Des Cartes und Spinoza: Urkundliche Darstellung der Philosophie Beider [Reprint 2022 ed.] 9783112692882

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Des Cartes und Spinoza: Urkundliche Darstellung der Philosophie Beider [Reprint 2022 ed.]
 9783112692882

Table of contents :
Inhalt
Des Cartes
Einleitung
A. Formaler Standpunkt oder Methodik Des Cartes
B. Des Cartes' philosophisches System
Schlussbemerkung
Spinoza
Einleitung
II. Uebergangsstufe zum Spinozismus
III. Das System Spinoza's
IV. Weitere Konsequenzen aus dem System
V. Andeutungen über Spinoza's philosophische Stellung In Vergleich mit Anderen
Anhang über Spinoza's hebräische Grammatik

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Carter imi> ^jrirnya*

Urkundliche Darstellung

der

Philosophie Beider

von

C . S c l i a a r s c l i m i d t , Dr. phil. P i - i v a t d o c e n t e n a n der K ö n i g l . U n i v e r s i t ä t zu B o n n .

bei

Bonn 1S50. Adolph Marcus.

Sr. Excellenz

Herrn

Dr. C. I. B U N S E N , K. P r . geh. L e g a t i o u s r a t h e , a u s s e r o r d . G e s a n d t e n und bevolltn. M i n i s t e r , Ilitter p p .

in

dankbarer

Verehrung

zugeeignet.

I

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a

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t

.

D e s C a r t e » 1—50. Einleitung. E i f e r Des Cartes' für Naturforschung 1—3. Sein Verhältniss zur römisch -katholischen Kirche 3—5. Seine Vorliebe für Mathematik 5 — 7 . A. F o r m a l e r S t a n d p u n k t o d e r M e t h o d i k D e s C a r t e s ' . Seine beiden Schriften über Methodik 7. De methodo 7—9. Regulae ad directionem ingenii 9—16. Unterscheidung von Intuition und I n duetion 11—13. Unterscheidung des verständigen von anderweitigem Erkennen 13—16. Allgemeine Stellung der cart. Methodik 16—18. B. D e s C a r t e s ' p h i l o s o p h i s c h e s S y s t e m . 1. Metaphysik. Uebergang aus der dubitatio ins cogito 18—80. Cogito ergo sum SO—21. Die Idee Gottes 21. Wahrheit und Ursprung des Irrthums 22—23. Die Realien und ihre Eintheilung 23—25. II. Von der Körperwelt. Materie und Bewegung 25—27. Die drei Grundgesetze der Mechanik 28. III. Philosophie der Seele. Ueber das Erkennen überhaupt 29—31. Von den Sinnen 31—32. Von den Leidenschaften 32—38. Ethische Grundsätze 38—42. — Schlussbemerkung. Des Cartes' historische Stellung 43. Einseitigkeit seines Princips 44. Seiner Methodik 45—48. Seiner P s y chologie 48. Seiner Lehre von Gott 49.

S p i n o z a 51—195. Einleitung. Seine Philosophie ein Kreutzungspunkt z w e i e r Richtungen-53. Vergleich mit Des Cartes 53—55. Seine oppositionelle Stellung 55—57. Seine litterarische Thätigkeit 57—58. Beschäftigung mit Politik 59. II. U e b e r g a n g s s t u f e z u m S p i n o z i s m u s . Die Principia phil. C a r tesii und die Cogitata Metaphysica. Eigentliche Stellung und Z w e c k letzterer Schrift 6 0 - 6 2 . Verhältniss der Principia zu Des Cartes' System 62—64. Die Cogitata M. 64—70. I I I . D a s S y s t e m S p i n o z a ' s . Unvollständigkeit der Schriften Sp's. 70. Genesis des Systems 71—72. Definition der Philosophie und Grundriss der Encyclopädie der Wissenschaften 72—74. A . E r k e n n t n i s s t h e o r i e u n d M e t h o d i k . Die verschiednen Arten des Erkennens 74—77. Unterscheidung des intellectus und der iinaginatio 77—81. Die sichere und wahre Erkenntniss des intellectus 81. Abweisen des Skepticismus 81—82. Unterscheidung der rationellen und intuitiven Erkenntniss 82. Die ratio 82—86. Die intuitive Erkenntniss 86—87. Die Definition 87—88. Methode der Forschung 88—89, und der Darstellung 90. B. D i e L e h r e v o n d e r S u b s t a n z ( G o t t ) u n d i h r e n B e stimmungen. Allgemeine Definitionen 91—92. Gewinnung der Idee der Substanz 93—94. Die beiden Seiten dieser Idee 94—96. Die Substanz an sich 97—99. Uebergang zu den Bestimmungen durch die Kategorie der Causalität 100—101. Affectionen ( m o d i ) und A t tribute Gottes 1 0 2 - 1 0 5 .

C. V o m M e n s c h e » . Der Parallelismus der leiblichen ( a u s g e d e h n t e n ) uiid seelischen (denkenden) Existenz 105—110. a. Vom E r k e n n e n und seiner Identität mit dem W o l l e n . Beziehung der E r k e n n t n i s s z u r Körperlichkeit 110—113. Der Körper als die Erkenntniss v e r mittelnd 1 1 3 - 1 1 6 . Die Gewissheit 117—118. Identität von E r kennen und W o l l e n I I S — 1 3 0 . — b. Von den Affecten. Thätigkeit und Leiden der Seele 181. Selbsterhaltungstrieb 131—133. Ursprung der Affecte 133—133. Begierde, L u s t , Traurigkeit 133—134. Liebe und Hass 135. Statik der Affecte 185—138. Definitionen der wichtigsten derselben 138—30. W i r k u n g s a r t derselben 130—34. c . E t h i k . A n k n ü p f u n g derselben au die Metaphysik 134—137. Das ethische P r i n cip 1 3 7 — 1 3 8 . Befreiung von den Affecten 138—145. Die Freiheit in der Intellectualliebe zu Gott 145—48.

IV. Weitere Consequenzen aus dem System.

A. U e b e r d a s s o c i a l e L e b e n u n d s t a a t l i c h e Z u s a m m e n s e i n . Unterschied des naturrechtlichen Standpuncts Sp's. von dem des Hobbes 148—49. 1. Sociale Grundsätze. Princip des N a t u r rechts, der Selbsterhaltungstrieb 149—50. Uebergang zum geselligen Leben 150. Idee desselben 151. 3. Staatsrechtslehre, a. die a l l gemeinen Bedingungen des Staatslebens. Die Bildung der S t a a t s gesellschaft 153—54. Der S t a a t s z w e c k 155. Unterschied der Ethik und Politik 156. Der S t a a t ein V e r t r a g 157—158. Sein Verhältnis» zum A u s l a n d e , völkerrechtliche Bestimmungen 159—60. b. Die besondern Staatsformen, a. Monarchie. V o r z ü g e und Nachtheile dieser V e r f a s s u n g 161—63. Ständerath 1«3—63. Der F ü r s t 163—64. ß. Arisiocratie. Z w e i F o r m e n derselben 164. Vortheile dieser V e r f a s s u n g lf>5—166. Die Patrizier. Ihr g r o s s e r R a t h , S y n d i c a t und S e n a t 166—168. Die Bundesaristocratie 168—169. y. Democratie 169—170. B. U e b e r d a s V e r h ä l t n i s s d e r R e l i g i o n z u r P h i l o s o p h i e und zum Staate, a. Verhältniss der Religion und Theologie z u r V e r n u n f t und Philosophie. Critisclie Ansicht des alten Testaments 171. Die Propheten. Christus 173. W e s e n der Religion 173. Verhältniss derselben z u r Philosophie 178—75. S t e l l u n g der Vernunft z u r Offenbarung der Schrift 175—76. b. Die S t e l l u n g der Religion und Philosophie iin Staate. Die Obrigkeit bestimmt die Ausübung d e r Religion 176—177. Dabei Freiheit des Denkens und Philosophirens nothwendig 177—178.

V.

Andeutungen über Spinoza's

philosophische

Stellung

in V e r g l e i c h m i t A n d e r n . Der ethische Character dieses S y stems 179. W e l c h e r Reihe von Philosophen Sp. a n g e h ö r e 181. Vergleich mit I. Bruno in der Metaphysik und Ethik 181—187. Vergleich mit P l a t o , in der M e t h o d e , M e t a p h y s i k , Psychologie, Politik 187—191. Mit Fichte 193—193. Sp's e i g e n t ü m l i c h e V o r z ü g e : in der L e h r e von Gott, in der Psychologie uud in der Politik. Die Höhe seines Grundprincips 193—195.

A n h a n g . Ueber Spinoza's Bearbeitung der hebräischen Grammatik als eine A n w e n d u n g seiner philosophischen Ueberzeugungen ( v o n Dr. B e r n a y s ) 195—304.

DES

CARTES.

Des Cartes a substitué l'examen à l'autorité, et c'est là le plus beau titre de sa gloire philosophique. PBÉVOST.

Einleitung.

D a s Eigentümliche der Philosophie Des Cartes' beruht auf drei Momenteu: auf seinem Eifer für Naturforschung, auf seinem Verhältniss zur römisch-katholischen Kirche, endlich auf seiner Vorliebe für Mathematik. Das erste bestimmt den wesentlichen Inhalt dieser Philosophie, das zweite ihre Gränze, das dritte die Methode derselben. 1. Der wissenschaftliche Trieb des Zeitalters, in dem Des Cartes lebte, war beinahe ausschliesslich auf Erweiterung jener grossen physikalischen Entdeckungen gerichtet, die jüngst vorausgegangen waren und die Geister um so lebhafter b e schäftigen mussten, als sie ihrem W e s e n nach noch viel grösseres versprachen und wo sie noch nicht in sich zusammenhangend und rational erschienen, zu fortschreitender Begründung und Verknüpfung aufforderten. E s war die Z e i t , wo Francis Bacon den ungeheuern Plan eines Umbaues der Wissenschaften entwarf und die Menschen anhielt, von der öden Speculation ablassend sich der Natur durch unbefangne Beobachtung und Versuche zu nähern, damit aus ihrer reichen Fülle für das Leben selbst und seine Bedürfnisse ein höherer Nutzen gewonnen würde. Kepplcr fand die Gesetze des Umlaufs der Planeten (1618) und schuf die rechnende Astronomie; er benutzte die eben erfundenen Fernröhre (1608) nicht nur zu Entdeckungen in den Räumen des Himmels, sondern ward da-

1

2 durch auch zu neuen Untersuchungen in der Optik veranlasst. W e n n man sich nur an T y c h o de Brahe, den V a t e r der messenden Astronomie; an Galilaei, dessen Genie iu fast allen Theilen der N a t u r w i s s e n s c h a f t Fortschritte wirkte; an William G i l bert w e g e n seiner Arbeiten über Magnetismus und Electricität 5 an H a r v e y , den Entdecker des Blutumlaufs — alles Männer, deren W i r k s a m k e i t zumeist in das erste Viertel des siebzehnten Jahrhunderts, also in Des Cartes' Jugendzeit fällt — erinnert, so wird man verstehen, wie derselbe, wenn er im F e l d e der Naturforschung thätig w a r , mit dem allgemeinen Streben s e i ner hervorragendsten Zeitgenossen übereinstimmte , denen er sich denn auch so rühmlich anschloss, dass er wesentlich d a zu b e i t r u g , die Entdeckungen eines N e w t o n und Leibnitz möglich zu machen. W a r auch sein physisches W e l t s y s t e m , gestützt auf die berühmte Hypothese von den Wirbeln der Materie, der copernikanischen Ansicht gegenüber von g e r i n g e r Bedeutung, so ist doch seine Arbeit über Dioptrik w i c h t i g ; noch wichtiger aber sind seine mathematischen E n t d e c k u n gen, unter denen wieder die von der Anwendung der A l g e b r a auf die Geometrie, welche zur analytischen Geometrie führte, die erste Stelle einnimmt. Mit Anatomie und Physiologie des Menschen w a r er eifrig beschäftigt, und obgleich er auch in dieser damals unter den Christen noch jungen W i s s e n s c h a f t viel unhaltbares aufstellte, so z o g er doch für manche Theile seiner Philosophie davon entschiedenen Nutzen. S o sehr w a r er dem Studium der Naturwissenschaften hingegeben', dass er möglichst ihr G a n z e s zu umfassen strebte und an einem auf dieses G a n z e gerichteten W e r k e , Cosmos genannt, viele J a h r e hindurch arbeitete '3. Auch in der Mechanik, über die er uns einen Tractat hinterlassen h a t , ist er vielfach thätig g e w e s e n . Man kann aber überhaupt sagen, dass, so sehr er a u c h , schon vom philosophischen Standpunkte aus, mit der rationalen Entwicklung des physischen W i s s e n s sich beschäf1 ) De Methodo V. p. 8 6 — 2 9 ed. Elzev. Doch ward dieses W e r k ohne vollendet 7.11 s e i n , von ihm verbrannt, als er GalilnePa Gefangcnnehinung und Verdammung erfuhr.

3 tigte, er dabei doch — und hierin nähert er sich dem Bacon den practischen N u t z e n desselben vorzüglich im A u g e hatte. In dieser Beziehung drückt er sich folgendermassen a u s : Statt jener speculativen Schulphilosophie kann eine practische gefunden w e r d e n , wodurch wir die Kräfte und Thätigkeilen des F e u e r s , des W a s s e r s , der Luft, der Sterne, der Himmel und der andern uns umgebenden Körper so g e n a u , als die verschiedenen Künste unserer "Handwerker, kennen und zu allem anwenden lernen, wozu sie uns nützlich sein mögen, die uns also gleichsam z u Herren und Besilzern der ATatur macht. Diess w ä r e nicht nur zur Entdeckung unzähliger Künste, die uns ohne Mühe zum G e n u s s der E r z e u g n i s s e der E r d e und aller ihrer Vortheile dienten, zu wünschen, sondern vorzüglich auch zur Erhaltung der Gesundheit, die ohne Zweifel das erste Gut des Menscheil ist und .die Grundlage aller andern. Denn der Geist hängt so sehr von dem V e r hältniss und der Stimmung der körperlichen Organe ab, dass ich g l a u b e , man m ü s s e , wenn es eine A r t giebt, die Menschen weiser und klüger zu machen, als sie bisher w a ren, diese in der Medizin suchen ')• Darauf bemerkt er, dass er sein g a n z e s Leben auf Erforschung der so n o t w e n d i g e n W i s s e n s c h a f t der N a t n r zu wendeu beschlossen h a b e : eine Erklärung, aus der man seine Sinnesweise gewiss am besten wird erkennen können, und die zur vorläufigen Bestätigung des oben aufgestellten S a t z e s , dass sein Eifer für N a t u r f o r schung den Inhalt seiner Philosophie wesentlich bestimme, dienen mag. Ucberhaupt w a r j a zu jener Zeit noch nicht die spätere Trennung der empirisch genannten Naturwissenschaften von der Philosophie eingetreten: j e d e neue Entdeckung im Felde jener w a r also eine Eroberung für diese, und der Philosoph konnte in einem viel allgemeinern Sinne, als heut zu T a g e möglich, die Physik als einen Theil seines S y s t e m s betrachten. 2. D e s Cartes war ein Zögling der Jesuiten. Die bekannte W e i s e dieses Ordens, wodurch er in den Gemüthern der ihm anvertrauten J u g e n d eine übergrosse Scheu in Bezug auf's 1) De Metkodo VI. p. 38.

1 Kirchenwesen und alles damit Zusammenhangende h e r v o r z u bringen sucht, hat sich an Des Cartes, welcher wie es oft der Fall zu sein pflegt, mit einem schwächlichen Körper eine h i n gebende und w a r m e Seele verband, insofern bewährt, als er die unter strenger geistlicher Z ü c h t und langen g o t t e s d i e n s t lichen Uebungen eingesogne E h r f u r c h t vor der r ö m i s c h - k a t h o lischen Kirche a u f ' s Entschiedenste festhält. E r ist für diese Kirche zweimal zu Felde g e z o g e n , in Deutschland unter Tilly und mit Richelieu vor La lioclielle; hat auch eine W a l l f a h r t nach Loretto gemacht. Sein philosophischer Standpunkt nun, so unabhängig er auch in sich von allem kirchlichen Dogma erscheint, ward durch dieses Verhältniss doch in sofern b e rührt, als Des Cartes sich ein für allemal entschloss, das C h r i stenthum und das eigentlich theologische Element von seiner Philosophie auszuschliessen. E r that diess, wie aus obigem, erhellt,-nicht in feindlicher Absicht gegen d a s s e l b e , sondern wollte nur den Verantwortlichkeiten und Verketzerungen e n t g e h e n , in die zu jener Zeit der kirchlichen Parteistreitigkeiten j e d e r zu fallen pflegte, der in irgend welchem Sinne, auch innerhalb des römisch-katholischen Dogmas, sich über theologische Dinge vernehmen liess. Bemerkenswerth ist es, dass D e s C a r t e s , so oft er von Sachen des Christenthums spricht, dieselbe unter die Kategorie des Zuglaubenden f a s s t : ein u r sprünglich rein lutherischer Staudpunkt, auf den sich übrigens aber die Jesuiten, seine Lehrmeister, schon lange eingelassen hatten, seitdem der Kampfplatz des Protestantismus bereits ein ganz andrer geworden w a r . S o nahe auch die A n wendung des von Des Cartes aufgestellten Rationalismus a u f ' s Christenthum l a g , er selbst, hat sie nie gemacht und spricht sogar die naive Zuversicht aus, dass die Theologie mit seiner Art zu philosophiren leicht vereinbart werden k ö n n e 1 ) ; ja, was noch mehr i s t : er begab sich beinahe ganz der Ethik zu Gunsten seiner Kirchenlehre, in derem Sclioosse er die ernsten Mahnungen zur Philosophie des Sittlichen wenn nicht vergass, doch hinausschieben zu dürfen glaubte. 1 ) Epist. tom. II, 5 8 . Z u r „ T h e o l o g i e " rechnet er dabei auch die G e nesis mit ihrer W e l t s c h ö p f u n g .

3. Des Cartes' Scharfsinn hatte früh erkannt, welche H ü l f s mittel zur Erweiterung der Wissenschaften die Mathematik darbiete. Sowohl die Zeiten der himmlischen Körper waren eben durch einfache Zahlenverhältnisse ausgedrückt, als auch die Optik und Musik, die Mechanik und die P e n d e l s c h w i n gung auf Gesetze zurückgeführt w o r d e n , die aus m a t h e m a tischen Berechnungen hervorgingen: kein W u n d e r also, wenn unser Philosoph, hingerissen von Begeisterung für eine W i s s e n schaft, die in stetigem, unvergleichlichem G a n g e seit den Z e i ten des Eucüdes rings um sich her Licht verbreitet hatte, dieselbe nicht allein zum Unterbau des physischen W i s s e n s allein, sondern des W i s s e n s überhaupt zu gebrauchen b e schloss. In Hinsicht der Metaphysik war nun freilich der eigentliche Körper der Mathematik — wenn man sich so a u s drücken darf — Grösse und Zahl nämlich, unanwendbar, denn da giebt es nichts zu messen und zu zählen, aber die Form und Methode derselben, die überhaupt das Geheimniss ihres Fortschritts zu enthalten schienen, sollten dazu dienen, die Norm der neuen philosophischen Kunst zu sein. 4. Denn das muss überhaupt als der nähere, entscheidende Charactcr der cartesischen Philosophie herausgehoben werden, dass sie auf critische Begründung der Principien und der von ihnen aus fortschreitenden E n t w i c k l u n g , also auf M e t h o d e , das Augenmerk zu richten anfängt. Seine Zeitgenossen und Schüler drücken diess einfach so a u s : er habe zuerst die Seele des Menschen vom Körper zu unterscheiden gewusst, womit g e s a g t sein will, dass er der alten W e i s e des Philosophirens, welche nicht nur bei den Scholastikern, sondern auch bei andern der Scholastik entgegentretenden spätem Denkern, z. B. noch bei Jordan Bruno gebräuchlich ist, der W e i s e nämlich, das Object des Denkens ohne Mitreflexion auf das denkende Subject aufzufassen, ein Ende gemacht und gezeigt h a b e , wie wesentlichen Einfluss die Art des Denkactes auf das g a n z e Ergebniss desselben ausübe. Diesem Gesichtspunkt, 1) V e r b r a n n t 1 6 0 0 . Des C a r t e s kennt ihn (epist. II, 13. p. 37 flg.), hat ihn aber nicht benutzt: in A n e r k e n n u n g des Copernicus w a r er dem Des Cartes voraus.

6 den Kaut fortschreitend so bestimmte, dass das Denken sich nicht nach den Dingen, sondern die, Dinge nach dem Denken richten, m u s s t e allerdings eine tiefre Theorie der menschlichen Erkenntniss vorausgehen und dieser wiederum eine scharfe Unterscheidung des Reingeistigcn und der Leiblichkeit zu Grunde liegen. W i e nun diese Philosophie historisch die Mitte einnimmt zwischen jenen massenhaften rnetaphysisch-doctrinacren L e h r gebäuden des Mittelalters und der sich ganz in empirische Psychologie und Empirie überhaupt auflösenden Denkweise Späterer, so ist in Des Cartes selbst eine schöne Vereinigung des Bewusstseins von der N o t w e n d i g k e i t einfacher, a l l g e meiner, unmittelbar-geistiger Erkenntniss, wie von der Unentbehrlichkeil der auf E r f a h r u n g und Experimente sich g r ü n d e n den N a t u r f o r s c h u n g ; j a , man kann sagen, Des Cartes' L e h r e sei ein grossartiger V e r s u c h , die Naturkunde auf allgemeine Principien zurückzuführen, an die nach der Ueberzeugung des Philosophen sich alle andre Erkenntniss auf vernunflgemässe W e i s e müsse anreihen lassen. Also kommt es nur darauf an, diese Principien recht zu fassen und als solche zu b e g r ü n d e n . Diess geschieht denn auch durch eine reflectirende Critik, und Des Cartes ist weit g e n u g in das Bewusstsein der menschlichen Selbständigkeit eingedrungen, um zu fordern, dass j e der Lernende mit ihm dem Lehrenden gemeinsam und selbständig prüfen, nicht e t w a bloss die dargebotne L e h r e u n b e sehen hinnehmen solle: eine F o r d e r u n g , welche in der Z u versicht von ihm gemacht wird, dass der G a n g seines D e n k e n s kein willkührlicher, sondern nothwendiger g e w e s e n , in den jeder andre von selbst schon einlenken werde. W e n n sonach die vorgetragene W i s s e n s c h a f t als ein A u s fluss der philosophirenden Vernunft selbst dargestellt wird, die jeder Critik Stand zu halten v e r m a g , weil sie durch Critik begründet ward, so geht Des Cartes doch immer von gewissen Voraussetzungen formaler Natur aus, die er der Mathematik abgelernt hat und als eine Reihe seelischer Erfahrungen zu einer Methodik verbindet. Diese, wie sehr sie auch erst E r gebniss des Philosophirens sind, werden doch auch demselben

7 g e g e n ü b e r unter dem Gesichtspunkt einer I s a g o g i k oder besser einer

Zurechtweisung

einheitliche

des Denkens dargestellt, wodurch der

Charakter

des

S y s t e m s um

so w e n i g e r

gestört

wird, als das zur vorläufigen Orientirung h i n g e g e b e n e seinen eigentlichen P l a t z in der P s y c h o l o g i e hält; ein Z i r k e l mehr der Darstellung als der S a c h e selbst, w i e sogleich erhellen w i r d .

A. F o r m a l e r S t a n d p u n k t o d e r M e t h o d i k Des Carte«'. D i e eben angedeutete E i g e n t ü m l i c h k e i t P h i l o s o p h i e , auf M e t h o d e z u d r i n g e n ,

der cartesischeu

macht es uothwendig,

die formalen Bedingungen des S y s t e m s besonders darzulegen, w i e dies auch von D e s C a r t e s

selbst

geschehen

ist

Schriften de M e t h o d o ' ) und l t e g u l a e ad directionein Die

erstere der beiden

Schriften

behandelt die M e t h o d e

Philosophen als einen subjectiven H e r g a n g im G e i s t e —

sie ist eine n a i v e

in

des

desselben

Darstellung seines innern L e b e n s ;

g e n d s treten die vorkommenden

den

ingenii 2 ).

nir-

L e h r e n in wissenschaftlicher

Objectivität h e r v o r , sondern bleiben unter der F o r m individueller Grundsätze.

D e s Cartes stellt sich als Muster auf und

iu dem Bewusstsein, e t w a s geleistet zu haben, ein der

Wissenschaft

auf, ihm zu gend

geworden

folgen3).

mit E i f e r den

zu

sein ,

Da hören w i r ,

Schulstudien

Rüstzeug

fordert er den L e s e r w i e er in seiner J u -

obgelegen,

am

E n d e aber

doch unbefriedigt von ihnen g e g a n g e n s e i ; w i e er dann einen andern

Weg

des Lernens in Betrachtung des

L e b e n s auf allen Stufen,

menschlichen

v o n allen Seiten und in mancherlei

Ländern gesucht und g r a d e aus der ungeheuern V e r s c h i e d e n heit der Meiuungen und Anschauungen finden

die W a h r h e i t

abzu-

g e h o f f t habe. D i e Frucht solcher Studien auf der Bühne

der W e l t w a r dann die Einsicht, dass die menschliche D e n k w e i s e und Erkenntniss a l l e r w e g e einem sei,

der v o n

Alters

her a n g e f a n g e n ,

Baue zu vergleichen allmählig,

1) Erschien zusammen mit der Dioptrik und den Meteoren 2 ) Zuerst

in

aber ohne 1637.

den Opuscula Posthuina, Pliysica et Matheniatica. Amste-

lodami apud P. et J. Blaeii. 170t. 3 ) De Methode I. p. 8.

8 zusammenhangenden Plan fortgesetzt, nun der G e s a m m t a n sicht wohl den Schein eines Ganzen d a r b i e t e , aber eines s o l c h e n , das überall des w a h r e n Zusammenhanges und der gleichmässigen Begründung entbehre. Und z u sich z u r ü c k kehrend gestand sich der Philosoph, dass sein eignes Innere, aus einer so unlautern Quelle der Erkenntniss genährt und mehr von übereilten als bedachten Urtheilen gebildet, iii der W a h r h e i t und sichern W i s s e n s c h a f t nur die allergeringsten F o r t s c h r i t t e g e m a c h t habe. Aber nicht an der W e l t , sondern eines grossen Mannes w ü r d i g beschloss er an sich mit der Reformation anzufangen und alle Meinungen, die er bis dahin bekannt h a t t e , auf einemmale aus dem Geiste zu vertilgen, um danach entweder bessre oder auch dieselben wieder, nur geprüft und begründet, aufzunehmen. Und weil er unter allen andern keinen finden konnte, dessen Meinungen der unbedingten Annahme würdig e r s c h i e n e n , w a r er g e z w u n g e n , nur seines eignen Käthes zu seinem Lebensplane sich zu bedienen 1 ). Den ersten Anhaltspunkt gewährten ihm Logik und M a thematik: es war ihm nicht entgangen, dass der sichere F o r t schritt der letzteren auf ihrer sichern und einfachen Methode beruhe. Daran knüpfte sich sogleich der G e d a n k e , aus ihr sich Vorschriften z u bilden, die statt aller unnützen W e i t l ä u figkeit der Logik dazu dienen könnten, seinem'philosophischen Streben die rechte Bahn anzuweisen. Die erste dieser V o r schriften ist: nichts als wahr anzusehen, w a s er nicht g e w i s s und augenscheinlich als wahr erkannt h ä t t e , und w a s nicht so klar und bestimmt der Vernunft sich darböte, dass j e d e r Z w e i f e l daran verschwinden müsste. Die a n d r e : alle zu p r ü fenden Schwierigkeiten zu zerlegen und in ihren einzelnen Theilen zu überwinden. Drittens: alle wissenschaftlichen U n tersuchungen in bestimmter Ordnung vorzunehmen und z w a r vom Leichten zum S c h w e r e n fortschreitend. Viertens endlich beim Aufsuchen der mittlem Glieder und der einzelnen Theile schwieriger F r a g e n alles einzeln aufzuzählen und nichts a u s zulassen s ) . 1 ) De Methodo II. p. 7. p. tO. 8) De Methodo II. p. 11 — 13.

9 An der H a n d dieser R e g e l n , die nur durch einige G r u n d s ä t z e des praktisch - sittlichen Verhaltens und einen f e s t e n Glauben an die göttliche Offenbarung des Christenthums b e gleitet wurden, machte sich Des Cartes auf den W e g zur W a h r heit, den er nicht besser zu eröffnen wusste, als wie bemerkt dadurch , all sein bisheriges W i s s e n als ungewiss aus seinem Innern zu vertilgen '), keineswegs in einer nur skeptischen A n sicht, als ob überhaupt nichts gewiss gewusst werden könne, sondern grade in der entgegengesetzten Absicht, e t w a s unbedingt gewisses zu entdecken. Er geht daher nicht, wie man wohl gesagt h a t , von einem Schwanken zwischen Gewissheit und Ungewissheit a u s , sondern von einem sehr bestimmten B e wusstsein der Gevvissheit neben dem eben so bestimmten B e wusstsein, dass man freilich i r r e : sein A n f a n g ist ein H i n durchgehen von dem Ungewissen ins G e w i s s e aus Bewusstsein des letzteren; alles wird ungewiss g e s e t z t , um das Gewisse zu entdecken. Man muss einmal im L e b e n , sagt Des Cartes, die Sicherheit aller seiner Erkenntniss bezweifelt haben; freilich geschieht es nur zu dem Z w e c k , durch Hülfe eines solchen innern Experiments zu entdecken, welche Erkenntniss vor jener Critik, die das klare und bestimmte W i s s e n 2 ) f o r dert, Stich halten und nicht in der Ungewissheit bleiben wird. E h e aber dazu fortgeschritten werden k a n n , der weitren Anwendung der genannten R e g e l n , die beispielsweise schon in der Schrift de methodo e r f o l g t , nachzugehen , muss man das andre W e r k über M e t h o d e , die Regulae ad directionem ingenii ins Auge fassen. Dasselbe verhält sich zur Abhandlung de methodo wie eine weitre Ausführung, ist aber unvol1) Diese K e g e l schärft D. in allen seineu Schriften ein. Med. de pr. pliil. I. Princip. Phil. I, §. 1 — 6 . De Meth. III. p. 18. R e g u l a e ad direct. ing. III. Inquisitio veritatis per lumen naturale p. 7 6 seqq. ( o p u s c u l a posth. ed. Blaeu.) 2 ) Princip. Phil. I, §• 4 5 . Claram v o c o illam (pereeptionem), quae menti attendenti p r a e s e n s et aperta est, sicut ea clare a nobis videri diciinus, quae o c u l o intuenti praesentia satis fortiter et aperte illum movent. Distinctam autem illam, quae cum clara s i t , ab omnibus aliis ita seiuneta est et p r a e c i s a , ut nihil plane aliud; quam quod d a r u m est, in sc contineat.

10 lendet geblieben. Die Darstellung ist ein geordneter L e h r v o r t r a g in objectiver und streng wissenschaftlicher Haltung; vollendet w ü r d e diess W e r k das vollwichtige Gegenstück der Principia Philosophiae sein. De methodo beantwortet die F r a g e , w i e D c s C a r t e s zu seiner Philosophie gekommen sei; die R e gulae lehren, wie man überhaupt Philosophie studiren müsse. Und z w a r verstehen sie unter Philosophie nicht ein corpus doctrinae, ein S y s t e m , das in breiter Herrlichkeit den Kopf füllen soll, sondern eine Thätigkeit des sichern Denkens, — sie predigen j e n e Energetik des Innern, deren dramatische Personification der platonische S o k r a t e s '3 ist und an die sich immerdar der Fortschritt der geistigen W e l t anknüpft. Das Ziel der Studien, so lautet die erste derselben, ist, dem Geiste eine solche Richtung zu geben, dass er über alles, w a s sich ihm darbietet, sichere und w a h r e Urtheile fälle. Dazu gehört denn vor allen Dingen, dass man von der Ansicht l a s s e , die verschiedenen W i s s e n s c h a f t e n wie einzelne Stücke des W i s sens zu betrachten und nach einander vornehmen zu wollen, da vielmehr alle vereinigten W i s s e n s c h a f t e n nichts anderes sind als die eine menschliche Vernunft, die immer dieselbe bleibt, wenn sie sich auch verschiedneu Gegenständen zuwendet 2 ). Diese aber ist nichts anderes als die bestimmte und klare Erkenntniss (vgl. o b e n ) ; woraus folgt, dass man sich nur mit dem zu beschäftigen habe, worauf dieselbe gehen kann. N u n findet sich, dass es solcher Gegenstände w e n i g genug giebt; und bald gelangt man zu der Ansicht, dass Arithmetik und Geometrie allein von allen W i s s e n s c h a f t e n wegen ihrer Klarheit und Einfachheit von Falschem und Ungewissem frei sind 3 ). Sie geben daher einen ¡Vlassstab der Erkenntniss ab, so dass man sich mit keinem Gegenstande zu beschäftigen haben wird, von dem sich nicht eine dem geometrischen oder arithmetischen Beweise gleiche Gewissheit erlangen lässt. Die 1) S o c r a t e s geht auch ähnlich vom Nichtwissen a u s iin lebendigsten Gefühl für W a h r h e i t : ein dritter Coincidenzpunkt wird sich in der Ethik z e i g e n . 2 ) R e g u l . ad dir. ing. p. 1. 3 ) Reg. II. p. 3.

