Der Staat Missouri, geschildert mit besonderer Rücksicht auf teutsche Einwanderung

Table of contents :
Front Cover
An die künftigen teutſchen Auswanderer nady Miſſouri
Geſchichtliches
Natürliche Bewaltung
Mineralien: Rohlen, Eiſen, Blei u f w
Klima, Witterung, Geſundheitsverhältniſſe
Wilde Thiere: Inſekten, Amphibien, Fiſche, Vögel, Säugethiere;
Bevölkerung: Amerikaner, Jrländer, Teutſche
Straſen, - Eiſenbahnen
Handel und Gewerbe; Bankweſen; Handwerker
Feldbau: Korn, Waizen, Roggen, Baber, Gerſte, Delgewächſe,
Gras- und Kleebau Weidepläße
Düftbau: Aepfel, Birnen, Pfirſiche, Pflaumen, tirſchen, Quitten,
Weinbau
Viehzucht
Verfaſſung und Gefeßgebung; Finanzen
Kirchen- und Schulweſen
Literatur, öffentliche Blätter
Nativismus
Ueberſicht der Counties — nach dem Cenſus von 1856
Die bedeutenderen Städte in Miſſouri (auſer St Louis)
Schilderungen einiger Gegenden und Counties
Meteorologiſche Bemerkungen von Prof David Göbel
Bemerkungen zu den beigefügten Charten

Citation preview

Der

Staat

Missouri ,

geſchildert

mit beſonderer Rüdſicht auf teutſche Einwanderung,

bon

Friedrich

Münch ,

im Staate Miſſouri.

M i t 2 6 h a r ten .

Verlag der Farmers ' & Vine- Growers' Society.

- New York :

St. Louis: Zu beziehen durch R. Hauſer , 20 North William Street, Ed. Bühler & Co. 31 Dritte Str. 1859 .

ENTERED, according to Act of Congress, in the year One Thousand Eight Hundred and Fifty -nine, by CH . L. BRACE, in the Clerk's Office of the District Court of the United States, for the Southern District of New York .

M EU JS Drud von R. Hauſer , 20 North William Str., New York.

Derzeichniß der Druckfehler.

Seite 4, S. 5, 19 . 21 , , 24, 1 26 , 27 . 35 , 39, 40, 41 , 58, 62, , 72, 81 , 83 , 88 . 96, , 102, , 106 , 112 , 5, 117, , 119, , 126 , , 153 , 168, , 175, n 219, , 220, 232,

Zeile 9 von oben lies „ Hingeſchlachteten “ ſtatt hingeſchl. Z. 10 von unten lies „ Aelteren“ ſtatt Aeltern. oben „ bier “ ſtatt hierin. 17 „ Often “ ſtatt Weſten . 14 unten „ I heileg“ ſtatt Moſes in . 1 7 n 17 „Baumſtümpfe " ſt. Baumſtämme. 15 oben „ er hö h.t“ ſtatt erhält. 14 . „ bur “ ſtatt blur . . 10 n „ ibre“ ſtatt ſeine. 19 geraucht “ ſtatt gebraucht. unten 12 „ mergelhaltig " ſtatt mannigfaltig. . 1 14 21 „d unſtigen “ ſtatt falten . . I „ Bodenja ß “ ſtatt Boden. 11 16 „ ein “ ſtatt den . oben 5 „ die“ ſtatt bei . 15 11 unten „ Neu “ ſtatt nun . oben 16 11 7 unten ſtreiche „ hieſigen “ aus. 21 oben lies „ dieg“ ſtatt dieſe. 16 „ vierte“ ſtatt vier. „ wa nn “ ſtatt wenn . unten I 15 „ länge na ch“ ſtatt Länge. oben 11 11 „Saccharinum “ ſtatt sauh. , 2 I / 15 „ erſten“ ſtatt wahren . unten oben 4 „ Winden . “ ſtatt Winters. 8 unten n „verſchmiert “ ſtatt verſchleimt. 7 „ ſich oft “ ſtatt ſich . 11 . I „ das , wo “ ſtatt daß wo . 16 oben „ Boeuf“ ſtatt Boruf. 3 „ den “ ſtatt der. 11 O „ Geſammtth at“ ít. Geſammtheit.

Iinbedeutendere Verſehen wird der Leſer leicht ſelbſt verbeſſern.

3 JYGI

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Vorrede .

Es liegt nicht in meinem Zwede , den Urjachen der bedeutenden Auswanderung unſerer Landsleute nach andern Ländern - bejon : ders nach den leßten europäiſchen Kriegen -- nadzuſpüren ; mögen ſie in der Eigenthümlichkeit des teutſchen Volkscharakters begründet, durch getäuſchte Erwartungen hervorgerufen , oder einfach durch Ueber fülle von Menſchen auf verhältnißmäſig kleinem Raume veranlaßt jein, oder mögen alle dieſe Urſachen zuſammenwirken, — genug , die Urſachen des bisherigen Auswanderns dauern fort und werden muth . maslich in unſerer und unſerer Kinder Lebzeit nicht aufhören. — Wahr iſt es

von Anderem abgeſehen – für Alle, welche in der

weiten Welt ſich etwas mehr umgeſehen haben, daß bei der Beſchrän kung auf einen allzu engen Raum die nöthigſten Bedingungen des naturgemäßen, freien und glüdlichen Lebens feblen.

Ein Opfer zwar

bringen Diejenigen, welche den Vortheilen, die in den Vorarbeiten vieler vorausgegangener Geſchlechter liegen , entjagend, in ſogenann ten neuen Ländern ſich anſiedeln , den Kampf mit der noch unbe wältigten Natur und damit Gefahren und Mühen übernehmen, welche der zu Sauje Bleibende nicht kennt und ahnt ; aber ſind ſie ausdauernd und verſtändig und nicht von allem Glüđe verlaſſen, ſo erobern ſie mit der neuen Art von Eriſtenz für ſich und noch mehr für ihre Nachkommen Bortheile, welche die aufgegebenen aufwiegen, und lohnender vielleicht als das Bewußtſein Deſſen , was ſie in der

4 mit Kräften überfüllten Heimath bätten ausrichten können , iſt dasje nige, menjdliche Geſittung in ferne Theile der Erde gepflanzt und künftigen Geſchlechtern den Weg zu Unabhängigkeit und Wobljein gebahnt zu haben.

Hält man uns vor, daß bei verſtändiger und gerechter Regelung der geſellſchaftlichen Verhältniſſe Teutſchland alle ſeine jeßigen Bes wohner und Millionen mehr nähren kann, ſo frage ich dagegen : wäre die naturgemäſe Nachkommenſchaft der zaylojen , durch die Kriege auch nur der legten Jahrhunderte hingeſchlachteten ( hoffentlich wird man die menſchliche Grosídlächterei fünftig einſtellen ), wären die wirklichen Nadkommen von den in derſelben Zeit in's Ausland Gewanderten ( auf viele, viele Millionen ſich belaufend ) noc im teutſchen Vaterlande,

wären,

wie hier , dort alle

unnatürlichen Hinderniſſe der Stiftung des eigenen Familienlebens im

angemeſſenen Alter

entfernt –

nicht

zu

gedenken der in

Elend und Hunger Untergegangenen — ; kann man glauben, daß in der alten Heimath noch jetzt für ſie Alle mehr als etwa der bloſe Raum und Luft und Waſſer in hinreichender Menge da wären ? — Das Austrandern der Teutiden iſt alſo nicht eine, mit vornehmer Miene zu befrittelnde Laune ( die vornehmen Krittler haben meiſtens jo wenig Ueberfluß an wahrhaft menjdlichem Mitgefühle als an Einſicht und Urtheil ) , ſondern iſt in Verhältniſſen begründet, welche die Wohl meinendſten bis jegt nicht ändern konnten, - es iſt die einzige Aus Hülfe gegen Uebel, welche noch fortbeſtehen , oder gar fich mehren, es wird fortbauern unvermindert wie im legten Menſchenalter, ſofern man es nicht gewaltſam hemmt ( was eben ſo barbariſch als von poli tiſchem Standpunkte aus unklug wäre ) , es wird aber neuerdings be deutend erleichtert theils durch die bequemen Transportmittel, tbeils Durch den Umſtand, daß der teutſche Auswanderer jeßt ſchon faſt in allen Ländern, wohin er etwa gehen mögte, rathende und helfende Landsleute findet.

Der glüdliche Erfolg hängt groſentheils davon ab, welches Land zur Anſiedlung gewählt wird , und in dieſer Hinſicht bedarf die große Maſſe, weil ihr die eigene Renntniß feblt, des ehrlichen Rathes der Erfahrneren. Einzelne machen da und dort ihr ſogenanntes Glüc ; aber zu einer Art von nationaler Eriſtenz ( ſoweit dieſe auſerhalb dem Mutterlande möglich iſt ), zum Wohlſein der Maſſen, zum freudigen Gefühle, ein Vaterland wieder gewonnen zu haben, konnten es die Teutiden bis jeßt nirgends als nur in den Bereinigten Staaten brin gen .

Die Verſchmelzung des teutſchen Elementes mit dem anglo

fächſiſchen geht noch am Beſten ; Klima und Beſchäftigungs- und Lebensart ſind von Dem, woran der Auswanderer gewöhnt war, nicht allzu verſchieden ;

ein faſt völlig teutſches Leben findet ſich hier in

ausgedehnten teutſchen Niederlaſſungen, die ſich ſtets erweitern ; völlige Religions- , Rede-, Preß- und Verſammlungsfreiheit ſind geſeßlich garantirt; die Befugniß zur Ausübung aller Bürgerrechte wird nach fünfjähriger Probezeit erlangt ; die Erringung eines ſelbſtſtändigen Fortkommens iſt bei den hieſigen unermeblichen Hülfsmitteln und der dünnen Bevölkerung des ungeheuren Raumes auch für den Unbe mittelten nicht ſchwer ; die übrige Bevölkerung ſteht Dem , der ſich an ſtändig und ehrenhaft benimmt, in keiner Art feindlich entgegen ( der Verſud , eine mächtige Nativiſten - Partei zu gründen, iſt völlig ge fcheitert ) ; die Mittel zur Erziehung der heranwachſenden Jugend und zur Fortbildung der Aeltern werden immer mehr herbeigeſchafft. 3d warne meine Landsleute im Allgemeinen vor Algerien , vor Dſt- und Weſtindien, vor Braſilien , vor Süd- und Mittelamerika, jeßt noch vor Merito ( fünftig kann ſich dort eine Ausſicht eröffnen ), und wenn auch gegen Auſtralien und Canada vor dem Caplande, iſt, ſo bieten ſie doch nicht Alles, was hier ſich findet zu ſagen weniger und in keinem Betrachte mehr.

Der Weſten Der Ver . Staaten ,

d. H. die erſte und zweite Reihe der Staaten dieß- und jenſeits des Miffiſippi --- von Dhio bis Ranjas — werden muthmaslich fünftig eine Miſchung von Nationalitäten darſtellen , in welcher das teutſche

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Element eine hervorragende Stellung einnimmt und eine Art von Selbſtſtändigkeit gewinnt ; einer oder der andere dieſer Staaten mag vorzugsweiſe teutſch werden, wenn es gelingt, unſere Landsleute darin mehr als bisher zu conzentriren.

Es iſt nicht im Mindeſten meine

Abſicht, die Vortbeile, welche Ohio, Indiana, Illinois, Wisconſin, Jowa, Minneſota , Kanſas 2. 36. bieten , herabzuſeßen ; dieſe Staaten find vielfach beſchrieben worden , und tauſende unſerer Landsleute fin den darin eine glückliche neue Heimath.

Wahr iſt aber, daß auf

Miſſouri, den lange und mit Unrecht überſehenen Staat, jegt faſt vorzugsweiſe die Augen Vieler gerichtet ſind, - und ſo icheint es recht und paſſend, die jeßigen Verhältniſſe dieſes Staates und die Ausſichten, welche hier dem Einwanderer fich eröffnen, ausführlicher, als dieß bisher geſchah, zur allgemeinen Runde der Teutſchen zu bringen. Aujer dem nunmehr veralteten Berichte von Duden und den kurs zen ſtatiſtiſchen Bemerkungen von Wappäus ( „Handbuch der Geo graphie und Statiſtik von Nordamerika “) iſt keine andere, der Er wähnung werthe Sdilderung von Miſſouri vorhanden als das gedie gene Werk von Theodor Olshauſen ( ießt Herausgeber eines geſchätz ten teutſchen Blattes in Davenport, Jowa ) : geographiſch und ſtatiſtiſch beſchrieben “.

„ Der Staat Miſſouri,

Ade Auskunft, die er zu ge

ben verſpricht, giebt Herr Dlshauſen klar und gründlich, und doch werden die Lejer finden , daß meine Arbeit neben der feinigen nicht überflüſſig iſt; ſie iſt um mehrere Jahre jünger (und gerade in dieſen Jahren war der Fortſchritt ausnehmend gros ) und theilt Belehrun gen aus langer perſönlicher Erfahrung mit, welche Herr Olshauſen nicht haben konnte. Außerdem gilt es um eine neue Anregung, und ich darf hoffen, daß mein Buch in die Hände Vieler kommen wird, welche das genannte vielleicht niemals ſehen werden. Ich bemerke ausdrüdlich, daß ich nicht vorzugsweiſe für den ges

lehrten Forſcher ſchreibe, ſondern für ſolche meiner Landsleute, welche ſich mit dem Gedanken an Auswanderung tragen und nur noch uns

entſchloſſen ſind, wohin ſte fich wenden ſollen .

Wählen ſie in Folge

der mit Gewiſſenhaftigkeit gegebenen Mittheilungen über Miſſouri dieſen Staat, jo joll meine Darſtellung der Dinge ihnen auſer einem Wegweiſer zugleich ein Rathgeber ſein , wie ſie, um ſich ein gedeih liches Fortkommen zu ſichern, in allen Stüden ſich zu benehmen haben . Mein Buch iſt nicht das Werk eines wandernden Gelehrten , be haglich in der Heimath abgefaßt nach flüchtig gejammelten Notizen, vielmehr gründet ſich meine Schilderung auf eine 24jährige eigene Anſchauung der Dinge und ihres Fortganges, ſowie auf eine Erfah rung, bei welcher alle Kraft des Geiſtes und des Leibes in beſtändi: ger Spannung erhalten, die aber nicht vergeblich gemadyt wurde, ſo daß fie allmählig einen erfreulicheren Inhalt gewann . — 30 ſelbſt

babe — auch in barter Zeit

meinen Entſchluß und meine Wahl

niemals bereut ; denn ich wußte, was ich wollte.

Und nachdem ich

lange Zeit genug damit zu thun hatte, mir ſelbſt zu rathen , freue ich mich, am Abend meines Lebens der Rathgeber vielleidyt für tauſende meiner Landsleute ſein zu können. Ich hätte gewünſcht, der Abfaſſung dieſes Buches mehr Zeit wid men zu können ; aber die raſche Vollendung wurde verlangt, weil es einem praktiſchen Zwede dienen ſoll, welcher durch den Aufſchub leiden Dhnehin können Schilderungen amerikaniſcher Zuſtände würde. kaum anders als mit einer gewiſſen Eile gegeben werden, indem un ter der Hand Alles fich ſchnell umändert und weiter bildet, und ein richtiges Bild des hier Beſtehenden den Bewohnern der andern Erds hälfte eigentlich nur durch tägliche Telegraphen -Schrift gegeben wer den könnte. In der Art der Behandlung findet der Leſer die Eigenthümlichkeit des Verfaſſers, die er nicht ändern kann, abgeſpies gelt und ſie muß , wie alles Menſdliche, ſich der Kritik unterwerfen ; mit den behandelten Gegenſtänden ſelbſt bin ich vermuthlich genauer bez kannt, als es irgend ein europäiſcher Kritiker ſein kann, und wer nicht

8 Grund zu haben glaubt, an meiner Ehrlichkeit zu zweifeln, ſei billig genug, das Geſagte als wahr hinzunehmen. Ueber mich ſelbſt ſage ich nur ſo viel, daß ich in der grosherzoglich heffiſchen Provinz Oberheſſen geboren bin , von 1817 bis 1819 in Gieſen ſtudirte, 13 Jahre eine Landprediger - Stelle in jener Provinz berſah, als Mitglied — und zugleich mit Paul Follenius als Führer der Gießener Geſellſchaft 1834 nach Miſſouri auswanderte, hier ( in Warren County, in der Duben'ſchen Anſiedlung, nahe dem Poſt Orte Marthasville) ein mäftges Grundeigenthum ankaufte und bis jeßt mit Hülfe meiner Kinder ſelbſt bebaute, erſt in den leşteren Jah ren Muſe fand, auch theilweiſe mid wieder mit literariſchen Arbeiten zu befaſſen, — daß meine Mitbürger mich zugleich zu einem ihrer Friedensrichter erwählten, daß ich nahe an 60. mich noch körperlich rüſtig fühle und bereit zu fernerem Kampfe für die fortſchreitende Bildung, Aufklärung und das Wohlſein meiner menſchlichen Mitge ſchöpfe. - Denen, die in der alten Heimath meiner fich noch erin nern, ſende ich meinen freundlichſten Grus fernhin über den Dzean.

Geſchrieben am Ende des Jahres 1858 .

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An die fünftigen teutſchen Ausw anderer nad Miſſouri .

Ich denke mir, lieber Leſer, daß du es wohl erwogen haſt, welch eine ernſte Sache es iſt, aus lange gewohnten und jedenfalls in man chem Betrachte lieb gewonnenen Verhältniſſen nicht allein dich ſelbſt loszureißen, ſondern auch das Loos von Weib und Kind an einen Schritt zu knüpfen , deſſen ganze Folgen voraus zu ermeſſen du nicht im Stande biſt, und daß du dennoch bei deinem Entſchluſſe Feſt ſtehſt. Ich denke mir, daß die leßten Wochen und Tage dir hingeben unter einer erdrüdenden inneren Spannung , daß Quälereien aller Art fich für dich bäufen bis zum legten Augenblide, - daß du raidhen Abſchied nimmſt für immer von Adem, was dir theuer war, und mit einem Gefühle, das ich nicht zu ſchildern brauche, den Rüden febrit Dem, was dich von hinnen treibt. Ich denke mir, daß du endlich Deine Stelle eingenommen haſt in dem engen Raume des Schiffes, welches über den Djean dich tragen ſoll. Auch jeßt mußt du in Vieles dich ſchiđen, was deiner Neigung und Gewöhnung ſehr zuwider iſt; aber in dieſes Unvermeidliche, das nur von kurzer Dauer ſein wird, findeſt du dich leichter, — die Brüde hinter dir iſt abgebrochen, — du entjagſt für eine Zeit lang jeder Sorge, weil das Alte abgethan und das Neue dir noch unbekannt iſt, überläſfeſt cich den anregenden Eindrüden des Augenblides und ſiehſt boffend dem Ende der Fahrt und dem Beginne der neuen Eriſtenz entgegen. Noch gewahrſt du ſelbſt das neue Land nicht, aber das Piloten Boot kommt heran, und nach kurzer Friſt nimmt der Hafen dich auf. Wo man auch lande, geſchieht es in ſchöner Jahreszeit und bei lieb lichem Wetter, ſo ſind die erſten Eindrücke der von Weitem erblicten neuen Welt immer großartig, überwältigend und geeignet, die Seele tes heimathlojen Wanderers mit Hoffnung und friſchem Les bensmutbe zu erfüllen. – Kaum haſt du jedoch das Geſtate betreten ,, ſo miſcht ſich deinem Staunen und Bewundern im Hinblick auf Das, mas hier Natur und Menſchenhand gethan, ein crüđendes Gefühl bei, verurjacht durch das völlig Fremdartige, tas überall dir entgegen 1*

10 tritt. Dieß iſt nicht deine gewohnte Welt, und ſie wird nicht nach deiner Gewöhnung ſich umbilden, ſondern du mußt lernen, dich in ſie zu finden. Eine fremde Sprache tönt in dein Dhr, fremde Menſchen rennen theilnahmlos an dir vorüber, keinen Heimathlichen Baum , keine Staude, keinen Unfrautbuſch erkennſt du wieder, - es iſt eine andere luft, welche du athmeſt, - ein anderer Himmel wölbt ſich über dir, — die ganze Art des Lebens der Menſchen iſt eine andere ; du ſiehſt eine Haſt, ſiehſt neben Abgeſchloſſenheit und Prunk eine Kälte, mitunter Rüdſichtsloſigkeit, welche dein Gemüth verleßen, und am Meiſten verleßen es vielleicht Nohheiten, welche du an deinen eigenen Landsleuten wahrnimmſt. Ich kenne mehr als einen Fall, daß Menſchen nach einem eins und zweitägigen Aufenthalte in einer unſerer Seeſtädte, berzweifelnd an ihrer Fähigkeit, dieſem Veränderten Leben ſich ſelbſt anzupaſſen, ſehnſuchtsvol in eine Heimath zurüdkehrten, welche ſie ſo eben erſt im Unwillen über die dortigen Verhältniſſe ausgegeben hatten. Doch ein ſolcher Schritt zeigt von mehr als von achtbarer teutſcher Gemüths lichkeit, - er zeugt von Kleinmuth und ,, Philiſterthum ", einem Auswuchſe der guten teutſchen Art, für deſſen Gedeihen freilich in der neuen Welt ſich kein geeigneter Boten findet. Wenn du, lieber Leſer, nicht vor allem deine Gewöhnung beſtegen kannſt, wenn du an deinen ſogenannten vaterländiſchen Eindrüden für immer zu haften entſchloſſen und unfähig biſt, neuen Berhältniſſen in ſo weit dich zu bequemen , als du fie nicht ſelbſt durch Energie und Ausdauer deiner Neigung gemäß umzugeſtalten vermagſt, dann verlaſſe den Boden niemals, auf welchem du erwachſen biſt. Sage dir mit Ernſt und wiederholt : das Alte iſt aufgegeben, vorwärts ridíte ſich mein Blid, und ich werde und will in einem veränderten Leben neue und ſtarke Wurzeln faſſen, wie ſchwer der Anfang auch immer ſei. So bewahrſt du dir zugleich die nöthige Unbefangenheit des Urtheils über das viele Ungewohnte, dem du begegneſt; denn nicht Ades iſt vors trefflich, was lange Gewohnheit geheiligt hat. Das Leben der Menſchen in einer Republik, indem das Volk ſeine Gefeße ſich ſelbſt giebt und abgeneigt iſt allen Beſchränkungen , welche nicht durchaus erforderlich ſind, muß natürlich anderer Art ſein als das, welches du bisher kannteſt, in welchem von Oben Alles angeords net, gelenkt und überwacht wurde. Beim Volgenuſſe der Freiheit

11 find Auswüchſe kaum zu vermeiden , und dieſe treten dir in unſerit Grosſtädten gerade am Meiſten und Grellſten entgegen, während der Segen der Freiheit vorzugeweije auf dem Lande zu ſuchen iſt. Die Gemüthlichkeit macht ſich in einem öffentlichen Leben , wie das unſrige iſt, nicht äußerlichy breit, — die Menſchen ſparen ihre Wärme für die „ Feuerſeite", d. 5. für die abgejdloffene und ſtille Welt des häuslichen Kreiſes und gehen ſcheinbar gleidgültiger einander vorüber. Die Rohbeit drängt ſich vielfach hervor, und ihr iſt nicht ganz zu ſteuern ; aber ſie iſt verachtet. Manche unſerer eigenen Landsleute finden ſich gar ſchlecht in das hieſige freiere Leben und entſchädigen ſich durch ungeſittetes und anmasliches Treiben für die allzu ſtrenge Zucht, welcher ſie entlaufen ſind. Doch dieſe Entarteten oder Unverbeſſerli den bilden die Mehrzahl nicht, und du wirſt auch unter den hieſigen Teutſchen, welche vordem den verichiedenſten Klaſſen und Ständen angehörten , nicht weniger als unter den Eingebornen, Solche finden , welche ſowohl dein Vertrauen als deine Achtung im vollſten Maße verdienen ; du mußt ſie aufſuchen, denn ſie drängen ſich dir nicht auf. Nach einiger Zeit wirſt aucı du das auzu kleinliche Rückſichtneh men, die ſpiesbürgerliche Förmlichkeit, das allzu lange Abwägen, die übertriebene und langſam ſchreitende Vorſicht mit andern Stücken des Teutſchthumes von dir werfen und dich von einer laſt befreit fühlen ; unvermerkt ſtehſt du dem Weſen , welches dir zuerſt abſtoßend dien, bald jelbſt näher, ohne dabei von deinem beſſeren Rerne irgend Etwas eingebüſt zu haben. Indem du ohne Vorurtheil alles vir Neue prüfſt und vor Allem es mit der Art, wie man hier die Dinge behandelt, felbſt verſuchſt, wirſt du finden , wie viel von deiner gewohnten Weiſe du unbedingt als unbrauchbar wegzuwerfen und mit der den Verhält niſſen entſprechenden hieſigen Art zu vertauſchen haſt, und wie weit auch hier das ſparſamere, ordentlichere, bedächtigere und darum lang ſamere teutſche Verfahren mit Vortheil ſich in Anwendung bringen läßt. Auf deiner weiteren Wanderung nach dem fernen Weſten iſt dir natürlich wieder Alles neu, Vieles auffallend, nichts wil dir recht gefallen. Du vermiſſeſt die Mannigfaltigkeit der Szenerie einer teutiden Landſchaft, die bis in's Kleine der Natur aufgeprägten Spuren der ordnenden Menichenhand, die das Gemüth wohlthätig anregenden Reſte und Denkmähler einer längſt entidwundenen Zeit ;

12 die in üppigſtem und glanzvollem Grün prangenden , faſt endloſen Wälder mit mannigfachſter Miſchung von Baum- und Staudenarten find doch keine teutſchen Eichen- und Budenbaine , vom Forſtmanne ſorgfältig gepflegt; die weiten, mit Aehren bedeckten Frudtfelter , die lieblidhen Wieſengründe mit den Flaren und reinliden Baden feblen ; unſere mächtigen Ströme wollen dir den ,,Vater Rhein " nicht erſeßen ; an der Stelle der einſamen , zerſtreuten und ſtillen Farmpläße jabeſt du lieber teutſche Dörfer mit fröhlich ſich tummelnder Jugend , mit dem gemüthlichen Abendgeläute u. 1. w .; unſere Grosſtäcte Dagegen ſind dir viel zu geräuſdvoll, das Treiben der Menſchen zu baſtig, Alles zu ſehr berechnet auf raſchen Gewinn und den Genuß des Augenblickes, und die Meniden ſeltſt dünfen dir kalt und oberflächlich in Denken und Streben. Doch laß von allen dieſen erſten Eindrüden dich nicht überman nen . Dieſe Meniden ſind doch gewandt, ſtrebjam und rührig und haben in zwei Jahrhunderten, ja mitunter in einem Menſchenalter, mehr geleiſtet und der Natur mehr abgerungen als die alte Welt in Der fünffachen Zeit zu Stande bringt, und es iſt beſſer, daß wir hier freilich noch viel zu thun und die überreichen Gaben der Natur, welche für eine fünftige Zeit von unberechenbarer Dauer ausreichen werden, erſt noch auszubeuten haben , als daß dieß Alles bereits gethan und faſt Alles zugleich bereits ausgebeutet wäre . – Die teutide Dörfer: ichaft wird man nie hier einführen ; welchen Vortheil ſie auds für geſelliges Leben, Schulweſen 2c. 20. haben mag, ſie veranlaßt ſtete kleinliche Zänkereien, befördert die Sittlichkeit der Landbewohner nicht, legt ihnen viele läſtige Beſchränkungen auf und bemmt bedeutend den bequemen und erfolgreichen Betrieb des Ackerbaues. Der Bewohner Der abgeſonderten goiſtelle hat in der Regel Wald , Weide , Wieſen und Aderfelder nahe um Haus und Hof, mocht alle ſeine Anlagen nach eigenem Gutsünken und kommt mit keinem Nadbar in uniriedlide Berührung . An die Stille des bieſigen Landlebens gewöhnt auch Der Teutide fic bald ; das Familienleben iſt inniger , weil es abges idloſſener iſt; den Umgang mit andern lernt man gerade mebr ſchäßen , weil man dieſe Andern nicht täglich ſieht, und dieſe ſtille Heimſtätte, mag ſie auch nur eine Blochütte ſein, iſt vom Hejeße mit ſo viel Schuß gegen jede Störung des Friedens umgeben, daß wir ihre Bewohner von einem Gefühle der Unabhängigkeit erfüllt ſeben,

13 wie es auch die bevorzugteſten Menſchen der alten Welt nicht haben können ; – es klebt an dieſem Eigentbume nichts von jenem ,Gefeß? und Rechte, das wie eine ewige Krankheit ſich fortſchleppt", – tein Zeynte , kein Frohndienſt. Du langſt endlich an in der wahren Königin des Weſtens" ( bis her nannte Cincinnati ſich 1o ) , in Saint Louis. Als Grozſtadt be ſteht St. Louis, faum erſt ſeit einem Menjdhenalter, und wenn auch hier noch manches Fremdartige dich ſtört, jo wird doch das Gefühl des Staunens bald überwiegend. Du kennſt Frankfurth mit ſeinen im Handel verwandten Millionen, kennſt Bremen mit ſeiner Handelsflotte: ſie ſind ſtille Pläße mit St. Louis verglichen ; ja , wenn du an der, viele Meilen langen Werfte hinwandelnd huncerte von Rieſen Dampfern, gegen welche die der teutſchen Flüſſe ſich faſt wie Fiſcher Boote ausnehmen , zu gleicher Zeit am Ufer befeſtigt, oder anlangen und abgehen und das Gedränge der Menjchen und Fuhrwerke ſiebſt, welde Waaren abholen und bringen , ſo wirſt du zugeſtehen , daß ſelbſt der Seebandel von Hamburg an Grosartigkeit des Anblides zurüd ſteht gegen das, was hier Deinen Sinnen ſich darbietet. Du haſt den Miſſiſſippi überſchritten, und von nun an tritt das dir mißbeliebige Yankeethum mehr zurüd ; die hier beſtehende und bes ſtändig vor fid gebende Völkermijdung, in welcher das teutſche Eles ment eine hervorragende Stellung einnimmt , hat ſich mehr als irgend wo ſonſt zu gemeinſamem und unaufhaltbarem Fortſchritte friedlids geeinigt, und wer du auch ſein magſt, wenn du länger hier verweilen willſt, ſo wirſt du Menſchen finden, welche dir zuſagen, wirſt im Stande ſein, es dir ſelbſt behaglich zu machen . Hier iſt noch nicts abgeſchloſſen, Alles immer noch im großartigen Werden , und ſo findet ſich für Jeden eine Stelle. Doch du ziebſt es vor, als Handwerker oder Gewerbemann in einer unjerer zablreichen jungen Städte zweiten oder dritten Ranges mit Sie ſehen ſich wie teutſche Dörfer an , dich niederzulaſſen .

vielen Häuſern ſind Gemüsgärten verbunden ; aber der Ton iſt ſtädtiſcy, eigentlicher Acerbau iſt ganz ausgeſchloſſen und das Puffen der Dampfmaichinen ſelbſt in Orten, welche es noch nicht einmal bis zu einem Straſenpflaſter gebracht haben , erinnert dich an die dem Europäer ungewobnte Haſt des Fortſchrittes. — Manches wil dir abermals niật behagen ; du hältſt dich jelbſt für einen Meiſter in

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deinem Fadhe, bringſt aber mit deiner gewohnten Art wenig zu Stande. Man hat hier zum Theile andere Handgriffe, ein anderes und ſchnelleres Verfahren, beſſere und händigere Werkzeuge, ſpart weniger am Material und ſucit um ſo raſcher Vieles auszurichten. Du würdeſt dich ſelbſt ſtrafen, wollteſt du eigenſinnig an deiner Ges wöhnung Haften . Das Räthlichſte iſt, daß du noch einmal für Wo: dhen oder Monate in die Lehre gehſt ( denn lernen -wollen iſt hier eine Ehre in jedem Lebensalter ) ; bald biſt du zurechtgeſeßt, und nun kommt auch deine dir eingeübte größere Genauigkeit und Sorgfalt dir Ueber zu Statten , und zu richteſt doppelt ſo viel aus als vorher. al wird hier der teutſche Arbeiter geidäßt und geſucht, und durch nichts beengt, durch keinen Brotneid geplagt und reichlich belohnt er: hebt er ſich ſchnell zu Wohlſtand und Anſehen. Iſt dein Sinn auf das Landleben gerichtet, ſo wäre ich der Leşte, der dich davon zurückhalten mögte. Haſt du bereits einen Verwand ten oder Freund hier, um ſo beſſer ; ſonſt verweile in keinem Falle lange nußlos in Städten, — du findeſt leicht in jeder Gegend eine Familie auf dem Lande, welche zeitweilig cich aufnimmt und dir ein vorläu: figes Unterkommen verſchafft. Nun wirſt du freilich als ſogenannter , Grüner “ von Neuem den Kopf ſchütteln. Du biſt mit dem Gedan ken an ein wohl und vollſtändig eingerichtetes teutſches Land- oder Bauerngut hierher gekommen, wo nichts fehlt und Alles pünktlich bes ſorgt wird , weil dienende Menſchen in Menge zur Hand ſind. Statt deſſen findeſt du das einfache Blodhaus, zerſtreut Darum her mehr oder weniger andere Gebäulichkeiten, theils neu , tbeils bereits ſchon in halbem Verfalle ; das Meiſte hat der Eigenthümer ſelbſt mit Art und Säge bergerichtet, und es iſt dir nicht nett und beſonders nicht folid genug . Siehſt du nun die Aderwirthſchaft ſelbſt an, ſo will nichts dir gefallen ; du tadelft die Art der Anſpannung für Pferde und Odjen , den Pflug, die Egge, den Wagen , — die Art zu ſäen und zu ärnten ; das Herz will dir brechen , daß vielleicht ein Zehntel der Früchte auf dem Felde liegen bleibt (Aebrenlejer giebt es nicht) , und ſiehſt du gar ein ganzes Roggen- , Haber- oder Maisfeld unge ärntet den Schweinen übergeben , oder dieſe ſammt Pferden und Rüben in kniehohem Klee ſich umtreiben, io biſt du ob der verídwen deriſchen Wirthſchaft ichier dem Verzweifeln nah . Du wendeſt dich zum Obſtgarten mit 50 oder 100 und mehr Stämmen und liebſt

15 vom Auguſt an den Boden mit abgefallenen Aepfeln und Pfirſichen bedect, ſo daß für deinen Tritt kaum Raum iſt; nur das Beste wird ausgeleſen, die Spätfrucht gepflückt und aufbewahrt und den Schweiz nen das Uebrige preisgegeben. Die tägliche Holzverwüſtung bringt Thränen in deine Augen durch die Rüderinnerung an die in Europa Frierenden oder bei der Entwendung eines dürren Aſtes mit dwerer Strafe belegten. — Allmählig föhnſt du dich, indem du die Sache felbſt verſuchſt, mit dem Meiſten aus, was dir anſtöſig war. Weil Alles zu neu und überall des Nöthigen zu viel zu thun iſt, bleibt frei lich Manches unvollkommen , wird aber allmählig verbeſſert; weil die Arbeitskraft rar und theuer iſt, muß allem Andern haushälteriſch verfahren daß bei dieſer ſcheinbar oberflächlichen Bauernfamilie doch mehr Brotfrüchte

gerade mit ihr mehr als mit werden . - Siebſt du nun, Bewirthſchaftung eine hieſige baut, mehr Maſtvieb erzieht,

mehr Federvieh aller Art, Eier, Butter, Trođenobſt 26. 26. . zu Markte bringt als in Teutſchland fünf, — daß in einigen Gegenden aus dem Holzverkaufe bedeutende Summen erlöſt werden , - Alles , ohne daß ein Förſter oder Hirt oder Flurſchüß oder Nachtwädyter 26. 26. zu be zahlen wäre, daß nur eine geringe Steuer und dieſe nur einmal im Jahre gefordert wird, * ) — daß kein bunter Polizeiroc ſich jes mals erbliden läßt, — daß die nicht bereits für ſich etablirten Söhne alle zur Hülfe da ſind, ſtatt als Rekruten ausgehoben zu ſein , — daß die blühenden Töchter, ſtatt wie in Teutſchland ſchwere Laſten auf dem Kopie zu tragen, zu mähen, zu dreſden, ja Steine zu klopfen 26. 26. , anſtändig gekleidet in Haus und Garten ſich beſchäftigen ( freilich nur die jüngeren , denn die erwachſenen ſind bereits Frauen ) , — daß die Tafel dreimal am Tage mit Fleiſchſpeiſen , gutem Brote, Gemüſe, Obſt, Milch 26. 26. ſo reichlich beſeßt iſt, wie du es in Teutſchland nirs gente fabſt, --- daß am Sonntage Jung und Alt, Männer und Frauen in langen Zügen entweder zur Kirche oder zum Beſuch der Freunde — nicht demüthig geben , ſondern fröhlich reiten oder fah ren , - Daß Alles allmählig auch ordentlicher und netter wird , wäh rend Arbeitsloſigkeit und Bettelei nirgends fich zeigen ; ſtehſt du den *) Von einem Grundbeſiße von 240 Acer Landes und all meinem übrigen ſteuerbaren Eigenthume habe ich bisher eine jährliche Abgabe von im Ganzen 4 bis 5 Dollars bezahlt; nur in den leßten Jahren kam eine freiwillig übernommene Eiſenbahnſteuer hinzu. 4. 0. Vf.

16 ehemals gerrückten, ſcheu und mit dem Hute in der Hand vor der ganzen Rangordnung , die Gewalt über ihn hatte , fich ſchmiegenden Taglöhner hier verwandelt in den freien Bürger mit hinreichendem Beſiße, wie er, ſeiner unantaſtbaren Redte ſich bewußt, mannhaft den Blick erhebt und längſt abgeſdliffen hat, was von dem früheren verkümmerten Leben ihm noch anbing ; fiebit du , daß gerade Deine Landsleute , indem ſie mit dem angewobnten Fleiſe, mit der ibnen zur andern Natur gewordenen Sorgfalt und Austauer den hieſigen Geiſt des rührigen und unternehmenden Vorwärtsſtrebens verbinden , eine vernünftige Sparſamkeit beibehalten , aber die philiſterhafte Aengſt lichkeit und Kleinlichkeit beſeitigt haben , unter allen Volksſtämmen am Beſten hier gedeihen ; ſiehſt du in unſern teutſchen Niederlaſſun gen teutſche Sitte, Sprache, Herzlichkeit und ein geſelliges Leben ohne ariſtokratiſche Gelüſte hier vererelt neu erblühen , -- jo ermannſt du dich, biſt entſchloſſen, die erſten unabweisbaren Schwierigkeiten zu überwinden, und zweifelſt nicht, daß dir gelingen wird , was auch uns unter unvergleichbar idwierigeren Berhältniſſen gelungen iſt. Kopi oben ! Muth gefaßt ! Der Engherzigkeit entſagt ! Friſch begonnen ! Nach wenigen Jahren wird Miſſouri deine dir theure neue Heimatb ſein , und bleibt auch dein eigenes Herz noch halb zurüd in der alten Welt, weil eben die Eindrücke der Jugend unauslöjdbar ſind, in deinen hier erzogenen Kindern erblidſt du zu deiner Freude freie, glüdliche und für ihren Lebensberuf taugliche Menſchen. * ) *) Ich ſehe daß ſelbſt der Bundestag feine Aufmerkſamkeit der Auswander ungsfrage widmet, auch Erfundigung darüber einziehen will, welche Länder der Erde dem Teutſchland - Müden am Meiſten zu empfehlen ſein mögten. Es fol mich freuen, wenn mein Buch etwas dazu beitragen kann, den gewünſchten Auf ſchluß zu geben ; ich erwarte als Erfolg aller anzuſtellenden Nachforſvungen, daß nirgends ſonſt für jeßt Beſferes zu finden iſt, als was meine Schilderung dem Auswanderer nach Miſſouri in Ausſicht ſtellt. Freilich hört aller Schuß und alle Controlle teutſcher Regierungen über ihre hier ſich anſiedelnden Untertbanen auf'; aber deſſen bedarf es auch nicht, — die Leute helfen ſich gut genug ſelbſt. Die in Teras gemachten bitteren Erfahrungen ſollten für alle überzeugend ſein, daß die hieſige Coloniſation von Oben herab ſich nicht leiten läßt ; hier beſtehen Verhälts niſſe, an welchen die Weisheit und Ordnergabe europäiſcher Beamten nothwendig ſcheitern muß, während die Einzelnen, ſich ſelbſt überlaſſen, ſich meiſtens zurecht zu Helfen wiſſen. Auch die nöthige Auskunft darüber, wo es gut für ſie ſein mag, verſchaffen die Leute leicht ſich ſelbſt, wenn man ſie nur gewähren läßt. Dage

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Erſter Abſchnitt. Gerichtlich e b.

Der Staat Miſſouri iſt ein Theil jener großen Landſtređe, welche unter dem Namen des ,,Gebietes von Louiſtan a “ durch den Vers trag vom 30. April 1803, von Napoleon an die Vereinigten Staa ten abgetreten wurde. Ein Congreßbeſchluß vom 4. Juni 1812 ord nete ein beſonderes Miſſouri- Gebiet“ an, deſſen ſüdlicher Theil durch Beſchluß vom 2. März 1819 als ,,Gebiet von Arkanſas" abgeſondert wurde, worauf — am Schluſſe desſelben Jahres — die Gejeßgebung des Gebietes von Miſſouri fich um Aufnahme in den Bund als Staat an den Congreß wandte. Am 6. März 1820 ertheilte lettere die Erlaubniß zur Abfaſſung einer Staatsverfaſſung, welche auch be reits im nächſtfolgenden November vorgelegt wurde. Da dieſelbe jedoch eine Beſtimmung enthielt, welche die Sklaverei erlaubte, 1o entſtand im Congreß ein langer und heftiger Streit über die Auf nahme. Der Senat ſprach ſich ſogleich für dieſelbe aus, die nördli chen Mitglieder des Repräſentanten - Hauſes aber widerſekten ſich ſo ſtandhaft, daß bereits von einer Trennung des Bundes die Rede war, als am 2. März 1821 durch die Bemühungen des einflußreichen Staatsmannes Henry Clay ein Vertrag ( der ſog. Miſſouri - Com gen könnten die Regierungen den auswandernden Familien einen weſentlichen Dienſt leiſten , wenn ſie das Log kommen ihnen erleichtern, auch etwadarauf ſehen wollen, daß ſie nicht, bevor ſte glücklich auf dem Schiffe ſind, in die Hände betrügeriſcher Agenten fallen. Wünſchenswerth iſt es auch, daß nur tüchtige Männer als hieſige Conſuln angeſtellt werden , obzwar dieſe um das Fort Die nach den Ver. kommen ihrer Landsleute ſich wenig befümmern . Staaten auswandernden Teutſchen ſind für ihr Vaterland nicht ganz verloren ; ſte vermitteln eine engere Verbindung zwiſchen Deutſchland und der hieſigen Union, die für einen lebendigeren Handelsverkehr und für Anderes jährlich wichtiger wer den wird, und bereiten eine geeignete Seimath vor für Solche, welche aus einem oder dem andern Grunde noch fünftig die Muttererðe verlaſſen werden . Wer kam ſagen , daß gerade dieß nicht ihm ſelbſt oder ſeinen Kindern noď einmal zu gut fommen wird ?

18 promiß ) dahin zu Stande fam, daß zwar Miſſouri als Sklavenſtaat in den Bund treten , fünftig aber fein neuer Sklavenſtaat nördlich von dem Breitegrad 364 gebildet werden ſolle. — Am 10. Auguſt 1821 wurde Miſſouri durch Proklamation des Präſidenten als einer der Bundesſtaaten erklärt. Seit der Aufnahme des Cenſus ( der Volkszählung ) von 1850 wird Miſſouri im Congreſſe der Ber. Staaten durch ſieben Abgeord nete — auſer den zwei Senatoren, wie ſie jeder Staat jendet vertreten . Der Cenſus von 1860 wird deren Zahl vermehren. Die erſten weißen Bewohner des Staates waren Franzoſen , welche theils von New - Orleans herauf, theils fernher von Canada kamen und ſich in St. Louis und anderwärts in der Nähe des Miſſi ſippi und Miſſouri niederlieſen . Noch finden fich Reſte von ihnen in einigen unſerer älteren Städte, aber die von ihnen angelegten Dörfer ſind verſchwunden, — ſie vermogten nicht, dem Lande einen dauernden Charakter aufzuprägen. Doch wurde frühe ſchon der Staat von ihnen weithin durchforſcht, und viele franzöſiſche Namen von Städten nicht nur, ſondern von Gewäſſern , Thälern u. dgl. wer den für immer an ſie erinnern. Nach der Zeit der Revolution traten in den älteren Staaten vorerſt Zuſtände ein , welche viel Un zufriedenheit erregten , und nicht wenige ſuditen durch abenteuerliches Vorwärtsdringen nach Weſten ihre Lage zu verbeſſern. Selbſt der Miſſiſippi bielt die muthigen Pioniere nicht auf, noch war es ihnen ein Bedenken , die eben erſt mit ſo ſchweren Opfern errungene republika niſche Freiheit wieder aufzugeben und — in Miſſouri — unter dem Szepter des Königs von Spanien zu leben . Was ſie gewannen war, daß ſie groſe Streden des trefflichen Landes ( iog. ſpan . claims) wie es in den alten Staaten nicht zu finden iſt, hier ſich auswählen und gegen Entrichtung der Vermeſſungskoſten erhalten konnten. Das ſpaniſche Regiment war ſehr milde, und wer nur den umber reiſenden Prieſtern zu Zeiten ein Nachtquartier und ein Geſchenk gab, blieb in allem Andern unbeläſtigt. Freilich war mancher harte Kampf mit feindjeligen Indianern zu beſtehen ; doch dieſen Kampf fürchtet ja der Amerikaner nirgends, — die Freuden des abenteuerlichen Jagdlebens entſchädigen ihn für die täglichen Gefahren. Selbſt der durch ſeine Thaten in Rentudy berühmt gewordene Daniel Boone tam am

19 Sdluſe ſeiner Tage noch nach Miſſouri herüber, - ich bin unzählige Mal an ſeinem Grabe hingeritten . Nach dem Jahre 1803 mehrte ſich natürlich die amerikaniſche Bevöls kerung hier rajcher, und nachdem dem Staate ſeine Grenze gezogen war, wurden alle Indianerſtämme weſtlich von dieſer Grenze verſeßt, womit aller fernere Rampi aufhörte. Im Ganzen hat hier weniger Blutver gieſen Statt gefunden als faſt in irgend einem der andern Staaten. Vom Jahre 1833 an jucten tauſende von Europa - müden Teuts fchen, hauptjädlich in Folge von Duden's anlodenden Schilderungen, eine neue Heimath in Miſſouri. Alles drängte ſich zuerſt an die Stelle, wo der Philoſoph des Urwaldes Jahre lang gehauft hatte (auch der Berfaſſer baute fich eben daſelbſt an ) , und hier entſtand bald eine, aus dem verſchiedenartigſten teutſchen Material ſo bunt ge miſchte Niederlaſſung, wie man ſie kaum irgendwo ſonſt antrifft. Viele blieben auch in St. Louis, oder fehrten dahin zurück, oder zer ſtreuten ſich in andere Theile des Staates. Doch kaum hatten die Teutiden hierin feſten Fus geraft, als eine ſchlimme Zeit von Jahre langer Dauer, Geſchäftsſtodung und Geldmangel eintrat, zu hart für einen Theil des mit grünſter Hoffnung eingewanderten teutſchen Eles ments. So gelangten bittere Klagen nach der alten Heimath, Miſs ſouri gerieth in üblen Ruf, und unſern benachbarten freien Staa ten, beſonders den neu fich bildenden, floß ein viel beträchtlicherer Theil der teutſchen Einwanderung zu. Seit 1848 erhielt auch Mil ſouri (vorzugsweiſe St. Louis ) ſeinen Antheil wieder, doch ſchritt der Staat nicht in demſelben Maſe vor wie einige neuere ; die meiſten unſerer Landsleute ſcheinen zu denken : wenn ich dasſelbe, was der Sklavenſtaat bietet, in einem freien Staate haben kann, ſo ziehe ich den lekteren vor ." Das langſamere Fortſchreiten von Miſſouri iſt inceſſen ein Fortſchritt auf folider Grundlage, und für neue Anſiedler iſt es denn doch nur ein Vortheil, wenn hier für Ankauf von Land noch nicht ſolche Schwindelpreiſe bezahlt werden müſſen, wie dies zum Theil in unſern Nachbarſtaaten , ſelbſt ſchon in Kanjas der Fall iſt, wenn hier noch eine große Auswahl von ver käuflichem Lande fich findet, während für den Abſaß dieſelben Bequem lichkeiten wie in den andern Staaten theils vorhanden find, theils raſdy hergeſtellt werden . Seit einem Jahre, d. 5. ſeitdem ſich eine ſtarke Partei gebildet

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hat, welche auf die allmählige Austilgung der Sklaverei in Miſſouri binarbeitet, hat die Einwanderung aus den freien Staaten ſo bes deutend zugenommen , daß dem Weſen nach Miſſouri vermuthlich ſchon in mehreren Jahren ein freier Staat ſein wird, obwohl die Entfernung aller Sklaven längere Zeit erfordern mag. Alles, wo rauf es jeßt ankommt, iſt, daß die politiſche Macht im Staate Den Händen der Freunde der Sklaverei entriſſen und zu dieſem Zwede das freiſinnige Element verſtärkt wird. Doch darüber mehr an einer ans dern Stelle. Ich bin der Ueberzeugung, daß es in weniger als einem Menſchenalter einen blühenderen und glüdlicheren Staat als Miſſouri in der ganzen Union nicht geben wird. Aus der kurzen Geſchichte dieſes Staates iſt noch zweierlei anzu : führen . Hier war es, wo die, jeßt ſo viel beſprochene Sekte der M o r monen ſich zuerſt bemerkbar machte, hier ( in Jadſon County, an der weſtlichen Grenze ) gründeten ſte zuerſt ihr neues Zion und ver kündigten, daß der Herr ihnen dieſes Land zum Erbtheil gegeben habe und daß der Sdwarm der ,Heiden" es ihnen nicht wieder entreißen folle; hier ſchon errichteten ſie ein hierarchiſches Regiment, fich wenig kümmernd um die Geſeße des Staates und ohne Rüdhalt ihre Ge bäſſigkeit offenbarend gegen Adle, welche nicht zum „ Volfe Gottes " ges hörten. Dieß mußte natürlich häufige Colliſionen verurſachen , aus wel chen endlich ein blutiger Krieg wurde, der dem Staate eine Million Dols lar koſtete und mit der völligen Vertreibung der Mormonen endete, nach dem freilich auch die Miſſourier zu Thaten der Erbitterung ſich hatten hinreißen laſſen , welche dem humaneren Gefühle gar ſehr widerſtreben . In dem mexikaniſchen Kriege ſchloß eine Abtheilung von Miſſou riern der Hauptarmee ſich an , eine andere aber, geführt von General Doniphan ( einem wohlbekannten Advokaten ) bildete ein Freikorps, welches einen der merkwürdigſten und abenteuerlichſten Kriegszüge ausführte, welche jemals vorgekommen ſind. Doniphan führte ſein aus mehreren hundert Mann Freiwilligen ( barunter viele Teutiche) beſtehendes „ Heer " über unwirthbare Steppen zuerſt nach Santa-Fee, von da durch faſt wegloſe Wüſten und nach mehreren Riegreich beſtan denen Gefechten nach Chihuauah und von hier — mit einem halben Dußend erbeuteter Kanonen über Matamoras und New - Orleans zurüd nach St. Louis, - - ohne einen Mann eingebüßt zu haben. - die Ranonen werden im Capitole zu Jefferſon City aufbewahrt.

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Zweiter Abſchnitt.

Lage ,

Gröſe , Bewäſſerung , Gebirge , Bodenbes faffenheit

Wie jede Charte zeigt, liegt Miſſouri zwiſchen dem 364 und 401 Grad nördl. Br. , erſtreckt ſich vom Grade der weſti. L. 88 ° 55' bis bis 95 ° 38' , und enthält 67,380 engl. Quadratmeilen = 3,169 deutſche 2. M., : 43. Millionen Ader, 3.100 des ganzen Bun desgebietes, = beinahe dem 4ten Theile von Teutſchland, - gröſer als England, oder größer als Hannover, Bayern, Würtemberg, Bas den , die beiden Heſſen und Oldenburg zuſammengenommen ). Nach Süden wird der Staat durch Arkanſas begrenzt, nach Weſten theils durch das Indianer - Gebiet, theils durch den Miſſouri ( auf deſſen weſtlicher Seite fich die Territorien Kanſas und Nebraſka befinden ), nach Norden durch den Staat Jowa, nach Weſten durch den Miſfits fippi ( auf deſſen öſtlicher Seite die Staaten 3linois, Kentudy und Tenneſſy liegen ) . Die beiden genannten Flüſſe ſind die Hauptſtröme des Staates ; der Miſſouri, beinahe von Oſten nach Weſten ſtrömend, theilt ihn in die größere ſüdliche und in die kleinere nördlide Hälfte. – Der Mifiiſippi iſt ein ſchöner und klarer Strom ( bis zur Vereini gung mit dem Miſſouri) mit wechſelnd reichem Thalgrund ( bottom ) oder ſteilen und felfigen Ufern ( bluffs) auf der einen und anderen Seite und häufigen Inſeln. Die Thalgründe des Miſſouri find breiter, die Uferböhen mäfig , - Der Fluß hat wohl die doppelte Waſſermaſſe des oberen Miſſiſſippi und giebt dem unteren ſeinen Cha rakter, - die Strömung iſt ſtärker, das Waſſer trüb, das Fahrwaſſer ħäufig wechſelnd durch bald angeflöſte, bald wieder weggeſchwemmte Sandbänke ; er macht den Eindrud Des Rieſenhaften, - ſeine Schönheit hat noch wenige Lobredner gefunden . Der Miſſouri bat ſeine 4 Hauptquellen an der weſtlichen Seite des Felſengebirges und bringt deshalb von Mitte Juni für mehrere Wochen ungebeure Maſſen von Schneewaſſer herab, was , wenn gleichzeitig auf den weſt

22 lichen Ebenen ſtarke Regengüffe fallen , nicht ſelten Ueberſchwemmun gen verurſacht ( die größte und verderbliciſte, deren man ſich erinnert, war die von 1844 ) . Seine Länge beträgt an 3000 Meilen , und den unteren Mijliſippi mitgerechnet, iſt er wohl der zweit längſte Strom der Erde. Von ſeinem Laufe gehören gegen 450 Meilen dem Staate , welchem er den Namen gab, und er iſt über 2000 M. weit ichiffbar. Von Norden her nimmt er innerhalb des Staates den kleinen Platte - Fluß und die ziemlich bedeutenden Flüſſe Grand River und Chariton ( alle von Jowa berab kommend) auf, — von Süden den Dſage ( von der Größe des Maines, 200 Meilen aufwärts ſchiffbar, - hat ſeine Quellen theils in dem ſütlichen Theile des Staates, theils in dem weſtlichen India ner -Gebiete ), den Gaſconade ( von Der Größe der Lahn, klar und über Kieſeln fließend, wird zum Holzflöſen gebraucht) und den Blad - Water) weſtlich von Boonville, er iſt für eine Strede (chiffbar ). Der Miffiſippi nimmt oberhalb der Miſſouri- Mündung den Salt River und Suiver , unterhalb den M era mer auf. Die Flüſſe St. Francis und White River , welche ihre Quellen im ſüdlichen Miſſouri haben , gehen nach Arkanſas über. Die Bewäſſerung des Staates iſt vortrefflich, Quellen mit erquis dendem Waſſer ſind häufig, Brunnen können in den meiſten Gegens Den gegraben werden , und nur in manchen Prärien , welche die Waf ferſcheiden bilden, ſind die Bewohner auf Ciſternen angewieſen. — Kleinere Berſumpfungen kommen hin und wieder in der Nähe der Flufniederungen vor ; dagegen ſind die ausgedehnten ſog. Sümpfe in der ſüdöſtlichen Ede des Staates vielmehr beſtändig überfluthete Streden , indem durch das Erdbeben von 1811 und 12 der natürliche Lauf des St. Francis - Fluſſes und anderer Gewäſſer gehemmt wurde und ſo eine Menge ſeichter Seen entſtanden, durch welche man oft halbe Tage reiten oder fahren muß , um von einer Hofſtelle zur an dern zu gelangen. Das Waſſer iſt klar und ohne Geruch; die Be wobner beklagen ſich nicht über Krantjein , betreiben Biebzucht mit großem Vortheil, indem das Schilfgras ihre Thiere reichlich nährt, und befinden ſich wohl auf ihren größern oder kleinern Inſeln . Viele tauſende Morgen des trefflichſten Ackergrundes können hier gewonnen werden, ſobald ein regelrechtes Entwäſſerungsſyſtem ausgeführt wird. Für einen dem Meere ſo entlegenen Inlandsſtaat iſt Miſſouri

23 im Ganzen niedrig, doch nicht ganz ſo flachniedrig wie ſeine öſtlichen Nachbarſtaaten gelegen . St. Louis ſoll nur 450 – 500 Fus über dem Spiegel des Golfes von Mexiko erhaben, und die höchſten Punkte des Staates dürften noch um 800 bis 1000 Fus höher ſein. Der Norden des Staates hebt ſich ſehr allmählig von den Ufern des Miſſouri nach der Grenze von Jowa hin, eine groſe, wellenförmige mäßig abgedachte Ebene bildend , deren bei weitem größter Theil in fruchtbare Aderfelder verwandelt werden kann. Nur die Lancípiße zwiſchen den beiden großen Strömen läuft in eine Art Gebirg aus, beſtehend aus ſchmalen, lang fich binſtređenden, vielgewundenen Hü gelrücken, welche nach den Strömen hin in kleine Borgebirge auslaus fen, landeinwärts fich zu Hochebenen verflachen und gröſere oder klei nere Thäder, mitunter auch Schluchten zwiſchen fich laſſen. Aehnli ches kommt meiſtens auch in der Nähe der Flüſſe zweiten und dritten Durdy den Süden zieht ſich das ſog. Ojariges Ranges vor. birg ( ebenfalls ohne grosartigen Charakter ) ; es beginnt im Süd weſten des Staates, bildet in ſeiner langen Ausdehnung die Waſſer ſcheide zwiſchen den nach Norden und Dſten ſtrömenden Gewäſſern ( Djage, Gaſconade und Meramek ), und einigen Nebenflüſſen des Ar kanſas ſowie den zahlloſen Quellen des White River und St. Frans cis, bis es , dem Miſſiſippi nabe - in den berühmten Eiſenberg ( Iron mountain ) ausläuft. Hin und wieder trifft man ſteile An höhen, Schluchten , impoſante Felſenparthien, gerade der Gipfel des Gebirges aber iſt eine weite, theils mit Wald, theils mit Gras bewachſene Hochebene, zum Anbau trefflich geeignet, ohne Spur einer Gebirgewildniß. Kalfſtein, mitunter in den feinſten Marmor übergehend, iſt durch den ganzen Staat verbreitet : dann finden ſich groſe, maſſive Sands ſteinlager, auch Steine mit Kalt- und Mergel - Beimiſchung, gröſere und kleinere Rieſelſtücke, Feuerſteine, — und Eiſenſteine in Menge. Den Prärien feblt es mitunter an Bauſteinen ; die ſog. Hügel ( die bewaldeten Anhöhen ) haben ſie im Ueberfluß. - Doch über Minera lien und Minenweſen ſoll beſonders geredet werden . Aus welcher Quelle hat wohl hr. Wappaus geſchöpft, wenn er uns jagt ( in Handbuch der Geographie und Statiſtik von Nordames rika" ) : ,,Der im Süden des Miſſouri liegende Theil des Staates iſt durchgängig von geringer Fruchtbarkeit. Am wenigſten zur Rul

24 tur geeignet iſt das Land in der Nähe des Miſſouri- Fluſſes und in dem gebirgigen Diſtritt. -- Beſſer iſt im Augemeinen das Land im Norden des Miſſouri; guter Aderboden findet ſich aber auch hier nur in unmittelbarer Nähe der Flüſſe, und in größerer Ausdehnung Weiter nur am Miſſouri im weſtlichen Theile des Staates . gegen Dſten iſt der Boden vorherrſchend ſandig und wenig fruchtbar, und weiter gegen Norden fangen die zur Kultur nur ſehr wenig ges eigneten Prärien an." - Sollte man hiernach nicht glauben, daß der überwiegend gröſere Theil von Miſſouri aus Flugſand - Steppen ( wie zwiſchen Darmſtadt und Hanau zc . ) , oder aus Lüneburger Haiden beſtehe, oder aus der unmäſig traurigen Dede des Vogelsberges und Weſterwaldes ? Die Wahrheit iſt vielmehr, daß , obwohl andere weſt liche Staaten — Forzugsweiſe Illinois, dann aud Indiana, Wiſs conſin , Jowa u. a . - im Verhältniß zu ihrer Gröſe mehr pflügbaren Boden haben, in Miſſouri doch im Ganzen nicht mehr kulturunfähi ges Land fich findet, als in irgend einem gleich groſen Stüde von Teutſchland jeßt für Wald und Weide benüßt wird. Da die Mens fchen hier niemals ſo dicht beiſammen werden wohnen wollen wie in Teutſchland und da man hier nie zu der europäiſchen Holzerſparniß fich wird verſtehen wollen, ſo wird man den Wäldern jogar mehr Bos den einräumen, als wozu die natürliche Beſchaffenheit des Landes nö thigte. – Sandſteppen und Faiden hat Miſſouri gar nicht; aller Grund war noch vor 50 Jahren entweder mit Rieſenſtämmen oder mit Bäumen und Buſchwerk von geringerer Stärke, oder mit manns hohem Graſe bewachſen ; ſoll man daraus ſchlieſen , daß der kultur fähige Boden ſpärlich vorhanden ſei ? – Der Staatsgeolog, Prof. Swallow , lagt in ſeinem 1855. veröffentlichten Berichte: „ Ein bes trächtlicher Theil des Bodens von Miſſouri beſteht aus den bekannten 3. Erdarten ( Kieſel-, Thon- und Ralferde) in ſolchen Verhältniſſen , daß es idower anzugeben iſt, welche vorherrſcht; der Boden durch den ganzen Staat iſt von merkwürdiger Gleichartigkeit - mit Aus nahme des Moſes, in welchem Humus beigemiſcht iſt. * ) *) Da es gegen den Zweck dieſes Buches wäre, eine gelehrte Abhandlung über die geologiſchen Verhältniffe von Miſſouri, über Boden -Analyſe, Mineralien, For ſilien u. f. w . zu geben , ſo verweiſe ich die Männer der Wiſſenſchaft auf das ſehr ausführliche Werk: “ The first & second annual Reports of the geological Sur vey of Missouri, byG. C. Swallow, State Geologist. By order of the Le gislature. 1855. " Ein weiterer Band wird demnächſt erwartet.

25 Bei einer ſelbſt kurzen Wanderung in Miſſouri trifft man mit unter auf eine ſo große Verſchiedenheit der äuſern Umgebung, daß man ſich oft plößlich in ein ganz anderes Land, oder gar von einem Welttheile zum andern verſekt glaubt. Aus dem faſt grauenhaft tü ſteren Schatten und der ſeit Jahrtauſenden wilder und wilder gewor Tenen Wildniß des U r w alde s trete man in die ſonnigen Prä rien mit dem tiefblauen Himmel oben und dem wogenden Grün ringsum , parkartig durch Streifen nicht gar boben, aber dichten Ges hölzes in mannigfaltigſter Form eingebägt , - oder man trete heraus aus der Schlucht, wo man an einer Quelle ſaß, die, ſtark genug , um ein Mühlwerk zu treiben , unter Felſenmauern oder Bogenfeljen ber vorſtrömt, und betrete dann die weite , nur vom Horizonte begrenzte Hochebene, an deren weſtlichem Rande eben die Sonne, von einem grauen Nebeldunſte umgeben , ohne Strahlen und dem Auge wie eine rothglühende Kugel erſcheinend, niederſinkt, – und der Eindruck iſt in jedem der genannten Fälle überwältigend. Doch das Urthum nahet ſich ſeinem Ende bereits ; vom ächten Urwalde ſind nur noch wenige Spuren vorhanden ihn lichten theils und die begrasten die Art, theils noch mehr die weidenden Thiere Prärien verwandeln ſich in wallende Fruchtfelder unter der fleiſigen Menſchenhand. Will man jetzt noch den ſchauerlichen Urwald ſehen, wie er zu der Zeit war, da der Büffel und der Elk darin hauſten, ſo muß man fich auf eine noch unbewohnte Miſſourt- Injel begeben . Aber ſchreite langſam voran : himmelanſtrebende Stämme rechts und links, vor Dir auf dem Boden modernde Rieſenbäume, überwu dyert mit Geſtrüpp, — idenfeldicke Reben in allen Ridtungen vom Grunde bis zu den höchſten Aeften wie hinaufgezogen , - Windenge wächſe aller Art, Geſtrüpp und Buſhwerk überkletternd und Alles ver jdlingend zum unauflöslichen Gewirre, - hier ein umgebrochener Stamm in den Aeſten des Nachbars gefangen liegend , - Dort ein abgeſtorbener Rieſenbaum , wie eine kopfloſe Säule gerade emporges richtet und bis zur Spige rings und dicht umranft von üppigſt grünen Sdmaroßerpflanzen , - unten am Boden Kriech- und Flügelthiere in didem Gewimmel, – auf den Zweigen Geſchwirr und Geflüſter und über dem Schattenreiche, darin du wandelſt, hoch oben in den Lüften der weiße Adler freiſend: das iſt des ächten Urwaldes Bild, wenn du an einem Julitage ihn betrittſt. 2

26 So war noch vor einem Menſchenalter die ganze Flußniederung ( bottom ) , welche jeßt mehr und mehr ſich lichtet und raſch in Ader felder verwandelt wird, da ſie mit zu den ergiebigſten Bodenarten ge þört, welde überhaupt beíannt ſind. — Der Miſſouri hatte einſt ein, 4 - 5 Meilen breites Bett, und nachdem er ein anderes und ſchma leres fich gewühlt hatte, blieb zwiſchen den ſteilen und felſigen Ufern entweder links oder rechts vom jeßigen Stromufer ein gegen drei Meilen breiter, faſt ganz ebener Strich Landes, welches zum werth vollſten gehört, das im Staate fich findet. Die Bodenmiſdung be ſteht aus Kieſelerde mit ſehr feinem Sande, Thon und Rall, ſowie Bittererde und einer faſt unglaublich reichen Beimiſchung von Hu mus. Iſt nun zwar dieſer Boden am allerreichſten an der Ober fläche, ſo nimmt er doch wenig ab ſelbſt bis zu einer Tiefe von 30 40 Fus, wo er immer noch gleich locker und leicht iſt. Doch giebt es Stellen , welche einen zäheren Grund haben , andere, wo der Sand zu ſehr vorberrſcht. Im Allgemeinen iſt der Grund von der Art, daß erſt gegen 20 Maisärnten vorausgehen müſſen , ehe Waizen und Ha Her fich erbauen laſſen, und daß durch tieferers Pflügen von Zeit zu Zeit, durch Fruchtwechſel und Grunddüngung die Tragbarkeit ohne andere Dungmittel fich für mehrere Menſchenalter erhalten läßt. Die Bebauung iſt, wenn einmal die Stämme und Baumſtämme entfernt ſind ( worüber faſt ein Menſchenalter hingeht ) , leicht und bequem. Jedoch werden gerade die reichſten Aernten gemacht, während die ges tödteten Bäume noch empor ſtarren ; man brennt ſie, wie ſie nieder fallen, allmählig auf und weiß, ſo lange es ſein muß , mit dem Pfluge geſchickt zwiſchen den Wurzeln und Stümpfen ſich durchzuarbeiten. Dieſer allgemein ſog. Bottom bringt alljährlich mit faſt völliger Sicherheit die reichſten Aernten von Mais ( hier allgemein ,Korn" genannt) hervor, etwa 4 Stangen - von 12 - 15 Fus Höhe in jedem Hügel bei 4 Fus Entfernung, jede Stange mit einer oder zwei faſt Fus-langen Aehren mit 8 — 1200 Körnern von der Größe einer ſtarken Bohne. Hanf wächſt hier ebenfalls ausgezeichnet und faſt eben ſo hod ; fonann ſieht man rieſenbafte Kürbiſſe, Melonen 2c .; Kartoffeln werden weniger mehlreich als in Hügelland ; Halmfrüchte ſind geneigt zu ſtark in Strob zu wachſen ; Gras und Klee wadijen höchſt üppig ; Obſt gedeiht meiſtens. Biel Mübe erfordert es, das üppig wuchernde Unkraut niederzuhalten ; am Widerlidiſten iſt eine

27 Klettenart, dann der die Luft verpeſtente Stechapfel u . a . m . – Wird ein ſolcher Bottom - Plaß nidit reinlich und nett gehalten , ſo macht er, weil Alles ſo ſchnell verwildert und verfält, einen widrigen Eindruck, während er in der Hand des fleiſigen Bebauers das Bild einer Fülle darſtellt, wie man ſie ſonſt nicht antrifft. Was man fünftig hier von Wald erhalten will, muß eingezäunt werden, indem die Schweine allen Samen der Waldbäume, und die weidenden Thiere die jungen Pflanzen zerſtören ; alles jeßt noch vor handene Nurholz ſtammt aus früheren Zeiten ber. Wer nahe dem Flußufer ſich anbaut, erfreut ſich immer einiges Luftzuges und wohnt im Ganzen geſund, iſt aber in Gefahr, daß eine Beränderung in der Strömung itm ganze Strecken ſeines Landes þinwegreißt, ja daß Haus und Hof in die Fluthen ſtürzen , während anderswo da, wo vordem eine Landung war, eine mächtige Sand bank ſich vorſchiebt, welche dann allmählig ſich erhält und bewaldet und den Beſiß des Uferbewohners vielleicht um hunderte von Mors gen Landes vermehrt. Wer in der Mitte des Bottoms ſich anbaut, bevor der Walt bis zum Fluſſe völlig gelichtet iſt, muß im Sommer eine dumpfe Luft und ſchwüle hiße ertragen, welche die Urſache von häufigem Krantſein wird. Am Solimmſten beſchaffen iſt der Bot tom da , wo er an die erſte Hügelreihe ſtöſt; durch Ueberfluthungen am Uferrante aufgehöht, iſt er gerade hier am Niedrigſten, ſo daß ſtehen bleibendes Waſſer Sümpfe oder Moräſte bildet, oder die Bäche ohne feſtes Ufer in langen Strecken hinſchleichen, bis ſie eine zum Ausmünden geeignete Stelle finden. Dieſem Uebel wird die Men Ichenhand abhelfen, ſobald der Werth des Landes hoch genug iſt. So weit die Bäche durch den Bottom gehen, haben ſie ein ſchlammiges Bett, faſt keinen Fall und ein unreinliches Anſehen. - Brunnen mit klarem und geſundem Waſſer macht man überall leicht, indem man bis unter den niedrigſten Waſſerſpiegel des Fluſſes gräbt ; der Waf ſerſtand in dem Brunnen entſpricht immer dem des Fluſſes. Der Bottom hat unter unſern Ländereien den höchſten Preis , und bereits haben viele Teutſche Eigenthum darin erworben. Dem Ein wanderer iſt nicht zu rathen , daß er das Aclimatiſiren im Bottom beginne , – häufiges Krankſein in den erſten Jahren iſt geeignet , ihn mutblos zu maden. In dem Bottom laufen die B a dythäler aus, - ſchmalere

28 oder breitere Niederungen, verzweigt wie die Bäche ſelbſt und endi gend , wo dieſe ihre Quellen haben. Die Dammerde iſt weniger reich und locker, 2 3 Fus tief, meiſtens auf einer Schichte von Bachlies rubend , in welche die Bädie ihr Bett eingewählt haben. Doch haben umgeſtürzte Stämme häufig den Lauf der Bäche geändert, worauf das alte Bett mit Ries und Sand ſich anfüllte, wovon man die Spu ren beim Klären der Felder findet. Dieſe Badiniederung ( creek bottom ) wird ſchmaler und weniger fruchtbar nad den Quellen hin , iſt aber im Ganzen ſehr geſucht und eignet ſich mit dem zunächſt lies genten Auflande ( upland ) zu den ſchönſten und werthvollſten Farm anlagen . Der Boden bringt bei einiger Nachbülfe die reidlicſten Aernten jeder Art ; die Wohnung ſteht meiſtens frei und luftig an dem Hügel , wo zugleich der Obſtgarten und Anderes iſt; — nie ver ſiegende Quellen geben köſtliches Waſſer, und der Bach erfriſcht die Thiere, dient auch zum Baden, Fiſchen 26. Zugleich findet ſich hier die größte Mannigfaltigkeit werthvoller Holzarten, wenn gleich die Bäume nicht mehr den Rieſenwuchs der Bottomſtämme haben . In einigen Gegenden des Südweſtens von Miſſouri habe ich Bäche geſehen, welche ganz an die ſchönſten deutſchen Erlen- und Forellen bädze erinnern, meiſtens aber iſt deren Schönheit nidt groe. Noch liegen faulende Stämme über die Ufer hin , oder angeflöſtes Geniſt aller Art hemmt den Lauf ; hier iſt eine Uferwand ſteil abgebrochen , dort hat das Hochwaſſer ganze Lagen von Sandkies aufgeſchichtet; im Spätſommer hört das Flieſen auf, aber ungeſehen dauert das Rin nen unter den Kieſeln fort, und da und dort bleiben Behälter mit kla rem Waſſer, — kleine Bäche vertrodnen freilich wohl ganz ; bei Slagregen füllt das von den Hügeln ſtürzende Waſſer die Bette ſchnell, der Bach wird zum Strome und nimmt mitunter die Stege und Brüden und die nädſten Umzäunungen mit fich fort. Die Nächte fühlen ſich in den engeren Thälern mehr als ander wärts ab , der Fall des Thaues iſt ſehr ſtark, Spät- und Frühfröſte ſchaden häufiger, der Pfirſichbaum trägt mit einiger Sicherheit nur auf dem Gipfel der umliegenden Anhöhen , und für die empfindliches ren Rebenſorten iſt die Lage nicht offen genug. Dieß Alles gilt jes doch mehr von den Bächen , welche fid nach kurzem Laufe in unſere größeren Ströme ergiejen , als von denen, welche im Norden und

29 Süden des Staates die Zweige der kleineren Flüſſe bilden und mehr ſanft abgedadte Niederungen als eigentliche Thalteſſel durchrinnen . Das Hügelland ( the upland od . the hills ) iſt von ſehr vers ſchiedenem Werthe. Das Hochland, welches dem Fluſſe oder aber dem Bottom zunächſt liegt, hat, wenn es nicht etwa aus Feljen be ſteht, meiſtens einen reichen und tiefen Grund, auf welchem Alles, namentlich auch Dbſt, wunderbar gedeiht; auch der Holzwuchs iſt ſehr üppig . Doch iſt dieſes Land, wie man hier ſagt, in der Regel gebrochen , d . H. es dacht ſich nach mehreren Seiten mehr oder wenis ger ſteil ab, kleinere oder größere Soluchten bildend , und bedarf, bes ſonders da der Grund ſehr loder iſt, einer vorſichtigen Behandlung, damit die Aderkrumme nicht bald weggewaſchen werde . Der ſorg loſe Amerikaner ruinirt ſolche Pläße oft ſehr ſchnell, – der Teutſche gründet hier die werthvollſten Pflanzungen. Nicht ſelten finden ſich ſumpfige Niederungen zur Seite , und erſtreden ſich dieſe nach Süt weſten hin ( wober die Sommerwinde gemeiniglich wehen ) , ſo ſollte fie der Einwanderer lieber vermeiden, weil dann hier noch mehr Fies berkrankſein ihm droht als mitten im Bottom . Die folgenden Hügelreihen werden luftiger und geſunder, aber die Fruditbarkeit des Bodens nimmt zugleich ab, ja ganz unwirthbare und felſige Rücken ziehen ſich mitunter weit in's Land. Immer fins den ſich einzelne Stellen , wo Thäler auslaufen, welche zur Anlegung größerer oder kleinerer Hofſtellen ſich eignen , indem die ausgedehnte Weide und die reichliche Beholzung mit in Anſchlag gebracht werden . Landeinwärts laufen dieſe Hügel in bewaldete Ebenen aus, welche von ſehr ungleicher Ausdehnung ſein können und einen Boden baben mit einem zwar nicht tiefen Humus, aber mit ſonſt guter Miſdung, ſo daß hier , — bei nachhaltiger Bearbeitung von Zeit zu Zeit gute Mais- und dazwiſchen ſehr gute Halmfrucșt- Pernten gemacht wer den können. Etwas rollend iſt dieſes Land immer, mit naſſen Stel len hin und wieder, doch meiſtens trocken , ſo daß bäufige Sommerre gen erwünſcht ſind. Daran ſtojen die Prärien . Wo ich wohne, beträgt die Entfernung der Prärie vom Miſſouris Bottom, alſo der Querdurdjdnitt des dazwiſchen liegenden Hügel landes, nur 5 Meilen, anderwärts kann ſie 15 und 20 Meilen überſteigen . — In den älteren , beſonders den teutſchen Niederlaſſuns gen, iſt Alles, was von dem genannten Lande brauchbar iſt, bereits

30 in Beſik genommen . Die Amerikaner greifen , um groſe Pflanzun gen zu machen, zunächſt nach den Bottoms und dann nach den Prä rien mit dem nächſten Waldlande und laſſen in den ſog. Hügeln Raum für den fleiſigen Teutſchen, wo er eine ſeinen Arbeitskräften entſprechende Anlage macht und dann auf dieſer mehr erzieht als jene auf ihren hunderten von Afern. Doch ich muß hier etwas ausführlicher über die Prärien re den, da auch der Boden von Miſſouri wohl zur Hälfte aus Prärien beſtebt; – ſie herrſcht im weſtlichen Theile vor, wie im öſtlichen der Waldgrund. Wie viel iſt über die Entſtehung der Prärien idon geſagt und ge ſtritten worden ? Nach dem , was man hier noch täglich ſehen kann, unterliegt es keinem Zweifel , daß nach der einſtigen Trodenlegung des Bodens die Ujer jer Flüſſe zuerſt ſich bewalteten und von da die Bewaldung allmählig weiter landeinwärts rüdte. Den Oſten dieſes

Dſten ; aber theils fehlten dazu noch einige Jahrtauſende, theils hat ten mittlerweile Indianerſtämme ſich über das ganze Land verbreitet; fie brannten die mit Gras bewacjenen weiten Fläden der Hirſchjagd wegen alljährlich ab und verhinderten ſo das Vordringen der Bewal tung . Dieſes Vordringen aber kann man hier jeßt noch deutlich bes obacten ; man findet dichtes Gehäge, welches ſeit 20. oder 50. Jahren in die Prärien ſich eingeſchoben hat, ohne daß ein älterer oder ein um gefallener Stamm wie überall im älteren Waldlande) anzutreffen wäre. Der Wuchs dieſer Prärie- Waldbäume ( Nadels, Schwarz und Weißeichen , dann Hidory zc. ) iſt eigentbümlich, - fie find gedrungen und ſehr aſtig. Freilich unterſcheidet ſich auch der Boden der Prärie von dem angrenzenden Waldboden und mag der Bewal dung im Ganzen weniger günſtig ſein. – Was ich von Illinois ges

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Continentes fanden die erſten Einwanderer ganz bewaldet, er ſcheint alſo um Jahrtauſende früher als der Weſten (öſtlich vom Felſenge birge ) ſich aus dem Meere erhoben zu haben. Mit dem Miſſiſippi Thale beginnen die Prärien und mehren und erweitern ſich weſtlich nach dem Felſengebirge hin. Die Bewaltung fing hier am untern Miſſiſippi an , lief dann nördlich hinauf und am Miſſouri hin nach Weſten und langte im fernen Weſten ſo ſpät an , daß Tortnur ge rade die Stromufer noch Beholzung haben. Das Beſtreben der Na tur allen Boden mit Waldbäumen zu überziehen, beſteht hier wie im

31 feben habe, fam mir jo vor, als ſei das Ganze urſprünglich eine ein zige Marſch geweſen, über welche Streifen lehmigen Grundes, mäſig höher und 2 — 3 Meilen breit, neßförmig gezogen oder geflöſt wur ben ; dieje Streifen ſind regelmäßig bewaldet, und dazwiſchen liegen die unablehbaren Savannen . In Miſſouri iſt es nicht ſo : die Prä rien ſind immer die Waſſerſcheiden, - fie werden ausgedehnter , wie die großen Ströme weiter auseinander laufen ; auch hier ſind die Bachufer noch bewaldet, und in ungleicher Ausdehnung erſtreckt ſich von ihnen die Waldung über das Lenachbarte Hochland bis zu den Prärien und ſtreifenweiſe, oder vereinzelte Haine (groves ) bildend, in dieſelben hinein, was ihnen das Anſeben eines rieſenhaften Parkes giebt. Der ſog . Bottom - Prärien ( unbewaldete Flufiniederungen ), welche in Juinois ſo häufig ſind, hat Miſſouri nur wenige : am unteren Miſſouri ( öſtlich von St. Charles ) , in der jüdöſtlichen Ede des Staas tes , und hin und wieder an den Bächen des Südens (dieje lekteren Prärien ſind lange, engere Thäler zwiſchen bewaldeten Höhen ; ihr Anblid hat mich an die ſchönſten teutſchen Auen erinnert ) . Auf die Beſchaffenheit des Bodens muß es natürlich von erhebli chem Einfluſſe ſein (abgeſehen von ſeiner demiſchen Analyſe ), ob er ſeit Jahrtauſenden nur mit einer Grasnarbe bedeckt war , oder aber mit tief wurzelnden Bäumen . Unſer Waldboden iſt lockerer, waſcht ſich leichter ab, läßt aber auch den Regen leiditer eindringen, wird weniger als der Prärienboden durch die Näſſe verſumpft oder durch Dürre in feſtgebackene Klumpen verwandelt, Winterfrüchte wintern weniger darauf aus, Dbſtbäume haben einen beſſeren Wuchs 2c. Hat dagegen die Prärie Regen und Sonnenſchein gerade genug und zur rechten Zeit, ſo ſind die Lernten von Mais , Waizen , Haber 26. auf dieſen weiten Feldern ſo ungebeuer, daß ein Fehljahr ſich auch wohl ertragen läßt. Auſerdem iſt der Prärieboden ſehr nadhaltig, und manche Nachtheile können ohne Zweifel beſeitigt werden durch Pflü gen des Bodens mehr beetweiſe, durch tieferes Pflügen und durch re gelmäfige Waſſerableitungen, wofür aber nod wenig geſchehen iſt. Die mir zunächſt liegende Prärie iſt weithin faſt ganz von Teutſchen dicit bewohnt, und alle befinden ſich in ſehr guten Verhältniſſen . Die Bodenbeſchaffenheit der Prärien in Miſſouri iſt von verſchies dener Art und Güte. An den Wegen ſieht man hier und da tief

32 ausgewaſchene Gräben, welche dem Beobachter die Natur des Unter grundes zeigen. Der ſchlimmſte Untergrund iſt bläulicher Thon , wel cher die Näſſe nicht einläßt ; weit beſſer iſt ſandiger Lehm , welcher oft mehrere Fus tief iſt. Unter dieſem ſind faſt undurciringliche Schich ten von Bachkies ( gravel ), zähem Lett, werthloſem Geſtein zc. , oft aber auch die ausgedehnteſten Kohlenlager. Befindet ſich die Wohnung des Präriefarmers in einer ſchüßenden Waldede und erſtreden ſich die weiten Felder und die grünen Flächen mit Heerden weidender Thiere weithin bis zum nächſten Waldrande, wo man des Nachbars Wohnung von fern erblickt, ſo kann man keine dönere Lage ſich denken . Im Winter haben die Prärien ein ödes Anjehen, und die Winterſtürme ſind bei Weitem empfindlicher. Eine Wohnung in der Mitte der Prärie hat, bevor Obſt- und andere Bäume angepflanzt wurden , ein trauriges Anſehen, und das Herbeis ſchaffen des Holzes von weit her iſt beſchwerlich. Duellen und Bäche find natürlich ſeltene Dinge , auch eas Graben von Brunnen gelingt nur hier und da ; deshalb findet man jeßt überall Tyſternen (Brun nenlöcher, durch Cement waſſerdicht gemacht, in welche cas Regen waſſer von den Dächern geleitet wird und in welchen es kühl und friſch bleibt ) und gegrabene Teiche ( für die Thiere ) . In gewöhnlichen Jahren reicht man damit aus, in dürren Sommern entſteht wohl Waſſermangel. An vielen Stellen kann man Keller nur durch dicke Erdwände über der Erde, welche überbaut werden, machen, indem der a usgegrabene Keller in der naſſen Jahreszeit ſich mit Waſſer füllt. Der Amerikaner bedarf des Kellers wenig ; die Rar toffeln gräbt er im Herbſte flach ein ( mit Stroh und Erde bedeckt, ſo daß das Ganze ein Hügel iſt — mehr über als in dem Boden ) , eben ſo Weißfohl, Aepfel 2c. , und das Uebrige wird in Küche und Rauch baus aufbewahrt . Berühmt und bereits ziemlich hoch im Preiſe iſt das treffliche Prä rieland in den Counties Saline , Boone, Lafayette, Platte u. ſ. w . — Früher wurde Präriegras häufig gemäht , zu Heu gemacht und bis in die Hügel verfahren ; es iſt indelſen nur ein mittelmäßig gutes Futter, das Gras ſchilfartig und untermiſcht mit Stängeln und Blättern , welche die Thiere nicht freiſen. Jeßt wird in der Nähe der Anſiedlungen das Gras von den weitenden Thieren niedergehalten , und mit weit mehr Vortheil-erzieht man Gras und Klee durch das zeitweilige Ein

33 fäen älterer Felder. - Ausgedehnte Viehzucht, Schaafzucit mitge rechnet, belohnt ſich auf unſern Prärien beſſer als das Erziehen von Brotfrüchten für den Märkt. Die reicheren Anſiedler kaufen groſe Streden Prärielandes an , unterhalten ganze Heerden von Thieren , welche im Sommer frei weiden und im Winter in beſondere Winter weiden verſeßt werden , und führen ſo bei verhältnißmäſig wenig Ar beit ein behagliches Leben. Die Teutichen bauen kleinere Streden mit mehr Sorgfalt und gedeihen ebenfalls ! — Auch Städte finden ſich in den Prärien mit oft ſchöner und freundlider Lage. Nach allem Gejagten wird der Leſer nicht bezweifeln, daß Miſſouri weit leichter und reidlicher 4 - 5 Millionen Menſchen er nähren kann als Teutſchland 45. Wir ſollten freilich nicht, wie es jeßt geſchieht, Getreide, Schladtvieb zc. in großen Maſſen ausführen , ſondern damit zufrieden ſein, die Bewohner unſerer eignen, raſch wachſenden Städte und die vielen Tauſende von Handwerkern , Fa brifarbeitern und Bergleuten , welchen ſich hier lohnende Bejdäftigung bietet, mit unſerm Ueberfluſſe zu verſorgen . Miſſouri bietet eben eine große Mannigfaltigkeit der Erwerbszweige dar und wird weder ein bloſer Agrikultur-, noch ein faſt ausſchlieslicher Fabrik- Staat jes mals werden ; der Staat iſt in ſich ſelbſt unabhängiger als die mets ſten andern. Noch iegt hat der Einwanderer Auswahl genug zwi den Bottom - land, Hügelland und Prärie; denn kaum ein Viertel tes kulturfähigen Bodens befindet ſich wirklid in Bebauung .

