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German Pages 905 Year 1759
D. Anton Friedrich Büſching
Neuer
Erdbeſchreibung
dritten
Sheils
dritter Band,
worinnen der niederſächſiſche Kreis und dic Regiſter über' die drey Bånde entialcen ſind. Zwcyrc Auflage.
Hainburg, ben Johann Carl Bohn, 1759.
1
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Der
niederſächſiſche
Kreis.
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2294
Einteitung.
fix.SI.
1
an Hat von dieſem Kreiſe noch keine gute alt. gemeine Landcharte, weil es an guten Clar: M tert von den meiſten, einzelnen dazu gehöris Låndern Die Charten , welche vorhans fepler. gen den ſind, haben Sanſon , Jaillot, mortier, Valk, de Wit, Viſſcher, bómann und Seutter geſtochen. Die Homanniſche izte Sandcharte.
iſt im Atlas von Deutſchland die
§ 2. Es grenzét dieſer Kreis gegen Norden an das zum Königreiche Dånnemark gehörige Herzogtum Schleswig und an die Oſtſee , gegen Oſten an den oberſådyſiſchen Kreis, gegen Süden an eben denſelben und an ein Stück des oberrheiniſchen Kreiſes, gegen Weſten an den weſtphäliſchen Kreis und an die Norde fee.
Man kann ſeine Größe ungefähr auf 1420 geo .
graphiſche Quadratmeilen ſchågen.
$ 3. Die'Stånde deſſelben ſind : Magdeburg , Bremen , (welche bende nach dem Directorio um wechſeln ,) Celle, Grubenbagen, Calenberg, Wols fenbütte!, Salberſtadt, Vijecklenburg Sdrwes rin, Mecklenburg-Gůſtro, solſteinsGlückſtadt, Holſtein -Gottorf, Sildesheim , Sachſen : Lauens burg , Lübecť das Hochſtift, Schwerin das Fúr. ftentum , Raseburg, Blankenburg, Ranzau , Lůs bedł die Reichsſtadt, Goßlar ,X7ůhlhauſen ,67ords haufen , samburg, Bremen die Reichsſtadt. $ 4. Die freisausſchreibenden Fürſten ſind die Herzoge zu Magdeburg und Bremen , ſie führen auch wechſelsa
Einleitung.
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Wechſelsweiſe von Kreistage zu Kreistage bas Directo rium , und der ålteſte regierende Herzog zu Brauns fchweig hat das Condirectorium . " Die Kreistage find faſt alle entweder zu Braunſchweig oder zu Lüneburg gehalten , ſeit 1682 aber iſt keiner angeſtellet worden . $ 5. Ais 1681 Durch einen Reichsſdyluß die Kriegesa verfaſſung des ganzen Reiches zu Friedenszeiten auf 4copo Mann gefeßet wurde, famnen auf den niederſachs fiſchen Kreis 1322 zu Pferde, und 2707 zu Fuß , folg lid, ein gleicher Anſchlag mit dem oberfächſiſchen , bur. gundiſdzen , ſchwäbiſchen und weſtphäliſchen Kreiſen, welchen er auch 1707 bey der Eintheilung derer zu der Reichs - Operations caffe bewilligten 300000 Sl. gleich gemacher, und ihm die Summevon 31271 Fl. 58 Kr. 5 Pf. zugetheilet wurde. Es haben unterſchiedene Herzoge zu Braunſchweig in dieſem Kreiſe das Kreise Oberften- und Nachgeordneten - Umt verwaltet. $ 6. In Unfchung der Religion iſt der Kreis der zwente ganz evangeliſche. Im weſtphäliſchen Frieden iſt ausgemachet worden , daß er zum Kammergerichte jedesmal 4 Affeffores präſentiren folle, fodann wechſels: weiſe mit den oberſächſiſchen Kreife nod) 1 ; Es iſt das her 1654 bey dieſem Kreiſe befchloſſen worden , daß Magdeburg und Bremen jedes I , das Haus Brauns fdweig 1 , Mecklenburg und Holſtein zuſammen I, und wenn die ste Stelle wechſelsweiſe an dieſen Kreis kom . me , Lübeck , Goßlar, Mühlhauſen und Nordhauſen I pråſentiren ſolle; ißt aber ernennet der Kreis wirklich nur 2 Uffeſſores, und die abwedyfeinde Ernennung eines Aſſeſſors zwiſchen dieſem und dem oberſächſiſchen Krei fe iſt nicht im Gange. Es hat auch das Churhaus Braunſchweig-Lüneburg nach erlangter Churwürde veis langet,
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Der niederſachſiſche Kreiß,
langet, wenn die Anzahl der im weſtphäliſchen Frieden beliebteit 50 Kainmergerichts . Aſſeſſoren voll wäre , 2. derſelben zu präſentiren, ſo lange ſie aber auf die Hälfo te heruntergeſeket ift, einen , welches ihm auch zugeſtan. den worden . Es pråfentiret aber einen , welcher der evangeliſchen Kirche zugethan , und unter allen Kam . mergerichts. Aſſeſſoren der gte ift.
Das Herzogtum Magdeburg.
ie Landcharte von dieſem Herzogtume, welche von Gundling zu Berlin.hat ſtechen laſſen , iſt ſehr unrichtig, Peter Schenks Charte iſt nicht zu gebrauz chen , und die , welche der jüngere Somann nach der von einem Ingenieur verfertigten Zeichnung herausge. geben hat , und im Atlas von Deutſchland die 114te Charte iſt , hat einige Vorzüge, aber auch noch viele Fehler, es iſt auch nicht der ganze luckenwaldiſche Kreis . darauf zu ſehen .
In Walthers Singul. Magdeb. ſind
gute Charten von einigen Gegenden dieſes -Herzogtu . mes , unter welchen diejenige vorzüglich erheblich iſt, welche den lauf des Ora Fluffes, ſamt dem Drømling, abbildet, weil ſie die wahren Grenzen zwiſchen der ala ten Mark, Magdeburg , Lüneburg und Braunſchweig anzeiget. In von Dreyhaupts Beſchreibung des Saalfreifes iſt eine richtige Zeichnung von dem Pfån .. ner - Gehåge ben Halle, welche ein anſehnliches Stück der Gegend um Halle und des obern Theiles vom Saala freiſe vorſtellet. $ 2. Das Herzogtum iſt von der Mark Brandene
burg, vom Herzogtume Braunſchweig, Den Fürſtentůs merit
Einleitung.
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mern Halberſtadt und Anhalt, von der Grafſchaft Mansfeld, und von dem Churfürſtentume Sachſen um geben.
Der Saalkreis und der luckenwaldiſche Kreis
ſind von den übrigen abgeſondert, und ganz von ober: Fådyriſchen Freie ländern umgeben. S 3. Es iſt mehrentheils ebenes land. Der Theil des Holzkreiſes, welcher die Börde genannt wird, und der Saalfrcis, Haben den reichſten Kornbau und ſchöne Viehzucht, die übrigen Kreiſe und Gegenden find theils ſandig, theils moraſtig und mit Holze bewachſen . In einigen Gegenden , vornehmlich im
Saalfreiſe, man
brennt aber dafelbſt Stroh und ' gelts am Holze : man Steinfolen , welche im Iande felbft vorhanden find, bekommt auch auf den Flüſſen aus andern Ländern Holz. • Die Salzquellen zu Haſle, Groß-Salze, 21t Salze und Stasfurt, ſind ſo reich , daß fie ganz Deutſch land mit Salze verſehen könnten ; daher man die noch an andern Dertern des Herzogtums vorhanden gewer Es iſt auch zu fenen Salzwerke hat eingehen laſſen. Die Rothenburg ein Kupferbergwerk vorhanden . Elbe, welche einen guten Theil des Landes durduſtrómet, nimmt auf der Grenze der Grafſchaft Barby die durch 7 Schleuſen ſchiffbar geinachte Saale , nachdem ſie den Saalkreis und einen Theil des Holzkreiſes durch . floſſen hat, und auf der Grenze der Mark die Savel auf, nachdem lektere gegen Morgen in einem langen Striche die Grenze zwiſchen dem Her fogtume Mag. deburg und der Mark gemachet hat.
Durch den relor
nůžlichen plauiſchen Ranal, welcher den jerichoia ſchen Kreis durchſchneider, und den ich oven bey der Mark beſchrieben habe , iſt eine nåßere anderweitige Verbindung zwiſchen der Elbe und der Havel bewert. ſtelliges
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1
Der niederſächſiſche Kreis.
ftelliget worden . Sonſt entſpringt auch Hiefelbſt im Holzfreiſe die Aller, und in die Elbe ergießt ſich die Ohre, welche in des Fürſtentums Lüneburg Amte Knex febeck entſpringt, und die Saale nimmt in dem von ihr benannten Kreiſe die Elſter, und im Fürſtentume Anhalt ben Nienburg die durd, einen Strich des Holzo kreiſes gefloffene Bode auf.
§ 4.
Im ganzen Herzogtume, das mit demſelben
verbundene Antheil an der Grafſchaft Mansfeld una gerechnet, find 1703 gezählet worden 29 Stådté , 6 Flecken , und 431 Dörfer. Bon 1750 bis 1756 , und alfo in 7 Jahren , ſind jährlich, ein Jahr ins andere gerecinet , 3786 Menſchen geſtorben , fo daß die Ana zahl der Menſchen in dieſen Jahren ungefähr 330000 betragen haben mag. Die Landesſtånde beſtehen aus den Prålåten , unter welchen das Domkapitel den erſten Stand ausmachet, der Kiterſchaft und den Stáðs ten. Sie theileten ſich ehedefſen in den engern oder kleinen , und weitern oder großen Ausſchuß , und is . wurden oftmals Husſchußtage, und in wichtigen das ganze Sanb'angchenden Fällen auch Landtage gehalten : allcin, nachdem das Land als ein weltliches Herzogtuin an das Churhaus Brandenburg gekommen , iſt dieſe Landesverfaſſung nach und nach eingegangen ; denn es find feine Landtage mehr gehalten worden , und die Landſfånde haben die Direction der Landſchaftscaſſe nicht mekir. $ 5. Im 16ten Jahrhunderte zur Zeit der Refors mation nahm das Land nad) und nach die gereinigte Letyre an, zu welcher ſich auch der Erzbiſchof Sigmund fo wie das Domkapitel befennete, da ſie denn durchges bende eingeführet wurde.
Es
find aber die Klüfter Hmmens .
Einleitung,
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Ammensleben , Atten :Haldensleben, Mayendorf,Ma: . Der Neuſtadt
1 Magdeburg, bey der römiſch -katholiſchen Lehre bis auf bieſen Tag geblieben . Bis in die ate Hälfte des 17ten Jalryundertes ſind hier keine andere, als evangeliſche lutherifdye Religionsverwandte, geduldet worden , die eben genannten 5 katholiſchen Kloſter ausgenommen ; nachdem aber das {and unter churbrandenburgiſche Herrſchaft gelanget iſt, ſind auch viele aus Frankreich und der Pfalz vertriebene franzöſiſche und deutſche Kies formirte aufgenommen worden , und unter K. Frides ' rich Wilhelms Regierung iſt auch zu Magdeburg und Halle der privat katholiſche Gottesdienſt erlaubet wors den . Die vorhandenen 914 evangeliſc )• lutheriſchen Pfarrkirchen und 353 Prediger ſind unter 16 Inſpection nen und Inſpectores vertheilet , über welche ein Gence ralſuperintendent geſeket iſt; doch iſt das Miniſterium der Altſtadt Magdeburg von den Inſpectionen ausge. nommen , und ſteht unter der Uufficht ſeines Seniors . Die deutſchen Reformirten Kaben überhaupt 7 Kirs chen und 11 Prediger, und die franzöſiſchen machen 6 Gemeinen aus, und 5 derſelben haben 10 Prediger, die zu Calbe aber wird zugleich durch den daſigen deutſchen reformirten Prediger beſorget. Es Haben aber alle diefe reformirte Prediger weder jura ſtolæ , noch ſonſt einige Accidenzien zu genießen .
Zu Halle ſind Juden wohnhaft, welche dafelbſt eine Synagoge haben . $ 6. Es ſind Tuch - Zeug = Strumpf . Leinwands Wachstuc) - Leder - Pergament . und andere Manufaks turen und Fabrifen vorhanden , es wird auch überaus viel Stårke gemachet, und nebſt feinem Mehle und al lerhand Getreide in andere Länder ausgeführet. $ 7. Das
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Der niederſächſiſche Streis.
$ 7. Das vormalige Erzſtift Magdeburg iſt aus einem Benedictiner Mönchenflofter entſtanden , wele ches R. Otto I zu Magdeburg im Jahr 937 geſtiftet, und 967 in ein Erzbistum verwandelt hat , dem der Biſchof Hilmard zu Halberſtadt von ſeinem Sprengel den zwiſchen der Elbe , Ohre und Bode belegenen Strich landes , nebſt der Friderichsſtraße , und allen Pfarren zwiſchen dem mansfeldiſchen geſalzenen See, der Saale, Unſtrut, Helme und der Grube bey Wal. hauſen , abtrat. Dem nelien Erzbistume wurden die Bistůmer Merſeburg, Naumburg, Meiſſen , (welches nachher epintiret worden, ) Havelberg , Brandenburg , Cammin und Lebus untergeben . Es war auch, ein Erzbiſchof zu Magdeburg Primas in Germania ma gna, und katte unterſchiedene andere anſehnliche Pri. vilegien , als , das erzbiſchöfliche Palliuin zu tragen , unter den Cardinal - Biſchöfen zu fiken , nach Art der römiſchen Kirche 12 Cardinales Presbyteros, 7 Dia conos und 24 Subdiaconos an ſeiner Kirche zu hao ben , und ſich das Kreuz vortragen laſſen zu dürfen. Der erſte Erzbiſchof hieß Adelbert. 1648 im weſt phåliſchen Frieden , wurde dem Churhauſe Brandena burg , wegen der an die Krone Sdyweden abgetretenert vorpommerſchen Sande , zur Schadloshaltung , unter andern auch die Anwartſchaft auf das Erzſtift Mag deburg crcheilet , um ſolches nach Abgang des damas ligen Adminiſtrators , Herzog Auguſts zu Sachſen , als ein unmittelbares und ewig währenbes Ieln und weltliches Herzogtum zu befizen . Er nahm daher 1650 in demſelben die Eventualhuldigung ein , und 1
kam 1680 nach Herzog Auguſts Code zum wirklichen Beſize deſſelben .
$ 8. Das
Das Herzogtum Magdeburg.
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S8 . Das Wapen des Herzogtumes iſt ein mie roth und Silber geſpaltener Schild. $ 9. Im Reichsfürſtenrathe hat der König von Preußen , als Herzog zu Magdeburg , zwiſchen dem Churfürſten in Bayern , als Herzog in Bayern , und dem Churf. zu Pfalz, als Pfalzgrafen zu lautern, Się und Stimme. Jin niederſádyſiſchen Kreiſe iſt der Her 309 zu Magdeburg der erſte Kreisſtand und einer der beyden ausſchreibenden Fürſten und Directoren , wie oben in der Einleitung zu dieſem Kreiſe S 4 gelehret worden . Der Reid ,smatrikular - Anſchlag des Hers zogtumes iſt 43 zu Pferde 196 zu Fuß , der monate lich 1300 Fl.
Zu einem Kammerziele iſt es auf 343
Rthlr. 40 Kr.angeſeket. § 10. Es hat das Herzogtum feine eigene Lane desregierung, welche 1714 von Halle nach Magder burg, der Hauptſtadt des Landes , perleget worden iſt, und aus 2 Senaten beſteht. Das Domkapitel hat heutiges Tages mit der Regierung des Landes nichts zu ſchaffen. Die Rriegescund Domainenkammer , welche 1723 anſtatt des ehemaligen Kriegscommiſſa. riars und der Oberſteuercaſſe verordnet worden, beſurget fowol alle Domainen , und Kammerſachen, als Accis fen , Steuern und was zur Polizen gehöret ; doch iſt jebe Calle abgeſondert geblieben , und hat ihre beſona deren Bedienten und Einnahmen . Ueber die Ucciſen
3
und Kämmerenen in den Städten Şaben gewiſſe Steuers råthe als Commiffarii locorum die Direction und
7
Aufſicht.
. 1
gliedern der Landesregierung , dem Generalſuperinten denten , und einigen geiſt -und weltlichen Conſiſtorial. råthen . Unter demſelben ſtehen bloß die evangeliſch G999 999 3 Th. lutgeri.
Das Conſiſtorium beſteht aus den Mit:
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Der niederſächſiſche Kreis ..
lutheriſchen Gemeinen , hingegen die deutſchen Refors mirten ſtehen unter dem reformirten Oberkirchendirecto franzöſiſchen rio , und die franzöſiſchen unter den Dberconſiſtorio fu Berlin. $ 11. Dielandesfürſtlichen Einkünfte Hießen theils in die Domainen - Rentgen, theils in die Ober . Steuer- und Kriegescaſſe.
Indie Domainen Rens
they kommen die Einkünfte von der königlichen Quarts Sole zu Halle, und anderen föniglichen Salzgütern * ), die Salzſteuern und Auflagen , die Ausbeuten und Zehenden von den Bergwerken ,
Gerichtsgefälle,
Strafen, Schiffahrtspacht , Schleuſengelder, Waſſere und Sandzólle , Pachtgelder von den Hemtern , Forſte und Maſtgefälle , und andere dergleichen Einnahmen ; hingegen werden auch aus ſelbiger die königlichen Bea fós niglichen Gebäuden , Hemtern , Waſſergebäuden, und Wegebeſſerungen , nebſt andern Ausgaben , beſtritten , und der Ueberſchuß an die königl. Generaldomainen caſſe abgeliefert. In die Oberſteuer z und Kriegess caſſe aber fließen die Contributionen oder Steuern vom
* ) Die toniglichen Salzroerte in dieſem Herzogtume lies fern einen ſo ungemein großen Ueberfluß an Salze , dan die geſammten königlich - preußiſchen Lander damit vers feben werden können. Es iſt daber ein jeder Hauswirth in denſelben für ſich ſeine Frau , Kinder , Gefinde und Viel eine gewiſſe Menge Salzes zu kaufen und zu bes zablen verpflichtet. Eswerden nämlich auf jede Perſon, die über 9 Fabre alt ift, 4 Megen für das Einfalacten , auf jede tragende Kub 2 Meßen , und auf 10 tragende Sbafe auch 2 Meßen gerechnet, und der Scheffel auf dem platten Lande mit 16 Ogr. , und in den accisbaren Städten mit 18 Ogr. bejablet. Die daraus entſtehenden fônigliden Einkünfte ſind ſehr beträchtlich.
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Das Herzogtum Magdeburg,
Refore
Erecte.
fiſchen
yom Lande , die Fourage- und Speiſegelder für die Cavallerie vom lande , die Conſumtions , Acciſe , aus den Städten die landſchafts - Acciſe, und andere Eins nahmen , welches alles an die Generalkriegscaſſe ab .
dießen Ober.
liefert, oder von derſelben denen im Sande ſtehenden Regimentern zu ibrer Verpflegung angewieſen wird.
Reng Duarts
Zur Hebung der Steuern und anderer zur Oberſteuer.
ern *), 11 und
caſſe gehörigen Gefälle ſind in jedem Kreiſe gewiſſe Kreis . Einnehmer beſtellet, an welche die Einnehmer aus den kleinen Städten und Dörfern ſolche monatlich abliefern müſſen , darüber ein jeder Landrath ( deren işe
gefälle,
Baſſero Ferſte
kmen; en Bez
en for n , und
tritten, nainens
iegess Steuern vom
me lies hl , das hit vers Sipirto ide und ju bes
Perſon, aptent "agende Fel auf sbaren Senden
7 find ) in ſeinem Kreiſe die Direction und Aufliche hat. Nach einem mir zu Geſichte gekommenen ans ſchlage betragen die geſammten landesfürſtlichen Eins künfte aus dieſem Herzogtume jährlich über 800000 Rthlr . § 12. Das Herzogtum ift in 4 Kreiſe abgetheilet, und zu jedem gehören Ståbte, königliche Hemter, Pråa latengüter , Rittergåter , welche ſchriftfäßig ſind, oder unmittelbar unter der Regierung ſtehen , und über ihre Dörfer die Gerichtbarkeit haben , und freye Güter, welche amtfáßig ſind , weder Dörfer noch Gerichtbar. Alles keit haben , und zum Theile ſteuerbar ſind. dieſes erhellet aus der nun folgenden genaueren Bes fchreibung.
I.
Der
Holzkreis.
Er liegt zwiſchen der Bode, Saale und Elbe, der alten Mark , dem Herzogtume Braunſchweig , und den Fürſtentůmein Halberſtadt begreift
und
Ynhalt ,
und
1. Folgende uninittelbare St&dte : 6888 888 2
1. Die
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Der niederſächſiſche Kreis .
1. Die Altſtadt Magdeburg , in alten Urkunden Mas gathaburg oder Magabuburg , Meidburg , Meideburg , das iſt , Jungfernburg , liegt an der Elbe , iſt die Haupts ftadt des Derzogtumes , der Siß der tandesregierung, des Confiftoriums, und der Krieges- und Domainenkammer, eine der vornehmſten Handelsſtådte in Deutſchland , und eine wichtige Feſtung. Zu den eigenen ſtarken Feſtungsa werken der Stadt kommen noch die Citadelle auf einer Infel in der Elbe , und die Sternſchanze vor dem juders burger Sbore. Die Stadt iſtwoblgebauet ; der fogenannte breite Weg iſt infonderbeit febr anſehnlic , am beſten aber fällt der Domplag ins Auge, weil er von roponen und ans fehnlichen Gebäuden umgeben , aud eben und wohl ge pflaſtert iſt. Zu den offentlicben Gebäuden gebfren das königlide Haus, oder Schloß welches ebedeffen der Biſitofos hof genannt worden iſt, und darinnen ſich die Krieges-und Domainenkammer verſammler, das Zeughaus, das Com mandantenbaus, und das Xandiibaftshaus , in welchem die Regierung und das Conſiſtorium angeleget ſind . Die vornehmſte lutheriſche Kirche iſt die nady alter Art prácbs rige dem 1. Morie gewidmete Domkircbe ,, deren Bau 1211 angefangen wordent , nachdem die erſte vom K. Otto era bauete Kirce 1207 abgebrannt war ; ſie iſt aber erſt 1323 eingeweibet worden. Sie ift 208 Elen hoch und lang, 55 Ellen breit, von lauter Werkſtücken aufgeführet, und enthält viele merkwürdige Dinge , als , die fünftlich aus Stein gehauenen klugen und thöridten Jungfrauen , den aus einem faftlichen Porphyr gebauenen Saufſtein , dent aus einem andern kaftlichen Steine verfertigten Alltar im Chore , und viele andere , welche in einer beſondern 1708 in 4. bieſelbft gedruckten Beſchreibung der Domkirche ers zählet ſind . Das evangeliſbe Domkapitet beſteht aus einem Domprobfte, 16 Canonicis majoribus, und unters , ſchiedenen minoribus. Die Güter deſſelben werden in jedem Kreife angegeben werden . Der Oberdomprediger þat eine geiſtliche Inſpection im Holzkreiſe. Die Doma ſchule bas 6 febrer. Es ſind auch in der Altſtadt 3 evans geliſche Collegiatſtifte, nåmlich zu S. Sebaſtian , wels dem
Ras rg, pts des
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bem Die actos 1211
1323 ang, und aus den dent - im 708 er's aus iters, nik
piger Doms pan wel
Das Herzogtum Magdeburg.
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chem die Dörfer Gutenswegen und Bigdorf im Holzkreiſe geboren , S. Gangolpb , welches das Dorf Botters dorf im Holzkreife , und frein Lüps im jerichoifchen Kreiſe. beligt, und S. Nicolai, welches die Dörfer Hoben - und Mittel - Etlau im Saalkreiſe bat , imgleichen ein evange . lifcbes Kloſter zu unſer lieben Frauen , welches ebedeſſen iſt , Scule oder Pädagogium , und zu Salpte einen Hof bat. Die Lutheraner baben hier noch 6 Pfarrkircen. Das Stadtgymnaſium ift mit 10 febrern befeber. Der refors mirten Gemeinen find 3 , nämlich eine deuticbe , eine fran : 3dfiſde und eine walloniſobe, die Reformirten haben auch eine lateiniſche Sdule. Das evangeliſde Stadtminiffe rium fteht unter der Aufficit feines Seniors , und unter dem von dem Magiſtrate avhangenden geiftlichen Gerichte,, von welchem an das Confiftorium appelliret wird. Es ift hier ein königl. Urmen - Kranken- und Waiſenhaus. Die Altſtadt hat von alten Zeiten ber die Niederlags- und Stapelgerechtigkeit , welche ihr aber von andern , infon derbeit von der Stadt Leipzig , ftreitig gemacet wird. Es werden hier allerhand wollene Sücher und Zeuge, auch balb und ganz ſeidene Zeuge, Baumwollene Zeuge, teine wande , alerband Strümpfé, Hüte und Feine lederne Handſchube ver fertiget; es wird auc ſchwarzer und gelber Sabad gesponnen , Bruer und Schnupftabart bereitet, u. f. w. Ihre Lage an der Elbe und an der Landſtraße zwiſchen Ober- und Niederdeutichland it ihrem Handel ſehr förderlich. Magdeburg iſt ſchon zur ZeitKaiſer Karls des Großen ein nicht unerheblicher Drt geweſen . Im Ioten Fabrb. war er Raiſers Otto I Semalinn Edith Leibs geding . Dieſe verſab ibn mit allen und Mauern , wirkete auch bey ibrem Gemale Jahrmärkte für ihn aus, und forgete Febr für ſeine Unbauung und Aufnahme. In den folgenden Zeiten war die Stadt in einem blúbenden Zuſtande , geborete zu den Hanfeftädten , und batte einen berúbmten Sodppenſtubl. R.Kari V erklárete file wegen Perwerfung des Interims in die Acht, und trug die Voll. ziehung derſelben dem Churfürſteu Moriß zu Sadlen auf, S 999 999 3 welcber
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Der niederſächſiſche Streis .
- welcher ite vom 16ten Sept. 1550 an bis zum 9 Nov. 1551 belagerte, da er ſie mit Accord einnahm , worauf file mit dem Kaiſer wieder ausgeſåbnet , und der Adt entlaffen würde. 1629 wurde ſie von kaiſerl. Truppen 28 Wochent lang eingeſperret. 1631 wurde ſie von den Kaiſerlichen abermals belagert , in Sturme erobert , gepländert, ans gezündet , und bis auf den Dom , unfer lieben Frauens kloſter und einige Häufer in daſiger Gegend , und 139 ges ringen Häufern am Fiſcher - Ufer nach , ganz eingeaſchert, wober auch ſehr viele Einwohner umgekommen , deren Anzahl man gemeinialich ungefähr auf 20000 lohibet, und nur etwa 400 Bürger übrig geblieben ſind. Im Ans fange des Jahres 1632 zogent die Kaiferliden wieder ab, und die Stadt wurde von Schweden befeget , auch etwas wieder angebautet und in einige Ordnung gebradt. 1635 wurde ſie ſchon wieder von brandenburgiſchen und weimas riſchen Kriegesleuten eingeſperret, und 1636 von Kaiſers lichen und Sachſen belagert , und mit Accord eingenoma Men , worauf die ſchwediſche Beratung abzog. Dem Mas giftrate geboret das Dorf, Gúps im jerichoiſchen Kreiſe. Von dem Burggraftume Magdeburg iſt eine kurze Anmerkung notöig : Daß ſchon vor der Zeit Kaiſers Otto 1 , ja ſchon zur Zeit Koiſer Kar !s des Großen , gieſelbſt eine Burg geweſen , in welder ein kaiſerlicher Graf gewohnet dat, iſt wol gewiß ; aber nicht, wer zuerſt den Titel eines Burggrafen geführet habe ? ob ſolches gleich gemeiniglich vun Gero verſichert wird.
Nach einiger Meynung hat K. Dtio I den
Grafen zum Advocaten oder Vogte der magdeburgis fchen Kirche beſtellet; andere aber lehren , daß er dem þieſigen anfänglichen Kloſter une nachmaligen Erd ftifte die Frenyeit erteilet habe , ſich ſelbſt einen AD vocaten zu eripählen , welcher nadýher Burggraf ges nannt worden fen , und die bürgerliche und peinliche Gerichtbarkeit verwaltet habe.
Die Erzbiſchöfe bar ben
Das Herzogtum Magdeburg.
-
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3. ben folche Vogten ſogar fürſtlichen und gråflichen Håur fern erblich zu lehn gegeben: wie denn Erzbiſchof Cone
11
rad I , nach Abſterben des Burggrafen Heinrichs, Mark
To
grafens zu laufik, das Burggraftum 1136 ſeinem Bru. der Burchard , edlen Herrn zu Querfurt, erblich vers liehen , bey deſſen Hauſe es bis 1261) geblieben iſt, da Erzbiſchof Conrad II es von dem Grafen Burchard zu
, EN
Mansfeld wieder an ſich gebracht, und es nebſt dem damit verknüpften Erbſchenken : Amtedes Erzſtiftes an die Herzoge Johann und Albrecht zu Sachſen für 1200 Mark unter der Bedingung verfaufet hat , daß fie ſoldes von dem Erzſtifte zu Lehn haben ſollten. 1294
35 13 13 Is
verkaufete Herzog Albrecht ſowol bas
Burggraftum ,
Be
Stifte verbleiben , und nicht wieder verliehen werden
als das Sdultheiſſen - Umt zu Magdeburg wieder an das Erzſtift; die Stadt Magdeburg ſchoß das Geld Dazu her , mit der Bedingung, daß das Schultheiſſena Amt ben der Stadt , und das Burggraftum bey dem
it ſolle.
Nach der Zeit ,
man weiß aber nicht gewiß;
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wann ? iſt das Burggraftum ein kaiſerliches Lehn ges worden , und als Markgraf Friderich der Streitbare
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zu Meiſſen 1422 vom Kaiſer mit vem Churfürſtentume Sachſen beliehen wurde, tieß er ſich auch das Burg
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graftum Magdeburg nebſt dem Gráfengedinge zu Mag
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dem Hauſe Sachſen und dem Erzſtifte Magdeburg
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deburg und Halle verleihen, welches nachmals zwiſchen
große und langwierige Streitigkeiten verurſachet hat, welche endlich 1579 durch den eißlebiſchen Lauſch . Res ceß zwichen Churfürſten Auguſt zu Sachſen und dem Erzſtifte Magdeburg geendiget worden . Es trat nåm. lich das Erzſtift an Churſachſen die Lehnsherrlichkeit und Sandeshoheit über ein großes Suick der Grafſchaft Manss 6999 999 4
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Der niederſächſiſche Streis .
Mansfeld ab ; hingegen das Churhaus Sachſen begab ſich alles deſſen , was es als Burggraf zu Magdeburg in den Stådten Magdeburg und Halle und in dem ganzen Erzſtifte aus kaiſerlicher Begnadigung gehabt, und vom Reiche zu Sehn getragen , als , der Bannss Befehlung , des Gráfenyedinges, der Einweiſung oder Beſtätigung des Schultheiſſen und Schoppen zu Halle, der Beleihung mit den peinlichen Gerichten , und alles andern, und übergab ſolches an das Erzſtift : allein den Titei und das Wapen vom Burggraftume Magdeburg, nebſt den 4 außer dem Erzſtifte belegenen Hemtern Gom. mern , Raniel, Elvenau und Gottau, jauf welche das Burggraftum gegründet worden , behielt er ſich vor. 2nm . Die Teuſtadt Magdeburg und die Sudenburg kominen unten ben dem Ainte der Möllenvogten vor 2. C loe, cine Stadt an der Saale, in welcher hier eine Schleuſe zur Beförderung der Spiffahrt iſt. Sie iſt der Sit einer geiſtlicben Inſpection, und bat , nuger der lutheriſcben Gemeine , auch eine deutſche und fra ljós Tiſch reformirte , welcbe beyde leßtern durch i Prediger Sie iſt 1550 , 1632 und 1713 abge verreben werden . brannt, aber beffer, als ſie vorber geweſen , wieder er Die Vorſtådte gehören unter das bie bauet worden . fije Amt. 3. Egeln , eine Stadt an der Bode , in welcher eine geiſtliche Inſpection ift. Sie madete vor Alters mit ibs rem Zugebore eine Herrfcbaft aus, welche anfänglic von 1 dem Stifte Gernrode, von 1357 an aber von dem Cburs firften zu Sachſen zu Lebn gieng. Graf Burchard zu Wulingen und Herr zu Barby erbielt die geſammte band daran ; als aber Conrad , der legte Herr von Egeln , aus dem Geſchlechte derer von Habmersleben , 1417 obne bns- Erben ſtarb , brachte Erzbiſchof Günther die Herr ſchaft von dem Grafen Burchard zu Mülingen durch ein Derlebn an Fein Erzſtift , welches aud bierauf im Berige derfelben geblieben iſt. 1524, brachte ſie das Domtapitel An
Magdeburg. Das Herzogtum Magdeburg.
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an ſich. 1648 wurde im weſtphaliſchen Frieden ausges machet, daß fie ſogleich naco gefibloffenem Frieden dem Churfürſten 311 Brandenburg véllig eingeräumet, und der Proceß, welchen die Grafen von Barby darůver angefans gen hatten , aufgeboben werden ſollte. Oburfürſt Friderico Wilbelm tam 1650 zum wirklicben Beſige der Stadt und des Amtes ,welche anfänglich mit dem Fürſtentume Hals berſtadt verbunden , nachmals aber mit den magdeburgi. ſchen Landen wieder vereiniget worden iſt. 4. Groß- Salze eine kleine Stadt , in welcher 2 Salz brunnen und 34 Koten find. Es wobnen bier unters fibiedene adeliche Familien , aus denen der Stadtrath bes . feßet wird , und welcbe das Salzwerk eigentümlich beſt 6en , ausgenommen daß eine Kote zum Hauſe Scadeles ben , und eine dem adelichen Magiſtrate gebfret . Die Pfannerlibaft hat mit der curfürſtlic - fac fiicben Kams mer zu Dresden einen Bertrag, wegen Lieferung einer ge wiſſen Menge Salzes in die Salzkaſſen , errichtet, daber ein curſichriſcher Salzveripalter biefelbft gebalten wird , welter das Salz in Sonnen eingeſchlagen und auf Wagen nach Froſe an die Elbe fahren låßt , woſelbſt es die dress dener Schiffe aufladen , und nad Dresden , Meiffen , und an andere curſachfiſche Derter in die Salzkaffen führen, Das eben genannte froſe ist ein Stådden an der Elbe, welches dem ades liden Ratbe zu Sroß - Salze gebóret, welcher auch das Dieſes Städtcher hieſige freye Sut Schadeleben befißt. bat K. Deinrich II dem Erzſtifte 1012 geſchenket. 5. Wanzleben , eine kleine Stadt , welche Erzbiſchof Peter 1372 für 9000 Mark Silbers an das Erzſtift gee bracht hat. ' Sie ift 1550 , und im 17ten Jahrh . einiges mal abgebrannt. 6. 7eu : aldensleben , eine Stadt an der Obre , in welcher eine geiſtliche Inſpection , und außer der lutheris roben Gemeine auch eine franzdriſche reformirte ift. Bor Alters war ſie eine Feftung , die Heinrich dem fówen, Herzoge zu Bayern und Sachfen , fiigeborete, 18 derfels bige in die Acht erkläret war, griff Erzbiſchof Widmann Gggg 998 5 dieſe
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Der niederſächſiſche Streis.
dieſe Feſtung 1179 (nicht, wie andere melden , 1181) ån, eroberte und zerſtörete fie. Die Stadt iſt nachmals wie der erbauet , und ans Erzſtift gezogen worden . 1630 , 42 und 61 bat fte durd Krieg und Brand viel erlitten, aber fid wieder erholet.
II. Folgende Eönigliche Aemter : 1. Das Amt der 8776llenvogtey, in der Altſtadt Mags deburg. Unter derſelben Gerichtbarkeit ſtehen 1) Die Feuſtadt Magdeburg , welche zwar als eine Borſtadt von der Altſtadt Magdeburg angefeben wird, aber eine beſondere Landftadt iſt. In derſelben iſt ein evangeliſches Collegiatſtift zu St. Peter und Paul mit einer Pfarrkirce, eine lateinifibe Soule , und ein katho : liſches Jungfrauenkloſter Ciftercienſer Ordens zu S. Agnes ten, in welcdem eine Domina , ein Probſt und 15 Noinen find. Die Stadt iſt nach der Abbrennung und Berwür ftung, welche ſie 1631 erfabren bat , fein wieder erbauet. 2) Die Sudenburg, welche auch als eine Vorſtadt von der Altſtadt Magdeburg angeſehen wird , aber ebenfalls eine beſondere landſtadt iſt. Sie iſt nach der Berwpůs ftang, welche ſie 1631 erfahren hat , ganz neu wieder ! erbauet . 3) Einige Gegenden am Geumarkte zu Magdeburg, 4 ) Soblen ,' ein Fleden , deſſen Salzbrunnen zuigelpuns det worden find , und das ebemalige Salzwerk eingegans gen ift . 5) Die Dörfer Sermersleben und S. Michael , und im jerichoiſben Kreiſe Bideritz und Gåſen . 2. Das Amt Calbe, welches feinen Siß auf dem Schloſſe zu Calbe hat. Unter demfelbigen ſtehen I) Die calbirde Dorſtadt. 2 ) Unterwelſch , Fiſcher und Lorenzer , eine Vorſtadt vor Calbe. 3) Grøperey und Bergerey , aud eine Borſtadt vor Calbe. 4) Sklmen oder Alt :Salze, ein Flecken dicht bey Oroß Salze , woſelbſt ſchon 1230 ein großes Salzmerk geweſen, welches in den folgenden Zeiten verwüſtet worden ist.
EN, be 12 2
Das Herzogtum Magdeburg.
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Es iſt aber der Salzbrunn wieder aufgeſucet, und auch ein neuer gefunden worden , der unerſchspflich iſt. Die Saale wird in bölzernen Röhren nach Sødnebed geleitet, und dafelbfi gefotten. 5) 7 Dörfer, 6) Das Amt Calbe bat aud die Obergerichte über das folgende Brumby . 3. Das Amt Brumby beſteht aus dem einzigen Dorfe Brumby , in welchem 2 frene Güter , eines ift als ein ere öffnetes Lebn an das Amt gefallen , das andere gebåret Benen von Stcinecker. 4. Das Klofieromt Gottes Gnade, der Stadt Calbe gegen über , welches aus einem im 30jährigen Kriege vor den Soweden abgebrannten Kloſter Pråmonftratenfer Didens entſtanden iſt. Die Kapelle des ebemaligen Klos ſters iſt noch in gutem Stande . Zu dem Amte gehören die Dörfer Schwårz und Trabůtz. 5. Das Zmt segeln , zu welchem gehören die alte Mart, ein Dorf vor der Stadt Egeln , Etgersleben, ein Dorf mit einem Vorwerke, und noch 6 Dörfer. 6. Das Kloſter : AmtSillersleben , welches aus einem vou den langit ausgeſtorbenen Grafen von Hillersleben geſtifteten Kloſter entſtanden iſt. Es war daſſelbe an faisglich mit Nonnen befebet , nadmals wurbe es eine Probſtey , und miO eine Benedictiner Manns - Abteis. Im fialfaldiſchen Kriege wurde es ſehr verwüſtet. Abe Gobelin , welcher demſelben . von 1562 bis 77 vorgeftana ben , fing an , es wieder berzuſtellen, und bekannte Fieb zur evangeliſchen Kirche. 1687 wurde es in ein kandesfürſt liches Amt verwandelt. Churfürſt Friderich III ſchenkete 1695 die Einfünfte derfelben dem Seminario Theologica zu Halle ; R. Friderich Wilhelin aber brachte es 1729 durco & rlegung einer Summe von 30000 Rthlra, wieder an ſich , und machete ein Kammer -Umt daraus, zu welcem die Dörjer Sillersleben und Leuenbof gehörenle Senes bat eine Pfarrfirobe. 7. Das Umt åthensleben an der Bode, zu welchem die Vorwerfe Locerburg und Rotbenfórde, und die Ddra fer foderburg und Horna getdren.
8. DAS
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Der'niederſächſiſche Kreis.
8. Das Amt alt : Stasfurt, unter welchem ſteben : 1) Stasfurt, eine Stadt an der Bode , welche 2 Salz brunnen und 32 Salzkoten bat , die den hieſigen adelinden Familien geboren , aus welchen auch der Stadtrath bes 1 rebet wird , 2 Koten aber gehören zum Schloſſe oder Umte Stasfurt. 2) Alt -Stasfurt, ein Flecken. 9. DAS Umt Wansleben , unter welchem ſtehen ; 1) Såldorf, ein Flecken mit 4 freyen Gütern. Der bierige Salzbrunn ift zugedecter und verbůbnet, und die ebemaligen Roten find abgeriffen worden. 2) Domersleben, ein Dorf, woſelbſt z freye Güter ſind, und noc 5 Dórfer. 10. DAS Amt Dreyleben von 5 Dörfernt. Zu Berge iſt ein freyer Ritterbof mit 12 Dienſthåuſern, zu des deut roben Ordens Commentburey Lucklum im Herzogtume Braunſchweig gehörig, welche die niedern Gerichte hat. II . Das AmtWolmirſtadt, unter welches geboren : I Wolmirſtådt, ein Städtchen und Saloß an der Obre , wofelbft ein futberiſche Jungfrauenklofter ift, dem die Dörfer Sambswegen , Crochern und Zielik gebdren . Erzbifcbof Bernhard hat dieſen Drt 1281 mit Hülfe Mart grafen Albrechts zu Brandenburg erobert. 1334 nahm Herzog Dito Ber silde zu Braunfibweig das Schloß Wolmirhåbt ein , allein Erzbiſchof Dito nahm es ihm bald wieder ab. 1642 wurde der Ort von Kaiſerl. Goldas ten abgebrannt. Es ift hier ein freyes ( Sut. 2) Colbits, ein Dorf mit einem tonigl. Jagdſchloſſe. 3) Wiefeberg , ein Pfarrborf, woſelbſt eine geiſtliche Inſpection ift. 4) Rock 9Dörfer, unter welchen Barleben , woſelbſt 3 frepe Güter find. 12. Das Amt Sommerſchenburg, welches vor Alters Den Grafen von Sommerſchenburg zugehöret, pelche 1056 die Pfalz Sacbfen vom Kaiſer Heinrich IV erhalten baa ben, ( P. oben S. 2065.) und 1180 mit dem Pfalzarafen Albredt ausgeſtorben ſind. Unter denen , welcbe fid zu Erben ſeiner hinterlaſſenen Güter angaben, mar auch beine
Das Herzogtum Magdeburg.
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Heinrich der Löwe, Herzog zu Bayern und Sachſen , wel: cher das Schloß Sommerſienburg den Freyherren von Barberg verlieb . Mein Wichmann , Erzbiſchof zu Mags deburg , welder von des Pfalzgrafen Albrechts Schweſter Adelheid , Uebtißinn zu Duedlinburg , einige Wlodia der aufgeſtorbenen Pfalzgrafen erkaufete, bemächtigte fich auc des Sloffes Sommerfenburg und einiger dazu aebo rigen Güter , welche von der Zeit an bey dem Erzſtifte ges blieben ſind, obgleich Herzog Heinrichs Sohne Anſpruch daran gemachet baben , und Sommerfcbenburg zu des R. Die eigentlich Dtto IV Erbtheile gereconet worden ift. fogenannte Graffbaft ( comicia ) 'der Pfalzgrafen iſt bey Seebaufer geweſen , wie bald bernac weiter gezeiget wers den ſoll . Zu dem Ämte Sommerfcbenburg gehören , außer dem Sülofte Sommerſchenburg, welches auch Sommer . feburg genennet wird , noc.6 Dörfer. 13. Das Amr Alvensleben , welches die Hälfte der Herrſchaft Ulvensleben iſt, deren ate Hälfte die Herren von Beliheim beſigen , wie bernad vorkommt. Bon ders felben baben fich ebemals Grafen benannt; als aber Graf Albrecht von Alvenslebeir 1253 in einer Schlacht, welche zwiſchen dem Erzbiſchofe Bilbrand von Magdeburg, und dem Bifdofe Ludoip ) zu Halberſtadt auf einer, und dein Markgrafen zu Brandenburg auf der andern Seite, vors fiel, umgekommen war , und ſeine Güter verloren giengen , nenneten ſich ſeine Nachkommen nidyt mebr Grafen , fons dern nur Herren von Alvensleben. Es waren ebedeffen gu Alvensleben 3 Burge , eine geborete den Biſchöfen zu Halberſtadt, eine den Grafen von Alvensleben , und eine den Markgrafen zu Brandenburg als Lehnsberren. Die lebtere mußte Markgraf Otto, als er in der vorbingebads ten Schlacht ein Gefangener des Biſchofs zu Halberſtadt : futotpbs I wurde , dem Bistume abtreten . Biſdof lus dolpb II zu Halberſtadt verſegete, obne des Domkapitels Einwilligung, die Burge zu Ulvensleben, Seebaufen und andere Derter an die Markgrafen zu Brandenburg ; der neue balberſtåbtiſche Bifiboj Bolrath aber verkaufete fie 1257 , mit des Domkapitels Bewilligung, an das Erzs
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ftift Magdeburg, weldbem auch dieſe Güter im folgenden Jabre von den Markgrafen zu Brandenburg abgetreten wurden . Zu dem ibigen Amte Alvensleben gebåren die balbe Burg diefes Namens , mark Alvensleben , das alte Dorf Alvensleben, Irrleben , Groß -Sondersleben, ( lo vor Alters den Herren von Sautersleben , Borfahren der Grafen zu Scauenburg, gebåret bat, ) und 7ord . Germersleben . 14. Das Amt Ummendorf, welches aus den Dörfern Ummendorf und geilsteben , und dem Borwerke Ovel: gråne beſteht 15. Das Amt Ampfurt und Schernice iſt aus den 2 Rittergütern dieſes Namens entſtanden , welche denen von der u Teburg abgekaufet worden . Es gebären dazu 1 ) Die Dörfer Ampfurt, Schernide, Klein . Wanz : leben und Remkersleben . 2) Seehauſen , ein Fleden , welder um desmillen merk würdig iſt, weit vor Alters die comicia , das iſt, das Lands gericht oder die Grafſchaft, der Grafen von Sommer Tchenburg bep demſelben gewefen iſt. Nach Abgange der Pfalzgrafen von Sommerſchenburg kam er an das Hoc ſtift Halberſtadt, und Biſchof Friderich führet dieſerwes, gen in einigen Urkunden den Titel eines Grafen von Sommerſchenburg. 16. DAS Amt Schönebeck hat kein Dorf, dern nur
fon
Schönebeck, ein Städtchen und Schloß an der Elbe, welches das Domkapitel dem Churhauſe Brandenburg anſtatt des 4ten Theiles der Canonicate, welchen es vers moge des weſtphalifchen Friedens einzuziehen berechtiget geweſen , mit abgetreten hat. Dieſe Stadt hat Graf Günther II zu Můlingen , Herr zu Barby , 1372 an das Erzſtiſt für 2000 Mart Silbers verkaufet. 1604 erfitte fte großen Brandfobaden . Es iſt hier ein Erbzol . Hier wird in denen dazu aufgeführten Koten die von Alt - Salze oder Elmen in Rören bergeleitete Soole ge fotten , und es werden jährlic über 8000 Laſten Salz bereitet. 17. DAS
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17. Das Amt den , zu welchem geboret : 1) 2đen , Aquz Saxonicæ , eine kleine Stadt an der Elbe , über welche hier eine Fabre gebt. Der Sis des Amtes iſt in der alten Burg, Ebedeſten iſt hier eine Coms mentburen des deutſchen Ordens geweſen , welche zu der Ballen Sadfen gehöret hat, aber an das Curhaus Bran denburg verkaufet worden iſt. Außer der Pfarrkirche ift auch biefelbft ein Stift geweſen, welches aus 6 Canonica: ten und eben ſo vielen Bicarien beſtanden hat, deſſen Eing künfte ißt der Doindechant zu Magdeburg bebt , die Kira . de deſſelben aber iſt der reformirten Gerneine izii einges raumet worden . Die hieſigen ehemaligen beyden adelis den Güter ſind 1700 an das Amt gekaufet wordeir. Die Stadt hat vor uiters den Herzogen zu Sadjen aus arcas niſdem Stamme gehöret, und iſt 1277 durd Herzog Jos bann Dem Erzſtifte verſeket worden. 1485 iſt fie ganz und 1542 gutentbeils abgebrannt. 2 ) micheln, ein Pfarrdorf. 18. Das Amt Roſenburg , welches ebedem die Gras fen von Barby als ein Lehn des Erzſtiftes bereffen haben, daber es demſelben 1659 nach dem Tode Nuguſt Ludewijs, leßten Grafenis zu Barby , beimgefallen iff. 1703 wurde es durch ein tonigl. Refcript vom Herzogtume abgeſondert, und in ein Chatoul - Amt verwandelt, 1717 aber wieder mit demſelben verbunden . Es gehören dazu Groß : 20 :
fenburg , ein S hloß und Pfarrdorf , woſelbſt eine geiſtlis che Inſpection iſt, und der Saalhorn beym Einfluſſe der Saale in die Elbe , wofelbſt 1695 die Salzfaktorey und Niederlage des von alle ausgebenden Salzes angeleget iſt , die vorher zu Uden geweſen. Ill. Folgende den Landgrafen von Seffens homburg gehörige Aemter, nämlich 1. Die Stadt und das Amt Websfeld , welche von eis ner davon benannt geweſenen Familie an eine Linie derer von Oberg gelanget ſind, der ſie ſchon im Izten Jahrbuns berte zugebåret haben , und von welcher fie 1369 dem Erz ftifte zu Lehn aufgetragen worden. Nach ihrem Abgange, um das Jahr 1448 , bat das Eräſtift Stadt und Umt an die
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ſd Der niederſádyfi
freis .
die von Steinberg und Bottfeld , 1459 an die von Bos dendyc , und 1485 an eine Linie derer von Bülow verlies ben, nad deren Übgang fie aber wieder an das Erzftife ge fallen. 1694 errichtete Churfürfi Friderich III mit Fris deric ), Landgrafen zu Heſſen - Homburg, einen Kauf- und Sauſibvertrag , indem er demſelben , für das auf 114009 Rthlr. geſchåbete Amt Neuſtadt an der Doffe in der Grafſchaft Ruppin , die Stadt und das Amt Debsfeld, mit allen Ober-und Nieder - Gerichten , Retten und Gerects tigkeiten , 20. als ein Erbmannlehn für 60000 Ribtr . in Bezablung angab, auch ein darauf baftendes Sculdfapi tal von 52000 Rthlrn. übernahm , und noch 2000 Kthir. den Zinſen zu Hülfe gab , die Landeshobeit in weltlichen und geiſtlichen Sacben ſich aber vorbehielt. 1701 wurde dieſer Vertrag erneuert, und auf die Nachkommen und Anverwandten des Herrn Landgrafen ausgedebnet. Die Tandgräflichen Einkünfte aus Stadt und Amte betragen jabrlich über 3000 Riblr,, der König aber bebt bie Con tribution aus den Amtsdérfern. 1 ) Vebsfeld , iſt eine kleine unnwittelbare landſtadt, und der Rath febriftſäßig. Sie liegt an der Adler , nabe bey dem moraftigen Walbe Dromling, an welchem fie An theil hat. 1737 enthielt fie 166 Häuſer. Sie wird in die Ult- und Neuſtadt abgetheilet, jene aber beſteht nur aus einer einzigen nicht langen Gaffe. 2) Das Amt beſteht aus 1 Dörfern . (1) Folgende 6 beigen das Låndchen, nämlid Kal tendorf , welches mit der A1tſtadt Debsfeld durco die Allerbructe Werbunden iſt, wedendorf, Breitenrode oder Bredenrode , Doaffenſtorf oder masmeftorf, Berg fried , 47iendorf. ( 2) Die übrigen ſind, Jebrendorf, Herzlingen, Bos ſtorf , Lochſtedt, und Katendorf. Es gehören auch die | Borwerke Silbeck oder Zilpke, mardorf und die Jahnss můble dazu . 2. Das Umt Botensleben. Es bat folches das Erza ſtift 1247 vom Herzoge von Braunſchweig gegen das Amt Søsningen erhalten , und 1475 an die von Bartensleben wieder :
Das Syerzogtum Magdeburg.
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viedertånflich überlaffen. 1645 faufete es der Graf von Rönigsmart , von dieſem aber erbandelte es 1662 Bands graf Friderich von Heffen - Homburg , erhielt 1664 vom Shurfürſten Friderich Wilhelm die Verſchreibung darauf, und 1680 für fick end feine männliche Leibes Reuns . Er: ben die Belehnung. Es geboren dazu die Dörfer sos tensleben , Berneburg , Ausleben , Warsleben , ( wegen der Dbergerichte und gewiffer Patte, Orsleben , was' đersleben , und einige wüſe Dorfſfellen. IV . Der Prälaten Güter, nämlich,
1. Der Domprobſiey.Dörfer , welche ſind Bornſtedt, Sorderſtedt , Klein - Ammensleben , Rothenſee , Lemsa dorf, 'urd Lobnitz unweit Cothen . 2. Des Domkapiteis Dörfer, und zwar fo geboren 1 ) Zum Amte der Domoogtey die Dörfer Olvena ffedt, Frieder - Dodeleben , Schnarsleben , øermsdorf, That Watfchleben , Groß - Uttersleben , Salpte , es fterhauſen , Beyendorf, Welſchleben . 2 ) Zum Amte sadmersleben , ( 1 ) Badmersleben , ein Städtchen an der Boder welches 1699 faft ganz abgebrannt iſt. Es find hier 2 frepe Güter . ( 2 ) Die Dörfer Sadmersleben , Backeborn , Wes fter - Egeln mit einem freyen Gute , und Langen : Weds ding. 3) Zu der Theurie das Dbedienzdorf Ulnits. 3. Folgende Kloſter und ihre Gürer : 1) Berge liegt vor Magdeburg auf einer Höhe, und iſt vor Alters ein Benedictiner Mindenklofter geweſen , weldes von se: Otto I im Jahre 937 in Magdeburg ges ſtiftet, und dem heiligen Peter und Vorig gewidmet, im Jahre 967 aber in ein dem heiligen Morig geweihetes Eribistum verwandelt , und hierauf der Abte mit feinen cie Monden das neuerbauete Kloſter St. Johannes des Tåsta Ss fers auf dem Berge vor Magdeburg angewieſen worden . Es gelangete diefes Kloſter in den folgenden Zeiten zu eis Eras nem foldhen Unſehen, daß es eines der berühmteſten in Ime Deutſchland wurde. Zur Zeit der Reformation wurde es n e b bbbbbbb Jutbre -3 85. ders
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lutheriſch, und 1577 wurde in demſelben von 6 lutherts ſchen Theologen die Formula Concordiæ vóllig ausgears beitet. Es bat igt einen evangeliſchen Abt , 6 Condens tualen und ein wobleingerichtetes und berühmtes Påda . gogium . In dem Kloſter iſt ein Vormerk, fonft aber ges boren dem Kloster die Dörfer Bucko , Oſter : Wedding, Diefdorf , und Todendorf. es noch 3 Dörfer.
Iin jerichoiſpen Kreiſe hat
2) Ammensleben , ein Eatboliſches Mannskloſter Be. nedictiner Drbens , in welchem ein Abt und 15 Mönche leben . In dem Kloſter iſt ein Voriverk , es gehöret deina ſelben auch das Dorf Groß- Ammensleben . 3) . Alt : Galdensleben, ein katyoliſches Nonnenkloſter Ciſtercienfer Ordens , nicht weit von der Stadt Neu Haldensleben und von der Dhre, weldes Gero , Graf von Haldensleben , um das Jahr 965 geſtiftet hat. Die Soußgerechtigkeit über daſſelbige batte Herzog Heinrid der Eiwe ; als er aber in die Acht erkläret war , brachte das Erzſtift dieſes Kloſter eben ſowol als die Stadt Neus Haldensleben an fict . In demſelben ſind eine Domina, 12 Nomen und ein Probft. Mit dem Kloſter iſt das Dorf alt : Saldensleben verbunden, welches der Sig der ebemaligen Grafen von Haldenslebent geweſen iſt. Die Einwohner ſind evangeliſch- lutheriſch. Auf dem Kloſter find 2 Kirchen, nämlich eine fatboliſche für den Convent und die auf der Freybeit des Kloſters wobnenden ' katholi ſchen Leute , und eine evangeliſche für die lutheriſche Ges meine im Dorfe , deren Prediger das Kloſter beruft. Außer dieſem Dorfe und dem Vorwerke im Kloſter , bat das Kloſter noch die Dörfer wedringen , mit einem frepen Kofe, uud vahldorf, und das Vorwerk Glåſig. 4 ) Wayendorf , ein. katholiſches Jungfrauenkloſter Ciftercienſer Ordens, in welchem eine Domina, 18 Nons nen , und ein lutheriſcher Probſt befindlich ſind. Es hat ein Borwerk , und zu Jeringsdorf einen Hof. 5 ) Marienborn , ein lutheriſches Jungfrauenkloſter, welches ehedeffen Ciſtercienfer Ordens geweſen iſt. Es hat nur ein Vorwerk , und kein Dorf. 6 ) Mariens
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6 ) xavienſiuhl, ein katholiſches Jungfrauenkloſter Ciſtercienſer Ordens vor Egelni; in irelcem eine Uebs tißint, 16 Nonnen , und ein Probſt, befindlich . Es bat ein Vorwerk, zu Bleciendorf einen freien Hofi zu Sara thun auch einen , und etwas Ader zu Wefter -Egeln, 7 ) Das Kloſter Riddagsbaufen im Hetzogtume Braunſchweig hat in dieſem Kreiſe das Dorf Unſeburg, in welcbem ein freuer Hof ift. Das Kloſter Marientbal eben daſelbſt hat die Dörfer Siersleben , sacenſtåot und warsleben , in deren jedem ein vor iſt, und mams mendorf. Das Kloſter Marienberge eben daſelbſt bat das Dorf und den Hof Alteng. Die meiſten Güter 4. Schriftsáßige Rittergåter. Baben 1) Die von Alvensleben; welde die Rittergüter Hero gatersleben , welcbes in die alte und nelle Seite gerbeilet wird, mit 2 Dörfern , Randau mit 2 Dörfern, Eichen , barleben mit einem Dorfe , Rogáz mit 3 Dörfern, und Kundisburg , chedem sunoldisburg, mit 6 Dörfern, davon eines in der alten Markt liegt, befißen . 2) Die Grafen von der Schulenburg, welche die Rita tergüter Altenhauſen ', noben -Warsleben und Angern, zu welcben 9 Dörfer gebdren , und das zum Theile bieber gehörige Schloß Wolfsburg mit ſeinen Dörfern beſigell. 3) Die von Beltheim , welche ( 1) Die halbe Burg und Herrſchaft Aldensleben , ( 2) Die Rittergüter Sarpke , Bartensleben und Rottmersleben , zu welcben 10 Dörfer geboren , beſigen, Writer diefen iſt niorfchlebert , worelbſt ebedeffen Salz brunnen geweſen find, und ißt ein Steinkoblenberg wert iſt . 4) Die Roßen , welche die Güter und Dörfer Großa und Klein - Germersleben , und ein Antbeil an Kleine Oſchersleben beſikeit. 5) ie übrigen Rittergüter find, Bånigtendorf, Dóns Atsdt, Klein -Oſchersleben, tardorf, Sand -Beyendorf, $ 566 $ 552
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Er liegt an der Diffeite der Elbe , und iſt von der Mark , von dem Fürſteutume Unhalt und von einem Theile des Churkreiſes nmgeben , und begreift
I. Folgende unmittelbare Stádre: 1. Burg, eine Stadt an der Ible, in welcher eine geifts liche Inſpection, 2 lutheriſche Gemeinen, eine deutſche und eine frangoli che reformirte Gemeine, und gute Bollen , Manufakturen ſind. Durch den prager Frieden von 1635 wurden Stadt und Umt Burg vom Erzſtifte getrenner , und dem Chutbaule Sacren erblico , jedoch als ein lebn des Erzſtiftes, übergeben , welches auch im wefiphäliſchen Frieben 1648 beſtätiget wurde: allein durch den 1687 zwiſchen dem Churfürfien Friderich Wilhelm und Herzoge Jobann Adolph von Sachſen - Weiſſenfels getroffenen Vergleich brachte jener Stadt und Umt Burg wieder an das Herzogtum Magdeburg. ( 1. oben S. 2107. ) Die Stadt hat 1618 , 23, 26 , 30 , 35 , 77 , 89 , 91 und 1701 großen Brandſchaden erlitten , Rich aber von demſelben wieder erholet , 2. Sandau , eine Stadt an der Elbe , hat aufer der lutheriſchen auch eine kleine deutſche reformirte Gemeine; welche mit der zu Jerico vereiniget iſt. 1695 ifi fie ganz abgebrannt, aber beſſer , als vorhin , wieder aufgebaneč worden . Sie hat ebedeffen zu der Mark gehöret, iſt aber 1351 von dem Erzbiſchofe Dito an das Erzſtift gebracht worden . ·
II . Folgende königliche Aemter : 1. Das Amt Jericho , zu welchem die Dörfer Große mangelsdorf, Redekin , Seyðebleck und Klitgenic ges bören . Es iſt zu gleicher Zeit mit Sandau von der Mark Brandenburg an das Erzſtift gekommen , 2. DAS Kloſter - Amt Jericho iſt aus einem ehemalis gen Prämonſtratenſer Kloffer entſtanden , weldes zu der Mark Brandenburg gehöret hat , und 1356 an das Erja, ſtift gekommen iſt. Es begreift : 1) Jeri.
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1) Jericho, einen Flecken an der Elbe, woſelbſt, außer , der" futberiſchen , auch eine deutre reformirte Gemeine ift, mit welcher die kleinern zu Gentin und Sandau pers einiger find. 2) 8 Dörfer . AmtSandau, von 6 Dörfern . 3. Das 4. Das Amt alt plato begreift 1) Gentin, eine kleine Stadt, welde 1710 gang abges brannt iſt. Sie hat, außer der lutheriſcben , auch eine kleine deutſche reformirte Gemeine , welche mit der jeria doiſchen vereiniget iſt. 2) Alt Ptato, ein Dorf, woſelbſt ehemals ein Kloſter geweſen iſt. Hier iſt der Sig des Amtes.
3) Noc 4 Dörfer . 5. Das Amt Loburg , zu welchem geborett 1) Loburg, eine kleine Stadt, in welcher eine geiſtlis de Inſpection, und außer der Lutherfchen auch eine kleine! deuekbe refermirte Gemeineift, welche mit der zu Burg vereiniget iſt. 1660 brannte fie ab. Es find hier 3 freye úter . 2 ) Schweinit , ein Borwerk unweit der Stadt , wel. des der Siß des Amtes ift. 3) 3 Dörfer. 6. Das Amt Derben und fetchland iſt aus 2 eröff neten Rittergütern und Dörfern entſtanden , welche die von Lochau berefren babers 7. Das Königl. prinzliche Amt t7igrip ift aus Rits tergütern entſtanden , welche König Friderich Wilhelm denen von Mörner, von Tresko und von Wulffen abges taufet, und für feinen zweyten Prinzen zu einem Amte ges machet bat , zu welchein 4 Dörfer geboren . III . Folgende Prälatengüter. 1. Zur Domprobfrey gehören die Dörfet Gerwiſch , Corbelis , Loftau und Cracau. 2. Des Domkapitels Obedienzdorf Büden . < 3. Dem Kloſter Berge gehören die Dörfer Pechau , Preffer und Calenberg. IV . Sdrifts Hhhh 1663
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Der niederſächſiſche Kreis .
IV. Sdriftráßige Rittergåter.
Die mei.
ſten Güter Haben 1. Die von Münchhauſen , welche die Stadt und das 2mt modern beſigen . Dieſe Güter baben die Marts grafen zu Brandenburg an das Erzſtift geſchenket, mel : dem R. Heinrich VI darüber 1195 die Beſtätigung er tbeilet bat. Es beliebe zuerſt die Grafen von Lindau mit denfelben , ivelcbe ſie wieder denen von Ulvensleben gas ben , von denen ſie Erzbiſchof Albrecht , mit der Grafent von Lindau Bewilligung , an ſich brachte , und 1390 dem Domkapitel ſchenkete. In der folgenden Zeit baben fie unterſchiedene Familien , wie auch die Fürten von Ana balt - Zerbit von dem Domkapitel ju lehn gehabt , von welchen leßtern ſie 1684 an die von Grapendorf, und von diefen 1712 an eine Linie der Herren von Mündbaufen gekommen ſind . 1) Wođern , ein Städident, rrofelbſt eine geiſtliche Inſpection , und außer der lutherſcben Gemeine auch eine deutſche reformirte iſt. 2) Die Vorwerke Lochs und pabsdorf. 3) 5 Dirier. 2. Die von Spierſtadt, welche berigen 1) Górske, ein Kittergut und Stadtiben , welches die von Schierfiadt von den Fürſten zu Schwarzburg zu Ufs terlebn empfangen , die Fürften aber von dem Herzogtuine Magdeburg zu Lebn tragen . 2) Papelitz, ein Rittergut und Dorf. 3. Die von Millendorf, das Rittergut Iſterbiß mit 4 Dörfernt. 4. Die von Urnimy das Rittergut Deeren mit -4 Dörfern. 5. Die von Alvenslebent, das Rittergut Schermen mit 3 Dörfern. 6. Die von Ratte , die Rittergiter Nieuenklietzſche, Wuſt, Vierits ,Bydau und Scharlippe, mit 7 Dörfern. 7. Die von Werder , die Rittergüter Woltersdorf, Chade, Brettin und Rogáren , mit 5 Dörfern . 8. Die
Das Herzogtum Magdeburg.
2323
le meie
8. Die von Biegte , das Mittergut Bensdorf mit 3 Dörfernt.
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9. Die von Brieft, Dörfern.
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10. Die ' von Günede , das Rittergut Jeçchel mit a Dörfern . Ir. Die edlen Herren von Protho , die Rittergüter Parey und Zerben mit 6. Dörfern. Bey Parey fångt der plauiſche Renal in der Elbe an , und geht in der Mark bey Plauen in die Havet. 12. Die von Tresko , die Rittergåter Bucko , Bürger, Jerdiet, Wilo , Schlagentin , Klein -Wuſterwitz, alts und 7eu : Konigsborn , Tiermark , Scharteufe. Ihr ehemaliges Rittergut Scholene baben ſie 1723 an einen Freyberrn von Pringen , und das Rittergut Klein - Wan: gelsdorf , nebſt dem Antheile an Groß - miangelsdorf und Jericho , 1743 an Caſpar Wichard von Plaren vers taufet. 13. Die übrigen Rittergåter find : Charo , Detecshas gen , Drezel , Golwitz , sohenziatz, Lubbars , Ialen zien, mofer , Yetelitz parchheim , Rietgel, Tuchum , Woltersdorf, Wormlitz, Warchau, Jababu &.
3.
Der
Saalkreis.
Er liegt der Långe nach an der Saale , und iſt von der Grafſchaft Mansfeld , vom Churfürſtentume Sad ſen , und vom Fürſtentume Unhalt umgeben. Die
mit 4
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Die
größte Breite deſſelben beträgt nicht viel über eine Mein le, die Länge aber etwas über 5 Meilen . Er hat vortreff lichen Ackerbauz zu Halle ſind wichtige Salzwerke , zu Wettin , fóbegún und Dólau ſind Steinkohlenberg . werfe, zu Rothenburg iſt ein Kupferbergwert , aus deſſen Kupfer auch etwas Silber gefeigert wird , und die Saale hat etwas weniges Gold unter ihrem Sande . Hhhh 1854
2324 ,
Der niederſächſiſche Kreis .
Sande. Der ganze Kreis enthält 7 Städte, 129 Dórá fer, und 59 Pfarrkirchen . Es gehören dahin 1. Eine unmittelbare Stadt, nåmlich Salle, mit dem Zunamen in triagdeburgiſchen und in Sachfen , lateiniſch von einiger Hala Venedorum oder
1
Hermundurorum , eine Stadt an der Saale, welche 1063 dogbare Búvgerhäufer , nater relden viele wohl und fchen gebauet ſind, enthält , die öffentlicben geiſt " und weltlichen Gebäude ungerechnet, und in 4 Viertet abges theilet wird , welde ons Darien Hiridhi mikolaus- und Morig- Biertel genentfet werden. Die Begabl der Mens rden in der Stadt an fic refbft , und ibren Borſtadten , fällt nad des Herrn von Dreybaupts Berſicherung zwis fden 13 und 14000, die Befagung und Studenten aber find unter dieser Angabt nicht mit begriffen . Es iſt hier eine franzsfifcbe und eine pfalzer Colonie. Die Moriga burg war vor Alters ein feſtes Schloß, in welchem unters schiedene Erzbiſchofe gewohner baben , iſt aber im 17ten Jabrbunderte ſowol durch Belagerungen, als 1637 durch Brand, und 1639 durch Sprengung eines Theiles deffels ben von den Schweden, nrostentheils verwüſtet worden . Jst iſt in dem an der Oſtſeite noc ffebenden Gebäude unten die Hauptwache und oben das Lazarett der Bes fagung ; die alte Solofkapelle aber wird zum Gottes dienſte der franzöriſden reformirten Gemeine gebrauchet, Als der lebte Adminiftrator des Erzſtiſtes auf derMoriß burg nicht mehr wobnen konnte, tieß er ein Gebäude, welches. clenials das neue Stift genennet tporben , zu fei ner Wohnung cinrichten , daher es den Namen des Refis denzbauſes betain ; ist aber fteht es theils leer, theils wird es von Manufakturiften und Kammerbedienten bewohnet : theils wird es fein gottesdienſiliden Verſammlungsorte der hieſigen Katholiten gebrauchet. Die 3 Pfarrkirchen der Lutheraner ſind , 1 ) , die Oberpfarrkirche 6. Maria, oder zu unfer lieben Frauen, insgemein die Marktfirebe genannt, zu welcher ebemals der troc am Markte ftehende pogenannte rothe Shurm geboret bat, und welde cinen öffentlichen Bücherſaal hat, der in einem gegen ihr über Atebenes
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Das Herzogtum Magdeburg. 2325 31 flebenden ſteinernen Gebäude befindlich iſt . Der Obers pfarrer van diefer Kirche iſt Inſpector der Stadtprediger, und wurde ebedeffen Guperintendent genennet. 2) Die Pfarrkirche zu S. Ulrich , 3 ) Die Pfaretirche zu S. Mo rik. Es ſind hier 2 Lutheriſche geiftliche Inſpectionen des Saalkreiſes . Die deutſchen Reformirten haben die Schloß- und Doufirche im Befiße, uud die franzofifoen Reformirten die Kapelle in der Morikburg , wie oben foon ermahnet worden. Die biefigen Füden haben eine Synagoge . Die berühmte Friderichs: Univerſitátiſt aus einer ehemaligen Ritter : Atrdemje, eniftanden , und am ni Jul. 1694 mit großer Pradt eingeweibet worden .. Bom Sage ihrer Einweibung an , bis zum 12 Jul. 1744 , und alſo genau innergalb 50 Jahren, baben auf derriben 2 Pringen , 120 Grafen, 2253 Frenberren und Edelleute, 12278 Studiofi Theologiæ , 12626 Studiofi Juris, und 1941 Studiofi Medicinz, folglid überhaupt 29322 Studiofi ſtu., diret. Uuf der Bage oder in dem Wagebaufe ſind nicht nur die offentliden Hörſåle der Univerſitat, ſondern auch ibr Bücherſaal, welcher über 10000 Bände entbält. Une Paradeplate iſt ein anatomiſcher Soduplae. Das ſemi narium theologicum ift 1695 aus den Einkünften des Kloſters Hillerslebeit im Bolzkreife geſtiftet K. Frideric Wilhelm aber bat das Kloſter :Amt 1720 zu ſeinen Domais nen geſchlagen, und der theologiſchen Facultatdafür 30000 Rthlr. auszahlen laffen , um von derſelben Ertrag das ſeminarium zu unterbalten , worauf ſie 1726 die der Stadt Halle eigentůmlich zugehörigen Rittergúter Beefen an der Elfter und Ummendorf für 49000 Rthlr. erkaufet, und dieſes Seld mit dazu verwendet hat. Das lutherifche Stadtgymnaſium pon 10 Klaffen und eben fo vieten Leba rern iſt in dem ebemaligen Barfüffer Kloſter angeleget worden, deffen Kirche, welche ißt die Schulkirche beift, von dem Gymnafio, der Univerſität und der Beratung Das reformirte zum Gottesdienſte gebrauchet wird . Gymnafium illuftre & regium bat 2 Profeſſores und 5 Klaſſen , und einen Bücherfaal. Das hieſige freye weltliche adeliche Fräuleinſtift hat Gottfried von Jena, koniga bbbb 55.5
2326
Der niederſächſiſche Kreis .
königlicher Gebeimerrath und Kanzler der magdeburgis fchen Regierung, 1702 für eine Uebtiğinn und 9 Fråuleins reformirter Kirche geſtiftet, welches 1703vom Könige bes ſtátiget und privilegiret worden. Das Hoſpital hat eine Kapelle zum Gottesdienſte. Es find aud 2 reformirte Hoſpitaler, ' und ein Urmenhaus der franzöſiſchen Refor inirten vorhanden. Das Zucht- und Arbeitshaus hat feine eigene Kircbe. Der Stadtmagiftrat hat viele Ge. rectame , und beträchtliche unbervegliche Güter , unter welchen die an die theologiſche Facultat wiederkäuflich veräußerten Rittergüter Beefen an der Elffer und Ammendorf , wie auch die Boriperke Simris und Domniß, geboren ; e $ find ihm aud die Vorſtådte vor dem Mori · Klauss Stein- und Galgthore untermor's
.
fen , und es gehören ibm der Petersberg und Ringsles ben zwiſchen dem Ulrichs- und Steinthore, und die Wein gårten jenfeite Oberglaucbe, mit den Niedergerichten. Der Scheppenſtuhl iſt ein Landescollegium , und wird als fo von dem Landesberrn beleget. Er beſteht ist aus 6 Perſonen , von welchen derjenige, welcber den Borria bat, Senior genannt wird. Mit demſelben find 1716 die Schultheiſſen oder Berggerichte verbunden, welche die Civil und Real - Jurisdiction über die Stadt und ibre Vorſtädte baben, und Berggerichte genennet werden, weil die Stadt, gegen das Thal und Salzwerk zu rechnen, boch oder bergan liegt, und die Rolandſaule, vor welcher die peinliche Gerichtshant aufgeſchlagen wird, ebemals lange Seit auf einem kleinen Berge an der Ecke der Wage neben dem Rathbaufe geſtanden bat. Endlich find auc biefelft eine Deputation der magdeburgiſchen Krieges- und Doa mainenkammer, welche die Salz- und Bergwerksdeputas tion genennet wird , und die fonigliche Steuercaffe des Saaltreiſes. Uußer den gemeinen Handwerkern giebt es bier noch unterſchiedene Manufakturen und Fabriken , denn es irerden feine weiffe und braune ledernte Handſchube ver « fertinet , wollene und feidene Strümpfe gewebet, auch Strümpfe geſtricket und gewalket, Lücher, Flanelle, Friſé, leichte Zeuge und Berfane verfertiget, Flanell und Ycin : wand gedrucket, Tobackspfeifen und gemein Porcellan, ungas
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Das Herzogtum Magdeburg.
2327
ungariſches Waffer, viele Srácte, prider, Gold: Silber : und Seidenband nach franzöſil ben Muſtern, Gold- und Silbertreffen, zinnerne Knopfe, Tihduer rorh und gelber Saffian, verfertiget. Man leget fich auch auf die Pflants zung der Suchmacherkarten , des Kümmelè, und der weiſe Ren Maulbeerbäume zum Behufe des Seidenbaues, in wels dem es vornehmlich das Waiſenbaus in Glauche idon boch gebracbt bat . Das Thal zu Halle iſt die niedrigſteGegend der Stadt, und liegt an der Saale. In demfelben ſind 4 wichtige Salzbrimnen, und 112 , oder eigentlich ist nur 9h Koten oder Haufer,in welchem das Salz aus der Soole geſota. ten wird. Der 4te Theil der Roten und Scolgüter ges böret dem Landesberrn , das übrige. Shalgut aber tbeils deur Ratbe zu Halle, theils balliſchen Bürgern , theils Kirden und anderen piis locis eigentümlich und erblich zit, es wird aber davon jährlich ein Vererbungscanon an den landesherrn abgetragen . In alten Seiten baben uns terſchiedente auswärtige Grafen und Herren Ibalgüter zu Halle beſeffen , und von dem Erzſtifte Magdeburg zu Lebn getragen , und hinwieder den Bürgern zul Halle als Afterlebn zu lebn gercicbet, wie denn noch ist die Für: ften zu Schwarzburg biefelbſt Ibalgürer von dein Landes fürften zu Lebn tragen. Das Siebent gedieht mit Greinfohlen. Diejenigen, welche aus der Soole in den Koten das Sali fieden laffert, werden Pfanner şenéninet, und müſſen angeſeffene balliſibe Bürger reyn. Das Sies den des Salzes verrichten die Halloren, die in Ueberbleibs fel der Wenden ſind, welche vor Alters dieſe Gegend be wobnet haben. Sie behalten ibre alte Kleidung, Ge wohnheiten und Sprache, noch immer bey . Die Thals gericbte ſind 1722 mit dem Sipoppenftulle und den Berg gerichten gewiſſermaßen vereiniget worden. Der Rics ter iſt der Salzgrafe, weldes nunmehr der Welteſte oder einer aus den Mitgliedern des Sdippenſtubts iſt, welchen der König dazu ernennet. Die Königliche Quart - Soole iſt der Pfännerſchaft durch einen Vertrag dergeſfalt ' mit zu verfteden überlaſſen worden , daß fie davon den Dráns nergewinn nebſt den Auslauften an die königlide Kaina mer
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Der niederſächſiſche Kreis.
mer abgeben, und jeden Zober Sooke mit 6 ggr. bezahlen mug. Da auch ebedeffen die Pfannerſchaft den Ueber . fluß an Scole, welden Sie nicot gebraucen fonnte, weg, und in die Saale fließen ließ, und Churfürſt Friderich Wilhelm ſolches für unverantwortlich bielt, weil ſeine martiſoden Lande großen Mangel an Salze Batten : ro nahın er dieſe wegfließende oder ſogenannte Ertrafootean fich , und ließ fie verſieden. Es ſind zu dieſem Ende aufs ferbalb der Stadt an der Saale z lange Gebäude aufges fübret worden, deren jedes in 12 Koten abgetheitet iſt, in dahin die Soole in Robren, welche über die Saale ges ben , geleitet wird . Das daraus gefottene königliche Salz, weldes jährlid 4 bis 5000 Laſten betraat, wird in Sons nen gepacket," und großtentheils in Schiffen nach dem Saalhorne im Amte Roſenburg geführet, daſelbſt aber in die Elbfcbiffe geladen , und weiter nach den Factoreyen in der Mark, in Pommern; Søteſten und Preußen ges ; bracht, ein Theil wird zum einfändiſben Abraße und zur Berſorgung der Grafſchaft Hohnſtein gebrauchet, und faſt der vierte Theil geht auf der Achs nach Franken, und spird in die Vorrathshäuſer zu Hoff und Coburg gebracht, woſelbſt 2 königliche Factors den Abſat deffelben beforgen. Weil die Pfannerſbaften ehemals im Lande mit ihrem Salze Abfa6 gebabt haben, wird von ihnen eine gewiſſe Menge Salzes genommen, und aus der königlichen Salzs tafTe bezablet. Dieſen Salzquellen hat die Stadt Hație ihren Urſprung zu danken , deſſen eigentliche Zeit aber nicht bekannt iſt . K. Otto I bat den ſchon im Anfange des gten Jahrhunderts vorhanden geweſenen Drt Halle im Jahre 965 oder 966 der Kirche zu Magdeburg geſobens tet, und K. Otto II denſelben erweitert, und mit Stadta rect begnadiget. ' 1414 wurde fie von Erzbiſchof Guns ther II belagert, aber nicbt cinbekommen, doch mußte fte Fich durch Erlegung einer großen Suine Geldes mit ihm ausföhnen . 1435 wurde ſie vom Churfürſten Friderich zu Sacren auch vergeblich belagert. Hingegen 1478 wura de ſie vom Erzbiſchofe Eruft eingenommen. Im 16ten and 17ten Jahrhunderte iſt ſie auch oft eingenommen, und 1757
Das Herzogtum Magdeburg,
Slen
Derid tente
2329
1757 und 58 wurde ſie von Franzoſen und Deſterreichern überfallen, welcheGeld erpreſſeten. Die Landesregierung des ehemaligen Erzbistumes und nunmehrigen Herzogtus mes iſt bis 1714 bier geweſen, damals aber nach Mag . deburg verleget worden . II . Folgende königliche Aemter :
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1. Das Amt Hiebidienſtein, welches das wich tigſte im Herzogtume Magdeburg, und vielleicht in den geſammten föniglichen Landen iſt, weil es über
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6 Verwerke, 4 ſtarke Echäferenen , 4 Waſſermühlen , 3 ſtarke Brauhofe nebſt dem Schenkenzwange, ſchöne
100000 Rthlr. Padt einbringt.
Es gehören dazu
Leiche, eine Fähre über die Saale, eine Ziegelſcheune, eine ſtarke Zoll- und Geleits- Einnahme, die ſich faſt durch den ganzen Saalfreis erſtrecket, und es hat die Obers und Untergerichte über 4 Stådte, 58 Dörfer
und
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valle aber unge Valle bens ratt Sults e lie ibre
vur's 6 !en und 1757
und 4 ſteuerbare Marken, wie auch über die Halliſchen Stadifluren und einige Freyhäuſer in der Stadt Hatte. Zu den darunter ſtehenden Dertern gehören : 1) Geumarkt, eine Stadt dicht an der Nordſeite der Stadt Halle, vor dem utrichsthore derfelben ; ſo daß fie eine Borſtadt derſelben zu feyn ſcheint, dergleichen fie aber nicht iſt. Sie enthalt ist 283 Feuerſtellen , bat eis nen eigenen Magiſtrat, eine Pfarrkirche, und eine geringe Soule. Ihre Anlegung iſt durch das cbemalige Kloſter zum Neuenmerke veranlaffet worden . 2 ) Giauche, eine Stadt auch dicht an der Mauern der Stadt Halle, und zwar vor dem raniſchen und Mio rigthore derſelben , daber ſie wie eine Vorſtadt derfelbert ausſieht. Sie iſt aus den Dörfern Ober- und Nieders Glaude, Bellendorf, ißt die Beingarten genannt, Kliss robendorf und dem Steinwege, und 2 Ritterfigen eutſtan den, welches alles zu des Erzbischof Albrechts IV Zeiten zu einem Flecken , und nachmals zu einer Stadt gemacbet worden , welche ist in Slauche an ſido felbft, und in Dbers Glaucbe eingerheilet wird, und 313 Feuerſtellen Bar, die offensa
22330
chſiſche
Der niederſä
Kreis .
Bffentlichen Gebäude mitgeredynet, bingegen die Weingår : i ten, über welche dem Rathe und den Berggerichten zu 4. Halle die Erögerichte zuſtehen, ausgeſchloſſen. Sie hat i ihren eigenen Magiſtrat , eine Pfarrkirche und eine ges } ringe Schule. Die merkwürdigſten Dinge hieſelbſt find, das Waiſenhaus, das königliche Pädagogium , das Stift und Witwenhaus. Das weltberübmte Waiſenbaus iſt eine der wichtige ften und nuslichſten Anſtalten in den geſammten königi. preußifden Länderit , und nach und nach blog aus frem , willigen Gaben, die aus vielen Fändern und Dertern bie ber geſendet worden, zu feiner ißigen Große, Weitläuftigs teit und Vermogen erwachſen. In der Stiftung, Eins richtung und eryten Regierung deſſelben Bat der berühinte Profeſſor Auguſt Hermann Franke rein freudiges Ders frauen auf Gott, feinen gottſeligen Eifer in Ausbreitung des rechtſhaffenen Chriſtentumes und feinen großen Geiſt eine bewundernswürdige Weiſe geäußert. Den ex: ſteu aber gar geringen Anfang deſſelben machete er 1694 ; die igt vorbandenen vielen großen anjebulichen und bequem aleingerichteten tbeils ſteinernen theils holzernen Gebäude saber ſind von 1698 an erbauet worden. In dieſem Waiſen bauſe werden nicht nur beſtandig 200 Waiſenfinder , nåm. lid 150 Knaben und 50 Magdiein , umſonſt unterhalten , unterrichtet und erzogen , welche Wohltbat vom Anfange dieſer Anſtalt an bis 1749 überhaupt 2180 Kinder ges noffen haben , ſondern in den Sculen deſſelben werden aud andere junge Leute unterrichtet. Die lateinijche Sdule iſt vortrefflich eingerichtet , und mobl die einzige in ihrer Art. Die lateiniſche Sprache wird in ii oder 12 Klaffen , die Theologie in 10 , die Mathematit in 2 , die Naturlehre in 1 , die Bernunfélebre in 2 der oberſten lateiniſchen Klaſſen , die frangerifche Sprache in 3 , die Geographie in 3 , die Hiſtorie in 2 , die griechiſche Språs che in 7 , und die bebraijibe Sprache in 6 Klaffen geleb ret ; es wird auch im Screiben, Reconen , Briefidhreiben und Singen Unterricht errbeiſet. Die Unterweiſung vers ripren auf 50 Studiofi und Candidati theologiz , und ein paar
Das Herzogtum
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Magdeburg.o 2331
paar Inſpectores haben die Aufficht darüber. Die jur gen Leute , welche in dieſer Scule unterrichtet worden, kommen nicht allein aus dem ganzen proteſtantiſchen Deutſchlandé, ſondern auc aus Dänemark , Norwegen, Schweden , Rußland , Polen , Preuſſen , Eurland, Hurts gara , Siebenbürgen , Schweiß, Bolland und England zuſammen , ja es giebt hier zuweilen auch welche aus,an bern Haupttheifen des Erdbodens. Somof diejenigen , welche bier bloß für ihr eigenes Geld lebert, als die, denen in Anſehung des Unterhaltes eine Erleichterung wieder's fährt, und die ſtudirenden Waiſenknaben , genießen einers ley Unterricht. Die Anzahl der Söüler , welche in dies ſer Schule unterrichtet worden ſind, beträgt ſchon viele Laufend. Es ſind auch auf dem Waiſenhaufe 2 deutſche finnes Sculen in Glauche bat, nämlich eine in den Weingärten , und eine in der Mittelmanche, jede von 6 Klaffent. In dieſen Sdulen werden die Kinder in der chriftlichen Leb re, im teren , Søreiben und Rednen unterwieſen, in den obern Klaſſen wird auch das Leichteſte und Nüsliibfte von der Naturlehre , bibliſchen Altertümern , Kirchenhiſtorie und Geographie vorgetragen , es werden auch den kna: ben die Anfangsgründe der lateiniſcben Sprache bekannt gemacht, und die Magdlein werden im Neben und Strits Fen unterrichtet. In dieſen 4 deutfcben Schulen lehren , unter der Aufſicht beſtellter Inſpectoren , auf 110 Præce ptores, welche auch Studiofi und Candidati Theologiæ find. In dem feminario præceptorum werden die Præceptores für diegeſammtin Schulen des Waiſenhauſes zubereitet. Gonft findet man im Waiſenhauſe eine vortreffliche Apo theke, ein laboratorium medicainentorum arcanorum , wels de weit und breit in der Welt bekannt und beliebt find ; ' eine ſehr anſehnliche Buchhandlung , welche zu Berlin , und Frankfurt am Mann auch Låden hat; eine Buc druckeren von 4 Preffen , welche einen beil des eigenen ſtarfen und koſtbaren Verlages der waiſenbäufilipen Bilch handlung drucket, für welche noch 3 fremde Buchdruckes repen
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Der niederſächſiſche Kreis.
repen in Halle arbeiten ; die vortreffliche von dein Freya berrn Karl Hildebrand von Canftein geſtiftere Bibel-Ans ftalt mit der dazu gehörigen Druderey, darinnen mit ftes benbleibenden Særiften forol von der ganzen beitreten Bibel , als von dem neuen Teftamente und den Pals men , in allen Formaten ſchon über 1200000 Eremplas rien gedrustet, und für einen ſehr geringen Preis verkaufet worden find, derer in ausländiſchen Sprachen gedruckten Bibeln und andern geiſtlichen Bücher nicht zu gebenken ; ferner, einen anſehnlichen Bücherſaal, und eine anſehnlia che Naturalien und Kunſtfammer. Außer ben Inſpectos ren, Práceptoren, Bedienten und Waifenfindern , welde täglich aus der Küche des Waiſenhauſes geſpeiſet werden , ex's werden auch aus eben derfelbenanden ſogenannten traordinairen Siſchen Mittags und Abends einige 100€ Studenten und arineSchüler umſonſt geſpeiſet, und von allen dieſen Diſobgenoſſen effen in einem einigen großen Saale begnabe 700 Perſoner. Sur Speiſung der Scủa ler, welde für ihr Geld leben , iſt ein beſonderer Speiſer meiſter angenommen . Die Erbauung und Unterhaltung der Gebäude, die Anſchaffung und Unterhaltung der dazu erforderlichen vielen Gerätbicbaften , die völlige Berpfles gung der Waifenginder, die Beſoldung und Unterbaltung der Inſpectoren, Práceptoren und Bedienten , und die Bers febung der Freitiſche, geſchiebt ißt aus den eigenen Gü tern und Eintünften des Waiſenhaufes. Zu feinen Gå tern gehören das Borwerk beyni Baiſenbaufe , 2 frepe Süter zu Riedeburg und eines zu Canene, alle 3 im Saal treiſe belegen, und andere auspärtige. Das Waiſenhaus leget fich ißt ſtarf auf den Seidenbau, und bat es darinn foon ziemlich bod gebracht. Man kann ſchwerlich eine Anſtalt nennen , auswelcher fo viele brauchbare Männer, inſonderheit erbauliche Prediger , nicht nur in Deutſchland und andere europäiſche Lånder, ſondern auch nach Ameri: en und Aſia ausgegangen wåren als aus dieſer. Sie iff aud mit beſondern königlichen Privilegien verſeben , und ift vermdge derſelben ein annexum der Univerſitát zu hal le , und derfelben Gerichtbarkeit untergeben. Eben dieſe Privis
Pals: niplas Estufet uften nkent; Onlis vectos elde rdent
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Das Herzogtum Magdeburg .
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Privilegia und Berbindung mit der Univerſitat gelten auch von Dem Königlichen pedagogio , deffen von 1711 bis, 1713 aufgefübrtes anfehnlicbes Gebäude zwar bey dem Waiſenhauſe, auf deſſelben eigentümlichem Grunde und Bosi den , und auf deſſen Intoften erbauet worden ; aud mit demjelben unter einer Direction ſteht, aber ſonſt ganz das, von unterſibieden iſt. In dieſer gleichfalls vortrefflicben und von dem rubmwürdigſten Profeffor Auguſt Hermann franke eingeridteten Anſtalt werden junge gråflicte, ades Picbe und vornehme bürgerliche Perſonen , auf ihre Koſten , unter der Aufſicht eines gelehrten Inſpectors von geſchicks ten Lehrern in nöthigen Sprachen und Wiſſenſchaften un terwieſen . Vom Unfangeoder 1695 an , bis 1749, find darinnen 1603 Pädagogiſten geweſen, welche aus den meis ſten éu opäiſchen Reichen und Ländern bieber geſchidet worden, und unter denſelben 25 Grafen und 94 Freybers ren. Das Pädagogiuin hat ſein eigenes ſeminarium præ ceptorum . zu dem Waiſenbauſe gehören noch 2 milde Anſtalten in Glaurbe, nåmlich ein Frauenzimmer Stift, und das canſteiniſche Uitweuhaus. 3 ) Lóbegún, eine Stadt , eine halbe Meile vom Pes tersberge, und ohnweit der Fulne , vat 252 Feuerſtellen, eine geiſtliche Inſpection , eine lutheriſche und eine refor's mirte Gemeine , welche lettere mit der zu Bettin verbuns Den iſt, eine lateiniſche Schule, ein Hoſpital, einen könig, liden Stadtrichter , welcher Amtsſchulge genennet wird , und einen Magiſtratvon 5 Perſonen. Die Stadt hat ſchon zur Zeit Kaiſers Otto I geſtandelt , und iſt in alter Zeiten von dem Grafen von Wettin mit beſeffen worden . 1153 iſt das Obertheil, und 1288 das Untertheil derſelben an das Erzſtift gekommen . Sie hat im 16ten und 17ten Jahrh. oftmals Brandſchaden, inſonderheit 1583, erlitten . Bey der Stadt iſt ein Steinkohlenbergwerk. 4 ) Tønnern , eine Stadt, welche innerhalb der Maus ern 189 Bürgerhäuſer, und in 2 Vorffädren noc 134 Điu fer, ſonſt aber, außer der lutheriſchen Gemeine, aud ) eine Jiiiiii refor 3 Ch.
1
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.
Der niederſächſiſche Kreis .
reformirte, welche mit der zu Bettin verbunden iſt, eine Schule, ein Hoſpital, einen Stadtvogt, und einen Magi ſtrat von 5 Perſonen bat. Sie iſt uralt, und 1004 , oder, wie andere wollen, 1007, vom Kaiſer Heinrich II ans Erz ftift geſchenket worden. 1473 , und unterſbiedenemate im i6ten und 17ten Jahrhunderte, hat ſie großen Brandſchas den erlitten , ift auch im 30jährigen Kriege faſt wuſte geworden . 5 ) Giebichenſtein , ein uralter, in den Geſchichtſbrei bern der mittleren Zeiten oft vorkommender Ort, an der Gaale, 3 Stunde von Neumarkt entlegen. Er war vor Alters ein Eigentum der fädfifchen Kaiſere, bis Dtto I ibn im Jahre 965 dem Erzſtifte Magdeburg ſchenkete. Das ehemalige Schloß war wegen ſeiner Lage auf einem hoben Felfen ein febr feſter Plaß, dabin oftmals vorneh me Gefangene gereget worden, wie denn auch Ludewig II, Stammvater der Landgrafen von Thüringen , darauf ge feffen , und durch einen verwegenen Sprung, aus einem Fenſter des Sd loftes in die Saale , fit befreyet haben fol, welche Geſchichte aber ſehr zweifelhaft iſt. In der folgenden Zeit iſt es der ordentliche Wobnfis der Erzbi. icbofe geweſen , wenn fte fit in dieſen Gegenden aufgebal ten haben , bis Erzbiſchof Ernſt, nac Bezwingung der Stadt Halle, die Morisburg dafelbſt erbauet , und ſeine Hofhaltung und Kanzeley babin verleget bat. Hierauf iſt das Schloß nach und nach eingegangen , und 1636 ift es abgebrannt, ſo daß nur einige alte Mauern und ein Shurm übrig geblieben. Die Erzbiſchofe bielten auf dies fer Burg einen Burggrafen , welcher vom 12ten Jahrhuns berte an den Titel eines Hauptmannes geführet bat. Sot hat der Amtshauptmann mit der Berichtbarkeit und Des conomie des Amtes Giebicenftein nichrs zu thuni, ſondern genießt nur einen gewiffen Sold famt einigen Accidenzien . Unter dem wüſten Solofte liegt ein Vorwert. Die Dörs fer des Amtes Giebichenſtein werden in 5 Diſtricte oder Pflegen abgetheilet, welche find : ( 1 ) Die grother Pflege von 15 Dörfern. Unter dies Ren iſt das Pfarrborf Giebichenſtein , weldes unter dem wüſten
Das Herzogtum Magdeburg .
ft, eine Magis y , oder, i Erz ile im tas rujte
reiz mer OL I
2335
fpüſten Schloffe an der Saale liegt, über welche bier eine Fabre geht : Trotha , ein Pfarrdorf an der Saale, in welder hier eine Schleuſe iſt, und das Pfarrdorf Seeben mit einem Amtsvorwerte. ( 2 ) Die oppiniſche Pflege von 22 Dörferit. ( 3 ) Die oßmůndiſche Pflege von 11 Dörfern, als Großkugel, ein Pfarrdorf, u . l. . ( 4 ) Die Seydepflege jenſeits der Saale , von 9 Dør : fern. In den Dörfern Lettin, Zietleben und Langens bogen find lihtsvormerke. ( 5 ) Der Solzkreis, zu welchem die Dörfer Burg , Kas dewell und Oſendorf geboren. 2. Das Amt
Rotenburg,
in
welchem
ein
Kupferbergwerf iſt, welches egedeſſen eine Zeitlang jährlich auf 100000 Rthlr. abgeworfen hat, nachdem aber das golwißer Revier erfoffen iſt, und das Waſſer nicht weggeſchaffet werden kann , ſehr in Abnahme ge. rathen iſt. Die Schiefer werden auf dem alten Schloſſe zu Rotenburg geſchmolzen , das Kupfer aber wird von hier zu Schiffe nach dem hohen Dren , der nicht weit von Neuſtadt an der Dorſe in der Graf. ſchaft Kuppin iſt, gebracht, und daſelbſt geſeigert, ta Denn der Centner 8 bis 16 Loth Silber giebt. Ueber dieſes Bergwerk iſt zu Rotenburg ein beſonderes Berge Amt beſtellet. Zu dem Umte gehören 5 Dörfer. Das Pfarrdorf Rotenburg liegt an der Saale , und die Amtsgebåude ſtehen auf dem Schafberge. Daß auf dem alten Schloſie eine Schmelzhütte für die Kupfers ſchiefer angeleget fer, iſt ſchon angezeiget worden . Vor Alters ſtund hier die Sputinesburg, welche K. Dt. to I 961 der Kirche zu Magdeburg ſchenkete, die aber vorlängſt, und zwar , wie einige mennen , ſchon 1074 zerſtöret worden, wie denn die Ueberbleibfel von derſel ben Jii iii 2
2336
Der niederſächſiſche Kreis .
ben noch unterhalb Rotenburg auf ethem Berge an der Saale zu ſehen ſind. Im 15ten Jahrh . Hat Cop. pe von Umendorf , damaliger Inhaber dieſes Dites, anſtatt dieſer verwüſteten alten Burg , ein anderes Schloß unten an der Saale erbauet, welches das noch vorhandene Gebäude
ift.
