Der Begriff KoinΩnia im Neuen Testament

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
Einleitung
Teil I. Κοινωνια im nichtchristlichen Sprachgebrauch
Teil II. Κοινωνια im Neuen Testament
Schluß
Autorenverzeichnis
Stellennachweis
Verzeichnis der Abkürzungen

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Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft Die Beiheftreihe ist dazu bestimmt, gröBere Abhandlungen aus den von der ZNW gepflegten Gebieten zu bringen, da die Zeitschrift selbst nur kürzere Aufsätze aufnehmen kann.

1. Der EinfluB paulinischer Theologie im Markusevangelium. Eine Untersuchung von Priv.-Doz. Lic. Martin Werner. 2.

1923

5.40 M.

Die formgeschichtliche Methode.

Eine Darstellung undKritik Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des synoptischen Problems von Priv.-Doz. Lic. Erich Fascher. 1924 6.30 M.

3. Die Stellung des Apostels Paulus neben den Zwölf in den ersten zwei Jahrhunderten, von Prw.-Doz. Dr. theoi. juiius Wagenmann.

1926

7.20 M.

4.

Celsus und Origenes.

5.

Melchisedech, der Priesterkönig von Salem.

Das Gemeinsame ihrer Weltanschauung nach den acht Büchern d. Origenes geg. Celsus. Von Lic. Anna Mlura-Stange. 1926 8M. Eine Studie zur Geschichte der Exegese. Von Pfarrer Lic. Dr. Gottfried Wuttke. 1927 3 M.

6. Die Geschichte des Reich-Gottes-Gedankens in der alten Kirche bis ZU Origenes und Augustin. Von Pfarrer Lic. Rob. Frick. 1928 7.50 M. 7.

Von Valentin zu Herakleon.

Untersuchungen über die Quellen und die Entwicklung der yalentinischen Gnosis. Von Priv.-Doz. Lic. Werner Foerster. 1928 5.40 M.

8. Religionsgeschichtliche Untersuchungen zu den Ignatiusbriefen. Von Priv.-Doz. Lic. Heinrich Schlier. 1929 9 M. 9.

Sobria ebrietas.

Von Dr. Hans Lewy.

Untersuchungen zur Geschichte der antiken Mystik. 1929 10.80 M.

10.

Das Rätsel des Jacobusbriefes.

11.

Cathedra Petri.

1930

Neue Untersuchungen über die Anfänge der Primatslehre. Von Prof. D. Dr. Hugo Koch. 1930 10.80 M.

12. Die lateinischen Bearbeitungen der

anthropophagos. 13.

Von Prof. D. Arnold Meyer. 18 M.

Acta Andreae et Nlatthiae apud

Von Franz Blatt, mag. art. 1930

Das Johannesverständnis im zweiten Jahrhundert, Lic. Walter von Loewenich. 1932

15.30 M. von Priv.-Doz. 9 M.

A L F R E D T Ö P E L M A N N / VERLAG / GIESSEK

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im N e u e n

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A

Testament Von

Lie. Heinrich Seesemann in Qöttingen

Verlag von

Alfred Töpelmann 1933

In

Gießen

Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche herausgegeben von H a n s L i e t z m a n n und W a l t h e r E l t e s t e r Beiheft 14

Alle Rechte vorbehalten

Printed in Germany

Vorwort Die vorliegende Untersuchung geht auf eine Anregung von Herrn Professor D. B e h m zurück. Auch an dieser Stelle möchte ich ihm für weitgehende Förderung meiner Studien meinen herzlichen Dank aussprechen. Zu Dank verpflichtet bin ich ferner Herrn Professor D. Lietzmann für die freundliche Aufnahme meiner Schrift in diese Sammlung, sowie der Niedersächsischen G e s e l l s c h a f t zur F ö r d e r u n g evang.-theol. W i s s e n s c h a f t für einen namhaften Zuschuß zu den Druckkosten. G ö t t i n g e n , Mai 1933 H. Seesemann.

Inhaltsübersicht Seite

Einleitung

i—2

Teil I : K o i v a m a im n i c h t c h r i s t l i c h e n S p r a c h g e b r a u c h § t.

.

Koiviuvéïo

3—23 3—ti

§ 2.

Koivittvia

11—19

§ 3.

Kotvwvöi

19—23

Teil I I : Katvatvta im N e u e n T e s t a m e n t

24—99

§ 4. § 5.

Kotvaivio in der Bedeutung 'die Mitteilsamkeit' . . Kotvuivia in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

31—86

§ 6.

Kotviuvia in der Bedeutung 'die Gemeinschaft' . . .

86—99

Schluß Autorenverzeichnis Stellennachweis Verzeichnis der Abkürzungen

24—31

99—103 104 105—107 108

Einleitung

Die Notwendigkeit einer genaueren Untersuchung des Begriffs xoivwvia im NT ist durch die verschiedene Deutung der in Frage kommenden Stellen in Kommentaren und Einzelabhandlungen gegeben. Es ist erstaunlich, wie mannigfache Erklärungen dies Wort erfahren hat: Rm 15 26 will man es entweder vom Begriff 'Gemeinschaft' her verstehen, oder übersetzt es mit 'Mitteilung' — oder findet es gar als technische Bezeichnung für 'Kollekte' verwandt. II Cor 13 13 bedeutet ^ xotvcovia toö ¿7100 irvs6|iaTo? nach den einen 'Teilnahme am heiligen Geist', nach den anderen 'die durch den heiligen Geist gewirkte Gemeinschaft'. Zu Act 2 42 streitet man, ob xotvama als 'Liebesgaben', 'Gemeinschaft = Einigkeit' oder 'Gemeinschaft = Gemeinde' zu fassen ist usw. Es ergibt sich daraus, daß der Ausdruck noch nicht genau genug untersucht ist, um eine sicher begründete, womöglich auch einigermaßen einheitliche Deutung des Wortes im NT geben zu können. Vielleicht vermittelt eine umfassende Spezialuntersuchung, die alles einschlägige Material aus der Antike heranholt, bestimmtere Ergebnisse. Eine derartige Untersuchung gliedert sich naturgemäß in zwei Teile: Teil I muß den außerneutestamentlichen Gebrauch des Wortes darlegen, Teil II die neutestamentlichen Stellen behandeln. Für Teil I liegen Vorarbeiten in den betreffenden Artikeln der bekannten Wörterbücher, in erster Linie von P a s s o w und von L i d d e l l - S c o t t 1 vor. Für Teil II treten zu den Artikeln der Wörterbücher — vor allem von B a u e r , ferner auch von Crem erK ö g e l 2 — einige Einzeluntersuchungen hinzu: so hat Th. Z a h n in seinen Aufsätzen zum Philipperbrief3 einzelne wertvolle, wenn 1

L f g . 5 der neuen Auflage, die den Buchstaben K enthält, erschien 1930.

* 10. Aufl., 1915 ( = Cr.-K.). 3

Z k W L 1885, bes. S. 189—191.

Seesemann, Der Begriff Koiaonia im NT.

I

2

Einleitung

auch meines Erachtens nicht durchweg richtige Hinweise gegeben; genauer behandelt C a r r 1 den Begriff; ebenso wie er, geht auch S c o t t 2 von Act 2 42 aus. Beide Arbeiten können aber nicht befriedigen, da sie weniger den Ausdruck xotvcovia untersuchen, als ähnliche Gedanken im N T zusammenstellen. Zutreffend behandelt W o o d 3 den Gebrauch von xotviovia im NT. Doch stellt sich sein Aufsatz nicht die Aufgabe einer umfassenden Abhandlung — insbesondere ist der außerneutestamentliche Sprachgebrauch ganz außer acht gelassen — als vielmehr einer Korrektur der Ansichten von Scott. Eine Einzeluntersuchung, die den neutestamentlichen Gebrauch von xoivuvia in den Zusammenhang des klassischen und des Koine- Griechisch stellt, erschien erst, nachdem die vorliegende Arbeit abgeschlossen war: J. Y . C a m p b e l l handelt im Dezemberheft 1932 des Journal of Biblical Literature über »xoivwvia and its cognates in the New Testament«4. Es ist mir eine Freude, festzustellen, daß wir in allen wesentlichen Fragen übereinstimmend urteilen, und daß meine Ergebnisse durch Campbells Arbeit eine Bestätigung finden. Trotzdem dürfte die vorhegende Untersuchung auch jetzt nicht überflüssig sein, da sie weiter ausholt und den Einzelfragen genauer nachgeht, als dies in einem Zeitschriftenaufsatz möglich ist. Ich habe im folgenden im allgemeinen Campbell nur da erwähnt, wo er eine andere Ansicht vertritt als ich. Übereinstimmungen habe ich nur in ganz wenigen Fällen hervorgehoben; es muß genügen, daß ich meiner grundsätzlichen Zustimmung hier Ausdruck gebe. Der nachurchristliche Sprachgebrauch von xotvwvia ist in der vorhegenden Arbeit nur insoweit herangezogen, als er die N T liche Verwendung des Begriffs erläutern kann. 1 A. Carr, The 'fellowship' of Acts 2 , and cognate words. 4 Ser. 5, 1913, S. 458—464.

Expositor 8.

' C. A. Anderson Scott, What happened at pentecost in: The Spirit ed. B. H. Streeter 1919, S. 117—158. ' W. S. Wood, Fellowship. Expositor 8. Ser. 21, 1921, S. 32—40. 4 S. 352—380.

Teil

I

Kotvuvia im nichtchristlichen § 1.

Sprachgebrauch

Koivcovéb)

Einer Untersuchung der Bedeutung des Substantivs xoivcovia muß selbstverständlich eine Untersuchung des Verbums xoiviovéw vorangehen. Und zwar soll xoivwvé» sowohl auf seine Bedeutung als auf die Verbindungen hin, in denen es auftritt, betrachtet werden. 1. KoiV(i>véb> verbunden mit dem Gtenetiv der Saohe Die ursprüngliche Bedeutung ist »Anteil haben oder nehmen an etw.« zur Kennzeichnung eines b e s t e h e n d e n Z u s t a n d e s . Vgl. Kühner-Blaß § 328,1 : die Verba auf éa> bezeichnen »größtenteils ein sich Befinden in einem Zustand oder die gewohnte Ausübung einer Tätigkeit«. Aesch. Suppl. 324: Soxsite ST) ¡IOT TijaSs XOIVÌDVEÌV ^ D O V Ò ? x' àpXaìov. Plato, Leg. I X 859 er noir^a. jiév, Zitep av ijj 2ixaiov, a^sSòv oaov 7C&p av toö öixaioo xotvawfl, xatà toaoöiov xal toö xaXoö [leté^ov èatt1. Ps.-Plato Def. 4 1 1 b : {teaTjftßpia /pdvo? èv $ töv oa)(tàto)v ai oxtaì èXa^iotoo (t^xou; xotvwvoöaiv. 1 Nach diesem Beispiel (und anderen) geurteilt, wird xoivoivtoi tivó? und ¡j-tTÉ^iu «vói in gleicher Bedeutung gebraucht. Vgl. z. B. Ditt. Syll.* 167, 40: . . . si ti? xal iXXot fieté[a]x«v èxotvóivYjaev rfji; npa£io{. Philo, Op. mund. 73. P. Lond. 1660, 18. Siehe ferner G. T h i e m e , Die Inschriften von Magnesia a. M. und das N T 1906, S. 29 f. — Daß sie dennoch nicht Synonyma sind, geht daraus hervor, daß xoivoivéut eine Reihe von Bedeutungen erlangen kann, die (¿eTc^ui nicht hat, wie z. B. : Zusammensein, verkehren usw. (vgl. die folgenden Seiten), xotvtuviut ist der weitere, umfassendere Ausdruck, der ein innigeres Teilhaben bezeichnen kann. Dasselbe Verhältnis besteht zwischen xotvuma und (JUXO/TJ.