11 gewöhnlich

als 'philosophisch

geltenden

Erkenntnisse bleiben

dahinter zurück, was man der A r t ihrer Entstehung ben

rauss.

Eine H y p o t h e s e

muthung zur

w i r d zur T h a t s a c h e ,

unumstösslichen

Gewissheit

zuschreieine V e r -

gemacht:

so v e r -

fälscht man, von der Phantasie verleitet, die W i s s e n s c h a f t . E s giebt aber nur z w e i Thathandlungen des V e r s t a n d e s , durch die man ohne und

Furcht zu i r r e n ,

erkennt:

die Intuition

die Induction Unter Intuition versteht D e s C a r t e s j e n e s leichtc

und b e -

stimmte A u f f a s s e n eines gesunden und aufmerksamen G e i s t e s , welches

w e g e n seiner Einfachheit

allen Z w e i f e l

erhaben ist.

Durch

und Unmittelbarkeit Intuition

sieht

über

man z . B.

dass man ist, denkt, dass das D r e i e c k drei Seiten hat u. s. w . Intuition geht auf unmittelbare —

Erkenntniss des

Principiellen

denn nur das ist einfach und an sich k l a r ; — sie ist dem

W e s e n nach eine Intellectualanschauung 2 ). Die Induction oder die Deduction

ist diejenige Erkenntuissweise , durch

welche

w i r alles das erkennen, was nothwendige F o l g e des Intuitiverkannten ist. Dabei giebt es denn eine F o l g e , einen sei,

eiue

Bewegung

im

Innern,

und die

Wech^

E v i d e n z ist dabei

nicht unmittelbar, sondern gewissermassen erborgt.

Diejenigen

S ä t z e , w e l c h e unmittelbar aus Principien f o l g e n , können wohl als auf intuitiver Erkenntniss, wie auch als auf

so-

Deduc-

tion beruhend betrachtet w e r d e n ; die Principien selbst werden nur durch Intuition;

entferntere

Folgerungen

duction tConclusion, auch Induction) erkannt

nur durch 3

)

De-

4).

1 ) Beg. I I I . p. 6. 2 ) B e g . III. p. 6. 8 ) B e g I V p. 9. — Unter inductio oder deductio verstellt DesCartes alle Arten des Schliessens,

umgekehrt w i e A r i s t o t e l e s , der die Induction

als eine besondre Art des Syllogismus nennt.

W i e kommt D. dazu,

das W o r t inductio so zu v e r a l l g e m e i n e r n ? Offenbar durch den U m stand, dass a l l e . V o r d e r s ä t z e der Schlüsse auf

Induction und Beob-

achtung beruheo, also jedem Schliessen ein Induciren, j e d e r Synthese eine A n a l y s e vorhergeht. Auch hierin begegnet er sich mit F r . Bacon; ebensowie in der V e r w e r f u n g der teleologischen

Betrachtungsweise

(Princip. Phil. I, § . 2 6 . ) : Nullasunquam rationes circa res naturales ¡i fine, quem Deus aut natura in iis faciendis sibi

proposuit,

desu-

12 D a s W e s e n der philosophischen Methode wird demnach darin b e s t e h e n , diese beiden Arten des Erkeunens im richtig e n Verhältniss zur Anwendung z u bringen. W a s gefunden werden soll, ist die Grundwissenschaft, zu der sich die M a thematik 1 ) als Hülle, nicht als Theil verhält, und die den L e bensquell aller andern Wissenscharten bildet. Die gesammte Methode besteht iu der Ordnung und Vertheilung dessen, worauf man sich z u richten hat, um irgend eine Wahrheit z u entdecken; sie ist nichts anderes, als die beständige Betrachtung der Ordnung in dem Gegenstände selbst oder der Ordnung, die eine geniale Erfindung in denselben g e l e g t hat W i r werden derselben von Punct z u Punct dadurch f o l g e n , dass wir die schwerereu und verwickelten Aufgaben fortschreitend auf das einfachste zurückführen, und von der Intuition des dem Geiste unmittelbarsten ausgehend uns all— mählig durch dieselben Stufen zur Erkenntniss alles übrigen erheben. S o wird die Methode der Ariadnefaden im L a b y rinthe des W i s s e n s : man hat durchweg a n a l y t i s c h zu W e r k e mer.ius, quia non tanturo nobis debemus a r r o g a r e , ut eius consiliorum partieipes uos esse puLemus, sed ipsum ut causam efficientem rerum omnium considerantes etc. 1 ) Au diese Auseinandersetzung knüpft D. folgende merkwürdige W o r t e : atque hae duae viae sunt ad scientiam certissimae neque plures ex parte ingenii debent admitti, sed aliae omnes ut suspectae e r r o r i busque obnoxiae rejiciendae s u n t : quod tarnen non irnpedit quominus 11 In, quae divinitus r e v e l a t a sunt, omni cognitione c e r t i o r a credamus, cum illorum fides, quaecunque est de obscuris, non ingenii actio est ? sed voluntatis et si quae in intellectu liabeat fundamenta, ¡IIa omnium maxime per alterutram ex viis j a m dictis inveniri possint et debeant, ut aliquando fortasse fusius ostundemus. Z u n ä c h s t gründet e r also den religiösen Glauben auf den W i l l e n , wie das Urtheilen überhaupt darauf gegründet wird. (Medit. de prim. p h i l . 4 . Princip. Phil. 1. §. 34.). 2 ) D. e r k l ä r t Arithmetik und Geometrie als freiwillige Früchte der uns inne wohnenden Principien der philosophischen Methode. W e m f ä l l t dabei nicht Kant ein, der parallel damit die apriorische Erkenntniss am Beispiele der Mathemathik aufzeigt ? 3 ) Der erste Theil dieser Definition geht also auf die theoretischen ( N a t u r - ) W i s s e n s c h a f t e n ; der zweite auf die technischen und überhaupt die practischen.

13 zu gehen in der Alt, dass man in jeder Erkenntniss das einfachste sucht und dann beurtheilt, wie alles andere von diesem einfachsten — gleichsam der Grundzahl der g a n z e n Grösse — mehr oder weniger, oder einander gleichmässig sich entfernt»). W e n n man nun diejenigen Dinge, welche man als u n a b h ä n g i g , ursächlich, einfach, allgemein, e i n z i g , gleichmässig, glcicli, grade u. s. w. betrachtet, a b s o l u t nennt; dagegen die ? welche zwar am absoluten Theil haben oder doch damit an irgend einem Puñete in Verbindung stehen, ausserdem aber noch anderes enthalten, was Beziehungen heissen soll, z. B. was man a b h ä n g i g , W i r k u n g , zusammengesetzt, besonderes, vielfach, ungleich, unähnlich, schief nennt — diese Dinge als r e l a t i v b e z e i c h n e t 2 ) , so besteht ganz einfach das G e h e i m niss der Methode darin, in allem mit Sorgfalt das am meisten absolute zu suchen; mit Sorgfalt, weil es wenige einfache und unbedingte Naturen giebt, welche man sogleich und an ihnen als solche erkennt 3 ). Weiterhin muss man dann bestrebt sein, alles anderweitige W i s s e n , dass sich erst in der S c h l u s s kette oder Zusammenstellung mehrerer aufzuzählender E r kenntnisse vollzieht, so viel als möglich jener absoluten E r kenntniss anzunähern und mit einem Male das G a n z e zu e r greifen suchen. Z u diesem Ende ist es nothwendig, dass eine solche Aufzählung ausreichend und methodisch sei, dass man vor allen Dingen bei jeder Schwierigkeit so lange anhalte, bis man sie durch Analyse überwunden, nicht aber über sie hinw e g zum folgenden eile 4 ). M a g es also auch sein, dass noch andere W e g e der E r kenntniss dem Menschen offen s t e h e n , als die genannten, so kann man doch eigentlich zu reden von W a h r h e i t und Irrthum nur in Bezug auf den Verstand sprechen, so dass die F u n dameutalfrage der M e t h o d i k , w a s die menschliche E r k e n n t 1 ) Man sieht, wie viel k l a r e r diese Auseinandersetzung ist, als die oben aufgeführten vier R e g e l n , deren Sinn man e r s t hier versteht und im Folgenden noch besser verstehen w i r d . 2) Reg. VI. p. 14. 3 ) Reg. VI. p. 15. So will auch Plato die Ideen gesucht wissen (Philebus). 4) Reg VIII. p. 31.

14 niss s e i , sich dahin beantwortet: iu Bezug auf u n s , die wir erkennen, ist im G r u n d e genommen der V e r s t a n d das einzige Mittel d a z u , und die andern Mittel, Einbildungskraft, Gedächtniss und Sinnlichkeit, verhalten sich zu demselben höchstens als Beihülfen ')• In Bezug auf die zu erkennenden Dinge selbst aber müssen wir eiue Eiritheilung derselben in einfache und in zusammengesetzte oder complicirte machen 2 ). Die erstem sind entweder geistig oder körperlich oder beides zugleich; die zusammengesetzten sind entweder der Art, dass sie aus Erfahrung als solche erkannt werden, ohne dass die Vernunft ein positives Urtheil über sie zu fällen vermag, oder von der Art, dass sie vom Verslande selbst z u s a m m e n g e s e t z t w e r d e n , bei welcher Klasse allein der Irrthum seine Stelle finden kann 3 ). Der menschliche Geist hat zwei Hauptvermögen: die Einsicht (perspicacitas) und den Scharfsinn ( s a g a c i t a s ) . Die Einsicht ist die Fertigkeit, sich der Intuition; der Scharfsinn, sich der Induction zu bedienen; beide, Intuition wie Induction, müssen wie g e s a g t so viel als möglich mit einander v e r schmolzen w e r d e n , was man dadurch erreicht, dass man die vorher gehörig getrennte]] Theile der Schlussreihen und E r kenntnissmassen auf einen Blick zu überschauen, mit einem Schlage zu ergreifen sich gewöhnt. Um diess z u erreichen, bedarf es häufiger Wiederholung und U e b u n g , denn hier ist das G e d ä c h t n i s s 4 ) im Spiele, vermittelst dessen wir die v e r schiedenen zur vollständigen Induction nöthigen Urtheile b e halten. Endlich muss man alle andren Hülfen des Verstandes, die Einbildungskraft, Sinnlichkeit und Gedächtniss darbieten, anzuwenden wissen, sei e s , um eine bestimmte Einsicht der einfachen F r a g e n , sei es, um eine passende Vergleichung d e s -

1 ) R e g . VIII. p. 3 3 . 2 ) H e g . VIII. p. 2 5 . 3 ) Die z u s a m m e n g e s e t z t e n W e s e n beider Klassen sollten in den f o l g e n den Büchern der Schrift behandelt w e r d e n , an die D. nicht kam. Reg. IX. p. 3 6 . 4 ) Heg. XI. p. 3 1 . Man vergleiche auch epist. H, 38.

15 sen, was man sucht, mit dem, w a s man kennt, s e i e s endlich, um das zu gewinnen, w a s a u s beiden folgt ' ) . Hier kommt also D e s c a r t e s an das s c h w i e r i g e V e r h ä l t niss des apriorischen zum aposteriorischen E r k e n n e n . E r hilft sich dabei mit V e r g l e i c h e n , indem er z u e r s t die sinnliche E r kenntniss dem Eindruck, welchen das W a c h s durch den S i e g e l ring erfährt, v e r g l e i c h t 2 ) , sodann den einzelnen Eindruck a u f einen andern Theil des K ö r p e r s , den Gesammtsinn ( s e n s u s communis, xoivov atad-r^TT/Qtov des A r i s t o t e l e s ) übertragen w e r den lässt in der A r t 3 ) , w i e beim S c h r e i b e n nicht nur die das P a p i e r ritzende untere S p i t z e der F e d e r in B e w e g u n g i s t , sondern auch der obere Theil derselben in der Luft dieselben B e w e g u n g e n mitbeschreibt; endlich den Gesammtsinn wieder auf die Einbildungskraft, w i e das P e t s c h a f t a u f das W a c h s w i r k sam sein l ä s s t 4 ) , wobei unbegreiflich bleibt, wie diese zuerst für völlig passiv erklärte Sinnlichkeit zu der M a c h t kommt, von sich aus w e i t r e E i n d r ü c k e z u b e w e r k s t e l l i g e n . Mit der Einbildungskraft verbindet er das G e d ä c h t n i s » : beides k ö r p e r liche E l e m e n t e , wovon die P s y c h o l o g i e näher handeln wird. D a s eigentliche Erkenntnissverraögen nun ist rein, g e i s t i g und einfach, sei e s , dass e s zugleich mit der Einbildungskraft die Gestalten durch den Gesammtsinn e m p f a n g t , sei es, d a s s e s sich auf die Gestalten w e n d e t , w e l c h e das G e d ä c h t n i s s b e wahrt, sei e s , dass es neue bildet, die sich der Einbildungskraft in der W e i s e bemächtigen, dass dieselbe oft nicht h i n reicht, in derselben Z e i t die Ideen, w e l c h e ihr der G e s a m m t sinn b r i n g t , aufzunehmen oder sie der reinen Körperlichkeit g e m ä s s , der bewegenden Kraft zu ü b e r r e i c h e n 5 ) . In allen diesen F ä l l e n ist die erkennende K r a f t bald leidend, bald thätig; j e t z t ist sie das P e t s c h a f t , dann das W a c h s : ein V e r g l e i c h , den man übrigens — w i e D e s C a r t e s hinzufügt — nur als eine 1 ) Reg. X I I . p. 3 2 . 2 ) Nach Aristoteles de anima I I I , vielfach v o r Augen. 3 ) Reg. X I I . p. 3 4 . 4 ) R e g . X I I . p. 3 4 . 5) Pag. 3 5 . Reg. X I I .

12.

Desc. hat diess herrliche Buch

16 einfache Analogie verstehen darf, denn von allem körperlichen ist nichts dieser geistigen Kraft vollkommen ähnlich. Sie ist einfach, wird a b e r , wenn sie sich in Verein mit der Einbildungskraft dem Gesammtsinu z u w e n d e t , sehen, tasten u. s. w . g e n a n n t ; wenn sie sich auf die Einbildung allein bezieht, insofern diese letztere mit verschiedenen Gestalten bekleidet ist, sich erinnern geheissen; wenn sie sich der Einbildung zuwendet, um neue Gestalten zu schaffen, sich einbilden oder empfangen; endlich, wenn sie allein handelt, begreifen genannt. An dieser Stelle findet auch die bekannte cartesische Eintheilung der Ideen in angeborne, (innatae) gemachte, (fictae) und angeeignete, Odventitiae) ihr Verständniss. Die e r s t e m sind der Inhalt des reinen E r k e n n e n s ; die gemachten sind das, w a s soeben neue, vom Erkennen in Einheit mit der Einbildung geschaffene Gestalten genannt w u r d e 2 ) ; die angeeigneten e n d lich stammen aus der Sinnlichkeit. E s ist mit dieser Theorie auch der Form nach eine wesentliche Veränderung und V e r einfachung gegen die alte Metaphysik gesetzt. Diese, welche der Scholastik e n t s t a m m t e , nahm folgende drei Quellen der Erkenntniss a n : 1. intellectus , Verstand oder Vermögen der allgemeinen Begriffe. 2. experientia, welche die sinnliche E r scheinung an uns bringt. r a t i o , Vernunft oder Vermögen zu schliessen, d. h. Anwendung der Principien im intellectus auf die Dinge der experientia. D e s C a r t e s hat die ratio mit dem intellectus dergestalt vereinigt, dass dieser nun Intuition und Induction (die das Schliessen im allgemeinem Sinne b e deutet) zugleich in sich fasst und dadurch den Dualismus des apriorischen und aposteriorischen schroff hingestellt, den er wieder so a u f h e b t , dass er dem intellectus das Vermögen g i e b t , auch das sinnliche in der Folge rein denkend zu b e greifen 3 ) , zu welchem Ende der gemeinsame N a m e »idea« für j e d e Thatsache des Erkennens überhaupt von ihm gebraucht

1 ) , Epist. II, 5 4 . 2 ) Der wichtige Satz 'des Aristoteles de anim. III, 3 tpcivrctoia aiaibjaeio; ist v o n Des Cartes a l s o v e r w i s c h t . 3 ) Man v e r g l e i c h e die Lehre von der S e e l e p. 8 0 . f g g l .

ovx Svtv

17 wird. Damit ist aber nicht etwa ein dem platonischen ähnlicher Standpunct g e g e b e n : im Gegentheil kann man die Philosophio Des Cartes' die Umkehrung des Platonismus nennen. Plato hat als Socratiker den Bogriff zum Gegenstande der Philosophie; er nennt ihn Idee, und diese ist ihm das Wirkliche, wogegen die sinnlichen Dinge nur als Schattenbilder der Idee und W i r k lichkeit erscheinen: Des Cartes dagegen hat als Gegenstand die res, gleichviel ob geistige oder körperliche. Er w ü r d e d a her eigentlich ein Realist zu nennen sein im G e g e n s a t z zum idealistischen P l a t o , — wie denn seine g a n z e v o r g e t r a g e n e Erkenntnisstheorie den Zuschritt trägt, mehr in Rücksicht auf die sinnlichen Dinge, als anderswie entstanden zu sein, w e n n nicht der geniale Grundgedanke, auf dem er sein System e r baut, und wovon gleich die R e d e sein wird, ihn des V o r w u r f s solcher Einseitigkeit überhöbe. E s erscheint nun im Ganzen betrachtet diese philosophische Methode in der That hervorgegangen aus der Ansicht eines Mathematikers und z w a r eines Geometers. W i e der G e o III et er vom Dreieck als dem Einfachsten, gleichsam Absoluten seiner Wissenschaft a n f ä n g t , das er seiner Einbildungskraft vormalt, dann aus dieser Anschauung S ä t z e zieht, die in s t e t igen Schlüssen fortschreiten: also fordert Des Cartes auf, von der intuitiven Erkenntniss des philosophisch - einfachen und absoluten, welches durch Analyse als solches gewonnen wird, auszugehen und aus diesem dann zu entwickeln und s y n t h e tisch weiterschliessend das G a n z e der W i s s e n s c h a f t a u s z u breiten '). 1 ) Responsio ad secund. object. p. 8 2 . Demonstrandi autem ratio duplex est, alia scilicet per a n a l y s i n a l i a p e r synthesin. A n a l y s i s veram viam ostendit per quam res methodice et tamquam a priori inventa est, adeo ut si lectur iilam sequi v e l i t atque ad oiuoia satis attendere, r e m n o n m i n u s p e r f e c t e i n t e 11 i g e t s u a m q u e r e d d e t , q u a m si ipsemet illam invenisset. S y n t h e s i s ecoutra per viam o p positam et tamquam a posteriori qiiaesitam (etsi saepe ipsa probatio sit in hac magis a priori quam in i l l a ) clare quidem id, quod c o n clusuni est, demonstrat utiturque l o n g a definitionum, petitionum, a x i o matuni, tbeorematnm et problematum seric, ut si quid ipsi e x c o n sequeniibus n e g e t u r , id in antecedentibus contineri statim osteudat

2

18 Die grosse Aehnlichkeit mit Aristoteles' Methodik ist dabei nicht zu verkennen; man muss nur bemerken, dass die af.isaa des Aristoteles, bei Des Cartes das I n t u i t i v - erkannte, in zwei Klassen geschieden werden, das Allgemeine und das Sinnliche; bei Des Cartes aber diese beiden Klassen (zu denen noch die mere imaginata hinzukommen) insofern ineinander gehen, als das Sinnliche auch verstandesmässig erkannt w e r den kann F r a g t man a b e r , ob und w i e Des C a r t e s seine Theorie zur Anwendung gebracht h a b e , so ist zu sagen, dass sein Auslaufspunct über sie hinausgehe, die weitre Ausführung hinter ihr zurückbleibe. J e n e r S a t z , dass mit dem cogitare die Philosophie zu beginnen h a b e , würde allenfalls eine der Geometrie analoge Intuition heissen können, aber die Definition d a v o n : »cogitationis nomine intelligo illa omnia, quae n o b i s c o n s c i i s in nobis fitint, quatenus eorum i n n o b i s c o n s c i e n t l a e s t « 2 ) , deutet eine viel höhere Sphaere an, auf die sich z w a r der Philosoph selbst noch nicht weiter einliess, in die aber die Philosophie nach ihm bald einzutreten bestimmt war. U.

»es Cartes' philosophisches I.

System3)»

Metaphysik.

D e n n , wenn nach dem Ausspruche, dass man analytisch vom Z u s a m m e n g e s e t z t e n und Einzelnen zum Einfachen und sieque a lectore quamtumvis repugnante ac pertinaci assensionem e x t o r q u e a t : sed non ut altera satisfacit n e c discere cupientium animos implet, q u i n m o d u m q u o f u i t r e s i n v e n t a , n o n d o c e t . E g o v e r o s o l a m a n a l y s i n , quae vera est et optima via ad docendum, iu Meditationibus nieis sum s e c u t u s etc. 1) Epist. I, 3 0 . p. 63. E l z e v . 2 ) Princip. Phil. I, § .9. p. 2 . 3 ) Enthalten in den Meditationes de prima philosophia und den prineipia philosophiae. Erstere mit der D i o p t r i k , M e t e o r a , de Methodo und der Geometrie z u g l e i c h erschienen, verhalten sich zur Schrift de m e tliodo, w i e sich die prineipia z u den regulae ad directionem ingeqji verhalten w ü r d e n , w e n n beide letztere Arbeiten v o l l e n d e t w ä r e n . Die Meditationes, der geniale Erstling des Philosophen, giebt in sechs

19 Allgemeinen sich erheben müsse, zu e r w a r t e n i s t ,

dass

Des.

C a r t e s zum Ausganspunkt seines Denkens eine der einfachen, das heisst absoluten oder

angeborenen Ideen nehmen

werde,

die er w e g e n ihrer Unveränderlichkeit und Unerschütterlichkeit auch e w i g e Wahrheiten nennt 1 ), so wird doch — und diess ist ein Punct von unendlicher Bedeutung für die g a n z e Geschichte

Abschnitten

die G r u n d z ü g e seiner L e h r e , w e l c h e

hand E i n w ü r f e terung

enthält.

lehrten

vor

pfangen seiner

Anderer D.

erwiderten

hatte sein W e r k

Meditationen

das g a n z e S y s t e m handelt

von

alles

mit.lrucken.

Principien

Die

pien der materiellen Astronomie te

von

nach

eignen

der Erde

die E r d e ,

dann

sinnlichen

Wahrnehmung.).

letztere

allgemeine

Theorie

beginnt:

des

Physik

phil. parte, s i , quemadinodum

sollten

von

(die

Aus-

den

Princi-

des m e c h a n i s c h e n

Natur-

Welt

(physische

und H y p o t h e s e n ) ;

der

vier-

d r i t t e n T h e i l s in B e z i e h u n g und z u m

Princip. pars I V plura

zweite

der sichtbaren

Grundsätzen

(Fortsetzung

philosophiae

Erkenntniss

der

Dinge, (die D a r l e g u n g von

em-

Anhang

entwickeln. Der ersle Tlieil

der menschlichen

Des C a r t e s ' ) ; der dritte

Ge-

ihre Bemerkungen

Principia

f u h r u n g d e s in den M e d i t . e n t h a l t e n e n ) ; systems

Erläu-

diess z u s a m m e n liess er als

in m e t h o d i s c h e r W e i s e

den

vielfache

nämlich vielen namhaften

der Bekanntmachung g e s c h i c k t ,

und b e a n t w o r t e t :

durch die auf a l l e r -

Entgegnungen

auf

S c h l u s s die T h e o r i e §

non adderem

188. s a g t e r , in

hac

der

ehe

princ.

mihi a n t e h a c in a n i m o f u i t , d u a s

adhuc

a l i a s , q u i n t a m s c i l i c e t de v i v e n t i b u s , s i v e de a n i m a l i b u s et p l a n t i s , sextain d e homine essem scripturus. Sed quia nondum b u s in iis a g e r e

omnia, de

V e l l e r n , m i h i p l a n e p e r s p e c t a s u n t , nec s c i o an

unquain o t i i h a b i t u r u s

sim

ad

i p s a s a b s o l v e n d a s , ne p r i o r e s

d i u l i u s r e t i n e a m , v e l quid in i i s d e s i d e r e t u r , q u o d ad a l i a s pauca

quaedam

de s e n s u u m o b i e c l i s hie s u b i u n g a m ;

ü b e r die N i c h t V o l l e n d u n g Inhalt des sechsten betitelt, gedruckt

des W e r k s

haben a l s o n u r d i e b e i d e n e r s t e n T h e i l e

zugleich ist.

Den

homine

1664.

Diese

die Princip. Phil, augeht, so und d e r S c h l u s s d e s

vierten

I n t e r e s s e . E i n k l e i n e r , die m e t a p h y s i s c h e n

Princi-

pien anmuthlg e n t w i c k e l n d e r dem T i t e l :

Tode,

satis

idcirco

T h e i l e s e n t h ä l t eine b e s o n d e r e S c h r i f t , d e vierzehn Jahre nach D e s c a r t e s '

ac

qui-

reservarim,

worin

Rechenschaft gegeben

S c h r i f t ist a b e r r e i n p h y s i o l o g i s c h . W a s ein philosophisches

er

quarta

Recherche de

Dialog,

la verité

ursprünglich

lateinischer Uebersetzting eines U n b e k a n n t e n huma. Die Briefe Des C a r t e s ' seiner Philosophie sehr

unter

u n t e r den o p u s c u l a p o s t -

in d r e i T h e i l e n s i n d z u m

wichtig.

1 ) P r i n c i p . P h i l . I, § 4 8 . e p i s t . I ,

französisch

p a r l a l u m i è r e n a t u r e l l e , steht in

1 1 0 . p.

350.

Verständnis«

20 der neue» P h i l o s o p h i e — e i n e angeboruc Idee nicht unmittelbar als solche von ihm zum Princip erhoben — sondern nur die, welche mit dem Bewusstsein verbunden ist, angeborne Idee und- ewige W a h r h e i t zu sein. E s tritt damit der anfänglich angedeutete Character dieser Philosophie, das Geltendmachen des subjccliven Elements im objcctiven Denken, hier ein; so lange die angeborne Idee ohne ein solches Bewusstsein, dass sie diess ist, auftritt, fällt auch sie der Ungewissheit anheim und ist unfähig, irgend zu Grunde gelegt zu werden. Die Reflexion über das, wenn gleich seinem Inhalt nach unbestimmte, aber doch immerhin vorhandne Denken, wobei dann von dem Inhalt selbst abgesehen, die Form oder T h ä t i g keit aber aufgefasst wird, giebt den lebendigen Anfangspunct des S y s t e m s . Diejenige Idee, welche zugleich das B e w u s s t sein ihrer Gewissheit miteinschliesst, ist die Idee des D e n k e n s selbst. Sie also ist es, mittelst deren sich der Philosophirende zuerst aus dem Meere der Ungewissheit, (de O m n i bus dubitandum est) in das sich j e d e r stürzen niuss, e m p o r hebt. Das Denken hat, um in der heutigen Sprache zu reden, objective Gewissheit unter subjectiver Form. E s ist u n m ö g lich, sagt Des Cartes, die Abstraction weiter zu (reiben: indem ich allen Inhalt des Denkens vernichte, bleibt mir immer noch das Denken selbst ü b r i g ; selbst jener allgemeine Z w e i f e l ist j a ein Denken. So wird denn, wie mit dem Denken die letzte Bedingung der W a h r h e i t aufgehoben w ä r e , das Denken als die erste Bedingung desselben g e s e t z t 1 ) . Von diesem äussersten Resultat seiner skeptischen A n a lyse schreitet nun Des Cartes vor. Aus einer gemachten Idee — s a g t er — e t w a s zu schliessen, was bei Setzung derselben mitgesetzt wird, wäre ein Fehler gegen die L o g i k , aber aus einer angebornen Idee den derselben innewohnenden Gehalt zu e n t w i c k e l n , ist nur die vollkommenste Art des Beweises, in der die richtige Definition das Mittel des Fortschritts bildet 8 ). 1) Medit. II. Princip. Phil. I , § 7 — 9 . Inquis. verit. p. I. n. pag. 87. Der Gedanke selbst stammt bekanntlich von Augustinus, dem Des C a r t e s vielfach folgt. 2 ) Epist. II, 54.

21 Deragemäss ist mit der Idee des Denkens die Idee der Existenz d e s s e n , welcher d e n k t , unmittelbar verbunden. E s ist rein unmöglich, dass man, so lange man denke, mag auch diess Denken nur die U n g e w i ß h e i t (dubi(atio) g e w e s e n sein, au seinem Dasein zweifle. So sind denn die Ideen, ich denke und ich bin, als eine und dieselbe, als Grund und Boden z u gleich aller andern anzusehen. S o fasst das Ich sich erst in seiner Idealität dann in der Einheit seiner Idealität mit s e i ner Realität; die Gewissheit dieser Erkenutniss ist über allem Zweifel erhaben; sie bietet sich stets dar ; wenn man ordentlich, d. h. methodisch philosophirt 2 ). Nachdem Des Cartes das S u b j e c t - Object des S e l b s t b e wusstseins gefunden, wendet er sich nunmehr mit der W e n d u n g , dass das Denken sich nach einer Erweiterung seiner Erkenntnisse u m s ä h e , zu den Ideen selbst, die wohl in ihrer Relation zum Seienden, nämlich Abbilder desselben zu sein, aber nicht alsThatsachen des Bcwusstseins angezweifelt werden können. Unter diesen Ideen entdeckt sich die eines allwissenden, allmächtigen und allervollkommensten W e s e n s , die sich von allen andern wesentlich dadurch unterscheidet, dass dein G e genstande derselben das Dasein nicht als Möglichkeit und Zufälligkeit, sondern aus N o t w e n d i g k e i t zukommt und z w a r ganz in der W e i s e gefolgert w i r d , wie aus dem cogito das existo, unmittelbar aus der Definition. Gott muss sein, weil nicht zu sein mit seiner Definition eines vollkommensten W e s e n s streiten würde 3 ). 1) Princip. I, § 11. Medit. II. 8 ) Princip. I, § 7. 3) Diese F o r m der D a r l e g u n g ist in den Principien die erste (I, § 1 4 . ) ; in den Meditationen ( I I I ) und in den Principien an zweiter Stelle ( I , § 17—18.) findet sich eine andre, auf den S a t z vom zureichenden Grunde g e s t ü t z t , der bei Leibnitz eine so g r o s s e Rolle spielen sollte. Der G a n g ist dabei folgender,': Unsre Ideen setzen, da sie W i r k u n g e n von Ursachen sind, als solche in ihren Ursachen wenigstens so viele f o r m a l e Realität v o r a u s , als sie objective besitzen. (Objectiv bedeut e t ungefähr soviel als unser s u b j e c t i v , formal soviel als unser o b jectiv.). Nun können alle andern Ideen als von einem sehr mächtigen Betrüger herrührend gedacht w e r d e n , der sich ein Vergnügen

22 Damit nun, dass die Realität Gottes feststeht, ist der E r keuutniss eine sichere Bahn gebrochen. Denn nicht allein, dass wir dieUnkörperlichkeit, Unendlichkeit und Schöpferkraft Gottes überhaupt erkennen, so ist insbesondre als sein erstes Attribut seine W a h r h a f t i g k e i t a n z u s e h e n , vermöge deren er uns alles Licht s p e n d e t ' ) . S o ist denn unser von ihm herstammendes Erkcnntnissvermögeu, falls es nur recht angewendet wird, d. h. wenn man klar und deutlich e r k e n n t , nicht dem Irrthum unterworfen, sondern Quelle der W a h r h e i t . Ehe 1 er aber weiter fortschreitet, findet sich Des C a r t e s au dieser Stelle gemässigt, den Ursprung der Irrthümer a u f zudecken , die ihm von vorn herein so viel zu schaffen g e macht haben. Die Untersuchung darüber ist von um so g r ö s serer Bedeutung, als dabei die Freiheit auftritt, und der E r kenntnissact unter dem neuen Licht einer Handlung erscheint. Unser Denken, sagt Des Cartes, besteht nicht bloss im W a h r n e h m e n ; es ist dasselbe auch ein Urtheilen, d.h. ein V e r w e r fen oder Annehmen des W a h r g e n o m m e n e n , und dieses U r theilen beruht auf dem freien Willen. So lange wir beim blossen W a h r n e h m e n bleiben, ist Irrthum unmöglich 5 derselbe entsteht erst durch übereiltes Annehmen oder V e r w e r f e n des W a h r g e n o m m e n e n , d, h. Urtheilen. Unser W a h r n e h m e n ist b e s c h r ä n k t , der Wille aber unendlich und wird daher leicht d a r a u s macht, u n s d u r c h f a l s c h e B i l d e r zu t ä u s c h e n : die I d e e G o t t e s a b e r l ä s s t eine s o l c h e A u s w e i c h u n g nicht z u , d a in dem Begriffe d e s B e t r ü g e r s d e r e i n e r U n v o l l k o m i n e n h e i t l i e g t , die w i e d e r d u r c h die Idee G o t t e s ( d e s v o l l k o m m e n s t e n W e s e n s ) a u s g e s c h l o s s e n w i r d . D a h e r , w e i l die I d e e des höchsten W e s e n s n u r von einein h ö c h s t e n W e s e n a u s g e h e n d g e d a c h t w e r d e n k a n n , hat m a n mit ihr u n m i t t e l b a r die G e w i s s h e i t d e r f o r m a l e n R e a l i t ä t d i e s e s h ö c h s t e n W e s e n s . Man s i e h t , h i e r w i r d ein w i r k l i c h e r S c h l u s s g e m a c h t , dessen O b e r s a t z l a u t e t : d a s D i n g h a t m i n d e s t e n s s o viele f o r m a l e R e a l i t ä t , a l s die Idee objective hat. ( P r i n c i p . 1, § 17 : q u o c u i u s q u e ex n o s t r i s ideis o b iectiva p e r f e c t i o m a i o r e s t , eo eins c a u s a m e s s e d e b e r e maiorem — reiö realistisch). J e n e a n d r e D a r l e g u n g b e r u h t aber a u f I n t u i t i o n , w i e Des C a r t e s a u s d r ü c k l i c h b e m e r k t . Ein d r i t t e r B e w e i s P r i n c i p . P h i l . 1. § 2 1 . 1 ) In d i e s e r Minsicht u e n n t D e s C a r t e s einmal die G ü t e und W a h r h a f t i g keit G o t t e s sein f u n d a m e n t u m M e t a p h y s i c u m , P r i u c i p . phil. I V , § 2 0 6 .