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Dritter Abſchnitt. Natürliche Be w albung.

Obwohl Miſſouri nur wenig Nadelholz hat und wenn gleich der werthvollſte Baum der öſtlicheren Staaten, die Kaſtanie, weſtlich vom Miſſiſſippi nicht vorkommt , beſißt doch dieſer Staat vorzugsweiſe eine groje Mannigfaltigkeit der brauchbarſten Holzarten, und es iſt für den Anſiedler nöthig, daß er ſich baldigſt mit ihnen bekannt made. In der Beſchreibung ſeines Landes findet er die Namen von Wald bäumen, durch welche Grenzen und Winkel bezeichnet werden ; für den Geübten bedarf es nur eines Blides auf die Art der Bäume und des Unterholzes ſowie auf ihren Wuchs, um danach zu beſtimmen , wie reich und tiefgründig der Boden, ob er naß oder trođen, bedeu tend mit Kalt gemiſcht iſt 26. 2c ; endlich erſpart man mande nußloſe Mühe, wenn man weiß , wie und wozu jede Baumart zu gebrauchen iſt, welche Stämme und wie ſie ſpalten, — ja beim Roden muß man wiſſen, wie jede Holzart wurzelt, wie man ſich beim Tödten der Bäume und bei dem Verbrennen zu verhalten hat u. 1. w. Der Er fahrene hat in allen dieſen Dingen einen ungeheuren Vortheil über den ſogenannten Grünen, welcher beſtändig Lehrgeld geben muß . Wiewohl feine genauen Grenzen zu ziehen ſind, ſo iſt es doch zweđmäſig, folgende Abtheilungen zu machen : 1. Waldbäume, welche nur oder doch hauptſächlich auf dem reich ſten und dabei mehr feuchten als trođenen Boden vorkommen : die canadiſche P appel ( cotton wood ), ähnlich der teutſchen ſogenann ten Müllerpappel, wädit in dichten Hägen auf dem neu anges ſchwemmten Boden auf, erreicht eine bedeutende Höhe und einen Durchmeſſer von 5 - 6 Fus, wird zu Brettern, Dadhichindeln und Zaunriegeln ( rails ) gebraucht, auch zu Klaſterholz geſpalten ; die Platane ( sycamore ), der Rieſe des Urwaldes, — die ſchönen Blätter ſtechen wunderbar gegen die rieſigen, glatten und weißen Aeſte ab, — Das Holz ſpaltet nicht und hat geringen Wertb , – die boblen Stämme werden manchmal zu einer Art von Fäſſern gemacht,

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worin man Getraide ' aufbewahrt ;: der weiße A horn ( water maple } , hat weiches Holz , woraus man Ocjenjoche macht, die Rinde dient zum Graufärben ; - M a 8 holder ( box elder ) , ein Zierbaum mit zartfaſerigem Holze ; - die gemeine ulme ( elm ) , von mächtigem Wuche, mit zäbem und weichem Solze , welches ichnell fault; - die S dwarzeiche (black ash ) , werthvol für Bretter, Riegel, Bau- und Feuerholz ; – die Blaueiche ( blue ash ) , mit härterem Holze , aber jeltener ; der Kaffeeba um coffee tree ), herrlich belaubt ( iedes Hauptblatt bat Aeſte, welche mit zugeſpişten Blättchen beſeßt ſind) — das gelbrothe Holz iſt ſehr dauerhaft, in dicen Schoten liegen die Samenförner, welche als Fliegengift die nen ; die Roßkaſt a nie ( buckeye ) , der europäiſchen ähnlich , Doch ſoll die Frucht giftig ſein und wird öfters dem Rindvieb gefährs lids; - die Rretteneiche ( blur oak ) , die ſtärkſte der hieſigen Eichenarten, – das Holz iſt ſehr wertbvoll für den Hausbau wie für Wagner- und Rüferarbeit, — die nußgroßen Eicheln ſteden in einer Hülſe mit klettenartigen Stacheln ; — die Sumpfeiche ( swamp oak ) , der vorigen ähnlich, doch nicht ſo ſtark und jelten ; – die Spaniſch - Eiche ( Spanish oak ) , am Meiſten der gemeinen europäiſchen ähnlich, doch iſt das Blatt tiefer ausgezadt und ſehr dyön geformt, das Holz werthyoll; - der Pefan- Nuts baum ( pecan ) , ein ſtarker Baum , welcher kleine, treifliche Nüſſe mit weicher Scale bringt; — der Hädberry ( hack -berry-celtis ), von Anſehen der Buche ähnlich, idön belaubt, und hat eine rauhe, graue Rinde, grünlich-weißes Holz , welches feſt, aber nicht von lan ger Dauer iſt, dient den Bottomfarmern zum Riegelmachen und Feuern, - die ſchwarzblauen, firſdenartigen Beeren icomeden füs und werden von wilden und zahmen Thieren ſo vollſtändig auſgezehrt, daß jeßt fein junger Baum mehr aufwädit; - die linde ( linden tree ), ſteht etwa in der Mitte zwiſchen der europäiſchen groſen und kleinen Art, - wird zu Brettern geſchäßt; der S dwarz - Wall n ußba u m ( black walnut), von ſtarkem und ſchlankem Wuchſe, olz, - die Nüſſe find didichalig, liefert das meiſte hieſige Tiſchlerholz, ſehr fett und wohlſchmedend; - der Weiß - Wallnußbaum ( white walnut ), weniger ſtart, mit weicherem Holze , die Nüſſe mehr länglich, - er zeigt einen in jeder Hinſicht vortrefflichen Boden an ; - der P a w p a w ( Pawpaw ), wird ſchenkeldid, hat unüber

36 trefflich ſchönes Laub, bringt eine gurkenförmige Frucht ( zwiſchen den harten , bobnenartigen Sternen befindet ſich eine weiche , gelbe Maffe, welche wie ſüßer Eierkrehm ichmeckt, dient zu Bohnenſtangen , Wein pfählen u. dgl. während die ſehr zähe Rinde zu verſchiedenen Zwecken verwandt wird ; das Pfeilholz ( Indian arrow wood ) eine Cornellenart mit ſchlanken und feſten Sproſſen ; - das Lederholz ( leather wood ), an ſumpfigen Ufern , wohl die zähefte aller befanns ten Holzarten ; - der Knopfbud (button wood ) , Blüthen und Samen bilden eine Kugel, welche an einem langen Stiele jigt; – der Gewürzthee ( spice root ) , gehört zum Geſchlechte des Lorbeers, treibt ſehr frühe gelbe Blüthen, im Spätherbſt ſind die Zweige mit glänzend rotben Beeren beſeßt, - die jungen Sdößlinge werden als Thee benüßt , welcher Kranken dient und auch den meiſten Geſunden ſehr wohlídmedt, – mit der Wurzel macht man den Branntwein bitter ; – die Wintertraubens rebe ( winter grape ), wird über ſchenkeldick, rankt bis zu den Spißen der höchſten Bäume empor, ihre Blüthen durdyduften die Wälder im Juni, die Frucht beſteht aus kleinen , dunklen, ſauren Beeren , welche nach den erſten Fröſten einigermaßen ges niešbar werden. 2. Waldbäume und Büſdie, welche hauptſächlich auf dem Bo den zweiter Klaſſe d. h . auf den Bluffs, in den Creek - Bottoms und in deren Nähe vorkommen , obzwar die meiſten der bereits ges nannten Baumarten auch hier nicht fehlen : Die Weiße i de ( white oak ) , der allgemein nüßlichſte und zugleich am Meiſten berbreitete Baum des nördlichen Theiles von Amerika , — findet ſich vom atlantiſchen bis zum ſtillen Meere, vom Hohen Norden bis nach Mexiko hin und verdiente auch in Europa angepflanzt zu werden, da ſie die dortigen Eichenarten für manchen Gebrauch übertrifft, ihr Holz iſt ſehr zäbe , feſt und dauernd , fie liefert Schindeln , Bretter, Baus, Wagner - und Küferbolz , Fabreire, Schienen für den Rorbmacher, Gerberlohe , die beßten Fenzriegel , Feuerholz, gute Maſt u . i. w . , - bei bei genauer ge Beobadtung kann man zwei Arten unterſcheiden , eine zābere und eine ſprödere, die Stämme haben ein weißliches Anſehen, die Blätter ſind der

teutſchen Eiche am Aehnlidiſten, nehmen aber vor dem Abfallen der Baum kommt auf magerem und auf eine rothe Farbe an,

37 reichem Boden vor, aber nach der Stärke und Geſundheit der Stämme kann man die Güte des Grundes beurtheilen ; die Schwarz - Eide ( black oak ), wächſt zu mächtigen und ſchlan ken Stämmen empor , die Rinde ſieht ſchwarz aus wie ver kohlt , die innere Rinde iſt goldgelb (wird zum Färben gebraucht), liefert Riegel, Bretter, Schindeln 2c . 26. ; die Stachels Akazie (honey locust ), oft dicht beſeßt mit ſpißigen, 5 – 7 Zoll langen, vielfach verzweigten Stacheln , - hat feſtes und ſehr dauerndes Holz , eine von den Bienen über Alles geliebte Blüthe, den Samen in langen ſchwarzen Schoten , welche im Winter ab fallen ; — der Zuderbaum ( sugar maple ) eine Ahorn - Art, iſt pracytvoll belaubt, die Stämme haben meiſtens ein ichwarzes Anſehen , das Holz iſt weiß, feſt, fein und zartfaſerig und wird viel fach verarbeitet, - manchmal iſt es durch und durch gemajert ( curly ) und erſcheint dann nach der Politur und Beize wunderſchön geflammt, dient zu Flintenſchaften , Möbeln 26. 2c. , iſt auch ein gutes Brenn und Koblenholz, dauert aber nur kurz im Freien ; vom Januar bis März giebt es Tage und Wochen , da am Tage die Sonne hell ſcheint und Nachts der Boden wieder gefriert, - dann bohrt man Löcher in die Zuderbäume und zapit ihnen durch Holzröhren einen Theil ihres Saites ab, welcher auf etwa z eingekocht vortrefflichen Zucker oder Sy rup macht, - oder man kocht in dem Zuckerwaſſer, wie es iſt, Thee oder Kaffee, — oder man trinkt es zur Erquidfung, – auch Eilig läßt ſich daraus bereiten ; doch, wie wichtig auch das Zuckermachen in manden der nordöſtlichen Staaten noch immer iſt, in Miſſouri läßt es mehr nach, weil der Boden , welcher die Zuckerbäume hervorbringt, mit dem Pfluge bearbeitet ſo viel mehr Gewinn abwirft ;: der canadis ſche Kirchbaum ( wild cherry ), dem Holze nach der Vogels kirſche ähnlich , als Möbelholz hoch geſchäßt, — die kleine, bitterlich würzig ſchmedende Frucht hängt in Träubchen wie die Johannisbeere , und ähnlich iſt auch die Blütbe; - die Schleim ulme ( slippery elm ), mit ſchönem rothem Holze, welches ſehr hart wird und lange wird die innere weiße Rinde läßt ſich kauen und eſſen , dauert, ſie mit Waſſer übergoſſen, ſo ſondert ſich daraus ein dem Gerſten ſchleime ähnlicher und ähnlichem Gebrauche dienender Schleim ab ; die Birke ( birch ), der europäiſchen ähnlich, doch nur in der Näße von ſtrömenden Waſſer zu finden ; - der hängidalige His

38 dory ( shellbark hickory ) , hat Blätter wie die europäiſche Welſch nuß, aber unter dem weißen Splinte (sap ) braunes, ſehr feſtes Holz, welches zu Wagenachſen, auch Riegeln u. A. dient, vor allem aber unſer beßtes und höchſtgeſchäftes Brennholz iſt, die Stämme wach ſen ſchlank empor und von den älteren hängt die losſpringende, ſehr harte äuſere Rince in langen Feßen, wie die Lappen von den Hoſen eines europäiſchen Bettlers, berab, - die zähe innere Rinde wird zum Beflechten von Stühlen gebraucit, – der dide und zähe Saft ſchmeckt wie Syrop ; - der Schwarz - Hidory ( black hickory ), dem vorigen äbnlich, doch weit jeltner , wächſt in reichem Auflande zu mächtigen Stämmen empor, - die Nüſſe beider Arten ſchmeden ſehr gut und werden von den Kindern geſammelt, ſind auch das Lieblings gericht der Eidbörnchen ; - der Weiß - Hidory ( white oder bitter -nut hickory ), mit kleinen Blättern und dünneren Zweigen , eine unſerer zäheſten Holzarten ( man kann kein Aeftchen abpflüden ), wird zu Arthändeln, Jochbügeln, Fabreifen u . A. , auch als Feuerholz gebraudt, - die kleinen Nüſſe haben einen bittern Geldmad , — auf reichem Grunde hat der Baum ein glattes und weißlich grünes Anſehen, wird aber auf magerem Boden knorrig und faſt ſchwarz ( Profeſſor Swallow giebt noch andere Hidory - Arten an ) ; - Der Sajiafras ( sassafras), kann über 1. Fus did werden , Holz und Rinde von würzigem Duft, Blätter glänzend und verſchiedentlich ge formt, die Wurzeln geben einen beliebten , blutverdünnenden Thee ; – der Maulbeerbaum (mulberry ), hat gelbrothes, ſpröres, hartes und ſehr lang dauerndes Holz ( man nimmt es gerne zu Pfoſten ), — die im Juni reifenden ſchwarzen, länglichen Beeren find ſehr ſüs und würzig, - er ſollte als Zier- und Fruchtbaum auf keinem Hofe feblen ; - der Holzapfelbaum ( crab apple ), von mittlerem Wucie, prachtvol in der Blüthezeit mit ſeinen zahlloſen groſen, röthlichen und weithin duftenden Blüthen ; der Periis mon- Pflaumenbaum ( persimon ) , von ſchwärzlichem An ſeben und faſt ſchwarzem innerem Holze unter dem weißen Splinte, mit lorbeerähnlichem , glänzendem Laube, einer grüngelblichen , felch artigen Blüthe und goldgelben Beeren ( zur Zeit der Reife ) von der Gröſe gewöhnlicher Pflaumen , mit mehreren platten Kernen , - von folchen , welche einen guten Standort haben, ſchmeckt die Frucht im Spätherbſt ſüß und würzig , - wie bei dem Maulbeerbaume hat ein

39 Theil der Stämme nur männliche Blüthen und iſt deshalb unfrucht bar, worauf man beim Auspflanzen achten muß ( die fruchtbaren has ben männliche und weibliche Blüthen zugleich ) ; – der wilde Pila u menbaum ( plum tree ), wird 5 - 6 Zoll did, wächſt dornig und äſtig und bringt röthlich gelbe, meiſtens ſauer und herb idmedende Pflaumen ; beſſere Varietäten ( die rothe und gelbe Chids ajaw - Pflaume) finden ſich im Süden des Staates und ſollten in keinem Obſtgarten fehlen ; - die M aikirche ( service berry ), wird ſchenkeltick, hat ſehr weiches Holz und Blätter wie die Buche, ziert durch ſeine ſehr frühen weißen Blüthen die Wälder und liefert frühe eine eßbare, rothe Beere ; - der Judas ba um ( red bud ) , wird ſelten über 6 Zoll did, hat Blätter faſt wie die der Linde, der Stamm hat ein röthliches Anſehen , das Holz iſt ſchön gelb , ſpröde und hart, — früh im Frühling ſind die Zweige wie überſät mit einer kleinen faſt purpurrothen Blüthe, welche das Auge um ſo mehr er gößt, wenn weißblühende Bäume dazwiſchen ſtehen ( für mebrere Wochen ſind dann manche Theile unſerer Wälder wahrbaft prachtvoll ; doch dieß Alles verſchwindet mehr und mehr, weil gerade ſolches Land fich am beßten zur Kultur eignet ) ; - die Cornelle (dog -wood ), erſcheint als kleiner Baum und als Buſdy, hat weißes, glattes und feinfaſeriges Holz , bringt groſe, weiße vierblätterige Blüthen und im Spätherbſt eine rothe Beere, der große Werth dieſer Cornelllenart beſteht in der Heilkraft ihrer Rinde ; bisher ſchon gebrauchte man eine Abfochung dieſer Rinde — meiſtens in Verbindung mit der des wils ben Kirſchbaumes - bei langwierigem Fieberkrankjein , jeßt wird das raud ein Alkoloid ( Cornin ) bereitet, welches in ſeiner Wirkung von unſern beßten Aerzten dem Chinin ( deſſen üble Nachwirkungen Viele ſcheuen ) vorgezogen wird ; – die Hagebuche ( horn -beam ), ſelten, der teutſchen Weißbuche ſehr ähnlich, aber von viel kleinerem Wucſe, weicherem Holze und geringerem Werthe; – der Eiſenba um ( iron wood ) , mit dem vorigen verwandt, aber häufiger, wädiſt zu hoben Stangen auf mit ſehr zähem und feſten Holze; - die Erle ( alder ) , findet fich buſchartig an manchen Gewäſſern des Südens ; der Cederbaum ( cedar ) , nur hin und wieder, bejonders zwiſchen kalkhaltigem Geſtein , - ein hier zum mannesdiden Baume aufwachs ſender Wadholder mit ähnlichen Beeren , — das Holz ſeiner langen Dauer wegen für Pioſten geſchäßt, auch zur ſchönſten Küferarbeit ge

40 braucht, - ſie wird oft als Zierbaum auf die Höfe gepflanzt ;

die

Stacheleſde ( prickly ash ), nicht häufig, - die Blätter behals ten ihr ſchönes Grün bis faſt zum Winter, — der ſchenkeldick werdende Stamm hat unter der ſchwarzen und rauhen Rinde ein ſehr weißes, weiches Holz ; - Das Pfaffen täpp den ( rattle wood ), ganz dem teutiden ähnlid ); – mehrere Weidenarten ( willows ) ,, theils Baumartig an den Ufern der Gewäſſer, theils als Büjdhe auf den Prärien, — von geringem Werthe ; - zwei Weißdorn arten ( white & black thorn ) , den europäiſchen ähnlich ; - der Kreuzdorn ( black haw ), gröjer als der teutſche und mit dunkel blauem , länglichen, trockenen , aber wohlichmeđenden Beeren ; der Hollunder ( elder ) , mit Blüthe und Frucht wie der teutſche, doch hier immer nur als Buidh, - dwer in den Feltern auszutilgen , die Beeren, friſch oder eingekocht, geben mit Milch gekocht ein gejun des, chocolatartiges Getränt; — Der Haſelbuſ (hazel), wädſt hier niemals baumartig, - die Nüſſe ſind klein, doch woblidmedend ; gröſere und kleinere Su ma ch - Arten ( sumach ) , die Blätter ſind werthvoll zum Gerben und werden von den Indianern (welche das Gewächs Renit- Renik nennen ) gebraucht ; die Stachels Beere ( goose berry ), bringt kleine , blaue, eßbare Beeren ; - die Himbeere ( raspberry ), liefert eine ſehr wohlímedende, blaue Beere ; - die Brombeer e (black berry ), dunkler als die teutice und kaum ſo würzig ; — die Heidelbeere (whortle berry ), jel ten ; – die Erdbeere ( straw berry), der teutſchen ähnlich und häufig an den Rändern der Prärien ; - der M awapfel (May apple ), ein perennirendes Gewäche, das jährlid einen Stengel mit zwei groſen Blättern hervortreibt, zwiſchen welchen eine ſchöne weiße Blüthe hervorwädſt, welche im July einen gelben Apfel von der Ges ſtalt einer kleinen Zitrone und von dem Geſchmade einer ſäuerlichen Stadelbeere liefert, — iſt häufig in den ſogenannten Creet- Bottoms ; der Roſenbuſch ( prairie rose ) , ranft fich rebenartig empor, die Blüthen haben ein ſehr friſches Roth und duften lieblich ;. der Gründorn ( green thorn ) , eine grüne, mit zahlloſen Stacheln beſepte Ranke ; - der Bodbuſch (buck bush ) , ginſterartig mit man unter: wilde Weinreben, kleinen, rothen Beeren ;

ſcheidet hier auſer der oben genannten Art nur noch die Sommer traube (Summer grape ), die Fuchstraube ( fox grape ) und die

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41

Sumpitraube ( slougn grape ), indeſſen kommen mehr als 40 Va rietäten im Staate vor, alle mehr oder weniger dunkel, einige mit dunkelgefärbten Saite, – mit den beſten macht man bereits erfolg reiche Verſuche zur Veredlung. 3. Waldbäume, welche Hauptfächlich auf dem Boden dritter Klaſſe vorkommen. Der gröſere Theil der ſogenannten harten Holzarten, welche zuvor genannt wurden, findet ſich auch hier, die weidhen aber feblen und jene ſind von ſchwächerem Wudhje. Dazu kommen noch : die Pfoſteneiche ( post oak ), mit rauber Rinde und raubem Blatte, das Holz ſehr dauernd, aber rauh ; die Kaſtanien Eiche ( chesnut oak und chinquapin oak, eigentlich zwei verſchies dene, doch nah verwandte Varietäten ) , hat Blätter wie die Raſtanie und eine kleine , ſchwärzliche, eßbare Eichel, — das Holz iſt zartfaſerig und ſehr dauernd, -- der Baum zeigt immer an, daß Der Boden eine ſtarke Beimiſdung von Ralf oder Mergel hat, — man ſieht ihn zwis iden dürren Feljen, mitunter auch in falfreicher Niederung ; die Rothe ide ( red oak ) , ſlank aufwachſend, mit rauhfajerigem und brüchigem Holze ; - die Nadeleiche ( pin oak ) , wädſt fich tenartig auf, meiſtens auf naſſem Boden mit zähem Untergrunde , – die Blätter ſind ganz ungezadt wie die des Lorbeers, das Holz hat geringere Dauer , aber viel Tragkraft, weshalb es zu Dachiparren ge liebt wird, - der Baum iſt ungeheuer aſtig und darum läſtig beim Roden ; – die Rrippeleide (black jack ), ein unanjehnlicher knorriger Baum , - die Blätter wie halb abgeſtußt, — iſt nur als Brennholz brauchbar ; — wo dieſe Eiche wächſt, ſieht man faſt keine Dammerde, doch icheint der weißliche Boden mannigialtig zu ſein und gilt für gutes Waizenland ; – die Fichte ( yellow pine), kommt hauptſächlich nur an den Quellen des Gasconade, nahe dem Eiſen berge und hier und da im Südweſten und Südoſten vor, iſt Harzreich, hat feſtes und dauerndes Holz, welches zu Brettern geſchäßt wird ; leider vermindert ſich die frühere Menge der Stämme. Auf dem keines Anbaues mehr fähigen Lande finden ſich noch Weiß- und Roths Eiden , Hickory , Dornbüſche zc. 26 . Als Sdmaroßerpflanzen kommen vor : die Tulpenranke ( trumpet creeper ) mit groſen, Feuer farbigen Blumen ; - die Giftrante ( poison vine ) , deren Be rührung idomerzende Blaſen auf der Haut verurſacht u. a. m. Auf kalfreichem Grunde finden ſich verſchiedene Arten des Sumach ( von

42 den Indianern Renik- Kenił genannt ) . Profeſſor Swallow nennt noch den Gumm iba u m (gum -tree ), als im Süden vorkommend , und mehrere andere, die mir nicht bekannt geworden ſind; auſerdem führt er 17 Eichenarten an, von welchen jedoch einige ſehr ſelten zu fein ſcheinen. ( Man ſieht, daß der teutſche Einwanderer nach Mij ſouri aus dem „ Lande der Eichen" erſt recht in das Eichenland hineinkommt; er wird oft mit blutendem Herzen die herrlichen Stämme niederhauen, um nur Raum für Haus und Feld zu gewin nen ) . – In dem genannten Geological Survey findet man auch die botaniſden Namen ; die meiſten meiner Leſer werden ſie nicht vermiſſen , während es wichtig iſt, daß ſie die hier gangbaren enga lijden Benennungen ſich merken. – Die Buche ſoll ebenfalls im Süden des Staates vorkommen, doch bezweifle ich es faſt, da ich ſie nur öſtlich von 3linois geſehen habe ; ſie iſt zwar ein werthvoller und teutſch - gemüthlicher Baum , wird aber bier für Brenn- und Werkholz durch andere Bäume reichlich erſeßt und iſt von Dem , wel cher den Urwald umroden ſoll, von allen am Meiſten gehaßt. Mit wenig Ausnahmen kann ich alle genannten Holz- und Stau denarten auf meinem eigenen Grundbeſige vorweiſen .

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43

Vierter Abſchnitt. Mineralien :

Koblen ,

Eiſen ,

Blei 30.

Auch das Folgende iſt nicht für den Mann der Wiſſenſchaft ( den ich abermals auf den gedachten " Geological Survey " verweiſe ), ſon dern zur allgemeinen Belehrung geſchrieben. Prof. Swallow ſagt : ,,Einige von uns beneiden ohne Zweifel Californien um ſein goldes nes loos ; aber unſeres Staates Cobalt, Zink, Blei , Eijen, Kohlen und Adergrund ſind eine beſſere Grundlage für den Reichthum und die Gröſe unſeres Bolfes als californijder Goldſand, dieſer mag zeit weiliges Glück gewähren, jene Schäße aber ſichern dauerndes Wobljein ." In den folgenden Angaben bin ich genöthigt, mich hauptſächlich an den genannten Bericht ( Geol. Survey ) , ſo weit er vorliegt, zu halten, da andere Quellen fehlen . 1. Koblen . Jedes County , durch welches die Nord-Miſſouris Eiſenbahn gehen wird, hat mebr oder weniger Rohlen . Der nordöſts liche Theil von Boone- County allein wird mehrere Millionen Tons nen liefern zur Beförderung auf dieſer Bahn ; in den Counties Cals loway, Howard u. a. find die Lagen wahrhaft unermeßlich . Durch die Counties Macon, Linn , Livingſton und Chariton er ſtreckt ſich ein Koblenlager von wenigſtens 5 bearbeitbaren Betten ( Schichten ), deren ſtärkſtes 5 – 6 Fus dick iſt; alle zuſammen ge ben 12 15 Fus guter Kohlen. Innerhalb 15. Meilen von der þannibal- und St. Joſeph - Eiſenbabn nimmt dieſes Lager in Macon Co. wenigſtens 500 ( engl. ) Quadratmeilen ein , in Linn 400 , in lis vingſton 400 , in Chariton 200 , zuſammen 1500 ; jeder Fus Tiefe dieſes Lagers wird auf die M. eine Million Tonnen Koblen lies fern, alſo Verluſte abgerechnet – 9000 Millionen Tonnen im Ganzen, welche allein von hier aus leicht zu dem Miſſouri und Miſ fiſippi gelangen können. Für 600 Jahre können täglich ( Sonntage ausgeſcloſſen ) 50,000 Tonnen geliefert werden. Auch Shelby und

44 die benachbarten Counties enthalten Rohlen reichlich, doch tiefer liegend. Seitdem die geologiſche Unterſuchung von Miſſouri begonnen hat, ſind Roblenlager entdeckt worden von der Mündung des Deg : Moiness Fluſſes ( in der nordöſtlichen Ede ) , durch die Counties Clart, Lewis, Marion, Monroe , Audrain, Boone, Cooper, Pettis , Henry, St. Clair, Bates und Jaſper nach dem Indianer- Gebiete fich hinziehend (alſo den Staat in einer Diagonale durchziehend und unter dem Bette des Miſſouri hinlaufend ) ; ferner von Glaſcow den Miſſouri aufwärts bis an die Grenze von Jowa ; und von St. Joſeph an der ganzen Eiſenbahn nach Hannibal hin. Allein im nördlichen und weſtlichen Theile des Staates muß die Ausdehnung der Rohlenlager über 26,000 Quadrat Meilen betragen . — Gröjere Koblenlager befinden ſich auch in den Counties Rals, Montgomery, Calloway, St. Charles, St. Louis, — kleinere in Moniteau , Cole, Morgan und wahrſcheinlich in manchen andern. Die Kohlen ſind theils Schwarz-, theils An thracitfohlen. Nach den neueſten Unterſuchungen finden ſich auch in den nord weſtlichen Counties Atchijon, Holt, Andrew , Buchanan und Platte Koblenlager, die ſich über weitere 20,000 o M. erſtređen und wohl 20,000 Millionen Tonnen liefern können, ſo daß wir an 155,000 Millionen Tonnen unterirdiſchen Brennſtoffes haben, welcher bei eis nem Verbrauche von 100 Mill. Tonnen des Jahres für die nächſten 1550 Jahre ausreichen wird. Hieraus werden die künftigen teutſchen Auswanderer nach Mif ſouri wohl die tröſtliche Hoffnung ſchöpfen, daß weder ſie, noch ibre

Enkel hier zu frieren brauchen, ſelbſt wenn die geſammten Forſtbeam ten zu Hauſe bleiben. - Weldye Gewerbthätigkeit wird dieſer Staat künftig entfalten ! 2. Eiſen. — Unter den Mineralien ſteht das Eiſen in ſeinem Einfluß auf die Macht und das Wobljein einer Nation, ja auf ihre Bildung obenan. Man denke nur an das bekannte Lied : ,,Der Gott, der Eiſen wadſen lies , der wollte keine Knechte." Eijen þat Mija fourt genug, um die ganze Welt von uns abzuwehren, wenn ſie etwa gegen uns ſich verſchwören ſollte ( was ſie hoffentlich nidt thun wird ) , und falls wir nur zugleich tapfere Arme haben. Doch die Menſchheit wird ja wohl endlich aus dem Zuſtande des Barbarenthums (des

45 Krieges und des bewaffneten Friedens) fich emporheben und wirklich menſchlich oder human werden , ſo daß unſer Eiſen hoffentlich zu beſſeren Zweden verwandt wird als zu Säbeln , Bajonneten und Kanonenkugeln. Prof. Swallow theilt das Miſſouri- Eiſenerz ein wie folgt (die teutſchen techniſchen Namen kenne ich nicht): Spiegel - Erz ( Specular oxide ) , das häufigſte und zugleich werthvollſte. Der Eiſenberg beſteht faſt ausſchließlich daraus und enthält es in ſeiner reinſten Geſtalt; es enthält nur ein Pro zent Kieſelerte ( ganz unſchädlich) und kein bemerkbares anderes Mis neral. Der Eiſenberg iſt 228 F. hoch, bedeckt 500 Aker Land und enthält über der Erde 230 Millionen Tonnen Erz. Ade Anzei den ſprechen dafür, daß der Berg vulkaniſchen Urſprunges iſt, und ſo wird er ſich wohl in eine unberechenbare Tiefe hinab erſtrecken als ein Rieſenkegel, deſſen Spiße allein wir vor uns haben. - Auch ander wärts kommt dieſe Erzart vor. Spiegel- und Magnet - Erz ( specular and magnetic oxide). Beide Arten ſind am Schäferberge gemiſcht, ebenfalls ſehr rein , da ſie weniger als zwei Prozent Riefel und Thonerde ent halten. Die Erzadern erſtrecken ſich in einer Stärke von 1 - 15 Fus ſenkrecht durch den Porphyr — vermuthlich bis zu unermeßlicher Tiefe, indem der vulkaniſche Urſprung auch hier unverkennbar iſt. Drei der Adern hat man bis jegt unterſucht. Rieſelerdiges Spiegel . Erz (Silicious specular oxide). Das Erz der Lootſentuppe ( Pilot Knob ) unterſcheidet ſich von dem der benad barten Lager in Anſehen und Zuſammenſeßung; es iſt gediegener, zeigt einen grauen , ſtablartigen Bruch und enthält 10 – 20 Prozent Rieſelerde (wodurch es um ſo leichter ſchmelzbar wird. ) Der Fus dieſer Kuppe iſt 537. Fus über St. Louis ( 982 F. über dem Meeresſpiegel), 581. F. hoch und ſie bededt eine Fläche von 360 Afer . Der größte Theil der Kuppe iſt reines Erz, hin und wieder mit Lagen von Schiefer unterbrochen. Der Betrag über der Obers fläche muß auf mehr als 14 Mil . Tonnen angeſchlagen werden, eine Lage erſtredt ſich jedenfalls noch unter dem Boden hin , und ver muthlich erſtrecken ſich Adern in die Tiefe, da der vulkaniſche Urſprung auch dieſer Kuppe wenigſtens wahrſcheinlich iſt. Ganz nahe den drei genannten Erzbergen findet ſich auf der Oberfläche der Thäler

46 Erz genug von der werthvollſten Art, um für 200 Jahre eine Million des beſten Eijens jährlich zu liefern. Hematit : Erz ( Hematite ) . Dieſes Eiſenerz iſt weit wer breitet im ſüdlichen Theile des Staates, in den Counties Cooper, St. Clair, Henry, Pike , Franklin ( hier in vorzüglicher Qualität und in unermeßlicher Menge — die ſog. Massas iron works), Benton, Dallas und beſonders reichlich in Camden u. a. m. Duch der Leſer verlangt mit Recht, daß ihm von den gedachten Miſſouri- Wundern ein lebensvolleres Bild gegeben werde, als dieß durch bloſe Zahlen, techniſche Ausdrüde und County - Namen möglich iſt. — In der folgenden Schilderung halte ich mich an einen Bericht, welden einer der Herausgeber der „Weſtl. Poſt“ in St. Louis über eine, von da auf der ſo eben beendigten Eiſenbahn nach dem Eiſen berge am legten 5ten July unternommenen Reiſe veröffentlichte. Ich muß jedoch den intereſſanten Bericht etwas abkürzen. „ Die Umgebung von St. Louis iſt an Naturſchönheiten reicher als mancher der, ewig im Dunſte der Grosſtadt lebenden Bewohner ahnen mag ; die ſchönſten Parthien ſind durch die bequeme Eiſenbahn Berbindung faſt vor die Thore der Stadt gerückt. Von Sarando let lauſt die Bahn 27 Meilen dem Fluſſe entlang . Auf der einen Seite rollt der Miſſiſippi in ſtiller ( trüber) Majeſtät ſeine mächtigen Wogen hinab , — im üppigſten Grün prangend ragen zahlreiche In feln aus den ſchillernden Fluthen empor, gegenüber erſtreckt ſich das flache und waltbedeckte Illinois -Ufer, (Der jog. american -bottom ), þinter welchem in bläulicher Ferne die Höhenzüge (bluffs ) erſcheinen, an der andern Seite ſtreben die Felſenwände von Miſſouri em por, oft ſo ſteil, daß nur ausdauernder Menſchenfleis einen Durchweg zwiſchen Strom und Klippen erzwang. - Die gron- Mountain - Bahn gehört zu den beſten in den Ver. Staaten und kann ſich mit den eu ropäiſchen Bahnen meſſen ; troß der mitunter bedeutenden Steige rung ( 50 F. auf die Meile) iſt die Fahrt leicht und ſanft, etwa 18. Meilen in der Stunde ( man fährt hier mitunter 40 ) . Die ganze Länge bis zum Pilot Knob beträgt 868 M. – Die vielen viele Brücken zeichnen ſids durch ihren ſoliden Bau und ihre Kühnheit aus , einige ſind 100 F. hoch und haben eine Spannung von 150 F. Der Meramel , welcher die Bahn an ſeiner Mündung überſchnei Sulphur det, iſt ein ſtattlicher, klarer und fiſchreicher Fluß .

47 Spring & ( Schwefel-Quellen ) iſt ein im Entſtehen begriffener Bad- und Gewerbsplaß mit einer bedeutenden Zukunft. Schon jeßt wird hier das Erz aus den Minen mit Leichtigkeit auf Boote zur Weiterbeförderung nach Cincinnati und andern Orten verladen , und eben ſo können bequem die beſten Koblen aus vielen Gegenden hier her gebracht werden. Einige Meilen unterhalb wendet ſich die Bahn anſteigend zwiſchen waldbebedten Hügelreiben dem Inneren zu . Hin und wieder erblidt man eine lichtung mit Wohnungen und Kornfeldern . Im Ganzen iſt die Gegend nur ſpärlich bebaut, und der fleiſigen Menſchenhand bleibt hier noch eine große Aufgabe. Wei dende Thiere erblidt man überall , welche bei dem Herannahen des ſchnaubenden Dampfroſſes in munteren Sprüngen davon eilen. Von den Stationen, welche der Reihe nach folgen, ſind zu nennen : M o rie's Station , im Werden begriffen , und De Soto , vielfach angeprieſen und mit günſtiger Lage. — Etwa 5 M. von da führt die Bahn durch oft 40 - 50 F. tiefe Einſchnitte durch barten Fels in ſteter Steigerung zu einem Tunnel, welcher 800 Fus lang iſt und in ſeiner ganzen Ausdehnung durch den Felſen geſprengt wer den mußte. Dieſer Tunnel iſt einer der intereſſanteſten, welche wir je ſahen. Auf die Gefahr hin, alle Sachſen zu beleidigen, müſſen wir erklären, daß ihr non plus ultra, der Fancy- Tunnel zwiſchen Oberau und Prieſtewiß auf der Dresden - Leipziger - Bahn ,dagegen ein bloſes Kinderſpiel iſt. Am lebhafteſten wurden wir an die Gallerie von Gondo am ſüdlichen Abhange der Simplon - Straſe erinnert. Durch die Felſen des Tunnels, welche der Ralfformation angehören, tropit Waſſer in ziemlicher Menge, ohne jedoch dem Tunnel zu ſchaden. Zehn Meilen vom Tunnel beginnt die Blei - Region , ſoweit fie wenigſtens bis jeßt ausgebeutet wird ; die Bleigruben von Tadet liefern bereits einen bedeutenden Ertrag, - der Ort ſelbſt iſt noch unbedeutend. - Wichtiger und vielverſprechend iſt das 4. M. weiter gelegene Mineral Point ( 61. M. von St. Louis ) , - es ſcheint einer der beßten Pläße an der ganzen Bahn zu ſein , und reges Leben zeigt ſich ſchon jeßt hier. Die reichen Minen werden von einer Geſellſchaft bearbeitet, und in der Umgegend mehren ſich die Anfieds lungen raſch. Abermals 4. M. weiter liegt in einem anmuthigen, von ſanft

48 aufſteigenden Höhen eingeſchloſſenen Waldthale und an einem klaren Bache Hopewell , einer der Mittelpunkte der Bleiminen. Das Thal iſt bereits gut und dicht angebaut, und ſtattliche Häuſer ragen zwiſchen Urwaldsbäumen empor ( ein Hr. Rennet aus St. Louis lies hier eine Sommerwohnung für 30,000 Dollar erbauen ) . Der Er trag der Minen iſt ſehr bedeutend und wird es noch immer mehr wer den. Mandye der erſten Unternehmer haben Hunderttauſende ges wonnen . Zunächſt folgt grondale , ſehr günſtig gelegen ; die ganze Um gegend iſt eiſenhaltig. Dann folgt Clairsville, ebenfalls mit guter Lage. – Die ſanft anſteigenden , breitfuppigen, bewaldeten Bergrüden erinnern an die Vorberge des Böhmerwaldes, oder des Thüringerwaldes , — die ſchattigen Wieſenthäler, von klaren Bäden durdifloſſen, in welchen ſelbſt die Forelle nicht fehlt, die fröhlich ſpru delnden Quellen mit ihrem köſtlichen, eisfriſchen Waſſer, die reine Bergluft und die heilige Stille des Thales , kaum durch die Thätig keit der Eiſenwerke unterbrochen, verſeßen den deutſchen Wanderer wie durch einen Zauberſchlag zurüc in die Gebirgsauen der geliebten Heimath. Von Jron Mountain , welches bereits eine teutſche Bier brauerei beſikt, geht es über Middlebroot , wo ein luſtiges teutiches Völklein wohnt, nach Pilotnob , wo für jeßt die Bahn endet. Die Eiſenminen bilden den öſtlichſten Ausläufer des Dzarkgebir ges , deſſen legte Ruppe der Eiſenberg iſt. Beim Herannahen ſieht man ſich vergebens nach dem Berge um, da die Abdachung bis zu dem flachen Gipfel eine ganz allmählige iſt. Der Berg bedeckt eine Fläche von einer engl. Quadratmeile; er iſt eine einzige Maſſe des ſchwerſten Eiſenerzes, welches von der Oberfläche weg in Stüden ſo gros als eine Haſelnuß bis zu Maſſen von mehreren Tonnen auf geleſen werden kann . - Die Eigenthümer dieſer unermeßlichen Schäße ſind die Hrn. Chouteau, Harriſon und Valle, welche hier in einem Stüde 20,000 Afer eignen , von welchen der Eiſenberg etwa der Mit telpunkt iſt. Dafür bezahlten ſie vor 16 Jahren 105,000 Dollar ( der erſte Eigenthümer erhielt das Land als eine ſpaniſche Schen kung .) Die Art, das Erz zu gewinnen, iſt die aller einfadiſte. Am Fuſe

49 des Berges, an der am Meiſten in das Thal hinausgeſchobenen Ers hebung , hat man angefangen , das Erz wegzuſchaffen, und eine Höh lung blosgelegt, von welcher das Erz direkt in die dicht dabei erbauten Schmelzöfen geſchüttet wird . Was von der Oberfläche weggenom men werden kann , iſt für die Arbeit der nächſten 1000 Jahre hinreis dend . In der Thalebene am Fuße des Berges haben die Beſiger Bohrungen angeſtellt und einen Schacht von 144 F. geſenkt, um über die Reichthümer unter der Erde fich Gewißheit zu verſchaffen . Man fand folgende Schichten : blauer Por Lehm und Erz 15 F. , - weißen Sandſtein 30 F. , phyr 33 F., dann eine ſolide Lage des ſchönſten und reinſten Erzes von 53 F. bis jeßt, denn es wird noch fortgearbeitet, und die wirk liche Stärke der Ader oder Maſſe fennt man nicht. Das unterirdis iche Erz übertrifft das überirdiſche an Güte und wäre ſelbſt ohne dies ſes von ganz unſdägbarem Werthe. Die Natur reidyt hier dem Menſchen ihre edelſten Schäße wahrhaft in die Hand . Das gebrodene Erz theilen die Bergleute in weiches und harted ; das erſtere wird ohne Weiteres von der Seite des Berges weg in die Defen gebracht, das harte hingegen hat vor dem Sæmel zen den Prozeß des „ Röſtens“ durchzumachen. Man legt zu dieſem Zwecke je 2 Fus Holz und 2 Fus Erz über einander und ſteckt das Holz alsdann in Brand ; im langſamen Verkohlen röſtet das Erz. Das Bequeme der ganzen Einrichtung bringt die Koſten der Tonne Erz , wenn es im Sdmelzofen iſt, auf die lächerlich geringe Summe von 29 Cents ( in Pennſylvanien und Tenneſſe 2 bis 5 Dollar ); am Pilot Knob betragen dieſelben Roſten 40 — 50 Cents. Gegenwärtig ſind hier nur 3 Schmelzöfen im Gange, welche jähr lich 1 - 8000 Tonnen Elſen liefern ; der Grund dieſer dürftigen Bearbeitung liegt in der raſchen Abnahme des Holzes und in dem Mangel an Rohlen. Man wird fünftig das Erz zumeiſt nach St. Louis ſchaffen . – Das Erz iſt jo rein , daß man es ſogleich in Bar ren gieſen kann ; es enthält 60 70 Prozent reines Eiſen und durchaus keinen Schwefel; — daß man nur gegen 56 gewinnt, hat ſeinen Grund in dem rauhen Verfahren, welchem Regeln der Spar ſamkeit fremd ſind. Die Eigenthümer des Eiſenberges baben noch nie einen Fus breit ihres Landes wieder verkauft und beabſichtigen nicht , es zu thun . Die 3

50 Stadt Iron Mountain, welche ſich in dem grünen Wieſenthale am Fuſe des Berges hinſtređt, iſt nur von ihnen ſelbſt erbaut worden und wird nur von den Arbeitern bewohnt, welche die Geſellſchaft beſchäf tigt. Dieje leben vollkommen rentfrei und dürfen zugleich ſo viel Feuerholz idlagen, als ſie für ihre Familien gebrauchen. Der ges wöhnliche Arbeiter erhält einen Dollar des Tages. Es ſind nur Teutide hier angeſiedelt, welche, fleiſig , nüdtern und betriebjam , ein glüdliches Leben zu führen ſcheinen . Von Zufriedenheit und Wohlſtand zeugen die netten, reinlichen Wohnungen , die ſauberen Gehöfte, die blühenden Gärten und Gemüſefelder und des Rindviebes glänzend braune Sdaaren. Hier wird kein Shnapsladen geduldet, hier giebt es keine Arbeiteraufſtände, keine Prügeleien, feinen Lärm . Irländer werden hier nicht zugelaſſen , — in der That, da iſt nichts, was den Frieden ſtören könnte. Hr. Harriſon ſelbſt zollte ſeinen teut ſchen Arbeitern das höchſte Lob. Vor einigen Jahren ſchidte eine Geſellſchaft engliſcher Eiſen - Fas brikanten einen Agenten nach Jron Mountain, um einen Bericht über den in Zweifel gezogenen Reichthum dieſer Berge zu machen und, wenn es rathſam ſein ſollte, einen Rauf anzubieten ; der Agent bot drei Millionen Dollar, wurde aber abgewieſen. In Eng land wurde ihm nicht der zehnte Theil deſſen geglaubt, was er wahr heitsgetreu erzählte. Freilich iſt nach einem geringen Anſchlage der Werth des Eiſenberges allein auf nicht weniger als 5000 Millionen Dollar zu ſchäßen, ſo daß alles Baargeld der ganzen Welt ihn nicht bezahlen kann . Es iſt ein nationales Unrecht, daß ein ſolcher Reich thum , an welchem faſt ein Welttheil genug hätte, allein drei Män nern gehört. Der zweite Erzberg, der Pilot-Rnob, erhebt ſich ziemlich ſteil nes ben dem daran erbauten Hochoren. Bis zur Mitte des Berges führt eine Eiſenbahn ; ein Rarren mit Erz beladen wird an einem Draht tau , welches durch eine Walze und Trommel regulirt wird, hinabges laſſen , und indem der beladene Rarren abwärts gleitet , zieht er auf einem anderen Geleiſe einen leeren empor. Die Ausſicht von dies ſem 600 Fus hohen Berge iſt entzückend ; weithin bis nach den Grens zen von Arkanſas ſchweift das trunkene Auge über die waldigen Thä ler und die Höhen, die ſich teraſſenförmig erheben ; beſonders pradat

51 soll ſoll der Sonnenaufgang ſein . Auf dem Gipfel flattert eine Flagge. Dieſer Berg mit 15,000 Aker Landes wurde von einer Geſellſchaft für 18,000 Dolar erworben ; vor Kurzem verkaufte ſie zur Anles gung eines Städtchens 6. Aker davon wieder für 50,000 Dollar. Dieß iſt die hieſige beliebte Art der Bereicherung. - Das Städt then Pilot- Knob fommt raſch empor ; bereits findet man ta teutſche Bier- und Billard - Salons und neue Gebäude entſtehen beſtändig . Dem Pilot- Knob gegenüber befindet ſich noch ein anderes mäch tiges Eiſenlager, der Shepherd = Mount ( Schäferberg ). Sein Erz enthält viele magnetiſche Beſtandtheile, wird aber bis jeßt noch nicht bearbeitet. Etwa 13 Meile von Pilot-Knob liegen Froton und A r CA dia , zwei ebenfalls raſch emporblühende Städtchen. Sie eignen ſich vortrefflich zu anmuthigen Sommerwohnungen. — Und hiemit genug über Miſſouri- Eiſen ! 3. Blei. Prof. Swallow nennt zweierlei Arten von Blei - Erz, welche in größerer Menge in Miſſouri vorkommen : das Schwefel Erz ( sulphuret ) und das Kohlen-Erz ( carbonate ) . Bleierz- Lager finden ſich faſt in jedem County der ſüdlichen Hälfte des Staates und in den Counties am nördlichen Ufer des Miſſouri. Das ausgedehn teſte Lager erſtreckt ſich von Cooper Co. ( am obern Miſſouri) ſüdweſt lich bis nach Arkanſas und in das Indianer- Gebiet. Allein in den Counties Jaſper und Newton ſoll es einen Flächenraum von 400 M. einnehmen . Die bedeutenden Lager an der Fron- Mountain Eiſenbahn wurden bereits erwähnt ; aber auch in den Counties Frants lin, Dade, Benton u. a. wird bereits Blei in Menge gewonnen. Gerade die reichſten Lager ſind bis jeßt noch dem Verkehr zu entlegen , werden aber aufgeſchloſſen werden und tauſende von Händen beſchäfti gen , ſobald die ſog. ſüdweſtliche Eijenbahn vollendet iſt. Das Bleigraben wird bis jeßt hier mit wenig bergmänniſcher Kunſt betrieben. Durch die Praxis hat man die günſtigen Anzei chen kennen gelernt. Wer eine ſolche Stelle findet ( Proſpect genannt ) , ſenkt ohne Weiteres einen Schacht und erwartet mit Sicherheit, in geringer Tiefe auf eine Erzader zu treffen, welche er ausbeutet, ſo lange die Sache bequem genug geht. Man legt das Erz auf zujam men gerollte Haufen von Holzſtämmen, welche ſodann angezündet

52 werden ; was herauslauft, bezahlt die Mühe reichlich. Das Erz iſt ſo reich, daß man , um Rugeln zu gieſen, ein Stüd in die Schmelz pfanne legt und über Kohlen ſchmilzt, wobei die geringe Schlađe zu rüdbleibt. Indeſſen wird bereits das Schmelzen jeßt ſchon an meh reren Orten in regelrechten Schmelzöfen bewerkſtelligt ; es giebt be ſondere Schmelzer, welche von den Erzgräbern das Erz kaufen und mit 20 Dollar per 1000 Pfund bezahlen . — Eine Mine, woran 3 Arbeiter beſchäftigt waren, lieferte von Februar bis November 1854 ( in 8 Monaten ) 150,000 Prund des vorzüglichſten Erzes, werth 7500 Dollar. Mit 1600 Buſcheln Holzkohlen, welche auf 54 Dol lar zu ſtehen kommen , ſchmilzt man 160 Tonnen Blei aus . Das beste hieſige Schwefel. oder Galena - Bleierz enthält 13,34 Prozent Schwefel und 86,66 Prozent reines Blei, manchmal mit einer ſchwachen Beimiſdung von Silber ( von 0,0007 bis 0,0029 Prozent). Das beßte Rohlen- Erz enthält 77,7 Prozent reines Metall, mit 60 Prozent iſt man jedoch wohl zufrieden . Potoſi in Waſhington County war bis jeßt der Hauptmittelpunkt des Bleigräber- Geſchäftes ; in dieſem und den 2 Nadbar - Counties wurden von 1841 bis 1854, während dieſes Geſchäft ſich noch in ſei ner Kindheit befand, 54 Millionen Pfund Blei gewonnen . 4. Rupfer. Obwohl Rupfererz in verſchiedenen Theilen des Staates gefunden worden iſt, ſo geſchah bisher doch nur wenig für ſeine Gewinnung . Um das Jahr 1830 wurde in Waſhington County eine bedeutende Menge dieſes Erzes zu Tage gebracht und daraus Roh - Rupfer im Betrage von 15 Tonnen gewonnen. Die Mine befand ſich an der Seite eines niedrigen Fügels, wo nichts vom Geſtein zu ſehen iſt; man grub etwa nur 15 Fus tief, wo das Rupfer in einer von Nordweſt nach Südoſt hinlaufenden Spalte ſich vorfand. Dann wurde von 1848 bis —49 mit Erfolg Kupfererz in Crawford County gegraben ; die Schachte waren hier von 70 bis 100 Fus tief. – Die bis jest bedeutendſte Mine iſt in Franklin County ( ing. Stanton Copper mine ), welche ſeit 1851 von einer Geſel ſchaft, die gegen 25 Hände beſchäftigt, bearbeitet wird, hier befinden ſich bereits eine Dampfmaſchine, Schmelzöfen 24. 26. , und nach den nöthigſten Vorbereitungen gewann man doch ſchon in 4 Jahren an

A

53 50 Tonnen Kupfer. Metal.

Das Erz enthält über 48 Prozent reines

5. Z ink. Man hat dieſem Metalle bis jegt wenig Aufmerk ſamkeit gewidmet. Sogenannte Zinkblende kommt in Waſhington County und anderwärts häufig vor. 6. Silber. Man weiß bis jeßt von feinem andern Silber

als dem , welches dem ſogenannten Galena- Bleierz beigemiſcht iſt (ſ. oben ) . 7. Gold , Nidel und Robalt , auch Braunſtein , kommen vor ; man hat aber noch keine genaueren Unterſuchungen angeſtellt. 8. Ausgezeichneter Marmor findet ſich in der Nähe von St Ges nevieve, bei Jefferſon City , am Meramet und anderwärts ( auch in Warren County ). 9. Gladſand - in der Nähe von St. Genevieve , Jefferſon City u . 26. 10. Töpfer- und Porzellanthon in St. Louis County und anderwärts. 11. Bon Hannibal wurden werthvolle Platten für Steins drud geliefert. 12. Quellen : auſer zahlloſen Quellen des treiflichſten jüßen Waſſers ( eine am Niangua giebt faſt 500,000 Rubik-Fus Waſſer in der Stunde) finden ſich Salzquellen in Saline County u . a. , S dwefelquellen in den Counties St. Louis , St. Clair , Benton, Saline , Cooper, Howard , Pike , Marion , und eine Stein öl - Quelle an der weſtlichen Grenze von Caß County .

54

Fünfter Abſchnitt. Klima ,

Witterung ,

Geſundheitsverhältniſſe.

Hier ſoll keine gelehrte Abhandlung gegeben, ſondern dem Ein wanderer das Nöthigſte zur Beachtung mitgetheilt werden . Das Klima desjenigen Theiles der Ber. Staaten , welcher öſtlich von dem Felſengebirge bis zum atlantijden Meere fich erſtreckt, bat eine größere Gleichmäßigkeit des Klimas, als in irgend einem gleich groſen Theile der alten Welt namentlich auf deren weſtlicher Seite — zu finden iſt. Die Uebergänge von Norden nach Süden ſind überall ſehr allmählig und kaum bemerkbar ; - die ſüdliche Sonne brennt kaum heißer als die nördliche ſelbſt bei einem Un terſchiede von vielen Breitegraden, und nur die Dauer der war men Zeit wird länger gegen Süden hin ; – Fröſte fommen noch weithin nach Süden vor, während freilich die ſieben Monate lange Winterzeit des höheren Nordens im Süden auf wenige Nächte zu ſammenſchrumpft. Sebr trođene oder ſebr naſſe Sommer und ebenſo vorzugsweiſe ſtrenge oder milde Winter findet man meiſtens in faſt gleicher Art in denſelben Jahren durch das ganze weite Land hin. Man will bemerkt haben , daß hieſige Witterungsertreme in der Regel der Gegenſaß derjenigen ſind, welche gleichzeitig in Europa Hier hebt ſich im Algemeinen die Sonnenwärme zu Grabe wie in den unter gleicher Breite gelegenen Ländern und Vorderaſiens, aber die Winterkälte kann um 10

beſtehen. demjelben Europa's 12 Grade

( R. ) höher ſteigen, ſo daß bei uns ſizilianiſche Sommer- und ſchwes diſche Wintertage in derſelben Lokalität vorkommen . Den Extremen der Witterung kann hier Niemand entgehen auſer durch Ueberſchreitung des Felſengebirges, - am Geſtade des ſtillen Meeres nämlich finden fich klimatiſche Verhältniſſe denen von Europa ähnlich. Die fort direitende Kultur des Bodens kann die Urſachen dieſer abnormen Erſcheinungen nicht entfernen .

55 Miſſouri iſt klimatiſch cor einigen andern Staaten nur inſofern begünſtigt, als die Ertreme der Witterung Dadurch erträglicher wer der zentralen Lage des Staates wegen die Sommer den , daß Hiße wie die Winterkälte hier nidt ſo langbauernd iſt wie jene , jos bald man weiter jüdwärts, und wie dieſe, wenn man nordwärts ſich wendet. Außerdem hat Miſſouri nicht die unabſehbaren waldlojen Ebenen von Illinois, Kanſas 2c. 26. , über welche die Winterſtürme und von dem Miſſouri an mit vorherrſchender Gewalt binjauſen , erhebt fich, beſonders im Süden des Staates, das Land allmählig zwar nicht zu einer bedeutenden Höhe, aber doch ſo, daß die reinere und durch Luftzug abgekühlte Atmojphäre auch die Sommerhiße wes niger drüdend macht. Manche Gegenden an den ſüdlichen Abhän gen des Aleghany -

und Cumberland - Gebirges haben in dieſer

Hinſicht noch größeren Vorzug, leider aber unter andern Nach theilen .) In der Regel beginnt unſer Frühling mit Mitte März, und wir fangen dann an, zu graben , zu pflügen, zu fäen . Doch fann es im April noch Sdneefälle und ſelbſt im Mai noch Nachtfröſte geben . Bis zum erſten Mai ſind die Wälder in der Regel völlig grün , lange vorher aber giebt es ſchon grüne Büſche, blühende Stauden 2. 2 . Der Uebergang vom Winter zum Sommer iſt dem in Südteutſchland um ähnlich, obwohl hier die Wärme rajcher ſteigt. Sodann tritt einige Wochen früher oder ſpäter – eine Art Regenzeit ein, welche kürzer oder länger dauert und von ſonnigen Tagen unterbrochen iſt. Die ſchwerſten Regengüſſe, mit Bliß und Donner begleitet, fallen in dieſe Jahreszeit ; doch findet ſich die nöthige Zeit zur Felderbeſtellung. Das Regnen hört auf, die Hiße ſteigt höher, die Luft iſt fortwährend feucht und ſchwül, Alles treibt in üppigſter Fülle. Aber ſchon ſehen wir den ſchnell ausgetrođneten Boden nach Erfriſchung ichmachten. Bis dahin hat der ſtarke Nadtthau die nöthigſte Erfriſchung gegeben ; doch auch dieſer hört entlich auf, niederhängen, von der Hiße zu ſammengewidelt, die Blätter Der Maisſtangen, die Kartoffelranken liegen ſchmachtend am Boden , ſelbſt das Unkraut ſcheint zu verwelken , Alles dürrt und lechzt, die Bäche rinnen noch kaum. Dieſelbe

flare Sonne mit ihren ſengenden Strahlen ſteigt heute wie geſtern am hellen Himmel empor, – dann fliegen einzelne Wolken über uns ſerem Haupte bin, - dann verdichtet ſich das Gewölf, - in lautloſer

56 Stille wartet die ſchmadtende Natur auf die lange verſagte Er quidung. Sdon durdyzucen Bliße den Wolfenhimmel und die Stimme des Donners wird leiſe vernommen. Aber es theilt ſich das dunkle Gewölf, dort zieht am Strome ein Theil hinab, da rechts über die Prärien hin der andere, und nur wenige Tropfen ſind gefallen. — So kann es Tag für Tag ſein und oft Woche für Woche. Hier und da, wie man erfährt, iſt Regen gefallen, und Diejenigen, welche deſſen am Meiſten zu bedürfen glaubten, gingen leer aus. Doch Halten unſere Sommergewächſe, wenn richtig behandelt, auch unſere Obſtbäume 2c. 26. mehr anhaltende Trođenheit aus, als man glauben ſollte, und nur ſehr ſelten verdirbt eine ganze Aernte in Folge von fehlendem Regen. Entweder helfen einzelne Gewitter ſdauer, oder es treten endlich ſogenannte Landregen ein , über groje Strecken verbreitet. Wehren wir nur der unſinnigen Wäldervertil gung, ſo wird unſer Staat niemals in dieſelbe Lage kommen wie einige , durch Regenmangel zur Wüſte gewordenen Gegenden der alten Welt. Es fällt im Ganzen hier wohl doppelt ſo viel Regen als in Teutſchland, obwohl der Regentage viel weniger ſind. Von Mitte Auguſt an werden die Nächte fühler und das Wetter, obwohl es an heißen Mittagen noch nicht fehlt, wird lieblicher mit jedem Tage. Im September iſt noch alles grün und treibend, die Tage ſind zum Entzücken ſchön. Doch muß man von nun auf eine ſchnelle Unterbrechung gefaßt ſein. Meiſtens um die Mitte des Dktobers -- wohl auch früher — ſtellt ein Nachtfroſt ſich ein , welcher die zarteren Gewächſe tödtet und die Wälder, wenn auch nod nicht entblättert, doch entfärbt. Nur die Winterſaat prangt nun noch im friſchen Grün , und die Waldbäume ſtellen die wunderlichſte Farben miſdung von Gelb, Roth und Grau dar. - Der ſogenannte In dianer- Sommer iſt eingetreten , die Nachtfröſte haben wieder aufge hört ; am Tage ſcheint die Sonne mild von dem herrlichen blauen Himmel. Die dies tristes Novembris, das Wochenlang andauernde kalte Regengerieſel mit dem unendlichen Rothe in ſeinem Gefolge kennen wir nicht; ſelbſt der November hat meiſtens helles und heiteres Wetter, mit Regenſchauer unterbrochen , – und obzwar allmählig mehr Froſt ſich einſtellt, ſo beginnt der eigentliche Winter doch mei ſtens erſt mit dem Januar.