Teil I

4

Xenoph. Resp. Lac. 1 , 9 : 01 tot» ¡lèv févooc xai rij? Suvájisíú? xotvuvoòat, . . . Isoc. Areop. 3 1 : . . . jtatpiSo? xoiveovoòvta lambì. Vita Pyth. X X X V 248: KbXwv àvrjp Kpotcimátif]? . . . rcàaav jtpo^ojtíav mapaa^ójievoí itpò? tò xoivcovijaai toö Iludafopeioo ßioo. Ebenso wird aufxotvwvéw konstruiert; die Zusammengehörigkeit derer, die Anteil haben, wird durch das oov gekennzeichnet. Z. B . Hippoer. itepl äpftpcov 85: tà tè rijvéa> kann auch — jedoch sehr selten — zur Bezeichnung einer noch nicht vollzogenen Teilnahme verwandt werden. Und zwar ist dieser Gebrauch ein doppelter. a) Koiviovéo) = 'Anteil nehmen', d. h. : man beansprucht zur Erreichung der Teilhabe einen Anteil, man nimmt ihn sich (vgl. B a u e r , s. v. xoivoiváto 1 b 7: »das Anteilhaben an etwas kann auch so zustande kommen, daß man selbst einen Anteil beansprucht«). Am deutlichsten begegnet dieser — sehr seltene — Gebrauch in imperativischen Sätzen: L X X Prov 1 11 : ( I O ) \LÍ¡ os 7tXavT)atüot.v äv8pe? aasßeis, jiTjSs ßooXTjfrgs (11) èàv rcapaxaXéawoí os XiYovtsc 'EXOè jwd' T|Hv, xotvwvTjoov affiato ? (die letzten zwei Worte sind eine sehr freie Übersetzung von DT1? rO"liO »wir wollen auf Blut lauern«). Philostr. V i t a A p . ' V 2 5 : xai ßoöv, Spij, àjtavdpaxtw ni|j.epov xai xoivcóvsi toó xarcvoö r)[ùv. Es ist nicht zu verkennen, daß xoivcovéco sich damit von seiner ursprünglichen Bedeutung entfernt. b) Koivcavso» = 'Anteil geben'. Kotvaivéco hat außerordentlich selten diese Bedeutung. Von einigen Forschern wird sie sogar ganz geleugnet 1 . Sie begegnet in älterer Zeit erstmalig bei Plato und wird erst in späterer Zeit gebräuchlicher. Zwei Fragen müssen hier beantwortet werden: 1. Wie erklärt sich diese Bedeutung? 2. Wie erklärt sich der seltene Gebrauch dieser Bedeutung ? 1

m. W. zuletzt von B. W e i ß zu Rm 12 ig und von S i e f f e r t zu Gäl 6 g. (Beide Kommentare sind in letzter Auflage 1899 erschienen.) C a m p b e l l s Ausführungen zu der Bedeutung 'Anteil geben' befriedigen nicht (a. a. O. 367 f.). Er erkennt sie zwar an, vermag ihre Entstehung aber nicht zu erklären.

§

I.

KOIVOUVEU)

5

ad i . L i e t z m a n n schreibt zu Gal 6 S : »xoivüjvsiv tivi tivoc heißt 'mit jemand gemeinsam Anteil an einer Sache haben', was sich dann zu der Bedeutung 'jemand Anteil an etwas nehmen lassen' = 'ihm mitgeben' entwickelt«. Diese Ableitung ist richtigBesonders deutlich ist die Bedeutung 'jemand Anteil an etwas nehmen lassen' bei den älteren Beispielen (s. u.). Später (besonders in den zitierten Sentenzen) ist der Sprachgebrauch abgeschliffener. —Lietzmanns Definition ist aber nicht genau genug; ein Merkmal — das wesentlichste dieser Bedeutung — kommt darin nicht zum Ausdruck. Ich wies bereits darauf hin, daß die Verba auf £u> in der Regel »ein sich Befinden in einem Zustand oder die gewohnte Ausübung einer Tätigkeit« bezeichnen. Nach Lietzmanns Definition kann der Eindruck entstehen, als ob xoivwveo) in der Bedeutung 'mitteilen' oder besser 'Anteil geben' den Rahmen der Bedeutung der Verba auf £ [iiv deip oidkv ¿tvexoivwoavio (zur Begutachtung vorlegen). 1

a. a. O. 189.

2

Siehe Passow oder Liddell-Scott s. v.

6

Teil I

Luc. Icarom. 29: 0 £ivoaaodac icepl tüv epiXoaöywv. Koivöw tritt dagegen nie in der Bedeutung 'Anteil geben' auf, geschweige denn in der hier umrissenen Bedeutung. 'Anteil geben' drückt der Grieche durch das Wort [teraSiSövai aus; [tetaSiSdvat kann dabei selbstverständlich sowohl einmaliges, als mehrmaliges Mitteilen, als auch die Haltung der Mitteilsamkeit bezeichnen (vgl. das unten angeführte Beispiel: Philo, spec. leg. II 107). In dem Vorhandensein von (j.etaStS6vat liegt wohl auch der Grund für die seltene Verwendung von xoivatvico = 'Anteil geben'. Nach den vorhandenen Zeugnissen zu urteilen, hat sich xoivcov£o) in dieser Bedeutung nicht recht durchsetzen können, sondern ist stets ein gewählter Ausdruck geblieben. Es hegt nahe, in dieser Bedeutung von xoivwviio im Vergleich zu [LstaStSövat eine besondere Nuance zu suchen. C r e m e r - K ö g e l S. 612 heißt es »xotv = participem facere — eigentlich aber mit jemandem etwas teilen und dadurch nicht ihn sich, sondern sich ihm zum Genossen machen«. Diese Definition dürfte den richtigen Gedanken enthalten. MstaStSövat kann in keinem Fall das 'zum Genossen machen' ausdrücken; xoivcoveiv = 'Anteil geben* ist jedoch dazu geeignet. Die Beschränkung, die CremerKögel machen »nicht ihn sich, sondern sich ihm« zum Genossen machen, ist dabei unnötig. Durch das Anteilgeben kann man durchaus beides beabsichtigen. Doch ist dieser Gedanke fraglos nicht in allen Beispielen enthalten und daher nur mit größter Vorsicht einzusetzen. Es sei hier wieder auf die Beispiele aus späterer Zeit verwiesen, wo ein abgeschliffener Sprachgebrauch begegnet. Hier ist die Einsetzung dieses Gedankens falsch, hier heißt xoiva>v£a> lediglich 'Anteil geben'. Am deutüchsten tritt diese Bedeutung bei der imperativischen Fassung entgegen: Sextus, Sent. 266 (ed. Elter. Bonn, Index Lect. Hib. 1892): tpoyijc Jtavrt xoivwvsi. Clitarch, Sent. 90 (ed. Elter. Bonn, Univ. Programm 1892): Töiv 8£ ISicov eÖTO^Tfj(JLäxtav xoivwvet toi; tpiXot;. Ferner: Plato Rep. II 369 e: ti 8i| ouv; Iva Sxaotov tootaiv 8si tb autoö ifpfov azaai xoivöv xatatid£vat, oiov töv yeaipybv Iva Svta jrapaaxsuaCetv attia tittapaiv xai tetpajrXAacov yjpivov ts xat itövov avaX(axecv km aicou napaoxeof xal aXkoi? xotvuveiv; . . . (vgl. ebd. III 403 b.)

§ i. Ps.-Epict. itapaaxeoaîç

(Gnom.

KoivujyÉto

Stob.

^etpoopYûv

xàv

C

talc

7

24):

"Apiotov

tpoipaiç

ei xàv

taîç

éf»,evoç xotvwvetç

[iiv,

toîç

deparceôooai tû>v îcapdvtwv. Philo, spec. leg. I I 1 0 7 :

àp'

oòx

òi&ov

èpaadìjvai tûv

oî t o a a ô n j ç Yé(i.ooaiv ^fiepônjtoç ; 8t5 f)v ol ¡lèv irXoòoioi ji.era8t8óvai x a ì xotvcoveiv aei o'tks (tépoç l i

. . .

A l l e V e r b a h a b e n hier a k t i v e B e d e u t u n g : w e d e r (wird) soll einer diesen S a r g v o n der Stelle r ü c k e n ,

n o c h v e r k a u f e n [Stepoç

lassé ich u n b e r ü c k s i c h t i g t ; die E r g ä n z u n g scheint m i r sehr zweifelh a f t ; im F a k s i m i l e d r u c k , der der R e k o n s t r u k t i o n voransteht, ist z u d e m d e u t l i c h ein I I v o r noch jemandem andere

dem E

zu lesen], noch

(an i h m ) A n t e i l g e b e n u s w .

Grabinschriften

keinen

D e u t u n g dieser 'Anteilgabe'.

Anhaltspunkt

N u r CI G 4190

verpfänden,

Leider geben für (aus

eine

uns

nähere

Cappadocien)

e n t h ä l t n o c h d a s W o r t xoivcovéo» a u f e i n e r G r a b i n s c h r i f t .

D o c h ist

d i e I n s c h r i f t z u l ü c k e n h a f t , u m s i e v e r s t e h e n z u k ö n n e n : ó Selva] 'AXO-aiwvoc x a f t a a x s o à a a ç

aopòv

èrcl tójcoo x a ] d a [ p o ò ? ] gfteto,

o[o]8stç x[oi]v[ eingehen kann: »mit jemand an etwas Anteil haben«. Plato Leg. I I I 686a: . . . xexoivwvTjxdtac (tfev JtoXXwvrcävwvxai xivSövcüv aXX^Xot?. Xenoph. Hell. V I 3, 1: xocvwveiv 7s (itjv ainois a>v Ijcpattov OUXETt ijöeXov. Dinarchus xaxa Airj[j.ooih 24: twv xotvwvTjoävtwv 6(iiv toö Jtpöe ^tXtiMcov 7roXd|iOD. Polyb. I I I 2, 3 (ebenso I X 39, 6): ijreßiXeto xotvwveiv Kap/t]Soviotc twv ahztäv ¿XiriSoiv (d. h. die Partei der Karthager zu ergreifen). B G U 969,13 (II p): . . . o£ avTtöixoi rfjc xnjvotpoyiafc] -qz ixoivwvoov t(j> TSTeXsorrjxöti . . . Ebenso wird oofxoivtovio) konstruiert: Dio Cass. 37, 41 (vgl. 77, 16): auYxoiviöVKjoavTOc jiiv oyiat rij? ouv(i>p.oataf. 4. Koiva>v£a> verbunden mit dem Akkusativ Die Verbindung ist ungewöhnlich. Genau genommen läßt sich nur ein Beispiel anführen: Eurip. El. 1048: (piXoav ytxp av xi? av icatpö? aoö tpövov ixotxwvirjai p.01;2. Bei den folgenden zwei Beispielen handelt es sich um den Akkusativ des Inhalts, der im Griechischen bei den intransitiven Verben bekanntlich sehr stark ausgebildet ist und zur Verstärkung des Verbalbegriffs dient3. Plato Leg. I X 881 d/e: ¿av 8i « c t T0t0 ist dabei danach zu beurteilen, ob die Präposition für einen zu erwartenden Genetiv oder Dativ eintritt. a) eie: Plato Rep. V 453 a: zóxepov Sovarrj yóai? ^ avdpoiJcEvrj ^ rh)Xeia rg xoö ¿tppsvo? yévoo? xotvcovijaat et? ajravta tà èpya. PLond. 1794, 7 (V p) : ó|ioXoTo5[i.ev étoi|iw? I^s[t]v xoivcoveüv àXXijXoi? e[i]? rijv itpoeipTjjtévTjv zéyyrp. Test. Zabul. 3, 1 : ei? yàp tò tiju]ji,a aòtoù èfù> oòx IxoivàvTjoa. (Siehe auch das unter c zitierte Beispiel PLond. 1660,18.) b) rcpd?: Aristot. Meteorol. 354a 2 ( = Lib. II Cap. 1 , 1 0 ) : Iti 8' ènei rcXeioo? eioi daXattai jtpò? àXXi^Xa? oò oi>|i|U"fvóooaai xat' oòSéva tòirov, ¿v -fj (Lèv èpudpà paivetai xatà jitxpòv xotvwvoùaa icpò? ttjv S£ arrjXwv dàXattav, . . . L X X II Chr 20 36 : xaì ¡istà tanta lxoLvu>vr]asv 'lotaa^àt irpò? 'O^oCeiav paatXéa 'IopaijX. (Hier erklärt sich rcpó? von der hebräischen Vorlage her: DP • • • • B S C 1 . T l a n r i K p - n r K V Ebenso liegt es Qoh 9 4, wo «pò? für Sk eintritt.) c) èv:'"' Plato Phil. 46 b : tà? èv tfl ¡lei^ei xoivwvoòaa?. PLond. 1660, 18 (VI p) : liti t«p è[v Jtào]i xoivwveìv xaì aojj.(j.eté)(eiv 001 e't? tò lictßaXXöv aoi |iépo?. 1

Vgl. Radermacher, NTliche Gram., 2. Aufl., 1925, S. 137.

