This study is of the concept of atheotes ("godless") in antiquity in relation to Christianity.
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German Pages 20 Year 2010
Table of contents :
DER VORWURF DES ATHEISMUS IN DEN DREI ERSTEN JAHRHUNDERTEN
Der Vorwurf des Atheismus in den drei ersten Jahrhunderten
Analecta Gorgiana
604 Series Editor George Anton Kiraz
Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.
Der Vorwurf des Atheismus in den drei ersten Jahrhunderten
Adolf Harnack
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gorgias press 2010
Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in 1905 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010
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ISBN 978-1-61719-435-1 Reprinted from the 1905 Leipzig edition.
Printed in the United States of America
ISSN 1935-6854
DER VORWURF DES ATHEISMUS IN DEN
DREI ERSTEN JAHRHUNDERTEN VON
ADOLF HARNACK
Texte u. Untersuchungen etc. ;NF XIII,"4
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Ich habe in der mir zugänglichen Literatur keine Untersuchung über die Verwendung der Begriffe aDtoc, aOsoxiyg im christlichen Sprachgebrauch und in den Kämpfen zwischen Christen und Heiden in den drei ersten Jahrhunderten gefunden. Uberall werden sie natürlich Ton den Forschern gestreift (s. auch m e i n e Missionsgeschichte S. 197f 350f etc.); aber weder gibt es eine Zusammenstellung der Quellenstellen, noch eine gründliche Betrachtung der wichtigsten unter ihnen. Vorausgesetzt sind im folgenden die bekannte Abhandlung von M o m m s e n (Histor. Zeitschr. 64. Bd. N. F. 28. Bd. H. Heft): »Der Religionsfrevel nach römischem Recht« sowie d e s s e l b e n »Römisches Strafrecht« 11 899) S. 569ff., und erinnert sei an die Tatsache, daß die Griechen und Römer die Juden u. a. auch als ä&eoi bezeichnet haben (s. z. B. Apollonius Molon bei Josephus, c. Apion. II, H, der da sagt, die Juden seien die unfähigsten unter den Barbaren, tx&eoi, ¡uoCCVOQCOJIOI. "Ad-eot bezeichnet hier wohl dasselbe, was Plinius, Hist. nat. XIII, 4, 46 meint: »gens contumelia numinum insigüis«. vgl. Aristides, Orat. 46: oi hv ry IlaXaiOrlvij övoofßet^; Taeitus. Hist. V, 5; Juvenal XIV, 100 etc. 1 . (1) P a u l u s n e n n t d e n f r ü h e r e n Z u s t a n d d e r j e t z t bekehrten
Heiden
¿/IEOT
Paulus, Ephes. 2, 12: v/itlg xa iß-vq . • . iße rm vco Xo/orov, ajtrjZ/.ozQicoftivoi TTjg jtolixticcg xctl §ivoi xwv öiafrrjxcöv xijg tjtayyi:?.iag, t/.jtida xcct a&zot iv xm xoOtucp. Es ist die einzige Stelle,
xcuQtp Ixdxov 'loQc.r/ji ¿irj '¿/jwtsj an welcher
1) Das Urteil M o m m s e n s (Strafrecht 8. 575): 'Nicht die Juden, wohl aber die Christen gelten den Heiden als Gottesleugner, a&zoi , scheint mir nicht ganz zutreffend und steht auch in einem gewissen Widerspruch zu dem von ihm S. 573ff Ausgeführten. Richtig ist, daß die Juden strafrechtlich nicht als ad-eoi behandelt wurden, aber der Abfall zum Judentum war unter Umständen Kapitalverbrechen. (1. h. Sacrilegium.
