Der Vorzug des weiblichen Geschlechts vor dem männlichen

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Der Vorzug des weiblichen Geschlechts vor dem männlichen

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Der Borzug des

weiblichen Geschlechts vor

dem männlichen, zur Ehre des Erster«. Aus dem Lateinischen übersezt, und sehr angenehm zu lesen-

Leipzig/ 1780.

Dem ganzen

fchbnen Gefchlecht und

allen wahren Kellnern desselben, gewidmet

polt dem

Verfasser.

Meine schöne Leserinnen! 0 habe ich mich dann endlich doch

einmal entschlossen, einige Bögen

von dein Adel eures Geschlechts niederluschreiben.

So kühn ich es ansangs wagte,

und so rnnthig ich auch diesen ersten Gedan-

ken verfolgte; so geschähe es in der Folge doch nicht ohne alle Schaam.

Ja es ine-

gen mir auch dabey manche Bedenklichkei-

ten ans, die meinen Geist In trübes Dunkel verhülltem — Es.ist wahr, dachte ich A 3

hey

6 bey mir selbst, das unternehmen ist ziem-

(ich gefährlich, das schone Geschlecht über das Deinige zu erheben,

von

je

her

mit

das doch auch

herrlichen

Vortheilen

prangt. — Cs ist aber auch wahr, siel mir

wieder dagegen ein, daß dieser Gedanke so nahe, als nur immer möglich ist, an die (Wahrheit hingrünit.

es eben,

und dies lejtere war

das meinen Mnth doch immer

wieder stählte,

wenn er auch gleich ost

stnmyf zu werden ansieng.

Ich gestehe es

gar gerne, ost stritten in mir Kühnheit und

(Schaum

mit einander.

Dann ans der

einen Seite hielt ich es für ein ehrgeiiiges und kühnes unternehmen,

die unzählbare

eobeserhebnngen, Tugenden und 'Vorlüge des schonen Geschlechts in so wenig Bliit-

ans der andern

aber

doch immer auch für

eine

tern ansjnlühren;

hielt

ich

es

Schande, enerGeschlechtdem Unsrigen nur

so

schlechterdings

vorzuziehm.

Hierzu kommt

7 kommt noch, daß bisher sehe •) wenige eure

Tugenden

beschrieben,

rein eintiger aber

sich noch unterstanden hat,

euer Geschlecht

gar über das Unsrige hinaus zu seien.

Al-

lein ich hielt es auch ans der andern Seite

tilr dm schwärzesten Undank,

ia gar für

ein Verbrechen, das gebührende tob eines so würdigen Geschlechts |n verschweigen,

und durch boshafte unterdrüeknng der er-

kannten Wahrheit ihre Vorjüge zu derdunkeln, oder wohl gar ausinlösihen.

Als

ich nun lange genug unter diesem bunten Gemische von Meynungen unschlüßig ge-

blieben war; so überwand endlich doch die A 4

Furcht

*) 3u Anfang des ixten btahrhunberts mag

das so gewesen fron ; aber ifjt geht- mit

Schatteten den der Stet, lote teuer siiderteiimer durch die lSafsen ries:

wen eben-

ren mann cSoree. ituebee um ’n rteeusee 1

Anmerk, des Uebers.

gnrcht vor Undankbarkeit

und

Kirchen-

raub alle Schaam, und sagte die Einwürfe ahnen vom

Herzen weg.

Aus

wurde ich beherlt, sezte mich,

einmal

und schrieb

stngs alles nieder, was mir die einfältige

Natur

Nun hielt ich es

hievon eingab.

gar für Kühnheit, |n schweigen, und sahe es als eine gute Vorbedeutung an,

als

trenn mir dieses Amt, das vorher alle ®e,

lehrte verabsäumet batten, von oben wäre übertragen worden.

Nun wogen meine Mitbrüder immer-

hm ihre Pfeile aus mich abdrücken ;

sind

sie doch auch vorher verbunden, mich anzu,

hören, und mich nicht gleich unverhort zu

verdammen. viele

Nun mögen auch noch so

Vorwürfe

irn

Finstern

schleichen:

hält mich doch sqo mein ruhiges Getviffen

schon schadlos

genug ,

doch die Macht der

und macht mich

Wahrheit auch ge-

gen

9 den schärfsten

gen

Zahn

eästernng

der

unempfindlich.

