Der zweite Thessalonicherbrief [1 ed.]
 9783666516399, 9783525516393

Citation preview

MEYERS KRITISCH-EXEGETISCHER KOMMENTAR ÜBER DAS NEUE TESTAMENT KE K

TOBIAS NICKLAS

Der zweite Thessalonicherbrief

VANDENHOECK & RUPRECHT

Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament Begründet von Heinrich August Wilhelm Meyer herausgegeben von Dietrich-Alex Koch

Band 10 / 2 Der zweite Thessalonicherbrief

Vandenhoeck & Ruprecht

Der zweite Thessalonicherbrief übersetzt und erklärt von Tobias Nicklas

1. Auflage dieser Neuauslegung

Vandenhoeck & Ruprecht

Frühere Auflagen dieses Kommentars Bearbeitung durch Gottlieb Lünemann 1. Auflage 1850 2. Auflage 1859 3. Auflage 1867 4. Auflage 1878 Bearbeitung durch Wilhelm Bornemann 5./6. Auflage 1894 Bearbeitung durch Ernst von Dobschütz 7. Auflage 1909 (Nachdruck 1974)

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. © 2019, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D­‑37073 Göttingen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: pagina GmbH, Tübingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-666-51639-9



5

Vorwort Vor mehr als einhundert Jahren erschien mit Ernst von Dobschütz’s meisterhafter Kommentierung des 1. und 2. Thessalonicherbriefes zum bisher letzten Mal eine Auslegung dieser beiden Schriften in Meyers Kritisch-exegetischem Kommentar zum Neuen Testament. Spätere Anläufe einer Neukommentierung in der Reihe durch so renommierte Exegeten wie Willi Marxsen und Otto Merk scheiterten aus unterschiedlichen Gründen, so dass ein Neudruck des Jahres 1974, der durch einen von Otto Merk verantworteten bibliographischen Appendix und ein Vorwort des damaligen Reihenherausgebers Ferdinand Hahn erweitert wurde, das einzige „Lebenszeichen“ zu den beiden Thessalonicherbriefen im Kritisch-exegetischen Kommentar bleiben sollte. Mit angestoßen durch Ernst von Dobschütz, der immer wieder die Wahrscheinlichkeit pseudepigraphischer Abfassung des 2Thess diskutiert und für manche Passagen eine eigene Parallelkommentierung unter Voraussetzung ihrer Unechtheit anbietet, setzte sich (wenigstens in der deutschsprachigen Exegese) mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass 2Thess mit großer Wahrscheinlichkeit nicht authentisch ist. Dies hat dazu geführt, dass in der neuesten Auflage 1. und 2. Thessalonicherbrief getrennt voneinander und von unterschiedlichen Autoren bearbeitet werden. So sehr dies zeigt, wie stark sich die Erforschung beider Texte in den vergangenen hundert Jahren verändert hat, und so sehr der vorliegende Kommentar vor allem theologisch einen eigenständigen Weg zu gehen sucht, so viel verdankt er der vor allem philologisch unübertroffenen und am Detail hoch sensiblen Arbeit von Ernst von Dobschütz. Einen Band von Meyers Kritisch-exegetischem Kommentar zum Neuen Testament zu verantworten ist in jedem Fall eine große Ehre und Herausforderung. Dass diese mir als katholischem Exegeten zuteil wurde, erachte ich als ein wunderschönes Zeichen heutiger Möglichkeiten ökumenischer Zusammenarbeit gerade auf dem Gebiet der Exegese des Neuen Testaments. Ich danke dem Herausgeber des Kritisch-exegetischen Kommentars, Prof. Dr. Dietrich-Alex Koch, für das in mich gesetzte Vertrauen. Die regelmäßigen Mitarbeiterrunden im Kontext von SNTSKonferenzen wie auch der Kontakt zum Bearbeiter des 1. Thessalonicherbriefs, Ulrich Mell, waren an vielen Punkten hilfreich. Natürlich bin ich auch den Mitarbeitern des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, angefangen mit Jörg Persch, sowie den jetzigen Verantwortlichen, Christoph Spill und Moritz Reissing, für die ausgezeichnete Betreuung dankbar. Eine Vielzahl von Hinweisen verdanken sich klugen Lesern des Manuskripts vor seiner endgültigen Fertigstellung und Abgabe, allen voran Juniorprofessor Dr. Mi-

6

Vorwort

chael Sommer, Halle-Wittenberg, sowie Dr. Julia Snyder, Regensburg. Besonders wichtig war die Gelegenheit entscheidende Teile der Kommentierung im Rahmen von Vorlesungen „auszuprobieren“ und – zuletzt im Wintersemester 2016 / 17 – mit kritischen Studierenden, unter ihnen besonders wichtig Dr. Stefan Scheingraber, zu diskutieren. Für eine letzte kritische Durchsicht sowie die Formatierung des Manuskripts bin ich Sophie Stettner und Judith Bauer dankbar. Ihnen wie all meinen Schülern und Schülerinnen sei dieser Band gewidmet. Regensburg, im Juni 2017 

Tobias Nicklas



7

Inhalt Vorwort�������������������������������������������������������������������������������������������������������   5 Literatur������������������������������������������������������������������������������������������������������   9 1. Quellen...................................................................................................   9 1.1 Altes Testament und Septuaginta.......................................................   9 1.2 Neues Testament...............................................................................   9 1.3 Apostolische Väter.............................................................................   9 2. Hilfsmittel und Quellensammlungen......................................................   9 3. Kommentare zum 2. Thesssalonicherbrief.............................................   10 4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze.........................................   11 Abkürzungen und Zitierweise.....................................................................   20 Abkürzungen........................................................................................   20 Zitierweise............................................................................................   21 Einleitung..................................................................................................   23 1. Aufbau und formale Besonderheiten.....................................................   23 2. Das Verhältnis zum 1. Thessalonicherbrief.............................................   26 3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbriefs........................   29 4. Verfasserfrage und Pseudepigraphie des Textes.......................................   41 4.1 Formale und sprachlich-stilistische Beobachtungen.........................   42 4.2 Abweichungen in den theologischen Inhalten..................................   47 4.3 Die Funktion der Pseudepigraphie des 2. Thessalonicherbriefs.........   49 5. Die Empfänger des 2. Thessalonicherbriefs und der Anlass des Schreibens.............................................................................................   56 6. Überlieferung, Abfassungszeit und Abfassungsort.................................   58 7. Was bleibt: Worin besteht die Bedeutung des 2. Thessalonicherbriefs für heutige Theologie und Kirche?........................................................   63

8

Inhalt

Auslegung�������������������������������������������������������������������������������������������������   67 A. Präskript (1,1 – 2)....................................................................................   67 B. Proömium – unter Einschluss eines Exkurses (1,3 – 12)...........................   74 1. 1,3 – 4  Proömium: Danksagung.........................................................   77 2. 1,5 – 10 Exkurs: Endgericht und Parusie............................................   83 3. 1,11 – 12 Wiederaufnahme des Proömiums.......................................   105 C. Briefcorpus (2,1 – 3,16a)........................................................................   111 1. 2,1 – 2 Situationsangabe: Die Eschatologie der Gegner....................   112 Exkurs: „Tag des Herrn“................................................................   119 2. 2,3 – 12 Korrektur: Die angemessene Eschatologie...........................   126 a) 2,3 – 4 Abfall und Offenbarung des endzeitlichen Gegenspielers gehen der Parusie voraus....................................................   127 b) 2,5 – 7 Gründe für das Ausbleiben der Parusie...........................   138 Exkurs: Das Katechon / der Katechōn...........................................   142 c) 2,8 – 12 Der endzeitliche Gegenspieler, sein Wirken und seine Überwindung...........................................................................   150 3. 2,13 – 17 Danksagung und Ermahnung............................................   164 a) 2,13 – 14 Rückgriff auf das Proömium: Danksagung II...............   166 b) 2,15 – 17 Ermahnung zur Standhaftigkeit, Festhalten an paulinischer Überlieferung.......................................................   170 4. 3,1 – 5 Hinführung zur ethischen Ermahnung.................................   174 5. 3,6 – 13 Ermahnung zu ordentlichem Verhalten...............................   181 6. 3,14 – 16a Verhalten gegenüber den „Unordentlichen“.....................   193 D. Briefschluss (3,16b – 18)........................................................................   197

1. Quellen

9

Literatur 1. Quellen 1.1 Altes Testament und Septuaginta Elliger, K./Rudolph, W. (Hg.), Biblia Hebraica Stuttgartensia, Stuttgart 1977. Rahlfs, A./Hanhart, R. (Hg.), Septuaginta. Id est Vetus Testamentum graece iuxta LXX interpretes I−II, Stuttgart 22006. Ziegler, J. (Hg.), Isaias, Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis editum, vol. XIV, Göttingen 31983. Kraus W./Karrer, M. (Hg.), Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009.

1.2 Neues Testament Aland, K. u. B./Karavidoloulos, J./Martini, C. M./Metzger, B. M. (Hg.), Novum Testamentum Graece, 28. revidierte Auflage, Münster 2012, hg. vom Institut für Neutestamentliche Textforschung Münster / Westfalen (Nestle-Aland).

1.3 Apostolische Väter Lindemann, A./Paulsen, H. (Hg.), Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, Tübingen 1992.

2. Hilfsmittel und Quellensammlungen Bauer W./Aland, K. u. B., Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, TB 63, Berlin 61988. (Strack, H. L./) Billerbeck P., Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch. Dritter Band. Die Briefe des Neuen Testaments und die Offenbarung Johannis, München 41965. Blass F./Debrunner A./F. Rehkopf, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, Göttingen 141976. Strecker, G./Schnelle, U. (Hg.), Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Griechentum und Hellenismus. Bd. II, Berlin 1966.

10

Literatur

3. Kommentare zum 2. Thesssalonicherbrief Bassin, F., Les Épîtres de Paul aux Thessaloniciens, Vaux-sur-Seine 1991. Baumert, N./Seewann, M.-I., In der Gegenwart des Herrn. Übersetzung und Auslegung des ersten und zweiten Briefes an die Thessalonicher, Paulus neu gelesen, Würzburg 2014. Beale, G., 1 and 2 Thessalonians, The IVP New Testament Commentary 13, Downers Grove 2003. Best, E., A Commentary on the First and Second Epistles to the Thessalonians, BNTC 13 / 14, London 21977. Bornemann, W., Die Thessalonicherbriefe, KEK 10, Göttingen 5 / 61894. Bruce, F. F., 1 & 2 Thessalonians, World Biblical Commentary 45, Waco, Tex. 1982. Dibelius, M., An die Thessalonicher I – II. An die Philipper, HNT 11, Tübingen 21925/31937. Dobschütz, E. von, Die Thessalonicher-Briefe, KEK 10, Göttingen 71909 (Nachdruck 1974). Esler, Ph.F., 2 Thessalonians, in: J. Barton / J. Muddiman (Hg.), The Oxford Bible Commentary, Oxford 2007, 1213 – 1220. Fee, G. D., The First and Second Letters to the Thessalonians, NICNT, Grand Rapids / Cambridge 2009. Frame, J. E., Epistles of St. Paul to the Thessalonians, ICC, Edinburgh 21946. Friedrich, G., Der zweite Brief an die Thessalonicher, in: J.  Becker  /  H.  Conzelmann / G. Friedrich, Die Briefe an die Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, Thessalonicher, Philemon, NTD 8, Göttingen 171990, 252 – 276. Furnish, V. P., 1 Thessalonians & 2 Thessalonians, Abingdon New Testament Commentaries 13, Nashville 2007. Gaventa, B. R., First and Second Thessalonians, Louisville 1998. Green, G. L., The Letters to the Thessalonians, The Pillar New Testament Commentary, Grand Rapids 2002. Holmes, M. W., 1 & 2 Thessalonians, NIV Application Commentary 13, Grand Rapids 1998. Jones, I. H., The Epistles to the Thessalonians, Epworth Commentaries, Peterborough 2005. Kreinecker, C. M., 2. Thessaloniker, PKNT 3, Göttingen 2010. Laub, F., 1. und 2. Thessalonicherbrief, NEB.NT 13, Würzburg 1985. Légasse, S., Les Épîtres aux Thessaloniciens, LeDiv 7, Paris 1999. Malherbe, A. J., The Letters to the Thessalonians, AncB 32B, New York et al. 2000. Maquan, J., Le Fils de la lumière. Les épîtres de saint Paul aux Thessaloniciens, Hauteville 2004. Marshall, I. H., 1 and 2 Thessalonians, NCBC, Grand Rapids / London 1983. Marxsen, W., Der zweite Thessalonicherbrief, ZBK.NT 11.2, Zürich 1982. Menken, M. J. J., 2 Thessalonians, London / New York 1994. Morris, L., The First and Second Epistle to the Thessalonians, NICNT, Grand Rapids 2 1977. Müller, P.-G., Der erste und zweite Brief an die Thessalonicher, RNT, Regensburg 2001. Orsatti, M., 1 – 2 Tessalonicesi, LoB.NT 10, Brescia 1996. Reinmuth, E., Der erste Brief an die Thessalonicher. Der zweite Brief an die Thessalonicher, in: N. Walter / E. Reinmuth / P. Lampe, Die Briefe an die Philipper, Thessalonicher und an Philemon, NTD 8 / 2, Göttingen 181998, 159 – 202. Richard, E. J., First and Second Thessalonians, Sacra Pagina 11, Collegeville 1995.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze

11

Rigaux, B., Saint Paul. Épîtres aux Thessaloniciens, EtB 33, Paris / Gembloux 1956. Roose, H., Der erste und zweite Thessalonicherbrief, Die Botschaft des Neuen Testaments, Neukirchen-Vluyn 2016. Schreiber, St., Der zweite Brief an die Thessalonicher, Ökumenischer Taschenbuch-Kommentar zum Neuen Testament 13 / 2, Gütersloh 2017. Shogren, G. St., 1 & 2 Thessalonians, Zondervan Exegetical Commentary on the New Testament 13, Grand Rapids 2012. Thomas, R. L., I and II Thessalonians, EBC 11, Grand Rapids 1974. Thurston, B., Reading Colossians, Ephesians & 2 Thessalonians: A Literary and Theological Commentary, New York 1995. Trilling, W., Der zweite Brief an die Thessalonicher, EKK XIV, Zürich / NeukirhenVluyn 1980. Wanamaker, C. A., The Epistles to the Thessalonians, NIGTC, Grand Rapids 1990. Weatherly, J. A., 1 & 2 Thessalonians, The College Press NIV Commentary, Joplin, Mo. 1996. Williams, D. J., 1 and 2 Thessalonians, New International Biblical Commentary. New Testament 12, Peabody, Mass. 1992. Witherington III., B., 1 and 2 Thessalonians. A Socio-Rhetorical Commentary, Grand Rapids / Cambridge 2006.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze Aarde, A. van, The Struggle Against Heresy in the Thessalonian Correspondence and the Origin of the Apostolic Tradition, in: Collins (Hg.), Correspondence, 418 – 425. Aland, K., Das Ende der Zeiten, in: Ders. (Hg.), Neutestamentliche Entwürfe, TB 63, München, 1979, 124 – 182. Arzt-Grabner, P., „Brothers“ and „Sisters“ in Documentary Papyri and in Early Christianity, RivBib 50, 2002, 185 – 204. Aus, R. D., The Liturgical Background of the Necessity and Propriety of Giving Thanks according to 2 Thess 1.3, JBL 92, 1973, 432 – 438. – , God’s Plan and God’s Power. Isaiah 66 and the Restraining Factor of 2 Thess 2.6 – 7, JBL 96, 1977, 537 – 553. – , The Relevance of Isaiah 66.7 to Revelation 12 and 2 Thessalonians 1, ZNW 67, 1976, 252 – 268. Auwers, J.-M./de Jonge, H. J. (Hg.), The Biblical Canons, BETHL 163, Leuven 2003. Badilita, C., Métamorphose de l’Antichrist chez les Pères de l’Église, ThH 116, Paris 2005. Bailey, J. A., Who Wrote II Thessalonians?, NTS 25, 1979, 131 – 145. Bassler, J. M., The Enigmatic Sign. 2 Thessalonians 1.5, CBQ 46, 1984, 496 – 510. – (Hg.), Pauline Theology I. Thessalonians, Philippians, Galatians, Philemon, Minneapolis 1991. Bauckham, R. J., The Delay of Parousia, TynB 31, 1980, 3 – 36. – , Pseudo-Apostolic Letters, JBL 107, 1988, 469 – 494. Beavis, M. A., ‘If Anyone Will Not Work, Let Them not Eat’. 2 Thessalonians 3.10 and the Social Support of Women, in: A. J. Levine / M. Blickenstaff (Hg.), A Feminist Companion to the Deutero-Pauline Epistles, London / New York 2004, 29 – 36.