57 Um dieſe Zeit ſind die grellſten Wechſel nicht ungewöhnlich. Ein Gewitterſturm brauſt vielleicht dahin, Der erſt noch warme Regen verwandelt ſich in kleine Hagelförner, dann in Schnee, und am nächs ſten Morgen tobt ein alle Glieder durchſchneidender Nordwind , wähs rend die angeſchwollenen Bäche mit Eis bededt ſind, wie der Boden mit Fusstiefem Sdnee. - War die Sommerwärme an einzelnen Tagen bis zu 30 ° ( R. ) im Schatten geſtiegen, ſo kann die Winter kälte 25 ° und darüber erreichen . Doch ſelten dauert ein ſolches Er trem über 2 bis 3 Tage. Die Kälte beginnt immer mit dem Um ſchlagen des Windes von Süden nach Weſten und ſteigt, wie die Fahne ſich weiter nordwärts dreht. Der heftige Wind legt ſich allmählig , und nach kurzem Berweilen im Dſten iſt die Fahne wieder bem Süden zugekehrt ( Dauernder Oſtwind iſt ſelten und bringt Regen ) . Defter iſt der ganze Januar mild mit Häufigem Regen , und dann mag man auf einen heftigen Nachwinter im Februar gefaßt ſein . Der März fann noch ziemlich raub fich anlaſſen, iſt aber nicht felten troden mit milden Tagen und ſtarfen Nachtfröſten . Zu Ende des Winters tritt nicht ein eigentliches Thauwetter mit Ueber ſchwemmung und Eisgang ein , ſondern den Schnee ſchmilzt meiſtens die Sonne weg, und das Eis verſchwindet mit den ſtärkeren Nacht fröſten. Selbſt der Eisgang des Miſſiſippi und Miſſouri richtet keinen Schaden an ; nach Süden flieſend thauen dieſe Ströme von unten her auf, und die berſtende Eisdeđe verſchwindet bald. Nicht in jedem Winter frieren dieſe Ströme zu , ſind aber manchmal Wochen lang mehrere Fus did überfroren . Vom Norden her kommend, füh ren ſie ſtarkes Treibeis, welches dort ſich bildet, ſelbſt wenn es nicht zum Zufrieren kommt. Im Ganzen ſind die gelinden Winter häufiger als die ſtrengen , und es iſt oft der Fall, daß der Farmer faum für wenige Tage ge nöthigt iſt, ſeine Arbeiten im Freien einzuſtellen, daß im Lande gebliebene Rüben, Kartoffeln 2c . 20. gar nicht erfrieren , daß man um Weihnadten pflügt, erſt im Januar die Maieärnte vollendet u . f. w. Die älteren Anſiedler wollen faſt nur ſolche milde Winter, in welchen ihre Thiere gar keiner Fütterung bedurften, gekannt haben. Es iſt begreiflich, daß der fortſchreitende Anbau die Extreme Der Wit terung vielmehr erhöht, indem theils Das Land dem Zug der Winde

58 vom eiſigen Norden her ſowohl als vom ſchwülen Süden - da ſchüß ende Gebirge fehlen – immer mehr geöffnet, theils indem der Bo den , ſeines natürlichen Scirmdaches beraubt, für die Einwirkungen der Kälte wie der Hiße mehr blosgelegt wird . Der Boden kann ſo heiß werden , daß die baarfus gehenden Kinder ſich beklagen, daß man ein in der Sonne liegendes Stüd Metall nicht anfaſſen kann. Früher blieb im Sommer der Boden fühl und feucht unter beſchattender dich ter Hülle und fror kaum im Winter. Allgemein ſind die Klagen über die hieſigen grellen Wetterwecjel, doch gilt dieß eigentlich nur von einigen Monaten. In den lebten 6 Monaten des Jahres iſt die Witterung hier im Ganzen viel beſtän diger als in Teutſchland. In den Frühlingsmonaten beſteht eine gewiſſe Regelmäſigkeit des Wechſels. Nach 2 bis 3 Froſtnächten ſteigt die Wärme , bis es zu einem Gewitterregen kommt und dadurch zu einer Abkühlung, welche wieder Froſt nach ſich zieht, und ſo im Kreislaufe weiter, bis die Jahreszeit für fernere Fröſte zu weit fort gerückt iſt. — Dagegen ſind wir von jenen greulichen Märzwinden verſchont, welche in Teutſdland die Bruſtichwachen auf den Todten Ader liefern. Auch hier durchdringt zwar wie die warme Luft jo auch die falte, Gebäude, Keller, Rüde , Ställe - freilich mit aus dem Grunde, weil man hier gegen die Einwirkung des Wetters noch lange nicht ſo wie in Europa ſich geſchüßt hat ; doch ſelbſt im Winter ſieht man am Tage die Thüren offen. Man will lieber kalte fris ſche Luft als gar keine , und in der falten und vergifteten Atmoſphäre einer teutſchen Bauernſtube im Winter hielte es ein Amerikaner keine Minute aus. Welden Einfluß äuſert nun das hieſige Klima auf Geſundheit und Leben der Menſchen und Thiere ? Alle europäiſchen Hausthiere ertragen es vollkommen gut, gedeiben bier wie dort, und auch der Menſch leidet unter den gedacten Ertremen, ſofern er nur mit Vor ficht verfährt, viel weniger, als man in Europa zu denken geneigt ſein mag. Man rühmt die Hochebenen von Merito mit ihrer trockenen und reinen Luft, mit ihrem gemäfigten und faſt ſtets gleichmäßigen Klima , mit ihrem ewigen Frühling. Und doch iſt es eine jeßt nicht mehr widerſprochene Thatjadie, daß die dortigen Menſchen an Energie und Muſkelſpannung den Bewobnern unſerer Gegend nicht gleich kommen, daß ihr herrliches Klima fie ſchlaff macht. - Unſer Nads

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59

Sommer iſt gewiß der Geſundheit nicht eben förderlic ); aber eine rüſtige Natur rekrutirt gerade hier in unſerem Winter die Kräfte wieder und hält Froſt und Hiße gleich gut aus. Iſt freilich einmal die Geſundheit hoffnungslos zerſtört, dann giebt es — und dieß iſt nicht zu beklagen kein Jahre langes , oder gar ein halbes Mens ſcenalter langes jämmerliches Hinjchmadten, ſondern die Entſcheidung erfolgt meiſtens raich. Man ſicht hier Familien mit einem halben Dußend und mehr friſcher Kinder, blühenve junge Leute , kräftige Männer und Frauen und nicht wenige noch rüſtige Alte, – der gebeugten und lebensmü Bis jeßt den Greiſe giebt es jedenfalls in Teutſchland mehr. ſterben mehr Kinder hier von namentlich in unſeren Grosſtädten 1-2 Jabren , und ſelbſt auf dem Lande ſind plöbliche Sterbefälle von Menſchen in der polſten Lebenskraft nidyt ſelten , jo daß auch Ehen häufig zerriſſen werden ( man beeilt ſich gewöhnlich und oft über Gebühr , die Lücken wieder auszufüllen ) . Dieß lieje ſich mit mehr Vorſicht zum größten Theilė verhüten . Faſt alles hieſige Krankſein drängt ſich in den Nacjommer zuſammen , — in der übri gen Zeit des Jahres ſind die Menjden wohl nirgends allgemein ge ſunder. – Die Cholera hat hier nicht ſchlimmer gehauſt als in Europa , und andere Seuden habe ich hier nicht kennen gelernt. Sdwindjudt, Waſſerſudit, epidemiſch auftretende Rubr, Scarladh frieſel, Bräune 26. . find hier weniger häufig, — das bei Weitem gewöhnlichſte Krankjein iſt auſer der Klein - Kinder -Zehrung ( Sum mer complaint - cholera infantum ) das tlimatiſche Fieber. Es erdeint hauptſädlich als Wechſelfieber , welches bei richs

tiger Behandlung und vorſichtiger Diät leicht geheilt wird , – als gaſtriides Fieber und Gallenfieber , ebenfalls ſelten tödlich, wenn richtig behandelt , - als Nervenfieber , raich verlaufend und gefährlich wie überall, – als Congeſtiv - Fies ber , darum ſo gefährlich, weil die erſten Anzeichen leicht init einem gewöhnlichen Wechjel - Fieber -Anfalle verwechſelt und darum wenig beachtet werden , während der Tritte Anfall, wenn nicht durch die ge eigneten Mittel verhütet , rettungslos den Tod nach ſich zieht. Es iſt begreiflich, daß unſere bedeutende Sommerhiße mit vielen felbſt ſchwülen Nädyten (beſonders in den Städten ) , das unausges ſeßte Scwißen über den ganzen Leib zumal bei Solchen, welche auch

60 jeßt noch ichwere Arbeiten , jogar Büd- Arbeiten zu verrichten haben, die übertriebene Anfüllung des Magens mit füblenden Getränken ( Eiswaſſer 2c. 2c . ) und dabei das Einathmen einer Luit, welche mit Tbeilen verwejenter Organijmen angefüllt iſt, die Geſundheit un tergraben, namentlich die Verdauungswerkzeuge und das Nervenſy ſtem bedeutend affiziren müſſen. Alles dieß kommt auch in Europa vor. Die Umgebungen von Nom ſind der Gejundheit verderblicher, als irgend eine mir bekannte Gegend in Nordamerika. Teutſchland hat den Vortheil, daß gerade der jüdliche Theil Gebirgsland iſt und ſeine Niederungen dem Norden angehören. Stellen auch dort ſich Fieber ein , ſo ſind ſie ſogar weit hartnädiger als die hieſigen, und der Erkältungskrankheiten giebt es weit mehr. – Hier ſind die nie drigen Ebenen unſerer öſtlichen Nadbarſtaaten , ſelbſt wenn ſie keine ſtehenden Gewäſſer haben, mehr durch klimatides Krankjein beimgejucht als das faſt durdgebends wellenförmige, wenn gleich reichlicher bewäſſerte Land in Miſſouri. Ein an ſich geſunder Rörper überwindet einen groſen Theil von äuſeren Störungen , und es giebt faſt keinen Theil der Welt, wo der Menich nicht leben könnte, wenn er nur ein den Naturverhältniſſen angemeſſenes Verfahren ſich zur feſten Regel madt. — Ich fenne

pon ärztlicher Wiſſenſchaft nicht mehr, als man hier durch ſorgfältige Beobadytung und lange Erfahrung faſt unwillfürlic ſich aneignet , und halte es für paſſend, die aus jolcher Erfabrung abgeleiteten, wich tigſten Regeln des Verhaltens den künftigen Einwanderern hier mit : zutheilen . Adlimatiſiren muß Jeder ſich hier. Die mitgebrachten Säfte ſcheinen in eine Art von Aufruhr zu gerathen , es iſt, als wolle das ganze Körperſyſtem ſich umbilden gemäs den veränderten Ver hältniſſen. Deswegen ſind Hautausſchläge, Sdwären und Ge ſchwüre gewöhnlich, und früher oder ſpäter kommt das Fieber. Mäſigkeit und Vorſicht ſind dabei die Hauptſache, womit Alles leicht vorüber geht. Die ärmere Klaſſe fehlt darin , daß ſie von den reichs lideren hieſigen Fleiſchſpeiſen, die der Amerikaner allerdings dreimal am Tage, aber mäſig genieſt, einen übertriebenen Gebrauch macht. Man muß mit dem Adlimatiſiren in den verhältnißmäſig geſundes ſten, nicht in kränklichen Gegenten , nicht in ſumpfigen Niederun gen den Anfang machen. - Meiſtens ſind Diejenigen hier ſchnell

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verloren , welche bereits der Trunkenheit ergeben waren und hier an tie Stelle des gewohnten Weines und des leichten Branntweines den hieſigen ſtarten Whijfy ( aus Mais gebrannt ) ſeßen. Man befleiſige ſich der größten Reinlichkeit in Haus, Kleidung, Betten 2c. 2c. , ſorge immer für friſche Luft, entferne alle faulenden Gegenſtände vom Hofe und deſſen Nähe, dulde feine ſtinkenden Pfüßen , waſche den ganzen Körper, beſonders Hals und Bruſt, kalt ſelbſt im Winter, bade fleiſig im Sommer , doch immer erſt, wenn bereits die Sonne untergegangen iſt. Wo klare Gewäſſer fehlen, ſollte eine Anſtalt für Sturzbäder, ſo leicht herzuſtellen, in keinem Hauſe mangeln. Der ſogenannte Grüne ( neue Ankömmling ) muß im erſten Sommer nicht unmäfig arbeiten, beſonders der glühenden Mits tageſonne nicht ohne Noth fich ausſeßen , kein verſchwigtes Klei dungsſtüd am Leibe falt werden laſſen, auch vor Nafwerden durch Regen ſich hüten. Die leinenen Hemden taugen hier nichts beim Arbeiten in der Hiße, weil ſie die Haut erkälten, was die baum wollenen weniger thun ; am beßten in der heißen Zeit ſind Fla nell - Hemden, welche man am Feierabend mit Baumwollenen vers tauſcht. Da der Fleis hier ſich ſo viel beſſer als in Europa belohnt und der Fleiſige Arme bemerkt, wie ſchnell er hier fich zu Wohlſtand erhebt, ſo wird von Manden die Sadie übertrieben , fie legen ſich beſonders in der ſchlimmeren Zeit zu große Anſtrengungen auf, gönnen ſich zu wenig Ruhe und büſen die Uebertreibung mit dem Leben . In einem Lande , wo freilich Alle darnach rennen, ſchnell reich zu werden , iſt Genügſamkeit eine Tugend , die zirar ſelten iſt, aber ihren lohn in ſich ſelbſt trägt. Den Winter bindurch kann man eſſen und trinken nach Her zensluſt, - bei dem täglichen Arbeiten im Freien verträgt man auch die reichlichere Roſt und wird ſelten durch Magendrud 26. 26. ſich be ſchwert fühlen. Sobald indeſſen die wärmere Zeit eintritt, müſſen namentlich die fetteren Fleiſchſpeiſen und alles Schwerberdauliche zu rüdgeicßt werden . Man hat ja Eier, Mildh, gutes Brot, leidtere Gemüſe in Menge , und namentlich ſollte man jeßt von getrocknetem , auch reifem friſchen Obſt e reichlichen Gebrauch machen . Man be lade nieinals den Magen ſehr und gebe ihm die nöthigſte Nahrung mehr in flüſſiger als trockener Geſtalt. Wer auch noch - wie man

62 bei einer Hiße von 25 — 30 Grad den fet es häufig thun ſieht ten Sped mit Butter zugleich in Menge verſchlingt, noch Branntwein dazu trinkt, dann beim Arbeiten ſich verſchwißt, daß am ganzen Kör per kein Faden trođen bleibt, und nun zugleich kaltes Waſſer mas weiſe in den glühenden Magen gieſt, kann ſich billiger Weiſe nicht bes klagen , wenn das Gallenfieber ihn þeimſucht. - Das Ričtigſte iſt, daß man im Sommer den Magen etwas knapp hält, den Körper et was abmagern läßt , – vor dem Eintritt der Adventszeit erſeßt Alles ſich wieder. Ein friſcher Trunk aus der Quelle ſchadet nicht, wenn man in Bewegung bleibt. Will man zugleich Branntwein gebrauchen, ſo nehme man einen Schluck, und Waſſer nacher. Weit zuträglicher bagegen iſt ein Getränke mit Obſtjäure, ( welche der unmäſigen Gal lenabſonderung zu wehren und Unverdautes auf die beſte Art wegzu epfelwein , welcher mäßig ſchaffen ſcheint), alſo vorzugsweiſe und mit Waſſer verdünnt genoſſen ausnehmend wohl bekommt. Hat man ihn nicht, ſo gebrauche man Waſſer mit Obſteſſig, auſerdem ſäu erliches Obſt. Bevor ich reichlich Cider hatte, half ich mir mit ſog. ( man kocht wohlgereinigten Haber etwa eine halbe Habertijane Stunde in Waſſer, fegt dieſem dann , nachdem es zuvor abgeſeiht war, ſo viel Zuder oder Honig und Weinſtein zu , daß es weinartig ſchmedt und gieſt es nach einiger Zeit vom Boden ab in Krüge ; man kann dieſes erfriſchende und wohlthuende Getränk friſch , oder während oder nach der Gährung gebrauchen und es immer leicht und ſchnell berei ten ) . Auch unſer hieſiger Wein iſt ausnehmend zuträglich ; ein Glas kann manchmal einer Krankheit vorbeugen , und der Schwäche des Geneſenden Hülft er auf. — Wer nicht hier irgend ein erfriſchendes Getränk im Keller hat, muß nur ſich ſelbſt anklagen. Unreife Kartoffeln, Melonen im Uebermaſe ( namentlich Zucker melonen ) muß man meiden ; dagegen ſollen Liebesäpfel ( tomatoes ) eine ſehr zuträgliche Koſt ſein . Ueber die Sommerkrankheiten der Kinder lieferten kürzlich Dr. Röſch und „ Ein Waſſerarzt“ in St. Louis ſehr beadstenswerthe An gaben . Danach find unter den 100 Perſonen, welche dort in der idhlimmſten Zeit wöchentlich ſtarben , gegen 70 Rinder unter 5 Jah ren, ja in der dritten Woche des Juli 1858 waren unter 113. To desfällen

93. Kinder.

Die Krankheitserſcheinungen ſind: geſtörte

63 Verdauung, übermäßige und fehlerhafte Abſonderung der Schleim Haut und des Magens und Darmkanals, ein gereizter Zuſtand der Verdauungswr izeuge, Mangel an Efluſt, Durchfall, Erbrechen, Durſt, Fieber, Hiße, Aufregung des ganzen Syſtems; – die Verbütung der Krankheit iſt leichter als ihre Heilung. Man entziehe die Kinder möglichſt der Sonnenhiße, halte fie leicht bekleidet in fühleren Zim mern und bringe ſie Morgens früße und Abents in's Freie, waſche ſie häufig mit fühlem Waſſer, halte ſie audy Nadits leicht bedeckt und t r c im Genuſſe frijder Luft (doch keiner Zugluft). Den erſten Soms mer hindurch ſollten die Kinder jedenfalls Muttermilch haben ( geht dieß nicht, ſo muß man , da Ammen hier ſelten zu haben ſind, ver dünnte Ruhmilch anwenden , - die dazu verwandte Kuh muß regel mäſiges und hauptſächlich trođenes Futter erhalten ) . Als Nahrung daneben dient am beſten Haber- oder Gerſtenſchleim , bei etwas älteren Kindern mit Fleiſchbrühe bereitet ( auf dem Lande nimmt man dazu das Fleijd von Eichhörnchen ) . Sind die Kinder zum Durchfalle geneigt, ſo iſt Eichelkaffee zu empfehlen. -- Der ,,Waſſerarzt" be merkt, daß er von Arzneien wenig Hülfe erwartet, daß aber auch ohne ſolche die Krankheit faſt immer durch ,Luft, Waſſer und Diät“ zu heis len ſei. Vor der Ernährung durch ſtärkemeblhaltige Stoffe ( Breie, Sago , Salep 2c .) wird gewarnt und Milch mit Eigelb , geriebene Möhren zc. dagegen empfohlen. Beim Ausbruche der Krankheit jol len Morgens und Mittags falte Abwaſdungen, Abends lauwarme Halbbäder gebraucht werden , während man den Kopf mit einem naß kalten Tuche fühlt und Bruſt, Rüden und Arme trođen reibt. Nach jedem Wajchen und Baden wird in bekannter Art eine naſſe Binde um den Leib gelegt, weldie bis zur nädſten Operation bleibt. Nach jedem Stuhlgange wird ein Rlyſtier von friſchem , falten Waſſer ge geben . Auſerdem giebt man nach Verlangen friſches kaltes Waſſer und hält die Kinder fühl und luftig. — Im zweiten Stadium der Krankķeit muß die Waſſerkur in verſtärktem Grade angewandt wer den , im dritten iſt kaum noch Rettung zu hoffen, und das abge zehrte Geſchöpf ſtirbt an einem Gehirnſchlage. - Ich wage es nicht,

die beiden Abhandlungen hier vollſtändig mitzutheilen, obwohl ſie all gemeine Verbreitung verdienen. Die vielen bleichen Geſichter, welche man unter den Amerikanern antrifft, rühren vielfach von unſinniger Lebensweiſe her. Das kleine

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Märchen wird ſchon wie eine groje Dame herausgepußt, verweid licht und verwöhnt, – der Knabe fängt im zehnten Jahre an , Ta bad zu kauen ; tritt Krankſein ein , ſo werden aus dem nächſten Kram laden Pillen, Calomel , Chinin, Laudanum 26. geholt und ohne gros ſes Bedenken auf's Gerathewohl eingegeben , oder der herbeigerufene Doktor giebt vor Adem Calomel genug , um nie wieder inen geſun den Blutstropfen in das Geſicht ſeines Patienten treten zu laſſen . So welken Tauſende hin , geopfert durch die Unvernunft. Ich glaube behaupten zu dürfen , daß die bieſigen Teutiden den kräftigſten Stamm der Bevölkerung bilden ; ſie brauchen keine phyſiſche Entartung zu fürchten, wenn ſie fortfahren, einfach, mäſig und naturgemas zu leben. Es giebt hier einige werthvolle, wildwacjende Heilpflanzen. Die Cornelle, den Saſſafras und Hollunder nannte ich oben ; die Solans genwurz ( serpentaria ) und eine brauchbare Art Sarjaparille koms men bäufig vor ; eine faſt überall zu findende Neſſelart ( Verbena urticifalia ) wird neuerdings als ſehr wirtjames Mittel gegen das klimatiſde Fieber empfohlen ( man macht ein Decoft oon der würzig bitteren Wurzel ) ; Kraujemünze, tie Citronen -Meliſſe, wilden Senf ( rebr brauchbar) und Anis findet man an manchen Orten. Die äl teren Amerikaner wollen Kräuter kennen , welche gegen Durdfall, Verſtopfung, Huſten, Salangenbiß u . ſ. w . Helfen ; Manches verdient gewiß eine nähere Unterſuchung. Zum Sdíluſfe dieſes Abidnittes füge ich noch folgende Bemers fung bei ( entnommen der „ Atlantis " Juliheft 1858 ) : St. Louis, gelegen unter 38 ° 37 ' , hat nach einer Beobachtung von 16 Jahren eine Mittel- Temperatur von 56. 5. Gr. ( Fab . ) in den Frühlingss monaten, von 76. 2. in den Sommermon, von 54. 4. in den Herbſt mon. , von 34. 0. in den Wintermon. , von 55. 6. das Jahr durch. Damit vergleiche man die Temperatur von Mailand ( Breite 45 ° 28' ) mit 54. 8. Gr. ( Fab . ) im Frübling , — 73. O. im Sommer , - 56 . 55. 2. Das Jahr durch. 8. im Herbſte, — 36. 0. im Winter , Ich habe in Teutſchland an der Grenze des Vogelsberges und der Wetterau gelebt und bekenne, daß das hieſige Klima das ganze Jahr durch mir troß ſeiner Extreme vorzüglicher erſcheint als das Dort bes ſtehende, welches ebenfalls nicht wenig zu wünſchen übrig läßt. Wir

65 können eben nicht alle in Mailand oder Valencia wohnen, und es giebt nicht viele gröjere Erdſtridhe, wo es im Ganzen fich beſſer leben lieje als hier.

Sechster Abſchnitt.. Wilde Thiere :

Inſekten , Amphibien , Fiſche ,

Vögel , Säugethiere ; Sagd .

Die folgende Schilderung macht auf keine wiſſenſchaftliche Voll ſtändigkeit njprudy, — ſie enthält das Wiſſenswürdigſte für Lejer jeder Art. Thiere der niedrigſten Ordnung übergehend , beginne ich mit den 1. Inſekten , deren ſämmtliche Arten wohl noch Niemand aufgezählt hat. Die Stubenfliege iſt hier wie überall; Flöhe und Wanzen wei den nur der ſorgfältigſten Reinlichkeit; die berüchtigte Moſkite ( nur an gröſeren Gewäſſern läſtig ) iſt dieſelbe Schnafe, welche auch in teutſchen Thalgründen am Abend beläſtigt; die Waldböde oder Ze den in verſchiedenen Arten , früher ſehr beſchwerlichy, verſdwinden faſt ganz vor der Kultur ; es giebt viele Gattungen von Schmeis- und Steckfliegen , Weſpen, Hummeln , Motten , Schmetterlingen ( Tag und Nachtraltern ), unzählige Arten von Käfern , auch Leuchtkäfer, ſodann Libellen, Heimdhen und Grillen , Heuſchreden ( grüne ) von bes Deutender Gröje, Spinnen ( eine giftige, faſt 3 Zoll lange Tarantel, kommt ſelten vor ) , kleinere Waſſer- und gröjere Land- oder Sumpis Krebſe, einen röthlichen Scorpion ( ſehr ſelten ) , und faſt für jede Art von Gewädjen gewiſſe Inſekten -Arten , welche ſie beſchädigen. Zu Den gebafteſten unter den leßteren gehört der Erdflob, der Schneides wurm , der Heerwurm und der kleine Wanzentäfer ( dieſe beiden fön nen ganze Aernten zerſtören ), der Waizen- und der Kornwurm , die

66 Tabađeraupe, der Curculio ( zerſtört die Pflaumen ) der Gurkenkäfer u. A. m. Schädliche Schneđen, Mäitäfer, Rapsraupen 2c. kommen nicht vor. Von den Ameiſen dringt die kleinſte Art in die Küchen und Schränke und wird den Frauen läſtig. In der Erde iſt allerlei Gewürm , wie in der alten Welt, auch eine kleine , harmloſe Maul wurfsgrille. Dem Naturforſcher iſt hier noch ein weites Feld geöffnet, und wer Sinn für Beobachtung und Zeit dazu hat, ſtöſt faſt überall auf Mert würdiges. Hödſt auffallend iſt Jedem, der es zum erſten Male ſieht, der I eu felst lepper ( devil's riding horse ), von der Geſtalt und Farbe eines 3 Zoll langen Grashalms mit 8 langen Beinen , auf welchen der Grashalm ſich hinzuſdieben ſcheint. — Eine Fliegen art von der Größe einer Hummel mit groſen rothen Augen er deint in derſelben Gegend alle 14. Jabre in anderen Gegenten in anderen Jahren ) im Mai in ſolcher Menge, daß beſonders Abends die Luft verdunkelt wird und ihr Geſumme Alles übertönt. Nach warmen Nächten ſieht man Gras und Büſche mit zahlloſen gelblichen Käfern überdeckt, die ſich aber nicht bewegen. Betrachtet man die Er dheinung genauer, ſo hat man eine ganz tünne, ſteife Hülle vor fich mit Flügeln, Füſen , Augen, deren Kopf aber gebrochen iſt, und aus dieſer Käferhütle, welche mit ihren Füſen nod feſt auf ihrer Unters lage ſteht, iſt die genannte Fliege ( hier locust genannt ) ſo eben her vorgekrochen. Sie um dwärmt jeßt, von zahlloſen Bögeln verfolgt, aber ſcheinbar nicht vermindert, die Bäume , nagt die Rinde der zar ten Zweige an ( was eine beträchtliche Wunde verurſacht) und befes ſtigt ihre Eier in der Wunde. Die ausgegangenen Würmchen fallen zur Erde und bohren ſich in den Boden ein. Ich habe beim Graben in der Erde indeſſen nie eine Spur von ihnen bemerken können, bis einige Wochen vor ihrer leßten Entwicelung — nadi 14 Jahren – nahe der Oberfläche Millionen dider farven fich finden , welche von den Schweinen ausgewühlt und begierig verzehrt werden, ſo daß das durch jeßt mit jedem Erſcheinen ihre Zahl geringer wird. In der Zwiſchenzeit dieſer 14. jährigen Periode iſt nidyt eines dieſer Thiere zu ſehen. Das Locuſt - Jahr iſt alſo für jede Gegend (vielleidt für hunderte von Meilen ) ein anderes. - Den Rollkäfer beſchreibt ſchon Duden. Er gleicht ganz dem teutſchen ſchwarzen Miſtkäfer, legt ein Ei in ein Klümpden Pferde- oder Kubdünger, vergrößert

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dieß dann bis zu einer faſt zolldicen Kugel, welche er emſig umher rolt , um ſie zu verdichten und mit einer Staubkruſte zu überziehen , worauf er ſie etwa einen halben Fus tief in die Erde begräbt. Beim Rigolen im Frühling babe ich dieſe Kugeln oft wieder gefunden und beim Durdſteden einen zuſammengerollten weißen Wurm darin ent dedt, der, wenn er ſich ausredte, über einen Zoll lang und faſt einen halben Zoll dick war ; von der ganzen Kugel war nichts übrig , als eine harte, ſchwarze Scale. Wer ſollte glauben , daß ein Klümpchen Dünger noc ſo viel thieriſche Nahrungstheile enthalten könnte, daß Die Pfers ein ſo großes Injekt daraus allein ſich bilden kann ? de würmer ( bots ) durchlaufen ebenfalls eine merkwürdige Ver wandlung. Im September legt eine äuſerſt flüchtige, widerlich ſum mende Fliege zahlloſe Eier an die Vorderbeine der Pferde (meiſt von den Knien abwärts ) , welche an den Haaren hängen bleiben, bis das Pferd ſich im nädöſten Frühjahr abhärt. Von allen Eiern kommen nur diejenigen zur Entwidlung, welde das Pferd beim Kneifen der Beine mit den Zähnen auf die Zunge und ſo in den Magen bringt. Hier bilden ſich dieſe zu widrigen, faſt vieređigen Würmern aus, welche ſich an der Magenhaut feſtiaugen und oft in ſolcher Menge vorhanden ſind, daß der ganze innere Magen dicht beſeßt iſt, woran das Pferd , wenn man nicht Hülfe ſchafft, ſterben muß . Endlich geben dieſe Würmer mit dem Miſte weg , worin ſie ſich verpuppen, um als Fliegen zum Vorſcheine zu kommen . ( Das ficherſte Vorbeugungs mittel iſt, die Eier mit Eſſig abzuwaſchen ). 2. Amphibien . Wir haben Kröten ; ( nicht „ giftgeſchwol len" ) , Waſſer- Laub- und ſog. Odjenfröſche ( mit ocjenartigem Ges brülle ) ; graue, grüne , und blaue Eidechſen (alle klein und unſchäds lich ); kleinere Land- und gröſere Waſſer -Schildkröten ( zur beliebten Turtel - Suppe gebraucht) und mehr als ein Dußend Schlangenarten , darunter : eine kleine Erdſchlange, ( ſchwarz mit rothem Bauche ), eine grasgrüne und eine wie Band geſtreifte Sdlange, die ſog. Milch dlange ( roth und weiß ichig ) , die an 5. Fus lang werdende ſchwarze Schlange ( alle harmlos, nur daß die leştere auſerdem , daß fie in den Scheunen und Feldern die Mäuje vertilgt , auch Eier, Hübn chen u . verſchlingt ), die Waſſermokaſſin ( giftig , verkriecht ſich aber vor dem Menſchen , die Kupferſchlange ( ichmusig fupferbraun, gegen 2. Fus lang und ſehr giſtig ), die Viper (giftig, aber den Menſchen

68 fliehend ), die Klapperſchlange ( grau, - wird gegen 4. Fus lang , iſt giftig in hohem Grade. ) Niemand hat Urſache, ſich vor den hieſigen Solangen zu ängſtigen ; ſie verſchwinden raſch vor der Kultur, un ſere Kinder verfolgen jede, die ſie etwa noch antreffen, whne die ge ringſte Scheu, und während meines langen Hierſeins ſind mir erſt zwei Fälle von Schlangenbiß vorgekommen , und in beiden hatte die Heilung keine Schwierigkeit. Man wajche die Wunde ſogleich mit ſtarker Lauge aus, oder lege doch naſſe Aſche darauf, und frage dann den Arzt. 3. Fiſde.

Ich kann nicht ſagen, daß unſere Bäche ſo reich an

mannigfaltigen beſſeren Fiſcharten wären als die teutſchen, oder auch die der nördlicheren Staaten, und da ſie nicht aufgeräumt ſind, ihr Lauf vielmehr durch Wurzelſtüde und halbfaule Stämme vielfach ver ſperrt iſt, hat der Neßfiſcher nicht die Annehmlichkeit wie an tentidhen Mühlbächen. Doch angeln Kinder und Erwachſene in Feierſtunden fleiſig und in manchen Gegenden werden in gewiſſen Zeiten ganz un glaubliche Mengen von ziemlich werthvollen fijchen gefangen. Der Bach, an welchem ich wohne ( Lake creek, ſ.Duden's 15. Briei) , hat vor ſeinem Ausfluſſe zwei ſee- artige Erweiterungen, welche rich bei dem hohen Waſſerſtande des Miſſouri — im Juni und July ſo mit Fiſchen füllen , daß beim Zurüdſtrömen des Waſſers durch eine ſehr primitive, doch ſinnreiche Falle viele Wagenladungen gefangen werden. Jeder fängt, wer Luſt hat und ſeine Zeit dazu verwenden mag. Die Amerikaner kommen oft weit von den Präiren her zu dieſem Fiſchfang, kampiren ein paar Nächte an der Stelle und fahren dann ihre Beute nach Haus. Die Fiſche werden eingeſalzen und das ganze Jahr durch verbraucht. — Der beſte Fijd der großen Ströme iſt der Kaßenftich, der bis zu 100 Pfund ichwer werden kann, an An geln gefangen wird und dem Karpfen ähnlich jcbmedt. Biel fetter und dem Aal an Gejdsmad ähnlich iſt der Büffel - Fijd , der ebenfalls eine bedeutende Gröſe erreidit. Dann giebt es Barſche, Hedite, (nicht die ächten ), Börſe, Gaare ( mit langen Schnäbeln wie Vögel ) , Sau ger, Schaufelfiſche ( mit einer ſchaufelartigen Kopfdecke und Knorpel ſtatt Gräten ) u. a. m. Die vielen Dampfboote auf unjern Strömen ſind der Vermehrung der Fiſche nicht günſtig. 4. Vögel.

Ich kenne niđt alle hieſigen Vogelarten oder ihre

- 69 Namen , wil aber die bemerkenswertheſten anführen , indem ich ſie in folgende drei Abtheilungen bringe : a. Vögel, welche das ganze Jahr hindurch hier anzutreffen ſind : die Krähe ( etwas kleiner als die europ . , - es giebt auch eine große Art ) ; der Markolf ( jay-bird ) ; Eisvogel (king - fisher ); mehrere bon Arten Spechte, worunter ein ſchwarzer mit rothem Oberkopf der Größe einer Taube ( wood-pecker ); eine Rohlmeiſe ( felten ); der Baumlaufer ( ganz dem teutſchen ähnlich ); das Feldhuhn (par tridge) ; der Puter ( turkey ); der Sdneevogel ( ein kleines Vögel chen, welches im Winter an Heden und Zäunen Unkrautſamen ſucht ); der Aasgeper ( von der Geſtalt eines Puters und von ekelhaftem An ſeben, aber ſehr wohlthätig, indem er alles das ſogleich wegſchafft ), der Adler ( nicht häufig ). b. Bögel, welche nur auf ihren Wanderungen hier verweilen : die Wandertaube (niſtet manchmal hier ) , der Krammet vogel; eine gröſere und eine kleinere Art wilder Gänſe, faſt ſchwarz, ſehr langhalſig ( baſtarden ſich mit zahmen Gänſen, aber die Nachkommen ſind un fru & tbar ); eine Menge Arten kleinerer und gröſerer wilter Enten, darunter die Stocente ( ganz wie die europ. , - niſtet hier zuweilen ), die Krikente, eine große aſchgraue, eine mit einem Federbuſche ( einer der ſchönſten Vögel, die zu finden ſind ) 2 .; Waſſerhühner, Strands läufer und Taucher ; Pelikane; Sdwäne; Kraniche; Trappen ; eine groſe Menge kleinerer Zugvögel. c. Vögel , welche hier niſten und den Winter im Süden zubrin gen : der Kolibri (humming bird - wird oft von „ Grünen " für einen Schmetterling gehalten ) ; der Zaunkönig ; das Goldhähn den ; eine Menge Arten kleiner Inſekten -Vögel, darunter eine ſchön ſingende Graểmüde ; ein ſehr kleiner, ganz harmloſer und beſcheide ner Sperling : eine roſtfarbige Droſſel, welche angenehm ſingt; ein ſchwarzgelber Diſtelfint; der ſog. Napoleon ( blutroth mit Schwarz, – einer der ſchönſten Vögel ) ; der Blauvogel ( ziemlich keď und ſingt erträglich ): der Rothvogel ( ein Rernbeißer, von ſchöner Farbe und mit zugeſpißter Ruppe, - einer unſerer beßten Sänger, niſtet gerne um die Wohnungen, wird manchmal in Räfigen gehalten ) ; die Haid lerche ( gros, – Geſang einförmig und klagend ) ; der Hedengager ( drollig im Geäſte Hüpfend und gadernd ) ; der Rothkopf ( ein Specht, den man in Kornfeldern nicht gerne fieht) ; der Gelbwams (yellow

70 jacket, - ein ſchöner, ziemlich groſer Specht); die Turteltaube ( dove ) - kündigt durch ihren kläglichen Ruf warmes Frühlings wetter an ) ; ein Staar ( ichwarz mit Goldleiſten auf den Flügeln ) ; ein grauer Staar (welcher der Furche des Ackermannes nachgeht) ; 3. Schwalben - Arten ( für die größte, martin genannt, macht man kleine Häuschen , die man an einer hohen Stange auf dem Hoſe befe ſtigt, weil dieſe Vögel theils angenehm zwitſchern, theils die Habichte verjagen ) ; groſe und kleine Sdnepfen und Begaſinen ; Fijdreiger ( groje graue , und kleinere weiße ) ; der amerik. Ziegenmelfer (whip poor -will ) – der erſehnte Frühlingsbote, welcher ganze Nächte durch ſchreit) ; der Fajan ( ein braunes Birkhubn ) ; das Präriehuhn ( von der Größe eines zahmen Hubnes , früher in Menge Da , jeßt ſelten ) ; der Papagei ( früher häufig, aber ſeit Jahren aus dieſer Gegend ver ſchwunden ); der Schwarzvogel (eine kleine Doble, oft in Schwär men von tauſenden und den Kornfeldern gefährlich) ; der Neuntöd ter ; ein kleinerer und ein gröſerer Bußard ( beide ſehr gebaßt ) ; der Rauz ; die Nachteule ( läßt in warmen Frühlingenächten ein grauſi ges Geheul hören und raubt Nachts die Hühner von den Bäumen ) ; die Ohreule ( die 3. lektgenannten ſind den europ . Arten nur ähn lic ) . - Störche babe ich nur einmal für ein Paar Wochen geſehen, und dann niemals wieder. 5. Säugethiere : Die Hausmaus ; mehrere Arten Feld mäuſe ( Darunter eine große kurzíchwänzige; ſie alle richten weniger Scaden an als häufig die europ. ) ; Ratten ; der Maulwurf ( etwas hellfarbiger als der europ. und weniger Hügel aufwerfend ) ; das gemeine graue Eidborn ; das Fuchseichhorn ( gröſer) ; das Erteid horn ( kleiner ) ; das fliegende Eichhorn : die Fledermaus ; der Ham fter ( gopher, kleiner als der europ . , in manchen Gegenden in uns geheurer Menge ) ; der Haſe ( rabbit, - eigentlich ein Kaninchen ); das Murmelthier (ground -hog, — nidt beliebt) ; das Beutels thier ( opossum, widerlich von Anſehen, von äußerſt zähem Leben, ſehr diebiſch ; das Weibchen bringt die halbreifen Jungen in einen Sad am Bauche, wo ſie an die Zißen fich feſtſaugen und völlig ein geldloſſen ſind, bis ſie gleichſam zum zweiten Male geboren werden ) ; der Marder (mink, halb ſo gros als der europ . ) ; Der Fuchs ( deegl. ) ; der Waſchbär ( racoon, mehr verderblich für Kornfelder als den Hüh nerhof ) ; die wilde Raße ( wild cat, — gröjer als die europ., und der

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Luchs ( cat a mount, — mit kurzem Sáhwanze), beide aus den cul tivirten Gegenden faſt verſchwunden, was auch mit dem Wolf und dem Bären der Fall iſt; der Dachs ( kleiner als der europ . , ſehr ſels ten ) ; die Stinklaße (pole -cat, ein ſchönes weiß und ſchwarzichediges Thier, das ſelten Schaden thut, ſeinen Berfolger aber mit einer Jauche beſprißt, deren Geſtant faſt unaustilgbar iſt ) ; die Moſdhus Ratte ( ein dem Biber verwandtes Waſſerthier ) ; die Fiſchotter (ſel ten, der Pelz an vier Dollar werth ) ; der Hirſch ( dear, ein Thier zwiſchen dem europ . Reh und Edelhirſch ) ; der Panther und der Elt mögen vielleicht noch in den entlegenſten Counties anzutref fen ſein ; der Büffel iſt für immer verſchwunden. Die Waidmannsluſt iſt für den , welcher aus Teutſchland kommt, hier nicht ſo gros, als er ſich eingebildet hat. Alles Poetiſche, das mit dem Jagogange ſich dort zu verbinden pflegt, fehlt hier, die Sache wird faſt zum bloſen Geſchäft. Man muß jagen , um nament lich der Eichhörnchen und anderer ſchädlicher Thiere ſich zu erweb ren , läßt ſich wohl auch verleiten , Putern, Hiridhen und anderm Wilde nachzugehen. Einige teutſche Jäger, nachdem ſie die kieſige Art des Jagens gelernt hatten, ſind wohl groſe Nimrode geworden, nicht im mer zu ihrem eigenen Beßten ; denn der hieſige Volkswiß nennt eine im Unkraut erſtickte Maispflanzung „ Jägerkorn ." Man überläßt die Jagd meiſtens den jüngeren Männern , welche faſt durchgehends treffliche Schüßen ſind und im einſamen Birſchgange manchen Pu ter und Hirſch überliſten , oder auch an regelmäßigen Treibjagden mit Jagdhunden (hounds) ſich betheiligen, in günſtigen Wintern Gänſe und Enten in Menge erlegen , während die Knaben die kleine Jagd beſorgen, Feldbühner in Fallen fangen, Raninchen aus Baumlödern hauen u . In ſog. neuen Gegenden muß das Ergebniß der Jagd zum erſten Unterhalt der Familien weſentlich beitragen ; ſpäter erzieht man Fleiſch wohlfeiler als man es erjagt. Die Jagd iſt hier für Jedermann frei; in Einzäunungen darf man nicht ohne Erlaubniß jagen ; zwiſchen den Jägern gilt die Res gel, daß wer ein Thier zuerſt verwundet, ſein Recht darauf behält, auch wenn ein Anderer es erlegt ( “ the first blood takes the deer" ) ; in didter bewohnten Gegenden ( St. Louis und St. Charles County ) iſt das Tödten des Wildes während der Brutzeit bereits geſeßlich ver boten. Die Schrotflinten ſind erſt durch die Teutiden hier eins

72 geführt worden , — die Amerikaner gebrauchen meiſtens die lange, ſchwere ſogenannte Reifel ( rifle gun ) mit der kleinen aber ſicher tref= fenden Kugel ; ſie iſt ohne Riemen und wird auf der Schulter ge tragen. Der Teutſche ,will auf die Jagd gehen “, - es iſt ihm den Er holungsgang abgeſehen vom Erfolge, - er freut ſich der Natur, der Wälder und Felder und der Geſchidlichkeit ſeines treuen Hundes. Der Amerikaner ſagt: " I want to kill a deer”, gebraucht alſo für das Erlegen des Hirſches denſelben Ausdrud, mit welchem er auch das Schlachten ſeiner Maſtichweine bezeichnet, und um das Erlegen gilt es nur ; denn von der Natur hat er ohnehin alle Tage genug. Zum Fangen der Feldhühner, Puter, Haſen, Waſchbären , Wölfe 26. 20 wiſſen die Amerikaner ſinnreiche Fallen zu machen, ſind auch im Jagen fühl und ſchlau und durch ſcharfe Sinne begünſtigt. Eine eigene Art von Jäger- Latein kann man ebenfalls zwiſchen den ächten Hinterwald - Jägern ( backwoods' hunters) hören , gewürzt durch eigenthümlich derbe Wiße. Dem Einwanderer iſt nicht zu rathen , daß er mit edlen Hühner Hunden ſich beläſtigt, ſie ſind hier kaum zu gebrauchen und ver lernen bald die mitgebrachte Dreſſur, indem Haſen und Hühner häus fig bis in die Gehöfte laufen. Von Gewehren nehme man nur die aler beßten mit. Das geſammte hieſige Landvolt iſt ſo vollſtändig bewaffnet und ſchußgerecht, daß es einem feindlichen Einfalle Millionen von Scharf ſchüßen entgegen ſtellen könnte. In's Innere des Landes könnte aber ohnehin niemals ein feindliches Heer dringen, indem jede Farm eine kleine Feſtung bildet. Unſer Friede wird, wenn wir unter uns felbſt einig bleiben , niemals geſtört werden, und wir ſehen höchſtens von Weitem zu, wie „die Völfer auf einander ſchlagen."

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Siebenter Abjchnitt. Bevölkerung : Amerikaner , 3rländer , Ieutice.

Nachdem das Thierreich von Miſſouri abgehandelt wurde, ſtellt fich zunädſt die Frage zur Beantwortung dar : welches iſt der Cha rakter der hier lebenden Menſchen ? Man hat mit einigem Erfolg verſucht, die Bewohner der verſchiedenen Staaten eigenthüm lich zu charakteriſiren . Den Miſſouriern feblt es noch an gleichmä figem Gepräge , theils weil jeßt noch in den verſchiedenen Theilen des Staates alle Stufen des Ueberganges vom Urthume zur Kultur ſich vorfinden , theils weil die Bevölkerung zu verſchietenartig zuſammen gelegt iſt. Im Ganzen zeigen unter den bieſigen Amerikanern die Männer etwas wirklich Mannhaftes , dem man nicht zu nahe tre ten darf , nichts von ſcheuer Demuth oder bäuriſcher Unbeboliens heit, immer eine Neigung zu Scherz und Wiß, Bereitwilligkeit zur Hülfe , Sinn für das öffentliche Wohl und zugleich für Parteiweſen, auch für Geſeßlichkeit im Allgemeinen, Familienanhänglichkeit, Vers langen nad Gewinn , Taft und Selbſtbeherrſdung im Benehmen , ſo lange es ſein muß , heftige Leidenſchaft, wenn einmal der Frieden geſtört wurde. Die Frauen befleiſigen fich eines feinen Beneh mens , ſo weit fie dazu fäbig ſind, und der äußeren Sittſamkeit und Zurücbaltung, find mehr oder weniger gute und ſorgjame Hauširauen und Mütter, nicht frei von der Sucht nach Puß oft über das rechte Mas, nicht übertrieben gemüthlich oder gar ſchwärmend, ergeben in ihr los, ſelbſt wenn ſie von einem Ende der Union an's andere , oder von Reidthum in Armuth verſeßt werden ; an den Amerikanerinnen iſt ebenfalls nichts Bäuriſch - Rohes zu finden , wahrhaft ichöne Geſichtszüge ſind nicht ſelten, die Geſtalt aber iſt nidt oft ſo ruſtig und das Anjehen friſch als bei den Frauen auf dem Lande in Teutſchland. 4

Es muß dem Europäer auffallen, daß in einem ſo groſen Staate wie dieſer, und der kaum erſt ſeit einem Menſchenalter beſteht, es doch jest ichon keine ganz unbewohnte Gegend giebt ; auch die entle genſten Theile ſind in Counties abgetheilt und haben eine gejeßlich geordnete bürgerliche Einridtung. Freilich iſt zwiſchen dem halbwil den Pionier- und Jägerleben an der Grenze von Arfanjas unt dem Leben in der Nähe von St. Louis faſt ein Unterſchied wie zwiſchen Tartaren und Pariſern. Doch auch unſere Pioniere ſind mehr ein fache als eigentlich rohe Naturmenſchen, befinden ſich in ihrer Art ſo wohl oder gar wohler als die Andern und bequemen ſich entweder atlmälig der unwiderſtehlich vorwärtädringenden Rultur, oder gehen ihr aus dem Wege, ſo lange es ein noch immer weiter weſtliches Land giebt. Man ſieht manchmal wankende Greiſe ihr werthvolles Eigenthum in einer durch Kultur wohlhabend gewordenen Gegend veräuſern, ſich den Mühen einer langen Wanderung, ja einer Wans derung nach dem Geſtade des ſtillen Dzeans unterwerfen, um dort wieder in einer Blockhütte zu wohnen und unter den Szenen, welche ihrem Jugendgefühle ſich am Tiefſten eingeprägt hatten, unter dem Geheule der Wölfe im Urwalde zu ſterben. Dieſe gebornen Rouſ ſeauianer wollen ſich eben von den Vorzügen der höheren Civiliſas tion nidt überzeugen laſſen , - fie bilden einen lebendigen Proteſt gegen die Uebel , welche mit ihr bisher unvermeidlich verknüpft waren . - Dieje Ritter des Urthums verlieren ſich aus Miffouri neuerdings mehr und mehr. Die beßten Gegenden der Fluß - Counties wurden ſeit Jahren vorzugsweiſe von Sklavenhaltern aus Virginien und Kentudy bejeßt, und dieſe leben hier, wie ſie dort zu thun pflegten. Namentlich be ſtreben ſich die wohlhabenderen Birginier, einen Ton von ariſtokratis ſcher Verfeinerung, eine Art von Bornehmthun auch hier aufrecht zu erhalten , was aber nicht recht gelingen will, da der großen Mehrzahl jedes Zeichen ariſtokratiſcher Anmajung zuwider iſt. - Der Norden wurde zum Theil - beſonders neuerdings — aus den nördlichen und freien Mittelſtaaten beſeßt, obwohl es dort auch zugleich mehr Sklavenhalter als in der gröjeren Hälite ſüdlich von Miſſouri giebt. In dieſen ſüdlichen und mehr noch den ſüdweſtlichen Theil begaben fich bauptſädlich ärmere Weiße aus den Agrikultur- Sklavenſtaaten ( den Plantagen - Staaten entgegengeſept) von Marvland bis

75 Tenneſſee -, welche dort den Sklavenhaltern gegenüber ſich in einem gedrüdten Zuſtande befunden hatten ; ſie wählten, das Land hunderte von Meilen weit durchioridend und Wildniß und Wegloſigkeit nicht achtend, irgend ein Stückchen Boden aus , das ihnen bebagte, ichlugen ihre Blodhütte auf, bauen etwa 5 Afer Korn , machen ſich jelbſt Klei der, Sđuhe und das Meiſte jonſt, führen ein halbmüßiges Jägerleben, bezahlen das Unentbehrlichſte, was ſie aus einem Kramladen Tag reiſen weit — entnehmen müſſen, mit Hirſdrellen, kaufen das Land erſt, nachdem mehr Einwanderer ſich zuträngen und es nöthig ideint, ſich ein Grundſtück zu ſichern , oder verkaufen die gemadte Anlage (improvement ) an einen ſogenannten Neufommer ( newcomer ) , ibm es überlaſſend, den Beſigtitel an das Land ſich zu erwerben, und ziehen luſtig weiter, bereits reich geworden nach ihrer eigenen Mei nung. - Dieſe Pioniere oder ſogenannten Squatter kultiviren fich entweder nach und nach zu erträglich guten Acerwirthen, oder bahnen doch den Weg für die wirklichen Aderbauer. Zwijden ihnen geteiben die Teutſchen ausnehmend gut, indem ſie wenig Mühe baben, jene urthümlichen Menſchen in Allem - aujer etwa im Hiridiagen zu überflügeln. Irländer befinden ſich in Maſſe nur in St. Louis , wo einige zu Anſehen, Würden und Reid thum fich erboben haben , die meiſten aber den niedrigſten Gewerben nachgeben. Aujerdem ſtellen ſie das ſtärtſte Contingent zu den Eiſenbahn - Arbeitern und ziehen heimath los, wie die Arbeit fortrückt, weiter. Auf dem Linde findet man ſie als Taglöbner und Feldarbeiter mitunter, wohl auch als Pädter oder Eigenthümer einer kleinen Hofſtelle. Biele bleiben ohne Familie , jedenfalls geht ſchon in der zweiten Generation ihr Charafter faſt ganz in dem amerikanijden unter. Die eingewanderten 3rländer bilden obne Zweifel das robeſte Element der hieſigen Bevölkerung. Sie ſind zwar nidyt ohne Anlagen , auch anſtellig, aber leichtſinnig, verſchwenderiſch, ſchmußig, dem Trunke ergeben und im Trunke ſtreit ſüchtig und ſogar blutrürſtig. Biele wiſſen ſich das Anjeben der Guts müthigkeit und Zutraulichkeit zu geben. Die Frauen , obgleich eben falls leidtſinnig, ſind doch den Männern vorzuziehen. Die groje Mebrzahl iſt unwiſſend, nicht einmal des Lejens fähig , Deſto mehr aber blind Den über ſie herrſchenden Paffen ergeben . Sie ſpreden

76 einen eigenthümlichen engliſchen Dialekt, und es iſt hodiſt lächerlich, unſere Knaben dieſes iriſche Rauderwelſch nachahmen zu hören * ) . Die Teutiden folgten hier zuerſt dem Laufe unſerer Ströme, zwiſchen die Amerikaner ſich einträngend, hier und da in gröjerer Menge ſich jammelno, io daß daraus ganz oder faſt ganz teutſche Nie Derlaſſungen entſtanden, welche immer weiter nad allen Seiten fich ausdehnen. Die Amerikaner finĉen es entweder in ihrem Vortheil, ihr Land an die Teutichen zu verkaufen, oder thun es, weil ſie ſich unbehaglich fühlen, wo die Deutiden ſich bäuren ; einige bleiben und bequemen ſich einigermajen der teutſchen Art, lernen auch wohl Etwas von unſerer Sprache. – Auſerdem finden ſich Teutiche in allen uns ſeren Stärten, wo ſie einen Theil des Handels und der Gewerbe in ihre Hände zu bringen wiſſen , und einige Städtchen ſind faſt ſo ganz teutich wie irgend ein Ort im alten Vaterlande. Neuerdings wer den auch die Eiſenbahnen von unſern Landsleuten bejeßt, der ſtärkſte Strom aber ſcheint jeßt nach dem geſunden und ſchönen Südweſten (ber zwar in allgemeiner Fruchtbarkeit andern Theilen des Staates nadſteht) zu bringen und ihn für das teutiche Element erobern zu wollen . Noch iſt Raum genug für eine maſſenbarte teutſche Eins wanderung, und dadurch könnte Miſſouri wozu ich es für vor zugsweiſe geeignet halte — zum teuticheſten Staat der ganzen Union gemacht werden , zu demjenigen, darin teutſches Leben vollkommen frei und glüdlich, verjüngt und kräftig ſich entfaltet. Die Teutſchen gewinnen hier im Verhältniß zu ihrer Zahl mehr als jede andere Rlaſſe der Bevölkerung und können, wenn ſie wollen , nach und nach alle Andern auskaufen. Die leßte, im Jahr 1856 vorgenommene Volkszählung giebt die Zahl der Bewohner von Miſſouri zu 878,261 an ( gegenwärtig mögen es über 900,000 ſein ), wovon muthmaßlich der adte Theil aus Deutichen beſteht. Eine beträchtliche Zahl der legteren ſtammt aus Hannover, Braunſchweig und Weſtpreußen ; aber auch heffen , Sachjen ,

Badenſer,

Bayern,

Schwaben,

Deſtreicher,

Pfälzer,

*) Hier bildet ſich mitunter bei den Deutſchen ohne wiſſenſchaftliche Nachhülfe eine bedeutende Spradgewandtbeit aus. Es giebt junge Leute, welche mit gleicher Fertigfeit Engliſd ), Iriſch, Hochteutſch und Plattteutſch reden, ja obendrein beſſiſch, Schweizeriſch u. ſ. w.

77 Schweizer u. 1. w . trifft man hier, geſellig und friedlich zuſammen wohnend und obne die kleinlichen Gebäſſigkeiten , welche die verichies denen teutſchen Stämme in der alten Heimath oft gegen einander an den Tag legen. Die Nordteutſchen hängen noch ſehr an ihrer platten Sprade ; dod wird ein beſſeres Hochteutich, als allgemein auf dem Lande in Teutſchland geſprochen wird, neben dem Englijchen hier immer mehr die allgemeine Umgangsſprache werden , indem die cor Niemand fürchte, daß rupten Dialekte ſich nicht erhalten können. wir jemals hier Teutſch und Engliſch miſgen, wie in Pennſylvanien ; wir ſprechen entweder das Eine oder das Andere, obwohl es unver meidlich war, einige engliſche Ausdrüde der gewöhnlichen teutſchen Umgangsſprache beizumiſchen .* ) Auſerdem gedenken wir mit dem teutichen Volke im innigſten geiſtigen Verbande zu bleiben, und wie dort werden auch hier Sprache und Ideen ſich fortbilden. Das iſt ja gerade das Bedeutendſte, was Teutſchland in der lebten Zeit für die Welt geleiſtet hat, und vielleicht leiſten wird , daß es nach allen Enten der Erde nicht allein fleiſige und geſchickte Hände ausſendet, ſondern mit ihnen auch evlere Sitte , Bildung und die werthvollſten Blüthen und Früchte der Kunſt und Wiſſenſchaft, dadurch eine Welt ſich erobernd. Manche der ausgeſtreuten Saamenförner mögen an anderen Orten und mehr von den Berhältniſſen begünſtigt jogar reichere Frucht bringen als in dem heimatblichen Boden ; feiner aber der vielen Zweige ſcheint geneigt, ſich ſo ganz vom alten Stamme loss zutrennen , daß er nicht ſo weit die geiſtige Entwidelung in Bes tracht kommt, eng mit ihm verbunden bliebe. Und zwar wird dieß kein geiſtiges Abhängigkeiteverhältniß, ſondern eine ſtete Wechſelwira kung zwiſchen Stamm und Zweigen werden . Schon in der zweiten Generation wird von Vielen das Engliſche, als die leichtere Sprache, faſt lieber geſprochen, namentlich von Kin dern und Solchen, welche des Hochteutſchen nicht vollkommen mächtig ſind. Wo Zwiſchenbeirathen porlommen - was bis jeßt nicht *) Die meiſten Dinge, welche hier für den Teutſchen neu ſind, auch eigenthümliche hieſige Thiere, Baumarten u. dgl., ſodann Vieles, wofür hauptſächlich nur Pro vinzial-Ausdrüde im Teutſchen gangbar ſind, benennen wir des allgemeinen Vers ſtändniſſes wegen mit engliſchen Worten und ſagen : Opoſſum (ſt. Beutelratte), Mint, ( it. Marder) , Korn ( ſt. Mais ), Sickory, Red- Bud , ( ft. Judasbaum ), Pawpaw, auch Farm ( ſt. Landgut) und Farmer, Fenz (it. Umzäunung ) u . v . As

78 Häufig geſchieht —, muß das Teutſche faſt ganz erliegen, es erhält ſich aber theils durch den Werth der teutſchen Literatur, theils durch teutiche Kirchen und Schulen, theils durch den ſteten Zufluß neuer wie man es zum Theil Landsleute. Es giebt Wenige hier, die im Oſten antrifft - , ihrer Abſtammung fich idämend und um für Eingeborne zu gelten , ihrer Mutterſprache ſich entäuſert hätten . Viels in der Stadt wie auf dem Lande mehr ſtellt ſich hier teutiche Element ohne Scheu und als vollberechtigt neben das ameri kaniſme. Manche Teutſche haben, ohne ihr Weſen im Mindeſten zu perleugnen, doch zugleich das Amerikanertbum ſo vollſtändig ſids an : geeignet, daß ſie durch dieſe doppelte Befähigung einen Vortheil über die Eingebornen haben , bejonders als Geſchäftsleute, Advokaten, Aerzte sc. 2c . , einen Vortheil, der ihnen von jenen oft beneitet wird. In St. Louis kann bereits kein bedeutenderes Geſchäftsbaus olline einen teutſcredenden Handlungsgebülfen beſtehen ; in allen teutiden Niederlaſſungen findet man teutiche Friedensrichter und andere teut: iche Beamten. Das hieſige Leben ändert und bildet an Jedem , der neu in dass felbe eintritt. Die in Europa aufgegebenen und deshalb hierber ges ſandten Subjekte geben bier entweder ganz zu Grunde, oder ſind ges zwungen , zu irgend Etwas tauglich zu werden, und oft kommen wuns derbare Bekehrungen und Umkehrungen vor. ( Ein lüderlicher Stus bent endet als augenverdrebender Methodiſtenprediger, ein ausrans girter Lieutenant als Holzpalter oder Seifenſierer, ein ſtolzer Baron treibt den Ochjenkarren , ein katholiſcher Pfaffe hat hier Frau und Kind und farmert luſtig, und ein ſchlauer Stauknecht ſteht einem ter größten Geſchäftshäuſer in St. Louis vor ) . Jeder lernt und ſieht Neues , ſein Blick erweitert fich, ſein Urtheil ſchärft ſich, - gezwuns gen zu ungewohnten Anſtrengungen gewinnt er an Energie und Selbſtvertrauen , - die Engherzigkeit, die Bedenklichkeit, das Phili ſtertbum idwinden. Der früher Gedrüdte hebt fich und lernt als gleichberechtigter Menich rich fühlen und betragen, und der früher Vornebme ſieht zu ſeinem eignen Beſten ſich genöthigt, von ſeiner eingebildeten Höhe herabzuſteigen und die Andern als ſeines Gleiden zu behandeln. Doch nicht in allen Fällen iſt cie Umbilrung eine erfreulide. Menſchen ohne feſte und edlere Grundfäße , welche früber

nur die in der alten Welt jo mächtige Rüdjicht oder die wirkliche

79 Rutbe in den Sdranken der äuſeren Ehrbarkeit hielt, find wohl hier geneigt, alle Rüdjicht der Ehre über Bord zu werfen und allein der gemeinen Selbſtſucht zu fröhnen . Doch bildet ſich immer mehr auch unter den Teutichen eine beſſere öffentliche Meinung und ſie ſind im Ganzen wohl die aditbarſte Klaſſe der hieſigen Bevölkerung , Fleiſig, friedlich, mäſig ( nicht durchgehends ), beideiden ( mit Ausnahmen ) , ebrlich ( Der Mehrzahl nad ) . Die jährliche Liſte der Verurtbeilun gen zeigt, daß auf die Teutichen – im Verhältniß zu ihrer Zahl — die wenigſten ( auf die Irländer die meiſten ) Verbrechen kommen. Obwohl es ſich von ſelbſt verſteht, daß auch der Gebildetſte hier alles Vornehmthun bei Seite ſeßen muß , weil er doch einfach nur des aller Geringſten Mitbürger iſt ( eine übermüthige Behandlung würde ſelbſt ein Knabe von 15 Jahren nicht ertragen ) , ſo muß man doch darum nicht glauben, daß Bildung und Rohheit keinen Unter ſchied in der Stellung der hieſigen Menſchen zu einander begründen. Hat der Mann mit den geiſtigen Vorzügen die nöthige Beſcheidenheit gelernt und den rechten Takt in der Behandlung Anderer ſich ange eignet, fo mag er der Anerkennung gewiß ſein ; unſer Republikanis mud nivellirt nicht in der Art, daß der Unterſchied zwiſchen " promi nent men " und " common men ” wegfiele, und ſelbſt “ eminent” zu ſein, erregt weder Haß noch Neid. ? Da kein Schulzwang hier ſtattfindet, ſo iſt den Teutſchen dringend zu rathen, daß ſie alle Gelegenheit benüßen , ihre Kinder gut unter: richten zu laſſen, indem das hieſige teutide Element nur dann von Gewicht ſein kann, wenn es ein gebildetes iſt. Im allzu groſen Eifer, ökonomiſch empor zu kommen, wird jenes wichtigſte Erforderniß zu wenig beachtet. “ Knowledge is power” ( Renntniß iſt Macht) gilt hier mit Recht als beliebtes Sprichwort. In manden Sdilderungen, welche nach Teutſchland gelangen , wird das hieſige Leben als ein freutenloſes und düſteres dargeſtellt und namentlich den Teutſchen vorgehalten, daß ſie auf allen heiteren Lebensgenuß hier zu verzichten hätten . – Die menſdlidye Natur erfordert ein gewiſſes Gleichgewicht, und je tiefer die eine Schale ſant, deſto höher muß die andere ſteigen , bis jenes Gleidigewidt wies der bergeſtellt iſt. Es giebt keine Menſchen , welche ausgelaſſener tanzen, ſingen und jubeln als eine Heerde von Sklaven in einer der ſüdlichen Plantagen in den wenigen Tagen des Jahres, welche ihnen

80 frei gegeben ſind. Will man dieſe Leibeigenen darum glüdlich nen nen ? So habe ich auch hier noch keine Luſtigkeit geſehen , welche derjenigen gleich täme, wenn am RirmeBreſte teutiche Bauernburiche und Mädchen drei Tage und Nächte faſt unausgeſeßt tanzen und frobloden , Alles vergeſſend, was zwiſchen dieſen Feſten liegt. Aude die Spinnſtubenluſt, die Jahrmarktfreuden u. A. feblen. Ebenſo hat der dem Studium ſich Widmende nicht zu erwarten, daß ihm nach dem langjährigem Schulzwange und bevor er in das zahme und ſchleichende Philiftertbum übertritt, ein paar Jahre Der Trint- und Raufluſt, Der phantaftijden Ungebundenheit, oder auch der genialen Jugend freude zu Theil werden. Alles hält fid hier in mehr gemeſſenem Sdritte, Alles iſt im Ganzen ernſter, das Leben weniger bekümmert und gedrüdt und ſo auch ohne genial- poetijde Freudenausbrüde wie die genannten , aber keineswego obne Erbolung und Freude für Den, der ſie in reciter Art ſucht. Statt daß das häusliche Leben hier, wie zu oft in der alten Welt, durch Noth und Sorge verbittert würde, ſind Wohlſtand und Gedeihen hier eine ſtete Quelle der Freude. Den erbeiternden Umgang judit ſich jeder nach Gefallen, und dabei gejdieht es natürlich , daß , obwohl wir die europäiſchen Klaſſenunter: ſchiede längſt beſeitigt haben , Jeder doch am liebſten im Kreije von Solchen ſich erfreut, welche an Bildung ihm am Nädyſten ſtehen. Die jeßigen Unterſchiede der Bildung werden wenigſtens auf dem Lande in den folgenden Generationen verſchwinden, die ſogenannten lateiniſchen Bauern werden ausſterben , und unſere Nadkommen, von der teutſchen Rüderinnerung frei, werden ſich in der bieſigen , allerdings mehr gemeſſenen Weiſe vergnügen und wohl fühlen. — Sonntags beſucht man die Nachbarn, Tänze werden bald da, bald dort veranſtaltet, bei Hochzeiten geht es oft hoch her, mehr als die Männer machen die Frauen wohl auch in der Woche einen Kaffees Bejuch und diskutiren die Vorgänge in der Nachbarſchaft, - ſtatt der Jabrmärkte dienen die jährliden Ausſtellungen der Erzeugniſſe des Aderbaues, der Gewerbe und der Kunſt ( iog. fairs ) ; die Jugend in den Städten hat Turnplaße und Turnhallen , die Männer haben Dis putier-Uebungen ( debating societies ) ; politiſche Verſammlungen mit Reden, Wahlen 2c. 20. An Trinkſtuben feblt es ſogar auf dem lande nicht ; in den Städten ſind Theater, Mujeen, Leſezimmer, Bibliotheken . Das Nüßliche herridt im Ganzen hier vor, -

81 es fehlt der Jeter will wiſſen , warum er lebt und ſich anſtrengt; Spleen der Engländer, es fehlt die paradirende luſtige Beweglichkeit der Franzojen, es fehlt die halb gemüthliche und halb philiſterhafte teutſche Jovialität, und an deren Stelle tritt ein mehr mit einem öffentlichen oder republikanijden Charakter bekleidetes und oft durch einen eigenthümlichen Humor gewürztes, mehr nüdternes Fröhlich ſein oder Sidſelbſtvergnügen. - Daß die Teutſchen mehr Sinn haben für edlere geſellige Luſt, erkennen die Amerikaner bereits an und betheiligen ſich gerne an ihrer eigenti ümlichen Art von Bolfs Freude.

Achter Abſchnitt. Straſen, - Eiſenbahnen.

Die ſogenannte County Court iſt die Bebörde, welche bei Eröffs nung und Anlegung neuer Straſen und deren Unterhaltung anzus ordnen, Wegaufſeher anzuſtellen hat 26. 26. In trođener Jahreszeit find cieje Wege gut genug , in der ſchlecten muß man ſeben, wie man durchlommt. Privatwege machen die Nadbarn ſelbſt von einem Plaße zum andern. Die ſogenannten Staatsſtrafen werden von der Geſeßgebung ( legislature ) ohne Rüdſicht auf Countygrenzen — von einem Hauptorte zum andern vorgeſchrieben , auch wohl wie der abgeändert. Eine wichtige ſolche Staatsſtraße iſt die ſogenannte Boone's- lick road, hinauflaufend an der nördlichen Seite des Mija ſouri bis über Jefferſon City binauf, welche meiſtens von Wanders zügen ( movers ), die entweder bei St. Charles oder bei Waſbington über den Strom jeßen , auf der Reiſe weiter weſtlich benüßt wird ; eine andere führt von Arkanſas über Springfield nach St. Louis, oder nach Waſhington und von da weiter ( an der Wohnung des 4*

82 Verfaſſers hin ) nördlich nach Jowa.

Jeder Theil des Staates hat

ſolche Straſen . Steinſtraſen ( Chauſſeen ) giebt es bis jeßt wenige, - eine von St. Louis nach St. Charles, 20 Meilen lang . Zwiſchen eben dieſen Stätten hat man auch eine Bretterſtraje angelegt und noch gegen 10 Meilen weiter landeinwärts fortgeſeßt; auch in andern Theilen des Staates giebt es ſolche, - man wird fünftig aber die Bretter durch Steine erjeßen müſſen. Seit mehreren Jahren wurde es auch nöthig , Eiſenbahnen anzulegen , obzwar der junge Staat den größten Theil des dazu erfors derlichen Rapitals auswärts ( in New - York und ſelbſt in Lonton ) borgen mußte. - Im öſtlichen Theile des Staates , wo begonnen werden mußte, machen die ihn durchziehenden Hügelreiben ſowie die bedeutenden Nebenflüſſe der Hauptſtröme dieſe Anlage mühvoll und theuer ; Dazu kommt, daß gerade damals der Arbeitslohn ſehr hoch war, und ferner, daß bei dem hieſigen Contraktſyſteme enorme Gelds verſchleuderungen nichts Ungewöhnliches ſind, und ſo ſollen die erſten 125 Meilen der Pacifik - Bahn die ungeheure Summe von 60,000 Dollar per ( engl. ) Meile gekoſtet haben . – Der Fahrpreis für Perſonen iſt 4 Cents die Meile ; die Wagen ſind gut, ja elegant, mit bequemen Sißen , - Alles für Alle gleich ( feine Klaſſen ), nur daß die Raucher auf einen beſondern Wagen beſchränkt ſind und wie natürlich — für die Bequemlichkeit der Damen vorerſt geſorgt wird. In Miſſouri hat ſich bis jeßt nur ein großer Unglüdsfall ereignet - bei der erſten Fahrt über eine proviſoriſche Brüde über Den Gaſconade. Die Eiſenberg - Bab n wurde bereits im vierten Abſchnitte hinreichend geſchildert, und ſo gebe ich zur wichtigſten von allen , zur Pacifit - B abn über, deren Namen anzeigt, daß die Fortießung derſelben bis zum Geſtate des ſtillen Meeres, bis nach San Franziſco , beabſichtigt wird . An der Ausführbarkeit iſt nicht zu zweifeln, und Benton, Fremont u. A. haben uns verſichert, daß dieß die Bahn ſein muß , welche fünftig die Staaten am ſtillen Meere mit den übrigen Theilen der Union verbindet, daß mit den Hülfsmitteln unſerer Zeit zehn Jahre hinreichen würden, um das grosartige Unternehmen in Ausführung zu bringen, daß alſo fünftig nicht allein das Gold

83 von Californien, ſondern die Kunſterzeugniſſe der Japaneſen, der Ibee und die Seite des cinefiidhen Reides, ja Ditindiens Sdäße bei ihrem Gange Turch die Welt ihren Hauptweg durch die Mitte von Miſſouri nehmen müßten , um einen Hauptſtapelplaß in St. Louis zu finden, welches dadurch zur zweiten oder dritten Weltſtadt werden würde . Andere meinen , daß der Winterſchnee im Feliengebirge ein unüberwindliches Hinderniß bilde, wogegen Fremont verſichert, daß die grojen Maſſen von Schnee nur auf den Bergen fich anhäufen , daß die Thäler, turc welde die Bahn geführt werden joll, nidt mehr Sdnee haben als die öſtlicheren Gegenden in derſelben Breite, und daß Anſiedlungen ſich machen laffen der ganzen Bahn entlang . Sollte die Sache zur Ausführung kommen , dann müßten wir den brot- und arbeitslojen Maſſen in Europa zurufen : kommt herüber zu Millionen, belit ein Riejenwert vollbringen, wozu unſere Kräfte nidt ausreichen , und gründet eud nach Luſt und eigener Wahl freie Heimſtätten in einem der Kultur nun zu eröffnenden Gebiete, das Halb ſo gros als Europa — jept von ein paar Indianer - Stämmen und Millionen von Büffeln durchichwärmt iſt. Miſſouri vors zugsweiſe müßte die Nahrungồmittel für die Arbeiter, das Eiſen für die Schienen liefern , und ſeinen Bürgern würden Millionen zu fliejen . Die beigefügte Charte zeigt den Lauf theils der fertigen und in der Bollendung begriffenen, theils der weiter projeftirten Eiſenbahnen. ( Daraus iſt zu erſeben, tab aud die Eiſenberg - Babn von ihrem jeßis gen Endpunkte weiter ſüdlich bis nad Arkanſas und zugleich in öſtlis dher Richtung bis zum Miſſiſippi, der Einmündung des Dhio gegen über, fortgejeßt werden ſoll. Die Pacifit - Bahn lauft von St. Louis zuerſt nach dem Meramet- Fluſſe, wo zwei Tunnel nothwendig wurden , und gelangt in der Nähe von Waſhington , an den Miſſouri, deſſen Lauf ſie bis 4 Meilen jenſeit Jefferſon - City folgt, wo ſie den Strom verläßt , um einige der ſchönſten und reidſten Prärie - Counties zu durdlaufen und in Ranjas City — nabe der Einmündung des Ranjas- Fluſſes in den ihr vors Miſſouri und an der weſtlichen Grenzlinie des Staates

läufiges Ende zu erreichen . Bis dahin muß ſie in zwei Jabren fertig ſein , und der noch unvollendete Tbeil über faſt ebenen Boden bietet feine

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Schwierigkeiten bar . Die bedeutendſten Orte an dieſer Bahn ſind: Meramel ( 181 M. von St. Louis ) , Pacifik- City ( früher Franklin 37 M. ) , Waſbington ( 54 M. ) , Millers Landing ( 661 M. ) , Hers mann ( 81 M. ) , St. Aubert ( 105 ) M. ) , Diage ( 1164 M.), Jefs ferſon City ( 125 M. ) , California ( 1504 M. von St. Louis ) , bis Von Jefferſon jeßt der leßte Ort, welchen die Züge erreichen. gehen täglich Packetboote nach Ranjas - City und weiter auf dem Fluſſe. Dieſelbe Geſellſchaft, welche die gedachte Bahn erbaut und ihren Siß in St. Louis hat , beſigt auch den Freibrief für die ſogenannte ſüdweſtliche Zweigbab n ( South western branch ), durch welche der Südweſten des Staates erſt aufgeſchloſſen und in Kultur gebracht werden wird . Der Anfangspunkt iſt in Pacifik - City, an der Pacifit- Bahn , und die Schienen ſind bereits für eine Strecke ges legt ; ſie endigt an der Grenze des Indianer- Gebietes in dem jdbönen Newton County. Die widtigſten Orte an dieſer Babn ſind bis jest : Bavaria ( eine neue teutſche Stadt, nicht fern von Pacifit City ), Pine Bluff ( wo die Fidtenwaltungen beginnen ) , Waynesville ( wo die Babn das Dzarkgebirge erſteigt ), Springfield ( auf der Höhe des Ges birges ) , Neoido ( idon jeßt geprieſen wegen ſeiner ſchönen Lage ) . Neue Orte der ganzen Bahn entlang werden bald in Menge entſtehen . Die Hannibal - St. Joſeph - Bahn – iſt die wich tigſte für den nördlichen Theil des Staates und jeßt die Bewohner in Stand, ihren Hauptmarkt entweder in St. Louis, oder Chicago zu ſuchen . Sie lauft durchaus durch fruchtbare und der höchſten Kultur fähige Gegenden und nach ihr hin werden die Bewobner der noch nördlicheren , überaus frudtbaren Counties fich Wege öffnen müſſen. Ihr ganzer fauf liegt ungefähr im 40ten Breitegrad , quer den Staat vom Mijfiſippi bis zum Miſſouri durdiſchneidend. Sie beginnt in Han nival am Miſſiſippi, iſt von hier aus ídon jetzt ihrer ganzen Länge nad fabrbar , berührt Palmyra, Bloomington, Utica , Chilicothe, und endet in St. Joſeph. In weniger als einem Menſchenalter wird man mehr als 100. Städte an dieſer Bahn zählen , indem jeßt die ganze Strecke ſchnell ſich dicht beſiedelt. Es find hauptſächlich Rapi: taliſten in Boſton, welche dieſe Babn bauen , und es ideint, daß vor

85 zugsweiſe in ihrer Nähe die Yankees ( Bewohner der nordöſtlichen Staaten ) fic in Maſſe niederzulaſſen gedenken. ( Dieß wird die Sache der Emanzipation weſentlich fördern. )

Die Nord - Miſſouri - Bahn , hauptſächlich in den Hän den von Rapitaliſten in St. Louis und mit zu dem Zwede angelegt, Den Handel mit dem nördlichen Theile des Staates, welcher durch die zulegt genannte Bahn ſich weiter nordwärts zu ziehen droht, nach St. Louis hinzuleiten. Sie beginnt in St. Louis, lauft dann nach St. Charles ( auf der Nordſeite des Miſſouri ), berührt Warrenton ( in Warren Co. ) , Merito ( ſo weit iſt ſie bis jeßt im Gange ) , idyneitet Dann die rorber genannte Bahn an einer Stelle, wo ein wichtiger Handels- und Gewerbsort entſtehen wird , und ſoll über Kirksville nördlich bis zur Grenze von Jowa fortgeſeßt werden ; die Bewohner von Jowa werden für die weitere Fortjepung jorgen . Sodann iſt theils ernſtlich in Vorſlag gebract, theils bereits durch Freibriefe von der Legislatur bewilligt die Anlegung folgender Bahnen : pon Jefferſon City auf der nördlichen Seite des Miſſouri in nordweſtlicher Richtung nach Fayette , Glaſcow und Brunſwid ( beide am Miſſouri ), Carrolton, Richmond, Liberty ( bereits ein be deutender Ort ) , Platte City , dann wieder zum Miſſouri ( gegenüber Archijon in Ranjas ) und nöròlich nach St. Joſeph; — bon Jeffer jon ſürlich nach Waynesville an der jüdweſtlichen Zweigbabn ; -- von Jefferſon ſüdweſtlich nach Warſaw ( am Diage- Fluß) und weiter bis zur Indianer- Grenze ; — von Jefferſon nördlich nach Mexico ( an Der Nord- Miſſouri- Bahn ) , dann die Hannibal- St. Joſeph - Bahn idoneidend nad der Mündung des Moines - Fluſſes und bis nach Reos von Boonesville ( an der recyten Seite des kuck ( in Jowa ) hin ; Miſſouri) ſüdlich nach einem Punkte an der Pacifit- Bahn ( ſiehe die Charte Nr. 1 ) . Ein Blid auf die beigefügte Charte zeigt, daß für das profeftirte Eiſenbahnnes St. Louis und Jefferſon City die beiten wichtigſten Punkte bilden , daß aber kein Theil des Staates ganz überſehen iſt. In weniger als 50. Jahren werden die Mittel zur Hand ſein, die jeßt verzeichneten Bahrten zu verdoppeln. Den einzelnen Geſellſchaften ſind zum Behufe des Bahnbaues ungebeure Schenkungen öffentlichen Landes vom Congreſſe gemacht

86 worden , welches Alles zum Verkaufe kommt, ſowie der Bau der Bahs nen weiter fortjáreitet. – Telegraphenlinien gehen ſchon jeßt durch alle Theile des Staates und laufen in St. Louis zujammen.

Neunter Abſchnitt. Handel

und Gewerbe ; Bantweien ; Sants werter.

Statiſtiſche Angaben über den Handel und die Gewerbe des Staas tes Miſſouri, auſer ſofern St. Louis in Betracht kommt * ) , find nicht zu haben . — Miſſouri gewinnt theils durd importirte Werthe, theils durch das , was der Fleis ſeiner Bewohner ſchafft, theils durch bie natürliche Wertherhöhung der Dinge, hauptſächlich des Bodens, jährlich Millionen, wogegen die Sculden des Staates, der Counties, der Corporationen und Stärte, ſowie der Einzelnen kaum in Betracht kommen ; Alles iſt im Werden und Wadſen, – nirgende eine Er idköpfung oder ein Abſterben. Der Staat verſendet bis jeßt hauptſächlich Rob - Produkte : Brot früchte und Mehl , Schladtvieb, und Salz- und Raudfleiſch, Pierde, Maulthiere , Tabadt, Hanf, auch Eier, trođenes Obſt, Heu , Pelzwert 26. , wovon das Meiſte nad New Orleans, Einiges weiter nad Wes ſten, Einiges nach dem Oſten und Norden geht. Eingeführt werden Colonialwaaren, auch Salz über New - Orleans, Fabrikate der ver ſchiedenſten Art, auch Arzneien, Dele rc von New- York, Philadelphia , Cincinnati , Pittsburg , — Bretter, Bauholz und Schindeln vom obern Mijiſippi, Miſſouri und Ohio .

Viele Gejdäitsleute in St.

*) Der Sohilderung von St. Louis wird ein beſonderer Abſchnitt gewidmet werden.

