Deutsches Fremdwörterbuch: Band 3, Lieferung 1 Q [Reprint 2020 ed.] 9783112313305, 9783112302200

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German Pages 106 [112] Year 1972

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Deutsches Fremdwörterbuch: Band 3, Lieferung 1 Q [Reprint 2020 ed.]
 9783112313305, 9783112302200

Table of contents :
Friedrich Maurer dem Weggenossen und Freund zum 5. Januar 1972 verbunden mit der Widmung des 3. Bandes des Deutschen Fremdwörterbuchs

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Deutsches Fremdwörterbuch

Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler

Dritter Band Lieferung 1

Q

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1972

Wörterbücher sammeln die lexikalischen Sprachzeichen einer Sprache, bereiten sie durch Beschreibung ihrer Bedeutungen, Angabe ihrer Herkunft und Belege ihrer Verwendung für den aktuellen Gebrauch auf und machen sie auf diese Weise sowohl den Sprachbenutzern wie den Sprachwissenschaftlern verfügbar. Wegen des Umfangs, den der Wortschatz einer Kultursprache besitzt, und wegen des ständigen Wandels, dem er unterliegt, sind Teilwörterbücher notwendig, die Ausschnitte aus dem Wortschatz einer Sprache kodifizieren. Dabei bilden die Fremdwörter einer Sprache eine der wichtigsten Gruppen des Wortschatzes. Sie bedürfen wegen der besonderen Art dieser lexikalischen Sprachzeichen am dringendsten der Kodifikation in einem besonderen Fremdwörterbuch. Schulz/Baslers „Deutsches Fremdwörterbuch" hat sich seit Erscheinen der beiden ersten Bände ( A — K , 1913 und L — P , 1942) einen hervorragenden Platz unter den Fremdwörterbüchern der deutschen Sprache erworben. Es enthält alle Fremdwörter der neuhochdeutschen Sprache, soweit sich ihre Verwendung als dauerhaft erwiesen hat. Ausgangspunkt sind die Fremdwörter der deutschen Standardsprache des 20. Jahrhunderts, deren Wortgeschichte bis zu ihrem ersten Auftreten in der deutschen Sprache zurückverfolgt wird. Das geschieht durch die reichliche Angabe von Belegen, aus denen die Verwendung des Fremdworts durch die Jahrhunderte verfolgt werden kann. Dadurch reicht das Werk über die Buchung aktueller Fremdwörter hinaus und führt zur Erhellung sprach- und kulturgeschichtlicher Zusammenhänge. Mit seiner Hilfe wird ein tieferes Verständnis nicht nur gegenwärtiger, sondern auch historischer Texte der deutschen Sprache ermöglicht. Ausführliche Umschreibungen der Bedeutungen und reichliche Angaben zur Etymologie heben das Werk zusammen mit den wortgeschichtlichen Belegen über andere Fremdwörterbücher hinaus und machen es zur idealen Ergänzung aller anderen deutschen Wörterbücher, insbesondere des im selben Verlag erschienenen „Etymologischen Wörterbuchs" von Friedrich Kluge und des „Deutschen Wörterbuchs" von J a c o b Grimm und Wilhelm Grimm. Schulz/Baslers „Deutsches Fremdwörterbuch", das größte seiner Art, ist ein Standardwerk. Seine Besonderheit, die Darstellung der wortgeschichtlichen Zusammenhänge, stellt die Voraussetzung für ein tieferes Eindringen in die Wortsoziologie dar. Dadurch werden die sozialen Implikationen des Fremdwortgebrauchs aufgedeckt und sprachwissenschaftliche Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte geliefert. Das Werk gehört in die Hand des Schülers und des Lehrers, des Studenten und Professors, des Redakteurs, Schauspielers und Autors, des Zeitungslesers, Rundfunkhörers und Fernsehzuschauers, kurz eines jeden, der täglich mit der Sprache umgeht.

ISBN 3 11 003621 5 Copyright 1972 by Waller de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit & Comp. — Printed in Germany Alle Hechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30

Friedrich Maurer dem Weggenossen und Freund zum 5. Januar 1972 verbunden mit der Widmung des 3. Bandes des Deutschen Fremdwörterbuchs

Q qua, lat. Adv. (Abi. von qui, quae, quod, Relativpron. .welcher') „auf der Seite wo, in wie weit, in wie fern, auf welche Art" im Dtsch. vom 17.—19. Jahrh. gelegentlich verwendet, heut veraltet, z. B. Paul Gerhardt die Calvinisten qua tales nicht für Christen halten (Friedell, Kulturgesch. I I 16), Goethe 1790 Br. (IX 285). Gebucht bei Campe 1801 (leicht geändert 1813) Dieses lat. Fürwort wird als ein Nebenwort für als oder insofern gebraucht. Qua Fürst, d. i. als Fürst, oder insofern er Fürst ist. Bei a

Heyse 1804 usw. Bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876 (mit Belegen aus dem schönen Schrifttum). Belege a. Goethe vgl. Fischer, GoetheWortschatz 876.

Quader M., auch F. „behauener Bruchstein, Kunststein, Werkstück" entlehnt aus lat. quadrus (lapis) „viereckig", das als Fachwort der Baukunst, bei Vitruv als quadra (w.) „Viereck, Grundstein", daneben auch quadrum (s.), belegt ist. Frühestes Vorkommen — auch in Zuss. —-im 11. Jahrh. auf oberdeutschem Boden (1), seit 15. Jahrh. häufiger, auch in Reisebeschreibungen und gern mit kennzeichnenden Beiwörtern (2), außerhalb der Fachsprache heute nur noch bildlich in gewählter Sprache (3), selten in übertragener Bed. „schwere Last, mühselige Arbeit" (4), oder derbsprachlich „Haufen" (5). Vgl. Sanders, Wb. 1863. Kehrein 1876. DWb. — I m Frz. entspricht carreau (11. Jahrh.), im Engl. Square (stone) (14. Jahrh.), ashlar {stone) (14. Jahrh.) Littre. H.-D. NEDict. Belege: 1. mhd. quäder (m., s.) Mhd. Wb. I 2. Tucher 1464 — 75 Baum'buch 35 (u. ö.). Lexer. — Eiserhardt, Schachterm. 66. ] Grünemberg 1486 (Deutsche Pilgerreisen 157). 1 Fremdwörterbuch

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Quadragesima

Dürer 1525 Unterweisung der Messung F l a . Bürster 1647 Schwed. Krieg 222. Schildknecht 1652 Harmonia I I 31 mit großen Quadern oder Feld-Steinen. Bürger: harte Quadern (dies schon bei Konrad von Würzburg). Goethe: die mächtig riesenhaften Quadern. Platen: gewaltigen Quadern. 3. z. B. Bülow 1916 D. Politik 2 9 2 . . . Arbeitskraft, Organisation und Methode sind die gewaltigen Quadern, auf denen der mächtige Bau des deutschen Wirtschaftslebens ruht. 4. Schiller 1783 Fiesko (H. I I 70) hob ich den ungeheuren Q. [einen Aufstand zu machen] ohne Menschenhilfe gewälzt; vgl. noch (H. I I 109). 5. Belege aus den Fastnachtspielen im DWb. Gebucht in Glossaren 15./16. J a h r h . Diefenbach, Gloss. Quadrus, eyn quader. Dann erst wieder — eingehend u. mit etymolog. Bern. — bei Adelung 1777. 1808 Quader, noch häufiger aber der Quaderstein. Bei Campe 2 1813 Quader und Quaderstein. Wenn man diese Wörter nicht für eingebürgert halten will (me man es doch ohne Zweifel kann): so kann man Werkstück dafür gebrauchen. Bei Heyse 1804, Petri 2 1812. Bei Sanders, Wb. 1863, Kehrein 1876. Wichtigere Zuss.: Q u a d e r m a u e r Muffel 1452 Beschr. Roms 39. — Q u a d e r s a n d s t e i n , von dem Geologen Abraham Gottlob Werner geprägtes Fachwort, vgl. DWb. — Oken I 677. Leonhard 1824 Felsarten I I I 648ff. Cotta 1842 Geognosie 202. Hochstetter-Bisching 1898 MG. 191. — Q u a d e r s e h r i f t Reichensperger 1853 Verm. Sehr. 131. — Q u a d e r s o c k e l Hammerstein 1916 Februar 25. — Q u a d e r s t e i n schon im Mhd.: Lexer. Mones Anzeiger 8 (1839) 441. Tücher 1464 — 75 Baum'buch 83. Vorluther. Bibel: Arnos 5 , 1 1 (Kurrelmeyer X 48) von dem vier geordenten stein. Z bietet quater steynn. Luther: von Werckstücken gebawet. Rivius 1548 Vitruv. 38 b (u. ö.). Golius 1579 Onomasticon 35. Ernstinger 1579—1610 Raisbuch 172. Ammann-Sachs 1586 Ständebuch 85. F . Platter

1612 (Ausg. Boos) 225. Duez 1652 Nomencl. 79. Böckler 1672 Man. arch. mil. I 6. Goldmann 1696 Anw. Civil Bau-Kunst 59 Die Werckstücke nennet Vitruvius Saxa quadrata, dahero der halb Lateinische Nähme Quaderstein auffkommen ist. Uffenbach 1728 Tagebuch 40. Birckner 1794 Baukunst 10 Q.-e oder Werckstücke — 11 Q.-e, auch Bruchsteine. Triest 1827 Baukosten V I I I 49. Hoffmann v. Fallersleben 1841 Unpolit. Lieder I I 123. Robicsek 1932 Sprache 54 unsere konventionellen Sprach- u. Schriftzeichen unverrückbar feststehende Q.-e, aus denen sich . . . dieses . . . Gedankengebäude produzieren läßt. Gebucht bei Maaler 1561 Quaderstein. Ein vierschröttiger stein. Bei Stieler 1691. Bei Adelung 1777. 1808. Bei Campe 2 1813. Bei Heyse 1804 Quaderstein oder Quadratstein . . ., ebenso bei Petri 2 1812. Q u a d e r s t ü c k Ernstinger 1579—1610 Raisbuch 33 (u. ö.). Helber 1593 Syllabierbüchlein 11. Paumgartner 1594 Briefw. 221. Walterssweyl 1608 Beschr. e. Reiss in Palaestina a. d. J . 1587 46". Grasser 1610 Schatzkammer [I] 95. Kepler 1616 Weinvisierbuch (Goetze, 29). 1685 Türk. Schaubühne 413. Sturm 1717 Mathesis 51 a . Angermann 1766 Civil-Bau-Kunst 150 Werck- oder Quader-Stücken. Goethe, Ital. R. 26. 4. 87. Bildliche Verwendung: Henrici 1727 Ged. 191. — Schönaich 1754 Ästhetik 106. Gebucht bei Wächtler 1709 Quader-Stück, ein viereckichter Stein, z. E. ein Saal mit QuaderStücken gepflastert. Bei Sperander 1727. Q u a d e r w e r k „festes Mauerwerk" vereinzelter hsl. Beleg a. 11. J a h r h . (ZfdA. 3, 444) in „Himmel u. Hölle" (Steinmeyer, Ahd. Spr.-D. 153, 9). f e l s q u a d e r n f e s t g e m ö r t e l t Liliencron 1903 Bunte Beute (X 151). G e d a n k e n q u a d e r n Dtsch. Rundschau 178 (1919) 17. G r u n d q u a d e r Hammerstein 1916 Februar 41.

Quadragesima F. = lat. quadragesima (dies) als Übers, des griech. •raraccpocKovn'i (f)|iÉpa) „der 40. Tag" (vor dem Karfreitag), der 1. Sonntag der „40tägigen Fastenzeit" vor Ostern; dazu mittellat. Q u a d r a g e s i m a l e N. „die 40tägige Fastenzeit", auch Q u a d r a g e s i m a l i asten. Belege seit mhd. Zt., z. B.: um 1300 Main. Naturlehre 18, seit den Glossaren des 15./16. Jahrh.: Melber 1481 Voe. Diefenbach, Gloss. — Vgl. volkslat. *quaresima, ital. quaresima, frz. carême (m.) (12. Jahrh.) „Fastenzeit"; REW. 6911. — Mittellat. carena, e. carene (1647) NEDict.; Lexer I 1523 karrîne. I 1557 Icerrîne; Schmeller 2 I 1277 karen u.a.; vgl. noch quaderiênen „ Ablass für 40 Tage" (Schweizer. Id. V 1295) man git eim jeden . . . fierzg tag, karenen, kwaderienen (Beleg bei Melaus Manuel).

Quadrangel — Quadrant Vgl. velum quadragesimale vel templi — Fastentuch (Bock, liturg. Gewänder I I I 135). 1931 Enzyklika Quadragesimo anno; vielfach als Weltrundschreiben bezeichnet, z. B. Röpke 1946 Civitas 292 u. Reg. — Frankfurter

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Allgem. Ztg. 7. 3. 70. Vorbereitung der Sozialenzyklika Q. A., 1931 veröffentlicht, durch Oswald von Nell-Breuning. 1961 Natur-Ordnung 334.

Quadrangel N . „ V i e r e c k " ; w o h l i m e n g e r e n Sinn „ Q u a d r a t " = l a t . quadrangulum (s.) (aus l a t . quadrus „ v i e r e c k i g " u n d angulus (m. „ E c k e ; W i n k e l " ) ; a b e r eigentlich ü b e r s e t z t Viereck d a s l a t . quadrangulus (Adj.), schon i m A h d . belegt. —• V i e r e c k ist weiter Quadrangel, Vierort, Vierung u. a. g e g e n ü b e r die j ü n g e r e F o r m , die sich seit 16. J a h r h . d u r c h g e s e t z t h a t . Vgl. D W b . X I I , 2 ; 2 8 2 f . — Schirmer, M a t h e m . 75. F r z . u . e. quadrangle (13. u. 14. J a h r h . ) . H . - D . L i t t r e . N E D i c t . Fachsprachliche Belege in eingedeutschter Form seit frühem 15. Jahrh.: um 1400 Geometria Culmensis 63 ein quadrangil. 15. Jahrh. da hies man . . . [Regensburg] die vieregket stat, wan ir erster grund wart auf ein quadrangel gelegt also daz ir mawr und mawrstein geviert was .. . (Germ. X I I 75). Vorluther. Bibel (Kurrelmeyer I I I 356) vierortigs, Z quadrangel. Luther I 203 vierecket. Rivius 1548 Vitruv. 23». Hock 1601 Blumenfeld 104. Spangenberg 1607 Ganskönig (62). Lorini 1607 Von Vestung Bauwen (Übers.) 12. Kürnberger 1874 Siegelringe 72 jenes sprüch-

wörtlich gewordene Bollwerk, wie wir das Festungsviereck nannten (s. u. q u a d r i l a t e r a l ) . Gebucht bei Roth 1571 Quadrangel, Ein vierecket Instrument, das vier winckel hat. Bei Sperander 1727 Quadrangulus, ein Quadrangel, viereckigt Ding, so 4 Ecken in 4 gleiche Seiten hat. Bei Campe 1801. 21813, bei Heyse 1804, bei Petri 21812 Quadrangulum. Vgl. Fischer, Schwab. Wb. IV 887 Q. kanzleisprachlich für die Aktennummer in viereckiger Einfassung auf dem Aktenumschlag; heut außer Gebrauch.

Quadrant M. eigtl. „ V i e r t e l k r e i s " ; I n s t r u m e n t , u m S t e r n h ö h e n , E n t f e r n u n g e n z u messen, u n d d a h e r in f a c h w ö r t l i c h e r V e r w e n d u n g bei S e e f a h r t , i m Artillerie- u n d Befestigungswesen, F e l d m e s s e n u n d B a u k u n s t : „ W i n k e l m e s s e r " . Quelle: l a t . quadrans (m.), v i e l m e h r A k k . Sing, quadrantem „ V i e r t e l " (in versch. B e d . ) . Quadrant ist d a h e r eigtl. s u b s t a n t i v . P a r t i z i p . P r a e s . zu quadrare vgl. Q u a d r a t . D a s l a t . W o r t wird i n d e n Glossaren d e s 15./16. J a h r h . v i e l f a c h v e r d e u t s c h t (Diefenbach) u n d ist f a c h s p r a c h l i c h a u c h n o c h i m 17. J a h r h . in d t s c h . W e r k e n b e i b e h a l t e n , z. B . F a u l h a b e r 1630 I n g e n i e u r s - S c h u l 27. — Vgl. D W b . K l u g e , Seem a n n s s p r . Schirmer, M a t h e m . 58. — F r z . cadran{t) (13. J a h r h . quadran), e. quadrant ( u m 1400). L i t t r e . H . - D . N E D i c t . 1. Vereinzelt in mhd. Zeit bei Heinrich von Meißen Nr. 365 der quädran; in der Kolmarer Liederhs. (15. Jahrh.) 84, 50 die Vierde quadrante (u. ö.). — Robertus Anglicus 1477 Tractatus quadrantis (Abhdlgen G Math. I X 43). Überreiche Belege aus den genannten Anwendungsbereichen seit 16. Jahrh.: z. B.: Rivius 1548 Vitruv. 52» (u. ö.). Lautensack 1564 Des Circkels vnderweisung 12b. Frischlin 1586 Nomenclátor 119a Aió-rrrpcc, Dioptra, Absehen, Quadrant. Speckle 1589 Architectura Vorr. 7». Hulsius 1604 Traktat I (Titel). Zubler 1607 Bericht abzumessen [67]. Hainhofer 1610 Corr. 20 — 1612 : 207. Lorini 1616 Fortification (Übers.) 49. Eysenkrämer [zuerst 1634] l»

(1677) Constabel-Unterricht 45. Steiner 1682 Kriegs-Bau-Kunst 5. 1694 Euclides 6. Gröben 1774. 2. Zufrühst eingehend beschrieben: 1477 ain quadrant ist ain werk gezüg, der da hat ain Vierden tail ains zirckels (Schirmer). 1505 Insulen a 4", . . . vnd allein die instrument der höhe der hymelschen Sternen vns nach rechter regel die warheit zeugten vnd dz sind gewesst der Quadrant und Astrolabius (Kluge). Dürer 1525 Vnderweysung B 3" einn rechten Quadranten auff deutzsch ein firteil von eym zirckel.. Schöner 1561 Sonnen vhren A 5 a . Bütner 1574 Dialéctica F 8 b . Faulhaber 1630 IngenieursSchul 27. Fleming 1660 Poemata 159.

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Quadrat

3. 1772 Frankf. gel. Anz. 41 Verbesserung in der Construkticm von Godfreys (gemeiniglich Hadleys) Q.-en. Röhl 1778 Steuermannskunst 258 der englische oder Davisquadrant — 262 Hadleys Quadrant. Bobrik 1848 Handbuch der Seefahrtskunde II, 1; 1413 Hadleys Quadrant. — Diese und andere genaueren Bezeichnungen nach dem Erfinder; vgl. NEDict. — Ritter 1800 Beyträge I 88 u. Reinhold 1803 Gesch. Galv. I 158 Q.-en Elektrometer. M e e r q u a d r a n t Fischart 1575 Garg. 283 justiert vnnd richtet den mörquadrant. — See- oder R e d u c t i o n s q u a d r a n t Beleg a. 1748 (Kluge). — S p i e g e l q u a d r a n t 1801 Zeitung für Naturforscher I 363. Verdeutschung mit Vierung durch Schwenter, mit Viertelkreis durch J . Chr. Sturm und Stenzel (Kur, Wolff 37 f.), mit Vierteler durch Rüdiger, mit Stückrichter durch Stenzel (Campe 1801, 21813). Weitere Bedeutungen: 4. Den Wert der kleinsten Münze deckt lat. quadrans, dtsch. Q u a d r a n t der vorluther. Bibel in der bekannten Bibelstelle Matth. 5,26 griech. TÖV ECTXCXTOV KOSPAVTRIV — lat. novissimum quadrantem — got. pana minnistan kintu — Tatian then iungiston scaz — Matthias von Beheim 1343 Ev'buch den letstin virdelinc — vorluther. Bibel 1466 den jüngsten vierling — 1475 letzten quadranten — Luther den letzten heller. Aber nur einige oberdtsch.

literarische Belege stehen aus dem 16. Jahrh. zur Verfügung: 1510 Münchner Spiel 49 [die Seele im Fegfeuer] sol. . . leyden alls lanng mit geduldt, das sy zal biss auf den mynsten quadranten ir schuld. Nazarei 1521 Gott 45 das blütt ist üwern henden befolen, von üwern henden wirt es wider . .. erfordret, byss vff den wenigsten quadrant. 1549 Tragoedia Joannis 104. Paracelsus 1589 (I 122) er fordert uns auf ein Gericht, da rechnwng zu geben um unser Zeit vom meristen bis zum wenigsten Q.-en. — 1767 Thaumaturga Sueviae 287 nur den letzten Q.-en göttlicher Belohnung erhalten. 5. Q u a d r a n t als unbestimmtes Zeitmaß z. B.: 1521 (Schade, Satiren I I 101). — Bürster 1647 Schwed. Krieg 114 kain rüebigen Q.-en rasten oder schlafen; vgl. noch Fischer, Schwab. Wb. IV 888. — In der Bed. „Viertelstunde" z. B. Bürster ebda. 121. 147. 6. Q u a d r a n t „Quader" vereinzelt seit 15. Jahrh. belegt, z. B.: Zink 1468 Augsburger Chronik 315 mit grossen Quadranten außen gemaurt. Vgl. Schm. 2 I 1393, der Quadrant als Schelte um 1500 nachweist. Gebucht bei Roth 1571 Quadrant, Vierecket, oder das viert theyl eins dings. Ist ein

InstrumeM

der Astronimorum, zu vilen Sachen dienstlich. Ist ein viertel auss einem gantzen Circkel, hat 90. gradus,

der gantz

Circkel

360. rc. — E i n -

gehend bei Adelung 1777. 1808, bei Campe 1801. 21813, bei Heyse 1804 usw.

Quadrat N. „gleichseitiges rechtwinkliges Viereck, Geviert" und (damit zus.'hängend) „zweite Potenz einer Zahl" seit Beginn des 15. Jahrh., überreich aber erst seit 16. Jahrh. belegt als mathematisches Fachwort (I). Übersetzungen seit 16. Jahrh. (2). Fach wörtlich verwendet auch in der Druckersprache, nachgewiesen seit I. H . 17. Jahrh. (3). I n anderen, weitergeführten Bedeutungen, die — bes. in Zuss. — vom Massigen, Unförmlichen, Vergröbernden ausgehen, nur selten bezeugt (4). Quelle: lat. quadratum „Viereck" N. zum Adj. quadratus „viereckig", dies zu lat. quadrare „viereckig machen, zurichten, ebenmäßig gestalten", auch „viereckig sein". Vgl. DWb. Q u a d r a t und V i e r e c k . . . Schirmer, Mathem. 41. 58f. — Frz. curri von lat. quadratum Adj. u. Subst. u. carreau von volkslat. *quadrellum (11. Jahrh.) Littré. H. D. — Engl, quadrate (selten; Mitte 15. Jahrh.) NEDict. Belege: 1. um 1400 u. 1489 (Schirmer). — um 1450 Algorismus Rat. 76 (u. ö.). 1524 Gespräch zwischen einem Christen u. Juden (Flugschriften Reformation I 400) quadrat neben unmittelbar folgendem vierung gl. Bed. Dürer 1525 Unterweisung der Messung F 4 a . Kern 1531 Visierbuch (Titelrückseite). Rudolff 1532 Künstliche rechnung 0 2*>. Rivius 1548 Vitruv. 12». Rudolff-Stifel 1553 Coss 15" (u. ö.).

Xylander 1562 Euclid (Übers.) Vorr. b 1» (u. ö.). Wallhausen 1615 Kriegskunst zu Fuß 82. Schorer 1644 Spr. verd. F 7 a . Comenius 1658 Orbis 209 Tetragonus: der Q.-viereck. 1695 Teutsch-Redender Vauban I 19. Goldmann 1696 Anw. Civil Bau-Kunst 36. Rembold 1710 Perspectiva l a . Riedel 1767 Theorie 33. Sturm 1777 Civil-Baukunst 7. usw. Nicolai 1799 Bildung 11 magische Q.-e.

Quadrat 2. 1694 Euclides 8 Q., oder Vier-Eck. — Marolois 1627 Geometria (Ubers.) 5 des Q.-s oder Vierkandts, oder viereckicht. 1524 (s. o. 1.) q. neben vierung. Xylander 1562 Euclid (Ubers.) 3 ain Q. oder gereckte vierung. Thurneisser 1583 Onomast. I I 99 q., ein recht geniert corpus. Helmreich 1591 Von Feldmessen D 3" q. oder vierung. Hulsius 1604 Traktat I 41. Schwenter 1618 Geometria I 18. Andere Verdeutschungen: Abh. z. Gesch. d. Mathem. I X 326. — Vgl. Adelung 1777 u. 1808. Campe 1801. 21813. 3. „Ausschlußstücke zum Füllen von Ausgangszeilen oder leerer Räume im Schriftsatz". Hornschuch 1634. Vietor 1664. Geßner-Hager 1740 (Klenz, Druckersprache 86). In dieser Bed. auch gebucht bei Sperander 1727, bei Adelung 1777. 1808 (auch Quadrätchen). Vgl. auch Jacobsson I I I 326. 4. Neander 1583 Bedencken 25 b grosse, lange, starcke Gesellen, so da stoltz vnd viel von sich halten, alleine deshalben, weil sie starck dicke Quadraten, vnd lange Colossi [sind]. Roth 1966 Prophet 46 ein Kinn wie ein Q. aus Mar t or. Bauer 1836 Überschw. I I 91 Non-Philosophie im Q. Korrodi um 1926 Aufs. 41 der Fröhliche im Q. Stuttgarter Ztg. 4.7. 1960 Fernsehsendung „Verwirrung im Q." Name einer Künstlervereinigung zu Freudenstadt „Das Q." (Stuttgarter Ztg. 22. 12. 1959. 26. 7. 1966). In der Bed. „sich übersteigernd" Frankfurter Allgem. Ztg. 19. 10. 1970 Lelmich im Q. [zu seinem Film „Ein Mann, der mir gefällt"; Anerkennung u. Kritik]. 6. „Mauerstein", vielleicht unter Einwirkung von Quader u. Quadrant. Zink 1468 Augsburger Chronik 319. Schaidenreißer 1537 Od. 101 das hauss Girces . . . von polierten marmelstainen quadraten zierlich vnd kostlich erbawet. Luther, Tischreden (Dietz, Lutherwb. 733). 6. Das „Magische Quadrat" der dtsch. Wirtschaft zwischen Wachstum und Stabilität, vgl. z. B. Offenburger Tagebl. 19. 12. 1969 (nahe am Schlagwort!), (s. o. 1). auch dtsch. „magisches Viereck" z. B. 1971 Junge Wirtschaft H. 6/7 daß Keynes nicht letzte und vollendete Erkenntnis ist im „magischem Viereck" der Währungszus'hänge. Gebucht bei Sperander 1727 Quadrat, ein Viereck, in der Geometrie eine Figur, die vier rechte Winckel, und ebenso viel gleiche Seiten hat. Bei Adelung 1777 u. 1808 (mit zahlreichen Zuss.). Bei Campe 1801. 21813. Bei Heyse 1804 (mit vielen Zuss.), bei Petri 2 1812. usw.

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Bei Sanders 1871 (mit vielen Zuss.). Bei Kehrein 1876 (mit Belegen a. Goethe, vgl. noch Fischer, Goethewortschatz). Einige Zuss.: Q u a d r a t b o t t e n (s. auch) Q u a d r a t l a t s c h e n soldatensprachlich für Stiefel: Horn, Soldatenspr. 64. Q u a d r a t e l l e , ein altes Flächenmaß: um 1450 Algorismus Rat. 77 quaderelen. Q u a d r a t f u ß 1798 Gallerie d. Welt 22 Flächenfuß (Q.). Q u a d r a t g e s i c h t Dtsch. Rundschau 56 (1929) 217. Q u a d r a t k o p f Baum 1927 Hell 116. Qu a d r a t l a n d s c h a f t [Abgrenzung der Staaten der USA] Langewiesche 1933 Abenteuer 90. Q u a d r a t l a t s c h e n soldatensprachlich u. derb volkssprachlich für „Stiefel" und „große Füße" Horn, a. a. O. 64. Meyer 1888 Berliner 62. Lasch 1928 Berlinisch 185. Fliegende Blätter 29. 10. 1936. Schworm 1938 Christoffelstrunk 129 (Beleg für die Pfalz). — Günther 1913 Speisekarte des Landstreichers 189 Anm. [in der Kundensprache auch noch für „Weißkohl"]. Q u a d r a t l u l a t s c h Dombrowski 1920 System II 193. Q u a d r a t r a t s c h e = Schwatzhase Münchner Stadtanzeiger 25. 9. 1959. Q u a d r a t s c h ä d e l Genthe 1892 Slang 45. Woltmann 1903 Anthrop. 281 „Q." (,dummer Mensch'). 1920—21 Südd. Mon'h. 18, 1; 53 mit seinen festen roten Backen und dem Q. Weberitsch 1924 Leben 219 (Beleg um 1885). — Berliner Tageblatt 14. 10. 1928 . . . Es gibt Zeitgenossen mit gewaltigen Schädeln, mit Schädeln im Quadrat, mit Quadratschädeln in einem Wort, deren Gehirn bestimmt nicht in der oberen Knochenhülle sitzt, sondern ins Maul hinuntergerutscht ist. — Uhu 1930 April. 97 Ein schwarzes, quadratschädliges Biest von Mann mit vorgeschobenem Kiefer .. . q u a d r a t s e h n a u z i g Süddtsch. Ztg. 27. 2. 1954 [ob echtbair. Zuss. ?]. Q u a d r a t s t a d t , Bez. Mannheims nach dem schachbrettartig auf das Schloß hin orientierten Quadratsystem der Stadtanlage, dessen Baublöcke im 17. Jahrh. zunächst noch Vierungen' hießen. Schott 1925 Sehr. 272. Mannheimer Morgen 2. 3. 1968; vgl. 1966 Stadt- u. Landkreise Heidelberg u. Mannheim I 496 (hier Quadratsystem der Stadtanlage). — Auf Danzig nach dem Plan der Deutschordensritter bezogen: Fendrich 1926 Tagebuch 52. —• In jüngster Zeit Q u a d r a t e s t a d t Offenburger Tagebl. 3. 2. 1971 [Mannheim].

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Quadrat

Neu in Bed. u. Anwendung, doch aber auf den Kern des Wortes Q u a d r a t zurückweisend, ein Film Stadt im Quadrat (mit sprechendem Untertitel Blick hinter die Fassaden angezeigt), der „Ausschnitt, Planquadrat Hamburgs . . ." meint, mit Häusern, Menschen, Unterwelt u. a. (eingehend Welt 19. 5. 1970). In der gleichen Sendung dann . . . „ehrliches Q." West-Berlin (Tiergartenviertel u. Moabit) (Frankfurter Allgem. Ztg. 17. 5. 1971). Q u a d r a t s t e i n 1522—1532 Aufz. e. Basier Karthäusers (Basler Chroniken I 485) ein hübsche kilch, mit q.-en gebuwet. — Henisch 1616 Teutsche Sprach 786. Q u a d r a t s y s t e m Weber 1906 Heimatschutz 21 Q. (der Städtebauerneuerer). Q u a d r a t w u r z e l , nach lat. radix qaudrata geprägt und belegt seit 15. Jahrh. Voran gehen um 1400 eyn quadraten wurczel und 1489 radix oder wurczel quadrata. — um 1450 Algorismus Rat. 280. Radix quadrata: um 1450 Algorismus Bat. 108. Apianus 1527 Newe vnderweysung G 5». Rudolff-Stifel 1553 Coß 13 s . Xylander 1562 Euclid (Übers.) 22 (u. ö.). Tentzel 1689 Unterredungen 270. Quadratwurzel: Apianus 1527 Newe vnderweysung Bl. 3» Q. wurtz. Rudolff-Stifel 1553 Coß 13" q. wurtzel. Hulsius 1604 Traktat I 43. Kepler 1616 Weinvisierbuch (Goetze, 219). Sturm 1717 Mathesis 17". 1737 wahre Vauban 19. Reinhard 1760 Schriften I I 153. usw. — Das übliche Zeichen für Q. bei Rudolff, vgl. A.D.B. X X I X 572. Q u a d r a t z a h l , um 1445 in lat. Form numerus quadratus, vom frühen 16. Jahrh. an quadrat zal (1518 — Rudolff-Stifel 1553 Coß 12b) oder verdeutscht gevierte oder viereckige zal schon um 1400. 1489; vgl. wieder Abh. z. Gesch. d. Mathem. I X 322. q u a d r ä t e l n Ztw., volkssprachliche Bildung zu Quadrat (vgl. z. B. kartein DWb. V 239 u. Fischer, Schwab. Wb. IV 241); Bez. eines bei Buchdruckern beliebten Würfelspiels. beschrieben bei Waldow 1884. q u a d r a t i s c h Adj. u. Adv. „viereckig" und „in der zweiten Potenz" (1), jüngere Bildung gegenüber dem Adj. quadrat gl. Bed. (2); quadrat u. quadratisch mit dem Nebensinn des Groben, Grobschlächtigen (3), der auch in Quadrat (4), Quadratschädel, Quadratur (Beleg a. Seume), in der dtsch. Schelte Viereck (G. Keller) u. in vierecket (Belege im 16. u. 17. Jahrh.) — vgl. DWb. — liegt. Quelle: lat. quadratus (Adj. „viereckig, wohlgefügt", von der Gestalt) „recht gebaut", neulat. quadraticus gl. Bed.

Belege: 1. quadratische Gleichung: Gleichung 2. Grades. Mathem. Lex. I 590. 1816 ZfBaiern I (Jan.—März) 230 indem der Oeographe das Land, und zwar mehr körperlich (kubisch), der Statistiker aber das Gebiet, mehr flächlich (quadratisch) auffaßt. Münsterberg 1904 Amerikaner I 462 . . . wachsen die Ansprüche, so wächst der Lohn q. 2. um 1400 eyn quadraten wurczel. — Hermann von Sachsenheim um 1450 Tempel Z. 39 belumwen minr sinnen marmel quaderat. •— Zink 1468 Augsb. Chronik 319 ain grossen quadraten stain. — Fronsperger 1558 Kriegs Reg. 79 b . . . Schlachtordnungen durch die Regel Quadrat zu Boss vnnd Fuss gemacht . . . Steiner 1682 Kriegs-Bau-Kunst 129 Reduiten . . . sein gemeiniglich quadrat . . . — Dohme 1886 Gesch. 229 in ihrem . . . in quadrater Umrahmung liegenden Rosenfenster. Langewiesche 1933 Abenteuer 124 in diesem q. abgezäunten Land [s. Quadratlandschaft]. 3. vgl. noch Lindener um 1558 Katzipori 85 boxhorn soll dich schänden, du dicke, viereckete wampe. — Auch homo quadratus Christ 1776 Lit. u. Kunstwerke 95. Böttiger 1795 Reise nach Hamburg (Literar. Zustände I I 59). — Zuerst und nur in dieser Bed. gebucht bei Roth 1571 Quadrat, Fürschroetig, gfürt, wirdt gebraucht für ein starcken knoschpeten menschen. — Gebucht bei Wächtler 1709 Quadrat, gevierdt, viereckicht, z. E. der Tisch . . . ist recht quadrat. Noch bei Petri 61834. — quadratisch: Bei Heyse 81838. — Bei Petri 101852 quadrat u. quadratisch. Quadrator (lat.) „Steinmetz", selten z. B. Goethe 1799 Br. (W. XIV 60) mit dem Baumeister, dem Bildhauer und Q. die Bauausführung besprechen. — 1950 Form u. Inhalt 103. — Q'arbeit Goethe (ebda. 82). Q u a d r a t u r F. „Vierung, Berechnung des Inhalts einer Fläche" = lat. quadratura (w.) gl. Bed., vom 16. Jahrh. an reich belegt, gern in der festen Fügung Q u a d r a t u r des K r e i s e s , d e s Z i r k e l s , die auch im Sinn des unerreichbaren Zieles verwendet wird. Vgl. auch die frz. u. engl. Entsprechungen, die in etwa gleicher Zeit einsetzen. Littre. H.-D. NEDict. Lateinische Form Quadratura circuli: Reisch 1515 Margarita (am Schluß). Dürer 1525 Vnderweysung F 6 a q. c., das ist, die vergleychnus eines cirkels vnnd eines quadrates, also das eins als vil inhielt als dz ander, aber soliches ist noch, nit von den gelerten demonstrirt. . . Luther 1528 Neue Zeitung (W. XXVI 542, im Spottlatein der EOV., vgl. Erlanger Ausg. LVII 83). — Albertinus 1615 Gusman von Alfarche

Quadrat — Quadriennium 172 q. dess circuli. Rist 1647 friedewünschendes Teutschland 50 allerhand treffliche Künste, als auf die Malerei, Perspectiven, Perpetuum, mobile, Quadraturam circuli . . . — Lichtenberg 1769 (Nachlaß) 33 (lat. u. dtsch.). Meister 1775 Schwermerei I 3. Deutsche Form (noch heute üblich): Dürer 1525 F 6». Rivius 1548 Vitruv. 24 a q. des Zirckels — 159a q. oder fierung. — 1751 Das Neueste aus dem Reiche des Witzes (Juli) [scherzhaft gemeint]. 1758 Modezeitung I Vorr. l b . Winckelmann 1764 Gesch. d. Kunst I 228. Riedel 1767 Theorie 170. 1787 Hamburger Musenalmanach 51 [in Pfeifeis Gedicht Der Uhu]. Kant 1798 Anthropologie 121. Müller 1817 Schriften I 359 Q. des Lebenszirkels. Weiller 1825 5. Bericht Ak. d. Wiss. München 159. Disraeli 1849 Cur. I 72. Frantz 1850 Politik 69 Die deutsche Einheit ist die Q. Daumer 1861 Mansarde IV 147 cubische Q. [im Freimaurertum]. Riehl 1865. 71 Vorträge I 336. Güdemeister 1869 Aus d. Tagen Bismarcks 23. Bismarck (bei Klemm I I 239). Gregorovius 1870 Wanderjahre IV 333. IV 341. Homberger 1890 Selbstgespr. 238 wirkliche, echte Geschichtschreibung ist eine Q. Jodl 1912 (vom Lebenswege I I 305). Haekkel 1913 LW. 518. Troeltsch 1922 (Geist) 261. Noack 1928 Friedenspolitik 147. Baumgarten 1929 Lebensgesch. 49. Preuß. Jahrbücher 216 (1929) 77. Delbrück 1931 Weltgesch. V (Anhang) 633. Schickele 1932 Grenze 53. Hiller 1950 Köpfe 27 Sozialisten und Kommunisten . . . zu einer roten Einheit zu ballen, das mag noch immer die Q. sein . . . Süddtsch. Ztg. 27. 10. 1950 . . . Westeuropa vor der Q. des Kreises: nämlich aufzurüsten, ohne seinen Lebensstandard zu senken. Neue Zeitung 24. 5. 1952 Q. des menschlichen Existenzkreises. Süddtsch. Ztg. 4. 12. 1953. 6. 4. 1955. Adorno 1957 Reden 148. Stuttgarter Ztg. 15. 6. 1963. Süddtsch. Ztg. 19. 10. 1965 Q. des Koalitionszirkiis. Offenburger Tagebl. 18. 6.1969 [in der Politik; desgleichen Frankfurter Allgem. Ztg. 29. 4. 1969]. 27. 2. 1970 [in Wirtschaftsfragen]. Frankfurter Allgem. Ztg. 13. 2. 1970 [Politik der DDR], 3. 8. 1971. Leibniz und seine Zeit verwenden die dtsch. neben der lat. Form; vgl. 1966 Leibniz 433. 445ff. Vereinzeltes: Schlosser 1937 Magistra 37 klassische „Q." der gotischen „Triangulatur" [gegenübergestellt], Süddtsch. Ztg. 24. 6. 1955 Q. des sozialistischen Zirkels, ebda 14. 7. 1956 Q. des Glücks. Offenburger Tagebl. 14. 7. 1967

Quadriennium s. T r i e n n i u m .

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(mit Bezug auf Katajews Theaterstück gl. Titels der 20er Jahre, vgl. 1968 Gong Nr. 1). Saint-Phalle 1970 Quadratur der Liebe (Titel). — Gümpel 1965 Q. des Teufelskreises (Titel). Gelegentlich in übertragener Bed., z. B. Seume (I 202) [um 1805 Verbot in Rußland, runde Hüte (an Stelle der vorher üblichen dreieckigen) zu tragen] weil der Jakobinismus darunter sitzen soll. Das Dreieck kommt dem Quadrat am nächsten . . . Quadrat ist in allen Sprachen ein Gegensatz des Feinen. Der runde Huth bedeckt am besten den Kopf gegen Sonne und Regen, und macht immer den Mann, wenn sonst nicht zuviel Quadratur an ihm ist, zu einer ästhetischen Figur . . . Goethe 1778 Br. (III 240) Am alten Schloss waren Q.-en am Portale [Bed. „Quadersteine", wohl mit figürlichem Schmuck]. Gebucht eingehend bei Adelung 1777. 1808. Bei Campe 1801. «1813. Bei Heyse 1804, bei Petri 21812. usw. Zuss. selten; wohl einmalig Z i r k e l q u a d r a t u r bei Bismarck s. Zirkelq. q u a d r i e r e n Ztw. „in die 2. Potenz erheben, den Flächeninhalt bestimmen", zu lat. quadrare [dem Viereck] „anpassen" gebildet u. seit 15. Jahrh. belegt. Belege: Die Bed. des klass. lat. Wortes ist noch erhalten im musikal. Bereich bei Frauenlob. Nr. 367; im Bauwesen 1469 Rappoltstein. Urkundenbuch IV 929. Emser 1525 Annotationes B 6 b Dann die stein darauss Jerusalem gebawen wirt, müssen vorhin all geschlagen, behawen, quadrirt vnd auff das aller reynist polirt werden. Miller 1593 Lobspruch auf Ulm Z. 30. — M. N. N. 19. 2. 1943 die ältesten anatolischen „quadrierten" Teppiche. Im fachwörtlichen Gebrauch: 1489 (Schirmer). — Xylander 1562 Euclides (Übers.) 55. Lhor 1569 Kriegs Feldbüchlein B 1' die quadrirten oder geuirte Schlachtordnungen. Kepler 1616 Weinvisierbuch (Goetze, 109) (136). Faulhaber 1630 Ingenieurs-Schul 15. Schrank 1789 Baier. Flora I Vorr. S. 46 [in bildlichem Gebrauch]. Gebucht bei Wächtler 1709 Quadriren, sich schicken, sich reimen, z. E. es quadriret nicht hieher, es kömmt nicht d propos, bei Sperander 1727. Eingehend bei Adelung 1777 u. 1808 in den beiden Bed. „viereckt machen, abvieren", u. „sich schicken". Bei Campe 1801. 21813. Bei Heyse 1804. Bei Westenrieder I 1816 . . . sich schicken, anständig seyn. usw.

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Quadriga

Quadriga, F. Das Altertum kennt das „Viergespann" als Wagen mit vier nebeneinander gespannten Rossen bei Rennen u. festlichen Aufzügen, künstlerisch verwertet in Bronze oder vergoldet auf Triumphbögen, in der Dichtersprache als Gefährt der Morgenröte, der Sonne. I n der neueren Kunst stilisiert als Bekrönungsgruppe auf Torbögen nach antikem Vorbild (z. B. Berlin: auf dem Brandenburger Tor, von Johann Gottfried Schadow entworfen, 1794 geschaffen, nach wechselvollem Schicksal (vgl. Kluge 1939 Brunnen (Br.) 80. 205) am Ende des II. W.Kr. zerstört, und weggebracht, wiederhergestellt und, mit Änderung der Embleme der Siegesgöttin, 1958 am alten Platz aufgestellt. Ähnlich München: auf dem Siegestor nach Gärtners Plan 1850 vollendet u. „dem bayerischen Heere" gewidmet, die „Bavaria" auf dem von vier Löwen gezogenen Siegeswagen, Modell von Wagner und Brugger, ebenfalls im II. Weltkrieg zerstört, nicht wiederhergestellt. Inschrift des 1958 erneuerten Siegestores ,Dem Sieg geweiht, Vom Krieg zerstört, Zum Frieden mahnend' von Franz Schnabel verfaßt, 1969 restauriert; vgl. Stuttgarter Ztg. 31.7.1969); auf staatlichen Gebäuden (z. B. Wien: vier Quadrigen von Pilz auf dem Parlamentsgebäude, um 1880), auf Gedenk- und Schaumünzen. Quelle: lat. quadriga (aus quadriiuga,

v o n quatuor

,vier' u . iugum

„ J o c h " , aber tensa („Götterwagen"), i m

klassischen Latein Mz. quadrigae üblich. —• Vgl. Viergespann im DWb. Frz. quadrige. (17. Jahrh.) Littre. H.-D., e. quathrigan (um 1200), quadriga (I. H. 18. Jahrh.) NEDict. — Veraltet Q. für „Kreuzbinde", vgl. Petri 4 1823. Belege: KörnigK 1659 Q. peripatetica. — Thomasius 1701 Kl. Sehr. 64. Hederich 1743 Antiqu.-Lex. 2326. Winckelmann 1762 Sendschr. 19. vgl. Goethe 1772 Br. (II 16) [Bild der dahinstürmenden Q.]. Matthisson 1786 Rheinf a h r t (II 90). Leuthold 1848—76 Ged. 129. — Ludwig 1.1852 Br. 10 (Q. in München). Fontane 1854 Sommer (II, IV, 17) (Q. in Berlin). — 1861 Allgem. Mil' Enc. I V 149. — Rodenberg 1885 Büder 215. — Wölfflin 1893 Kl. Sehr. 52 . . . die Krönung [des Triumphbogens], die eigentliche Triumphalstatue mit der Q. . . . — Riegl 1901 Kunstindustrie 146. — Schriften VfGesch. Berlins 45. 1912. 1913 Brandenburgia 128. H a r d e n 1927 Versailles 236. J e n s 1959 Götter 129 im bleichen Schatten der Q. — Quadriga auf dem Bayreuther Sonnentempel: Süddtsch. Ztg. 23. 8. 1962. Bildliche Verwendungen: Diederiehs 1918 Br. 306 „Q.-Kreis" (Bröger, Paul Ernst u. a.). H a r d e n 1927 Versailles 62 vor unserem Viergespann Marine, Islam, Bagdad, Exportziffern [als Zeichen dtsch. Expansion vor 1914]. Süddtsch. Ztg. 14. 5. 1958 . . . Q. aus der Generation der 90er Jahre prägte den sowjetischen Stummfilm. Stuttgarter Ztg. 19. 4. 1969 . . . bei den (seit 1965) in der „Q." zusammenarbeitenden Rundfunkanstalten (Südwestfunk, Hessischer Mundfunk, Saarländischer Bundfunk und Süddeutscher Bundfunk) wird lt. Offenburger Tagebl. 3. 3. 1969 „das Q.-Funkkolleg

Erziehungswissenschaft" ausgestrahlt, vgl. Frankfurter Allgem. Ztg. 23. 2. 1970. Offenburger Tagebl. 29. 10. 1970; vgl. die unter gleichem Titel hrsg. „Studien-Begleitbriefe" I. 1970. I I . 1971. — Sprache. Einführung in die moderne Linguistik (Winter 1971 — Sommer 1972). Dazu Frankfurter Allgem. Ztg. 10. 9. 1971. — Erweitert auf Technisches Zeichnen u. Praktische Mathematik: Offenburger Tagebl. 14. 4. 1971. — I m Bild der Quadriga wurden 1968 die Reiseunternehmungen Touropa, Scharnow, Hummel u. Tigges zus.'gefaßt (Schöne Welt 1969. Märzh.), doch setzte sich Vierergruppe rasch durch (Stuttgarter Ztg. 7. 8. 1969). — Quadriga virtutum, „Viertugendlehre", schon der Antike eigen, durch Kirchenväter (Ambrosius; quadriga in bes. Sinngebung anstelle currus bei Hieronymus) u. Scholastik ausgebildet, von Bedeutung im Bereich der Ethica der Karolingerzeit (Alkuin). Vgl. Mähl 1969 Q. v. — I m gleichen Bereich Pieper 1964 Viergespann. Klugheit. Gerechtigkeit. Tapferkeit. Mass (Titel); vgl. bes. Vorbem. S. 9. Frankfurter Allgem. Ztg. 31. 7. 1971 [bei der Internation. Bühnenbildausstellung Prag 1971 erhielt die D D R ] keine Q., sondern ein Pferd weniger — nämlich eine Troika [als Auszeichnung]. Gebucht erst im 19. J a h r h . , z. B. bei Petri 3 1817.

Quadrigamie — Quadrille

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Quadrigamie F. offenbar vereinzelte Bildung nach älterem Bigamie. Beleg: Gildemeister 1875 Aus den Tagen Bismarcks 145 Mit der Gewissensfreiheit verhält es sich ganz ähnlich wie mit der Glaubensfreiheit. . . . Das Gewissen eines Mormonen mag ihm immerhin die Vermählung mit vier Frauen zur Pflicht machen; die amerikanischen Gerichte werden trotz aller Toleranz ihn wegen Bigamie oder Quadrigamie ins Zuchthaus schicken. Bisher nicht gebucht. Quadrilatéral Adj. „vierseitig; Viereck.. .", vornehmlich Fachwort der Mathematik u. des neueren Befestigungswesens (1). Im 19. Jahrh. wurde gleichbed. frz. quadrilatère im militär. Sinn bekannter und im gleichen Bereich bald durch „Festungsviereck" verdrängt (2), das selber älteres Fachwort des Festungswesens ist (vgl.: Fäsch 1735 Kriegs-Lex. 956. — Jacobsson, Technolog. Wb. IV 542). Quelle: lat. quadrilaterus Adj. „vierseitig" (von quadrus „viereckig" u. zu latus, Gen. lateris (s.) „Seite, Flanke", neben selbständigem lat. lateralis Adj. „die Seite betr."). Frz. quadrilatère, e. quadrilatéral) (Adj.) als Fachwörter der Mathematik seit 16. Jahrh. (H.-D. NEDict.). Belege: 1. Marolois 1627 Geometria (Ubers.) 20 eines Quadrilateri oder vierseitigen Figur. Sturm 1737 wahre Vauban 50. Haushofer 1937 Weltmeere 191. 207 Q.vorbau. 2. Gemeint ist immer das lombardo-venezianische Festungsviereck Verona-Mantua-Peschiera-Legnano, das Radetzky 1848 glänzend verwertete. — Vgl. Littré IV: 1876 [Quadrilatère] s'est dit, en ces derniers temps, de Vespace quadrangulaire, défendu par quatre places fortes, qui protégeait contre les Italiens la Vénétie occupée par les Autrichiens. Schlözer 1868 Rom. Br. 361. — Kürnberger 1874: s. o. Quadrangel. Vgl. noch NEDict. mit wertvollen Belegen

des militär. Fachwortes „quadrilateral" a. 1859ff. u. einem Zeugnis bildlicher Verwendung. — quadrilatbre prussien National-Ztg. 20, 180. — Über andere Festungsvierecke vgl. noch Alten, Handbuch f. Heer u. Flotte III 703. Eigenwillige, einmalige und bildliche Verwendung — wohl nach frz. quadrilatere — Klemperer 1914—23 Sonderart 314 . . . Beweihräucherung des ,,Festungsvierecks" Cid, Horace, Cinna, Poleucte . . . Gebucht quadrilateral seit Petri 4 1823. Im Ital. entspricht quadrilatero „vierseitig", „Viereck"; z . B . Süddtsch. Ztg. 2 6 . 7 . 1 9 5 8 Im Stadtzentrum Roms, im berühmten „Quatrilatero" . . .

Quadrille F. „Kunsttanz von vier zus'gehörigen Paaren; die Weise des Tanzes" (1), „Reiter-, Turnierspiel" (2), (modisches, in vornehmen Kreisen beliebtes) „Kartenspiel" (3) entlehnt aus dem Frz. in der I . Hälfte des 18. Jahrh., von Anfang an reich bezeugt und noch gebräuchlich, wenn auch in jüngster Zeit zurücktretend. Quelle: frz. quadrille (m. u. w.) 1. (seit 17. Jahrh. bezeugt) „Gruppe von Reitern oder Tänzern" aus gleichbed. span. cuadrilla zu span. cuadro „vierfrontige Schlachtstellung" aus lat. quadrus „viereckig"; 2. (seit 18. Jahrh. bezeugt) „Vierspiel" — dem Lomber ähnlich — in Anlehnung an quadrille (1) umgestaltet aus span. cuartillo (1/i als Maßu. Münzbez.) zu span. cuarto „vierter" aus lat. quartus (Gamillscheg). REW. 6921. — Vgl. Ruppert, span. Lehnw. 26. 70. 226. — Scheid, span. Sprachgut 38. 113. — Vgl. DWb. — Littre. H.-D. NEDict. Belege: Spanische Wortbelege im dtsch. Schrifttum selten, z. B.: 1786 Journal aller Journale VI 230 [Beaufsichtigung der span. Schafherden . . .] Der Conseil ist in vier Ab-

theilungen oder quadrillas getheilt . . . Cuendias 1847 Spanien 184 Quadrillas de Toreros. 1. 1747 Neue Beyträge (Bremen) I 2 330. Unzer 1766 Versuche 76.

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Quadrille

Lessing 1767 Dram. (IX 237). Sonnenfels 1768 Briefe 190. Journal von u. für Deutschland 1786 I 149 dass wir von den Franzosen ihre Cotillons oder Quadrillen und Menuetten entlehnt haben. 1786 Wiener Musenalmanach 24. 1797 Journal der Moden X I I 285. Tieck 1823 Novellen I I 116. Bauernfeld 1837 Vater (I 58) . . . Iceine Q. ausgelassen. Gutzkow 1839 Vergangenh. (XII 69). Cuendias 1847 Spanien 188. Szarvady 1852 Paris I 118. I 126. Heine 1856 Reise um die Erde 127 Unzahl von Galops, Q.-n und Polkas. Waldau 1859 Böhm. Nationaltänze I 71 nicht bloss die „einfältige" Dorfjugend, sondern auch die „gebildete" Salonjugend, die in einem Jahre für eine Alliance-Q., im, zweiten für eine Q. des Landers, im dritten für eine Renaissance-Q. schwärmt und das, was sie vor kaum zwölf Monaten als pikante Novität vergöttert hat, nun mit blasirtem Lächeln als Rococco ansieht. Peterssen 1870 Genrebilder 225 [Weg einer Pariser Dirne vom Quartier latin—Montmartre . . .] ins goldene Raus, wo sie von Ellenrittern zur Fürstin der Q. ausgerufen wurde . . . Böhme 1886 G. d. Tanzes I 227. Diringer 1889 Tanzkunst 21. 51 Pariser-Q. [ = Cancan], Bahr 1893 Neben der Liebe 43. Busch 1896 Tanzmeister 15. Wilke 1930 Erinn. 215 „Contre-Tänze", „Quadrillen", „Landers" und „Françaisen", die wir in der Tanzstunde [um 1875—1880] mit Mühe erlernten und die in keinem Ballprogramm fehlten, — der „Tango", der „One-Step", der „Two-Step" und der „Blues" lassen ihnen keinen Raum mehr! Süddtsch. Ztg. 21. 3. 1951 die Tänzerinnen in den Q.-n hervorragender corps de baüet. Kossak 1855 Stereoskopen 51 Der Franzose liebt nicht den Walzer, er fühlt sich nur groß in der Polka oder Q. Vgl. Böhme, Tanz I 145. 227 mit den Zuss. Lach-, Kuß-, Kegel-, Königsguadrille. 223 Q. française. 224 Le Lancier oder Q. à la cour. Süddtsch. Ztg. 5. 1. 1968 die Münchner Française, die um 1790 aus der französischen Quadrille entstand, und aus der Münchener Ballsaison nicht mehr wegzudenken ist . . . Früher: Tanz bei der Bauernkirmes z. B. Rhein. Wb. (mit Liedtexten). 2. Sintenis 1799 Dialogen I I 260. 1813—15 Prinzenbriefe 146 (aber 157: „Kunsttanz"). Neuere Belege: Senden 1900 Tänzerin 124 Zwei Amazonen ritten mit zwei Herren eine Q. 1903 Grenzboten 62, 3, 719 Schul- und Q.-reiten. 1910 Buch des Sports Nr. 40. Stratz 1929 Lill 73. Berliner Illustr. Nachtausg. 29. J a n . 1932. Edschmid 1932 Zauber 16 Q. (der Lippizaner). Ackerl u. Lehmann 1940 Spani-

sche Reitschule 150. 240. Offenburger Tagebl. 20. 12. 1958. Lindenborn 1742 Diogenes I 134 ein in Q.-en vertheiltes Schif-Rennen. In übertragener Verwendung z. B.: 1845 Anemonen I I 4 eine zierliche Q. historischer Postulate und diabetischer Spitzfindigkeiten. 3. Die Quadrille löste das Lomber ab, wurde aber selber vom Whist verdrängt, vgl. noch wichtige engl. Belege a. 1726, 1727 im NEDict., erweitert auf späteres Whist u. Boston: Halem, Selbstbiogr. 60. Elis. Charl. 1721 Br. VI 122 wen Sie a lomber oder cadrille spilte. — Belege a. Cronegk, Gökingk u. Uz in gebundener Sprache im DWb. — Volkmann 1777 Italien I I 758. Nugent 1781 Reisen (Übers.) I 259. 1791 Journal der Moden VI 637 (Q. neben Lomber u. Whist). Longin 1797 Die vollständigen Regeln . . . des l'Hombre-Q.- und Cinquillespiels (Titel). Destouches 1809 Oberpfalz I I I 227 {Q. als eines der gewöhnlichen Kartenspiele genannt]. Thalberg 1896 Kartenspieler 176. Gebucht bei Sperander 1727 Quadrille, in Turnirund Ritter-Spielen ein Trouppen Cavalliers, so zusammen halten, und durch ihre Rüstung von den andern unterschieden sind, fast übereinstimmend bei Fäsch 1735; eingehend bei Trichter 1742, knapp bei Eggers 1757. Bei Campe 1801. 2 1813 Quadrille, 1. als Tanz, ein Vierpaartanz, d. i. ein Tanz, der von vier Paar Tänzern vollzogen wird; 2. als Spiel, ein Vierspiel, d. i. das sogenannte L'hombre, von vier Personen gespielt. Bei Heyse 1804, bei Petri 2 1812 gekürzt, aber mit dem Zusatz Vierspiel, in Karten oder auf Tonwerkzeugen. Eingehend u. mit Belegen bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876. Zuss., z. B.: Quadrille à la cour Rodenberg 1863 Straßensängerin I I I 39. Rocco 1881 Umgang 354. Böhme 1886 Gesch. d. Tanzes I 224. Diringer 1889 Tanzkunst 106. 110. Baumbach 1895 Jugendzeit 382. Busch 1896 Tanzmeister 25. Harden 1927 Versailles 625. — QuadrilleFrançaise Waldau 1859 Böhm. Nationaltänze I 53. Böhme 1886 G. d. Tanzes I 271 [um 1839 wieder belebt u. von Joh. Strauß d. Ä. gefördert], — Schlözer 1926 Menschen 108 Q. d'honneur (Beleg a. 1886). — Quadrille noblesse Diringer 1889 Tanzkunst 67. — Q u a d r i l l e s p i e l Uffenbach 1728 Tagebuch 41. — Gotting. Magazin d. Wiss. 4 (1781) 364. — Q u a d r i l l e t i s c h Sonnenfels 1769 Theresie 5 (s. Zeit am Q. hinbringen). Zachariae 1778 Poet. Sehr. I 270. — D e l h i q u a d r i l l e Wald-

Quadrillon — Quadrupelallianz müller 1868 Baronia. 29. 39. — E i s q u a d r i l l e Berdau 1903 Yankeedoodle-Dolly 124. — H o f q . Nordau 1881 Paris I 212. — K e g e l - , K ö n i g s - , K u ß - , L a c h q . Böhme 1886 G. d.

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Tanzes I 227. — M o n d q . Nordau 1885 P a r a doxe 21. — R o c o c o - Q . Dingelstedt 1877 Reihe (III 189). — S c h l i t t s c h u h l ä u f e r - Q . Nordau 1881 Paris I 295.

Quadrillon s. T r i l l i o n . Quadrivium s. T r i v i u m . Quadron s. Q u a r t e r o n . Quadrumanen Mz. „Vierhänder" (Affen, wegen der greiffähigen Vorder- und Hintergliedmaßen), Q u a d r u p e d e n „Vierfüßer" (bes. die Säugetiere), schon klassisch latein. Bildungen quadrimanis, quadrumanis u. quadripedus, quadrupedus, quadrupes (zu quatuor „vier" und manus (w.) „Hand" oder pes, Gen. pedis (m.) „Fuß") gl. Bed., die nun — nach Buffon — fachwörtlich verwendet werden. Belege außerhalb des Fachschrifttums sind selten, z. B. Pückler-Muskau 1834 Tutti I I I 146. Hertz 1862 Werwolf 14 Anm. Busch 1869 Schnurrdiburr (II 48). Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (VIII 453). — Vgl. auch DWb. X I I , 2; 296. 299. — Frz. quadrumane (Buffon), e. quadrumana (animalia) u. quadrumane (im frühen 19. Jahrh.); frz. quadrupede (16. Jahrh.), e. quadruped (Mitte 17. Jahrh.). Littre. H.-D. NEDict. — Die Bezeichnung Q. ist von Joh. Friedrich Blumenbach eingeführt worden — sie gilt als unglücklich. Vgl. A. D. B. I I 750. N. D. B. I I 329f. Neuerer Beleg: Sternberger 1938 Panorama 95 (mit Bezug auf Zeugnis a. Darwin). Gebucht bei Campe 1801 . . . Vierfüßler, 1813 (Zua.) . . . Vierhänder, was gegen Vierhändler empfohlen wird. — Bei Heyae 1804, 2

bei Petri 2 1812, der zuerst Vierfüsser gibt. Bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876.

Quadrupelallianz F. „Bündnis zwischen vier Staaten". Von der seit 16. Jahrh. weitverzweigten Wortgruppe aus lat. quadruplus Adj. „vierfach", quadruplum (s.) „das Vierfache", quadruplare Ztw. „vervierfachen" u. a. sind nur wenig Belege im neuen Schrifttum nachweisbar (1). Lediglich die Zuss. Q u a d r u p e l a l l i a n z (a. 1718 zwischen Deutschland, England, Frankreich u. Holland durch Dubois zus'gebracht; spätere Bündnisse 1745; 1834; 1840; 1922) ist bekannter und auch in den Wörterbüchern verzeichnet. (2). Belege: 1. quadruplica „Antwort auf die Triplik" (s. d.): Luther-Emser 1521 Str. II 129 Hieronymi Emsers Quadruplica auff Luters . . . antwurt . . . (Titel). — quadriplik: 1523 Dialogua von Franz von Sickingen bei Schade, Satiren II 55. — quadruplieren : um 1638 Teutscher Michel 208 (Str. 38). Laukhard 1796 Reichsarmee 223. — Quadruplum: a. 1766 für Bayern (1805 Pfalz-Neuburg. Provinzialblätter 218) das Q. oder Vierfache der gewöhnlichen Gebühr zu entrichten. 2. z. B.: 1700 Monatl. Auszug Sept. S. 593. Belemnon 1728 Bauern-Lex. 157. Struve 1731 Reichs-Historie 315. Gebauer 1749 Grund-

Riss 355. — Aßmuth 1753 Pflichten der Regenten III 91 Dupel-, Tripel-, Quadrupel-Allianzen. Pütter 1769 Grundriss 259. Schlegel 1801 Ehrenpforte 18. Prokesch von Osten 1830 Tagebücher 43—1834: 214. 1834 (Kl. Sehr. V 453). Gutzkow 1835 Charaktere (IX 29)—1875 (46) (VIII 10) Tripel- u. Q.- (VIII 21) Q. u. die Ententes cordiales wieder neu belebt. Friedrich Wilhelm IV. 1849 briefl. an Bunsen 191 Q.'alliance Englands, Preussens, Hollands u. Belgiens [zum Schutz Belgiens gegen Frankreich]; Ranke verwendet (ebda) vier-einige Erneuerung; vgl. F. W. IV. S. 190 „Continenter" gl. Bed. 1854 Prutz' Museum I 440. Werther 1861

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Quadruplik — Quaker

Kl. Deutschland I I 141. Roggenbach 1887 Br. 259. 269 Eventual-q. Liman 1904 Kaiser 282 [Bismarcks Wort] frühere Tripel- und Quadrupel-AUianzen der letzten Jahrhunderte. Kaiser 1911 Lebenserinn. 105. — Zus'gefaßt Friedell 1931 Kulturgesch. I I I 26. Vgl. e. u. frz. quadruple aUiance (NEDict. u. Littré). Q u a d r u p e l t r a k t a t Goldmann 1839 Pentarchie 43. Q u a d r u p e l v e r t r a g Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (VIII 215).

Gebucht 1. Bei Sperander 1727 Quadruplic u. quadruplieren; quadruple. Bei Adelung 1777 u. 1808 Quadrupel u. Q.-Matsch (im Whist). Bei Campe 1801. 2 1813 auch Quadruplic u. a. Bei Heyse 1804, bei Petri 2 1812. Bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876. 2. Eingehend bei Sperander 1727. Bei Fäsch 1726. 1735. Bei Campe 1801. 2 1813 Q., ein vierfaches Bündniss, mit Einem Worte, ein Vierverein. Bei Heyse 1804. Bei Petri 2 1812. Bei Brockhaus 1840. Bei Sanders 1871.

Quadruplik s. R e p l i k . Quäker M. Angehöriger der von George Fox 1648—1650 in England gegründeten Society of Friends. Engl, quaket „Zitterer" zuerst Spottname (auf Fox 1650, weil er seine Anhänger aufforderte, tremble at the Word of the Lord), dann zur Ehrenbezeichnung geworden. I m gesamten deutschen Schrifttum, vor allem in Zeitschriften des 18. Jahrh., sachlich zustimmend, aber auch hart abwehrend, in den Schreibungen Quacker, Quaker, Quäker, in Zuss. u. Abltgen. rasch und weit verbreitet; den Mundarten fremd geblieben; die Bed. „zänkisch, rechthaberisch" (Dähnert) ist im einzelnen nicht nachweisbar. Vgl. DWb. Kluge. — Frz. quaker, quaere . . . H.-D.; Littre. NEDict. (Belege seit 1653 mit zahlreichen Zuss. u. Abltg.). Belege: z. B. Lassenius 1661 Tischreden 264. Beleg a. 1686 (Buchner, Religion 213). Hartnack 1690 Bibliothecarius (b) 183 . . . andres Quaeher Geschmeiss mit dem Mantel der Liebe zudecken. Leibniz 1699 Corr. I I 141—1706: I I 206 [wichtige Belege]. Pastorius 1700 Beschr. Pensylvaniae 34. 1702 Monatl. Auszug. Mai. 2. 13. 1710 Neue Bibliothek I I I 269—1711: X V I 482. 1713 F a m a X X V I I I 253. Gichtel 1722 Theosophia Practica 71. Haller 1723—27 Tagebücher 26 [in Holland] Die sogen. Quakers richten auch unter der Anfuhrung eines alten auf einer Tonne predigenden Weibes ihre zütternde Kirche . . . ein. Luise Adelgunde Gottsched 1736 Pietisterei 5 (im Kreis des Pietismus). Zedier 1741 X X X 8 eingehend Quacker, -ey, -innen . . . Herrliberger 1746 Ceremoniell 1 1 2 ReligionsÜbungen der sogenannten Q. [eingehend beschrieben]. 1749 Gedanken von Gespenstern 20 Phantasten, Wahnwitzigen, Schwärmer, Quäcker, Inspirirten, Träumer.... 1750 Vergnügte Abendstunden I I I 345. Büsching 1754 Erdbeschr. I I 1088 Q.-s oder Zitterer (u. ö.). Acta Borussica. A X I V 288 Anm. (Beleg a. 1767 f ü r Preußen) die Mennonisten oder sog. Quäckers, weil sie nicht zu denen im Römischen Reich nur geduldeten Religionen sich bekennen, [sind] pro haereticis zu achten. 1771 Biblio-

thek der Stuzer 141 Wie sehr beklage ich ein Herz ohne Liebe! . . . Ich sehe auch nichts auf der Welt, was ungereimter wäre, als diese Sekte von Wilden Menschen, so England hat entstehen sehen. Der Q. ohne aller Mass Von eiteler Philosophie bethört Schenkt iene Zeit dem Menschenhais, So nur der Cypris zugehört . . . . [dazu als Anm. die französ. Fassung]. 1773 Philosophie d. N a t u r I 87 (Übers.). Lenz 1774 Hofmeister (NL L X X X 30). Zimmermann 1784 Einsamkeit I I 72. 1786 Journal aller Journale I I I 65 Sekte der Q., oder Freunde [Abhdlg.]. 1788 Göttinger Taschen-Calender 182 [zur Herk u n f t des Namens], 1790 Lexikon aller Anstößigkeiten 170. Heinzmann 1792 Feyerstunden d. Geschäftsmannes 663. Herder 1796— 97 Briefe ( X V I I I 237) — 1801 Adrastea I I ( X X I I I 403). Goethe 1826 Br. (XLI 93) von den Quäkers, die sich Schäkers nennen. Rumohr 1832 Denkwürdigkeiten I I I 43. Histor.-polit. Blätter 13 (1844) 837 [Sekten in Amerika] Unitarier, Quäker, Shaker . . . Kohl 1844 Reisen E . u. W . I I 110 The Retreat (Freistätte, Zufluchtsort) [Name des Irrenhauses zu Y o r k ; von Quäkern so genannt u. verdienstvoll geführt]. Tholuck 1861 Vorgesch. d. Rationalismus I I , 1; 61. — Troeltsch Zusatz 1903 zu 1897 (IV 84). Dibelius 1916 Dickens 27—

Qualifikation 1920 England II 6. I I 55. Friedell 1928 Kulturgesch. I I 42. 1929 Handbuch d. Englandkunde I I 253. Hellpach 1949 Pax 13 Hilfswerk der Q. Hartmann 1954 Begegnung 22. Salomon-Delatour 1959 Soz. 244. Loukes 1965 (Titel). Gebucht bei Schottel 1663 Quaker, ein Zitterer, sectarius ex anglia. Bei Stieler 1691 Quaker u. Quakerey [mit der Angabe secta Qietistarum in Anglia . ..]. Bei Wächtler 1709. Bei Sperander 1727 (eingehend u. mit Angabe der Herkunft des Wortes). Bei Frisch 1741. Bei Adelung 1777 u. 1808 . . . Engl. Quaker, welcher Nähme ihnen von . .. diesem Zittern gegeben ist. ... Um eben dieser Ursache willen Missen sie im Englischen auch Tremblers, und bey deutschen Schriftstellern Tremulanten. Bei Campe 1801. s1813. Bei Heyse 1804. — Bei Sanders 1871 (eingehend u. mit Zuss. u.a.); bei Kehrein 1876. Zuss.: Q u ä k e r f a r m e r Barnum 1855 Leben 199. — Q u ä k e r g e m e i n d e (in Neuwied) Wölfling 1796 Heise I I 227. — Q u ä k e r h u t 1718 abentheuerl. Welt II 14. — 1786 Journal der Moden 1126. — Beleg a. Auerbach (DWb.). Willkomm 1857 Ammer 615. — Vgl. Hottenroth, Trachten. Quincke, Kostümkunde 199. — quaker-oats Mz., ein bes. hergestelltes Nährmittel aus gequetschtem Hafer; kurz vor der Jahrhundertwende in Deutschland bekannt und eingeführt. Die engl. Bez. hat sich trotz allen Verdeutschungsbeatrebungen durchgesetzt (Dünger, Engländerei 1899 S. 9; 21909 S. 5). Seiner 1902 Burenkämpfer I I 170. Bames 1933 Lebensmittel-Lex. 179. Thornton 1933 The History of the Quaker Oats Company. —

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Q u ä k e r s e k t e Musäus 1781 Physiognom. Reisen I I 10. — Q u ä k e r s p e i s u n g (unterernährter Kinder in notleidenden Ländern als Beweis internationaler Liebestätigkeit während u. nach dem I. Weltkrieg) Harnaek 1922 (N. F. IV 268). — Gerd 1930 Frau 199. Strauss 1940 Lebenstanz 290. Hartmann 1954 Begegnung 23. — Nach 1945 wurde eine Speisung im Sinn der früheren Q. nicht mehr ausgegeben und das Wort auch nicht mehr gebraucht. Dafür vom Herbst 1946 bis Herbst 1950 die Schulspeisung mit amerikan. Hilfe, der dann aus Mitteln des Bundes u. der Länder in den Schulen bis Sommer 1952 die Kinderspeisung folgte. — Q u ä k e r s t a a t Pennsylvania Münsterberg 1904 Amerikaner I 67. — Q u ä k e r s t a d t Ratzel 1876 Städtebilder aus Nordamerika 1204 In der landesüblichen Phraseologie wird Philadelphia „Q." . . . genannt. — Q u ä k e r v e r s a m m l u n g Niemeyer 1822 Beob. I I 199. — Q u ä k e r w e r k („Quäkerspeisung" u. a. nach 1918) Kühnemann 1937 Stirn 279. Q u ä k e r e i Herder 1793—95 Briefe (XVII 207). Q u ä k e r e r u. Q u ä k e r i n Belege im DWb. Q u a c k e r i a n i s m u s Mencke 1716 Charlatanerie Vorr. 5 b . q u ä k e r i s c h Adj. Praetorius 1676 Winterquartier. Vorr. A 7 b ausser allen Weigelianischen (vgl. A D. B. XLI 472ff.) und Qvakerischen Qeqverle, oder Mischmasche. Varnhagen von Ense 1842 Tagebücher 124. Tholuck 1862 Vorgesch. d. Rationalismus II, 2; 165. Gebucht bei Stieler 1691 quakerisch. Bei Frisch 1741, bei Adelung 1777. 1808.

