–153, 159–160 Bürgerrechtsbewegung 16, 33–34, 38, 56, 69, 107 Cambodia – Cambodge 198 Caroll, Wallace 137 Carstens, Karl 159, 170 Carter, Jimmy 107 Catalogne, Gérard de 65 CDU 15, 17, 32, 37, 83, 99, 101–105, 116, 158, 160–161, 163–176, 209 Central Intelligence Agency → CIA Centre de recherche du bien politique 145 Centre européen de documentation et d’information (CEDI) 172, 173 Chaban-Delmas, Jacques 90, 193 Chaise vide, crise 30, 53, 119 Challe, Maurice 187
Chaplin, Charlie 65 Charles V 128 Chicago 155 China, Volksrepublik – Chine, République populaire – China, People’s Republic 17, 22, 40, 45, 124, 132, 192–193, 198, 201–202, 204, 208 Chinesisch-sowjetisches Zerwürfnis 17, 40, 124 Christ und Welt 172 Chruschtschow, Nikita 98, 101, 112, 160, 166, 182 CIA 130, 137–138, 140, 144, 146 Civil Rights Movement 16, 33–34, 38, 56, 69, 107 Clay, Lucius 160 Coca-Cola 61 Coexistence pacifique 17, 32, 39–40, 44, 101, 104, 129, 135, 139, 141, 143–146 Colombey-les-Deux-Églises 183–184, 188 Comité des gouverneurs des banques centrales – Committee of Governors of the Central Banks 219 Comité international d’information et d’action sociale (CIAS) 141, 145 Comité monétaire européen 219, 223 Commission européenne 186, 219, 224, 226 Commission trilatérale 24, 46 Common Market 36, 88, 147–148, 150, 154, 157, 159, 179, 185, 186, 219–221, 224 Commonwealth of Nations 180, 183 Compagnie française des pétroles 118 Congrès pour la Liberté de la Culture – Congress for Cultural Freedom 144 Constantine 187 Corée 180, 192, 208 Coudenhove-Kalergi, Richard 114, 172 Cousteau, Pierre 66 Couve de Murville, Maurice 123–124, 126–128, 153–154, 185, 198, 202, 216 Cramer, Fritz 141, 145 CSCE (Conférence sur la sécurité et la coopération en Europe – Conference on Security and Co-operation in Europe) 17, 40, 100 CSU 15, 17, 32, 37, 99, 101–105, 116, 158, 160, 163–176, 209 Cuba, crise – Cuban Missile Crisis 98–99, 112, 123–124, 147, 149, 189, 213 Czechoslovakia 16, 38, 114, 131, 190
Register – Index Dandieu, Arnaud 59, 62, 65 David, Jean-Paul 138, 141, 144–145 DDR 22, 44, 69, 73, 100–101, 103–108, 130–131, 136, 141, 168, 184–188, 190 De Gasperi, Alcide 139 Debré, Michel 131, 169, 186, 216 Defferre, Gaston 85 Dekolonisierung – Décolonisation – Decolonization 17–18, 20, 23, 26, 33–34, 40, 42, 48, 56, 112, 144, 149, 179–181, 183, 192 Dellingshausen, Ewert von 140 Demirel, Süleyman 13, 35 Democratic Party 76, 187, 192 Denuzière, Maurice 88 Depardon, Raymond 91 Détente 16, 17–18, 20, 26, 32, 38, 39–40, 42, 48, 54, 97–108, 109, 112, 114, 118, 121–123, 128–130, 132, 135, 139, 141, 143–144, 146, 163–168, 175, 189–190, 208, 212 Deutsch-Französisches Jugendwerk 14, 36 Deutsche Demokratische Republik → DDR Deutsche Erdöl AG 118 Deutsche Mark 28, 50, 220, 222–223, 225–228 Deutschland Archiv 142 Diederichs, Eugen 63, 66 Dien Bien Phu 179–180 Dowling, Walter C. 159, 204 Droits civiques, mouvement 16, 33–34, 38, 56, 69, 107 Droits de l’homme 23, 45, 199 Droits de tirage spéciaux (DTS) 223 Dubreuil, Hyacinthe 65 Duhamel, Georges 64–65 Dulles, John Foster 143, 181 Eastern Europe 23, 45, 73, 103–104, 113– 114, 123, 130, 132, 143, 168 Economic and Monetary Union, Europe 33, 224–225 EEC 14, 22, 28, 30, 44, 50, 53, 113, 115, 119, 124–125, 127, 150, 168, 169–170, 174–175, 183–186, 190, 195, 219, 226, 228 Égypte – Egypt 181–182, 202 Ehrentreich, Alfred 59 Eichmann, Adolf 30, 52 Eisenhower, Dwight D. 83, 89, 112, 138, 143, 148, 155–156, 166–167, 183, 185, 187, 193, 211, 214