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Louis unterhalten auch direkte Handelsverbindungen mit England, Teutidland , Frankreich, Belgien , der Schweiz ; -- Wechſelgeſchäfts Verbindungen beſtehen dort mit allen wichtigeren Orten. Die Luft zum Handeln iſt ein durdgreifender Zug im Charakter

des hieſigen Volkes, faſt Ade handeln, was auch immer ihr beſonde rer Beruf ſein mag. So kommt auch der Farmer gegen Andere zu kurz, wenn er nicht ein gewandter Händler iſt; auf das Steigen und Fallen der Preije wird beſtändig ſpekulirt, - Das Handeln und Tau ſchen mit Pferden, Flinten , Uhren, ja Tajdenmeſſern u . geht immer fort, und dieß gehört zum Erſten, was die Jugend lernt. Angenehm wird es manchen Leſern ſein, zu hören, daß wir es dabei nicht mit wirk lichen Schacherjuten zu thun haben ; die Juden ſind nur in den Städten , wo ſie zum Theil grosartige Geſchäfte führen , oder durch wandern , bevor ſie dazu gelangen , eine Zeitlang als Kauſirer das Land ; ſie zehnten hier nicht, wie in Teutſchland, die überliſteten Bauern. Märkte einzurichten ,hat man nicht für nöthig gefunden , - Käus fer und Berkäufer wiſſen doch einander zu treffen. Außerdem fommen in jeder Umgegend jährlich mehrere Verſteigerungen vor ( in Folge von Sterbfällen , oder des Weiterziehens einer Familie, oder weil ge mand ſich kleiner einrichten will ), wobei auf 9. oder 12. monatlichen Credit verkauft wird ) ; die ganze Nachbarſchaft verſammelt an dem Drte des Verkaufes ſich, Mancher kommt nur des freien Trunkes wegen, Andere beſorgen auch Privatverkäufe und Geſchäfte aller Art. Kramläden ( stores ) giebt es in Menge nicht allein in allen Städten (Denn jeder neue Drt beginnt mit einem Laden ), ſondern auch auf dem Lande an allen gelegenen Pläßen . Je weiter vom Haupts markte, deſto höhere Prozente nimmt der Händler, bis die Concurrenz die Preiſe auf das Gemäſigte herabdrüdt. - In unſerer Gegend muß bereits ſogar ein Landkrämer für 4 - 5000 Dollars Waaren einlegen ; denn die Kunden verlangen , daß ſie Alles, was ſie bedür fen, bei ihm vorfinden : Colonialwaaren aller Art, Kleiderſtoffe und Kleider , Schube, Sattlerwaaren , Geſchirre faſt für alle Handwerker, Schulbücher, Schreibmaterialien, die gewöbnlichſten Arzneien , Spiel ſachen, Zuderwert, Rudbgeſchirre und alles Geräthe Des Farmers. Dagegen ſoll der Krämer in Zahlung annehmen : Eier, Butter, Wadhe, trođenes Dbſt, Häute, Pelze, - und daneben wird er gewöhns

88 lich noch einen ausgedehnten Handel mit Früchten und Fleiſch betrei ben . — Ueberall, wo Teutſche wohnen, geht dieſer Handel ſchnell in ibre Hände über, und Viele ſind dadurch in kurzer Zeit reich ge worden. Der größere Theil des hieſigen Handels beruht auf dem Creditſy ſteme, Vertrauen wird leicht und oft leichtſinnig geſchenkt; dod iſt Gold und man ſeit der leßten Kriſis etwas vorſichtiger geworden. Silber circulirt in Miſſouri mehr als in jedem der Nachbarſtaaten , in welchen man nichts als Papiergeld ſieht, und was wir hier von Banknoten haben , gehört wenigſtens zu den beſſeren . Während der ſo viel jüngere Staat Wijconſin bereits 108. Banken zählt, hatte Miſſouri bis vor Kurzem nur eine einzige , und aud bis jeßt find nicht mehr als 12. ( wovon 8 in St. Louis ) mit 8 Zweigbanfen im Gange. Die ,Mijilippi-Handels - Zeitung" giebt die Noten folgens der Banken als par ( Gold und Silber gleichſtehend ) an : Bank of the State of Missouri; Mechanics' bank ; Bank of St. Louis ; Merchants' bank ; Southern bank of St. Louis ; Exchange bank ; Zweigbank zu Booneville ; die andern ſind mit 1. Proz. unter par angegeben . Wie ſehr man auch mit Redt hervorheben mag , daß das ganze

amerikaniſche Bankweſen ( es giebt über 1200 Banfen ) böchlich übers trieben und unjolid iſt, daß es und in eine ungünſtige Stellung bringt Der alten Welt gegenüber die Menge Des Circulationsmittels vers mindert deſſen Werth , -- unſere Einfuhr iſt übertrieben und unjer Metallgeld geht dafür aus dem Lande, -- unſere eigenen Erzeugniſſe mit werden zu theuer, um ſie mit Vortheil ausführen zu können , Den in Europa geborgten Summen richten wir zu wenig aus ?c. ) , daß es Berichwendung, Schwindelei und Betrug befördert und uns von einer kurzen Periode zur andern einer verderblichen Kriſis aus ſeßt; ſo wird dagegen geltend gemacht, daß hier die überaus ſchnelle Zunahme des hieſigen Verkehrs und des Gejchäftswejens in allen Zweigen die Vermehrung des Geltes im gewöhnlichen Wege lange nicht zureicht ( muß doch der Anleiher troß unſern Millionen Papier geldes , 12 — 15. und mehr Prozente zahlen ) , daß die raiche Aus debnung der Anſiedlungen , die Gründung grojer Städte , die Erbau ung von Schiffen , Dampfern und Eiſenbabnen , die Anlegung groſer Fabriken u . j. w. obne die Hülfe des Papiergeldes nicht möglich geweſen

89 wäre und daß dieſes demnach, obzwar in ſich ſelbſt werthlos, unermeß liche wirkliche Werthe geſchaffen habe. Gewiß iſt, daß der einzelne Staat dem eingeriſſenen Unweſen nicht wohl fich opponiren fann ; er muß eigne Banken gründen, die er überwachen mag , oder er wird von werthlojem Papiere von Auſen her überſchwemmt werden. Fabrikweſen iſt auſer dem in St. Louis noch wenig im Staate. - Hin und wieder trifft man eine Waſſermühle, auch noch eine Prerdemühle oder auch eine Ddhjen - Tret-Mühle ; ſonſt geſchieht alles Mahlen und Sägen durch Dampfkraft; Dampfmühlen – auc zum Hobeln u . v. A. findet man bereits faſt in allen Städten, aus ſerdem und ſelbſt zerſtreut auf dem Lande die nöthigen Hands werker, deren Zahl jedoch mit dem fortſchreitenden Anbau des Landes beſtändig vermehrt werden muß. Der Handwerksbetrieb iſt völlig frei, auch unbeſteuert. Der Lebrling erhält noch eine Bergütung , wird anſtändig behandelt und etablirt ſich, wann und wo er will. Der amerikaniſche Handwerker arbeitet raſch, macit Vieles gut, aber meiſtens fehlt ihm die Ausdauer. So geſchieht es, daß auch die meiſten Handwerke in die Hände der Teutſchen kommen. Mande derſelben paſſen nur für Städte , aber auch auf dem Lande kommen ſehr gut fort: Sduhmacher, Sdneider, Schmiede, Tijdler, Wagen macher, Zimmerleute, Maurer, Böttcher, ſelbſt Sattler, Büchſen ſchmiede zc. Auch der Handwerker iſt hier einigermaßen Händler , er fauſt Vies les, was in der Grosſtadt fabrikmäßig und woblfeiler geliefert wird, als er ſelbſt es machen kann, und wenn er es auch nur etwas nach arbeitet, ſo geſtattet ihm das liberale Gefeß, es als ſein eigenes Pro dukt zu verkaufen . — Aujerdem gebraucht der hieſige Handwerker, der Blechſchmied, Küfer, Wagenmacher, Schuſter 16. eine Menge von ſinn reichen Maſchinen und treiflichen Geſchirren, deren Gebrauch man lernen muß , die man in Teutſchland nicht zu kennen ſcheint, welche Der Stand der Handwerker aber die Arbeit bedeutend erleichtern . (mechanics) iſt hier durchaus geadtet ; einige der bedeutendſten Mits glieder des Congreſſes haben ihre Laufbahn als Schubmacher, Schnei der, Müllerburſche zc. begonnen, und das alte Sprüchwort " ne sutor ultra crepidam " verliert hier ſeine Geltung . - Ueberhaupt iſt bet den Amerikanern nichts Gewöhnlicher, als von einer Berufsart in die andere überzugehen und anders zu endigen als der Anfang erwarten

90 lies. Sie bekümmern ſich deshalb von Frühem an um Alles und verſtehen in der That auch mehr als andere Nationen von Adem Etwas. Der Cenſus von 1850. giebt für Miſſouri an : 3029 Fabrit und Handwerfeftätten ; über 9 Millionen darin angelegtes Kapital ; 121 Mil . jährlich verbrauchtes Rohmaterial; gegen 16,000 darin beſchäftigte männliche Arbeiter und 873 Frauen ; über 3 Mil. jähr: lich bezahlte Taglöhner ; gegen 24. Millionen Werth der jährlichen Erzeugniſſe ( Ades nur unbedeutend geringer als in dem ſo viel ältes ren und reichen Staate Rentudy ) ; der Cenſus von 1860 wird vielleicht doppelt größere Zablen angeben . St. Louis allein lieferte im leßten Jahre für 18. Millionen Dollar Eiſenwaaren.

Zehnter Landleben ; madung

des

Abſchnitt.

A & erbau im Allgemeinen ; urbars Prärie- und

des

Waldbodens ;

Fenzen ; Aderbaugerätbe ; Düngung 16.

Das "Beatus ille etc." ( ſelig der Landmann !) gilt von keinem lande mehr als dem hieſigen, und wenn es nicht in der Natur der Menſchen, namentlich der civiliſirten, läge, Verdruß und Sorgen wenn die unvermeidlichen fehlen — ſich ſelbſt zu bereiten , ſo könnte die Lage eines hieſigen Farmers, nachdem die Mühen der erſten Eins richtung überſtanden ſind, faſt als ein idealer Zuſtand gelten. Unab Hängiger, als er auf ſeinem freien Eigenthume waltet, weniger con trollirt, weniger auf Gunſt angewieſen , weniger an Rüdjichten ges bunden giebt es Niemanden . - Glüdlicher noch, als die Meiſten wirklich ſind, könnten Alle ſein, wenn ſie genügiamer wären ; aber iſt

91 einmal der primitive Zuſtand überwunden , dann geht es an ein Heßen und Wetteifern, - worin der Einzelne nicht zurüdbleiben mag ; es iſt ſo belohnend , die Aderfelter jährlic auszudehnen , den Biebſtand zu mehren , und auch mit Gebäuden will man ſich beſſer einrichten . Aber nun reichen die Arbeitskräfte kaum zu, das.Nöthigſte und Drin gentſte zu beſorgen, die allzu weitläufigen Umzäunungen kommen aujer Ordnung, die Gebäude fangen an zu verfallen, die älteren Felder, weil die Bebauung nicht nadhaltig war , ſind bereits erſchöpft, . das Ganze nimmt ein widriges Anjeben an, und im Unmuthe verkauft der Eigenthümer Alles, um auf's Neue in der Wildniß zu beginnen . Dieß geſchieht nicht immer, aber bäufig. Meinen Landsleuten möchte ich den Rath geben, zwar die nöthi gen Anlagen zu machen , weil bei einer zu kleinen Bewirtbidaſtung nichts zu gewinnen iſt, aber nicht über das Mas hinauszugeben, bei welchem es thunlich bleibt, alles in beßter Ordnung zu erhalten. Für eine gewöhnliche Familie reichen 40 - 60 Ader klares Land hin, und eben ſo viel Waldland ſollte der Farmer auſerdem beſißen , alſo im Ganzen 80 bis 160 Aker ; muß man auch ſchlechtes Land mit in den Rauf nehmen , ſo mag die Aferzahl gröjer ſein , und fauft man Congreßland und ſind die Mittel zureichend, ſo iſt es rathſam , fich 300 Aker und mehr zuzueignen . Nur ichmälere man ſeine Mit tel nicht zu ſehr durch den Ankauf groſer Pläße, um etwa auch die Söhne fünftig verſorgen zu können ; – die hohen Zinjen gebren Land, tas man während vieler Jahre nicht ſelbſt gebraucyt, beis nabe auf. Die hieſigen Farmer ſind nicht das ganze Jahr hindurch ſo ans haltend früh und ſpät im Geſchirre wie teutſche Bauern ; zu Zeiten aber gilt es, tüdtig zuzugreifen . Viele Arbeiten verrichtet man mit Luſt, darf aber darum auch die unangenehmen nicht unterlaſſen oder aufſchieben. Man muß das Kleinſte wie das Größte beachten , Alles zu rechter Zeit thun , ſtrenge Dronung in Allem halten. Laß mich, jagt man hier, eines Mannes Fenz anjeben, und ich will dir ſagen, weß Geiſtes Kind er iſt. Schon jeßt iſt die hieſige Farmerei lange nicht mehr ſo lüperlich, als ſie noch vor 20 Jahren war. Teutjdland jantte bisher gar manche Familie bieber , welche ohne alle Kenntniß der Landwirthichaft und mit Gewöhnungen und Anſprüchen , welche für dieſen Beruf durchaus nicht paſſen — ſich hier

92 auf dem Lande niederlieſen. Manche bildeten ſich ein, bier eine Art vornehmen Schlaraffenlebens führen zu können, und ein jolches wurde wirklich eine Zeit lang dieß- und jenſeits des Miſſiſippi ge führt, ſo daß die ſog. lateiniſchen Bauern bald ein Gegen ſtand des Wißes für die Uebrigen wurden . Die Unheilbaren gingen unter, einige der Verſtändigeren gingen zu Beſchäftigungen, mehr ihrer Vorbildung entiprechend, über, Andere, mit mehr praktiſdem Sinne und Energie begabt, ſind im Berlaufe der Zeit ſehr tüchtige Landwirthe geworden und tragen weſentlich dazu bei , dem hieſigen teutſchen Leben einen geſitteteren Anſtrich zu geben. Da der vornehm Erzogene ſelten auch beim beſten Willen in Arbeiten, welche vorzugs weiſe Austauer und Kraft erfordern, dasſelbe leiſtet, was der als Bauer und Taglöbner Erwadjene zu Stande bringt, ſo muß dieſer Ausfall wo möglich durch gröſere Mittel erſeßt werden, durch welche man die nöthigſte Hülfe ſich ſchafft. Da gemiethete Hülfe hier theuer iſt, ſo kann ſie mit Vortheil nur von Solchen angewandt werden, welche mit der hieſigen Landwirthidhaft bereits vollfommen vertraut, Dabei gute Rechner ſind und zugleich mitarbeiten . Der „lateiniſche" Anfänger muß dennoch mitunter darnach greifen, ſelbſt wenn er eis gentlich Schaden dabei hat, bis Alles ihm ſelbſt geläufig geworden iſt, oder auch die hier erwachſenden Kinder ihm zur Hülſe heranrei fen . Um jo nöthiger aber iſt es, die mitgebrachten Mittel von An fang ſehr haushälteriſch zu verwenden und für Gebäude, Klärungen 26. nicht eher Bedeutendes auszugeben , bis man einen richtigen Ueber dlag zu machen im Stande iſt. Viel weniger als in der alten Welt darf man ſich auf den Werth des erworbenen Grundſtüdes ver laſſen , viel mehr als dort muß man die zu leiſtende und namentlich die eigene Arbeit in Anſlag bringen. Der Padtwertb eines Grundſtückes ( auſer in der Nähe von Grosſtädten ) iſt im Ganzen gering , verglichen mit dem Werthe der darauf zu verwendenden menidlichen Arbeitskraft. In Bezug auf die Benüßung des Bo dens und auf das Material muß man deshalb hier nicht ſo ängſtlich ſpariam ſein , wohl aber mit der Arbeitskraft inſofern haushälteriid umgehen, daß man ſie immer auf das Nüßlichſte verwendet. Hieraus erklärt ſich das Geheimniß , warum man hier mit derſelben Anſtren gung dreimal mehr als in Europa zu Stande bringt, jo viel mehr

93 für den Markt erziebt, und doch ſo viel mehr übrig behält zum eige nen Gebrauche. Dieſen Saß zu erläutern , will ich die Schilderung einer gröſern Bewirthſchaftung geben, welche mit nur wenigen Arbeitern betrieben wird. Die Felder für Klee, Wieſen, Korn und die verſchiedenen Halmfrüchte find regelmäßig abgetheilt, - es ſind ihrer 7. bis 8 . Gras und Salmfrüchte werden durch die Maſchine gemäht und legtere durd die Maſchine -- in 1 - 2 Tagen – gedrojchen. Pferde und Rindvieh kommen frühe auf eine ältere Wieje ( tie etwa im nädſten Jahre umgebrochen werden ſoll) zur Weide , die Schaafe auf eine Blaugradwieje ( i. Abſchn. 12. ) , die Schweine in ein Kleefeld. Den lekteren wird ſpäter ein Roggenfelt, und wenn dieſes abgeweidet iſt, ein Saberfeld eingegeben. Um dieſe Zeit ſind die übrigen Halms frudtfelder abgeärntet, welche nun den Schweinen zum Auſlejen der Aehren und den übrigen Thieren zum Abweidon des reichlichen Som mergraſes ( crap grass) übergeben werden. Mittlerweile ſind Klee und Wieſengras nachgewachſen, - die Thiere werden auf ihre erſte Weide zurüdgebracht und die Stoppelfelder umgepflügt. Die Schweine müſſen jeßt zur Mäſtung eingelegt werden . Das Bequemſte iſt, ihnen ein Feld mit Frühforn , das zugleich mit Kürbiſſen, auch mit Zuder korn und Erdäpfeln ( hier artichokes genannt ) bepflanzt ſein mag, einzugeben. Sit hier alles aufgezehrt, ſo wird die Mäftung in eis nem andern Felde mit Korn, das jest völlig reif iſt, vollendet. In ſolchen Feldern brechen die Schweine zugleich die Kornſtangen nieder und zerfreſſen ſie zum Theil, durdwühlen den ganzen Boden und rei nigen ihn von Larven und Würmern und düngen ihn zugleich ſo , daß er ſeine volle Fruchtbarkeit behält. Den Thieren für Waſſer und Salz zu ſorgen , iſt Alles, was man für, ſie zu thun braucht. - In den übrigen Kornfeldern pflüdt man nur die vollſtändig guten Aeh ren und läßt die kleineren Aehren mit den Blättern und Stangen zurück zur Winterweide für die Thiere. Auſerdem hat man eine, den Sommer hindurch geſchonte Blaugraswieſe, worauf ſich Pferde und Rinder ſogar bei Froſt und Schnee ernähren. So bedarf man ſelbſt für einen beträchtlichen Viehſtand nur einer geringen Nachhülfe von Winterfutter, und die ohne alle Mühe gedüngten Felter erhalten ſich fruchtbar, indem man nur einen zwedmäßigen Wechſel in dem Be ſtande eintreten läßt. - Vielleicht aber ſind die Kornfelder groß genug

94 um zugleich eine Mäſtung von Ddhjen möglich zu madjen, und man fettet mit weniger Mühe 50 – 100 Stüd als in Europa einige Paare. Das Korn wird dann um die Zeit der Reife 1 2 Fus über der Erde abgehauen und in ziemlich diden Haufen zuſammenge ſtellt. Im Oktober wird die nöthige Zahl von Odhjen ( 4.jährig und drüber — aud wohl verſchnittene Rinder, die gros und ausneh mend fett werden ) angekauft ( mitunter weit her aus den entlegenen Counties gebracht ) . Man bringt die Thiere in ein abgeärntetes Feld ( ohne alle Stallung ) und wirft ihnen täglich zwei mal die erforters liche Menge von abgehauenem Rorn - mit Stangen , Debren, Blät tern und den Kornhülſen vor, was während des Tages von ibnen verarbeitet wird, und ſorgt zugleich nur noch für Waſſer und Salz ( vielleicht geht auch ein Waſſerablauf durch das Feld ) . Das Feld Toll zwei Abtheilungen baben , ſo daß nach jeder Abfütterung nun die Schweine in die eine gebracht werden können , indem für ſie in dem Abfall und Mifte ſich noch ſo viel Náhrung findet, daß man auf jes den Maſtſtier beinahe zugleich zwei Schweine mäſten kann. Fin April wird die ganze Heerde nach St. Louis getrieben , dort lebend gewogen und nach den Pfunden verkauft. Ein ſolches ,,Maſtfeld" iſt natürlich für eine Reihe von Jahren ges düngt, und zwar ohne alle Mübe - Es iſt nicht unthunlich auf einem Plaße, der ſo etwa mit 3. guten Arbeitern beſtellt wird, einen jährs lichen reinen Gewinn von 1 - 2000 Dollar und mehr zu haben. Weil Heu und Korn , die Früchte bis zum Ausdreſchen und dann das Stroh im Freien bleiben können, ſo ſind dabei kaum andere Dekonos mie- Gebäude erforderlich, als ein einfacher Pferdeſtall und eine ſog. Kornfrippe, an welch lekterer auch das zahlreiche Federvieb ſich ſelbſt verſorgt. Gegen dieſe ,wilde Wirthſchaft" empört fich freilich von Anfang die teutiche Natur, berednet wie viel zukommt und wie viel mehr ges wonnen werden könnte. Man verſuche es, richte theure Gebäude auf und bringe Alles unter Dach (wo die Mäuſe dann einen grojen Theil zerſtören ), führe Stallfütterung ein , ſdrote und ſchneite oder kocke das Futter für die Thiere , bringe den Dünger wieder in die Felder, rede bie Aebren zuſammen, verfahre in Allem mit teutſcher Sparſamkeit und Sorgfalt, und die eigene Mühe bleibt unbezahlt, oder der Lohn der gemietheten Hände nimmt Alles weg , was erlöſt wurde.

95 Der ganze vorgeſchlagene Wirthſchaftsplan wird freilich nur von Wenigen befolgt, weil ſie mit ihren Feldern dazu noch nicht ein gerietet ſind, aber ich wüßte feinen beſſeren , und in der Hauptjache verfährt man danach. Die hieſige Farmerei bat nur mit der Landwirtſchaft, wie ſie in Norddeutſchland betrieben wird , Aehnlichkeit und iſt am Meiſten von der Dörfer - Wirthſchaft und am Meiſten zu ihrem Vortheile in Mittel- und Südteutſchland verſchieden. ( Die Gründung der Dörfer hat ihren Urſprung in ſehr rohen früheren Zuſtänden, erleichs tert allerdings die büreaukratiſche Controlle, giebt aber — Durch die zahlloſen Parzellen , in welche die Dorfgemarlung zerriſſen iſt - dem Geſchäfte des Landmannes einen kleinlichen und mühſeligen Charakter und führt Verarmung der Bewohner mit ſich. Hier wird der ganze Boden in Farmplāße abgetheilt, die man, obzwar das Gefeß keine Untheilbarkeit vorſchreibt und keinen der Erben vor den andern bes günſtigt - niemals allzu klein machen wird; die überſchüſſige Bevöls I.cung verlauft ſich in die Städte, oder zieht weiter , - und To ſollte es auch die alte Welt von jeher gehalten haben. Nicht die Größe der Volkszahl macht ein Land glücklich oder reich, ſondern die Menge der Hülſémittel, wodurch für Alle Gelegenheit zu beloh nender Thätigkeit ſich bietet. ) Was auch dem noch primitiven hieſigen Landleben einen beſons deren Reiz giebt, iſt gerade der Umſtand, daß hier nach perſönlicher Luſt, nach Geſchmack und Phantaſie beſtändig das Neue geſchaffen, das Alte verändert und verbeſſert wird. In Lage, Umgebung, Eins ridtung gleicht teine Hofſtelle der andern, — jede zeugt von dem eis genthümlichen Sinne des Beſißers, unt Jeder, der es wil, mag in feiner Art fich Das ſchaffen, was ihm ein kleines Paradies düntt. Selbſt die Aufridtung einer Blodhütte hat ihren Reiz , weil der Er bauer frei ihr gleidhjam ſeinen Charakter auſprägt, – ſo auch das Roden und Auslichten , Pflanzen und Beſſern. Daß alle Thiere frei umber laufen dürfen, iſt freilich ein Zeichen

eines noc roheren Zuſtandes, die Sache iſt aber ſo bequem , daß man ſie nicht eher ndert , bis die dichtere Beſiedlung dazu zwingt. An fange finden alle Hausthiere in den Wäldern und auf den Prärien den ganzen Sommer und einen Theil des Winters hindurch reichliche Nahrung, und durch die Maſt werden die Schweine ſogar fett. Dochy

96 mit jedem Jahre läßt dieß mehr nacı, und der an der jungen Wals fung angerichtete Schaden iſt größer als der Vortheil. In unſerer Gegend wäre es bereits zwedmäßig, das Einhalten der Thiere gejeka lich anzuordnen, aber die entlegenen Counties werden ſich vorerſt noch dagegen ſträuben. Geſchieht dies ( wie bereits in den ältern Staaten durcgehends und ſelbſt ſchon in einem Theile von Jlinois ) , ſo muß namentlich die Schweinezucht bedeutend eingeſchränkt werden, wozu man dem Lande vielmehr Glück zu wünſchen Urſache hätte ; denn das Züchten und Abidladten dieſer Thiere und das Verzehren ihres Fleis jdes ( was zum Theil durch das geſundere Fleiſch der Schaafe zu ers feßen wäre ) iſt doch in Wahrheit übertrieben. ( Blos um den Somalz zu gewinnen werden tauſende geſchlachtet und ausgedampft, während auf viel rationellere Weiſe der nöthige Delbedarf durch den Anbau von Delgewädjen, unter welchen die Sonnenblume am Beba ten gedeiht, gewonnen werden könnte. ) Werden die Schweine ein gehalten, ſo bedarf es einer viel weniger dichten Umzäunung , ja mit leichter Mühe laſſen ſich dann von einem Dornbaum, welchen wir aus Teras erhielten ( Osage orange) Heden machen, welche gegen das Eindringen anderer Tiere, aujer kleinen Scweinen , binlänglich fdhüßen, und den beſſeren Waldboren zäunte man dann ebenfalls in ſolcher Weiſe ein, wie man dieſe in den öſtlichen Staaten meiſtens ſieht. Der Waldbeſtand kann dann bedeutend vermindert werden, da die jeßige Art von Fenzen das meiſte Holz wegnimmt. Seitdem wir nicht mehr in Scheunen drejchen müſſen, bedürfen wir weniger und höchſt einfacher Dekonomies Gebäude ; ein geräumiger Pferdeſtall zugleich mit ein paar Ständen für Milch fühe und einem Boden darüber, iſt für die Meiſten genug . Mit leichter Mühe wird noch eine Kornkrippe ( ein Blodhaus von 16 Fus Länge, 8 Fus Breite und 15 - 18 F. Höhe ) und eine Bedachung für Kälber, Schaafe und Schweine hergerichtet. Kleeheu bringt man allerdings am Beßten ſogleich unter Dach; anderes Heu , regels recht auf Haufen geſeßt, erhält ſich im Freien Jahre lang gut, Faber ebenſo ( leidet zugleich viel weniger durch Mäuſe ), und von beiden bringt man den Winter hindurch ſo viel nach Haus, als man von Zeit zu Zeit gebraucht. ( Der meiſte Haber wird ungebroſchen auf der Hädjellade für die Pferde zerjchnitten , oder auch dem Rindvieh gegeben, — zur Saat driſht man leicht den nöthigſten Bedarf aus ;

97 auch der Verkauf tes Habers geſchieht meiſtens in Bündeln , ungetro fchen ). Waizen und Gerſte werden ebenfalls kunſtgerecht in hohen Haufen an der Stelle, wo gedroſchen werden ſoll, aufgejeßt, um nach vollendetem Schwißen – im Auguſt und September ausgedros ſchen zu werden . Die Maſchine, welche einem der Nachbarn gehört und 2 — 400 Buſchel des Tages austreichen kann, geht von einem Plaß zum andern. Beim Dreſden ſind gegen 10 gute Arbeiter er: forderlich und 6 8 Pierde. Die Nadbarn belien ſich dabei einan der aus und der Eigenthümer der Majdine, welcher ſelbſt 2 Arbeiter und die Hälfte der Pferde liefert, erhält 4 5 Cents vom Buichel. Die Frucht wird ſogleich gejadt und dem Händler , welcher auch die Säde liefert, baldigſt zugeſtellt, ſo daß wir auch nidt einmal eines Fruitbodens bedürfen . - Das Strob fegt man zwiſden maſſiven Nauren (racks) wieder ſo auf, daß die Thiere im Winter von allen Seiten dazu gelangen können und der Haufen von ſelbſt nachrutſcht, wie unten weggefreſſen wird. Bei kaltem Wetter läßt man das Rindvieb bazu , welches faſt Alles auffrißt und ſelbſt Nachts zwiſchen dieſen überhängenden Strobbaufen lieber als in Ställen ſich aufhält. Alles übrig bleibende bildet im Frühjahr einen Düngerhaufen. -Wer mehr Futter hat, als er verwenden kann , verbrennt auch wohl das geſammte Stroh , wenn es ibm im Wege iſt dieß würde nad einer gewiſſen Theorie der Agrikultur- Chemie ein richtiges Verfah ren ſein , ſofern nur die Aſche geſammelt und den Feldern wieder gegeben wird ) , oder läßt es ein bis zwei Jahre auf einander fau : len, um es dann auf die Aeder zu bringen. - So verſchwenderiſch dieſes Verfahren in Europa wäre, ſo richtig iſt es hier. – Der Stall fütterung das ganze Jahr hindurch kann ohnehin kein Vernünftiger das Wort reden ; friſche Luft und Bewegung muß auch das Thier ha ben , um geſund und kräftig zu bleiben ; wir beſchränken hier das Einſtallen auf das geringſte Mas , und find unſere Thiere auch wes niger wohl ausſehend, ſo find ſie doch geſund und zäh . Auch die Errichtung von großen und theuren Wohngebä u den iſt noch zur Zeit unzweđmäfig, – man kann ſein Kapital viel nugbringenter verwenden , und wer eine beure Miethe verwohnt, ſchadet ſich ſelbſt. Man ſieht zwar ſchon auf dem Lande neue Stein-, oder Badſtein- oder Balfenhäuſer ( frame houses ) ; aber die Mehr zahl wohnt zufrieden genug in einfachen Blod -Häuſern. – Von 5

98 Anfang errichtet man ein rauhes Blodhaus von 16 – 18 F. Qua drat, welches zugleich als Küche , Speiſekammer , Schlaf-, EB-, Wohn- , logir- , Geſellichafts-, Studierſtube 16. 2. dient ( im Soms mer kocht man unter einem einfachen Bretterdache, das von 4 Pfoſten oder Pfählen getragen wird ) . Dann errichtet man ein beſſeres und geräumigeres Blodhaus von regelrecht behauenen , horizontal gelegten Balken, untermauert es gehörig und läßt es durch den Bauſchreiner mit Fenſtern, Thüren, Fußboden und Deđe und durch den Maurer mit einem Ramine von Steinen oder Badſteinen verſehen , während der erſte Bau als Küche und Vorrathshaus, wohl auch als Ekſtube benüßt wird. Die baaren Auslagen für dieſen beſſeren Bau kommen mit einem Zwiſchen etwa auf 100 Dollar. Später fügt man raume von 10 12 Fus einen weiteren Bau hinzu, verbindet beide durch ein Dach und benüßt den Zwiſchenraum entweder als Geſchirr- Rammer 26. 26. , oder beſchlägt ihn mit Brettern und macht eine Sommerſtube daraus. Darauf wird erſt vor der einen, dann vor der anderen Frontſeite eine Vorhalle ( porch ) angebracht, die im Sommer zum Aufenthalte während der Tageszeit dient und durcy Zierbäume, Reben und Rankengewächſe beſchattet iſt. In den Eden laſſen ſich durch Bretterverſchläge noch kleine Schlafzimmerchen anbrin gen , oder man errichtet, wenn die Familie zahlreich wird , ein weiteres Blodbaus . Mande Blodhäuſer ſind auch zweiſtödig. Will man den ganzen Bau verſchönern und dauernder machen, ſo beſchlägt man ihn ganz mit ſogenannten Wetterplanken ( horizontal genagelt ) und giebt dieſen eine friſche Delfarbe. Außerdem befindet ſich im Hofe — von welchem der Viehhof immer getrennt iſt - ein Rauchhaus (pas Jeder ſelbſt machen kann ) ein Hühnerhaus, vielleicht eine Obſtdörre, und über der Quelle ein Quellhaus ( hauptſächlich für die Milch im Sommer ) , und Mande fangen an , Gishäuſer anzulegen (für Butter, Gute Keller haben bis jeßt nur Fleiſch 26. c . im Sommer ) . Wenige, man behilft ſich mit einem Loche unter der Diehle in der Nähe des Ramines. Die Kochanſtalten waren bisher ſehr ur thümlich: über das Feuer und die Rohlen im Ramine legt man zwei didere Holzſtüde, worauf man einen oder zwei Kochtöpfe ſeßt, und daneben badt und röſtet man über Kohlen, die man nach Erforderniß immer friid aus der Gluth nimmt. Ebe jene Solzſtüde durdiges brannt ſind, muß das Eſſen fertig ſein ;

manchmal verunglüdt auch

99 Alles und ſtürzt in die Flammen. Die Amerikanerinnen kochen Sped, Kartoffeln, oder Rüben, Bohnen , Rohl alles in einem Topfe, richten es beſonders an , bađen dazu immer friſches Rornbrot, braten oder baden noch etwas dazu, und bringen ſo ein ziemlich gutes Gericht zu Stande. Zugleich wird Milch, oder Raffee, wobl auch Thee getrunken. Zwiſchen den 3. Mahlzeiten iſt wenig lInter died . Die teutſchen Hausfrauen richten ihre Rüche etwas mehr nach teutſcher Art ein, bereiten uns auch Suppen , verwenden mehr Gemüſe und getrodnetes Obſt, bringen und aber doch mehr Fleiſch ſpeiſen - namentlich auch Geflügel - und Eierſpeiſen als in Europa gebräuchlich iſt. Neben dem Kornbrote ( das namentlich im Winter keineswegs zu verachten iſt) haben ſie immer gutes Waizenbrot vor räthig, verbrauchen aber bedeutend mehr Kaffee, als die Mittelklaſſe in Europa thun dürfte ( von Surrogaten will man hier wenig wiſſen ). Sie bedienen ſich jeßt faſt durchgängig der trefflich eingerichteten , auch mit einer Vorrichtung zum Brotbaden verſehenen hieſigen Roch öfen. Die Holz - verwüſtenden Ramine erſeken die Teutſchen jeßt immer mehr durch Defen, welche eine angenehmere Wärme geben , obwohl nicht denſelben geſunden frijden Luftzug. - Um den nöthigen Luft zug im Sommer zu haben, muß man ſo bauen , daß zwei Thüren , oder doch eine Thüre und ein Fenſter einander gegenüber ſind und gleichzeitig geöffnet werden können ; niemals baue man ein Wohn þaus an eine dem freien Luftzuge verſchloſſene Stelle, – man kann ſich leichter gegen die Winterkälte ſchüßen als gegen die ſchwüle Hike der Sommer- Tage und Nächte. Der Månn kann nur zufrieden ſein , wenn zugleich die Frau es iſt. Manche Frauen aus den gebildeteren Ständen , wenn ſie hier auf dem Lande wohnen ſollen, find troſtlos theils über Das, was ihnen abgeht, theils über die Leiſtungen, welche hier von ihnen ges fordert werden ; doch die große Mehrzahl der teutſchen Frauen be quemt ſich mit jenem guten und redlichen Willen, der den beſſeren unter ihnen eigen iſt, den neuen Verhältniſſen, und während jene erſteren ihre Männer zu übertriebenen Ausgaben nöthigen, ſind dieſe des Mannes weſentlichſte Stüße. - Bor Allem perderblich iſt die Gewöhnung , irgend einer Bedienung zu bedürfen, - man kann ſie haben , ſie iſt aber ſehr theuer, ſtörend und mit Verdruß verbunden, da

100 die Dienerin faſt wie Beſud behandelt zu werden verlangt. Ber gleichen wir nun Das , was in unſerer Zeit eine gebildete Dame in Teutſchland leiſtet, mit Dem, was hier der tüdtigen Frau tägliche Aufgabe iſt, ſo verſchwindet jenes faſt in nichts. Wenn jene Dame zwijden der Zeit, welche ſie dem eitlen Pube , dem Roman - Leſen , den nußloſen Kunſt- Stick- und Stric- Arbeiten, den geſelligen Vergnü gungen 36. zc. widmet , noch ein Paar Augenblide findet, um dem dienenden Heere Anweiſungen zu geben, ſo iſt das Tagwerk volbracht. Aber heiſt Das, den Theil der menſchlichen Aufgabe, welchen jeder Einzelne freiwillig übernehmen ſollte, weil er gedem zukommt, würdig erfüllen ? Was iſt das Leben eines ſolchen Weſend für die Menſchheit werth ? Weniger als das der geringſten Taglöhner Frau ! Unſere Frauen hier haben eine bedeutende und harte Aufgabe, aber ſie fühlen deren Wichtigkeit, ſind von Langweile nie mals geplagt und ſind zufrieden in Dem, was ſie zum Wohle der Ihrigen täglich leiſten. Sie halten ihr Haus rein und in Ord nung , beſorgen alles Rochen, Baden , Waſden, Striden, Flicken, Nähen ( etwa die beſſeren Männerfleider läßt man vom Schnei: der maden ) , verpflegen die Kinder, melten die Kühe, maden Butter und Räſe, trodnen Obſt, kochen Mus, machen Obſt und Gemüſe ein, fochen Seife, beſorgen den Blumen- und Rüchengarten , warten das Federvieh, ja manche weben ſogar noch die nöthig ſten Zeuge für den Hausbedarf, und troß allem Dem hören ſie nicht auf, als gebildete Menſchen zu leben. Aber ſie ſtehen mitten in einem innigen und herzlichen Familienleben , wo jedes Mitglied Hülſt, wie es kann , — ſie ſehen nicht ihre Töchter als alte Jung fern verfümmern , ohne daß ſie ſich beſonders bemühen müßten, dieſelbe unter die Haube zu bringen , und ſie ziehen ihre Söhne nicht dazu auf, daß ſie die Muſkete tragen. – Das hieſige Fa milienleben auf dem Lande ift in einer Art abgeſchloſſen, ſtil, friedlich und innig , wie man es ſonſt nicht häufig findet ; - ohne ſolche ſtete Aufmunterung würde unſer Landleben für Viele eine troſtloſe Quälerei ſein und iſt es wirklich, wo ein edles Familien leben fehlt.

Am bärteſten iſt die Aufgabe der jungen Eheleute, wenn nur kleine Kinder da ſind und alle andere Hülfe fehlt. Frübe aber lernen die Kinder ſchon Eins und das Andere beſorgen, ſie ver

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tienen bom achten Jahre an ſchon mehr, als ſie toſten , und ge wöhnlich zeigt ſich ein raſcheres Zunehmen des Wohlſtandes um die Zeit, da die heranwachſenden Kinder nun tüchtig mit zugreis Unſere Mädchen ſind im 15ten Jahre erwachſen, und fen. dann behalten wir ſie ſelten länger, als noch für ein paar Jahre . Den Sohn erklärt das Geſet mit ſeinem 21ten Jahre als ſelbſtſtändi gen Bürger, und er beginnt nun ſeine eigene Laufbahn . Er iſt nies malé carüber verlegen, was er ergreifen ſoll, - mehr als ein Weg ſteht ihm offen, ſelbſt wenn der Vater nur wenig oder nichts für ihn thun könnte. Daß die zweite Generation der Teutſchen ( ich meine vorzugs weiſe die gebildeteren ) hier beſſer fortkommt als die erſte, läßt ſich erwarten . Gebildetere Aeltern werden für die Erziehung ihrer Kin der ſelbſt wenn die Mittel der Schulbildung nur dieſelben wären doch mehr thun als die Andern ; und nun iſt es erfreulich zu fehen , daß unſere beſſer gebildeten Söhne und Töchter in ihren hieſi gen Berufsleiſtungen den Andern durchaus nicht nachſteben. Die in Europa Erzogenen , beſonders die Hebildeteren , leben hier in einer Art von getheiltem Gefühle. Wie ehrlich man ſich auch den neuen Verhältniſſen anſchlieſt, ihr Gutes erfennt, und die Pflichten der veränderten Lage zu erfüllen judet, kann man doch die Thatſache nicht ungeſchehen machen, daß man ein anderes Vaterland hatte, für deſſen Glück und Ruhm man vielleicht einſt ſchwärmte. Manche wer den nad Jahren von einer mächtigen Sehnſucht befallen, die Szenen , welche ihrem Jugendgefühle am Tiefſten ſich eingeprägt hatten, ſich noch einmal vor Augen zu ſtellen , die Freunde der Jugend noch ein mal zu begrüſen . Sie machen, wenn ihre Verhältniſſe es geſtatten, einen Ausflug zurück in die alte Welt ; aber dort hat ſeitdem Alles fich verändert, - mit den Menſchen , welchen man einſt jo nahe ſtand, verſteht man ſich nicht mehr, mit der Veränderten Art, in welche man ſich hier eingewöhnt hat , ſtöſt man überall an , - unbefriedigt und ſehnſuchtsvoll kehren die Meiſten bald in die neue Welt — und wieder zurück. wenn es ſelbſt in den Urwald wäre Doch amerikaniſiren Wenige hier ſich vollſtändig ( tros dem Rathe Des Hr. Fröbel, daß wir ſchon unſeres Fortkommens wegen es thun ſollten ), und wir bleiben Teutide in Gefühl und Streben , gerade wie vormals

102 die auswandernden Griechen in allen verſchiedenen Ländern Griechen blieben und erſt ſpät mit den Eingebornen ſich miſchten. Wer in eine teutíde Niederlaſſung wie die unſrige fich bes giebt, wird nicht gar viel mehr Abſtand finden zwiſchen Teutſchland und hier, als wenn er aus einem der vielen teutſchen Königreiche in das andere überzieht, natürlich den Unterſchied in den Geſeßen hier und dort abgerechnet, - ein Unterſchied, in welchen die Meiſten ſich ohne große Schwierigkeit finden . Doch ich muß noch Einiges nachholen. Die Urbarmachung der Prärien geht ziemlich ſchnell. Auf dieſen iſt zwar der Boden von zähen Wurzeln ganz durchwadſen ; aber ein zu diejem Zwede bejon ders eingerichteter, ſtarfer Räderpflug mit 4 Pferden oder 2 oder 3 Joch Ochſen bricht den Grund 4 5 Zoll tief auf und legt die ctwa 15 Zoll breiten Furchen ( die aber noch immer feſt zujammen hängen , gut um , wozu der Mai die geeignetſte Jahreszeit iſt. In die 4. aufgeworfene Furche werden Kornförner geſtreut, welche die nächſte Furche zudeckt und von welchen ein Theil aufkommt und ſchon in dem erſten Jahre ohne alle weitere Bearbeitung eine Aernte bringt, die wenigſtens zur Fütterung werthvoll iſt. Oder man läßt das um gebrochene Land unbepflanzt und der Einwirkung der Sommerſonne ausgeſeßt, worauf es im Herbſte nur gut vereggt und mit Waizen bejät wird ; meiſtens iſt dann ſchon die erſte Aernte eine reichliche. Im nächſten Jahre hat die regelmäßige Bearbeitung des Borens feine Schwierigkeit mehr. Das Umroden des Waldbodens iſt freilich bedeutend mühſamer ; aber theils hat doch der Waldgrund für manche Zwecke bleibende Vorzüge, theils kann man eben guten Wald und gute Prärie zujam men nicht überall haben , und immer iſt es leichter, Wald auszuroden als anzupflanzen. Hat man nur erſt das nöthigſte klare Land , ſo ers weitert man allmählig die Klärung , und gerade das iſt für kräftige Männer die angenehmſte Winterarbeit ; die Art , eine ſehr zwedmä fige, zum Haden und Hauen zugleich eingerichtete Rochace ( mattock ) und das Feuer ſind die Vertilger des Urwaldes . Hierbei findet groje Berſchiedenheit Statt. Auf mandem Lande iſt eine dichte Häge von jungen Stämmen auszuhacken, auf anderem finden ſich hauptſächlich gröſere Stämme , die vorerſt nur getödet werden , und nur wenig Unterholz und Bujdwert, weld ;es entfernt werden muß.

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Dit iſt der Boden von faulenden Stämmen , Aeſten und Geniſte faſt bededt, oder Reben ſchlingen ſich von einem Baumgipfel zum andern , ſo daß man nicht weiß , wo man einen Anfang machen ſoll. Das Klären fann ſchlechter oder beſſer gemacht werden, je nachdem man mehr die Art oder die Rodhade gebraucht. Die Stümpfe der abge hauenen S : "mme, ſelbſt die über 8 Zoll dicen, ſchlagen an der Wurs zel mehrere Jahre lang wieder aus ; am Schnellſten beſeitigt man dieß , wenn man die jungen Triebe im Auguſt abhadt. Hat man mit dem Klären keine Eile, ſo haue man das Buſchwerk und die jungeren Stämme auf einem Stück Land, das zu einem fünftigen Felde beſtimmt iſt, im Auguſt nieder und werfe Alles auf Haufen , die ſpäter angezündet werden , zäune das land aber nicht ein ; die weidenden Thiere werden dann die Ausjdläge abnagen , worauf die Wurzel abſtirbt, und nach einigen Jahren findet der Pflug nur wenig Hinderniß. Das Feuerholz nehme man von Land , welches künftig geklärt werden ſoll, oder benüße dazu die noch in den Feltern ſtehenden getöteten Stämme. - Das Töden geſchieht ſo, daß man einen Ring in den Stamm einhaut, worauf er vertrodnet. Dann fallen zuerſt die dünneren Zweige , ſpäter die ſtärkeren Aeſte zu Boden , und endlich bricht der ganze Stamm oft mit einem ungeheuren Wurzelſtođe um . Nicht allein werden dadurch oft die Saaten zerſchla gen , ſondern auch Thiere und Menſchen haben dadurch ihr Leben ein gebüſt. Das Ridtigere iſt, ſobald die Stämme troden genug zum Brennen ſind, ſie alle niederzuſchlagen, ſie zu verkürzen, die Stüde zuſammenzurollen und dieſe dem Feuer zu übergeben . Bei dieſem Geſchäfte ( log rolling genannt) muß man mehrere Joch guter Odſen haben und die Hülfe der Nadybarn anſprechen . In Ger genden, wo das Holz bereits Werth hat, wird es aufgeflaftert und zu paſſender Zeit zu Marfte gebracht. Bei allen dieſen Verrichtun gen giebt es eine Menge Vortheile und Regeln, welche man ſich hier aneignen muß ; man findet ſpäter die Sache nicht halb jo ſchwierig, als ſie von Anfang fich anjab, und ſtatt über die ichwere Klärarbeit zu klagen , bedauern die Meiſten vielmehr , Daß fie zu frühe mit dem Lande, welches zum Klären ſich eignet, zu Ende gekommen ſind. Es iſt ſchwer, dem Boden jemals wieder dieſelbe erſtaunliche Tragkraft zu geben, welche er in den erſten Jahren nach dem Klären hat, und man läßt ſich deshalb Das mühjamere Bearbeiten des ſogenannten

104 neuen Grundes , wo der Pflug mit getödeten Stämmen, mit Stümpfen und Wurzeln in beſtändige Colliſion kommt, doch gerne gefallen . Die bis jeßt gewöhnlichſte Art der Einzäunung iſt die ſog. Sælangen - Fenz ( snake fence ). Die Riegel, ungefähr jo did und ſchwer, daß ein Mann bequem einen tragen kann - werden 10– 102 Fus lang gemacht und in einen ſolchen Winkel über einander gelegt, daß die Fenz eine Breite von 41 Fus einnimmt. Zuerſt wers den die unterſten Riegel ( der ſog. Wurm ) gelegt, indem eingeſdla gene Pfähle die Richtung anzeigen . Zum unterſten Riegel nimmt man gerne runde Holzſtücke von 4 6 Zoll, manchmal audy, wenn ſie gerade zur Hand ſind, Stämme von 1 bis 1 ; Fus did ( ground junks ) . Auf dieſe kommen nodi – nach Umſtänden - 5 – 8 Riegel, welche entweder durch ihr bloſes Gewicht ihre Lage behalten, oder durch aufrecht ſtehende, unten eingegrabene Holzſtücke, über welche man da , wo ſie ſich freuzen, horizontal 1 oder 2 Riegel legt ( stakes und riders ) noch beſonders befeſtigt werden. Bei allem Dieſem ſind Regeln zu befolgen, welche man durch Beobachtung und Erfahrung lernen muß . Wer eine gute Fenz bat, idhläft rubig ; die ſchlechte wird bei Tag und noch mehr in der Nacht von den frei laufenden Thies ren überſprungen, oder niedergebrochen, oder unterwühlt, was für Manche die beſtändige Quelle des Verdruſſes, des Streites mit den Nachbarn und die Urſache namhaften Verluſtes wird . - Es giebt

noch andere Arten der Einzäunung , ganz eigenthümliche an ſteilen Abbängen ; wo das Holz bereits einen höhern Werth þat — in der ſeßt man Pfoſten in die Erde ( man bedient ſich Nähe der Städte dabei eines zwedmäßigen Erdbohrers ) und nagelt Bretter von einem zum andern . Proſten von Zederholz und nädyſt dieſen von Afazien ſind die dauerhafteſten . Auf den Prärien bedient man ſich auch wohl der Dämme und Gräben ( sod fences ), oder der Heden ; doch ſfüßen fie ſelten ganz gegen das Eindringen der Sdweine . In ſteinreiden Gegenden findet man aud Mauern . - Die in Europa gewöhnliche offene Felderwirthſchaft wird man hier niemals einführen , weil wir keine Dorfgemeinden haben wollen , alſo auch keine Gemeindes Weiden baben , jeder einzelne Farmer aber keinen beſondern Hirten unterhalten kann . Noch muß über die hieſigen Ader bau - Gerätbe das No

105 thigſte geſagt wurden . Sie ſind durchgängig ſo vortrefflich und zwedmäfig, daß es thöricht wäre , folche von Europa hieher bringen zu wollen. Unſere W ägen ſind leichter von Holz, aber von beſſerem Holze gemagt und viel beſſer und ſtärker als die teutſchen mit Eijen beſchla genen. Ein Wagen koſtet gegen 60 – 75 Dollar. — Der Pilüge giebt es unzählig viele Arten, leichte und ſchwere. Man lernt hier, wie unnöthig ein Vordergeſtell mit Rädern iſt; auch ohne ein jolches bandhaben wir unſere Pflüge vollkommen ſicher, wenden ſie mit Leich tigkeit, pflügen um Stämme und Stümpfe , aufwärts und abwärts, und 2 — 3 Aker umzuſtürzen , wird für eine Tagesarbeit gerechnet. Sehr beliebt iſt neuerdings der ſog. diamond - Pflug, Deffen Scharr und Wendbrett aus einem Stüc Stahl beſtehen , ſo geformt, daß das Aufbrechen und Umlegen der Furche ( 5 — 7 Zoll tief und 8 10 Zou breit ) leicht und ſicher geſchieht. Daneben gebraucht man auch Jewett's Pflug u . a. m.; die Wendbretter von Holz ſind jest ganz auſer Gebrauch. — Zum Aufbrechen des Neugrundes, auch des Rajenbodens bedient man ſich eines Pfluges mit jenkrechtem Schnei demeſſer ( coulter ); zum Lodern Des Bodens zwiſchen den Rorn und Kartoffelreiben dienen der einfache Schaufelpflug (shovel plough ) , der Doppelte, die Odſenzunge ( bull tong — idmaler und tiefer gebend) und der Cultivator, auch wohl eine Handegge. Zum Lodern des Bodens in der Tiere, obne daß die Aderkrumme nach un ten gebracht wird, hat man einen beſonderen Untergrundpflug ( subsoil plough ), deſſen Wirkungen – beſonders auf Land mit zäbem Unters: grunde - meiſtens ſehr auffallend find. ( In den ältern Staaten wendet man bereits viele Mühe an, um das Land durch Erttauchen (drains ) troden zu legen. ) — Die jeßt gewöhnlichſte Egge ( früher gebrauchte man nur einen aſtigen Buſch ) hat die Form eines Drei edes, jo daß ſie den Stümpfen ausweicht, und entſpricht ihrem Zweđe ; man bat jeßt auch eine ſinnreich eingerichtete rotirende Egge . Wal z en werden mit ſehr gutem Erfolge, obgleich noch nicht häufig an gewandt. Die kleineren Werkzeuge wie Alerte, Beile , Haden , Spaten, Scaufeln, Sägen , Bohrer ac. find alle vortrefflich und in großer Austabl überall zu haben. – Es gibt Maſchinen zum Kornpflanzen , zum Säen aller verſchiedenen Getreidearten, zum Ausbüljen und Ab 5 *

106 förnen des Kornes, zum Dreichen und Reinigen der Halmfrüchte und des Kleejamens, zum Mähen des Getreides und Graſes, zum Hädt ſelſchneiden, zum Zermalmen und Auspreſſen der Aepiel , zum But termachen und faſt zu allem Andern , wozu man früher die Hand allein gebrauchte. Mehrere 1000 Patente für neue Erfindungen werden jährlich ertheilt, von welchen jedoch nur der geringere Theil ſich praktiſch bewährt. Nachbülfe durch Düngung erfordert der Boten hier ſo wohl als allerwärts ; doch kann man das teutſche Verfahren nicht ganz bes folgen. Man läßt die weidenden Thiere düngen ; man bülft mit ſehr gutem Erfolge durch Gründüngung , wozu am Beſten Klee, auch Buchwaizen ſich eignen, ſowie alles Unkraut, welches nach der Aernte üppig aufwädft; man wird ſpäter — wie im Oſten – Ralf, Gyps, Knochenmehl und Guano 2c. anwenden. Den Dünger ſammelt man in den Ställen und auf dem Viehhofe, wohin man Strob, Kornſtan gen 21. bringt ( im Oſten macht man Compoſt von Sumpferde, Ajde, Gyps , Stallmiſt und Jaude ) . – Das Düngen im Frühjahr wirkt manchmal verderblich, indem ſich der Boden ohnehin zu ſehr erhißt, Kornland, wenn tief umgebrochen, verträgt dieß noch ain Beſten. Den Pferdedünger, beſonders, wenn ihm viel Grasjamen beigemiſcht iſt, bringe man im Winter auf die Wieſen ; dieß befördert ſehr den Gradwuchs und bereitet den Boden vor für fünitige reiche Aernten anderer Art. Den Hofdünger breite man aus über die abgewaſdhe nen und magerſten Stellen der Felder, wenn es ſich gerade am Beß ten thun läßt. Das halbfaule Stroh bringe man in die Gräben, welche durch die Regengüſſe in abhängige Felder eingeriſſen werden, oder lege es um die Obſtbäume, beſonders die jüngeren , was ihr Ges deiben ausnehmend fördert. Auch dem jungen Klee Hülft Stroh, welches man im Vorwinter darüber ausſtreut. Aus langer und ſorgfältiger Beobachtung hat ſich folgende Regel ergeben. Für die Aernte , welde zunächſt erzielt wird , muß der Bo Den gehörig und möglichſt tief bebaut, durcharbeitet und gelodert wer den ; aber er erträgt es nicht, daß dieß von Jahr zu Jahr geſchehe. Theils verflüchtigt bei ſteter Bebauung unſere Sommerjonne gerade die feinſten Dungtheile (namentlich das Ammonium ) zu ſehr, theils muß der an und für ſich allzu lodere Boden ( die ſtarke Beimiſchung von Bittererbe und äujerſt ſeinem Sande ideint die Urſache zu ſein )

107 von Zeit zu Zeit wieder befeſtigt werden . Auf den Prärien verhü tet man das Auswintern des Waizens am Beſten dadurch, daß man ihn auf umgebrochenen Raſen ſät ). Der Neugrund wird zuerſt mit Tabac ( 2 Jahre ) , oder am Gewöhnlichſten mit Korn ( 4 — 5 Jahre, im Bottom länger ) bepflanzt, worauf Halmfrüchte folgen für 2 — 3 Jahre, und dann ſollte alles Land , während es für 3 - 4 Jahre bebaut wurde, für 2 3 Jahre in Klee oder 4 5 Jahre in Gras liegen. Abgeſehen von Klee und Gras iſt die gewöhnlichſte Reibenfolge: Korn , - Haber (ſelten Sommergerſte oder Sommer waizen ) , Waizen oder Wintergerſte für 1 oder 2 Jahre. Viel richtiger iſt jedoch die Pennſylvaniſche 7 Felderwirthſchaft in folgender Weije : 1. J. Haber ; 2. J. Gerſte oder Waizen, auch wohl Kartof feln uc .; 3. 3. Wintergerſte oder Winterwatzen ; 4. 3. Klee oder Gras ( erſte Sdur von beiden zu Heu , den Nachwuchs vom Klee zu Samen, vom Graje zur Weide ) ; 5. 3. Klee und Gras ( erſte Sdur zu Heu, Nachwuchs zur Weide ) ; 6. J. Gras und Klee zur Weide während des ganzen Sommers ; 7. J. Korn, nach vorausgeganges ner reidlicher Miſtrüngung. – Ich habe nirgends eine zweđmäfigere und beſſer geordnete Landwirtbichaft geſehen als in den dönſten Counties von Pennſylvanien ( Berks , Lancaſter u . a ) , wo jeßt die fritte und vierte Generation der dort angeſiedelten Teutſchen wohnt. Die Farmpläße haben gegen 200 Afer klares Land, zu deren Beſtel lung nicht mehr Arbeiter erfordert werden , als einer der gröjeren teut ſchen Dorfbauern hat. Eine ſolche Hofſtelle hat dort einen Werth von 30 50,000 Dollar, woraus man einen Schluß ziehen mag auf den Ertrag, welden ſie jährlich liefert. Merkwürdig iſt, wie die Bebauung die phyſiſchen Verbältniſſe des Bodens ändert. Zäunt man ein Stück Land ein und bricht es um , ſo erſcheinen idon im erſten Jabre wild wachſend mancherlei Pflanzen, welche auſerhalb der Einzäunungen nirgends gefunden werden, z. B. zwiſchen dem Korne kleine wilde Kürbiſſe von verſchie denen Varietäten ( ipäter verſchwinden ſie wieder ) , Melden , eine Art Fuchsſchwanz u. v . a. Ferner treten auf den Feldern und in den Höfen gewiſſe Unkrautarten auf, welche nach einigen Jahren von ſelbſt wieder verſchwinden, um ganz andern Arten Plaß zu machen, welche ſpäter ebenfalls verdrängt werden ; woher der Samen kommen fod, begreift man nicht.

Wo Schweinemiſt in Menge liegt, er

108 fcheint ſogleich der widrige Stechapfel; auf Brandſtellen oder wo Rubdünger binfällt, kommt ein Gewächs hervor ( polk ) mit dider, rübenartiger Wurzel, ſtarken und 5 – 6 Fus boben, rothen Stän geln, welche im Herbſte reichlich mit dunkelblauen Beeren, die einen ſehr ſcönen rothen Saft enthalten, beſeßt ſind ( die jungen Scholle werden wie Spargeln gegeſſen ). Auf umgebrođenem Präriegrunde, wenn er nicht ferner bebaut wird, ſtellt ſich bald ein dichter Wuchs von Waldbäumen ein. Hier kann man intereſſante Beobachtungen in Betreff der ſog . generatio spontanea machen. Zum Schluſſe dieſes faſt zu lang gewordenen Abidnittes bemerke ich noc, daß jeder hieſige Farmer ſich ein Paar gute Hofhunde theils zum nächtlichen Schuße, theils zum Heßen , - ſowie einige Raßen verſchaffen muß ; man hat jeßt noch mit Ungeziefer aller Art beſtändig zu kämpfen.

Eilfter Abſchnitt. Feldbau : Rorn , Waizen , Roggen , Gerſte, Dela Gewädie , Erbjen , Bohnen , Hanf , 3 uderkorn ,

Berentorn , Taba d .

Unſer Klima iſt beſonders ſolchen einjährigen Gewädtiſen günſtig, welche einen höheren Grad von Sommerwärme zu ibrer Entwidlung bedürfen , und unter dieſen ſteht - ſeiner allgemeinen Nüşlidkeit wegen der Mató , hier allgemein Korn genannt, oben an. Tie Indianer bauten Mais , ehe die Weißen nach Amerika kamen, und mag auch vielleicht die alte Welt eine Varietät von „Welichs forn " urſprünglich gehabt haben , ſo ſcheinen die grosförnigen und

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werthvolleren Arten des Maiſes dod amerikaniſchen Urſprunges zu Der Nußen dieſes Gewächſes iſt ſo gros und mannigfaltig,

fein . -

daß der hieſige Farmer unter Adem, was er erzieht, auf das Korn gewiß am Wenigſten verzichten möchte. Die Arten ſind unzählig, miſchen ſich aber, wenn man ſie nicht geſondert hält. Der Farbe nadi giebt es hell und dunkelrothes , blaues , gelbes , weißes , buntes ; die entweder faſt rund , Körner ſind entweder mehr glaſig, oder meblig , oder lang und icmal , oder faſt platt wie Kürbiệjamen ; eine Zwerg art ( pop corn, woraus die Kinder eine Art Confekt machen ) hat Körner wie kleine Erbſen ; ſehr früh reifende Arten können noch in Maine erzogen werden , andere Arten reifen kaum in Miſſouri; einis ges wird faum 3 Fus hoc, — die hier gewöhnlichſte Art erreicht eine Höbe von 10 - 12 Fus. Erblidt man zum erſten Male eine hieſige, üppig erwachſene Kornpflanzung, die sichten Stangen höher als der Kopf eines Reiters und in deren Mitte Aehre an Aebre gedrängt, jo muß man ſtaunen über die Triebkraft der Natur, welche in wenigen Monaten dieß Alles zu Stande brachte. Unſer Korn liebt einen möglichſt reichen, tiefgelođerten Boden, eine heiße Sonne , häufigen Regen und eine ſchwüle Luft ; in unſern tiefgründigen Niederungen gedeiht es am Besten. - Das groſe weiße Korn madt ein gutes Brot ; zu dieſem Zwed wird es nicht allzu fein gemahlen , ohne Hefe oder Sauerteig gebaden und warm gegeſſen - im Winter zugleich mit gebratenem Sped. Dabei ges deiben die Menſden ungleich beſſer als bei der teutſchen täglichen Rar toffeltoſt; einen Maisbrei mit Mild vertragen ſelbſt die kleinſten Kinder, — Maisklöſe ſind ein ſehr gutes Gericht z . Das unreife Korn (beſonders eine gewiſſe Art, sweet corn genannt) gilt für et was Köſtliches , es ſchmeđt faſt wie grüne Erbſen. Die Brannts weinbrenner ziehen das gelbe Rorn vor, weil es ſüßer iſt. Pierde, Rindvieh , Schweine und das Federvieh werden mit Korn gefüttert, zum Mäſten dient es faſt ausſchlieblich. Die Blätter und Stangen dienen als Winterfutter ; doch von leßteren freſſen die Thiere meiſtens nur die Spißen. Der Neugrund wird meiſtens mebrere Jahre nach einander mit Korn bepflanzt. Sind nach dem erſten Aufbrechen immer noch vicle Wurzeln im Wege, 10 zieht man nur Furden bindurdy, 4 — 41 Fus von einander entfernt, und wirft in dieſelben alle 2 - 3 Fuß mehrere

110 Kornförner, auch Rürbiß -Samen dazwiſchen, und deckt ſie mit der Hade leicht zu . Nad dem Aufkommen läßt man den einipānnigen Pflug, ſo gut als Wurzeln und Stümpfe es zulaſſen , 2 - 3 mal durchgehen ; Unfraut beläſtigt auf dem Neubruch wenig , und idon die erſte Aernte kann eine reichliche ſein. Neuer Grund leidet immer von den Extremen des Wetters am Wenigſten und hat die ſtärkſte Triebkraft. Später ſtellt ſich ſo viel Unkraut ein, daß eine fleiſigere Bearbeitung unerläßlich wird ; auch bedarf der ältere Grund des häu figen Auflodernd weit mehr. Man zieht die bejdriebenen Furchen - möglichſt gerade — nad beiden Richtungen , ſo daß lauter Qua drate von 4 41 Fus gebildet werden , und legt da, wo die Furchen einander ſchneiden , 3 — 4 Kornkörner und abwechſelnd einen Kür bißtern ( leşteres nur, wenn der Boden noch reich genug iſt ). So durchwandeln Pflanzer und Hader – Kinder und Erwadjene ein großes Feld wie im Schnellſchritt und bringen Alles ichnell zu Stande. Nach dem Aufkommen gebt der Pflüger mit leichtem Pfluge und dem wohldrejſirten Pferde an der Kornreihe hin , auf und nieder, ſo daß er die Reihe zu ſeiner Linken hat, alles üppig mit dem Korne aufwachſende Unkraut möglichſt von den Reihen entfernt und in der Mitte zwiſchen dieſen einen Damm aufwirft, in welchem das Unkraut denn jeßt wäre aller Verzug ver begraben iſt. Ohne zu warten Derblich, - geht man ſogleich daran, quer über gerade eben ſo zu pflü gen ( dieß iſt das jog. Abpflügen ). Nun kann man etwas ausſeßen, bis die Stangen gegen 3 Fus hoch ſind, und vorerſt ein anderes Feld verſorgen. Hierauf erfolgt das Anpflügen, darin beſtehend, daß man , dem erſten Wege folgend, die Erde mit dem Pfluge gegen die Reihen von beiden Seiten an- und den dann noch verbleibenden Mitteldamm mit demſelben Pfluge, oder beſſer mit dem Schaufelpfluge aus einan der wirft, und darauf dasſelbe auch den andern Weg oder quer über thut. So kommen nach dem Aufbrechen des Grundes auf jede Korn reihe nod 12 Furchen , welche gezogen werden müſſen , während die Juli- Sonne an Mann und Roß kaum eine trođene Stelle läß Ein guter Plan iſt, nach dem Aufkommen des Kornes mit der Egge über das ganze Feld zu gehen, oder auch mit einer Handegge oder dem Cultivator durch die Reihen. Beim zweiten und dritten, oder drits ten und vierten Durchpflügen ziehen Viele den Schaufelpflug vor ; beim zweiten Pflügen leiſtet die Ochſenzunge ſehr gute Dienſte, beſon

111 ders auf Boden , welcher der tieferen Loderung bedarf. So behans deltes Korn bringt von 20 bis 60 Buſchel auf den Aker, je nach Bo den, Bearbeitung und Witterung . - Ein beſſeres Verfahren iſt, Klee- oder Rajenland , das vorher noch gedüngt wurde, im Novem ber gegen 10 Zoll tief umzubrechen, dann im Frühjahr bei trocnem 31 Wetter gut zu vereggen und darauf parallele Furchen von 3 Fus Entfernung zu ziehen ; in dieſe werden die Rornförner ſo gelegt, daß etwa jeder Fus eine Pflanze, oder alle 11 Fus zwei Pflanzen zu ſtehen kommen . Mit Unkraut þat man auf ſoldem Grunde wenig Laſt, pflügt und lođert mehrmals nur den einen Weg, hülft etwas mit der Hađe nach und macht leicht eine doppelt ſo groſe Aernte . Rorn wird hier gepflanzt von Mitte April bis Mitte Juni , das meiſte in der zweiten und dritten Woche des Mai ; das früheſte gedeiht in der Regel am Beſten ; den neuen Grund mag man zuleßt bepflanzen . – Man ſei ſehr vorſichtig in der Auswahl des Saats kornes und nehme nur die beſten, völlig geſunden Körner der größ ten, völlig reifen und trođen erhaltenen Aehren ; manchmal mißräth eine ganze Pflanzung durch die Anwendung verdorbenen Saat kornes. Noch bevor das Korn auffommt, frißt der Maulwurf manches auf, und der Schneidwurm zerſtört noch mehr ; doch darf man die Maulwürfe nicht ganz vertilgen, weil jonſt ſchädliches Gewürm zu ſehr überhand nimmt. Nach dem Aufgehen picken und kraßen Krähen, Spechte, Eichhörnchen , Waſchbären und andere Thiere das Korn aus oft zum nicht geringen Verdruſſe des Farmers. Dagegen muß hauptſächlich die Jagëflinte helfen. Wenn man Beſchädigung zu befürchten hat - beſonders auf mit Wald umjd loſſenen Feldern ſo iſt es ein guter Plan, das Saatforn vor dem Pflanzen für die Thiere widrig zu machen . Zu dieſem Zwede tocht man Theer und Waſſer zuſammen, und weicht, nachdem die Maſſe ſich abgekühlt hat, tas Saatkorn 12 Stunden oder länger darin ein , trodnet es dann mittelſt Aiche, zerfallenen Kalfes oder Gyps, und pflanzt es dann ſo gleid); die Thiere bören bald auf, fold unſchmadbaften Körnern nachzuſtellen. Beim Beginn der Reife ſtellen die Kornliebhaber aufs Neue ſich ein , und wieder muß die Flinte die Zudringlichen ab wehren. Durch vieljährigen Kornbau wird ohne Zweifel der Boden , auch

112 der reiciſte, ausgeſogen. Dieſe Pflanze hat einen ungebeuren Wurs zeltrieb. Obwohl beim Durchpflügen die Wurzeln unvermeidbar viels fad zerriffen werden , bilden ſie ſich doch ſchnell von Neuem wieder, gehen hinab in eine Tiefe von 2 Fus und mehr ( wo möglich ), 10 Fus nach der Seite und durchziehen zuleßt mit den feinſten Saugia ſern die Erekrumme ſo ganz und gar, daß kein Dungtheilchen ihnen entgeht. Dazu kommt, daß durch das häufige Durdarbeiten des Bodens gerade in der beißen Zeit die feinſten Dungtheile, naments lich das Ammonium und die Koblenjäure, verflüchtigt werden. Am Meiſten verdirbt der Kornbau die abhängigen Felder, indem die ſtar ken Gußregen die friſden Furden oft der ganzen Länge jamit dem eingelegten Korne wegwajchen. Dieß verhütet man dadurch, daß man am Hügel hin immer zugleich wagrechte Furchen zieht. Es iſt nicht zu leugnen , daß bier durd unverſtändige Bebauung jährlich eine groſe Menge des Bodens völlig ruinirt wird, und darin iſt theils weiſe der Grund zu ſuchen , daß die Amerikaner ihre ältern Pläße ſo gewöhnlich zum Verkaufe anbieten und weiter zichen . ( Man ver hüte vor Allem , daß kein Waſſer von Auſen in die Felder lauft, und ſorge auſerdem für geordnete Abzugsgräben und vertiefte Rinnen , worauf die Amerikaner freilich nur wenig Bedacht nehmen. ) Waizen . Erſt ſeit 10 15 Jahren bildet Waizen einen be deutenden Stapel- Artikel in Miſſouri, und unſer Waizen gebört zu dem beßten , der überhaupt auf den Markt kommt ; in den für den Abjaß bequem gelegenen Gegenden iſt Waizen gegenwärtig das wid tigſte Handelsprodukt des Miſſouri- Farmers, und viele Ländereien , welche früher wenig beachtet waren und für unfruchtbar galten , weil ſie einen ſchwachen Holzwudis und wenig Dammerde haben , auch nur dürftiges Korn erzeugten, bringen jeßt die reidlichſten Waizenärnten. Vermuthlich hat ſolcher, weißgelb ausſehender, oft hauptjächlich mit Der Krippeleiche ( black - jack ) und mit einzelnen Pioſteneichen bes wadjener Boden eine ſtarke natürliche Beimiſchung von Mergel. In bumusreichem Lande verwächſt ſich der Waizen zu ſehr in das Stroh und fällt leicht nieder. Man hat hier vielerlei Arten von glattem und Bart- Waizen und wechſelt dieſelben öfter. Am Beliebteſten find jeßt : Zimmermann's Waizen , weißer W. , Roth - Spreu W. , ( red chaff ), blauſtenglider

113 W. , (blue stem ), Mittel- Meer W. , (mediterranean ) u.ſ. w. Der glatte iſt bequemer zu behandeln und wird darum vorgezogen. Früher machte man ſich hier den unbedeutenden Waizenbau ſehr leicht. Der Sämann hängte einen Sad mit der Saatfrucht über ſeine Schulter, beſtieg dann ein Pferd und ritt ſäend je die dritte Kornreibe hindurch ( zu Fus gehend fönnte er nicht über die Gipfel der Kornſtangen hinausreichen ), worauf ein- oder zweimal in den Furchen auf und nieder gepflügt wurde, und nach einem warmen Herbſtregen kam die Saat — bedeckt oder nicht - ziemlich gut auf und brachte einen 10 -- 12fachen Ertrag. Bei Froſtwetter im Win ter wurden die Aehren ausgebrochen, und dann die Stangen dicht am Boden abgehauen, auf welchem ſie als Dede und Düngung der jun gen Saat liegen blieben . – Noch ießt wird mitunter Waizen nach Korn gebaut , indem man das Korn zuvor abhaut und in Haufen aufſtellt ; es ſind eben nur wenige bis jeßt für einen ridtigen Frudit wedſel mit ihren Feldern eingerichtet. – Die beßte Vorfrucht für Waizen iſt Klee ( freilich auch für Korn, Kartoffeln u. a. ) Die Teutſchen verfahren meiſtens mit ſehr gutem Erfolge ſo, daß ſie gegen Ende Auguſt die Haber- oder auch Gerſteſtoppeln flach umpflügen, dann von Mitte bis Ende des Septembers dasſelbe Land noch einmal etwas tiefer umbrechen, den Waizen - 14 bis 11 Budel auf den Ader – dann darauf ſtreuen und durch einmaliges Eggen bededen. Poderem Boden würde nadheriges Walzen jehr wohlthätig ſein ; Andere empfehlen das Walzen oder auch Uebereggen bei trođenem Wetter im nädſten Frühling. In den älteren Staaten wird der Waizen nicht breitwürfig ausgeſtreut, ſondern durch die Drillmajchine in Reihen von 5 – 6 Zoll Abſtand geſät, wobei an der Ausſaat ge An abhängigem fpart wird und die Saat weniger auswintert. Lande ziehe man nach dem Säen Waſſerfürchen , welche faſt ganz wagrecht und mit ſehr geringem Falle am Hügel hinlaufen ; flaches Land , namentlich alles Prärien- Land ſollte in Beeten gepflügt werden. Im günſtigſten Falle bringt Waizen hier 25 bis 30 Buſcher vom Aker ; man muß aber auch mit 10 12 vorlieb nehmen. Auf mäßig abhängigem Waldlande hat man wegen des Auswinterns keine Gefahr, wohl aber auf ſolchem , worauf Waſſer ſtehen bleibt , indem

an warmen Februar- und März - Tagen der Boten tief auſthaut und

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bann Nachts wieder feſtfriert, wodurch die Wurzeln entblöſt werden. Auf offenen Prärien wird durch ſcharfen Windzug oft aller Schnee weggetrieben , auch die loje Krumme von den Wurzeln entfernt, ſo daß ganze Saaten verloren gehen. In günſtigen Jahren iſt dage gen der Ertrag ungeheuer. Tiefes, beetweiſes Pflügen und frühes ten und bejonders das Säen auf Raſenland ſchüßt am Beßten gegen das Auswintern des Waizens auf Prärie- Grund Ein anderes Uebel iſt der ſog. Roft , beſtehend in rothen mikroj kopiſchen Scwämmchen oder Pilzen, welche ſich am oberen Theile des Halmes und an den Blättern anſeßen, worauf die ganze Pflanze krank wird und das Korn nidt fortwädſt, ſondern einſchrumpft. Die Wirkung iſt um fo verderblicer, je mehr dem Rorne noch bis zur völligen Reife fehlt. Sobald der Roſt fich zeigt, muß das Getraide alsbald abgemäht werden, und der beßte Sdu dagegen iſt frühes Säen und Beſchränkung auf früh reifende Sorten . Der Roſt ents ſteht, wenn um die Zeit der Reiſe naſſes und dabei ſchwül - heißes Wetter fich einſtellt, und dumpf gelegene Aderſtücke ohne freien Luft zug leiden am Meiſten . Man laſſe überhaupt das Getraide niemals voDreif werden, es reift in den Gebinden nach, und man erhält den höchſten Ertrag und die beßte Qualität, wenn man zu der Zeit ärntet, da man das Rorn beinahe noch zwiſchen den Nägeln der Daumen zerbrüden kann. Durch ſchädliche Inſekten hat weſtlich vom Miſſiſippi der Waizen bis jeßt nur wenig gelitten , während in den älteren Staaten bejon ders die besit dhe Fliege ( hier bekannt ſeit 1776 ) und die Waizenfliege (midge, erſt ſeit 1828 bekannt) oft ſolche Vers beerungen anrichten, daß in manchen Gegenden der Waizenbau ganz aufgegeben werden mußte. Die erſtere legt ihre Eier an die Blätter der jungen Pflanze nahe dem Boden, und die daraus hervorkommens den Würmchen nagen den Halm an , ſo daß die Pflanze frank und die Lehre taub wird. Die leştere befeſtigt ihre Eier an der zarten Hülje des Kornes um die Zeit der Blüthe, und das Rorn wird von den ausſchlüpfenden Würmchen aufgezehrt. Die Zerſtörungen durch den Heerwurm und den Wanzenkäfer ( j. 6. Abſchn .) beſchränken ſich auf kleinere Bezirke und ſind vorübergehend . Man halte die Saatfrucht rein von der Sade ( violetten Korn blume, cockle) und der Treſpe ( cheat ) ; die leştere wird häufig in

115 Teutſchland für entarteten Roggen, hier für ausgearteten Waizen gehalten. Sommer w a izen um & geringer an Werth und in mans

chen Gegenden unſerer benachbarten Prärieſtaaten, wo Winterwaizen leicht auswintert, häufig gebaut - wird in Miſſouri nur ſelten ge zogen . Er muß ſehr frühe geſät werden, um vor dem Eintritt der gröjeren Hiße ſich zu entwideln. Sommergerſte leidet zu ſehr durch das mit aufwacjende Unkraut und die zu raich eintretende heiße Zeit. Wintergerſte gedeiht ausnehmend gut und bringt einen um 1 höheren Ertrag als Waizen. Sie verlangt einen ziemlich reichen, gut bearbeiteten Boden , wird ganz wie Waizen behandelt, doch wo mög lich noch früher geſät. Wo Waizen auswintert, darf man es mit Gerſte nicht verſuchen . Sie ſaugt den Boden wenig aus und kann geeignetem Lande ein halb dußendmal ( Waizen etwa zweimal) nach einander gezogen werden. Man ſebe zu, daß die Garben ganz trođen vom Felde gebracht werden , da im Liegen die Körner leicht dumpfig werden . Sie dient nur zum Bierbrauen, da zu anderen Zweden das wohlfeilere Rorn ſie erſeßt. Roggen gedeibt gut, wird aber jelten gebaut, beſonders weil fich zu leidit der Waizen damit vermijdt. Haber wird in groſer Menge erzogen , bauptſächlich als Prerdes Futter, zu welchem Zwede er ungebroſchen zu Hädjel zerſchnitten wird ; oft giebt man ihn auch unzerſdnitten den Thieren in Bündeln , hauptſächlich nur zum Säen drijcht man die erforderliche Menge von Körnern ab . Wir haben ſchwarzen und weißen Saber, auch Fahnenhaber der 4 - 5 Fus hoch wird ) ; neuerdings wird polnis ícker Haber ſehr empfohlen . Nichts gedeiht auf Prärieboden beſſer als dieſe Fruchtart, während ſie anderes Land ziemlich erſchöpft. Haber ſollte die nächſte Fruchtart nach Rorn ſein . Die zähen Rorn wurzeln ſind wäbrend des Winters ziemlich verrottet, und nun bricht man das Land auf und beſät es mit Haber ( 11 bis 2 Buſchel auf den Afer ) ſo zeitig im Frühling, als der Grund troden genug zum Bes ſtellen iſt. Der Acer ſollte 20 30 Buichel liefern. Der Verkauf geichieht ſehr oft Hündelweiſe, das Bündel ( 5 - 6 Zoll im Durch meſſer ) zu 2 - 3 Cent.