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A. H a r n a c k , V o r w u r f des A t h e i s m u s in d e n 3 ersten Jahrli.
das Wort im N T vorkommt (auch bei den LXX fehlt es)1. Nicht im Sinne eines Vorwurfs ist es hier gemeint, sondern der Apostel braucht es, um den Tiefstand der Armut in dem früheren Zustande zu beschreiben: sie standen in der Welt — d. h. inmitten der bösen Welt 2 ; die Worte sind nicht überflüssig — ohne Hoffnung und ohne Gott (Vulgata: »sine deo«). Durch das »eXitiöa inj i'/ovt!•£• bekommt das «atitoiA einen bestimmten Sinn. Es ist die Steigerung der H o f f n u n g s l o s i g k e i t u n d muH daher hier verstanden werden: »euch f e h l t e die G e m e i n s c h a f t m i t Gott, o h n e die d e r M e n s c h in der W e l t h i l f l o s ist«, lndirect ist damit gesagt, daß die Götter, die sie vorher besaßen, keine Götter sind und daher keinen Halt und Trost gewähren konnten 4 . Diese Stelle im Epheserbrief — sie wird bereits VOE. Clemens Alexandrinus (s. dort) citiert — hat gewiß viel dazu beigetragen, daß die Christen das Heidentum als aßsötrjg, die Heiden als ä&soi bezeichnet haben. 1) Doch H o s e a 4, 15 (Symmachus) findet sieh oixog ä&siaq f ü r e i n e n h e i d n i s c h e n Tempel. Dieses W o r t ist m . W . selten (doch s. unten). 2) Schwerlich n u r : » i n m i t t e n der p r o f a n e n Menschheit«. 3) E s b e d e u t e t also hier nicht, w a s es a u c h b e d e u t e n k ö n n t e , nämlich »ruchlos« (s. Clemens Alex., Quis dives 25: Imo eTCidv^uvjv a&scor o d e r »Gott n i c h t k e n n e n d « . Als solche, die Gott n i c h t k e n n e n , bezeichnet, d e r Apostel 1 Thess. 4, 5 u n d Gal. 4, 8 die H e i d e n (ta S&vt] TU ,«?/ slSoxa xov &töv — vözs fihv ovx siöozeg &eöv sSovXsvaaze zoZg xavxq ( r f j } xXàvy xovg ovx ovxag mg ovxag voßiC,ovmg xcà Ihovg xovxovg ovo¡AACJOVXZQ xovg ovx ovxcog ovxag, ¡IC/.ÀOP ós ovós ovratiòvov ò"è xov ovofiarog xsxvyj]xóxagl. èia. xovxó xoi xal ò ànóaxokog óieléyyei rjtuàg (folgt Ephes. 2, 12). Hier ist also eine förmliche Definition von (afrsoi und) a&tóxì\g in christlichem Sinne gegeben, und der ganze Götzendienst samt der Mythologie fällt unter diesen Begriff 3 . Demgemäß hat Clemens auch (Paedag. III, 1) Die gewöhnliche Bezeichnung der » Heiden» war (nach den LXX; zà Ìid-vìaber auch oi ggro kommt nicht selten vor und stammt ebenfalls aus dem Sprachgebrauch des Judentums (s. z. B. Josephus, Antiq. XV. 10,2):
s. zu oi e£a>fàa>&ev)I Kor. 5, 12. 13; I Thess. 4,12; Kol. 4. 5; 1 Tim. 3, 7. Die Gläubigen sind oi eam (I Kor. 5, 12). 2) S. zu dieser zweiten Bedeutung von àiteózrjq Philo, Leg. ad Gaium 25
Alyvnxiaxij àS-sótqg. 3) Ganz consequent hat daher auch Clemens (1. c. 2, 21) die griechischen Philosophen, welche die Götter leugneten, gegen den Vorwurf de^
Atheismus in Schutz genommen : d-avßü^mv ins lai /ioi ¡kc> zQÒnm Evfyieooi.' tòv 'Anfiayavcivov xal NrxàzoQa ròv IÌVTIQIOV xal /UayÓQav xal IrtTimva rù> MijXico tòv TS Kv(>i]vawv ¿ni toi'toì; ixt-lvnv y.ai vira«'i/./.occ
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A. H a r n a c k , V o r w u r f des Atheismus in den 3 ersten J a h r h .