Qualifikation F. „Eignung, Befähigung, Brauchbarkeit; Tüchtigkeit; Dienstbezeichnung, Beurteilung" dem Dienst- und Verwaltungsbereich angehörend und seit Ende des 16. Jahrh. belegt, in allgem. Verwendung selten gebraucht. Vgl. e. u. frz. qualification mit der Wortsipppe in reicher Bed.'entfaltung seit 16. Jahrh. Littre. H.-D. NEDict. — Engl. Beleg für Verwendung des Wortes in der Bed. „Befähigung" u m 1750. — Quelle: mittellat. qualificatio, Akk. qualificationem — ein bei den Scholastikern häufiges Wort —, Bildung von lat. qualis ,wie beschaffen' u. zu facere ,machen', mittellat. qualificare. Vgl. Q u a l i t ä t . Belege

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Belege: 1595 Akten Gegenref. I 175 habt umb Eurn übln qualification willen [als Pfarrer] repulsam erlitten. — Schleiermacher 1808 Gedanken (IV 638) Erteilung der gelehrten Würden, als der unentbehrlichen Q. sowohl für einen angehenden Universitätslehrer als für einen, der in den . . . Staatsdienst treten will . . . .

qualifizieren

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Berenhorst 1798 Kriegskunst I 46. Mahler 1860 Militär. Bilderbuch 85. Hensel 1903 Lebensbild 259. Bloem 1910 Sommerlt. 113. Ludendorff 1933 Werdegang 67. Binding 1937 Br. 387 Eine bessere Q. hat nämlich der Frontsoldat nicht als dass er einer war. Frankfurter Allgem. Ztg. 25. 2.1970.

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Qualifikation

Schiller Q. (der Fabel) zur Tragödie (Kehrein). Rodenberg 1863 Straßensängerin I I I 96 Q. (des Reichtums). Achelis 1890 P r a k t . Theologie I 477. — Simmel 1895 Philosophie 116 Damit . . ., daß das Handeln . . . praktisch günstige Erfolge hat, ist noch keine bestimmte Q. des Inhaltes dieser Vorstellungen praejudiziert. Glum 1930 Deutschland 45 „ Q . " (zum Staatsmann). Maritain 1950 H u m . 149 (Übers.) . . . gemeinschaftliche Organisation der Produktion . . ., ohne die es nicht möglich wäre, dass die Person des Arbeiters zu einer zunehmenden „Q." aufsteigt . . . Gehlen 1957 Seele 65 [beim Fehlen sozialer Abstufungen ist es nicht möglich] die Q. des einzelnen [objektiv durchzuführen], Stuttgarter Ztg. 22. 1. 66 Kräfte mit höherer beruflicher Q. Frankfurter AUgem. Ztg. 10. 2. 1971 . . . jemanden, der allein im Juristisch-Fachlichen die Q. für sein Amt findet . . . juristische Q. und Unabhängigkeit [des Richters; bedroht durch „Polarisierung" zwischen den . . . Parteien . . .]. N. Z. Z. 20. 8. 1971 die verkehrswirtschaftliche Eignung sowie die technischbetrieblichen und die betriebswirtschaftlichen Q.-en [zur Übernahme einer Privatbahn in Bundes besitz], F r a n k f u r t e r Allgem. Ztg. 7. 9. 1971 fachlichen Q. als Rechtsbeistand . . . Gebucht bei Campe 1801 u. 2 1813 Q., die Beilegung oder Angabe der Eigenschaften, die Betitelung. Bei Heyse 1804. Bei Petri 2 1812 die Eignung, Tauglichkeit, Benennung, Betitelung. usw. Zuss. z. B.: Q . - a n z e i g e : 1828 Baier. Int'Bl. (Isar) 524. •— Q . - a t t e s t : Raumer 1861 Leben I 65. — Voit 1881 M-G. 53. — Q . - b e r i c h t , in Preußen 1848 eingeführt an Stelle der älteren Konduitenlisten der Offiziere (Reglement 1726). 1888 Grenzboten I I 10; vgl. Transfeldt, W. u. B. 9. — 1943 ZfWehrrecht 311. — D i e n s t Q . ' s - B u c h Mayr 1809 Gen.-Index Baiern 104. — Q . - l i s t e Schenk 1829 Briefwechsel Ludwig I. u. Schenk 85. — Q . - n i v e a u Frankfurter Allgem. Ztg. 30. 12. 1970 ...die Kenntnisse, die über den groben Raster einer Bevölkerungsstruktur hinausgehen, die das berufliche Q., die Mobilität und den Lebensstandard der einzelnen erkennen lassen . . . — Q . - s t r u k t u r der Arbeitskraft 1967 a. Referat vor Arbeitskreis der D F U . Z e u g n i s q . Stuttgarter Ztg. 5. 12. 63. Zahlreiche Zuss. im Sport (Nachweise unnötig). B e r u f s q . F r a n k f u r t e r Allgem. Ztg. 15.1.1971 [Erlernen des Engl. u. Französ.] . . . eine relativ große geistige Bemühung um etwas, das bei

vielen B.-en dann doch nur als willkommene Dreingabe hingenommen wird. O l y m p i a - Q . F r a n k f u r t e r Allgem. Ztg. 16.3. 1971. q u a l i f i z i e r e n „geeignet machen oder erklären, befähigen, beurteilen, werten, (recht) würdigen"; s i c h q. „eine Eigenschaft zeigen, sich eignen, sich als befähigt ausweisen; sich bewähren" seit frühem 16. J a h r h . im allgem. Schrifttum reich belegt ( l a ) , bevorzugt q u a l i f i z i e r t , „geeignet, befähigt, brauchbar, ausgewiesen, tauglich, passend", auch allgem. „beschaffen" (b). Die Überzahl der Belege (zu l b ) ist im 17. u. 18. J a h r h . , vgl. perfekt, mit dem qualifiziert •— nun in adjektiver Geltung — gleiche Entwicklung hat, gern mit Synonymen verbunden, auch als Modewort, daneben inhaltbeschwert, wie auch im ständischen Sinn „vorzüglich, herausgehoben, angesehen, begabt". I m 20. J a h r h . Übernahme des Wortes in die Sprache der Technik, der Arbeitsleistung, des Sports, des Alltags, häufig mit steigernden Adverbien — vgl. auch Zuss. -— gebunden (2). Quelle: mittellat. qualificare (s. o.), vgl. frz. qualifier (15. Jahrh.), e. qualify, qualified Adj. (1596) H.-D., NEDict. Belege: l a . z . B . : Geßler 1511 Formulare 44». Gobier 1536 Prozeß 8 a . Zorn 1570 Wormser Chr. 207 noch nit als ein bischof qu. um 1638 Teutscher Michel S. 208 vgl. Schorer 1644 Spr. verd. K 4 a u. Hartig, Schorer 62. — Fischbach 1689 Tractätlein Von den schönen Wissenschaften 22 dann die Warheit ist einem Cavalier so anständig, das dieselbige den nicht alleine qualificiret, sondern bey Gott und der Welt sehr beliebt machet. — Schiller 1769 Ökonom. Beyträge I 522 [Errichtung eines privilegierten Pfandhauses] mit Ausschluss . . . aller . . . Verpfändungen, welche sich zum Pfand-Haus q. könnten. K a n t 1789 Umgang I I 62. Nicolai 1790 Anekdoten I Einl. S. X X I X Ich glaube also zu dergleichen Berichtigungen einigermaßen qualifiziert zu sein. 1791 Journal der Moden VI 47 Wir schwiegen, so sehr sich, auch diese Materie zu einer Untersuchung für unser Journal qualificirte. Laukhard 1792 Leben I I 439 Ein Bauer wollte seinen Sohn zu einem edelmännischen Amtmann q. lassen. Lavater 1793 (Nachgel. Sehr. I I 33) sich . . . zu einem Rechtsgenossen Israels neu qualifiziert und legitimiert hatte. Goethe 1795/96 Lehrjahre ( X X I 241) der sich gewiss bald zum ersten Liebhaber q. würde. Heynatz 1796 Antibarbarus 1328. Heß 1796 Durchflüge d. Deutschland I 176 (verschärfte Haft) bei einer dazu qualificirenden Missethat. Laukhard 1797 Leben IV, 2 ; 164 dass alle Fremden . . . sich als wirklich

Qualifikation Reisende d. i. für ihr Geld zehrende Personen dadurch q., dass sie sich in ein . . . Gasthaus einquartiren. Sehaller 1804 Stuziade I I 231 Anm. [Merkur] qualifizierte sich also frühe zum Gotte der Gauner und Diebe. Pückler-Muskau 1834 Tutti I 270. Reichenbach 1880 Roman e. Bauernjungen 73 dass der Cement als schlechtes Material qualifiziert wird. — 1930 Die Dame am Volant Febr. S. 3. Sie wirkte distinguiert, vorzüglich gekleidet, auf ihren Wangen lag die Patina des Südens . . . Meinen Blick fühlend, streifte sie mich mit einem knappen — qualifizierend. . . . Im Gebiet sprachphilosophischer Erörterung z. B. Cassirer 1923 Phil. I 244 qualifizierende Begriffsbildung. 250. Noch im Bereich beruflicher Tätigkeit z. B. Offenburger Tagebl. 4. 12. 1970 [Kinder ausländ. Familien haben] . . . wegen ungenügender schulischer Vorbildung keine Möglichkeiten . . ., sich in einem Beruf zu q. b. qualifiziert z. B.: Fuchsberger 1534 Dialektik 20 a . . . die selben Qualificierten aygenschafften (der 3. Wortordnung), a. 1554 (Staatspapiere Karl V. 531) in keinen vertrag willigen, es were dann derselbig dermassen q das gemeiner frieden daraus . . . eruolgen khonte. Fugger 1584 Gestüterey 70" wie ein Kriegsross ausswendig am Leib, vnd innwendig an dem Gemüth q. sein sol. 1587 Fauatbuch 12 zum studiern q. vnd geneigt — 55 das Firmament am Himel q. vnd beschaffen. Speckle 1589 Architectura 2 a . Hertzog um 1590 Schildwacht B 4 b . Rathgeb 1592 von Kriegssachen 21 (u. ö.). Heinrich Julius Herzog von Braunschweig 1593 Susanna (45) der alte Man . . . ist warlich wol dazu q., mit einer solchen schönen Frawen zu bulen (ironisch!). Simon zur Lippe 1591—92 Tagebuch (Mitt. lipp. Gesch. 4 (1906) 57) gnuksam . . . q. (zu besonders wichtigen Aufträgen). a. 1600 Heidelbg. Urkb. 1342 der darzu genugsam q., geubet und lust hette. Wedel um 1600 Hausbuch 145. 227. 430. 436. Hock 1601 Blumenfeld 66 Wer nit Prauirt, vnd Galanisiert, Der ist nit jhr (der Hofleute) Geselle, Er sey sonst wer Er wolle, Vnd auch Q. Herlicius 1606 Musicom. E 5 a . Spangenberg 1607 Ganss König (71). um 1608 Jud von Venedig 153. 1614 Leben Lazaril 75 ich hette kein geschicke vnd wehre nicht q. . . . solchen grossen Herren zu dienen . . .. Sumaran 1621 Sprachbuch a 4 a (zur Jugenderziehung) q.-e vnd taugliche Personen. Ulsheimer 1622 Reisen (Alemannia VI 114) (zu schwerer Arbeit) stark oder q. Maximilian von Bayern 1629 Priv. (1664) 3. Furttenbach 1630 Architect. mart. 8. Bürster 1647

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Schwed. Krieg 145 mit tauglichen, q.-en und wol würdigen Prälaten. Winckelmann 1649 Bedencken 42 [durch Studium zu einem Amt]. Furttenbach 1649 Schul-Gebäw 3 ein recht wol q.-en im Teutschen Schreiben und Rechnen sehr wol practicirten Schulmeister, um 1650 Polit. Heiratsgedanken 12 liebselige, q.- und wegen unvergleichlicher Schönheit berühmte Dame (bürgerliches Mädchen), um 1650 (Rosenthal, GVB I I I 99 Anm.) die besten und qualifizirtesten Beamten. Duez 1652 Nomencl. 98 De bonnes qualitez, bien qualifie, von guten qualiteten, wohl q. Schupp 1656 briefl. an Oxenstiern (Quellen G. geistigen Lebens I 634) ein q.-er Cavallier. Lassenius 1661 Tischreden 415 vor einen wohl q.-en Menschen gehalten, ob er gleich nichts mehr kan, als einige Complementen machen, tantzen, und ein wenig daher plaudern. Böckler 1665 Schola militaris 32 q.-e Officirer. Klett 1665 Trenchier-Büchlein 113 einer von Adel, oder sonsten eine q.-e Person [zum Trenchieren]. Lavater 1667 Kriegsbüchlein 2 b [Dolmetschung] Q., Geschikt, begaahet. Fr. W. 1667 Polit. Test. 44 q. vnd geschickt [zum geistlichen Amt] (u. ö.). Francisci 1672 Histor. Rauchfaß I 102 . . . der Teuffei, in der Kleidung einer Q.-en Mannes-Person. a. 1673 (Acta Ingolstad. Acad. IV 419) . . . wann sich einer (Student) nit wol q. befindet . . . Weise 1673 Erznarren 24 den stadtlichen q.-en Menschen hoch genug respectiren. 177 sehr wohl q., ein und ander vornehmes Ampt mit Ruhm zu verwalten. Pickelhäring 1685 Kleideraffe 84. Dilich 1689 Krieges-Schule II 57 q.-et und geartet. 1689 Polit. Fliegenwedel I 60. Seckendorff 1691 Reden 397. 1692 Novellen 276 andere q.-e Ingenia. Frisius 1707—34 Ceremoniel (Trompeter) 23 Fürsten, Grafen, Herren, Adelichen, Ritterschaften, oder sonst q.-en Personen. 1708 Academie zu Liegnitz B 3 a ein wohl q.-er Fechtmeister. Menantes 1709 Satir. Roman I I 7 Gesellschaft eines so q.-en Freundes [„angesehen"]. Stranitzky 1711 Ollapatrida 98 . . . wie ich, als ein Officier . . . mich, euch aufzuwarten, einfinde. — Q.-en Cavalieren stehet das Glück billig zur Seiten. 102. Speckle 1712 Architectura von Festungen 2 a q. und tüchtig (zum Handwerk). Marperger um 1720 Reisen 18. Fleming 1726 Soldat 11 (u. ö.). Boltz 1727 Amts-Redner 65 verständigen u. q.-en Subjecto. Schnabel 1731 Felsenburg I 404. Struve 1731 Reichs-Historie 219. Pegius 1733 HeyratsGüter 71 . . . nicht eigentlich und vollkömmlich, sondern nur ein q.-er Herr des Heyrath-Guts . . . 1741 Begebenheiten 94 alle Tugenden . . ., die man von dem allerqualificirtesten Herrn ver-

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Qualifikation

langen könte. Beust 1743 Consiliarius 211. Verdion 1748 Begebenheit I 122 (in ä la modeBrief) . . . genereusen u. q.-en Herrn. Boltz 1752 Amts-Actuarius 41. Hase 1779 Aldermann I 265 . . . einen q.-en Mann auffinden [der mit engl. u. ital. Sprachkenntnissen einem Schriftsteller hilft], Goethe 1786 Br. (VIII 61) sieh zu einem vorzüglichen Cicerone q. (bei Goethe überaus häufig!). Smith 1794 Nationalreichtum I 223 unter einem gehörig q.-en Meister die Lehrjahre ausgestanden. Laukhard 1794 Feldzug I I I 11 gar sehr q.-e Muthlosigkeit der Östreicher. Pütter 1798 Selbstbiogr. 26 zum academischen Musensohne q. Ad. Schopenhauer 1823—26 Tageb. 53 alle, zu Liebhabern q.-te Personen. Schliemann 1842 Br. I 19. Schopenhauer 1859 Welt (II 190). Sybel 1859—61 (HZ 162 (1940) 63). 1864 Staats-Wb. V I I I 226 Preis der q.-esten Grundstücke. Hartmann 1866 Erlebnisse 245 Die eine Anstellung in der aktiven Preussischen Armee nachsuchenden q.-en Offiziere und Beamten. . . Auch heute noch im militär. Bereich der Bundeswehr, z. B. Süddtsch. Ztg. 11. 8. 1955 . . . dass er q.-en Kräften gute Gehälter bieten müsse . . . . Simmel 1901 Philosophie 41 . . . Bedingung, daß wir [ein Kunstwerk] . . . als Äußerung eines, und zwar eines bestimmt q.-en Geistes auffassen. 2. Schmitz 1914 Land 85 den höchst q.-en Angestellten oder Beamten mit Universitätsbildung. Voss. Ztg. 10. 12. 1929 Die deutschen Universitäten sind . . . heute Ausbildungsanstalten für eine grosse Anzahl sogenannter q.-er Berufe. 1930 Wohin? Katgeber 20 der zum Studium und dem akademischen Beruf hervorragend Q.-e. Ortega y Gasset 1931 Aufstand 10 die Masse ist die Gesamtheit der nicht besonders Q.-en. Berliner Illustr. Nachtausg. 22. 2. 1933 Der häufige Arbeitswechsel, der die Bildung eines qualifizierten [Arbeiter-] Stammes verhindert. DAZ. 13. 2. 1935 Mangel an q.-en Facharbeitern. Arbeitgeber 5. J u n i 1957. Marti u. a. 1963 Verzeichnis der q.-en Bücher. Stuttgarter Ztg. 25.5. 1968 Kinder . . . in einer q.-en Ausbildung. Frankfurter Ztg. 2. 12. 68 . . . Q.-e Arbeitskräfte . . . aus dem Zonenrandgebiet . . . Frankfurter Allgem. Ztg. 12. 1. 1970 Mehr Kenntnis — Qualifiziertere Auslese. 1970 Schöne Welt H . 4 [Vorstellung] für eine, wie es im Soziologieneuhochdeutsch so überaus prägnant heißt, „q.-e Minderheit". ZDSpr.V. 29 (1914) 276 qualifizierter Spieler (ein Spielberechtigter). Voss. Ztg. 24. 10. 1926 für den Schlußkampf q. Lokal-Anz. 11. 8. 1934

. . . Endlauf über 100 Meter. Es qualifizierten sich für ihn.... Zum Verhältnis von „qualifizierter" zu „unqualifizierter'" Arbeit vgl. Schumpeter 1926 wirtschaftl. Entwicklung 23. Gebucht bei Wächtler 1709 Qualificirt, geschickt, z. E., er ist überaus qualificirt, ein qualificirtes Subjectum, sich qualificirt machen. Bei Sperander 1727 Qualificiren, geschickt machen, it. einem einen gewissen Titul und Namen geben. Qualificirt, von guter Geschicklichkeit, geschickt, berühmt und ansehnlich. Qualificirt Subjectum, ein Mensch, der geschickt und zu einem Amt tauglich ist. Eingehend bei Campe 1801 mit Verdeutschungen, u. a. geeignet (sein). 2 1813 mit Zus. Vgl. dazu ZfdW. V I I I 90. Bei Heyse 1804, bei Petri 2 1812. usw. Zuss.: b e s t q u a l i f i z i e r t , mit anderen steigernden Bildungen der Wirtschaft (im weitesten Bereich von Angebot und Nachfrage) offenbar junge Prägung, die rasch um sich griff (z. B. Süddtsch. Ztg. 10. 8. 54 „bestq.-e Facharbeiter". — h o c h q u a l i f i z i e r t : ganz vereinzelt im 17. Jahrh.: Schiel 1674 Schand& Laster Chronik 245. — 1926 Festschrift d. Nationalbibl. zu Wien (Vorw.) diese Rolle der Nationalbibl. als Pflanzstätte geistig h.-er Kräfte. Stratz 1929 Lill 261 [Sport], BZ am Mittag 8 . 4 . 1930 h.-e Hengste. Geopolitik 9 (1932) 79 h.-es Berufsheer. Neue Ztg. 21. 10. 1946 h.-e deutsche Fachkräfte (in der Industrie). Süddtsch. Ztg. 16. 2. 1950. Stuttgarter Ztg. 17. 4. 69. Frankfurter Allgem. Ztg. 23. 12. 70 Bauträgergesellschaft mit h.-em Fachmanagement. 28. 12. 70 „h.-er" wissenschaftlicher Nachwuchs [an Univ.]. 31. 12. 70 h.-en Abgeordneten, die . . . im Zivilberuf eine gutbezahlte Position inne haben . . . — h ö c h s t q u a l i f i z i e r t : Hiller 1950 Köpfe 236. Frankfurter Allgem. Ztg. 8. 1. 71 Dienste eines h.-en Ansässigen in Anspruch [nehmen]. — h ö h e r q u a l i f i z i e r t : Schweizer. Mon'hefte 2 (1922—23) 173. — w o h l q u a l i f i z i e r t : a. 1639 (Kögl, Volksschulen Rosenheims 7) [ein Theologiestudent] als ein exemplarisch w.-es Subjektum ... rekommandiert. Horneius 1657 Bedenken 20 ein gelehrter und wohl-er Bector . . . q u a l i f i z i e r b a r „bestimmbar, näher zu bezeichnen, einschätzbar". Dazu die Weiterbildung u n q u a l i f i z i e r b a r „unglaublich, unerhört", selten im Schönen Schrifttum, als Ausdruck der Entrüstung mehr der Umgangssprache (meist gesellschaftlich „u.-es Benehmen") angehörend. Literarische Belege: Conradi 1884 briefl. (Liebesbeichte 33) . . . Meine innere Welt ist mir cos irpETrei alles! [ich bin] Sehr nervös. Natürlich. In Stimmungen u. soll

Qualität ein bischen Dämonisches an mir ... haben. Ratzel 1884 Reichsnörgler 24 der mit u.-er Keckheit die unbegründetsten Behauptungen aufstellt. Gregorovius 1891 Verwendung hist. Stoffe 68. Fontane 1895 Effi Briest 175 dessen Haltung und Sprache ganz u. seien. — Idealistische Philologie 3 (1927/28) 77 . . . ein u.-es Spiel. . . . Doch indem ich „u." schreibe, treibe ich, selber ein durchsichtiges Spiel. Denn „M." nennt der gebildete Mitteleuropäer alles, was sich sehr eindeutig und nur nicht im Ton einer „Salonkonversation" qualifizieren läßt. Simmel 1916 Philosophie 153 . . . u.-es, ununterscheidbares X. Frankfurter Allgem. Ztg. 21. 6. 1971 . . . wenn aber Parlamentariern regelrecht falsche Informationen gegeben werden, so bleibt das u. . . . 24. 9. 1971 [im politischen Streit der Parteien noch verstärkt durch steigernde Fügungen wie] . .. u.-e und perfide Art [eine Rede, die] „außer jeder Konkurrenz" [sei]. Gleiches bei u n q u a l i f i z i e r t Fontane 1898 Zwanzig 7 . . . schwieg ich, weil mir die Sache zu hoch stand, um sie vor ganz u.-en Ohren auszukramen. Vgl. DWb. XI, 3; 1229f. — Offenburger Tagebl. 12. 7. 1965 mit seiner unq.-en Attacke auf die Schriftsteller. Süddtsch.

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Ztg. 19. 7. 1969 . . . unq., den (Sexual-)Atlas nach anderen Kriterien als denen für das Lernen biologischer . . . Tatsachen ... zu beurteilen. Frankfurter Allgem. Ztg. 8. 5. 70 u.-e persönliche Angriffe gegen Verteidiger . . . [im Prozeßverfahren], Frankfurter Allgem. Ztg. 16. 3.1971 . . . die u.-en Angriffe [politischer Gegner] . . . mit Empörung zurückweisen. Selten von reiner Arbeitsleistung und im Gegensatz zu q u a l i f i z i e r t Lamprecht 1912 DGjV I 472 die Massen, die in Fabriken . . . Arbeitsgelegenheit suchten, die die Akkordarbeit nicht liebten, da sie nur unq. zu arbeiten imstande waren.... Q u a l i f i z i e r u n g F. gleichbed. mit Q u a l i f i k a t i o n , aber selten belegt z. B.: Böhme (DWb.). Kayser 1770/71 Bauernphysik 116 Q. u. Tüchtigmachung der Ämter zur Errichtung . . . kleiner öconomiegesellschaften. — Knoll 1968 Erwachsenenqu. (Titel). Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 6. 71 Qu. ist die ... auf geistige Elastizität gegründete, zum Risiko entschlossene Neuorientierung . . . Labor u. Löwe 1916 Demobilisation 52 Höherqualifizierung der Frauenarbeit. — Hera b q . Offenburger Tagebl. 18.2. 1959.

Qualität F. „Eigenschaft, Beschaffenheit" (2) von Personen oder Sachen, wobei, neben häufiger Bindung qualität und eigenschaft in frühen Belegen, meist der Sinn des Angemessenen, Ansprechenden, Wertvollen (kaufmännisch gesteigert), der Güte gemeint und in wertenden Beiwörtern noch betont wird. Das Wort ist in der Schreibung qualitet seit frühem 16. Jahrh. im gesamten Schrifttum und in einer Reihe von Berufssprachen überreich belegt. Als Fachwort der Verslehre (3) seit 17. Jahrh. bezeugt. In jüngster Zeit ist Q u a l i t ä t betont ein Wort der Werbe und des öffentlichen Lebens (6), mit vielen Zuss. und immer neuen Möglichkeiten der Wortbildung. Das fremde Wort wird in lat. Form bis weit ins 18. Jahrh. geführt, wobei fachsprachliche Verwendung noch länger anhält (1). Erst etwa von der Mitte des 17. Jahrh. an gerät Q u a l i t ä t unter Einfluß des frz. qualité, wobei frz. homme de qualité auch auf das deutsche Q u a l i t ä t einwirkt, z. B. in der Fügung v o n Q u a l i t ä t ( e n ) s e i n , „eine Standesperson sein" u. ä. (vgl. DWb X, 2; 756) (4). Auch frz. qualité selber ist gelegentlich, in versch. Bed., belegt (4 u. 5). Beachtenswert bleiben das Hervortreten der Pluralformen, die Blütezeit des Wortes im 17. u. 18. Jahrh. (nun auch in Bed. „Begabung"), das Zurücktreten im 19. u. 20. Jahrh., das Vordringen von Ersatzwörtern und Verdeutschungen ( W e r t - , E d e l - , G ü t e - , M a r k e n z e i c h e n ) in Handel und Wirtschaft. Quelle: lat. qualitas, vielmehr Akk. Sing, qualitatem „Beschaffenheit, Eigenschaft", frz. qualité (seit 12. Jahrh.) Littré. H.-D., vgl. e. quality (seit 13. Jahrh.) NEDict. — Vgl. DWb. - Vgl. Q u a l i f i k a t i o n , Q u a n t i t ä t . - Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 559. Belege ... de qualité Zuss. 2 Fremdwörterbuch

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qualitativ Qualität und Quantität

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Qualität

Belege: 1. L a t e i n . F o r m e n : I n den Glossaren des 15. u. 16. J a h r h . belegt u. verdeutscht mit wielicheit, wiegetanheit, Wesen, gestellt u. a. (Diefenbach, Gloss.). — Rivius 1548 Vitruv. 240". — 1589 Kammerordn. (Hofordn. I I 211) die unthugend oder böse Qualitates. — Titz 1642 Verse B 5". — Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 56. Fachsprachlich in der Philosophie lat. qualitas, griech. ttoiött}s „Eigenschaft, Grundstoff, Element" seit Aristoteles eine Grundform des Denkens, gefördert durch Thomas von Aquino. Seit Galilei Qualitates primariae u. secundariae; Eucken, Phil. Term. 52. 94. 196. Vgl. Eucken 1878 Grundbegriffe 7. — Die Qualität des Urteils u m f a ß t bejahendes, verneinendes und limitatives Urteil gegenüber der Quantität des Urteils, die allgemeines, besonderes u. einzelnes Urteil kennt. — Qualitates occultae: Meister 1775 Schwermerei I 3. Bucher 1855 Parlamentarismus 20. Latein, neben deutschem W o r t : Brunfels 1532 Kreüterbuch. Vorr. c 4 a . . . der complexion, temperamenten, imd qualiteten [aller Kräuter] . . . So merclc, das fyer zufälliger ding seind die ein yede substantz eines gewächss an ir hat, auch die thyer, welche die dialectici nennen qualitates, ala da seind kalt, warm, feiieht, vnd truclcen .... 2. Das d e u t s c h e W o r t in der Temperamentenlehre u. Heilkunde im weitesten Bereich z. B.: Fries 1519 Spiegel der Arznei o l a Subtil vnd lauter Blut mittelmessig in seinen qualiteten macht die aller lautersten geist. Volkslied 1525 (Liliencron I I I 428) Der winter mit seiner q. mit regen, sehne .. . Wicel 1535 Vom Beten m m l a mass vnd q. der speiss. Paracelsus 1536 Wundartzney I, X I V 6 [starkes B l u t e n ] . . . entzeucht . . . dem verwundten sein natürliche complex vnnd q. inn ein vnnatürliche complexion. Begardi 1539 Index sanitatis 5 a Achtend auch nit auff die Q.-en vnd grad der Elementen zu ermessen, als das ist kalter, das ist warmer Natur, diss trucken, diss feucht. Federm a n 1580 Niderlands Beschr. 7 Der Sommer ist . . . lieblich, dann vber andere seine q.-en vnd arte, ist die Hitz nicht sehr streng. Fischart 1575 Garg. 239 — 1581 Daemonomania 697 Q.-en vnd eygenschafften. Thurneysser 1583 Onomast. I I 81 eine vergiffte q. oder wiligkeit, durch welche das Geblüt vergifftet . . . [ist]. Fugger 1584 Gestüterey 69 a . . . welches die besten vnd edlesten Kriegsross seyen, wie sie sollen gestalt sein, vnd was sie für q.-en vnd eygenschafften haben sollen. Federer 1607 rothe R u h r 19 q. [des Rotweins gegen die Ruhr], Ryff 1608 Kochbuch 26". Carrichter 1614

Speisskammer 6 rechte natürliche q. vnd eygenschafft [der Jahreszeiten], K n a u s t 1614 K u n s t Bier z. brauen 25 von Naturen, Temperamenten, Q.-en, Art, vnd Eigenschafft, Gesundheit vnd Vngesundheit [der versch. Arten Bier]. Wortgebrauch, Bedeutung „ K r ä f t e " u. a. bei J a k o b Böhme: vgl. zuletzt Ermatinger 1928 Barock 31. I n allgem. Geltung: Fuchsberger 1534 Dialektik 16 a . 19 b . Rivius 1548 Vitruv. 34 a . 193". Termineus 1565 Processus 125 . . . [die Klage] mit allen jhren vmbstenden vnd q.-en vorbracht... Ferdinand I I . von Tirol 1584 Speculum 6 . . . kain mangel, weder an gell, an der Person, noch andern q.-en [zu einem tüchtigen Feldherrn]. 1587 Faustbuch 2 51 (P.) der Hellen Q., Fundament vnd Eygenschaffl, auch Substantz. 1598 Orientalisch Indien I I 75 mit einer jeden Person nach seinem stand vnd q. zu reden. Lopez 1609 Congo 34 [hier ganz allgemein verwendet]. Wallhausen 1615 Kriegskunst zu F u ß 24 [auch in den übrigen Werken W ' s häufig]. U m 1638 Teutscher Michel S. 207. Vgl. Schorer 1644 Spr. verd. B 2 b (u. ö.) u. Hartig, Schorer S. 62. Zeiller 1641 Episteln I 25 wegen seiner Höflich: und Freundlicheit, auch raren q.-en vnd Tugenden . . . respeetirt. . . Greilinger 1647 Complementir-Büchlein D 11° eine zarte vornehme Dame. . ., welche so hohe zierliche q.-en hätte, dass er . . . nicht würdig wehre,. . . mit derselben zu conversiren. Rist 1647 friedewünschendes Teutschland 58 seiner soldatischen Q.-en halber. U m 1650 Polit. Heiratsgedanken 15 ein schöner . . . und politer Mensch, von hohen Q.-en, aber von geringem Vermögen. Lauremberg 1652 Scherzged. 12 Extract und Quintessentz van braven q.-en — 26 Ein braver Cavalier, van groten q.-en. Horneius 1657 Bedenken 30 die Q.-en der Leute nicht nach den Tituln und Ämptern . . . betrachten. Schupp 1657 Freund in der Not 11 waren von solchen Qualitäten, dass sie in aller Welt hätten können Beförderung finden. Fleming 1660 P o e m a t a Vorr. S. VI". Grimmelshausen 1669 Simpl. 48 eines redlichen Mannes rechtschaffene Q.-en (auch bei Gr. öfters belegt!). Weise 1673 Erznarren 48 (u. ö.). Riemer 1684 Polit. Passagier Vorr. 6 a in frembden Landen Q.-en holen („Bildung"). Beer 1683 Sommer Täge 34. 1684 Der Hof 14 die sonderbahr hohe Q.-en . . . in der Persohn eines Königs. Seekendorff 1691 Reden Vorr. S. 45 (u. ö.). 1691 Pfalz l a [eines Fürsten] hoher Verstand und sonderbahre Q.-en. Reuter 1700 Ehrenfried 11. Frisius 1707—34 Ceremoniel (Schneider 1708) 17 studiren und sich von dem gemeinen Hauffen durch ihre Q.-en absondern. 1733 Gundlingiana 405. Basedow

Qualität 1764 Philalethie I I 35 . . . Inbegriff von Q.-en . . . eine Q. oder Beschaffenheit . . . Äant 1764 Gefühl des Schönen 19 gute sittliche Q.-en . . . Goethe 1782 Br. (VI 114) s. Beleg Republik (u. ö.). Giesecke 1787 Ged. 95 nichts wünschenswerthers . . . Als eines Mädchens Herz und Hand, Das Schönheit Tugend und Verstand, kurz obgedachte Q.-en In sich vereint. Meisl 1820 Quodlibet (I 57) ein Mensch voll seltner Q.-en. Lotze 1843 (1114) Q. ist ein Relationsbegriff. Denn niemand kann eine Q. denken ohne die . . . Relation derselben auf ein Seiemdes. Laube 1847 Karlsschüler 88. Freytag 1854 Journalisten 55. Schopenhauer 1859 Welt (II 191). Raabe 1864 Hungerpastor 17 (s. Quantität lc). Homberger 1883 Selbstgespr. 38 Paul Heyse hat eine Reihe dichterischer Q.-en [hier nahe an „Begabung"]; aber es fehlt ihm „die Leidenschaft des Herzens und der Sinn für seelische Notwendigkeit ..." Reinhold 1884 Volkstum 232 „Q." unserer Armee. Preuss. Jahrbücher 109 (1902) 3 . . . philosophische Errungenschaften, dass alle Q. nur subjektiv im Bewußtsein ist . . . Lamprecht 1906 Gesch. VIII, 1; 197. 1913 Jahr 1913 488 . . . geistigen Q.-en, aus der Durchdringung von Welt und Mensch hervorgehend, haben in der modernen Kunst eine recht ungleich-massige Wertung erfahren. Sombart 1913 Bourgeois 231 „Hebung der Q." Spann 1924 Kategorienlehre 142. 1924 Kunstwissenschaft 196 . . . Der Begriff der Q. bezeichnet nicht mehr das sichere Können gegenüber dem irreführenden Wollen . . . Plenge 1929 Arbeitsweise 18 . . . dass sich . . . der starke selbständige „Blick für Q." im Kunsthandel häufiger findet, wie in der akademischen Kunstwissenschaft (vgl. noch 57). Bäumer 1931 Frau 220 Es wird viel zu sehr intellektuelle Q. mit Q. schlechthin gleichgesetzt. Reifenberg in: 1951 Festschr. auf Swarzenski 254. 255 Q. in dem bes. Sinn des Vollendeten . . ., Q. des Handwerklichen. Süddtsch. Ztg. 12. 2. 1951 u. Münchner Merkur 14.2.1951 zur Rede Theodor Heuß' auf der Stuttgarter Festversammlung des Deutschen Werkbundes „Was ist Qualität?" — „Qualität ist das Anständige" (Ausg. 1951. S. 80 u. ö.), mit Rückverweisung auf Ruskin. Boveri 1954 Heuß 81 (u. ö.), wiederholt Stuttgarter Ztg. 30. 3. 62. ebda 20. 6. 62. Münchner Stadtanzeiger 26. 1. 62. Schweizer Mon'hefte 36 (1956/57) 42 . . . jener sichere Instinkt für Q., der den Sammler befähigt . . . 1961 Festschrift auf Noack 354 [den II. W.-Kr. entschieden] materielle Vernichtungskräfte . . ., nicht irgendwelche menschliche Qualitäten. Stuttgarter Ztg. 25. 3. 63 . . . 2»

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„moralische Q." 3. 10. 64 . . . „Q." der Aussage. 7. 11. 67 Den Sinn für Q. erhalten . . . Welt 2. 2. 68 Wie Q. sich bestimmen läßt (Bespr. von Rosenberg: On quality in art). Offenburger Tagebl. 23. 1.70 . . . [Nixons] Vorstellungen von der Entwicklung „einer neuen Q. des Lebens in Amerika. . . . Totalreform des Wohlfahrtssystems . . ., Schaffung von gleichen Chancen' für alle Amerikaner" . . . 1971 Festgabe auf Klett 292 [des Verlegers] Instinkt für Q. durch Erfahrung, natürliche Klugheit und dieLast seiner Bildung geschärft.. Frankfurter Rundschau 8. 7.1971 „Die großen Q.-en des britischen Volkes und der skandinavischen Völker sind für den Aufbau Europas unentbehrlich." „Qualität und Gleichheit" junges Kennwort im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich der Erneuerung des Hochschulwesens, vgl. Frankfurter Allgem.Ztg. 21. 3. 1970. 3. Titz 1642 Hochd. Verse A 5» (neben qualitas gl. Bed. s. o.). 4. Gryphius 1663 Horr. 12 [Selene. Einehochmüthige, doch arme, Adeliche Jungfrau zu ihrer Mutter:] Was kan eine Dame von Qualität vor contentament haben bey einem solchen Menschen [Gelehrten] ? Laukhard 1792 Leben I 372 Das Frauenzimmer lässt sich . . . von jedermann, er sei geliebt oder gehasst, hübsch oder garstig, jung oder alt, von Q. oder ohne Q., flattiren. Frz. Fügungen z. B. air de qualité : Menantes 1709 Satir. Roman I 53 von einem sittsamen und doch dabey ansehnlichen Wesen, welches man air de qualité nennet. — dame de qualité: Philo 1722 Ruhm des Tobacks 51. Trichter 1742 Ritterlexikon 1850 eingehend dame de qualité à cheval nennet man eine hohe Fürstliche Dame oder ein vornehmes Adeliches Frauenzimmer zu Pferde [die Jagdreitunterricht erhält]. — Bauer 1836 Überschw. I 115. Annette von Droste-Hülshoff 1842 Briefe an Schücking 139. — f e m m e de qualité: Wit v. Dörring 1830 Fragmente I 338. — homme de qualité: PücklerMuskau 1834 Tutti V 277. — 1930 Handbuch der Frankreichkunde I I 260. Niebelschütz 1961 Spiel 46 . . . eines homme de q., eines Herrn aus großem Hause, zu dessen Traditionen es gehört, daß die Söhne .. . die Länder Europas zu durchreisen haben, daß sie Höfe und Residenzen aufsuchen.... Dem Französischen ist entlehnt einmaliger Nachweis Elis. Charl. 1704 Br. (LV LXXXVIII 353) . . . [nicht] als eine person von qualitet pressentirt . . ., sondern nur als eine . . . dame, so ich en passant gesehen. Kavalier: Beceau um 1710 Holofernes 1 3 9 . . . Morbleu! wer darff so schmälen? Ich bin kein

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Qualität

Berenhäuter. Ich bin ein Cavalier von Conduit und Qualitée. Bismarck 1856 Briefe an Gerlach 277 Weder wir, noch der Bund spielen eine würdige Rolle, wenn wir lediglich en qualité d'amateur ein .. . Gutachten .. . abgeben. — Herder 1792—97 Briefe. Anhang (XVIII334) die zwei grossesten Vollkommenheiten, die ein Sterblicher haben konnte, naissance et qualités. Dagegen e. „persans of quality" selten, z. B. Kohl 1844 brit. Inseln I I 76, „people of q. and fashion" ebda I I 67. Wiedergabe der festen Wendung durch Riehl 1861 Ges. 205 (aus den Briefen der Charlotte von Orleans) „Die Leute von Qualität sind in diesem Lande viel ärger debauchiert als die gemeinen Leute ..." [die genaue Stelle 1721 Briefe VI 28]. Elis. Charl. 1721 Briefe VI 38 [Adliger] ein gutter ehrlicher, wackerer man von qualitét... 5. z. B. Menantes 1705 Satir. Roman I 69 Ihre Klugheit war . . . desto vollkommener, weil sie mehr sittsam als klug schien, und doch diese letztere Qualité fast vollkommener als die erste besaß; denn die Modestie war ihr angebohren. Edelmann 1752 Selbstbiographie 137 in Q. eines Lieutenants. Elis. Charl. 1699 Br. (LV LXXXVIII 124) . . . Ich kenne mich selber wott, weiß aber nur zu genau, daß ich keine hohe q.-en habe, aber man muß sein, wie uns unser herrgott gemacht hatt . . . [wichtiges.Selbstbekenntnis!]. 6. Pückler-Muskau 1841 Bildersaal I I I 43 [Zigarren] von der vorzüglichsten Q., wie die Zeitungsannoncen zu sagen pflegen. — Polenz 1898 Grabenhäger I I 167 „prima Q." — LaskerSchüler 1932 Anonymus (Dichtungen 442) [Porzellan] . . . Erste Q., . . . echtes Sèvres. 1936 Erfolg 227 . . . die nichtssagenden Redensarten . . .: Ia Q.l" „Beste Ausfuhrung/", „Erstes X'sches Fabrikat/" — Stuttgarter Ztg. 17.4. 1963 Q. entscheidet [bei Kaffeesorten]. Dingelstedt 1839—43 Wanderbuch (V 292) . . . Ober-Amtmannsgattin, première q. . . . Handwb. Staatswiss. 1929. Erg'bd. 770. Bei gesteigerter gesellschaftswissenschaftlicher Wertung z. B. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 5. 70 . . . [von der] Hierarchie der Unfähigen . . . Nichts ist für das Wohlbefinden erfolgreicher als das Versagen. Denn nur so kann der unaufhaltsame Aufstieg in einer Hierarchie vermieden, die Qualität des Lebens erhöht . . . werden . . . Steigerung der Q. des Lebens an Stelle eines gedankenlosem Aufstiegs ins Nichts. Gebucht bei Roth 1571 Qualitet, Wie wingkeit, form, gstalt vnd weiss, weiss eins dings. Bei Wächtler 1709 ein Mensch von qvalitäten.

Daneben Qualité .. . Bei Sperander 1727 eingehend Qualität . . . die Eigenschaften und Beschaffenheit eines jeden Dinges . . die gute oder böse . .. Eigenschaften des Leibes oder des Gemüthes, . . . die Benennung des Amts, EhrenTitels oder Würden . .. Une Dame de qualité . . . In der Physica und Astrologie . . . die vier Haupt-Qualitäten .. . homme de qualité auch bei Sperander 1727 (S. 291). Bei Campe 1801 u. 21813 eingehend, 1. gemeinsam mit Q u a n t i t ä t betrachtet, mit Verdeutschungen wie Güte u. a., voll Einsicht der lautlichen Wirkung von Q u a l i t ä t : Q u a n t i t ä t gegenüber, für die aber doch Beschaffenheit u. Maß, Güte und Menge . . . vorgeschlagen werden; 2. Titel, Würde . . . Ansehen oder Stand . . . Standesperson (homme de qualité). Bei Heyse 1804, bei Petri 21812. usw. Wichtigere Zuss.: Q u a l i t ä t s a n s p r u c h Stuttgarter Ztg. 2. 6. 1968 . . . weil die Dramatiker der DDR zuwenig Stücke schreiben, die sowohl dem Q. eines Staatstheaters als auch dem politischen Anspruch des Staates genügen. — Q u a l i t ä t s a r b e i t Naumann 1907 Wirtschaftspolitik 237. Keller 1912 Unternehmung 90. 1918 Deutschland u. Katholizismus I I 282 [als Schlagwort!]. Muthesius 1927 Goethe u. das Handwerk 54 Begriff Q. zum Schlagwort des Tages geworden . . . Bäumer 1928 Studien üb. Frauen 141. Süddtsch. Mon'hefte 27 (1929) 196. 199. LokalAnz. 5. 2. u. 30. 3. 1933. 27. 11. 1934 Werbung durch Q. Heuß-Knapp 1934 Münsterturm 101. Heuß 1951 Qualität 73 . . . Wirtschaftsstruktur dieses rohstoffarmen Landes [Württemberg] mit seiner Q. Münchner Stadtanzeiger 6. 2. 1958. — Ö . - a r b e i t e r 1934 Volk u. Reich 706. — Q . - a r b e i t e r i n Weber 1907 Ehefrau 517. — Q.-begriff Südd. Ztg. 24.5. 1960. Offenburger Tagebl. 21. 10. 1960 Qualitätsbegriff im Blickfeld der Wohlstandsgesellschaft . . . —q.b e w u ß t Stuttgarter Ztg. 17. 2. 1966 u. 19. 3. 1969. 1970 Das Beste aus Readers Digest. Juli Die Kritischen . . . die Q.-en. — Q.-entw e r t u n g Heuß 1951 Qualität 31. — Q.e r z e u g n i a Lokal-Anz. 28. 8. 1933. — Berliner Börsenztg. 16. 5. 1935 hochwertiges Q. Süddtsch. Ztg. 20.9. 1952. — Q . - g e d a n k e Keyserling 1926 Welt 67. Lokal-Anz. 7. 7. 1934 Vernachlässigung des Q.-ns, der Idee der beseelten, individuellen Wertarbeit. DAZ. 28. 8. 1935 . . . bestrebt ..., an der technischen Fortentwicklung in der Welt weiter mitzuarbeiten, den Q.-en nach wie vor beizubehalten, auch wenn Qualitätsarbeit zur Zeit nicht so hoch im Kurse steht. Süddtsch. Ztg. 3. 3. 1951 Mineralwasserindustrie vertritt Q.-en. Schmid 1957 Aufsätze

Qualität 59 Dominanz des Q.-ns. — Q . - g e f ü h l Burckhardt in: 1928 Briefwechsel Hofmannsthal — Burokhardt 291 sicheres Q. — -industrie Berolzheimer 1914 Moral 306. Zimmer 1929 Porzellanindustrie 83. 1929 Handbuch der Englandkunde I I 118. Lokal-Anz. 27. 8.1934. Münchner Stadtanzeiger 11. 5. 1951. — Q.k o n t r o l l e Handwb. Staatswiss. 1929. Erg'bd. 770. Arbeitgeber 20. 10. 1957. Frankfurter Allgem. Ztg. 1. 3. 1969. 11. 3. 1970. — Q.k r i t e r i u m Schmidt 1937 Handbuch 24 (u. ö., vgl. Reg.). Q . - k r i t i k Preuss. Jahrbücher 113 (1903) 304 . . . Sphäre der Geschmacksurtheile und der Q. — Q . - l e i s t u n g Lokal-Anz. 28. 10. 1934 die handwerkliche Arbeit als deutsche Q. Salin in: Brügelmann 1956 Polit. Ökonomie. S. XIV. Ritter 1958 Vergangenheit 301 daß im Reich des Geistes nur die echte Q. mitzählt. — Q . - m a n g e l Frankf. Allgem. Ztg. 14.1.71. — Q . - m a r k e „besonders gute Sorte" Eitzen 1893. — In anderer Bed. DAZ. 17. 8. 1935 Einführung von Q.-en, die an den Möbeln unentfernhar angebracht werden sollen. — Frankfurter Allgem. Ztg. 18.2. 67 . . . Begriff Hallmark (englisch für „Q"). — Q.m a r k t Packard 1961 Verführer 133 (Übers.). — Q . - m e n s c h Diederichs 1911 Br. 189. 207—1927 Leben 62. Brandl 1936 Inn 69 . . . der Gewöhnlichkeit war er abhold, Q.-en schätzte er auf jedem Arbeitsgebiete und von jeder Herkunft. — Q . - m o n o p o l 1916 Deutschland I 149 das alte Q. der englischen Industrie . . . zu schützen (durch) einen Feldzug der Schmähung gegen deutsche Erzeugnisse . . . — Q.n o r m Frankfurter Allgem. Ztg. 23. 2. 1970 Q.-en für Autos. Q.-Ordnung Roscher 1899 Handel (System I I I 891) (österr.) Qualitätenordnungen. — Q . - p o l a r i t ä t Ritter 1810 Fragmente I 45. — Q . - p r e s s e De Man 1951 Vermassung 107 [Bericht einer englischen Regierungskommission über die Lage der Presse unterscheide zwischen „Q.-presse" und „populärer Presse"; die „Q.-presse" sei durch den Geschmack des Publikums nicht gebunden]. — Q . - p r o d u k t Kleinschmitt 1928 Werkstätten 21 (Schlagwort!). DAZ. 27.8. 1935. Röpke 1946 Civitas 308. 374 — 1950 Mass 181. — Q . - s c h w u n d Süddtsch. Ztg. 31. 5. 1951 Der Verbraucher ist durch den Q. im Kriege und durch die fragwürdigen Angebote der Nachkriegszeit immer güteempfindlicher geworden. — Q.-siegel Frankfurter Allgem. Ztg. 23. 3. 1970 Das Wort deutsch ist... Q.für guten Charakter. •— Q . - s t a n d a r d Stuttgarter Ztg. 9. 10. 1961 . . . Ware . .., die dem früher selbstverständlichen Q. nicht mehr gerecht werde. Frankfurter Allgem. Ztg. 18. 10. 1967. —

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Q . - v e r l u s t der Mitte (schlagwortartige Prägung nach Sedlmayrs Werk .Verlust der Mitte') Stuttgarter Ztg. 15. 1. 1968. — Q.v e r b e s s e r u n g Naumann 1907 Wirtschaftspolitik 248. Offenburger Tagebl. 10. 3. 1970. — das Gegenwort Q . - v e r s c h l e c h t e r u n g Schott 1910 Sehr. 259 [in der Generationenfolge!]. Süddtsch. Ztg. 29.8.1958. — Q.w a r e [als Sammelbegriff] „sehr gute Ware" im Gegensatz zur „Fabrik- oder Massenware", zur „Partieware" Schirmer 1911. Voss. Ztg. 11.9.1929. Lokal-Anz. 7.7.1933 Was sind Q.-en? (nach den Forderungen des Kuratoriums für Deutschen Volkswirtschaftsdienst). Boveri 1954 Heuß 56. Süddtsch. Ztg. 23. 1. 60. 26. 4. 63. — Q.-wein Schirmer 1911. — Heuß 1905 Weinbau 76. Buhl 1917 Reden 113. 125. Elsaß-Lothringer Heimatstimmen 1 (1923) 165 . . . „Q.-weine zu bauen". Stuttgarter Ztg. 14. 10. 1965. Offenburger Tagebl. 17. 12. 1969 Tischweine, Q'weine u. Q'weine mit Prädikat. — Q . - w e r t Thieß 1923 Gesicht 131 Der Q. eines Menschen wurde [1914—18] in einen Quantitätswert verwandelt. — Q . - w u c h e r Hirsch u. Falck 1917 Kettenhandel 4 . . . So wurde der „Q." eine neue Abart des Kriegswuchers. — Q . - z a h l , verdeutscht mit Weitzahl, Gütezahl 1933 Verd. techn. Frw. — Q . - z e i c h e n National-Ztg. (Basel) 16. 10. 1949 gleichbed. mit ebda belegten Kollektiv-Q'marke, Güteoder Sicherheitszeichen u. a. — Q . - z i g a r r e Hannoverscher Kurier 12. 7. 1907 [ironische Ablehnung der durch Zuss. mit Qualität vermeintlich besseren Lebensmittel u. Waren]. — Q . - z u s t ä n d e Burmeister 1843 Gesch. 54. — Q . - z w a n g Frankfurter Allgem. Ztg. 15. 12. 1970 [durch neue Besucherschichten und starken Wechsel der älteren] geraten die Theaterleute unter „Q." [der aufzuführenden Stücke]. Derbe, durchaus abwertende Zuss. selten, z . B . Q . - S c h l e n d r i a n Dtsch. Ztg. 11.6.71 . . . die durch Teuerung, Q. und unerfüllte Handwerkerversprechungen gereizten Hausfrauen .. . A l l t a g s q u a l i t ä t e n Bürger 1786 Münchhausen (II 161). — A r b e i t s q u a l i t ä t LokalAnz. 15. 10. 1935 Unsere A. sei unser Ausfuhrartikel . . . — B e w u ß t s e i n s q u a l i t ä t Diesel 1950 Jahrhundert 55. — B o d e n q u a l i t ä t Naumann 1915 Mitteleur. 122. — E r b q u a l i t ä t (in der Lehre Max Webers) Mühlmann 1966 Weber 7. — F ü h r e r q u a l i t ä t Weber 1922 Aufsätze z. Wiss. 548. Baumgarten 1929 Lebensgesch. 114. Tritsch 1954 Erben 218. Newcomb 1959 Sozialpsych. 592 (Übers.). — F ü h r u n g s q u a l i t ä t , auf politischem,

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quand même — Quantentheorie

gesellschaftswissenschaftlichem u. wirtschaftlichem Gebiet Kennwort jüngster Zeit: Frankfurter Allgem. Ztg. 5. 5. 1970 die von Mitgefühl [für andere, notleidende Nationen] geprägten F.-en von Männern wie Roosevelt, Marshall . .. 1970 Stern Nr. 27 . . . Ansicht. . ., daß „F.-en" nicht so sehr in der beruflichen Praxis, sondern besser im Studium erworben werden können . . . Früher galt der „Praktiker" ¡jetzt. . . das Wissen über rationale Planung und Organisation, über ökonomische . . . it. soziale Zusammenhänge. G e f ü h l s q u a l i t ä t Lipps 1903 Ästhetik I 506. — G e s t a l t q u a l i t ä t (von Ehrenfels geprägter Begriff) Lipps 1903 Ästhetik I 233 Anm. Spann 1924 Kategorienlehre 15. Schering 1937 Zuschauen 63. — G r u n d q u a l i t ä t e n 1913 Jahr 1913 488. — K ü n s t l e r q u a l i t ä t 1799 Journal d. Moden X I V 215. — M e n s c h e n q u a l i t ä t Naumann 1911 Geist 189. — S e i n s q u a l i t ä t Grisebach 1928 Gegenwart 543. — S i n n e s q u a l i t ä t [Begriff bereits bei Demokrit] Lange 1866 Materialismus I 16. Cassirer 1923 Phil. I 28. Schultz 1930 Naturwiss. 9. — Spitzenqualität Stuttgarter Ztg. 30. 6. 1969 8p. von Münzen [bei einer Versteigerung]. — W e r t q u a l i t ä t Müller-Freienfels 1923 Psych, d. Kunst I I 290. Spranger 1927 Lebensformen 145. — W i l l e n s q u a l i t ä t Niemann 1927 Revolution 119.

q u a l i t a t i v Adj. „der Art der Beschaffenheit nach, beschaffenheitsmäßig" zu spätmittellat.-neulat. qualitativus gebildet, Fachwort der Philosophie, im neueren Schrifttum nur selten belegt, z. B. Görres 1819 Teutschland 179. Menzel 1835 Geist 67 [von der Veränderungsfähigkeit der Massen]. Vischer 1861 Krit. Gänge. N . F. I I 110. Lotze 1869 Mikrokosmus I I I 535 die bunte qu.-e Mannigfaltigkeit der geistigen Erscheinungen . . . — Bernheim 1903 Methode (Reg.). Lipps 1903 Ästhetik I 24 Prinzip der q.-en Einheitlichkeit. Bülow 1916 D. Politik 165. Cassirer 1925 Phüos. I I 110 qu.-e Differenz. DAZ. 11.2. 1933 Frage der q.-en Abrüstung. Fischer 1966 Kunst 17 (s. Quantität l c ) . Frankfurter Allgem. Ztg. 18.8. 1971. [Nixons Entscheidung in der Dollarwährung habe] den . . . Mechanismus der ... Solidarität [den Dollar bei Nachgeben des Wechselkurses durch die anderen Länder zu stützen, zerstört] . . . „Das ist gleichbedeutend mit einem gewaltigen q.-en Sprung bei der Vertiefung der Gegensätze innerhalb der kapitalistischen Welt". Die frz. u. engl. Entsprechungen seit 15. oder 17. Jahrh. (H.-D., NEDict.). Gebucht bei Campe 21813 . . . der Eigenschaft . . . nach, ... an innerem Werthe, an innerem, Gehalte. Bei Petri '1817. Bei Kehrein 1876.

quand meine franz. einräumende Fügung „im äußersten Fall, was auch daraus entstehen mag; trotzdem" (vgl. Littre). Wohl erst um die Mitte des 19. Jahrh. im deutschen Schrifttum da und dort auftretend und nur gelegentlich gebucht. Belege: Burckhardt 1838 Br. I 92 eine Liebe quand même . . . Ampère 1840 Weg 2 (Übers.). Guseck 1851 Salvator I 118 Darum sind in unsern Tagen soviel [politische] Propheten, Systematiker, Doctrinaire zu Schanden geworden — „an der Gonsequenz quand même verunglückte Tendenzbäre" nannte sie Rheinberg. Szarvady 1852 Paris I 333 Republikaner q. m. 1867 Grenzboten I I I 26 Die Opposition q. m. muß ein positives Regierungsprogramm . ..

haben. Fontane 1871 Kriegsgef. 201 . . . „Katholik q. m." . . . Hillebrand 1874 Frankreich 239. Braun 1881 Bilder I V 226. Nordau 1881 Paris I I 146. Roggenbach 1889 Br. 333. Meysenbug 1898 Lebensabend 30.1916 Schwed. Stimmen 196 Neutralität q. m. Corti 1927 Rothschild 334 Minister q. m. Gebucht bei Kiesewetter 41863, bei Sanders 1871.

Quantentheorie, von Max Planck 1900 begründete und von der Forschung weiterentwickelte Lehre, die zur Quantenmechanik Borns, Heisenbergs u. Jordans führte. Eine neue Grundlage der Atom-, Molekül- u. Festkörperphysik wurde geschaffen, das Weltbild der Naturwissenschaften von Grund auf neu gestaltet. Vgl. die allgem. Nachschlagwerke; zu Einstein z. B. N.D.B. I V 404. Belege: z. T . Titelangaben. — Q u a n t e n d e r R ö n t g e n s t r a h l e n 1913 Jahr 1913 323. — Q u a n t e n l e h r e Fechter 1948 Menschen 63. Bavink 1950 Weltsch. 71. — Quan-

t e n m e c h a n i k Born u. Jordan 1930. Heisenberg 1930. Dänzer 1935. Heisenberg 1947 Wandlungen 12. 43—1949 Weltbild 39. 80. Reichenbach 1949 Grundlagen. Heisenberg

quantifizieren — Quantität 1955 Naturbild 140. Jordan 1956 Aufstand 19. 1960 Sinn u. Sein 525. 1963 Hoffnungen 128. — Q u a n t e n p h ä n o m e n 1950 Neue Rundschau 286. — Q u a n t e n s p r u n g Mühlmann 1962 Homo 215 daß mit dem „Neuen" wirklich etwas Neues, wie mit einem historischen ,Q.' zu Tage tritt. — Q u a n t e n t h e o r i e 1913 Jahr 1913 320. Planck 1920 Entstehung. 1921 Festschrift auf Minde-Pouet 108. Wien 1921 Relativitätstheorie 9. Spann 1924 Kategorienlehre 182. Sombart 1930 Nationalök. 104. Hartmann

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1938 Planck 64. 97. 101 (u. ö„ z. T. mit Anführungen Plancks). Heisenberg 1942 Prinzipien — 1947 Wandlungen 13 (u. ö.). 1948 Neue Rundschau 107. 287. Leisegang 1951 Weltanschauung 65. Rosenstock-Huessy 1951 Rev. 525. Hartmann 1954 Begegnung 67. 86. Heisenberg 1955 Naturbild 28. 131. Weizsäcker 1955 Natur 177. Jordan 1956 Aufstand 13. 129. 1965 Aspekte 72—76. Frankfurter AUgem. Ztg. 27. 7. 1970. Benn (I 185) (u. ö.).

quantifizieren „berechnen; in Geldwert ausdrücken" u n d q u a n t i f i z i e r b a r künstliche Prägungen des Wirtschaftslebens der jüngsten Zeit — offensichtlich nach q u a l i f i z i e r e n usw.: z. B . Köln. Ztg. 24. 5. 1944 . . . während man bei allen nicht q.-en geistigen oder halbgeistigen Arbeiten . . . von einer „irgendwie logisch gearteten Beziehung zwischen Lohn und Leistung" . . . nicht sprechen kann. W e l t w i r t s c h a f t . Archiv 59 (1944) 218 . . . kann die Kaufkraft jeder Gütermenge in Geld ausgedrückt also in weiterem Sinn „Umformung", auch i m naturwissenwerden (quantifiziert), schaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen u. philosophischen Bereich. Quelle: mittellat. quantificare ,magnum efficere' ( D u Cange). Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 572. Belege: q u a n t i f i z i e r b a r : Sombart 1930 Nationalök. 137. Röpke 1946 Civitas 107. Stuttgarter Ztg. 10. 3. 1969 „Einsicht, daß Information eine q.-e Größe ist". — Q u a n t i f i z i e r b a r k e i t : Spann 1929 Wissenschaft 159. — q u a n t i f i z i e r e n d : Landgrebe 1928 Diltheys Theorie 281 die in den Ideen vorgetragene q.-e Theorie. Wagner 1965 Historiker 104 [gegenüber älteren Historikern wie Michelet, Ranke, Burckhardt, Fustel . . .] die moderneren qu.-en Untersuchungsmethoden der Sozialgeschichte . . . Stuttgarter Ztg. 10. 3. 1969 . . . Begriff „Information". Er trat in unserer Zeit in das Blickfeld der q.-en Naturwissenschaften, etwa gleichrangig mit „Materie" und „Energie". — q u a n t i f i z i e r t : 1961 Theorie u. Praxis 48. — U n q u a n t i f i z i e r b a r k e i t : Spann 1932 Haupttheorien 177. Q u a n t i f i z i e r u n g : Weidenbach 1923 Weltanschauung 209. Spann 1924 Kategorienlehre

297 Q die infolge Zurückführung der Qualität auf Quantität überall angestrebt wird. —• Vgl. dazu 1929 Wissenschaft 9. Sombart 1930 Nationalök. 105. 337. Deidlinger 1968 Versuch einer Q. (Titel); vgl. Frankfurter AUgem. Ztg. 13.4.68. Schelsky 1959 Ortsbestimmung 79. 1961 Natur-Ordnung 207 . . . rigorose Anwendung der aller Subjektivität entkleideten mathematischen Methode und einer . .. weitgehenden Q. des sozialen Phänomens . . . Anders 1965 Antiquiertheit 61. Fetscher 1967 Marx 263. Welt 12.3. 1970 daß für die Agrarpolitik Q.-en notwendig seien, . .. daß . . . Aussagen über die . . . Entwicklungstendenzen gemacht seien. — Q ' s - p r o b l e m Hofstätter 1956 Sozialpsych. 19 Anm. — Q ' s - t e n d e n z Sombart 1913 Bourgeois (Reg.). — Q u a l i f i k a t i o n Mühlmann 1962 Homo 83 . . . Q. von „Erbe" und „Umwelt". . . .