239
Élysée-Vertrag – Élysée, traité – Élysée Treaty 14, 21–22, 24–25, 33, 36, 43– 44, 46–47, 55, 80, 100, 107, 108, 113, 115, 121, 124–129, 147, 157–161, 170, 174, 179, 189–190, 194–195, 214 Empty Chair Crisis 30, 53, 119 Entkolonisierung → Dekolonisierung Entspannungspolitik 16, 17–18, 20, 26, 32, 38, 39–40, 42, 48, 54, 97–108, 109, 112, 114, 118, 121–123, 128–130, 132, 135, 139, 141, 143–144, 146, 163–168, 175, 189–190, 208, 212 Erhard, Ludwig 14, 17, 28, 36, 39, 50–51, 103–104, 116, 124, 126–127, 159–160, 165, 166, 168, 169–175, 190, 194–197 Erlander, Tage 13, 25 Erste Legion 69 ÉSOPE (Études sociales, politiques, économiques) 144–145 Espagne 29, 52 Esprit 65, 67 Étiemble, René 117–118 Europäische Kommission – European Commission 186, 219, 224, 226 Europäische Politische Union – European Political Union 113, 129–130, 185 Europäische Währungsschlange 226, 228 Europäische Wirtschafts- und Währungsunion 33, 224–225 Europäische Wirtschaftsgemeinschaft → EWG Europäische Zahlungsunion – European Payments Union 219 Europe de l’Est 23, 45, 73, 103–104, 113– 114, 123, 130, 132, 143, 168 European Economic Community → EEC European Monetary Committee 219, 223 Evangelische Akademie Tutzing 104 Évian-Verträge – Évian, accords – Évian Accords 158, 188–189 Évry 77 EWG 14, 22, 28, 30, 44, 50, 53, 113, 115, 119, 124–125, 127, 150, 168, 169–170, 174–175, 183–186, 190, 195, 219, 226, 228 Express, L’ 84–85, 87–88 Fackler, Hermann 63 FDP 51, 100, 102, 105, 158, 160–161, 163 Federal Reserve System (FED) 221 Figaro, Le 64–65 Finletter, Thomas 216
240
Register – Index
Flexible Response 156, 164, 194, 211 Fonds monétaire international (FMI) 209, 213 Force de frappe 30, 52, 55, 112, 116, 154, 158, 170, 182, 184–185, 196, 201, 203, 211–212, 215 Ford, Henry 63, 64 Fouchet-Plan – Fouchet, plan – Fouchet Plan 113, 124–125, 129, 186, 190 Franc français 27–28, 50, 220, 223, 225, 227–228 Franco-German Youth Office 14, 36 Frankfurter Hefte 142 French Union 180, 183–184 Freyche, Michel 227 Freyer, Hans 67–68 Fried, Ferdinand 63, 67–68 Friedliche Koexistenz 17, 32, 39–40, 44, 101, 104, 129, 135, 139, 141, 143, 145– 146 Friedrich, Carl Joachim 142 Front de libération nationale (FLN) 180– 181, 187 Funke, Ernst-Richard 140 Funkhouse, Richard 131 G 7 (Gruppe der Sieben – Groupe des sept – Group of Seven) 24, 36 G 10 (Zehnergruppe – Groupe des dix – Groupe of Ten) 219 Galbraith, Kenneth 194 Gaulle, Charles de 13–18, 22–33, 35–37, 39–41, 44–47, 49–55, 70, 84–91, 97, 99–100, 102, 103, 106, 109–132, 144, 147, 151–154, 156–159, 161, 163, 164– 165, 167–170, 172–173, 175, 179, 182– 199, 203–205, 215–217, 220, 222–223, 226, 228 Gaullismus – Gaullisme – Gaullism 29, 52, 69, 90, 106–107, 116–117, 144, 145, 154, 158–159, 161, 173, 182, 185– 186, 216 Gaullisten, deutsche – Gaullistes allemands – Gaullists, German 17, 32, 39, 50, 55, 102, 116, 160, 163–176, 185, 190 Gavin, James M. 202 GDR 22, 44, 69, 73, 100–101, 103–108, 130–131, 136, 141, 168, 184–188, 190 Gehlen, Arnold 67–68 Gelsenkirchener BergwerksAktiengesellschaft 118