23 über das Gebiet der klaren Erkenntniss h i n a u s , also falsch augewendet. Gott kann aber die Ursache des Irrthums nicht genannt w e r d e n , da vielmehr in der unbeschränkten Freiheit des Willens grade der V o r z u g unseres Geschlechtes, das eigentliche Gottähnlichc unseres W e s e n s liegt; der Irrthum ist ein Mangel nicht unserer N a t u r , sondern unserer H a n d lungsweise 0 ; er kommt vornehmlich daher, dass wir in der J u g e n d , wo die Seele in dem Körper versenkt ist, zwar vieles klar, aber nicht bestimmt wahrnehmen und so falsch urtheilend, eine Menge irriger Vorurtheile uns für die Z u k u n f t b e gründen, von denen sich die allermeisten Menschen nie mehr losszumachen im Stande sind 2 ). Dagegen steht f e s t , dass bei klarer und deutlicher E r kenntniss kein Irrthum, sondern die reine W a h r h e i t gefunden w e r d e 3 ). Der durchlaufende Gedanke an die W a h r h a f t i g k e i t Gottes überhebt den Philosophen zunächst der Mühe, n a c h zuweisen, wie die Erkenntniss im Einzelnen zu Stande k o m m t ; die Stelle der Erkenntnisstheorie ist für ihn erst in der P s y chologie. E r geht daher unmittelbar dazu fort, die Ideen a b zutheilen. Den Grund der Eintheilung liefert der Gesichtspunet der Realität des Gedachten. Alles, w a s in unser Denken fällt, sind e n t w e d e r ewige Wahrheiten oder Dinge nebst deren Bestimmungen. Die e r s t e r e n , logische Principien u. s. w. sind unzählig 4 ), so dass sie nicht leicht hergenannt werden können. Sic entbehren alles Seins ausser unserm D e n k e n 5 ) ; sie werden vom Philosophen bei Seite geschoben, um die Betrachtung der Realien einzuleiten. Er weiss übrigens von diesen ewigen und a n g e borenen Wahrheiten (z. B. impossibile est idem simul esse et non esse; quod factum est, infectum esse nequit; is, qui cogitat non potest non existere, dum cogitat etc.) sehr wohl die Universalien z. B. den Begriff „ Z a h l " zu unterscheiden, die 1) 2) 3) 4) 5)

Medit. I V . Princip. Phil. I, § 3 4 — 3 8 . Princip Phil. I, § 4 7 . Princip. Phil. I, §. 4 3 . A n d e r s w o heissen sie einige oder w e n i g e . Princip. Phil. I, S 4 8 .

24 gleichfalls aller formalen Realität entbehren und als Weisen des abstracten Denkens (modi cogitandi) anzusehen sind Die übrigen Gegenstände der Erkeuntniss, vorerst res rerumve affectiones genannt, bestimmt Des Cartes dann näher als Substanzen und deren Modi. Unter Substanz versteht er etwas, das so besteht, dass es zu seinem Bestehen keines anderii bedarf a ). So könnte streng genommen nur eine Substanz sein — Gott 3). Indessen im weitern Sinne soll auch das alles Substanz heissen, das nur Gottes zu seinem Bestehen bedarf 4 }. Nun giebt es zwei Arten von Substanz: die denkende oder die Seele, die ausgedehnte oder der Körper: diessistdie allgemeinste und wesentlichste Unterscheidung des ganzen Systems 6 ). Unmittelbar berühren (afticiunt;) uns aber die S u b stanzen nicht, sondern vermittelst ihrer Attribute, die eben im allgemeinsten Sinne Denken und Ausdehnung sind 6 ). Attribute sind nämlich die allgemeinen Bestimmungen der Substanz, insofern dieselben bloss zu ihr gehörig gedacht werden; man nennt sie auch modi, sofern die Substanz dadurch modificirt und verändert wird, und Eigenschaften (qualitates), sofern man die Substanzen von diesen Veränderungen aus benennen kann 7 ). 1) Cum n u m e r u s (auch duratio, ordo u. s. w . ) non in Ullis r e b u s creatis, sed tantum in a b s t r a c t o , sive in geilere consideratur, est modus c o gitandi duntaxat. 2 ) Princip. Phil. I . §. 51. 3 ) Substaatia, quae nullä plane re indigeat, unica tantum potest intelligi, nempe l)eus. Ebendaselbst. 4 ) Alias v e r o omnes non nisi ope concursus l)ei existere posse pereipimus. Atque ideo nomen siibslantiae non convenit Deo et ¡Iiis u n i v o c e , ut dici solet in scholis, hoc est, nulla eius nnminis significatio potest distinete intelligi, quae Deo et creaturis sit communis. Ebd 5 ) Epist. I, 9 5 . 6 ) Princip. Phil. %. 52. 7) Princip. I , §. 56. Darauf g r ü n d e t sich die Lehre von der Distinction, die dreifach i s t : real, modal und des Vernuuftbezugcs (rationis). Die r e a l e Unterscheidung findet zwischen zwei oder mehreren S u b s t a n z e n s t a t t : w i r nehmen ihre reale Geschiedenheit dadurch w a h r , dass w i r die eine ohne die andere klar und deutlich erkennen können. S o bleiben Seele und Körper, obgleich aufs engste mit einander v e r bunden, doch immer noch real von einander geschieden. Die modale

85 Von Gott wird man daher s a g e n , er habe nur Attribute, um jeden Gedanken einer Veränderung in ihm abzulehnen: seine allgemeine Bestimmung i s t , d e n k e n d e S u b s t a n z zu sein; ein S a t z , der durch natürliche Erleuchtung (Iuraine naturali) gewiss ist und limitirond so begründet wird, dass G o t t nicht körperlich sein könne, da der Körper theilbar, Theilbarkeit aber eine Unvollkommenheit sei, was mit der Definition streiten würde. Gott fühlt auch nicht, sondern sein W e s e n ist, durch eine einzige immer dieselbe und einfachste Thätigkeit alles zugleich einzusehen, zu wollen und z u wirken ') Das stehende Attribut des Körpers ist nun die Ausdehnung, auf die sich alle die andern Eigenschaften desselben z u r ü c k f ü h ren lassen; das der Seele ist das Denken, unter welchem j e d e seelische Thätigkeit verstanden wird. Giebt es noch eine dritte Klasse von W a h r n e h m u n g e n , nämlich die sinnlichen, die auf der Verbindung des Körpers mit der Seele beruhen, so w e r den diese besser unter das Denken als Affection desselben gestellt, denn als V o r g ä n g e in der äussern realen W e l t b e trachtet S ). II. Von d e r K ö r p e r w e 11. N a c h dem S a t z e , dass die Seele bekannter sei als der Körper, sollte man e r w a r t e n , dass Des C a l l e s sogleich die Psychologie in Angriff nähine ; dem ist aber nicht so, sondern er beschäftigt sich zunächst mit der L e h r e von der k ö r p e r lichen W e l t . Und z w a r knüpft er an die Metaphysik so an, dass er wiederholt versichert, Ausdehnung sei das w a h r e W e s e n der Materie, und daraus den S a t z ableitet, der R a u m sei nichts von der vorhandnen Materie verschiedenes, und das Distinction ist d o p p e l t : die e i n e z w i s c h e n e i n e m M o d u s und d e r S u b s t a n z , d e r e n M o d u s e r i s t ; d i e a n d r e z w i s c h e n z w e i Moden d e r s e l ben S u b s t a n z . Die Distinction des V e r n u n f t b e z u g e s e n d l i c h findet s t a t t z w i s c h e n der S u b s t a n z u n d eine/n A t t r i b u t d e r s e l b e n , ohne w e l c h e s sie nicht begriffen w e r d e n k a n n , o d e r z w i s c h e n z w e i e n s o l c h e n A t t r i b u t e n derselben S u b s t a n z . P r i n c i p . Phil. I, §. 6 0 — 6 3 . 1) Princip. I. g. 2 3 vom W e s e n G o t t e s , n a c h A u g u s t i n u s . 2 ) E p i s t . I, 30. p. 6 3 .

26 Weltall sei grade so unendlich, wie der Raum ')• Bald fällt er aber in die seiner Zeit eigne mechanische Anschauung z u rück und denkt sich die Materie als aus ins unendliche theilbaren, aber immer noch ausgedehnten Körperchen bestehend 4 ). Er vergleicht diese seine Ansicht mit der Democrits, welcher nur den Fehler begangen h a b e , die Atome für uutheilbar zu erklären, der einen leeren Raum um sie her g e d a c h t , ihnen als solchen S c h w e r e beigemessen und vor allen Dingen nicht gezeigt habe, wie die W e l t aus diesen Atomen geworden sei 3 ). D a s Mittel der W e l t e r k l ä r u n g wird unserm Philosophen aber die B e w e g u n g , deren erste und allgemeine Ursache Gott i s t 4 ) . W i e Gott, als denkende S u b s t a n z , die Bewegung w i r k e , wird nicht aufgezeigt: g e n u g , dass er Materie ( A u s g e d e h n tes) zugleich mit Ruhe und B e w e g u n g im Anfange erschuf und nun, wie die Materie, so auch das angemessene Quantum der Bewegung immerfort gleichmässig e r h ä l t 5 ) . Die B e w e g u n g selbst ist eine rein örtliche und besteht in der Uebertragung eines Theils der Materie oder eines Körpers aus der Nachbarschaft der ihn unmittelbar umgebenden und als ruhend angesehenen Körper in die N ä h e anderer Körper 6 ). Die W e l t , welche z w a r

1 ) Priucip- II, §. 16. V a c u u m autem philosopliico more sumptum, hoc est in quo nulla plane sit substantia, dari o o n posse manifestum e s t ex e o , quod extensio spatii vel loci interni non differat ab e x t e u sione corporis. N a m cum e x hoc s o l o , quod corpus sit extensum in l o n g u m , latum et profundum, recte concludamtis illud esseVsubstantiam, quia omnino repugnat, ut nihil! sit aliqua e x t e n s i o , idem etiam de s p a t i o , quod vacuum s u p p o n i t u r , est concludendum ; nempe cum in e o sit e x t e n s i o , necessario etiam in ipso sit substantia. Des C a r tes leugnet also den leeren Raum vollständig uod nimmt daher auch n i c h t - k u g e l f ö r m i g e Urkörperchen au (Princip. III, g. 4 8 ) , w e i l die k u g e l f ö r m i g e Gestalt einen leeren Raum d a z w i s c h e n lassen w ü r d e ( u o u potuisse quidem i n i t i o e s s e s p h a e r i c a s , quia plures globuli simul iuneti spatium continuum nou replent etc.). Des Cartes' A n sicht v o n R a u m , v o n Leibnitz gegen N e w t o n vertreten — man v e r g l e i c h e den interessanten B r i e f w e c h s e l Leibnitzens mit Clarke — w a r d durch J o h n Herschel z u r Evidenz erhoben. 8 ) l'rincip. II, §. 2 0 . 3) Princip. IV, §. 2 0 3 . 4 ) Priucip. II, §• 2 3 . §. 3 6 . .r») Ebend. 6) Priucip. II, 8- 2 5 .

27 nicht als schlechthin unendlich, aber doch als ü b e r s c h w e n g lich herrlich betrachtet werden muss ' ) , erscheint sonach g e bildet aus einem immer gleichen Quantum der Materie und der Bewegung, welche letztere der ersteren als Modus inhaerirend beigegeben ist und die Verschiedenheit der F i g u r e n und allen W e c h s e l , den wir wahrnehmen, durch ungleichmassige und wandelnde Vertheilung hervorbringt. Aus diesen Voraussetzungen ergeben sich nun für Des O O C a r i e s jene drei berühmten G e s e t z e der mechanischen N a turlehre, die hier noch eine Stelle finden mögen, weil sie g e 1 ) Uie

ganze

merkwürdige

Cardinal em

Cusanum

S t e l l e l a u t e t (epist. I , 3tf) : p r i m o memini

Doctoresque

a l i o s plurimos supposuisse mun—

dum infinitum neque tarnen propterea ab E c c l e s i a unquam fuisse c o r .reptos ; c o n t r a videtur ad Dei cultum pertinere ut eius o p e r a a m p l i s siina c e n s e a n t u r meaque, quam i l l o r u m s e n t e n t i a ,

commodius admitti

p o t e s t , quia non dico mundum esse infinitum, sed tantum indefinitum. Quae

quidem

quis

dicat

duo i n t e r

s e liaud p a r um

infinitum quid esse,

rem ita se habere,

differunt:

ad

hoc

quod de Deo t a n t u m p r o b a r i p o t e s t ;

sed ad h o c

uc dicam esse quid indefinitum, s a t i s est si n u l l a sit r a t i o , bari possit id esse

finitum.

immo neque concipi, versus orbis.

Mihi a u t e m

totam

tudinem latitudinem tribus

hisce

potest

spatium

videtur

ullos esse fines m a t e r i a e ,

Cum enim m a t e r i a e

nio positam esse

io

eo,

ulluin

sit

probari

quod e x t e n s a

posse, uni-

perscrutor,

inve-

sit secundum

longi-

ita ut quiequid praeditum est

materiae

dari omnino

qua p r o -

nun

ex qua constat

huius naturain

e t profunditatem :

dimensionibus,

enim ut

r a t i o n e a l i q u a niti debet, qua p r o b e t

huius p a r s .

vacuum,

hoc

est,

Neque quod

vero

nullam

c o n t i n e a t m a t e r i a m , quia tale spatium concipere n e q u i m u s , quin t r e s hasc.e in i l l o dimensiones et p r o i n d e materiam c o n c i p i a m u s . autem dam

finitum

tribus

supponendo

hisce dimensionibus p r a e d i l a et proinde n o n pure i m a g i -

n a r i a , quae Philosophi

vocant,

sed c o n t i n e n t i a in se m a t e r i a m ; quae

cum alibi esse n e q u e a t , quam in m u n d o , l i q u e t ipsi p r a e s c r i p t o s probem,

Mundum

c o n c i p i u n t u r u l t r a eius fines s p a t i a q u a e -

extendi.

mundum

extra

Cum e r g o r a t j o n e m n u l l a m n o v e r i m ,

fines qua

immo neque c o n c i p e r e queam, mundi fines u l l o s e s s e , illum

inilefinitum v o c o , sed n e g a r e tarnen n e q u e o i l l i u s f o r s a n fines a l i q u o s esse D e o

n o t o s , licet i l l i s

compreliendendis

dico a b s o l u t e esse infinitum. — will

überhaupt,

schreibt,

dass

impar s i m ;

quare

non

P r i n c i p . P h i l . I I I , § . 1 . Des C a r t e s

das infinitum a u s der B e t r a c h t u n g bleibe und

darin dem A r i s t o t e l e s u n g l e i c h ,

nur a l s indufinitum zu fassen v o r .

alles

physisch - a l l g e m e i n e

Princip. I, § . 8 6

87.

28 radezu als die secuudären und particulären Ursachen der v e r schiedenen Bewegungen angeführt s i n d ' ) . 1. J e d e s Ding bleibt so lauge an seiner Stelle und in seinem Z u s t a n d e ( s t a t u s ) , als es nicht von aussen verändert wird. ( G e s e t z der Trägheit). 2. J e d e B e w e g u n g g e s c h i e h t , wenn sie ohne Hiuderniss e r folgt, in gerader Linie. ( A u c h dieses G e s e t z wird aus der U n veränderlichkeit und Einfachheit des von Gott unterhaltenen B e w e g u n g s a c t e s hergeleitet). 3. Vom Zusammenstoss der Körper: W e n n ein Körper einem zweiten begegnet, und d a bei weniger Kraft der Bewegung hat, als der zweite zum Widerstande, so verliert er die Richtung seiner Bewegung, ohne diese selbst einzubüssen: hat aber der zweite Körper weniger K r a f t des W i d e r s t a n d e s als der erste K r a f t der B e w e g u n g , so b e w e g t der letztere ersteren mit sich fort, indem er dabei von seiner Bewegung so viel verliert, als er auf den andern überträgt®). III. P h i l o s o p h i e d e r

Seele.

Ali die allgemeine Naturlehre schliesst sich auf g a n z n a türliche W e i s e die Theorie der Sinneswahrnehmungen. Denn es beziehen sich dieselben grade auf das, w a s den Gegenstand der allgemeinen Naturlehre macht, Grösse, F i g u r und B e w e g u n g ; und wie die B e w e g u n g recht eigentlich das Interesse der Physik in Anspruch nimmt, so wird auch ausgesprochen, dass alle sinnlichen Erscheinungen auf der B e w e g u n g beruhen 3 ), Um aber den allgemeinen Standpunkt zu fassen, so muss hier 1) Gott w a r w i e bei Aristoteles das priuium m o v e n s oder noch besser prima ratio motus, d. h. alle B e w e g u n g kommt im Allgemeinen v o n Gott her und w i l d durch ihn e r h a l t e n ; hat man aber eine s p e c i e l l e B e w e g u n g , einen e i n z e l n e n V o r f a l l z u e r k l ä r e n , s o muss man auf die anzuführenden drei. R e g e l n a c h t e n , die somit nicht s o w o h l Ursachen der B e w e g u n g , a l s E r k l ä r u n g s g r ü n d e derselben sind. Causa hat bei Des Cartes beide Bedeutungen. 2 ) Hier w ä r e nun die Stelle, von D e s Cartes' Naturphilosophie z u h a n deln, w e n n dieselbe ein philosophisches Interesse darböte. Sie ist aber ein trübes Gemisch von aufgereihten empirischen Thatsachen, dass der rationalen Begründung entbehrt. 3 ) I'rincip. I V , 108.

29 vorausgenommen werden, dass Des Cartes — auch hier dem Aristoteles folgend ') — die gesammte Seelenthätigkeit, die er unter den Begriff des cogitare z u s a m m e n g e f a s s t hat, in W a h r nehmung (perceptio) und Wollen O'oluntas) scheidet. Die W a h r n e h m u n g hat drei S t u f e n ; 1) durch die Sinne 2 ) in der Einbildungskraft 2 ) , 3) im reinen verständigen Denken kann sie geschehen. Die sinnliche Erkenntniss wird durch die B e w e gungen der Körperwelt angeregt und ihr ausschliessliches Gebiet ist alles das, w a s die Verbindung des Körpers mit der Seele betrifft; die Einbildungskraft bezieht sich gleichfalls auf die Körperwelt, aber fasst sie nach ihren allgemeinen Bestimmungen a u f : durch den reinen V e r s t a n d endlich nimmt sich die Seele selbst w a h r 3 ) . Gleichwohl fügt Des Cartes hinzu, dass man auch den K ö r p e r , d. h. Ausdehnung, Gestalt und B e w e g u n g im reinen Verstände auffassen k ö n n e , aber viel besser durch den mit Einbildungskraft verbundenen Verstand. Die Verbindung von Leib uud Seele wird durch den blossen und selbst durch den von der Einbildung unterstätzten Verstand nur dunkel erkannt, woraus denn consequent folgt, dass man für Erkenntniss dieser Art nicht Anstand nehmen müsse, sich die Seele materiell vorzustellen 4 ) — eine Theorie voll W i d e r s p r u c h s , die zwischen dem S a t z e von der Gewissheit aller klaren und bestimmten Erkenntniss und dem S a t z e von der absoluten Verschiedenheit der Körperund Geisteswelt hindurchschwankt. Denn wenn nach e r s term auch die sinnliche Erkenntniss ein vollgültiges R e c h t hat ( d a s sie übrigens nicht e r h ä l t ) , so macht letzterer wiederum eine so harmlose Zusammenstellung unbegreiflich. Sieht man nun z u , wie Des Cartes dieses Räthsel g e l ö s t , so ist allerdings zu s a g e n , dass er dem Materialismus sich in die 1) Arist. de anirn. III, 9—10 vovg xal vge'^is ' >; yuy ßovitjaif OQtiif. Und an verschiedenen Stellen der ethischen Schriften. 2) Die Imaginatio ist von Des Cartes nicht besonders behandelt worden; de passionibus l, 21 eine Bemerkung, die de homine §. 82. und § . 102. ausgeführt ist. 3) Man vergleiche darüber Abschnitt A. 4 ) Epist. I, 3 9 - 3 0 .

30 Arme geworfen habe ')• Der S a t z , dass man um die Einheit von Leib und Seele zu v e r s t e h e n , sich die Seele sinnlich denken müsse, wird näher so g e f a s s t , d a s s die Seele durch die von aussen k o m m e n d e , durch Blut uud N e r v e n v e r m i t telte Erkenntniss b e w e g t , j a geschüttelt w e r d e , wie sie ihrerseits den Körper an der Zirbeldrüse in B e w e g u n g s e t z e 2 }. Diese D r ü s e 3 ) , w e l c h e Des Cartes in der Mitte des Gehirns so liegend sich d e n k t , dass sie die leisesten Eindrücke von den Lebensgeistern empfängt und an sie austheilt 4 ) , ist der Sitz der Seele 5 ) : die Lebensgeister sind die feinsten, feurigen Theile des Bluts, die mit den N e r v e n in Verbindung stehen lind auf diese W e i s e B e w e g u n g wie W a h r n e h m u n g v e r m i t teln 6 ). Sie vertreten also die Stelle der vegetativen und s e n sitiven Seele des Aristoteles, deren Des Cartes zu seiner Theorie nicht bedarf und die er entschieden verwirft. V i e l mehr denkt er sich den menschlichen Körper als eine von W ä r m e (den Lebensgeistern) beseelte Maschine, von der man sich die Seele g a n z wegdenken k ö n n e , ohne damit die E r klärung auch nur einer einzigen seiner Verrichtungen zu v e r lieren 7 ). Eine g a n z andere F r a g e ist a b e r , ob Des Cartes 1 ) Der a l s o den F r a n z o s e n nicht erst a u s E n g l a n d z u kommen brauchte und naturgeinäss aus der Erkenntnisstheorie im achtzehnten J a h r hundert in die practischen W i s s e n s c h a f t e n und ins practische Leben übertrat. 2 ) De passionibus I, 8 8 . 4 t . 3 ) Conarion o d e r g l a n s pinealis. ep. II, 2 6 . de passionibus I, 3 1 — 3 2 . 4 ) De passionib. I, 3 4 . 5 ) Dioptr. IV, 1. Epist. II, 4 0 . 5 0 . 6 ) Dioptr. IV, 4 — 5 . de pass. I, 1 2 — 1 6 . Diese Ansicht stellt k u r z e x ponirend und kritisch dar Spinoza Etil. 1. V. praefatio. 7 ) De pass. I, 16. Die ¡Schrift de liomine hält überhaupt diesen S t a u d punet f e s t ; ihr S c h l u s s (nach der v o n d e r S c l i u y l s c h e o abweichenden Delaforgesclten A u s g a b e ) l a u t e t : deinde considerari velim, e a s omnes funetiones, quas huic inachinae adscripsi, ut eiborum concoctionein, cordis et arteriarum pulsum, membrorum nutritionem et accretionem, r e s p i r a t i o n e m , vigiliam et s o m n u m , receptionein luminis, s o n o r u m , odorum, saporuin, caloris et aliarum hujustnodi qualitatum in o r g a n i s sensuuin e x t e r n o r u m ; impressionem idearum ¡Horum in organo s e n s u s c o m m u n i s et imaginationis; retentionem aut re.stigia idearum istarum

31 überhaupt den Einfluss der S e e l e auf den K ö r p e r und u m g e kehrt des

Körpers auf die Seele

nun so w e n i g der F a l l ,

geleugnet habe.

Dies

ist

dass er sogar ausdrücklich und w i e

derholt den gegenseitigen Einfluss von

L e i b und Seele a n e r -

kennt ' ) , zu dem es der Einwirkung Gottes wenigstens nicht auf andre W e i s e bedarf, a.

von

w i e sonst zu andern Dingen. den

Sinnen.

Um näher anf die Sinne zu k o m m e n ,

so hat man sich

nach Des Cartes die Thätigkeit derselben im Allgemeinen so zu denken, dass von ihnen eine örtliche B e w e g u n g , die sern

Körper

berührt und a n r e g t ,

der N e r v e n ins

Gehirn

durch die Zirbeldrüse

fortgepflanzt w e r d e , näher

z w e i Arten der S i n n e , in M e m o r i a

dem die

Seele

verknüpft i s t 2 ) .

E s giebt nun

innere und äussere 3 ).

L e t z t e r e sind

( m a n v e r g l e i c h e auch § . 72. de h o m . ) ;

appetituum et

un-

aufgefasst und vermittelst

motus

internos

affectuum s i v e passionimi ; a c denique e x t e r n o s m o t u s

omnium m e m b r o r u m , qui ita a c c o m m o d a t e c o n s e q u u n t u r , tarn o b j e c torum quae sensibus se exhibent, a c t i o n e m , quam p a s s i o n e « e t sinnes

in m e m o r i a

occurrentes,

potest, motus v e r i

hominis

ut m o d o

perfettissimo

i m i t e n t u r : c o n s i d e r a r ^ inquam,

has o m n e s T u n c t i o n e s in hac m a c h i n a ex

p o n d e r u m et

rotarum

dispositione.

A d e o ut p r o p t e r

ullam al ¡ani in ipsa c o n c i p e r e v e g e t a t i v a m

sitivam

aut

quodcuuque

aliud

motus

ejus

automati

necesse non sit, animam

velini,

naturaliter et o r g a n o r u m

d i s p o s i n o n e sequi, n o n a l i t e r quam h o r o l o g i i aut a l t e r i u s motus

impres-

quo id f i e r i

ac vitau

vel

eas sen-

priucipium,

p r a e t e r s a n g u i n e m ac spiritus a g i t a t o s c a l o r e i g n i s istius, qui c o n t i nuo in c o r d e ardet et non a l t e r i u s n a t u r a e est, quam o m n e s alii i g n e s in c o r p o r i h u s 1 ) De pass. 189, 196

inanimatis.

I, 34. Dioptr. I V , uud

197.

3 . Epist 1, 8.

29

und 30. P r i n c i p .

M a n kann übrigens schon aus

Leibnitz

dicee I , § . 6 0 — 6 1 l e r n e n , dass Des C a r t e s den s o g . influxus annehme;

IV,

Theo-

physicus

w e l c h e S t e l l e auch die sehr e i n f a c h e A u f k l ä r u n g über die

F r a g e enthält, w i e L . z u dem S y s t e m der v o r h e r b e s t i m m t e n g e k o m m e n sei : Des C a r t e s hat a l l e r d i n g s seinen T h e i l 2 ) P r i n c i p I V , 198. D i o p t r . I V ,

Harmonie

daran.

7.

3 ) A l i g e m e i n c h a r a c t e r i s t i s c h f ü r die sinnliche E r k e n n t n i s s i s t , dass sie der Seele toteles

« c o n f u s e » Gedanken e r r e g t .

k o m m t n a m e n t l i c h den i n n e r n

Diese A b w e i c h u n g v o n A r i s C d e n A f f e c t e n im e n -

Sinnen

g e r n S i n n e ) zu g u t und e r i n n e r t e i n m a l an

Plato.

Princip. I V ,

190.

32 die bekannten fünf, von denen bemerkt wird, dass sie zwar auf der äussern Oberfläche des Körpers erregt werden, aber im Gehirn allein, dem Ort des sensus communis, zur W i r kung kommen können '). Der innern Sinne sind zwei. Die Nerven nämlich, welche nach dem B a u c h e , der Kehle und andern zur Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse dienenden innern Theile g e h e n , machen den einen derselben a u s , der Naturtrieb (appetitus naturalis) h e i s s t ; die zarten Nerven, welche sich ins Herz erstrecken, machen den ändert); der alle G e m ü t s b e w e g u n g e n , Leidenschaften und Affecte umfasst®). Das Gemeinsame beider Arten der Sinnesthätigkeit ist also, dass sie durch die Nerven entstehen; der Unterschied zwischen ihnen, dass die äussere Sinnlichkeit des Anstosses von Aussen bedarf, die innere sich im Körper selbst entwickelt und sogar aus dem Denken entspringen kann, indem dieses dadurch, dass es sich aus dem reinen Verstände in die Einbildung begiebt, die Lebensgeister in Bewegung setzt und sinnlich wirken macht 3 ) . b, von

den

Leidenschaften,

Den Leidenschaften hat Des Cartes eine vorzügliche A u f merksamkeit zugewendet und eine besondre Schrift gewidmet 4 ), in der er einen neuen Standpunkt ergreift und wie in den 1 ) Princip. Phil. IV, §. 1 9 1 — 1 9 5 . 8 ) Princip I V , § . 1 9 0 . Hier s c h l i e s s t sich D e s Cartes offenbar an die bekannte platonische Theorie v o m Sitz des o^exnxov im Unterleib und des {hv/tixor in der Brust. S t a t t des leztern setzt D. die affectus oder passiones ; das erstere hat nach ihm auch noch a n d e r s w o a l s im Unterleib s e i n e n Sitz, z . B. in der Kehle w e g e n des D u r s t e s u. s. w . 3 ) Ita audito g r a t o nuntio mens primum de ipso iudicat et gaudet g a u dio illo i n i e l l e c t u a l i , quod sine ulla corporis commotione habetur, quodque idcirco Stoici dixerunt cadere p o s s e in sapientem ; deinde cum illud i m a g i n a t u r , spiritus e x cerebro ad praecordiorum rausc u l o s fluunt et ibi nervulos m o v e n t , quorum ope alium in cerebro n i t u m e x c i t a n t qui meutern afficit laetitiae animalis sensu, u. s. w . 4 ) Die S c h r i f t s u r les p a s s i o n s , eigentlich wider D's W i l l e n erschienen im J a h r e 1 6 4 9 . Ich citire nach der von einem Freunde D's g e m a c h t e n und v o n ihm selbst durchgesehenen lateinischen Uebersetzuug., die lt>64 erschien.