Quantität F. „Größe, Menge ; Vielheit" fachsprachlich seit 16. Jahrh. in der Philosophie, Größenlehre ( l a ) u. Kaufmannssprache ( l b ) , aber auch i n die Allgemeinsprache gedrungen (1 c) ; „Silbenmaß" in der Verslehre seit 17. Jahrh. (2) ; „Tonmaß, Zeitmaß" in der Tonkunst (unter 3). Quelle: lat. quantitas, vielmehr Akk. Sing, quantitatem — Bildung nach lat. qualitas (s. Qualität) — , das i m deutschen Schrifttum seit 15./16. Jahrh. bezeugt, gebucht und bis ins 18. Jahrh. in versch. Anwendungsbereichen nachgewiesen ist (3). Frz. quantité seit 12. Jahrh., e. quantity seit E n d e 14., häufiger seit 15. Jahrh. (Littré. H . - D . ; N E D i c t . ) . Vgl. Q u a n t u m . Belege Quantität und Qualität

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quantitativ quantitativ und qualitativ

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Quantität

Belege: l a . Reynmann 1510 Wetterbüchlein (Ndr.) (o. S.) wenn die sterri ains grossen Hechts, vnd ainer grössern quantitet, dann sy an in selbs sein erseheinen, bedeüt windt. a. 1525 q.-en oder zahn gleicher Benennung (Schirmer). Fuchsberger 1534 Dialéctica 16a Q. .. . die Grösse. Riviua 1548 Vitruv. 24 b (u. ö. ). Rudolff-Stifel 1553 Coas 68». Xylander 1562 Euclid (Übers.) 121 . . . Mass nenne ich, da man sagt, wie lang, hoch, brait. . . ain ding sey: vnd was derglychen ist. Diese wörtlin alle, werden von den gelehrten vnder dem wörtlin quantitet, verstanden . . . (u. ö.). Kepler 1616 Weinvisierbuch (Goetze, 86) Quantität — 187: quantitet (u. ö.). Wallhausen 1617 Corpus militare 9. Sturm 1717 Mathesis 2\ Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 573 Q., ein Grundbegriff. G r ö ß e als Ersatzwort bereits seit Mitte 16. Jahrh. verwendet; Belege bei Schirmer, Mathem. 29 f. Zum Gebrauch von Größe bei Thomasius u. Wolff s. Piur, Wolff 78. b. 1599 Orientalisch Indien I I I 126. 1691 Pfalz 43 b große Q. von Meel und Früchten. Francke 1702 Waisenhaus I 19 ziemliche q. Bau-Holtz. 1702 Kaufmannschaft 130 große Q. so wohl rohes als zubereitetes Leder. Marperger 1711 Beschr. d. Messen I 73. Noch heute z. B. Zuckmayer 1964 Leben 9 [Lebensmittel] nur in kleinen Q.-en abgeben . . . c. Paracelsus 1536 Wundartzney II, XVIII b q. vnd qualitet. [bei Paracelsus überaus reich belegt]. Fischart 1575 Garg. 168. Schleher 1611 bericht R 4Ö zu . . . rechten gebrauch der Artzneyen dreyerley pfachten, doses oder quantiteten . . . Sebiz 1647 Sauerbrunnen 50 . . . etliche wochen, vnnd in ziemlicher q. trinchen. Glauber 1655 Op. min. I I 53. Beleg a. 1663 q. und qualität [des Holzes]: Emminghaus 1870 Murgschifferschaft 26. Böckler 1665 Schola militaris 120 Qualität und Q. [des Pulvers], Grimmelshausen 1670 Courasche 83 ein ziemliche Q. Goldstücker. Weise 1673 Erznarren 59. Musig 1718 Licht der Weisheit I I 666. Ettner 1719 Medicin. Maulaffe 154. Philo 1722 Ruhm des Tobacks 75. Schnabel 1731 Felsenburg I 49. 1736 Karlsbad 49. Lessing 1772 Br. (XVIII 3). Bürger 1786 Münchhausen (II 174). Humboldt 1792 Ideen (I 212). 1842 Naturgeschichte d. dtsch. Studenten 100. Marx 1844 Kritik (III 39) Q. der Zufuhr (übertrifft die Nachfrage). Raabe 1864 Hungerpastor 17 mit seinem Bat aber hielt er nicht zurück, sondern gab ihn willig und in großen Q.-en; und leider müssen wir das nicht ungewöhnliche Faktum berichten, daß die Q. meistenteils durchaus nicht im richtigen Verhältnis

zur Qualität stand. Falke 1897 Sie war reizend 82 enorme Q.-en Selterswassers. Röpke 1950 Mass 229 die Technik, deren Ziel nicht Tempo, Q., Mechanik und Bausch der Modernität . . . sind. Stuttgarter Ztg. 9. 10. 1963 Diktat der Q. [Kritischer Bericht über die Leistungen des Künstlerbundes Baden-Württembergs; Schlußwort:] Hoffnung, daß der Künstlerbund .. . von der Quantität zur Qualität finden möge. Fischer 1966 Kunst 17 . . . Alles auf Q. zurückzuführen, auf Meßbares, Zählbares, Austauschbares, ist die Tendenz dieser [technischen] Zivilisation. Der Mensch aber ist das Qualitative . . . Die schon bei Paracelsus und seither belegte Fügung q. und qualität (s. o.) wird zur reich bezeugten F o r m e l , auch in ihrer Umkehr oder Gegensätzlichkeit seit Mitte 18. Jahrh. z. B. Kreittmayr 1769 Grundriß I 372. Klingner 1778 Fausts Leben 96 . . . Qualität, was der Quantität entgeht. 1779 Über den Feldzug 43. Herder 1799 Verstand I (XXI 77) gebunden mit Belation u. Modalität. (XXI 131). Schlegel 1805/06 Prop. (XIII 265ff.), der auf die Pythagoreer, Aristoteles u. auf Kant als Vorgänger weist. Jakob 1809 Grundsätze 66. Goethe 1818 Briefwechsel G. — Z. I I 455 (u. ö.). — Fontane 1857 Br. II, 1; 195 . . . übernimmt mich für heute die Quantität der Arbeit. Etwas auch die Qualität, denn man erwartet . . ., daß ich über den Trousseau Wunderartikel liefern werde. Natorp 1891 (Titel in: Philosoph. Mon'hefte). — 1945 Freundesgabe für Korrodi 25 . . . im Zeitalter der Masse . . . kommt es . . . in Geist und Kunst so herzlich wenig auf Quantität, so ganz auf Qualität an .. . Mosca 1950 Klasse 344 daß . . . die [durch] Aufsteigen .. . aus der Unterschicht in die Oberschicht . .. Neuauf genommenen •nach Quantität und Qualität die Voraussetzungen besitzen, . . . sich . . . die besten Eigenschaften der alten Herrenklasse anzueignen. Röpke 1950 Mass 226 Ersatz der Qualität durch Quantität . . . Seyppel 1951 Dekadenz 51 [Zitat:] Ein neues Ideal . . ., „Fortschritt", hat . . . [den Menschen] umgarnt, das Ideal der Quantität und nicht der Qualität. Mauersberg 1960 Wirtschaftsgesch. 15 Jeder Vorgang setzt . . . zwei konstituierende Faktoren, die der Quantität und der Qualität. Beide stehen zueinander in einem unlösbaren Zusammenhang. Becker 1962 Quantität und Qualität. Grundfragen der Bildungspolitik [Titel], Stuttgarter Ztg. 9. 10.1963 siehe 1». Süddtsch. Ztg. 4. 4. 1963 Qualität vor Quantität [im Aufbau der Bundeswehr] u. Offenburger Tagebl. 23. 6. 1964 [hier kennzeichnendes Stichwort

Quantität zur Tagung der Nobelpreisträger]. Frankfurter Allgem. Ztg. 12. 7. 1969 könnten die wirtschaftlichen Q.-en [durch Verhandlungen] . . . auch in politische Qualität umschlagen . . . Süddtsch. Ztg. 5. 7. 1969 „Die Nachfrage nach Arbeitskräften überschreitet das Erfüllbare nach Q. und Qualität" [Zitat!]. Frankfurter Allgem. Ztg. 20. 1. 1970 Qualität statt Q. bei Werbespots. Das Beste aus Readers Digest 1970 Juli Kupferberg: Qualität statt Q. Frankfurter Allgem. Ztg. 18. 11. 1969 nur von blankem Stahl, von Megatonnen, Elektronik . .. von Quantitäts- u. Qualitätsvergleichen soll die Hede sein . . . 30. 7. 1971 Es ist denn auch nicht die Qualität der Sicherheitsvorkehrungen, an der es bei der Bundesbahn mangelt, sondern die Quantität . . . 30. 8. 1971 Quantität und Qualität der westlichen [amerikan. Truppen-] Verbände. Die Fügung Qualität und Menge ist ihrer nur halb eindeutschenden Fassung halber wohl selten, z. B. Frankfurter Allgem. Ztg. 15. 3. 1971. Mit dem Stichwort Fortschritt gebunden und dadurch dem Schlagwort nahe (s. o. (lc) Seyppel 1951) z. B. Stuttgarter Ztg. 29. 8. 1959 . .. die öffentliche Meinung, die die Quantität des Forschritts vertritt und nicht die Qualität der Person [wie sie in dem Architekten Wright u. seinen Bauten verkörpert ist]. Sonderbed. wie Qualität (Bed. 4) nur vereinzelt bezeugt, z. B.: Hulsius 1650 26. Schifffart 45 viele Leute von Q.-en. 2. Titz 1642 Hochd. Verse C 3 a (u. ö.). Peschwitz 1663 Parnaß 6 . . . keine, so genannte, Q. . . . beobachten. Neumark 1667 Tafeln 65 Von der Sylben Q. oder Wort-Zeit. Hederich 1746 Anleitung 916. 3. Melber 1481 Voc. — Diefenbach Gloss. z. B.: gross oder lenge eynss dingess; teylsamkeit an ym selber; etwasshait. — Eucken, Phil. Term. 53. Piur, Wolff 78. — Nürnberg. Schulordnung Anfang 16. Jahrh. (Siebenkees, Materialien zur Nürnberg. Gesch. II 729) die Vers vff die . . . quantitates sillabarum vnnd anderes wissen anzuzeigen. 1694 Euclides 169 die Größe, so in Latein quantitas genannt wird. Opitz 1624 Poeterey 182 das die Lateiner nach den quantitatibus oder großen der sylben jhre verse richten vnd reguliren. Titz 1642 Hochd. Verse B 5». Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 56. Gebucht bei Roth 1571 Quantitet, Gross, vil, menig. Bei Wächtler 1709 Quantität, Menge, Größe, z. .B eine große q. Getraides. Bei Sperander 1727 Q., eine jede Menge oder Gröse,

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die durch Zahl oder Mas kan bestimmet, gemindert oder gemehret werden, it. die Gewißheit oder Wehrt eines Dinges. Bei Campe 1801 u. — erweitert — 21813, hier die früheste Buchung: in der Sprachlehre, die Länge oder Kürze der Silben, mit einem Worte, das Silbenmaß; zugleich mit Wertung anderer Ersatzwörter wie Silbenzeit, Zeitmaß, Zeitmessung. Bei Heyse 1804, hier: . . . das Sylhenmaß (die Länge oder Kürze der Sylben), bei Petri 21812. Bei Kehrein 1876 (mit Belegen a. Herder, Goethe, Schiller), vgl. noch Fischer, Goethewortschatz. Zuss.: Q u a n t i t ä t s b e r e c h n u n g : Kjellen 1917 Studien 177 (Übers.) . . . [für die Entente] war der Ausgang des Krieges ein Bechenexempel . . ., eine Q. ohne Rücksicht auf die Qualität. — Q . - b e w e r t u n g : Sombart 1913 Bourgeois 222. — Q . - f a k t o r Ostwald 1910 Forderung 38 [Beleg 1907] ein Kapazitäts- oder Q.'faktor. — Q . - k r i t e r i u m (Wortprägung Gräbners) Menghin 1931 Weltgesch. 13. Schmidt 1937 Handbuch 24. 142 (u. Reg.) — Ethnologie 27. 141. 189 [144 mit Qualitätskriterium zusammenwirkend]. 1957 kathol. Glaube I 329. — Q u a n t i t ä t s t h e o r e t i k e r : Heinrich 1928 Grundlagen 115. — Q u a n t i t ä t s t h e o r i e : vgl. Handwb. Staatswiss. VI 1147 ff. — Roscher 1899 Handel (System I I I 335). Spiethoff Q. in: 1905 Festgabe Wagner 249. Oppenheimer 1917 (Ges. Reden I 377). 1923 Polit. Handwb. I I 400. Brentano 1924 Grundbedingungen 366 [mit Hinweis auf Jean Bodin u. a.!]. Spann 1924 Kategorienlehre 10. Salin 1928 Kreditpolitik 12. Spann 1929 Wissenschaft 261. 439. Sombart 1930 Nationalök. 254. Spann 1932 Haupttheorien 14. 182ff. Czernin 1937 Börse 34ff. Röpke 1954 Lehre 148. Müller-Armack 1959 Religion 188. Süddtsch. Ztg. 8. 12. 1962 . . . erweiterte Q. [gegenübergestellt] der naiven Q. [u. allgemein verständlich vorgetragen]. — Q u a n t i t ä t s w e r t : Thiess 1923 Gesicht 131 (s. Beleg unter Qualitätswert). K r a f t q u a n t i t ä t : Diesel 1963 Menschheit 93 . . . in der von unendlichen K.-en durchströmten Welt der Mechanismen. — S t e u e r q u a n t i t ä t : Crome 1807 Ideen 85. q u a n t i t a t i v Adj. „der Menge, Größe nach, mengen-, zahlenmäßig" zu mittelat.neulat. quanlitativus gebildet, zunächst wieder Fachwort der Philosophie (Eucken, Phil. Term. 65) und anderer Fachsprachen, im allgem. Schrifttum — wenn auch nicht häufig — seit frühem 19. Jahrh. nachgewiesen. Die engl. u. frz. Entsprechungen setzen schon mit II. H. 16. Jahrh. ein (H.-D., NEDict.).

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Quantitc négligeable

Belege: Goethe, M. u. R. (Nachlaß) N. 1286 Der Mathematiker ist angewiesen auf's Q.-e, auf alles, was sich durch Zahl und Maß bestimmen läßt, und also . . . auf das äußerlich erkennbare Universum. Menzel 1835 Geist 67. Herbart 1841 Vöries. 15. Bernheim 1903 Methode (Reg.). Bülow 1916 D. Politik 165. Breysig 1925 Werden I 279 den rein q.-en, nur mengenmäßig zu bestimmenden . . . [Anteil an] den Aus- und Abwanderungen . . . Röpke 1946 Civitas 119 Dieses q.-naturwissenschaftliche Denken, das in Zahl, Mechanik, Kurven . . . einbricht . . . — 1954 Lehre 110 q.-es Bevölkerungsproblem. De Man 1951 Vermassung 114 . . . Vorliebe unserer Epoche für das Quantitative . . . Pieper 1964 Viergespann 123 . . . „qu.-er Ausgleich" . . . [im Gegensatz dazu] . . . „verhältnismäßiger Ausgleich" . . . [wichtiger Beleg!]. Wagner 1965 Historiker 156 . . . in der Schule Lenins, der die ungeheure Wirkkraft der anonymen Masse der quantitativen Zahl erkannt hat . . . 1965 Festschrift auf Ammann 193 Q.-e Quellen zur Gesch. des Antwerpener

Handels . . . u. aus so dünnen Unterlagen keine q.-en Werturteile . . . abzuleiten. Frankfurter Allgem. Ztg. 3. 3. 1971 für 1972 eins „systematische und q.-e Verbesserung des Länderfinanzausgleichs ..." Auch hier — gelegentlich — quantitativ mit qualitativ, meist gegensätzlich, gebunden z. B. Görres 1819 Teutschland 179 [wichtiger Beleg!]. — Preuss. Jahrbücher 109 (1902) 84 . . . Gegensätze quantitativer Machtgleichheit gegen qualitative Machtverschiedenheit. — 1961 Natur-Ordnung 549 [die Haupttypen der Wirtschaftstheorien] . . . quantitative Ablaufgegenüber der qualitativen Struktur[\ehie]. Diesel 1963 Menschheit 125 Die heutige quantitative und qualitative „Glücks"-Bilanz auf allen Sektoren des Fortschritts, der Hygiene, Produktion . . . Offenburger Tagebl. 19. 8. 1971 Wandel vom quantitativen zum qualitativen Wohnungsbau [Überschrift]. Gebucht bei Campe 21813. Bei Petri 31817. Bei Kehrein 1876.

Quantité négligeable „eine (unbedeutende) Größe, die unbeachtet bleiben kann, Belangloses", eine eigtl. mathematische, chemische Formel, in wirksamer, knapper frz. Prägung bei uns in allgem. Geltung verbreitet. — Vgl. Littré I I I : 1876. H.-D. NEDict. Siehe Q u a n t i t ä t . Belege: Dtsch. Wochenblatt 4 (1891) 521 . . . vor der peinlichen Lage bewahrt . . ., die Schutzgebiete . . . als q. n. behandeln zu müssen. Bierbaum 1896 Schlangendame 13. Durch häufigen Gebrauch in Reichstagsverhandlungen a. 1897—98 wurde q. n. Stichwort, umstritten, aber ohne bleibenden Erfolg verdeutscht (vgl. ZDSprV. Jg. 1898, 1904). So erklärt sich die Überfülle der Belege seit 1900, z. B.: Kellner 1900 England 401 Die . . . hungernde, jammernde, thörichte Menschheit . . . ist eine q. n. in unsrer aufs beste eingerichteten Welt [wohl unbewußtes Nachwirken der Formel von der besten Welt bei Leibniz u. Voltaire, doch gegensätzlich verwendet], Brandt 1901 Ost-Asien I I I 177 an der q. n., wie er [Jules Ferry] China bezeichnete, politisch zu Grunde gehen. Duimchen 1902 Mittel 90 die kleine Susi Ferber . . . war ihm damals mit 13 Jahren q. n. gewesen, ein kleines Mädchen in kurzen Kleidern, und jetzt stand eine junge Dame vor ihm von seltenem Diebreiz . . . Preuss. Jahrbücher 112 (1903) 55 . . . die Türkei . . . Bußland gegenüber nicht eine q. n. werden zu lassen. Jodl 1903 (vom Lebenswege I I 435). Schmitz 1914 Land 211. Bülow 1916 D. Politik 101. Sombart 1919 Soz. 288 . . . der

Anarchismus .. . ist heute eine q. n. . . . Klemperer 1920—23 Sonderart 254. Ziegler 1920 Gestaltwandel 402. Curtius 1921 Barrés 97. Kjellén 1921 Großmächte W. 156. ElsaßLothringer Heimatstimmen 3 (1925) 132 [Elsaß-Lothringen als q. n. in der franz. Politik] — 6 (1928) 222 [Südtirol als „q.-n." in der Politik Mussolinis]. Friedeil 1927 Kulturgesch. I 331 . . . Dinge wie Güterverteilung, Besitz, gerechte Ordnung der Erwerbsverhältnisse [sind für Jesus u. s. Stellung zur sozialen Frage] das, was die Stoiker ein ,,Adiaphoron" und die Mathematiker eine „q. n." nennen : sie gehen ihn nichts an .. . Lettenbaur 1927 Morgen 278. Deutschlands Erneuerung 13 (1929) 410. Stegemann 1930 Eriim. 495 [wichtiges Zeugnis Okt. 1918 zur elsäss. Frage], Friedell 1931 Kulturgesch. I I I 213. 438. 1931 Handbuch der Amerikakunde 179. Geopolitik 9 (1932) 309. M. N. N. 25. 11. 1942 die Neutralität der Schweiz als q. n. . . . zur Kenntnis zu nehmen. Hülsen 1947 ZwillingsSeele II 198 . . . die Weltmacht Vatikan . .. als q. n. . . . Süddtsch. Ztg. 21. 4. 1955 . . . die Sowjetzone als q. n. .. . Manstein 1958 Soldatenleben 95 . . . die Reichswehr als q. n. Stuttgarter Ztg. 15. 9. 1960 die Teilzahlungs-

quanto — Quantum banken nicht mehr als q.-n. betrachten. Fischer 1966 Kunst 16 . . . den Menschen nur ... als unbedeutende, als q. n. . . . [s. Beleg Quantum]. Frankfurter Allgem. Ztg. 7. 12. 1970 die Konsumbedürfnisse der Ostblockbevölkerung seien quanto „wieviel" übernommen auf lat. quanto Abi. zu quantus 1823 Wanderbüchlein 168 [bei koschtaV . . . „troppo troppo" (VII 55).

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heute nicht mehr q. n., wie dies früher der Fall gewesen sei. Selten sind Pluralformen, z. B. Stimmen der Zeit 64 (1903) 272. Südd. Mon'hefte 25 (1928) 583.

aus ital. quanto (Ad], u. Adv.) „wieviel, wie sehr", das ,wie groß' zurückgeht. Vereinzelter Beleg: Schubert lustigem Kauf auf dem Markt von Verona] „quanto . . . — Neuere Bed. „Betrag", z. B. Goethe 1785 Br.

Dazu in q u a n t o e t q u a l i , eine ältere kaufmännische Formel „in welcher Menge und Beschaffenheit" (lat. quali Abi. zu qualis ,wie beschaffen'), z. B. 1765 Mauth-Ordnung 15 Waren und Feilschaften [sollen an der Maut, bei der Einfuhr in Bayern] ... in einer solchen Verpackung erscheinen, die derselben Wesen in quanto et quali von Außen kenntlich machet. Eindeutschende Bildung aus lat. quantum (s. Quantum) liegt vielleicht vor in mnd. quant, freilich mit Bedeutungsverschlechterung „Tand", u. im Adv. quant(s)wise „nur zum Schein", gelegentlich zu gewandtsweise umgedeutet. Belege: Schiller-Lübben, mnd. Wb. — Heinrich Julius Herzog von Braunschweig (1594) Ehebrecherin, Umarbeitung durch Joh. Sommer 1605 (564). — Vgl. Mylius 1777 Märchen 228. Vgl. Richey 1755 Id. Hamburg. 198. —Mensing, Schleswig-Holstein. Wb.

Hierher doch auch v e r q u a n t e n mit dem Begriff des heimlich, betrügerisch (Ver)tauschens, Veräußerns; in spätmhd. u. frühnhd. Zeit häufig, auch mundartlich noch heut, bes. oberdtsch., belegt. Vgl. DWB. u. Fischer, Schwab. Wb., wo auch weitere Nachweise. Auf lat. in quantum „wie hoch (wird geboten)" 1 geht — über roman. Zwischenstufen und durch lautgesetzliche Entwicklung gesichert — die Wortgruppe oberdtsch. G a n t „Versteigerung", ( v e r ) g a n t e n „(versteigern", der Familienname G a n t ( h ) e r u. a. zurück. Belege seit II. H. 14. Jahrh. — DWb. Kluge. Schweizer. Id. Elsäss. Wb. Rhein. Wb. (vereinzelt!). Fischer, Schwäb. Wb. Schmeller, Bayer. Wb. 2 , Schatz, Tirol. Wb. Jutz, Vorarlberg. Wb. — Dtsch. Rechtswb. I I I 1161. Eigene Sammlung zum Material des Bad. Wb.

Quantum N. „Menge, Summe, Vielheit" (gern mit dem Nebensinn des Großen, Umfangreichen, Mächtigen), als Wort der Kaufmannssprache des 17. Jahrh. in der latein. Form übernommen und neben unveränderlichem Nom.-Akk. Sing., der heute noch gebraucht wird, lange in lat. Formgebung der obliquen Kasus verwendet, lat. Pluralformen sind seltener, jetzt aber durchweg dtsch. Quanten. Q u a n t u m ist schon früh in das allgem. Schrifttum übergegangen und reich bezeugt. Quelle: lat. quantum ,wie viel' N. zum Adjektivpronomen quantus (m.) ,wie groß, wie viel'. Siehe Q u a n t i t ä t gl. Bed. u. vgl. e. quantum (1619 zufrühst) NEDict. — Erinnerung a n ursprüngliche Zugehörigkeit zur Mathematik auch heute noch lebendig. Belege: z. B. Ens 1636 Postreiter 9 . . . sich auff ein gewisses Q. erkläret. Brulig 1683 Wien 291. 1683 Leiermann 130. Thomasius 1688 Monatsgespräche 1124.1718 abentheuerl. Welt I I I 23 ein gutes q. [Tabak, eine Prise], 1721/22 Discourse d. Mahlem 8. Schertel von Burtenbach 1778 Beyträge 5. Goethe 1785 Br. (VII 54). Wolf 1793 Ph. Dulder I 182. Goethe 1813 Tagebücher (V 47) gegen Erlegung eines gewissen Quanti . . . Herbart 1841 Vöries. 136. Raabe 1864 Hungerpastor 220 ein gewisses Q.

[trinken], —• Hoffmann 1896 Stolpenburg 200. Hiller 1950 Köpfe 55 Unerhörte Quanten von Suggestion entstrahlen [dem Vortrag eines Redners]. — De Man 1951 Vermassung 81 . . . keine Quanten, aus denen sich durch Addition und Substraktion arithmetische Summen ziehen ließen. Fischer 1966 Kunst 16 . . . erstarrt die Welt der Macht, deren Mechanismus den Menschen nur als Q., als unbedeutende, als quantité négligeable manipuliert.

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Quarantäne

Die lat. Fügung Quantum und Quäle „Menge u. Beschaffenheit" nur selten bezeugt, z. B. Welti 1884 Reden 143 (Sch\A-)AuJgaben nach dem Q. richtig [bemessen]. Blei 1930 Männer 265 Das Abendbrot... [war] in Q. bescheiden. . . (s. quanto). Gebucht bei Wächtler 1709 Quantum, wie viel, eine gewisse Summe . . . Bei Sperander 1727 Qu., ein gewisser Preiss, eine gewisse Summe oder Werth, und was ein jeder zu seinem Antheil beytragen muss. — Bei Campe 1801. 2 1813 Q., bald der Betrag oder die Summe, bald die Grösse, Menge, Vielheit, Zahl, das Mass, der Betrag. Bei Heyse 1804; bei Petri 2 1812 usw.

Einige wichtigere Zuss.: E r n ä h r u n g s q u a n t u m Naumann 1915 Mitteleur. 137. — P a c h t q u a n t u m Goethe 1780 Br. (IV 308). — P a u s c h q u a n t u m (vgl. Pauschale II 431) Bennigsen 1874 Reden I 303. — W i r k u n g s q u a n t u m (in Plancks Theorie) z. B. 1913 Jahr 1913 321. 1921 Festschrift auf Minde-Pouet 108. Hartmann 1938 Planck 115ff. Heisenberg 1947 Wandlungen 7. 1948 Neue Rundschau 107. Fechter 1948 Menschen 64. Jordan 1956 Aufstand 113 . . . Enträtselung des W.-s . . . — 1957 Kathol. Glaube I 319.

Quarantäne F. „vorgeschriebene Wartezeit, Liegezeit für Schiffe (an bes. Plätzen, s. Quarantänehafen) und für Reisende und Ladung (in abgegrenzten Räumlichkeiten), die aus verseuchten Häfen oder aus Gegenden ankommen, in denen ansteckende Krankheiten herrschen" (2a), erweitert „Sperre, Sperrzeit" auf Reisende und Güter zu Land (2 b) und auf neuzeitliche Krankenhauseinrichtungen zur Seuchenabwehr, „Beobachtungszeit", dann „Gesundheitssperre" (2c). Zunächst Fachwort der mittelmeerischen Seefahrt und staatlich-amtlichen Gesundheitsfürsorge, in deutschen Zeugnissen — zuerst in Reisebeschreibungen — seit frühem 17. Jahrh. nachgewiesen. Die Wortbelege für Qu. begleiten Sperre, Kontumaz, Kordon; wichtige Sachbelege gehen voran, die sich vereinzelt auch später noch einstellen. (1). Übertragener Anwendungsbereich seit 18. Jahrh. verhältnismäßig gut bezeugt, wodurch auch wieder die weitreichende und tiefgreifende Bedeutung der Wortgruppe erwiesen wird (3). — Entlehnt aus ital. quarantina, quarentina „Zeitraum von 40 Tagen". Auf galloroman. quarranta aus volkslat. *quadrainta (zum lat. Grundwort quadraginta „vierzig") gehen gleichbed. frz. quarantaine (w.) (14. Jahrh.) und e. quarantain (veraltet), quarantine (XVI. Jahrh.; vielleicht auch aus dem Ital.) zurück. — Die Schreibungen sind im 16. u. 17. Jahrh. sehr unterschiedlich, wohl auf mündlicher Vermittlung beruhend; in der Frühzeit nach der ital. Form, von der Mitte des 17. Jahrh. an in der frz. Gestalt, die langsam herrschend wird und Q. in den jüngeren Anwendungsbereichen erfaßt. Zur älteren Sachgeschichte: am Ende des 14. Jahrh. werden von Venedig und anderen Hafenplätzen Oberitaliens und der dalmatinischen Küste (Ragusa), auch von Marseille umfassende Maßnahmen gegen das Einschleppen der Pest getroffen, zunächst in dreißigtägiger Absonderung (trentina), die vorbeugend bald zur vierzigtägigen erweitert wird und aus der Hl. Schrift begründet werden konnte (Moses u. Christus sonderten sich zu seelischer Reinigung 40 Tage ab — der gleiche Zeitraum wird beansprucht für die leibliche Reinigung u. Beobachtung des Menschen; vgl. Kiechel um 1600 Reisen 318. Ammann 1630 Reise in's Hl. Land 70 u. Anm. S. 212 Von dem Fastberg oder Berg QuarMitana). Sticker 1910 Seuchengesch. I, 2; 295f. Vgl. Zus'fassungen in: Saeculum 8 (1957) 82ff. 9 (1958) 185. — DWb. Kluge, Etym. Wb. u. Seemannsspr. — Littre. H.-D. NEDict. Gamillscheg. REW. 6912. Belege: 1. S p e r r e a. 1613 spörr [gegen die Pest] Niederbayr. Mon'schr. X 76; 1831 Thür. Volksfreund 192. — K o n t u m a z a. 1686

[wertvolles Zeugnis; Kluge, Seemannsspr. 638]. Keyssler 1730 Reisen (Ausg. 1776) I I 1179 . . . in der Quarantaine oder Oontumazia.

Quarantäne Gröben 1774 Q., Contumaz halten. Puchelt 1827 System d. Med. I I , 1; 727 [eingehender Beleg], Th. Platter 1572 (Ausg. B o o s ) 65. Kiechel um 1600 Reisen 434f. Verordnung zu Stettin a. 1625 (Balt. Studien 9, 42 Nr. XI). Stampferin 1679 Hausbüchl 38 haben sich [während der Pest, in Steiermark] müssen 40 Tage einhalten. 2a. Heberer 1610 Beschreibung 417 denn alle Schiff, so auss Levante oder Auffgang der Sonnen zu MaUha . . . ankommen und kein cariam sanitatis, das ist, Beweiss haben, dass sie auss gesunden orten abgereiset, müssen Viertzig Tag, so sie quarentennas nennen, uff dem freyen Feld mit allen jhren Sachen verharren. K r a f f t 1616 Reisen 334. Welsch 1658 Reissbeschr. 34 . . . auff die 40 Tag lang (so die Italiener quarantia nennen) ausser der Stadt [Venedig] zu verbleiben. Gröben 1694 Reisebeschr. 132 . . . in den Häven vor Venedig, woselbsten wir auf dem Schiff die Quaranten (oder Pest-Tage) aushielten. Keyssler 1730 Reisen (Ausg. 1776) I I 1183 [in Fiume] die Gebäude . . ., worinnen die verdächtigen Kaufmannsgüter Quarantaine halten. 1738 Berlin. Mon'schr. I I 526. 1803 Almanach der Fortschritte 284. Hasper 1831 Tropenkrankheiten (Reg.). Schwarzenberg 1844 W. I I 60. Langhans 1872 Orient 202. — Dunkelberg 1910 Rhein'lex. 33. b. Geizkofler um 1600 Lebensbeschr. 117 [Italienfahrer auf der Heimreise nach Deutschland müssen an der Grenze] . . . bey drey Wochen lang verbleiben und quarantena machen. K r a f f t 1616 Reisen 334 es ligen im Lasareto [zu Genua] ettlich . . . schrifften zu uerluften; die weren Aus dem sterbendt von Venedig dahin khomen vnd thetten schon lang Alda alla Quarantena ligen. — Rohr 1718 Staatsklugheit 771 kein Rind-Vieh aus verdächtigen Örtern in das Land zu lassen, wenn es nicht vorher . . . die Quarantaine gehalten. Um 1775 [Q., zwischen Österreich, der Türkei u. Rußland] (Halm, Habsburg. Osthandel 70. 75). Hufeland 1836 Ench. med. 129 blosse absonderung vermittelst der Q. und Grenzkordons. Hackländer 1846 Reise in den Orient I 23 an der Q. [in Rustschuk] . . . wurde zwischen doppelten Barrieren Markt gehalten. Schack 1894 Erinn. I 83 das Schreckenswort „Q." . . . — M. N. N. 3. 11. 1939 sanitäre Q. zu passieren [an der Reichsgrenze]. Frankfurter Allgem. Ztg. 22.8. 1970 [in] Flüchtlingslager in der Nähe von Jerusalem . .. Cholera . . . festgestellt . . . Das Lager . . . unter Q. gestellt.

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c. Hufeland 1822 Kl. med. Sehr. I 301 ein Pestkranker in seiner Q. Frank 1827 System der medizin. Polizei. Suppl. I I I 494 [in Wienbei Pockengefahr]. Bruges 1873 Reiseskizzen 36. Rubner 1900 Hygiene 897. Süddtsch. Ztg. 8. 10. 1952. Stuttgarter Ztg. 3. 1. 1959 [Pokkenerkrankungen in Heidelberg]. 14. 3. 1967. Überleitund zu 3: 1850 Hofdamen-Briefe 277 [wegen Erkältung] — 296 der Himmel erlöse sie recht bald aus ihrer Q. [Abgeschlossenheit wegen der Pflege des ernstlich erkrankten Kindes], Kühne (Hrsg.) 1835 Q. im Irrenhaus. (Titel).

Novelle

Jüngster Anwendungsbereich Q. für Mondfahrer, Weltraumforscher in besonderen Schutzräumen, z. B. Stuttgarter Ztg. 21. 5. 1968, überaus zahlreich 1969 z. B. Das Beste aus Readers Digest. Märznr. u. N. Z. (Basel) 23. 7. Stuttgarter Ztg. 24. 7. 12. 8. 1969. 12. 1. 1970. Frankfurter Allgem. Ztg. 11. 2. u. 13. 2. 1971. — Diese Bestimmung aufgehoben: Offenburger Tagebl. 27. 7. 1971 u. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 8. 1971 3. Callenbach 1714 P 86 soll der Entseelte indessen in jener Welt quarantaine halten. Bertram 1728 Einleitung 199 kam etwas verdächtiges in dieses oder jenes gelehrten Mannes Schriften vor, so muste es . . . eine scharfe Guarantaine aushalten. Moser 1766 Reliquien 38 An statt eine solche moralische Q. zu beachten, werden von so genannten christlichen Regenten ansieckende Menschen mit Mühe und Kosten aus fernen Landen herbeygezogen. Schubart 1791 Leben I 194 die jesuitische Q. [um 1760 Bücherzensur in Heidelberg], 1781 Literar. Pamphlete 107 der zu mannigfaltige Besuch, womit man mich täglich hier in diesen wiederholten Q.-n aufs beschwerlichste beehrt [weil er von der ernsten Arbeit abgehalten wird], Foote 1798 Batherin (Übers.) (IV 136) Da sitz ich dann [wegen der Vorurteile], als hätf ich Karantäne; einsiedele, mitten im grossten Getümmel. Strauß 1846 ausgew. Br. 174. Hopfen 1875 Juschu 263 [ein erkrankter Schauspieler:] Aber hart bleibt's doch, von seinem bessern Leben, von seinem Beruf, von seiner Kunst getrennt zu sein. Ich komme mir vor, uñe in einer geistigen Q. — Süddtsch. Ztg. 12. 10. 1950 [Festhalten Deutscher auf Ellis Island] . . . Die einzigen Deutschen, die bisher aus der „politischen Q." entlassen wurden, waren . . . Austauschstudenten . . . — 28. 5. 1950 . . . daß . . . Deutschland, wie Dr. Erhard sagte, „aus der außenpolitischen Q." heraustrete. Wir stehen . . . erst am Anfang des Weges zur Gleich-

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Quarantäne

berechtigung . . . 17. 7. 1951 nach den langen Jahren unfreiwilliger Q. . . . [gönnt man den deutschen Sportlern] . . . einen glücklichen Start. Süddtach. Ztg. 15. 12. 1958 Politische Q. für Rückkehrer [in die Ostzone]. Creutz 1767 Reliquien unter moralischer Q. (Titel), vgl. dazu Herder-Nicolai 1767 Briefwechsel 10 [Brief Nicolais]. Hase 1779 Aldermann I I 184 [zu einem unangenehmen, ungelesen in die Schublade geworfenen Brief] Da lieg! du kannst warten! kannst Q. halten! . . . Gentz 1793 Betrachtungen I 141 [Gefahr des Übergreifens der frz. Revolution auf England] . . . Wenn es eine Pest ist, so ist sie von so schrecklicher Art, dass die strengste Q. kaum strenge genug seyn kann, uns dagegen zu schützen. — Über Riemers Auadruck „Q." für die Zeit der Entfremdung Goethes zu ihm vgl. Pollmer, Riemer 28 ff. u. 1924 Jahrbuch Sammlung Kippenberg 21. Seidl 1840 Tyrol 34 Q. [Kurze Abwesenheit aus der Gesellschaft]. Niendorf 1855 London 261 Q. [der Besucher im Wartesaal des Towers]. Ihering 1885 Scherz 255 eine Q. [durchmachen, bis man in den Himmel kommt]. — Philippi 1916 Hagedorn 302 . . . hob die [mit Rücksicht auf ihren Ruf] über ihn . . . verhängte Q. auf und erlaubte ihm, sie ab und zu ... zu begleiten. Zollinger 1922—43 Prosa ( I 25) . . . Leben sogenannter Herrschaftstöchter . .., doch nur Wartezeit vor der Heirat, Q. der guten Partie . . . Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 97 Q. [neutraler Schiffe im I. Wkr.: „Schutzhaft"]. Offenburger Tagebl. 13. 12. 1968 Weltmacht in politischer Q. Die Maßnahmen Okt. 1962 gegen Kuba bezeichnete Kennedy mit dem mildernden Ausdruck „Quarantine"; in der Presse wurden sie B l o c k a d e , Teilblockade genannt; vgl. z. B. Süddtsch. Ztg., Stuttgarter Ztg., Parnkfurter Allgem. Ztg. vom 24. 10. an, denen sich die Lokalzeitungen anschlössen. Gebucht bei Wächtler 1709 Quarantaine, 40 Tage, welche einer, so von eitlem mit der Contagion inficirten Ort kommet, ausserhalb der Stadt aushalten muss, biss man sehe, wie es mit der Gesundheit desselben ablauffe, z. E. sie müssen die q. zu N. halten. Bei Fäsch 1726 mit dem Zusatz bisweilen . .. auch auf wenige Tage gesetzet, die aber dennoch den Nahmen Q. behalten; 1735 . . . und solten es gleich nur 10 Tage seyn. Eingehend bei Sperander 1727 Quarantaine, eine Zeit von 40 Tagen, die man, wegen grassirender Pest oder anderer ansteckender Kranckheiten, aushalten mtiss, ehe man in einen Ort gelassen wird. Dergleichen Q. müssen in den See-Städten Italiens, sonderlich zu Venedig, alle diejenigen halten, so über die See aus Morea

oder der Levante kommen, sie mögen wegen der Pest verdächtig seyn oder nicht. Bei Eggers 1757, der sich an Sperander und Fäsch anlehnt u. Q. noch einmal unter Lazareth bringt. Bei Adelung 1777 u. 1808 . . . Die Q. halten; wofür man auch wohl das eben so fremde Wort Contumaz braucht. Bei Röding 1794. Bei Campe 1801 Q., sonst auch die Contumaz, diejenige Zeit (gewöhnlich 40 Tage) welche Schiffen und Personen, die aus Gegenden kommen, wo pestartige Seuchen herrschen, zum Stilliegen vorgeschrieben ist, bevor aus jenen etwas ausgeladen werden darf, und bevor diese entweder ans Land, ober über die Gränze kommen dürfen. Man kann Gesundheitsprobe und Liegezeit dafür sagen. 21813 mit wichtigem Zusatz zu vorgeschlagenen Verdeutschungen, wie Reinigung, -haus, -zeit; Pesthaus, -hof u. a.; s. auch ebda, unter Lazareth. Bei Heyse 1804 mit Verdeutschungen, u. a. Sperre; mit Hinweis auf Contumaz . . . usw. Einige wichtigere Zuss.: Q u a r a n t ä n e a n s t a l t Rehfues 1816 Reisen durch Frankreich I I 567 [Marseille]. 1832 Staats-Calender Bremen 95 [Bremerhaven]. 1838 Atlas I 44 [Toulon], Kohl 1841 Südrußland I 60 [Odessa]. 1863 Staats-Calender Bremen 105. 1865 Staats-Wb. I X 211f. Q.oder Kontumazanstalten. — Q u a r a n t ä n e a r z t : frühester Sachbeleg Kiechel um 1600 Reisen 435 . . . doctor. — Q u a r a n t ä n e f l a g g e Belege a. 1867 u. 1883 aus Verordnungen u. g e l b e Q u a r a n t ä n e f l a g g e [gelbe Flagge am Fockmast] Beleg a. 1861 (Kluge). — Süddtsche Ztg. 11.8. 1951. — Gleichbed.: Q'w i m p e l Grenzboten 1900, 3; 325. — Quar a n t ä n e g e b ä u d e Heß 1796 Durchflüge d. Deutschland 1129 [Venedig]. — Q u a r a n t ä n e g ü r t e l Lokal-Anz. 14. 2. 1933 ... des Q.-s, den Frankreich [durch den Versailler Vertrag] um Deutschland errichtete. M. N . N. 12. 2. 1943 u. 14. 9. 1944 [Vorschlag William Barkleys] um Deutschland einen Q. errichten. — Quar a n t ä n e h a f e n 1855 Prutz' Museum I 207 [Sewastopol]. 1857 Träumereien 370 . . . Ein guter Kriegshafen, den wir . . . „Q." zu nennen hätten, fehlt Rußland . . . [ironisch gemeint!]. 1890 Reise-Schilderungen aus dem Flußgebiete des Dnjepr 100 [Odessa]. — Q a r a n t ä n e haus Marperger um 1720 Reisen 47. — Küttner 1801 Reise I V 127 [Triest], — Q u a r a n t ä n e k a m m e r s. Q ' s t a t i o n . — Q u a r a n tänekommission Escheis 1835 Lebensbeschr. 347 [1802 in Altona errichtet]. — 1863 Staats-Calender Bremen 105. — Q u a r a n t ä n e l a g e r , offenbar eine Neubildung der Jahre

Les Quarante — Quart nach 1939, z. B.: Süddtsch. Ztg. 11. 12. 1945 Q. [für seuchenverdächtige Flüchtlinge]. NZ. (Basel) 7 . 2 . 1950 Q. für Rückwanderer. — Q u a r a n t ä n e l a z a r e t t Langhans 1872 Orient 206 [Triest]. — Q u a r a n t ä n e m a ß r e g e l n 1883 Gaea 732 Quarantäne- und Absperrungsmaßregeln [bei Krankheiten]. Schneegans um 1890 Memoiren 126. — q u a r a n t ä n e p f l i c h t i g Schubert 1838 Reise in das Morgenland I 462. — Q u a r a n t ä n e r e d e Neue Zeitung 5. 3. 1949 [Bez. einer Rede Franklin Roosevelts 1937 über den unbedingten Friedenswillen der friedliebenden Völker, die zum Schlagwort wurde]; vgl. 1943 Wissen u. Wehr 304. D. A. Z. 29. 6. 1944. — Misch 1952 Gesch. 497 [sachlich wertend]. — Q u a r a n t ä n e s c h i f f Schlözer 1869 Amerikan. Br. 5. . . . das Q. mit seiner gelben Flagge . . . — Q u a r a n t ä n e s t a t i o n Schubert 1839 Reise Morgenland I I I 550. — Lokal-Anz. 29. 11. 1934 Einrichtung von Q.-en für das Waisenhaus [in Berlin]. Offenburger Tagebl. 7 . 4 . 1 9 6 1 . 1 2 . 1 . 1 9 6 8 Zweckverband Isolier- und Q. Bad Kirnhalden . . . Stuttgarter Ztg. 23. 7. 1966 Q. [in einem Tierheim]. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 2. u.

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19. 2. 1970 [bei Pockenerkrankung]. Gleichbed. mit Q ' k a m m e r für Mondfahrer: z. B. Offenburger Tagebl. 18. 6. 1969 u. Stuttgarter Ztg. 16. u. 24. 7. u. 1. 12. 1969. — Q u a r a n t ä n e v o r s c h r i f t e n Schmölder 1900 Staat 6 Q., denen die Passagiere eines Schiffes unterworfen sind, das aus einem verseuchten Hafen anlangt. — Q u a r a n t ä n e w e s e n Gobbi 1849 Q. [Titel]. — Q u a r a n t ä n e z e i t Salon 1887, 2; 252 [für die Nachbarn schwer Erkrankter in Städten], — N. Z. (Basel) 26. 1. 1950. — Frankfurter Allgem. Ztg. 13. 3. 1970. — für Mondfahrer ebda 1 1 . 8 . 1 9 6 9 (u. ö.). — Q.z u s t a n d Steffens 1842 Was ich erlebte V 180. L a n d q u a r a n t ä n e 1691 in Ungarn; 1770für alle K . u . K . Erbländer gegen die Türkei aufgerichtet; vgl. Sticker 1910 Seuchengeschichte I , 2; 319ff. — Z w a n g s q u a r a n t ä n e 1938 Geopolitik 767 [aua einer Rede Franklin Roosevelts 1937] . . . amerikanischen Beteiligung an einer „Zw." für Angreifernationen. Derber, doch nicht abwertend, mit Q.'station für Weltraumfahrer gleichbed., Quar a n t ä n e k a s t e n : Frankfurter Allgem. Ztg. 26. 1. 1971.

Les Quarante „die 40" (Mitglieder der Académie Française), vertrauter auch Les (quarante) immortels (Littré); von daher „die 40 Unsterblichen" (DWb.), e. the Immortais genannt (1882: NEDict.). Dtsch. Belege höchst selten, dann aber eingehend z. B. 1863 Bilder a. Paris II 186 Die gelehrte Körperschaft („les quarante") . . . Quelle: lat. quadraginta („40"). Gebucht bei Sanders 1871.

Quarante-sept, frz. 47 „Fachwort des Billardspiels, in dem die Partie mit 48 Points gewonnen wird". Bekannt in der Redewendung es steht mit jd. q-s. „er ist in Gefahr, das Spiel zu verlieren", meist bildlich „es ist aus, zu Ende". Vgl. frz. quarante métiers, cinquante malheurs. „Keines der unternommenen Gewerbe ist geglückt" (Villatte 1884 Parisismen; auch in späteren Auflagen). — quarantecinq (à quinze) Ausruf beim Zerbrechen des Geschirrs (ebda). Beleg: Hundt von Hafften 1863 Rechte I 51 . . . Aber wie manche Partie hat schon ä

quarante-sept gestanden und ist schließlich gewonnen worden? Gebucht bei Sanders 1871.

doch

Quarre, Quarre s. Karree. Quart N., Quarte F. „der vierte Teil; das Viertel" im deutschen Schrifttum seit 14. Jahrh. in allgem. Verwendung und, häufiger, in Sonderbedeutungen in einer Reihe von Berufssprachen belegt, in den Glossaren des 15./16. Jahrh. mit quarte, qwart, en mait, ein viertel vel vierling wiedergegeben (Diefenbach); auch in Mundart u. Volkssprache bezeugt. Quelle: lat. quartus (m.) quartum (s.); quarta (pars) (w.)

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Quart

„der Vierte". Vgl. Quartier; V i e r t e l (DWb.); Fischer, Schwab. Wb.; Schweizer Id. — Weiterbildungen s. u. — Zum Gesamten vgl. die ausgebreitete frz. u. engl. Wortgruppe; zum roman. Ursprung vgl. Lippmann 1923 Beiträge 96. — In der 4-Zahl wie in allem 4-eckigen liegt vom lat. quartus-quattuor-quadrans aus nachwirkend starke Symbolkraft. Vgl. REW. Nr. 6936. Littre. H.-D. NEDict. — Vgl. Handwb. dtsch. Aberglaubens. Bd. X (Reg.'bd) unter vier u. Zahl. — Q u a r t : seemannssprachlich s. Q u a r t i e r (le). Gebucht bei Schottel 1663 Quart, quartarius, vierdter The.il eines Dinges. Bei Wächtler 1709. Bei Sperander 1727 Quart, insgemein das vierdte Theil eines gantzen, es sey Maas, Gewicht oder Eh. Bei Frisch 1741 Quart in versch. Bed. Bei Adelung 1777 u. 1808 das Quart . .. die Quarte in versch. Bed. knapper bei Campe 1801. 21813. Zus'fassung der gängigen Bed. bei Heyse 1804, bei Petri 21812, bei Sanders 1871 u. bei Kehrein 1876. Q u a r t als Zahlenbegriff „ein Viertel" z. B. Baumann, QGB 140; a. 1528 (s. u. quartieren 2 a). Q u a r t als Zeitbegriff .Vierteljahr' Fischart 1572 Großmutter 4 Von den vier gezeiten dess Jarrs (Überschrift); in späteren Aufl. (1574ff.) . . . die vier quart dess Jars . . . Q u a r t als Flüssigkeitsmaß „ein Viertel" zufrühst belegt im 14./15. Jahrh. in städtischer Umwelt (Mhd. Wb. Lexer. Möller. — Schiller-Lübben). a. 1486 für Trier: Kentenich 1915 Trier 309 quartenkannen, später in erweitertem Geltungsbereich, mit dem 19. Jahrh. zurückgetreten (1). Neben Quart ist die Verkleinerungsform in der Literatur bezeugt und mundartlich wie volkssprachlich erhalten (2). Weiterbildungen auf oberdeutschem Boden schon im 14. Jahrh. quertec, quartig, quärtlig u. a. „ein Viertel haltend" (Fischer, Schwab. Wb., Schweizer. Id.) u. in jüngerer Zeit das Ztw. quärtlen „in Quärtli ausmessen" (Schweizer. Id.). Q u a r t als Bez. eines größeren hölzernen Gebindes (mit zahlreichen Synonymen): Büsch 1808 Handlung I 161. Belege: I. Öhem um 1500 Chronik 151. 1524—25 Bauernkrieg am Bodensee (Mone, QS. I I 132). 1542—46 Hofordnung Joachims II. (Haß 67; 125 Anm.). Sachs 1556 FS VI 127. Schweinichen 1579 Denkw. 226. Horscht 1580 Lemnius' Geheimnisse 706. Böckler 1665 Schola militaris 104 [zur Verpflegung des Soldaten] . . . täglich 1 Q. Bier. Grimmelshausen 1672 Vogelnest (III 388) Quartglas voll Wein. — König um 1875 Hum. II 212. 2. quärtUn, quartl, quertl im 15. Jahrh. bereits belegt (Lexer). — Helber 1593 Sylla-

bierbüchlein 11. Grimmelshausen 1672 Vogelnest (III 350) Quärtlein. — Aurbacher 1835 V. I 124 ein Quärtlein oder Mässlein Wein. Jäger 1835 Felix Schnabel 158 nach 8—10 Kärtle [Lagerbier; meiningisch]. Vgl. Adelung 1777. 1808. — Fischer, Schwäb. Wb. Schweizer. Id. mit reichen Nachweisen aus älterem Schrifttum. — Rhein. Wb. DWb. Kärtlein (frk. u. thür.). — Schmeller 2 I 1396 weist Quartl nach, das u. a. auch Steub 1867 (I 255) belegt, wozu noch zu stellen sind in fester Bindung Dreiquartl, dreiquartelweise (Adv.), oder als besondere Münchner Redewendung der kleinbürgerliche, sparsame Rentner, der „Dreiquart(e)l-Privatier", der trotzdem seinen Maßkrug voll eingeschenkt verlangt u. erhält. Münchner Stadtanzeiger 22. 9. 1950 Dieschenkkellna müass'n direkt a Einheitsfront bezog,n hab'n, so unisono d/rah'n s' [den Hahn] bei Dreiquartl zua [anstatt den Maßkrug voll zu füllen]. — Ruederer 1916 Erwachen 59 [um 1830]. Graff 1925 Gesicht 155 [Kapitel über den Z>.]. Stemplinger 1932 Jugend in Altbayern 95 [um 1890 in München] wo auf dem Franziskaner-Keller der Finanzminister . . . mit seinen Getreuen ebenso behaglich sein Quantum schlürfte wie der Dreiquartelprivatier mit seiner Ehehälfte. Münchner Stadtanzeiger 16. 10. 1946 u. Mitte Okt. 1950 . . . entdeckt man sogar noch alte Tafernwirtschaften, in denen man „Dreiquartel" verlangen kann und fast eine Maß eingeschenkt bekommt, obwohl der letzte „Dreiquartel-Privatier" bereits lange . . . ausgestorben ist. ebda. 1. 10. 1954. Vereinzelt bleiben etwas scherzhafte Namenbildung in gleicher Umwelt ebda. 15. 4. 1955 der . . . Privatier Quartlmeier, in der auch (ebda. 1.6. 1951) die „Drei-Quartelökonomie" für den ,Kleingarten'-bau geprägt wird. — Uhde-Bernays 1947 Im Lichte 13 [etwa gleichzeitig mit Stemplingers Beleg]. Lustige, z. T. nichtbair. Weiterbildungen DreiquarÜ-Bar (Süddtsch. Ztg. 6. 2. 1960), Dr.-Kavalier (Münchner Stadtanzeiger 21. 7. 1961). — vgl. sächs. D r e i e r R e n t i e r (s. d.). Q u a r t l unter den bayr. Getränkemassen aufgeführt: Heinrich 1808 Maasse u. Gewichte 40. 72.

Quart Gebucht bei Maaler 1561 Quärtle, Das vierteil von einer mass, als bey vns vom kopff. Ein Quärtle weyn. Ein halb Qvärtle weyn, ein schopinte (vgl. zu schopinte Schweiz. Id. VIII 1027). Bei Roth 1571 Quartel, ein messel, das viert theyl einer mass oder viertheil. Bei Frisch 1741 Quart eingehend. Bei Adelung 1777 u. 1808 (mit landschaftlichen Entsprechungen u. Maß Verhältnissen). Bei Campe 1801 u. 21813 ein Viertelmass, z. B. ein Quart Wein. Veraltet Q u a r t als Gewichtsmaß z. B. um 1450 Algorismus Rat. 111. Q u a r t N. „Viertelbogengröße; Viererform a t " subst. aus lat. in quarto, woraus durch Kürzung Q u a r t o (N.) (eigtl. in der Form, die ein in vier Blätter gebrochener Bogen zeigt) wie entsprechend F o l i o , O k t a v , Sedez ein frühes Fachwort der Papierbereitung, des -handels und der Buchdruckersprache, belegt seit Anfang des 17. Jhrh. — in quarto: Wedel um 1600 Hausbuch 137. Hornschuch 1634, Vietor 1664. Seckendorff 1665 Fürstenstaat I I 4. — in Quarto: Stranitzky 1711 Ollapatrida 259. — in Quart: um 1650 Inventarium (Reber, Maximilian I. 39) in quart gebundenes Buch. Becher 1668 Methodus 165 in quart format. Riedel 1767 Theorie 180. Goethe 1781 Br. (V 84) Packet in Quart zusammengelegt — 1817 (XXVIII 75). — quart: Erdt 1786 Anl. f. Bibliothekare 132. — Quart: Gessner-Hager 1740. — gross Quart: Hainhofer 1612 Corr. 227. Olearius 1647 Reisebeschr. (NL XXVIII 277). Winckelmann 1764 Gesch. d. Kunst I Vorr. S. XIV. — Vgl. Klenz, Druckersprache. — Vgl. e. quarto (1589, 1642), aber frz. in quarto (17. Jahrh.) NEDict., H.-D. Übertragener Gebrauch: Rinckhart 1613 Eisleb. Ritter 81 Stutzr . . . In quart . . . (vgl. Sedez) . . . Abraham a Santa Clara 1709 Centifolium stultorum in Quarto (Titel). Laukhard 1797 Leben IV, 2; 359 Monarchen in Quart. 1824 Eos 203 Narr in Quarto. Wieland 1764 Urtheil (X 155) Lachen und Lächeln [wie Lukian] . . . ist mehr . . . als mancher grosse Mann In Folio und Quarto leisten kann. Q u a r t s. auch Quartier. Gebucht bei Wächtler 1709 . . . das Buch ist in quart . . . Bei Sperander 1727 Quarto . . . ein gewisses Format der Bücher. — Campe 1801 u. 21813 verweist von Quart und (in) Quarto auf Q u a r t a n t (s. d.). Bei Heyse 1804 Quart . . . die Viertelbogengröße (z. B. ein Buch in Quart oder in quarto, auch ein Quartant) . . . Knapp bei Petri 21812 usw. Q u a r t a u s g a b e : Goethe 1793 Br. (X 48). 3 Fremdwörterbuch

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Q u a r t b a n d : Bülau 1766Nationalgeist 138. Goethe 1787 Br. (VIII 194). Weitere Belege im DWb. — Gebucht bei Adelung 1777 u. 1808 Quartant, ein Buch in Quart, ein QuartBand. Bei Heyse 1804. Q u a r t b l a t t : Hainhofer 1611 Corr. 88. Becher 1668 Method. didact. 110b. Faßmann 1729 Narr 11. Herder 1765 (I 8). Goethe 1781 Br. (V 121). Weitere Belege im DWb. Gebucht bei Campe 1801. 21813; bei Heyse 1804. Q u a r t b u c h : Comenius 1658 Orbis 197. Q u a r t , Q u a r t e F. Fachwort der Fechtkunst „der bei der 4. Motion der Faust geführte Stoß oder Hieb" seit frühem 16. Jahrh. belegt. Vgl. Q u i n t e . Belege: Sutor 1512 Fechtbuch 84 quarta. Koppe 1619 Fechtkunst D 1". Duez 1652 Nomencl. 204 Quarter, quartieren, in die quarte slossen . . . Winckler 1696 Edelmann 5. Thomasius 1701 Kl. Sehr. 83. Augustin 1795 Idiotikon der Burschensprache 108 [unter Terzhauen]. Guts Muths 1804 Gymn. 287. — Busch 1872 Bilder (II 312). — 1910 Buch des Sports Nr. 636. Gumppenberg 1929 Lebenserinn. 63. Gebucht bei Sperander 1727 Quarte ; bei Frisch 1741; bei Trichter 1742 (eingehend); bei Adelung 1777. 1808; bei Campe 1801. 21813 usw. Q u a r t , Q u a r t e F. Fachwort der Tonkunst „vierter Ton (vom Grundton an)" belegt im Schönen Schrifttum seit II. H. 14. Jahrh. (Lexer, Möller), Meisterlieder der Kolmarer Hs. Nr. 3, 2, in der Fachliteratur seit 16. Jahrh. (z. B. Grießbeutel 1531 Stimmenbüchlein B 4 a . Spangenberg 1598 Musica 90. Praetorius 1619 Syntagma mus. I I 37. Sulzer 1774 Theorie I I 931 u. 2 1793 I I I 746). Gebucht bei Stieler 1691 Quartflötchen; bei Sperander 1727 Quarte in der Music eine Stimmung, welche um vier Töne voneinander ist; bei Frisch 1741; bei Adelung 1777. 1808; bei Campe 1801. 21813 usw. Q u a r t „Abgabe, Steuer" seit 14. Jahrh. für Bistum Konstanz (1905 Festgabe f. Dahn I 88; u. ö.); für Österreich „außerordentliche Türkensteuer des Klerus u. der Klöster" 1 / 4 der Jahreseinkünfte (Eder 1936 Studien zur Ref'geseh. I I 15ff.); ebda. T e r z = Vs der Jahreseinkünfte; für Bayern Q u a r t a in bedeutungsnahen Verbindungen; vgl. Mayer 1809 Gen.-Index Baiern 542. Q u a r t „Mondviertel"; wichtig für den Bereich der Heilkunde u. des Aberglaubens z. B. Pictorius 1555 Lass Büchlin D l a . Gebucht bei Maaler 1561. Vgl. Handwb. dtsch. Aberglaubens. Bd. X (Reg'bd) unter Mond.

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Quartal

Quartal N . „Vierteljahr", genauer „Kalendervierteljahr", übernommen aus mittellat. quartale (Mz. quartalia) (s.) gl. Bed. i m 16. Jahrh., als bequemer Zeitbegriff i m gesamten Schrifttum rasch eingebürgert, der Volkssprache und den Mundarten geläufig, meist umstandswörtlich in fester Formel gebraucht alle Quartal „vierteljährlich", auch umgangssprachlich in erleichterter Bed. „öfters". Latein. Formen i m deutschen T e x t sind selten. Sonderbed. wie „vierteljährlich zu entrichtende Summe", „best. Flächenmaß", „das Viertel auf der Uhr" (s. D W b . Schmeller, bayr. Wb.) sind heute unüblich geworden. D a s Wort scheint seit II. H . 19. Jahrh. vor V i e r t e l j a h r zurückzuweichen. Vgl. D W b . , auch Q u a t e m b e r , V i e r t e l j a h r . — Fischer, Schwäb. Wb., Eis. Wb., Schweizer. Id., Rhein. W b . — Müller-Fraureuth, Obersächs. Wb. — Voran geht seit 14. Jahrh. gelegentliches quarte gl. Bed. In den Glossaren 15./16. Jahrh. wird Quartale nur mit vierteil wiedergegeben; unsere heutige Bed. fehlt noch (Diefenbach, Gloss.). Belege: z. B.: Breslauer Schul- u. Kirehenordnung a. 1528 (Schles. Kirchen- u. Schulordnungen I 22). Belege a. 1535. 1576. 1580. 1650 in Germ. 28, 397 u. 29, 392. 1542—46 Hofordnung Joachims II. (Haß 80). Steinberg 1545 Chronik 158. Schweinichen 1580 Denkw. 244. Friedensberg 1597 Diseurs 41 a . Hainhofer 1610 Briefe 19. Seckendorff 1656 Fürstenstaat I 397. Pickelhäring 1685 Kleideraffe 113. Peisker 1685 Index 140. Frisius 1707 — 34 Ceremoniel (Tischler 1712) 114. Marperger 1716 Küchendict. 1091. Schnabel 1731 Felsenburg I 24. 1770 Karschin-Gleim-Uz Briefw. 712. Smollet 1772 Klinkers Reisen (Übers.) I I 110. Wagner 1776 Kindermörderin 58. Belege a. Goethe im DWb. Schiller 1796 Br. V 95. Kortum 1799 Jobsiade 222. Laukhard 1802 Leben V 200. Mutius 1810 Br. 117. — Proelß 1891 Modelle 160. Polenz 1899 Wald 67. Müller 1787 Emmerich I I 523 [Geld] von Q. zu Q. antieipiret. Gebucht bei Schottel 1663; bei Wächtler 1709, bei Sperander 1727. Eingehend bei Adelung 1777. 1808, bei Campe 1801. 21813 (mit Zusatz zu den Verdeutschungen wie Jahresviertel, Vierteljahrsgehalt u. a. vgl. auch Kindlinger 1795 Reinigkeit 322). usw. Zuss. außerordentlich zahlreich, öfters auf Einzelbelege beschränkt; vielfach in Titeln von Zeitschriften des 18., vornehmlich des 19. Jahrh. ; üblich noch in der Börsen- u. Kaufmannssprache, in der Umgangssprache verschwindend. Q u a r t a l s - A c c i s e Schlözer 1778 Briefw. histor. Inh. I I 26. — Q u a r t a l s a u s b e u t e Rollenhagen 1595 Froschmeuseler I 112 [bergm.]. — Q u a r t a l s a u s w e i s Zukunft 65 (1908) 272 [Börsenwort]. — Q u a r t a l s b l ä s e r „wandernde Musikanten" (Rhein. Wb.). —

Q u a r t a l b u ß - u n d B e t t a g Winter 1665 Stern-Predigt L l a . — Q u a r t a l e x t r a k t [dafür heute .vierteljährlicher Rechnungsauszug' u. ä., „Abrechnung"] Goethe 1831 Tagebücher (XIII 2). — Q u a r t a l g e l d , früher Ausdruck für „Schulgeld" im 16. u. 17. Jahrh. bei Nyström, Schulterm. 155, gleichbed. mit Q.precium u. a. (ebda. 158). Kirchhof 1768 Schutzreden I I I 50. Brandes 1802 Lebensgesch. 123. — Q u a r t a l g r o s c h e n Beier 1685 Meister 22. Haym 1738 Jurist. Lex. Q.-, Grossus trimestris pastoribus solvendus. Frisch 1741 . . . bey den Handwerkern, der Groschen den jeder Gesell alle Virtel Jahr zu Stärckung der Lade legt. Adelung 1777, 1808. — Q u a r t a l k o n t o Hainhofer 1610 Corr. 72. Q u a r t a l l o h n 1770 Karschin-Gleim-Uz Briefw. 712. — Q u a r t a l l u m p = „Quartalsäufer" Fischer, Schwäb. Wb. — Q u a r t a l p r i v a t g e l d Riemer 1679 Maulaffe 17 hatte ihm . . . anderthalb Thaler, ein Q. geschicket. — Q u a r t a l s r a t e 1916 Franzosen 61. — Q u a r t a l r e c h n u n g Mathesius 1620, 1679 Sarepta (Göpfert 71). Goethe 1795 Br. (X 227). Q u a r t a l s ä u f e r (Q. hier „von Zeit zu Zeit" sich „sinnlos betrinkend") überaus reich belegt, auch im Schönen Schrifttum kennzeichnend, gelegentlich in bildlicher Verwendung, z. B. Fontane 1851 Fontane — Lepel Briefw. I 323 Jeder hat nun mal so seine Art; Lepel ist in der Freundschaft wie ein Q.; aUe Vierteljahr kriegt er einen Liebesanfall und kann dann nicht widerstehn . . . — Lichtenstein 1908 Kriminalroman 16. Münchner Ulustr. Presse 25.5.1930. Brauer 1936 Im Dienste Bismarcks 45. Hofmiller 1943 Versuche 102. 1948 Neue Rundschau 403 (in Erzählung Langgässers) . . . „Halte das Maul, Q. du .. .! Den Ausdruck Q. hatte Pauline ihrem Sprachschatz gestern erst einverleibt . . . Süddtsch. Ztg. 18. 5. 1955. — Bauer 1957 Verbrechen 66 Der Maniker neigt zu Alkoholmißbrauch: Viele „Q." umd „periodische" Trinker sind . . . manisch-depressiv oder

Quartan zyklothym. Kapeller 1964 Sehimpfbuch. — Vgl. Lee 1931 Zundler 17 . . . dem der Weindunst seines Quartals aus den . . . Augen schwelte. — Q u a r t a l s ä u f e r t u m Lewin 1924 Phantastica 160. — Q u a r t a l s u f f Grenzboten 1902, 2; 508. — Auch Umgangs- u. volkssprachlich weit verbreitet. — Q u a r t a l s c h l u ß Richter 1805 Berglex. I I 178. — Springer 1877 Banquier 202. — Q u a r t a l s c h r i f t früher Beleg 1715 Nachricht von denen . . . grand mode gewordenen Journal — Q.- u. Annual-Schriften. Hunold 1716; als Titel von Zeitschriften seit 1786, die Verdeutschung Vierteljahrsschrift seit 1838 nachgewiesen (Lex. Buchwesen). — Q u a r t a l s s i n n l i c h k e i t [in best. Abständen wiederkehrende Erregung . . .] Feuchtwanger 1930 Erfolg I 58 AnfäUe von Q. . . . in ihrer Wildheit .. . sehr ungelegen [auftretend], — Q u a r t a l s t e u e r Boltz 1752 Amts-Actuarius 5. — Q u a r t a l s t r u n k Lerchenfeld 1935 Erinn. 106. — Q u a r t a l s u f f s. o. zu Q.-säufer. — Q u a r t a l s u l t i m o Arnholds Wochenbericht 28. März 1931. M. N. N. 9. 4. 1941. — Q u a r t a l s w e c h s e l Polenz 1898 Grabenhäger I I 334. — q u a r t a l s w e i s (Adv.) 1770 Land-Schulordnung 9 [Schulgeld]. — Q u a r t a l s z i n s e n Kretzer 1887 Timpe 255. Grenzboten 1902, 2; 445. M a u r e r q u a r t a l : Das heute vergessene Wort M a u r e r q u a r t a l weist, in den nur wenigen literarischen Zeugnissen, mit dem verlorenen Begriff zurück in die Bautätigkeit des zu Ende gehenden 19. u. beginnenden 20. Jahrh.; den drei witterungsbedingten Vierteljahren des Schaffens „auf dem Bau" folgte

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im Winter die Zeit der Arbeitsruhe, der Geselligkeit, der beruflichen Bildung und vor allem der politischen Unterrichtung durch die Organisation, die sich dem Jüngeren vornehmlich zuwandte. Solche abendlichen Zusammenkünfte wurden M a u r e r q u a r t a l genannt. Erweitert und im ganzen Jahr möglich waren dann auch Jubiläum der Vereine, Festlichkeiten u. Umzüge der „geschlossenen Zunft". Vgl. Winnig 1932 Weg 285, 307, 313f. [Erinnerungen etwa um 1890 u. 1914 — mit allen Einzelheiten!]. M i c h a e l i s q u a r t a l Goethe 1797 Br.(W. X I I 255). — O s t e r q u a r t a l Ludewig 1743 Gel. Anzeigen I 64. Goethe 1779 Br. (IV 25) — 1788 (VIII 332). — S t e r b e q u a r t a l Bolte 1804 Geschäftsgang i. Preußen 318 [das Vierteljahr nach dem Tod eines Beamten mit unvermindertem Gehalt oder anderer Nutzung zugunsten der Witwe . . . ] . Auch die umstandswörtliche Bildung neulat. quartaliter „vierteljährlich" findet sich im dtsch. Schrifttum seit 17. Jahrh., z. B.: Seekendorff 1656 Fürstenstaat I 640 die Rechnung . . . so wol wöchentlich als q. Belege a. 1681 u. später bei Nyström, Schulterm. 157. 1683 Klatschmaul 75. Stieler 1695 Auditeur 63. Sturm 1714 Anw. (Architektur) C b . Marperger 1716 Küchendict. 489. Schröder 1737 Schatz-Kammer 72. Boltz 1752 Amts-Actuarius 427. — Im 19. Jahrh. nur noch vereinzelt, z. B.: Prutz 1845 Wochenstube 44. Beleg a. 1875 (Kögl, Volksschulen Rosenheim 38). Gebucht bei Wächtler 1709, bei Sperander 1727; bei Campe 1801. 21813. usw.

Quartan N . , v e r d e u t l i c h e n d Q u a r t a n f i e b e r „ W e c h s e l f i e b e r " (mit F i e b e r a n f a l l jeweils a m 1., 4., 7. Tag) (vgl. Malaria) v o m 13. bis ins 19. J a h r b . n a c h g e w i e s e n ; s c h o n d a s l a t . quartana gl. B e d . (zu quartus „ d e r v i e r t e " ) wird i n d e n Glossaren d e s 15./16. J a h r h . wiedergegeben (Diefenbach, Gloss.), d a z u stellen sich a u s d e m Schriftt u m bereits f r ü h e r — seit 14. J a h r h . — z. T . die gleichen d e u t s c h e n E r s a t z w ö r t e r viertägiges u . viertägliches fieber, ritte, kaltwe u . a . (s. D W b . ) . L a t . (febris) quartana „ d a s viertägige F i e b e r " i n d e u t s c h e n S c h r i f t e n bis weit ins 19. J a h r h . belegt, z. B . Colerus 1645 Oeconomia r u r . I I 191. D e t h a r d i n g i u s u. B ö t e f u h r 1737 Dial. de Febris quartanae frequentia. 1867 Beschr. OA. T ü b i n g e n 112. — Vgl. H ö f l e r , K r a n k h e i t s n a m e n b u c h . — F r a n z . (fievre) quartaine (13. J a h r h . ) ; i n j ü n g e r e r Zeit fievre quarte. L i t t r e . H . - D . — E n g l , quartan (ague or fever); ü b e r n o m m e n i n zwei E n t l e h n u n g e n , einer älteren quartain (14. J a h r h . ) a u s d e m F r z . , einer j ü n g e r e n quartan (1725) u n m i t t e l b a r a u s d e m L a t e i n . ( N E D i c t . ) . B e a c h t l i c h bleibt d i e W o r t s t e l l u n g i n d e n älter e n d e u t s c h e n u. engl. Belegen bis M i t t e 16. J a h r h . : d a s A d j . s t e h t n a c h d e m S u b s t . Selten bleibt eine f r ü h e F o r m fieber quartana (Tallat 1507 E r c z n e y b 2 7 a ; d a n e b e n d a s quartan z. B . P i c t o r i u s 1560 B a d e n f a r t b ü c h l e i n 26 b . Bildliche V e r w e n d u n g n u r gelegentlich i m 19. J a h r h . 3*

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Quartaner — Quartant

Belege: aus mhd. Zeit quartäne, Nebenform kartanie; mnd. quartame (Mhd. Wb. Lexer, Möller, Schiller-Lübben, DWb.). — Alb. Magnus 1508 Vers. 19 von dem jeher quartan, das ist von dem viertägigen ritten. LutherEmser 1521 Str. I I 33 dann ob er das fieber quartan oder das podagram an hend vnd an fussen het. Schertlin von Burtenbach [1577] Lebensbeschr. (Ausg. 1777) I 168 das Fieber quartam mit mir . . . gebracht, fast schwach wohl über 30 Wochen gewest. Lassenius 1661 Tischreden 349 an dem viertäglichen Fieber gar hart darnieder liegt . . . Das Quartan-Fieber . . . derer Ursach oder Beschaffenheit, viel Medici nicht verstehen, und es fast, für eine unheilbare Krankheit halten, wie auch das Podagra. 1715 Fama

XL1391 das Q. oder viertägliche Fieber. — Forster 1822 Einfluß der Atmosphäre (Übers.) Vorr. S. VII Krankheiten, die eine dieser Quotidian-, Tertian- oder Quartan-Perioden beobachten. Hufeland 1836 Ench. med. 143. 1842 Naturgeschichte d. dtsch. Studenten 148. Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (VIII 3) . . . politische Erkältungen, Entzündungen, Q. Die dtsch. Form Q u a r t e wohl selten z. B. Scheit 1553 Heimfahrt Z. 1896 . . . trübsal, vnm&t, grosser schmertz Sampt dem Quarten beschwert jr hertz. Gebucht in den Fremdwb. auffälligerweise erst bei Sperander 1727; bei Adelung 1777. 1808; eingehend bei Campe 1801. 21813 mit der neuen Verdeutschung Viertagsfieber, usw.

Quartaner M. „Schüler der Quarta, der ,vierten' Klasse (einer höheren Schule)" (Quelle: lat. quartanus Adj., eigtl. soldatensprachlich „zur 4. Legion gehörig"; substantiv. quartani (Mz.) „Soldaten der 4. Legion"; zu lat. quartus „der vierte") i n lat. u n d i n gleichbed. deutscher Form seit E n d e des 16. Jahrh. bezeugt; gebucht bei Wächtler 1709 ein Quartaner, der in der 4. Glosse sitzt, dann erst wieder bei Campe 1801. 2 1813. usw. Daneben gelten v o m 16. Jahrh. an lat. Quartus, Quartanus als Sonderbez. des Lehrers nach der Rangfolge innerhalb der Lehrerschaft u. des Klassenlehrers der 4. Klasse (vgl. Q u i n t a n e r ) . Vgl. Nyström, Schulterminologie. Kennzeichnende Zuss.: Q u a r t a n e r a r t i k e l Harden 1927 Versailles 440 die offiziösen Q. [der dtsch. Presse in ihrer Schönfärberei]. — Q u a r t a n e r d e u t s c h Lindau 1877 Briefe 54. — Q u a r t a n e r h e l d Fontane 1857 Br. 11,1; 183 des . . . Q. Pizarro. — q u a r t a n e r m ä ß i g Bismarck 1853 Briefe an Gerlach 88 q.-e Albernheiten.

In der allgemeinen Wertung der Klassenfolge steht der Q u a r t a n e r als der zu allen Streichen bereite Schüler in den „Flegeljahren" dem reifen Sekundaner oder gar Primaner gegenü b e r ^ . B. Benckiser 1958 Tage 24 stehen da wie ertappte Quartaner.

Quartant M. „Quartband; B u c h in 4°" seit frühem 18. Jahrh. belegt, bald auch mit d e m Nebensinn des nach Inhalt u n d Darstellung Schweren, Schwerfälligen, ja des Belastenden gegenüber dem kleineren, leichteren u. gefälligen 8°-Format. D a s gegenüber F o l i o (s. d.) spätere Auftreten des Wortes i m Schönen Schrifttum und das Aufhören der Belegreihe u m die Mitte des 19. Jahrh. hängen mit der Beliebtheit der verschiedenen Formate zusammen. Quelle: mittellat. quartare „in vier Teile teilen; den B o g e n vierteln". Quartant ist demnach substantiv. Partizip. Praes.; zur Bildung vgl. Q u a d r a n t . — Vgl. D W b . (Belege a. Goethe, Jacobi, G. Freytag). Beleg a. Herder bei Kehrein 1876. — Siehe auch Q u a r t b a n d . I m Englischen entspricht nur quarto volume (1633. 1642), i m Frz. (livre) in-quarto (17. Jahrh.) N E D i c t . H.-D. Belege: Gundling 1707 Otia I I I Vorr. aß» Folianten u. Q.-en. Berckenmeyer 1712 Antiquarius 664. Wagner 1724 Soldatenbibliothek 53. Zachariä 1754 Verwand], (I 126). Nicolai 1755 Zustand d. schönen Wiss. 5. Rabener 1759 Satiren II 99. Michaelis 1766 Fabeln (Werke

1791 I I 14). 1772 Frankf. gel. Anz. 294 . . . will nicht leiden, dass ein Q. in der Welt seyn soll, der blos nutzt, ohne Gelehrsamkeit auszuduften. . . Schubart 1774 Dtsch. Chronik 618. Wezel 1777 Erzählungen I 113. Hase 1779 Aldermann I 116. Schubart 1780 Originalien

Quartär — Quarteron 134 Die meisten Buchhändler liegen unter den Ballen ihres Verlags begraben. Warum? Die Modebüchlein im Taschenformate, Romanen, und Musenalmanache sind verkäuflicher, als die Q.-en. .. Wezel 1781 Sprache 258.1790 Journal d. Moden V 223. 1806 Briefe von der Universität 302 korpulente Q.-en. Kurz 1843 Schillers Heimatjahre I I 66. Bauernfeld 1851 Kategor. Imperativ (VII 40). Schlözer 1851 Jugendbr. 168. Zachariae 1754 Verwandlungen (I 126) Q.-en wälzten sich auf seufzenden Q.-en [in denen Modeliteratur, Romane aller Völker u. a. ab-

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gedruckt sind]. Stetten d. J . 1765 Erl. 4 [keine „Romane" mehr!, aber] . . . ein Buch . . . das historisch, und wahr ist. Aber . . . es muss angenehm geschrieben seyn. Kein dicker Quartant, noch weniger in Folio. Solche Bücher sind mir [einer Dame] zu gelehrt. 1768 Gleim-JacobiBr. 91 (f.) . . . nicht für die Welt Q.-en schreiben. Dazu Jacobis Bemerkung Q.-en möchten den Grazien, die meinen Gleim lesen sollen, allzuschwer auszusprechen seyn. Gebucht bei Frisch 1741; bei Adelung 1777 u. 1808 Quartant, ein Buch in Quart, ein QuartBand. Bei Campe 1801. 21813. usw.