Cs bleibt also fest babey, ich will ge,

ttost enern Ruhm beschreiben und an die Sterne heben,

taffer immer den hämi-

scheu Neid meine Beweise tadeln :

ich

schäme mich doch keines einzigen von ih,

nen.

raffet ihn nur sich über meine ge,

ringe Schreibart lustig machen.

Ich woite

nichts als Wahrheit schreiben, und braucht

denn diese fremden Schimmer ’ nicht

selten

Glanj 1 leyen

schon

an

sich

den

Hat sie größten

Nur niederträchtige Schtsieiche)

bedürfen

diesen

durchsichtigen

Schleyer, damit man die Bloße ihres llrhebers nicht so leicht entdecken kann.

Nur

eine unrechtmäßige Sache versteckt sich hin,

ter diesen federleichten umhang, den auch der asiersanstestesilEind ans einander wehen

kann.

Vernunft, Ansehen, chemyel, ia



selbst

ro

-----------------

selbst die Zengniße

der

heiligen Schrift)

lind beyde Rechte sollen die Grundpfeiler fern,

ans denen

dieses

kleine

Gebäude

ruhet

und

euch.

Meine schöne {eserinnen!

widme ich nun diese wenige Bogen.

Von

euch wird es auch allein abhüngen, ob ihr alle meinen Saz durch die Thal selbst be,

stäti.ten

werbet.

Dann soll auch euer

Rubin stets unbeweglich,

unsireith),

eure ‘Vorzüge

und euer Glanz dem hellsten

Sonnenlichte ähnlich seym

Gehabt euch

wohl 1

Vorrede

erst

—-üSckftt

üs

i

TJorrede des Uebersezers. Ohne Zweifel erwarten meine geneigte Leset und Leserinnen auchteine

kleine Borrebe von

mir, worinn ich theils die Ursache meiner Hebersezung , theils die nökhitjste Umstände von dem

Leben des Bersassers dieser kurzen Abhandlung angeben soll t bamü sie tin jedes aus dem rech»

ten Gesichtspunkt beurtheilen

kamt.

Bendes

thue ich mit Serßtiläßen; aber so kurz, als mögsich.

Ser Bersasja dieser Schrift ist Heinrich

Kornelius Agrippa, bet zu Kölln den 14 Sept.

J4S6 gebohren ,

und aus einem abelichen und

asten Geschlechte der von Hetterobeitn her-

stammt. * )

Seine vorkrefiiche Fähigkeit jll den. Wis»

•) Weii es hier ünkchiklich wäre, eine lange Ginge«Phie zu schreiben ;

so muß ich die Eießhader dfipoo alle

'

12

Wissenschaften machte/ dass er in kurzer Zelt

darinn sehr weit kam. / Et wollte sie alle durchlaufen, und haar in einer jeden einen guten

gorkgang, vhngeachtct er durch seine verschiedne

fflemter sehr zerstreut war.

Man kann nicht

läugnen, baß er ein grosser Geist gewesen, und sich sehr berühmt gemacht hebe J seine allzrtgros-

se Neugierigteit aber, seine alljusreoe Feder, und

sein unbeständiges Öemäth machten ihn endlich ungläklich.

Er konnte an keinem ort lange blei-

den. Und machte sich überall Berdruß.

llebri-

gens besaß er wirklich viel Nerstand und Belehr-

sarnkeik; er verstund 8 Sprachen, deren er, nur

zwep ausgenommen, vollkommen mächtig wär.

Du Pin

fällt

folgendes Urtheil

von diesem

Schriftsteller i "Er schrieb gut, lind seine Scherf-

i

l

een

nur aus dich ßetenneschteibungea eines Iheyerl, ei. 1

Iles Schellhernö, eines Barle, eines Ricetend und anderer peraeisen. Mir ist es hier besonders um die Karstteristit zu lhun. Snn. des Ueders.

*3 rert sind zierlich richtig ; allein er war zu prahle«

risch, zu satnrifch, zn hiitg, jU Trer) und zu ver» wegen.