§ 2. Koiviuvía

II

d) jtept: P o l y b . X X X I 1 8 , 6 : xatá Sé tov xaipiv toótov Jtpoaéirsoe t vswtéptü IItoXe|j.aí toó? te Kopijvaíoi»; áyeatávai xat tai; iráXet? ou[i«ppoveív toótoic, xsxotvo)v7]xévai Sé rcspl ríjc ávaatáaeox; xai IItoXs|i.aíov töv Eo¡ucetf)aiv, . . . e) [teta: L X X H i 34 g : í¡ óSoü xotvcovTjaas [teta jroioóvtwv xa avojia (|istá ist hier Wiedergabe des hebräischen Dl?). f) x a t á : Aristot. A n . post. 77 a 26 (zitiert am Schluß v o n P. 2 S. 9). Vollständigkeit ist bei der A u f z ä h l u n g der Präpositionen nicht beansprucht. 6. Koivcúvéo) a b s o l u t gebraucht N a t u r g e m ä ß kann xotvwvéio absolut gebraucht jede der bisher behandelten Bedeutungen haben. D a s Ursprüngliche dürfte auch hier 'Anteil haben' sein und davon abgeleitet 'Gemeinschaft haben (die durch gemeinsamen Anteil an etwas entsteht)'. I n abgeschliffenem Gebrauch kann es auch 'übereinstimmen' bedeuten. P l a t o Crito 49 d : axóicei Sí] ouv xai 06 eu ¡láXa icótepov xoivatveíc xai oov8ox3í 001 . . . P l a t o Gorg. 507 e : oiks "jap av aXX ávftpiójtw itpooyiXtjc av s'(r¡ 6 Toioöroc oÖte ^ecp- xoivwvelv jáp áSúvato;, 8t(|> Sé ¡rí¡ Ivt xoivtovía, ftXía oäx av eir¡.

Aristot. Polit. 1253 a : 6 Sé [u¡ Sováftevoc xoivioveív . • . Philo, spec. leg. I V 204: iotiv ouv Síxaiov sie ta&töv äyeiv t a Suvá[iEva xotvwvsív. Grenfell, R e v e n u e laws of Ptol. Philad. 15, 2 (III a) (Aus den Bestimmungen, wer zur Pachtübernahme qualifiziert i s t 1 ) : oiSs (jL-fj ¿vsíothüoav, ¡irjSé xotvmvsítwoav, (jltjSs éYYoáodwoav. (Vgl. ebd. 22, 2.) § 2.

Koivcovía

V o r einer Erläuterung der Verbindungen, gehen kann, müssen einige Vorfragen erledigt ist abgeleitet von xoivcovéat; vgl. Kühner-Blaß stantiva auf »ta meistens Abstracta, abgeleitet 1

Vgl. Wilcken, Ostraka, 1899, S. 522.

die xoivwvia einwerden. Koivcovta § 3 3 0 , 2 a : Subgemeiniglich v o n

12

Teil I

S u b s t a n t i v e n oder A d j e k t i v e n auf oc (z. B . àyyeXia—affeXoc) . . . Solche A b l e i t u n g e n sind a b e r a u c h v o n Verben v o r h a n d e n : A b s t r a c t a auf ia werden v o n V e r b e n auf év(ot muß — analog xotvwviw — einen bestehenden Zustand bezeichnen, und in der Tat weisen alle vom Verbum abgeleiteten Bedeutungen, die in Frage kommen, in diese Richtung. Für die Bedeutung 'Gewährung der Teilhabe* müßte ein Verbum actionis die Grundlage bilden. — Somit ist v. Sodens Ansicht abzulehnen 2 . Einige Beispiele sollen das Gesagte verdeutlichen: 1. Koivwvia verbunden mit dem Genetiv der Saohe Die ursprüngliche Bedeutung von xoivcovia c. gen. ist — um es noch einmal zu unterstreichen — die 'Teilnahme an etwas'. Da Seite 12 bereits eine Anzahl von Beispielen für die Verbindung von xoivcovia mit dem Genetiv der Sache angeführt wurden, bleibt hier nur noch übrig, einen Blick auf die Formel xoivwvia toö ßiou zu werfen. Sie bedeutet Lebens- = Ehegemeinschaft. Zahlreiche Beispiele führt L a s a u l x (Studien des klassischen Altertums 1854, S. 383, Anm. 26) an. Seine Vermutung, daß xoivoma (rcavtöc 1

Marburger Theolog. Studien i, 1931, S. 8, Anm. 1.

' Derselbe Irrtum findet sich in v . Heiligen' (xotvama t&v äyitov), R G G

2

Sodens

I I 995 f.

Artikel

'Gemeinschaft der

Wenn es da heißt: »In beiden

alten Sprachen kann der Genetiv auch s ä c h l i c h gefaßt« sein, so muß das »auch sächlich« jedenfalls fürs Griechische bestritten werden.

Ebenso ist falsch: »aus-

gesagt werden kann ein solches Anteil haben ebensogut von Personen wie von Dingen«.

Die Verbindung von xotva>via c. gen. pers. ist im wesentlichen erst

christlichen Schriften eigentümlich und — an I Cor 1



soviel ich sehe —

nur in Anlehnung

Übrigens erscheint auch mir die Deutung 'Anteil an den Sakra-

menten', die v . Soden bevorzugt, wahrscheinlicher zu sein. Vgl. dazu Die Bekenntnisschriften der evang.-luth. Kirche, Göttingen 1930, S. 24.

§ 2. Kotvoma

15

toó ßioo) zu einer Eheformel gehörte, wird jetzt durch wiedergefundene Eheverträge bestätigt. Z. B. : irpòc ydafópstov, T)V [besser f ; der Text ist korrupt] èv tot? |J.atbj|J.aaiv ¿Xpüvto oi üudaYÖpeiot. 4. Kotvama verbanden mit Präpositionen Zur Bedeutung siehe Die Verbindung kommt oft vor. oben S. 13. a) Die häufigste Verbindung ist die mit rcpv6?

19

mehr möglich, sämtliche Bedeutungen von xoivcavia einheitlich zu verstehen. In den Wörterbüchern werden bisher zwei getrennte Bedeutungen für xotvtuvia vorgeschlagen, von denen die letztere häufig nur im N T belegt wird. So heißt es z. B. bei Passow: xoivwvta: i s = Gemeinschaft, Teilnahme usw. 2. im N T und bei Kirchenschriftstellern = Teilnahme, Mitleid, Mitteilung, Wohltat. Rm 1 5 28 Heb 1 3 16 . — Auch das Wörterbuch von LiddeüScott bietet hier noch eine Reihe von Übersetzungen (u. a. »alms«!), ohne einen einheitlichen Faden zu finden 1 . § 3 . Kotvwvöc Zur Ergänzung seien noch einige Notizen zu xotvwvöc und zu den Worten xoivöc und tö xotvöv gegeben. Koivwvd? bedeutet wörtlich: 'der Teilhaber, die Teilhaberin; der Genosse, die Genossin'. Da XOIVIÜVÖ«; in erster Linie = 'Teilhaber' ist, erklärt sich die Vermeidung der Verbindung mit dem Genetiv der Person. Sehr häufig ist dagegen die Verbindung mit dem Genetiv der Sache: Plato Rep. V 4 5 o a : xoivtovö? r?)c (Jivjipoo taötrjc. Lib. Loci comm. xata iatpoö f fiülton als 'das Gemeinsame' deutete. Wie diese Tradition entstanden ist, ist mit Sicherheit nicht zu entscheiden. Mir ist folgende Lösung die wahrscheinlichste: in dem Gesetz Lev 5 2 iff- (LXX 6 2 ff.) steht vor dem fraglichen Wort das ihm synonyme JilpQ. Da in einer Gesetzesbestimmung zwei synonyme Ausdrücke unnütz erschienen, mußte ein Ausdruck abweichend vom anderen verstanden werden. Dazu bot sich — im Gegensatz von Jllpa, das auch sonst im AT vorkommt — das Hapaxlegomenon T fljffifctfi an, das von den Gesetzesauslegern in der Art, wie es Kimchi überliefert hat, als 'das Gemeinsame' gedeutet wurde. So entstand eine sprachlich ungenaue Erklärung, die das Gesetz aber — ohne daß der Text verändert wurde — inhaltlich erweiterte2. Diese Tradition muß auch den griechischen Übersetzern vorgelegen haben. Die Wiedergabe der Targume und die Erklärung, die durch Kimchi (u. a.) erhalten ist, machen es unwahrscheinlich, daß xoivwvia Lev 6 2 wörtliche Übersetzung von T rittlfaFl = 'das Hinterlegte' ist, wie Billerbeck es will. KotvwvEa ist auch hier, wie häufig, T

1

V

!

Radicum liber, ed. Biesenthal et Lebrecht 1847, S. 376. E s ist von Interesse, daß "P nu^liun im Talmud auch in der Bedeutung 'das Hinterlegte' gebraucht wird: so Baba Mefia 48 a; Sebuöth I V 5 . Ebenso deutet R a s c h i : Komm. z. d. 5 Büchern Mose, übersetzt von Dessauer 1887 zu Lev 5 n . Eine Erklärung für diese Doppelbedeutung des Begriffs, die in der jüdischen Literatur begegnet, vermag ich nicht zu geben. Vgl. D. H o f f m a n n , Das Buch Leviticus I, 1905, S. 217, der ebenfalls das Vorhandensein beider Deutungen nur verzeichnet. 2

§ 5-

Koivuivia in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

31

wenn es absolut gebraucht ist, als 'das Gemeinsame' aufzufassen 1 . Ein Verständnis von xoivama in Rm 15 26 von Lev 6 2 aus zu gewinnen, ist nicht möglich. Rm 15 2e liegt die Bedeutung 'Mitteilsamkeit' näher. — Die Verwendung des Begriffs xoivu>via in dieser Bedeutung im NT ist wohl der Grund dafür, daß das Wort als 'Mitteilsamkeit' in der altchristlichen Literatur häufiger verwandt wird. Ich verweise auf einige Stellen bei Clemens Alex., wo die genannte Bedeutung zweifellos ist 2 : Strom. I I 84,4 (Stählin I I 1 5 7 , 1 5 ) : itept te fijc [letaSoaeoK xai xotvwviac jcoXXäv övtüjv (Xöfwv) ¿Ttö^pY] (tövov toöto e'ureiv. Quis dives salv. 13, 1 (St. I I I 168, 2): xi? yap av xotvwvia xataXsiitoito irapa ¿v&pt&jroli, ei jitjSsI«; k'%oi [njSiv; Vgl. ferner Paed. I I 7 , 3 ; 1 2 9 , 1 . Strom. I 6 , 1 . I I 8 5 , 3 ; 86,4. I I I 86,4. IV 1 1 2 , 2 . Quis dives salv. 1 3 , 6 ; 3 1 , 9 . Kotvcovla im NT in der Bedeutung 4 die Teilnahme, das Anteilhaben' Das Wort xotvcavia wird im NT nur von Paulus in der in der Überschrift genannten Bedeutung verwandt. Dieser Paragraph hat sich daher nur mit Problemen des paulinischen Sprachgebrauchs und damit zusammenhängend der paulinischen Theologie zu beschäftigen. Es ist von Bedeutung, das hier gleich am Anfang festzustellen. Bevor ich auf die Stellen, an denen das Substantiv xotmvia = 'Teilnahme' begegnet, eingehe, schalte ich eine Übersicht über den Gebrauch des V e r b u m s xotvwviö) = 'teilhaben' im NT ein. Wenngleich diese Übersicht nur in wenigen Fällen etwas für das Verständnis des Substantivs austragen wird, so hilft sie doch Voraussetzungen dieser Untersuchung klären und darf daher im Gesamtzusammenhange nicht fehlen. Die dem klassischen Griechisch geläufigste Verbindung mit dem Genetiv der Sache findet sich im NT nur Heb 2 1 4 : ijcei ouv td TtaiSia xsxotvamjXEV aifiazoi xal 0apxös, xai aotöc rcapaitXT]aia>c (isr^oXev to)v atrtwv. Die Verba xotvcoveiv und ¡xet^eiv sind offensichtlich synonym gebraucht; beide bedeuten 'teilhaben'. — § 5.