Quartär N . Fachwort der Geologie seit Mitte 19. Jahrh. für die jüngste (IV.) Formation der känozoischen Gruppe. Quelle: lat. quartus ,der vierte', dazu (nach lat. quartarius „Viertelmaß" neulat. quartarius „die vierte Stelle einnehmend". Frz. quartaire (Adj.) als veraltetes Fachwort der Architektur de la quatrième époque (Littré) darf wohl nur bedingt als Vorform angesehen werden. Zufrühst deutsche Adjektivbildungen, z. B.: quartäre Gesteinsbildungen bei Petri 1 0 1852, der ebenda auch zuerst Quartärperiode bucht. Vgl. T e r t i ä r . Belege: Haeckel 1866 Generelle Morphologie I I 317 das anthropolitische Zeitalter oder die Quartärzeit. 1876 Geograph. Jahrbuch 201 Quartärbildung. — Mitt. Anthropolog. GWien 28 (1898) 1 Die Quartärzeit ist für den Anthropologen die wichtigste von allen geologischen Perioden, denn in ihr tritt der Mensch . . . auf den Schauplatz Europas . . . Hermes 1909 N. u. U. I 216 Der Mensch im Q. I 197 Q.-periode. — 1939 Quartär. Jahrbuch für Erforschung des Eiszeitalters u. s. Kulturen (Titel). Stuttgarter Ztg. 31. 1. 1967 Q. [im Stuttgarter Raum], Zu Benns Gedicht Quartär als Zeichen der „Zukunftslosigkeit eines ganzen Schöpfungswurfes" vgl. Beim 1949 Ptolemäer 103 — 1951 Probleme 33 — 1954 Altern 40; dazu Benn 1950 Br. 204; vgl. Motekat 1962 Experiment 253 ff. Grimm 1963 Strukturen 358. Beiwort: q u a r t ä r : Berlepsch 1875 Schweizerkunde 257 quarternäre oder quartäre Periode. 1883 Beschr. OA Künzelsau 12. 1914 GörresGes. 28 Altamira ein „quartärer" Louvre — 31 in q.-en Kulturgeschichten. Gebucht bei Petri w 1852 (s. o.), ebenso bei Kiesewetter 1865 u. bei Heyse 131865. Bei Sanders 1871 quartär u. quarternär. — Bei Genius 1933 Quartär oder Quartärformation.

Auf frz. quaternaire (Adj.) im gleichen fachwörtlichen Sinn (Littre) wie das deutsche Q u a r t ä r geht eine deutsche, heute aufgegebene Bildung quaternär zurück. Diese hat nichts mit gleichlautendem älterem quaternär „vierfach" zu tun, z. B. Heyse 81838. Kehrein 1876. Letzte Quelle: lat. quaternarius „aus vieren bestehend; geviert", Bildung zu quatemi „je vier". Vgl. e. quaternary (1843), posttertiary (1854) NEDict. Belege: Humboldt 1845 Kosmos 1334. Lenormant 1875 Anf. d. Kultur 1 3 [u. ö.: wertvolle Belege]. Berlepsch 1875 Schweizerkunde 258. Virchow 1877 Freiheit der Wissenschaft 30. — Quaternärmensch Lenormant, a. a. O. 17. 142. — QuaJternärzeit: Virchow, ebda. 31. Zf Ethnologie 16 (1884) 181. Hallier 1889 Kulturgesch. 436. — Berlepsch 1875 Schweizerkunde 257 quaiernäre oder quartäre Periode. Barth 1922 Phil. d. Gesch. 559 [mit Hinweis auf Gobineaus Lehre]. In eigenwilliger Anordnung Benn (I 515, 577) (u. ö.; vgl. IV 506: Reg.). Gebucht bei Heyse 131865 quaternäre Gebilde . . . die vierten und letzten Lagerungen in den Gesteinsbildungen.

Quarte s. Q u a r t . Quarteron M. „Viertelschwarzer" Abkömmling eines Weißen u n d einer Terzeronin (s. d.) aus frz. quarteron. Q u a d r o n gl. Bed. — jüngere Entlehnung — aus engl.

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Quartett

quadroon. F r z . quarteron ( z u f r ü h s t 1771), engl. N e b e n f o r m quarteron ( z u f r ü h s t 1707) weisen auf s p a n , cuarteron — B i l d u n g zu s p a n , cuarto ,vier' — als Quelle. E n g l . quadroon ( z u f r ü h s t 1819) in A n l e h n u n g a n gmtdr-Bildungen. L i t t r é . H . - D . N E D i c t . Belege: Q u a r t e r o n Neues Gotting, histor. Magazin 1 (1792) 639. Schaller 1808 Stuziade I I I 272. 1853 Prutz' Museum I 164. Michelis 1872 Reiseschule 225. Q u a d r o n Goertz 1852 Reise 1435. Delbrück, Lebenserinn. II 17 (Beleg a. 1853). 1862 Hausblätter 1268. Douai 1864 Union 286. Friedell 1928 Kulturgesch. II 395 [Beleg a. H. Grimms Goethebiogr.]. Halbe 1935 Jahr-

hundertwende 314. — Weitere Belege bei Sanders 1871, der auch die engl. Form Q u a d r o o n nachweist; vgl. noch Herrigs Archiv 19 (1856) 207. Gebucht Q u a t e r o n bei örtel 1831, bei Beer 1838, bei Heyse 81838, bei Petri 9 1844; bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876. — Q u a d r o n seit Petri 101852 Quateroon; bei Sanders 1871 Quadrone, bei Kehrein 1876.

Quartett N . „ T o n s a t z f ü r vier I n s t r u m e n t e oder S t i m m e n " a u c h f ü r die d a b e i M i t w i r k e n d e n g e b r ä u c h l i c h (1); verallgemeinert „beliebige G r u p p e v o n vier (Person e n ) " , v o m gesellschaftlich G e a c h t e t e n bis z u m Asozialen r e i c h e n d (2), w a s in d e n k e n n z e i c h n e n d e n Zuss. zu T a g t r i t t . Als musikalisches F a c h w o r t ü b e r n o m m e n i m 18. J a h r h . a u s i t a l . quartetto (m.) gl. B e d . , worauf a u c h die gleichzeitigen f r z . quartetto u . quartette (m.), engl, quartetto (heute v e r a l t e t ) , quartet u n d quartette (dies a u s d e m F r z . u n m i t t e l b a r ) b e r u h e n . L i t t r e . H . - D . N E D i c t . — Vgl. Q u a t r o , Q u a t u o r ; Quintett. Belege: 1. Sulzer 1774 Theorie I I 936 u. 1793 I I I 753. Schubart 1774 Deutsche Chronik 191. Goethe 1787 Br. (VIII 245). 1793 Journal d. Moden VIII 480. 1806 Briefe von der Universität 330. Meisl 1820 Quodlibet (I 57) Ich tanze Q-en. Schwind 1824 Br. 28. Carus 1866 Lebenserinn. I I I 84 die lang gehaltenen Töne gut gestimmter Quartetten über den Wellen [der Elbe] dahinzitterten. — Zuss. sind zahlreich belegt, vgl. DWb. u. Sanders. 2. Seume [Unterhaltung zu vier] (DWb.). Brennglas 1838 Berlin 2 H. 9, S. 9 Zu einem Quartette findet man hier ohne Ausnahme fünf Männer, weil Einer von ihnen immer trinkt. Brunner 1848 Prinzenschule 145. Freiligrath 1851 Neuere polit. Gedichte I I (III 203) wild Q. [liebevolle Anrede an s. Kinder]. Murger 1851 Zigeunerleben 119 (Übers. 1925) Q. [Vertreter der Vie de Boheme]. Conradi 1886 (II 283) Q. [Titel] [Sammlung lyrischer Dichtungen Henckells, Gutheils, Hartlebens u. Hugenbergs]. Schmitz 1911 Brevier 317 Q. von vier Elementargeistern [Gnom, Undine, Sylphe, Salamander]. Duncker 1918 Liebe 65 [Gruppe von vier Verwandten, die sich zusammentun, um den Sohn auf den rechten Weg zurückzuführen]. Voss. Ztg. 29. Dez. 1929 Das Q. der HapagWochenschiffe. Die vier Schwesterschiffe . . . Hiller 1950 Köpfe 53 Professoren-Q. [des Verf. Freunde in England, Frankreich, der Schweiz, 2

Skandinavien u. USA; gemeint sind Othmar Spann, Martin Heidegger, Erich Kaufmann, Karl Jaspers]. — Süddtsch. Ztg. 29. 5. 1951 [zwei Diebe u. zwei Hehler] machten das Q. voU. Stuttgarter Ztg. 16. 2. 1959. Offenburger Tagebl. 12. 3. 1969 Q. [vier Schüler als Verbrecher], Frankfurter Allgem. Ztg. 22. 12. 1970 der sogenannte Kunstschwindelprozeß [in München; gegen ein] Quartett [angeblicher Kunsthändler], Gebucht bei Adelung 1777 u. 1808 Quartett, aus dem ital. Quartetto, in der Musik, eine Arie von vier Singestimmen. Bei Campe 1801 Q u a r t e t t {auch Q u a d r o , Q u a t r o , Quatuor und Quartetto). S. Quadro. — Quadro, ein Vierstück, d. i. ein Tonstück, welches nur für vier Tonwerkzeuge, folglich auch nur für vier Spieler gesetzt ist; auch „Viergesang, Vierspiel". 21813 Quartett, in der Tonkunst, ein Viergesang oder Viersang. S. Quadro. — Quadro mit leichter Änderung gegenüber der Fassung a. 1801. Bei Heyse 1804; bei Petri 2 1812; eingehender bei Heyse 8 1838; bei Petri 12 1865 Q., gewöhnlicher als Quadro, usw. Zuss.: Q . - p r o b e Goethe 1817 Br. (XXVIII 14). — Q . - k u l t u r Stuttgarter Ztg. 3.5. 1960 . . . Die Künstler des Amadeus-Quartetts . . . waren die ersten, die im Nachkriegsdeutschland wieder . .. die Sehnsucht nach einer neuen Q. erweckten. B e t r ü g e r q u a r t e t t : Münchner Merkur 26. 8. 1957. — D i c h t e r q u a r t e t t belehrendes

Quartier Unterhaltungsspiel mit Karten. — D i e b e s q u a r t e t t Süddtsch. Ztg. 11. 10. 1952. 6. 2. 1959. 13. 6. 1964. — E i n b r e c h e r q u a r t e t t Süddtsch. Ztg. 23. 10. 1952 u. 25. 4. 1957. — G a u n e r q u a r t e t t Münchner Merkur 2 6 . 8 . 1957. — Haydns K a i s e r q u a r t e t t 1797 Koch 1956 Lex. 466. M a l e r q . Süddtsch. Ztg. 5. 4. 1960. S t r e i c h q u a r t e t t 1889 Unsere Zeit I 466 . . . verlangte . . . Streichungen am Militärbudget und in den Delegationen führte er das sog. „Streichquartett" . . . Das gleiche Stichwort — wohl ohne Kenntnis des früheren Beleges — Hirsch 1931 Wirtschaftskrise 65 Anm. [1920 beschlossen die vier stärksten Regierungsparteien, die Ausgaben rücksichtslos herabzusetzen], Ein drittes Mal, neben Streichpro-

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gramm u. Streichmusik tritt das Stichwort (u. jüngeres Streichquintett) 1965 u. 1966 auf: . . . dieser in Bonn „Streichquartett" genannte Ausschuß, der rigorose Sparmaßnahmen vorbereitensollte [Belege: Süddtsch. Ztg. 29. 10.1965. Offenburger Tageblatt 30. 10., 20. 11.1965. 19. 10. 1966]. Stuttgarter Ztg. 19. 11. 1966 [auf den Heidelberger Haushalt bezogen]. — V e r b r e c h e r q u a r t e t t Berl. Illustr. Nachtausg. 15.5.1933. — W i n k e l q u a r t e t t , Roman, verf. von Croissant-Rust. 1908. D a m e n q u a r t e t t , „nach einer wahren Begebenheit" vier betagte Schwestern, die als Betrügerinnen auftraten; zu einer volkstümlichen Komödie gleichen Titels durch Fechner gestaltet (Stuttgarter Ztg. 5. 3. u. 25. 3. 1969).

Quartier N. entlehnt im frühen 13. Jahrh. aus afrz. quartier, dessen verschiedene fachsprachliche Bedeutungen — auf dem Begriff „Viertel" beruhend — auch später noch auf Q u a r t i e r und seine Gruppe einwirken. Dem mittellat. quartarius, quarterius (Adj. u. Subst.) und quarterium (Subst.) „Viertel; abgeteilter R a u m " u. quartare (Ztw.) „vierteln" (Du Cange) verdankt der Begriff „Viertel" des mittelalterlichen Stadtwesens (4), versch. Maße (1 b, a, ß, y, 1 c), wohl auch der Heraldik ( l d — wegen des Ztw. quartieren s. u.) seine Bezeichnung. In den Glossaren des 15./16. Jahrh. nur vereinzelt wiedergegeben: quartare, quartieren, vyrdelen; quartarium vierteil. Dazu noch in einem Druck a. 1521 q u a r t a r i u s ain e c h t e r l i n (Diefenbach, Gloss.) (zu e c h t e r l i n , einem alten Hohl- u. Trockenmaß, vgl. Fischer, Schwab. Wb. I 93 A c h t e l u. genauer Schweizer. J d . I 82 A c h t e r l i ; Schmeller, Bayer. Wb. I 26 A c h t e l ) . Erst im 16./17. Jahrh. beginnt die entscheidende Aufnahme aus dem frz. quartier, zunächst in militär. Fachbereich, was sich auch in der Wiedergabe frz. Zuss. u. Redewendungen zeigt. Die (ZfdW. XIV 29 geäußerte) Vermutung, Quartier, quartieren sei — im 16. Jahrh. — ausschließlich militärisch gebraucht, L o g e m e n t , Losament, l o g i e r e n , l o s i e r e n dagegen auch für den bürgerlichen Bereich verwendet worden, ist bei umfassenderem Bück auf die Quellen des 16./17. Jahrh. kaum haltbar. Die Wort- und Sachgeschichte von Quartier u. s. Gruppe ist von der des Wortes Viertel u. s. Gruppe wie von der aller Synonymen nicht zu trennen, wenn auch bestimmte Anwendungsbereiche bei Quartier a l l e i n vorkommen. Lautliche Varianten im 16./17. Jahrh. q u a t ( t ) i e r , g(u, w ) a d i e r u. ä. bes. auf oberdtsch., gelegentlich auf md. Boden sind in Volkssprache und Mundarten z. T. heute noch erhalten. Letzte Quelle, auch für frz. quartier: lat. quartarius „das Viertel eines flüssigen oder trockenen Maßes" zu lat. quartus „der vierte", s. Q u a r t . Quartier u. s. Gruppe ist vor allem in den oberdtsch. Mundarten belegt u. auch im mundartl. wie volkssprachl. Schrifttum gut bezeugt: Schmeller, Bayer. Wb. Eingehend Schweizer. J d . (wozu sich noch ein wahrscheinlich kindersprachl. Quädi „Ort, Platz; Ziel" stellt) u. Fischer, Schwab. Wb. (beide Wbb. mit Lautvarianten u. reichen Belegen). — Elsäss. Wb. Dazu Rhein. Wb. — Hessen-Nassauisches Volkswb. — Müller-Fraureuth, Obersächs. Wb. — Schiller-Lübben, Mnd. Wb. — Mensing, Schleswig-Holstein. Wb. — Die überreichen Belege für Quartier u. s. Gruppe aus allen Gattungen und Schichten des Schrifttums, der Blick auf Mundart u. Volks-

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spräche, auf wortgeographische Zeugnisse wie auf einige redende Belege, der Vergleich mit den Synonymen legen nahe, in Quartier ein zunächst und eigentlich oberdtsch. Wort zu erkennen. Dazu fügt sich gut, Logement, logieren, mit den ndl. Vermittlern in Losament u. losieren u. ä. vom Nordwesten her eindringen zu sehen, eine Wortgruppe, die freilich nicht so starke Bedeutungsentwicklung erfuhr, nicht so zahlreich belegt ist, auch den Mundarten u. der Volkssprache ferner blieb, daher eher „Fremdwort" ist. Aber bereits vor 1550 haben Quartier u. Logement . . . annähernd schon ndd. oder oberdtsch. Boden erreicht — gern gemeinsam, wie verdeutlichend, auftretend —, Worte der Feld- u. Heeressprache, damit Niederschlag im Schrifttum gefunden. Q u a r t i e r verbreitete sich im Mund der Soldaten wie in der Dienstsprache rasch, erhielt bald Eingang ins Schöne Schrifttum: hier verhalf in der gebundenen Sprache sicher die mühelose Reimbarkeit von Q u a r t i e r zu weiterem, raschem Gebrauch, ohne langes Besinnen. Bemerkenswert bleibt, daß die starke Bedeutungsentfaltung und die vielfältigen Anwendungsbereiche schon früh beachtet wurden. Dies zeigt sich ebenfalls in der Fülle der Synonyme, etwa in B l e i b e , B u d e , Herberge, Logement, logieren, Logis, O r t s u n t e r k u n f t , Stube, Unterk u n f t , V i e r t e l , W o h n u n g , Z i m m e r ; in G n a d e , P a r d o n u . a . So ist z. B. deutlich zu beobachten, wie W o h n u n g in best, soziologischer Haltung vordringt, wie Q u a r t i e r sich den sozialen Zuständen anpaßt (Großstadtroman in den 80er Jahren des 19. Jahrh.!), aber auch wieder andernorts in alter Geltung „ortsgebunden" weiter besteht. In jüngster Zeit wird W o h n h e i m p l a t z für Studentenunterkunft, doch ohne nähere Angaben, bevorzugt (vgl. z. B. Frankfurter Allgem. Ztg. 27. 8. 1971) (s. u. 5). Die Bedeutung ,Viertel' (s. Q u a r t ) liegt einer Reihe von Sonderanwendungen zu Grund (1), wenn diese auch nicht zu häufig belegt sind. Geschlossene Belegreihen — auch der Zuss. — im heeressprachlichen Bereich (2), zus'gefaßt oder nicht näher bestimmt (a), für „Lager(platz), Unterkunft" der Truppe im Feld (b), in Städten, Dörfern, auf Schlössern, bei Bürgern, Bauern, Adligen, während der Märsche, in Ruhezeiten, in Winterquartieren (noch 18. Jahrh.), auch zur Verteidigung fester Plätze (c). Im 18. Jahrh. stellt sich die Bed. „Unterkunft" des Stabes, der „höheren Truppenführung im Feld u. im Frieden" (d) und — seltener belegt — „Aufenthalt der Mannschaft und Offiziere in sogen. ,Bürgerquartieren' (e), ganz vereinzelt „,Werbe'-büro" (f) ein. — „Unterkunft, Übernachtung, Einkehr" auf Reisen, in Gasthäusern (3); „Stadtteil, Wohnviertel, Bezirk"; in jüngster Zeit „Häuserblock"; auch ausgedehnt auf größere „Gebietsteile" (4); vorübergehende oder auf best. Dauer gedachte „(vornehme) Unterkunft"; „Sommerwohnung"; daneben „Unterkommen; Herberge"; auch „Zimmer", sogar „Schlafstelle"; gesenkt „Unterschlupf" ; dem gegenüber wieder in jüngster Zeit in vornehme Umwelt gestellt „Heim, Gastwohnung" (5); räumlich u. zeitlich ausgedehnt „Wohnung" (gegen Zins oder Miete) (6). Annäherung und "Übergänge zwischen den Bed. 3. 5. 6! Dem heeressprachlichen Bereich, aber durchaus dem gleichbed. frz. quartier entsprechend und in bestimmten festen, den frz. Redewendungen (s. u.) nachgeprägten, Formeln, ist zuzurechnen „Sicherheit des Lebens, von Hab und Gut; Zusicherung", „Schonung, Gnade" vgl. P a r d o n (Bd. II, S. 341) (7); besteht Zusammenhang mit dem Asylrecht? Quartier in der Seemannssprache in selbständiger Wertung (le). Nicht immer galt die Herkunft von Q u a r t i e r aus dem frz. quartier und dessen Herleitung als gesichert. Adelung 1777. 1808: Das Wort ist mit der Verfassung unseres

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Kriegswesens, welches größtenteils aus Frankreich herstammet, aus dem Franz. Quartier entlehnet worden. Aber er lehnt es ab, das frz. Wort mit Quartier, so fern es den vierten Theil einer Stadt oder Gegend bedeutet, überhaupt zus'zubringen, was andere ältere Wörterbücher stillschweigend tun. Er hält vielmehr für wahrscheinlicher, es zu warten in der allgemeinern Bedeutung des A u f h a l t e n s zu stellen, und will mit vorgesetztem G Garde, Guarde, auch Guarda entstanden sehen, oder aber das Q. v o n währen, bleiben, dauern herleiten. — Westenrieder sieht in den gartenden, gartierenden Knechten, in den Quatierern, in den Lanzknechten die sprachliche Vorform zu Q u a r t i e r , weil sie . . . überall um Quartiere und Unterhalt zusprachen . . . Aus bair. Quellen vom 15.—16. Jahrh. belegt er mehrfach Lanzknechte oder Quartierer (1794 Beiträge V 80. 1806: V I I I 284. 295 — 1816 Glossar, germ. latin. I 181). Verdeutschungen für Q u a r t i e r , das schon früh im 17. Jahrh. — im Sprachverderber u. anderswo — als entbehrlich (Fremd- oder Lehnwort) bezeichnet worden ist, sind nicht durchgedrungen; die neueren sind zus'gestellt bei Sarrazin 1918 Verd'Wb. (vgl. die oben angeführten Synonyme u. viele andere Ersatzwörter). Vgl. DWb. (mit reichen Belegen, vornehmlich der Klassiker; mit Nachweisen a. G. Frey tag, vor allem in den Bildern aus der dtsch. Vergangenheit III: Aus dem Jahrh. des großen Krieges). Sanders 1863. 1871 (beide Werke mit reichen Belegen). Kehrein 1876. — Frz. quartier (seit 11. Jahrh., mit reicher Bedeutungsentfaltung, bes. seit 16./17. Jahrh.) Littre. H.-D. Gamillscheg. Engl, quarter — in der Mz. quarters „Wohnung" — (seit 14. Jahrh.) NEDict. — Für Auffassung von Quartier u. s. Gruppe i m 18. Jahrh. entscheidend Zedier 1741 X X X 103ff. Belege Zuss.: Quartier-quartier Quartier latin

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Belege: l a . Der früheste Beleg für Quartier „Hirschviertel" im Deutschen bei Gottfried von Straßburg, um 1210, Tristan V. 2802 wan alse der hirz enthiutet ist, so spaltet man in über al von dem houbete ze tal und da nach danne in viere, so daz der vier quartiere dekeinez iht vil groezer si danne daz ander da bi. . . (u. ö.), beibehalten von Wilhelm Hertz, in seiner nhd. Bearbeitung (1912) S. 65. Quartier darf hier wegen s. fachwörtlichen Bed., die auch im Afra, bezeugt ist, noch als fremdes Wort angesehen werden. — Vgl. Dalby, Lex. med. g. hunt 128. 167. 269f. b) Q u a r t i e r a) als Flüssigkeitsmaß (s. Q u a r t ) Hollonius 1605 Somnium Z. 894 ein Christallinen glass, . . . Vnd hielt zwey q. ohngefehr . . . Knaust 1614 Kunst Bier z. brauen 58 mäßig . . . nicht aber [aus] q.-en [trinken]. Schellhammer 1692 Köchin 155— 1700 Konfekttisch 149 ein Q. Franschen Brandwein. Meiners 1785 Br. Schweiz I I 3. I I 132. — Genauere Angaben über Quart, Quartia, Quartierchen bei Adelung 1777. 1808. ß) Als Längenmaß Lauremberg 1652 Scherzged. 37 [Die betrügerischen Schneider können bei Wieder-

quartieren, Quartierung mit Zuss. u. Abltg. Quartierchen

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aufnähme der alten, stoffreichen Tracht] . . . schmiten in ¿tat Oeg [„Auge", die ,Hölle'] thom minsten ein qvarteer (vam Sammit). — y) als Flächenmaß, etwa „Gartenland", Neumayr von Ramssla 1620 Reise i. Frankr. 124 Solcher Garten [in den Tuilerien] hat ein grossen Vmbfang, seynd viel schöner compartiment vnd q. drin, die Wände zwischen denselben seynd auss Buchsbäumen vnd andern Streichern gar artig beschnitten, vnd mit aUerley Figuren formiret. — Gebucht bei Zincke 1744 Ökonom. Lexikon. c) Q u a r t i e r als Mondviertel u. in ähnlicher Verwendung; noch heut in der volkstümlichen Astrologie üblich u. im Kalenderwesen gebräuchlich z. B. Thurneisser 1575 Archidoxa 21". 1585 Cyclopedia Paracelsica 1104 nach Ordnung der vier Q. [der Sonne], der vier gezeiten des Jars. Frischlin 1586 Nomenciator 2" das Erste Q. oder Schein [„Mondviertel"]. d) Q u a r t i e r als „Feld" im Wappen, in der Heraldik u. im Nachweis der verlangten Almenreihe, die „Ahnenprobe". Früher Beleg: Beheim 1459—72 Reimchronik Str. 692; vgl. auch Lexer. — Zimmermann [1756], 1785 Einsamkeit I I I 245. I I I 513

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(u. ö.). Nicolai 1774 Noth. I 202 das Bewusstseyn von sechzehn reinen Q.-en. Müller 1816 München I 286. e) Q u a r t i e r seemannssprachliche Belege seit 17. Jahrh. bei Kluge, Seemannssprache 639; z . B . Saar 1662 Kriegs-Dienst (Zugab.) 4. . . alles Völck, was Schiff und Soldaten Dienst hat. . . Officiers- und gemeine Knechte, Soldaten und Schiffsgesellen oben auf das Schiff kommen . . . alwo es in drey Teihl, oder so genannte Quartier, verteihlt wird, dass ein jeder wissen kann, wo er zu der Zeit der Noht sein devoir tuhn und in dem Schiff sich finden lassen solle. Q u a r t , W a c h e im allg. auf Handelsschiffen 4 Stunden dauernde Wache; eingehend u. mit Angaben über Quart auf engl., frz. u. türk. Schiffen u. Einteilung in e r s t e , a n d e r e u. M o r g e n - o d e r T a g e - Q u a r t , auch mit der ndl. Bezeichnung, bei Fäsch 1735; von Eggers 1757 unter eigenem Stichwort Q u a r t i e r w a c h t etwas gekürzt übernommen (s. d.). Vgl. Röding II 320. Die Wache auf Schiffen oder die Zeit, da der eine Theil des Volks die Wache hat, während dass der andere schläft . . . Wenn die Zeit der Wache zu Ende, oder das Stundenglas ausgelaufen, so wird gerufen Quartier! oder Quartier ist aus! Eben so wie eine Schildwache am Lande ruft Abgelößt! Auf Kriegsschiffen und Ostindienfahrern wird, wenn das Quartier zu Ende ist, von einem Matrosen ein Lied gesungen, welches das Quartierslied genannt wird, auch wird jedesmal geläutet. Auf Grönlandsfahrern wird ebenfalls ein Quartierslied gesungen und darin gemeldet: ob das Schiff vor oder bey dem Winde segelt. Beym Fischfang aber oder in Grönland selbst, wird nur Quartier gerufen, oder wenn es hart in der Fischerey ist, gepurrt, das heißt, jeder aus seiner Koje aufgeweckt. Der Theil der Besatzung, welcher die Wache hat, wird das Quartiervolk genannt. Vgl. Wossidlo 1942. 1943 „Reise, Quartier; in Gottesnaam". Das Seemannsleben auf den alten Segelschiffen im Munde alter Fahrensleute (2 Bde) (Titel). R e i s e : Der alte Weckruf „erhebe Dich!", mit dem auf den Segelschiffen die nächste Wache (Quartier) geweckt wurde; viele Varianten des Weckrufes. Vgl. literarischer Beleg Gorch Fock 1918 Seefahrt 161 Reis ut, Quarteer, is mien Verlangen, Reis ut, Quarteer, in Gottes Namen. 2 a) Vgl. ZfdW. XIV 55 f. mit Abdruck wichtiger Belege des 16./17. Jahrh. — Um 1525 Kriegs Ordnung E l ' quartier vnnd Losament (u. ö.). Busteter 1532 Bericht 17. Fronsperger 1558 Kriegs Reg. 41 a . Lauterbeck 1559 Regentenbuch 130a. Speckle 1589 Architectur 59 b .

Schwendi 1593 Kriegs Discurs 76 Q. oder Losament. Billon 1613 Kriegskunst (Übers.) 17. Wallhausen 1(315 Kriegskunst zu Fuß 9 — 1616 Kriegsmanual 11 (u. ö.; auch im Glossar) — 1616 Kriegskunst zu Pferdt 101 . . . in Feldzügen . . . Quartirung zu Feldt, oder Einlosirung in . . . Dörffern . . . — 1621 Kriegskunst Schatzkammer 34. 1656 Brandenburg. Kriegs-Recht A 2 b in Unsern Lägern, Guarnisonen und Q.-en. C l b an dem Q., es sey im Läger und Guarnison. Steiner 1682 Kriegs-BauKunst 16. Stieler 1695 Auditeur 333 Logiment oder Q. Wagner 1724 Soldatenbibliothek 207. 226. — Schneider 1860 Bayer. Mil'ökonomie I, 1; 219. 1861 Allgem. Mil'Ene. IV 150. Überzahl der versch. Bed. von Q. bei Schiller 1790—92 GKr (H. VIII) -1800 W. L. (H. XV) [z. T. wichtige Belege, freilich in dichterischer Freiheit u. unter Reimzwang, s. an Ort u. Stelle]; z. B. (XV 42) . . . Der Bürger, er nimmt uns ins Q. Und pflegt uns und kocht uns warme Suppen. Der Bauer muß den Gaul und den Stier Vorspannen . . . — (XV 57) . . . [Der Soldat] hat auf Erden kein bleibend Q. . . . [im Reiterlied] — (XV 8). b) Fronsperger 1555 Kriegsbuch 52 — 1571 Kriegsbuch I 57 sol kein oberster Feldherr sein Quartier und Losemeni mitten in einem Läger haben — I 62 bey den Quartier Lägern und Losementern (u. ö.). Lavater 1659 Kriegsbüchlein 2" (Verdolmetschung) Q., Lägerstatt. Böckler 1672 Man. arch. mil. 1212. Weise 1673 Erznarren 41 im Q. vor Rochelle. c) Volkslied 1529 teilet man auss die quartier den hauptleuten . . . an den mawern, thürnen und thoren (Liliencron I I I 587). Münster 1544 Kosm. 127. Fronsperger 1555 Kriegsbuch 39 [Abdruck der Stelle ZfdWf. XIV 55]. Jungkhanss von der Olssnitz 1590 Kriegsordnung E l 1 muss [der Quartiermeister] berichtsam seyn, vnd allzeit zuvor hin in ein new Q. ziehen, vnd mit dem Dorffrichter oder Schultes schleunig die Bollet machen, damit wann das Kriegsvolck ankompt, das sie nicht lange warten dörffen. 17./18. Jahrh. (Bolte, Bauer 192) . . . Wie will ich den Bauer zwagen, Komm ich über seinen Kragen; Was er hat, das muss er mir Draussen geben im Q. Kiechel um 1600 Reisen 440 [in Candia] . . . krügsvolck . . . haben düe wohnung oder losament . . ., das yede compagnia ihr sonnder quardier hatt. Dilich 1608 Kriegsbuch 31. Mallinger 1613 — 60 Tagbücher (Mone, QS. II 544). Carolus 1614 Relation Nr. 3". Sierk 1615 — 64 Bauernchronik 389 heft sych dat Keyserysche folck . . . tho Lunden int quarter gegeven. Wallhausen 1615 Kriegskunst zu Fuß 28 Q. machen

Quartier (u. ö.). 1623 Beschr. d. Schlacht bei Stattloo 2 hat das Bayrisch volck . .. sein . . . Q. vmb vnd zu Nyem . . . genommen. 1630 Tragi Comödia (Englische Komödianten) (NL X X I I I 238). Mengering 1638 Soldatenteufel 212 — 1642 Gewissensrüge 885. Sehorer 1644 Spr. verd. K 4 a . Bürster 1647 Schwed. Krieg 8 [Städte und Dörfer] so fast allen march und alle quatier haben miessen halten und ausstehen. 77 .. . in massen er sein ganze armada zue ross und fuoss durch ergangne lärmenzeichen und glockenstraich von dem Kürchlein zu st. Ulrichen auss allen quartiren erfordert und versamblet [um einem Ausfall aus Überlingen zu begegnen] (u. ö.). Grimmelshausen 1669 Simpl. (DWb.). 1672 Interims Ordinantz A 6 a auf Märchen als in q.-en gute und scharffe Disciplin und Ordre halten. A 8" [der Soldat müsse sich] mit dem blossen Q., Lagerstatt vnd Stallung vergnügen [dürfe aber keine Verpflegung . . . ansprechen]. Leibniz 1679 Ermahnung 296 . . . von fremdem volck, so bey uns qvartier nimt [von Leibniz dann geändert in:] sich einlagert, uns das marck aussaugen lassen. Stieler 1695 Auditeur 47. 333 Logiment oder Q. Rabener 1759 Satiren 1105 ime oft Soldaten . . . [im Dörfchen Querlequitseh] im Q.-e gelegen. 1813—15 Prinzenbriefe 11 [Q.e der Franzosen in Berlin]. Körner 1811 Posten (IV 108). Moltke 1827 Freunde (I 76) . . . unser . . . Pfarrer hat ein sehr gutes Q. ledig . . . Hier in dieser elenden Hütte treffen Sie nichts, weniger als nichts . . . (1100) [in einem Schloß]. Um 1850 im Landständ' Spiel (Hartmann, Volksschausp. 25) [die großen Kosten für Einquartierung] . . . Es wird [dem Bauern] Alles bezahlt, es zeigt sich klar. Auch dem Bürgersmann für sein Einquartier Wird bei der Ausgab [d. h. bei der Steuerberechnung der Einnahmen und Ausgaben] abgezogen dafür. Raabe 1864 Hungerpastor 155. 388 [wenn einer gesund vom Schlachtfeld kommt, darf er mit Recht] an das kommende Q. [denken], ob's trocken, behaglich und wohlverproviantiert sein wird. Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 33 den Weg zu meinem alten Q. [im I. W.Kr.]. d) Barth 1734 Tagebuch 187 hat sich [die Gardewache] vor das Quartier S. D. des Herzogs Alexander von Württemberg . . . postiert. Bräker 1789 Lebensgesch. 92 \Q. des Majors in Berlin; oder zu e)]. 1813—15 Prinzenbriefe 192 (u. ö.). — Hertling 1919 Jahr 94 zum „politischen Spaziergang" mit dem Kaiser in dessen Q. [in Spaa] bestellt. Graf 1925 Gesicht 319 . . . die guten Q.-e, die der Herr Major für höhere Herren reserviert hatte. e. Lessing 1767 Barnhelm (P. II 65) [der Wachtmeister Werner] . . . gleichsam im

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Dienste . . . [berichtet: Tellheim sei] aus dem Q. gegangen, . . . unterwegens angeredet worden [in ein langes Gespräch verwickelt u. liesse] . . . dem gnädigen Fräulein den Vorfall . . . rapportieren. — Recht wohl, Herr Wachtmeister. . . . Bräker 1789 Lebensgesch. 91 . . . mich in die Krausenstrasse in Friedrichsstadt [in Berlin] transportirte, mir ein Q. zuwies, und mich dann . . . verliess. Der Henker! dacht ich, was soll das? Ist ja nicht einmal ein Wirthshaus. Wie ich so staunte, kam ein Soldat . . . und nahm mich mit sich auf seine Stube, wo sich schon zwey andre Martissöhne befanden . . . f) Stranitzky 1717 Reisebeschr. 34 . . . kam ich zu einer Taffern, da hört ich . . . die Trommel . . . die Kerlln . . . zohen mich . . . zum Corporall ins Quartier ... 3. Lichtenstein 1589 Reisen 25. Eyzinger 1590 Rel. Suppl. 21. Mangold 1596 Marckschiff 36 [Bettler auf der Frankfurter Messe]. Q u a r t i e r fehlt wohl nur zufällig 1597 Kammerordn. (Hofordn. II 225) [bei fürstlichen Reisen . . . Unterkunft] Guardia und heuser . . . losierung. Walterssweyl 1608 Beschr. e. Reiss in Palästina a. d. J . 1587 12a [der „Platz" auf dem Schiff], Carolus 1609 Relation Nr. 4C. Weise 1673 Erznarren 15 [in einem Badeort] wegen der Q.-e grosse Angelegenheit . . ., . . . kamen sie . . . in das Losament . . . [wo sich im gleichen Haus ein vornehmer] Cavallier mit seiner Liebste .. . einquartieret hatte (u. ö.). Kongehl 1680 Innocentien Unschuld 48. Reuter 1696 Schelmuffsky 23. Selhamer 1699 Tuba I 96 Der Igel bitt den Fuchsen, er woll ihm nur diese Nackt Q. geben. Stranitzky 1711 Ollapatrida 76 in meinem Wirths-Hauss . . . ist ein Q., wo man wohl speiset, und trefflich gute Bette findet (u. ö.). Marperger um 1720 Reisen 42. Edelmann 1752 Selbstbiographie 141. Schlözer 1828 Schlözers Privatleben 1225 [Beleg um 1773], Goethe 1779 Br. (IV 51) (u. ö.). Kortum 1799 Jobsiade 98. 100 . . . Sich nun nicht länger mehr zu verweilen, Denn ohne baares Oeld hätte hier [im Wirtshaus] Niemals ein fremder Gast Q. 213 [Reise des adligen Herrn] . . . Hat er sich höchlich vergnüget Wieder zum Herrn Patron ins Q. verfüget [209 gleichbed. Logis] . .. Auf der Reise . . . Meist schlechte Wege und langsame Post; In den Q.-en magre, doch theure Kost. Mosenthal 1857 Sonnwendhof 18 dass auf jedem Bauernhof hier zu Land ein Wandrer immer Q. find'tfür eine Nacht, und Essen dazu. Raabe 1864 Hungerpastor 194 [in einem kleinen Dorfe] mache ich Q. — Meurer 1892 Bergsteiger 18 dass man . . . in den Gasthäusern gutes Q., die besten Zimmer um billiges Geld erhält. Brandt 1901 Ost-Asien I I 253 schlechtes

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Quartier

Q. Halbe 1935 Jahrhundertwende 139 . . . nahmen Q. im Hotel Abentheuer [in München, Beleg a. 1895]. Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 16. I I 52 bestätigt das harte Bett [im Hotel] wieder einmal, dass . . . [in Sparta] das Wort ,,Q." kein Wort ohne Echo ist. De Boor 1963 Tagebuchblätter 11 [Goethe 1770 Strassburg] im Gasthof zum Geist Q. nimmt — 206 gutes Q. [Studentenbude]. Stuttgarter Zeitung 24.2. 1969 in ein . . . außerhalb [der Stadt] liegendes Q. ausweichen. Offenburger Tagebl. 5. 11. 1970 . . . Gästehaus [Schloß Wilanow] der [poln.] Regierung . . . diente . . . der Delegation . . . als Q. [vgl. auch 5]. 4. Im Verwaltungs- u. damit im ,Polizei'u. Verteidigungswesen der hochmittelalterlichen Stadt liegt die Bed. von Q u a r t i e r oder auch W a c h t = „Stadtviertel" begründet, die unter leichter Aufgabe des 4-Zahlenbegriffes „Bezirk", „(Wohn)bereich", unser heutiges „Viertel", auch dessen „Bewohner" u. ä. ergab; an der Spitze standen W a c h t m e i s t e r oder W a c h t h e r r e n , H a u p t l e u t e , Q u a r t i e r m e i s t e r (s. d.). Spätere Entwicklung ermöglichte da und dort Bed'erweiterung zu „Landesteil" u. a. Belege: Ap'gesch. 12,4 tradens (Christum) quatuor quaternionibus militum custodiendum geben Emser 1527 u. Eck 1558 mit quartir wieder, während die Dtsch. Bibel 1490 vier, vieren, Luther 1545 vberantwortet jn vier vierteile Kriegsknechten bieten. 1525 für Füssen: vierte ort und q. (Baumann, Quellen I 422ff.). Volkslied 1552 q-, [„Verteidigungsabschnitt", wie auch „Angriffsstreifen" der Stadt] (Liliencron IV 555. IV 558). Münster 1544 Kosm. 127 [„Stadtviertel"]. Stranitzky 1711 Ollapatrida 328 in der gawtzen Stadt hättet ihr kein solch Q., vor eine schlimme Nachbarschafft finden können, als unsere Gasse. Lünig 1719 Theatr. ceremon. I 1279" Die 14. bürgerliche Q.-e defilirten und rangirten sich [vor der Kirche]. Marperger 1726 Anleitung 20. Keyssler 1730 Reisen (Ausg. 1776) I 402 [in Florenz] ein eigenes Q. oder Ghetto . . . — vgl. I 465 [in Rom] angewiesenen Wohnplätze oder Ghetto. Volkmann 1777 Italien I I 39 Das heidige Rom wird in 14 Q.-e oder Rioni geteilt. Fourmont 1782 Beschr. von Heliopolis (Übers.) 20 Q. [der Franzosen in Kairo]. Büschel 1784 Reisen 204 Q. [in London; zur genauen Angabe der Straße nothwendige Bezeichnung], 1785 Handlungsbibliothek 28 in Hamburg . . . Tagelöhner. Sie können so sicher auf den Verdienst [bei Kauf-

leuten] rechnen, der ihnen in ihrem Q. entsteht, (so nennen sie es, und sich selbst Quartierleute) dass, wenn einer dieser Männer stirbt, seine Witwe sicher darauf heirathen kann .. . Dielhelm 1785 Donau 227 [in Regensburg] Die Einwohner werden in 8 Q.-e, welche man Wachten nennt, und nach den Wachten eingetheilt. (Sachgleiche Belege: Gemeiner 1800 Regensburger Chr. I 85. Dönniges 1842 Staatsrecht I 248. Knapp, Alt-Regensburgs Gerichtsverf. 34.). Matthisson 1786 Rheinfahrt (II 93) die sämtlichen Q.-e der alten Weltbeherrscherin [Rom] — 1803 Paria (VI 78). Heß 1796 Durchflüge d. Deutschland I I I 68 [in Bamberg], Hebel 1811 Schatzkästlein (NL CXLII 358) Moskau . . . bestand aus vier großen, aneinander gebauten Städten . . . [unmittelbar nach dem Einzug der Franzosen] wurde von den Russen selbst an allen Ecken und Enden angezündet. Ein anhaltender Wind trug die Flamme schnell in alle Q.-e der Stadt . . . Obernberg 1816 Reisen. Isarkreis IV 159 [in München, mit genauen Angaben]. Goethe 1816 Ital. R. (XXX 108) [in Venedig]. 1823 Eidora 77 [in Rom], Picard 1826 Minard I I 15 [in Paris], Kurz 1843 Schillers Heimatjahre I I I 130 . . . fuhr ein Wagen durch die . . . Q.-e der ausgestorbenen Stadt- [Stuttgart], Kohl 1844 Reisen E. u. W. I I I 253 [Wald] (u. ö.). Hahn-Hahn 1844 Oriental. Br. I 128 die Vorstädte Galata und Pera — letztere ist das Erankenq. [Konstantinopels]. — Schlesinger 1853 London I I 223 Q. des Elends [s. Elendsquartiere]. 1855 Prutz' Museum I 187 [in Genf], Rodenberg 1856 Bilderbuch 68 in den Q.-en der Arbeiter. 74. 184 [in Paris]. Müller 1859 Stadtschultheiß 25 Schritt des Schaar Wächters . . ., wenn er . . . sein „Q." [in Frankfurt a. M.] durchwandelte. Rasch 1863 London I I 72 aus den fashionablen Q.-en von Westend. Huch 1893 Ursleu 14 alte Q.-e. Noack 1900 Ital. Skizzenbuch I 6 (u. ö.). Brandt 1901 Ost-Asien I 213 daß die Gesandtschaften der Vertragsmächte [in Peking], anstatt mit allen Annehmlichkeiten . . . europäischer Kultur ein abgesondertes Q. zu bewohnen, . . . in einem chinesischen Q. zerstreut . . . [sich befinden]. Brod 1928 Zauberreich 261 [in Prag] ...ein häßliches, durchaus unbedeutendes Stadtviertel . . . Es gibt viele Krankenhäuser in diesem Q. N. Z. Z. 28. 10. 1943 [schweizerischer Städte], N. Z. (Basel) 9. 5. 1949; übernommen auch in dtsch. Zeitungen, z. B. Stuttgarter Ztg. 3. 3. 1959 [Beleg für Basel], Reitzenstein 1963 Städte 38. Zanker 1963 Stuttgart 65. Diesel 1963 Menschheit 135 [Berlin, Osten]. Lötscher 1964 Kranzflechterin 20. Die Welt 14. 10. 1967.

Quartier Frankfurter Allgem. Ztg. 10. 3. 1970 [Kirche Groß St. Martin als Mittelpunkt] eines alten Kölner Q.-s. Wohl kaufmannssprachlich (ndd.), oder nach englischem Vorbild in der Bed. „Warenschuppen" u. ä. Büschel 1784 Reisen 165 [Beleg für London]. Süddtsch. Ztg. 10. 6. 1952 [Q. als überflüssiges Fremdwort erklärt, dafür Stadtschaft vorgeschlagen]. Q u a r t i e r von Bedeutung in Plänen des Idealstaates oder der Idealstadt des 18. Jahrh., z. B. Iselin 1762 Träume 164(f.) 3000 Hausväter in 15 Nachbarschaften oder Q.-e eintheilen —1770 Sehr. 1279 (s. o.). Vgl. Q u a d r a t s t a d t . Q u a r t i e r als einheitlicher Nachbarsehaftszusammenhang im Gemeindebegriff amerikan. Lebensformen erörtert, neben Dorfteilen, Stadtquartieren, Wohnsiedlungen, vgl. König 1958 Grundformen 41. 56, wo auch das „kleine Q." u. „mein Q." des Durchschnittsmenschens gewertet werden. Bauer 1957 Verbrechen 123 [in amerikan. Großstädten] in der City gelegene Quartiere, im besonderen die sog. Slums; [ebda, auch gleichbed.] . . . Stadtviertel; vgl. ebda 122 das kriminelle Q. („delinquency area") — [im Bereich der „Nachbarschaft"]. — Frankfurter Allgem. Ztg. 25.3. 1970 Obdachlose [in dtsch. Großstädten] . . . Q.-e sozialen und geistigen Niedergangs in Baracken, Nissenhütten . .. Selten in der Bed. „Amtsbereich; Dienststellung" z. B. Grimmelshausen 1670 Springinsfeld (III 252) meines gleichen aber von unter Officieren ließen sie [die Meuterer] . . . gleichsam wie Neutrale Leut in ihren Q.-en noch passiren [während die (höheren) Offiziere verjagt wurden]. Selten auch in der Bed. ,Weltteil' Fischart 1580 Jes. (NL XVIII, 1; 259) . . . all Q. der gantzen Erden. Bildl. Rodenberg 1856 Bilderbuch 185 [im Faubourg St. Antoine zu Paris] ist das Q. der Cholera . . . Vereinzelt in gesonderter Bed. „Unterkommen" Riemer 1678 Bastard 47 . . . gibt diesem Sechzehngroschen Stückgen ein Pallet auf ein ander Q. in ihre Lade [Sparbüchse]. 5. Hainhofer 1613 Relation 177. 195 [Gesandtschaften in fremden Städten untergebracht], 1677 Tugend- und Liebesstreit (Engl. Komödianten) (NL X X I I I 111) [Q. des Prinzen von Ägypten in Venedig]. Sturm 1714 Anw. (Architektur) B13 Q. [heute „Baubüro"]. Winckelmann 1749 briefl. (Jahrbuch Sammlung Kippenberg I 25) das Q. [des Grafen Bünau in Dresden],

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Goethe 1778 Br. (III 255) In Jena ist wohlfeil leben, Ich will mich umthun lassen nach einem Q., Tisch usw. . . . — 1779: (IV 51) (u. ö.). Bräker 1789 Lebensgesch. 90 wir wissen . . . nicht, . . . wo er Q. nimmt [der vermeintliche vornehme Herr, bei bem Bräker in Dienst zu sein glaubt; Berlin], Kortum 1791 Lebensgesch. 70 u. Diesterweg 1836 Lebensfrage I I I 63. [Studentenbude]. Immermann 1838 Oberhof 40. 145 (R.). Oberaudorfer Weihnachtsspiel, wohl 19. Jahrh. (Hartmann, Volksschausp. 356) khein herberg ist nit hier, noch minder ein q. vor lossze leith [als solche werden Joseph und Maria angesehen]. Kompert 1859 Selbstlaut (VII 198) Q. [eines Gymnasiasten, der nicht bei s. Eltern wohnt] — 1862 Spieler (VII 276) „Q." [Studentenbude], Tuarko 1866 Zerrbilder 37 [gleiche Bed.]. Proelß 1891 Modelle 113 [während eines ländlichen Sommeraufenthalts]. Polenz 1900 Liebe 147 . . . [an] einem malerisch am Seegestade gelegenen Orte . . . Q. zu suchen. Meyer-Förster 1902 Alt — H. 30 . . . für S. Durchlaucht ein passendes Q. ausfindig zu machen. — . . . 's ischt die komfortabelste Studente-Wohnung in Heidelberg . . . 40 daß dieses Haus für Ew. Durchlaucht in jeder Beziehung ein unmögliches Q. ist. — Wie? — Was heißt das? — Die Zimmer . . . sind uralt, die Treppen stockfinster, das ganze Haus von einem derart despektierlichen Exterieur — . . . Pantenius um 1910 Jugendjahre 186 [Berlin, um 1860, „Studentenunterkunft"]. Grabein 1913 Wildwasser 79 . . . bei einem Tunnelbau. Wir hatten unser Q. . . . hoch oben an der Jochstraße. Hammerstein 1916 Februar 130 [während des Faschings für eine junge Adlige vom Land in einem Münchner Palais] . . . ein fürstliches Q. 170 „Hier ist dein Q", sagte er .. . Sie kamen in ein kleineres Zimmer. Philippi 1916 Hagedorn 257 . .. in Berlin eine kleine Wohnung . . . ein hübsches billiges Q. Heer 1930 Erinnerung 113. M.-A. Abendztg. 19. 6. 1944 hat sie ihren Urlaub schon im Winter eingefädelt. „Man muass do schaugn dass ma a Q. kriagt" . . . Hülsen 1947 Zwillings-Seele II 138.. . ein Q.,wie ich's noch nie gehabt habe, in einem alten Palazzo, der, baulich voll erhallen und noch ziemlich charakteristisch eingerichtet, als Pension betrieben umrde . . . Münchner Stadtanzeiger 3. 4. 1959 Q. [f. Besucher von Festen, Kongressen . . .]. Offenburger Tagebl. 25. 7. 1959 Sommrgäste suchen Q.-e [im Hochschwarzwald]. Frankfurter Allgem. Ztg. 12. 3. 1970 festes Q. [für Reisende], 29. 1. 71 . . . im Grenzdurchgangslager Friedland Q. bezogen . . . 2. 2. 1971 . . . geeignetes Gebäude [für] . . . die Botschaft . . . [als deren] Q. . . . 15. 3. 1971 Q.

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Quartier

bestellt oder bezogen [von amerikan. oder Sowjet. Delegation]. Frankfurter Allgem. Ztg. 27. 8. 1971 . . . Bedarf an Wohnheimplätzen für Studenten . . . [synonym folgt:] Heimplätze . . Zimmer . . ., (billige) Quartiere . . . Untermieterzimmer . . . — Die Studenten verlangten heute, selbst wenn sie zu Hause wohnen könnten, nach der Selbständigkeit eines eigenen Quartiers . . . Formelhaft Kost, Q. und Kleidung verlangt oder geboten für Dienste jeder Art seit 18. J a h r h . üblich z. B. Heinse 1784 Br. (X 259), heute auf Kost u. Quartier in Kleinstädten eingeschränkt; daneben auf, wohl üblicher, Kost u. Logis (oder beides doch bereits zurückgetreten?) bezogen. „Behandlungsraum" des Arztes, wohl schweizerisch: Guggenheim 1949 Wir 212 in dem hintersten Wagen [eines Heimkehrerzuges] . . ., wo ich mein Q. aufgeschlagen hatte. „Geschäftsstelle"; „ H a u s " z . B . Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 32 das Q. der „Gazette des Ardennes" [in Charleville-Mezieres]. Die Bed. „Unterschlupf" [im Bereich des Dirnenlebens] in Groß- u. Hafenstädten, nur vereinzelt z. B. 1927 Sittengesch. d. Hafens. Vorr. o. S. [6] der dunklen Q.-e der Hafenviertel. Moreck 1928 Liebe 41 [in mittelmeerischen Hafenplätzen]. „Gefängnis": Schupp 1657 Freund in der Not 5 . . . Bleibt mir aus dem Hauss, ihr Mörder, oder ich will zum Bürgermeister schicken. Die Bütteley ist euer Q., und nicht eines ehrlichen Mannes Hauss. Mitternacht 1667 Politica A 8 a beym Büttel Q. nehrmn. — Hebel 1808 Br. 380 . . . Im Stockhaus werden . . . honette Q.-e zu recht gemacht . . . — 1811 Schatzkästlein (NL CXL I I 241) [Andreas Hofer] . . . in seiner armen, hölzernen Hirtenhütte . . . im hintersten Passeier-Thal . . . Da sah es änderst aus als in der Burg zu Insbruck. Schlimmers Q. wartete auf ihn . . . — Süddtsch. Ztg. 27. 8. 1955. Vgl. noch Müller 1778 Fausts Leben 44 . . . dem Alten . . . ein Q. beim Bartkratzer . . . gedungen, der ihn in sein hinterst Kämmerchen im Hof den Mittag über eingesperrt . . . Q u a r t i e r in der galanten Lyrik beliebt, in versch. Geltung, z. B. Grob 1700 Spazierwäldlein 41 [inmitten der Ruinen] hat . . . nur Echo ihr Quartier. Hilarius Lustig von Freudenthal II. H. 17. Jahrh. Lieder-Büchlein 137 Ich bin resolviert, sie zu attaguiren, wann sie Meister wird, will ich accordiren, gibt sie mir einmal Q., ich schon nimmer desperier. Ehrenhold 1640 Liebesgedanken H 4 b . . . Und kömpt er [Mars] ins Q., so pflegt er süsser Ruh'. —

Goethe Du (Cupido) batst mich um Q. auf einige Stunden (III 92; H.). Nestroy 1835 Geist (59) [in einer Zeitschrift] . . . Kriegn d' Pränumeranten umsonst Kost u. Q. Vgl. W i n t e r q u a r t i e r : Belege Gryphius (B. d.). Bildlich z. B.: Lauremberg 1652 Scherzged. 35 [von den verschiedenen Verwendungen des modischen Samtes, der] .. . an underschedne Orth idt sine Waning nimpt. Ein deel verändert is, und hefft Quarteer genahmen In ein lanck Nunnen Kleed der Adeliken Dahmen, Ein deel sick vor dem Bueck der Börgerinnen findt, Vnd is dat Losament, darin de Titten sindt. Stilles Quartier Goethe 1795/96 Lehrjahre ( X X I I 136) . . . [die alte Amme] war so krank geworden, dass man sie aus dem Hause in ein stilles Q. bringen musste. — Berl. Illustr. Nachtausg. 22. 12. 1931 Grosses Schloss, hundert Zimmer und mehr als zweihundert Jahre preussische Geschichte . . . Charlottenburg 1 Nur abseits der langen Zimmerfluchten . . . gibt es hier ein stilles Q., das seit Jahr und Tag verschlossen liegt. Die Zimmer, die Friedrich Wilhelm IV. mit Elisabeth, der Königin . . . bewohnte . . . „Letzte Buhestatt" ganz vereinzelt, z. B. Zimmermann 1785 Einsamkeit I I I 285. — Liliencron 1896 Poggfred (XII 163) . . . Das Kirchlein scheint die Ahnengruft zu bergen. Als ich nun niederschaute auf die Wappen, klangs leis herauf zu mir aus dem Q. der Ritter, Edeldamen, Edelknappen. Raabe 1898 (Trübners Wb. V 251). Er ist in sein allerletztes Q. abgerückt [„gestorben"] (ähnliche Belege unter H a u p t - u. Nachtquartier). 6. Weise 1673 Erznarren 28 . . . die wolangelegte Studierstube . . ., wie alle Wände mit den schönsten repositoriis bekleidet, die Bücher in lauter Frantzösischen Bänden mit vergüldten Bücken ausgebutzet, und sonst alles so zierlich aussgeführet . . ., dass man vermeynte, wenn Apollo selbst da residiren wolte, so würde ihm das Q. nit schimpflich oder geringe seyn. Beleg a. 1741 f. Leipzig (Mitt. G Erz'gesch. 4 (1894) 200) [anscheinend geringschätzige Bez. der Wohnung eines Schulmeisters]. Geliert 1745 Betschwester (III 169) — 1747 Schwed. Gräfin (IV 291). Beleg a. 1768 Postpatent Kaiser Josephs I I . (Löffler 1911 Verkehr i. Baden 485) . . . dass denselben Postbeförderern, wann sie nicht mit eigener Wohnung und Stallung selbsten versehen seynd, jederzeit das gehörige Q., oder Accommodemeni

Quartier zur Wohnung und Stallung, jedoch gegen Bezahlung . . . erfolget werde. Goethe 1779 Br. (IV 45). 1781 Hausball 3 . . . Q., das in weniger als zwei Zimmern bestand. Goethe 1781 Br. (V 222) Diesen Winter bleib ich noch hier haussen in meinem Neste, künftig hob ich auch ein Q. in der Stadt, das hübsch liegt und geräumig ist — 1782 Br. (V 321) in dem neuen Q., das ich soeben beziehe. Laube 1847 Karlsschüler 33 . . . das Q. des Schiller; dazu 73 . . . Q. . . . [darauf bed' gleich] Bis in die Privatwohnung dringt die Zudringlichkeit der Spionerie . . . Lindenberg 1883 Berlin 31 menschenwürdigerer Q.-e [„Wohnungen"] in den Arbeitervierteln. Werfel 1929 Abituriententag 55 Q. [eines alten, alleinstehenden Herrn; Altösterreich]. Schenzinger 1937 Jahr 114 [ein heruntergekommener „Bürger", der ehedem im Westen, jetzt aber im Norden Berlins wohnt] sprach nur noch von seinem Q. Das Wort Wohnung gebrauchte er nicht mehr. Offenburger Tagebl. 23. 5. 1959 (s. E l e n d s quartiere). „Schloß": Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 103 [s. R e i s e q u a r t i e r ] . Scherzhaft Stranitzky 1711 Ollapatrida 14 Das Haupt [des Erznarren] ist wie ein TaubenHaus, Da fliegen mir die jungen Narren, Bald fornen ein, blad hinten naus, Doch auf den Abend ziehn sie hier Zusammen wieder ins Q. [vgl. dazu volksprachl. O b e r s t ü b c h e n ; gern in der RA. im 0. ist's nicht richtig; vgl. DWb. mit jüngeren Belegen] (vgl. H a u p t q u a r t i e r ) . 7. Frz. . . . „quartier!" — „Pas de quartier/" im deutschen Schrifttum selten, z. B. Wickede 1854 Soldaten-Lebenll 50 „Revanche pour Paris pas de quartier/" I I 63 „Pas de j . " [Ruf frz. Kürassire]. Die frz. Redewendungen demander quartier u. donner quartier sind unmittelbare Vorlage für die dtsch. Übertragungen. Mallinger 1613—60 Tagbücher (Mone, QS. I I 543) [bei Übergabeverhandlungen eines befestigten Platzes] den Bauren allen Sicherheit und Q. geben. 1631 Bericht v. Magdeburg 7 hat der Feind vmb Q. geruffen vnd ... bekommen. Dannhauer 1642 Katechismusmilch I 468 . . . denen sie (wie man heutiges Tags redet) kein Q. dörfften geben, sondern sollen sie mit der Schärpffe des Schwerts verbannen. Fleming 1646 Gedichte I 112 [im ,Lob eines Soldaten zu Rosse'] . . . Den adelichen Rittern wird .. . [Tapferkeit] angeboren, Wenn andre stehn und zittern, beseufzen ihren Tod und bitten um Q., So setzen sie den Ruhm auch tausend Leben für. Bürster 1647 Schwed. Krieg 29 kainen quartier geben. 134 half darfür kain büdten

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noch [Flehen um] q., unangesehen solche unschuldig . . . erschlagen [wurden], 71 . . . in q. genommen [„verschont"]. 176 . . . [hat] die porten [des Klosterspitals] geöffnet, uff die Knye für sie nidergefallen und für sie, id est salva guardia, quatier zu geben gebetten. 212 . . . dass sie q. bekriiegten und pardon erlangten. Lavater 1659 Kriegsbüchlein 65 Wann aber ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuwete, gehauwene oder gevierte Kugel schiesset, so soli dujhme kein Q. geben. Alle die gezogene Rohr vnd Frantzösische Füse führen, haben den Q. verwürckt. 2" (Verdolmetschung) Q. geben, Sicher gleit geben. 1663 Türkengefahr E l b Q. und Gnade ausruffen. 1691 Pfalz 28»> keinen Accord und Q. geben. Stieler 1695 Auditeur 337. Ziegler 1697 Staats-Phant. I 18. 1719 Gundlingiana XXIV x 3 Q. [von Römern den Gefangenen verweigert], — Heß 1796 Durchflüge d. Deutschland II 81. — Bluntschli 1866 Kriegsrecht 15. Dahn 1870 Kriegsrecht 9 . . . Befehl, Pardon (Q.) zu verweigern. Goethe 1804 (Bühne) Götz (W. X I I I 335) [nicht Götz 1773! wohl unter Nachwirken der Wallenstein-Dichtung Schillers, zeitlich auf den Bauernkrieg bezogen . . .] Im Gefecht wird kein Quartier gegeben, und geschieht es, so geschieht's, um den Gefangenen zu schrecklichen Strafen aufzubewahren . . . N e u b r a n d e n b u r g i s c h Q u a r t i e r ! Schiller 1790—92 GKr (H. VIII 171) [Racheruf schwed. Truppen für die grausame Hinmordung schwed. Mannschaften bei der Erstürmung Neubrandenburgs durch kaiserliche Soldaten unter Tilly bei der ebenso schonungslosen Vergeltung]. H o l l ä n d i s c h e s Q u a r t i e r : Schonung des Lebens mit der Zusage, behalten zu dürfen „was der Gürtel beschließt". Belege bei Grimmelshausen. Vgl. G. Freytag 1871 Ges. Aufs. I 478 — Bilder I I I 91 (DWb.). a. 1660 [Jagd auf Wildschweine; zwei werden geschossen] den übrigen hat man Q. gegeben (Mangold, Notizen 14). Stranitzky 1711 Ollapatrida 332 [Schläge, bis die zanksüchtige Frau] anfieng um Q. und schön Wetter zu bitten, welches ihr emilich der Mann auf vielfältiges Versprechen, widerfahren liess. Scherzhaft Schupp 1659 (Streitschr. I 37) wann das frauenzimmer . . . erhitzt, und in hämisch gejagt wirt, so ist [für die Flöhe] kein gnade, kein q. ... zu erlangen. „Begnadigung" als gerichtliches Fachwort, Stranitzky 1711 Ollapatrida 297 . . . man pfleget ja in dergleichen Liebes-Begebenheiten, wohl eher zu pardoniren . , . Wann ich mich

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Quartier

aber noch heute mit meiner allerliebsten Apollondl werde trauen lassen, so wird mir ja der Herr [Richter] hoffentlich Q. geben. Im politischen Kampf, wohl selten, dann aber eindrucksvoll: Fontane 1859 Br. I I , 1; 200 [Fontanes Stellung zur „neuen Ära", zur augenblicklichen preussischen Innenpolitik] . . ., ob Subjekte meines Schlages überhaupt auf „Pardon" zu rechnen haben oder nicht. Wird alles unerbittlich in die Pfanne gehauen, wird kein Quartier gegeben, nun so ist es .. . anständig, nicht lange darum zu wimmern. Frankfurter Allgem. Ztg. 20. 2. 1971. . . . werden in einem der beiden großen •politischen Quartiere Entscheidungen getroffen, die . . . in die Zukunft [der SPD] hineinreichen . . . Im literarischen Streit: Schupp 1659 (Streitschr. I 89) dass er seinen grimmigen Zorn sincken lasse, sein Schwerd in die Scheide stecke, und mir Q. gebe. — 1721/22 Discourse d. Mahlern 108 [ein Narr, der die wertvollen Stellen eines Buches] ohne Q. herunter machet . . . 1726 Gundlingiana X X X V I 2 0 [Verfasser literar. Streitschriften, die] . . . alles pele müe niderhauen, und wiederum Q. geben, wem sie wollen . .. 1781 Dtach. Museum I I 154 . . . [französ.] Schriftsteller, einen oder zween ausgenommen, denen man noch Q. [„Anerkennung; Geltung"] gibt, werden für Stümper erklärt, welche nicht wert sind, dem geringsten ihrer Barden die Schuhriemen zu lösen. Q u a r t i e r : Mhd. Belege: Lexer. Suolahti. Gebucht bei Maaler 1561 Quartier und gössen einer statt. Bei Schottel 1663 Quartier, regio urbis u. Quartier, quarta pars mensurae. Eingehend bei Stieler 1691 . . . ein Quartier der Stadt, regio urbis . . ., das Q., hodie vocabulum militare . . . ac hospitationem, habitationem, mansionem, tectum et stabulum notat; mit zahlreichen Redewendungen einen ein Q. eingeben, ein stattlich Q. bekommen, .. . einem Q. geben, kein Q. haben wollen, sich auf ein willkürliches Q. ergeben. Dazu Zuss. (s. u.). Bei Wächtler 1709 Quartier, Herberge, z. E. einem Q. geben. Eingehend bei Sperander 1727 Quartier, bedeutet eine Herberge, eine Gegend des Orts. Unter den Soldaten der Ort, wo sie angewiesen werden zu stehen, sich zu lagern, die Herberg zu nehmen, oder über Winter zu bleiben, it. in der Schlacht Gnade, Verschonung mit dem Leben, dahero Quartier geben so viel heiset, als, einem überwundenem Feinde das Leben schencken, und ihn zu einem Kriegs-Gefangenen machen. In der Wappenkunst ist Quartier ein Feld eines in 4. Theile abgesonderten Schildes, und wird ein also

getheilter Schild geviertheiU oder quartirt genennet . . . Eingehend bei Fäsch 1726 Quartier, heisset ein jeder Ort, wo die Truppen campiret stehen. Es heisset auch das Viertel, die Gegend oder Theile einer Stadt oder Landes . . . Quartier, Gnade, Verschotiung, Donner Quartier, Quartier geben, heisset, wenn man einem überwundenen Feinde das Leben lässei, und ihn zu einem Kriegs-Gefangenen machet. Dann folgt eine Reihe von Zuss., deren wichtigste unten aufgeführt werden. Noch ausführlicher u. mit weiteren Zuss. bei Fäsch 1735 Quartier heisset unter den Kriegs-Leuten insgemein ein jeder Ort, wo die Troupen angewiesen werden zu stehen, zu lagern oder über Winter zu bleiben . . . Quartier, Stand einer Armée, oder Kriegs-Voleks . . ., gemeiniglich mit einem Graben und einer Brust-Wehr versehen . . . Quartier heisset auch das Viertel, die Gegend, oder Theile einer Stadt, oder eines Landes, Quartier, Gnade, Verschonung, mit Verweis auf Pardon . . . ; Pardon geben, Quartier geben, . . . Donner Quartier, heisset, wenn im Treffen, oder auch nach demselben, die siegende Parthey dem Unterliegenden das Leben schencket, und sie zu Kriegs-Gefangenen machet; . . . dazu noch . . . eine im Kriege sehr gebräuchliche RedensArt . . . Bei Frisch 1741 mit vielen bereits gebuchten Zuss. und mit den versch. Bed. Wiederum eingehend bei Eggers 1757 Quartier, dieses Wort hat im Kriegswesen vielerley Bedeutung. Erstlich heisst es das leutselige und freundliche Betragen, welches die Sieger gegen die Überwundenen spüren lassen, wenn selbige sich ausser Stande, sich länger zu wehren, sehen. Man saget Quartier geben . . . Q. versprechen . . . ; kein Q. haben wollen . . . usw. Quartier, heisst ferner der Ort, der Stand, eines Theils der Armee, bey Belagerungen . . ., und auch das Kriegsvolk an sich selbst, welches den Posten occupiret . . . Q. geben, heisst im Kriegswesen einem Überwundenen das Leben schenken, und ihn gefangen nehmen. Eingehend und wieder mit Zuss. bei Adelung 1777. 1808 Quartier, . . . der vierte Theil eines Ganzen . . . ; ein bestimmtes Mass trockner u. . . . flüssiger Dinge, wo das Quartier in vielen Gegenden für Quart üblich ist, dagegen in andern Quart, Quartier u. Quartierchen noch unterschieden werden . . .; auf den Schiffen . . . die Zeit von 24 Stunden in Absicht der Wachen in vier Theile getheilet, deren jeder denn gleichfalls ein Quartier genannt wird . . ., in den Gärten . . . die Abtheilungen in den Luststücken . . .; der vierte Theil einer Stadt und ihrer Bürgerschaft, inngleichen einer Gegend, oder eines Bezirkes, in welchem Ver-