Auf das, was er schrieb, dachte er nicht

hinlänglich, und die Beurtbchlungskraft war es nicht, wodurch er sich am/meisten bervorthat»

Bleich alten Rednern haste er nicht auf die

Brilndltchkeit feiner Schlüße Acht, sondern

nur

auf den Etnvruk, den sie haben möchtest. Das Wahrscheinliche war ihm ejenug, und um die ®e * tvißbeit bemstbte er sich chenig.,,

Seine Net«

gung zu den geheimen Wissenschaften, zu Erschein nungen, zu lächerlichen, von ihm selbst erzählten Gesichten, und noch mehr über alles hieß,

hto

Anhänglichkeit gegen die jüdische Lzabsla bas

ben verursacht, daß man ibn unbilliger Weise

Zauberen beschuldiget hat.

der

Agrippa machte fleh

in allen seinen Schrillen ein Nergndgen

daraus,

seinen Berstaud nur varinn sehen zu lassen,

das

er widersinnige Säze ilrr Reden behauptete, vis nach

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nach dem Muster der allen Redner eingerichtet

waren.

Eben hieß that et'auch in dieser Rede,

die er von demBorzng des weiblichen Geschlechts

vor hem nännljchelr Verfertiget bat. . Er nachte

aber diese Abhandlung nur darum, damit er sich dadurch hie Gnade der'Margaretha-von Oester» reich erwerben möchte. ■ ob nun gleich die SBi-

verwärtigkeiten,

hie chrn die Mönche erregten,

ihre Ausgabe lange verhinderten; so tarn es endltch doch zu Stand, ilnd so ist und bleibt die Re-

de doch Ummer vollisr Wiz und Gelehrsamkeit.

lRir ist einJeln lerne, einzige deutsche Uehersezltng davon'bewußt,

da wir hoch schon lange vren

französische und eine englische habetr.

Daher hab

ich. mich entschlossen, hie gegenwärtige durch den Druck bekannt zu machen.

Ich bin bep dem ort-

ginal in ollem so genau, als möglich, geblieben,

weil ich das bei) einem üebersezer für seine erste

Pflicht' halte.

Sollte ich aber an manchen or-

'

ten.

'

'

15

reo, wider meinen Willen, .den Sinn des Berd

fassers verfehlt haben, so wird es der geneigte

Leser mit Sanstmuch selbst verbessern.

Biele Ros

ten mochte ich auch nicht bchfngen, weil mm ein jeder Leser schon zum voräus den Gesichtspunkt

vor sich hat, aus dem er diese kleine Schrift beurtbeilen muss

Uebrigenf weiß ich den Berfas-

ser dieser Rede, demKarafrer nach, mit niemand

besser und schtklicher zu vergleichen, als mit ieo

nem alten spanischen Arjt, Iohann Haart, der fast zu gleicher Zeit mit dem ersten gelebt hatte. Dann Huarl war kilhn, er verführ nie nach den

gemeinen Mehnupgen, er beurtheilte, und trieb alles ans eine besonder Art, er emdekte alle seine Gedanken steh, und war sich selbst sein eigener

Führer.

Und fast eben hieß habe ich auch schon

eben mit allem Recht vom SIgrippa gesagt, nur mit dem Unterschied, daß der lezte ost mit Fleifl widersinnige Säze behauptete

' 5 .

Wie soll man sich

als»

also darüber wundern/ wann solche Beisser auch aus unzählige Paradoxa verfallen,

Schriften damit anfiinem

und ihre

Man überlege das

Jahrhundert dieser bepbcn Schriftsteller, und anbere damalige Umstände; so wird man auch von

ihrem Irrthilrnern nicht anders als gut urcheilen können.

Mit den allzugroben aber, die so be-l

schaffen sind, daß sie ben der ßeze weit erleuchte,

tern Zeit gleich in die längen fallen, wirb man Mitleiden haben.

Ich vergleiche sie indessen

bende einem rnulhißen Pferd, das niemals mehr

Feuer aus den Steinen schlägt, als wann es stolpert.

Bott

ort schuf unter andern untShltg vielen Dill,

gen besonders auch den Menschen nach seinem Ebenbilbe, nnd lltat schlls er ein SNinnlein ulld Fräulein. Run besteht zwar der Unterschied dieser bepden Geschlechter allein in der verschiedenen Laße derjelllgell Jheile des Körpers,

in welchen der Trieb, sich fortinpflaRzen, allerdings eine Verschiedenheit erforderte. Aber unter den Seelenkriften ist bep bepdrll gar kein Unterschied. Btpde Geschlechter erhielten brp ihrer Bildung eine Seele, Bernlinst, und die Babe, vernllllstig zu reden und tu handeln. Behde find tu einerlep EndznIek, ich meplle |ur wahren BlIllseelißkeit, gee schaffen. Hier ist weder das alle noch das andere ausgraommen. Et hat also auch hirriimrn keines S del

18 vor dem andern einigen aSorjug, was den wesent, liehen Thal des Menfchm, die Seele, befrist, fort, derll bchde sind mit gleicher strllrde geadelt worden.

■ Was aber allster diesem ihren Rahmen anbei langt,' so übertrist hierinnen der edle Frauenjirns rnerord« das rauhe Männeraeschlecht bep nahe uns endlich weit Dieser Sas soll aber erst dardlltch seine ganze Nichtigkeit erhallen, daß wir ihn une serer Absicht sernöß, vorher gründlich beweisen. Aber, mein lieber Leser! warte ja aus keine ehebrecherische und schön geschminkte Ausdrücke, die vur bas £>hr kljeln, oder aus tändelnde Sophisten reden, womit gar Viele Schriftsteller bell ulldotsichtigen Leser bestricken. Glaube vielmehr, baß wir dieses mit den besten Schriftstellern, mit glaubwürdigen Beschichtschreibern, mit offmbahrrn Ständen, mit Zeugnilßcn der heil Schrift and bescher Rechte beweisen werden. Ich fange also sogleich die Sache selber an.

Allsailßs gleich gab der Schöpfer dem Weib einen weit vortreflichern rrahmen, als den Manne. Delln Adam heißt i£rbe tll der Ur-

spräche, Eva aber bedeutet Leben •).

Mithin

ist ") Um diesen Beweist recht zu verstehen, sollte der Leser feerttch' ein djßchen Hebräisch und Griechisch '••• Berste»

ist auch bas Weib voll Gott weit herrlicher gebsldef worden, als der Mann. Dalia gleichwie das Le, hell freie vorillglicher ist, als die Erde, eben so ist auch bas Weib weit vorzüglicher als der Maan. Zwar möchte lnao anfänglich diesen Beweiß sfr schwach und elend halten, wenn einer aus den block sen Nahmen doll der Sache selbst eia wahres Ur, theil fällen wil. Allein, es ist doch auch einem

jeden unter uns beklutüt, daß der unendliche New stand des Schöpfers vorher allch die Sache seiber

erkallnt, ehe er ihr einen Rahmen gegeben, nah weil sich dieser nicht betrögen koaate, so schöpfte er auch einer jeden Sache einen solchen Rahmen, der ihre ginne Natur, Eigenschaft und Ruzbarken vollkommen ausdrllkte. Dann auch die römische

Besen beteuern es, daß die alte Rahmell so reif snd wahrhaftig sehen, daß sie jedesmal mit dell Sacheo selbst aufs genaueste liberal! kommen. Daher ist auch der Beneiß von den Rahmen bev Gottes, gelehrtea und Rcchtsoerstäfldlßen immer von großer

Wichtigkeit. Hieß nicht Nadal io der Schrift eben darum so, weil er ein Thor war» damit er seine Thorheit schon mit seillen eißelleo Rahmen alsDelikte? Und bedient sich vicht Paulus in seiner Ebräer Epistel ebn» dieses Beneists, wann er bet B s

Bort

Mrstehen; dann ohne diel sied er an inner noch etwas dunkel bleiten. HIuneek- del Uthelseierl.

20 Borjuß Christi zeigen will? Weil er um so diel bester als die Engel worden ist, so erbte er auch einen weit dortreflichern Nahmen, als sie. Und anberlcarts heißt es: Er hüt ihm einen Rahmen gegeben, der über alle iss Hieeju kommt noch die große Kraft, ble diesen Beweis! auch in behden Rechten hat, l.