Gemeinsamer Markt 36, 88, 147–148, 150, 154, 157, 159, 179, 185, 186, 219–221, 224 Generalvertrag – General Treaty 139 Genfer Abkommen (1954) – Genève, accords – Geneva Accords 198 Gerstenmaier, Eugen 165 German Democratic Republic → GDR Giraud, Henri 111 Giroud, Françoise 88 Giscard d’Estaing, Valéry 85, 91, 107, 223 Globke, Hans 172 Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von 63 Grande coalition, Allemagne – Grand Coalition, Germany 17, 28, 39, 51, 104–105, 166, 168, 171, 174, 199 Grandville, Jean de la 131 Grande-Bretagne – Great Britain 13–14, 21–23, 34, 36, 44–45, 64, 73, 80, 112– 113, 115–119, 123, 125, 128, 131, 145, 147–159, 164, 174, 179–190, 194–195, 197, 201–204, 207, 210–212, 214, 217 Grewe, Wilhelm 201–202, 216, Griechenland – Grèce – Greece 13–14, 29, 35–36, 42, 202 Grimm, Hans 67 Gromyko, Andrei – Gromyko, Andreï 216 Großbritannien 13–14, 21–23, 34, 36, 44– 45, 64, 73, 80, 112–113, 115–119, 123, 125, 128, 131, 145, 147–159, 164, 174, 179–190, 194–195, 197, 201–204, 207, 210–212, 214, 217 Große Koalition, Deutschland 17, 28, 39, 51, 104–105, 166, 168, 171, 174, 199 Günther, Alfred E. 63 Guttenberg, Karl Theodor von und zu 165, 169, 172, 173 Haag, Den – Haye, La – Hague, The 145, 224 Halfeld, Alfred 59, 63–64, 66 Hallstein, Walter 186 Hallstein-Doktrin – Hallstein, doctrine – Hallstein Doctrine 101, 103, 105– 106, 168, 189 Hamburg – Hambourg 155, 176, 187 Hanoi – Hanoï 198, 199 Harmel, Pierre 100, 130–131 Harpprecht, Klaus 93 Hassel, Kai-Uwe von 165, 171–173, 214 Heath, Edward 154, 226 Heidegger, Martin 69–70
Register – Index Helsinki 17, 40, 100 High Commissioner of Germany (HICOG) 137, 160 Ho Chi Minh – Hô Chi Minh 180 Hochhuth, Rolf 69 Hollywood 61, 65 Hongrie – Hungary 70, 103–104, 143 Human Rights 23, 45, 199 Iéna 63 Indien – Inde – India 202 Indochina 179–180, 192–193, 198 Information Research Department (IRD) 145 Inter-Allied Nuclear Force (IANF) 151– 152 Interdoc (International Information and Documentation Center) 141, 145–146 Internationale Arbeitsorganisation – International Labour Organization (ILO) 80 Internationaler Währungsfonds – International Monetary Fund 209, 213 Irland – Irlande – Ireland 73 Ismay, Hastings 207 Israel – Israël 14, 188, 201–202 Italien – Italie – Italy 123, 124, 137–138, 156, 170, 184–185, 202, 209 Jalta 123 Japan – Japon 13, 35, 123, 208, 219 Je suis partout 66 Jena 63 Jerusalem – Jérusalem 30 Johnson, Lyndon B. 13, 16, 35, 39, 76, 130, 190, 192, 194–198, 209, 212, 213, 215–216 Joint Atomic Energy Committee (JAEC) 156 Jong, Piet de 13, 35 Kambodscha 198 Karl V. 128 Keeny, Spurgeon 213 Kennan, George F. 138 Kennedy, John F. 14, 16, 18, 24, 29–32, 36, 39, 41, 46, 51–52, 54, 83–85, 87, 89, 91–94, 98–99, 115, 124, 126, 144, 147–161, 164, 166–167, 170, 171, 174, 187–189, 192–195, 201–203, 210, 211– 214 Keynes, John Maynard 17, 39
241