11,80) die Nicht-Christen, unter denen die Christen leben, einfach als ot alt toi bezeichnet. E r sagt dort, daß viele Christen Sonntags zur Kirche kommen und das W o r t Gottes hören, sobald sie aber die Kirche verlassen haben (sgcod-sv), sich weltlichen Vergnügungen {lezà zmv àfrémv hingeben. Die Bezeichnung muß also eine geläufige gewesen sein. Ebenso ruft er (Protrept. 4, 58) aus: oij.ioi zr/g i Ii ; ó z t] z o g! nach Schilderung der anstößigen Mythen; aber auch von der stoischen Lehre, dati die a(QaxÖTctQ ¿{TFREPÓV TÌOV TÜJV /.oitiCov àv&góìTtiov t>/v àutpl zovq fcovg zovzovq n\v.vr(v, à&éovq inixexh'r xaaiv, ei xal zì/v àXfòeucv avzìjv ,«// vevoijxózccg, &U.à zt/v nhivrjv ye kiaKtTSvxÓTar, oh OftixQÒv sii èXfòeictv r txròq fièvsiv onovöaGTtnr.
(3) Die kirchlichen Christen nennen die Häretiker li&toi.
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ccih-.a doyiutza. Bei Origenes sehen wir endlich noch, daß ihnt die L e u g n u n g der göttlichen Vorsehung im besonderen Sinn cifteorrjs ist, s. de orat. 5, 1: oi jcctvxy ad-ioi xal xl/v ovoiar xov fteov ¿Qvovfisvoi xal oi fiixyi? ovo ¡tax oq ziff-ivrac fr top. x/]v Jigövoiav 6h ccvrov ajtooxs{>ovvxtq, und dazu c. Cels.VMI, 3S: oi jtävxi] afrsoi xal xi\v xQOvoiav ui-t köini-. Die k i r c h l i c h e n C h r i s t e n n e n n e n die a fr £ o i.
Häretiker
In demselben Schreiben, in welchem uns das W o r t äfrto/ als Bezeichnung der Heiden seitens der Christen zuerst entgegentritt. nennt Ignatius (ad Trall. 10) auch die Häretiker mit diesem Namen. E r schreibt: Ei de, (ußji£(> nvec ccfruoi ovTtg, xovxtoxiv axiotoi, XeyovOiv, ro öoxtlv xenov-frtvai avxop (seil. XQIOXUP) . . . eyeo r t öiötum. xl dt; xal svyofiai frrjo/oi-iayjjtjca; dcoQtav ovv ajcod-vtjöxm. Die Doketen also, welche nur ein Scheinleiden Christi zulassen, sind nach Ignatius *afreoi«. Aber er weiß wohl, daß diese Bezeichnung noch ungebräuchlich und daher nicht sofort verständlich ist. Daher erklärt er sie durch »ebnöTix«. Die E r k l ä r u n g ist freilich nur wenig verständlicher als das zu E r k l ä r e n d e , denn »ajtiöxoi« war auch in der Regel eine Bezeichnung, welche die Christen den Heiden gaben. Hier aber ist der besondere Unglaube an den X(>I.OTOC Iv ÜUQXI gemeint. Der N a m e *a#eoi* ist, wie das Folgende zeigt, von Ignatius nicht n u r deshalb gewählt, um die Häretiker tief herabzusetzen, sondern diese sind in seinen Augen äfrsot. weil sie durch ihre Lehre vom Scheinleiden Christi den Trost im Tode nehmen: ihre Lehre hat denselben E f f e c t , welchen die ad-eox'ijq hat. Daß die Häretiker und ihre Lehren nicht nur aöhßefc. avojioi usw.. sondern auch afreot sind-, haben die Ketzerbestreiter von Justin ab öfters gesagt (aber terminus technicus f ü r sie ist 1< Auch hierbei hat er Philo und Justin als Vorläufer, s. Justin. Apol. I, 28: et ät « s htiavel uiXeiv tortwv [seil, tt'ov Avfr(ioMcn>] r frsöi, • . (ilt tiivai avxbv . . . o/ioi.oyrjosi. 2} lAdixia und äd-sozije zusammengestellt bei Justin, Dial. 47. Die Zusammenstellung von aoißEux und afreöxrjq ist häufig und geht wohl ¡iuf das griechische Strafrecht zurück (s. u.). Beide Worte werden auch geradezu vertauscht, s. Clemens Alex,, Protrept. 8. irr ror n'i-v It-eör ov rosig . . . nü.k ovx aaeßeu;