116 Der Fladh oba u iſt durch die Baumwolle faſt ganz verdrängt worden ; manchmal wird Flachs blos des Samens wegen gezogen, da Leinöl in ungeheurer Menge hier verbraucht wird und deshalb theuer iſt. Zu andern Delgewächſen ſcheint ſich hauptſächlich nur die Sons nenblume zu eignen ( für Raps paßt weder unſer Winter noch Sommer ) . Von jener haben wir eine Sorte, welche nur eine Blume an einem 14 Zoll dicken und 8 – 10 Fus hohen Stängel hervortreibt; - die ausgewachſene Blume bildet eine Scheibe von 1 . Fus Durchmeſſer und darüber, und auf reichem Grunde fönnten leicht an 40 Buichel Samen mit nicht mehr Arbeit, als der Kornbau koſtet, erzogen werden . Dieſes Gewächs, welches ein ſo werthvolles Del liefert, þat gewiß eine Zukunft in Miſſouri; in Dhio findet man bereits viele Delmühlen zum Auspreſſen des Sonnenblumen -Sa mens. Man ſchränke nur die Schweinezucht ein , und der Delbau wird ſich raſch heben . Die europäiſche Felderbje paßt nicht für unſer Klima ; auch frißt ein Wurm alle Körner an. Sie wird in Canada häufig ges baut, um das Korn zu erſeßen ; im Süden hat man eine ſchwarze Adererbſe, welche als Viehfutter werthvoll iſt, auſerdem neuerdings die ſogenannte Oregon - Erbje ( die aber in Afrika einheimiſch ſein ſoll ), welche die linſe , die hier nicht gedeiht, erſetzt. Die ſchöne Jas pan - Erbſe hat man hier mit gutem Erfolge verſucht. Doch wir bedürfen faum ſolcher Gewädje, da unſer Korn durch ſie nicht übers boten wird. Feldbohnen eine kleine, faſt runde Art) wer den mitunter in Menge erzogen , da ſie einen guten Preis bringen, auch Senf, Caſtorölbohnen ( Ricinus ) u. a. m. In einigen der reichen Fluß - Counties bauen die Negerhalter groſe Quantitäten von Hanf. Derſelbe erreicht eine Höhe von 8 Fus und darüber ich habe einzelne Samenſtengel von 2 Zoll Durch meſſer geſehen ). Die Behandlung erfordert ſehr harte und zum Theil ungeſunde Arbeit, weshalb die Weißen ſich ungern damit bes faſſen. Neuerdings hat man eine neue Hanf- Art aus China einge führt und mit beßtem Erfolge hier angebaut. Wir warten immer noch auf eine Maſchine, welche den Hanf vom Felde weg zum Ges brauche verarbeitet ; unſer Weſten eignet ſich vorzugsweije zum Ans bau dieſer werthvollen Pflanze.

117 Vor einigen Jahren machte das aus China hieher gebrachte Sorghum sauharinum ( chineſiſche z uderrohr, eine Hirſen Art) viel Aufſehen. Es wächſt hier bis zu 12 und 15 Fus Höhe, hat ein ſehr ſüjes Mark, wird von faſt allen Thieren ſehr begierig gefreſſen und liefert, zwiſchen Walzen ausgepreßt, einen vortrefflichen Syrop — bis zu 300 Gallonen vom Aker ; doch nur Einem Herrn in Philadelpbia gelang es, kryſtalliſirten Zuder daraus berzuſtellen . Auch zur Gewinnung von Rum , oder bier- und weinartigen Ge wächſen würde dieſes Gewächs fich eignen, wie es denn auch einen werthvollen Farbeſtoff in den Samenſchalen enthalten ſoll. Wäh rend nun Tauſende erwartungsvoll mit dieſer, für unſer Klima lo ausnehmend geeigneten Pflanze erperimentirten, kam uns der Sa men eines verwandten Gewächſes aus dem Kaffernlande zu , imphec ( afrik. Sorghum ) genannt, welches eben ſo füs oder nod zuderbal tiger iſt, einen noch ſchöneren Wuchs hat, eine groje Menge Samen förner liefert, aus welchen man ein ſehr gutes Mehl ſoll gewinnen können, und aus deſſen Saft – wie behauptet wird Zucker ohne Schwierigkeit fich herſtellen läßt. Ich kann nur ſagen, daß ich im legten Frühling einigen Samen geſät habe (in Reihen von 3 Fus Zwiſchenraum und 3 Körner alle 1 ; Fus in den Reihen ) , und daß man eine ſchönere kleine Pflanzung nicht ſehen kann ; zum Auspreſ ſen fehlt es mir an einer geeigneten Maſchine. Sollte die Sache fich bewähren, ſo können wir zuder genug zu eigenem Gebrauche und zu bedeutender Ausfuhr erbauen . Noch andere Arten des Sorgho ( 3. B. Chokolade- und Reiss Korn ) werden hier angebaut, von welchen das Berentorn das wichtigſte iſt. Die Meiſten erziehen einiges für den eigenen Gebraud , mitunter aber ſieht man auch groſe Felder damit beſeßt. Ale hie ftigen Beſen werden davon gemacht und ganze Schiffsladungen aus geführt, indem nichts anderes ſo vortrefflich zu Stubenbeſen ſich eig net. Man dente fich einen Hirſeſtängel 8 – 10 mal vergrößert; der Samen wird abgenommen, die fingerdiđen Stängel werden nett an einem Stiele befeſtigt, und die langen, zähen und feſten Samenſtiele fächerartig gebunden. ( An Regentagen wird dir die Hausfrau einen Bündel Beſenkorn bringen und verlangen, daß du ihr einen neuen Beſen bindeſt, weil du gerade nichts Anderes zu thun haſt, und als tüchtiger Farmer ſollſt du auch deine Beſen ſelbſt verfertigen ).

118 3d will dieſen Abſchnitt mit den Sabado bau beſchlieſen . Mag der Tabađ mehr Uebles als Gutes ſtiften, ſo iſt doch nicht zu er warten , daß deffen Gebrauch ſich jemals vermindert, und er wird die Quelle des Reichthums für Länder ſein , welche zu ſeinem Anbau ſo gut als Miſſouri fich eignen. Die Preiſe der leßten Jahre ( 5—10 Cents das Pfund und mehr ) belohnen die Mühe gut, und da mehr Sorgfalt als ichwere Arbeit dazu gehört, ia Kinder ſchon viel dabei helfen können, ſo kann im Tabađsbau der freie Mann mit dem Skla venhalter ſehr wohl concurriren . Ich kenne gebildete Teutiche hier, welche ſelbſt in den früheren harten Jahren durch verſtändig und mit Aus dauer betriebenen Tabadebau ſich allein erhielten und ſogar wohlſte= hend wurden. — Eine vollſtändige Abhandlung würde zu viel Raum einnehmen , und ich muß mich deshalb auf das Weſentlichſte beſchränken. Der beßte Boden für Tabađ iſt mittelmäßigreicher Waldgrund ( iog. dog -wood - Land ), welcher im Winter vorher geklärt wurde ( jorgfältiger, als es meiſtens ſonſt geſchieht). Man kann 2 – 3 Xernten auf ſolchem Grunde erziehen ; ſpäter iſt Düngung nöthig, und umgebrochenes Kleeland iſt anderem vorzuziehen . – An einer ſonnigen und nicht mageren Stelle des Klärſtückes madt man im Februar oder März, an einem milden Tage, einen mehrere Fus hos hen Haufen von Reiſern, und unbrauchbaren Aeſten und Stämmen und brennt Alles nieder. Nach dem Erkalten wird die Aſche vorerſt entfernt, der Boden fodann ſehr flach aber fein verhäckelt und gerecht, worauf man den Samen ſtreut - einen Theelöffel voll auf 12-15 Fus Quadrat. Man trete hiernach den Samen ein , überreche das Land noch einmal und lege es darauf mit Reiſig zu. Samen und Wurzeln des Unkrautes ſind verbrannt, und ſo kommen die Pflänzchen im April ohne weitere Nachhülfe ſchön auf. Uebergeſtreute Hühner: dung befördert das Wachſen. Inzwiſchen wird das Tabaksfeld aufgebrochen und von Reiſern und Wurzelſtücken möglichſt gereinigt, und wenn es die Zeit erlaubt noch einmal gepflügt und geeggt. Meiſtens theilt man hierauf das ganze Stück wie Kornland durch kreuzweije gezogene Furchen ( 3 } Fus jeden Weg ) in kleine Qua drate, welche dann mit der Hade zu runden Hügeln umgebildet wer den, auf deren jeden eine Pflanze zu ſtehen kommt. Es geht auch, mittelſt des Pfluges zwei Furchen zuſammenzuwerfen und mit Nach

119 bülfe der Hade daraus einen Damm zu machen, auf welchem man die Pflanzen einſeßt. 3ſt der Grund tief und gut umgebrochen, ſo bezeichne man nur gerade Linien mit dem Pfluge oder auf andere Weiſe, ſeße die Pflanzen in Reihen ( 2) bei 3 bis 31 Fus Abſtand) und beſorge das Unhäufeln ſpäter durch Hade und Pflug. Man ſuche möglichſt früh zu pflanzen, indem man einen paſſenden Regen benüßt ; doch geht das Pflanzen noch bis Mitte — in Südmiſſouri bis Ende Juni. Die Pflänzchen nehme man mittelſt einer Gabel und mit etwas Erde aus. Der Schneidewurm wird einige zerſtören, einige werden vertrocknen, und ſo muß beim nädſten Regen nach und zu gleich weiter gepflanzt werden, indem mittlerweile wieder kräftige Pflanzen nachwadſen. Bei dem Bebaden und Anhäufeln entfernt man die unterſten

Blätter und läßt ſodann 10 – 12 geſunde Blätter, indem darüber die Spiße des Stängels abgebrochen, auch jeder Nebentrieb aus den Blattwinkeln und Wurzeln weggenommen wird. So zwingt man die Pflanze, alle Triebkraft auf die Ausbildung der wenigen Blätter zu verwenden . Doch alle Mühe wäre vergeblich, wollte man nicht die jeßt zahlreich ſich einſtellenden Raupen und ſelbſt deren Eier (die man mit gutem Auge auf den Blättern entdeckt) ſorgfältig und wes nigſtens 2 mal wöchentlich zerſtören ; zwei bis drei Raupen verderben eine ganze Pflanze, denn die Raupe wird fingersdid und lang. Vor dem wahren Herbſtfroſt muß die Aernte beſeitigt ſein, ſonſt iſt alles verloren. Die Reife fündigt fich an durch die lederartige Beſchaffenheit der Blätter, ihr gelblichtes Ausſehen und braune Fleden auf denſelben , welche immer gröſer werden und bei der Ueber reife durchbrennen . Die Aernte geſchieht ſo, daß man mit einem ſtarken Meſſer den Stängel von oben ( bei ſehr hohen Pflanzen , wie der Havanah-Tabad, von der Mitte an ) aufſpaltet bis auf 6 Zoll vom Boden, ihn dann abſchneidet und niederlegt. Sind die Blätter etwas welk geworden, ſo hängt man ſie auf dünnen Stangen, oder beſſer auf geſpaltenen und beſchnißten Holzſtücken entweder unter Dach oder aud vorerſt auf einem einfachen Gerüſte im Tabadsfelde auf und bringt nach etwa 8 Tagen Alles in das Tabadehaus , wo durch Feuerung das ſchnelle Trođnen bewirkt wird. Wie ſolche Häuſer ge baut und eingerichtet ſind, muß man hier ſehen. Das Feuern ge ſchieht, um in wenigen Gebäuden groje Hernten fertig machen zu

120 können ; auch ſoll der gefeuerte Tabad den Seetransport beſſer ertras gen, die Beſchaffenheit des Tabaces wird dadurch nicht gebeſſert. Nachdem Stängel und Rippen vollfommen trođen geworden ſind,

nimmt man im Winter bei feuchtem Wetter, das die Blätter und Rippen zäh und biegſam madt, Alles herab, bringt es auf einen Haufen und deckt es zu, worauf man mit Muſe dad Abblättern und Bündeln ( 10 – 12 Blätter zuſammen ), wobei ſorgfältig ſortirt werden muß , vornehmen kann. Wann die Blätter gerade nicht zu feucht und nicht zu trocken ſind, werden die Bündel zum Schwißen zuſammengepackt und im Frühjahre zum Verſenden in Fäſſern von vorgeſchriebener Gröſe ſorgfältig eingelegt und eingepreßt. Die nö thigen Handgriffe u . ſ. w . muß man ſich zeigen laſſen . Für den größeren Markt verlangt man ein großes, unverlegtes, dides, dünnrippiges Blatt mit würzigem Duft und von reiner Lob farbe. Zum eigenen Gebrauche kann man nach teutſcher Art verfah ren. Man läßt alle Blätter und bricht nur die Blüthinoſpen aus, nimmt dann die Blätter, wie ſie reifen, von unten an einzeln ab, ſchnürt ſie an Fäden , welche man zum Trocknen unter einer Bedach ung aufhängt, und gewinnt ſo eine größere Aernte und ein leichteres Gewächs ( ſog. seed leaf), das auch von hieſigen Tigarrenmachern gejucht wird. In Connecticut erzieht man auf dieſe Weiſe einen werthvollen Stoff Die gewöhnlichſten Tabadsarten find jeßt hier: der Drinoco ( am Beliebteſten ) der Braſil, der kleine und große Prior und Friedrich, der Drachenfus, Maryland u. a . m . Den Havanab bauen die Teut fchen theils zum eigenen Gebrauce, theils zum Verkaufe an Tigar renmacher ; er reift frübe, kann dichter gepflanzt werden , bringt zwar einen höheren Preis, aber auch nur das halbe Gewicht und artet aus, wenn man nicht öfters den Samen friſch von Cuba bezieht. Guter Samen bleibt gegen 10 Jahre keimfähig . Unter den Tabadsſtaaten kommt jeßt Miſſouri zunächſt nach Maryland, Virginien und Kentucy. Man kann hier 800 - 1200 Pfund Tabad auf dem Ader erziehen. — Eine oder zwei Tabads ärnten bereiten am beßten den Neugrund für andere Gewächſe vor ; Alles wächſt trefflich darnach, aber lange fortgeſekter Tabadsbau ents kräftet den Boden , entzieht ihm namentlich allen Salpeter. Die beis den erſtgenannten Staaten haben nur nod; wenig guten Tabađsboden .

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Zwölfter Abſchnitt. Gras - und Kleeb a u , Weideplä se.

Noch vor 20 Jahren waren wenig Wieſen und Kleefelder in Miſſouri zu ſehen , jeßt bilden ſie ein weſentliches Stück des hieſis gen Aderbaues, indem theils bei der dichteren Beſiedlung die wilde Weide täglich unbedeutender wird , theils der übertriebene Rornbau eingeſchränkt werden muß , und auc zur Bodenverbeſſerung das zeit weilige Einjäen und Beweiden der älteren Grundſtücke nothwendig iſt. ( Felder, welche gegen 20 Vernten gebracht haben, heiſen hier, , altes Land" im Gegenſaße zu dem immer beſonders geſchäften, „ neuen Grunde" ). Man hat hier den Luzerner und den türkiſchen Klee verſucht, doch mit geringem Erfolg ; der europäiſche Weißklee kommt hier gut fort, miſcht ſich aber mit einer hier einheimiſchen , niedrigen Art, welche überall auf ſolchem Lande erſcheint, das früher umgebrochen war und dann ungebaut liegt, und welche zwar für Schafe und Käl ber kein ſchlechtes Futter iſt, aber bei Pferden, weldie ſehr begierig danach ſind, einen ſtarken Speichelfluß verurſacht. Für unſer Klima und unſern Boden eignet ſich vorzugsweiſe der er erreicht, wenn man nicht ſchon gewöhnliche rothe Klee , hat, einen ungeheuren ausgemagert ſehr vorher den Boden zu Das Einjäen des Klees geſchieht auf verſchiedene Art, Wuds. und das Gelingen hängt zum Theil von der Gunſt des Wetters ab. Soll der Klee nach Waizen oder Wintergerſte folgen , ſo benügt man einen dünnen Schnee, der in der legten Hälfte des März fällt, und ſtreut auf diejen den Samen, welcher beim Sdimelzen des Sdnees fich zwiſchen der Herbſtſaat an den Boden anlegt und beim Eintritte des warmen Wetters gut auffommt. Mandmal zerſtören indeſſen Spätfröſte einen Theil der zarten Pflänzcen . Aus dieſem Grunde warten Andere bis zum April , übereggen dann vorerſt das Waizen land und ſtreuen darauf den Kleeſamen. Wird das Wetter nun nicht 6

122 zu ſchnell trođen und heiß , ſo gedeiht die Saat vortrefflich. Soll der Klee im Haber zu ſtehen kommen , jo egge man den leßteren zuvor ein und ſtreue ſodann den Kleeſamen und zwar, wenn etwa ein Re gen im Anzuge iſt, obne ibn zu bedeđen ; erwartet man trodenes Wetter, lo gebe man mit einem Dornbuſche oder einem vielzadigen Aſte ſtatt der Egge, oder mit der Walze über das Land. Mit einem Buſchel ( 60 Pfund) Samen ( der 5 — 7 Dollar koſtet) beſät man 6 bis 10 Acer, der ärmere Grund erfordert die meiſte Saat. Wann im nächſten Jahre - Anfango Juni - der Klee in volſter Blüthe ſteht, mähe man ihn nieder, ſeße ihn am folgenden Tag - bei günſtigem Wetter – auf kleine Kaufen und bringe dieſe unter Dach, indem man über jede Lage ein mäſiges Quantum Salz ſtreut. So erhält man ein treffliches Winterfutter, ſelbſt wenn der Klee nur halbtrođen war. Der zweite Wuchs wird den Schweinen, auch den andern Thieren zum Abweiden übergeben. Im folgenden Jahre ſollte dasſelbe Kleeſtück nur beweidet werden bis zum Juli ; was dann noc wädſt, ſollte man im September tief unterpflügen, um Waizen darauf zu ſäen , oder ſpät im Herbſt, wenn das Feld im nächſten Jahre Korn bringen ſoll. Im erſteren Falle geht wieder ſo viel Klee auf, daß man nach dem Beſtande mit Waizen nochmals ein gutes Klees Feld bat. - Defter läßt man Kleefelder auch dreijährig werden, muß aber dann erwarten, daß wilder weißer Klee, Blaugras und allerlei Unfraut zum Theil die Stelle des rothen Klees einnehmen. Für Rindvieb und Pferde wird die Weide bedeutend beſſer, wenn man da, wo Klee ſtehen jou, im Herbſte vorher nach dem Säen des Wais zens oder der Gerſte Grasjamen dünn ausſtreut. Zur Gewinnung des Kleeſamens nimmt man den zweiten Schnitt, läßt dieſen in kleinen Saufen auf dem Felde ſehr trođen werden , bringt ihn dann unter Dach und driſcht oder reitet ihn bei Froſtwetter aus * ) . Neuerdings hat man ſehr gute Maſchinen zum Reinigen des Kleejamens. Unſer wichtigſtes Wieſengras iſt bis feßt der ſogenannte Timothee (findet ſich auch auf teutſchen Wieſen ). Gut beſtanden *) Bevor die Dreſchmaſchinen erfunden waren, pflegte man das Getraide hier am häufigſten durch Pferde austreten („ausreiten“) zu laſſen ; die Tenne machte man meiſtens auf dem Felde, indem man einige Zoll tief die oberſte Erd frumme entfernti. Dabei ging natürlich viel verloren .

123 bringt Timothee 3 — 4000 Prund Heu auf dem Afer, doch häufiger nur halb ſo viel. Die Ausſaat gelingt nur, wenn es im September und Oktober nicht an Regen fehlt. Das zur Wieſe beſtimmte Land ( Stoppelgrund) muß ſchon im Auguſt umgebrochen und dann um die Mitte des September nochmal gepflügt und gut bereggt werden , wonach man den Samen ſtreut ( eine Gallone auf den Aker ) und entweder einregnen läßt, oder einbuſcht, oder — was das beßte iſt einwalzt. Sit das Land nicyt zu feſt, noch reich und unfrautrein, ſo kann man auch gerade auf Haberſtoppeln den Samen ausſtreuen und dann mit der Egge über das Land gehen ; in ſehr trodenen Herbſten iſt dieſes Verfahren ſogar vorzuziehen , da in dem aufgeloder ten Boden die feinen Wurzeln leichter verborren . — Man tödet dieſe Grasart, wenn man ſie zu frühe abmäht ; Anfangs Juli, wann etwa des Samens reif iſt, beginne man die Heuärnte . Bei gün ſtigem Wetter hat man am nächſten Tage nur die Mahden mit einem Hand- oder auch Pferderechen auf Haufen zu bringen, welche dann an eine Stelle zuſammengeſchleift und in groſen Haufen zum Wintergebrauche aufgeſeßt werden . Liegt das Gras ſehr dick, ſo wird es vorher mit einer Holzgabel einmal umgewandt. An ſolchem „Heu wetter", wie man es ſich oft in Europa ſo ſehnſüchtig wünſcht, haben wir hier einen großen Ueberfluß. – Grummet zu machen iſt nicht gebräudlich; man überläßt den zweiten Wuchs den weidenden Thieren . Eine feinere Grasart iſt das ſog. Rothgras ( red top ; zur

Blüthezeit hat eine ſolche Wieſe ein ſchönes, friſdrothes Anſehen ). Es liebt bejonders feuchteren Grund, bringt zwar weniger Gewicht und iſt weit zarter als Timothee, erträgt aber das Abweiden beſſer und verdrängt jenen meiſtens in wenigen Jahren . Beide Grasarten gemiſcht, geben das beßte Heu. Sehr werthvoll iſt das ſog. Obſtgarten - Gras (orchard grass ), boch wachſend, früh reifend, ſehr geliebt von den Thieren , doch widerſteht es dem Abweiden am Wenigſten. Es wird im Früh ling geſät und paſt am Beſten Dazu , der Kleeſaat etwa į beizu miſchen . Unter den neuen Grasarten wird das Ungariſche Gras jegt am Meiſten gerühmt, auch das Guinea - Gras empfohlen und mit manden andern Arten werden Verſuche gemacht.

124 Zur Wieſenbewäſſerung findet ſich hier fehr ſelten Gelegenheit. Man befördert den Graswuchs am Beſten durch den Stalldünger, den man im Winter auf die Wieſen bringt und welcher zugleich viel Gras Samen enthält. Gyps iſt vorerſt noch im Weſten zu hoch im Preiſe. Nach 5 -- 6 Aernten ſtellen wilde Pflanzen, weißer Klee und Blau Gras ſich ein, und nun iſt es Zeit, das Wieſenſtück umzubrechen ; mit erneuter Tragkraft bringt das Land Rorn , auch Waizen, Kartoffeln , Rüben u. 4. hervor. Blaugras wird ſelten ſo ſtark, daß es zum Mähen ſich eig nete, giebt aber eine vortreffliche Weide für alle Thiere , ſelbſt Gänſe und Schweine, doch hauptſächlich für Schaafe und Kälber, und eine Winterweide für Pferde. Es kommt an älteren Pläßen auf un bebautem Grunde, auch auf den ſtark beweideten Prärien nach und nach von ſelbſt zum Vorſchein ; wo es in die Waloungen eindringt, ſteht man keinen jungen Nachwuchs mehr, auch die meiſten andern wilden Pflanzen verſchwinden vor ihm , indem es den Boden ſo vollſtändig durdwurzelt und ſo raidh fortwuchert, daß faſt nichts daneben beſtehen kann. Dabei iſt ſein friſches, bläulich grünes Anſehen faſt das ganze Jahr hindurch eine Zierde des Bodens. Nach langer Dürre ſcheint es erſtorben, iſt aber nach dem Regen wieder da ; ſelbſt unter einer Schnee- und Eisdede hält es ſich grün . Gräben, Teraſſen, Raine und Dämme bepflanzt man damit, um ſie vor dem Abwaſden zu füßen. Der Samen reift früh im Juni, und wenige Körnchen , welche man davon ausſtreut, reichen hin, um es bald ſich ausbreiten zu ſehen. Der umgebrocjene Raſen muß bei trođenem Wetter mehr: mals umgewandt werden , bevor er verborrt, dient aber dann als vorzügliche Düngung . Eine Kälberweide nahe bei dem Wohnhauſe gehört zu jeder Hof ſtelle. Man legt ſie wo möglich ſo an, daß fie durch den Quellen Ablauf Waſſer hat, läßt darin zur Beſchattung einige Wallnuß- und Zuckerbäume 26. 26. und hält den Boden mit Blaugras bedeckt. Um die Arbeitsthiere nicht immer im Stale einſchließen zu müſſen und doch zur Hand zu haben, zäunen die Meiſten ein Stück Wald land ( eine ſog. pasture) ein, worauf man die Thiere frei laufen läßt ; was ſie aber von Futter darin finden , iſt unbedeutend. Man fäe lieber ein altes · Feld in Blaugras und benüße es als Weide ( jorge zugleich dafür, daß ein Paar Schattenbäume darin ſind ).

125 Oder man hat nahe bei der Wohnung ein zum Klären zwar uns taugliches, aber mit Waſſer berſebenes Stück Land ; dieſes reinige man von den werthlojen Stämmen und Büſchen , ſtreue Blaugrad Samen umber, und in Kurzem wird man einen guten Weideplatz haben. Will man Blaugras zur Winterweide haben, ſo muß es im Sommer unberührt bleiben. Tauſende von jungen Maulthieren werden ohne alle Mühe auf bloſen Blaugras- Weiden durchwintert .Für Fohlen und Kälber gewinnt man auch dadurch eine gute Wins terweide, daß man ein Stüdl Land ſchon gegen das Ende des Auguſt mit Roggen beſät; im nächſten Mai iſt es noch Zeit, dasſelbe Land wieder umzupflügen und mit Korn zu bepflanzen. Die Winterbeweidung diente dem Boden zugleich als Düngung . - Werden die Thiere bei folder Behandlung auch nicht ſo fett als die im Stadle gebal tenen , ſo bleiben ſie doch geſünder.

Dreizehnter Abſchnitt. Gartenanlage ;

Gemüsbau :

Kartoffelt ,

Rü ben , Koh I, Bataten, Melonen u . F. W.

Einen größeren Garten rein von Unkraut und in guter Ordnung zu erhalten , erfordert hier für die meiſten Landwirthe zu viel Zeit und Mühe. Ein kleiner, durch Palliſaden eingezäunter Blumengar ten reicht hin ; er ſoll nahe bei dem Hauſe ſein und zugleich ſolche Küchengewächſe liefern, welche die Hühner beſdädigen würden , oder für welche der Pflug fich weniger eignet, als : Erbſen , Zwiebeln, Spargeln , Lattich, Gurken , Möhren , Frübbotnen ( die ipäten pflanzt man bei die Kornſtöđe und läßt ſie an den Rornſtangen ſich empor

126 ranken ) , rothe Rüben, Spinat, Peterſilie, Thimian u. (. W. Die meiſten curop . Blumen eignen ſich auch für hier, - Georginen u. a. werden prachtvoll und Roſen und Veilchen blühen auch uns. Für Lauben haben wir ſehr ſchöne Wintergewächje. Das Bergißmein nicht muß aus der alten Welt kommen. A uſertem balte man ſich ein beſonderes Gemüsſtüd, welches hauptſächlich mit dem Pfluge bearbeitet und gut in Dung erhalten wird. Darauf werden erzogen : Frühfartoffeln, Weißfobi , Blaukobi, Wirfide, Robirabi , Liebesäpfel (tomatoes, ein ſehr geſundes Effen , meiſtens wie Gurkenjalat bereitet, oder auch geſchmort), ſüje Bataten, Zuckermelonen, Cantaloup, Melonen , Waſſer -Melonen ( die Orange water melon ſcheint die werthvollſte Varietät zu ſein ), Gombo , die Eierpflanze, einige eßbare Kürbißarten (squashes) u. 1. w . Blumen Kohl, Rojenkohl und Broglio gedeiben nur ſchwer, ſehr gut aber Schnittkohl, Römiſchtohl, Schwarzwurz, die ihr verwandte Auſtern Pflanze, Paſtinaken, Rettiche, Radieschen , fauch weniger Sellerie), Kreſſe, Sauerampfer 26. 26. Der Kartoffelba u iſt hier nicht ſo ausgedehntwie in der al ten Welt, - die Kartoffel iſt nur ein Zugemüſe, und Korn ( ein weit kräftigeres Nahrungsmittel ) dient dem in Europa von ihr ge machten Gebrauche. Die Kartoffel iſt ſelten hier ſehr einträglich ( obwohl weſtlich vom Miſſiſippi die Rartoffeljeuche fich noch nicht ge zeigt hat ) und ſteht meiſtens höher im Preiſe als Rorn. Früh kartoffeln gedeihen in der Regel am Beſten. Man pflanze möglichſt früh, vermeide friſchen Dünger, pflüge tief, halte den Boden locker und rein und häufle nur wenig an. Für Spätkartoffeln pflüge man den Grund zweimal und pflanze nicht vor dem Anfang des Juni . Unter den hieſigen Sorten giebt es recht gute der frühen und der ſpäten Art. Weiße Rüben ( turnips ) ſind hier jüſer und zarter als in Teutſchland und bringen unter günſtigen Umſtänden einen bedeuten den Ertrag. Man ſäe ſie auf neuen Grund, oder nach Frühfartoffeln , oder auf reidhes Stoppelland ( das man zuvor düngen mag ) , doch nicht vor Anfang des Auguſt. Die in Europa auſer Gebrauch gefommenen Erdäpfel ( articho kes ) werden hier manchmal gebaut und bringen auf reichem Boden einen ungeheuren Ertrag . Sie ſind ein gutes Schweinefutter. – Die Runfelrübe leitet zu ſehr durch die Dürre der Sommermonate,

.

127

als daß ihr Anbau im Gröjeren zu empfehlen wäre.

Es iſt überhaupt

eine Thorheit, wenn die Teutſchen hier Alles, woran ſie gewöhnt waren , erzieben wollen, da doch auch ſo viel Neues auf ſie wartet, das ſie nicht kannten und das beſſer hieher paßt. Ein neues Gewächs, die dioscorea batatas oder din eſiſche Yam , mag vielleicht wichtig für Amerika werden. Ich habe ſeit zwei Jahren Verſuche damit angeſtellt und gefunden, daß unſer Klima ihr zujagt, daß die gekochte oder geröſtete Wurzel am Meiſten gekoch tem Reis ähnlich und ein vortreffliches Nahrungsmittel iſt, bin aber noch nicht gewiß , ob die Einträglichkeit der Pflanze im richtigen Ver hältniß zu der erforderlichen Arbeit ſteht. Im vorigen Abſchnitt hätte noch des B u dh w aizens erwähnt werden können ; er wird nur gebaut, um aus dem Mehle ſehr be liebte Kuchen und Pfannenkudyen zu bereiten, wird gegen die Mitte des Juli auf Stoppelland geſät und bringt unter günſtigen Umſtän den 20 25 Buſchel vom Aker. Die Aernten ſind jedoch etwas unſicher; ſät man zu frühe und die Blüthen werden von den noch beißen Sonnenſtrahlen getroffen, ſo feßt fich feine Frucht an , kommt die Saat zu ſpät, ſo zerſtört leicht ein Nachtfroſt die ganze Aernte. Im leßteren Falle pflüge man raich Alles unter, und man hat dem Lande eine gute Düngung gegeben. Den Freunden der Lobelia cardinalis wird es intereſſant ſein zu vernehmen , daß dieſe pradtvolle Blume an ſumpfigen Stellen in Miſſouri wild wächſt. Zu den ſchönſten wildwadjenden Blumen ges hören auſerdem eine Raijerkrone ( Das einzige Raiſerliche, deſſen wir uns in Miſſouri erfreuen ), der Frauenįdub, ( lady's slipper ) und viele andere, welche aber durch die weidenden Thiere meiſtens zer ſtört werden . Man könnte einen Blumengarten ſchmücken allein mit ſolchen Zierpflanzen, welche die Natur hieher verſeßt hat.

128

Vierzehnter Abſchnitt. Obſt bau : Aepfel , Birnen , Pfirſide , Pflaus men , Kirſden , Quitten , Beeren - Arten .

Reiſende, welche aus Mittelamerika oder Weſtindien zurüdtehrten , ſagen uns, daß während ſie dort in dem Genuſſe der herrlichſten Südfrüchte ichwelgten, ſie von einem faſt unwiderſtehlichen Verlan gen nach einem ſauren teutſchen Apfel gequält wurden . In Miſs ſouri wird der Teutſche des gewohnten Obſtes nur wenig entbehren , und das Vermißte wird ihm durch Vortreffliches erſeßt werden . Man wähle zur Obſtanlage wo möglich die nördliche Seite eines mäfigen oder ſelbſt ſteilen Hügels, breche den Boden tief um ( am Beßten mit dem Rigolpfluge) und pflanze die Stämmchen im Nos vember und Dezember, oder auch im März und April ( bis die Knoi pen ſchwellen ), nicht zu tief, - begieſe die Wurzeln beim Pflanzen und lege ſodann um die Stämmchen halbfaules Stroh , um den Bo den feucht und fühl zu erhalten . Jeder Stamm ſoll einen Pfahl auf der Südſeite haben, an welchen er befeſtigt wird. Nun kann man den Grund nach Belieben bebauen ; am Dienlichſten find Hadfrüchte, Rorn iſt beſſer als Halmfrucht. Sobald die Stämme reichlich tragen, hat man den größten Gewinn, wenn man nichts Anderes mehr im Obſtgarten erzieht, das Land nur jährlich oder alle zwei Jahre flach umpflügt, auch Dünger, Aſche, Seifenbrühe und andere Abfälle darauf bringt. Bei gehöriger Pflege iſt der Wuchs der Bäume erſtaunlich ; doch ſcheinen ſie kein ſehr hohes Alter zu er reichen . Obwohl grosartige Baumſchulen hier beſtehen, reichen dieſe doch kaum aus , und jeder Farmer ſollte eine eigene kleine Baumſchule haben , um jährlich nachpflanzen zu können , indem nichts hier lohnens der iſt als verſtändig betriebener Obſtbau.

Auf Verbeſſerung der

129 Obfjorten wird hier viel Mühe verwandt, und man hat jeßt eine portreifliche Auswahl. Nimmt man von den beßten Früchten die vollkommenſten Samenkerne, ſo kann man auch aus dieſen ſehr ge ſunde, reidlich tragende und gute Frucht bringende Stämme erzieben und erhält oft werthvolle neue Arten . Die Wepfelbäume treiben oft Schößlinge aus der Wurzel , und iſt der Stamm bis in die Wurzel edel, jo können dieſe Schößlinge zur ſchnellen Erziehung junger Bäume gebraudit werden . Meiſtens jedoch erzieht man Sämlinge , um ſie zu veredeln, und zwar iſt es bei Weitem am Zwedmäfigſten, nicht den Stamm zu veredeln , ſondern die Wurzel. Ich nehme ( von März bis Ende April ) die Sämlinge aus dem Boden ; - aus jes dem Wurzelſtüd von 5 Zoll Länge mit einigen Wurzelfaſern wird ein neuer Stamm gemacht. Das Pfropfreis befeſtige ich daran durch Spalt- oder Rindepfropfen, oder Ropuliren oder nach Chriſt) Anfo puliren , oder durch den ſogenannten engliſchen Sænitt und verbinde die Wunde mit einem Stüdchen Kornhülſe ; Darauf ſeße ich die Wurzeln in den Boden ſo, daß die Pfropiſtelle etwa 5 Zoll tief mit Erde bededt wird und von dem Reiſe ein bis zwei Augen vorſtehen , von welchen ich nur eines austreiben laſſe. Die Wunde verheilt ſchnell, auch über derſelben bilden ſich Wurzeln, und nach 2 – 3 Jahren babe ich einen ſchönen, ſchlanken Stamm , welcher ſich zum Auspflanzen eignet und 15 – 20 werth iſt. Cent werth iſt. Eine gewandte 20 Cent Hand veredelt jo mebrere hundert Stämme täglich. Auch Pflaumen , Kirſchen und Pfirſice vertragen dieſe Art des Veredelns, nur muß es frühe im März geſchehen ; häufiger jedoch werden ſie okulirt. Bringt ein Sämling nicht die gewünſchte gute Frucht, ſo wird er in der Krone durch Rindepfropfen veredelt, und zwar die Hälfte der Aeſte

in einem, und die andere Hälfte in dem nächſten Jahre. Die meiſten europ . Regeln für den Obſtbau gelten auch hier , nur muß man, ſtatt mit der Sonne zu geizen, gegen das Uebermas ihrer Gunſt die Bäume zu ſchüßen ſuchen. Die nach Nordoſt geneig ten Stämme leiden in der Regel durch Brandfleden und geben das durd zu Grunde . Am Geſundeſten bleibt der etwas nach Südweſt geneigte Stamm mit niedriger Arone und nach Süden über ſtebenden Aeſten, ſo daß dadurch der Stamm und der Boden zunächſt um denſelben beſchattet und fühl erhalten werden. Man ſchneide nicht ſehr viel aus , laſſe das Innere der Krone etwas dichter verzweigt,

130 als es in Teutſchland gewöhnlich iſt, halte den Stamm rein und be ſorge das Ausſchneiden hauptſädlich erſt nach dem erſten Safttrieb ( tie Wunden verheilen beſſer, und die Waſſerloden bleiben aus ) . -Nichts iſt dem Obſtgarten verderblicher als Blaugras. Am Bebten eignen ſich zum Obſtbau die ſog. Hügelfarmen , und ihre Beſißer ſollten wenigſtens 6 – 8 Aker zur Obſtzuat verwenden. Im Bottom wachſen die Obſtbäume mit unglaublicher Ueppigkeit, auf Präriegrund wird mehr Sorgfalt erfordert, weil die Bäume mehr theils durch ſtehen bleibendes Waſſer, theils durch die kalten Win terſtürme leiten . Der Apfelbaum . Das wichtigſte hieſige Obſt werden hier für immer die Aepfel bleiben , - fie gedeihen am Beſten und ihr Gebrauch iſt der mannigfaltigſte. Man pflanze die Stämme ent weder quadratartig mit 33 Fus Abſtand, oder nad der ſog. Quin cunr - Ordnung ( io daß immer drei Stämme ein gleichſeitiges Drei ed bilden , jede Seite 30 Fus lang ) . Die Krone ſoll mit 5 Fus Höhe beginnen. Man wähle die Sorten nach folgendem Berhält niß aus : 1. Sommeräpfel, 3. Herbſtäpfel, 10. Winteräpfel, 2 – 3 Folgende Süsäpfel, 1. Damenapfel, mehrere Cider -Holzäpfel. Sorten gelten bis jeßt als die beſten ( es iſt unnöthig , eine ſehr groſe Menge von Varietäten anzupflanzen ) : 1. Sommer äpfel (reifend vom 25. Juni bis 25. Auguſt ) : Red June, Sine qua non, Maidenblush, Cravenstein ( aus Hols ſtein ) ; 2. Herbſt äpfel ( gut vom 1. Sept. bis zu Neujahr ) : Ale xander, Newark Pippin , Fall Pippin od. Golden Pippin, Rambo, Red fall Calville, Fameuse, Rhode Island Greening, Oxeye, Yellow Bellflower , Pomme Royale ( jollte angepflanzt werden , um den Miſſouriern das Rönigthum madhaft zu maden ) ; 3. Win teräpfel ( gut vom Dkt. bis Juni ) : Roxbury Russet, Swaar, Never fail, Esopus Spitzenburg, Priestley, Little Winter Pear main , Lemon, Pippin , Nonpareil, Red Baldwin , Newton Pippin, Jennetin ( erbält ſich vortrefflich, blüht ſpät und entgebt Deshalb mandimal allein den Spätfröſten ), Michael Henry Pippin, Gol den Seedling, Father Abraham , Northern Spy , English Russet, Dutch Mignonne, Cherokee, Melon ; 4. Süsäpfel : Sweet Paradise, Hartford Sweeting, Tallmann Sweeting ; 5. Damen äpfel ( zum Einmachen, auch zu Cider ): der kleine und der groſe

131 Siberian Crab ( der erſtere ein wahrer Zierbaum ) ; 6. Ciders äpfel : Catlin , Harrison , Virginia Crab , Tremon Crab u . a. m. Sobald die Aepfel fallen, fängt das Trodnen an meiſtens nur mittelſt der Sonnenwärme , doch bauen die Teutſchen jeßt einfache Duſtdörren. Zum Schälen und Auf- und Ausjoneiden haben wir zwedmäfige Maſchinen. Da die trođnen Apfel ſich zu 1 bis 11 Dollar das Buſchel verkaufen, ſo kann eine fleiſige Familie mit Kin dern eine ſchöne Summe daraus erlöjen. Für den eigenen Gebrauch nimmt man die ſpäteren Sorten . Aus den Herbſtäpfeln wird zugleich ein beliebtes Apfelmus berei tet, indem man Aepfel- oder Pfirſich ) Sdnißen mit ausgepreßtem Aepfeljafte zuſammenkodat. Hierzu ſollte man immer einen Theil Süsäpfel verwenden . Auch dieſes Mus ( hier „ Aepiel oder Pfirſich butter “ genannt ) verkauft ſich zu etwa 75 Cent die Gallone. Nicht vor Oktober ſollte man den Cider machen und zwar von Läßt man die guten Winter- oder den genannten Sideräpfeln. Aepfel zuvor frieren, jo wird der Wein noch beſſer, ſteht, wenn mit Sorgfalt bereitet, gewöhnlichem Traubenwein faum nach und dient als geſundes und angenehmes Sommergetränt. Guter Cider vers kauft ſich von 20 bis 50 Cent die Gallone. Wir haben zweđmäſige Gider - Mühlen und Preiſen . Apfel zum Eſſen koſten im Herbſte: von 25 – 50 Cent und im Frühling oft 2 Dollar das Bujdel. Man bewahrt ſie leicht in gu ten Kellern auf, oder gräbt ſie auch in die Erde ein. Die Aepfelärnte ichlägt ſelten ganz fehl ; mandimal brechen alle Aeſte nieder. Viele Sorten tragen regelmäjig ein Jahr um das ans Tere . Die jungen Stämme werden viel ſeltener als in Teutſch land brandig ; das Abwaſchen derſelben mit Seifenbrühe iſt ſehr wohl thätig . Häufig werden die Stämmchen in der Wurzel von einem groſen Holzwurm angefreſſen und fallen plößlich um . Man em pfiehlt dagegen , ausgelaudte Ajdhe, oder Lobipäne, oder Tabadsabs fälle um die Stämme zu legen, ſie auch im Winter mit dem Inhalt eines Nachttopfes zu begiejen. Neſter von Raupen zeigen ſich mancmal und jollten zerſtört werden. Schaafe verderben die jungen Stämme. Häufig muß man einen Theil der Falläpiel den Sdweinen übers

laſſen , Süsäpfel verzehren ſie am Begierigſten, und es belohnt ſich

132 Man hat hier einen gut, für ſie einige Stämme extra zu erziehen. Zwergapfel, der hedenartig wädiſt. Der Birnba u m. Der Anbau der Birnen wurde bisher un gebührlich vernachläſſigt, ja von Manden in Hoffnungsloſigkeit auf gegeben. Allerdings gingen mande Pflanzungen plößlich zu Grunde, was man unſerem heißen Klima zujdrieb. Indeiſen wiſſen wir, daß der Birnbaum noch weit ſüdlicher, in Teras und ſelbſt in Chi buahua, gedeibt, und einzelne Bäume wuchſen idön heran und brachs ten die köſtlichſte Frucht in groſer Fülle. Bei Beobachtung folgen Der Regeln wird man ſeinen Zwed erreichen. Der Boden für den Birnbaum ſoll nicht ſo reich ſein oder ſo be reichert werden, daß der Baum nach dem erſten Safttriebe nochmals Loden austreibt ; kommen ſie doch, ſo ſchneide man ſie nach dem erſten Herbſtfroſt weg. Dieſe ſpäten Loden machen ihr Holz nict mehr völlig reif, im nächſten Frühling tritt darin eine verderbliche Zerſegung des Saftes ein ; dieſer ſenkt ſich herab und vergiftet den Baum , ſo daß er mitten im Sommer von oben herunter ab ftirbt.

( Bei Lepfelbäumen fiebt man Aehnliches, doch ſeltner.)

Der

Boden jol mehr ſchwer als leicht ſein , ohne ſtehendes Waſſer, ohne zähen Ton oder Kies oder Steinplatten im Untergrunde, denn der Birnbaum will eine tiefe Pfahlwurzel treiben. Man wähle einen nicht allzu ſonnigen Standort, etwa die Nordſeite einer Fenz. Man mache beim Pflanzen ein 3 Fus tiefes Loch, begrabe in der Tiefe Knochen, altes Leder 2c. , fülle aber nicht mit allzu reichem Grunde auf. Die Krone ſollte nur 3 Fus vom Boden beginnen, und die unterſten Aeſte rede man nach Süden aus, beſchneide aber ſonſt wenig. Trifft die Sonne den Stamm dennoch , ſo umgebe man dieſen mit Strob oder altem Tuch. Den Stamm umlege man mit Stroh, ohne den Boden auf 3 - 4 Fus vom Stamme zu bearbeiten. Sus bald der Baum armédick geworden iſt, erfordert er gar keine Pflege mehr und wird wenn nicht etwa ſchwere Regen in die Blüthen fallen , oder dieſe durch Nachtfroſt leidet, alljährlich reidilidie Fruct der beſten Art bringen. In Städten fann das Buchel zu 3 - 5 Dollar verkauft werden. Während von Zwerg - Alepfelbäumen hier wenig Gebrauch gemacht wird , find 3 wergbir nen ſehr beliebt ; man pfropft ſie auf Duits tenwurzeln , – doch nur beſtimmte Sorten eignen ſich dazu.

133 Unțer ſehr vielen Sorten, welche jährlich theils durch Sämling - Zucht, theils durch Importation vermehrt werden, dürften folgende beſon ders zu empfeblen ſein ( ich kann wie bei den Aepfeln nur die hier gangbaren Namen nennen ) : 1. Sommerbirnen ( vom Juli bis Auguſt) : Dearborn Seedling, Bartlett (ausgezeichnet), Tyson, Beurre Boss, Napo leon, Gansel's Bergamot, Seckel ( ein Sämling aus Pennſylva nien , nidt gros, aber unübertreiflich ) ; 2. Herbſt birnen ( von Sept. bis Nov. ) Beurre d'Anjou, Flemish beauty, Onondaga, Des Nones, Doyenne Robin , Beurre Lewis ; 3. Winterbir: halten ſich nur in ſehr guten nen ( vom Dezember bis März, Kellern ) : Columbia , St. Germain, Easter Bergamot, Vicar of Wakefield, Doyenne d'Alençon , Winter Nelis ; 4. 3 wer g birnen ( auf Quitten ) Duchesse d'Angouleme ( ſollte angepflanzt werden , damit wir auch etwas Herzogliches haben ) , Louise Bonne de Jersey, Golden Beurre of Bilboa, Belle lucrative. Der Pfirſidba um . Unſer Klima iſt dem der Heimath dies ſes Baumes ähnlich, und ſo wächſt er hier wie Unkraut und trägt ganz unglaublich, wenn nicht etwa der Froſt die Blüthen zerſtört. Nad milden Wintern und günſtigen Frühjahren tragen alle Bäume ſo ungeheuer, daß die Aeſte niederbrechen und man den Schweinen den größeren Theil der Lernte überlaſſen muß ; am Beßten iſt es, wenn der Froſt etwa į der Blüthen tödet. In der Niederung gehen die Blüthinojpen ſchon bei 16. Gr . ( Re.) Kälte verloren ; barte Fe bruarfröſte nach einem milden Januar ſind beſonders verderblich, doch am Meiſten ſchadet Eisregen ( sleet ) . Die beſten Standorte ſind die Ufer der groſen Ströme ( deren Ausdünſtung die Kälte zu mil dern ſcheint), oder hohe Hügelkämme und weite Hochebenen. Der Boten mag ſehr trođen und jogar felſig ſein ; zwiſchen Mergel und Kalkſteinen wächſt der Baum freudig , aber auch in dem reichſten Al luvialboden wie auf der Prärie . Die Bewurzelung der jungen Stämmchen iſt unglaublich, ſie tragen ſchon im dritten Jahre, Dauern aber nicht lange. Am häufigſten trifft man hier Sämlinge ; fie tragen reichlicher und ſicherer, erfordern faſt gar keine Pflege ( außer dem Beidhneiden in den erſten Jabren ) — die Frucht iſt weniger gut, aber zum Trod nen und Einkochen am Beßren geeignet. Man legt im Herbſt die

134 Rerne entweder dahin, wo die Bäume ſtehen ſollen ( auf 15. Fus Entfernung ), oder in die Baumſchule, und pflanzt die Stämmchen im nächſten Jahre aus. Aud von Schnittlingen kann man Stämme erziehen. Die Steine nehme man nur von den vorzüglichſten , wo möglich von veredelten Sorten. Die veredelten Stämme bedürfen mehr Pflege, ſollen regelmäßig beſchnitten und die Tragruthen jährlich auf } ihrer Länge verkürzt werden. Der Baum gedeiht am Beſten, wenn man ihn einen Fus vom Boden Aeſte treiben läßt ; doch läßt er ſich auch hochſtämmig ziehen. Die Tragkraft erhält man länger, wenn man älteren Stäm= men jedes Jahr į der dideren Aeſte in der Mitte wegjägt; die dann friſc austreibenden Loden bringen mehr und beſſere Frucht. An der Wurzel der jungen Stämme findet man oft im Frühling weiße Würs mer, welche die ganze Wurzelrinde zernagen , wenn man ſie unges ſtört läßt. Ajdhe hilft dagegen ; oder man umgebe die Stämmden mit einem kleinen Damm, ſo daß das Inſekt ſeine Eier nicht an die Wurzeln bringen kann. Die Pfirſiche zerfallen in 3 Hauptarten, von welchen es viele Vas rietäten giebt. Die veredelten Sorten , welche man aus Baumſchu len erhält, ſind alle vorzüglich, ſo daß es ſich nicht der Mühe verlohnt, die vielen und langen Namen anzuführen. Man erhält aber ent weder 1. losſteinige ( Freestones ), deren Steine beim Deffnen ber ausfallen, oder 2. feſtſteinige ( Clingstones ), die beſonders ſaftig und würzig ſind, deren Fleiſch man aber vom Steine abſchneiden muß , oder 3. glattſchalige ( Nectarines), ohne den Flaum der vorigen Ar ten, deren föſtliche Frucht aber leider meiſtens durch den Bohrwurm ( curculio ) zerſtört wird . - Der Pappelpfirſich mit mittelmäſiger Frucht) und der Pfirſich mit gefüllter Blüthe dienen als Zierbäume. zum Trodnen ſchneidet man die lobſteinigen Pfirſide auf und entfernt den Stein ; die Feſtſteinigen ( iedoch nur die kleineren Sors ten ) werden ganz getrocknet, wozu indeſſen ein Dürrofen erforderlich

iſt. Die Mühe des Trodnens macht ſich gut bezahlt, indem das Bus ſchet getrođneter Pfirſiche zu 2 — 3 Dollars verkauft wird. Wid man ſie länger aufbewahren , bis etwa in einem Miſjahre der höchſte Preis zu erzielen iſt, ſo bringe man ſie aus dem Ofen ſogleich in Branntweinfäſſer und ídlage dieſe dicht zu. Selten kann man unter 5 Jahren auf mehr als 2

3 gute Pfirſichjahre rechnen.

135 Die Frauen machen auch Pfirſiche ein ; die feinſten Sorten brin gen in Städten einen hohen Preis. Von den gemeinen Sorten wird ein ſehr gemäßter Branntwein gewonnen. Der Mandelbaum gedeiht hier ſehr gut, blüht aber ſo früh, daß allzu häufig Spätfröſte die Blüte zerſtören. Der Aprikoſenbaum. Ein halbes Tußend Sorten werden genannt, aber nur ſelten ſieht man die Frucht, da unſer Klima dieſen werthvollen Baum nicht zu begünſtigen ſcheint. Der Pflaumenbaum verlangt einen nicht allzu trode

nen Standort. Die Beſißer von Baumſchulen nennen eine Menge hochklingender Namen ( Princess imperial u. a. ) , je edler aber die Sorten ſind, deſto ſicherer wird die Frucht durch den Bohrwurm zers ſtört. Eine kleine Damaſcener und eine gröjere längliche blaue und weiße Sorte bringen meiſtens gute Aernten , doch am Gerathenſten iſt es, fich hauptjächlich an die hier einheimiſchen ( in Arkanſas wild wachſenden ) jog. Chidaſa w - Pilaume zu halten , welche nie mals fehlſchlägt und überaus fruchtbar iſt. Der Baum wird nicht ſtark und hat ein dorniges Anſehen und ſehr ſdmale Blätter; durch Wurzelausſchläge wird er ſchnell vermehrt. Die mittelgroſe Frucht þat zwar eine diđe Scale, das ſaftige Fleiſch aber iſt füs und würzig. Es giebt eine frühere und eine ſpätere rothe und eine gelbe Sorte. Der 3 w etichenbaum erfordert hier durchaus einen fühlen und geſchüßten Standort, bringt aber ſelten eine reichliche Aernte, und die Meiſten geben die damit gemachten Verſuche bald auf. Die Quitte. Der Baum liebt eine etwas geſchüßte lage mit gutem , tiefem Grunde. Unter verſchiedenen Barietäten iſt die Orange Quince wohl am Meiſten zu empfehlen. Man behandle ſie nach dem Zwergbaum - Schnitte. Die Angers oder Fontenay eignet ſich be ſonders für Zwergbirn- Stämme. Man vermehrt ſie entweder durch Sdinittlinge und Ableger, oder durch Samen (welchen man vor dem Säen ſorgfältig in lauer Milch abwajcht.) Die Frucht bringt in den Städten einen hohen Preis. Der Kirſchbaum . Man hat eine Menge Der ecelſten Süd und Herzfiriden - Arten , die Stämme treiben aber meiſtens zu ſtark in Das Holz und bringen wenig Fruct. Wer dennoch Berjudhe machen wil, halte ſich hauptſächlich an die Early purple Guigne. Black Tartarian u. Champagne, welche an manchen Standorten ſehr er :

136

giebig ſind.

Ueberall Dagegen gedeiben die Sauerfiriden ,

von welchen man mehrere gemeine Arten faſt an allen Pläßen findet; unter den veredelten Sorten ſind beſonders zu empfehlen : Mayducke ( trägt reichlich und ſicher), Reine Hortense ( ominöſer Name ) , English Morello . Die Johannisbeere ( Currant ) – nämlich die bekann ten rothen , weißen und ſchwarzen Arten und eine neue, ſehr didbees rige Sorte (Cherry Currant ) - gedeiht ſehr gut auf tiefgründigem Boden bei etwas fühler Lage, etwa auf der Nordſeite des Garten zaunes , und ebenſo Die Stadelbeere , bejonders Prolific Green u. Hough ton's Seedling ; andere Sorten werden leidt vom Meblthau befal len , wodurch die Frucht verloren geht. Bon beiden Beeren - Arten wird treiflicher Wein bereitet ; doch ſind ſie auch in Städten zum Eſſen ſehr geſucht. Die Himbeere (Raspberry ) iſt mit Redt ein Lieblingsobft; wir haben viele rothe und weiße Varietäten , von welchen einige im Winter niedergelegt und bedeckt werden müſſen. Die folgenden Sors ten erfordern wenig Pflege und tragen reichlich und ſicher: Brinkle's Orange, Ohio Everbearing, Prince's Fastolf Seedling, Knevett's Giant etc. wird in den Ver. Staaten in größerer Aus Die Erdbeere

dehnung als in irgend einem anderem Lande erzogen, und Millionen werden daraus erlöſt; man hat ausführliche Anleitungen über die Behandlung , über die Erziebung neuer Sorten aus Samen ac. Doch kommt dieß Alles in Betracht nur für den reichen Liebhaber der ver feinerten Gärtnerei , oder für Den , der den Grosmarkt nahe hat. Der Farmer unterbalt leicht ein Erdbeeren Beet, und will er Pflänzlinge kaufen, jo wäble er Chester, od. Hudson , od . Prolific Scarlet etc. Hätten wir neben unjerm Sizilijchen Sommer nidt mitunter heftigen Winterfroſt, jo könnten wir leicht aud die Feige, Olive, Les mone und andere Südfrüchte erziehen . Allein die beſondere Art un ſeres Winters ( hauptſächlich wobl der raſche Wedjel von Thauen und Frieren im Februar ) iſt die Urſache, daß mande Fruchtbaum Arten hier nicht gedeihen wollen, welche in Europa einen weit ſtren geren Winter ertragen , als : die europ. Wallnuß, wie ſchwarze Mauls beere (Der Seidenmaulbeer- Baum wädſt dagegen vortrefflich ), die

137 edle Raftanie ( die faſt eben ſo gute, in den öſtlichen Staaten einhei miſche kommt auch in Miſſouri gut fort). Die Blut- und Zel lernuß finde ich in keiner hieſigen Baumſchule ; fünftige Einwandes rer ſollten darauf Bedacht nehmen ( man bringe den Samen in Tö pfen mit Erde. ) Zierbäume und Zierbüſche kann man aus hieſigen Baumſchulen in groſer Auswahl erhalten, — darunter ſehr ſchöne Nadelhölzer, Trauerweiden und Trauereichen , Magnolien, Catalpen, Tulpenbäume, Ailanthus, Altheen u. f. w. Jüngere Einwanderer ſollten das Korbflechten lernen ( eine unge heure Menge von Körben wird jeßt noch importirt ) ; bisher bedien ten wir uns dazu der von den Winzern gebrauchten ſpaniſchen Weide ( golden willow ), baben uns aber jeßt 8 Arten der vorzüglidoſten europ. Korb weiden verſchafft, welche bei geböriger Pflege hier ſehr gut fortkommen ( man wende ſich an Hrn . G. Huſmann in Her mann, welcher eine vortreffliche Baumſchule unterhält, – er verkauft u. A. 85 Roſens, 56 Dablia- ( Georginen- ) , 25 Verbina- Arten 2c. ) In den älteren Staaten machen die woblhabenderen Eingebornen

groſe Anſtrengungen zur Hebung des Obſtbaues, – im Weſten und beſonders in Miſſouri find es hauptſächlich die Teutſchen, welche ſich darum mit dem beßten Erfolge bemühen. Auf den großen Prärien räth man, Pfirſich bäume in gro ſer Menge anzupflanzen , weil ſie am Schnellſten ein ziemlich gutes Feuerholz liefern. Aus den öſtlichen Staaten werden Aepfel und Pfirſiche ſogar nach England ausgeführt; ſüdliches Obſt aus Merico und Weſtindien kann man in St. Louis ſehr wohlfeil haben ; dagegen wird unſer Trođenobſt ſüdwärts verfahren . Wo man keine Dbſtanlage vorfindet, ſäume man nicht, eine ſolche zu machen ; es iſt hart, Obſt lange entbehren zu müſſen .

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Fünfzehnter Abſchnitt.

Weinbau.

Unter den Weinbau - Staaten nimmt ſchon jeßt Miſſouri die nädſte Stelle nach Dhio ein und wird wohl fünftig die erſte Stelle nach Californien ( das für die Rebenzucht von der Natur am Meiſten begünſtigt iſt) behaupten, indem dieſer Staat wohl unter allen die größte Ausdehnung von Weinbergsbodens hat. Die bedeutendſte Weinanlage iſt um Hermann, - andere Anlagen finden ſich in St. Genevieve Co. ( am unteren Miſſiſippi), in der Nähe von St. Louis, bei Booneville, in den Counties Franklin, Warren, St. Charles 2c. 26. Später wird vielleicht der Hauptweinbau an das Dzarfgebirg — ſeis ner ganzen Länge nach vom Dſten bis zum Südweſten - verlegt werden. Dort fehlen zwar die gröſeren Gewäſſer, aber die Lage iſt böher, freier, die Luft weniger dumpf, der Boden von der geeignets ſten Art, und die Natur deutet auf dieſen Theil des Staates durch die ungeheure Fülle ziemlich guter und ſüſer wilder Trauben , welche ſie dort hervorbringt. Der Weinbau iſt hier noch in ſeiner Kindheit, und auſer klima tiſchen Sdwierigkeiten, die wir noch zu überwinden haben, ſteht ihm entgegen, daß die Amerikaner gerade die edelſten Weine nur wenig zu fäßen wiſſen, daß die Teutſchen faſt ganz dem Gebrauche des wohlfeileren Bieres fich ergeben haben, daß ein vortrefflicher Aepfel wein mit geringen Koſten hier gewonnen werden kann, daß Wein aus Europa, wo der Arbeitslobn ſo viel niedriger ſteht, auzu billig importirt wird. Doch mit der Erzeugung wird auch der Verbrauch kommen ; bei feſtlichen Gelegenheiten darf ſchon jegt der Wein nicht fehlen ; die Champagner - Fabrikation iſt ſelbſt icon in St. Louis ein bedeutendes Geſchäft; Tafeltrauben verkaufen ſich ſehr gut , und wir find jeßt daran , einen madeira - artigen Rothwein zu erziehen, der ſich vielleicht vorzugsweiſe zur Ausfuhr nach unſeren Südſtaaten eignet

139 und, weil die Aernte immer ſicher iſt, wohlfeil genug geliefert werden fann.

Gelernte Weinbauer, welche hier Arbeit ſuchen , werden ſchon jeßt gut bezahlt, und Diejenigen , welche den Weinbau hier audi bis jest mit Einfidt und Austauer betrieben, haben ihre Mühe belohnt ge feben . Manche Anlagen wurden freilich ſehr unpaſſend gemacht und dlugen ganz fehl. Man verſuche die Sade in Gegenden, wo noch Zweifel wegen des Gelingens beſteht, erſt im Kleineren, bevor man groje Roſten anwendet. Schon nach einigen Jahren wird ſich Zu verläſſigeres ſagen laſſen. Ich will hier das Weſentlichſte aus mei ner eigenen Erfahrung angeben . Die für den europ. Weinbau neuerdings angegebenen Regeln ( 1. die treifliche Anweiſung von Babo ) gelten auch hier ; man ver fährt ſelten ganz ſo umſtändlicy, pflanzt etwas weiter ( in Miſſouri weiter als in Dhio ) , hält die Trauben etwas mehr beſdattet und hat weniger Urſache, mit dem Sonnenſcheine zu geizen . Hätte man am Rheine unſer Wetter von Mitte Auguſt bis Ende September, lo würde dort alljährlich ein Nektar erzogen werden . Unſere Winter ertragen die einbeimiſchen Rebenſorten meiſtens ſehr gut, auch unſer Frübling iſt ſehr ſelten ungünſtig, von Mitte Juni bis Ende Juli leiden aber manche unſerer Arten durch zu vielen Regen bei einer dwülen Hiße : die zarteren Blätter und Ranten erdeinen wie mit Mehlthau überzogen, der geſunde Wuchs iſt unterbrochen , die halb ausgewachſenen Beeren bekommen ſchwarze Fleden, und oft fault in wenigen Tagen der größere Theil der Beeren weg. Der Grad der Fäule iſt nicht in allen Lagen , nicht bei allen Stöden derſelben Lage, nicht in allen Jahren gleich. Ueppige Stöde faulen mehr als ſolche, welche auf einem bereits etwas ausgebauten Boden ſtehen, und als die ſicherſten Lagen galten bisher die ſüdöſtlichen Abhänge in der uns mittelbaren Nähe der gröſeren Ströme ( ich glaube jeßt, daß die janja ten Abdachungen unſerer Hodebenen noch günſtiger ſind ) ; am We nigſten eignen ſich die mit Wald umſchloſſenen Klärungen in der Nähe der Bäche. Einige europ . Sorten laſſen ſich wohl an Häuſern und in ſehr geichüßten Lagen erziehen, doch bemühe man ſich damit nicht weiter, als daß man etwa von europ . Samen hier Sämlinge erzieht, von welchen ſich bereits einige adlimatiſirt haben und werthvol geworden

140 find. Die meiſten jeßt hier cultivirten Sorten ſtammen von der ſog. Fuchstraube, von welcher es wild wadjende Varietäten faſt in allen Staaten giebt. Durch Sämlinge werden die werthvollen Arten, deren wir jeßt ſchon über 70 haben, jährlich vermehrt, und das Aller beßte wird uns wahrſcheinlich ein glüdlicher Zufall erſt noch fünftig bringen . – Db Sämlinge brauchbar ſind, zeigt fich im vierten Jahre : einige kommen niemals zum Blühen ; andere blühen ſehr reichlich, aber das weibliche Organ ( die Piſtille ) fehlt der Blüthe ; andere bringen Frucht der verſchiedenſten Art, und man kann zufries den ſein, unter 100 Sämlingen einen zu finden, welder der Vermebs rung werth iſt, hat aber vielleicht auch einen großen Fund gethan, — Die Vermehrung durch Schnittlinge geſchieht wie in Teutſchland ; aber manche der wichtigſten neuen Sorten laſſen ſich nur durch Ables ger oder durch Piropfen vermehren. Von einem ſtarken Stode ma dhen wir 20 , ja 50 und noch mehr Ableger in einem Jahre, indem auch die friſch ausgetriebenen Loden eingelegt werden. Das Pfro pren geſchieht in der Erde , — die Pfropfreiſer bringen oft noch Frucht, treiben in demſelben Jahre Ruthen von 15 - 20 Fus und tragen im nächſten . Ueber den amerikaniſchen Weinbau wird demnächſt hier ein teuta ſches Werkchen erſcheinen ( Anleitungen in engliſcher Sprache ſind bes reits vorhanden ) , und ſo beſchränke ich mich darauf, die am Meiſten in Betracht kommenden Sorten anzugeben nebſt einigen Bemerkun gen über ihren Werth und ihre Behandlung. Die hier zuerſt angebaute Rebe war die Iſabella, deren Urſprung unbekannt iſt. Sie hat einen ſtarken Wuche, liefert dice und wohl ſchmedende Trauben, giebt einen etwas ſäuerlichen Rothwein, der burch einen kleinen Zuſatz von Zuder vor dem Gähren vortrefflich wird, oder auch in einen ſehr beliebten muſirenden Wein ſich verwan Deln läßt, die Frucht iſt aber leider der Fäule unterirorien . Die Catawba. In einem Garten in Waſhington - City fand ein Herr Adlum einen Rebenſtod mit ſchöner Frucht, deſſen Herkunft Niemand anzugeben wußte ( ſonderbar, daß der Urſprung des Bedeus tendſten auf Erden faſt durchaus mit Myſterien umgeben iſt !). Er theilte ſeinem Freunde Longworth in Cincinnati Reijer davon mit welche dieſer durch teutſche Weingärtner weiter pflegen und vermeh. ren lies ( Longworth hat jeßt an 70 Aker Weinberge in der Nähe

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der Stadt und iſt Millionär geworden ). Der Anfangs etwas rauhe Wein wurde jedes Jahr lieblicher und hat jegt einen ſolchen weithin verbreiteten Ruhm erlangt, daß ſchon bei dem Klange des Namens die Herzen freudig erbeben. Dieſen Namen gab man der Rebe , weil fie am Meiſten Aehnlichkeit zu haben ſchien mit einer an den Ufern tes Catawba - Fluſſes ( in Nord- und Süd - Carolina ) wild wachſen den Fuchstraube. Die kupferbraune Traube wird mitunter ſehr did mit mehr als mitteldiden , faftigen , etwas didicäligen Beeren , welche wie der daraus gewonnene Wein eine ſo eigenthümlich liebs liche Würze haben, wie ſie bei keiner andern Traubenart fich findet. Der Wein , je nach Lage und Behandlung entweder ſehr hell, oder gelb, oder glänzend fupferroth, ſoll gar keine Säure ſchmecken laſſen , iſt feurig und begeiſternd in hohem Grade, wärmt und belebt unter der Herzgegend, räumt im oberſten Stocwerke Grillen, Wahn und Un terthanen - Demuth weg, fällt aber etwas ſtark auf die Nerven . Er trinkt ſich von Anfang wie älterer Wein und erreicht wohl ſchon nach 4 Jahren ſeine höchſte Vollkommenheit. In günſtigen Jahren kann dieſe Rebe 3 - 800 Galonen Wein ( 11 Pfund Trauben auf die Gallone) vom Aker bringen ; aber nicht ſelten zerſtört die Fäule die Halbe, oder ſelbſt beinahe die ganze Aernte. Wenn es dagegen ein einfaches Schußmittel gäbe, wäre Amerika mit einem Male um uns zählige Millionen reicher. — Man pflanze in Miſſouri die Reben nicht dichter als 5 bei 5 oder 6 Fus, befeſtige ſie entweder an Spa liere, oder 2 oder 3 Pfähle ( von Weißeichen geſpaltene dauern am Längſten ). Iſt die Lage nicht zu ſteil, ſo kann die Bearbeitung mit dem Pfluge geſchehen, indem man mit der Hade nachhülft. Die Stöde blühen gegen Ende Mai, und die Fruct reift um die Mitte des September, man laffe fte aber vollreif werden . Man hat Sämlinge von der Catawba, welche theils eine füſe kleinbecrige, theils eine überaus didbeerige, theils eine weißbeerige Frucht bringen, aber ſämmtlich ebenwohl der Fäule ausgefeßt find. Der werthvollſte Sämling der Catawba iſt die Diana, erzogen von einer Dame in Boſton, deren Namen ſie führt. Die Nebe trägt reichlich, leidet wenig durch Ungunſt des Wetters, - Die Frucht reift früh, hat einen köſtlichen und würzigen Geſchmad und iſt im Anſehen dem des Mutterſtodes ähnlid ( röthlich -lila ). Meine Erfahrungen

142 mit dieſer Rebe find noch zu kurz, als daß ich wüßte, was wir in Miſſouri von ihr zu erwarten haben. Die Black Cape, früher in Ohio viel angebaut ; bat einen ſchwächeren Wuchs, liefert einen ſehr dunklen Wein von ſtarker Würze, iſt aber nicht frei von der Fäule. Die Emily wird ſehr gerühmt und bringt eine blaue, grosbeerige, wohlſchmeckende Traube. Sie blüht ſehr früh, und ſo verlor ich durch einen Spätfroſt meine erſte, dieſjährige Aernte. Die Northern Muscadine, von den Schäkern im New - York Staate erzogen, bringt eine ambrafarbige würzige Frucht. Sie ge hört unter die Fucystrauben , - ich habe ſie noch nidit tragend. Die Concord , eine Fuchstraube aus New Hampſhire ; widerſteht der Fäule beſſer als die Catawba, hat einen äußerſt fräftigen Wuchs, bringt frühe didbeerige, bräunlich - blaue Trauben , die einen weniger ſchweren Wein machen , aber bis jeßt unſere beßten Tafeltrauben ſind. Die Halifax, eine Fuchátraube aus Nord - Carolina, nebſt ihrem Sämling – trägt ziemlich gut und fault wenig oder gar nicht; die dunkle Frucht liefert einen Wein , welcher mehr ſtarke Würze als Lieblichkeit hat. Der Wuchs der Reben iſt ungeheuer. Die Herbemont, wird manchmal auch Le Noir genannt. Shr Urſprung iſt unbekannt ; Frucht und Holz erinnern an Schweizer Reben. Der Wuchs iſt ſehr ſtark, die Reben - violet- grau – find

did und kurzfnotig, die Blätter tief eingeſchnitten , die Trauben ſehr dunkel, kleinbeerig, aber gedrängt, ſebr wohlſchmedend und faftig, dünn ſchalig, wenig faulend, ſo daß ſelbſt in ungünſtigen Jahren noch eine gute Aernte bleibt. Der Saft iſt nicht gefärbt, der Wein aber nimmt auf den Treſtern gährend eine dunkelbraune Farbe an, iſt ganz eigenthümlich würzig und feurig und ſtellt ſich den vorzüg lichſten Weinſorten an die Seite. In ſehr rauhen Wintern leidet die Rebe, weßhalb es gerathen iſt, fie im Herbſte an den Boden zu legen. Die Herbemont hat vermuthlich eine bedeutende Zukunft in Miſſouri. Die Rebecca ſoll reichlich und ſicher tragen, wurde von E. M. Peat in Hudſon im New - York - Staate erzogen und hat ſich ſchnell zu Anſehen erhoben. Sie wädiſt als dichter Buſch in langen, dünnen Reben, bringt cylinderförmige, gedrängte Trauben mit mittel

143 diden, hellgrünen , durchſcheinigen , ovalen und ſaftigen Beeren von äußerſt ſüjem und würzigem Geſchmade und reift frühe. Ich habe ſie nod nicht tragend . Am böchſten wird im Augenblide die Delaware geprieſen, erzos

gen von A. Tomſon in Delaware, im Staate Dhio. Sie ſoll frei fein von Fäule und Mehlthau, Trauben und Beeren klein , Schale dünn , Farbe bellroth und durchſcheinig , Geſchmad jüs, weinig und würzig, Ertrag reichlich, Aernte früh. Wir werden bald genug auss finden, welche Hoffnungen auf dieſe Rebe ſich gründen laſſen. Angeprieſen werden ferner: Canby's August, Massachusetts White, Brinky ( mit ſtarken, ſdwarzen, würzigen Trauben ) , Clara ( mit dicen weißen, ſehr ſüßen Trauben ) Louisa ( mit diđen dunklen und wohlichmedenden Trauben ) , Rabe ( kleinbeerig, dunkelroth , ſüs und trefflich, reichlich tragend ) , Cassady ( mit ganz weißer, würziger Frucht), Garrigues, Canadian Chief ( bringt groſe, weiße Trauben ), Clinton (macht einen geſchäßten Wein ) , North Carolina ( zum Fuchégeſchlecht gehörig, ſoll ſicher tragen und Kingsessing, Missouri Bird's Eye ( Reife ſpät, Ertrag gering, Wein madeira - artig ). Wir haben hier eine Rebe, die bald für einen Rulands, bald für einen Burgunder - Sämling ausgegeben wird und nach den Erfah rungen der leßten Jahre zu guten Hoffnungen berechtigt. Joh ſelbſt habe 4 neue Sorten erzogen : Ozark Seedling, Ozark Muscat, Big Ozark und Wine home, welche ſämmtliche einen gu ten Rothwein liefern und Jahr für Jahr reichliche Aernten bringen, deren Beeren jedoch ſaftiger ſein ſollten und welche darum vermuthlich bereits überboten ſind. Diejenige Rebenſorte, auf welche im Augenblide in Miſſouri die größten Hoffnungen gebaut werden, erwähne ich zuleßt, den ſogenanns ten Norton's Virginia Seedling. Ein Herr Norton in Virginien erzog einen Sämling , welcher nach Cincinnati gebracht, aber dort nicht weiter beachtet wurde. Doch fam vor etwa 12 Jahren ein Reis von da nach Herrmann und erregte die Aufmerkſamkeit der Weins bauer, weil in mehreren nach einander folgenden Jahren völliger Fehlärnten dieſe Rebe einen regelmäßigen Ertrag brachte. Die daraus gewonnenen kleinen Quantitäten von Wein wurden mehr oder min der günſtig beurtheilt, die Bermehrung ging aber langſam , weil die wenig markige Rebe nicht von Schnittlingen wächſt. Seßt aber

144 werden nicht allein in Herrmann bedeutende Anlagen Davon gemacht, ſondern die Rebe geht mit einem , ſeitdem mit Recht gewonnenen hohen Rufe nach Dhio zurück und in alle Theile des Landes, und wird, ſofern nicht etwa noch Vorzüglicheres fich findet, bald überall da angebaut werden , wo die Catawba feinen hinlänglich ſicheren Ertrag liefert . Die Traube iſt fleinbeerig, aber gedrängt, ſehr dunkel , auch der Saft gefärbt, nicht ſehr ſaftig ( 14 Pfund Trauben auf die Galone Moſt), weniger für die Tafel geeignet, der dunkle Saft aber ungemein reid an Zuder und Würze. Der Wein icmedt noch im erſten Jahre jüs und verarbeitet erſt allmählig ſeinen Zucker-Weber fluß, indem er zugleich ſeine ſehr eigenthümliche, bitterartige Würze entwickelt; er kündigt ſich ſchon auf der Zunge als feuriger Sohn des Südens an und wirkt wie ein Lebenselixir um die Herzgegend, wer ihn lange trinkt, den wird kein frühzeitiger Tod ereilen. Die Nebe iſt holzig und ſchlank, wächſt von Anfang ſchwach, durch wurzelt aber allmählig den Boden nach allen Seiten und macht dann einen ungebeuren Wuche, kommt erſt im 4. und 5. Jahre zum vollen Tragen, bringt aber dann faſt auf jedem Standorte und Boden und ziemlich gleichmäßig in mehr und weniger günſtigen Jahren einen ficheren Ertrag von einer halben Galone bis zu 8 Gallonen auf den Stod — je nachdem man ihr Raum giebt, oder 3 500 Sallonen auf den Afer. Sie erfordert wenig Pflege und Kunſt des Schnittes, hülft vielmehr ſich ſelbſt, wenn man ihr nur nicht den Bodenraum verengt und Licht und Luftzug abſchneidet, erträgt die ſtrengſten Win ter, zeigt niemals Spuren der Fäule, trägt ſowohl nab am Boden als hoch oben und reift mit der Catawba. Man pflanze die Stöđe nicht dichter als 6 bei 7 Fus, laſſe ſie einen 2 Fus hohen Stamm bilden und breite die Tragruthen an Spalieren aus. Wären alle Weins lagen unſeres Staates mit dieſer Rebe bepflanzt, ſo könnte allein Miſſouri die ganze Union mit Rothwein verſorgen und zu einem Preiſe, um welchen die beſſeren ausländiſchen Sorten nicht zu haben ſind. Noch ein anderer Sämling wurde neuerdings ſehr angeprieſen,

Miner's Seedling. Herr Longworth ſchreibt mir darüber: „ Dieſe Rebe erregt mit Recht hohe Erwartungen, gehört zu den Fuchstraus ben und hat eine ſtärkere Würze als die Catawba ." Ob ſie einen ficheren Ertrag liefert, kann ich noch nicht entſcheiden . Wer hier Verſuche mit dem Weinbau machen will, pflanze vorerſt

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die Catawba an, weil ſie leicht von Schnittlingen wächſt und jeden fals verdient beibehalten zu werden, und verſchaffe ſich zugleich einige Stöde der übrigen beßten Sorten, um ihren Werth zu erproben. Stellt es ſich dann heraus, daß die Catawba nicht lohnend genug iſt, und hat man eine Sorte gefunden , welche für Lage und Boden ſich ganz beſonders eignet, ſo hat man bereits Pfropfreiſer genug erzogen, um obne Koſten und nur mit dem Verluſte einer Jahresärnte durch Pfropfen die ganze Weinanlage umzuwandeln ; man kommt damit ſchneller zum Ziele als durch Ankauf der theuren Würzlinge. Die Pfropfreijer der neuen Sorten laſſe ich mir aus allen Theilen der Union durch die Briefpoſt zuſenden ( am Besten im Dezember ) und erreidye damit meiſtens meinen Zwed * ) . - Doch die lange trođene Sdilderung bedarf einer kurzen Unterbrechung. *) Der mehrerwähnte Profeſſor Swallow äuſert fich über den ( fünftigen ) Weinbau in Miſſouri wie folgt: „ Frankreich hat ungefähr 5 Millionen Afer Weinberge, welche jährlich gegen 925 Mill. Gallonen Wein geben, auſer 95 Mill., welche in Branntwein verwandelt werden ; 2 Mill. Menſchen finden dadurch Bes ſchäftigung und gewinnen gegen $ 1000 Mill. jährlich. Ich habe mich über zeugt, daß allein die Höhenzüge des ſüdlichen Theils von Miſſouri 5 Mill. Afer enthalten, eben ſo ſehr für den Weinbau geeignet als die 5 Millionen Frankreichs, und daß ſie mit Reben bepflanzt werden können , ohne daß dadurch irgend einem andern Induſtriezweige Abbrud geſchähe. Sie würden jährlich eine Aernte von 1000 Mill. Gallonen Wein liefern, wenigſtens $500 Mill. werth, und 2 Mill. Menſchen (Teutſchen Anm. d. Hg.) eine angenehme und nütliche Beſchäf tigung geben. Was noch wichtiger iſt, — ein geſunder und föſtlicher Nebenſaft würde die Stelle eines verdorbenen und verderblichen Fabrikates einnehmen, welches ießt unter dem Namen von Wein und Brandy verkauft wird ; wahre Mäſigkeit würde an die Stelle der Trunfſucht treten, und unſere Nation, an Re benſaft ſich labend, würde ihre wilde Leidenſãaft in fröhlichen Lebensmuth um wandeln . Die Luftbeſchaffenheit, die Sonne, Schnee und Regen, beſonders aber der poröſe, mit Sand, Kalt und Mergel gemiſchte Boden ( vielfach vulkani ſchen Urſprunges ) jener Gegenden, die Fülle wilder, alljährlich reich mit Trauben beladener Reben deuten auf dieſen Theil von Miſſouri als das fünftige Wein land des Weſtens. Die terraffenförmigen Abhänge und Bergrücken des ſüdlichen und mittleren Miſſouri mit ihrem warmen und reichen Boden, ihrem entzüđenden Klima, ihrem klaren, italieniſchen Himmel, ihrer trockenen und reinen Luft von den weſtlichen Prärien her, – und alle übrigen Umſtände ſprechen dafür, daß Miſſouri einen Wettſtreit im Weinbau mit Franfreich und Teutſchland nicht zu fürchten hat.“ Da die Zahl der Weintrinfer jährlich ſich mehrt, Europa aber ſeinen Höhis punkt im Weinbau erreicht zu haben ſcheint, ſo iſt es recht, daß wir nach neuen Weinländern uns unſehen. 7

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Miſſouri- Weinlied. Weiſe : „ Betränzt mit Laub 26. 26. “

1. Hoch auf den Bergen glänzt im Sonnenſcheine Der Reben gold'ne Frucht. Doch iſt’s am Rhein' und immer nur am Rheine, Wo ihr die Neben ſucht ? 2. An des Miſſouri reichen Ufern grünen Auch edle Reben ſchon , Von wärm’rer Sonne früh und ſpät beſchienen, Dem Fleiſigen zum Lohn . 3. Wohl müh'n am ſchönen Rheine ſteten Fleiſes Sid Winzer Tag für Tag , Damit der reiche Schlemmer ihres Fleiſes Erwerb verpraffen mag. 4. Uns wächſt der Wein im freien Vaterlande Und labet Alle gleich ; An unſrer Ströme waldumſäumten Strande Sind Alle frei und reich .

5. Wo jüngſt noch Büffel, Bär und Panther hauſten Und antres Ungethüm, Wo Speer und Pfeil im wilden Kampfe ſauften , Sit's jeßt nicht mehr ſo ſchlimm .

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6. Statt Urwald ſchmückt die Rebe ſchon den Boden Und ladet zum Genuß, und freie Männer ſieht man eifrig roden Und ſchaffen Ueberfluß.

7. So nehmt ein Glas vom aller, atler Bebten Und weiht's der Freundſchaft Bund ! Kein Trauriger ſei unter unſern Gäſten Im weiten, trauten Rund !

8. Und ihr, ihr Brüder fern am teutſchen Rheine, D wär't ihr mit uns hier ! Und tränfet aud von dem Miſſouri-Weine Und wäret frei wie wir !!

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Sedhszehnter Abſchnitt.

Biebzucht.

3ch werde mich ſogleich gebührender Majen herabſtimmen , pom Parnaſſus bernieder ſteigen und dem nüchternen Leſer unſere Pferde, Ochſen; Ejel, Schaafe u. ſ. w. zur Beſchauung vorführen ; denn ich erwarte von dem geſunden Fortſchritt der Zeit, daß ihm ( dem Leſer ) die materiellen Intereſſen “ höher ſtehen als alle idealen Träumereien, weiß er doch bereits, daß er um ſo mehr auf nüßliche Wirts lidteit ſtatt poetiſcher Schwindelei ſtoſen wird, je weiter er von der Wiege der ,, Tauſend und Eine Nacyt ", der niedergebenden Sonne folgend , weſtwärts wandert. Die meiſten Landwirthe haben hier wenigſtens doppeltes Geſpann, entweder 4 Arbeitspferde, oder 2 - 3 Pferde und ein Foch Ochſen, auſerdem 4 - 5 Milchlühe nebſt Kindern und Kälbern , eine ganze Heerde von Schweinen u. ſ. w. Das Pferd . In den älteren Staaten ſteht die Pferdezucht bereits ſo hoch, daß man wahren Prachtthieren häufig begegnet und ſchlechte kaum irgend wo ſieht, und die Verbeſſerung geht allmählig immer weiter weſtwärts. Zum Zuge liebt man groſe und ſchwere Pferde, zum Reiten die ſog. Paßgänger ( pacer ) ; eine eigenthüms lich gebaute kleinere Art von Reitpferden , ungemein flüchtig, heiſt poney ; - die Hausfrau verlangt ein Damenpierd zu ihrem Ges brauche, und die Knaben reiten die Fohlen zu. Die hieſigen Pferde, gerade weil ſie in der Jugend meiſtens frei umberlaufen , ſind ſelten bösartig oder ſcheu und werden leicht zum Arbeiten oder Reiten , ges broden ." Der Preis eines guten Pferdes von 4 - 8 Jahren iſt von 80 bis 130 Dollar, ſo daß die Fohlenzucht bedeutenden Bortbeil bringt. - Die Thiere ſind im Ganzen geſund und abgehärtet, es giebt ſelten blinde und lahme. Die gewöhnlichſten Krankheiten find: Würmer ( befördert durch zu vieles Rornjutter ), Kolit ( Turch

149 unzwedmäßige Fütterung und Erhitung ) , der Did- Kopf ( big head, – durch zu maſtiges Futter ) , die Reh- Krankheit ( founder — Durch Erhißung und zu ſchnelle Abkühlung ) , die Druje ( häufig im Früh ling ) . Die hieſige Art des Anichirrens iſt durchaus zwedmäfig. Neuerdings kommt die Zucht der M a ulthiere bedeutend in Auinahme. Dazu verwendet man die ſtärkſten Stuten und männ liche Eſel von einer Gröje, wie man ſie in Deutſcland niemals ſiebt. So werden Maulthiere von der Stärke grojer Pferde erzogen. Sie werden ſchon im zweiten Jahre zum Reiten und Ziehen gebraucht, verrichten bei rauhem Futter die härteſte Arbeit Tag für Tag 30 40 Jahre lang, ertragen Hiße und Kälte, ohne jemals zu erkranken, gehören alſo zu den nüßlichſten Thieren und kommen mit Recht im mer mehr in allgemeinen Gebrauch. Gute Manieren ſind ihnen freilich auch hier idwer beizubringen, namentlich kann man ſie weder in noch aus einer Umzäunung halten, muß ihnen alſo den Stall an weiſen. Werden ſie dennoch zur Weide gebradit, jo ſiebt man dide Knüppel um ihre Hälſe befeſtigt, um ſie am Ueberſpringen zu verhin Tern. Die Maultbiere ſteben höher im Preije als Pferde, wer den von hier auch in Menge nach den Südſtaaten ausgeführt, weil Pferde die ſchwere Arbeit in den Zuđerpflanzungen nic ;t aushalten . - Namentlich für die Bewohner entlegener Bezirke iſt die Maul thierzucht eine Goldquelle, – ich babe Dußende ſoldier jungen Thiere an einem Farmplaße geſehen . Rindvieb. Das bis jeßt bier gewöhnlidiſte Rindvieb iſt nidt gros und dem Lantbieb in Mittelteutſchland äbnlidy, coch in allen Farben gemiſcht. Auf die Verbeſſerung der Zucht werden groſe Sum men verwandt , und Thiere der beßten Raſſen ( Durham , Short horn , Devonshire u. a. ) von England eingeführt; ſie nüßen uns aber wes nig, ſo lange wir die Tbiere auf der wilden Weide frei gehen laſſen , wozu die kleinere und abgebärtetere Raſſe fich beſſer eignet. Wer ſeine Thiere nur auf „ ahmer “ Weide und in Ställen halten will, hat Gelegenheit genug, ſich mit eclerem Vieh zu verſehen. Unter den Krankheiten kommt die Hornkrankheit und die Murräne vor, nur felten nod die Milchfrankbeit , und durch Bernadlälligung und idled tes Futter oder Futtermangel ſterben beſonders nach langen und rauben Wintern mehr Tbiere als durch Erkrankung. Dudy joldy Berluſte werden jeßt noch leicht verſcymerzt.

150 In der Nähe der Städte ſind Milchereien ein gutes Geſchäft ; Þier und da legt ſich jemand mit gutem Erfolge auf das Räſema chen, meiſtens aber wird die Milch im Haushalte verbraucht und die erübrigte Butter zum nächſten Kramladen gebracht. – Die Milch kühe ſollte man wenigſtens im Winter Nachts im Stalle halten ; einige Teutſche haben angefangen , völlige Stallwirthſchaft einzurich ten , die meiſten überlaſſen es den Thieren, unter einem Schoppen, oder auch im nahen Walde Schuß zu ſuchen. Die Kälber werden faſt immer im Freien geboren, oft im Schnee, Niemand kennt die ängſtliche teutſche Sorgfalt. Stiere zu „ brechen “ iſt eine ſchwere Aufgabe und wird gewöhnlich mit Hülje älterer Odhjen, doch erſt nach längerer Zeit zu Stande ge bracht, – die jungen Studenten find äußerſt obſtinat. Deshalb, wenn ſie endlich ihre Studien gemacht haben und zu Bernunft ge kommen ſind, werden ſie möglichſt lang in Amt und Würden erhals ten und erſt dann zu Rube — nämlich unter die Maſtochſen verſett wenn man fürchten muß , daß ihnen wegen Alters die Zähne ausfal len , wodurch ſie zum Kornbeiſen unfähig werden. Am häufigſten werden „ungebrochene“ 4 und 5jährige Stiere gemäſtet, die Fars mer ſchlachten für ſich ſelbſt 2 und 3jährige von der Weide weg. So lange man noch Land zu klären und viel neuen Grund zu bears beiten, auch vieles Holz heran- oder wegzuſchleifen hat, ſind odjen äuſerſt gebräuchlich, auf älteren Pläßen werden ſie dagegen meiſtens durch die ſchneller arbeitenden Pferde und Maulthiere erlegt. — Un fer Ddiſenjoch iſt noch immer das einfache, urſprünglich römiſche; unter dieſes Jochh beugt ſich der Stier, indem es ihm durch einen Holzbügel um den Hals vor der Sdulter befeſtigt wird. Da ein hies figes Odengeſpann oft in Wald und Bujd arbeiten muß , wäre eine Anſpannung, welche das Gebörn nicht frei läßt, unſtatthaft. Eine gewöhnliche Milchkuh foſtet gegen 20 Dollar, ein gutes 80 Dollar. Joch Ochſen 70 Ziegen paſſen nicht für hier ; die europäiſche Art iſt hier ganz unbekannt, eine kleinere ſieht man manchmal. Schaafe. Wir fönnen keine Hirten halten , und ſo laufen aud die Schaafe meiſtens in kleinen Heerden frei umher. Früher wurden die Thiere häufig durch Wölfe zerriſſen, und jeßt giebt es immer hier und da Funde, beſonders umherſtreifende Jagobunte, welche die

151 Schaafe erwürgen. Auſerdem wird die Wolle verunreinigt, durch Kletten verdorben und vielfach beſchädigt. Manche Teutſche halten einige wenige Schaafe auf einer kleinen Weide. Zur ordentlichen Schaafzucht gehört eine größere Landwirthſchaft mit gehörig abge theilten Blaugrabweiden, was am Besten auf unſern Prärien ſich machen lieſe. Gegenwärtig zieht vermuthlich Miſſouri nicht Wodle genug für den eigenen Bedarf. Das hier gewöhnliche Schaaf hat eine zarte, lange und gute Wode, bringt gewöhnlich 2 Lämmer im Januar oder Februar und gedeiht bei ſehr wenig Pflege. Auch die edleren Raſſen würden gut fortlommen ( die älteren Staaten haben ſebr edle Thiere aus England und Frankreich eingeführt). Schweine ; ihr Fleiſch bildet nebſt Brot die gewöhnlichſte täg liche Nahrung, ihr Fett erſeßt das Del. Eine gewöhnliche Familie braucht das Fleiſch von 8 - 10 Sælactic weinen , und es iſt nicht ungewöhnlich, eben ſo viele, oder gar 50 - 100 Maſtichweine zu verkaufen. Vom Dezember bis Februar werden täglich ungebeure Heerden von fetten Schweinen nach St. Louis und nach Solädtes reien an andere Orte getrieben. Eine ſolche Schlächterei verarbeitet täglich mehrere tauſend Stüd. - Hausmeşger iſt hier Jeder für ſich ſelbſt, die Teutſchen haben eine vortem unbekannte Verfeinerung in das Sdlädtergeſchäft gebradt, benüßen Alles ſorgfältiger, berei ten eine föſtliche Wurſt und laſſen das Schweinchen im Sauerkraute liegen wie Venus in den Roſen." Ein Theil des Fleiſches wird eingepödelt, der größere Theil eingeſalzen und dann im Rauchhauſe auſgehängt. Was von Raudfleiſch und Schmalz die Familie nicht felbſt bedarf, iſt ſehr gut verkäuflich. Rauchfreijt, foſtet 7 — 10 Cent das Pfund, grünes 4 – 5 Cent. Auch die Raſſe der Schweine wird allmählig verbeſſert durch Einmiſdung importirter Raſſen (hauptſächlich Berkshire, Irish grazers etc. Ich habe hier Schweine geſehen, welche 900 Prund wogen ) . Jeder Farmer hat ein beſonderes Ohrzeichen für ſeine Schweine, welches regiſtrirt wird ; ungezeichnete Schweine, über 6 Monate alt, fann jeder neh men. In Jahren reichlicher Maſt verwildert manchmal eine ganze Heerde und muß im Walde erlegt werden . Allen genannten Thieren ſoll man häufig Salz geben , um ſie geſund zu erhalten ; den Maſtichweinen miſcht man das Salz mit Ajche, um die zahlreichen Nieren- und Eingeweide- Würmer zu zer

152

ſtören.

Aud das Berſchneiden der Thiere berrichten die Far

mer ſelbſt Federvieh. Das Krähen und Gaßen, Schnattern, Schreien und Girren der befiederten Zweifüsler unterbricht theils wohlthätig die Stille des hieſigen Landlebens, theils ſind wir auf Eier und Ges flügel für unſere Mahlzeiten angewieſen, und die Federn nehmen wir oben drein. Deshalb iſt die Menge unſeres Federviehes ſehr bes deutend . Der Erlös aus Eiern, jungen Hühnern und Federn flieſt der Privatkaſſe der Frauen zu. Die Henne ſpielt eine Hauptrolle im weſtlichen Landleben , entwidelt hier alle Tugenden , um deren willen ſie ſogar auf Kanzeln geprieſen wird, und kommt nur als Gärtnerin mitunter in Conflikt mit der Hausfrau , während der Hahn derſelbe arrogante, eifer - und ſtreitſüchtige Ariſtokrat iſt, wie überall. - Man iſt jeßt eifrig bemüht, den alten Stamm durch chineſiſches und bra mabniſches Blut aufzufriſchen und zu kräftigen ( vielleicht ein Bor: zeichen der künftigen Solidarität der Völker und ihrer friedlichen Miſchung ) und auf allen Höfen ſieht man hochbeinige Ungethüme umherſtolzieren, ohne daß die eingeborne Raſſe irgend ein nativiſtis dhes Gefühl an den Tag legt. Warum können allein die Menſchen die alte Stammbaums- Manie nicht los werden ? Die Gänſe werden hier gerupft und aufgebeutetwie die Dum men an allen Orten ; die Enten geben ſchnatternd ihren Geſchäften nach ; die Puterýähne geberden ſich vornehm als ädyte Cavaliere ; die Tauben ſind ohne Falſch, aber auch von wenig Nußen ; die Pfauen ſchlagen nichts als bunte Räder; die Guinea -Hühner idreien ganz gottesvergeſſen – und die Mojfaw -Enten taumeln umher wie ein betrunkener ruſſiſcher Pope. Hundert Hennen auf einem Hofe und 100 junge Hühner ſind nichts Ungewöhnliches ; das Eierſuchen iſt eine tägliche Arbeit der Knaben, und Samstags geht der ſåwere Eierkorb zu Roß zum ,Store" ( Kramladen ) – nach adit Tagen präſentirt ſich ſein In halt vielleicht auf einer Gaſtwirthstafel in New- Orleans. Um Eier lange aufzubewahren , legt man ſie in Salz ; um Weih nachten iſt der Preis am höchſten. Als Naturmerkwürdigkeit verdient bemerkt zu werden , daß zwar die hieſigen wilden Gänſe mit den zahmen ſich paaren und Junge er

153 1 zeugen , daß dieſe legteren aber unfruchtbar ſind. Dagegen miſchen ſich nachhaltig zahme und wilde Puter. Bienen zu dt. Wir müßten auf die Ueberſiedlung teutſcher Bienenvater" verzidten , könnten wir ihnen nicht die Ausſicht ſtellen, daß ſie auch hier Gelegenheit haben , das intereſſanteſte ſoziale Thier leben zu belugen und dann mit dicker Naſe fich davon wegzuwenden . Freilid haben wir hier nicht Zeit, mit langer Pfeife und Schlafmüße der unermüdeten Induſtrie dieſer kleinen Thiere müſig zuzuſehen ; aber die nothwendig ihnen zu widmende Mühe belohnt fich ſehr gut. Ein einfaches, Scatten und Schuß gewährendes Bienenhaus iſt leicht erbaut ; ſtatt der Strohkörbe bedienen wir uns hohler Baum ſtämme, welche etwas nachgearbeitet werden , oder ſchlagen vieredige Kaſten aus Fichten- oder Lindenbretter zuſammen. Schwärme giebt es in Menge ; aber dann iſt es bereits ſo warm , daß man unter einer Bienenkappe erſtiden würde. So ſteden wir nur eine brennende Pfeife in den Mund und beređen das Haupt mit einem Strohhut, ſtellen den Stod , welcher den Schwarm aufnehmen ſoll, nachdem er im Innern mit Salzwaſſer beſprißt wurde, auf ein ausgebreitetes Tuch ( mit unterlegten Stäbchen ), ſchütteln den Schwarm in einen Waſchlorb und ſchütten dieſen auf das Tuch vor das Flugloch des Stodes , in welchen alsbald die große Armee ſchwirrend und jubelnd hinauf kriecht; den Säumigen hilft man durch gelindes Peitſchen ets was nach, und bringt dann den Schwarm ſogleich an ſeine Stelle. Auch das „ Austreiben " (nach Knauff) läßt ſich anwenden. Nicht wenige Schwärme gehen, ohne ſich anzuſeßen, in den Wald und wer den eine Beute der Bienenjäger. Der größte Feind der Bienen iſt hier der Sp uIw urm , und damit hat man ſo viel Noth , daß Viele hoffnungslos die Sache aufgeben. Man hat vielerlei Mittel dagegen in Vorſchlag gebracht, – das Beßte dünk mir, die Stöde febr ſorgfältig verſchleiert zu halten , das Flugloch am Brette niedrig und auch nicht allzu weit zu machen, ein anderes Flugloc in der Mitte des Stoces anzubringen , öfter nachzuſehen, nur kräftige und geſunde Stammſtöde am Plaße und im Bienenbauſe feine Waches reſte zu dulden , ſondern dasſelbe gut aufgeräumt und reinlich zu hal ten. Man bedient ſich hier mitunter ſehr künſtlicher ſog. Maga zin- Stöde ; Alles geht gut in günſtigen Jahren, in ungünſtigen aber an welchen es nicht ganz fehlt — verliert man Alles. 7 *

154 Honig verkauft ſich zu 75 Cent die Gallone, Wachs zu 25 Cent das Pjund. So viel über die freiwillige Thierzucht, - gegen die uns freiwillige, an welcher es keineswegs fehlt, muß der Sinn für Rein lichkeit ſchüßen ( man hat ſelbſt auf den Bienen Läuſe und wieder an Alles frißt einander auf, dieſen ſchmaroßende Thierchen entdedt; wie in der alten Welt, und darin beſteht — nach den modernſten Enthüllungen - das Leben , und es iſt gleichviel ob der aller hodiſt Freſſende und gefreſſen Werdende auf einem Throne oder auf dem Präſidentenſtuhle fißt).

Siebenzehnter Abjhnitt.

Verfaſſung und Gefeßgebung , - finanze n .

Die Verfaſſung dieſes Staates iſt - mit Ausnahme der Beſtimmungen über Sklaverei - eine ſehr liberale. Sie beſteht aus 13 Artikel : 1. Grenzen ; 2. Vertheilung der öffentlichen Gewalt ; 3. Gefeßgebende Gewalt ; 4. Vollziehende Gewalt ; 5. Richterliche Gewalt ; 6. Erziehungsweſen ; 7. Deffentliche Anlagen ; 8. Bant weſen ; 9. Landwehr ; 10. Verſchiedenes ; 11. Regierungsſib ; 12. Wie die Verfaſſung abzuändern iſt; 13. Erklärung der Volksrechte. Von 1822 bis 1855 wurden verſchiedene, nothwendig gewordene Zus fäße und Veränderungen gemacht; eine verſuchte völlige Umformung der Verfaſſung erhielt die Zuſtimmung der Mehrheit nicht, es dürfte aber demnächſt eine ſolche nöthig werden. Der 13. Artikel beſtimmt: Ade Staatsgewalt beruht auf dem Bolte, welches allein berechtigt iſt, ſeine Geſeße zu machen , ſie zu än

155 dern, fie vollziehen zu laſſen ; Verſammlungs- und Petitionsrecht ſind geſichert ; in religiöjen Dingen ſoll es weder Zwang , noch Vorrechte geben, und der Staat hat mit Kirchenweſen nichts zu thun ; unpar teiiſche Juſtiz ſoll Jedem werden, und dem Angeklagten das Recht, von Geſchwornen gerichtet zu werden ; auſer bei peinlichen Vergehen muß Bürgſchaft für das Erſcheinen des Angeklagten vor Gericht an genommen werden ; ohne ipeziellen richterlichen Befehl Darf feine Verhaftung oder Hausſuchung vorgenommen werden ; Hochverrath beſteht nur in (maſſenhaftem ) Angriff gegen die geſeßliche Gewalt ; Rede- und Preßfreiheit iſt unbejdränkt: kein Gejen fann rückwirkende Krait haben ; Jeter ſoll nach dem Werthe ſeines Eigenthums beſteu ert werden ; erbliche Titel , Würden und Privilegien giebt es nicht; Freizügigkeit iſt ungehemmt ; die Kriegsleute ſtehen unter dem bür gerlichen Gejes. Alle 4 Jahre wählt das Volf einen Gouverneur, Vizegouverneur, Staatsſekretär, Staatsanwalt, Staatsauditor, Staatsſchaßmeiſter und Landregiſtrator ; ebenfalls für 4 Jahre wählen die einzelnen Bezirke ihre Friedensrichter und den County - Vermeſſer, für 2 Jahre den Gerichtsdiener ( constable ) und Sheriff, für 6 Jahre 3 County richter und den Gerichtsſchreiber, für 2 Jahre den County - Scha meiſter und die Repräſentanten in der Geſeßgebung, für 4 Jahre die Staatsſenatoren, für 6 Jahre die Bezirksrichter ( circuit court judges ) und den Bezirksanwalt, und alle 6 Jahre wählt das ganze Volk die 3 Mitglieder des Obergerichts ( supreme court ) . Jährlich wer den Schulvorſtände erwählt ; Notare werden vom Gouverneur er: nannt, - die Steuercommiſſäre, der Schulcommiffär und der öffent liche Adminiſtrator ſowie die Wegaufleber von der County -Court. Die Gounty - Court iſt die Adminiſtrativ - Behörde, beſorgt aber zugleich die Vormundſchafts- und Nachlaß Angelegenheiten ; ſo iſt jedes County eine ſelbſtſtändige Commune; Städte bilden erſt dann beſondere Gemeinden, wenn ſie ihren Verfaſſungsbrief ( charter ) von ter Legislatur erhalten baben , - ebenſo Corporationen aller Art. In jedem Sterbfalle, wenn es der Verwaltung des Nadlaſſes wegen nöthig iſt, ſoll ein Arminiſtrator beſtellt werden - Aujer ben gewöhnlichen Gerichten können Sie degerichte ( arbitra tions) jede Civilflage gültig entſcheiden . - Sculdhaft iſt aufges boben . Bon der gerichtlichen Pfändung find ausgeſcluſjen : Arbeits

156 thiere im Werthe von 100 Dollars und die übrigen nöthigſten Hauss tbiere ( 10 Soweine , 2 Milchlübe, 10 Schaafe u . f. w . ) ; Kleis dungsſtüde und Bettzeug der Familienglieder ; das nöthige Küchen und Hausgeräthe : Mundvorratb bis zu 20 Dollars an Werth ; oder ſtatt Werkzeuge Der Handwerker und Bücher der Gelehrten , alles Deſſen ein Werth von 150 Dollars nach der Wahl des Schuld Die Todesſtrafe ſteht nur auf dem höchſten Grade ners. des Hochverrathes und auf vorſäßlichem Mord im erſten Grade. Man kann nicht auf die Erfüllung eines Verſprechens, ſondern nur auf Schadenerſaß ( in Geld ) wegen Nichterfüllung klagen . - gn Sonntags jurien - Prozeſſe gehören nicht vor die unteren Gerichte. ſollen die Trinkſtuben und Kramläden geſchloſſen ſein. Hazardſpiel Auch im Civilprozeſſe kann die eine oder die andere iſt verboten. Parthie eine Jury verlangen . – Es iſt geſtattet, Geld auf Zinjen Ade 4 Jahre joll eine Volks bis zu 10 Prozent auszuleihen. Alle 2 Jahre ſoll die zählung ( census ) vorgenommen werden. Geſeßgebung ( in 2 Kammern ) und regelmäßig ain legten Montag Des Dezember zuſammentreten. Der Gouverneur hat ein Vetorecht, aber eine Stimmenmehrheit in beiden Häuſern wirft das Veto um . Alle oberſten Beamten können von der Geſebgebung in Anklageſtand Man kann nach Belieben prieſterliche Trauung verſeßt werden. oder Civilehe wählen ; alle Trauungen müſſen einregiſtrirt werden . - Freie Neger bedürfen eines Erlaubnißſcheines ( licence ) zu ihrem Der Eid wird geleiſtet auf die Bibel, Aufenthalte im Staate. auf Verlangen durch oder Rechte, oder durch die aufgehobene die blos dargereidte rechte Hand . Jeder Beeidigte ( jelbſt der Ges ridtsdiener, der Steuercommiſſär, der Wahlridter ) nimmt in den Fällen, worauf ſich ſeine Amtsgewalt bezieht, wieder Beeidigungen Die notoriſch Armen werden auf County- Roſten erhalten. vor. Landverfäufe, Hypothefen sc. werden ſorgfältig regiſtrirt. - In jedem Townſhip ( enthält 36 Sectionen , jede yon 640 Aker Lantes ) gehört die 16. Section dem Schulfond; in diejen fallen auch die County- Strafgelder, auſerdem ein Viertel aller Staatsſteuern und die Zinſen eines beträchtlichen Staats -Schul- Capitales ; alle ( weis ßen ) Kinder von 6 bis 20 Jahren haben Anſpruch auf den öffentlis chen Scul - Unterridt ; doch beſteht kein Schulzwang ; die Lebrer werden von den Bezirksſpulbehörden angeſtellt. Wegen verlau

157 fener Thiere beſteben beſondere Geſebe, ebenſo wegen menſchlicher Bas gabunden. - Das Geſcß über Teſtamentserrichtung iſt einfach und liberal. Ein Bankerott -Geſeß und Concursverfahren fehlt noch. Mann und Frau leben in Gütergemeinſchaft, und legal verfügt der Mann über das gemeinjdaftliche Eigenthum ; doch kann die Frau durch einen ſchriftlichen Heirathøcontrakt gewiſſes Eigentbum von der Berwendung in die Ehe ausídlieſen . Im Sterbefalle des Mannes hat die Frau vor andern Gläubigern Anipruch auf einen Werth von 250 Dollar, ſodann auf ein Kintestheil und den dritten Theil des Nußbrauches der Ländereien. Sind keine Kinder vorhanden, ſo nimmt die Frau — auſer Dem , was ſie zubrachte — die Hälfte des vorhandenen Vermögens. Die Erbgejeße ſind auſerdem den europä Wenn jemand Grundeigenthum hin iden im Ganzen gleich. terläßt, der nicht Bürger war, ſo entſtehen Schwierigkeiten wegen der Vererbung . Nach 5jährigem Aufenthalte im Lande kann der Ein gewanderte Bürger werden, wenn er ſich zwei Jahre oder länger vorher dazu anmeldete ) . Ich habe aus zwei diden Bänden, worin die ſog . Statuten des Staates Miſſouri enthalten find, freilich nur einen dürftigen Auszug geliefert ; doch das Gegebene muß genügen, um dem Eins wanderer anzubeuten, was er hier zu erwarten hat. Hier angekom men jollte er es eine ſeiner erſten Sorgen ſein laſſen, ſich mit der Berfaſſung und den Geleßen des Staates recht genau bekannt zu machen . Unſere Finanzen ſind in guter Ordnung. Der Staat bes darf etwa 4 500,000 Dollar jährlicher Einfünfte ( gegen 50 Cent auf den Kopf) ; die Counties dürfen nicht mehr verbrauchen, als die Staatsſteuer beträgt, kommen aber mit etwa der Hälfte aus. Die Staatsſchuld beträgt noch nicht eine Million ; dagegen beſißt der Staat wertbvolle Ländereien , ein Staatshaus ( Capitol ) , deſſen Er bauung über eine Million gekoſtet hat , – ein Staatsirrenhaus ( denn auch in der neuen Welt ſchnappen die Leute über ) , – ein Blindeninſtitut ( in St. Louis ) , ein Taubſtummeninſtitut, - ein Zudtbaus, – eine Gouverneurs- Wohnung, eine Staats -Uni verſität. In den lebten Jahren hat es der Staat übernommen , eine An leihe von etwa 25 Millionen für die verſchiedenen Eijenbahn - Gejell

158 ſchaften zu garantiren, wogegen ihm dieſe Bahnen in erſter Hypothek Verpfändet ſind. Gewerbſteuer wird nur bezahlt von Kaufleuten, Wechſelmäklern, Hauſirern, Gaſt- und Schenkwirthen und Fährenbaltern. Auſerdem find nur beſteuert: Sklaven , Grundeigenthum, Baargeld und aus: geliebenes Kapital, Kutichen und Uhren , Pferde und Rindvieh über 2 Jahre ; die Männer haben von 21 bis zu 55 Jahren eine Ropia ſteuer ( poll tax ) zu zahlen. Im Jahre 1856 betrug die Ges werbſteuer $87,104 ; die Kopfſteuer ( von 117,275 Köpfen ) $ 43,849 ; die Sklavenſteuer ( von 89,250 Sllaven ) $ 70,782 ; von Grundei genthum a , Farmland ( 18,441,840 Afer, geſchäft zu $88,814,629 ) $ 177,700, — b. , ſtädtiſchem Grundeigenthum ( 70,456 Bauſtellen , geſchäft zu $54,116,844 ) $ 108,233 ; von Baargeld und Rapital $ 38,150 ; von beweglichem Eigenthume ( geſchäßt zu $29,599,689 ) $59,157 . Die geſammte Steuereinnahme betrug im Jahre 1855 $489,130, im Jahre 1856 $517,983. Verwandt wurden in beiden Jahren zuſammen $871,819, jo daß am 1. Oktober 1856 ein Kaſſenborrath von $ 271,900 blieb, wovon $200,000 dem Tilgungsfond überwieſen wurden . - Die Haupts

ausgaben im Jahre 1856 waren : Gehalt der Civilbeamten $ 127,457 ; Koſten der Legislatur $ 84,550 ; Roſten des Ausſlags und der Er hebung der Steuern $47,028 ; Zinſen der Staateſchuld $ 107,783 ; Criminal - Sachen $57,860 ; auſerordentliche Koſten der Geſeßge bung $51,366 ; Drud der Geſeße $ 17,568 ; Drud der Entideidun gen des Obergerichtes $ 11,386 u. 1. W. Der Fortſchritt des Staates ergiebt ſich aus folgender Ueberſicht: Jahr ; Bevölkerung ; Zahl der beſteuerten Áfer Landes ;

1850 ; 682,907 ; 9,511,251 ; 1855 ; - ; 15,390,334 ; 1856 ; 900,000 ; 18,553,128 ;

Schäßung des Landes

Schäßung des perſön lidhen Eigenthums:

36,099,470 ; 79,010,334 ; 89,702,997 ;

10,797,566. 24,342,717 . 30,346,013.

In den folgenden zwei Jahren war das Verhältniß der Zunahme ohne Zweifel viel bedeutender. Das Staats- I a u bſt u mmen - Inſtitut beſteht ſeit 1851 in Fulton, Callaway Co. , und zählte 1856 hundert Zöglinge, unter

159 welchen ich ein Dußend teutſche Namen finde. Sehr häufig trifft man in der Liſte 2 und 3 desſelben Familiennamens. Der Staat bewilligte 1855 $ 16,800 für Erweiterung der Gebäude und für lau fende Ausgaben . - Oberaufjeber iſt W. Rerr, Matrone ſeine Frau ; auſerdem ſind 4 Lehrer und ein Arzt angeſtellt. Es wird eine Art von Fingerſprade gelehrt, indem durch 27 verſdiedene Stellungen der Finger alle Buchſtaben des Alphabetes bezeichnet und dieſe zu Worten zuſammengeſeßt werden. Das Staat 8- Z ucht h au s vereinnahmt und verausgabt jährlich gegen $56,000, erhält ſich aber meiſtens ohne Zuſchuß vom Staate. Darin befanden ſich am 1. Dez. 1856 Züchtlinge 259 , worunter nur 4 weibliche. Darunter waren Eingeborne 141 , aus Irland 45 , aus Teutſchland 32 , aus England 7 , aus Frankreich 6, aus Schottland 3 26. St. Louis allein lieferte 141 , alſo über die 16 auf 3 I. , Hälfte. Auf 2 Jahre waren verurtheilt 120, 30 auf 5 3., — 23 auf 73. , 19 auf 10 9. , 2 auf 50 I. , 1 auf 99 9. , - 3 auf Lebzeit. — Wegen kleinen Diebſtahls waren bers urtheilt 142 ; — wegen gröjeren Diebſtahls 23 ; wegen Raubs 10 ; wegen Mord und Todtſchlag 29 ; wegen Fälſchung 11 ; wegen Nothe zucht 6 ; wegen Brandſtiftung 2 ; wegen Sklaven - Entführung 3. 2c. Die Meiſten waren von 19 bis 35 Jahren alt, 2 waren nur 16 und Einer 65 Jahre alt. Der Beſtand der Züchtlinge am 4. Dez. 1854 war 209 ; aufgenommen wurden bis 1. Dez. 1856 ferner 249 , - entlaſſen 80 , begnadigt entlaſſen 73 , entlaufen 26, geſtorben 20, verbleiben 259. ( In St. Louis laufen gewöhnlich Schurken aus aller Welt zuſammen , der übrige Theil des Staates produzirt nur mäfig Zuchthaus- Randidaten .) Das Blindeninftitut in St. Louis fann 100 dieſer Uns glüdlichen aufnehmen , hat aber bis jegt nur 40. Es beſteht ſeit 1852 ; die Blinden ſollen ſich im Ganzen ſehr wohl befinden, gut unterrichtet werden und einige jollen ſich beſonders in Muſik auszeichnen . Die Anſtalt beſteht unter der Leitung eines Hrn. Wbelan und ſeiner Frau ( Whelan iſt ſelbſt beinahe ganz blind , joll aber ein trefflicher Lebrer jein ). Der Hauptzweck des Inſtitutes iſt, die Blinden menídlich auszubilden und ſie zu einem Berufe, der ihnen Selbſtſtändigkeit fichert, fähig zu machen. Unterrichtsgegenſtände ſind: Geometrie, Bocal- und Inſtrumental Muſit ; die Knaben lernen zugleich Bür

160 ſtenmaden, Beſenbinden und Mattenflechten, - die Mädchen Striden , Nähen und Flechten mit Draht und Perlen. Manche lejen erha ben getrudte Bücher mit großer Geläufigkeit. Die Staats- Jrrenanſtalt in Fulton zählte Ende No vember 1854 : 94 Jrrſinnige ( 53 männlichen und 41 weiblichen Geſchlechts ) und idon 2 Jahre nadýber 135 ( 71 männl. und 64 weibl. G. ) ; 45 waren in den 2 Jahren geheilt entlaſſen worden , 18 geſtorben, 3 entlaufen. Die Zahl der Anmeldungen iſt im Steigen , Unter den und es müſſen bereits neue Räume angebaut werden. 304 Irrſinnigen , welche ſich während der leßten 2 Jahre in der An ſtalt befanten , waren nur 41 in Miſſouri geboren , 74 in Kentucky, 76 in anderen Staaten der Union, 53 in Teutſdland, 36 in Irland, Verheira 4 in Frankreich u. 1. w.; St. Louis Co. ichidte 107 . thet waren 139, unverheirathet 139, Wittwer 6 , Wittwen 15. Die größere Zahl gehört dem Farmerſtande an . – Zwei Drittel von allen ſind zwiſchen 20 und 40 Jahre alt. Die Urjachen des Jrr ſinns waren bei 46 miaſmatiſche Fieber, bei 25 Unverdaulichkeit, bei 18 Religionsſchwärmerei, bei 15 Epilepſie, bei 47 Kummer und Unglück zc.

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Achtzehnter Abſchnitt.

Kirden- und Schulweſen.

Teutſche Schriftſteller, wenn ſie über Amerika ſchreiben, lieben es, das hieſige religiöſe Treiben und Sektenweſen zu verhöhnen , und an Urſache zum Hohne ſowohl als zu Verdruß und Mitleid fehlt es allers dings nicht. Aber wo hat jemals in der Maſſe ein religiöſes Leben beſtanden ohne Auswüchſe, ohne Verirrungen , ohne Uebertreibung ? Religion iſt eine ſo zarte Pflanze, daß ſie nur im reinſten Lichte ge deibt, - diejes Licht aber wird durch Leidenſchaft und Wahn der Menſchen immer getrübt, und wäre ſie nicht ſo tief begründet im in nerſten menſchlichen Gefühle, fo würde der mit ihr getriebene Miß brauch ſie ſelbſt längſt von der Erde vertilgt haben. Was ſoll man thun ? Soll man wie es meiſtens in der alten Welt geſchieht von Oben herab das religiöſe Leben der Völker regeln , überwachen und beherrſchen ? Dann kann mandem Auswuchſe zwar gewehrt werden , aber es iſt zugleich eine Wilführ und eine Ausſchlieslichkeit unvermeidlich, welche die Gemüther ſowohl verlegt als erfältet und eine leere Form an die Stelle des lebendigen Gefühles ſeßt, weil eben die religiöſe Regung der individuellſte Zug des menſchlichen Weſens iſt, und der allergrößten Freiheit zu ihrer Entwiclung bedarf. ter geſtatten wir dieſe Freiheit, - Niemand würde fie ſich nebs men laſſen , - und erwarten , daß die fortſchreitende Bildung die Uurwüchſe entfernen wird. Nur ſoll das kirchliche Leben in das bürgerliche nicht ſtörend ein- und übergreifen, und daß dieß nicht ge goidebe, iſt eine der wichtigſten Aufgaben für die Wachiamkeit Ader. Man ziehe die Hand der Regierungen in Teutidland von dem Kirchenweſen weg , und alles wird ſogleich ſein , wie es hier iſt, nämlich Unzählige werden von dem Kirchenthume, welchem ſie ges

162 zwungen oder heuchelnd angehörten , ſich alsbald zurüdziehen , - uns ter Den jeßigen Predigern werden wenige ſein , welche das Bolt ferner die kirchlich Bleibenten werden in und freiwillig bejolden möchte, vielerlei Sekten ſich zerſpalten , in Conventikeln ſich vereinigen, und man würde ſich überzeugen , daß das jebige Kirchenthum eine künſtlich erhaltene Pflanze iſt ohne wahres inneres Leben. Würden tauſende Der herüber gekommenen Teutiden ſich dem fanatiſchen Methodismus anſchliejen , hätte nicht das Kirchenthum , welchem ſie bis dahin anges þörten, eine Leere in ihrem Innern gelaſſen, welche ſie nun hier aus füllen ? Daß andere Tauſende hier allem kirchlichen Leben entſagen , beweiſt hinlänglich, daß dasjenige , bei welchem man ſie in der alten In nichts gehen die Men Welt feſt hielt, für ſie eine Feſſel war. iden in unſern Tagen weiter aus einander, als in der religiöſen An ſicht; es iſt unmenjdlich und nußlos zugleich, dieß bindern zu wol len. Ordnen wir vernünftig und human unſere politiſchen und ſo zialen Berhältniſſe und ſorgen für allgemeine beſſere Volfserziehung und Belehrung, geſtatten aber in Dem , was das Gemüthsleben bes trifft, die größte Freiheit und üben die vollſte Verträglichkeit und Dul Der fichtende Verſtand erfältet, und das Feuer des Ges dung. fühls ſprüht zündende Funken ; die meiſten Menſchen kommen entwes der der Erkältung oder der Flamme zu nahe, jede verſuchte Controlle aber macht das Uebel ärger. Unter den hieſigen amerikaniſchen Confeſſionen haben die Unita rier, Univerſaliſten und Congregationaliſten einen liberalen, rationa liſtijden Charakter ; die Epiſcopalen ſind ariſtokratiſch -orthodor; die Presbyterianer demokratiſch - orthodor und ſtreng ; die Methodiſten und Baptiſten ( am Meiſten auf einander eiferſüchtig ) ſind mehr prak tiſch in ihren Beſtrebungen und erfolgreich bemüht,die Majien zu gewinnen ; das Mormonenthum iſt ein an der robeſten Maſſe geüb ter , wohl berechneter Betrug; andere Setten, wie die der Sdäfer, Alle verſchiedenen find ganz in einer einſeitigen Idee befangen. Sekten führen zwar mitunter einen ziemlich beftigen Kanzel- und Zeitungsfrieg , bekämpfen zugleich gemeinſchaftlich die Frreligioſität, die einzelnen Mitglieder derjelben vertragen ſich aber im bürgerlichen und auch im geſelligen Leben ſehr wohl nicht allein mit einander, ſondern auch mit den Ungläubigen oder doch unkirchlichen , ( Deren Zahl nicht gering iſt). Allen andern ſtellt ſich die römiſche Hierar

163 chie gegenüber, ihre Macht vergrößernd von Jahr zu Jahr mit be kannter Klugheit und Energie, immer mehr ihre Neigung zeigend, die Herrſcherrolle zu übernehmen ; doch wird und kann dieß nur bis zu einem gewiſſen Punkte gelingen, da dann Alle ſich zu ihrem Sturze vereinigen würden. Es iſt der Maſſe des Volkes zur unaustilgba ren Ueberzeugung geworden, daß die Freiheit des Landes verloren wäre, wenn eine kirchliche Partei den Vorrang gewänne, und das rum halten alle einander im Schach. * ) Die Genoſſen einer Seite bauen durd freiwillige Beiträge Rir chen an einem paſſenden Mittelpunkte, erwählen ihre Kirchenvor ſteher und beſolden einen Prediger. Die Prediger der populären Sekten bedürfen keiner gelehrten Erziehung, ſind aber mitunter ge wandte Redner. Selbſt Neger predigen , die weder lejen noch ſchrei ben fönnen. Die Prediger der vornehmeren Selten ſind in der Re gel die gebildetſten Männer und übertreffen ſehr viele der Prediger, welche ich zu der Zeit fannte, da ich in Teutidland lebte. Man ver langt von ihnen ein unter allen Umſtänden anſtändiges und feines Benehmen. - Die ſtrengen Sekten geſtatten weder Tanz noch Theater- Beſuch. Wegen der Sklavenfrage zerfielen die Metho diſten und trennten ſich in eine nördliche und eine ſüdliche Kirche.

* ) Von der allgemein angenommenen Regel, daß Staat und Kirche für immer getrennte Inſtitute ſein ſollen , ſtellen die faſt in allen Staaten geltenden „ Sonn tagøgeſeße“ eine Ausnahme bar. Die Verſtändigern unter den Amerikanern er kennen, daß theoretiſch dieſe Abweichung nicht gerechtfertigt iſt, meinen aber, daß ein Feiertag in der Woche ein unerläßliches Bedürfniß ſei, und zwar ein ges daß die große Mehrzahl den Sonntag zu dieſem meinſchaftlicher für Alle, Zwede haben wolle, und daß es praktiſch wohlttätig ſei, die Heiligkeit dieſes Ta Uebrigens beſteht in Miſſouri in der ges durch bürgerliche Gefeße zu ſchüßen. Handhabung der Sonntagsgeſeße, ſofern nur die Andächtigen in ihrer Feier nicht Wiſſen und Glauben ſind in geſtört werden, groſe Liberalität . unſeren Tagen in einen Kampf gerathen, der allzu leidenſchaftlich geführt wird und deffen endliche Entſcheidung in der nächſten Zeit nicht zu erwarten ſteht. Der Vf. ſtimmt vollſtändig dem trefflichen Worte von Otto ule bei : „Frei ſei die W if ſenſo aft ; denn ſie iſt das freie Leben des vernünftigen Geiſtes . Frei ſei auch der Glaube ; denn er iſt das ungeſtilte Sehnen nach dem ewigen Quell aller Weisheit, aus welchem der beſchränkte Menſch nur tropfenweiſe ſchöpfen kann. Aber Kampfricter zwiſchen ibnen ſei auch nur der Geiſt , die Vernunft ſelbſt, Wir dürfen nicht erwarten, daß die ihre Sprache in der Philoſophie findet." in der nächſten Zeit die Maſſen zur Höhe folcher Philoſophie ſich erheben werden.

164 Unter den gebildeteren Teutſchen betheiligen ſich ſehr wenige hier am kirchlichen Leben ; am Stärkſten ſind die Gemeinden der ſog. Evangeliſch - Orthodoren und dann der Katholijden , - jodann findet man auch Methodiſten, Altlutheraner, Halb- Nationale und vollſtän dige Rationaliſten (welche die Sakramente beſeitigt haben ) . Die Prediger ſind entweder auf teutſchen Univerſitäten, oder in den Mij ſionsſchulen in Hamburg und Bajel, oder in hieſigen Seminarien gebildet worden . Man ſieht Männer von ſehr ungeeigneter Vorbil dung entweder aus Ueberzeugung oder aus Noth hier das Prediger : Miſſouri hat den Vorzug, eine teutſch- kirch Gedäft betreiben. lide Curioſität aufweiſen zu können, und zwar in Warren County. Durch Mittel, welche zum Theil aus preußiſchen Kirchencolletten und aus anderen Beiſteuerungen gefloſſen ſind, wurde mitten im Urwalde ein theologiſches Seminar mit Profeſſoren , Inſpektoren u. ſ. w . bes gründet. Eine beſondere Vorbildung wird von den Alumnen nicht gefordert ; wie im Fluge werden ſie mit dem nöthigen geiſtlichen Bes barfe an- und ausgefüttert, um dann als wohlbeſtallte Seelenbirten den Verlangenden die Straſe zum Himmel zu zeigen. Die Einſichts volleren betracten die Anſtalt als eine Somad des teutſchen Na mens. Um das Mas voll zu machen, wird in der Anſtalt auch ein lichtſdeues Kirchenblättchen, der ,, Friedensbote", ausgegeben. Uebri gens ſcheint es den Injaſſen nicht an Mitteln zu fehlen, um ſich auch den irdiſchen Prüfungsſtand behaglich genug zu machen . Bevor die hieſigen Teutſchen die hier durchaus geltende praktiſche Toleranz ſich zu eigen gemacht hatten , traten ihre religiöſen Meis nungsverſchiedenheiten öfter in heftigem Widerſtreit gegen einander auf ; jeßt hat ſich dieß Alles gemildert, und man läßt einander gewäh ren und gehen. Zu bedauern iſt hauptſächlich, daß nicht wenige un ferer Landsleute mit dem geiſtlichen Futter alein ſich genug ſein laj ſen und es verſäumen ( mitunter abſichtlich zurüdgehalten werden ), ſich politiſch aufzuklären und fortzubilden . Uebrigens ſichert das teutſche Kirchenthum hier faſt mehr als alles Andere das Fortbeſtehen der teutſchen Sprache und der nationalen Art. Für Hebung des S dulweſens ſind bereutende Anſtrengun gen gemacht worden, dod bleibt noch Bieles zu wünſchen übrig. – Nach dem Berichte des Schul-Superintendenten betug 1856 die Zahl der Kinder im Staate von 5 bis 20 Jahren 302,126, von

165 welchen 97,907 Schulunterricht erhielten durch 2409 Lehrer und 480 Lebrerinnen ; die Lebrer empfingen $ 379,816 Gehalt, wovon $238,325 aus dem Staats -Schulfond floſſen . In allen öffentlichen Schulen ( common schools ) muß die eng lijche Sprache, Schreiben, Rechnen und Erdbeſchreibung gelehrt wer den , und hiezu ſind recht zwedmäßige Schulbücher mit Jlluſtrationen vorhanden. Religionsunterricht iſt ausgeſchloſſen, weshalb die Seks ten, beſonders die katholiſche Kirche, noch Privatſchulen auf ihre Ro ſten unterhalten. Jeder Bezirk, der auf die öffentlichen Gelder An ſpruch macht, muß für Schulunterricht wenigſtens während 3 Monate Bedeutendere teutiche Schulen ſind auſer in im Jahre ſorgen. einigen kleineren Städten ( Hermann, Jefferſon City, Waſhington) Für die Errichtung eines nur in St. Louis (i. D. Abſchn .) Soullehrerſeminars werden jeßt viele Stimmen laut. Höhere Schulen ( academies und colleges ) für die Erziehung junger Männer und Märchen giebt es über 60 ; ſie ſtehen meiſtens unter der Leitung von Settenpredigern, – einige ſind katholiſche ( iejuitijde), andere freimaureriſche Inſtitute. Ueber die Staatsuniverſität in Columbia ( Boone Co. ) , deren mediziniſche Facultät aber in St. Louis iſt, läßt fich bis jeßt nicht viel Erhebliches ſagen. Man muß in keinem Falle an Etwas Denken , das einer teutſchen Univerſität ähnlich ſieht. Noch weniger, als hieſige Profeſſoren ( unter welchen es wohlunterrichtete Männer giebt ) mit teutſchen verglichen werden können , ſind hieſige Studenten den teut ſchen ähnlich. Da iſt nichts Phantaſtiſches, nichts jugendlich Uebers íchwengliches ; die Studenten ſind gerade wie andere junge Männer, bilden auch keine beſondere Klaſſe von Menſchen, die etwa nur unter fich verkehren , – ſie ſuden ſich baldigſt zu einem gewinnreichen Ges ſchäfte geſchickt zu machen, und erwarten mit Sehnſucht die Zeit, da ſie in der Politik Einfluß und Auszeichnung erlangen können. Das rum üben ſie ſich zugleich neben ihren Studien frühe im öffentlichen Debattiren. Mit der Erreichung der Volljährigkeit ſind Manche ſchon gewandte Politiker. In Teutſchland wird der Studierende zu viel mit altem Plunder gequält, hier geht man zu leicht über die Vorſtudien hinweg und bält ſich zu ausſchließend an das praktiſch Brauchbare. Es lieſe ſich wohl thun, in einer unſerer hieſigen Grosſtädte ( etwa St. Louis oder Cincinnati ) eine wirklich teutſche

166 Univerſität auf liberalſter Grundlage zu errichten, wenn die hieſigen Teutichen ihre Kräfte und Mittel Dazu vereinigen wollten . Soffents lich kommt es doch dazu, und damit wäre auch bem teutſchen wiſſen dhaftlichen Leben hier eine ſelbſtſtändige Eriſtenz geſichert.

Neunzehnter Abſchnitt. literatur , - öffentliche Blätter.

Durch die bedeutenden engliſchen und deutſchen Buchhandlungen in St. Louis ſowie durch hauſirende Bücherverkäufer werden die Be wohner des Staates mit allen gewünſchten Büchern verſorgt. Auf den Bücherbrettern der Religiöſen ( ſo heißen die zu einer Sekte ſich Bekennenden ) findet man am Häufigſten die Confeſſionsſtreitſchriften , dann trifft man oft Werke über die hieſige Geſchichte ( einmal fand ich ein , noch vor der Revolution gedrudtes, didleibiges Buch “ Authen tic history of the Devil" ) u . a. , und auf den Damentiſchen die wohlfeilen engliſchen Novellen, auſerdem Monatsſchriften, Mas gazine zc . Auch ſchriftſtelleriſche Verſuche, engliſche und teutiche, hat Miſs fouri bereits aufzuweiſen. – Doch die Hauptliteratur bilden die öffentlichen Blätter , in welchen auſer der Politik zugleich viel mehr Gegenſtände von allgemeinem Intereſſe ( Wiſſenſchaftliches, Defono miſdes, Perſönlices ) behandelt wird, als in Deutſchland gewöhnlich iſt ; ſie haben meiſtens zugleich ein Feuilleton für Poeſie und erdichtete Erzählungen und einen ſolchen Umfang, daß man auf das Leſen und Sichten ſich erſt beſonders einüben muß. Da die Zeitungen an

167 dem Gange der Politik den größten Antheil haben , auch bei Unter nehmungen der Art bedeutende Kapitalien auf dem Spiele ſtehen, ſo wählt man zu Redakteuren die gewandteſten Männer. Zum Drude haben die Hauptblätter treffliche Schnellpreſſen. Ich kann die Zahl und die Namen der engliſchen Blätter nicht angeben . An der Spiße derer, welche die Freiſtaat- Bewegung vers treten, ſteht der trefflich redigirte ,,St. Louis Demokrat." Der Haupts perfecter der conſervativen Richtung iſt der ,St. Louis Republican ." Die nativiſtiſche Richtung iſt ebenfalls vertreten . Doch der Leſer wil Näheres über die deutichen Zeitungen wiſſen ,

um ſich danach ein Urtheil über das geiſtige Treiben ſeiner Landes leute in Miſſouri zu bilden. - Der in St. Louis erſcheinende ,,An zeiger des Weſtens" war das erſte teutſche Blatt auf der Weſtſeite des Miſſiſippi und befand ſich von Anfang bis jeßt in geſchickten Händen. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde an der Stelle anderer, des Beſtehens nicht werther Blätter die ,,Weſtliche Poſt" gegründet; beide Blätter , obgleich verſchieden in Ton und Haltung , befürworten mit gleider Wärme den fortſdritt, das Freiſtaatsprojekt in Miſſouri, die Recite und Intereſſen der hieſigen Teutſchen , die Umgeſtaltung der ganzen Bundes - Politik, und ſind nicht nur die einflußreichſten teut ſchen Organe im ganzen Weſten , ſondern dürfen ſelbſt den beßten öſt lichen Blättern ſich an die Seite ſtellen . Die „St. Louis - Chro nit“ iſt conſervativ und einer Aenderung in dem jeßigen Sklaverets Syſteme entgegen , — fte wird bauptjädlid von Ratholiken gelejen. - Der „Herold des Glaubens" iſt ein ganz katholiſches Blatt. – Die „ Miſſiſippi -Handelszeitung“ ſucht mit rühmlichem Eifer ihrem Zwede zu entſprechen. – Die teutſđen Blätter im Lande – der ,,St. Charles Demokrat," bas , Hermanner Volksblatt“ und die ,,St. Joſeph - Zeitung" befinden ſich alle auf der liberalen Seite. Man muß nicht erwarten , daß die hieſigen Zeitungen in dem zahmen Tone der europäiſchen gehalten ſind. Nicht blos werden die Zuſtände und Vorgänge in der alten Welt, über welche man hier durch zahlreiche Correſpondenten ſehr wohl unterrichtet iſt, einer rücks ſichtsloſen Kritik unterworfen , ſondern die Parteien bekämpfen einan der mit zweiichneidigem Sdwerte , – der Präſident wird ſo wenig geſchont, als der geringſte Bürger, und Vorfälle und Perſönlichkeiten werden verhandelt, welche man wenigſtens in Teutſdland nur ſelten

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öffentlich beſpricht. Wer nur irgend in ſeiner Stellung fich bemert bar madt, muß auf eine öffentliche Kritik gefaßt ſein, und Wenigen gelingt es, fich Freunde zu erwerben , ohne daß ſie zugleich auf öffent licie Tadler ſtojen . Nichts entgeht der ſcharfen Nadforſchung, und ein ſog. öffentlicher Mann mag fich wohl hüten, daß er keine Blöſe zeigt. Am Alergſten geht es über die Kandidaten her, - die Gegens partei läßt ihnen keine gute Ader , — Ich will nidyt behaupten , daß in allem dieſem immer der Anſtand gewahrt, daß nicht in dieſen Balgereien ſehr oft die Grenze der beſſeren Sitte überſchritten wird, ſo lange aber die Menſchen eben noch nicht gelernt haben, ihre Lei denſchaften zu bemeiſtern, dürfen Republikaner nicht allzu empfindlich ſein. Hier läßt man ſich lieber den Mißbrauch der Preſſe gefallen, als daß man ſich des unbeſchränkten Rechtes begäbe, alles menſchliche Treiben nach Gefallen zu richten ; man denkt, daß die Uebel, welche die Preſſe ſtiftet, ſie auch ſelbſt zu heilen im Stande ſein muß, und daß die Freiheit erhalten und der Fortſchritt geſichert werden kann nur durch die ſtete Wachjamkeit Aler. Die Zeitungen ſind hier ſehr billig ; der genannte , St. Louis Demokrat“ in ungeheurem Format und mit ſehr engem Druđe koſtet einen Dollar jährlich ( nebſt 13 Cent Porto – im Staate ) ; die beßten teutſchen Blätter ( mit allerdings beſchränkterer Verbeitung ) koſten 2 Dollar. Es giebt wenige amerikaniſche Familien, in wel dhen nicht eine Zeitung geleſen würde ; die Teutſchen auf dem Lande leſen noch zu wenig, - die ſog. Farmer begnügen ſich leider mit ei nem Kirchenblättchen. - Auch eine franzöſiſche Zeitung erſcheint in St. Louis. Nod iſt zu erwähnen eine in St. Louis in Engliſch erſcheinende febr gute landwirthſchaftliche Monatsſchrift, “ The Valley Farmer," welche auch nur einen Dollar jährlid koſtet und eine weite Verbrei tung hat.

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Zwanzigſter Abſchnitt. Die Silaveret .

Es iſt unthunlich, die Sklaverei in Miſſouri abzuhandeln, ohne auf die Sklavenfrage überhaupt etwas tiefer einzugehen , was um jo nothwendiger iſt, da die Anſichten der Europäer über diejen Punkt nicht immer gründlich oder gerecht ſind; man muß die Sache aus Erfahrung kennen, um ein vollgültiges Urtheil darüber zu haben . Die Sklaverei wurde hauptſächlich durch europäiſche Geldgier. hierber verpflanzt, - wir haben das Uebel und mögen zujeben, wie wir damit zu Ende kommen . Zur Zeit les Unabhängigkeitakam pfes waren die Gemüther im Ganzen von einem edleren Gefühle er regt ; für die Wahrung ihrer eigenen Rechte vergoſſen die Kämpfen den ihr Blut, wie ſollten ſie die Menſchenrechte der dienenten Schwarzen verkennen ? Bald fing ein Staat nach dem anderri an, die Sklaverei zu beſeitigen , und zu der Zeit, da die jeßige Bundes Verfaſſung abgefaßt und angenommen wurde, herrſchte die Ueberzeu gung vor, daß die Abichaffung der Sklaverei bald allgemein erfolgen würde. So ſanctionirte zwar die Berfaſſung die Sklaverei nicht, ia vermied ſogar ſorgfältig, auch nur den Ausdruc , Sklave" zu gebrau chen ; aber warum ſchrieb ſie die etwa allmählige Abſchaffung nicht geradezu vor ? Weil einige Südſtaaten, welche damals haupt fächlich mit dem Reisbau ( den weiße Arbeiter nicht ausbalten ) fich beſchäftigten , durchaus ſich nicht wollten binden laſſen und dem Bunde ohne die in der Verfaſſung ihnen gemachten Zugeſtändniſſe nicht beis getreten wären. Und warum gab die Mehrzahl der Staaten in einer Sache von ſo wichtigen Folgen nach ? Weil man eben dieſe Folgen nicht vorausſah, weil man auf einen friedlichen Sieg der Humanität im Verlaufe der Zeit rechnete, beſonders aber weil die an Bevölker ung und Mitteln noch ſo ſchwaden Staaten dem mächtigen und ge rüſteten Europa gegenüber, das vermuthlich den hier erwachſenden 8

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jungen Freiſtaat ungerne geteiben jah, unter allen Umſtänden vers einigt bleiben zu müſſen glaubten . Der Süden ließ es ſich gefallen, daß das große Nordweſt - Terris torium für ,,freien Boden " erklärt wurde, und alles ſchien anzubeus ten , daß die Sllaverei allmählig fich ſelbſt zu Tode leben würde, als das Auffommen eines neuen ſüdlichen Handelsartikels, der Baum wolle, plößlich den ganzen Stand der Dinge änderte. Jegt zeigte es ſich erſt, welch groſer Gewinn aus der Stlavenarbeit zu ziehen war, ja, daß der Hauptvortheil darin beſtand, die Schwarzen auf neue Ländereien mit unausgebeutetem Bodenreichthum überzuführen, alſo ein Gebiet nach dem andern mit afrikaniſchen Leibeigenen zu beſeßen . Nicht allein wurde der Süden durch den raſch ausgebreiteten Baumwollenbau ſchnell reich, ſondern auch im Norden hoben fich in Folge davon plößlich Gewerbe und Handel auf eine erſtaunliche Höbe, und ein Wohlſtand entwidelte ſich in der jungen Republit, wie ihn die alte Welt ſelten ſo allgemein geſehen hat. Man müßte die menſchliche Natur wenig kennen, wenn man nicht wüßte, daß in der Fülle des Wohlſeins die Menſchen wenig ge neigt ſind, es mit Principien ſehr ſcharf zu nehmen, und ſo wurde leider dem Süden geſtattet – woran bei Abfaſſung der Conſtitution gewiß Niemand gedacht hatte, fich nach und nach durch die Auf nahme von 5 neuen Sklavenſtaaten ( Rentudy, Tenneſſee, Louiſiana, Miſſiſippi, Alabama ) zu verſtärken. — Doch das Volfs - Gewiſſen erwachte endlich, - Der Norden fing an, mit Beſorgniß auf das wachſende Uebel zu ſehen, und als der ſechste Sklavenſtaat (Miſſouri) aufgenommen werden ſollte, erhob ſich ein gewaltiger Widerſpruch. Die Rüdſicht auf die Nothwendigkeit des Zuſammenhaltens ſtegte noch mals ; hatte man doch kurz zuvor in einem zweiten Kriege mit Eng land geſehen, daß man doch in Europa der überſeeijchen Republik noch immer nicht beſonders hold war, und daß nur Einheit des Bundes gegen verderbliche Angriffe von Auſen her ſchüßen könne. Die Mehrzahl des Volkes beruhigte ſich bei den Beſtimmungen des Miſſouri-Compromiſſes, und ſo wurden - obgleidh feitdem eine Abolitioniſten - Partei beſtand und unermüdlich die Sklaverei befeh dete - auch noch die weiteren Sklavenſtaaten Arkanjas und Florida ohne bedeutenden Widerſpruch in den Bund aufgenommen. Der Strom der Einwanderung hatte ſich ſeit längerer Zeit dem

171 fernen Weſten zugewandt, und da der ſchwächer bevölkerte Süden mit dem Norden darin nicht gleichen Sdritt halten konnte, lo ſuchte er wenigſtens tas Beßte für ſich zu gewinnen. In Teras bot ſich ein willkommener Schauplaß für fühne Thaten car. Die dorthin wants dernden Amerikaner geriethen bald in Conflikt mit der merikaniſchen Regierung und blieben , vom Norden unterſtüßt, in dem darauf folgenden Unabhängigkeitskampfe ſiegreich. Der darüber durch die ganze Union wiederballende Jubel verwandelte ſich indeſſen bald in Verdruß und Anklage, als der junge Staat die von der mexikaniſchen Regierung abgeſchaffte Negerſflaverei wieder einführte und für geſeka lich erklärte. Der darauf verlangte Anſchluß an die Ver. Staaten wurde Anfangs verweigert, nachher dennoch durchgeſeßt, hauptſächlich, weil der Norden noch immer es für nöthig hielt, europäiſchen Uebers griffen und namentlich einem gefürchteten britiſchen Einfluſſe in Texas einen Damm entgegenzuſeßen . Eine Folge des Anſchluſſes war ein Krieg mit Mexiko, in welchen der Norden nur ungerne willigte, und deſſen Folge die Erwerbung bedeutender neuer Länderſtreden . Der Süden beſaß um jene Zeit einen Mann , John Calhoun, der durch Talent und Energie hoch über die Meiſten hervorragte. Es war etwas Ariſtokratiſch - Nobles in ihm, und hoch gingen ſeine ſtaats männiſchen Pläne. Sein Gedanke war, daß ein glüdliches ſoziales Zuſammenleben der Menſchen das Beſtehen einer herrſchenden und zugleich einer untergeordneten Klaſſe erfordere, - jene ſollte die Bil dung repräſentiren, dieſe diejenigen nothwendigen Arbeiten verrichten , welche den Menſden mehr herabziehen als erheben . Nichts, meinte er, ſei dabei günſtiger, als wenn dieſe beiden Klaſſen durch zwei von der Natur hinlänglich gekennzeichnete und verſchieden begabte Rajien dargeſtellt würden, die eine und die andere ſolle und werde in dem Berhältniß der natürlichen Ueber- und Unterordnung fic wohl finden , während Gleichberechtigung Aller, bei welchen doch immer ein Abhän gigkeitsverhältniß der Armen und Ungebildeteren mit unterlaufe , dieſe Leşteren nur elender mache. So war das Inſtitut der Negerſklaveret fein Ideal, der Süden das höchſt ſtehende und glüdlichſte Land der Erde, und ſein höchſter Wunſch wäre erfüllt geweſen , hätte er das be liebte Inſtitut - in milder, patriarchaliſcher Form - über die ganze Union ausdehnen können . Da dieß unmöglich war, der Norden vielmehr ein immer ſtärker werdendes Gefühl gegen die Sklaveret

172 wahrnehmen lies, ſo richtete er ſein ganzes bedeutendes Talent wenig ſtens darauf, dem Süden ein politiſches Gleichgewicht ( wo möglich Uebergewicht in der Union und die unantaſtbare Fortdauer ſeines Inſtitutes für immer zu ſichern . Sein Wert war der Andluß von Teras mit einem Gebiete, welches der Ausdehnung der Sklaverei ein ungeheures Feld eröffnete, und ſeine Hoffnung, in den eroberten Provinzen am ſtillen Meere neuen Raum für ſein Lieblingsinſtitut zu finden . Calhoun erlebte die Erfüllung ſeiner hochgehenden Entwürfe nicht, aber er hinterließ gelebrige Schüler, welche ſein Werk mit jes ſuitiſch -conſequentem Eifer fortzuſeßen ſich bemühten. Die erſte wich tige Durchkreuzung ihrer Pläne war die Aufnahme von Californien in den Bund als Freiſtaat ( diesmal hatte ausnahmsweiſe das Gold der Freiheit gedient, - es hatte ſo viele nordiſche Arbeiter, welche keine Neger-Concurrenz im Goldwaſchen haben wollten, nach Cali fornien gelockt, daß die Sllaverei- Partei nicht aufkommen konnte). Es galt jeßt darum , dieſe Scharte auszuweßen und fühn den Krieg nach Afrika zu verlegen “, d. h. in das Gebiet der Freiſtaaten erobernd ein zubringen. Erſt wurde gefordert - ohne daß es die Bevölkerungs Verhältniſſe irgend nöthig machten der Anſtellung ein neues weſtliches Gebiet, Kanſas , zu öffnen , dann wurde die Aufhe bung des Miſſouri -Compromiſſes durchgeſeßt, und nun ſollte Ranjas um jeden Preis für die Sklavenhalter erobert werden , indem man zugleich hoffte, daß dann ſpäter eine ganze Reihe von neuen Skla venſtaaten bis zum ſtillen Meere fich werde anfügen laſſen, und der Süden dann ſtark genug wäre, auch noch den Anſchluß von Cuba und die Eroberung von Mexiko und Mittelamerika für die Sklaverei zu erzwingen. Würde dann der Norden gegen die ſüdliche Uebers macht ſich ſträuben, ſo könnte eine große, felbſtſtändige Conföderation von Sklavenſtaaten geſtiftet, der afrikaniſche Sklavenhandel wieder eröffnet werden, und dieſe ſüdliche Republik von reichen Ariſtokraten, mit dem Monopole der Baumwollenzucht in ihrer Hand, würde der übrigen Welt Bedingungen vorſchreiben können. So wäre Calhoun's Ideal noch überboten . Doch frevelnd „ verſuche die Götter nicht !" Giebt es eine fittliche Weltordnung ? Stebt es ein den Menſchen angebornes Gefühl für Wahrheit und Recht ?