1 C a m p b e l l versteht xotvuivia Lev 6 , zu Unrecht nur als schlechte Wiedergabe des hebräischen Ausdrucks (a. a. O. 360). 2 Herr Professor Dr. O. S t ä h l i n hatte die Liebenswürdigkeit, mir die Stellen aus seinem Clemens-Index mitzuteilen.

Teil II

32

In der Regel ist xoivwvéw im NT mit dem Dativ der Sache verbunden. Diese Verbindung ist dem klassischen Griechisch zwar nicht fremd, doch begegnet sie selten1. Im NT ist der Dativ jedoch häufig nur Ersatz für den Genetiv. Die allgemeine Regel : »der (partitive) Genetiv bei 'nehmen von, essen von' usw. wird im NT . . . . durch präpositionale Wendungen oder auch durch andere Kasus ersetzt«2 trifft auch für xoivuvelv zu. Das ist besonders deutlich an Stellen, wo das Verbum in der Bedeutung 'Anteil haben' mit dem Dativ verbunden ist. R M

1 5 27 IST

DAS BESTE

BEISPIEL:

NACH

V.

26,

DER

IM

VORIGEN

P A R A G R A P H E N B E S P R O C H E N W U R D E : 7]Ü>86XT]OAV F À P M A X E S O V I A XAL ' A ^ A I A XOIVCOVTAV TTVÀ RCONFLAAA&AT E I ; TOÙÇ ^TW^OÙÇ TÛV âflmv HEIßT ES V .

TJÔSÔXTJOAV yâp,

:

27

TÛV ÈV 'ISPOOAAX^IL,

XAL ÔYEIXÉTAT SLOLV A Ô T Û V

ET Y À P TOTÇ

JRVEOJIATIXOÎÇ AUTÛV ÈXOTVIÔVRJAAV TÀ Ë&VI], ¿YSIXOOATV XAT ÈV TOTÇ AAPXIXOÎÇ XEITOOPÏIJAAI AÈTOÎÇ.

Toîç ]rvsi>|iattxoîç autwv èxotvàvïjoav muß bedeuten: sie h a t t e n teil an ihren geistigen Gütern. Diese Bedeutung wird zudem durch 'xoivwvtav ttvà' in v. 2« gefordert; hieß es dort: sie haben beschlossen, den Jerusalemern von ihren Gütern mitzuteilen, so heißt es hier: sie sind es schuldig zu tun, weil sie an deren Gütern Anteil gewonnen haben. 'Mitteilen' und 'Teilhaben' entsprechen einander. Im klassischen Griechisch müßte es 'tt&v rcveo[Lattxtt>v' lauten. Auch an anderen Stellen möchte ich mich dafür entscheiden, daß der Dativ für den Genetiv eingetreten ist: EPH

5

:

U

XAI

(IRJ

AUFXOTVWVSTTE

TOÎÇ

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ÀXÀPIROTÇ

TOÖ

AXDTOOÇ. I

TIM

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II

5 4

22

1 3

JOH

:

1 1 :

: (1.7]8È XOIVÀVEI ÀPIAPTIATÇ XAXOIVCOVETTE Ô XÉ^WV

YÀP

ÀXXOTPIAIÇ.

TOÎÇ TOÖ XPIATOÖ 7TAIH)JI.AOIV

AUTIP X A ^ P E I V

^AIPSTS.

* O I V » V S Ï TOÎÇ IPFOIÇ AUTOÙ

TOÎÇ ItOVTjpOÎÇ. APC

18

4

: ÈSÉXÔ-ATS 6 XAÔÇ

JIOO

È£ AORIJÇ,

ÎVA |IT| OTRPIOIVA>VIRÇpt|j.(f>, ocov töv autöv TcöSa ^ rijv aörrjv /sipa ^ äXXo zi [tspoc toö 0u>|i.aT0? zä aoTO siv xai SXto? oovvoaeiv 13 aovaXYeiv, xotvtovijaat oijiiaivei TWV ¿(lapnrjfJLiXTiov ¿xeivtp. Aristides L e u k t r i k o s A ' (ed. Dindorf I 620 f.): . . . ¡rij ¡i^pi iravtö? xai zw a[tapr?jjj.ätö>v xocvwvsiv säiXooot. Ich möchte daher auch bei den genannten Stellen aus dem N T einen abgeschliffenen Sprachgebrauch annehmen und den D a t i v nur als Ersatz für den Genetiv ansehen. Ferner begegnet xoivwvdw in der B e d e u t u n g 'Anteil haben' noch Phil 4 15 , wo das V e r b u m in der dem klassischen Griechisch geläufigen Verbindung m i t dem D a t i v der Person auftritt, verbunden mit einer mit e'tc angeschlossenen Näherbestimmung: oiSate de xai t>|ieC? . . . ozi . . . ouSsjiia (J-ot ixxXiqaia ixoivcövTjaev sie Xöyov Söasco? xai XTjji/jieo)? el ¡j-tj ujj.eE? ¡j,övoi, . . . ». . . . hat keine Gemeinde 'mit mir A n t e i l gehabt' ( = Gemeinschaft gehabt) im Geben und Nehmen . . . .« Verschiedentlich wird hier die B e d e u t u n g 'Anteil gewähren, beteiligen' vorgezogen 1 — meines E r a c h t e n s aber zu Unrecht. Gegen sie spricht v o r allem die mit ei? angeschlossene Näherbestimmung: et? Xö^ov Sdoew? xai Xi^e®?. Dieser A u s d r u c k weist auf ein g e g e n s e i t i g e s Beteiligen hin. L o h m e y e r schreibt mit R e c h t : »Der A u s d r u c k h a t einen strengen, rechtlichen und geschäftlichen Sinn; er bezeichnet, modern gesprochen, die F ü h r u n g eines K o n t o s bei dem anderen. Sie bedeutet für die Philippergemeinde, d a ß sie Paulus eine Unterstützung gewähren, und kann denn für P a u l u s nur bedeuten, d a ß er ihr Teil a m E v a n g e l i u m gibt« 2 . Die Übersetzung 'Anteil geben' würde der Doppelseitigkeit des Ausdrucks nicht gerecht werden. Gegen sie spricht zudem die Tatsache, d a ß xotvwvsfv niemals zur Bezeichnung des vollzogenen Anteilgebens v e r w a n d t wird 3 . Besondere Berücksichtigung verlangt der Gebrauch von ot)Y*oiv(ov4co im vorhergehenden Verse Phil 4 1 4 : iiXtjv xaXä? ¿noiYjaare ooYxotviovrjoavti? (jloo rjj dXiei. D a die wörtliche Wiedergabe 'zusammen A n t e i l haben' hier keinen rechten Sinn ergibt, möchte ich das oov zu rjj dXiei beziehen und übersetzen: 'ihr habt recht getan, mit meinem Leiden Anteil — oder besser: Gemeinschaft — 1

So Zahn a. a. O.

2

K o m m , zu Phil. z.

189.

Bauer, Wörterbuch s. v.

St.

» V g l . oben S. 5. S e e s e m a o n , Der Begriff Komonia im NT.

3

Teil II

34

zu haben'. Dieser Gebrauch von oo?xotvcov£io mit dem Dativ entspricht dem Gebrauch anderer Verben, die mit oov zusammengesetzt sind und bei denen ebenfalls die Präposition ot>v zum dazugehörigen Dativ zu beziehen ist 1 . Ähnlich liegt es Hermetica I 28: jietavoljoate oi aovoSeoaavtec rj) icXivg xai 007x0 ivcovrjaavtec rg afvoicf. Vgl. Apc 18 4. Ich gehe zum S u b s t a n t i v xoivcovia = 'Teilnahme, Anteilhaben' über. Das Wort begegnet in dieser Bedeutung im NT an folgenden Stellen: I Cor 10 1 6 : xoivcovia toö aiJtaTO? bzw. toö aw[iaTo? toö Xpiatoö. I Cor 1 9 : xoivcovia toö oioö afkoö 'I-rjooö Xptatoö toö xopioo ^(twv. Phil 2 !: xoivcovia jrveöjiatoc. I I Cor 13 13 *•fcoivwviatoö ¿7100 7cve6|j.atoi;. I I Cor 8 4 : xoivcovia rfj? Siaxoviac. Phil I 6 : xoivcovia o(iwv ei? tö eäaffdXiov. Phlm 6: xoivcovia rrjc iciateco; 000. Phil 3 1 0 : xoivcovia jta{bj(i.)ia des irdischen und des erhöhten Herrn vgl. vor allem T. S c h m i d t , Der Leib Christi 1919, S. 20 ff., 106 ff. • Die ThBl. 1931, Sp. 263 angezeigte Marburger Diss. von E. K ä s e m a n n : E itäXai SeSeixtat. Epict. Fragm. i : nötepov o5v 6 £v$pü>ito; oäxi? 6v. Es ist in der Forschung bisher nicht genügend berücksichtigt worden, daß xotvtovia hier in der ganz seltenen Verbindung mit dem Genetiv der Person begegnet 3 . Diese Verbindung war sonst nur a. a. O. 141. T. S c h m i d t a. a. O. 207 f. Es ist nicht möglich, im Zusammenhang dieser Arbeit auf das Problem des Verhältnisses des pneumatischen Leibes zum mystischen Leib Christi einzugehen. Ich verweise nur auf Schmidt a. a. O. 206 ff. V g l . zur Frage nach dem ocüjxa Xptatoö bei Paulus auch S c h l i e r a. a. O. 37 ff. 3 Nur Cremer-Kögel, S. 613 weisen darauf hin — jedoch in völlig unzureichender Art: »Diese Verbindung mit dem Obj. Genet. der Person ist eine entschiedene Verschlechterung des Sprachgebrauchs. Indem die Person als Sache 1

2

48

Teil II

an wenigen Stellen nachweisbar, an denen xoivwvia seinen ursprünglichen Sinn verloren hatte 1 . Hier aber hat xocvoma seine ursprüngliche Bedeutung 'die Teilnahme' behalten. Man kann das Wort I Cor 1 9 nicht als 'Gemeinschaft = societas' verstehen 2 ; dagegen spricht nicht nur das Fehlen des Artikels vor xoivama, was bei der Annahme, daß xoivtavia hier 1.1. ist (so S c o t t ) , auch in der Koine hart wäre, sondern vor allem die Tatsache, daß der Gedanke, der sich dann ergibt (Gott beruft die Gläubigen in die durch Christus begründete Gemeinschaft) völlig unpaulinisch ist. Dagegen spricht schließlich auch hier die außerordentlich seltene Verwendung von xotvwvla = societas3. Nur die ursprüngliche Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben' wird dem Sprachgebrauch und dem Zusammenhang der Stelle gerecht 4 . Die meisten Forscher übersetzen den Ausdruck: »durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes« usw.6. Gewiß ist es besseres Deutsch als 'Anteilhaben an seinem Sohn'. Trotzdem behalte ich diese Übersetzung bei: der deutsche Ausdruck gibt so das Ungewöhnliche der griechischen Verbindung am besten wieder. Zur Erklärung dieses Verses gehe ich von seiner Deutung bei zwei Autoren aus der alten griechischen Kirche aus. Bei Eusebius contra Marceilum II i (Klostermann 34,15ff.) heißt es: xai 7) iXjtic ^¡J-ÖIV o t y azX&c Cijoai, ¿XXa aüv aut SoiaaiHjvat xai aöv autif) xXTrjpovopjoai xai auv aurtp ßaatXeöaai. itdvta yäp ^[uv ¿x trjt; a&toö xoivama«; orc' hat L o h m e y e r gut b e s t i m m t 8 ; er zeigt, daß 'aüv Xpiattp' 1 Ebenso versteht J. W e i ß den Vers. Vgl. seinen Komm. z. St., wo die eschatologische Fassung allerdings nicht völlig deutlich ist. Vgl. jedoch ebenda( S. 258: »1 9 ist die xotvcovia xoö oioö a&xoö doch wohl mehr das dereinstige bei Christus sein«. 2 Vgl. v. Dobschütz z. St. ' Vgl. Cremer-Kögel, s. v. ' Vgl. vor allem D e i ß m a n n , Die NTliche Formel 'in Christo Jesu' 1892. Ferner H. E. W e b e r , NKZ 1920, S. 213—260. — Ich kann hier nicht auf die umstrittene Frage eingehen, wodurch man nach Paulus zu diesem 'Sein in Christus' kommt; nach S c h w e i t z e r vermittelt die Taufe den Zugang zum 'Sein in Christus' (a. a. O. bes. S. 18 ff.); nach H. E. W e b e r ist die Taufe »Darstellung und Wirklichwerden des Tatbestandes (d. h. der Gemeinschaft des Sterbens und Auferstehens mit Christus). Aber der Tatbestand ist da für den Glaubenden, der die Wahrheit für sich gelten läßt«. (»Eschatologie« und »Mystik« im NT 1930, S. 105.) Eine Entscheidung in dieser Frage verlangt Berücksichtigung der ganzen paulinischen Lehre. Ganz kurz sei nur gesagt, daß Weber fraglos recht hat, wenn er dem Glauben bei Paulus eine beherrschende Rolle zuweist. Schweitzer wird dem Glauben bei Paulus nicht gerecht. 6 Festgabe für Deißmann, 1927, S. 218—257.