33 Principieu Körperwelt und E r k e n n t n i s s , so Erkenntniss und Willen von einem Gesichtspunct aus zusammenzufassen trachtet. Dort war es, wie wir sahen, der Begriff der B e w e g u n g , der zwischen der denkenden und ausgedehnten Substanz die Brücke bildete, ohne übrigens das W e s e n beider zu erschöpf e n : hier aber auf dem Gebiete der specielien Psychologie tritt die Kategorie der Thätigkeit und des Leidens ein, die immerhin ethisch genannt und als W i e d e r a u f n a h m e des a r i s t o telischen Princips gepriesen werden könnte, wenn man sich nicht gestehen m ü s s t e , d a s s , beim Mangel irgend welcher Anerkennung der individuellen Seite des Handelns und der Selbstbestimmung als solcher überhaupt, hier nur von einer Uebertragung der mechanisch-physikalischen Ansicht auf das geistige Gebiet die R e d e ist. Oder werden wir bei dem Satze, das Wollen ist Handeln, das Erkennen ist L e i d e n , uns nicht daran erinnern m ü s s e n , dass die Einseitigkeit, das Wollen nur als ein von innen nach aussen g e h e n d e s , das Erkennen nur als ein von aussen kommendes, zu betrachten, als P a rallele jener physischen Ansicht verdankt werde, wonach der Zustand eines Körpers hier als U r s a c h e , dort als W i r k u n g einer Bewegung angesehen wird ? ') Wollen ist also T h ä t i g keit der Seele rein in sich oder rein aus sich heraus; es wird dabei nicht gefragt, wo das Object des Willens herkommt, g e n u g , dass es da' ist. Ists ein immaterieller Gegenstand z . B. Liebe zu G o t t , so bleibt die Seele bei dieser Thätigkeit in s i c h ; ist es ein materieller z. B. der Wille zu gehen,' so heisst e s : actio terminatur ad nostrum corpus (en nötre corps 2 ). 1) Am k l a r s t e n geht diess hervor aus epist. I, 8 6 . (p. 2 8 9 . ) : quae ais de actione et passione nullain mihi vidc-ntur habere difficultatem, modo illa nomina recte intelligantur: nempe, in rebus corporeis omnis actio et passio in s o l o motu locali consistunt et quidein actio vooatur, cum motus ille consideratur in m o v e n t e , passio v e r o cum c o n s i d e ratur in moto. Unde sequitur eliam cum i l l a nomina ad res immateriales extenduntur, aliquid etiam m o t u i a n a l o g um in illis esse c o n s i d e r a n d u m , et actionem dicendam e s s e , quae se habet e x parte tnotoris, qualis est volitio in mente; passionem v e r o e x parte moti, ut intellectio et v i s i o in eadem raente. etc. 2 ) Ue pass. I, 18.

3

34 Die Lehre vorn Willen oder die Ethik verfolgt D e s Cartes nicht, in der besonders die Lehre vom Urlheilen, das z. B. ein Willensact sein soll, unser Interesse erregen w ü r d e ; sondern er w e n d e t sich zum Leiden der Seele und z w a r zu demjenigen, welches in noch besonderem Sinne Leiden oder Leidenschaft (passio) genannt wird. In der sinnlichen W a h r nehmungleiden wir durch äussere Gegenstände; gewisse W a h r nehmungen ferner beziehen sich nur auf unsern K ö r p e r , n a mentlich der N a t u r t r i e b ; doch haben wir ausser letzterem noch j e n e n zweiten innern Sinn, von dem g e s a g t wurde, d a s s er sich in g e w i s s e n feinen N e r v e n ums H e r z äussere und dessen Quelle das Herz genannt werden k a n n ' ) • Von W a h r nehmungen dieser letzteren Art giebt es keine nächste U r sache und sie werden seelisch genannt werden müssen. Solche sind die Empfindungen der F r e u d e , des Schmerzes und ä h n licher, die mitunter durch äussere Gegenstände, mitunter d u r c h andere Ursachen erregt werden. E s sind Affecte der Seele, welche durch eine gewisse Bewegung der Lebensgeister e r hallen und verstärkt werden 2 ). Sic sind somit dem W i l l e n s a c t e schnurstracks e n t g e g e n g e s e t z t , der von der Seele ausgehend Lebensgeister und N e r v e n seinerseits erst in Bewegung- setzt. In Bezug auf diese E n t g e g e n s e t z u n g bemerkt Des Cartes, dass unsre Affecte niemals direct durch Willcnsthätigkeit erregt oder unterdrückt werden könneil, sondern dass dazu stets Vorstellungen nöthig sind, Vorstellungen dessen nämlich, w a s mit dem AfFect in unmittelbarem Bezüge steht. So z. B. wird der aus Furcht Fliehende sich nicht durch den Willen, muthig zu s e i n , zum Stillstehen b r i n g e n , wohl aber durch die B e t r a c h t u n g , dass die Flucht ihm einem grössern Uebel, der S c h a n d e , preisgebe, als das Stillstehen 3 ). Noch wichtiger 1) De pass. 2, art. 114. Auch 1, art. 1, 33. ebend. — In den Priocip. wird weniger auf die seelische Natur dieser passiones geachtet; sie werden dort rein nach der Seite der Nerventhätigkeit dabei aufgefasst: de pass. I, 33 und Princip. IV, 190 geben einen eignen W i derspruch. Man vergl. ferner de bom. 54—56, 2) De pass. I, 27. 3 ) De pass. I, art. 47.

35 ist die Bemerkung, dass unsre Seele schlechthin einfach sei 1 )» dass also ein W i d e r s a t z zwischen einem niedern, sinnlichen Theil derselben und einem höhern, vernünftigen Theile, oder zwischen Naturtrieb und Willen nicht statt finden könne. Dasjenige also, w a s mit jenem Kampfe bezeichnet wird, ist nichts anderes, als die Verschiedenheit der Bewegungen, die einerseits durch deu Körper mittelst der L e b e n s g e i s t e r , a n drerseits durch die Seele mittelst des W i l l e n s im Gehirn erregt werden. Hier, in der Mitteldrüse d e s s e l b e n , ist der e i g e n t liche Sitz des Kampfes, dessen A u s g a n g sich nach der S t ä r k e der angeregten B e w e g u n g richtet. Der Gcsiclitspunct nun, nach dem die Leidenschaften b e trachtet und eingetheilt w e r d e n , ist folgender: sie entstehen in Bezug auf das fürs Subject Nützliche oder Schädliche 2 ) ; die Natur lehrt uns aber, w a s nützlich oder schädlich sei. Im Allgemeinen dienen die Leidenschaften dazu , in der Seele diejenigen Vorstellungen zu befestigen und zu verlängern, welche ihr zu erhalten gut ist und die sonst leicht verwischt werden könnten 3 ). Indessen sind wir dabei auch dem Irren unterworfen, namentlich dass wir mit zu grosser Heftigkeit etwas entweder iliehn oder suchen, und müssen daher E r f a h rung: und Vernunft anwenden,/ um das G u t e vom Schlimmen O zu unterscheiden und den rechten W e r t h eines jeglichen kennen zu lernen, damit wir nicht eines für das andre ergreifen oder irgend e t w a s mit Uebermass suchen 4 ). Des Cartes nimmt nun sechs Grundleidenschaften an, von denen sich die Bewundrung als die erste dadurch auszeichnet, dass sie ohne Beziehung der Nützlichkeit auftritt und rein durch das Ungewöhnliche ihres Gegenstandes hervorgerufen wird. Daher bringt sie auch keine Veränderung im Herzen 1) Aus der Einfachheit und U n t e i l b a r k e i t der Seele fol¡&r¡aeTui.

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Paulus ad Corinth. I, c. 13. v. 8 - 1 0

SITÉ xat

Einleitung«

w as schon oft in der Bildungsgeschichte der Menschheit bemerkt worden, dass bedeutsame Erscheinungen grade auf einem Kreutzungspuncte zweier Richtungen liegen, zeigt sich auch bei Spinoza. Denn wie z. B. Plato in sich die Vereinigung fand zwischen dem tiefsinnigen physicalisch - mathematischen Pythagoraeismus und dem dialectischen Socratismus, w i e nachher in Kant sich die englische und leibnitzische P h i losophie zu einer höhern Einheit verschmolzen, so hat Spinoza den mystisch-religiösen Monismus des semitischen Orients mit dem wissenschaftlichen, Critik und Methode erstrebenden R a tionalismus des Westens in Verständigung gebracht. Von Geburt ein Jude, bewahrte er zwar das auf uralter Tradition seines .Stammes beruhende Bewusstsein des Einen lebendigen Gottes, aber aus Trieb nach Wahrheit, der ihn seit seiner frühen Jugend erfüllte, blieb er nicht bei der Weisheit der Rabbiner stille stehen, sondern warf dieselbe, welche die Wahrheiten des alten Testaments ihm nur zu verhüllen schien, mit Hintenansetzung seiner persönlichen Stellung lieber von sich, um freien Geistes seinem philosophischen Berufe nachzuleben. Da waren es Des Cartes' Schriften, die ihm eine erste Befriedigung gewährten; er lebte sich in ihre Gedanken so ein, dass man wohl behauptet h a t , er sei nichts als ein Forlsetzer oder höchstens Vollender derselben gewesen, wo-

54 gegen doch gesagt werden muss, dass er von ungleich tiefertti und edlerm Sinne, als Des C a r t e s , sich der Philosophie des letztern nur als einer Auskunft oder einer Form bediente, um mittelst derselben — ein ähnliches Verhältniss waltet bei Leibnitz ob, namentlich in seinen Correspondenzen mit Cartesianern — eine viel gewaltigere Weltanschauung zum Ausdruck zu bringen. Seine völlige Unabhängigkeit von Des Cartes wird überdiess, was als ein besondres Element seines Geistes hervorgehoben zu werden verdient, durch seine Richtung auf die Wissenschaft vom Staate dargethan, welcher, wie oben berührt, Des Cartes durchaus fremd ist. Beide Männer waren von dem entschiedensten Eifer für Wahrheit beseelt, aber dieser Eifer äusserte sich bei ihnen auf beinahe entgegengesetzte W e i s e . Des Cartes ging von der Schule der Jesuiten aus, die seinem lebhaften Geiste eine dialectische Gewandtheit, die Fertigkeit eines gefälligen Stils und der angemessnen litterarischen Fassung verlieh ; sein b e wegtes Leben in den mannichfachsteu Verhältnissen der grossen W e l t gab ihm eine weltmännische Milde, die ihn nicht aus dem Gleichgewicht kommen lässt und ihm Schüler von allen Partheien, Ländern und Lebenslagen zuführte ; seine persönliche Neigung trieb ihn zur Naturwissenschaft, deren feste Grundlage die Mathematik wurde, der Lieblingsgegenstand seiner Jugeudstudien;iu dem Maasse endlich, als ihn Ehrfurcht vor der katholischen Kirche erfüllte, trat das Bedüifniss der Moralphilosophie zurück. W i e anders zeigt sich Spinoza. Obgleich durch gesunde Critik zu einer neuen Ansicht der Bücher des alten Testaments geleitet, in denen er viel mehr Urkunden der Geschichte als der Religion erblickt, obgleich durch den F a natismus der Schreier verschiedener christlicher Bekenntnisse vom Christenthum abgeschreckt, war und blieb doch der Grundcharacter seines Wesens die r e i n s t e R e l i g i o s i t ä t , deren Mittel die im Kampfe mit dem Irrthura errungene Erkcuntniss der Wahrheit, deren Ziel die aus dem Kampfe mit den Leidenschaften hervorgehende sittliche Freiheit ist. E r v e r l e g t d a h e r d e n M i t t e l p u n k t s e i n e r P h i l o s o p h i e iu d i e E t h i k . Des Cartes* Analyse gieng auf einen sichern Grund

55 des W i s s e n s ; ebenso S p i n o z a ' s , nur dass bei ihm dieser sichre Grund des W i s s e n s zugleich als Grund des menschlichen W e s e n s selbst und als das w a h r e W e s e n überhaupt erscheint, woraus sich denn diejenige Betrachtungsweise e r giebt, nach welcher alles Endliche als solches nicht aus sich wirklich, sondern nur das Resultat abgeleiteter Erkeuntniss; während das Unendliche d a g e g e n , das Absolute oder die G o t t h e i t , das allein Wirkliche oder Wirklich - erkenubare ist. Auf diese Ansicht der W e l t den Lernenden von dem S t a n d pnuet des gewöhnlichen L e b e n s hinzuführen ist der Z w e c k aller Schriften Spinoza's. Beide Philosophen gehen von der Methodik a u s und knüpfen daran, jeder in seinem Sinne, die Metaphysik. Des Cartes geräth in einer gewissermaassen rückgängigen Bewegung aufs Ich und legt auf diese W e i s e ein idealistisches F u n d a ment : Spinoza, gleich der Grammatik seines Volks, nimmt die dritte Person zum Grundtext. Von der Metaphysik geht D e s C a r t e s zur allgemeinen P h y s i k , Spinoza sogleich zur A n thropologie und E t h i k ; der eine bleibt bei der Erforschung der N a t u r als einer reichen Fülle s t e h e n , den andern beseelt nur die Idee der göttlichen Einheit, z u der als dem höchsten G u t wir uns im sittlichen Geiste der W a h r h e i t — im Geiste unseres Gemüthes — erheben müssen. Der glänzendste Lobspruch für Spinoza ist sein schlichter Lebenslauf. Ausgestossen von den Seinen, verfolgt und fast allgemein verkannt, bewahrte er Ruhe und Milde im vollkommensten Maasse, um in seiner öden Zeitlichkeit ewige S c h ä t z e des Geistes zu T a g e zu fördern, die der gesammten Menschheit bestimmt sind. Man versteht ihn vielleicht am besten, wenn man ihn als Mann der Opposition fasst. E s scheint überhaupt die characteristische Stellung der Philosophen zu s e i n , dass sie den Thorheiten des Zeitgeistes Opposition zu machen haben. So sind Plato und Aristoteles die Opposition gegen die demagogische entsittlichende Sophistik : Aristoteles hat aus diesem Gesichtspunct vornehmlich seine logischen Untersuchungen angestellt, daher die dahin fallenden Schriften voll von Anspielungen gegen die Sophisten sind, wie Plato's

56 Schriften durchweg so griff Jordan Bruno mit siegender Gewalt die verknöcherte Scholastik an allen ihren Hauptsitzen an — ein Sieg, den Des Cartes von einer andern Seite her zur öffentlichen Wahrheit m a c h t e 3 ) ; Kant endlich ist der wissenschaftliche Ausdruck des deutschen Liberalismus, der die aristocratischen Lebensformen bekämpft. W a s Spiuoza anbelangt, so muss man sich erinnern dass er zur Zeit des dreissigjährigen Krieges lebte und der englischen Revolution unter Carl I, die auch halb und halb ein Religionskrieg ist. In seinen letzten Lebensjahren sah er sein Vaterland durch Revolution aus der Form der ihm zusagenden aristocratischen Republik heraustreten und der Monarchie sich nähern , die der Krieg mit dem französischen Selbstherrscher begünstigte. Es war diese ganze Periode eine Zeit der kirchlichen Streitigkeiten in den Niederlanden, der Blüthe des Jesuitcnordens und der Greuel, die sich daran knüpften. Diesem Zeitgeiste, dem Kampfesgeiste um und für Menschensatzungen, die sich göttlichen Rechtes rühmten, widersetzte sich Spinoza so, dass er nicht das Christenthum überhaupt verwarf, sondern eine über alle Partheistreitigkeit erhabne philosophische F a s sung desselben will, worin namentlich die augustinische Lehre vom freien Willen aufgegeben wird und die Lehre von der Pflicht in einem ganz neuen Lichte erscheint, welches in der That ein wahrhaft christliches ist, das der reinen Bruderliebe, welche wieder auf Gottesliebe beruht 3 ). Doch glaubte Spinoza 1 ) Z/fgi ootpiaTixwv i b ' y x u r ist n u r gegen die SophisteD g e r i c h t e t , w i e Plato's ooipCarr/q, ein W e r k der tiefsten Weisheit. S ) Jordano Bruno fand überall, nur nicht recht in England, w i l l i g e A n h ä n g e r und Freunde. W i r dürfen seine W i r k s a m k e i t für k e i n e s w e g s g e r i n g a n s c h l a g e n , um desswillen, dass s o w e n i g von ihm bei seinen Z e i t g e n o s s e n die Rede ist. Auch seine Schriften haben viel g e w i r k t . S o l l t e z . B. nicht schon Keppler, eine ihm verwandte N a t u r , dem er in P r a g b e g e g n e t e , dieselben g e k a n n t und g e s c h ä t z t haben? 3 ) E s t enim,— s o schreibt er schon zur Zeit seiner Krankheit, — ut cum J o a n n e dixi, iustitia et Charitas unicum et certissimum verae fidel C a t h o l i c a e Signum et veri Spiritus Sancti fruetus et ubicunque liacc reperiuntur, ibi Christus revera e s t et ubicunque desunt, deest Christus. S o l o n a m q u e C h r i s t i S p i r i t u d u c i p o s s u m u s in

57 zur Ausbreitung der Wahrheit keiner Kirche als eines den Menschen mit Gott vermittelnden Instituts zu bedürfen; die Liebe zu Gott kommt aus der Erkenntniss Gottes, die jedem von Natur offen ist; aus der Einheit seines Geistes mit uns. Hier trifft sich also Spinoza mit seinem edlen Zeitgenossen George Fox, der inmitten grosser geistiger Kämpfe der e n g lischen Nation aufgewachsen d a s i n n r e L i c h t f a n d , die Stimme Gottes in der Seele. Doch so muthig dieser die gewonnene Wahrheit dem Volke mittheilte, und den Plan der Aufrichtung einer allgemeinen Religion im Leben practisch verfolgte, so wenig wagte Spinoza in der Nacht des F a n a tismus, der alles rings umher' deckte, sein ganzes System während seines Lebens zu enthüllen. Anno 1663 — er war damals 31 Jahr alt — erschien von ihm eine Darstellung der Principien Des Cartes' und als blosser Anhang dazu seine »metaphysischen Gedanken», die nur gewisse Keime des in der Elhik vollständiger Vorgetragenen enthalten: anno 1670 der tractatus tlieologico - politicus, der schon viel deutlicher redet und den Lebensnerv der Sache berührt, wie selbst das Motto auf dem Titel andeutet: »Daran erkennen wir, dass wir in Gott bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geiste gegeben hat 1 )-" Obgleich letztere Schrift, die wider Willen'Spinoza's aus dem Lateinischen ins Flamändische übersetzt wurde, eigentlich nur das alte Testament angeht und gegen das Judenthum als Religionssecte gerichtet ist, so merkte doch die scharfe Witterung der christlichen Zionswächter alsbald, dass auch ihr System einen unheilbaren Riss erhalten habe. Ihr wüthendes Geschrei, das alles befürchten liess,' bestimmte den Philosophen, nichts weiter drucken zu lassen®). Daher erschien erst ein Jahr nach seinem Tode (AQ77) sein litterarischer Nachlass (opera posthuma), bestehend aus der amorem iustitiae

et c h a r i t a t i s .

Epist. 7 4 . Ctom. I, p. 69ß.

ed. P a u l i . ) 1 ) Johann. Epist. I, Cap. I V , vers. X I U . 2 ) Kditionem, quam parabam (nämlich der Elhik, v g l . epist. 1 8 p. 5 0 6 ) diferre statui, quum i n t e l l e x i s s e m , T h e o l o g o s mihi Epist. 19. pag. 5 0 7 .

ubique insidiari.

58 Ethik in fünf Büchern, dem unvollendeten tractatus politicus, dem unvollendeten tractatus de emendatione intellectus, den Briefen und einer hebräischen Grammatik. Eine Abhandlung de Iride so wie eine Uebersetzung des alten Testaments ins Flamändische soll Spinoza vor seinem Tode vernichtet haben®); dass er aber der Ethik ein gleiches Schicksal z u gedacht haben sollte, ist um so weniger wahrscheinlich, als er sie in den letzten Jahren stückweise schon Freunden mitgetheilt hatte 3 ), wie der Briefwechsel' ergiebt. Der tractatus politicus zeigt uns den Philosophen von einer ganz besondern Seite. Es beruht dieselbe weder auf der Nachfolge Des Cartes', noch auf dem Judenthum. — Die Wissenschaft vom Staat, deren Entstehen sich an das Aufleben der classischen Studien in Italien anknüpft und an M a chiavelli einen glänzenden Vertreter gefunden h a t t e 4 ) , gewann im siebzehnten Jahrhundert im nordwestlichen Europa einen um so höhern Aufschwung, als daselbst das von den heftigsten Partheisiürmeu bewegte politische Leben zum Nachdenken über die Grundbedingungen des Staats, über Vortheile und Nachtheile seiner verschiedenen Formen anregte. Schon Baco war dieser Richtung nicht fremd: Hobbes, dessen Bücher von allen Gebildeten gelesen und in alle Sprachen übersetzt wurden, machte sie zum Zielpunct seiner litterarischen T h ä tigkeit. In Holland legte H. Grotius, durch classische S t u dien genährt, ungefähr um dieselbe Zeit den Grundstein der Theorie des Völkerrechts, zu dem er als practischer S t a a t s mann die nächsten Beziehungen hatte. Spinoza blieb nicht unberührt von diesen Einflüssen um ihn her: er entwirft uns ein Naturrecht und eine allgemeine Staatstheorie, die sich an seine Metaphysik aufs genauste anschliesst und einen der historischen Wirklichkeit entrückten, abstracten, wenn gleich keineswegs idealen Standpunct festhält, welcher dem des Hob1) 2) S) 4)

Ueber den Regenbogen oder die Iris im A u g e ? P r a e f a t . Opp. posth. Cf. Vita Spinozae Coleri. Praefat. Opp. posth. Spinoza kennt ihn genau und e r w ä h n t ihn öfter im Xract. pol. Sein Urtheil Uber den libro del principe tract. pol. Cap. V. §. VII.

59 bes viel näher steht als dem des Aristoteles, wie denn die Gedanken des Engländers ihm den nächsten Anstoss gaben. Leider ist der tractatus politicus nicht vollendet, doch sieht man deutlich genug, worauf Spinoza ausgeht. Die bürgerliche Freiheit steht ihm oben a n ; er hält die Verwirklichung derselben in einer democratischen Monarchie wohl für ausführbar, aber noch eher in einer reinen Democratie a ). Vortrefflich scheint ihm jedoch auch eine liberale, aber conservative Aristoeratie, wie etwa die seines-Vaterlandes, zusein. Auch hier also erscheint Spinoza als Gegner der Tendenzen seiner Zeit, welche überall der absoluten Monarchie zugieng: er hält das Panier des Liberalismus aufrecht, der in Europa auf mehr als ein Jahrhundert unterliegen sollte. Seine Vorliebe" aber für eine gelinde Aristocratie werden wir ihm um so weniger v e r denken können, wenn wir überlegen, dass zu seiner. Zeit Holland unter dem milden Regiment der Generalstaaten eines der freisten, blühendsten und glücklichsten Länder w a r , die es j e gegeben hat. In England hatte die democratische B e wegung in einer Dictatur und weiter in einem voreilig restaurirten Königthum geendet; sie hatte sich unhaltbar erwiesen; Deutschland blutete noch unter den Wunden eines Krieges, den dynastische Ländergier mehr als religiöser Eifer angefacht und benutzt hatte; Frankreich war bereits, wie die a n dern romanischen Staaten, dem Despotismus anheimgefallen. Dagegen ist nun der Grundgedanke der Politik Spinoza's, dass der Staat seine Bürger nicht als Gegenstände für irgend w e l chen Zweck, sondern als freie und vernünftige W e s e n a n sehen, erziehen und behandeln, müsse 3 ).

1 ) Concludimus igitur multitudinem satis amp]am libertatem sub R e g e s e r v a r e posse, modo efficiat, ut R e g i s potentia s o l a ipsius multitudinis potentia determinetur, et ipsius multitudinis praesidio servetur. Atque haec unica fuit r e g u l a etc. T r a c t . polit. Cap. VII. §. XXXI. 2 ) Tract. theo), polit. Cap. X Y I . p. 3 6 5 — 6 7 ( e d . Paul, tom. I.) 3 ) Man sehe darüber Abschnitt I V , A. dieser Abhandlung das W e i t e r e .

60 VI.

ITebergangsstufe zum

Splnozlsmus*

W e n n gleich es in allen Theilen des System's nöthig ist, auf Spinoza's Verhällniss zu Des Cartes Rücksicht zu nehmen, so würde es doch der Klarheit wesentlichen Abbruch thun, wenn man nicht dem ersten W e r k e Spinoza's, den P r i n eipia Philosophiae Cartesii mit den Cogitata Metaphysica, eine abgesonderte Aufmerksamkeit widmen wollte, da es eine Uebergangsstufe bezeichnet, die uns die Genesis des eigentlichen Systems um vieles näher rückt. Dem System selbst dient dann als formale Voraussetzung der Tractatus de Em e n datione Intellectus; die Ethik enthält es, und daran schliesst sich einerseits die Schrift über die Staatsformen, deren Grundlage aus der Ethik entnommen ist, andrerseits als Resultat philosophisch-historischer Critik der Tractatus theologico-politicus, während die Briefe zu allen Theilen der Philosophie erwünschte nähere Aufschlüsse geben. — Man könnte versucht sein zu glauben, dass der philosophische Standpunkt, den Spinoza in seinen Cogitata M e t a physica einnimmt, wirklich ein genügender Ausdruck seiner damaligen Ansichten w ä r e , die sich erst später wesentlich umgebildet hätten;' doch sind hinreichende Anzeichen vorhanO d e n , die Anderes bezeugen, nämlich, dass Spinoza zur Zeit der Herausgabe jener Schrift schon in den wesentlichen und entscheidenden Punkten vollkommen so dachte, wie er iu der Ethik spricht. Z w a r sind die in epist. I I , aus dem J a h r e 6 1 an Oldenburg erwähnten und gesandten, in geometrischer W e i s e bewieseneu S ä t z e keineswegs der Anfang der schon ausgearbeiteten Ethik selbst, wie der folgende Brief zeigt, und geschieht der Ethik erst in einem Briefe des J a h r e s 6 5 (epist. 3 5 p. 583 ed. Pauli) bestimmte Erwähnung, wo S p i noza schon weiter vorgeschritten w a r ; aber jene mit Oldenburg in den Jahren 61 u. s. w. gepflogene Correspondenz lässt dennoch gar keinen Zweifel übrig, dass der Philosoph damals mit sich vollkommen ins Reine gekommen war. In diesen Briefen finden sich S ä t z e wie: „die Substanz kann

61 nicht producirt werden, auch nicht durch eine andere S u b stanz „Gott ist das aus unendlich vielen Attributen b e stehende W e s e n " 2 ) ; „Attribut ist das, dessen Begriff nicht den Begriff eines andern Dinges zu Grunde hat 3 ) " „Dinge, die verschiedene Attribute haben, haben nichts mit einander g e m e i n — alles Sätze, denen entsprechende in der Ethik sich finden. Man hat daher, wenn die im Jahre 63 gedruckten Cogitata Metaphysica ganz Anderes enthalten und namentlich von der Willensfreiheit und erschaffnen Substanzen sprechen, sie keineswegs als einen reinen Ausdruck der damaligen Ansicht Spinoza's anzusehen, wenn gleich die Meinung Bayle's, Spinoza habe sich verstellt, des Philosophen unwürdig ist 5 ). Die ganze Schrift hat vielmehr den wohlberechneten Z w e c k , den Leser, dem sie die Grundzüge des cartesischen Systems darthut, die von diesem System aus sich von selbst ergebenden weiteren Consequenzen vorzuführen 6 }, dann aber auch — und 1) Epist. III, cf. Etb. I, prop. VI. Una substantia non potest produci ab alia substantia. 2 ) Epist. IV, cf. Eth. I, prop. XI. Deus sive substantia constans infinitis attributis, quorum unumquodque aeternam et infinitam essentiam e x primit, necessario existit. 3 ) ( P . 24.) Epist. IV, 'cf. Eth. I. def. III. und IV. Per substantiam intelligo id, quod in se est et per se concipitur, hoc est id, cuius conceptus non indiget conceptu alterius r e i , a quo formari debeat. Per attributum intelligo id, quod intellectus de substantia percipit, tanquam eiusdem essentiam constituens. 4 ) Epist. Ill, cf. Eth. I. prop. II. Duae substantlae, diversa attributa habentes, nihil commune inter se habent. Die Annahme mehrerer Substanzen ist in diesen Briefen ebenso nur scheinbar, wie im ersten Buche der Ethik. Sie soll den Leser nur allmälig zu Sp's Ansicht hinüberführen. 5 ) Bayle sagt: il faut savoir qu'il ne parloit point ainsi selon s a p e r s u a s i o n . Vorsichtiger und richtiger schreibt ihn Niceron a b ; qu'il n'y parle pas selon sa p e n s é e . 6) Animadvert! tarnen vel imprimis velim in his omnibus nempe tarn in 1 et 2 Princip. partibus ac fragmento tertiae, quam in Cogitatis suis Metaphysicis Authorem nostrum meras Cartesii sententias illarumque demonstrations prout in illius scriptis reperiun-

62 dies ist die Hauptsache — ihn damit auf die unlösbaren Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, in welche man verfällt, wenn man jenem System folgerecht nachdenkt. Wenn daher, sagt in seiner Vorrede Ludwig Mayer, der den Druck des W e r kes zu Amsterdam besorgte, an einigen Stellen behauptet w i r d , dass diess oder jenes die menschliche Fassungskraft übersteige, so ist es nicht so zu verstehen, als ob aus seiner eignen Meinung unser Schriftsteller so etwas vorbrächte. Denn er urtheilt vielmehr, dass jenes alles und noch viel andres höhere und schwierigere nicht nur klar und bestimmt sich von uns begreifen, sondern auch sehr bequem sich erklären lasse, wenn nur der menschliche Verstand auf e i n e m a n d e r n W e g e , als den D e s C a r t e s e r ö f f n e t und g e b a h n t h a b e , z u r E r f o r s c h u n g der W a h r h e i t und E r k e n n t n i s s d e r D i n g e g e l e i t e t w e r d e , und dass die von Des Cartes aufgestellten Grundsätze der Wissenschaften und das auf ihnen Weitergebaute n i c h t h i n r e i c h e , um alle die schwierigen in der Metaphysik vorkommenden Fragen zu entwirren und zu lösen, sondern dass m a n , wenn man zu diesem G i p f e l d e r E r k e n n t n i s s seinen Verstand zu erheben wünscht, dazu a n d e r e s n ö t h i g h a t 1 ) . Die Schrift hat also nur einen man möchte sagen paedagogischen W e r t h : sie zeigt, wie sich Spinoza den Gang dachte, den man von Des Cartes' System zu dem seinigen zu machen habe, wenn gleich nicht zu behaupten ist, dass er selbst diesen Gang in dieser Weise gemacht habe. E s scheint darum völlig gerechtfertigt, sie hier mehr als blosses litterarisches Product, denn als eine eigentlich philosophische Leistung zu behandeln. t u r , a u t quales ex fundamentis ab illo ¡actis per legitimam consequentiam deduci debebant, proposuisse. Cum enim diseipulum suuin C a r tesii Philosophiam docere promisisset, religio ipsi f u i t , ab eius s e n t e o t i a latum unguem discedere a u t quid quod eius dogmatibus aut non r e s p o n d e r e t , aut contrarium esset, dictare, Quamobrem iudicet n e m o , iIIum hic a u t sua aut tantum ea, quae probat docere. Q u a m vis enim quaedam vera iudicet, quaedam de suis addita fateatur, m u l t a tarnen o c c u r r u n t , quae tanquam falsa reiieit et a quibus longe d i v e r sam f o v e t sententiam. Opp. Spin. (ed. Paul.) (. p. IX, praef. M. t ) Opp. Spinoz. I, p. X, praef. Mayeri.