Dann muß jede fortgeſeßte Abs

173 weichung von jener Ordnung ihren Höhepunkt erreichen, über wels dchen ſie nicht hinausgehen kann, und das mit uns geborne Recht“ muß zu ſeiner Zeit mit unwiderſtehlicher Gewalt ſeine Anerkennung fordern. Wer mögte in der Welt ſein, wenn wir an einem endlichen Mit dem Umſturze Siege der Vernunft verzweifeln müßten ? des Miſſouri - Compromiſſes hat – wie es ſcheint - die Südpartei in dieſer Republik culminirt , – der Zauber iſt verflogen , – die Wellen beginnen ſich rüdwärts zu wälzen. Es war umſonſt, daß eine corrupte Adminiſtration durch Gewalt und Blutvergieſen Kanſas zu unterjochen ſtrebte, - der Wille der groſen Mehrheit hat ſchon jeßt ein freies Kanſas zur unumſtöslichen Thatſache ges macht. So iſt es auch umſonſt, daß ein beſtochener höchſter Gerichts hof die gräßliche Entſcheidung gab : Neger ſeien nur Waare und Eigenthum , können in keinem unſerer Staaten Bürger ſein , haben keine Rechte, die ein freier Weißer achten müßte, und Sklaverei beſtehe von Redtswegen in allen Gebieten der Ver. Staaten. Das zum Gefühle der ihm gebotenen Smach erwachte Volt wird jene Entſcheidung nicht höher achten als eine zerberſtende Seifenblaſe und der Sllaverei auch nicht einen Fus breit neuen Gebietes bewilligen ; die mit Macit begonnene Reaktion iſt von nun an unaufhaltſam und wird nicht aufhören , bis der Grundſak unwiderruflich feſtgeſtellt iſt, daß Freiheit in dieſem Lande die ſich von ſelbſt verſtehende Regel ſein muß und Sklaverei etwa, wo ſie nicht alsbald ſich beſeiti gen läßt, die zeitweilig geduldete Ausnahme. So gewaltig iſt die durch das ganze Land gehende Bewegung, daß die alten Partei- Ver bindungen ſich gelöſt haben, und faſt nur noch beſteht eine Sklaverei Propaganda, gehalten durch die Regierungsgewalt, und eine Volks Partei, natürlich ſtärker im Norden und ſchwächer im Süden, die entſchloſſen iſt, dem Uebel ein Ende zu machen. Indeſſen beſteht über die Art der Löjung einer ſo ſchwierigen Frage, wie die Sklaverei für dieſes land iſt, bis jegt keine ganz flare und übereinſtimmende Anfidit, - und die Europäer ſind im Irrs thum , wenn ſie jene Sowierigkeit für gering anſchlagen und meinen , daß es uns zur Beſeitigung des Uebels nur an gutem Wille fehle.Für die europ. Regierungen war es ungleich leichter, die Sklaveret in ihren Colonien abzuſchaffen ; dabei kamen eben nur die Colonien in Betracht, und im Haupt- oder Mutterlande wurde in den politis

174 ſchen, ſozialen und ökonomiſchen Verhältniſſen nichts geändert. Hier aber ſind 4 Mill . Afrikaner ( etwa der ganzen Bevölkerung ), von einer gegen die Weißen grell abſtechenden Raſſe, größtentheils im Zuſtande brutaler Robbeit und Unwiſſenheit, zugleich darſtellend ein Arbeitskapital von wenigſtens 1000 Millionen in Geldwerth, größten theils beſchäftigt mit einer produktiven Arbeit, welche der ganzen civiliſirten Welt zu gut kommt und welche in demſelben Umfang von Freien nicht verrichtet würde , von Weißen nicht verrichtet werden könnte. Wer kann die an die Sklavenarbeit bisher Gewöhnten für ihren Verluſt entſchädigen ? Und was ſoll aus den Emancipirten werden ? Vielleicht die Mehrzahl würde nicht im Stande ſein, für ſich ſelbſt zu ſorgen, und eine ſchwere Laſt für die Geſellſchaft werden . Aber ſollten ſie auch allmählig dahin gebracht werden können, als bes zahlte Arbeiter zu beſtehen , welchen Zuſtand zeigen und die ehemals ſpaniſchen Provinzen, in welchen die Sklaverei abgeſchafft wurde ? Eine arrogante und corrupte Ariſtokratie, deren Stolz in dem unges miſchten Blute beſteht, und einen herabgewürdigten Pöbel von Miſch lingen. Die ſoziale Gleichſtellung der Schwarzen und Weißen, durch Geſetze nicht zu erzwingen, wird ſich in dieſem Lande niemals herſtellen laſſen ; - iſt es aber weiſe und thunlich, die bürgerliche Gleichſtellung eintreten zu laſſen, wo die geſellſchaftliche unmöglich iſt ? Muß nicht die Maſſe freier und gleichberechtigter Bürger auch ein gleichartiged Element ſein , deſſen Theile ſich durchdringen und miſchen und das eben darum das Fremdartige und Uneinmiſch bare ausſcheidet ? - In Europa hat man ſo viele geſonderte Klaſſen der Bevölkerung , in gewiſſem Abſtande von einander , daß wenig das rauf ankäme, neben den niedrigſten Stand von Dienſtboten und Tag löhnern auch noch eine afrikaniſche Raſte zu ſtellen , die ihre Anſprüche natürlich nie über die ihnen zugewieſene Stellung erheben dürfte. Bildet dort doch ſogar noch die Religion einen Grund der Rechts Ungleichheit, mit mehr Fug könnte man die Farbe dazu ma chen. Die demokratiſche Republik aber duldet nur gleiche Bür: ger, muß ſie alſo nicht Diejenigen zurückweiſen, welche zum gleichen Bürgerthume ungeeignet ſcheinen ? – Die Neger — vorerſt wenig ſtens — zu einer Art von Hörigen , Heierlingen oder Beijaſſen zu machen, geht auch nicht, weil hier Alles noch im Werden und das ganze Land noch nicht in abgeſchloſſene Güter getheilt iſt, der Werth

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der Sklaven für den Eigenthümer weſentlich darin beſteht, daß er ſie zur Urbarmachung neuer Ländereien gebraucht und wegführt, wobei die Trennung der Ehen unvermeidlich iſt; theilen dann die Geſchwis ſter, ſo kommt es natürlich zu neuer Trennung der Familien. Die freien Farbigen ſowohl in den hieſigen freien als in den Sklavenſtaaten ( in einigen der erſteren haben ſie ſogar Stimmrecht) und in Canada ſind zum Theil anſtändige und harmloſe Menſchen , die theils Handwerke betreiben, theils in Städten und auf dem Lande allerlei Dienſte verrichten ( ſeltener betreiben ſie Ackerbau ); aber die Mehrzahl iſt in feinem beneidenswerthen Zuſtande, kommt lange nicht in dem Maje voran wie etwa ein eingewanderter armer Teutſcher, iſt den Weißen vielfach zur Laſt, und in pennſylvaniſchen Städten habe ich ſelbſt ſog. Negerviertel geſehen , die gemieden werden , wie ehemals die Judengaſſen in teutſchen Städten, als Höhlen des Schmuges, des Raubes und der Proſtitution . Dieß mag theilweiſe ſeinen Grund haben in ſchlechter Erziehung und in der Unmöglichkeit der geſellichaft lichen Gleichſtellung. Wie könnte der Ausgeſtojene oder doch Gemies dene, jedenfalls als ein untergeordnetes Geſchöpf Behandelte zu hö herem Ehrgefühle gelangen ? - Mag das innere Wejen der Neger immer etwas Eigenthümliches baben ( Leichtſinn, Genußjucht, Man gel an Borſorge und an Energie ) , es iſt dem Inneren des Caucaſiers nicht ſo unähnlich, daß es einer Vermiſchung im Wege ſtehen würde ( in dem Jrländer finden wir faſt dieſelben Eigenſchaften ), und neben einigen, die in hohem Grade brutal find, finden ſich nicht wenige von recht guten Anlagen , mande von hervorſtechendem Talent. * ) Aber der unaustilgbare äuſere Typus muß durchaus den Eindrud des Fremdartigen machen , daß , wo nicht robe Sinnlichkeit in's Spiel kommt, naturgemäß die Annäherung hindert und den Weißen in ſeines Gleichen das höher ſtehende Weſen erkennen läßt. Die Anſichten des hieſigen Publikums über Sklaverei fönnen etwa folgender Maſen klaſfiftzirt werden : *) Fred Douglaß war Plantagenſklave bio zu ſeinem 20. Jahre und iſt jeßt ein wiſſenſchaftlich gebildeter Mann und einer der beßten Redner des Landes. Auf der Academie zu Oberlyn in Ohio promovirte vor einiger Zeit ein junger Neger im Verlaufe weniger Jahre nach einander in Jurisprudenz, Medizin und Theologie. Neger lernen ſúnel fremde Sprachen ; die wenigen in unſerer Nies berlaſſung ( prechen und ſingen teutſch.

176 1. Calhouniten (äuſerſte Rechte ): die Negerſflaverei iſt naturgemäs, recht, für beide Theile wohlthätig und ſoll immer weiter ausgedehnt und verewigt werden ; ein gebildeter, humaner Beberr icher von Sklaven iſt der hödyſt ſtebende Menſch von Allen ; die Afris faner ſind unfähig, ſich ſelbſt zu regieren und für ſich ſelbſt zu ſorgen ; damit ſie nicht ungebärdig werden , muß man ſie an ſtrikten Sehur ſam und an Unterwürfigkeit gewöhnen, und damit ſie nicht unzufries den werden , muß man ſie in Unwiſſenheit erhalten ; die hieſigen Sklaven dürfen ſich Glüd wünſchen , daß ihre Vorältern hierher ges bracht wurden, denn ſie ſind nicht allein viel beſſer daran, als wenn ſie noch in Afrika wären, ſondern auch weit beſſer als europäiſche Dienſtleute und Proletarier, ja beſſer als die mitunter brotlojen Fas þrifarbeiter der nördlichen Staaten ; jeder Weiße jolte Sklavenhalter damit wäre die ſoziale Frage, welche jeßt den Menſchen ſo ſein , viel Sorge macht, gelöſt. 2. Abolitioniſten ( äuſerſte Linfe) : bie Farbe und Ab ſtammung macht keinen Unterſchied zwiſchen Menſch und Menſch ; die Afrikaner haben Anſpruch auf alle bieſigen bürgerlichen Recite und auf geſellſchaftliche Gleichſtellung, - man ſoll Schwarz und Weiß ohne Bedenken miſchen ; man jou entweder den Süden zwingen , alle Sklaven ſogleich freizujeßen, und dieſe durch Ländereien u. A. für die ſo lange geleiſteten Dienſte entſchädigen, oder, wenn der Süden fich dagegen ſträubt, denſelben vom Bunde ausſchliejen, dann aber einen allgemeinen Negeraufſtand in Gang zu bringen ſuchen ſelbſt auf die Gefahr hin, daß die gejammten Sklavenhalter erwürgt werden ; es iſt eine Sünde, daß wir mit Sklavenzüchtern eine Stunde länger im Bunde find. 3. Gemäſigte ( recites Centrum ) : die Sllaverei iſt ein Uebel, und es wäre beſſer, daß man ſie hier nie eingeführt hätte ; aber ſie beſteht ohne die Sduld der jeßigen Generation, iſt jeßt, ohne noch gröſeres Uebel zu ſtiften, nicht mehr zu beſeitigen , und wir müſs ſen zuſehen , wie wir in beßter Art damit fertig werden ; das dichte Zuſammendrängen der Schwarzen macht die Sache für die Eigens thümer ſelbſt gefährlich, und für die behagliche Exiſtenz der Schwar: zen kann mehr gethan werden, wenn man ſie in neue und reiche Ter ritorien überführt ; deshalb ſoll man die territoriale Ausdehnung des Inſtitutes nicht verhindern , wodurch die Zahl der Stlaven nicht ver

177 mehrt, wohl aber die Wirkung des Uebels gemildert wird ; man fichere den Sklaven durch Geſeße eine humane Behandlung ; freie Reger ſind ídlimmer daran als woblgehaltene Sklaven und dabei eine Laſt für die Geſellſchaft. Doch ſollen die Bewohner der Staa ten und Gebiete jelbſt entſcheiden , ob ſie Sllaverei haben wollen, oder nicht. 4. Freiboden - Leute ( Freesoilers) oder Republikaner ( linkes Centrum ) : Es gilt vor allem darum , die politiſche Macht und Uebermacht, welche 350,000 Sklavenhalter bisher in dieſer Union übten, zu brechen , und deshalb Darf keine fernere Ausdehnung der Sklaverei zugelaſſen , kein neuer Sllavenſtaat aufgenommen werden ; die freie Arbeit kann neben der Sklavenarbeit nicht beſtehen, wird durch die Sklavenhalter bilden überall eine uner fie herabgewürdigt, trägliche politiſche und ſoziale Ariſtokratie, bemmen den Aufſchwung der Staaten und die Entwicelung ihrer Hülſsquellen, beuten nur in ihr Inſtitut führt zugleich rober Weiſe den Naturreichthum aus, Sittenloſigkeit und Brutalität mit ſich, und jo ſollen ſie deſſen Fluch für ſich behalten, die jest noch freien Territorien jollen aber für im mer der freien Arbeit gehören ; noch jeßt iſt es thunlicy, wenigſtens aus den Agrikultur- Sklavenſtaaten ( im Gegenjaße zu den Planta gen - Staaten, welche Baumwolle, Zucker und Reis erziehen ) die Sklaverei wieder zu entfernen, indem in ihnen die weiße Arbeit ſogar vortheilhafter iſt, und die Erreichung diejes Zwedes auf friedlichem Wege muß möglichſt befördert werden ; dann bleiben nur noch die Plan tagen- Staaten übrig, in welchen freilich vorerſt die Sklaverei weder dem gütlichen Zurecen, noch der verſuchten Gewalt weichen wird ; aber iſt nur erſt der weiteren Ausbreitung ein Riegel vorgeſchoben und drängt die ſchwarze Bevölkerung ſich dort immer dichter zujam men, ſo kann auch dort die Sklaverei auf die Dauer nicht haltbar ſein, — ſie wird in ſic ſelbſt erſtiden, und man wird gezwungen ſein, Mittel zu ibrer Beſeitigung ausfindig zu machen, vielleicht einen Theil unſeres ſüdlichſten Gebietes den Afrikanern zu überlaſſen ; für Sklaven fönnen wir leider vorerſt nicyt ſo viel thun, als wir wünſchten ; für ein freies Bürgerthum iſt — ohne vorausgegan gene beſſere und für die Freiheit vorbereitende Erziehung – die Mehrzahl unter ihnen nicht geeignet, und eine gleiche gejellſchaftliche Stellung ihnen zu verſprechen, ſind wir nicht im Stande ; wir ſind 8*

178 bereit, die nöthigen Geldaufopferungen zu machen, um Diejenigen, welche es wünſchen, entweder nach Liberia , oder nach einer der freien weſtindiſchen Inſeln überzuführen, oder ſie in Mittelamerika in Maſſe anzuſiedeln und ihnen dort Unabhängigkeit zu fidyern , ſofern wir das rüber mit den dortigen Regierungen übereinkommen können ; wir halten es unter allen Umſtänden für beſſer, daß ſo ſehr durch die Na tur geſchiedene Menſdenraſſen wie Neger und Caucaſier, getrennte Wohnſiße haben , ohne daß die Einen Der Andern Leibeigenen ſein ſollen ; - unſere Bundesregierung ſoll auf den Standpunkt zurüdgebracht werden, von welchem ſie ausging , daß nämlich die Freiheit die Regel iſt und die Sllaverei ein ausnahmsweiſe geduldetes Uebel, auf deſſen Erlöſchen gerechnet und hingearbeitet wird; dem Inſtitute ſoll kein anderer Squß durch Bundesgeſeße werden , als den etwa die Conſti tution in klaren Worten gewährt, ſobald als thunlich ſoll die Buns desverfaſſung dahin abgeändert werden, daß ſie eine allmählige Be ſeitigung der Sklaverei ausdrüdlich vorſchreibt; will der Süden einer ſolchen Masregel ſich nicht unterwerfen, ſo mag er verſuchen, für fich ſelbſt zu exiſtiren, — die nördliche Union wird aber dann mächtig genug ſein , ſowohl einer Wiederherſtellung des afrikaniſchen Sllas venhandels, als der Eroberung und Verſtlavung angrenzender Länder mit Naddrud zu wehren . Ich habe dem Programme der Republikaner, über deſſen weſents lide Punkte in der Partei keine Meinungsverſchiedenheit beſteht, mehr Raum widmen zu müſſen geglaubt, weil es dasjenige iſt, für deſſen praktiſche Durdführung in der nächſten Zeit die Ausſichten die günſtigſten ſind. Nr. 1 und 3 fochten im lekten großen Wahlkampfe noch vereint, Nr. 2 kämpft als ſchwache Fraktion auf eigene Fauſt, Nr. 4 hätte ſchon 1856 geſiegt, hätte nicht die Nativiſten - Partei die Sache verdorben. Miſſouri wird unter den Agrikultur - Sklavenſtaaten der erſte ſein , der ſich emanzipirt, ſobald nur erſt die Bundesregierung den Händen der Sklavokratie entriſſen iſt. Der Staat iſt jeţt von 3 Seiten zwiſchen freies Gebiet gleidhjam eingeteilt, und alle Induſtrie Zweige , auf welche er angewieſen iſt, geteiben ungleich beſſer durch die freie Arbeit. Auch hat die Sklaverei hier noch keinen jo feſten Fus gefaßt, daß fie nicht durch entſprechende Anſtrengungen wieder verdrängt werden könnte ; – die Stlavenhalter haben hier nicht, wie

179 anterwärts, Bildung und Reichthum monopoliſirt, und die der Skla verei abholde Partei bedarf nur noch einiger Verſtärkung, um ſie in Kurzem machtlos zu machen. Mit ſolcher Verſtärkung wird es mög lich ſein, die jebige Conſtitution dahin abzuändern, daß ſie nicht ferner, wie jeßt , der Staategeſeßgebung die Erlaſſung von Gejeßen verbietet, theils zur Verhinderung der Einführung von Sklaven in den Staat, theils der Freiſeßung der Sklaven gegen den Willen der Eigenthü mer. Die Geſeße des Staates verbieten und ſtrafen jede Grau ſamkeit gegen Sklaven , fichern ihnen bei Vergeben ein Verhör vor einem Geſchwornen -Gerichte und machen in Verbrechen gegen das Leben zwiſchen Schwarzen und Weißen keinen Unterſdied. Aujer dem ſoll Niemand Branntwein an Neger verkaufen, dieſe ſollen keine Waffen tragen , nicht ohne idriftliche Einwilligung der Herren die nädyſte Nachbarſchaft verlaſſen , obne Erlaubniß fich zu feinen Ver ſammlungen begeben, und Negerichulen jollen nicht gebalten werden. Dennoch findet man hier manche Neger, welche lejen und ſchreiben können, ſich ſogar um Politik bekümmern und überhaupt andern Ars beitern wenig nachſtehen. Die Neger ſind hier, wo ſie viel mit Weißen zuſammen arbeiten und verkehren , nicht die vertbierten Geſchöpfe, wie man ſie auf Plantagen findet, und es giebt manden unter ihnen , dem man von Herzen eine weiße Haut wünſchen mögte. Die Zahl der Sklavenhalter beträgt gegen 20,000 , die Zahl der Sklaven gegen 90,000. Unter den Teutſchen giebt es nur vereinzelte Stla venhalter, und auch dieſe ſind nicht alle dem Inſtitute bold .

_ 180

Einundzwanzigſter Abjchnitt.

Nativim u 8 .

An die Sllaverei, als den verdammenswertheſten Auswuchs des geſellſchaftlichen Lebens , reibt ſich der Nativismus ( Geburtsſtolz und Herabwürdigung der Fremdgebornen ) an und darf in einem Werfe über Miſſouri nicht unerwähnt bleiben , zumal da man in Europa wohl auch darüber nicht durchaus gründlich belehrt iſt. Die ganze hieſige Nation iſt eine neu eingewanderte, aber den Grundtypus gab das proteſtantiſche Anglo - Sacjenthum , das noch immer vorherrſcht, ſtarrer geblieben iſt in den Gegenden , wo es zuerſt auftrat und bei ſeinem weiteren Vordringen nach Süden und Weſten fich milderte , indem es zugleich mit andern Elementen ſich miſchte. Auf fortdauernde Einwanderung war die junge Republik auch nach dem Unabhängigkeitskriege angewieſen, um im Stande zu ſein , bald eine achtbare Stellung unter den Nationen der Eri e einzunehmen, und mit kurzer Unterbrechung beſtanden freiſinnige Einbürgerungs Geſeße: die Bedrückten aller Nationen waren eingeladen , hier ein Ajpl zu ſuchen , an den Segnungen der hieſigen Freiheit Theil zu nebmen . Die Erfahrung lehrte, daß alles Fremde mit dem Einhei miſchen ſich bald verſchmolz, und ſo waren die europäiſchen Zuzüge willkommen . Die erſten Spuren der Feindſeligfeit gegen die Fremden zeigten fich bei der Wbig - Partei , als dieje in ihren Kämpfen um die Herr ſchaft wiederholt unterlag , was ſie dem Umſtande zuſchrieb, daß die mittlerweile zahlreid gewordene Einwanderung aus Teutſdland und Irland faſt ausnahmslos der Demokratie ſich anjloß ; Docs miß glücten die Berſuche, eine beſondere Nativ - Partei zu ſtiften . Im Wahlkampfe 1852 ſiegten die Demokraten mit ſolch unges heurer Mehrheit , daß die Organiſation der Wbig - Partei als eine für

181 die Zukunft hoffnungsloſe Sache aufgegeben werden mußte. Die neue Adminiſtration warf ſich der Ultra - Sllavenhalter- Partei in die Arme, verleşte dadurch Tauſende, die ihr zum Siege verholfen hatten, gewann dagegen viele der ſüdlichen Whigs für ſich, ſo daß die alten Parteibanden aus allen Fugen gehen mußten. In dieſer allgemeis nen Confuſion tauchte der Gedanke auf, daß es einer neuen Partei gelingen fönne, ſich zwiſchen die für und gegen Silaverei Kämpfen den zu drängen und dadurch, daß ſie dem nationalen Egoismus ichmeichelte, auſerdem aber ſich auf den conſervativen Standpunkt ſtellte, die Herrſchaft an ſich zu reißen . Von dem Jeſuitenthume und Der Freimaurerei hatte man gelernt, wie viel durch geheime Verbin dungen fich ausrichten läßt, und wie viel Reiz es für gewöhnliche Meniden bat, in die Zahl von Ordensbrüdern zu gehören. So machte man, abweichend von allen bisherigen hieſigen Regeln, die neue pos litiſche Partei zugleich zu einem Geheimbunde mit Ordensregeln, Aufnahmsceremonien, Erkennungszeichen, Eiden , Bundesoberen, nächtlichen Verſammlungen, von welchen der Uneingeweihte ausges jdloſſen war, und mit einem ſtrikt organiſirten Zuſammenhange über das ganze Land. Von einer ihrer geheimen Erkennungsphraſen er hielt die Partei den Namen der Weißnichtſe ( Know -nothings ), nannte ſich ſelbſt aber am liebſten die amerikaniſche". Schnel: ler als ein Pilz wuchs die neue Partei aur, Logen fanden ſich bald an jedem kleinſten Drte, und der Glaube wurde ziemlich allgemein, daß 1856 die Herrſchaft in die Hände dieſer Weißnichtje fallen würde. Wie lieblich klang das oberſte Prinzip der Partei in den Ohren der Menge : „ Nur Amerikaner ſollen Amerika regieren " ! Die übrigen Partei - Dogmen waren : erſt nach 21 Jahren ( wie ein neugebornes Kind ) ſoll der Eingewanderte zum Bürgerrechte zugelaſſen werden ; ein öffentliches Amt jod er niemals erhalten ; Ratholiken ſollen som Bunde ausgeſchloſſen ſein ; hinſichtlich der Sllaverei foll Alles in statu quo bleiben . Es läßt ſich nicht leugnen, daß noch andere Umſtände dazu beitrus gen , das nativiſtiſche Gefühl der Nation um dieſe Zeit zu einem ſo plöglichen und allgemeinen Ausbruche zu bringen. Die Hungerjahre in Irland batten faſt 2 Millionen ſeiner Bewohner zur Auswanders ung veranlaßt, und von dieſen ſuchten vielleicht die meiſten eine Zu flucht in den Ver. Staaten, wo ſie bei den grosartigen Eijenbahnars

182 beiten einen guten Verdienſt fanden . Dadurch verſtärkte ficts raích hier das niemals beliebt geweſene fatholiſche Element ; dasſelbe trat mit einem Male fühn, ja herausfordernd auf, fing zugleich an , auch in die Politik mächtig einzugreifen , indem es den ( ieſuitiſchen ) Füh rern der katholiſchen Partei leicht gelang, derjenigen politiſchen Partei, welche ihnen die meiſten Zugeſtändniſſe machte, tauſende der unwij ſenten, an blinde Unterwürfigkeit unter die Prieſter gewöhnten Jr länder als Stimmgeber zuzuführen . Zugleich wußten die katholiſchen Kirchenoberen durch kluges Verfahren ungeheure Reichthümer für ihre Kirche zu erwerben und auch dadurch ihren Einfluß zu erhöhen, was die Eiferſucht der Uebrigen und gerechte Beſorgniß erweden mußte ; denn Geldmacht iſt überall zu fürchten . Auch die teutſche Eins wanderung gab manche Veranlaſſung zu Verdruß. Früher waren die Teutſchen mehr vereinzelt hierhergekommen, waren gezwungen , fich auf die amerikaniſche Bevölkerung einiger Maſen zu ſtüßen und fich mit ihr zu vertragen , und bei der damaligen Schwierigkeit, vor Adem eine Exiſtenz für ſich zu gewinnen, konnte es ihnen nicht ein fallen, als beſonderes teutſches Element eine Rolle hier ſpielen zu wollen, - fie ſchloſſen dem hieſigen Partei - Treiben nach beßter Eins ſicht ſich an. Einige recht gute teutſche Blätter wurden gegründet, freiſinnig wie die beßten in Teutſchland des Jahres 1830. Bis zum Jahre 1848 hatten dieſe Teutſchen an vielen Orten und faſt in allen Grosſtädten feſte Wurzeln geſchlagen, ſich die Achtung der Eingebor nen zu erwerben gewußt, mit denen ſie ſich in der Regel gut vertrus gen , begrüſten aber mit lautem Jubel die zur Wiedergeburt der alten Welt mit einem Male fich eröffnende Ausſicht. Da warf plößlich die verunglüdte Revolution eine Maſſe ſog. Flüchtlinge an unſere Geſtade, ein im Ganzen jüngeres, in Denken und Streben veränder : tes Geſchlecht, das auſerdem eine gewiſſe Miſſtimmung über vereitelte Hoffnungen und einen nußlos geführten blutigen Kampf mit ſich brachte. Dieſe Miſſtimmung äuſerte fich theils in bitteren , öffent lichen gegenſeitigen Anklagen, die überall einen widrigen Eindruď machten , theils darin , daß dieſe neueſte Einwanderung mit dem bisherigen Treiben der älteren faſt in keinem Stücke zufrieden Wenn ſie aber Manches nun wirklich beſſer machte, die Zahl unſerer teutſchen Organe bedeutend vermehrte und höhere Ans

ſprüche an unſere Zeitungsliteratur ſtellte, uns mit dem rajdy fort

-

183

fchreitenden wiſſenſchaftlichen Geiſte in Teutſchland wieder in engere Berbindung brachte, das wahre Freiheitsgefühl beſonders in Bezug auf die hieſige Sklaverei bei Manden ſchärfte, teutſches Turnen, Singen , auch maſſenhaftes Biervertilgen u . A. in Gang brachte, vor Allem aber ein höheres teutſches National - Gefühl unter uns wieder zu weđen ſuchte, ſo durfte ſie nicht vergeſſen , daß dieß Alles nur möglich war, indem ſie ſich auf die vorhandene ältere Einwanderung ſtüßte, durch welche für ſie mühſam der Weg ge babnt worden war. Es iſt wahrhaft abgeſchmadt, wenn in dieſem fande die ,,Grünen " über die „ Grauen ", oder dieſe über jene fich erheben wollen, — unſer Ader Aufgabe iſt dieſelbe, welcher die Erfahrung der Aelteren und der friſche Geiſt der Jüngeren in gleicher Art dienen ſollen. - Die Eingebornen wurden indeſſen ſtußig über den veränderten teutſchen Geiſt, der ſich mit einem Male geltend machte, und das offen bervortretende Streben der Teutſchen in jüngſter Zeit, eine politiſche Macht in dieſem Lande bilden und ein ſelbſtſtändiges Teutſchthum erhalten zu wollen, hat gewiß nicht geringen Antheil an dem heftigeren Hervortreten des nativiſtiſchen Gefühles. Indeſſen hatte ſich der hieſige Straſenpöbel den erwachten Nativismus zu Nuß gemacht und unter ſeiner Aegide in einigen unſerer Grosſtädte die robeſten Unthaten an den Eingewanderten verübt, was die Verſtändigeren überzeugen mußte, daß die Sache zu nichts Gutem führen könne. Auſerdem war troß allem Abwehren in das Intereſſe für der Maſſe des Volkes - je nach der Lokalität und gegen Sklaverei-Ausdehnung ſo mächtig und vorberrſchend ge worden , daß die Ausſichten für eine, in dieſer Frage neutrale Partei fich täglich verſchlechterten, und zugleich war der erſte Reiz des gebei men fogenweſens bereits verflogen. Dieſen Umſtand benüßte Flug die demokratiſche ( Sklavenzüchter-) Partei , zog ihre Mitglieder aus den Logen zurück, erklärte ſich in ihren Programmen ( womit freilich ihr Thun vielfach in Widerſpruch ſteht) für den Schuß der Einge wanderten, gewann damit das ganze, beträchtliche Votum der Jr länder und nicht wenig Stimmen ängſtlicher Teutſchen ( welchen die Sklavenfrage weniger am Herzen liegt ) und wußte ſo auch in den nördlichen Staaten ſich einen ſtarken Anhang zu ſichern. So war denn die republikaniſche Partei genöthigt, den Grundſaß der Gleich

184 berechtigung aller Bürger, der Eingebornen und der Eingewanders ten , in ibrem Programme für den Fremont - Wahlkampf ebenwohl auszuſprechen, und darauf vertrauend ſchloß die groje Mehrzahl der Teutſchen ſich ihr an , ſo daß die Nativ- Partei in der Wahl von 1856 nur einen einzigen Staat gewann und weder im Bundescongreß noch in einer der Staatsgejeßgebungen irgend eine ihrer Masregeln durchießte. Die Folgen der ganzen Bewegung zeigten fid für das Land nur verderblich; die Eingebornen und die Eingewanderten wurden einan die leßteren hielten mehr und faſt nur untet ein Der entfremdet, ander ſelbſt zuſammen und hafteten gerade um lo feſter an der anges feindeten nationalen Eigenthümlichkeit . Zugleich hatte ein ſchwerer nicht allein die Schlag die Einwanderung aus Europa getroffen, Menſchen blieben aus , ſondern mit ihnen die beträchtlichen Kapita lien, welche ſonſt hier alljährlich eine Lüde ausgefüllt hatten, — die Kriſis des vergangenen Jahres iſt einiger Maſen dieſem Umſtande zuzujdreiben. Bereits hat die Natiy - Partei als politiſche Drganiſation fich überlebt, und Alles deutet darauf hin , daß in dem nädſten Wahl kampfe nur eine jüdlide und eine nördliche Partei um den Sieges Preis fechten werden. Vermutblich um die Auflöjung jener Partei zu beſchleunigen, jedenfalls aber ibre Stimmen für die republikanis ſche Partei zu gewinnen, hat dieſe in neueſter Zeit ihr hier und ta einigen Köder hingeworfen ; doch dabei ſcheint wenig Gefahr zu ſein, für den Wahlkampf 1860 kann auch ſie nicht anders, als die früber gegebene Erklärung beſtätigen . So haben die fünftigen Einwanderer ſchwerlich zu fürchten, daß man ihnen härtere Bedin gungen vorſchreiben wird, als weldien auch wir unterworfen waren , während ſie zugleich auf zahlreiche Landsleute, die wir nicht vors fanden , ſich ſtüßen fönnen . In Miſſouri war der Nativismus nicht ſchlimmer als ander wärts, iſt in Thätlidh feiten kaum irgendwo ausgebrochen , und iſt izkt verhaalt wie ein ferner Donner. Lieben uns auch die Eingebors nen nicht ſehr, ſo können wir aber ſebr wohl durch ein geſittetes, taftvolles und dabei mannhaft unerſchrođenes Betragen ihre Aditung und ſichern ; ſie haben durch eine lange Bekanntſchaft neben Dem, was ihnen an uns nicht bebagt , aud) unſere Vorzüge kennen gelernt.

185 Auſerdem iſt das Teutſchthum hier bereits eine jener unumſtöslichen Thatſachen ( fait accompli ), welcher — mögen ſie lieb oder unlieb ſein - jogar die europäiſche Diplomatie ſich zu fügen pflegt, warum ſollten es die Miſſourier nicht ? - Es iſt nicht ſchwer thun lich, Miſſouri zum teutſcheſten Staate der ganzen Union zu machen , ja den Staat für fleiſige teutſche Hände und für die Herrſchaft der Freiheit und der Humanität friedlich zu erobern . Das Hauptſtreben des Verfaſſers iſt auf ein ſolches Ziel gerichtet. Was kann Miſſouri ſein ſchon nach dem Berlaufe eines Menſdenalters!

.Qual Meilen 560 433 580 1,220 650

Adair 1. Andrew 2. 3. Atdyiſon Audrain 4. 5. Barry Barton 6. Bates 7. 780 Benton 8. 580 9. Bollinger Boone 10. 680 Buchanan 11. 320 Butler 12. 640 Saldwell 13. 432 y Callawa 640 14. Camden 15. 480 Girardeau Cape 16. 860 Carrol 17. 670

.Namen Counties der

2,730 3,192 2,423 6,503 7,363 1,095 1,793 5,937 1,574 5,696 4,384

2,660 3,075 2,293 6,017 6,628 1,001 1,629 5,213 1,594 5,318 4,024

Weiße wmännliche . eibliche 3,034 3,399 5,015 4,811 1,499 1,813 2,694 2,494 2,291 2,389

47 1 34 7

29 29

10

Freie Neger . 7 25

85 10,78 82 942 244 6 302 526 204 4,712 1,793 48 197 4,527 133 1,301 1,248

Sklave n .

Geſammte Hauptorte . Bevölkerung .)(County seats . .,558 Ew 6,535 Kirksville . Ew 748 Savannah 10,944 Linden . 3,394 Merico . 6,130 Cafville . 4,929 1,095 Batesville . 5,702 . 05 Einw ,5 Warſau 6,789 5,080 ., 542 Ew 1 Columbia 17,248 Sparta 15,813 . Butler . 2,152 . Kingſton 3,626 .Ew 9 , 03 Fulton 15,906 Erie . 3,287 . Jadjon 12,349 9,663 Carrolton .

. 1856 bon Cenſus dem nach Counties der Ueberſicht

Zweiundzwanzigſter . Abſchnitt

186

18. Caß Cedar 19. Chariton 20. Clarke 21. Slay 22. Clinton 23. Cole 24. 25. Cooper 26. Crawford Dade 27. Dallas 28. Davies 29. Dent 30. Ralb De 31. Dunklin 32. Franklin 33. Gasconade 34. 35. Gentry Greene 36. 37. Grundy Harriſon 38. 39. Henry 40. Hidory 41. Holt

Counties . der Namen

432 720 792 539 797 13,00 451 792 755 396 442

Quad . Meilen 670 428 780 520 432 416 440 576 1,008 504 576 576

2,518

6,022 3,498

1,292 1,268 5,513 3,366 4,241 4,130 :6,276 6,256 2,281 3,636 3,998 2,879 2,684 1,649 1,497 2,693 2,432

2,752 2,323 5,244 3,966 5,357 5,924 3,598 3,860 2,926 2,569 ,1,832 2,242 3,577 3,992• 1,590 1,497

Weiße männlidie weibliche . 2,853 3,272 2,553 2,646 3,266 3,681

3

13 2

21

2 60 25 3 10 3 2 1

59

Frete Neger .

60 1,492 188 8 1,076 206 279

1,358

Sllaven . 728 196 2,198 435 3,157 871 858 2,937 237 267 96 401 118 125

Geſammt Bevölkerung . 6,813 5,395 9,211 9,917 5,850 5,946 10,138 15,082 7,672 6,061 4,620 7,970 3,207 4,670 3,918 12,918 6,900 8,781 14,124 4,989 7,649 6,642 3,312 5,404 Maysville . Chilleticaur . ,214 .Union Ew ,1400 .Hermann Ew .Athens Springfield 1 , 500 E. Trenton Bethany ). Clinton . Hermitage . Dregon .

.Hauptorte (County .)seats Harriſon . ville .Fremont Keytesvi . lle Waterlo o . Liberty . Plattsb urg . Marion . Boonvil .,2,535 le Ew Steelsvi lle . Greenfie ld . Buffalo . Gallati .,320 n Ew

187

.Quab Meilent 458 Howard 42. 789 Jad 43. jon 1,179 Jasp 44. er 639 Jefferſon 45. 809 Joh 46. nſon 513 Kno 47. r 703 Lacl 48. ede 653 Lafa 49. yette 573 Lawr 50. ence 500 Lewi 51. s 577 Linc 52. oln 648 Linn 53. 537 Livi 54. ngſton 519 Don Macald 55. 823 Mac 56. on 653 Mad 57. iſon 654 Mar 58. ies 423 Mar 59. ion 521 Merc 60. er 549 Miller 61. 363 Miti 62. lippi 389 Mon 63. iteau 657 Mon 61. roe 594 ry Mon )65. tgomme

.Count der n Nameies

Frete Weiße Neger w. eibliche männliche . 59 4,487 4,855 41 6,139 7,031 2,389 3 2,542 20 3,871 4,164 24 4,521 4,83 53 5 2,4 5 2,71 1 2,128 2,203 83 5,011 5,847 3,564 3,675 20 4,009 4,514 12 4,319 4,675 11 3,152 2,920 2,819 6 3,118 50 1,807 1,918 3,882 3,978 54 2,734 2,897 1,563 1,644 2 64 5,455 4,972 2,803 2,692 1,900 2,054 1,555 1,792 6 2,994 2,813 29 4,34 4,6281 13 67 6 3,1 2,83

5,684 3,858 289 452 1,513 266 228 6,107 374 1,393 2,609 495 658 51 421 571 38 2,649 23 165 894 593 2,332 1,245

Sklave n .

. Hauptorte Geſammt Bevölkerung .) seats County . ., 06 Einw 7 Fayette 15,085 17,071 . Independence Carthage . 5,228 Hillsborough 8,507 ,446 E. Warrensburg 10,880 Edina . 5,484 Dakland . 4,559 Lexington . 17,070 . Vernon Mount 7,613 Monticello . 9,959 Troy . 11,630 . Linneus 6,567 Chillicothe 6,495 . 3,533 Rutledge . Bloomington 8,285 . . Frederidtown 6,256 3,248 Palmyra . 13,144 Ew 2 ,. 08 Princeton 5,603 Tuscumbia . 4,024 City .Ohio 4,241 . California 6,402 . 79 7 ,Ew Paris 11,353 . Danville 7,263

188

.der Counties Namen Morgan 66. Madrid New 67. Newton 68. 69. Nodaway 70. Oregon 71. Diage Ozark 72. Pemiscot 73. 74. Perry Petis 75. 76. Pike Platte 77. Polt 78. 79. Pulasky 80. Pumam Ralls 81. Randolph 82. 83. Ray Reynolds 84. 85. Ripley 86. Saint Charles Clair St. 87. St. 88. Francois Geneviev St. .89.

452 655 585 393 576 1,061 317 475 457 563 705 1,089 495 656 469 433

.Quab Meilen 649 573 639 720 1,756 855 1,593

Weiße .wmännli eiblich che e 2,53 2,6898 1,251 1,595 3,3525 3,07 2,22 2,400 4 1,827 1,564 3,3248 2,99 2,066 2,077 57 1,0 892 3,7 19 3,591 2,6 54 2,568 6,297 5,950 2 7,925 7,38 3,6 86 3,428 1,49 1,4431 2,709 3,000 539 2,3 2,53 3,885 4,167 5,248 5,024 1,174 1,190 1,910 1,811 5,242 6,111 2,281 2,138 2,524 2,509 2,947 2,580 1 12 15 19 1 31 28 5 38 84

9 4 28 6 29 63 1

12

9 4 5

Frete Neger . 531 1,649 288 148 19 271 33 143 658 1,416 3,863 3,296 475 72 225 1,592 2,463 1,982 34 77 1,860 561 726 546

Sklaven .

Geſammt . Kauptorte Bevölkerung .)(County seats . Verſailles . 5,767 Madrid .New 4,317 Neoſho . 6,720 Nodaway 4,772 . Thomasville . 3,405 Linn . 6,493 Rodbridge . 4,185 2,000 Perryville . 7,995 Georgetown . 6,638 . Green Bowling 16,139 ,625 City .Platte Ew 18,482 Bolivar . 7,583 . 3,034 Haynesville . Putnamville 5,603 London .New 6,594 Huntsville 10,530 . ,402 .Richmond Ew 12,256 Reſterville . 2,399 Doniphan . 3,884 St. Charles ,3 ,102 E. 13,248 Osceola . 4,986 Farmington . 5,797 St.Genevieve 1 , 2016 6,158 189

. Quad . es Couutt ber Namen Meilen 585 Loui St. 90. s 727 Sali 91. ne 351 Schuyler 92. 477 Scot 93. land 379 Scot 94. t 789 Sha 95. nnon 495 Shel 96. by 937 Stod 97. dard Sto 98. ne 637 Sull 99. ivan 1,071 100.ey Tan 101. Teras 1,247 Vernon 102. 342 Warren 103. 104. Waſhington937 105.ne Way 946 106.ter Webſ 107. Wright 913 1,599 1,575

1 -

2,614 2,723 1,039 1,083 2,421 2,623 2,052 2,058 1,650 1,800

705 771

2,168 2,352 3,455 3,805

Weiße

2 1,835 1,667 1 2,324 3 2,099 22 4,156 4,911 2,267 3 2,270 3,318 1 3,184

1

2,178 . 12 2,382

1,651 15 1,691

Freie wNeibliche .männliche eger 65,575 73,901 1,278 15 4,303 3,911

580 144 11 62 120 35 171 994 1,065 289 209 29

4,223 4,404 51 206 455

Sklave n .

. Kauptorte . Geſammt ( ounty C.)seats Bevölkerung . .St. 1 , 25,201E Louis 144,977 Marſhall . 12,633 . Lancaſter 4,691 Memphis 7,535 . Benton . 3,792 Eminence 1,476 . . Dakdale 5,154 Bloomfield . 5,470 2,177 . Milan 5,108 Forſyth . 4,291 . Houſton 3,493 3,673 Warrenton . 5410 . Potoſt 10,157 Greenville . 4,829 6,719 . le Hartsvil 3,109

190

191 Es zeugt von dem friſchen und erſt werdenden Zuſtande des mit Ausnahme von 5 - die Staates, daß in allen Counties männliche Bevölkerung über die weibliche ziemlich überwiegend iſt; in den älteren Staaten beſteht das umgekehrte Verhältniß. - Die Gerichtsſiße der Counties ſind zum Theil noch ſehr unbedeutende Drte ; die wichtigſten Städte ſollen nader genannt werden , Saint Louis aber müſſen wir einen beſondern Abidhnitt widmen. — In Den lebten zwei Jahren bat ſich die Bevölferung vermuthlich in einem weit ſtärkeren Verhältniß als in allen früheren Jahren vermehrt, doch laſſen ſich vor 1860 teine näheren Angaben machen . - Die bedeus tendſten teutſchen Niederlaſſungen finden ſich in den Counties St. Louis, St. Charles, Warren , Franklin, Gaſconade, St. Genevieve, Cape, Girardeau, Cole, Benton Buchanan , Lafayette u. a. m.

Dreiundzwanzigſter Abſchnitt. Saint Louis.

Um zu verſtehen , in welch großartiger Weiſe die Natur hier dem Verkehre der Menſchen vorgearbeitet hat, und zugleich die Wichtigkeit einzelner Drte für den Weltverkehr, durch ihre Lage begründet, zu begreifen , nehme man die Charte zur Hand und richte das Auge auf den Punkt, wo St. Louis liegt. Jeder ſteht ein, daß Völfer, welche in derſelben geogr. Breite wohnen, allmählig in ihren geſellſchafts lichen Einrichtungen , in der Art ihrer produktiven Thätigkeit und in ihren Bedürfniſſen einander immer ähnlicher, alſo aud in Dem, was eines vom andern beziehen muß , immer unabhängiger werden, daß dagegen der Handelsverkehr zwiſchen ſüdlichen und nördlic den Ländern – der verſchiedenen Naturbeſchaffenheit wegen — für immer bedeutend bleiben , ja mit der fortſchreitenden Kultur immer

192 ausgedehnter werden muß . Der Handel zwiſchen Dſten und Weſten blüht hauptſächlich, ſo lange das eine Land neu iſt ( mit kaum ans gebrochenem Naturreichthum ), das andere alt ( mit einem Ueber fluſſe von Händen, die nach Arbeit verlangen ), zwiſchen Norden und Süden aber wird der Waarenaustauſch nur immer zunehmen . — Sodann müſſen Verkehr und Gewerb, um nicht ſchwindelhaft zu werden, auf eine zahlreiche Landbevölkerung ſich ſtüßen, welche die werthvollen Rohprodukte in groſer Menge einem dankbaren Boden abgewinnt; – die wichtigſten Verbindungswege müſſen von der Natur gegeben , oder doch leicht durch die Kunſt herzuſtellen ſein. — Nun liegt St. Louis im Centrum des log. Miſſiſippithales, einer ausgedehnten , ſo natürlich reichen und für die Erzeugung der man nigfaltigſten , werthvollſten Produkte ſo geeigneten Landſtrede, wie kaum eine zweite auf der ganzen Erde zu finden iſt, – aber es liegt zugleid nahe dem Zuſammenfluſſe der größten Ströme des nördlichen Theiles dieſes Continentes, die für tauſende von Meilen ſchiffbar ſind und mit deren kleinſten nur die europäiſchen Flüſſe fich vergleichen können, - es liegt auf einer ſanft abgedachten Ebene, die eine end loſe Bergröſerung geſtattet, aber auf Felſenfeſtem Grunde an dem Ufer des ,, Vaters der Gewäſſer " ( am Miſſiſippi), der faſt vom äuſers ſten Norden bis zum äuſerſten Süden, ſchiffbar den größten Theil des Jahres hindurch, hinſtrömt, - es liegt nur wenige Meilen entfernt von der Mündung des gewaltigen Miſſouri, auf dem die Handels Güter faſt bis zum Felſengebirge ſchwimmen , - nahe der Mündung des glinois - Fluſſes, der eine Verbindung mit den großen fünf oberen Seen ſichert, — nicht fern von der Mündung des ſchönen Stromes " ( des Ohio ) , welcher bis zum fernen Oſten den Verkehr vermittelt, während durch den, faſt immer für die hieſigen Ricſendampfer ſchiff baren, unteren Miſſiſippi die bequemſte Verbindung mit dem Haupt ſtapel - Plage des Südens ( New - Drleans ) und durch dieſen mit Weſtindien , Mexico, Mittel- und Südamerika und der alten Welt hergeſtellt iſt. * ) Auſerdem laufen Eiſenbahnen, von Norden und *) Der Miſſiſippi mit ſeinen Nebenflüſſen bietet eine ſchiffbare Strecke von mehr als 13,000 (engl.) Meilen dar, nämlich : der Miſſiſippi ſelbſt von ſeiner Mündung bis zu den St. Anthony' & Fällen 2,200 Meilen ; der Miſſouri biß zu ſeinen Fällen 2,000 M.; der Oſage 300, der Kanſas 300 M. und andere Nes benflüſſe des Miſſouri 600 M.; der Arkanſas 600 ; der Rothe Fluß 1,100 ; der

193 Süten und in zahlreichen Zweigen vom Oſten , ſowie aus allen Tbeilen dieſes Staates herkommend, in St. Louis zujammen , und welche Richtung auch einer fünftigen Bahn nach den Geſtaden des ſtillen Meeres gegeben werden mag , St. Louis wird jedenfalls mit ihr in direkter Verbindung ſein . Die klimatiſchen Verhält : niſſe ſind von der Art , daß ſie die wichtigſten und mannigfadſten Gewerbezweige begünſtigen. — Die reichſten Erzlager der Welt ſind faſt vor den Thoren der Stadt und Kohlen und Holz in jeder verlangten Menge kommen entweder aus Miſſouri oder den Nach bårſtaaten ; es fehlt kein nothwendiges Material, und Nahrungs Mittel für die Arbeiter können in keinem Theile der Union wohlfeiler in groſer Maſſe geſchafft werden . Am 9. Dezember 1763 legte Pierre de Laclede , mit einem hal ben Dußend Abenteurer aus Carada kommend und nach einer paſſenden Stelle für eine neue Handelsſtation juchend, ſein gebrech liches Ruderboot an der Stelle an , wo jeßt St. Louis ſteht, fällte ein paar Bäume, ſchlug ſein Zelt auf, nannte den Ort einem feltia men Heiligen, Ludwig XV. , zu Ehren den „ heiligen Louis“ und ſprach den Glauben aus, daß hier einſt der größte Handelsplaß des Weſteng entſtehen werde, – eine Propbezeihung , welche durch keine der Propheten des Alterthums überboten wt – Innerhalb weniger Jahre entſtand hier ein kleines Franzoſendorf, deſſen Bevölkerung durch Zuzügler von Louiſiana und Canada ſich verſtärkte und bereits mehrere Zweigdörfer ( Carandolet, Floriſſant, St. Charles u. a. ) anlegte. – Einen Angriff der Indianer befürdytend umgaben die Bewohner 1779 den Ort mit einem Walle von rohen Pallijaden und Erde , der Ueberfall erfolgte bald nachher, und gegen 20 der Bewohner wurden getödet. Um dieſe Zeit erfolgte die größte Ueber ſchwemmung des Fluſſes, von welcher man aujer der von 1844 weiß. Im Jahre 1809 wurden die Bewohner von der Legislatur des Ge bietes Louiſiana

als Stadtgemeinde incorporirt.

Im folgenden

Weiße Fluß 400 ; der St Francis 100 ; der Des Moines 300 ; der St. Peters 300 ; der Yazoo 100 ; der Dhio 1,000 : von deſſen Nebenflüſſen der Tenneſſee 600 , der Cumberland 300, der Wabaſdh 300, der grüne Fluß mit dem Kentucky und Muſfungum 500 , der Alleghany und Monongahela 400 ; der Ilinois 300 ; der Rod River mit dem Galena, Wiſconjin und St. Croir 500 ; auſerd m ſind auch die Flüſſe Jowa, Minneſota, Platte, Siour u . a. für Strecken ſchiffbar.

194 Jahre gab die Cenſusliſte 1,400 Einwohner an , 1820 – 4,123 Von jeßt . an ſtrömten öſtliche 6,694 Einwohner. und 1830 Gewerbs- und Handelsleute ſowie Teutſche in Maſſe nach dieſem ſo glüdlid gewählten Drte, neue Häuſer wurden jährlich zu tauſenden gebaut, doch jab der Verfaſſer 1834 noch Blodhütten in der zweiten Straſe ſtehen. Die Bevölkerung wuchs wie folgt : 1840 – 16,649 150,276 Eins 74,439 Einwohner. 1857 Einwohner. 1850 zweit- größte die Louis St. wird Jahren 50 als weniger in ; wohner Bevölke der Zunahme der Mit — . ſein Continentes Stadt dieſes rung wuchs der Reidthum der Stadt, - die Nachkommen der erſten franzöſtichen Pioniere wurden Millionäre faſt ohne Bemühung. Im Jahre 1840 wurde das ſteuerbare Vermögen der Einwohner bereits zu mehr als 8 Millionen Dollar abgeſchäßt, 1850 zu 30 Millionen und 1857 zu 654 Millionen . – Die früher aus indolenten Creolen , Abenteurern und Pelzjägern beſtehende Einwohnerſchaft þat fich in eine höchſt betriebjame, rübrige und vorwärts drängende Bevölkerung verwandelt, welche viele Elemente der höheren Bildung enthält und dabei ihren Geſchäften mit ſo viel Geſchick und ſolidem Sinne vor ſteht, daß St. Louis unter den Grosſtädten des Landes vorzugsweiſe eines ebrenhaften Nameno fich erfreut. Das hohe Waſſer von 1844 richtete auch in St. Louis beträcht lichen Schaden an . Im Herbſt 1848 erſchien die Cholera und wüthete ſo ſchredlich, daß es ſchien , als ſei die ganze Stadt dem Untergange geweiht. Noch war das Werk der Zerſtörung im Gange, als ( 1849 ) eine Feuersbrunſt entſtand, welche in wenig Stunden 15 ſogenannte Squares ( die je von 4 Straſen umgebenen, ein Quadrat bildenden Häuſer) in dem Haupttheile der Stadt in Ajde legte ihr Werth wurde auf 10 Millionen geſchäßt) und zugleich 23 groje Dampfer ( 1 Million werth ) vernichtete. Kaum hat die Geſchichte die Nach ridt von einem gleich großen Brandunglüde aufbewahrt. Aber ver jüngt und bedeutend verſchönert ſtieg bald die Stadt aus ihrer Aſche wieder auf. St. Louis liegt unter 38 ° 37' 28 " N. Br. und 90 ° 15' 16 " W. L. , gegen 7.Meilen am Strome hin und 3 M. Tandeinwärts ſich erſtreckend, iſt gut gebaut mit geraden, meiſtens in rechten Winkeln ſich idoneidenden Strajen , von welchen die 4te beſonders breit und ſchön iſt ; an wahren Prachtgebäuden fehlt es nicht, - an der Fluß 9

195 Strafe ( levee) und in den unteren Strafen iſt das vom Groshandel untrennbare Drängen und Toſen ungeheuer, - in den oberen Straſen findet man neben Geſchäftshäuſern auch ſehr pradtvolle Privatwohnungen , Waſſerwerke und Gasbeleuchtung gehen durch alle Theile der Stadt. Die ſtädtiſchen Ausgaben betrugen 1850 – $ 27,639 , und 1857 - $93,366. — Ich finde in einer 1854 veröffentlichten Statiſtik, daß damals der Tonnengehalt der Dampfboote, geeignet in den be deutendſten Städten, ſich verhielt wie folgt : in New -York 101,487 , in New - Drleans 57,175 , in St. Louis 48,558 , in Philadelphia 24,524 , in Cincinnati 23,843, in Louisville 20,123 Tonnen ; jeit dem muß das Verhältniß fich weſentlich zu Gunſten von St. Louis , verändert haben. Von der Bevölkerung der Stadt giebt der in St. Louis erſcheinende ,,Anzeiger des Weſtens" ( 25. Sept. 1858 ) folgende in tereſſante Schilderung, welche ich ihrem weſentlichen Inhalt nach hier wiedergebe . St. Louis iſt nicyt, wie manche andere Stadt, der zufällige und zeitweilige Aufenthaltsort von Reiſenden aus aller Herren Länder (auch nicht künſtlich emporgebracht durch das Geld, welches durch Fürſtenhöfe, hohen Adel, Höflinge, zahlloſe Beamten, ſtehende Heere, Penſionäre und Rentenverzehrer in Umlauf geſeßt wird ) , ſondern der dauernde Wohnplaß fleiſiger und ſtrebender Menſchen, die allein auf ihre eigenen Kräfte angewieſen ſind, - dag neutrale Gebiet, auf welchem alle Intelligenzen und Thätigkeiten der verſchiedenſten Himmelbſtriche Wer es weiß, das in Teutſchland die fidy entwideln dürfen. verſagte Freizügigkeit, vielfach auch religiöje Engberzigkeit und die mit der Einbürgerung verbundenen Schwierigkeiten ſogar die einzel nen Stämme derſelben Nation aus einander halten , muß über das in St. Louis ihm vor Augen tretende Bild wahrhaft ſtaunen. Hier findet ſich vorerſt ein Stamm von Creolen , beſonders im ſüdlichen Stadttheile, Frenchtown genannt, angeſiedelt; fie haben jeßt noch großen Grundbeſig in der Stadt und leben mit Ausnahme des noch immer grosartig betriebenen Pelzgeſchäftes ( fie ſchicken all jährlich eine Schaar von Pelzjägern und Händlern nach dem Feljen : Gebirge und erhalten von da ganze Flotten mit Pelzen und Häuten )

-

196

mehr von Renten und zufälligen Beſchäftigungen als von regelmäßig betriebenen Geſchäften. Als St. Louis anfing, ſeine große Zukunft ahnen zu laſſen , ge fellte ſich zur Creolen- Bevölkerung das amerikaniide Element und gab dem Drte einen weſentlich veränderten Charakter. Zuerſt aus Rentudy, Tenneſſee und Virginien, dann aber aud aus den öftlichen Staaten zogen die raſtlos thätigen Amerikaner ein und machten die Anfänge zu dem grosartigen Vertriebe, welcher ſeitdem fo reißend ſchnell gewachſen iſt. In ihren Händen ſind die meiſten Groshandels- Geſchäfte, die bedeutendſten Gewerbe und Gaſthöfe, die ganze Flußſchifffahrt, die Controlle über die Eiſenbahnen , größtentheils die Bank- und Wechſelgeſchäfte ; ſie ſind die Repräſentanten der kühnen Spekulation , aber auch der fernſehenden Strebſamkeit; fie ſind die mächtigen Leiter des Handels und der Induſtrie und Beför derer des Bank- und Creditweſens. Sie ſind der Mehrzahl nach religiös befangen (nicht unduldſam ), geben aber in Moden und in der Eleganz des Bauſtyles den Ton an und führen ſelbſtverſtändlich in der Politik das große Wort. Sie werden kaum mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung bilden. ghnen am Nächſten ſtehen wie der Zahl, ſo dem Einfluſſe im öffentlichen , geſellſchaftlichen und geſchäftlichen Leben nach die Deuts ſchen. Sie betreiben nicht allein ihre eigenthümlich nationalen Ges ſchäfte, wie Brauerei, Wirthſchaften, Kunſtgewerbe aller Art, ſondern auch viele andere und zwar mit auffälliger Sicherheit und Solidität ; in die höheren Lebensverhältniſſe finden ſich die Gebildeteren unter ihnen ſogar leichter als die den Amerikanern ſpradlich verwandteren Irländer. Die Teutiden ſind die Repräſentanten der Aufklärung, die aufrichtigſten Freunde der republikaniſchen Freiheit, die Vorläm pfer des humanen Fortſhrittes, der Mehrzahl nach Feinde der In trigue und politiſchen wie geſchäftlichen Schwindelei, ziemlich vers träglich unter einander, befördern anſtändige öffentliche Vergnügun gen , Bildungsanſtalten und nüßliche Unternehmungen, haben zum Theil bereits zu anſehnlichem Wohlſtande fich erhoben, laſſen die teutſche Art und Weiſe frei und fühn hervortreten , werden im Auge meinen mit Achtung behandelt und vertilgen ungebeure Maſſen von Bier und Tabad. In ihren Häuſern ſtellt ſich immer mehr ein recht freundliches teutſches Familienleben ein , an welchem ſte hoffentlid

197 für immer halten werden. Die Vermiſchung mit den andern Na tionalitäten iſt nur ſehr gering. Den Teutſden ſtehen in Zahl am Nächſten die grländer. Auch unter ihnen giebt es vortreffliche Leute , aber im Ganzen ſind ſie ein ungehobeltes Element, das Gepräge des Druckes und der Vers kommenheit an ſich tragend , ihren Prieſtern ſelbſt in der Ausübung ihrer bürgerlichen Rechte blind unterwürfig, dem Ganzen durch ihre Handlangerdienſte mehr als ſich ſelbſt zum Nußen . Der Spiegel ihres Weſens ſind die Stadttheile, in welchen ſie vorzugsweiſe wohnen. Intereſſant iſt die Zunahme der italieniſchen Bevölkerung. Zäh hängen die hier wohnenden dritthalb tauſend Italiener aus ídlieslidh an gewiſſen Beſchäftigungen, Hauptſächlich dem Obſt- und Süſigkeitshandel, verlangen, obwohl fie geläufig engliſch ſprechen , niemals ein Amt und halten durch Rath und gegenſeitige Unter ſtüßung feſter zujammen als vielleidyt irgend eine andere Nationalis tät. Sie gelten als (darfe Geſchäftsleute, denen man volles Ver trauen denkt. Schweizer, welche fich in

ihren Eigenthümlichkeiten den

Teutſchen und Franzoſen, je nach ihrem Urſprunge, anſchlieſen (mei ſtens praktiſch verſtändig und induſtriö8 ), Böhmen im ſüdlichen Stadttheile ( Arbeit in Fabriken und Hausdienſt vorziehend), u n garn und Polen ( unn eiwillige Auswanderer aus der unglüd lichen Heimath ) , wenige S dweden ( auf ihrem Wege nach den nördlichen Colonien bier hängen geblieben ) vervollſtändigen die euro päiſche Einwanderung . Die verwerflichſte Art des Weltverkehres lieferte aus Afrika gegen 3,000 Neger hierher, etwa zur Hälfte Sklaven und zur Hälfte fret. Selbſt Aſien bleibt nicht ganz zurück und beginnt ſein Contingent zur hieſigen Völkermiſchung zu ſtellen. Ganz in der Stille entſtehen bier und da fleine, reinliche, chineſiſche Geſchäftslokale, meiſtens Thee - und Raffeegeſchäfte. Dieſe Aſiaten führen ihre Bücher in chineſiſcher Sprache. Neulich verband fich hier ein chineſiſcher Thee Händler ehelich mit einer feiſten Jrländerin ( wer wollte nicht herzlich gratuliren ? ) .

198 Der am 21. Oktober 1858 veröffentlichte Cenſus giebt die Bes völkerung in den 10 Stadtvierteln ( wards ) von St. Louis wie folgt an : Weiße männliche Einwohner weibliche

69,947 61,910

131,857 1,690 1,482

Freie Neger Sklaven

zuſammen 135,029

Darunter ſind Amerikaner Teutſche Srländer Engländer Franzoſen Alle übrigen Fremden

59,714 43,655 22,011 3,446 1,250 4,986

Stimmberechtigte Amerikaner 9,358 über 21 Sabre Naturaliſirte Fremde 14,871 Geſammt- Stimmgeber 24,176

Alle auch von eingewanderten Seltern bier Gebornen giebt der Cenſus als Amerikaner an , ſo daß die eigentlich teutſche Bevölkerung gewiß über 50,000 anzuſchlagen iſt. In Erzieb unge anſtalten aller Art ſteht St. Louis ges gen keine andere Grosſtadt der Union zurück. Die öffentlichen Schus len ſtehen unter der Leitung eines von den Bürgern gewählten Schul rathes, und die Koſten des Unterrichts werden faſt ganz aus öffentli Fonde beſtritten. Es beſtehen 18 Communal- Schulen, welche über 7000 Schüler aufnehmen können ; in denen der teutſchen Bezirke

199 wird neben der engliſchen auch die teutſche Sprache gelehrt. Auſerdem giebt es für Anaben und Mädchen Privat- , Parochial- und Kloſter idulen ; unter den teutſchen Privatſchulen zeichnet ſich die der „freien Gemeinde " aus. Für lange Zeit war das ſog. College, jeßt St. Louis Univerſität genannt ( ganz unter der Leitung der Jeſuiten ſtebend, mit 24 Profeſſoren , Bibliothet, aſtron . Inſtrumenten zc . ) , die einzige höhere Lehranſtalt ( ſie hatte 1854 ſchon 240 Studenten von Canada bis Louiſiana, von Pennſylvanien bis Merico ) ; ſeit mehreren Jahren befindet ſich auch die mediziniſche Fakultät der Staatsuniver fität hier, und neben ſehr guten Raufmannsidhulen und andern Hoch ſchulen iſt beſonders zu nennen das „ teutiche Inſtitut“ mit einer Bi bliothet, einem Leſezimmer ( worin die beſten in- und ausländiſchen Zeitungen und Monatsſdriften aufgelegt ſind ), einem ſehr vollſtän digen phyſikaliſchen und demiſchen Apparate , Vorträgen über ver ſdiedene Zweige der Wiſſenſchaft und einer mit tüchtigen Lehrern berſehenen Realidule. Sonntags- und Abendídulen für unentgelt: lichen Unterricht in Sprachen u ., welche ſelbſt von ältern Männern beſucht werden, giebt es auſerdem . Daß unter der Leitung des Pre digers ter Unitarier- Gemeinde ſtebende ,, Waſhington - Inſtitut" er theilt neben höherem Unterridt zugleich Anleitung in mechaniſchen Gewerben ; die Tödter - Gewerbøjdule ( Girl's industrial school) nimmt ſich mit beßtem Erfolge vernachläſſigter Mädchen an ; der kaufmänniſche Bibliothel- Verein (Mercantile library association ) þat 1300 Mitglieder, eine Bibliothek von 14,000 Bänden, ein Les jezimmer, eine Halle zu Vorträgen , welche 2,300 Perſonen faßt. Noch fönnen genannt werden , zwei Turnvereine ( Der eine unterhält zugleich ein teutſches Theater ) , ſodann der Aderbau- und Gewerbes Verein , welcher jährlich große Ausſtellungen veranſtaltet und 16 20,000 Dollar in Prämien für die beßten Erzeugniſſe des Landbaues, der Gewerbe und der Künſte ausgiebt, – und endlich das Muſeum mit einem Conzertjaale und Sammlungen von Ge mälden, ausgeſtopften Vögeln und anderen Raritäten. Zu den Woblthätigkeitsanſtalten gehören neun Waiſenhäuſer ( worunter 7 katholiiche Stiftungen ſind ) ; drei Hoſpitäler ( pas Starthoſpital — zugleid mit einem teutſchen Arzte -- , da Marines

Hoipital, das Hojpital der „ barmherzigen Sdweſtern" ) ; zwei jog. Diſpenſatorien, worin unentgeltlich ärztlicher Rath und Arzneien an

200 Kranfe gegeben werden , und die unter Dr. Hammer's Leitung ſtehende teutſche Heilanſtalt für Augenkrante ; eine Gebär - Anſtalt ( für Arme ) ; ein Magdalenen - Inſtitut ; eine Anſtalt zur Beſſerung jugendlicher Böſewichte; ein Arbeitshaus für Arme, Alte und Sowädliche ( County farm .) St. Louis hat über ſiebenzig Kirchen , faſt alle in den lekten 30 Jahren erbaut, worunter mehrere höchſt prachtvolle Gebäute dar ſtellen , als die Cathedrale, die Meſſias-Kirche der Unitarier, die Kirche der biſchöffl. Methodiſten , die Union - Kirche der Preſbyterianer, die erſte Preſbyterianer -Kirche u. a. m. Auch für die Teutſchen giebt es katholiſche, methodiſtiſche, altlutheriſche, evangeliſch - orthodore, halb rationaliſtiſche Kirchen 2c . Zu den bedeutendſten öffentlichen Gebäuden gehören : Das Courts Haus ( wird über eine Million bis zu ſeiner Vollendung koſten ) ; das Zollhaus ( von Miſſouri -Marmor ) zugleich mit dem Poſtgebäude; drei Börſen ; die Waſſer- und die Gaswerke ; die Gebäude der ge nannten Lehr- und Wohlthätigkeitsanſtalten. Unter den am Meiſten in's Auge fallenden Privatgebäuden find zu nennen . Die Verandah Row und die Ten Buildings, beide mit den glanzvollſten Kramladen bejeßt; auch das Birginia - Hotel und das Pflanzers-Haus; Belcher's Zuder - Raffinerie u . 5. a. Der Erwähnung verdienen die Dampf- Löſchanſtalten, die und Lebensverſicherungen , Banken, Sparkaſſen 2c. Unter den Gewerben ſtehen die Eiſengießereien oben an ; ferten im leßten Jahre für $ 18 Millionen Fabrikate, welcher fich ſehr bald verdoppeln wird. Im Colonial : Waaren - Markt wird St. Louis für den

Feuer fte lies Betrag Weſten

immer der erſte Stapelplaß bleiben ; auſer Anderem begünſtigen die niedrigen Waſſer- Frachten St. Louis ſo ſehr, daß keine erfolgreiche Dieß gilt auch Concurrenz von anderer Seite Her zu fürchten iſt. größtentheils von dem Manufaktur- Waaren -Handel, und St. Louis wird das Zutrauen , welches ſeine Groshändler in dem wechjelvollen Zeitraume von 25 Jahren ſich zu bewahren wußten , ſicher fünftig nicht einbüſen.

Unter den hervorragenden Geſchäften , woran Teutſche betheiligt ſind, nenne ich W. Palm's Eijengieſerei. Sie beſchäftigte früher ges gen 250 Arbeiter ( faſt nur Teutſche und Franzoſen ), deren Zahl in

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Folge der Kriſis etwas eingeidhränkt werden mußte . Die Arbeiter erhalten einen ſehr anſtändigen Wochen - Lohn ; ein teutſcher Arzt ſpricht jeden Tag in der Fabrik vor. Da iſt ein Raum für die Mo dellmacher, ein anderer für die grosartigſte Gieſer - Arbeit, einer für die Schmiede mit 14 Feuern ; das Getriebe der Fabrik beſorgen 3 Dampfmaſchinen mit 45 Pferdefraft. In einem beſonderen Ges bäude find die verſchiedenen Maſchinen ( Hobel- , Dredjel-, Bobr- , Sørauben-, Schneide- Maſdinen zc. ) zur Serrichtung der einzelnen Stüde, welche zu einer Locomotive gehören, aufgeſtellt und in Tha .tigkeit. - Gegen 50 Locomotive ſind bereits aus dieſer Fabrik her : vorgegangen : haben an 90 Pferdekraft, ſind für 6 Atmoſphären be rechnet und koſten gegen $ 10,000 das Stüc . Oberhalb befindet ſich die Reſſelſchmiede. Eine beſſer geordnete Anſtalt als dieſe ſo junge am weſtlichen Ufer des Miſſiſippi — giebt es ſchwerlich in der alten und neuen Welt. Ferner iſt zu nennen die „ St Louis Cotton Factory", zur Verfertigung von Baumwollen- Garn und Watten, gegrändet von Ad. Maier und Ruß ; ſie beſchäftigt jeßt 3000 Spin deln , — nächſtens aber ſollen 4000 zum Zweck der Suchfabrikation hinzugefügt werden , fie verbraucyt jeßt ſchon über 2500 Ballen Baumwolle ( werth über $ 100,000 ) im Jahre und täglich 130 Bu ichel Roblen ( aus Miſſouri, das Buſchel zu 10 Cent ) . An dieſe reiht eine zweite, faſt eben ſo bedeutende Spinnerei von Ruegg und Boſſe ( Schweizern ) fich an. In beiden Fabriken arbeiten größten theils Teutſche und Schweizer, auch viele Mädchen . Bemerkens: werth iſt nicht weniger die Stearin - Kerzen- und Seifenfabrik von SQäffer und Anhäuſer, welche 130 Arbeiter beſchäftigt und das halbe Be Miſſiſippi- Tbal mit ihren trefflichen Fabrikaten verſorgt. deutend iſt das Wechſelgeſchäft von Angelrodt und Barth. An teutſchen Aerzten und Apotheken iſt ein Ueberfluß, aud teutſche Advos laten, Notare, Friedensrichter u . 1. w . feblen nicht. Sehr bedeutend ſind die Mahl- und Sägemühlen, der Bau von Dampfbooten , die Defen-, Sägen- , Pflüge , Seiler- , Nägel-Ma nufakturen , eine große Raffinerie ( beſchäftigt 630 Arbeiter , meiſtens Teutide , verbraucht 600 fäſſer Robjuder die Woche und täglich 1200 Buſchel Roblen ) , eine Slasfabrik u. i. w. Die Zahl der ar beitenden Maſchinen iſt kaum in irgend einer Stadt gröſer, gewiß in teiner teutſchen.

202 Die Druckereien, unterſtüßt durch eine Typen -Gieſerei, find bes deutend ; ſie ſind mit trefflichen Dampfpreſſen verſehen. Von Zeis tungen und Monatsſchriften werden gegen 125,000 Exemplare aus gegeben. Ueber den Handel fehlen die neueſten ſtatiſtiſchen Angaben . Schon 1851 betrug die Ausfuhr von Mehl gegen 650,000 Fäſſer, die von Blei über 472,000 ſog. Pigs ( Klumpen ) , von Salzfleiſch 128,000 Fäſſer, Tabad 9210 Fäſſer, Hanf 57,160 Ballen . Das Gejagte wird genügenden Beweis liefern, daß auch ſchon auf der weſt lichen Seite des Miſſiſippi reges Leben beſteht, und daß man hier ſchon über die Anfänge der Kultur hinaus iſt. St. Louis iſt nicht mehr eine „vornehmlich katholiſche Stadt “ ( 1. Wappäus S. 853 ) , obgleich darin, wie die vielen Dome und Klöſter zeigen, das fatholiſche Element eine wichtige Rolle ſpielt und der hieſige Erzbiſchof zu ſeiner kirchlichen Provinz 6 oder 7 Staaten hat, auch das hieſige katholiſche Kirchenvermögen ſich auf Millionen belauft. St. Louis iſt einer der Einfuhrhajen der Union ; 1817 erſchien das erſte Dampfboot, den Miſſiſippi berauffommend, und 2 Jahre ſpäter lief ein ſolches zuerſt den Miſſouri binauf.

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Vierundzwanzigſter Abſchnitt. Die bedeutendſten

Städte in Miſſouri (a uſer

St. Louis. )

Wir wollen zuerſt den Miſſiſippi aufwärts geben und nennen New - Madrid mit 600 Ew .; litt durch Erdbeben 1811 und 1812 ; iſt zum Theil von Teutſchen bewohnt. Dios City , der Mündung des Obio gegenüber ; von hier abwärts iſt die Schifffahrt auf dem Milliſippi niemals unterbrochen . Cape Girardeau mit 2,100 ( zum Theil teutiden ) Ew ; mit dem kathol. St. Vincent Colleg und einem Frauen - Kloſter. St. Genevieve mit 1201 ( zum Tbeil teutiden ) Ew. , Kloſter, Erziehungsanſtalt und lebhaftem Handel, - ſchön gelegen . Tarandolet , ſüdlich von St. Louis, beinahe eine Vorſtadt davon , raſch zunehmend in Handel und Gewerbe . Louiſiana , 80 M. oberbalb der Mündung des Miſſouri, ſchön und günſtig für den Santel gelegen. Hannibal , die dritte Stadt im Staate, mit etwa 4000 ( theils teutſchen ) Ew . , wichtig für den Handel, beſonders als Anfangspunkt der Hannibal- und St. Joiephs -Eiſenbabn. Marion - City , in einer fruchtbaren Gegend, aber zu tief gelegen , - Hafenort für Palmyra. Tully , noch wenig bedeutend. Eine größere Zahl von Städten treffen wir an den Ufern des Miſſouri, und zwar annber Mündung beginnend, zuerſt

St. Charles , nördlich am Mo., mit 3300 Ew . ( zur Hälfte teutid ), in einer fruchtbaren Gegend , die beſonders als Waizenland berühmt iſt, liegt an der Nord- Miſſouri- Eiſenbahn, hebt ſich raſch in Handel und Gewerbe, iſt gut gebaut , hat ein Nonnenkloſter mit einer höbern weiblichen Erziehungsanſtalt und ein College für junge Män

204 ner ( unter metboriſtiſcher Leitung ), ein teutſches Geſellſchaftshaus, 3 Kirchen, 3 Zeitungen, worunter eine teutiche. anguſta , ( in demſelben County ), ganz teutich, ideint günſtig für den Weinbau gelegen . W aſhington , ſüdlich am Mo. , in Franklin Co. , faſt ganz teutich, mit 2000 Ew . , einem teutſchen Theater, liegt in einer fructs baren Gegend, — hat ein Hauptdepot der Pacifik - Eiſenbahn und eine engl . Zeitung. Miller's Landing, ſüdlich am Mo. , in Franklin Co. , an der Pacifik- Eiſenbahn, neu aber raich ſich bebend. Hermann , ſüdlich am Mo. , in Gaiconade Co. , mit 1400 teutichen Ew . , einem Hauptdepot der Pacifik - Eiſenbahn, 2 Kirchen , einem teutſchen Gejeldhaftsbaus; Hauptgewerbe iſt der Weinbau ; hat eine teutſche Zeitung . Herrmann iſt auf der Südſeite amphitheas traliſch von Hügelreihen umgeben , auf welchen erſt in den legten Jahren der Urwald ausgetilgt wurde, um für die jährlich ſich meh renden Rebenanlagen Plas zu machen. Sit auch der Boden land einwärts nicht beſonders fruchtbar, ſo iſt er doch mit groſem Fleiſe an gebaut und der nicht bebaute Theil gut bebolzt. Gegenüber auf der Nordſeite des Stromes , erſtredt ſich weithin ein Strich der fruchtbar ſten Miſſouri- Niederung. Der Strom iſt hier ſehr breit , und ge rade vor der Stadt liegt eine groſe, aber unbewohnte Injel. In Hermann vergißt man , daß man fich in einem nicht -teutiden Lande befindet. Zwei öffentliche Sdulen ( von welchen die eine für immer eine teutiche bleiben muß ) ſorgen für die Unterweiſung der Jugend . Portland , nördlich am Mo. , als Handelsort nicht unwichtig, mit reicher Umgegend . Jefferſon - City , faſt im Centrum des Staates ,auf ziem lich ſteilen Hügelrücken am ſüdlichen Ufer des Miſſouri geligen , Res gierungsſig und neuerdings ſo ſchnell ſich Hebend und wacjent, daß es bald die zweite Stadt des Staates werden muß. Die Lage mit ſicherer Landung an dem Hauptſtrome des fernen Weſtens und zul gleich an einer Stelle, wo 4 und vielleicht 6 Eijenbahnen ſich verei nigen werden, der Bodenreichthum , welcher gerade von da an in den weſtliceren Counties des Staates ſich findet und der nach Ranjas hin fich fortſeßt, der Holz- Koblen- und Mineralreichtbum , leicht zugäng lich für dieſen Ort von verſchiedenen Seiten ber, ſichern ihm eine

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bedeutende Zukunit. Die Einwohnerzahl , jeßt nur 3000 betragend , von welchen mehr als die Hälfte Teutiche ſind, vergrößert ſich raſch, die Köben werden afgetragen , die Schluchten ausgefüllt, und der Ort hat bereits ein ſtattliches Anſehen. Vier Meilen von der Altſtadt hat man angefangen , an der Stelle, wo die Pacifif- Eijentabn vom Rande des Stromes ſich nun landeinwärts wendet, einen neuen Ort, Upper Jefferson, anzulegen , welcher allmäblic, bis zur Altſtart forts gebaut werden ſoll und der für Gewerbe und Handel nicht günſtiger gelegen ſein könnte. Für Wein- und Obſtbau ſcheinen die den Ort umgebenden Hügel beſonders geeignet, doch iſt darin bis jeßt nur wes nig gejdheben . Das Capitol gewährt einen impoſanten Anblick, — auſerdem finden ſich Kirchen , Bürger- und Hochſchulen, auch eine gute teutſche Schule. Boonville , ſüdlich am Mo. , ſchön gelegen mit äuſerſt frucht barer Umgebung, mit 3500, zum Theil teutſchen Einwohnern, war Der Name wurde zu ſchon ſeit Jahren ein Drt von Wichtigkeit. Søren von Daniel Buon gewählt. * ) Glasgow , nördlich am Mo., mit 967 Em . , gut für den Handel gelegen . Brunswid , nördlicy am Mo. , mit 595 Ew . , nicht unbedeu tend als Handelsort. Lerington , ſüdlich am Mo. , und hoch und geſund gelegen, mit etwa 5000 Ew . , – mit einer Zweigbank, einer Hochſchule 2c .; mit blühendem Handel und Gewerbe. Teutſche fangen an, ſich hier anzubauen ; 30 Meilen davon iſt eine nordteutſche Anſiedlung von 250 Familien. Kanja 8 - City , an der Grenze des Staates , nahe der Eins mündung des Ranjas- Fluſſes in den Miſſouri, vorläufiger Endpunkt *) Boonville wird oft die am Schönſten gelegene Stadt am Miſſouri genannt. Die Deutſchen, ein Viertel der Bewohner bildend, fommen raſch in Wohlſtand empor, haben einen Muſif-, einen Geſang- und einen Turn- Verein und leben mit den Amerikanern, welche durchſchnittlich zu den anſtändigſten des Staates gehören ſollen, auf freundlichem Fuſe. Þandel und Gewerbe find blühend. Die benach barten Hügel bat teutſcher Fleis bereits zum Theil in Weinberge verwandelt, die, wie man mir meldet, in günſtigen Jahren einen Reinertrag von $5 — 600 per Afer bringen. Der Ort wird ſich bedeutend heben, wenn die beabſichtigte Eiſen bahn - Verbindung mit der Pacifif- Bahn Hergeſtellt iſt. Der Ort zeichnet ſich ſchon jeßt durch ſchöne Privat- und Landhäuſer aus.

206 der Pacifit- Eiſenbahn, als Handelsort von hoher Wichtigkeit, doch noch ganz neu, hat bereits an 6000 Einwohner, worunter 1000 Teut iche, einen Turnverein ?c. In der Nähe von Ranjas- City, doch weder am Fluſſe, noch bis jeßt an einer Eiſenbahn, liegen noch Weſtport und Independence ( mit 1200 Ew . ) , beide früher wichtig als Sammel- und Ausrüſtungsorte für die Wanderzüge nach New -Me riko , Californien und Oregon , neuerdings aber überflügelt durch die bequemer gelegenen Städte Kanſas City und Leavenworth ( im Ran fas - Gebiete. Weſton , 7 Meilen oberhalb Leavenworth, öſtlich am Mo. , mit 2700 Ew . , worunter über j Teutſche, in einer überaus reichen Landſchaft, hob ſich ſchnell durch die weſtlichen Emigrantenzüge, iſt noch immer als Handels- und Gewerbøſtadt bedeutend , aber nicht ge eignet, mit St. Joſeph und Leavenworth gleichen Schritt zu halten. Hier ſind 5 Kirchen (worunter 2 teutiche ), ein Zweig der Miſſouris Staatsbant , eine große Deſtillerie, mehrere Wagenfabriken, 2 Brau ereien , Sägemühlen 2c. , und gute Sculen . Arme giebt es hier nicht, indem ſelbſt der ( gut bezahlte ) Taglöhner ein eigenes Haus mit Gar ten hat. Die Teutſchen, in deren Händen ſich mehrere der wichtig ſten Geſchäfte befinden , haben einen Muſik-, einen Unterſtüßungs-, Für gute einen Turn- Verein, und eine Jägercompagnie geſtiftet. Straſen iſt noch viel zu thun übrig . St. Joſeph , an einer ſtarken Biegung des Miſſouri geles gen, weſtlicher Endpunkt der Hannibal- St. Joſeph - Eiſenbahn , jeßt zweite Stadt des Staates, durch ihre günſtige Lage zur bedeutendſten Stadt am oberen Miſſouri beſtimmt; bat gegen 7000 Ew. , ( woruns ter faſt 2000 Teutſche ), gute Straſen , Gasbeleuchtung, 5 Zeitungen (worunter eine teutſche ), eine gut angebaute Umgegend und hebt fich raſch zu anſehnlichem Handel und Gewerbe empor. Die Teutſchen befinden ſich meiſtens in guten Umſtänden, ſtehen in freundlichem Ber bältniß zu den Amerikanern , unterhalten einen Muſif- und 2 Ge ſang - Vereine und ſind mit ihren Mitteln hoffentlich auf dem Wege, auch ein höher gebildetes geſellſchaftliches Leben zu entfalten. Sonntags iſt es hier bei Weitem ſtiller als in den vorherrſchend teut idhen, kleineren Städten. St. Joſeph ſteht im Begriffe, in die Reihe

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der Grosſtätte überzutreten und hat bereits durch Gasbeleucítung dazu den Anfang gemacht. Noch muß der wichtigeren Inland - Städte Erwähnung geichehen. Im ſüdlichen Theile des Staates finden wir an der Pacifit - Bahn da, wo die Süd - Weſtbahn von ihr ausläuft, Pacifit : City , am Maramet- Fluſſe, in einer fruchtbaren , auch an Koblen und andern Mineralien reichen Gegend ; der Drt iſt ganz neu, aber die Lage ſichert ihm eine bedeutende Zukunft. BBavaria , im Entſtehen, an der zuleßt genannten Bahn gün ſtig gelegen , verſpricht ein teutider Drt zu werden . Springfield , an derſelben Bahn , im Südweſten des Staa tes auf einer weithin offenen Hochebene, vielleicht dem höchſten Punkte des Staates, ſehr freundlich gelegen, mit 1500 Ew. ( worunter einige Teutſche ), mit wohlangebauter fruchtbarer Umgegend ; war ſeit Jah ren ein wichtiger Mittelpunkt des Verkehrs zwiſchen dem Süden und Norden , hatte deshalb bisher ſchon ein Ver. St. Landamt und eine Zweigbank, wird aber durch die Eiſenbahn noch höhere Wichtigkeit gewinnen. Von den Quellen der Stadt lauft eine dem Djage und eine andere dem White River zu. Faſt den Endpunkt eben derſelben Bahn macht Neoſbo , in Newton Co .; die Lage und Umgebung ſoll zu den fæönſten des ganzen Staates gehören . Warſaw , am oberen Dſage- Fluß, bis zu welcher Stelle der felbe für mehrere Monate ichiffbar iſt ; bat gegen 600 ( zum Theil teutiche) Ew., ein Ver. St. Landamt und in der Nähe eine beträchts lidhe teutſche Anſiedlung. Jadion , mit ungefähr 700 Ew . , einem Landamt und einer Bant , liegt 12 M. vom Miſſiſippi, nordweſtlich von Cape Girardeau. liegt in Potoſi , mit etwa 1200 Ew . , 4 Kirchen 2c. Waſhington Co., in der Mitte eines der reichſten Bergbau - Bezirke der Ver. Staaten . In dem nördlichen Theile von Miſſouri finden ſich an der Norts

Miſſouri- Bahn Warrenton , in Warren - County, zur Hälfte teutſch. Mexico , in Audrain- Co. und Rirleville , in Adair- Co . , welche fämmtlich erſt anfangen, fich zu entwickeln .

208 An der Hannibal - St. Joſeph - Bahn iſt zu nennen Palmyra , hat gegen 1200 Ew ., 2 Zeitungen, ein Ver. St. Landamt, eine Bank, 3 Kirchen und eine von den Freimaurern ges gründete, höhere Lebranſtalt. Eine Menge neuer Städte an dieſer Bahn ( Utica u. a. ) ſind erſt im Entſtehen. Außerdem ſind zu nennen Liberty , in Clay Co. , 3 M. vom ( oberen ) Miſſouri; hat gegen 2000 Ew . , 5 Kirchen , eine reiche Umgebung . Platte - City , in Platte Co., am Platte - Fluſſe, 18 M. oberhalb ſeiner Müntnug in den Miſſouri; hat 650 Ew . Plattsburg , 18 M. davon , bat ein Ber . St. Landamt . Fayette , in Howard Co. , gegen 18 M. nördlich von Boon ville ; hat gegen 900 Ew . , ein Ber . St. Landamt, eine Bank, eine höbere Lebranſtalt ( Fayette College ) . Columbia , in Boone Co. , 15 M.nördlich von Miſſouri, in Siß der Staatsuniverſität, ſchöner, ſehr gut angebauter Gegend, hat gegen 2000 Em . Fulton , in Callaway Co. , 20 M. nördlich vom Miſſouri, mit dem Staats -Irrenhaus und dem Taubſtummen - Inſtitut, bat gegen 900 Ew . ( deren Zahl zum Theil mit dem ab- und zunehmen den Verſtande der Miſſourier ſich mehrt oder mindert ) . Paris ( nicht dasjenige , welches die Moden angiebt und durch Napoleoniden beglüdt iſt) in Monroe Co. , am Salz- Fluſſe ( Salt river ) , der ſich in den Miſſiſippi ergieſt, – in woblangebauter Ge gend, bat gegen 800 Ew.

Oldenburg , am öſtlichen Ufer des Gaſconade- Fluffes, 4 M. oberbalb deſſen Mündung in den Miſſouri, bis wohin jener Fluß gut ſchiffbar iſt, in einer fruchtbaren , auch für Obſt- und Weinbau geeig neten , faſt ganz von Teutſchen bewohnten Gegend, erſt im Entſtehen ; wird ein ganz teutſches Städtchen werden.

$ Wenn ich in 10 Jahren noch am Leben und zum Schreiben fähig bin , will ich dann für teutſche Lejer eine neue Ueberſicht der Miſſouris

209 Städte liefern , welche die Bevölkerung der meiſten der genannten Orte um das Doppelte und mehr vergrößert zeigen und auſerdem fünfzig neue Namen von Städten nennen wird , in welchen munteres Wer nach einem Mens teutſches Leben und Treiben ſich regt. ſchenalter über Miſſouri ſchreibt, wird vielleicht lächeln über die Scil derung , welche ich heute gebe. Irgend Jemand wird ſie aber aufbe wahren, damit fünftige Geſchlechter erfahren, wie Alles hier ge worden iſt.

Fünfundzwanzigſter Abjchnitt. S dilderungen einzelner Gegenden und Counties.

In der langen Zeit, welche ich in Miſſouri verlebt habe, geſtatteten mir die Verhältniſſe doch nur in den legten Jahren , mitunter einen weiteren Ausflug zu machen . So konnte ich nicht mit allen Theilen des Staates mich durch eigenes Anſchauen bekannt machen und er kenne- es dankbar an, daß einige Freunde mich in den Beſitz werth voller Schilderungen von einzelnen Theilen des Staates geſeßt haben, aus welchen ich das Erhebliciſte hier mittheile. Hr . Fiala in St. Louis hat über den Südweſten von Miſſouri, mit welchem bekannt zu werden er als Lantmeſſer und Touriſt die beßte Gelegenheit hatte , eine werthvolle Schilderung gegeben, welcher das Folgente meiſtens entnommen iſt. Dieſer Südweſten iſt nidit nur eine reiche, ſondern auch eine , poetijde Gemüther befriedigende Gegend. Das Einzige, was dieſem

210 zukunftreichen Theile unſeres Staates noch mangelt, ſind beſſere Ver kehrsmittel. Es giebt wohl redyt gute Natur- Straſen , die aber der weiten Entfernungen wegen dem Bedürfniſſe nicht genügen. Dieſem Uebelſtande wird die Südweſt- Bahn demnächſt abhelfen . – Scon frühe zog Green County mit ſeinem trefflichen Adergrunde und Mineral- Reichthum die Augen der Einwanderer auf ſich, und auch das äuſerſt günſtig gelegene Städtchen Springfield hob ſich ſchnell ( es liegt 930 Fus höher als St. Louis und beinahe 2 Grade ſüdlis cher ). Wer einmal die Ridapoo- und die Grand - Prärie in ihrem Schmuce und die Lernten, welde die Farmer darauf gewinnen, ge ſeben hat, zweifelt nicht, daß es hier gut ſein iſt.“ Die Sommer ſind hier durch die hohe Lage und ſtets friſche Lüftchen fühler und ge ſund, die Winter im Ganzen mild und ohne ſehr grellen Wechſel. Doch das beſſere Land iſt hier ſchon nicht mehr wohlfeil , und unbe mittelte Einwanderer werden ſich noch weiter weſtwärts wenden müſ ſen . Pierde-, Rindvieh- und Schaafzucht find hier bedeutend und bringen anſehnlichen Gewinn. Newton - County ( faſt im ſüdweſtlichen Winkel des Staa tes ) behauptet in der Mineral-Gegend des Südweſtens unſtreitig ben erſten Rang ; der große Reidythum an Blei , welcher in dieſem County verbreitet liegt, überſteigt den aller bisher uns bekannten Blei Ländereien , und die Zeit iſt nicht mehr ferne, da dieſe reichen Blei adern , gehörig ausgebeutet, zum Wohlſtande des Landes weſentlich beitragen werden. Dieſes County ſtöſt weſtlich an das reide Ges biet der Senecas , Shawnee- , Quawpaw- und Cherofee- Indianer. Dieſe Stämme ſind ſämmtlich coloniſirt, und es giebt unter ihnen reiche Farmer, welche einen lebhaften Verkehr mit Newton und den andern Grenz- Counties unterhalten. Dieſes County wird vom Nehhah - Fluſſe ( einem Nebenfluſſe des Neoſbo , der ſich in den Arkan fas ergieſt) von Oſten nach Weſten durchſtrömt. Nabe der Staats grenze bildet der Fluß einen impoſanten Waſſerfall, indem er aus einem Felſenbette 20 Fus hoch in einer Breite von 200 F. ſich in die Tiefe ſtürzt; er iſt von hier an ſchiffbar, treibt aber im County zahl reiche, nicht unbedeutende Mühlen. Auſerdem giebt es zahlreiche kleinere Flüſſe und Bäche. Der Boden iſt ein lang geſtredtes, wellenförmiges Hügelland, auf welchem Prärien und Waldgrund wechſeln, und ſehr fruchtbar. Der Abfall von der Oſt- nad der

211 Weſtgrenze beträgt auf 32 Meilen faſt 500 Fus. Die Bevölkerung beträgt jeßt ſchon weit über 10,000 (nach dem Cenſus von 1856 nur 6,720 ) . Der County -Siß iſt Neoſbo , ein allerliebſtes freundlis des Stärtchert, mit einem geräumigen Gerichtshauſe in dem Mittel punkt der Stadt, um welchen die Handels- und Geſchäftshäuſer in einem Biered erbaut ſind. Man findet hier idon viele Badſtein häuſer, umgeben von Gärten mit Schattenbäumen . Die Stadt wird wie in einem Halbmonde von einer Hügelfette umzogen , welche ausgezeichnete Quellen für den Waſſerbedarf liefert, eine einzige, aus einer Felſengrotte hervorſtrömende Quelle iſt ſo ſtark, daß ſie für den Bedarf der Stadt hinreicht. — Im Oſten des County finden ſich die ſog. Granby-Minen , wo ſich bereits 3000 Anſiedler ſtädtiſch an gebaut haben. Hier iſt ein kleines Californien ; tauſende von Prun den Blei werten bier täglich dem Boden, der ſich auſerdem auch für Ackerwirthſchaft eignet, abgewonnen, und Viele ſind bereits wohlha bend geworden. Bon ähnlichen vulfaniſchen Steinadern , wie News ton, ſind auch die Prärie von dem angrenzenden Lawrence und Green Co. durczogen ; in Folge von Abwaſchungen treten dieſe Adern da und dort hervor. Das Blei wird einfach durch Schaditgraben gewonnen und findet ſich in einer Tiefe von 6 40 F. in Klum pen von 10 bis 200 , ja ſogar 1500 Pfund. Unter einer weiteren Erd- oder Steinſchichte von einigen F. liegt oft ein neuer Schaß begraben, und an vielen Stellen traf man be reits 3 - 4 Blei -Schichten an. Merkwürdig hat die Natur hier das Berſchiedenſte durch einander geworfen ; aus dem einen Schachte wird Sand, Eiſenſtein , rothe Erde, aus dem andern, nur 4 Fus davon entfernten, wird Kalkſtein, geäderter Marmor 2. hervorge bracht. Das gewonnene Bleierz iſt hier Austauſchmittel für Als les, ſelbſt der Doktor nimmt es in Zahlung. Die Beſiber der Schmelz öfen , deren 6 hier beſtehen, faufen das reiche Erz zu $2 den Centner und machen gute Geſchäfte. Die Bleiregion hat eine große Aus dehnung ; erſt ſeit 1850 begann man das Arbeiten, und an vielen Stellen mit faſt gleich gutem Erfolge. An mehr als einer Stelle ge wannen 3 Arbeiter in 8 Monaten an 150,000 Pfund Blei von vor züglider Güte. Auch Law rence County , öſtlich von Newton, bildet eine Waſſerſcheide, indem ſeine zahlreichen Bäche tbeils dem Arkanſas,

212 theils dem Dfage (durch den Spring -River ), theils dem White River zuflieſen. Es giebt wahre Rieſenquellen , die aus Köhlen und Grotten als förmliche Bäche hervorſtrömen und Mühlen treiben. Troß ſeiner gebirgigen Beſchaffenheit hat das County auch ſchöne Prärien ( Buds, Ozark- , Elf- Prärie u. a . m. ) und viele Badnie derungen, welche in Fruchtbarkeit faſt die Miſſouri- Bottomländereien erreichen, ſo daß neben der Viehzucht ein ausgedehnter Aderbau be trieben wird. - Hier haben einſt die Franzoſen und Spanier ihr und der Indianer Blut vergoſſen ; Spuren dieſer Kämpfe, auch ehe maliger Coloniſationspläße finden fich mehrfach. Es finden ſich Braunkohlen, Blei und andere Mineralien, und von Baumateria lien ein unerſchöpflicher Vorrath . Die Bevölkerung mehrt ſich raſch. Nördlich von Newton liegt Jaſper County , reich an treffli chem Boden, der aber leider groſentheils ſchon in den Händen von Spes kulanten iſt, die durch den Wiederverkauf ſchnell reich werden wollen . Im Südweſten hat das County nahe an 300 M. Mineralland, das zum Theil mit gutem Erfolge bearbeitet wird. Auſer dem Blei erze ſind auch die Kohlenlager bedeutend. Die reichen Prärien ſind von herrlichen Waltungen umzogen ; an den Bäumen ranken fich wilde Reben empor, die mit ihrer Traubenfülle deren Aeſte zu: zerbrechen drohen, — doch Niemand weiß bis jegt ſie zu benüßen. Die Dſages Orange wächſt wild an vielen Stellen . Auſer Rorn und Waizen wird auch viel Hanf und Tabac gebaut ; Gemüſe aller Art gedeihen zum Erſtaunen . In den 5 - 6 Städtchen des Country fehlt es noch ſehr an guten Handwerkern . Dallas County liegt nördlich von Greene , an der nördli chen Abdachung des Dzarl- Gebirges und iſt der Länge nach von dem Niangua durdyfloſſen. Dieſer waſſer- und Fiſchreiche Fluß mit fent rechten Felſenabhängen, Stromengen und Waſſerfällen , bejchattet von koloſſalen Baumgruppen, an welchen wilde Reben und Ranken bis zu den Wipfeln ſich hinaufwinden, macht auf den europ . Wanderer einen tiefen Eindruck. Die größte der Rieſenquellen ( Bryce's Spring ) befindet ſich in dieſem County ; fie kommt aus einem tiefen Keſſelthale und bildet ſogleich einen See, aus welchem ein 140 Fus breiter Fluß abläuft, deſſen Waſſerſtand und Temperatur Durd Som mer und Winter ſich gleich bleiben. Dieſe Quelle giebt täglich 11 Millionen Cubik- . Waſſer und würde die grosartigſten Gewerbe

213 betreiben können ; jeßt feßt fie nur eine Mahlmühle in Bewegung. Noch zwei andere faſt eben ſo bedeutende und viele kleinere ,Rieſens quellen" befißt das County. - Die Gebirgsformation und die über ad und in bedeutender Gröſe wild wachſenden ſog. Sommer- und Fuchstrauben erinnern an die Rebenberge von Tokay . Die überaus ſchönen Prärien und Flußniederungen enthalten trefflichen Adergrund, auſerdem iſt das County gut bewaldet. Der Hauptort Buffalo ift maleriſch gelegen . . An den Ufern des Niangua fanden vors mals die Indianer einen unerſdöpflichen Vorrath von Feuerſteinen für ihre Pfeile und Lanzen. – Dieſes County fann teutſchen Ein wanderern beſonders empfohlen werden ( die Südweſt-Bahn lauft an ſeiner Grenze hin ) . Barry County ſtößt ſüdlich an Arkanſas und nördlich an Lawrence. Wenn der Einwanderer ein Liebhaber von Bergen iſt, To findet er ſich zwiſchen den Miniatur-Alpen von Barry ganz zu Hauſe ; indem er das ichmerzliche Heimweh erſpart, entgeht er hier zugleich andern bittern Erfahrungen, welche von dem Städteleben der alten und der neuen Welt unzertrennlich ſind. Das Dzarl- Gebirg, im mer höher werdend, feßt hier nach Arkanſas über und zeigt ſeinen vul kaniſchen Charakter in vielen Felſenkuppen ( knobs ) und verfallenen Rratern ( sink holes), ſowie in der Beſchaffenheit des Geſteines ( Porphir, Granit, Quarz, Feldſpath, buntfarbiger Marmor, ſolider Sandſtein 2c. ) . Reichhaltige Lager von Eiſen und Blei ſind anges zeigt. Die vielen Bäche laufen dem, in den White River münden den James - Fluſſe zu. Anjchönen Prärien ( Waſhburn's Prärie 2c. ) und gutem Holzlande ( Laub- und Nadelholz gemiſcht) fehlt es nicht ; Gras der beßten Art iſt in Fülle da und Weinbergsland mehr als in hundert Jahren zu bepflanzen wäre. Die Südweſt - Bahn berührt die nördliche Grenze, und künftig wird dieſes County nicht mehr zu den troſtlos abgelegenen gehören. Poll County , gerade weſtlich von Dallas, ein Park im Groſen, gut bewäſſert, hat ausgedehnte Prärien, mit langen und brei ten Waldſtrichen durchzogen, und iſt bereits gut angebaut. Der

Hauptort Buffalo iſt reizend gelegen, hat bedeutenden Verkehr und an Zu bedeutendem Land-, Berg- , Dbſt- und Weinbau 1000 Ew . ( es kommt eine gute Muſcat - Traube wildwachjend por ) , ſowie zu bequemer Viehzucht hat die Natur dieſes County auserjehen ; auchy

214 ein trefflicher Tabad wird erzogen , von welchem bie Damen bei der Pflege des ungemein ſtarken jungen Nachwuchſes reichlich Gebrauch machen . Die Südweſt- Bahn berührt die Oſtgrenze des County. Djark County , ſüdlich an Arkanſas grenzend , iſt gros ge nug für 3 Counties. Drei Aeſte des Ozark-Gebirges durchziehen das County von Norden nach Süden ; die von ihnen herkommenden Bäche vereinigen ſich in die ſog. North- Fort, einen Nebenfluß des White River. Bewäſſerung und Waſſerkraft ſind reichlich vorban ben. Im Ganzen iſt das County gebirgig und waldig, doch fehlt es nicht an fruchtbarem Hochlande und an reichen Niederungen. — Im Süden giebt es Nadelholz in Menge ; für den Weinbau ſcheinen die ſanften Bergabhänge wie gemacht. Baumwolle erziehen die Bewoh ner zum eigenen Gebrauche. Viehzucit iſt beſonders lohnend, und die Jagd liefert hier noch eine reiche Ausbeute. Die Bäche haben Fo rellen 16. Das Klima iſt mild, geſund und ziemlich gleichmäßig. Die Bewohner führen ein freies Naturleben ohne viel Mühe und ohne Sorge, und ſind verträglich und gutartig. - Hier können noch Tauſende mit geringer Auslage eine Heimſtätte finden. Auſer dem vortrefflichen Eiſen, welches in großen Broden auf der Oberfläche liegt und über ganze Bergreihen ſich erſtredt, wird hier noch Blei, Kupfer, Nidel, Schwefel in Menge , eine Gattung der allervorzüg lichſten Mühlſteine, Marmor von verſchiedenen Farben, Quarz Sandſtein 2. gefunden. Das Eijen kommt theils gediegen , theils mit Schwefel, theils oridirt vor, – am Häufigſten waſſerfreies Eijen orid , ſehr gut zum Schmelzen geeignet, und Rothſtein von dunklerer und hellerer Färbung ; es hat einen Reingehalt von 70 bis 80 Pro zent. Bereits hat ſich in St. Louis eine Geſellſchaft gebildet zur Anlegung von Eiſenwerken in Djark. Einen Verkehrsweg nach dem Süden bietet der White River ; auch iſt die Südweſt - Bahn nicht ſehr entlegen. Oregon County iſt jeßt noch das größte des Staates und ſtöſt weſtlich an das vorige. Der größte Theil beſteht aus zwei Ges birgørücken oder Hochebenen, die zum Theile des Waſſers entbehren, an der Seite des Eleven- Point - Rivers, eines reißenden Gebirgs ſtromes mit ſteilen und ſenkrechten Ufern und vielen Waſſerfäden . Die Höhen ſind zum Theil kahl, an den Rändern mit Nadelholz bes in den Niederungen findet ſich Laubholz . Blei, Eiſen waldet,

215

und Kupfererze, auch Steinſalz wurden an mehreren Stellen entdeckt. Die Bewohner ſind freie Squatter, faufen ihr Land nicht, zahlen alſo auch faſt keine Steuern , bauen etwas Korn zu Brot und leben auſer dem glüdlich und einfach von der Jagd und ihren Biebheerden . Ihr Wahlſpruch iſt: „Ach wenn's doch nur immer ſo blieb?!" Wir em pfehlen den jüdlichen Theil dieſes County, mit ſeinen Natur - Grotten , Rebenlauben und Laubdächern und der ganzen ro mantiſchen Wild niß allen Denen , welche an „ Weltſchmerz" leiden und ein beſchauli ches Leben zu führen wünſchen ; ſie werden hier noch lange von dem wilden Menſchengetränge verſchont bleiben. Mac Donald County , in der ſüdweſtlichen Ede des Staates, iſt eines der vorzüglichſten Counties. Der Elt- River, in den ſchiffbaren Neoſho fich ergiejend, und zahlreiche Bäche geben hinrei chende Bewäſſerung. Der Waldgrund ( theils mit Laub- , theils mit Nadelholz) iſt vorherrſchend. Die kleineren Prärien, die Niederun gen an den Gewäſſern und vieles Hochland bieten guten Adergrund in Menge dar, und Anzeichen von Blei und anderen Erzen finden ſich eben ſo wie in den benachbarten Counties. Die Zahl der Bewoh ner mehrt ſich raſch, beſonders durch rüdkehrende Teraner und Ar tanjaiden . Die übrigen Counties des Südweſtens ſind in ihrer Beſchaffenheit der Hauptſache nach den genannten ähnlich. Weniger angebaut, aber nicht weniger der Bebauung fähig, ſind einige der mehr öſtlich gelegenen, wie Reynolds, Shannon , welchen es an nichts Anderem als bis jeßt an bequemen Verkehrswegen fehlt.

Ein Herr Meyſenburg aus St. Louis ſchreibt mir über die Mis : neral- Gegend in Jefferſon County , zwiſchen dem Meramel und Big- River, Folgendes ; was auf genaue Bekanntſchaft mit der Lokalität fid gründet : „Nachdem der Miſſiſippi über das ausgedehnte Plateau ſich ein Bett geſchaffen hatte, wühlten auch die kleineren Bäche in dem faſt Horizontal gelagerten Ralfftein Kanäle für ſich aus . Wo der Regen unter dem auflagernden Shone durchfloß. entſtanden Senflöcher, welche entweder heute noch beſtehen , oder durch ihre Vereinigung kleine

216 Thäler bildeten . Hebungen der Raltſtein - Lager mögen auf die Bo denbildung auch Einfluß gehabt haben, - kurz, man findet hier Plateau - Reſte mit eingeſchnittenen Flußbetten und unzähligen kleinen Thälern und Schluchten. Die Kalkſtein - Lager ſtreichen von Norden nach Süden und treten gegen Oſten zu Tage, durchſeßt von einigen Rohlenbänken und Sandſtein - Lagern. Das Vorkommen von me talliſchen Einlagerungen hat auf die Bodenbeſchaffenheit an der Ober fläche wenig Einfluß ; derſelbe iſt ein mit Kaltſtein - Trümmern durch fegter Thonboden , meiſtens durchläſſig, hin und wieder mit jantiger Beimiſdung, man würde ihn in Teutſchland einen ſchweren Waizenboden" nennen . In den Niederungen findet fich Aluvial Boden, entweder reiner, oder mit Thon gemiſchter Humus ; eigentlichen Bottom findet man kaum in dieſem County. Das Klima iſt von dem teutſchen nicht ſehr verſchieden , ſtreng, doch nicht unerträglich ; im Sommer ſteigt die Hiße um einige Grade höher, Gewitter ſind häufiger und die Zahl der hellen Tage iſt gröſer. Den Gewittern geben manchmal Hagelſchauer voraus ; einzelne Re gengüſſe ſind faſt tropiſche Plaßregen. — Die Naturverhältniſſe Das werden leidlich bleiben, wenn man die Höhe nicht entwaldet. Land iſt — ohne Höhere Berge — ſo uneben wie möglich, reich an Bächen und Quellen, von welchen einige wohl im Spätſommer ver ſiegen. Beſonders an der Südſeite ſind die Abhänge zum Theil ab geſpült und der Raiffeljen liegt blod, ſo daß eine andere Benüßung Schon vor als für Weinbau und Sdlagholz kaum zuläſſig iſt. Hundert Jahren wurden hier einzelne Anſtedlungen gemacht, aber die Beſchaffenheit des Bodens lodte im Ganzen wenig Käufer an . So blieb der Preis des Landes niedrig, und noch jeßt iſt deſſen eine Menge zu haben zu 121 Cent der Afer. Aermere teutſche Einwans derer benüßten dieß, und ſo haben einzelne Thäler eine faſt ganz teutſche Bevölkerung erhalten. Während nun die Amerikaner ihre von Natur beſſeren Aderſtücke ausſaugen und verwüſten und endlich keinen andern Rath wiſſen, als zu verkaufen und weiterzuziehen, beſ fern die Teutſchen durch Klee und Grasbau ( welchem die Ralk-un terlage ſehr förderlich iſt) und durch Düngung ihren Boden , und nicht wenige derſelben find in kurzer Zeit wohlhabend geworden. Noch ießt giebt es hier über 400 Negerſklaven ; aber ſie ver chwinden – wie überall — mit dem ausgebeuteten Humus ſammt

217

ihren Herren.

In Europa gewinnt man keine richtige Bors

ſtellung der bieſigen Naturverbältniſſe. Dort muß der friſch anges rodete Waldbboden erſt durch längere Düngung tragfähig gemacht werden , und wer viel rodet, verdirbt ſeine alten Felder, weil er ihnen die Nachbeſſerung entzieht. Hier birgt gerade der Neugrund die reichſten Schäße; das Farmen geht leicht und bequem , ſo lange man noch Land zu klären hat, und durch die reicheren Aernten vom Neu bruche Hülft man dem alten Boden wieder auf. ( Wer hier gutes Waldland mit 10 – 15 Dollar per Afer bezahlt, es flärt, bin nen 10 Jahren Alles davon nimmt, was der Boden geben will, und es dann umſonſt weggiebt , hat ſich immer noch gut geſtanden ). Die Einſichtsvolleren wiſſen das rechte Mas zu halten , ſo daß fie den Na turreichthum benügen , ohne zugleich den Boden für immer zu ents werthen. Fairegrund u. dgl . giebt es hier gar nidt ; alles Land iſt kultivirbar, das nicht zu abhängig , oder felfig, oder verſumpft iſt; aber man kann es freilich dahin bringen, daß es die Kulturkoſten nicht mehr bezahlt. * ) - Mein Rath an den teutſchen Einwanderer iſt, daß er ſofort Waldland kaufe und eine Klärung beginne, eine Blodhütte und einen Stal aufrichte und zu klären fortfahre in der Art, daß er die zuerſt gemachten Felder zugleich in ihrer Tragkraft erhält.“

Aus St. Louis County ſchreibt man mir : „ In neuerer Zeit iſt man beſonders auf die ſchöne Lage der Bluffs (felſigen Ufer höhen ) am Miſſippi, unter Carandolet, aufmerkſam geworden , und fängt an, Landhäuſer dort zu errichten. Die Linie dieſer Bluffs wird durch den Meramet- Fluß unterbroch , Fegt fich aber fort durch das Rod - Creek - Thal, und ſie erheben ſich dort in kaum meilenweiter Entfernung vom Strome zu bedeuta iden , faſt impoſanten Höhen.

*) Da die in unſerem Humus enthaltene Kohl vſäure doch noch am Leichteſten wieder zu erſeßen iſt, ſo bleiben hauptſächlich die unya, Neugrunde ſo reichlich beigemiſchten Phosphor-Verbindungen und Ammonial-Salze ais Das, was den wichtigſten Naturreichthum der neuen Welt bildet und dem Hungernden in der alten noch für Jahrhunderte reichliche Nahrung mit verhältniſmäßig geringer Mühe bietet.

218 Vornen am Strome bezeichnen einige Felſen von täuſchender Aehn lichkeit mit einer Burgruine den Anfangspunkt jener Felſenreihe, welche das genannte Thal ſo romantiſch macht. Wenn man dieſe Thalgegend, teßt ſchon anziehend durch groſe Abwechslung in Fern ſichten und manche Durchſicht auf den Fluß, mit Rüdſicht auf fünftige Anlagen betrachtet, ſo iſt der Gedanke nicht abzuweiſen, daß ſie fünf tig jedenfalls eine bedeutende Rolle unter den geſuchteren Gegenden in dieſem Staate ſpielen wird. Hier findet ſich in Manches, was ſelbſt Gegenden , welche mit dieſem bevorzugten Thale in keiner Weiſe ſich vergleichen können, Ruf und Anſehen , und damit Anbau und Verſchönerung gebracht hat. Es giebt nämlich hier mehrere Schwes fel- und Salzwaſſer- Quellen, neben den berrlidiſten, nie verſiegens Den Quellen ſüjen Waſſers. Dieſe Quellen werden nicht verfehlen , groſen Einfluß auf das fünftige Schidſal dieſes Thales auszuüben, und die Spekulation wird fich derſelben bemächtigen. Verſchöners ungen und Anlagen werden bald folgen , Rebenpflanzungen werden die Seiten der Hügel zieren, wo beute die rieſenhaften Ranten der wilden Reben der Jugend als Natur -Schaufeln dienen. Durch eine Fahrt von einer Stunde auf der Fron - Mountain -Cijenbahn erreicht man dieſes Shal."

Ueber das nordweſtliche Miliouri ſchreibt Dr. Herm . Stein : „ In einer Breite von 3 8 Meilen aufwärts am Mif ſouri- Strome iſt das Land gut bewaltet, am Wenigſten gut entlang der Jowa- Grenzlinie, wo die Prärie vorherrſcht. Das Land der ge nannten Uferſtrecke iſt zum größten Theile Hochland, hier und da von felſigen Uferhöhen unterbrochen. Dicht an der Flußniederung giebt es kleine Seen , reich an Fiſchen und Geflügel. Hinter dieſem Lands ſtriche beginnen hoch gelegene, ſtellenweiſe bewaldete Prärien, welche nach Norden hin an Ausdehnung zunehmen. Die Verbindungswege find nicht ſchlecht. Land iſt dort zu baben zu $21 bis 10 per Afer, in Gentry , Mercer und Harriſon Co. zu $ 27 , in Addiſon, Noda way und Holt Co. zu $ 3. Das Klima iſt geſund, und es giebt weniger Fieber hier als in Juinois und Indiana. Der Arbeitslohn ſteht zu $ 1 bis 2 per Tag ; Handwerker erhalten $30 bis 50 und

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Landarbeiter $ 15 bis 20 per Monat. Arbeiter ſind faſt immer ge ſucht. Teutiche beſchäftigen ſich viel mit Hanfbrechen und erhalten $ 1 für 112 Prund. Landagenten finden ſich in St. Joſeph.

Die folgenden 3 Counties ſind mir ſelbſt durch perſönliche An ſchauung hinreichend bekannt. Franklin County), ſüdlich am Miſſouri gelegen und ſich bis nach St. Louis Co. erſtreckend, zeichnet ſich zwar nicht durch er: ftaunlich groſe Fruchtbarkeit aus, bat wenig Flußniederung, keine reichen Prärien und manche nur für Bewaltung braudbare Strede , iſt aber im Ganzen gut angebaut und mit trefflichem Boden zweiter und dritter Klaſſe hinreichend verſehen, um eine anſehnliche Bevölker ung zu ernähren. Korn , Waizen , Tabad, Obſt, Wein gedeiben hier unter der Arbeit fleiſiger Hände, und überall zeigt ſich raſcher Fort ſchritt. Das County iſt ſehr gut bewaldet, und bewäſſert durch den Meramet, die Barbeuſe ( Deſſen Hauptnebenfluß ), den St. John , Boruf und Berger. Reiche Lager von Eiſen und Blei finden ſich im füdöſtlichen Theile und werden mit beßtem Erfolge bearbeitet, ebenſo auch Koblenlager. Die Teutſchen bilden faſt die Hälfte der Bevöl kerung und find faſt durchgebends wohlhabend . Den Amerikanern fängt es an, hier unbehaglich zu werden, und es ſind werthvolle Pläße von ihnen um nicht übertriebene Preiſe zu kaufen. Deffent liches ( Rongreß- ) Land iſt ſchwerlich mehr in dieſem County zu 30 per Aker je nach finden . Die Preiſe des Landes ſind von $5 Güte und Lage. Die Verkehrsmittel find vorzüglich, da das County den Strom und 2 Eiſenbahnen , auch auſerdem ziemlich gute Srajen hat. Die Städte wurden früher genannt. St. Charles- County , erſtreckt ſich auf der nördlichen Seite des Miſſouri weithin und iſt öſtlich durch den Miſſiſippi be grenzt, auch von der Nord- Miſſouri- Eiſenbahn durchzogen, für den Verkehr alſo ganz vorzüglich gelegen. Es iſt dicht — und wohl zur Hälite von Teutſchen - angebaut, gilt als eines der beſten Coun ties für Waizenbau , bringt aber auch die andern werthvollſten Pro dukte des Staates hervor. Die Waſſerſcheide zwiſchen den beiden groſen Strömen wird durch eine, wedſelnd von Wald und Prärien

.

220

eingenommene Hochebene gebildet, an deren Seiten und den Strömen entlang vielfach gebrochene, bewaldete Hügelrüden ( ridges ), mit Thälern dazwiſchen, ſich hinziehen. Die Landipiße zwiſchen der, ihrer Vereinigung zueilenden Strömen iſt eine überaus reiche, hier und da Durd Seen unterbrochene Niederung ( bottom - prairie ), auf welcher man noch Reſte der erſten franzöfiichen Coloniſten antrifft. den Bächen ſind der Dardenne und der Femme Djage die bedeutende ſten . Eine Menge von neuen Städtchen ſind im Entſtehen ( St. Charles und Auguſta wurden früher geſchildert). Auch hier giebt es kein öffentliches Land mehr, und der Preis des Farmlandes ſteht von $ 8 bis 40. — Der Handel und die Handwerke ſind meiſtens in den Händen der Teutiden . um

Gerade weſtlich davon und den Miſſouri entlang liegt das faſt Es wird ſeiner ganzen kleinere Warren - County.

Länge nach im Norden von der Nord-Miſſouri- Bahn durchzogen, während die Bewohner der ſüdlichen Hälfte den Miſſouri und die an ſeinem ſüdlichen Ufer hinlaufende Pacifik - Bahn für ihren Verkehr benüßen , ſo daß in dieſem Betrachte fein Theil des Staates vortheils bafter gelegen iſt. Am Strome hin zieht ſich faſt ohne Unterbrech ung der allerreichſte, 3 – 4 Meilen breite Miſſouri - Bottom, an welchen der ebenfalls ſehr fruchtbare Boden der erſten Hügelreihe ( der Bluffs ) ſtöſt, worauf andere weniger reiche, oder auch ihrer ſteilen oder felſigen Beidhaffenheit wegen nur für Waldwuchs brauchbare, aber von ſchönen Bachthälern unterbrodene Hügelreihen folgen, welche nach der Waſſerſcheide bin ich abflachen . An den flacheren Waldboben, der zum Theil noch recht gutes Waizenland abgiebt, ſtoſen die Prärien an, welche ſich jest faſt durchaus in Kultur befinden . Die legteren ſind zwar weniger reich und tiefgründig als die in den weſtlicheren Counties , aber die fleiſigen Bebauer wiſſen ihnen reich liche Aernten abzugewinnen . Das County iſt jeßt noch trefflich be waldet und durch den Charette , Tuque und Smith’s - Creek 26. 26. bewäſſert. Die Städtchen ( Warrenton, Marthasville, Wright - City , Dußow 26. 26. ) ſind bis jeßt von geringer Bedeutung. Wohl über } Der Bewohner ſind Teutide , und in dieſem County beſteht die älteſte teutiche Anſiedlung des ganzen Staates, die Duden'iche. Farmland 30 per Aker, wird bezahlt mit $8

221 Das Geſagte wird und muß genügen , um dem Leſer ein Bild von der Beſchaffenheit des ganzen Staates zu geben, denn was über einzelne Counties geſagt wurde, wiederholt ſich in den andern ; eine ſpeziellere Beſchreibung von allen zu geben , würde zu weit führen. Um zu wiſſen, wo Land am wohlfeilſten zu haben iſt, braucht der Leſer nur im 22ten Abſchnitt die 2 Meilen der Counties mit der Zahl der Bewohner zu vergleichen. In den gröjeren teutiden Niederlaſſungen ſtehen die Landpreiſe am Hödſten ; doch findet der Neufommende zugleich hier Annehmlichkeiten , welche er anderwärts wenigſtens vorerſt entbehrt, und auch der ganz Mittelloje kann auf ein vorläufiges Unterkommen rechnen.

Sechsundzwanzigſter

Abſchnitt.

Meteorologiſche Bemerkungen von Profeſſor David Göbel in Franklin Co. )

Die nachfolgenden Bemerkungen famen mir zu ſpät zu , um ſie bei der Ausarbeitung des fünften Abjanittes benüßen zu können. Mögen ſie als das Urtheil eines Mannes von langer Erfahrung und ausgebreiteter Kenntniß neben Dem ſteben, was ich ſelbſt über , Klima, Witterung 2. 26. " geſagt habe . Der Leſer erhält jo gleichjam eine doppelte Bürgſchaft. ,,Da der Staat Miſſouri fich vom 36. bis 40. Grade und 32 Min . nördlicher Breite erſtredt, ſo iſt ſeine Lage noch um einige Grade jüdlicher als die des unteren Italiens ; aber es fehlt viel, daß ſein Himmel demjenigen von Neapel und Sizilien gleich fäme. Sein Klima entſpricht vielmehr vollkommen demjenigen , welches dem In

222 neren groſer Welttheile eigenthümlich und unter der Benennung ,, Continentalklima" bekannt iſt. Die Lage des Staates faſt im Her zen von Nordamerika läßt dieß nicht anders erwarten. Sommer und Winter ſind ſtreng geſchieden, der erſtere überaus beiß , der leştere nicht ſelten abſchreckend kalt, und die Uebergänge von dem einen zum an dern plößlich. Einen Frühling wie der teutſche kennt man hier nicht. Die Monate März , April und Mai ſind öfter unfreundlich und feucht, doch fehlt es niemals dazwiſchen an hellen und ſehr warmen Tagen. Der natürliche Sommer trifft mit dem Kalenderſommer ziemlich zu gleicher Zeit ein. Gegen Ende des Juni und im Anfange des Juli kommt gewöhnlich die Waizenärnte in Gang, und um dieſe Zeit iſt es ſehr heiß , ſelbſt die Nächte gewähren feine Erholung. Die ſtärkſte Hiße beginnt aber etwa in der Mitte des Juli und dauert weit in den Monat. Auguſt hinein, worauf die merklich zunehmenden Nächte kühler zu werden anfangen. Arbeitern, welche auf dem freien Felde oder auf offener Straße beſchäftigt ſind, iſt während dieſer Periode groſe Vorſicht zu empfehlen ; ſdon Mancher, der ſich bei anſtrengen der Arbeit zu anhaltend dem heißen Sonnenſcheine ausſeßte, ſtarb plößlich am Sonnenſtiche. Solche Fälle kommen jedes Jahr ziemlich häufig vor, obgleich ſie leicht zu vermeiden wären . *) Der Sommer iſt gewöhnlich trođen. Quellen, deren Urſprung nicht ſehr tief liegt, fangen an zu verſiegen ; aus Bächen und kleinen Flüſſen verſchwindet allmählig das Waſſer, und die gröſeren Ströme ſinken nach und nach auf ihren niedrigſten Stand herab. Moſkiten , eine bekannte Plage warmer Erdſtriche, fehlen dann auch hier nicht; gröjere und kleinere Waldböde ( Zeden — ticks und seed ticks, die aber bei fortſchreitender Kultur faſt ganz verſchwinden ) quälen beſonders in waldigen Gegenden — Menſchen und Thiere, und etwas ſpäter erſcheinen groſe Stedy fliegen.

*) Auf dem Lande iſt der Sonnenſtich im Ganzen ſehr ſelten, deſto mehr Fälle ereignen ſich in St. Louis. Die Haupturſache mag ſein , daß die Menſchen unvorſichtiger Weiſe ſich abheben und zugleich Branntwein und dann wieder Eißs waſſer in den Magen gießen . In der heißeſten Zeit gehen wohl auch übermäßig angetriebene Pferde und Ochſen plößlich zu Grunde. Wer um dieſe Zeit nicht unſinnig viel harte Arbeit ſich aufbürdet, den Schweiß nicht am Leibe kalt werden läßt und ſich in Alem mäſig hält, hat wenig Gefahr zu befürchten. [Anmerkung des Serausgebers ]

223 Die ſchönſte und angenehmſte Jahreszeit iſt, wie überhaupt in ganz Nordamerika , auch in Miſſouri der Herbſt mit ſeinem ftillen, klaren Himmel, ſeinen milden Tagen und fühlen Nächten. Er bes ginnt in der Regel um die Mitte des Septembers und dauert biss weilen mit wenigen und kurzen Unterbrechungen bis Weihnachten . Dieſe Unterbrechungen beſtehen aber nicht immer etwa nur in trübem Himmel und Regen, ſondern auch in Schneegeſtöber und mitunter ſtrenger Kälte. Dann tritt ſchnell der Winter ein. Die nörtliche und ſüdliche Grenze des Staates liegen ungefähr 68 teutſche Meilen aus einander, und dieſer Entfernung entſpricht eine merkliche Vers ſchiedenheit des Klimas an beiden Grenzen. Im Norden beginnt der Winter früher, iſt anhaltender und gleichmäßiger und mindeſtens einen Monat länger als im Süden. Im mittleren, noch mehr im ſüdlichen Miſſouri iſt die Witterung während des Winters ſehr ver änderlich. Nicht nur wechſeln oft falte Tage mit warmen, Regen mit Schnee und Froſt ab, ſondern man beobachtet oft an demſelben Tage die unerwartetſten Sprünge von der Milde lauer Frühlingsluft zu einer Kälte, welche alle Vorſtellung überſteigt, innerhalb wenigen Stunden das Waſſer in den Häuſern in Eis verwandelt und ſelbſt irtene, mit Waſſer gefüllte Geräje zerſprengt. * ) Die Luft iſt im Ganzen — wohl am Meiſten in der Nähe der groſen Ströme feucht; daher der üppige Pflanzenwuchs, der auſerordentlich ſtarke Thau während der warmen Jahreszeit, die ge waltigen Regengüſſe, das janelle Verweſen gefallener Waldbäume und todter Thiere, die häufigen Ringe um den Mond, die häufigen Nebenſonnen u. A. m . , - und dennoch ſind hier der trüben Tage nicht ſo viele als in Deutſchland. Selten bleibt die Sonne länger als drei Tage völlig verdedt, und noch viel ſeltener dauert ein Lands Regen länger als eine Woche. Sind aber die Regen hier ſeltener und weniger anhaltend, ſo übertrifft doch die Menge des Regen Waſſers hier diejenige in Teutſchland ( auf gleichem Flächenraume) wenigſtens 2 bis 3mal. Es fehlt zwar an genauen Meſſungen der Regenmenge, aber eine langere Beobachtung dort und bier läßt über das Gejagte keinen Zweifel übrig . *) Man muß nicht vergeſſen, daß hier von ſehr luftigen Häuſern, nicht vor gut verwahrten europäiſchen Wohnungen die Rede iſt. Ich habe geſehen, daß die Taſſen beim Abwaſchen vor dem Kamine an den Tiſcy froren. [Anm. D. .]

224 Gewitter kommen hier in allen Jahreszeiten vor, doch vorzugs weije im Frühling und Sommer, oft von ungeheuren Regengüſſen , auch wohl von Hagel begleitet. In manchen Gegenten folgen fie meiſtens einer und derſelben Richtung, z. B. in Franklin Co. von Nortweſt nad Sütoſt, – D. H. diejenigen Gewitter, welche in N. W. irgend eines Ortes in dieſem County aufſteigen, nehmen durch den Scheitelpunkt dieſes Ortes ihren Weg , während andere Gewitter, an antern Punkten des Horizontes zum Vorſchein kommend, ſtets in der Ferne vorüber ziehen. Nicht ſelten halten Gewitter einige Tage nach einander an, oder es bildet ſich im Laufe von 2 oder 3 Tagen an derſelben Stelle immer wieder ein neues Gewitter. Vorherrſchend iſt der Weſtwind. Er iſt trođen und friſch, denn er führt die falte Luft von den Gipfeln des Felſengebirges herbei. Im Sommer mäſigt er die drüdende Hiße , im Winter dagegen folgt ihm oft eine fürchterliche Kälte. In allen Jahreszeiten klärt ſich in der Regel vor ſeinem Weben der Himmel auf. Er iſt jedoch nicht beſtändig, und mit ſeiner Unbeſtändigkeit hängt ohne Zweifel die groſe Veränderlichkeit der Witterung in dieſem Lande zuſammen . Bald ſpringt er nach Nordweſt und Nord, bald nach Südweſt oder Süden um. Im erſteren Falle bleibt das Wetter fühl und trođen ; doch kommen im Winter bisweilen auch Schneeſtürme von dieſer Himmelågegend her. Weht aber Südwind, ſo geht zwar im Winter die ſtrengſte Kälte plößlich in eine belebende Frühlingswärme über, dagegen erhöht er die ſchon bedeutende Sommerwärme nicht ſelten zur ers ſtidenden Gluth. Mit den Dünſten des Merikaniſchen Meerbuſens überladen, bringt er uns die ſtärkſten Regen. Fällt hier ein Wolkens bruch, ſo brachten ihn ficherlich ſüdliche Winde. Doch keine Regel ohne Ausnahme ; auch bei Südwind ſah man ſchon das Reaumur's ſche Thermometer fünf Grade unter den Eispunkt fallen. Der Wind aus Süten und Südweſten weht übrigens unter allen wohl am Kräftigſten und erhebt fich bisweilen zum heftigen Sturme. Oſtwind weht ſelten und immer nur kurze Zeit ; in der Regel iſt er der Vorläufer trüber, regenhafter Witterung. In Teutichland verſpricht ein reines, blaſſes Abendroth für den Folgenden Morgen nicht allein einen heitern Sonnenaufgang, ſon dern auch überhaupt einen ſchönen Tag ; ſtarke Morgenröthe droht dagegen mit Wind und Regen ſelbſt noch an demſelben Tage ; eine

225 ſogenannte Wand am ſüdweſtlichen Horizont weiſſagt eine Reihe von Regentagen u . 1. w . Noch unbekannte Einflüſſe auf den Zuſtand der Atmoſphäre machen dieſe und ähnliche Anzeichen in Miſſouri wie im größten Theile von Nordamerika durchaus unſicher und unzuvers läſſig. Man hört oft nach dem ſchönſten Abendrothe noch in derjel ben Nacht ſtarte Regenſchauer an die Fenſter ſchlagen , - und man fiebt oft 3 und 4 Tage nach einander ein brennendes Morgenroth , ohne von Regen und Wind beläſtigt zu werden, und zulegt ſteht ein vollkommener heiterer Himmel über der Erde. Zur Zeit anhaltender Trođenheit trügen alle gewöhnlichen Vorzeichen des Regens, während anhaltend naſſer Witterung täuſchen eben ſo oft die gewöhn lichen Vorboten der Aufhellung des Himmels. Die Erderſchütterungen, welche hier bisweilen geſpürt werden und die ſich nicht allein auf Miſſouri beſchränken, ſondern ſich immer über einen kleineren oder größeren Theil der Ver. Staaten erſtrecken , find zu ſelten und zu unbedeutend, als daß fie eine ausführlichere Bes trachtung verdienten. Ungeachtet der großen Veränderlichkeit der Witterung und des meiſtens unerwarteten Wechſels der Hiße und Kälte, der Näſſe und Dürre, der ſtillen Heiterkeit und des Sturmes iſt das Klima von Miſſouri im Allgemeinen geſund. Es iſt hier nichts Seltenes, ſo wohl unter den Europäern als auch unter den Amerikanern Män nern und Frauen von hohem Alter zu begegnen. Eine einfache, na turgemäſe Lebensweiſe, Mäfigkeit und Vorſicht bewähren ſich hier wie überall als die zuverläſſigſten Mittel zur Erhaltung der Geſundheit und des Lebens . In den waldigen Niederungen des Miſſiſippi, des Mij fouri, Gajconate, Diage, Des Platte - Fluffes sc. zc. , in den engen , noch wenig auſgeſchloſſenen Thälern der Bäche, in der Nähe ſtehender Gewäſſer und ausgedehnter Sümpfe treten allerdings jährlich - mehr oder weniger je nach der Beſchaffenheit des Sommers — Krankheiten , beſonders Wachjelfieber aui ; doch ſind dieſe ungeſunden Gegenden vergleichungsweiſe von geringem Umfange und können vor der Hand vermieden werden ( werden aber ihrer Fruchtbarkeit wegen dennoch bewohnt und angebaut ) . Uebrigens vermindert ſich die Sürlichkeit der Boden -Ausdünſtungen und ihres Einfluſſes auf die Geſundheit in dem Maje, wie die Kultur fortſchreitet.

226 Hier noch einige Beiſpiele von Witterungs - Ertremen. Im Jahre 1840 zeigte das Reaumür'ſche Thermometer am 25. Jan. 20.3 Grabe unter Null. über I II 15. Juli 27 1841 11 11 28. Jan. 22.2 unter 11 13. Juli 28.5 über 11 unter 11 . 1842 8. Feb. 14.5 11 25. Juni 28.3 über Der Winter des leßtgenannten Jahres begann ſchon im Novem ber, wo das Thermometer Morgens vor Sonnenaufgang oftmals 10 Grad unter Null ſtand. Faſt der ganze Dezember war äußerſt rauh und kalt, und es fiel häufig Schnee. Von Weihnachten bis gegen die Mitte des Januars wurde die Witterung etwas gelinder, dann aber trat wieder ſtarker Froſt ein, welcher ohne Unterbrechung bis zum 19. März dauerte. Sechs Wochen lang war der Miſſouri mit Eis bedeckt, ſo daß man ihn um die Mitte des März noch zu Fus paſſiren konnte. Während dieſer ganzen Zeit war der Stand des Thermometers vor Sonnenaufgang nie höher als 8 - 11 Grade unter dem Nuüpunkte. Dagegen ſtand 1850 nach einem ſehr warmen Juņi das Ther mometer im Schatten vom 1. Juli bis zum 18. Auguſt nie unter 26 Gr., ftieg aber oft auf 28 , 29, 30 und ſelbſt 31 Gr.; am 18 . Auguſt erreichte es zwiſchen 2 und 3 Uhr Nachmittags die auſeror tentliche Höhe von 32 Gr.

227

Siebenundzwanzigſter Abſchnitt.

Bemerkungen zu den beigefügten Karten .

Die beigefügte erſte Karte ( nach einer von Hrn . Huttawa in St. Louis auf Stein gezeichneten ) zeigt ſehr gut die Geſtalt des Staates, den Lauf der Gewäffer und ſo die Waſſerſcheiden , den Zug des Ozart Gebirges, die bereits gebauten und im Baue begriffenen ſowie die weiter proponirten Eiſenbahnen, und giebt die Counties mit den Hauptorten an . Die kleinen Quadrate ſtellen fog. Townſhip o dar ( jede von 36 Sectionen , die Section 640 Afer enthaltend , oder gleich einer Quatrat - Meile ) . Die ſenkrecten Linien treffen nicht immer auf einander zu , weil nidt der ganze Staat trigonometrijd, ſondern jede Townſhip - Reihe für ſich von Dít nad Weſt vermeſſen wurde. entſtanden leicht Fehler die Townſhips wurden häufiger zu gros als zu klein gemeſſen — ; ſo hat man denn häufig in einer Section,

oder ſelbſt in einer Viertels- und Sechzehntels - Section ( in einem 40 Afer- Stüd) einige Afer zu viel , jelten zu wenig. Bei allen Streitfragen wegen Land gilt der Grundíaş, daß es bei der erſten Vermeſſung bleiben muß , mag ſie auch fehlerhaft ſein. Die Actzig Akerſtücke ſind noch urſprünglich vermeſſen , und kauft man ein ſolches, ſo muß man es nehmen , wie es iſt; um ein Vierzig -Akerſtück zu be kommen , wird jenes in der Mitte durchgeſchnitten. Rauit man Aker weiſe, ſo muß der Verkäufer eine neue Vermeſſung vornehmen laſſen. ( Da die alten Vermeſſungszeichen ( lines und corners ) ießt am Bers ſchwinden ſind, ſo ſorge Jeder für neue und richtige Vermeſſung ſeis nes Landes und leße unverrückbare Grenzſteine mit Zuziehung der Nachbarn ).

228 Man wird eine ſtärkere ſenkrechte Linie bemerken, welche von Ars kanjas herauffommt und bis zum Miſiſippi hinauigeht; dieß iſt der ſog . fünfte Haupt-Meridian , und nach ihm werden die Ländereien in den Mijliſippi- Staaten bezeichnet. Jede von Süden nach Süden nach Norden laufende Townſhip - Reihe heiſt eine Range, und jolde Reihen giebt es öſtlich und weſtlich von gedachtem Meri dian . Man bezeichnet alſo dieſe Reihen näher als z. B. die 3. oder 15. entweder öſtlich oder weſtlich von dem Hauptmeridian. Die das zu erforderlichen Zahlen ſind angegeben auf einer dunklen Linie, weldie zum größten Theil die Grenze zwiſchen Miſſouri und Arkan fas bildet und ein Stück eines Parallelfreijes darſtellt. Die an dem Meridian ſtehenden Zahlen geben die Numern der Townſbips an , und alle Townſhips in derſelben Reihe von Oſt nach Weſt haben die felbe Numer, zu welcher Range ſie auch gehören mögen. Will man Z. B. tie Townſhip bezeichnen , worin Jefferſon - City liegt, ſo muß ſie angegeben werden als die 44. in der 11. Range weſtlich vom 5 . Haupt- Meridian . ( Township 44 in Range 11 west of the 5. principal Meridian ). Ein 40Aferſtüd tann z. B. bezeichnet werden als das ſüdöſtliche Viertel des nordweſtlichen Viertels der 17. Sektion in Townſhip 37 , Range 1 öſtlich sc. Auf der zweiten jog. Neger- Karte ſind eben wohl die Counties durch Punkte und Striche genau bezeichnet, und dann findet ſich ein breiterer oder ſchmalerer ſchwarzer Strid mitten durch ; das Verbält niß ſeiner Breite zu der weiß gebliebenen Strede joll das Berhältniß der ſchwarzen zu der weißen Bevölkerung in jedem County bezeichnen und lo dem Lejer eine Ueberſicht geben, in welcher Art die 90,000 Neger über den Staat vertheilt ſind. Der Leſer wird ſehen, daß die Sklaverei in 12 15 Counties , von welchen die meiſten am mitts leren und obern Miſſouri liegen , conzentrirt und beinabe darauf bes dyränkt iſt. Man nehme die Schwarzen aus 20 unter den 107 Counties des Staates weg, und Sklaverei exiſtirt faſt nicht darin, Dieſe Karte erregte bei ihrem erſten Erſcheinen grojes Auſſehen .

229

Schlußwort an die leſer.

Obwohl es mich freuen ſoll, wenn mein Buch in irgend einer Weiſe zur allgemeinen Belehrung dienen kann , ſo werbeble ich doch nicht, daß ich bei deſſen Abfaſſung hauptſächlich die fünftigen Auss wanderer aus Teutſchland im Auge hatte, daß ich beſonders dieſen ein treues Bild von Dem , was Miſſouri ihnen bietet, ſowie die nöthige Anweiſung zum beſſeren Zurechtfinden in den neuen Verhältniſſen geben, ihnen ein Wegweiſer und Rathgeber ſein wollte. Auſer dem Geſagten mögen hier noch einige Bemerkungen folgen , deren Beach tung ſich als nüßlich erweiſen wird . Man belaſte ſich nicht übermäßig mit Gepäd, es giebt nichts Nothwendiges, das man nicht hier haben könnte. Die Kiſten ſollen ſtart ſein , mit 2 Handgriffen, nidyt über 200 Prund ſchwer, deutlich gezeichnet und wohl verídloffen. Die Hauptſache iſt die Baarſchaft. Man tauſcht wohlfeil in den teutichen Seeftädten amerikaniſches Gold ein ; oder man verſehe ſich mit Wechſeln auf New - York oder St. Louis und trage dieſe in einem Gurt um den Leib. Gegen alle zudringlichen Fremden muß man vorſichtig ſein und ſie kurz ab weijen . Vor der Stiftung geſchloſſener Geſellſchaften mit Statuten und Beamten werde ich kaum nöthig haben zu warnen ; ſolche Unterneh mungen endigten immer mit Verdruß und Schaden. Hier mögen wohl Coloniſationsvereine fich bilden, weil die Leute die Verhältniffe

230 bereits genauer kennen ; aber von Europa aus laſſe fich Niemand darauf ein . Dagegen mögen befreundete Familien ſich zuſammen thun zur gemeinſchaftlichen Reiſe und zur fünftigen nad barliden Anbauung ; die Wohlhabenderen ſollten auch unbemitteltere brave Familien mit ſich nehmen, deren Aushülfe ihnen ſelbſt wieder zu Statten kommen mag. Wer nicht ein ſtädtiſches Geſchäft zu betreiben gedenkt, verweile auch nicht in den Städten. Ledige Leute, wenn ſie auf dem Lande $ 10 15 monatlich verdienen können, ſtehen ſich dabei beſſer, als wenn ſie den doppelten lohn in der Stadt erhalten , von welchem die Wenigſten viel zurüdlegen. Man beginne Alles einfach und nicht zu gros , halte ſich wo möglich einige Mittel zurüd und mache Pläne nicht eher, bis die nöthige Erfahrung geſammelt iſt. Je früher man dagegen rüſtig zur Arbeit greift, deſto beſſer. Es ſchadet nichts, vorerſt auch nur in einer Blodhütte zu wohnen , — das Beſſere kommt nach und thut dann um ſo wobler. Wer es irgend kann, ſuche fich mit der engliſchen Sprache einiger Maſen bekannt zu machen. Wer ſeine Söhne fünftig nach Amerita zu ſenden gedenkt, erziehe ſie vor Adem einfach, körperlich rüſtig und thätig, und laſſe ſie Engliſch und ein ordinäres Handwerk lernen. Auch als Kaufleute, Mechaniker, Lehrer, Apotheker, Aerzte u . ſind ſcon manche junge Teutſche hier gut fortgekommen, aber ſie ſind doch meiſtens im Nachtheile gegen die hier Erwachſenen, deren es ſchon reichlich viele giebt. Ein Handwert, oder Art und Pflug ſidyern am Meiſten hier Jedem Unterhalt und , ſofern er es nur verdient , eine ebrenvolle Stellung. Wohlhabendere ſollen die größere Auslage nicht icheuen , ſich in einer deutſchen Niederlaſſung anzukaufen , wo ſie annehmlicher leben,

auch leichter Hülfe und Kath haben können. Mit geringeren Mits teln verſehen , muß man in den entſégneren Gegenden eine wohlfei lere Heimſtätte ſuchen und in derſelben Art neue Anſiedlungen grün den , wie aud wir es thaten. Es wird dafür geſorgt werden , ehe dieſes Buch in die Hände meis ner Landsleute kommt, daß fie in New York einen deutſchen Verein treffen , geſtiftet zu dem Zweđe, ſie dort in Empfang zu nehmen und ſie wohlfeil und ſicher weiter nach St. Louis zu befördern. Dort wird ein anderer Verein ihnen Rath ertheilen und wegen der Weiter reiſe ins land ſowie über Landpreiſe und darüber, wo für Handwer

231 ker und Arbeiter gutes Unterkommen ſich darbietet, an wen ſie in dies ſem oder jenem Theile des Staates fich zu wenden haben u. ſ. w. allen wünſchenswerthen Aufſchluß geben. Und warum unterziehen wir uns dieſer Mühe ? Allerdings, um unſern Landsleuten behülflich zu ſein, um ihnen ſo manche bittre Ers fahrung, die wir ſelbſt machen mußten, zu erſparren , um das für ſie hier zu thun , was Die, von welchen ſie ſcheiden, für ſie zu thun , wes der die Macht noch den Willen haben. Aber es iſt kein Grund da, es zu verhehlen, daß wir auch noch einen andern Zwed im Auge has ben. Wir Teutſche in Miſſouri find es , denen die Aufgabe geſtellt zu ſein ſcheint, einen der ſchönſten, gröjeſten und am Meiſten mit un erſchöpflichen Naturgaben geſegneten Staat dem Verderben des Skla venthumes zu entreißen , und dazu bedürfen wir noch Tauſende von waderen Mitſtreitern. Sobald wir durch freie Arbeit Das leiſten können, was jeßt die leibeigene verrichtet, ſind die Tage der ichwarzen Knechtidart in Miſſouri gezählt. Sie hält fich nur, weil die freie Arbeitskraft bisher nicht zureichte. Unter den hieſigen Sklavenhals tern ſelbſt giebt es Tauſende, welche offen bekennen, daß Sklaverei ein Uebel, ein Fluch iſt, und daß ſie die freie Arbeit vorziehen wür den, wenn ſie nur zu haben wäre. Je mehr aber der Aderbau fünf tig mit Sorgfalt und nachhaltig betrieben werden muß, je mehr Bergbau und Hüttenweſen emporkommen, Gewerbe aller Art ſich ausbreiten und heben , Handel und Verkehr raſch zunehmen, deſto mehr zeigt es fid , daß die raube und nachläiſtge Sklavenarbeit für dieſen Staat nicht mehr paßt, daß der Sklavenhalter neben dem freien Arbeiter faum noch wird beſtehen können , daß unſer Staat, von freien Staaten bereits auf 3 Seiten eingeſchloſſen, das gebäſſige Ins ſtitut nidyt lange mehr wird halten können . In jedem Teutſchen , der zu uns herüber kommt, gewinnen wir einen Mitſtreiter für die gute Sache, wenn er auch nichts weiter thut, als daß er den Erfolg ſeiner freien Anſtrengung neben den meiſt kläglichen Erfolg der Sklaven -Arbeit, ſein geſittetes und glüdliches Familienleben neben die wüſte Negerwirthſchaft, ſeine zu Fleis und Unſtand erzogenen Kinder neben die vielfach entarteten und verwöhns ten Söhne der Sklavenzüchter ſtellt. Vielen der Leßteren iſt die Sadie jeßt ſchon verleidet geworden, fie bieten ihre Hofſtellen zum Berkaufe an, - es giebt Benige, die man nicht auskaufen könnte..

232 So kann durch die Teutſchen in Stille und in Frieden dieſer Staat für die Freiheit erobert werden in Verlauf einer verhältniſmäßig kur nicht allein, ohne ein Opfer zu zen Zeit, und damit hätten ſie, bringen , ſodern ſich jelbſt zu Glück und Heil – hier im fernen We ſten der neuen Welt eine größere That volbracht, als ihnen in der alten im leßten Menſchenalter zu volbringen gelungen iſt. Zum vollſtändigen Gelingen bedarf es nicht mehr als des vierhundertſten Tbeiles Derer, welche jeßt im alten Baterlande ſich abmüben, ja die teutſche Auswanderung eines einzigen Jahres , welche jeßt in alle Ge genden des Erdballes ſich zerſtreut, ohne irgendwo etwas zu erreichen , Dås als groſe Hejammtheit ſich bezeichnen lieje, wäre hinreichend, in Miſſouri ein Wat zu vollbringen, welches einſt die Geſchichte der Menjdbeit als einen der bedeutungsvollſten bumanen Fortſchritte wird aufzeichnen müſſen. – Miſſouri, an Umfang dem vierten Theil von Teutſchland gleich und ſeinem natürlichen Reichthume nach Miſſouri für teutſche keinem Lande der alten Welt nachſtehend, zu erobern und es friedlich Teutice durch Sitten edlere Bildung und zur künftigen Heimath freier und glüdlicher Millionen zu machen , iſt ein Gedanke , für welchen auch die Menſchen einer nüchtern gewordes. nen Zeit ſich wohl noch begeiſtern dürften . Sit der beſſere und ſtrebende Theil meiner Landsleute nod ießt von demſelben Geiſte beſeelt, welchen ich einſt in ihnen fannte und liebte , iſt der Geiſt, den ich meine, nicht ganz erſtorben unter dem blos berechneten Bemühen für die beliebten „materiellen Intereſſen “ und die zur allmächtigen Mode gewordene Induſtrie “, ſind ſie noch derſelben Begeiſterung fähig, die in vergangenen Jahren in ſo lichten Flammen aufſchlug, dann kann es ihnen innerlich nur wohl ſein, wenn ſie bei ihrem alltäglichen Treiben von einer höhern Idee geleitet werden , wenn ſie den Rampf zur Verwirklichung dieſer Idee, ſtatt ihn zu icheuen, aus innerem Drange ſuchen und ein Ziel , für welches zu leben es der Mühe werth iſt, mit ausdauerndem Muthe erſtreben . Das kleinliche Treiben von Millionen zählt nicht in der Geſchichte des menjdlichen Fortſchrittes, und Tauſende, die vielges ſchäftig fich rühren und blähen , bedeuten doch nicht mehr als die flüch tig zerrinnende Welle des Stromes . Wem es nicht gelang , eine That, oder noch beſſer ein thatenreiches Leben, woran dauernd jegensreiche Folgen ſich knüpfen , einzuzeichnen in das Buch des Lebens, dem jollte

233 man wenigſtens den Wahn benehmen, als ob ſein Daſein irgend Et was bedeute. — Bedenkt man , welche wichtigen Folgen an die Bes freiung von Miſſouri fich knüpfen müſſen, daß damit die große Reats tion in dieſem Lande, welche einmal kommen muß , mit Macht begin= nen und einer der Nachbar -Sklavenſtaaten nach dem andern dann dem Beiſpiele von Miſſouri folgen wird und muß , ſo daß dieſe groſe Republik, beſtimmt, Hunderte von Millionen freier Bürger zu zählen, allmählig von dem einzigen Fled, der an ihr baftet, fich befreit, ſo wird man meinen dringenden Aufruf nicht für eine leere Deklamas tion halten.

Alſo nicht mehr blos von einem unklar gedachten Glücke

träumend , ſondern mit einer Joee gerüſtet, welche auch Widerwärtig keiten beſiegen hülſt, mögen und werden künftige ,,Europa -Müde" an den Ufern des mächtigen Miſſouri eine neue Heimath gründen. Wie einſt Rarl Follen , ſeinen volksthümlichen Beſtrebungen im Baterlande entnommen , hier ſeinen Geſichtsfreis erweiterte und fühn zu einer Zeit, da nicht geringe Gefahr dabei war, in die Reihen der Kämpfer für allgemeine Menſchenrechte eintrat, ſo finde ich auch noch jeßt, daß alle teutſchen Männer, die jemals wirklich des öffentlichen Bertrauens werth waren, hier dasſelbe thun, und ich bin überzeugt, daß Die, welche hier die Sache der Freiheit verrathen, auch in Teutſch land Verräther an der Sache des Volkes geworden wären. Leider pflanzen die Judas -Seelen nod immer fich fort. Mein Aufruf gilt zugleich denjenigen Teutſchen in den älteren hieſigen Staaten, welche etwa ihre Lage durch weſtliches Weiterwans

dern zu verbeſſern wünſchen ; ſie finden eine Heimath hier und zu gleich einen Wirkungsfreis, der ihnen ein erhebendes Bewußtſein ſichert, während ſie jeßt vielleicht erfolglos fich abmühen. Und damit, lieber Lejer, lebe wohl, - vielleicht reichen wir noch die Hand einander im fernen Weſten . "

3 JY61

235

Juhalt 8 - Angabe

An die künftigen teutſchen Auswanderer nady Miſſouri ...

Seite 9

I. Abſchnitt.

17

Geſchichtliches ..

II. Abschnitt. Lage, Gröſe, Bewäſerung, Gebirge, Bodenbeſchaffenheit..........

21

III. A bonitt . Natürliche Bewaltung ..

34

IV. Auf ih nitt. Mineralien : Rohlen, Eiſen, Blei u. f. w .

43

V. A bſd nitt. Klima, Witterung, Geſundheitsverhältniſſe.

54

VI . Abſchnitt Wilde Thiere: Inſekten , Amphibien, Fiſche, Vögel, Säugethiere ; Jagd

65

VII. Anitt. Bevölkerung: Amerikaner, Jrländer, Teutſche....

73

VIII. Abſchnitt. Straſen , - Eiſenbahnen ...

81

C

236

Sette IX . Abdnitt. Handel und Gewerbe; Bankweſen ; Handwerker ...

86

X. Abd nitt. Landleben ; Acerbau im Allgemeinen ; Urbarmachung der Prärie und des Waldbodens ; Fenzen ; Adergeräthe; Düngung u. ſ. w.

90

XI. A bid nitt. Feldbau : Korn, Waizen, Roggen, Baber, Gerſte, Delgewächſe, Erbſen, Bohnen, Sanf, Zuderkorn , Beſenkorn, Tabad ...... 108 XII. A bid nitt.

Gras- und Kleebau . Weidepläße .

121

XIII. Abſchnitt. Gartenanlage ; Gemüsbau : Kartoffeln, Rüben, Rohl, Bataten , Melonen u.ſ.w .. 125

XIV. Abfonitt. Düftbau : Aepfel, Birnen, Pfirſiche, Pflaumen , tirſchen, Quitten, Beeren - Arten . 128

XV. Anitt. Weinbau

138

XVI. Anitt. 148

Viehzucht . XVII. Anitt. Verfaſſung und Gefeßgebung; Finanzen ....

154

XVIII Abſchnitt. Kirchen- und Schulweſen ........

161

237 Seite

XIX. Abfnitt .

Literatur, öffentliche Blätter .

166

XX . Abfchnitt.

169

Die Sklaverei ..

XXI. Anitt. 180

Nativismus

XXII. A bfchnitt. Ueberſicht der Counties — nach dem Cenſus von 1856 ..

... 186

XXIII. Abſchnitt.

191

Saint Louis ...

XXIV. Abichnitt. Die bedeutenderen Städte in Miſſouri ( auſer St. Louis )...

... 203

XXV. Abid nitt.

Schilderungen einiger Gegenden und Counties ....

209

XXVI. Abd nitt

Meteorologiſche Bemerkungen von Prof. David Göbel .......... 221

XXVII. Abſchnitt.

Bemerkungen zu den beigefügten Charten ....

227

Schlußwort an bie Refer

229

Druck von L. Haurer , Nr. 30 North William Street, New York.

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