S e e s e m a n n , Der Begriff Koinonia im NT

4

50

Teil II

nur in ganz bestimmten Verbindungen begegnet, in denen 'sv Xptot(p' nicht vorkommt: »Tod, Auferstehung und Vollendung sind also die Momente, die den Sinn der Gemeinschaft 'mit Christus' bestimmen. . . . Niemals wird die Gegenwart des tätigen oder duldenden frommen Lebens unmittelbar von dem Sinne des 'mit Christus' berührt. Dieser noch der irdischen Zeit angehörige Bezirk ist durch eine Christusgemeinschaft erfüllt, die wohl durch 'in Christus' oder 'durch Christus' oder 'zu Christus' wiederzugeben ist. . . .« (S. 220 f.). — Mir scheint — wie gesagt — die Verwendung von xaXeiv dafür zu sprechen, daß I Cor i 9 beide Gedankengänge zusammenzufassen sind 1 . Eine Scheidung, hier sei nur an das ev Xptat(j> elvat oder nur an das ot>v Xpiatcjj eivai gedacht, ist unmöglich, besonders wenn man v. » als Zusammenfassung von v. 4—8 ansieht. Unter den griechischen Kommentatoren gibt Euthymius Zig. (ed. Calogeras I, S. 191) diesem Gedanken gut Ausdruck: 'Kotvcoviav' Xdfei OD ¡idvov rf]v Sid rfjc xoö ßa7u«o[xato? naXifyevsaiat; oioQ-eaiav, ¿XXa xai rrjv xXrjpovojuav t^? ßaatXsia? t»v oupavwv. Die negative Fassung des ersten Satzes mit ob ¡xövov erklärt sich wohl aus einer Antithese zu älteren Erklärungen; denn bei Theodoret z. B. heißt es bloß (M. S. G. 82, S. 232): xotvcüviav yap oioö xrjv oco&eaiav ixaXeae. I Cor 10 16 ist das 'Anteilhaben' auf die Gegenwart bezogen. Im Herrnmahl, das sich wiederholt, erlebt der Gläubige immer wieder aufs neue die Nähe seines Herrn, gewinnt er an ihm unmittelbaren Anteil. Darauf liegt der Ton von 10 1 6 . Was ihm im oüv Xpiottj) elvat liegt, läßt Paulus hier nicht anklingen. Das zeigt der Zusammenhang, in dem v. i« steht; hier ist von der lebendigen Beziehung zu Christus in der G e g e n w a r t , die das Herrnmahl schenkt, die Rede; das zeigen vor allem auch die Beispiele V . 18 ff.

Wie verhält sich nun aber die xoivtovia-Vorstellung von 10 u zu der von 1 9 ? Schließt die eine Stelle nicht die andere aus ? Das eine Mal berief Gott zur xotvtovta — und das andere Mal gewinnt der Gläubige sie durch Teilnahme am Mahle. Der Gläubige ist aber doch schon in Christus! Wozu muß er dann erst die Teilnahme durch das Mahl erlangen? Diese Gedanken haben W e i ß 1 Eine ähnliche Zusammenfassung beider Gedanken findet sich II Thess 2 : 1( . . . 8tt dkaxo 6|iä? i> ö-so? in' ¿px^S ek aiutfjpiov. Vgl. v. Dobschütz z. St. (S. 298).

§ 5-

Kotvouvtit in der Bedeutung 'die Teilnahme, das An teilhaben'

zu seiner Deutung der xotvwvia in 10 1 S veranlaßt (siehe S. 40 f.). Er sagt: »Ist es nicht eigentlich ein Superfluum, daß die längst ¿v XptoT lebende Gemeinde durch Brot und Wein erst in die Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn treten soll?« 1 Der Einwand von Weiß ist nicht unberechtigt. In der Tat läßt es sich rein logisch nicht erklären, wie dieses Nebeneinander oder Übereinander möglich ist. Es geht jedoch nicht an, deshalb das Herrnmahl als besonderen 'Heilsweg' aufzufassen, der unabhängig neben den anderen Heilswegen des 'Glaubens' und des 'mystischen Erlebnisses' besteht, wie W e i n e l es tut 2 . Das Nebeneinander ist vielmehr als Tatsache anzuerkennen. Ähnlich liegt es bei der Darstellung der Taufe. F e i n e weist darauf hin 3 : »Freilich redet er (Paulus) auch von den Wirkungen der Taufe, ohne den Glauben zu erwähnen, wie er andererseits an den Glauben alle Wirkungen der Taufe anschließt, ohne der Taufe Erwähnung zu tun. . .« Von hier aus fällt auch Licht auf das Nebeneinander von I Cor 1 9 und 10 16 . Paulus denkt nicht statisch; für ihn ist die Berufung in die Gemeinschaft Christi nicht ein so weit abgeschlossenes Ereignis der Vergangenheit, daß der Gläubige nicht im Herrnmahl die xotvtovia Xporoö immer aufs neue erleben könnte und müßte. Dynamisches Denken ist für Paulus charakteristisch; Gott, der die Gläubigen einmal in die Gemeinschaft seines Sohnes berufen hat, vergewissert sie im Herrnmahl immer wieder der xotvwvia toö oioö aotoö. Das dynamische Denken des Paulus hat Weiß nicht beachtet. Darum mußte er zu einer gewaltsamen Lösung bei der Behandlung von I Cor 1 8 und 10 1 6 kommen. Ich wiederhole: xotvtovia bedeutet an beiden Stellen — 10 1 6 und i 9 — das 'Anteilhaben'; aus der Verbindung mit dem Genetiv der Person folgt, daß das 'Anteilhaben' im Sinn von 'in engster Berührung stehen' verstanden werden muß. Das Wort drückt eine besonders enge Beziehung aus. Diese Beziehung ist für Paulus so eng, daß er es für ausgeschlossen hält, daß neben ihr noch andere Bindungen bestehen können. Das zeigt er in den zwei Beispielen I Cor 10 1 8 ff. Das erste Beispiel ist dem Leben des Volkes Israel entnommen. Paulus stellt — wiederum in Form einer rhetorischen Frage (vgl. 1 2 3

a. a. O. 258. Biblische Theologie des NT, 4. Aufl., 1928, S. 246 ff. Theologie des NT, 5. Aufl., 1931, S. 314. 4*

52

Teil II

v. i«) — die Tatsache fest, daß diejenigen, welche Opfer essen (d. h. die Teilnehmer an den Opfermahlzeiten)1 'xoivwvoi TOÖ doataoTTjptoo' sind. Kotvuivoc bedeutet (vgl. § 3) in erster Linie 'Teilhaber' (particeps) und wird deshalb im Griechischen im allgemeinen nicht mit dem Genetiv der Person verbunden, auch wenn es in die Bedeutung 'Genosse' (socius) übergeht. Die Verbindung mit dem Genetiv der Person ist erstmalig in der L X X nachzuweisen; xoivivvo; bedeutet dort vor allem 'der Genosse'; die Bedeutung 'Teilnehmer' tritt zurück. — Im N T finden sich beide Bedeutungen und beide Verbindungen: (auf)xoivu>voc = particeps steht verbunden mit dem Genetiv der Sache: Km 11 l t ; I Cor 9 2 , I I Cor x , Phil 1 7 I Ptr 5 x II Ptr 1 (9I>Y)XOIVU>VOI; = socius steht verbunden mit dem Genetiv der Person Mt 23 J 0 ; Heb 10 „ ; Apc 1 An diesen Stellen ist die Bedeutung particeps ebenso wie an den aus der L X X genannten Stellen nicht mehr herauszuhören. Einmal begegnet xotvutvö; = socius in Verbindung mit dem D a t i v : L c 5 10 (zurBedeutung vgl. dieBeispiele S. 20f. sub 4) und zweimal absolut gebraucht: II Cor 8 „ ; Phlm 17 [an der letztgenannten Stelle will Hermann v. S o d e n (Handkomm. z. N T 3,1 s , 1893 z. St.) im Wort xotvwvos eine Anspielung des Paulus auf gemeinsamen Besitz mit Philemon finden. Ebenso C a m p b e l l a. a. O. S. 362. Das geht nicht an. Das Wort xoivutvo; ist zu allgemein. Vgl. D i b e l i u s ' Erläuterung z. St.: »Natürlich würde Paulus die 'geistliche' Beziehung zu dem Adressaten immer mit einschließen: xai cv aapxl xal ev xopt«].

I Cor 10 18 wird die Bedeutung 'Genosse' vor allem dadurch nahegelegt, daß xotvwvd? seit alter Zeit Bezeichnung für den Genossen beim Opfermahl zu sein scheint; vgl. Eurip. El. 637: der Greis rät Orestes, sich dem opfernden Stiefvater zu nähern, und sagt: 5dev 7' I8dw oe Saitl xotvwvöv xaXet. Dieselbe Bezeichnung z. B. Demosth. XIX 280. Für die Wahl der Bedeutung 'Genosse' spricht ferner die Bezeichnung 'xoivwoi TOÖ duaiaarrjpioo'. Das Wort dtxjcaotijptov ist hier nur Ersatz für dsö?2; so löst sich die scheinbare Unstimmigkeit mit v. i«, nach dem hier xoivwvoi deoö zu erwarten war. Koivwvoi toö öoaiaarqpioo = xoivwvoi toö deoö. Das kann aber nur 'Genossen Gottes' bedeuten, nach der Vorstellung von der Gegenwart Gottes beim Opfermahl, wie sie im AT und bei Philo ausgesprochen ist und wie sie auch Paulus bekannt gewesen sein muß. Im AT findet sich der Gedanke, 1 v. S o d e n (S. 9) bezieht v. ie—20a auf das Opfer Israels vor dem goldenen Kalb (vgl. 10,). Dagegen spricht: a) die allgemeine Einleitung dieser Verse (v. 18a), b) der Plural ftooio;, c) das Präsens elaiv. Paulus hat sicher die rechtmäßigen Opfer Israels vor Augen. 2 Vgl. dazu und zum folgenden: G r e ß m a n n , 'H xoivoma tiiv 8ai|iovtu>v. ZNW 20, 1921, S. 224—230: 0uataaTT]piov ist Ersatz für den Gottesnamen, den man sich namentlich im Spätjudentum auszusprechen scheute. Vgl. dazu noch B o u s s e t , Die Religion des Judentums, 3. Aufl., 1926, S. 308 ff.