Khrouchtchev, Nikita – Khrushchev, Nikita 98, 101, 112, 160, 166, 182 Kiesinger, Kurt Georg 30, 52, 104–105, 130, 167, 168, 176, 199, 216 King, Martin Luther 16, 38 Kishi Nobusuke 13, 35 Kissinger, Henry A. 203, 206, 225, 227, 228 Klages, Ludwig 63–64, 69–70 Klaiber, Manfred 216 Klarsfeld, Beate 30, 52 Klaus, Josef 13, 35 Knappstein, Karl Heinrich 197 Kohl, Helmut 108, 176 KPD 70, 136, 139 Kongress für kulturelle Freiheit 144 Korea 180, 192, 208 Kossygin, Alexei – Kossyguine, Alexis – Kosygin, Alexei 128, 130–131, 216 Krise des leeren Stuhls 30, 53, 119 Krone, Heinrich 101, 165, 172–173 KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) 17, 40, 100 Kubakrise 98–99, 112, 123–124, 147, 149, 189, 213 Labin, Suzanne 145 Laboulaye, François de 128 Laos 192–193 Lateinamerika – Latin America 18, 22–23, 40, 45, 198 Lecanuet, Jean 85, 88 Lemnitzer, Lyman 156 Leusse, Bruno de 185 London 110–111, 148–149, 152, 154, 182, 186, 211 Lübke, Heinrich 13, 25 Lücke, Paul 172–173 Luxemburg – Luxembourg 13, 35, 124, 225 Macmillan, Harold 13, 35, 148–152, 161, 170, 180, 183, 212, 214 Majonica, Ernst 169, 173 Mann, Golo 60 Mansfield, Mike 194 Marché commun 36, 88, 147–148, 150, 154, 157, 159, 179, 185, 186, 219–221, 224 Margerie, Roland de 124, 155 Marokko – Maroc 187
242
Register – Index
Marshall-Plan – Marshall, plan – Marshall Plan 116–117, 136–137, 168 Massis, Henri 65 Matthias, Leo L. 66–67, 69 Maulnier, Thierry 65 McCarthyismus – Maccarthyisme – McCarthyism 66 McCloy, John 159, 160 McGhee, George 196–197 McNamara, Robert S. 148–150, 152–153, 157, 196–197, 203, 207, 211, 212, 214 Menschenrechte 23, 45, 199 Mercier, Ernest 65 Merkur 60 Messmer, Pierre 203 Michelet, Edmond 172, 173 Middle East 14, 18, 36, 40, 202 Mikoyan, Anastas 216 Mitterrand, François 85, 87–88, 108 Mittlerer Osten 14, 18, 36, 40, 202 Mobil Oil 118 Mollet, Guy 182 Monat, Der 172 Monde, Le 87–88, 198 Monnet, Jean 115–116, 160, 161 Monnet Action Committee for the United States of Europe 160, 161 Mons 13, 35 Montreal – Montréal 23, 45 Morocco 187 Moskau – Moscou – Moscow 68–70, 101, 105, 106, 139–141, 213–214, 216 Mounier, Emanuel 65, 67 Moyen-Orient 14, 18, 36, 40, 202 Multilateral Force (MLF) 116, 127–128, 149–155, 169–171, 175, 214–217 München – Munich 161, 194 Münchner Sicherheitskonferenz – Munich, forum sur les politiques de défense – Munich Security Conference 161 Naher Osten → Mittlerer Osten Nassau-Abkommen – Nassau, accords – Nassau Agreement 147–155, 157, 159, 161, 211 Nasser, Gamal Abdel 181–182 National Liberation Front (Algeria) 180– 181, 187 National Security Council (NSC) 158, 159, 213 Nationale Sammlung 69 Nations unies → UNO
NATO 13, 35, 100, 102, 109, 112–118, 120, 123, 127, 130, 131, 139, 140, 141, 144, 146–157, 159–161, 164, 169–173, 175, 179, 181–186, 188–189, 198–199, 201–203, 205–217 Netherlands 13, 35, 124, 138, 146, 157, 179 Neue Bildpost 172 Neue Freie Presse 64 Neue Ostpolitik 98, 100, 101, 104–107, 132, 146, 167–168, 190–191, 195 Neue Vahr 77 Neustadt, Richard E. 147–149, 151, 153– 154, 211 New School of Social Research 137 New York 137, 155 New York Times 159 Ngo Dinh Diem 191, 194 Nichtverbreitungs-Vertrag 30, 33, 52, 55, 99, 204–205, 208, 209 Niederlande 13, 35, 124, 138, 146, 157, 179 Nitze, Paul H. 149, 152–153 Nixon, Richard 16–17, 39, 83, 132, 225, 226–228 Non-prolifération des armes nucléaires, traité – Non-Proliferation Treaty 30, 33, 52, 55, 99, 204–205, 208, 209 Norstad, Lauris 156, 202 Nuclear Planning