Quartier stände doch das deutsehe Wort Viertel . . . üblicher ist . ..: ein viereckter Theil eines Ganzen . . . Das Quartier ..., der Ort wo man sich eine Zeitlang aufhält. Zunächst bey den Soldaten, welche jedes Gebäude, wo sie sich eine Zeitlang aufhalten, im Gegensatze des Aufenthaltes im Lager unter den Gezeiten, ein Q. zu nennen pflegen . . . Dazu eine Reihe von Zuss. u. Redewendungen wie Winter-Q.-e, Haupt-Q. u. a., bey jd. im Q. liegen u. ä., die hier aber ohne Eigenwert sind. In weiterer Bedeutung wird, besonders im gemeinen Leben, eine jede Wohnung, ein jedes Logis, man mag solche nun auf immer, oder nur auf eine Zeit bewohnen, ein Q. genannt. Ein gutes Q. haben . . . Jd. ein Q. bestellen . .. [bei Geliert:] Das Q. eines Gesandten . . . Figürlich ist im Kriegswesen, um Q. bitten, um Verschonung seines Lebens bitten; einem Gefangenen Q. geben, ihm das Leben schenken; kein Q. geben, alles niedermachen. Bei Campe 1801 Dieses Zwitterwort wird in vielerlei Bedeutung genommen; wir können es aber in jeder .. . entbehren. Es wird nämlich für Viertel gebraucht, z. B. in Stadtviertel; als ein Mass für halbe Kanne . . .; für Einlager, Herberge und Wohnung . . .; und in der Redensart Q. geben, Verschonung, Schonung oder Gnade widerfahren lassen; man gab kein Q. . . . man schenkte keinem das Leben . . ., man Hess alle über die Klinge springen; und endlich in der Wappenlehre eine Schildabtheilung . . . Campe 1808 bucht nur Quartier als Eigenname eines Maßes u. gibt — wie schon Frisch 1741 — landschaftl. Verschiedenheiten zu dessen Größe an; . . . wenn man eine Stadt in fünf, sechs Q.-e theilt. Campe 21813 verdeutlicht die Anwendungsbereiche von Stadtviertel, deren es auch mehr als vier geben könne, u. von Schildabtheilung, wofür er nur Feld einsetzt. Im Zusatz Nachtquartier, Hauptquartier (s. u.). Bei Heyse 1804. Bei Petri 21812. Bei Heyse 8 1838 mit der neuen Verdeutschung Unterkufl usw. Bei Sanders 1871. Bei Kehrein 1876. Die Zahl der Zuss. ist außerordentlich groß und wird immer noch vermehrt. Die bedeutungsgeschichtlich wichtigsten u. geläufigen werden aufgeführt; im übrigen wird verwiesen auf DWb. Sanders 1863. 1871. Kehrein 1876. Zuss.: z. B.: Q u a r t i e r a m t Goethe 1822 Kampagne (XXXIII 7) In Trier . . . fanden •wir die Stadt . .. überlegt, von allerlei Fuhrwerk überfahren, nirgends ein Unterkommen; die Wagen hielten auf den Plätzen, die Menschen irrten auf den Strassen, das Q., von allen Seiten bestürmt, umssste kaum Rath zu schaffen. Normann um 1850 (Erinnerungen) 43 . . . das Q. aufsuchen und für das Unterkommen meiner 4 Fremdwörterbuch

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Leute u. Pferde sorgen. In Groß- u. neuerdings in Kleinstädten . . . von den örtlichen Verwaltungen eingesetzt: Zuweisung von Quartieren an Fremde, Feriengäste. — Q . - b i l l e t „schriftliche Anweisung auf Unterkunft" (in Krieg u. Frieden); vgl. Bd. I S. 85 Billet, mit Lautvarianten aus frz. billet de logement. — Q.b i l l e t ist demnach eine aus der Verkürzung entstandene neue u. verdeutlichende Zuss. Lang, Memoiren I 279 .II 132 [aus d. J . 1795 u. 1810]. Roos 1832 Leben 13. Holtei 1854 Schneider I 13. Mahler 1860 Müitär. Bilderbuch 62. Suckow 1862 Sold'leben 349 [hier Beleg des berüchtigten „Je ne paye jamais!" . . . dieses wohlfeile Verpflegungssystem der Truppen . . .]. Hohenlohe-Ingelfingen 1864 bis 70 Leben I I I 335. Schlägel 1868 Soldat 76. Derblich 1895 Militärarzt I 73. Thäter 1911 Feldzugserinnerungen (1870/71) 111. — Gebucht bei Eggers 1757 QuartierBillets mit Verweis auf Billets, Billets de Logement, Einquartierungs-Zettel . .., auf welchen die angewiesene Quartiere, bemerket . . . sind. — Vgl. gleichbed. Q . - s c h e i n , - z e t t e l ; BiUet (Bd. I S. 85). — Q . - f a h n e [(für Straßburg a. 1672 eingehend, s. Quartier (4); ZGO 84 (1932) 95)]. Schiözer 1780 Briefw. histor. Inh. VI 61. — Q . - f r a u „Frau, die alleinstehenden Herren, Studenten und Schülern, jungen Lehrern ,Kost u. Logis' gibt, in vielen, überwiegend „Österreich." Belegen z. B. 1781 Hausball 15 [ein als Armenier „maskirter" Abbé kommt mit s. Q. auf den Hausball]. — Tuarko 1866 Zerrbilder 38. — Weberitsch 1924 Leben 179 [Beleg um 1885; Klagenfurt]. Brandl 1936 Inn 90 [um 1875; Wien], 223 [um 1890; Göttingen] ärgerte sich über s. Q., die stets von der aus dem Laden geholten Butter unten eine Scheibe wegschnitt und zog sie vor Gericht; die Beklagte verblüffte die Richter durch die Erklärung, das sei nicht Diebstahl sondern Sitte, und rief ein Dutzend anderer Q.-en als Zeuginnen auf . . . Perutz 1918 zwischen 101 [Wien], — Wöhrle 1940 Ausfahrt 75 [Elsaß]. — q . - f r e i „befreit von Truppeneinquartierung" u. Q . - f r e i h e i t gl. Bed., bes. aber im Staatsrecht von der Unverletzlichkeit des Gesandten, z. B. Gebauer 1749 Grund-Riß 198 [1687 Beendigung der Q. nach dem Tod des französ. Gesandten am päpstl. Hof]. — Thomasius 1701 Kl. Sehr. 219. Beier 1710 Von Hofe-Handwerkern (Reg.). Callières 1716 Abgesandte 125 (Übers.). Haym 1738 Jurist. Lex. Jus asyli, legatorum aedibus competens. — Cramer 1769 Nebenstunden L X X X I I 38 Q. derer Wirthshäuser. Leisewitz 1780 Tagebücher I I 64. Mayr 1809 Gen.-Index Baiern 542 [der Post-

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Quartier

beamten zu München]. 1843 Holtzendorffs Rechtslex. I I I 676. 1859 Staats-Wb. IV 243 Quartier-Freiheit der Gesandten (la franchise de l'hotel, jus franchisiae sive franchisiarum), welche man . . ., namentlich am päpstlichen Hofe, auf das ganze Stadtquartier der Hotels ausdehnte . . ., ist . . . meistens zurückgenommen . .. Gebucht bei Stieler 1691 Quartier- oder Soldatenfrey, Uber a receptione militum. — Bei Bädlein 1711 (DWb.) Quartierfreiheit. Bei Fäsch 1726 Quartier-Freyheit, Exemtion du Logement de Gens de guerre. Bei Sperander 1727 Quartiers-Freyhe.it fremder Gesandten besteht sonderlich darinnen, daß nicht nur ihre Personen und Bedienten in dem Quartier, welches sie bezogen haben, nach dem allgemeinen Gesandten-Rechte und Gewohnheit von aller Jurisdiction der Obrigkeit des Orts befreyet sind; sondern es haben auch fremde Personen, so gar auch Capital-Delinguenten, wann sie in das Quartier eines Gesandten ihre Zuflucht nehmen, dergleichen Immunität zu geniesen. Bei Fäsch 1735 . . . von denjenigen Orten gesagt, welche mit Belegung der Quartiere vor die Troupen verschonet werden. Bei Eggers 1757. Bei Adelung 1777. 1808 . . . Q. der Gesandten, dass ohne ihren Willen keine Gerichtsdiener in ihre Wohnung kommen dürfen. Q u a r t i e r g e b e r = „ Q u a r t i e r w i r t " , nur selten belegt z. B. Thäter 1911 Feldzugserinn. 111. — Q.-in s. Beleg Q.-frau. — 1929 Land am Oberrhein 105 (im Elsaß „Q.-geber" gegenüber den Soldaten als „Q.-gästen"). Bäumer 1946 Band 325 [bei längerem Wohnen]. 326 [bei nur kurzem Aufenthalt]. Offenburger Tagebl. 27. 5. 1964 [für Fremde bei Vereinsveranstaltungen u. a.]. — Daneben gesenkt im Dirnenleben der Großstadt z. B. Lokesch 1927 Forts, von Scherr, Kulturgesch. 700 . . . die Q.-geberinnen wegen Kuppelei bestrafen. Die Dirne, später einmal, wenn auch sie den Beruf einer „Zimmervermieterin" ergriffen hat . . . Süddtsch. Ztg. 25. 8. 1960 Q.'-geberin [München; ohne Nebensinn]. Q.-geld Nicolai 1783 Reise 1 1 8 1 [Ansbachische Truppen] bekommen Q.-er, und wohnen in den Vorstädten bey den Bürgern. KochSternfeld 1810 Salzburg 1212. Blücher 1813 Br. 159. Schneider 1860 Bayer. Mil'ökonomie I, 1; 107. — Bauernfeld 1851 Kategor. Imperativ ( V I I 8 0 ) [bestimmte Einnahmen des Univ'Iehrers neben den Kollegiengeldern]. — Schäffle 1878 Bau I I I 200 [Miete für eine Wohnung], Gebucht bei Fäsch 1735 QuartierGeld, heisset bey der Militz, das Geld, so den

Officiers und Gemeinen vor die . . . Quartiere, die sie aber nicht beziehen, gereichet wird. Q.-genösse Iselin 1762 Träume 169; dazu 171 Q.-versammlungen [in Iselins schweizerischem Idealstaat]. — Q . - l a s t a. 1798 (Flugschriften 71). Martens 1824 Militärverpflegung 23 allgemeine Q. (Servis, Dach und Fach). — Dörfler 1947 Sohn 212. — Q . - s l e u t e , kennzeichnend Österreich. Bez. für die Mieter einer Wohnung (österr. Partei) in ländlicher Umwelt; daneben Herbergsleute gl. Bed. (Kretschmer, Umgangsspr. 335). Literar. Belege: Weberitsch 1924 Leben 159 [Wien; um 1880]. Dann „Leute, bei denen der Soldat einquartiert ist" Cibura 1933 M. G. 31. Ostdtseh. Wissenschaft 7 (1960) 11 (u. ö.). — In anderer Bed. 1785 f. Hamburg (s.o. Quartier Bed. 4; vgl. dazu Q.-smann im DWb.). — Gleichbed. mit Q. g e b e r (s.d.) Offenburger Tagebl. 3 . 4 . 1 9 7 0 . Q . - l i s t e s. R a n g l i s t e . — Q . - m a c h e r (meist Plur.) „die der Truppe vorausgeschickte kl. Abteilung, die die Quartiere erkundet („Q. macht") und die Offiziere u. Mannschaften einweist" Berenhorst 1798 Kriegskunst I I 97. Hebel 1811 Schatzkästlein (NL C X L I I 339). Mauvillon 1829 Einquartierungs-Wesen 219. Mahler 1860 Militär. Bilderbuch 62. 163. Hohenlohe-Ingelfingen 1864—70 Leben I I I 329. Kretschman 1870—71 Kriegsbr. 374. Leibig 1887 Erlebn. 66 [1870]. Laßberg 1906 Kriegstagebuch 268 . . . „Quartiermachen mit Hindernissen" . . . [1870]. Thäter 1911 Feldzugserinn. 141 [1870]. Renn 1929 Krieg 404. Singer 1937 Münsterturm 292. Einmalige Verwendung des Wortes 1870/71 für einen Hauptmann, der die feindliche Stellung sturmreif schießt (Nachweis bei Horn, Soldatenspr. 60). — Süddtsch. Ztg. 1. 3. 1949 [Flüchtlinge als] Q. der größten Völkerwanderung [im II. W.Kr.]. Q. noch im Bild des Militärischen, aber aufs Bürgerliche bezogen: Raabe 1864 Hungerpastor 203 . . . sagte der Leutnant . . ., daß Sie etwas über das Haus erfahren, zu welchem ich Sie führe. Wer weiß, ob Sie den Q. nachher nicht tausendmal zum Henker wünschen! . . . für Wanzen, Flöhe und dergleichen Ungeziefer wird nicht garantiert. .. Homberger 1884 Selbstgespr. 68 Daß im Jahrhundert der „historischen Schule" der so unhistorische Sozialismus zu solcher Gewalt gelangt und daß die „historischen" Nationalökonomen ihm zu Q.-n dienen . . . Entfernter: von der Ankunft der Störche am Oberrhein Meister Adebar . . . als Q. : Offenburger Tagebl. 21. 3. 1969.

Quartier Süddtsch. Ztg. 2. 5. 1952 Japan schickt Q. nach Bonn [zur Vorbereitung der künftigen japan. Botschaft]. Zobeltitz 1901 Wein 88 da er ein weinkundiger Herr war, so sandte er als Q. auch einen weinkundigen Diener voraus. Petersen 1932 Goethezeit 22 [Goethes Werther] kam als Q. .. . nach Weimar und belegte das Herz der Frau Stallmeister für seinen Goethe. Th. Heuss um 1933 „Mißtrauen und Heuchelei sind die Q.-macher seelischer Unfreiheit" [als Zitat 1954 Begegnungen 110]. M. N. N. 19. 8. 1944 der örtliche Wohnungsbeauftragte, der Q. [der Ausgebombten Unterkunft zuweist]. Q . - m ä c h e r : ich komm als Q. sagt der Vater, wenn er zu Besuch kommt u. seine Angehörigen kommen noch nach (Rhein. Wb.; aber auch allgemein üblich). Q . - m e i s t e r „Vorsteher eines der Bezirke ( Q u a r t i e r e s. Bed. 4) der hochmittelalterlichen Stadt" (1); „der nach Wahl des HeerLagerplatzes im Feld durch den Feldmarschalk für die Einweisung des zugeteilten Lagerplatzes oder bei Inanspruchnahme fester Unterkünfte für die Verteilung der Offiziere und Mannschaften seines Regiments ( Q u a r t i e r s. Bed. 2) Verantwortliche" (2) (dem die Furiere unterstellt sind), also ein „Kriegsamt", freilich mit nicht immer gleichbleibender Rangstellung seines Inhabers; erst im stehenden Heer u. bei anderen, nicht mehr entscheidenden u. selbständigen Dienstobligenheiten nach und nach zur Unteroffiziercharge entwertet; aber andererseits gehoben; im ehemaligen dtsch. Heer ein Generalstabsoffizier, dem die Leitung der gesamten Versorgung eines Armeekorps, einer Armee unterstellt war; vgl. noch G e n e r a l - u. R e g i m e n t s q u a r t i e r m e i s t e r ; seemannssprachlich „Gehilfe des Schiffers und Bootsmanns"; eigtl. „Unteroffizier über ein Viertel der Besatzung" (3); in jüngster Zeit im Bereich der „Umquartierung" Bombengeschädigter, Heimatvertriebener" (4). Der hochdtsch. Bildung Q u a r t i e r m e i s t e r entspricht ndl. Kwartiermeester, das neben dem selbständigen ndl. legermeester, „der den Lagerplatz zumißt, zuteilt", steht. Zesen verdeutschte Q. mit Lägermeister (ZfdWf. XIV 79), wohl in Anlehnung an ndl. legermeester. Gegen die Sprachreiniger wendet sich Weise 1673 Erznarren 67 Das Hochteutsche muss auch verständlich seyn, und muss nicht wieder die Natur der Sprache selbst lauffen . . . Wann ein Soldat wolte . .. den Q. Hr. Wohnungs- oder i*

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Herbergenmeister nennen: . . . wer würde ihn mit den neugebackenen Wörtern verstehen? — Frz. quartier-maitre, auch quartier-mestre (17. Jahrh.) ist Übertragung des dtsch. Wortes Q u a r t i e r m e i s t e r u. gilt zunächst, wie in den dtsch. Heeren, den Quartiermeistern bei berittenen Truppen, wird im frz. Heer aber bezogen auf den „rnaitre de quartier" fremder, verbündeter oder fdl. Regimenter (Littrö. H.-D. Gamillscheg. Admis ä l'Ac. 1762. Die weitere Bed'gesch. ebenfalls bei Littre); vgl. noch ndl. Kwartier meester! Belege: 1. a. 1525 . . . seint durch die 4 verortnete viertl hauptleut alle burger und inwoner zue Fiessen [Füssen] . . . gar ordentlich beschriben und in 4 quart aussgetailt worden und iedlichem quartier ein haubtman oder quartiermaister zuegeortnet worden (Baumann, QGB. I 422). Volkslied 1525 [der Rat zu Heilbronn] thet die stat in vier teil teilen und iedes viertel also schon das solt zwen quartiermeister han, ein vom rat und ein von der gemein. . . Auas iedem viertel . . . sollen allwegen fünfzehn geben ein rottmeister .. . (Liliencron I I I 460). Vgl. noch Schweizer. J d . mit Nachweis für Q. als militär. Beamter, dem die Verwaltung je eines der 12 Quartiere des Kt. Zürich unterstellt war. Später Beleg: Flögel 1768 briefl. (Briefe Gelehrter an Klotz 1142) . . . obgleich die meisten Mitglieder [des Magistrats zu Jauer] aus Cameralisten und Q.-n bestehen. 2. Philipp von Cleve, Anfang 16. Jahrh., Kriegsbuch (Mones Anz. VIII 116) Vom Ambt des obersten q.-s. Um 1525 Kriegs Ordnung G 5». Haarer 1525 Bauernkrieg 73. Busteter 1532 Bericht 7. Schertlin von Burtenbach 1532 Br. 10 [Besetzung der höchsten Befehlsstellen der Reichshilfe gegen die Türken; Schertlin als obrister leutinant hat in seinem Befehlsbereich] alle hohe ämpter als proüosen, schulthaissen, wachtmaister, quartiermaister, veldwaibel etc. etc. ämpter besetzt. Frontinus 1542 Kriegsanschlege 37". 45 a . Fronsperger 1555 Kriegsbuch = 1558 Kriegs Reg. 39 a . . . Q.-s der Reisigen, Ampt, Beuelch vnd Eyd [Abdruck der Stelle in ZfdWf. VIV 55]. Fischart 1575 Garg. 316 [Q. in der militär. Rangordnung], Golius 1579 Onomasticon 170. Ferdinand II. von Tirol 1584 Speculum 14 [Q. in der Rangordnung der] Kriegsämbter, als Schulthaiss, Wachtmaister, Q., Zeugmaister, Profoss, Prouiantmaister . . . Jungkhanß von der Olßnitz 1590 Krieges Ordnung C 4°. D l a . Schwendi 1593 Kriegs Discurs 96 (u. ö.). Mallinger 1613—60 Tagbücher (Mone,

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Quartier

QS. I I 546). Wallhausen 1615 Kriegskunst zu Fuß 121 — 1616 Kriegsmanual 134 — 1617 Corpus militare 100. Henisch 1616 Teutsche Sprach (Reg.). Marolois 1627 Geometria (Übers.) Vorr. 3 a . Mengering 1642 Quartiermeister (Titel). Schorer 1644 Spr. verd K 4 a / b . Bürster 1647 Schwed. Krieg 106. Duez 1652 Nomencl. 208 Le quartiermaistre, mareschal des logis, der furier, der q. . . . Grimmelshausen 1670 Springinsfeld (III 252) [nachdem die Unruhen u. Meutereien im Regiment niedergeschlagen sind] . . . wurde ich noch vor dem völligen Frieden aus einem Forier zu einem Q. Brulig 1683 Wien 278. Dilich 1689 KriegesSchule I 41. Wagner 1724 Soldatenbibliothek 293. Fleming 1726 Soldat 175. Montecuculi 1736 Kriegs-Nachrichten 5. Humbert 1745 Vaubans Angriff I I 101. Berenhorst 1798 Kriegskunst 148 Oberstenq. I I 129 Q.-leutnante. Görres 1798—99 Rübezahl (I 313). — Stegemann 1930 Tage 23. Dittmer 1938 Deutscher 117. Oberg. Görlitz 1967 Gesch. Generalstab 304. Weitergeführt Weise 1673 Erznarren 9 er reisete fort und nahm niemand mit sich als drey Diener, einen Hofmeister, einen alten Verwalter, der die Quartiermeister-Stelle vertreten solte, und einen Mahler . . . Bildlich nur selten verwendet: Wezel 1777 Erzählungen 153 [der Literarhistoriker ist] einer von den Q.-n des deutschen Parnasses, einer, der die sämtlichen Truppen des Apollo in Regimenter und Kompanien verteilt, und Buch und Register darüber hält. 3. „Unteroffizier über ein Viertel der Besatzung." Belege seit frühem 17. Jahrh. bei Kluge, Seemannsspr. 639; vgl. oben Bed. le. Wichtiges Zeugnis Saar 1662 Kriegs-Dienst (Zugab) 4 biss die acht Gläser, oder vier Stunden [eines Quart, einer Wacht] aus sind; denn wird die gantze Glocken gelautet, und so wohl ein anderer Officier mit seinem so genannten Quartir, als Mast- und Steuermann, die die Ordnung trifft, durch den Quartier-Meister gewecket, der in das untere Schiff gehet, und laut ausruffet die vorige Wacht abzulösen, welche es treffe. Schiffs-Q. Schnabel 1731 Insel Felsenburg 158. 4. z. B. M. N. N. 13. 11. 1944 Das Sorgenvollste sind . . . die Übergangswochen mit Regen und nassem Schnee, mit trüben Tagen ohne Sonne und all den Problemen, die nun erst einmal angepackt werden müssen. Aber auch sie werden uberwunden werden . . . mit Hilfe des Q.-s, der die Sorgen und Nöte der Umquartierten kennt.

Gebucht bei Schottel 1663 Quartirmeister als Zusatz zu Quartier, regio urbis u. beim Stichwort Furier metator. mensor. Quartiermeister, furieren diversari ordonner les quartiers. Bei Stieler 1691 Quartirmeister militarium hospitiorum mensor, designator, metator. Bei Wächtler 1709. Eingehend erst bei Fäsch 1726 QuartierMestre (1735: Q.-meister), ist ein Unter-Officier bey einer Compagnie zu Pferd, welcher vor derselben Quartier sorget, und so viel als ein Fourrier bey einer Compagnie zu Fuss ist. Bei Sperander 1727 Quartier-Meister / ist ein UnterOfficier bey einer Compagnie zu Pferd, welcher vor derselben Quartier Sorge trägt, und so viel als ein Fourrier bey einer Compagnie zu Fuß ist. Bei Fäsch 1735 noch Quartier-Meister zur See, auf den Schiffen ist der Q. gleichsam des Schiffers und Boots-Manns Gehülffe. Er traget Sorge, daß das Volck zu rechter Zeit auf das Quart oder Wache ziehet, daß die Pompen in guten Stande, und daß das Schiff beständig rein gehalten werde. Bei Eggers 1757 Q. mit Verweis auf gleichbed. Maréchal des Logis. Bei Adelung 1777. 1808 Der Q. und auch dessen Gattinn, die Q.-inn, eine Person, welche . . . für das Quartier, d. i. die Wohnung anderer, zu sorgen [hat]. Besonders im Kriegeswesen . . . Quartier auf den Schiffen . .. Der Q. [hat] vornehmlich auf die Besetzung der Quartiere, d. i. der Wachen, acht. Bei Campe 21813 Q., der bei den Soldaten .. . die Pflicht hat, für das Lager des Heers, es mag ein Feldlager oder ein Einlager (Cantonirungsquartier) sein, zu sorgen; also der Lagermeister . . . Auf Schiffen, der Gehülfe des Schiffers, der für die gehörige Besetzung und Ablösung der Wachen zu stehen hat. Diese Wachen werden in der Seesprache Quartiere genannt. Bei Heyse 1804 mit der Verdeutschung der Herberge- oder Einlager-Besorger (bey den Soldaten) ; Schirmmann für den Q. auf Schiffen. Bei Petri 21812 nur mit der Verdeutschung Einlager-Besorger ; Schirmmann auf Schiffen, der 31817 noch Rastmeister hinzufügt. Frz. quartier-maître (s. o.); aber e. quartermaster seemannsspr. seit Mitte 15. Jahrh., heeressprachlich seit 1600; wohl Entlehnung aus dem Dtsch., Frz. oder ndl. Kwartiermeester (NEDict.). Q . - m i e t e Hippel war sie wegen Q. sehr verlegen. Ostern und Michael waren Zinstag und Jammertag wie sie sagte (DWb.). — Q . - r e c h t Kreittmayr 1769 Grundriss I §21. §75. — Q . - s c h e i n , gleichbed. mit Q.-billet u. Q.z e t t e l , Martens 1864 Militärverpflegung I I I 118. Q . - s t a d t Gebucht bei Frisch 1741, bei Gröben 1774, bei Adelung 1777 die erste und

Quartier vornehmste Stadt in jedem der vier Quartiere oder Classen der ehemaligen Hansestädte, welches Lübeck, CÖln, Braunschweig und Damig waren. — Nachweis für drei Q . - s t ä d t e Danzig, Elbing, Thorn s. Zfpreuss. Gesch. 7 (1870) 611. — Q . - s u c h e r [einer Wohnung in Berlin] Imhoff 1831 Br. 104. — Q . - t r ä g e r = „ Q u a r t i e r g e b e r , - w i r t " Suckow 1862 Sold'leben 151 . . . Die Q. [im Thüringer Wald], diese gutmüthigen Sachsen empfingen ihre Gäste .. . aufs freundlichste; aber uxis sie nicht hatten, konnten sie nicht geben . . . 152 beim Eintreten in das mir von meinem freundlichen Wirthe angewiesene Zimmer. Martens 1864 Militärverpflegung 154. I I I 38. Derblich 1889 Militärarzt 165. — Q . - t r u p p e , offensichtlich Neuprägung zur Bezeichnung einer bestimmten Einheit; diese versorgt die anderen Truppengattungen mit Betriebsstoff, Verpflegung, Bekleidung, Geldmitteln und bestimmten Materialien (vgl.: Süddtsch. Ztg. 17. 8. 1957). — Q.v e r e i n N. Z. Z. 24. 5. 1943 [für Zürich], N. Z. (Basel) 21. 3. 1949 Die Aufgaben . . . beschränken sich . . . auf rein örtliche Interessen . . . N. Z. Z. 18. 9. 1970 [für Schwamendingen; Ziel] . . . der Vermassung und der Anonymität in diesem Großstadtquartier entgegenwirken u. die zwischenmenschlichen Beziehungen fördern . . . — Q . - V e r p f l e g u n g Cancrin 1820 Militairökonomie I 138 (u. ö.). Martens 1824 Militärverpflegung 23 (u. ö.) — 1846: 117. I I I 152 (u. ö.). Feiß u. Good 1872 Verpflegungswesen 24. Meixner 1895 Verpflegung I 84 — 1904: IV 37. Q . - w a c h t eingehend gebucht bei Fäsch 1735 (s.o. Bed. l e ); dann bei Eggers 1757 Quartierwacht .. . auf den Schiffen die Zeit, binnen welcher ein Theil des Schiffvolks wachen muss, bis es von andern abgelöset wird. Das Quart . .. wird durch die Sand- Uhr, deren jede eine halbe Stunde hält, gerechnet ... So oft man ein neues Quart anfängt, wird mit der Glocke geläutet, damit es das Schiffsvolk höre ... — Q.-wechsel „Umzug"; früher Beleg a. Goethe (DWb.). — In jüngster Zeit häufig, z. B. Süddtsch. Ztg. 20. 1. 1951 . . . die technische Hochschule in Karlsruhe, die nach der Zerstörung ihrer alten Gebäude in Kasernen gezogen ist, bangt um einen neuen Q. — q.-weise 1684 Getrost. Europa D 3 ^ . . . q. in Regimenter und Compagnien austheilen. — Q. - w e s e n Reichenbach 1787 Beyträge VII 79 das Servis- und Q. — Q . - w i r t , gleichbed. mit Q u a r t i e r g e b e r , - t r ä g e r ; z . B . Hartmann 1885 Erlebtes 39. 1890 Im Felde 341. W. II. 1927 Leben 233 [Adlige als] Q.-e [im Manöver].

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Süddtsch. Ztg. 5. 5. 1950 hatte ein Betrüger, der sich für einen Bußlandheimkehrer ausgab, mehrere Q.-e beslohlen. — Q . - w i r t i n [,Zimmervermieterin' u. ä.] Polenz 1892 Unschuld 169. — Cibura 1933 M. G. 131. — Q.-zeitCrophius 1710 Augspurg (Titel) während FrantzösischBayrischen Q. [„Besatzung"]. — Q . - z e t t e l Wallhausen 1616 Kriegsmanual 134. Duez 1652 Nomone]. 237 les etiquettes, les billets, die quartierzedel . . . — Laukhard 1797 Leben IV, 2; 171. Schüler 1800 W. L. (H. XV 43) . . . schreiben sie uns in der Wiener Kanzlei Den Quartier- und dem, Küchenzettel [in Reim auf Bettel; gemeint ist die spätere Verpflegungsvorschrift]. Preuss. Jahrbücher 111 (1903) 64 [1866. Hannover]. Leibig 1887 Erlebn. 36 [1870]. — Barsch 1905 Von einem, der auszog 1436. Vgl. Q u a r t i e r b i l l e t . Wohl einmalige, scherzhafte „ Q u a r t i e r s u c h e " mehrer Wildschweine, die in einem Dorf Schweineställe, Garagen und Scheuern als Unterkunft u. als Domizil wählten (Offenburger Tagebl. 31. 1. 1968). A b e n d q u a r t i e r , wohl einmalige Bildung Münchner Stadtanzeiger 29. 4. 1960 [der Vögel in den Baumanlagen um den Stachus]. A b s t e i g e q . „Unterkunft; Wohnung auf vorübergehende Zeit (auf Reisen von Fürstlichkeiten, vornehmen u. hochgestellten Persönlichkeiten)" seit II. H. 18. Jahrh. (1), „Hotel" — vgl. die noch anfangs 20. Jahrh. übliche, seither abgegangene Redewendung, die bes. in Zeitungsmeldungen üblich war, . . . ist abgestiegen im Hotel... — (2), nur gelegentlich für einfache Ansprüche (a), seit 19. Jahrh.; „Unterschlupf" (für Liebende; bes. im Dirnenwesen der Großstädte) seit II. H. 19. Jahrh. überaus häufig (3). „Gewahrsam" (mit ironischer Nebenbed.) (4). Vgl. frz. pied-ä-terre gl. Bed. (17. Jahrh.; adrnis ä l'Ac. 1798; Littre. H.-D.). Belege 1. Wieland Die eine Wohnung in der Stadt hatten, hielten sich dort nur ihrer Geschäfte wegen auf, betrachteten sie als bloßes A. und kehrten, sobald sie konnten, wieder aufs Land zurück (Sanders 1863). Goethe 1784 Br. (VI 379). Archenholtz 1787 Englandl 165.Goethe 1790 Br. (1X219). Förster 1791 Ansichten (IX 221). Blücher 1815 Br. 292. 1819 Br. von u. an Schlegel 241 . . . mein Haus als Wohnung oder auch nur als A. Z. Krieges 9 (1827) 203. Heinzen 1845 Mehr als 20 Bogen 34. Köhler 1862 Erinnerungen I 4 mein Elternhaus ivurde bald das A. sämtlicher Priester der Stadt. Karlinger 1920 auf Altbayern 24. Voß 1920 Leben 248 [in Rom;

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Quartier

in der Bed. des „Heims" bei Befreundeten]. Sperl 1922 Ahnenbilder 218 A. [König Ludwigs II. auf der Trausnitz (ob Landshut)]. 2. Hauntinger 1784 Reisetagebuch 31 [Österreich. Geistliche] nahmen .. . A. [in München] beim Gasthause. — Schmeller 1826 Tagebücher 113. Bauernfeld 1831 Leichtsinn (19). 1838 Dtsch. Viertelj'schr. I I 41 Die Gasthöfe . . . verloren den Charakter bequemer häuslicher A.-e und wurden im eigentlichen Sinne Herbergen. Niendorf 1854 Paris 266. Wickede 1854 Kriegsleben 124 A. im Hotel de VEurope. — Gisbert 1879 Zeit-Aräbesken 35 . . . im „Kaiserhof" [zu Berlin] abgestiegen. Derblich 1895 Militärarzt I 105 [Hotel in Wien; um 1850], a) Sacher-Masoch 1876 Galiz. Gesch. I 16. Raabe 1879 Zum wilden Mann 62 mietete in einem Dorfe ein A. Rank 1896 Erinn. 163 [in Wien; um 1840 „Studentenbude"]. Perfall 1904 Künstlerblut 46 . . . das kleine Dörfchen...; das A. war ein vortrefflicher Platz zum Ausruhen .. . auch die spärlichen Sommerfrischler . . . störten nicht. Eyth 1904 Strom 37. Anet 1925 Ariane 48 ein verwilderter Sonderling, der .. . meist auf seinem . . . Gut lebte. In der Stadt hatte er nur ein A. von zwei Zimmern in einer bescheidenen Wohnung gemietet. LokalAnz. 8. 8. 1934 er wohne in einem armseligen A. für Seeleute. 3. Murger 1851 Zigeunerleben 2 (Übers.) Villon, dieser lärmende Gast in den A.-en der Eue Pierre Lescot. . . Rasch 1863 London 1107. Rutenberg 1877 Zinne 69 [in Paris; für Liebende], Schmölder 1900 Staat 43. Schmitz 1914 Frankreich 21. Licht 1925 Liebe 35 [in der Antike; Dirnenwesen] . . . Ab.-e, die den „Zimmern auf Stunden" in unseren Großstädten verglichen werden können. 1925 Sittengesch. d. Theaters 286. 1926 Sittengesch. d. Proletariats 294. Ostwald 1926 Kulturgesch. Berlins 650. Moreck 1928 Liebe 189. 215 (u. ö.) [daneben meist Stundenhotel 214], Brod 1928 Zauberreich 263 unverschämte Absteigequartiereinladung. Bayer. Gerichts-Ztg. 27. 8. 1950. Frankf. Allgem. Ztg. 4. 4. 1953 in den lichtlosen Zimmern ärmlicher A.-e. Münchner Abendztg. 11.6. 1953. Vgl. Moreck 1928 Liebe 5 Hotelabsteigequartiere. — Verhüllende Ausdrücke: Absteige, Dirnenabsteige, Privatzimmer, Appartement u. a. 4. [Eulenburg 1863 briefl. an Bismarck über Polen höherer Schichten, die in die Hausvogtei zu Berlin gebracht worden seien, wo sie] einstweilen ihr A. nehmen. — A b s t e i g e q u a r t i e r c h e n Goethe 1779 Tagebücher (I 92) — 1782 Br. (VI 71) [Knebel könne in seinem Haus] gelegentlich auch ein A. finden. — A r b e i t e r q .

Kohl 1844 E. u. W. I I 324 [in Manchester]; ebda II 378 Fabrikarbeiter-Q.-en. 1894 Not 126 [in mittel- u. norddtsch. Städten], Huret 1909 Berlin 20 aristokratischen und reichen Viertel des [Berliner] Westens . . . und die A.-e im Norden und Osten. Götte 1934 Arbeiter 15. Beutin 1957 Sehr. 334 die häßlich gebauten A.-e [der „Saisonarbeiter"] (wichtiger Beleg!). Vgl. Winnig 1932 Weg 154 Massenquartiere [f. Arbeiter; Gegensatz: Villen für Herrschaften]. — A r m e n q . Büchner 1882 Licht Anm. S. XXXV [Londons] = 1898 Sterbelager 359 A.-e und Lasterhöhlen großer Städte. — A u s w e i c h q . [im II. W.Kr. vielfach belegt]. In neuer Bedeutung: Stuttgarter Ztg. 1. 3. 1962 [das rasche Wachsen der Großstädte erfordere A.-e], — B u m m e l q . Freytag 1870 Br. an Hirzel 185 (s. Hauptq.). — B ü r g q . 1799 Br. Schweitz 183 das sogen. B. [Freiburgs (Schweiz)]. — B ü r g e r q . [der Soldaten in Krieg u. Frieden] 1779 Uber den Feldzug 35. — Diederichs 1918 Br. 320. Stegemann 1930 Erinn. 6. Winnig 1932 Weg 358. — [Stadtviertel mit den Wohnungen der Bürger Münchens; Gegensatz: der „Alte Hof"] Lieb 1947 München 47. E l e n d s q . , meist in der Mz. gebraucht: in . . . den modernen Großstädten, häufig mit Slums gleichbed. u. gelegentlich verdeutscht mit E l e n d s u n t e r k ü n f t e n u. - W o h n u n g e n . Belege z. B.: Gregorovius 1853 Wanderjahre 1117. — Nord u. Süd 53 (1930) 446. Geopolitik 10 (1933) 179. Leyden 1933 Groß-Berlin 183. Schumacher 1935 Raum 61. Besonders seit dem II. W.Kr. Stichwort, z . B . Neue Ztg. 9. 5. 1950 . . . E.-e . . ., Behausungen, die als menschenunwürdig bezeichnet werden müssen. Süddtsch. Ztg. 30. 8. 1952. 27. 5. 1955. 17. 5. 1957. 28. 8. 1957 E.-e, die bau- und feuerpolizeilich untragbar sind. 9. 5. 1958. 13. 9. 1958 . . . fristen in E.-en aus Kistenbrettern, Wellblech und Dachpappe ihr Dasein. Stuttgarter Ztg. 24. 3. 1959 Beseitigung der E.-e. Offenburger Tagebl. 23. 5. 1959 Sind diese E.-e heute tatsächlich verschwunden? Gibt es keine auf engstem und schlechtestem Baum mehr zusammengepferchten Familien mehr? Wohnen keine Menschen mehr in unwürdigen Quartieren. Süddtsch. Ztg. 7. 12. 1965. vgl. auch Schlesinger 1853 London I I 223 Q. des Elends, der kürzend den durch breite Straßen u. reiche Vororte .. . Manchesters hervorgehobenen Gegensatz a. Kohl 1844 Reisen E. u. W. I I 328 u. 329 wiederholt. — Frankf. Allgem. Ztg. 11. 3. 1970 . . . die Lebenswirklichkeit der Armen, Mühseligen und Beladenen, die Mitmenschen in E.-en, Kriegsgebieten, Gefängnissen. 7. 4. 1970.

Quartier Offenburger Tagebl. 4. 11. 1970 . . . Die unterernährten Kinder Biafras, von karitativen Organisationen gerettet, hehren jetzt nach Hause zurück. Ihr Zuhause: Elendsq.e. Verlorene Liebesmüh t F e l d q . Titelwort u. auch im Text mehrerer Fassungen eines Gedichts „Soldatentraum" des s. Zt. bekannten Dichters Bernhard von Lepel (datiert Sizilien 1848) — Gedichte 1866—84ff.; vgl. Fontane-Lepel-Briefwechsel (Ausg. Petersen I 333ff.; 358ff. z. J . 1851). Sicher ohne Kenntnis dieses frühesten Nachweises nach einer wohl etwas älteren Fassung auf ein Kriegserlebnis bezogen in einer Operette Freunds u. Holländers verwendetes Stichwort, doch als Ganzes nicht recht verbreitet, bis mit Beginn des I. Weltkriegs das Lied „Annemarie": „Im Feldquartier auf rauhem Stein" . . . neben dem „Argonnerwald" bevorzugtes Soldatenlied wurde, das auch in umfänglichen u. in landsmannschaftlichen Sammlungen (z. B. Künzig 1927 Liederbuch bad. Soldaten. Ausg. B. Nr. 99) Aufnahme fand (vgl. John Meier in „Mein Heimatland" 2 (1915) 62). Literarische Zeugnisse: Gläser 1929 Jahrgang 02 331. Graff u. Hintze 1930 Endlose Strasse, ein Frontstück (Druck 1933. S. 53). Spätere Belege: 1935 Im Fddquartier. Wochenschrift für Arbeit, Wehr u. Heimat (Titel). — Rombach 1947 Vittorino 508 [Gesamtbegriff .Feldzug']. Süddtsch. Ztg. 20. 10. 1959 Feldq. in Algerien. [Schilderung]. 1959 Quick Nr. 32 Im Feldq. auf rauhem Stein [Nachahmung des Hannibalzuges über die Alpen, die dabei mitgeführten Elefanten haben ihr Nachtlager auf rauhem Stein]. Die Wortwahl Feldquartier ist in poetischer Freiheit und im Klang wert begründet; genauer wären (gut bezeugt) Biwak, Beiwacht, Feldwacht und dann gegen Quartier (s. o. 1) gestellt; dies sicher auseinandergehalten von Gott 1923 Gesch. 83 [Vormarsch badischer Truppen 1870 auf Dijon] . . . waren . . . nicht aus den Kleidern gekommen, drei Monate lang kaum . . . in ein Bett; froh mußten sie sein, wenn sie Nachtquartier in einer trockenen Scheune fanden und nicht . . . jede Nacht Beiwacht halten mußten, Beiwacht auf dem nassen Erdboden, mit einer dünnen Lage Stroh . . . F r e i q . in neuerer Zeit „kostenlose Aufnahme von Fremden bei Tagungen . . .", z. B. Lokal-Anz. 3. 9. 1934. Soldatensprachlich für ,Arrest' Horn, Soldatenspr. 120. — F r e m d e n q . Michelis 1872 Reiseschule 55. — In der Bed. „Fremdenviertel" selten: 1630 Reise in's Hl. Land (hrsg. von Ammann 1921) 147 Pera,

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eine moderne, sozusagen ganz europäische Stadt, ist das Fr. par excellence [Konstantinopels]. G a r t e n q . Burckhardt 1888 Br. an Alioth 267 [Frankfurt a. M. „Stadtviertel"]. — G e s c h ä f t s q . Rodenberg 1863 Straßensängerin I I I 221 die langen Straßen, in denen es schon stille ward . . ., in den großen G.-en [Londons] (heute etwa „City"). — H a f e n q . van de Velde 1962 Gesch. 73 „Schippers Kwartier" . . .im H. [Amsterdams]. — H a n d w e r k s q . Heydt 1744 Africa u. Ost-Indien 95 [in Batavia], H a u p t q . „Sitz und Befehlsstelle des Heerführers" (1), seltener einer Partei oder politischen Gruppe (2), vereinzelt „Mittelpunkt", auch „Arbeitsstätte" einer wissenschaftlichen, literarischen, künstlerischen oder kaufmännischen Vereinigung (3); selten einer Verbrecherbande (4). Belege: 1. a. 1632 (Dtsch. Ztg. 17. Jahrh. 157). Um 1638 Teutscher Michel 206. Fleming 1646 Gedichte 169. Bürster 1647 Schwed. Krieg 128. Grimmelshausen 1670 Springinsfeld (III 251). Morhof 1682 Gedichte 85. 1707 Lebensspiegel 916. Eckart 1721 Nebenstunden 26. Wagner 1724 Soldatenbibliothek 204. Barth 1734 Tagebuch 187. 1746 Grab 12. Lichtenberg 1768 Aphorismen I 53. Gotzkowsky 1769 patriot. Kaufmann 158. Goethe 1793 Br. (X 61). Matthisson 1796 Helvetien (V 223). Berenhorst 1798 Kriegskunst II 53. Pütter 1798 Selbstbiogr. 77. Niebuhr 1806 Br. I 360. Blücher 1808 Br. 91. Goethe 1809 Tagebücher (IV 38). 1813—15 Prinzenbriefe 26. Dohm 1814 Denkw. 1155. Freiligrath 1844 Glaubensbek. (III 33). Bismarck 1849 Briefe 123 Es geht wie im H., Boten und Briefe alle vierte Stunde. Johann von Sachsen 1853 Lebenserinn. 268. 1861 Allgem. Mil'Enc. I I I 511. Freytag 1870 Br. an Hirzel 185 [aus Ligny 24. 8. 1870] . . . Einem civilen Mitmenschen ist unter den Kriegsleuten . . . das Gefühl voller Nützlichkeit versagt . . . Dazu kommt, daß ein H., wie unseres, ohnedies ein Bummelquartier ist, wo sich Alles zus'drängt, Prinzen, Johanniter, Sportsmen, Engländer, Zeichner und Journalisten, auf engem Räume . . . — 1870 Aufs. I 398 im H. unserer Armee vor Sedan. Kretschman 1870—71 Kriegsbr. 119. Stein 1872 Heerwesen 105. 106. Kiat 1888 Erlebnisse 14. KochBreuberg 1891 Jahre 10. Engel 1891 Ausgewiesen 215. Brandt 1901 Ost-Asien I I 117. Hertling 1919 Jahr 19 des großen Hauptq.-s [1914—18]. 135 H. des dtsch. Kronprinzen. Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 31 CharlevilleMeziires . .. zum „Großen Hauptq." ernannt [im I. W.Kr.] . . .

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Quartier

Bergsträsser 1947 Paris 4. Weizsäcker 1950 Eriim. 319. 345 (u. ö.). Müller 1954 Mars 25. Vgl. zu allem Görlitz 1967 Gesch. Generalstabes ; dann die Generalstabswerke der Kriege des 19. Jahrh. u. des I. W'Krieges. Zum Umbau der überkommenen Einrichtung der „Maison militaire" in das „Hauptq. Sr. Majestät" durch Wilhelm II. vgl. wichtige Nachweisung Wilhelm II. 1922 Ereignisse 19 ...Ich schaffte das Wort ,M. m.'ab... — 1927 Leben 108. — Misch 1952 Gesch. 181 [ergänzend; Bez. des militär. Gefolges auch im Frieden]. Nach dem Vorbild ,zur großen Armee einrücken oder sich versammeln' (für ,sterben'): Selbitz 1892 Raupenhelm I Vorw. S. V.: zum großen H. dort oben eingerückt (wohl kaum soldatensprachlich im eigtl. Sinn); vgl. Beleg Q u a r t i e r a. Raabe (Bed. 5) u. N a c h t q u a r t i e r . Kutscher 1917 Sold'lied 107 [ausführlich u. in gebundener Sprache]. 2. 1813—15 Prinzenbriefe 116 . . . diplomatischen H. — Raumer 1849 Br. Frankf.—Paris I 95 Berlin . . . von jetzt an . . . H. [der Demokraten], Nordau 1881 Paris 1150 H. der Bonapartisten [1151 in gl. Bed. Viertel]. — Dombrowski 1920 System I I 132. Wilke 1930 Erinn. 103 . . . H.-e der gegen Bismarch gerichteten Opposition. Lokal-Anz. 22. 2. 1933 die H.-e der Anarchisten. Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 111 [ironisch]: Der Führer der nationalsoz. Bewegung habe jetzt [ ~ 1930ff.], wie es einer Arbeiterpartei ja zukomme, sein H. im „Kaiserhof" [Hotel, Berlin]. — Frankfurter Allgem. Ztg. 10.12.1969 H. der revolutionären Gruppe .. . 16. 3. 1970 H. der Labour Party. Weizsäcker 1950 Erinn. 201 [Reichskanzlei seit 1938 als] Grosses H. — Süddtsch. Ztg. 10. 3.1960. Vgl. Stein 1850 Königthum 283 Hauptsitz [der Parteien und Presse 1848; wohl absichtliche Wortwahl!]; vgl. dazu weitere dtsch. Synonyme. 3. Goethe 1808 Br. (XX 234) Humboldt . . . hat sein H. in Erfurt aufgeschlagen — 1809 Br. (XX 368) — 1829 Ital. Reise (XXXII 141) [des Künstlerkreises]. — Burckhardt 1855 Br. I I I 231 Das abendliche H. ist die Zunft zu Schmieden .. . Scheffel 1856 Glück (Br.) 19 [in der Bayer. Staatsbibl.]. Dingelstedt 1879 Bilderbogen 116 [München] das wissenschaftliche H. der [ultramontanen] Partei . . ., die „historisch-politischen Blätter" . . . Stieler 1886 Krieg 167 . . . der dtsch. Geist und die dtsch. Kraft haben das H. in Versailles genommen [noch vor 18. 1. 1871 geschrieben!]. Mohl 1902 Lebens-

erinn. I I 431. Krüger 1904 Pseudoromantik 22 [Dresdner Liederkreis; Kind]—26 [Jena]. Neumann 1914 Einltg. zu Burckhardt, Briefwechsel mit Geymüller 7 [wichtiger Beleg zu B.]. Brandl 1936 Inn 134 ins Britische Museum, wo [der Anglist] Zupitza sein H. haben sollte, und richtig, ich traf den Fleißigen inmitten einer Flut vergilbter Pergamente — 156 Edinburg . . . lockte mich als ein unvergleichliches H. der schottischen Romantik. Stickelberger 1952 Dichter (XI 243) . . . Hamburg, Klopstocks H. Lieb 1952 München 154 [Görres.. .: wichtiger Beleg!]. Reinhardt 1957 Vermächtnis 363 [1872/73 Wilamowitz-Moellendorff im „Dienst" Mommsens] der . . . sein H. in Neapel aufgeschlagen hatte. Stuttgarter Ztg. 30. 1. 1968 Hongkong, das H. einer Legion offizieller und privater Chinabeobachter aus aller Herren Ländern. Frankfurter Allgem. Ztg. 14. 2. 1970 . . . im Genfer Bot-Kreuz-H. [in Nigeria]. Frankfurter Allgem. Ztg. 3. 4. 1971 H. [wirtschaftl. Großunternehmen]. 4. Schäffle 1878 Bau I I I 449 . . . waren die hauptstädtischen Viertel . . . das H. von Spiderheeren. Habs 1881 Anm. zu Murgers Zigeunerleben 442. — Lokal-Anz. 30. 8. 1933 das „H." der Verbrecher .. . Stuttgarter Ztg. 19. 3. 1962. 19. 2. 1964. Frankfurter Allgem. Ztg. 31. 8. 1971 [Überschrift] Dirnen-Absteige. [Text] . . . drei . . . Lokale, . . . Treffpunkt und H. eines internationalen Gangstersyndikates. Auf Schülerunruhen bezogen schon früh z. B. Smollet 1785 Pickle I 214 (Übers.) H. [rebellierender Schüler im Wirtshaus; im Nachahmen studentischer Bräuche!]. Scherzhaft Rundt 1929 Revue-Girl 14 Deinen frommen Wunsch . . . habe ich . . . ans himmlische H. weitergeleitet. . . . Der liebe Gott [scheint] .. . den Auftrag gegeben zu haben, er wünsche nicht gestört zu werden. .. . [Derb volkssprachl. Beleg 18. Jahrh.; eine berlinische Hökerin spricht] „I seh' doch Eener, so'n Endeken Milletär! dem schlag ick mit de Metze uf's H., det de janze preussche Armee wackelt!" (Wohlfahrt 1901 Bilder aus dem Friedensleben des altpreuß. Heeres 12). Gebucht bei Stieler 1691. Bei Fäsch 1726 Haupt- Quartier, Haupt-Lager, Quartier-General, Quartier du Roi, ist derjenige Ort im Felde, wo der commandirende General von der Armee, mit seinen vornehmsten Officiers logiret. Man pfleget es auch den General-Stab zu nennen. Bei Sperander 1727 Haupt-Quartier . . . also genennet, weil der commandirende General daselbst sein Quartier hat. Bei Fäsch 1735. Bei Adelung 1777. 1808. Bei Campe 21813 Das Haupt-

Quartier quartier, in der Kriegssprache, ist das Haupteinlager. H ä u s e r q . [„Stadtviertel"] Birt 1927 Lichtbilder 9 [Marburg an der Lahn], H i n t e r q . mildernd u. verhüllend in der Volkssprache und in Mundarten einer der zahlreichen Ausdrücke für den Hintern, schon alt belegt, vgl. Frey 1556 Gartenges. 50 . . . im hindern wertheil küssen. — Lauremberg 1652 Scherzged. 50 dat hinder Quarteer. — Schlicht 1875 Bayer. Land 64 (u. ö.). — Herzog 1929 Jugend 11 . . . auf einer Reihe von H.-en [der Schulbuben] den Pariser Einzugsmarsch trommelten; ebda auch ndd. dat Hinterviertel [Beleg um 1880]. — Münchner Stadtanzeiger 25.4.1952. — Verfeinert als H o a e n q . belegt M. N. N. 14. 2. 1944 [einer jugendlichen, aber ungeschickten Schneeschuhläuferin]. Laforgue 1887 Berlin (Übers. 1970. S. 107) Vorliebe für das Stämmige, breite Schultern, gewaltige Statur und den eng anliegenden Bock, unter dem sich ein exorbitantes H. abzeichnet. . . Vgl. z. B. Schweizer. Jd.; Fischer, Schwab. Wb.; Rhein. Wb. (auch Achterquartier). J u n g g e s e l l e n q . [„Wohnung . . ."] Zobeltitz 1902 papierene Macht I 16. Heilborn 1929 Revolutionen I 54. K r i e g s q . Schiller 1800 W. L. (H. XV 33) [im Reim: blasphemieren: Kr.'-en; allgem. „Unterkünfte der Armee während des Kriegs"]. K u n s t q . Riehl 1870 Vorträge I 33. Jünger und verdeutlichend K ü n s t l e r q . Heilborn 1929 Revolutionen I 59. — L u s t q . „Gartenanlage", bildlich z. B. Kongehl 1694 Der immergrünende Cypressen-Hayn und Lust-Quartier [Titel einer Gedichtsammlung im Kreis des Pegnitzordens]. Im eigtl. Sinn der Gartenkunst vgl. Gothein I I 270. M i e t q . Zobeltitz 1902 papierene Macht I I 27 . . . die Wohnung . . . Er war persönlich anspruchslos und hatte sich bisher mit einem kleinen M.. . . beholfen. Nun wollte er aber auch im Hause seiner Zeitung wohnen. N a c h t q . „Unterkunft (jeder Art): Nachtlager" im Krieg, auf Reisen; überaus zahlreich belegt seit I. H. 17. Jahrh., aber seit Beginn des 20. Jahrh. überrasch aus dem Schrifttum zurückgetreten, auch in Zeitungen nur noch vereinzelt belegt. Belege: z. B.: Bürster 1647 Schwed. Krieg 25 nacht quatier. 1686 Continuatio Speculi Speideliani 276 N. u. Still-Lager oder N. Weise 1697 Vertr. Gespr. 336. Uffenbach 1728 Tagebuch 7. Schnabel 1731 Insel Felsenburg I 271. Verdión 1748 Begebenheit I 209. Meiners 1775 Br. Schweiz I 119. Schüler 1781 [Räuberlied] Räuber (H. I 458) [Strophe 2:]

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Ein freies Leben führen wir, ein Leben voller Wonne, Der Wald ist unser N. . . . Wieder aufgenommen von Kohl 1844 brit. Inseln I 254 u. Laube 1847 Karlsschüler (II, 4) 56. — Herder 1785 Ideen I I (XIII 260) [die Kalifornier am Rande der Welt, ständig wandernd] .. . ändern ihr N. vielleicht hundertmal in einem Jahre . . . Bretzner 1787 Leben I I 226 (u. ö.). Matthisson 1788 Mayenne (II 206) [bei M. überaus häufig!). Laukhard 1792 Leben II 402. Schmidt 1801 Reise 57. Niebuhr 1813 briefl. 561. 1813—15 Prinzenbriefe 14. Körner 1814 Posten (IV 108). 1817 Briefwechsel Schleiermachers 56. 1826 Feldjäger I 47. Rumohr 1832 Denkwürdigkeiten I I 15. Aurbacher 1835 V. I 159. Immermann 1838 Oberhof 38 (R.). Willkomm 1857 Ammer 23. Suckow 1862 Soldatenleben 163. Holtei 1863 Letzte Komödiant I 68. Raabe 1879 Zum wilden Mann 48. Perfall 1890 Liebe 120. Liliencron 1896 Poggfred (XII 70). MeyerFörster 1902 Alt-H. 90. Voß 1901 Fra Checco 98. Eyth 1904 Strom 172. Barsch 1905 Von einem, der auszog I I 127 (u. ö.). Klabund 1915 Sold'lied 185. Kutscher 1917 Sold'lied 107. Müller 1920 Servus 9. Gött 1923 (s. o. Feldquartier). Voss. Ztg. 21. 12. 1929. — Kaschnitz 1956 Haus 55. Polgar 1959 Fensterplatz 136. Ins letzte Nachtquartier gehen literar. — aber kaum „soldatensprachlicher" — Beleg um 1850 bei Horn, Soldatenspr. 112 nachgewiesen; vgl. Belege Q u a r t i e r a. Raabe (Bed. 5) u. H a u p t q u a r t i e r . Ironisch um 1840 im ,Leiden Christi' (Hartmann, Volksschausp. 546) [Geißelung Christi. Der Oberjud spricht] . . . Bei uns hast du die besten Tage Da hast du dein N.; Kein Bessers kannst du wünschen dir. Wir wollen dich königlich beehren. In der Bed. „Polizeiwache" oder „Gefängnis" selten u. nicht volkssprachlich z. B. Lokal-Anz. 2.3. 1933. Offenburger Tagebl. 29. 11. 1967. Gebucht bei Fäsch 1735 Nacht-Lager, Nacht-Quartier . . . ein Kriegs- Wort [eingehend u. begrifflich festgelegt]. Vgl. Zedier 1740 X X I I I 280 [aus Fäsch stark gekürzt] NachtLager, Nacht-Quartier, Couchée, ist ein KriegsWort, welches die Soldaten von einem stillen Lager gebrauchen, wenn sie auf dem Zuge . . . an einem Ort über Nacht bleiben. Bei Campe 2 1813 Für Nachtquartier hatten unsere Vorfahren außer Nachtlager, auch noch das Deutsche Wort, Nachtsedel . . . Bei Heyse 1804 N., Nachtherberge, Übernachtung. Eingehend in allen Bed. u. mit reichen Belegen bei Sanders

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Quartier

1871; bei Kehrein 1876 (mit Nachweisen a. Goethe u. Schiller). R a n d q . [etwa „Vorstadt"] Clemens 1941 Lob 9 [auf Rom bezogen, mit wichtigem Beleg für Drehorgeln u. Volkskundliches]. — R e i s e q . Hülsen 1947 Zwillings-Seele I I 103 . . . ein altes, inmitten grosser Kiefernwälder gelegenes Schloß, eine efeuumsponnene Wasserburg, die August der Starke . . . sich als B. für seine Fahrten von Dresden nach Warschau erbaut hat, — ein ziemlich komfortables Quartier übrigens, das hundert Zimmer und einen großen, schönen Saal in reinstem Barock enthält. S c h l a f b u r s c h e n q . Winnig 1932 Weg 150 zus. mit gleichbed. Schlafgängerq. Oppenheimer 1904 (Ges. Reden I 364) [„einfache Stube oder nur Kammer, die an einen Arbeiter, der dort nur schläft, vermietet wird"]. S o m m e r q . als heeressprachliches Fachwort belegt seit 17. Jahrh. (1), für Sommerfrische u. ä. seit II. H. 19. Jahrh. (2); vgl. das viel häufigere W i n t e r q u a r t i e r . Belege: 1. Bürster 1647 Schwed. Krieg 119 [Mai 1639] . . . alss man dan .. . ainess march und uffbruchs verhoffte, haben sie erst aller orten dass sommerquatier annectirt und angefangen. 125 [in beiden Belegen im Gegensatz zum W i n t e r q u a r t i e r ] , 1777 Kriegsschule 525 Es sind doch auch S.-e und Erfrischungs-Q.-e? — Es ist nur in den Ländern, wo eine ausserordentlich grosse Hitze ist, gebräuchlich, den Truppen S.-e zu geben, als z. B. in Spanien und Italien. Vgl. Fäsch 1726 Quartier de Befraichissement . .. Erfrischungs- Quartiere nennet man in Spanien, Portugal .. ., wenn die Soldaten, wegen über grosser Hitze, so lange in die Quartiere verlegt werden, bis die Hitze ein wenig nachgelassen. Bei Fäsch 1735, der die Stichworte S o m m e r - Q . u. Erfrischungs-Q.eingehend behandelt. Werfel 1920 Mörder 18 S. [„Manöver" der K.-u.-K.-Armee], 2. Michelis 1872 Reiseschule 115. Sonderbed.: 1796 Neues Hannöver. Magazin 1264 S. [spanischer Schafherden; „Weideplatz"]. — Nordau 1881 Paris I 189 S.-e [der Raubtiere u. großen Dickhäuter] im J'ardin des Plantes. — 1959 Studien z. Geistesgesch. 175 [Atelier eines Malers in Italien]. Gebucht bei Stieler 1691 . . . aestiva. Weiteres s. o. 1. S t a b s q . gebucht bei Fäsch 1735 heisset so wohl im Felde, als den Quartieren, der Ort, wo der Oeneral- oder Begiments-Stab verleget worden. S t a d t q . „Stadtviertel", der vornehmere Ausdruck seit II. H. 18. Jahrh. (2), in eigtl.

Verwendung schweizer. Verhältnisse (1), vgl. Q u a r t i e r (4); „Stadtwohnung" (3). Belege: 1. 1768 Regimentbuch Bern Bl. d ö». 2. Archenholtz 1787 England I 81. Vielfach bei Goethe (DWb.), Vierzeiler u. d. T. „Bürgerpflicht" (1832) (Ged. (W.) V, 1; 153); vgl. Goethe 13 (1951) 24 [Anklang an Lutherverse], 16 (1954) 143, 20 (1958) 217. — In unmittelbarer Beziehung zu Freiburg i. Br. der jüngst wiederaufgenommene Spruch Ein jeder kehre vor seiner Thür, und rein ist jedes Stadtquartier [als Werbe auf den städtischen Müllabfuhrwägen (Offenburger Tagebl. 19. 7.1969). Stahr 1857 Nach fünf Jahren I 12. Curtius 1870 Alterthum I 105. Riehl 1885 Vorträge I I 58. Hofmannsthal 1891—1901 (Prosa I 66). Burckhardt 1898 Beiträge 483. 3. selten verwendet, z. B. Stegemann 1932 Herren 69 den Winter in Koblenz in den „Drei Bosen" St. zu nehmen. S t a n d q . — Gegensatz zum Marschquartier — heeressprachliches Fachwort, belegt seit frühem 18. Jahrh. (1); „Rastplatz", von dem aus einzelne, kürzere Wanderungen . . . unternommen werden, seit Ende des 18. Jahrh., dann im Bereich der „Touristik" des 19. Jahrh. (2); mit erweitertem und vertieftem Sinn auf wissenschaftliche Ziele (3); in jüngster Zeit aus dem Schrifttum zurückgetreten, heute gilt mehr „Treffpunkt"; „Treff" Belege: 1. Glafey 1736 Anleitung 197 Stand-Quartier ist ein Terminus militaris, und heist ein Quartier, so eine Armée, um eine Zeitlang daselbst zu verbleiben, bezogen. — Süssmilch 1756 Ordnung 8. 1759 Soldat in den Winterquartieren 10. Faber 1790 Beyträge 124. Laukhard 1796 Leben I I I 212. Berenhorst 1798 Kriegskunst I I 90. Rochlitz 1808 Romane I 202. Blücher 1815 Br. 299. Haller 1821 Restauration I I I 231. Cancrin 1823 Militairökonomie I I I 319. Immermann 1828 Trauerspiel in Tirol (NL CLIX, 1; 151). Martens 1824 Militärverpflegung 23. Scheffel 1855 Br. 47. Bodenstedt 1865 Tausend u. ein Tag (II 3). Kretschman 1870—71 Kriegsbr. 360. um 1870 im Erler Weihnachtsspiel (Hartmann, Volksachausp. 385) Holla, Bruder! hier machen wir [Marodeure] St. Und wollen bleiben eine Zeit allhier. Wie lustig ist es in dem Wald! 2. Matthisson 1788 Mayenne (II 213) . . . einer Sennhütte, . . . zwey Stunden von dem St. [einer Reisegesellschaft] entfernt — 1827 (Reiseskizzen, Nachlaß I 14). Engelhardt 1840 Schweizer-Alpen 140 ein recht comfortables St. [in Zermatt]. Radies 1888 Bergfahrten 97.

Quartier Eckstein 1889 Camilla 98. Meurer 1892 Bergsteiger 20 Aufsuchen eines St.-s, in dem . . . während der ganzen Zeit der Reise . . . Aufenthalt genommen wird. 34 . . . Reisen im Hochgebirge . . . ein festes St. . . ., von dem aus [der Reisende] . . . seine Touren und Exkursionen oder seine Spaziergänge und Ausflüge unternimmt. Fulda 1893 Hochzeitsreise 148. Schöne (um 1900) Lehrjahre 346 [in sächsischer Mundart]. Lokal-Anz. 22. 7. 1934 Wer [in Oberammergau] St. nimmt und Freude am Bergsteigen empfindet. — Offenburger Tagebl. 31. 3. 1966. 3. Hehn (1839—10) Reisebilder aus Italien und Frankreich (Ausg. 1894) Vorw. S. I Sein eigentliches St. wurde Rom, und von hier aus hat er .. . auch den Süden [Italiens] kennen gelernt. Raabe 1879 Zum wilden Mann 28 In einem Dorfe, mitten in den Bergen, hatte er für ein Pferd und einen leichten Wagen ein St., . . . und [man] hielt ihn für einen Studiosen aus der Universitätsstadt in der Ebene, der, „wie schon viele", von dort in die Berge komme, um „die Kräuter zu verstudieren". 1896 Cosmopolis II 852 Ich durchstreifte wieder einmal das alte Etrurien und hatte Chiusi . . . zu meinem St. gemacht. Hammerstein 1916 Februar 81 .. . „hatte ich ein St. in Heidelberg". — „Was hast du denn da getrieben?" — „Studien und Wanderungen". Colerus 1929 Kaufherr 219 [mit nachklingender Bed. 1] ein Gasthof . . . [als] St der sich . . . zur Operationsbasis eigne [um den Wert eines heruntergekommenen Betriebes zu erkunden]. 1949 Hortulus 81 (wichtiger Beleg: Fritz Ernst als Schweizer u. guter Europäer). 1959 Studien z. Geistesgesch. 177. Stuttgarter Ztg. 12. 6. 1969 [der Ferienreisenden]. 4. Süddtsch. Ztg. 29. 8. 1951 Riesenzelt mit Biergarten . . . während der Heimatwoche der Vertriebenen . . . als St. aller ehemaligen Breslauer. Gebucht bei Fäsch 1735 Stand-Q. heisset, wenn die Troupen auf eine kurze Zeit an einen Ort verleget werden, oder auch den ganzen Sommer über im Quartier liegen bleiben. Wird den Quartieren, auch der Einquartierung entgegen gesetzet. Bei Eggers 1757 Standquartiere .. wenn die Soldaten des Sommers in Quartieren liegen, und eine Zeitlang in denselben verbleiben. Sie sind von den Cantonnirungsquartieren nur darinne unterschieden, dass diese letztere einer Armee . . . zu Theile werden, jene aber, . . . einem oder mehr Regimentern . . . bestimmet seyn können. . .. Bei Adelung 1780. 1808 . . . ein nur in dem Kriegswesen übliches

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Wort, ein Ort, wo ein Kriegesheer .. . auf einige Zeit im Quartier stehet, . . . seinen Aufenthalt hat. Bei Heyse 1804. — V o l k s q . Rodenberg 1885 Bilder 240 [im Osten u. Norden Berlins]. — V o r s t a d t q . „Stadtviertel" z. B. Schlesinger 1853 London II 83. Proelss 1891 Modelle 35. Tafel 1956 Bernbiet 276. W i n t e r q . als heeressprachliches Fachwort belegt seit 17. Jahrh. (1), reichbezeugt, mit dem Aufhören dieser Quartierform am Anfang des 19. Jahrh. auch aus dem Schrifttum zurückgetreten. Belege für übertragene Bed. (2) halten sich — vereinzelt — noch länger. Vgl. DWb. Vgl. auch S o m m e r q u a r t i e r . Belege: 1. Mallinger 1613—60 Tagbücher (Mone, QS. II 549). a. 1623 (Dtsch. Ztg. 17. Jahrh. 81). — a. 1038 (64). 1634 Bericht von Friedlands Verrat B l a . Mengering 1642 Quartiermeister 7. (a. 1646) U. Brandenburg I 210 [auch für die Hofhaltung]. Bürster 1647 Schwed. Krieg 125 dass winterquatier hat ain end, da würd widerumb von newen alarma oder lerma . . . (u. ö.). Lavater 1659 Kriegsbüchlein 134. Gryphius 1663 Horr. 44 [neben Winterläger]. Grimmelshausen 1670 Springinsfeld (III 244) (u. ö.). Leibniz 1670 Denkschrift Reich (II 63). a. 1674 (Dtsch. Ztg. 17. Jahrh. 185). — a. 1677 (230) (u. ö.). Ziegler 1697 Staats-Phant. I 18. Gruber 1697 KriegsDisciplin II 10. 1707 Lebens-Spiegel 979 (u. ö.). Oleander 1714 Cabinet 271. Wagner 1724 Soldatenbibl. 149. Marsellus 1741 Kriegs-Staat 25. 1777 Kriegsschule 525 Was verstehet man unter den W.-en? W.-e sind Städte und Dörfer, in welchen man die Truppen nach geendigtem Feldzuge den Winter über leget. Man verstehet unter diesem Worte auch den Zeitraum zwischen zwey Feldzügen. Joseph II. 1778 Br. 36. 1779 Bauerngespräch (Forts.) 4 a . 1779 Über den Feldzug 22. 1779 GBayr.Erbfolgekriegs 33. Schiller 1790—92 GKr.(H. VIII 342) (sehr häufig). Cogniaczo 1794 Geständn. I I 114. Laukhard 1796 Reichsarmee 109 — Leben I I I 285. Berenhorst 1798 Kriegskunst II 246 W.-gelder. Niebuhr 1806 Br. I 361. 1813—1815 Prinzenbriefe. 69. Gryphius 1663 Horr. 44 [der verliebte Herr] Dass Sempronius sich unterstehet seine Oedancken da einzuqvartiren, wo allein der unüberwindliche Horribilicribrifax Winterlager halten soll? — ... Wird eure Herrligkeit nicht bey Zeiten dazu thun, so dürfften noch wol andere . . . ehe eine Feldschlacht aldort liefern, als er an das Winterqvartir gedencken. Struve 1731 Reichs-Historie 6 [auf die röm. Truppen am Rhein bezogen].