63 Der erste Theil der Schrift, die Grundsätze der Philosophie Des Cartes', ist in der euclideischen Methode abgefasst, die, wie oben bemerkt, Des Cartes als die sicherste empfahl und deren sich Spinoza auch später in der Ethik bediente. Die Philosophie Des Cartes' erscheint hier in bestimmten S ä t zen, an die sich der Beweis schliesst; die nöthigen Definitionen und Axiome werdeil vorausgeschickt. Es versteht sich bei dieser Art der Darstellung von selbst, dass alle Kraft, alles Eigentümliche und Characteristische grade in die Axiome und Definitionen und unerwiesen anzunehmenden Lehrsätze fällt, aus denen alles andre durch einfache Combination herausgesponnen wird. Von den Axiomen wird wiederum auf das Prolegomenon verwiesen, das nach Art der Meditationen Des Cartes' in weniger strenger Darstellung die ersten Hauptsätze ausführt. Die Umschmelzung nun, die Spinoza mit den Principien Des Cartes' in der eben angegebenen Weise Buch für Buchanzustellen unternahm, erstreckt sich nur über die beiden e r sten Bücher und den Anfang des dritten: es ist dieselbe aber nicht nur äusserlich vor sich gegangen, indem die lose elegantere Form des cartesischen W e r k s in den strengen m a thematischen Lehrton umgesetzt wird, sondern der G r u n d character Spiuoza's macht sich auch in der Auffassuug des Inhalts selbst geltend, namentlich im ersten Buche, welches denn auch allein ein besonderes Interesse in Anspruch nimmt, da das zweite Buch sogleich auf die mechanische Körperlehre kommt. Man erinnert s i c h , dass das erste Buch bei Des Cartes »von den Principien der menschlichen Erkenntnisse im wesentlichen Methodik und Erkenntnisstheorie enthält, wo dann die Lehre von den Substanzen und ihren Accidentien und namentlich die von Gott nur wie beiläufig, als etwas nur mitzuerörtenides vorkommt. Anders iu der Darstellung Spinoza's, welche die Sätze Des Cartes' vom metaphysisch-theologischen Standpunct aus wiedergiebt. Von den 21 Propositionen des ersten Buches handeln die vier ersteu vom Ich, nur vier von dem, was das Buch Des Cartes' zumeist füllt, dagegen sind alle übrigen, nicht weniger als 13, mit der Lehre von Gott

64 beschäftigt. Gott erscheint darin als das Wesen, dessen D a sein eine Nothwendigkeit ist, von dem die Dinge nicht nur dem Dasein, sondern auch ihrem W e s e n nach stammen , in dem sich Verstand und Wille nicht unterscheiden lassen und der alles von Ewigkeit her vorausbestimmt hat. Der Irrlhum, der in Bezug auf den Irrenden eine Privation genannt wird, ist in Bezug auf Gott eine Negation : er entsteht aus der unangemessuen Verwendung unseres Urtheils, das dem unendlichen Willen über den endlichen Verstand dient. Alle diese Sätze sind dem Des Cartes entnommen, doch deuten sie in ihrer ganzen Fassung und Ausführung auf das dem Spinozismus Eigentümliche schon hin: wichtiger noch ist der Umstand, dass dieses erste Buch die besten und oft einzigen Aufschlüsse über Spinoza's Terminologie giebt, welche bei ihm, wie bei andern Philosophen auch wahrzunehmen ist, früher noch fortgesetzt zu sein scheint, als die Lehren selbst. In •dieser Beziehung ist dieses Buch eine Vorbereitung auf die Abhandlung über die Methode Cde Emendat. Intellect.); wobei wiederum die »Metaphysischen Gedanken" den Uebergangspunet bilden. — Spinoza erscheint schon mitten im Realismus: das Reich des Gedankens ist nicht für sich, sondern im steten Parallelismus mit den Dingen gesetzt — die subjective Seite des Erkennens wird gewissermassen aufgegeben und der Z w e c k begriff, der das Geistige in der Realwelt, den Begriff der Dinge in seiner Eigentümlichkeit s u c h t , ganz verschmäht. Diese ganze Lehre ist dem W e s e n nach in folgenden drei Definitionen enthalten: 1. Unter objectiver Realität der Idee 1 ) verstehe ich das durch die Idee in der Idee dargestellte Wesen eines Dinges; was wir nämlich als in den Objecten der Ideen wirklich wahrnehmen, das ist in den Ideen selbst objectiv 2 ). 2. In den Objecten der Ideen nennt man etwas auf formale 1 ) Die Idee ist ein solcher G e d a n k e , der mit Bewustsein verbunden ist. Princip. Phil. Cart. I. Def. II. g) Princip. Phil. Cart. I. Def. III. Per realitatem obiectivam ideae i n t e l ligo entitatem rei repraesentatae per idcain, quatenus est in idea.

65 W e i s e seiend, wenn es ¡11 ihnen so ist, als wir es w a h r n e h men , und etwas auf eminente W e i s e s e i e n d , wenn es zwar nicht selbst, aber dagegen solches in ihnen ist, das dafür s t e hen kann. W e n n ich s a g e , dass eine Ursache auf eminente W e i s e die Vollkommenheiten ihrer W i r k u n g enthält, will ich damit bezeichnen, dass die Ursache die Vollkommenheiten der W i r k u n g auf vorzüglichere W e i s e enthält, als die W i r kung selbst sie enthält ' ) . 3. J e d e s Ding, in dem unmittelbar als in einem Subjccte oder durch welches etwas i s t , das wir wahrnehmen d. h. irgend eine E i g e n s c h a f t , Beschaffenheit oder ein Attribut, dessen reale Idee in uns ist, heisst Substanz. Denn von der Substanz selbst haben wir genau genommen keine andre Idee, als dass sie ein Ding s e i , in dem auf for-^ male oder eminente W e i s e etwas anderes ist, das wir w a h r nehmen, oder, d a s s s i e a u f o b j e c t i v e W e i s e in e i n e r u n s e r e r I d e e n ist ' ) . Alle diese S ä t z e auf dem gemeinsamen Fundament der cartesischen S e n t e n z : alles, w a s wir klar und deutlich w a h r nehmen, ist wahr. Diese W a h r n e h m u n g ergiebt die Idee, deren Realität objectiv heisst; von der Idee aus weiter c r schliessen wir d a s , w a s wir mittelst der Idee als wirklich seiend wahrnehmen: diess hat formale Realität. Aber wir müssen noch einen Schritt weiter. Nicht d a s , w a s wir u n mittelbar als formal- seiend wahrnehmen, nämlich Denken und A u s d e h n u n g , ist substantiell, sondern erst hinter demselben als ihrem Attribute liegt die Substanz. W ä h r e n d aber Des Cartes von diesem Puncte aus die Substanz in unendliche und endliche, in unerschaffne und e r schaffne theilt, ohne das V e r h ä l t n i s der erstem ( G o t t e s ) , zur letzteren tiefer aufzufassen, fängt Spinoza grade a n , dieses Verhältniss zum eigentlichen Gegenstande seiner Betrachtung zu machen. Er thut diess vermittelst des Begriffs Ursache und j e n e s eben angeführten S a t z e s von der sogenannten e m i nenten Existenz. Gott ist der Schöpfer oder die Ursache der 1) Ibid. Def.

IV.

2 ) Ibid. Def.

V.

a

66 Dinge, also sind dieselben auf eminente W e i s e in ihm. Hier liegt der Ursprung des ganzen S y s t e m s , das also nicht wie man wohl gesagt hat, auf einer V e r w e c h s l u n g des logischen mit dem Kealgrunde beruht, sondern vielmehr auf einem G e d a n k e n s p r u n g e , der plötzlich auf Gott oder die unendliche Substanz führt, welche anzunehmen Spinoza nach Des C a r tes' S ä t z e n keineswegs berechtigt ist. Denn er selbst s a g t , dass das nur w a h r i s t , was wir wahrnehmen. Nehmen wir nun Gott w a h r ? Denken und Ausdehnung sind Attribute der S u b s t a n z ; woher wissen wir, dass sie Attribute Gottes sind? Spinoza hat sich nur durch den eigeiithümlichen Z u s a t z (vgl. oben) helfen k ö n n e n , dass Substanz nicht nur das s e i , auf Welches wir durch ein wahrgeuommnes Attribut schliessen, sondern welches überhaupt nur a u f o b j e c t i v e W e i s e in e i n e r u n s e r e r I d e e n i s t . Das ist nun Gott freilich: dieser Z u s a t z zerstört zwar die Einheit in der Definition der S u b stanz, giebt dafür aber die Einheit des Systems. • Spinoza lässt nun sogleich die idee Gottes in den V o r dergrund treten. Die Darstellung der cartesischen Principien w a r nur dazu, auf diese Idee hinzulegen: die metaphysischen G e danken sollen an seine Vorstellung von Gott gewöhnen. N a c h dem in den letzteren zuerst der realistische Standpunct noch einmal von d e r Seite gesichert ist, dass alle Ideen dessen, w a s nicht wirkliches Ding i s t , w i e z. B. die Universalien, mit der Bezeichnung als Denkmoden (modus cogitandQ bei Seite geschoben, und nur die Substanz mit ihren ModiKcationcn übrig gelassen ist, wird sofort die N a t u r des Seins in Bezug auf Gott erläutert. Das Sein des W e s e n s der Dinge Qesse essentiae) ist nichts anderes, als die Art, wie die erschaffnen Dinge in den Attributen Gottes enthalten s i n d 1 ) ; das Sein der Idee, wie alles objectiv in der Idee Gottes ruht; vom Sein der Potenz nach kann auch in Bezug nur auf Gottes Macht die R e d e

1 ) Cogit. M e t a p h y s . I. C.ip. II, pag. 94. Die Seitenzahlen werden immer nacli der Ausgabe von Paulus ( J e n a 1802, 1803) citirt.

67 sein, durch welchc er alles noch nicht Seiende nach seiner absoluten Willensfreiheit hätte erschaffen können. Nur das Sein der Existenz ist das W e s e n der Dinge selbst ausser Gott und an sich betrachtet ')• Aus diesen Erklärungen g e h t deutlich h e r v o r , dass der Philosoph das W e s e n der Dinge als eiu ewiges, aus oder besser in Gotl zu begreifendes fasst — die Existenz der Dinge wird allein von Gott getrennt und wir bleiben demgemäss über sie völlig im Unklaren, denn jener S a t z , das Sein der Existenz sei das W e s e n der Dinge in sich und ausser Gott, ist und bleibt doch g a n z unbefriedigend. Diese Schwierigkeit erscheint im zweiten Buche noch grösser, das fast nur von Gott handelt und in der That darauf berechnet ist, den Leser von der Unmöglichkeit der Annahme selbstständiger endlicher Dinge zu überzeugen. Die vielfachen W i d e r s p r ü c h e , denen wir darin b e g e g n e n , lösen sich dem verwirrten Leser ganz einfach , wenn er die endliche, erschaffue S u b s t a n z fallen lässt, Z w a r spricht Spinoza immer noch von derselben; er deutet auch nirgends die Formel an, mit der er sich derselben in der Ethik entledigt h a t , aber dafür nehmen auch die schroffsten G e g e n s ä t z e und unauflöslichen Schwierigkeiten kein Ende. So wird die Allgegenwart Gottes b e h a u p t e t ; aber doch seine Ubiquität oder G e g e n w a r t in den einzelnen Dingen völlig unbegreiflich g e f u n d e n a ) ; er wird für völlig unveränderlich e r k l ä r t , womit sich das E r schaffen endlicher Dinge von beschränkter D a u e r , das doch ausdrücklich ihm beigelegt ist, keineswegs v e r t r ä g t 3 ) : es wird g e s a g t , dass Gott die Dinge ihrem W e s e n und ihrer Existenz nach durch seinen Verstand wirke, und wenige Zeilen vorher ist ausdrücklich e r k l ä r t , dass der Verstand Gottes durchaus uur sich selbst zum G e g e n s t ä n d e h a b e 4 ) . W e n n der E r s c h a f f u n g ein besondrer Abschnitt gewidmet ist, so hören wir nicht in demselben, wie man etwa die Schöpfung zu denken habe, sondern es wird nur dafür gesorgt, das Verhältniss der Dinge zu Gott festzuhalten und beide so zu sagen zu verschmelzen; 1 ) Ibid pag. 9 5 . 2 ) Opp. Sp. I, pag. 112. 3 ) Opp. Sp. I, pag. 114. 4 ) Opp. Sp. 1, pag. 119 uud IIB.

68 das Resultat lautet folgendermaassen : die Unterscheidung zwischen der Ewigkeit, (eiuurn Attribute G o t t e s ) und der Dauer (einem Attribute der D i n g e ) , und dass die Dauer ohne e r schaffnc D i n g e , die Ewigkeit ohne Gott sei» könne — ist völlig unbegreiflich ' ) . Dieser W i d e r s p r u c h , dass die Bestimmungen Des Cartes' festgehalten und doch ganz neue Gesichtspuncte aus d e n selben entwickelt werden, findet nur annäherungsweise seine L ö s u n g in dem A u s s p r u c h e , dass mau die N a t u r als e i n W e s e n betrachten müsse 2 ) und bleibt übrigens dem Ermessen der Leser überlassen; auf der andern Seite fällt aber von den Erläuterungen der Idee Gottes selbst ein neues Licht über diesen Gegenstand. Z w a r w a r schon bei Des Cartes g e s a g t , d a s s bei G o t t Denkeu und Wollen eins sind 3 ) , und d a s s er durch «ine einzige immer dieselbe und einfache Handlung alles zugleich einsieht, will und wirkt: aber erst bei S p i noza findet sich der entschiedene Anfang, sich der antliropomorphistischen Denkweise in Bezug auf Gott zu einschlagen. In diesem Sinne werden die verschiednen von der Scholastik aufgestellten Attribute Gottes durchgegangen und critisch b e leuchtet. Der Grundfehler der alten Theologen war gewesen, j e n e Attribute mit Gott w i e für sich bestehende oder für sich geltende, nur mit ihm zusammengehörige D i n g e , also s y n t h e t i s c h zu v e r k n ü p f e n : Spinoza dagegen lässt sichs a n gelegen s e i n , aus der Idee Gottes als des vollkommensten W e s e n s , diese Attribute analystisch darzulegen und intuitiv zu entwickeln, wobei sie natürlich wesentliche Abänderungen «rfahren. Die E w i g k e i t , E i n h e i t , Unermesslichkeit, U n v e r änderlichkeit, Einfachheit verstehen sich von selbst, da G o t t reine Thätigkeit ( a c t u s purus) i s t : alle solche Unterscheidungen aber, die mau unter diesen Attributen macht, werden nur unserer endlichen Vernunft zugeschrieben, die u n v e r m ö gend ist, Gott in einem einzigen Gedanken zu fassen, w ä h rend in Gott selbst und an sich nicht Unterschiede stattfinden. 13 Opp. Sp. I, pag. tOI. 3) Pi-iucip. I'hil. I, §. 83.

2) Opp. Sp. I, p. 181.

69 Die für das System erfolgreichste Verknüpfung dabei ist offenbar die von Verstand und Willen Gottes. Auch Des Cartes hat davon g e s p r o c h e n : durchgeführt hat er diesen Gedanken keineswegs. Des Cartes weist uns an, Gott immer nur als wirkende Ursache Ccausa efficiens) zu betrachten und von dem Z w e c k , den Gott in der Erschaffung der Dinge haben möge, zu abstrahiren: Spinoza leugnet solche Z w e c k e überhaupt, indem er das W e s e n der Dinge gradezu in Gottes W e s e n setzt a ). Erinnert man sich nun d e s s e n , w a s Des Cartes s a g t e , dass man die Freiheit keineswegs in der U n entschicdenheit zu suchen h a b e , sondern dass j e klarer die Einsicht, desto entschiedner der Entschluss und die Freiheit sei; denkt man ferner des cartesischen Satzes, dass Gott alles vorherbestimmt habe 3 ) — so wird man es natürlich finden, wenn Spinoza die L e h r e von dem nothwendigen Z u s a m m e n hang der ganzen N a t u r geltend macht. Nothwendig ist ihm dabei nicht der G e g e n s a t z von Freiwillig, sondern von Z u fallig; zufällig ist etwas n u r , wenn unser Verstand nicht soweit g e h t , die ausreichende Ursache davon zu e n t d e c k e n ; wenn aber — s a g t er — die Menschen die g a n z e Ordnung der Natur klar begriffen, so würdjen sie alles eben so n o t h wendig finden, als w a s in der Mathematik v o r k o m m t , doch weH das über die menschliche Erkenntniss g e h t , wird einiges von uns für möglich und für nicht nothwendig gehalten. In der That aber ist alles nothwendig und diese N o t w e n d i g k e i t , die wir in den Dingen finden , kommt von dem blossen Beschlüsse Gottes h e r 4 ) . Die unauflösliche Schwierigkeit, von der unerschaffnen

1) 8) 3) 4)

Princip. Phil. I, $. 88. Opp. Sp. I, pag. 186. ( C o g . M e t a p h y s . ) Princip. Phil. I, §. 40. Nam si hoinioes c l a r e totum ordiuem n a t u r a e intelligerent, omnia aeque necessaria reperirent, ac omnia ilia, quae in Mathesi tractantur, sed quia hoc s u p r a htimanam cognitionem e s t , ideo a nobis quaedam possibilia, non v e r o necessaria iudicantur. Quocirca vel dicendum, quod Deus nihilJputest, quouiam omnia revera necessaria sunt, vel

70 Substanz die crschaffnc zu trennen; der nothwendige C a u salnexus im göttlichen Verstände ; die dabei zu Grund« lieg e n d e , dem Des C a r t e s entstammende Ansicht, dass unsre Erkenntniss Gottes das klarste, gewisseste und erste unserer ganzen Erkenntniss sei — dies sind die, in den Metaphysischen Gedanken enthaltenen Factoren des Spinozismus. Iii.

Dam S y s t e m

Spinoza'«.

Obgleich die Sinnesweise Spinoza's schlicht und einfach, und der Ursprung seines S y s t e m s klar nachweisbar i s t , so sind wir über dasselbe in manchen wichtigen Stücken keinesw e g s ausreichend unterrichtet. Das Meiste findet sich davon in d e r . E t h i k , deren erstes Buch die metaphysische Grundlage bildet und nur das Allgemeinste enthält. Von den Briefen ist aber eine weitre Auskunft um desswillen nicht zu erwarten, weil diese Correspondenten, wie man deutlich wahrnehmen kann, die tiefe Auffassung Spinoza's wenig zu begreifen v e r mögen. So laufen denn seine Antworten mehr auf eine n ä here Erläuterung des anderwärts schon mitgetheilten hinaus, als dass viel wichtiges N e u e s hinzugefügt würde. Mit Recht beklagt daher L u d w i g Mayer in der Vorrede zu den nachgelassnen Schriften die Unvollständigkeit und U n vollendetheit derselben ')• Deuin o m n i a posse, e t n e c e s s i t a t e n e q u a m in r e b u s r e p e r i m u s , a s o l o Dei decreto p r o v e n i s s e . C o g . M e t a p l i y s , I I . C a p . IX. Opp. S p . I, p a g .

124. 1 ) P r o f i t t o d o l e n d a m est, quod i l l e , qui ¡am m o d o t a n t n s in V e r i t a t i s e n g n i t i o n e p r o g r e s s u s f e c e r a t et t a n t u m in e a p r o g r e d i e n d a sibi Inibitimi c n m p a r a v e r a t , tam i m m a t u r e , tarn i n t e m p e s t i v e m o r t e m oppetierif, eo magis quod n o n s o l u m h o r u m S c r i p l o r u m p e r l e c t i o sed etiam i n t e g r a l ' h i l o s o p h i a o p e r a n d a f u i s s e t , queinadmorium variis locis in T n i c t a l u de E m e n dai ione I n t e l l e c t u s meininil ; ubi a b s q u e dubio Verain M o t u s N a t u r a m a t q u e q u a r a t i o n e a p r i o r i t o t v a r i e t a t e s in M a t e r i a etc. d e d u c e n d a e e s s e n t , d e i n o n s t r a s s e t , de q u i b u s Epistolis L X I I I . et L X I V . m e u t i o fit. — P r o p o s u e r a t q u o q u e sibi A l g e b r a m b r e v i o r i et m a g i s i n t e l l i gibili M e t h o d n a l i a q u e p l u r a O p e r a c o n s c r i b e r e , queinarimoduni v a r i ) « m i c o r u i n p l u i i e s a b ipso a u d i v e r u n t . l ' r a e f a l . Opp. p o s t h . p. 8 2 .

71 G e n e s i s

d e s

S y s t e m s .

Der U r s p r u n g d e s S y s t e m s b e r u h t auf einer er [tischen E r h e b u n g ü b e r d i e c a r t e s i s c h e P h i l o s o p h i e , w o b e i d i e j ü d i s c h e J e h o v a h l e h r e in e i n e r durch das c h r i s t l i c h e Element geläuterten Fassung e i n e r s e i t s Mittel der C r i t i k w i r d , andrers e i t s s e l b s t in F o r m e n d e s C a r t e s i a u i s m u s g e k l e i det erscheint. Hier soll nur der G r u n d z u g dieser Critik angegeben w e r d e n , um einen Ueberblick über das G a n z e zu g e w ä h r e n , während das Einzelne der nähern Besprechung noch v o r b e halten bleibt. Das Resultat j e n e r Critik im Geiste Spinoza's w ü r d e e t w a folgendermaassen l a u t e n : »Des Cartes behauptet mit R e c h t , dass j e d e klare und bestimmte Erkenntniss die W a h r heit in sich schliesse; d. h. wenn man jeden Act klarer und bestimmter Erkenntniss eiue Idee nennt, jeder Idee entspricht ein Gegenstand von formaler Realität. Alles aber, was e r kannt wird, ist entweder aus sich begreiflich und für sich bestehend — Substanz — oder es ist in einem andern, w o durch es begriffen wird — Modus der Substanz. — W e n n nun Des Cartes anerkennt, dass wir in uns die Idee eines allervollkommensten W e s e n s h a b e n , das Grund des Daseins und des Verhältnisses aller andern Dinge ist, so hätte er auch nur dieses W e s e n — Gott — als Substanz ansehen und nicht geschaffene Substanzen, welches j a selbstredend eine U n m ö g lichkeit ist, annehmen sollen 1 )- Bleibt man dabei, dass Gott als das nur durch sich selbst bestehende und aus sich allein verständliche Weesen auch allein Substanz sei, so erscheinen alle andern Dinge als Modi dieser göttlichen Substanz, von der nicht zu behaupten ist, dass sie besonders durch e i n Attribut ausgedrückt w e r d e , wie Des Cartes diess als den Charakter der Substanz bezeichnet, durch e i n Attribut, v o r zugsweise erkannt zu w e r d e n , sondern welche in der That

1 ) S a m m t l i c h e B e w e i s s t e l l e n sind w e i t e r u n t e n citlrl.

72 unendliche Attribute hat, wie sich von dem allervollkommensten W e s e n versteht. S o findet das Y'erhältniss von Substanz u n d Modus, welches Des C a r t e s bei allen beliebigen Einzeldingeu geltend m a c h t , nur einmal statt im All; Gott ist die hervorbringende, überall zu Grunde ligende Substanz (natura naturalis); alles andre ist ihm immanenter Modus (natura n a turata). D e m g e m ä s s , wenn Des C a r t e s die Erscheinungen der Körper weit auf die Ausdehnung, die der geistigen W e l t auf das Denken als allgemeinste und Grund - Bestimmungen zurückgeführt hat, so sind Ausdehnung und Denken als Attribute Gott zuzuschreiben, die von seinen unendlich vieleil Attributen uns allein zugänglich sind und sein W e s e n auf eine bestimmte, aber ewige Art ausdrücken. Die verständige Auffassung der Dinge ist, sie in ihrem Grunde und nach ihrer Ursache a u f z u f a s s e n ; diese ist Gott, und wir werden demnach sagen , dass alles nach göttlicher N o t w e n d i g k e i t bestellt und geschieht. Des Cartes, welcher mit Hecht vor der Betrachtung des Z w e c k s w a r n t 1 ) , hätte auch anerkennen sollen, dass es für Gott keinen ausser ihm selbst liegenden Z w e c k beim Schaffen geben k ö n n e , dass also seine Freiheit in der N o t w e n d i g k e i t besteht, seiner Natur g e m ä s s zu wirken, w o weder von Z w a n g , noch von Indifferenz die Rede jemals sein kann.« — Dieser seiner Immanenzlehre g e m ä s s dcHuirt Spinoza die Philosophie als die Erkenutniss der Einheit, die die Seele mit der ganzen N a t u r hat. Diese Einheit selbst zu erreichen und s e i n e Mitmenschen so viel als möglich mit daran theilhaftig zu machen, ist das Ziel des Menschen. Spinoza steht also mit seiner ganzen Philosophie auf einem e t h i s c h e n S t a n d punet, wie ihn die griechische Philosophie (Plato, Aristoteles, Plotinus) im Ganzen immer festgehalten hatte und auch Des

i ) Des C. Medit. IV. Totum illud cansarum genas , quod a (lue peti s o l e t , in r e b u s p - h . v s i c i s nulluni usum habere existimo; non eniin absque temeritate nie pulo posse investigare fines I»ei. — Leibnitz hielt dann das »in rebus physicis« fest und legte die Z w e c k b e t r a c h tung in* Ethische.

73 C a r t e s wenigstens dem Entwurf nach tliuf. in die E r k c n n t niss jeuer Einheit setzt er das Glück des M e n s c h e n ; sie ist das höchste Gut >).»Von dieser W e l t a n s c h a u u n g aus entwirft er die philosophische Ericyclopaedie der W i s s e n s c h a f t e n , die z w a r an Des Cartes erinnert, aber ganz anders ausfällt. Alle Wissenschaften, sagt Spinoza, haben ein gemeinsames Ziel, nämlich jene höchste sittliche Vollendung des M e n s c h e n ; dazu ist vor allen Dingen eine Critik der Erkenntnis» nöthig, um vor Irrthum zu bewahren und die beste W e i s e des Erkennens herauszufinden. Sodann muss man die N a t u r soweit erforschen, als jenes Ziel es erfordert (Metaphysik und allgemeine Naturlehre); ferner solch' eine Gemeinschaft formen, w e l c h e die Erreichung des höchsten Z w e c k e s möglich macht und erleichtert (diess auf die Theorie zurückgebracht giebt die Politik.). Dann nennt er die E t h i k , an welche sich die P a e d a g o g i k schliesst. Endlich sind Medizin und Mechanik Cim weitesten Sinne des W o r t s ) nicht zu vergessen. Spinoza b e merkt ausdrücklich, er habe diese Wissenschaften ohne die gehörige Ordnung aufgezählt, doch wird es nicht schwer sein, diese zu finden. Von der Metaphysik geht einerseits die Ethik aus, welche mit ihr durch die Lehre von der m e n s c h lichen Seele verknüpft ist; andrerseits die Mechanik, die mit der Metaphysik durch die allgemeine Körperlehre ( P h y s i k ) verbunden ist. An die Lehre vom Menschen, welche man als Physiologie bezeichnen kann, schliesst sich die Medizin, an dio Ethik die Politik, zu der die Paedagogik gehört. So würden wir folgendes Schema erhalten 2 ) :

1 ) T r a c t , de E m e n d . I n t e l l . p. 4 1 7 . 4 1 8 . 8 ) M a n v e r g l e i c h e d a m i t Des C a r t e s ' E n c y c l o p a e d i c der W i s s e n s c h a f t e n : T o t a i g i t u r Philosophia voluti a r b o r e s t , cuius radices M e t a p h y s i c a , t r n n e u s P h y s i c a et r a m i ex eodem p n l i u l a n t p s o m n e s a l i a s S c i e n t i a e s u n t , q u a e ad t r è s p r a e e i p u a s r e v o c a n t u r Medrcinani scilicet, Mechanicani a t q u e E t h i c a m ; altissiinam a u t e m et p e r f e c t i s s i i n a m m o ruin disciplinant i n t e l l i g o etc. Epist. ad P r i n c i p . Phil, interp. Gallun* p. 18.

74 1. Erkenntnisstheorie und Methodik. 2. Metaphysik (allgem. Naturlehre").

aHgem. W i s s e n s c h a f t e n

2.

g ? VPsychologie)

(Physiologie d. Menschen) I Medizin.

3. (Physik). Mechanik.

( P o l i t i k , Paedagogik. Spinoza hat nun, w i e schon bemerkt, sich mit dem allgemeinen Theil der W i s s e n s c h a f t abgegeben und von den besondern W i s s e n s c h a f t e n nur mit der Ethik und Politik; um so mehr kann man also s a g e n , seine g a n z e Philosophie sei auf das Sittliche a u s , freilich ein solches, das nur in der philosophischen Erkennlniss besteht. Nachdem er also das W e s e n der Erkenutniss analytisch gefunden (tract. de Emend. I n t e l l e c t ) , geht er dazu ü b e r , die Metaphysik, d. h. die allgemeinen Verhältnisse und Bedingungen jener Einheit des Menschen mit Gott und der ganzen Natur, darzulegen (Ethik, lib. I.), sodann das Besondere in der Vermittlung des Subjects mit der Gottheit zu erörtern, welches man als eine ethische Anthropologie bezeichnen kann (die vier letzten Bücher der Ethik). Dieser einfachen Eintheilung hat die folgende D a r stellung zu folgen, welche im ersten Hauptabschnitt die M e thode und Erkenntnisstheorie, im zweiten die Lehre von Gott oder der Substanz und ihreu Bestimmungen, im dritten die L e h r e vom Menschen abhandelt. A. E r k e n n t n i s s t h e o r i e u n d

Methodik1)-

In der Vorrede zu seinen Principia Philosophiae z ä h l t 3 ) D e s Cartes die verschiedenen Arten und Grade der menschlichen Erkenutniss auf. Der erste, sagt er, enthält nur B e griffe, welche durch eigne Deutlichkeit so klar sind, dass s i e 1 ) Q u e l l e n : Etil. B. I. prop. XXX. XXXI. B. II. — de Einend. Intellect. — Epist. 15. 29. 42. 64. 58. 74. 9 ) Epist. nut., ad Princip. Phil, interpret. Gall. p. 3.

75 ohne N a c h d e n k e n g e f u n d e n w e r d e n können. Der z w e i t e u m f a s s l alles das, w a s die sinnliche E r f a h r u n g uns angiebt. Der dritte d a s , w a s der U m g a n g mit a n d e r n M e n s c h e n u n s l e h r t , w o z u dann noch v i e r t e n s die L e e t ü r e l i g u t e r B ü c h e r k o m m t , die sich dem U m g a n g e mit gebildeten M e n s c h e n v e r gleichen lässt. V o n allen diesen G r a d e n der E r k e n n t n i s s u n t e r s c h e i d e t sich a b e r w e s e n t l i c h d e r , w e l c h e r d a s eigentlich philosophische E l e m e n t bildet und o b e n a l s die Intuition b e zeichnet w u r d e , an die sich w e i t e r h i n d a s Deduciren a u s i n tuitiv erkannten W a h r h e i t e n schliesst. An diese Stelle D e s C a r t e s ' , w e l c h e f ü r d a s S y s t e m desselben von keiner b e s o n d e r n W i c h t i g k e i t s c h i e n , s o n d e r n nur den S t a n d p u n k t seiner historischen Critik andern p h i l o s o phischen Vorgängern gegenüber bezeichnet, welche i n s g e s a m m t e r — P l a t o und Aristoteles nicht a u s g e n o m m e n , — b e s c h u l d i g t , j e n e n vier e r s t e n E r k e n n t n i s s w c i s e n allein a l s den Quellen der W a h r h e i t g e f o l g t z u sein — an diese S t e l l e D e s C a r t e s ' , k n ü p f t S p i n o z a offenbar an, w e n n er u n s , um auf die w a h r e und sichere M e t h o d e d e s w i s s e n s c h a f t l i c h e n F o r s c h e n s und W i s s e u s z u k o m m e n , alle A r t e n d e s E r k e n n e n s a u f z ä h l t . D i e s e lassen sich nach ihm auf vier z u r ü c k b r i n g e n . E s giebt 1. die E r k e n n t n i s s nach H ö r e n s a g e n oder a u s i r g e n d einem conventionellen Z e i c h e n ; 2. die E r k e n n t n i s s a u s der v a g e n E r f a h r u n g d . h . d e r j e n i g e n , w e l c h e nicht vom V e r s t ä n d e bestimmt, s o n d e r n so g e n a n n t w i r d , weil sie durch den Z u fall sich getroffen hat und wir keine andre ihr w i e d e r s p r e c h e n d e T h a t s a c h e kennen^ sie also gleichsam u n a n g e f o c h t e n und u n e r s c h ü t t e r t in u n s erhalten ; 3. diejenige E r k e n n t n i s s , wo d a s W e s e n einer S a c h e a u s einer andern erschlossen wird, a b e r nicht auf eine ihr a n g e m e s s e n e ( a d a e q u a t e ) Weise, w e l c h e s g e s c h i e h t , w e n n wir von einer W i r k u n g die U r s a c h e f o l g e r n oder v o n einem Allgemeinen a u s , w e l c h e s i m m e r von eitiem B e s o n d e r n begleitet w i r d , einen S c h l u s s m a c h e n ; 4. endlich die E r k e n n t n i s s , w o e t w a s durch sein e i g e n e s W e s e n oder durch die E r g r ü n d u n g seiner nächsteu U r s a c h e erkannt wird 1 ) T r a c t . de Einend. Int. png. 4 1 0 .

76 Mit dieser Aufzählung lässt sich nun eine zweite in der Ethik *) gegebene in Uebereinstimmung bringen. N u r dass die beiden ersten Arten des Erkennens die Steilen gewechselt haben und der leichtern Uebersicht wegen in der F o l g e in Eins zusammengefasst w e r d e n , so dass die z w e i t e E r k e n n t nissart in der Ethik der dritten im Tractate, die dritte dagegen der E t h i k der vierten des T r a c t a t e s gleichkommt. Letztere hat in der Ethik eine andre und bestimmtere F a s s u n g , wovon nachher die R e d e sein wird. F ü r j e t z t sollen nur die Angaben Des C a r t e s ' mit denen Spinoza's verglichen werden. Mau sieht g k i c h , der Umstand bildet den Hauptunterschied, dass D e s Cartes eine natürliche Erkenntniss der ursprünglich klaren Begriffe und daneben noch eine besondre iutuitive Erkenntniss annimmt; Spinoza aber beides in Eins wirft. Die zweite E r keiintnissart nach Des Cartes ist der zweiten Spinoza's zu vergleichen; die dritte Des Cartes' aber, an die sich die L e e türe schliesst, der ersten Spinoza's. S o bliebe die dritte S p i n o z a ' s , die in der Ethik die zweite ist, allein übrig — die Erkenntniss aus allgemeinen Begriffen und E i g e n t ü m l i c h k e i t e n der Dinge. E s ist darin allerdings eine Annäherung an Des Cartes' erste E r k e n n t n i s s a r t , doch ist z u bemerken, dass D. diese an sich klaren Begriffe nicht auf das allen Dingen i m r e a l e n S i n n e gemeinsame bezieht, wie S p i n o z a , sondern mehr die sogenannten logischen W a h r h e i l e u im A u g e hat. Im G a n z e n aber stellt sich der Unterschied beider Philosophen folgendermaassen heraus. Des Cartes nennt verschiedne E r kenntnissweisen und setzt die Intuition allein ihnen entgegen, als die einzige eigentliche Quelle w a h r h a f t philosophischen W i s s e n s , aber jene andern Arten sind doch wieder Mittel, gleichsam Materie der Intuition selbst; Spinoza dagegen trennt die beiden ersten Erkenntnissweisen als Falsches, Unzulässiges gewährend von vorn herein g a n z von der W e i s e , in der die W a h r h e i t bedingt oder unbedingt enthalten sei; jene verwirft er dann. Dadurch wird seine Theorie höchst übersichtlich, denn wir haben also von vorne herein eigentlich nur mit z w e i t ) Etli. II. prop. 40. Schol. II.

77 grossen Arten der Erkenntniss zu thun, zuerst der, welche falsche, verstümmelte, gemachte — k u r z u n a n g e m e s s e n e Ideen und der, welche w a h r e und angemessene Ideen liefert ; beide haben Unterabtheilungen. Die erstere umfasst die sinnliche (erfahrungsmässige) und die auf Gcdächtniss und Hörensagen b e r u h e n d e ; die letztre einerseits die vom Allgemeinen auf's Besondere und umgekehrt s c h l i e s s e n d e 2 ) , a n drerseits die intuitive Erkenntniss. Man fragt s o g l e i c h , worin der characteristische U n t e r schied beider Klassen bestehe. Giebt ihn e t w a die Categorie der Sinnlichkeit und NichtSinnlichkeit a n ? Diess kann nicht sein, denn das Schliessen vom Besondern aufs Allgemeine ist schwerlich ohne ein sinnliches Element zu v e r s t e h e n , und gehört doch zur letzteren Abtheilung. Oder theilt Spinoza nach der Categorie des Unmittelbaren und Mittelbaren in der E r k e n n t n i s s ? Auch diess gasst nicht. Er s a g t , die E i n b i l d u n g mache den maassgebenden Unterschied aus, dergestalt, dass jene ersten Erkenntnissstufen auf der Einbildung beruhen und ihre Resultate daher von ihm auch Einbildungen genannt zu werden pflegten; die letzteren aber beruhten auf dein von der Phantasie unbeirrten Denken. J e n e ersten sind aber dem Irrthum unterworfen, dessen Ursprung eben in der Einbildung zu suchen i s t 3 ) . E s kann nichts bezeichnender sein für den Sinn S p i n o 1) Inter ideam veram et adaequatam nallain aliam difierentiam agnosco, quam quod uomeu veri respiciat tantnmmodo convenientiam ideae com sno i d e a t o , nomen adaeqoali autem natnram ideae in se ipsa, ita at r e v e r a nolla datur differentia inter ideam veram et adaeqnatam praeter relationem illam extrinsecam. Gpist. 64.1. p. 670. 8 ) Es ist damit nicht das syllogistische Schliessen gemeint. Des Cartes befleissigte sich, wie b e m e r k t , n i c h t , die Verbindung von Subject und Prädicat — das Urtlieilen im logischen Sinne — a u f z u f a s s e n , desgleichen ¡Spinoza. Daher, wenn vom Schliessen aus dem A l l g e meinen ins Besondre die Rede ist, so meint auch er auch nicht e t w a die syllngistische F i g u r des Schlusses, sondern ein Herahgehen vom allgemeinen B e g r i f f zum besondern z . B . von Materie zum Körper; oder ein Heraufsteigen z . B. von der Bewegung z u r Ausdehnung. 3) Eth. II, prop. 17. Schol. — Prop. 41. u. 48. ciusd. I.

78 za's , als diese A r t , wie er von der Einbildung denkt. Bei Des Cartes sahen wir, dass die Phantasie das philosophische Mittel der Auffassung alles Körperlichen und namentlich der Mathematik genannt w u r d e : c o n f u s e Gedanken werden ihr nur in s o f e r n ; Schuld g e g e b e n , als sie die Leidenschaft mit dem Denken vermittelt, und kommen also eigentlich auf R e c h nung dieser, wie es auch au einer Stelle der Principien g r a dezu heisst Der Irrt hu m selbst w a r eine S a c h e vorschnellen Urtheilens, das auf der Freiheit beruhen sollte. Spinoza fasst nun aber die Phantasie im geraden G e g e n s a t z niit dem Verstaude. V o r allen Dingen, sagt er, muss man Verstand und Phautasie unterscheiden oder zwischen den wahren und allen andern Ideen, nämlich denen, die gemacht (fictae), falsch, ungewiss sind und allgemein deuen, welche vom Gedächtniss abhangen Die Seele 3 ) kann fremde Körper , die auf den m e n s c h lichen Körper wirken, obgleich sie nicht existiren oder nicht gegenwärtig sind, doch als gegenwärtig betrachten 4 ), Diese Alfectionen des menschlichen K ö r p e r s , deren Ideen fremde Körper als g e g e n w ä r t i g darstellen, nennt man Bilder (imagines) der Dinge, ob sie gleich die Gestaltung der Dinge nicht wiedergeben. Und wenn die Seele auf diese W e i s e Körper b e t r a c h t e t , so sagen wir, sie irnaginire. Enthalten nun gleich solche Einbildungen der Seele an sich keinen Irrthum , so werden sie doch zum Irrflium, insofern sie nicht von der Idee begleitet werden, welche das Dasein jener als g e g e n w ä r t i g betrachteten Dinge ausschliesst. Denn wenn die Seele, indem 1 ) L. IV, §• 190. 2) De Emend. Int.: distinguere et separari ideam veram a caeteris pereeptionibus et cohibere in entern ne falsas, fictas et dubias cum veris confundat etc. — Epist- 43. pag. 600. 3 ) Bei Spinoza gewöhnlich mens, eigentlich die Denkkraft, welche aber mit der bei ihm selteneren anima gleichbedeutend übersetzt worden ist, da mens doch auch stets der Gegensatz von corpus ist. Anima ist das Lebensprincip (vis Vitalis): animus enthalt Denken und W i l len, also wesentlich verschieden von mens. Vergl. unten. 4 ) Eth. I. II, prop. 17. Coroll.

79 sie die nicht daseienden Dinge als ihr gegenwärtig sich v o r stellt, zugleich wüsste, dass j e n e Dinge in der That nicht da w ä r e n , so würde sie diese Einbildungskraft einein V o r z u g ihrer ¡Vatur, nicht einem Fehler zuschreiben ')• S o Iässt uns also die Phantasie im Dunkel über das D a sein dessen, w a s ihre Bilder abspiegeln; wir nehmen dasselbe an und erhalten auf diese W e i s e künstlich gemachte Ideen (ideae ficlae)2). Doch nicht nur in B e z u g auf das Dasein, sondern auch in Bezug auf das W e s e n der Dinge ist es m ö g lich, sich zu täuschen. E s sind nämlich die Ideen der A f f e c tionen des menschlichen Körpers nicht an sich klar und b e stimmt, sondern v e r w i r r t 3 } , und die Seele hat weder von sich selbst noch von ihrem Körper noch von andern Körpern eine a n g e m e s s n e , sondern verwirrte Erkenntniss, so oft sie nach der Ogewöhnlichen OrdnungCT der Natur die Dinge be(5 trachtet d. h. so lange sie äusserlich, wie ihr die Dinge z u fällig vorkommen, sich zur Betrachtung desselben bestimmen lässt und nicht von innen heraus, so nämlich, dass sie m e h r e r e z u g l e i c h betrachtet und ihre Einheit und V e r s c h i e denheit bestimmt: denn so oft sie auf diese innerliche W e i s e verfährt, betrachtet sie die Dinge klar und deutlich, wie n a c h her gezeigt werden wird 4 ). Z w a r ist ein solches Zusammenfassen mehrerer Ideen nicht bloss dem wissenschaftlichen und richtigen Denken eigen, sondern der Phantasie selbst, woraus aber bei ihr n a türlich nicht klare und bestimmte Erkenntniss hervorgeht, s o n dern die a b s t r a f t e n und allgemeinen Begriffe, gleichsam die Universalbilder. Diese sind die Ilauptquelle der Irrthiimer. Der Körper kann mehrere Bilder zugleich fassen, fasst er aber deren zu viele, so tritt eine Verdunkelung derselbeu ein. W e n n alsdann die Bilder im Körper gänzlich sich verwirren, bildet auch die Seele verwirrte Bilder ohne Unterscheidung und fasst sie unter einem Attribute zusammen z. B. dem A t I) S) 3) 4)

Eth. II, prop. 17. Scliol. pag. 98. De Emenct. Int. pag. 431. sqq. Eth. II, prop. 28. Eth. II, prop. 89 Schot.

80 tribut W e s e n , Ding u. s. w. E s entstehen diese gemeinschaftlichen Beziehungen aus einander ähnlichen Ursachen, die sich zum Theil oder grösstentheils decken und dann einen G e sainmlnamcn empfangen. Dabei ist z u bemerken, dass solche Begriffe nicht von allen Leuten auf dieselbe W e i s e geformt werden, sondern bei jedem Individuum sich richten nach der Art des Dinges, welches auf den Körper zum öftern gewirkt hat und das er leichter sich einbildet oder ins Gedächtniss ruft. So wird j e d e Seele die Universalbilder der Dinge nach der Disposition ihres Körpers entwerfen, und man darf sich daher nicht w u n d e r n , dass unter d e n e n , welche die K a t u r wesen allein durch die Phantasie auffassten, so grosse S t r e i tigkeiten entstanden Die eigentliche E n t s t e h u n g des I r r thums ®) liegt nun darin, dass man Ideen und W o r t e 3 ) m i t einander verbindet, die z w a r im Allgemeinen unserm Denken als erkannt v o r s c h w e b e n , aber in der That keineswegs « r kaunt sind, Ideen, w i e viereckiger Kreis, geflügeltes P f e r d , sind Irrthünier, da nur eine unvollständige Erkenntniss der Idee des Kreises und des Viereckigen, des Pferdes und des Geflügelten es möglich machen, sie in obiger W e i s e z u s a m menzusetzen. Alle Verwirrung kommt daher, dass die Seele die g a n z e aus vielen Einzelnheiten zusammengesetzte Sache nur zum Theil kennt und das Bekannte vom Unbekannten nicht unterscheidet, a u s s e r d e m , dass sie auf vieles in jedem Dinge enthaltene zugleich ohne irgend eine Unterscheidung Acht giebt. Daraus folgt, dass bei Ideen absolut einfacher 1 ) Eth. II, prop. 4 0 . 2 ) M e u s c u m ad r e m f i c t a m et s u a n a t u r a f a l s a ni a t t e n d i t , u t earn p e n s i t e t et i n t e l l i g a t b o n o q u e o r d i n e ex e a d e d u c a t q u a e s u n t d e d u c e n d a , f a c i l e f a l s i t a t e m p a t e f a c i e t ; et si r e s f i c t a s u a n a t u r a sit v e r a , c u m m e u s a d c a m a t t e n d i t ut earn i o t e l l i g a t , et ex e a b o n o ordine incipit d e d u c e r e , q u a e ¡Dde s e q u u n t u r , f e l i c i t e r permet sine u l l a i n t e r r u p t i o n e , s i c u t v i d i m u s , quod ex f a l s a Actione m o d o a l i a t a statini ad o s t e n d e n d a m eins a b s u r d i l a t e m et a l i a s inde d e d u c t u s , p r a e b u i t se i n t e l l e c t s . D e E m e n d . I n t e l l . torn. I, p a g . 4 3 6 . 3 ) De E m e n d . Int. Opp, Sp. I, 4 3 6 . Die W o r t e der S p r a c h e sind dem S p i n o z a u n g e n a u e , i m a g i n ä r e B e z e i c h n u n g e n . Etil. I. II. A p p e n d , p. 1 2 4 .

81 D i n g e keine Täuschung obwalten könne (ähnlich D e s C a r t e s ) , dass man, um klar

zu

erkennen,

das Z u s a m m e n g e s e t z t e in

seine einzelnen, klar und deutlich zu erkennenden T h e i l e z e r l e g e n müsse — auch diess erinnert au

Des Carles,

endlich,

dass Täuschungen nur in einer falschen Z u s a m m e n s e t z u n g der Ideen stattfinde ')• S o ruhen auf der Phantasie V o r s t e l l u n g s w e i s e n , die als unzureichend der Philosophie nicht angehören können: gegenüber heben. dass

ist die sichere und w a h r e Erkenntniss

Spinoza

der

ihnen

hervorzu-

ist gleich D e s Cartes davon durchdrungen,

Mensch

ein zur W a h r h e i t f ä h i g e s W e s e n s e i ;

er

drückt diesen S a t z critisch gern so aus: das W a h r e offenbart nicht nur sich selbst, sondern auch das F a l s c h e " ) . E s knüpft sich also

die g a n z e E n t w i c k e l m i g des S y s t e m s an die so oft

ausgesprochne sitzt,

Ueberzeugung,

auch w i s s e ,

dass

dass,

er die

wer

die W a h r h e i t

Wahrheit

besitze3).

be-

Diese

f e l s e n f e s t e G e w i s s h e i t Spinoza's, dass er nicht die beste P h i losophie net

erfunden h a b e ,

und härtet

ihn

aber die wahre v e r s t e h e 4 ) ,

gegen

jeden

Skepticismus,

wapp-

in

dem

er

n i c h t s als eine S c h w ä c h e und V e r i r r u n g erblickt. Das Z w e i f e l n an der W a h r h e i t , s a g t e r , kommt daher, dass mau ohne v o r h e r z w i s c h e n der wahren und der unsichern Erkenntniss u n terschieden z u haben, alle seine Erkenntniss ohne Unterschied

1 ) D e E m e n d . I n t . p. 4 3 7 . 4 3 4 . 4 3 8 . sqq. — S p i n o z a e r i n n e r t mit Recht, dass

die Phantasie nur r e p r o d u c i r é .

c l a r e a p p a r e b i t , quod

ficlio

U e E m e n d . Int. p a g . 4 3 5 . —

nunquam

aliquid

praebet;

sed quod tautum en, quae sunt

natione,

revocantur

mens attendit.

ad

memoriam

Revocantur

in

ct

in

novi

facit

cerebro,



aut

menti

in

imagi-

aut

quod c o n f u s e ad o m n i a simul

meinoriam ex. g r . l o q u e l a , e t

e t cum m e n s c o n f u s e attendit sine d i s t i n c t i o n e ,

arbor:

putat a r b o r e m

loqui.

I d e m de e x i s t e n t i a i n t e l l i g i t u r , p r a e s e r t i m , uti d i x i m u s , cum a d e o g e n e r a l i t e r , ac ens, c o n c i p i t u r , quia tum f a c i l e a p p l i c a t u r omnibus, q u a e simul in m e m o r i a o c c u r r u n t . Quod nntatu v a l d e dignum est. — unterscheidet v o n d e r idea

ficta

schied nicht eben w e s e n t l i c h . 2 ) E p i s t . 74.

p. 6 9 7 . torn. V .

Spinoza

die idea f a l s a ; doch ist dieser U n t e r U e b e r den Z w e i f e l

später.

3 ) C f . unten.

4 ) E p i s t , 7 4 . torn. I , p a g . 6 9 7 .

6

82 für wahr annimmt und nach der Hand vielfache Gelegenheit findet, sich zu überzeugen, dass man geirrt habe. Da f a s s t denn wohl die Menschen der G e d a n k e , es sei mit der E r kenntniss überhaupt nichts sicher zu erreichen und sie zweifeln an Allem, statt nur an Vielem zu zweifeln. Man muss daher vor allen Dingen jene Critik angestellt h a b e n , die von der W a h r h e i t das Unrichtige unterscheidet. Um diesen Unterschied auf den einfachsten Ausdruck zu bringen, kann man sagen, dass, da die Einbildung auf blossen körperlichen B e w e g u n g e n beruht, die mit dem Denken an sich nichts zu schaffen haben O; und von äussern Elementen in B e w e g u n g g e s e t z t w i r d , in jener ersten Erkenntnissweise die Seele sich leidend verhält und thätig dann, wenn sie w i r k lich denkt. Spinoza fasst also die wahre Idee als das Resultat einer Seelenthätigkeit, anders als Des Cartes, der alles E r kennen ohne Unterschied als ein Aufnehmen und Leiden b e zeichnet; er weist sogar der Idee eine formale Existenz an, auf der grade die Möglichkeit b e r u h t , dass man sich ihrer bewusst werden, d. h. eine Idee von der Idee haben k a n n 4 ) . W ä h r e n d Spinoza sich die unangemessene E r k e n n t n i s s weise von der Einbildungskraft ausgehend denkt, scheidet er die angemessene Erkenntniss in zwei A r t e n , deren eine er die der V e r n u n f t , deren andre er die der Intuition nennt. W i e er sich den Unterschied zwischen diesen beiden Erkenntnissarten d a c h t e , lässt sich am besten durch Beispiel klar machen. W i r mögen z. B. w i s s e n , dass alle Körper ausgedehnt sind, und schliessen von diesem allgemeinen S a t z e auch g a n z richtig auf einen einzelnen K ö r p e r ; ebenso mögen wir davon, dass w i r die Ausgedehntheit eines einzelnen K ö r pers e r k e n n e n , auf die A u s d e h n u n g der Körperwelt im Allgemeinen kommen — alles diess bewegt sich innerhalb der W a h r h e i t und doch ist's so gedacht keine adaequate E r k e n n t Eth. II. prop. 40. schoJ. II. p. 114. 2 ) Diess ist die laulre Consequenz des Realismus. W a s ich w a h r h a f t erkenne, ist auf formale W e i s e j bin ich mir also einer Idee bewusst, so muss ich derselben formale Existenz zugestehen.

83 niss im hohem Sinne, weil wir den Grund, das W a r u m dieser S ä t z e nicht einsehen. Nur dann erst, wenn wir darüber Rechenschaft zu geben vermögen, w a r u m diess alles so sei, und nicht anders — erst dann ist eine adaequate Erkenntnis» in vollem Maasse da. W i r dürfen daher diess Verhältuiss demjenigen vergleichen, das Plato zwischen der óó^a al^d-rjs Cder wahren Vorstellung) und der éuiaitj¡.ir] (dem philosophischen W i s s e n ) aufstellt, wo die erstere auch W a h r h e i t enthält, aber nicht den Grund derselben, die zweite dagegen sich des Grundes mitbewusst ist. Betrachten wir zuerst die Vernunft oder vernünftige E r kenntniss. Spinoza s a g t , es gäbe gewisse Dinge oder B e stimmungen, die allen W e s e n gemeinschaftlich und sowohl im Theil, als im Ganzen derselben sind. Auf diese Allgemeinheiten nun beziehen sich gewisse Ideen, die allen M e n schen gemeinsam sein m ü s s e n ; diese Ideen können eben ihrer Allgemeinheit willen nur auf angemessene W e i s e begriffen werden E s ist dabei ausdrücklich z u bemerken, dass S p i noza von diesen allgemeinen Ideen Cnotiones communcs), die sich auf e t w a s wirklich existirendes Allgemeines beziehen, g a n z genau die auf der Phantasie beruhenden Universalien und transcendentalen Ideen wie oben b e m e r k t , die erst ein Product unserer Einbildung sind, und kein Ausdruck w i r k licher W e s e n , zu unterscheiden weiss. Die letzteren sind a b s t r a c t e r ® ) N a t u r , also unangemessen, während das v e r 1) Eth. II. prop. 38—40. 2 ) Hier mag Spinoza's Meinung vom Abstracten seine Stelle finden, die eigentlich oben (pag. 80.) hingehört. E s ist bekannt, dass- der Begriff des Abstracten (ro axQißrg. zö axQißHtrtoov) dem Aristoteles e n t stammt. Mach ihm sucht die Wissenschaft das Allgemeine ( r o xa^otov'), welches das aus den einzelnen Erscheinungen zu gewinnende W e s e n d e r Sache i s t ; diese Thätigkeit, mittelst der Betrachtung der einzelnen Dinge oder Exemplare zuin Begriff der gauzen G a t t u n g a u f z u steigen, heisst abstrahiren, wobei von allem Einzelnen das U n w e s e n t liche a b g e s t r e i f t und das bei allen gleiche und zu Grunde liegende W e s e n aufgefasst w i r d . Das Product dieser Thätigkeit ist das Abstractum, welches wissenschaftlich, integrirender Theil des S y s t e m s

84 nünftige per

Denken

beziehen,

Weise

gelten

und

sie W a h r h e i t gegen

darin,

in I d e e n

doch

mit

realen

und

geben

Die

nicht

Form

zwar

auf

alle M e n s c h e n

der

gleicher

sind, d a s s

V e r n u n f t besteht

der Z u f ä l l i g k e i t ,

zu

einzelneu Dingen

d . h. d a s ,

die K ö r -

in

verbunden

und g e s c h i e h t , unter

fasst also aus den

Bestimmungen

für

dem Bewusstsein

alles, w a s ist

der N o t h w e n d i g k e i t , Vernunft

besteht, die sich

stets

begreifen. die

Bestimmungen

zelnen an

als s o l c h e m

sich und

Schon tigen die

in

zurück,

w o r i n s i e e i n s und

haftet. Diess

ihrer W a h r h e i t ,

in s e i n e r e r s t e n Punct

als

d . h. a l s a u s d e m

Phantasie

a l s o in i h r e r Spinoza

dasselbe

im

Gesetze

der

der F o r m

auf Ein-

d e r D i nOg e

diesen

wird

göttlichen

wich-

also

Zusammenhange,

f o l g e n d , w i e die V e r n u n f t ü b e r h a u p t die D i n g e unter

am

Nothwendigkeit.

über

Alles Wirkliche

nothwendig, ewigen

die

i s t d i e A u f f a s s u n© g

S c h r i f t ist

sehr weitläufig.

Vernunft

während

Die

allgemeinen

sind z . B. die A u s d e h n u n g , und b r i n g t j e n e g e w i s s e r m a a s s e n diese

da-

der C a t e g o r i e

durch

erkannt,

Ursache

er-

gewissermaassen

der E w i g k e i t betrachtet, w ä h r e n d die C a t e g o r i e

und auf das Einzelne wieder rückwärts anwendbar ist. Spinoza nun denkt sich die Sache g a n z anders.

Da jede

wahre

Idee nach ihm

einen correspondirenden Gegenstand in der W i r k l i c h k e i t hat, so würde jedes

Abstrahiren,

d. h.

Aufgeben eines eine Eigenthümlichkeit be-

zeichnenden Theils in der Definition des Einzelwesens den P a r a l l e l i s mus v e r l e t z e n , wahr

bleiben

der zwischen

dein Dinge uüd seiner Idee, falls diese

s o l l , nothwendig obwalten muss.

Daher geschieht es

denn, dass Spinoza abstracte Ideen als falsch oder zu allgemein w i r f t ; sie sind ihm nicht das, w a s ersucht — a n g e m e s s e n e welcher Ausdruck er w i l l .

recht eigentlich die Correspnndenz bezeichnet, die

Aus diesem Grunde ist er

misstrauisch

ver-

Ideen,

und warnt

denn

auch gegen die Sprache

d a v o r , den sprachlichen Begriffen von vorn

herein irgend w i e Klarheit zuzutrauen, die man vielmehr erst hineinl e g e n müsse, de Emend. Int. p. 452. — Eth. 1, I I , prop. 37. p. 109. — de Emend. Intell. p. 482, w o es lautet: Quo existentia generalius c o n eipitur, eo etiam confusius concipitur, faciliusque unieuique rei potest a f f i n g i : e c o n t r a , ubi particularius concipitur, clarius tum intelligitur et difficilius alicui, nisi rei ipsi, ubi non attendimus ad naturae o r d i nem, affingilur. Quod notatu dignum est. cf. Elh. I, I I , prop. 4 0 schol. 1 ) Eth. II, prop. 42. 43. — prop. 44 C o r o l l : de natura Ratiouis est, res sub quadam aeternitatis specie pereipere. Dem :

fundamenta Hationis

sunt notiones, quae ¡IIa explicant, quae Omnibus communia sunt q u a e que nullius rei particularis essentiam explicant. —

85 der Zufälligkeit, mit der wir auch Dinge betrachten mögen, auf einem subjectiven Mangel der Einsicht und der Einbildung b e r u h t ' ) . In der That und W a h r h e i t ist nichts zufällig, sondern der menschliche Kurzsilm, dem häufig die zureichende Ursache entgeht, meint deshalb nur fälschlich, es sei dann keine U r sache da. Daraus ergeben sich nun folgende Definitionen: man nennt ein Ding nothwendig entweder seinem W e s e n oder seinem Dasein n a c h ; wenn nothwendig seinem W e s e n nach, so folgt sein Dasein unmittelbar aus seinem W e s e n und seiner Definition; wenn nothwendig dem Dasein nach, so folgt sein Dasein aus einer bekannten wirkenden Ursache nothwendig. Unmöglich ist dasjenige, dessen Definition und W e s e n einen Widerspruch enthält oder von dem die Ursache des Daseins fehlt. Zufällig kann etwas nur in Rücksicht auf den Mangel unserer Einsicht in seine U r s a c h e oder sein W e s e n genannt werden 2 ). Möglich heisst e t w a s , dessen Dasein z w a r seinem eignen W e s e n nach keinen W i d e r s p r u c h enthält, dazusein, oder nicht dazusein, aber dessen N o t w e n d i g k e i t oder U n m ö g lichkeit von Ursachen abhängt, die uns unbekannt sind, w ä h rend wir das Dasein desselben fingiren3). Daran schliesst sich die L e h r e von der zweifelhaften Idee. Der Zweifel ist in der Seele nicht e t w a durch irgend ein D i n g , das ihn wie eine 1 ) V o n der E i n b i l d u n g

a l l e i n h ä n g t e s ab, die D i n g e s o w o h l in R ü c k -

sicht des V e r g a n g e n e n , trachten.

als des Z u k ü n f t i g e n ,

als zufällige

zu

be-

Eth. II, prop. 4 4 . C o r o l l . I. — D a r a n s c h l i e s s t s i c h : M e n -

s u r a m , T e m p u s et N u m e r u m , imaginandi

Modos.

nihil e s s e praeter c o g i t a n d i , sed p o t i u s

Die

weitere Auseinandersetzung

g i e b t die

v o r t r e f f l i c h e Epist. 2 9 . cf. D e s C. Princip. Phil. I. §. 5 5 . 8 ) Eth. I, prop. 3 3 . pag. « 4 . 3 } D e E m e n d . Int. p. 4 3 8 . — E p i s t . SO. E p i s t . 6 0 . Eth. II, prop. 8 9 . p a g . 61.:

In rerum n a t u r a

nullum

datur

c o n t i n g e n s , sed omnia e x

ne-

c e s s i t a t e d i v i n a e n a t u r a e determinata s u n t ad certo m o d o e x i s t e n d u m et operandum. — Eth. III, p r a e f a t . p a g . 1 3 1 . Nihil in natura fit, quod ipsius vitio p o s s i t t r i b u i ; e s t namque natura S e m p e r eadem et ubique u n a , e a d e m q u e e i u s v i r t u s et a g e n d i p o t e n t i a , h o c e s t , n a t u r a e l e g e s et

regulae,

secundum

quas

omnia

fiunt

et e x unis formis in a l i a s

m u t a n t u r , s u n t ubique et Semper e a e d e m , atque adeo una e a d e m q u e etiam

esse

debet

ratio rerum

qualiumcunque

naturam

n e m p e per l e g e s e t r e g u l a s n a t u r a e u n i v e r s a l e s . —

intelligendi,

86 Eigenschaft an sich trüge, hervorgerufen, sondern beruht auf einem Verhältniss von Ideen zueinander, das sich nicht klar herausstellt. Eine einzelne Idee, sie mag wahr oder falsch sein, kann als solche schlechterdings nicht mit Zweifel verbunden sein, sondern es wird derselbe durch eine andre Idee veranlasst, die nicht so klar und bestimmt ist, dass wir durch sie etwas Bestimmtes über jenes Ding, an dem wir zweifeln, schliessen könnten r mit einem W o r t e , die Idee, welche uns in Zweifel versetzt, ist nicht klar und bestimmt '3. Den Schlusspunct dieser ganzen Betrachtung macht die Lehre von der Intuition. Sie beruht auf dem schon bei Des Cartes vorkommenden, bei Spinoza aber in viel praegnanterem Sinne festgehaltenen S a t z e , dass wir von Gott, dem unendlichen und vollkommenen W e s e n , ein positives, allen andern Gedanken zu Grunde liegendes Wissen haben, das von allem andern Wissen unterschieden und unvergleichlich höher ist 2 }. Der intuitive Verstand erscheint nun als das Vermögen, aus dieser adaequaten Idee Gottes alles objoctiv herzuleiten, wie Golt in seiner Wirklichkeit die Dinge formal hervorgebracht hat; die Idee Gottes ist also im höchsten Sinuc c o n s t i t u t i v und Princip des Systems, wie die Verkettung nach der vernünftigen Naturnotwendigkeit die Form desselben bildet. Es ist nach Spinoza die Grundeigenthümlichkeit unseres W e s e n s Cund er spricht damit seine eigene Grundeigenthümlichkeit aus) das Unendliche positiv, oder was dasselbe sagt, das Positive unendlich zu fassen. Um diess anschaulich zu machen, erinnert er an die sogenannten unendlichen Grössen der Mathematik, die durch keine Zahlenmassen vollkommen ausgedrückt werden könnten, aber nichts desto weniger klar und deutlich von uns eingesehen würden 3 ). Aus dieser B e trachtungsweise ist denn auch der berühmte Satz verständlich: 1 ) De Emend. lot. pag. 443. 2 ) Hoc s c i u , inter finitum et infinitum nullam esse proportionein, adeo ut discrimen inter maximam et praestantissimam creaturam atque inter Deuin non aliud sit discrimen, quam quod inter Deum et miniinam c r e a t u r a m est. Epist. 5 8 tom. I pag. 650. 3) Epist. 39. Epist. 58. pag. 650. Epist. 15. pag. 4 9 9 .

87 alle Bestimmung ist Verneinung (omnis determinatio negatio) 1 )Spinoza steht auf dem Boden der Unendlichkeit; alle G r ä n z e und Bestimmung verkümmert ihm diese Unendlichkeit und wird daher von ihm als negatives Element angesehen. Der Verstand geht ursprünglich vom Unendlichen, alle Schranken Entbehrenden aus und muss j e d e Schranke als eine nach der Hand gesetzte Aufhebung der reinen Unendlichkeit ansehen. Daher nun die S ä t z e , dass man die Dinge auf ewige W e i s e betrachten müsse, dass man die Dauer als E w i g k e i t a n z u s e hen habe — die alle auf jene Grundanschauung zurückführen. Der S a t z von dem n o t w e n d i g e n Causaluexus der Dinge e r hält hier seinfc letzte Klarheit 8 ). W i e nun diese innere und reine Idee Gottes uns die Mittel der intuitiven Erkenntniss angiebt, sieht man beim Definiren. Denn auf die Definition kommt es a n , welche die innerliche, angemessene Auffassung der Dinge ihrem W e s e n nach ist. Die Bedingungen der richtigen Definition sind nämlich folgende: W e n n man zwischen erschaffnen und unerschaffncn W e s e n unterscheidet, so m u s s , wie sich versteht, die Definition des erschaffnen W e s e n s die Ursache desselben enthalten 3 ) ; das zweite Erfordcrniss der Definition i s t , dass aus ihr sich alle E i g e n t ü m l i c h k e i t e n des W e s e n s , wenn dasselbe allein und ohne Verbindung mit anderen betrachtet w i r d , schliesscn lassen. Definire ich z. B. den Kreis als diejenige Figur, welche von einer Linie beschrieben wird, deren einer Endpunct fest, deren andrer aber beweglich ist, so habe ich damit die nächste Ursache des Kreises nnd seine E i g e n tümlichkeit zugleich angegeben — die Definition ist richtig. Z u r Definition des unerschaffenen W e s e n s gehört der Natur 1 ) Spinoza geht (um diess vorauszunehmen) bei diesem Satze, wie sonst auch, vornehmlich von der Körperwelt a u s , wo allerdings jede Bestimmung eine Begränzung des unendlichen Raumes, den sich Spinoza mit Des Carte» real denkt, bildet. Daher: figura negatio ueque vero aliquid positivum est. Epist. 50 (pag. 634.). D a n n : determinatio ad rem iuxta suum Esse non pertinet, sed econtra est ex eius non esse. 8 ) Daher sagt Sp. ganz allgemein : naturam divinam ante oimiia contemplari debemus. Eth. II, prop. X. Schol. p. 8t>. 3 ) De E m . I n t . p. 450. Eth. I, prop. VUI. Schol. II, Epist. 64. p. 6 7 0 .

88 nach theils das E n t g e g e n g e s e t z t e , theils dasselbe. Sie rauss nämlich so eingerichtet sein, dass sie j e d e Ursache des unerschafTenen W e s e n s ausschliesst, dass zweitens d a s D a s e i n d e s s e l b e n s i c h v o n s e l b s t v e r s t e h e , dass sie endlich nichts Allgeraeines und Abstractes, sondern nur von der N a t u r eines Subj«cts, im G e g e n s a t z des Praedicativen, also im Sinn der ersten S u b s t a n z (jiQunrj ovotct) des Aristoteles enthalte, und ausserdem wieder so eingerichtet s e i , dass alle E i g e n t ü m l i c h k e i t sich daraus ableiten lässt. Man sieht, der C a u salnexus ist dem Philosophen die H a u p t s a c h e und w o , wie bei dem unerschaffnen W e s e n , eine weitere Ursache wegfällt, will er wenigstens ausgedrückt haben, dass e s s i c h s e l b s t U r s a c h e sei. Indem so die Definition das W e s e n des Dinges wfederg i e b t , weist sie zugleich damit auch die Verkettung nach, in der dasselbe sich mit den andern Dingen und der ganzen N a t u r überhaupt befindet; sie ist systematischer Natur, sie ist ein Theil des S y s t e m s , welches in seiner Ganzheit, wie oben b e m e r k t , das G a n z e der Natur wiedergeben und die Einheit darstellen soll, die die Seele mit dem Weltall hat ')• Die intuitive Erkenntniss ist also die auf Methode b e r u h e n d e , welche alles in Eins zusammenfasst, alles auf seine Ursache zurückgebracht enthält und so das Bild der Einheit der Natur in der höchsten Vollkommenheit abspiegelt. Das ist der Sinn der Methode und im Ganzen der Philosophie ü b e r h a u p t , unsere wahre Erkenntniss der ersten A r t , welche die einzelnen Dinge schon unter allgemeine Realbestimmungen fasste, zu einer Erkenntniss der letzteren Art zu machen, die alles in die absolute Einheit erhebt. Auch hier begegnet sich Spinoza mit Des C a r t e s , nur dass seine Auffassung wieder viel grossartiger und allgemeiner ist. D e s Cartes schrieb vor, 1 ) De Emend. Int. 4 1 7 . — Ibid. p. 4 4 9 : Scopus itaque e s t c i a r a s et distinetas habere i d e a s , tales videlicet, quae e x pura mente, et nun e x fortuitis motibus corporis factae siut. Dein de omoes irleae ad u a a m ut redigantur, conabimur eas tali modo concatenare, et ordin ä r e , ut iiiens nostrii, quoad eius fieri polest, referat obiective f o r mal i tatein, naturae quoad totam et quoad eius partes.

89 aus jeder Idee das Absolute ( w i e nach ihnen Leibnitz die z u Grunde liegende Monas) aufzufassen und davon a u s z u g e h e n ; Spinoza fasst aber das g a n z e S y s t e m der Erkenntniss z u sammen und will alle Ideen auf eine einzige zurückbringen, die so der Quell aller übrigen i s t , w i e ihr Gegenstand der Urheber der ganzen N a t u r . Das, s a g t er, wird die vollkommenste Methode sein, welche nach der Norm der gegebenen Cund zu Grunde gelegten) Idee des vollkommensten W e s e n s zeigt, welche Richtung die Seele bei ihrem Erkennen zu n e h men habe ')• Hier schon offenbart sich also der oben a n g e deutete Character des Spinozismus 5 die Philosophie, die E r forschung der W a h r h e i t , geht nicht bloss von der Idee des höchsten W e s e n s aus, sondern wie im Kreislauf immer wieder auf sie zurück. Der erhabenste und zugleich einfachste A u s druck dieser Anschauungsweise ist: der endliche wie der u n endliche Verstand muss die Attribute Gottes und seine A f fectionen begreifen und weiter nichts 2 ). Damit ist die Methode Spinoza's dein Umrisse nach b e schrieben, denn dieselbe ihrem Principe nach zu- begründen, in ihrer innern Nothwendigkeit zu begreifen, muss nach dem Ausspruche des Philosophen dem eigentlichen System v o r b e halten bleiben 3 ), in welchem sie dann auch namentlich eine ethische Bedeutung erhält und bei der L e h r e von der S u b stanz und ihren Bestimmungen sogleich unwillkührlich w i e d e r kehren wird. E s muss aber zum Schluss dieser Betrachtung noch besonders darauf aufmerksam gemacht w e r d e n , dass Spinoza die Methode des Philosophirens selbst von der M e thode der philosophischen Darstellung genau und wesentlich 1 ) De Emend. Int. pag.~426. 2 ) Daraus macht Spinoza noch eine w e i t e r e F o l g e r u n g , die aber v o n diesem Standpunkt der blossen Methodik noch nicht verständlich i s t : Hinc sequitur Meutern humanam partem esse'infiniti intellectus Dei. 3 ) De Emend. Int. pag. 4 3 1 . Interim inoueo, me hic essentiam uniuscuiusque pereeptionis eamque per proxiinam suam causam non explicaturum ; quia hoc ad P Ii i 1 o s o p h i a in pertinet, sed tantum traditurum id, quod Methodus postulat, id est circa quae pereeptio ficta, f a l s a et dubia versetur etc.

90 unterscheidet. J e n e , wie wir s a h e n , ist ihrem W e s e n nach a n a l y t i s c h ; wir haben die Idee G o t t e s und sollen aus dieser alles herleiten, wclches so g e s c h i e h t , dass wir von den einzelnen Dingen zu ihrer nächsten Ursache aufsteigen, dass wir also durch Kenntnissnahme alles Einzelnen das G a n z e zu begreifen t r a c h t e n , dessen uns gegebene Idee gleichsam der R a h m e n ist, in dem wir die einzelnen Dinge zusammenzufügen h a b e n ; denn j e mehr wir von den einzelnen Dingen erkennen, desto mehr erkennen wir Gott Dagegen ist nun aber die M e t h o d e d e r D a r s t e l l u n g , wie in der Exposition der cartesischen Philosophie, so in dem H a u p t w e r k e , der Ethik, nach der W e i s e Des C a r t e s ' die b e kannte s y n t h e t i s c h e W e i s e der Demonstration, in der Axiome und Definitionen vorausgeschickt werden und daran sich L e h r e ä t z e anschliessen, die durch vollständige, oft umständliche, synthetisch-mathemalische Beweise gestützt sind. Z w i s c h e n diesen Lehrsätzen sind häufig Scholien und Corollarien e i n g e s c h o b e n , die das Vorgetragene mitunter lichtvoll z u s a m m e n f a s s e n , mitunter weiter ausführen und wesentlich zum V e r ständniss des Ganzen dienen. Auch finden sich bald zum Schluss, bald zu A n f a n g der einzelnen Bücher der Ethik längere von der S t r e n g e der euclideischen Methode a b w e i chende Erörterungen, welche die Aufmerksamkeit des Lesers auf den folgenden Gegenstand critisch zu sammeln oder ihm weitere Gesichtspuncte zu eröffnen oder allgemeinere U e b e r sichten zu geben bestimmt sind. Man hat wohl diese g a n z e auf Des Cartes' Vorschriften beruhende Darstellungsweise heftig getadelt; in der That ist sie unangemessen und trocken, aber sie g e w ä h r t den Vortheil schneller Uebersicht; sie lässt V o r züge und Schwächen dieser Philosophie mit aller der U n g e schminktheit und Offenheit erscheinen, welche ihrem Urheber als erste Bedingung der W e i s h e i t gilt. —

1) Kth. pars V. prup. 24. — Demonstr. patet ex Coroll. Prop. 85 part. I.

91

B.

D i e I) und darin, ohne revolutionäre Bewegungen fürchten zu müssen, die nöthige Sicherheit, aber auch vor Unterdrückung, bewahren k ö n n e 2 ) . D e m g e m ä s s bemerkt er in Bezug auf die Monarchie z u n ä c h s t , die allgemeinen Schwierigkeiten dieser V e r f a s s u n g lägen darin, dass e i n Mensch durchaus nicht im S t a n d e sei, alle S t a a t s g e w a l t in sich zu vereinigen (wie doch die V o r aussetzung laute) und daher gezwungen w e r d e , sie mit A n dern z u theilen, w a s oft zum Schaden der Unterthanen a u s s c h l ü g e 3 ) ; dass ferner e i n Herscher unmöglich alle V e r hältnisse im Staate übersehen und klar beurtheilen k ö n n e 4 ) ; endlich, dass bei der Monarchie das Umschlagen in eine d e spotische Regierungsform nahe liege 5 ). Beide Uebel mit e i nem Schlage zu vermeiden, muss also das Volk von vorn herein dem König eine Cständische) Behörde zur Seite s e t z e n , die theils die Verhältnisse der Unterthanen kennt und f ü r ihr W o h l w a c h t , theils auch die S u m m e der I l c r r s c h e r gewalt selbst mit dem Fürsten theilt 6 ). Diese Behörde, C o n 1) 2) 3) 4) 5) 6)

T r a c t . polit. VI. §. 3. — V » . §. 3 0 . Ebend. VI. §. 3. Ebend. VI. §. 5. Ebend. VII. §. 3. Ebend. VI. §. 4. Tractat. polit. VI, 16—18.

11

163 cilium oder Reichsversammlung genannt, ist vom Könige aus dem V o l k e zu wählen, das zu diesem Behufe in bestimmte Abtheilungen z e r f ä l l t 1 ) , und zwar aus allen waffenfähigen Männe'rn, und aus allen Theilen des Landes, damit möglichst Jeder vertreten w e r d e ; die Zahl der Abgeordneten muss sehr gross sein, um Bestechung unmöglich zu machen, aber durch jedesmaliges Ausscheiden eines Theils im L a u f e weniger Jahre immer wieder erneut werden, um das nöthige Leben darin zu erhalten. Die Abgeordneten 2 ) dürfen nicht unter fünfzig Jahr sein. Ist dieses Parlament nicht versammelt, so sitzt an seiner Stelle ein,/\usschuss von fünfzig Männern, der die R e gierung überwacht 3 ). In der Monarchie darf ferner ein Adel nicht existiren, wclcher den Fürsten nur vom V o l k e trennt und ihm durch Ehrgeiz selbst nie aufhört Gefahr zu drohen, so dass er wohl gar, um beschäftigt zu werden, den Fürsten K r i e g anzufangen veranlasst, dessen Vermeidung der Staatsz w e c k grade ist 4 ). Adelsrang hat nur die königliche F a milie, aus der nach dem Recht der Erstgeburt der Nachfolger des Monarchen hervorgeht 5 ). Der Herrscher darf nur eine Einheimische zur Gemalin haben: eine fremde Gemalin würde leicht Verhältnisse zum Ausland herbeiführen, die dem Staate Gefahr drohen 6 ). Jenen Staatsrath nennt Spinoza den reeeptiven Theil der geistigen Staatsthätigkeit: der Fürst ist der Gedanke, das eigentliche Haupt des Staats. Er entscheidet daher über die Gesetze, welche der Staatsrath vorschlägt 7 ). Im Felde führt er das Heer, welches aus sämmtlichen Bürgerii besteht und

1 ) Ebend. V I , 9 ; V I ,

11.

2) S p i n o z a spricht bald siliarii —

indess

voll C o n c i l i u m ,

tragen

bald

von Consilium und

diese M ä n n e r mehr den Character v o n

ConAb-

geordneten, denn von Rüthen des Herrschers, dessen Minister a u s s e r dem noch e r w ä h n t

werden.

3 ) Tractat. pol. V I I , 9. V I , 4 ) Ebend. V I ,

13—14.

5 ) Ebend. V I ,

38.

6 ) E b e n d . V I , 36. V I I , 34. 7 ) E b e n d . V I I , 5.

84.

163 auf welchem zumeist seine Sicherheit beruht; diess darf aber durchaus nicht fremde Söldlinge enthalten, welche kostspielig und äusserst gefährlich sein würden '). Alles unbewegliche Eigenthum, namentlich der Boden, ist S t a a t s e i g e n t u m , das den Einzelnen zum einstweiligen Besitz j e nach Bedürfniss gegen eine gewisse Abgabe überlassen wird®). Zwischen den Bürgern muss möglichste Gleichheit obwalten; alle m ü s seu sich gleicher Rechte erfreuen, wie sie gleiche Verpflichtung in Vertheidigung des Staats haben *). Die richterliche Thätigkeit muss in g r o s s e n , gewählten Geschwornencollegien vor sich gehen, damit J e d e m unverkürzte Gerechtigkeit w e r d e , und Betrug und B e s t e c h u n g , Irrthum und Ucbereilung u n möglich s e i 4 ) . Der F ü r s t hat vor allen Dingen dahin zu streben , dass er den Willen der grössten Menge des Volks erfahre und danach r e g i e r e 5 ) , weil seine Herrschaft nur beständig ist, wenn er das W o h l des Volks, das es durch seinen Willen ausdrückt, als höchsten S t a a t s z w e c k im A u g e behält: des Volkes W o h l sein ist sein eignes W o h l und der Wille desselben die Macht, welche ihn t r ä g t 6 ) . Daher schadet die Oeffentlichkeit der Staatsverhandlungen w e n i g e r , als sie n ü t z t 7 ) . Spinoza f ü g t über die G e w ä h r der V e r f a s s u n g hinzu: das R e i c h s g r u n d gesetz ist gleichsam als eine ewige Verordnung ( R i c h t u n g ) des Königs anzusehen, so dass auch seine Minister ihr selbst dann gehorchen, wenn der König es einmal nicht wollte, d a mit in der That alles nach dem Befehle des Königs geschehe, der durch einen fernem Willen seinen ersten, gleichsam f u n 1) Ebend. VI, 9 - 1 0 . 2) Ebend. VI, 12. Gewiss nimmt daher Sp. auch kein Erbrecht in der Monarchie a n , wie er denn die fürstliche Succession sich so denkt, dass'nicht der Fürst den Thron vererbe, sondern durch seinen Tod der erledigte Thron der Disposition des Volks anheimfalle, welches durch die Verfassung schon ein für allemal darüber verfügt. Ebend. VII, 35. 3) Ebend. VI, 9. 4) Ebend. VI, 36—38. VII, 2 0 - 2 1 . 5) Ebend. VII, 11. 6) Ebend. VII, 5. 7) Ebend. VII, 29

164 damentalen W i l l e n nicht aufheben kann S o ist in der M o narchie alles Hecht königlicher W i l l e , wenn gleich nicht aller W i l l e des Königs Recht i s t 2 ) . Heut zu T a g e würden wir eine solche Verfassung eine democratisch-socialistische Monarchie mit Einkammersystem nennen. Schliesslich versichert Spinoza von derselben, man könne darin eine hinreichende Freiheit gcniessen, wenn man eifrig über der Aufrechthaltung der Verfassung, namentlich g e g e n Uebergriffe des Herrschers, w a c h e 3 ) . ß. A r i s t o c r a t i e . Die aristocratische Verfassung hat Spinoza mit Sorgfalt und Vorliebe behandelt, w i e er denn der Meinung i s t , dass sie diejenige sei, welche am unvergänglichsten aufgeführt w e r den könne und somit von dieser Seite, da Dauerhaftigkeit ganz besonders die Güte z e i g t , als eine der besten angesehen werden müsse 4 ). Nun denkt er sich zuerst eine Aristocratie, die auf eine einzelne Stadt sich stützt; die vollendetere Form

1 ) Ebend. V I I , 1.

Sp. vergleicht

den eigensinnigen

König

geistreich

mit dem Odysseus, der den Sirenengesang hört. Die Minister müssen ihn an dem Mastbaum des Staatsschiffes, der V e r f a s s u n g , halten und nuf seine Bitten und Befehle nicht hören,

gebunden

bis er zu sich

gekommen ist. 8 ) Ebend. V I I , 1.

3 ) Ebend. V I I , 3 t .

4 ) Cap. X . §. 9. Tract, polit. —

Zwar

Démocratie ein omnino absolutum nicht s a g e n ,

nennt

er

gleich

hinterher

imperium, doch w i l l

diess

die

wohl

dass die Démocratie die absolut-beste Verfassung sei,

wenn gleich absolutum auch nicht im Sinne des Absolutismus in heut zu T a g e üblicher Bedeutung des W o r t s zu verstehen ist.

Absolutum

imperium ist ein solches, das in sich die G e w ä h r t r ä g t , nicht umgestürzt zu werden (cf. Cap. V I I I , §. 5).

In der Monarchie und A r i -

stocratie muss die Herrschergewalt künstlich gestützt und erworben w e r d e n , in der Démocratie ist sie von selbst da.

Dort ist auch i m -

mer die Freiheit in G e f a h r , in der Démocratie nicht — wie Spinoza zu meinen scheint (Tractatus theologico-polit. Cap. X V I ) .

Dennoch

äussert er sich zu wiederholten Malen gegen die V o l k s g e w a l t ( t e r r e t vulgus, nisi metuat), kehrt stets die Aristocratie h e r v o r , w i e er sich

165 ist ihm a b e r eine B u n d e s a r i s t o c r a t i e , nissmässig gleichberechtigte Von

an der m e h r e r e

Städte Theil

der erstem sprechend,

verhält-

nehmen.

stellt er den B e g r i f f d e r A r i -

stocratie z u n ä c h s t fest als der H e r r s c h a f t a u s e r w ä h l t e r zier, w e l c h e , ihr C o r p s Patrizier er s o ,

n e u e M i t g l i e d e r selbst im

dass

Verhältniss einer a u f

zur

adoptiren r ) .

Zahl

Die der

als

der E i n w o h n e r

In

der

Mensch

Monarchie allerlei

unfähig

sicher

eine

sein

war

nur

Schwächen oder

Aenderung

im

Staate

n u g , u m alle

Verhältnisse zu übersehen

seiner

Grösse

wegen

immer

seiu

kann, seinen

hervorbringt.

den

Diess

R a t h der A r i s t o -

er ist z a h l r e i c h und z u

nur

das

Umsturz

ge-

beherrschen; Vernünftige

denn im Leben zur aristocratischen Parthei hielt, so haupt am Staate Theil nahm, und

sind

Spitze,

und d u r c h

Der

cratie b r a u c h t k e i n e H e l f e r im R e g i e r e n , kann

Diese

Rath2).

an der

unterworfen

werden mag

in der

bestimmt

grossen

einer

a l l e s ist in der A r i s t o c r a t i e u n m ö g l i c h .

er

Zahl

V o r l h e i l e d i e s e r V e r f a s s u n g g e g e n die M o n a r c h i e

leicht i r r t , Tod

Die

j e f ü n f z i g Unterlhanen kommt.

P a t r i z i e r b i l d e n a l s o einen s e h r z a h l r e i c h e n evident.

Patri-

ursprünglich auf L e b e n s z e i t erwählt, nachher

viel er

der

über-

holländischen

Verfassung und Aristocratie im Jahre 1674, wobei sein Wohlthäter und Freund Johannes de W i t t so schmählich unikam, als reipublicae eversio bezeichnet (cap. I X , § . 1 4 ) . Spricht er also im Tractat. theol.polit. (tom. I. pag. 3 6 6 — 7 6 . ) von der Democratie

so,

dass er

sie

allen andern Verfassungen vorzuziehen scheint, so ist diess nur der Fall heit,

vom

Standpunct der persönlichen F r e i h e i t

und

Gleich-

während es ihm nicht entgieng, dass democratischc V e r f a s -

sungen steten Erschütterungen und Veränderungen unterworfen sind, wogegen^die E r h a l t u n g

der Ruhe und Ordnung in der

Aristo-

cratie leichter möglich ist. Man kann es auch characteristisch

finden,

dass er den Altschnitt über die Democratie nicht vollendet hat. der That möchte es unmöglich sein,

den

Beweis zu

fähren ,

In

dass

eine Democratie, wie sie Spinoza sich denkt, w o keine Repräsentation oder Vertretung stattfindet, also A l l e an den Uoheitsrechten unmittelbar Theil nehmen, in einem einigerinassen grossen Staate überhaupt nur möglich sei. 1 ) Tract. polit. V I I I . I . 8. 2)

Ebend. V I I , 2. 13.

166 wählen — vor allen Dingen ist er unsterblich '). E r besitzt daher eine ungeheure M a c h t , welche zu erhalten alle S o r g e in Anspruch nimmt. Diese Macht kann nun theils durch Z w i s t im Innern, theils durch das Aufstreben der Menge des V o l k s Cder Plebejer) geschmälert und gefährdet w e r d e n 2 ) . Darum muss gesorgt werden, dass zuerst die Patrizier so viel als möglich einander gleich sind 3 ). S i e müssen erst mit den M a u nesjahreu in den grossen Rath kommen und möglichst einer Religion f o l g e n 4 ) ; sie müssen e i n G a n z e s , einen Willen a u s machen 5 ). S i e müssen alles t h u n , um durch Klugheit und Staatskonst sich auszuzeichnen, damit sie es in allen Dingen auch wirklich den Plebejern zuvorthun — dann erst ist in der That die Herrschaft ihre 6 ). Namentlich müssen sie die K r i e g s kunst v e r s t e h e n , um im F e l d e an die Spitze der Plebejer treten zu können, welche übrigens allein das Heer bilden dürfen, weil fremde Söldner wie in der Monarchie, auch hier äusserst gefährlich sind und nur im höchsten JVothfalle zu Hülfe genommen werden dürfen 7 ). S i e haben auch die priesterlichen Verrichtungen des Taufens, Trauens 11. s. w . , w ä h rend das Predigen auch für die Plebejer frei i s t 8 ) , sie trageu ein besondres Abzeichen und eigentliümliche Kleider, um sich auch äusserlich gleich von dem V o l k e zu unterscheiden 9 ). D a s Amt des grossen Raths ist e s , G e s e t z e zu geben und aufzuheben , sich selbst zu ergänzen und alle Staatsbeamten zu erwählen , 0 ). Da nun bei einem so gewaltig grossen Regierungskörper die Verwaltung sehr unbehülflioh sein w ü r d e 1) 2) 3) 4) 5) 6)

Ebend. VIII, 3. 0. Ebend. VIII, 4 . Ebend. VIII, 15. Ebend. VIII, 46. Ebend. VIII, 19. Ebend. VIII, 4 4 . Apprime observavitnus, ut plebs tarn a consiliis, quam a suifragiis ferendis arceretur. 7 ) Ebend. VIII, 9. Diesen Gedanken eines V o l k s h e e r e s verdankt Sp. wohl dem Macchiavelli, dessen Patriotismus ihn ans der römischen Geschichte wiederfand.

8 ) Ebend. VIII, 46.

9 ) Ebend. VIII, 47.

10) Ebend. VIII, 7 .

167 und es doch gefährlich i s t , einen Anführer oder Herzog CDoge) an die Spitze zu stellen , weil daraus leicht monarchische Bewegungeil entstehen könnten so ist erstlich aus den Patriziern ein kleinerer Rath der Syndici zu wählen zu dem Zwecke, über der Erhaltung der Verfassung zu wachen und jeden dagegen fehlenden Patrizier und Beamten zur R e chenschaft zu ziehen. Z u dem Syndicat sind nur alte Männer vom sechszigsten Jahre au zu wählen, welche die Verfassung und was dem Reiche frommt, durch bewährte Erfahrung kennen. Ihre Zahl soll sich zu der der Patrizier wieder wie eins zu fünfzig verhalten. Diese Syndici haben das Recht, den grossen Rath zusammenzurufen und die Gesetzesvorlagen zu machen: sie sitzen in demselben,, aber ohne Stimmrecht. Aus ihnen wird ferner durch den grossen Rath ein Ausschuss von zehn oder mehreren gewählt, welcher täglich sitzt und einen täglich wechselnden Vorsteher au der Spitze hat®). Dieser Ausschuss besorgt die laufenden Geschäfte des S y n dicats, nimmt Klagen an, bereitet die Vorlagen vor und wacht insbesondere über das Verhalten aller im Staate thäligen Beamten u. s. w. 3 ). Ausser dem grossen und dem Rathe der Syndici schlägt nun Spinoza zweitens noch einen Senat vor, der die eigentliche ausübende Behörde bildet, so dass also der grosse Rath die Summe der Gewalt nur in der G e s e t z o

gebung Cder Sanctionirung des ihm Vorgeschlagenen) und in der letzten Entscheidung über die wichtigsten Dinge überhaupt besitzt, die Syndici oberrichterliche oder besser inquisitorische Gewalt h a b e n 4 ) , dieser Senat mehr die eigentlichen Regie1) 2) 3) 4)

Ebend. VIII, 18—19. Ebend. VIII, 31 - 27. Ebend. VIII, 28. Nach Art des Areopag von Solon bis Pericles oder des Raths der Zehn (nachher der Urei) in Venedig. Sp. v e r r ä t h Oberhaupt in diesem Abschnitt stillschweigend viel Bewundrung der Venetianisehen Verfassung. — E r vergleicht sein Syndicat mit der römischen JDictatur, welche e r so a n s i e h t , dass sie zur Aufrechtlialtung der Verfassung allein gedient h a b e , während der Sinn dieses Amts bekanntlich a l l gemeiner war. Sein Syndicat will die Mängel der Oictatur vermeiden,

168 rungsgeschäfte besorgt. Er promulgirt die Gesetze (muss wohl gemeint sein: publicirt die G e s e t z e ) , befestigt die Städte, stellt die Offiziere und Unterbeamten au, vertheilt die Steuern, unterhandelt mit den Gesandten und schickt Gesandte, die aber uur der grosse Rath wählen darf. Denn da nur Patrizier zu diesem Amte der Gesandten zugelassen werden dürfen, könnte der Senat, wenn er sie ernennte, leicht Gegenstand der B e stechung und Gunstbezeugungen der ehrgeizigen Patrizier werden ')• Der Senat muss aus den klügsten und energischsten, aber über fünfzig Jahre alten Patriziern bestehen, auch so gross sein, dass jeder Patrizier Aussicht hat, wenn nicht Syndicus, doch Senator zu werden, welche Eröffnung einer eigentlichen Staatslaufbahn das Regierungstalent und einen heilsamen W e t t e i f e r ausbildet. Der Senat wechselt jährlich und versammelt sich von Z e i t zu Zeit, indem er immer beim Auseinandergehen einen Ausschuss ernennt, der die laufenden Geschäfte besorgt, mit sechs wechselnden Vorstehern ( c o n sules) an der Spitze 2 ). Spinoza führt die Geschäftsordnung und Regierungsmaschinerie genau aus, wobei ihn immer der Gesichtspunct leitet, das Umschlagen ins Monarchische, was er mit Recht für die Aristocratie fürchtet und ja an seinem Vaterlande erlebte, unmöglich gemacht zu sehen 3 ). Die G e richtsverwaltung soll ähnlich sein, w i e in der Monarchie, die Richter dürfen nur Patrizier sein; es findet Appellation an die Syndici statt 4 ). Die auf mehrere Communalwesen (einem Städtebund) gestützte Aristocratie hält Spinoza für die vollendetere 5 ).

ohne ihre V o r t h e i l e z u verlieren ( A d scelera p r o p a g a n d a a d malitiam coercendain putentiores. C a p . I X ,

debiliores,

1—2).

1 ) Ebendaselbst V I I I , 3 9 — 3 8 . 2 ) E b e n d . V I I I , 33 u. 34. 3 ) Ebend. V I I I ,

18.

4 ) Ebend. V I I I , 3 8 — 4 1 .

Merkwürdig

ist,

dass

Sp.

den

Zustand

der

P l e b e j e r g a r nicht beachtet, die den Patriziern gegenüber in der Tliat g a n z rechtlos 5 ) Urbes itaque, esse d e b e n t ,

erscheinen. q u a e Civitatis iure

gaudent,

ita

conditae

et inunitae

ut unaquaeque s o l a sine reliquis subsistere quidem non

169 Sie unterscheidet sich von der eben geschilderten einfachem F o r m dadurch, dass, wie sie aus mehreren gleichberechtigten Städten besteht 1 _ ), so auch ebensoviele, also mehrere P a t r i zierversammlungen besitzt, die durch einen nach Verhältniss der Menge gewählten Senat untereinander zusammenhangen da ein allgemeiner grosser Rath aller Städte nur im ä u s s e r steu Falle, wenu es sich um Aenderung der V e r f a s s u n g selbst h a n d e l t , zusammengerufen wird 3 ). F ü r j e d e einzelne Stadt besteht dann wieder ein S y n d i c a t , in ähnlicher W e i s e w i e oben beschaffen 4 ) ; ferner werden für j e d e Stadt zur laufenden V e r w a l t u n g Consuln gewählt, die gleichsam einen städtischen Senat, die Communalbehörde, bilden. Die Z a h l der Mitglieder desselben richtet sich nach der Grösse der S t a d l 5 ) . Ebenso hat j e d e Stadt ihre besondern patrizischen Richter. Sonst lässt sich alles weitre auf die erstere Forin zurückführen. y.

Democratie.

Spinoza hat die democratische Verfassung nicht a u s g e f ü h r t : nur die allgemeinsten Definitionen darüber sind von ihm noch niedergeschrieben worden. Man sieht daher n u r , dass er unter einer Democratie diejenige Staatsform v e r s t e h t , jeder B ü r g e r in der Reichsversammlung Stimme und zu jedem Staatsamt freien Z u t r i t t h a t 6 ) . J e nachdem nun das B ü r g e r -

1) 2) 3) 4) 5) 6)

possit, sed contra, ut a reliquis deficere nequeat absque m a g n o totius imperii detrimento: hoc enim modo semper unitae manebunt. At quae ita constitntae sunt, ut nec se c o n s e r v a r e , nec reliquis formidini esse queaut, eae sane non s u i , sed reliquarum iuris absolute sunt. T r a c t , polit. Cap. IX, 2. Ebend. IX, 3. Numeri Patriciorum ratio ad numerum Multitudinis. Ebend. IX, 5—6. Ebend. IX, 6. Ebend. IX, 10. Ebend. IX, 11. Tractat. polit. Cap. XI, 1. — Democratia definitur coetus universus hominum, qui collegialitvr sum in urn ius ad omnia, quae potest, habet. 'J'ractatus theologico-polit. p. 365.

170 recht allgemeiner oder weniger allgemein; oder j e nachdem innerhalb der Bürgerschaft der Zutritt zum Staatsparlament und zu Aemteru wiederum eingeschränkt ist, lassen sich verschiedene Formen der Democratie denken >); doch Spinoza will nur mit der reinen Democratie zu schaffen haben d. h. mit derjenigen, wo absolut alle, die den Staatsgesetzen unterworfen sind und selbständig, auch jene Bürgerrechte ausüben a ). Fremde, Unselbständige uud Weiber müssen davon ausgeschlossen sein. Der Vorzug der Democratie besteht darin, dass sie das natürliche Verhältniss der Gleichheit am meisten festhält, die grösste Freiheit gewährt und weil so viele au der Regierungsgewalt theilnehmen, am ersten vor schlechten Maassregeln gesichert zu sein scheint, so dass sich der Einzelne auch besser fügen kaun, da er ziemlich gewiss ist, man werde nur das Vernünftige von ihm verlangen 3 ). B,

Ueber das Verhältniss der Religion zur und zum Staate 4J.

Philosophie

Spinoza's Untersuchungen über das Verhältniss der T h e o logie und der Religion zur Philosophie, dann über das V e r hältniss der Religion und Philosophie zum Staate müssen

1 ) Tract. polit. XI, 2. 2 ) In quo omnes absolute, qui s o l i s legibus patriis tenentur et praeterea sui iuris s u n t honesteque v i v u n t , ius suffragii in supremo Concilio habent muneraque iinperii subeundi. Tract. polit. X I , 3. 3 ) Tract. t h e o l . - p o l i t . Cap. X V I . pag. 3 6 5 — 6 6 . 4 ) Im Tractatus tkeologico-politicus ist diess verhandelt, der w o h l schon mehrere Jahre v o r seiner Herausgabe ( 1 6 7 0 ) fertig w a r . Man v e r gleiche darüber Dr. Carl Thomas „ S p i n o z a a l s M e t a p h y s i k e r vom ¡Standpuncte der historischen Critik" ( K ö n i g s b e r g 1 8 4 0 ) , erster A b schnitt pag. 19. Thomas geht indess w o h l zu w e i t , w e n n er meint, S p . habe a l l e seine philosophischen Schriften bis 1 6 6 3 fertig g e h a b t ; n a mentlich die Ethik ( p a g . 1 6 , 2 0 . ) . Seine Gründe halten dafür nicht Stieb. Darin aber hat er Recht, dass w i r über Spinoza's S y s t e m lange nicht hinreichend unterrichtet sind und eigentlich nur Trümmer desselben ( f ü r die M e t a p h y s i k ) besitzen , wie diess schon oben p a g . 7 0 bemerkt w u r d e .

171 schliesslich als eine wesentliche Seite seiner philosophischen Bestrebungen mit aufgefasst werden, wenn sie gleich ein positives, von ihm ausdrücklich als uicht-philosophisch anerkanntes C l e m e n t , die göttliche Offenbarung der Schrift v o r a u s setzen. Andererseits bieten sie wieder durch die E r ö r t e r u n g eines Grundproblcms aller Philosophie, des Verhältnisses von Glauben und W i s s e n , eine speculative W e n d u n g dar. a.

Verhältniss

der Religion und Theologie zur und Philosophie.

Vernunft

Der Philosoph eröffnet sich hier den W e g durch eine historische Critik der Schriften des alten Bundes, in welcher gründliche Sachkenntniss und nüchterne Anschauungsweise über den so viele Jahrhunderte langen Unsinn und T r u g einen glänzenden Sieg davontragen '). Er weist n a c h , dass das alte Testament eine Sammlung von Schriften w ä r e , die erst nach der babylonischen Gefangenschaft, vielleicht durch Esdra, veranstaltet worden sei; dass die Schriften selbst von den allerverschiedensten, uns nur in den wenigsten Fällen b e kannten Männern und aus den verschiedensten Zeiten h e r rühren: dass sie mehr als fragmentarische Geschichtsurkunden, denn als Religionsbücher oder gar als „ G o t t e s W o r t " angesehen werden miissten. Vor allen Dingen hebt er den Begriff der Prophetie hervor. Die Propheten sind Leute, welche durch den göttlichen Geist erregt werden, Vernunft und Sittlichkeit zu predigen. Gott offenbart sich ihnen in Worten uud Zeichen. Die Gewähr, dass sie ächte Propheten sind, litegt einzig und allein darin, dass sie auf eiue der V e r nunft gemässe Moralität aus sind; alles andere, als diese E r mahnung zur Sittlichkeit, ist bei ihnen Nebensache, Die 1 ) S o unbefriedigend heut zu T a g e seine Ansichten erscheinen mögen, w e l c h e j a im 18ten Jahrhundert bis z u r grössteu Plattheit und Geistl o s i g k e i t herabgedrückt und in dieser traurigen Gestalt vom R a t i o nalismus bis zum Ekel w i e d e r h o l t w u r d e n , s o wird man darum doch nicht gering von ihnen d e n k e n , w e n n man ü b e r l e g t , g e g e n w e l c h e n W u s t der Meiuuugen z u e r s t Spinoza mit ihnen glücklich ankämpfte,

172 Vernunft ist und bleibt die Richterin über alle wahre oder vermeinte Prophetie De"" grösste Prophet ist daher Chris t u s , da diesem weder durch W o r t e noch durch Visionen, sondern u l i m i t t e l b a r Cd. h. in seinem Geiste) Gottes Willen offenbart worden ist ; daher Christi Stimme Gottes Stimme genannt wird und man allerdings Recht hat, wenn man sagt, die göttliche Weisheit habe in Christo die menschliche Natur angezogen und Christus sei der W e g des Heils 2 ). Die mosaische Verfassung hat in gleicher Weise die Bedeutung, das jüdische Volk innerhalb des ihm gelobten, d. h. ihm angemessenen Landes zur Vernunft und Tugend zu erziehen. Alle Bestimmungen derselben haben allein diesen Zweck — sie können daher mit Recht als göttlich bezeichnet werden. Ueberhaupt enthält die richtig ausgelegte Schrift, wenn sie ausdrücklich lehrt, durchaus nichts, was der Vernunft widersprechend wäre, sondern nur höchst einfache Sachen, die j e dem Unbefangenen unmittelbar zugänglich sind. Nuribedient sie sich einer solchen Redeweise und solcher Gründe, wie sie auf die gedankenlose Menge Eindruck machen und ihren Zweck bei dieser erreichen, als W u n d e r , Drohungen, Versprechungen u. s. w. 3 ). Das Resultat der ganzen Betrachtung ist, dass dasjenige, was mau das W o r t Gottes nennt, nicht^eine bestimmte A u zahl Bücher sei, sondern der einfache Begriff des den P r o pheten sich offenbarenden Geistes, nämlich: G o t t v o n g a n z e m G e m ü t h e z u g e h o r c h e n — ein Gehorsam, den man durch Gerechtigkeits- und Nächstenliebe a l l e i n beweist. Der grosse Unterschied zwischen Religiosität und Philosophie besteht daher darin, dass wir in der Philosophie allein mit der V e r n u n f t , diesem natürlichen und unverfälschten Lichte in uns, zu thun haben; in der Religion aber der G e h o r s a m von uns gefordert wird. In der Philosophie kommts aufs E r k e n n e n , in der Religion auf den G l a u b e n an. 1 ) Tract. theol. Cap. I—II. 2 ) Ebend. Cap I. pag. 163. 3 ) Diess beschäftigt den ersten Tbeil des Tractatus: die Cap. I - X I I .

173 So wollte Moses die Israeliten nicht durch Vernunftgründe überzeugen, sondern durch einen Bund mit Gott, durch Schwüre und Verpflichtungen fesseln — sie sollten Gott zum Führer zu haben glauben und ihm so gehorsam sein Der Glaube aber und der Gehorsam gegen Gott kann sich w i e gesagt einzig und allein darin z e i g e n , dass man „seinen Nächsten mehr liebt als sich selbst'', welches die Summe aller göttlichen Gebote ist und alle andern in sich selbst enthält, so dass die Ausführung dieses Gebots einzig als Norm des wahren katholischen, d, h. allgemeinen Glaubens angesehen w e r den darf. Die Frucht des Glaubens ist also Gehorsam, die Frucht des Gehorsams Liebe. W e r die Liebe nicht hat, ist weder gläubig noch gehorsam: sie ist der Geist Gottes, d e ren Besitz allein die Gewähr der rechten religiösen, d. h. gläubigen und gehorsamen Gesinnung bietet 2 ). E s kommt der Religion gar nicht darauf a n , ob man durch Vernunftgründe von der Wahrheit dessen überzeugt sei, w a s sie lehrt, wenn man ihr nur mit frommem und gläubigem Herzen folgt. Freilich darf man dasjenige, was mau glauben soll, nicht durch die Vernunft als unwahr erkannt

1 ) D a v ó n handelt das X V .

Capitel.

2 ) F i d e s il OD per s e ,

tantum

sed

qui v e r e est o b e d i e n s , —

ratione

obedientiae salutifera. —

necessario verain et salutiferain

E x quibus iterum sequitur,

nos

neminem

iudicare

Is,

habet firiem. posse

fidelem

aut infidelem esse, nisi ex operibus. N e m p e , si opera bona sunt, quamvis doginatibus dissentiat ab aliis fidelibus, fid e Iis tarnen e s t ; et c o n tra si mala sunt,

quamvis verbis

conveniat,

P e r hoc, inquit Ioannes, c o g n o s c i m u s , manet in n o b i s ,

quod

(amen

est. —

in eo manemus

infidelis

et ipse

quod de spiritu suo dedit n o b i s ,

nempe Charitatern.

D i x e r a t enim a n t e a , Deum esse Charitatem, unde concludit, eum r e v e r a Spiritum Dei h a b e r e ,

qui Charitatern

habet.

Immo

quia nemo

Deum v i d i t , inde concludit, neminem Deum seDtire v e l a n i m a d v e r t e r e , nisi

ex

sola

Charitate

erga

proximuin

atque

aliud Dei attributum noscere posse, p r a e t e r tit. X I V , pag. 3 4 3 — 4 4 . Elhik : ihr Z i e l schieden.

Mau sieht

adeo

neminem

liane Charitatern.

etiam Tract,

hier den Zusammenhang mit d e r

ist mit d e r R e l i g i o n d a s s e l b e ,

nur das Mittel

ver-

174 haben: ein solches kann Niemand glaubeil, ohne mit sich in W i d e r s p r u c h zu gerathen und unsittlich zu handeln. Man muss daher s a g e n , dass zum allgemeinen Glauben nur das gerechnet werden dürfe, w a s für alle wohlgesinnte Leute über jeden W i d e r s p r u c h erhaben sei. Diess w ä r e e t w a folgendes: zuerst, dass es ein höchstes W e s e n giebt, dessen G e r e c h t i g keit uns mit Ehrfurcht, dessen Mitleiden uns mit Liebe, d e s sen Einzigkeit uns mit Bewunderung erfüllen m u s s ; dass dieser Gott überall g e g e n w ä r t i g sei, alles w i s s e und alles beherrsche; dass wir ihm Gehorsam schuldig seien. Dieser Gehorsam oder die Verehrung desselben bestehe einzig und allein in der Gerechtigkeit und Nächstenliebe, so dass Alle, die einer solchen Lebensweise sich bestreben, der S e l i g k e i t ; alle andere a b e r , welche der Sinnlichkeit und ihren Lüsten fröhnen, der Verdammung entgegengingen; endlich, dass Gott den Reumüthigen ihre Sünden v e r g e b e ; denn ohne diess müsste j eder an seiner Rettung verzweifeln, da J e d e r , auch der Beste, zu Zeiten fehlt Diess sind im Allgemeinen die Grundsätze der ächten und bei allen Menschen möglichen Frömmigkeit; was darüber hinausgeht, bleibt billig dem Gewissen des E i n zelnen überlassen. Das Verhältniss der Theologie zur Philosophie stellt sich also als ein solches heraus, dass beide Gebiete von einander getrennt, keineswegs aber einander widersprechend seien, n a mentlich fallen sie in ihrem Endresultat fder practischen Liebe) zusammen. Die Schrift lehrt keine Philosophie, sondern F r ö m migkeit und deren I n h a l t , wie es dem grossen Haufen des Volkes angemessen ist. W e r diesen Inhalt zur Philosophie erheben will, muss nothgedrungen den Propheten und andern heiligen Männern vieles beilegen, woran sie nicht gedacht h a ben : er verfälscht die einfache Lehre 2 ). W e r aber auf der andern S e i t e die Vernunft der Theologie unterwerfen will,

1) pag. 345. Aelinlich Herbert (de verifate) articuli, denen die Deisten häufig folgten. 2) Ebend. Cap. XV, pag. 349.

in seinen bekannten fünf

175 erlaubt s i c h , eine endliche Lehrforra zur ewigen W a h r h e i t erheben zu wollen: er ist Obscurant Man muss freilich damit anfangen, die S c h r i f t d u r c h d i e S c h r i f t zu e r k l ä r e n , wie man zu sagen pflegt, so lange man nämlich den wahren Sinn der Reden und Meinungen der Propheten noch nicht verstanden h a t ; hat man ihn aber gefunden , so m u s s man ihn dem U r t h e i l d e r V e r n u n f t unterwerfen, ehe man ihm Zustimmung ertheilt 2 ). W a s der Vernunft widerspricht, kann und darf man nicht glauben, denn s i e , unsere höchste Gabe und göttliches L i c h t , ist so weit entfernt, verfälscht und verdorben werden zu k ö n n e n , dass sie vielmehr als der einzige Maasstab betrachtet werden muss, nach dem sich u n ser Inneres zu richten h a t 3 ) . Diess darf aber wieder nicht so verstanden werden, als ob der Inhalt der Schrift mit m a thematischer Schlussform als wahr deducirt werden solle, wodurch die Theologie zu einem blossen Theil der Philosophie herabgesetzt werden würde. W i r können das Grunddogma der Theologie C Partizip. IV. Das dingliche Beziehungswort Gnomen relativum), Präposition. V . Das Handlungswort (nomen actionis), Infinitiv 2 ). VI. Das den Modus und die Beziehung der Handlung b e zeichnende Wort, Adverbium. Dass alle diese Wörter Nomina seien, soll nichts anderes heissen, als dass sie Alle die Eigentümlichkeiten des Nomen haben, G e n u s , P l u r a l , R e c t i o n , A r t i k e l , D e c l i n a t i o n , soweit die Natur des durch die jedesmalige Art des Nomen bezeichneten Etwas es erlaubt. Sonach kann G e n u s nur bei Nomina von D i n g e n eintreten, die geschlechtlich v e r schieden sind 3 ) , also bei Substantiv und Pronomen, ferner bei den auf die Dingwörter bezogenen Adjectiva und Partizipia 4 }, endlich bei den, von Spinoza als Adjectiva des Subjects aufgefassten 5 3, Verbalformen des Präteritum, Futurum, Imperativ, die durch Suffixe und Präfixe das Genus bezeichnen. 1 ) XXXIII, 1 : Participia adiectiva s u n t , quae actionem r e i orane quod verbo significan solet tanquam r e i a f f e c t i o n e m v e l m o d u m cum relacione ad tenipus exprimunt. 3 ) V, 5 : Hoc apprime n o t a n d u m , quod modus quem infinitivum Latini vocant, apud Hebraeos purum putum nomen sit, qui propterea infinitivus nec praesens nec praeteritum n e c absolute ullum tempus agnoscit. 3} VII, 1 : Nomina, quibus mares significantur, vel r e s , quae ad mares pertinent, masculina s u n t , haec a u t e m , quibus feminae vel r e s q u a e ad feminas pertinent, feminina. 4 ) VIII, 7 : termioationes femininae proprie s u n t adiectivorum et p a r t i e i p i o r u m , nimirum quia unum idemque nomen adiectivum attributum e s t , quod iam ad marem iani ad feminain r e f e r t u r ideoque uuumquodque duabus terminationibus indiget quod in substantivis locum non habet, cf. VII, IO. 5 ) XIII, 0 : Patet iufinitivorum formulas esse veluti adiectiva s u b s t a n t í vala, sed quando tempore et persona determinantur, veluti adiectiva esse quae cum suo nominativo tanquam cum substantivo convenire debent g e n e r e numero et casu. cf. ibid. 8, 17. XIV, 6 .

199 Von der P l u r a l i s a t i o n sind ausgeschlossen die E i g e n namen, Infinitive und Adverbien. „Denn j e d e s einzelne I n dividuum hat seinen Eigennamen für sich, so wie auch j e d e einzelne H a n d l u n g ; und daher kommt e s , dass die E i g e n n a men, der Infinitiv CHandlungswort) und die Adverbien, weil sie gleichsam die A d j e c t i v e der Handlungen sind und mit ihnen in der Zahl congruiren müssen, nur im Singular gebraucht w e r d e n " ')• Dagegen werden alle übrigen Arten des Nomen pluralisirt, die Appellativa, Pronomina, A d j e c t i v a , Partizipia, die als Adjectiva des Subjects geltenden P r ä t e r i t a , F u t u r a und Imperativa, und endlich, worauf Spinoza als auf eine von ihm zuerst erkannte W a h r h e i t vorzügliches G e w i c h t legt, auch die Präpositionen. In Betreff der Präpositionen weist er zuvörderst aus den vorliegenden Quellen die sprachliche Thatsache n a c h 5 ) , dass sie sowohl im status absolutus als im status constructus pluralisirt w e r d e n , und sucht dann diese T h a t s a c h e , welche »Vielen ungereimt erscheinen möchte« 3 ), begrifflich z u erklären. Man könnte nämlich einwenden: »da j a die Präpositionen als nomina relativa die Beziehung eines Dinges zu einem andern Dinge bezeichnen, Beziehungen aber keine Arten sind, die mehrere Individuen unter sich befassen, so dürften sie eben so wenig als die Eigennamen pluralisirt werden.« Darauf wird g e a n t w o r t e t : »Im pluralisirten status absolutus des Plurals bezeichnet die Präposition nicht die B e ziehung eines Dinges zu einem andern D i n g e , sondern die Beziehungen an sich g e d a c h t , Kaum oder Zeit in Beziehung zu einem D i n g e 4 ) . Im status constructus aber bedeutet der 1) V, 7 : unumquodque individuum suum sibi tantum habet nomen proprium ut et unaquaeque actio, atque hinc fit, ut Domen substantivum proprium, ut et infinitivus et adverbia, quia quasi adiectiva actioaum sunt, quibuscum debeant numero convenire, non nisi singulari numero exprimantur. 3) IX, 15. X, 5, 6. 3 ) X, 3 . Quod pluralem habeant numerum multis forsan absurdum videbitur. Sed quidni, quum revera sint nomina? At dices relationes non esse species quae plura individua sub se habent, adeoque hoc cum nomine proprio commune habere quod careant plurali. 4 ) X, 3 : Praepositiooes in statu absoluta nihil sunt quam ipsae relatio-

200 Plural, dass die Beziehung eines Dinges zu einem andern Dinge vielmal gedacht oder verstärkt ausgedrückt w e r d e n soll« ')• — Die Adverhia dagegen, obgleich sie auch Nomina sind, werden nicht pluralisirt. Denn der bei den Präpositionen den Plural des s t a t u s absol. rechtfertigende G r u u d , das Auffassen der Beziehung an sich, fällt bei den Adverbien w e g , da s i e j a die modi actionis bezeichnen, also nur in Beziehung auf die Handlung gedacht werden können Damit w ä r e j e doch noch nicht der a n d e r e , bei den Präpositionen den P l u ral rechtfertigende G r u n d , der v e r s t ä r k t e A u s d r u c k , a u s g e schlossen. W e r d e n j a im Lateinischen z. B. die Advcrbia v e r s t ä r k t , benigne, perbenigne. Aber wenn das auch die L a teiner t h u n , den Hebräern scheint es ungereimt. Und mit Rccht. Denu die Präpositionen, die Beziehungen bezeichnen, sind S u b s t a n t i v a , mithin kann auf sie das A t t r i b u t des Starkseins b e z o g e n , können sie verstärkt w e r d e n ; die A d verbia d a g e g e n , welche nur modi actionis b e z e i c h n e n , sind gleichsam die A d j e c t i v a der V e r b a ; wollte man i h n e n das Attribut des Starkseins g e b e n , sie v e r s t ä r k e n , so hiesse das nichts anderes, als einem Attribut ein Attribut geben, ein Adjectiv auf ein Adjectiv beziehen. Viel passender b e z e i c h nen daher die Hebräer den verstärkten modus actionis v e r mittelst ihrer Verbalbilduug. nes ab.stracte conceptae sive expressae, sed tum non tarn relationem, quam locum vel tempus cum relatione ad aliquam rem exprimunt. X, 5 : Ipsae etiam praepositiones in s t a t u regiminis, hoc e s t , q u a t e nus relaciones indicant, tarn in s i n g u l a r i , quam in plurali declinantur, quod fit, quia vel r e l a t i o multoties concipi vel quia intensius e x primí debet. 3 ) X, 9 ; Nec possunt a d v e r b i a , sicut praepositiones abstracte concipi, ut per se notum e s t ; et quainvis Latini etiam adverbia saepe intendant ut p e r b e n i g n e , m u l t o m a n e , adeoqae hac de causa etiam deberent apud Hebraeos in plurali n u m e r o , ut praepositiones solent, exprimí, hoc tarnen Hebraeis absurdum videretur. Nam praeposition e s , quia relationes indicant, p o s s u n t , ut nomina s u b s t a n t i v a , a t t r i buta habere, sive intensius expriini. At adverbia, quia actionis modi sunt, adiectiva quasi verborum sunt. Eadem igitur intendere nihil alind esset quam atlributorum attributa excogitare sive adiectivis adiectiva addere.

201 R e c t i o n findet bei allen Arten des Nomen Statt. Eine jede S a c h e kann entweder für sich ( a b s o l u t e ) 1 ) , o d e r , eindringlicher und deutlicher, in Beziehung auf Anderes bezeichnet werden. I n d e m S a l z e : »Die W e l t ist gross« steht » W e l t « im status absolutus, »die W e l t Gottes ist gross« im s t a t u s relativus, der auch status regiminis genannt wird. Die g r a m matische F o r m dieser relativen Bezeichnung hat sich u r s p r ü n g lich für die Infinitive (nomina actionis) und die, Handlungen als Affectionen der Dinge darstellenden, Partizipien ausgebildet, weil Handlungen schwer ohne Beziehung auf den H a n delnden oder Leidenden deutlich gemacht w e r d e n , weshalb auch diese Arten des Nomen selten im status abgolutus vor-r kommen, während die Substantive ursprünglich und v o r z ü g lich dazu dienen, die Dinge für s i c h , nicht beziehungsweise zu bezeichnen, wie j a die Eigennamen nie im status regiminis stehen®). Die Belege, d a s s , mit Ausnahme der E i g e n namen, a l l e A r t e n des N o m e n , und vorzüglich die Präpo-r sitionen, als nomina r c l a t i v a , in den status regiminis g e s e t z t werden, enthält eine T a b e l l e 3 ) , in welcher wir nur Beispiele für den status regiminis der Verbalformen des Präteritum, F u t u r u m und Imperativ vermissen , die j a als Adjectiva des Subjects aufgefasst werden sollen 4 ). Der A r t i k e l dient d a z u , ein Individuum oder mehrere als bestimmte und bekannte aus der M e n g e der unbestimmten 1 ) VIII, 1 : Res vel absolute significantur vel ad alias relatae, ut c l a r ius et expressius indicentur. R x . g r . m u n du s e s t m a g n u s , mundus in statu absoluto s i g n i f i r a t u r ; a t m u n d u s D e i e s t m a g n u s , tum mundus est in statu r e l a t i v o , quo efficacius exprimitur vel clarius indicatur atque hic status regiminis v o c a t u r . S ) VIII, 8 : Variationes, quas in statu regiminis nomina p a t l u n t u r , o r i ginem ducunt a mutationibus infinitivorum et participiorum. — ibid. 9 : Adde quod primus et praecipuus nominis substantivi usus sic res a b solute non autem relative indicare Hoc enim nominibus propriis r é p u g n â t , quaeqoe adeo nutnquam in statu regiminis reperiuntur ; a t actiones v i s absque relatione agentis vel patientis ezplioantur, et ideo r a r i u s in statu absoluto reperiuntur. 3 ) IX, 38. 4) S . oben.

13*

202 und unbekannten hervorzuheben'). Einerseits kann er also nur bei d e n Arten des Nomen eintreten, bei welchcn eine Vielheit denkbar und also ein Plural möglich ist d. h. bei A p pellativen, Partizipien und Adjectiven. (Ueber das Nichtvorkommen des Artikels bei den Verbalformen des Praeteritum, Futurum und Imperativ, die ja als Adjcctive gelten sollen, erklärt sich Spinoza nicht.) Die vom Plural ausgeschlossenen Eigennamen, Infinitive und Adverbien haben daher auch einen Artikel. Andrerseits aber kann auch von den eine Pluralisation zulassenden Nomina keines den Artikel bekommen, das im status regiminis steht. Denn der Artikel soll den durch das W o r t bezeichneten Gegenstand als klar und bekannt darstellen, der status regim. aber zeigt au, dass der Gegenstand erst noch durch einen andern erklärt und bestimmt werden solle. Also können auch die Präpositionen iu ihrer gewöhnlichen Bedeutung, wenn sie die Beziehung eines Dinges zu einem andern Dinge, nicht die Beziehung an sich bezeichnen, wo sie dann immer im status regiminis stehen, keinen Artikel bekommen, obgleich sie pluralisirt werden. Die D e c l i n a t i o n wird im Hebräischen nicht durch S u f fixe gebildet, sondern durch Vorsetzung gewisser Praepositionen, d i e , obgleich sie als Nomina alle grammatisch den Genitiv regieren müssen, doch durch ihre begriffliche B e deutung alle Casus bezeichnen, ungefähr wie im Griechischen der Genitiv den Ablativ ersetzt 2 ). Dass diese Art der D e 1 ) IX, 1 : Nomine appellativo vel individuimi unum vel plura v a g a , vel unum v e l plura certa et nota significare volumus etc. Ibidem 3 : Usus istius (articuli) tantum locum habere potest in a p p e l l a t i v i , adiectivis et participiis, at non in propriis neque in infinitivis neque denique in adverbiis, quia his nunquam nisi rem singularem, non autem plura eiusdem generis significamus, et quod ad relativa attinet ea nunquam absolute sed solo regimine indicantur. Nam et hoc apprime notandum est, quod nunquam nomini, quando genitivum regit, praefigatnr. Ibidem 12 : Praepositiones vix in statu absoluto concipi possunt et ideo cum articulo nunqnam decliuantur, nam articulus plerumque rem ¡am explicatam et notam supponit, regimen rem per genilivum explicandam et determinandam h. e. rem nondum notam. 2 ) IX, 4 : Quia nomina omnia apud Uebr. indeclinabiliasunt, exprimun-

203 clination

bei

allen

w i r d in T a b e l l e n

Arten

belegt,

f ü r die Declination

Zerstreute

Nomen

welchen

der Verbalformeu

H i e r m i t sei denn Schrift

des

in

das

um

in

wir

angewendet abermals

vermissen

den v e r s c h i e d e n e n

Theilen

d e n e i n e n mit d e m S y s t e m

zusammenhängenden Grundgedanken so versammelt, einem

der hebräischen

sicht leicht w e r d e n

Sprache

wird.

Der

scheinungen

entwickelt s e i ,

die T h e o r i e g e p r e s s t

aus

der Ethik

dass auch die

Ueber-

gehende

Nach-

den

Sprachere r s t in

hätte sich j e d o c h an einen

kundigen

also

Anhang zu diesem

dem

Theorie

der

oder diese Erscheinungen

worden,

Hebräischen in

nicht M ä c h t i g e n ins E i n z e l n e

w e i s , in w i e f e r n d i e a u f g e s t e l l t e

werde, Beispiele

Leserkreis2)

zu

wenden

und

B u c h e nicht am O r t e

des

würde sein.

tur casus plerumque s o l a praepositionum quarundam significatione; dico s i g n i f i c a t i o n e . Nam praepositiones genitivum (nomioa enim sunt) revera regunt. Sed sicut apud Graecos praepositiones ablativi genitivum regunt et sola earum significatione genitivus locum obtinet ablativi, sie apud Hebr. oinnes genitivum regunt et sola earum significatione genitivus locum reliquurum casuum obtinet. 1 ) IX, 7—81. 3 ) In einer auf solche L e s e r berechneten Würdigung müssten dann auch viele für den damaligen Stand der Forschung überraschend h e l l e Bliche hervorgehoben werden, die sich auf den allgemeinen wie a u f den speciellen Theil der Grammatik richten; z . B. der über die G r a m matik seiner Z e i t ausgesprochene T a d e l , V I I , 2: plures s u n t , qui scripturae at nullus qui linguae Hebraeae grammaticam scripsit. vgl. X V I I , 9 und X V . 2 : Nescio an crediderint finem scripturae esse linguam, non res docere. Nur hat S'p. sich nicht genau vor dem entgegengesetzten Extrem gehütet und j e d e noch so vereinzelte Erscheinung unter Auwendung einer unbeschränkten Analogie zur Regel verallgemeinert ( V I U , 5 ; X , 4 ; V I I I , 11, 1 6 ; X I V , 3 ) , obgleich er wiederum es nachdrücklich ausspricht, dass sich in der Bibel v e r schiedene D i a l e c t e fänden ( I I , 1 5 ; V I I I , 4 . ) . Seine Lehre von dem W a n d e l der V o c a l e ( V I ) verdient eine aufmerksame Prüfung, und wenn er auch in Betreff der Accente einen etwas vornehmen Ton annimmt (eorum minutias pharisaeis et otiosis masorethis r e liquo I V , 4 . ) , so hat er doch den Einfluss derselben auf die W o r t -

204 N u r diess sei also hier in aller K ü r z e b e m e r k t : dass kein des Hebräischen K u n d i g e r verschliessen w i r d ,

dass

die Praepositioneu im

als N o m i n a behandelt w e r d e n .

Keiner

fahren des S p i n o z a billigen können miniren des

Verbura

Auffassung

aus

erstens,

sich g e g e n die Einsicht wird

Hebräischen

aber

das

Ver-

bei dem künstlichen

der Z a h l der R e d e t h e i l e

der F o r m e n des P r a e t e r i t u m ,

Eli-

und

Futurum

der

und I m -

perativ als A d j e c t i v a des Subjects, trotzdem dass die N o m i nalrection; finden,

Artikel

und Declination

sich

gar nicht bei ihnen

G e n u s und Pural aber in g a n z anderer W e i s e

den A d j e c t i v e n

bei ihnen bezeichnet

werden.

als bei

Grade

in der

hebräischen S p r a c h e , für die selbst Spinoza anerkennen dass alle Substantiven aus Verbalformen muss

ein solches V e r f a h r e n seines S y s t e m s

kein

muss,

werden

als eine G e w a l t t h a t

zu w e l c h e r ¡sich nur d e r Philosoph in der W e l t

gebildet

erscheinen,

entschliessen

kann,

in B e w e g u n g

W e r d e n findet und deshalb ihm auch in der Sprache eine gebildete

Bezeichnung

nicht zugestehen

mag.

erklärt das sich Hinstellen des Particips

der

begriffenes

Und

aus-

endlich

als eines besondern

R e d e t h e i l s neben dem A d j e c t i v w i e d e r u m g r a d e in der h e b r ä i schen Sprache, w o die Identität beider so sehr in die A u g e n springt,

nur aus dem Schema d e s

philosophischen

w e l c h e s Attribut und M o d u s scheidet ein

besonderes

Thatsache

des

Fach

in

der

Sprache

Ineinanderfliessens

und

bereiten

beider

Systems,

für letzteren hat

nun

muss.

Die

auch S p i n o z a

nicht g e l e u g n e t ; er erklärt j e d o c h die Partizipialbedeutung für die ursprüngliche und der a d j e c t i v i s c h e für eine degeneratio ähnlich

w i e er

die verschiedenen Conjugationen

Sprachen gemeinsamen » F e h l e r " bildung gebührend anerkannt and

3)

einen

2),

allen

nennt.

mit der ihm eignen Klarheit d a r -

gestellt. 1) VIII, 8:

nam omnia nomina hebraica

(nt Omnibus huius linguae pe-

ritis notum) ex verborum formulis formaotur. 3 ) X X I I I , 8 Ii. » . 3 ) X I I I , 1 3 : non omnia infinitiva (quod Vitium omnibusUnguiscommune e s t ) eodem modo coniugantur.

Druck TOB F . P . L • c h n 0 r in Bonn.

F o l g e n d e sinnentstellende Druckfehler in dem Aufsalze Uber Spinoza's hebräische Grammatik, dessen Correktur selbst zu besorgen dem V e r f a s ser nicht verstattet w a r , bittet man v o r d e m L e s e n zu berichtigen; Seite 195 Zeile 4 v. u. ist zu l e s e n : i h r s e l b s t erklärt. „ 197 „ 3 v . o. „ „ „ : der h e b r ä i s c h e n . „ 199 „ 4 v. u. ist d e s P l u r a l s zu streichen. „ 203 „ 8 v. o. ist zu l e s e n : a u c h k e i n e n . „ 2 0 3 Note 2 Z. 4 v. o. ist zu lesen: G r a m m a t i k e r . „ 204 Zeile 13 v. o. ist zu l e s e n : S u b s t a n t i v e . „ 204 „ 19 v. o. „ „ „ e r k l ä r t sich das Hinstellen. „ 204 „ 2 7 v. u. „ , , „ u n d d ie a d j e e t i v i s c Ii e.