12

Literatur

Becker, E.-M., Ὡς δι’ ἡμῶν in 2 Thess 2.2 als Hinweis auf einen verlorenen Brief, NTS 55, 2009, 55 – 72. Beker, Chr., Heirs of Paul. Paul’s Legacy in the New Testament and the Church Today, Edinburgh 1992. Berger, M., Die Katechon-Vorstellung 2 Thess 2,6 f. Dietrich Bonhoeffers Interpretation im Kontext der Rezeptionsgeschichte, Protokolle zur Bibel 5.1, 1996, 33 – 56. Betz, O., Der Katechon, NTS 9, 1962 – 63, 276 – 291. Börschel, R., Die Konstruktion einer christlichen Identität. Paulus und die Gemeinde von Thessalonich in ihrer hellenistisch-römischen Umwelt, BBB 128, Berlin / Wien 2001. Bousset, W., Der Antichrist in der Überlieferung des Judentums, des Neuen Testaments und der Alten Kirche, Göttingen 1895 (Neudr. Hildesheim 1983). Braun, H., Zur nachpaulinischen Herkunft des zweiten Thessalonicherbriefes, ZNW 44, 1952 – 53, 152 – 156. Bremmer, J. N., The Domestication of Early Christian Prophecy and the Ascension of Isaiah, in: Ders./Th. Karmann / T. Nicklas (Hg.), The Ascension of Isaiah, Studies on Early Christian Apocrypha 11, Leuven 2016, 1 – 22. Brocke, C. vom, Thessalonich – Stadt des Kassander und Gemeinde des Paulus. Eine frühe christliche Gemeinde in ihrer heidnischen Umwelt, WUNT II / 125, Tübingen 2001. Brodie, Th.L./MacDonald, D. R./Porter, S. E. (Hg.), The Intertextuality of the Epistles. Explorations of Theory and Practice, Sheffield 2006. Broer, I./Weidemann, H., Einleitung in das Neue Testament, Würzburg 42016. Brown, S. G., The Intertextuality of Isaiah 66.17 and 2 Thessalonians 2.7. A Solution for the ‘Restrainer’ Problem, in: C. A. Evans / J. A. Sanders (Hg.), Paul and the Scriptures of Israel, JSNT.S 83, Sheffield 1993, 254 – 277. Burnet, R., Épîtres et Lettres, Ier-IIe siècle. De Paul de Tarse à Polycarpe de Smyrne, LeDiv 192, Paris 2003. Campbell, D. A., Framing Paul. An Epistolary Biography, Grand Rapids 2014. Clark, D. J., Structural Similarities in 1 and 2 Thessalonians: Comparative Discourse Anatomy, in: Brodie u. a. (Hg.), Intertextuality, 196 – 207. Collins, R. F., ‘The Gospel of Our Lord Jesus’ (2 Thess 1,8). A Symbolic Shift of Paradigm, in: Ders. (Hg.), Correspondence, 426 – 440. – , Letters That Paul Did Not Write. The Epistle to the Hebrews and the Pauline Pseudepigrapha, GNS 28, Wilmington, Del. 1988. – , (Hg.), The Thessalonian Correspondence, BETHL 87, Leuven 1990. Coppens, J., Les deux obstacles au retour glorieux du Sauveur (2Thess 2,6 – 7), ETHL 46, 1970, 383 – 389. Crüsemann, M., Die pseudepigraphen Briefe an die Gemeinde in Thessaloniki. Studien zu ihrer Abfassung und zur jüdisch-christlichen Sozialgeschichte, BWANT 191, Stuttgart 2010. Danker, F./Jewett, R., The Eschatology of 2 Thessalonians as Included in a Communication, in: Collins (Hg.), Correspondence, 486 – 498. Dautzenberg, G., Urchristliche Prophetie. Ihre Erforschung, ihre Voraussetzungen im Urchristentum und ihre Struktur im ersten Korintherbrief, BWANT 104, Stuttgart 1975. De Boer, M., Paul and Apocalyptic Eschatology, in: J. J. Collins (Hg.), The Encyclopedia of Apocalypticism 1, New York 1998, 345 – 383. Dettwiler, A., La deuxième épître aux Thessaloniciens, in: D. Marguerat (Hg.), Introduction aux Nouveau Testament, Genève 42008, 315 – 326.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze

13

De Villiers, P. G. R., »A Life Worthy of God«. Identity and Ethics in the Thessalonian Correspondence, in: J. G. van der Watt (Hg.), Identity, Ethics, and Ethos in the New Testament, BZNW 141, Berlin / New York 2006, 335 – 355. – , The Glorious Presence of the Lord – The Eschatology of 2 Thessalonians, in: van der Watt (Hg.), Eschatology, 333 – 361. De Vos, C. S., Church and Community Conflicts. The Relationship of the Thessalonian, Corinthian and Philippian Churches with their Wider Civic Communities, Atlanta 1997. Dickey, E., Literal and Extended Use of Kinship Terms in Documentary Papyri, Mnemosyne 57, 2004, 131 – 176. Donfried, K. P., 2 Thessalonians and the Church of Thessalonica, in: Ders. (Hg.), Paul, Thessalonica and Early Christianity, London / New York 2002, 49 – 67. – , The Theology of 2 Thessalonians, in: Ders./H. I. Marshall (Hg.), The Theology of the Shorter Pauline Letters, Cambridge 1993, 81 – 113. –/Beutler, J. (Hg.), The Thessalonians Debate. Methodological Discord or Methodological Synthesis?, Grand Rapids 2000. Dragutinovic, P./Niebuhr, K.-W./Wallace, J. B. (Hg.), The Holy Spirit and the Church according to the New Testament, WUNT 354, Tübingen 2016. Elliger, W., Paulus in Griechenland. Philippi, Thessaloniki, Athen, Korinth, SBS 92 – 93, Stuttgart 1987. Erlemann, K., Naherwartung und Parusieverzögerung im Neuen Testament. Ein Beitrag zur Frage religiöser Zeiterfahrung, TANZ 17, Tübingen / Basel 1995. Ernst, J., Die eschatologischen Gegenspieler in den Schriften des Neuen Testaments, BU 3, Regensburg 1967. Ernst, M., Distanzierte Unpersönlichkeit. Analyse von Sprache und Stil des Zweiten Thessalonicherbriefs im Vergleich mit paulinischen Texten, Salzburg 1998. Fabris, R., La tradizione paolina, Bologna 1995. Fee, G. D., Pneuma and Eschatology in 2 Thessalonians 2,1 – 12. A Proposal about ‘Testing Prophets’ and the Purpose of 2 Thessalonians, in: T. E. Schmidt / M. Silva (Hg.), To Tell the Mystery. Essays in New Testament Eschatology in Honor of R. H. Gundry, JSNT.S 100, Sheffield 1994, 196 – 215. Frenschkowski, M., Pseudepigraphie und Paulusschule. Gedanken zur Verfasserschaft der Deuteropaulinen, insbesondere der Pastoralbriefe, in: F. W. Horn (Hg.), Das Ende des Paulus. Historische, theologische und literaturgeschichtliche Aspekte, BZNW 106, Berlin / New York 2001, 239 – 272. Furnish, V. P., The Spirit in 2  Thessalonians, in: G.  N.  Stanton  /  B.  W.  Longenecker / S. C. Barton (Hg.), The Holy Spirit and Christian Origins. Essays in Honor of James D. G. Dunn, Grand Rapids / Cambridge 2004, 229 – 240. Giblin, C. H., 2 Thessalonians 2 re-read as pseudepigraphical. A revised affirmation of “The Threat to Faith”, in: Collins (Hg.), Correspondence, 459 – 469. – , The Threat to Faith. An Exegetical and Theological Re-examination of 2 Thessalonians 2, AnBib 31, Rom 1967. Gilchrist, J. M., Intertextuality and the Pseudonymity of 2 Thessalonians, in: Brodie u. a. (Hg.), Intertextuality, 152 – 175. Goulder, M. D., Silas in Thessalonica, JSNT 48, 1992, 87 – 106. Gregory, A./Tuckett, C. (Hg.), The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers, Oxford 2005.

14

Literatur

Gundry, R. H., The Hellenization of Dominical Tradition and Christianization of Jewish Tradition in the Eschatology of 1 – 2 Thessalonians, in: Ders. (Hg.), The Old is Better. New Testament Essays in Support of Traditional Interpretations, WUNT 178, Tübingen 2005, 292 – 314. Gundry Volf, J., Perseverance and Falling Away in Paul’s Thought, WUNT II / 37, Tübingen 1990. Gupta, N., An Apocalyptic Reading of Psalm 78 in 2 Thessalonians 3, JSNT 31, 2008, 179 – 194. Hahn, F., Frühjüdische und urchristliche Apokalyptik. Eine Einführung, BTHSt 36, Neukirchen-Vluyn 1998. Hartman, L., The Eschatology of 2 Thessalonians as included in a Communication, in: Collins (Hg.), Correspondence, 470 – 485. Heininger, B., Die Rezeption des Paulus im 1. Jahrhundert, in: Wischmeyer (Hg.), Paulus, 349 – 380. Hengel, M., Paulus und die frühchristliche Apokalyptik, in: Ders. (Hg.), Paulus und Jakobus. Kleine Schriften III, WUNT 141, Tübingen 2002, 302 – 417. Holland, G. S., ‘A Letter Supposedly from Us.’ A Contribution to the Discussion about the Authorship of 2 Thessalonians, in: Collins (Hg.), Correspondence, 394 – 402. – , The Tradition that you have received from us. 2 Thessalonians in the Pauline Tradition, HUTH 24, Tübingen 1988. Holtz, T., Art. Thessalonicherbriefe, TRE 33, 2002, 412 – 421. Holtzmann, H. J., Zum zweiten Thessalonicherbrief, ZNW 2, 1901, 28 – 38. Horn, F. W. (Hg.), Paulus. Handbuch, Tübingen 2013. Horsley, R. A., Paul and Empire. Religion and Power in Roman Imperial Society, Harrisburg 1997. – , Paul and Politics. Ekklesia, Israel, Imperium, Interpretation, Harrisburg 2000. Hotze, G., Die Christologie des 2. Thessalonicherbriefes, in: K. Scholtissek (Hg.), Christologie in der Paulus-Schule. Zur Rezeptionsgeschichte des paulinischen Evangeliums, SBS 181, Stuttgart 2000, 124 – 148. Hübenthal, S., Erfahrung, die sich lesbar macht. Kol und 2 Thess als fiktionale Texte, in: S. Luther / J. Röder / E. D. Schmidt (Hg.), Wie Geschichten Geschichte schreiben. Frühchristliche Literatur zwischen Faktualität und Fiktionalität, WUNT II / 395, Tübingen 2015, 295 – 339. Hughes, F. W., Early Christian Rhetoric and 2 Thessalonians, JSNT.S 30, Sheffield 1989. Hurd, J. C., Concerning the Authenticity of 2 Thessalonians (1983), in: Ders. (Hg.), The Earlier Letters of Paul – and Other Studies, ARGU 8, Frankfurt / Main u. a. 1998, 135 – 161. Jenks, G. C., The Origins and Early Development of the Antichrist Myth, BZNW 59, Berlin / New York 1991. Jewett, R., The Thessalonian Correspondence. Pauline Rhetoric and Millenarian Poety, Foundation and Facets: New Testament, Philadelphia 1986. – , A Matrix of Grace. The Theology of 2 Thessalonians as a Pauline Letter, in: Bassler (Hg.), Pauline Theology I, 63 – 70. Jones, I. H., Once more, Isaiah 66. The Case of 2 Thessalonians, in: St. Moyise (Hg.), The Old Testament in the New Testament. Essays in Honour of J. L. North, JSNT.S 189, Sheffield 2000, 235 – 255.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze

15

Karrer, M., 2 Thess 2,1 – 4 und der Widersacher Gottes, in: R. Gebauer / M. Meiser (Hg.), Die bleibende Gegenwart des Evangeliums. Festschrift für Otto Merk zum 70. Geburtstag, MTHSt 76, Marburg 2003, 173 – 188. – , Der Zweite Thessalonicherbrief und Gottes Widersacher, HBT 29.2, 2007, 101 – 131. Katz, P., Ἐν πυρὶ φλογός, ZNW 46, 1955, 133 – 138. Kaye, B. N., Eschatology and Ethics in 1 and 2 Thessalonians, NT 17, 1975, 47 – 57. Kelhoffer, J., Persecution, Persuasion and Power. Readiness to Withstand Hardship as a Corrobation of Legitimacy in the New Testament, WUNT 270, Tübingen 2010. Kertelge, K., Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften, QD 89, Freiburg u. a. 1981. Klauck, H.-J., Die antike Briefliteratur und das Neue Testament. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Paderborn u. a. 1998. – , Weltgericht und Weltvollendung. Zukunftsbilder im Neuen Testament, QD 150, Freiburg et al. 1994. Klein, H., Entwicklungslinien im Corpus Paulinum und weitere Studien zu Paulustexten, hg. von T. Nicklas, FRLANT 265, Göttingen 2016. Knust, J. L., 2 Thessalonians and the Discipline of Work, in: L. E. Vaage / V. Wimbush (Hg.), Asceticism and the New Testament, New York / London 1999, 255 – 267. Köster, H., Apostel und Gemeinde in den Briefen an die Thessalonicher, in: D. Lührmann  /  G. Strecker (Hg.), Kirche. Festschrift Günther Bornkamm, Tübingen 1980, 287 – 298. – , From Paul’s Eschatology to the Apocalyptic Schemata of 2 Thessalonians, in: Collins (Hg.), Correspondence, 441 – 458. Kooten, G. H. van, Wrath Will Drip in the Plains of Macedonia. Expectations of Nero’s Return in the Egyptian Sibylline Oracles (Book 5). 2 Thessalonians, and Ancient Historical Writings, in: A. Hilhorst / G. H. van Kooten (Hg.), The Wisdom of Egypt. Jewish, Early Christian, and Gnostic Essays in Honour of Gerard P. Luttikhuizen, Ancient Judaism and Early Christianity 59, Leiden / Boston 2007, 177 – 213. Kreitzer, L. J., Jesus and God in Paul’s Eschatology, JSNT.S 19, Sheffield 1987. Krentz, E., Through a Lens. Theology and Fidelity in 2 Thessalonians, in: J. M. Bassler (Hg.), Pauline Theology I, 52 – 62. – , Traditions Held Fast. Theology and Fidelity in 2 Thessalonians, in: Collins (Hg.), Correspondence, 505 – 515. Kühschelm, R., Zeitenwende. Neues Testament, in: Ders./K. Koenen (Hg.), Zeitenwende. Perspektiven des Alten und Neuen Testaments, NEB.Themen 2, Würzburg 1999, 57 – 108. Lambrecht, J., Loving God and Steadfastly Awaiting Christ (2 Thessalonians 3,5), ETHL 76, 2000, 435 – 441. Laub, F., Paulinische Autorität in nachpaulinischer Zeit, in: Collins (Hg.), The Correspondence, 403 – 417. Leppä, O., A Pseudonymous Writer warning about Pseudonymous Letters. Tracing the Literary Links between 2 Thessalonians and Other Pauline Epistles, in: Brodie u. a. (Hg.), Intertextuality, 176 – 195. Lienkamp, C. Das Aufhalten der Krisis oder Aufschub des Gerichts. Zwei Denkfiguren apokalyptischer Zeiterfahrung, ZRGG 53, 2001, 319 – 329. Lietaert Peerbolte, B. J., The Antecedents of Antichrist. A Traditio-Historical Study of the Earliest Christian Views on Eschatological Opponents, JSJ.S 49, Leiden 1996. – , The κατέχον / κατέχων of 2 Thess 2:6 – 7, NT 39, 1997, 138 – 150. Lieu, J. M., “Grace to You and Peace”. The Apostolic Greeting, BJRL 68, 1985, 161 – 178.