§
A. Harnack, Vorwurf des Atheismus in den 3 ersten Jahrh.
die Bezeichnung »Atheisten« in der Kirche nicht geworden), s. z. B. Justin, Dial. 35: die Häretiker, welche Blasphemien gegen den Schöpfergott aussprechen und lehren, sind a&eoi xal aOaßsiq xal ixöixoi xal ävofioi; c. 82: Jco/.Äol [Häretiker] adea xal ßläo(pr¡¡ia xal aöixa év ovofiaxi XQIOXOV JcaQaxaQaOßovxsg éÓíÓaS,AV Orígenes, c. Cels. Ii, 3: aigéosig ad-soi xal rm 'Irjöov jtávty alloToiai: de orat. 29, 10: die Häretiker kommen durch ihre Schriftauslegung zu äih.a xci aötßrj óó'/fiaza; de orat. 24, 5: Tatian, ¿&¿(og vomv, lehrt, daß Gott im Dunklen gewohnt habe usw. Da die Kirchenlehrer sehr bald und stets die Häretiker als schlimmer wie die Heiden beurteilt haben 2 , sofern diese doch hin und her der natürlichen Gotteserkenntnis folgen, so kann man sich nicht wundern, daß sie die Bezeichnung »atheistische Lehren« »Atheisten« auch hier nicht scheuten. Es ist vor allem die »blasphemia creatoris« gewesen, welche die Kirche wie ad-sóxr¡Q empfand; denn den Schöpfer schmähen heißt seine Gottheit leugnen; der Schöpfer ist aber der wahre und einzige Gott 3 . (4) D i e G r i e c h e n u n d R ö m e r n e n n e n d i e C h r i s t e n
ädeoi.
Es gab in der Kaiserzeit ein »crimen laesae Romanae religionis« (Tertull., Apol. 24), welches auch »crimen laesae divinitatis« (c. 27), »irreligiositatis« (c. 24) und »sacrilegium« (c. 10) von Tertullian genannt wird. Dasselbe fiel unter die Majestätsverbrechen; doch unterscheidet es Tertullian im Apologeticus von dem crimen maiestatis (der »majestas imperatorum«) im engeren und schwereren Sinn (s. c. 28: »ventum est ad secundum 1) !u den Acta Pauli (Brief des Paulus an die Korinther v. 37) heißt es: »Wer den Kanon überschreitet, den er durch die seligen Propheten und das h. Evangelium empfangen hat, mit dem ist das Feuer et cum iis qui sie praecurrunt.« Dazu bieten der eine Lateiner und Ephraem den Zusatz (vielleicht ist es sogar der ursprüngliche Text): :>qui sine deo sunt homines«. Im Griechischen hat hier jedenfalls a&siu gestanden, und somit sind auch hier die Häretiker als «Q-EOI "bezeichnet. 2) S. z. B. Tertull., de carne ir>: »mérito ethnici talia, sed mérito et haeretici: num quid enim inter illos distat, nisi quod ethnici non credendo credunt, at haeretici credendo non credunt?« 3) S. Iren. III, 25, 3: ' Marcion . . . interimit deum«. — Ganz eigentümlich ist der Gebrauch von áS-eórr¡Q bei Bpiphanius haer. 72, 7; er sagt, Marcell lehre die á&£ÓT>¡g Jesu Christi, d. h. er leugne seine wesenhafte Gottheit.