Nachdem
es
mit den
zugehörigen Dertern in vielerlen Händen geweſen , iſt es 1605 wieder an das Erzſtift gebracht worden , und bey demſelben als ein landesherrſchaftliches Kams mer.Intgeblieben . Die hieſige hölzerne Brücke über die Saale iſt nur zum Gebrauche des Bergwerkes gea widmet , ſonſt aber geht dichte oberhalb Rotenburg nach Brucke, im mansfeldiſchen Amte Friedeburg, eine Fähre. 3. Das Amt Wettin , welches ein Strick der alten Grafſchaft Wertin iſt , deren Beſiger 1290 mit Otto III, Grafen zu Brene und Wettin , alisgea ſtorben ſind , weldier 1288 die Grafſchaft Wettin dem Erzſtifte Magdeburg geſchenfet. Jhr Wapen war ein rother Lowe im ſilbernen Felde. Erzbiſdof Fries derich verkaufete 1446 Wetrin nebſt dem Sdílofie Kros figf an Coppen von Umendorf und Caiparn aus dem Winkel, theilere die dazu gehörigen Güter zwiſchen iha nen, und beliehe einen jeden mit ſeinem Untheile beſon . ders . Als die von Amendorf 1550 in månnlichen Lehns Erben ausſtarben , wurde ihr Antheil an Wettin dem Erzſtifte eröffnet, welches daſſelbean dem Grafen Al. brecht von Mannsfeld verliehe. Es blieb aber nicht lange bey den Grafen von Mansfeld, ſondern kam balo Schulden wegen an die Herren von Schönburg , denen es der Adminiſtrator zu Magdeburg, Markgraf Joachim Friderich, 1592 abkaufete, und wieder an das Erzſtift
Magdeburg.. Das Herzogtum Magdeburg
ge an Cope
Peres ced
2011
1, :
2337
Die andere Hälfte an Wettin be Erzſift brachte. likt noch das alte adeliche Geſchlecht derer aus dem Winkel, welches eine Linie derer von Krofigé iſt, die . fen Namen aber fahren gelaſſen , und ſich aus dem Winkel benennet hat. Das wettinfche Steinkohlen. bergwerk liefert harte und fchwere Kohlen , welche viel Erdpech bey ſich haben Es iſt aber ißt nicht mehr fo ergiebig, als es ehedeſſen geweſen , zumal da ein Theil Deffélben 1738 durch die Sonnenhike entzündet worden, daher man unterſchiedene Schächte verſchütten und ana bere Unſtalten zur Dåmpfung und Abfchneidung des innerlichen Feuers machen müſſen. Man iſt aber we . gen deſſelben noch nicht außer Sorgen , weil es ſich noch viele
Jahre Hernach geäußert hat.
Ueber die Stadt Wettin und die dazu gehörige Feld mark haben und üben der Landesfürſt und die Herren aus: dem Winkel die Ober- und Niedergerichte geineinſchafts lich , zu deren Verwaltung ein gemeinſchaftlicher Stadts und fandrichter beſtellet , und ein Geſamtrichter genannt wird. Die Geſamtgerichte werden wechy felsweiſe einmal auf dem königl. Amte , und das anderemal auf dein ades lid - winkelirbem Hauſe von dein königt. Aintmanne, dem winteliſchen Umtsſchoffer und dem Gefantrichter gehak ten. Urter diefen Geſamtgerichten fteht auch der Stadt tatt . Die Stadt liegtan und zwiſchen den Bergen, auf welchem Burg und Sbloß erbauet ſind , bey der Saale, åber welche hier eine Fähre gebt, es iſt auch unterhalb der Stadi bey der Pågetişmůble eine Soleuſe für die Scbiffe. In der Stadt felbft oder innerhalb der Ring mauer ſind nur 116 Häufer, ſie hat aber auch Borſtådte, die bernad vorkommen. Außer der lutherifcben Gemeic ne, welche die Stadtkirche bat, und der auch die Stadt. fcule geboret, iſt hier noch eine deutſche reformirte , die fic auf einem Saale des Burg-Amtes verſainnlet , und deren Prediger auch die reformirten Gemeinen zu lebe: gün, Iiii iii 3
2338
ſche
Der niederſächſi
Kreis .
gün, Eönnern , Rotenburg und Ullleben beforget. Die Nahrung der Einwohner beſteht mehrentheils in der Berg= Arbeit . Es iſt hier auch ein fónigliches Berg Amt. Die Stadt hat oft, infonderbeit aber 1660 und 1714, großen Brandſchaden erlitten. Unter der Gerichtbarkeit der Geſamtgerichte ſtehen auch die Borſtadt lange Reihe, das Dorf Lobnitzmark, und das Dorf Dudeleben, welches zu der hieſigen ebemas ligen Prálatur geboret , die ißt der Paftor zu Bettin bes figt, welcber die Erbgerichte über das Dorf bat. Das königliche Amt iſt auf dem ſogenannten Gra fenbore, oder vormaligen foraplauifchen Burglebn , und bat die Ober - und Erbgerichte über die Dörfer Letwits, Sylbitz, Trebit , Görbitz und Raunitz, und über 4 wüſte Dorfmarken. Mit demſelben iſt das Burg - Amt Wet tin verbunden , zu welchem die Dörfer módrau, Prieſter und zaſchwitz geboren. Die Burg , auf welcher die al ten Grafen von Wettin einen Burggrafen zum Commans 1 banten lebeten , liegt in der Stadt Wettin an der Abends feite auf einem boben Felſen, an welchem unten die Saa le fließt. zum adelich-winkelſchen Amte gehören das alte gráfe liche Schloß zu Wettin , welches auch auf dem eben bes ropriebenen Felfen, auf welchem die Burg ſteht, jedoch eta was tiefer und gegen Mittag liegt , und eine Kirche bat, die Borſtadre pågeritzmark und Mühlgafe , und die Dörfer Sd-lettau, Dalene, Dornnåts, Déblitz, Zeutz und Sieglitz , 4. Das Amt Brachwit , welches aus dem Pfarrborfe Brachwitz an der Saale, und den daſie gen 2 Rittergütern beſteht, deren eins 1703 dem San . desherrn eröffnet, das andere aber 1705 von demſelben ertaufet worden. S. Das Amt Beeſen an der Saale , welches am Ende des Saalfreifes, und an der Genge des Fürs ſte... mes Anhalt liegt.
Es iſt vormals ein Kittergut geweſeni,
Das Herzogtum Magdeburg.
2339
geweſen , welches in Neu- und Alt : Beefen abgetheilet worden , jenes iſt 1720 und dieſes 1737 von dem Kó. nige erkaufet, und aus beyden ein Amt gemachet wor. den , zu welchem , außer dem
Dorfe Beefen an der
Saale und dem Pfarrdorfe Laublingen , noch 5 Dör fer gehören. Bei der Pregelmühle an der Saale iſt eine Schleuſe. 6. Das Chatoul Amt Petersberg , welches Churfürſt Friderich III von dem Könige in Polen und Churfürſten zu Sachſen Auguſt 1697 für 40000 Rthlr ., mit allen dazu gehörigen Regalien, Landeshoheit u . ſ.wo. erkaufet , dem Herzogtume Magdeburg einverleibet, und ' unter deſſelben
Regierung und Kammer geleget
hat, jedoch þat es als ein Chatoul Amt mit der mag deburgiſchen Landſchaft und den Sandesſteuern nichts zu thun . Das Amt'iſt aus dem ehemaligen Kloſter S.Petri auf dem Lauter- oder Petersberge entſtanden , welcher Berg ganz allein in einer großen Ebene liegt , und viele Meilen weit gefeben werden kann. Das vormalige Klo . fter bat Graf Dedo zu Wettin zu bauen angefangen , und fein Bruder und Erbe, Graf Conrad, nactmaliger Marks graf 311 Meiffen , 1136 vollendet, und 1155 einweiben laſs. ſen , auch dem Stuhle zu Rom unmittelbar unterworfen , fich aber und ſeiner Familie die Schusvogtey über daffels Es war eine Probſtev regulirter Chor be vorbebalten. berren Auguſtiner Drbens, in deren Kircbe unterſchiedes ne Markgrafen zu Meiffen aus dem gráflich-wettinſchen Hauſe begraben worden . 1540 wurde es vom Berzoge Heinrich zu Sachfen fecularifiret. Von der 1565 abges brannten Kirche iſt der mittlere Tbeil zu einer Pfarrkira de wieder bergeſtellet worden . Die alten Kloſter - und nachymaligen Amtsgebäude find mehrentheils eingeriffen, und das Umt nebſt den Hausbaltungsgebäuden und der Smáferey find 1726 und 37 am Fuße des Berges gegen Abend Fiii iii 4
2340
Der niederſächſiſche Kreis.
Abend neu erbauet worden . Zu dem Amte gehören die Dörfer Teglitz dicte am Berge, und Sproda bey Des libichi 4 Meilen vom Petersberge entlegen , nebſt sebes 'maligen Kloſterhöfen und ißigen Freygütern. III. Des Doinkapitels Obedienzdorfer Walwis und Döfſet. IV. Šdriftſáßige Rittergåter. 1. Das Amt Alsleben haben vor Alters die Grafen von Ulsleben beſeſſen.
nebſt mehreren andern Gütern
Der legte Graf, Namens Heinrid ), iſt 1128
geſtorben, worauf ſeine Mutter Utsleben an das Erg ſtift verkaufet hat, von welchem es einigemal verpfåne det und endlid) 1479 an die Kroſigk erblich verliehen worden. 1747 verkaufete Hans Georg von Kroſige das Rittergut Alsleben mit königlicher Bewilligung i
an Fürſten leopoid Marimilian zu Unhalt - Deſſau. Es muß aber dieſes fürſtlich - anhalt. Deſſauiſche Amt Alsleben mit dem oben ( S. 2176.) beym Fürſtentume Anhalt deſſauiſchen Untheiles beſchriebenen Amte Groß Alsleben nicht verwed felt werden . Zu jenem gehöret I ) 21sleben , ein Städtchen an der Saale , von 108 Fenerſtellen. Das Amt oder Rittergut bat die Obers ' und Erbgerichte über daffelbige, fonſt aber bat es einen Magiſtrat von 4 Perſonen , und außer der lutheriſchen Gemeine auch eine reformirte, welche lettere mit der zu Wettin verbunden iſt. Bey der futberiſchen Stadt- und Pfarrkirche iſt vor Alters ein Collegiatſtift geweſen , wel. des aus einem Nonnenklofter, diefes aber aus einem ebes maligen freyen weltlichen Frauenftifte, welches unmittela bar unter den Kaiſern geſtanden bat , und 1130 vom K. Rotbarius III , aegen das Sitlof Swarzfeld am Harze, an das Er ſtift überlaſſen worden iſt, entſtanden . 1561 find die Einkünfte des Stiftes der Decaney des hoben Stiftes zu Magdeburg einverleibet worden , von welcher / fie an die von Kroſigt gelanget ſind, daß alſo der hieſigen i Stifts.
Das Herzogtum Magdeburg .
2341
Stiftskirche nichts als einige Morgen Acker und einige Erbzinſen übrig geblieben ſind, welche der Amimann und der Dom - oder Stiftsprediger biefelbft einnehmen und berechnen, und ſich in den Erbzinsbriefen verordnete Vors ſteber der Dont - und Stiftskircbe des Veil . Jobannes des Taufers zu Atsleben nennen. Die Stadt iſt 1589 , 90, 91, 1667 , 1704 und 18 bald ganz , bald größtentheils aba gebrannt. 2 ) Das alte Dorf Alsleben , welches fo nabe an den Mauern der Stadt liegt , daß es eine Vorſtadt derfelben zu ſeyn scheint: Es bat eine Pfarrkirce. 3 ) Belleben, ein Pfarrdorf, welcbes zu dem Schloſſe Beiß im Fürſtentume Unhalt, und alſo der anbalt boymſcha ſchaumburgiſchen Linie zugebåret. Es liegt eine Stundevon Ulsleben, bat faft 100 Bauſer , und ein Schloß. Cours fürft Friderid Wilhelın, dem es eröffnet worden, verkaur fete es 1684 an Fürſten Johann Georg zu Anhalt - Defs ſau, welcber es 1685 wieder an Fürſten Bictor Amadeus zu Anhalt Bernburg für 34000 Rthlr. verkaufete , und nebſt Zeiß zum Fidecommiß macbete . 2. Die von Kroligt befißen die Rittergüter Pifdorf, Gnelbs mit 3 Dörfern, Hufrena mit einem Dorfe, po plits, Laublingen mit einem Theile des Dorfes dieſes Nam mens , und Zierbitz mit dem Dorfe dieſes Namens. 3. Die von Trotba das Rittergut und Schloß Kroa figť mit 3 Dörfern . 4. Die von Rauchhaupt das Rittergut Trebnitz mit 2 Dörfern . 5. Die Niburge die ebemaligen Rittergüter derer von Dieſkau , nämlich Dieſkau mit 2 Dörfern , Lochen und Gottenz. By Dieſkau ftund 1745 ein preußiſches Fager. 6. Der Rath zu Halle , ißt wiederka flich die theolos giſche Facultat daſetoft, die Rittergåter Beefen und Ams mendorf unter dem Namen des Amtes Becſen an der £ lſter, mit 6 Dörfern . 7. Die übrigen Rittergüter find : Dacherits, welches wifte ift, mit 2 Dörfern, Délnuts, Sohenthurm , Mús cheln, Groß -Schierfigot, Schwårz, Jóberis. 4. Der Jiii iiis
2342
Der niederſächſiſche Kreis . 4. Der luckenwaldiſche Kreis .
Er liegt von den übrigen Kreifen einige Meilen entfernet, zwiſchen der Mark Brandenburg und dem fächſiſchen Chuvkreiſe, und wurde ehedeſſen der jüter bockiſche Kreis genennet , ehe Jüterbock und Dahme durch den weſtphåliſchen Frieden davon getrennet wor den . Er begreift: 1. Das königliche Kloſter - UmtZinna , unter deffen Gerichtbarkeit ſtebt i ) Luđenwalde, ein Städtchen, in welchem eine geiſt lice Inſpection ift. 1723 iſt es größtentbeils abgebrannt. 2 ) Zinna, ein ehemaliges Kloſter, weldes ißt der Siß des Amtes iſt. Bey demſelben iſt ein Dorf. 1667 baben die Churfürſten zu Brandenburg und Sachſen ſich bies felbft verabredet, die Mart Silbers zu 101 Rthlr. oder 15 fl. 45 Kr. auszubringen , und den Sbaler auf 1 Fl . 45 Kr. 3 !!, erhöhen , welches der zinnaiſche Münzfüß ges nennet povrden. 3 ) Pedrüle, ein Pfarrdorf, wofelbft eine geiſtliche Ina fpection ift
4 ) Roch 24 Dörfer. 2. Die Rittergåter Stulpe, ein Solog mit 31 Dórs fern , denen von Rocbau zugebårig, Liepe mit 2 Dörfern, denen von Bade , Wahlsdorf denen von Shiele , und Schönhagen und Wzitgendorf mit 5 Dörfern, denen von Thümen und Siplabberndorf, zuſtändig . Anm. Es wird auch die Grafſchaft Mansfeld magdes burgiſcher Hoheit zu dieſemn Derzogtume gerechnet , fie iſt aber nie. mals zu feinem magdeburgiſchen Streiſe geldlagen worden, hat auch mit der andern Landſchaft nid)t concurriret , ſondern ihre Steuren und Abgaben beſonders aufgebracht, wobey es aud noch ist gelaſſen wird. Jó babe ſie oben beym oberſápufifchen Streiſe beſchrieben.
Von
2343
Von
den
Ländern
des Churhauſes Braunſchweig - Line
burg überhaupt.
g.
1.
ie Lånder des Churhauſes Braunſchweig Lüneburg gehören größtentheils zum niederſåd) ſiſchen , einem geringern Theile nach zum niederrheiniſch -weſtphäliſchen, und in Anſehung des kleinſten Theiles zum oberſäch ſiſchen Kreiſe.
Von der erſten Klaſſe ſind die Bers
zogtümer Bremen und Lauenburg, die fürſtens tủiner Lüneburg, Calenberg und Grubenhagen , fammt denen ihnen einverleibten Graf- und Herrſchafa ten ; von der zwenten Das Fürſtentum Verden , und die Grafſchaften Boya , Diepholz , Spies gelberg und Sallermund, welche 2 leştere dem Für ſtentume Calenberg einverleibet find ; von der dritten die Grafſchaft Yohnſtein . Hierzu kommen noch 2 im niederrheiniſch · weſtphäliſchen Kreiſe belegene Grafſchaften , welche an das Churhaus mit aller Sandeshoheit verſeket ſind , nåmlich Bentheim und Sternberg. Alle dieſe Lånder machen ungefähr 700 geographiſdie Quadratmeilen aus , find alſo bennahe ſo groß,
als das Königreich Preußen , oder als der
ganze ſchwäbiſche Kreis, oder als alle churſåt fiſche Lande, oder als alle Sande des Churhauſes Vayern . Sie enthalten über 4000 Oerter , wenn man Stádte, Flecken , Dó:fer und einzeln ſtehende Höfe zuſanımen rechnet. Der Stadre infonderheit ſind 58 , und der
Flecken
2344
Der niederſächſiſche Kreis.
Flecken über 60. In dieſen Ländern find 1756 gezäh . let worden beynahe 750000 Menſchen . 9 2. Im Ganzen genommen , haben dieſe Lånder alles , was zu des Lebens Vahrung und Gothdurft gehöret. Es werden in denſelben Weißen, Roggen, Gerſte, Hafer , Erbſen , Bohnen, Wicken , Sinſen , Budweigen , Rapfaat , vielerley Gartengewächſe, Kartuffeln , viele und gute Baum früchte , überaus viel Flachs und Hanf , Caback, und nun auch etwas Krapp und Waid gebauet. Man hat Brenn- und Bauholz in den meiſten Santſchaften hin , langlich , und in unterſdziedenen überflüßig , es wird auch Teer und Pech bereitet. Die ſtarke Bienenzucht giebt viel Honig und Wachs. Die Pferde Hornvieh. und Schafzucht iſt wichtig. Wildpret iſt häufig. Die Flüfte, Biche und Teiche liefern mancherley und gute Fiſdie . Es giebt unterſchiedene núbliche Erd- Arten, guten Schiefer, Kalfſtein , Marmor und andere nůž. liche Steinbrúdie, Vitriol, ſehr ergiebige Salzquellen , Steinkohlen , Torf -Erde, Sdwefel, Galmen, Zink, Kobolt, Eiſen, Bley, Kupfer und Silber, welche und andere Mineralien vornehmlich, und zum Theile allein , auf dem Harze gefunden werden. $ 3. Die Manufakturen und Fabriken fån .
nen und müſſen zwar noch vermehret , und zum Theile verbeſſert werden , ſind aber doch ſchon ſehr beträchts Man verfertiget Amedom oder Stärke, und li . Puder.
Es wird überaus viel Leinen - Garn von aller
ley Art geſponnen , und größtentheils im Sande ſelbſt zu mancherley Leinwand, verarbeitet, worunter auch leinener Damaſt iſi ;
es wird auch viel Bano ge.
maghet, und man flöppelt ſehr feine Spigen , die zum Theile
Die Länderdes Churh ,Braunſchw.Lüneb. 2345 Sheile den brabantiſchen nichts nachgeben . Die Wachs tuch- Manufaktur liefert gedruckte und gemahlte Wachs tücher und Tapeten von den ſchönſten Farben . Die Sinnendruckeren geht ſo ſchon von ſtatten , daß derGes brauch der Ziße und Cattune aufs fünftige verboten iſt. Der Hanf wird zu den gewöhnlichen Manufafe turen angewendet.
Die Baumwolle wird aufs feineſte geſponnen , und zu allerlen Arten der Strümpf , Mia Ben und Handichuhe, wie auch zu ganz weiſſen und mit farbigten Streifen verſehenen Barchenten verars beitet. Die Tabacksblåtter werden zu Rauch- und Schnupftaback auf manderley Weife zugerichter. Was man an Fårberróthe und Waid bauet , wird zu Farben geſchickt gemachet. Die Haute der zahmen und wilden Thiere werden zu mancherley leder bereitet. Sowol die einländiſche als auswårtige Wolle wird auf vieler . tey Weiſe verarbeitet.
Man machet eigentliche und
vollkommene Tuder von grober , mittler und feiner Art , zu welcher lekteren vornehmlid, die ſcharffiſchen zu Góttingen gehören , welche an Feinigkeit und dauer. hafter Farbe den holländiſchen vollig gleichen , weld ;es beyin Fürſtentume Calenberg weitläuſtiger beſchrieben wird ; ferner unvollkommene Tücher, als , Bon, Flas nell , 2c. und tuchartige Zeuge , als Tuchraſch, Tuch . farſche, Fries, Ratine , Kerſey, Drap de Roi, Drap des Dames , Molton , C. Zu den wollenen Zeugen, welche hier verfertiget werden , gehören einfarbige und geſprengte Kamelotte, Berkane, Kalamanke, Moore, Etamine , Sarſche, Raſche, Schalongs , Krepone, Beuteltuch ; imgleichen getretene oder gezogene , auf. geſchnittene und unayfgeſchnittene Caffas von untera fchiedenen Modellen , wollene Plüſche , 'Struck oder Evera
2346
Der niederſächſiſche Kreis.
Everlaſting, und andere Zeuge, welche zu Weſten und Es werden auch aus Beinkleidern gebrauchet werden. 1 Wollengarne Beinkleider, Strümpfe, Fanoſdiute und Müken von allerlen und zum Theile ſehr feiner Are geo wirket , und mancherlen Schnur · Arbeiten gemachet. Aus allerlen Haaren und Wolle werden Hüte gemachet. Man verfertiget auch reiden Band , ſeidene Strümpfe und Zeuge , filberne und goldene Borten , Glonen , Treſſen und gekloppelte Spißen , Trotteln an Degen und Hüte , und geſtickte Arbeit von Siiber und Gold . An Wachsbleichen fehlers auch nicht. Eine Zuckers Man hat auch Tabacs. fiederev iſt auch vorhanden. Glashütfen , Eiſen · Kupfer , und pfeifenfabriken , Meßingfabriken , eine Gewehrfabriť, çin Blaufarben : werf , Walt , Papier - Pulver - und andere Mühlen, und Schiffbauerenen . $ 4. Die jährliche Ausfuhre an Getreide, Flachs und Hanf, Bauholz, Torf, Vieh, und den Produkten der Viehzucht, Sals, mancherley Mineralien und an. deren natürlichen Gütern , Garn , groben . Seinwand, und anderen Manufaktur -und Fabrifwaaren , beträgt nicht wenige Tonnen Goldes Rthlr ., kingegen werden auch viele natürliche Güter und mancherley Manufaktur und Fabrikwaaren aus andern Ländern eingeführet. $ 5. Die ſtybirenden jungen Leute dieſer Lånder finden in den lateiniſden Schulen und Gymnaſien ,welche in den pornehmſten Srådten ſind , im padagogio zu Jifeld , aufder Ritter Akademie zu Liineburg, und auf der vorziglich wohl eingerichteten und berühmten linis verſität zu Göttingen, allen zu wünſchenden Unterricht. 56. Die evangeliſch -lutheriſche gottesdienſts lide Lehre und Kirche iſt die herrſchende in dieſen
Die Länder des Churh.Braunſchw.Lüneb.2347
dieſen geſammten Landen .
Der Pfarr • oder
Sie ſind unter 43 Mutterkirchen ſind ungefähr 750. dieſe aber unter 7 Special . Superintendenturen , General - Superintendenturen zur Aufſicht vertheilet. In den eigentlichen Churlanden ſind 7 reformirte Kirchen , und im Herzogtume Bremen ſind eben ſo Den Ratholiken iſt, vermoge eines viele Gemeinen. 1692 mit dem Kaiſer errichteten beſondern Vertrages, eine Kirche und Schule zu Hannover zugelaſſen wors den , und ' wegen der daſigen katholiſchen Religions. Lebung 1713 eine churfürſtliche Verordnung erfolget. Die katholiſchen weltlichen Prieſter , welche dem Gottesdienſte dieſer Kirche vorſtehen, werden von dem Zu Göttingen und Hameln Landesfürſten beſtätiget. In dem iſt auch fatholiſcher Gottesdienſt erlaubet. adelich -hardenbergiſchen Flecken Nörten, eine Meile von Göttingen , iſt ein katholiſches Collegiatſtift , welches unter dem Erzbiſchofe zu Maynz ſteht, und das Kloſter Marienrode hat einen katholiſchen Abe und Convent. Zu Wildeshauſen haben die daſigen Katholiken einen weltlichen Prieſter zur Haltung des Gottesdienſtes in einem Privathauſe. Die Juden , welche in den Churlanden geduldet und geſchüßet werden , haben 1687 das 1697 , 1716. und 1737 beſtåtigte und erwei. terte Privilegium erhalten , ſich nach eigenem Gefallen und jüdiſchem Gebrauche einen Sandrabbiner zu erwäh. len , welcher ihre Geſeke und Ceremonien in ihren Synagogen dirigire, und zu folchem Ende der unter ihnen gewöhnlichen Zwangsmittel und des alſo genann . ten Schulbannes fich bediene , auch die unter ihnen entſtehenden Streitigkeiten in Sachen, in welchen ihnen den moſaiſchen Geſeken zu folgen geſtartet wird, gute lich
2348
Der niederſachſiſche Kreis .
lich vergleiche und entſcheibe; in welchen Fällen ſich keine königliche Schuß - Juden ohne Verluſt ihres Ge. leits an fremde eder ausländiſche Rabbiner wenden, nod), wenn ſie von fremden Juden anderswohin gego gen werden wollen , denfelben Folge leiſten dürfen . Es kann aber doch der klagende Theil den landrabbinen vorbeygehen , und ſich mit ſeiner Klage ſogleich an die ordentlichen Gerichte des Landes wenden . $ 7. Das Durchlauchtigſte Haus , welches dieſe Lånder beſikt, ſtammet, eben ſo wie das Haus Efte,
1 von dem machtigen Markgrafen 2 :0 her, dem Mailand, Genova und viele andere in der Lombarden belegene Lånder zugehöret haben. Er vermėhlete fic) ums Jalır 1040 mit Cunigunde , Erbinn der welfiſchen Güter in Alemannien und Bayern , und beider Sohn Welf bekam fowol feines Vaters , als ſeiner Mutter Brue Ders Welf, Sande und Gúter, erhielt auch vom Kaiſer Heinridy IV das Herzogtum Bayern . Ihm folgete Herzog Welf der Fette , der durch ſeine Vermählung mit der reichen tuſciſchen Markgrafinn Mathildis ſein Haus noch mehr vergrößerte , aber ohnbeerbet ſtarb , und die italieniſchen Sande fowol, als das Herzogtum Bayern auf ſeinen Bruder , Heinrich den Schwarzen , vererbete , welcher mit ſeiner Gemalinn Wulfhild, einer Tochter des Herzogs Magnus zu Sachſen , des legten aus dem billungiſchen Geſchlechte, Süneburg nebſt deſfel. ben Zugehöre bekam . Sein Sohn , Herzog Heinrich der Großmüthige, welchen andere den Stolzen nennen , wurde noch mächtiger : denn er erhielt nicht nur 1126 oder 27 auch das Herzogtum Sachfen , ſondern durch ſeine Gemalinn Gertrud , Kaiſer's Lotharius II Erbs tochter
Die Lander des Churh . Braunsw.Lúneb. 2349 ſich Geo
tochter ,
befam
cr auch die anſegnlichen braunſchweiz
den,
giſchen , northeimiſchen und ſupplingenburgiſchen Erba ngüter. " Weil er ſich aber König Conrads Ili Wahl
Sego Es inen
entgegen geſeket hatte, naşm ihm derſelbe 1138 die Hers Berzog Sein 430 zogtümer Bayern undSachſen .
7 die
Heinrich der Löwe, fam zwar wieder zum Beſike ders felben , machete ſich auch die Slaven an der Oſtſee unterwürfig , und war alſo ein ſehr mächtiger Fürſt, der vom Rheine bis an die Weichfel herefdjete: allein
Dieſe Eſte,
and,
der eiferfüchrige Kaiſer Friderich I, und des Herzogs neidiſche Mitſtånde, crflåreten ihn 1179 unbilliger Weiſe in die 2dht,
gene fakir r in
Belf Brus
ba ihm denn nicht nur die Herzog .
tümer Bayern und Sachfen genommen wurden , fone dern der Kaiſer zog auch nachler des Herzogs Erbguter in Italien , Sdwaben und Bayern an ſich und ſeine Familie. Herzog Heinrich der. Lowe belielt aber docka feine anſehnlichen Erbgutcr in Oſtphalen , nåmlich die
aiſer lúneburgiſchen Lande , die braunſchweigiſchen und norte Igete
lung ſein
þeimiſchen weitläuftigen Herrſchaften ; Ferner die Güter , welche er gegen die init ſeiner erſten Genalinn , Cles mentia von Zåringen , zum Brautſchake crhaltene
tarb ,
ztum rzen , einer
Schwäbiſche Güter , mit K. Friderich I umgetauſchet þatte; nåmlich Herzberg , Schargfeld , Pöide xc, und endlich ſeine eroberten lande, welche er den Sclaven abges nommen hatte. Allein von allen dieſen Ländern haben ſeine
?hten veljela
Nachkommen noch vieles verloren.
nrich
einen Herzog.
nen , 1126 urd Erbs chter
Heinrich der. Come
neunete fich auch nach der Achts . Erklärung beſtändig Seine 3 Söhne , Heinrich , Otto und
Wilhelm , ſtelleten noch ganz anſehnliche Herren vor . Der alteſte Sohn Heinrich , welcher Pfalzgraf am Rheine wurde, nennete ſich nicht nur gleich nach feines Vaters Tode einen Herzog , ſondern auch einen Herzog Kirifft pon 8 The
2350
Der niederſächſiſche Kreis.
von Sachſen , und bekam dieſen Titel auch von ande. ren. Otto wurde 1197 Herzog von Aquitanien und Graf von Poiteau , im folgenden Jahre deutſcher Kö . nig , und 1209 auch römiſcher Kaiſer. Wilhelm von { úneburg , denn To nennete er ſich ſeiner fürſtlichen Würde ungeſchadet ; nur Tchlechthin , pflanzete den Stamm fort. 1203 hatten ſich dieſe 3 Brüder in die våterlichen Erblande gerheitet, Fie fielen aber insgeſammt an Wilhelms Soln , Otro das Kind ;
welcher ſich
ſchon in einer Urkunde von 1225 , einen Herzog zu künės burg , und in Urkunden von 1226 und 27 einen Herzog žu Braunſchweig, und 1233 einen Herzog zu küneburg und Braunſchweig genennet, 1235 aber ſeine eigentüm . lichen ( ande dem Kaiſer und Reiche zu lehn aufgetrà : gen hat,
dá denn R. Friderich II dieſelben zu einem
Herzogtume erhoben , und dem zu einem Herzoge und Fürſten des Reichs ernannten Otto und ſeinen Erben, ſowol Söhnen als Töchtern , als ein Reichslehn ver. liehen hat . Dadurch wurden dieſe lande von der Herra ſchaft der Herzoge zu Sachſen aus afcaniſchem Stamme, welche vorhin ohne dem fchon wenig oder gar nicht geachtet worden war , auf eine rechtliche Art befreyet. Seine Söhne, die Szerzoge Albrecht und Johann , theileten 1267 das Herzogtum Braunſchweig in das braunſchweigifche und füneburgiſche Antheil , jenes be tam Herzog Albrecht, dieſes Herzog Johann . Des legtern Sohn, H. Otto , erkaufete die Graffhaften Dannenberg und Jüdhau,mit ſeinen Söhnen Otto uno Wilhelm aber gieng die lüneburgiſche Qinie aus, und ihre Sande kamen nach einem langwierigen Kriege mit den ſächſiſchen Herz welche K. Karl damit als einem feudo aperto belehnet hatte, an die braun , ſchweis
Die Länder des Churh. Braunſchw . Lüneb. 2359
ander
Ko.
ſchweigiſche Linie. Dieſer Siffer war der vorhin genannte Herzog Albrecht, weldier 1264 die chiringi. fit:en lande , oder die Graffd;aft an der Werre, ver .
von
lor.
und
chen den
Nach ſeinem 1279 erfolgten Tode regiereten ſeine
3 Söhne, Heinrich der Wunderliche, Albrecht der Fette und Wilhelm , anfangs gemeinſchaftlich , bald bernach
n die
mmt ſich úne
rzog burg zim ,
tras nem und ben, ver :
aber theileten ſie ſich in die våterlichen Jante, da denn Herzog Heinrich Grubenhagen , Herzog Aubreche Görringen , und Herzog Wilhelm Braunſchweig bekam . Der lektere ſtarb 1292 ohne Kinder , und ſein Landes . Antheil kam größtentheils an Herzog Albrecht, Dieſer, welcher das übrige aber an Herzog Heinrich . die grubenhagenſive Linie ſtifeete, ſtarb 1322, und von ſeinen vielen Söhnen , die er hinterließ, ſind vors nehmlich Heinrich und Ernſt allkier zu nierfon .
Doch
erloſch jenes Nachfommenſchaft init Otto von Tarent, der an die neapolitaniſche Königinn Johannavermåhlet war ;
diefer aber fekete die grubenbagenfche linie fort,
Derr.
und hinterließ 2 Söhne, Ulbrecht und Friderich ; dem
ime; nidit
teatern fiel die Grafſchaft Sutterberg nebſt Scharzfeld. als ein fröffnetes lehn heim , er verfekete fie aber an
chet,
das be
Des
Grafen Heinrich von Hohnſtein, und fein Sohn Otto ſtarb ohne månnliche Scibes . Erben : hingegen H. 41 brecht hatte keinen Sohn Erich :zum Nadifelger, deſſen Söhne , Heinrich und Albrecht , wieder 2 injen ſtifte. ten , deren eine 1526 , und die andere 1596 aufgieng, und fich folchergeſtalt die ganze grubenhagen (che Linie
aften uno
endigte.
746 , lege als
von H. Albrecht dem Fetten ab, deſſen Söhne, Otto, Magnus und Ernſt, ſo lange der ålteſte, så. Otto, tebete , die våterliden Sande nicht theileten , als aber
uns
derſelbige 1344 ohnemånnliche Erben ſtarb , nahmen tre ret a feine
peis
Die braunfdweigiſche Linie flammet
2352
Der niederſachſiſche Kreis.
feine beuben Brüder eine Theilung vor , da denn Herr zog Ernſt Göttingen , und H. Magnus Wolfenbüttel bekam : weil aber jenes Enfel , Otto der Einåugige, 1463 unbeerbet geſtorben , iſt Sexzog Wagnus der fromme der Stammvater aller noch lebenden Berzoge zu Braunſchweig ind Lüneburg ge. worden . Seinem Sohne ( udewig vermachere Herzog Wilhelm zu füneburg, der lekte von der låneburgiſchen Linie , feine lande, und als derſelbige ſchon 1367 ſtarb, feßete er deſſelben Bruder, H. Magnus mit der Kette, zum Erben ein , welcher aber darüber mit H.Albredyt zu Sachſen einen ſchweren Krieg führen mußte, deſſen Ende er nicht erlebete ; feine Söhne, Friderich, Berna Hard und Heinrid ), aber famen endlich 1389 durch einen Friedensichluß zum ruhigen Befiße des Fürſtentumes Lüneburg, welches 1428 H. Bernharð und ſeine Söhner hingegen das Fürſtentum Braunſchweig H. Heinrichs Dieſer Söhne , Wilhelm und Heinrich , bekamen . H. Heinrich ſtarb 1473 ohne månnliche Leibes - Erben , ſein älterer Bruder, H. Heinrich der Siegreiche, aber pflanzete Das brawfchweigiſche Haus fort, und brachte Das Fürſtentum Göttingen oder Oberwald an daſſelbige. Nach ſeinem Iudenahmen , feines Ver botes ungeachtet, feine Söhne , Wilhelm der Jüngere und Friderich ter > Unruhige, eine Theilung der Länder vor. Fener rheilete ſein (and 1495 unter ſeine Söhne, Heinrich den Quaden oder Böſen, und Erich ten Weltern , der erſte bekam Wolfenbüttel, und der zweyte Calenberg und Göttina gen , welches lektere Fürſtentum ihm aber erſt 1498 auf dem Landtage im Kloſter Steina ordentlich über : geben worden , und bende Lånder haben feit der Zeit beſtåndig einen Serrn und einerley Regierung gelabs. Die
1
Die Lånder des Chur) .Braunſchw . Lüneb. 2353 Die vom H. Erich abſtammende calenbergiſche Linie wurde ſchon 1584 durch ſeinen Sohn , H. Erich ben Jüngern , beſchloffen, die vom H. Heinrich ,geſtif= tete wolfenbüttelſche Linie aber wurde dureb feinen Sohn , Heinrich den Jüngerst, deffelben Sohn Julius, und dieſes Sohn Heinrich Julius , fortgepflanget, und mit des legtern Solne , Friderich Ulrich , geendiget. Der zweyte, nämlich H. Julius, führete die Kirchen : verbeſſerung ein , erhielt das Fürſtentum Calenberg und die obere Grafſchaft Hona .
Der dritte , welcher
Adminiſtrator bes ' Hod )ſtiftes Halberſtadt geweſen,
/
brachte die Obervogtey und Adminiſtracion des Stiftes Walfenried an ſein Haus, nazm quch von der eröffne. ten Grafſchaft Blankenburg und von dem Fürſtentus me Grubenhagen Befin. Der vierte Farb 1634, und feine Sande fielen an die litneburgiſche Linie. Dieſe kommt obgebachterinaßen vom H. Bern þard her, und iſt von derſelben. Sohne-Friderich fortges. felet worden , der ſeine Söhne überlebete, daher ihm 1478 feines Sohnes , Deto des Siegreichen , Sohn, Heinrich der Mittlere, folgete, welcher 1922 fein ganzes land an ſeine 3 Söhne, Otto, Ernſt und Fran , und ihre Leibes - Erben auf ewig aberat. Der Zelteften 1. Otto , errichtete 1597 mit ſeinen Brüdern einen Erb vertrag, und raļm feinen Wohnſiß, zu Haarburg, und feine Nachkommenfchaft endigte ſich 1642 mit ſeinem Enkel Wilhelm ; H. Franz wohnete zu Giføorn , und þinterließ keine Kinder , H. Ernſt aber war regieren . der Herr , pflanzete den Stamm fort, und führete die evangeliſche Lehre und gottesdienſtliche Ikebung in feis Seine Söhne , Seinrich und nen Sanden ein . Wilhelm, haben die 2 19ch blühenden Linien KEEE fee 3 Oes
2354
Der niederſächſiſche Streis.
des durchl. Sauſes Braunfchweig und Lúnes burg geſtiftet, nämlich H. Heinrich die dannen . bergiſche, welche nadimals die wolfenbüttelſe genennet worden , und H. Wilhelm die celliſte. H. Heinrich überließ ſeinen júngern Bruder die lan . desregierung , wohnete zu Dannenberg, und hatte das Amt diefes Namens , nebſt einigen anderen , inne ; fein dritter Soon , S. Auguſt , aber erhielt nach Abgang der alten wolfenbüttelfden Linie , das Fürſtentum Braunſchweig, und nahm zu Wolfenbüttel feinen Sig. Ihm folgten feine beyden åtteften Söhne, die Herzoge Rudolph Huguſt , welcher die Stadt Braun fchweig wieder unter den Gehorſam brachte , und Ans ton Ulrich , nach einander , der jüngſte Sohn, H. Fera dinand Albrecht, aber wohnete zu Bevern. Auf H. Anton Utrich folgete zuerſt ſein Sohn, Herzog Auguſt Wilhelm , und als er 1731 ohne Erben ftarb, deſſelben Bruder ,
H. Ludewig Rudolph , welcher bisher das
Fürſtentum Blankenburg befoſſen hatte , und da auch biefer 1735 ohne månnliche Erben farb, kam die Niez gierung an des vorhin genannten Herzog Ferdinand Albrechts zu Bevern Sohn gleiches Namens, der in dem felbigen Jahre mit Tode abgieng, und ſeinen Sohn, H. Karl , ißigen glorwürdigſten regierenden Herzog zu Braunſchweig. Wolfenbüttel, zum Nachfolger hatte. Die celliſche Linie ſtammet angezeigtermaßen
vom H. Wilhelm her , welcher 1592 ſtarb, und dem feine 3 Söhne, H.Chriſtian , H. Zuguſt und H. Fries derich , nach einander in der Regierung folgeten, die aber alle ohrvermählet verſtarben ; dahero ihree jüngern Bruders, H. Georgs Nachkommenſd ;aft allein übrig blieb. Herzog Georg verftarb 1641, und alſo noch vor
Die Lånder des Churh. Braunſchw . Lüneb. 2355 úncs
nents
lſche ſche. Lans
ce des
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gang ntum
einen die
vor ſeinem Bruder , dem regierenden H. Friderich , als Der erſt 1648 in einem Alter von 74 Jahren dieſes Zeitliche geſegnete. Die Einigkeit , die zwiſchen dies fen Herren Brüdern Herrſchere, batte verantaßet , daß ſie ihm die Fürſtentümer Göttingen und Grubenhagen ůberließen. Er ſelber, H. Georg, ein in der Geſchich . te des 3cjährigen Krieges berühmter Held , hinterließ. 4 Söhne , nåmlich Chriſtian Ludewig , Georg Wile heln , Johann Friderich und Ernſt Auguft, und weil er verſichert war , daß ihnen die Fürftentümer Calen : berg und Lüneburg ebenfalls anfallen würden , machete
auns
er in ſeinem Teſtamente, die våterlidhje: Verordnungs. baß nur 2 , die Regierung führen ſollten , unter welche
Fera
die Sande gerheilet wurden . H. Chriſtian Ludewig erhielt das Fürſtentum (úneburg , H. Georg Wilhelm
of H. uguſt Felben das auch
inano dem
11, H. 9 H hatte . тарей
dem
Fries die 1 igern
ibrig noch vor
aber das Fürſtentum Calenberg ; als aber. jener 1665, ſtarb, fekete ſich der dritte Bruder , H. Johann Frides rich, in den
Beſik des Fürſtentums Lüneburg, woraus
zwiſchen ihm und ſeinem áltern Bruder große Weita läuftigkeiten entſtunden , welchen aber noch in eben demſelben Jahre durch
einen
Vergleich abgeholfen
wurde , kraft deſſen H. Georg Wilhelm das Fürſten tum Celle oder lineburg, das Stift Walkenried, Amt Schauen , und die Grafſchaften Hoya und Diepholz bekam, welche ( ektere er aber ſeinem
Bruder, H. Ernſt
Yuguſt, abtrat, und H. Johann Friderich die Fürſten çümer Calenberg und Grubenhagen erhielt : dieſer ſtarb 1679 , H. Georg Wilhelm aber , welcher auch zu dem Herzogtume fauenburg gelanget war , ſtarb 1705 , wors auf H. Ernſt Huguſt , welcher 1662 Biſchof zu Osna. brück geworden war, 1679 die Fürſtentümer Calenberg und Grubenhagen , 1692 die neunte Churwürde , 1705 KEFE TEE 4 Lunes
2356
Der niederſächſiſche Streis.
Lüneburg und Lauenburg und die ganze Grafſchafé Hona bekam .
Er führete 1680., mit Einwilligung
Herzogs Georg Wilhelm , das Erſtgeburtsrecht in der wilhelminfiten Sauptlinie ein , welches ber Kaiſer fowot 1689 als 92 in der über die Churwür: de ertheileten Urkunde beſtätigte. Sein Sohn, Chur fürft Georg Ludewig wurde 1708 in das churfürftliche Collegium wirklich eingeführet, war ) 1714 König von Großbritannien und Foxland, und erwarb fich und feia nem Hauſe 1715. das Herzogtum Bremen und Fürſtene tum Verden .
Jim
Folgete 1727 aufdem Throne und
im Churfürſtentume fein einziger Sohn , Georg Muk guft oder Georg II , welcher lid , um Europa ubera haupt , umd inſonderheit um das deutſche Reich , una terblich verdient gemacht hat,
S 8. Als K. Scopold dem Herzoge Ernſt Huguſt zu Braunſchweig und Lüneburg und ſeiner Linie, die Chur. würde mit allen derfelben anhängigen Praeminentien, Eşren , Herrlichkeiten , Privilegieu , Rechten und Ger braucheri ertheilete , wurden zu der Chur gerechnet, die fürftentimet Calenberg , Celle und Grut benhagen , die Grafſdaften Gora und Dieps holz, und die übrigen den Herzogen zu Hannover und ?
Celle zugehörigen ande, Aemter, Städte und Pertia nentien . Es wurde auch an ein Erz - Amt, welches bey der Chur erfordert wird , gedacht , und vom Kaiſer das Erspannier - Amt beliebet: weil ſich aber der Hera 30g zu Würtemberg dagegen fekete, gieng Churbraune fchweig von ſelbſt davon ab.
Hingegen wurde es :
1710 mit dein Lizfbagmeiſter : Amte belehnet, als Churpfalz Welches Daffelbige bisher inne gehabe, onſface des in die Acht erklärten Churhauſes Bayern, das
Die Länder des Churh. Braunſchwy. Lúneb. 2357 chaft
gung cor
ches vúr: bur:
Eiche Von
feis Zena end
fue ers
das vormals gehabte Erztruchſeſſen • Umi wieder era das Erzs langete :06 nun gleich das Churhaus, Bapern fruchfeffen - Ume wieder erhalten hat , fo will doch Churbraunſchweig das ErzſchagmeiftereUmt nicht eher wieder fahren laſſen , als bis ihm vin sangeres unſtrei
tiges und anſtändiges Erz . Ume ausfindig gemachco porden , daher es ſich nicht nureben sowol als Chura pfats,des Erzſchaemeiſter: Titels bedienet, ſondern auch dieſes Erz. Umt 1742 bey der Kronung Kaifer Karls Vii , und 1745 bey dex
Krónung Kaiſers Frang, in
Churpfaljens Abweſenheit, wirklich verwaltet hata Die Chürmürde des Hauſes Braunſchweig = tåneburg iſt 1703 und 1706 von dem Hauſe Braunſchweige Wolfenbüttel , und 1708 von dem ganzen Welche era kannt , und hierauf die wirkliche Einführung in das churfürſtliche Collegium erfolget, in welchem Chur:
Dea
braunſchweig die gte Stelle hat, im fúrſtlichen Collez gio aber feine vorigen 3 Stiminen , Wegen Celle , Caz lenberg und Grubenhagen , beybehalten , und alſo mea
cet,
gen einerlev lande ſopol im chur als fürſtlichen Colles
U4
gio Siß und Stimme gat.
ps
no
Zu dieſen 3 Stimmen find nachmals noch 3 andere im Reichsfürftenrathe geo kommen , namlich wegen Bremen , Verden und Squena
tia
burg. Im weſtphälifdien Grafen . Collegio hat Chur: braunſdzweig 4. Stimmen , nämlich wegen Hoyan
Cover
Diephols, Spiegelberg und Hallormund, hat aber die lektere an die Grafeu vou Placen überlaſſen . Außer
3
gewöhnlich geweſenen Reichsmatrikulare, Anfihlagen der einzelnen Fürſtentúmer und Grafſchafaris en des Churhauſes, welche bey der Beſchreibung eiat nes jeden Landes zu futhen find , hat Churbraun, Ichweig, wegen aller ſeiner inhabenden Sande und deren Kete fff 5 Zuge.
der vorhin
2358
Der niederſachſiſche Kreis .
Bugehörungen, den Churfürſten - Anſchlag pro quanto matriculari in allen Reichs - Kreis - und anderen præ ftationibus & oneribus publicis zu übernehmen und zu entrichten , verſprochen , welcher 60 zu Pferde und 277 zu Fuß , oder 1828 Fl. zu einem Römermonate , bea trågt. Zu einem Kammerziele giebt es , wegen ſämmt licher zur Chur gehörigen Zande, 811 Rthlr. 585 Kr. Wegen Bremen , Verden und Lauenburg hat es befon . dere Unſchlage.
Luftatt der 2 Kammergerichts - Aſſeſ
foren , welche das Churhaus wegen der Churwürde zu pråſentiren Hat, wenn alle 50 Stellen beſeket find, prås fentiret es ikt, da nur die Hälfte der Aſſeſſoren vorhan : den iſt ,
ſo wie die übrigen Churfürſten , nur einen .
Zu den Vorrechten des Churhauſes gehören , außer den fchon angeführten , und anderen, auch dieſe, daß 5 wegen des Herzogtums Breinen wechſelsweiſe mit
Magdeburg das Directorium im niederſächſiſchen Krei. fe führet, und das Recht hat, einert Kammergerichts. AfefTor zu präſentiren : daß es'; wenn das Seniorat des Hauſes Braunſchweig ben ihm iſt, das Condires ctorium mit Magdeburg und Bremen hat ; daß es. ben eben dieſem Kreiſe 5 fúrſtliche Stimmen , und. beynı niederrheiniſch) - weſtphäliſchen Kreiſe eine fürſtliche und 4 gråfliche Stimmen hat , von welchen letzteren es aber , wie kurz vorher erwähnet worden , die wegen Hallermundóan die Grafen von Platen überlaſſen hat : daß es wechſelsweiſe mit einem Patholiſchen Biſchofe zu dern Bistume Osnabrück gelanget: daß es wegen des Fürftentums Calenberg die Schuhgerechtigkeit über die Gradt Hildesheim , welche Herzog Heinrichs des tòa pen Sandſtade geweſen iſt , und alſo daſelbſt eine Bei fazung bat :
daß es nebſt dem Herzoglichen Hauſe Braun.
:
Die kinderbes Churh. Braunſchw . Lüneb. 2359
Braunſchneig · Wolfenbüttel die Shuggerechtigkeit über das Stift Corven, die dazu gehörige Stadt Hör. ter , und die Reichsſtadt Goßlar , auch das Recht hat, einen von den 4 Kammergerichts - Aſſeſſoren zu präſentis ren , welche der niederſächſiſcheKreis zu ernennen hat, 9. Der churfirſtridie Titel iſt kurz , und lautet fo : Herzog zu Braunſchweig und Lüneburg, des V. R.R. Erzſchafmeiſter und Churfürſt. Dis churfiirfiliche Wapen iſt in 3 Felder abgetheilet, im erſten ſind 2 gehende goldene Leoparden mit blauen Jurgen und Klauen in rotyem Feide, im zwenten ein 1 blauer (óme in goldenem mit rotſen Herzen beſtreues tem Felde , und im dritten ein ſpringendes filbernes Pferd in rothem Felde. Juu einem Mittelſchilde iſt wegen des Erzfhagmeiſter , Amtes die deutſche Reiches frone in rothem Felde zu ſehen . § 10. Das königliche und churfürſtliche geheime Rathscollegium zu Hannover iſt zugleich die Landesregierung, und hat , weil es den abweſenden Landesfürſten vorſtellet, ein großes Anſehen. Es ver. fieht alle ein - und ausländiſche Staatsſachen , giebt im Namen des { andesherrn Gefeße und Verordnungen , ertheilet Privilegien , Bat die Ober , Aufſicht über die Regalien , über das Polizenweſen, über die Beſtallung der obrigfeitlichen Perſonen und Gerichtsbedienten in den Sandſtadten , verrichtet die Belehnungen , u . ſ. w. Jn wichtigen Sachen ſtattet es
an den König und
Churfürften nach London Bericht und Gutachten ab; und holet Verhaltungsbefehte ein.
Es hangen nicht
allein die Churlande, fondern auch die Herzogtümer Bremen , Verden und Lauenburg, vondemſelbigen ab, und aus dem Sande Hadeln gehen die Regiminalien fo. gleich
! ( 2360
Der niederſächſiſche Kreis .
gleich an daſſelbige. Es beſteht iſt aus g königlichen und churfürſtlichen wittlichen Geheimenråthen , unter welche die Staats- und Regierungsſachen vertheilet
1 ſind, ſo daß jeder fein beſonderes Departement hat . fich aber doch in wichtigen Sachen mit dem ganzen Colicgio berathfdslaget. Die wirklichen geheimen Sea crétarien , deren iſt 4 find ,
expediren die publicae
Hußer denfelben ſind noch geheime Kanyleyſecretarienę. welche unter den Geheimenråthen die übrigen Husfers tigungen beſorgen.
Es find auch ein geheinier Regia
1 ſtrator , geheime Kanzelliften , Regiſtratores und andes re Kanzelliſten vorħanden . S
11. Die Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg
haben fich von alten Zeiten her in Regierungsſachen des Gutachtens ihrer Landesſtånde ſehr viel und grådig bedienet, Verträge mit ihnen errichtet, und ihre Privilegien und Vorrechte beſtắtiget, bingegen auch den treuen und unterthänigen Dient . Eifer ihrer lang Desſtånde erfahren . Die Gerechtſame der Churlande und erworbenen Sande kommen in den Hauptſtücken mit einander überein , jede Landſchaft aber gat ihre bez ſondere Einrichtung und Gerechtſame. $ 12. In den geſammten Landen des Churhauſes ſind 4 Confiſtoria , nämlich 1 zu Hannover für die geſammten Churlande, welches ein Mitglied des ge heimen Rathscollegiums zum Präſidenten hat, 1 zu Stade für Bremen und Verden , s zu Rakeburg für das Herzogtum
Lauenburg, und 1 zu Otterndorf für
das Cand Hadeln ; ferner eine Juſtiskanzley zu Hang nover für die Fürſtentůmer Calenberg und Grubenha. gen, und Grafſchaften Hona und Diepholz ,und eben 1 dafelbft auch ein Sofgericht für dieſe Länder , Grug Benhagen
Die Låndeedes Chuth. Braunſdw .Lüneb. 2361 benhagen ausgenortimen ; eine Juftiskanjley und ein Sofgericht zu Celle für das Fürſtentum Lüneburg, eine Juſtiskanzley und ein Sofgeridir zu Stade fitr Bremen und Verden , und eine Regiecung und ein Sofgericht zu Rakeburg für das Herzogtum Lauenburg, an welches: Icgcere Hufgericht von dem
Obergerichte zu Otterndorf im Sande Hadeln appels liret wird. Die Appellationen von allen diefen Collex gien , und alfo aus den geſammten Landen des Chur. Hauſes, gehen an das 1711 zu Celle errichtete Uber, Äppellationsgeridyr, welches ein Mitglied des gea Heimen Rathscollegiums zum Präſidenten , auch jeder geit 2 Vicepräſidenten, den einen von der adeliden , den andern von der gelehrten Bank Jat ; es theilen ſich da . ber die Ober : Appellationsråthe in die adeliche und
1
gelehrte Bank. Der König und Churfürft feget 4 Bon denfelben , die übrigen aber werden von det Janda fchaft präſentiret, und hat die calenbergiſche Landſchaft das Recht 2 , die grubenhagen (che 1 , die hoyaifche und diepholziſche zuſammen 1, die lüneburgiſche 2 , die bres miſche und verdiſche 3 Ober - Appellationsråtųe zu prá fentiren. 1733 iſt noch eine Stelle eingeführet,u welche n von den Landſchaften wechſelsweiſe beſeget wird. So ſind auch bey dieſem Tribunale außer einem tarius unterſchiedene Secretarien und Kanzelliſten vora handen. Von den Nusſprüchen dieſes héchſten dhura braunſchweigifchen Juſtikcollegiums findet keine Up.
1
pellation an die
Reichsgerichte ftare , denn in Unſe.
hung der Herzogtümer Bremen und Verden iſt die Åppellation an die Reichsgerichte ſchon im weſtphåli fchen Friedensſchluſſe aufgehoben , und nachdem ſie ant das Churhaus Braunſchweig und Lüneburg gelanges ſind,
2362
Der niederſächſiſche Kreis.
ſind , mit den Sandſtånden die Appellation an das Dber: Appellationsgericht zu Celle verglichen worden ; in Unſehung der Churlande hat K. Karl VI im Jahre 1716 , und in Anſehung des Herzogtums Lauenburg K. Franz 1747 ein uneingeſchránktes Privilegium de non appellando ertheilet.
$ 13. Die churfürſtlichen Einkünfte kommen : 1) von den Kammer - Nemtern , welde verpad )tet wer .
1
den ; 2) von den Land - und vornehmlich Waſſerzöllen, Brücken : Fähr - Damm - und Wegegeldern ; 3 ) von den forol cinſeitigen als mit dem Herzoglidyen Hauſe Braunſchweig: Wolfenbüttel gemeinſchaftlichen Berg . 1 werken auf dem Sarze ; 4 ) von den - Salzwerken, Forft , und Jagdnußungen ; 5 ) von dem Poftweſen ; 6 ) das MNúngweſen giebt , wegen des vorzüglich guten innern Gehaltes der churfürſtlichen Münzen , wenig Einkünfre ; 7 ) von der Kammer - Ucciſe von fremtem und einheimiſchem Branteweine; 8) ' von der Contris bution in den Herzogtümern Bremen und Verden, Alle dieſe Einkünfte werden von der Thurfürfilichen Raminer verwaltet, welches Collegium ein Mitglied des geheimen Rathes zum Pråſidenten hat; es fiken auch ißt noch 2 wirkliche geheime Råthe , 5 geheime Kammerråthe , und 2 Kainmerråthe in demſelben , zu welchen noch die Kameralen fominen , nåmlich ein Kammermeiſter , ein geheimer Kammerfecretår, ge = wille Kammerfecretarien und Regiſtratoren , ingleichen Kantmerſchreiber und andere Bedierite. In die Rloſterkaſſe fließen die Einfinfte der Kloſter: Hemter, welche aus den Gütern der fecularifir ten Klöfter entſtanden find.
Die Kloſterkammer wird
Die känder des Churh. Braunſchw . Lüneb. 2363
bas
wird von einem Mitgliede des geheimen Ratuscolles
den ;
giums verſehen . Die Landſchaften verwalten licent, Schak , 2.c.
ahre urg de
ciſe , Impoft und Contribution , auf unterſchiedene Weiſe , wie bey der Beſchreibung eines jeden Xandes gelehret wird.
Im Fürſtentume Calenberg und in
der Grafſchaft Hova verwalten die landſchaften auch das Magazinforn , welches zur Unterhaltung der Be. Faßungen in den Städten entweder natürlich) oder in Gelde geliefert wird.
Der licent , und was ſonſt in
die Licentfaſſen fließt, iſt vornehmlich zur Unterhaltung des Kriegesheeres gewidmet , der Schaß aber zu den Sandeeſchulden und übrigen Nothdurften. $ 14. De churbraunſchweig=lüneburgiſche Krieges . ſtaat beſteht aus 12 Reuterey - Regimentern , zu welo chen not, ein Jägercorps , ein Huſſarencorps und ein anderes Corps leichter Truppen gekommen ſind , und aus 24 Regimentern oder Bataillons zu Fuß , zu wels chen -nod) 2 neue Bataillons , ein Fågercorps und ein anderes Corps leichter Truppen gekommen ſind. Das Kriegesheer wird vornehmlich von dem Licent und der Contribution unterhalten . Die Invaliden find 1730 in 7 Compagnien vertheilet worden , deren jede 300 Mann ſtart iſt. In die Invalidentaſſe werden von denenjenigen , welche nach erhaltener Unwartſchaft zum Genuſſe
eines eröffneten
Lehns kommen , die Sehnsa
Einkünfte des erſten Jahres geliefert, welches von den freyen Einfünften , nach Abzuge der Schulden und an . derer Abgaben, zu verſtehen iſt. Zu Celle iſt ein In validenhaus. Die landmilie beſtelt aus 31 Cone pagnien , welche ungefähr 5000 Mann ausmachen . Zur Handhabung der Civil. Juſtig unter dem Krie. gesheere
ordine 2364
Der niederfächſiſche Kreis.
gesheere it die königlidhe und churfürſtliche Kriegess kanzley beſtellet, welche aus 2 Mitgliedern des geheia men Rathscollegiums und 4 'geheimen Kriegesråthen Die Criminal. Juftig wird bey der Generas lität verwaltet. Zur Richtſchnur dienen die Kriegess rechte und Verordnungeit. beſteßt.
1 $ 15. In den lanten Des Churhauſes findet man : ay Thriftjäßigeoder kanzleyfaßige Städte , welo che zum TGeile außer den Civilgerichten auch die Crimi . malgerichtbarkeit haben. iwelche noch beſeket fino.
2) Stifter und Kidſter, Obgleich die Gerichtbarkeit
einiger derſelben ſich nicht außer ihren Ringmauern erſtrecket : fo empfangen ſie doch alle 'die landesherrlie chen Befehle unmittelbar , halten ( nämlich diejenigen , welche mit der Gerichtbarkeit verfehen find, ) die licenta gerichte, liefern die licentgelder in die Kriegeskaffe, und verſtatten den landesherrſchaftlichen Bedienten keine Verfügung in ihren Grenzen. 3 ) Kloſter : Jemter, welche aus den Gütern feculariſirter Kloſter entſtan den ſind . 4 ) Churfürſtliche KammersAemter, Amtsvogteyen, Gerichte,Lander und Diſtricte, unter welchen fleine Ståbte, Flecken , Ritterſize , freye und andere Güter , Dörfer und Höfe , und die unge. fchloſſenen adelichen Gerichte , die aber unterſchiedene Gerechtfame haben , ſtehen. 5 ) Geſchloſſene adelis. ete Gerichte , Bórden und freye Damme, wel: che den landesfürſtlichen Aemcern auf feinerten Weiſe unterworfen ſind , fondern gleiche Rechte mit denenſels ben haben. Es ergeben alſo die landesherriichen Bea fehle und Verordnungen unmittelbar an fie , ſte ſchia der die licentgelder unmittelbar an die Kriegestaſſe, Valter fammt den verordneten Commiſſarien die licenta
gerichte
Das Herzogtum Bremen .
cges:
2365
geheie
gerichte, theilen alle landesherrliche Gefälle ſelbſt ein , laſſen ſie durch beſondere Einnehmer heben , und über .
ithen meras
liefern ſie an die landesherrſchaftlichen Raſſen, richten auch Einquartierungen, Durchmårſche , Stellung der
gees
Landmilik, Ausnahme der Rekruten für das Kriegess
Ini ele 11
þeer und dergleichen mehr, ſelbſt ein. Die Vergleis tung der Juden oder der Judenſchuß iſt ihnen 1744 vort dem Ober - Appellationsgerichte zu Celle abges ſprochen worden : da ſie aber das Recht haben, fue den aufzunehmen oder nicht, ſo laſſen diejenigen, welche Juden aufnehmen , ſich von denſelben ein fo genanntes Dienſtgeld bezahlen.
Das Herzogtum Bremen : S .: 1. V on den Herzogtümern Bremen und Verden þat M. Pitt, ein Englånger, eine Charte gezeichnet, welche Schent und Valk in Kupfer geſtochen haben. Nachmals hat der Hauptmann Joh. Gorries, auf des Grafen von Königsmark Befehl, eine gute Landcharte Witt, Viſſcher, gezeichnet, welche Blaeu geſtochen, de Covens und Mortier, Homann und Seutter nachges ſtochen haben. Der Homanniſche Stich iſt im Atlas von Deutſchland die 122ſte Charte.
Diejenige Chare
te , welche der ehemalige geſchickte Rector Georg Roth, zu Stade, zu ſeiner geographiſchen Beſchreibung dieſer ånder 1718 verfertiget hat, iſt nicht geſtochen . Es iſt
eine neue und möglichſt richtige Charte zu winſchen. S 2. Das Herzogtum Breinen grenzet gegen Oſten an das Fürſtentum Lüneburg, gegen Süd.Oſten an 111 111 3 TH
2366
Der niederſächſiſche Spreis .
an das Fürſtentum
Verden , gegen Süden an die 4
bremiſchen Gohen oder Goven , und an die Weſer, durch, welche es von den Grafſchaften Hoya und Dela menhorſt geſchieden wird, gegen Weſten auch an die ſich hier in die Nordſee ergießende Weſer, welche es von der Grafſchaft Oldenburg trennęt, von der aber ein kleiner Theil, nåmlich das Land Würden, dieſſeits der Weſer liegt , gegen Norden an das der Stade Hamburg zugehörige Amt Rizebüttel , an das Land Hadeln und an die Elbe, durch welche es von Holſtein getrennet wird, und welche hier 16200 Schuhe breit iſt. Die größte Långe deſſelben beträgt 12ź, und die größte Alle Ländereyen dieſes Herzoge Breite 10 Meilen. tumes und des Fürſtentumes Verden werden nach dem Pflugſchake auf 36000 Pflüge gerechnet, ein Pflug aber iſt ungefähr 15. Morgen , Quadratruthen .
und í Morgen 480
$ 3. Das Land iſt ohne Berge.
In die Elbe
und Weſer, von welcher es großentheils eingeſchloſſen wird , ergießen ſich unterſchiedene Flüſſe; nåmlich in die Elbe die Oſte, welche in des Fürſtentumes lines burg Amt Haarburg und deſſelben
Vogter Toſtedt
entſpringt, von Bremervörde an mit kleinen, und von Kirch - Oſten an mit ziemlich großen Schiffen befahren werden kann, und bey Behlum in die Elbe'geht : die Gdwinge, welche 25 Meilen über Stade entſpringt, bis zu dieſer Stadt mit der Fluth ſchiffbar iſt, und unterhalb der Schwinge- Schanze in die Elbe fließe : die Lühe, welche bis Horneburg die Aue Heißt, von da an aber den Namen lühe erhält, und ſchiffbar iſt, und unter Grünendeich ſich in die Elbe ergießt :
und
die Efte , welche im Fürſtentume Lüneburg entſteht, durch
Das Herzogtum Bremen.
die 4 Weſer,
2367
burh Duftchude fließt, von da an ſchiffbar iſt, und ben dem Kranze, woſelbſt ein königlicher Zoll iſt, in die Elbe geht. In die Weſer ergießen fich folgende
1 die be es aber
Flüſſe, nåmlich unterhalb lehe die Geeſte, welche bis lehe mit Schmachen , bis Kohlen aber mit kleinern Kähnen befabren werden kann ; unterhalb Seſum die ,
Feits
Leſim , welche erſt unweit davon unter der Brücke
Jadi
bey der Stanze Burg diefen Namen bekommt, und vorher die Wůmme heißt, unter welchem Namen ſie
ind
ein
ben Warl und Tütsberg im Fürſtentume Perden ents ſpringt, und bey Rotenburg die Robau und Wiedau aufnimint: die Rohre, die Lúne und Drepte, wel che im Vielände und Oſterſtade durch Sdileufen in
It se
die Weſer gehen .
Der vielen Quen und Bäche will
Un der Elbe , Orte und Weſex id, nicht erwåhnen . Die an der Elbe find ſehr fruchtbare Marſchlåndet. belegenen, nämlich das alte Sand und Kendingen , tra. gen allerley Getreide und Obſt im Ueberfluſie ; diejenis gen, welde an der Oſte liegen, als, das Almt Neubauß und Gericht Oſten, haben auch überflüßiges Getreide, und Thon zu Tópfen und Mauerſteinen, und diejenis gen , welche an der Weſer befindlid ) ſind, als das Land Wurſten, Vieland und Oſterſtade, haben, außer dem Es ſtarfen Getreidebaue, auch) anſehnliche Viehzucht. müſſen aber dieſe Marſchländer durch koſtbare Deiche und Dämme, welche unter der Äufſicht der Deichgrås
.
fen , Deichrichter und Geſchwornen ſtehen, wider llebera ſchwemmungen verwahret werden . Die Geeſt, oder Das dürre und trockene Sand, hat hin und wieder gute Hecker, auf den vielen Heiden aber weiden viele Schaf Auf Heerden , es iſt auch gute Bienenzucht daſelbſt. ben Mooren , inſonderheit auf dem großen Düvels ( 11 1112 moor ,
2368
Der niederſächſiſche Kreis.
moor , wird viel Corf geſtochen, welcher theils nach Bremen und Hambura geführet, theils in Ziegelbren nerenen , in einer Glashütte, und auf andere Weiſe zum Brennen gebrauchet wirt . Flachs und Hanf werden håufig gebauet. § 4. Im ganzen Herzogtume ſind nur 2 Stådte
und 12 Derter, welche Fleckengerechtigkeit Haben. So lange dieſes ( and ein Erzſtift geweſen iſt, hat es Zu der erſten ges 4 Klaſſen der Landſtånde gehabt. Håreten das Domkapitel zu Bremen und Hamburg, zu der zweyten die Prålaten , nåmlich, die Lebte zu Harſefelde und zu der lieben Frauen zu Stade , die Próbſte zu Oſterholz und zu Zeven, und einigePriorino nen ; zu der dritten die Ritterſchaft, und zu der viers ten die Städte Bremen , Stade und Buxtehude, aus deren Zahl ſich aber Bremen entzogen hat. Als dies fes Sand an die Krone Schweden als ein Herzogtum Die fdomes fam , fielen die benden erſten Klaſſen weg. diſche Königinn Chriſtina fchenfete nicht nur alle bis ſchöfliche Domainen und Tafelgüter, fondern auch ' ſogar die Kapitels- und Kloſtergåter ihren damaligen Feldherren und andern hohen und niederen Bedienten, und legete den Aemtern und Kloſtern den Namen der Hierauf bemühete ſich die andere Ritterſike bey. Ritterſchaft, daß die Donatarii mit ihr einen Körper ausmachen möchten , welches auch 1664 durch einen Vereinigungsreceß zum Stande gebracht worden, ſo daß ſie zwar insgeſammt einen Körper, aber 2 Glieder ausmachen zu wollen , verabredeten , davon eins die alte Ritterſchaft, das andere aber die neubelehnte oder neue Ritterſchaft Heißen, beyde aber gleiche Rechte ba. ben ſollten . Wie nun dieſe beyden Glieder einen Sand .
Das Herzogtum Bremen ,
2369
Landſtand ausgemacher, alſo madjen die Ståbte Stade und Buftehude den - zweyten' aus.
Die
Privilezien
dieſer Sandſtånde und der Landſchaft des Fürſtentures Verden ſind einander gleich. Die bremiſche Ritters ſchaft hat einen Präſidenten und 6 landråthe, und die Stådte haben jede 2 landråthe. Aus dieſen Perſonen beſteht das Collegium der Landſtånde des Herzogtumes, Die Ritterſdraft hålt ihre ordentlichen Rittertage jábr, lich zweymal zu Basdal, und überleget in dieſen Ver : ſammlungen fowol gerichtliche als andere Ritterſchafts und Landes. Sachen, Sie iſt verpflichtet, davon der koniglichen Regierung vorher eine Anzeige zu thun, und Erlaubniß dazu einzuholen. Eine Verſammlung aller Stånde , oder ein Landtag, deſſen ordentlicher Ort auch Basdal iſt, kann noch weniger ohne Vorwiſſen und Bewilligung der föniglichen Regierung angeſtellet wer . den. Auf demſelben kann ein jeder aus der Ritters ſchaft, welcher Sig und Stimme auf Rittertagen hat, erſcheinen , und die Städte ſchicken Deputirte dazu ab. Die Koſten muß ein jeder ſelbſt tragen.
Es ſind aber
feit langer Zeit keine Landtage gehalten worden, ſon . dern die königliche Regierung pfleget Deputirte der Stånde vor fich zu fordern, und denenſelven die auf den Sandtag gehörenden Propoſitionen zu thun , von welchen auch die Antwort und Erklärung zurückge. bracht wird. Die übrigen Eingeſeſſenen des Herzog. tumes, welche nicht zu ben freyen Ständen gehören, ſind ſchaßpflichtige und beſtehen aus den Erberen , welche eigentümliche Höfe und Güter haben , aus Meyern und Köthern des Landesherrn oder eines frenen Standes, aus den Erbzinsmeyern von Kirchens und Kloſtergütern ,
aus Sehnleuten in der Marſd , . Illllll 3 welche
2370
Der niederſádyſiſche Kreis.
welche von adelichen Geſchlechtern Güter zu {chn ha. ben , und aus Häuerlingen, Von den bremiſchen Erb s Aemtern find das Droſten .Amt, das Putke , Amt, ( vermutlich Officium præguſtatoris,) das Frohnen - Umt, das Kämmerer: Umt und das Brodtſpenner . Ume eingegangen ; noch gewöhnlich aber ſind das Erbſchenken s Ämt, wei. ches die von Iſſendorf bekleiden , das Erbkůchens meiſter :Amt , welches die Schulten von der Lüh Ha ben , und das Erbmarſchall Wint, welches die Freyherren Marſchalke inne haben . Die Befiker dic: ſer Erb. Zemeer werden mit denenfelben von der koni glichen Regierung zu Stade beliehen . $ 5. Die herrſdiende gortesdienſtliche Lehs re uno llebung iſt die evangeliſchelutheriſche. Auf dem Lande ſind 113 Kirchen , an welchen 125 Pre. diger ſtehen , und die unter i Superintendentur und 8 Pråpoſituren vertheilet ſind , welche Pråpoſituren In den an fein gewiſſes Kirchſpiel gebunden ſind . Stådten ſind 5 Kirchen, nåmlich die königliche Dom kirche in der Reichsſtadt Bremen mit 4 Predigern, 3 Kirchen zu Stade mit 6 Predigern, außer welchen noch ein Beſagungsprediger dafelbft iſt, und zu Es find alſo im ganzen Burtehude mit 3 Predigern. Herzogtume 118 'evangeliſch) :lutheriſche Kirchen, und 139 Prediger vorhanden. Ein Gineralſuperintendent hat die Ober - Mufficht über die Kirden dieſes Herzoga Die Refors tumes und des Fürſtentumes Verden. mirten , welche im Herzogtume Bremen
vorhanden
ſind, machen 7 Gemeinen aus , und haben eben ſo viele Stade iſt eine lateiniſche Schule, und Zu Stade Prediger. bey dem Dom 34 Bremen ein fönigl. Gymnaſium . $ 6.
Das Herzogtum Brement. $ 6.
2371
Uußer den Seiler - Arbeiten von Hanf, und
den Leinwebereyen, ſind weiter keine Manufakturen und Fabriken vorhanden, als eine Tuch. Futter- Boy. flas nell- und Kerſey -Manufaktur zu. Sdjarmbeck, und eine Zuckerform- und Porcellan . Fabrik zu Humund in der Börde Leſſum .
S 7. Das Herzogtum Bremen ift aus einem Erzbistume, und dieſes aus einem Bistume entſtan den, welches K. Karl der Große im Jahre 787 (ana dere melden 788 ) geſtiftet, und den Engländer Willea Nach Seudes had.zum erſten Biſchofe verordnet hat. richs, dritten Biſchofs zu Bremen , Tode . wurde uns ſcharius nach Bremen verſeket, und das daſige Bistum im Jahre 858 völlig mit dem Hamburgiſchen Erzbistu . Nach und nach me der nordiſchen Volker vereiniget. brachten die Erzbiſchofe die Grafſchaften im Stifte Bremen , und die Landeshoheit über daſſelbe, an ſich . Nach Abgang des Erzbiſchofs Johann Roden 1511 era. wåhlete das Domkapitel lauter Erzbiſchöfe aus fürſtli 1644 nahmen die Schweden das
chen Häuſern .
Erzbistum Bremen ein , und behielten es 1648 in weſtphåliſchen Frieden als ein Herzogtum und Reichsa tehn. 1675 bemächtigten ſich die Herzoge zu Braun fchweig und Lüneburg, der Bifchof zu Münſter, und einige dåniſche Völker , dieſes Herzogtumes bis auf Stade nach , welche Stadt die lüneburgiſchen Truppen im folgenden Jahre auch einnahmen . Es wurde zwar an eine Theilung der Herzogtümer Bremen und Bege den unter die Eroberer gedacht: allein fie kam nicht zum Stande, fondern die Krone Schweden erhielt dieſe Sånder, einige Stücke derſelben ausgenommen , weldje an die Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg famen , 4 $ ་་་ ( durch
2372
Der niederſächſiſche Streis .
durch den 1679 geſchloſſenen nimmegiſchen Friedeni wieder. Im nordiſchen Kriege nahmen die Dánen 1712 die Herzogtümer Bremen und Verden weg , und König Friderich der IV trat ſie 1715 an Churbraun fchweig für 7 Tonnen Goldes Rthlr. ab. 1719 wur den ſie im ſtockholmiſchen Frieden auch von der Krone Schweden an Churbraunſchweig auf beſtåndig mit al. len Gerechtſamen und Zugehörungen , ſo wie foldhe durch den osnabrückiſchen Frieden der Krone Sdwes den zugeeignet worden, und dieſe ſolche bisher beſeffen hatte, oder befißen und genießen mögen , abgetreten . Churbraunſchweig aber bezahlete'an Schweden i Mile lion Rthlr. 1732 erhielt Churbraunfd ;weig zum ers ſtenmale die kaiſerliche Belehnung über Bremen und Verden. Die Herzoge zu Braunſchweig -Wolfenbüttel erhalten die Mitbelehnſchaft. S 8. DasWapen des ehemaligen Erzbistumes, und nunmehrigen Herzogtumes, find in rothem Felde 2 kreuzweife über einander gelegte filberne Schlüſſel. $ 9. Der Eþurfürſt zu Braunſchweig þat als Herzog zu Bremen im Reichsfürſtenrathe auf der weltlichen Fürſtenbank die fechſte Stelle, und auf den niederſächſiſchen Kreistagen hat er wegen dieſes Her. zogtumes nicht nur eine Stimme, ſondern aud) wech . ſelsweiſe mit Magdeburg das Directorium. Zu eis nem Römermonate giebt das Herzogtum 24 zu Roß und 100 zu Fuß, oder 688 Fl . welches auch der Kreis . matrikular - Anſchlag iſt, und zu einem Kammerziele 108 Rihlr. 22 10.
Kr.
Ueber die Herzogtümer Bremen und Vers
ben zugleich find folgende Collegia gereket.
Die Res .
gierung befteht aus 3 Regierungsråthen, uud iſt dem geheimen
Das Herzogtum Bremen.
2373
geheimen Rathecollegio zu Hannover unterroorfen. In der Juſtitskanzley fißen die 3 Regierungsråthe, ein Kanzleydirector, und gewiſſe Juſtißråthe . Die Ge. ridtbarkeit derfelben erſtecket ſich über Criminal- und Erecutio . Sachen .
In dem Sofgerichte figen alle
Mitgli :der der Juſtigfangley, und 7 Aſſeſſores, welche die landſtånde beyder Herzogtümer ernennen , nåmlich) 3 aus der bremiſchen Ritterſchaft, 2 aus den bremiſchen Städten Stade und Buftehude, i aus der verdiſchen Ritterſchaft, und 1 aus der Stadt Verden. Es richa tet in allen bürgerlichen Sachen ,
welche gerichtli.
cher Entſcheidung bedürfen, über die landesherrſchafts
.
lichen Bediente, in Sachen, welche den Sandesherrn felbſt angehen , über die Adelichen, in Sachen, welche ihre Perſonen und adelichen Güter betreffen, und über die Magiſtrate der Städte. Die Appellationen von dieſen Juftißcollegien geben an das Ober -Appellations gericht zu Celle, zu welchem auch dieſe Herzogtümer 3 Ober . Appellationsråthe präſentiren . Das Conſis ſtorium beſteht aus den Mitgliedern der Regierung, aus dem Generalſuperintendenten der Herzogtümer Bree men und Verden , und aus noch 1 geitlichen Conſiſto rialrathe. Die ' benden Superintendenten zu Bremen und Verden ſind Ehrenmitglieder deſſelben. $ 11, Die landesherrſchaftlichen Linkünfte fließen theils aus den Domainen oder Rammer: Nem . tern , Börden und Gerichten , theils aus den Regalien, theils aus gewiſſen Abgaben der Unterthanen, welche find Contribution , Gelder zur Unterhaltung des Ober. Appellationsgerichts zu Celle, Servisgeld , Lieferung rauhen Futters, und eine gewiſſe Summe zu den lega tionskoſten, theils aus der Acciſe. Seit 1680 haben die till 110 5
2374
Der niederſächſiſche Spreis .
die Landſtånde die Contributionskaſſe nicht mehr in Hånden gehabt. Die Ucciſe iſt 1651 zuerſt eingefüh. ret , und 1690 und y2 erhöhet worden ; es iſt auch 1699 das geſtempelte Papier eingeführet worden. niederſächſiſchen Kreisſteuern Bremen den vierten Theil .
Zu
giebt das Herzogtum
S 12. Die Ritterpferde werden von den frenen Gütern der Stande aufgebracht und geſtellet. Die
1
Anzahl derſelben hat ſich nach Verringerung derfGüter unterſchiedlich verändert. 1645 hat ſie 167 Pferde ausgemachet , allein iſt beträgt ſie nur 137 Pferde, und 1934 Magel , wozu 255 Contribuenten ſind, die nicht alle zur Ritterſchaft gehören ; 1 Pferd wird ges Þalten von 985 Rthlr. Einfünften, und auf 1 Nagel rechnet man 39 Rohlr. 44 Schillinge Hebung. Auf Die Sandſtånde müſſen 1 Pferd geben 24 Någel. dieſe Ritterpferde an Mannſchaft, Pferden und Mona
1
tirung ſtellen , und den Abgang erſeken . Als ſie 1713 vermoge foniglich dåniſchen Patents auf 33750 Rthlr. angeſeket wurden , kamen auf die Ritterſchaft 875 Theile oder Stadt Stade 375
Burtehude ž } Verden 3 } Zuſammen
18 Theile ,
16200 Rthlr. 7200 3600
6750 oder
33750 Rthlr.
Die ritterſchaftlichen Theile werden nach der Roß= dienst - Rolle bezahlet, in Anſehung welcher 6 Zirkel Zu dem erſten gehören 26 Pferde, 153 Nagel, find. Ju der zweyten 25 Pferde, 22 Nägel, zu der dritten in Någel,
zu der vierten 20 Pferde, zu der
fünften 9 Pferde, 2
Någel, zu der ſechſten 44 Pfer de,
Pferde, 5
Das Herzogtum Bremen .
2375
in h
Der erſte Zirkel geht durch den Magel . de, 21 ganzen Strich andes, welcher zwiſchen der Aſte (das
ch
Land Kedingen ausgenommen ) und den Grenzen des Fürſtentumes Tüneburg liegt, von dem alten lande an
11
Der zweyte Zirkel bis zum Fürſtentume Verden. geht von dem Amte Neubauß an bis nach Bremer : Der dritte geht durch die Aemter Bremere vörde. vörde und Bederkeſa, und durch die Börde Beverſtedt. Der 4te geht durd , das Amt Hagen , die freyen Dám . me und adelichen Gerichte, bis an die Hamme und Der ste geht durchs Gohgericht Achim Búmme.
1 bis an das Umt Ottersberg, und der ofte beſteht allein aus dem Lande Kedingen . S 13.
Die genauere Beſchreibung des Herzoga
tumes Bremen theile ich in 4 Haupt . Abſchnitte abe und beſdreibe
1. Die Städte ,
welche den zweyten Sandſtand
ausmachen, und deren Magiſtrate die niedere und hos he Gerichtbarkeit haben . 1. Stade , eine Stadt und ſtarke Feſtung an der Sowinsge, welde eine viertel Meile von bier in die Elbe fließt. Sie iſt der Sie der Regierung der Herzogtümer Bremen und Berden , der Juſtiskanzley , des Hofgerich tes, und des königlichen Confiftoriums, bat 3 Kirchen , an peldben 6 Prebiger fteben , deren einer Senior iſt, und die nicbt von dem königlichen Conſiſtorịo abhangen , und eine lateiniſche Sebule in dem ehemaligen Auguftiner Món: cbentlofter. Die Befatura bat ibren eigenen Pres diger, und wohnet größtentheils in Baracken . Die bens den Bürgermeiſter find zugleich Landråthe . Vor Zeiten bat ſie ſtarke Handiung getrieben, auch von 1586 bis 1612 einen enalandiſchen Stapel gehabt, welcher nach Hama burg verleget worden ; ſie iſt aber durch viele Unglückss falle repr berunter gekommen. 1626 wurde fie pon dem faiſera
2376
Der niederſächſiſche Streis.
faiſerlicben General Silly eingenommen , 1632 von den Schweden belagert, aber durch den General Pappenheim entfecet, bingegen 1645 von den Someden eingenommen . 1659 brannte fie faſt ganz ab. 1676. ipurde fie von den låneburgiſchen Truppen erobert, und 1680 wieder geråu met. 1712 wurde ſie von den Dånen bombardiret und erobert . 1715 jog die däniſche Befaßung aus, and eine curbraunſoweigiſche wieder ein. 1755 wurde ein Ents wurf zur ſtärkeren Befeſtigung der Stadt gemacbet, wels den der König genehmigte, und die nöthigen Unfoften dazu anwies , und 1757 wurde folcbe Befeſtigung aufs bodite getrieben. Der Magiftrat hat die Gerichtbarkeit im depenbedter Diſtricte und Haſenwinkel. Er bebt auch den Ruderzoll von den einlaufenden Schiffen . Unter der Gerichtbarkeit deſſelben gehöret , auch die Schwinger - Schanze, bepm Einfluife der Sdwinge in die Elbe .
Vor Alters haben hieſelbſtGrafen gewohnet, von wels den aber die erſten nicht gewig bekannt ſind . Der altes fte, welchen man zuverlaßig fennet, iſt Lotharius oder Llls iber , welcher im Jahre 931 in einer Solacht mit den R dariern umgekommen iſt. Sein Sohn , Heinrid der Kable, geugere mit ſeiner Gemalinn Jutta oder Judith , einer Tochter Herzogs udo aus Franken , unterſciedene Kinder, von welchen ich aber nur Heinrid den Gütigen und Siegfried anmerke. Jener verwandelte 1010 Pein Sdloß Herſefeld, von welchen die Grafen anfänglid bes nennet worden , in ein Klofter , welches aucb Roſenfeld beißt , und fein Sohn Siegfried wurde im Jahre 994 von Seeräubern, welche Acomannen ( d . i. Seeleute ) ges nennet werden , der Hånde , Naſe und Obren Beraubet. Sein Bruder Siegfried, welcher den Aſcomannen, die ibn gefangen genommen hatten , entlief, pflangete das Geſchlecht fort, und erbauete Stade , von welchem Drte die Grafen und ibre Srafichaft nachmals benennet worben . Sein Sobn Lurber Udo I , erblett 1056 vom Kaiſer Heinrist IV die nordliste Markgrafichaft , melibe auch die Martaraf ſibhaft Brandenburg oder Soltwedel , und von dem Ces
1
Das Herzogtum Bremen,
2377
Geſchlechte der Srafen von Stade auch die Markgraficaft Stade genennet worden iſt. Dieſes Sobn , Markgraf udo I , uberließ das Eigentum der Grafſchaft Stade dem Erzſtifte Bremen , welches Kaiſer Heinric IV im Jahre 1062 beſtätigte, er bebielt ſie aber zu Lebn, und ſtarb 1082. Jhm folgete zuerſt ſein älteſter Sohn, Markgraf Heinz rich der Bange, und als dieſer obne Erben ftarb, der zwey , te Sohn , Markgraf futher Udo II, melder die Grafſchaft Stade 1095 an einen , Namens Friderid , melcher eine Engländerinn zur Mutter hatte, die durch erlittenen Soiffs bruch nach Stade gekommen war, überließ , der ibr bis 1135, da er ſtarb, vorftund. Markgraf Luther udo II ſtarb con 1106 , und fein Sebn Heinrich batte keine Erben als nun auc reines Bruders Rudolphs Scbn gleiches Namens 1144 von den Ditmarſen erfdlagen wurde, war czwar noch dieſes Bruder Hartwig , der Legte dieſes Ges ialectes, am Leben, welcher Probft der Kirche zu Bremer war, derfelben feine ganze Erbfcbaft vermachete, vom Erzs Bifchofe Udalbero in den Belle der Grafſchaft gereget, und 1148 felbft Erzbiſoof zu Bremem wurde : allein Derzog Heinrich der Löwe beſchwerete fick beym Kaiſer darüber, weil der eben genannte Erzbiſchof Udalbero reiner Mutter verſprochen hatte, daß er ihm nach Markgrafen Rudolphs Jode die Grafſchaft Stade zu Fehn geben wolle, er beniådt tigte ſich ihrer auch nachmals, worauf ſie bey der Theilung ſeiner binterlaſſenen Lande an ſeinen Sohn, Herzog Heina rich den Pfalzgrafen, als bremifdes Lehn fam . Dieſer überließ fie 1219 , nebſt vielen andern daſelbſt gebabten Erbs gürern , an den Erzbiſihof Gerhard , gegen Meſſen und Seberbe für feine und ſeines Baters Seele, bebielt ſich aber auf Lebenslang den Genuß derſelben vor, worüber R. Fris deric II dem Erzſtifte 1232 Die Beſtätigung ertbeilete : allein es gereuete ibn nachmals, und er vermacbete einis ge Jabre vor ſeinem Ende die Grafſchaft Stade und alle feine daſelbſt betegenen Güter an Herzog Otto das Kind, melches er auch den Untertbanen in der Grafſchaft anzeis gete, und ſie zum Gehorſame gegen den Herzog Otto ver: mabnete. Eben dajú mies ſie aucb 1236 Kaiſer Friderict II felbft
2378
Der niederſächſiſche freis .
felbſt an , als er dieſen Otto zum Herzoge erkläret bat te. Herzog Otto bemachtigte ſich auch der Grafihaft in eben demſelben Jahre, und vergrößerte ſie zu gleicher Zeit burde unterſchiedene Güter , welche er deni Grafen Sieg fried von Dfierburg abkaufete . Do nun gleich ſeine Ndoa kommen der Graffbaft doch wieder verluſtig gegangeit ſind, und das Erzſtift Brement folcbe an fit gezogen hat ; ſo ift fie doch endlich init dem ganzen fande wieder alt das Haus Braunſchweig gekommen . 2. Buxtehude, eine kleine Stadt an der Elte, welche fich bier in den Stadtgraben , so die Viver genernet wird, ergießt . Sie bat ist nur 1 Pfarrkirde an welcher 3 Pres diger ſtehen, von welchen der erſte Senior nenennet wird , und die dem Conſiſtorio zu Stade nicht untericorfeni find. Die beyden Bürgermeiſter ſind zugleich Landråthe. Erz biſchof Giſelbert hat dieſem Orte 1273 Stadtrecht eriheia , let, und 1278 iſt er bemauert worden. 1682 wurden die Feſtungswerke, mit welcben die Stadt verfi hen war, ge fibleifer. II. Die königlichen Aemter, Diſtricte, Bors Den und Gerichte. A. Die königl . Aemter , mit den ihnen beya gelegten Börden und Gerichten . 1. Das Amt Stade iſt größtentheils aus den übrig gebliebenen wenigen Gütern, welche ebemals den Kisſtern zu Staðe gehöret baben , entſtanden . Es geboren dazu eine Kornmible auf der Schwinge in Staðe , allerhand Påndereyen bey Stade und im alten Lande, unterfebiedene Meyer, das Dorf Camp , und die Agathenburg, weldes 1650 mit adelicher Freyheit begnadigte Daus ebemals die Lieth gebeißen bat, hernach aber von des Feldmarſchalls Königsmark Gemalinn , Maria Agatba , gebohrner von feeſten, benannt worden iſt. Nachdein die konigliche Kania mer es erkaufet hat , iſt es zu dem Amte Stade geleget worden , und ißt ift darelbft das Umthaus. 2. Das Unit Altklofter, im Dorfe dieſes Nåmens, ant der Eſte, nabe bey Burtebude , iſt aus einem ebemaligent Benedictinter Nonnenkloſter'entſtanden , auc nach ſeinert Stifs
Das Herzogtum Bremen .
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Stiftern Heinrich und Gerlad von Burtebude oder von der Fübe, Ait Burtehude genennet worden , weil es alter iſt, als die Stadt Buxtehude. Es iſt hier ein königlich Borwerk, und eine Korn- und Papiermůble. In der bies figen Kircbe wird nur bey Beerdigung der Berſtorbenen Gottesdienſt gehalten . Die Eingeſeſſenen im Zeitenlana de und Vogelſang , welcher Diſtrict an der Eſte in der Marich liegt, find Umts -Unterthanen. Die übrigen 315 gebórungen des Umtes ſind im alten Lande, und zwar in deffelben fogenannter dritten Meile, woſelbst die Domania lia und Cameralia zu dieſem Amte geboren . Es iſt auch das Mühlen - Umt “ zu Burtehude dazu gezogen worden . Das Amtbaus ift ist zu Burtebude . 3. DAS Amt 7eulloſter iſt aud aus einem ehemias ligen Kloſter entſtanden , aus welchem der legte katholiſche Prieſter erft 1706 abgezogen , har dem der ganze Convent ausgeſtorben war. In dem Dorfe gleicbes Namens, wele dhes eine Stunde von Buxtehude liegt , iſt eine Kirche, worinn der Prediger zu Bliedersdorf alle 14 Sage Gots tesdienſt bålt , und ein königl. Vorwerk. Das Amt bat 1 in der ſogenannten zweyten Meite des alten Landes die . Domanialia und Cameralia. Es wird von den Beamten zum Altenklofter mit verſehen , aber beſonders berecnet. Die von Hdpken in Schweden follen mit der Droſtey ix beyden Aemtern belebret reyn . 4. DAS Amt Harſefeld iſt gleichfalls aus einem Klus ſter entſtanden , es ift aber die aus 3 Bården ( diſtrictus ) beſtellende Vogtey Mulſum dazu geleget worden , und nun iſt es ungefähr 3 Meilen lang , bat Uckerbali, Biehzucht und Torf, wovon fide die Einwohner ernágren , und bea ſteht aus 34 Dörfern , welche in folgende 4 Kirchdorfer eingepfarret find. 1) Birſefelo, ehedefſen Serſefeld, ein Flecken , woſelbſt das oben in der Geſchichte der Grafen von Stade geriants te Kloſter geweſen iſt, welches aus dem Stammhauſe des Grafen von Stade entſtanden , und vom Grafen Heins rich dem Gürigen 1010 geſtiftet worden iſt. Der Abt, oder, wie er genennet worden , der Erz- Ubt , iſt der vors webmſte Prälat des Erzſtiftes geweſen. 3 ) Muha
2380
Der niederſächſiſche Kreis .