§ 5-

Koivuma in der Bedeutung "die Teilnahme, das Anteilhaben'

daß das Volk vor Jahwe, d. h. in seiner Gegenwart, seine Opfermahlzeiten einnimmt (Dtn 12 7. 12 . 18) und so eben durch diese Mahlzeiten in enge Berührung mit der Gottheit tritt 1 . Dieselbe Vorstellung findet sich — in anderer Form — bei Philo, spec. leg. I 221: 8? (sc. 0 &söc) euepyirrjc xal ^iXdSwpo? mv xotvwvöv aitEfTjve toö ßü)[ioö xat ¿(lotpäireCov zb Stayepdvtw? xotva>voöotv avO-ptureot tijv axptßfj xotvcovtav, xaXoövT§c te k?' latiav xat Tcpototäjievot 8atTÖ|i,ova aütöv xai iottätopa. Daraus ergibt sich, daß die Teilnehmer am Opfermahl als Genossen des Gottes angesehen werden konnten, als xotveovoi twv Satfiovttov — wie Paulus es ausdrückt. E s fragt sich nun, ob damit die Vorstellungen, die Paulus mit den heidnischen Opfermahlzeiten verbindet, erschöpft sind. Neben dem Gedanken, daß der Gott Gastgeber, Festveranstalter ist, findet sich häufig der weitere Gedanke, daß man durch Verspeisung des Opfertieres die Gottheit in sich aufnimmt. Besonders bemerkenswert ist die Stelle aus Porphyrius (bei Euseb. Praep. E v . I V 23): xai ta AC&jtata totvov |ieata A X B TOÖTWV (sc. TWV jcovrjpöv Satjidvwv) . . . . ottot>|jivci>v yap ^jiäv Jtpoaiaat xai jrpoatCävooat tcjj od»|iati . . . . ¡taXtoTa Sk atjiatt ^atpouai xai tat? axa&af>aiais, xai arcoXaöooot xoötiov elo86vovtec tot? ypcujjivotcx). Zwar ist nicht z u beweisen, daß diese Gedanken Paulus bekannt waren; es geht aber auch nicht an, diese Möglichkeit von vornherein von der H a n d z u weisen. Größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß Paulus, der die Vorstellung, daß die Teilnehmer an den Opfermahlzeiten 1

Vgl.

nannt sind.

dazu L i e t z m a n n

a. a. O.,

wo

auch

noch weitere Beispiele

ge-

§ 5-

Koivtuvia in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

55

Tischgenossen der Dämonen sind, gekannt hat, auch mit der zweiten Gedankenreihe vertraut gewesen ist, daß die Dämonen bei der Opfermahlzeit in die Teilnehmer eingehen — und, so möchte ich mit v. S o d e n 1 urteilen, sie vielleicht gar nicht als wesentlich verschieden empfunden haben wird. Dann lägen in dem Ausdruck xotvtovoi TÖV Saifioviwv beide Gedankenlinien vereinigt vor. Paulus bezeichnet mit dem Ausdruck die unmittelbare Gegenwart der Dämonen beim Opfermahl, die durch gemeinsames Tafeln mit den Dämonen, aber auch durch das Eingehen der Dämonen in die Leiber der Teilnehmer zustande kommt. Diese beiden Gedanken faßt er mit dem Ausdruck xoivwvoi twv 5at|iov£(ov zusammen, der also mehr bedeutet als 'Tisch'-Genossen der Dämonen 2 . Das Entscheidende ist hier aber nicht so sehr die A r t , wie Paulus sich das Zustandekommen der Gemeinschaft mit den Dämonen denkt, als vielmehr die T a t s a c h e , daß die Berührung eine so enge ist, daß sie die xoivcavta toü aifiato? bzw. toö au)|j.atoc TOÖ Xptotoö gefährdet, ja unmöglich macht. Von allen Versuchen, zwischen dem Essen des Brotes und Trinken des Kelches im Herrnmahl und dem Verzehren des Opferfleisches, in dem der Dämon enthalten ist, nähere Parallelen zu ziehen3, wird abzusehen sein: wir wissen dazu über die heidnischen Kultmahle zu wenig4. Paulus kommt es ja auch bei den Beispielen gar nicht darauf an, etwas über die Art, wie die xoivwvia zustandekommt, auszusagen. Das zeigt besonders v. IB, WO nur die Tatsache der engen Beziehung herausgestellt wird. Ebenso 1

a. a. O. 27 Anm. 3. Von S o d e n , der — wie gesagt — auch beide Gedankenlinien bei Paulus vorhanden denkt, entscheidet sich dafür, daß Paulus 10 2 0 f. nur an die Tischgemeinschaft mit den Dämonen gedacht hat, weil diese Vorstellungsreihe »an die ATlichen Voraussetzungen und Überlieferungen anschließt, und dem letztlich nicht hylozoistisch, sondern mehr juristisch gearteten, nämlich vom Schöpfungs-, Offenbarungs und Herrschaftsgedanken geleiteten Denken des Paulus entspricht« (S. 2 7 A n m . 3). Mir erscheint diese nachträgliche Einschränkung nicht folgerichtig: Paulus wendet sich ja an die Korinther und geht dabei auf ihnen geläufige Gedankengänge ein. ' Vgl. besonders H e i t m ü l l e r a. a. O. S. 37 ff. 2

* Aus demselben Grunde halte ich es für unmotiviert, wie R a w l i n s o n zu sagen: »Wahrscheinlich ist, daß er (Paulus) um seines Beweisgrundes willen seine Beschreibung der durch heidnische Opfer bewirkten 'Gemeinschaft' an die christliche Terminologie annähert, soweit es überhaupt möglich war, ohne die Unterschiede zu verkennen« (»Mysterium Christi«, hrsg. von Bell und Deißmann, 1931. S. 280).

56

Teil I I

wendet sich v. 20f. nur gegen die doppelte Bindung: man kann nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen; es ist nicht möglich, am Tisch des Herrn teilzuhaben und am Tisch der Dämonen. Eins schließt das andere aus. Das ist das Entscheidende. Die Beziehung zur Gottheit, die ein Kultmahl herstellt, ist so eng, daß sie eine Teilnahme an einem zweiten Kultmahl, wie es in Korinth vorgekommen sein wird 1 , ausschließt. Die xotvwvia TOÖ atjiatoc bzw. toö OIÖFTATOC TOÖ Xptotoö erlaubt keine weiteren Bindungen. So bestätigen diese Beispiele wieder die Tatsache, daß Paulus mit dem Wort xotvoma eine besonders enge Beziehung zum Ausdruck bringen will. Auch hier zeigt es sich, daß xocvwvia viel mehr ist als 'Teilnahme' und in die Bedeutung 'Einswerden' hinüberspielt. Phil 2 I I Cor 1 3 1 3 . G u n k e l hat darauf aufmerksam gemacht, daß alle Arten der Wirkungen des «veöjia bei Paulus an anderen Stellen als Wirkungen Christi selbst erscheinen2. D e i ß m a n n hat in seiner Gefolgschaft die Formel Ivrcve(>|iattzur Erklärung der Formel iv Xptotip herangezogen und auch auf die Analogie von xotvcovia toö oiot> a&toö (I Cor 1 9) und xotvrovia toö ¿7(00 icvs6|i,ato? (II Cor 1 3 1 3 Phil 2 x) hingewiesen 3 . Dieser Wechsel des Ausdrucks für dieselbe Sache ist schon viel früher beobachtet worden; so sagt Chrysost. zu I I Cor 13 1 3 4 : e'iJtwv fap, Jj xvia toö äfiou IIve6(i.atoc, ¿kka%oö rfjv xoivwvtav toö Tioö, xai ri]v ayamjv toö IIv6Ö|iatdc iXoaocpicf xai tarcsivötTjti xai . . . xai rjj xotviovicf. toö aftoo Jtveö|iato? (v. 1.: xal jrpö? tö a-ftov itvsöfta xotvtüvity). 1 1 3 4

Vgl. L i e t z m a n n zu I Cor 8 Die Wirkungen des heiligen Geistes, 3. Aufl., 1909, S. 89 ff. Die NTliche Formel »in Christo Jesu«, 1892, S. 84 ff. a. a. O. Bd. X 2 , S. 775.

§ 5-

Koivuivta in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

57

Vgl. ferner Orig. Joh. K o m m . V I 22 (Preuschen S. 1 3 2 , 1 7 ) : SiÓTcep éjttJtXiíoaovtat (sc. die Pharisäer und Sadduzäer) oirö TOÓ TÖV Ci¡Xov 'HXíoo xatá rr¡v xoivcovíav toó 07100 irveó(j.atoc I^ovtoc 'Iaxxvvoo. Der Zusammenhang erlaubt keine andere D e u t u n g als 'Teilhaben am heiligen Geiste' = Geistesbesitz. Ebenso Methodius, de resurrectione I I I 1 6 , 9 (Bonwetsch S. 413, 5 ff.): aöjia Xéyezai jcveo¡lanxóv, ob xo XsTtTojispéc xal aspwSe? . . ., áXXá jrvet)|iattxóv Xéfetai TÓ /topoóv itáoav TOÓ áfíoo Jtveójiatoc rr¡v IvépYeiav xai xotvwvíav. Dieselbe A u f f a s s u n g findet sich in einem von L i e t z m a n n herausgegebenen liturgischen P a p y r u s , w o die xoivoma jcveöjtatoc zwischen der áy&apaía und tptXaSeXyia zu den »Früchten der K o m munion« gezählt wird 1 . Eine andere A u f f a s s u n g der xoivwvía (TOÓ áfíoo) ICVSÓ|JUXTO(; in der alten K i r c h e ist mir nicht begegnet. D u r c h w e g wird — soviel ich sehe — mit dem A u s d r u c k ein 'Anteilhaben' am Geist bezeichnet. E s gilt nun, die beiden Stellen, an denen der A u s d r u c k bei Paulus v o r k o m m t , daraufhin zu prüfen, ob an ihnen das genannte Verständnis der xotvama 7rvei>jiatoc einen Sinn ergibt. Und z w a r empfiehlt es sich, von P h i l 2 1 auszugehen; denn I I Cor 13 1 8 handelt es sich u m eine F o r m e l ; in einer Formel aber ist der ursprüngliche Sinn einer W e n d u n g stets schwerer zu erkennen. P h i l 2 1 heißt es: eí TIC ouv jtapáxXiqotc lv XpiaT$, ei tt itapa(ló&iov o.fánr¡via 7tvsó[tacos. Dieser A u s d r u c k hat eine Reihe von Deutungen erfahren, die ich gesondert besprechen will. a) Chrysost. versteht die xoivoma rcveójiatoc v o n der Einigkeit i m Geist: 8 8è Xéfet toioòtóv è a t i v et ttvdt jiot ßouXea&e irapàxXTjatv èv tote 5tsipao(JLoCi Soövat . . . si Tiva xotvwviav 8eì£at tì]v èv 5tve6i«.aTi . . . rcXTjpt&aaté ttoo rfjv yapàv . . . 2 . Zweierlei ist an dieser E r k l ä r u n g ungenau: Chrysost. f a ß t v. 1 als B i t t e des P a u l u s a u f : i h m möge Trost erwiesen werden usw. Diese A u f f a s s u n g ist durch den T e x t nicht gerechtfertigt. D a s (toi ist von Chrysost. eingefügt — und sicher nicht mit Recht. Gegen die E r k l ä r u n g der xotvoma TtvEu^ato? als Einigkeit i m Geist spricht die Tatsache, daß der T e x t nicht èv irveufiatt bietet, sondern den Genetiv jtveö(iatov et? tö Euaff^Xcov ¿tJtö tf;c TrptötTjc rjjiipa; a/pt toö vöv, (v. e) rceirotihüc aötö toöto, Sti 6 6vapS4|tevoi; ev ojiiv IpYOv ¿faß-üv ¿mzeXiaei a^pt ^(iipa? Xpiotoö 'Itjooö5. 1

Brightman S. 49.

2

Statt r i o u lesen die meisten Hss. 0eoö. Vgl. Swainson, The Greek Liturgies

1884, S. 266 f. 3

A. Rücker, Die syrische Jakobosanaphora 1923, S. 9.

* Es ist mir besonders wertvoll, feststellen zu können, daß zu Phil 2 j und II Cor 13

ls

Campbell

in allem Wesentlichen dieselbe Ansicht wie ich vertritt

(a. a. O. 378 ff.). 5

Zur Konstruktion der Verse: eitt iciny rjj (iveia 5(iu>v gibt die Gelegenheit

an, bei der Paulus dankt (vgl. I Thess 1

2

und D i b e l i u s ' Exk. dazu); gegen Z a h n ,

Z k W L 1885, S. 189. 'Eni t-fl xotvuma xxX. bezeichnet das Objekt des Dankes und ist von e(j)(api3Tvia in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

Evangelium' = ihre 'enge Beziehung zum Evangelium' bedeuten. Allerdings ist xoivrovia = 'Anteilhaben' hier nicht, wie sonst bei Paulus, mit dem Genetiv verbunden. Der Grund dafür liegt aber auf der Hand: bei xotvwvia steht schon der Genetiv t>[iöv, der für eine weitere Näherbestimmung zu xotvwvia einen Wechsel der Konstruktion verlangte; Paulus konnte nicht schreiben: ircl xoivamcf toö ejjafYeXiot) u[tv (i.eXXövtiuv (I)' iiti -(äp tiiv itaptX&ovztuv (I) xixeiva(l)

aTOX.aCop.at. 2 Daß Chrysost. an die V e r k ü n d i g u n g des Ev. denkt, geht vor allen Dingen aus dem ersten — mit -¡ap angeschlossenen — Beispiel hervor. 8 Vgl. P. Chr. B a u r : Joh. Chrysostomus und seine Zeit I, 1929, S. 260 i L »Chrysost. als Exeget«.

§ 5-

Koivuma in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

Es dürfte damit erwiesen sein, daß Chrysost. Phil i 6 xotvwvia als 'Teilnahme' versteht 1 . Eine andere Frage ist allerdings, ob Chrysost. die Meinung des Paulus getroffen hat, wenn er das Anteilhaben am Evangelium in den Unterstützungen der Philipperfindet2. Dagegen läßt sich vor allen Dingen noch einmal anführen, daß Paulus in seinen Dankgebeten in der Regel für den guten Glaubensstand der Adressaten dankt. Ich möchte daher auch das 'Anteilhaben am Evangelium' in diesem Sinn verstehen. Am kürzesten und treffendsten hat Theodoret das zum Ausdruck gebracht: xoivwviav 8k toö EöafTeXtoo rijv iriativ ¿xäXeoe3. Besser kann man den Gedanken des Paulus nicht wiedergeben. Der Ausdruck bedeutet wörtlich übersetzt: 'das Anteilhaben am (oder besser: die enge Beziehung zum) Evangelium'. Evangelium steht hier im selben Sinn wie Rm 1 1 ff.: die frohe Botschaft vom Sohne Gottes. Es ist deutlich, daß 'die enge Beziehung zur Botschaft vom Sohne Gottes' den Glauben der Philipper bezeichnen soll4. Koivwvia sie to eoaneXiov ist also Umschreibung für 'Glauben', den Paulus sonst fast regelmäßig in den Dankgebeten seiner Briefeingänge erwähnt5. Von Interesse ist dabei, daß Paulus für diese Umschreibung das Wort xoivwvia benutzt; ich sehe auch hierin ein Anzeichen dafür, daß das Wort für ihn der profanen Sphäre entnommen ist. Philemon v. B. Der Begriff xoivwvia begegnet weiterhin in dem Dankgebet, mit dem Paulus den Philemonbrief beginnt: (v. *) E^apiotw TFI,evo; £jci TMV 7cpoaeu)(üv |ioo, 1 Ebenso deuten der Ambrosiaster (MSL 17, S. 404: »quod partieipes facti sint Evangelii«), Theodoret (MSG 82, Sp. 561), Oecumenius (MSG 118, Sp. 1260 f.) u. a. 2 Ebenso Theophylakt (MSG 124, Sp. 1144). » MSG 82, Sp. 561. * Da ich xoivumci el{ zb eäaff 4\iov damit als einen Begriff fasse, möchte ich auch das Pronomen 6|i£>v nicht nur zu xoivuma, sondern zum ganzen Ausdruck beziehen: Euer 'Anteilhaben am Evangelium', d. h. euer 'Glaube'. — Anders als hier, ist die xoivuivta TOÖ E I A F F E X L O U j C O G verstanden: wenn Paulus dort schreibt: nävza 5h icouü Stä rb ebaffiXIOV, Iva ao-fKoivu>v6? ainoö -[iviap-at, so erwartet er danach auch für sich die Teilnahme an den Heilsverheißungen, die das Ev. in Aussicht stellt (vgl. L i e t z m a n n z. St.). Phil 1 6 kann diese Fassung nicht in Betracht kommen, weil nach dieser Stelle die xotvuma eli zb eaa^f eXiov schon vom ersten Tage an bei den Philippern bestanden hat. 6 Rm 1 , Col 1 , I Thess 1 3 II Thess 1 3 Phlm 5 f. R

8o

Teil II

(v. 5) axoöwv 000 rrjv afäjnijv xai tfjv Jttativ f)v sx £ti 'Irjaoöv xai sie itävwc? ¿7100?, (v. e) 5moc ^ xotvama rijs jrtotewe aoo ¿vspY^ji yivr¡tai Iv ijcifvdxjei itavcöc ¿¿Ya&oö toö iv ^¡liv ei? Xpiatöv1, Koivcavta muß auch hier das 'Anteilhaben' bedeuten, d. h. rciatewe ist als Gen. obj. anzusehen. So urteilen mit Recht fast alle Ausleger. Unter den neueren Exegeten nimmt nur Lohm e y e r einen anderen Standpunkt ein: für ihn istrcioxsa>v rcäoiv oder aüv ^¡itv4, und 2. wie diese G e m e i n s a m k e i t wirksam werden soll. Darüber geht Lohmeyer hinweg, indem er dem Gedanken eine neue Wendung gibt und vom 'Bunde' des Glaubens mit Phlm. spricht. Im folgenden redet er dann nur noch vom Glauben: »er ist zunächst die Gabe und Aufgabe des 'Erkennens'; gleich dem Gesetz (sc. bei den Juden) bleibt der Glaube ebensosehr Gegenstand aller erkennenden Bemühungen, wie er zugleich ihr Prinzip ist«6. Damit werden in den Text Gedanken hineingetragen, die nicht dastehen. 1 Zur Konstruktion: mit D i b e l i u s z. St. meine ich, daß der Satz 8itu>4 •}] noivtuvia xtX. von einem aus erci tujv Tcpooeu^öiv \iou zu entnehmenden npoaet>^o|xai abhängt. Vgl. die »briefstilistischen Analogien« (Dibelius) Phil 1 , und Col 1 „. 2 Komm, zu Col und Phlm S. 178 Anm. 3. — H a u p t faßt xotvuma hier »im Sinn von e&reoiia als werktätige Liebe, Handlung hilfreicher Teilnahme« und übersetzt — indem er ebenfalls r i ^ ntateüic aoo als Gen. auet. (caus.) versteht — »die aus deinem Glauben erwachsene Wohltat« (Komm, zu Col und Phlm S. 185 f). Vgl. auch Theophylakt MSG 125, Sp. 176. Gegen diese Deutung spricht der Gedankenzusammenhang, vor allem paßt zu ihr die verbale Aussage £v2pft]S YEVf]Tv itaftir]|iatü»v. Ähnlich Chrysost. z. St., Theophylakt u. a. — Vgl. bei Paulus I I Cor x slSote? 8U ¿4 xoivtttvoi eure xtüv TTO^-flfiitiuv, oGxu>; XTX. 1 Hellenistische Mysterienreligionen*, 1927, S. 285 ff. 2 Vgl. L i e t z m a n n zu I Cor 8 Die nur-eschatologische Erklärung der 'Erkenntnis' bei S c h w e i t z e r (a. a. O. 297 ff.) scheint mir nicht richtig. 3 v. 8 spielt Paulus wohl auf seine Bekehrung an. Vgl. D i b e l i u s z. St. 4 Der Begriff der K r a f t in der NTlichen Gedankenwelt. Stuttgart 1932. Vgl. auch S c h m i t z , Der Begriff Suvafu; bei Paulus. Festgabe für Deißmann, 1927, S. 139—167. 6 S. 1 1 9 ff.

§ 5-

Kotviovta in der Bedeutung 'die Teilnahme, das Anteilhaben'

atioecoc (Phil 3 1 0 ) muß daher auch eine Kraft Gottes, oder vielmehr Christi, verstanden werden, die sich im Gläubigen auswirken soll. Dabei wäre es jedoch falsch, den Begriff hier nur im Sinn von v. u zu deuten: daß Paulus mit ihm nur seine Hoffnung auf Teilnahme an der Auferstehung ausdrücken wolle 1 . Das verbietet vor allem die Stellung v o r dem zweiten Begriff xoivwvia 7ra^7)ndt(ov, der sich auf das Leben v o r der Auferstehung bezieht; das verbietet aber auch v. 11, der ja dann nur eine Wiederholung von v. 10 a wäre. Daher muß unter der Sovajuc rfjc avaoxdaswc eine Kraft verstanden werden, die sich schon jetzt im Christen auswirken kann 2 . Das zweite Glied xotvoma 7rad7j[tdtwv aotoö wird durch Parallelen in anderen Paulusbriefen verständlich. Paulus spricht häufig davon, daß er 'mit Christus' leidet, gekreuzigt wird, stirbt, auferweckt und verherrlicht wird 3 . Hier kommen die Stellen in Betracht, an denen er vom Leiden mit Christus spricht: Rm 8 1 7 : . . . . at>fxXTjpovö|ioi 8e Xpiotoö, si'icsp oojj.jrdoyofi.Ev tva xai oov8o£ao^w(iev. Vgl. II Cor 1 s . Diese Stellen zeigen, daß Paulus das •fvüivai xoiva>viav icadijjtäxcüv aikoü Phil 3 10 versteht als Erkenntnis, daß seine Leiden Beteiligung an Christi Leiden bedeuten. Der Ausdruck in 3 10 und die angeführten Parallelen machen es unmöglich, daran zu denken, daß Paulus mit seinen Leiden nur Christi Leiden nacherleben will; nein — er will erkennen, daß seine Leiden Teilnahme an Christi Leiden sind4. Sind die beiden Wendungen damit richtig gedeutet, so bieten beide nur eine nähere Erläuterung des fvövat aotöv in v. 10 a: Paulus hat alles für 'nichtig' erachtet, um Christus zu erkennen, d a s h e i ß t : die Kraft seiner Auferstehung und die enge Beziehung zu seinen Leiden zu verstehen 5 . 1

So D i b e l i u s zu Phil 3 10 .

2

So mit Recht D i b e l i u s ,

n

.

Vgl. G r u n d m a n n a. a. O.

Glaube und Mystik bei Paulus (Neue Jahr-

bücher für Wissenschaft und Jugendbildung, Bd. 7, 1931, S. 683—699), S. 696 in Korrektur seines Kommentars z. St. 3

Vgl. J. S c h n e i d e r , Die Passionsmystik des Paulus 1929, S. 31 ff. und

Lohmeyer, 4

£6v Xpiotfi).

'Christusleiden' KotviavttTt 6

Festgabe für Deißmann 1927, S. 219 f.

Vgl. dazu auch Col 1 daselbst.

24

und D i b e l i u s zu dieser Stelle und den Exkurs

Vgl. auch

t o t { TOÖ X p i a t o ö N A D - f ] ( i a a i v

den gleichen

Gedanken I Ptr 4 J S : xafrö

^AIPETS.

Vgl. D i b e l i u s z. St.: »Die Verbindung des Infinitivs mit dem zweiten

und dritten Objekt ist fast zeugmatisch zu nennen«. und Mystik bei Paulus a. a. O. 696.

Vgl. auch Dibelius, Glaube

86

Teil II

Die letzten Worte des Verses: ot>{i,[iop9iCö|».evoc t davdt(p atkoö zeigen schließlich an, wie Paulus die fvwaic Xpiotoö zu erlangen hofft: indem er seinem (Christi) Tod gleichgestaltet wird. Der Ausdruck kann zwiefach verstanden werden; man kann in ihm eine Todessehnsucht des Paulus ausgesprochen finden 1 , man kann aber auch an die Aussagen des Paulus denken, an denen er von einem Sterben mit Christus spricht, das der Gläubige in der Taufe erfährt (Rm 6 3 ff. Col 2 12 ) und das er (Paulus) ständig an seinem Leibe 'herumträgt' ( I I Cor 4 10 ) 2 - Der Zusammenhang, insbesondere der Begriff fvwvai, entscheidet für die zweite Möglichkeit 3 . Für den Begriff xoivama ergibt sich damit auch an dieser Stelle, daß er Paulus dazu dient, ein inniges Anteilhaben auszudrücken, das schon beinahe den Charakter des Einswerdens annimmt. § 6. Kotvama im NT in der Bedeutung 'die Gemeinschaft* Hier kommen die beiden Stellen in Betracht, an denen xoivama absolut gebraucht ist (Gal 2 9. Act 2 42), und die Stellen, an denen xotvtovia mit der Präposition jietot verbunden ist (I Joh i 3 ff.). G a l 2 9 : xal Yvdvtec rijv /dtptv rijv So&etaäv ¡j.oi, 5lAxa>ßoc xai K.7}9cc; xal 'lo>dtvvr]|tsda Bl.-D. § 481). Hier ist nur die Frage zu erwägen, ob xoivcovia eine innere Übereinstimmung oder eine Übereinstimmung praktischer Art bezeichnen soll. Nach v. 9 b. 10 scheint es, als ob der zweiten Möglichkeit der Vorzug gegeben werden müßte. Da hier die Bedingungen der Abmachung mit iva an den Satz 8e£i&c l'Swxav angeschlossen sind, muß xoivcovia offenbar als 'Vertrag' verstanden werden, der zwischen Paulus und den Uraposteln abgeschlossen wurde. Diese Bedeutung hat xotvtovia zudem — allerdings erst vom II. Jh. an—auf zahlreichen Kontrakten jeder Art (vgl. S. 1 5 ! ) . Trotzdem meine ich, daß diese Deutung nicht richtig wäre. Aus 2 i—ja läßt sich deutlich erkennen, daß es Paulus nicht um ein rechtüches Abkommen mit den Uraposteln zu tun ist, sondern um ihr J a zu seiner Verkündigung und Mission als christlicher. 1 a 3

So L o h m e y e r z. St. Vgl. dazu bes. S c h n e i d e r a. a. O. 36—61. So D i b e l i u s , E w a l d z. St. Vgl. auch S c h n e i d e r a. a. O. 45.