16

Literatur

Lindemann, A., Zum Abfassungszweck des Zweiten Thessalonicherbriefes, in: Ders. (Hg.), Paulus, Apostel, 228 – 240. – , Paulus, Apostel und Lehrer der Kirche. Studien zu Paulus und zum frühen Paulusverständnis, Tübingen 1999. – , Paulus im ältesten Christentum, BHTH 58, Tübingen 1979. Lüdemann, G., Ein Fälscher am Werk. Das Schicksal des Ersten Thessalonicherbriefs in seiner „Interpretation“ durch den Zweiten Thessalonicherbrief, in: C. Bizer u. a. (Hg.), Theologisches geschenkt. FS Manfred Josuttis, Bovenden 1996, 32 – 39. Malherbe, A., Paul and the Thessalonians, Philadelphia 1987. Marcus, J./Soards, M. J. (Hg.), Apocalyptic and the New Testament. Essays in Honor of J. Louis Martyn, JSNT.S 24, Sheffield 1989. Marshall, I. H., Pauline Theology in the Thessalonian Correspondence, in: M. D. Hooker / S. G. Wilson (Hg.), Paul and Paulinism. FS C. K. Barrett, London 1982, 173 – 183. Meade, D. G., Pseudonymity and Canon. An Investigation into the Relationship of Author and Authority in Jewish and Earliest Christian Tradition, WUNT 39, Tübingen 1986. Mearns, C. L., Early Eschatological Development in Paul. The Evidence of I and II Thessalonians, NTS 27, 1981, 137 – 157. Menken, M. J. J., Paradise Regained or Still Lost? Eschatology and Disorderly Behavior in 2 Thessalonians, NTS 38, 1992, 271 – 289. – , The Structure of 2 Thessalonians, in: Collins (Hg.), Correspondence, BETHL 87, 373 – 382. Merk, O., Gemeinde – Fürbitte – Mission. Aspekte ihrer Zuordnung in den Deuteropaulinen, in: M. Karrer / W. Kraus / O. Merk (Hg.), Kirche und Volk Gottes. Festschrift für Jürgen Roloff zum 70. Geburtstag, Neukirchen-Vluyn 2000, 163 – 175. – , Überlegungen zu 2 Thess 2,13 – 17, in: C. Mayer / K. Müller / G. Schmalenberg (Hg.), Nach den Anfängen fragen. Herrn Prof. Dr. G. Dautzenberg zum 60. Geburtstag, Gießen 1994, 405 – 414. Metzger, P., Der Fall des Imperiums. Zur Frage der Parusieverzögerung im II. Thessalonicherbrief, SNTU.A 33, 2008, 99 – 113. – , Katechon. II Thess 2,1 – 12 im Horizont apokalyptischen Denkens, BZNW 135, Berlin / New York 2005. – , Eine apokalyptische Paulusschule? Zum Ort des Zweiten Thessalonicherbriefs, in: M. Becker / M. Öhler (Hg.), Apokalyptik als Herausforderung neutestamentlicher Theologie, WUNT II / 214, Tübingen 2006, 145 – 166. Mitchell, M. M., 1 and 2 Thessalonians, in: J. D. G. Dunn (Hg.), The Cambridge Companion to St Paul, Cambridge 2003, 51 – 63. Moessner, D. P./Marguerat, D./Parsons, M. C./Wolter, M. (Hg.), Paul and the Heritage of Israel. Paul’s Claim upon Israel’s Legacy in Luke and Acts in the Light of the Pauline Letters, Library of New Testament Studies 452, London / New York 2012. Mülke, M., Der Autor und sein Text. Die Verfälschung des Originals im Urteil antiker Autoren, UALG 93, Berlin / New York 2008. Müller, P., Die Anfänge der Paulusschule. Dargestellt am zweiten Thessalonicherbrief und am Kolosserbrief, ATHANT 74, Zürich 1988. Müller, U. B., Apokalyptische Strömungen, in: Ders. (Hg.), Christologie und Apokalyptik. Ausgewählte Aufsätze, Leipzig 2003, 223 – 267. Murphy O’Connor, J., Paul the Letter Writer, Collegeville 1995. Mussner, F., Die »aufhaltende« Macht von 2 Thess 2,6 f., in: J. Hainz (Hg.), Unterwegs mit Paulus. Otto Kuss zum 100. Geburtstag, Regensburg 2007, 226 – 234.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze

17

Nasrallah, L./Bakirtzis, Ch./Friesen, S. J. (Hg.), From Roman to Early Christian Thessalonikē. Studies in Religion and Archaeology, HTS 64, Cambridge, Mass. 2010. Neubert, L./Tilly, M. (Hg.), Der eine Gott und die Völker in eschatologischer Perspektive. Studien zur Inklusion und Exklusion im biblischen Monotheismus, BTHSt 137, Neukirchen-Vluyn 2013. Nicholl, C. R., From Hope to Despair in Thessalonica. Situating 1 and 2 Thessalonians, MSSNT 126, Cambridge 2004. – , Michael, The Restrainer Removed (2 Thess 2:6 – 7), JTHS 51, 2000, 27 – 53. Nicklas, T., „Der geliebte Bruder“. Zur Paulusrezeption im Zweiten Petrusbrief, in: W. Grünstäudl / U. Poplutz / T. Nicklas, (Hg.), Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament, WUNT 397, Tübingen 2018, 133 – 150. – , Gibt es eine Christuserzählung des 2. Thessalonicherbriefes?, in: P. Dragutinovic / T. Nicklas / K. Rodenbiker / V. Tatalovic (Hg.), The Christ of Sacred Stories, WUNT II/453, Tübingen 2017, 161 – 176. – , Intertextuality – Christology – Pseudepigraphy. The Impact of Old Testament Allusions in 2 Thess 1:5 – 12, in: B. J. Koet / S. Moyise / J. Verheyden (Hg.), The Scriptures of Israel in Jewish and Christian Tradition. Festschrift Maarten J. J. Menken, NT.S 148, Leiden / Boston 2013, 227 – 238. – , Der Krieg und die Apokalypse. Gedanken zu Offb 19,11 – 21, in: A. Holzem (Hg.), Krieg und Christentum. Religiöse Gewalttheorien in der Kriegserfahrung des Westens, Krieg in der Geschichte 50, Paderborn 2009, 150 – 165. – , Neutestamentliche Pseudepigraphie und Fiktionalität. Eine Diskussion mit Eckart Reinmuth, in: S. Alkier / C. Böttrich (Hg.), Neutestamentliche Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung, Leipzig 2017, 185 – 204. –/Scheingraber, S., Zwischen Erwählung, Leid und Herrlichkeit. Die Ekklesia im 2. Thessalonicherbrief, in: Sacra Scripta 2017, 150 – 162. –/Sommer, M., „Der Tag des Herrn ist schon da“ (2 Thess 2,2). Ein Schlüsselproblem zum Verständnis des 2. Thessalonicherbriefes, in: Original Research. P. G. R. de Villiers Dedication (= Hervormde Teologische Studies 71 / 1 [2015] Art. #2874, 10 pages. http://dx.doi. org / 10.4102 / hts.v71i1.2874). Niebuhr, K.-W., Die Paulusbriefsammlung, in: Ders. (Hg.), Grundinformation Neues Testament, UTB, Göttingen 22003, 196 – 293. O’Brien, P. T., Introductory Thanksgivings in the Letters of Paul, NT.S 49, Leiden 1977. Oegema, G. S., Zwischen Hoffnung und Gericht. Untersuchungen zur Rezeption der Apokalyptik im frühen Christentum und Judentum, WMANT 82, Neukirchen-Vluyn 1999. Papathomas, A., Juristische Begriffe im ersten Korintherbrief des Paulus. Eine semantischlexikalische Untersuchung auf der Basis der zeitgenössischen griechischen Papyri, Tyche Supplement 7, Wien 2009. Pokorný, P./Heckel, U., Einleitung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im Überblick, UTB, Tübingen 2007. Popkes, E. E., Die Bedeutung des zweiten Thessalonicherbriefs für das Verständnis paulinischer und deuteropaulinischer Eschatologie, BZ 48, 2004, 39 – 64. Redalié, Y., Les desordonnés de Thessalonique relus et corrigés (2Th 3,6 – 12), in: E. Steffek / Y. Bourquin (Hg.), Raconter, interpreter, announcer. Parcours de Nouveau Testament. Mélanges offert à Daniel Marguerat pour son 60ème anniversaire, MoBi 47, Genève 2003, 335 – 348.

18

Literatur

– , ‘Be imitators of me, brothers and sisters’ (Philippians 3.17). Paul as an Exemplary Figure in the Pauline Corpus and the Acts of the Apostles, in: Moessner u. a. (Hg.), Heritage, 282 – 289. – , Relecture et droits d’auteur. À propos de l’interprétation de la deuxième Épître aux Thessaloniciens, in: D. H. Warren / A. Graham Brock / D. W. Pao (Hg.), Early Christian Voices in Texts, Traditions and Symbols. Essays in Honor of Francoiş Bovon, Biblical Interpretation Series 66, Boston / Leiden 2003, 239 – 250. Reiterer, F. V./Nicklas, T./Schöpflin, K. (Hg.), Angels: The Concept of Celestial Beings – Origins, Development and Reception, DCLY 2007, Berlin / New York 2007. Richard, E. R., Paul and First Century Letter Writing, Downers Grove 2004. – , The Secretary in the Letters of Paul, WUNT II / 42, Tübingen 1991. Riesner, R., Die Frühzeit des Apostels Paulus. Studien zur Chronologie, Missionsstrategie und Theologie, WUNT 71, Tübingen 1994. Röcker, F. W., Belial und Katechon. Eine Untersuchung zu 2 Thess 2,1 – 12 und 1 Thess 4,13 – 5,11, WUNT II / 262, Tübingen 2009. Roh, T., Der zweite Thessalonicherbrief als Erneuerung apokalyptischer Zeitdeutung, NTOA / StUNT 62, Göttingen 2007. Roose, H., 2 Thessalonians as Pseudepigraphic ‚Reading Instruction‘ for 1 Thessalonians. Methodological Implications and Exemplary Illustration of an Intertextual Concept, in: Brodie u. a. (Hg.), Intertextuality, 133 – 151. – , »A Letter as by Us«. Intentional Ambiguity in 2 Thessalonians 2.2, JSNT 29, 2006 – 07, 107 – 124. – , Polyvalenz durch Intertextualität im Spiegel der aktuellen Forschung zu den Thessalonicherbriefen, NTS 51, 2005, 250 – 269. – , Die Thessalonicherbriefe im Kontext urchristlicher Überlieferungsprozesse. Methodische Reflexionen, in: W. Kraus (Hg.), Beiträge zur urchristlichen Theologiegeschichte, BZNW 163, Berlin / New York 2009, 343 – 364. Russell, R., The Idle in 2 Thess 3.6 – 12. An Eschatological or a Social Problem?, NTS 34, 1988, 105 – 119. Sand, A., Zur Frage nach dem „Sitz im Leben“ der apokalyptischen Texte des Neuen Testaments, NTS 18, 1971 – 72, 167 – 177. Schmidt, A., Erwägungen zur Eschatologie des 2 Thessalonicher und des 2 Johannes, NTS 38, 1992, 477 – 480. Schmidt, D. D., The Syntactical Style of 2 Thessalonians. How Pauline is it?, in: Collins (Hg.), Correspondence, 382 – 393. Schmidt, E. D., Heiligung. Implikationen in 2 Thess im Anschluss an 1 Thess, in: H. Assel / S. Beyerle / C. Böttrich (Hg.), Beyond Biblical Theologies, WUNT 295, Tübingen 2012, 409 – 432. Schmithals, W., Paulus und die Gnostiker. Untersuchungen zu den kleinen Paulusbriefen, ThF 35, Hamburg 1965. – , Die Thessalonicherbriefe als Briefkomposition, in: E. Dinkler (Hg.), Zeit und Geschichte. Festschrift R. Bultmann, Tübingen 1964, 295 – 315. Schnelle, U., Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 82013. Schreiber, St., Früher Paulus mit Spätfolgen. Eine Bilanz zur neuesten Thessalonicherbrief-Forschung, ThRev 103, 2007, 267 – 284. – , Der zweite Thessalonicherbrief, in: M. Ebner / St. Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, KStTh 6, Stuttgart 2008, 440 – 449.

4. Monographien, Sammelbände und Aufsätze

19

Schweizer, E., Der zweite Thessalonicherbrief ein Philipperbrief?, ThZ 1, 1945, 90 – 105. Seewann, M.-I., „Tag des Herrn“ und „Parusie“. 2 Thess 2 in der Kontroverse, fzb 130, Würzburg 2013. Söding, T., Das Liebesgebot bei Paulus. Die Mahnung zur Agape im Rahmen der paulinischen Ethik, NTA 26, Münster 1995. Stettler, Chr., Das Endgericht bei Paulus. Framesemantische und exegetische Studien zur paulinischen Eschatologie und Soteriologie, WUNT 371, Tübingen 2017. Stettler, H., Heiligung bei Paulus. Ein Beitrag aus biblisch-theologischer Sicht, WUNT II / 368, Tübingen 2014. Still, T. D., Conflict at Thessalonica. A Pauline Church and its Neighbours, JSNT.S 183, Sheffield 1999. Stowers, S. K., Letter Writing in Greco-Roman Antiquity, Philadelphia 1986. – , Social Typification and the Classification of Ancient Letters, in: J. Neusner / P. Borgen u. a. (Hg.), The Social World of Formative Christianity and Judaism. Essays in Tribute to Howard Clark Kee, Philadelphia 1988, 78 – 90. Strobel, A., Untersuchungen zum eschatologischen Verzögerungsproblem aufgrund der spätjüdisch-urchristlichen Geschichte von Habakuk 2,2 ff., NT.S 2, Leiden / Köln 1961. Stuhlmacher, P., Biblische Theologie des Neuen Testaments II. Von der Paulusschule zur Johannesoffenbarung. Der Kanon und seine Auslegung, Göttingen 1999. Sumney, J. L., The Bearing of a Pauline Rhetorical Pattern on the Integrity of 2 Thessalonians, ZNW 81, 1990, 192 – 204. – , Servants of Satan, False Brothers and Other Opponents of Paul, JSNT.S 188, Sheffield 1999. Tonstad, S. K., The Restrainer Removed. A Truly Alarming Thought (2 Thess 2:1 – 12), HBT 29, 2007, 133 – 151. Trilling, W., Die beiden Briefe des Apostels Paulus und die Thessalonicher. Eine Forschungsübersicht, ANRW II.25.4, 1987, 3365 – 3403. – , Literarische Paulusimitation im 2. Thessalonicherbrief, in: K. Kertelge (Hg.), Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften, QD 89, Freiburg / Br. u. a. 1981, 146 – 156. – , Untersuchungen zum zweiten Thessalonicherbrief, ETHS 27, Erfurt 1972. Trobisch, D., Die Entstehung der Paulusbriefsammlung. Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik, NTOA 10, Göttingen / Freiburg (CH) 1989. Vander Stichele, C., The Concept of Tradition and 1 and 2 Thessalonians, in: Collins (Hg.), Correspondence, 499 – 504. Van der Watt, J. G. (Hg.), Eschatology of the New Testament and some Related Documents, WUNT II / 315, Tübingen 2011. Verheyden, J./Zamfir, K./Nicklas, T. (Hg.), Prophets and Prophecy in Jewish and Early Christian Literature, WUNT II / 286, Tübingen 2010. Vögtle, A., Das Neue Testament und die Zukunft des Kosmos, Düsseldorf 1970. Volp, U./Horn, F. W./Zimmermann, R. (Hg.), Metapher – Narratio – Mimesis – Doxologie, WUNT 356, Tübingen 2016. Weima, J. A., Neglected Endings. The Significance of Pauline Letter Closings, JSNT.S 101, Sheffield 1994. –/S. E. Porter, An Annotated Bibliography of 1 and 2 Thessalonians, NTTS 26, Leiden u. a. 1998. Wendebourg, N., Der Tag des Herrn. Zur Gerichtserwartung im Neuen Testament auf ihrem alttestamentlichen und frühjüdischen Hintergrund, WMANT 96, NeukirchenVluyn 2003.