Group (NPG) 206, 217 Oberländer, Theodor 30, 52 Occidentalisation 15, 19, 21, 25, 26, 38, 41, 43, 48, 61, 87, 117 OCDE – OECD 75–76, 80, 219 Office de radiodiffusion-télévision française (ORTF) 51, 89–91 Office franco-allemand pour la Jeunesse 14, 36 Office national pour la démocratie française (ONDF) 144 Office of Strategic Services (OSS) 138 Office of War Information (OWI) 138 Ohnesorg, Benno 14, 36 Operation Coordinating Board (OCB) 140 Ordre nouveau, L’ 49 Organisation de l’armée secrete (OAS) 188 Organisation internationale du travail 80 Ormsby-Gore, David 152, 159 Osterheld, Horst 141, 195–197 Österreich 13, 35
Register – Index Osteuropa 23, 45, 73, 103–104, 113–114, 123, 130, 132, 143, 168 Ostkolleg 142 Ostverträge 105–106, 163 OTAN 13, 35, 100, 102, 109, 112–118, 120, 123, 127, 130, 131, 139, 140, 141, 144, 146–157, 159–161, 164, 169–173, 175, 179, 181–186, 188–189, 198–199, 201–203, 205–217 Owen, Henry 150 Paix et Liberté 137–138, 141, 144–145 Palewski, Gaston 185 Paneuropa-Union – Union paneuropéenne – Paneuropean Union 172 Panorama 90 Paris 13–14, 15, 20–21, 33, 35–36, 37, 42– 43, 55, 64–65, 77, 99, 113–116, 121, 126–127, 130–131, 149–150, 152–153, 155–158, 165, 167–168, 174–175, 182, 188, 191, 195, 199, 201, 202, 208, 211, 215–217, 224–225 Pariser Verträge (1954) – Paris, accords – Paris Agreements 20–21, 42–43, 100–101, 140, 156, 208 Pays-Bas 13, 35, 124, 138, 146, 157, 179 PCF 68–70, 84, 136 Peaceful Coexistence 17, 32, 39–40, 44, 101, 104, 129, 135, 139, 141, 143, 145– 146 Pelaez, Emmanuel 126 Peyrefitte, Alain 89, 124, 125–126, 128, 130, 170 Pflimlin, Pierre 182–193 Philippinen – Philippines 126 Phnom Penh 22–23, 45, 114 Pisani, Edgar 126 Poher, Alain 90–91 Polaris 148–153, 155, 161 Polen – Pologne – Poland 103–105, 132, 168, 184, 215 Pompidou, Georges 27–28, 50, 90–91, 106, 130, 224–229 Portugal 29, 52, 179 Possony, Stefan 145 Potsdamer Konferenz – Potsdam, conférence – Potsdam Allied Conference 111 Prager Frühling – Prague, printemps – Prague Spring 16, 38, 112, 114, 131, 138, 167, 190 Proche-Orient → Moyen-Orient
243
Psychological Strategy Board (PSB) 137, 140 Psychologische Kampfführung (PSK) 141 Québec 114 Rambouillet 186 RDA 22, 44, 69, 73, 100–101, 103–108, 130–131, 136, 141, 168, 184–188, 190 Reagan, Ronald 107 Redressement français 65 Reims 173 Republican Party 192 République démocratique allemande → RDA Reston, James 159, 160 Reykjavik 227–228 Rheinischer Merkur 172, 176 Rieppel, Paul 64 Rom – Rome 68, 179, 185, 186, 221 Romania 95, 132 Römische Verträge – Rome, traité de – Rome, Treaty of 168–169, 179, 186, 221 Roosa, Robert 222 Roosevelt, Franklin D. 65, 66, 111 Rosenberg-Prozess – Rosenberg, procès – Rosenberg trial 70 Rostini, Pierre 144–145 Rostow, Walt W. 145, 209 Roumanie 95, 132 Royaume-Uni → Großbritannien Rueff, Jacques 118–119 Rumänien 95, 132 Rupture sino-soviétique 17, 40, 124 Rusk, Dean 130, 148, 150–153, 158, 159, 196–197, 203, 207, 210, 215, 216 SACEUR 156 Saigon 195 Sakiet Sidi Youssef 182 Sallebert, Jacques 90 Salomon, Ernst von 67 Sarcelles 77 Sartre, Jean-Paul 70 SBZ-Archiv 140, 142 Schaetzel, Robert 150 Scheel, Walter 105 Schierbaum, Hansjürgen 141 Schiller, Karl 225–226 Schmidt, Helmut 107, 210, 227 Schmitt, Carl 67