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Quartier

Büdlich 1721/22 Chronik d. Ges. d. Mahler 55 . . . ihr kleines Regiment Parterre-Stürmer . . .aus den W.-en anmarchiren lassen. Stegemann 1930 Tage 11. Offenburger Tagebl. 29. 12. 1961 . . . „IV." war anders gemeint .. . Gauner bezogen es im Gefängnis. 2. Praetorius 1676 Storch- und Schwalben W. (Titel). — Schrank-Noll 1785 Br. I 198 [im Schloßgarten Mirabell zu Salzburg „Warmhäuser" für die Orangenbäume]. — LokalAnzeiger 7. 2. 1933 ein W. für .. . Schwäne, die in der warmen Jahreszeit die . . . Gewässer bis zum Müggelsee bevölkern. Ähnlich Offenburger Tagebl. 4.3.1960. Stuttgarter Ztg. 28.11.1962. 8. 2. 1963. Zelter 1827 Briefwechsel Goethe — Z. IV 237 Mein Herz hat sich wie ein Dachs ins W. versteckt. Stuttgarter Ztg. 16. 10. 1962 [Einfahrt der Boote des Bodensees] ins W. Goethe 1831 Tagebücher (XIII 158) Umzug in die W.-e [in Weimar; „Stadtwohnung"]. — Burckhardt 1854 Br. I I I 202 Florenz, meinem W. — Hertz 1883 Elternhaus 63 [Wohnstuben für den Winter in vornehmen Häusern]. Förster 1887 Jugendzeit 258 [der Maler in Düsseldorf]. Lilienfein 1916 Spiel 134 [einer mondänen Dame in Berlin], van de Velde 1962 Gesch. 449. Gebucht bei Stieler 1691. Bei Fäsch 1726 Quartiers d'hiver, Winter-Quartiere heissen die Örter, wo die Truppen wehrendem Winter logiret werden. Bisweilen wird auch die Zeit zwischen zwey Oampagnen also genennet. Bei Fäsch 1735 genauer allwo eine Armée, wenn sie wegen einbrechender grossen Kälte im Felde nicht länger subsistiren kan, hin und wieder in die Quartiere verleget wird . . .— Vereinzelt Winterstandquartier Holtei 1863. Verdeutschung Winterung 1644 Pegnes. Schäfergedichte 21. W o h n q . „Stadtviertel" vorzugsweise für Wohnungen gedacht, Neuwort der jüngsten Zeit städtebaulicher Entwicklung ; reich belegt aus Schweizer Quellen z. B. BurckhardtWerthmann 1948 Basel 15. N. Z. (Basel) 24. 5. 1949 . . . das stetige Anschwellen der Städte erfordere neben der Umgestaltung des Stadtinnern die Schaffung neuer W.-e . . . — Zur Wortprägung ist zu beachten, daß in der Schweiz die Bez. Q u a r t i e r in der alten Bed. „Stadtviertel" noch durchaus lebendig ist, sich auch in vielen Zuss. (etwa Quartierverein), erhält. Allgemeiner z. B. Hahn 1905 Alter 205 [für europ. Großstädte verwendet!. In gleichem

Sinn Diesel 1930 Völkerschicksal 38 . . . unsere durch Büro und Telephon durchsetzten Städte, die viel mehr schon W.-e einer Gesamtstadt darstellen. Quartier latin neben Pays latin „Lateinisches Viertel", „Lateinisches Land" frz., eine schon ältere Bezeichnung des einstigen, genau begrenzten Pariser Universitätsviertels als des Mittelpunktes bedeutender gelehrter Anstalten und des Sitzes der Gelehrsamkeit, in sagenhafter Ausschmückung gern auf ältesten Siedelraum der Römer in Lutetia Parisiorum zurückgeführt, während der Name doch sicher auf die klassischen Studienstätten zurückweist. Dtsch. Beleg „Lateinisches Land" in erweiterter Bed. schon im 18. Jahrh. (1). Zahlreiche Reiseschilderungen machen das eigtl. Q. I. noch vor 1850 bekannter und erhalten durch Henri Murgers „Pays Latin" dauernden Anreiz zu Wortverwendung u. Sachdarstellung (2 a), wobei sich auch gelegentlich noch ,Lateinisches Land' einstellt (b). — Q. I. u. ,latein. Land' in Paris werden auf andere Städte oder Stadtteile übertragen (c—e). Aber Henri Murgers „Pays Latin" (1851), das seinem Verfasser „die Sympathien der studierenden Jugend sicherte", und andere seiner — oft übertragenen — Schilderungen Pariser Lebens und wirtschaftlicher u. gesellschaftlicher Zustände in den Kreisen bescheidener Literaten- und Künstlerwelt haben dem „Quartier latin" als Bezeichnung geselligen, heiteren, trotz allem Elend u. jeder Not unbekümmerten Lebens und Treibens in Paris (3) Stichwortwert gegeben, der bald auf gleichgestellte Verhältnisse jüngerer Großstädte angewendet wurde (4). — Seit der Jahrhundertwende treten zeitgebundene Belege zurück — „Erinnerungen" drängen vor; das Cafehaus spielt eine bedeutende Rolle. — Durch die Hochschulreform und die Unruhen seit 1966 wird das Quartier latin samt seiner Umwelt in Vergangenheit und Gegenwart bestimmendes Stichwort der Zeit in Berichten und Zeitungsmitteilungen aller Art (5). — Vgl. LittrÄ (mit literar. Belegen). Villatte, Parisismen 1884 bis 1912 q. latin, „Studentenviertel". — Vgl. Studentenviertel. Universitätsviertel. Belege: 1. 1796 Journal d. Moden X I 281 [Bericht über die Leipziger Jubilate-Messe; Gang durch die Stadt] Ich betrat. . . das eigentliche lateinische Land von Leipzig, die Gegend um das Paulinum, den Nikolaikirchhof und die Grimmaische Gasse. Buchhändlerfirmen . . . Büchermachen . . . neue Buchläden ... —

Quartier 2 a. Wit v. Dörring 1830 Fragmente I 136 [Beleg um 1820]. Gutzkow 1842 Br. a. Paris I I 58 Amour et Amourette, das lustige Studentenspiel . . . schildert Scenen aus dem Q. I., Scenen aus der Chaumiire . . . Burckhardt 1843 Br. I I 18. Kohl 1845 Paris I 139 das Q. L, wo die Studenten wohnen. — Das Stichwort fehlt in der eingehenden Beschreibung des Aufenthaltes in Paris bei Schlözer 1845 Jugendbr. 50. 1847 Mola 44 bescheidene Grisettenwohnung in dem, Q. I. 1852 Prutz' Museum I 61. Szarvady 1852 Paris I 38. Kossak 1855 Stereoskopen 60. Rodenberg 1856 Bilderbuch 414. Mündt 1857 Kaiser-Skizzen I 80 dem noch immer kribbligen Völkchen des Q. I. 1864 Volksgarten 601. 1865 Herr Vetter 246 das lebenslustige Völkchen des famosen Q. I. in Paris. Rasch 1865 Häuser 14. 29. Frenzel 1868 Studien 36. Brauer 1936 Im Dienste Bismarcks 12 [Beleg a. 1867]. Meysenbug 1876 Mem. I I 171. Eyth 1899 Pflug 60 . . . Unterhaltung, in der selbst Sprachwendungen des Q. I. nicht ganz fehlen — 1904 Strom 32 [Beleg a. 1860] im Q. I., dem eigentlichen Tummelplatz meiner Leiden und Freuden. Dtsch. Rundschau 161 (1914) 91. 107. 111 [sachwichtige Belege!]. Kühnemann 1937 Stirn 63 [Beleg etwa 1900], Hatzfeld 1923 Symbolismus 33 in einem stürmenden und drängerischen Bohimekreise des Q. I. u. Lebens- und Liebesschlendrian der Q.l.-Jugend [mit Bezug auf Baudelaire um 1840]. Heer 1923 Tobias Heider 13. Bahr 1927 Zauberstab 35. Curtius 1930 frz. Kultur 168 [eingehend] . . . im ,,lateinischen Viertel": „le pays latin", „le quartier latin" . .. Gläser 1932 Gut 255. Süddtsch. Ztg. 1. 2. 1946 [wichtiger Beleg für das zeitbedingte Studium u. Leben an der Pariser Univ.!]. Bergsträsser 1947 Paris 15. 46. Andreas-Salomé 1951 Lebensrückblick 125f. [wichtiger Nachweis a. 1895—1900]. Korrodi 1952 Literatur 61. Süddtsch. Ztg. 1954 Nr. 105 . . . man .. . schlendert über die Place de la Concorde am Louvre vorbei und über den Pont Neuf ins Quartier Latin . .. (Keine Angst, es ist hier nicht mehr wie im Jahre 1200, wo jeder bis zu den der Chronik nach auch damals schon recht zahlreichen leichten Mädchen Latein sprach und der dieser klassischen Sprache Unkundige mit Schimpf und Spott aufs rechte Ufer zurückgejagt wurde) . . . 16. 3. 1957. Schuberth 1955 Bühnenbild 102. Günther 1957 Drehbühne 365. Flake 1960 Abend 155 [Beleg um 1910]. Stuttgarter Ztg. 18. 2.1961. Offenburger Tagebl. 27. 5. 1961. Stuttgarter Ztg. 11. 11.1963.

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b) Peterssen 1870 Genrebilder 252 . . . den lustigen Schelmen im Lateinerland [Paris; wichtiger Umweltbeleg der Dirne: 225]. — Kerr 1920 Welt I 336 des latein. Viertels [schon I 335 ff. gleichbed. Studentenviertel. Kerr vermeidet offensichtlich den Ausdruck Q. £.]. Curtius 1930 frz. Kultur 168 . . . im „latein. Viertel": ,,le pays latin", ,,le q. I." . . . Sieburg 1950 Jahre 277. c) Kladderadatsch 15 (1862) 50 lion du Q. I. [Parodie auf V. Hugo, aber auf Löwy auf den Dönhofpl. in Berlin bezogen]. Lindenberg 1883 Berlin I 11. Salon 1887, 1; 293 das Berliner Q. I. [Univ.-Charité]. Roscher 1899 Handel (System I I I 62 anm.) [Die Berliner Univ. sollte eher in einem] Q. I. [als so nahe am Schloß liegen], — Herzog 1929 Jugend 158 [um 1890] . .. liebestolle Zeit für das Q. I. des Berliner Nordens. Bäumer 1933 Band 59. Neue Ztg. 24.5. 1952 Im neuen Q. L., dem Dahlemer Bezirk der Museen und der Universität. Gumppenberg 1929 Lebenserinn. 280 Im Q. I. Isarbabels, im Café Stephanie . . . [mit dem] Spottnamen „Café Größenwahn". Süddtsch. Ztg. 11. 1.1969 Münchens Q. I. rings um die Universität. Flake 1960 Abend 85 [Beleg für Straßburg, um 1920]. Bouman 1962 Kultur 31 (Übers.) Was machte Padua — wie Renan schrieb — zum „q. I." de Venise? N. Z. Z. 10. 10. 1942 . . . „Q.-l. von Zürich. d) Springer 1868 Berlin 156 das CharitéViertel, Berlins lateinisches Quartier. e) Schlaf 1941 Leben 26 . . . am Brandenburger Tor vorbei, dem Berliner „Lateinischen Viertel" . . . [Beleg aus Schlafs Studentenzeit 1887]. 3. Waldau 1859 Böhm. Nationaltänze I 35 . . . Bai Mobilie, dem Blütheplatze der modernen Frivolität, dem Sammelplatz der jungen Schönheiten aus dem Demi-monde . . ., dieser anscheinend so glücklichen, lebensfrohen, nicht sehr spröden Geschöpfe, welche bald reich, bald arm sind, bald von einem fürstlichen Ambassadeur oder gräflichen Attache, bald von einem luftigem Etudiant aus dem Quarteir latin geliebt werden, und immer die nämlichen bleiben, die fröhlichen, drolligen, champagnerholden Loretten und Grisetten / . . . Peterssen 1870 Genrebilder 225 [Der Weg der Dirne begann im] Q. I. [u. führte über viele Zwischenstufen] auf das Territorium Mobilie [und endet] durch die Kapuzinerstraße ins Goldene Haus. Nordau 1881 Paris I 52 [Kapitel] Das Quartier latin. — Leute, die sich in einer archaistischen Atisdrucksweise gefallen,

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sprechen wol noch ab und zu vom Q. I. Aber gibt es denn noch ein Q. I.? Was man so nennt, ist ein banaler Stadttheil, der sich in Nichts vom übrigen Paris unterscheidet. . . . und wenn Paul de Kock und Henri Murger heute . . . auf die Oberwelt zurückkämen, sie würden vergeblich ihr geliebtes „lateinisches Land" mit seinen ewig trällernden leichtherzigen Orisetten und seinen ebenso närrischen wie genialen Bohémiens suchen. [Dann folgt Rückblick etwa auf 1840—50; auf den Studierenden, seine Freundin, die ,,étudiante", auf das Studentenleben, auf die Grisette, auf die Lebensfreude der Jugend. — Jetzt aber sei alles anders. Umbauten haben das Gesicht des Q. 1. und damit seiner Bewohner verändert. Die Geistesfreiheit und Ungezwungenheiten studentischen Lebens wie seine Einfachheit haben aufgehört; den Platz der Grisette nimmt die banale Cocotte der großen Boulevards ein; die historischen Cafés und Cabarets sind verschwunden; aus der lustigen Closerie des Lilas ist der Ball Bullier mit Cancan . . . geworden.] 63 Das echte, das gute, das alte Quartier latin ist ein Ding der Vergangenheit und was die Zeit an seine Stelle gesetzt hat, läßt. . sein Verschwinden nur um so tiefer beklagen. Nordau 1881 Paris unter d. 3. Rep. 56. Wachenhusen 1890 Leben I 115 Die Grisette des Q. I. entfloh heimlich ihrem Studenten. Meerheimb 1910 Modell 61 „Wir leben jetzt in möblierten Zimmern im Q. I. Die elegante eigene Wohnung und Einrichtung mußten wir bald aufgeben — da die paar kleinen Sachen, die ich . .. modellierte, keine Käufer fanden". — „Das geht uns Allen so. Sie sind mit zu hohen Idealen nach Paris gegangen . ..". — Beurmann 1942 Von Leuten 28 in einem Trödlerladen des Q. I., wo so viele arme Kunstjünger zu Hause sind [Beleg um 1890]. 4. Springer 1870 Berliner Prospecte 210 das Berliner q. I. [Friedrich-Wilhelmstadt]. — Voss. Ztg. 12. 2. 1930 Zu Füßen des marmorenen Maupassant im Luxemburggarten liegt, schmiegt sich eine Pariser Grisette; man hat Hartleben den Maupassant des Berliner Quartier latin genannt. Zu seinen Füßen müßte die Lore sitzen, reizend durch ihre Berliner Kühle und ihre Berliner Aufschneiderei. Das ist die Tochter, die ihm bleibt, mit diesem liebenswürdigeren Geschöpf ist er dem Begriff der Nutte zuvorgekommen. Als Hartleben dieses Kind in die Welt setzte, warf er einen Schein von Grazie auf das Liebesleben in unserem akademischen Viertel, in dieser etwas grauen Gegend zwischen Bosenthaler und Oranienburger Tor, ehedem nur bemerkenswert durch das eng

nachbarliche Verhältnis von Studentenkneipen, Pfandleihen und Prostitution. Laforgue 1970 Berlin 1887 (Übers.) 65 „akadem. Viertel". 1933 Elsaß-Lothring. Mitt. 12 Q. I.-Sitten (im Elsaß). 1940 Münchnerin 143 [Schwabing 1900 bis 1910] . . . Atmosphäre der Kunst, des Quartier latin, der Boheme, der Internationalität und des Schlawinertums, auch des Balkans . . . Petzet 1944 Falckenberg 103 [Beleg a. 1903] . . . Wie in Berlin, so nennt man auch in München den nördlichen Stadtteil nach Pariser Muster das „lateinische Viertel" . . . 5. z. B. Bad. Ztg. 1. 4. 1966. — Stuttgarter Ztg. 8.5. 1968. Frankfurter Allgem. Ztg. 20. 5. 1968. Welt 21. 5. 1968. Frankfurter Allgem. Ztg. 25. 5. 1968. 27. 5. 1968. Stuttgarter Ztg. 12. 6. 1968. Süddtsch. Ztg. 25. 1. 1969. — Offenburger Tagebl. 22. 1. 1970. q u a r t i e r e n Ztw. Bildung bereits des 14. Jahrh. zu lat. quartare „in vier Teile teilen", das 1475 im Theutonista mit quartieren u. vyrdelen wiedergegeben wird (s. o. Q u a r t i e r ) . Das Ztw. ist im ganzen nicht so häufig belegt und auch bei weitem nicht zu so entfalteten Sonderbed. entwickelt wie Q u a r t i e r . Die Grundbed. des „Vierteins" lebt vor allem in der Heraldik „den (Wappen)-schild aufteilen" (la) u. im Zus'hang mit dem mittelalterlichen Stadtwesen (b). — Im 16. Jahrh. Neubildung zum Fremdwort Q u a r t i e r im heeressprachl. Bereich (2) mit den gleichen Bed. wie das Grundwort, zus'gefaßt (a), im Feld „Lagerplatz zuteilen u. Lager schlagen" (b), in Städten, Dörfern usw. „Unterkunft schaffen (c); in Friedenszeiten „unterbringen (d); refl. s i c h q u a r t i e r e n zu kurzem oder längerem Aufenthalt „Unterkunft nehmen"; auch ,wohnen' (e). Im Frz. entspricht loger Ztw. „beherbergen; unterbringen; einquartieren", Bildung des 12. Jahrh. zu afrz. löge (w.) „Hütte; Wohn u n g " ^ a. vgl. L o g e , l o g i e r e n II 38f. (Littre. H.-D. Gamillscheg). Engl, quarter „vierteln" in der Heraldik (seit 15. Jahrh.), heeressprachl. (II. H. 17. Jahrh.) (NEDict.). — Vgl. DWb. Sanders 1863 u. 1871 (mit reichen Belegen). Kehrein 1876 (mit Belegen a. Goethe). Belege: l a . Nachweise zum quartierten Schild u. a. aus der Schönen Literatur u. aus dem Volkslied des 14./15. Jahrh., aus Urkunden des 15. Jahrh. bei Lexer. Möller, Rosenqvist. Fischart 1575 Garg. 185 [ironisch übertreibend] . . . Wapengemerck . . . Wa/pen Bäck:

Quartier Helmsprüch : Stammreimen... aussgetheylet, ihre Jungen darnach gekleidet, die Strumpf gescheeket, die Arsbacken gequartieret, die Pritschenschlagerröcklin gehalbieret... — 1580 Jes. (NL XVIII, 1; 229). „Ursprung des . . . Gevierten, Quartirten, . . . Viereckechten Hütleins (Titel). 1691 Pfalz 21 b ein quartirter Schild . . . b) s. unter Quartier 4. 2 a. eüich raysug von dem, schwebischen bund angenommen . . . die umrden quartiret allenthalben im bunt. Die ain quart . . . verordnet gen . .. (Baumann, QGB 140; a. 1528) [hier in der Bed. „aufgenommen; eingeteilt . . ."]. b. Volkslied 1552 . . . der uns quartieret hat erstlich als wir zu feld lagen, nachmals wol in der stat (Liliencron IV 555). Wallhausen 1616 Kriegskunst zu Pferd 101 die Quartirung zu Feldt, wie die [Reiter] ordentlichen zu q. seyn. Lavater 1659 Kriegsbüchlein 2 S [Verdolmetschung] Q., Lägerstatt nemmen. c. Henricpetri 1577 Generalhistoria 350 . . in der Stadt q. . .. 1623 Politik Max. I. von Baiern (II, 1; 313) zu vernemmen, was für orten er euch zu q. und notwendiger underhalt der soldatesca . . . an hand geben wolle . . . Bürster 1647 Schwed. Krieg 33 . . . gefangene .. . seyen . . . in unsern dörfern, da sie nacht quartiert, mehrer thail in der nacht entrannen und aussgerüssen. Vereinzelt nur noch: Winnig 1932 Weg 359 [in Bürgerquartieren während des I. W.Kr. untergebracht]. d. 1684 Der Hof 25 . . . alle zum [Hof-] Dienst nötige Offizierer, bequem zu q. Später Beleg: Kaiser 1911 Lebenserinn. 257 [in der III. Kl. eines Zuges] quartiert [Platz genommen; untergebracht]. e. Kurz 1843 Schillers Heimatjahre I I I 171 . . . quartierte sich . . . auf einige Zeit ganz in der Hauptstadt [Stuttgart] ein, obgleich als Hintersasse, denn er wohnte ausserhalb . . . Frommel 1879 Ampelschein 52 quartirte ich mich . .. vor Jahren . . . in [einem] . . . respektablen Gasthof. Hesse 1910 Gertrud 153. Fendrich 1911 Schauinsland 132. Gebucht eingehend bei Stieler 1691 Qvartiren, geqvartiret . . . id est quod Vieren . . . Bei Sperander 1727 Q., das Lager schlagen, it. einquartiren; dazu noch Einlogiren, Herberge nehmen, Soldaten einlegen, einquartiren. Bei Adelung 1777. 1808 Quartiren, Quartier verschaffen, anweisen, . . . vornehmlich in den Zuss. einquartieren und ausquartieren. Bei Heyse 1804 quartieren od. einquartieren, Soldaten einlegen oder einlagern, ihnen Herberge,

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Wohnung oder Obdach verschaffen oder anweisen. Bei Petri 21812 q., einlagern, Wohnung geben. Q u a r t i e r a u f s c h l a g e n „Feldlager oder Unterkunft der Truppen überfallen" [eigtl. „öffnen" vgl. DWb. I 723] ist in dieser Sonderbed. zu deuten nach frz. déloger „Lager . . . abbrechen, aufgeben; den Feind aus der Stellung vertreiben", heeressprachl. im 17. Jahrh. belegt (Littré) u. Gegenwort zu frz. loger „einquartieren" (u.a.); vgl. q u a r t i e r e n u. l o g i e r e n I I 58f. Literar. Beleg nur bei Schiller 1800 W. P. (H. XV 167) . . . Fall ihm ins Gepäck\ Schlag die Q. ihm auf1 Q u a r t i e r u n g „Unterbringung im Feldlager" u. „Unterkunft in Dörfern . . .", nur im 17. Jahrh. belegt; z. B. Wallhausen 1615 Kriegskunst zu Fuß 120 — 1616 Kriegskunst zu Pfordt 101 . . . in Feldzügen, bey Tag- und Nachtwachen, in Q. zu Feldt, oder Einlosierung in . . . Dorf fern .. . Bürster 1647 Schwed. Krieg 10 [1618—19] war unss das krüegsswessen noch new, selzamb und ungewont, habenss aber wol miessen lernen . . . nit nur mit durchzig oder fraind, sonder auch mit quatierung sowol find alss dess frainds Völkern. a u s q . u. A u s q u a r t i e r u n g „in andere Wohnung u. auch andere Lebensverhältnisse bringen oder kommen" z. B. Stahr 1857 Nach fünf Jahren I 6. Wiehert 1889 Grafenkind 229 [aus dem Haus, in das ein Brautpaar eingezogen ist] sich . . . fürs erste auszuquartieren; der Dritte sei da ganz überflüssig, wenn nicht schädlich. — Bierbaum 1910 Reife Früchte 153. Brod 1928 Zauberreich 384 [freundschaftlich gemeint] Solange wird bei Frau Ritter untergebracht. Franz Ritter ist ausquartiert. Gläser 1929 Jg. 02 39. Stuttgarter Ztg. 7. 3. 1969. In jüngster Zeit, im II. W.Kr., wie auch umq. (s. d.) aus luftbedrohten Gebieten in andere Städte oder aufs Land verlegen oder verlegt werden z. B. N. Z. Z. 1. 6. 1943 Die vorsorgliche Ausquartierung. Aber das Wort ist älter, in der Bed. „an gefährlichen Krankheiten (z. B. an Blattern) Erkrankte aus ihren Häusern in Krankenanstalten verlegen; Kürnberger 1874 Br. 264. b e q u a r t i e r e n „Truppenteile mit bestimmtem Auftrag (Beitreibung u. ä.) in Ortschaften . . . legen" (1); ohne diesen beschwerenden Sinn lediglich „Soldaten . . . unterbringen" selten (2). Belege: 1. ein schon älterer, rechtlicher Begriff, dem noch früheren deutschen einl e g e n , e i n l a g e r n gleichbed. (Dtsch. Rechtswb. I I 1413ff.) i . B. Mengering 1642 Quartier-

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meister 8. — Im 19. Jahrh. noch einmal aufgegriffen, als 1850 bayer. Truppen, die sogen. „Strafbayern", in Hessen zur „Bequartierung" gelegt wurden. Literar. Beleg: 1860 Demokrat. Studien 430 erlitten zu Vergeltung Bequartierung durch die klassisch gewordenen Strafbaiern. — Vgl. Schmeller, Bayer. Wb. 2 I 1396 u. Schmeller, Tagebücher I I 525ff. DWb. X, 3; 651 Strafeinquartierung. 2. Fontane 1871 Kriegsgef. 166. Voit 1881 M.-G. 41 Die in den Garnisonslazareten bequartirten und beköstigten Lazaretgehilfen . . . Leibig 1887 Erlebn. 83. Derblich 1889 Militärarzt 185. Dazu B e q u a r t i e r u n g Oleander 1710 Cabinet I 267. I I 16. Mauvillon 1829 Einquartierungswesen 179. Schneider 1860 Bayer. Mil'ökonomie 1,1; 216. Derblich 1889 Militärarzt I 85. e i n q u a r t i e r e n „Truppen in Krieg und Frieden in Städten, Dörfern . . . unterbringen" (1); „Truppen mit bestimmtem Auftrag in Ortschaften legen" = bequartieren (s. d.) (2). Fremde auf der Reise [in Gasthäusern], Gäste „unterbringen" (3). Belege: 1. Sierk 1615—64 Bauernchronik 388 ingequartert. 1618 Acta Publica Schles. (Palm) 99. Goepner 1621 Bayer. Feldzug G 4 b . Martin 1637 New Parlement 140. Um 1638 Teutscher Michel 207. Mengering 1638 Gewissenswecker 62 an Orten vnd Enden da sie einquartieret worden, ohne Drangsal vnd Beschwerung der Einwohner gelegen — 1642 Quartiermeister 1 (u. ö.). Bürster 1647 Schwed. Krieg 89. vor 1648 Dtsch. Satyra Z. 86 Wie wolte mein Monsieur doch vnterschieden sein Von grober Pawer art? Wie wöl auch diese wissen, Wass einquartieren sey; ob sie gleich mit verdrossen Dasselbige gelernt, jtzund verstehen sie wol, Wann der Soldate kompt vnd exequiren sol, Was Er hier mitte wil: man sol contribuiren, Wo nicht, so wird sie wol der Landss Knecht tribuliren .. . 1649 Bericht von den 50 Kriegen C 2 b . Grimmelshausen 1670 Springinsfeld (III 244). Weise 1673 Erznarren 199 auss Obrigkeitlicher Macht und Gewalt, krafft welcher sie über alle Einheimische und Einquartirte gleich zu gebieten haben. Ertinger 1697 Reisebeschr. 34. Blumauer 1784—94 Virgils Aeneis (I 205) Wie . . . mit vier von seinem Tross Der Kerl sich retirirte, Und sich in einem schönen Schloß Mit ihnen einquartirte.. Goethe 1793 Br. (X 61) in ein Dorf recht schön einquartirte (aber Wanzen) (u. ö.). Brentano 1794 Br. (unsterbl. Leben 47). Laukhard 1797 s. Beleg qualifizieren l a . Moltke 1827 Freunde (I 94). Mahler 1864 Über die Eider 66 das Geschäft des Einquartierens

[hier in der Bed.: „Zimmer u. Behausung"]. Braun 1881 Büder II 19. Liliencron 1896 Poggfred (XII165). Schnitzler 1909 Medardus (IV 201). Kutscher 1917 Sold'lied 90. Klabund 1918 Sold'lied 158. Schöpflin 1931 gesund 167 Quartiermacher . . . quartieren die Kompagnien ein. Francisci 1669 Trauersaal I I 718 in die Gefängniss einquartirt. Laukhard 1791 Rindvig. II 254 den Registrator [wegen schlechter Amtsführung] auf das Stokhaus e. Bildlich: Lauremberg 1652 Scherzged. 38 [modische Kleider, in denen man] vam Schnider und vam Kramer . . . loseert ist. 39 . . . in ein Düdisch Kleedt, in einem Wams und Hosen Find men offt inquarteert mehr als vyff schock Frantzosen. Gryphius 1663 Horr. 44 [Beleg unter Winterquartier]. Durchaus im militärischen Bild Du BoisReymond, Gedenkfeier auf 1870: [die Berliner Univ.] dem geistigen Leibregiment des Hauses Hohenzollern, dem Palais des Königs gegenüber einquartiert (Heymann 1932 Koch I 314 Anm.). 2. Goethe 1779 Br. (IV 9) [Gefahr preuss. Werber in weimar. Gebiet; bei Gewaltanwendung diese hinauszutun] . . . würde [Preußen] Truppen gleichsam auf Exekution . .. einquartiren, die alsdenn auf Unkosten des Landes unterhalten werden müssten [Ztw. einquartieren bei Goethe in allen Bed. vielfach belegt!]. 3. Hainhofer 1610 Briefe 27. Weise 1673 Erznarren 15 [Beleg unter Quartier Bed. 3]. Blumauer 1784—94 Virgils Aeneis (I 35) . . . So war der neue Schutzpatron [das Trojan. Pferd] In feierlicher Prozession in Troja einquartiret. Laukhard 1792 Leben 1157 . . . hatte bisher bei einem . . . Schneider gewohnt; nun aber quartirte ich mich zum Eberhard Busch, berühmten Schenken zu Glessen, ein. Goethe 1795/96 Lehrjahre (XXI255) [auf einem Schloß] auf das Beste einquartiert. Immermann 1838 Oberhof 117 (R.) . . . Absprache genommen, sich in der Stadt e. zu wollen. 56 in der Einsamkeit der westfälischen Hügelebene, wo ich bei Menschen und Vieh einquartiert bin. Keller 1840—42 briefl. [Ermatinger, Keller I I 15], Kurz 1843 Schillers Heimatjahre I 68 [in einem Privathaus]. Bauernfeld 1852 Krisen 57. Schmid 1861 Schwalberl (IV 240) ...So geh' nur hinüber in's Dorf, quartier Dich im Wirthshaus ein! Liliencron 1886 Mäcen (V 85) hatte . . . [Freunde], da ich nicht Alles bei mir . .. unterbringen konnte, . . . [in einem Hotel] e. müssen. Grabein 1913 Wildwasser 11 [Straßenbau im Hochgebirge; der Aufseher haust in einer] Baubaracke ..., die übrigen Leute, die

Quartier Arbeiter, waren alle unten im Dorf einquartiert. Karlweis 1928 Amor 12. Hülsen 1947 ZwillingsSeele II 59 wo eben die allerersten Sommergäste sich einquartiert hatten. Offenburger Tagebl. 4. 2. 1964 Gastarbeiter . .. q.-en sich für die Dauer ihres Urlaubs in .. . Oebirgsdörfern ein. Gebucht bei Stieler 1691 Einqvartiren, diver soria designare militibus, collocare in stativa, hospitia praebere, deducere cohortes in hyberna. . . . Bei Sperander 1727 Einlogiren, Herberge nehmen, Soldaten einlegen, einquartiren. Bei Adelung 1774. 1808 Einquartieren, in das Quartier legen, im gemeinen Leben, und am häufigsten von Soldaten. Die Truppen auf das Land einq. Soldaten in die Bürgerhäuser einq. . . . Sich bey jemanden einq., das Quartier bey ihm nehmen. E i n q u a r t i e r u n g , Bed. wie e i n q u a r t i e r e n (1). Belege: 1. 1618 Acta Publica Schles. (Palm) 78. 1623 Politik Max. I. von Baiern (II, 1; 172) [an Tilly] die einq. des volles . . . damit [du] dasselbe alzeit eilfertig zusamen fieren kindest. a. 1632 (Dtsch. Ztg. 17 Jh. 63) rancion [verlangt, sonst] . . . Einq. Mengering 1638 Soldatenteufel 63 mit Einq. oder Schätzung beschweren — 1642 Quartiermeister Vorr. Bürster 1647 Schwed. Krieg 28. Beier 1678 Jenische Chronik 64 (u. ö.). Gruber 1697 Kriegs-Disciplin I I 9 [Kap.] Von der E. und was hierbey zu beobachten. Oleander 1714 Cabinet I 265 . . . aus dem Jure belli et Pacis herfliessendes Einq.''-Recht (vgl. Zincke 1752 Cameralisten-Bibl. I I I 875 u. IV (Reg.) mit Nachweis mehrerer Diss. a. 1645 u. 1668 über die Einq.). Kreittmayr 1769 Grundriss I (Reg.). Richter 1781 Reise 9. Goethe 1788 Egmont (VIII 182) [u. noch vielmals bei G.!]. Schüler 1790—92 GKr (VIII161) (u. ö.). Kortum 1791 Lebensgesch. 20. Pütter 1798 Selbstbiogr. 374. Görres 1798—99 Rübezahl (I 313). Berenhorst 1798 Kriegskunst I I 69. Koch-Sternfeld 1810 Salzburg I 113 [Ausgaben für] E.-en und Robbathen. Soden 1811 National-Ökonomie V 251 ff. [sehr wichtige Belege], Harl 1812 Kriegs-Pol. Wiss. 508ff. 1826 Feldjäger 191. Moltke 1827 Freunde (I 87) . . . E. gehabt . .. wackere Leute, schöne Leute; zwei junge Offiziere . . . Mauvillon 1829 Einquartierungs-Wesen (Titel) [viele Zuss. im Text], Raabe 1864 Hungerpastor 47 Die Häuser waren damals [nach 1806] wohlfeil, der ewigen E. wegen. König um 1875 Hum. I I 107. Braun 1881 Bilder I I 6. — Kutscher 1917 Sold'lied 145. Künzig 1927 Lieder 21. Hinze 1927 Arbeiterfrage (Reg.) — 5 Fremdwörterbuch

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Bäumer 1943 Band 191 Einq. [der Evakuierten u. Flüchtlinge]. — Münchner Stadtanzeiger 3. 7. 1959 Evakuiertentag [Treffen auswärts wohnender Münchner in ihrer Heimatstadt]. Bildlich: Kretzschmer 1744 Vorschläge 63 Sperlinge und Maulwürfe . . . als eine feindliche E. [ansehen], Goethe 1784 Br. (VI 416) E. (von Wildschweinen in den Ettersberger Forst). 1781 Literar. Pamphlete 191 [Schäferszenen in einem Schäferspiel]. Raimund 1828 Alpenkönig 47 . . . Ach, das ist eine schöne E. [böse Überraschung]. Michaelis 1783 (87) [Phantasiegestalten bei einem Dichter als] Einq. . .. Einq. ! Schöne (um 1900) Lehrjahre 37 (Beleg a. 1848) Schickt mir auch einen engen Kamm, ich habe E. gekriegt [„Läuse"] [auch allgemein volkssprachlich verbreitet]. Gebucht bei Stieler 1691 Einqvartirung . . . alias Ablager [„Beherbergung u. Verpflegung" vgl. Dtsch. Rechtswb. I 144] u. Verqvartirung. Bei Fäsch 1735 Einqvartirung, heisset bey den Soldaten, die Logirung bey den Bürgern in den Städten, und bey den Bauren auf dem Lande. Bei Eggers 1757 Einquartierung ist ein in allen Ländern, wo Kriegsvöllcer unterhalten werden, eingeführtes Recht, welches aber auch in jedem Lande besonders eingerichtet ist. In Frankreich sind durchgehends die Casernen eingeführet, wo zugleich, insonderheit in den grossen Städten, Pavillons oder Flügel für die Officiers angebauet sind. In Deutschland werden Officiers sowol als Soldaten bey dem Bürger und dem Landmanne einquartieret, und gemessen in einigen Ländern ausser dem Obdach und der Lagerstadt noch einige andere Gemächlichkeiten unter dem Namen Servis, Französisch Ustencile; in andern hingegen wird ausser dem Dach und Fach, den Soldaten in Friedenszeiten nichts gestattet und gereichet. Wie Mannszucht und gute Ordnung in den ordinairen Qartieren sowol, als bey Cantonnierungen und Durchmärschen, zu handhaben und zu unterhalten, dictiren die vorgeschriebenen Reglemens, wornach sich die Militz in jedem Dienste zu richten und Excesse zu vermeiden hat. Bei Adelung 1774. 1808 . . . die Einquartierung, welches in den gemeinen Sprecharten oft auch für einquartierte Soldaten gebraucht wird. E i n q u a r t i e r u n g s l a s t Goethe 1807 Br. (W. X I X 417). — Bei Fäsch 1735 E i n q u a r t i e r u n g s - R e c h t ist dasjenige, wodurch die Unterthanen ihren Obern verbunden sind, die Einquartirung vor Soldaten und Hof-Bedienten in ihren Häusern zu dulden. — E i n -

Quarto — quasi

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q u a r t i e r u n g s w e s e n Görres 1798—99 Rübezahl (I 313). — E i n q u a r t i e r u n g s z e t t e l s. Q u a r t i e r b i l l e t . Gebucht z. B. bei Eggers 1757. D i c h t e r - E i n q u a r t i e r u n g Liliencron 1886 Mäcen (V 151). — Z w a n g s e i n q u a r t i e r u n g [als Folge der Zerstörungen der Wohnungen und des Zustromes Heimatvertriebener im u. nach dem II. Wkr.] — Auch Titel eines Lustspiels 1960 (Vgl. Süddtsche Ztg. 5. 4. 1960). u m q u a r t i e r e n , U m q u a r t i e r u n g , älteres heeressprachliches Wort, belegt seit Anfang des 19. Jahrh. z. B. Mutius um 1810 Br. 288 [Subst.]. Mahler 1864 Über die Eider 176 [Ztw.]. Doderer 1959 Peinigung 36 nach der Umq. seiner Leute [aus dem I. Stock eines zerstörten Schlosses in den Keller im I. WKr.]. In jüngster Zeit (II. WKr.) gebraucht für Einwohner von Groß- u. Industriestädten u. für Bombengeschädigte, die aus luftbedrohten Gebieten in andere Städte oder aufs Land verlegt werden z. B. N. Z. Z. 1. 6. 1943. 1943 Militärwiss. Mitt. 420 Die ,,Umquartierung" erfordert . .. einen strategischen Innenplan. . . . Die Großstädte werden „aufgelockert" . . . M. N. N. 25.1.1944.

' Q u a r t i e r e r ältere Bez. für „Quartiermacher" z. B. 1569 Amadis (LV XL 312) Der vberig hauff. . . that sich [vor dem Einritt des Königs zum Turnier] auff die Matten, also wie die. Furrierer, Quartierer . . . die herbergen aussgetheilet... Mengering 1642 Quartiermeister 6 (u.o.). Q u a r t i e r c h e n , liebenswürdige Verkleinerung, nur gelegentlich, aber bewußt verwendet Goethe 1778 Br. (1X41) Wenn du [Herder] in mein hold Q. kommst, so lass dichs einen Augenblick reuen, dass du mich herausgejagt hast. Zelter 1816 (Briefwechsel G. — Z. I I 291) an Goethe das Q. [in der „Rose" zu Wiesbaden] schien mir recht für Dich zu passen. Q u a r t i e r l e i n [kl. Gemach] Furttenbach 1641 Architect. priv. 17. Gebucht bei Adelung 1777. 1808 Quartier, Diminut. Quartierchen, oberd. Quartierlein, der Ort, wo man sich eine Zeit lang aufhält. Q u a r t i e r c h e n u. Q u a r t i e r l e i n als Flüssigkeitsmaße, belegt im DWb. seit Ende 17. Jahrh.; gebucht seit frühem 18. Jahrh. — Jüngere, literar. Belege aus der Volkssprache selten, z. B. Halbe 1933 Scholle 22. Dittmer 1938 Deutscher 8.

Quarto s. Q u a r t . quasi = l a t . quasi A d v . „gleichwie; eine A r t v o n , s o z u s a g e n " ; a u c h , , v e r m e i n t l i c h " u . „ n u r z u m S c h e i n " seit 17. J a h r h . a u s d e r S p r a c h e des R e c h t s , d a n n wohl a u c h d e r K a n z l e i oder Schule ü b e r n o m m e n , selbständig (1) u . ü b e r a u s reich belegt, gern scherzh a f t , a u c h i n d e n m i t t l e r e n L i t e r a t u r e n , u n d in Zuss. als B e s t i m m u n g s w o r t g e b r a u c h t (2), gelegentlich volkssprachlich u n d h a l b m u n d a r t l i c h nachgewiesen (3); üblich i n d e r Musik „gleichsam, f a s t w i e " z u g e n a u e r e r B e z e i c h n u n g des m u s i k a l . V o r t r a g s . — A u c h i m F r z . u . E n g l , quasi-, f r z . seit 15., engl, seit E n d e 16. J a h r h . b e l e g t ; Zuss. n u r i m F r a n z . nachgewiesen ( H . - D . L i t t r é . N E D i c t . ) ; vgl. a u c h frz. quasiment (Adv.) „beinahe". Belege: 1. z. B.: Zinkgref 1628 Apophthegm. 1218. Bürster 1647 Schwed. Krieg 17. Hartmann 1678 Anatomia 297 Advocati . .. welche . .. ihre Clienten am Seil herum führen und mit Hoffnung ihrer quasi guten Sach aufhalten. Callenbach 1714 u. 1715 quasi als Titelwort satirischer Schriften. Belemnon 1728 BauernLex. Vorr. 3 a . . . ist jedoch der falsche Wahn, als ob ohne Durchreisung fremder Länder, Erlernung derer Lebens Art . . . niemand vor einen WeU-Mann passiren könne, dergestalt eingeschlichen, dass diese Unterlassung quasi vor ein pudeat gehalten wird . . . Estor 1762 neue kl. Sehr. VI 707 [Abhandlung über die Bedeutung des Wortes q.~\. Müller 1787 Waldheim I I 201

war quasi vor Sehröcken in einen Stuhl gesunken. Laukhard 1792 Leben I 224 . . . quasi das Haupt der theolog. Fakultät [bei Laukhard vielfach belegt]. Kortum 1799 Jobsiade 189 q. ohne sein Vorwissen. Kotzebue 1803 Kleinstädter (NL CXXXIX, 2; 252) schläft quasi re bene gesta. Meisl 1820 Quodlibet (II 199). Goethe 1831 Tagebücher ( X I I I 9 ) das Unerträgliche, quasi Unversöhnliche. Laube 1847 Karlsschüler 16. Holtei 1863 Letzte Komödiant 141. Peterssen 1870 Genrebilder 245. Kautsky 1885 Alten 127 „wenn einer [in der Arbeit im Salzberg] . . . sich nix zuschulden kommen lässt, so hat er doch quasi sein Sicheres". — „Quasi sein sicheres Elend"

quasi . . . Eckstein 1897 Roman 53 q. verlobt. Schnitzler 1907 Mizzi (IV 14). Waasermann 1910 Masken 77. Johnston 1917 Menschenverst. 71 ein q. selbständiges Königreich. Winnig 1930 Proletariat 61 Das klingt heute q. kommunistisch. Lippl 1944 Schloss 52 . . . ich und du, q. alte Bekannte. Süddtsch. Ztg. 7. 6. 1951 nach der Unterzeichnung des Schuman-Plans . . . q. gleiche Startbedingungen für Frankreich und Deutschland im Saargebiet. Münchner Stadtanzeiger 12. 10. 1951 . . . spazieren . . . vor die Stadt, um so q. dabei zu sein, wenn ein herrlich schöner Sommer zu Ende geht. Görlitz 1967 Gesch. Generalstab 419 dem q. inneren Gesetz folgend. Frankfurter Allgem. Ztg. 21. 3. 1970 [Aufbau des Frankfurter Opernhauses] . . . jedem zugänglich . . ., quasi ein Bürgerhaus im großen Sinne. 2. 2. 1971 der dtsch.-sowjet. Vertrag sei quasi wertlos. 19. 3. 1971 Amerikaner, Franzosen u. Engländer als quasi heimliche Bundestagsabgeordnete . . . Den Übergang (zu 2) bilden Belege wie Weise 1673 Erznarren 84 [auf einem Kupfer] Eine Semmel mit Butter beschmiert, bedeutete Sem und Japhet, quasi du Narr, friss doch die Semmel, sie ist ja fett, Menantes 1709 Satir. Roman I 58 . . . unter die gezehlt, welche {quasi) aus Andacht . . . sich hundert Jungfräuliche Falten wachsen lassen. Auch die steigernde lat. Formel vel quasi ist im deutschen Schrifttum belegt, Göpner 1621 Bayer. Feldzug H 3 a bey der vel quasi neutralitet verbleiben. Bürger 1776 Daniel Wunderlichs Buch (III 8). — Auch deutsch: Laukhard 1792 Leben I 212 war so quasi der Mährchen . . . kontrolleur des Kanzlers [der Univ. Gießen]. 2. Die überaus zahlreichen Zuss., beliebig prägbar, daher oft nur einmal nachgewiesen, teilen sich auf in zwei Hauptgruppen, 1. „was nur den Schein hat, es aber nicht ist" u. daher stark abwertend, 2. bes. im Bereich des Rechts „was dem Genannten gleichkommt oder doch ähnlich ist". Ein Teil der Zuss. ist offensichtlich nach frz. Vorlagen gebildet; vgl. Littre. H.-D. In der Aufzählung nur einige wichtige Zuss., weitere bei Campe 1801, 21813. Sanders 1871. DWb. Q u a s i - A d e l 1788 Journal der Moden I I I 483 der Adel und Q. — Q u a s i - A n e r k e n n u n g [des Pankower Regimes] Offenburger Tagebl. 3. 3. 1970. — Q u a s i - A u f w e r t u n g geldwirtschaftliches Schlagwort der jüngsten Zeit, z. B. Frankfurter Allgem. Ztg. 30. 11. 1968. 12. 4. 1969. — Q u a s i - B e r ü h m t h e i t Gutzkow 1853 Charaktere (IX 367) [Literaten haben] einen Schein5'

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ruhm, eine Q. — Q u a s i - B r a u t Fr. Wilhelm I I I . 1810 in: Vom Leben u. Sterben der Königin Luise. 1926. 60. — Q u a s i - D e l i k t 1750 Leipziger Sammlungen VI Vorr. S. XLVIII die meisten sogenannten quasidelicta . . . sind Policey-Verbrechen. — Jung 1912 Problem 3. — Q u a s i - D o g m e n Gottl-Ottlilienfeld 1925 W. 624. — Q u a s i - E r o b e r e r Cogniaczo 1794 Geständn. I I 417. — Q u a s i esel Kotzebue 1806 Blinde Liebe III, 3 mich ehrlichen Mann in meinen allen Tagen zum Q. zu machen [durch Betrug]. — Q u a s i E u r o p ä e r ZfMenschenkunde 4 (1928/29) 71. — Q u a s i - F r a u Henrici 1727 Ged. 423. — Q u a s i - F r i e d e n 1832 Bayer. Staatsztg. 307 den bisherigen Zustand des Q.-s in einen QuasiKrieg zu verwandeln. — Q u a s i g e l e h r t e r Campe 1801. 21813. — q u a s i - g e s c h i c h t l i c h Saeculum 3 (1952) 4 in den q.-en Forschungen Bachofens und Bohdes. — Q u a s i - G e s e t z Laukhard 1802 Leben V 71. — Q u a s i - G r u p p e Rumney-Maier 1954 Soziologie 97 (Übers.) . . . Zweckmäßigerweise als Q. bezeichnen.— Q u a s i H a u s s c h l ü s s e l Raumer 1842 England I I I 432 [Theaterwaffe]. — Q u a s i - H i s t o r i e G o t t l Ottlilienfeld 1925 W. 357 Historische Geologie, Kosmogonie . . . erscheinen der Historie gegenüber als eine Q. — Q u a s i - H i s t o r i k e r (wohl einmalige Prägung Mommsens 1870 Forschungen I I 139 . . . greisenhafte Impotenz dieses Q.-s [Coriolan]. — q u a s i - h i s t o r i s c h 1901 Naturwiss. Wochenschr. 285 [der Abdruck einer überholten Arbeit a. d. J . 1866 sei ein] q.-es [Dokument]. — Q u a s i - H o c h z e i t Schummel 1772 Reisen I I I 210. — Q u a s i - H u m o r i s t Musäus 1781 Physiognom. Reisen I I 29. — Q u a s i - K l u b Raumer 1849 Br. Frankf.-Paris I 58 bei der Rederei in den verschiedenen Q.-s. — Q u a s i - K o d i f i k a t i o n 1928 Handbuch der Englandkunde 186. — Q u a s i - K o l o n i e 1937 Geopolitik 538. — Q u a s i - K o n t r a k t „Scheinvertrag" Meier 1748 Anfangsgründe I 556. Basedow 1777 Pract. Phil. I I 191. Literar. Blätter 4 (1804) 237. — Jung 1912 Problem 3. 1912 Festschr. 31. Dtsch. Juristentag (Wien 1912) 31 u. Anm.: [frz.] Je quasicontract; vgl. Littre, der auf den Code Napoleon, art. 1370 weist. — Gebucht bei Campe 21813. — lat. quasi contractus in dtsch. Kontext Musig 1718 Licht der Weisheit I I 385. — Q u a s i - K ü n s t l e r Westenrieder 1788 Beyträge I 263 die sogenannten Hommes d'esprit, Gelehrte, Künstler, und quasi Künstler der höhern und niedern Art. Q u a s i - L e b e n Wieland 1778 Schach (X 317). — Q u a s i - L e g a l i t ä t Roscher 1899 Handel (System I I I 650). — q u a s i l e g i t i m

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quasi

R a n k e 1854 Epochen (IX, 2; 231) . . . die Revolution [in Frankreich] v. J. 1848 . . ., in welcher auch der q.-e König verjagt wurde . . . — Q u a s i - L e g i t i m i t ä t wie das frz. quasilégitimité (vgl. Littré, m i t Herkunftsnachweis) Schlagwort u n d Gegenwort zu L e g i t i m i t ä t (s. d.) seit 3. J a h r z e h n t 19. J a h r h . (Belege a. Heine u. Börne bei Ladendorf 190). Schneller 1834 Gesch. I I I 25. Frantz 1862 Kritik 315. Reumont 1862 Zeitgenoasen 153. Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (VIII 210). Histor. J a h r b u c h 70 (1951) 349 Gefährlichkeit der Illegitimität [auch als Q.]. — Q u a s i - L e s e w e l t Laukhard 1802 Leben V I . — Q u a s i - L e u t n a n t Teuber 1881 Jugendleben I 45 [Zugführer als . Hartig,

Querelle des Anciens et Modernes

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Schorer 62. 1664 Memorial von Gleichheit der Kriegs-Contribution A 2 a qverelen und inconvenientien (u. ö.). Leibniz 1670 See. publ. (1155) dass ... es denen Ständen an neuen Querelen, dass die Zeiten sich verändert, dass ihre Länder ärmer, andere reicher worden . . . nicht mangeln wird. Vischer 1709 Informator 34 Sey man an Höfen, wo starck gesoffen und geritten wird, so können ein, in jenem leicht entstandenes Querel, oder erregter Schlagßuss; in diesem aber ein

Querele Pferdt-Sturz den Garaus machen. 1715 Fama X X X V I I / X X X V I I I 60. — Stolbergs Angriff gegen Schillers „Götter Griechenlands" u. Wielands Spott über diese „selbst eines Dorfpfarrers vom Lande Hadeln unwürdigen Querelen" (Walzel 1905 Einltg. zu Schillers Philosoph. Sehr. ( X I S. X X I X ) . b. Querelle: Elis. Charl. 1698 Br. (LV L X X X V I I I 111). Um 1700 Schock Phantasten 45 Querelle oder Bauff-Narr. [mit einem Bild] Gar selten kehr ich heim nach Hauss, Da ich nicht ford're einen rauss: Ich schrey, ich schmäch — hau in die Stein, Die mehr als ich vernünfßig seyn . . . Thomasius 1701 Kl. Sehr. 10. Gundling 1707 Otia I I I Vorr. b3* . . . vor einen Zäncker passiren, der täglich neue Querellen anfienge . . . Wagner 1724 Soldatenbibliothek 144. Fleming 1726 Soldat 100. Michaelis 1773 Raisormement I I I 118 Querellen [der Studenten] mit der Garnison. — Waller 1822 Großpapa (Jahrb. d. Nachspiele I 237) Q.-n u. Prozesse. — Prokesch von Osten 1853 Br. 322 querelles [Klagepunkte; im diplomat. Verkehr]. c. mit feinem Unterschied zwischen quereile „entscheidende Frage" und Querelen „Streitereien", „Streitigkeiten": Was der Bundeskanzler .. . vermißt, das ist „la grande querelle". Die Querelen in der Großen Koalition ... ersetzen ihm nicht den Reiz der außenpolitischen Debatten . . . (Stuttgarter Ztg. 26. 3. 1968). Stuttgarter Ztg. 19. 12. 1960 keine Querelen [gegen den Verbleib des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe]. 4. 1. 1962 Q.-n um Eier, Gemüse [bei EWG-Verhandlungen]. Süddtsch. Ztg. 17. 10. 1962 innerbayerische Q.-n. 29. 10. 1962 [eine Zeitschrift] zum Tummelplatz für persönliche Q.-n [zu machen]. Neumann 1963 Leben 488 Sog . . . der dtsch. Q.-n. Offenburger Tagebl. 8. 10. 1964 . . . die Banner „Q.-n" lahmten die praktische Begierungsarbeit. Görlitz 1967 Gesch. Generalstab 323 . . . die letzte Revanche [Blombergs] für die vielen Q.-n mit dem OKH und dem Generalstab. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 3. 1968 Querelen — Eifersüchteleien . . . in Armeen nichts Seltenes. Stuttgarter Ztg. 28. 2. 1968 Prahlereien und undisziplinierte Q.-n. 8. 5. 1969 . . . Vorbereitung einer europ. Sicherheitskonferenz . . . durch eine „übersteigerte Vorführung deutscher Querelen" von ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Frankfurter Allgem. Ztg. 21. 2. 1970 innerparteiliche Q.-n. 23. 3. 1970 ressortegoistische Q.-n. 17. 4. 1970 die innerdeutschen Q.-n. 27. 4. 1970 der dauernden Q.-n [an der Freien Univ. Berlin] überdrüssig. 12. 8. 1971 . . . Diesen ewigen Oppositions-Q.-n . . . [„Streitereien"]. 25. 8. 1971 . . .

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langwierigen Q.-n [zwischen den amerikan. und europ. Luftfahrtbehörden wegen Aufbaues eines Satellitensystems]. Offenburger Tagebl. 15. 9. 1971 . . . welche Q.-n bei VW im Gange waren [.Machenschaften']. 1966 Leibniz 220 [Leibniz, um 1714] warnte . . . England in die Q.-n hineinzuziehen [Schwierigkeiten], in die Hannover als Kontinentalstaat verstrickt war. Frankfurter Allgem. Ztg. 28. 1. 1970 Querelen behindern den Boxsport. Frankfurter Allgem. Ztg. 7. 7. 1970 Rheinisch-westfäl. Querelen. Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung . . . 20. 1. 1971 . . . Mißhelligkeiten und Q.-n. 27. 4. 1971 innerparteiliche Q.-n [der FDP], Gebucht bei Wächtler 1709 Querelen, Beschwehrungen, Klagen; z. E. er hat unterschiedene querelen geführet; seine Querelen effectuiren wenig. — Querelle, Zanck, Hader. Bei Sperander 1727 Querelle, Klage und Beschwehrung, it. Zanck, Streit, Hader, Zweytracht, Querelen. Bei Campe 1801 u. 2 1813 Querel, Lat. Querela, die Klage, Beschwerde, und zwar mit dem Nebenbegriffe der wenig begründeten und lästigen. Man könnte Klügelei dafür sagen. — Quer eile (spr. Kerelle), der Zank, Zwist, Streit. Eingehend bei Heyse 1804, der ebenfalls das lat. vom frz. Fremdwort trennt und noch, mehr Bedeutungen bietet; hier auch querela nullitatis, Nullitäts-Klage. Bei Petri 2 1812. Bei Sanders 1871; bei Kehrein 1876. Querelle d'AUemand(s) frz. Fügung (weniger richtig querelle(s) aüemande(s) oder gar q. d'Allemagne), deren Geschichte und üble Ausdeutung auf die Deutschen vielfach erörtert worden ist (Zimmermann, Beurteilung der Deutschen 55; zuletzt — nach Grecourt — Büchmann, Gefl. W. 26 1919, 461). Belege im deutschen Schrifttum vereinzelt am Ende des 18. Jahrh., häufig seit Mitte des 19. Jahrh. in mannigfach schillernder Bedeutung, deren Grundzug „ein vom Zaun gebrochener Streit" oder „Streit um Nichtigkeiten" ist. Belege: vgl. Littre IV 1417. Dazu aus jüngerer Zeit [Yriartre] 1871 La Bataille de Dorking. Invasion . . . Vorr. S. 31 . . . ce qu'on appeUe dans le monde entier une quereile d'Allemand. 1781 Dtsch. Mus. I I 156 [Schreiben eines Franzosen über Fremdwörter . . . ] . . . so sagen wir nicht soffer, semdern blos trinquer, weil boire comme un Allemand schon an sich einen starken Superlativ bezeichnet, und vermutlich heisst eben deswegen une quereUe d'Allemand ein dummer Streit, wie ein Berauschter ihn vom Zaune bricht. Herder 1792—97 Briefe. Anhang

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Querulant

(XVIII 347). 1828 Jahrbücher d. Gesch. I I 255. 1841 Dtsch. Viertel]'sehr. I 92 Die Schweizer sagen: „wo zwei Deutsche beisammen sitzen, ist einer zuviel", und wiederholen damit den französ. Vorwurf der querelies allemandse. Raumer 1849 Br. Krankt.—Paris I 60. I I 131 . . . der unglückliche Streit mit Österreich .. . Man spottet über diese neue Methode, eine größere Einheit herbeizuführen und über die bevmndernswerthen Ergebnisse derselben; man nennt den ganzen Hergang une quereüe d'Allemand! 1857 Kompaß 121 „Une querelle allemande" — der „esprit" unserer Nachbarn jenseits des Rheins hat diesen Ausdruck erfunden, und die deutsche Presse erkennt das Treffende desselben dadurch an, daß sie ihn adoptiert hat. „Eine deutsche Frage" . . . Bismarck 1863 (bei Klemm I 4) Streit um des Kaisers Bart, querelle d'AUemand (II 189). Steub 1864 Wander. 242 Es wäre wohl eine Q. a. zu nennen, wenn man. . . über solche Ansichten streiten wollte. 1866 Grenzboten I I I 502 [wichtiger Beleg zur dtsch. Kleinstaaterei u. gegenseitigen Verspottung der süddtsch. Staaten]. Sayn-Wittgenstein 1870—87 Br. 84 . . . eine q. d'Allemand ist eine Querele, wo mna im Voraus weiß, daß man unrecht hat [Beleg um 1875]. Reinhold 1884 Volkstum 15 . . . les querelies allemandes beschäftigen alle Geister. Hornstein 1890 Mem. 227. Händcke 1906 Dtsch. Kultur im Zeitalter des 30jähr. Krieges 85. Claß 1912/35 Kaiserbuch 153 [die Weifenfrage sei lediglich eine] „querelle allemande". Brachvogel 1915 Gauklerin 32 [Berechtigung der Redewendung scharf zurückgewiesen!]. — Deutsche Ztg. (Berlin) 31. 8. 1919. Schmitz 1926 Dämon 29. Deutschlands Erneuerung XVIII 716. Fleischmann 1928 Verfassungserbgut 8. Preuß. Jahrbücher 218 (1929) 388. 1932 Mil'Wochenbl. 1376. 1933 Dtsch. Wehr 642 die Zeiten der querelles allemandes, des Dolchstoßes und des Defaitismus .. . [sind vorbei].

Späte Belege zeigen Wiederaufnahme des peinlich empfundenen Stichwortes, z. B. Frankfurter Allgem. Ztg. 15. 7. 1959 [Streit um den „preuß. Kunstbesitz"]. . . Querelles allemandes, wann werden wir sie los? Stuttgarter Ztg. 16. 5. 1962 . . . Der große Bruder ...der „Q. a." überdrüssig . . . 10. 4. 1965 . . . eine typische ,,q. d'A." [sei] dieser Verwandtenzank zweier halbsouveräner Halbstaaten um ihre „Rechte". Bad. Ztg. 16. 4. 1971 das abschätzige Stichwort „Q.-s a. . . ." Gelegentlich wird die frz. Fügung zwar vermieden, doch aber deutlich gemacht, so Giehne 1864 Zustände 32 Dtsch. Händel, sagt ein frz. Sprichwort, und versteht darunter, was man in Deutschland einen Streit um des Kaisers Bart nennt, einen Streit um Nichts und wieder Nichts. Gebucht bei Sanders 1871 (mit Belegen). Der tiefgreifende literar.- u. geistesgeschichtliche Geltungsbereich der Querelle des Anciens et Modernes ist seit Perrault 1687 im Frz. u. im Dtsch. weithin erörtert u. abgegrenzt worden. Zu älterem dtsch. Beleg (Böttiger 1811 Ideen I 129. I 154) einige neue: Curtius 1930 frz. Kultur 12. König 1935 Wesen 31. Krauss 1949 Aufsätze 431 ff. 1954 Festschrift auf Schweitzer 381. Bürger 1963 Dasein 108. 1965 Aspekte 10. 151. 164. Wagner 1965 Historiker 44. 165. Krauss u. Kortum 1966 Antike . . . (Titel). Pieper 1970 Überlieferung 45ff. (u. ö.). Jüngster Beleg: Frankfurter Allgem. Ztg. 17. 3. 1970: Im „Zwei-Kulturen"-Dialog einer literarischen u. naturwissenschaftlichen Intelligenz [Buchtitel. Hrsg. Kreuzer. 1969] spielt erneut die Q. des Anciens et des Modernes ihre Rolle, wobei noch auf Schiller hingewiesen wird, freilich mit der beachtlichen Angabe, daß Begriff wie des Dichters Auffassung „der Vergangenheit angehören". Zum gesamten Bereich der „Querelle" vgl. Rehm 1930 Untergang 2. 75. 90. 115. 136.

Querulant M. „Nörgler; Besserwisser; ohne wirklichen Grund Beschwerdesüchtiger"; im bes. Sinn „Quengler" (neulat. Prägung u. eigtl. subst. Partizip. Praes.; vgl. lat. querulus — spätlat. querulosus — „sich beklagend, sich klagend beschwerend"; querel(l)a „Klage" (s. Q u e r e l e ) , querelosus „voller Klagen": zu queri

„klagen, wehklagen; sich beklagen, sich beschweren") im Anfang des 18. Jahrh. belegt, wenn auch äußerst selten; erst seit II. Hälfte 19. Jahrh. häufiger, vor allem in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Spannungen, daneben als Fachwort der Heilkunde; der Volkssprache u. den Mundarten fremd; in volksetymologischer Deutung mit quer verbunden.

Querulant Belege: Callenbach 1714 G 117 wer will jedermann recht thun, es giebt muthwillige Querulanten. -— Herder 1799 Vernunft ( X X I 294) ...wo die Abstraction . . . die Sprache der Q.-en also nicht einmal verstünde. — z. B. Bucher 1855 Parlamentarismus 233 „Q.-en und Übelgesinnte". Hackländer 1866 Künstlerroman ( I V 346). Fontane 1870 Briefe I 190. Genee 1891 Bismarckiade 9. Jolly 1893 Irrtum 27 Schmähschriften dieses geisteskranken Q.-en. O. Henne am R h y n 1897 Kulturgesch. V I I 227 . . . ein förmlicher Sport. . ., diejenigen Personen, welche ihr Recht suchen, ohne beim ersten vergeblichen Versuche davon abzustehen, auf das Gutachten von Ärzten, die von der Seelenheilkunde keine blasse Ahnung haben, als sog. Querulanten wahnsinnig zu erklären und in Irrenanstalten zu sperren. Die Klagen hierüber begannen um 1890. . . . Bahr 1909 Reise 22 — 1914 (Titel seiner K o m ö d i e ; 1970 im Fernsehen vorgeführt). Schlegel 1922 Kulturgrotesken 108. Dombrowski 1925 System I V 200 politischer Q. Bumke 1929 Grenzen der geistigen Gesundheit 12 Die Q.-en sind zum Kampf gestimmt und zum Kämpfen gerüstet: selbstbewußt, aktiv, halsstarrig, fanatisch . . ., zugleich verwundbar . . . Radbruch 1929 Einf. Rechtswiss. 35 . . . zum Q.-en geworden. Voss. Ztg. 14. 11. 1930 . . . einen Q.-en . . ., dessen seltsame Lebensgewohnheiten allgemein und sonderbar empfunden wurden. 1934 Volk u. Reich 350. (usw.). Münchner Stadtanzeiger 17. 11. 1950 eine typische Q.-in . . ., also zu jenen schrecklichen Menschen zu zählen, die zu allem und, jedem prinzipiell in Opposition stehen und die immer wieder ihr kleines „Ich" ins Unrecht versetzt fühlen, und deshalb um ihr vermeintliches Recht kämpfen müssen. Metzger 1951 Kriminologie 187. Süddtsch. Ztg. 6. 9. 1952 . . . Q.-en überschwemmen den für Verfassungsbeschwerden zustandigen. . . Senat, ebda 4. 8. 1955. Lange-Eichbaum 1956 Genie 223 paranoischer Q. Bauer 1957 Verbrechen 66 [ v o m kriminalistischen Standpunkt aus], Süddtsch. Ztg. 20. 10. 1960. . . . sprach von parteilosen Gruppen als von Sammelbecken ewig Unzufriedener und Q.-en. 1961 Festschrift auf Noack 188 . . . ein verärgerter und hetzerischer Q., der sich in vordergründiger Tagespolitik erschöpfte. Kapeller 1964 Schimpfbuch. Stuttgarter Nachrichten 12. 12. 1964 . . . weder Ehrgeizlinge noch Q.-en, weder Sektierer noch Besserwisser . . . Stuttgarter Ztg. 2. 8. 1967 . . . lästige Bittsteller und Q.-en. 8. 4. 1969. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 3. 1970 [wichtige

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Bemerkungen!]. W e l t am Sonntag 27. 12. 1970 Notorischer Nörgler und hysterischer Q. Gebucht bei Campe 1801 u. 21813 Querulant, einer, der . . . [ohne erhebliche Ursache] zu klagen oder sich zu beschweren pflegt, ein Klagelustiger, ein Klagebold, . . . ein ewiger Kläger — ein Klägeler. Bei Heyse 1804. Bei Sanders 1871. Bei Kehrein 1876 (mit Beleg a. Herder). Wichtige Zuss.: Q u e r u l a n t e n t u m Süddtsch. Ztg. 21. 5. 1955 . . . in einer neuen Behutsamkeit ihres [der dtsch. Politiker] Wirkens, einem neuen, von Querulantentum und Furor Teutonicus gleichweit entfernten Realismus ihrer Politik 9. 2. 1959. 1961 Festschrift auf Noack 433 Bismarck pflanzte . . . keine Politiker, deren Selbständigkeit er geneigt war, als Q. aufzufassen. Haffner 1965 Todsünden 127 . . . was vor 50 Jahren noch heroisch war, hat heute Zug von Hochstapelei einen traurig-vulgären und Q. — Offenburger Tagebl. 7. 8. 1971 . . . linker Krakeel, Rechthaberei, Q. und Polemik [unter linksgerichteten radikalen Studenten]. Q u e r u l a n t e n w a h n Derblich 1895 Militärarzt I I 39.—• Münsterberg 1914 Psychotechnik 312. Stekel 1924 Grund der Seele 40. Raecke 1926 Q. (Titel). Vgl. Volkmann 1947 Medizin. Term. Offenburger Tagebl. 1. 3. 1970 . . . weder eine schizophrene Psychose noch ein Q.- . . .; daß aber . . . eine . . . verminderte Zurechnungsfähigkeit zuzubilligen sei. — Q u e r u l a n t e n w a h n s i n n : Henne am R h y n 1897 Kulturgesch. V I I 229 ein Gutachten [um 1890] . . . lautete auf „beginnenden Q." (bisher ganz unbekannt in der medizinischen Welt . . .). q u e r u l a n t i s c h Haffner 1965 Todsünden 120 q.-es Bestehen auf ausgeklügelten Fiktionen. Q u e r u l a n z Hartmann 1891 Pessimismus 187 Keine Form, des Egoismus ist widerlicher, qls die Petulanz und Q. solcher Klageweiber beiderlei Geschlechts, welche jeden Umstand des eigenen Lebens als ein besonderes Unglück bejammern, den sie bei anderen Leuten gar nicht erwähnenswerth finden. — Stuttgarter Ztg. 1. 2. 1965 psychopathische progressive Q. q u e r u l a t o r i s c h A d j . Bumke 1929 Grenzen der geistigen Gesundheit 12 die q.-e [Wahnbildung]. Stuttgarter Ztg. 28.3. 1968 q.-er Psychopath. 6. 11. 1969 [Abwehr des A u s drucks] „q.-e Ministerialbürokraten." querulieren Ztw. „dringlich vorstellig werden; bedrängen; in einem fort Beschwerde führen; quengeln" (zu lat. querelari ,klagen') seit 17. Jahrh. belegt, mit dem 18. Jahrh. zurückgetreten, heute unüblich geworden. Belege: z. B. Wedel um 1600 Hausbuch 133. 472 . . . wie sehr das gantze land über das

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Question

hoff-gericht . . . queruliert, [so hat doch] niemands sich funden, der etwas sonderlichs [vor]gebracht hätte. 1618 Acta Publica Schles. (Palm) 73. um 1638 Teutscher Michel 208. Mengering 1642 Quartiermeister 1. Mitternacht 1667 Politica K 1' das q. und lamentiren der Gerechtigkeit. Thomasius 1701 Kl. Sehr. 90. Edelmann 1752 Selbstbiographie 96. Kortum 1799 Jobsiade 110. 185. Goethe 1816—32 Sehr. z. Kunst (W. LI, 2; 18). — Prölß 1891 Modelle 11. Gebucht bei Wächtler 1709 Queruliren, sich beklagen, und beschwehren, lamentiren, z. E. die Leute queruliren erschrecklich; so auch bei Sperander 1727. Bei Campe 1801 u. 21813 Queruliren, viel und ohne erhebliche Ursache klagen oder Beschwerde fuhren. Man könnte klügeln dafür bilden. Bei Heyse 1804 u. bei Petri 21812 gern klagen, usw. An das frz. quereile (s. o. Q u e r e l e ) und die älteren Ableitungen frz. quereller „streiten, zanken", querelleur „zänkisch; Zänker" und querelleux gl. Bed. sind anzufügen die Fremdwörter querellieren; Querelleur (z. B. fachwört-

lich für den störrischen Hengst (Trichter 1742 Ritterlex. 1857), gelegentlich für den „Stänker" (Knigge 1789 Umgang I I 75); hierher auch eindeutschend, wenn nicht unmittelbar zu Q u e r e l e gebildet, Q u e r e l e r (Freytag 1855 Soll u. Haben I 131 als ewiger Kläger und Quereler eine den Gerichten wohlbekannte Person) u. endlich querelleux). Sie sind im Schrifttum selten bezeugt, in den Fachwörterbüchern des 18. Jahrh. nachgewiesen u. noch bis ins 19. Jahrh. gebucht bei Wächtler 1709 Querelliren [mit frz. Ausspr.] hadern, zancken, balgen . . .; bei Sperander 1727 . . . Gelegenheit zur Uneinigkeit und Händeln oder Balgereyen suchen. Bei Campe 1801 u. 21813 . . . zanken. Bei Heyse 1804. Bei Petri 21812 . . . zwisten. — Bei Sanders 1871; bei Kehrein 1876. — Bei Wächtler 1709 Querelleux [ebenfalls mit frz. Ausspr.] zancksüchtig, z. E. er hat ein querelleuses Gemüthe, ebenso bei Sperander 1727. Diese Fremdwörter aus dem Französ. werden wichtig für die Wortgeschichte von q u e r u l i e r e n u. Q u e r u l a n t , die sie z. T. begleiten oder der sie vorangehen.

Question F. „Frage; entscheidende Angelegenheit" = frz. question (w.) „Frage, Streitfrage" (seit 12. Jahrh.; H.-D.; Littre; s. Quaestion) und in festen Fügungen mit dem Wert des Schlagwortes im 19. Jahrh. belegt. Die Verdeutschung durch F r a g e schon früh und häufig, auch im Schlag- oder Treffwort, ist heute allgemein durchgedrungen. Vgl. Ladendorf, Schlagwb. 291 Soziale Frage, 37 Brennende Frage. Engl, question seit Ende 14. Jahrh. (NEDict.). Belege: z. B.: question d'Orient „orientalische Frage"; auch übertragen „etwas bes. Wichtiges, Entscheidendes", question sociale, question palpitante: Kredel, frz. Schlagworte 158f. — Question d'argent 1930 Handbuch der Frankreichkunde I I 342. — „Question chinoise" Nordau 1881 Paris I I 165. — Vgl. Montgomery 1906 Political phrases 285. — Question de fait Metternich 1852 [in: 1934 Festschrift auf Nabholz 257]. -— Question d'Orient Bucher 1855 Parlamentarismus 259. 1887 Grenzboten IV 49 [von Gentz aufgebracht]. — „Neufchatel question" Fontane 1857 Br. II, 1; 162 Neuenburger Frage, „Neufchatel question", wie ich zu schreiben gewohnt bin [in Brief aus London!]. Dem frz. en question „in Rede stehend" (zu lat. in quaestione gebildet), être en question „in Frage stehen" entsprechen im deutschen Schrifttum — früher Beleg Mutius 1813 Br. 223 lettre en question — die Buchungen Campes 1801 u. 21813 Quaestionis oder en question, auch quaestionirt, z. B. der Mann quaestionis, oder der Mann en question, oder der quaestio-

nirte Mann, . . . mit Verdeutschungsvorschlägen: unser Mann, im vorliegenden Falle, fraglich; in Rede stehend u. mit Einzelnachweisen der Belege aus dem Schrifttum (Wieland. Bertuch. Engel). Ähnlich bei Heyse 1804; knapp bei Petri 31817. Bei Sanders 1871. Aus frz. questionner „mit Fragen bestürmen"; „durch Fragen lästig werden" wurde im 18. Jahrh., in der Schreibung an quaestio angelehnt, quaestionieren gl. Bed. übernommen, das aber nur selten belegt ist, z. B. steigernd bei Goethe wenn mich nun die Leute zu packen kriegen, und fragen und q. und nicht begreifen können (DWb.). Laukhard 1794 Feldzug I I I 92 . . . qu/istionirenden Parthey. Prokesch von Osten 1833 Tagebücher 193, dazu häufiger in allgem., erleichterter Bed. und in adjektiv. Geltung (auch kanzleisprachlich) quaestioniert „in Rede stehend, fraglich" Belege a. Goethe 1779. 1781 Br. bei Fischer, Goethewortschatz 876. Bretzner 1787 Leben I 261. I I 175. Heynatz 1796 Antibarbarus I 207. — Ranke 1865 Briefwerk 471 . . . der mich über . . . Bismarck questionierte . . .

Queue1 Gebucht bei Sperander 1727 Questionniren, streiten, zancken. — Bei Campe 1801 u. 21813 Quaestioniren, einem viele und mancherlei Fragen vorlegen, ihm mit Fragen zusetzen, ihn damit bestürmen. Quaestionirt wird auch eben so, wie en question oder quaestionis gebraucht; z. B. der quästionirte Anspruch . .. der fragliche Anspruch. Eingehender bei Heyse 1804; knapp bei Petri 31817. usw. Der engl. Parlamentsruf The question! [„Zur Sache!"]: Moritz 1783 Reisen England 35. Questionnaire (m.) „Fragebuch" in der neueren, bes. romanischen und übergreifend

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in der alemannischen jüngeren Sprach-, Mundart- u. Volkskundeforschung üblich; eigtl. älterer frz. Ausdruck des Rechts u. der Naturwissenschaften „Befragung"; dann jünger im Bereich der Schule (Littré; H.-D.). Schmitz 1876 Encycl. (Reg.). Funk 1880 Das Q. über ein Österreich. Cheque-Gesetz (Titel). In jüngster Zeit umstrittenes literar. Titelwort „Fragebogen" gegenüber engl. Questionary in Salomons Erlebnisbuch 1951 (vgl. Süddtsch. Ztg. 26. 8. 1955). — Engl. Questionary in der Bed. des „Fragebuchs" zur Ethnographie u. Soziologie 1887 belegt (NEDict.).

Queue1 F. „Ende, schließende Abteilung" (1) in der älteren Heeresfachsprache als Gegenwort zu T ê t e (s. d.) im 17. Jährt.; „lange Reihe; einer hinter dem andern" (2) im frühen 19. Jahrh. ; „Haarzopf der Männertracht" (3); übernommen aus frz. queue (w.) „Schwanz, Schweif; Ende" (mit zahlreichen Nebenbedeutungen), das auf lat. cauda, coda gl. Bed. (vgl. REW. Nr. 1774) zurückgeht. Auch engl, queue in versch. Bed.; Bed. (2) a. 1837 (NEDict.). In jüngerer Zeit durch Ersatzwörter verdrängt. Belege: 1. Wallhausen 1616 Kriegsmanual: Glossar. — Vgl. Fäsch 1735 Kriegs-Lexikon Q. wird von den Frantzosen verschiedentlich gebrauchet, als Q. d'un Bataillon, heisset das hinterste Theil eines Bataillons ... Q. d'un Camp ... Q. de la Tranchée, heisset die erste Parallel-Linie mit deren Anfangs gemachten Communications-Linie (Q. de la Tr. schon bei Fäsch 1726). Sturm 1737 wahre Vauban 157 à la q. (an dem Schwanz oder Ende der Trenchée). — Eggers 1757 Kriegs-Lex. Q., heißt im Kriegswesen, daœ Ende, der Schluß, eines Regiments, Bataillons, Zuges etc. welches der tête oder Spitze entgegen gesetzet ist. ... — Hohenlohe-Ingelfingen 1864—70 Leben I I I 229. Hauptquartier 31. 1. 1871 die Q. der französischen Armee. Bloem 1910 Sommerlt. 83 der vorschriftsmäßig an der Q. ritt. Werfel 1920 Mörder 184 . . . bin an der Queu [!] marschiert, . . . habe den Troß erlebt . . . bin [als einfacher Leutnant] in Katastrophen gestanden! Queue u. Tête einer Kolonne wurden 1900 in der „Felddienstordnung" ersetzt durch Ende u. Anfang. Gelegentlich in der Bed. „Begleitung" eines Fürsten z. B.: Kacziany 1891 ö.-u. Montur (Übers.) 61. 2. Die überreichen Zeugnisse weisen eindeutig auf literarische Vermittlung des frz. queue auch in Redensarten wie aller queue à queue (comme les loups) „hinter einander, im 6 Fremdwörterbuch

Gänsemarsch gehen" und faire queue ,,(,einer hinter dem andern') anstehen"; ,Schlange' bilden, stehen" (vornehmlich vor den Theatern von Paris, und so auf Jahrzehnte hinaus belegt; in erweiterter Anwendung und übertragen vereinzelt schon seit 1850). Voran geht Campe 1803 Reisebeschr. V 339 . . . [vor den Pariser Theatern] ein Gedränge von Herren und Damen . . ., welche sich schweifmäßig (ä la queue) ordnen mußten, um nach und nach hineinzukommen [mit langatmiger Anm. zu diesem sogen. Schweif stehen]. Belege z. B.: Rehfues 1813 Spanien 1101 Anblick einer langen Reihe von Bettlern, . .. welche, einer hinter dem andern, en queue, vor einer Klosterthüre standen und ihr Almosen empfingen. — Zelter 1821 Briefw. G.-Z. (III 198) [in Berlin] Sänger, Geiger, Pfeifer . . . formiren sich aufs natürlichste zu einer Q., wie Lämmer geduldig, mit Noten, Geigen, Flöten . . . unterm Arm . . . Goethe ebda 1831 (VI 282) [befriedigten Forderungen] drängen sich, neue ä la queue hinten nach, wie an einem Bäckerladen. Heine 1833 Frz. Zust. (V 17) ein friedlebiger Mann, der ruhig Q. macht — (V 104) [Leichenwagen] die vor dem engen Kirchhofsthore gleichsam Q. machten — (V 148) Q. machen . . . wie vor der großen Oper. Bechstein 1836 Reisetage I I 54 die Q. zur italienischen Oper. Heine 1840 Börne (VII71). Gutzkow 1842 Br. a. Paris I 63. I I 7. Kohl 1844 brit. Inseln 138 [für London; in eigtl. u. übertragener Bed.]. Hackländer 1847 (VI 96)

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Queue2

wurde von dem dienenden Personal . . . förmlich Q. gemacht. Szarvady 1852 Paris 117. Heine 1854 Lutezia (VI 221) vor den Bureaux de recrwtements macht man heule Q. wie vor den Theatern, wenn ein gutes Stück gegeben wird. Niendorf 1854 Paris 14 lange Q. 1855 Prutz' Museum I 668 dass in einigen Wochen ganz Europa an den Barrikren von Paris „Q." machen werde [um Wohnungen zu bekommen]. Rasch 1865 Häuser 37 vor dem Theater Q. machten, um ein Bittet zu erhalten. Nordau 1881 Paris unter d. 3. Rep. 236 (u. ö.). 1882 Monatssehr. (Nathusius) I 351. Rose 1884 Revanche 17. Hornstein 1890 Mem. 171. Schmidt 1892 Offizierthum 67 [Klage über den Expressionismus in der Malerei] Vor solchen Bildern macht das Publikum Q. Seefeld 1895 Reisestudien 75 mit der den Parisern . . . eignen erstaunlichen Ausdauer . . . [vor den Konzerthäusern] „queue" machen. Fontane 1898 Zwanzig 160 [70. Geb'tag des Sprachforschers Max Müller in Oxford 1893] . . . drängten sich die Glückwunschenden heran. Es versteht sich, daß ich mit in der Q. ivar. Thäter 1911 Feldzugserinn. 214 [1871 in Paris] wie die armen Leute . .. Q. bildeten, um Brot zu erhallen. Heer 1923 Tobias Heider 36 stehen wir . . . vor dem Brunnen Q., um uns die Lippen netzen zu können. Moreck 1928 Liebe 295 [vor den Bordellen] Q. gebildet wie am Billetschalter. B. N. 24. 5. 1943 [Bericht aus Shanghai] . . . Q. vor dem Laden stehen. Korrodi 1952 Literatur 54 [vor dem Gebäude der Ae. Frg. um Eintrittskarten].

Süddtsch. Ztg. 24. 3. 1953 [in London] . . . wie man geduldig wartet, bis man drankommt. „Queue here" — Stellen Sie sich hier an — ist die Parole des täglichen Lebens. . . . Röpke 1954 Lehre 50 Q.-system, . . . auch Ellbogensystem oder das System des Schlangestehens. 3. Vgl. z. B. Quincke, Kostümkunde. — Das 17./18. Jahrh. kommen in Betracht. Gebucht bei Fäsch 1726, eingehender 1735 s. o. (1). Bei Trichter 1742 Queue . . . der an den Noten befindliche Strich . . . An Violinen und Bass-Geigen . . . dasjenige Stückgen Holtz unter dem Stege, woran die Saiten gebunden werden. Bei Campe 1801. 21813 Queue, der Schwanz oder Schweif. Bei Heyse 1804 Queue, der Schwanz oder Schweif (z. B. eines Thieres, der Musiknoten); das Saitenbreit (an Geigen ...). Bei Petri 21812 Queue, Schwanz, Schweif. Die Fülle der Bed. aufgereiht seit Heyse 81838, der 91844 zuerst bringt bei öffentlichen Feierlichkeiten, Theatern etc. die Reihe der hintereinander aufgestellten sich zum Eingange oder Zuschauen drängenden Personen; Petri 101852 bietet ein Menschenknäuel; . . . eine gitterartige Vorrichtung an Eingängen von Theatern und Kassen, zur Vermeidung des Menschenandrangs, so dass nur eine oder zwei Personen auf einmal dem Theater oder der Kasse sich nähern können, was Heyse 111853 gekürzt übernimmt. Noch einmal werden die versch. Bed. zus'gefaßt und mit literarischen Belegen versehen bei Sanders 1871; bei ihm nun endlich die nach der Reihenfolge des Kommens sich ordnende Aufstellung hinter einander. Bei Kehrein 1876 (die versch. Bed., gekürzt).

Queue2 N. „Billardstock" — frz. queue de bittard gl. Bed. (s. Q u e u e 1 ) ; urspr. „Stoßende des Billardstockes"; übernommen mit frz. Fachwörtern des gesellschaftlich gehobenen Billardspiels im 18. Jahrh., geläufiger erst im 19. Jahrh. Vgl. Littre. H.-D. — e. cue (seit 1749) NEDict.; das engl. Wort geht auf afrz. cue . . . zurück, vgl. REW. Nr. 1774. Letzte Quelle wiederum lat. cauda. Belege: (Sperander 1727 gibt unter Billard nur Stöcke). — Trichter 1742 Ritterlex. 170 [unter ÄBard-Spiel] . . . mit langen Stecken, so man theils Massen [frz. masse eigtl. das dicke Ende des Stoßstockes] theils Queues nennet . . . — Heinse 1803 Anastasia I 9 (m.). 1804 Churpfalzbaier. Int'bl. 250 der Q. Pückler 1835 Semilasso I I I 168. Glasbrenner 1836 Bilder I 132 (bereits s.). 1852 Prutz' Museum I I 365. Fontane 1856 Briefe 168 Billardq. Springer 1868 Berlin 58. Gilly 1896 Fesseln 17. Fichard 1911 Lawn-Tennis 13. Großer 1926 Mann 6 Q. neben Billardstock.

Die Verdeutschung mit Spielstock (von German 1896 Billard-Studien geprägt) hat sich nicht durchgesetzt. Gebucht bei Campe 1801. 21813 Queue . . . Bei dem Kugelspiele (21813: Balltafelspiel) (Billard) wird der Stoßstock oder Stoßer so genannt. Bei Heyse 1804 . . . Billardstock . . . Bei Petri 21812 nur Stoßstock zum Balltafelspiele. Bei Heyse 111853 . . . gewöhnlich das Queue. Bei Sanders 1871 (mit zahlreichen Belegen). Bei Kehrein 1876.

Quidam — Quidproquo

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Quidam M. = lat. quidarn „ein gewisser" (bereits m i t dem Nebensinn des nicht Bekannten oder nicht näher zu Bestimmenden), mittellat. quidam „ein Berühmter"; „irgend einer"; in deutschen Zeugnissen, die sich mit Vorliebe auf literarische Kritik beziehen, gern mit der Bed. des „Unbekannten, Unbedeutenden", die sich zu verächtlichem Nebensinn steigern kann, seit Mitte des 18. Jahrh. Vgl. frz. quidam, quidane (m., w.) schon seit 14. Jahrh. (Littre. H . - D . Gamillscheg) u n d engl. Sing. quidam (m.), quaedam (w.), Plur. entsprechend quidams u. quaedams i m 16. u. 17. Jahrh. — wenn auch selten (NEDict.). Vgl. lat omnis (II 250), dtsch. man. Belege: ganz vereinzelt im 17. Jahrh.: Henel 1672 Einmischung in mancherley Händel D 3 a Istae Uterae ä quibus scriptae (dat is maer Quidams angeven). 1755 Ragout 31. 1774 Almanach der dtsch. Musen 72 Q. [Überschrift eines Gedichts von Unzer]. Sturz 1779 Schriften I 189. Musäus 1781 Physiognom. Reisen I 146 ist dieser Name fingirt, bezeichnet einen Q. Goethe (Nachweise bei Sanders). 1784 Berlin. Mon'schrift I I I 574 ein Q., wie er sich selbst nennt. Haug 1805 Epigrammen 1182 Die Quidams sprechen immerfort in manchem Buch und Büchlein von ihrem Ich. Kotzebue XXVI 40. 1830 Thür. Volksfreund 77. Wurzbach 1863 Histor. Wörter 111. Peterssen 1870 Genrebilder 220. Schneider 1898 Paris I I 16. Schmidt, Persönlichkeit 12 (Rektor-Rede Berlin 1909) [Goethes] Hieb gegen die Quidam von keiner Schule [mit Bezug

auf Goethes Gedicht Die Originalen (W. II 276)]. — Vgl. a. 1918 in ironischer Abwehr der Fremdwörterei (D. Spr. Ehrenkranz 3573) Man ist kein homo novus mehr, kein Q. unter nom de guerre. Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (VIII 28) [modische Zeitungsaufsätze] . . . unterschrieben . . .: Ein Abonnent, ein Mann ohne Vorurtheile, ein Q., Utis, Nemo, Alethophilos . . . — Gebucht erst bei Campe 1801 u. 21813 Quidam. Dieses lat. Wort wird im Deutschen als ein Sachwort (21813: Grundwort) gebraucht, einen unbestimmten Menschen auf eine verächtliche Weise zu bezeichnen.... Als Verdeutschungen werden ein Jema?td u. der erste der beste angeboten. Bei Heyse 1804 u. Petri 21812 ein Gewisser Jemand. Bei Sanders 1871 . . . Jemand, den man nicht näher bezeichnen will oder mag (mit Belegen a. Goethe u. Wieland: Herr Q.). Bei Kehrein 1876.

Quiddität F. scholastischer Begriff für die Wesenheit eines Dinges; mittellat. quid(d)itas (DuCange), Bildung zu lat. quid (s.) ,etwas' zum Pron. indef. quis ¡irgendeiner'. Vgl. frz. quiddite (14. Jahrh.). Littre. H . - D . ; e. quiddity (1569) N E D i c t . — Lexis 2,1 (1949) 9 ein „was-sein". vgl. Schütz, Thomas-Lex. 675. Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 576. Belege: lat. Formen z. B.: Fischart 1572 Eulensp. (II 414). Boccalinus 1616 Probierstein (Übers.) 2. — Krüger 1765 Träume 497. — Dilthey 1883 Einltg. (I 7). Schack 1894 Erinn. I 93. — 1960 Sinn u. Sein 23 (u. ö.). Deutsche Zeugnisse: Diderot 1774 (I Vorher. 13) (Übers.) . . . Entitäten und Quidditäten. Blumauer 1784—94 Vergils Äneis (1109). Herder 1799 Verstand I (XXI 121) [wortgleich mit Diderots Ausdruck; Hinweis auf die Scholastiker]. •— Neumersdorf um 1895 Zeit 158 Q.-sbegriffe.

Gebucht bei Sperander 1727 Quiddität, das Wesen und Natur eines Dinges. Bei Campe 1801 Quidditas, ein barbarisches Kunstwort der alten Schulphilosophie. Man müßte, wenn jemand neugierig wäre, ein Deutsches Wort dafür zu hören, die Washeit dafür sagen. . . ; leicht geändert 21813. Bei Petri "1834, bei Heyse 8 1838, die Washeit übernehmen und neben Seyn u. Wesenheit auch in alle folgenden Auflagen führen; bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876.

Quidproquo N . „eins fürs andere"; dann „Vertauschung, Verwechslung, Mißverständnis"; auch „Ersatz" = lat. quid pro quo eigtl. „(irgend) etwas für (irgend) etwas" (N. z u m lat. Pron. indef. m. quis .(irgend) einer'); eine urspr. scholastische Fügung quid pro quo, bei uns seit frühem 16. Jahrh., gern in Verbindung m i t dem 6*

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Quidproquo

Ztw. nehmen, belegt in der Umwelt der Heilkunde und Heilmittelbereitung und dort offenbar kennzeichnendes Stichwort bis zum 18. Jahrh. (1). Übertragen vom 17. Jahrh. an u. (modewörtlich!) bis heute vielfach verwendet (2). Daneben gleichbed., doch stärker „ M i ß v e r s t ä n d n i s " Q u i p r o q u o N. (3) nach lat. qui pro quo „(irgend) einer für den andern" (Pron. indef. (m.)), erst von der Mitte des 18. Jahrh. an bezeugt. — Engl. Quid pro quo (seit Mitte 16. Jahrh.) NEDict., frz. zunächst qui pro quo (m.) (17. Jahrh.), später zus'geschrieben. Littre. H.-D. Gamillscheg. Belege: 1. Schylhans 1517 Wundarzneikunst Nit quid pro quo, nit weissz für schwartz Darreychen soll ein weisser Artz, Sonder erfaren sein der ding, WiU anders er das ym geling [Spruch über Kosmas u. Damian, den Patronen der Ärzte u. Apotheker; Holzschnitt; a. Peters, Arzt 8); vgl. Begardi 1539 Index Sanitatis 3 a . 35». — Volkslied 1544 (Liliencron IV 242). 1549 Würzburger Apotheker-Ordnung (Scharold 1825 Medizinalwesen I 114). Fischart 1572 Eulensp. (II 95) [eine vermeintliche purgatz zum Schwitzen] aber es war da quid pro quo Für Senetbletter Haberstro. 1575 Nürnberger Apothekerordnung [Forderung auf frische und immer vorrätige Arzneimittel, daß nicht] quid pro quo hinaus gegeben und verkauft werde. Tabernaemontanus 1588 Kräuterbuch I 2 b . . . gute achtung auff das Intent der [arabischen medizinischen] Aufhören haben, damit sie nicht jrren, vnd Quid pro Quo verstehen. Frischlin 1591 Christoffel (182) [ein betrügerischer Apotheker verstand] das Gelt pressen auss den Leuten. Indem er gab, quid pro quo, Alten Meussdreck für pfeffer do [Das volkstümliche Bild der „Mäuskegel" — nicht das einzige dieser Zeit; vgl. Fischer, Schwäb. Wb. IV 1562 — gibt auch unserm Stichwort weiteste Verbreitung in allen Schichten]. Sommer 1608 Ethographia I K l " beschuldiget die Apotecker, dass sie nicht allein quid pro quo geben, sondern alles, was im Menschlichen Leib kommen soi, verketzern. Mengering 1642 Gewissensrüge 1518 in die verschriebene Becept nicht alle ingredientien . .., sondern ... quid pro quo . . . nehmen . . . Weise 1673 Erznarren 92 [von den Quacksalbern] Vnd wer von der Politischen Quacksalberey reden solte, da man offt quid pro quo nehmen müste, der würde vielleicht grössern Betrug antreffen [auch zu Bed. 2]. Woyt 1709 782. Stoppe 1728 Ged. I 155 [ironische Beziehung auf ein Heilmittel], 2. Mengering 1642 Gewissensrüge 1120 Ob sie ... düchtige . . . Praeceptores zur Schulinstitution und Jugendlehr . . . gebraucht, oder vielmehr quid pro quo genommen und auffgerafft, was jhnen vorkommen — 1526 Hümpler und Stümpler . . . nehmen [beim Satz] quid pro

quo, und schawen aus Unverstand vberhin, dass offt die Correctur hernach eben lang ist, wenn ein opus publiciret worden. Pickelhäring 1685 Kleideraffe 228 [vom Heiraten]. . . ungesehenes Dinges kauffen, und offtermals quid pro quo nehmen. Thomasius um 1700 (Preuss. Jahrbücher 114 (1903) 450). 1704 Auserlesene Anm. I 307 — 1705: I I 105. Sulzer 1745 Kurzer Begriff aller Wissenschaften 37 [jeden Begriff mit dem rechten Ausdruck zu benennen] lehrt die Wörterkunst, und ohne diese würde man gar leicht quid pro quo nehmen, wie man im Sprüchwort sagt. Winckelmann 1750 briefl. (Jahrbuch Sammlung Kippenberg I 33) . . .[Bitte um Geldzuwendung. ..] Ich nehme quid pro quo... Zahlreiche Belege a. Lessing bei Olshausen, Lessing-Wb. Schubart 1774 Deutsche Chronik 464 ein Quid pro quo herunter kratzen. Hermes 1778 Reise I 625 Wer saumselig war, oder gar zu augenscheinlich quid pro quo in seinen Schubkarn warf. Leisewitz 1779 Tagebücher I 26 . . . ein lächerliches quid pro quo .. ., das mich aber bald aus aller Contenance gebracht hätte — 1780: II 39. 1784 Leben d. Eulenspiegels 1138. Laukhard 1797 Leben IV, 2; 308 einen historisch-deutlichen Begriff von den Dogmen zu bilden, damit ich nicht quid pro quo machen mögte. Schütze 1800 Handwb. f. Schauspieler 144 Quid pro quo, l'un pour l'avtre, ein X für ein U machen, Nonsens sprechen. . . Hauff 1826 Mem. d. Satans I I 179. Schmeller 1828 Bayer. Wb. I I 403 ( = 2 I 1395) [zum Artikel Quintlein] {Nach einem .. . Quid pro quo heisst quintdn an einigen Orten der Schweiz: die Viertelstunden schlagen) [in der Bed. „Mißverständnis"]. 1829 Jahrbücher d. Gesch. 1250 — 1830: 1493. Lang 1833 Reise XI 59. 1842 Dtsch. Chronik I I 31 [Titel einer Novelle], 1852 Prutz' Museum 1136. Haym 1859 (Ges. Aufs.) 62 Durch das wunderlichste Quidproquo verwandelte sie sich mittelst der naiven Phantasie des Dichters in seine Laura. Schneider 1898 Paris I I 23. Bamberger 1899 Erinn. 268. Gebele 1901 Ausbildung 112 [Beleg für Bayern a. 1807, als Pfarrherren zu Schulinspektoren erhoben

quieszieren wurden] . . . schreiben ein quid pro quo hin, um dadurch den Unerfahrenen Sand in die Augen zu streuen. Lilienoron 1903 Bunte Beute (X 60) Wer wird sein Quidproquo zuerst entschleiern? Grenzboten 1911, 4; 194. VSozialgesoh. 22 (1929) 376. Sombart 1930 Nationalökonomie 5 Man sollte diese ganze formalistisch eingestellte „Nationalökonomie" nehmen für das, was sie ist: ein Quid pro quo, ein Missverständnis. Frankfurter Allgem. Ztg. 14. 7. 1970 . . . Phase des Verhandeins, . .. wo die Grenzpunkte liegen . . ., welche Art von Quidproquo, welche Gegenleistungen für welche Leistungen in Frage kommen . . . 3. Elis. Charlotte 1720 Br. V 26 Ein abteckerknecht . .. hatt ein quiproquo gethan undt ahnstatt sel vegetal arseniq genohmen. 1752 Gleim-Ramler Briefw. I 325 Gewohnheit, . .. die Nahmen zu verwechseln und über kurtz oder lang es zu bekennen, dass sie ein qui pro quo gemacht hätten. Weisse 1769 Beytrag (IV Nr. 1) Weibergeklatsche oder ein Q. Lustspiel (Titel). Bürger 1770 Gedichte (1114). 1772 Frankf. gel. Anz. 331 . . . führt die Natur ein zärüich-empfindendes Frauenzimmer hundertmal zu solchem Quiproquo. Lavater 1775 Physiognom. Fragmente 121 Wie viel tausend Menschen beruhigen sich mit einem qui pro quo auf einem ganz beschränkten Gemeinplatze. Böttiger 1791 Literar. Zustände (I 138). Gotter 1795 Schauspiele 245. Goethe, Ged. (V, 1; 279) — 1795/96 Lehrjahre (XXI39. X X I I 176). Lenz 1797 Waldbruder 56. Heynatz 1797 Antibarbarus II 616. Foote 1797 Kriegskommissär. (Übers.) (III 180) Was giebts hier? Madam in Thränen? — Ein kleines Quiproquo. — Wie? Sie haben schönes Zeug gemacht [mich in eine schlimme Lage gebracht]. Zelter 1822 briefl. an Goethe [Gesamtstelle unter S t a b e r l im DWb.; Briefwechsel G.-Z. I I I 221], Waller 1822 Großpapa (Jahrb. D. Nachspiele I 290) Ihr Enkel . . . fand den Namen seiner Geliebten im Sande; es entstand ein qui pro quo und so kam unsre Liebe zum Vorschein. Pückler-Muskau 1834 Tutti I I 362 — I I I 120. Devriont

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1835 G I 205 das lustigste qui proquo, das ich noch erlebte. 1839 Badegäste I 13. Dingelstedt 1839—43 Wanderbuch (V 133) ein fatales [„unangenehmes"] qui pro quo. Stahr 1857 Nach fünf Jahren I 71 (Engländer in Paris) so oft sie Französisch zu reden versuchen, (geben sie) die komischsten Quiproquos zum Besten. 1866 Gartenlaube 256 (in der Bed. „Scherzwort") — 1867: 222. Meysenbug 1876 Mem. II 135. Salon 1886,1; 344 Q. [Titel einer „Novellette"]. Spielhagen 1890 Finder I 145. Reich 1896 (Leben) 19. 56. Wassermann 1910 Masken 36. Kanner 1922 Katastrophenpol. 427 Durch das unaufrichtige Spiel mit den Kriegsursachen und Kriegszielen wurde .. . für den Außenstehenden ein qui pro quo erzeugt. .. . Dieses qui pro quo bewirkte, daß .. . das dtsch. Volk mit schwerer Kriegsschuld belastet schien. Breysig 1928 Werden I I I 329. Tritsch 1954 Erben 250. Niebelschütz 1961 Spiel 345. Offenburger Tagebl. 9. 3. 1970 . . . Das „qui pro quo", um in seiner [des Don Juan im „Rosenkavalier"] Sprache zu bleiben, zwischen Gesang und Sprechen . .. Gebucht bei Wächtler 1709 Quid pro quo, etwas vor etwas, so gesaget wird, wenn man ein geringes für alles nimmt, oder giebt.. . Eingehend bei Sperander 1727 Quid pro quo, pflegt man in der Medicin zu sagen, wann ohne Verstand eines fürs andere verschrieben, oder von den Apotheckern gegeben wird. Heisset auch, wann man nehmen muss, nicht was einem gebühret, sondern was man bekommen kan. — Bei Campe 1801 u. 21813 eingehend Quid oder qui pro quo, mit Scheidung des Gebrauchs in der Umgangssprache und in höherer Schreibart, mit den Verdeutschungen Was-für-Das [begründet], Eins-für's-Andere [von W. Fr. A. Mackensen — A. D. B. X X 16 — stammend]. Bei Heyse 1804 eingehend, bei Petri 21812. Bei Sanders 1871 u. Kehrein 1876 (mit weiteren literar. Belegen). Scherzhafte Weiterbildungen zu 1. Fischart 1575 Garg. 298 Quidproquockitet u. quidproquisiren [u. Varianten].

quieszieren (Staatsdiener, Beamte oder Offiziere) „in den Ruhestand versetzen" vom 17. Jahrh. an bis Ende des 19. Jahrh. bezeugt; mit der Wortsippe üblich in den süddeutschen Staaten u. in Österreich, und da im 18. u. 19. Jahrh. reich belegt; heute verdrängt durch p e n s i o n i e r e n , das aus der preußischen Staatsverwaltung vordringt, durch Verdeutschung ,in den Ruhestand versetzen', durch südwestdtsch. mundartliches „invalidizieren". Quelle: lat. quiescere „ruhen; sich vom Staatsleben zurückziehen" zu lat. quies,

Staatsleben". Vgl. q u i t t i e r e n .

Gen. quietis

(w.) „ R u h e ; Zurückgezogenheit

vom

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Quietismus

Belege: um 1638 Teutscher Michel S. 208. Goethe 1784 Br. (VI 390) [das Studium der Naturlehre u. der vergleichenden Anatomie zurückstellen] bis mich das Schicksal quiescirt oder iubilirt. Blumauer 1784—94 Virgils Aeneis (1173). Cogniaczo 1794 Geständn. II 199. 1824 Baier. Int'Bl. (Isar) 845. Schrafel 1835 Schicksale 180. Hallbauer 1848 (1929 Frankf. Pari. 217). 1858 Staats-Wb. I I I 143. Stein 1872 Heerwesen 59 quittirte oder quiescirte Offiziere. Gebucht bei Sperander 1727 Quiesciren, ruhen, sich zur Buhe begeben. . . . Bei Campe 1801 Quiesciren, ruhen, ausruhen; in der Rechtssprache, sich beruhigen. 21813 mit Zusatz Ein quiescirender Bischof, ist ein in Ruhe gesetzter. Bei Heyse 1804, bei Petri 21812. Bei Heyse 8 1838 . . . in Ruhestand versetzen, zugleich mit den weiteren Bildungen Quiescent, in Ruhestand Versetzter; Quiescenz, Ruhestand. Bei Sanders 1871; bei Kehrein 1876. Q u i e s z e n t (m.) „in den Ruhestand versetzter Beamter", eigtl. Akk. Sing, des Partizip. Präs. zu quiescere und daher „im Ruhestand befindlich". Belege: Schlözer 1782 Briefw. histor. Inh. X 13 die Jubilirten und in Quiescenten Stand versetzten [Österreich.] Beamten . . . Lang 1817 Reise I 7 (u. ö.) — 1819 Hammelburger Conv. Lexikon 30 Pensionärs und Quieszenten.

Westenrieder 1828 Mü. I I 49. Bauer 1836 Überschw. I I 20 [„Ruheständler"]. Grillparzer 1815 Aktenstücke (VI 19) Qu.-en oder Pensionisten. Q u i e s z e n t e n s t a n d 1829 Jahrbücher d. Gesch. I I 135. Übertragen: König 1857 Clubisten I 175 Wie schnell er seinen politischen Eifer in Q. gesetzt hat! Q u i e s z e n z (w.) „Zurruhesetzung; Ruhestand" zum lat. quiescentia „Ruhe". Belege: 1804 Churpfalzbaier. Int'bl. 112. Koch-Sternield 1838 Beyträge I I I 441 Anm. Pensionen und Q.-gehalte. — Luise von Kobell 1894 Erinn. 1181. Lingg 1899 Lebensreise 95. Q u i e s z e n z - S t e l l u n g Weizsäcker 1866 briefl. an Weech (ZG Oberrhein 90 (1938) 424) erzwungene Q. an der Bibliothek. Q u i e s z i e r u n g (w.) „Zurruhesetzung; Ruhestand". Lang 1817 Reise I 5. 1845 Anemonen I I 89. 1852 Prutz' Museum I I 878. 1858 StaatsWb. I I I 142 die Q., die auf unbestimmte Zeit verfügte Einstellung der Aktivität [eines Beamten] . . . — 1865: I X 701 Ruhestandsversetzung (Q.). Fallmerayer 1860 Aufs. (II 412) nach seiner aus Gesundheitsrücksichten . . . erfolgten Q. Gutzkow 1875 (46) Säkularbüder (VIII 223). 1881 i A . D . B . XIII583. Bluntschli 1884 Denkw. I I I 448 [„Emeritierung"]. Übertragen: Plümacher 1884 Pessimismus 346 die Q. des Weltwillens.

Quietismus M. „Gottversenkung, -ergebenheit" (im Sinn einer mystisch-religiösen Richtung des 17. Jahrh.) (1); allgemein „Streben, Sehnsucht nach R u h e u n d Frieden; stumpfe Ergebung; Stumpfheit" u n d so, bei unscharfen Bedeutungsabgrenzungen u n d erweiterten Anwendungsbereichen seit 19. Jahrh., i m gehobenen Schrifttum m i t der Wortgruppe weit verbreitet (2), d e m Tagesschrifttum u n d Zeitungen durchaus fremd gebheben. Quelle: Q. ist neulat. Prägung -ismus z u m lat. Adj. quietus „ruhig, gelassen", dies zu lat. quies, Gen. quietis (w.) „Ruhe". — Vgl. D W b . (mit Belegen der Elisabeth Charlotte, Goethes, Schillers, J e a n Pauls). — Früheste Form ital. quietismo; e. quietism, quietist (seit 1687; 1685) N E D i c t . ; frz. quiüisme, quiitiste (17. Jahrh.) Littre. H . - D . — Voßler 1935 Poesie der Einsamkeit I 154. Vgl. Eisler 1929 W b . philosoph. Begriffe I I 577. Belege: 1. z. B.: 1702 Monatl. Auszug. Mai S. 6. Elisabeth Charlotte 1706 Br. [in Versailles—Paris] (LV L X X X V I I I 492) eine Art Pietisten, so man quietisten heißt; nicht so schlim, wie die ordinarie Pietisten . . . in Teütschlandt . . . — Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 58. Zimmermann 1784 Einsamkeit I I 136. Herder 1801 Adrastea I (XXIII101). 1829 Jahrbücher d. Gesch. 1175. Buss 1843 Armenpflege I Vorw. S. XI. S. X X X I X den schönen Q. und die tröstende Heiterkeit .. . über die Gefahr des

Pauperismus*^ zu'itheilen. Schopenhauer 1844 Welt (II 763). Sallet 1845 Ged. (II 167) Wie edel ist wilder Fanatismus! Wie schmachvoll zahmer Q.J Bismarck 1847 Br. 56 ein todter Glaube, was ich . . . als Q. bezeichnete. 1854 Prutz' Museum I 555 religiösen Q. Heyse 1873 Kinder d. Welt I 125 . . . zu den äußersten Gonsequenzen Ihrer Weltanschauung, die auf den sehr wohlbekannten mystischen Q. hinauslaufen. Hartmann 1891 Pessimismus 172 Q. [als Weltanschauung],

Quietismus

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Schmid 1909 Mönch 245 stürzten sich die Enttäuschten in den weltmüden Q., der sich ihnen im Schoß der kathol. Kirche oder im Pietismus zur Bettung darbot. Clemen 1941 Lob 61 Vater des span. Q. Miguel de Molinos.

Q. und fin de siècle-Stimmung . . . [in Deutschland zur Zeit Wilhelms II.]. Wagner 1965 Historiker 61 [Droysen] . . . der den Rankeschen Q. bekämpfte und zu den Wortführern der Frankfurter Paulskirche gehörte.

Goethe 1829 Gespr. Eckermann 253 Der Rest des Lebens ist gleichgültig, wir lassen es gehen wie es will, und endigen mit dem Q., wie die indischen Philosophen auch.

Vereinzelt auf die Spitze geführt, zum „Faulenzertum": Fallmerayer 1860 Aufs. (II 438) [Rückgang der griech. Olympiafeiern] . . . Die Vornehmen entsagten . . . der hellenistischen Gymnastik, .. . überließen es der Plebs, sich unter Schweiß und Lechzen .. . Kränze zu holen, während sie selbst in wollüstigem Q. unter dem heimischen Schattendache lagen.

2. Stahr 1847 Italien 1406 des jesuitischen Q. Hettner 1850 Schule 176 Romantik dem idealistischen Q. entsprungen. Fallmerayer 1850 Aufs. (II 65) [Sozialismus ist] dem Q. unserer Gemüthsart völlig entgegengesetzt. Gervinus 1853 GDD. V 665 Q. der Romantik. Eichendorff 1854 Drama 182. Scherr 1865 Blücher I I 136 buddhistischer Q. Braun 1881 Bilder 1 4 8 falsche Conservativismus oder Q., welchem die Dynasten und Städte . . . des 16. Jahrh. . . . verfielen . . , Hillebrand 1882 Zeitgenossen 34 — 1885 Culturgesch. 44. Jolly 1898 Irrtum 26 . . . es ist ihm, [Jhering] gewiss beizupflichten, wenn er gegen den Q. zu Felde zieht, der erlittenes Unrecht ruhig erträgt und sich gegen widerfahrene Unbill nicht wehrt. Jodl 1898 (Vom Lebensweg I 189) nicht zu einem tatenlosen Q. möchte ich ermuntern. Zfvgl. Lit'gesch. N. F. 15 (1904) 278 die britische Form des Atheismus und Q. Bahnsen 1905 Wie ich wurde 164 [a. 1881]. Hilty 1906 Neue Briefe 344 . . . im Alter, wenn der Wille zum Leben . . . abnimmt, der Q., die Neigung zum sich Zurückziehen von der Welt. . . [zunimmt]. Jmago 2 (1913) 588 der Zynismus .. . als heilsames Gegenmittel gegen den Q. 1918 Deutschland u. Katholizismus I 103 . . . das Stigma des Q. . . . der kirchlichen Frömmigkeit anzuheften. Bock 1920 Tagebücher 36 Q. [im Wesen u. in den Werken Bonsels's]. 1928 ZfPolitik 361 dem träumerischen Q. [des Asiatentums], Grisebach 1928 Gegenwart 588 Q. ist im Grunde der Glaube an eine Normierung durch den Kosmos (u. ö.). Pfeiffer 1931 Human. Erasm. 16 Q. und Spiritualismus mystischer Art, wie ihn Thomas a Kempis vertreten hatte. Wieser 1932 Poiret 296 [in Guyons Schriften] . . . Maske des Wortes Q Halbe 1933 Scholle 126 Gefahr eines gewissen Q., eines unfruchtbaren Geschehenlassens und Tolerierens . . . Wust 1936 Ungewißheit (IV 117) Der vielgerühmte Heroismus des Amor fati ist .. . ein armseliger Q. Jockers 1946 Goethe 177 [im Sinn goetheschen Schaffens . . .] muß man wachen, rührig, tätig sein. Bloßes Hoffen führt zum Q., und Q. endet in Erschlaffung. Weizsäcker 1950 Erinn. 275. Horkheimer 1955 Reden 116 Philosophischer

Q. in näher bestimmtem Bereich: Dahlmann 1835 Politik I 181 . . . wird die Nachwelt dem angebildeten politischen Q. die Ehre nicht zollen, die er sich selbst verschwenderisch zuweist. — Baumgarten 1870 Volk 77 Vertreter des politischen Q. Dtsch. Rundschau 1875, 3; 483 innerpolitischen Q. Frankreichs. 1888 Wien I I 492 . . . Als ob der Q. des Salons [Wien; um 1850] nicht voll genügt hätte, wandten sie sich einer Art von literarischem Trianonspiele zu. 1890 Unsere Zeit 1451 . . . in dem Q. der Historischen Schule, in der scharfen Betonung der Notwendigkeit, die ganze Kraft . . . der Vertiefung der Wissenschaft zu widmen — vgl. Nitzschke 1932 Geschichtsphilosophie Lorenz von Steins 21 Anm. 51. — Hartmann 1891 Pessimismus 47 [der Weise in seinem] intellektualistischen Q. 1919 Geist der Volksgemeinschaft 160 bildungshemmenden Q. Rohden 1925 polit. Denken 63. Bonn 1927 Geld u. Geist 27. Glum 1930 Deutschland 18 unfruchtbaren [politischen] Q. 1935 Volk u. Reich 101. Müller-Armack 1949 Diagnose 87 religiöser Q. Gebucht bei Sperander 1727 . . . die sogenannten Qietisten, des Molinos Nachfolger. Eingehend bei Campe 1801 Ruhefreunde u. 2 1813 mit Zusatz. Bei Heyse 1804, der auch zuerst Quietismus bucht; 8 1838 auch Gemüthsruhe. Bei Sanders 1871 u. bei Kehrein 1876 (mit Belegen). Q u i e t i s t Burnet 1688 Italien (Übers.) 7. Leibniz 1691 Corr. 1152. Pastorius 1700 Beschr. Pensylvaniae 88 Molinas und seine Q.-enSect. .. . 1706 Erlöstes Brabant 39. Sonntag 1714 Voc. pseudomyst. 51 [eingehend!]. Philo 1722 Ruhm des Tobacks 87. 1773 Philosophie d. Natur I 125 nur ein Q. wird sich einbilden, daß er Gott lieben könne, wenn er unter der Last seiner Rache seufzet. Zimmermann 1784 Einsamkeit I 355. 1832 Jahrbücher d. Gesch. I 56 politischen Q. . . . [dazu] I 57 . . . stillen Q. . . . Hillebrand 1885 Culturgesch. 276. Schulze-Gävernitz 1909

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Quincaillerie — Quincunx

Marx 20 . . . Marx selbst . . . kein Q. — dieser glühende Tatmensch . . . Süddtsch. Mon'hefte 26 (1929) 672. Q u i e t i s t e r e i [verächtlich] 1702 Europ. Fama 407. q u i e t i s t i s c h Adj. Hettner 1850 Schule 169 . . . Verlangen nach dem orientalisch q.-en Weihrauchdufte der kathol. Kirche . . . — 1850 (Schriften 307) . . . q.-en Zurückgezogenheit [Schillers u. Goethes in politischen Dingen]. Eichendorff 1854 Drama 183. — Achelis 1890 Prakt. Theologie I 367. Hartmann 1891 Pessimismus 18 q.-en Pessimismus (u. ö.). Birt 1910 Provence 115 q.-es Gemüt. 1918 Deutschland u. Katholizismus I 302 dieses q.-e Verhalten [des Katholizismus im Bereich der Universitäten, bes. den protestantischen gegenüber]. Hamack 1920 (N. F. IV 194) Wirkt die Beschäftigung mit der Geschichte nicht q., lähmt sie nicht das frische Handeln und Leben? Endres 1921 Hirth 91 Mit dem Kismet oder dem christlich q.-en die Hände-in-den-Schoß-legen konnte H. nichts

anfangen. Salin 1924 Gothein, Sehr. I S. XX. 1930 Wohin? Ratgeber 2 dieser q.-e Glaube [daß der Höhergebildete sich selbst genug sei], Bellmer 1932 Rocco 4 Ein Streben nach dem Idyll, ein q.-er Zug [in Roccos Werken]. Clemen 1941 Lob 64 . . . verträumten q.-en Tatlosigkeit. Goethe 24 (1962) 315. Q u i e t i v N. „Beruhigungsmittel des Willens", ungeschickte Wortbildung Schopenhauers (nach Motiv u. ä.), abgegrenzt gegen Q u i e t i s m u s u. quietatio von Mauthner, Wb. Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 577. Belege: Schopenhauer 1819 Welt (31859) I 299. 1448. Achelis 1890 Prakt. Theologie I 430. — Ludwig 1922 Goethe 118 [die Frauen in Goethes Jugend] . . . müssen, nach dem Gesetze der Polarität, die Quietive sein, die dieses ungeheure Temperament sich sucht. Borries 1925 Romantik 18 [die romantische Ironie] . . . idyllisches Q. [in der Spätromantik]. Unger 1926 Studien I I 189 [über C. F. Meyer] . . . die stärksten Q.-e des Willens . ..

Quincaillerie F . „Eisen- u n d K u r z w a r e n h a n d e l " ü b e r n o m m e n in II. H ä l f t e d e s 18. J a h r h . a u s gleichbed. f r z . quincaillerie zu f r z . quincaille „Eisen-, K u p f e r g e r ä t " (zur H e r k u n f t Tgl. Gamillscheg) ; l a n d s c h a f t l i c h a u c h „ K u r z w a r e n " u n d bei ü b e r reicher B e z e u g u n g g e r n i n v e r d e u t l i c h e n d e n Zuss. v e r w e n d e t . H e u t völlig z u r ü c k g e t r e t e n bis auf gelegentliche süd- u . w e s t d e u t s c h e G e s c h ä f t s b e z e i c h n u n g e n u n d einige m u n d a r t l i c h e Zeugnisse; vgl. K i n k e r l i t z c h e n (Kluge), K i n k e r l i t z e n ( D W b . ) . Belege: wohl um 1767 für Pforzheim belegt Qwincailleriefabrik bei Bittmann 1907 Hausindustrie Badens 37. z. B. Riesbeck 1783 Briefe I 59 Q. II 375 Q.-artikeln. 1787 Journal der Moden I I Intelligenzbl. XCVIII Q.-Waaren. 1788 Beschr. Augsburg 132 Q. oder kurzer Waare. Vgl. dazu ein Augsburger Wörterbuch 1792, frz. u. dtsch. Le Clincailleur . . . kurzer Warnen. 1798 Taschenbuch f. Würzburg 175 einen kleinen Kramladen von Q.-n. Ehrmann 1806 Franto. 146 Q.-Fabriken. Nettelbeck 1821 Leben 174. Börne 1822 Schilderungen aus Paris (II 140). Nebenius 1822 Douanensystem 25. 1825 Eos 411 Nürnberger Q. 1838 Beschr. OA Tettnang 69 Q.-Waaren-Handlungen. Kurz 1843 Schillers Heimatjahre I 166. 1859 Beschr. OA Ludwigsburg 135. Holtei 1863 Letzte Kom. I I 231. Herrmann 1877 Miniaturbilder 180 Taschen-, Q.- und Bijouteriewaarenfabriken. Kaiser 1911 Lebenserinn. 42 [in Basel

um 1820 . . .] Seidenwaren, Bänder und Kleiderstoffe, Porzellan- und Glaswaren, Q.-n . . . — Handel-Mazzetti 1929 Maria I 39. Gern verbunden mit gleichbed. engl, hardware z. B. Achenwall 1768 Staatsverf. 316. Kohl 1844 England u. Wales I 77. Vgl. Rhein. Wb. VI 1345 quing-quankeln (Ztw.) „viel tauschen u. dadurch verschwenden"; Quingquankelei „Tändelei"'. Gebucht bei Campe 1801 Quincaillerie kurze Waare u. 21813 mit Zusatz u. neuer Verdeutschung. — Bei Heyse 1804, bei Petri 21812; bei Heyse 8 1838; bei Sanders 1871 ; bei Kehrein 1876. Im Levantehandel von Marseille aus seit 16. Jahrh. sind Quincailles d'Allemagne und im habsburg. Osthandel im 18. Jahrh. Chincalie di Venezia (nach ital. chincaglie „Kurzwaren") bezeugt. Vgl.: Strieder 1919 Levantin. Handelsfahrten 17. Halm, Habsburg. Osthandel 17.

Quincunx M. eigtl. „ n a c h d e n fünf A u g e n auf d e m W ü r f e l a n g e o r d n e t e u. d a h e r i n schräger Linie gesetzte B ä u m e " , ein F a c h w o r t des Obst- u . G a r t e n b a u e s , d a s s c h o n d e m klassischen L a t e i n a n g e h ö r t u. bei uns in d e n F a c h b ü c h e r n seit 16. J a h r h . belegt

Quinquennium — Quinte, Quint

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ist, z. B. Peschel 1597 Garten-Ordnung (Titel). Text: 84*. 138». 158. (auch mit Abb.). — Sturm 1714 Anw. (Architektur) B a . — Hermes 1789 für Eltern I 192. — Lat. quincunx (m.) „fünf Zwölftel" zu quinque ,fünf' u. uncia (w.) „Unze; 1 / 12 As". Frz. quinconze u. e. quincunx in unserer Bed. sind im 16. u. 17. Jahrh. bereits belegt (Littre. H.-D. — NEDict.). Vgl. Eggers 1757 I I 533 Quinconce u. Quincunx. Gebucht eingehend u. mit versch. Verdeutschungen bei Campe 1801. 2 1813 (mit Zusatz). Bei Heyse 1804, bei Petri H812. Eingehend bei Sanders 1871, der noch hinzufügt Q., die Gestalt einer römischen Fünf (V) oder eines auf

die Spitze gestellten gleichseitigen Dreiecks (Bierzeichens)-, vgl. dazu Gutzkow 1860 Zauberer (VIII 32) Q. [als Schenkenzeichen in Kom], Bei Kehrein 1876.

Quinquennium N., lat. „Zeitraum von fünf Jahren" u. gleichbed. Quinquennat (m.) (neulat. quinquennatus) im deutschen Schrifttum gelegentlich bezeugt — vgl. S e p t e n n a t — im Bereich der Staatsverfassung, des Staatshaushaltes, der Amtsdauer höchster Staatsbeamter. Belege der jüngsten Zeit für Quinquennat: Massow 1913 Politik 191. 1913 Jahr 1913 67. Berliner Mon'hefte f. internationale Aufklärung 8 (1930) 1055. Ludendorff 1933 Werdegang 149. Quinquennium: a. 1631 (Ann. Ingolstad. Acad. IV 398). — Jenisch 1796 Vergleichung 252. Berlinisches Archiv der Zeit 1798, 1; 378. — Schopenhauer 1851 Parerga I 32 die moderne Tournüre des laufenden Q.-s. Misch 1952 Gesch. 315 Der neue Wohlstand [um 1925] . . . brachte der Weimarer Bepublik ihr glücklichstes Jahrfünft, ein Q. Neronis, den guten fünf Jahren des schrecklichen Nero zu vergleichen . . . Q. academicum: Ludwig I. 1827 Briefwechsel mit Schenk 36 f. Q uinquennium:

Gebucht bei Campe 1801 mit dem Verd'vorschlag Jahrfünf nach Vorbild von Jahrhundert (aber im Verzeichnis S. 311 Jahrfünft). 2 1813 Jahrfünft. Bei Heyse 1804, bei Petri 2 1812. Die Wortgruppe bei Heyse «1838, bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876. Ungebräuchlich gewordenes Quinquennal (s.) oder Quinqueneüe (w.) „Schutzbrief auf fünf Jahre" ist im DWb. nachgewiesen; vgl. Luther 1524 Kaufshandlung (W. XV 310) ein Quinquernell kriegen, das ist Keyserlichen brieff; dazu 1539 Wider den bischof (W. L 429) . . . bey dem Keiser ein Kinckernel ausbringen . . .; Dazu noch Kirchhoff 1601 Wendunmuth (LV XCVII155) guinquernal [Sachwichtiger Beleg!]. Q u i n q u e n n a l e noch im 20. Jahrh. gelegentlich z. B. V'schr. Sozialgesch. 17 (1924) 214 [in Verbindung mit Moratorium].

Quint, s. Q u i n t e . Quintaner M. „Schüler der Quinta, der .fünften' Klasse (einer höheren Schule)", (Quelle: lat. quintanus. Adj., eigtl. soldatensprachlich „zur fünften Legion gehörig"; substantiv. quintani (Mz.) „Soldaten der 5. Legion"; zu lat. quintus „der fünfte") in lat. und in gleichbed. deutscher Form seit Ende des 16. Jahrh. bezeugt, gebucht bei Sperander 1727 Quintaner . . . diejenigen Schüler, so in der fünften Ordnung der Glosse sitzen, dann erst wieder bei Campe 1801. 21813 usw. Zur Bed. Quintus, Quintanus für den Lehrer (vgl. Q u a r t a n e r ) . Vgl. Nyström, Schulterminologie. Quinte, Quint F. Letzte Quelle: lat. quinta (pars) zum lat. Zahlwort quintus „der fünfte". Davon sind abzuleiten mittellat. quintinus = quentinus (durch schon alte Vertauschung der Vier- u. Fünfzahl) „der vierte Teil" und daraus seit späterem Mittelalter im Deutschen quintin und quentin (mit zahlreichen Nebenformen), die ihrerseits Kurzformen Quinten, Quinte, Quint, Quent, Kindel (1) gl. Bed. ergaben. Noch dem 15. Jahrh. gehören an die Verkleinerungsformen Quintchen (2a) und jünge-

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Quinte, Quint

res Quentchen (b), die beide in durchlaufender Belegreihe, in eigtl. u. übertragener Bed. u. i m Sprichwort f a s t H e i m a t r e c h t i m D e u t s c h e n erlangt h a b e n u n d auch heute noch in lebendigem Gebrauch sind. V o n lat. quintus „der f ü n f t e (der R e i h e nach)" gehen seit 13. Jahrh. deutsche Fremdwörter Q u i n t e , Q u i n t in fachsprachlicher Verwendung aus i m Bereich der Musik (3), rechtlicher R e g e l u n g e n i m Spiel, bei A b g a b e n (4), der F e c h t k u n s t (5); bes. seit 18. Jahrh. ist das volkssprachlich bekannte Q u i n t e , „ R ä n k e , Hinterlist" (6) nachgewiesen. — A n Q u i n t c h e n , Q u e n t c h e n u n d Q u i n t l e i n , a n Q u i n t e n e h m e n deutsche Mundarten, auch in eigenständigen Ableitungen u. Weiterbildungen, i n vielfacher, o f t örtlich verschiedener Bedeutungsentwicklung teil; vgl. D W b . , Schmeller, Bayer. W b . 2 , Fischer, Schwab. W b . , Schweizer J d . , Rhein. W b . , Müller-Fraureuth, Obersächs. W b . , Schleswig-Holstein. Wb., Schiller-Lübben (7). Belege: 1. Vgl. DWb. Lexer. Möller. Diefenbach, Gloss. u. Novum Glösa. Sehiller-Lübben. — Diese Zeugnisse leiten ins 16. Jahrh. hinüber, nun überwiegend in der Schreibung Quinte u. in der Bed. ,Viertellot'. Die älteren Gewichtsangaben z. B. für Württemberg bei Fischer, Schwab. Wb. Schon früh übertragen verwendet, z. B. 1523 Dialogus zwischen einem Vater u. Sohn (Flugschriften Reformation I 39) noch ist der geck (wie heists?) Joannes Eck, der wirdig her, eyns quintten frümmer den Judas. Manuel 1548 Weinspiel Z. 2200 . . . vnd wils erfahren by eirn quinten [ganz genau]. 2 a. (Augsburg, um 1500). . . yedes ein quintin [Rezeptanweisung] (1901 Pestblätter Bl. 41). Quintchen, Quintlein in eigtl. Bed. um 1450 Algorismus Rat. 111. Steinhöwel 1474—82 Äsop 314. Murner 1512 Narrenbeschw. 222. 1539 Bad u. Arznei den Bruch zu heilen A 2 a [purgieren] mit eynem quintlein de Pillulis gloriosis. Luther 1542 Ztg. (L I I I 405) quentin. Ryff 1548 Confect Buch 103. Thumeißer 1575 Archidoxa S b — 1583 Onomast. I I 164. Ryff 1608 Kochbuch 141». Duez 1652 Nomencl. 69 . . . ein quintlein, viertheil eines loths . . . Wernicke 1704 Versuch 87 . . . ein gantz Quentin vor ein halbes eines gewissen Chymischen Pulvers in ein Recept . . . gesetzet. Eisenschmidt 1708 de Pond. 6 Quintin vel Quintlein. 1804 Churpfalzbair. Int'bl. 413. Quintal Fischart 1575 Garg. 218 . . . trug er ein . . . Schreibzeug . . ., wag sibentausent

q. nach

Venedischem gewicht... ; 58 aber auch Quintlein neben lot, Pfündlein u. anderen Verkleinerungen. bildlich „ein (ganz) klein wenig; das Geringste"; gelegentlich in stärkerem Anlehnen an den Gewichtsbegriff „ganz genau" Murner 1512 Narrenbeschw. 135 quintlin schmaltz [gebratener Gänse]. Bberlin von Günzburg 1523 (III 37) . . . hob ich müssen ein quirdlyn gross,

furtragen yr abentewr vnnd darumb des so wenig, ob .. . — (II 188) Sollich angstlich erzelen der sündt [in der Beichte] bey quintlin, lot, minuten etc. 1525 Sieg der Wahrheit (bei Schade, Satiren I I 243) Dan si dem meister [Duns Scotus] . . . . Hand all sein wort interpretiert Beim quintlein als uss ponderiert. — H. Sachs wenn einer hört ein zentrier schwer, War kaum ein quintlein warheit drin. Manuel 1548 Weinspiel (s. o. 1). Schweigger 1608 Rayßbeschr. 3 . . . mit dem jenigen Quintlein, das mir der Herr verlihen, gearbeitet. Logau ein quintlein glüclc (DWb.). Vischer 1709 Informator 125 Ein Quintlein oder Scrupel [das eigtl. Apothekergewicht] von Ambition . . . ist doch immer dahinter. Günther 1739 Gedichte 173 ein Q. Vaterhuld gegenüber viel tausmd Centner meiner Schuld . . . Behr 1748 Mat. Med. 134 (u. ö.). 1784 Thomas Hartmann 110 ein quintel Verstand. — Noch in jüngerer Zeit (volkssprachlich: bair.) gelegentlich z. B.: Schmid 1861 Schwalberl (IV 176) wenn Du ein Quintel Ehr' im Leibe hätfst. b. Quentchen, Quentlein in eigtl. Bed. spät u. selten bezeugt: Halle 1772 Werkstätte der Künste V 350 Quentchen. Nicolai 1785 Reise V 285 nach Unzen und Quentchen. bildlich: Warmund 1664 Geldmangel 669 ein Quentlein Grobheit. — Belege a. Canitz. Wieland. Herder. Leisewitz. Thümmel im DWb. — Wagner 1776 Kindermörderin 30 es ist grad, als wenn ich kein Quentchen Oall mehr im Leibe hätte. Michaelis 1783 (132) Quentchen Witz. Nicolai 1799 Bildung 175 Dass ein Quentchen gesunden Menschenverstand . . . mehr werth ist, als sechs Zentner kritische Philosophie. — 1801 RevolutionsAlmanach 30 wer nur sein Vaterland ein kleines Quentchen liebt. Zelter 1824 Briefwechsel G.-Z. I I I 480. Groth 1845 Br. (VI 21) wissen kein Quentchen Physik. Mombert 1893 Br. 9 . . . Quentchen „Wirklichkeit". — DAZ. 8. 8.

Quinte, Quint 1935 daß das „Quentchen Verstand", das die einzelnen zu ihrer Arbeit aufwenden, recht verschieden groß bemessen ist. Strauß 1940 Lebenstanz 49 . . . um noch ein Quentchen, das letzte Quentchen Hoffnung ärmer. Dieael 1946 Macht 19 Schon ein Quentchen von Wirklichkeitssinn genügt zur Erkenntnis der gegenwärtigen Abhängigkeit des Guten und Bösen. Süddtach. Ztg. 20.10. 1950 Mit Findigkeit, Witz und mitunter einem Quentchen Tücke. Münchner Abendztg. 8. 7. 1957 . . . das letzte Quentchen von Achtung verloren. Stuttgarter Ztg. 23. 9. 1960 . . . das gewisse Quentchen Glück, das . .. notwendig ist . . . Offenburger Tagebl. 10. 7. 1964 . . . Erfahrung, aber auch das notwendige Quentchen Glück . . . Zu beachten bleibt, daß gerade die Fügung vom Q. Glück zum festen Bestand mittelschichtigen Sprachguts gehört und darum immer wiederkehrt. sprichwörtlich nach Ecclesiasticus 6, 7 ff. — Mnd. Belege a. 15. Jahrh. bei SchiUer-Lübben I I I 402 z. B.: fründt in der nodt, der ghan vyff vnd twintch vp ein loth, schalt auerat ein hart stant syn, so gheit erer vöfflich vp ein quentin. — Brant 1494 NS 29 Früntschafft wann es gat an ein not Gant vier vnd zweintzig vff ein lot Vnd well die besten meynen syn Gant siben lool vff ein quintin. Vgl. Zarnckes Ausg. S. 318f. — Leicht geändert von Murner 1512 Narrenbeschw. 106. Pauli 1522 Schimpf I 192 Fründ in der Not gon wol 20 uff ein Lot, und wan sie einem sollen behilflich sein, so gon wol 60 uff ein Quintlin. Man verheisst dir gnüg, such aber einen, der dir es leistt Zur süd(west)dtsch. Heimweisung vgl. noch ZfdA. 3, 29 im Rätselspruch aus dem Anfang 16. Jahrh. Gnaphaeus, Acolastus, übers, von Binder 1537 G 6 a Man spricht das freüntschaffl inn der not Gangend ir wol XII. auff ein lot Vnd so sy eim sond bholffen sein Gand XXVI auff ein qintlein. Schumann 1559 N. 71; vgl. die Anm. S. 397 mit weiteren Nachweisen bis auf Wander, Sprichw. I 1182. 1184. Begardi 1539 Index Sanitatis 37" . . . eyn gemeyn Sprichwort: Die kranckheyten kommen mit Zentnern, gehnd aber wider hinweg mit quintlin. . . . Spreter 1542 Instr. (Fischer, Schwab. Wb.). Wohl auch bei H. Sachs (s. o. 2a). Mathesius 1563 Ehest. I 3° . . . Vnd ein quintlen gunst wohlbereyt, vberwigt offt ein Centner gerechtigkeyt, fast übereinstimmend auch in der Sarepta (Göpfert 72); vgl. dazu Schweizer Id. V 1303. Mörike: Es hätten die Schneider Mut vor dem Feind ein Quentlein und, wo es sicher, ein Pfündlein. (Fischer, Schwab. Wb.).

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Iiu baier. Scherzrätsel der Barockzeit — 1963 Märchen (Festg. v. d. Leyen) 410f. — . . . welcher der geringste Heilige ist? St. Quintinus, dann vier Quintlein gehen auf ein Loth (Variante: fünf); vgl. dazu ähnliche Fassung ZfdA. 3, 29 [s. o.]. Gebucht bei Maaler 1561 Quintle, Der achtest teil einer vntzen. Drachma. Bei Roth 1571 Quintl oder quintat, ein kleins gewicht, deren vier ein lot machen, 128. ein pfundt; und ein quintlein [unter Denarius]. —• Die Form Quintat, Quintet auch sonst im 16. Jahrh. belegt; vgl. DWb. u. Turmair 1526 Chr. (IV 402) u. Mathesius 1620. 1679 Sarepta mehrfach (Göpfert 72) Wir Teutschen heissen es ein Quintet, wiewohl es nur der vierdte Theil eines Lothes ist. [Schmeller 2 I 1395] — und Scrupl ... ist auch ein Gattung des gwichts, gilt den Apoteckern so vil als ein drittheil eins quintlins. — Bei Schottel 1663 Quintin, quintlein s. quentlein. Bei Hübner 1712 Quentin u. Quintlein. Bei Frisch 1741 Quintlein, das vierte Theil des Lots, hat aber doch vom fünfften Namen, drachma, octava pars unciae. Gebucht bei Schottel 1663 Quentlein, der vierdte Thiel eines Lohts. — Eingehend bei Adelung 1777 u. 1808 Quent u. Quentchen, Quentlein, mit Gewichtsangaben u. mundartlichen Entsprechungen. Bei Campe 1801 u. 2 1813 Quent oder Quentchen, ein Viertelloth. Indess kann man auch jenes Wort, da es unsere Sprach-ähnlichkeit nicht beleidiget, und schon in der Volkssprache lebt, für eingebürgert halten. quintleinweise Adv. „kleinweis" Belege in übertragner Bed. in schwäb. Mundart 19. Jahrh. bei Fischer, Schwäb. Wb.; im Baier.Österreich. quintelweis „nach u. nach" (Lexer, kämt.; Schöpf, tirol.; Stelzhamer). Im Schweizer. entspricht bim Quintli in sprichwörtlichen Redewendungen (Schweizer. Id.). Für's Bairische vgl. auch Schmeller a I 1395 Dich soll der Teufel quintlweis zWeiss'n! (ein Kernfluch), mit Verweis auf einen Beleg im Schnaderhüpfel aus dem Lesachtal: du hast mer mei herz'l quint'lweis g'stoul'n (Die dtsch. Mundarten IV 499). 3. „der fünfte Ton von einem beliebigen Grundton an gerechnet; die Tonreihe vom Grundton an bis zum fünften Ton"; „die fünfte Saite, die ¿5-Saite der Violine"; belegt vom 14. Jahrh. an (Lexer. Suolahti. Möller); wertvolles Zeugnis für 16. Jahrh. in der Kolmarer Liederhs. Nr. 3, 2 (Lexer). Spangenberg 1598 Musica 90. Herlicius 1606 Musicom. E 8". Duez 1652 Nomencl. 160 die quinte einer

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Quinte,, Quint

lauten. Reuter 1696 Schelmuffsky 67. Mattheson 1739 Kapellmeister 253 dass die erste dieser Quinten, welche der gemeine Mann die falsche nennet, der Harmonie weit mehr wolVlingende Dienste thut, als die völlige Quint. Comenius 1769 Orbis I I 8. Lenz 1774 Hofmeister (NL L X X X 56) . . . mit dem Laut: Twing, twing, Das ist eine verdammte Q.l . . . Schubart 1774 Deutsche Chronik 239. Sulzer 1774 Theorie I I 937 u. 21793 I I I 754. 21794 IV 804. Ironisch: Zelter 1815 Briefwechsel Goethe — Z. I I 169 dass eine Q. gesprungen . . . [in der Bed. „Unbedeutendes ist geschehen."]. Gebucht bei Schottel 1663 Quint, Seite auf der Lauten. Bei Wächtler 1709 Quinte, in der Music, it. die Tcleineste Saiten auff der Geigen. Eingehend bei Sperander 1727. Bei Frisch 1741. Bei Trichter 1742 eingehend Quint, musicalisches Intervall u. Quinte, Quintsaite. Bei Adelung 1777. 1808; bei Campe 1801, mit leichter Änderung 21813 Quinte. Die vierte Saite auf der Geige. Der fünfte Ton von einem ersten, oder Grundton aufwärts gezählt. Hier sagt man die Fünfte dafür. Ein Klang, der aus fünf zusammenstimmenden Tönen entsteht, der Fünfklang; 21813 außerdem mit dem Zusatz über die Benennung der Geigensaiten . . . Ge-saite . . . oder noch einfacher G usw. Bei Heyse 1804. Bei Sanders 1871 u. Kehrein 1876 eingehend. Q u i n t s a i t e vgl. Diefenbach, nov. Gloss.: Beleg a. 1429. — Neusidler 1536 Lautenbuch I a 4 a . Büttner 1572 Claus Narr Y 2 3 . AmmannSachs 1586 Ständebuch 101. Helber 1593 Syllabierbüchlein 11. Gebucht bei Krämer 1678, bei Stieler 1691. Gleichbed. auch Quinte im Schrifttum und bezeichnend in einer Reihe von Sprichwörtern u. mundartl. sprichwörtlichen Redensarten, z. B.: Quinten springen leicht, wenn man sie zu hart streicht. — Das ist keine Quinte auf eine Geige, sagte der Musikant, als er ein Ankertau liegen sah. — Up der letzten Quinte fiddeln [,den letzten Pfennig verzehren' oder ,nah am Tod sein'] (Wander. Borchardt-Wustmann 6 ). Rhein. Wb., Schleswig-Holstein. Wb. Q u i n t s e x t a k k o r d Sulzer 1774 Theorie I I 940 u. 21793 I I I 759. Zu den Ztw. quintieren, quintelieren, zum Hauptwort Quinterne, einer Art „Laute", u. den abgel. Ztw. quinternen, quinternisieren, die vom 14. bis 17. Jahrh. bezeugt sind, vgl. DWb. Gebucht bei Roth 1571 Quintern, Ein lauten mit neun seyten . . . — Bei Trichter 1742.

4. als allgem. Spielzahlwort quint z. B.: Ölinger 1573 Grammatik 58. Im Piquetspiel: gebucht bei Sperander 1727 Quinte .. . eine Folge von fünf Karten einer Farbe . . ., bei Adelung 1777. 1808. Bei Heyse 1804. usw. — Thalberg 1896 Kartenspieler 9 [im Whist]. Sonderbed.: 1609 Aviso Nr. 41 Bl. A 2» . . . schöne Ritter spiel, als zum Ringel vnd Q.-n rennen angestellet . .. Eigtl. Bed. erhalten in Quinte als Fachwort bäuerlicher Abgaben, mit vielen Synonymen aufgeführt 1830 Jahrbücher d. Gesch. I I 489. 5. die „besonders geführte fünfte Stoßart" führt zur Bedeutung „listiger, trügerischer Stoß; verschmitzter Schlag" (vgl. Hildebrandsgriff u. Hilpertsgriff in ihren ursprünglichen Bedeutungen: DWb. — Spiegelfechterei: DWb.), zunächst in latein. Form quinta Sutor 1512 Fechtbuch 78. — Quinte Winckler 1696 Edelmann 5. Reuter 1696 Schelmuffsky 26. Wagner 1724 Soldatenbibliothek 356. Gebucht bei Adelung 1777. 1808. Bei Heyse 1804 usw. 6. Die Herkunft von Quinte in dieser Bed. ist nicht hinlänglich gesichert. Gegen die übliche Annahme aus der Fechtsprache sucht 0 . Weise (ZfdW. V 251 f.) Deutung aus bestimmter Redewendung der musikal. Fachsprache lose quinte „falscher Ton"; lame quinten singen in eigtl. u. übertragener Bed., oder aber aus Mischung versch. Wörter, wobei mundartliches ndd. Quant „Spaßvogel", Finte u. Quinte (5) mitwirken. — Man wird zunächst noch bei Quinte (5) bleiben müssen, aber mit Volksdeutung rechnen dürfen, dahin dann auch wortspielerisch Fischart 1580 Bienenkorb 120 St. Quintin kan die Quinten im Haupt meistern. In abwertendem Sinn ergeben sich — in mannigfacher Berührung mit lautnahem Finte — allgemeine Bedeutungen und Anwendungsbereiche, auch bestimmte Redewendungen; vereinzelt schon im 16., häufiger seit frühem 18. Jahrh. und gern im Plur. „arglistiger Streich; Ränke; Wunderlichkeiten; Ausflüchte" z.B. Stranitzky 1711 Ollapatrida 160 auf lauter Quinten und Practiquen abgerichtet. Elisabeth Charlotte. Moser verzweifelte Quinten (DWb.). Blumauer 1784—94 Virgils Aeneis (I 142). Jean Paul Finten und Quinten (DWb.). Klein 1792 Provinzialwb. I 117. 7. Meisl 1820 Quodlibet (I 222). (III 213). Schmid 1861 Schwalberl (IV 344) „So zier' dich nicht so abgeschmackt.'" rief die Wirthin, als Trautet zögerte, das angebotene Glas zu er-

Quínteme1 —Quinterón greifen. „Eine Kellnerin darf Iceine solche Quinten haben und muß Jedem freundlich sein." Sprichwörtliche Redewendungen auf hochu. ndd. Boden und mundartlich Quinten haben, machen; jd. die Quinten austreiben u. a. (Wander. Borchardt-Wustmann". — DWb., Schmeller, Bayr. Wb. 2 , Fischer, Schwab. Wb., Schweizer Jd., Rhein. Wb., Müller-Fraureuth, Obersächs. Wb., Schleswig-Holstein. Wb., Schiller-Lübben). quintenartige Streiche Kramer 1719. — kwint'n dran „Seitensprünge im Reden machen" Lexer, kämt. Wb. — Quintendreher „Lug- u. Trugmacher" (Schiesw.-Holstein. Wb.), s. auch SB München 1886. 237. — Quintenmächer u. Quintert „einer, der unnütze Arbeiten verrichtet" zu Quinten „unnütze Arbeiten" (Rhein. Wb.). — Quintslag, auch Quinkslag „feiner u. lustiger Streich", dazu quinkderen in der Bed. „Ausflüchte machen" (ebda u. DWb.). — quintein „ungeduldig sein"

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(Rhein. Wb.). quinten Ztw. „verdrehen, lügen" (Schlesw.-Holstein. Wb.); rotwelsch „stehlen" (DWb.); vgl. Stieler 1663 Quint, quinten lucri loco nancisci. — quintelig „kleinlich; genau" (Fischer, Schwab. Wb.); schon 1628 auf alamodischem Bilderbogen quintisch in nicht gesicherter Bed. belegt (Schramm, Schlagworte 11); quintig „verschmitzt" (Bayr. Wb.); quinterig „empfindlich, wählerisch im Essen" zu Quinte (m., w.) „zimperlicher Mensch" (Rhein. Wb.). — ein Quinteschi neinmachen „einen Plan vereiteln" (MüllerFraureuth, Obers. Wb.), vgl. dazu noch ZfdW. V 252. Gebucht bei Sperander 1727 . . . Sonaten heist auch quinte, Grillen im Kopf, wunderliche Phantasey. Eingehend bei Adelung 1777 u. 1808 Figürlich werden Ränke, listige Streiche, Finten, sehr häufig Quinten genannt. (Folgen Redewendungen u. Zuss.), u. ähnlich bei Campe 1801. 21813. Bei Heyse 1804, wo ebenfalls Quintenmacher . . . Ränkeschmid. — usw.