20

Literatur

Wenham, D., Paul and the Synoptic Apocalypse, in: R. T. France / D. Wenham (Hg.), Gospel Perspectives, Studies of History and Tradition in the Four Gospels 2, Sheffield 1971, 345 – 375. Winter, B. W., „If a man does not wish to work …“. A Cultural and Historical Setting for 2 Thessalonians 3:6 – 16, TynB 40, 1989, 303 – 315. – , Seek the Welfare of the City. Christians as Benefactors and Citizens, Grand Rapids 1994. Wischmeyer O. (Hg.), Paulus. Leben – Umwelt – Werk – Briefe, UTB, Tübingen / Basel 2 2012. Wrede, W., Die Echtheit des zweiten Thessalonicherbriefs, TU 9.2, Leipzig 1903. Zeller, D., Der erste Brief an die Korinther, KEK 5, Göttingen (13 / 1)2010.

Abkürzungen und Zitierweise Abkürzungen Die Abkürzung der biblischen Bücher, der sonstigen frühchristlichen sowie der frühjüdischen Literatur, des rabbinischen Schrifttums und der Schriften von Nag Hammadi erfolgt im Anschluss an die Vorschläge in: Betz, H. D. u. a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Band 1, Tübingen 1998, XX – XXVIII. Die Verweise auf die sonstige antike Literatur erfolgen ebenfalls im Anschluss an die Vorschläge in der RGG4 1, XXVIII – XXXI, sowie in: Cancik, H./Schneider, H. (Hg.), Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Band 3, Stuttgart / Weimar 1997, XXXVI – XLIV, wobei allerdings die Namen der antiken Autoren grundsätzlich vollständig genannt werden. Die bibliographischen Abkürzungen entsprechen den Angaben von S. M. Schwertner, Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis, Berlin 21994. Außerdem werden verwendet: ARGU DCLY FoM LACL NMHS NTTSD PKNT PlSt STusc TBN

Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums Deuterocanonical and Cognate Literature Yearbook Forum Mittelalter Lexikon der antiken christlichen Literatur Nag Hammadi and Manichaean Studies New Testament Tools, Studies and Documents Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament Pauline Studies Sammlung Tusculum Themes in Biblical Narrative

Abkürzungen und Zitierweise

21

Zitierweise Moderne Werke werden bei einmaliger Verwendung am entsprechenden Ort vollständig bibliographisch aufgeführt. Bei mehrmaligem Vorkommen werden nur Verfasser und ein Titelstichwort angegeben. Die vollständigen Angaben finden sich im Literaturverzeichnis am Beginn des Buches. Dies gilt auch für Sammelwerke. Kommentare zu den Thessalonicherbriefen werden immer mit Verfassernamen und „1 – 2Thess“ bzw. „2Thess“ angegeben. Dies gilt auch für fremdsprachige Werke. Auch auf andere häufiger zitierte Kommentare zu Schriften des Neuen Testaments wird analog verwiesen. Wenn nicht anders angegeben liegen den Übersetzungen der Septuaginta bzw. der Apostolischen Väter folgende Ausgaben zugrunde: Kraus W./Karrer, M. (Hg.), Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, Stuttgart 2009. Lindemann, A./Paulsen, H. (Hg.), Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe, Tübingen 1992. Sonstige Texteditionen bzw. Übersetzungen werden, falls erforderlich, jeweils direkt angegeben.

1. Aufbau und formale Besonderheiten

23

Einleitung 1. Aufbau und formale Besonderheiten Zumindest auf den ersten Blick bietet der 2. Thessalonicherbrief die üblichen Bestandteile eines Apostelbriefes, nämlich Briefeingang mit Präskript und Proömium, Briefcorpus und Briefschluss mit abschließenden Grußformeln, Eigenhändigkeitsverweis und Gnadenformel. Bei genauerem Hinsehen jedoch bereitet fast jeder dieser Teile Schwierigkeiten: Der Text setzt zwar mit einem klar abgrenzbaren, sehr an 1Thess orientierten Präskript ein (2Thess 1,1 – 2). Ob es aber Sinn macht, das Proömium mit 2Thess 1,3 – 12 zu fassen, wie dies immer wieder geschieht, ist die Frage: Zwar bieten die Verse 3 – 4 typische Bestandteile eines Proömiums, so das Motiv immerwährender Danksagung an Gott für Glaube und Liebe der angesprochenen Gemeinde und ihre Ausdauer trotz Verfolgung und Bedrängnis. Von dort jedoch schweift der Text in einen mit V. 5 beginnenden Exkurs über das Endgericht Gottes sowie die damit einhergehende Enthüllung und Verherrlichung des „Herrn Jesus“ (2Thess 1,5 – 10) ab. Erst in den V. 11 – 12, wo vom immerwährenden Gebet der Absender für die Adressaten und der Hoffnung die Rede ist, dass in der Gemeinde der Name des Herrn verherrlicht werde, begegnen wir wieder üblichen Motiven eines Proömiums.1 Doch damit nicht genug: Nach dem klar zum eigentlichen Briefcorpus gehörigen Abschnitt 2Thess 2,1 – 12 klingt die recht abrupt auf 2,12 folgende Danksagung aus 2,13 wiederum wie der Teil eines Proömiums. Trotzdem lässt sich das Briefcorpus wohl mit 2Thess 2,1 – 3,16a fassen, wobei die abschließenden Verse 3,14 – 16a womöglich einen Übergang zum Briefschluss bilden. Gleichzeitig hängt der Exkurs zu Endgericht und Parusie in 2Thess 1,5 – 10 thematisch enger mit dem Briefcorpus zusammen, als dies üblicherweise zu erwarten wäre. Außerdem weist, wie angedeutet, der Abschnitt 2Thess 2,13 – 14 Anklänge an ein Proömium auf, bildet jedoch einen Übergang zwischen dem eschatologischen Teil in Kapitel 2 (2Thess 2,1 – 12) und der Paränese von Kapitel 3 (v. a. 2Thess 3,6 – 13). Die in 2Thess 2,16 – 17 folgenden Segenswünsche wiederum könnten sich auch in einem Briefschluss finden. Der eigentliche Briefschluss 3,16b – 18 wiederum ist knapp und besteht aus Friedenswunsch, Zuspruch, Eigenhändigkeitsvermerk und Gnadenformel. 1  Dass der Text 2Thess 1,3 – 12 jedoch wirklich als Einheit zu betrachten ist, zeigt Menken, Structure, 375, der in der Einheit ein konzentrisches Muster entdeckt.

24

Einleitung

Dies ergibt folgenden Aufbau des Textes: A.

1,1 – 2

B.

1,3 – 12 1. 1,3 – 4 2. 1,5 – 10 3. 1,11 – 12

Proömium (unter Einschluss eines Exkurses) Proömium: Danksagung Exkurs: Endgericht und Parusie Wiederaufnahme des Proömiums

C.

2,1 – 3,16a 1. 2,1 – 2 2. 2,3 – 12 3. 2,13 – 17 a) 2,13 – 14

Briefcorpus Situationsangabe: Die Eschatologie der Gegner Korrektur: Die angemessene Eschatologie Danksagung und Ermahnung Rückgriff auf das Proömium: Danksagung II Vergegenwärtigung der Berufung der Adressaten Ermahnung zur Standhaftigkeit, Festhalten an pauli­ni­scher Überlieferung Hinführung zur ethischen Ermahnung Ermahnung zu ordentlichem Verhalten Verhalten gegenüber den „Unordentlichen“

b)

Präskript

2,15 – 17

4. 3,1 – 5 5. 3,6 – 13 6. 3,14 – 16a D.

3,16b – 18

Briefschluss: Zuspruch, Eigenhändigkeitsvermerk und Gnadenformel

Eine entscheidende These des folgenden Kommentars besteht darin, dass dieser Aufbau trotz (oder gerade wegen) seiner formalen Besonderheiten in sich geschlossen ist und in all seinen Teilen pragmatisch sinnvoll und zusammenhängend auf eine problematische Situation zu reagieren sucht. Dieser überlegte Aufbau des Textes zeigt sich auch an einer Reihe struktureller Merkmale, die den Text verknüpfen:2 So arbeitet 2Thess immer wieder mit Inklusionen, die einerseits thematische Verbindungen herstellen, andererseits auch zusammengehörige Einheiten einschließen. Dies geschieht z. B. in 2Thess 1,3a und 11a, wo die Wiederaufnahme des Motivs der dauernden Fürbitte der Apostel den Exkurs zu Parusie und Weltgericht rahmt. Eine zweite, sehr deutliche Inklusion umfasst 2Thess 2,2 – 15: Den Aussagen zum Missbrauch paulinischer Autorität in Geist, Wort und Brief (2Thess 2,2) wird die Aufforderung, an den durch Paulus gelehrten Überlieferungen in Wort und Brief festzuhalten (2Thess 2,15), gegenübergestellt. Damit ist wiederum der Teil des Briefcorpus umfasst, in dem die Angesprochenen über die Ereignisse bis zum Eintreten des „Tags des Herrn“ unterrichtet und gleich2  Zu Verbindungslinien zwischen den Teilen des Texts vgl. auch Fabris, Tradizione, 74 f und Menken, Structure, 380 f.

1. Aufbau und formale Besonderheiten

25

zeitig über ihre Rettung, den Erwerb der „Herrlichkeit Jesu Christi, unseres Herrn“ (2Thess 2,14), informiert werden. Das gesamte Schreiben schließlich wird durch das im Präskript (2Thess 1,2) und Briefschluss (2Thess 3,16) betonte und nur hier begegnende Thema des „Friedens“ zusammengehalten.3 Gleichzeitig wird der Text von thematischen Verbindungslinien durchzogen: Die Begriffe „Glaube, Liebe und Ausdauer der Hoffnung“ (ὑπομονὴ τὴς ἐλπίδος), die für 1Thess eine wichtige Trias bilden (1Thess 1,3), sind auch für 2Thess von höchster Bedeutung; jedoch werden „Geduld“ bzw. „Ausdauer“ (ὑπομονή) und „Hoffnung“ (ἐλπίς) nun nicht mehr syntagmatisch verbunden. Zudem ist die „Ausdauer“ (2Thess 1,4; 3,5) gegenüber der „Hoffnung“, die in bedrängter Situation als „gute Hoffnung“ (2Thess 2,16) offenbar erst mühsam wieder errungen werden muss, in den Vordergrund gerückt. Weitere semantische Verbindungslinien ergeben sich durch die Rede von „Herrlichkeit“ bzw. „Verherrlichung“ (2Thess 1,9; 2,14; 3,1), die Betonung von Überlieferungen unter der Autorität des Paulus (2Thess 2,13; 3,6) sowie durch die Ermahnung, die Anordnungen der Apostel zu befolgen (2Thess 3,4. 6. 10.12) und nicht „auf ungeordnete Weise“ (2Thess 3,6. 7. 11) zu leben. Zu erwähnen ist auch die in Zusammenhang mit der Ekklesia verwendete Familienund Gemeinschaftsmetaphorik, innerhalb derer von „Brüdern (und Schwestern)“4 (2Thess 1,3; 2,1. 13. 15; 3,1. 6. 13.15), „unserem Vater Gott“ (2Thess 1,1.2; 2,16), aber auch „unserem Herrn“ bzw. „unserem Herrn Jesus Christus“ gesprochen wird.5 Andere Passagen sind durch klare Kontrastierungen bzw. Oppositionen miteinander in Bezug gesetzt: So wird der „Offenbarung des Herrn Jesus Christus“ (2Thess 1,7) die „Offenbarung des Menschen der Ungerechtigkeit“ (2Thess 2,3) entgegengesetzt; beide sind zudem durch ihre Bezüge auf Gott und die Wahrheit einerseits sowie Satan und die Lüge andererseits kontrastiert. Ihr Schicksal wiederum entspricht dem ihrer Anhänger: Verherrlichung einerseits und Vernichtung andererseits. An der Stelle des Chaos, das unter den Anhängern der Gegner herrscht (2Thess 2,2), bzw. ihrer „Unordnung“ (2Thess 3,6. 7. 11) steht die Standhaftigkeit derer, die

3  Die Tatsache, dass 2Thess 3,16a sich tatsächlich auf den ganzen Brief bezieht, betont auch Weima, Endings, 189. 4  Der Text verwendet, anders als z. B. Phlm, nie explizit das Feminin „Schwester“. Dieses jedoch dürfte unter der Anrede als „Brüder“ mitgedacht sein. 5  Diese Familienmetaphorik ist umso signifikanter, als Arzt-Grabner, Brothers, aufgrund der Belege in dokumentarischen Papyri zeigt, dass die Anrede als „Brüder“ und „Schwestern“ keineswegs so weit verbreitet war und als selbstverständlich angesehen werden kann, wie dies immer wieder angenommen wird. Arzt-Grabner vermutet den Ausgangspunkt der christlichen Redeweise in der „Jesusbewegung selbst“ (204). – Dass diese Redeweise auch in 1Thess eine wichtige Rolle spielt, zeigt Burke, T. J., Family Matters. A Socio-Historical Study of Kinship Metaphors in 1Thessalonians, JSNT.S 24, London / New York 2003; wichtig zur Familienmetaphorik in paulinischer Literatur auch Aasgaard, R. ‚My Beloved Brothers and Sisters.‘ Christian Siblingship in Paul, JSNT.S 265, London / New York 2004.

26

Einleitung

Paulus folgen (2Thess 2,15.17), ihr Tun des Guten (2Thess 2,17; 3,13) und ihr Arbeiten in Ruhe (2Thess 3,12). So entsteht bereits auf der Ebene der Textstruktur der Eindruck des sinnvollen, sorgfältig komponierten Ganzen, in dem jeder Einzelabschnitt auf ein konkretes pragmatisches Ziel hin verfasst ist.6 Die These, der Text des 2Thess sei aus verschiedenen Teilbriefen zusammengesetzt, erscheint somit aufgrund der klaren, in sich logischen Struktur des Textes, der binnentextuellen Bezugnahmen, vor allem aber der Möglichkeit, ihn wie in der vorliegenden Kommentierung als ein geschlossenes Ganzes zu interpretieren, unnötig.7

2. Das Verhältnis zum 1. Thessalonicherbrief Ebenfalls noch auf der formalen Ebene liegen Beobachtungen, die das enge literarische Verhältnis zwischen 1Thess und 2Thess deutlich machen. Die Übereinstimmungen an manchen Passagen, die gleichzeitig die v. a. im Bereich der Eschatologie bestehenden radikalen Unterschiede zwischen 1 und 2Thess besonders auffällig werden lassen,8 gehen so weit, dass sich als einzig mögliche Folgerung ergibt: 2Thess ist von 1Thess literarisch abhängig. Dies zeigt sich im Grunde schon deutlich an der Übereinstimmung der beiden Präskripte nicht nur untereinander, sondern auch im Gegenüber zu den Präskripten anderer Schriften des Corpus Paulinum. Eine weitere, sehr auffallende wörtliche Parallele besteht auch zwischen 2Thess 3,8 und 1Thess 2,9. Insgesamt ist jedoch die Zahl der wörtlichen Übereinstimmungen wesentlich größer:

6  Eher zurückhaltend bin ich jedoch mit rhetorischen Analysen des Textes, die, wie die Übersicht bei Redalié, 2Thess, 15 zeigt, trotz einiger grundlegender Übereinstimmungen zu doch sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Hierzu z. B. Donfried, Theology, 83 f (in Anlehnung an F. W. Hughes) oder (m. E. etwas überdetailliert) Jewett, Thessalonian Correspondence, 81 – 88, v. a. aber die Analyse des Textes durch Holland, Tradition. 7  So aber z. B. Schmithals, Briefkompositionen. Siehe auch den Forschungsüberblick von Trilling, Briefe, 3381 – 3383. 8  Interessanterweise sind jedoch die Parallelen von 2Thess 2,1 – 12 zu 1Thess besonders gering, wie auch P. Müller, Anfänge, 53, betont.