244
Register – Index
Schnippenkötter, Swidbert 213 Schrenck-Notzing, Caspar von 67 Schröder, Gerhard 102–104, 113, 116, 124, 127, 165, 167–169, 171–174, 195, 216 Schütz, Klaus 82 Schweden 13, 35, 93 SDECE 145 Sechstagekrieg 14, 36 SED 100 Segni, Antonio 185 Serpent monétaire européen 226, 228 Servan-Schreiber, Jean-Jacques 84–85, 118 Service d’action civique (SAC) 144 Seydoux, François 167–168, 185 Shultz, George P. 228 Sino-Soviet split 17, 40, 124 Six Jours, guerre – Six-Day War 14, 36 Skybolt missile 148–151, 211 Smithsonian Institute 226 Sonderziehungsrecht 223 Soupault, Philippe 65 Sowjetunion – Soviet Union 17, 22–23, 25, 32–33, 44–45, 47, 54–55, 69–70, 97–109, 112–114, 122–132, 136, 138, 139, 140, 141, 144, 150, 155–159, 161, 164, 167, 171, 179–180, 183–185, 188– 193, 202, 204, 206–207, 210, 213, 215– 216 Spaak, Paul-Henri 128 Spanien – Spain 29, 52 SPD 15, 29, 32, 37, 51, 55, 83, 92–93, 99, 100, 102–105, 158, 160–161, 163, 168, 171, 175–176 Special Drawing Rights 223 Speier, Hans 137 Spengler, Oswald 63–64 Spiegel, Der 157–158, 176 Sputnik-Schock – Spoutnik, choc – Sputnik shock 98, 141, 155, 163 Stapel, Wilhelm 62 Stikker, Dirk 157 Stoph, Willi 104–105 Strauß, Franz Joseph 102, 141, 155–158, 165, 169, 172, 173–174, 201–203, 210 Suez-Krise – Suez, Crise de – Suez Crisis 70, 147, 155, 181–182, 189 Suffert, George 90 Suède – Sweden 13, 35, 93 Supreme Allied Commander Europe → SACEUR
Tat, Die 59, 63, 67–68 Tchécoslovaquie 16, 38, 114, 131, 190 Thorneycroft, Peter 148–149 Total 118 Triffin, Robert 221 Traité fondamental (1952) 139 Trilaterale Kommission – Trilateral Commission 24, 46 Truman, Harry S. 130, 138 Tschechoslowakei 16, 38, 114, 131, 190 Tunesien – Tunisie – Tunisia 182, 187 Tüngel, Richard 67 Türkei – Turquie – Turkey 13, 35, 156, 202 UdSSR → Sowjetunion Ulbricht-Doktrin – Ulbricht, doctrine – Ulbricht Doctrine 105 UNO – ONU – UN 182, 185, 205 Ungarn 70, 103–104, 143 Union de l’Europe occidentale 208 Union économique et monétaire (UEM) 33, 224–225 Union européenne des paiements (UEP) 219 Union politique européenne 113, 129–130, 185 Union française 180, 183–184 Union Soviétique 17, 22–23, 25, 32–33, 44–45, 47, 54–55, 69–70, 97–109, 112– 114, 122–132, 136, 138, 139, 140, 141, 144, 150, 155–159, 161, 164, 167, 171, 179–180, 183–185, 188–193, 202, 204, 206–207, 210, 213, 215–216 United Kingdom → Großbritannien United Nations → UNO URSS → Union Soviétique US-Dollar 28, 50, 119, 221–228 USSR → Sowjetunion – Soviet Union Varsovie, pacte 105, 114, 130–131, 139, 202, 215 Vereinigtes Königreich → Großbritannien Vereinte Nationen → UNO Vietnamkrieg – Vietnam, guerre – Vietnam War 14, 18, 33, 36, 40, 55, 69, 107, 112, 191–199, 223 Vinogradov, Sergei – Vinogradov, Sergey 185 Warschauer Pakt – Warsaw Pact 130–131, 139, 202, 215
105, 114,
Register – Index Washington 28, 51, 109, 111, 113–116, 118, 126–127, 130, 147, 154–155, 157– 159, 165, 175, 180–183, 186–189, 191– 193, 195–198, 201–203, 211, 213–214, 217, 224, 226 Weaver, John O. 145 Wendland, York Alexander von 195 Werner, Pierre 13, 35, 224–225 Werner-Plan – Werner, plan – Werner Plan 224–225 Werz, Luitpold 213 West Point 149 Westernisierung 15, 19, 21, 25, 26, 38, 41, 43, 48, 61, 87, 117