Quinteme1 F. „Lage von fünf Bögen oder zehn Blättern", Fachwort des Schreibund Buchwesens — mittellat. quinternio —• seit 14. Jahrh. im deutschen Schrifttum und in Glossaren (Diefenbach) belegt. Aber gegenüber Quaterne (s. d.) im gleichen Bereich ist Quinterne nicht über die Fachgrenzen hinausgedrungen. Quelle: mittellat. quinterni „je fünf zusammen" zu lat. quintus „der fünfte". Engl, quinternion seit Mitte 17. Jahrh. (NEDict.). Belege: Lexer. Möller. — Geßner-Hager 1740. Gebucht seit Anfang des 18. Jahrh., bei Ludwig; bei Frisch 1741. Bei Adelung 1777 u.

1808 Quinterne, bey den Buchdruckern, eine Lage von fünf in einander gesteckten und nur mit einer Signatur versehenen Bogen. Zum Unterschied von einer Quaterne, Terne, Duerne.

Quinterne2 F. „Fünftreffer"; vgl. Quaterne; wohl aus span. quinterna, dem ital. cinquina (w.) u. frz. quine (m.) gegenüberstehen (H.-D.). Belege: a. Jean Paul u. Heine im DWb. — Willkomm 1857 Ammer 115. 339. Gebucht bei Campe 1801 Quinterne, beim Lottospiel, der unerhörte Glücksfall, da jemand

alle fünf gezogenen Zahlen beim Einsetzen getroffen hat; ein Fünftreffer. 21813 fast übereinstimmend. Bei Heyse 1804 Quinterne {auch Quine) ... Bei Petr; 21812. usw.

Quinterno3 F. „mandolinenartiges Instrument zur Akkordbegleitung von Volksliedern" s. Quinte. Quinterón M. südamerikan. Mischling, der vom Weißen kaum noch verschieden ist und gesetzlich als .Weißer' gilt, deshalb wohl gegenüber Q u a r t e r o n (s. d.) seltener belegt. Quelle: span. quinterón; vgl. e. quinterón u. quintroon (1797 zuerst bezeugt) NEDict. Früher Beleg: Neues Gotting, histor. Magazin 1 I (1792) 639. I

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Quintesaenz

Quintessenz F. Bildung zu lat. quinta essentia (zu esse „sein") („fünftes Wesen" als Übers, des griech. irinTTTTi oüaia, fachsprachlich schon bei den Pythagoreern „der feinste Luftstoff, der Ätherstoff", den Aristoteles als neues [„5."] Element den bis dahin erkannten vier Elementen hinzufügte), in der mittelalterliehen Philosophie und Naturlehre „die fünfmal ausgezogene Kraft eines Stoffes, über die hinaus Feineres nicht gewonnen werden kann" und so vom 16. Jahrh. an von Alchimisten, Naturforschern u. Chymisten betrachtet als „feinste Kraft, geistiger Stoff; Grundu. Kernstoff, Auszug aller feinen Kräfte". Vom 17. Jahrh. an bis zum 19. Jahrh. in allgem. Verwendung ,das Beste' von flüssigen u. festen Heilmitteln, von Getränken und Speisen, und auch auf Geistiges bezogen (1). Bildliche Verwendung (2) vom frühen 17. Jahrh. an, die in II. Hälfte des 18. Jahrh. zum Modewort Quintessenz führt, in vielfach schillernder Bed., etwa „kennzeichnendes Merkmal; das Eigentliche und Wesenhafte; das Erhabenste; wichtigster Inhalt; Ergebnis", wobei in Redewendungen (z. B. gezogen aus . . .) noch lang die Herkunft des Begriffes auch sprachlich lebendig erhalten bleibt. Im 19. Jahrh. ist Q u i n t e s s e n z seltener bezeugt, im 20. Jahrh. zunächst stärker zurückgetreten, hat aber noch vor der Jahrhundertmitte im wissenschaftlichen Schrifttum wieder Fuß gefaßt. Deutsche Prägungen oder "Übersetzungen (3) sind nicht durchgedrungen; vgl. E s s e n z bei Kluge. E x t r a k t , Q u i n t e s s e n z sind nicht volkssprachlich geworden u. auch nicht in die Mundarten aufgenommen. Vgl. E s s e n z 1180. — Vgl. DWb. — frz. quintessence (14. Jahrh.), e. quintessence (Mitte 15. Jahrh.) (LittriS. H.-D. NEDict.). — Zur vorangehenden V i e r s ä f t e l e h r e der Antike vgl. Jäger 1938 Scripta I I 236 insbes. I I 241. Vgl. Eisler 1929 Wb. philosoph. Begriffe I I 577. Belege: 1. quinta essentia Paracelsus 1536 Wundartzney II, XLIII b . Wimpinaeus 1570 Vorr. zu Paracelsus Archidoxa 5 a . Paracelsus 1570 Archidoxa G 4 a . Toxites 1574 Onomastica 475. Fischart 1581 Daemonomania 59. Rathgeb 1592 von Kriegssachen 288. Fioravanti 1604 Krön der Artzney 450 (u. ö.) — 1618 Physica 301. Harsdörffer 1645 Gesprechspiele V 163 . . . das subtilste, so aus jedem Kraut, Metall oder Blume gezogen wird ... Glauber 1655 Op. Min. III 32f. die allerreinste vnd höchste Substanz [unter Hinweis auf Paracelsus], Woyt 1709 783. Schwere Schelte, aber ganz selten: Weise 1673 Erznarren 89 . . . Herauss, herauss du q. E., von allen Ertzbernheutern . . . [Ausforderung zum Zweikampf]. quinta essentz Thurneisser 1575 Archidoxa 7». quint Essentia Mangold 1596 Markschiff E 4 a . quintessentz Lauremberg 1652 Scherzged. 12 [am Schluß der vornehmen Mahlzeit] . . . So vaken als men drinckt, moet men int Glas in geten Extract vnd q. van braven qvaliteten. Weise 1673 Erznarren 89. 1677 Machiavell. Hokuspokus 708. Bis ins 18. Jahrh. gehen lat. u. dtsch. Formen nebeneinander her; gelegentlich ist

auch frz. quintessence belegt, z. B. Pauliini 1715 Bücher Cabinet VI 1873. Faßmann 1729 Narr 130 (u. ö.). 1740 Potsdammisch Q. [Zeitungstitel]. Quintessenz: Stranitzky 1711 Ollapotrida 213 . . . so extrahire ich aus denen Mineralien, Metallen, Perlen, Steinen . .. Vegetabilien, und Animalien ihre Q. und verrichte damit die glücklichsten Curen (aber 105 die latein. Form!). Milton 1754 Verl. Paradies (Übers.) I 142 ätherische Q. des Himmels. 1758 Modezeitung I 20 [die Kochkunst] besteht in der Geschicklichkeit aus verschiedenem Fleischwerck die Q., die nährenden und guten Säfte herauszuziehen. Justi 1769 Betr. 18 . . . in Ansehung des Zeugungsvermögens . . . den männlichen und weiblichen Saamen als eine Q. aus allen Theilen des menschlichen Körpers [herausziehen]. Hufeland 1822 kl. med. Sehr. I 147 [vom Eiter als der Q. aller faulen Massen im menschl. Körper]. 2. quinta essentia Rinckhart 1618 JubelComödie (Ndr.) 51 . . . hat er .. . geschmeltzt Quintam Essentiam. o. O. u. J. Speculum imperii (Weimarer Jahrbuch II 66) Weltapiegel, darin Jeden Standes . . . Eigenschafft, gleich als eine Quinta essentia extrahiret .. . Grim-

Quintessenz melshausen 1669 Simpl. (die Stelle wohl mit unmittelbarem Bezug auf Küffer in Straßburg (vgl. Ortenau 4 (1913) 117). Veroander 1684 Lasterprob 13 den Schultheissen, welcher der Schaum und q.-e der Bauren ist. Stranitzky 1711 Ollapotrida 105 Ich . . . bin die Q. E. der Academicorum . .. Abraham a S. Clara 1737 Bescheid - Essen 30. quinte essentz um 1608 J u d von Venedig 178 q. e. aller Hebreer. Quint Essentz Guarinonius 1610 Greuel 663 von welchen [Blunder] ich . . . vollkommner reden werde, vnd brennen Die Quint Pestilentz, oder soll ich sagen, Essentz darauss. — Q. mannigfaltiger Gelehrsamkeit (im Untertitel einer Zschr.: „Novellen . . ." 1692—97). Thomasius 1701 Kl. Sehr. 616. Callenbaeh 1714 W. 136 dergestalt qualificirt, dass er schiene die Quint-Essence von allen Hunden zu seyn. Giehtel 1722 Theosophia Practica. Vorr. a 6°. Wagner 1725 Zeitkürzungen 42 alle quintEssentzen der vorlauffenden Staats- und KriegsHändel . . . Marperger 1726 Anleitung 34 (aus Zeitungen, Avisen . . .) [vgl. Faßmann 1729 Narr B 4 a Quintessence des Nouvelles]. Stoppe 1728 Ged. I 98 Geld, Geld, Geld, Ist die Q.-E. der Welt. Lessing 1750 Schatz (NL. LIX 110) Lang ist mein Name, das ist wahr; aber ich führe auch einen ganz kleinen, welcher gleichsam die Q. von dem langen ist — 1759 Lit'br. (VIII 127) Die Orthodoxie ist ein Gespötte worden; man begnügt sich mit einer lieblichen Q., die man aus dem Christenthum gezogen hat. Zu Friedrichs d. Gr. Urteil über die Considérations Montesquieus als der Quintessenz dessen, was der menschliche Geist . . . gewinnen könne, vgl. Rehm 1930 Untergang 108 u. Anm. Schönaich 1762 briefl. (Zfvgl.Lit'gesch. N. F. X 484) . . . eine Q., einen Geist aus [Gottscheds] Schriften ziehen . . . Herder 1766 (I 123) viel Q. scharfsinniger Beobachtungen. Göser 1767 Judith 433. Lavater 1770 Aussichten I 272 [angenommener Mittelpunkt aller Weltsysteme] . . . würde . . . die Q. aller cörperlichen Stoffe seyn ... 1772 Frankf. Gel. Anz. 87 Eine Q. des Journal de Trévoux. Schubart 1775 Deutsche Chronik 101 des Lebens Q. — 1780 Originalien 155 alle Wissenschaften Klopstocks, Lessings . . . und die Q. von allen übrigen Gelehrten. Klinger 1780 Plimplamplasko 174 Q. des menschlichen Wesens. Riesbeck 1783 Briefe I I 350 (u. ö.). Blumauer 1784—94 Virgils Aeneis (I 63) (u. ö.). Böttiger 1791 Literar. Zustände (I 56). Ramdohr 1795 briefl. (Schütz, Leben I I 343) die Q. meiner Moral. Kotzebue 1796 Witwe 11 Sich selbst

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für And're vergessen, ist die Q. der feinen Lebensart. Matthisson 1796 Italien (V 84). Goethe 1798 Br. (W. X I I I 151) — 1821 W. M. W. (XXV, 1; 210). Rumohr 1832 Denkwürdigkeiten I I 184. Menzel 1835 Geist 20 der Mensch als die Q. der Erde. 1836 Jahrbücher d. Gesch. II 37 maritime Präponderanz gleichsam die Q. aller Universalmacht . . . Gutzkow 1838 Blasedow II 338. Raumer 1842 England I I I 501 Q. der politischen Äußerungen. Bismarck 1854 Br. an Gerlach 160 .. . Q. aller Thorheit und Bosheit, die man in Preußen unter dem Wort „Geheimerrath" begreift. Strauß 1861 Br. 439 [Baurs Kirchengeschichte ist] eine köstliche Q. der Kirchenund Dogmengeschichte des Mittelalters. Hillebrand 1874 Wälsches 177. [Schäffle] 1875 Die Quintessenz des Sozialismus (Titel). Reichenbach 1880 Roman e. Bauernjungen 57. Kretzer 1880 Genossen 82 Q. der sozialistischen Anschauung. Eckstein 1889 Camilla 89. Lombroso 1894 Antisemitismus 80 (Übers.) Die Juden repräsentiren die Q. der Modernität. Deutsche Dichtung XVII (1895) 5 [Spielhagen über seine Problemat. Naturen] Eine .. . Beichte, in der 10 Jahre meines Lebens steckten! Und das ist noch zu wenig gesagt: die Q. meines ganzen bisherigen Lebens! Anders 1912 Glossen 120 die Q. der Lebenserfahrung des reifen Mannes. Lamprecht 1913 DGjV. I I 15 der moderne Demokratismus . . . als Q. einer neuen wirtschaftlichen und sozialen Lage. Brentano 1917 Elsässer Erinn. 27 . . . die Q. sozialer Weisheit. Bahr 1925 Liebe I 118 Das Beste, das Feinste, die Q. Österreichs war sein Aütagsmensch . . . Gebauer 1932 Kulturgesch. 273 [W. von Humboldt sieht] . . . das Eindringen in die Kultur der alten Griechen und Börner als die Q. des höheren Erziehungsund Bildungswesens [an], V. B. 10. 3. 1944 die Q. seines summarischen Überblickes [über Bulgarien]. 1945 Freundesgabe f. Korrodi 278 die Q. des Individuums [Beleg a. C. G. Jung]. Hellpach 1949 Pax 291 Q. [ = Zus'fassung des Inhalts eines Buches usw.]. Pastor 1950 Tagebücher 33 die Jesuiten . . . die Q. des kaihol. Geistes. Röpke 1950 Mass 22 Q. der liberalen Sozialethik. Rosenstock-Huessy 1951 Rev. 213 . . . Die fine fleur, die Q. einer Kultur zeigt sich in dem, was sich nicht restlos definieren läßt. De Man 1951 Vermassung 190 . . . ist die psychologische Q. des abendländischen Strebens nach Demokratie der Wunsch, die Angst vor der Gewalt als Motiv des politischen Verhaltens auszuschalten . . . Smith 1951 Ruf 120 (Übers.) [bei Port Said . . .] Telegraphenstangen . . .,

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Quintett

quer durch die weite Leere gepflanzt. . . schienen die Q. dieser Öde zu bilden. Hartmann 1954 Begegnung 191 . . . dem Worte nicht nur eine Q. seiner . . . politischen Wirksamkeit sind. Ackermann 1954 Mode 159 [der Zürcher See mit den Alpen . . .] die Q. der Schweizer Landschaft. Bock 1957 Boten 107 . . . Diotima. In ihr ist die Q. der verlorenen Götterwelt. . . wieder da. Süddtsch. Ztg. 19. 8. 1957 . . . dem Lied, der Q. alles Romantischen . . . Naumann 1958 Soziologie. Einltg. S. XI [Inhalt der Lehre Saint-Simons], Goethe 24 (1962) 99 . . . „Was noch zu tun übrig ist": in den sechs Wörtern .. . haben wir die Q. von Goethes wissenschaftlicher Ethik. Mühlmann 1962 Homo 410. Offenburger Tagebl. 5. 3. 1969 . . . Q. seiner Reise [„Ergebnis"]. Frankfurter Allgem. Ztg. 19. 4. 1969 Der neue Notenbankzins . .., die Q. der Meinungen aus Bankenkreisen. 12. 3.1971. Selten ironisch gemeint, z. B. Goethe 1773 Götz (VIII 73) diese Q. des menschlichen Geschlechts, den Phönix Weislingen. 3. F ü n f t e l s a f t , zuerst bei Bürger 1773 Ged. (I 31), deutlicher bei Schubart 1780 Originalien 50 weiß er Arkanen vom F. der Belesenheit, der Weisheit. . .; und ähnliche Bildungen, vgl. DWb. IV 1,1; 576f.; ebda 573 f ü n f f t E s s e n t z seit Toxites 1574 Onomastica 441, dann bei Fischart 1580. 1588 belegt; oder f ü n f t e K r a f f t oder f ü n f t e s E l e m e n t (mit eingehendem Wortzeugnis a. Wieland); oder f ü n f t e s W e s e n Thurneyßer 1578 Historia von Erdgewächsen 136. (Alkmar) Reineke der Fuchs (Gottsched 1752) 242 [die Alchemisten] jagen der Q., oder dem fünften Wesen auf dem Erdreiche und im Meere nach; das fünfte Seiende (Dtsch. Geschichtsbl. 11 (1910) 303).; Auszug Beleg a. Bodmer (Waldberg, gal. Lyrik 79 Anm.) [Gleim] Der alle Mädchen liebt, doch nur der Doris treu, Als überzeugt, daß sie ihr aller Auszug sei. — Vgl. DWb. V 600 {Kern, Auszug, Begriff, Inbegriff u. a.). Gebucht erst bei Wächtler 1709 Quint Essenz, der beste Extract, oder der Safft und Krafft eines Dinges, z. B. sie ist die QuintEssenz aller galanten Dames. Eingehend bei

Sperander 1727 [zunächst anschließend an Wächtler] Quint-Essentz, das fünfte Wesen, it. ein Extract oder der Saft und Kraft eines Dinges, so aus demselben durch die Chymie gezogen wird. In einem moralischen Verstand ist quint-essentz dasjenige, was eigentlich und hauptsächlich zu einer Sache gehöret, oder das Vortrefflichste daran ist. Also sagt man, dieser sey die q.-e. eines redlichen Mannes oder eines Bösewichts; die q.-e aus einem Buch ziehen . . ., die q.-e. der Berg-Leute ist die Hoffnung. Bei Frisch 1741. Bei Adelung 1777 u. 1808. Bei Campe 1801. 21813 (mit Zus.). usw. Bei Sanders 1871 (mit Beleg a. Wieland). Bei Kehrein 1876 (mit Belegen a. Schiller u. Goethe). Bildungen zu Quintessenz sind äußerst selten u. bleiben vereinzelt, z. B.: q u i n t e s s e n t i e l l Lady Morgan 1831 Frankreich (Übers.) I 329 . . . aber . . . die Originalität, die Kraft, ein großes Gefühl zu erregen . .., entsprechen allein dem geistigen Verlangen, und vermögen allein die fortdauernde Aufmerksamkeit des europäischen Publikums, vorzüglich seiner q.-en Repräsentanten, der Franzosen, auf sich zu ziehen. — Fränger 1925 Humor. Vorw. S. VII Nietzsche hat in q.-er Formulierung das Komische . . . gedeutet. Q u i n t e s s e n z l e r Nordau 1885 Paradoxe 289. q u i n t e s s e n z i e r e n Sonnenfels 1768 Ermunterung (VIII295) . . . Wörterbücher [der Ästhetik. . .], und wie die schädlichen Werke alle heissen, welche die Wissenschaften und Künste q. Wieland 1769—70 Koxkox (XIV 95) Seladon . .., wie er ihr in einer süßen Sprache quintessenziierte Empfindungen vorschwatzt. Musäus 1781 Reisen III 146 [„auf ein Wort zus'drängen"]. Pulver 1944 Person 17 [Beleg a. Goethe]. 1953 Bildungsfragen 44 [Wortbeleg Hegels]. Reumont 1862 Zeitgenossen I 222 Länder, welche in ihrer Hauptstadt centralisirt, ja qu.-t erscheinen [z. B. England, Frankreich gegenüber Italien]. Gebucht bei Sanders 1871, bei Kehrein 1876 (mit Belegen a. Wieland u. Herder).

Quintett N. „Tonsatz für fünf Instrumente oder Stimmen", auch die dabei Mitwirkenden (1); verallgemeinert „beliebige Gruppe von fünf Personen" (2). Als musikalisches Fachwort übernommen im 18. Jahrh. aus gleichbed. ital. quintetto (m.); offensichtlich seltener belegt als Q u a r t e t t (s. d.) — Vgl. e. quintet u. quintette seit frühem 19. Jahrh. (NEDict.); frz. quintette (m.) etwa gleichzeitig belegt (Littré. H.-D.).

Quiproquo — Quisquilien Belege: 1. Sulzer 1774 Theorie I I 941 u. 1793 I I I 760 Quintetto. — 1802 Homers Od. trav. 45. Verdeutlichende Zuss. z. B. Q u . ' b e s e t z u n g Münchner Stadtanzeiger 15.4. 55 Kammermusikiverke ... in Q. — Q u . ' s p i e l Franken 1913 Schneide 15. S ä n g e r q . M. N. N. 11. 11. 38. 2. Tunk 1954 Weltlit'gesch. I fünf würdige Vertreter [der mittellat. Literatur vor 1200], . . . dieses Q. wie Begleitmusik zu einer neuen Renaissance . . . Flake 1960 Abend 512 [zu s. Roman] Quintett. Süddtsch. Ztg. 7. 9. 1955 lustiges Q. [5 Mädchen auf einem Motorroller]. 31.3. 1959 [Motorrennfahrer]. Stuttgarter Ztg. 23. 3. 1961 [5 blinde Passagiere], 26. 7. 1969 [Leichtathleten]. Frankfurter Allgem. Ztg. 7. 10. 1970 Den Massen der Arbeiter steht eine Q. von Vertretern 2

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der Gesellschaft gegenüber: Offizier, Pfarrer, Politiker, Kaufmann u. Kunsthistoriker . . . Abwertend: „Diebe, Gauner, Verbrecher". Süddtsch. Ztg. 11.5.1957. Offenburger Tagebl. 16. 3. 1961. 30. 6. 1971 . . . "Blüten-Q." . . . fünf „Geldhersteller" . . . Gebucht bei Adelung 1777 u. 1808 Quintett, in der Musik, eine Art von fünf Singestimmen; aus dem Ital. Quintetto. Bei Campe 1801 u. a 1813 in der Tonkunst, ein Fünfsang, Fünfgesang; als Tonstück, ein Fünf spiel. Bei Sanders 1871; bei Kehrein 1876 (Beleg a. Goethe). Zuss.: F o r e l l e n q . Schubert 1819 (Koch 1956 Lex. 277). — S t r e i c h q . wie S t r e i c h q u a r t e t t (s. d.), berufen, den Etatausgleich . . . vorzubereiten (Offenburger Tagebl. 6. 4., 28. 4., 22. 7. 1966. Frankfurter Allgem. Ztg. 8. 10. 1966, Stuttgarter Ztg. 29.10. 1966). — V e r b r e c h e r q . Süddtsch. Ztg. 5. 4. 1951. Kövary 1960 Schülerstreich- Quintett, Humoristischer Roman (Titel).

Quiproquo s. Q u i d p r o q u o . Quisisana N . = ital. qui si sana „hier gesundet m a n " ; N a m e eines königl. Schlosses in Castellamare di Stabia bei Neapel; Beschriftung auf d e m Aushängeschild, dann Bezeichnung zunächst ital., dann auch deutscher Fremdenheime, Kurhäuser, vornehmer Gasthäuser u n d Gaststätten seit etwa 1880, offensichtlich unter Einfluß der weitverbreiteten Novelle Quisisana Spielhagens; heute fast außer Gebrauch. Belege: Spielhagen 1880 Quisisana 419 . . . das Haus [auf Capri], welches dir so lieb in der Erinnerung geblieben, daß „du dich immerdar nach ihm sehntest", und dessen Name „so tröstlich, so verheißend klingt! Quisisana/" 422. 423. 428 [mit leichtem Hinüberspielen in übertragene Bed.]. 429 . . . von dem Weh . .., daß dies edle Herz gebrochen. Und das nun still war für immer. [Der Arzt] . . . legte die Hand auf das stille Herz. Qui si sana! sagte er leise. Werner 1913 Erlebn. 505 [a. 1887 am

Lago Maggiore] daß ich, die von keinem Windhauch bewegte balsamwürzige reine Luft atmend, nur die Empfindung hatte: „Qui si sana" — seelisch wie körperlich! . . . — Proelß 1891 Modelle 96. Eckstein 1892 Dombrowsky I 259. — Q. [Name eines Fremdenheims in München seit 1897]. — Dazu seither 1952 [in München, Zeitungsbeleg] die vorzügliche Gaststätte „Q.". Bild 28. 8. 1954 Klinik „Q." in Rom. Flake 1960 Abend 390 [Hotel u. Sanatorium in Baden-Baden],

Quisquilien Plur. „Abfall; Wertloses; Nichtigkeiten; Kleinkram" aus lat. (w.; Mz.) quisquiliae „Abfall; Ausschuß" übernommen i m 17. Jahrh., aber nur selten bezeugt. Latein. Formen: Marperger 1716 Küchendict. 27. Meier 1754 Anfangsgründe I 125 . . . Kleinigkeiten und Narrenspossen (nugae vere tales, pusilla, q., res infimae et nugatoriae, ineptiae). Deutsche: 1689 Polit. Fliegenwedel I I 58. 7 Fremdwörterbuch

Lessing 1771 Briefe I 390 Q. und Ungereimtheiten. Bürger 1776 Daniel Wunderlichs Buch (III 7) Q.-Gelahrtheit. Heuberger 1807 Handwb. 521 Q., Auskehrigt, Plunder. Diesterweg 1836 Lebensfrage I I I 41. Immermann 1838 Oberhof

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quitt

254 (R.) [Sammlungen] mit . . . Q. angefüllt. Sehen 1865 Blücher I I 136. Michelis 1872 Reiseschule 62. Fontane 1898 Zwanzig 447. Harnaek 1910 (N. F. 125) [Bedeutung der Veröffentlichungen der Berliner Sozietät . . . unter Leibniz. 1710.] . . . strenge wissenschaftliche, Sachlichkeit . .die jede Phrase vermied,... Absehen von allen gelehrten Q., wie die Universitäten sie damals liebten. Morf (1917) Dichtung I I I 191. 1925 Geschichtswissenschaft 245. Friedell 1927 Kulturgesch. 1327 Psychoanalyse, die sich . . . an unergiebigen Q. abmüht. Stemplinger 1932 Jugend in Altbayern 129 Kleinlichkeiten und Q. — (ZfdA. 74 (1937) 1) philologischen Q. . . . die nun einmal in unserer Zunft durch keinerlei Geistreichtum su ersetzen sind. Hofmiller 1943 Versuche 48 Q., wie die Frage nach der Echtheit der homerischen Gesänge, sind verflogen. Berrsche 1949 Trösterin 26 Ich pfeife auf historische Q. [Bachs Brandenburg. Konzert ohne volle Besetzung zu spielen] und

appelliere ... an das Ohr . . . des lebendigen Musikers. Frankfurter Allgem. Ztg. 9. 5. 1964. Gebucht bei Sperander 1727 Quisquiliae, alles, das nichts wehrt ist. — Erst bei Petri 2 1812 Quisquilien, Lumpereien, Plunder. Heyse 9 1838 fügt hinzu Unrath, Auskehricht. Bei Sanders 1871 werthloses, unbrauchbares Zeug...; bei Kehrein 1876. Dem Französ. u. Engl, mangeln Wortgleichungen, deshalb ist das Stichwort z. B. bei Sachs-Villatte, Langenscheidt u. bei Wildhagen in beiden Anordnungen, bei Littré u. im NEDict. nicht vertreten. Frz. vanite, inutilité, nullité, e. vanity, inutility, nuUity entsprechen in etwa. Q . - f o r s c h u n g Burckhardt 1889 Br. an Preen 248. Grisebach 1943 Burckhardt 327 Die Geisteswissenschaft blüht im Erinnerungsbereich klassischer Überlieferung, auch sie wurde zu einem technischen Handwerk, zur Q. . . .

quitt unflektiertes präd. Adj. „frei, los, ledig; ab-, ausgeglichen; entlastet, bezahlt; erledigt" i m deutschen Schrifttum seit frühem 13. Jahrh. überreich bezeugt; auch in Volkssprache und Mundart mit reich entwickelter Wortsippe, in eigentlicher und bildlicher Verwendung und in vielen verstärkenden Wortverbindungen oder festeren Redewendungen üblich. Letzte Quelle: lat. quietus Adj. „ruhig, gelassen" (zu quies, Gen. quietis ,Ruhe'), das — über mittellat. quietus oder quit(t)ius (als Wort der Handelssprache) — afrz. quite, frz. quitte „frei, ledig" ergab (sofern dieses nicht selber postverbales Adj. unmittelbar aus afrz. Ztw. quiter, frz. quitter „freimachen, verlassen" (s. q u i t t i e r e n ) ist) als Vorform zu mhd. quit, quit „los, ledig, frei". — Vgl. zur gesamten Wortsippe D W b . Kluge. Paul. — Schirmer, Kaufmannssprache. — Grimm, R A 4 I 24. — Littró. H.-D. Gamillscheg; e. quit (13. Jahrh.) NEDict. Belege: Mhd. Wb. Lexer. Möller. Diefenbach, Gloss. u. Nov. Gloss. — In der Verbindung quitt, ledig und los kaufmannssprachlich schon im 14. Jahrh. üblich. Gebucht seit Roth 1571 Quit, Ledig, loss, zu friden, zu ruh. Eingehend bei Stieler 1691 u. in allen Fremdwb. des 18. u. 19. Jahrh. q u i t t i e r e n „den Empfang einer Leistung, Zahlung schriftlich bescheinigen; bestätigen; heimzahlen" in eigtl. und — jünger — in übertragener Bedeutung; als Wort der Kaufmannssprache seit 15. Jahrh. bezeugt (1); „den Dienst aufgeben, verlassen" (im Bereich der Verwaltung u. des Heeres) (2) geprägt nach gleichbed. frz. quitter le Service; vgl. quieszieren. In der älteren Sprache —14./15. Jahrh. — „von einer Verpflichtung oder Verbindlichkeit freisprechen", auch „befreien; aufgeben". Quelle: afrz. quiter, frz. quitter „frei machen, verlassen", das auf rechtssprachliches

lat. quietare „beruhigen" zurückgeht. Vgl. REW. Nr. 6958, Littre. Gamillscheg, H.-D. — Belege mhd. qulten, quiten: Mhd. Wb. Lexer. Möller. Diefenbach. — quittieren (1): Schirmer. (2) vom 17. bis 19. Jahrh. nachgewiesen. Weitergeführt: Singer 1937 Münsterturm 229 Der Krieg [1618—48] sei längst vergessen und quittiert. Bildliche Verwendung selten u. spät, z. B. Brachvogel 1915 Gauklerin 35 lockende Blicke [auf ein Mädchen...], die ... mit einem Gegenblicke quittiert wurden. Gebucht bei Maaler 1561 Quittieren, Quitantz gäben, Ledig vnnd loss sprächen. Bei Roth 1571 Quitirn, Last sich deutlich ansehen, als soll man sagen Quietirn, das ist ledig machen, lösen.... — Die heut übliche Bed. (1) seit Schottel 1663. — Vgl. noch Adelung 1777. 1808 u. Campe 1801. 2 1813 mit Zus. (zur Bed. u. Herkunft). — Bed. (2) seit Stieler 1691, bei Fäsch 1726 abdanken,

Quivive 1735 . . . seinen Abschied nehmen . . . Bei Adelung 1777. 1808 auch verlassen . . ., eingehend bei Campe 1801 u. 2 1813 . . . seinen Abschied nehmen, sein Amt oder Stelle niederlegen. . . . usw. in allen späteren Fremdwb. Q u i t t u n g F . „schriftliche Bescheinigung über den E m p f a n g einer Leistung; Zahlungsbeleg" seit 14./15. J a h r h . belegt. Bildung zum Ztw. quiten (s. o.). Weitere Bildungen gl. Bed.: Q u i t t a n z seit spätmhd. Zeit in landschaftlich verseil. Form mnd. quitancie u. hochd. quitanz (zu afrz. quitance, frz. quittance „Zahlungsschein" [12. Jahrh.]) bis 17. J a h r h . belegt; vgl. Mhd. Wb.

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Lexer. Möller. Diefenbach. Maaler 1561. Schirmer. — Q u i t t b r i e f (14./15. Jahrh.) zu quitt. Q u i t t i e r u n g (noch im 19. J a h r h . belegt) zum Ztw. quittieren. Belege: Q u i t t u n g : Möller. Diefenbach, Gloss. Schirmer. Gebucht bei R o t h 1571 Quitung, Ledigung, Lösung, freysagung. Quitierung, vnd Quitantz (gl. Bed.). — Die heutige Bed. seit Schottel 1663. Vgl. noch Campe 1801. 2 1813. usw. Q u i t t a n c e eingehend bei Sperander 1727; bei Sanders 1871 auch mit dtsch. Aussprache Quittanz u. Beleg a. Berlichingen.

Quivive N. = frz. qui{-)vive (seit 16. Jahrh.; eigtl. vive qui ? Ruf der Schildwache, auf den der Posten in der Parole Antwort fordert vive . . .!) als allgem. Werdaruf und nach der frz. Redensart être sur le qui-vive = auf dem Quivive sein, „auf der Hut sein", auch „vor einer Entscheidung stehen". Im deutschen Schrifttum seit Ende des 18. Jahrh. nachgewiesen in der Bed. „Werdaruf" (la), auch übertragen (lb); in den Redewendungen „auf dem Quivire stehen oder sein" u. ä. noch im oder doch nah am militärischen Bereich (2) ; übertragen u. allgem. verwendet (3) und gern mit beigesetzten Begriffswörtern wie ,unaufhörlich, ständig'. In neuerer Zeit offenbar zurückgetreten. Vgl. Littré. H.-D. — e. Qui vive (Anfang des 18. Jahrh.) NEDict. Belege: l a . Laukhard 1796 Leben I I I 517 als eine französische Patrouille von drey Dragonern auf mich zukam, und mir ihr qui vive? (wer da?) zurief.... — [Zeugnis aus dem Feldzug 1814 in Frankreich:] Malachowski 1897 Erinnerungen 112 erscholl überall das bekannte qui vive. Aurbacher 1835 V. I I 82 Der Franzose schrie Kiwi! und der Deutsche Wer da! . . . Schwarzenberg 1844 W. I I 101. Rindfleisch 1870 Feldbr. 117 . . . kreischte das bedeutungsvolle Qui vive und im Moment darauf knallten die Schüsse. . . . — Busse 1934 Leute 155. Graff 1951 Goethe 124. b. Diesterweg 1838 Lebensfrage I V 60 auf die Sprache der Zeit und auf das „Qui vive?" der entscheidenden Stunde mit der geltenden Parole . . . antworten. 2. Cogniaczo 1791 Geständn. I V 7 aus Furcht vor einer feindlichen Invasion beständig sur le qui vive! seyn. Schlözer 1867 R o m . Br. 341 die Armee stand auf dem Qui vive. a. 1870 brfl. (Conrady, Leben Werders 205). Kretschman 1870—71 Kriegsbr. 274. 1871 Vier Monate vor Paris 36 . . . auf dem „Quivive!" bei Tag und Nacht, in Regen und Sonnenschein, in Nebel, Schnee und eisigem Frost . . . Gümbel 1890 Erinnerungen 3 . . . beständig auf dem Q. 1891 Frz. Soldatengesch. (Übers.) 37 das für einen Feldzug so notwendige Qui-vive [ = Schnelligkeit im Auffassen u. Handeln], Jahrbücher f. 7*

dtsch. Armee 109 (1898) 22 [neben] kriegslustigen, rachesüchtigen, unzuverlässigen Nachbarn, muß ein Staat stets auf dem „Qui vive?" leben . . . . Kanner 1922 Katastrophenpol. 193 Der permanent hinter . . . [dem Kaiser Franz Joseph I.] auf dem Qui vive? oder eigentlich Qui meure? stehende Thronfolger [der 1914 ermordete Erzherzog Franz Ferdinand], Weill 1843 Sittengemälde 85 [im elsäß. Hochzeitsbrauch der Wegsperre r u f t der Bräutigam] Qui vive? . . . [und löst sich durch Wein], 3. z. B. Gentz 1815 Br. an Pilat 1 1 7 5 Die Menschen stehen alle einer gegen den andern so auf dem Qui vive! dass man nie weiss, wie man sie behandeln soll. W i t V. Dörring 1828 Fragmente I I I 33. Kohl 1844 brit. Inseln I I I 383 [beim Pferderennen sind die Zuschauer] auf dem q. v. Stahr 1847 Italien I 5. Barnum 1855 Leben 16. Scherr 1865 Blücher I 105. Schlözer 1868 Rom. Br. 355 . . . mich auf dem Q. v. zu halten. 1869 Magazin des Auslandes 94 Standpunkt des „qui vive" [gegenüber dem Internationalismus]. Gutzkow 1878 Schwulst 88. Fontane 1883 Br. I I , 2; 85. Büchner 1898 Sterbelager 238. Berolzheimer 1903 Studien 107. Marholm 1903 Psychologie d. F r a u I I 34 Dieses beständige Qui vive verträgt sich eigentlich wenig mit der

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Quiz — Quodlibet

Bequemlichkeit der weiblichen Natur. . . . Dombrowski 1920 System II 87. Wilhelm 1932 Corpus I Einl. S. X L I I I . . . was einem gewiegten Diplomatiker oder Historiker, wenn er nicht immer auf dem ,Qui vivei steht, zustoßen kann. NZ. (Basel) 27. 5. 1949 . . . Erkältungen . . ., die [den Arzt] . . . ununterbrochen auf dem, Qui-vive halten. Gessler 1958 Reichs'pol. 52 hatte unter vielen Aspekten auf dem , q . z u

sein. Niebelschütz 1961 Spiel 277. Laforgue 1970 Berlin 1887 S. 28 (Übers.) Der Haushofmeister . . . ständig auf dem Q. [in der Bed. „im Dienst"]. Gebucht bei Petri 41823 qui vi(ve), Wer da? Bei Heyse 81838 qui-va-la? oder qui vit?, wer da? [mit Angabe der franz. Aussprache] . . . Bei Sanders 1871 (mit wertvollen Belegen).

Quiz N . „ F r a g e - u . A n t w o r t s p i e l " a u s e. quiz gl. Bed., ü b e r n o m m e n u m 1950, r a s c h a u c h i n Zuss. d u r c h R u n d f u n k u n d F e r n s e h e n v e r b r e i t e t . Z u g r u n d e liegt doch w o h l ein e . - a m e r i k a n . S l a n g w o r t oder dialektalisch b e d i n g t e r A m e r i k a n i s m u s ; vgl. z. B . M a t h e w s , D i e t , of A m e r i c a n i s m s I I : 1951. Z u f r ü h t 1867; d a z u , quiz game: 1945. Belege: z. B. Südost-Kurier (Reichenhall) 25. 2. 1950 Das Preisraten „wer weiß mehr?" oder den Quiz, wie er im Ausland genannt wird. Süddtsch. Ztg. 7. 3. 1951 . . . erstmalig eine öffentliche „Quiz-Frage- und Antwortschau" .. . [in München]. 13. 4. 1951. . . . in den Dienst der Pfennig-Parade gestellt. . . . Dazu Ztw. quizen. Becker 1962 Quantität 380 BildungsvorsteUung des Quiz. Peuckert 1967 Q. als Bildungshilfe (Titel).

Frankfurter Ztg. 4. 12. 1968 Krisen-Quiz abschließendes Q. iiber die Währungskrise. Eick 1971 Wirtschafts-Quiz (Titel). N.Z.Z. 14. 8. 1971 „Die sechs Sieben//scheiten. Zum Erfolg eines Quiz unter Schülern. Frühe Zuss. R a d i o - Q u i z Münchner Abendztg. 3. 1. 1951. Engl, quiz „Neckerei" u. [dtsch.] quizzen „foppen", Quizes u. Puns belegt Kohl 1844 brit. Inseln I 184. I I I 509ff. —

Quodlibet N . „ a u s versch. Teilen willkürlich u n d g e r n in s c h e r z h a f t e r A b s i c h t z u s a m m e n g e f ü g t e s G a n z e " ; a u c h (leicht) a b w e r t e n d „ G e m i s c h , U n g e o r d n e t e s ; ein Allerlei; i r g e n d B e l i e b i g e s " ; ü b e r n o m m e n a u s l a t . quod libet „ w a s b e l i e b t " , d a n e b e n Q u o t l i b e t a u s l a t . quot libet „wieviel b e l i e b t " , i n versch. B e d e u t u n g e n seit 15. J a h r h . belegt: i m Bereich d e r m i t t e l a l t e r l i c h e n D i s p u t a t i o n (1), s p ä t e r d e r Musik (2), d e r D i c h t k u n s t (3), des B u c h w e s e n s (4), d e r K o c h k u n s t (5); als s t u d e n t i s c h e s K a r t e n s p i e l (6); gelegentlich als T i t e l w o r t , h ä u f i g u n d schon f r ü h i n allgem. u. vielfach verzweigter V e r w e n d u n g (7). Mit d e m 19. J a h r h . t r i t t , d e u t l i c h bei Ä n d e r u n g d e r zu E n d e g e h e n d e n G r u n d l a g e n g e r a d e d e r W i r k u n g s b r e i t e v o n (7), d a s W o r t a u s d e m S c h r i f t t u m z u r ü c k . Vgl. D W b . (mit reichen Belegen). Vgl. die reich e n t wickelte engl. G r u p p e Quodlibet ( N E D i c t . ) seit E n d e des 14. J a h r h . ; d a g e g e n f r z . quodlibet seit 13. J a h r h . (Littre. H . - D . ) ; E i t z e n , I r r g a r t e n 211f. — Vgl. R o g g e 1965 Quodlibet. — Eisler 1929 W b . philosoph. Begriffe I I 577 [Hinweis auf die Scholastik!]. Belege: 1. Das Quodlibet wurzelt aus scholastischer Grundlage her in der mittelalterlichen Universität, vornehmlich in der Artistenfakultät, bei deren alljährlicher Feier die Disputatio quodlibetaria mit ernsten Erörterungen über verschiedene Probleme gehalten wurde. Das sind die Quodlibetica oder die Disputatio de quolibet, z. B. a. 1452 Heidelb. Urkb. 1164 in der facultet der freien künste das quotlibet disputiret. a. 1481 für Tübingen bezeugt (Haller, Univ. Tübingen I I 40). Schon früh — noch im 15. Jahrh. — wurden scherz-

hafte, ja derbe Stoffe unter den gleichen Stichworten beliebt (Disraeli 1849 Cur. 165. Zarncke 1857 Die dtsch. Universitäten im Mittelalter 1234). Zur ges. Frage s. Kaufmann, Gesch. d. dtsch. Universitäten 129. I I 261. 381. 396 — Ehrismann, LG. Schlußband 356. EOV (Hutten, Op. Suppl. 157). . . . Vos debetis notare quod iam hic (Univ. Wittenberg) celebratur quodlibetum et magistri dodoresque expediunt se artificialiter cum magna doctrina in determinandis, solvendis, proponendis que-

Quodlibet stionibus, argumentis, probleumatibus in omni scibili. Späte Zeugnisse: Frey 1556 Gartengesellschaft 3 . . . bey den alten vorfarenden uff den hohen schulen jars die quodlibet zu ihrer gebiirenden zeit gehalten, gemacht und referiert worden. Fischart 1575 Garg. 6 zu allen Zeiten bey allen Nationen solcher art kurtzweiligs Gespötts . . . in Schulen mit deponieren, vnd Quotlibeten . . . — 296 (eingehender). 2. Schmeltzl 1544 Quodlibet (Titel). Fischart 1575 Garg. 52. 1609 Musicalischer Zeitvertreiber, das ist, . . . Q. . . . vnd andere kurtzweilige Liedlein (Titel). Moller 1610 Q. (Titel). Zangius 1620 Q.-en (Titel). Friderici 1622 bis 1635 . . . Musicalisches Q. (Titel). Q. [im Titel] 1814; vgl. Ho.-Boh. 10528. — Vgl. Potpourri. Scheidt 1561 Lob 13 [im Wortspiel] . . . So misch Lateinisch verss zuweilen ein . . . Vnd machs gleich wie ein ander Quodlibet Vnd schreib . . . on schewen quod Übet. 3. Wemicke 1704 Versuch 458 fragte alle Quodlibets, Satyren, Gantates und Sonnetas (personifiziert!). Hübner 1712 Poet. Handbuch 122. 1725 An], zur Poesie 146. um 1725 (Hoffmann von Fallersleben, Findl. I 132). Gottsched 1742 Versuch 623 Q. Dieses ist nichts anders, als ein Mischmasch von einer Menge Heiner Satiren, die ohne Ordnung und Zusammenhang auf einander folgen. 1743 Reimschmiede-Kunst 98. Rabener 1759 Satiren I I 6 ein buntes Q. Moser 1761 Harlequin (IX 92). Schubart 1780 Originalien 36. Wezel 1787 Herr Q. (Titel eines Lustspiels). Goethe 1790 Jery (XII19) (u. ö. bei Goethe). Herder 1801 Adrastea I (XXIII 177). 1803 Briefe von der Universität 13 eine plaiüose Posse . . ., ein verunglücktes Q. 1808 Journal der Moden X X I I I 691 theatralisches Q. . . ., worin . . . Scenen aus Schauspielen, Trauerspielen und Opern . . . buntscheckig wechselten. Meisl 1820—25 Theatral. Q. [10 Bde.], Nestroy 1835 Geist (45) [Gesangseinlage]. Quodlibet (Titel eines Bühnenspiels Handkes; Uraufführung zu Basel; vgl. z. B. Welt 27. 1. 1970). 4. Gelegentlich als Titel von Zeitschriften; z. B. 1785 Schleswiger Q. (Diesch, Bibliogr. Nr. 950 CN.). — ,Q.' hrsg. von Julius Lasker 1852 (1852 Prutz' Museum I 546). 5. Praetorius 1619 Syntagma mus. I I I 17 ein Quotlibet oder Mixtur von aUerley Kräutern. . . . Francisci 1672 Histor. Rauchfaß I 717 Neben solchen Quotlibet Speisen . . . auch absonderliche Schüsseln mit Reis von mancherley Farben. Niendorf 1854 Paris 61 ein Q. von Fischen, Krebsschwänzen, Muscheln, Geflü-

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geln . . . Seither zurückgetreten; noch Offenburger Tagebl. 18. 11. 1967 ein heiteres gastronomisches Q. mit Anekdoten... 6. Fischart, B. 18" (Sanders). — Erman 1929 Werden 103 [Beleg um 1875 f. Leipzig], 7. Frieß 1538 Wildbäder a 2" [Berichte über Wildbäder sind] . . . in alle weg mehr nutz, dann andere quotlibetische bücher, so man yetzund inn teütsch der artzney züschreibt. Fischart 1572 Eulensp. (II 18) allerley Quotlibetische Handtwerck. Comenius 1644 Sprachenthür Nr. 742 q. Buch. Keyßler 1730 Reisen (Ausg. 1776) I I 1215 . . . Lackeyen, Pagen, Pferde, Wagen, Viel Reiten, Fähren, Gehen, Tragen, Viel Drängen, Stossen, Zerren, Ziehn, Dies ist das Quodlibet von Wien. 1752 Leipziger Sammlungen VIII 354 [anstatt tüchtiger Staatsbeamter muß man]. . .in der Noth lauter Qvodlibet und Qvidlibet nehmen, grossen Schaden aber leiden. . .. 1771 Bibliothek der Stutzer 187 [ein modischer Stutzer] sagt ein Q. zu dieser, und eine Galanterie zur andern. Rinck 1783 — 84 Studienreise 113 ein Gemähide, ein sogen. Q. Laukhard 1792 Leben I 292 da er wenig wusste, und alles durch einander vortrug; so glichen seine Lektionen einem Q. Foote 1796 Schriftsteller. Übers. (II 12) ein wahres Q. von Mann — (II 202) ein Q. von Weibe — 1797 Mäzen. Ubers. (III 33) [ein Mädchen, dem unmögliche antike Schönheitsideale angedichtet werden] . . . ein wahres Q., ein Ollapotrida, von Reizen. Petz 1804 Neumodisches Q. . . . Burleske gegen die häufigen Feyertage . . . (Titel). Meisl 1820 Quodlibet (II 75) Altes Eisen, Messing, Bley . . . Das ist doch ein Q., das gewiss zum Herzen geht. Schmelka 1822 der Rechte (Jahrb. D. Nachspiele I 107) Ihr Charakter ist ein wahres Q. Vor den Leuten scheint sie freundlich; ihr wahres Wesen ist mürrisch, unerträglich. Raumer 1849 Br. Frankf.—Paris I 168 Q. ergötzlicher Narrheiten. Heine 1856 Reise um die Erde I I 126 Die Kleidung der Männer [in Honolulu] besteht aus einem Q. aller möglichen europäischen Kleidungsstücke. Suckow 1862 Sold'leben 69 . . . grosse Wachtparade . . ., ein wahres Q. von Uniformen. Luise von Kobell 1894 Erinn. I 42 [Umwandlung eines Gartens] in ein Q. von ländlichem, wildem und zahmem Wachstum. Vulpius 1788 Glossar. 101 Q., eine Empfindungsliste der Verliebte. Goethe: Mein Leben ist . . . ein solches Quodlibet in welchem sich hunderterley Arten von Geschäftigkeiten mit hunderterley Arten von Müssiggang kreuzen [vielfach angegeben, z. B. Englert-Faye 1952 Goethe 149; als Zeitbeleg — 1795 — für Goethes vielseitiges Schaffen

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Quorum — Quote

u. briefl. Gedankenaustausch mit Schiller wichtig: W. X 357]. Gebucht bei Roth 1571 Quodlibet, Ein Osang von mannicherley zusarn geklaubtem, Liedern oder Texten, da keins auff das ander geht. Item sonst ein zusarn geklaubt ding, es sey was es wöl, das sich doch nindert oder wenig zusamen galtet. Ein durch einander misch mäsch. Bei Stieler 1691 Quotlibetbuch, analecta. Bei Wächtler 1709 Quodlibet, ein Buch, darein man allerley schreibet, z. E. sich ein Quodlibet machen; ein Diarium Journal; fast übereinstimmend bei Sperander 1727, der noch beifügt ein Misch-Masch, allerley Zeugs untereinander. Eingehend bei Campe 1801 und leicht ändernd 2 1813, mit Verdeutschungsvorschlägen ein Was-ihr-wollt, ein Allerlei, ein Mischmasch. Bei Sanders 1871 u. Kehrein 1876 mit weiteren Nachweisen. Weiterbildungen: q u o d l i b e t a r t i g Goethe 1823 Br. (W. X X X V I I 183) [allerlei Fragen berührende Unterhaltung] — 1824 (IXL 57)

[die berühmte Bemerkung über die] Tyroler Strophen, die . . . bezeichnen [obwohl !] fragmentarisch und q. . . . einen . . . vollkommenen, . . . abgeschlossenen Zustand. — Q u o d l i b e t h a n d e l Becher 1668 Discours 76 (im Kopftitel:) Q. von unterschiedlichen Manufacturen, [denen im Text entgegengesetzt wird] das Jubilier-Wesen oder der Edelgestein-Handel. —• q u o d l i b e t i e r e n „durcheinanderreden" Zimmersche Chronik (Fischer, Schwab. Wb. IV 900). — q u o d l i b e t i s c h : Fischart 1577 Trostbüchlein (NL XVIII 13). Zincgref 1623 Q.-es Weltkäfig . . . [Titel]; vgl. Ho-Boh. 12117 u. 12118. Becher 1668 Methodus 144 . . . solch q. Latein. Philippi 1742 Q.-isches Lob Gedichte auf den Knobloch (Titel). — Q u o d l i b e t u m : Ertl 1712 Buss-Kraut 7 Will man jetziger Zeit einen Welschen, Frantzosen oder Ungarn, . . . ansehen, schaue man nur einen Teutschen an, so hat man das Q., und den Abriss von allen Nationen.

Quorum N. „derer, von denen", Gen. Plur. des lat. Pron. rel. qui „welcher, der", als Eingangswort bei Entscheidungen formelhaft gebundenes Fachwort des röm. Rechts (quorum maxima pars; Cod. Justin.; z. B. Zedier 1740 X X X 410); auch in der mittelalterlichen Rechtsprechung; in neuerer Zeit auf den Wahlvorgang eingeschränkt: die Zahl der Mitglieder einer (meist parlamentarischen) Vereinigung, deren Anwesenheit zur gültigen Beschlußfassung nötig ist, üblich und allgemein bekannt in Süddeutschland, in Zeitungsberichten u. ä. belegt. — Unmittelbare Vorlage im englischen Parlamentsbrauch (16., bes. 17. Jahrh. — vgl. NEDict. — Montgomery 1906 Political phrases 286); frz. quorum (Gamillscheg: Hinweis auf Dict. gen. — H.-D.). Gebucht erst bei Sanders 1871 (mit Belegen); bei Kehrein 1876. Beleg jüngster Zeit Offenburger Tagebl. 7.8. 1971 [wegen ungenügender Wahlbeteiligung der Studierenden] könnte man . . . ein sogenanntes Q. gesetzlich einführen . . . Frankfurter All-

gem. Ztg. 29. 9. 1971 . . . verfügt . . . über das vorgeschriebene Q. [einen Ausschuß zu verlangen].

Quote F. „(in best. Verhältnis festgelegter) Anteil, Teilbetrag, Beitrag"; auch „Beteiligungszahl" zunächst als Wort der Kaufmannssprache und der Staatsverwaltung belegt (3); von vereinzelten Belegen des 15. Jahrh. abgesehen, ausgangs des 16. Jahrh. übernommen aus lat. quota (pars) (w.) oder quotum, (s.) „der wievielte (Teil)" (zu lat. quot „wie viel?"), von denen Q u o t u m nur im 17. Jahrh. (2), Q u o t a dagegen noch bis Ende des 18. Jahrh. vorkommen (1). Einfluß des gleichbed. ital. quota im 16./17. Jahrh. ist sicher anzunehmen. In jüngster Zeit ist Q u o t e mit vielen Zuss. u. Abi. zum Modewort geworden, nachdem es in die Sprache des Sports, der Behörden und der Wirtschaftslenkung übernommen und allgemein bekannt geworden war, nun abgewertet zu farblosem „Zahl". — Vgl. frz. quote-part u. cote (seit 14. Jahrh.) Gamillscheg. Littre. H.-D.; e. quote (Mitte 15. Jahrh.), quota und quotum (Mitte 17. Jahrh.) NEDict.

Quote Belege: 1. seit Ausgang des 16. Jahrh. bei Schirmer. a. 1598 (Aretin 1839 Bayerns auswärt. Verh. I — Urkd. Bd. — 8) (Bed. „Steueranteil"). Carolus 1609 Relation, Nr. 29 a sein part vnd quotam dess verlusts angeben. 1618 Acta Publica Schles. (Palm) 15 (u. ö.) a. 1620 (Aretin, a. a. 0 . 82) [Bed. ,,Heereskontingent"] (u. ö.). Mengering 1642 Quartiermeister 24. 1664 Memorial C 3». Becher 1670 Bericht E 3». Schurtz 1695 Kaufmannschaft/Wb. Quota, Theil, Antheil, Anlage, Bestimmung, Part, Portion. Marperger 1717 Beschr. der Banken 86 bei Verlust der Quotae des Wechsels. Marsellus 1741 Kriegs-Staat 19 wann ein jeder Stand des Reichs sein Quota, oder Contingent, nicht an Gelde, sondern an Volck heybringen . . . müste (u. ö.). Boltz 1752 Amts-Actuarius 228. 1786 Journal der Moden I 351 Mit einem . . . Seufzer ziehen wir den gar nicht schweren Beutel, und mit Schrecken beobachten wir dabey den Seitenblick der heranwachsenden Tochter, welche darnach hinschielt, und zu berechnen scheint, wie viel er etwa [nachdem die Rechnungen der modischen Mutter bezahlt sind] für ihre Q. noch enthält. In jüngster Zeit erneut belegt, diesmal als Übernahme aus dem Engl., im Bereich des Films z. B. Süddtsch. Ztg. 30. 5., 4. u. 31. 7. 1951 es müsse die deutsche Produktion mit allen Mitteln vor der Flut aus Hollywood geschützt werden, auch wenn eines dieser Mittel „Quota" heißt. Ebda auch die Zuss.: Quota-Oesetz. Ebda schon 23. 2. 1951 Q.-Regelung (u. ö.). — Ebda 31.7. 1951 „quotawürdige Filme". — Neben Film-Quota-Gesetz (Süddtsch. Ztg. 20. 9. 1951) auch Film-Quoten-Gesetz (ebda 3. 7. 1951). Weitere Bildungen: Quotafrage (in einer „Notkundgebung der Filmschaffenden") Süddtsch. Ztg. 10. 8. 1951. — Quotamethode Süddtsch. Ztg. 21. 8. 1951 In Amerika bedienen sich . . . Volksbefragungs-Institute der sogen. Q., bei der die Auswahl der zu Befragenden nicht nach dem Namen, sondern nach soziologischen Gruppen getroffen wird . . . — Quotatechnik Hofstätter 1956 Sozialpsych. 74 [im Bereich der Meinungsforschung, angewandt durch Gallup u. a.]. Dagegen gehen frühere Zuss. auf das Lateinische zurück, z. B. A b z u g s q u o t a 1777 Beobachtungen 140. — S t a a t s - Q u o t a [Anteil an Renten, Steuern des Privatbesitzes . . .] Soden 1811 National-Ökonomie V 323. 339. 387. 2. Wallhausen 1615 Kriegskunst zu Fuß 84 in quoto . .. um 1650 Discurs 28 den Schuldner, so in quoto zu zählen vermag, in toto ledig

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sprechen. Ettner 1697 Chymicus 714 . . . einer der ersten . .., der ein Quotum zu meiner subsistence mit beytragen wolte. — Als bequemes Reimwort auf Votum bei Meisl 1820 Quodlibet (I 5). 3. Beleg a. 1453 f. Nürnberg (Nachlaßaufstellung) (Mitt. VGNürnbergs 29, 296) 22 gülden . .. für den übergülden pecher meinem herrn . . . für sein quott und gerechtigkeit gegeben. Eyzinger 1591 Rel. I I I 35 das die jenigen welche mit besatzung oder ein legerung des Kriegssuolcks sonderlich nit beschwert jre quoten .. . einbringen. Spätere Belege bei Schirmer. — Leibniz 1670 Denkschrift Festigung (II 51). — Cancrin 1820 Militairökonomie I 293. 1828 Jahrbücher d. Gesch. II 20. Michelis 1873 Reiseschule 227. Roscher 1888 Ackerbau (System I I 13). Kronberg 1929 Jugend 28. DAZ. 4. 1. 1935. Frankf. Ztg. 9.4.1939. Burckhardt 1942 Fragmente (1865—85) 27 [Q. offenbar Lieblingswort B.'s]. Münchner Stadtanzeiger 20. 6. 1952. Süddtsch. Ztg. 10. 11. 1952 eine feste Q. an Wohnbaumitteln zusagen. 4. 3. 1953 die zum Abflug bereitgestellten Flüchtlinge nach der derzeitigen Q. in die Bundesrepublik zu fliegen. 12. 9. 1958 Festsetzung der Q. [wieviel „Flüchtlinge" ein Bundesland aufzunehmen habe]. Münchner Stadtanzeiger 2. 5. 1958 Q. der unehelich Geborenen. Arbeitgeber 20. 12. 1960 relativ hohe Q. der kaufmänn. Angestellten. Frankfurter Allgem. Ztg. 27. 10.1970 Q. [Verhältniszahl p. c. der von Arbeitnehmern abgeschlossenen Bausparverträge]. 10. 2. 1971 Bildung von Quoten, um das häßliche Wort zu gebrauchen . . . 16. 3. 1971 im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sei die Q. . . . gleich geblieben Gebucht bei Wächtler 1709 Quota, Antheil, z. E. ich will meine quotam, (ratam) auch darzu contribuiren. Bei Sperander 1727 Quota, der gebührende Antheil an einem Dinge, den jemand zu fordern oder zu geben hat. Bei Campe 1801 Quote, der verhältnissmässige Antheil, an einem abzutragenden oder zu empfangenden Ganzen. a 1813 Zus. . . . der Verhältnißtheil oder der Verhältnissantheil. Bei Heyse 1804, bei Petri 2 1812; bei Sanders 1871 und bei Kehrein 1876 (mit Belegen u. Zuss.). Zuss. mit Quoten — erst in jüngster Zeit häufiger, z.B.: Q . - a n g e b o t Berl. IUustr. Nachtausg. 13.4.1932. — Q . - a u f s t e l l u n g Lokal-Anz. 18. 11. 1934. — Q . - f e s t s e t z u n g ebda 13.2.1933. — Q . - h u n g e r Voss. Ztg. 15.5. 1929. — Q.-kauf Langen 1931 (Titel). — q.- m ä ß i g Berl. IUustr.Nachtausg. 9.8.1933

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Quotient

eine q. festgelegte Anzahl von Dampfern [zum Fang von Seefischen], — Q.-plan M. N. N. 11.9. 1942. — „Q.-schlüssel", Deutschlands Erneuerung 15 (1931) 327. Süddtsch. Ztg. 8.6.1955. — Q . - s t a t u s Voss. Ztg. 16.1. 1930. — Q. - V e r h ä l t n i s Lokal-Anz. 4. 4.1934. Zuss. mit -quote dagegen z.T. älter, z.B.: A b l i e f e r u n g s - q . Lokal-Anz. 8. 1. 1933 A.-n für Fleisch, Milch und Butter. — A b s a t z q . ebda 23. 8.1933. — A b s c h r e i b u n g s q . Eehm 1914 Bilanzen 382. — A r b e i t s l o s e n q . Süddtsch. Ztg. 7.1. 1959. — A u f w e r t u n g s q . Neue Ztg. 8. 11. 1952. Münchner Stadtanzeiger 12. 1. 1959. — A u s f u h r q . ebda 9. 1. 1933. — B o d e n q . Berlepsch 1875 Schweizerkunde 437 B. an Wiesen- und Weideland. — D e c k u n g s q . Handwb. Staatswiss. 1929. Erg'bd. 808. — D u n k e l q . deutliehe Prägung nach der Dunkelziffer: Frankfurter Allgem. Ztg. 8. 12. 1962. — E i n w a n d e r u n g s q . Nord u. Süd 53 (1930) 306. — E r f o l g s q . [Schlagwort im Bereich des Studiums an Hochschulen] z. B. Offenburger Tagebl. 1. 8. 1969. — F e h l e r q . Lettenbaur 1927 Morgen 258. — G e l d e n t w e r t u n g s q . Stuttgarter Ztg. 30. 6. 1965. — K o p f q. (am 20. 6. 1948 bei der Währungsumstellung erhielt jeder Deutsche die sog. K.), vgl. noch 1952 Freiheit durch Sparen 25. Münchner Merkur 7. 5. 1955. — L i e f e r q . Süddtsch. Ztg. 15. 5. 1957 [von Kohlen], — L o h n q . Hook 1954 Mannheim 133. Süddtsch. Ztg. 27. 10. 1965. — R ü c k z a h l u n g s q . M. N. N. 10.5.1941. — R ü s t u n g s q . 1918 Deutschland 26 (in der Bed. des jüngeren -potentials, s. Bd. I I 622f.; vgl. auch V e r t e i d i g u n g s quote). — S c h a d e n s q . Süddtsch. Ztg. 24. 10. 1957. — S c h a t t e n q . Süddtsch. Ztg. 1949 Nr. 91 (im Zua'hang mit dem Umstellungsgesetz der dtsch. Währung), ebda 31. 5.1950. — S p a r q . Röpke 1929 Kapitalbildung 30 Progression der Sparq. und Kumulation der Kapitalbildung reichen sich die Hand. Süddtsch. Ztg. 11. 6.1951. Arbeitgeber 20. 3. 1958 Stabilität der Sparq. Stuttgarter Ztg. 6. 10. 1962 Anteil des Sparens am verfügbaren Einkommen. — S t e i g e r u n g s q . [des Umsatzes] Stuttgarter Ztg. 25. 6.1963. — S t e r b e -

q. [der Diabetiker] Süddtsch. Ztg. 1. 6. 1960. — S t e u e r q . bereits belegt Lötz 1822 Staatswirthschaftslehre I I I 225. 1832 Jahrbücher d. Gesch. I I 82. — S t e u e r l a s t q . Frankfurter Allgem. Ztg.'11. 12. 1970. — U m s i e d l u n g s q . Süddtsch. Ztg. 21.2. 1951. — U n f a l l q . Süddtsch. Ztg. 4. 9.1954. — V e r b r e c h e n s q . Homans 1960 Theorie 319 [Elendsviertel mit einer hohen V.—Verderb q. [der Lebensmittel] Münchner Stadtanzeiger 12. 7.1957. . . . mit Hilfe von Chemikalien herabzudrücken. — Volksq. Bad. Allgem.fZtg. 10. 5.1958 Bei den Toto- und Lottospielern kennt man die sogenannten V.-n. Das sind kleine Gewinnbeträge unter vier Markjm Gegensatz zu den Hunderttausendern. . . . — V o r z u g s q . Naumann_1915 Mitteleur. 221. — W a c h s t u m s q . [derjAusgaben für Straßenbau innert 10 Jahren] Stuttgarter Ztg. 24.2. 1969. — W e r t q . GottlOttlilienfeld 1925 W. 57. — Z u s c h a u e r q . [im Fernsehen] Offenburger Tagebl. 22.4.1969. quotal Adj. u. Adv., jüngere Prägung des 19. Jahrh., z. B.: Koscher 1899 Handel (System I I I 378) Quotaldeckung. Ratzinger 1884 Armenpflege (Reg.) Quotallohnvertrag. Süddtsch. Ztg. 7. 2. 1951 den Umfang des Pensionsanspruchas quotal zu regeln . . . (u. ö.). 21. 5.1951 Er forderte ... den „quotal sozial gestaffelten" Lastenausgleich . . . vgl. ebda bereits 10. 5. 1952. 28. 8.1957 Quotal werden . . . die verbrieften Forderungen erfaßt. 11. 2. 1959 qu.-e Regelung [der Entschädigungen; Gegensatz: „ s o z i a l e " Regelung]. q u o t i e r e n (u. k o t i e r e n ) in der Fachsprache der Mathematik: Xylander 1562 Euclid (Übers.) Vorr. b 3 a , des Rechtslebens Wehner 1608 Observ. 279 „die verschiedenen Aktenstücke beziffern" u. „zählen"; gebucht bei Sperander 1727, bei Haym 1738 Jurist. Lex. 3 vgl. Sanders 1871; Kehrein 1876. Auf Kaufmanns- u. Börsensprache beschränkt blieben jüngere Bildungen quotisieren, dann Quotierung, Quotisierung, Quotisation „Anteilsbestimmung" u. a., die seit Campe 21813 gebucht werden (vgl. Schirmer).

Quotient M. „Ergebnis einer Teilung; Bruchwert, Teilwert; Zahl" Fachwort der Mathematik seit dem frühen 15. Jahrh. Quelle: lat. {numerus) quotiens (zu lat. quotiens u. quoties, Adv. „wie oft?"), das als vermeintliches Partizip. Praes. angesehen und daher in akkusativ. Bildungsweise Quotient geprägt wurde. — Vgl. frz. quotiens (Ende 15. Jahrh.), später quotient (Littr^. H.-D.), e. quocyens, quocyent (15. Jahrh.), dann ebenfalls und noch im 15. Jahrh. quotient (NEDict.). Belege für Quotiens im deutschen Schrift- I Schirmer, dazu noch folgende wichtige: Widtum seit 1400; für Quotient seit 1483 bei j mann 1508 Rechensch. 36». Apianus 1527

Quo vadis Newe vnderweysung F 5 b (u. Ö.). Budolif 1532 Künstliche reclaming A 2 b Numerirn, Addirn, Summirn, Subtrahirn, Multiplicirn, Diuidirn, quotient etc. sein verzugte lateinische wörtlein, den ¡caufflewten breuchig vnd tool bekamt, Derhalben ich sie auch bleiben lasse. Xylander 1562 Euclid (Ubers.) 67 (u. ö.). 1694 Euclides 170. Sturm 1737 wahre Vauban 20.

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Gebucht bei Sperander 1727. Bei Campe 1801. 21813 u. verdeutscht mit Theilzähler oder -zahl. Bei Sanders 1871; bei Kehrein 1876. Q u o t i e n t e n s y s t e m Süddtsch. Ztg. 3.4. 1958 Sitzverteilung im [griech.] Parlament nach dem sogen. Q. .. .

Quo vadis? lat. .wohin gehst Du?' Frage des Apostels Petrus an Christus in Joh. 13, 36 und in der Petruslegende. Als Titelwort des Romans von Sienkiewicz (1895/96) zum geflügelten Wort geworden (1); im Sinn bedrückender Sorge und der Ungewißheit um die Zukunft eines Staates oder einer Völkergemeinschaft im Titel politischer Schriften usw. mehrfach verwendet (2); in jüngster Zeit herabgezogen u. entwertet durch Hörspiel, Verfilmung und Wettbewerb (3), wenn auch mit ausgesprochenen Besorgnissen beachtet. Domine, quo vadis? Das Kirchlein vor der römischen Porta San Sebastiano verdankt einer der schönsten kirchlichen Legenden Entstehung und Namen. Vgl. von der Hagen 1819 Br. I I I 16. Belege: 1. Büchmann 26328. — Vgl. LokalAnz. 18. 2. 1933 der Glaube siegt über die Macht, das Quo-vadis-Motiv. — vgl. Harnack 1890 (I 15). 2. Aus der Überzahl der auch in jüngster Zeit nicht abreißenden Flut der Zeugnisse mit allen möglichen Zielen, bei versch. Wertung, einige: Rogge 1915 Quo vadis, Romania? (Titel). Niekisch 1929 Gedanken 219. 1930 Die Zeit 673 Quo vadis Germania? Fischer von der Eger 1933 Quo vadis Europa? 1941 Quo vadis America? Der politische und wirtschaftliche Standort der Vereinigten Staaten. Süddtsch. Ztg. 29. 8. 1951 in einem „Quo vadis DGB?" überschriebenen Artikel . . . 29. 8. 1953 „Quo vadis Europa?" ist das Anliegen der Konferenz [des Christi. Vereins junger Männer]. Weitere Titelstichworte: Stuttgarter Zeitung 15. 6. 1959 [Zukunft der SPD], 12. 5. 1960 [Polen], 8. 3. 1961 [Afrika], 1. 5. 1963 [Italien]. — Juni 1966 Quo vadis, Germania? Dtsch. Wege in die Zukunft. . . . Forum der Dtsch. FriedensUnion. Frankfurter Allgem. Ztg. 14. 5. 1969 [Südtirol]. Freiburger Wochenbericht 25. 6. 1970 Quo vadis — öffentlicher Nahverkehr ?

Frankfurter Allgem. Ztg. 17. 9. 1971 Quo vadis, Deutschland ? [zur Börsenlage]. 3. Altenloh 1914 Soziologie 99. — Süddtsch. Ztg. 22. 5. 1953 „Quo vadis, Cinema" hieß ein interessanter Vortrag [über] . . . die Krisensituation des internationalen Films. Stuttgarter Ztg. 23.1. 1961 [Heilbronner Künstlerball mit dem Motto „Quo vadis, Käthchen?"]. Offenburger Tagebl. 28.4. 1965. Frankfurter Allgem. Ztg. 5. 10. 67 [Modekleidung] Quo vadis 1967 oder „Bocksaum umhin gehst du?". — Zu 2 u. 3: auch unter der nur dtsch. Fügung Wohin gehstu?; gekürzt: Frankfurter Allgem. Ztg. 4. 1. 1971 Wohin, Berlin? Dies wird ein schweres Jahr für Berlin. Auch am Theater [eingehend sorgenvoll erörtert mit Forderung neuer Wege], Zbinden 1970 Europa wohin? Geistige und politische Voraussetzungen einer lebensfähigen europ. Gemeinschaft (Titel). —• Dtsch. Ztg. 9. 7. 1971 Berlin — wohin? [Verf.: Franz Josef Strauß], Zum niederen Gemeinplatz gesunken 1949 Wort u. Wahrheit 677 f. [Bez. einer Bedürfnisanstalt], Q u o v a d i s m u s , nach frz. quovadisme im Gefolge des auch durch Übersetzungen modisch gewordenen poln. Romans gebildet; als Wort u. Sache mit geißelnden Bemerkungen abgelehnt Grenzboten 1902, 1; 166.

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