2 ) Mulſum und Bargſtedt, an der Uue, find Pfarre dörfer . 3) Ahlerſtedt, ein Pfarrdorf mit einem adelichen Hofe. 5. DAS Xmr Jeden , iſt auch aus einem Klofter ents ſtanden, aber durch 4 dazu gelegte Bården vergrößert wors den , ro daß es ißt auf 34 Meilen lang und 25 Meilen breit iſt. Uuf dem Geeſtlande wächſt Roggen , weiffer und rauber Hafer , etwas Gerſte und guter Budweizen, in den Garten kommen auch die Kartuffeln gut fort. In den vielen Brochen iſt Weide fürs Hornvieb. Auf der Beide weidet eine geringe Art Sqafe, man bat auch das felbft gute Bienenzucht. Die Moore geben überflüßigen Sorf, welder zum Theile zu Kohlen gebrennt wird. Der Dandel mit demſelben, und vornehmlich mit Ellern- und anderem weichen Holze, wie auch mit Eichen und -Bücbens Holze. iſt vortheilhaft. In die Ofte ergießen ſich folgens de Bache, die Ramme, Twiſte, Aue und Bade. Zu der gevenſchen oder ottersbergiſchen Präpofitur geboren 13 Pfarrkirchen . Das Amt tbeitet fich 1 ) in das alte Amt, zu weldem gebåret : ( 1) Das Kirchſpiel Zeven , von 3 Dörfern und 2 eitts jelnen 6dfen . Der Fleden Zeven , an der Mue, bat 72 Feuerſtellen und das Amthaus , und ehemals iſt daſelbſt ein Benedictiner Nonnenklofter geweſen . Die lebte Cons ventualinn iſt 1694 geſtorben . Hier iſt 1757 durch den Grafen von Lynar , königlich dånifden Statthalter der Grafſchaften Oldenburg und Delmenhorſt, zwiſchen dem Derzoge von Cumberland, oberften Befehlshaber des cours braunſchweigifcben Kriegesbeeres, und dem Herzoge von Richelieu, oberſten Befehlshaber des franzöſiſden Krie gesbeeres, eine Convention geſchloſſen worden , aber nicht jur Kraft gekommen. ( 2 ) Die Börde und das Kirchſpiel Seeslingen , das bin das Pfarrdorf Seeslingen, noc 12 Dörfer und 5 eina zelne Höfe gehören. 2 ) in die dem Amté 1728 zugelegten Börden, welche ehemals von einem Bogte verwaltet worden ſind. Dies fe find ( 1 ) Die
Das Herzogtum Bremen.
fr. lits or's
។ 1
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( 1 ) Die Borde und das Kirchſpiel Sellingen , bars innen das Pfarrdorf Selfingen , das Dorf Sandboſtel mit einem adelichen Gute, no 18 Dörfer und 10 einzels ne Böfe. 1 (2) Die Börde und das Kirchſpiel Sittenſen , barins nen das Pfarrdorf Sittenſen, die adeliden Siße Burgs Bittenſen und Kuhmühlen , noc 17 Dörfer, und 10 einzelne Höfe. (3) Die orde und das Kirchſpiel Elsdorf, darinnen das Pfarrdorf Elsdorf , die Dörfer Burgelsdorf und Budihorſt, in deren jedem ein adelides Gut iſt, noch 6 Dörfer , und 6 einzelne Dife. 6. Das Amt Bremervörde, welches begreift : 1 ) Bremervörde, einen Flecken , deffen Einwohner buta gerliche Privilegien , auch 2 Bürgermeiſter haben, welche in Unſebung der Einwohner in caufis liquidis mit dem Amte concurrentem jurisdictionem baben . Ebedeffen iſt bier das Refidenzſchloß der Erzbiſib8fe geweſen , welches 1682 abgebrochen worden . 2 ) Die Borde und das Birchſpiel Wehrel , darinnen das Pfarrdorf Wehrel, noch 5 Dörfer , 1 kleines Vorwerk, i Gaſthof, und 6 einzelne Höfe. 3 ) Die Borde sefedorf, darinnen das Dorf Befedorf, das Pfarrdorf Bevern, und der einzelne hof Cevel gånne. 4) Die Borde und Ons Kirchſpiel Lamitedt, mit dem einverleibten Gerichtewarſtade , darinnen das Pfirrdorf Lamſtedt, noch 19 Dörfer, 6 einzelne Höfe , und das Kirsipiel Bafbect , welches in 6 Diſtricte abgerbeiler wird, und darinn 3 adeliche Hdfe find.
Anm . Bu der bremervörder Pr &poſitur gehören nz Pfares Dörfer. 7. Das Amt Ottersberg, in weichem 1 ) Uttersberg , ein Flecken von 75 Häuſern und mit einer Kapelle, liegt an der Wümme. Auf den Inſeln in der Bůmme bat ebedeften eine Feſtung geſtanden , welche der Bilipof zu Münſter 1676 in guten Stand gefeßet hat; nachmals iſt ſie zwar eingegangen , 1757 aber wieder bere geſtellet worden , 2) Die mmmmmm 3. Ib .
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Der niederſächſiſche Kireis.
2) Die Pfarrdörfer Otterſtedt, Wilſtedt und Kirche Cimke, woſelbſt ein adelicher Hof ift , noch 19 Dórfer, uud 3 einzelne H8fe. 8. Das Amt Oſterholz, welches ungefähr 3 Meilen lang und 1 Meiten breit iſt , doch wird die Burg und der dazu gehörige Burgdamm durch die Gerichte Leſſum und Ritteroude auf eine halbe Stundewegs vom Amte abgeſondert. Es hat einen ebenen Boden , und nur einen einzigen kleinen fandigen Berg zu Worpswebde , an wela den auf einer Seite das große ottersbergiſche Moor ffoßt, auf allen anderen Seiten aber ift er mit den ſchönſten Weiden und Wiefen , durch welche die ñamme fließt, umgeben. Die großen Moore, welche das Amt gegen Norden und Diten einfühließen , ſind von größter Wichs tigkeit , und als Goldgruben der Einwohner anzureben , weil die meiſten Geeſtdörfer Antheil daran haben , auch aus den Moorbörfern dieſes und des Amtes Ditersberg jáhrlich für mebr als 18000 Rthlr. Sorf an die Stadt Bremen verkaufet, und vermittelt gezogener Kanale in kleinen Kávnen auf die Hamme, aus dieſer aber in großen Fahrzeugen auf die Wümme, und alsdann in die Weſer, gebracht wird. Der Moorgrund , von welchem der Dorf abgeſtorben iſt , giebt gute Weide , und wenn das Waſſer der Flüffe ,darüber ſtromen. kann , auch gute Wieſen , iſt auch zu Ackerfeldern geſchidt, wozu der bobe Moor ſelbſt, durch eine geriffe Bearbeitung und vielen Dinger, brauchs bar gemacbet , und alsdann mit Roggen , afer , Buchs weizen , Gerſte, Hanf und Gartengewachſen befäct wird, auch allerler Holz. Arten trågt. Auf dem Geeſtlande bauet man Roggen , Hafer und vielen Buchweißen. Die Biebzucht iſt ſehr beträchtlich. Dieſes nahrbafte Amt bekommt von Zeit zu Zeit neue Anbauer. Es theilet ficb 1) in das Kirdijpiel Oſterholz, in welchem ( 1) Uſtecholz , ein Flecken , wofelbft das Amt, und ebedeſſen ein Benedictiner Nonnenkloſter geweſen iſt. (2) Noch 3 Dörfer. 2 ) in die orde Scharmbeck , darinnen
(1) DAS Kirchſpiel Scharmbeck, zu welchein gehören , a. Scharma
Das Herzogtuin Bremen,
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a . Scharmbeck , ein Ort von 150 Feuerſtellen, wels der ſowol feiner Große ivegen , als weil er beſtätigte Dants werks - Hemter oder Zünfte bat , ein Flecken genannt wird , und eine Pfarrkirche, bat. 85 Fenterfiellen gebi ren zu dem geſchloſſenen adelichen Gerichte Sandbeck. Es iſt hier eine alte Suchs Futter : Bow - Flanell - und Ker: fey - Manufaktur , über welcbe das Anit und der Befiger des Gerichts Sandbec das Directorinn gemeinſchafts lich führen. Das Tuch wird böchftens 311 2 Fl. geweber. Aus dieſer Manufaktur werdeu einige Regimenter zu Fuß bekleider. b , Wandhauſen , ein Dorf, deſſen Häufer am boben Roor erbauet, und durd Sand , Steite und Raren ers hohet find." Wenn die Hanıme aus ihren Ufern tritt, bebt das Waſſer ganze Moordiſtricte, von 2 bis 3 Mors. gen, mit dem darauf befindlichen befaeten - Ertreiche, wie aud mit den darauf wachſenden Eichen , Coeren Wurzeln fich nur auf der Oberfläche ausbreiten ) Tannen und Ellern , und den darauf ſtehenden Scheuren und Back: Defen , wol 10 bis 12 Schube in die Höhe . Die Baume feuken fich wieder mit dem Erdreich , fallen aber auch wol um . c. Noch 18 Dörfer und in einzelne Höfe. ( 2) Das Pfarroorf Sambergen , noch 5 Dörfer unt3 einzelne Dife , ingleichen Burg, eine Schanze an der Mümnie, welche 1757 verbeſſert worden , und woelbſt ein kSnigl. Land- und Diafferzolliſt,und das Dorf Burgdamin , 9. Das Amt Lilienthal iſt aus den Gütern eines ehemaligen Kloſters entſtanden. Es ist 3 Meiie lang, und Meile breit, und liegt an den Fluffen Wümme und WSrpe, welcter legtere fich in den erſtern ergießt . Bipde treten im Frühjabre und Herojie aus ifren Ufern und überſchwemmen das niedrige Land des Amtes , da fick denn der mit Roggen beſäete leichte und lockere Mccrgrund von dem untern Sandboden im Herbſte fosteigt , im Frůblabve aber wieder ſenket, und ſo lange gute Früchte frågt, bis die wiederholte Waffer - Weberſchwemn die Dberfläche foldergeſtalt binden , zuſammen und wieder's M min m m m m 2 brücken,
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drücken, daß das Waſſer den Moor nicht mebr heben kann , worauf die Saatfelder , nach der bieſigen Art zu reden , verſinken , und bloß zur Beide für's Bieh semuget wer den. Ueberhaupt iſt der Boden theils güter tragbarer Sand , theils moorigt, theils bloßer Moor. Der Bau des Wintergetreides nimmt wegen des ſpåt im Frühjahre ſtehen bleibenden Waſſers ab , und die meiſten Felder iperden zur Sommerſaat, zum Hanfbaue, zu Weiden und Wieſen gebraudet. Die Hornviehzucht iſt einträglich, mau bat auch viele Pferde, und biervon fowol , als von der Ausfuhre des Dorfs, vielen roben und verarbeiteten Hanfs und Hanfsſaamens , auch der gefangenen Fiſode und wilden Enten , baben die Einwohner gute Nahrung. Das Amt enthält I) Lilienthal , ein Pfarrborf an der Wörpe, woſelbit das Umthaus ijt. Ebemols iſt bier ein Eiſtercienſer Nons nenklojtex gerveſen . 2 ) Trupe, ein Dorf mit einer kleinen Kirce. 3). Noch 10 Dörfer , und 2 einzelne Hdfe. io . DAS Ait Blumenthal und Geridt eukirchen baben ebedeifen der Stadt Bremen geboret, aber doch uns
ter des Herzogtumes Laiideshoheit geſtanden's allein 174* find fte von der Stadt vollig an das Herzogtum abgetres Das Amt Blumenthal iſt í Meile lang, ten worden . Meile breit, das Gericht Neukirchen aber eine halbe und Meile lang und breit . In jenem ſind nach der Wefer zu bohe Sandbügel , die zur Viehweide dienen ; das übrige fand ift Geeft , und beſteht theils aus fandigem , theils aus leimigem Boden , es iſt aucb ein Strict Heide vor's banden. Im Gerichte Nenkircben iſt an der Wefer Marſch land , nach Diten zu aber Geefttand. 1 ) Das Amt Bluifenthal macbet ein reformirtes Kircha fpiel aus , und enthátt (1) Blumenthal, ein Pfarrdorf, woſelbſt das Nmts baus ift. ( 2) Vegerad oder fegerad , ein Dorf an der Weſer, mit einem bequemen Hafen welcher aber det: Stadt Brez men zugebåret,
(3 ) Nod
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( 3 ) Norb 8 Dörfer. 2 ) Das Gericht 17eukirchen machet auch ein reformirtes Kirchſpiel aus , und enthält das Pfarrdorf % 7eukirchen und noc 3 Dórfer. I. Das Amt sagen liegt an der Befer , iſt 2 ſtarte Meilen lang, und eben ſo breit , beſteht theils aus Marſche' theils aus Geeſilande; zu jenem gehören il , zu dieſem 22. Dörfer . In der Marſch bauet man Weizen , Roggen, Hafer , Bohnen , Raplaat, etwas Flachs und Hanf , und hat gute Hoinpieb- und Pferdezucht ; auf der Geeſt bauet man Roggen , Bafer und Buchipeizen , und leget fich auf die Hornpieb , Pferde , und Bienen - Zucht. Das Amt wird in 2 Diftricte abgetheilet, welche ind. 1 ) Die Ofterſader -Warſch, welche aus 5 Kirchſpielert beſteht. Die Pfarrddrfer ſind Büttel, welches Halb zu der Grafſchaft Didenburg , und zwar zu dem Lande Würa den geboret, Sandſtedt, Werſabé, Bruch und Uthlede. Die oſterftaðiſchen Junkern oder Edelleute ſind nicht kanza leyfäßig, ſondern ſtehen unter des Umres Hagen Gerichts barkeit; wenn aber bey, dem Landgerichte Sachen vorkom men, welche ſie angebi , ſo, beſtellen die ſogenannten Fina I dungsleute (welche dem Landgerichte beywohnen , und über die vorkommenden Sachen , nad zuvor beſonders ange ſteffeter Berathſchlagung , ihr Gutadten abſtatten ,) aus. Junkern , tabingegen in Sachen , welche die übrigen Eingeſeffenen angehen , die Findungsleute aus Bógten und Belehnten beſtehen . 2 Die Borde Bramſtedt, welche aus 2 Kirchſpielen beſtebt. Die merkwürdigſten Dörfer find , Bramſtedt, ein Pfarrdorf Datambagen , worelbſt das Amthaus mit einer Kapelle iſt, wohltsbüttel, ein Pfarrborf, und sagen . Bey, dein legten Orte , von welchem das ,Amt den Namen hat, war vor Ulters die Stal - Ede oder Eide, bey wels der Geriche gehalten wurde. Anm . Zuroſterftadiſchen oder vielandiſchen Präpoſituķ geboren 14 Pfarrkirchen. 12. Das Amt oder die Amtſchreiberey Stotel, tel. ches eine Meile lang , und eine balbe breit iſt, liegt an der Mi m m m min m 3
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der Weſer , beſtelst großtenteils aus Marſchtand, und der übrige Boden iſt von Leim und Sand vermiſibet, es iſt auch bety Gtotel ein Strich Mcor. In der Marſch iſt die Biebzucht die Hauptſache. Die alten Grafen von Stotel haben nicht allein dieſes Amt, ſondern auch das Land Würden , die Berde Bramſtedt, die Diterftaber: marſch und viele andere Güter in der Börde Beverftedt und im Bielande beſeffen . Ibr erſter Bobnfig iſt auf der Grenze des Amtes Bieland , beym Einfluffe des Rohr , baches in die Lüne, geweſeit, von dannen aber 1220 nabe bey Stotel und in die Gegend des ißigen Amtbauſes ver leget tporden. Als der legte Graf Rudolph 1359 geſtorben war , verkaufete deffelben Witme , mit Einwilligung des Erzbischofes, die Grafſchaft an das Domkapitet, von wels dem ile Erzbifibof Albrecht 1373 gegen andere Güter an Fich bracbre. Nachmals iſt ſte verſchiedentlich verpfändet worden . 31 dem Amte Stotel geboren das Pfarrdorf Stotet, von 98 Feuerſtellen , wofelbft das Amthaus iſt, 5 andere Dörfer, 17 Meyer in der Börde Beverſtedt, und die adelichen Süter sethorn und Bolte. 13. Die Amtsvogtey vielend, ( dasift, ein fumpfiges und inoraſtiges Land, von Vie, ein Sumpf,) in alten üra kunden Paltides und Inſulæ bremenfis paludis , liegt zwis Fiben der Weſer, Geeſte und Robre, und iſt größtenteils Marſchland , welches fehr gute Weide, und daher infun derheit an Bornvieb , milch , Butter und Láfen einen Ueberfluß bat, und das Geeftland iſt auch fruchtbar. Bou Utters ift dieſes land ein Stück der Grafſchaft kesmone gewefen , und init derſelben an das Erzstift Breinen gee tommen, welches das Land gewiffen Hollandern einräumete, die es einteichten und anbaueren. Nach dem Tode des Erzbifchefs Adalbert , evelcher es ans Erzſtift gebrache batte, fames theils an die Stadt Bremen , theils an die Grafen zu Stotel; jenes Untheil braďte das Erzſtift Machmals pieder an fich , und dieſes erbielt es nach 46
gange der Grafen zu Stotel. Das Bieland enthält 7 Dörfer , welche in 4 Kirct fpiele pertbeilet find : I) Das Birchſpiel Geeſtendorf von 2 Dörfern ,' Das Pfarrborf Geffendorf iſt der Sie der Umtspogtey . In dieſer
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diefer Gegend bat die Feſtung Stinteburg oder Sting , burg geſtanden , welche gegen die Wurſter angeleget, aber auch von denfelben niedergeriffen worden . 2) Das Kirchſpiel Wulsdorf von 2 Ddrfern. In dem Pfarrdorfe Puisdorf , in alten Nachrichten Wol. desdorpe , bat ehebeſſen das Schloß Syborg oder Seges borg gelegen . 3 ) DAS Kirchspiel Schifdorf von 2 Dörfern. Die Pfarrkirche iſt zu Schifdorf. 4 ) DAS Kirchſpiel Bramel, zu welchem nur das Pfarrs dorf diefes Namens gehöret. 14. Das Amt L7ordholz im neuen Lande Wurfien , ober das Amt Keuenfelde Landes Wurften, iſt aus dem Hofe Nordholz mit ſeinem Zugebdre, und anderen im Neuenfelde des Landes Durſten belegenen Gütern, welde die königl. Kammer 1736 1in638 denen voigtiſchen und von der lietbiſcben Erben abgekaufet bat, entſtanden. Dieſes neue Feld Bandes Wurſten iſt erft 1635 eingeteicbet wordert. 15. Das Amt Bederfcra iſt ingefähr 3 Meilen lang and 2 Meiten breit, wird von der Geeſte, Lebe, Wittgeeſte und Aue gewaſſert, bat auch 9 landfeen , ſonſt aber Eidens und Büßenbolz , Torfmoor und gutes Geeſtland. Die Einwohner treiben Ackerbau, Bieh- und Bienenzucht, und andere Nahrungsmittel . Die bederkefifche prápoſitur begreift 8 Pfarrkirchen. Das Amt wird eingetheilet : 1) in die Börde Kingſtedt, zu welcher gehören ( 1) DAS Birchſpiel Bederkera , in dem Flecken dieſes Namens , woſelbfi das Amthaus ift. ( 2) Das Kirchſpiel Ringſtedt, in welchem ſind das Pfarrdorf Ringſtedt, worelbſt ein reformister und ein lutheriſcher Prediger , 13 Dörfer und 5 eingetne Hofe. (3) Das Kirdſpiel elmlohe , in welchem 3 Dörfer und 2 einzelne Hófe. ( 4) DAS Kirchſpiel flågeln von 2 Dörfernt. 2 ) in die Borde Debſtedt, zu welcher gehören ( 1) Das Kirchſpiel Debfiedt von 7 Dörfern. ( 2) Das reformirte Kirdiſpiel Solſet, in Dorfe dies ſes Namens Anm . Mmmm mm 11 4
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Unm. Swiſchen Sicvern im Kirchſpiele Debſtedt und Holfel find Ueberbleibfel der Pipinsburg, auf welcher die von Diepholz, Stif ter des Silofters Neuenwalde, gewohnet haben , und die ſogenannte Seidenſtett, belegen . 16. DAs Amt Feuhauß liegt an der Elbe und Dite, welde legtere die Aue aufnimmt, iſt 2 Meilen lang , und 1 Meiten breit. Das Marſchland beträgt , das Moora land beynabe , und das Beeftland auch des gangen Amtes . Die vornebmſten Produkten find Weizen , Roga gen, Gerſte, Robnen, Hafer, Rapfaat , Sorf und Sbon , aus welchem Gipfe und Mauerſteine bereitet werdena Sie werden auf der fchiffbaren Dite in die Elbe , und fol chergeſtalt nach Hamburg, Holſtein und zum Theile nach Holland ausgeführet. Zu der neubaufifchen Präpofitur gehören 9 Kirchſpiele , von welchen 8 unter dieſem Umte Atehen , nåmlic I) DAS Kirchſpiel Freuhauß , in welchem ( 1 ) f7euhauß , ein Flecken an der Oſte , woſelbſt das Amthaus , und ein richerer Hafen iſt, in welchem ehedeflen jabrlich über 100 auswärtige Schiffe vor Anfer lagen, und dem Orte ſtarke Nahrung verſchaffeten . Nachdem aber vor dem Ausfluſſe der Ofte in die Elbe eine Sanda bant entſtanden iſt , welche den Schiffen den Eingang, gefährlic macbet ; lo tommen ist nicht viele auswärtige Schiffe biefelbft an , obgleich die Sandbånfe vor dem Ausfluſſe der Dkte mit Tonnen bezeichnet ſind. (2 ) Nody 6 Derter. 2) Das Kirchſpiel Belum , in welchem ( 1 ) Belum , das Pfaridorf beym Uusfluffe der Dite in die Elbe , mit einem Hafen , der aber bey ſtürmiſchein Wetter und im Winter nicht ſicher ift. Es iſt hier ein adelicher Dof. Die Sdanze , welde unweit dgvon gelea
gen bat, iſt 1678 niedergeriſſen worden . (2 ) Freudenthal; ein adelicher Dof. (3) Noch 9 Derter. 3 ) DAB Rirchſpiel Geversdorf, in welchem das Pfarra dorf Geversdorf und noch 14 Derter. 4) DAS
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4 ) Das Kirchſpiel Oberndorf, in welchem das Pfarrs forf Oberndorf und noch 5 beivohnte Gegenden und Derter. 5). DAS Kirchſpiel Cadenberge, in welchem das Pfarrs Dorf Cedenberge und noch 32 Derter . 6 ). Das Kird ſpiel Qppeln , zu welchem ungefähr 80 Eingepfarrere geboren. 7 ). DAS Kirchſpiel Bilkau , welches in Norder - und Süder - Ende eingetheilet wird , dazu überhaupt 12 bea Bannte Gegenden geboren . 8 ) Das Kirchſpiel Bedingbruch , welches aus dem Pratidorfe. Kedingbruch und der Gegend Paſtade beſteht. 17. Das Amt Rhedingen beſteht 1 ) aus der Abtsgerichte in Scholiſch , welches ein geſchloſſener Diſtrict im Lande Kedingen , obnweit Stade, iſt. 2 ) aus dem eingeteichten Lande zu Wiſchhafen , wel . ches auch ein geld loſſener Diſtrict zwiſchen den beyden, Defenſions: Seiden iſt . 3) aus einigen in der Elbe Belegenen bewohnten In . feln oder Sanden , welche find , der Wirdhafner - Sand, der Kraut: Sand, der Affeler- Sand, und der Burgfieters oder Abbenfleter -Sand . 18. DAS 2mt simmelpforten iſt ungefär3 Meilen lang , und. 13. M breit , und ift theils Maric - tbeils Geeſtland. Die Einwohner des Marfcblandes leben vom Ackerbaue und Viehzucht: die Bewohner des Geeſtlandes : aver treiben, außer dem Aderbaue , hauptſächlich die Scafa und Bienenzucht , und einen ſtarken Dorfbandel nach Stade und Hamburg . Das Amt beſteht I). Aus dem Amte simmelpforten an fidh felbft , wela des aus einem Theile der Güter des ehemaligen reichen Benedictiner Nonnenklofters zu Dipumelpforten entſtana den iſt, deſſen jährliche Einfünfte auf 4000 Rtblr, betras gen haben. 1628 wurde es von den Kaiferlicben geplun dert, 1648 dem Grafen Guſtav vom föwenbaupt geſenket, Mmmm mmm 5 1681
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1681 aber wieder eingezogen . adeliches Gut. Es begreift :
In dieſem Amte iſt kein
(1) Das Kirchſpiel simmelpforten , auf der Geeft, in welchem das Pfarrdorf Himmelpforten , und no 3 Dörfer . (2) Das Kirchſpiel Sorft , in der Marſch , zu welchem $ Dörfer, und in Meyer zu Blumenthal gehören. (3) Das Rirchſpiel Großwóhrden , in der Marid , PON 2 Dörfern. 2 ) aus der Börde Oldendorf , auf der Geeft, welde ebedeſſen unter einem beſondern Vogte geſtanden bat, 1712 aber mit dem Amte Himmelpforter vereiniget worden ift. Sie machet nur ein Kirchſpiel aus , deſſen Pfarr kirche in dem Dorfe Oldendorf ist , wofelbft auch ein abetiches Gut ift. Hiernachft gehören noch 14 Dörfer, 5 einzelne Höfe und das adelice Gut Kubla dazu, wel ches legtere , ſo weit feine Feldmark gebt , die Gerichts barkeic bat. B. Die übrigen Königl. Diſtricte und Gerichte, welche find 1. Das alte Land, welches an der Elbe liegt , und durch die Schwinge vom Lande Kedingen geſchieden wird. Durch daffelbe fliegen die fibiffbaren Flüffe Lübe und Effe in die Elbe Seine Långe beträgt ungefähr 31 Meiz In dieſem bis 1 Meile. len , die Breite aber ir Marrlande werden Weizen , Roggen , Gerfke, Hafer, Bohnen , Hanf und Flachs im Ueberfluite gebauet, es iſt auch viel Obſt vorbanden . Es ernähret ſich ein großer Theil der Einwohner von der Schiffabit. Ueberbaupt wird es in 3 Meilen eingetheilet, die erſte gebt von der Schwinge oder von State bis an die Lübe, die zweyte von der Lübe bis an die Elte, und die dritte von der Eſte bis an das bamburgiſde Dorf Mohrburg. Hiernächſt foird es in 12 Hauptmannſchaften und 6 Bogteyen abges theitet, deren Hauptleute und Bigte in ihren Zirkeln auf alles fleißig achten , von allen , inſonderbeit Criminale Vorfällen , dem Gerichte Bericht abſtatten , gericilide Befehle vollziehen , und die monatlice Contribution eine nehmen
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nehmen und gehörigen Dites einliefern müſſen. Endlich ift auch den alten Landes Abtheilung in 10 Kirchſpiele zu bemerken. In dieſen Kircbſpielen find ſogenannte Sie defie (das ift, nicdrigſte ) Gerichte , deren jedem ein Bost vorflebt, welcher die Aufrict über gerville davor gehörige Borfallle hat, als , Sibelt- und Schimpfwvorte, und Solånereyen , da einer braun und blau geſchlagen , oder im Geichte und anderen Gheiten des Leibes zerkras Get wird. Einige von dieſen Siedeſten Gerickervogteper begreifen mehr als ein Kirchſpiel , hingegen ſind auch Kirchſpiele , in derèn jedem mehr als eine Siedefe Ges richtiyogtev iſt. Die allgemeine landesherrlide Gericht barkeit in dieſem Bande wird durch Grefen oder Gras fen verſehen , deren einen der Landesherr allein beſtellet, der andern aber aus' 4 von den Eingeſeffenen des lana des vorgekblagenen Perſonen eripablet. Bepde baben eitien Secretar zur Ausfertigung der Landes- und gericht: lichen Saden unter fich , zu welcher Stelle das Land auct 2 Perſonen vorſcbkigt , davon der Eandesberr einen ermablet. In einigen Kirchſpielen ſind die vorhin genanna ten Siebeſten Gerichte mit einigen Edelleuten und den Greren bereket, in anderen aber macben die Grefen es allein aus. Von den Urtheilen des Guefengerichtes ges ben die Appellationen in Civilladen an das Landgres fingsgericht oder den Oreygefchwornen Rath , welcher aus dem Ober : Bürgermeiſter , Bürgermeiſtern , Haupt leuten und Begten des Landes befelt: docb ffebt den Appellanten frey , diefen inittlern Gerichtsgang zu über geben, und fict gleicy ans Hofgeridht zu wenden . Die Criminatgerichtbarkeit beforgen die Grefen mit Zuziehung der Bürgermeiſter, Hauptleute , Végté und Geſchwobra nen . Zu der altlandiſchen Präpofitur gehören 13 Pfarrs kircben . Von den oben genannten 10 Kirchſpielen gea bören zu der erſten Meile , die Kirebipiele Sollern , vor Alters Ditterſchop , Twielenfileth , Gründeich , Stein: kirchen ; zu der zweyten NJeile, die Kircipiele mittel kirchen ' , 47cukirchen , Jorë, woſelbſt das Gerichtshaus iſt, Borſtell, halb Eſtebrågge ; zu der dritten Weile, 098
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das balbe Kircbſpiel Eſtebrügge und das Kircbſpiel Zeuenfelde. Beym Ausfluſſe der Eſte in die Elbe iſt der Ort Cranz, woſelbſt eine Fähre nach Blankeneſe geht,, auch ein Zoll iſt. 2. Das Land Kehdingen , welches auch an der Elbe fiegt, durd die Schwinge vom alten fande getrennet wird, und auch die ſchiffbare Dite bat. Es iſt etwas über vier Dreilen lang, aber ungleider Breite ; die grogte Breite zu Dederquart beträgt über eine Meile, zu Bugilet etwa eine Halbe, zu Dornbuſch und Hamelworden aber nicht einmal 1 Meile. Wenn man einen großen Moor - Strid , wela der diefes Land von dem Amte Himmelpforten abſendert, ausnimmt, iſt der übrige Boden lauter Marſchland, jedoch von unterſubiedener Güte. Es bat ſtarten Getreide - und , Rapfaarbau , anſehnliche Pferde - und Hornpiebzucbt, und Die Einwohner legen ficb fehr auf: ziemlich viel Obſt. die Schiffahrt, ſowol innerhalb landes, als auswärtig auf der See. Gegen die Waſſerfluthen iſt es zwar durch ſtar. te Deide vermabret, hat aber doch zu unterſchiedenenmas, ten großen Schaden daduro gelitten. Es wohnen hier viele Edelleute. Die alten Einwohner baben ihre Freya Erzbiſchof Giſelbert brachte fię beit lange vertheidiger. 1292 zum Gehorſame, und dazumal ließen fich viele Edels leute biefelbſt wohnhaft nieder. 1327 widerfekete ſich das Land Bem Erzbiſchofe Burchard, wurde aber wieder bes zwungen . Es wird in Anſehung der Gerichtsverfaſſung in den batzfiletiſchen und freyburgiſchen Theil eingetheia 1 tet; zu jenem gehören die Kirchſpiele Butzflet ; a fel, Drochterfen unb Samelworden ; zu dieſem die Kirchſpies le Sreyburg, Bederquart and Ballje, zu welchen lettern auch die Kirche zu Krummendeich gerechnet wird . Die fe Kirchſpiele geboren mit zu der kehdingiſben Präpofis tur, unter welcher überhaupt 14 Pfarrkircben febent . 3u Brunshanſen eben dafelbft iſt ein königlider Zon. Im Kirchſpiele Hamelworden iſt der Plas Schinkel, woſelbſt die Kirchſpiele des Landes Kehdingen , famt den Grefen , und Secretarien jabrlich zuſammen kommen , und Haupts feute wählen , Freyburg iſt ein Flecken . Im butzfleti fchen 1
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ſchen Theile wird die Eivil-und Eriminal -Gerichtbar's teit durch den Grefen , welcben der Landesherr beſtellet, und die Hauptleute eines jeden Kildſpiels , darunter auch ein Edelmann iſt, verſehen. Den Secrctår ſchlägt das Band vor . Die Civilgerichte werden im Kircbdorfe eines jeden Kirchſpiels, und zwar in den Landesherbergen , gekalten. Jedes Kirchſpiel hat 3 Dauprleute, einen ades liegen und 2 vom Hausmannsſtande ; alle 3 haben bey dem Gerichte Sie und Stimme wie der Geefe. Die Cria minalgerichte werden allemal in den Kirchſpiele , wo der Miſtbåter iſt, gehalten , und beſtehen ißt , außer dem Greferi, aus einem Hauptmanne aus jedem Kircipiele. Iin 'freyburgiſchen Theile kommt die Civil- und Trimis nalgeri@ tbarkeit dem Lande zu , und wird von einein Gré fen und 3 Hauptleuten verwaltet, "welde einen fandesje . cretår zur Uusfertigung der gerichtlichen und Landesa Ungelegenheiten baben . Der Grefe wird wedfelsweiſe von dem Abel und den Haustenten erwablet, und von der königlichen Landesregierung zu Hannover beſtätiget ; ben Secretår aber beſtellet das Land allein . Das Ge richt wird mdchentlich in der Landesherberge zu Freyburg gehalten , und es wohnen demſelben 2 oder 3 Hauptleute aus dem udel und Hausmannsſtande bey ; weldes die Kirchſpiele unter fich umgeben laffen . Mit dem Erimis nalgerichte wird es auf gleiche Weiſe gebalten. In dies fem freyburgiſchen Sheile des Landes Kebbingen giebt es in jedem Kirchſpiele auch ein Kirchen - oder ſogenanntes Juratengericht , weldes aus dem Prediger des Kirdys ſpiels und den Kirch : Juraten beſteht, und deſſen Gerichte's zidang fich über die Meyer, die auf Kirchengründ wobnen, und über die Låndereyen der Kirce erſtrecket. In bey den Diſtricten werden jährlicb von Grefen und Hauptieka ten die ſogenannten Land - oder Bruchgecięte gehalten, und pon denen daraus kommenden Strafgefallen bekommt der Landesherr eine Hälfte, die andere Hälfte aber wird den Hauptleuten zu beil. 3. DAS Gericht Often liegt an der Oſte , und iſt von dem Lande Rébdingen bufferiſchen Theiles nur durch ein Mvor
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Moor abgeſondert. Es beſteht aus Marroland , madet nur ein Kirchſpiel aus , iſt aber in 6 Bauerſchaften abged theilet. Die Geridtbarkeit verſteht ein königlicher Rich : ter ; doch haben die darinn belegenen adelichen Höfe in Civilſachen die Gerichtbarkeit über die zu ihren Höfen ge+ börigen Låndereyen und über die adelico freyen Meyer : 4. DAS Land Wurſten , oder das alte Land Wuchten , liegt an der Wefer, und bat feinen Namen von den urs ftern, welcbe friefiicher Berkunft find, wie denn erſt in der erſten Hälfte diefes 18ten Jahrhundertes die fricfiice Sprache villig biefelbſt ausgeſtorben iſt. Bey den Schriftſtellern ber mittleren Zeiten beißen fie Wortſati, und dieſes führet uns auf den ürſprung des Namens, wels der von den Wortben oder aufgereorfenen Erdbügeln, babin ſich vor der Einteichung des Xandes Menſchen und Bieb zur Sicherheit vor der Fluth begeben haben , berzum leiten ist. Der Boden iſt Marſchland, und alſo zum Ackerbaue und zur Viehzucbr ſehr bequem , wovon die Pro, ! butten zu "Waſſer und Lande bäufig ausgeführet werden. In der Weſer werden Butten , Granaten und Krabben gefangen . Es wolnet fein Adelicher biejelbſt. Die Bieſia gen Pfarrkirchen inachen eine beſoudere Prápoſitur aus. Das ganze Land betšeht ſeit 1755 , da die dierte Vogtep eingezogen worden ist, aus 3 Vogteven , welche find 1) die Oberoogtey, ju melcher die Kirchſpiele Dorum , in welchen der Flecken Dorum ift. Cappel , Wiiffelwarden und Padingbüttel gebören ; 2 ) die vogtey der Kirchſpies le Miidlum , Spieca und Altenwalde ; 3) die Vogeey der Kirchſpiele Imfiim , Wremen und Wulfum . Der Obervogt und die 2 Bogte werden von dem Kandesherr'n beſtellet, jener aber hat über dieſe nichts zu ſagert,ſondern ein jeber verfiebt in den ihm angewieſenen Kirchſpielen die Gerichtbarkeit und übrige Landes Angelegenbestelt, all ipelden legtern aber die Landesvorſteher mit Antheri neys men . Von den '. Urteilen des Obervogts und der Vigte tann an das Gefamtvogtaericht appelliret werden , in wel dem der Obervogt den Porris bad, wenn er nicht Judex gravaas iſt, und die Beste Bepſieer find.
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Berichte kann abermals an das Juſtiß - Randgeridt ap pelliret werden, welches alle Jahre von einem Regierungs rathe und einein Juftißrathe gehalten wird ; e $ fönnen aber auch die Parteyen dieſen dritten Gerichtsgang übers geben, und ſich ſogleich an das Hofgericht wenden . Das Seegericht, welches über Sachen , ſo Seicbe , Dämme, Siele , Wetter , Schleuſen und dergleichen angeben , des balten wird , beſteht aus dem Oberteiføgrefen diefes lana' ', bes , und den 4 Teichgeſcwornen des Kirchſpiels , darin nen der ſtreitige Fall vortommt. Das ſogenannte hers ren's Korn , welches der königlichen Kammer gerneiniglich mit Gelde bezahtet wird , erhebt ein jeder Vogt in ſeinem Diſtricte : er nimmt auch den Goldgulden - Sdaß ein, welcher jabrlich 600 Goligulden beträgt, und eine Gelda buße iſt , die das ganze Band Durften wegen Erinordung eines erzbiſchöflichen Ubgeordneten bezahlen muß. 5. Das Gericht lebe machet einen Strich Marfcb landes , an der Weſer und Geeſte aus, der eine gute Meile lang , und ungefähr Meile breit iſt, und weiter keine Derter , als den Flecten Lebe , enthält , welcher aus 346 Feuerſtellen betebt. Es iſt bier eine reformirte und eine lutheriſche Gemeine , beyte aber bedienen fich einer und eben derſelben Kirche. " Die Hauptaabrung beſteht in Aderbau und Biebzucht. Den Richter beſtellet die to: nigliche Regierung . Der Ort bat ebedeffen unter der Ges ridtbarkeit der Stadt Bremen geſtanden , iſt aber 1654 an das Herzogtum gekommen. In dem Winkel, wo die Geeſte in die Weſer fließt, bat chedefleri die Feſtung Karlsburg , welcße Karlsſtadt ge nennet wird , geſtanden , welche die Schweden angeleget baben, und nach K. Karl XI benetinet worden , aber nica dergeriſſen iſt, ſo daß man nur' lleberbleibiel von allen, Gråben u . Fiebt. Nabe dabey bat verber die Lebers ſchanze geſtanden , deren Ort ist auf der vielandifcben Seite iſt, indem ein kleiner Arm der Geeſte durchgegraben , Das alte Bette des Fluffes aber durch Einſenkung eines Schiffs verſtopfet worden iſt. 16. DAS Gobgericht oder die Gobgreffchaft Achim liegt
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Der niederſächſiſche Streis .
liegt an der Weſer. Der Boden beſteht theils aus mit selmaßigem Marrolande,theils aus ziemlid gutem Geeſta lande , theils aus Sandflächen , theils aus Moor. És enthält 22 Dörfer und 6 einzelne Bofe. Die Pfarrdörfer lind Achim , Arbergen und Daverden . Die Berichtvar: keit wird im Namen des Landesberrn von einem Gobgres Fen verwaltet , die Kammergefälle aber bebe der Intens dant zu Bremén . C. Die zu dem Herzogtume Bremen gehöris gen Aemter und Domkirchen in den Reichss ſtådten Bremen und Kamburg, 1. In der Reichsſtadt Bremen feget nicht nur der König von Großbritannien, als Herzog zu Bremen, einen Stadtvogt, welcher die Eriminalgerichtbarkeit verwaltet : fondern es gehören ihm auch die dafige Domkirche , bey welcher ein Superintendent , der 14 Pfarrkirchen auf dem Lande unter fich bat, und 3 Prediger ſteber , das dabey bez findlicne lutheriſme Gymnaſium , welcres 7 Lebrer bat, det ebemalige erzbiſchsfliche Hof, die zu dem Dome geborigen Kapitelštáufer , welche auf 200 Wohnungen ausmacben ein Baifenbaus, und die beyden vormaligen Unterftifte S. Anfibarii und S. Witbadi , inſoweit ſolche an das Herzogtum gefomnien ſind. Die Einkünfte von den Dom gütern werden theils von dér königlichen Structur oder von dem Baumeiſter , theils von der Intendantur vers waltet. Der königliche Intendant,verwaltet alle im tünfte, welche nicht der Structur und zu derſelben Untera Baltung gewidmet find , und überliefert fie an die königlia che Kaminer zu Hannover. Er bebt auch die Kammers gefälle aus der Hoctigrefi Daft Uchim , und aus der Grafo Tchaft Oldenburg , und iſt zugleich Richter Org Gerichts Schwadhauſen , zu welcben das ohnipeit Bremen belegene Dorf diefes Namens gehörer. 2. In der Reichsſtadt Samburg gebäret dem Könige, als Herzoge zu Bremen , die Domkirche. Das Domkapis tel dajelbft beftebt aus einem Probſte, einem Decbarit, 13 Canon
Das Herzogtum Bremen.
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13 Canonicis , 8 Canonicis præb. min . und 30 Vicariis immunibus. Die Pfrunden werden von dem Könige und dem Domkapitel wechſelsweiſe vergebent , alſo , dag , wenn im Jenner ein Canonicat erlediget wird , ſolches der Ks nig , und wenn es im hornung erlediget wird , ſoldes das Domkapitel vergiebt, und ſo wechrelt es immer uni. Der König von Dånentark bat wegen der Herrſcbaft Pinne. berg auch eine Prábende zu vergeben.
D. Die geſchloſſenen adelichen Gerichte, wela che ich nach der Ordnung der oben abgehandeltenAem . ter, Diſtricte und Gerichte anführen, und alſo von der 1 Gegend des Amtes Zeven anfangen will. 1. Das Gericht Rubmůhlen geboret denten von Sculten. 2. Das Gericht Badenſtedt gehöret dem adelich - mar , ſchalkiſchen Geſchlechte , und beſteht aus dem Dorfe Bar denített und 3 einzelnen Höfen . 3. Das Gericht Ober - Ochtenbauſen , denen von der Decken zuſtändig, beſteht aus den Dörfern Ober -Ochtens bauſen und fallie, und 4 einzelnen Höfen. 4. Das GerichtI7ieder - Ochtenhauſen, im Kirchſpiele Mehrel, gehöret der adelichen Familie der Groten : 5. DAS Gericht in der Borde Rhade, welches zu dem adelichen Gute sanftedt gehöret, und das Pfarrdorf Raba de , in welchem der adeliche Hof Welau iſt, die Dörfer Rhader : und Veſter - Eiſte, Karlshofen , Glinſte und 2 einzelne bofe begreift , und ebedeſſen einem von Iffens dorf geboret bat, iſt aber von der makpfailifden Familie beſeffen wird . 6. Das Gericht in der Börde Gihum, weldes denen von Düring zu Doctel, denen von der Liety zu Baden, und einigen anderen adelichen Familien zugehöret , und das Pjarrdorf Gibum , den adeliden Hof Bockel, das Dorf Wehldorf, und einen einzelnen Hof, begreift. 7. Das Gericht Sandbeck iſt größtentheils vom ko niglichen Umte Oſterholz umgeben, und gebdret denen von Sandbeck. Das adelide Haus Sandbeck liegt nabe bey Nnnnnnn Scharm 3 Th.
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Der niederſächſiſche Kreis.
Scharmbeck , von welchem Drte 85 Feuerſtellen zu dies fem Gerichte gebdren , außer welchen es noch die Dörfer Weſterbeck, Barchen oder Bargthen , das unterſte Dorf wadhauſen , einige Einwohner in den Dörfern wiſte und Ohlenſtedt, den Hof baslab , und die Einwohner des Dorfes Bilohe , begreift. 8. Das Gericht Ritterhude iſt in dem Pfarrdorfe Ritterhude an der Hamme , und gehöret den Befißern der dafigen 5 adelichen Hofe. 9. Das Gericht X7ieder - Ende , im Kircſpiele S. Jürgen Amts Lilienthal, welches denen von Schader: und von der Huden zuſtändig ift. 10. Der adelich freye Damm Caffebruch , denen von Werfabé zuſtändig, zum Kirchſpiele Bramſtedt gehörig. II . Der adelich freye Damm Meyenburg gehöret gleicfals denen von Werſabé. Es iſt daſelbſt eine Pfarr kirche, und das Kirchſpiel beſteht aus 70 Feuerſtellen. 12. Der adelich freye Damm Schwanewede geboret denen von Schwanewede zu. Er macbet ein beſonderes Kircipiel aus, zu welcbem 5 adeliche Höfe und 74 Feuer Bellen gehdren. 13. Das Gericht feuenhauſen , denen von Werſabé zuſtändig , begreiftdie Dörfer weuenhauſen und Born ; in jenem ift ein adelicher Wohnſig. Beide ſind zu Wohlts : büttel eingepfarret. 14. Der adelich freye Damm Bechthauſen , der abelis den marſchalkiſchen Familie zugehörig, machet ein beſon . deres Kirchſpiel aus. 15. Das Gericht Blumenthal , denen Marſchaffen zu Hecbthaufen zugehårig , bat in dem Dorfe Blumenthal 32 Meyer oder Feuerſtellen. 16. DAS Gericht Brobergen , in der Börde Dla dendorf 17. Das Gericht francop liegt in der fogenannten britten Meile des alten Landes, an der Elbe, iſt zu Neuens felde eingepfarret; und enthålt 75 Feuerſtellen. Die Geo ridrsherren ſind die Bevettern von Düring. 18. Das Gericht $ 7incop , auch im Kircfpiele Neuens felder
Das Herzogtum Bremen .
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Felde', in der dritten Meile des alten Landes , gehöret des Aſſeſſors von Rönne Erben. 19. Das Gericht Rúbke, auch in der dritten Meile des alten Landes und im Kirorpiele Eſtebrügge, gebåret denen von Sdulten zu Eſteburg. 20. Das Gericht an der Eſte und in der Leeswig , ' im Kirchſpiele Eſtebrügge, gehöret des Doctors Bergſten Erben . 21. Das Gericht zu Wiſch , im Kirchſpiele Neukirchen , in der zweyten Meile des alten Landes, geboret des Afterfors von Rönne Erben. 22. Das Gericht Sauenſiec gehöret eben denfelben . 23. Das Gericht Delm begreift die Kirchſpiele pens fen und Bliedersdorf, und gehöret denen von Düring, von Zeſterfleth, und anderen Sheilnehmern. 24. Das Gericht Sorneburg iſt in dem Flecken Sors neburg , welcher an der Aue liegt, die hier den Namen Lübe bekommt. Es gehöret den daſigen Burgmånnern, welche vornehmlich die von Düring und von Souls ten ſind. 1 25. Die Börde Beverſtedt beſteht aus Geeſtlande, welopes Roggen , Hafer und Buchweizen trågt, man bat auch Seaf - und Bienenzucht. Sie geboret denen von Sceither und von Iffendorf, und beſteht aus 5 Kirch . ſpielen , welche ſind Beverſtedt, Lokſtedt, Berhovede, Kirdiwifte und Kuhftedt, zu welchen überbaupt 54 Dór fer und einzelne Höfe geboren . Beverſtedt wird ein Fleden genennet. Im Kirchſpiele Kirchwiſte iſt das Dorf Basdal, woſelbſt fich die Ritterſchaft des Herzogtuins in dem Ritterbauſe jährlich zweymal verſammlet. Nunmehr geboret auch das Dorf Apeler bieber. 1
26. Der freye Damm Alt :Luneberg liegt in der Börs de Beverſtedt, iſt aber ein beſonderes denen von Scheither zugeböriges Gericht, welches ein Kirchſpiel ausmacbet, zu welchem die Dörfer- alt - Luneberg , Savighorſt und frelſtorffermåble geboren . 27. DAS Gericht Poggemühlen , Wefe und Clus mas Nnnn nan 2 det
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Der niederſächſiſche Kreis ,
det ein Kirchſpiel aus, deſſen Pfarrkirche zu Defe iſt, und gehöret denen von Iſſendorf. 28. Die Börde Leffum ift 4 Meile lang und eine Meis
1
lé breit , und liegt auf der Geeft. Man bauet Roggen, Gerſte , Hafer und Buchweizen , auď Hanf, Flachs und Kartuffeln , wiewol in geringer Menge. Un Wieſen und Hölzungen fehlet es ſehr, daber man mebrentheils Heldes icbollen und Zorf brennet. Die von der Hude zu Ritter's bude und das Haus Schönebect ſind Gericorsberren in unter welchen Leſjum 5 derſelben. Sie begreift 16 Dörfer, eine Pfarrkirce bat. Zu Aumund , nabe beym Hafen Begeſad , iſt eine Zuckerform - und Porzellan - Fabrik. 29. Der freye Damm Schönebeck iſt 3 Meite tangi und & Meile breit. Er liegt an der Weſer, und bat gleis , de natürliche Belbaffenbeit mit der Börde Leffum . Die Gerichtbarkeit und Gutsherrſchaft gehöret dem Hauſe Schönebec . Die bieber gehörigen Dörfer ſind Sdhône: beck ,Leuchtenburg, Platjenwerbe, Grobn und ein Sheil des Dorfs S. Yagnus. 30. Das Gericht Reimersmoor gehöret denen vont Bremer. 31. Das Kloſter-Amt euenwalde ſteht der geſamm : ten bremiſben Ritterſchaft zu , und bat folgenden Urs ſprung. 1919 widmeten die Grafen von Diephol; die Kapelle zu Midlum zu einem Jungfernkloſter; weil aber Midlum für daſſelbige kein bequemer Ort war , wurde es 1282 nach Altenwalde, und von dannen 1334 nach Neuen walde verleget. Als die Krone Someden das Herzog tum Bremen erhielt , wurde dieſes Kloſter an Melchior von Solangenfeld zu Lehn verſchenket. 1680 verſprach R. Karl XI der bremifiten Ritterſchaft, daß die Kloſters güter, welche fünftig losſtürben , zur Unterhaltung der adelichen Idcter angewendet werden follten . Uis fict nun dießer Fall 1683 mit dem Kloſter Neuenwalde zutrug, 1 wurde es der Ritterſchaft geſchenket, und für 8 Fräulein zum Unterhalte gewidmet. K. Georg I ſchenkete 1716 lo 3 viel Einkünfte dazu, daß noc 2 Fräulein darinn aufge nommen
. Die Stadt und das Amt Wildeshauſen . 2401 nommen werden konnten , und nachmals find noc 2 bin : zugekommen , alſo daß ist eine Priorinn und 12 Conver tualinnen darinn leben . Das Kloſter hat ſeinen eigenen Amtmann . Das Patronatrecht über die Pfarrkirche zu Neuenipalde kommtdem Landesberrn zu.
Die Stadt und das AmtWildeshauſen :. werden beutiges Tages weder zu dem Herzogtume Brea men , noch zu einem andern Lande des Churbauſes Brauna schweig und füneburg gerechnet : weil ſie aber ebedeffen zu dem Erzſtifte und Herzogtume Bremen gehöret baben , bandele ich ſie hier nach demſelben am beſten ab. Sie liegen an der Hunte , und ſind von den Grafſchaften D1 denburg , Delmenhorſt und Diepholz , und von des Hoch ; ftiftes Münſter Hemtern Vechte und Kloppenburg gang eingeſchloſſen. Das Amt beſteht mehrentheils aus ziems lic fruchtbarem Geefflange , bat auch große Heiden , aber auch an den Flåffen Bunte und Lerbe etwas Maridland. Man bauet Roggen , Hafer und Buchweizen , und leget fich auf die Schaf- und Bienenzucht, fonft aber auf Hands werker, Branteweinbrenneit, und auf Frachtfuhren , es verdienen auc viele Einwohner des Amtes im Frühjahre und Sommer beträchtliches Selb in Holland, durch Dorf ftecben , Grasmaben und andere Arbeiten . Die Ausfuhr beſteht vornehmlich in Roggen , Wolle, geſtricten wolle Men Strümpfen , Wachs und Honig. Die Stadt Wil2 desbauſen mit ihrem Zugebore bat zu den Erbgütern der erſten Grafen zu Didenburg aus witikindiſdem Stamme gebdret , von welcben auch unterſchiedene biefelbft gewobs net baben . Grafen Johanns des jüngern Sdhne , Heids rich und Burchard , gerieten mit ihren Bettern , den übri. gen Grafen von Oldenburg von Chriſtians Nachkommens Scbaft, wegen des Beſiges des Soloſſes Wildeshau . ren in Streit , verglichen ſich aber , daß ſie es auf Gers bards-H ,Erzbiſchofs zu Bremen , Ausſpruc ankommen laffen wollten : dieſer erkannte dem Grafen Heinrich und NnnnnnA 3 feinem
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Der niederſächſiſche Spreis.
feinem Bruder das Schloß init ſeinem Zugehöre ju , mela de folches 1229 aus Dankbarkeit dem Erzſtifte Bremen zii Lehn auftrugen . Als nun Heinrich der Bogener, wels cher ſich einen Grafen zu Oldenburg und Bruchbaufen und Herrn zu Wildeshauſen ſchrieb , auch die meiſte Zeit zu Bildeshauſen wohnete , ohne Kinder ſtarb, nabm Hildes bold , Erzbiſchof zu Bremen , 1270 Stadt, Schloß und Amt, als ein ihm anheimgefallenes Lehn , in Beſiß , ließ fid buldigen , und fand die übrigen Grafen von Diden burg, welche Anſpruch daran macheten , durch ein Stück Geldes ab. Es bracbte es aud fein Nachfolger , Erzbis fchof Giſelbert , dahin, daß die Herzoge zu Braunſchweig , Albrecht und Dito, 1279 und 1280 fich aller ihrer Anſprů che auf die Stadt Bildesbaufen für ſich und ihre Erben begaben. In der folgenden Zeit find Stadt und limt Wildeshauſen oft verfeßet worden . Erzbiſchof Albrecht verfeţete ſie 1376 an das Domkapitel und den Rath zu Brement, welche ſie 1405 und 1409 wieder an Oraf Jos Bann von Diepholz verpfändeten . 1429 wurden ſie vom Erzbiſdofe Nikolaus an das Bistum Münſter , und von diefem 1458 an Graf Jobann von der Hoya verſeßet, jedod wieder eingelöſet, und 1493 an Wilhelm von dem Buſce verpfändet , nach deſſen 1523 erfolgtem Tode Bis foof Friderich von Münſter fich ihrer bemagtigte. Die Erzbiſchofe zu Bremen bemůbeten ſich zwar , wieder zum Befiße derſelben zu gelangen , konnten es aber nicht dabin bringen. Allein 1634 trug der ſchwediſche Kanzler , Arel Drenſtiern, dem fitwediſden Reſidenten im weſtphaliſien Kreiſe, Chriſtoph Deichmann , auf , das Amt und Stift Wildesbaufen dem Erzbiſchofe zu Bremen , Johann Fris derich , nachmaligem Könige zu Dänemark, wieder eins zuräunien , und 1648 im weſtphaliſchen Frieden tamen Stadt und Amt zugleich mit Bremen und Berden an die Krone Schweden . Sie wurden zwar dem Grafen von Walcburg zu Lebn aufgetragen , damit er das inbabende Bistum Osnabrudt defto eber räumen möchte , die Regies rung zu Stade aber beſorgete alle landesberrliche Gerechts fame. 1675 bemacbtigte ſich ihrer Chriſtoph Bernhard, Biſchof
Die Stadt und das Amt Wildeshauſen. 2403 Biſchof von Münſter , mußte ſich aber 1679 im niminegi den Frieden verbindlid machen , daß er fie nur unter. pfandsweiſe behalten wolle, bis ihm, für die bey der Bes lagerung der Feſtung Ottersberg aufgewandten Koſten, 100000 Rthlr. Bancogeld in Hamburg ausgezablet wors den. Solche Zahlung geſchabe von der Krone Schwes den 1699 , welche bierauf 1700 Stadt, Stift und Umt, mit allen Geredigkeiten und Zugehör , an das Churbaus Braunſchweig und Lüneburg unterpfändlich , 1720 im ſtockholmiſchen Frieden aber , zugleich mit den Herzogtů: mern Bremen und Verden, auf eivig abgetreten und übers laſſen hat. Die Streitigkeiteni, welde mit der Grafſchaft Dldenburg wegen der Grenze und beyderſeitigen Unter thanen Gerechtſame obgewaltet, find 1736 durch einen Vera gleich abgetban und beygeleget worden . Die Stadt Wildeshauſen liegt an der Hunte, bat, ohne die landesherrſchaftlichen und gottesdienſtlichen Ges bäude, 312 Feuerſtellen, und iſt mit einem verfallenen Wats le umgeben . Die römiſch-katholiſchen Einwohner , wels de ungefähr die Hälfte aller Einwobner ausmachen, důr fen zum Bebufe ihres Gottesdienstes, welcher in einem Pri : vatšauſe angeſtellet wird, einen weltlichen Prieſter balten, welchen der Biſchof zu Münſter befoldet, ſie müſſen fich aber des Geläutes, der Kirchenmuſik und der Proceßionen enthalten, es werden auch die bey ihnen vorfallenden Sraus ungen, Kindertaufen und Beerdigungen durch die luthea riſchen Prediger verreben. An der lutheriſchen Pfarrkir de ſteht ein Superintendent, welcher die Aufſicht über 3 Kirchſpiele hat. Dieſe Kirche hat zuerſt des Herzogs der Sachſen Wititind Sohn, Wigbert, erbauet, beffen Sohn Walbert im Jabre 872 bey derſelben ein Collegium Ca nonicorum geſtiftet, und ſie mit den Gebeinen des 5. Ales randers verreben bat , von welchem ſie benannt worden . Im 13 Jabrb . wurde diefe Collegiarkirche von neuem ge Bauer. U18 Walberts männliche Nachkominenſdaft ge gen das Ende des 11 Jahrb. mit Grafen Düno von Didens burg aufhårete , wurde das Stift von den Herzogen zu Sachſen aus biflungiſchem Stamme geſopůßet. Herzog Nn911 1914 Heins
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Der niederſächſiſche Kreiß .
Heinrichs des Löwen Sohn, ' der Pfalzgraf Heinric , trat dem Erzbiſchofe zu Bremen, Gerhard II , das Recht feiner Vorfahren, die erledigte Probſtey dieſes Stiftes zu ertheis len, ab , welches aucb vom Herzoge Deto dem Kinde za Braunſdweig, und 1228 vom Herzoge Albrecht zu Sach ſen geſcheben . Es wurde aber der Probſt, vermoge Erz biſdof Gerhards II Verordnung von 1226 und 1231, alles mal aus den Domberren der Katbedralkirde zu Bremen erwablet; dock gehörete das Stift vom Anfange ber zu dem osnabrúcichen Kirchſprengel. Im weſtphäliſchen Frieden wurde das Stift feculariſiret, und mit allem Zuges 1 böre an die Krone Schweden abgetreten . Db nun gleich die damaligen Canonici ibre Einkünfte båtten lebenslang zu Wildeshauſen genießen können : ſo wollten ſie doch das Felbſt nicbt bleiben und den Sqweden buldigen , ſondern begaben ſich nach Becbte im Bistume Münſter, und woll ten die vielen Zebenden, Meyergefälle und andere anſehuis ' , liche Einkünfte, welche das wildesbaufifcbe Stift im Biss tume Münſter von Alters ber zu genießen gebabt , nicht verabfolgen laſſen . Die dwediſche Regierung zu Stade, und das Oburbaus Braunſchweig und Lüneburg hat fie auch bis auf dieſen Sag noch nicht wieder bekommen tóns nen, ſeine Gerechtſame aber durch Feyerlidbe Proteftatios ner verwahret. 1323 ließ der Bifchof zu Münſter die Stadt ihrer Mauern und Ibürme berauben. 1538 wur: de ſie von den Grafen zu Didenburg eingenommen , und das Saloß in die Aſche geleget und völlig verwüſtet. Außer den Pfarrbórfern Groß -kneten und Kundlo : ſen gehören noch 28 Dörfer und Hofe zum Umte Bildese baufen. In dem Pfarrborfe sundloſen find nod Uebers bleibfel von dem gráflich - waſaburgiſden Sæloffe zu les ben , es iſt auch daſelbſt ein adelicher Hof. nm . Das AmtWildeshauſen hat von alten Zeiten her die Gobgreffchaft auf dem Deſum , welcher ißt zu des Bistums Müns kter Uint Vechte gerechnet wird, gehabt, und noch 1652 ausgeübet, nach der Zeithaben die můnſterſchen Beainten die Haltung des Goha gerichtes verbindert, durbraunſchweigiſcher Seits aber hat man des Amtes Wildesbauſen Gerechtſame, 17 2 und 13 durch Proteſtationen, welche dem Umte Bechte durd Notarien und Zeugen eingebändis get worden, verwahret. Das von diefer Gobgrefſchaft abhangende holis
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2405 Holzgericht iin münſterfchen Stirchſpiele 'Emſtecke zum Eventerholz haben die wildesbauſiſchen Beamten beftandig, bis auf dieſe Zeit, gerubis gebalten und ausgeübet.
Das Fürſtentum Lüneburg oder Selle.
S
1.
Die Landdharten, welche man von dieſem Für ſtentume hat , ſind noch lange nicht ſo beſchaffen , Die älteſte iſt von Johann als man ſie wünſchet. Man findet ſie ſos Wellinger, und 1593 geſtochen. Viſſcher, wol im blaeuiſchen als janſſoniſchen Atlas. de Witt, Covens, Wortier, Somann und Seuts ter, haben auch fandcharten geliefert, und in allen iſt ſowol in Anſehung der Grenzen des ganzen Landes und der einzelnen Hemter, als des Laufes der Flüſſe , der lage und Namen der Derter, vieles zu verbeſſern . Das von der alten Mark umgebene Amt Kloke , fowol als V die Grenze mit der alten Mark, kann man am beſten aus Sam . Walthers Charte vom Ohra.Fluſie und Drómling, in deſſelben 7ten Theile der magdeburgi fchen Merkwürdigkeiten, ſehen . In Schlopkens Bes ſchreibung der Stadt und des Stiftes Bardewick iſt eine Charte von der bardemickſchen Dióces , oder von den heutigen Inſpectionen Bardewick und Pattenſen , zu finden . $ 2. Das Fürſtentum grenget gegen Weſten an die Herzogtümer Bremen und Verden , die Grafſchaft Hoya und das Fürſtentum Calenberg; gegen Süden an eben dieſes Fürſtentum , an das Bistum Hildess Heim und Herzogtum Braunſchweig ; gegen Oſten an Nnnnnnn 5 eben
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Der niederſächſiſche Kreis .
eben dieſes Herzogtum , an die alte Mark und an das Herzogtum Mecklenburg, gegen Norden an das Her. zogtum Lauenburg , und an die Elbe , durch welche es
: von dem Gebiete der Reichsſtadt Hamburg getrennet wird. 3. Der Boden iſt von unterſchiedener Art.
An
der Elbe , Aler , Jeke , und einigen anderen kleinen Flüffen, iſt fruchtbares Marſchland, andere Gegenden beſtehen aus Geeſtland , andere haben einen fandigen Boden, andere beſtehen aus Heiden, andere aus Torf. mooren, und einige find fumpfig und moraſtig . Die ſchlechteſten Gegenden ſind in der Mitte des Landes, durch welche Hauptlandſtraßen gehen , von welchen aber ein Reiſender nicht auf das ganze land ſchließen muß . Der Boden trågt, nach dem Unterſchiede ſeiner Beſchaf fenheit, Weizen, Roggen, Gerſte, Fafer, Erbſen, Buch . weizen , Flachs, Hanf, Hopfen, Gartengewächſe, Ei. chen, Büchen, Tannen, Fuhren, Birken und Ellern . Unterſchiedene Aemter bauen nicht ſo viel Getreide, als ihre Einwohner nöthig haben , hingegen andere haben einen Ueberfluß deſſelben. Die Pferde- und Horn viehzucht iſt in einigen Gegenden nur måßig , in ande ren aber anſehnlich . Auf den Heiden weiden zahlreis de Heerden von einer geringen Art Schafe, deren Wol. le grob und lang iſt; eben daſelbſt iſt dieBienenzucht ſehr groß, und alſo auch Honig und Wachs in großer Menge vorhanden . Die ſtårkſte Wildbahn iſt in dem Walde Görde. Die Flüſſe liefern mancherley Fiſche. Zu Lüneburg hat man vielen und guten Kalkſtein , und wichtige Salzquellen . Die Elbe, welche an der Oft. und Nordſeite dieſes Fürſtentumes fließt, iſt demſelben fowol in Anſehung der Fruchtbarkeit des Daran liegens den
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2407 den Marfdylandes , als der Fiſcherey , Schiffahrt und Zöfle , ſehr nůklich. Sie nimmt die Jese, welche aus der alten Marf kömmt, die ſchiffbare Ilmenau oder vielmehr Elmenau , welche im Umte Giffhorn . entſteht, die hier entſpringende Luhe , Seeve, und andere kleine Flüſſe, auf. Die fdiffbare Aller , wel • che im Herzogtume Magdeburg ihren Urſprung hat, Durchſtrómet den ganzen füdlichen Theil des Fürſtena tumes, nimmt die Oder, Fuhſe, Leine, die fleines ren Flüſſe Verze, Böhme und andere auf, und geht in das Fürſtentum Verden . $ 4. Es ſind in dieſem Fürſtentume3 große Ståds te , nåmlich Lüneburg, Uelzen und Celle, 11 kleine, uno Das Landſchaftscollegium beſteht: 13 Flecken. €
1 ) Hus einem landſchaftsdirector, welcher der Abt des Kloſters zu S. Michael in Lüneburg iſt, und von dem { andrathscollegio dem Könige zur Beſtätigung präſer . Er hat den Rang , nach den wirklichen ge. tiret wird. heimen Råthen , und vor dem Ober : Appellationsge richts-Präſidenten , wenn dieſer nicht ſelbſt geheimer Rath iſt , und wirb Ercellen ; genennet. 2 ) Aus 8 Jandråthen , welche mit dem Director das Landraths. collegium ausmachen. 3 ) Uus 2 Schakråthen. 4 ) Uus 4 ritterſchaftlichen ordentlichen Depucirten. In der königl . Verordnung vom 2 Nov. 1752, wie es mit den landſchaftlichen Wahlen in dieſem Fürſtentume gehalten werden ſoll, find alle Rittergåter des Für. ſtentumes in 4 Quartiere oder Cantons abgetheilet worden, nåmlich in das lúneburgifche, lúchauiſche, celli ſche und gifſhorniſche Quartier; zu dem erſten ſind 48 , zu dem zweyten 49 , zu dem dritten 50 , und zu dem vierten 48 Rittergåter gerechnet worden.
Jedes hat bey
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Der niederſach fiſche Kreis .
i
ben landſchaftlichen Wahlen oder anderen gemeinſchafte lichen Sandes- Angelegenheiten , eine Stimme , und es foll den Eigentümern der Güter und Pertinentien, wel. chen ſolche Stimmen zugeſchrieben ſind, dieferhalb kein Zweifel erreget werden . Jedem dieſer Quartiere ſind in dem landſchaftscollegio 2 (andråthe , und i beſtån . diger ritterſd ;aftlicher Deputirter zugeeignet worden, Zu den 2 Stellen der Landråthe wird einer aus der ganzen Niitterſchaft des Fürſtentumes , und einer aus dem Mittel der in dem D.uartiere Begüterten von Adel erwählet, von welchen aber keiner vor dem andern ei. nen größern Vorzug hat , als den ihm ſeine Ancienni: tát ertheilet.
Die Wahl wird alſo angeſtellet, daß
zuförderft die Inhaber der Rittergúter und der darauf haftenden Stimmen der Quartiere, wenn ſie von den ordentlichen ritterſchaftlichen Deputirten auf die von dem Landſchaftsdirector beſtimmten Tage in die Ståd. te, von welchen die Quartiere benannt werden , zuſama men berufen worden , in jedem Quartiere unter dem Vorfiße des ordentlichen Deputirten deſſelben 2 Wahle deputirte, die in dem Quartiere mit einen wahlfähigen Gute angeſeſſen, und von gutem alten Adel ſind, durch die Mehrheit der Stimmen erwählen , welche im Na men ihres Quartiers die Wahl des neuen Landrathes mit verrichten helfen. Dieſe wird nun zu Celle in dem landſchaftlichen Haufe, an von dem Landſchaftsdi. rector angelegten Tage , von dieſem Director, den land, råthen und den 8 Wahldeputirten der 4 Quartiere, angeſtellet, und der Erwählte dem Landesherrn zur Bes ſtåtigung pr fentiret. Die Erwählung eines Schage rathes verrichtet die Ritterſchaft auch mit , wie bey den Landrathswahlen .
Er wird aus der ganzen Rit torſchaft
Das Fürſtentnm Lüneburg oder Celle. 2409 terſchaft des Fürſtentumes erwählet , und damit die Wahlſtimmen der Ritterſchaft den Wahlſtimmen des Sandrarhscollegii (welches, wenn es völlig beſeket iſt, aus 9 "Nitgliedern beſteht) gleich ſeyn mogen , tritt der noch übrige Schagrath den 8 ritterſdaftlichen Depu: tirten bey, und giebt die gte Stimme ab. Die Stelle eines abgegangenen ritterſdaftlichen ordentlichen Deputirten wird allein aus der Ritterſchaft desjeni. gen Quartiers, bey welchem der abgegangene geſtan. den hat, wieder bereket, indem das landrathscollegium 2 geſchichte Perſonen aus demſelben erwåhlet; und die Ritterſchaft des Quartiers durch die Mehrheit der Stimmen einen davon erwählen låßt, welcher dem lans desherrn zur Beſtätigung präſentiret wird. Der Landfyndicus wird von dem Landrathscollegio al . Tein , hingegen der ſecretår von den lantråthen und den beyden Schazı -råthen ermåhlet. Alle übrigen landſchaftlichen Bes bienten erwählet bloß das Sandrathscollegium . Die gemeinen Landtage werden von dem San .
desfürſten ausgeſchrieben , und jährlich zmeymal gehala ten . Bis 1652 ſind ſie im Amte Bodenteich zu Hoc fering angeſtellet worden ; ißt aber werden ſie zu Celle in dein landſchaftlichen Hauſe gehalten .
Uuf demſel:
ben erſcheinen nur die land- und Schabråthe, die 4 béx ſtåndigen Deputirten der Ritterſchaft, denen aber ( nach der obgedachten Verordnung von 1752 ) nur 2 Stim men zukommen , welche die benden älteſten ablegen , die Deputirten der Stifter Bardewick, und Ramelsloh , und die Deputirten der Städte fúneburg , Ilzen und Celle.
Die
landesfürſtliche Propoſition wird
den
Stånden durch einen königlichen Miniſter eröffnet, und ihr
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Der niederſächſiſche Kreis.
ihre Erklärung geben ſie mündlich durch ihren Syn dicum - ab . $ 5. Die Anzahl der evangeliſch -lutheriſchen
! Kirchſpiele oder Pfarrkirden dieſes Fürſtentumes beläuft ſich beynahe auf 200 , und ſie ſind unter 15 Superintendenturen , dieſe aber unter 2 Generals ſuperintendenturen vertheilet. Die Stadt Lüne burg kat 4 Kirchſpiele, und ihren eigenen Superin : tendenten .
Zu Celle find 2 reformirte Gemeinen
und Kirchen , nåmlid) eine deutſche und eine franzó . fiſche. In einigen Städten ſind gute lateiniſche Sculen , und zu düneburg iſt einewobleingerichtete Ritter Akademie. $ 6. Die vornehmſten Manufakturen und Fa: 1 briken beſtehen in Leinweberenen , Baumſeiden - Tuchs Band-Strumpf- und Huth-Manufakturen ; zu Haar burg findet man auch eine Amedomsfabrik , eine Zufs ferſiederey und eine Wachsbleiche, und zu Colie ſind gute Gold- und Silber Arbeiter , deren Arbeiten auch ben Auswärtigen beliebt ſind. des beſteht in Getreide,
Die Ausfuhr des lan
Buchweizengrüße, Gartenges
wächſen , Hopfen, Flachs, Heidel - und Erdbeeren , aus welchen die Einwohner des Amtes Haarburg jährlich einige tauſend Thaler zu Hamburg löſen , Amedom , Floß- und Krummholz, Balken, Maftbåumen , allerley hölzern Geråth , Fluß- und See- Schiffen , Pferden , Hornvieh, Milch , Butter, Kåfen , fetten Kålbern, (de ren aus dem Amte Winſen an der Lühe jährlich für 5 bis 6000 Thaler nach Hamburg gebracht werden ) Fea dervieh, Wolle, gemeinem und gebleichetem Wachſe, Honige, Salze, Neunaugen, Zucker, leinen Garne, ale Terlen Leinwand, geſtrickten und gewirkten Strümpfen , Lüchern ,
Das Fürſtentuin Lüneburg oder Eelle.
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Lüchern, Gold und Silber -Årbeiten , u. a . m . Die Durchfuhre der Kaufmannswaaren , welche von und nach Hamburg , Lubeck und Altona gehen , gereichet dem lande auch zur Nahrung , und es ernähren fidy viele Einwohner von Frachtfuhren , andere von der Schif. fahrt auf den Flüſſen , und andere auf andere Weiſe. $ 7. Dieſes Fürſtentum iſt aus den billungis fchen Erbgütern entſtanden , welche von dem Gra: fen Biltung herkommen, deſſen Sohn Hermann vom K. Otto I zum Herzoge von Sachſen gemachet worden . Seine männliche Nachkommenſchaft gieng mit Herzog Magnus aus, durch deſſen älteſte Tochter Wulfhild die billungiſchen Erbguter an ihren Gemal , Herzog Heinrich den Schwarzen zu Bayern , und deſſelben Nachkommen gelangeten : wie oben in der allgemeinen Abhandlung von den låndern des Churhauſes Braun ſchweig und Züneburg beſchrieben worden, woſelbſt auch bie ferneren Schickſale dieſes Landes fürzlich abgehan . delt find. S 8.
Wegen dieſes Fürſtentumes hat der König
von Großbritannien ſowol im Reichsfürſtenrathe, als beym niederſächſiſdyen Kreiſe, Siß und Stimme. Der Reichsmatricular-Anſchlag derſelben iſt 20 zu Roß und 120 zu Fuß, oder monatlid) 720 Fl. 8 9.
Es ſind in dieſem Fürſtentume einigePrbs
hof -Aemter eingeführet, mit welchen gewiſſe einge ſeſſene adeliche Familien belehnet werden, nåmlich mit dem Erbmarfchall Amte die von Meding, welche ehemals allein den Namen der Marſchalle, ohne den Zuſaß von Meding, geführet haben, mit dem Prbs kücheng und Erbſchenken -Amte die Behren , und mit dem Erbk&mmerer Amte die von dem Knes febrck .
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Der niederſächſiſche Kreis.
Es haben auch die Herzoge zu Lüneburg das febeck. Erbpštter - Amt ( vermuthlich officium prægu ftatoris) eingeführet , mit welchem die von Spörken belehnet werden . S 10. Die Juſtifkanzley und das sofgericht Die Landſdyaft dieſes Fürſtentumes ſind zu Celle. pråſentiret 2 Hofgerichts -Uffeſſores, deren Wahl dem Sandrathscollegio allein überlaſſen worden . ' Sie hat auch das Recht, zum Ober.Appellationsgerichte 2 Rå: the zu präſentiren, nåmlich einen adelichen und einen bürgerlichen, welche auf gemeinen Landtagen von den Sand- und Schakråthen (deren jeder i Stimme daber hat ) und von den ritterſchaftlichen und übrigen Den putirten der Stifter und
Stådte: (von denen jede
Klaffe nur i Stimme dabei hat) durch die Mehrheit der Stimmen erwählet werden . § 11.
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Die landesherrſchaftlichen Einkünfte
aus 39 Hemtern und Umtsvogteyen, und ron den Res galien, müſſen ſehr anſehnlich ſeyn, weil Hemter dar . unter ſind , welche jährlich über 14000 , 15000 und 27000 Rthlr. eintragen, und Elbzólle, die entweder , noch einträglicher, oder doch eben ſo ergiebig find. Una ter der Landſchaft Beſorgung ſteht: 1 ) Die monatliche Contribution, welche auf den Sandtagen von 6 Mor naten zu 6 Monaten bewilliget wird. Die Stadt Sů=
/ neburg giebt dazu den 16ten Theil. 2 ) Der Licent, welchen die landſchaft auch von 6 Monaten bewilliget, und der in den Städten eingeführet iſt. Die Prálas ten und Ritterſchaft ſind davon befrenet. 3 ) Der Sihab , den die Landesſchulden veranlaſſet haben . Er beſteht in Viehſchat , in Acciſe von Bier, Wein und Brantewein, und in unterſchiedenen Impoſten. Das
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle.
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Das land muß auch zu den Legrationskoſten einen Die Land- und Sicentcommiſſarien, die fåmmtlichen Accife - und Impoſtcommiſſarien , Contributions- und Licent . Einnehmer, werden allein $ von dem Landrathscollegio erwählet. $ 12. Es ſind in dieſem Fürſtentume Städte, Beytray thun .
Stifte und Kloſter, fönigliche Reinter und Umtsvoga Die Rittere teyen , und geſd loſſene adeliche Gerichte. fiße und übrigen adelich, freyen Häufer führe ich ben den Aemtern , in welchen ſie belegen ſind, an, ob ſie gleich von der Gerichtbarkeit der Aemter ganz bes freyet ſind.
1. Die Städte. 1. Die großen Städte, welche Się und Stim . me auf den Sandtagen Gaben . I) Lüneburg, die Hauptſtadt des Fürſtentumes, liegt an der fibiffvaren Elmen- oder Ilmenau, welde durch eia nen Theil der Stadt fließt, iſt mit Oråben, Wällen und Mauerit, in welchen Thürme ſtehen, umgeben, hat Meis le im Umfange, ungefähr 1300 Bürgerbaufer, und 8 bis 9000 Einwohner. Sie bat 3 Pfarrkirchen , nämlich des beil . Jobannes Kirce, an welcher der Stadt-Superin , tendent ftebt, und bey welcher eine lateiniſche Gebule von 5 Klaſſen ifi ; des beil . Nikolaus Kirche, und des 5. Lame berts Kirde, welche auf die Sülzkirche genennet wird. Bey der Marienkirche iſt ebemals ein Kloſter der Minie men geweſen , deffen Gebäude ißt zum Stadizeughauſe, zum Büiberſaale des Riches , und zum Zudithauſ , wels des leetere ein ſiarkes 1676 aufgeführtes Gebäude ift, ges brauchet werden . Bon den 3 Hospitälern baben die zum b. Geiſte und zum Grabe jedes eine Kirche. Am großen Markre ſteben das Fürſtenbaus oder Schloß, und das Ratbhaus. Gegen beyden über ſteht das ebemalige Pras monſtratenſer Kloſter Heiligentbal , welches der Stadts rath 1530' cingezogen hat, und in die vormalige Kirche DOOD OOO 3 Sb. Sals
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Salz aufgeſchüttet. Ueber dem Súlzthore ſind 1753 nieue Zimmer zu anatomiſchen Uebungen angeleget worden . Das Kloſter zu S. Michael liegt nabe beyin Kalkberge, auf welchem es aud Hermann , Herzog zu Sabfen , im Jahre 955 zilerft hat aufführen laſſen , 1373 aber ist es auf dem Plate, wo es ist ftebt, crbauet worden. Es war vor Alters init Benedictiner Mönchen befeßet, welde alle yon gutem Adel feyn mußten. 1532 bekannten ſie fich zu der evangeliſch -lutheriſchen Lehre ; 1655 aber beb Herzog Chriſtian Ludewig mit Zuziehung der Ritterfdaft, den Conveut auf, legete in dem Kloſter eine Nitterſdule und neben derſelben 1660 auch ein akademiſches Gymnaſium an, welches aber 1686 wieder aufgehoben wurde ; binge gen die Ritterſchule wurde eine Ritter-Akademie genenriet. Anſtatt des vormaligen Abtes wurde 1655 ein fandhofs meiſter beſtellet, welcher aber bernach den Titel eines Landrdaftsdirectors bekam , der noch gendhnlich iſt. திய der Stelle eines Landſchaftsdirectors präſentiret das land rathscollegium dem Latidesberrn aus dem Mittel der Rits terſchaft 2 oder 3 dazu geſchickte Perſonen, von welchen der Landesherr eine erwählet und beſtätiget. Der Land fibaftsdirector wohnet in der Abtey, und ſo wie ehemals der Abt der vornehmſte Landſtand des Fürſtentumes geo weſen iſt, alſo hat auch der Landſchaftsdirector den Vors Rie in dem landſchaftliden Collegio, den Rang nach den wirklichen gebeimen Rätben , wird Ercellenz genennet, und bedienet ſich in den Lehnbriefen des Titels : Bon .Gottes Gnaden kandidafisditestor und Herr vom Haufe S. Mis daels in Lüneburg. Er hat auch die Ober -Aufficht über die Ritter:Akademie, in welcher junge Edellente des Für. ftentumes Lüneburg umſonſt, auswärtige aber für Bezah lung unterhalten, und von 3 Profeſſoren , deren einer zu. gleid Inſpector iſt , einem franzöſiſchen Sprachmeiſter, einem Fedtmeiſter und einem Tanzmeiſter , wie auch von einem Bereiter , unterrichtet werden . Die Akademiſten wohnen in einem 1711 aufgeführten weitläuftigen ſteinernen Gebäude. Unter denenſelben find auch Grafen und Prins zen weſen . Der Ausreiter (Ruralium Magifter ) des Kloſters
Das Fürſtentum Lüneburg oberCelle. 2415 Kloſters hat nebſt dem Landſchaftsdirector die Neben -Aufs ficht über die Ritter , Akademie und des Kloſters Gäter, Küchen und Keller. Er ſcheint an die Stelle des ebemas ligen Kammerers ( camerarii) des Kloſters gekommen zu fevir. Beym Jahre 1559 wird ſeiner zuerſt gedacht. 1655 iſt dieſes Amt beybebalten worden . Das Landrathscolle giuin erivåblet den Ausreiter aus dem Mittel der linebur: gifchen Ritterſbaft , und präſentirt ihn dem Landesberra zur Beſtätigung und Einfeßung in ſein Amt. Die Kloſters firebe des H. Michaels hat ihren eigenen Paftor und Dias conus , und enthält in ihrer Mitte ein altes berzogliches Begräbnißgewölbe , und auf dem vornehmſten Ultar die berühmte goldene Safel, die ein hölzernes Bret ift, wels des ehedeſſen mit feinem arabiſiben Solde beleget , und mit Ebelfteinen ſtark beſetet geweſen , aber 1698 von dem berüchtigten Diebe Nickel Liſt beraubet worden , alſo dag nur etwas weniges von dem Golde zurück geblieben iff, Das Kloſter batauch eine lateiniſche Schule von 4 Klaſſen, und es gehören ihm , außer dem hieſigen Hoſpitale des b . Benedicts mit ſeiner Kapelle , unterſchiedene Kandfirchen , uud beträchtliche Güter, die von einem eigenen Amté vers waltet werden , aber febr zerſtreuet liegen ; daber das Klos fter , Umt auf den Landcharten von dieſem Fürſtentume nicht wohl abgebildet werden kann . Der merkwürdigſte dazu gehörige Ort iſt Grünhagen an der Elmenau , nice weit von Bienenbüttel , woſelbſt ein adeliches freyes Gut ift , auf irelchem die Webte ehedeffen ihren ordent Lidhen Wohnſig gebabt baben. Das Kloſter iſt zwar in der Stadt , aber doch derſelben Botmagigkeit nickt unters morfen. Die Bürger der Stadt beſtehen aus 4 Drdnune gen , welche ſind, die Gefitilechter oder Patricien , (welche auch außer der Stadt die Vorzüge des Adels baben , bep ifren Heyrathen allezeit ſehr ſorgfältig geweſen, und faft alle mit adelichen Gütern verfehen ſind, die Brauer , die Kagelbrüder , ( zu welchen die Rauf und Handelsleute ges bören ,) und die Handwerker . Hiernachft find noch Sülzer, Schiffer und Tagelöhner in der Stadt. Der Magiſtrat wird ſeit 1639 balb aus den Geſchlechtern , und balb aus 000 000 2 Gelebra
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Gelehrten erwäblet. Er hat die niedern und obern Gerichte. Die Sülze macbet einen abgeſonderten Theil der Stadt aus , welcher mit einer beſondern Mauer umzogen iſt, und von einem beſondern Magiſtrate regizret wird . Sie beſteht aus 54 kleinen Häuſern, welche tief in die Erde gebauet, und in deren jedem 4 große blevèrne Pfannen ſind , die alle Monate nei gegoſſen werden müfen , und in welche man Soole gießt, und darinn abraucen läßt. Dieſe bloße Abrauchung giebt das Salz . Von den reichen Quellen der Soole ſind 4 unter der Sülze , 3 in einem Stadtgras ben nabe beym Kalkberge , und í nicht weit von dem ebes maligen Minoritenklofter. Das Salzwaſſer wird sus dieſen Quellen durch Röhren in ein Behältnig in der allen Gülze geleitet, und aus demſelben in die Häuſer verthei let. Das Salz gehöret denenjenigen ,welche eine Pfanner oder ein Antheil an derſelben , entweder eigentümlic ober miethsweiſe beſigen , und dieſe nennet man Sülfmeiſter, welcbe größtenteils Patricien der Stadt find. in allen 54 Salzkoten find 216 Pfannen , in welchent täglich geſorten wird , und jede Kote wird gemeiniglic zu 40000 Rthlr . Capital angeſchlageri , po daß das Capital der ganzen Sülze weit über 2 Millionen Rthlr. ausmas det . Bon allen dieſen Salzgütern geboret dem Landesa berrn der ste Sheil eigentümlich , welcher den Sülfmeis ſtern vermiethet iſt. Es werden auch von der Stadt Lünes burg an ſogenannten Súlfineiſterey - Freybeits - Bogtep, Küchen - Salzgeldern , imgleiden für das Annuum des Landesherrn , und den Sůlzzoli, jährlich beynlabe 6000 Riblr. an die königl. Kaminer entrichtet. In altern Zeiten, als das Salz ſtärker abgegangen , find jabrlich auf der Sülze über 30000 Chor oder Wiſpel Salzes , das iſt, 120000 Tonnen, deren jede 12 Himten hält , gefotten und verkarifet worden : allein in dieſem Jahrh . iſt der Salga Handel ſehr gefallen. Was endlich die Beldhaffenheit des Galjes felbi anbetrifft , fo baben 1733 die fammtlichen unterſucher 34. Luneburg auf Befehl der Landesregierung : das balliſche im Herzogtume Magdeburg, allendorfirde, frankens
Das Fürſtentum Lüneburg oder Eelle. 2417 frankenhaufiſche und bergiſbe, verbalte ? und gefunden, daß das låneburgiſche ihnen vorzuziehen fey , weil es den Scheffel beffer füllet , weiffer iſt , zumal das alte , am größten und bårteſten von Kriſtallen , und daber am lockers ften iſt, auch wenn es einmal troden iſt , am beſten troden bleibt ; es iſt auch das - (dårfeſte und geſundeſte unter dieſen Urten. Aus denen bey der Stadt gegen Weſten befindlichen Felſen , Schildſtein und Kalkberg , spird Kalkſtein gebroa chen. Die Stadt hat bis 1702 goldene und ſilberne Müns gen prägen laſſen , ißt aber lågt ſie nur Schärfe feblagen, welche eine Speidegzůnze ſind , deren 32 einen meißniſchen Oroſchen ausmachen . Sie führet Salz , Kalk und Bier aus , handelt aud mit Wachs, Honig , Wolle, Flachs , Reinwand und Fries ; es werden auch von bier aus ganz Deutſchland Kaufmannswaaren auf der Elmenau, nach Hamburg, und auf der Achſe nach Lübeck , die von daher zurüdtommenden Waaren aber an die beſtimmten Derter geſchicket. Die Niederlagsgebäude, in welchen die ein und ausgebenden Kaufmannsgüter abgeleget werden, find an der Elmenau. Die Aufrichtüber die Handlung iſt einem beſondern Commerciencollegio anvertrauet worden . Der Balkberg an der Weltreite der Stadt , obnweit des neuen Thotes, liegt im Walle der Stadt, iſt aber ſonſt von derſelben abgeſondert, Er iſt ein ſteiler Felſen ,aus deffen von der Stadt abgekehrten Seite Ralfftein gebauen wird. Er bat tiefe Höblen und unterſchiedene Abfäße. Nach der Stadt zu ift er mit einem Kronenwerke, an wel des der Stadtwall ftogt, und auf der andern Seite mit einem Hornwerte umgeben , der ebene Gipfet aber mit 7 einer ſteinernen Bruſtwehr eingefaffet, und mit Kanonen beſeket. Auf einem großen Abfaße an der Stadtſeite ſtehen das Haus des Commendanten , die Kirde der Beſagung, und Soldatenwohnungeni . Die älteſte Nachrict von Lüneburg findet ſich unterm Jabre 795, in welchem die Sachſen der Oborriten König Wizzan zu Luine getddtet baben. Im Jahre 9o6 mar die Gülze ſchon eingerichtet. Die älteſten Einwohner ſind 2000 000 3 veriuta
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vermutlich Wenden geweſen , und die Stadt iſt allem Una ſeben nach aus unterſchiedenen Dörfern entſtanden. Rod ißt beißt eine Gegend der Stade das wendiſche Dörp, ( Dorf ) und eine andere Modeftörpe oder Modesborf. Die Herzoge zu Sachſen aus dem billungiſchen Hauſe ſtifteten auf dem Kalfberge das Midaelskloſter. 1073 war die Stadt ſcbon groß , als K. Heinric IV fie und den Kalk berg überrumpette. 1138 eroberte Markgraf Albrecht von Brandenburg die Feftung zum zweytenmale, gleich darauf aber gewann fie Gertrud , Herzog Heinrichs des foment Mutter , wieder. Nach Berzog Wilhelms Jode wollten die Bürger den Herzog Magnus nicht für ihren Herrn erkennen , fondern beffeten reichsfrey zit werden, und nah men 1371 die Feftung durch eine Liſt ein , erkaufeten fich auch 1442 das Eigentum derreyben von den Herzogen Wil belm Friderich und Otto 1636 fingen die Schweden eine Belagerung der Stadt an , welche aber bald durch die Uebergabe des Krikberges geendigt wurde. 1637 bemnachys tigte ficb Herzog Georg von Lüneburg deſſelben , und 1651 trat die Stadt ihr Recht daran an Derzog Cbriftian Ludes wig, ab , welcher denſelben beffer beeftigen ließ. 2 ) Uelzen, eine Stadt an der Elmenau , deren 2 Arme ( fle umſchließen , und welche bier erſt ihren Namen erhält, nachdem ſie aus 11 Auen oder Bachen , die in biefiger Ges gend zuſammen fließen , entſtanden, und dem Unſeben nada auch davon benannt worden iſt. Ehedeffen iſt die Elmes nau von hieraus ſchiffbar geweſen , und es haben englan diſche Raufleute bieber gebandelt, wie mandenn aud nocy den ehemaligen Hafen der Stadt , und in der Hauprkirde ein kleines Schiff von vergoldeten Kupfer , welches die Englander bieber gefcbenket haben, zeiget. Die Stadt enthält 329 Feuerſtellen, von welchen 304 bürgerliche Häufer find , die übrigen aber werden tbeils von Edelleus ten , theils von den Predigern , Schulcollegen und andes ren Frepen bewohnt. DerMagiſtrat hat die niederen und oberen Gerichte, und iſt 1750 nach der Aufhebung des Stadtvogteygeridtes , von dem Landesberrn mit einer Juftißvorførift verſehen worden. Der Oberprediger an der
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle . 2419 der Haupt- oder Marienkirche iſt zugleich Probſt und Supere In der Stadt find 2 intendent über 17 Landpfarren. Hoſpitaler , davon eins eine Kirche bat ; ' vor dem Gudess thore ſteht noch eine Kirche, und vor deni lüneburger Thore ein Hoſpital mit einer Kirche. Die lateiniſche Schule þat 4 Febrer. An der Marienkirde liegt der ſogenannte Herrenbof , trelcher ebedeffen eine fürſtl. Wohnung gewes In hieſiger Gegend wädſt febr redner Flachs, ſen iſt. es wird auch auf den benachbarten Dörfern ungemein viele Leinewand gewebet. Ebemais batte die Stadt vom Hans del mit Flachſe , Garne, Leinewand, Wolle und Wachre, , vom Bierbraue und von der Branntereinbrennere»), und von durchgehenden Frachtwagen und Kaufleuten , ſtarte Nahrung , um welche ſie aber größtentheils gekommen iſt. Bor Alters hat ſie Lowenwold geheißen , und ſoll ihren erſten Anfang dem Kaiſer Otto I zu danfen haben. Der Urſprung ihres ißigen Namens , wicd unten bep dent 1247 erhieltſie Pfarrdorfe Oldenſtadt angezeigt werden. vom Herzoge Otto I Stadirect gleid der Stadt Lüneburg. Unfänglich hat fie zu der Graficaft der Grafen von Schwerin gehöret,1269 aber hat Günzel, Graf von Schwe rin , dem Herzoge Jobann von Lüneburg die Oberherrſchaft über Uelzen abgetreten. 1270 wurden ihr vom Berzoge Jobann noch mehrere Stadtrechte und Privilegien ver lieben. 1451 trat fie zu dem Bünduiffe der Hanſeſtadte. 1635 mußte ſie den Sweden große Geldſummen erlegen . 1646 brannte ſie größtentbeils ab. 3) Celle , eine befeftigte und tobigebauete Stadt an der : ſihiffbaren Adler , in welcher binter der Neuſtadt die Fubre fällt. In der Stadt- felbſt und der beſonders dazu gebe rigen Vorſtadt Fritzenwieſe ſind auf 564 Häuſer ; mennt man aber die übrigen Borſtådte , Cartenbäufer und Ge bäude vor den Sboren dazu rechnet , kommen auf 1400 Hauſer heraus. Sie iſt der Sis des Ober -Appeflations gerichte für die geſammfen Rande des Churhauſes Brauns ſoweig und Lüneburg, der Juſtikkanzley und des Hofges richtes des Fürſtentumes Lüneburg , welche 3 Collegia Rich in dem Kanzlengebäube verſammlen , des landſchaftlichen 2000 000 4 Baufels
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Hauſes , in welchem die Eindtage dieſes Fürſtentuines ges halten werden , und einer der bryden General - Superin-. tendenturen deſſelben , und einer Specialfuperintendentur, welche der Generalſuperintendent mit verwaltet, der an der Stadtkirche als Oberprediger ſtebt. Die übrigen Offentlichen Gebäude find , das Rathbaus , das Reitbaus und der Marſtall , und das Zeugbaus. Der Magiſtrat hat die niedern Gerichte in der Stadt und an einigen Dra ten in den Berfásten , und in 10 fern einiges Antbeil an Der peinliden Gerichtbarkeit , daß erre Berbrecher , wel.be in der Stadt ſind, gefangen neben dit , und fummariſch verbåret, daß einige Glieder des Kindes der Cortur belys wobnen , und daß der regier ti Birgermeiffer dem das Halsgericht eröffnenden Bui galite das Todes utrtbeit übera reicbet,mely s nebſt den Brouifitions- Ucten dem Magiſtrate von der Juftiglangley zugetrillet wird . Er beforget aud nebſt dem Policencommiffar die Policey in der Stadt. Dieſe hat ihre vornehm " Nahrung theils von der Durch fubre vieler Stauſmansaaren und Durdreiſe vieler Per fonen , tbeils von dem ftarken Getreideyandel nad Bremen, welcben die Soiffahrt auf der Alier erleichtert, theils von dem Dber - Uppellationsgerichte . Es ſind auch bieſelbſt allerley Künſtler und Manufakturiſten , infonderbeit gea Schickte Gold - und Silber'- Urbeiter , deren Arbeiten auch auswärts beliebt find. Das bey der Stadt liegende fürſtl. Sdyloß iſt mit einem Walle und breiten Waſſergraben umgeben, und iſt ebemals der Dolvifit der 1705 abge gangenen cel iſipen Linie des Hauſes Braunſchweig - Lüne Derzog Heinrich but es 1485 erbauet, und Gurg geweſen . nacbber iſt es verbeſſert worden. Die Stadt , nämlich Neu - Celle, bat ihren Anfang erft gegen das Ende des 13ten Fabrh. genommen . Das Cepialbudt auf dem dafigen Rathbaufe feget ibn ins Jabr 1292. Herzog Otto verliche ibr 1300 Stadirect nad braunidweigiſchem Rechte. Dieſe Štetuten wurden 1447 ganz umgeſtymolzen . 1757 gerieth die Vorſtadi fritzenwieſe durch die Franzoſen in Brand. Von den merkwürdigen Dingen in den Vorſtådten , als , von dem Zucrhauſe, der neuſtadter Kirde, der refors mirten
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2421 mirten Kirche, und dem landesberrfcbaftlichen Stalle und Garten vor dem Weſter- Celler - bore, von dem Hofpitale ju S. Georg, Invalidenbaufe, der Blumlagerkircbe, und dem landesberrſchaftlichen großen und kleinen Garten vor dem Alten - Seller : Shore , von dem Hoſpitale zu S. Annen, und Waiſenbaufe vor dem Hehlenthore, iſt unten die Beſchreibung der Burgvogtey Celle nadzuſehen ,
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2. Die kleinern Städte, welche nicht unter den Aemtern ſtehen , in deren limfange ſie ſind. I ) Saarburg, eine Stadt an der Ceeve, welche mit: ten durch die Stadt fließt, die Engelbach aufnimmt, und fic bier in die Elbe ergießt. Sie beſteht aus 472 Bau fern, und einigen adelich - frepen Wobnungen , und iſt der Sit einer der beyden Generalſuperintendenturen dieſes Fürſtentumes, und einer Specialſuperintendentur, welche der Generalfitperintendent gleichfalls verwaltet, der auch Dberprediger an der Pfarrkirche iſt. Es iſt hier eine las teiniſbe Schüle. Ebedeffen ſtund die Stadt gutentbeils unter dem bieſigen Amte , alſo daß vom Magiſtrate an 1 das Amt appelliret werden konnte, 1707 aber iſt ſie durcb ein königl. Privilegium demſelben entzogen , und die Apa pellationen geben von dem Magiſtrate unmittelbar entwea der ans Hofgericht oder an die Juſtifkanztey. Die pein licte Gerichtbarkeit verwaltet das Amt , doch nimmt der Magiſtrat die Berbrecher, welche fich in ſeinem Bericts, bezirke aufbalten , in Berbafc, hålt init ihnen ein ſumma. riſbes Berbdr, und überliefert fie alsdann dem imte. Zu dem peinlicben Halsgerichte, welches vor dem Rathbaufe sebatten wird, werden einige Glieder des Rathes als Beys fiber eingeladen . Man findet bier eine febr beträchtliche Wadsbleiche, eine Amedomsfabrik , eine Zuckerſiederey , Bandmacher, Baumſeidenweber , Huthmacer, Strumpfa mader und Wollkrager. Mit Krumin botze, Balken, Maſt . bäumen und Flosbolze wird son hieraus ein ſtarker hans del'nad Holland getrieben. Die Stadt liegt zur Dands lung und Schiffahrt fehr bequem , denn die Sciffe geben durch den Canal und die bey der Feſtung befindliche gro ße und neue Sdleuſe und den Hafen , ſowol in die Elbe, als D000 0005
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Der nieberſächſiſche Kreis.
als aus dieſer in das mitten in der Stadt beym Kaufhaus fe befindliche Baßin , welcbes die Seeve madet. Die des berfahrt über die Elbe nach und von Hamburg gefitiebt mit den großen und kleinen Evern oder Fahrzeugen ; jener find allezeit 9 , und dieſer allezeit 8 , und fie" bebalten ble ſtändig ibre Namen, fie mogen an Eigentümer durch Erb fcbaft oder Verkauf kommen , an welche ſie wollen. Es fahren täglich von Haarburg nach Hamburg zuin Behufe der überfahrenden Perſonen, 2 kleine Ever , und wenn auch nur 16 bis 20 Schiffpfunde Kaufmannsgüter vorhanden Find , muß auch ein großer Ever abgeben. Die Koſten der Ueberfabrt für Perſonen und Güter ſind feſtgefeßet. Es iſt biefelbſt ein Burglehn , den Freyherreri Grote zu Wreſtedt zugehörig. Die Sekung liegt zwiſchen der Stadt und Elbe , und iſt ein regelmäßiges Fünfect. In derrel: ben findet man bas Schloß , auf welchem yon 1527 bis 1642 unterſchiedene Herzoge gewohnet baben , des coms mendanten Wohnung , des Landdroſten Wohnung , das Zeugbaus , das Magazin , die Befaßungskirche, nebſt ans Seren Hatfern , und den Saraden für die Beratung. 1757 wurde ſie von den Franzoſen befeßet, am Ende des Jahres aber ihnen von den þannoveranern durch eine Belage: rung wieder abgenommen. Vor Alters gehårete Haars burg dem Erzſtifte Brenien, daberes Herzog Dito I von Lüneburg 1222 ſchleifete, um den Erzbiſchof Gerhard von den Stedingern abzubalten. 1236 foll es nach den Vers tragen, welche eben dieſer Erzbiſchof mit dem Herzoge Dts to errichtet bat , abermals geſcleifet, und 1252 vom Hers joge Albrecht wieder aufgerichtet ſeyn. 1396 wurde Baar burg vom Herzoge Friderich erobert , und der Stadt Lůs neburg verfeber. 2 ) Dannenberg , ein Siädtchen auf einem Berge oder ; pielmehr Hügel, an der ſchiffbaren Jege, bat 159 bebaues Bon jenen geboren 27 uns te und to wuſte Feuerſtellen. ter das hieſige Amt, welches feinen Sie auf dem alter ziemlich verfallenen Schloſſe hat. Bey dem Eingange auf den Soloplas ſteht ein alter dider Shurm , in wels
chem 4 Gewölbe über einander find , die zu Gefängniffen gebraya
Das Fürſtentum Lüneburg over Celle. 2423 gebraucbet werden . Der gemeinen Sage nach , foll der Dåniſde König Waldemar II in demſelben vom Grafent Günzel zu Scwerin 1223 gefangen gehalten feyn , es iſt aber wahrſcheinlicber , daß er al Sanneberg in der Grafs fibaft Sowerin verwahret worden fey. Die beſte Naba rung der Bürger kommt vom Bierbraue. Auf den lan: desherrſbaftlichen Mühlen hiefelbſt und zu Prifter, wird überaus feines Weizenmehl gemachet, und im ganzen Lan , de verfahren. Die adeliche Familie von Danneberg bes fist in und bey der Stadt unterſchiedene Grundſücke. Herr Hofrati Soeidt muthmaßet in den Hannoveriſchen gelehrten Unzeigen von 1753 G. 1421 mit nicht geringer Wabrfbeinlichkeit , daß die ehemalige von Sdloß und Stadt Dannenberg, benannte Grafſchaft zu der billungi : roben Erbſchaft geböret habe. Der älteſte gewiß bekannt: te Graf von Dannenberg iſt, wie Herr Dofrath Lenz ebon daſelt;t S. 258 lehret, Bofrad, welder 1158 einen Gnas denbrief Herzog Heinrichs ses Ldwen mit unterſchriebers hat. Graf Nicolaus verkaufete 1303 feine Grafſchaft Dans nenberg an Herzog Otto zu Lüneburg für gemiffe Leibs renten , und trat ſie ſchon bey ſeinen Lebzeiten zum Sheile ab : über welden Verkauf 1312 eine kaiſerliche Beſtätis gung erfolgete. Allein die Såbne, welche Graf Nicolaus nach dieſem Berkaufe zeugete wollten dem Herzoge die Grafſchaft vorenthalten , und thaten aus dem Schlosſe oftmalige råuberiſche Ausfälle : daber růdete K. Karl Ve nebit dem Herzoge Albrecht zu Lüneburg vor daffelbe, era oberte und zerſtdrete es 1378 , und gab es dem Herzoge nebſt der Grafiitaft zu Lebni. 1566 wurde dieſe Stadt der Wohnſiß derjenigen Linie des Hauſes Braunſchweig und fúneburg , welche Beutiges Tages die molfenbüttelſche beißt, 1671 aber kam ſie wieder an das Fürſtentum Lů. neburg . 3 ) Lúcho, ein Städtchen an der Gege, auf einem nios raſtigen Boden , daher auc viele Häufer auf Pfålen fte hen . Es hat ein altes Schloß, und iſt der Siß einer Sus perintendentur. Die ebemaligen Grafen von Ludo, von welden der Xeltefte, den man mit Gewißheit kennet, Hers ;
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Der niederſächſiſche Sfreis.
mann gebeigen hat , und bey dem Jahre 1144 vorkommt, ſind Paſallen der Vorfahren des Hauſes Braunſchweig und Lüneburg geweſen , wie denn Herzog Wilhelm zu Lůs neburg dieſelben eben ſomol als die Grafen von Dannen berg und Welpe in einer Urkunde von 1209 homines fuos, nennet. Nad Heinrichs, des legtern Grafen von Ludbo, 1315 erfolgtem Tode, kam die Grafſchaft an Güntbern, Graa fen von Kefernberg, welcher fie 1320 an Herzog Dtto ju Lüneburg verkaufete. Pon 1569 bis 1671 gebårete fie der dannenbergiſchen Linie des Hauſes Braunſoweig und Lủa neburg. 1608 brannte die Stadt ab . II. Die evangeliſchen Stifter und Kidſter. 1. Die männlichen Stifter, nämlich I ) DAS Stift zu Bardewic , einem zum Umte Wins fen ari der Lube gehörigen Fleden, welcher unten beſchries ben wird . Die Zeit des erſten Urſprungeß dieſes Stiftes. iſt nicht bekannt. Ás. Herzog Heinrich der Löwe 1189 die ebemalige Stadt Bardemict zerſtörete, blieb zwar die Domkirche ſtehen , das Stift aber verlor viele daran ge fcbentte Güter . Nach und nad kam es ziemlich wieder
zu Kräften, allein 1371 im Kriege zwiſchen Berzog Mas gnus von Braunſchweig und Herzog Albrecht zu Sach fen , Flecketen die Sachſen die Käufer der Domberren und " Picarien , eben ſowol als die Häuſer der Einwohner des Fleckens, an. ' 1529 wurde die evangeliſche Yebre und gota tesdienſtliche Uebung in dem Stifte zuerſt eingeführet, der Erzbiſchof zu Bremen und Adininiſtrator des Bistumes Berben , Chriſtopb, Herzog zu Braunſchweig, aber gedach te das Stift 1534 mit dem Bistume Berden zu vereinis gen : allein die Canonici entſageten 1535 dieſer vore ſevjenden Vereinigung , und 1543 kam zwijden ihnen und Herzoge Ernſt zu Uelzen ein Vergleich zum Stande , und der katholiſche Gottesdienſt wurde in dem Stifte ganz abs geſchaffet , hingegen die Sanonici uno Vicarii im Beſige ibrer Redte und Güter beſtätiget. Das Stift beffebt beutiges Tages aus 1 Decbanten, 1 Senior, I Subſenior, und 8 Stiftsberren . Es hat Siß und Stimme auf den Landtagen . 3u feinen Gütern gehören vornehmlich die Zeben's
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1 Bebenden zu Undelch, Vögelfen, Mechterſen , Handorf, lus dorf, Roidorf, Winſen, Quarrendorf, Hintbergen oder Him bergen , R bbel , Goliern, Wendekate oder Wennekath, und Klein: Heſebe, welcbe das Corpus Præbendæ genannt wers den , weil ſie die erſten wiederbergeſtelleten Einkünfte des Stiftes nach der Zerſtörung der Stadt Bardemic geweſen ſind. 2 ) DAS Stift zu Rammelslohe, in der Vogte Pata tenſen des Amtes Winſen an der Lube, iſt aus ciner Éelle entſtanden, welche der Erzbiſchof Unfoarius zu bamburg im Jahre 842 im Walde Ramelsloa errrichtet hat. Im Jahre 862 iſt das Stift vom Pabſte beſtätiget, und dem Erz ſtifte Hamburg unterwürfig gemachet worden . Von 1526 bis 1540 iſt die Reformation in demſelben nach und nach zum Stande gekommen . Es beſteht aus Dechant, Senior und 4 Stiftsberren, und hat Sig und Stimme aufden Randtagen . 2. Die weibliden Kloſter , bey deren jedem der Landesherr aus dem Mittel der Landråthe einen Commißår verordnet, welcher deſſelben Nußen in allen Vorfällen beobachtet, die Rechnungen einnimmt, und was zum Beſten der Einfünfte gereichen kann, beforget. 1 ) Das adeliche frauleintloſter zu Lüne , in wels dem eine Lebrifinn , eine Priorinn , und 18 Conventuas linnen leben . Es liegt ohnweit der Stadt Lüneburg an der Elmenau , und iſt 1172 von Dieteric , einem Mönch und Prieſter des Kloſters St. Michaels zu Luneburg, ges ſtiftet und mit Benedictiner Nonnen bereket, 1528 aber evangeliſch geworden . 2 ) Das adeliche fråaleinklofter zu sebſtorf, welches ebemals mit Benedictiner Nonnen bereget geweſen iſt, ist aber eine Uebrißinr., eine Priorinn , und 14 Conventua linnen evangeliſcher Religion hat. 3 ) DAS adeliche fråuleinkloſter zu Wiedingen , wel des mit einer Aebrißinn, einer Priorinn, und 23 Convens tualinnen befeßet iſt, von welchen aus den Patricien der Stadt Lüneburg genommen werden. An dem ißigen Drte, welcher vor Älters Zellenſen bieß, ſteht es ſeit 1324, nackdem
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nachdem es vorher, und von 1228 , feinem erſten Stiftungss Sabre an , an 4 anderen Derterp gewefen . Vor der Rea formation war es mit Ciſtercienſer Nonnen bereket, 4 ) Das Kloſter zu Wienhauſen , weltbes 1233 ge. ftiftet worden iſt, und vor der Reformation Ciftercienſer Nonnen gebabt bat . Ibt tft es mit einer Aebtiginn, eis ner Priorinn, und 23 theils adelichen theils bürgerlichen 1 Conventualinnen bereget. 5 ) DAS Kloſter zu Iſenbagen , an der Sie , welches zuerſt 1343 in dem benatbarten Dorfe Ult- Iſenbagen gea ſtiftet, und mit Ciſtercienſer Mönchen befeßet worden , welche Jobann , Bifchof zu Hildesheim , 1257 nach Bas Fenrode gerufen , worauf das Kloſter von Ciftercienſer Nonnen eingenominen worden , die es 1345 an dem ibigen Orte aufgefübret baben. Es hat eine Uebtißinn und 14 theils adelice, theils bürgerliche Conventualinnen . 6 ) DAS adeliche fråuleinklofter zu Walsrode, wels des im Jábre 986 von einem fachlichen Grafen , Nas mens Walo, zu Rode ( denn ſo bat der Ort damals ges beißen ) geſtiftet worden , und ißt eine Uebrißinn , eine Priorinn und g Conventualinnen bat. III . Die königlichen Aemter. 1. DAS Amt Saarburg liegt an der Elbe und Seeve, ift 5 Meilen lang , und 4 Meilen breit , und beſteht aus Marid - und Geeſtlande. Das Marſchland ift theils eins gedeicher, ( Binnenland ) theils unbedeidet, (Uußenland) faft durch gebends fruchtbar , und wird großtentheils zu Wieſen und Weiden, einem geringeren Sheile nach aber zu Nedern gebrauchet, welche Weizen , Roggen, Gerſte, Has fer, Bohnen und Erbſen tragen . Flads und Hanf bauen die Marſtleute nur 3!! ihrer Noihdurft. Auf Gartenges wachſe legen ſich vornehmlich die Einwohner des Finkens werders, zu Neuhof und Kattwiect. Auf dem Kirchwers der wachſen große Erdbeeren in Menge. 31 Bauenbruch, Meuland , Bullenbaufen, Dver und Kircbwerder wird viel zabmes Federvieb gezogen . Die Hornviebzucht iſt ans fehnlich und einträglich . Auf dem Kirot :Alten- und Fins kenwerder werden ſopine Pferde gezogen. Die Fifsberey
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2427 iſt beträchtlich , inſonderheit aber werden von den Eins wohnern auf dem Kirchwerder viele Neunangen einges kaufet , gebraten , und alsdann weit in Deutſchland bine ein geſendet. Sonſt haben die Einwohner der Marſch den Haupt - Abfaß der obigen Producten zu Bamburg. Die Geefi hat an vielen Drten Hiben und Tiefen , viele Beide und Dorfmoor. Wenn der Boden gut gedünget wird, trågt er ziemlich guten Roggeit, Hafer und Budweizen, auch etwas Gerſte. Die Einwohner der Geeft legen fich auch auf die Hornvieh- und Schafzucht, auf den Bienens bau , verkaufen zu Hamburg jährlich für einige tauſend Shaler Heidelbeeren , welche in den bieſigen Holzungen wadren , auch Federvieh und Eyer , brenuen Brannte wein , fahren Frachtgüter , verfertigen vielerley hölzerne Geråtbidhaften , ftricken Strümpfe, und ernähren Tict auf andere Weiſe. Das Amt iſt in 7 Bogteyen abgetheilet. 1) Die nausvogtey , oder die Vogtey 17euland und Over , enthält 5 Derter. 2) Die Vogtey Kirchwerder , zu welcher , außer dem Borwerke månchbof, keine beſondere Dörfer gebdren , ſondern die Umts Unterthanen wohnen auf dieſer Elbs. Inſel mit den Unterthanen der Reichsſtädte Hamburg und Lübeck vermiſchet. 3) Die Vogtey Altenwerder enthält das Kirddorf Altenwerder , das landesherrſchaftliche Erbzinsgut Katts wie& , Kruſenbuſch , einen Theil der Einwohner des Finkenwerders , den Lauenbruch ; woſelbft ein Ritters gut iſt, und das frenherrlich - grotiſche adelidbe Sut Heuhof. 4) Die Vogtey Bittfeld , zu welcber 26 Derter geh8 , ren , welche insgeſammt nach Sittfeld eingepfarret ſind. Caroksboſtel iſt ein landesherrſchaftliches Vorwerk. Bu Lindhorft iſt ein Rittergut. 5 ) Die Dogtey såpen , von 24 Dertern , unter wela chen das Pfarrdorf Sinſtorf wad 2 landesherrſibaftliche Vormerke find. 6 ) Die vogtey Jeffeburg, von 18 Dertern, unter wels chen das Pfarrdorf Jeſteburg iſt.
7 ) Die
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7) Die Vogtey Toſtedt, von 25 Dertern , unter welc den das Pfarrdorf Toftedt ift. Im Wintermoor ents fpringt die Seeve. 2. Das Amt Wilhelmsburg , welches in der Elbe wiſchen dem Süder - und Norderſtrome derſelben liegt, ungefähr eine Meile lang , und eben ſo breit ift. Der Bo den iſt Marſchland, aber von unterſchiedener Güte. Die Einwohner bauen zwar Weizen , Roggen , Hafer , etwas Gerſte und Feldbobnen ' , baben aber ihre vornehmſte Nahrung von der Milch ihrer Kübe und von den vielen Gartengewachſen, welche ſie nach Hamburg bringen. Es iſt auch biefelbſt ein Schiffszimmerwerft , auf welchem große nach Grönland auf den Walfiſchfang gebende Soiffe gebauet werden . Er gehåret einem Kaufmanne zu Hamburg , welcher davon einen Erbjins entrietet. Dieſes Ume iſt ebedeffen ein gefoloſſenes Gericht der Groten geweſen, deren einer, Namens Werner, 1319 voin Grafen Adolph von Schaumburg die Lehnsberrlichkeit über Stilhorn erbalten bat. Herzog Wilhelm kaufete es dieſem adelichen Geſchlechte 1672 ab , verwandelte es in ein Amt , und benennete es nach ſeinem Namen . Die Unterthanen ſind von Einquartierung völlig befcepet, und werden bey allen Freybeiten geſ ůget, welche fie zur Zeit der Derren Groten gehabt haben . Das Amtbaus wit belmsburg liegt & Meile von Haarburg. Das Amt iſt
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nicht in Dörfer, ſondern in 3 Pogtepen abgetbeilet, wels de find 1) Die Vogtey Stilhorn , von 149 Feuerſtellen. 2) Die Vogtey Neyerſtieg, von 80 Feuerſtelen. 3) Die vogtey Georgiswerder , von 64 Feuerſtellen , 3. Das Amt Moisburg, welches 24 Meilen lang, und 2 Meilen breit iſt. Der Boden beſteht aus Sandland, Heiden und Torfmooren . Das erſte tråge Rongen , Has fer, Buchweizen , Fanf und etwas Flats. Auf der Dei. de wird Schaf- und Bienenzucht getrieben. In guten Jabren findet man bier wol 20000 Sdaje. Manche Dörfer haben gute Pferdezucht. Die Holzungen von Eis. den - Búden - und Edernholz ſind gut. Die häufigen Heidel
Das Fürſtentuin Lüneburg oder Celle. 2429 Heidelbeeren werden nach Hamburg zum Verkaufe ge bracht. Das Amt iſt in 3 Vogteyen abgetheilet. 1 ) Die Vogtey moisburg enthalt 5 Dörfer und eis ne Papiermůble . Das Pfarrdorf moisburg , ebedeffen moosburg, liegt an der Efte , und enthält eine Pfarrkir : de , das Amtbaus , und ein fandesberrſchaftliches Bors werk. Das Amthaus ift 1711 anſtate des damals abges brochenen alten Schloſſes erbauet worden , welches vor der abgeſtorbenen Familie von Moisburg an die von Dps. pershauſen , von dieſen aber pfandsweiſe an Heinric ven der Wenſe gekommert iſt, nach deffen Tode es an Derzog Otto II von der Laarburgiſchen Linie kam , deſſen Sohn, Herzog Wilhelm , das Soloß von neuem erbauete. 2 ) Die Doğtey sollenſtedt begieift 22 Dörfer und eis ne Papiermühle. Bollenſtede iſt ein Pfarrdorf. 3 ) Die vogtey Elsdorf begreift 11 Dörfer , 2 landese berrſchaftliche Vorwerke , und den Ort Schanze unweit Buftehude, woſelbſt ein Zoll - und Wirthsbaus nebſt einis gen Häufern zu finden. 4. Das Amt Winſen an der Lube , liegt zwiſchen der Elbe und Wumme , welde bier beym Dorfe Obers Haverbeck entipringt, und es von dem - Fürſtentune Bers den ſcheidet , wird auch von denen in die Elbe fich ergie - Penden Flüffen Elmenau , welche bier die Hoodau und Lube, dieſe aber die Lopau, Wulfferaue, Brungue und Wittenbeď aufnimmt , und Seeve, in welcbe fid ' die Schmaale Aue ergießt , gewäſſert. Seine größte fänge beträgt 6 , und ſeine größte Breite 4 Meilen . Ein ang febulicher Tbeil deſſelben gehöret zu der fogenannten großen lüneburgiſchen Seide, es hat aber auch Marſcha gegenden , in welchen der Ackerbau und die Viehzucht bes tráchtlich find . Auf der Geeft find beyde geringer , und in den beiden machen die Schaffucbt, Bienenzucht und der Handel mit Holze die Hauptnahrung aus . Flachs und Banf werden zwar aud), aber nur zur Nochdurft der Einmobner , gebautet. Eine beſondere Nabrung dieſes Amres iſt, daß in denen nach der Elbe zu und an derſelo ben belegenen Dörfern , und in der Stadt Winfen , das PPPP PPP 3 Sb. ganje
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ganze Jahr durch Kälber von 10 , 12 bis 15 Wochen ge ináſtet, und nad Hamburg zum Verkaufe gebracht wers den , woſelbſt jedes Stück gemeiniglich für ſo viele Thaler verkaufet wird , als es Wochen alt iſt , überhaupt aber jabrlich 5 bis 6000 Rthlr. daraus gelsret werden . An der Elbe , und vornehmlich in der Vogtey Neuland, wird aud viel weißes und großes Federvieh das ganze Jahr durch gezogen, und zu Hamburg theuer verkaufet, und in eben diefen Gegenden iſt auch der Fiſchfang in der Elbe erbeblich. Im Walde Radtbruch iſt eine laudesberr fcbaftliche Stuterey, darinn für die königlicen Marfalle Bugpferbe , und Maulthiere gezogen werden. Das Amt enthält eine Stadt , einen Fleden , 149 ganze Dörfer und 15 einzelne Höfe , überhaupt 2236 Feuerſtellen , und 1755 konnte inan die Anzahl der Menſiven in demſelben auf 18000 und darüber ſchaßen . Es iſt in 7 Umtsvogtepen abgetheilet . Man bemerte 1 ) Winſen an der Lube , eine kleine Stadt , bey wels der ſich die ſchnell fließende Lube in 2 Arme theilet, deren einer durch die Stadt , der andere aber umihin geht, und fich mit jenem auf der andern Seite der Stadt berm Walle wieder vereiniget . Ueber jeden Arm iſt eine fiei nerne Brücke gebauet . Man der Luhe in die Elmenau , und aus diefer in die Elbe. Die Stadt iſt mit Wall und Graben umgeben , und ebes deſſen noch mehr befeſtiger geweſen , hat 210 Feuerſtellen , und ein nahe daran liegendes Schloß, auf welchem Hers fog Wilhelms Witwe, Dorotbea , eine gebohrne königl. däniſche Prinzeßion , gewohnet hat, und 1617 geſtorben ift , ist aber wird es von dem erſten Beamten bewvobnet. Der Magiſtrat hat die niedern Gerichte , und von dem felben wird an das Amt appelliret , welches auch die Pos lizen in der Stadt verſteht. Durch die Stadt geben vies . le Kaufinannsgüter von und nach Hamburg . Es ift iye ſon 1322 Weichbildsgerechtigkeit beſtätiget worden . 1528 brannte ſie faſt ganz ab . 1627 wurde ſie von dås niſchen Kriegesvölkern angezündet, und zum Theile , eins
geåſepert.
2 ) Die
Das
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2) Die Umtsvogtey Heuland liegt långft der Elbe, und begreift die Dörfer Stockte , woſelbſt die Lube in die Elmenau geht , sope , fliegenberg und Wahlenburg , roſelbſt ein Rittergut iſt , unterhalb dieſes Drtes aber fågt die Seeve'in die Elbe. Auf einer Erbjunge, beynt Uusfluffe der Elmenau in die Elbe , iſt die Koper Schanze angeleget, welche mit Gefchúß und Warnſchaft beſetet iſt.
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worden. von dio eile ein
2 ) Die
3 ) Die Marſchoogtey liegt auch längſt der Elbe. Int. derſelben ſind die Pfarrdörfer Drenhauſen und miar : dacht. 4 ) Die Amtsvogtey Pattenſen , in welcher die Pfarrs dörfer Pattenſen , moſelbſt eine Superintendentur ift, und Ramelslobe oder Rameslo, woſelbſt das oben beſchriebes ne Stift iſt. . Zwiſchen Marren und Jeſteburg fliegt die Sdimale Aue in die Seeve , und unterhalb Wulffen die Wulfferaue in die Lube. Es ſind hier die Bilder Radt brud ), mofelbſt die oben beſchriebene Stuterey iſt , und Budwcdel. 5) Die Amtsoogtey Umelinghauſen , in welcher die Pfarrdörfer Amelinghauſen , woſelbſt ein Rittergut iſt, und Biſpingen , find. Ben Oldendorf fliegt die Lapau in die Lube, und bey Ober - Haverbeck entſpringe die Wumme. Die Raubkammer iſt ein weitläuftiger Wald in der großen lineburgiſchen Weide. 6) Die Umtsvogtey Garlſforf. 311 Šahrendorf oder Zabrendorf iſt eine Poſtſtation . Der Garlſforfer Wald und die Hanſtedter Berge find betrådtliche Waldungen. 7) Die Amtsoogtey Bardewid& , in welcher der Fleks ken Burdewid , und die Pfarrdörfer Sandorf und S. Dionys find. Der Flecken Bardewy & Tiegt an der Elmenau , und iſt ein offener weitläuftig aus einander gebaueter Ore, deffen ilmfang den Umkreis der benachbarten Stadt Lünes burg an Große merklic ibertrifft, ob er gleid , die Kirs den - Schul- und Stiftigebaude ungerechnet , nur 106 Feuerſtellen hat . Man ſpreibt ihm ein hohes Alter zu, und er war vor Alters eine große Stadt , die 9.Kirden batte. Sie gehörete zu Herzog Heinrics des fòmen vis terlichent T PPPPPP 3
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terlichem Erbe , als ſie ſich aber deſſelben Botmåßigkeit entzog, wurde ſie von ihm 1189 belagert , erobert und faſt ganz zerſtdret. 1371 wurde dieſer Drt von den Sacjen , welche Herzog Magnus mit der Kette biefelbſt angriff, ans 1 gezündet und von neuem verwüſtet. Die Einwohner des ißigen Fleckens werden zwar in gewiſſen Fällen noc als Bürger betrachtet, daber ſie auc nod Rathleute , ob gleich keinen Bürgermeiſter , baben , ſie ſind aber zu Ders rendienſten, gleich den Bauern, verpflichtet. Sie ernáb : ren ficb bauptſächlich vom Gartenbaue, und bringen ihre Gartengervåge nach Lüneburg und Hamburg, baben aud in der legten Stadt nahe bey der Kathrinen Kirche für diefelben ein beſonderes Niederlagebaus, welches das bars derpicker Zippelhaus genennet , und vermoge eines zwis fchen dem bamburgiſchen Magiſtrate und den Rathleuten zu Bardemic 1604 errichteten Vertrages , von jenem , gegen jährliche Bezahlung von vio Marken an gutem groben gangbaren Silbergelde, in baulichem Wefen erhals ten wird. Es ist bier eine Superintendentur , und bey der alten Domkircbe das oben beſchriebene Stift. Das vor dem Flecken liegende Hoſpital , der Mitolaihof ges nannt, mit ſeiner Kirche , gehöret der Stadt Lüneburg zu. 8) Die Amtsvogcey Bienenbüttel, welche aber keinen gerol Tenen Bezirt bat, ſondern die in Anſebung der Cons tribution dazu gebêrigen Dörfer und Untertbanen liegen und wohnen in anderen Aemtern zerſtreuet. Es geboren dahin die Pfarrdörfer Bienenbüttel, wofelbft ein Ritters gut iſt , geſtorf, eigentlich Edeſtorp , sanſtedt, Unde : lob , deffen Kirche mit der hanſtedtiſchen vereiniget iſt, Kirch : Gellerfen , Raven, Salzbauſen. 5. Das Amt Båttlingen , in welchem die Dörfer Búttling an der Neße , welche bier den ſogenannten bas rumer See macbet , und nicht weit von bier in die Elme nau geht , Barum, Lådershauſen an der Neşe , woſelbſt ebedeffen ein Solog geweſen iſt , und Britlingen, find. 6. Das Amt Scharnebed , welches, an der Neße liegt, ungefähr 5 Meilen im Umfange, etwas Marſchland, meb tentbeils aber einen entweder fandigen oder moor gen Boben
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2433 Boden hat. Der Boden trågt etwas Weizen , Erbfen und Feldbohnen , vornehmlich aber Roggen , Hafer und Buchweizen. Der Banf, welcter gebauet wird , reicbet nur zur Nochdurft zu. Auf den Heiden iſt Shaf-und Bienenzucht. Die Fornviebzucht iſt eintraglid . Die Holzungen ſind gut , man bat auch Torf. Zu dem Amte gehören 4 Dörfer, eben ſo viele landesherrſchaftlice Pors werke , 2 Müblen , viele gerſtreuete Untertbanen in den Aemtern Blectede, Lune , infen an der Rube, und Lauen. burg, und beträchtliche Kornzehenden. Scharnebeck und £ chen find Pfarrdörfer. In dem erſten iſt ein Solog, welches aus einem Sheile ber Gebäude des ehemaligen bieſigen Ciſtercienſer Mondyenklofters, aus den Gütern deſſelben aber das Amt entſtanden iſt . 7. Das Amt Lüne , welches an der Elmenau liegt, und 46 Derter enthalt. Es iſt aus den Gütern der ebes maligen Probſtey des Kloſters zu küne, von welchem aben gehandelt worden, entſtanden. In dem Pfarrborfe Låne, woſelbſt das Kloſter iſt, iſt auch eine Superintendentur. Es iſt hier auch ein Sauer - und Heilbrunn. In dem Ama te find noch die Pfarrbørfer Embſen , Reinsdorf und Thomasburg. Das Dorf Keiligenthal bat anfänglich Zibelingborſtel geheißen , den ißigen Namen aber erhals ten , als dafelbft ein Pråmonſtratenſer Klofter errichtet worden , welches 1382 in die Stadt Lüneburg verleget worden . Es iſt daſelbſt ein Rittergut. 8. Das Amt Gartje', welches an der Elbe liegt, und, außer den 4 Bruchtórfern Garge, Cartze , Roſenthal und Vogelſang, noch 7 andere begreift , an deren vieren aber die Aemter Bletede und füne Sheil haben . 9. Das Amt Blekede, welches an der Elbe liegt, und 57 Derter bat . Es geborete vor Atters mit zu der Graf rcbaft Dannenberg. - Die Dörfer Find unter 4 Bogteyen vertheilet. 1) Die nausvogtey iſt theils dieffeits , theils jenſeits der Elbe. 2 ) Die Warfdhoogtey , darinnen die Pfarrdörfer to degaſt, Ppp P P P P 3
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degaſt , weldes allem Unſeben nach ſeinen Namen von dem Gößen Radegaſt hat , und Garlſtorf. 3 ) Die Barskamper Vogtey , in welcher , außer den Pfarrdörfern Barsčamp imo fietje, ju bemerken find ( 1 ) Blekede, ein amtafiges Städtchen an der Elbe, welchem Herzog Otto der Strenge 1310 Stadtreďt vers lieben hat. Es find hier ein altes Schloß , ein wichtiger Elözoll, und 4 Rittergüter . (2) Dalenburg, ein Flecken an der Mete, irelcher int des Herzogs und Pfalzgrafen Heinrichs Urkunde von 1203 , über das Erbebeil feines Bruders Wilbelm , unter die Städte gerectnet wird. 4) Die Wiebecker Vogtey , in welcher das Pfarrdorf abrendorf iſt. 10. DAS Umt Fitzacer , welches auf bcyden Seiten der Elbe ( iegt , die bier die gebe aufnimmt. Es hat vor Alters zu der Grafſchaft Dannenberg geboret. Seine Länge beträgt 3 , und ſeine Breite 21 Meilen. Es bes ſteht theils aus Marſch - theils aus Geeſtlande. In den Marícgegenden ifi guter Uckerbau, Hornvieb - und Pferde zudt, man bauet auch dafelbſt etwas Flachs und Banf. Die Geeſt gehöret zum Drawản , und,beſteht theils aus Heide, theils aus Sand ; der Uckerbau iſt darlbſt gering, bingegen hat man gute Bienen - auch Schaf- und Dorns viebzucht. Die Gårde iſt ein anſehnlicher Wald von Eichen, Bichen und anderen Bäumen , welcher 4 Meilen im Umfange, und eine ſtarke Wildbabn bat. An der Oſt . feite deffelben iſt ein tonigt. Jagdſchloß und üblagerge baude . Die Einwohner des Amtes ſind wendiſcher Her kunft . Von 1566 bis 1671 bat diefes Amt der dannen , berziſchen Linie des Hauſes Braunſchweig und Lüneburg zugebåret. Es begreift : 1 ) Sitjader , ein kleines amtrafiges Städtchen auf eis ner Inſel in der Jeße , welche nicht weit von bier in die Elbe fließt. Der Amtshof iſt ebedellin ein Soloft und fürſtlicher Wobnfig geweſen. Herzog Hug'iſt, welcher hier zulegt gewohnet hat, und von hier nat Wolfenbüttel ges zogen iſt , legete biefelbft in einem runden Shurme eine Båders
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Bücherſammlung an , welche ſchon auf 8000 Bande ana gewachſen war, als ſie nad Wolfenbüttel gebracht wurde . Faft mitten im Stadtchen iſt das königl . Elbjodhaus, mos felbſt der wichtige Zoll in lauter Speciesgelde bezahlet wird. Es wird bier jährlid auf Gallentag ein großer Tauſchmarkt gehalten , auf welcem die Marſchleute ihren Weizen , Gerſte, Bobnen und Erbfert, an die Geeſtleute gegen Roggen und Buchweizen vertauſchen , da denn zur gleich von denen aus den umliegenden Aemtern mit Ges treide bieber gekommenen Leuten ein gewiſſer Preis des Getreides verabredet wird , den man im Handel eine ge faume Zeit , und bisweilen das ganze Jahr bindurch , bez obachtet. Dieſer Drt tömmt in des Herzogs und Pfalz grafen Heinrichs Urkunde von 1203 , über ſeines Bruders . Herzog Wilhelms Erbtheil , unter den Städten vor, und wird sedess & ere geneunet. Dynweit der Stadt; fångt an der Jelle ein Berg ang pelder rich bis an die Elbe erſtrecket , und der Schloß: und Weinberg genennet wird , weil vor Alters ein Schloß darauf geſtanden hat, und bis 1713 Wein darauf gebauet worden iſt.
1 2) 57 Dörfer, unter welchen die Pfarrdörfer Bareng dorf und Rieberau find. 3) In dem obnweit Hißacter belegenen adelichen Dorfe Dotzingen ſind 2 Rittergåter, der adelichen Familie von Higacker zugebdrig. II . DAS Amt Dannenberg, welches an der Elbe und Seße liegt , und ungefäbr 8 Meilen im Umfange hat. Die Jebe tbeilet es in 2 Gegenden ; diejenige, welche zwiſchen der Elbę und Jeße liegt , iſt Marſbland , hat aber dochy auch Sand- und Heide - Striche ; hingegen die Gegend, welche von der Jeße an gegen Beſten liegt, iſt Heide und Sandland , und ein Sheil vom Drawán . Unter Drawin wird der Strid landes verſtanden , welcher zwiſchen den Städten Dannenberg und fucbau und dem Pfarrdorfe Rofcbe ift. Er bat den Namen von dem wendifchen Worte Drawa , welches Holzung oder Wald bedeutet , die ebes malige Waldung aber iſt größtentheils ausgerottet wordett. PPPP PPP 4
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Er wird in den Ober- und Unter Drawán eingetheilet, ju jenem geboren die Kirchſpiele Zebelin und Eruma el, die Bogtey Kiefen , und was von dannen bis gen Reſide liegt ; zu dieſem geboren die Kircbſpiele Clenz, Zeeb, Cůſten und Satemin. Die Einwohner ſind wendiner Herkunft, reben aber beutiges Tages die wendiſche Sprace nidt mehr , nachdem ihnen der Gebrauch derfelben verboten worden , ibre deutſcbe Mundart untericheidet ſid aber von den benachbarten in interfchiedenen Stücken , f. E. darinn, daß fie den Buchſtaben h in den donon anfangenden Wers tern nicht ausſprechen , bingegen ihn anderen mit einem Porale anfangenden Wörtera vorreben. Weil der Boden in dieſem zum Drawan gehörigen Striche Landes des Umres Dannenberg dürre , und an Wafer ein Mangel iſt, ſo iſt auch der Ackerbau und die Biebzudt biefelbſt gering . Die Lucie iſt ein großer moraftiger Wald , deſſen Holzung nicht ſehr erbeblich ist. Die Ausfubre des Amtes beſteht in Donig, Wads, Wolle , Hopfen und Leinewand. Es iſt dieſes Amt die eigentlide Grafſchaft der Grafen von Dannenberg (von welten oben bey der Stadt dieſes Nas mens gehandelt worden ) geweſen, welche ſie, wie es ſcheint, durch Bezwingung der Wenden erbalten baben . In dems felben find 66 Dörfer , und 10 Borwerte und Soafereyen . Die Farrdörfer find Breſelenz, Damnag, Langendorf, in deſſen Gegend ebedeſfen aus einem Sandberge an der Elbe Alaun gegraben worden , und Quideborn . Bey dem landesverrſchaftlichen Vorwerke Gümſe , eigentlich Gůmits , iſt der Gůmſer See. In dem Dorfe pretgege war vor Alters ein Schloß , ' , 12. Das Umt Lůcho, welches an der Jeße und Dums me liegt , find zu den wendiſchen Bauen (pagis) Drawản, Geyn oder Chein , Lennigau und Yering oder Qering gehöret. Die Einmobner ſind wendijcher Herkunft. Von den ehemaligen Grafen von Lücho und ihrer Grafichaft, zu welcher diefes Amt geboret hat, iſt oben bey der Stadt Lücho einige achricht zu findin. Das Umt begreift 142 Derter , von welchen aber 21 mit dem Amte Wuftro in Anfehung der Contribution gemeiuſpaftlic find. Die merkipürdigſten ſind » Die
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2437 1 ) Die Pfarrdörfer Crumaſel und Zebelin , im Obers Drawán. Das Dorf Zebelin gehöret zum Tbeile zum Amte Wuſtro. 2 ) Clenze , ein Flecken, und 3) Die Piarrdörfer Cůſten, Satemin und Zeets, (der: ſen Kirche mit der bulißiben vereiniger iſt ) im Unters Drawen. 4) Bulits, ein Pfarrdorf im Geyn. 5 ) Rebensdorf und Woltersdorf, Pfarrdörfer im Tes ring oder Bering. In dem zweyten ſind 2 Rittergåter. 6 ) Predóhl , ein Pfarrdorf in Lennigau. 7) Wartbeck , arbede;, Warpke , ein ebemaliges Schloß, von welchem noch einiges Mauerwerk zu feben iſt. Von demſelben ſind die ebemaligen Grafen von Wart. beck und ihre Grafſchaft benannt worden . Graf Bermann ſtiftete 1161 das Klofter Diftorf oder Diſtorf, welches in der alten Mark belegen , und noch vorhanden iſt. 1388 wurde das Sdlog Wartbed vom Herzoge Heinrict , Sohn Herzogs Magnus mit der Rette, bewohnet. Das ehes malige !nit dieſes Namens iſt mit dem Umte fůcho vers einiger worden . 8)Bergenan der Dumme, ein Flecken, welcher vor Alters zu der Grafſchaft Wartbed geboret bat. 9) Die Pfarrbórfer Plate und Pretzel. 13. Das Amt Wuſtro, welches an der Jebe und Dum me liegt, und zu den wendifchen Gauen Drawen, Geyn und Zering oder Qering mit geboret ; bat einen ſehr moraftigen Boden, aber gute Holzungen. Die Einwohner, welcbe wendiſder Herkunft find, ernábren ficb vom Ueters und Flachsbaue, und von der Biehzucht. Es wird hier piel Leinewand gewebet , und nach Hamburg gebracht. Das Amt iſt ebedeſfen ein geſchloſſenes adeliches Gericot derer von Wuftro geweſen , und 1615 nach Abgange der's felben dem Landes - und Lehnsherrn eröffnet , und zu einem Umte gemacbet worden. Es gebåret zu der Grafſchaft Lücho , und begreift 1) Wuſtro , ein kleines Städtden , burc weldes die Jebe und Duume fließen , und ſich alsdann vereinigen , Pppp PPP S
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Der niederſächſiſche Kreis.
Es hat einen Magiftrat, ſteht aber unter dem Amte. Das pieſige Schloß war ebederſen befeſtiget . 1645 und 91 iſt der Ort abgebrannt, aber ganz regelmäßig wieder aufges bauet worden .
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2 ) Die Sausvogter, welche einen Theil vom Geyn enta Hålt , deffen beim Umte Lůco gedacht worden iſt. Es geboren 20 Dörfer dazu , voit welcben i in Anſebung der Contribution mit dem Almte fucbo gemeinſbaftlich find, als , die Pfarrdörfer Rebenſtorf und Woltersdorf. 3) Die Amtsvogtey Kiefen , zu welcber das in : Gebolje angenehin belegene Vorwerk Biefen , und 16 Dörfer ges bören , von welchen io in Anſebung der Contribution mit bem Umte fucbo gemeinſchaftlich find, als, das Pfarrdorf Jebelin . 14. Das Amt Schnadenburg, welches an der Elbe liegt , und nur einen einzigen Drt bat, nämlict den Fleden Schnackenburg, bey welchem der Flus Uland in die Elbe geht. Es ift hier der erſte curbraunfitweigiſche Elbzoll, Die Einwohner ernähren fic größtentheils von Handlung und Schiffahrt. Der Flecken hat zwar weniges , aber fructbares Aderland, weldes guten Weizen trägt. Dies fen Ort haben die lüneburgiſchen Herzoge Heinrich und Bernhard 1390 den Markgrafen von Brandenburg weg genommen , feit welcher Zeit er beym Fürſtentumefúne. Burg geblieben iſt. 15. DAS Amt Oldenſtadt, welches aus den Güternt cines ehemaligen Kloſters entſtanden iſt, welches im roten
Jahrt. zu einem Benedictiner Nonnentloſter geſtiftet, 1142 aber in ein Ciftercienſer Mönchenflofter , und 1531 in ein Amt verwandelt werden , enthält 70 Derter , pon welchen aber viele in smehung der Contribution mit anderen Uenitern gemeinſchaftlich fluid , und wird in 5 feiſte oder Peeſte, das ift, Untervogteren , abgetheilet. Die merk fpürdigſten Derter ſind 1 ) Oldenſtadt, ein Pfarrdorf, und der Siß des Amtes, woſelbſt ebedeffen das Kloſter geweſen iſt. Es liegt nahe bey Uelzen , an der Wipperau, und bat anfänglich Ulles heim , oder zuſammengezogen Uelſen , gebeißen , fchon gegen
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gegen das Ende des izten Jahrb.aber wurde es oſt Viden : (Alts ) Hellefen und hingegen die benachbarte Stadt Los wenwold wurdemien - (Neu-) Uellefen genennet, endlich Oldenſtadt aber hat das Kloſter ind Dorf den Nan oder Altenſtadt, und die Stadt Löwenwold den Namen Ueiſen oder Uelzen bekommen . 2 ) Das Pfarrdorf Leembke oder Leimbke. 16. DAS Amt Jedingen , welches an der Elmenau liegt, 3 Meilen lang , und 24 M.breit iſt, beſteht größtens theils aus Heide und Sand - Land , hin und wieder aber iſt der Boden beffer. Die Einwobner Baben ihre vor's nehmſte Nahrung vom Baue des Flachſes, weichen ſie wobl bereiten , und der fein iſt. Sieweben auit allerley Reines wande , inſonderheit eine grobe Urt, welche Pechlinnen genennet, und mehrentheils nach Hamburg gebracht wird. Außerdem bandeln fie nod) mit Wolle, Honig und Wachs. Das Amt iſt aus der ehemaligen Probſtey des Kloſters ju Medingen errichtet worden. Die 52 Derter derfelben find ißt unter die vereinigte Haus - und Bevenſer . Voga ter , und 3 Feiſten (Untervogtepen) vertbeilet; einige dies fer Derter aber find in unſebung der Contribution mit den Pemtern Winſen an der Pube und Lüne genieinſchafts lich, und 2.ſind mitgezáblet , weil in jedem ein zu dem Amte Medingen contribuirender Hof iſt. Die merkwürə digften Derter find I) Xiedingen , der Sie des Amtes und des oben bes Tibriebenen Kloſters , liegt an der Elmenau , wiid beſtebe bloß aus den Gebäuden des Umtes , des Kloſters , und denen , fo zii der Pfarrkirche derſelben gehören , wie auch aus einigen Mühlen , und einem Wirthsbaufe. 2) Bevenſen , nach der gemeinen Ausſprache Bahmen , ein Fleden an der Elmenau , obnweit Medingen. 3 ) Alt -Wiedingen , ein Pfarrdorf, tvofelbft das Kloſter zu Medingen 1261 von Werner und Gebhard von Meding erbauet , von hier aber 1324 an ſeinen ibigen Ort ver leget worden ist. 4) Die Pfarrdorfer ,Barum , woſelbſt ein Rittergut iſt, Simbergen , Xómſiedt und Widmensburg. 17. DAS
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17. DAS Amtskoftorf , welches an der großen lånes burgiſchen Seide liegt . Die Bienenzucht wird in den Landen des Churhaures Braunſchweig übwerlich irgends mo ftarker , als bier , getrieben , und ſie giebt in guten Fabren eine Honig - Ausbeute , die viele tauſend Sbaler beträgt. Die 49 Derter , welche zu dieſem Umte gehören , ſind unter 6 Feiſten ( Untervogteyen ) vertheilet. Um merkwürdigſten ſind : 1) kbſtorf, ein anmuthiger Flecken , wofelbſt das oben bercriebene Kloſter , das Amthaus und eine Superintenta bentur ift . 2 ) Alt- sÉbſtorf, ein Dorf, zwiſchen welchem und dem Dorfe Wittenwater (Weißwaſſer ) eine mit vielen Bes gräbnißhügeln angefüllete Ebene iſt, welche inan muth maßlich für den Wahlplaß der fachſiſchen Schlact mit den Normannern im Jahre 880 bålt . 3) Die Pfarrdörfer sanſtedt, Munſter, Wathendorf und Wridel. 18. Das Amt Bodenteich , welches eins der größten im Fürſtentume ift, ind «m eg 18 bis 20 Meilen im um fange bat , i Flecken und 156 Dörfer , darunter aber viele in Anſebung der Contribution mit anderen Hemtern ges meinſchaftlich find , entbålt , auch 13 adelide Siße eins fchließt. Es iſt in 9 Bogteyen und Feifte eingetheilet. Es batzu der Graffpaft Lücho gehörer. Am merkwür:
digſten find 1 Bodenteich , ein Fleden an einem moraſtigen Orte und Landſee, muſelbſt das Amthaus iſt. Er iſt der Stamms Ort der 1666 ausgeſtorbenen adelichen Familie von Boa denteich , welche ihn aber ſchon 1347 an Herzog Wilheim ' ju Lüneburg verkaufet bat. 2) Soffering, ein Dorf an der Harbau, woſelbſt ehes deffen die Landtage der füneburgiſchen Landſchaft gebal. ten worden. 3 ) Die Pfarrdörfer Sollenſtedt, wofelbſt ein Rittergut iſt, miotzen , % 7ęttelkamp, Xoſche, Reglingen, Steder: porf, Suderburg, wofelbſt ein Rittergut iſt, . a. m.
19. DAS
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19. Das Amt Iſenhagen , welches aus der ehemali: gen Probſtey des Kloſters Iſenbagen entſtanden ift, und keine beſondere Dörfer . bat. Von dem Kloſter iſt oben Nachricht ertheilet worden . 20. DAS Amt Knefebed , welches gutentbeils aus des adelichen Geſchlechtes von dem Kneſebect Stammbauſe und deſſelben Zugeböre beſteht, ſo im 15ten Jahrh . den Berzogen zu küneburg heimgefallen iſt. Das Amt wurde 1668 an Otto Groten verfeßet, und blieb eine Zeitlang bey deſſelben Familie. In der piđelinger Seide iſt der Pictelffein und der rothe Berg. Die merkwürdigſten Derter find I ) Kneſebeđ , ein Pfarrdorf, woſelbft das Amta baus ift. 2) Wittingen , ein alter Flecken , welder foon 1012 angebauet , und ſchon 1203 dem lüneburgiſchen Hauſe eigen geweſen iſt. 1639. und 42 iſt er ganz abgebrannt. Es ſind bier 3 Rittergåter , welche denen von dem Knes febeat zugehören. 3) Die Pfarrdörfer Ohrdorf, woſelbſt die Obra ent ſpringt, und Zaſenbeck . 21. Das Amt Kloge, welches ganz von der alten Mart umgeben iſt , außer daß es in dem großen , dicken , moraſtigen und unbewohneten Walde Drômling von welcbem ein Stück dazu gehöret, an das Herzogtum Mags deburg grenzer . - Es iſt ungefähr 3* Meilen lang, und 2 Meilen breit , der Boden it tbeils Sand , theils Heide , theils Moor. Die Einwohner bauen Roggen Hafer, Buca weizen , etwas Gerſte und þopfen , haben auch Viehzucpt. Es hat dieſes Amt ebedeffen zu der alten Mart geboret. Churfürfi lubemig zu Brandenburg , überließ es 1344 an 5 adeliche Gerplechter ipiederkäuflich. Noch in eben dies Fem Jahrhunderte bragte einer von Quigo das Haus Klope an ſic ), und nahm aus demſelben Räuberepen vor, welde 1390 von den Herzogen zu Braunſchweig und dem Erzbiſchofe Albrecht zu Magdeburg geſtöret wurden , in deren Gewalt das Haus Klige damals gerieth , und die es gemeinſchaftlid beſaßen . Nachmals , und zwar vers mutlich
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Der niederſachſide Kreis .
mutlich im 16ten Jahrh. ift es ganz an das Fürſtentum Lüneburg gekommen . Es geboren dazu 1 ) Blotze, ein Fleden , an einer davon benannten Hól: zung oder Heide, iſt der Siß des Amtes , und einer Su Perintendentur , zu welcher die Pfarrkirchen dieſes Amtes gehören. 2 ) Breitenfeld, ein Pfarrtorf, welches halb bieber, und balb zur alten Mart gebåret. " Die legtere Hälfte bes fißen die von der Schulenburg und die von Alvensleben. Der Zoll gehåret ganz ans Amt. 3 ) Bakerbec , ein Pfarrdorf, woſelbſt ein Ritters gut ift. 4 ) Noch 4 Dörfer, und das landesherrſchaftliche Pors werk Dolnitz. 22 : DAS Amt fallersleben , welches an der eller liegt, 17 Derter enthält , . und in 2 Gobgrefſchaften abges theilet wird. Dieſe ſind I ) Die Gohgrefſchaft Grevenlah , in welder ( 1) Fallersleben , ein Flecken , welchen die Herzoge zu Lüneburg, Dtto und Wilhelm , 1337 von den Grafen von Woldenberg erkaufet baben Toflen . Das Schloß daſelbit bat Herzog Franz zu Gifhorn erbauen laffen . Es iſt hier der Siß des Umtés und einer Superintendentur. ( 2 ) Die Pfarrdörfer Gattorf, woſelbſt ein Rittergut ift, und Sülfelo . 2 ) Die Gobgrefſchaft Baſenwinkel , in welcher die Pfarrdörfer Seiligendorf , Geindorf , Udifendorf und Rohde, woſelbſt ein Rittergut iſt. 23. Das Umt Gifhorn , welches über 4 Meilen lang und faſt i M. breit ift, liegt auf beyden Seiten der 21 ler , welcbe bier die Ife aufnimmt, wird auch von der Oker gewaſſert. Es beſteht aus 2 Cheilen, welche find I ) Der Beidmarkts Diſtrict. Diefer liegt an der Nordſeite der aller , und beſteht aus Heide, Sand und Moorland, bat Aderbau , Hornvieb - Schaf- und Bienen zucbt, fübret Wolle, Honig, Wados und Garn, und in guis ten Jahren auch etwas Getreide aus. Dabin gehöret Gif
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2443 ( 1 ) Gifhorn , ein Flecken an der Adler , welche unter dieſem Drte die Sie aufnimmt. Es ist hier eine Supers intendentur, und neben dem Flecken liegt ein mit Wallen umgebenes Schloß , welches Herzog Franz 1525 bat ers bauen laſſen . Der Ort war foon 1260 ein Fleden. (2 ) Die Gausoogtey, in welder 9 Dörfer, ein einzelner Hof, eine Mühle, und eine Schaferey ſind. Es liegt auch bieſelbſt das Boldecker Land, den Gras fen von der Schulenburg zur Wolfsburg zugebårig , in welcbem das Pfarrdorf Jeimke und noc 6 Dörfer find . (3 ) Die Vogtey Warenholz , zu welder das Pfarrs dorf Warenholz und quc 3 Dörfer gehören. ( 4 ) Die Vogtey Steinborſt, in welcher die Pfarrdørs fer Steinhorſt und Groß -Deſingen und noch 6 Dörfer. ( 5 ) Die Vogtey Sančensbåttel, darinnen die Pfarr ddrfer Bankensbåttel, in welcem das Kloſter, welches ist zu Irenhagen iſt, eine Zeitlang geweſen , und Sprat : kenfehl, das Dorf Alt - Jſenhagen , woſelbſt das eben ges dachte Kloſter 1243 zuerſt geſtiftet worden, und noch 13 Dörfer. 2 ) Der Papenteich . Dieſer liegt an der Südſeite der Uller, bat in einigen Gegenden einen fruchtbaren Bos den, welcher allerleyGetreide trägt, auf dem Geeſtlaude aber ſind die Feldfrüchte geringer. Die Viebzucht iſt gut. Mit dieſer, mit weichem Holze, welches in Waafeit gebuns den, und nach Braunſchweig gebracht wird, und mit Gars ne, wird das wichtigſte Gewerbe getrieben ; einige Dôrs fer baben auch gute Nahrung von Frachtführen . In dieſem Diſtricte find 43 Dörfer , ein einzelnes Haus, und eine Mühle , unter welchen die Pfarrdörfer Ribbåttel, mit einem Rittergute, Iſenbüttel, auch mit einem Ritters gute, Leifferde, Didderſe, Groß -Schwülper, mit einem Rittergute, 2denbåttel, sepenrode, mit einem Rittergute, Wetmershagen, mit einem Rittergute, und Weine . Das Durf Walle im Kirchſpiele Groß - S @ wülper liegt an der Sdunter, welche hier in die Dater fällt. 24. Das Amp Meinerſen , welches an der Oder und Jahre, welche die ene aufnimmt, liegt , und ungefähr to Meis
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Der niederſächſiſche Streis .
10 Meilen im Umfange bat . Der Boden iſt theils ziems lich gut , theils randig. Die Unterthanen ſuchen ihre Nab rung , nådit dem Acerbaue, an einigen Drten in der Bieb . zucht , an den meiſten aber im Garnſpinnen , wozu aber der Flachs größtentbeils im Bistume Hildesheim getaufer wird . Bep Đånigſen und Edemiffen wird Leer gemacet, und nicht weit von Eddeſſe im Fiſtenberge werden gute Steine gebrochen. Das Umt wir8 in 3 Diſtricte getbeis let, welde ſind I ) Die Saysdogtey, von 7 Dörfern . Dahin gehdret ( 1 ) Meinerſen , im gten Jahrhunderte Meunreſpol, ein Pfarrdorf an der Oder, in welchem das Umthaus ift. Die älteſten Befiger deffeiben ſind die Herren von Meiners fen geweſen, deren Burg, auf welcher ſie gewohnet haben, auf dem ſogenannten Weinberge an der Dcer geſtanden bat. Herzog Otto der Strenge nahm ihnen die Burg, und gab ſie an die von Wenden, weldes 1316 gefcbeben feyn ſoll. Beyde Geſchlechte ſind ausgeſtorben . ( 2 ) Perſe, ein Pfarrdorf. 2 ) Die Vogtey Uetze, von 18 D8rfern , unter wels den die Pfarrdörfer Wege , wofelbft ein Rittergut ift, Sievershauſen , woſelbſt eine Superintendentur und ein Rittergut iſt, und sånigſen .' Bey Sievershauſen wurde 1553 eine Solacht zwiſchen Markgrafen Mbredt von Brandenburg , Churfúrſt Moriß zu Sacbfen, und Herzog Heinrieb zu Braunſchweig gehalten . 3 ) Die Gobgrefſchaft Edemiſſen , von 21 Dörfern , unter welchen die Pfarrdörfer Elze, Dedenhauſen , Eds defle, Edemiffen , Lidenrode, Stederdorf worelbſt die von Oberg die untern Gericote baben , und wipshaufen . 1
zu Ohof, iſt eine Poſtſtation . 25. DAS Amt Burgdorf, welches auf 3 Meilen lang , und auf 2 M. breit iſt, hat gute Holzungen , Acerbau , Bieb- und Bienenzucht, und enthält 1 ) Burgdorf , eine kleine amtſágige Stadt an der Que, welche mit Graben und Wall umgeben ift, aud ein mit doppelten Graben und einem Wale umgebenes Solog und 265 Feuerſtellen hat. Es ift bier eine Superinten bentur.
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2445 dentur. Herzog Dtto bat diefen Drt 1422 vom Bistus me Hildesheim gewonnen, befeftiget , und die Einwohner durd die Bauern aus einigen verwüſteten Dörfern ders mehret . Er nerinete ihn erſt Burgau, und bernach idur : de er Burgdorf genennet. 1519 wurde er in der Bildesa þeimiſchen Fehde ganz vermiſtet, aber wieder aufgebauer. 1632 brannten die Kaiſerl. das Sotlog ab , 1642 aber ließ Herzog Friderich es neu erbauen, und 1650 dergrof fern. Nachmals baben die Herzoge zu Braunſchweig und fúneburg bieſelbſt ihre Hausconferenzen gebalten. Noch ißt pfleget bier die Communionbergrechnung des Harzes abgenommen zu werden. 2 ) 17 Dörfer , unter welden die Pfarrdörfer Groß Steinwedel und Obbershagen . 26. DAS Amt Ahlden , welches auf beyden Seiten der Aller liegt, welde hier die Leine und Böhme aufs nimmt , 14 Meile lang und 1 Meite breit ift, aus Geeft. Sand- und Heideland beſteht, an der füdlichen Seite der | Aller aber gutes Marſch- und Wiefenland bat. Die Bola zungen beſtehen mehrentheils aus Eichen. Zu Hudemüb len werden Sợiffe gebauet, welợe auf der Uller, Weſér und Leine geben ; es wird auch nach Bremen viel Holz gefidßet, die Einwohner bandeln auch ſtark mit Pferden und Hornyiebe , imgleichen mit Bofle, Honig und Wachſe. Das Amt entbålt 2 Flesten, 12 Dörfer und eine Mübte. Die merkwürdigſten Derter ſind : 1 ) Ahlden , ein Fleden nichtweit von der Aller, an der ſogenannten alten Reine, welde alſo beigt , weil ebes deſſen die Leine Lieber ihren Lauf gehabt bar. Es iſt hier ein Sploß, auf welcbem König Georgs I geſchiedene Ges malinn, Sophia Dorothea, von 1694 bis 1726 gewobnet bat, und das Amtbaus. In hieſiger Gegend zwiſchen der 90er und ſeine bat das Schloß zur Bunkenburg geſtanden , welches der Sin derer von Ahlden oder Alten geweſen iſt. Auf demſelo ben ſoll auch das bunkenburgiſche Junferngericht ur? ſprünglich gehalten worden ſeyn , welches naco Rethem verlezet worden iſt. 2999999 2 ) Sudu 3 36.
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Der niederſächſi
Streis.
2 ) Budemühlen , ein kleiner Fleden an der Aller , woreloft die von Hodenberg 3 Rittergüter und die Ges richtbarkeit baben . Eben diefelben beſigen auch das na : begelegene Rittergut Wiedenbaufen . 3 ) Bierde, Eilte, Grethem und Frankenfeld find Dóider mit Rittergitern . 4 ) Gilten , ein Pfarrdorf mit 3 Rittergütern. Nicht weit von hier fließt die Leine in die Aller. 5 ) Eckelob , ein Pfarrdorf. 27 Das Amt Rethem , weldjes auf beyden Seitent der Aller liegt, 4 Meilen lang und 3 M. breit iſt, an der Aller Warflaub, forf aber Geeft . Sand- und Heidelane , aud Moor enthält . Die Einwohner treiben derbau und Biebzucht, bandeln auch mit Wulle, Honig und Wachs, Das Ant begreift : 1 ) Rethem , ein Städtchen an der Uller, welches aus 5 Theilen beſteht, welcbe find 1 ) das Umthaus , 2 ) die Junkernvorburg oder Junkernſtraße, auf welcher die hier Figen i Burgmanner ihre Wohnungen haben , 3 ) die Amtsvorburg , auf welcher die Amtsvorburger wohnen, 4 ) die Bürgerfdaft, und 5 ) die Junkernvorburg , wels che außerhalb der Stadt von adelichen Gutsleuten bewobs niet wird . 2 ) Walsrode , eine kleine Stadt an der Bšyme, in welcher ein Umtiaus, tas oben beſøriebeiie Kloſter, eine Superintendentur, und 239 contributionspflichtige Bür: gerbäufer find . 1383 war ſie noch ein Dorf, erhielt aber damals Weichbildsgerechtigkeit , und 1450 vom Herzoge Friderich eine Beſtätigung des Stadtrecbtes. 1626 und 1757 erlitte ſie großen Brandſchaden. í 3 ) Die sausoogtey, zu welcher 3 Dórfer und i cinta zelner Hof gehören . Zu Donnerhorft ift ein Rittergut. 4 ) Das Gericht Wabling , zu welchem 7 Dörfer gehören . Kirdi-Wabling iſt ein Pfarrforf. 5 ) Das Gericht Boitzen , ipelches 13 Dörfer begreift. Kirdiboitzen iſt ein Pfarrdorf. 6 ) Das Gericht Cording , zu welcem 16 Dörfer ges Bören. IV. Die
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2447
1 IV . Die Großvogtey Celle , oder das Amt Celle mit denen dazu gehörigen 12 Amtsvogteyen , åber welche ein Großvogt (magnus advocatus) gea Fiket iſt, dazu gemeiniglid) ein Mitglied des geheimen Rathscollegiums verordnet wird. Dieſer Großvogt empfängt ſeine Verhaltungsbefehle nicht von der ko . nigl. und churf. Kammer , ſondern von dem Landega Herrn ſelbſt, an welchen er auch die Amtsvogte und ans dere Bedienten dieſer Vogteyen unmittelbar präſentiret ; doch werden ſie bey der Kammer beeidiget, und aus derſelben wird ihnen ihre Beſtallung im Namen des landesherrn ausgefertiget. Bei der Beeidigung wird. den Amtsvogten und andern Bedienten in dieſen Voge tenen angezeiget, daß ſie ihrem vorgeſegten Großvogte allen gebührenden Reſpect, Gehorſam und Folge in als lem , was er kraft obrigkeitlichen Amtes und Dliegena heit ihnen befehlen werde , zu leiſten hårten. neue allgemeine Verordnungen im
Wenn
ganzen Lande oder
im Umte Celle wegen Kammerſachen gemachet were den, werden ſie, fo viel daf Amt Celle betrifft, durch ein landebherrſchaftiiches Refcript dem Großvegte zur •
Bekanntmachung in den Amtsvogteven zugeſchicket . Er hat auch die Verpachtung im Amte Celle, als Mühlen, Zehenden, Schäfereyen, ? c . zu reſpiciren ; er führet die Aufſicht auf die landesherrſchaftlichen Gca båude in den Amtsvogtenen , und verfüget Verbeſſer rungen, die ſich höchſtens auf 100 Rthlr. belaufen, für fich; er hat die Ober-Huffidit auf die landesherrſchafts iidsen Forſten und Mühlen ; er kann geſuchte Erlaſs fungen an Kamnitergefallen, wenn ſie ſich nicht über 40 Rthlr. erſtrecken , crtheilen , u. f. w. er nimmt auch bie Rechnungen von den Uitsvogten und 2999 999 2
wibrigen Stech
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Der niederſächſiſche Kreis .
Rechnungsführern im Umte Celle ein , unterſchreibt ſie, und ſendet ſie an die Kammer. Was die Gerichts barkeit anbetrifft, ſo ſteht den Unterthanen in den Amtse vogteyen frey , ob ſie ihre Kolagen entweder ummitels bar an den Großvogt bringen , und deſſen Erkenntniß darüber erwarten, oder ſie bey den Amtsvogteyen, uns ter welche ſie oder die Beklagten gefjören , anhångig machen wollen : da denn die Umtsvogte dieſelben uns terſuchen , und die Sachen bey angeſtelletem můndli chem Verhore entweder abthun und vergleichen , oder Der Großvogt rechtlichen Beſcheid darinn ertheilen. fann die bey den Amtsvogteven abgehaltene Protocolle durchſehen, und ſolche nach Befinden confirmiren ober reformiren. Wenn die Partenen mit den ihnen errhei. leten Beſcheiden nicht zufrieden ſind , und die Sache über 20 Fl. Iůbiſch betrifft, können ſie entweder an die Kanzler , 1
oder an das Hofgericht appelliren .
Mit
Criminalſachen hat der Großvogt nichts zu thun , es wåren denn geringe Verbrechen , die vor dem landges richte abgethan werden können. Die in Celle befind: lichen landesherrſchaftlichen Hof . Stall- und Jagdbe. diente, und die Amtsvogte, haben vor dem Großvogte ihren erſten Rechtsgang. Wenn er bey den Landge. richten, welche in den Umtsvogteyen gehalten werden, gegenwärtig iſt, hat er die Direction bey denenſelben. Es folgen nun die Amtsvogteren ſelbſt. 1. Die Burgvogtey Celle liegt auf beyden Seiten der Aller, welde bey der Stadt Celle , und zwar hinter der Neuſtadt, die Fuhſe , und zwiſchen Celle und lachtens bauſen die Lachte aufnimmt. Der Boden iſt mebrents theils Heide , Sand und Torfmoor, in einigen Gegendent aber iſt er gut und fruchsbar. Zu der Burgvogter gehören 1 Die
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle. 2449 1 1) Die Vorſtådte vor der Stadt Celle , nämlich (1) Vor dem Wefter - Celler Thore ſind die wohlges bauete euſtadt, die alten Säuſer , die neuen åuſer, die Trift, der Bullenberg und die bannoveriſche Heer : ftraße. Das merkwürdigſte in derſelben iſt das Zuchts baus, welches auf Koſten der lüneburgiſchen, calenbergis rohen , grubenbagenſchen , bopaiſchen und diepholziſchen Stände erbauet iſt, un erhalten wird ; die neuſtábter lu theriſche Pfarrkirce, zu welcher '100 Häufer von den fos genannten alten und neuen Häuſern geleget worden ; der deutſche Jägerbof , und der landesberrfbaftliche Pferdes ftall und Garten , wofelbſt die zum Landgeftůte gehörigen Hengſte qufbehalten werden. (2) Vor dem Altenceller Thore ſind der Kreis , die Blumlage und die Maſch , worinnen überhaupt 235 Häuſer find . Man findet hier die blumlager Pfarrkir de, das Invalidenbaus zu S. Wilhelm , weldes Herzog Georg Wilhelm geffiftet , auch der Landdroſt Stechinelli dotiret bat, das Hoſpital zu G. Georg, welches unter der Aufficht und Verwaltung des Magiſtrats der Stadt Celle ſtebt, den tonigl. großen ſogenannten franzöftſden Garten, welcher anmuthige alleen von Lindenbäumen bat, und den tonigl. kleinern fogenannten italiäniſchen Garten.
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(3) Por dein sehlenthore ſind die Gärten mit ihren Häuſern und den übrigen Wohnungen , welcher Käufer überhaupt 188 find. Man findet daſelbſt das unter der Auflicht und Berwaltung des Magiſtrats zu Celle ftebenta de Hoſpital zu S. Annen mit ſeiner Kirche, deren fich auch die Beratung bedicnet , das 1757 abgebrannte Wais ſenbaus, über welches ein vermiſchtes Collegium von 2 Hofrathen, dem Generalſuperintendenten, Bürgermeiſter, Kanzlev , und Stadtfecretår die Aufriche hat , und von 2 Proviſoren , welche der Magiſtrat porſchlägt, verwaltet wird , und endlic eine Kapelle bey dem Bürger - und Soldatens Kirchhofe. 2 ) Weſter - Celle, ein Dorf, welches in die Stadtkirche zu Celle eingepfarret iſt. 3 ) Altens 29199993
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Streiß.
3) Alten - Celle, ein Pfarrdorf, eine ſtarke Meile vont der Stadt Celle entlegen . 4 ) Groß - Sehlen , ein Pfarrdorf, eine kleine Viertel Spieile von der Stadte 5) Die Jágerey, ein einzelner freyer Hof, zwiſper Bus ftede und Scenen. 6) Noch 16 Dårfer. 2. Die Umtsvogtey kicklingen , welche an den Fluffen Aller , Dder und Fubre liegt, ungefähr 3 Meilen lang, und 1
Meile breit iſt. Der Boden iſt in den meiſten Gegenden fandig, in einigen aber moraftig. Bom Ackerbaue können die Einwohner ihre Hauptnabrung nide baßen , welche die daber in der Viehzucit, in der Garns fpinnerey), und in Frachtfuhren fucten. Die Umtsvogter enthält 1) Wienhauſen, ein Pfarrdorf an der Aller, welche ſids hier in 2 Arme theilet, davon einer weſtwarts , der ana dere aber durch diefes Dorf fließt, beyde aber einige 100 Schritte unterhalb rich wieder vereinigen . Es iſt Bier ein landesberrſchaftliches Schloß mit einem Garten , eix landesherrſchaftlicher Probſteyhof, und das oben beſchries bene Klofter. 2) Groß- skicklingen , ein Dorf , wofelbft der Amts . hof iſt. 3 ) X7ienbagen , ein Pfarrdorf mit einem Rittergute. 4) Wabtlingen , ein Pfarrdorf mit 2 Rittergüterit, wels de mit dem bieſigen geſploffenen adelichen Gericbre eis nerlev Beliger baben . 5 ) Brođel, ein Pfarrdorf , woſelbſt ein langer Steing damni iſt, über welchen die Landſtraße von Selle-sach Braunfibweig geht, daber auch bieſelbſt 3011 - id Weges geld entridtet wird. 6) Langlingen, ein Pfarrborf mit 2 Rittergütern, liegt an der uger . 7 ) Xüden an der Aller, ein Pfarrdorf, nabe bey wela dem das Rittergut zur Diechorſi liegt. 8 ) Noch 16 Dörfer und ein landesverrſchaftliches Forſtbaus.
9) Dec
Das Fürſtentum Lüneburg oder Celle
2451
9 ) Der Pal Sieversdamm , woſelbſt Zoll - und Wege. geld entrichtet wird. 3. Die Amtsvogtey Ilten , welche 2 Meilen lang und i Meile breit iſt. Sie bat mebrentheils einen frucht. baren Boden. Dieſer Umrsdiſtrict hat von alten Zeiten ber im freyen gebeißen , fo wie ſich auch die Einwohner deſſelben die freyen nennen , und alſo genennet werden. Sie haben bey ihren Wohnungen entweder Eb - auct febnland , oder ſie befiten ihr Land il Sind - 2nd Wieners recht, ſind von ordentlichen Herrenbieniten frey , and bea recbtiget, in ihren Feldmarken zu jagen , dürfen auch Bier brauen und Branntemein Brennen . In der ganzen Amts yogtry find 14 Dörfer , unter welchen die Pfarrdörfer Ils ten, Gehnde, Lehrte , Nethmar , worelbſt ein Rittergut ift, Seimar und Sarber, find. 4. Die Amtspogrey Burgwedel, welde vor Alters cine Graffitaft geleſen zu reon iceint, Sie begreift I Groß : Burgwedel , ein Pfarrdorf, woſelbſt das Amthaus und ein Rittergut iſt. 2 ) Engeſen, ein Dorf, woſelbſt eine Poſtſtation iſt. 3 ) Iſenbagen, ein Pfarrdorf, welches auf 1 Meile lang ift, und in 4 Bauerſchaften getbeilet mird , welche Find der Farfte, die Kircherbauerfbaft, der Niedernhagen und die Hobeborſt.
1
4) Wetmar und Kirchhoff , Pfarrdörfer , und noch 7 Dörfer. 5. Die Amtspogtey Siffendorf , welche an der Wieße liegt , durch welibe ſie von der vorbergebenden Amtsvegter getrennet wird . - Sie iſt ungefähr I Veile lang und Meife breit , hat einen theils bergigten, theils fandigten und freinigten , theils moorigten und fumpfigen Boden . Die Einwohner handeln ſtark mit Pferden , Odha fell , gemåffeten Schreine und Durbweizengrüße , und brennen Branntewein ; fie haben aucb Honig , Backs, und von ilren Schafen ctwas Wolle. Zu der Umtsvoga tew geboren 24 Dorfer , unter welchen die Pfarrt8rfer Bifendorf, woſelbft das Amohaus iſt , mellendorf, Brelas 2999 9994
1
2452
Der niederſächſiſche reis.
Breblingen und 2bbenſen find. Bey dem Dorfe Jd. borſt iſt ein Softbof, zum Sdlage genannt. 6. Die AmtsvogteyEnel liegt an der Aler , es bes rübret auch die Leine 2 Dörfer derſelben. Sie iſt eine Meile lang und breit, ihr Boden ift theils moorigt, theils und vornehmlict fandigt , und es giebt nur febr menig Kleyland . Man balet nur Roggen , Hafer und Bucha weigen . Nur an der Leine find gute Dieſen , daber die Biebzucit ni (it wichtig iſ . Su der Umtsvugten geboren II Dörfer, unter welchen seffel, das Pfarrdorf Schwarma ſtedt, wofelbſt 5 Rittergiter ſind , und Bothmer, woſelbſt die adeliche Familie von Bothmer 3 Rittergüter und eis ne eigene Kirde mit einem beſondern Prediger hat. 7. Die Amtsrogtey Winfen an der Aller , welche 2 Meilen lang und 1 Meile breit iſt. Der Boden iſt
1
Heide und Sand , und trägt vornehmlich Roggen und Budweizen. Man bat auch Schafwolle, Honig und Bacs. Zu der Amtsvogtey gehören 18 D &rfer , 2 eina zelne Rittergüter , ein einzelner Hof, und ein Forſthaus. in dem Pfarrdorfe Winſen an der aller ft das Amta baus und ein Rittergut. 1388 verloren die Sachſen und lüneburgiſchen Bürger bey dieſem Orre eine Søladt wi der die Herzoge Frideridt und Heinrich , bebielten aber doch das Dorf, derinnen die Lüneburger 1389 ein Schloß Bey baueten , welches die Herzoge 1396 abbrannten. Wolthauſen iſt in der Derze ein landesherri aftlicher fachefang. 8. Die Amtsoogtey fallingboſtel, welche in der ſog genannten Seidmart am Fluje Bobme liegt , febr bers gicbt iſt, und toeils einen ſteinigten , theils moorígten, theils fandigten Boden, auch viele Heide bat. Der Uders bau liefert den Eimpobnern nicht binlängliches Getreide, und für ihr Bieb baben ſie nicht binlangliches Heu , da ber ſie , was ihnen an beyden mangelt , größtentbeils aus bem benachbarten Amte Ahlben bolen. Hingegen haben fie gute Holzungen von Eichen , Büchen , Tannen und Führen , und bandeln fomol mit dieſem Holze, als mit Wolle , Honig , Wachs , Bieb , Budweizengrüße und Wachola
Das Fürſtentum Lüneburgoder Eelle. 2453 Bacolberbeeren . In der Amtsvogtey Find 30 Bauers fchaften , zu welden , wegen der vielen einzelnen Hófe, 49 benamte Derter geboren . Die merkwürdigſten Derter ſind folgende : 1) Fallingboſtel, der Siß der Amtsvogtey , hat eine Pfarrkirche. 2 ) Zwiſchen Südboſtel in der Bauerfcbaft Oberndorfs mart , und Lobe in der Amtsvogtey Bergen , fieben auf einem kleinen Serge die ſogenannten 7 Steinh & aſer, wels che aus großen rauben Kiefelſteinen befteben , die oben mit einem großen platten Steine bedecter find. Jedes ders felben hat 9 bis 12 Schube ins Gevierte , und iſt 5 bis 6 Sqube boch. Sechs dieſer Häuſer ſind eingefallen, eins aber fteht noch aufrecht. Sie rühren aus dem beidnia fchen Altertumie ber. 3 ) Dorfmark iſt vor Alters befeſtiget und ein Fleden geweſen. Es find bier eine Pfarrkirche und 2 Rittergåter. 4 ) Oſterholz , Důshorn , woſelbſt ein Geſundbrunn geweſen iſt, und meinerdingen , baben Pfarrkirchen. 5) Die Baueridaft Porbrůđe iſt eine Vorſtadt der Stadt Walsrode. 6 ) Das Rittergut Wenſe im Kircſpiele Dorfmart ift das Stammbaus derer von der Benſe. 9. Die Umtsvogtey Soltau, in welcher die Bohme entſpringt, iſt 21 Meilen lang und kleine Meiten breit, Der faft überall mit Heidekraut bewachſene Boden trägt nicht ſo viel Getreide , als die Einwohner nötig haben ; fie bandeln aber mit Bieb, Wolle, Wachs, Dieblen, Latten , und hölzernen Löffelu , von welden ganze Fuder nach Bremen und Hamburg gefabren werden , und aus Sola tau wird nach eben dieſen Stadten kleines Seetud ge bradt. Es ſind einige Torfmoore vorbanden. Der for genannte Stůbeckshornerwald iſt febr verwüſtet worden , wird aber nun mit großem Fleiße wieder bepflanzet. Zu der Umtsvogtey gehören i Städtchen , 21 Dörfer und 22 einzelne Hofe. Man bemerke 1) Soltau , ein Städtchen , beym Zuſammenfluſſe der Es hat 132 Häufer, und einen Bobme und Soltau. 2999 9995 Magiftrat,
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Der niederſächſiſche Streis .
Magiſtrat, iſt aber ainträfig. In die hieſige Pfarrkirche. iſt das ganze Umt eingepfarret. Die meiſten Einwohner find Tuchmacher , und verfertigen Futtertuch , das ſoges nannte kleine Seetuch und Halblinneazeug. Bey diefem Drte wurde 1519 die in der Braunſchweigiſchen und Hildesheimiſchen þiſtorie beſonders merkipürdige Sdladt zwiſchen den Herzogen Erich von Calenberg und Heinrich von Wolfenbåttei auf einer , und H. Heinrich von Lünes burg und dem unrubigen Biſchofe Jobann von Hildesheim auf der andern Seite , gehalten . 2) Ståbedshorn oder Stipsborn , ein freyer Sattel bof , welcber feine 1699 vom Herzoge Georg Wilhelm ers baltenen Borzige und Gerechtfame der Meynung zu dan ken hat, daß er der Stamin - Drt Herzog Hermanns von Sacſen, des Grafen Billings Sohn , feys. 10. Die Umtsvogtey Bergen , welche 24 Derter ents balt. Die merkwürdigſten ſind 1) Bergen, ein Pfarrdorf, welches in des Herzogs und Pfalzgrafen Heinrichs Urkunde von 1203 , über das Erb theil ſeines Bruders Withelms, unter die Städte gerecnet wird . Es iſt bier ein Rittergut . 2) Witzendorf, ein Pfarrdorf an der Wiße , woſelbſt eine Poftitation und Rittergåter find . 3) Die Pfarrbörfer Sohne und Sålze. 4) Everſen, ein Dorf mit 2 Rittergütern. 11. Die Umtsvogtey Germansburg liegt an der Derze, welche, nachdem fie obnweit Hermansburg durch die Wibe, Brunau und Weſerbad verſtärket worden , kleine Floſte trågt . Der Boden beſteht aus Heide ; da nun der Äders bau und Wieſenwachs wenig erbeblich iſt, bingegen die Holzungen von Tannen und Fuhren defto anſehnlicher ſind, fo ernähren fidoi die Einwohner vornehmlich vom Holz Faudel , indem ſie viele Diehlen ausfübren , von der Bienelis und Schafzucht. Zu der Umtsvogtey gehören 7 Bauera "cbaften. Zu Bermansburg , cinem fcbon 1058 erbauet gewefeuen Orte , woreloft das Amtbaus und 3 Ritters guter find , und zu múden an der Oerze, find Prarra kirchen . 12. Die
Das Fürſtentum Lüneburg oder Eelle. 2455 12. Die Umtsvogtey Beedenboſtel, welche 31 Meis len lang und 3 m. breit iſt. Der Boden ift Heide und Moor ; da er nun nicht ſo viel Getreide trägt, als die Eins wobuer nöthig haben , ſo legen ſie ſich vornehmlich auf die Hornvieh - Schaf - und Bienenzucbt, und handeln mit Wolle, Honig und Bads. Die Lachte , welche aus der Amte Gifhorn kommt, empfängt hier die Lutter und Wſchau. Die Umtsvogte enthält 31 Dörfer und 3 Hofe. Um merkwirdigften find : 1) Beedenboſtel, ein Pfarrdorf, woſelbft das Amta þaus ift. 2) (Erdhe, ein Pfartdorf. 3 ) Weihauſen , ein Dorf mit einem Jagdſchloffe, weta des Helyog Chriſtian Pudewig erbauet bat. 4) Eldingen, ein Pfarrdorf mit 3 Rittergütern derer von der Wenſe, welche auch in den Dörfern 5) Bargfeld und Wohlenrode Rittergåter haben , nåma lich in jedem eins. 6) Sobnhorſt, ein Dorf mit 2 Rittergütern derer vor Hobnyorſt. V. Folgende geſchloſſene adeliche Güter. 1. Dag geſchloſſene Gericht Garto, welches an der Elbe liegt , und vor Ulters die von Garto zu Beſigern gebabt hat, welcbe es an die von der Schulenburg , diefe aber mit Genebmbaltung der Herzoge zu Lüneburg 1360 an den Johanniter Drden fiberliegen , welcher noch 1428 im Beſige derfelben war. Von dieſēm kam es an die von Jage, von Wenkeftern , von Bülo yon der Scaehe, von welchen 4 Familien es die Freiherren von Bernſiorf era balten baben , und es noch befißen . Außer dem Flecken Carto gehören unterſchiedene in Amte lůcho belegene Dörfer baju, aks, Klein -Breſe, Carſo, Crautze, Gédélitz, Gorleben , Marleben , 47ehrmitz, Tobringen , Groß Trebel und Polzendorf. 2. Das geſdhlofene Gericht Brome, welches an der Dhre liegt, und ein Stief des moraſtigen Waldes Drom : ting enthalt. Es kommt ſchon in des Herzogs und Pfalz grafen Heinrichs Urkunde von 1203 über das Erstbeil feines
2456
ſche
Der niederſächſi
Streis .
feines Bruders Wilhelms vor . Im Anfange des 13ten Jabrb . hatte es ein Adelider von Karo inne , zu deffen Zeit Erzbiſchof Ylbrecht zu Magdeburg das Sdlog Bro me 1219 zerſtörete, bernadi befaß es einer von Brome, bierauf tam es an die von dem Knefebedt , und im legten Biertel des 16ten Fabrb. an die Frenberren von Bartensleben. 418 Gebbard Werner von Bartensleben 1742 ſtarb, tam es vermittelit Anna Cathrina Adelheid von Bartensleben , Gemalinn Adolph Friderichs, Grafen von der Schulen: burg , an das gråflict - ſchulenburgiſche Haus, wolfsburs giſcher Linie. Die dazu gebörigen Derter ſind : 1) Brome, ein kleiner Flecken an der Dhre, mit einem abelichen Hauſe. In der oben genannten Urkunde von 1203 wird er eine Stadt genennet. 2) Die Dörfer Altendorf, Benits, Croje, hra, Lekin , Voize, Wiswedel und Zicherie. 3: Das geſchloſſene Gericht derer von Weyen liegt gleidt neben den vorbergebenden und beſteht aus dem adelichen Sige Fabrenborſt und Dorfe Tulo, nebſt einer Holzmüble. Die Einwohner zu Tulo baben ein Untbeil am Drømling . 4. DAS geſchloſſene Gericht wahtlingen , in dem oben in der Amtsvogtey Eidklingen angeführten Pfarrdorfe Wabelingen , baben , nach Abgange derer von Dageförde , die von Lüneburg erhalten ..
Das Grubenhagen .
Fürſtentum .
1.
Fine Abbildung dieſes Fürſtentumes, die aber zu klein , Eine fehler - und mangelhaft iſt , findet man auf den Landcharten , welche das Herzogtum Braunſchweig vorſtellen .
Von dem Harze,
Fürſtentume gehöret ,
in fo weit er zu dieſem
auch von dem Churhauſe mit dem
Das Fürſtentum Grubenhagen.
2457
dem Hochfürſtl. Hauſe Braunſchweig und Lüneburg ge. meinſchaftlich beſeſſen wird , haben die homanniſchen Erben eine ziemlich gute Charte geſtochen , welche im Atlas von Deutſchland die 116te iſt. $ 2. Es iſt von dem Fürſtentume Calenberg, Für: ſtentume Wolfenbüttel, der Grafſchaft Wernigerode, dem Fürſtentume Blankenburg, der Grafſchaft Hohn ſtein , Herrſchaft Klettenberg und dem Eichsfelde uma geben , und einen abgeſonderten Theil deſſelben umge: ben die Fürſtentümer Calenberg und Wolfenbüttel, und ein Stück des Bistumes Hildesheim . § 3. Es giebt zwar in den Hemtern Rotenkirchen, Salz der Helden, Catlenburg und Radolfshauſen ziems lich fruchtbare Aeder, welche Weizen , Roggen , Gerſte, Hafer,
Bohnen , Erbſen und Buchweizen tragen ; allein weil der größte Theil des Fürſtentumes bergigt iſt , in den an den Harz grenzenden Gegenden wenig, und auf dem Harze gar kein Getreide wåchit : ſo iſt
überhaupt der Getreidebaụ nicht die Hauptſache in dieſer Sandſchaft, ſondern ſie hat vielmehr , und infonderheit das Amt Scharzfels und der Harz, Zufuhre von Geo treide nöthig. Der Flachsbau iſt in den meiſten Alem tern beträchtlich , und nebſt ſeiner Verarbeitung zu Garn und Leinewand, ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner. Die Hornvieh- und Schafzucht iſt in einigen Aemtern ziemlich gut.
Weit wichtiger und ein . tråglidher , als alle angefüßrte Producte , ſind die an. ſehnlichen Waldungen und vielerlen Mineralien. Die Wålder beſtehen aus Eichen , Büchen , Tannen, Ellern und Birken . Die Mineralien ſind vornehmlich Schie. fer, Kalkſtein, Marmor , Gipsſtein, Alabaſter , einige Salz, Zink , Schwefel, Kobold ,
Jaſpis . Arten , Sandſtein ,
)
2458
Dep niederſächſiſche Kreis.
Kobold , etwas Gold , viel Silber, Kupfer, Eiſen und Bler. Der Barz , ( Silva Hercynia ) an und auf welchem die wichtigſten von dieſen Mineralien zu . finden ſind , und weldier zum Theile hicher gehöret , iſt ein waldigtes Gebirge , welches ſich aus des Fürſten: tumes Wolfenbüttel Amte Langelsheim und der Gegend von Goßlar , durch den oſtlichen Theil des Fürſtens tumes Grubenhagen , einen Theil der Grafſchaft Wer. nigerode und des Fürſtentumes Blankenburg , bis in die Grafſchaften Hohnſtein und Stollberg , und bis Harzgerode iin Fürſtentume Anhalt , erſtrecket.
Dieſe
Ausdehnung in die Långe betrågt ungefähr 12 , die Breite aber 4 bis 5 Meilen. Der Harz theilet ſich in der Grafſchaft Wernigerode,
woſelbſt der höchſte
daju gehörige Berg , nåmlich der Brocken , iſt , in den Ober und Unter - Harz. Man muß aber / diefe Abtheilung mit einer andern gleichlautenden Einthei. lung desjenigen Antheiles am Harze, welches dem chur. und fürſtlichen Hauſe Braunſdyweig gehöret ,
nicht
verwechſeln , wovon weiter unten genauere Nachricht zu ſuchen iſt.
-
Die Flüſſe , welche das Fürſtentum
Grubenhagen durchfließen , find die Leine , welche hier die Ilme aufnimmt; die Ruime, welche vom Eichsfelde kommt, ben Catlenburg die auf dem Harze entſpringende und durch die Sieber verſtärkte Oder , į und zwiſden Berke und Elvershauſen die auch vom Harze kommende Siſe aufnimmt, und unter Nord Heim in die Leine geht ; und die Oder, welche ohne weit Altengu entſteht. S 4. In dieſem Fürſtentume find a fanzleyfäßige Städte, welche die untern und obern Gerichte haben , und zu den Sandſtånden gehören , 3 Bergſtåbte auf bem
Das Fürſtentum Grußenhageu.
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dem Harze , von deren Verfaſſung hernach in der ges nauern Nachricht vom Harze Bericht erfolgen wird, noch) eine Bergſtadt, welche unter das Umt , in deffen Ilmfange ſie liegt , gehöret , und 3.Flecken . " Hierzu fommen noch 4 mit dem fürſtlichen Haufe Braunſchweig gemeinſchaftliche Bergſtådte auf dem obern Harze , wela che unter dem Communion . Berg - Umte zum Celler felde ſtehen. Die Landſtånde beſtehen aus den Stif. tern St. Alexandri- und B. Mariæ virginis zu Einbeck, aus der Ritterſchaft , die von 9 Rittergütern zum land tage berufen wirb ,, und aus den Städten Einbeck und Oſterode. Auf dem Landtage , welcher ordentlicher Weiſe jährlich einmal , nämlich im Herbſte , und zwar nunmehr wechſelsweiſe zu Einbeck und Oſterode, gehala ten wird, erſcheinen die Seniores der beyden Stifter, 2 Deputirte von der Ritterſchaft , und 2 von den Stådten . - Der Landſchaftsſyndicus thut den Vortrag, die Deputirten ſtimmen darüber , und jener verfertiget hierauf das Protocoll, wovon die Deputirten Coper nehmen.
Land - und Schazråthe ſind hier nicht vora
Handen . $ 5. Es iſt in dieſein Fürſtentumekeine andere als die evangeliſch - lutheriſche gottesdienſtliche Hebung ges wöhnlich. Die 41 Pfarrkirchen , welche man in dems felben (oie , ro in den Städten Einbeck und Oſterode ſind , ungerechnet ,) záhlet , ſind unter 4 Superinten . denten vertheilet, über welche ein Generalſuperintens dent geſeket iſt. Die Prediger in den Städten Einz beck und Oſterode ſtehen unter keiner von dieſen Super intendenturen , ſondern die Seniores derfelben haben dasa jenige zu beſorgen , was in den Inſpectionen auf dem Jande den Superintendenten obliegt . Zu Einbeck, Oſterode,
2460
Der niederkich fiſche Kreis.
Oſterode und Clausthal ſind die vornehmſten lateini fchen Schulen, S 6. An den eben genannten Dertern ſind unter . ſchiedene gute Manufakturen , nåmlich zu Einbeck ver . fertiget man Tudy, Flanell, Bon , Tuchraſch, Scha long, Sarſfie , Krepone , Kalamanke, Droguette, Kronraſche, Etamine, Soven , und andere Zeuge, es iſt auch in dem daſigen Waiſenhauſe eine Wollendru cerer ; und zu Oſterode werden auch ſchöne wollene Zeuge nach berliniſcher und englåndiſcher Art gewebet, zu deren Behufe zu Herzberg eine feine Wollenſpiune. rey iſt , weldie der Amtmann Nanne bloß aus patrios tiſcher Geſinnung angeleget hat. An anderen Dertern wird viel flåchſern Garn geſponnen , daraus gewebet.
und Leinewand
Im Amte Elbingerode iſt zum Lucasa
hofe eine Marmormühle, in welcher allerley Geråth . Fchaften und Arbeiten aus Marmor bereitet werden. Auf dem Harze ſind Eiſen - und Kupferfabriken , eine Gewehrfabrik zu Herzberg, und ein Blaufarbenwerk
3
zu St. Andreasberg, man bereitet auch Vitriol, Schwes fel und Galmen . Die Ausfuhre des Landes beſteht in Flachs , Garn , Leinewand , Bauhols, Dielen, Sandſtein, Schiefer, Arbeiten von Marmor , Eiſen, Kupfer, Blen, Salz, Vitriol, Schwefel, Galmen , Zink, blauer Farbe oder Stårke, allerlen Wollenmanufakturwaaren , und feta ten Hämmeln . S 7. Dieſes {and iſt ein Theil des Herzogtumes Braunſchweig, ein beſonderes Fürſtentum aber iſt es geworden , als es Herzog Albrechts des Großen Sohne , Heinrich dem Wunderlichen , zu Theile ward , deſſen månnlige Nachkommenſchaft 1596 erloſchen iſt.
Ich
habe
Das Fürſtentum Grubenhagen.
2461
habe die Hauptveränderungen , welche mit dieſem Für: ſtentume vorgegangen ſind , oben in der allgemeinen Nachricht von den Ländern des Churhauſes Braun ſchweig und Lüneburg fürzlich erzählet, und die Gea ſchichte der einzelnen Stücke vorkommen .
deſſelben wird Kernach
S 8. Im Reichsfürſtenrathe und beym niederſachs fiſchen Kreiſe wird wegen
dieſes Fürſtentumes eine
beſondere Stimme geführet. Der Reidysmatrikular. Anſblag iſt 5 zu Roß oder 60 Fl. S 9. Von den Magiſtraten der Städte Einbeck
und Oſterode , und von den landesherrſchaftlichen Zem tern , wird bloß an die Juſtizkanzley zu Hannover, Zu und nicht an das baſige Hofgericht, appelliret. Dem Ober - Appellationsgerichte zu Celle präſentiret die Sandſchaft einen Rath. $ 10. Die landesherrſchaftlichen unmittelbaren Eins fünfte kommen von den Kammer - Hemtern und Rega. Das Land ( den Harz ausgenommen ) giebt lieu . Licent und Magazinforn.
Der licent iſt 1686 anſtatt
der ehemaligen Contribution eingeführet worden : er trågt aber mehr ein , als dieſelbe ; und nunmehr wird der Ueberſchuß der Landſchaft bey der jabrlichen ordent . lichen Abrechnung herausgegeben. Von ſolchem Ueber. ſchuſſe und von einer geringeren Summe anderer Eins künfte , welche das land aufbringt , werden die land. ſchaftlichen Ausgaben beſtritten, nåmlich die Beſoldung der wenigen landſchaftlichen Bedienten , und eines Ober - Appellationsrathes beym Ober . Appellations gerichte zu Celle , der Beytrag zur Unterhaltung tes Der Scheffels celliſchen Zuchthauſes , und andere. ſchak , welcher mit in die landſchaftliche Kaſſe fließt, Rrrrrrr ift 3 TK .
2462
Der niederſächſiſche Fireis.
iſt heutiges Tages fo gering , daß er kaum genennet zu werden verdienet.
91. Ich will zuerſt die kanzleyfäßigen Ståbte, hernach die
landes errſchaftlichen Kammer - Hemter, alsdann das hieſige geſchloſſene adeliche Gericht, und zulegt den Harz beſchreiben. 1. Die fanzleyfåßigen Städte ſind : 1. Linbed , in den älteſten Siegeln und Schriften Ems bite , die Hauptſtadt des Fürſtentumes, welche an der Ilme liegt , von welcher ein Arm durch die Stadt , der andere aber bey derfelben vorüber fließt, beyde aber ſich bey dem kleinen Armenhauſe wieder vereinigert, und To Meile von hier in die feine geben . Das fogenannte frumme Waſſer, welches aus dem brauudweig - wolfenbüttelfchen Umre Grene kommt , erfüllet die meiſten Stadtgraben und Bruna nen , uiid iſt zum Theile in die Ilmegeleitet worden. Die Stadt iſt mit Manierit , Rondelen und Shürmen , mit Wallen , doppelten Gråben tund unterſchiedenen Außeits iverken umgeben , bat 754 bürgerliche Häuſer , 77 offent liche und andere den gemeinen Abgaben nicht unterwor fene Gebäude, und 814 Soyeunen , Stalle und andere Nebengebäude. Auf den grubenbagenſchen Landtagen, welche wechſelsweiſe bier und zu Oſterode gehalten mer's den , bat ſie auf der ſtädtiſchen Haut den Vorfis , und trägt zu dem Magazinkorne des Fürfientumes den sten Sheil beyy. Der Magiſtrat hat über die Stadt (die Freyheit des bet's nach anzufübrenoea Stiftes Alexanders ausgencmuen , die Befeſtigungswerke und Landwehren , die volligen unterit und obern Gerichte ; dod iſt er wegen der nicdern Ge richte auf den geſammten Stadt- Feldmarken , mit deit Nemtern Satz der Helden und Potenkirden in unentſchies denen Proceffen befangen. Die Stadt iſt in 3 Kirchſpiele , abgetheilet, welche das Marft - Neuſtädter - und Münſter's Kircipiel genennet werden , in den bepden erſten Find Pfarrkirchen , das legtere , aber iſt mit in die Kirce des Stiftes des 1. Uleranders eingepfarret, von welchem gleich bernach ein mebrers. Der bieſige Superintendent bao feitte
Das Fürſtentum Grubenhagen .
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ſeine Inſpection auf dem Lande, und gehöret übrigens als Prediger gul tein hieſigen Miniſterio, deffen Senior alles dasjenige beforget, was in den Inſpectionen auf dem Lande den Superintendenten obliegt. An der lateiniſcent Stadtſtule obmipeit der Neu fåter Kircbe freben 7 Lehrer. Das hieſige Waiſenhaus, in welcbein 40 bis 45 Kinder erzogen werden , bångt nicht vom Magilirate ab, fondern iſt ein Wert der königl. Regierung, und svird aus lands fcbaftliden Einkünften unterhalten : hingegen das Doppia tal zum 5.Geifte imd das große Armenbans zum 1. Bars tholomäus , seboren der Stadt zu , und außerhalb derſela ben bat die Kaufmannsgilde noch das ſogenannte kleine Arntenhaus. Bon den bieſigen Manufakturen iſt obent 9 6. gehandelt worden . Das Domſtift des 6. uleranders bat Dieterich , Grafvon Catlenburg, geſtiftet : es beſteht aus einem Senior und 9 Canonicis, bat auch einen Probſtep Vicarium und 4 Vicarios ordinarios, eine eigene Kirde, und iſt ein Bandſtand des Fürſtentuines Grubenbagen . Des Stiftes b. Mariæ Virginis Gebäude baben ebedeffen dor Einbeck gofiander , ist aber find keine mehr vorbana deit. Die Einfünfte deprelben genießen I Senior und 9 Canonici , und es iſt gleicofalls ein Panditand. Einbeat bar feinen Urſprung der Stifte des 1. A randers zu vers danken , iſt gleich nad Abgange der Grafen von Čatiena burg mit dem Herzogtume an der Weſer vereiniget wors ben , und nebſt det nordheimiſden Erbidhaft an oas mela fiſche Haus gekomuien . Nach Herzog Heinrids des Lóment Sobe kam e $ 1203 in der Eröchcilung an einen älteſten Sohn , den Herzog und Pfalzgi'ufen Heinrich ; und ob ſich gleid ), als Heirric) der Löme in die Ucht erkläret mordert war , die Grafen von Dafter des Ortes z !! bemachtigert fucheren , konnten fie doch ihren Zweck nicht vollig erreic dhen , und 1274 begaben ſich die Grafen Ludolph und Adolph ausdrücklio alles Anſpruces auf dieſen Ort , welder 1255 fibon eine Stadt geweſen iſt. 1447 båtte fich die Siadt durch ihre Feindſeligkeiten mit Herzog Wilhelm zu Braunſchweig beynabe ihren Untergang zugezogen , denn aber durch einen Vertrag vorgebeuget wurde. Rrrr rrs 2
Ehedeffern bat
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Der niederſächſiſche Kreis.
bat lie Gold - Silber - und Kupfermünzen gepråget. Die Rubrik von den Einkünften der Kupferminze wird zwar in den Kämmerey : Redinungen noch beſtändig bepbebal ten , die Stadt láßt aber feit geraumer Zeit keine Pfena nige mehr ſchlagen , weil ſie keinen Nugen davon baber würde. 1540 brannte ſie ganz , und 1549 bald ab. 1641 wurde ſie von den Kaiſerlichen belagert, gutentheils eins geäſchert , und hierauf zur Webergabe gebrachr. Die alten Landwehren , welche ungefähr die Hälfte der Stadtländereyen einſchließen , und mit 8 alten Ibůrment beregt ſind, baben 6oco Ruthen im Umfangé, und ſchlieſs ſen auch den Stadtforſt größtentheils ein. Gegen Mittera nacht, 56 Meilevon der Stadt , liegt ein mittelmäßiger Berg , welcher die Sueffe genennet wird. 2. Uſterode, eine Stadt nicht weit vom Harzé,welche an der Sore liegt , in die ſich der durch die Stadt fließende Bad Apente ergießt. Sie wird in die alte und neue Stadt eingetheilet , bat 582 Häufer , ein Schloß , auf welchem ebedeffen unterſchiedene Berzuge von Braunſchweig und fúneöurg servohnet haben , und die Regierung des Füra ftentumes Grubenbagen geweſen , ist aber der Sie des Amtes Diterode ift , 3 Pfarrtirden , und eine lateiniſche Schule. Sie iſt der Sie einer Superintendentur. Es ift aud bieſelbſt ein von 1718 bis 1723 mit mebr als 30000 Rtbir. Unfoften erbauetes Previantbaus für die Berg- und Hütteníeute auf dem curbraunſibweigiſchen eins ſeitigen Harze , welche aus demſelben den Himten Roggen allezeit für 16 ggr. erhalten , es mag der Preis deffelben fonft ſo hoch ſteigen, als er will. Von den bieſigen Manus fakturen iſt oben in der Einleitung / 6. gebandeltworden . 1545 brannte die Stadt faſt ganz ab . Das längſt ausge fforbene adelide Geſchlecht von Oſterode þaben einige Schriftſteller ohne Grund zu Dynaſten gemacet. II. Die Rammer , Aemter. 1. DasAmt Xotenkirchen , welches 24 Meilen lang und 1 Meile breit iſt. Die Reine berubret es bey Stods þeim , die Ilme tritt bey der neuen Müble obnweit Bols tenfent
Das Fürſtentum Grubenhagen.
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tenſen in dieſes Amt, fließt durch Hullerſen nach Eimbec , und alsdann in die Leine. Die Dörfer derſelben werden in Leine - und Bergdorfer abgetheilet: jene haben einen Beffern Boden , als dieſe , denn fie liegen in der Ebene, iind baben ein leimigtes ziemlic fruchtbares Erdreico i dieſe aber liegen theils zwiſchen , theils auf Bergen , und der Boden iſt etwas mit Sande vermiſchet, auc ſteinigt, Man bauet mebr Sommer- als Winter - Getreide, Buch. weizen , und ziemlich vielen Flads, welcher einen vortheil, haften Garn - und Linnenbandel verurſachet. Mit nöthis gem Bau- und Brennholze iſt das Amt verſeben. Die Biehzucht reichet, weil wenige Wieſen vorhanden ſind, nur zur Nothburft der Einwohner zu. Die sueffe , ein bey der Stadt Einbeck ſchon genannter Berg, macbet die or's dentlide Poſiftraße von Hannover nach Einbeck beſchwers lich . Nach der oben angezeigten Abtheilung der Dörfer bat dieſes Amt 1 ) 10 Bergdörfer, unter welchen die Pfarrdörfer DAP ſenſen , Bulerſen und Ävenshauſen ſind. Im Dorfe Wellerfen find 2 adelide Güter, eines geboret denen yon Daffel, welcte das Recht haben , biefelbft einen eigenen Prediger zu beſtellen , und das andere , welches den Polls mannen zugehdret, iſt fandtagsfähig . Das adeliche Dorf und Gut Kupendahl iſt denen von Bertefeld zuftändig. Das Amrhaus Rotenkirchen liegt bey Daſſenfex. Stunde vom Amtbauſe iſt ein Berg, welcher der Etwa Grubenbagen genennet wird , und auf welchem ehemats DAS Schloß Grubenbagen geſtanden bat , von wets chem das Fürſtentum feinen Namen führet." Es find noch merklice Ueberbleibfel von demſelben porbanden . Es bat vor Últers dem adelichen Gefchlechte von Gruben gehåret,welches 1381 noch nicht ausgeſtorben geweſen iſt ; dieſes Schloß mitſeinem Zugebäre aber iſt fchon im szten Jahrb . von den Lehnsherren als ein verwirftes Xebni eins gezogen, und hierauf von unterſchiedenen Herzogen bewobs net worden . 2 ) 7 Leine - Dérfer, unter welchen die Pfarrdörfer Odagſen, Iber und Stadheim ſind . Rrrrrrr 3 2. DAS
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2. Das Amt Satz der Belden liegt an der Leine, und iſt den Heberſchreminungen derſelben oft unterworfen , welche den Feldfricpten mandmel fchädlich find, in trots tenen Jahren aber trägt der Boden gutes Getreide und Kartuffeln, bat aud gute Weide. Die Einwohner legex fich auch auf die Beinweberen. Zu dem Amte geboren I ) Salz der Selden , ein Flecken an der Leine, woa felift man das Umhaus , ein altes Saloß, ein adeliches Gut , und ein Salzwert , welches die königl. und curf. Kaminer enigt pachtweiſe inne bat, antrifft. 1623 Prants te er ganz ab. 2 ) Sülbeck , ein Dorf , mit einem wichtigen landesa berrſchaftlichen Salzwerke. 3 ) Wegenborn , ein Pfarrdorf, und noch 4 Dörfer. 3. Das 2int Catlenburg iſt ungefähr eine Meile lang, und eben ſo breit. Die Kuhine, welcbe vom Eichsfelde tommt, nimmt hier bey Eatlenburg fowol den Bad Cat tel, als der kleinen Fluß Uder , und zwiſchen Berke und Elvershauten die Sofe auf. Der gangfalt, unter wels chem die Carel entſpringt, ift eine Reihe von Bergen , wela che dieſes Umt von Dein Gerichts Hardenberg fcheidet, und unter welchen der Stollen der hschfie ift. Der Boden beſiebt faſt durdgångig aus Leimen , welcher mit Erde und Sand vermenget ist. Die Aedter liegen zwar melis rentbeits auf Bergeur , find aber doch ziemlich fruchtbar, und tragen Roggen, Safer, Erbfen , und ein wenig Gerfte. Es wird auch viel Flachs gebauct. An Wieſen iſt auch kein Mangel, fie seven zivar weniges aber gutes Hen . Mit guter Waldung iſt das Umt bintauglid verfeben . Außer den Uderballe iſt die Bich - inſonderheit Schafzucht ziema lich betrådtlich, Die Einwohner verarbeiten ihren Flachs grostentheis felbft 311 Leinerrand. Bor Alters ift diefes Amt eine Grafſchaft geiveſen , welche ibre eigenen baron benannten Grafen gebab : bat, von denen Graf Diea teric ), welcher des meigniiden Markgrafen Etbert Sode. ter, Gertrud, zur Gemaling batte , das Stift des b. Ales Fanters zu Einbeste, fein Sohn gleiches Namens aber , der Legte ſeines Stammes, in den erſten Jahren des uzten Jahrh.
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Fabrh. aus feinem Solofle Catlenburg ein Auguſtiner Nonnenkloſter geſtiftet, und demſelben das ehemalige Dorf Waltbreisbauen oder Wolbrechtsbauſert nebſt ſeinem Zugehöre geſchenket hat. Nach diefés Grafen Code fiel die Grafidaft Catlenburg an Ridenza , Grafen Heine richs des Fetten zu Nordbeim Sotter, durch welche fie, nebit der Scouggeredrigkeit über das Kloſter Catfenburg , en ibren Gemal, den Kaiſer kotvarius , gekommen iſt, beya der Prinzeginn Gertrud aber hat ſie ihrem Gemale, Hera 309 beinzid , dem Großmicbigen, zugebracht, und folchers geſtalt iſt fic an das welfiſche Haus gekommen. Nachbein 1532 im Fürſtentime Grubenhagen der Anfang mit der Einführung der Kirchenverbeſſerung gemachet worden war, wurde das Kloſter Catlenburg eingezogen , und Hers 308 Philipp erwablete e$ 1558 zu ſeinem Wohnfige, nach mals aber iſt es das Amchaus geworden , welches 1626 Zerſtöret, aber wieder aufgebauet worden . Zu dem Umte / geboren. 1 ) Das Amthaus Catlenburg , welches auf einem Berge an der Ruhme liegt , die bier die Satel , von wel , der das ebemalige Schlos allem Anreben nad venennet worden, und die Dder aufnimmt. Die Geſichte deſſefa ben iſt oben beſchrieben worden . 2 ) Duhm , ein Pfarrdorf gleich unter dem Amihauſe, welches daher den Namen hat, weil die Domkirche des 5. Alexanders , mldc ißt zu Einbeck iſo, juerft Kiefellit geſtiftet worden . 3 ) Wachenhauſen , ein Dorf. 4 ) Gillersheim oder Gildersheim , ein Pfarrbort welches 101 Feuerſtellen hat. Zu demſelben geboret die Feldmark des ehemaligen Dorfes Wolbrechtshauſen , weldes eingeäſchert worden , worauf fic die Einwohner deffeiben zu Gidersheim angebauet haben. 5 ) Saterode, ein Dorf, bey,welchem ebedeffen in eis neni Moraſte eine Burg gelegen bat , die ſowel als das Dorf, nach Augang derer von Sofee an die von ulslar, und bierauf an die von Red gekommen iſt, welde fie 1453 an das Kloſter Catlenburg verkaufet haben. Dieſem wur; Rrer rir 4 der
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den Burg und Dorf von den edlen Herren von der Plette entzogen , worauf langmierige Streitigkeiten entſtunden , die erft 1522 durit einen Bergleid volig beygeleget, und das Klotter im Beige derfelben beftatiget worden . 6 ) Berte, ein Pfarrdorf 4. Das Amt Olierode bat, weil es an den Harz grens zet , keinen an Getreide recht fruchtbaren Boden , die Stafạcht aber iſt ſowol rregen der guten Wolle , als wegen der fetten und woblamecfenden Hammel, betrådt lic . Der ſogenannte Butterberg , an deffen Fuße die Freybeit liegt, iſt reich an Schiefertupfer und der bems felben gegen überliegende treite Burch giebt einen reicb baltigen Eiſenſtein . Hinter den Dörfern Petersbütte und Kaßenftein find anſehnliche Klippen, aus deren Steis nen guter Gipskalt gebrannt und gemablen wird : nabe dabey iſt auch ein guter Alabaſterbruch. Der mitlinges roder Geſundbrunn , eine Stunde von der Stadt Oſtes rode, am Fuße eines Hügels, bat gefundes und angenehs mes Waſſer, weldes meit ausgefüöret wird . Das Amt baus iſt in der Stadt Dſterode, zu dem Amte aber gehda ren folgende Dörfer : 1 ) Die freybeit, ein Dorf, woſelbſt ein landtagfábia ges adeliches Sur derer von Hugo und ein Kupferbams mer iſt. Man fiebt bier Ueberbleibſel einer alten Burg, welcbe der Sig der adelicben Familie von Oſterode gea i weſen renn foli. 2 ) Die Dörfer Laffelde , Petersbütte und Katzene ſtein . 3 ) Die Pfarrdörfer Eisdorf und Tienſtedt. 4 ) Förſte, ein Dorf mit 2 landtagfábigen adelichen Gütern, deren eins denen von Oldershauſen, und eins der Bergbautaſſe zu Clausthal geboret. 5. Das Amt Berzberg grenjet auch an den Barz , und die Decker Find an vielen Drten bergigt und ſteinigt, Die größte Waldung iſt auf dem Rotenberge, welcher an der ſchwarzburg - ſondersbaufirben und eichsfeldiſben Grenje liegt. Die Einwoner legen fich auf Getreides und Flachsbau , Biebzudt, und Handel mit Garn und Leinewand. Die bieber gehörigen Derter ſind : 1) Berza
Das Fürſtentum Grußenhagen . 2469 1 ) Serzberg , in alten Urkunden Sirzesberch , Sec . tesberge, ein großer Flecken an der Sieber, welcher eine ſchone landesberrichaftliche Getpehrfabrik, nebſt anderen Eiſenfabriken , die viele Werkzeuge, fo weit und breit auss gefübret werden, liefern, Leinewebereyen , und ein landes: berrſchaftliches Vorrpert hat. Ueber demſelben liegt auf einem Berge ein Schlog, welches Herzog Deinric ber les we 1157 von R. Friderici I, durch Umtauſchung der Güs ter, welche feiner Gemalinn Clementia in Schwaben eigen waren , erlanget hat. In der Theilung, welde ſeine Sib: ne vorgenommen, wurde es dem Kaiſer Otto IV zu Theile, und von Herzog Heinrichs des Wunderlichen Zeiten an iſt es der gewöhnlichſte Wohnfig der Berzoge von Gru benhagen geweſen . Die Nebrißinn Unna von Duedlina burg fekete zwar dieſes Schloß init in die Lebnbriefe, wefe de ſie 1563 an Herzog Ernſt von Grubenlagen, und 1575 an derſelben Brüder, Wolfgang und Philipp, ansſtellete : allein K. Rudolph II that nachgebends den Ausſpruce, daß es ein Reichs-und kein Stiftslebn fey. Set ift es der Sit des Amtes . Diefer Ort iſt mit vielen Erdfallen umgeben , unter welchen inſonderheit der Jak und Odhia ſenpfuhl merkwürdig, welche beſtändig mit Waſſer anges füllet ſind, und Fiſche baben. Der Ausfluß des legtern geht in den Fuß des Sóloßberges , und man weiß nicht, wo das Waſſer bleibe. 2 ) Scharzfeld, ein Pfarrdorf an der Ober, welches von dem Soloſſe Swarzfels nicht viel über 4 Meile enta fernet ift. 3 ) polde, in alten Urkunden Palithi, Poſede, Poelede, 1. P. w .ein Pfarrdorf dieſſeirs des Pistenberges, ivoſelbſt ein landesberricbaftlices Borwert iſt , welches ebederſen ein Pråmonſtratenſer Mönchenklofter geweſen id, welches K. Otto I im Jahre 952 auf dem faiſerlichen Landgute Palitbi, und zwar zuerſt als ein Benedictiner Kloſter, ges ſtiftet bat . 4 ) wollershauſen oder woldershauſen, ein Pfarra dorf jenſeits des Rotenberges an der Ruhnie , mit einem landtagfähigen adeliden Gute derer von Minnigerode. Rrrrrrr 5 5 ) Dar
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5 ) Settorf, ein Pfarrdorf, woſelbft die Oder in die Sieber fällt, und bey welchem die beſte fanderey des Ama, tes und ein landesherrſchaftliches Vorwert iſt. 6 ) Wulften , ein Pfarrdorf an der Steinlaake, wel . de aus den vereinigten Flüſſen Oder und Sieber entſtan den iſt. i 7 ) Doffte , ein Pfarrborf mit einem landtagfábiger adeliden Gute derer von Hedemann. 8) Schwiegershauſen , ein Pfarrdorf. Eine Stundes weges davon liegt Dúna , ein landesherrſchaftliches Vorwerk , nabe ber meldem auf einein Bügel, welcher von einigen Beber, von anderen aber Kaſtners Kopf genennet wird , 1751 in Mergelgruben große Knoden von Ibieren gefunden wors den , die Prof. Sam . Chrift. Holmann in den Comment. foc, reg. ſeient. Gætting. T. 2. p. 215. f. beſchrieben , und zum Theile für Knochen von Naſebóruern gehalten hat. 9 ) Elbingerode , ein Pfarrborf an der Sieber, mit eis nem landtagfábigen adelicben Gute derer von Weig. 10) órden , ein Dorf an der Sieber , mit einem lands tagfähigen adeliden Gute berer von Berkefelt. 6. DAS Amt Scharsfels liegt vor dem Darze , iſt grogtentheils bergigt und zum Uderbaue nidyt recht be quem , daber es auch aus der Herrſchaft Klettenberg, von Mordhaufen und aus Sbüringen Zufubre an Setreide bes kommt: der Flachsbau aber iſt ziemlid gut, und es wird jährlich viel Flachs und Leinewand nach Thüringen und anderen Ländern ausgeführet. Ben Lauterberg find Ku pfer - und Eiſenbergwerke: e $ find and febr gute Kalls und Steinbrüche vorhanden . Die Derter , welde zu dies fem Ainte geboren , find : I) Scharzfels, ein Bergſchloß, welches in alten Urkuns den Scartfeld , aud ſonſt Scharzfeld , beutiges Sages aber gereiniglich Scharzfels genennet wird ,wenn es aber unter jenem Namen vorkommt, mit den oben angeführ ten Dorfe Scharzfeld nicht verwechſelt werden muß. Es liegt vorn am Harze, auf einem hohen Berge , und zwar auf einem großen Felſenſteine, welcher auf 80 Werkſõube Hos
Das
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bod über den Berg erbaben iſt. Zu dein oberſten Plage und rechten Galoffe itt kein anderer Zugang, als vermit: telft einer hohen ſteineruen Treppe , und es liebt daſelbſt ein von gebauenen Quaderfteinen bord und dick aufges führter runder Shurm obale Dach . Im untern Sologs bofe find Beraden an die Mauer gebruer. Das Schloß iſt mit ndthigem Bejchüße verſehen , hat eine kleine Bea fasung mit einem Commentanten , und einen tiefen Bruna sien , aus weldem das Waffer vermittelſt eines großen Rades gezogen wirs. Es find auf demfelben zuweilen Wenn man von Staatsgefangene verwahret worden . dem Schlosberge gegen Mitternacht binan , durch ein enges Shal , und alsdann wieder einen Berg binab gebt, gelanget man zu der berühmten ſcharzfeldiſchen Böhle, welche eigentlich aus 5 hinter einander liegenden Höhlen beſteht. Die erſte iſt ſehr geräumig und belle , weil das natürliche Gewölbe in der Mitte eingefunken iſt, und alſo das Licht durdlaft , die übrigen aber find dunkel. In dem Boden der ersten und zweyten findet man das ſoges nannte gegrabene Einhorn, und in der zten und 4ten giebt es Tropfſtein, welcher an dein Gemolbe wie Eibacten zu feben iſt. Das Schloß bat K. Lotharius 1130 von dem Erzſtifte Magdeburg gegen das Stift zu Ulsleben einges tauſchet. 1157 überließ es K. Friderich I durch einen ans dern Dauid augleich mit Herzberg an Herzog Heinrich den Löwen . Die Grafen vou Smarzfeld wurden nunmehr Beamte des Herzoges , ſo wie ſie ſolches vorhin in Anfeia bung des Reiches geweſen waren , Sie baben ſich in 2 lia nien, nämlich in die ſcharzfeldiſche und lutter - oder lautera bergiſde, abgetheilet , jene gieng zuerſt , und dieſe 1390 mit Grafen Heyſo aus , worauf ihre Grefſchaft an das Firſtentum Grubenhagen als ein eröffnetes fehn field Herzog Friderich verleşete fie 1402 an feinen Schwager, Grafeu Heinrich von Hohnſtein , und Herzog Heinrich bez liehe die Grafen von Hohnſtein 1456 mit derſelben , behiele ſich aber das dominium dire& um vor. Es erbielten auch 1490 , 1530 , 68 und 86 die Grafen von Sdwarzburg und Stolberg die Mitbelehnung darauf: als aber die Grafen
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Orafen von Hohnſtein ausfturben , wollten die Herzoge von Grubenbagen den Grafen von Sowarzburg und Hobnſtein die Grafichaft Xutterberg und Scharzfeld nicht anders, als nach erfolgter Bewilligung ihrer Berwandten, übergeben , welche legtere ſich aber nach jener Abgang zu der vorigen Belebnung nicht verbunden bielten , weil fle niemals darein gewilliget batten . Es entſtund zwar dar über beym Reicbskammergerichte ein Proceß , er wurde aber zum Vortheile der Herzoge von Braunicbweig und Lüneburg entſchieden. Mit welchem Rechte und aus was für guten Gründen ſich Churmapnz einer Rehnsherrſoaft über Scbarzfeld aninaße , und die Fürſten von Schwarz burg und Grafen von Stolberg damit belebne ? iſt mir unbekannt, Am Fuße des Schloßberges fliegt die Dder , und am tenſeitigen Ufer derſelber ſteht 2) Das Ämthaus beuhof mit dazu gehörigem Por frerfe. 3) Lauterberg odet Latterberg , ein Flecken an der , Oder , deſſen meiſte Einwohner Berg - und Hüttenleute find. Bon den ebemaligen Grafen und der Grafſchaft Futterberg iſt vorhin bey dem Soloffe Scharzfels geban belt worden . Eutterberg geht noch ist von dem Stifte Quedlinburg ju lehn , und ſoll demſelben im 15ten Jahr's Hunderte von den Grafen von Lutterberg zu Lehn aufges tragen reyn, da ſie doch kein Allodialgut dieſer Grafen gee wefen if , fondern den Herzogen zu Grubenbagen eigens tümlich zugebsret bat. Weil bey diefem Flecken Kupfers und Eiſenbergwerke find , fo findet man auch in der Nach barfcbaft deffelben forvol eine Kupfer - als Eiſenhütte: les tere wird die Königshütte genennet. Die hieſigen Berga and Forſtbediente , und die Bergleute, ſteben unter dem Bergamte zu Claustbal, 4) Barbis und Bartelfelde, Pfarrdörfer, noci a Dir fer , und 7årey , ein Wirthsbaus auf der Grenze der Herrídaſt Klettenberg. 7. Das Amt Radolfshauſen iſt ſehr bergigt , þat aber boch nocy ziemlich gutes Ucferland, welches in Jab ren ,
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ren , die weder zu naß noch zu trocken ſind , ganz ergiebig an Weizen, Roggen , etwas Gerſte , Erbfen , Bohnen und Widen iſt, man bat auch guten Flachsbau, Weide, Baus und Brennholz. Die Biebzucht iſt nicht erbeblich. Es giebt viele Sandſteinbrüche, aus welchen das angrenzende Eichsfeld verſehen wird. Die meiſten Einwohner ernahs ren ſich vom Fladsbaue , Garn - und Leinewandhandel. Dieſes Amt baben die edlen Herren von Pleffe von dem Fürſtentume Grubenbagen zu Fehn beſeffen, an welches es alſo auch nad Abgang derſelben 1571 zurückgefallen iſt. Die dazu gehörigen Derter ſind I) Der Umtshof Radolfshauſen , welcher nabe bep 2) Ebergogen , ſonſt sEvergoddeſen, einein Pfarrdorfe, liegt. 3) Landolfshauſen , auch Langershauſen , ehedeffens aber Ludolfshauſen , ein Pfarrdorf 4 ) Noc 2 Dörfer, 3 Mühlen , und das Vorwerk Ris đenrode , welches ein ſogenanntes Küchengut des Biss tums Paderborn iſt, und von der Freyherrlichen Familie von Górz, genannt Wriesberg, beſeſſen wird , Sie jährlid einen Erbzins davon entrichtet. 8. Das Amt Elbingerode liegt auf dem Harze zwia rohen der Grafſchaft Wernigerode und dem Fürſtentume Blankenburg. Der Acerbau iſt bieſelbſt ſehr gering , bins gegen hat das Amt gute Weide und Wieſen , unddaber aud gute Viehzuct , vortrefflide Waltungen von Sans nenbäumen , welche in einigen kleinen Gegenden mit Bůs den, Ellern und Birken varmiſchet find, und nicht nur die bieſigen Eiſenhütten mit Holz und Koblen , und die Sils berbergwerke zu Clausthal, S. Andreasberg und Altenau mit Holze verſehen, ſondern auch allerley Bauholz und vies .. le Dielen zur Ausfuhre in die benachbarten fånder liefern. Die übrigen wichtigen natürlichen Landesgüter ſind , ein dunkelblauer Sdiefer , welcher beſtandig von Moos frey bleibt, überaus viel Marmor , aus welchem allerley Sas den verfertiget werden , ein paar Jaſpisarten , welche auf den Feldern und in den Flüffen angetroffen werden , Steindrufen, und vornehmlic regr guter Eiſenſtein , aus welchem
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welchem Eiſen geſchmolzen wird. ' Die hieſigen Flüfte und Bache ſind, die Falte und warme Sude , der Sandbach , Die Wormke , aus welcber der fogenannte Dorusgraben zum Sheile durch einen Berg und Felfen mit großen Uns toſten in die Holz : Emme, melcbe nach Halberftadt fließt, geführet worden iſt, u. a. m . Der Arendsborn und der Schecrenborn ſind warıne Quellen , deren Baſſer nach den Eiſenbütren geleitet worden iſt, und die daſigen Wer : te felbft im ftrengfien Winter im Gange erbalt. Das Amt iſt von den Grafen von Hohnſtein an die Grafen vonStellberg gekommen , welche es 1575 an Ufcben von Holle verpfändet vaven , der ſeine Rechte an Statius von Münchhaujen abgetreten hat , welcher es bis 1605 unter's pfändlich, und von dieſem Jahre an wegen eines großern an die Grafen von Sto @ berg gelieferten Geldoorlobuſſes als ein Lehni veleſſen hat. Weil er aber in große Schule ben gerieth , wurde das Amt von dem Herzoge zu Braun. fQweig fequefiriret, und anfänglich verwaltet , 1623 aber verpachtet, von 1628 bis 1653 durch Philipp Adolph von Mund Baufen verwaltet , und hierauf durd Einlöſung zu des Fürſtentums Gruvenhagen Kammer - Hemtern 88= bracht. Die dazu gehörige: Derter find 1 ) Elbingerode, eine amrlagige Stadt von 330 Feuers ſtellen , welche 1753 durd, eine beftige Feuersbrunſt das dafige Soloß und Amthaus mit den dazu gebörigen Haushaltungsgebäuden , die Kirche, das Rathbaus, die übrigen dffentlichen Gebäude, und 184 der beſten Bürgers håuſer , neft den Neben -und Hintergebäuden derſelben , verloren Kat ; es find aber die Häufer morier, als ſie vor: Biri geweſen , wieder aufgebauet worden. 2) Der Königshof , ein kleines Dorf, beym Zuſams menfluſſe der kalten und warmen Bude, iroſelbft ebez deffen eine Eiſenbütte, int álteren Zeiten aber cine faiſerlis che Wohnung, die Königsburg genannt, gewefen iſt. 3) Der Lucashof , ein Dorf mit einer Marmormible, in welcher aus den Marmor des hieſigen Untes Tiſche, Camine und andere Sachen verfertiget, und bernat auss geführet werden . 4 ) Die
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4 ) Die rothe Sütte , eine landesherrſcaftliche Eiſents Bútte an der kalten Bude , nebſt unterföhiedenen dabey angelegten Häuſern . 5) Der Lüdershof, eine Hammerhütte nebſt 7 Ges båliden. 6) Die neue Sitte , eine Hammerhütte an der kalten Bude, nebſt einer Kapelle , Scule , und einigen anderen Gebäuben . 7 ) Das Hüttenwerk zu Xiandelbolz iſt eingegangen, es find aber daſelbſt noch ein paar Käufer. 8) Unter den verwüſteten Dertern ijt Botfeld , an der warmen Bude , vorzüglich merkwürdig , weil die Könige und Kaifere aus dem fåchfiichen Haufe fid zuweilen das felbſt mit der Hirſchjagd beluftiget , und nabe babey die oben genannte Konigsburg gehabt haben. . Deins rich II fcbenkete Borfeld nebit dem ganzen dazu gehöris gen Forſte, auch Dorenburg und Redber , an das Stift Gandersheim , von welchem dieſe Gegend noch ißt zu Lehn geht.
III. Das geſchloſſene adeliche Gericht Rus digershauſen , denen von Hagen zugehörig , liegt auf dem Eichsfelde, gehöret aber zum Fürſtentume Grus benhagen , und iſt landtagsfähig. Rüdigershauſen oder Rüdigershagen iſt ein Pfarrdorf. IV. Der Barz. Was der Harz in weiteren Verſtande fev ? iſt oben in der Einleitung zum Für . ſtentume Grubenhagen angezeiget worden . Hier iſt von dem chur - und Fürſtlid ) - braunſchweig , lüneburgi Tchen Antheile am Harze die Rede, weld ) es im beſons Dern und engern Verſtande der Harz genennet wird . Die Luft iſt auf demſelben falt , ſo daß der Winter or's fentlicher Weiſe ein galbes Jahr dauert; es giebt auch auf demſelben mehr Nebet , Regen und Schnee, als auf dem umliegenden ebenen Lande : nichts deſtoweni ger erreichen die Menschen , welche in ſolcher Luft auf ber
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der Erde , und nicht in den Gruben und Hütten , leben und zu thun Kaben , ein eben ſo hohes Alter , als auf dem ebenern Lande. Aus dem Getreide . und Obſta baue machet man hier nichts , weil beydes ſelten zur Reife fommt : daher beſteht die ganze Ernte in gutent Heue. Von der Waldung, welche die Berge bedecket, beſteht etwa į aus Saub oder hartem Holze, nämlich aus Eichen , Büchen , Eſchen , Eſpen , Ellern , Birken u. f. w. hingegen aus Nadelholz oder weichem Hols je , nämlich aus Tannen , welchen Namen man kier denjenigen Bäumen giebt , ' welche in Thüringen und anderen Ländern Fichten genennet werden . Dieſe ſtars fe Waldung, welche an ſich ſchon ſehr wichtig iſt , iſt hier deſto erheblicher, weil ohne dieſelbe die Berg- und Hüttenwerfe nicht beſtehen könnten.
Dieſe geben
Ockergelb, Vitriol, Salpeter , Schwefel, Galmey und Zink , Kobolt , woraus blaue Farbe bereitet wird, Bley, Glotte, Eiſen , Kupfer , Meßing, Siiber , und etwas Golo . Man theilet den braunſdyweig - lůnes burgiſchen Harz in den Ober- und Unter -Harz , und alſo auch die Bergwerke in die ober - und unter - harzi. fchen ; wovon hernach die genauere Beſtimmung erfol gen wird. Der Oberharz, mit ſeinen Bergwerken , Dertern und Holzungen, iſt theils einſeitig , oder geo Föret dem Churhauſe Braunſchweig und Lüneburg al lein zu, theils, nach Maßgebung des Erbvertrages von 1635 und des hildesheimiſchen Receſſes von 1649 , ges meinſchaftlich) zwiſchen dem chur - und fürſtlichen Hauſe , und zwar ſolchergeſtalt, daß jenes daran dieſes aber } Theile , und zugleich in dem ganzen ge. meinſchaftlichen Striche die Jagd und Maft auf ges wiſſe Maße und nach gewiſſen Vertrågen allein hat. Зu
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Zu der Gemeinſchaft geģdret auch das Salzwerk ben Harzburg. Der ganze Unterharz mit ſeinen Berga gemeinſchaftlich. Der gange Harz wirt werken iſt durch Berg - Hemter, Forſt - Aemter und Rathscollegia Der Berg - Aemter find 3 , eins zu verwaltet. Clausthal für den einſeitigen Harz, die Eiſenhütten: werfe im Amte Elbingerode und im Solling oder ben Uslar , eins zum Cellerfelde für den gemeinſchaftlichen Oberharz, und eins zu Goßlar für den gemeinſchaftli. chen Unterharz . Sie richten in allen Berg- und Hüt= tenſachen und denen daben vorfallenden Juſtigfasen, und jedes iſt in 2 Bånke abgetheilet, auf deren einen die Bedienten von der Feder , und auf der andern die Die benden erſten Berg . Hemter vom Leder rigen. leiſten nicht nur den Landesherrſchaften , ſondern auch den Gemerken ( Theilnehmern der Bergwerker ) die Eidespflicht, das dritte aber jenen allein . Der Forſts Aemter ſind 2 , eins wird zu Clausthal für den eins ſeitigen Harz, und eins gemeiniglich zu Geßlar für den Bende ſind eigent. gemeinſchaftlichen Harz gehalten. lich für die Sandesherrſchaften allein , beſtehen þaupts fächlich aus den Reviers Ober : Forſt - Bedienten , und richten in allen Forft - und Grenzſachen. Die Raths, collegia in den Städten beſorgen die Civil- und Eri. minal. Juſtiß, und die Polizenſachen . In dein Berge Amte, Forſt-Amte und Rathscollegiis auf dem einſei. tigen Harze, hat der Berg.oder
Vice . Bergþaupts
mann im Namen des Landesherrn den Vorſik , in den Berg - Hemtern , Forft - Amte und Rathscollegiis des gemeinſchaftlichen Harzes aber haben den Vorſig die Bergþauptmånner beyder Landesherren , und zwar ein Jahr um das andere, alſo daß der Churfürſtliche in bem S $$$ $$$ 3 Th.
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dem Jahre, welches eine gerade Zahl, der Fürſtliche aber in dem Jahre, welches eine ungerade Zahl auss machet, das Directorium führet, welches darinn be ſteht, daß die dirigirende Berghauptmannſchaft jedes mal die Verordnungen und Beſcheide ausferriget , je doch der Nichtdirigirenden erſt zur Beſtätigung vor. leget.
Die Appellationen gehen an den Hof, welcher das Jahr das Directorium führen låßt , und daſelbſt finden die Sachen ihre endliche Entſcheidung. Wenn Dienſte in der Communion erlediget werden , pråſena tirer das Directorium Perſonen zu denſelben an das Non - Directorium , welches den. Vorſchlag gemei: niglich billiger. Von der Ausbeute der Bergwerke des Harzes fins
bet man in Chriſtian Böſens generalen Haushalts Principiis 'vom Berg · Hütten - Salz- und Forſtweſen einige Nachricht. Die einſeitigen Bergwerke gaben um das Jahr 1724 an Silber , Kupfer, Eiſen , Blen und Glötte jährlich ungefähr 706125 Rthlr. Uusbeute, davon , nach Abzug der Unkoſten oder Zubuße , der den berſchuß für die Landesherrſchaft etwa 136000 , und für die Gewerken 120567 Rthlı. betrug. Die gemeins ; ſchaftlichen
oberharziſchen Bergwerke gaben an der
eben genannten Ergen jährlich ungefähr 286000 Rthlr. Ausbeute, wovon der Ueberſchuß für die beyden lana desherren etwa 53000 , und für die Gewerken 19707 Rthlr. ausmachete. Die gemeinſchaftlichen unterhar: ziſchen oder rammelsbergiſchen Bergwerke , gaben an Gold, Silber , Kupfer, Bley , Glotte, Schwefel, gruz nem und weißem Vitriol , Zink und Potaſche, auch Meßing und Salzy jährlich etwa 180608 Rthlr. Ausbeute , wovon ungefähr 96000 Rthlr. Ueberſchuß blieben .
Das Fürſtentum Grubenhagen. blieben.
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Es bringt alſo der ganze Harz jährlich etwa
1172733 Rthlr. Ausbeute, worunter für 2880 Gold, welches zu Ducaten vermünzet wird, und für 802860 Rthlr. Silber iſt , und nach Abzug der Unkoſten blela ben 425274 Rthlr. Ueberſchuß oder Vortþeil. Die übrige Summe von der Einnahme, bienet zur Erhal. tung des Harzes , und geột vornehmlich für Lebens . mittel in die umliegenden ( ånder , inſonderheit nach Halberſtadt,
Quedlinburg ,
Nordhauſen , und ins Sandesherren kaufen den Gewerken die Bergwerksproducten für einen gewiſſen Fürſtentum
Anhalt .
Die
Preis ab. Das Silber wird gleich auf dem Harze vermiinzet, die übrigen Paaren nimmt die Berg , handlung zu Hannover und Wolfenbüttel für den genannten Preis vors erſte an , liefert hingegen Un. ſd lit , leder und andere Sachen für die Bergwerke für einen feſtgelegten Preis , und beredinet alsdann die Summe , für welche jene Waaren theurer ausgea bracht, und dieſe wohlfeiler, als ſie von den Gewer. fen bezahlet werden ,
eingekaufet worden ſind ,
als
Gewinn , welcher für die Landesherren etwas anſohn . liches betrågt. Die Einwohner des Harzes beſtehen in Bergleuten, Hüttenleuten , Waldleuten , Fuhrleuten , und den nöthigen landesherrſchaftlichen Beamten und Bediena ten , Predigern , Schullehrern , Künſtlern , Hand. Sie geben weder licent noch werfern und Kaufleuten. Contribution , ſondern die Abgaben beſtehen bloß barinn ; daß in den Städten der Beſiger eines eigenen Hauſes jährlich 1 Rthlr., ein Hausgenoß und Bergbedienter einen halben Rthlr. erleget, daß von auswärtigem Biere eine geringe Acciſe gegeben, aber wieder $$$ $$$ 2
2480
Der niederſächſiſche Streis.
wieber zum Bergbaue und zum eigenen Unterhalte der Berg und Hüttenleute mit verwandt wird , und daß die Handwerksleute zu Clausthal etwas weniges zur Unterhaltung der daſelbſt einquartierten Befaßung von 40 Mann geben . Die Berg- und Hüttenleite des einſeitigen Harzes können aus dem Magazin zu Oſterode, und die vom gemeinſchaftlichen Harze aus dem Maga. zin zu Goßlar den Himten Roggen für 16 ggr. erhale ten , er mag auch fonit ſo hoch im Preiſe ſeyn , als er wolle. Es folget nun die genauere Beſchreibung 1. des Oberharges. Die dafigen Bergwerke
find in gewiſſe Züge abgetheilet, und zu jedem Zuge gehöret eine Anzahl Gruben , zu einer jeden Grube aber eine Anzahl Kuchfe oder Antheile. Die Gruben find entweder Ausbeute, oder Frenbau , oder Zubußs gruben . Eine jede Ausbeutegrube hat 130 Kuchfen , wovon auf dem einſeitigen Harze 4 dém Sandesherrn , i der Kirche, und i der Stadt, wo ſie iſt , auf dem gemeinſchaftlichen Oberharze aber 124 den Gewerken , inį der Kirche, in der Kammeren ,und 3 den Sandesherren, zugehören. Eine Freybaugrube enthält 128 Kuchſe, und liefert ſo viel Erz , daß fie freu gebauet wird, Eine Zubußgrube enthåle 128 Kuchſe, die von den Gemerken verzubußet , und 4 der Landesherrſchaft frey gebauet werden . Der Oberharz theilet fich ein ' I) in den einſeitigen , welcher Chur. Braunſchweig und Lüneburg allein zugehöret, und auf welchem fols: gende Derter belegen find : ( 1) Clausthal, eine offene weitläuftig gebauete Bergs ftabt, welche breite Straßen, über goo Häuſer , ungefähr 10000 Menſchen , 2 Kircben und eine lateiniſche Schule oder Pädagogium , daran 9 Lehrer ſteben , und ein Bai fenbaus bat. Sie iſt der Sie des curf. Berg- Umtes für den
Das Fürſtentum Grubenhagen .
2481
den einſeitigen Barz, einer Münze, in welcher nach dem leipziger Fuße jährlich.4 bis 500000 Rtblt. an Silbers Currentgelde gepråget werden , und einer Superintens dentur, weiche der Generalſuperintendent des Fürſtentumes Grubenhagen zugleich verwaltet. Es liegt hier eine kleine Die größten Feuersbrünſte Befaßung von Invaliden. hat die Stadt 1634 und 1725 erlitten ; in der lefteri fielen auf 500 Gebäude in die Aſche. Es iſt hier eine Silberhütte. (2) Altenau, eine kleine Bergſtadt, in einem Ibale, wela des von wilden Bergen und Felſen umgeben iſt. Das bieſige Schneid - oder Scheidewaffer fließt in die Dcer. Es ift bier eine Silberbütte. ( 3) 8. Andreasberg , eine Bergſtadt an der Dder, welche 550 Wohnbaufer bat. Es iſt hier eine Silberhütte und ein Blaufarbenwert.
Anm 1 Meile von bier binter dem Rebberge iſt der merkware dige Bderteich , in welchen ſich die Dder und unterſchiedene Quels len ergießen , und der von einem koſtbaren von 1719 bis 22 zum Gtande gebrachten ſteinernen Damm eingefaſſet iſt. Aus demſelben wird das Waſſer in einem 1609 Ruthen langen genuauerten Sraben um den Rehberg beruin , und durch den vor S. Andreasberg beles genen Berg oder Sandbúgel gemachten Waſſerlauf, auf alle Zuge, Poc - und Hüttenwerke geleitet , ſo daß es denſelben bei der größten Durre niemals an Waſſer feblet. Der Leich entbålt zugleid lihone Silde, inſonderheit Sorellen ( 4) Bunteboc, ein kleiner Ort , welcher von lauter Fuhrleuten bewohnet wird. (5) Leerbach und Siebeș find Pfarrdörfer, ( 6) 4 Meyerepen . 2) in den gemeinſchaftlichen , melchen bas chura und fürſtliche Haus Braunſchweig und Lüneburg in Gemeinſchaft
beſiken ,
und dahin folgende Derter
gehören. (1) Cellerfeld , eixe offene Bergftadt, welche von Clauss thal nur dur einen Bade geſchieden wird . Sie iſt der Siß des gemeinſchaftlichen oberbarziſden Berg , Umtes, einer gemeinſchaftlichen Münze, in welder jährlid 250000 bis 300000 Rthlr. ſilberne Surrentmånzen nad dem leip S888 888 3 ziget .
2482
Der niederſächſiſche Streis .
siger Fuß gepräget werden , und einer Superintendentur, bat ungefähr 557 Häufer , eine gute Bücherſammlung bery der Pfarrkirche , welche der ehemalige Generalſuperintens dent Caſpar Calvor daran vermachet bat, und eine lateia niſde Schule. ben erfahren .
Sie hat 1737 und 53 großen Brandreban
( 2) Grand , ein Bergfiädtchen . ( 3) Wildeman , eine Bergſtadt von ungefähr 300 Häuſern , in einem Shale , welches auf allen Seiten mit hoben und wilden Bergen umgeben iſt. Sie iſt 1529 fus erft angeleget worden. Es iſt hier eine Silberhütte. (4) Lgutenthal, eine kleine Bergſtadt von 253 Wohn bäufern. Es iſt hier eine Silberbütte. (5 ) Schulenberg, wofelbſt eine Gilberhütte iſt, Bock , wieſe und sahnenklee, ſind kleine Derter : am lettern iſt eine Meyerey , welche dem fürſtlichen Hauſe allein zugehöret. 2. Des Unterharzes, oder des Rammelberges , welcher ein ſteiler hoher Berg von ziemlichem Umfange iſt , und nahe ben der Reichsſtadt Goßlar liegt. Er gehöret dem chur s und fürſtlichen Hauſe geineinſchafte lich. Die Erze deſſelben ſind fo feſte, daß fie mie Schlegel und Eiſen allein nicht wol gewonnen werden können , daher vor den Klüften und Gången Feuer angeleget wird , welches ſielosbrenner. Die rammelsa bergiſchen Bergwerke geben Bley , Kupfer , Silber, etwas Gold , Glotte, Gallmen , Zink , Schwefel, Atramentſtein , Vitriol und Ockergelb. Es find auf dem Rammelsberge 12 Gruben, von welchen der Mas giſtrat zu Goßlar 4 , wiewol mit Schaden , bauet, weil er von dem gewonnenen Erze den Landeslerren einen Theil umſonſt liefern , alles übrige aber denſelben für den alten verglichenen Preis , der ißt zu gering iſt, vece kaufen muß , um ſeinen Forft, welchen er unter dieſen Bedinta
Das Fürftentum Calenberg.
2483
Bedingungen beſikt, zu behalten . Die rammelsber : giſchen Erze werden auf folgenden Hütten zu gut gee machet , nåmlich auf der Oder - oder Frau mias rien Seigerhütte ben Goßlar, Silber, Blen, Kupfer und die übrigen genannten Mineralien , es wird auch Meping daſelbit gemacet, auf der Serzog Julius Bütte und auf der Frau Sophien Såtte bey Affa feld ,
Silber und Bley .
Das
Fürſtentum
§.
Calenberg :
I.
Auf ben kandcharten vom HerzogtumeBraunſchweig, dergleichen Blaeu in ſeinem Atlas zuerſt geliefert
?
hat , und nachmals, außer anderen, auch Homann und die Homannifdyen Erben şerausgegeben haben, iſt eine Abbildung des Fürſtentumes Calenberg zu finden, wel che aber noch einer Verbeſſerung bedarf. 52. Es wir5 dieſes Fürſtentum durch ein Stück des Fürſtentumes Wolfenbüttel in 2 Cheile abgeſona dert. Der nordliche Theil iſt vom Fürſtentume důnea burg, Bistume Hildesheim, Fürfientume Wolfenbůta tel , Den Grafſchaften Pyrmont, lippe, Schauenburg und Koya , und vom FürſtentumeMinden umgeben ; den ſüdlichen aber umgiebt das Fürſtentum Wolfens
1 11
36 ll'
en inte
büttel, das Fürſtentum Grubenhagen , das Eichsfeld und Niederheſſen.
83. Ade Badhe , Auen und kleinen Flüffe dieſes Fürſtentumes ergießen ſich entweder in die Leine, oder in die Weſer , jene fließt an der Oſtſeite, und dieſe an der Weſtſeite des Fürſtentumes. Die Leine entſpringe S $$$ $$$ 4 zwar
1 4
2484
Der niederſächſiſcheKreis.
zwar nicht hieſelbſt , fondern auf dem benachbarten Eichsfelde, hat aber ihren Lauf größtentheils in -diefein Fürſtentume, und wird durch unterſchiedene kleinere Flüſſe verſtårket, vornehmlich durch die Rubine ben Nordheim , durch die Ilme unter Einbeck im Fürſten . tume Grubenýagen , und durch die Innerſte im Bis. tume Hildesheim . Sie iſt von Hannover an , durch Hufråumung des Bettes , Einſchrånfung der Ufer, und einige Schleuſen , ſchiffbar gemacher worden , -fo daß man von Hannover aus derſelben in die Aller, aus dieſer in die Weſer , und alſo nach Bremen Güter und Waaren verſenden, und zurůd bekommen kann . Bey Münden wird die Werra durch die Fulda vers ſtårket , und führet von da an den Namen Weſer, lat. Viſurgis, wiedet , den ſie vor Alters von ihrem Urſprunge an gehabt hat, wie ich bey der Sandgrafe Sie durchſtromet und ſchaft Heſſen erinnert habe. berühret hierauf das Fürſtentum Calenberg in unter . ſchiedenen Gegenden , nimmt aber in demſelben , außec der Emmer und Summe , keine erhebliche kleine Sie iſt überall ſchiffbar. Die vornehme Flüſſe auf. ften Gebirge ſind, der Deiſter und Sůntel im nord . lichen , und der Sollingerwald im füblichen Cheile Außer denſelben find noch viele des Fürſtentumes. Der bergigte und ſteinigte andere Berge vorhanden. der moorigte und mora . als Boden iſt zwar eben ſowol ftige, die Heide , und das Sandland, nicht recht er : giebig, es giebt aber auch kiefelbſt viel marſchartiges Kley á und leimigtes mit Erde und Sand vermiſchtes Sand , welches an allerley Früchten und Gempachſen Man bauet Weizen, Roggen , Gerſte, fruchtbar iſt. Hafer, linſen ,
Erbſen , Bohnen , Wicken , Bucha weizen,
Das Fürſtentum Calenberg.
2485
weizen , ſchöne Gartengewächſe, Caback , Hopfen und Flachs, man hat viel und gutes Obſt, gute und ans ſehnliche' Holzungen , von Eichen , Büchen , Ellern, roth Tannen , Birken , Eſpen , 2c. die ſowol in Unſee hung des Holzes , welches ſie zum Häuſer- und Schiff baue ,
fum Brennen und andern Gebraudse liefern, als der Maſtung, welche die Eichen und Büchen geben, ſehr beträchtlich ſmd. Die Pferde - Hornvieh- und Schafzucht iſt erheblich , an Wildpret und Siſchen iſt
auch kein Mangel. Un unterſchiedenen Orten giebt es Mergelgruben ; die Steinbrüche liefern Quader -Mauer, Schleif- und Weßſteine, man hat auch guten Kalle ſtein , Torf , Steinkohlen , ergiebige Salzquellen und reichhaltigen Eiſenſtein . zu Rehburg iſt ein guter Gefunebrunn . $ 4. Man gåhlet in dieſem Fürſtentume 19 Städte und 17 Flecken . Die Städte Göttingen , die Alta ſtadt Hannover, Nordheim und Hameln, heißen die 4 großen Städte, die übrigen werden die kleinen ge. nennet. Unterſchiedene dieſer Stådte Qaben nicht nur die Civil- ſondern auch die Criminalgerichtbarkeit , an. dere ſind nur mit jener verſehen , von beyderMagiſtra . ten aber wird an die höhern Juſtikcollegia appelliret ; die übrigen Städte find ganz amtfaßig. An unters ſchiedene Stådte referibiret die Landesregierung entweder allezeit , oder doch oft unmittelbar, und ihre Rechnuns gen werden unmittelbar bey der geheimen Rathsſtube abgenommen: in Anſehung anderer aber wird ente weder manchmal , oder allezeit, an die Aemter reſcrie þiret , welche die hohe Gerichtbarkeit darinnen ausüben , auch in einigen die eigentliche niedere Gerichtbarkeit haben.
Die Güter pfleget man einzutheilen in ritg ter's S 66 $ 656 5
2486
ſche
Der niederſächfi
Kreis .
termåfige , welche das Recht zu Sig und Stimme auf den Landtagen haben , und vor allen Contributio. nen frey find , und in unfreye , deren Beſiker nicht zu den Landtagen gefordert werden , daher man ihnen die Freyheit von öffentlichen Anlagen abſpricht, es wåre denn , daß erwiefen werden fonnte , daß ſie wirk lich Stücke rittermåßiger Güter ſeyn . Es ſind 3 Stifte, und 6 befekte Klofter, nämlich ein männliches und 5 weibliche, vorhanden. Die Landſtånde beſtehen : 1 ) Aus den Prålaten, welche ſind die Stifter zır lockum , Hameln und Wan = ſtorf; und die Kloſter Narienrode, Barſinghauſen, Wennigſen , Wulfinghauſen , Marienwerder und Ma. rienſee.
2 ) Hus der Ritterſchaft ,
zu welcher 164
landtagsfähige adeliche Güter und ihre Befißer geho. ren . 3 ) Uus den Stådten . Ulle dieſe Stånde find in 3 Quartiere abgetheilet , nåmlich in das hannos veriſche, gåttingiſche, und håmelſche und laues nauiſde Quartier. Die lauenauiſchen Stånde haben 1640 .zu der Grafſchaft Schauenburg gehöret, find aber damals , nach Erlöſchung des Geſchlechtes de alten Grafen von Schauenburg , dem Fürſtentume Calenberg heimgefallen , und Quartiere einverleibet worden .
1701 dem Håmelſchen Die Landtage wer .
den jährlich einmal zu Hannover gehalten , und die Stände von dem Sandesherrn , oder, auf deſſelben ben fonderen Befehl, von ſeiner Regierung zuſammen bed rufen .
Die landſchaft theilet ſich in den großen und
engern Ausſchuß. Sie hat 4 land- und Schagrathe, welche ſind der Abt zu 'lockum , und einer aus der Rits terſchaft eines jeden der 3 Quartiere. erwählet den feinigen ,
Jedes Quartier
und der Landesherr beſtätiget ihn.
Das Fürſtentum Calenberg.
2437
ihn . Die 4 großen Städte haben mit dem Sdhags collegio , aus einer unten anzuführenden Urſache, nichts zu thun : von den kleinen Städten aber ernennen Mün den und Münder jede einen Deputirten zur Schaks collegio , welde ordentliche Mitglieder deſſelben find . Die Lanzſchaft hat außer ihrem Syndicus nod) andere Bediente , die weiter unten vorkommen werden . Ends lid iſt noch anzumerken, daß aus der Ritterſchaft eines jeden Quartiers 2 landſchaftliche Deputirte erwählet werden .
$ 5. Jm ganzen Fürſtentume (ohne die demſelben einverleibte , ' beym weſtphäliſchen Kreiſe ſchon beſchries bene Grafſchaft Spiegelberg) find 210 evangeliſch » luthe riſche Pfarrkirchen , 13 Superintendenturen , ( unter welche - aber die Miniſteria in den 4.großen Stådten und zu Münden nicht gehören ) und 2 Generalfuperina tendenturen. Die Reformirten haben s Kirchen, und die Katholiken 6 Kirchen und Kapellen. S 6. In den vornehmſten Städten dieſes
Fürſten
tumes find gute lateiniſche Schulen , und zu Göttingen iſt außerdem eine der berühmteſten Univerſitåten in Deutſdyland , ingleichen eine königliche Geſellſchaft der Wiſſenſd )aften , und eine fönigl. deutſche Geſellſchaft. $ 7. Un Manufakturen , Fabriken und anderen fünſtlichen Werkſtåtten iſt hiefelbſt kein Mangel. Es wird eine ſehr große Menge Leinengarn geſponnen, und fehr viele Leinewand, ſowol zum einländiſchen Gebrauche, als zur Ausfuhre, gewebet ; man verfertiget auch Leinen damaſt von ſchöner Urt , und drucket auch die Leinerwand ſo ſchön , daß man ſie anſtatt der Ziße und Cattune gar wohl gebrauchen kann. Die hieſigen gedruckten und gemahlten Wachstücher und Tapeten ſind von der beften
Der niederſächſiſche Kreis .
2488 beſten Art.
Die Baumwolle wird aufs feineſte ges
ſponnen , und zu geſtrickten und gewirkten Strümpfen , Müßen und Handſchuhen verarbeitet. Tabacksſpina nereyen und Zubereitungen zu Rauch- und Schnupfo tabac find auch vorhanden . Die oben S. 2345 anges füşrten Wollenmanufakturen ſind größtentheils in die. fem Fürſtentume . anzutreffen , und .Górtingen iſt der Hauptſik derſelben. Ohne das daſelbſt gelieferte Vera zeichniß der Tücher, Zeuge und anderer aus einheimia ſcher und ausländiſcher Wolle verfertigten Kleidungs ſtůcke hier zu wiederholen , will ich nur noch etwas zur Erlåuterung deſſelben anführen. Die meiſten und beſten Wollenmanufakturen ſind zu Göttingen von dem Obercommiſſár Gråzel und Commerziencommiſſár Scharf angeleget worden , und die Waaren , welche dieſe geſchickten Månner liefern , find ſowol wegen ihrer innern Güte , als ſchönen Farben , ſehr berühmt und beliebt; Hr. Scharf läßt auch ſowol leichte als ſchwere feine Tücher und Rattine von der beſten ſpa. niſchen Wolle nach engländiſcher Art verfertigen , wel . che ungezogen oder krumpfrey ,
und ohne die Saal,
leiſten eine Brabander Eule breit ſind ,
jedes Stück
aber 2 Kleider ausmachet.
Dieſe ,vortrefflichen Tücher find ſo fein und von ro dauerhafter fchöner Farbe, daß ihnen die beſten holländiſchen Tücher nicht vors gezogen werden können , und werden doch für einen gar måßigen Preis verkaufet. Die überaus feinen Wollenſtrümpfe, den ,
verdienen
welche zu Göttingen gemirket wer auch
einen beſondern Ruhm . Zu Hannover find 2 ſchöne Gold , und Silber- Fabriken, in welchen Borten , Galionen und Treffen , geklop pelte Spigen , geſtickte und andere Arbeiten verferti: get
Das
Fürſtentum Calenberg.
2489
get werden . Es werden auch ſeidene Zeuge , Strum pfe und Band verfertiget. An guten Sederbereitun . gen fehlét es auch nicht. Ben Uslar find Eiſenhüt. ten und ein Kupferhammer , bey Refer im Amte Ere zen iſt eine Meßingfabrik und eine Pulvermühle, Glashütten ſind auch vorhanden , und das ſehr gute ſteinerne Zeug , welches man zu Duingen verfertiget, wird weit und breit ausgeführet. Papier - und Walf. mühlen hat man auch. Zu Heinſen im Amte Polle werden Schiffe gebauet, welche auf der Weſer gehen, Die Ausfuhre des landes iſt ſehr beträchtlich . Der natürlichen Güter , und der göttingiſchen Mettwürſte , welche weit und breit berſendet werden, nicht zu geben . ken , ſo gehen von den hieſigen Manufakturwaaren ſehr viele aus dem Lande , vornehmlich Leinengarn, Leinewand und göttingiſche Kamelotte, Berfane und andere Zeuge, mit welchen Waaren nach Bremen , Hamburg , Holland , Frankfurt und Italien ein ſtara ker Handel getrieben wird. Der auswärtige Handel wird durch die Weſer und durch die untere fchiffbare Gegend der Leine ſehr erleichtert und befördert. $ 8. Das Fürſtentum Calenberg ift ein Theil des Herzogtums Braunſchweig, und größtentheils aus ehe. maligen Grafſchaften , Herrſchaften und Kloſtern zu: ſammen gewachſen, wie aus der Beſchreibung der ein . zelnen dazu gehörigen Zemter und Oerter erhellen wird . Das um Göttingen her belegene land iſt eine Zeitlang ein beſonderes Fürſtentum geweſen , und das fürſtentum Göttingen , imgleichen weil es dein Solingerwalde und Harze gegen Süden liegt ,das fürſtentum Obers wald genennet worden ; allein feit 1495 hat es mit dem calenbergiſchen Sandé beſtändig einerlen Herren, Regies
2490
Der niederſächſiſche Kreis.
Regierung und Juſtikcollegia gehabt, bender Landſchafa ten ſind mit einander vereiniget worden, und bente i ån der werden nun unter dem Namen
des
Fürſtentumes
Calenberg begriffen . Die übrige allgemeine Gefdsich. te deſſelben iſt oben in der allgemeinen Abhandlung von den Såndern des Churhauſes Braunſchweig und Lüneburgzu finden , und hier nur noch anzuführen , daß es 1757 ganz in franzöſiſche Gewalt gerathen , in der ers ſten Hälfte des 1758ſten Jahres wieder davon befreyet, in der zweyten aber das gørtingiſche Quartier aber. mals eine Zeitlang darunter geweſen ſey, und die ſdråd : lichen Wirkungen des Krieges auf vielerley Weiſe ſtark empfunden habe. S 9. Wegen dieſes Fürſtentumes wird ſowol im Reichsfürſtenčathe, als auf den niederſächſiſchen Kreisa tagen eine Stimmegeführet. Der Reichsmatrikular Anſchlag deſſelben iſt 225 zu Roß , und 140 zu Fuß, ober 686 Fl. S 10. In den Fürſtentümern Calenberg, Gruben hagen und Wolfenbüttel find die von Oldershauſen Libmarſchålle, und ſollen, vermöge des 1495 zwi fchen den Herzogen Heinrich und Erich errichteten Rea ceſſes, von benden regierenden Fürſten zu Calenberg und Wolfenbüttel mit dieſem Erb-Amte belehnet were , den. Mit des Fürſtentumes Calenberg Lrbkücheng meiſter Amte werden die von Rofing, jedoch auch die Gözen von Ihlenhauſen mit dem RüchensAmte zwiſchen dem Deiſter und der Leine , belehnet. Das calenbergiſche Erbſchenken Amt tragen die von Re den zu Reden zu Sehn. $ 11. Zu Hannover iſt eine Juſtiskanzley
für
die Fürſtentümer Calenberg und Grubenhagen , und . für
Das Fürſtentum Calenberg.
2491
für die Grafſchaften Hoya und Diepholz; es iſt auch dafelbft ein Sofgerid )t für eben dieſe Lånder, Gru . benhagen ausgenommen .
Zu dem Hofgerichte pråa
ſentiren die calenbergiſchen Stånte 2 Uffeſſores , den Hefrichter aber reket der Landesherr allein ; doch muß er allemal aus der calenbergiſchen Ritterſchaft genom men werden . Zu dem Ober . Appellationsgerichte zu Celle präſentiret die calenbergiſche landſchaft auch 2 Tejores. $ 12. Die unmittelbaren landesherrſchaftlis dhen oder Rammer : Linkünfte fließen auch hier theils aus den Kaminer -Aemtern , theils aus den Re. galien , wozu noch die Kammer -Ucciſe ſowol von frema dem Branntewein , welcher hier verzehret wird , als von folchem , welcher in den 4 großen Städten , in den Klosern und geſchloſſenen adelichen Gerichten gebrannt , aber außerhalb ihrer Diſtricte verzehret wird, und der Blaſenjins von den Branteweinblaſen in den Kam . mer . Hemtern kommt.
Die Einfünfte der Kloſter.
Aemter gehen in die Kloſterkaffe . Anſtatt der ehes mals gewöhnlich geweſenen Contribution iſt der Lis cent eingeführet worden.
Der Landesherr beſtellet
die Licent. Inſpectores , die Landſchaft aber die Licent commiſſarien ; beyde nehmen an den Licentrechnungs fachen Theil, an bende ergehen auch, die dahin einſchla . genden Verordnungen , und beyde ſtarten Bericht da von ab . Die Inſpectores haben das Brauweſen und die Importfachen allein zu beforgen, und von jenem an die Kainmer, von dieſem aber an die Regierung Bericht abzuſtatten : Die Commiſſarien aber haben die licenta gerichte über die entdeckten und angegebenen Licentbea , trůgereyen allein zu halten .
Ein jeder Lieentcommiſſår hat
2492
De
niederſächſiſche Kreis.
Hat ſeinen angewieſenen Diſtrict, und ein jeder licent Inſpector feine Receptur, und legtere haben ihre licent: Unterbediente. Auf dem lande muß jede Perſon, wel. che über 12 Jahr alt iſt, 2 Malter, und jede, welche zwiſchen 4 und 12 Jahren , i Malter Korn verlicentie
. ren : es reifen daher die licent. Inſpectores jährlich ein mal in den kleinen Städten , Zemtern und Gerichten umher, und unterſuchen in Gegenwart der Richter der Derter, ob dieſes von jedermann beobachtet fen , oder wer Nachſchuß zu erlegen habe ? woben aber nicht die größte Strenge ausgeübet werden darf. In dit li. centcaſſe fließt auch die contributio nobilium, ( welche licentfrey find ) forenfium & cleri , welche aber nicht viel austrågt. Die contributio forenfium beſteht dar. inn , daß diejenigen , welche außerhalb dieſes Fürſtens tumes wohnen , aber in demſelben contribuirende Gů. ter haben , davon ſie die Einkünfte ausmårts verzehren , die Hälfte der 1686 úblich gewefenen Contribution da. von bezahlen. Was vom Stempelpapiere gehoben wird, fließt auch in die licentcaſſe. Da der licent zur Unterhaltung des Kriegesheeres gewidmet iſt, ſo wird die dazu nöthige Summe von den Licent-Einnelymern monatlich an die Kriegescommiſſårs ausgezahlet, und die Inſpectores controliren die Rechnungen . Der Lands ſchaft werden die Sicentrechnungen auf dem Landtage vorgeleget, und ſie nimmt den Ueberſchuß, welcher nach Abzug der zur Unterhaltung des Kriegesheers beſtimm ten Summe übrig bleibt, zu fich.
Allein von dieſem
Ueberſchuſſe bat fie andere Ausgaben zu beſtreiten, nämlich eine Summe zur Unterhaltung der gørtingia fchen Univerſität, eine andere zum Ober .Appellations. gerichte, eine andere zum Hofgerichte, die Beſoldung der
Das Fürſtentum Calenberg.
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der landſchaftlichen Deputirten und des Wegecommiſe fårs, eine Summe zum Zuchthauſe in Celle, u . ä . m. Der Schatz iſt 1614 eingeführet worden , als die cáo Yenbergiſche landſchaft 600000 Rthlr. landesherrſchaft. licher Schulden über fich nahm , und er iſt bis auf den heutigen Tag wegen anderer Landesnotliðurften forts geſeket worden . Er beſteht aus der ſo genannten
Dorftare, aus dem Schaf- und Scheffel.Schake, aus der Ucciſe von Getreiden , und aus dem großen Vich. triftgelde.
Er fließt in die landcenteren , welche duch von jeder Branntereinsblaſe im Lande (außer den 4 großen Städten ) jährlich 3 Rthlr. Hebt. Die 4 großen Stådte ( S 4.) Haben mit dieſer Ländrénteren) oder Landſchaftskafle nichts zu thun , weil ſie von den vorhingenannten landesherrſchaftlichen Schulden bent ſechsten Theil , nåmlich 100000 Rthlr ., allein übera nommen und abgetragen haben, daher ſie von der Tar ré, vom Scheffelſchake und von der auf Gerrånfe gea
Telgten Acciſe, in Anſehung ihrer damals beſeline Bůru - gergüter , fren geſprochen worden. Sie Haben alfo aud) mit dem Sdyascollegio nichts zu ſchaffen, wela ches das Schakwefen beforget, und zu welchem die 4 oben (S 4.) angezeigten Land- und Sdak . Närhe , i Deputirter der Stadt Münben, und 1 Deputirter der Stadt Münder, gehören.
Die Landſchaft Kat auch
einen Zandrentmeiſter , einen Ianbrentereyſecretår, und in jedem ber 3 Quartiere einen Schas - Einnehmer. Wenn allgemeine, inſonderheit außerordentliche Landesa Abgaben aufgebracht werden müſſen , und man will zum Behufe Berſelben keine beſondere Anlagen machen, ſo werden die nöthigen Summen gemeiniglich aus dem Vorräthe derLandrentereykaſie hergenommen, oder wenit fie
Der niederſächſiſche Streis .
2494
ſie keinen oder keinen hinlänglichen Vorrath Hae , auf ben Credit derſelben geliehen : in folchem außerordent lichen Falle aber müſſen die 4 großen Städte zu der aufzubringenden Summe den ſechsten Theil liefern , wozu Göttingen , Hannover J, Nordheim < und Ha meln auch beytrågt. Endlich iſt auch des Wagas zinkorns zu gedenken , welches das Fürſtentum nach einer gewiſſen Eintheilung jährlich liefern muß , und zwar bald natürlich , bald im Šelde. 13. Es giebt in dieſem Fürſtentume fanzlenfaßi. ge Städte , Stifter und Kloſter , Kammer : Hemter , Kloſter- Aemter und geſchloſſene adeliche Gerichte. Sie find insgeſammt in die 3 oben ( S 4. ) angegebenen Quartiere vertheilet, nach welchen nun das Fürſtentum genauer beſchrieben werden muß. I. Das hannoveriſche Quartier, welches 8 Städte, 3 Flecken , 2 Stifter, 6 Kloſter, 80 landtagsfähige adeliche Güter, ( welche zu der Ritters ſteuer 366 Rthlr. 13 mgr. bezahlen ) und 212 Dörfer enthålt.
Es folgen
1. Die kanzleyfáßigen Stadte. I ) Eine son den 4 großen Städten , nämlich : Die Altſtadt Hanover, gemeiniglic Bannover , in den älteſten Urkundeni' aber und ini Stadiſiegel sonover , welche die Hauptſtadt des Churfürſtentums , ehemalige und eigentliche churfürfiliche Reſidenzſtadt, unter den 4 großen Städten des Fürſtentumes Calenberg aber der Ordnung nach die zweite , der Siz des Geheimenraths collegiums und der Landesregierung der geſammten Lande des Churbaules Braunftweig und Lineburg , der Kams mer, der Kriegeskanzley, des Hofgerichtes, der Iuſtietanza ley , und der Landtage des Fürſtentumes Calenberg , und volkreich iſt. Sie liegt am linken hohen Ufer der Liine, melipe
Das Fürſtentum Cakenberg.
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welche zwiſchen der Alt- und Neuſtadt anfåriglich in 2 Ara men , welche eine Inſel einſchließen , bernach aber wieder in einen Strom fließt, und von bieraus abwärts ſchiffbar Die Stadtiſt befeſtigt, und enthalt an 1200 Hau. iſt. fer, unter welcben viele wobl und ſchon gebauet und ans reynlig find ; das von Sr. Ercellenz dem Herrn Ges beimenrathe Slamer Auguft von den Buſio aufges führte fofibare Haus aber alle andere übertrifft. Der neue Graben oder die Egidien - Neuſtadt iſt der neueſte und ſoonſte Theil der Stadt. Vor dem königlichen und durfürflidhen Schloffe iſt 1741 die an der Leine belegene Seite abgebrannt , aber prácbrig wieder erbauet worden . In demſelben baben die gebeime Rathsſtube und Kriegesfangley ihren Sig ; man findet auch das felbft das Dpernhaus, und über der ' Kúde den Saal : zu den Comödien. In der ſchönen Schloskircbe wird ein großer Schaß von Reliquien , goldenen und ſilbernen Sachen und Edelffeinen verreabret, welde Hers jog Heinrich der fome auf ſeiner 1171 angetretenen Reiſe nach dem Driente, und nadmals , geſammlet hat, und der anfänglich in der Kirche des b. Blaſius zu Brauna ſoiveig verwahret, nad Uebergabe der Stadt an Herzog Johann Friderich aber nach Hanover gebracte worden Das königl. Zeughaus , und die Rebenswürdigen vor. ift. trefflichen königl. Pferdeſfälle, fleben in einer Reihe art der Leine. Das landſchaftliche Haus auf der Dfterſtra . fe iſt ein anſeonliches und koſtbares Gebåtide , in weldent Die calenbergiſiben Landtage gebalten werden , und barinn Auf eben dieſer auch das Hofgericht ſeinen Sig hat. Straße iſt auch der Ludtumer Hof , welchen der Abt des Klofiers Lockum bewobnet, und unweit der Negidienkirche iſt das Gebäude der Juſtizkanzley. Es ſind hier 3 Pfarrs tireben, nämlich die Markt - oder des heiligen Jakobs und Seorgs Kircbe, bey welcher die Stadtlobule fteht, die Nes gidienkirche, und die Kirche zum 1. Kreuze, imglei en die Beratungstirde, das Hoſpital zum 1. Geifte, bes Raths Armenbaus, des Raths Spinn- und Zucht-Haus, und in . der Aegidien-Neuſtadt ein wobleingerichtetes Waiſenhaus . Iitt ttt 2 Ein
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Der niederſächſiſche Kreis.
Ein mehreres und befferes kann ic von dieſer Stadt nicht melden , weil mich niemand mit Nachrichten von derſelben , weder aus eigenem Sriebe , noch auf meine geziemende Bitte , bat unterſtügen wollten . 1241 wurde ſie vom Gras fen Conrad von Lauenrode, dem ſie damals zugehårete, an Herzog Otto das Kind übergeben , welcher den Bürgerá in einem Privilegio verſprach , daß fie niemals veräugert werden, ſondern allezeit bey feinem Hauſe verbleiben follo te. Richts deftoweniger wollte ſie fein Enkel, Herzog Otto der Strenge, 1283 dem Biſchofe von Hildesheim übers laſſen, daher die unwilligen Bürger eigen Uufſtand vore nabnen, es konnte auch der Biſchof zum ipirkliden Beſite ber Stact nicht kommen und 1297 wurde dieſe init ibrem Landesberrn völlig wieder ausgelöhnet. 1526 ift bier eitt weiffes und liebliches Bier von dem Braumeiſter Gord Broiban erfunden, und nad ſeinem Namen , bis auf dies fen Tag, Broiban benannt worden. 1725 wurde hier ein Bündniß zwiſchen Grofbritannien , Frankreich und Preis Ben.gerblogen ; zu welchem auch 1726 die Hollander trai ten . 1757 wurde die Stadt von den Franzofen beſetet, und 1758 wieder verlaſſen . Bor sent Die umliegende Gegend iſt angenehm. Sboren iſt die Anzahl der fchenen und nüblichen Gartent, und der darinn befindlichen Häuſer , welche größtenteils zu den Hem ! ern Coldingen und Larigenhagen gehören ,bes wundernswürdig groß, und eine vor dem Steinthore beles gene ſchöne Allee fübret nach dem königl. LuftfuldfTera Montbrillant und errenhauſen, von welchen bey dem Amre Langenbagen ein mehreres zu ſagen ſeyn wird . 2 ) Folgende kleine Städte :
( 1) Die Yzeuſtadt Hanover, welche am rechten boben Ufer der feine, der Altſtadt gegen über, liest, und mit ders ſelben durch Brücten zuſammenhängt. Sie iſt gleicbfalls befeftiget, hat zwar nur 376 Häuſer, iſt aber Tohin ge bauet, und ſtart bewohnet. Sbr Magiſtrat bat nur die Civilgerichtbarkeit, die peinliche Gerichtbarkeit verwaltet das königliche Gericorſoulzenamt. Sie iſt der Siß des Cons
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Sonfiftoriums der Churfande, der Generalfuperintendents ur des Fürſtentums Salenberg und einer Specialfi.pers ntendentur, wie auch unterfchiedener ſchöner Manufaktus ell . Den Marktplat zieret theils ein ſchönes Grottene
perf , deffen Wafférfinite aber eingegangen find , theils ie lutberiſte Hof- und Stadtpfarrkirche zu S. Jobans tes. Um Paradeplate findet man in einem anſehnlichen teinernen Gebäude fordot das königl . Archiv , als den ortrefflichen königl. Bücherſaal, welcher einer der zahl. eichften und koſtbarſten in Deutſchland iſt. Das Ger aude, darinn das Conſiſtorium gehalten wird, iſt bey dem Snigl. Baubofe. Sonſt ſind in dieſer Stadi, eine lateis rifcbe Stadtſibule, eine deurſoe reformirte Kirche, eine ranzeſtereformirte Kircbe, eine katholiſche Kirche, eine Judenſcule, und unterſihiedene Höfe, als der Fürſtenhof, Der osnabrückiſche Sof , der gräflid platiſme hof, wels ber ein, landtagsfähiger Ritterfig iſt , der gráſlid - tiels manseggiſche Hof, und das Bernſtorfische Haus . Dieſe Neuſtadt iſt ſchon im izten Jahrh. vorbanden, und eine Stadt geweſen. Im 14ten Tabrh. wurde ſie in die lewe ftadt, in den Brüet und in das Schloß Lauenrode abges tbeilet. Das Testete bat auf dem Berge (welches noch ißt der Name einer Straße iſt ) gelegen , und auf demfela's ben haben sich die alter Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg verſcelegentlich aufgebalteit, und urkunden das felbft ausgefertiget. 1371 ift es zerſtöret, und hierauf der Stadt Hanover geſchentet worden . Von Deniſelben find die alten Grafen von Rauenrode benannt worden. Die peinliche Gerichtbarkeit in diefer Stadt übet der königl. Seridbeschulze aus. (2) Mjønder, eine kleine Stadt an der Hamet , in welcher 176. Feuerſtellen , 3 landtagsfähige adeliche Güter ,. und eine Superintendentur find. 1519 wurde ſie einge. aldai . Die peinliche Gerichtbarkeit in derſelben übet das Amt Sprinige aus , unter welchem die Vorſtadt, wos felbſt ein Salzwert iſt, auch in Unſebung der Civilgerichte barkeit ſtellt, 3)
Stttttt 3
1 Slunta
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Wunnendorp , das iſt , villa amoenitatis, eine kleine Stadt zwiſchen der Süd- und Caſp : Que , welche fit unterbalb Berſelben pereinigen , und hinter Blumenau zuſammen in die Leine geben. Die Stadt hat 240 Feuerſtellen , und ift der Sit eines Stiftes , (von welchem bernad ein bes fonderer, Urtitel folget,) und einer Superintendentur, es ſind auch a landtagsfähige adeliche Güter hiefelbft. Die peinliche Gerictbarkeit in derſelben über das Umt Neus ſtadt aus. Die bieſige Stiftstirite iſt auch die Pfarrtirs be der Stadt , welde 1519 durch einen Böſewicht anges zündet worden, ſo daß fie ganz abgebrannt, und 1625 von faiſerlichen Soldaten in Brand geſtecer, geplündert, und faft ganz zu Grunde gerichtet worden . Die alten Graa, feir son Wunſtorf koinmen von den Grafen von Roden ober Rothen her, und find alſo einerfey Stammes mit den Grafen von Lauenrode und Eimmer , deren oben bey der Meuſtadt Hanover foon gedacht worden iſt. 1247 vers Laufete Graf Eudolph die Hälfte der Stadt und des Schlories Buſtorf, *. an das Bistum Minden , und empfing die übrige Hälfte von demſelben zu tehn. 1311 beſtåtiste Biſchof Cottfried die Privilegien der Stadt Wunſtorf. Ziviſiben den Biſchofen und Grafen gab es immer Streit. 1315 wurde Durch Herzogs Otto ju Braunſconeig und Lüneburg Berunittelung ein Vergleich wiſchen dem Bifchofe zu minden und den Grafen Johann und Rudolph von Noden und Wunſtorf geſtiftet, in wels den lebtete die Bürger zu Wunſtorf der ihnen geleiftes ten Huldigung und Pflicht erließen , und ſich alles Redes an Stadt und Schloß begaben . 1317 wurde zwiſden eben dieſen Perſonen verglichen , daß das Solog vor Wunſtorf, die Spreensborg genannt, abgebrochen, und nie Idieder erbauet werden , den Grafen aber freyftehen jolle, auf der fogenannten Burgſtare ein neues Schloß zu ers bauen , ( welches nadber Blumenau genannt worden iſt.) und für ſich und ihre Erben zu beſigen , bingegen der Bi fct of und feine Nachfolger forften das Shloe Bodelo baben. 1446 verkaufeten die Grafen Julius und Lus dolph, Vater und Sohn, die Stadt und Grafioaft Wuns 1 Horf
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forf, nebſt dem Schloffe Blumenau , an den Bifchof Magnus von Hildesbeim , für 10000 rbeiniſche Gulden : allein Biſibof Albrecht zu Minden nahm folcben eigena machtigen Verkauf febr ábel, erklärete die Grafen der bals ben Stadt Wunſtorf und des Schloffes Blumenau, wel Me fie bisher von ſeinem Bistume zu Lehn getragen hats
ten, verluſtig , und belebnete hinwieder den Herzog Wils belm den Siegbaften von Braunſchweig und Lüneburg und feine Söhne damit, um ſolde auf gleiche Weiſe, wie vorhin die Grafen , zu beſitzen. Gleich darauf fand Hers jog Wilhelm den Biſchof zu Hildesheim für ſeine Anfors derung, welde er auf Wunſtorf machete,mit 10850 rbeis niſchen Gulden ab. 1447 errichtete er für ſich und ſeine Söhne und Nachkommen mit dem Bistume Minden eis nen Vertrag, kraft deffen die Hälfte der Stadt Wunſtorf, nebſt der Blumenaut und allen Gütern , welche der Hers jog an fich gebracht habe , bey ihm und ſeinen Nachkomts men erblich und ewig verbleiben , und die Herzoge das . jenige, was die Grafen von Wunſtorf und ihre Vorfahren erweistic und von Rechtsmegen vom Bistume Minden zu Lehn getragen båtten oder hätten tragen follen , aud von demſelben beſtändig zu Lehn empfangen , mit demſela ben gemeinſchaftlich beſigen, und Erbbuldigung haben und behalten ſollten . Es iſt aber nach der Zeit ganz Wuns ſtorf an die Herzoge von Braunſchweig und füneburg gekommen u , nd die Lehnspflicht hat aufgehöret. Der männliche Stamm der Grafen von Wunſtorf iſt 1533 mit des oben genannten Grafen Ludolphs Sobn , Georg, auss gegangen . (4) Pattenſen , eigentlich Pattenbauſen , ein Städte chen , welches 163 Häuſer und 5 landtagsfähige adelide Güter bat. Es iſő Bier eine Adjunctur der Neuſtadt: bannoveriſen Superintendentur. Die peinliche Gerichta barkeit über hieſelbit das Amt Calenberg aus. Ehedeffen iſt die Stadt mit Mauern , Bållen und Graben umgeber geweſen. Vor derſelben wurde vor Alters auf dem Gore ne ein berühmtes Gericht gehalten .' ( 5) Eldagſen , anfänglich und eigentlich Eldagshau . Ittt ttt 4 ren ,
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ſen , eine kleine Stadt obuweit der Haller , welche den durch die Stadt fließenden Bac Gehle aufnimmt. Sie bat 211 birgerliche Feuerſtellen und 4 landtagsfähige. adeliche Güter. Ebederfen bat fie Mauern , Graben und Wälle gehabt. Der Magiſtrat fübret Beweiſe an , daß er ebederfen , außer der Civilgeridtbarkeit , aud die peinlis che Gerichtbarkeit gebabt und ausgeübet babe , legtere. aber eignet ſich das Umt Calenberg zu., mit welchem die Stadt dieſerwegen im Proceffe liegt. Sie hat vor AL ters zu der Grafſchaft Gallermund gehöret, und es haben: die Grafen biefelbft eine Burg gehabt , von welder noch der Burgplag den Namen führet. In Urkunden von 1282 uns 1320 wird ſie ein Beichbild., in einer Irkunde Im erſten Biertel von 1366 aber eine Stadt genennet. des 16ten Jahrhundertes zur Zeit der erſten bildesheimia fcben Felde, wurde fie badurch vergroßert, daß fich die Einwohner von 9 benachbarten verbrannten Dörfern bies ſelbſt anbaueten , und endlich das Bürgerrecht gewannen . Die Stadt hat oft Brandſobaden erlitten , inſonderheit aber ift fie 1552 und 1626 faft ganz eingeårdert worden , und 1742 þat ſie abermals 106. Wohnhäufer durch eine Feuersbrunſt verlohren ; es iſt aber hierauf die vormaa lige obere Borſtadt völlig init zu der Stadt gezogen , die Hauptſtraße iſt erweitert , und die Bäuſer ſind insgeſainmt yon gleicher Hsbe wieder erbauet worden . Weil dieſe Stadt Den Grafen von Gallermund gehåret bat , und derſelben Haupt- Ort in dieſer Segend gewefent ift, ſo findet bier eine Nachricht von denenfelben am beſten Plas. Das Schloß Ballermund , in alten Urkunden Balremunt, bat Herzog Wilhelm 1435 niederreißen laſſen . Der Nameſcheint anzuzeigen , daß es anfänglich bey der Mündung der Haller , oder beym Einfluffe derſelben in die feine, geffanden babe : allein das im eben genannten
Jahre zerſtörete Solo Ballermund foll eine Stunde pon Eldagfen gegen Weſten nach Springe zu, auf dem fogenannten Burgberge über der Steiger , geſtanden bas ben . Die alte linie der Grafen von Sallermund ſtarb im 12ten Jahrhunderte mit Willebrands des Ueltern
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Gionen , Burchard, Ludolph und Willebrand, aus, allein ibre Soweſter Adelyeid , deren Mann unbekannt iſt, ses bahr einen Sobn, Namens Ludolph, welcher der Stamms pater der neuen Grafen yon Gallermund wurde , 1255 ſtarb , und im Kloſter Lockum ben ſeiner Mutter begrac ben wurde. Graf Serbard von Vallermund verkaufete 1282 fein Schloß Hallermund mit der Hälfte der dazu gehörigen freyen Güter an Herzog. Dito den Strengen, und 1366 verkaufeten die Grafen Beinrid , Gerhard und Rudolf ihr Anteil an der Grafſchaft Hallermund , fowol Eigentum als Lehn , an die Herzoge Wilhelm und Ludes : wig zu: Braunſchweig und Lüneburg, nämlich balb Haller. Springe, den vierten Sbeil der Stadt Eldagſen, des Gobs gerictes zu der Horſt, zu Siqyder und zu Spelbrink , die Holzgráfichaft über den Dſterivald , und andere Stücke, welden Berkauf ihre Bettern , die Grafen und Bruder Ntto und Gerhard , genehm hielten : ſte erhielten aber, alles von den Herzogen wieder zu Lehn , wie denn auch eine Urkunde vom Herzoge Magnus,mit der Kette vors banden iſt, darinn er 1372. die Grafen Heinrich und Dito von Gallermund mit ſeiner Stadt Eldagſen , mit Haller's fpringe und der Grafſchaft Ballermxud belehnet hat . Es erbellet hieraus , daß die Grafſchaft Hallermund anfäng. lich an das Fürſtentum Lüneburg gekommen ſey , nach . mals aber ift fie dem Fürſtentume Calenberg einverleibet worden . Im Anfange des 15ten Jahrhundertes gieng der ballermundide Stamm mit den Grafen Otto und Bils Kebrand: aus , worauf die Grafſchaft den Herzogen zu Braunſoweig und Lüneburg , als Rebusherren , beimfitel : mit Grafen Philipp obgleich Graf Dtto ſie gern auf feine von Spiegelberg vermålte Schweſter gebracht båtte. Wie die Grafen von Platen an Sitel , Wapen, Siß und Stimme auf Reichs- und Kreistagen von der Grafſchaft
Sallermund , gekomnien reyn ? iſt beym niederrheiniſch weſtpbaliſchen Kreiſe im erſten Bande des dritten Sbeiles Der Erdbeſchreibung, S. 790. 791. gelehret worden. 2. Die Stifter , welche ſind :
DAS Stift Lodum , ebédeſſen Lucka , Abbatia Luc. Stttttt 5 çenſis,
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eenfis, welches 1163 vom Grafen Willebrand von Hallera mund geffiftet worden , und mit Ciſtercienſer Mönchen beſetzet geweſen , zur Zeit der Kirchenverbeſſerung aber evangeliſch geworden iſt. Itt bat es einen Abt , einert Prior, 3 Conventualen , einen Prediger , einen Rector für die Schule, und einige Hofpites. Der Ast iſt der erſte Srålar, Randſtand und Landrath des Fürſtentums Calen auf dem locumer Hofe in berg , und wohnet gemeiniglich der Altſtadt Hanover. Dei Stifte gehören ( 1) Das Dorf Lo um , welches bey dem Kloſter ift. (2) Wiedenfahl, ein Flecken mit einer Pfarrkirce. ( 3 ) Die Dörfer Münchenbagen und voinzlar . (4) Ein Hof in der Altſtadt Hanover, ein Hof zu Co. (enfeld im Amte Blumenau , und ein Hof zu Hamelſprina ge im Amte fauenau : es bat auch Zehntfdeuren zu Hủa pede, Ridlingen und Linderte. 2) DAS Stift Wunſtorf, in der oben Berdriebenen Stadt , welches Dieterich , Biſchof zu Minden , um das Sabr 870 geſtiftet, und den beiligen Cosmas und Das mian gewidmet bat. Es iſt ißt evangeliſch , und ein Vandſtand , und beſteht aus einer adelichen Dechantinn und 4 adeliden Fräulein , bat auch unterſchiedene Cas nonicos , deren Senior der Superintendent ju Buna ſtorf iſt. 3. Die Ridſter , welche ſind : I) XIarienrode, vor Alters Betſingerode auch Badena rode, Novalis beatæ Mariæ virginis, ein römiſch - katholi. fcbes Mannskloſter, Meile von Hildesheim , welches 1123 für Canonicos regulares Auguſtiner Didens geſtiftet worden ift. 1259 wurde der Abt zu Serbagen mit feis stem Convent Ciftercienfer Drdens bieber verfeget, nac dem die Auguftiner Mönche und Klofter - Jungfrauen ihrer übeln Lebens - Art wegen von hier verjaget worden svaren. Es bat einen 46t, 19 Patres und 6 Fratres. Der Abt iſt ein calenbergiſcher tandſtand. Ein jeder neuer Abt wird im Namen des Landesherrn durch einen geitlis den und einen weltlichen Sommigår , beyde evangeliſmer Religion, eingefübret, ibm öffentlich vor dem Altare des Landesa
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Zandesherrn Beſtätigung kund gemaciet, und der gewöhns Lliche Eip abgenommen . Dem Klefter get dret das Pors werk Geuenhof. In der Utſtadt Hanover hat es eis hen of 2) Marienfee, Lacus S. Mariæ , ein evangeliſches ades Tides Fräuleintloſter an der Leine, für eine Uebtiginn und 12 Conventualinnen . Es bat daffelbige Graf Bernhard von Welpe 1215 geſtiftet , und damals hieß der Drt Car Eenbaufen . Das isige ſteinerne Wohngebäude iſt 1726 und 27 aufgeführet werden. Das Kloſter iſt ein Lands tand. Zu demjelben geboret die Vorburg. 3 ) Marienwerdee, ebedeflen auch Woerder ſchlechthini, in (vangeliſches Kloſter an der Leine, für eine Uebrifinn, und in theils adelice, theils bürgerliche Conventualinnen. Fs bat daſelbige Graf Conrad von Roden 1114 geſtiftet, Tein Sohn gleices Namens aber völlig zum Stande ge bracht. Es ift ein Landſtand. 4 ) Wennigſen , ein evangeliſches adelides Fräuleine flofter , für eine Uebriginn und 11 Conventualinnen , ift ein Landſtand, und beſigt das Pfarrdorf Wennigſen , in welchem es die untern Gerichte bat.
5) Barſinghaufen , ein evangeliſches adeliches Frau leinflofter, für eine Nebrißinn und io Conventualinnen, liegt unter dem Deiſter , und iſt ein Landftand . Das Kloſter iſt von Widekind, Grafen yon Swalenberg, nicht erft 1203, wie gemeiniglich gefaget wird, ſondern ſopon éia te geraume Zeit vorber im izten Jahrhunderte geftiftet, und mit Auguftiner Nonnen bereget worden . Es geboren pazu die Dörfer Barſingbaufen mit einer Pfarrkircher elltenhof und 27ienſtedt , in welchen es die untern Ges Fichte bas.
6 ) Wålfinghaufen , ein evangeliſches adelides Frau. eintlofter, für eine Uebrifinn und II Conyentualinnen , 1 1235 geſtiftet worden, und ein Landſtand. Das Gehst Babrenburg hat von dem ehemaligen Schloſſe Bahrens urg den Namen .
4. Die landesherrſchaftlichen Kammers leiter , welche find : 1) DAS
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1 ) Das Amt Calenberg, welches auf 4 Meifen lang und 3 Meilen breit iſt, und bis an Hanover reichet. Es gehöret ein Sheil des Deiſterwaldes dazu , es liegen auch der lúderſer Berg , der benther Berg , der gebrder Berg , der ſchulenburger Berg , und der limberg, biefelbft, welche mit Holzungen bewachſen ſind. Die übrigen Gegenden find eben , und, wenn man die am Deiffer belegene Sex gend ausnimint, insgeſammt fruchtbar. Der Getreides und Flachsbau inachet das vornehmſte Gewerbe der Ein wohner aus . Die Viehzucht iſt nicht ſtark. Die Leine, weldde an der Oſtſeite des Amtes fließt; nimint ohnweit Bülfingen die Haller auf. Das Ume enthalt i Flecter und 60 Dörfer , und begreift (1 ) Den Amtsdiſtrict, welder beſteht a ) aus der Sausvogtey, oder den Vordörfern, und der Vogtey Robing. Dabin geboren (a) Das Soloß Calenberg, von welchem das Fürſtens fum den Namen bat , und welches eine fürſtliche Reſidenz geweſen , ißt aber das Umthaus iſt. (b) Jeinfen, ein Pfarrdorf, woſelbſt eine Superintetta bentur ift. 1 ( ) Schalenburg , ein Pfarrdorf mit einem fandtags fähigen adeliden Gute, das Pfarrdorf Roßing, welches Hur zum Ibeile bieber geboret, und noch 6 Dorfer . b) aus der Adenſer Vogtey , in welcher (a) Udenſen , ein Pfarrdorf, welches vor Alters den eblen Herren von Udenops gebåret hat , deren Mannda ftamm ums Jahr 1331 aufgeſtorben iſt , ibre Güter aber: sind durch Heirat an die Grafen von Hallermund, ger. tommer . ( b) Sallerburg, ein Dorf an der Haller, welches vor Afters mit zu derStaffdaft Hallermund gedret bat. (c ) Wålffingen , ein Pfarrborfmit einem abelichen Gutes. welches hier die untern Gerichte bat. ( d ) Noch 5 Dörfer, darunter Wittenburg iff. c ) aus der geſtorffer und pattenſer Gobe , dabin 10 Dörfer gehdren, unter welchen die Pfarrbørfer Geſtorff mit 6 landtagsfähigen adelichen Gütern , Supede , Bens nigſen
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Calenberg .
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nigſen , jedes mit einem landtagsfähigen adelichen Gute, und Soltenſen , find. ( 2 ) Die gebrder Gobe, zu welcher geboret a) Die vogtey Ronnenberg , in welcher (a) Xonnenberg , ein Pfarrdorf, woſelbſt eine Supers ntendentur iſt. (b ) Wettbergen, ein Pfarrborf, woſelbſt ein landtagse ähiges adelides Gut iſt. () Ridlingen , ein Dorf mit einem landtagsfähigent delicen Gute, weles mit einem andern gleices Namens Eicht verwed felt werden muß, und noch 3 Dörfer. b ) Die Vogtey Gehrden, in welcher 5 Dörfer, darun , er das Pfarrdorf Lenthe iſt, welde 2 landtagsfábige edelicbe Güter bat
c) Die Vogtey Bennigfen, von 10 Dörfern : darunter ind die Pfarrdörfer Leveſte mit einein landtagsfähigen delichen Gute , Kirchdorf und wennigſen , woſelbſt das -ben angeführte Kloſter iſt. d ) Die golterſche vogtey von 13 Dörfern, darunter sie Pfarrdörfer Groß. - Goitern und Landringhauſen ; des mit einem landtagsiäbigen adeliden Gute , Sobena -oſtel und Barſinghauſen , woſelbſt, das oben angeführte Plofter ift. (3) Gehrden , ein Flecken init einer Pfarrkirce, und inem adeliden Gute ; es iſt auch hierelbft das landtags ibige adelide Gut franzburg belegen . (4 ) Es über auch das Amt die peinliche Serichtbarkeit 1 den kleinen Stadten Patrenſen und Eldagſen aus, wie ben in der Beſchreibung derſelben ſchon angezeiget wors en it. 2 ) DAS Amt Wittenburg liegt nicht weit von der idyoflich bildesheimiſpen Stadt Elze , und ift aus einent oormaligen Kloſter entſtanden , es geboren aber keine Dörfer dazu. Das Amthaus iſt in dein oben bev det Denfer Vogtey des Amtes Calenberg angeführten Dorfe Bittenburg. 3) Das Amt Coldingen , welches an der Leine liegt, Meiten lang, und 1 Meite breit iſt, und bis an die uits ſtadt
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ftadt Hanover reidet. Der Erdboden in demſelben iſt von unterſchiedener Art , daber iſt aud das Gewerbe der Einwohner unterſchieden. Diejenigen , welde fruchtbares Land haben , legen fic vornebmlich aufden Aderbau , dies jenigen , welche einen ſandigen Boden beſigen , treiben mehr Biebzucbt als Ackerbau , die braunſchweigifce Gobe bat vom Bierbraue cinen anſehnliden Theil ihrer Nahrung, und die Leute , welche vor Hanover in den Garten wob nen , find entweder Gärtner oder Tagelöhner. An der Grenze der låneburgiſden Amtsvogtey Burgwedel iſt ein Moor, auf welchem Torf geſtochen wird. Die Holzungen find nicht anſehnlich . Das Amthaus Coldingen ſtebt 14 Meile von Banos ver und Meile von Pattenſen an der Reine. Bor Ulters bat hier ein Soloß , Namens Lauenburg, geſtanden. Das Amt beſteht ( 1 ) aus den alten coldingiſchen Dörfern , welde unter 3 Bogtepen vertbeilet find. a) Die grasdorffer Vogtey beſteht aus den Dörfern Grafdorf, welches eine Pfarrkirche bat , und wegeri feis ner - Jagdgerecrigkeit und anderer Freyheiten ein freyes Dorf genanntwird , und Retben , wofelbſt ein landtagsa fähiges adeliches Gut iſt. b ) Diekirdyroder Vogter begreift (a ) das Pfarrdorf Kirchrode , nebfi noc 3 Dörfern . ( b) die Gartengemeine , welche alle vor dem Aegidiera thore der Altſtabr Hanover und dem ſogenannten Schiff 1 graben ( ipelcher hier die Grenze der Neinter Coldingen und langenbagen ausmacet ) belegene Gartenbaufer begreift. ( s) Ungefähr 4 derAegidien Vieuſtadt oder des neuen Grabens, bey der Altſtadt Hanover . c ) die inållinger Dogtey enthält die Pfarrdörfer mållingen und Waffel. (2) aus den zugelegten calenbergiſchen Dörfern , welde 1653 vom Amte Calenberg getrennet , und dem Amte Soldingen beygeleget worden ſind. Sie macben 2 Pogtepen aus. 2 die
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a) die hiddeſtorffer Vogtey, begreift die Pfarrdörfer Siddeſtorff und Wilkenburg , deren jedes ein landragsa fabiges adeliches Gut hat , das Dorf Reden , aud mig einem landtagsfähigen adelichen Gute der davon benannten adelichen Familie, und noch 3 Dörfer. b ) die ihmer Dogtey mit 5 Dörfern. ( 3) aus der braunſchweigiſchen Gohe , welche ebes Deffen zu der låneburgiſchen Amtsvogter Ilten gehöres bat , 1675 aber davon getrennet , und zu dem Umte Cole Dingen geleget worden iſt. Sie begreift die Dörfer Doha ren mit einer Pfarrkirce, wülfel und Laasgen , welche Freyye Dörfer genennet werden , weil fie mit der Jagdges cechtigkeit und anderen Freybeiten begadet find. 4 ) DAS Amt Langenbagen , welches auch an die uits tadt Hanover grenzet , unb 6 Bogtepen begreift: (1) Die langenbager Vogtey iſt in 5 Derter abges heilet. In der ſogenannten Kirchbauerſchaft ſind das Umthaus , eine Pfarrkirche, und 2 landtagsfähige adelide Süter. ( 2 ) Die obrter Vogtey von 5 Dörfern . (3 ) Die bothfelder vogtey. von 5 Dörfern , unter veloben das Pfarrdorf Bothfeld iſt. (4) Die VogteysEngelbpſtel, von 8 Dörfern, unter velchen die Pfarrdörfer Engelboſtel und Stoden ſind. Šm lestern iſt ein lanbragsfábiges adeliches Gut.
( 5) Die Vorenwalder Pogtey begreift , außer dem Dorfe vorenwalde, dem Pfarrdorfe einholz, und nod Dertern ,
a ) Die Gärten und Gartenbäufer vor dem Steinthort 1 er Altſtadt Hanover. b ) mon Brillant, ein verfallendes königl. fuffibrob. c) Serrenbauſen , ein fitoes königl. Luftroblog ind Barten , dabiu man aus dem Steinthoreder Altſtadt Hanos er durch eine angenehme uſee fimmt. Der vortreff che große Springbrunn , deſſen ſtarter Strahl ungemein och ſteigt , die mit römiſchen Bruſtbildern von Erz und Zarmor gezierte Orangerie und Gallerie, und die Garten Emaubühne, ſind in dieſem Luft - Orte beſonders merka ürdig , 5 ) DAS
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5) Das Amt Ridlingen , welches an der Leine liegt, ungefábr iz Meile lang und breit iſt , und tbeils aus Marſchland, theils aus Geeſt- und Sandland beffebt. Das Hauptgewerbe der Einwobner iſt der Picbbander. Es geboren 9 D8rfer dazu , von welchen anzumerten ſind : ( 1 ) Ridlingen , ein Pfarrdorf , woſelbſt das Solok oder Xmibaus ijt. Es bat por Alters den edlen Herren von Ridlingen zugehöret, von welden es an die Grafen von Roden, und bierauf an die von Mandelsloh gekomment ift. Ungefähr 4 Stunde vom Schloſſe findet man , uns ter einem auf 4 Sduten rubenden ſteinernen Dage, ein ſteinernes Denkmal , welches dem Derzoge Albrecht zu Sacren erridtet worden , dem 1385, bei der Belagerung des Sdiotes Ridlingen , von den Belagerten durch einen berausgerdorfenen Stein ein Bein zerſ mettert wurde an welcher Verlegung er ffarb. Es iſt dieſes Denkinal 1617 und 1722 auf landesverrſchaftlichen Befehl derbeffert und erneuert worden . Die von Mandelstok, welche der Herzog in dein Schloſſe belagerte, hatten ſich ivider ihr emporet, und allerley Räubereven vorgenommen , und es iſt wahrſcheinlich , daß dazumal das in dieſer Gegend bes kannte Sprücömort: Du biſt vor Ridlingen noch nicht über, entſtanden ſev. ( 2) Oſterwald, ein Pfarrdorf. 6) DAS 2 (mt 17èuſtadt, welches auf berider Seiten der Leine liegt , auf 4 Meilen lang , nnd etwa 2 Meilen Breit iſt. Von dem SteinhuderMeere geðdret zwar nur dasjenige lifer, an welches dasAmt grenzet, zu demſelben und das übrige zu der Grafſchaft Spauenburg , lippiſchen antbeils ; allein die Grafen zu Sbauenburg -Eippe wer: ben mit denfelben von dem Churbaufe Braunſchweig und Lüneburg wegen des Fürſtentumes Calenberg belehnet: Die Alpe , welche in dieſem Amte entſpringt, geht ins Fürftentum Lüneburg, und bey Rethem in die Afler. An
ber keine iſt gutes Acker - und Wieſenland , an der Alpe find große Büche und Welden , die übrigen Gegenden find Seeſtland , weldes bin und wieder ganz fruchtbar iſt. Huf den großen Mosren wird Torf geſtochen , und , vers mittelt
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mittelft eines aus denfelben in die Beine geführten und 1754 vollendeten Kanals, nach Hanover und an andere an der Leine belegene Derter gefübret. Die vornehmſte Nahrung der Einwobner kommt vom Getreide - und Flachs: baue, und von der Viehzucht, wie ſie denn jährlich viel Bieb verkaufen . Daß das Umt die peinliche Gerichtbarkeit in der Stadt Wunſtorf ausübe, iſt oben bey diefer Stadt von ange führet worden . Sonſt gehöret zu dieſem Amte : ( 1 ) Zeuſtadt am Rübenberge, ein Stadtchen an der Leine, welche ſich vor demjelben in 2 Aerme zertheilet ; über den Hauptſtrom iſt eine ſteinerne Brücke von 3 Schwibbogen , und über den Nebenſtrom oder ſo genann. ten Schiffkanal eine von 2 Sowibbogen gebauet, aud zum Behufe der Schifffahrt auf der Leine , eine koſtbare Schleuſe von Quaderſteinen angeleget worden. Auf dein Hügel, von weldem die Stade ihren Zunamen bat, liebt ein altes Sblog , welches , wegen ſeiner ehemaligen Bes feſtigung, Landestroſt gonannt, folcber Feftungswerke aber 1675 beraubet worden , und ist der Sig des Amtes iſt. Es iſt hier eine Superintendentur. Die Stadt ift oft, und julegt 1727, abgebrannt. Por dein Leinethore ist der Anfang mit Anlegung einer neuen Straße gema . cbet worden . Bor Alters hat die Stadt den Grafen von Belpe gehöret , welche oftmals darinn gewohnet und Urs tunden ausgefertiget haben , es hat auch Graf Bernhard von Welpe dem von ihm geſtifteten Kloſter Marienfee, in dem Stiftungsbriefe eine Mühle zu Neuftadt geſchenket . (2) Die Dogtey Barte , von 10 Dsrfern , unter wel den die Pfarrdörfer Barfe und Bordenau find , in weldem legtern ein landtagsfähiges adeliches Gut iff. Die landesberrſchaftlichen Vorwerke Mecklenhorft und Scharnhorſt , und der Schafſtall Bachland tragen ißt jährlich drittebalbtauſend Rthlr. Past. ( 3) Die VogteyMandelsloh , von 16 Dörfern , unter welchen die merkwürdigften find : a ) Wied mandelsloh oder andelslob in der Wiec , und Wandelslob úbern See, 2 Dörfer , von welchen 3 36 . uuuu u uu jenes
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jenes eine Pfarrkirche hat und 2 Jahrmårtte hålé , in beyden aber 6 landtagsfáhige adeliche Güter ſind. Das lettere bat den Zunamen daber , weil die Weiden und Wieſen zwiſcben benden Dertern , des Winters , wenn die Leine austritt, oft unter Waſſer ſtehen , und alſo einen See vorſtellen . b) Marienſee, ein Pfarrdorf , woſelbſt das oben bes foriebene Kloſter" iſt. c ) Die Pfarrborfer Duenſen mit einem landtagsfäbis gen Gute, welches ein Erbzindgut des Kloſters Marienſee iſt, und selfiorf. ( 4) Die vogtey Stoden von 6 Dörfern . Das Pfarrs dorf Støđen hålt einen Jahrmarkt , es iſt auch daſelbſt ein landesberrichaftliches Burwerk., ( 5) Die Vogtey Rodewald , von 3 Dörfern , unter welchen die Pfarroorfer Rodewald , welches einen Jabrs markt bält, und Såderbruch , ſind . Dieſe Dogter bat ebedeffen zu der Grafſchaft Welpe geboret. 7) Das AmtRehburg , welches eben ſo, wie das vors bergehende, an das Steinbuder Meer grenzet, deſſen Auss fluß , oder der fo genannte Moorbad , eine gute Meile lang durch das Amt , und bey Nienburg in die Weſer fließt. Das Amt ift 2 Meilen lang , und 1 Meile breit. Der Boden iſt großtentheils entweder fandig oder moras ftig , an der Grenze der Grafſchaft Schauenburg aber iſt ein kleiner Strich guten Kleplanden. Die Einwohner bauen , außer Getreide und Flacs, vielen Hopfen . Ein paar Dörfer ernähren ſich bloß von der Biebzucht. Die Eicben - und Bücben - Holzungen find anſehnlich , und fowohl um ihrer felbſt, als der Schweinemaft willen, bes trådtlich. Es giebt auc große Sorfmoore. Im rebs burger und lockumer Berge Find gute Steinkohlen , aber nicht in großer Menge, zu finden. Nabe an dem rebs burger Berge und an der robauenburgiſchen Grenze, in dem vorhin genannten fruchtbaren Striche Landes , ift ein guter Geſundbrunn , bey ' welchem unterſcbiedene Ges bäude aufgefübret tporben find. Das Amt bat ebedeffen ju der Grafſchaft Welpe gebóret. Es begreift: ( 1) Rebe
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(1) Rehburg, ein Städtchen von 177 Feuerſtellen, Nahe bey demſelben liegt das Amthaus. ( 2) Die Dörfer Schneeren mit einer Pfarrkirche, und iardorf. 8 ) DAS Umt Welpe oder wošlpe, welches ungefähr 3 Meilen lang und breit iſt, viel Moor und gute Holzun gen hat. Die Einwohner ernähren fid faſt allein von der Biebzucht. Die alten Grafen von Welpe, oder, wie fte in Urkunden beißen , de Welipe , Wilipa, Welepa, Wilepa, &c. fommen zuerſt vor der Mitte des izten Jabra hunderts vor. Der berühmteſte unter denſelben iſt Graf Bernbard , welcher ein treuer Unbånger Herzog Heinrichs bes Pompen und ſeines Hauſes geweſen iſt , und das Kloſter Marienfee 1215 geſtiftet bat. zu der Grafſchaft Welpe baben , außer dieſem Amte , das AmtRebburg , die Boga tey Rodenwald , die Stadt Neuſtadt am Rübenberge, das Sdlog Ottersberg im ißigen Berzogtume Bremen , und andere Derter und Güter , geboret; die Grafen hatten auch die Vogtep über Walsrode als ein Afterlebn von den Herzogen zu Braunſchweig inne. Herzog Dtto der Strenge, von Braunſchweig und Lüneburg , hat dieſe Grafſchaft ſchon 1326 beſeſſen. Zu dem Amte geboren , außer dein Amthauſe wolpe , und denen bey demſelben ftebenden Gebäuden : (1) Erichshagen , ein Flecken , welder nach Holtorf eingepfarret iſt . ( 2) Die Pfarrdörfer Soltorf , Semſen , Steimbke, suſum und sagen , und 20 andere Dörfer. 9 ) Das 2mt Blumenau , welches an der Leine liegt, und begreift : (1) Blumenan , das Amrhaus an der Uue , welche nicht weit von hier ſich in die Reine ergießt. Bon dieſem alten Soloſie iſt oben in der Gerdidte der Grafichaft Wunſtorf etwas vorgekommen. ( 2 ) Die Vogtey Ahlem , von 7 D8rfern , funter wel den zu bemerken iſt Limmer , ein Pfarrdorf auf einer Höhe an der Leine, welches das Angedenken an das ehemalige Søloß Lim UUHU UW # 2 mer
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chſiſche
ſä Der nieder
Kreis .
mer oder Lember , und die davon benannten Grafen ; erhält. ( 3) Die vogtey Cohlenfeld , von 2 Dörfern , welde find : das Pfarrborf Coblenfelo, und Cronsboſtel. (4) Die vogtey Groß -tiunzel, von 8 Dörfern , una ter welchen die Pfarrdorfer Groß : Munzel mit einem landtagsfähigen adelicten Gute Kirchwehren , und Stemmen mit einem landtagsfábigen adelicben Gute. ( 5) die Vogtey Luthe , zu welcher das Pfarrdorf Luthe gebåret. (6) Die Dogtey Seelze, von 5 Dörfern . Seelze iſt ein Pfarrdorf init einem landtagsfähigen adelichen Gute, Segen demſelben über , an der Landſtraße , ſteht eine von Quaderſteinen aufgeführte vieredigte Pyramide, welche , laut der Inſchrift; dem königl . däniſchen Ges nerallieutenante , Job. Mich. Aelias Obentraut , welcher am 25 October 1625 biefelbſt im Gefechte geblieben , zum Angedenken errichtet worden iſt. Deenſen iſt aus ein Pfarrdorf. $ . Die geſchloffenen adelichen Gerichte. 1) Das Gericht Linden , den Grafen von Plate zu Hallermund zugehdrig , beſteht aus dem Alten und euen Dorfe Linden . Das erſtere iſt ein Pfarrdorf, das teßtere liegt gleich vor der Neuſtadt Hanover , und bat ſchöne und anſehnliche Gebäude. 2) Das Gericht Roking, denen von Råfing zugebda tig, begreift den größten Theil des Pfarrdorfs Robing, in welchem ein landtagsfähiges adeliches Gut ift. den Freyberren vont 3 ) Das Gericht Bredenbeck Knigge zuſtändig, begreift das Dorf Bredenbeck, in weldem 2 landtagsfähige adeliche Güter ſind. 4) Das Gericht Bemerode , ein Dorf dieſes Namens, davon der Herr Geheimerath von Steinberg 4 , die vort Grefemeier } , und der Magiſtrat der Altſtadt Hanoa Baben. ber
IL Das hamelſche und tauenauiſche Quartier, welches
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welches 3 Stådte, 10 Flecken , - Stift, 128 Dörfer, und 164 landtagsfähige adeliche Güter, welche zute ſammen enthalt.
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Mgr. Ritterſteuer
geben ,
1. In dem hamelſchen Quartiere ſind belegen : 1 ) folgende kanzleyrábige .Stádte : ( 1) Sameln , in altern Zeiten oft Quern - oder müha len-Kameln , eine Stadt und Feſtung , welche, der Ord nung naco , die vierte unter den großen Städten des Für. ftentumes Calenberg iſt. Sie liegt in einer ſitonen See gend an der Weſer , welde an ibrer Weſtſeite fließt, und eine aus 9 ſteinernen Pfeitern und bölzernen Bogen be ſtehende Brüde bat , auď bieſelbſt einen kleinen Werder oder eine Inſel macbet, und zur Bequemlichkeit der Schiff fahrt mit einer vortreffliden Schleuſe verfeben iſt , wel. de 1734 , unter der Direction Sr. Ercellenz, des Herrn Geheimenrathes Gerlac Udolph , Freyherrn von Mundo bauſen , zum Stande gekommen iſt, und 80000 Rthlr, gekoſtet bar. Die Hamel , von welder die Stadt den Namen bat , fällt vor dem Müblentbore in den Stadt graben , läuft um die Stadt, und ergießt ſich hinter der Shiemůble in die Weſer. Die Stadt enthält 600 Bürs gerhäuſer , und etwa 50 geiſtliche und adeliche Gebäude. Von dem hieſigen Stifte folget unten ein beſondererUrtikel. Die ganze Stadt macbet zwar nur i Kirdſpiel aus , bat aber 2 Hauptkircben , tramlid die Stifts- oder Münſter kirche , und die Marktkirche. Bey jener iſt die lateiniſce Stadtſhule. An dem Dſtertbore liegt ein 1728 neuge.. bauetes Armen - und Gaſtbaus, deffen Kirche 1712 zum Gebrauche der Beſagung neu gebauet und erweitert wor den ift. Die Kirche der bieſigen reformirten Franzoſen iſt 1690 auf 2 bürgerlicben Baubſtellen erbauet worden , Die Katholiken balten alle Viertheljahre in einem gemie Das Rathbaus bat tbeten Bürgerbauſe Gottesdienſt. In den Barafen kann ein fehr gute gewölbte Keller. ganzes Bataillon mobnen. Es iſt hier ein landtagsfäbis ges adeliches Gut. Der Magiftrat bat die Civil- und Uuuu HUN 3 Srimis
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Criminal - Gerichtbarkeit. Dielektere, nebſt den Forſten und Forſtgerichten , Jagd - und Achtwerken , trägt der Rath vom Bistume Fulda , von der bieſigen Probſtey aber die Münze, einige Forffen , die Fabre und das Pos lizey- oder Schulzengericht, zu Lehn : er hat das Patro natrecht über die Marktkirche allein , über die Münſters Kirche aber zugleich mit dem Stifte. Das von der vors maligen Advocatie berrührende Stadtvogteygericht vers waltet der Stadtſchulze als Stadtvogt. Es find biex Seug- Seiden- und Strumpf - Manufakturen , und Leder bereitungen . Von hieraus wird viel Garn und Leines wand ausgeſchiffet. Die Stadt bat ibren Urſprung dem bieſigen Stifte zu danken , und iſt aus unterichiedenen Dörfern erwachſen , daber ihre anſehnliche Feldmark, ſtarken Holzungen und die bis auf die Grenzen derſelben ausgedehnte Gerichtbarkeit rühren . Sie iſt vermuthlid ſchon im irten Jahrhunderte erbauet geweſen . In einer Urkunde von 1109 nennen ſich die Brüder von Embern cives Hainelienfes. Im izten Jahrb. batte die Stadt fchon ibre eigene Obrigkeit, und unter der Bürgerſchaft waren Patricien und Edelleute. Der Abt zu Fulda war ihr Landesherr , und hatte den Blut- und Forſt - Bann ; der Probſt des biefigen Stiftes befaß die Münzgerechtig keit , das Begegeld und die Polizen, und die Grafen von Eberſtein ,welcbe Schußvögte des Stiftes waren , den 300 und die untern Gerichte. Der Stadtrath bracbte es das hin , daß er von den beyden erſten mit ihren Gerechtſamen Belieben wurde, und die leşteren theileten die ihrigen ges wiffermaßen mit dem Rathe. 1259 verkaufete Abt Heins 1 rich zu Fulda die Stadt, nebſt dem Lebne der Schirms vogter , au Biſchof Wedekind von Minden , womit abece weber die Bürger , noch der Graf von Eberſtein zufrieden waren . Der Biſchof zu Minden wollte die Bürger mit Gewalt zum Gehorſame bringen ; und dieſe giengen ihm entgegen , erlitten aber am Sage Pantaleons , das ift, am 28 Yulius, bey Sebemünder eine ſtark Niederlage. Dieſe Begebenheit wird gemeiniglich ins Jabr 1261 , von den ørn . Hofrath Scheibt aber ins Jahr 1259 gefeßet. Sie
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Sie' ift, nach Ørn . Paſtor Feins wabrſcheinlichen Muths maßung , die Veranlaſing zu der Fabel vom Ausgange Ser Hamelfchen Kinder geweſen , welcbe im isten Jahrh." rdichtet worden . Es wird falſblich vorgegeben , daß in ses Rathbaufes Regiſtratur einige Merkmale davon an utreffen waren. 1260 überließ der Biſchof zu Minden Sie Hälfte der Stadt , po wie er fie von der Abtey Fulda ?rkaufet hatte , an die Derzoge Albrecht und Johann zu Braunſchweig und Lüneburg, 1265 kam es zwiſchen dem Bistume Minden an einer , und den Grafen von Eberſtein und der Stadt Hameln an der andern Seite , zu einem Bergleiche, kraft deſſen die beyden legteren den Biſchof einführen , und ihn für den Landes - und Grundberrn era
kennen follten , die Huldigung aber ſollte ſo lange ausge feget werden , bis die Biſchofe von Cöln und Münſter, als erwählte Sobiebesrichter , beſtimmet båtten , ob ſie dem Biſchofe oder dem Grafen geleiſtet werden müffe ? und die Stadt ſollte nicht in braunſchweigiſebe Hände ges bracht werden . Allein der Friede dauerte nichtlang, und endlich faben fich die Grafen von Eberſtein genethiget, ihre Schußgerechtigkeit und alle in der Stadt gebabte Gerechtſame an den Herzog Ulbrecht zu Braunſchweig zu Stadt zum Landesberrn annabm , verkaufen, den auch die und welcher den Biſchof von Minden zur Entfagung aller feiner Anſprüche an Hameln und das dafige Stift ndthig te , jedoch wurde ihm die geiſtliche Regierung vorbehals ten . Herzog Albrecht beſtätigte die Privilegien der Stadt 1277, und H. Heinrich der Wunderliche 1279: der legtere aber verfekete ſie an 5. Dtto den Strengen zu Lüneburg; fein Sobn, H. Ernſt , ldſte ſie 1334 wieder ein ; H. Ul: brecht verpfändete ſie 1372 an Grafen Otto von Ochauens burg , von welchem ſie die Herzoge Bernhard und Seins
rico 1407 durch Einldſung an fic brachten . Die Herzoge Dito und Fridericə verrebeten die halbe Stadt , die' Huls digung nebit der Graffiaft Eberſtein und Herrſchaft Hom . burg, 1433 für 30000 Fl. an das Bistum Hildesbeim , jedoc folchergeſtalt, daß Hameln und das Haus Ebers kein für 2000 Fl. eingeldſet werden könnten. In der U uuh uuu 4
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fogenannten ſtiftiſchen oder bildesbeimiſchen Febde nabm Bergon Erich der Ueltere 1521 die Stadt všllig in Beſik ; H. Erich der Fungere erwies derſelben viele Gnadenbezeus gungen , verfeţete ihr auch 1554 die Stadtvogtey aufs neue. Nad ſeinem Tode fiel Tie an die ältere wolfenbüts telſche Linie. 1625 wurde ſie erſt von Dánen befeßet, nach derfelben Abzuge aber von kaiſerliden Truppen duro Cas pitulation eingenommen, welche bis 1633 darinn liegen blieben, die Stadt ſehr ausſogen , und 1630 das Bistum Hildesheim wieder in Beſis der ibm verpfändeten balben Stadt feketen : weil aber diere Pfandfcbaft obgebacters maßen für 2000 Fl. eingelåſet werden konnte , brachten die Bürger, aus Treue gegen ihren Landesherrn, ſolches Geld zuſammen, und legeten es auf dem Rathauſe zu Hils desbeim nieder , worüber ibnen H. Chriſtian fein Wobl gefallen bezeugete, und der Stadt dafür 1631 den Zoll und die Stadtvogtey verſchrieb. In eben demſelben Jahre trat ' H. Friderich Ulrich die Stadt an . Chriſtian von der celliſében Linie ab, deſſen Abgevidneten fie auch heima lich buldigte. 1633 mußte die kaiſerl. Berapung die Stadt an Herzog Georg , welcher ſchwediſcher General war, über geben . 1643. fam die Stadt durch den goßlariſchen Frie den wieder zur Rube , und fing an , fich wieder zu erhos len , bat aber zu dem Wohlſtande, in welchem Fie vor 1625 geweſen iſt, nie wieder gelangen können . 1757 wurs de fie von den Franzoſen durch Capitulation eingenom men , und im folgenden Jabre wieder verlaſſen . ( 2 ) Bodenwerder, Bodonis Inſula, eine von den kleia neren Städten des Fürſtentumes, liegt an der Weſer, von welcher fie ganz umgeben iſt, indem der Hauptſtrom der felben an ihrer Dreite fliegt, ein aus derſelben geleiteter Arm aber ihre Beſtſeite umgiebt, und an der nordlichen Geire hinter der Mühle rich wieder mit jenem vereiniget. Weil Re, forol jenſeits der Wefer, als dieſes Kanals, von Bergen umgeben iſt, erfährt ſie faſt jábrtich eine Uebera fcbwemmung von der anwachſenden und über die Ufer ges benden Wefer. An der Südrite der Stadt, wo die Bes fer am breiteſten iſt, war ebedeſſen eine Brücke über dies ſelbe
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relbe gebauet, ißt abér behilft man fich daſelbſt mit einer Fåbre ; bingegen an der Nordſeite, wo der Fluß fchmal ift, bat er noch eine Brücke. Sie bat 238 Feverſtellen , und es ſind in derſelben 3 landtagsfähige adelideGütel, zu deren einem , nämlich dem bocbadelict -bankirchen , das jenſeits der Wefer in Fürſtentume Wolfenbüttel belegene Dorf Buchagen geboret. Der Magiſtrat þat die Eivits und Criminalgerichtbarkeit. Die Hauptnahrung der Stadt beſtebt ißt im Handel mit grober Beinewand, welcbe nad Bremen und Bamburg geſchiffet wird. Die Stadt Bos denwerder bat vor Alters den edlen Herren von Hom , burg zugehöret, und 1287 von Heinric , edlen Herrn von Homburg, ibr eigenes Stadtrecut erhalten . 2 ) Das Stift S. Bonifacii zu sameln , welches aus einem Probſte, Decbant, und einigen Canonicis beſteht, und unter den Ständen des Fürſtentums Calenberg auf der Prälatenbank die dritte Stelle bat. Für den Stifter der ſelben wird Bernbard von Büren angegeben , und gemela det, daß er auf dem vor der Stadt jenſeits der Wefer be legenen Klütberge gewohnet babe. K. Karl der Große untergab das neue Stift mit ſeinen Gütern in weltlicben Dingen der Abtey Fulda, in geiſtlicben aber nacber dem Bistume Minden. Es vermabrete unter ſeinen Reliquien einen Arm des 5. Bonifacii, und fein Evangelienbuch. Der Probſt beſaß das Polizeygericht,das Brückengeld, die Månzgerechtigkeit , und andere anſehnliche Gerectame in der Stadt. Jene verkaufete er dem Rathe rebon im 12ten Jahrb. zu Rebr . Im 16ten Fahrb . nahm das Stift nach langem Widerſtande die verbefferte gottesdienſtliche lehre an, und die vorigen gottesdienſtlichen Berrichtungen der Stiftsperſonen båreten auf. Das Stift hat die Ci vilgerichtbarkeit über ſeine Mitglieder, Bedienten undCuz rien ; es bált auch in vorkommenden Fällen mit den Des putirten des Stadtratbes das Schiebesgericht über die Streitigkeiten in Anſebung der Zinémeyer des Stiftes . 3 ) Die landesherrſchaftlichen Kammer - Aemter, welche find ( 1 ) DAS Amt Springe, welches auf 25 Meilen lang, und Uuuu uuu 5
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und i M. breit, febr bergigt iſt, in den ebenen Gegenden und nach Hameln zu aber einen fruchtbaren Kleybonen bat. Die Wieſen , welche unter Waſſer gereßet werden fónnen, wozu die meiſten bequem liegen , find gar gut . Die Der Deiſter und Siintel Holzungen ſind anſehnlict, gehåren zum Theile bicher. Um lektern iſt ein gutes Steins foblenbergwerk , und nabe bey demſelben eine Glashütte . Son der Vorſtadt vor Münder find ergiebige Salzquellen . Die Kaller hat ihren Irſprung bey Springe, und geht ins Amt Calenberg. Die samel fommt aus dem Amte Lauenau , nimmt bier die Bicte, Altenbågerbach, Steins bad) und Rempe, auf, und geht bey Hameln in die Wea ſer, an welcher das hieſige Amtsdorf Berbergen liegt. Es wird hier viel Leinengarn geſponnen , und in den Aems tern Erzen und Lacbem gewebet. In einigen Dörfern wobnen Z8pfer , welche mit ihrer Waare guten Handel treiben . Inter des Amts Gerichtbarkeit fteben : a ) Die Stadt Springe , die můnderſche Vorſtadt Salze , und die Vordorfer. ( a ) Springe, ebedeſſen sallerſpringe, weil der Flug Haller biefelbft entſpringt , eine kleine offene, ebedeffen aber mit Mauern umgeben geweſene Stadt , von 210 Feuers ſtellen , liegt zwiſcben -boben Bergen. Sie bat gutes Uders land, Wieſen und Weiden, und ernähret fich bauptſächlich vom Bier -und -Broibarbraue. 1753 iſt ihr ein großer Stric vom Deiſter und benachbarten Gebdlze mit der Forffgerichtbarkeit abgetreten worden. Es find hier z landtagsfábine adeliche Güter. Die Stadt bat zwar eis nen eigenen Magiftrat, ſtebt aber fomrl in birgerlichen als peinlichen Rechtsfarten unter der Dbergerichtbarkeit des bieſigen Umtes. Por Alters gehörere ſie den Grafen von Haſlermund. In einer Urkunde von 1282, in welcher Graf Serbard von allermund fein Schloß Ballermund mit der Hälfte der dazu gebdrigen freyen Güter an H. Dtto den Strengen verkaufet, wird der Ort Hallerſpring, welchen er ſich vorbebålt, nur eine villa genannt. ( b ) Salze, eine Borſtadt der Stadt Münder, von 71 Feuerſtellen, Þat Salzquellen , aus derenGoole gutes Sai; geſota
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gerotten wird. In der Stadt Månder ſelbſt über das Umt nur die peinliche Gerichtbarkeit aus. ( c ) Die Voroorfer ſind, die Pfarrdörfer psikfen mit 2 landtagstabigen adelichen Gütern , und Altenhagen , und das Dorf Alvesrode. Zwiſchen Altenbagen und Springe bat das Dorf Sedemånder gelegen , woſelbſt die hamelſcher Bürger die Niederlage erlitten haben , des ren oben bey Hameln Erwähnung geſcheben iſt. b ) Die hamelſche Gohe, von 14 Dörfern, unter wels chen die Pfarrdörfer, Sachmåhlen , Slegeren, soltenſen , Groß - Gilligsfeld und Afferde, find. In dem zweiten und dritten iſt in jedem ein landtagsfähiges adeliches Gut. Das Dorf Bentorf liegt zwar im Fürſtentume Wolfen büttel , gebåret aber zu dieſem Amte . ( 2 ) Das Amt Lauenſtein , welches ungefähr 3' Meis len lang, und 2 Meilen breit , und von allen Seiten mit in boben Bergen umgeben iſt. In einigen Gegenden iſt der Boden gut und fruchtbar , in anderen mittelmäßig , und in einigen ſchlecht. Die Holzungen find anſehnlich , und ſowohl in Anſehung des Holzes als der Maftung betrachts lich . Zu Salzhemmendorf iſt ein ſchones Salzwert, und am Oſterwalde ein Steinkoblenbergwerk nebſt einer Glas bütte, in welcher das ſchonfte Glas vermittelſt der Stein, tohlen verfertiget wird . Das ſteinerne Zeug, welches zu Duingen verfertiget wird , iſt von ' febr guter Art. És wird aus dem in dieſem Amte gebaueten Flactie viel Garn geſponnen , und daraus Leinewand gewebet. Die Saale, welche in dieſem Amte fließt, entſteht bey Capellenbagen, bef8mmt aber ibren Namen erft bey Wallenfen , nimmt
unterſchiedene Báce auf, und tritt Stunde unter Elze, im Bistume Hildesheim , in die Leine. Das Amt theilet . fick in 2 Rörben ( Diſtrictus ). a ) Die E7iederbörde, begreift 3 Flecken , 13 Dörfer, i landesberrſchaftliches Vorwerk, und 2 beſondere adelice Güter. Die merkwürdigſten Derter find : ( a ) Luuenſtein, in Urkunden des 12ten und 13ten Jahr bu derte Lewenſten , der Hauptflecten dieſer Amtes , wels Der zwiſden Bergen und Klippen liegt, und über fios die Uebers
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Ueberbleibfel des verfallenen Schloffes der edlen Herren von Homburg zeiget. In demſelben find das Amthaus uub die Gerides tube, das bürgerliche Rathbaus, ein lans desberrſchaftliches Borwert, und eine Pfarrkirche. Ues berhaupt hat er 83 Feuerſtellen , und iſt nach der großen Feuersbrunſt, welche er 1730 erfahren bat, beſſer als vors bin gebauet worden . Ebedeffen iſt er bemauert geweſen . Er hat zwar einen Magiftrat, ſteht aber unter dem Amte. An den bürgerliden Freybeiten deſſelben nehmen die Eins wohner auf dem Damme, vor fauenſtein , kein Antbeil , fie ers wählen ſich aber aus ihrem Mittel-einen eigenen Bürger meiſter . Es stehen bier 28 Håufer. Es bat dieſer Flecken por Alters den edlen Herren von Homburg gehöret , welche auf dem hieſigen Solorie ihre eigenen Burgmanner bielten. Heinrich von Homburg trug diefes Schloß 1247 an Herzog Otto das Kind zu Rehn auf, daber es nach Abgang der edlen Herren von Homburg, an das Haus Braunſchweig und Lüneburg fiel. Nachmals war das Schloß und Amt eine geraume Zeit an das Bistum Hildesheim verpfändet, von welchem es wieder- an die von Galdern verrebet wurde. Seit 1643 iſt das Haus Braunſchweig und Lüneburg im všlligen und ruhigen Beſige deſſelben geblieben. Dunweit Lauenftein bat das S blog Spiegelberg ges ftanden , von welchem die ebemaligen Grafen von Spie gelberg benannt worden ſind, von denen id im erſten Ban de dieſes zten Theiles S. 762 gehandelt habe. Ißt iſt an dieſem Orte weiter irichts als eine Mühle und eini Ar's menbaus mit einer Kapelle zu reben . (b) Eggerſen , ein landesherrſchaftliches Vorwerk an der Saale, auf wel bem der erſte Beamte diefes Amtes wohnet. ( c ) Mariengu , ein Dorf, worelbſt ebebeffen ein Augus ftiner Menchenkloſter geweſen iſt. Es hat eine Kirche. ( d ) Die Emigrantenbåuſer ſind 6 von Salzburgern angelegte häufer . ( e ) Bemmendorf, ein Fleden an der Saale, bat auch ju der Herrſipaft Homburg gebåret .' Er bat 115 Häufer, cime
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-. eine Pfarrkirche, und einen eigenen Magiſtrat. Ebe das landſchaftliche Haus in der Aliftadt Hanover erbauet' wors den , ſind die calenbergiſchen Landſtände auf dem bieſigen Ratbhauſe zuſammen gekommert. ( f) Oſterwald , ein Ort am Berge gleiches Namens, wird von Leuten bewohnet, welche das bieſige Steinkoh tenbergwerk bearbeiten, und zu der hieſigen Glasvůrte ges hören , in welcher rebr roines Glas verfertiget wird . (8) Lyme, Tonſt kiném , ein Flecken von 71 Häuſern mit einer Pfarrkirche. (h) Oldendorf, ein Pfarrborf an der Saale , von 66 Häuſern. Mit dieſer Pfarre iſt die zu Benſorf ver's einiget . ( i ) Die Pfarrbsrfer Esbec , Deinſen , (auch Deden : fen ) und Seble , vor Ulters Sevelde, in welchem teßtern ein landtagsfähiges adeliches Gut iſt, und das Dorf Dór pe , wofelbft man gelbes irbenes Geſchirr , und ſchwarze Auffage auf die Defen , verfertiget.
b ) Die Oberborde enthält 3 Flecken und 1o Dörfer. Dié merkwürdigſten ſind : (a) Salz- Semmendorf, ein Flecken mit einer Pfarr: kirde und 3 ergiebigen Salzbrunnen , deren Soole in 12 Kotben geſotten wird , davon 3 dem Landesherrn , und 9 den Gewerken geboren . In jenen brennet man Steinkoh , len , in dieſen Holz. Der Fleden bat ſeinen Magiſtrat, und beträchtlichePrivilegien und Gerechtigkeiten , welche K. Georg II im Jahre 1732 beſtätiget bat. ( b ) Wallenſen oder Wallhauſen , ein Flecken mit einer Pfarrkircbe, hat ſeinen Magiftrat, iſt ehemals mit Grås ben , Mauern und Wällen umgeben, und eine Stadt ges wefen , welche 1351 von Sigfrid , edlen Herrn von Homs burg , ein eigenes Stadtrecht erbatten bat. 1483 , 1533, 1582 und 1617 iſt er abgebrannt. Hier betšmmt die Saale erſt ihren Namen , weil ſie die am Wayberge aus inem Moore entſpringenden Salzquellen aufnimmt. ( c ) Duingen , auc Duin , eigentlich Dudingen , ein Flecken , welcber eine Pfarrkirche, feinen Magiſtrat, und n landesberriţaftlicpes Borisert, Namens Papenkamp, bar.
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bat. Die ſteinernen sopfe und Geſchirre, welche man biefelbfi verfertiget, werden weit und breit durch Deutſch land und auch in auswärtige Länder ausgeführet, und bringen viel Geld ins land. ( d) Die Pfarrbörfer Marienhagen und Goyerss bauſen . ( 3 ) Das Amt Ohſen , welches i Meiſe lang und eine Meile breit iſt , und an der Wefer liegt, welche hier die Emmer aufnimmt. Der Boden iſt fruchtbar, und trägt alle Arten des Getreides und der Hülſenfrüchte, Buchmei: Die Einwohner ernähren ſich ebeils zen ausgenommen . und vornehmlich von Uderbau und Viehzucht , theils von der Garnſpinnerey und Leineweberer. Das Amt bat vor Alters den Grafen von Eberſtein gebåret . Graf Albrecht verpfändete das Schloß Dhren im Izten Jahrhunderte an die Grafen von Spiegelberg , denen es die Herzege Wils helm und Otto zu Braunſchweig und Lüneburg 1422 ab genommen baben follen . Nachmals iſt es eine Zeitlang an die von Münchhauſen , und an andere , verfeget gewe. ſen. Die in alten Urkunden oft vorkommenden von Obien , [ind anfänglich Burgmånner des Schloſſes Difen, ſowohl unter den Grafen von Eberſtein , als von Spiegelberg , ges weren. Das Umthaus , oder das ebemalige Schloß Oh fen , liegt auf einer Inſel in der Weſer , und gegen dem , felben über iſt das Pfarrdorf gleiches Namens , bey wela chem eine Fähre über die Weſer geht. Außer demſelben geboren nocb 4 Dörfer zu dieſem Amte, unter welchen das Pfarrdorf Tåndern iſt , bey welchem ein großer zu einem Lager bequemer Anger ift. ( 4 ) Das Amt Grounde , welches an der Wefer im Sbale zwiſchen Bergen und Wåldern liegt , und in den meiſten Gegenden gutes Aderland bat. Einige Dörfer find mit Wieſen überflüßig verſehen , andern aber fehlet es baran . Die Holzungen ſind gut, und beſtehen aus Eis den und Büchen. Die Weſer nimant hier die Ilſe, den Mühlenbach und Allerbach auf. Die vornehmſte Nabs rung der Einwohner kommt vom Acker - und ſtarken Flacbsbaue , von der Biebzucht, und vom Garn - und Leis nemanda
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newandhandel. Bor Alters hat dieſes Amt den Grafen von Eberſtein zugehöret. Es beſteht aus einem Flecken und 9 Dörfern. Man bemerke : a ) Grobnde, einen Flecken an der Wefer, über welche bier eine Fähre gebt. Man findet hier das Umthaus nebſt einem Vorwerke, und eine Kapelle, in welcher der Predi: ger zu Bajen den Gottesdienſt verwaltet. Es wird bier ein tand - und Waſſerzoll erleget. 1421 (nicht 1422 ) iſt bey dieſem Orte eine Schlacht zwiſchen dem Herzoge Bila belm zu Braunſchweig und Lüneburg und dem Grafen Philipp von Spiegelberg, und beyder Bundesgenoſſen, ges. balten worden , in welcher H. Albredt zu Sadfen , wels der ein ' omberr zu Hildesheim war, geblieben , zu deffen Angedenken hier bei der weſtlichen Einfahrt in den Fleks ten, ein ſteinernes Denkmal zu ſehen iſt. b) Borrie , ein großes Dorf , welches in Ober -und Yleder : Borrie abgetheilet wird. In jedem Theile iſt eine Pfarrkirche, jener iſt auch der Sie einer Superinten dentur , und bålt einen Jahrmarkt. c ) Frenke, ein Kirchdorf, woſelbſt die von der Su Tenburg zu. Beblen die niedern Gerichte allein , und an der peinlichen Gerichtbarkeit Antheil haben. d) sajen , ein Pfarrdorf. ( 5) Das Amt Polle , welches auch an der Wefer liegt,. und aus Bergen und wenigen Thålern beſtebt; daher Aderbau und Biebzucht tbeils fa lecit , theils vefcwers lich ſind, hingegen geben die beträchtlichen Holzungen den Einwohnern gute Nahrung, indem nicht nur zu Heinſen Weſer biffe gebauet werden , ſondern auch viel Schiff bau - Klap - und anderes Holz nach Bremen geſchiffet wird. Im Kirchſpiele Pablbruct werden viele Linnena ftrümpfe geſtrictet und gebleichet, und alsbann verban delt. Die Kalkbrennerep zu Brevårde fiefert guten Kalt. Auch dieſes Anit hat vor Älters den Grafen von Eberſtein gehöret. Es begreift einen Flecken , 5 Dörfer und eine Müble . Zu Bemerken ſind :
a ) polle, ein Flecken an der Weſer, woſelbſt das Umts aus auf einein Hügel liegt, und ehemals ein Schlog geweſen
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gewefen iſt. Es ſind hier eine Pfarrkirche und 2 landtags fähige adelide Güter, deren eins 1757 'ein tehngut gewors den ift. Ueber die Weſer geht bier eine Fabre. b) Die Pfarrdörfer seinſen , Pegeſtorf und pahl bruch . (6 ) Das Amt Erzen , welches 2 Meilen lang und breit iſt, und an die Weſer grenijet, int welche ſich die biet fliegende animer und Summe ergießen . Die leßtere wird durd die Grieſſe und Bever verftarfet. Das Umt bat viele Berge und wenige Åbenen. Der Betreibebau iſt nicht beträchtlich , und die Biebzucht iſt geringe, binger gen die Eichen- und Bücßenbolzungen, der Flachsbau und die Garnſpinnereyen und Leinewebereyen Find defto erbebs licher und vortheilhafter für die Einwohner. Das Amt bat vor Alters ' den Grafen von Eberſtein gehöret. Es begreift einen Flecken und 22 Dörfer. Sit bemerke : a ) Erzen , fonſt auch Ertelſen und Arzen genannt, einen Flecken an der Humme , welder eine Pfarrkirche, das Amtbaus und 122 bürgerliche Feuerſtellen enthätt. b ) Schwobber, ein landtagsfähiges adelides Gut derer von Mündbaufen , deren überaus fchöner Garten berühmit iſt. Der Beſißer bat das Patronatrecht über die Kirche zu Erzen , und die untern Seridte in ſeinem Dorfe Grupenhagen . c) Reher, ein Dorf , bey welchem eine Meßingfabrike und eine Pulvermühle ift. d ) Die Pfarrdörfer Groß- uno Klein - Berkel. 4) Die geſchloſſenen adelichen Gerichte , welche find (1 ) Das Gericht Limmer , den Grafen von Kamece zugehörig , iſt in dem Pfarrdorfe Limmer über dem Kulf, woſelbſt ein landtagsfähiges adeliches Gut iſt. Der Kulf iſt ein Berg . (2) Das Gericht Dehnſen iſt in dem Dorfe Dehn : fen oder Dåbnſen über dem Rulf , und geboret denen von Steinberg zu Brügge und denen von Bort zu Wüls fingen . (3) DAS Gericht Banteln , denen von Bennigfert zu . geborig , iſt in dem Pfarrdorfe Banteln , wofelbſt ein landtags:
Das Fürſtentum Calenberg.
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Landtagsfähiges adeliches Gut und eine Tapeten - Manus faktur ift. (4) Das Gericht Gaſtenbeck, denen von Reben zuges börig , iſt in dem Pfarrborfe safienbec , welches ein lands tagsfäbiges adeliches Gut hat. 1757 war hier ein Kibar , fes Treffen zwiſchen dem curbraundweigifcben und frans zofifpen Sriegesbeere, melites ſich unvermuttet zum Vor: theile des letteri endigte. ( 5) Das Gericht Uir, denen von Haken zuſtändig, iſt in dem Dorfe Obr , woſelbſt ein landtagsfähiges adelis des Gut ist. (6) DAS Gericht Gåmelſchenburg , denen von Klens ten zuſtändig, iſt in dem Pfarrdorfe såmelſchenburg an der Emmer , welches ein landtagsfábiges adeliches Gut yat. Bor Alters bat es ten Grafen von Eberſtein zugehörit . 2. Das lauenauiſche Quartier beſteht aus einige Hemtern, welche, nach Abgang der legten Gra fen von Schauenburg, dem Hauſe Braunſchweig und Lúneburg heimgefallen ſind , wovon die Beſchreibung eines jeden derſelben genauere Nachridyt giebt. 1701 wurden die darinn befindlichen Stånde dem Fürſten . tume Calenberg und deſſen hamelſdien Quartiere ein verleibet. Es gehören dahin : 1 ) Das Amt Lauenad , welches von den Bergen, Driſter und Süntel , faſt ganz umgeben iſt, und einen fche bergigten Boden bat, von welchem der Regen die Ers De leicht auſpület , fo , dag auf die Heffer von neuem gute Erde gebrade werden uiuß , wenn ſie frucrbar feyn fol len . Herzog Erich zu Braunidweig und Bineburg gab feinem Schwager Grafen Otto V ju Gdauenburg 1573 dieſes Umt zum Mannesſtamm - Lehn , dagegen der Graf dem Derzoge reine Erbbauſer Bokelov und Mesmerode binwieder zu fein auftrug . 218 nun Graf 300ft Hor: mann zu SⓇauenburgs Holſtein 1635 mit Tode abgieng, wurde das Amt fauenau , und als der legte Graf zu Sbauenburg , Dito Vb , im Jahre 1640 den ganzen #serrrr Rannes, 3 Ch.
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Der niederſächſiſche Streis .
Mannesítanim beſchloß, auch Boterob und Mesmerode an das Fürſtentum Calenberg gezogen . Das Umt fauenau enthalt : (1) Den Flecken Lauenau , welcher eine Pfarrkirche und 53 Feuerſtellen bar. Es ſind hier 2 landtagsfähige adeliche Gliter. (2) Die Farroorfer Bakede , Bever, Einbeckhauſen mit einem landtagsfähigen adelichen Gute, sůlſede mit eben einem folgen Gute , und $ 7ettelrede. 1 ( 3 ) Kamelſpringe , ein Dorf , bey welchem die Hanet ertpringt. ( 4) Luttriehauſen , ein Dorf mit einem landtagsfábia gen adelichen Suite , und noc 14 Dörfer. 2) DAS Amt Bokeloh, deffein Geſchichte bey dem vor: bergebenden Unite mit angeführet worden iſt. Der Boa ben iſt an Getreide ziemlid , vornebmlich aber an Flads, fruchtbar, welder lektere theils roll ausgeführet , theils zu Garn geſponnen wird. Das Umt beſteht aus den Dóra Fern Bočeloh, woſelbſt das Amihaus iſt, Joenſen , wele ches eine Pfarrkirche hat, mesmerode, welches ein lans desberrſchaftliches Poriert hat, und Klein : eydorn . 3) Das Anit Lachem, welches an der Wefer liegt, iſt in den ebenen Gegenden fruchtbar an Getreide und bül fenfrüchten, die Berge aber ſind mit anfchnlicijen Holzulta gen von Eiden ud vornehmlich von Bigen Bewacjen. Die Bielyzucht iſt ziemlich gut. Es wird bier viele grobe Leinewand gewebet , und auf der Wefer nach Bremen ses fobiffet. Dieſes Amt , nebſi der Stadt Oldendorf und Bogtey Bisbrck , baben ehedeffen die Grafen von Bans ſtorf an die Grafen von Schauenburg verpfänder. Her 30g Erich) g! Braunſchweig und lineburg verglich nich 1573 mit Grafen Otto V zu Schauenburg dahin, daß dies fe Citer, fo lange der gráflid) - fcbauenburgiſbe Miannes, jiamm dauren würde , uneingelóſet bleiben, irad Ubgang deffelben aber an die Herzoge zu Braunſchweig imo fines burg uirentgeltlich und ohne Erftattung des Pfändrdil : lings zuricéfallen folſten. Nach Abgang des fchauenburs siſchen Mannesſtammes mit Grafen Otto VI wurde 1647 ju
Das Fürſtentum Calenberg.
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gu Lauenau zwiſchen Herzog Chriſtian Ludemig zu Braun . ichweig , und Lüneburg und Grafen Philipp zu Scauen : Burg - Lippe, wie auch der Landgrafinn Umelia Eliſabeth ju Deffen - Saffel, veralidhen , dag Lauenaut , Bokelob und Mesmerode beym Fürſtentume Calenberg verbleiben fous teu , es wurde auch das ißige Umt Labem eigentümlich dazu geleget; hingegen die Stadt Didentorf und das übri ge von den Bogtepen Lachem und Bisbeck wurden zu dem beßiſchen Antheile an der Graficbaft Schauenburg geo Kolagen , jedoch verabredet, dat,nach Abgang des Man , nesítammes-Landgrafen Wilhelms , die ganze visbeckiſche Pogter ' nach ihrer nunmebriger: Berdaffenheit , und nach Abgang der rothenburgiſchen Linien , die Stadt Dideres dorf, unentgeldlich, frep und eigentümlich an das Fürſtena tum Calenberg fallen , auch zu dieſem Ende die Unters thanen in dieſer Stadt und Bogtep dem Landesfürſten des Fürſtentumes Calenberg zugleich mit den Landgrafen zu Heffen buldigen ſollten . Das Umt beſteht aus 2 Kirch ſpielen , und jedes aus gewiſſen Bauerfibaften , dieſe aber aus Dörfern und einzelnen Höfen . (1 ) Das hemeringer Birchſpiel begreift die Bauer , ſchaften Semeringen von 2 Dörfern und 3 bojen, Debinterferbroek von 3 Dörfern , einem Hofe , und einem landtagsfábigen adeliter Gute im Dorfe Polieholz, Egge von 4 Dörfern und 2 hofen, Kalverſtorf von 4 Dörferir und einem Hofe, und Zerkendorf im Dorfe dieſes Namens. ( 2 ) DAS lademer Kirchſpiel begreift die 2 Bauer's fchaften und Dörfer Lachem und Saverbeck , und das landtagsfähige adelide Out Selpenſen . III.
Das göttingiſche Quartier,
welches von den übrigen abgeſondert liegt , und ehemals eine Zeitlang ein beſonderes Flirftentum ausgemachet hat, aud), wegen ſeiner füdlichen lage in 2nſehung der großen Wälder Solling und Harz, das fürfientum Oberwald ( über dem Walde ) genennet worden iſt. Es begreift 8 Städte , & feculariſirte Kloſter ,'15 kós Erff fff 2 niglide
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Der wiederſádyſide Streis .
nigliche Zemter, il geſchloſſene adeliche Gerichte, in welchen Zemiern und Gerichten 4 Flecken und 179 Dörfer belegen ſind.
Der landtagsfähigen adelichen
Güter ſind 48 , und ihre Ritterſteuer beträgt Rthlr. 33 Mgr. 6 pf. Id beſchreibe
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1. Die hier belegenen 2 großen und kanz. leyfåßigen Siádte des Fürficntums Calenberg . 1) Göttingen , die erſte unter den 4 großen Städten des Fürfientums Calenberg, liegt in einem großen frucht baren und angenehmen Shale , an der ſogenannten neuen Leine , die ein Kanal iſt , der aus der rechten Leine, von welcher die Stadt über 100 Nuthen cutfernet liegt , nad der Stadt gefübret worden iſt, die altftadt von der Neus ſtadt und Marid trennet , eine gute Viertelſtunde ober: balb der Stadt anfängt , und ungefábr eben fo feit uns terhalb derſelben wieder in die recite Leine gebt. Yuf deir Dalle , welcher die Stadt umgicbt, und deffen linſang 697 Nuthen beträgt,könnte man in die umliegenden Garten, Gartlander, Weiden , Felder und Berge, eine bes fuftigende Ausſicht, und überpaupt einen angenehnern Spaßiergang baben , wenn die inniten Brustreren als getragen werden , der Wall ganz oben gemachet, 1170 mit Lindenbaumen , oder aud ; zum Behufe des Seidenbaues , mit weißen Maulbeerbauinen bepflanzget würde , weldes zuen Nutzen und Bergnügen der Einwohner , inſonderheit Der Ilniverſitat, fehr zu wünſcben iſt. Die Stadt cuthalt auf 1000 Häufer, und ijt feit der Errichtung der Aniver : Titåt fomohl durch nene Gebäude, als Verbeſſerung der al ten, dergeſtalt verri dutert worden , daß fie unter die rohl gebaueteſten Stadre in Niederfachfen gehöret , ja in Nuiſe bung des guten Pflaſters vou breiten Steinen, wvelde auf benden Seiten der Straßen vor den Häuſern geleger find, wenige ibres gleichen bat: welchen Vorzug ihr felbit die Franzoſen , und namentlich die Pariſer, in den inruhigen Krieges -Jahren 1757 und 58 , eingeräumet baben . Die Straßen werden im Winter des Nachts duro laternen erleuch
Das Fürſtentum Calenberg.
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erleuchtet. Es find bier 5 Pfarrkirchen, unter welchen die Jobanneskirche die vornehmſte iſt, ein Hoſpital mit einer . Kirche und einem beſondern Prediger , und eine reformirte Kirde. Die Katholiken balten ihren Gottesdienſt in eis nem Privatbanſe. Die Kirche des ehemaligen Barfüßers klofters wird als ein Zeughaus gebraucet. Das inerka würdigfte biefelbſt iſt die, anſtatt des vormaligen in den geweſenien Pauliner - oder Dominicanerklofter 1586 geſtife teten Pädagogii oder Gymnafii, vom K. Geoig Il im Jabre 1734 geſtiftete, und am 17 Sept. 1737 eingeweibete Univerfitat Georgia Augufta, treiche unter der unbeſchreibs lichigroßen und zärtliden Vorſorge ibres erſten und biss berigen Curators , Sr. Ercellenz , des Herrn Gebeimen raths und Kammerpräſidenten Gerlach Adolph , Freys berrn von Münchhauſen , ein ausnehmendes Anſeben , fos wohl unter und vor den übrigen deutſchen Iniverſitaten , als überbaupt in der gelehrten Welt , erlanget bat. Sie bat ihre eigene grege und ichine Kirce , ipelche die por , malige Paulinet- Kirche iſt, nebſt einem beſondern Predis ger , und ein neues und anſehnliches feinernes Gebäude, in welchem man unten die öffentlichen Horfale , oben aber, außer der Concilienſtube und andern Zimmern, den großen und ſchönen Bücherſaal antrifft. Dieſe jährlich anſehna lich anwadurende univerfitatsbibliothek ift , in Unſebung der Anzahl, Wichtigkeit und Koſtbarkeit der Bücher, eine ber vornchmſten in Deutſbland und Europa. Sie wird die Bulauiſche genennet , weil der Grund derſelben die Bücherſammlung von ungefähr 10000 Banden iſt, wels che der ehemalige Gebeimérath , Joachim Heinrich, Fren . berr von Bülow , binterlaſſen , und zum offentlichen Ges braude gewidmet bat , inb von feinen Erben der Luipers fität geſchenket worden iſt. Mit der Univerſität iſt eine 1751 geſtiftete königliche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften , und eine toniglich deutſche Geſellſchaft, verbunden ; es geo hören auch dazu eine fibone Sternwarte, welche auf einem nicht weit vom Geismartbore in der Stadtmauer freben . den und abgekürzten Tjurme angeleget worden iſt ; ein portrefflicher botaniſcher Garten in der ſogenannten Tag
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pühle :
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Der niederſächſiſche Kireis.
púbie ; ein wohfeingerichteter anatomiſcher Schauplas in einern bey dem botaniſchen Garten beftioliden Gebäude ; eine Schule zur Interiveiſung in der Hebammenkunft ; ein Seminarium philologicum , deffen Director der Profeſ for der Beredsamkeit iſt , und ein Reitbaus auf dein ebea maligen ſogenannten Freudenberge. Das hieſige Waiſents ha !! eht unter der Nufilet der theologiſden Facultat. Die Cofinographie überbalipt, und die Geographie infons derbeit, bat hier an den ProfefToren Job . Mids. Frang, Tobias Mayer, und Georg Morit Lewig, berühmte Bear : beiter , und des letzteen mobaniſche Werkſtate , in toelcher er große Erd- und Himmelskugeln verfertiget, iſt eine bes foldere biefige Markivürdigkeit. Die tateiniſche Stadta fchule iſt wobleingerichtet, und bat 8 Lebrer. Die Stadt iſt der Siß einer Generalſuperintendentur ,unter welcher die 5 im göttingiſchen Quartiere befindliden Specialſua perintendenturen fleben , beren eine beſtandig in hieſiger Stadt, und zidar bey der Jobannee - Kirde , iſt, und, außer den Pfarrkirchen in der Stadt, nod 21 Landkirchen begreift. Bey der tieben Frauenkirche in der Neuſtadt ist ein Somebureybor des deutſden Ordens , weicher zu der Ballen Sachsen geboret. Su demſelben geboret das deran liegende Goſpital zum Heiligen Seifté , und der Commentbur þat unter der Ritterſchaft Siß und Stim , nie auf den calenbergiſchen Landtagen. Auf der fogenanns ten Marrc ift zwiſchen der neuen Leine und dem Walle eine fibone Allee von findenbaumen . Der bieſigen fiches men gråpelſchen, foarffifiten , funkijipen und übrigen Mas nufakturen ſoivot, als der fiarken Ausfubre der gørtingia fchen Mettwurfte, ift oben in der Einleitung zum Fürftene tume Calenberg Erwähnung geſchepen . Die Stadtge ridte weroen dur einen Gerichtsfibutzen und einen Mas giftrat verſeben ; jelen beffellet der Landesberr unmittels bar , in Anſehung des legtern reset die Landesregierung die Bürgermeiſter und den Syndicus , zu den übrigen Ratbsſtellen aber präſentiret der Magiftrat der Regies rung gewiſſe Perſonen zur Wahl und Beſtätigung. Das peinliche Gericht halt der Gerichtsſuize im Namen des Landesa
Das Fürſtentum Calenberg.
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Landesberrn allein , doch kann auch der Rath in peinlis den Fällen den Angriff thun, und alis demſelben wohnen 2 Deputiute dem peinlichen Gerichte bey, und der Stadta ſecretar fübret das Protocol . Die Civit aerichtbarkeit verwaltet der Gerichtsſchulze, mit dem Magiſtrate zugleich). Die Feldmark der Stadt beträgt 7223 Morgen . In derſelbeniſt gegen Weſten der Stadt, beym Einfluir des Bades Orone in die Leine , ein Higel oder kleiner Berg, welcher auf dem Bagen genennet wird, merkivůrdig, weil auf demſelben vor Alters die kaiſerliche Burg und Pfalzo Fåte Grone geftanden hat , welche die älteſte und erfre Pfalitate der Fachfiſchen Kaiſere gewefen iſt, auf welder fie ficb von Dito dem Großen an mehrentbeils aufgebala . ten haben , und ein Pfalzgraf oder Hofrichter das böchſte Gericht gehalten hat. R. Heinrich I verſchrieb ſie im Jahre 929 feiner Gemalinn Mathildis zum Leibgedinge, und dieſe Tchenkete die dafige Kapelle dem Kloſter Pölder K. Sonrad III aber gab ſie 1146 dem Kloſter Fredeslob, bis ſie endlich eingieng , und die Güter davon kamelt. Die kaiſerliche Burg ift endlich an die Stadt Göttingen gekommen , welche ebedeffen vom Sxifer und Reiche mit Derſelben belehnet worden iſt , sich aber in neuern Zeiten aus erheblichen Gründen der Leyns : Empfängniß geweis gert hat , als fie ihr angemuthet worden . Die Stadt 1 bat auch große Wieren und Weiden , und betrådtliche Waldungen ; es gehören ibr auch die im Amte Harſte bes legenen Dórfer Roringen and Herverbaufen , in welchen ſie die Bogteygerichte ausüber, und wird von dem Landesa berrn mit der Burg Grone, den Dörfern Grone, Roſtorf, Ellershauſen und Holtenſen , und mit den Gütern, welche die ausgeſtorbene adeliche Familie von Boventen zu El. liebauſen, Mengershauſen, Ober ,und Nieder - Tefa, und Kleinenfahneen gebabt hat, belchnet. Die älteſte Nachs ridt von Göttingen findet man in Urkunden Kaiſers Dts to des Großen von 950 bis 960 , in welchen es Gutingi genennet wird , und nur ein Dorf geweſen iſt , welches des ſächſiſchen Herzogs, Hermann Silung, Vorfahren zuges þåret bat. 9. Heinrich, der føwe beſas diefen Ort als Errer4 ein
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Der niederſádyfiſche Spreis.
ein freyes Erbe, und er tam an feinen Sohn , den Herzog Und Pfalzgrafen Heinrich. In der Theilungs- urkunde von 1203 wird er Gudingin , aber nocd keine Stadt, ges nennet . Es ſcheint, daß ihm . Otto IV in den legs ten Jahren ſeiner Regierung zuerſt Stadtrecht ertbeis let babe , und in Urkunden Derzogs Otto des Kindes von 1232 wird ſchon der Bürgerineiſter und Bürger 21 Gotingen gedacht. Die Stadt iſt nachmals eine erbuns terthänige Stadt der Herzoge zu Braunībweig und Lüne burg geblieben , ob ſie gleich eine Zeitlang zu der Hanſe geboret , und zuweilen nad großen Freybeiten getrachtet bat. Sie war ebedeflen eine Feſtung, und wurde 1641 von einem Oſtreichiſchen Kriegesheere, welches Erzherzog Leopold Wilhelm anführete, belagert , aber nicht erobert. Sie hat auch ehedeffen goldene und ſilberne Münzen ges pråget. 1757 und 58 ift ſie einigemal in franzöſicher Gea walt gewefen . 2 ) Fordheim , eine Stadt von 500 Bäuſern an der Rubme , die ſich bier in 2 Stróme theilet, von welden einer beyın Müblenthore, und der andere bep dem Sies denbauſe vorüber geht. Ueber jeden iſt eine ſteinerne Brücke erbauet , und der ganze Fluß ergießt ſich in dieſer Gegend in die Leine, welche an der nordheimiſchen Felds mart berunter fließt. Die Stadt iſt unter den großen Städten des Fürſtentumes Catenberg der Ordnung nach die dritte. Von deni ehemaligen bieſigen Stifte iſt ber nad, unter den fecularifirten Kidſtern Nachricht zu fuden . Sonſt giebt es hier nur eine Pfarrkirche und eine lateinis ſche Schule , auch ſind hierelbſt einige Manufakturen . Sie bat 1252 vom Herzoge Albrecht dein Großen Stadtrecht erbalten. Der Stadtvogt beget das Gericht, und unters fuchet die Rechtshandel ; die ürteile aber werden obne fein Butbun von Bürgermeiſter und Rathe . abgefaffet. Es verwaltet auch der Stadtvogt die peinliche Gerichtbarkeit. Es gehöret ihr das Dorf Sammenſtedt, welches von dem Bistume Paderborn zu Lebn gebt . Die Gegend um dieſe Gtadt bieß vor Alters das Rittega . Die ehemaligen Grafen von X7ordheim , Berren zu Bome
Das Fürſtentum Cafenberg.
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Bomeneburg, kommen von dem Grafen Hermann ber, welcher am Ende des ioten Jahrh. gelebet hat. Einige balten denſelben für cinen Sohn Heinrichs , Herzogs zu Bapern , welcher Kaiſers Otto des Großen Bruder gewes fen , und dem der Kaiſer das Land an der Berra , aud jen s und dieſſeits der Weſer , und alſo auch den Strich Landes , darina Nordheim und Gettingen liegen, gegeben babe . Andere hingegen halten den Grafen Hermann für den Sohn eines Dito, Grafen im Salzgau , der um die Zeit Kaiſers Otto des Großen gelebet bat. Hermanns Sobn war Graf Sigfried , und von dieſes Söhnen ift bier nur Graf Benno zu bemerken , deſſen Sohn Dtto vom K. Beinric III das Herzogtum Bayern erhielt , aber vom K. Heinrich IV derfelben beranbet wurde, und 1083 ſtarb . Er wird in unterſchiedenen Urkunden auch Herzog ju Sachs fen genennet ,daber Leibniß gemuthmaßet hat , daß zu dieſer Zeit das Herzogtum Sachſen in 2 Sheile vertbeilet geweſen ſey, und Weftpbalen und Engers dem billungiſchen Geſchlecte, Dſtphalen aber unſerin Otto zugeboret babe, ja daß das Herzogtum Oſtphalen einerley mit dem foges nannten Serzogtume an der Weſer geweſen ſep . Er bat Hermann , Grafen von der Berla , binterlaffene Witwe Kichenza zur Gemalinn gebaðt. Pon ſeinen Kindern nenne ich nur die Söhne , Heinrich den Dicken , Sigfrid und Conrad oder Túno , der erſte war Graf von Nordheim , der zireyte Graf von Bomeneburg , der dritte Graf von Beichlingen . Graf Heinrich der Dide oder Fette brachte durch ſeine Bermálung mit Gertrud , einer Tochter Marks grafen Ekbredts zu Meiffen , die Stadt und das fand Braunſchweig an fein Haus ; er wurde aber noi von der Frieſen erſchlagen , und hinterließ keine männliche Erben, bergleichen ſein Bruder Conrad oder Cuno auch nicht ges habt bat. Beyder Bruder Sigfrid Graf vom Bomenes burg , welchen Namen er von dein im befifcben Amte Sontra belegersen Schloſſe Boineburg oder Bomeneburg führete,) harte zwar einen Sohn gleiches Namens, er ſtarb aber 1144 ohne männliche Leibes - Erben .. Grafen Heinrichs des Diden Tochter Richenza vermålete fich im Infama ۲۳۴۲۴۲r 5
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Der niederſachfiſche Kreis.
Anfange des 12ten Jahrh. mit Luthern ( Lotharius ) zu Querfurt, Grafen zu Supplingburg, nachmaligem Her zoge zu Sachſen und römiſcem Kaiſer, der durd dieſe Permälung die anſehnlichen norobeimiſchen und brauns fchweigifchen Lande , oder das Herzogtum an der Beſer , erhielt, welches durch beyder Tocier Gertrud an derſel ben Gemal Heinrich den Großmütigen , Herzog zu Bayern , und alſo an das welfiſche Haus, gelangete. 2. Die kleinern kanzleyfafigen Städte. I) Münden, in den Urkunden des izten Jahrh. Gea månden , eine Stadt in einem Ibale an der Fulda , wels de fich gleich unterhaib derſelben an der Spige des foges nannten Sanzierders , mit der Werra vereiniget, welche hierauf die Weſer genennet wird. Dieſe Strome , die an der Werra belegenen Uuen und Wiefen , die umliegenden Gärten , Walder und Berge, verfitaffen bier nach allen Gegenden eine vortreffliche und beluſtigende Ausſicht; die 1 Stadt aber iſt oftmals Ueberſchwemmungen unterworfen . Heber die Werra iſt eine lange ſteinerne Brüde gebauet, welche ein hölzernes Uebergebäude hat. Die Stadt bes flebt aus 607 Feuerſtellen , bat 2 lutheriſche Pfarrkirchen , eine lateiniſche Stadtſchule , und ein Hoſpital. Die bieft gen Neformirten Baben zu ihrem Goticidienſte ein artiges Gebäude mit einer Orgel, es wird aber als ein freuerbas des Bürgerbaus angefeben. Es giebt hier zweyerley Bea fasung , eine von 4 Compagnien , welche dieStadt unter Þált, und ein Regiment , welches der Landesherr unter: balt und in den Cafernen wohnet , welches aufeinliches Keinernes Gebäude vormals ein vom Herzoge Erich dem Fingern erbauetes Schloß gempeſen iſt. Die Befagung hat ihren eigenen Prediger. Das Rathbaus hat nach dem Markte zu ein gutes Anſehen. Die hieſige Bürger fchaft genießt des Bürgerrechtes zu Braunſchweig und Oſterode, fo wie die Bürger dieſer Stootę des bieſigen Bürgerrectes. Weil die Stadt auf 2000 Gårten , aber wenig Ackerland bat , fo leben nur ein paar Bürger vom Acerbaue. Es find hier zwar einige Seidenzeug - und Damaftweber , einige Zabacksſpinner und Bereiter , auch Ebigs
Das Fürſtentum Calenberg.
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Ebigbrauer und die nöthigen Handwerker vorbanden ; allein 5 die Hauptnahrung kommt von der Handlung und Schif fahrt. Man treibt aber nicht nur Krämerey , ſondern auct und vorneymlich Großhandlung und Factorey , wos durch Geld ins Land gezogen , und nicht binausgeführet wird. Die Güter und Waaren , welche aus beffen , Shü: ringen , Sachſen, Frankfurt, Franken, inſonderheit Nürn : berg und Bayern 26. zu Waſſer und fande bieber kommen , bleisen nur kurze Zeit Wieſelbſt liegen , und werden ald darin die Weſer binab geſendet , und was auf der Weſer berauf kommt, geßt größtentbeils wieder in die genannt: ren Länder. Kein Fremder , das ift , der nicht menden roher Bürger iſt, darf diefe Stadt vorbeyhandeln , ſondern muß ſeine Waaren einem biefigen Factor anvertrauen , und alles , was hier zu Schiffe ankommt, muß , vermoge der Gtapelgerechtigkeit, welche der Stadt 1246, 79, 89 und 9a ertbeitet und beſtätiget, auch vom Kaiſer Rudolph -II im Jahre 1997 bekräftiget worden iſt, aus - und überge: ladert werden . He Dienſtag und Freytag, Morgens um 9 Uhr, geht ein Schiff von bier auf der Fuldanach Caffel ab , und dieſen Strom darf außer dem mündenfiben Sci fer niemand Befahren . Die Werra tann von mindenfoben und befirden Schiffern befahren werden , die letters: aber , wenn ſie vor Münden kommen , müſſen davor liegen blei ben. Wenn ihnen eine Borüberfahrt geſtattet wird, mug auf das Schiff ein mündenfiter Schiffer genommen , der Stadtkammeren etwas gewiffes entrichtet, und darüber ein febriftlicher Revers ausgeſtellet werden. Der Magiſirat, ipcliper aus 2 Bürgermeiſtern und 6 Rathsberren befteht bat in der Stadt die Civil - und Criminalgerichtbarkeit. Die Stadt iſt si erſte unter den kleinen Städten des Fürſtenta 9 tumes Calenbera , führet bey landſchaftlichen Angelegents heiten ,das Directorium unter denſelben, und iſt aus dem gottingiſchen Quartiere die einzige, welche zuim engern Uuss (duſſe der Landſtånde und zu dem Schapcollegio gehöret, von welchem ihr Deputirter ein ordentliches Mitglied iſt. Die ſogenannte Freyheit, welde bey dem hieſigen landes, Herrſchaftlichen Umbaufe liegt, ſteht unter der Gericht: barkeit
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Der niederfächſiſche Streiß.
barkeit des Amtes. Die Stadt bat vor Alters zu der ros genannten Grafſchaft an der Werra, und alſo zu den nocds heimiſchen Erbgutern , gebåret. Ihr älteftes noch vors þardenes Privilegium iſt von 1246 , und vom Herzoge Dtto dem Kinde ertheilet worden , dem ſie ſich übergeben batte. 1626 wurde ſie von einem kaiſerl. Kriegesbeere, wels des der Graf Tilly anführete , belagert, und im Sturme erobert, wobey fie , die umgekommenen Einwohner unges reconet , einen Schaden erlitte, der faſt auf 32 Sonnen Goldes Rthlr. geſchåget wurde, und als ſie von einem Einwohner zu Caffel 5o Rthlr. liebe, um den Soldaten einen Theil der geraubten Urkunden abzukaufen , mußten demſelben für dieſe kleine Summe alle Rathskaffen unters pfändlich verſchrieben merden. In den folgenden Jahren bis 1643 batte ſie einmal nad dem andern neuen Schaden , und neue anſehnliche Unkoſten. 1757 und 58 iſt ſie einige mal von den Franzoſen bereget worden. Von dieſer Stadt wird zwar eine anſehnlice geiſtliche Inſpection benennet, und durch 2 Superintendenten berſeben , es bat aber keiner berſelben bier feinen Sib . 2 ) Dransfeld, eine kleine Stadt von 208 Feuerſtellen , liegt zwiſchen Münden und Göttingen , und bat 2 Kircheng bey deren einer , nåmlich der Martinskirche , das Stift Corvep das Patronatrecht hat. Die peinliche Gericht barkeit über das Ant Münden in derſelben aus.
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3 ) Moringen , eine kleine Stadt, durch welche der Bach Mohr fließt, der ohnweit derſelben entſteht, und bey Dödelbeim in die Leine gebt. Sie liegt in einer ans genehmen bergigten Gegend , iſt iſt ein offener Ort , ebea deffen aber mit Gråben , Bållen und Mauern umgeben geweſen , bat , die Amtsfreybeit ungerechnet , 140 Feuer's ſtellen , eine Pfarrkirce, eine Begräbnißkirche in Obern dorf , ein von 1732 bis 45 auf Koſten der calenbergiſchen Landſbaft aufgeführtes anſehnliches Waiſenbaus, in wefa chem bisher 63 Kinder unterbalten worden find , und 2 landtagsfabige adeliche Güter. Der Magiſtrat þat die Civilgerichtbarkeit, die Criminalgerichtbarkeit aber wird von dem hieſigen landesherrſchaftlichen Umte verwaltet, welchem
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welchem der Magiſtrat die Berbrecher zu fordem Ende überliefert. Un dem Orte , wo ist das Umthaus ſtebt, bat ehedeffen die mnit Gråben , Mauern und Bafteyen befefrigt geweſene Burg Moringen gelegen , aufwelder fich unter: ſobiedene Herzoge oftmals aufgebalten haben . Moringen iſt ſchon 1147 eine Stadt geweſen . Die Hälfte derſelben, welche die edlen Herren von Rofforf befeffen Baben , bat 6. Ótto der Quade 1380 nebſt ihren übrigen Gütern und Dertern eingezogen . Im 30jährigen Kriege hat fie durch Plünderungen und Brandidaßungen ſehr viel gelitten . 1461 , 91, 96 , 1506 und 65 brannte ſie ab , 1671, 79 und 80 litte fie wieder Brandſchaden , noc grofern aber 1734, und geringern 1747. Nach den beyden lebten Feuers brünften iſt fie erweitert, und die Straßen find in gereder Linie , auch 48Sdube breit angeleget worden , fo daß fie ein befferes Uneben bekommen, als ſie ebedeffen gchabi bat. 4) Uslar , eine kleine Stadt , welche in einem Sbale liegt , und 243 Häufer bat. Die Stadt an id felbft iſt bemauert , die Neuſtadt aber , deren Erbariung H. Erid In der Stadt if cine 1561. bervilliget bat , iſt offen. Pfarrkirche , vor derſelben aber eine Begräbnißkirche, und auf einer Anhdhe eine Kapelle . Es iſt hier ein landtags fåbiges adelictes Gut, welches das Stammbaus der ades lichen Familie von uslar iſt , von derfelben aber als ein Afterlebn an die von Neubaug iiberlaffen , und nach Abs, gang derſelben an die Gozen von Ohlenhauſen gekommer iſt. Die Stadt iſt 1476 und 1641 abgebrannt. Herzog Erich verordnete 1575, daß ffe ohne Verlegung ihrer", Pris vilegien frendenthal genennet werden ſolle. Die peins liche Gerichtbarkeit in derſelben iibet das hieſige Amtaus. 5 ) Bardegſen, eine kleine Stadt an der Erpolde, welche bier die Schottelbeed aufnimmt. Sie ſteht zum Theile auf Felfen , wie denn die Häufer in der Burgſtraße aud Refer baben , welche in die Felſen eingebauen find. Es find bier liberhaupt 176 Häuſer. Der Oberprediger an der Pfarrkirche iſt zugleich Superintendent der von dieſer Stadt benannten Inſpection . Das hier wohlbereitete Keder findet..guten Abgang. Der Magiſtrat ůbec ſowol
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in der Stadt, als den außerbalb derfelben belegenen Bür, gerlichen Gütern , die Sivilgerichtbarkeit, das Auit aber die Criminalgeriostbarkeit aus , zu welchem Ende demſels ben die Verbrecher von dem Ratbe aufgeliefert werden. ES ift hier ein freyer Burgmannsſik . Vor Alters bat dieſer Ort den edlen Herren von Roſtorf zugehöret, ift aber 1380 vom Herzoge Otto dem Quaden nebſt den übris gen Gütern derſelben eingezogen worden , welcher dein Orte 1383 Stadtrecht verlieben bat , und 1394 biefelbt geftors ben ift, naddem er das Schloß feiner Seinalinn zum Leibgedinge verſchrieben hatte. $. Wilhelm der Jüngere bat auch meiſtens biefelbſt gewobnet , und iſt hier 1503 1566 und 79 bat die Stadt große Feuers, geſtorben . brünfte erfahren . 3. Die feculariſirten Kloſter , welche an Amta leute verpachtet ſind, und deren Einkünfte die Kloſter . fammer verwaltet. I ) Das ebemalige Stift oder Kloſter S. Blafii zu 27ordheim bat Otto , Derzog zu Bayern , gebor:rer Graf von Nordbeim , 1051 für Benedictiner Mónde und Nons nen geſtiftet , fein Enkel Sigfrid Graf von Bomeneburg 1141 beſtätiget und beſchenket , Herzog Otto von Brauna , fchweig aber 1234 befoblen , daß die Nonnen weggelibaffet irerden ſollten. Gegen das Jahr 1570 gieng der Kloſters convent ein , und der lette Abt verließ das Kloſter freio willig. . Itt iſt es an einen Umtmann verpachtet , und es geboret das vor der Stadt Nordvei:n belegene Borwert Güntgenburg zu demſelbent. 2 ) Das ebernalige Klofter Wiebrechtshauſen iſt 1030 geſtiftet worden , und mit Benedictiner Nonnen bereßet ges Es iſt an einen Umtmann verpachtet , und es wefen . gehöret der Aushof ir andelbeck im Amte Branftein dazu. 3) Das vormalige Kloſter Fredelslob oder Fredeslob , in alten Urkunden Frideſele, Frideſſele, Fredelſe, Fredeśle, in des Amtes Moringen Dorfe diefes Namens, bat Alo brecht 1, Erzbiſchof zu Mainz , 1137 goſtiftet, und Erfo vifchof Marcolf 1141 permebret, und es ist anfänglich mit Auguſtis
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Auguſtiner Minden und Nonnen befeßet geweſen , nach . ber aber haben jene dieſen reichen müffen . Nachdeix eß feculariſitet worden iſt , ſind die Güter einem Amtmanne verpachtet worden . Das eigentliche Kloſtergebäude iſt im 30jährigen Kriege abgebrannt worden , und die Prob ſter , welche zum Unthauſe gedienet þat, iſt 1752 eingea gangen , nachdem vorber ein neues bey demſelben erbauet worden . Die Kirde ift nod vorbanden. 4) Das eņemalige Kloſter Marienſtein ', oder Steina, liegt an der Leine, in welche hier die Efpolde fällt , und ift 1108 von Notfard , Erzbiſchofe zu Maynz, für Bene-. dictinee Mouche geſtiftet worden. Es gehöret dazu das bey den Kloſtergebauben befindliche Dorf. Bor uiters haven die regierenden Herzoge zu Braunſbiveig und lünea burg im Lande Osttingen und an der Leine biefelbſt mit ibren landſtånden die Landtage gchalten ; es iſt auch biec auf einem ſolchen Landtage 1498 das Fürſtentum Götting gen an Herzog Erich den Ueltern übergeben wurden. 5) Das vormalige Nonneukloſter Weende, in dem zum Amte Harfte gehörigen Dorfe dieſes Namens , foll ums Jahr 1300 geſtiftet worden ſeyn , und iſt anfänglich zu Nikolausberg geweſen. Es iſt an einen Amtmann vera pachtet. Zudemfelben geboret ein Vorwerk zu zikolaus berg im Âmte Darſte, und der Ausbof Reinboloshof chedeffen Reinboldsbauſen , im Amte Friedland. 6) Das vormalige Nonnenklofter Mariengarten liegt in einem luftigen bale , und bat eine Pfarrkirche. Es iſt ist verpachtet. Demſelben gebåret der AusbofWetens born im Umte Friedland. 7) Das ehemalige Kloster Barsfelde liegt an der Bde fer , und iſt vor alrers eines der berúbmteſten Benedictineu Minchenflöſter in Deutroland geweſen. Es bat baſiela bige Beinrich der Fette, Graf von Nordheim ,1093 geſtiftet, und zwar auf dein Gute Mimeride, welches er voll Slia brecht von der Inſel ertaufer hatte. K: Heinric IV ertbeilete demſelben die Freybeit , fich felbit einen Stu : vogt und Adt zu erwählen , ingleichen das Mark : md Mzúngrecht.
Die erſten Möncbe find aus der Abtey Sor : vey
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dey gekommen . Die gute Kloſterjudot, welche im isten Gabrh. Hieſelbſt eingeführet wurde, verſchaffete dieſem Klos fter ein beſonderes Unreben , alſo daß mehrere Kisſter Bea nedictiner Drdens mit demſelben in Verbindurg traten, und feine Reformations - Statuta annahmen, woraus die berühmte burefeldiſcbe linion und Congregation entſtund, welde 1440 auf der Kirchenverſammlung z1 ! Bafel, auch , nachmals durch påpfflice Bullen beſtåriget wurde. Im 16ten Jahrh. bekam das Kloſter evangeliſche Nebte. Ist find zwar die Güter deffelben an einen Umtmann verpachs tet, es wird aber noch der Titel eines Abtes von Burs felde an jemanden ertheilet. Zu diefem Kloſter bat das Gerichtsborf Lipprechtros de geboret , welches im Fürſtentume Halberſtadt belegen iſt, und ist von einem churbraunſchweigifcben Amtmanne pachtweiſe verrpaltet wird. 8 ) Das ehemalige Ronnenkloſter Silwardshauſen oder Bildewardeslguſen , welches an der Wefer liegt. Das Alter deffelben erheltet daraus , daß Kaiſer Otto I eine anſehnliche Schenkung, welche eine reiche Frau, Na mens Helmburg, an dieſes Kloſter getban , iin Jabre 973 auf der Burg Grone beffatigjet bat. Sot ift es an einen Anitmatu verpachtet. Es bat zu Diemarben im Amte Friedland einen Ausbof. 4. Die landesherrſchaftlichen Kammers Aemter . I ) DAS leinebergiſche Gericht iſt ein lieberbleibſet von der ehemaligen Pfalz zu Grone, von welcher bey der Stadt Göttingen etwas geſaget worden ift. Es heißt eis gentlich das Landgeridt auf dem Leineberge bey Goto tingen, und bisher hat man daſſelbe zuerſt in einer Urkulis de von 1241, Idelde Poppo, edler Herr von Pleffe, ausges ſteller bat, erwåbnet gefunden. Heutiges Tages erſtrecket Rcbs nur über die Pfarrdorfer Grone, Xoftorf, wefeloft die edlen Herren von Rofforf ihre Burg gebaut baben , deren Güter Herzog Dtto der Quade 1330 , wegen eines von Chriſtoph von Roſtorf an ſeinem Bruder Friderid aus, geübten Mordes,alsein verwirktes Lebu eingezogen bat, Obers
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Ober : Jera , Settmarshauſen und Dörfer Ellershauſen und Soltenſen , und wird zu Grone im Namen des Bans desberrn von dem Geridesídulzen zu Göttingen gehalten ; boc bat das Amt Münden concurrentem jurisdictionem darinnen. Es iſt aud das landtagsfähige adelicae Gut Ohlenhauſen barinn belegen , welches der adelichen fao milie der Osten von Ohlenhauſen zugeboret, die das biex befindlice unfrene Gut seiſſenthal von der Stadt Ošt. tingen zu Lehn bat. 2 ) Das Umt Ylůnden iſt unter allen Pentern des göttinglichen Quartiers das großeſte und wichtigſte. Es iſt febr bergigt, bat aber ſchone Waldungen. Das Amt: baus ift in der Stadt Münden , wofelbſt die ſogenannte Freyheit unter deſſelben Gerichtbarkeit ſteht. Es übet die Criminalgerichtbarkeit in der Stadt Dransfeld aus, und unter demſelben ſteht auch Sedemúnden, ein Städtchen an der Werra in einem Shale, welches von irabegelegenen Bergen eingeſchloffen ift. Es bat 142 Feuerſtellen, und iſt der Sie einer Superins tendentur , welche eine von den beyben Inſpectionen iſt, in welche die Inſpection Münden vertheilet mrorden. Es wird bier viele Leinemand gewebet und verhandelt. Bor Alters bat das Städtchen dem Stifte Kauffungen in Hero fen zugebåret. Sonſt wird das Umt in das Ober- und Unter Amt abgetheilet. ( 1 ) 3m Ober : 2mte find 12 Dörfer, es schöret aud das halbe Dörf Xieſte dazu , deffen audere Gälfte beßiſch iſt. Die merkwürdigſten Dörfer find: a ) Die Pfarro8rfer Landwernbagen und Lutters berg, in deren Gegend 1758 ein Corps banndveriſcher und befiſiber Truppen von einem weit ſtärkern franzöſiſchen Angegriffen, und zum Weicben gendrbiget wurde. b ) Die Pfarrdörfer uſchlag und Speele. c) Sichelftein, ein Dorf, wojelbſt ehedefteri ein Solog geiveren iſt. Herzog Otto der Quade befeſtigte daſſelbige 1370 von neuem, als er Beffen feindlich åberzog, und land DVD VVD 3 Sb. graf
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graf Hermann von Heffent fekete femfelben ein anderes Schloß entgegen , welches er Benfenſtein nennete . (2 ) Im Unter-Umte jind 16 Dörfer, es werden auch die 6 Dörfer des leinebersiſchen Gerichtes dazu gérechnet, in fo fern das Uit Dünden concurrentem jurisdictionem darinn bat . Die Pfarrbórfer ſind Gimbte, Semeln , fürs ſtenhagen, Hühren, Vaclofen und Groß- Wiershauſen. das Dorf Ellershauſen vor dem Walde , woſelbſt die Stodbauſen ein landtagsfábiges adelides Gut baben, muß mit dem im leinebergiſchen Geriďte angeführten Dorfe Ellersbaufen nicht verwechſelt werden . 3 ) Das Amt Bradenberg, von 4 Dörfern, iſt ſehr bergigt und ſteinigt, hat aber gute Holzungen . Die Ein wobner handeln mit Zug. Difen , Schafen und Leinewand. Das Umthaus Brađenberg ſteht nabe bey dem Orte, wo chedeffen das Schloß gleiches Namens auf einem Hüs gel, welcher der alte Brackenberg genannt wird , geſtans den bat. Unter dem Dorfe Lippoldshauſen iſt ein glla ter Steinbruch. Weenſen iſt ein Pfarrdorf. Das Dorf Mollenfelde ift Halb beßiſch. 4 ) Das Amt friedland liegt an der Leine, welche hier die Bade Dramme, Garte, i. a . m. aufnimmt. Die Einwobner baben guten Getreide- und Flachsbau , legen fich auf die Bichiudyt, maden auch viele Leinerpand . EB geboren dazu 17 Dörfer , und 3 Kioſter · Uusbife, Die merkwürdigften ſind . ( 1 ) Friedland , ein Dorf, wofelbft das Amhaus ift. Herzog Otto der Quade. ließ hier ein feftes Bergſchles bauen, deſſen altes Mauerrerk 1743 völlig abgebrochen iſt. ( 2 ) Die Pfarrdörfer Lütgen: ( Klein : ) Schneen mit einem landtagsfábigen adelichen Gute , Groß -Schneen mit 2 Kirchen und einem (andesherrſchaftlicen Vorverke, 7ieder: Jefa, Reiffenbaufen , Sieboldsbauen, Recers : baufen, Ballenbauſen . ( 3 ) Dicmzrden , ein Pfarrdorrf , woreloſt das Kloſter Dilwardsbauſen einen Aushof und die untern Gericre bat, welches alles e$ 1234 von dem Abte zu S. Michael in Hildesjeim erkaufet bat. Es iſt wegen des biefelbft vor
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vor Alters gehaltenen Meyerdings und Vogtdings merks würdig . 5 ) Das Amt Heinbaufen iſt durchgehends Bergigt, und beſteht faſt puur välfte aus einem Walde, welcher Bůcben, Eichen und andere Banme enebatt. Es hat die Dörfer Reinhauſen , woſelbſt das Amthaus ift, Iſchens rode, Genſereich und Lichtenbagen, in welchem legtern die von Bülzingsleben die untern und obern Gerichte haben. 6 ) Das Amt Wiedeď , zu welebem das Amthaus, Tiede , die Dörfer Groß- und Klein -Lengden , von welchen jenes eine Pfarrkirde hat, 5 linterthanen zu Ben , niehauſen, und das Gut Kevftlingeroderfeld, geboren. 7 ) Das Amt Branſtein iſt mehr bergigt, als eben , liegt an der Leine und Rubme. Die Einwohner baben vom Handel mit Garn und Leinewand ihre Hauptnab , rung , und kaufen , außer dem Flachle , welchen fie felife bauen, noch andern. Das Umthaus Brunſtein ſteht feit Stunde von Nord, dem Anfange des 18ten Jabrh . beim in einer bersigten Gegend, welcbe der Klingenhagen genennet wird. Zu dem Umte gehören 6 Dörfer , unter welchen die Pfarrdörfer Soltenſen oder Langenholtens ſen , Edesheim , Sobnſtedt, wofelbft eine Superintendens tur iſt, und Elvershauſen , in welchem leßiern ein land , tagsfähiges adeliches Gut iſl. 8 ) Das Amt Weſterhofe hat grögtentheils guten Gea treide- und Flachsbau, audy gute Holzungen, und beſtehs aus 9 Dörfern. in dem Dorfe efterhofe iſt das Amta baus , imd ein landtagsfähiges adeliches Gut. Eboldss hauſen, Kahlefeld, Echte, Dégerode, Harriehaufen und Willershauſen , ſind Pfarrdörfer , und im lestern iſt eitt landtagsfábiges adeliches Gut . 9 ) Das Amt moringen grenget ſowol an die feine, als an den Sollingerjvald. Die niedrig gelegenen Dóra fer haben guten , diejenigen aber , welcbe an dem tablen und ſieinigten Berge Deper liegen , geringen Aferbau ; Bingegen legen ficb die legteren Garf auf die Leineweverey . Es ſind roove Steinbrüde vorhanden , welche Schleife Wet .
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Wet : Quader- und Mauer - Steine geben , und aus dem Kalkſteine, welcher in dem Berge Weper gebroden wird , krennet man febr guten Kalt. Un guten Holzungen feb . let es auch nicht. Das Umthaus ift in der Stadt Morins gen, in welcher auch das Umt die Criminalgerichtbarkeit ausübet. Unter den 12 Amtsdörfern find vornehmlid ju bemerken Oberdorf , welches gleich vor dent Oberntbore der Stadt Moringen feinen Anfang nimmt, und ein landa tagsfábiges adeliches Gut entóált , fredelsloh , woſelbſt das oben beſcbriebene Kloſter iſt, und Evenſen , weldes lettere, mit dem Dorfe Stroth unter dem Namen Trogen begriffen wird. Man kann auch das obnweit Nordbeim belegene Dorf Södelheim bieber rechnen , von welchen die ehemaligen Herren von Bödelheim oder Bucelum den Namen haben , von denen , nac des Herrn Hofraths Scheidt Mutbmagung, die edlen Herren von Pleffe abges ftammet find, denen es auch zugehöret bat. Nach der Lestern Abgang hat das Haus beffen - Caffel fonol das bieſige Kloſter als das Dorf in Beſig genommen, worüber eß aber zwiſchen demſelben und deni Haufe Braunſchweig und Fúneburg zu einem Proceffe gekommen iſt, wabreno deffen, vermoge eines Zwiſchenvergleichs, alle gerichtlicte Handlurgen biefelbſt, von dem bieſigen bebidben , und von dem durbraunſchweigiſchen Beauten zu Moringen , ge meinſaftlich ausgeübet werden . 10 ) Des Amt Sardegfen liegt zur Hälfte im Sollins gerwalde, und bat einen ſehr felfigten , fteinigten, leimiga ten, und alſo nur mäßig fruchtbaren Boden. Die vielen Berge find mehrentheils mit Eichen und Bücben bewachs fert, und machen anſehnliche Waldungen aus. Es find fchöne Steinbrüche vorbanden . Der Getreidebau iſt nicht jo erheblich , als der Flachsbau , welcher den Eins wohnern ihre Hauptnabrung giebt. Die vornehmſten kleinen Flüſſe und Badie, welde hier fließen , ſind , die er polde, tpelche aus dem Amte usler kommt, die Scorrela beeck und andere Bäche aufniinmt, und bey dem Rüfter Steina in die Leine fällt, die Schwülmſche, welche bier am Stehberge entſpringt, ins Amt uslar geht , und bey Lippoldsa
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Lippoldsbergen in die Weſer fliegt, und der Bollerbach , welcher die Aemter Bardegſen und uslar fcheidet. Das Arthaus liegt über der Stadt Hardegfen auf
einer kleinen Höhe, und iſt ehedeffen mit Wall und Gras ben umgeben geweſen . Ueber die Stadt hat das Amt die Criminalgerichtbarkeit. Die 9. Dörfer des Amtes werden in die obern und untern Dörfer aðgecheilet, zu jenen gehören 6, unter wels den Das Pfarrdorf Elligerode ift , zu dieſen 3 , von wel, den ich die Pfarrdörfer Lutterhauſen und Sevenfen ans merke. In dem Pfarrborfe Wolbrechtsbauſen haben die von Papen bas vollſtändigſte Untergericht. Es find auch in dieſem Ante 2 landesherrſchaftliche Vorwerfe. II ) Das Umt Sarſte bat , 14 Dörfer , von welden zu bemerken find : ( 1 ) Sarfte, ein Pfarrdorf, svofelbft das Amthaus, eine Superintendentur und ein landtagsfähiges adeliches Gut ſind. Es hat por Utters den edlen Herren von Roſtorf geböret. ( 2 ) Gladebeck , ein Pfarrdorf , mit einem landesberr : fcbaftlichen Vorwerke und landtagsfähigen adeliden Gute Es hat aud den edlen Herren von Koftorf zugehöret, von welchen die von (Sladebeck herkommen .
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( 3 ) Die Pfarrdörfer Lenglern , Elliehauſen, Parens . ſen und Weende, ingleiden das Dorf Zikolausberg . 12 ) Das Amt uslar liegt mitten im Sollingerwalde, und hat alſo einen bergigten und ſteinigten Boden. Die Holzungen und der Flachsbau find beträchtlicher, als der Secreidebau. Das Amtbaus liegt vor der Stadt usiar, in welcher das Amt die Criminalgerichtbarkeit ausübet. Die Eiſenbütten obnweit der Stadt werden vom Harze mit Eiſenſteine verſorget, denn in dieſem Amte ift keiner zu finden . Es iſt auc biefelbſt ein Kupferbammer . Uns ter den 15 D8rfern des Amtes Find die Pfarrd &rfer Bok lenſen , Schåningen , Offenſen und Polpriehauſen. 13 ) Das Ame Lauenförde liegt an der Weſer , und bat wenig Uderland, aber große ABaldung. Der einzige darien befindliche Ort ift der Flecken Lauenförde, wel, der Y yyy yyy 3 ,
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der an der Befer liegt , auf welcher biefelbft ein Roll erles get wird . Er hat vor Alters den Grafen von Daffel zus gehöret. Zu der Pfarrkirde deſſelben halten ſich auch die nadften Lutberater in den benachbarten Bistume Pader's born . Es bat bieres Amt ebedeffen einen Sheil des Ams tes Nienover ausgemadet , iſt aber von demſelben getrens net, und denen von Spiegel verpfändet worden , nach der Wiedereinidfung aber ein beſonderes Umt geblieben , doo iſt die Regiſtratur deffelben zu Nienover, woelbſt auch die • lauenfördiſchen Amts -Unterthanen gerichtet werden . 14 ) DAS Amt f7ienover beffebt gröftentheils aus Waldungen , und hat keinen erbeblicben Atterbau. Das Umt þaf vor Afters den Grafen von Diffel zugehöret. Graf Zudolph von Nienover , und derfelben Bruders Sohn, Graf udolph von Daffel, verkaufeten 1269 die Burg Nies nover an Herzog Albrecht den Großen 311 Braunſchweig. Das Amthaus 27ienover ſtebt faft in der Mitte deſfeiten auf einem Berge , woſelbft anch ein Jagdhaus it ; am Fuße des Berges aber ſteht des Bogtes Dobnung und ein Birthsbaus , und nicht weit davon iſt eine landeos berrſchaftlice Mühle. fin diefe Gebäude ber fiegen die Umesländereyen , und ſtoßen allenthalben an die Forften . Bu dem Amte geboren ( 1) Bodenfelde , ein Flecken an der Weſer , wofelbſt eine Salzquelle iſt, es Ipird aber ißt fein Salz mehr gerotten . ( ) Die Pfarrdörfer Wahmbeck und Schönbagen , und das Dorf Cammerborn . 15) Das Amt Erichsburg beſtellt aus 3 Sheilen , wels dhe durd des Biscums Hildesheim Amt þunnesrüst von einander abgefondert ſind. ( 1 ) Derjenige Sbeit , welder dem Solingerwalde gegen Norden liegt, bat ebedeffen das Amt Lå :horfi geleifen , 1110 iſt der Dapon berrannten adelichen Familie Durc ib. re fchrsberren , die edlen Herren von Domburg , 1389 alb ein verwirktes Lebn genommen ivorden , nach dieſer Abs gang aber an die Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg gekommen . Herzog Erich der Aelterė tauſopete es um bas
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das Jahr 1539 gegen Holzminden vom 5. Heinrich dein Ueltern ein , und legete es zu dem von ibin von 1525 bis 1530 crbaucten Schioff. Erichsburg , worauf es mit dem Amte Rauenberg vereiniget, und beyde das Amt Ericss burg genennet wurden . Die Peder ſind nicht nur von 3 Seiten mir Bergen umgeben , ſondern licgen auch grifter theils an Bergen , find ſteinigt und ſchlecht, diejenigen aber , welche in der Ebene liegen , haben einen thonigten, theils mit rother , theils mit grauer Kley - Erde yerinid . ten Roden. Es geráth alſo in dieſem Sheile des Amtes
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der Flachsbau beſſer, als der Getreidebau. Un der fogea Hannten Bebesau und am Heimberge bat man 1754 reichs baltigen Eiſenſtein gefunden, und bey Portenbagen an der Hildesveimiſden Grenze außern fich Steinfoblen. In dieſen Theile des Amtes findet man a ) Das Schloß kridsburg , nebst dem Amtshofe. b) Lüthorſt, vor Alters Luthardeflen, ein Pfarrdorf, und das Dorf Portenhagen . (2) Derjenige Theil, welcber am Solingerwalde fiegt, bat eben als das Amt Lauenberg geheißen , und den Oras fen von Daffel zugehöret, iſt nach Abgang derſelben an die Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg gekommen, und vom Herzoge Erich dem Meltern 1539 mit dem Amte Lüthorſt unter dem gemeinſchaftlichen Namen @rideburg verbunden worden . Die Lecter liegen mehrentheils au fteilen Bergen ," Find alſo beſchwerlich zu bauen , tragen aber allerley Getreide und guten Flads. In fauenberg giebt es gute Quader - und Mauerfteine. Es geboren zi! Vielem Sheile des Amtes das Pfarrborf Lauenberg oder Lauenburg, das balbe Dorf Silwartshauſen , deſſen aito dere Hälfte zu dem hildesheimiſchen Amte bunnesrück sc höret, das kleine Dorf Soppenſen , in welchem die von Daffel die untern Gericore baben , und 2 forfbauſer. (3 ) Das Vorwert Relliebauſen liegt dicht am Gollins gerwalde, und iſt ganz von dem ante Hunnesrück umgeben , Die dazu gehörigen Gebäude machen ein kleines Derf aus.
5. Die geſihloſſenen adelichen Gerichte. 1) DAS Gericht Sardenberg geboret denen von bar: עעע עטטע4 denberg
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denberg , welde 2 Stimmen auf den Landtagen haben , nåmlich eine wegen des Vordernbauſes und eine wegen des internhauſes rdenberg. Zu beyden gehörer das Borwerk Levershauſen , und zu dem lettern geboren noch die Vorwerker S. Margareten und zu Großens Rode. Die übrigen zu dieſem Gerichte gehörigen Dera ter ſind : (1) 478rten ,ein Flecken nabe bey der Leine, woſelbſt ein römiſch - katboliſebes Collegiatſiiſt iſt, weiches unter dem Erzbiſchofe zu Maynz ftebe. (2) Låtgenrode und Bishauſen find Dörfer mit tas tholiſchen Kapollen . (3) Die lutberſchen Pfarrdörfer Großen Rode , ils lerje , Bůhle und Suderybaufen . ieder Billingshaus ( 4 ) Die Dörfer Budheia und fen , welches leptere vermutblict der Drt der Começiæ Billingcltadt geweſen iſt , aufwelche und die Stadi Eims bedt , die Grafen Ludolph und Adolph von Daffet ſich 1274 aller Anſprüche begeben baben . Es bat ehemals den edlen Herren von Plente , in áltern Zeiten aber der billins gilten oder billungiſoen Familie zugehöret , von welcher es auch den Namen bat. Ober - Billingsbaufen gehöret , zu dem befifden Amte Govenden . 2) DAS Gericht Geismar gehöret auch denen von Hardenberg , welche wegen deffelben auf den Landtagen Siß und Stimme baben . Es befteht aus dem Pfarra dorfe Geismar , in welcbem ein adeliches Gut ift 3) Das Gericht Adelebſen iſt denen von Adelebren zu ftändig, welche wegen deffelben auf den Landtagen 2 Stima men haben , nåmlich eine wegen des Obernbaufes und eiz .ne wegen des Unternhauſes Udelebſen . Beyde find in dem Fleden Adeleben , welcber eine Pfarrkirche bat, und außer welchem noch 7 Dórfer zu dieſem Umte geboren , darunter das Pfarrdorf Barterode ift. 4) Das Gericht Alten'- Gleichen geboret denen von uslar , feitdem Heinrich von usiai das Schloß Mtents Gleichen 1208 vom R. Dtto IV erbalten , und fich mit den davon vertriebenen Grafen von Gleichen verglichen bat.
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Bat. Es begreift das alte Bergſchloß Alten- Gleichen, und die adeliden Såter Senniderode , das obere und untere Gat Appenrode, Vogelſang, Elbickerode, wel mershauſen mit einem Dorfe, Gelgebaufen mit einem Piarrdorfe, das Pfarrdorf Bremce , und das Dorf Ben gehauſen. Wegen des alten Schloſſes und der 7 Nitters fise haben fie auf den Landtagen 8 Stimmen . Anm . Das alte Bergſchloß Neuensteichen , mit dem Borrecta le Witmarsbof, and gewiſſen Cenſiten in den Dörfern des Gerichts. Ulten : Gleichen , gehören zu der ſogenannten niederbeßiſchen Quart des Hauſes Hellen : Rheinfels, welches die gedachten Ceniſiten collectis ret, und die Zaun oder Pfal: Gerichtbartcit über dieſelbigen aus: über, dem aber curhanndveriſcher Seits die Landesbobeit über dies ſelbigen nicht zugeſtanden , auch dem Umte Witmarsbof der Name, Aint Neuen . Gleichen , nicht gegeben wird. Es ſind aber zu dieſem beßiſchen Umte noch andere Dörfer geſchlagen worden . (I den ecs Ben Band dieſes dritten Theilęs S. 1044 und 1043.) 5) Das Gericht Imbſen , denen von Stockhauſen zus fåndig , begreift die Dörfer Imbſen mit einem an die von Stockhauſen verpfändeten Kammergute, Löwenhagen mit einem adelicben Gute , Dankelsbauſen mit einer
i Pfarrkirche und einem adelichen Gute, und das adelicbe Gut Wellerſen . Wegen dieſer 4 Süter baben die von Stockbauſen auf dem Landtage 4 Stimmen . Das Umt Münden über die Criminalgerichtbarkeit in dieſem Ge richte aus. 6) Das Gericht Gartendorfer geboret den Freybera ren Görgen , genannt Briesberg, und begreift die Dörfer Rett- oder Rittmershauſen mit einem landtagsfàbigen adelichen Gute, Kerfilingerode mit einer Pfarrkirche, Beyenrode , Weiffenborn , und Biſchbauſen mit einer Pfarrkirche. 7 ) Das Gericht Woaađe , denen von Wangenheim zugebörig , beſteht aus dem Pfarrdorfe Donađe, in wels dem ein landtagsfähiges adelides Gut iſt. 8) Das Gericht Imbshauſen , denen Frepfräulein von Kiepen zuigebörig , enthält das Pfarrdorf Imbshaus ſen mit einem landtagsfähigen adelichen Gute, welches ein paderborniſches Küchengut iſt, und das Dorf las gershaufen . Yyyy yyy 5 9) DAS
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9) Das Gericht Juhnde getoret den Reichsfreyber's ren Groten , und enthält die Dörfer Jübnde init einer Pfarrkircbe und einem landtagsfábigen adelichen Gute, Barlieſen , engershauſen , Volkerode und Kleins Wiershauſen , und das Borrverf Dershauſen . 10 ) Das Gericht Uefinghauſen , welches die Heinſii befigen , beſicht aus dem Dorfe Ueßinghauſen , in wela chem ein landtagsfábiges adelides Gut ift . II ) Das Gericht Oldershauſen gehöret denen von Didersbaufen , und begreift die Dörfer Oldershauſen mit einem landtagsfábigen adelicben Gute , Echte mit einer Pfarrkirche, Dúderode mit einer Pfarrkirche und einem landtagsfähigen adelichen Gute, Oldenrode, Wila tenſen , und das Porwerk Vogelſang,
Das
Fürſtentum
Wolfenbüttet . S.
1.
S as Fürſtentum Wolfenbüttel, Princīpattis Guelferbytanus , welche lúteiniſche Benennung aber
unrichtig
iſt,
iſt ein
Theil des
Herzogtums
+ Braunſchweig , und alſo auch in den Charten von demſelben abgebildet. Es wird durch das Bistum Hildesheim und Fürſtentum Halberſtadt in 2 Theile abgeſondert. Der nordliche Theil iſt von dem Fürs ſtentume Lüneburg , der Mark Brandenburg , dem Herzogtume Magdeburg, Fürſtentume Halberſtadt und Bistume Hildesheim umgeben.
Der ſüdliche Theil
iſt auch von den leştgenannten benden Ländern , ingleic chen von der Grafſchaft Wernigerode, den Fürſtentů. mern Grubenhagen und Calenberg, der Abtey Corvey, und der Grafſchaft lippe eingeſchloſſen .
Bers imet
Das Fürſtentum Wolfenbüttel.
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§ 2. Die dſſliche Hälfte des jüdlichen Theiles, wels che zwiſdem der ſeine und Ecker., oder der Grafſchaft
lite
ore
Wernigerode, liegt , begreift ein Stück voin Barze, deſſen Berg-und Salzwerfe das fürſtliche Haus mit dem Churhauſe Brauuſchweig und Lüneburg gemein. ſchaftlich beſigt, wie aus der obigen Beſchreibung des Fürſtentums Grubenhagen erheltet. In der weftlis' chen Hälfte dieſes füblichen Theiles , welche zwiſchen
en der Loine und Weſer liegt , iſt fowohl ein Stück von dem aus Eichen und Bidhen beſtehenden Solling gerwalde , als eine Reihe von waldigten Bergen bez legen , welche gegen Süden der Bils , hernach gegen Norden der Ihdt oder Wiedt, (ver Ulters Igath ) und endlich der Lauenſteiner Berg , genennet wird. Es beſteht alſo der ſüdliche Theil des Fürſtentums meiſtens aus Bergen und Wåldern , und hat wenig zum Ackerbaue recht bequemes land , hingegen eintråg liche Holzungen, Eiſenhütten , Glashütten , in welchen man ſehr ſchönes Glas und ſchöne Spiegel verfertiget, eine ſchöne Porzellanfabrik , und die wichtigen harzi: ſchen Berg- und Salzwerfe. Der nordliche Theil des Fürſtentums iſt ebener , und hat eintrågtichen Gez treide - Flachs - und Hanfbau , alle Hülſen- und ſchöne Gartenfrůdyte, gute Viehzucht und ein Salzwerk; man leget fich auch dafelbft auf den Seidenbau , welchen der Landesgerr durch Belohnungen zu befördern ſuchet. Aus ber obigen Abhandelung erøellet, daß die Weſer und Leine die Hauptflüſſe im ſüdlichen Theile des Fürſtentums find. In eben demſelben , und zwar auf dem Harze , entſtehen die Innerſte und die Ocker, jene aber tritt bald ins Bistum Hildesheim , hingegen Dieſe durchfließt den nordlichen Theil des Fürſtentums, und
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3
Der niederſádyſiſche Streis.
! und nimmt die darinn , und zwar im Amte Warberg über Niepke , entſtehende Schunter, ohnweit Neubruck auf, wodurch ſie ſo verſtärket wird , daß ſie von dannen bis in die Aller leid )t ſchiffbar gemachet werden könnte. Herzog Karl hat ſie ſchon zwiſchen Wolfenbüttel und Braunſchweig ſchiffbar inachen , auch zwiſchen Ques rum und Gliſſenrode Oen Sdunrer Kanal anles gen , und zum Behufe der Sdsiff- und Floßfahrt mit einer Schleuſe verfehen laſſen , welche im Jahre 1750 eröffnet worden iſt . Wolfsburg.
Die Aller durchfließt das Ame
$ 3. In dieſem Fürſtentume ſind 10 Ståbte , 8 Flecken , 386 Dörfer , und 17 Stifter und Kloſter. Zu den Landſtanden gehören : 1) Die Dechante der Stifter, und die Hebte und Probfteder Kloſter. 2 ) Die mit adelichen Gütern im Lande angeſeſſene Ritterſchaft, unter welcher der landcommentųur zu ſucklum der erſte { andſtand ift. 3) Die Deputirten der ålteſten Städte, welche fino Braunſchweig , Helmſtedt, Soeningen Königslutter , Seeſen , Gandersheim , Stadt Olden dorf und Holzminden. Den engern Ausſchuß der Landſtånde machen aus , der Dechant des Stiftes S. Blafii zu Braunſchweig , welcher der erſte Lanos und Schagrath iſt , 2 oder 3 adelicheSchakráthe, und der erſte Bürgermeiſter der Stadt Helmſtedt.
Der
großere Ausſchuß beſteht aus 4 Pråtaten , 9 aus Der Ritterſchaft, und den Ståbten Braunſchweig, Königslutter , Seeſen und Scheningen .
Die land.
ſchaftlichen Bedienten ſind ein ſandſyndicus, ein Land . rentmeiſter , und andere. Die Landtage werden in dem tandſchaftlichen Hauſe zu Braunſchweig gehalten . Jährlich find 4
Zuſammenfünfte.
Die Herzoglichen Vorſtel
7 d
Das Fürſtentum Wolfenbüttet.
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Vorſtellungen werden den Sandſtånden durch einen Ses Heimenrath eröffnet. $ 4. Die evangeliſch , lutheriſche Kirche iſt die Herr .
ſchende im tande.
Die Gemeinen und Prediger ders
Specialſuperintendenturon, und ſelben ſind ißt unter dieſe unter die 5 Generalſuperintendenturen, zu Wolfen . büttel, Braunſchweig, Helmſtedt,Sceſen und Holzmůn . Die Reformirten haben zu den, zur Aufſicht vertheilet. g die Katholiken gleichfals. und Kirche, Braunſdywei eine Ø 5. Der Garnſpinnereyen und Leinewandwebes reven nicht zu gedenken , fo find hier unterſchiedene Wol len - und Seiden - Manufakturen vorhanden. : Man bleichet Badis , und bereitet den Taback auf mancher len Weiſe zu .
Es find auch Saffian - und andere
Die Porzellan = Blen. Leder : Bereitungen im Gange. weis- Eiſen - und Stahl - Fabrifen , liefern gute und ſchöne Waaren , und die Glashütten ſehr ſchöneGlåſer und Spiegel. Der Handel des Landes wird mit dies, fen Manufaktur , und Fabrikwaaren , mit den Mines ralien , welche vom gemeinſchaftlichen Barze kommen, mit den braunſchweigiſchen Tiſchler • und Drechslers Arbeiten von Nußbaumen Holge , mit der berühmten braunſchweigiſchen Numme , und dem fönigslutteľ fchen Biere , welches Duchſtein genennet wird , und mit noch andern einheimiſchen Gütern und Waaren Die Stadt Braunſchweig bålt jährlich a getrieben. große Meſlenr. S 6. Die ſtudirende Jugend findet in wohleinge richteten lateiniſchen Schulen und Gynınafien , im Collegio Carolino zu Braunſchweig , und auf der Univerſität zu Helmſtedt , guten und ginlänglichen Unterricht.
S 7.
1
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Der niederfächſiſche Spreis .
57. Das braunſchweigiſche Land hat vor aters ſeine eigenen Herren gehabt, welche es eigentümlich und erblich beſeſſen haben , und von Ludolph , Herzoge zu Sachſen , folglich durch deſſelben Großmutter, Hafala oder Giſela , vom 4. Witifind , deſſen Tochter ſie ges weſen iſt, Verſtammen . Von dieſes Ludolphs Enfer, König Heinridy I , fommt deſſelben Sohn Heinrich, Herzog zu Bayern , ber , unter deſſen Söhnen Graf Bruno geweſen iſt, bem feines Vaters Bruder, K. Otto , in Sachſen bey Brunswych einen Strich Ian des , nåmlich Melverode und Hohenwart, gegeben
+ hat. Dieſes Sohn , Graf Bruno, hat Brunswyd erweitert. Sein Sohn , Graf Ludolph, erhielt erſe
nach K. Heinrichs 11" Tode die vollige Oberherrſdjaft über Brunswyck und Tanfwarderobe , und ſtarb 1038.. Sein Sohn, Edbrecht I, wurdeMarkgraf in Thürin. gen und Meiſſen , und diefes Sohn , Eckbrecht II, war es gleid )falls. Als dieſer 10g1 erſchlagen wurde, erbete das braunſchweigiſche { and ſeine Schweſter Gertrud, welche es ihrem zweyten Gemale, Heinrich dem Fetten , Grafen zu Nordheim , zubrachte, durch defien Codyter Richenza és an de:felben Gemal , Luthern , Grafen zu Supplingburg , und nachmaligen Kaiſer , durd , dieſes Tochter Gertrud aber an derſelben Gemal, Heinrich den Großmứtigen , Herzog zu Bayern und Sachſen , und alſo an das welfifche Haus gelangete. Die übrige Geſchichte deſſelben und des Herzoglichen Hauſes iſt oben S. 2349 f. erzáýlet worden . $ 8. Der landesherrſchaftliche Titel lautet futz fo : berzog zu Braunſchweig und Lüneburg ; das Wapen aber iſt deſto größer , denn es hat 13 Felder. Das erſte Feld iſt roth und mit goldenen Herzen beſtreuet,
Das Fürſtentum Wolfenbüttel.
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3
beſtreuet ,
0
Herzogtumes Júneburg. Der zweyte iſt auch roth, und hat 2 goldene leoparden , wegen des Herzogtumes Braunſchweig. Das dritte iſt blau , und hat einen
und hat einen blauen Löwen ,
wegen des
filbernen löwen mit einer goldenen Krone , wegen der Grafſchaft Ebečſtein. Das vierte iſt roth , und hat in einer von Silber und blau geſtickten Einfaſſung einen goldenen Löwen , wegen der Herrſchaft Homburg. Das fünfte iſt von Gold , und hat einen rothen Löwen mit einer blauen Krone , wegen der Grafſdhaft Diepholz. Das fedyſte ijt roth , und þat einen goldenen löwen, welcher über 4 goldenen Duerfaden gehen ſollte , es werden aber durch einen Irrtum nur 3 , und zwar unter das zehnte Feld , gefeget.
Das ſiebente iſt von Golt,
und Gat 2 auswärts gekehrte ſchwarze Bärenflauen, wegen der Grafſd ;aft Hoya. Das achte iſt quer gee theilet , das oberſie iſt wieder von Rory und Silber vierfach. qver getheilet, und das unterſte von Silber und Blau achtfach geſtandort, wegen der Grafſchaft Bruchhauſen. Das neunte iſi blau, enthålt einen ſilbernen Adler, und iſt die untere Hälfte von dent: diepholziſchen Schilde. Das zehnte iſt von Roth und Silber ſiebenmal gefchachtet in 3 Reihen , wegen der Grafſchaft Hohnſtein. Das eilfte iſt ſilbern und hat ein rothes Hirfdihorn , wegen der Grafſchaft Regen ſtein oder Reinſtein .
Das zwölfte iſt, ſilbern , und
hat einen ſchwarzen Hirſch , wegen der Herrſchaft Klets tenberg. Das drenzehnte iſt auch ſilbern, und hat ein ſchwarzes Hirſchhorn wegen der Grafſchaft Lauterberg . Unter den 5 gekrönten Helmen hat der erſte oder mittelſte eine ſilberne gekrönte und oben imit einem
Pfaueris
fdwange, in welchem ein goldener Stern iſt, gezierte Saule
ſiſche
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ch Der niederſä
Kreis .
Säule , in deren Mitte ein ſilbernes Pferd , zwiſchen 2. mit den
Zacfen gegen einander gekehrten Sicheli,
welche an 5 Qertern mit Pfauenfedern gepuket ſind , zu ſehen iſt. ac. $ 9. Wegen des Fürſtentumes Wolfenbüttel wird ſowol im Reichsfürſtenrathe , als beym niederſächſis
ſchen Kreiſe, eine fürftliche Stimme geführet.
Beybe
gehen, vermoge eines 1706 errichteten Vertrages, wenn das Seniorat beym bochfürſtl. Hauſe Braunſchweige des Churhauſes Wolfenbüttel iſt , den Stimmen Braunſchweig und Lüneburg , wegen Celle , Gruben . Es hat þagen und Calenberg , vor , ſonſt aber nach. auch das fürſtliche Haus , wenn das Seniorat beny
! demſelben iſt, das Condirectorium des niederſådyſiſchen Der Reichs- und Kreismatricular -Anſchlag Kreiſes. wegen dieſes Fürſtentumes beträgt 22 zu Roß , und 105 zu Fuß , oder 690 Fl. iš gr. Das fürſtliche Haus giebt ißt wegen aller feiner lande zu einein ein. fachen Romermonate 734 Fl.
Zu einem Kammer
ziele erleget es 278 Rthlr. 367 Kr. Es hat das Recht, wegen des niederſachſiſchen Kreiſes , zugleich mit dem Churhauſe.Braunſchweig und Lüneburg einen - Kam . mergerichts -Aſſeſſor zu pråſentiren. § 10. Es ſind hier 4 Erbhof : Aemter vorhan . ben . Die von Oldershauſen find Erbmarſethålle der Fürſtentümer Calenberg , Grubenhagen und Wola fenbüttel , die von Veltheim Erbkůchenmeiſter, die von Schlieſtedt Erbſihenken , und die von Cramm Erbkámnerer . $ 11. Das höchſte fürſtliche Collegium iſt das Gebeimerathscollegium , welches alle Staatsſachen , die allgemeine Regierung des Landes , und alles , was
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zu der Geſet - und Verordnung gebenden Gewalt, Er. theilung der Privilegien , und dem Polizer weſen , ge höret, die Beſtellung der Obrigkeiten und Gerichte: bedienten in den Sandſtådten , und andere wichtige Dinge verſieht. Vorſik darinn. mer . Einkünfte , damit verbunden ſtube.
Die
Der regierende fäerzog Hat felbft den Die Direction der jürfilidien Kam . und alles , was dahin gehöret, und iſt, beforget theils die Rloſterraths
beiden erſten volgen Collegia ſind zu
Braunſchweig , hingegen das tritte Collegium fowol, als die Juſtifkanzley, das sofgericht, zu weldjem der Landesherr aus jeder Curie der landſchaft einen zum Affeſſor erpåhler und beſtellet, und das Conſiſtorium , ſind zu Wolfenbeittel. 12. Die landesherrſchaftlichen unmittelbaren Einkünfte fommen theils von den Kammer- Hemtern, theils von den Kloſtergütern , theils von den Regalien, theils von der Reichs-und Kreisſteuern, von der Cona tribution , den legations - und Fortificationsgeldern, vom Servis und Proviantforne. Der engere Aus. fchuß der Landſtånde, oder das Schakcellegium , beforget Schafſdiak, Sanofdzak, Kloſter . Taré , Städte- Tare, Zehendſchak , Sdjeffelſchatz , Mühlenfchak, Malga Bier - Wein = und Branntewein , Ucciſe, imgleichen Stempelpapier , und den zu Braunſchweig und Wol. fenbeittel eingeführten Licent.
$ 13. Dle Kriegesmacht, welche der Herzog auf den Beinen hält , har in neueru Zeiten gemeiniglich aus 4 Regimentern zu Fuß , jedes, von 2 Bataillons , einer Leibgarde zu Pferbe , einem Regimente Dragoner , einem Regimente Sandmilik von s Compagnien , jede von 180 Mann , und einem Ingenieur - uno Artillerie : 3333333 3 T5. corps,
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Der niederfädyfiſche Kireis .
corps , beſtanden.
Die Invaliden haben auch ein
Regiment ausgemachet. $ 14. In dieſem Fürſtentume find Ståbte, Stifs ter und Klöſter, fürſtliche Kammer - Hemter, und adess liche Gerichte, von welchen lekteren der Sandesherr une terſchiedene an ſich gekaufet hat. Sie werden inss geſarımt in 4 Diſtricte abgetheilet , wolfenbüttelſdhe , Diſtrict.
ſcheningiſche,
welche ſind der
Harz - und Wefero
1. Der wolfenbüttelſche Diſtrict liegt auf beyden Seiten der Diker , und enthålt : 1. Folgende Stadre : I) Braunſchweig , vor Ulters Brunswyd , die feſte Hauptſtadt des Fürſtentumes und ißige Reſidenzſtadt des Landesberrn , liegt an der Dcer , welde in 2 Urmen in die Stadt tritt, in derſelben aber ſich noch in mehrere vertheilet , welde fich bepur Ausfluſſe Der Ocker aus der Stadt insgeſammt wieder zu einem Strome vereinigen . Die gegennartige Befeſtigung derſelben iſt unter dem Hers zoge Antoi : Ulrich angefangen , und unter dem erzoge Karl vollendet worden . Die Dále ſind mit Maulteerbäumen bepflanzet. Die Stadt iſt von anſehnlicher Oroge, aver größtentbeils von altmodiſcher Bau- Urt, doc ipird fie von Zeit zu Zeit fowohl durob neue Gebäude , als durch befTeres Pflaffer , veridonert. Die Unabl der Einwobs ner iſt der Größe der Stadt nicht gemag . Das fürſtli. the Solop, der graue Hof genannt,wurde 1731. von Herz zog Auguff Wilhelms wicme, Eliſabeth Gorbia Maria , bezogen , welche gottfelige und gelehrte Herzoginn in dem felben einen vortreffliden Bücherſaal aufgeſtellet hat, deſs fen Hauptmerkwürdigkeit eine koſtbare Sammlung von 1 feltenen und merkwürdigen Bibeln oder geniffen Theilen berfelben , in unterſchiedenen Sprachen iſt, welde liber 1000 Bände ausmachet. Die Herzoginn bewohnet dels linken' Flügel des Schloſſes , und hat 1736 den reciteit
Flügel,ohne die Hofticce, dem regierenden Verzoge übers laſſen ,
Das Fürſtentum
Wolfenbüttel.
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taffen , deſſen ordentlicher Bebnfiß er ißt iff. Bey dem Solople iſt ein ſchöner fürſtlicher luftgarten . Dieſer grave.Dofliegt an einer Straße, welche der Bohlweg ges nertet wird , an wyelder inan noch findet, das neue Reits baus mit der Reitbahn, das woblgebauete Cavalierhaus, und das idóne neue Zeughaus, welches ebedeffen die Paus linerkirche geweſen iſt. Am Dagenmarkte fteht das icone Gebäude des Collegii Carolini , welches 1745 errichtet worden . In dieſer vom Derzoge Rarl geſtifteten wohls eingerichteten und blühenden Anfalt , werden vornehm lich junge Standesperſonen in allen ihnen rischigen und nüblichen Wiffenſchaften , Spracen , Kunſten ind Uebuns gen unterrichtet. Sie hat einen guten Bücherfaal. An dem Hagenmarkte fteht auch das fodne Dpernbaus. Die alte fürſtliche Burg , das Moſthaus oder der Mostof ges nannt , it an der Duter auf der Stelle des ehemaligent Dorfes Sankwarderode. Vor derſelben liebt , auf einer boben und breiten Säule von großen Quaderfteinen , eitt fome von Metal, welchen H. Heinrich der köide 1166 bat aufrichten laſſen . Herzog Friderich Ulrich hat dieſes ehrs würdige. Denf : nal 1616 vor ſeinem Verfalle wieder bergea ſteller. Um Burgplaße ſteht das neue Comödien - oder Pantomimenbaus. Auf dem Padbofe werden ale eina uud durchgehende Waaren geſpaget, und verzollet. Man faget, daß die jabrlichen Einkünfte davon auf 200000 Rthlr. ſteigen . Auf der Neuſtadt Rathbauſe kommt der Stadt - Magiſtrat zuſammen, auf dem Rothhaufe der Alts ſtadt aber das Fürſtliche Kammercollegium und in den Umgången deffelben werden in den Meffen Galanteries waaren ausgeleget ; es iſt auch der dabey befindlicte Aus torshof, wofelbft ebedeſſen eine dem heiligen Autor geweis hete Kapelle geftanden bat, 1681 den fremden Kaufleuten , idelde bieber gur Meffe fømmen , gewidmet , und zur Handhabung ibrer Kaufmannſchaft eingerichtet worden . An der Heyden - Straße iſt eine fürfiliche Münze. Auf dem Koblurarkre iſt die Haupttache. Das Werf und Zuchthaus auf dem Damme hat Herzog Karl neu erbaulert laffen, und es iſt zuerſt aus dem ehersaligent Hoſpitale zur lieben 3 7312
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Der niederſächſiſche Streis .
lieben Frauen errichtet worden. Das große Waiſenhaus ift aus dem ehemaligen Alexbauſe (welches die Alerianer, Fratres cellitæ , bewohnet haben ) entſtanden , und ist eine anſehnliche und wohleingerichtere Unſtalt, in welcher aud ſeit 1753 eine lateiniſche oder vielmehr ſogenannte Real. lbule , eine Bucbdruckerey und ein Budladen angeleget worden . Die Lutheraner baben 10 Kircben . Die Doma kirche des beil. Blaſius, welche am Burgplage ſtebt, hat H. Heinrich der Löwe 1172 , nach ſeiner Rückunft aus dem gelobten lande, auf die Stelle der abgebrochenen Pes ters and Paulskirche erbauet , mit einem Kapitel, von weldbein weiter unten ein beſonderer Artikel erfolgen wird, und einem Schaße von Koſtbarkeiten und Reliquien, wels dhe 1671 faſt insgeſammt nac Hanover in die Soloßkirs de gebracht worden find , verſehen , und iſt nebſt einer zweyten Gemalinn Mechtild in derſelben , und zwar in eis nem ſteinernen Grabmale, begraben. In dieſer Kirche iſt das gemeinſchaftliche Archiv des eur - und fürſtlichen Hauſes Braunſchweig und Lüneburg, und die Begräbniß gruft der Herzoge von der beveriden finie. Der Pretis ger diefer Kirche fteht unmittelbar unter dem landesberra Ichaftlicher Conſiſtorio , und nicht unter dem Stadtfit 1 perintendenten . Dieſer prediget des Sonntags Nachmitz tags der ganzen Stadt in der Brüdern Kirche, in welcher auch ist die Bibliothek des Stabiminiſterii iſt, ſonſt aber ſteht ec an der Martinskircbe. Die übrigen Kirchen ſirid, die Peters - Kirde, Midyaels - und forenz -Kirce, Johan: nes Kirche, in welcher die Prediger der Kirche zu den Brüdern alle Piertel Jabre predigen , Marien - oder lieben Frauen - Kirce, AegidiensKirche, bey welder ein Kloſter für 12 Jungfrauen und einen Probſt, die dabey ortvezene Scule aber 1758 eingezogen und dem grogen Waiſente Hauſe beygeleget worden iſt , und deren fid) ſowohl diejes Kloſter , als die Beſatzung dieſer Stadt , Bedienet, die Magnus - Kirche, die Kathriiren - Kirche, und die Andreass Kirche in der Neuſtadt. Die deutſden und franzoñiſcben Reformirten haben die Bartholomäus : Kirche an der Süßenſtraße gemeinſcbaftlich , aber jede Gemeine einen bejon
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Das Fürſtentum Wolfenbüttel.
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beſondern Prediger. Die Katholiken Baben die Niklass Kirche am Steintbore. Syr Priefter muß fich von dem Landesherrn mit der State belehnen laſſen , und gewiſſe Der Terpelhof , welcher nabe Reverſales ausftellen . beym Grauenbore am Bollwege liegt , iſt alt , und hat vor Alters den Tempelherren gehöret , nad deren Ausrot tung er dem Johanniter Orden , und zwar der Comtbus rey Sipplingenburg , all Theile geworden iſt, welche ihn, nebſt der darauf ſtehenden Kapelle S. Matthai, ' 1367 an den 'bieſigen Kaland S. Jürgen verkaufet hat." Es thug fi f aber der Dechant des Kalandsſtiftes S. Matthäi vont dem Commenthur zu Süpplingenburg beſtätigen laſſen. Dieſer Dechant und der Camerarius ſind 2 geiſtliche Pers fonen , die 2 Layen aber find gemeiniglich Rathsperſonen , und aus dieſen 4 Perſonen beſteht das Stift. Sonſt fins det man in der Stadt 2 Gymnaſien , nåinlich das Mars tins und Kathrinen . Gymnaſium , und ein Collegium anatomico - chirurgicum , welches leßtere Herzog Karl ge Es iſt ſtiftet, und 175t ſeinen Anfang genommen bat. auch biefelbſt ein 1747 verordnetes Collegium medicum , welches als ein fürſtliches Collegium angefeben wird , und von niemanden , als dem Herzoge und deffelben Gebeis nenrathscollegio , abhängt. Das beym fallerstebiſchen Thore belegene Bazareth bat H. Kart neu und anſehnlich Das außerhalb der Stadt vor dem aufführen laſſen . Steinthore belegene Hoſpital oder Siechenbaus zu S. Leonhard hat eine Pfairfirde, welche aber der Pfarre zur lieben Frauen einverleibet worden ift. In der Stadt find manderley Manufakturen und fabriken , und viele Kunſt Das hieſige ſtarke von Chriſtian Muimen erfundes ler. ne und benannte Bier wird weit und breit , und ſelbſt nach Afien , ausgefübret. Der Steinmetz und Bildſchniger Jürgen hat hier 1530 die erſten Spinnråder verfertiget, Es werden biefelbft jährlic 2 beträchtliche Meffen gehal fen . Die hieſigen alten Patricien trugen ebedeffen theils goldene , theils filserne Ringe , und theileten ſich in die alten und neuen . Der Magiſtrat þat die untern und obern Gericţte; bes' ſtellet
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Der njederſächſiſche Kreis .
ſtellet auch einen Amemann über ſeine 4 Pfaltorfer Rehndorf, Velper , Kåbningen und Rübne, welde iin Amte der Eich belegen find . Die Stadt hat auch ihr eigenes geiſtliches Gericht, welches aus dein Rathe und den Stadtpredigern befeget wird . Der regierende Bük germeiſter bat die erſte Stelle in demſelben , und alsdanıt folgct der Superintendent . Es ift aud biefelbſt eine von enturen ten 5 Generalfuperintend des Fürſtentums. Sabrhunderte vorbans Sten im Braunſchweig iſt richon den giveren ; denn es meidet nicht nur Johann von Eſſent inttoos Herrn Dofratly Scheidts Biblioth , hift. Getting. SH. 1. Č. 38. daß k . Kart der Große im Jahre 775 an die Ocker , welche durch Brunswyck ( Brunonis vicum ) fließe, gekommen fey : ſondern es wird auch in den Actis fanctorum voin Monate Hornung Th. 1. S. 312 erzáblet, daß der h. Biſdof Swibert. im Unfange des actere Jahrhundertes mit ſeinen Brieffern und andern geiſtlichen Perſonen stad Sachren gegangen , und nach dem großer Flecken Brunswyd gekominen ſey , ivofelbfi er geprebiget, sind viele bekebret babe. Man darf alſo muthmaßen , daß der Drt robon von Herzog Witikinds Schwiegerſohne, , H. zu Engern , angeleget worden fer. Etwas mehreres von ſeiner Geſchichte ſteht oben in der Einleitung zu die fem Fürſtentume, 7. Zur Zeit Herzog Heinrichs bes Powen beſtund Braunſchwis Tchon aus 5 Weichbildern , nämlich aus der Altſtadt, Neuſtadt, Sad , Hagen und Alten Wid . Jedes hatte ſeine eigenen Mauern , dieſer Herzog aber 309 1177 eine gemeinſchaftliche Mauer um dieſelben. 5. Otto der Strenge ſprach die Bürger zu Braun ömeg 1314 von aller Leibeigenſcbaft los , und die Herzoge und Brüder , Magnus uitd Ernt, ertheileten ihs rer Stadt Braunſtweig und ihren lieben Bürgern in der's felben die Gnade und das Recht , daß ſie von aller Ans fpracbe frey ſeyn ſollten . Die Bergoge batten auf der als ten Birg ifren Vogt , welcher die intern und obern Ges ricte in der Stadt ausübte , die Stadt aber brachte fols Qe Bogtey 1345 gegen einen Piandſchilling an ſich , and magete
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Das Fürſtentum Wolfenbüttel.
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mafete fid Hierauf nach und nach größere Vorzüge und Freybeiten an , alfo daß fie endlich den Randesberren die Bedingungen , unter welchen ſie ihnen buldigen wollte, vorſchrieb , und langwierige Streitigkeiten zwiſchen ihr und den Herzogen entſtunden , wie ſie denn auch von der Legteren 1492, 1542 , 50 , 53 , 1605, 1615 belagert , aber nicht erobert worden .' waren auch die 1535 , 53, 59 und 1615 gefoloffenen Berträge eitel. Endlich brachte Herzog Rudolph Auguſt die Stadt 1671 durch eine kurze Belagerung, bey welcher die eigenen Kanonen der Stadt, welcbe fie dem erzoge geliehen hatte, wider ſie gebraudet wurden , völlig unter ſeine Bormågigkeit. 1757 wurde fie von den Franzoſen bereget , und 1758 wieder verlaffen. Bor Afters ift fie eine Quartiersſtadt der Hanfe geweſen . Das evangeliſche Kloſter zum heiligen Kreuze , auf dem Rennelsberge vor dem Petersthore, beſteht aus eis nem Probſte, einer Domina und 12 Jungfraueri, und hat eine eigene Kirche. Die Oxter ift zwiſchen hier und Wolfenbüttel unter der Regierung Herzog Karls richiffbar gemacet worden : es iſt auch zwiſchen beyden Städten ein beber und wolge. pflaſteter Weg angeleget worden , det', wegen der auf bey , den Seiten ſtehenden Bäume , eine beſtändige Allee; und febr angenehm iff. 2 ) Wolfenbåttel, eine feſte Stadt an der Dcer , in eis mer niedrigen und mornſtigen Gegend. Sie hat viele ſchöne Häufer, iſt ein angenehmer Drt, und der Sig einis ger-holen fürſtlichen Sellegien nämlich der Juſkigkanza ley , des Hofgerigtes , des conſiſtoriums und der Kloſters rathſtube des Fürſtentums Wolfenbüttel , ingleichen eines Amtes; und einer Generalſuperintendentur. Das fürfilis che Schiog iſt fonft der ordentliche Berzogliche Wohrifit Auf dem Schlogplage ift ein altes Zeugbaus. geweſen. Der berzogliche Bücheriaal, welcher einer der anfehnlics ften und wichtigſten in Deutſchland und Europa ift , hat ein eigenes 1723 zum Stande gebrachtes Gebäude , ill dels ſen unterm Sheile eine Reitbahn iſt. Das wohleinges rictete Gymnaſium wirb die herzogliche große Scule geiten : Ziii iii 4
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Der niederſádyſiſche Kireis.
genennet. In der Hauptkirche zu U. L. Frauen findet ſiit An die ein altes und neues fürfiliches Erbbegräbniß. Dreyfaltigkeits - Kirche iſt feit 1740 auch die Beratung gewieſen . In der Uuguſtfiadt iſt eine beſondere Pfarra kircbe. Der Name der Stadt iſt zwar vor Ulters Vadum Hupi überſetet worden , fie bat ibn aber eben ſo wenig von Wolfen , als von den Welphen oder Belfen erbalten, und wird alſo auch mit Unrecht Guelpherbytum genennet. In den älteſten Nachrichten , welche aus dem riten Jahrh . find , wird fie Wulferbutle genennet , und hat ihre Bea nennung , aller Wahrſcheinlichkeit nac , von dem erſten Erbauer des ehemaligen Schloſſes, welcher entweder Wolf, oder Wolfer, oder Wolfhard geheißen haben mag. Es geborete dieſes ebemalige Schloß der Familie von Wola fenbüttel , welche mit der von Peine ein Haus ausgemaa chet hat, es follen auch die von diffeburg und die von Bara tensleben davon abſtammen. Gunzel von Wolfenbüttel war am faiſerlichen Hofe Truchfes. : Konig Wilhelm ertbeilete 1253 ſeinem Schwager , Derzog Albrecht dem Großen von Braunſchweig und füneburg , die Unwarta fcbaft auf dieſes Gunzels Güter , in fo weit ſolche vom Reiche zu Lehn giengen , ja 1254 erklärete er Gunzeln dies fer Leben verluſtig , weil er ficb ilm nicht unterwerfen wollte . Hierauf bemachtigte ſich Herzog Albrecot des Soloffes Wolfenbüttel 1255 , und zerfi&rete daffelbige. Herzog Heinrich der Wunderliche ließ e$ 1283 wieder auf bauen , und hierauf wurde es ein berzoglider Woonfis . H. Beinrich der Jüngere bat die stad feinem Tode von ibm benannte Seinrichsſtadt vor dem Gloffe zwiſchen den Uermen der Dater angeleger. H. Julius vergrößerte fie, und erbauere 1579 für fremde Kaufmannsgüter oder Waaren den Flecken Godeslager , ( Gutslager , nice Gottslager , wie man heutiges Tages ſpricht, ) 1584 aber die Juliusfriedenſtadt. Sein Sohn , H. Heinric Jua Von 1626 bis 43 fius, crweiterte die Stadt nod mehr. war ſie von kaiſerlichen Soldaten beleget. D. Auguſt les gete die Auguftſtadt an . Uus allen dieſen Sheilen bes . ſteht beutiges Tages die Stadt Wolfenbüttel.' 1757 wurde
Das Fürſtentum Wolfenbüttel. it
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wurde ſie von den Franzoſen beſeget , und 1758 wiea der verlaffen. 3 ) Scheppenſtedt, vor Alters Sciphinſtede und Scan phinjiede, eine Landſtadt an der Altenau, welche die Start der lange nach von Oſten gen Weſten durchfließt. Sie iſt nach dem großen Brande , trelchert Pie 1743 erlitten imd darinn fie 84 Häufer verloren bat, regelınafiger und ſchöner wieder aufgebauet worden , als ſie vorhin geme : fen , und wird noch immer vergrofert . Es iſt bier eine Superintendentur. 1418 iſt das Dorf Weſtendorf mit zu dieſem Drte gezogen , und mit Weichbildsgerechtigkeit begabet worden . Es ſind auch die Feldmarken von den 3 verwüſteten Dörfern , Twelken, Allum und Meindorf, zu der Feldmark der Stadt gefblagen worden. 1474 war fte noch ein Flecken. 1744 bat ihre Gerichtsverfaſſung eine andere Einrichtung bekommen , 2. Folgende Stifter : " 1) Das evangeliſche Stift des heiligen Blafius zu Braunſchweig, bey der daſelbſt beſchriebenen Domkirche, beſteht aus einem Probſte, einem Decant , einem Ses nior und 10 Donberren , bat auch unterſchiedene kleinere Prábendaten und Picarien. Es vergiebt die Pfarren bey der Domkirche, zu Delper , Alen , u. a. m . Der Probſt bat feine befonderen Güter , und bey unterſchiedenen Kira chen das Patronatrecht. Der Dechant iſt der erſte Landa ftand des Fürſtentums. 2 ) Das evangeliſche Stift S. Cyriaci Vat vor dem alten Michaelsthore der Stadt Braunſchweig , auf dem ſogenannten Münchberge ', gelegen , es ſind aber die Ges bäude und Kirche deſſelben 1545 vom 5. Heinrich dem Jüngern zerfiöret worden , daher die Domherren nun in der Stadt Braunſchweig wohnen , und ihre Einkünfte zieben , aber keinen beſondern Gottesdienſt mehr baben . Die Häufer , welche fie semobsen, find von Abgaben frey. Ihr Kapitel batten fie in der Johanneskapelle der Dom Kircbe der 6. Blafius , und baben daſelbit auch ihr 2 chiv . Der Decbant des Stiftes iſt ein Landſtand, ge Þåret zum großern Ausſchuſſe, und hat das Patronatrecht über Biji 1335
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über die Pfarre S. Petri zu Braunſchweig. Der Doms berren find fünf. 3 ) DAS evangeliſche Stift Steterburg liegt nicht weit von Wolfenbüttel, und beſteht aus einer Hebtißinn, einem Probſte, und einem jungfräulichen Eonvente, und ges håret zu den Lanoſtanden. Es iſt im Jahre 1000 von Grafen Alemans von Disburg Witwe und Cocter aus ihrem Schloffe geſtiftet worden . 1542 , 1626 und 41 find die Stiftsgebäude ganz verwüſtet worden . Es geboret deinfelben der Ghortenhof. Nick weit von Steterburg wurden 1641 die Kaiſerlichen und Bayeriſchen von den Herzogen zu Braunſoweig und füneburg geſtelagen. 4 ) DAS coangeliſche Klofrer Riddagshauſen iſt una gefähr eine halbe Meile von Braunifweig entlegen , bes ſteht aus einem Abte , Prior und Convent, und hat einen guten Biderfaal . Es hat daffelbige zuerſt Ludolph von Wenden 1145 geſtiftet , Herzog Heinrich der Live aber demſebent 1146 den Hof Riddagshauſen geſchenket, dahin es bald darauf verleget worden, und ebedeffen mit Siſters cienfer Mönchen befeßet geweſen iſt. Es iſt ein landſtand, und gehöret zum größern Ausſchuſſe. 1542, 45, 52,1606 und 1615 iſt es geplundert, angezündet und verwujtet wora den . Es gehören demſelben die Dörfer Xiddagshauſen, Glieffenrode, Barweſe, Kondeln, triarcherode, Wiehra dorf, Querum , nonch - oder Plein Scheppenſtedt. Es beſigt im Herzogtume Magdeburg das Dorf Unſeburg. ( ſ. oben . 2319.) 5 ) DAS evangeliſche Kloſter zu Salzdalum wird uncen bey dieſem Orte vorkommen . 3. Folgende landesherrſchaftliche Zemtev und Gerichte :
I ) DAS Reſidenz : Amt Wolfenbüttel beffund ebes beffen aus 9 Bogtepen und Gobgrefidaften ,zu welchen 65 D8rfer gehöreten, Herzog Karl aber hat die nunmehs rigen befondern Pemter Rotenhof, Saljdalum und Din nigfredt davon abgeſondert. Es wird durd einen Gros vogt , Ober - Amtmann , Amtmann , und andere Perſonert perſehen , und begreift die Pogteyen Bettmar, Denkte, ves
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Das Fürſtentum Wolfenbüttel. 2567 Eveſen and Scheppenſtedt , und die Congrefſchaften Sauingen und Biewende. In der erften Bogtey find die fürfilichen Häuſer fürſtenax , ebedeſſen der saffeln : hof , und Sophienthal. 2 ) Das Amt Rotenbof, iſt 1756 von dem Refidenz: Umre Bolfenbüttel abgeſondert worden , und befieht aus, denen vor 18olfenbüttel belegenen ſogenannten rotben und grauen Vorwerkern, aus dem Gute Wion Plaiſir, und aus den Vogteyen Leiferde und fümmelſe . Zu Thiede ift eine Superintendentur. 3 ) Das Amt Winnigftedt iſt auch von dem Refi. denz- Umte zu Wolfenbüttel abgeſondert, und das vormalis de adeliche Cut und Gericht Grog - Winnigftedt dazu ge leget wordeir. 4 ) DAS Amt Salzdalum iſt gleid falls von dem Re: ſidenz-Umte getrennet worden , von weldem es ehedeffen eine Gobgreffchaft ausgemachet bat. Das Dorf Salzdalam , i Stunde von Wolfenbüttel, bat ſeinen Namen von einem unweit deſſelben belegenen beträchtlichen Salzwerke, welches ſchon im 13ten Jahry bekannt gewefen iſt. Es find hier ebedeffen die Landtage dieſes Fürſtentrines gehalten worden . Heutiges Tages madet diefen Ort das vortreffliche fürſtliche Luftfchloß berühmt, welches Herzog Unton Ulrid bat erbauen laſſen . Ich will der , roonen und koſtbaren Auszierung und des fehr ſponen und angenehmen Gartens nicht gedenken, fons dern nur anführen , daß die große Gallerie , welche 200 Gcube lang, so breit , und 40 bocb ift , einen wichtigen Schaß von mehr als taufend vortrefflichen Gemälden, die von den berühmteſten Künſtlern geſchildert find , ents balte, und daß die kleine Gallerie, welche 160 Schube tang, und einige 20 breit iſt, gleichfalls mit vortrefflichen Schil derepen angefüllet ren . Am Ende derſelben iſt jur rechten Hand ein grofe $ Kabinet , in welchem über ioco Stücke foſtvarer gemahlter und emaillirter Geſchirre von Schüf felni, Bouteillen und Salzfaffern des Kaphaels von Urbis no, auf das ſchonfte aufgeſtellet find. An der linken Seis te diefer kleinen Gallerie, gegen dem eben Bertriebenen Kabinet
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Kabinet über, iſt ein großes Porzellan-Kabinet, welches über 8000 Stücke großer Töpfe, Schüffeln , Auffäße, 26. in febr ſchöner Ordnung enthält. An die große Gallerie find 6 kleine Kabinette gebanget, welche mit Seltenbeiten der Natur und Kunſt angefüllet ſind. Die Schloftapela le iſt ſchön. Nabe bey derſelben und an der großen Drans gerie fiebt ein evangeliſches Jungfernklofter , welches Herzog Anton Ulrich und ſeineGematinn Elifabeth Ius liane für i adelide Domina und 15 Jungfrauen geſtiftet baben, welche täglich zireymal in der SchloßkapeleBerb. ſtunden balten. Es hat auch einen Probft, und iſt ein Handſtand . Bu Alum iſt eine Superintendentur. 5 ) Das Amt der Lich befteht aus It Dörfern , als Bottfeld, Broitzen , Denſtorf, u. w. und einem Bor's werke. 6 ) DAS 2mtLichtenberg hat 19 Dörfer, 1 Vorwerk, und einen einzelnen Hof, enthält auch 2 adeliche Güter. Es bat ſeinen Namen von dem ehemaligen feften Berg foloſe Lichtenberg, oder dem Alten -Lichtenberg, wels dhes 1552 vom Grafen Polrad von Manffeld zerfföret worden iſt. Das am Fuße des Berges, auf welchem die . fes verwüſtete Schloß iſt, erbauete eue Lichtenberg iſt das igige Umthaus, welches zwiſchen den Dörfern Ober- und Tieder- freden liegt. Im Dorfe Barum , iſt eine Superintendentur. 7 ) DAS Amt Gebhardshagen , gemeiniglid Gebs
bersbagen, beſteht aus 5 Dörfernt. 8 ) DAS Amt feubrů beſteht aus dem Umthauſe 27eubrůck , tpelches auf einer Inſel in der Orker liegt, und ein Dorf neben ſich hat, und noch 5 Dörfern , als wens den , woſelbſt zur Zeit Herzog Heinrichs des fomen eine feſte Burg gewefen , Bevenrode, 2c. 9 ) DAS Amt Campen liegt an der Scunter , und bat, außer dem Amthauſe Campen , 14 Dörfer und 2 ade liche Güter. 1348 wurde es von der alten wolfenbüttela fichen Linie an die lineburgiſche verkaufet . Nun gehåret es der neuen wolfenbüttelicben Linie des Hauſes Brauna ſchweig.
Das Fürſtentum Wolfenbüttel. 2569 Febweig und lineburg. Die ro Pfarren in dieſem Amte machen eine beſondere Superintendentur aus. 10 ) Das Amt Salder iſt ebedeſſen ein adeliches Ges richt geweſen, und beſteht aus den Dörfern Salder und Watenſtedt. II ) Das Gericht Achen oder Achim , welches aus dem Dorfe dieſes Namens beſteht, iſt denen von Steins berg abgekaufet worden . 12 ) DAS Gericht Barnſtorf , zu welchem das Dorf diefes Namens geboret, iſt ebedeſſen ein adelides Gut und Bericht geweſen . 13 ) Das Gericht Bifenbrück oder sedwigsburg gehörèt dein Erbprinzen , und iſt ebedeſſen ein abeliches Out und Gericht geweſen . Hier iſt eine Superintendentur. 14 ) Das Gericht Wendbauſen iſt auch ehedeffen ein adelides Gericht geweſen . 15 ) das Gericht Schandeln iſt von gleicber Art. 16 ) DAS Gericht Vechelde iſt von gleider Art. 24 Vechel iſt ein Luftfotos. 4. Folgende adeliche Gerichte : I ) DAS Gericht Brunsrode beſteht aus den Dörfern Groß- und Klein -Brunsrode , und gehöret benen von Bülow. 2 ) DAS Gericht Burgdorf beſteht aus dem Dorfe dieſes Namens , und gehöret denen von Knieſtedt. Hiru ſelbſt iſt eine Superintendentur. 3 ) Das Gericht Deftedt beffeht aus den Dörfern rkerode, Deftedt Kemkerode, Kremlingen , und Schue lenrode, und geboret denen von Veltheim . 4 ) Das Gericht sengerode enthalt das Dorf dieſes Namens und geboret denen von Buch .
5 ) Das Gericht Kneitlingen, in welchem das Dorf dieſes Namens iſt geboret denen von Erammi. 6 ) Das Gericht Růbbelingen bat das Dorf dieſes Namens, und geboret denen von Schlieſtedt. 7 ) Das Gericht Linden gehöret denen von Bötti , Jer , und der mi ieroben Familie . 8 ) Die Còmmenthurey Ludlum sehåret zu des deuts
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deutſden Ordens Balley Sacren , und iſt der Sie bes Landcommenthurs derfelben, welcher ein Panditand dieſes Fürſtentumes iſt. Das Haus Ludlum mit ſeinem Zus gehöre hat Biſchof Volrad zu Halberſtadt 1260 dem deuts Iben Drden geſchenket. Zu demſelben gehöret das dar an liegende Dorf gleiches Namens. 9 ) DAS Gericht Feindorf iſt im Dorfe dieſes Nas mens, und geboret denen von Löhneifen . 10 ) DAB obergiſche Gericht über die Dörfer Duts fenſtedt und klinghauſen . II ) Das Gericht Belper bat das Dorf dieſes Nas mens und geboret denen von Eramm. 12 ) Das Gericht Salzdalum begreift die Dörfece Ober - und Ziieder:Dalum, und gehöret denen von Bona rošt zu Beltheim an der Obe. 13 ) Das Gericht Schlieſtedt, in welchem das Dorf dieſes Namens iſt, geboret denen von Schlieffedt. 14 ) DAS Gericht £ 7iedern : Sicte , im Dorfe dieſes Namens, gehöret der lådediſchen Familie . 15 ) Das Gericht Gros Vahlberg , im gleichnamigen Dorfe, geboret denen von Weferling.. 16 ) Das Gericht Klein- Wahlberg , im Dorfe dieſes Namens, gehöret denen von Schwarzkop. 17 ) Das Gericht Veltheim , begreift die Dörfer Velts heim an der Obe, und Blein - Veltbeim und gehöret des
neil von Bonrodt. 18 ) Das GerichtWatzen , im Dorfe dieſes Namens, geboret deniert von Weferling. II . Der ſcheningiſche Diſtrict entýålt 1. Folgende Städte: 1) Selmſtedt, eine Stadt mit 2 Vorſtädten , welche die Neuemark und Dftendorf beißen, 3 Kircben , unter wel en die dem beil. Stephan gewidmete die Hauptkirche iſt, und einer lateiniſchen Schule . Das nerfwürdigſte Þiefelbſt iſt die berühmte Univerſitåt, welche Herzog Jus lius geſtiftet Hat , und amn isten Oct. 1576 eingeweibet worden iſt. 1745 þar Oburbraunſchweig fich feines ebes maligen
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maligen Antheiles an dieſer Univerſität begeben , und foro ches an Herzog Karl und Rein fürſtliches Haus abgetreten , und ſeit der Zeit wird die ehemalige Julius Univerſitat mit deſto mebrerem Rechte die Julius-Karts lluiverfitat, Academia Julia Carolina, genennet, je großer die Borſora ge des Herzoges für die Aufnahme der Univerſität geives fen iſt. Sie bat einen Bücherſaal und einen febr volls ſtåndigen botaniſchen Garten , und die akademiſchen Gea båude ſind anſehnlich. Es iſt auch bieſelbſt eine deutſce Geſellſchaft, ein am 1 Jenner 1750 eingeweibeies Semina rium theologicuin, und eine Generalſuperintendentur. Der erſte Anfang der Stadt wird ins Jahr 789 gefegét , und dem heil. Ludger zugeſchrieben , welcher auch das am Dſterdorf belegene 8. Ludgers Kloſter Benedictiner Didens geſtiftet, und der unmittelbaren Reitos - Abtey Werden im weſtphaliſchen Kreiſe unterwürfig gemapet bat , ſo daß beybe einen Abt baben . Dieſes Klofter S. Ludgers batte auch die Herrſchaft uber die Stadt Helme ſtedt. Die edle Bogrey über daſſelbige und die Stadt hatten die Herzoge zu Sadren , von welchen ſie an die Pfalzgrafen zu Sommerſebenburg , und nach dieſer Abs sang an Derzog Deinrich den komen und deffelben Nacha kommeri, die Herzoge zu Braunſchweig und Lüneburg, ges kominen ift. 1199 wurde die Stadt von dem Erzbijbore zu Magdeburg verwüſtet. Von 1345 an baben die Hers zoge ihre Vogtergerechtigkeit dem Stadtratbe zu unters biedenenmalen verpfändet, und ſie iſt endlich demſelben eigentümlicb geworden . 1489 verkaufete der Abt zu wers den dieſe Stadt, nebſt dem darinn befindlichen Abtshofer an Herzog Wilhelm den Jingern , jedoch ſo, dag er und Feine Nachkommen fit mit derſelben und der Bogtep über das Kloſter S.Ludgers von der Abrey Berðen belehuen laſſen follten , welches auch noch beutiges Tages geſchieht. Ungefábr eine Stundewegs von der Gradt und una weit der Bolzmühle , iſt 1751 auf einer rehr groben Wieſe, welche von allen Seiten init angenehmen Hügeln und Holzungen umgeben iſt , und dabin iran von der Stadt durch lauter alleen bequem geben kann , ein martialiſer Geſinde
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Geſundbrunn von ſtarker Kraft und beilfamer Wirkung cntdecket worden . 2) Scheningen , in alten Urkunden Scenighe, eine kleine , Stadt , in welcher ein altes fürftliches Schloß . und 2 adelicte Güter find , von welchen eins der fürſtl. Rammer gehöret. Der wobleingerichteten lateiniſchen Scule vat Herzog Kart 1751 die marienthalſde Kloſter - Bibliotbet gehenfet . Es iſt hier eine Superintendentur . Nabe bey der Stadt iſt ein Salzwerk . 1553, 63, 67 und 1644 iſt ſie abgebrannt . Von dem hieſigen Umte , und von dem vor der Stadt belegenen Kloſter, kommen bernadı beſon dere Artikel vor. 3) Bénigsluttet, eine kleine Stadt am Bache Putter, bat ihren Urſprung und Namen dem vor derfelben bele: genen Kioffer zu danken , von welchem ſowol als von dem Der Bodeit, auf Amte gleich beſondere Artikel folgen. welchem die Stadt und das Kloſter ſtehen , iſt Duckſtein, ( tophus) und das hieſige berühmte Bier , welches aus dein lautern und ſchönen Waffer des Baches gebrauet wird, heißt aucb Duckftein . Dis Paftovat bey der Stadtkirde beſeget das Klofier. Es find bier 3 adeliche Süter und eine Superintendentur . 1571 brannte die Stadt ganz, und 1613 größtenteils ab . 1640 wurde ſie durch die taic ferlichen , bayeriſchen und andere Soldaten dergeſfalt vers wüſtet, daß faſt ein balbes Jahr lang weder Menſchen
noch Spiere barinn zu finden waren.
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2. Folgende Kloſter : 1) Dis evangeliſche Kloffer Königslutter liegt vor der Stade gleiches Namens , und iſt zuerſt ums Fabr Ito von Grafen Bernbarb von Halbesleben zu einem Auguſtiner Ronnenklofter geſtiftet , 1135 aber vom Kaiſer Rutber in ein Benedictiner Mönchenklofter verwandelt worden . Dieſer Kaiſer iſt auch in der Kirche des Kloſters begraben , und daſſelbige hierauf nicht mehr riblechthin Lutter, fordern Königslutter genennet worden . Des Kaiſers Gemalinn Richenja , und Schwiegerſohn, Herzog Heinrich der Großmütige , find auch bieſelbit begraben , und übt Johann Fabricius bat 1708, mit Herzogs Unton Ulrich 3
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Ulrichs Genehmhaltung , ein neues Grabmal von weiffem und ſchwarzem Alabaſter für dieſe 3 bohe Perſonen verfer, tigen laſſen , welches faſt mitten in der Kirce gegen dem þoben Chore über fteht. Ibt beſteht das Kloſter aus einem evangeliſchen Abte, Prior und 4 Conventualen . Als ein kaiſerlißes Stift genießt es den Rang vor allen Kids ſtern des Fürſtentumes Wolfenbüttel, iſt ein landſtand, und gehöret zum größern Uusſchuire. Es beſigt den ſoges nannten Vogtsfreybof und den Begehof, welcher legtere Meile davon liegt ; es hat auch das Patronatrecht über 4 Kirchen , und vergiebt io leheni . Ungefähr 4 Stunde von dem Kloſter, an einem ſteinig , ten Berge vor dem Walde Elm , entſpringt der Bach Lutter aus 7 Quellen, woſelbſt aber gar kein Dudjiein gefunden wird , als welcher erft in dem Boden nach dem Kloſter zu anfängt , und unter demſelben fowol, als der Stadt , bis Rortorf fortgeht. Ubi Johann Fabricius bas über dieſe Quellen 1708 von Grund aus ein Gewsibe von Quaderſteinen bauen laſſent. 2 ) Das evangeliſche Kloſter Marienthal, Monafterium Vallis Marix, Tiegt eine balbe Meile von Delnıſtedt in einem angenehmen Thale , und iſt 1138 von Friderich II , Pfalzo grafen von Sommerſhenburg, geſtiftet worden , und mit Ciftercienſer Mönden bereget geweſen , 1569 aber evanges lifits gewporden . Es beſteht aus einem übre , Prior und 4 Tonventualen, iſt ein landſtand, und gehöret zum größern Uusichute. Herzog Julius legete eine Soule darinn an , in welcher junge Leute frey unterrichtet und unterhalten Dem Kloſter gehören die Dörfer Barmeke, wurden. Grafleben und Quernhorſt; es hat auch 4 DSrfer ini Herzogtume Magdebilty. ( oben S. 2319 ). 3) Das evangeliſche Kloſter Marienberg, (Monafte. rium montis Mariæ , ) oder unſer lieben Frauen Berg, liegt auf einem kleinen Berge vor Helmſtete, diefr Stadt gegen Abend , ift 118r von beri bte zu Werden , Wolfram,, Grafen zu Kircberg , geſtiftet, und mit Auguftiner Non Ren bereset worden. Ist hat es eine Domina , einen Probít, und Conventualinnen und iſt ein Landſtand. In Herzogo V aa a aa a a 3. IV.
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Herzogtume Magdeburg beſißt es das Dorf und den Hof Altent . ( S. 2319.) 4 ) Das evangeliſche Kloſter S. Lorenz liegt vor der Stadt Sheningen , und iſt anfänglich von einer Gräfinn Oda , zu Kalwe in der alten Mark , für Monnen geſtiftet, 1120 aber von dein Halberſtadtiſcben Bifchofe Reinbard an den ißigen Drt verleget , und mit regulirten Chorherren Auguftiger Ordens bereßet worden . Die Landesbobeit über daffelbige baben die Pfalzgrafen von Sommerſchenburg gehabt, nach deren Abgange ſie an Herzog Heinrich den fomen und deſſelben Erbfolger gekommen iſt. Set beſteht es aus einem evangeliſchen Probfte , Prior und Conventus alen , und iſt ein Landftand. 3. Folgende landesherrſchaftliche Aemter : 1) Das Amt Bönigslutter bat feinen Sit in der Stadt Königslutter, und begreift 8 Dörfer, als Über Lutter , Rottorf, Bornum 2c . i Pormert, und 3 adelicte Güter. 2) DAS Amt Scheningen bat ſeinen Siß in der Stadt Scheningen , und begreift 13 Dörfer und 2 ateliche Gů: ter . Weber dem Dorfe Twieflingen , am Fuße des Waltes Elm , hat die elmsburg gelegen , weldeſchon im izten Jahrh . vorkomint, und damals eine Commenthurey des deutſchen Ordens geweſen iſt. Nach ibrer Berwüſtung iſt der Reſt ihrer Güter zu der Comment urey fudlun gezogen worden . 3 ) Das Amt Jerrheim Vat , außer dem Umthauſe und . Dorfe Jerrheiin, noch 6 Dörfer, und den Kievigdamm , welcher Paş halb zum Fürſtentume Halberſtadt gehöret, und bier die Grenze zwifi en bepden Fürſtentümern iſt. Vor Ulters rollen auf der Burs Jerrheim davon benannte Grafen geipohret baben. 4) DAS Wmt Beffen beſteht aus 3 Dörfern , welche ſind Seifen; Berendamm und Pabſforf, welches legtere aber balb zum Fürſtentume Halberſtadt gehoret. In dem Dorfe sehen oder serem iſt ein fürfiliches Schloß mit einem Luftgarten. Die ehemaligen edlen Herren von Hoffenum oder Heffenem , welche bieſelbſt gewohnet haben , komnien zuerſt im 12ten Jabrhunderte vor , und ſind im Isten,
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14ten Sabrb. ausgeſtorben : worauf , wie es ribeint, das Haus Deffen den Grafen von Reinſtein als Lehnsherren beimgefallen iſt , welche es an die Herzoge“ zu Braunſchweig pertaufet baben . 5) Das Amt Voigtsdalum beſteht aus dem Amthauſe voigtsdalum , und aus den Dörfern Groß- und Kleins Dalum . Es bat vor Alters den Bógten zu Braunſchweig gebfret , welche ſich von Wenden und Dalem geſchrieben baben , und am Ende des 16ten Jabrh . mit Hans von Wenden ausgeſtorben find. 6 ) DAS Amt warberg beſteht aus 4 Dörfern , und bat ebebeffen eine Derrfcbaft ausgemacbet , die den edlen Herren von Barberg zugehöret hat, welche die Gerichte über ihre Dörfer von den Landesberren zu Icha batten . Sie gerieten zulcgt in groge Schulden , und daber ist ſchlechte Umſtände. Heinrich Julius von Warberg beis ratete ein Mägdchen aus Schlieſtedt, wohnete anfänglich auf dem Shloffe Warberg , ſtarb aber endlich zu Halberfiadt. Er binterlieg einen Sohn und 4 Tochter , jener iſt wego gegangen , undman weiß nicht, wo er geblieben iſt. Hers 308 Uuguſt, als Lebns - und Landesherr, Bezablete die Sulden , und madete aus der Herrſchaft ein Amt. 7) Das Amt Bardorf , bestebt aus dem Dorfe Bars dorf , in welcbem das Amtgaus iſt, und noch 6 Dörfern . 8) Das Amt W7euh - uß begreift das Amtbaus teus bauß, und die Dörfer Reißlingen und Volkmarsdorf. 9) DAS Amt Porsfeld , beſteht aus dem vormaligen adelichen GerichteWolfsburg , oder aus dem Regenanna ten wolfsburgiſchen Werder , der an der Abendſeite des moraftigen Waldes Drómling liegt , von welchem auch ein Stück zu diefen Umte gehåret. Es ſchließt den großen Wipperteich in fich , welcher eine halbe Meile lana , und ſehr floreid ift. Der Boden iſt größtentheils ſandist, baber man vornehmlich Budweizen erndtet. Zwiſdert Vorsfeld und Grafhorft , und am Drômling , hat es bea tráchtliche Hülzungen. Ebedeffen hat es denen von Bara tensleben zugeboret , und iſt nach ibrem Abgange an die Grafen von der Spulenburg , von dieſen aber an den kans bere AAA AAA AA 2
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desberrn gekommen , und zu einem Amte gemadiet worden . Die Wolfsburg liegt an der Aller auf dreyer Herren Feldmark. Vorsfeld, vor Alters Parsfeld , iſt ein Flecken , und liegt an der Aller. In demſelben ift eine Superintens Hiernachſt gehören noch 15 Dörfer zu dieſem dentur . Unte. 10 ) Das Amt Calvörde liegt abgefondert, und iſt ganz von der alten Mark und vom Herzogtume Magdeburg umgeben , bat aud ehedeffen zu der alten Mark gehöret, von welcber es vermutlich entreter an Ende des 14ten oder im infange des 15ten Jabrh. getrenuet worden , und an die Herzoge zu Braunfoweig gekommen iſt. Es iſt oft, und zulegt an einen von Bülow , berſeget geweſen, von irel them es Herzog Julius 1571 eingeloſet, und Umts leute dahin gefeget bąt. Die dazu gehörigen Derter find : (1 ) Calosrde , in alten Urfinden Callenvorde und Calveri , ein Flecken an der Obre ', wureibſt der Dröms ling ſpit zu lauft , und die Einwohner ihr Antheil an der Hölzung derſelben faſt ausgerotitet baten , um mehrere Bieſen zu bekommen. An der Eiffeite des Fledens liegt eine kleine febr alte Feſtung , wel he mit einer Mauer und einem 'inoraftigen Grunde umgeben' ift." Er iſt 1688 und 1700 faſt ganz abgebrannt, hat and 1745 großen Feuers . rebuden erlitten. (2) 9 Dörfer , unter welden Uthmoden und Jobbe nitz oder Såbnitz beſonders zu ben terken find , went fie in dein fogenannten Halbgerichte geli : gen baben , daran powol das Fürſtentum Wolfenbüttel, als das Erzſtift und nunmehrige Herzogtum Magdeburg , Theil gehabt, abeč wegen der Wiefen , Triften, Dienſte, fiontribution, Holzs fälle, Jagden, Gerichtbarkeit, Wildbau fer, Folge, und an derer Berechtſame, fich auf 200 gal ire lang geſtritten haben , bis endlich 1707 eine villige Oljeilung und Grenz fcheidung vorgenommen , und das dem Hauſe Brainſtweig jagetheilte Antheil dem Umte Calvör de, das preußiſche Antheil aber dem Herzogtume Magdeburg, auf ewis ein verleibet worden ift.
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II) Das Gericht Langeleben , im Dorfe Langeleben iſt ein adeliches Gericht, welches ist der fürſtliden Kama mer geboret. 4. Folgende adeliche Gerichte :
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1 ) Das Gericht mbleben gehöret benen von Bötticher, 2) DAS Geridit Buffedt begreift das adeliche Gut Båſtedt und die Dörfer Pelpie und boarſtedt, und ges båret den Beuerbaufen . 3 ) DAS Geridot 7ord - Steimte geboret denen von dem Kriefebeck, 4 ) Das Gericht Sambleben geboret denen von Cramm . 5 ) Das Gericht Groß Sißbec , in welchem die Dörs fer Groß . Sifbeck und Groß -Twulpſfedt ſind, geboret den Conringen . 6 ) Das Gericht über die ſpiegelſoben Dörfer Altenau, Madendorf und Salftorf. 7 ) Die Commenthurey Súpplingenburg ( Suppling, burg, Supplinburg ,) gehöret zu des Jobanniter Drdens Herrenmeiſtertum Gonneburg. Sie iſt ein Theil der vors maligen Grafſchaft diefes Namens , welche im Darlingau zwiſchen den Graficáften Brunswyd und Sommer Toenburg gelegen hat. Im nien Jahrb. beſaß diefelbige Graf Gebhard , deffent Mutter Joa aus den querfurtis fchen Hauſe geweſen iſt, ihren Gemal, ober , feinen Vater aber kennet man nod nicht mit volliger Gewißheit , doch wird von einigen mit vieler Wahrſpeinlichkeit berichtet, daß ſolches der Pfalzgraf Otto , Herzog von Gowaben, geweſen ſey, deíTen Bater , Pfalzgraf Egooder Ehrenfried, Kaiſer's Dito II Sochter Mechtild zur Gemalinn gehabt þat. Unſers Grafen Gebhards Gemalinn war Hedwig, Gráfinn von Formbact), welche wenige Tage vor ſeinem Ende , welches er 1075 in der Súlacht an der Unſtrut fand, jyren gemeinſbaftlichen Sohn Luther gebar , wels cher nachmals Herzog zu Saden und endlich römiſcher Kaiſer ward. Diefer réhenkere 1130 ſein Erbſchloß Súpa plingenburg den Tempelherreri, weime'eine Comthurey Daraus macheten , die nach ihrer Audrottung dem Jobans nitex Orden zu Sheile gerordent ift. - Sie wird wechſelss weife Aaa a aa & A 3
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weiſe von den Herzogen zu Braunſchweig - Wolfenbüttel, und von den Herrenmeiſtern zu Sonneburg vergeben, und ztrar nunmehr allezeit an einen braunſchweigiſden Prins zen , welcher aber vorher zum Ritter geſchlagen wird . Bey dem Schloſſe Supplingenburg iſt ein Dorf, außer welchem noch das Dorf Groß- Steinem zu dieſer Coma menthurey gebåret. III. Der Harzdiſtrict begreift einen Theildes Harzes , und liegt zwiſchen der Leine und Eder. Es gehören dahin 1. Folgende Stådte : 1) Gandersheim , eine kleine und geringe Stadt in einein Shale am Bade Gande. Es ift bier ein fürſtlices Sóloß , welches Herzog Gutias bat erbauen laſſen, ein Amtsaus, und einet lateiniſche Stift - Scule. Herzog Julius Ptiftete hier 1569 , anſtatt des ehemaligen Franz ciſcaner Kloſters , ein Pädagogium , welches 1571 einges weibet, 1575 aber nad Helmſtedt verleget , und in eine 1Iniverſitat verwandelt murde. Die Stadt bat ibren 1 Heſprung dem hieſigen Stifte zu danken , unter deffen Bots maßigkeit fie bis ins 14te Jahrt. fiund, zur Zeit der Nebs tifinn Mathildis II aber unter die Botmáßigkeit der Her's Boge zu Braunſchweig und Lüneburg fam , unter welcber fie noch ſteht. Das hieſige Kaiſerliche gefürſtete frey weltliche Stift S. Anaſtaſii und Innocentii , bat Ludolpi , Herzog zu Sachſen , im Jahre 848 erft zu Brunshauſen geſtiftet, woſelbſt ſein Großvater Bruno , Herzog zu Engern , ſchon eitse Kirde. erbauet hatte , im Jahre 856 aber bieber an die Gande ocrleget , von welchem Bache es Gandersheim genennet worden. Das Stift ift evangeliſch, und beſteht beutiges Sages aus einer Hebrifinn , einer Dechantinn, und 11 Canoniginnen. Sie tragen keine beſondere Kleia bung , fondern ein goldenes ſchwarz emaillirtes Drdens , Kreuz , auf weldem die bey der Kreuzigung Cbrifti ges braubten Werkzeuge , und oben ein Knopf mit Diaman : ten, unten aber ein weiß emaillirter Tobtenkopf , abge bildet
Das Fürſtentum Wolfenbüttel.
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bildet ſind. Es wird an einem breiten blagblauen , ges waſſerten und am Rande mit ſchmalen wirzen Streis fen verfeljenen Bande , welches von der rechten Sebulter bis unter den Gürtel zur linken Seite bängt , getragen . Es find auch 8 Stiftsherren und Capitularen bey diefemn Stifte vorbanden , deren hernach beſonders Erwähnung bug - und Sibirm geſchehen wird . Die Herzoge find Derren des Stiftes , die Uebrißinn aber hat Siß und Grimme auf dein Reicbstage, und zwar auf de: rheini: fchen Prälatenbant. Das Stift bat 4 Erb - Hemnter'. Es gehören demſelben die nabgelegenen Kloſter Brunshauſen und Clus , es befigt auch das Gericht Bornunbaufen, yon peldben allen bald bernach ein mehreres vorkommt. 2) Seeren, vor Alters Seehuſen , Geuſi , Seſi, lat. Sefa , ein Städtchen, welches feinen Namen von einem das ben befindlichen See bat, melcher aber nach und nach rebe klein geworden iſt. Das ehemalige Schloß Seeburg oder Seeburenburg iſt eingegangen , und ißt ſteht an deſſelben Stelle ein Umthaus . Es iſt hier ſeit 1728 eine Generals Superintendentur, auc findet man hier 3 adelide Hi fe. 1620 , 64 , 73 und 1701 hat es großen Brandſchaden erlitten . 2. Folgendes Stift und Kloſter , welche zit den Landſtånden gehören : 1) DAS Stift S. Anaſtaſii und Innocentii zu Gan dersheim , nämlich in Aufebung derer bey den dafigen ges fürſteten Stifte befindliden Stiftsbevren und Capitulas ren. 1665 iſt die Anzahl der reſidirenden auf 4 , und 1714 die Anzahl der abweſenden auch auf 4 gefeget ' morden, 2 ) Die Kloſter Brunshauſen und Clus oder Claus, von welchen jenes etwa 1 Stunde yon Gandersheim ges gen Mitternadt liegt , und mit einer evangeliſchen Dos mina und 3 Conventualinnen beſeget iſt ; diefes aber etwa Sunde von der Stadt noroweſtwärts entfernct , ches defien mit Benedictiner Monchen bereket gewefen iſt, aber feit dem 16ten Jahrhunderte feiren Convent, und feit
geliſch -lutheriſchen Lebre zugerban. Außer der Domkirche des von dieſer Stadt benannten oben beſchriebenen Bis. tumes , find hier 4 Haupt- und Pfarrkirchen. Die vors nebmffe iſt die anſehnliche St. Marienkirche, an welcher der Superintendent der Stadt ſtebt , die übrigen ſind die St. Jakobskirche, die St. Peters - und Paulskirche und die St. Aegidienfirde. Die St. Elementskirche iſt ein Filial von St. Jakob , und die St. Lorenzkirope fiebe außerhalb der Stadt auf dem Gottes - Acer des Peffhofes.
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Der niederſächſiſche Kreis,
Das Jungfrauenklofter zu St. Johannes iſt mit einer Uebrißinn'oder Domina , einer Priorinn und 22 Convers tuglinnen befebet , und hat ſeinen eigenen Prediger und beſondere Kircbe. Das Marien Magdalenen Kloſter in der alten Burg iſt zur Zeit der Reformation in ein Armeile baus verwandelt worden , welches aud eine eigene Kirche und einen beſondern Prediger bat. In dem ehemaligen St: Kathrinenkloffer ift die lateiniſche Stadtſchule anges leget worden , welche 7 Klaſſen hat, und bep welcher auch der allgemeine Bücberfaal ift. Die dabey befindliche Kirche iſt ein Filial von St. Maricn. In dein vormaligen St. Annenklofier iſt ein wehleingerichtetes Armenbaus und ein Zuchthaus angeleget worden. Sonſt find bier noch ein Doſpital zum beil. Gelfte, weldem auf der bey Wismar belegenen Infel Pdl 4 Dörfer geboren , ein Waiſen- oder Kinderhaus, ein Gaſthaus, ein Pockenbaus, nebit vielen anderen milden Stiftungen. Bey der Domkirce Baben die biefigen Statholiken eine Kapelle zuin Gottesdienſte, ! nd die Reformirtem baben vor dem Holſteinerthore eine Kirche. Das Zeugbaus der Stadt fiebt bey der Doms kirobe. Der Rach beſteht aus 4 Bürgermeiſtern und 16 Rathsverwandten, welche theils Gelehrte, theils Patricien oder Geſchlechter , theils wirkliche Kaufleute find. Die geſammte Bürgerſchaft (außer den Graduirten , Kirchen und Soutbedienten , und einigen anderen,) beſteht aus 12 Collegiis, deren jedes bey den bürgerlichen Beraths folagungen eine Stimme hat. Die Stadt war vor Alters das Haupt der Hanſeſtadte, deren Abgeordneten flit auf dem Rathbauſe, und zwar auf dem ſogenannten großen Hanferaale, verſammleten : fie bat auch noch einen Bund mit Bremen und bamburg, und diefe 3 errichten noch unter dem Namen der Hanſeſtadte mit fremden Mädten Handlungsverträge, kommen auch unter dieſem Namen im ütrechter Frieden zwiſchen Frankreich und Großbritan nien von 1713 vor. Ef bat auch Kaiſer Franz in feiner Wahlkapitulation verſprochen , „ o wie die Handlung treibenden Städte überhaupt , alio infonderbeit die vor andern zum gemeinen Beſten zur See trafiquirenden Stådte
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Die Reichsſtadt Lübeck.
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Städte lübeck, Bremen und Hamburg Bep ibrer Schiffe fabrt und Handlung , Repten und Freyheiten , dem In ftrumento pacis gemaß , zu erbaiten und fråftigſt zu ſchů Ben. Die Stadt treibt noch anſehnlichen Handel und Schifffabrt, dazu fie auch vermoge ibrer oben beſchriebes nen Lage alle Bequemlichkeit bat: es giebt auch in ders felben mancherley Manufakturen. An dem Drte, wo iso die Stadt ſteht, bat vor Utters eine Stadt, Namens Bucu , geſtanden , nad deren Verwiſtung Graf Adolph II von Holftein und Schauenburg ums Sabr 1144 die Stadt Lübec an ihrer Statt erbauet bat. Als dieſelbe ſtark anwuchs, und alle Kaufleute aus Barbewick dabin zogen , wurde Heinrid der yiwe, Berzog zu Sachſen , darüber eifers füdtig und unwillig , und verordnete, daß zu kübeck weis ter nichts als Lebensmittel verkauft werden follten. 1156 brannte Lübeck ab , worauf Herzog Heinric mit dem Grafen Adolph ſo lange Unterbandlung pflog, bis diefees ihm den Ort abtrat , welchen er hierauf von neuem ana bauen ließ , den nordiſchen Bšikern freyen Dandel bieber anbot , und dem neuen Orte 1158 das ſo berůbmt gewors dene Stadtrect verlieb, deffen Grund das ſoeſtiſche Stadta recht war , und welches 1188 vom K. Friderich I , 1226 vom K. Friderich II, und nacmals von andern Kaifern beftåriget worden iſt, um welches ſich auch von 1254 an die Städte in denen an der Oſtſee belegenen Ländern ans gelegentlicht beworben baben . Der Herzog verlegete auch das Oldenburgice Bistum bieber , und die Dom. kirche wurde 1164 eingeweibet. Nachdem der Herzog in die Ucht erkläret worden war , mußte fich die Stadt 1182 an Kaiſer Friderich I ergeben , welder auch den erſten Grund zu ihrer Reichs-Unmittelbarkeit geleget haben ſoll. 1189 brachte Herzog Heinric die Stadt wieder an fich, 1192 aber kam fie an Grafen Adolph von Holſtein und Schauenburg, dem ſie 1202 von Waldemar, Herzog von Solesmig und nadmaligem Könige von Dänemark, ab. genommen wurde , unfer beſſen Bormågigkeit fie bis 1226 blieb , da ſie ſich in Freyheit feßete. Daß aber nachmals noch Herzog Ulbredt der Große, zu Braunībweis,gewiſſe Gerectus
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Gerechtſame über ſie gehabt habe, erhellet aus den Privis tegien, welche ihr Heinrid , König von England, auf die res Herzogs Borbitte verlieben hat, welche, laut des Freya beitsbriefes , ſo lange wahren follten , als die fübectifcbeit Bürger und Kaufleute unter der Herrſchaft und dem Souge ( fub dominio & protectione ) des Herzogs ftehen würden. 1276 brannte fie , bis auf 5 Häufer nac ; ab . Auf dem Reichstage bac ſie in dem reichsſtädtiſchen Collegio aufder rbeiniſchen Bank den dritten Piag , und beyin niederſachs fiiden Kreiſe iſt ſie unter den Reichsſtädten die erſte. She Reichsmatrikular-Anſchlag iſt 480 Fl. und zu einem Kama merziele giebt ſie 557 Riblr. 88 Kr. Zuin Gebiete der Stadt gehören 1. Travemünde , ein Städteben mit einer Spanje, beym Einflusſe der Trase in die Oftfee. Der Stadt Lůs beck þat c8 1320 von dem Grafen Johann III von Hols ftein für eine Summe eldes an fic gebracht. 1477 brannte és halb, und 1522 faſi ganz at . Luvent rebet einen Haupta mann biebe!', ivelcher ebedeſſen ein Vogt genennet worden iſt. Deri Drt liegt 2 Dieiten von Lübeck 2. Schlukup , ein Fiſcher - Drt an der Trave , i Meile von klibed . 3. DAS Amt Higersu , in weldem das Pfarrdorf 47uffe.iſt. 4. Das Amt Behlendorf, deſſen Sie im Pfarzdorfe Bellendorf ift. 5. Das Amt Bergedorf, welches die kleine Stadt Ber:
gedorf an der Bille , und die ſogenannten Pier Lande, wvelde an der Elbe liegen, begreift, befist lübect mit der Stadt Hainburg gemeinſchaftlich , weil Sepde Städte es von dem Herzogtame Sachſen -tauenburg-erobert, und im perlebergiſchen Bertrage von 1420 behalten baben . Dies fes ebene und von Flúffen und Graben durcbichnittene, auch zu gewiffen Jahreszeiten dadurch überſchwemmete Låndchert, iſt überaus fruchtbar , und im Sommer unbes fchreiblich angenebm . Wuf dem .Solofte zu Bergedorf In den wohijet der gemeinſchaftliche Artsverwalter. Bier fanden Find die Kirchſpiele Kirchwerder , Altes Gamme
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Die Reichsſtadt Goſlar.
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Gamme, Yeue: Gamme, Korslade und Geiſt nachede -oder Geeſthacht, auch iſt daſelbft an der Elbe ein Zollbaus betegen , welches Jollenſpieder genennet wird, undwoſelbfi eine Fähre über die Elbe gebt.
Die Reichóſtadt Goßlar. ie kaiſerliche frene Reichsſtadt Goélar liegt vor dem Harze, am Fuße des Rammelberges, und an der Gore, weldie ſich unweit der Stadt in die Oder ergießt. Sie ijt von des Bistumes Hildesbeim Amte Liebenburg, und von des Fürſtentums Wolfenbütttel Aemtern Langelébeim und Harzburg umgeben. Ihre Bau- Art iſt ganz alimodiſch ; doch iſt der 1728 abgebrannte Theil derfelben , neumodi fiber wieder aufgebauet worden. Sie iſt der evangeliſch lutberiſchen Lehre zugethan , und man findet bier 4 dem Rathe unterworfene Pfarrkirchen , nåmlich die den beiligen Cosmas and Damian gewidmete Haupt - Kirche, die Ste phans -Kirche, Sie frankenbergiſbe Kirce, und die Jakobs Kirche. Es find bier auch 2 unmittelbare evangeliſche Reichsſtifter. Das kaiſerliche freye unmittelbare Stift. der heiligen , Simon und Judas, bat K. Heinrich III im Jahre 1040 geſtiftet, und an Canonicos des Auguftiners Die Güter deſſelben ſtunden unter Drdens übergeben. dem Gerichtszwange des Sous- und Sibirmvogtes ; R. Friderich I aber füránkete deſſelben Macht beſonders 1188 ein, beſtätigte dem Stifte die linmittelbarkeit und Geriebts barkeit in bürgerlichen Fällen , und erklärete es für frey von aller landesberrlichen Bobeit. 1566 nabm es die evangeliſche Lehre an . Die Kaiſer beſtårigten nod immer die unmittelbarkeit derfelben , und das Stift feget fowol in Procesſachen , als in Handlungen , die ohne Proceß 'freya willig vorgenonsmen werden , feine Gerichtbarkeit unges . hindert fort ; da ihm aber die Stadt Gollar in Anſebung derſelben eines und das andere in den Weg geleget hat, ſo führet es darüber mit derfelben beym Reichshofratbe Pro ceſſe. Das petersbergiſche unmittelbare Reichsſtift, bat Nnnnnn un 3 Th . aud
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auch K. Heinrich III nebſt feiner Gemalinn Agneſe, zur Ehre des Apoſtels Peter , auf dem Kalkberge angeleget, welcber nachmals der Petersberg genennet worden iſt, und an der Direite der Stadt liegt. Er begabete es mit dem Dorfe und Diſtricte Bartunlep, in welchem noch beutiges Tages das größte Vermögen des Stiftes beſteht. 1057 wurden die Stiftsgebäude eingeweibet. Das Stift über ließ die Vogtey 1512 dem Rathe gegen einen jährlichen Cas non und den halben Theil der Gerichtsgefálle auf 40 Jah. re, welche Zeit nachber immer verlängert worden iſt. ÉS erſtrecket ſich aber dieſelbige nur über die Derter, über welche das Stift die unmittelbare vobeit bát, und welche auf dem Petersberge liegen. 1527 zerfiöreten die goblariſden Bür. ger das ganze Stift auf deni Petersberge, ivorauf die Stifts berren ihren kanoniſchen Geſang anfänglich mit in der Kirde des vorher befchriebenen Stiftes verridteten , feit 1603 aber geſchieht er in der Kathrinen -Kapelle. Das Stift iſt evangeliſch , und das Haupt derſelben ein Des dant. Der Kaiſer übet bey demſelben noch ißt das jus primariarum precum aus, welches noch 1754 geſbeben iſt, da Kaiſer Franz zugleich demſelben die Religions-Uebung nach der augsburgiiden Confeßion beſtätiget, auch das Stift, wenn es in der bergebrachten Ordnung bliebe , in Schuß undSõirin zu behalten verſprochen hat. Hiers nádoft ſind hier noch 2 evangeliſibe Kidſter. Das frans kenbergiſche Kloſter , welches aus einer Domina und 3 Conventualinnen beſteht, gehöret zum Fürſtentume Wola fenbüttel, an welches e $ 1523 gekoiamen iſt, als der größte Tbeil des Bistumes Hildesheim , zu welchem es ebedeffen gehåret hat, unter Braunſchweig- lüneburgiſche Botmaßig keit gerieth . Die dabey befindliche, aber nicht dazu ge börige , Kirche; ift oben ſchon genannt svorben . Das Jungfrauenkloſter zum Neuenwerke,ſteht unter des Rathes Botmaßigkeit, und bar ſeine eigene Kircbc.. Die vornehm fte Nahrung der Stadt fømmt vom Baue der Bergwerke auf dem benadbarten Rammelsberge, von welchem oben beym Fürſtentume Grubenbagen gebandelt worden , vom Bierbraue, und vom Handel mit febensmitteln nach dem Barze.
Die Reichsſtadt Mühlhauſen.
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Harze . Goßler bat feinen Urſprung dem K. Heinrich I zu danken , welcher im Jahre 922 den erſten Anfang mit der Erbauung derſelben gemacbet har . Auf dem Königs . bofe, welcber biefelbſt gewefen iſt, haben die deutſcben Rós nige und Knifere ihr Hoflager gehabt,und viele allgemeia ne Reichsverſammlungen und Gerichtstage gehalten. Die Stadt ist alſo von ilgrein erten Urſprunge an eine Reichs. Herzog Heinrid, der lime verlangete fie ſtadt geweſen. vom Kaiſer Friderich für den ihm in dem italianiſchen Kriese zu leiſtenden Beyitand, und 1180 lbloß er fie ein, weil fie es , als eine Reichsſtadt, mit ſeinem Feinde, dem Kaiſer, hielt. 1542 wurde ſie von H. Heinrich dem Júna gern zu Braunſchweig und Lüneburg bekrieget, und 1552 bela sert; dieſe Belagerung aber nach gefiiftetem Bergleiche wieder aufgehoben . Die Stadt hat auf der Reichstage im reichsſtädtiſchen Collegio auf der rheiniſchen Bank die 7te Stelle, beym niederſach firien Kreiſe aber ili fie unter den Neidstesten die ate. Ihr Reichsmatrikular: Anſchlag bat ebedeffen 400 Fl , ausgemachet, 1568 und 71 ift er auf 120 Fl. heruntergeretet worden, und ist voll er nur 60 Fl. betragen . Zu einlein Kammerziele giebt ſie 184 Fl. 79 Kt. Der Herzog zu Braunſchweig - Wolfenbittet ift Erbs Schueberr derfelóen , und bekommt dieſerwegen von ihr jáhrlich eine gewiſſe Summe Gildes.
Die Reichsſtadt Mühlhauſen. jie kaiſerlide frepe Reichsſtatt tühlhauſen liegt in Shüringen an der Unfirut. Sie wird in die obere und untere Stadt abgetheilet : jene bicgebedeffen die Neus ſtadt, dieſe die Altſtadt Die GeorgensVorſtadt wird in alten itrkunden Alt- Mühlhauſen genennet, welches anzeiget , daß dieſe der erſte Anfang der Stadt geweſen fels. Die Stadt þat 2 lutheriſche Pfarrkirchen , und ein Fatholiſches Auguftiner Nonnenklofter , dem das Gut Tirenrode ges båret. Die cigentliche Zeit, da Muhlbaufen erbauet wors den, iſt ungewiß. Bon den älteſten Zeiten bis aufs uite Niin nnn 1 in 2 راه:
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Jahrhundert kann man nichts zuverläßiges von ihr und ibrem Gebiete ſagen . 1186 wurde ſie von H. Heinrich dem Lewen zu Sachſen und Bayern verbrannt . 1422 und 1487 bat ſie wieder große Feuersbrünfte erfahren. Sie is bereits in den åtteſten Zeiten den Kaifern unmittelbar unterworfen geweſen . Das Reichsichulzen : Amt in der Stadt und ihrem Gebiete, hat ſie 1332 und 37 vom Kaiſer Ludewig erkaufet. Auf dem Reichstage hat ſie in reiches ſtädtiſchen Collegio auf der rheiniſchen Bank die gte, und beyaw niederſächſiſcben Kreiſe unter den Reicbeftasten die dritte Stelle. Ihr Reichsmatrikular Anfchlag beträgt 160 Fl. und zu einem Kammerziele giebt fie 135 Rthlr. 23 Kr. Zu ihrem Gebiete geboren 20 Derter, nämlidt Ams mern , Bolſtedt, D chreden, Dórne, Emmelhauſen, ein Siechenbaus, Eigenrieden , über weldem eine Burg auf einem Berge geſtanden bat , feldyta , Germar, Grabe, Sôngede . Bolmbach, Soſimar oder sorſdomar, Kayſers : hagen, Lengefeld, Pfaffenrode, Reiſern , Balfeld, Sams pach , Solſtedt, Windeberg. '13 andere Derter ſind vers wüſtet. Deres Gebiet iſt gegen Mitternacht und Abend mit einem Graben und lebendigen Zaune; wie auch mit Thürmen umgeben, gegen Morgen und Mittag aber duro Grenzſteine bezeichnet.
Die Reichsſtadt Nordhauſen: " , je kaiſerlicre freye Reichstabt 77ordbauſen , liegt Di zwiſchen der Graffibaft Hohnſtein und Herrſchaft Klettenberg, an der Zorge, ilt von ziemlider Große, und wird in die alte und neue Stadt abgetheilet. Cie bat 7 lutheriſche Kirchent , an welden ro Prediger ſteben , und ein wehreingerichtetes Waiſenhaus . Das bieſige Stift zum beit , Kreuze mit ſeiner Kirche, iſt romiſch - tatboliſb . Die Stadt treibt einen ſtarken Handel mit Getreide nach Uus dem Oberharze , brennt auch vielen Branntemein . ſtollbergiſchem und bobenfteiniſcbem Marmor und Alaba : Her werden hier allerley Arbeiten verfertiget. 1180 wurde die
Die Reichsſtadt Nordhauſen . . 2769
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die Stadt von 5. Heinrich den komen zu Sachfen vers brannt. 1234 , 1540, 1612, 1710 und 1712 hat ſie großen Brandſchaden erlitten. Sie iſt von ihrem Urſprunge an eine freue Reichsſtadt geweſen . Es befindet ſich hier fo wol eine Reichávogtey , als ein Reichsſchuleheißen - Amt. Iene, oder die peinlicbe Gerichtsvogtev , baben die vor . maligen Grafen von Dobnftein weniaftens ſchon im 15ten Jabrh. beſeſſen . Nach Abgange derſeiben ,hat ſie K. Rus dolph II im . Jabre 1600 dem Churbaure Sachſen verlies ben , von meichem pie 1697 an das Churbaus Brantens burg erb- und eigentümlich abgetreten worden . Das Reichsſhultheißen - Amt follen vor Alters die Landgrafen zu Thüringen inne gehabt haben , und von ibnen foll es auf die Herzoge und Churfürſten zu Sabfen gekommen reyn. 1697 trat Churſachſen daſſelbe gleichfalls an Chura'. brandenburg ab, diefes aber überließ 1715 fuwol di Reichs's vogtey als das Reichsſchultheißen Amt, ſamt allen dazu gehörigen Rechten und Gerechtigkeiten, auch Nußungen und Hebungen , für 50000 Rthlr. erb : und eigentümlich Dies an die Stadt Nordhauſen und ihren Magiſtrat. Stadt hat auf dem Reichstage im reidsflådtijden Colle . gio auf der rheiniſchen Bank die jote , und beym nieder Fachfiicberi Kreiſe unter den Reichsſtädten die vierte Stelle. Ibr Reichsmatritular - Anſchlag iſt 80 Fl. und zu einem Kammerziele giebt ſie 94 Nthlr. 62 Kr.
Die Reichsſtadt Samburg.
ie kaiſerlide freye Reichsſtadt Samburg , Hambur gum , Hammonia , welche den urſprung ibres Nas niens von dem alten deutſchen Worte samme, eine Hol . zung, berleitet, iſt, der wahrſcheinlichen Vermutbung nach, foon vor den Zeiten Kaiſer Karle des Großen eine Stadt der Nordalbinger geweſen, vornehmlich aber feit dem Jah re 808, in welchem gedachter Kaiſer damals eine Feſtung dafelbſt anlegen laſſen , und zwar zuerſt unter dem Namen Hoobuci, oder Bobenbüchen, bekannt geworden. Nnn nnn nn 3
liegt
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liegt dieſe Stadt an der Grenze desjenigen Theils von Hols ſteint, welcher Stormarn genannt wird, 18 Meilen von dem Ausfluſſe der Elbe in die Nordſee, eigentlich an den 3 Flüſſen, der Elbe, der ulſer , und der Bille, von denen jedoch der erffere Flug bauptſächlich zu nennen iſt, weil die Bille faſt gar nicht mehr ichiffbar ift, die Alter nur noch zur Luit, wenn man çinige wenige Holzſchiffe aus: nimmt, befibiffet wird; die Elbe aber, deren Breite niabe an der Start , mit Einbegriff der darinn liegenden Wer: der oder kleinen Inſeln , auf eine Weile zu fdagen iſt, nicht nur einen ziviefachen geräumigen Hafen daſelbft ma: det, ſondern auch bierned it in mehrentheils ziemlico brcia ten Kanálen die mebreften beile der Stadt , zur unge: meinen Bequemlichkeit der baren liegenden Wohnungen und Packhauſer der Kaufleute, durdſtromet. In dieſen Kanalen berertet man täglich auf gleiche Weiſe , wie auf der Elbe felber , noch bis einige wenige Meilen oberhalb Hamburg , die zweimalige Mbwedſelwg der Ebbe und Fluth, und dieſes gereichet den Einwohnern zwar zu viel: fältigem Nutzen , jedoch auc zu einer oftmaligen Bedewers lichkeit, wegen der bey ſtartem Nordweftwinde entſfebens den Fluther, wodurd die niedrigen Bohnungen und Koel ler mit Waffer angefüllet 'werden, und, istfonderbeit, denn folche durch fehleunige Abweichung'eines Sturms aus dem Súdweſten in Nordweſt prdelich entſtehen , an Gütern 1010 Waaren ein großer Sibabe verirfadet ju terdent pfleget. Wegen fer vielen Kanäle, welche durch die Stadt gebert, hat diefelbe and eine Menge von Brücken zu uns terhalten . Man giebt deren Anzahl auf 84 an ; und es iſt leicht inöglich, daß dieſes feine Richtigkeit habe, indem viele derſelben von einem Fremden gidyt einnal bemerket werden , weil ſie eben ſo wie die Gaffen gepflaſtert, meb rentheils in gleiviser Fläche mit der Gaſſe fortgeben , und viele überrem 11 Bevden Seiten bebanct find. Die Gaffen ſind zum Iyeile von mittelinafiger Breite , die Häuſer empfehlen sich sehr den Einwohnern durd ibre innere Bequemlichkeit, durch die hin und wieder daran liegenden Garten, und infonderbeit durch die zur Handlung einges
Die Reichsſtadt Hamburg.
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eingerichtete Lage , als durch äußerliche Zierden der Bau tumſt. Doch giebt es auch einige' anſehnliche Baſſen , eine ziemliche Unzabl aber von engen Gaffen , imd eine nody großere von Gången , in welchen eine Menge von Familien bey einander wohnen. Daher iſt der Umfang der Stadt nicht ſo groß, als man ſolches in Unſebung der zablreichen Einwohner vermuthen follte. Man kann in 2 Stunden mit Bequemlichkeit um die Dálle gehen, und die Zahl der in dieſem Bezirfe wohnenden Seute wird insgemein , auch ohne die Juden , auf 100000 gedaget. Wenn man die Anzahl der bamburgiſchen Einwobner gegen die von eini gen andern großeren Städten vergleidt, und die Ber: zeichniſſe der Gebornen und Gefiorbenen ju Hülfe nimmt, ſo wird ſich dieſeibe etwa verhalten gegen Paris wie i zu 4 , gegen Umſterdam wie 4 jul 76 gegen Wien wie 8 zu 13, und mit Kopenhagen ungefähr gleich feyn. Es iſt leidyt zu eradsten, daß es an einem ſo volfreichen Dite auch an einer zahlreiden Armuth nicht fehle. Das Turch iſt man nocy und nach zu fo vielfältigen öffentlichen Affalten veranlaſtet worden , daß Hamburg ſowol in dies fein Stücke', als. in Unſehung derjenigen Verordnungen , welche der Feuerstrůnſte halver dafelbſt gemacht worden , in vorzügliciter Actung bey Fremden zu ſteben pfleget. Was erfteres betrifft, ſo iſt hierbey vornehmlich zu erwah nen die eigentlid ſogenannte Armen - Ordnung , welche zwar auch von milden Gaben , ſo wie alle übrige öffentliche Stiftungeni, infondeiheit aber von denen dazu eigentlich zu benvilligenden Contributionen ihren Buflug erhält ; fers ner das Zuchthcus, weldcs, ſo viel die Berivaltung betrifft, mit obgedacter Amen - Drdnung in einiger Verbindung ſteht, und in deffen geräumigem Gebäude dieZüchtlinge, unter ſvelde auch die der Gartenbetteley balber auf den Straßen aufgehobenen Perſonen gehören ,zu allerhand At: Veit, infonderbeit zum Raſpeln des rothen Braſilienholzes , und dergleichen , angebalten werden ; das Wayſenbaus, in weldem für die Pflege und den Unterricht verwaiſeters Kinder geforget wird ; ber Peſthof, außerhalb der Stadt, auf welchem der Vernunft beraubte, und ſonſt franke Pers fonen N on nnn in 4
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ſonen, deren Anzahl rich zuweilen biß gegen tauſend erffres det, aufgenommin werden ; das Soſpital 8. Siob, ober ſogenannte Pockenbaus, wohin diejenigen kommen , welche mit anſteckenden Krankheiten bebaftet find ; das Spinns baus, wobin liederliche Weibesperſonen, und ſoldie Delin quenten gefeßet werden , die man an andern Orten ad ope ras publicas condemniret ; das Gaſthaus , das Schiffers Armenhaus, das soſpital zum beiligen Geiſte, und das Hoſpital zu 8. Georg, welde legtere insgeſammt offents liche zur Aufnabme der Armuth beſtimmte Häuſer ſind. Nur mit wenigem zu gedenken der bey den Kirchen in Unſebung der Gottestaften befindlichen Einrichtung, der vielen Privatſtiftungen zum Beſten der Armut ) , worunter die ſogenannten Gotteswohnungen geboren , der offent lichen Armenſchulen , in welchen obne Entgeld die Kinder unterrichtet werden ; der Kloſter zu St. Johannis , und zu St. Marien Magdalenen , ingleichen des Convents, bey welchen unverheiratbete Frauensperſonen ſich einfaus fen können , um darinn lebenslang ibren Unterbalt ju bas ben, und endlich derjenigen Anſtalten , welche gemachet ſind, um die in türkiſche Gefangenſchaft gerathenen Soiffleute aus der Sclaverev, zu löſen , u . r. w . - Was die vorhin erwähnten feuer -Unſtalten betrifft, ſo beſteben ſolche nicht nur darinn , daß auf den Fall der entſtebenden feriers brünſte einem jeden , deſſen Hülfe nahe oder ferne etwas bertragen kann , fein Berbalten auf das genaueſte vorges ſchrieben iſt, infonderbeit den Sprüßenleuten , welcbe zu denen zur Feuerkaffe oder zur Artillerie gehörigen Sprů: Ben , imgleichen zu den Sciffiprůben beſtimmet find , als welde Sprüßenleute zu gewiffen Zeiten ordentlich erami niret, und ererciret werden, imgleichen denenjenigen von der Milis , welde theils mit Feuer- Eimern bey der Hand ſeys, theils auf gewiffen Plagen zur Reſerve fich einſtellen müſſen. Sondern es verdienet auch inſonderheit biebey angeinerket zu werden dicjenige Veranſialtung , welche feic n100 nicht 20 Jahren in Anſehung der ſogenannten Brandwachen gemacet worden . Es müſſen nämlich ges miſle dazu angenommene Leute , welche, fo wie überhaupt alle
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alle Sprüßenleute , mit weißen Feuerkitteln und großen Feuerhüten ſich unterſcheiden, ſowol in den Wintermonia ten, als auch zur Sommerszeit, wenn ein Sturmwind wes bet, oder wenn durcy anhaltenden Dſtwind eine Dürre und Mangel an Weffer in den Kanälen verurfadet wors den , die Nacht durch auf den Gaffen patrouilliren. Sie find zugleid verbunden , mit den in Händen babenden Ståben ein Geräuíd auf den Steinen zu machen ; und da wegen der ſonſtigen Sicberheit ohnedem auch die Nacht wade berum geht , ſo haben jene nur hauptſächlich auf die etwanige von ihnen verſpührte Anzeigen vom Brande ihr Augenmerk zu richten : wodurch es geſchieht, daß febr viele kleine Feuersbrúnſte bey iyrem erſten Anfange un terdrücket werden. Die Fortificationsmerke find nach alter bollandiſcher Manier eingerictet. Die Graben ſind breit und tief, und die mit Bäumen an beyden Seiten bepflanzten boben Bälle von einer ſolchen Breite, daß mebrere Wagen bep einander fabren können , wie denn die Spaßierfabrt dar auf einem jeden frey ſteht. Es ſind in allem 21 Baſtio nen um die Stadt berum , auch einige Außenwerke, ivor unter inſonderheit die Sternſdanze, und das Neuewerk ju bemerken . Regteres ift eigentlich eine mittelſt ordents lider Fortification fortgeführte Linie, durch welche die barinn befindliche, theils mit eben dem Namen des Neus en Werkes , theils mit dem Namen der Vorſtadt zu St. Georg oder St. Jürgen zu benennen gewöhnliche Gaſſen, Bäuſer und Garten eingeſchloſſen werden . Den ſogenanns ten Hamburgerberg könnte man auch wol eine Borſtadt benennen ; doch iſt derſelbe mit feinen Feftungswerken umgeben , und geben die darauf ſtehenden Häufer zum Sbeite fo nabe an das benachbarte Altona, dag gedacter Hamburgerberg nur durch einen ſchmalen Grenzgraben von Altona unterſcbieden ipird . Die Stadt felber hat 4 Hauptthöre, nåmlich das Deichs thor:gegen Often , das Steinthor und Dammthor gegen Norden, und das Millernthor gegen Weſten ; zwey kleinere Sbore aber gegen Süden ,nämlich das Brockthor und das . Sand N ni nnnnni 5
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Sandthor, welche auf den Grasbrock aufgeben, aber nicht To viel gebraucher werden , als die in eben der eben Se. gend befindlichen Einfahrten von der Elbjeite zu Waffer , nämlich der Oberbaum und der Niederbaum . Des les teren bedienen ſich die von der See kommenden , oder das bin gebenden Schiffe. Alle Morgen bey deſſen Deffnung fieht man eine Menge kleiner mit Obfi, Mild und allers band Pictuaiien beladener Fahrzeuge auf einmal herein ſtürzen , und die darauf befindlichen , mebrentheils unter benachbarter Jurisdiction fiebenden Landleute tragen alſo, gleid denen von der kaudſeite in noch größerer Unzahl mit Wågen bereinkommenden , ebenfalls größtentheils benachbarten Landleuten , fåglid einen Theil des Unter : baltes in die Stadt, ſo wie ſie dagegen ihren eigenen Uns terbalt aus derfelbeni, init zurück nehmen . Gegen Norden findet fict ebenfalls nod eine Einfahrt zu Waffer oder fogenannter Baum , von der Ulſter zu , indem ſich die Ulſter dafelbſt gåriglich in die Stadt berein ergiegt , und darinn fart einem kleinen See abnlich wird, welcher jedoch in den Fortificationswerken beſchloſſen ift. Auf dieſer in Hamburg mit niederbeutſchem Ausdruce ſo zu benennen gewöhnlichen Bingen -1fter beluftiget man fich des Sommers bis in die ſpate Racht auf kleinen Lufts ſchiffen, wveicoe man Schüten , und einige von ihnen , die etwas großer , und mit einem kleinen Zimmer zu deſto mehrer Bequemlichkeit des Speiſens verfeben ſind, Arden zu nennen pfleget. Mabe an dieſem Theile der Aiſier be findet ſich eine den ganzen Sommer durch zur Abendzeit Veſtändig mit Leuten angefilee ziemlich lange Ullee, der Jungfernſtieg genannt, von welcher die Gaffe; in welder die 3.Nee liegt , einen gleichen Namen führet. Durd die erwähnte Ergießung der Alſter in die Stadt entſteht für diefelbe aud diefer Bortheil , das nicht nur einige Müblenwerke in der Stadt dadurch getrieben iver den , gleich andere iøren Tried von der Elbe ber haben , imgleicen bak vermittelfi ber ſogenannten Kunft das Al ſterwaffer in verfdicberte Häufer geleitet wird , fondern basaud durch die bey den Mühlen befindlide Soleuſen bey
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bey etma gar zu ffark angeſchwollerem Alfterwaffer dar felbe in die Elbe, und bey farken Fluthen in der Elbe ſola ches in die ter gelaffen werden kann . Die bamburgiſchen Kirchen dienen wegen ihrer bobert Thürme der Stadt von weitem ; !! einem angenehmen Pros fpecte. Der Guifehnlichſte Eburme auf der Baupikirche zu St. Micaelis in der Neuſtadt ijt benevji der Kirchel fels ber -ini Jahre 1759 durch den Blig gånglich in die Aſc geleget, und noch zur Zeit die Kirche nicht völlig , der Thurm aber überač nicht gebauet. Die 4 Hauptkirchen in der Altſtadt find zu St. Petri , Nikolai, Catharinen und Jakobi , der Thurm auf der Domkirche iſt ungefähr von gleicher Höhe mit jenen , und ob er gleich ſo ſchief fiebt, daß man glauben ſollte, er wolle fallen , fo bat man dennoch um der guten Structur willen dieſe Gefahr bieber nicht von Erheblichkeit gebalten. Außer gedach ten Hauptkirchen , aus deren kleinen Zahl auf ihre Groge fit leicht der Soluß machen läßt , ſind daſelbſt einige Nebenkirchen, als zu St. Johannis, Marien Magdalenen, die neuerbaute kleine Midaelskirche, H. Geiſt und Ger trud, auch find zum Teile die Sffentl. Armenhäuſer , in fonderbeit das Waiſenhaus und Zuchtbaus damit verfeben . In allen erwähnten Kirchen fehlet es nicht an Dingen , welde febenswürdig find, an Grabmalern, 'koſtbaren A1 tåren , Kanzelli, Drgeln , Mahlereyen , und dergleichen . Der Petri Churi hat 2 Glockenſpiele, deren eines durd ein übriert getrieben wird. Das Glodenſpiel auf dem Nikolai Syurme tft ungleich beſſer. Solches wird des Morgens ganz frib , und Mittags uun i ubr , aud ſonſt bey Solennitäten der Einwohner Laft råglid geſpielet , und bat eine Nehnlichkeit mit dem Glockenſpiele zu Darms ſtadt, womit es auch einerley Meiſter haben föll. Der Katharinen Tuurin , welcher eine grobe Uehnlichkeit mit dem fchönen Sourme auf der Marienkircbe zu Zwickau bat , iſt wegen einer Structur, ind wegen der um deffen Špige befindličen pergüldeten Rione ſebenswürdig . Den offentlichen Gebäuden der Stade feblet nichts ſo febe, als der außerliche Pracht. Das Rathbaus, welches ſo
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fo befchaffen iſt, daß man weder von augen noch von in: nen es betrachten kann, ohne den Wunjo , das Hamburg ein beſſeres baben möchte , bat nun allererſt durch das jungfthin nabe angebauete Niedergerichtsgebäude einige Zierde bekommen. Sonſt aber ſind, wegen ihrer Nug barkeit, und wegen des darinn befindlichen Vorrattes, cor andern Rebenswürdig der Bauhof, das Arſenal, die 2 Zeughauſer : und einem Fremden , der niemals eine Uns zahl von großen Schiffen bey einander geſeben hat, iſt infonderbeit der Proſpect von dem Baumbauſe zu in die Elbe zu empfehien . Wer uralten Kheinwein liebet, und nicht etwa in Straßburg oder in Bremen davon ( cbon ſatt geworden , der wirb auch nicht ermangeln , ſich auf dem Rathsfeller einzufinden. An öffentlichen Gaſthäuſern iſt zwar überhaupt kein Mangel , weil es aber an geräumlis den Gebäuden, um Fremde mit ihrer ganzen Folge gebo rig zu bewirthen, unb am Plaße feblet, indem alle Ders ter ſo ſtart, als möglich, bebauet ſind, überdem auch die innerliche Einrichtung der Häufer nicht ſo, als an andern nach neuerm Geſchmacke angelegten Orten, beſchaffen iſt, so findet man in dieſem Stücke diejenige Bequemlichkeit nicht, welche man fonft in Anfebung des Eſſens und Trin : tens überflüßig baben kann, Was die innerliche Berfaſſung und Regimentsform der Stadt Hamburg anlanget, ſo iſt dieſelbe, inſonderheit zur Zeit der im Jabre 1708 Bahin gekommenen, durch vorher gegangene langjährige innerliche Unruben veranlaſſeten tail. Commißion, auf einen folden , den bisberigen Gefes sen , der Gewohnheit, und der Billigkeit am gemäßeſten Fuß gerebet worden, daß man allerdings ein Erempel eines wohl eingerichteten Staates biefelbft bemerken fann. Dem Rathe fteht zwar das Erercitium gewiſſer Rega lien allein zu ; jedoch werden die das allgemeine Wohl des Staates unmittelbar betreffenden Geſchaffte mit der Bürgerſchaft gemeinſdaftlich ausgemacet , und es wird in roleen Dingen , werde in die Berſamınlungen des Ratbes und der Bürgericnft geboren, burcbaus eine ben derfeitige Zuſtimmung erfordert , um dasjenige feſt zu regen ,
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reben , was in Propofition von dem Rathe iſt gebract worden . Der Rath bringt nåmlich ſolche Sachen , als worunter infonderbeit die zu erlegenden Contributionen , imgleichen die zu errichtenden neuen Gefeße gehören, zufdrs berft an das erſte Collegium der Bürgerſcbaft, dann an das zweyte , banu an das dritte , und hieřnächſt an die geſammte Bürgerſchaft. Und was ſodann gemeinſchafts lich beliebet wird, folches wird ein Rath- und Bürger foluş, oder auch ein Receß genannt. Derer zum Ratbe gebdrigen Perſonen find anigo 37 , fonſt ordentlicher Weiſe 36 , nämlich 4 Bürgermeiſter 4 Syndici, 24 Rathsherren, und 4 Secretarii , von denen einer Protonotarius , und einer Archivgrius ift. Beym Botiren werden nur die Stimmen der Bürgermeiſter, uns ter denen- ein Kaufmann , und der Ratbsherren, unter denen 13 Kaufleute, die übrigen Graduirte feyn müffen gezáblet. Die Wahlen aller Rathsperſonen werden Blos von den Bürgermeiſtern und Rathsherren vorgenommen , und -zwar die Wahlen der Bürgermeiſter aus den übrigen Mitgliedern des Raths, der Rathsherren aus der geſamm . ten Bürgerſcaft , beyde nad vorgängigem Vorfcblage durchs Loog , die Wahlen der Syndicorum und Secretas rien aber nach der Mebrbeit der Stimmen, aus den Gras duirten der Bürgerſchaft. Wer zu Rathe erwählet wird, darf ſich des ihm angetragenen Amtes nicht entlegen, oder er mug aus der Stadt zieben . Die hamburgiſche Bürgerſchaft wird in 5 Kirchſpiele eingetheilet, 11ac Maafgabe der vorhin erwabnten 5 Haupts kirden . Das erſte Collegiuin der Bürgerſchaft find die Oberalten , deren 3 zu jedem Kirchſpiele geboren , pobannt folget das Collegium der Secbziger , nåmlict aus jedem Birdſpiele benebſt den Oberalten annoch 9 Diaconi, alfo genannt, weil alle dieſe Perſonen an den Kircben , in des ren Sprengel ſie wohnhaft find , und wozu fie gewablet werden , gewiſſe Aemter zu verwalten haben, bierauf das Collegium der Hundertachtziger , welche aus den Sechs. zigern und aus 24 Subdiaconis einer jeden Hauptkirche beſtehen . Zu dieſen allen werden annoch bep jedem Kirde
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ſpiele 6 Adjuncti gewablet, welche aber nur in den Ber ſammlungen der ganzen Bürgerſchaft, beneuft jenen , zu erſcheinen verbunden ſind, bey weichen Verſammlungen Todann auch die freywillig fich einſtellenden Bürger in ih ren Kircipielen init zugelaſſen werden, nur das ſie die er forderlichen Eigenſchaften , um in der Bürgerſchaft zu erſcheinen, befigen müsſen , wozu inſonderheit die Erbges reffenbeit geböret , ivelde darinn beſteht , daß ein Büts ger in einem ihm eigentümlich zugeſchriebenen Hauſe ins nerhalb der Stadt wenigftens ein tauſend Rthlr. Spec., oder in einem ſonſt unter der Stadt Gebiete belegenen unbeweglichen Gute wenigſtens 2000 Rthlr. Gvec. an freyem Gelde , über diejenige Summe, wozu daſſelbe vers bypotbeciret iſt, beſige. Die Verwaltung der öffentlichen Gelder iſt in den Hans den von zeben Bürgern , nämlid zweeneri aus jedem Kircbs fpiele, deren jeder 6 Jahr fein Amt verwaltet, und ſodann in der Bürgerſchaft ein anderer balb durch Wahl und balb durchs Loog in ſeine Stelle gewablet wird. Solche wers den die Verordneten der Kammerey genennet. Sowot die : fe , und vorbin angefübrte öffentliche Uemter , als die übrigen in Hamburg befindlichen , grögtentbeils , fowol aus Mitgliedern des Nathes , als der Bürgerſdaft beſte benden Deputationen kann man aus den bamburgiſchen Staatscalendern erſebent. Da diefë Stade rdon feit länger als 200 Jabren der evangeliſch -lutheriſchen Lehre ganzlich zugethau iſt, ſo wird keiner andern Religion die offentl. freye Uebung geſtattet. Diejenigen , welche ſich zur katholiſchen, oder zur referinics ten Kirche bekennen , baben jedoch Gelegenbeit, bey denen fowol von Rómijo -Kaiſerlicher Majeſtát, als übrigen bos ben Häuptern an den niederſach fifchen Kreis, iind zugleich an die Stadt accreditirten , auch dafelbft refidirenden Herren Miniſtern des Gottesdienfies abzuwarten , und die von der engliſchen Kirche, welche eine befondere der Hands , Gottesdienſt in dem ſogenannten engliſchen Hauſ . Die bamburgiſche Prieſterſchaft beſteht anivo, die ſämmtlichen Prediger
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Prediger auf dem Lande mit eingerechnet, in allen aus 53 Perſonen . Un einer jeden der fünf Hauptkirden iſt ein Hauptprediger, und 3, oder aucb 4 Diaconi. Die oberſte Stelle im Miniſterio bekleidet der Senior, wozu der áltefte unter den 5 Dauptpredigern vom Ratbe gewablet zu wers den pfleget. Des Sonntags wird in den meyreſten Kirchene viermal geprediget , und es gebt kein Sag in der Woche bin , da man nicht wenigſtens an 3 Drten Predigt borene kann. Die in Kircenſachen zu machenden Verordnungen , 2. E. die Anordnung der Bußtage, Feſttage und dergleis chen, beſtimet der Ratb, und das ſchon vorhin erwähnte Collegium der Sechziger. Die an andern Orten Roger nannten Conſiſtorial- Saden aber gehören vor die welto lichen Gerichte. Bey Gelegenheit des geiſtlichen Staates iſt auch das hamburgiſche Domkapitel zu berühren . Was es mit dems ſelben für eine Beſchaffenheit babe , foldes iſt am beſtere und zuverläßigſten zu erfeben aus den Worten des welis phålijden Friedensſchluſſes im roten Urt. 9.7. als zufolge deſſen der Krone Sweden von kaiferl. Majeſtät mit Bens ſtimmung des geſammten Reiches alles dasjenige Recot, was die legteren bremiſchen Erzbiſchöfe iber das bamburs giſche Capitel . und deſſen Didces sebabt , mit Vorbehalt jedoch der dem Hauſe Holſtein , der Stadt Hamburg, und den Kapitel ſelber zuſtehenden Gerechtſame, völlig iſt abe getreten worden . Wie nun durch den nordiſchen Frieden vom Jahre 1719 die Herzostůmer Bremen und Verben an das Thurbaus Braunſoweig - Lüneburg überlaſſen , alſo iſt mit dem bamburgiſchen Domkapitel eine gleiche Bers áliderung vorgegangen. Die Urſade, warum dieſes Kapitel den ehemaligen bremiſchen Erzbiſchdfen unterworfen ges weſen , ijt in den älteſten Zeiten zu ſucben . Es batte nains lic Kaiſer Fudiig der Fromme die ſchon vou feinem Bas ter Karl dem Großen gehegete übficbt, zu Bamburg ein Erzbistum aufzurichten , und die fämmtlichen nordiſchen siker unter deſſen Sprengel zu regen , im Jahre 834 auf gewiſſe Weiſe zur Wirklichkeit gebracht. Der erſte bams burgiſche Erzbiſchof Anſcbarius ift feinem Namen nach nocb
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noch heutiges Tages dafelbft bekannt, indem von ihm ge wifte Plage, als der Scarmarkt, das Scharthor, und die Sdartborsbrådte benannt ſind. Die öfteren Unfälle der benachbarten beidniſchen Bölfer ließen das Erzbistum zu Hamburg nicht in Rube , es mußte alſo nac Bremen flüch. ten , und dieſes gab nachmals zu vielen Streitigkeiten des rer beyden Kirchen über den Sig deffelben die Beranlaſſung, welche Streitigkeiten im Jahre 1223 durch einen form : lichen Vergleich dabin beygeleget worden , daß die erz: bildbofliche Würde von folcher Zeit an alleinal bey der bremiſden Kirche verblieben . Die heutigen Mitglieder des Kapitels find theils adeliche Perſonen, theils Gelehrte. Den erſten Rang hat der Domprobit, fodarin folget der Decanus , welcher im Kapitel präſidiret, und í Canonici, ein Syndicus , und ein Secretarius. Außer dieſen giebt es auch noch einige Canonicos minores , imgleichen Vica. rios immunes, welche unter der Jurisdiction des Kapitels ſtehen , dahingegen die übrigen Bicarii der Gerichtsbars keit der Stadt unterworfen ſind . Erſfere verlieren ihre Immunitåt , wenn ſie ſich mit Bürgers. Tödtern verheis ratben. Die bamburgifßen Gerichtewerden getheilet in auger: gerichtliche, und gerichtlicheInfangen . Zur gerichtlichen kann keine Sacbe kommen, wenn ſie nicbi zuvor von einer außergerichtliden Inſtanz dahin verwieſen , oder die Citas tion zum Gerichte iſt erlaubet worden . Die bauptface lichſte außergerichtliche Inſtanz iſt bey dem Ratbe felber, vermittelſt dafelbſteinzureichender Supplicationen . Außers dem giebt es verſbiedene außergerichtliche Inffangen , als, ben den zieenen am Präſidio , womit alle Sabre abges wechſelt wird, befindliden Bürgermeiſtern , bey den zweea nen Bråtoren , bey den Landberren x . Die gerichtlichen find folgende : das Admiralitätsgericht , wohin die Soif fahrt betreffende Saden gehören , das Amtsgericht über die Angelegenheiten der Bünfte , die Landgerichte , das Niedergericht über alle übrige Stadtfaden , und das Obergericbt, welches wiederum aus dem Rathe beſteht. Wenn bey den übrigen Gerichten jemand beſchwebrer iſt, ſo
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fo tanti er ans Obergericht appelliren , von legterem aber geben die Appellationen an die Góchſten Reichsgerichte. So wie der vorgedachten üdmiralitát die Gerichts barkeit in den die Sciffahrt angebenden Sachen juſtebt, alſo bat diefelbe auch mit und nebſt der Stadtkammerep : die Sorge für alles dasjenige , was das Beſte der Schif fahrt mit fit bringt. Diç Kammerey bat insbeſondere zu ihrer Aufficht die auf dem Elbfirome, von der Stadt an bis zum Ausfuite der Elbey zur Sicherheit aller und jeder den Strom auf- und abfahrenden , inſonderheit der groseren und beladenen Schiffe erforderlichen Anſtalten. Da nämlich in der Elbe febr viete Sandbanke ſind, deren öftere durch die Gewalt des Waffers und Wegſpülung des Sandes verurſachte Veränderung ein fleißiges Augens merk, und nicht ſelten eine Anzeige von denen fich ergebe: nen Umytånden , inſonderheit aber eine Andeutung der wegen geböriger Liefe zu befahrenden , oder wegen deren Ermangelung nicht zu befahrenden Stellen , für die Schifo fenden erfordert, fo liegen beſtandig bundert große , mit ſtarken eiſernen Banden verwahrete, nach unten ſpißig zulaufende , theils weiße , tbeits fowarze Tonnen in der Elbe , welcbe auf dem Daru fibwimmen , und mit Ketten und Steinen am Grunde befeſtiget ſind. Die außerſte derfelben im Ausfluffe der Elbe wird die rothe Sonne gez nannt , und zur Winters ;eit werden , an die Stelle der der Gefahr des Eiſes am meiſten ausgefeßeten Sonnen, kleinere Maſkinen , als ſogenannte Driftbaken, oder Eisa baken , geleget. Zu den Anſtalten zur Sicherheit der Schiffabrt geboren auch der Lootſen - Geſellſchaft , welche von der Admiralitat abhängt, und der ſie einen koors kapitaine , und zweene im Munde der Elbe wechſelsweiſe freuzende Schiffer vorgeſeget hat , nicht zu gedenken ,) die zu Ritgebüttel, einem der Stadt Hambura gehörigent, unter ſecbsjabriger Berwaltung eines Ratbsberrn , als Amtmannes , ſtependen ; am Ausfit fe der Elbe belegeren, und einige wenige Dorfitaften unter fich babenden Amte befindliden Graderie , zu deren Aufricht eine eigene, aus Mitgliedern des Ratbes , der Kimmeren , und der Uomis D00 000 00 3 Th.
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Admiralität beſtehende Stadtdeputation angeordnet iſt, rechs, theils in dortiger Begend, theils auf der neben über liegenden kleinen Infel, das Veuewerk genannt, befindlichen ſogenannten Babeni,oder große, mehrentheils holzerne Gebäude, die den Soiffern von ferne zum Beis aben dienen , unter denen eine Blúſe oder Feuerthurm ift ; der Feuerthurm auf der Inſel Helgeland , welchen dafelbft die Stadt unter fåniglich däniſcher Erlaubniß unterbali, und der geräumige rigebürteliſde Hafen, Curbaven ges naunt , allivo fomol die aus der See kommenden , als hins aus wollenden Schiffe bey gefährlicher Witterung eine ficbere Zuflucht finden . Die zu allen diefen Anſtalten er : forderlichen unſäglichen Koſten werden theils gemeinſchafts lic , theils vertheilet , von der Admiralität und Kämmes rey beſtritten, und die Zodgerechtfaine , worüber die Stadt mit beſondern kaiſerl. Privilegien verſehen iſt , haben ihren Ilrſprung, ſo wie die 38le'nodigo den Namen , pon er's wabntem Neuenwerke, und von den Baten , obgleid die Zofftate nicht mehr zu Curbaven , fondern vermoge gea bachter Privilegien in die Stadt felbft långftens verleget worden ; immaßen die Bewegungsurſache zur Verleihung derfelben von der Stadt allgemein erſprieglichen Anſtalten im Munde der Elbe bergeleitet iſt. Außer den Zillen find in der Stadt auch verſchiedene obwot máßige Acciſen , nåmlich auf Bier , Wein , Branna teipein , Fleiſib , und Mehl. Die Acciſe auf das Debt nennet man Matten , welches niederdeutſche Wort mit dent Worte Mauts einerley Bedeutung bat. So viel das übrige Contributionsweſen betrifft , ſo giebt es ges wiſſe. Contributionen', welche feſt ſtehen , und jährlid ent ricotet werden , wohin inſonderbeit das vom Vermögen und von Immobilien zu bezahlende Schoß gehöret , die mebreiten aber .můffen zuvor in den Berſammlungen des Rathes und der Bürgerſchaft bewilliget werden , als die ſogenannten Grabengelder , Dauerſchillinge, Kopigeld, Dyartprocent , und dergleiten . Das hauptſächlichfie Gewerbe der Einwohner beſlund vor Beiten , die Handlung ausgenommen, in der Brauerey und ,
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und Suchbereitung. Wie denn noch heutiges Tages die Dünfte , oder in Hamburg eigentlich ſogenannten Uemter, berén jedes feinen beſondern Amtspatron im Rathe bat, daſelbst verſchiedener Borrechte ſich zu erfreuen haben . Die hauptſächlichſten Fabriken ſind anigo unſtreitig die Zuckerſiedereyen, als in weltem Stücke Hamburg bis, her einen , entiveder aus der Beſchaffenheit des dafineri Wafers , oder aus andern Urſachen berrúbrenden Bors zug betauptet ; indeſſen ſind die Gattun - Strumpf- Gold , drat - Band - und Samnetfabriken , und noch verfibiedene andere mehr, bey Auswärtigen in Achtung. Was die Handlung Reiber anlanget, ſo wird zwar ins gemein der Betrieb mit Leinewand, mit Tuch , mit Seidens . waaren , mit Wein , mit Zucker , mit Caffee, mit Färbes waaren, mit Gewürze, mitMetallen, mit Tobac ,mit Holz, mit Leder , mit Getraide, mit trockenen und geſalzenen Flicben , mit Ihrani, mit Pelzwerk, u. f. w. für den Baupts påmplidſken angegeben ; jedoch iſt es nicht wol möglich, zu beſtimmen , worinn die vornehmſten Gattungen beſtehen , indem, der Kaufmann alles verſucbet , und die bequeme Lage der Stadt zu vielem die Gelegenheit darbietet. Man kann biebey die von Zeit zu Zeit in Damburg zum Beſten der Kaufmannſchaft auf Art der Wochenblätter heraus kommenden ſogenannten Preiscouranten nicht unerwåbnet laffen, in welden forol der Wedelcours , als der Preis von einer jedweden Gattung Waaren , fo wie er zulegt an der Börſe gegolten bat , angezeiget werden. Man kann die Menge der bamburgiſiben Kaufleute , unter welcher Benennung diejenigen , wriche nach Ellen oder Gewicht verkaufen , und eine beſondere Zunft , nåmlich das Kras mer - Umt , ausmacben , in eigentlidſten Berftande nicht begriffen find , imgleichen die fast nicht kleinere Anzahl der Madler , theils Chriſten , theils Juden , nicht beſſer beinerken , als des Mittages ungefähr um i Ubr , weldes diejenige Zeit ift, an welcher die Dörfe, ein neben dem Rathhauſe über liegendes , jur Hälft: bebedtes , und zuie. Hälfte offenes Gebäude, ain meiſten Beſucher zu trerden Pfleget. Zur Berathſoblagung über diejsnigen Gefdäffte, welche D00 000 002
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welche das allgemeine Beſte der Kaufmannſchaft, als Kaufmannſchaft , unmittelbar angeben , iſt eine aus Kaufa leuten , von denen jährlich einer abtritt, und aus einem Uiten der Schiffer , beſtehende Deputation beſtimmet, wels de das Commercium genannt wird , und an demjeniger Orte nahe an der Börſe fic verſammlet , allwo die Como mercien - Bibliothek, ein zwar kleiner , aber brauchbarer Borrat ) von Büdernt, befindlich iſt. Zur ganz ungemeis nen Bequemlichkeit der bamburgiſchen Raufmannſchaft gereidet auch die dafige Species: Banco , welche im Jahre 1619 errichtetiſt, und keiner der übrigen, mit ihr zu glei: cher Zeit im Flore geftandenen oder noch fiebenden Banten, ſowol in Anſebung des unumſtoflichen Eredits, als der in nerlichen Einrichtung, den Vorzug lågt. Mit der Banco iſt das Kornweſen, oder die Anſchaffung eines beftimmten , im öffentlichen Magazin oder Kornhaufe aufzubewahrens den , der Armut um einen leidlichen Preis in Mebl zu überlaſeiiden Kornvorratbes , imgleichen das Münzweſen verknüpfet . Das Münzregal wird von der Stade, žu. folge kaiſerl. Freybeits - Briefe , und zwar beſtåndig epera ciret , indem man feit geraumer Zeit ibre Ducaten von allen Jabren liebt, der Banco - Portugalefer, von denent die ganzen 10 , und die balben 5 Ducaten balten , nicht zu gedenken , auch deren ſilberne Múnzen in Menge ausges pråget werden . Der Münzfuß iſt vollkommen gleich mit dem lůbectiſüben ,-lo daß nämlich die Mark feineri Silbers in den gröbern Geldſorten , und in den kleinern bis an die Doppelſchillingſtúde , oder ſchwere gute Grojčen , mit Einſchluß derſelben , nur zu nk Rthlr: ausgebrachtwirb. Wie denn auch zu Hamburg überbaupt einerley Můngen , mit denen zu lübeck, im Gange ſind. Was derZuſtand der Gelehrſamkeit und freyen Küns fte in Haniburg betrifft, ſo kann man moobi bebaupten daß bevde daſelbſt auf alle Weiſe in Udtung ſtehen und befördert werden . Die gelehrte Geſchichte kennet eine niet geringe Anzahl von berühmten Männern in allen Ibeilen der Gelehrſamkeit , die Hamburg zur Vaterſtadt Þabeni , und noch größer iſt die Unzahl derjenigen , beren Bers
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Berdienſte nur allein ihren Mitbürgern bekannt geworden ſind. An Bibliotheken trifft man in Hamburg , einen reichlichen Vorrath an. Falt eine jede Kirche bat ihre Bittiothek. Die großeffe iſt unſtreitig diejenige, ipelde das Gymnaſium befint, als welche durch die Wolfiicbe Goenkung zu einer ſo vorzüglichen Größe erwacbſen iſt. Unter den Privatbibliotheken , teren Menge man aus den bäufigen Bücerauctionen ſchließen kann , iſt die Richeyis iche die anſebnlidfie. Am Gymnaſio , morelbſt, ſo wie auf Univerſitäten , Collegia geleſen, jedoch die drev oberit Facultaten nicht ordentlich , und offentlido fondern nur außerordentlid dociret werden , find 6 Profeſſores. Unter den Sculen iſt die vornehmſte die Johannis - Schule, weldbe, ſo wie auch das Gymnaſium , unter der Aufricht der Scholarcen ſtebt, die aus vieren der älteſten Mitglie Der des Rathes , den 5.Paſtoven der Hauptkircen , und den fämmtlichen Oberalten befteben. Gedachte Sdule bat 8 Klaſſen , und bey der oberſten Klaffe befindet Rid Doo giebt es noch mebrere, ein Rector und Conrector. öffentliche Schulen, als, die Schülen der übrigen Kirchen , worunter die Michaelis - Schule eine der großeiten iſt, und verſchiedene Armen : Schulen , überhaupt aber eine vielfältige Gelegenteit, die Jugend unterrichten zu la Ten. Unter den freyer Künften bat fic inſonderbeit die Durit in Hamburg beliebt gemadiet ., und die Freunde derſelben bebauren ; daß das fodne Opernhaus, weldes ſon im vorigen Jahrh . eines der beſten in ganz Deutſchland war , vor einigen Jahren, ſeiner Baufälligkeit balber, hat abge: brochen werden müffen . Die Mahlerey findet ebenfalls ibre Kenner und Liebbaber , 1911d es iſt dem Gtaáte zu wunſeben , daß auch die Haukunft und Mechanif annoch in mehrere Aufnahme kommen, und die auf diefen Ends zweck ſchon gerichteten Igbliden Anſtalten von einer guten Wirkung feyn mögen . Die Verordnungen , welde von Zeit zu Zeit, zur Nufa rechthaltung des gemeinen Weſens, und zur Berbefferung der Polizey in Hamburg gemacbet worden , find ſo viels fältig , daß es zu weitläuftig ſeyn würde, auc nur das 100 000 00 3 baupt
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bauptſächlichſte davon zu berühren. Doch ſind diejenigen Anitalten nicht mit Stidiſchweigen zu übergeben , welche die Sicberbeit der Stadt betreffen . Dabin gehöret zus förderſt die Einrichtung der Bürgerwaden. Es ſind dies Felben nach den 5 Kirchſpielen, deren jedes feine beſondere Farbe in den Fahnen führet, eingetbeilet, und find dems nach 5 Dbriſten , welche Derren des Rathes , 5 Obrift: lieutenants , welche Bürger find, und in allem 57 Bürs gercapitaines , deren jeder feine beſondere Compagnie hat. Der Krienesrath befteht aus dem åtteſten Bürgermeiſter, obigen 5 Ratbsherren , dem Commendanten , 3 Oberalten, 2 Kämmerenbürgern , und 8 Bürgern , welche Krieges: commiſſarii genannt werden . Die Miliz, welche 12 Com pagnien Infanterie , und eine Compagnie Dragoner aus : macbet , wird von dem Commendanten , wozu man gee meiniglich eine von auswärtigen Dienſten mit Character erlaſſene Generalsperſon nimmt, commandiret . Das Artilleriecorps ſteht unter zıpeenen Berren des Rabes und zweenen Bürgern , und die Nachtwache, welche wie ein ordentliches Sorps reine Oberofficiers und Unterofficiers bat, auch alle Abend zur Parade , biernächſt aber auf gewiffe Poſten in der Stadt marfciret , und wovon des Nachts , zur Bezeugung der Wachfamkeit, die Stunden angerufen werden , unter den beyden Herren des Rathes, welche Gerichtsverrralter find , ale ibren Obriſten , ims gleiden unter 6 Dberalten , und 2 Kammereyburgera. Das bamburgiſde Gebiete erſtrecket fich über verſchie: bene Lånderepen und Dorficbaften , welche, fo wie die Stadt felber , theils auf wafferreichen und daber etwas fruchtbarerem Grunde , welche man die Maric nennet, theils auf höherem , und trockenem Boden , welden man Geeft beißt , belegen find. Unter den Marfchländereyen iſt insbeſondere der Billwarder, und Bamni und Born , als in welchem Diftricte die mebreften bamburgiſden Gårs ten liegen , zu erivahnen . Des am Ausfluffe der Elbe liegenden Amtes Xitzebüttel iſt fchon vorhin gedacht, und die gemeinſchaftlich mit Rübeck der Stadt interwürfige fåndereyen , nämlich das Stadtlein Bergedorf, und die foges
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fogenannten Vierlande find ſchon unter der Stadt fübiet berühret worden . Soipol von der Stadt Hamburg ,' und den mehreſten der von ihr von Zeit 311 Zeit fich erwors benen Privilegien , als von ibrem Gebiete, und densii dabin gebdrigen Charten , trifft man die neueſte zuver : laßigfte und gründlichſte Nadridt an in dem fateiniſchen Werke, welches der daſige , um ſeine Waterftadt 18chts verdiente Herr Syndicus Blefeker anißo ang Lidt treten láßt , unter dem Situl : Curæ Geographica , als woſelbſt S. 117. von den ben Hamburg befindliden Elbinſeln, S. 119 u. f. von der Stadt felber und ihrem Gebiete die Cbarten angezeiget , S. 458. u . f. aber von den 3 Hanſe ſtådten Lübect , Breinen und Hamburg überhaupt , und S. 479 u . f. von letterer insbeſondere , und zwar haupts fächlich , was die Geographie betrifft, ausführlic und bundig ift gehandelt worden . Die vielen und anſehnlichen Freyheitsbriefe, wvomit die Stadt Hamburg , fowol in ihrer Berbindung mit den Hanſeſtadten , als für ſich insbeſondere, von den Römis fden Kaiſern , von den Königen in Dänemart, von den Herzogen und Grafen von Holſtein , und von andern bos ben Mácten begabet worden , würde zu weitläuftig ſeyn zu berühren . Es wird derfelben zwar die unmittelbare Reichsſtandſdaft, ipelcbe ibr durch eine am kaiſerlichen Cammergerichte zu Speyer im Jahre 1618.publicirte Ura thel zugeſprochen , von dem bodt fürftlich bolſteiniiden Hauſe, inſonderheit von der Krone Dänemart , annoch ftreitig gemacet, und ſie enthält nich anigo der Stimme auf dem Reichstage, zu welchem fie jedoch ſeit der ge dachten Urthcl immerfort iſt berufen worden : fie ibet illa deffen alle ſtädtiſche Territorial : Geredtſame ungehindert aus, und übrigens iſt das gute Bernehmen mit der Krone Dånemark , durch den im Jahre 1736 vom Könige Chri , ftian VI erhaltenen Bergleid , wodurch ſowel, als durch der im Jahre 1740 darauf erfolgten altonaiſchen Branza vergleich die bauptſächlichſten Jrrungen, nämlid wegen - des Münzweſens , wegen des in der Stadt befindlichen Scauenburgiſchen Hofes, und wegen der Gränze mit Doo 000 004 Altona,
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Der niederſächſiſche Streis .
Altona , geboben ſind , auf einen dauerbaften Fuß gereget worden . Die vornehmſten Freyheitsbriefe der Stadt find von Seiner ißt regierenden Kriferlichen Majeftat von neuem beſtätiget worden , und ſie bat überdem , benebit den Städten Lübeck und Bremen , das Glüct, gebabt , in den beyden neueſten faiſerlichen Wabikapitulationen Art. 7 F. 2. zum beſondern kaiſerlichen Souge empfohlen zu werden. In der Neichsmatricut von 1521 iſt Hamburg angea feget auf 20 Mann zu Roß und 120 zu Fuß , und in der jüngſten Ujualmatricul des kaiſerlicken Cammergerichtes fteht folche auf 439 Rrbit: 501 Kreuzer. Das Wapen der Stadt iſt ein Kaſteet mit 3 Thůrmen , oder vielmehr ein nach alter Urt mit 3 Thürmen verſes benes offenes Thor: mit einem Fallgitter', ſo wie es auf den Ducaten und andern Münzen zu feben ift . Die Widerlegung der Vernung , als wenn in der Deffnung des Shores ein Neffelblattbefindlich fern müſſe, geboret in die Münzwiſſenſchaft und Staatskunde. lim endlich der Geſchichte der Stadt Hamburg noch mit einem Worte Erwåbnung zu thun , ſo wäre es gleich wol faſt unmöglich , die bauptſächlichſten Schickſale dera felben dergeſtalt ins Kurze zufammen zu zieben , daß auch nur diejenigen Umſtarde , welche am wichtigſten find, nicht gånzlich unbemerket blieben . Es wird aber genug Reyn , die coon im neunteit bis zum dreyzehnten Jahrhuna derte ausseftandenen Belagerungen und Zerſtörungen , die königlich däniſche Belagerung vom Fabre 1686 , die groſ fen innerlichen Unruben im vorigen , und im Unfange des itigen Fabrhunderts , die durch außerordentliche Bafferfluten , curd Feuersbrünite , durch . Peften , durch das Erdbeben zu Liſſabon , und dergleichen Unglücksfalle, insonderheit aber durci) die der Stadt mehrmalen febr empfindlich gefallene Ungnade bober Häupter ihr zuges ftogene Widermärrigkeiten , die Anweſenheit großer Hers ren , womit die Stadt febr oft iſt beebret worden , die mit auswärtigen Macbten getroffenen Tractateit, und die Berbindung, worinn bamburg ehemals mit den geſamma ten
Die Reichsſtadt Brement.
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tén Stadten des Hanfebundes geſtanden, mit lübeck und Bremen aber noch ißt ſtebt, nur der Rubrit nact, anzu . fübren , indem diere Stadt aud darinn einen Vorzug bat, dag ibre Hiſtorie durch mehr, als einen Schriftſteller, um ſtändlich iſt abgehandelt worden, deren Berzeichniß dent bamburgiſchen Mung und Medaillen - Bergnügen vorges Orucet worden , und welten Pfeffinger im Vitriario illuftr . L. 1. tit. 18. not, d . p. 78Q« 11. f. beyzufügen iſt.
Die Reichsſtadt Bremen .
24 jie kaiſerliche frepe Neichsſtadt Bremen liegt in der: DiWefer, von der ſie in die Uit- und Neuſtadt zerthei let wird, welcbe beyde Sheile eine große Brücke, und eine kleinere über einen kleinen Urm der Weer erbauete Brita de, verbindet. Die Befeſtigung der Stadt iſt mitrelmås Big. 1744 záblete man alle Gebäude urd Einwohner, und fand in der Alt- und Neuſtadt ( die Borſtådte ungerech net ) 4778 beroobnte Hauſe!', 565 Gebäude, als Stall Brau : Pack. Garten- und Magazinbåuſer, 387 Dobnkels. ter, 4099 Paar Ebefeute, nämlict 1589 reformirte, 1772 lutheriſche, 629 vermiſchte, 81 katholiſche, und 28 veľa miſte ) 218 Witmer, 1239 Witwen, 233 wobnbafte ledi: ge Mannsperſonen , und 359 wohnhafte tidige Frauens : perſonen . Die Altſtadt iſt die größte und bewoonteſte, und ift nach den 4 reformirten Haupt- und Pfarrkirden , namtich u. t . Frauenkirce, Ansgariifirde, Stephanskir's de uno Martinskircbe, in 4 Kirchipiele oder Quartiere abgetheilet. Eben dafelbft find auch, die zum Herzogtume Bremen gehörige , und auch bey demſelben ſchon beſchrie bene Domkirche, zu welcher fich die bieſigen Lutberanet balten , und unter deren Chore der ſogenannte Bteykeller, wegen der darinn befindlichen unvermeferen Körper, merk, würdig ift ; das St. Jobannesklofter mit ſeiner Kirce, das berubmte reformirte akademiſche Gymnaſium mit eis nem anfellulicben sffentlichen Bücherſaale, das unter das Gymnaſium geðrige Pädagogium , das Rathbaus , die Börſe, der Scutting der Uelterleute, das Zeugbaus, das Kranterbaus, in welchem auch ein anatomiſcher Scau DOU 000 00 5 plas
2790 ...
Der niederſächſiſche Kreis.
plaß iſt, das Zucht- und Werkhaus. Ander großen Wes ferbrüde iſt das große Wafferrad merkwürdig, durch wels des das Baffer in Röhren , die unter den Gaſſen liegen , und durch dieſelben in viele Häufer der Altſtadt geleitet wird. Am andern Ende dieſer Brúdte iſt eine fünftlice Walkmühle. In der Neuſtadt iſt die reformirte Paulss Eirche. In den Vorſtådten ſind noch 2 Pfarrkirchen . Die Reformirten mađen zwar die herrſchende Kirche aus, wie benn auch ist der ganze Rath reformirt iſt : allein , der Ans jahl nach find ihnen die biefigen Lutheraner gleid. Die Ratholiken wohnen dem Gottesdienſte in der Kapelle des kaiſerl. Rcribenten bey. 1 Der Rath beſteht aus 4 Bürs germeiſtern und 24 Rathsberren. Er bat alle Gewalt, und wird aus den Celebrten und Kaufleuten beſetet. Die Kaufleute baben ihre Aelterleute, welche aber bey der Res gierung der Stadt nichts zu ſagen haben . In wichtigen Dingen , und wenn außerordentliche Auflagen zu berpillis gen find, wird die Wittheit (Beisheit) zufammen berufert, welche aus den Selterfeuten und den Bürgern, welche Spoß zu geben vermogen , beſteht. Der Rath bat die Unter- und Dbergerichte. Das burbaus Braunſchweig und Lügeburg aber feget, wegen des Herzogtums Bremen , einen Stadtvogt, welcher in jeder Dalsface unter gerviſ fen Cerimonien den Stab bricht. Die Beſaßung der Stadt iſt ungefähr 600 Mann ſtark. Es ſind hier unterſchie. dene Manufakturen, und die Stadt treibt einen weitläuftis gen und wichtigen Handel , fübret auch noch den Namen einer Hanreftadt, tpie oben bey Púbed bemerket worden iſt. És können aber die großen Kauffarthevſchiffe mit ih . ten tabungen nicht bis bieber kommen , fondern müſſen
1
3 bis 4 Meilen von hier zu Brake oder Elsfleth ausgela: den werden . Bor After war diere Stadt der Sit des von ibr benann . ten Biſtums und nacmaligen Erzbistums; es fingen aber foon im 13 Jahrb. zwiſcben ifr und den Erzbiſbófer und Domkapitel mancherley Jrrungen an. Zur Zeit Erzbis robofs briftopher mar fte in großer Gefabr , denn weit ſie ſchon 1522 die lutheriſche Lehre angenommen, das Pau Itnerkloſter vor der Stadt zerſtöret, und 1530 die Dom. tirde
Die Reichsſtadt Bremen.
2791
firde den Katholiſchen mit Gewalt genommen hatte, veks anlaſſete der Erzbiſchof, daß die Stadt 1547 nach dex Soladt bey Múblberg von kaiſerlichen Völkern belagert wurde : allein ſie verteidigte rich gut, und wurde vom Gras fen von Mansfeld und den Hamburgern entfeßet. Nad dem paffauiſchen Bertrage kam die Stadt mit Múbe wies der in des Kaiſers Gnade. : Zur Zeit Erzbiſchofs Georg entftund eine große Unrube, als Albrecht þardenberg 1562 die reformirte Lebre ausbreitete , und burd den Bürgers meiſter von Büren unterstůbet wurde, auct fonft großen Beyfall fand. Ein Sheil des Rathe entwich aus der Stadt. Die Sache wurde zwar auf dem niederſachubert: Kreistage zu Lüneburg vorgetragen , und Hardenberg mugte weiden ; es wurde auch 1568 zwiſchen dem entivi denen und dem neuen Ratbe zu Berden ein Bergleich ges ftiftet: allein der entwichene Raty kam nicht wieder in die Stadt , und die reformirte Lehre bat feit dieſer Zeit die Dberband biefelbft bebalten . Frideric , der lebte Erzbis foof ju Bremen , batte mit der Stadt viele Streitigkeis ten, foivol weil fie zum Reichstage berufen war , auf wela dem zu erſdeinen er ihr nicht geſtatten wollte , als auc , weil er die feit 1568 verſchloſſen geweſene Domkirche 1639 zum Bebufe des lutheriſchen Gottesdienſtes wieder eröffnent tieß : doch legete der ſtadiſbe Bergleid die Irrungen eis nigermaßen bey. 1640 wurde die Stadt zum Reichstage berufen , und im reichsſtädtiſchen Collegio auf der rbeini ſchen Banf zu Siß und Stimme gelaſſen. Im weſtpha lifden Frieden von 1648 wurden der Stadt und ihrem Gebiete und Unterthänen ihr damaliger Zuſtand, Freyheit , Gerecörigkeit und, Privilegien in geiſt- und weltliden Sas den beſtåriget , auch ausgemachet, daß die etwa zwiſchen ihr und dem Herzogtume Bremen und den Kapitein ob waltenden oderkünftig entſtehendenStreitigkeiten ,entwedex gútlich beygeleget, oder durchs Recht ausgeführet werden, und unterdeffen jede Parten im Beſige deffen , was ſie inne babe, verbleiben ſolle. Allein die Auslegung dieſer Worte, und die Theilung der Güter der Collegiatſtifter zum H. Stephan , H. Wilhad und Ansgarius , imgleichen die Hut: digung, welde die Stadi den Erzbiſchöfen ſonſt geleiſtet batte,
.
2792
Der niederſächſiſche Kreis .
hatte , und andere Vorfälle, verurſacheten allerley Streis tigkeiten , welche in Frindietigkeiten ausbrachen , und der Stadt 1654 and 1666 fowebiſbe Belagerungen zuzogen . Es kam aber berbemale zum Bergleide, doch wurde die Reichsfreybeit der Stadtunausgemacbet gelaſſen. Nach, dem aber das Herzogtum Bremen an das Churbaus Braunfibweig und Lüneburg gekommen iſt , iſt der Stadt von demielben 1731 die Reichsſreybeit zugeſtanden , und die übrigen Irrungen , inſonderheit wegen der halben Con tribution aus den 4 Goben , welche die Stadt ſeit vielen Fakren ſchuldig war, find 1741 dadurch bepgeleget wore den : Par die Start an das Herzogtum Bremen das Amt Blumenthal und das Gericht Neukirchen nebſt den Meyern und Rethern auf dem Düvelsmoor völlig abgetreten bar. 1757 wurde die Stadt von den Franzoſen befeßet, welche fie 1758 wieder verließen , und den Dannoveranern Plat, macheten . Die Stadt bat auf dem Reidstage im reichs. ftadriichen Collegio auf der rbeiniſcbeu Bant die ste Stelle . Ihr Reichsmatrikular - Unfolag iſt 320 Fl. und zu einem Kammerziele giebt ſie 148 Ribir. 675 kr. Ihr Gebiete iſt in 4 Boben oder Gauen abgetheilet, welbe ſind : Uber - Vieland, Glieder- Vieland , Werder tand, und Koller- und Blockland mit den Gerichte Borgs feld , doch gebóret die Landeshoheit über 8, im Werders lande und Gerichte Borgfeld belegene Dörfer , zum Bere zogtume-Bremen , und von den Start- Bremischen Series ten über dieſelben kann an das Hofgericht zu Stade ap, pellicet werden . Sonſt find in dieſen Goben ißt 9 Kirch: ſpiele. Es geboret der Stadt auch der Hafen zu Vegeſace an der Weſer, und die Civitgerichtbarkeit über das dabey befindliche Dorf, nebſt der gerichtlichen Unterſuchung und Beſtrafung geringer Berbrechen , dod ſteht denjenigen , welde ich durch die Ausprüche und Berfügungen des Magiſtrats Grictweret zu feyn erachten , die Appellation an das Hofgericht zu Stade frey . $ Die Reichsherrſchaft Schauen , welche zwiſchen dem
Fürſtentume Halberſtadt und der Grafa
8
Die Reichsherrſchaft Schauen ,
2793
Grafſchaft Wernigerode, unweit Oſterwick, liegt, und auf der neuen Charte vom Fürſtentume Halberſtadt am beſten zu ſehen iſt, liegt zwar im niederſachſiſchen Vor Afters Kreiſe, iſt aber kein Stand deſſelbena war ſie ein Hof, rielder dem
Stifte Waffenriedo zugea
Hårete. Ubr Paulus verkaufete ihn mit allem Zugehöre 1528 für 3000 rheiniſche Goldgulden an Botho, Gra. fen von Stollberg und Wernigerode, behielt ſich aber Als nachs auf gewiſſe. Jahre den Wiederkauf bevor. mals die Grafen von Stollberg cinige , bazu gehörige Giter an einige ihrer Gläubiger veråußern wollten, Fuchete Sebaſtian Pollmann, Prior zu Walkenried, fol. ches zu Hindern , und ſchloß daher 1611 mit Stag von Münchhaufen einen Vertrag, daß dieſer für 5500 Rthlr. den Hof Schauen übernehmen , und vom Herzoge Hein . rich Julius , poſtulirtem Biſchofe zu Halberſtadt und Hommiſtrator des Stifte Walfenried ; zu Sehn ems pfangen, der Herzog und Biſchof aber bey jedem Lehnss Falle dem Stifte 200 Rthlr. zahlen , und dieſe entwe. der gedachter Stax von Münchhauſen oder deffen Er: Sollte aber der Herzog ben wieder bezahlen ſollten. oder ſeine Erben , oder Stag von Münchhaufen und ſeine Erben abgehen : ſo ſollte das Stift. Walfenried diefen Hof nicht eher wieder bekommen , als bis es den Verwandten , entweder des Sjerzogs , oder des von Münchhauſen , 2000 rheiniſche Goldgulden ausgezah . let hätte. Herzog Friderich Ulrich loſete den Hofvom Stak von Münchhauſen für 65000 Rthlr. wieder ein , und übergab ibn an das Domkapitel zu Halberſtadt zur Vergeltung , daß es ihn zum Biſchofe poſtuliret hatte. Als aber die Herzoge zu Braunſchweig und lüneburg keine Hoffnung hatten, das Bistum Halberſtadt zu er: langen ,
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Der niederſächſiſche Kreis.
langen , eigneten ſie ſich dieſen Hof wieder zu , welcher ihnen auch im weſtphaliſchen Frieden von 1648 zuer . kannt, und ausgemachet wurde, daß ſie ſolchen vom Kaiſer uno.Reiche zu Sehn empfangen ſollten , welche Belehnung ihnen auch) 1651 vom Kaiſer Ferdinand III, und 1668 vom Kaiſer Leopold ertheilet wurde. Ende lich überließen die Herzoge Georg Wilhelm und Ernſt Yuguſt 1672 , und Herzog Rudolph 1680 dieſe Herr. ſchaft init aller Sandeshoheit an Grafen Georg Frider rich von Waldeck für feine zur Bezwingung der Stadt Braunſchweig geleiſteten Dienſte , welcher auch 1684 vom Kaiſer mit derſelben belehnet wurde. Eben der. felbe aber verkaufete dieſe unmittelbare Reichsherrſchaft mit kaiſerl. Bewilligung 1689 an Otto Groten , deſſen freyherrliche Nachkommen ſie noch befigen. 3 Zum Beſchluſſe dieſes Kreiſes iſt noch einer låchers lichen Stelle, oder vielmehr eines Schandfleckes der
Reidsmatrikel zu gebenkeri. Sie führet nămlich unter den niederſádyſiſchen Kreisſtånden das Herzogtum Maaß mit einem Reidysmatrikular - Anſchlage von 12 zu Roß und 135 zu Fuß , oder 684 Fl. an , und mels det, der Herzog von der Maaß oder das Herzogtum Maaß fer ausgeſtorben , und der ißige Inhaber deſſel Hier wird das ben folle der König in Polen ſeyn. m Herzogtu an der Maaß, oder das Herzogtum Bouil. lon, weldjes durch einen groben Fehler in der Reichs . matrikel zuin niederſächſiſchen Kreiſe gerechnet worden , Unfangs wuſte mit Maſovien in Polen verwechſelt. man nicht, wo das Herzogtum Maaß liege ? Als man es aber in Maſovien zu finden vermeynete , trug man fcin Bedenfen , von dem Könige in Polen wegen der felben einen Beytrag zur Türfenſteuer zu fordern . Ein
1 Ein Paar unmittelbare Reichsländer , welche zu keinem der obigen Kreiſe gehören ,
nåmlich
die
gefürſtete Grafſchaf
t
Mümpel
gard
und
Herrſcha
ft Arch.
io
7
2796
Die
gefürſtete
Grafſchaft
Můmpelgard. ie liegt zwiſchen dem Bistume Baſel, der Grafa S ſchaft Burgund , ( Franche Comté ,) dem Heri zogtuine Lothringen , und dem Sundgau . Man fann fie am beſten 'auf den Sandcharten von der Grafſchaft Burgund ſehen, dergleichen Jaillot, Sanfon, Viſſcher , Homann und andere geſtochen haben. Es will ſie we der der oberrheiniſche noch der ſchwäbiſche Kreis für Vor Alters hat ſie beſon . einen Mitſtand erkennen . dere Grafen gehabt, welche mit Grafen Heinrich 1395 ausgeſtorben ſind , deſſen . Tochter Henriette Grafen Eberhards des Jüngern zu Würtemberg Gemalinn war, an welchen und ſeine Nachkommen Mümpelgard ſolchergeſtalt gekommen iſt.
Nachher iſt diefes.Land
zu unterſchiedenenmaten würtembergiſchen Prinzen zum abgetheilten Erbe gegeben worden. Die lekte mům . pelgardiſche linie ſtiftete Fö ?rzog Leopold Friderich, wel. cher 1631 tarb. Ihm folgeten ſeine benden Söhne, Leopold Friderich und Georg, nach einander in der Re gierung , und dem legtern ſein Sohn Leopold Eberhard, welcher 1723.ſtarb. Die von ihm abſtammenden Frey: Herren und Freninnen de l ' Eſperance ſind 1723 und 1739 vom Reichshofrathe der fürſtlichen Würde und Erb . folge in der gefürſteten Grafſchaft. Můmpelgarð un . fähig , auch 1747 von dem Könige von Frankreich für unächt- erklåret , und mit ihren Unſprüchen auf die zu der gefürſteten Grafſchaft Mümpelgard gehörigen und unter franzöſiſcher Hoheit liegenden Herrſchaften abge wieſen, und ihnen bloß der nordige Unterhalt aus benen
ſelben
Flora
U
Die gefürſtete Grafſchaft Mümpelgarð. 2797
felben zuerkannt worden :
es iſt auch endlich 1758 zu
Wien , von einer dazu ernannten kaiſerlichen Hofcoms mißion , zwiſchen dem regierenden Herzoge Karl Eugen von Würtemberg, und ihnen, ein Vergleich zum Stan . de gekommen, in welchem ſie ſich aller Naſprůche, des Wapens und Namens an und von Münipelgarð eiða lich begeben baben, der Herzog aber ſich anheifchig ges machet hat , ihnen jährlich 14000 Fl. zum Unterhalte zu geben . Der regierenbe Herzog zu Würtemberg ſeker dieſem Lande einen Gouverneur vor , welcher Präſident des Regierungscollegiums iſt.
Das land ſelbſt beſteht :
1. Aus der eigentlichen gefürſteten Grafſchaft Njůmpelgard , zu welcher gehören :
1. Wümpelgard, Triompelgard, franz. Montbeillard , die Hauptſtadt des Landes, welche am Fluffe Alaine liegt, der nicht weit von hier ſich mit dem FlufTe le Dour ver miſchet. Sie iſt der Sig des Gouverneurs , der Regie rung , und einer Superintendentur. In der Kirche auf dem fürſtl. Soloffe wird der Gottesdienſt in deutſcher Sprache, hingegen in der Stadt- und Pfarrkirche in frans zofiſcber Sprache gehalten ; es hat auch die Vorſtade eine franzöſiſche Geineineund Kirce. Un dem Gymnaſio ftes hen nur 3 Lebrer. 2. Die Kirdſpiele Abevillers, Audincourt, Allenjoie, Badans , Bethencourt, Beutal , Clairgoutte , Coathes nans , Defandans, Dale, Etoupes, Eſtobon , mandeure, 8. Julien, Tremoins, Vellantigney.
II . Aus folgenden 7 Serrſchaften, welche der gefürſteten Grafſchaft Mümpelgard einverleibet ſind , aber ißt insgeſammt von der Krone Frankreich zu lehn gehen .
3 Zb .
PPP PPP PP
1. Die
1 2798
Die Herrſchaft Aſch.
1. Die Berrſchaft ericourt. 2. Die ýerrſchaft Châtelot am Fluſſe le Dour. 3. Die errſchaft Bl mont. 4. Die Serrſchaft Clemont. 5. Die serrſchaft Granges , 6. Die serrſchaft Clerval. 7. Die Serrſcheft Paffxvant , in welcher das Stade: en dieſes Namens iſt.
Die Herrſchaft Aſch. ie Herrſchaft Aſch liegt zwiſchen des Fürſtentums Culmbach Landeshauptmannſchaft Hof, und
1
Amtshauptmannſchaft Wunſiedel, des Königreiches Böheim egerfchem Gebiete, und des Churfürſtentums Sachſen vogtländiſchem Kreiſe. Man kann ſie auf der homanniſchen Charte vom Fürſtentume Culmbach am beſten fehen. Sie gehöret den Freyherren von Zedwig , und enthält, außer dem Martcfiftecken Arch , einige 20 Dörfer.
Die
ayed Die !
Drey
Kreiſe der
unmittelbaren
Reichs -
Ritterſchaft !
in
Schwaben , Franken und
am
Rheine .
Ppp Ppp PP 1
2800
Allgemeine Anmerkungen. S
frene unmittelbare Reichsritterſchaft iſt nach der Beſchreibung, welche Herr Joh. Jac. Moſer in
ſeinem Grundriſſe der heutigen Staatsverfaſſung des deutſchen Reichs B. 5. Kap. 2. davon giebt; ein mit gewiſſen Ordnungen und vielen Frenheiten verſeģenes geſchloſſenes Corpus oder Geſellichaft, von vielen theils gråflichen , meiſtens aber freyherrlichen und adelichen Familien , welche (ordentlicher Weiſe nebſt ihren Gů. tern) unmittelbar unter dem Kaiſer und Reiche ſtehen . Sie theilet ſich in 3 Ritterkreiſe , den ſchwäbiſchen , frånkiſchen und rheiniſchen . Alle 3 baben ein allgea meines Directoriuin , welches 3 Jahre lang 'wechſels . weiſe von ihnen geführet wird. Jeder Ritterfreis aber hat ſeinen beſonderen Director, und jeder Ort oder Canton wieder ſeinen eigenen Director oder Haupts mann , und gewiſſe demſelben zugegebene Ausſchüſſe und Ritterrůche aus ihrem Mittel. Die Zuſammens künfte der Reichsritterfdhaft ſind entweder allgemeine , da die Directoria , oder auch Ausſchüſſe , entweder aller Ritterkreiſe , oder gar aller Cantone zuſammen kommen : oder eines einzelnen Ritterkreiſes, wenn ſich die Directoria , oder zugleich mit die Ausſchüſſe aller Cantone eines Kreiſes verſammlen ;
oder ein Orts
Convent, auf welchem alle Mitglieder eines Cantons erſcheinen , oder, welche die gemeinſten ſind, ein Aus. fchußtag , welcher nur aus jeden
Cantons Directorn
und Ausſchüſſen , denen Dazu gehörigen Conſulen . Die Annahme neuer Mitglieder ten 2. beſteht. beruhet bloß auf ber" Reichsritterſchaft eigenem Wohl. gefallen,
Sie hat nach und nach von den Kaiſern anſehnliche
2801 anſehnliche Privilegien erhalten .
Auf Reichs- und
Kreistagen hat ſie feine Stimme, wird aber doch auf Sie gewiſſe. Urt den Reichsſtånden gleich geßalten . iſt zwar dem Reiche im Falle der Noth und eines alla gemeinen Reichsfrieges zu perſönlichen Ritterdienſten , hingegen zu keinem Beytrage in den Reichsbeſchwerden mit Vulfe oder Gelde, verbunden ܐ: allein heutiges Tages wird ſie mit dem erſten verſchonet, und bewilliget hin . gegen dem Kaiſer jederzeit , gegen einen Revers , daß dieſes ihr zu keinem Nachtheile gereichen folle, eine Summe Geldes, unter dem Namen Charitativ Sub. ſidien , welche ſie von ihren Unterthanen erhebt , und - mit welcher der Kaiſer nach Belieben ſchalten und wals ten kann . Zur Erhaltung des Kammergerichtes tråge ſie nichts ben . Ihre übrigen Gerechtſame werben von Herrn Moſer am angefülrten Orte beſchrieben , Ich fann keine ganz Dahin ich den Sefer verweiſe.
1
vollſtåndige Verzeichniſſe der zu jedem Kreiſe , Orte und Canton gehörigen Güter liefern , es fehlet mir auch an Raum , die Lage derſelben genau zu beſtima men , Beſchreibungen davon zu ertheilen, Beſiker zu nennen .
und ihre
Alles, dieſes muß ich theils auf
die fünftige Zeit , theils zu einem beſonderen Werke, ausfeßen . Inteedeſſen wird der Lefer mit dieſem erſt. maligen Verſuche, die unmittelbaren reichsritterſchafte lichen Derter und Güter beſonders zu beſchreiben , que frieden ſeyn .
Ppp ppp PP 3
2802
Die unmittelbare Reichsritterſchaft.
Der ſchwäbiſche Ritterkreis.
D
Jer ſchwäbiſche Ritterkreis beſteht aus 5 ſogenann . ten Orten oder Cantonen , welche ſind :
I.
Der ausſchreibende Ort oder
Canton Donau , zu welchem vornehmlich folgende Herrſchaften , Markte flecken, Dörfer und Weiler. gehören . Groß- und Klein - Adh bauſen . Achſtetten, Soloß am Fluſ fe Rottam . Altenweiler bey Warthauſen. Almendingen . Altheim . ball. Unter: Ungelberg . Unhofen . Urnegg , am Fluffe Blau , unweit Ulnr.
Apfeltrang, am Fluſſe Min : del. Arch , nicht weit vom Ledi. Autenried.
Dietenheim, 5. Dörfern , und 3 odfen, gehören den Grafen Fugger. Bremelau . Brennen . Bůhl. Büngen . Burtenbach , ein Schloß und Marktflecken am Fluſſe Mindel. Bußmansbauſen. Buttenhauſen. Coppenbaufen .
Bach . Bergenweiler. Beyren . Biberjell.
Delmenſingen , ein Marke: flecken unweit der Dos 119u . Dietingen , unweit Arnegg. Dirlauingen. Unter- Diffen , nabe beym Lecte.
Bingwangen. Botſtåtten .
Eberſpac , und Zugebór.
Brandenburg , eine Veſte mit dem Marktflecten
Eberſtali, ein Solog uns weit Jetingen ... Egels
Der ſchwäbiſche Ritterkreis .
ingen Egelf Eglingen .oder Beglingen ,
auf der A16 . Ebefterten urg. , Herrldsaft, uns Eiſenb weit Memmingen , in wel ber die Schlöſſer Ei.
2803
Haldenwang, herrſchaft. Hartbauſen . Haufen . Heifelſpurg. Dyer- und unters Heimer'. tingen , an der Iler , ges bort den Grafen Fugger.
fenburg , Grünfurth und Srunkelsberg . Emerbagger . nberg . Esfingen . Eringen . Eroldsheim , Solok
Etinansweiler. fifitbach . Gailenbach, Herrſchaft und
Herlingen . Hettingen , ein Städtchen und Solog auf der Alb , am Fluffe Pauchert . Heydorf , unweit der Dos nall . Heyſchtiſchbach . Himerding , Hirbel, Herrſchaft. Hobenreichen , unweit Wers
Solo . Gamertingen , ein Stadt : den auf der A1b , am Flufs
fe Laubert . mm Sa ersberg Goffingen . Ginzivangen . Bocſperg. Granheim . ngern, . unweit der Dos eninge Griefi 11Qu . Bronen . mch ba enei inzb Grun . , ein Schloß Gr beym Marktflecken gieis ches Ramens, geboret den
tingen . Hopferau . Horn. Horſtein . Hunderſingen . Hundfriet.
Ichenbaufen , ein Markts fleden unweit der Günz. Jeringen , ein Marfiflecken und Silos, am Fluſe Mindel . Jlereichheim , eine Herr, haft an der Jier , mit Mark :flecken und dem Solo le dicſes Namens , geboret einer Linie der Grafen von Limburgo
Styrum . Grafen Fugger . Jlerbiifen , ein doppelt Haimhofen und Zugehör , Soloß und Marktflecten am Fluſſe Somutter. unweit der Fler. Pppppp PP 4 Kett
2804
Die unmittelbare KeichBritterſchaft.
Kettnader. Kirchdorf, oder Rührdorf, und Zugehör. Klingenſtein . Knåringen , Herrſchaft. Kubwingen . Kronburg, ein Schlos uns weit der Iler.
Groß -und Klein -Landstroſt, an der Donau . Laupheim , Markofleden mit 2 Schlöſſern amFluf: fe Rottam . Lauterbronn .
Dppenbronn. Orfenhauſen , Marktflecken am Fluffe efterlidy. Oſterberg , ein Soloß uns weit flereichbeim , init einer Baronie. Dſterzell. Ottenweiler , mit zugeboris ger Vogtey. Rechtenſtein. Reifenfpurg, Remshardt und Zugehör. Reneftark. Rieden .
Riethauſen. Riſtieffen , ein Schloß und Fleden am Fluſſe Rif . soben- und Tieder : Xos nau , an der Kamlach , jes nes ein Schloß, diefes ein Marktflecken . Röttenbad . Rotenſtein, ein Schloß und weit der Fler . Münſterhauſen , am Fluſſe Unter Roth. Mindel, Rothrieben . eiffra oder Nuifra , ein ' Solipsheim . Marktflecken auf der U16. Ober-Salmendiugen . Sønirpflingen . 47eaburg an derKamlach , ein Schloß. Sowaickhauſen. Neu -Steußlingen . Schwendi ,ein Marktflegten und Schloß am Fluſſe Delfingen . Weſterlich, ift gräflich.dts Dorenbronn. tingiſd . Difingen , Herrroaft an der Sieffenberg. Sollenberg . Donau. Solſtetten. Dgelsbaufen . Dmatingen. Ober -Sobingen. Ober
abotent. Magoldbeint. Unter-Marchthal. Maßenſieg. Manſenburg. Mittelbibrac . Mokbeyren gehöret ben Grafen von Stadion.
Der ſchwäbiſche Ritterkreis .
2805
Dber: Speyer, Pogter. Obers und unter-Stadion. Stein zum Steine, Herr ſchaft und Sólog an der Güng . Steinkirchen .
Belheim an der Sler, in der Baronie Raublin.
Stetten, nabe beyin folgens den. Obers und Unters Storzins gen , Soloß und Martts flecken zwiſchen Sundels fingen und Langenau . Streitberg. Sålzburg und Zugehör ,
Walden, Veſte und Markt: flecken,gehöret den Grafen Fugger. Waldkirch . Wertingen, eine Herrſchaft, Stadtchen und Schloß am Fluſſe Zuſam , ift freya berrlico: pappenheimiſch. Wilflingen . Bippingen . Wernau und Zugehér .
ein Solog im kenninger Shale . Diſchingen . Obersulmetingen . Beld.
2.
Waal.. Babaim . Wablſtetten ,
Sayſershofen. Sweiffelsberg. Qwifalten , Dorf unweit der Donay.
Ort oder Canton Hegau , Algau
und Bodenſee , zu welchen vornehmlich folgende Herrſchaften , Markta flecfen , Dörfer und Weiler gehören. Udberg . Almißhoffen , Althaus . Unbart. Angell. Urler . Hulefingen . Bach, oder Baten . Beba,
Berg. Beuren. Bietingen geb &ret den Freya herren von Hornſtein . Bilafingen . Binningen . Bingen . Bitelſchieß. Bigenbufen. Ppp P P P P P 5 Blu
2806
Die unmittelbare Reichsritterſchaft.
Blumenect , eine Herrſchaft, meldte der Reichs- Abten Weingarten zugebåret. Blumenfeit . Booman , ein Marktflecken , nabe beym Bodenſee, von
Bauſen vor dem Heimſfetten . Hers : ingen. Hofingen . Bobenega. Hobenfelé.
welchem eine freybérrlis de Familie den Namen bat. Boll. Bollingen . Birfingen. Buigbeim . Büfingent.
Hohenklingen, Hohenweer. Homburg.
Dabraßerg. Dauberg. Dörflingen . Ductlingen . Eberſpacy. hoben -Efrisweiler. Einbarbt. Fredenzen. Freudenegg Freyberg.
Gettingen . Glasbüttert. Gligweiler. Grieſenberg gehöret den Freyberren von Ulm.
Walde.
Domburgerberg. Hůrn.
Kargesg. Kabenthal. Hoben- Klingen. Kolbingen. Krauchenwieg. Sraven . Streit. Krombad. Landau . Langenbronnen. Langenegg. Langenios. Langenſtein . Laubenberg. Linz geboret der Reichsſtadt Pfullendorf.
Halsberg . Bartheim . Hafenweiler. Hayd.
Magdberg. Marbach . Meinwang . Menningen . Merklingea . Mödingen gebåret den Freya berren von Bodmann . Mollenberg. ůbien an der Donau.
Hauſen an der Ach.
Mundelfingen . Neuen:
Der ſchwäbiſche Ritterkreis .
Neuenburg. Neuenhofen. Ncuenthann . Neuhauſen. Dberſtatt. Dtrzeu. Dipelfingen. Ramsbeim . Ober- und Unter- Randegg. Rasenriedt , eine Baronie, von weiter fich eine Fa: milie benennet. Rengnufbauſen . Rietben.
2807
Sirgenſtein , eine Baronie, von welder eine Familie den Namen fübret. Stein. Stetten . Steußlingen gebdret den Ebingern von der Burg. Stoffeln . Stuägeln oder Starzeln. Sturingen. Sbeynigen .
Tigesheim. Sindeci Vogelſang.
Waldrams. cine Herr : Soomburg, ſchaft der Grafen von Montfort. Schlatt am Sande, gehöret den Ebingern von der Burg . Ult- Schrobburg . Schwageléberg. Schweimningen . Sengen . Sifen .
3.
Ort oder
Waldſperg , eineHerrſchaft des Hauſes Fürſtenberg. Weitertingen geboret den Freyherren v . Hornſtein. Berenwag. Wiek gehöret den Freyber ren von Bodmann . Wormlingen . Worndorf. Wolkenberg. Zimmerholz.
Canton
am
Neckar ,
Schwarzwald und Ortenau. 1) Ort am 17eckar und Schwarzwalde, wel. cher Bezirf feine Kangley zu Tübingen bat. Uhldorf Bitbringen . Baigingen . Bierlingen geboret denen Bernegg von Dr. Bettenhauſen . Blåfiberg. Bols
2808.
Die unmittelbare Reichsritterſchaft.
Boltringen und Oberdorf, 2 Flecken, welche die Gras fen von Bolfenſtein bes
Freudenec. Frided.
Tizen , an welche die durch eine Tochter des Grafen ; . Otto von Eberſtein getominen find.
Bamsbeim. Geiglingen. Gerentweiler. @latt. Göttelfingen . Granert .
Borſtingen . Braitenau , Brandegg . Búbrlingett. Büttelbronn. Buſſenweiler. Ereſpad geboret Reutrum von Ertingets. Dalfingen . Dettingen. Dettlingen . Diedelsbeim.
Dieffen , ein Flecken , bey welchem ebedeſſen eine Burg geweſen iſt. Dizingen. Dotternhaufen. Dürremettſtetten. Dürren Dürrenbaro.
Gündringen. Haibach gehöret Ecutrum von Ertingen. Hamberg gebåret denen von Gemmingen . Hamentweil. Sarthauſen , Schloß und Fleden derer von Stein zum Rechtenſtein . Haufert ob Rothweil. Hendelbrunn. Höfingen. Hohen -Entringen. Hohenwareh gehöret bener von Gemmingen . Hůrlingen.
Kilchberg gehåret Leutrum von Ertingen. Kurchbac.
Ed geboret feutrum
von Ettingen . Egel tall. Eitingerthal. Eningen . Enzberg. Ertingen gehöret Leutrum von Ertingen.
Lakendorf. Långenloch . Lautlingen. Leinſtetten. Liebeneck gehöret ron Ertingen. Liechtenfels. Lieningen .
feutrum
Mar
Der ſchwäbiſche Ritterkreis. Margrethaufen. Maurer , Miebringen. Me Bingen im Gau. iblen am Neckar . Mühlhauſen an der Würm. Münchingen, ein Dorf. Neckarhauſen . Neithauſen . Neuenbaug. Mentauſen auf den Fildern. im Hagenſdyieß . Nieder Eibaca Stiefernburg . 27ippenburg , ein altes , mehrentbeils verfallenes Schloß, univeit Hemmina gen , gebåret keutrum von Ertingen. Nugdorf iſt wirchen dem
Derzoge von Würtenberg und denen von Reiſchachy gemeinſchaftlich . Dberhauſen. Dber :Menßheim .
Þaubaufen . Ramſtein. Riebgarten . Rieppur. Rottenſtein. Salzſtetten .
2809
Sobdivronn gehöret denen von Geminingen .