245
Westeuropäische Union (WEU) – Western European Union 208 White, Theodore Harold 84, 87 Winogradow, Sergej 185 Wirsing, Giselher 63, 66–68 Wischnewski, Hans-Jürgen 93 Witsch, Joseph C. 140 Wohlstetter, Albert 212 Yalta 123 Zehrer, Hans 63, 67–68 Zeit, Die 172, 176 Zweig, Stefan 64
Patrick Moreau / Birte Wassenberg (Hg.)
European Integration and new Anti-Europeanism. Vol. 3 Perceptions of External States on European Integration
studien zur Geschichte der europäischen inteGration – band 31 contributors Lise Rye, Cenni Najy & René Schwok, Erikur Bergamann, Rémi Caucanas, Wolfgang Sender & Ieva Motūzaitė, Kostiantyn Fedorenko, Afrim Krasniqi, Jean-Christophe Romer, Andrey Makarychev
The history of European integration has always known “external states” that did not want or were not able to join the process of European integration. The EU might indeed not be seen as attractive: Since 2008, it has had to face many crises, first the financial crisis, then the migration and Schengen crises in 2015, and finally the “leave” vote in Great Britain in 2016, the so-called “Brexit”. Euro-skepticism has continually increased in EU-member states as the rejection of various EU treaties proved. On national as well as EU levels, the strength of anti-European parties has grown. The present volume, edited by Birte Wassenberg and Patrick Moreau, concentrates on these “external states”, particularly their attitude towards Europe. By looking at the geopolitical context, a wide range from historical constants to a changing of attitudes is shown and proves that the EU remains a fundamental actor of European politics and that its attraction continues to be very powerful.
2018 184 Seiten mit 5 Tabellen 978-3-515-11252-9 kart. 978-3-515-11270-3 e-book
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Jürgen Elvert / Birgit Aschmann / Markus A. Denzel / Jan Kusber / Sönke Neitzel / Joachim Scholtyseck / Thomas Stamm-Kuhlmann (Hg.)
Historische Mitteilungen Das Jahr 1917 und die Zeitgeschichte
band 29 (2017) mit beiträgen von Benjamin Conrad & Markus Raasch, Jan Kusber, Manfred Berg, Lutz Musner, Ellinor Morack, Arnd Bauerkämper, Włodzimierz Borodziej & Maciej Górny, Stefan Rinke, Martin Göllnitz, Heinrich Walle, Freya Elvert, Eugen Pfister, Benjamin Naujoks, Ingo Löppenberg
Themenschwerpunkt dieser Ausgabe der Historischen Mitteilungen ist „Das Jahr 1917 und die Zeitgeschichte“, verantwortet von Benjamin Conrad und Markus Raasch. Die Autorinnen und Autoren der sieben Beiträge streben einen Vergleich dieses „unmöglichen Jahres“ in globaler Perspektive an: Welche Bedeutung hatte das Jahr 1917 für den Verlauf des Ersten Weltkrieges? Welche Langzeitwirkungen lassen sich identifizieren? Welche Auswirkungen hatte es auf das Selbstverständnis der Zeitgeschichte als Wissenschaftsdisziplin? Das umfassende Panorama des Jahres 1917 reicht in historiographischer Sicht so von Russland, Polen und der Türkei über Großbritannien und die Habsburger Perspektive bis hin zur USA und Lateinamerika. Der Aufsatzteil versammelt darüber hinaus Beiträge zu unterschiedlichen Themen der Neueren und Neuesten Geschichte. Ein Tagungsbericht und Rezensionen vervollständigen den Band.