27

2. Das Verhältnis zum 1. Thessalonicherbrie

2Thess 1,1 – 2 1,3 1,4 1,8 2,1 2,5 2,13 2,13 – 14 2,14 2,15 2,16 2,17

1Thess 1,1 1,2.3 2,14; 1,3.6 4,5 3,13; 5,12.23 (vgl. 4,14 – 17) 2,9 2,13; 1,4; 5,9 4,7 5,9 3,8 3,11 3,13

2Thess 3,1 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 3,9 3,10 3,10 – 11 3,12 3,16 3,18

1Thess 1,8; 4,1; 5,25 5,24 4,2 3,11.13 4,1 2,1; 3,3; 5,2; 1,6 2,9 1,6 – 7 3,4 4,11 4,1; 5,13 5,23 5,28

Dabei ist zu beachten, dass viele der genannten Parallelen je für sich allein kaum signifikant sind. Zusammen aber ergeben sie ein Gesamtbild, das die literarische Abhängigkeit beider Schriften in beeindruckender Weise nachweist. Konkreter sei dies durch einige ausgewählte Beispiele illustriert:9 2Thess 1,1 – 2 Paulus und Silvanus und Timotheus an die Versammlung der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade sei euch und Friede von Gott, [unserem] Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 3,8 [Wir haben nie] bei irgendjemandem Brot umsonst gegessen, sondern in Mühe und Arbeit nachts wie am Tag gewirkt, um keinem von euch zur Last zu fallen. 3,10a Denn als wir bei euch waren, haben wir euch dies angeordnet … 3,18 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus (sei) mit euch allen.

1,1

2,9

1Thess Paulus und Silvanus und Timotheus an die Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade sei euch und Friede. Erinnert euch, Brüder an unsere

Mühe und Arbeit; nachts wie am Tag haben wir gewirkt, um keinem von euch zur Last zu fallen … 3,4a Denn als wir bei euch waren, haben wir euch vorhergesagt … 5,28 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus (sei) mit euch.

9  Übersichten zum Zueinander von 2Thess und 1Thess werden in vielen Einleitungen, Kommentierungen und Auslegungen geboten, vgl. z. B. Dettwiler, 2Thess, 296 f; Fabris, Tradizione, 81 – 86; (knapp) Furnish, 1 – 2Thess, 127 – 129; Gilchrist, Intertextuality, 154 – 161; Holland, Tradition, 59 – 90; Menken, Structure, 36 – 39; Redalié, 2Thess, 33 f; Richards, 1 – 2Thess, 20 f; Roh, Zeitdeutung, 19 f oder Schreiber, 2Thess, 27 – 30. Die hier angegebene Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist doch die Grenze zwischen signifikanter wörtlicher Parallele und Echo eines anderen Textes in vielen Fällen fließend.

28

Einleitung

Mit anderen Worten: Keine der Einzelbeobachtungen trägt die These, 2Thess sei von 1Thess literarisch abhängig, allein. In ihrer Gesamtheit jedoch werden sie überzeugend: Der Text von 2Thess ist geradezu getränkt von Material, das sich auch in 1Thess – in vielen Teilen bis in den Wortlaut hinein identisch – findet.10 Dabei tritt neben einige Abschnitte mit auffälligen Parallelen im Wortlaut eine Vielzahl von Textpassagen, die wenigstens teilweise an 1Thess anklingen. Der Kommentar der Einzelpassagen wird zudem zeigen, dass sich die Detailunterschiede zu 1Thess sinnvoller redaktioneller Tendenz und nicht dem Zufall verdanken. Dabei orientieren sich die Parallelen in ihrer Reihenfolge zwar an mancher Stelle, jedoch nicht immer an 1Thess.11 2Thess verwendet 1Thess also klar als literarische Vorlage, welcher wenigstens in einigen Passagen wörtlich gefolgt wird, die in anderen wiederum wie ein Echo anklingt.12 Damit ergeben sich weitere Fragen nach dem konkreten Profil dieses literarischen Verhältnisses: Ist 2Thess nicht an 1Thess als Brief interessiert und verwendet einfach wahllos Material aus diesem? Will er ihn kritisieren, verdrängen oder gar, wie M. Crüsemann meint, zur Fälschung erklären?13 Oder möchte er, 1Thess weiterhin als apostolisches Schreiben des Paulus voraussetzend, diesen interpretieren oder fortführen? Versteht er sich vielleicht als Relecture des 1Thess?14 Diese Fragen können abschließend erst behandelt werden, wenn die Verfasserfrage beantwortet ist und aufgrund inhaltlicher Überlegungen die konkreten Verschiebungen zu 1Thess genauer zu fassen sind. Aufgrund der Konzentration auf das Verhältnis von 2Thess zu 1Thess wird gern übersehen, dass 2Thess, der zudem in 2,2 und 2,15 in sehr offener Weise vielleicht die Existenz von mehr als einem paulinischen Brief voraussetzt, tatsächlich auch Parallelen zu weiteren Schriften des Corpus Paulinum aufweist. Dabei sind konkrete literarische Abhängigkeiten nur schwer nachweisbar: So sieht T. Roh Bezüge zwischen der Wendung vom „sicheren Indiz (ἔνδειγμα) im Hinblick auf das gerechte Gericht Gottes“ (2Thess 1,5) und Phil 1,28, wo von „Zeichen (ἔνδειξις) dafür …, dass sie verloren sind und ihr gerettet werdet,“ die Rede ist.15 2Thess 2,13 10  2Thess erweckt den Eindruck, seinem Autor habe 1Thess schriftlich vorgelegen und er habe immer wieder einen Blick in ihn geworfen, wie z. B. auch Marxsen, 2Thess, 25 meint; ich würde allerdings nicht so weit gehen, die literarische Abhängigkeit des 2Thess von 1Thess mit Laub, Paulinische Autorität, 403 als „mechanisch und sklavisch“ zu beschreiben. 11  Dies zeigt die Übersicht bei Menken, Structure, 39. 12  Mit der Verwendung des Begriffs „Echo“ lehne ich mich an Hays, R. B., Echoes of Scripture in the Letters of Paul, New Haven, Conn. 1989 an. In gleicher Weise könnte man auch den Begriff „Reminiszenz“ verwenden, während ich die Rede von einer „Anspielung“, die ja aktiv einen auch beim Leser erkennbaren Bezug zwischen zwei Texten herstellt, für zu stark halte. 13  Vgl. Crüsemann, Briefe, 241, die davon ausgeht, dass 1Thess tatsächlich ein pseudepigraphisches Schreiben ist, eine Meinung, die im Verlauf der Auslegungsgeschichte im Grunde nur von Baur, F. Chr., Paulus, der Apostel Christi. Sein Leben und Wirken, seine Briefe und seine Lehre, Stuttgart 1845, 480 – 492 vertreten wurde. 14  In eine ähnliche Richtung geht auch die Idee von Roose, Überlieferungsprozesse, die den 2Thess als Leseanweisung zum 1Thess versteht. 15  Gegen einen zu engen Bezug zwischen 2Thess 1,5 und Phil 1,28 wendet sich jedoch Bassler, Enigmatic Sign, 509.

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

29

wiederum, die Anrede der Thessalonicher als „Erstling“, erinnere an Phil 4,15, wo vom „Anfang der Verkündigung des Evangeliums“ nach seinem Auszug aus Makedonien gesprochen wird.16 Noch weiter geht O. Leppä, die unter Voraussetzung der pseudepigraphischen Herkunft des 2Thess Bezüge auch zu weiteren Schriften des Corpus Paulinum wahrscheinlich macht:17 Zu nennen sind: (1) 2Thess 1,5 – 7 erinnert nicht nur an 1Thess 2,12, sondern auch an Röm 2,5 (Kombination der Wörter bzw. Formen: ἀποκάλυψις – δικαίας κρίσεως τοῦ θεοῦ // ἀποκαλύψεως – δικαιοκρισίας τοῦ θεοῦ) und Röm 3,25 – 26 (Kombination der folgenden Wörter bzw. Formen: ἔνδειγμα // ἔνδειξιν sowie δικαίας κρίσεως τοῦ θεοῦ // δικαιοσύνης αὐτοῦ). (2) Die Kombination der Rede von „Überlieferungen“ und „Nachahmung“ in 2Thess 3,6 – 7 (plus Genitiv „Christi“) begegnet auch in 1Kor 11,1 – 2. (3) Die Kombination aus οὐκ ἔχομεν ἐξουσίαν („wir haben keine Vollmacht“) und ἐργάζεσθαι („arbeiten“) begegnet in 2Thess 3,9 – 10 und 1Kor 9,6.18 (4) Die Wortfolge μὴ ἐγκακήσητε καλοποιοῦντες („werdet nicht müde, Gutes zu tun“) aus 2Thess 3,13 ist sehr nahe an Gal 6,9 (τὸ δὲ καλὸν ποιοῦντες μὴ ἐγκακῶμεν – „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun.“). (5) 2Thess 3,14 erinnert an 1Kor 5,9 (διὰ τῆς ἐπιστολῆς …μὴ συναναμίγνυσθαι // ἐν τῇ ἐπιστολῇ μὴ συναναμίγνυσθαι). (6) 2Thess 3,17a ist identisch mit Kol 4,18 und 1Kor 16,21.19 So wenig jede einzelne der angegebenen Parallelen für sich allein trägt, so sehr wird jedoch durch die Summe der Übereinstimmungen wahrscheinlich, dass die sich aus 2Thess 2,2 und 2,15 ergebende vage Vermutung, 2Thess setze nicht nur 1Thess, sondern bereits eine wie auch immer konkret geartete Sammlung paulinischer Briefe voraus, zumindest plausibel ist.

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbriefs Trotz seiner offensichtlichen literarischen Abhängigkeit von 1Thess und trotz seiner Kürze bietet 2Thess auch über die recht breit angelegten eschatologischen Passagen hinaus hochinteressante theologische Aspekte, zu denen besonders das ausgesprochen wichtige Bild Gottes gehört. Dieses ist über die für den 2Thess charakteristische Rede vom Kyrios (2Thess 1,1.2.7.8. 9. 12; 2,1.2. 8. 13.14.16; 3,1.3.4.5. 6. 12.16.18) eng mit der Christologie des Briefes verbunden.20 So differenziert 2Thess von Anfang an klar zwischen „Gott, unserem Vater“, und „dem Herrn Jesus Christus“ 16  Roh,

Zeitdeutung, 25 f. Writer, bes. 194 f, auf deren Beobachtungen auch Schreiber, 2Thess, 35 f verweist. Ich erwähne hier nur die signifikant erscheinenden Parallelen. Auch Roose, Polyvalenz, 252 vermutet, dass 2Thess bereits auf 1Kor zurückgreift, Kelhoffer, Persecution, 67 f schließlich erkennt Bezüge zwischen 2Thess 1,4 – 5 und Röm 5,3 sowie 2Kor 8,24 und 9,2 – 3. 18  Diesen Bezug stellt auch Roose, Polyvalenz, 252 her. 19  Diesen Bezug sieht auch Roose, ebd. 20  Wie bedeutsam der Titel Kyrios in dem kurzen 2Thess ist (22 Belege), zeigt sich auch zahlenmäßig im Gegenüber zu authentischen paulinischen Texten wie dem deutlich längeren Phil (15 Belege) und dem Gal (sechs Belege). Dagegen steigt die Bedeutung des Kyrios-Titels auch in anderen deuteropaulinischen Texten, wie auch Fabris, Tradizione, 69, hervorhebt. 17  Leppä,

30

Einleitung

(2Thess 1,1 – 2; 2,16) und spricht auch im Folgenden regelmäßig explizit von Gott. Die dabei entstehende Vielfalt von Aussagen lässt sich vielleicht am besten unter den folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen: (1) Gott ist und bleibt Handlungssouverän eines Weltgeschehens, in dem jedoch sein Wirken nicht immer für alle offenbar ist, zumal die, die sich gegen ihn stellen, in besonderem Maße verkörpert durch den „Menschen der Gesetzwidrigkeit“, den „Sohn des Verderbens“ (2Thess 2,3) und „Gesetzlosen“ (2Thess 2,8), der seine Kraft vom Satan her hat (2Thess 2,9), gegenwärtig die Oberhand zu haben scheinen.21 Dies verbindet sich mit einem zweiten Gedanken: (2) Gott ist gerechter Richter, der angemessenes Verhalten wie auch Unrecht in entsprechender Weise sühnt.22 Dabei neigt die beschriebene Gerechtigkeit dieses Gottes23 dazu, zur Vergeltungsgerechtigkeit zu werden (vgl. v. a. 2Thess 1,8 – 9).24 Dies lässt sich in die einzelnen Aussagen des Briefes hinein übersetzen: Er ist es, der zwar nicht selbst mit dem Katechon / Katechōn (2Thess 2,6 – 7) zu identifizieren ist, der aber mit dessen Hilfe die Zeit und ihren Ablauf in der Hand behält, der den Abfall von Gott zulässt (2Thess 2,3), ja selbst dem, der sich gegen ihn stellt, seine Zeit einräumt und dabei sogar erlaubt, dass er „seinen Wohnort“ einnimmt, d. h. sich als „Widersacher“ im „Tempel Gottes“ niederlässt (2Thess 2,4). Selbst die Tatsache, dass sich einige verführen lassen, wird auf die von Gott geschickte Kraft des Irrtums (2Thess 2,11) zurückgeführt. In dieser, an ihrer Oberfläche gottfern erscheinenden Welt jedoch handelt Gott rettend: Obwohl der Text an keiner Stelle explizit das Christusereignis anspricht oder gar beschreibt, scheint es doch eventuell in 2Thess 2,16 auf, wo von einem (wohl in der Vergangenheit liegenden) Akt der Liebe Gottes an „uns“ die Rede ist,25 der damit (aus Gnade) „ewigen Trost“ und 21  Ähnlich auch Roose, 1 – 2Thess, 199, die knapp formuliert: „Der Ablauf bis zum Ende liegt ganz in Gottes Hand.“ – Mit meiner Deutung setze ich den Akzent etwas anders als Klein, Entwicklungslinien, 67, der schreibt: „Gott hat an den Christen in der Anfangszeit durch das Evangelium gehandelt, indem er sie berief und ausersah. Am Ende der Tage wird er sie ins Heil aufnehmen. Aber jetzt lässt er das Böse zu, bremst aber seine Macht eine Zeit lang, bis diese ‚Bremse‘ verschwindet und das Böse sich ganz durchsetzt, damit es sich überschlage und beim Gericht vernichtet werde. Ein gegenwärtiges Heilshandeln Gottes kennt der 2Thess nicht. […] Die Gegenwart wird somit als dem Bösen überlassen gesehen. Sie erscheint als eine Zeit, in der Gottes Wirken ausgeblieben ist. Erst in der Zukunft wird er wieder wirken, wie er einst in der Anfangszeit der Gemeinde Heil schaffend in die Welt eingegriffen hat.“ 22  Dies wird immer wieder als entscheidend für das Gottesbild des 2Thess betont. So auch de Villiers, Presence, 337 f; Donfried, Theology, 90 f; Gaventa, 1 – 2Thess, 96; Krentz, Lens, 58 sowie Ders., Theology, 511. – Nicht ganz überzeugend ist der Gedanke, dass der Text „zahlreiche Attribute und Zuschreibungen für Gott und Jesus Christus, die aus dem zivilen Bereich gegenüber den dortigen Herrschern bekannt sind“, verwendet (Kreinecker, 2Thess, 73). Die meisten der von Kreinecker a. a. O., 73 f angegebenen Begriffe tauchen regelmäßig auch in anderen frühchristlichen Texten auf oder sind so häufig belegt, dass der Leser nicht unbedingt dazu gezwungen ist, Spezialterminologie zu assoziieren. 23  Das in 2Thess 1,5 verwendete Attribut des gerechten Gottesgerichts findet sich, wie Kreinecker, 2Thess, 67 zeigt, in anderen Paulusbriefen nicht. Die nächste Parallele bietet Röm 3,25 – 26. 24  Dies ist natürlich sehr weit von einer paulinischen Rechtfertigungslehre entfernt, deren Fehlen auch für Metzger, Paulusschule, 152 f, eines der deutlichsten Indizien für die Pseudepigraphie des 2Thess darstellt. 25  So interpretiert, würde die Passage an 1Joh 4,19 erinnern; man mag aber auch an Röm 8,39 denken.

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

31

„gute Hoffnung“ schenkt (zur Gnade Gottes vgl. auch 2Thess 1,2.12).26 Was damit über Gottes Liebe „an uns“ gesagt ist, betrifft die Mitglieder der Gemeinde auch im Einzelnen: Gott ist es, der sie (in gleichem Maße) erwählt und berufen hat (2Thess 2,13 – 14), Gott ist es auch, der sie der Berufung würdig macht (2Thess 1,11), sie als „Gemeinde Gottes“ (2Thess 1,4) versammelt und der durch seinen Beistand ihre guten Werke ermöglicht (2Thess 2,17). Vor diesem Hintergrund versteht sich auch, dass die so Berufenen in einem lebendigen Verhältnis zu Gott stehen, dass Gott ihnen Frieden schenkt (2Thess 1,2; vgl. auch die Rede vom Kyrios in 3,16a), ihm für sein Handeln an der Gemeinde zu danken ist (2Thess 1,3; 2,13), ja dass das Verhältnis zwischen Gott und Gemeinde als „Liebe“ beschrieben werden kann (2Thess 3,5). Dieser Gott, der zwar an keiner Stelle explizit als Schöpfer der Welt beschrieben, aufgrund der Verwurzelung des Textes in biblischer Tradition sicherlich aber als solcher gedacht ist, führt die Welt souverän in den Tag seines gerechten Gerichts (2Thess 1,5), welcher „Tag des Herrn“ (2Thess 2,2) genannt werden kann und die Offenbarung des Herrn Jesus Christus (2Thess 1,7) mit sich bringt. Dieser „Tag“ wird die (durchaus das Böse vergeltende) Gerechtigkeit Gottes an denen, die Gott nicht kennen (2Thess 1,8), erweisen. Denen, die gerettet werden, wird er jedoch mit dem dann verherrlichten Christus (2Thess 1,10) den Erwerb von Herrlichkeit – einer Eigenschaft Gottes! – ermöglichen (2Thess 2,14).27 Interessant für die Theologie des 2Thess ist jedoch nicht nur, was der Text bietet, sondern auch, was er nicht bietet. So tritt in 2Thess die für den authentischen Paulus so wichtige Geisttheologie, in der wichtige Aspekte der Ethik verwurzelt sind, weitgehend zurück,28 obwohl sich in mehrerer Hinsicht eine Einbeziehung der Pneumatologie durchaus nahegelegt hätte, und zwar im Zusammenhang mit dem wichtigen Thema der gegenwärtigen Beziehung der Gemeinde zu Gott, dann der zukünftigen „Verherrlichung“, aber auch bei der Frage nach dem Verhältnis der Gemeinde in der Jetztzeit zu Gott und Christus wie auch im Zusammenhang mit ethischen Fragen.29 Vom Geist ist etwa in 2Thess 2,2 die Rede, wo wir erfahren, dass sich Gegner auf prophetische Rede im Geist berufen haben mögen; 2Thess 2,8 wiederum spricht (in Anlehnung an Schöpfungsterminologie) vom Geisthauch aus dem Munde des Herrn Jesus, welcher den Antichristen vernichten wird. 2Thess 2,13 schließlich erwähnt die „Heiligung des Geistes“, meint dabei aber offenbar nicht den „Gottesgeist“, sondern den „Geist“ der Adressaten.30 Aufschlussreich scheint besonders 2Thess 2,15, wo 26  So

auch Krentz, Traditions, 510. ist natürlich auch ein bedeutsamer soteriologischer Gedanke in 2Thess. Zur Bedeutung der Heiligung in 2Thess auch E. D. Schmidt, Heiligung, 425 – 430 und Stettler, Heiligung, 260 – 270.  – Wie wenig die Soteriologie des Textes bisher untersucht wurde, zeigt sich daran, dass etwa der wichtige Band von J. G. van der Watt, (Hg.), Salvation in the New Testament. Perspectives on Soteriology, NT.S 121, Leiden / Boston 2005, keinen Eintrag zur Soteriologie des 2Thess enthält. 28  Vgl. auch Metzger, Paulusschule, 155. 29  Wichtig zur paulinischen Geisttheologie ist die Monographie von Rabens, V., The Holy Spirit and Ethics in Paul. Transformation and Empowerment for Religious-Ethical Life, WUNT II / 283, Tübingen ²2013 sowie Ders., The Holy Spirit and Deification in Paul. A ‚Western‘ Perspective, in: Dragutinovic u. a. (Hg.), Holy Spirit, 187 – 220; knapp auch Klein, Entwicklungslinien, 224 – 250. 30  Anders jedoch Donfried, Theology, 103, der die Geisttheologie des Textes vor diesem Hintergrund 27  Dies

32

Einleitung

2,2 bewusst aufgegriffen scheint: Hier ist von paulinischen Überlieferungen die Rede, an denen die Gemeinde festhalten soll, und diese werden an „Wort“ und „Brief“ des Apostels gebunden. Der prophetische Geist, auf den offenbar in 2,2 angespielt wird und der ja eher dazu drängt, Überliefertes neu zu deuten, wird dagegen ausgeklammert. Man könnte, wollte man 2Thess in Bezug auf 1Thess lesen, davon sprechen, dass 2Thess in der Gefahr ist, den „Geist der Prophetie auszulöschen“ oder zumindest „zurückzudrängen“ (in Anlehnung an 1Thess 5,19 – 20). All dies scheint – vielleicht vor dem Hintergrund der in 2Thess 2,2 deutlich werdenden problematischen Erfahrungen – auf einer Linie mit dem auch in anderen Texten (z. B. den Pastoralbriefen oder den Ignatianen)31 erkennbaren Zurückdrängen der prophetischen Stimme im frühen Christentum zu liegen.

Besonders spannend ist in 2Thess das Verhältnis von Gottesbild und Christologie, die eng miteinander verwoben sind. Dabei ist als ein erster Punkt festzuhalten, dass die expliziten Einzelbestandteile der Christologie des 2Thess sich zu einer impliziten Christuserzählung zusammenfügen lassen:32 Zwar bietet der Text keine expliziten Aussagen, die sich auf den irdischen Jesus oder das (für Paulus so wichtige) Christusereignis beziehen,33 welches sich für Paulus vielleicht am besten mit 1Kor 15,3 – 5 zusammenfassen lässt. Doch ist in 2Thess 2,16 wohl eine Ausnahme zu erkennen, wo vom (offenbar in der Vergangenheit liegenden) Akt der Liebe Gottes, des Vaters, zur Gemeinde die Rede ist. Was aus dem Brief 2Thess allein nicht hervorgeht, muss (wenigstens vom heutigen Ausleger) aufgrund seiner Einbettung in das Corpus Paulinum als Rückgriff auf das Christusereignis erschlossen werden. Dass darüber hinaus auch wenigstens implizit eine Jesusgeschichte vorausgesetzt ist, legt sich aufgrund der Tatsache nahe, dass der Text regelmäßig den Namen Jesus verwendet (vgl. schon 2Thess 1,1.7. 8. 12 [2x]; 2,14.16; 3,6. 12. 18). Vielleicht setzt die zweimal begegnende Rede vom „Namen des Herrn Jesus Christus“ (2Thess 1,12 und 3,6) zudem Gedanken voraus, wie sie sich auch im Hymnus des Philipperbriefes, v. a. Phil  2,9 – 11, finden:34 Aufgrund seiner Kenosis, in der er in Gestalt eines Sklaven den Weg zum Kreuzestod geht (Phil 2,7 – 8), wird Jesus Christus „der Name, weniger skeptisch als ich beurteilt, sowie Furnish, Spirit, 235, welcher auf die Parallele 1Petr 1,2 verweist und einen Bezug auf den Gottesgeist vermutet, der heiligend tätig wird. 31  Zur eher rudimentären Geisttheologie der Pastoralbriefe vgl. Klein, Entwicklungslinien, 247 – 249; zum vollkommenen Zurücktreten der Geisttheologie bei Ignatius von Antiochien (sowie der Gegenstimme der Ascensio Isaiae) vgl. Nicklas, T., A Church without Spirit? Pneumatology in the Writings of Ignatius of Antioch, in: Dragutinovic u. a. (Hg.), Holy Spirit, 405 – 426; zu breiteren Tendenzen im 2. Jh. vgl. Bremmer, Domestication, 1 – 22; allgemeiner zu Tendenzen in den Apostolischen Vätern Jefford, C. N., Prophecy and Prophetism in the Apostolic Fathers, in: Verheyden u. a. (Hg.), Prophets, 295 – 316. Die Diskussionen um den Zusammenhang von Pneuma und Prophetie sowie Pneuma und Amt in der frühen Kirche behandelt Dünzl, F., Pneuma. Funktionen des theologischen Begriffs in frühchristlicher Literatur, JAC.E 30, Münster 2000, 190 – 240. 32  Vgl. ausführlicher Nicklas, Christuserzählung. 33  Dies wird in der Sekundärliteratur immer wieder betont, muss jedoch nicht bedeuten, dass dies nicht im Text vorausgesetzt wird. Vgl. z. B. Krentz, Lens, 56 f. 34  Ich setze damit nicht ausdrücklich voraus, dass der 2Thess den Philipperbrief kennt. Zur Tatsache, dass dies jedoch nicht unmöglich erscheint, vgl. oben.

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

33

der größer ist als alle Namen,“ verliehen. Er kann nun mit Phil 2,11 „Kyrios Jesus Christus“ genannt werden und ist über den Kyrios-Titel, der natürlich die Übersetzung des Gottesnamens in der LXX assoziiert, mit Gott, dem Vater, verbunden, ohne deswegen einfach mit ihm identifiziert werden zu können.35 Vor diesem Hintergrund lassen sich zwei entscheidende Aspekte der Christologie des 2Thess verstehen: Erstens wird, während der Christustitel schon wie eine Art Beiname von „Jesus“ begegnet, der Kyrios-Begriff zum wohl entscheidenden Hoheitstitel Christi. Zweitens zeigt sich an einer Reihe von Stellen, dass das in 2Thess beschriebene Handeln Christi Aussagen übernimmt, die in der LXX über Gott, dann meist als Kyrios bezeichnet, ausgesagt sind (vgl. z. B. die Kommentierung von 2Thess 1,7 – 10, aber auch die Rede vom „Tag des Herrn“ u. v. a.).36 Gleichzeitig geht 2Thess 2,16 – 17 so weit, geradezu eine Einheit des Handelns des „Herrn Jesus Christus“ und Gottes, des Vaters, gegenüber der Gemeinde anzudeuten. Daneben tritt eine dritte Technik des Texts: Während an einigen Stellen klar vermerkt ist, dass mit dem „Kyrios“ Jesus Christus gemeint ist, ist dies nicht immer der Fall: Immer wieder (vgl. z. B. 2Thess 1,9; 2,2.13; 3,1.3 – 5.16 sowie eventuell 2,8) begegnet der Kyriostitel stattdessen in einer Weise, die es offen lässt, ob nun von Christus oder Gott, dem Vater, die Rede ist. Die These des vorliegenden Kommentars besteht darin, dass die Offenheit dieser Passagen sich nicht dem Zufall verdankt, sondern bewusst gesetzt ist. Der Leser soll an solchen Stellen durchaus zunächst denken, dass hier von Jesus Christus gesprochen ist, er darf aber auch Gott mit assoziieren, ohne dabei die beiden einfach platt miteinander gleichzusetzen. Vor diesem Hintergrund ist es dann auch weder ein Zufall noch eine grammatische Ungenauigkeit des Autors, wenn dieser in 2Thess 1,12 von „unserem Gott und Herrn Jesus Christus“ sprechen kann, eine Redeweise, die doch weiter geht als das, was wir beim authentischen Paulus – vielleicht mit Ausnahme von Röm 9,5 – finden.37 So verstanden, bietet die „Kyriologie“ des Textes einen bedeutenden Schlüssel zu seiner Interpretation: Sie findet ihren Anhaltspunkt klar in paulinischem Denken, geht aber in ihrer Konsequenz und der in 2Thess 1,12 zum Ausdruck kommenden Radikalität über den authentischen Paulus hinaus. Damit aber ist die implizite „Christuserzählung“ des 2Thess noch nicht adäquat beschrieben: Die Aussagen des Textes über die zukünftige Enthüllung bzw. Parusie Christi (2Thess 1,7; 2,1) setzen offenbar voraus, dass Gott Jesus Christus erhöht und ihn in eine noch verborgene Machtstellung eingesetzt hat. Die jetzt noch bedrü35  Dies erinnert an die Kyriologie des Lukasevangeliums, wie sie Rowe, C. K., Early Narrative Christology. The Lord in the Gospel of Luke, BZNW 139, Berlin / New York 2006 dargestellt hat. 36  Beispiele auch bei Fee, G. D., Pauline Christology. An Exegetical-Theological Study, Peabody 22007, 57 – 61. 37  Interessant ist hier z. B. 1Kor 8,6, eine Passage, über die Klein, Entwicklungslinien, 88, schreibt: „Neu gegenüber dem 1Thess ist, dass Paulus hier Christus so nahe an Gott heranrückt. Christus bleibt aber unter Gott. Er ist der Christus Gottes (3,23), Gott ist das Haupt Christi (11,3).“

34

Einleitung

ckende Situation der Adressaten wird in einer (sicherlich eher fernen) Zukunft durch die „Enthüllung des Herrn Jesus Christus“ (2Thess 1,7), sein „Kommen“ (2Thess 1,10) bzw. seine „Parusie“ (2Thess 2,1.8) am „Tag des Herrn“ (2Thess 1,10; 2,2) radikal verändert werden: Beim Gericht Gottes wird Christus, von himmlischen Heeren begleitet (2Thess 1,7), richterliche Funktionen – und nicht nur, wie in 1Thess 1,10 angedeutet, die eines Retters – einnehmen38 und den „die Kraft Satans“ (2Thess 2,9) repräsentierenden „Widersacher“ (2Thess 2,4) in einem Akt der „Anti-Schöpfung“ vernichten (2Thess 2,8). So sehr die Jetztzeit bis zu dieser Zukunft zwar als Zeit der Bedrängnis und Verfolgung beschrieben werden kann (2Thess 1,4), in der bereits das „Mysterium der Gesetzwidrigkeit“ am Wirken ist (2Thess 2,7), so wenig ist sie jedoch einfach „christusfreie Zeit“. Sie bestimmt sich vielmehr dadurch, dass der Kyrios, wenn auch noch verhüllt, schon jetzt in Treue und Liebe zur Gemeinde steht (2Thess 2,13; 3,3), ihr beisteht (2Thess 2,17), sie stärkt (2Thess 2,17), vor dem Bösen bewahrt (2Thess 3,2) und ihr Gnade und Frieden spendet (2Thess 1,2; 3,16.18).39 Damit jedoch zeigt sich auch eine klare Verknüpfung zwischen Gotteslehre und Christologie einerseits und dem Kirchenbild des Textes andererseits. Natürlich entwickelt der 2Thess wie auch manch andere Schriften des Neuen Testaments keine explizite Ekklesiologie. Paulinische Bilder wie vom „Leib Christi“ (1Kor 12,12 – 31a; Röm  12,4 – 5)40 oder die Rede von der Einheit in Christus (z. B. Gal 3,26 – 29) fehlen; von verschiedenen sozialen Schichten und Gruppen in der „Versammlung“ ist nicht die Rede; auch kirchliche Vollzüge wie Taufe oder Eucharistie sind nicht angesprochen. Dies muss schon alleine aufgrund der Kürze des Textes und seiner besonderen Thematik nicht bedeuten, dass all dies für die Adressaten keine Rolle spielte. Trotz alledem bietet der Text eine Reihe von ekklesiologisch bedeutsamen Gedanken: Besonders wichtig erscheint, dass für den 2Thess Ekklesia sich einerseits als Teil einer Beziehungskonstellation versteht, welche andererseits in ein Zueinander von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingespannt ist. Dieses Beziehungsgerüst kann unter Verwendung von Familienmetaphorik beschrieben werden, die über die an den konkreten Ort gebundene Ekklesia hinausreicht. Gott 38  So

auch Roose, 1 – 2Thess, 195. spricht m. E. sehr deutlich gegen Aussagen, die die Christologie des 2Thess ausschließlich mit der Zukunft in Verbindung sehen. Anders jedoch Redalié, 2Thess, 79 – 81. Besonders deutlich dagegen Laub, Autorität, 413, der schreibt, dass von diesem Kyrios nicht gesagt werde, „daß er in der Gegenwart wirkt.“ Deutlich auch Hotze, Christologie, 147: „Die Christologie des 2. Thessalonicherbriefes ist integraler Bestandteil der Eschatologie des Briefes, die sein großes Thema darstellt“. Ähnlich auch Krentz, Traditions, 509; P. Müller, Anfänge, 275 f u. v. a. – Von da her würde ich zumindest in diesem Punkt auch Metzger, Paulusschule, 154 widersprechen, der schreibt: „Von einer Antizipation des Heils in der Gegenwart weiß er [2Thess] nichts. […] Der strenge Vergeltungsgedanke, den der 2Thess im Rahmen seiner Gerichtskonzeption vertritt, zeigt, daß von einem heilvollen Sein mit Christus in der Gegenwart nicht die Rede sein kann.“ 40  Zu diesem Bild und seiner Weiterentwicklung in nachpaulinischer Literatur vgl. Walter, M., Gemeinde als Leib Christi. Untersuchungen zum Corpus Paulinum und zu den ‚Apostolischen Vätern‘, NTOA 49, Freiburg (CH)/Göttingen 2001. 39  Dies

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

35

ist „unser Vater“ (2Thess 1,1[.2]; 2,16) und verbindet so die sich an einem unbekannten Ort befindlichen Absender und die Adressaten miteinander; die Mitglieder der Ekklesia dürfen sich darüber hinaus als „Geschwister“ verstehen und sind – trotz der eher distanzierten Sprache des Briefes (s. u.) – als solche angesprochen (2Thess 1,3; 2,1. 13. 15; 3,1. 6. 13.15). Auch Mitglieder der Gemeinde, die sich nicht den Anordnungen des Apostels gemäß verhalten, sollen weiterhin wie „Brüder“ und nicht wie „Feinde“ behandelt werden (2Thess 3,15). Diese Beziehung gründet auf einem Handeln Gottes in der Vergangenheit: Gott hat an den Mitgliedern der Ekklesia (vielleicht im Akt des Christusereignisses) ein für alle Mal seine Liebe gezeigt (2Thess 2,16) und sie in Gnade berufen und auserwählt (2Thess 2,13; vgl. 2Thess 1,11). So sehr die jetzige Situation der Verfolgung und Bedrängnis (2Thess 1,4) im wahrsten Sinne des Wortes „trost-los“ zu sein scheint und „durchgehalten“ werden muss, so wenig ist sie ohne „gute Hoffnung“ (2Thess 2,16). So sehr Christus in seiner Machtstellung erst in einer wohl weit entfernten Zukunft enthüllt werden wird, so sehr ist die Ekklesia schon jetzt durch seine Liebe, Gnade und seinen Frieden (s. o. zur Christologie) bestimmt, so sehr steht er treu zu ihr (2Thess 3,3), stellt die rechte Gottesbeziehung her (2Thess 3,5) und kräftigt zum angemessenen Verhalten (2Thess 2,17). In dieser Beziehung zu bleiben, kann bedeuten, das (offenbar für die Angesprochenen in ihrer Situation der Zerrissenheit) besonders wichtige Geschenk des Friedens zu erhalten (2Thess 1,2; 3,16).41 Damit ist (mit 2Thess 1,12) schon jetzt möglich, was 2Thess 1,10 für „jenen Tag“ ankündigt: „Verherrlichung Christi unter seinen Heiligen“, d. h. denen, die schon jetzt ganz durch die Beziehung zu ihm und damit durch ihre Gottesbeziehung bestimmt sind. Vielleicht ist es möglich, sogar noch einen Schritt weiter zu gehen:42 Wenn 2Thess 1,5 vom jetzigen Leiden der Angesprochenen für das Gottesreich spricht, dann kann das zunächst einmal einfach als historische Reminiszenz an die Situation der Angesprochenen gelesen werden. Bedenkt man jedoch, dass für 2Thess 2,7 bereits jetzt das „Mysterium der Gesetzlosigkeit“ am Werk ist, dann wird deutlich, dass der Text dieses Leid kaum als Zufall versteht, sondern es für ihn im Grunde zum Wesen der Ekklesia in einer Zeit gehört, in der die Herrschaft Gottes noch nicht offenbar ist. Auch hier scheint ein Motiv aus 1Thess – hier wohl 2,14 – aufgenommen, jedoch in einer für 1Thess zunächst nicht erwartbaren Weise vertieft und weitergeführt. Während der Brief somit hoch Spannendes über das Wesen der Ekklesia auszudrücken vermag, fällt auf, dass er kaum Interesse an kirchlicher Organisation zeigt. Von kirchlichen Amtsträgern oder Funktionen wie Episkopen, Presbytern, Diakonen, aber auch Lehrern, Propheten oder Witwen lesen wir im Grunde nichts. Dies muss kein Zeichen einer frühen Entstehung des Textes sein, sondern mag einfach daran liegen, dass dieser sich dafür nicht interessiert, sondern um die rechte 41  Zur

Bedeutung des Friedens für die Theologie des 2Thess auch Gaventa, 1 – 2Thess, 97. hierzu auch Nicklas / Scheingraber, Erwählung.

42  Ausführlicher

36

Einleitung

Interpretation paulinischer Autorität kreist, die sich bereits mit der Idee „überlieferter Lehre“ (2Thess 2,15) verbinden lässt.43 So kann im Grunde nicht von einem „Lehrer“-Amt die Rede sein, weil dieses ganz durch Paulus selbst ausgefüllt ist;44 wegen des Ringens mit den offenbar prophetischen Ansprüchen der Gegner treten charismatische bzw. prophetische Züge des Paulusbilds zurück. Man soll sich an seine Lehre aufgrund von Wort oder Brief halten, nicht aber wie (wohl) die Gegner in Berufung auf (angeblich) prophetischen Geist (vgl. 2Thess 2,2). Laut 2Thess 3,10 „ordnet“ Paulus „an“, während die enge Parallele in 1Thess 3,4 noch von seiner „prophetischen Vorhersage“ spricht. Dies geht einher mit einem im Vergleich zu den sicher authentischen Paulusbriefen veränderten Bild des Apostels bzw. seines Apostolats.45 Wo wir in den echten Paulusbriefen – und besonders dramatisch in Gal und 2Kor, im Grunde aber auch im Römerbrief – einen Paulus erleben, welcher sein Apostolat immer neu begründen und gegen verschiedenste Vorwürfe verteidigen muss, ist der Paulus des 2Thess als Autorität offenbar unangefochten. Auch an anderen Punkten unterscheidet sich das Apostelbild des 2Thess (explizit wie implizit) von dem der sicher authentischen Paulinen:46 Nur 2Thess spricht von „unserem Zeugnis“ (2Thess 1,10), welches zum Glauben führt. Dass „unserem Evangelium“ damit eine wichtige Mittlerfunktion im Hinblick auf die Berufung durch Gott selbst zukommt, bestätigt 2Thess 2,14.47 2Thess 2,15 schließlich bindet die für die Gemeinde entscheidende Überlieferung an die Lehre der Apostel (vgl. auch 2Thess 3,4).48 Paulus wird schließlich bis hin zu konkreten Aspekte seines Lebens, so seinem Broterwerb, zum Vorbild für die Gemeinde, das nachgeahmt werden soll (2Thess 3,7 – 9). Wenn dagegen in den authentischen Paulusbriefen von der Nachahmung des Apostels die Rede ist, ist diese „stets streng an Jesus Christus rückgebunden.“49 Zur Aufgabe des Apostels gehört es nun, „Anordnungen“ zu geben, die von den Adressaten jetzt und in Zukunft zu befolgen sind (2Thess 43  Zur

Bedeutung von „Tradition“ bzw. „Überlieferung“ in 2Thess vgl. auch Vander Stichele, Concept. B. A., Paul’s Witness to Formative Early Christian Instruction, WUNT II / 365, Tübingen 2014 zeigt, welche Bedeutung das „Lehren“ auch in 1Thess hat. 2Thess kann hier also ansetzen, verschiebt das Bild jedoch deutlich. 45  Trilling, 2Thess, 25 schreibt: „Im 2Thess wird bereits ‚das Apostolische‘ als eine fundamentale Wirklichkeit der frühen Kirche thematisiert.“ – Eine knappe Zusammenfassung wichtiger Beobachtungen findet sich auch bei Burnet, Épîtres, 251 – 255 sowie Trilling, Paulusimitation, 154 f. 46  Vgl. hierzu auch die hilfreiche Zusammenstellung bei Kreinecker, 2Thess, 62 – 66, der ich hier in weiten Zügen folge. 47  Die Rede vom „Evangelium des Apostels“ ist in den echten Paulinen zwar belegt (Röm 2,16; 16,25; 2Kor 4,3), tritt jedoch gegenüber der Rede vom „Evangelium Jesu Christi“ (Röm 15,19; 1Kor 9,12; 2Kor 2,12; 9,13; 10,14; Gal 1,7; Phil 1,27; 1Thess 3,2) bzw. dem „Evangelium Gottes“ (Röm 1,1; 15,16; 2Kor 11,7; 1Thess 2,2.8.9) deutlich zurück. Vgl. zu diesem Argument auch Kreinecker, 2Thess, 63. 48  Mitchell, 1 – 2Thess, 59 sieht die Betonung der Überlieferung in 2Thess als ein Zeichen dafür, dass Paulus selbst bei der Niederschrift des Texts nicht mehr am Leben, sondern nur über paulinische Überlieferung zugänglich ist. 49  Kreinecker, 2Thess, 63. Zur Vorbildfunktion des Apostels in den authentischen Paulusbriefen vgl. auch Klein, Entwicklungslinien, 309. 44  Edsall,

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

37

3,4. 6. 10.12).50 Wer diesen Anordnungen nicht gehorcht, hat mit entsprechenden, im Grunde rechtlichen Konsequenzen zu rechnen. C. M. Kreinecker beschreibt das dabei entstehende Bild in treffender Weise: „Der Verfasser sieht sich in der Rolle des Richters zur Vorladung, auf die dann nicht reagiert wird […], ebenso wie zu einer ‚Verurteilung‘ und ‚Sanktionierung‘ berechtigt und befähigt.“51 Der Apostel lebt so weniger von seinem Charisma als bereits aufgrund einer implizierten Rechtsstellung.52 Aus dem Christus- bzw. Erscheinungsapostolat des echten Paulus wird ein der Gemeindeleitung zugeordnetes Apostolat.53 Gleichzeitig liegt das mit der Autorität des Paulus zusammenhängende Problem auf einer anderen Ebene als in den erwähnten Texten wie Gal oder 2Kor: Im 2Thess ringen offenbar verschiedene Gruppen um das Erbe des Paulus, und zwar um die angemessene Interpretation seiner Aussagen zur Zukunft. Mit anderen Worten: Beide, der Autor des 2Thess wie die Gegner, setzen die Autorität des Paulus voraus, interpretieren sein theologisches Erbe jedoch unterschiedlich. Die Ekklesia des 2Thess wiederum wird als Teil einer Welt verstanden, die zwar nirgends explizit als Gottes Schöpfung bezeichnet, als solche aber klar vorausgesetzt ist. Dies zeigt nicht nur die Tatsache, dass der Text seine Theologie vor dem Hintergrund der Schriften Israels – wohl in der Form einer LXX – entwickelt,54 sondern deutet sich wohl auch in 2Thess 2,8 an, wo der endzeitlich das Böse vernichtende Geisthauch des Herrn (Jesus)55 an den in der Schöpfung tätigen Geisthauch erinnert. Diese Welt, in der das „Wort des Herrn“ weiterhin „laufen“ (und damit so viele Menschen wie möglich erreichen)56 und gleichzeitig „verherrlicht“ werden soll (2Thess 3,1), bewegt sich unweigerlich auf ihr – allerdings nicht in unmittelbarer Nähe zu erwartendes – Ende zu (Eschatologie), in dem das jetzt Verborgene offen50  Interessant hierzu Kreinecker, 2Thess, 95, die schreibt: Mit dem Verb παραγγέλλω „Bitten für das Zusammenleben auszudrücken, wie dies der Autor im 2Thess tut, entspricht keineswegs dem Briefstil seiner Zeit.“ 51  Kreinecker, 2Thess, 65 f. 52  Gerade eine solche Rechtsstellung gegenüber der Gemeinde kommt dem Apostel als Apostel ursprünglich gar nicht zu, wie auch Gerber, Ch., Das Apostolatsverständnis und die Beziehung von Apostel und Gemeinden zueinander, in: Horn (Hg.), Paulus, 416 – 420, hier 416 schreibt: „[D]er Begriff ‚Apostel‘ […] spielt zwar für die Selbstlegitimation des Paulus als reisender Verkündiger des Evangeliums unter Nichtjuden eine große Rolle, impliziert jedoch keine Autoritätsfunktion gegenüber bestehenden Gemeinden. […] [D]en Anspruch, auch nach Gemeindegründung und Abreise als religiöse Autorität anerkannt zu werden, muss Paulus, wie die Briefe spiegeln, eigens begründen.“ 53  Zu dieser hilfreichen Differenzierung vgl. Frey, J., Paulus und die Apostel: Zur Entwicklung des paulinischen Apostelbegriffs und zum Verhältnis des Heidenapostels zu seinen ‚Kollegen‘, in: E.-M. Becker / P. Pilhofer (Hg.), Biographie und Persönlichkeit des Paulus, WUNT 187, Tübingen 2005, 192 – 227, hier 195. 54  Damit ist natürlich noch nichts über den konkreten Umfang dieses „Schriftenkanons“ gesagt. 55  Ob 2Thess 2,8 vom „Herrn“ oder vom „Herrn Jesus“ spricht, ist textkritisch umstritten. 56  Der Text entwickelt, soweit ich sehe, keine explizite Anthropologie. An manchen Stellen aufscheinende Gedanken, die an eine Prädestination mancher Menschen zum Unheil denken lassen, sollten nicht als systematisch theologische Überlegungen wahrgenommen, sondern als Kontrast zum Zuspruch der Verherrlichung der Gemeinde verstanden werden.

38

Einleitung

bar wird.57 Dieses Ende wird jetzt noch durch das bzw. den Katechon / Katechōn aufgehalten (2Thess 2,6 – 7).58 Selbst wenn dieses bzw. dieser in Anknüpfung und Weiterführung frühjüdischer apokalyptischer Vorstellungen als Römisches Reich und sein(e) Vertreter identifiziert wird, besteht die Funktion dieser Bezeichnung darin, die Souveränität Gottes als Herr der Zeit zu wahren. Vor dem Ende wird dem zunächst als „Mysterium der Gesetzlosigkeit“ (2Thess 2,7) wirkenden Bösen, dann aber dem als „Antichrist“-Figur die Kraft Satans repräsentierenden eschatologischen Gegenspieler noch einmal Raum gelassen, der so weit geht, dass das Böse geradezu amtlich bestätigt Gottes Stelle einzunehmen scheint (2Thess 2,4). Mit der dem Endgericht unmittelbar vorausgehenden, anders als in 1Thess 4,13 – 17 mit düsteren Farben beschriebenen Parusie59 jedoch wird der Widersacher vernichtet; das Endgericht selbst schließlich ist als ein gerechtes Vergeltungsgericht Gottes, in dem der Herr Jesus Christus entscheidende richterliche Funktionen einnimmt, verstanden. Während 1Thess zumindest in 1,9 – 10 davon auszugehen scheint, dass die Christusanhänger diesem Gericht, dann verstanden als Strafgericht Gottes, entrissen werden, werden in 2Thess alle – auch die Christusanhänger – gerichtet, letztere aber dürfen auf Rettung hoffen.60 Diese besteht darin, dass nicht nur Christus in seiner Herrlichkeit enthüllt (2Thess 1,10) wird, sondern auch diejenigen, die zu ihm gehören, verherrlicht werden (2Thess 2,14). Damit wiederum wird die schon jetzt bestehende, wenn auch für die Welt verhüllte Identität der Ekklesia in ihrem Christusbezug offenbar werden. Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass Jetztzeit der Ekklesia und Endzeit eng miteinander in Verbindung gesehen werden wollen. Geradezu dramatisch ist dies in 2Thess 1,4 – 5 zum Ausdruck gebracht, wo dem jetzigen Leiden, der jetzt erfahrenen Bedrängnis der Ekklesia nicht nur eine

57  So auch Mitchell, 1 – 2Thess, 61, die schreibt: „[T]he apocalyptic scenario of 2Thessalonians is externally rather than internally directed.“ 58  Aufgrund der m. E. wichtigen und richtigen Beobachtung, dass ein Text wie 2Thess nur dann Sinn mache, wenn er etwas über die Gegenwart aussagt (262), sucht Crüsemann, Briefe, 262 – 268, den Zeitplan von 2Thess 2,3 – 12 umdeuten. Da der Brief ja fiktiv in der Zeit des noch lebenden Paulus verfasst sei, beziehe sich das „Jetzt“ aus V. 6 bereits auf die Vergangenheit der Gemeinde, die dann nicht mehr näher zu bestimmende aufhaltende Macht sei dann Sache der Vergangenheit, das Wirken des Anomos Sache der Gegenwart der Adressaten, deswegen müsse die Ankunft Jesu in der baldigen Zukunft erfolgen. Dieser Gedanke ist, auch wenn er eine sehr komplexe Lesesituation voraussetzen muss, auf jeden Fall hoch spannend. Es stellt sich jedoch die Frage, warum dann der Text so deutlich zwischen Katechon und Katechōn differenzieren muss, ob V. 6 wirklich als auf die Vergangenheit bezogen gelesen werden kann, wenn dies auch in späteren Auslegungen offenbar nie der Fall war, und ob die doch apokalyptische (und nicht eigentlich prophetische) Sprache von 2Thess 2 wirklich an Naherwartung denken lässt. 59  Diese Differenz zu 1Thess macht auch Roose, 1 – 2Thess, 133 sehr deutlich. 60  Sehr ähnlich Roose, 1  – 2Thess, 132 sowie Konradt, M., Gericht und Gemeinde. Eine Studie zur Bedeutung und Funktion von Gerichtsaussagen im Rahmen der paulinischen Ekklesiologie und Ethik im 1Thess und 1Kor, BZNW 117, Berlin / New York 2003, 524. Etwas anders urteilt jedoch Stettler, Endgericht, 71, der für 1Thess schreibt: „Bei der Parusie findet also eine Beurteilung des Verhaltens auch der Christen statt, auch wenn Paulus nicht explizit das Motiv der Gerichtsszene verwendet.“

3. Theologische Schwerpunkte des 2. Thessalonicherbrie

39

bessere Zukunft in Aussicht gestellt wird,61 sondern ausgerechnet diese unheilvoll wirkende Gegenwart als „sicheres Indiz“ für die im Gottesgericht zu erfahrende Gerechtigkeit und Linderung bezeichnet wird. Eine derartige Leidenstheologie ist für das Gegenwartsverständnis des 2Thess konstitutiv, beim authentischen Paulus aber sonst nicht belegt.62 Zwar ist recht deutlich, dass diese eschatologischen Gedanken an wenigstens zwei bei Paulus begegnenden Vorstellungen anknüpfen, nämlich an die Vorstellung, dass der „Tag des Herrn“ nicht berechnet werden könne, sondern in der Zeitsouveränität Gottes begründet bleibe (vgl. z. B. 1Thess 5,2), und an die Idee, dass endzeitliche Rettung als „Verherrlichung“ beschrieben werden kann (vgl. z. B. 1Thess 2,12.20; 4,14).63 Die gleichzeitig erkennbaren Vorstellungen von der sich dehnenden Zeit bis zu Parusie und Gericht und vom Auftreten und Handeln wie der Vernichtung einer Antichrist-Figur begegnen in den authentischen paulinischen Schriften nirgends in der hier vorliegenden Weise und stehen in deutlichem Widerspruch zu der dort immer wieder deutlich werdenden Naherwartung, die Parusie vielleicht noch selbst zu erleben.64 Paulinische Eschatologie wird so in apokalyptischen Schemata weiter- und umentwickelt.65 So blass schließlich die Ermahnungen zum Ethos der Gemeinde, die keinerlei Auseinandersetzung mit der Tora mehr zu spiegeln scheinen, auf den ersten Blick wirken mögen, so sehr verstehen sie sich vor dem eben skizzierten Hintergrund.66 Im Grunde sind nur wenige Aussagen des Texts wirklich ethisch relevant: Als 61  Die Bedeutung des Bezugs zwischen Leiden und Christologie arbeitet auch Donfried, Theology, 95 f heraus. 62  Hierzu ausführlich Bassler, Sign; dies ist wichtig für die theologische Konzeption des 2Thess auch bei Roose, 1 – 2Thess, 195 f. 63  Zur Eschatologie von 1Thess 4,13 – 5,11 vgl. auch Hengel, Paulus, 346 – 359. 64  Zur Entwicklung und Facetten des Parusieglaubens bzw. der Naherwartung im frühen Christentum vgl. Aland, Ende, der über das Neue Testament hinaus auch die Apostolischen Väter berücksichtigt, Bauckham, Delay (mit Schwerpunkt auf jüdischer Literatur) sowie Erlemann, Naherwartung, 206 – 210, der den 2Thess jedoch als Zeugnis der Naherwartung interpretiert, sowie (mit Schwerpunkt allerdings auf 2 Petr) Hoppe, R., Parusieglaube zwischen dem Ersten Thessalonicherbrief und dem Zweiten Petrusbrief. Ein unerledigtes Problem, in: J. Schlosser (Hg.), The Catholic Epistles and the Tradition, BETL 176, Leuven 2004, 433 – 450. 65  So auch De Boer, Paul, 375 f; Koester, Eschatology; Krentz, Traditions, 505 oder Metzger, Paulusschule, 159 – 162. 66  Die Verbindung zwischen dem im Text zum Ausdruck gebrachten Ethos und der eschatologischen Problematik wird in den Kommentierungen des Textes nicht immer gesehen, ja z. B. von Trilling, 2Thess, 151 explizit abgelehnt, weil der Text selbst eine solche Verbindung nicht ausdrücklich herstelle. Es stellt sich jedoch die Frage, warum der Text eine solche Verbindung herstellen müsste, wenn das Zueinander der Probleme bekannt war, und ob nicht im umgekehrten Falle sogar deutlicher zwischen zwei nicht miteinander verbundenen Problemen differenziert werden müsste. Zur Argumentation vgl. auch ausführlicher Menken, Paradise. – Der m. E. einzige neuere Beitrag zu Ethos bzw. Ethik beider Thessalonicherbriefe geht auf De Villiers, Life zurück. Leider werden hier 1Thess und 2Thess so sehr als Einheit gelesen, dass die Besonderheit von 2Thess doch sehr zurücktritt. Malherbe, A. J., Ethics in Context: The Thessalonians and their Neighbors, in: J. Kok / T. Nicklas / D. T. Roth / C. M. Hays (Hg.), Sensitivity towards Outsiders. Exploring the Dynamic Relationship of Mission and Ethics in the New Testament and Early Christianity, WUNT II / 364, Tübingen 2014, 187 – 208 wiederum konzentriert sich letztlich auf das Ethos des 1Thess.

40

Einleitung

grundlegende Haltungen entscheidend sind Glaube (πίστις), gegenseitige Liebe (ἀγάπη; vgl. auch 2Thess 3,5: Gottesliebe)67 sowie Geduld (ὑπομονή) (2Thess 1,3 – 4; 3,5), zu welcher jedoch, von Gott selbst geschenkt, „gute Hoffnung“ hinzutreten kann (2Thess 2,16). Diese Grundhaltungen können als (selbstverständliche) Folgen der von Gott, dem Vater, bzw. Christus, dem Herrn, geschenkten besonderen Beziehung zu Gott und Christus, damit aber auch unter den Gliedern der Gemeinde, verstanden werden: Gott, der Vater, selbst hat nämlich die Adressaten zuerst geliebt (2Thess 2,16; vgl. auch 2Thess 3,5); diese sind „vom Herrn geliebte Brüder“ (2Thess 2,13). Während nicht alle zur Pistis, d. h. zum „Glauben“, kommen (2Thess 3,2), ist der Herr ihnen, den Glaubenden, gegenüber treu (πιστός; 2Thess 3,3). Damit wird deutlich, dass mit Pistis sicherlich nicht nur ein Akt des Glaubens gemeint ist, sondern eine Lebenshaltung, die auch die Aspekte der Treue zu und des Vertrauens auf Gott bzw. Christus mit beinhaltet. Gedanken wie diese sind nicht unpaulinisch, der für Texte wie den Galaterbrief oder den Römerbrief entscheidende Gedanke der Rechtfertigung durch den Christusglauben68 ist im 2Thess damit jedoch nicht expliziert. Vielleicht kann man in Zusammenhang mit der Idee, dass bis zur Parusie durchzuhalten (2Thess 1,3 – 4; 3,5), ja dass Standhaftigkeit und Festigkeit notwendig sei (2Thess 2,15; 3,2), eine im Vergleich zum authentischen Paulus stärkere Betonung des Leistungsgedankens erkennen, welcher v. a. in der Vorstellung vom notwendigen „Erwerb“ der Verherrlichung (2Thess 2,14) erkennbar ist. Die so erforderliche Leistung kann zunächst mit Hilfe des Gedankens vom guten Willen, „Gutes zu tun“ (2Thess 1,11), mit der Rede von „jedem guten Werk und Wort“ (2Thess 2,17) und allgemein mit der Aufforderung, unermüdlich „Gutes zu tun“ (2Thess 3,13), illustriert werden. Die Frage, ob sich diese Ethik auch über die Gemeinde hinaus richten soll, bleibt im Text unbeantwortet; schon aufgrund des Gedankens des „geschwisterlichen Verhaltens“ selbst gegenüber denen, die den Anordnungen nicht folgen (vgl. 2Thess 3,15), aber auch der Betonung der Gegenseitigkeit der Liebe (2Thess 1,3) ist der Fokus jedoch eindeutig auf das Innere der Gemeinde gerichtet.69 Wo wiederum in einer bestimmten Situation unklar ist, was es im Einzelnen heißt, „Gutes zu tun“, wird die Gemeinde einfach auf die Anweisung des Apostels zurückgeworfen (2Thess 3,4), die bereits als nicht nur im Wort, sondern bereits in Briefform vorliegend verstanden wird (2Thess 2,15). Eine solche Anordnung für eine konkrete Situation der Adressaten erfolgt in 2Thess 3,12: Die Lehre 67  Hier

in 2Thess 3,5 ist nicht eindeutig, ob die Liebe Gottes oder Liebe zu Gott gemeint ist. ist natürlich bewusst, dass, schon alleine wegen der Unklarheit des Begriffs „Christusglauben“ (Glaube an Christus oder Glaubenshaltung Christi), der Rechtfertigungsgedanke z. B. des Galaterbriefs sehr unterschiedlich verstanden werden kann. Einen Überblick über die hoch komplexe Forschungslandschaft bietet z. B. Ulrichs, K. F., Christusglaube. Studien zum Syntagma pistis Christou und zum paulinischen Verständnis von Glaube und Rechtfertigung, WUNT II / 227, Tübingen 2007. 69  Dies ist, wie Söding, Liebesgebot, 95 zeigt, schon bereits in 1Thess der Fall: Der Text ist in erster Linie an innerekklesialer Bruderliebe interessiert (1Thess 4,9 – 10; 5,13), die jedoch in 4,6 und 5,12 – 14 ihre Konkretisierungen erfährt. 68  Mir

4. Verfasserfrage und Pseudepigraphie des Textes

41

der Gegner hat offenbar dazu geführt, dass einige ihr geordnetes Leben aufgegeben haben,70 um nur noch auf den „Tag des Herrn“ hin aktiv zu sein. Das wird mit der Anweisung beantwortet: Diejenigen, die momentan nicht arbeiten, sollen „in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und ihr selbstverdientes Brot essen“. Dies wird „im Namen Christi“ vom Apostel geradezu amtlich angeordnet (2Thess 3,12), mit dem Vorbild des Paulus selbst begründet (2Thess 3,8 – 9) und in eine Regel gefasst (2Thess 3,10): „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Solche Forderungen und ihre Begründung sollten noch nicht als „christliche Arbeitsethik“ verstanden werden, da es nicht um das Positive menschlichen Schaffens, sondern das Nachahmen des Paulus und das Problem des Unterhalts der Gemeinde für die ‚Unordentlichen‘ geht. Sie wollen auch nicht als für alle Zeiten gültige ethische Ermahnungen gelesen werden, sondern beziehen sich auf eine konkrete, wohl mit 2Thess 2,2 zusammenhängende Situation, in der einige durch ihr (durch die Lehren der Gegner beeinflusstes) „unordentliches Leben“ (2Thess 3,6) den Frieden in der Gemeinde gefährden,71 ja der Gemeinde zur Last werden könnten. Und doch sollte auch im 2Thess nicht einfach von einer sich von Paulus vollkommen lösenden Leistungsethik gesprochen werden. Zwar verknüpft 2Thess seine ethischen Forderungen nirgends mit dem Gedanken der „Freiheit in Christus“ (z. B. Gal 5,1), doch auch hier steht, wie gezeigt, die erwartete Haltung im Einklang mit der von Gott bzw. dem Herrn geschenkten Beziehung. Auch die konkreteren ethischen Forderungen werden in ein Handeln Gottes eingebettet: Es ist Gott, der die Adressaten ihrer Berufung würdig machen und ihren Willen zum Guten vollenden soll (2Thess 1,11). Die Kraft zu „gutem Werk und gutem Wort“ (2Thess 2,16 – 17) stammt von Jesus Christus, unserem Herrn, und Gott, dem Vater, und es ist der treue Herr, der da Kraft gibt, wo es nötig ist (2Thess 3,3), und der die Haltung des geduldigen Wartens auf Christus ermöglicht (2Thess 3,5).

4. Verfasserfrage und Pseudepigraphie des Textes Die Annahme paulinischer Verfasserschaft des 2Thess wurde wohl erstmals durch Johann Ernst Christian Schmidt (1772 – 1831)72 im Jahr 1801 bzw. 1804 in Frage gestellt.73 Die Zweifel an der Echtheit, die Wilhelm Martin Leberecht de Wette 70  Einen noch einmal anderen Weg geht Roose, 1 – 2Thess, 200 f, die 2Thess 3,6 – 12 als literarische Fiktion liest, welche keine Rückschlüsse auf die konkrete Situation der Adressaten erlaube. 71  Russell, The Idle, 108, dem Winter, Seek the Welfare, 43 folgt, argumentiert, dass das soziale Problem, dass einige nicht arbeiten, dem eschatologischen bereits vorausgegangen sei; er macht dies an 2Thess 3,7 – 9 fest. Das Argument funktioniert aber nur, wo 2Thess als authentisch angesehen wird und 2Thess 3,7 – 9 sich auf eine tatsächlich kurze Zeit zuvor mündlich gegebene Anweisung des Paulus bezieht. 72  Zu J. E. C. Schmidt vgl. Hessische Biografie