¡4) Die Griechen und Römer nennen die Christen ad-eot.
t TtQCijXll [rjflEQa] JlQOQQrjölQ '¡¡V V)ÖJt£Q 'A0?jV/i0t xoiavxij• £l XiDTTSOQ Xgißxiavog •// 'EjiixovQEioq /¡XEI xazaßxojtoa Rcor ogykov. (psvytxca . . . . xal o filv rjytlxo Xtyrov "hjS.ro Xqiir tfl awcM/aei rsTe.iy/apisvov. Das ist natürlich von einem Christen geschrieben.
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A. Rarnack, Vorwurf des Atheismus in den 3 ersten Jahrh.
oriavovc, TO cJe JI/J]dog ajrav TJCEFPÜ-TYYTXO' "Egco 'EJUXOVotiovc. Auch durch Clemens wird uns bestätigt, daß die Christen »adtoi« gescholten wurden. Mctxqv ctß-sovg aJtoxalovvxt schreibt er Strom. VII, 1, 1, ('xovg) rov rm 'OVTL &EOI> lyvcoxöxug, und Strom. VII, 1,4 sagt er: o roivvv d-sop siejiuofts'voc tivat xapTOXQctTOQa xccl xa {)-£ia ¡ivaxrjQia jtaga zov fiovoytvov~ siatöog avrov ixfiafrcov, Jims OVTOS ad-toc; ädeog ¡isv yan o u>) vofiiCwv üvat &£OV, ösiaidaifimv ös o ösöimg xa öcauovia. o Jtavta tl-siaCcov xcä §vXov xal '/J'&ov. Für den Religionsphilosophen und Alexandriner kommen die Staatsgötter und die mythologischen Götter in der eigentlichen Gottesfrage überhaupt nicht mehr inbetracht. Sie hat es nur mit der Existenz oder Nichtexistenz rov rm ovxi ftsov z u t u n . D a s i s t d e r h ö c h s t e F o r t s c h r i t t in der R e l i g i o n s g e s c h i c h t e , den j e n e P e r i o d e b e z e i c h n e t . Von hier aus ergibt sich das Recht jeder Partei, die andere ad-eog zu nennen, aber nur Justin besaß die geistige Freiheit, den Mut und den Humor, sich selbst und seine Freunde offen als a&mi zu bekennen — ad-eoi inbezug auf die Götter der Gegner. Auch in späterer Zeit und bis heute haben nur wenige diese Freiheit nachzuahmen gewagt, wenn sie Atheisten gescholten wurden. Sie bestrebten sich vielmehr eifrig, nachzuweisen, daß sie keine Atheisten seien, obgleich sie es doch, gemessen an dem herrschenden Glauben, in der Regel waren. Aber an dem W o r t haftete nun einmal auch ein moralischer Makel und — die Vorstellung eines Verbrechens: es ist begreiflich, daß man beides ablehnen wollte. Im Laufe des 3. Jahrhunderts scheint der Vorwurf gegen die Christen, sie seien Atheisten, im Morgenlande bereits stark zurückgetreten zu sein. Einerseits hatten die Staatsgötter bei dem allgemeinen Verfall an Kredit verloren, andererseits ließ es der Eindruck, den die Kirche mit ihren Priestern, Opfern und reichen Gottesdienst machte, nicht mehr recht zu, ihre Gläubigen Gottesleugner zu schelten. Wie sich ein Religionsproceß gegen Christen unter Valerian abgespielt hat, dafür besitzen wir eine authentische Urkunde in der Kirchengeschichte des Eusebius (VII. II) 1 . ]) Den Christen wird vom Richter insinuiert, sie sollen sich ¿TTI zi>
•/.axk rpi'Oiv Tpt7i£o3-ai nal 9-soig rovg Gw'Covzaz rfjv ßaoiteiav tioooxvveiv.
(-fi Die Griechen und Römer nennen die Christen ä&eot.
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Im Abendlande sind bis zum E n d e des :>. J a h r h u n d e r t s die Christen nicht »Atheisten« genannt worden und die Anklage lautete nicht auf »Atheismus«, weil der Begriff fehlte (s. ob.). In der Sache aber hat Tertullian nicht anders gestritten als Justin und Athenagoras. Auch er weist gegenüber dem Vorwurf »deos non Colitis« nach, daß die Christen den wahren Gott, den Logos usw. erkennen und anbeten und daß die Staatsgötter keine Götter seien. Bei Minucius Felix einmal ( 8 , 2 ', bei Lactantius zweimal findet sich das W o r t »atheus« (^Epitome 63 168] und de ira IT, aber nicht f ü r Christen, sondern f ü r heidnische atheistische Philosophen. Arnobius aber zeigt uns, daß das W o r t damals im Abendl a n d e — i m Morgenlande verschwand es als Vorwurf in derselbenZeit — auch auf die Christen angewandt wurde und neben die alten Bezeichnungen »impius«, »irreligiosus«, »sacrilegus« getreten war. Es war also in die lateinische Sprache nun eingedrungen. »Quantumlibet«, schreibt er III, 28, »nos impios, inreligiosos vocatis aut a t h e o s , n u n q u a m tidem facietis esse amorum deos, esse bellorum, esse qui discordias conserant etc.«, cf. VI, 27: »in hac enim consuestis parte invidias nobis tumultuosissimas concitare, appellare nos a t h e o s etc.«, I, 29: » u t c o n v i c i o u t a m u r v e s t r o , infausti et a t h e i nuneupamur« V, 30: »andere vos dicere quemquam ex iis a t h e u m , inreligiosum, sacrilegum qui deos esse omnino aut negent aut dubitent aut qui eos homines fuisse contendant . . . . cum si verum fiat atque habeatur examen, nullos quam vos magis huiusmodi par sit appellationibus nuneupari, qui sub specie cultionis plus in eos ingeratis maledictiomim et criminum etc.« A m 27. F e b r u a r 380 erschien folgendes Gesetz der Kaiser Gratian, Valentinian und Theodosius (Theodos. Codex XVI, 2, 25. inü.aQ-ead-ai 6s tü>v napà rpvoiv. Sie erwidern darauf: ov n&vtes narra7CQoaxvvovai &sovg, àXX' i'xaotoi. uväg, o'vg vofii'Qovoiv, demgemäß verehrten sie ihrerseits den einen Schöpfergott, der auch den Kaisern das Reich verliehen habe. Der Richter: rig t\uäg xwlvai. xaì xovtov, hÌtisq saxlv ¡¡Età xCov xaxh (pvaiv &etov xQOGxweTv;tteoì-cyào osßtiv ¿xéXerafhjte, xaì iìf.ovg oi's Tcàvtsg ì'aaaiv. Die Christen: wir verehren keinen anderen . Man sieht, wie sehr der Richter dem christlichen Standpunkt entgegenkommt. Von Atheismus ist nicht die Rede. 1) Bei Tertullian iApol. 2) heißt es: ¡-Homicidae vel sacrilegi ve! incesti vel pubJici hostes, ut de nostris elogiis loquar-.
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A. Harnack, Vorwurf des Atheismus in den 3 ersten Jahrh.
ed. M o m m s e n p. 843): »Qui divinae legis sanctitatem aut neseiendo confundant aut neglegendo violant et offendunt, s a c r i l e g i u m ( = aö'£orr/c) committunt«. Bereits in einem Gesetz des Kaisers Konstantin (1. c. XYI, 8, 7 p. 888) waren im Vergleich mit den christlichen Versammlungen die jüdischen »sacrilegae« genannt worden; aber das war nur beiläufig geschehen. Erst jenes Gesetz vom J. 38(1 hat die nichtchristlichen Religionen unter die ad-sörtjg gestellt. (In einem Gesetz Justinians vom J. 527 — Cod. 1,5,12, 3 — wird der Manichäismus geradezu als eine Species des Atheismus bezeichnet: o utiita avrrjQ). Eine wirkliche und generelle Durchführung dieser Anklage war freilich unmöglich; aber die Bestimmung genügte, um in Zukunft jedem Ausbruch des katholischen Fanatismus eine gesetzliche Grundlage zu gewähren. Die Beklagten waren zu Klägern geworden.