2018 280 Seiten mit 5 Grafiken und 2 Tabellen 978-3-515-11877-4 geb. 978-3-515-11898-9 e-book
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Marion Aballéa / Matthieu Osmont (Hg.)
Une diplomatie au cœur de l’histoire européenne / Diplomatie im Herzen der europäischen Geschichte La France en Allemagne depuis 1871 / Frankreich in Deutschland seit 1871
historische mitteilungen – beiheft 101 die herausgeber Marion Aballéa ist als maître de conférences für neuere und neueste Geschichte an der Universität Straßburg tätig. Matthieu Osmont ist der Direktor des Deutsch-Französischen Kulturinstituts in Tübingen.
Die Geschichte der französischen Diplomatie in Deutschland ist ein außerordentlich reicher Forschungsgegenstand. Die gegenwärtige Botschaft befindet sich am Pariser Platz 5 im Herzen Berlins und damit am Ort des Palastes, der 1860 von Napoleon III. erworben wurde. Sie allein fasst schon die bewegte Geschichte eines einzigartigen diplomatischen, konsularischen und kulturellen Netzwerkes zusammen. Dieser Band führt dem Leser eineinhalb Jahrhunderte französischer Präsenz in Deutschland seit der Reichseinigung vor Augen. Dabei stehen nicht nur die Wirkungsstätten dieser Präsenz – in erster Linie Berlin aber auch Bonn und München – sondern auch die Akteure sowie die Entwicklung der diplomatischen Praxis im Zentrum des Interesses. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem Alltag der französischen Gesandten, ihrer Erfahrung mit dem Leben auf deutschem Boden und dem interkulturellen Austausch, den die Arbeit der Diplomaten mit sich bringt. Der Band leistet damit zugleich einen Beitrag zur derzeitigen Renaissance der Diplomatiegeschichte. mit beiträgen von Marion Aballéa, Andrea Müller, Christian Brumter, Françoise Berger, Matthieu Osmont, Christian Wenkel, Alexandra Scherrer, Jean-Pierre Ostertag, Serge Boidevaix, Joëlle Timsit, Bertrand Dufourcq, François Scheer
2017 201 Seiten mit 2 Fotos 978-3-515-11865-1 kart. 978-3-515-11866-8 e-book
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Die vielschichtigen Annäherungs- und Abgrenzungsprozesse zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und den USA während der „langen“ 1960er Jahre stehen im Fokus dieses Bandes. Ausgehend von der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags vom Januar 1963 und den Diskussionen über seine Ratifizierung und Ausgestaltung untersuchen ausgewiesene Spezialisten und profilierte Nachwuchswissenschaftler aus mehreren Ländern das spannungsvolle transatlantische Dreiecksverhältnis. Im Zentrum stehen vier Analyseebenen: der Wandel der soziokulturellen Rahmenbedingungen poli-
tischen Handelns; die (außen-)politischen Konzepte bzw. „Grand Designs“ im Kontext des Kalten Krieges, der Entspannungspolitik und der Europäischen Integration; die Interdependenzen und die Rolle von Vermittlern zwischen den drei Ländern, zwischen unterschiedlichen politischen Feldern und Handlungsebenen; sowie die Bewältigung konkreter diplomatischer Herausforderungen. Durch die Verbindung politik-, sozialund kulturgeschichtlicher Ansätze führt der Band unterschiedliche Diskussionsstränge zusammen und eröffnet neue Perspektiven.
ISBN 978-3-515-11869-9
9
7 83 5 1 5 1 1 8699
www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag