Der Gewerbeaufsichtsdienst bei den Ortspolizeibehörden: Handbuch mit Taschenlexikon und auswechselbarer Revisionsübersicht [2. Aufl., Reprint 2022] 9783112659748, 9783112659731

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Der Gewerbeaufsichtsdienst bei den Ortspolizeibehörden: Handbuch mit Taschenlexikon und auswechselbarer Revisionsübersicht [2. Aufl., Reprint 2022]
 9783112659748, 9783112659731

Table of contents :
Inhalt
Vorwort zur 1. Auflage
Vorwort zur 2. Auflage
Einleitung
A. Umfang des Gewerbeauffichtsdienstes der Ortspolyeibehörden
B. Bestimmungen über den Schutz wektagschulpflichliger Kind
C. Die Bestimmungen betr. die Arbeiter in gewerblichen Anlagen (Handwerkbetriebe und Fabriken) im allgemeinen
1). Bestimmungen für Fabriken und gleichstehende Anlagen hinsichtlich des Schuhes der jugendlichen Arbeiter (männlichen und weiblichen van 14—16 Jahren) und Kinder (13—14Jahre), sowie der Arbeiterinnen Kältere als 16 Jahre); sowie die allgemeinen Ausnahmen
E. Sonntagsruhe
F. Aktenhaltung
G. Vornahme der Revisionen
H. Taschenlexikon zur Ausübung des Gewerbeauffichtsdienstes
Übersicht

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iti bcn LktSPlizeikPrdeii Sandbuch mit Taschenlexikon und auswechselbarer Nevisionsüb erficht.

von

Lindner.

2. Auflage.

München 1907. I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

Juhaltsirberstcht.

Umsang -eS GewerbeauffichtsdiensteS bei -en Orts­ polizeibehörden ........................................................ 4

B.

Bestimmungen über -en Schutz werttagSfchulpflichliger Kinder..................

7

1. Gesetzliche Grundlagen................................7 2. Der Begriff der eigenen und fremden Kinder 8 3. Verbotene Beschäftigungsarten............... 9 a) allgemeines Verbot für fremde werktag­ schulpflichtige Kinder ............................. 9 b) für eigene werktagschulpflichtige Kinder 11 c) Weitere Verbote für Kinder unter 12 Jahren................................................... 12 aa) für fremde Kinder mit dieser Altersgrenze bb) für eigene Kinder unter 12 Jahren . . 12 d) Weitere Verbote für eigene Kinder unter 10 Jahren............................................... 13 4. Erlaubte Beschäftigungsarten.................. 14 a) für eigene Werktag schulpflichtige Kinder ohne Rücksicht auf das Alter.................... 14 b) für werktagschulpflichtige Kinder über 12 Jahren und zwar ................................ 14 aa) für fremde Kinder.................................... 14 bb) für eigene Kinder.................................... 15 c) für eigene werktagschulpflichtige Kinder über 10 Jahren.............................................16 5. Sonntagsruhe..................................................... 16 a) der fremden Werktag schulpflichtigen Kinder.........................................................16

IV Seite

b) der eigenen werktagschulpflichtigen Kinder............................................................... 17 6. Tätigkeit der Ortspolizeibehörden .... 17 a) Einschränkung erlaubter Beschäftigung 17 b) Aufsicht . *........................................................... 18 7. Die Mitwirkung der Schulbehörden und des Lehrpersonales beim Gesetzesvollzuge . . 18 8. Strafbestimmungen............................................. 21

C.

1.

2. 3.

4. 5.

Die Bestimmungen betr. die Arbeiter in gewerblichen Anlagen (Harrdwerkbetriebe und Fabriken) im all­ gemeinen ................................................................... 22 Der gewerbliche Arbeitsvertrag...................... 22 Form des Arbeitsvertrages....................................22 Kündigung............................................................... 22 Entlastung ohne Kündigung....................................23 Austritt ohne Kündigung........................................ 23 .Zeugnisse....................................................................23 Kontraktbruch.......................................................... 24 Streitigkeiten...........................................................24 Arbeitsbücher ........................................................... 25 Lohnzahlung.......................................................... 26 Allgemeines (Lohnzahlungsbücher, Lohnbücher, Ar­ beitszettel) .......................................................... 26 Abzüge von Lohn...................................................... 28 Lohneinbehaltung...................................................... 28 Aufrechnung gegen den Lohn und Beschlagnahme desselben.................................................... 28 Zurückbehaltung des Lohnes......................... 28 Lohnverwirkung........................................... 29 Maximalarbeitszeit.................................. 29 Lehrlingswesen im Groß- und Kleingewerbe (Fabriken und im Handwerk) ...........................29 I. Allgemeine Bestimmungen................ 29 a) Das Halten und die Anleitung von Lehrlingen 29 b) Die Entziehung der Befugnis zum Halten und Anleiten von Lehrlingen ............................... 31 c) Sonstige gemeinsame Bestimmungen ... 33

V Seite

II. Besondere Bestimmungen für Handwerker 33 a) Die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen 33 b) Weitere Sonderbestimmungen............................ 38 c) Übergangsbestimmungen...................................... 38 III. Strafbestimmungen............................................ 39 6. Arbeiter unter 18 Jahren...................................... 40 7. Meistertitel................................. '............................ 40 a) Berechtigung zur Führungdesselben ... 40 b) Strafbestimmung................................................ 41

1). Bestimmungen snr Fabriken und gleichftehende Anlagen hinsichtlich deS Schuhes der jugendlichen Arbeiter (männlichen und weiblichen van 14—16 Jahren) und Kinder (13—14Jahre), sowie der Arbeiterinnen Kältere als 16 Jahre); sowie die allgemeinen Ausnahmen

42 I. Jugendliche und werktagschulfreie Kinder 42 H. Arbeiterinnen über 16 Jahre........................44 HI. Aufsicht über die Befolgung der Schutzbe­ stimmungen ...............................................................45 IV. Strafvorschriften..................................................... 47 V. Ausnahmen von den Schutzbestimmungen . 47 a) Ausnahmen auf Antrag............................ 47 1. Wegen außergewöhnlicher Häufung der Arbeit..........................................................47 2. Für Arbeiten der nach § 105 c Abs. 1 Ziffer 2 und 3 der GewO, bezeichneten Art . 49 3. Wegen Unterbrechung des Betriebes durch Naturereigniffe oder Unglücksfälle . . 49 4. Wegen der Natur des Betriebes oder mit Rücksicht auf die Arbeiter ........................50 b) Ausnahmen für ganze Fabrikations­ zweige oder Betriebsgruppen durch Bundesratsbeschluß................................. 51 VI. Arbeitsordnungen ........................................... 52 VII. Strafwesen der Arbeitgeber...................... 53

E. Sonntagsruhe............................................................... 54 a) Allgemeine Vorschriften

................................. 54

VI Seite

b) Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit 1. Kraft gesetzlicher Vorschrift (§ 105 c) .... 56 2. Kraft der vom Bundesrate auf Grund des § 105 d erlassenen Vorschriften...........................................56 3. Kraft der von der höheren Verwaltungsbehörde (Kreisreg. K. d. I.) auf Grund des § 105 e ge­ troffenen Bestimmungen...................................... 57 4. Kraft der von der unteren Verwaltungsbehörde (Distriktsverwaltungsbehörde) auf Grund des § 105 f erhaltenen besonderen Erlaubnis . . 57 5. Kraft der von der Landeszentralbehörde (Staatsminist. d. Innern) auf Grund des § 105 h Abs. 2 der GewO, erteilten Bewilligung....................... 57

F. Aktenhaltung............................................................... 58 1. Akt über die ortspolizeiliche Revisions­ tätigkeit im allgemeinen und die Revi­ sion der Handwerksbetriebe ............................58 2. Fabrikakten.............................................................. 58 3. Akt über die Revision derBäckereibetriebe 59 4. Akt über die Revision der Wirtschafts­ betriebe ..........................................................................59 5. Akt überKinderarbeit in gewerblichenBetrieben ........................................................................60 6. Akt überdie Revision derhandelsgewerblichenBetriebe......................................................... 60 7. Sammelakt für die Übersichten über das Er­ gebnis der Revisionen der Betriebe 1—6 .... 61 G»

Vornahme der Revisionen

........................................ 62 a) Der praktische Verlauf...................................... 62 d) Kontrollfragen ....................................... . . 64 1. für Handwerksbetriebe...........................................64 2. für Fabrikbetriebe und diesen gleichstehende An­ lagen ........................................................................ 65 3. für die übrigen Betriebe siehe Buchstabe H

H. Tascheulexikon zur Ausübung des GewerbeanffichtSdieusteS................................................................ 68 ff.

Vorwort ;ur 1. Auflage. Veranlaßt durch die günstige Aufnahme, welche meine Abhandlung „Ortspolizeiliche Revision gewerb­ licher Anlagen" in der Bayerischen Gemeindezeitung (Jahrgang 1902) gefunden hat, wage ich, insbesondere auch nach Prüfung der Arbeit seitens meines hoch­ verehrten Amtsvorstandes, des Herrn rechtskundigen Bürgermeisters Ertl, dieselbe in bedeutender Erweiterung für den praktischen Taschengebrauch bearbeitet, in Form eines kleinen „Handbuches" herauszugeben. Dasselbe enthält in systematischer Darstellung den hierher bezüglichen Text aller durch Reichs- oder die bayer. Landesgesetzgebung erlassenen Vorschriften und dürfte deswegen geeignet erscheinen, den mit der Vor­ nahme der Revisionsgeschäfte betrauten Beamten der Ortspolizeibehörde die gewünschten Aufschlüsse zu geben und als nützliches und praktisches Hilfsbuch betrachtet zu werden. Der Gebrauch der Beilage (Revisionsübersicht) dürfte einer weiteren Erörterung nicht bedürfen. Dieselbe ist auswechselbar. Hierdurch ist die Benützung für die Revision einer beliebigen Zahl von gewerblichen Anlagen und Fabriken möglich. Das Taschenlexikon ist mit leeren Seiten zum Einträgen etwaiger Änderungen und Ergänzungen durchschoffen. Die weiteres folgenden leeren Blätter können zur Vormerkung der auf Antrag für einzelne Fabriken und Betriebe jeweils genehmigten vorübergehenden Ausnahmen verwendet werden, damit auch bei der regelmäßigen Revision hierüber Kontrolle geübt zu werden vermag.

Borwort.

Möge vorliegendes kleine Handbuch sich die Sym­ pathie der beteiligten Kreise erringen und denselben allmählich ein unentbehrlicher Begleiter beim Revisions­ dienste werden. Anregungen aus der Praxis zu künf­ tigen Verbesserungen der Ausgabe nimmt der Unter­ zeichnete stets dankbar entgegen. Wasserburg, November 1902.

L. Lindner.

Vorwort ;nr 2. Ansiage. Die 1. Auflage ist bereits seit Anfang 1904 ver­ griffen. In der gegenwärtigen Auflage sind alle hierher bezüglichen Gesetzesänderungen usw., insbesondere auch das Kinderschutzgesetz berücksichtigt. Wasserburg a. Inn, Mai 1907.

L. Lindner.

Einleitung. Nach beut Ablauf der Schuljahre beginnt für die meisten jungen Leute die Ausbildung für den zukünftigen Beruf. Viele jugendliche Personen werden schon in dieser Ausbildungszeit, alle aber nach Beendigung der Lehrjahre neuen durch die Art der gewählten Be­ schäftigung bedingten Einflüssen unterworfen. Die wissenschaftliche Forschung ist besonders in den letzten Jahrzehnten bestrebt gewesen, die Schädlichkeiten der verschiedenen Berufsarten für die in ihnen beschäf­ tigten Personen aufzudecken. Auch von Staats wegen wurden Ermittlungen in dieser Richtung veranlaßt und dient hauptsächlich das Institut der Gewerbeaufsichts­ beamten diesen Bestrebungen. Die auf solche Weise erworbenen Kenntnisse haben bereits in vielen Fällen die Möglichkeit gewährt, nachteiligen Einflüssen, sei es durch Vervollkommnung der für die Wohlfahrt der Arbeiter bestehenden Einrichtungen, sei es durch be­ sondere Gesetzesvorschriften oder Verwaltungsmaßregeln entgegenzuwirken. Eine vollkommene Beseitigung der Berufsschädlich­ keiten ist nicht möglich, es kann vielmehr die Aufgabe der erwähnten Bestrebungen nur sein, die Gefahren jeder Beschäftigungsart auf dasjenige geringste Maß einzuschränken, welches mit Rücksicht auf den Zweck der ausgeübten Tätigkeit zulässig ist. Wesentlich beeinflußt wird der Schutz gegen Be­ rufsschädlichkeiten durch die mehr oder weniger vor­ handene körperliche Befähigung zur betr. Tätigkeit. Ausgehend von diesem Gesichtspunkte hat der Staat die Beschäftigung von Frauen und Kindern in BerufsLindner, Gewerbeauffichtsdienst. 2 Aufl.

1

2

Einleitung.

arten, welche schwere Körperarbeit erfordern, durch gesetzliche Bestimmung teils eingeschränkt, teils ver­ boten. Da der Staat jedoch wegen der persönlichen Freiheit des Einzelnen die Wahl der Beschäftigung nur in sehr beschränktem Maße zu beeinflussen vermag, so muß es zunächst Sache der Beteiligten bleiben, eine den Fähigkeiten entsprechende Berufsbestimmung zu treffen. Ferner kann in jedem Beruf eine im Verhältnis zur menschlichen Leistungsfähigkeit zu sehr ausgedehnte tägliche Arbeitsdauer der Gesundheit nachteilig sein, doch ist die Abschätzung des Zeitmaßes, welches ohne Schaden ununterbrochen mit Arbeit zugebracht werden kann, schwierig. Es kommt hierbei zu sehr auf die Persönliche Tüchtigkeit des Arbeiters und die Art seiner jeweiligen Beschäftigung an. Eine einheitliche Be­ stimmung der Arbeitszeit ist indessen in Betrieben, welche viele Personen beschäftigen, nicht zu umgehen. Im Deutschen Reiche sind daher die Arbeitsstunden in jeder Fabrik durch besondere Vorschriften der Arbeitsordnung zu regeln. Außerdem hat der Bundesrat das Recht, für Gewerbe, in welchen durch übermäßige Dauer der Arbeitszeit die Gesundheit der Arbeiter gefährdet wird, Dauer, Beginn und Ende der zulässigen täglichen Arbeitszeit und der zu gewährenden Pausen vorzuschreiben. Gesetzlich ist auch für die jugendlichen männlichen und weiblichen Arbeiter die Dauer der zulässigen Arbeits­ zeit festgesetzt. Ein wichtiger Schritt, dem menschlichen Erholungs­ bedürfnis durch gesetzliche Vorschrift Rechnung zu tragen, ist durch Einführung der Bestimmungen über die Sonn­ tagsruhe geschehen, zu denen neben religiösen Beweg­ gründen auch Rücksichten der Gesundheitspflege usw. Veranlassung gegeben haben. Endlich kann neben der allgemeinen Ueberanstrengung auch die einseitige Inanspruchnahme einzelner Teile des Körpers schädlich werden. Weiter kommen in Betracht die Erkrankungen durch Einwirkung starker Hitze (Schmiede,

Einleitung.

3

Hochofenarbeiter, Glasbläser), durch Einatmung von Staub der Glas-, Metall- und Steinschleifereien, durch Übertragung gefährlicher Ansteckungsstoffe (Sortierer in Papier- und Kunstwollfabriken, Arbeiter in Anlagen zur Verarbeitung der Felle und Haare von Tieren ic.), durch Einatmung schädlicher Gase und Giftstaub (Arbeiter in Alaun-, Glas-, Ultramarin-, Schwefelsäure- und Weißblechfabriken, dann in Soda- und Chlorkalk­ fabriken ic.), durch Quecksilbervergiftungen (Spiegelbeleger), durch Bleivergiftung (Schriftsetzer, Maler ic.), durch Arsenikvergiftung (Arbeiter bei Herstellung und Verwendung arsenhaltiger Farben), durch Einwirkung von Phosphor (Arbeiter der Phosphor- und Phosphor­ streichhölzchenfabriken). Für eine Anzahl von Betrieben sind vom Staate zur Fernhaltung der betreffenden Berufskrankheiten Vorschriften vorbeugender Art über deren Ordnung und das Verhalten der Arbeiter erlassen worden. Damit hat der Staat seine Fürsorge aber nicht erschöpft, sondern auch durch geeignete Maßnahmen zumeist polizeilicher Natur, für deren genaue Beachtung und den Vollzug der sonst gegebenen Bestim­ mungen gesorgt. Dies leitet zur eigentlichen Dar­ stellung, bei welcher insbesondere auch die allgemeinen Verhältnisse der Handwerkerorganisation, soweit hierher einschlägig, gewürdigt werden sollen, über.

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Umfang des Gewerbeaufsichtsdienstes.

A. Umfang des Gewerbeaufflchtsdienües der Ortspolyeibehörden. Vorstehende kurze Einleitung dürfte klargelegt haben, daß unter den mannigfachen Zweigen der Wohl­ fahrtspolizei als einer der wichtigsten die polizeiliche Beaufsichtigung der gewerblichen Anlagen hervorzuheben ist und daß diese Tätigkeit eine umfassende Kenntnis der einschlägigen Bestimmungen erfordert. Die Grundlage und Richtschnur hierfür schafft die RGewO. mit den zu derselben ergangenen besonderen Bestimmungen, die teils in Form von kaiserlichen Ver­ ordnungen oder von Bekanntmachungen des Bundes­ rates im RGBl, veröffentlicht find, teils aber auch durch die Landesgesetzgebung geschaffen werden. Es soll hier nicht das weite Gebiet der Aufsichtspolizei (Gewerbepolizei) umfassend erörtert, sondern vielmehr nur versucht werden, alles das zusammenzustellen, was bei Vornahme der Gewerbsrevisionen haupt­ sächlich zu beachten ist, wobei, abgesehen vom Kinderschutzgesetze, über den Rahmen des Tit. VII GewO, nur da hinausgegriffen werden soll, wo es der Voll­ ständigkeit halber als nötig sich erweist. In Bayern ist die AufsichtsPolizei den Ortspolizeibehörden, welche beauftragt sind, halbjährlich mindestens eine ordentliche Revision vornehmen zu lassen, überwiesen; neben diesen sind die auf Grund des § 139 b der GewO, aufgestellten besonderen Aufsichtsbeamten (Zentralinspektor für Fa­ briken und Gewerbe, Gewerberäte, Gewerbeaffessoren, Gewerbeaufsichtsassistenten und Gewerbeaufsichtsaffistentinnen) tätig. Mit Rücksicht darauf, daß den Organen der Ortspolizei wohl zumeist die nötige technische Vor­ bildung fehlen wird, kann von denselben Wohl in der Regel nur die Kontrolle über die Beachtung formeller Vorschriften verlangt werden. Selbstverständlich bleibt aber, daß die Polizeibeamten die Gewerbeaufsichtsbeamten dadurch unterstützen, daß sie von allen ihrer Ansicht

Umfang des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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nach wichtigen Beobachtungen durch die Vorgesetzten Behörden (Distriktspolizeibehörden) dem zuständigen Fabriken- und Gewerbeinspektor Nachricht geben, und daß sie in Notfällen auch bei Fragen, welche tech­ nisches Verständnis voraussetzen, anordnend vorzu­ gehen haben. Um hierfür Anhaltspunkte zu haben, sind im Taschenlexikon auch die technischen Bestimmungen mit aufgezählt. Der Gewerbeaufsicht unterliegen sämtliche Gewerbe und zwar 1. Alle Handwerksbetriebe, da neben den für einzelne Handwerksbetriebe bestehenden Sondervor­ schriften (z. B. Bäckereien, Gastwirtschaften, Buch­ druckereien usw.) auch die Einhaltung der Vorschriften der GewO, über die Lehrlingsverhältnisse und Führung des Meistertitels zu kontrollieren ist; 2. Die handelsgewerblichen Betriebe, hierüber näheres im Taschenlexikon unter „offenen Ver­ kaufsstellen" ; 3. Die Fabriken und die denselben gleichgestellten Anlagen. Es geht über den Rahmen gegenwärtigen Handbuches hinaus, den Begriff des Handwerks und einer Fabrik, sowie ihr Verhältnis zu­ einander klarzulegen, und erscheint uns auch überflüssig, zumal der Polizeibeamte wohl nicht in die Lage kommen wird, hierüber eine Entscheidung zu treffen. Es sollen hier nur diejenigen gewerblichen Anlagen benannt sein, welche den Fabrikbetrieben — wenn auch mitunter nur bedingungsweise — gleichgestellt werden, und zwar sind dies a) die Hüttenwerke, Zimmerplätze und andere Bau­ höfe, Werften und solche Ziegeleien, über Tag betriebene Brüche und Gruben, welche nicht bloß vorübergehend oder in geringem Umfange betrieben werden, und zwar hinsichtlich der Lohnverwirkung, Arbeitsordnung, Schutz der Jugendlichen und Arbeiterinnen; b) alle Werkstätten, in deren Betrieb eine regel­ mäßige Verwendung von Dampfkraft stattfindet, und

6

Umfang des Gewerbeaufsichtsdienstes.

alle Werkstätten, in denen durch elementare Kraft (Dampf, Wasser, Gas, Wind, Luft, Elektrizität usw.) bewegte Triebwerke nicht nur vorübergehend zur Verwendung kommen, hinsichtlich des Schutzes der Jugendlichen und Arbeiterinnen, mit Ausnahme derjenigen Werkstätten, in denen der Arbeitgeber ausschließlich zu seiner Familie gehörige Personen beschäftigt (§ 154d GewO, Kaiserl. VO. vom 9. Juli 1900 und AusfBest. des Bundes­ rats vom 13. Juli 1900, RGBl. S. 565 ff.). Gleichartige Behandlung der Motorwerkstattbetriebe liegt in der Regel vor, wenn zehn oder mehr Arbeiter beschäftigt werden, sonst greifen nur in vereinzelten Fällen die hierfür getroffenen Bestimmungen Platz. c) Endlich hinsichtlich Schutzes von Jugendlichen und Arbeiterinnen dieKonfektionswerkstätten — auch wenn mit Motorbetrieb: Kaiserl. VO. vom sowie diejenigen anderen Werkstätten und Bauten, welche durch Kaiserl. Verordnung zukünftig noch angereiht werden (ausgenommen diejenigen, in welchen aus­ schließlich zur Familie der Arbeitgeber gehörige Per­ sonen beschäftigt werden). Der Vollzug der gewerbepolizeilichen Bestimmungen ist bei jeder gegebenen Gelegenheit innerhalb des Be­ reiches der ortspolizeilichen Zuständigkeit wahrzunehmen. Daneben haben die ortspolizeilichen Revisionen in regel­ mäßigen halbjährigen Perioden stattzufinden. In kleineren und mittleren Gemeinden lassen sich zweckmäßigerweise mit den Revisionen auch die Lebensmittel­ visitationen verbinden.

Bestimmungen über den Schutz werktagschulpsl. Kinder.

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B. Gestimmungen über -en Schuh werktagschrrlpüichtiger Kinder. 1. Gesetzliche Grundlagen. Bis zum Jahre 1903 beschränkte sich der reichs­ gesetzliche Schutz der in gewerblichen Betrieben be­ schäftigten Kinder im wesentlichen auf den § 135 Abs. 1 und 2 GewO, und einige andere durch kaiserliche Ver­ ordnung geschaffene Ausnahmsbestimmungen. Diese Bestimmungen ließen die Kinderarbeit in einem großen Teile gewerblicher Betriebe (kleingewerblichen Werk­ stätten, Hausindustrie, Gast- und Schankwirtschafts­ gewerbe, Handelsgewerbe, Verkehrsgewerbe, Theatervorund Schaustellungen ic. ic.) frei und beschränkten auch nicht die Beschäftigung der Kinder mit Austragen von Waren und sonstigen Botengängen. Zur Abhilfe der daraus sich entwickelnden Miß­ stände wurde das Kinderschutzgesetz (KSchG.) vom 30. März 1903 geschaffen. Die nachfolgende Zusammen­ stellung will für die Zwecke der ortspolizeilichen Gewerbeaufficht und die Mitwirkung der Schulbehörden die Einführung in das Verständnis der Bestimmungen dieses Gesetzes erleichtern und — soweit es bei dem beschränkten Raume möglich ist — eine Praktische Auslegung des Gesetzestextes sein. Es ist selbstverständlich, daß diese Darstellung weder ganz erschöpfend noch für alle Ausnahmsfälle zutreffend sein kann. Bezüglich der Einzelheiten und der Ausnahmen muß vielmehr auf den Gesetzestext und die einschlägige Literatur ver­ wiesen werden.*) Bei der Darstellung der gesetzlichen Vorschriften über die Kinderarbeit ist vorweg zu bemerken, daß sich diese nicht auf die Beschäftigung der Kinder in der *) RGBl. 1903 S. 113; VollzBek. des Stalltsmin. des Innern vom 20. Dezember 1903 (in GBBl. 1903 S. 681). Für Mittel­ franken siehe auch noch Neichskanzlerbek. vom 20. Dezember 1905 (RGBl. 1905 S. 775).

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Bestimmungen über den Schutz werklagschulpfl. Kinder.

Land- und Forstwirtschaft und ihren Neben­ betrieben, sowie in der Hauswirtschaft (Dienst­ boten), sondern nur auf gewerbliche Betriebe beziehen. Hierher gehören namentlich Industrie und Handwerk einschließlich der H a u s i n d u st r i e, Handelsgewerbe (Warenhandel, Geldhandel, Spe­ dition, Buchhandel, Hilfsgewerbe des Handels usw.), Verkehrsgewerbe, Wirtschaftsgewerbe, Schau­ spielunternehmungen u. a. Die Vorschriften des KSchG, betreffen ferner nur Knaben und Mädchen unter 13 Jahren, gleichviel ob sie überhaupt noch nicht schulpflichtig oder noch werk­ tagschulpflichtig oder schon aus der Werktagschule ent­ lassen sind, außerdem solche Knaben und Mädchen, die schon über 13 Jahre alt, aber noch zum Besuche der Werktagsschule — einschließlich der etwa bestehenden 8. Werktagsschulklassen — verpflichtet sind. Wo im folgenden der Kürze halber von werktagsschul­ pflichtigen Kindern gesprochen wird, sind damit zugleich auch die noch nicht und die nicht mehr werk­ tagsschulpflichtigen Kinder unter 13 Jahren gemeint.

2. Der Begriff der eigenen und fremden Kinder. Bei der Beschäftigung werktagschulpflichtiger Kinder ist das Verhältnis von Bedeutung, in dem sie zu ihrem Arbeitgeber stehen. Es ist nämlich zu unter­ scheiden, ob der Arbeitgeber eigene oder fremde Kinder beschäftigt. Für die Beschäftigung fremder Kinder gelten strengere Bestimmungen, als für die der eigenen. Als eigene Kinder gelten nach § 3 des KSchG. a) Kinder, die mit demjenigen, der sie beschäftigt, oder mit dessen Ehegatten bis zum dritten Grade ver­ wandt sind (Kinder, Enkel, Urenkel, Geschwister, Neffen, Nichten des Arbeitgebers oder des Ehegatten); b) Kinder, die von demjenigen, der sie beschäftigt, oder dessen Ehegatten an Kindesstatt angenommen oder bevormundet sind;

Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

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c) Kinder, die demjenigen, der sie zugleich mit eigenen Kindern beschäftigt, zur Zwangserziehung über­ wiesen sind. In allen diesen Fällen gelten sie aber als eigene Kinder nur dann, wenn sie auch zum Hausstande dessen, der sie beschäftigt, gehören, also bei ihm wohnen und von ihm verpflegt werden. Alle Kinder, die nicht als eigene Kinder anzusehen sind, gelten vorbehaltlich der Ausnahmsbestimmung im §3 Ziff. 3 des Ge­ setzes als fremde. Die Beschäftigung fremder und eigener Kinder in gewerblichen Betrieben ist teils ganz verboten, teils nur unter Beschränkungen gestattet.

3. Verbstene Beschäftigungsarten. a) Allgemeines verbot für fremde werktagschulpflichtige Rinder. Für diese ist verboten die Beschäftigung in Fabriken (§ 135 1 der GewO.), Bergwerken, Salinen und Aufbereitungsanstalten, d. h. Anstalten zur mechanischen Reinigung und Zu­ richtung bergmännisch gewonnener Erze und Mineralien (§ 154 a GewO.), Hüttenwerken (§ 154 Abs. 2 GewO.), Brüchen und Gruben (§ 1542, 154 a GewO., § 4 KSchG.), Ziegeleien (§ 154 Abs. 2 GewO., § 4 KSchG.), Zimmerplätzen, Bauhöfen, Werften (§ 154 2 GewO.), Werkstätten mit Motorbetrieb im Sinne des 8 1543 der GewO., (RGBl. 1900 S. 565 u. 566), Werkstätten der Kleider- und Wäschekonfektion (§ 154 Abs. 4 GewO, und Kaiser!. BO. vom 31. Mai 1897 und 17. Februar 1904; RGBl. 1897 S. 459 und 1904 S. 62), sonstigen Werkstätten, soweit sie in der Anlage zum

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Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

Kinderschutzgesetze (RGBl. 1903 S. 121 u. 312)*) auf­ gezählt sind (§§ 4 u. 18 KSchG.),

bei Bauten aller Art — Hoch- und Tiefbauten — (§ 4 KSchG.),

beim Steinklopfen (§ 4 KSchG.), im Schornsteinfegergewerbe (§ 4 KSchG.), *) Diese Werkstätten sind folgende: Werkstätten zur An­ fertigung von Schieferwaren, Schiefertafeln und Griffeln mit Ausnahme von Werkstätten, in denen lediglich das Färben, Bemalen und Bekleben sowie die Verpackung'von Griffeln und das Färben, Liniieren und Einrahmen von Schiefertafeln er­ folgt; Werkstätten der Steinmetzen, Steinhauer; Werkstätten der Steinbohrer, -schleifer oder -Polierer; Kalkbrennereien, Gips­ brennereien; Werkstätten der Töpfer; Werkstätten der Glas­ bläser, -ätzer, -schleifer oder -mattierer, mit Ausnahme der Werk­ stätten der Glasbläser, in denen ausschließlich vor der Lampe geblasen wird; Spiegelbelegereien; Werkstätten, in denen Gegen­ stände auf galvanischem Wege durch Vergolden, Versilbern, Vernickeln und dergleichen mit Metallüberzügen versehen werden oder in denen Gegenstände auf galvanoplastischem Wege her­ gestellt werden; Werkstätten, in denen Blei- und Zinnspiel­ waren bemalt werden; Blei-, Zink-, Zinn-, Rot- und Gelb­ gießereien und sonstige Metallgießereien; Werkstätten der Gürtler und Bronzeure, Werkstätten, in denen Blei, Kupfer, Zink oder Legierungen dieser Metalle bearbeitet oder verarbeitet werden, mit Ausnahme von Werkstätten, in denen ausschließlich eigene Kinder und diese lediglich mit Sortieren und Zusammensehen von Uhrenbestandteilen beschäftigt werden; Metallschleifereien und -polierereien; Feilenhauereien; Harnischmachereien, Bleianknüpfereien; Werkstätten, in denen Quecksilber verwandt wird; Werkstätten zur Herstellung von Explosivstoffen, Feuerwerks­ körpern,'Zündhölzern und sonstigen Zündwaren; Abdeckereien; Werkstätten, in denen Gespinste, Gewebe und dergleichen mittels 'chemischer Agentien gebleicht werden; Färbereien; Lzrmpensortierereien; Felleinsalzereien, Gerbereien; Werkstätten zur Ver­ fertigung von Gummi-, Guttapercha- und Kautschukwaren; Werkstätten zur Verfertigung von Polsterwaren; Roßhaar­ spinnereien; Werkstätten der Perlmutterverarbettung; Haarund Borstenzurichtereien; Bürsten- und Pinselmachereien, sofern mit ausländischem tierischen Materiale gearbeitet wird; Fleische­ reien; Hasenhaarschneidereien; Bettfedernreinigungsanstalten; chemische Waschanstalten; Werkstätten der Maler und Anstreicher (auch in alphabetischer Reihenfolge im Taschenlexikon enthalten).

Bestimmungen über den Schutz werklagschulpfl. Kinder.

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in dem mit dem Speditionsgeschäfte verbundenen Fuhrwerksbetriebe (§ 4 KSchG.), beim Mischen und Mahlen von Farben (§ 4 KSchG ), bei Arbeiten in Kellereien (§ 4 KSchG ), bei öffentlichen theatralischen Vorstellungen und anderen öffentlichen Schaustellungen, soweit nicht in einzelnen Fällen nach § 6 Abs. 2 KSchG. Ausnahmen zugelassen werden, mit Feilbieten von Gegenständen auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen, oder an öffentlichen Orten oder ohne vorgängige Bestellung von Haus zu Haus (§ 42 b Abs. 5 GewO.),*) für Mädchen außerdem die Beschäftigung bei der Bedienung der Gäste im Betriebe von Gast- und Schankwirtschaften (§ 7 Satz 1 KSchG.). (Weitere Verbote ergeben sich aus den auf Grund der §§ 120 6 und 139 a GewO, vom Bundesrate er­ lassenen Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen oder jugendlichen Arbeitern mit Einschluß der werktagschulpflichtigen Kinder in gewissen gefähr­ lichen oder sonst ungeeigneten Betrieben).

b) Allgemeines verbot für eigene werktagfchulpflichtige

Linder

ist in den obengenannten Betrieben mit Einschluß des Feilbietens von Gegenständen auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen, an öffentlichen Orten oder ohne vor­ gängige Bestellung von Haus zu Haus die Beschäftigung gleichfalls untersagt (§§ 12, 15, 16 KSchG., § 42 b Abs. 1 GewO.). *) Dieses Verbot gilt auch für werktagschulfreie, fremde und eigene Kinder unter 14 Jahren. Vgl. § 42 b Abs. 5 GewO, und für den Gewerbebetrieb im Umherziehen die §§ 60 b Abs. 3, 62 Abs. 3—5, auch 57 a Ziff. 1 GewO, und Ziff. 20 Abs. V der Vollzugsvorschriften zur Schulpflichtverordnung, KultMBl. 1906 S. 193.

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Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

c) Weitere Verbote für Kinder unter J2 Jahren. au) Für fremde Kinder

mit dieser Alters­

grenze

ist weiterhin verboten die Beschäftigung: in Werkstätten jeder Art, soweit sie nicht schon unter Buchstaben a fallen (§§ 5 Abs. 1 und 18 KSchG.), im Handelsgewerbe, einschließlich des Geschäfts­ betriebs der Konsumvereine (§ 5 Abs. 1 KSchG.; § 105 b Abs. 3 GewO.), in Verkehrsgewerben (§ 5 Abs. 1 KSchG.), im Betriebe von Gast- und Schankwirtschaften, z. B. auch beim Kegelaufsetzen (§ 7 Satz 1 KSchG.), beim Austragen von Waren und bei sonstigen Boten­ gängen in gewerblichen Betrieben (§ 8 Abs. 1 KSchG.), bb) eigene Kinder unter 12 Jahren dürfen endlich nicht beschäftigt werden: im Betriebe von Gast- und Schankwirtschaften, jedoch vorbehaltlich der Zulassung von Ausnahmen nach § 16 Satz 2 des KSchG, durch Bezirksamt bzw. un­ mittelbaren Magistrat (Lit. F der VollzBek. vom 20. De­ zember 1903), beim Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren, wenn die Kinder dabei für Dritte beschäftigt werden (§ 17 Abs. 1 KSchG.), für Dritte in der Wohnung oder Wertstätte der Eltern (§ 13 Abs. 2 KSchG ). Dazu wird erläuternd bemerkt: Die Beschäftigung eigener Kinder heim Austragen von Waren und bei sonstigen Botengängen ist im allgemeinen ohne Beschränkung in allen gewerblichen Betrieben gestattet. Dies gilt auch für das Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren, wenn die Kinder von ihren Eltern oder den ihnen gleichgestellten Per­ sonen (§ 3 KSchG.) in ihrem eigenen Geschäfte hierzu verwendet werden, wenn also z. B. das Kind des

Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

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Bäckers dessen Backwaren austrägt. Sind dagegen die Angehörigen des Kindes (§ 3 KSchG.) für einen Dritten tätig z. B. eine Zeitungsträgerin für eine Zeitungsexpedition und wollen sie dabei ihre eigenen Kinder zur Unterstützung verwenden, so greift das an­ geführte Verbot Platz, wonach Kinder unter 12 Jahren für Dritte, also z. B. für eine Zeitungsexpedition von ihren eigenen Angehörigen (§ 3 KSchG.) mit dem Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren nicht beschäftigt werden dürfen.

d) weitere Verbote für eigene Linder unter JO Jahren. Die Beschäftigung in Werkstätten aller Art, soweit nicht bereits ein Verbot nach Ziff. 3 a und b be gründet ist (§ 13 Abs. 1 KSchG.). In Mittelfranken darf jedoch bis 31. Dezember 1908 nach Reichskanzlerbek. vom 12. Dezember 1905 RGBl. S. 775 Beschäftigung stattfinden, wenn die Kinder das neunte Lebensjahr vollendet haben;

die Beschäftigung nicht in der Zeit zwischen 8 Uhr nachts und 8 Uhr morgens und nicht vor dem Vor­ mittagsunterrichte stattfindet (mittags 2 stündige MinimalPause; nachmittags darf die Beschäftigung erst eine Stunde nach beendigtem Unterrichte beginnen); die Beschäftigung in nachstehender Art speziell genannten Betrieben stattfindet:

und den

a) Verfertigung von Spielwaren und anderen Gegen­ ständen aus Metall; Einfüllen kleiner Steinchen in Kreisel, Schlottern und Glöckchen für Spielwaren, Be­ festigen der Schnüre an Kindertrompeten, Einhängen von Ringelchen an die Scharniere von Handspiegeln; b) Herstellung von Nachtlichten; Nachtlichte in die Schwimmer.

Einstecken

der

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Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

4. Erlaubte Beschäftigungsarten. a) Kür eigene werktagschulpflichtige Linder ohne Rücksicht auf das Alter.

Ohne Beschränkung ist die Beschäftigung dieser Kinder gestattet beim Austragen von Waren (vor­ behaltlich der nachfolgenden Bestimmungen unter b u. c) bei sonstigen Botengängen, soweit es sich dabei nicht etwa um Feilbieten auf öffentlichen Wegen ic. oder von Haus zu Haus ohne vorgängige Bestellung handelt. Anzeigeerstattung und Erholung von Arbeitskarten bei der Ortspolizeibehörde ist nicht vorgeschrieben.

b) Kür werktagschulpflichtige Rinder über

Jahren

und zwar: aa) Für fremde Kinder ist gestattet, aber den nachstehenden Beschrän­ kungen unterworfen die Beschäftigung in Werkstätten, soweit nicht die Beschäftigung werktagschulpflichtiger Kinder hier überhaupt verboten ist (§ 5 Abs. 2 KSchG.), (siehe Anm. S. 10 zu Ziff. 3 a), im Handelsgewerbe (§ 5 Abs. 2 KSchG ), in Verkehrsgewerben (§ 5 Abs. 2 KSchG.), im Betriebe der Gast- und Schankwirtschaften vor­ behaltlich des Verbots der Verwendung werktagschul­ pflichtiger Mädchen bei der Bedienung der Gäste (§ 7 KSchG.), beim Austragen von Waren und sonstigen Boten­ gängen in gewerblichen Betrieben aller Art nach Maß­ gabe des § 8 KSchG. Die Beschäftigung darf in diesen Fällen im all­ gemeinen nicht in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens und nicht vor dem Vormittagsunter­ richte stattfinden. Sie darf nicht länger als drei Stunden, während der Schulferien nicht länger als vier Stunden täglich dauern. Um Mittag ist den

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Kindern eine mindestens zweistündige Pause zu gewähren. Am Nachmittage darf die Beschäftigung erst eine Stunde nach beendetem Unterrichte beginnen. Diese erlaubte Beschäftigung darf abgesehen von bloß gelegentlicher Beschäftigung mit einzelnen Dienst­ leistungen erst erfolgen, nachdem der Arbeitgeber zu­ vor eine schriftliche Anzeige an die Ortspolizeibehörde erstattet (§ 10 KSchG.) und von ihr eine Arbeits­ karte für jedes einzelne Kind erwirkt hat. (§11 KSchG.) und Buchstabe E der MinBek. vom 20. Dezember 1903 (GVBl. S. 681). Die Arbeits­ karten werden gebührenfrei ausgefertigt.

bb) für eigene Kinder ist die Beschäftigung gestattet im Betriebe von Gastund Schankwirtschaften, vorbehaltlich des Verbotes der Beschäftigung von Mädchen bei der Bedienung von Gästen (§ 16 und 131 KSchG.). Die Beschäftigung darf jedoch nicht zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens, ferner nicht vor dem Vormittagsunterrichte und am Nachmittage erst eine Stunde nach beendetem Unterrichte, mit Einhaltung einer mindestens zweistündigen Pause um Mittag stattfinden. Gestattet, aber den nachstehenden Beschrän­ kungen unterworfen ist weiter die Beschäftigung eigener, über 12 Jahre alter, werktagschul­ pflichtiger Kinder beim Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren, wenn die Kinder für Dritte beschäftigt werden (§§ 17 Abs. 1, 5 und 8 KSchG.). Die Beschäftigung der Kinder darf hier nicht zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens, ferner nicht vor dem Vormittagsunterrichte stattfinden. Sie darf nicht länger als 3 Stunden und während der Ferien nicht länger als 4 Stunden täglich dauern. Um Mittag ist den Kindern eine mindestens zweistündige Pause zu gewähren. Am Nachmittage darf die Beschäftigung erst eine Stunde nach beendetem Unterrichte beginnen.

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Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

Anzeigeerstattung und Erholung von Arbeitskarten ist nicht vorgeschrieben. c) Für eigene werktagschulpflichtige Rinder über

JO Jahren. Unter nachstehenden Beschränkungen ist die Be­ schäftigung dieser Kinder gestattet, soweit nicht nach Ziff. 3a und b ein Verbot besteht: in Werkstätten (§ 13 Abs. 1 KSchG.), im Handelsgewerbe (§ 13 1 KSchG.), in Verkehrsgewerben (§ 131 KSchG.). Die Beschäftigung darf hier nicht zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens, ferner nicht vor dem Vormittagsunterrichte und am Nachmittag erst eine Stunde nach beendetem Unterrichte, mit Einhaltung einer mindesten zweistündigen Pause um Mittag statt­ finden. Wenn die Kinder in den Werkstätten oder in den Wohnungen ihrer Angehörigen für Dritte be­ schäftigt werden sollen, so erhöht sich die Altersgrenze, bis zu welcher eine Beschäftigung verboten ist, auf 12 Jahre.

5. Sonntagsruhe.

a) Der fremden werktagschulpflichtigen Linder.

An Sonn- und Festtagen (MinBek. vom 30. April 1895, GVBl. 1895 S. 253) dürfen fremde werktagschulpflichtige Kinder in gewerblichen Betrieben aller Art überhaupt nicht beschäftigt werden. Das Verbot bezieht sich gleichmäßig auf Industrie, Hand­ werk, Handelsgewerbe, Verkehrsgewerbe sowie das Gast- und Schankwirtschaftsgewerbe. Für öffentliche theatralische Vorstellungen und sonstige Schaustellungen können nach §§ 6 und 9 Abs. 2 KSchG, nach Anhörung der Distriktsschulinspektion (Stadtschulkommission) in einzelnen Fällen von der Distriktsverwaltungs­ behörde Ausnahmen zugelaffen werden.

Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

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Auch ist das Austragen von Waren und die Be­ sorgung sonstiger Botengänge für Kinder über 12 Jahren an Sonn- und Festtagen, jedoch nicht länger als zwei Stunden, nicht über 1 Uhr nachmittags hinaus und nicht in der letzten halben Stunde vor Beginn des Hauptgottesdienstes oder während desselben gestattet,

b) Der eigenen werktagschulpslichtigen Kinder.

An Sonn - und Festtagen dürfen auch eigene Kinder im Betriebe von Werkstätten, im Handels­ gewerbe und im Verkehrsgewerbe, abgesehen vom Aus­ tragen von Waren und sonstigen Botengängen, nicht beschäftigt werden (§ 13 Abs. 3 KSchG.). Das Austragen von Zeitungen, Milch und Back­ waren für Dritte ist unter den vorstehend beiZiff.4 b aufgeführten Beschränkungen und mit der weiteren Ein­ schränkung gestattet, daß die Beschäftigung die Dauer von zwei Stunden nicht überschreiten und sich nicht über 1 Uhr nachmittags erstrecken, auch nicht in der letzten halben Stunde vor Beginn des Hauptgottesdienstes und nicht während desselben stattfinden darf.

6. Tätigkeit der OrtSpolizeibehSrden. a) Einschränkung erlaubter Beschäftigung.

Die Ortspolizeibehörden sind gemäß § 20 KSchG, befugt, auch eine nach den Vorschriften des KSchG, für fremde und eigene Kinder an und für sich erlaubte Beschäftigung, soferne erhebliche Mißstände zutage treten, auf Antrag oder nach Anhörung der Lokalschul­ inspektion (Ortsschulkommission, Stadtschulkommission) für einzelne Kinder weiter einzuschränken oder ganz zu untersagen. Sie können ferner zur Beseitigung er­ heblicher, die Sittlichkeit gefährdender Mißstände füreinzelne Gast- und Schankwirtschaften die Beschäftigung von Kindern völlig verbieten. Lindner, Gewerbeaufsichtsdienst. 2. Aufl. 2

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b) Aufsicht. Die Aufsicht über den richtigen Vollzug des KSchG, ist den Ortspolizeibehörden und den Gewerbeaufsichts­ beamten übertragen (Buchst. H der MinBek. vom 20. Dezember 1903 GVBl. S. 681). Im einzelnen hat die Ortspolizeibehörde die An­ zeigen über den Beginn der Beschäftigung fremder Kinder entgegenzunehmen und auf die Zu­ lässigkeit der Beschäftigungsart zu Prüfen (§ 10 KSchG ); die Arbeitskarte auszufertigen (§11 KSchG, und Buchst. E der VollzBek.; es gelten für die formelle Ausfertigung die gleichen Bestimmungen wie für Arbeits­ bücher; die Arbeitskarte kann auch entzogen und die Erteilung einer neuen verweigert werden); ein Verzeichnis nach vorgeschriebenem Muster der­ jenigen Betriebe anzulegen, welche fremde Kinder be­ schäftigen; diese Betriebe halbjährlich mindestens einer ordent­ lichen Revision zu unterstellen. Hierbei ist festzustellen: 1. die Zahl der nicht lediglich mit Austragen von Waren oder bei sonstigen Botengängen beschäftigten Kinder, 2. die Übereinstimmung des Alters dieser Kinder, der täglichen Arbeitszeit, der Lage der Arbeitsstunden und der Dauer und Lage der Pausen mit den gesetz­ lichen Vorschriften, 3. ob diese Kinder, soweit die Beschäftigung nicht bloß gelegentlich mit einzelnen Dienstleistungen erfolgt, Arbeitskarten besitzen. (Der Tag der Revision und die Feststellung zu 1 ist in das Betriebsverzeichnis aufzunehmen).

7. Die Mitwirkung der Schulbehörden «nd des Lehrpersonals beim Gesetzesvollzuge. Diese ist vom KSchG, in den §§ 6 Abs. 2, 16 u. 20 vorgesehen und die Zuständigkeit für Bayern durch

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Buchst. A Ziff. 3 der Vollzugsvorschriften geregelt. Zur wirksamen Förderung des Gesetzes ist eine verständnis­ volle und angelegentliche Mitwirkung der genannten Stellen dringend nötig und wurden von den zuständigen Staatsministerien hierfür Direktiven erlassen, die im Wortlaute folgen:

1. In jeder Schulklasse der Werktagschulen ist vom Klassenlehrer bald nach Beginn eines jeden Schuljahres in geeigneter Form eine Umfrage bei den Kindern zu halten, um festzustellen, welche Kinder bei Fremden oder zu Hause (vgl. § 3 des Ges.) gewerblich beschäftigt werden. Auf Grund dieser Umfrage ist ein Verzeichnis anzulegen, aus dem der Vor- und Zuname des Kindes, sein Geburtsjahr und -tag, Name, Stand und Wohnung derjenigen Person, deren Hausstand das Kind angehört, unter Angabe des Verwandtschaftsgrades oder sonstigen Verhältnisses zum Kinde, dann die Beschäftigungsart, der Beschäftigungsort und die Beschäftigungsdauer zu ersehen sind. Für die Anlage des Verzeichnisses wird das nachstehend abgedruckte Formblatt als Muster empfohlen.*) In Schulen, in denen nur einzelne ge­ werblich tätige Kinder vorhanden sind, kann von der Herstellung eines förmlichen Verzeichnisses abgesehen werden, wenn nur die nötigen Angaben in einfacherer Form ausgezeichnet werden. Auch kann dasselbe Form­ blatt für mehrere Schulklassen Verwendung finden und zu diesem Zwecke bei sämtlichen Lehrkräften einer Schule in Umlauf gesetzt werden. Ergibt die Umfrage, daß gewerblich tätige Kinder in der Klasse nicht vorhanden sind, so ist hierüber im Schultagebuche oder sonst in geeigneter Weise unter Angabe des Datums eine kurze Vormerkung zu machen. Die Verzeichnisse oder Ausschreibungen sind dem K. Lokalschulinspektor vorzulegen. Dieser hat sie der Ortspolizeibehörde gegen Rückgabe mit dem Ersuchen *) Vorschriftsmäßige Formulare sind in jedem Formular­ geschäfte erhältlich; Abdruck wurde hier weggelassen.

20 Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder.

mitzuteilen, auf dem Verzeichnisse oder der Ausschreibung zu vermerken, für welche Kinder Arbeitskarten aus­ gestellt worden sind. Die Ortspolizeibehörden haben diesem Ersuchen ohne Verzögerung zu entsprechen. Nach Rückempfang des Verzeichnisses hat der K. Lokalschulinspektor im Einvernehmen mit den beteiligten Lehrern zu prüfen, ob etwa Anlaß besteht, für einzelne Kinder Antrag auf polizeiliche Verfügung im Sinne des § 20 KSchG, (siehe Ziff. 6 a) zu stellen. Bejahenden­ falls ist in der nächsten ordentlichen Sitzung der Lokal­ schulinspektion (in der Pfalz der Ortsschulkommission) über diese Antragstellung Beschluß zu fassen und Ab­ schrift des auf Antragstellung lautenden Beschlusses der zuständigen Ortspolizeibehörde zur weiteren Verfügung nach Buchst. G der MinBek. vom 20. Dezember 1903 (GVBl. S. 681) zu übermitteln. Die Verzeichnisse sind hierauf samt den etwa er­ wachsenen Verhandlungen, und zwar binnen 3 Monaten nach Beginn .des Schuljahres, dem K. Bezirksamte in Vorlage zu bringen. Dieses wird prüfen, ob weitere Verfügungen veranlaßt sind und je nach Befund das Erforderliche vorkehren. In unmittelbaren Städten sind die Verzeichnisse durch Vermittlung des K. Bezirksschulinspektors (Ober­ lehrers) der Stadtschulkommission vorzulegen und von dieser mit etwaigen Anträgen an den Stadtmagistrat, in München an die K. Polizeidirektion abzugeben. Die Distriktspolizeibehörden sind ermächtigt, für die Vornahme der Umfrage und die Vorlage der Ver­ zeichnisse einen anderen Zeitpunkt als den Beginn des Schuljahres zu bestimmen, falls dies nach den Ver­ hältnissen des Bezirks im Hinblick auf die hauptsächlichste Zeit der gewerblichen Tätigkeit zweckmäßig erscheint. 2. Von dem wesentlichen Inhalte der Verzeichnisse haben die Lehrer, falls sie nicht Abschriften zurück­ behalten wollen, in sonst geeigneter Weise, etwa durch kurze Angaben in den Schullisten, Vormerkung zu machen. Im Laufe des Schuljahres ist gelegentlich eine

Bestimmungen über den Schutz werktagschulpfl. Kinder. 21 zweite Umfrage zu halten. Ergibt sich dabei, daß Kinder gewerblich beschäftigt sind, die bei der ersten Umfrage nicht in das Verzeichnis ausgenommen wurden, so ist hierüber ein Nachtrag anzufertigen und im übrigen in gleicher Weise wie bei der ersten Umfrage zu verfahren. 3. Macht ein Lehrer während des Schuljahres die Wahrnehmung, daß ein Kind in besonderem Maße übermüdet, zerstreut oder von kränklichem Aussehen ist oder die Schularbeiten ungenügend fertigt oder zu spät kommt, und weiß oder vermutet er, daß jene Er­ scheinungen auf eine unzulässige oder für dieses Kind unzuträgliche gewerbliche Beschäftigung zurückzuführen sind, so hgt er über seine Wahrnehmungen dem K. Lokalschulinspektor zu berichten, der der Ortspolizei­ behörde die erforderlichen Mitteilungen machen, um Abhilfe ersuchen, gegebenenfalls Antragstellung nach § 20 KSchG, veranlassen und, soweit notwendig, dem K. Bezirksamte Bericht erstatten wird. 4. Schulversäumnisse, die durch eine unzulässige, gewerbliche Beschäftigung des Schulpflichtigen veranlaßt sind, dürfen nicht als entschuldbar behandelt werden. 5. Die Bestimmungen unter Ziff. 1— 3 beziehen sich nicht auf Sonntagschulpflichtige und Fortbildungsschüler. Auch hier werden indessen die Lehrer, wenn sie wahrnehmen, daß die Schulpflichtigen in unzulässiger Weise gewerblich tätig sind, nicht unterlassen, dem K. Lokalschulinspektor (Bezirksschulinspektor) oder der etwaigen besonderen Schulvorstandschaft von ihren Wahrnehmungen Kenntnis zu geben, worauf das Erforderliche zu veranlassen ist. 6. Die Schulbehörden und Lehrer sind verpflichtet, auf Ersuchen auch den Gewerbeaufsichtsbeamten Einsicht in die Aufzeichnungen über die gewerbliche Beschäftigung der Kinder zu gewähren und nach Möglichkeit die ge­ wünschten Aufschlüsse zu erteilen.

8. Strafbestimmungen. Die Nichteinhaltung der Bestimmungen ist in §§ 23 bis 29 KSchG, mit Strafe bedroht.

22 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gern. Anlagen rc.

C. Die Seftimmungen betr. die Ärbeitrr in gewerb­ lichen Anlagen iHandwerkbetriebe und Fabriken) im allgemeinen. 1. Der gewerbliche Arbeitsvertrag. Der polizeiliche Revisionsbeamte wird gelegentlich seiner Tätigkeit des öftern in die Lage kommen über Form und Inhalt eines gewerblichen Arbeitsvertrages Aufschluß zu geben. Soweit hierüber nicht in den nach­ folgenden Ziffern Ausführungen gegeben sind, ist noch folgendes zu bemerken: Form des Arbeitsvertrages. Die Festsetzung des­ selben ist, vorbehaltlich der reichsgesetzlichen Beschrän­ kungen, Gegenstand freier Übereinkunft zwischen den Beteiligten. Die Beschränkungen sind insbesondere die Be­ stimmungen über die Sonntagsruhe, die Lohnzahlung, die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und Arbeite­ rinnen in Fabriken usw., d. h. jede diesen Bestimmungen entgegenstehende Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist ungültig und unter Umständen strafbar. Der Arbeitsvertrag kann stillschweigend und voll­ ständig formlos abgeschlossen werden, es genügt daher jede mündliche Abmachung. Lehrverträge dagegen bedürfen stets der schriftlichen Form. Kündigung. Wenn nichts anderes verabredet wird, so ist bei gewerblichen Arbeitern die gesetzliche Kündigungs­ frist für beide Teile 14 Tage. Abweichende Kündigungs­ fristen müssen ebenfalls für beide Teile gleich sein. Die Kündigung an sich kann ganz formlos vor sich gehen. Bedingung für ihre Gültigkeit ist nur, daß sie zweifellos und unbedingt ist und zur Kenntnis des anderen Teiles gelangt. Nach der Kündigung hat der Arbeitgeber dem Arbeiter auf Verlangen ange­ messene Zeit zum Aufsuchen eines anderen Arbeits­ verhältnisses zu gewähren.

Bestimmungen bett, die Arbeiter in gew. Anlagen rc.

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Entlassung ohne Kündigung. Vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Kündigung können Arbeiter ohne besondere Abmachung, z. B. in der Arbeitsordnung, nur entlassen werden bei Vorzeigung gefälschter Zeugnisse, Verschweigung anderer Arbeits­ verpflichtungen, Diebstahl, Unterschlagung, Betrug oder liederlichem Wandel, unbefugtem Verlassen der Arbeit oder sonstiger beharrlicher Pflichtverweigerung, bei un­ vorsichtigem Umgehen mit Feuer, Tätlichkeiten oder groben Beleidigungen gegen die Arbeitgeber oder deren Angehörige und Stellvertreter, bei vorsätzlicher und rechtswidriger Sachbeschädigung, bei gesetz- und sitten­ widrigem Einlässen mit Angehörigen des Arbeitgebers, in allen diesen Fällen aber nur binnen einer Woche nach Bekanntwerden des Grundes, endlich auch wenn sie zur Fortsetzung der Arbeit unfähig oder mit ab­ schreckender Krankheit behaftet sind. Anderweitige ähnliche Entlass ungsgründe können noch durch die Arbeits­ ordnung festgesetzt werden.

Austritt ohne Kündigung. Ohne Innehaltung der Kündigungsfrist können die Arbeiter die Arbeit verlassen bei Unfähigkeit zur Fortsetzung derselben, bei Tätlich­ keiten oder groben Beleidigungen des Arbeitgebers oder dessen Stellvertreters, auch gegen die Angehörigen des Arbeiters, bei Nichtzahlung des Lohnes in der be­ dungenen Weise. Nichtgewährung ausreichender Be­ schäftigung bei Stücklohn, sonstigen widerrechtlichen Übervorteilungen, endlich bei Gesundheitsgefährlichkeit der Arbeit, wenn diese bei Eingehung des Arbeitsvertrages nicht zu erkennen war. Bei längerem Arbeitsverhältnis und einer Kündigungsfrist von mehr als 14 Tagen kann auch aus anderen wichtigen Gründen, z. B. bei Todesfällen, schweren Erkrankungen in der Familie, Verheiratung von Arbeiterinnen, die vorzeitige Auf­ lösung des Arbeitsverhältnisses verlangt werden.

Zeugnisse. Beim Abgang können die Arbeiter ein Zeugnis über Art und Dauer ihrer Beschäftigung

24 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gern. Anlagen rc.

fordern, das auf Verlangen auch auf die Führung und Leistungen auszudehnen ist. Auf Antrag des Arbeiters hat die Polizeibehörde das Zeugnis kostenund stempelfrei zu beglaubigen. Streitigkeiten über die Zeugnisse gehören vor die Gewerbegerichte und wo ein solches nicht besteht, vor das Amtsgericht. Lontraktbruch. Dieser ist an sich nicht strafbar, begründet aber Entschädigungsansprüche und -pflichten. Hat ein Arbeiter rechtswidrig die Arbeit verlassen, so kann der Arbeitgeber entweder die Verwirkung des rückständigen Lohnes innerhalb der gesetzlichen Grenzen eintreten lassen, falls er sich nicht schon durch Lohn­ einbehaltungen gegen den Kontraktbruch gesichert hat, oder er kann Anspruch auf Erfüllung des Vertrages sowie Ersatz des wirklichen Schadens erheben. Das­ selbe Recht auf Entschädigung wegen Kontraktbruches steht dem Arbeiter zu, wenn er zu Unrecht vor recht­ mäßiger Beendigung des Arbeitsverhältnisses entlassen ist. Die Ansprüche müssen vor dem Gewerbegericht, und wo ein solches nicht besteht, vor dem Amtsgerichte geltend gemacht werden. 61reitiflfiitcn. Zuständig ist das Gewerbegericht für folgende Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern: über den Antritt, die Fortsetzung und die Auflösung des Arbeitsverhältnisses sowie über die Aus­ händigung und den Inhalt des Arbeitsbuches und Zeugnisses, Lohn- oder Lohnzahlungsbuches; über die Leistungen aus dem Arbeitsverhältnis, die Rückgabe von Zeugnissen, Papieren und Sachen, die aus Anlaß des Arbeitsverhältnisses übergeben worden sind; über Ansprüche auf Schadensersatz oder Zahlung einer Ver­ tragsstrafe, wegen gesetzwidriger oder unrichtiger Ein­ tragungen in Arbeitsbücher, Quittungskarten usw.; über Berechnung und Anrechnung der Krankenver­ sicherungsbeiträge (einschl. Eintrittsgelder) der Arbeiter. Berufung ist nur bei Sachen von über 100 Mk., und zwar beim Landgericht, zulässig. Wo kein Gewerbe­ gericht besteht, bleiben die ordentlichen Gerichte und

Bestimmungen betr. die Arbeiter in gelv. Anlagen ?c. 25

Amtsgerichte zuständig, doch kann bei obengenannten Streitigkeiten jede Partei die vorläufige Entscheidung durch den Bürgermeister nach­ suchen.

2. Arbeitsbücher

(88 107—114 GewO.).

Personen unter 21 Jahren dürfen als gewerbliche Arbeiter nur beschäftigt werden, wenn sie mit einem Arbeitsbuche versehen sind. (Werktagschulpflichtige Kinder bedürfen, soweit deren Beschäftigung überhaupt zulässig ist, einer Arbeitskarte; siehe hierüber bei B). Die Ausstellung desselben erfolgt auf Antrag des Vaters oder Vormundes durch die Ortspolizeibehörde des letzten Aufenthaltsortes; für männliche Arbeiter: blaue Umschläge, für weibliche: braune. * Der Arbeitgeber hat beim Eintritt des Arbeiters im Buche die Zeit des Eintritts, Art der Beschäftigung zu vermerken und das Arbeitsbuch in seiner Ver­ wahrung zu behalten. Am Ende des Arbeitsverhält­ nisses ist die Zeit des Austrittes und Art der letzten Beschäftigung einzutragen. Eintragungen sind nur mit Tinte zulässig; eigenhändige Unterschrift des Arbeit­ gebers ist nötig (keine Firmenstempel). ** Urteile über die Führung und Leistungen des Arbeiters, sowie Kennzeichen dürfen nicht eingetragen werden. Bei rechtmäßiger Lösung des Arbeitsverhältnisses muß das Buch dem Arbeiter zurückgegeben werden; ebenso auch Jnvalidenversicherungskarte, Zeugnisse usw. Zuwiderhandelnden Arbeitgebern können die Papiere durch die Polizei weggenommen werden, außerdem machen sie sich dem Arbeiter gegenüber entschädigungspflichtig. Wird eine Verfehlung entdeckt und ist Hierwegen Strafanzeige zu erstatten, so geht dieselbe a) bei einer Übertretung gegen § 111 Abs. 1 u. 2, das sind die Fälle unter *, an die zuständige Amts­ anwaltschaft (auf Grund des 8 150 2 GewO.),

26 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gern. Anlagen rc.

b) bei einem Vergehen gegen § 111 Abs. 3, das sind die Fälle unter **, an die Staatsanwaltschaft des zuständigen Landgerichtes (auf Grund des § 146 Ziff- 3).

3. Lohnzahlung (§

H5 GewO.).

Allgemeines (Lohnzahlungsbücher, Lohnbücher,

Arbeitszettel). Die Löhne müssen in Reichswährung berechnet und bar ausbezahlt werden (nicht in Bons, Anweisungen, Marken, Wechseln). Die Arbeitgeber dürfen den Arbeitern keine Waren kreditieren. Doch ist es gestattet, den Arbeitern Lebens­ mittel für den Betrag der Anschaffungskosten, Wohnung und Landnutzung gegen die ortsüblichen Miet- und Pachtpreise, Feuerung, Beleuchtung, regelmäßige Be­ köstigung, Arzneien und ärztliche Hilfe, sowie Werk­ zeuge und Stoffe zu den ihnen übertragenen Arbeiten für den Betrag der durchschnittlichen Selbstkosten unter Anrechnung bei der Lohnzahlung zu verabfolgen. Zu einem höheren Preise ist die Verabfolgung von Werk­ zeugen und Stoffen für Akkordarbeiten zulässig, wenn derselbe den ortsüblichen nicht übersteigt und im voraus vereinbart ist. Lohn- und Abschlagszahlungen dürfen in Gast- und Schankwirtschaften oder Verkaufsstellen nur mit Ge­ nehmigung der Distriktspolizeibehörde erfolgen; sie dürfen an Dritte auf Grund von Rechtsgeschäften oder Urkunden über Rechtsgeschäfte (Zessionen rc.) nur er­ folgen, wenn diese rechtlich gültig sind. Ferner darf nach § 134 b Abs. I Ziff. 2 GewO, in Fabriken durch die Arbeitsordnung die regelmäßige Lohnzahlung nicht auf den Sonntag gelegt werden; Ausnahmen können durch die Distriktspolizeibehörde bewilligt werden. Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde

Bestimmungen betr. die Arbeiter in gern. Anlagen rc.

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oder eines Distriktsverbandes kann für alle Ge­ werbebetriebe oder gewisse Arten derselben festgesetzt werden, a) daß Lohn- und Abschlagszahlungen in festen Fristen erfolgen müssen, welche nicht länger als 1 Monat und nicht kürzer als 1 Woche sein dürfen;

b) daß der von minderjährigen Arbeitern verdiente Lohn an die Eltern oder Vormünder und nur mit deren schriftlicher Zustimmung oder nach deren Be­ scheinigung über den Empfang der letzten Lohnzahlung unmittelbar an die Minderjährigen gezahlt wird; c) daß die Gewerbetreibenden den Eltern oder Vor­ mündern innerhalb gewisser Fristen Mitteilungen von den an minderjährige Arbeiter gezahlten Lohnbeträgen zu machen haben.

Eine ähnliche Bestimmung wie vorstehend unter lit. c ist für sämtliche Fabriken getroffen: In jeder Fabrik hat der Arbeitgeber auf seine Kosten für jeden minderjährigen Arbeiter ein Lohnzahlungsbuch einzurichten. In dieses ist bei jeder Lohnzahlung der Betrag des verdienten Lohnes einzutragen, das Buch hernach dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter auszuhändigen und von dem Empfänger vor der nächsten Lohnzahlung zurückzureichen. Hinsichtlich des Titelblattes, der Art und des Umfangs der Ein­ tragungen sind die gleichen Bestimmungen wie für Arbeitsbücher maßgebend.

Nach § 114 a GewO, kann der Bundesrat für be­ stimmte Gewerbe Lohnbücher oder Arbeits­ zettel vorschreiben. In diese sind vom Arbeitgeber oder seinem Bevollmächtigten einzutragen: a) Art und Umfang der übertragenen Arbeit, bei Akkordarbeit die Stückzahl, b) die Lohnsätze,

c) die Bedingungen für die Lieferung von Werk­ zeugen und Stoffen zu den übertragenen Arbeiten,

28 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen 2c. endlich, wenn dies bestimmt wird, d) die Bedingungen für die Gewährung von Kost und Wohnung, soferne diese als Lohn oder Teil des Lohnes gewährt werden sollen. Eine diesbezügliche Bekanntmachung des Bundes­ rates ist bis jetzt nur für die Kleider- und Wäsche­ konfektion (RGBl. 1902 S. 295) erfolgt; näheres unter diesem Titel im Taschenlexikon.

Abzüge vom Lohn. Diese sind ohne besondere Zu­ stimmung des Arbeiters nur zulässig für die gesetzlichen Beiträge zur Kranken- und Invalidenversicherung, zur Einziehung der Strafgelder und zur Sammlung einer Kaution für den Fall des Kontraktbruchs. Im übrigen sind Lohnabzüge, z. B. für angerichteten Schaden, nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Arbeiters statthaft oder auch nach vorangegangenem gerichtlichen Er­ kenntnis. Lohneinbehaltung. Wenn zur Sicherung gegen den durch Kontraktbruch entstandenen Schaden Lohneinbe­ haltungen ausgemacht sind, so dürfen sie bei den ein­ zelnen Lohnzahlungen ein Viertel des fälligen Lohnes, im ganzen den Betrag eines durchschnittlichen Wochen­ lohnes nicht übersteigen. Andere Lohneinbehaltungen sind ohne Zustimmung des Arbeiters unzulässig.

Aufrechnung gegen den Lohn und Beschlagnahme desselben. Der Arbeitslohn darf am Tage der Lohn­ zahlung nicht gepfändet werden. Soweit Forderungen aber her Pfändung nicht unterworfen sind, kann eine Aufrechnung gegen sie nicht erfolgen. Es ist daher auch die Aufrechnung gegen den Lohn, wenigstens ohne ausdrückliche Zustimmung des Arbeiters, unzulässig. Auch an sich berechtigte Schadensersatzansprüche können nicht ohne Einverständnis des Arbeiters durch Auf­ rechnung geltend gemacht werden, es sei denn, daß eine gerichtliche Entscheidung vorausgegangen ist.

Zurückbehaltung des Lohnes. gebers,

Das Recht des Arbeitden Lohn so lange zurückzubehalten, bis der

Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc. 29

Arbeitnehmer seinen Verpflichtungen, z. B. Schadens­ ersatz zu leisten, nachgekommen ist, wird vielfach be­ stritten. Über dies Zurückbehaltungsrecht, das sich auf K 273 BGB. stützt, herrscht in Streitfällen noch keine einheitliche Rechtsprechung, vielmehr kommt es hierbei auf die Spruchpraxis des zuständigen Gerichts an.

Lobnverwirkung. In kleineren Betrieben kann bei Kontraktbruch des Arbeiters der Arbeitgeber ohne weiteres den rückständigen Lohn bis zum Höchstbetrage des ortsüblichen Tagelohnes für eine Woche zu seinen Gunsten verfallen lassen. Den Unternehmern von Fabriken mit mehr als 20 Arbeitern steht dies Recht nur zu, wenn es in der Arbeitsordnung ausdrücklich ausgemacht ist. Die Verwirkung des rückständigen Lohnes darf ferner nicht über den Betrag des durchschnittlichen Wochenlohnes hinausgehen. Die Verwendung der ver­ wirkten Beträge ist in der Arbeitsordnung anzugeben.

4. Eine Maximalarbeitszeit ist nur für Arbeiterinnen in Fabriken durchs 137 GewO, mit 11 Stunden Pro Tag festgelegt; für männliche, nicht jugendliche Arbeiter ist eine solche mit wenigen Ausnahmen (worüber später) nicht bestimmt.

5. Lehrlingswesen im Groß- und Kleingewerbe (Fabriken) und im Handwerk (§§ 126—128 GewO.). I. Allgemeine Bestimmungen.

a) Das Halten und die Anleitung von Lehrlingen. Die GewO. (§§ 126 ff.) macht einen Unterschied zwischen der Befugnis zum Halten, d. h. zur Beschäftigung von Lehrlingen und der Befugnis zur Anleitung d. h. zur Beaufsichtigung und Unter­ weisung von Lehrlingen. Derjenige, der nicht befugt ist, Lehrlinge zu halten, darf dieselben auch nicht anleiten. Zum Halten oder Anleiten von Lehrlingen ist jeder

30 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc.

berechtigt, ausgenommen diejenigen Personen, welche sich nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte be­ finden (die für das Handwerk hinsichtlich der Anleitung geltenden Sonderbestimmungen siehe unter II). Hat das Gericht jemanden diese Ehrenrechte aberkannt, so muß derselbe seine Lehrlinge ohne weiteres entlassen. Lehrlinge dürfen auch nicht in Betrieben gehalten oder angeleitet werden, die mehrere Eigentümer besitzen, wenn einer von ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte nicht besitzt. Lehrlinge zu halten oder anzuleiten ist auch in den Betrieben oder in selbständigen Teilen von Betrieben untersagt, in denen so bestrafte Leute als Werkführer oder Geschäftsführer angestellt sind. Der Verlust der Befugnis zum Halten oder zum Anleiten von Lehr­ lingen dauert nur solange, wie der Verlust der bürger­ lichen Ehrenrechte, die ja bekanntlich nur auf Zeit ab­ erkannt werden. Demjenigen, der wegen Nichtbesitzes der bürgerlichen Ehrenrechte die Befugnis zum Halten oder zum Anleiten von Lehrlingen verloren hat, kann dieselbe von keiner Behörde erteilt werden, nur wenn im Falle der Begnadigung die bürgerlichen Ehrenrechte wieder verliehen werden, lebt die Befugnis, Lehrlinge zu halten, wieder auf. Die Folgen des Verbots, Lehrlinge zu halten oder anzuleiten treffen nur den Lehrherrn. Der Lehrling ist berechtigt, jederzeit den Lehrvertrag mit einem Lehr­ herrn, der sich nicht im Besitze der bürgerlichen Ehren­ rechte befindet, aufzulösen. Ein solcher Lehrherr kann gemäß § 144 a GewO, zwangsweise durch die Orts­ polizeibehörde angehalten werden, das Lehrverhältnis aufzulösen; derselbe unterliegt auch der Strafe des § 148 Ziff. 9 der GewO. Dem Lehrlinge entstehen dadurch, daß er sich bei einem Meister in der Lehre befunden hat, dem die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt waren, keinerlei Rechtsnachteile. Die Befugnis zum Halten und Anleiten von Lehr­ lingen kann entzogen werden.

Bestimmungen best, die Arbeiter in gew. Anlagen rc. 31

b) Die Entziehung der Befugnis zum Halten und Anleiten von Lehrlingen. Der Verlust des Rechts zum Halten von Lehrlingen erfolgt ohne weiteres durch die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte von feiten des Strafgerichts. Es wird aber auch Fälle geben, in denen der Lehr­ herr moralisch nicht geeignet erscheinen wird, die Lehr­ linge zu tüchtigen Handwerkern und ordentlichen Menschen heranzuziehen. In solchen Fällen kann die untere Verwaltungsbehörde (Distriktspolizeibehörde, d. i. Bezirksamt oder unmittelbarer Magistrat) gemäß tz 126a die Befugnis zum Halten und zur Anleitung von Lehrlingen entziehen. Die Entziehnng dieser Be­ fugnisse kann erfolgen bei solchen Personen, die sich wiederholt grober Pflichtverletzungen gegen die ihnen anvertrauten Lehrlinge schuldig gemacht haben. Die Pflichten des Lehrherrn sind im § 127 auf­ gezählt. — Danach ist der Lehrherr verpflichtet, den Lehrling in den bei seinem Betriebe vorkommenden Arbeiten des Gewerbes dem Zwecke der Ausbildung entsprechend zu unterweisen, ihn zum Besuche der Fort­ bildungs- und Fachschule anzuhalten und den Schul­ besuch zu überwachen. Er muß entweder selbst oder durch einen geeigneten, ausdrücklich dazu bestimmten Vertreter die Ausbildung des Lehrlings leiten, den Lehrling zur Arbeitsamkeit und zu guten Sitten an­ halten und vor Ausschweifungen bewahren, er hat ihn gegen Mißhandlungen seitens der Arbeits- und Haus­ genossen zu schützen und dafür Sorge zu tragen, daß dem Lehrlinge nicht Arbeitsverrichtungen zugewiesen werden, welche seinen körperlichen Kräften nicht ange­ messen sind. — Er darf dem Lehrlinge ferner die zu seiner Ausbildung und zum Besuche des Gottesdienstes an Sonn- und Festtagen erforderliche Zeit und Gelegen­ heit nicht entziehen. Zu häuslichen Dienstleistungen dürfen Lehrlinge, welche im Hause des Lehrherrn weder Kost noch Wohnung erhalten, nicht herangezogen werden. Nicht jede Pflichtverletzung kann die Entziehung

32 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc.

rechtfertigen, vielmehr nur grobe; als solche hat z. B. auch die übermäßige und ungerechtfertigte Züchtigung zu gelten. Die Pflichtverletzung muß wiederholt, also mehrfach vorgekommen sein, ein oder zweimal dürfte nicht genügen. Die Entziehung der Befugnis zum Halten oder zur Anleitung von Lehrlingen kann, ohne daß sie sich einer Pflichtverletzung schuldig gemacht hätten, auch bei solchen Personen erfolgen, gegen welche Tatsachen vorliegen, die sie in sittlicher Beziehung zum Halten oder zur Anleitung von Lehrlingen ungeeignet erscheinen lassen. Die Distriktspolizeibehörde braucht nicht zugleich auf Entziehung der Befugnis zur Anleitung und zum Halten von Lehrlingen erkennen, sondern nur auf Entziehung der Befugnis zum Anleiten. Die Entziehung kann auf bestimmte Zeit oder für immer erfolgen. Die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen, und zwar nur diese allein, kann solchen Personen entzogen werden, welche wegen geistiger oder körperlicher Ge­ brechen zur sachgemäßen Anleitung eines Lehrlings nicht geeignet erscheinen. (§ 126a Abs. 2). Hiernach kann die Entziehung nicht etwa auch bei bloßer Krankheit erfolgen; nur dann kann eine Krank­ heit ein Grund dafür sein, wenn dieselbe eine chronische, d. h. dauernde ist. — Selbstverständlich kann bei solchen Meistern, denen wegen eines körperlichen oder geistigen Gebrechens die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen aberkannt ist, der Lehrling weiter lernen oder ein neuer Lehrling eingestellt werden, sofern der Meister einen Vertreter, der dazu befugt ist, mit der Anleitung der Lehrlinge betraut. Gegen diese Entziehungsverfügung ist binnen zwei Wochen ausschließender Frist der Rekurs an die Kreis­ regierung, K. d. I., in letzter Instanz zum Staats­ ministerium des Innern zulässig. Die höhere Verwaltungsbehörde, d. i. die Kreis­ regierung, kann nach Ablauf eines Jahres die Befugnis

Bestimmungen bett, die Arbeiter in gew. Anlagen rc. 33

zur Anleitung und zum Halten von Lehrlingen wieder erteilen. c) Sonstige gemeinsame Bestimmungen. Binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre ist Lehr­ vertrag schriftlich in cluplo abzuschließen. Dieser muß enthalten: a) Bezeichnung des zu erlernenden Gewerbes oder Zweiges desselben; b) Dauer der Lehrzeit; c) die gegenseitigen Leistungen; d) die gesetzlichen und sonstigen Voraussetzungen über die zulässige einseitige Vertragslösung; e) eigenhändige Unterschrift des Lehrherrn, des Lehr­ lings und seines gesetzlichen Vertreters; letzterer erhält ein Vertragsexemplar ausgehändigt. Die Ortspolizeibehörde kann den Lehrvertrag ein­ fordern. Vorstehendes ist auf staatlich anerkannte Werk­ stätten nicht anwendbar. Der Lehrherr hat das väterliche Züchtigungsrecht; übermäßige und unanständige Züchtigung, sowie jede gesundheitgefährdende Behandlung ist verboten. Sog. Lehrlingszüchterei (§ 128 GewO.) ist verboten.

II. Besondere Bestimmungen für Handwerker, a) Die Befugnis zur Anleitung von Lehr­ lingen. So einfach die allgemeinen Bestimmungen über die Befugnis Lehrlinge zu halten und anzuleiten sind, so vielgestaltig sind diejenigen, die über die Be­ fugnis zum Anleiten von Lehrlingen in Handwerks­ betrieben handeln. Vorausgeschickt wird, daß derjenige, der Lehrlinge nicht anleiten darf, sehr wohl berechtigt ist, Lehrlinge zu halten. Er ist aber, wenn er hiervon Gebrauch macht, verpflichtet, einen Stellvertreter, der die Be­ fugnis zur Anleitung von Lehrlingen besitzt einzustellen und diesen ausdrücklich damit beauftragen, die Lehr­ linge anzuleiten. Die Anleitung der Lehrlinge besteht nicht in der Lindne r, Gewerbeaufsichtsdlenst. 2. Aufl. 3

34 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc.

technischen Ausbildung allein, sondern auch namentlich in der sittlichen Beziehung, ferner in der Beaufsichti­ gung und Unterweisung. Die Erziehung in der Schule und im Hause bei den Eltern soll in der Lehre weiter fortgeführt werden. Hierin liegt die große Bedeutung der Lehre beim Meister. Derselbe soll nicht seine Lehrlinge behandeln wie jugendliche Arbeiter und Arbeits­ burschen in der Fabrik, um die sich nach der Arbeit selten jemand kümmert, sondern er soll auch auf den Lehrling achten, was er außerhalb der Werkstätte tut und treibt, er soll alles daran setzen, daß der Lehrling auf der rechten Bahn bleibt und nach zurückgelegter Lehrzeit soviel sittliches Rückgrat bekommen hat, daß er die Gefahren und Verführungen des Lebens, denen er während der Gesellenzeit ausgesetzt ist, überwindet und ein tüchtiger Meister und guter Staatsbürger wird. Diese Wahrheit, daß in der Lehre dem jungen Mann der Grund für sein ganzes späteres Wohlergehen gelegt wird, hatte man früher beim Eintreten der Gewerbe­ freiheit vergessen. Diese Versäumnis ist in dem neuen Handwerkergesetze nachgeholt worden, indem die Be­ fugnis zur Anleitung von Lehrlingen nicht mehr allen und jedem zusteht. Diese Befugnis ist nicht abhängig, wie vielfach an­ genommen wird, von der Zugehörigkeit zu einer Innung oder die Berechtigung, den Meistertitel zu führen, sondern von der Erfüllung von Bedingungen, die in nachfol­ gendem erörtert werden: 1. Die Befugnis, Lehrlinge anzuleiten, wird ent­ weder erworben oder von der höheren Verwaltungs­ behörde (in Bayern die Kreisregierung) verliehen. (S 129 GewO.). Erworben werden kann diese Befugnis nur von denjenigen, welche das 24. Lebensjahr vollendet haben. Außerdem müssen dieselben in dem Handwerke oder Handwerkszweige, in welchem die Anleitung der Lehr­ linge erfolgen soll, mindestens eine dreijährige oder die von der Handwerkskammer vorgeschriebene Lehrzeit

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zurückgelegt und außerdem die Gesellenprüfung (§ 131 ff. GewO.) bestanden haben. Die Zurücklegung der Lehrzeit kann auch in einem dem Gewerbe angehörenden Großbetriebe erfolgen und durch den Besuch einer Lehrwerkstätte oder sonstigen gewerblichen Unterrichts­ anstalt ersetzt werden (8 129 Abs. 4). Die Gesellen­ prüfung kann von denjenigen, welche sich derselben bei Ablauf ihrer Lehrzeit nicht unterzogen haben, nach­ geholt werden, selbst wenn sie schon als Gesellen arbeiten oder gar schon selbständig geworden sind. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, so kann die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen auch noch auf andere Weise erworben werden. Lehrlinge anleiten darf nämlich auch derjenige, der sein Handwerk per­ sönlich 5 Jahre hindurch selbständig betrieben hat. Selbständiges Betreiben eines Handwerks liegt vor, wenn der Betreffende Inhaber, Mitinhaber oder Pächter eines Handwerksbetriebes ist. Das fünfjährige selbständige Betreiben eines Handwerks genügt aber nicht, um die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen zu erwerben, sondern das Handwerk muß auch per­ sönlich betrieben worden sein, d. h. es genügt nicht kaufmännische Leitung des Betriebes oder bloßer Besitz desselben, vielmehr muß der Betreffende 5 Jahre hin­ durch entweder direkt mitgearbeitet oder zum mindesten den Betrieb, also den Produktionsprozeß, geleitet haben. Als gleichwertig mit dem fünfjährigen persönlichen und selbständigen Betreiben des Handwerks erachtet das Gesetz die fünfjährige Tätigkeit als Werkmeister oder die Bekleidung einer ähnlichen Stellung in dem be­ treffenden Gewerbe. (Die vor dem Inkrafttreten des § 129 liegenden Jahre rechnen hierbei mit. Auch Hausgewerbetreibende betreiben das Gewerbe selbständig. Es ist nicht erforderlich, daß die 5 Jahre ganz auf den selbständigen Betrieb des Handwerks oder ganz auf die Tätigkeit als Werkmeister entfallen, vielmehr genügt es, wenn die Tätigkeit als Werkmeister und der selbständige Be­ trieb des Handwerks zusammen 5 Jahre stattgefunden hat.) 3*

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Auch in diesen beiden Fällen wird verlangt, daß die Handwerker das 24. Lebensjahr vollendet haben müssen, bevor sie die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen gewinnen können. Im Ebengesagten ist dargestellt, unter welchell Be­ dingungen der Handwerker die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erwerben kann. Dieselbe kann aber auch verliehen werden, und zwar von der Kreis­ regierung. Bedingungen sind an die Verleihung nicht geknüpft, jedoch erfolgt dieselbe natürlich nur, wenn dringende Gründe dazu vorliegen und wenn unter Be­ rücksichtigung aller Verhältnisse der Betreffende geeignet erscheint, Lehrlinge in dem betreffenden Handwerke an­ zuleiten. Bevor diese Befugnis erteilt wird, muß die Innung, der die betreffende Person angehört, oder, wenn dieselbe nicht Mitglied einer Innung ist, die etwa am Wohnorte derselben für den Handwerkszweig bestehende Innung vor der Entscheidung darüber gehört werden, ob Gründe gegen die Verleihung bei der betreffenden Person vorliegen. Durch die Möglichkeit, das Recht zur Anleitung von Lehrlingen auch ohne Zurücklegung der Lehrzeit und Ablegung der Gesellenprüfung zu erhalten, soll den Fällen Rechnung getragen werden, wo durch Änderungen in den persönlichen oder gewerblichen Ver­ hältnissen der Übergang zu einem anderen Gewerbe zur Notwendigkeit wird, oder Personen, welche ihre Ausbildung in der Fabrik genossen haben, erst in späterem Lebensalter einen selbständigen Gewerbebetrieb beginnen. 2. Während alles, was bisher über die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen gesagt ist, sich lediglich auf den Fall bezog, daß die Anleitung des Lehrlings in dem Handwerkszweige erfolgt, in welchem der Lehr­ herr die Befugnis besitzt, müssen jetzt die Fragen be­ handelt werden, ob der Unternehmer eines Betriebes, in welchem mehrere Handwerkszweige vereinigt find, Lehrlinge anzuleiten befugt ist, ferner ob der Unter-

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nehmer, der einen Handwerkszweig gesondert betreibt, nur für diesen Zweig Lehrlinge anleiten darf, und endlich, ob auch die Lehrlingsunterweisung in allen verwandten Handwerken zugleich stattfinden darf. Auf alle diese Fragen gibt das neue Handwerker­ gesetz Antwort (§ 129 a). Es gestattet, daß der Unter­ nehmer eines Betriebes Lehrlinge in allen zu dem Be­ triebe gehörenden Handwerken anleiten darf, sofern er in einem dieser Handwerke die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erworben hat. Bezüglich der zweiten Frage bestimmt die Gewerbe­ ordnung, daß derjenige, der für einen gesondert be­ triebenen Zweig eines Handwerks die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen besitzt, berechtigt ist, auch in den übrigen Zweigen dieses Handwerks Lehrlinge an­ zuleiten. Ferner ist derjenige, welcher die Befugnis zur An­ leitung von Lehrlingen in einem Handwerk besitzt, auch befugt, in den diesem verwandten Handwerken Lehrlinge anzuleiten. Welche Handwerke verwandt sind, bestimmt die Handwerkskammer (§ 129 a Abs. 3). Das Mißhellige solcher Bestimmungen, nach welchen Lehrlinge von Leuten ausgebildet werden dürfen, die von dem Handwerk, welches der Lehrling erlernen soll, nur wenig oder gar nichts verstehen, hat der Reichstag bei Beratung des Handwerkergesetzes wohl empfunden. Leider hat er nicht die genannten Bestimmungen dahin erweitert, daß in vereinigten Betrieben bei denjenigen Handwerkern, für die der Meister nicht die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen besitzt, die Lehrlinge von Gesellen oder Werkmeistern angeleitet werden, die diese Befugnis für das zu erlernende Handwerk er­ worben haben. Es ist vielmehr folgende Bestimmung beliebt worden (§ 129 Abs. 4):

Das gemäß § 131 c Abs. 2 dem Prüfungsausschusse vorzulegende Lehrzeugnis darf nur für dasjenige Ge­ werbe ausgestellt werden, für welches der Lehrherr

38 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc.

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oder sein Vertreter (§ 127 Abs. 1) zur Anleitung von Lehrlingen befugt ist. Damit sind die vorhergehenden Bestimmungen praktisch so eingeschränkt worden, daß kaum mehr als die bloße Zulässigkeit der Beschäftigung übrig bleibt, b) Weitere Sonderbestimmung en. Nach § 130 a GewO, soll die Lehrzeit im Handwerke in der Regel 3 Jahre dauern, sie darf den Zeitraum von 4 Jahren nicht übersteigen. Die Handwerkskammern können die Dauer der Lehr­ zeit für einzelne Gewerbe in der Regel innerhalb vor­ stehender Zeiträume festsetzen und sind in diesem Falle die Parteien hieran gebunden. Lehrverträge, die eine kürzere oder längere Lehrzeit festsetzen sind zivilrechtlich ungültig. Die Handwerkskammer kann in Einzelfällen von der Innehaltung der festgesetzten Lehrzeit entbinden. Ferner sind hierher zu beachten die etwaigen Vor­ schriften der Handwerkskammer über Form und Inhalt der Lehrverträge und die zulässige Höchstzahl der Lehrlinge. (^Übergangsbestimmungen. Während bisher die Bestimmungen des Gesetzes selbst erörtert wurden, folgen nun die Einführungsbestimmungen, welche sich in Artikel 7 der Handwerkernovelle von 1897 finden. 1. Hier wird zuerst bestimmt, daß diejenigen Ge­ werbetreibenden, welche zur Zeit des Inkrafttretens der oben genannten Bestimmungen, also am 1. April 1901, Lehrlinge halten, berechtigt find, diese Lehrlinge aus­ zulehren, auch wenn sie nach dem Gesetze nicht befugt sind, Lehrlinge zu halten oder anzulernen. 2. Die zweite Bestimmung betrifft die Herabsetzung der im § 129 festgelegten Dauer der Lehrzeit, insofern als diejenigen Personen, welche am 1. April 1901 das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben, auch dann die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen nach vollen­ detem 24. Lebensjahr erlangen, wenn sie nur eine 2 jährige Lehrzeit zurückgelegt haben. Vom Bestehen der Gesellenprüfung sind sie dispensiert.

Bestimmungen belr. die Arbeiter in gew. Anlagen 2c. 39

3. Die beiden anderen Bestimmungen des Artikels 7 des Handwerkergesetzes betreffen die Verleihung der Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen durch die Behörden. Die Distriktspolizeibehörde ist nämlich befugt, den­ jenigen Personen, welche am 1. April 1901 das 17. Lebensjahr vollendet haben, diese Befugnis auch dann zu verleihen, wenn sie weniger als zwei Jahre ihr Handwerk gelernt haben. Während die untere Verwaltungsbehörde nur im einzelnen Fall bei einer geringeren als 2jährigen Lehrzeit denjenigen, welche das 17. Lebensjahr am 1. April 1901 zurückgelegt hatten, die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erteilen darf, kann dies die Landeszentralbehörde, also das Staatsministerium des Innern, generell für das ganze Gewerbe oder einzelne Gewerbszweige tun. So ist leider für absehbare Zeit den sonst wohl zweckentsprechenden Bestimmungen über die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen durch die Einführungs­ bestimmungen die rechte Wirksamkeit genommen. III. Strafbestimmungen

144a u. 145 GewO.)

Personen, welche den obenstehenden Bestimmungen entgegen Lehrlinge halten, anleiten oder anleiten lassen (§ 126, 126 a und 129 der GewO.) können von der Ortspolizeibehörde durch Zwangsstrafen (Ordnungs­ strafen) zur Entlassung der Lehrlinge angehalten werden. In gleicher Weise kann die Entlassung derjenigen Lehrlinge, welche über die zulässige Höchstzahl hinaus angenommen wurden (§ 81a Ziff. 3, § 128 Abs. 2 und 130 der GewO.), verfügt werden. Der Festsetzung und Vollstreckung der Zwangsstrafe muß die Androhung vorausgehen. Bezüglich der Art und des Maßes der Strafen und des Verfahrens bei Verhängung derselben ist Art. 21

40 Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen ?c.

und 22 PStrGB. und Art. 99 und 143 der diesrh. bzw. Art 77 der pfälz. GemO. maßgebend. Gerichtliche Bestrafung kann nach Maßgabe der §§ 148 Ziff. 9 a und 96 der GewO, herbeigeführt werden.

5. Arbeiter unter 18 Jahren (§ 1O6 GewO.) dürfen durch Gewerbetreibende, denen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, solange dieser Verlust dauert, nicht angeleitet werden. Die Entlassung kann polizeilich erzwungen werden (Art. 20—22 des PStrGB.); ebenso kann auch ge­ richtliche Bestrafung des Arbeitgebers nach § 150 Ziff. 1 der GewO, herbeigeführt werden. Arbeitern unter 18 Jahren muß in allen Gewerbe­ betrieben, wenn sie eine von der Gemeindebehörde oder vom Staate als Fortbildungsschule anerkannte Unterrichtsanstalt besuchen, hierzu die entsprechende Zeit ge­ währt werden, welche event, von der zuständigen Be­ hörde festgesetzt werden kann. Der betr. Unterricht darf an Sonntagen nicht mit dem Hauptgottesdienst zusammenfallen.

6. Meistertitel.

a) Berechtigung zur Führung desselben. Zum Schluffe seien auch die Bestimmungen über die Führung des Meistertitels, da auch hierüber Kon­ trolle zu üben ist, angefügt. Meister dürfen sich nennen alle jene Personen, welche schon „vor dem J. Oktober bereits selbständige Landwerker waren" und

1. 24 Jahre alt sind, 2. zwei Jahre Lehrzeit bzw. 5 Jahre selbständiger Meister oder schon 5 Jahre Werkmeister oder in ähn­ licher Stellung (Geschäftsführer oder Gehilfe) gewesen und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Bisherige (also am 1. Oktober 1901) Gehilfen oder

Bestimmungen betr. die Arbeiter in gew. Anlagen rc. 41

Werkmeister ohne 5 jährige Tätigkeit dürfen den Meister­ titel im Handwerk annehmen, wenn selbe 1. am 1. April 1901 bereits jy Jahre alt, 2. mindestens 2 Jahre Lehrzeit gehabt haben, 3. drei Jahre Gehilfe waren, 4. die Meisterprüfung bestanden haben, 5. im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte und 6. 24 Jahre alt sind. Andere Personen dürfen später sich Meister nennen, wenn sie 1. drei Jahre Lehrzeit und 2. die Gesellenprüfung bestanden haben, 3. mindenstens 3 Jahre Gehilfe waren, 4. die Meisterprüfung bestanden haben, 5. 24 Jahre alt sind und 6. im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sich befinden. Werkmeister (oder in ähnlicher Stellung) mit 5jähriger Tätigkeit können den Meistertitel führen, wenn sie 1. 24 Jahre alt sind, 2. die Meisterprüfung bestanden haben, 3. im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Die Vorschriften über Führung des Meistertitels sind am 1. Oktober 1901 in Kraft getreten. (Mit Min.-Entschl. v. 19. Sept. 1906 MinABl. 1906 S. 421 wurden die Standesbeamten angewiesen bei der Beurkundung des Personen-Standes und der Fertigung sonstiger Urkunden jüngere Handwerker, die sich Meister nennen, unter Hinweis auf die gesetzlichen Bestimmungen zu befragen, ob sie zur Führung des Meistertitels berechtigt sind).

b) Strafbestimmung. Wer unbefugt den Meistertitel führt, wird nach § 148 Ziff. 9c mit Geld bis zu 150 Mk. und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu 4 Wochen bestraft. Die Anzeigen sind an den Amtsanwalt des örtlich zuständigen Amtsgerichtes zu richten.

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D. Bestimmungen für Fabriken und gleichstehende Anlagen hinsichtlich des Schuhes der jugend­ lichen Arbeiter (männlichen und weiblichen von 14—16 Jahren) und Linder (13—14 Jahre) sowie der Arbeiterinnen (ältere als 16 Jahre); sowie die allgemeinen Ausnahmen.

I. Jugendliche und werktagfchulsreie Kinder. 1. Werktagschulpflichtige Kinder dürfen, auch wenn sich ihr Alter über 14 Jahre erstrecken sollte, in Fabriken und sämtlichen Motorbetriebswerk­ stätten (Motorwerkst. mit mind. 10 Arb.; Motorwerkst. mit weniger als 10 Arb.; Handwerksmotorwerkst. mit weniger als 10 Arb.), sowie in Werkstätten mit un­ regelmäßiger Wasserkraft (Werkst, mit unregelm. Wasserkr. und mind. 10 Arb.; Werkst, mit unregelm. Wasserkr. und weniger als 10 Arb.) überhaupt nicht arbeiten (siehe hierüber die Ausführungen über den gewerb­ lichen Kinderschutz bei Buchstabe A). 2. Nicht werktagschulpflichtige Kinder von 13—14 Jahren dürfen beschäftigt werden: in Fabriken höchstens 6 Stunden; in Motorwerk­ stätten mit mindestens 10 Arbeitern und Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern höchstens 10 Stunden; in Schleifer- und Polierwerkstätten der Glas-, Stein und Metall-Verarbeitung höchstens 6 Stunden (einerlei ob mehr oder weniger Arbeiter).

Jugendliche Arbeiter (männliche und weib­ liche von 14—16 Jahren) dürfen täglich arbeiten: a) in Fabriken, in Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern und Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern nicht länger als 10 Stunden, b) in Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft mit mindestens 10 Arbeitern und in gleichen Werkstätten mit weniger als 10 Arbeitern innerhalb der Zeit von

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen 2c. 43

5 12 Uhr morgens bis 8 V2 Uhr abends ohne Einschränkung. c) in den Handwerks-Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern uneingeschränkt. 4. a) Nachtarbeit (zwischen 8 V2 abends und 5 V2 morgens) ist überall verboten mit Ausnahme bei Handwerks-Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern und bei Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und weniger als 10 Arbeitern. b) Arbeit an Sonn- und Festtagen sowie während der von dem ordentlichen Seelsorger für den Katechumenen- und Konfirmanden-, Beicht- und Kornmunionunterricht bestimmten Stunden ist grundsätzlich verboten. 5. Regelmäßige Pausen zwischen den Arbeitsstunden müssen gewährt werden. a) bei 6 stündiger Arbeitszeit überall eine halbe Stunde mindestens, b) bei 10 stündiger Arbeitszeit in Fabriken und Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern eine ein­ stündige Mittagspause^ sowie vormittags und nachmittags je eine ftünbige Pause, c) bei 10 stündiger Arbeitszeit in Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern entweder wie bei b oder mittags eine 1^/2 stündige Pause, d) in Handwerks-Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern und in Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und weniger als 10 Arbeitern keine. Die Pause muß die Arbeitszeit unterbrechen, es darf also nicht die Arbeitszeit zu Beginn oder am Ende um die Zeit der vorgeschriebenen Pause gekürzt werden. Eine Vormittags- und Nachmittagspause braucht bei achtstündiger Arbeitszeit nicht gewährt zu werden, wenn die Dauer der ununterbrochenen Arbeitszeit am Vormittag und Nachmittag je 4 Stunden nicht übersteigt. Während der Pausen darf den jugendlichen Arbeitern bzw. Kindern eine Beschäftigung in dem Betriebe über­ haupt nicht gestattet werden.

44 Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc.

Außerdem ist in Fabriken und Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern der Aufenthalt in den Arbeitsräumen nur dann gestattet, wenn die betreffenden Betriebsteile, in welchen jugendliche Arbeiter beschäftigt sind, für die Zeit der Pausen völlig eingestellt werden oder wenn der Aufenthalt im Freien nicht tunlich, andere geeignete Aufenthaltsräume ohne unverhältnis­ mäßige Schwierigkeiten nicht beschafft werden können. 6. In Werkstätten des Handwerks mit Motorbetrieb, in denen in der Regel weniger als 10 Arbeiter beschäftigt werden, finden, wie oben bereits erwähnt, die Vorschriften in bezug auf Maximalarbeitstag, Nachtarbeit, Pausen, sowie der bei III bezeich­ neten Anzeigen und Anschläge keine Anwendung. Zum Handwerk in diesem Sinne zählen: Die Be­ triebe der Bandagisten, Bandwirker, Böttcher, Buch­ binder, Büchsenmacher, Bürsten- und Pinselmacher, Drahtflechter, Drechsler, Stein-, Zink-, Kupfer- und Stahldrucker, Färber und Zeugdrucker, Feilenhauer, Feinmechaniker, Gerber, Glaser, Gold- und Silber­ arbeiter, Graveure, Handschuhmacher, Hutmacher, Kamm­ macher, Klempner, Kürschner, Kupferschmiede, Messer­ schmiede, Metallgießer, Metzger (Fleischer), Mühlen­ bauer, Musikinstrumentenmacher, Posamentiere, Sattler (Riemer, Täschner), Schiffbauer, Schlosser, Grob- und Hufschmiede, Schneider, Schreiner (Tischler), Schuh­ macher, Seifensieder, Seiler, Stellmacher (Wagner, Rad­ macher), Tapezierer, Töpfer, Tuchmacher, Uhrmacher, Weber. Beschränkungen dieser Ausnahmen sind durch Ver­ fügung der höheren Verwaltungsbehörde zulässig.

II. Arbeiterinnen über 16 Jahre. 1. Arbeiterinnen dürfen zur Nachtzeit (zwischen 8 V2 und 5 V2) nicht, am Sonnabende und an den Vorabenden der Festtage nur bis 5 V2 nach­ mittags beschäftigt werden. Längste Arbeitsdauer

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc. 45

11 Stunden; an den Vorabenden von Sonn- und Festtagen 10 Stunden. Ausnahmen: a) Arbeiterinnen, welche in Badeanstalten mit Motor­ betrieb und weniger als 10 Arbeitern ausschließlich oder vorwiegend mit der Bereitung von Bädern und der Bedienung des Publikums beschäftigt sind, b) hinsichtlich der Vorabende von Sonn- und Fest­ tagen die Arbeiterinnen in Werkstätten mit unregel­ mäßiger Wasserkraft und mindestens 10 Arbeitern, sowie in gleichen Werkstätten mit weniger als 10 Arbeitern. 2. Die regelmäßige Mittagspause beträgt mindestens eine Stunde überall, nur nicht in Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und mindestens 10 Ar­ beitern, sowie in gleichen Werkstätten mit weniger als 10 Arbeitern. Arbeiterinnen über 16 Jahre, welche ein Haus­ wesen zu besorgen haben, sind auf ihren Wunsch eine halbe Stunde vor der Mittagspause zu entlassen. 3. Wöchnerinnen dürfen überall während vier Wochen nach ihrer Niederkunft überhaupt nicht und während der folgenden zwei Wochen nur beschäftigt werden, wenn das Zeugnis eines approbierten Arztes dies für zulässig erklärt.

III. Aussicht über die Befolgung der Schutz­ bestimmungen. Damit eine geeignete Kontrolle stattfinden kann, wurde bestimmt, was folgt: a) Der Arbeitgeber hat vor Beginn der Be­ schäftigung von Kindern, jugendlichen Ar­ beitern und Arbeiterinnen in Fabriken und Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern der Ortspolizeibehörde schriftlich Anzeige zu erstatten. Die Anzeige hat zu enthalten: Fabrik, Beschäftigungs­ lage und Ort, Beginn und Ende der Arbeitszeit, sowie der Pausen. Bei späteren Änderungen im allgemeinen nur noch vorherige Anzeige nötig (§ 138 Abs. 2 GewO.).

46 Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc.

Bei Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern, dann bei Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und mindestens 10 Arbeitern, sowie in gleichen Werk­ stätten mit weniger als 10 Arbeitern betrifft die schrift­ liche Anzeige nur den Beginn der Beschäftigung, die Lage der Werkstätte und die Art des Betriebs. Die betreffende Anzeige muß auch ersehen lassen, ob Kinder unter 14 Jahren, junge Leute zwischen 14 bis 16 Jahren und Arbeiterinnen über 16 Jahre, oder welche dieser Arbeiterklassen beschäftigt sind. Die An­ zeigen sind auf ihre Vollständigkeit zu prüfen, eventuell zur Ergänzung zurückzugeben; für jede Fabrik ist ein Akt anzulegen und werden in demselben die betreffenden Anzeigen gesammelt. Eine derartige Anzeige ist für Handwerks-Motor­ werkstätten mit weniger als 10 Arbeitern nicht nötig. b) Soferne Arbeiterinnen in Fabriken oder Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern beschäftigt werden, ist in den betreffenden Arbeits­ räumen der in § 138 Abs. 2 GewO, benannte Aus­ zug (Form D. MinABl. 1892, S. 149 und MinABl. 1900 S. 748) und soferne jugendliche Arbeiter beschäftigt werden, ein Verzeichnis derselben, nach Form F. (MinABl. S. 152/153), sowie ein Auszug nach Form F. (MinABl. 150/151) bzw. Form B. (MinABl. 1900 S. 766) an einer in die Augen fallenden Stelle auszuhängen.

c) In Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern und Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern, sowie Werkstätten mit unregelmäßiger Wasser­ kraft und weniger als 10 Arbeitern muß in den Werk­ statträumen, in denen Arbeiterinnen und ju­ gendliche Arbeiter beschäftigt werden, eine Tafel aushängen, welche die auf die Beschäftigung derselben bezügl. Bestimmungen in der durch das Staats­ ministerium bestimmten Fassung enthält (MinABl. 1900 Seite 768).

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc- 47

d) In Handwerks-Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern, wo nur jugendliche männ­ liche Arbeiter beschäftigt werden, braucht die ge­ nannte Tafel nicht auszuhängen. e) Da, wo Ausnahmen bewilligt sind bezüglich der Pausen bei jugendlichen oder bezüglich Überarbeiten für Arbeiterinnen und Jugendliche, sind die betr. Ent­ schließungen, eventuell unter Beifügung der Verzeich­ nisse der von den Ausnahmen betroffenen Leute, aus­ zuhängen und zwar in dem Raum oder Betrieb, für den die Ausnahmen gelten.

IV. Strafvorfchriften. Zuwiderhandlungen gegen Ziff. I und II sind Ver­ gehen und der K. Staatsanwaltschaft am zuständigen Landgerichte anzuzeigen (§ 146 Ziff. 2 der GewO.). Die Unterlassung der Anzeige nach Ziff. Illa ist als Übertretung gemäß § 149 Ziff. 7 GewO, strafbar. Übertretun gen der Vorschriften in Ziff. III b und c sind gemäß § 149 Ziff. 7 GewO, strafbar. Nach der gleichen Bestimmung ist die Unterlassung der in III d bezeichneten Anschläge strafbar.

V. Ausnahmen von Schnhbestimmnugen. Nur zwei Bestimmungen lassen nirgends eine Aus­ nahme zu, nämlich diejenige betr. Wöchnerinnenschutz und die 1 V» stündige Mittagspause für Arbeiterinnen mit Hauswesen. Alle anderen Bestimmungen sind aus­ nahmefähig (§ 138, 139 und 139 a GewO.) und zwar können die Ausnahmen entweder für eine einzelne Fabrik oder Motorbetriebswerkstätte durch Antrag er­ wirkt werden, oder sie sind durch Bundesratsbeschluß für ganze Fabrikationszweige zugelassen.

a) Ausnahmen auf Antrag. J. wegen außergewöhnlicher Häufung der Arbeit. Zulässig ist eine Verlängerung der Arbeltszeit von Arbeiterinnen über 16 Jahren an

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den Wochentagen (außer Sonnabend) bis zu 13 Stunden täglich, aber nicht über 10 Uhr abends hinaus, und zwar ist zur Erlaubniserteilung zuständig: aa) In Fabriken bis zu 10 Tagen (d. i. zwei Wochen ohne Sonn- und Feiertage sowie Samstage) die Distrikts-Verwaltungsbehörde. bb) In Fabriken bis zu 40 Tagen und darüber (in letzterem Falle aber mit Ausgleich an den übrigen Tagen des Jahres) nur die Regierung, Kammer des Innern. cc) Vorstehendes findet auch auf Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern und Werkstätten mit un­ regelmäßiger Wasserkraft und mindestens 10 Arbeitern Anwendung. dd) In Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern und in Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und weniger als 10 Arbeitern ist bis zu 40 Tagen die Überarbeit allgemein zugelassen; über diese Zahl hinaus kann eine Überarbeit durch die Distrikts-Verwaltungs­ behörde gestattet werden.

In ersteren Werkstätten darf die längste Arbeits­ zeit höchstens 13 Stunden und spätestens bis 10 Uhr abends dauern. Die Arbeitszeit ist für die Werkstätte oder die Unterabteilung der Werkstätte so zu regeln, daß ihre tägliche Dauer nicht mehr als 11 Stunden beträgt. Als Überarbeitstag kommt jeder Tag in Anrech­ nung, an welchem auch nur eine Arbeiterin länger als 11 Stunden in einer Motorwerkstatt mit weniger als 10 Arbeitern oder über 8 V2 Uhr abends in einer Werkstätte mit unregelmäßiger Wasserkraft und weniger als 10 Arbeiter beschäftigt wurde. Kontrollvorschriften: Die schriftlich erteilte Genehmigung muß vorgelegt werden können (siehe §*138 Abs. 1—4 GewO.; Bayer. MinABl. des Innern 1892 S. 111 ff.; für Motorwerkstätten RGBl. 1900 S. 566 ff., dann bayer. MinABl. 1900 S. 747). Strafvorschrift in § 149 Ziff. 7 der GewO.

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc.

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r. cSür Arbeiten der nach § ?05c Abs. J Fiff. 2 und 3 der GewG. bezeichneten Art.

Überarbeit der Arbeiterinnen über 16Jahre, die kein Hauswesen zu besorgen haben und keine Fortbildungsschule besuchen, an den Vorabenden der Sonn- und Festtage nach 5V2 Uhr nachmittags, jedoch nicht über 8 YU Uhr abends hinaus, mit Aus­ nahme des Weihnachts-, Oster- und Pfingstfestes ist der Regel nach mit schriftlicher Genehmigung der Distrikts­ verwaltungsbehörde zulässig und zwar für Fabriken und den bei vorstehender Ziff. 1 cc bezeichneten Werkstätten. Kontrollvorschrift: Eine Abschrift der Er­ laubnis ist in den Fabrikräumen, in welchen die Ar­ beiterinnen beschäftigt werden, an einer in die Augen fallenden Stelle auszuhängen (stehe § 138a Abs. 5 der GewO.; Bayer. MinABl. 1892 S. 117; RGBl. 1900 S. 566 ff. und Bayer. MinABl. 1900 S. 747). Strafvorschrift enthalten in § 149 Ziffer 7 der GewO. 3. wegen Unterbrechung des Betriebes durch Uaturereigniffe oder Unglücksfülle.

In diesen Fällen ist eine Verlängerung der Arbeits­ zeit, Gestattung der Nachtarbeit und Wegfall der Pausen für die jugendlichen und weiblichen Arbeiter zulässig. Genehmigung wird auf besonderen schriftlichen An­ trag erteilt: aa) Für Fabriken in dringenden Fällen für höchstens 14 Tage durch die Distriktsverwaltungsbehörde; bis zur Dauer von 4 Wochen durch die K. Kreisregierung (K. d. I.) und auf längere Zeit durch das Staats­ ministerium des K. Hauses und des Äußern.*) Inner­ halb 24 Stunden darf die Arbeitszeit bei Kindern 9 Stunden, die der jungen Leute 11 Stunden und die *) Siehe hierüber die Verordnung über Formation des Staatsministeriums vom 10. November 1904 (GVBl. S. 567). L tnd n er, Gewerbeaufsichtsdienst.

2. Aufl.

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50 Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc.

der erwachsenen Arbeiterinnen 13 Stunden (ausschließlich Pausen) nicht übersteigen. Zwischen zwei Arbeitsschichten muß eine Ruhezeit von 12 Stunden für Kinder und von 10 Stunden für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen liegen. Die Tag- und Nachtschichten müssen wöchentlich wechseln. Zwischen jeder Schicht ist eine Pause von min­ destens 1 Stunde zu gewähren. Sonn-und Festtagsarbeiten von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends sind unzulässig, bb) Vorstehendes ist auch für Motorwerkstätten mit mindestens 10 Arbeitern und Werkstätten mit unregel­ mäßiger Wasserkraft und mindestens 10 Arbeitern gültig, cc) Für Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern auf die Dauer von vier Wochen durch die Distriktsverwaltungsbehörde, auf längere Zeit durch die höhere Verwaltungsbehörde und in dringenden Fällen, sowie zur Verhütung von Unglücksfällen durch die Orts­ polizeibehörde, jedoch nur auf höchstens 2 Wochen. dd) Für Werkstätten mit unregelmäßiger Wasser­ kraft und weniger als 10 Arbeitern wie unter cc, jedoch kommen hier nur, da ein Maximalarbeitstag und Pausen nicht festgesetzt sind, nur die Nachtarbeit von jugend­ lichen Arbeitern und Arbeiterinnen, sowie die Arbeit von jugendlichen Arbeitern am Sonntag und während der Katechumenen-, Konfirmanden-, Beicht- und Kommunionunterrichtsstunden in Betracht. Kontrollvorschrift: Die schriftlich erteilte Ge­ nehmigung muß vorgelegt werden können (siehe § 139 Abs. 1 und 3 der GewO.; Bayer. MinABl. 1892 S. 118 und 1900 S. 747; RGBl. 1900 S. 566). Strafvorschrift. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen sind Vergehen und nach § 143 Ziff. 2 der GewO, strafbar.

4. wegen der Natur des Betriebes oder mit Rücksicht auf die Arbeiter. Anderweitige Regelung der Pausen für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen ist, aber ohne Überschreitung

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen 2c. 51

der gesetzlichen Arbeitsdauer, auf besonderen schriftlichen Antrag zulässig: aa) Bei Fabriken oder Motorwerkstätten mit mehr als 10 Arbeitern mit Genehmigung der K. Kreis­ regierung, K. d. I. bb) Bei Motorwerkstätten mit weniger als 10 Arbeitern mit Genehmigung der Distriktsverwaltungs­ behörde. Gestattung der Arbeit zur Nachtzeit und an Vor­ abenden von Sonn- und Festtagen für Arbeiterinnen, sowie Nachtarbeit, Arbeit am Sonntag und während der Religionsstunden für jugendliche Arbeiter. Hierzu kann Erlaubnis erteilt werden: ec) Für Fabriken, Motorwerkstätten mit mehr als 10 Arbeitern und Werkstätten mit unregelmäßiger Wasser­ kraft und mindestens 10 Arbeitern durch das Staats­ ministerium des K. Hauses und des Äußern.

dd) Für Motorwerkstätten mit weniger als 10 Ar­ beitern durch die K. Kreisregierung, K. d. I. ee) Ebenso für Werkstätten mit unregelmäßiger Wasserkraft und weniger als 10 Arbeitern (ein Maxi­ malarbeitstag und Pausen ist für diese Werkstätten nicht bestimmt). Siehe hierüber § 139 Abs. 2 und 3 der GewO.; Bayer. MinABl. 1892 S. 121 und 1900 S. 747; RGBl. 1900 S. 566. Strafvorschrift in § 146 Ziff. 2 der GewO, b) Ausnahmen für ganze Labrikationszweige oder Betriebsgruppen (ohne Antrag) durch Bundesratsbeschluß

(§ J30a der GervG.). Der Aushang derselben an der Betriebswerkstätte wird erfordert. Diese Ausnahmen finden sich mit den übrigen für einzelne Betriebe ergangenen Ausnahmevorschriften im Taschenlexikon vorgetragen.

52 Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc.

VI. Arbeitsordnungen (§

134 a—§ der GewO.).

Diesen ist ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. Im Einzelnen ist zu prüfen was folgt: 1. Ob für jede Fabrik oder ihr gleichgestellte An­ lage, welche während der Zeit ihres Betriebes in der Regel mindestens20 Arbeiter beschäftigt, eine Arbeits­ ordnung erlassen ist. Der Betrieb der Fabrik ohne die vorgeschriebene Arbeitsordnung ist nach § 147 Abs. 1 Ziff. 5 der GewO, strafbar. 2. Ob diese von der Distriktspolizeibehörde geprüfte und einwandfrei befundene Arbeitsordnung, sobald sie in Kraft getreten ist, an einer allen beteiligten Arbeitern zugänglichen Stelle ausgehängt ist und ob der Aus­ hang in lesbarem Zustande sich befindet. Zuwider­ handlungen fallen unter § 149 Abs. 1 Ziff. 7 der GewO. 3. Ob jedem seit Erlaß der Arbeitsordnung eingetretenen Arbeiter bei seinem Eintritt die Arbeitsordnung (in Abschrift oder Abdruck) be­ händigt wurde. Strafbestimmungen enthalten in § 149 Abs. I Ziff. 7 GewO.

4. Ob die Arbeitsordnung auch beachtet und voll­ zogen wird. Die formellen Vorschriften über die Erlassung und den Inhalt der Arbeitsordnungen können hier füglich übergangen werden, da sie von der Distriktspolizei­ behörde bei Einreichung der Arbeitsordnung geprüft werden. Nachträge zur Arbeitsordnung gleicher Weise wie diese selbst zu erlassen.

sind in

Mängel, die sich zur gegenwärtigen Ziffer ergeben, hat der Revisionsbeamte der zuständigen Distriktspolizei­ behörde mit den notwendigen Anträgen zur Kenntnis zu bringen. Nichtbefolgung der Anordnung der Er­ setzung oder Aenderung der Arbeitsordnung ist nach § 147 Ziff. 5 GewO, strafbar.

Bestimmungen für Fabriken u. gleichstehende Anlagen rc. 53

VII. Straswefen der Arbeitgeber. Es ist zu prüfen a) ob das in § 134 c Abs. 3 GewO, vorgeschriebene Verzeichnis der Geldstrafen vorhanden ist; b) ob es richtig geführt wird und den Namen des Bestraften, den Tag der Bestrafung, den Grund der Strafe und die Höhe derselben angibt. Durch das Strafgelderverzeichnis läßt sich feststellen: c) ob die Strafe zu Recht angesetzt wurde, d. h. ob sie den Bestimmungen der Arbeitsordnung entspricht; d) ob das gesetzliche Strafmaximum nicht über­ schritten wurde; e) ob die Strafen ohne Verzug angesetzt und dem Arbeiter Kenntnis gegeben wurde; f) ob die Verwendung der Strafgelder tatsächlich zum Besten der Arbeiter in der durch die Arbeits­ ordnung vorgesehenen Weise erfolgt. Zuwiderhandlungen beim Strafwesen sind nach § 148 Ziff. 11 GewO, strafbar.

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Sonntagsruhe.

E. Sonntagsruhe. a) Allgemeine Vorschriften. 105 a, 105 b Abs. 1, 105 g, 105 b Abs. 1 und 105 i GewO. ausf. Anw. MinABl. 95 S. 107.

1. Die Beschäftigung von Arbeitern „im Betriebe" von Fabriken und Werkstätten, auf Zimmerplätzen und anderen Bauhöfen, in Ziegeleien, sowie bei Bauten aller Art an Sonn- und Feiertagen ist verboten. Dieses Verbot gilt nicht für Land- und Forstwirtschaft, den Gartenbau, den Weinbau, die Viehzucht, den Ge­ schäftsbetrieb der Apotheker, die Ausübung der Heil­ kunde und der schönen Künste, die im § 6 Abs. 1 Satz 1 GewO, bezeichneten Erwerbsarten, ferner für Gast« und Schankwirtschaften, Musikaufführungen, Schaustellungen, theatralische Vorstellungen und sonstige Lustbarkeiten, sowie der Verkehrsgewerbe. Siehe hierher die K. VO. vom 21. Mai 1897 (GVBl. S. 197), die Feier der Sonn- und Festtage betreffend. 2. Als Festtage gelten im Sinne des § 105a Abs. 2 GewO, neben den regelmäßig auf den Sonntag fallenden Festtagen, die in der MinBek. vom 30. April 1895 (GVBl. S. 253) benannten 11 Tage und zwar der erste Weihnachtstag, der Stephanstag, als der zweite Weihnachtstag, das Neujahrsfest, der Oster­ montag, das Fest Christi Himmelfahrt, der Pfingst­ montag, das Fest der heiligen drei Könige, der Charfreitag, das Fronleichnamsfest, das Fest Maria Himmel­ fahrt und das Fest Allerheiligen; im übrigen dürfen auch an den sonst in Bayern bestehenden Festtagen die nach der GewO, zugelassenen Arbeiten nicht ausgeführt werden, wenn sie unter die BO. vom 21. Mai 1897 fallen. 3. Die den Arbeitern zu gewährendeRuhe hat mindestens für jeden Sonn- und Festtag 24, für zwei aufeinander folgende Sonn- und Festtage 36, für das Weihnachts-, Oster- und Pfingstfest 48 Stunden

Sonntagsruhe.

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zu dauern. Die Ruhe ist von 12 Uhr nachts zu rechnen und muß bei zwei aufeinander folgenden Sonnund Festtagen bis 6 Uhr abends des zweiten Tages dauern. Ausnahmen (nur hinsichtlich der Tage, nicht der Dauer der Arbeitsruhe) für Betriebe mit regel mäßiger Tag- und Nachtschicht (§ 6 der Anw. MinABl. 1895 S. 109). Am deutlichsten zeigt nachstehende Aufstellung die Anforderung an die Betriebsruhe: In Betrieben mit regelm. Tag- und Nachtschicht.

In Betrieben ohne regelm. Tag- und Nachtschicht.

1. Für jeden einzelnen Sonn- und Festtag 24 Stunden, die schon 24 Stunden; von 12 Uhr frühestens um 6 Uhr abends nachts bis 12 Uhr nachts, des vorhergehenden Werk­ tags it. spätestens um 6 Uhr morgens des Sonn- und Festtags beginnen kann. 2. Für zwei aufeinander folgende Sonnund Festtage

42 Stunden und zwar: 36 Stunden und zwar: von der Mitternachtsstunde von 6 Uhr morgens des vor dem 1. Tage bis 6 Uhr­ 1. Tages bis 6 Uhr abends abends des 2. Tages. des 2. Tages. NB. Für das Weihnachts-, Oster- und Pfingstfest beträgt die Ruhe 48 Stunden. 4. Jugendliche Arbeiter dürfen an Sonn- und Feier­ tagen in der Regel überhaupt nicht beschäftigt werden. (Ausnahmen siehe D V a 3 u. 4). 5. Im Handelsgewerbe dürfen Gehilfen, Lehr­ linge und Arbeiter am ersten Weihnachts-, Oster- und Pfingsttage überhaupt nicht, im übrigen an Sonn- und Festtagen nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden. Für die letzten vier Wochen vor Weihnachten, sowie für die einzelnen Sonn- und Festtage, an welchen ört-

56

Sonntagsruhe.

liche Verhältnisse einen erweiterten Geschäftsverkehr erforderlich machen, kann die Distriktspolizeibehörde eine Vermehrung der Beschäftigungsstunden auf zehn Stunden zulassen. Im übrigen bestimmt sich die nähere Regelung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe nach den für die ein­ zelnen Regierungsbezirke erlassenen Entschließungen und den sonstigen Anordnungen der Distriktspolizeibehörde,

b) Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit. (§§ 105 c, 105 f u. 105 h Abs. 2 GewO.).

Ausnahmen von dem Verbot der Sonntagsarbeit treten ein: 1. Kraft gesetzlicher Vorschrift des Näheren im § 105 c GewO, und des MinABl. 1895 S. 112. Hierfür ist keinerlei behördliche Genehmigung er­ forderlich; über diese zulässige Sonntagsarbeit ist ein Verzeichnis nach dem vorgeschriebenen Formulare zu führen und stets evident zu halten. 2. Kraft der vom Bundesrate auf Grund des § 105 d erlassenen Vorschriften. Hier handelt es sich um ganz bestimmte Betriebe, in denen Arbeiten Vorkommen, die ihrer Natur nach eine Unterbrechung oder einen Aufschub nicht gestatten, sowie für Cam­ pagne- und Saisonindustrien (MinABl. 1895 S. 114 ff.). Diese Ausnahmen sind vom Bundesrat genau fest­ gelegt und zwar für alle in Frage kommenden gleich­ artigen Betriebe gleichmäßig, sowohl hinsichtlich der Art der Ausnahme, als auch ihres Umfanges (RGBl. 1895 S. 12 und die hierzu ergangenen Nachträge). Die Einzelaufführung der betreffenden Betriebe er­ scheint hier nicht angängig und sollen dieselben im Taschenlexikon bei Aufzählung der Ausnahmen mit berücksichtigt werden (Anlage 4 MinABl. 1895 S. 145). Die betreffenden Ausnahmebestimmun gen sind innerhalb der Betriebsstätte an geeigneter, den Sonntagsarbeitern zugänglicher Stelle anzuschlagen

Sonntagsruhe.

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und zwar die Bestimmungen der Bundesrats-Bek. vom 5. gebt. 1895, sowie der entsprechende Auszug aus der zu­ gehörigen Tabelle (RGBl. 1895 S. 12 ff., S. 448; 1896 S. 104, 177, 191, 744; 1897 S. 773; 1898 S. 1185; 1899 S. 271 u. 373; 1906 S. 475). 3. Kraft der von der höheren Verwaltungs­ behörde (Kreisregierung K. d. I.) auf Grund des § 105 e getroffenen Bestimmungen. Diese Ausnahmen gelten: a) für Gewerbe zur Befriedigung täglicher oder an Sonn- und Festtagen besonders hervortretender Be­ dürfnisse, b) für Betriebe mit Wind oder unregelmäßiger Wasserkraft. (Des Näheren siehe MinABl. 1895 S. 116 ff. und RGBl. 1901 S. 117, sowie die hierzu ergangenen Entschl. der einzelnen Kreisreg. in den KrABl.). Die einzelnen in Betracht kommenden Betriebe sind im Taschenlexikon auf geführt. 4. Kraft der von der unteren Verwaltungs­ behörde (Distriktsverwaltungsbehörde) auf Grund des § 105 ff. erteilten besonderen Er­ laubnis. Hier handelt es sich um Arbeiten zur Verhütung eines unverhältnismäßigen Schadens, und deren Be­ dürfnis trotz Anwendung gehöriger Sorgfalt nicht vor­ herzusehen gewesen war. Auch muß der Schaden so erheblich sein, daß die Beeinträchtigung der Sonntags­ ruhe nicht entscheidend ins Gewicht fallen kann. Eine Abschrift der schriftlichen Erlaubnis ist innerhalb der Betriebsstätte an leicht zugäng­ licher Stelle anzuschlagen. (Des Näheren MinABl. 1895 S. 128 ff.). 5. Kraft der von der Landes Zentralbehörde (Staatsministerium des Innern) auf Grund des § 105 h Abs. 2 GewO, erteilten Bewilligungen. Hier handelt es sich nur um einzelne Festtage, die nicht auf einen Sonntag fallen (MinABl. 1895 S. 130).

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Aktenhaltung.

F. Aktenhaltung. Für jede Ortspolizeibehörde empfiehlt sich, folgende Akten mit dem beigesetzten Inhalte einzurichten und zu führen.

t. Akt über die ortspolizeiliche RevifionStätigkeit im allgemeinen nnd die Revision der Handwerksbetriebe. Dieser Akt hat zu enthalten: a) das Verzeichnis der ausgestellten Arbeitsbücher nach Form A (§ 6 Abs. II der MinBek. vom 31. März 1892, MinABl. S. 91), b) die über die ortspolizeiliche Revisionstätigkeit im allgemeinen und die Handwerksbetriebe im besonderen ergangenen Anordnungen, Berichte usw.

2. Fabrikakten. Für jede Fabrik und jede den Fabriken gleich­ gestellte Anlage ist ein Fabrikakt zu führen. (§ 28 Abs. II der MinBek. vom 31. März 1892 in Ver­ bindung mit § 154 Abs. II und III der GewO., § 27 Abs. III gen. MinBek. vom 31. März 1892 und §§ 1, 3, 8 der MinBek. vom 18. Dezember 1900 (MinABl. S. 747). Jeder Fabrikakt hat zu enthalten: a) die Anzeigen und Beränderungsanzeigen der Fabrikbesitzer bzw. der Besitzer von Werkstätten mit Motorbetrieb oder von Wassertriebwerken über die Be­ schäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern gemäß § 138 Abs. I und II der GewO., § 27 Abs. 1 und § 28 Abs. I der MinBek. vom 31. März 1892 (MinABl. S. 91), §§ 1, 3, 8 der MinBek. vom 18. Dez. 1900 (MinABl. S. 747). Die Anzeigen sind schriftlich zu erstatten. Ver­ änderungsanzeigen sind nur dann erforderlich, wenn in den in § 138 Abs. II Satz 1 der GewO, bezeich-

Aktenhaltung.

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neten Verhältnissen eine Änderung eintritt. Hiergegen begründet eine Änderung in der Zahl der Beschäftigten keine Verpflichtung zu Veränderungsanzeigen. b) Die Übersichten nach Form B und C gemäß § 29 der MinBek. vom 31. März 1892 (f. MinABl 1892 S. 145 und 147) bzw. gemäß §1 der MinBek. vom 18. Dezember 1900 (MinABl. S. 747). Diese Übersichten sind nach jeder ordentlichen Revision gemäß § 42 der MinBek. vom 31. März 1892 zu ergänzen. c) Die auf den beteiligten Betrieb ergangenen Ver­ fügungen der Distriktspolizeibehörde, insbesondere Ver­ fügungen auf Grund des § 120d der GewO., Ver­ fügungen über etwaige Ausnahmen von dem Gebote der Sonntagsruhe oder den Beschränkungen in der Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Ar­ beitern usw., schließlich den Nachweis der zu den ein­ zelnen Anordnungen geübten Vollzugskontrolle. d) Als zweckmäßig wird es sich schließlich erweisen, ein Exemplar der etwa erlassenen Arbeitsordnung dem Fabrikakt einzuverleiben.

3. Akt «her die Revision der Bäckereibetriebe. Derselbe enthält: die auf die Bäckereibetriebe ergangenen gewerbe­ polizeilichen Verfügungen, Berichte usw. Das durch Ziff. 2 der MinBek. vom 5. Juni 1896 (MinABl. S. 180) vorgeschriebene Verzeichnis wird durch den Vortrag sämtlicher revisionspflichtigen Bäckerei­ betriebe in der Revisionsübersicht ersetzt.

4. Akt über Revision der WirtschastSbetriebe. Derselbe hat zu enthalten:

die auf die Wirtschaftsbetriebe ergangenen gewerbe­ polizeilichen Verfügungen, Berichte usw. Das durch die MinBek. vom 11. Mai 1902 (GVBl. S. 122)

60

Attenhaltung.

vorgeschriebene Verzeichnis der Gastwirtschaftsbetriebe wird durch die Aufnahme sämtlicher revisionspflichtigen Wirtschaften in die Revisionsübersicht ersetzt.

5. AN über Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben nach Maßgabe des Reichsgesetzes vom 30. März 1903 (RGBl. S. 113) und der MinBek. vom 20. Dezember 1903 (GVBl. S. 681).

Dieser Akt hat zu enthalten: a) die gemäß § 10 des genannten Gesetzes zu er­ stattenden Anzeigen über die Beschäftigung von Kindern.

b) das Verzeichnis derjenigen Betriebe, welche Kinder beschäftigen (lit. D der MinBek. vom 20. De­ zember 1903).

c) das Verzeichnis der ausgestellten Arbeitskarten (lit. E Ziff. 3 der MinBek. vom 20. Dezember 1903). d) alle zum Vollzüge des Reichsgesetzes ergangenen Anordnungen der Ortspolizeibehörde oder der vorge­ setzten Behörden und die Art der Erledigung derselben. Eine besondere Feststellung des Ergebnisses der halbjährlich vorzunehmenden Revisionen derjenigen Betriebe, welche Kinder beschäftigen, braucht zu vorwürfigem Akte nicht stattfinden, weil für diese Betriebe bereits bei den Anordnungen über Revision der Handwerks­ betriebe (s. G), sowie der handelsgewerblichen Betriebe (s. Taschenlexikon) die Berücksichtigung der Kinderarbeitsverhältniffe vorgesehen ist.

6. Alt über Revision der handelsgewerbliche» Betriebe. Dieser Akt hat zu enthalten:

die auf die handelsgewerblichen Betriebe ergangenen gewerbepolizeilichen Verfügungen, Berichte usw.

Aktenhaltung.

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7. Sammelatt für die Übersichten über das Ergebnis der Revisionen obenstehend bezeichneter Betriebe. Derselbe enthält die Übersichten über das Ergebnis der ortspolizeilichen Revisionen und Nachrevisionen sämtlicher Betriebe und ist nach Bedarf neu anzulegen.

Das örtliche Bedürfnis wird möglicherweise eine weitere Aktentrennung nötig machen und muß dies dem Befinden der einzelnen Ortspolizeibehörden anheim gestellt werden (z. B. Akt für die Konfektionswerk­ stätten usw.).

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Bornahme der Revisionen.

0. Vornahme -er Revisionen.

a) Der Praktische Verlauf. Die Tätigkeit der Polizeibeamten bei Vornahme der Revisionen ist in der MinBek. vom Jahre 1892 (MinABl. S. 126 ff.) genau festgestellt. Zudem werden von den meisten Distriktspolizeibehörden die Erstellung von Übersichten aufgetragen, deren Rubriken alles ent­ halten, was bei der Revision zu beachten ist und soll hier nur der ungefähre Gang einer Revision (insbe­ sondere einer Fabrikrevision) geschildert werden. Als Behelf wurde dem Handbuche eine auswechselbare Bei­ lage (Revisionsübersicht) zum Gebrauche an Ort und Stelle beigegeben. Die Revision ist ihrer Natur nach eine unvermutete. Begleitung innerhalb des Betriebes kann verlangt, aber auch abgelehnt werden. Der Beamte, der mit Vornahme einer Revision beauftragt ist, hat sich zunächst an den Besitzer oder Leiter zu wenden, ihm von der beabsichtigten Revision Mitteilung zu machen und eventuell um einen Führer durch die betreffenden Räume zu ersuchen. Zunächst lasse sich der Beamte zu der Stelle führen, an der die erforderlichen Aushänge (Arbeitsordnung, Aus­ zug aus den Bestimmungen über Beschäftigung jugend­ licher und weiblicher Arbeiter und ein namentliches Verzeichnis der ersteren) angebracht sind; er stelle fest, ob diese Aushänge in ordnungsmäßigem Zu­ stande sich befinden, namentlich ob sie gut leserlich und der Aushängeplatz ein besonders in die Augen fallender ist und notiere sich die Namen der auf dem Verzeichnis angegebenen jugendlichen Arbeiter. Die Aushänge sind, soweit vorgeschrieben, mit dem Revisionsvermerk zu versehen. Sodann lasse er sich zu der Stelle geleiten, an der jugendliche Per­ sonen und Kinder arbeiten, befrage sie nach dem Namen, Alter, Dauer der Beschäftigung und nach etwa verrichteter Sonntags- und Nachtarbeit; einzelne Per-

Vornahme der Revisionen.

63

fönen kann er auch beiseite nehmen und befragen, ob sie irgendeinen Anlaß zu besonderen Klagen haben. Über alle Wahrnehmungen mache er sich entsprechende Notizen (Beilage). Nachdem er in dieser Weise alle in der Nachweisung angegebenen jugendlichen Arbeiter befragt hat, begebe er sich eventuell zur Stätte der Frauenarbeit. Die Frauen sind zu befragen nach der Dauer der Arbeitszeit und der Pausen, namentlich für die Vorabende der Sonn- und Festtage, dann, ob die Betreffenden auf ihren Antrag die verlängerte Mit­ tagspause erhalten, ob eine in letzter Zeit geboren hat und die für diesen Fall bestehenden Gesetzesvorschriften beachtet sind. Endlich sucht der Beamte durch Nach­ frage die Zahl der Minderjährigen, d. h. der unter 21 Jahre alten Arbeiter und Arbeiterinnen zu er­ mitteln; er halte zu diesem Behufe alle ihm begegnenden Personen jugendlichen Ansehens an, um ihr Alter fest­ zustellen und richte an jede Gruppe von Arbeitern, an der er vorübergeht, eine entsprechende Anfrage (übrigens ein Verfahren, durch das zugleich die Richtigkeit des aushängenden Namensverzeichnisses mit geprüft werden kann). Mit diesen tatsächlichen Feststellungen begebe er sich dann in die Geschäftsräume des Betriebes und lasse sich aus den Lohnlisten oder ähnlichen Zusamenstellungen die Gesamtzahl der Ar­ beiter überhaupt angeben, danach die der Minder­ jährigen und von diesen wiederum die der jugend­ lichen, d. h. unter 16 bzw. 14 Jahre alten und endlich auch die der Kinder — stets nach Geschlechtern getrennt. Mit diesen Mitteilungen vergleiche er seine eigenen Feststellungen und bringe etwaige Differenzen zur Sprache. Schließlich lasse er sich die Arbeitsbücher vorzeigen, er prüfe, ob für jeden Minderjährigen ein solches vor­ handen und ob die vorgeschriebene Eintragung über Beginn der Beschäftigung vermerkt ist. Beim Antreffen unbrauchbar gewordener Arbeitsbücher ordne er deren Umtausch an. Soweit wahrgenommene Mißstände nicht durch sofortige Verfügung abzustellen sind, können An-

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Vornahme der Revisionen.

Ordnungen im Bureauwege unter Festsetzung eines zu­ reichenden Termins erfolgen, oder aber auch die fest­ gestellten Übertretungen zur Strafanzeige gebracht werden oder es ist dem K. Bezirksamte Bericht zu erstatten, welches dann das weitere verfügen wird. Das geschilderte Verfahren wird sich in kleineren Orten und je nach vorhandener Personalkenntnis des Kontrollorgans vereinfachen, insbesondere auch dann, wenn auf Grund des gemeindlichen Krankenversicherungs­ Registers das Verzeichnis der in Betracht kommenden Arbeiter vorher erstellt werden kann.

b) Kontrollfragen. Die Durchsicht des Inhaltes gegenwärtigen Merkchens ergibt für jeden Revisionsbeamten diejenigen Umstände, auf welche er zu achten hat. Diese sind auch bei der praktischen Schilderung einer Revision unter a) zusammen gefaßt. Damit aber der Revisionsbeamte imstande ist, sich selbst darüber zu kontrollieren, ob er auf alles geachtet und nichts übersehen hat, folgt nachstehend eine kurze Zusammenstellung der Kontrollfragen und zwar J. Lür Handwerksbetriebe. Werden Kinder beschäftigt? Stimmt das Alter der Kinder, die tägliche Arbeitszeit, die Lage der Arbeitsstunden und die Dauer und Lage der Pausen mit dem Gesetze überein? Sind die Kinder, soweit die Beschäftigung nicht nur gelegentlich erfolgt, mit Ar­ beitskarten versehen?

s. Buchst. B S. 7ff.

Sind sämtliche minderjährige Arbeiter mit Arbeitsbüchern versehen? Werden die sonstigen Vorschriften über Ar­ beitsbücher beachtet?

s. Buchst. C* 0.25 ff.

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Vornahme der Revisionen.

Werden die Vorschriften über Lohnzahlung eingehalten? (Hierher insbesondere Warenkreditierung und Lohnzahlung in Gast- und Schankwirt­ schaften einschlägig.)

s. Buchst. C8 S. 26.

Wieviel Lehrlinge dürfen gehalten werden? Ist der Unternehmer zum Anleiten der Lehrlinge befugt? s. Buchst. C5 S. 29 Liegt gültiger Lehrvertrag vor? u. ff. Ist die Lehrzeit richtig festgesetzt? Wird die Ausbildung der Lehrlinge ord­ nungsgemäß vorgenommen? Ist der Gewerbetreibende zur Führung des 1 s. Buchst. Meistertitels befugt? J C7 (5. 40. Werden Sonntagsarbeiten vorgenommen? \ s. Buchst. Wenn ja, liegt das Verzeichnis vor und > Eb 3. 1 wird dasselbe richtig geführt? ' S. 56.

Werden die Vorschriften über Beschäftigung j. Buchst. von Arbeiterinnen und jugendlichen Ar­ D I u. II beitern in Motorbetrieben einge­ S. 42 u. ff halten ? Sonstiges: Ist mit dem Handwerksbetriebe ein offener Laden verbunden? Wenn ja, trägt derselbe die vorgeschriebene Firma (§ 5 a GewO.)? Entsprechen die den Gehilfen und Lehrlingen ein­ geräumten Schlafräume den Bestimmungen über die Wohnungsaufsicht? Wenn nein, warum nicht?

r. Siir Kabrikbetriebe und diesen gleichstehende Anlagen. Werden nicht unzulässiger Weise eigene oder 1 f. Buchst. L fremde Kinder unter 13 Jahren bzw. \ ? “• werktagschulpflichtige Kinder beschäftigt? > 3.1 @.42. Lindner, GewerbeaufsichtSdienst. 2. Slufl.

5

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Vornahme der Revisionen.

Sind sämtliche minderjährigen Arbeiter mit Arbeitsbüchern versehen? Werden die sonstigen Vorschriften über Arbeitsbücher beachtet?

s. Buchst. C2 S. 25.

Werden die Bestimmungen über die Lohn­ zahlung eingehalten?

s. Buchst. C3 S. 26.

Werden in dem Betriebe Lehrlinge gehalten ? Wenn ja, liegt schriftlicher Lehrvertrag vor? Steht die Zahl der Lehrlinge nicht im Miß­ verhältnis zu dem Umfange und der Art des Gewerbebetriebes?

s. Buchst. C5 S. 29 u. ff.

Wurden die für jugendliche Arbeiter vor­ geschriebenen Anzeigen erstattet, sind die für diese und die Frauenbeschäftigung vorgeschriebenen Anschläge und Verzeich­ nisse vorhanden?

s. Buchst. Dill S. 45.

Entsprechen die Arbeitszeiten der Arbeite­ rinnen und jugendlichen Arbeiter den gesetzlichen Vorschriften u. den Anschlägen?

s. Buchst. D I-III S. 42 ff.

Werden nicht Arbeiterinnen an Vorabenden von Sonn- und Festtagen nach 5 V2 Uhr abends beschäftigt? Erhalten die Arbeiterinnen mit eigenem Hauswesen antragsgemäß 1 AAjftüntdge Mittagspause? Werden nicht Wöchnerinnen unmittelbar nach ihrer Niederkunft beschäftigt?

s. Buchst. D II S. 44.

Werden die Bestimmungen über die Arbeits­ ordnungen und das Strafwesen einge­ halten ?

s. Buchst. 0 VI u. VII S.52u53.

Werden Sonntagsarbeiten vorgenommen und sind diese gesetzlich zulässig? Wird das Verzeichnis hierüber geführt?

s. Buchst. E b 8 1 S. 56.

Erhalten die in zulässiger Weise an Sonn­ tagen beschäftigten Arbeiter ihren vor­ geschriebenen freien Sonntag?

s. Buchst. E a S. 54.

Vornahme der Revisionen. Für Betriebe, für welche auch im Bundes­ rat Ausnahmen vom Gebote der Sonn­ tagsruhe zugelassen wurden: (Namentliche Aufzählung im Taschenlexikon). Werden die Arbeiter an Sonntagen nicht mit anderen als den zugelassenen Ar­ beiten beschäftigt? Werden die vorgeschriebenen Ruhepausen eingehalten? Ist eine Tafel mit den Ausnahmsbestimmungen angeschlagen?

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s. Buchst. Eb 3.2 S. 56.

s. Buchst. Eb 3. 4 S. 57. Werden die für die sog. Bedürfnisgewerbe \ s. Buchst, zugelassenen Ausnahmen vom Gebote ? E 3.3 der Sonntagsruhe eingehalten? ’ 57* Sind die für die sonst erteilten Ausnahmen \ vorgeschriebenen Anschläge vorhanden? j

Entspricht der etwa vorhandene Aufzug 1 s. a. unter den Vorschriften der MinEntschl. vom > Auszug im 27. April 1901 MinABl. S. 283? J Taschenlex

(Hinsichtlich der für einzelne Betriebe noch weiters erlassenen Bestimmungen siehe im Taschenlexikon.)

5. Litr Läckereibetriebe, Wirtschaftsbetriebe, Wandels­

gewerbebetriebe usw. (Taschenlexikon.)

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstes.

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H. Taschenlexikon zur Ausübung des Gewerbeaufflchtsdienstes. (91. z. B. u. 91. z. H. v. — Anlagen zur Bearbeitung bzw. Herstellung von).

Abdeckereien: Kinderarbeit verboten; genehmigungs­ pflichtige Anlage nach § 16 GewO. Abfallen, A. z. B. v.: siehe unter Faserstoffen. Attnmnlatorenfabriken; Bek. d. Bundesrats vom 17. Mai 1898 zu § 120 c GewO. (RGBl. S. 176). Die Verwendung von Arbeiterinnen, sowie von jugend­ lichen Arbeitern zu solchen Verrichtungen, welche sie mit Blei oder Bleiverbindungen in Berührung bringt, ist verboten. Es dürfen nur solche Personen eingestellt werden, die nach ärztlichem Zeugnis für diese Be­ schäftigung geeignet sind (mit monatlicher Nachunter­ suchung). Die gewählte Regelung der Arbeitszeit beim Mischen, Herstellen, sowie zum Einstreichen der Füllmasse in die Platten (Gitter oder Rahmen; § 17 der Bek.), sowie Abänderung derselben sind der Ortspolizeibehörde an­ zuzeigen. Kontrollbuch über Wechsel, Bestand, sowie Ge­ sundheitszustand der Arbeiter vom Arbeitgeber zu führen, der auch hinsichtlich Mitbringens von Nahrungsmitteln, Nahrungsaufnahme, Benützung der Arbeitskleider, des Rauchens, Schnupfens während der Arbeitszeit Vor­ schriften zu erlassen, eventuell in die Arbeitsordnung mit aufzunehmen hat. Kontrollvorschrift. Diese Vorschriften nebst dem Abdrucke von §§ 1—20 der Bekanntmachung sind in jedem Arbeitsraume, sowie in dem Ankleide- und

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

dem Speiseraume an einer in die Augen Stelle aufzuhängen.

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fallenden

Alaun, A. z. H. v.: Ausnahme von der Sonn­ tagsruhe nach § 105d GewO.; siehe Buchstabe E b Ziff. 2 S. 56.

Albuminpa-ierherstellung: genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO.

Alkalichromaten: Sonntagsruheausnahme nach Buchstabe E b Ziff. 2 S. 56. Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundes­ ratsbestimmung vom 5. Dezember 1895 genehmigt (An­ schlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben). Genehmi­ gungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. Bek. des Bundesrates vom 2. Februar 1897 zu § 120 c GewO. (RGBl. S. 11). Die Verwendung von Arbeiterinnen, sowie von jugendlichen Arbeitern ist nur in solchen Räumen und nur zu solchen Verrichtungen gestattet, welche sie mit Chromaten nicht in Berührung bringt. Es dürfen nur solche Personen eingestellt werden, die nach ärztlichem Zeugnisse nicht mit Hautwunden, Ge­ schwüren oder Ausschlägen behaftet sind; Zeugnisse sind zu sammeln und aufzubewahren. (Monatliche Nach­ untersuchung notwendig, außerdem tägliche Besichtigung der Arbeiter auf wunde Hautstellen an den Händen, Vorderarmen, dem Gesichte durch eine Vertrauens­ person vorgeschrieben). Der Arbeitgeber hat ein Kranken­ buch zu führen und Vorschriften über das Mitbringen von Nahrungsmitteln, die Nahrungsaufnahme, Be­ nützung der Arbeitskleider zu erlassen bzw. in die Ar­ beitsordnung mit aufzunehmen. DieseVorschriften sind in jedem Arbeitsraume, sowie dem Ankleide- und Speiseraume nebst einem Abdrucke der §§ 1 mit 15 der Bekanntmachung deutlich und sichtbar anzuschlagen.

Ammoniak, Ammoniaksalzen, A. z. H. v.: Sonn­ tagsruheausnahme zu Buchstabe E b Ziff. 2 S. 56. Asphaltkochereien, genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Anstreicher; Kinderarbeit verboten; ferner ein­ schlägig Reichskanzlerbek. vom 27. Juni 1905, RGBl. S. 555. Verboten ist 1. Die unmittelbare Berührung der Arbeiter mit bleihaltigen Farbstoffen beim Zerkleinern, Mengen, Mischen und der sonstigen Bearbeitung; 2. das Anreiben von Bleiweiß mit Öl oder Firnis mit der Hand; dasselbe gilt von anderen Bleifarben. Jedoch dürfen diese von Arbeitern über 18 Jahren auch mit der Hand angerieben werden, wenn das Ge­ wicht pro Tag bei Mennige 1 kg, bei anderen Blei­ farben 100 g nicht übersteigt; 3. das Abschleifen oder Abbimsen trockener Ölfarbenanstriche oder Spachtel, welche nicht nachweislich blei­ frei sind, ohne vorherige Anfeuchtung. Verlangt wird 1. die Entfernung des Schleifschlammes und der beim Abschleifen und Abbimsen entstehenden Abfälle, bevor sie trocken geworden sind; 2. eine Vorsorge des Arbeitgebers dafür, daß die Arbeiter, welche mit Bleifarben oder ihren Gemischen in Berührung kommen, mit Malerkitteln und ähn­ lichem und einer Kopfbedeckung sich versehen und dieses während der Arbeit auch benutzen; 3. die Bereitstellung von Waschgefäßen, Bürsten zum reinigen der Hände und Nägel, sodann die Abgabe von Seife und Handtüchern; 4. bei Verwendung auf einem Neubau oder in der Werkstatt Gelegenheit zum waschen an einem frostfreien Orte und zur Aufbewahrung der Kleidungsstücke; 5. die Belehrung der Arbeiter durch den Arbeit­ geber über die Gefahren der Bleifarben, und 6. die Aushändigung des Merkblattes und eines Ab­ druckes der Bestimmungen beim Arbeitsantritte. Für Fabriken ist noch vorgeschrieben a) die Bereitstellung besonderer Wasch- und An­ kleideräume,

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

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b) die Erlassung verbindlicher Borschriften über den Ge­ nuß von Branntwein, Speisen und Getränken, Benutzung der Arbeitskleider, Rauchen von Zigarren und Zigaretten, c) Aufstellung eines Kontrollarztes, d) das Verbot der Verwendung bleikranker oder bleikrankverdächtiger Arbeiter, e) die Führung eines Kontrollbuches über den Wechsel und Bestand, sowie den Gesundheitszustand der Arbeiter durch den Arbeitgeber. Antichlor, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Antimonoxyd, A. z. H v.: Sonntagsruheausnahme zu E d Z. 2 S. 56. Ätzalkali, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. AusbereitungSanstalten sind Fabriken. Auszüge; siehe MinEntschl. vom 27. April 1900 (MinABl. S. 283). Hierher dürften nur die Bestim­ mungen hinsichtlich der Lastaufzüge von besonderem Interesse sein. An jedem Zugänge muß sich ein Schild befinden, das enthält: Die Warnung: Vorsicht, Aufzug; ein Verbot gegen das Mitfahren von Personen; die größtzulässige Belastung. Jeder Aufzug, der eine größere Förderhöhe als 2 m besitzt und zum Zwecke der Be- und Ent­ ladung betreten werden kann, muß eine zuverlässige Fang- oder Geschwindigkeits-Bremsvorrichtung besitzen. Ausgenommen sind nicht betretbare kleine Aufzüge. Fahrstühle, die nicht von Schachtwänden oder dgl. umgeben sind, müssen so eingerichtet sein, daß das Ladegut nicht herausfallen kann. Die Fahrbahn darf nur durch nach außen gehende Tür- oder Schrankenverschlüsse zugänglich sein und muß mindestens die oberste Öffnung derselben selbsttätigen Verschluß besitzen. Außerhalb der Gebäude liegende Sackaufzüge müssen an den Einzugstellen Klapptüren und Handgriffe haben

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und in der Regel im Erdgeschoße mindestens 1,8 in hoch sicher umwehrt sein. Wenn die Feuersicherheit es erfordert, kann für Aufzüge im Innern der Gebäude die Umschließung mit dichtem, unverbrennlichem Material gefordert werden. Die Fahrbahn ist gegen herabfallende Gegen­ stände sicher abzudecken und die Auszugsschächte im Innern, besonders an den Zugängen, gut zu beleuchten. Die Bedienung des Aufzuges darf nur Personen, die mindestens 18 Jahre alt und mit der Steuerung vertraut sind, übertragen werden. Das Nähere siehe in der anfangs zitierten MinEntschl. Auktionatoren: Betrieb kann untersagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden ergeben (§§ 353, 36, 38 u. 47 GewO.). Über den Geschäftsbetrieb siehe Bek. des Staatsmin. vom 20. Oktober 1900 (GVBl. S. 1122). Der Auktionator darf nur fremdeWaren auf Grund eines schriftlichen Auftrages versteigern. Der Auftrag bildet eine Beilage der Gesch.-Reg. Der Auktio­ nator darf für sich keine Waren ersteigern. Die Ver­ steigerung von Lebens- und Genußmitteln, sowie von neuen (ungebrauchten) Waren ist nur mit Genehmigung der Ortspolizeibehörde zulässig, die nur in wenigen bestimmten Fällen erteilt werden darf. Das Geschäfts­ register muß Angabe über die Art und Menge der Waren, sowie deren Herkunft und Wert unter genauer Angabe der Firma, bzw. genaue Adresse des Auftrag, gebers und eventuellen Eigentümers enthalten; in lit. f. ist der Erlös zu bemerken, dann, wann und zu welchen Betrag Ablieferung an den Auftraggeber er­ folgt ist. Drei Tage vor der Versteigerung Anzeige unter Verzeichnisvorlage an die Ortspolizei­ behörde vorgeschrieben. Die Vorschriften müssen int Versteigerungslokale für jedermann sichtbar und lesbar an den Eingängen bzw. Ausgängen angebracht werden und ebenso das Verzeichnis der zur Versteigerung ge­ langenden Gegenstände samt den etwaigen Bedingungen.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrnngeu.

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Alte und neue Waren dürfen an einem Tage im gleichen Lokale nicht versteigert werden. Der freihändige Ver­ kauf im Auktionslokal während der Versteigerung ist verboten. Verboten ist ferner das sog. Kippemachen und das Vorschußgeben ä conto des Erlöses. Die Auktionsräume müssen in hygienischer, bau- und feuer­ polizeilicher Beziehung entsprechen. Austragen von Waren erlaubte Kinderbeschäftigung. Antomaten siehe unter offenen Verkaufsstellen. Azetylengasherstellnng: Anzeige an die Distrikts­ polizeibehörde, VO. vom 25. Oktober 1905 (GBBl. 1905 S. 611); als Fabrik genehmigungspflichtige An­ lage nach § 16 GewO. Bäckereien nud Konditoreien (reine Konditoreien werden hiervon nicht betroffen). In derartigen Betrieben, wo in jeder Nacht oder doch mehr als dreimal wöchentlich zwischen 8 30 abends und 5 50 morgens ge­ arbeitet wird und wo Gehilfen und Lehrlinge arbeiten, darf die Arbeitsschicht für Gehilfen nicht länger als 12 Stunden (bzw. 13 Stunden mit Pausen von zu­ sammen 1 Stunde) und für Lehrlinge im 1. Lehrjahr nicht länger als 10 Stunden (11 Stunden), im 2. Lehr­ jahre nicht länger als 11 Stunden (12 Stunden) sein. Gelegentliche kürzere Dienstleistungen in der Ruhezeit sind zuzulassen, die ununterbrochene Ruhezeit muß aber für Gehilfen wenigstens 8 Stunden, für Lehr­ linge im 1. und 2. Lehrjahre 10 bzw. 9 Stunden be­ tragen. Überarbeit: a) durch die untere Verwaltungs­ behörde (Bezirksamt, unm. Magistrat) zuzulassen für diejenigen Tage, wo sie wegen besonders hervortretender Bedürfnisse (Feste rc.) erforderlich ist; b) allgemein an jährlich 20 der Bestimmung des Arbeitgebers über­ lassenen Tagen zuzulassen. Verzicht auf Ruhezeiten nicht zulässig. Diese Tage sind auf einer ortspolizeilich abzu­ stempelnden und mit dem Namen oder der Firma des Arbeitgebers versehenen Kalendertafel durch Löcher oder Tintenstriche kenntlich zu machen.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Halbjährlich ist mindestens eine Revision notwendig, bei der festzustellen ist: a) Ist die Tafel mit der Bundesratsverordnung vom 4. März 1896 ausgehängt? b) Ist die Kalendertafel abgestempelt und mit dem Namen und der Firma des Arbeitgebers versehen aus­ gehängt? c) An wieviel Tagen im Jahre hat Überarbeit stattgefunden? d) Sind die Tage, an denen Überarbeit stattgefunden hat, auf der Kalendertafel mittelst Durchlochung oder Durchstreichung mit Tinte kenntlich gemacht? e) Werden die festgesetzten Arbeitsschichten nicht überschritten? f) Werden die vorgeschriebenen ununterbrochenen Ruhepausen gewährt? g) Wurden sonstige Mißstände wahrgenommen (für Oberbayern siehe die oberpol. Vorschr. über die Ein­ richtung und den Betrieb der Bäckereien vom 11. De­ zember 1906 KrABl. S. 235)? Die Bestimmungen vom 4. März 1896 gelten, un­ beschadet der Kaiserl. Bek. vom 9. Juli 1900 auch für Bäckereien und Konditoreien mit Motoren betrieb, vorausgesetzt natürlich, daß der Betrieb nicht als Fabrik­ betrieb anzusehen ist. Die Bestimmungen unter D 11 und II2, 3 sind jedoch auch für Bäckereimotorenbetriebe anwendbar. Wenn ortspolizeilich vorgeschrieben, muß täglich während der Verkaufszeit am Verkaufslokale der Bäcker und Backwarenverkäufer ein von außen sichtbarer An­ schlag über die Preise und das Gewicht der verschiedenen Bäckereien für gewisse Zeiträume angebracht werden (§ 73 GewO.). In diesem Falle kann die Ortspolizeibehörde weiters vorschreiben, daß im Verkaufslokale eine Wage mit den nötigen geeichten Gewichten zum Nachwiegen der Back­ waren seitens der Käufer aufgestellt wird (§ 74 GewO.). Lindner, Gewerbeaufsichtsdienst. 2. Ausl. 6

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Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgäNMgen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Sonn- und Festtagsarbeit (* wie bei Badeanstalten) während 10 Stunden zu gestatten; ununterbrochene Ruhezeit 14 Stunden. Beginn frühestens 12 Uhr nachts, spätestens 10 Uhr morgens. Zeit zum Besuche des Gottesdienstes mindestens an jedem 3. Sonntage freizngeben. Innerhalb der Ruhezeit Aufnahme der Vorbereitungsarbeiten nach 6 Uhr abends für den nächsten Tag auf höchstens eine Stunde zulässig. Wenn an Sonn- und Festtagen das Ausbacken des von der Kundschaft bereiteten Kuchens oder das Braten von Fleisch ortsüblich ist, können einzelne über 16 Jahre alte Arbeiter während 3 Vormittagsstunden innerhalb der freigegebenen Zeit beschäftigt werden (MinBek. vom 24. März 1895, ABl. S. 106 Ziff. III a). Für die Sonntagsruhe im handelsgewerb­ lichen Betriebe der Bäckereien und Konditoreien sind die für die einzelnen Regierungsbezirke erlassenen Vor­ schriften für die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe maßgebend. Badeanstalten (wegen Ausnahmen nach § 105 e GewO, von dem Verbote der Sonntagsarbeit siehe die hierwegen von den Kreisregierungen für ihren Bezirk ergangenen Entschließungen: auf E b 3 wird hingewiesen. (Diese Ausnahmen wiederholen sich öfters und werden der Kürze halber mit * wie bei Badeanstalten ange­ deutet). Der Betrieb kann untersagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden dartun (§ 351 GewO.). Siehe auch bei D II 1 a: ferner MinBek. vom 14. März 1891 § 26 Abs. 5 MinABl. S. 70. Bandagisten mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Bandwirker desgleichen. Barbiere (* wie bei Badeanstalten); Sonntags­ arbeit siehe § 47 b und 105 e GewO. Beschäftigung von Arbeitern an allen Sonn- und Festtagen bis 2 Uhr nachmittags zu gestatten. Weitere Ausnahmen nur bei Vorbereitung für öffentliche Theatervorstellungen 6e

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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und Schaustellungen zulässig. Bedingung: Bei mehr als 3 stündiger Sonntagsarbeit ist entweder an Stelle des 3. Sonntags mit 36 stündiger Ruhe, oder jeden 2. Sonntag mit 12 freien Tagesstunden (von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends) in jeder Woche ein freier Werktagnachmittag, von 1 Uhr an, zu gewähren (MinBek. vom 14. März 1895, MinABl. S. 107 § 24 h). Ferner mindestens an jedem 3. Sonntage Zeit zum Gottesdienstbesuch. Barytpräparaten, A. z. H. v., Sonntagsruheaus­ nahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Banhöse sind den Fabriken gleichzuachten. Bankonstruktionsbetriebe: genehmigungspflichtige Anlagen nach 8 16 GewO. Bauplätze; Fürsorge für Arbeiter auf denselben (Oberpol. Borschr. G. u. BBl. 1904 S. 257), die an jeder Baustelle mit regelmäßig mehr als 10 Arbeitern gut sichtbar in Plakatform anzuschlagen sind. Bauten aller Art sind keine Fabriken; Kinderarbeit verboten. Bauunternehmer und Bauleiter. Der Betrieb kann untersagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden dartun (§ 35 Abs. 5 GewO., RGBl. 1907 S. 3). Bekleidungsgewerbe (* wie bei Badeanstalten); Be­ schäftigung beim handwerkmäßigen Betriebe die Ab­ lieferung bestellter Arbeiten an die Kunden an Sonnund Festtagen bis zum Beginne des Bormittags-Hauptgottesdienstes gestattet (MinBek. vom 14. März 1895, § 24 c MinABl. S. 107 ff.). Im übrigen siehe Kon­ fektionswerkstätten. Bergwerke gelten als Fabriken; Kinderarbeit ver­ boten. Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Beffemerstahlwerke: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. BettfedernreinigungSanstalteu: Kinderarbeit verboten. Bierbrauereien: siehe Brauereien.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgiinrvngen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Biskmtfabriken: Sonntagsruheausnahme zu L d Ziff. 2 S. 56.

Blechgesätzherstellung: genehmigungspflichtige An­ lage nach § 16 GewO.

Bleiaukrmpsereieu: Kinderarbeit verboten. Bleichereien: desgleichen. Bleifarben und andere Blei-rodnkte, A. z. H. v. (Bundesratsbek. vom 26. Mai 1903 S. 225 u. ff.). Diese Bekanntmachung trifft eingehende Vorschriften über die Beschaffenheit der Arbeitsräume und die Vornahme der Arbeiten. Arbeiterinnen dürfen nur insoweit zum Aufenthalt oder zur Beschäftigung zugelassen werden, als sie dabei der Einwirkung bleihaltigen Staubes oder bleihaltiger Gase und Dämpfe nicht ausgesetzt sind und mit bleihaltigen Stoffen nicht in Berührung kommen. Jugendlichen Arbeitern darf eine Beschäftigung nicht gewährt und der Aufenthalt nicht gestattet werden. Bei der Herstellung und Verpackung beschäftigte Personen bedürfen einer Gesundheitsbescheinigung. Weiters regelt die Bekanntmachung die Dauer der Beschäftigung der Arbeiter bei den Oxydierkammern, beim Packen der Bleifarben, die Bereitstellung von Arbeitsanzügen, von Respiratoren, Mundschwämmen und Handschuhen, von Wasch- und Ankleide- und Speiseräumen sowie deren Ausstattung, endlich auch die Bereitstellung eines warmen Bades. Die mit Blei oder bleihaltigen Stoffen in Be­ rührung kommenden Arbeiter müffen mindestens zwei­ mal monatlich ärztlich auf Bleierkrankung untersucht werden. Bleierkrankungsverdächtige sind vorübergehend, Bleierkrankungsempfindliche ganz auszuschließen. Vor­ geschrieben ist die Führung eines Kontrollbuches über den Wechsel und Bestand, sowie über den Ge­ sundheitszustand der Arbeiter; ferner die Erlassung von Vorschriften über den Genuß geistiger Getränke, die Einnahme der Nahrungsmittel usw. In jedem Arbeitsraume, sowie in dem Ankleideund dem Speiseraume sind die Bundesratsbek. sowie die vom Arbeitgeber erlassenen Vorschriften anzuschlagen.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstes.

Bleigießereien: Kinderarbeit verboten. Bleihünen (Bundesratsbek. vom 16. Juni

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1905, RGBl. 1905 S. 545). Diese Bekanntmachung regelt die Beschäftigung der Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeiter, Bereitstellung von Arbeitskleidern, WaschGelegenheit u. dgl.; trifft ferner Vorschriften über die Überwachung des Gesundheitszustandes der Arbeiter (Kon­ trollbuchführung) und verlangt die Erlassung besonderer Vorschriften durch den Arbeitgeber. Anschlag der Bundes­ ratsbek. und der letzteren Vorschriften in jedem Arbeits­ raume, sowie in dem Ankleide- und Speiseraum vor­ geschrieben. Bleisauren Salzen, A. z. H. v.: Sonntagsruhe­ ausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Bleispielwaren, Werkstätten zur Bemalung von: Kinderarbeit verboten. Bleiweiß, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Bleiznckersabriken: siehe Bleifarben. Blumenbindereien (* wie bei Badeanstalten): Aus­ nahme nach § 105 e Abs. I von dem Verbote der Sonn­ tagsarbeit. Die Beschäftigung von Arbeitern an allen Sonn- und Festtagen mit dem Binden von Blumen, Winden von Kränzen u. dgl. während der Ladenzeit und eventuell auch schon zwei Stunden vorher, aber nicht während der Zeit des Gottesdienstes, kann ge­ stattet werden. Bedingung wie bei „Barbiere". Blutlaugensalz, A. z. H. v.: Sonntagsruheaus. nähme zu E b Ziff. 2 S. 56. Borstenzurichlereien: Kinderarbeit verboten, jugend­ liche Arbeiter dürfen nicht verwendet werden zur Aus­ führung von Desinfektionsarbeiten und zur Bearbeitung von nicht desinfizierten Tierhaaren (Milzbrandgefahr). Ebensowenig dürfen Arbeiter mit wunden Hautstellen, insbesondere am Hals, Gesichte und den Händen zu diesen Arbeiten verwendet werden. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, über das von ihm bezogene Material (Haare, Borsten und Schweinswolle) Buch zu führen.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Menge, Bezugsquelle und eventuell Herkunft der Ware, Zeit und Art der Desinfektion oder der Grund der Unterlassung muß ersichtlich sein. Wenn die Desin­ fektion in einer öffentlichen Anstalt ausgeführt wurde, sind die Bescheinigungen aufzubewahren. In Betrieben mit mindestens 10 Arbeitern sind Vorschriften über Benützung der Arbeitskleider, Mit­ nahme von Nahrungsmitteln, Nahrungsaufnahme zu erlassen bzw. in die Arbeitsordnung mit aufzunehmen. In jedem Arbeitsraume, sowie in dem Ankleide- und Speiseraume sind die Bestimmungen der Bunderatsbek. vom 22. Oktober 1902 (RGBl. S. 269) gut lesund sichtbar aufzuhängen. Ferner siehe bayer. MinBek. vom 11. Juni 1899 (MinABl. S. 214). Böttchereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerkes. Branntweintleinhändler bedürfen der Konzession nach § 33 GewO. Brauereien: Sonntagsruheausnahme zu Ed Ziff. 2 S. 56. Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbest, vom 5. De­ zember 1895 genehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben): ferner die Versorgung der Kundschaft (* wie bei Badeanstalten) mit Bier an Sonn- und Feiertagen gestattet (MinBek. vom 14. März 1895 § 24 e). Braunkohleuteeranlagen; Sonntagsruheausnahme flu E b Ziff. 2 S. 56; genehmigungspflichtig nach § 16 GewO. Brauzeure: Kinderarbeit verboten. Brüche sind den Fabriken gleichgestellt; Kinder­ arbeit verboten. Brückenbaubetriebe: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO. Buchbindereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Buchdrnckereien; jugendliche Arbeiter dürfen zum Ausblasen von Letternkästen nicht verwendet werden.

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänruugen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Der Arbeitgeber hat Vorschriften zur Sicherung der Durchführung der Vorschriften unter Ziff. 8, 9 2, 103 und 11 der Ziff. I der Bundesratsbek. vom 31. Juli 1897 (RGBl. S. 614) zu erlassen bzw. in die Arbeits­ ordnung mit aufzunehmen. In jedem Arbeitsraume ist ein von der Ortspolizeibehörde bestätigter Aushang über die Raumgröße, Luftrauminhalt, zulässige Arbeiter­ zahl anzuschlagen; ebenso eine Tafel mit den Bestim­ mungen der Ziff. I der zitierten Bekanntmachung. Büchsenmachereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Bürstenmachereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks; Kinderarbeit verboten; fabrikmäßiger Betrieb siehe Borstenzurichtereien. Carbidlager: siehe Azetylengasherstellung. Celluloidsabrikeu: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Cellulosefabriken; desgleichen. Cement. A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Cerestu: desgleichen. Chamottesabriken: siehe Ziegeleien. Chemische Fabriken aller Art: genehmigungs­ pflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Chemische Waschanstalten: Kinderarbeit verboten. Chlor, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Chloraten, A. z. H. v.: desgleichen. Chlorbaricnm, A. z. H. v.: desgleichen. Chlorcalcium, A. z. H. v.: desgleichen. Chlorkalk, A. z. H. v.: desgleichen. Chokolabesabriken: siehe Schokoladefabriken. Chromalsabriken: siehe Alkali. Cichoriensabriken: siehe unter Z. Cigarren: siehe unter Z. Commissionäre: siehe unter K.

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrungen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstes.

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Dachfilzfabriken: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO.

Dachpappensabrikeu: desgleichen. Damenkonfektion: siehe unter Konfektion. Damenmatzschneidereien: desgleichen. Dampskeffelsabriken: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO.

Darmsaitensabriken: desgleichen. Darmzubereitungsanstalten: desgleichen. Ddgrassabriken: desgleichen. Dienstmänner: siehe §§ 37 u. 76 GewO. Doppeltkohlensauren Salzen, A. z. H. v.: Sonn­ tagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Drahtstechtereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. In Drahtziehereien mit Wafferbetrieb und un­ regelmäßigen Schichten dürfen Jugendliche am Tage länger als 10 Stunden, außerdem während der Nacht­ zeit und am Sonntage und mit veränderlichen Pausen beschäftigt werden. In den Drahtzugsräumen dürfen Kinder und Arbeiterinnen sich nicht aufhalten. Wöchentlich höchstens 60 Stunden (ohne Pausen), also bei 10 stündiger Schicht höchstens 6 Schichten. Innerhalb zweier Wochen darf in die Zeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens höchstens die Hälfte der Gesamtarbeitsdauer fallen. Gesamtdauer der Pausen bei 10 stündiger Schicht mindestens 1 Stunde, bei längerer Schicht mindestens 1 7s Stunde, alle Pausen von mindestens 7< Stunde werden angerechnet; eine Pause soll mindestens V2 Stunde betragen. Ruhe­ schicht mindestens gleich der letzten Arbeitsschicht; um so viel, wie jene länger ist als diese, kann sie am An­ fang oder Ende mit Nebenarbeit ausgefüllt werden, die aber auf die Gesamtarbeitsdauer (60 Stunden) in Anrechnung gebracht werden. An zwei aufeinander folgenden Sonntagen ist nur eine Sonntagstagsschicht von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends zulässig. KonLrollvorschriften: Verzeichnis der Jugendlichen ist nach 96

Taschenlexiton

Vormerkung etwaiger Änderungen nnd Ergänzungen.

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Taschenlexitvn

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichlsdienstes.

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Schichten getrennt zu führen. In den betreffenden Betrieben ist eine Tabelle auszuhängen, auf der nach jeder Schicht die stattgehabten Arbeitszeiten und Pausen eingetrcttzen werden (nebenan Name des Eintragenden), welche auch mindestens über die letzten 14 Tage Auf­ schluß geben muß (Bundesratsbek. vom 11. März 1892, RGBl. S. 324). Drechsler. wie bei Drahtflechtereien. Droschkenwesen: siehe §§ 37 u. 76 GewO. Druckschristenvertrieb: siehe § 43 GewO. Dnngpulversabriken: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO. Eisenhochösen: Sonntagsruheausnahme zu E b Biff. 2 S. 56. Elektrische Maschinen und Apparate, A. z. H. v.. desgleichen. Elektrischen Zündern, A. z. H. v.: genehmigungs­ pflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Emaillierwerke: Sonntagsruheausnahme zu E d Biff. 2 S. 56. Erdöldestillationen: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Explosivstoffen, A. z. H. v.: Kinderarbeit verboten. Färbereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Färbereibetriebe: Kinderarbeit verboten. Faserstoffen, A. z. B. v. (Bundesratsbek. vom 27. Februar 1903, RGBl. S. 39; gültig für Fabriken und Werkstätten mit Motorbetrieb). Jugendlichen Personen darf während des Be­ triebes eine Beschäftigung nicht gewährt und der Aufent­ halt nicht gestattet werden: In Hechelräumen, in Räumen, in welchen Maschinen zum Öffnen, Lockern, Berkleinern, Entstäuben, Anfetten oder Mengen von rohen oder abgenutzten Faserstoffen, von Tierhaaren, von Lumpen oder Abfällen im Betriebe sind. In Betrieben mit solchen Räumen muß in den anderen Räumen, in welchen jugendliche Arbeiter beL t n d n e r, Gewerbe.iufsichtsdienst. 2. Aurl. 7

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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schäftigt werden, außer der in den Fabriken nach Buch­ stabe D III auszuhängenden Tafel eine zweite Tafel ausgehängt werden, welche in deutlicher Schrift das Verbot in vorstehendem Absätze (Ziff. I der Bundesratsbek.) enthält. Feilenhauereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Feilenhauereien: Kinderarbeit verboten. Feinmechaniker mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Feldbrandziegeleien: stehe Ziegeleien. Felleinsalzereien: Kinderarbeit verboten. Fenerwerkereien: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Feuerwerkskörpern, Werkstätten z. H. v.: Kinder­ arbeit verboten. Firnissiedereien: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Fischmehl, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Fischräuchereien: desgleichen. Fischtran, A. z. H. v.: desgleichen. Fleischereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Fleischereigewerbe: Kinderarbeit verboten. Für diese Betriebe (auch Schweinemetzgereien) * wie bei Badeanstalten. Sonntags- und Festtagsarbeit kann nach § 105 c Abs. 1 GewO, gestattet werden für 5 Stunden; Ende spätestens bei Beginn des Hauptgottesdienstes, bei Schweinemetzgereien in der wärmeren Jahreszeit auch noch einige Zeit nach demselben. Bedingung: siehe Barbiere (MinBek. vom 14. März 1895 § 24 b). Flußsäure, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Frauenhüten, Besetzen von: siehe Konfektionswerk­ stätten. Frauenkleidung, Anfertigung und Bearbeitung von solcher: desgleichen.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Fuhrwerksgewerbe: Kinderarbeit verboten. Galvano-laftische Werkstätten: desgleichen. Garnkleinhaudel: siehe RGBl. 1902 S. 278 und MinABl. 1903 S. 209.

Gasbereitungsbetriebe: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO.

GaSbewahruugSbetriebe: desgleichen. Gastwirte (Gast- und Schankwirtschaften); Kon­ zessionspflichtige Anlagen nach § 33 GewO. Familien­ name mit einem ausgeschriebenen Vornamen an der Außenseite oder am Eingänge der Wirtschaft anzu­ bringen (§ 15 a). Durch ortspolizeiliche Vorschrift kann der Anschlag eines Preisverzeichnisses im Gastlokale an­ geordnet werden. Änderungen müssen vorher der Orts­ polizeibehörde angezeigt und in dem Anschläge vermerkt werden. Die Ortspolizeibehörde hat auf Beschwerde Recht auf vorläufige Entscheidung (§ 75 GewO.). (Bundesratsbek. vom 23. Januar 1902, RGBl. S. 33). Gehilfen und Lehrlinge über 16 Jahre (männ­ lichen und weiblichen Geschlechts, und zwar Oberkellner, Kellner, Köche, Köchinnen ic.) müssen in allen Fällen in der Woche siebenmal eine Ruhezeit von mindestens 8 Stunden gewährt erhalten. Die erste Ruhezeit kann Sonntag vor Mitternacht beginnen und die letzte Mon­ tag nach Mitternacht endigen. Bei Gehilfen und Lehrlingen unter 16 Jahren muß diese Ruhezeit 9 Stunden betragen. Ausdehnung dieser Ruhezeit auf erwachsene Arbeiter und Herabsetzung der­ selben für Saisonorte zulässig. Der Zeitraum zwischen 2 Ruhezeiten (inkl. Arbeits­ bereitschaft und Ruhepausen) darf höchstens 16 bzw. 15 Stunden betragen und ist eine Verlängerung dieser Zeiträume bis 60 mal im Jahre zulässig. Angerechnet wird jeder Fall, wenn auch nur ein Arbeiter beschäftigt ist. In jeder dritten (bei Gemeinden von mehr als 20000 Seelen in jeder zweiten Woche) ist an Stelle einer der 7 maligen Ruhezeiten eine ununterbrochene Ruhe von 24 Stunden zu gewähren. In den Zwischen-

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Wochen ist einmal eine ununterbrochene Ruhezeit von 6 Stunden (von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends zulässig) zu gewähren. Verzicht des Arbeiters auf die Ruhezeiten nach gerichtlicher Entscheidung unzulässig (siehe MinABl. 1904 S. 61). Jugendliche dürfen von 10 Uhr abends bis 6 Uhr morgens nicht beschäftigt werden; in der gleichen Zeit auch nicht weibliche Personen von 16—18 Jahren zur Bedienung der Gäste. Von letzterem Verbote sind Familienangehörige ausgenommen. Nach MinBek. vom 11. Mai 1902 (GVBl. S. 122) sind die sämtlichen Betriebe mindestens halbjährlich einmal einer ordentlichen Revision zu unterstellen. Außerordentliche Revisionen haben nach Bedarf und insbesondere dann zu erfolgen, wenn der Verdacht einer gesetzwidrigen Beschäftigung von Gehilfen und Lehrlingen vorliegt. Kontrollfragen: Mrd das vorgeschriebene Verzeichnis über die ge­ währten Ruhepausen geführt und evident gehalten? Entsprechen die tatsächlich gewährten Ruhezeiten dem Gesetze und dem geführten Verzeichnisse? Findet Überarbeit gemäß Ziff. 3 der Bundesratsbek. statt; wenn ja, wird das hierüber vorgeschriebene Ver­ zeichnis geführt? Werden nicht jugendliche Personen in unzulässiger Weise beschäftigt? Werden nicht weibliche Personen von 16—18 JaHren zur Nachtzeit mit dem Bedienen von Gästen beschäftigt? Werden nicht Kinder unter 12 Jahren oder Mädchen unter 13 Jahren bei der Bedienung von Gästen be­ schäftigt? Werden nicht Kinder an Sonntagen (z. B. beim Kegelaufsetzen) beschäftigt? Bestehen sonstige Mißstände? Gelbgiehereien: Kinderarbeit verboten. Gerbereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Gerbereien: Kinderarbeit verboten; genehmigungs­ pflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Gestnbevermieter (Stellenvermittler) bedürfen der Erlaubnis (§ 34), welche bei nachgewiesener Unzuver­ lässigkeit versagt oder zurückgenommen werden kann. Dieselben müssen ihre Taxen in 2 Exemplaren bei der Ortspolizeibehörde einreichen und innerhalb und außer­ halb ihrer Geschäftsräume gut sichtbar anschlagen. Änderungen von vorheriger Anzeige abhängig (75 a), außerdem sind dieselben zur Führung zweier Geschäfts­ bücher (für Arbeitgeber und Arbeitnehmer) verpflichtet und hinsichtlich des Betriebes an bestimmte Direktiven gebunden, aus denen Nachstehendes hervorgehoben sei: Die Einträge in die Bücher sind sofort nach er­ haltenem Auftrage zu machen; ebenso der Abschluß oder die sonstige Erledigung des Auftrages (Zurück­ nahme ic.) zu vermerken. Schriftliche Aufträge, die nicht vollständig sind, müssen zurückgegeben werden. Die Ankündigungen müssen den Tatsachen entsprechen; aus­ geschriebene Stellenangebote und -Gesuche durch Einträge in den Geschäftsbüchern nachweisbar sein. In beiden Fällen muß die Adresse des Stellenvermittlers angegeben werden. Vorliegende Stellengesuche sind den Bewerbern mit allen Nebenumständen zu bezeichnen; ebenso den Arbeitnehmern die Angebote, letztere können auch Einsicht von den Listen nehmen. Der Stellen­ vermittler darf nur Persönlich tätig sein und zwar nur in seinem Geschäftslokal; Tätigkeit außerhalb desselben, verboten. Stellvertretung ist mit Bewilligung der Distriktspolizeibehörde zulässig. Die Aufnahme von Hilfspersonen ist dieser Behörde anzuzeigen. Die Ver­ mittlungsgebühr darf nur erhoben werden, wenn ein Dienstvertrag zustande kommt; doch ist für jene Fälle, in welchen die Tätigkeit erfolglos geblieben ist, als Entschädigung für die gemachten Bemühungen eine ent­ sprechende (geringe) Anmelde- oder Einschreibegebühr als zulässig erachtet worden. Stellesuchende dürfen vom Vermittler weder beherbergt noch verköstigt werden.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Verboten ist der Betrieb im Umherziehen und die Aus­ übung im Gast- und Schankwirtschaftsgewerbe, das Geschäftslokal darf in keinem Hause mit derartigem Betriebe sich befinden (MinBek. vom 18. Dezember 1883, GVBl. S. 495 und MinBek. vom 29. Mai 1901, GVBl. S. 435). Die genannten Betriebe fallen unter den Begriff des Handelsgewerbes und sind wegen der Sonntags­ ruhe an die Vorschriften derselben gebunden. Getreidemühlen (auch Walzenmühlen). In der­ artigen Betrieben, die vorwiegend mit Wasserkraft arbeiten, müssen Gehilfen und Lehrlinge in den 24 Stunden nach Beginn ihrer Arbeit mindestens 8 Stunden un­ unterbrochene Ruhe haben; in Mühlen mit vorwiegender Dampfkraft mindestens 10 Stunden. Bei regelmäßiger Tag- und Nachtschicht kann die Ruhezeit am Sonntage — wenn überhaupt die Sonn­ tagsarbeit gestattet ist — infolge Durchführung des Schichtwechsels entsprechend beschränkt werden. Ausschließlich mit Wind arbeitende Getreidemühlen unterliegen diesen Bestimmungen nicht und Wasser­ mühlen mit unregelmäßiger Wasserkraft können von der unteren Verwaltungsbehörde Ausnahmen für höchstens 15 Tage im Jahre erhalten. Für Lehrlinge unter 16 Jahren ist die Nachtarbeit 8Vs Uhr abends bis 5Vs Uhr morgens verboten. Perfönen unter 16 Jahren, welche die Gehilfenausbildung nicht erreicht haben, gelten stets als Lehrlinge (Bundesratsbek. vom 26. April 1899, RGBl. S. 273). Diese Bestimmungen gelten unbeschadet der Kaiserl. Verordnung vom 9. Juli 1900 auch für die nicht als Fabriken anzusehenden Getreidemühlen mit Motor­ betrieb, ausgenommen diejenigen mit ausschließlicher oder vorwiegender Verwendung von Dampfkraft. Weiters gilt für dieselben das unter lit. D Ziff. I 1, II 2 Abs. 2 und 3 gesagte. Für Getreidemühlen mit Motorbetrieb, in denen ausschließlich oder vorwiegend Dampfkraft verwendet

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Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgäUMvgen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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wird, greifen, soferne sie nicht als Fabriken anzusehen sind, neben der Vorschrift der Bek. vom 26. April 1899 die Vorschriften über Motorwerkstätten mit 10 oder mehr bzw. weniger als 10 Arbeitern Platz (lit. D). Nach Bundesratsbek. vom 15. November 1903, RGBl. S. 287 muß in Getreidemühlen an einer in die Augen fallenden Stelle eine Tafel ausgehängt werden, welche die Bestimmungen unter I und II der Bek. vom 26. April 1899 in deutlicher Schrift wiedergibt. Gipsbreunereien: Kinderarbeit verboten; genehmi­ gungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Sonntags­ ruheausnahme ju Eb Ziff. 2 S. 56. Glasätzerwerkstätte: Kinderarbeit verboten. GlaSbeizereien: siehe Glashütten. GlaSbläserwerkftätte: Kinderarbeit verboten mit Ausnahme in jenen Werkstätten, in denen ausschließlich vor der Lampe geblasen wird. Glasereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Glashütten siehe E b Ziff. 2 S. 56; Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbeschluß vom 5. Dezember 1895 ge­ nehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben). Genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Für die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugend­ lichen Arbeitern in Glashütten, Glasschleifereien und GlaSbeizereien erläßt die Bundesratsbek. vom 5. März 1902 (RGBl. S. 65) eingehende Vorschriften. Dieselben müssen teils ganz oder teilweise, je nachdem in dem betreffenden Betriebe von den zulässigen Ausnahmen Gebrauch gemacht wird, angeschlagen sein und kann daher auf dieselben hingewiesen werden. Kontrollvorschrift: Anzeige bei Aufnahme jugendlicher Arbeiter an die Ortspolizeibehörde. Anschlag des Verzeichnisses der jungen Leute (die in derselben Schicht Beschäftigten müssen eine Abteilung bilden).

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Bei Glashütten mit wechselnder Schmelz- und Ver­ arbeitungsschicht können in dem Verzeichnis die An­ gaben über Arbeitstage, Arbeitszeit und die Pausen weggelassen werden und muß an deren Stelle eine Tabelle nach vorgeschriebenem Muster (Anlage A der Bundesratsbek.) geführt werden. Von Führung dieser Tabelle kann unter bestimmten Voraussetzungen die Kreisregierung entbinden. Gl-Smattiererwerkstatte: Kinderarbeit verboten. Glasschleisereien: siehe Glashütten; in Werkstätten dieser Gattung Kinderarbeit verboten. GlaSschleiserwerkstätte: Kinderarbeit verboten. Glaubersalz, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme siehe zu E b Ziff. 2 S. 56. Glyzerin, A. z. H. v.: desgleichen. Goldarbeiterwerkstätte mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Graveure: desgleichen. Griffeln, Werkstätten z. H. v.: Kinderarbeit ver­ boten mit Ausnahme jener Werkstätten, in denen ledig­ lich das Färben, Bemalen und Bekleben, sowie die Ver­ packung der Griffel erfolgt. Grobschmieden mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Gruben sind den Fabriken gleichgestellte Anlagen, Kinderarbeit verboten; wegen Sonntagsruheausnahme siehe zu E b Ziff. 2 S. 43. Gummiwaren, Werkstätten z. Vers, v.: Kinderarbeit verboten. Gummiwaren, A. z. H. v.: Präservativs, Sicherheitspessarien, Suspensorien u. dgl. Arbeiter unter 18 Jahren und Arbeiterinnen dürfen in Räumen, in welchen diese Artikel (ausgenommen Suspensorien) an­ gefertigt oder verpackt werden, nicht beschäftigt werden und sich auch nicht aufhalten. Bei der Suspensorienanfertigung oder Verpackung dürfen entweder nur männliche Arbeiter oder nur Ar­ beiterinnen beschäftigt und der Aufenthalt gestattet

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Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgäuMNgeu.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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werden. Jugendliche Arbeiter, sowie Arbeiterinnen unter 21 Jahren haben auch in diese Räume keinen Zutritt (Bundesratsbek. vom 30. Januar 1903, RGBl. S. 3; Übergangsbest, für Arbeiter und Arbeiterinnen, welche bereits im März 1903 bei Anfertigung oder Verpackung von Suspensorien beschäftigt waren, erlassen durch Bundesratsbek. vom 1. April 1903, RGBl. S. 123). Gummiwareuvulkanifierung. Auf jede beschäftigte Person muß 20 cbm Luftraum entfallen. Arbeiten, bei welchen der Arbeiter der Einwirkung von Schwefel­ kohlenstoff (Vulkanisieren rc.) ausgesetzt ist, dürfen un­ unterbrochen nicht länger als 2 Stunden und täglich im ganzen nicht länger als 4 Stunden dauern; Mindest­ pause 1 Stunde. Personen unter 18 Jahren dürfen mit solchen Arbeiten überhaupt nicht beschäftigt werden. Die Arbeiter sind mindestens monatlich einmal in bezug auf Schwefelkohlenstoffvergiftung ärztlicher Kon­ trolle zu unterstellen. Der Arbeitgeber hat ein Kontroll­ buch über den Wechsel und Bestand, sowie den Gesundheitszustand der vorbezeichneten Arbeiter zu führen, und Bestimmungen über Mitnahme von Nahrungs­ mitteln, Benützung der Schutzeinrichtungen und der Arbeitskleider zu erlassen bzw. in die Arbeitsordnung mit aufzunehmen. Kontrollvorschriften. Orts­ polizeilich bestätigter Aushang über den Luftinhalt jedes Vulkanisierungsraumes und die zulässige Arbeiterzahl. Anschlag einer Tafel mit den Bestimmungen der §§ 1 bis 15 der Bundesratsbek. vom 1. März 1902 (RGBl. S. 61) und der vom Arbeitgeber erlassenen Bestim­ mungen. Gürtlerwerkstätte: Kinderarbeit verboten. Güterhandel, ländlicher, § 358 GewO, und Bek. des bayer. Staatsmin. vom 1. Januar 1894 (GVBl. S. 12, 78), dann vom 3. Oktober 1899 (GVBl. S. 844). Geschäftsbuchführung vorgeschrieben. Der Geschäfts­ betrieb unterliegt der Beaufsichtigung durch die Distrikts­ polizeibehörde. L i n d n e r, Gewerbeaussichtsdienst. 2. Aust. 8

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstcs.

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Gutzstahttugeln, A. z. H. v.: genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. Gnttaperchawaren, Werkstätten z. H. v.: Kinder­ arbeit verboten. Haarzurichtereien: siehe Borstenzurichtereien. Hammerwerke und Walzwerke: Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbeschluß vom 5. Dezember 1895 genehmigt (siehe E b Ziff. 2 S. 56; Anschlag des Tabellenaus­ zuges vorgeschrieben) und genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. In derartigen Betrieben darf die Arbeitsdauer einer Schicht nur höchstens 10 Stunden betragen, jedoch ist Nacht- und Sonntagsarbeit zulässig; bezüglich der Pausen besteht nur die Vorschrift, daß ihre Gesamtdauer 1 Stunde betragen muß. Bedingungs­ weise können sogar Pausen von weniger als Stunde angerechnet werden. Bei mehr als 8 stündigen Schichten muß jedoch eine mindestens halbstündige Pause am Ende der vierten Arbeitsstunde erfolgen. Das weitere wie bei Drahtziehereien, nur sind Nebenarbeiten in der Ruheschicht, die mindestens 12 Stunden betragen muß, nicht erlaubt. Ferner dürfen bei den unmittelbar mit dem Ofenbetrieb im Zusammenhänge stehenden Arbeiten der genannten Werke Arbeiterinnen nicht und Jugend­ liche nur gegen ärztliches Zeugnis beschäftigt, Kinder überhaupt nicht geduldet werden, auch nicht in Neben­ betrieben. Kontrollvorschriften. Verzeichnis der Jugendlichen nach Schichten getrennt zu führen. Bei regelmäßigen Pausen sind dieselben in das Verzeichnis einzutragen. Bei unregelmäßigen Pausen ist dem Ver­ zeichnis eine Tabelle anzufügen, in die der Anfang und das Ende der Pausen sofort einzutragen ist. Die Tabelle muß bei zweischichtigen Betrieben über die letzten 14 Arbeitsschichten, bei dreischichtigen über die letzten 20 Arbeitsschichten Aufschluß geben, ebenso über den Namen des Eintragenden. Außerdem Anschlag über die Bestimmungen I bzw. II und III der Bundesratsbek. vom 27. Mai 1902, RGBl. S. 170; ergänzt 8*

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstcs.

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durch Bundesratsbek. vom 6. Juli 1906, RGBl. S. 853). Handelsgewerbe (Ladenbetrieb): siehe „Offene Ver­ kaufsstellen". Handschnhmacherwrrkstätte mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern ist eine Werkstätte des Handwerks. Harnischmachereien: Kinderarbeit verboten. Hasenhaarschneidereien: desgleichen Hechelränme: siehe Faserstoffe. Herrenkansektion: siehe Konfektionswerkstätten. Herrenmaßschueiderei: desgleichen. Hochosengietzereien: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Holzdestillationen: desgleichen. Honigknchen: A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Hvsschmiede. Der Betrieb dieses Gewerbes ist vom Bestehen einer Prüfung abhängig (§ 30 a GewO, und bayer. VO. vom 2. März 1884, GVBl. S. 80). Dieser Prüfung ist durch MinBek. vom 11. September 1905 (MinABl. S. 471) die Wirkung beigelegt, daß ihre Inhaber nach Vollendung des 24. Lebensjahres zur Anleitung von Lehrlingen im handwerksmäßigen Betriebe des Gewerbes befugt sind. Hüttenwerke sind den Fabriken gleichgestellte An­ lagen. Hntmachereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Jmprägnieranstalte«: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Kalisabrilen: desgleichen; ferner Sonntagsruhe­ ausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Kalkbrennereien: desgleichen; Kinderarbeit tier­ boten. Kammacher mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Kantabal: siehe Tabakindustrie.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Kailtschukwaren, Werkstätten z. H. v.: Kinderarbeit verboten.

Kellereibetriebe: desgleichen. Kinderhüten, Besetzen von: siehe Konfektionswerk­ stätten.

Kinderkleider, Anfertigung und Bearbeitung von: desgleichen.

Kinderkonsektion: desgleichen. Kleiderkonsektion: desgleichen. Kleiderkonsektiov: desgleichen; Hausgewerbetrei­ bende und Heimarbeiter: desgleichen. Klempnereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Knabenkleidung, Anfertigung und Bearbeitung von: siehe Konfektionswerkstätten. Knabenkonsektion: desgleichen. Knabenmaßschneiderei: desgleichen. Knochenbleichen: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Knochenbrennereien: desgleichen. Knochendarren: desgleichen. Knochenkochereien: desgleichen. Knochenentsettnng: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 46. Kochgewerbe (Auskochgeschäfte), (* wie bei Bade­ anstalten). Es kann die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern an allen Sonn- und Feiertagen gestattet werden. Bedingung wie bei „Barbiere", MinBek. vom 14. März 1895 § 24 c. Kohlensänre, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 46. Kokereien: desgleichen. Kommissionäre; Betrieb kann untersagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden dartnn (§ 35 GewO.). Durch Bekanntmachung vom 18. Dezember 1883 (GBBl. S. 495) Geschäftsbuchführung vorgeschrieben. Für jeden Auftrag ist ein mit der betreffenden Geschäftsregister-

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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nummer korrespondierender Akt anzulegen, in welchem alle zur betreffenden Sache gehörigen Einläufe und die Kopien der Ausläufe (Briefe, Schreiben rc.) verwahrt, ferners die gemachten Gänge, Rücksprachen, mündliche Vereinbarungen rc. konstatiert werden und endlich am Schluffe eine Gebührenabrechnung beigefügt wird. Bei mündlichen Aufträgen ist am Akteneingange in einer Vormerkung der Inhalt des betreffenden Auftrages zu konstatieren. Die Akten mit den sonst geführten Büchern (Hauptbuch, Kassabuch rc.), auf die gegebenenfalls im Geschäftsbuche und in Akten stets verwiesen sein muß, müssen gut geordnet 5 Jahre lang aufbewahrt werden. Die Einforderung des Geschäftsbuches zwecks Re­ vision im polizeilichen Amtslokale ist nicht statthaft.

Konditoreien (reine) (* wie bei Badeanstalten). Sonn- und Festtagsarbeit kann während 10 Stunden gestattet werden. Ununterbrochene Ruhezeit 12 Stunden. Beginn derselben frühestens 12 Uhr nachts, spätestens 12 Uhr mittags. Zeit zum Besuch des Gottesdienstes mindestens an jedem dritten Sonntage. Herstellung und die Austragung leicht verderblicher Waren während der Ruhezeit gestattet. Wenn dies nach 12 Uhr mittags eintritt, so ist an einem der nächsten 6 Werktage von 12 Uhr mittags ab der Betreffende von jeder Arbeit freizulassen (MinBek. vom 14. März 1895 § 24). Konditoreien mit Bäckereien: siehe unter letzeren. Konsektionswerkstätten (wegen Ausnahme von den Bestimmungen über Sonntagsruhe siehe unter Be­ kleidungsgewerbe und Schneiderei). Die für Fabriken geltenden Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und von Arbeiterinnen sind durch Beschluß des Bundes­ rates (Bundesratsbek. vom 31. Mai 1897, RGBl. S. 459; abgeändert und erweitert durch VO. vom 17. Februar 1904, RGBl. S. 62) mit einigen Abweichungen auch auf die Werkstätten der Kleider- und Wäschekonfektion ausgedehnt worden.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Als solche gelten Werkstätten, in denen

1. die Anfertigung oder Bearbeitung von Männer­ und Knabenkleidern (Röcken, Hosen, Westen, Mänteln u. dgl.) im großen erfolgt (d. i. Herrenund Knabenkonfektion; dagegen ist Herren- und Knaben­ maßschneiderei ausgenommen), 2. Frauen- und Kinderkleidung (Mäntel, Kleider, Umhänge u. dgl.) im großen oder auf Be­ stellung nach Maß für den gewöhnlichen Bedarf der Besteller angefertigt oder bearbeitet wird (d. i. Damenund Kinderkonfektion und Damenmaßschneiderei, auch größere Änderungsarbeiten), 3. Frauen- und Kinderhüte besetzt (gar­ niert) werden (Putzmacherei, Modistin), 4. die Anfertigung oder Bearbeitung von weißer und bunter Wäsche im großen erfolgt (Wäsche­ konfektion). Die Bezeichnung „im großen" bedeutet nicht, daß die Herstellung in großem Umfange erfolgen muß. Vielmehr liegt eine Herstellung „im großen" dann vor, wenn ein Unternehmer, der die fertige Ware in den Handel bringen will, solche in gleichartigen Stücken und nach normalen Maßen in größeren Mengen, etwa dutzendweise herstellen läßt, wobei es gleichgültig ist, ob diese Herstellung in verschiedenen Werkstätten, etwa bei einzelnen Zwischenmeistern erfolgt. Die Bestimmungen gelten für alle Werkstätten, in denen auch nur vorübergehend eine fremde Person beschäftigt wird, nicht aber für solche, in denen der Arbeitgeber ausschließlich zu seiner Familie gehörige Personen beschäftigt. Die Arbeitsstuben der Zwischen­ meister sind also eingeschlossen, nicht aber die Werk­ stätten der eigentlichen Heimarbeiter, soweit sie allein oder nur mit Familiengliedern arbeiten. Die Bestimmungen für Konfektionswerkstätten weichen von den für Fabriken (siehe Buchstabe D Ziff. I, II u. III S. 42 ff.) in folgender Hinsicht ab.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgäUMvgen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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In der vorgeschriebenen Än zeige ist nur die Angabe der Werkstätte erforderlich. Jugendlichen Arbeitern braucht keine Vor- und Nachmittagspause gewährt zu werden, wenn ihre Mit­ tagspause mindestens 1 J/a Stunde dauert oder wenn sie täglich nicht länger als 8 Stunden beschäftigt werden und die Arbeitsdauer ohne Pause am Vor- und Nach­ mittage je 4 Stunden nicht übersteigt. Die erwachsenen Arbeiterinnen dürfen an 60 Tagen im Jahre, auch an den Vorabenden der Sonn- und Festtage Überarbeit bis zu 13 Stunden täglich und bis 10 Uhr abends machen, die auf einer Überarbeitstafel zu verzeichnen ist Diese Tafel ist in dem betreffenden Arbeitsraum, in dem länger gearbeitet wird, an einer deutlich sichtbaren Stelle aufzuhängen. Die Überarbeit muß vor Beginn derselben eingetragen werden. Es kommt dabei jeder Tag in Anrechnung, an dem auch nur eine Arbeiterin Überarbeit macht. Anderweitige Überarbeit ist im Gegensatz zu den Fabriken nicht zulässig. Weiters ist bei der Beschäftigung jugendlicher Arbeiter ein Anschlag vorgeschrieben, dessen Fassung im MinABl. 1905 S. 511 veröffentlicht ist. Konfektionswerkstätten mit Motorbetrieb fallen unter gegenwärtige Bestimmungen. Der Bundesrat hat von der ihm zustehenden Befugnis, für bestimmte Gewerbe Lohnbücher (§ 114 a GewO.) vorzuschreiben, bisher nur für die Kleider- und Wäschekonfektion Gebrauch gemacht (Bundesratsbek. vom 9. Dezember 1902, RGBl. S. 295). Das Formular für die Lohnbücher ist vom Reichs­ kanzler vorgeschrieben, sie sind im Handel käuflich zu haben. In die Lohnbücher sind vom Arbeitgeber oder dem dazu Bevollmächtigten vor Ausgabe der Arbeit ein­ zutragen : 1. Art und Umfang der übertragenen Arbeit, bei Akkordarbeit auch die Stückzahl;

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung oes Gewerbeaussichtsdienstes.

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2. die Lohnsätze; 3. die Bedingungen für die Lieferung von Werk­ zeugen und Stoffen zu den übertragenen Arbeiten; 4. sofern Kost oder Wohnung als Lohn oder Teil des Lohnes gewährt werden soll, die Bedingungen, unter welchen dies geschieht. Das Lohnbuch ist vom Arbeitgeber auf seine Kosten zu beschaffen und dem Arbeiter nach Voll­ ziehung der vorgeschriebenen Eintragungen vor oder bei Übergabe der Arbeit kostenfrei auszuhändigen. Die Lohnbücher sind nicht nur für Werkstatt­ arbeiter, sondern auch für Heimarbeiter und Zwischenmeister zu beschaffen. Die Zwischenmeister haben ihrerseits wieder den bei ihnen beschäftigten Per­ sonen Lohnbücher auszuhändigen.

Der Zwang zur Führung von Lohnbüchern erstreckt sich auf alle Betriebe, in denen die Anfertigung oder Bearbeitung von Männer- und Knabenkleidern (Röcken, Hosen, Westen, Mänteln u. dgl.), Frauen- und Kinder­ kleidung (Mänteln, Kleidern, Umhängen u. dgl.), sowie von weißer und bunter Wäsche im großen erfolgt — d. i. der eigentlichen Kleider- und Wäschekonfektion — und in diesem auf sämtliche gewerbliche Arbeiter innerhalb und außerhalb des Hauses mit Ausschluß der Betriebsbeamten. Die handwerksmäßigen Betriebe der Schneider, Damenschneiderinnen, Kleidermacherinnen, Weißnäherinnen, die lediglich für persönlichen Bedarf auf Bestellung arbeiten, fallen hierunter nicht. Die Eintragungen in das Lohnbuch müssen mit Tinte geschehen und unterzeichnet werden. Die Anbringung von Merkmalen, Einträge über Führung und Leistung der Arbeiter und sonstige ge­ setzlich nicht vorgesehene Vermerke in das Lohnbuch sind unzulässig. Für fabrikmäßige Betriebe treten die Lohnbücher an die Stelle der sonst für Minderjährige bestimmten Lohnzahlungsbücher.

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergiilyungeu.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Konservenfabriken. In diesen Betrieben dürfen in den Jahreszeiten mit vermehrtem Arbeitsbedürfnis Arbeiterinnen wochentäglich (ausschließlich Samstags) 13 Stunden arbeiten und zwar von 5 1I» Uhr morgens bis 10 Uhr abends. Findet dies jedoch an mehr als 40 Tagen im Jahre (vom 1. Mai bis 30. Juni ge­ rechnet) statt, so muß ein Ausgleich stattfinden, so daß die mittlere tägliche Arbeitszeit für das ganze Jahr nicht mehr als 11 Stunden beträgt. Auf einer ausgehängten Tafel find an jedem Über­ arbeitstage das Datum desselben und die geleisteten Überstunden einzutragen (Bundesratsbek. vom 11. März 1898, RGBl. S. 35). Kremserweitz, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Kunstdünger, A. z. H. v.: desgleichen. Knnstwollsabriken; desgleichen. Knpserdrncker mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Kupferschmiede: desgleichen. Kürschner: desgleichen. Lackiererbetriebe: siehe Anstreicher. Lackieber, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Leimfabriken: desgleichen. Lithopone, A. z. H. v.: desgleichen. Lumpe«, A. z. B. v.: siehe Faserstoffe. Lnmpensortieranstallen: Kinderarbeit verboten. Magnesia, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Mahlen von Farben: Kinderarbeit verboten. Mälzereien: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Malereibetriebe: siehe unter Anstreicher. Malerwerksiätten: Kinderarbeit verboten. Männerkleibnng: Ans. u. Bearb. v.: siehe Konfektionswerkstätten. Lindner, Gewerbeaufsichtsdienst. 2. Hust. 9

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Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgiinMngen.

zur Ausübung des Gewcrbeaufsichtsdienstes.

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Martinstahlwerke: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Meiereien: siehe unter Molkereien. Melaffeentznckerunksanstalten: siehe unter Zucker­ fabriken. Meunigefabriken: siehe E b Ziff. 2 S. 56: Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbeschluß vom 5. Dezember 1895 ge­ nehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben); ferner siehe Bleifarbenfabriken. Messerschmiede mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Metallgießer: desgleichen. Metallgießereien: Kinderarbeit verboten; Sonn­ tagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Metallhüttenwerke: Sonnlagsruheausnahme nach E b Zifs. 2 S. 56. , Metaühalierereien: Kinderarbeit verboten. Metallschleisereien: desgleichen. Metzger: siehe Fleischer und Fleischereigewerbe. Milchsterilisierung: wie bei Molkereien. Mineralölen, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Mineralwasierfabriken (* wie bei Badeanstalten). Die Sonn- und Festtagsarbeit kann für 3 Stunden vor dem Hauptgottesdienste während der wärmeren Jahreszeit gestattet werden und zwar nur zur Ver­ sorgung der Kundschaft (MinABl. vom 14. März 1895 § 24e). Mischen von Farben: Kinderarbeit verboten. Molkereien: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 54. Ferner einschlägig die Bundesratsbek. vom 10. Juni 1904, RGBl. S. 217 u. ff. Diese bezieht sich auf diejenigen Molkereien und Betriebe zur Sterili­ sierung von Milch, welche als Fabriken oder Werkstätten mit Motorbetrieb anzusehen sind und unterscheidet sechs Sommermonate, nämlich April mit September, und sechs Wintermonate, Oktober mit März. In den Winter9*

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Monaten bleibt es bei der für alle Fabriken ver­ bindlichen Vorschrift, daß Arbeiterinnen nachts von 8 V2 Uhr abends bis 5 V2 Uhr in der Frühe, ferner an Samstagen und den Vorabenden der Festtage im Sinne der GewO, nicht nach 5 V2 Uhr nachmittags beschäftigt werden dürfen. Solche Festtage sind in Bayern nur: Der 1. und 2. Weihnachtsfeiertag, Neu­ jahr, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, sodann folgende Feste für jene Orte, von welchen die­ selben den örtlichen und konfessionellen Verhältnissen entsprechend nach Maßgabe bestehender Vorschriften zu feiern sind: hl. drei König, Karfreitag, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt und Allerheiligen. Während der Sommermonate dagegen tritt eine Erleichterung insofern ein, als einfach vorgeschrieben ist, daß Ar­ beiterinnen über 16 Jahre nur in der Zeit zwischen 4 Uhr früh und 10 Uhr abends beschäftigt werden dürfen, wobei jedoch denjenigen, die nach 8 V2 Uhr abends noch zu tun haben, u m M i t t a g eine mindestens dreistündige Pause zu gewähren ist. Geschäfte, welche von dieser für die Sommermonate zugelassenen Aus­ nahme Gebrauch machen, müssen an einer in die Augen fallenden Stelle eine Tafel aushängen, welche in deut­ licher Schrift die vorstehenden Ausnahmebestimmungen wiedergibt. Außer dieser in der Praxis sogenannten 2. Tafel ist in den Räumen, in welchen Arbeiterinnen beschäftigt werden, aber auch die allgemeine Tafel an­ zubringen, welche in deutlicher Schrift einen Auszug aus den Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen gibt. Die bayerische Regierung hat Formulare dieser 1. Tafel ausarbeiten lassen. Das für Fabriken vorgeschriebene ist in der MinBek. vom 22. Mai 1902, MinABl. S. 221, das in Motorbetrieben eingeführte in der VollzBO. vom 18. Dezember 1900, MinABl. S. 747 enthalten. Nichtbeachtung der angeführten Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen wird mit Geldstrafe bis zu 2000 Mk. und im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu 6 Mo-

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrungea.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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naten bestraft; wer die erwähnten beiden Tafeln nicht oder nicht in der vorgeschriebenen Weise anbringt, hat Geldstrafe bis zu 30 Mk., eventuell Haft bis zu 8 Tagen zu gewärtigen.

Mühlenbauereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Miifikiustrnmentenlmuer:

desgleichen.

N—.

Öffentliche Schaustellnnqen:

Kinderarbeit verboten;

Ausnahme zulässig.

Offene Berkanssstellen: Bestimmungen betr. die Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter in denselben: (§ 139 e — in GewO. cf. MinBek. vom 30. September 1900, MinABl. S. 575). 1. In offenen Verkaufsstellen und den dazu ge­ hörigen Schreibstuben (Kontore) und Lagerräumen ist den Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10 Stunden zu gewähren. In Gemeinden, die nach der letzten Volkszählung mehr als 20000 Einwohner haben, muß die Ruhezeit in offenen Verkaufsstellen, in denen 2 oder mehr GeHilfen und Lehrlinge beschäftigt werden, für diese nunbestens 11 Stunden betragen; für kleinere Orte kann dies durch Statut festgesetzt werden. Angemessene Mittagspause, welche 1V2 Stunde be­ tragen muß, falls die Hauptmahlzeit außerhalb des die Verkaufsstelle enthaltenden Gebäudes eingenommen wird, muß gewährt werden. 2. Ausnahmen von vorstehenden Bestimmungen find zulässig:

a) für Arbeiten, die zwecks Verhütung des Ver­ derbens von Waren unverzüglich vorgenommen werden müssen; b) für die Aufnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Inventur sowie bei Neueinrichtungen und Umzügen;

136

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Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

137

c) außerdem an jährlich höchstens 30 von der Orts­ polizeibehörde allgemein oder für einzelne Geschäfts­ zweige zu bestimmenden Tagen. 3. Neunuhr Ladenschluß; die Verkaufsstellen bleiben bis 5 Uhr morgens geschlossen; die um 9 Uhr abends schon anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden. Über 9 Uhr abends geschäftlicher Verkehr zulässig für:

a) unvorhergesehene Notfälle; b) höchstens 40 von der Ortspolizeibehörde zu be­ stimmenden Tage bis spätestens 10 Uhr. c) Städte mit weniger als 2000 Einwohnern, sowie für ländliche Gemeinden, sofern in denselben der Ge­ schäftsverkehr sich vornehmlich auf einzelne Tage der Woche oder auf einzelne Tagesstunden beschränkt; nähere Bestimmung durch die Kreisregierung, Kammer des Innern. Die Bestimmungen unter 1 und 2 werden durch diejenigen unter 3 nicht berührt. Während der Zeit, wo die Verkaufsstellen geschlossen sein müssen, ist das Feilbieten von Waren auf öffent­ lichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffent­ lichen Orten oder ohne vorherige Bestellung von Haus zu Haus sowohl im stehenden Gewerbebetrieb (§ 42 b Abs. 1 Ziff. 1 GewO.) sowie im Gewerbebetriebe im Umherziehen (§ 55 Abs. 1 Ziff. 1 GewO.) verboten. Ausnahmen können durch die Ortspolizeibehörde be­ willigt werden. Die Voraussetzungen von Bedingungen hierzu werden durch den Bundesrat bestimmt. 4. Auf Antrag von */s der betreffenden Gewerbe­ treibenden kann für eine Gemeinde oder mehrere zu­ sammenhängende Gemeinden der Schluß der offenen Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr auch zwischen 8 Uhr und 9 Uhr, sowie zwischen 5 Uhr und 7 Uhr bestimmt werden (§§ 139 ff. Abs. 1 GewO.). Bestimmungen unter 1 und 2 werden hierdurch nicht berührt. Abs. 4 von Ziff. 3 ist auch hier gültig.

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

139

5. Automaten sind offenen Verkaufsstellen gleich­ geachtet und dürfen daher zur Entnahme von Gegen­ ständen nur während der Geschäftszeit der offenen Verkaufsstellen zugänglich sein. Ausgenommen sind Automaten in Gast- und Schankwirtschaften hinsichtlich solcher Gegenstände, deren Verkauf in den Rahmen des Schankwirtschaftsgewerbes fällt und in geringen Mengen zum Genusse an Ort und Stelle erfolgt. 6. Gleichzeitige Schankgenehmigung. Kon­ ditoren, Kleinhändler mit Branntwein und andere Kauf­ leute, die gleichzeitig Erlaubnis zum Betrieb der Schank­ wirtschaft besitzen, sind für den käufmännischen Betrieb den gleichen Beschränkungen wie die Anhaber offener Verkaufsstellen unterworfen und bei Überschreitungen dieser Befugnisse strafbar. 7. Hinsichtlich der Befugnisse zur Erlassung von Maßnahmen betreffend Einrichtung und Unterhaltung der Geschäftsräume und der für den Geschäftsbetrieb bestimmten Vorrichtungen und Gerätschaften für ein­ zelne offene Verkaufsstellen wird auf § 139 g GewO, und Lil. D der MinBek. vom 30. September 1900, MinABl. S. 580 hingewiesen. 8. Sitzgelegenheiten sind in denjenigen Räumen der offenen Verkaufsstellen, in welchen die Kundschaft bedient wird, sowie in den dazu gehörigen Schreib­ stuben für die dort beschäftigten Gehilfen und Lehr­ linge in ausreichender Zahl geeignet bereit zu stellen (Bundesratsbek. vom 28. November 1900). Besondere Anforderungen an die Sitzgelegenheit sowie hinsichtlich ihrer Lagerbeschaffenheit können durch Anordnung der Ministerial- oder durch Polizeiverord­ nung erlassen werden. 9. Gehilfen und Lehrlinge unter 18 Jahren sind vom Geschäftsinhaber bezüglich des Be­ suches der Fortbildungsschule zu überwachen. 10. Eine Arbeitsordnung ist zu erlassen für jede offene Verkaufsstelle in der in der Regel mindestens 20 Gehilfen und Lehrlinge beschäftigt werden.

Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgiiuMgen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

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Der kontrollierende Polizeibeamte hat D VI zu beachten. 11. Sogenannte Lehrlingszüchterei ist verboten. 12. Konsum- und andere Vereine unter­ liegen den Bestimmungen in Ziff. 1—4, 7 mit 9. Wegen der Bau- und Feuersicherheit der Warenund Geschäftshäuser siehe bayer. MinABl. 1903 S. 425. Oxalsäure, A. z. H. v: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Palmkernöl, A. z. H. v.: desgleichen. Papier, A. z. H. v.: desgleichen. Pappe, A. z. H. v.: desgleichen. Parasfi«, A. z. H. v.: desgleichen. Pechsiedereien: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Perlmutterverarbeitnnq, Werkstätten zur: Kinder­ arbeit verboten. Pelroleumrasfinerien: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Pfandleiher, -Vermittler, -versetzer bedürfen der Erlaubnis (§ 34 GewO.), welche bei nachgewiesener Unzuverlässigkeit versagt bzw. widerrufen werden kann. Der Umfang der Befugnisse und Verpflichtungen, sowie der Geschäftsbetrieb der Pfandleiher ist in der MinBek. vom 5. November 1906 (GVBl. S. 799) geregelt; für Vermittler und Versetzer gilt noch die für Kommissionäre erlassene MinBek. vom 18. De­ zember 1883 (GVBl. S. 495). Photographische Anstalten (* wie bei Bade­ anstalten). An den letzten 4 Sonntagen vor Weih­ nachten Beschäftigung von Arbeitern für 10 Stunden bis spätestens 7 Uhr abends kann gestattet werden; ebenso an allen übrigen Sonn- und Festtagen zum Zwecke der Porträtsaufnahme für einen fünfstündigen Zeitraum (Ende 4 Uhr nachmittags), vom 1. April bis 30. September für einen sechsstündigen (Ende 5 Uhr nachmittags). Bedingung wie bei „Barbiere" (MinBek. vom 14. März 1895 § 241).

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänmngen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

143

Pikrinsäure, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Biff. 2 S. 56. Piuselmacher mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern find Werkstätten des Handwerks. Piuselmachereieu: Kinderarbeit verboten; siehe auch unter Borstenzurichtereien. Poliererwerkstätte»: siehe Glashütten. Polsterworen, Werkst, z. H. v.: Kinderarbeit ver­ boten. Porzellanknöpfe«, A. z. H. v.: Sonntagsruheaus' nähme nach E b Biff. 2 S. 56. Posamentiere mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Pottasche, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Biff. 2 S. 56. Pondrettefabriken: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Präservativs: A. z. H. v.: siehe Gummiwaren. Pnddelwerke: Sonntagsruheausnahme nach E b Biff. 2 S. 56. Pulver, A. z. H. v.: desgleichen. Pnhmacherei: siehe Konfektionswerkstätten; ferner für den handwerksmäßigen Betrieb Sonntagsruheaus­ nahme nach E b Biff- 2 S. 56. Ravmacher mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Ranchtaval: stehe Tabakindustrie. Reinisiunkögewerbt (* wie bei Badeanstalten); hand­ werksmäßig ; die Ablieferung bestellter Waren an die Kunden an Sonn- und Festtagen bis zum Beginne des Hauptgottesdienstes kann gestattet werden (MinBek. vom 14. März 1895 § 24 i). Riemer mit Motorbetrieb und weniger als 10 Ar­ beitern ist eine Werkstätte des Handwerks. Röhrensabriken (genietete): genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Rohzuckersabriken: Sonntagsruheausnahme nach E b Biff. 2 S. 56; im übrigen siehe unter Buckerfabriken.

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und LrgänMngeu.

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zur Ausübung des GcwerbeaufsichtSdienstes.

Noßhaarspinnereien: siehe Borstenzurichtereien. Nästösen: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO, und Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. dtotgießereien: Kinderarbeit verboten. Rvffsabriken: genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. Salinen sind den Fabriken gleichgestellte Anlagen; Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 54. Salzsäure, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Sämischleder, A. z. H. v.: desgleichen. Samenklenganstalten: desgleichen. Sa«dtläsereien: siehe Glashütten. Sattlereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Sauerstoff, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahnie nach E b Ziff. 2 S. 56. Schankwirte: siehe Gastwirte. Schiefertafeln, Werkst, z. H. v.: Kinderarbeit ver­ boten mit Ausnahme jener, in denen nur das Färben, Liniieren und Einrahmen von Schiefertafeln erfolgt. Schieferwaren» Werkst, z. H. v.: Kinderarbeit ver­ boten; siehe unter „Griffel" und „Schiefertafeln". Schießpnlverfabrikeu: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO. Schiffsbau (eiserner): desgleichen. Schiffbauereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Schlächtereien (in denen selbst geschlachtet wird, d. i. Schlachthäuser): genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO.). Schleiferwerkstätten: stehe Glashütten. Schlossereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Schmälte, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Schneider: wie bei Schlaffer. L I n d n er, Gewerbeaufsichtsdienst.

2 Ausl.

10

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Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

147

Schneiderei (handwerksmäßig), siehe E b Ziff. 2 S. 54: Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbeschluß vom 5. De­ zember 1895 genehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben); siehe auch Bekleidungsgewerbe und Kon­ fektionswerkstätten. Schnellbleichen: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Schnupftabak: siehe Tabakindustrie. Schokolabefabriken: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Schönfärberei: desgleichen. Schorusteinfegergewerbe: Kinderarbeit verboten. Schreinereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Schriftgießereien: siehe Buchdruckereien. Schnhmacher: wie bei Schreiner. Schnhmacherei (Schusterei, handwerksmäßig) siehe E b Ziff. 2 S. 54: Ausnahme vom Verbot der Sonn­ tagsarbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesrats­ beschluß vom 5. Dezember 1895 genehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben); siehe auch Be­ kleidungsgewerbe. Schwefelnatrinm, A. z. H. v.: Sonntagsruheaus­ nahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Schwefelsäure, z. H. v.: desgleichen. Schweselsäureanhybrit, A. z. H. v.: desgleichen. Schweselsänremonohybrat, A. z. H. v.: desgleichen. Seifenfieber: wie bei Schreiner. Seifensiedereien: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Seiler: wie bei Schreiner. Silberarbeiter: desgleichen. Soda, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Solaröl, A. z. H. v.: desgleichen. Spiegelbeleganstalten: Kinderarbeit verboten. Auf­ nahme zur Beschäftigung in quecksilbergefährliche Räume 10*

148

Taschen lexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

149

darf nur Personen gewährt werden, welche durch ärzt­ liches Zeugnis ihre Eignung hierzu nachweisen; ärzt­ liche Untersuchung der besonders gefährdeten Arbeiter alle 2 Wochen nötig. Arbeitgeber hat ein Krankenbuch zu führen und eine Fabrikordnung zu erlassen, welche anzuschlagen ist neben einem Abdrucke der §§ 1—19 der MinBek. vom 30. Juli 1889 (GBBl. S. 422). Spielwarensabriken: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. SpiritnSraffinerien: desgleichen. Sprengstoffe«, A. z. H. v.: desgleichen. Stahldrucker mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Stärkefabriken (ausgenommen Kartoffelstärke): ge­ nehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Stauanlage«: desgleichen. Steiubohrerwerkftitte: Kinderarbeit verboten. Steinbrüche: siehe Steinhauereien. Steindnrcker: wie Stahldrucker. Steinhauer (Steinbrüche, Steinmetzbetriebe): Kinderarbeit verboten. Arbeiter in Steinbrüchen, die bei der Steingewinnung beschäftigt sind, dürfen nicht länger als 10 Stunden beschäftigt werden. Desgleichen in Steinhauereien beim Bossieren oder der weiteren Bearbeitung von Sandstein nicht länger als 9 Stunden täglich. Arbeiterinnen und Jugendliche dürfen in Stein­ brüchen nicht bei der Steingewinnung oder der Stein­ rohaufarbeitung, ferner (anwendbar auch auf Stein­ hauereien) nicht beim Transport oder Verladen der Steine beschäftigt werden. Jugendliche Arbeiter dürfen in Steinhauereien nicht mit der trockenen Bearbeitung von Sandsteinen, Ar­ beiterinnen auch nicht mit anderen Arbeiten, bei denen sie der Einwirkung von Steinstaub ausgesetzt find, be­ schäftigt werden. Kontrollvorschrift: Anschlag der in Betracht kom­ menden Bestimmungen der Bek. vom 20. März 1902,

150

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgäniungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

151

RGBl. S. 78 (siehe hierher Urteil des Obersten Landes­ gerichtes, MinABl. 1904 S. 107). Steinklopseu: Kinderarbeit verboten. Steinkohlenteerdeftillation: Sonntagsruheaus nähme nach E b Ziff. 2 S. 56. Steinkohlenteerherftellung: genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. Steinmetzen: Kinderarbeit verboten, im übrigen siehe Steinhauer. Steinpolierer: Kinderarbeit verboten. Steinschleifer: desgleichen. Stellenvermittlung: siehe Gesindevermittler. Stellmacher (Wagner) mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Strohhntsabriken: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Strohpapiersabriken: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO. Strontianit, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Sulfat, A. z. H. v.: desgleichen. Suspensorien, A. z. H. v.: siehe Gummiwaren. Tabakiudustrit: Kaiserl. VO. vom 21. Februar 1907, RGBl. S. 65. Auf Werkstätten, in denen zur Herstellung von Zigarren, Zigaretten, Rauch-, Kau- oder Schn u Pftabak erforderliche Verrichtungen vor­ genommen oder fertige Tabakwaren sortiert werden, finden die Bestimmungen der §§ 135—139 b GewO. Anwendung. (Es sind dies die für Fabriken erlassenen Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Ar­ beiter und Arbeiterinnen). Dies gilt für Werkstätten mit Motorbetrieb, auch wenn in ihnen in der Regel weniger als 10 Arbeiter beschäftigt werden. Ausgenommen bleiben solche Werkstätten, in denen ausschließlich zur Familie des Arbeitgebers gehörige Personen beschäftigt werden (siehe bei Buchstabe D Ziff. 1 mit V S. 42 u. ff.).

152

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrganrungru.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

153

Die für Motorbetriebe zugelassenen Ausnahmen bei der Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und Ar­ beiterinnen (RGBl. 1900 S. 565) finden laut Bundesratsbek. vom 27. Februar 1907, RGBl. S. 66 auf solche Werkstätten mit Motorbetrieb keine Anwendung, in welchen zur Herstellung von Zigarren, Zigaretten, Rauch-, Kau- oder Schnupftabak erforderliche Ver­ richtungen vorgenommen oder fertige Tabakwaren sortiert werden (siehe Buchst. D Ziff. 1 mit V). Für Anlagen zur Anfertigung von Zigarren siehe auch noch unter letzterem Stichwort. Talgschmelzen: genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GewO. Tapezierer: wie Stellmacher (Wagner). Täschner (Sattler): desgleichen. Teerdestillatian: genehmigungspflichtige Anlage nach § 16 GewO, und Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Teerälöestiüativv: Sonntagsruheausnahme zu E b Ziff. 2 S. 56. Teerwasserdestillatian: genehmigungspflichtige An­ lage nach § 16 GewO. Theatralische Vorstellungen: Kinderarbeit verboten, Ausnahmen zulässig. Thomasschlackenmühlen. Ausnahme zu gewissen Arbeiten nur auf Grund ärztlichen Zeugniffes gestattet; Kontrollbuch über den Wechsel, Bestand, sowie den Gesundheitszustand der Arbeiter zu führen. Arbeiterinnen und Jugendliche dürfen in den Räumen, in die Schlacke oder Schlackenmehl eingebracht wird, nicht arbeiten und sich nicht aufhalten. Arbeiter dürfen beim Mahlen, Abfüllen, Lagern und Verladen täglich nicht länger als 10 Stunden beschäftigt werden. Vorstehendes gilt auch bei gewerblichen Schlacken­ mehllagern. Anschlag der Vorschriften in §§ 1—17 der Bek. vom 25. April 1899 (RGBl. S. 267).

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstes.

155

Vorschriften wegen der Pausen ergänzt durch Bundesratsbek. vom 18. November 1903 (RGBl. S. 288). Tiegelgußstahlwerke: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Tterfellbearbeitung (ungegerbt, Trocknen): genehmi­ gungspflichtige Anlage nach § 16 GewO. Tierhaaren, A. z. B. v.: siehe Faserstoffe. Tischler: wie bei Schreiner. Tonerdepräparaten, A. z. H. v.: Sonntagsruhe­ ausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Töhserwerkstätte: Kinderarbeit verboten; wenn mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern eine Werk­ statt des Handwerks. Tarsdestillalion: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Torfteerdestillation: desgleichen. Trödtlhandel, Trödlerei kann untersagt werden, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden ergeben (§§ 35 GewO). Ge­ schäftsbuchführung durch MinBek. vom 16. Februar 1878 (GVBl. S. 86) vorgeschrieben; weiteres siehe dortselbst. Unterliegt der handelsgewerbl. Sonntagsruhe. Tuchmachereieu mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Tüncherbetriebe: siehe Anstreicher. Uebermangansamem Kali, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Mtramarin, A. z. H. v.: desgleichen. Berbleiungsauftalte»: genehmigungspflichtige An­ lagen nach § 16 GewO. Bergolderwerkstätten: Kinderarbeit verboten. Berkanfsstelle«, offene: siehe unter letzterem Stich­ wort. Berkokungsanstalten: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Bernicklungswerkstätten: Kinderarbeit verboten. BerfilbernngSwerkstätten: desgleichen.

156

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrnngen.

zur Ausübung des Gewerbeaussichtsdienstes.

Berzinkuugsanftalten:

157

genehmigungspflichtige An­

lagen nach § 16 GewG.

BerzinrmngSanstalten: desgleichen. Waaisbleichereien: Sonntagsruheausnahme

nach

E b Ziff. 2 S. 56.

Wachstuchsabriken : genehmigungspflichtige Anlagen nach § 16 GetvO. Wagner: siehe Stellmacher. Walz- und Hammerwerke: siehe unter letzterem. Wäsche, Anfertigung und Bearbeitung v.: siehe Konfektion. Wischekonfektion: desgleichen. WasfergaSanlagen: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Wasserstoffe, A. z. H. v.: desgleichen. Webereien: mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Weitzbindereibetriebe: siehe Anstreicher. Wersten sind den Fabriken gleichgestellte Anlagen. Teitnnksdrnckereien (* wie bei Badeanstalten). Sonn- und Festtagsbeschäftigung bis 6 Uhr morgens zur Herstellung der Morgenausgabe kann gestattet werden; 2. Weihnachts-, Oster-, Pfingst-Feiertag aus­ genommen. Der Betrieb muß sodann bis um 6 Uhr morgens des folgenden Werktages ruhen. (MinBek. vom 14. März 1895 § 24 k.); stehe auch unter Buch­ druckereien. Aeitungsverlag unterliegt der handelsgewerblichen Sonntagsruhe. Zengelracker: siehe bei Weber. Zichoriensabriken: Sonntagsruheausnahme nach Ed Ziff. 2 S. 54. Ausnahme vom Verbot der Sonntags­ arbeit nach § 105 d GewO, durch Bundesratsbestim­ mung vom 5. Dezember 1895 genehmigt (Anschlag des Tabellenauszuges vorgeschrieben); ferner dürfen Arbeiterinnen und Jugendliche in Räumen mit Darren­ betrieb nicht arbeiten und auch sich nicht aufhalten (Hitze). Bundesratsbek. vom 30. Januar 1902, RGBl. 42.

158

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichlsdicnstes.

159

Tafel mit Ziffer I dieser Bekanntmachung ist in den Arbeitsräumen der bezeichneten Personen auszuhängen. Diese Bestimmung findet auch auf Werkstätten mit Motorbetrieb Anwendung. Ziegeleien: In diesen Betrieben einschließlich Chamottefabriken dürfen Jugendliche und Arbeiterinnen nicht verwendet werden a) zur Gewinnung und zum Transporte der Roh­ materialien (Lehm, Sand) einschließlich des eingesumpften Lehms; auch nicht zur Handformerei (Streichen oder Schlagen) der Steine, mit Ausnahme der Dachziegel (Dachpfannen) und der Bimssandsteine (Schwemmsteinen), b) zu Arbeiten in den Oefen und zum Befeuern der Oefen mit Ausnahme des Füllens und Entleerens oben offener Schmauchöfen, c) zum Transport geformter (auch getrockneter und gebrannter) Steine in Schiebkarren oder? ähnlichen Transportmitteln, wenn nicht ein festverlegtes Geleis oder eine harte ebene Fahrbahn benützt werden kann. In Ziegeleien einschließlich der Chamottefabriken, ist an einer in die Augen fallenden Stelle der Arbeits­ stätte eine Tafel auszuhängen, welche in deutlicher Schrift außer dem im § 138 Abs. 2 GewO, vorge­ schriebenen Auszuge (siehe bei Buchst. D Ziff. III S. 45) die obigen Bestimmungen wiedergibt. (Bundesratsbek. vom 15. November 1903, RGBl. S. 286). Ziegelöfen: genehmigungspflichtige Anlagen nach K 16 GewO. Zigarrensabriken: Arbeiterinnen und Jugendliche müssen in unmittelbarem Arbeitsverhältnis zum Betriebsunternehmer stehen. Bundesratsbek. vom 8. Juli 1893 (RGBl. 218). Anschlag an der Eingangstür jedes Arbeitsraumes über die Raumgröße und den Luftrauminhalt, sowie Zahl der zulässigen Arbeiter (Best. d. OPB), sowie eine Tafel mit den Bestim­ mungen des §§ 2—11 der bezeichneten Bekanntmachung. Diese Bestimmungen finden auch auf Werkstätten mit Motorenbetrieb Anwendung. (Laut Bundesratsbek. vom

160

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgämungen.

161

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

9. April 1905, RGBl. S. 236 gilt die Bek. vom 8. Juli 1893 nur mehr bis 1. Mai 1907, stehe auch unter Tabakindustrie.

Zimmerplätze

sind

den

Fabriken

gleichgestellte

Anlagen.

Zivkdruckereien mit Motorbetrieb und weniger als 10 Arbeitern sind Werkstätten des Handwerks. Ziukgietzereien: Kinderarbeit verboten. Zinkhütten. 1. Arbeiterinnen dürfen

nicht be­ schäftigt werden: a) zur Bedienung der Destillationsöfen, zum Ver­ laden und Abladen der Räumasche oder der Feue­ rungsasche, b) zum Sieben und Verpacken der gewonnenen Nebenprodukte (Poussiere, Flugstub), c) zu Arbeiten in den Jnstallationsräumen nach Beginn oder vor Beendigung des sog. Manövers an den Öfen. 2. Jugendliche dürfen nicht verwendet werden: a) zur Beschäftigung und zum Aufenthalte in den Destillationsräumen; weiteres wie bei 1 a, b) wie oben; letztere zwei Verbote (2. Teil von a, b ganz) gelten auch für Arbeiter zwischen 16 und 18 Jahren. Zu anderen Arbeiten im Destillationsbetriebe dürfen letztgenannte nur auf Grund ärztlichen einwandfreien Zeugnisses zugelassen werden. Diese Zeugnisse sind zu sammeln. Die Arbeiter sind mindestens monatlich einmal ärztlicher Kontrolle zu unterstellen. Der Arbeit­ geber hat über den Wechsel, Bestand, sowie Gesundheitszustand der Arbeiter ein Kontrollbuch zu führen und über das Mitbringen von Nahrungsmitteln, Nahrungsaufnahme Vorschriften zu erlassen bzw. in die Arbeitsordnungen mit aufzunehmen, die anzu­ schlagen sind. Ferner ist Anschlag der Vorschriften in §§ 1—16 der Bek. vom 3' ^7^7 (RGBl. S. zu bewerkstelligen. L Ind ner, GewerbeaufslchtSdlcnst.

2. Jlufl.

11

162

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Ergänzungen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

163

Zinkweiß, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b ßiff. 2 S. 56. Zinnspielwaren, Werkstätten zur Bemalung: Kinder­ arbeit verboten. Zinuweiß, A. z. H. v.: wie Zinkweiß. Zuckerfabriken nnd Zuckerraffinerien. In diesen Betrieben dürfen Arbeiterinnen und Jugendliche nicht verwendet werden: a) zur Bedienung der Rübenschwemmen und Rüben­ wäschen, der Fahrstühle, sowie zum Transport der Rüben und Rübenschnitzel, wenn die Wagen sich nicht leicht bewegen lassen; b) im Füllhause, in den Zentrifugenräumen, den Krystallisationsräumen, den Trockenkammern, den Maischräumen, den Räumen zum Decken des Brot­ zuckers, den Nutschräumen, den Trockenanlagen der Strontianziegeleien, sowie an anderen Arbeitsstellen mit außergewöhnlich hoher Wärme; auch der Aufent­ halt dortselbst ist verboten. Diese Verbote sind an ge­ eigneter Stelle auszuhängen neben dem nach Buch­ staben D Ziff. III erforderlichen Anschläge (Bundesratsbek. vom 5. März 1902, RGBl. S. 72). Znckerraffinerieu: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Zuckerwarensabriken: desgleichen. Zündholzsabriken (weißen Phosphor). In diesen Betrieben dürfen in den Räumen für die Zündmasse­ bereitung, das Betunken der Hölzer und das Trocknen der betunkten Hölzer Jugendliche und in den Räumen für das Abfüllen der Hölzer und deren erste Ver­ packung außerdem Kinder sich überhaupt nicht aufhalten. Die Aufnahme zur Beschäftigung anderer Personen in den betr. Räumen darf nur auf Grund ärztlichen Zeugnisses geschehen; die Arbeiter sind mindestens '^jährlich ärztlicher Untersuchung zu unterstellen. Der Arbeitgeber, hat ein Kontrollbuch über den Wechsel und Verbleib der Arbeiter zu führen. Kontrollvorschrift: Aushang des § 2 des Gesetzes vom 13. Mai 11*

164

Taschenlexikon

Vormerkung etwaiger Änderungen und Lrgänrnngen.

zur Ausübung des Gewerbeaufsichtsdienstes.

165

1884 und der §§ 1 — 14 der Bek. vom 8. Juli 1893 (RGBl. S. 209), sowie der vom Arbeitgeber zu erlassenden Anweisung für die in dem betr. Raum beschäftigten Arbeiter. Nach dem RG. vom 10. Mai 1903, RGBl. S. 217 darf weißer oder gelber Phos­ phor zur Herstellung von Zündhölzern und anderen Zündwaren, mit Ausnahme der Zündbänder für die Entzündung von Grubensicherheitslampen ab 1. Januar 1907 nicht mehr verwendet werden. Der gewerbsmäßige Vertrieb solcher Zündhölzer ist ab 1. Januar 1908 verboten. Zündschnur, A. z. H. v.: Sonntagsruheausnahme nach E b Ziff. 2 S. 56. Zündstoff, A. z. H. v.: desgleichen. Zündwaren, Werkstätten z. H. v.: Kinderarbeit verboten.

Übersicht über das Ergebnis der im

Halbjahre

vorgenommenen

Rknisimn der gewrlil. Anlagen 190

Einzelpreis 50 Pfg.

Die Kontrollfragen auf Seite 64 des Handbuchs werden der Beachtung empfohlen!

Betriebsnilternehmer AN""" d°r

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Betriebsart

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Fabrik ........ aew. Anlage beschäftigten Personen unter AnSschcidung ob Kelirlingr oder (öelji lferr von I über von 21 IG--21 14-16 Kinder Jähren Jahren Jahre in. | w. in. | w. | m. w. m. 1 w.

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Bei der Revision

Mängel und deren

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Fabrik ... ........... “ gew. Anlage beschäftigten Personen unter Ausscheidung ob KehrUrrge oder

Geh tlfen von 14--16 Jahren in. w.

von 16--21 Jabren m. w.

über 21 Jahre m. w.

Bei der Revision Mängel und deren

Kinder

m. !| w.

Betriebsnnternehmer:

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Vorgefundene Abstellung

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Fabrik . ............. ' 'gew. Anlage 6cfd)äftinten Personen unter Ausscheldung ob Lehrlinge oder

Grhi lfen von 1 über 21 16--21 Jabren Jahre m. 1 w. | m. | tu.

von 14--16 Jahren in. | tu. |

Mängel und deren Kinder

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... ................................... “ goto. Anlage beschäftigten Personen unter Ausschetdung ob gdjvlinne oder Gr!) Ilsen von 14--16 Jahren in. | w.

über von 21 16--21 Jahren Jahre m. 1 w. 1 m. w.

BetriebSunternehmer:

Betriebsnuternehmer

Bei der Revision Mängel und deren

Kinder

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Vorgefundene Abstellung

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Betriebsart:

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(Sei) Isen

von 14--16 Jahren in. | w.

von I über 21 16--21 Jaüren Jahre m. 1 w. | NI. w.

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Bei der Revision Mängel und deren

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Fabrik ................................ goto. Anlage beschäftigten Personen unter Ausscheidung ob Lehrlinge oder Geht lfen von I über von 16--21 21 14--16 Kinder Jahren Jabren Jahre in. w. m. 1 w. | IN. 1 w. m. 1 w.

BetriebSnnternelimer:

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Bei der Revision Mängel und deren

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vorgefundene

Die Nachrevision

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Betriebsart:

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Fabrik Anlage beschäftigten Personen unter Aussckeidung ob Lehrlinge oder Geh Ufer, von über von 21 16--21 14--16 Kinder Jahre Jahren Jahren in. | w. m. W. IN. | w. m. 1 w.

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Bei der Revision Mängel und deren

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Fabrik VVV lll. VH_ goto. Anlage beschäftigten Personen unter Ausscheidung ob Lehrlinge oder ©djl lfen von von über 21 16--21 14-16 Kinder Jahren Iah ren Jahre m. | w. m. w. m. 1 w. m. 1 w.

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Fabrik ..................... octo. Anlage beschäftigten Personen unter Ausschcidüng ob Lehrlinge oder KeKilfen von von über 16—21 21 14-16 Kinder I chren Jahren Jahre m. to. m. w. m. ! w. m. | w.

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Bei der Revision

Mängel und deren

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beschäftigten Personen unter Aus­ scheidung ob- Kehrlinge oder (ötljilftn

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Fabrik .......... " flCtü. Aula ?.e beschäftigten Personen unter Ausscketdung ob Lehrlinge oder Geh ttfen von über von 21 16--21 Kinder 14--16 Jahre Jahren Jabren in. 1 iv. m. | w. m. w. m. 1 w.

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Bei der Revision Mängel und deren

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Betriebsnnternehmer

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Betriebsnnternehmer

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BetriebSuilternehmer 'n bcr flW"-a„;a(|e bcfcüäfttflteii Personen unter Aus­ scheidung ob Kehrlinge oder

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von 14-16 Jahren in. | w.

von 16-21 Jabrcn m. | w.

über 21 Jahre m. | w.

Bei der Revision Mängel und deren

Kinder m. | w.

Betriebsart

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Fabrik ..................... gew. Vlnhine beschäftigten Personen unter Ausscheidung ob Lehrlinge oder

Gehilfen

Mängel und deren

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Fabrik -------- goto. Anlage beschäftigten Personen unter Ausscheidung ob Lehrlinge oder Geh ilfen von über von 21 16--21 Kinder 14--16 Jahre Jahren Jabren in. 1 w. m. | w. m. 1 w. m. 1 w.

Betriebölttiternehmer:

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Fabrik vv‘ vv* gew. Anlage 0efd)äftiflten Personen unter Ausschcidung ob Lehrlinge oder (Sch Uftn

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BetriebSunternehmer

Bei der Revision

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Betriebsrmterilehmer Anzahl der In der — 6 5 f gern. Anlage beschäftigten Personen unter Aus­ scheidung ob Kehrlirrge oder Gehilfen von von über 16-21 2t 14-16 Kinder Jahren Jabrcn Jahre m. w. m. I w. m. | w. m. I w.

BetriebSunternehmer:

Bctrieböniltcrncszmcr

Bei der Revision Mängel und deren

Betriebsart

Vorgefundene

Die Nachrevision

Abstellung am

Betriebsart:

Betriebsart:

ergab

Verlag (Arthur Cellier) München. Seit 1891 erscheint die

Bayerische Gemeindezeitung. Organ für alle Gemeindeangelegenheiten des rechtsrh. Bayern und der Pfalz. Begründet von Dr. Th. von Hauck, weil. Kgl. Oberstaatsanwalt am Verwaltungsgerichtshofe. Herausgegeben von Dr. Georg Schmidt, Negierungsassessor im Kgl. Staatsministerium des Kgl. Hauses und des Äußern

unter ständiger Mitwirkung von Dr. L. Menzinger, Rechtsrat in München, K. Meinet, Regierungsrat int Kgl. Landesversicherungsamt, 3. Stelzer, Kgl. Rentamtmann in Schongau, Th. von der pfordten, Kgl. Landgerichtsrat, verw. im Kgl. baher. Justizministerium. Jährlich 36 Nummern in Quartformat.

Preis jährlich Mk. 8.—.

Portofreie'Zusendung.

Jahrgang I (1891) gebd. ermäßigt......................................... Mk Jahrgang II—XV (1892/1905) gebd. ermäß a Mk. Jahrgang XVI (1906) gebd. ermäßigt ....... Mk.

Z.1.20 6.—

Jahrgang I—XVI gebd. und Ges.-Neg. I—XII ermäßigt Mk. 25.—

Lindner, Franz, Kgl. Landgerlchtsrat und Dr. Thomas von Hauck. well. Kgl. Oberstaatsanwalt

am Ver-

waltungsgerichtshofe.

Erläuterungen zur Bayerischen Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. Dritte, nach dem neuesten Stande der Gesetzgebung bearbeitete Auflage, gr. 8°. (VII; 642 S.) 1901. Mk. 7.50; in Ganzl. geb. Mk. 8.50. Die Bedeutung des Lindner-Hauckschen Kommentars zur Gemeindeordnung für LLissenschaft und Praxis ist allgemein anerkannt. Für die Praxis eignet er sich besonders auch deshalb, weil er die richtige Mitte zwischen einer kleinen Hand­ ausgabe und einem ausführlichen Kommentare hält.

Enaelhart, Ur. F.

Die polizeilichen und stenerrechtlichcn Bestimmnngcn für Kraftfahrer mit besonderer Berücksichtigung der bayer. Verhältnisse zusammengestellt, mit Einleitung und Sachregister versehen. 8°. (72 S.) 1906. Kart. Mk. 1.50.

Verlag (Arthur Lellier) München. vuchert, Uarl, Nat d. Kgl. bayer. Verwaltungsgerichtshofes.

Sammlung in der Praxis oft angewandter Verwaltungsgesetze nebst einer Anzahl derartiger Verordnungen ete. für Bayern

In einem Bande unter Berücksichtigung aller bisherigen Änderungen nach dem nunmehr gültigen Texte mit Beifügung eines Sach­ registers zusammengestellt. 2. vermehrte und ergänzte Auflage, gr. 8°. (VIII, 1432 S.) 1906. In Halbst, geb. Mk. 12.—.

Die zweite Auflage dieses Werkes enthält die Aenderungen bisher schon auf­ genommener Gesetze, sowie eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen. Die Sammlung ist für jeden bayerischen Verwaltungsbeamten unentbehrlich. Die erste starke Auflage ist vollständig vergriffen.

Kntzer, Th.,

i. rechtskund. Bürgermeister der Stadt Fürth i. B.

Das bayerische Heimatrecht

mit dem einschlägigen Rechte der Verehelichung und des Aufenthalts, systematisch dargestellt und durch Beispiele erläutert, gr. 8°. (620 S.) 1905. In Ganzl. geb. Mk. 10.—.

Pohl, Karl,

Rechtsanwalt und rechtskund. Bürgermeister a. D.

Handbuch des Staats- und Verwaltnngsrechts für das Königreich Bayern. Mit besonderer Rücksicht auf die Geschäftstätigkeit der rechtsrheinischen Gemeindebehörden, sowie auf die einschlägige Literatur und Rechtsprechung, gr. 8°. (VIII, 616; 753 S.) 1898/1900. 2 Bände. (Mk. 17.30; geb. Mk. 20.-) herabgesetzt Mk. 5.-; geb. Mk. 8.— Blätter für administrative Praxis. 1897. Nr. 11. Der Verfasser hat die richtige Mitte zwischen Wissenschaftlichkeit und Gemeinverständlichkeit getroffen, indem er, gestützt auf gründliche Fachkenntnisse und eine zwanzigjährige Er­ fahrung als Gemeindebeamter, die Rechtsmaterien in allgemein verständlicher Weise behandelt und beleuchtet und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Durchforschung und der praktischen Auslegung des Gesetzes klar und übersichtlich vor Augen führt. W. L.

Wirfchinger, L. F.,

Kgl. Vezlrksamtmann a. D.

Das Jagdrecht

des Königreichs Bayern für das rechtsrheinische ' Bayern und die Pfalz systematisch bearbeitet, gr. 8°. (XII, 425 S.) 1902. Mk. 6.80; in Ganzl. geb. Mk. 8.—.

Ennlert, Dn Ferd.,

Ministerialrat.

Vorschriften für Standesbeamte im rechtsrhein. Bayern mit den in 4. Ausl, bearbeiteten „Rat­ schlägen zur Führung der Standesregister". Hoch 4°. (141 S.) 1900. Kart. Mk. 2.20. -------- Dasselbe. Ausgabe für die Pfalz. Kart. Mk. 2.50.

Sammlung von

I. Schweitzer Verlag (Arthur Cellier) München. Groß, Dr. Hans,

Universitäts-Professor.

Die Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handlungen. Ein Leitfaden für Beamte des Polizei- und Sicherheitsdienstes des Deutschen Reichs. 2. Auflage, (VIT, 194 S.) 1902. In Ganzl. geb. Mk. 2.50.

gr. 8°.

Der Gendarm. 1903. Nr. 1. Das Buch bildet für den Beamten des polizeillcben Exekuttvdlenstes eine wahre Fundgrube. — Von sehr vielen Bundesstaaten wurde das Buch offiziell eingeführt oder empfohlen.

Fried, Nud.,

Assistent im bayer. Landesfeuerwehrbureau.

Die Wafferverforgnng der Ortschaften

besonders für Feuerlöschzwecke. Mit 82 Abbild. 8°. (II, 95 S.) 1903. Mk. 1.-.

Pfardten, Theab. Nun der,

Kgl. Landgerichtsrat, verw. im Kgl. Justizministerium tu München.

Das bayer. Gesetz betreffend die Zwangserziehung vom 10. v. 1902 nebst den Ausführungsbestimmungen. Mit Einleitung, Erläuterungen u. Sachregister. 8°. (IV, 125 S.) 1902. geb. Mk. 2.—. Vom Kgl. b. Staatsministerium des Innern (Amtsbl. 1902 Nr. 35), Kgl. b. Justizministerium (JMBl. 1903 Nr. 8) und Kgl b. Kultusministerium (MtnBl. 1902 Nr. 39) empfohlen.

Oefele, F. X.,

Kgl. Reglerungsrat in Landshut.

Das Gewerbe-Nnfallversichernngsgefetz imd das Ban-Unfallversichernngsgesetz nach dem Gesetze betr. die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze vom 30. Juni 1900. gr. 8°. (VHI, 447 S.) 1902. In Ganzl. geb. (Mk. 10.—) herabgesetzt Mk. 4.—.

Latz, Dr. jur. Lttdw.,

Kaiserl. Regierungsrat Im ReichSversicherungs-

amt zu Berlin und

Maier, Dr, jur. Rtld.,

Referent im Kaiserl. Aufsichtsamt für Privat­

versicherung.

Haftpflichtrecht und Reichsversicherungsgesetzgebttttg. Zum praktischen Gebrauche bearbeitet. Zweite völlig umgearbeitete Auflage, gr. 8°. (XX, 303 S.) 1902. Mk. 7.20; in Ganzl. geb. Mk. 8.20. Müller, Hans,

Polizeioffizlant in München.

Die Rechtsverhältnisse des bayerischen Wirtes auf Grund der bayerischen Reichs- und Landesgesetzgebung, sowie der einschlägigen Rechtsprechung, mit einem Anhang: Die Münchener Verhältnisse. 8°. (VIII, 187 S.) 1902. kart. Mk. 2.-.

I. Schweitzer Verlag (Arthur Tellier) München. Jaeger, Dr. E., Professor der Rechte, ür,Leipzig.

Das Bürgerliche Gesetzbuch

mit Nebengesetzen und einem Gesamtregister für den akademischen und praktischen Gebrauch. 1900/3. (Ergänzt durch die Novellen z. PersStandGes. vom 14. IV. 1905, z. GVG. u. ZPO. v. 5. VI. 1905, z. GBO.v. 14. VH. 1905). Ausgabe für Bayern. Mit Nachtrag. 86 Reichs- und Landesgesetze, gr. 8°. (XII, 1653 S.) 1903. In Halbfr. geb. Mk. 13.50.

Zum zusammenhängenden Studium des geltenden materiellen und formellen Zivilrechts und zu dessen praktischer Handhabung ist die Jaegersche Ausgabe des BGB. und seiner Nebengesetze hervorragend geeignet. In Bayern wurde die Ausgabe offiziell zu Prüfungszwecken angeschafft und empfohlen.

Allfeld, Dr. Ph.,

Universitäts-Professor in Erlangen.

Die Strafgesetzgebung

des Deutschen Reichs. Sammlung aller Reichsgesetze strafrechtlichen und strafprozessualen Inhalts mit einem Gesamtregister. Für den akademischen Gebrauch und die Praxis. Vollständige Ausgabe mit Nachtrag, gr. 8V. (IX u. 1349 S.) 152 Gesetze. 1903. In Halbfr. geb. Mk. 11.50.

Die Sammlung ist für die Zwecke der juristischen Prüfungen an den Universi­ täten München, Würzburg und Erlangen vom Kgl. Bayer. Staatsministerium der Justiz angeschafft worden.

Schmitt, Gottfr., Ober-Negierungsrat im Kgl. bayer. Staats­ ministerium' der Justiz.

Bayerische Justizgesetze.

Sammlung der in den Jahren 1818 ms 190| erlassenen Landesgesetze für die Rechtspflege nach dem Stande am Ende des Jahres 1904. gr. 8°. (VIII, 1464 S.) 1904. Gebd. in Hlbfrz. Mk. 18.—.

Die Sammlung leistet der Praxis bessere Dienste wie die ganze Gesetzes­ sammlung von 1818-1905. Sie ist der Theorie und Praxis des bayerischen Rechts unentbehrlich.

Schmidt, Dr. Gg., Kgl. Regierungs-Assessor im Kgl. bayer. Staats­ ministerium des Kgl. Hauses und des Äußern.

Vie Militärgesetze für Bayern.

Nach dem neuesten Stande der Gesetzgebung, gr. 8°. (VIII, 942 S.) 1906. In Halbfr. geb. Mk. 12.—.

Sauer, Karl,

Kgl. Landgerichtsrat in Würzburg.

Testamente und EvbUevtväge in Bayern nebst einer kurzen Darstellung des gesetzlichen Erbrechtes, des Pflichtteilsrechtes und Nachlaßverfahrens, sowie einem Anhang, enthaltend Muster für Testamente und Erbverträge, gr. 8°. (XII, 447 S.) 1903. In Ganzl. geb. Mk.

9.80.

Centralblatt f. freiw. Gerichtsbark. «. Notariat. 1903. H. 3. ... Wir wollen nicht unterlassen, auf dieses vorzügliche Werk eines erfahrenen Praktikers nochmals ganz besonders aufmerksam zu machen.