§ 6.

Kotyoma in

der Bedeutung "die Gemeinschaft'

87

Ich verweise insbesondere auf v. 2: (J-TJ Jtw? etc xevöv tpd^iü i] ISpa|iov — mit diesen Worten gibt Paulus den Zweck seiner Reise nach Jerusalem an! Vgl. v. 8: derselbe Gott ist wirksam in ihm (Paulus), wie in ihnen, v. «a: sie erkannten die G n a d e , die ihm (Paulus) gegeben war. Darum gebührt der ersten der beiden genannten Möglichkeiten der Vorzug. L i e t z m a n n umschreibt richtig: »Sie bekräftigten durch Handschlag, daß sie uns als xoivwvoi Xptaxoö und iv Xpiotip anerkannten« 1 . Vgl. auch die Erklärung von Theophylakt 2 : Stb xai *8s£ia? ISojxav', TOOTEOTI, oove^WVTJAAV, xai xotviovooc ^(läc srcortjaavco, xai £8si£av ort apiaxovtai t(p xTjpöfjtaTi (tou, ¿ c {J.TJ8SV Siatp^povti TOÖ Xöfoo autüv. F ü r dieses Verständnis spricht auch der sonstige betont religiöse Gebrauch von xoivwvia. Act 2

42 .

Während zu Gal 2 9 im wesentlichen Übereinstimmung über den Sinn von xoivwvia unter den Exegeten herrscht, treten bei der anderen Stelle, an der xoivwvia im N T absolut gebraucht begegnet, wieder verschiedene Ansichten zutage. Act 2 42 heißt es: rjaav Sfe rcpooxaptepoömc Tg S t S a ^ töv arcootöXiov xai rg xoivwvtcf, tfi xXAoei toö äptou xai tai? itpooeo/aic 3 . Von weitaus den meisten Gelehrten wird xotvwvia hier mit Recht als 'Gemeinschaft' verstanden. Nur wenige haben sich für die Bedeutung 'Liebesopfer, Almosen' entschieden. A m ausführlichsten hat O. Z ö c k l e r diese Ansicht dargelegt 4 : er meint, xotvoma bezeichne hier — wie R m 15 26 — das Liebesopfer für die ärmsten Mitchristen, die Kollektensammlung. E r motiviert seine These damit, daß es sich bei der Aufzählung in 2 42 um Faktoren des Kultuslebens handele, und xotvoma infolgedessen nicht als Gemeinschaft verstanden werden dürfte. Neuerdings vertreten auch W o o d , J e r e m i a s und C a m p b e l l 5 diese Anschauung. — Aber gegen sie sind ernste Bedenken zu erheben. 1

Komm, zu Gal. z. St.

3

Zum T e x t : Die gebotene Lesart von 2 12 ist textkritisch sicher bezeugt

2

MSG 124, Sp. 973.

(mit N B A D ) ; gegen B l a ß (Acta Apostolorum 1895), der mit d vulg sahid copt (»sie certe ß«) xai r j *otvu>vi(ji rfj? xXäactu; to5 aptou lesen will. erscheint mir ferner die Ansicht von J. W e i ß , der die Worte cg

Ungerechtfertigt bis xocvumqi

als Zusatz des Redaktors streichen will (ThStKr 1893, 490). 4

Kurzgef. Komm, zu den hlg. Schriften des A u. NT, B II, 2. Aufl., 1894,

S. 122. 5

Wood in The Exp. VIII. Ser. 21, 1921, S. 32 ff.

J. Jeremias, Jerusalem

88

Teil II

Sprachlich wäre es möglich, xoivcovta hier als 'Mitteilsamkeit'1 zu verstehen. Aber diese Bedeutung hat xoiviovia außerordentlich selten. Es wäre eine starke Zumutung des Verfassers an seine Leser, denen der Ausdruck nach seinem sonstigen Gebrauch vorwiegend in anderer Bedeutung geläufig war — wenn er ihn Act 2 4a ohne jedenZusatz für'Mitteilsamkeit' gebraucht hätte. Sodann wird die 'Lehre der Apostel' zu eng gefaßt mit ihrer Bestimmung als Faktor des Kultuslebens. Das 'Festhalten an der Lehre der Apostel' 2 soll doch wohl allgemeiner nur ein Kennzeichen der ersten Christenheit hervorheben. Dann fällt aber auch die Notwendigkeit, xoivotvta als Faktor des Kultuslebens zu nehmen. Aber was bedeutet nun xotvtovia = 'Gemeinschaft' in der Reihe der Lebensäußerungen der ältesten Gemeinde? — Da v. u das xoivwvla stammverwandte Wort xoivóc begegnet, ist es das Gegebene, die Ausführungen, die dort folgen, in die Diskussion einzubeziehen. Dort heißt es: rcávtec 8è oí itioTeóoavtec irci tò aòtò efyov ajtavta xoivá, (v. «) xai tà xr^jiata xat tàc ójtápístc èmjtpaoxov xal StE|tépiCov aòtà Ttàoiv, xa&ón &v tic ^psiav sl^sv. Eine ähnliche Schilderung wird 4 3 2 wiederholt: too 5è JcXT¡dot>c twv jttoteooávtwv T¡v xapöla xal ^o/f) (tía, xaì oòSè eie ti twv hitapxóvtiov aòt IXefev tStov elvai, àXX' ^v aòtoìe rcávta xoivá (vgl. auch 4 34 f.). Ganz offenbar will der Verfasser der Act eine Gütergemeinschaft unter den ersten Christen schildern. Wortlaut und Inhalt lassen keine andere Auffassung zu 3 , um so weniger, als sie sich mit anderen antiken Schilderungen von Gütergemeinschaften berühren. Am nächsten verwandt ist die Beschreibung des gemeinsamen Lebens der Pythagoräer bei Jamblichos. Vita Pyth. 30, 167 f. : . . . xotvà fàprcàat«ávta xal tautà tjv, iSiov Sè oòSeìc oòSèv èxéxTYjro, xaì et (lèv ijpéaxetd (tic) f§ xoivcnvíq, à^p^zo tote xoivoic xatà tò Sixaiòtatov (vgl. auch ebd. 18, 81 und oft)4. Es ist mir zur Zeit Jesu, I I A, 1924, S. 47 (Anm. 8) und »Jesus als Weltvollender«, 1930, S. 78 (Anm. 2). Campbell a. a. O. 374 f. 1 Aus den in § 2 P. 6 genannten Gründen sétze ich diese Bedeutung für 'Liebesopfer' ein. 2 Ich verstehe SiSa^-f] passiv = 'Lehre' (im Gegensatz zu 'Unterweisung'). Vgl. Bauer u. Cr.-K. s. v. a. 3 Anderer Ansicht ist Z a h n z. St. (S. 140), der 2 u übersetzt: »Alle Gläubigen . . . betrachteten alles als Gemeingut« und hinzufügt, »dies wäre ein wunderlich verschleierter Ausdruck für Einführung der Gütergemeinschaft«. EI/ov als 'etwas betrachten als' zu verstehen, ist durch nichts nahegelegt. 4 Vgl. ferner die Schilderung der Gütergemeinschaft der Essener bei Philo (quod omnis prob. lib. § 75 ff.) und bei Josephus (Bell. II, 1 1 9 ff. Ant. X V I I I

§ 6.

89

Kocvuivia in der Bedeutung 'die Gemeinschaft'

nicht bekannt, daß jemand die Worte des Jamblichus anders aufgefaßt hätte denn als Schilderung einer Gütergemeinschaft. Ebenso müssen Act 2 44£f. und 4 32ff . verstanden werden 1 . — Aus der Fülle der Probleme, die sich an die urchristliche Gütergemeinschaft geknüpft haben, interessiert hier nur die Frage, ob 2 42 mit xoivcovta die in 2 44 f. geschilderte Gütergemeinschaft gemeint sein kann. Nach dem sprachlichen Ausdruck wäre es möglich. Ich verweise dazu nur auf die eben zitierte Stelle aus Jamblichus, wo es hieß: xai e't (lèv -rjpéaxsTÓ (ti?) rfl xoivwvicf. Aber man muß wieder fragen: konnte der Verfasser der Act Wort und Sache bei seinen Lesern als bekannt voraussetzen ? Mußte er sich nicht'deutlicher ausdrücken, wenn er 2 42 mit xoivwvia 'Güter-Gemeinschaft' bezeichnen wollte ? Dieses Verständnis wäre eher möglich, wenn 2 42 auf v. 44 ff. folgen würde. Im Zusammenhang des v. 42 weist der Begriff auf etwas Innerliches, auf eine geistige Eigentümlichkeit der Urgemeinde : die Einigkeit und Einmütigkeit, die die Gemeinde und alle ihre Glieder umschloß und zusammenhielt, d. h. die Übereinstimmung der seelischen Haltung aller. In diesem ideellen Sinne begegnet xoivwvia auch in der griechischen Literatur. Vgl. Thukyd. 3, 10: . . . elSóts? oöte ytXiav tSwbtat? ß^ßatov YtfvojiévYjv obte xoiva>viav rcòXeaiv è? oòSév, ei ¡irj ¡let' apErrj? SOXOÒOTJ? èc àXXijXooc fifvoivro xai tàXXa ó|i.oiótpoJcoi elev. Die innere Einigkeit, der Geist der Harmonie ist eines der wesentlichen Merkmale der Urgemeinde, das die Act immer wieder hervorheben: vgl.die Schilderung in den Kapiteln 1—5, das häufige Vorkommen von ójiodojjLaSóv ( 1 1 4 2 46 4 24 5 12) ; vgl. auch 4 32 : TO5 SI jcXij'ftooc TWV itiateoadtvtwv ^v xapSia xai *J>»xfj H-® ' und andere Stellen. Man wird daher auch in 2 42 — in dem ersten zusammenfassenden Bericht über das Leben der Gläubigen — unter xoivwvia die g e i s t i g e E i n i g k e i t der ersten Gemeinde verstehen müssen2. 1 1 , i 8 f f . ) sowie die weiteren bei B a u e r 1924, Sp. 411 f.) genannten 1

Es

»Essener« (Pauly-Wissowa,

Suppl.

IV,

Beispiele.

greift über die A u f g a b e dieser

Untersuchung hinaus,

zu

ermitteln,

inwieweit der Bericht über die Gütergemeinschaft der ersten Christen historisch richtig sein kann, und — wenn das nicht der Fall ist (wie ich glaube) — aus welchem Grunde

der

Verfasser

verdunkelt hat.

der Apostelgeschichte

den

geschichtlichen

Sachverhalt

Ich verweise dafür auf die Kommentare, besonders auf den v o n

H . H . W e n d t z. St., und die bei V ö l k e r »Kommunismus II« R G G 2 , I I I , 1160 f. angeführte 2

Spezialliteratur.

So die meisten

Kommentare.

A c t s 2, 42 and cognate words".

Ferner

auch C a r r :

"The

fellowship

T h e E x p . V I I I . Ser. 5, 1913, S. 458—464.

of



Teil II

Dann bezeichnet t] xoivwvta hier — absolut gesetzt ohne Näherbestimmung — neben den drei anderen genannten Faktoren ein charakteristisches Moment aus dem ältesten christlichen Gemeindeleben. Es ist unnötig, «bv airootöXtov mit zu rg xoivwviof zu beziehen 1 — was auch sprachlich hart wäre — oder die Worte rrj xXdcaet toö ätptoo xtX. als Apposition zu rjj xoivomq. zu konstruieren : die xotvoma habe sich besonders beim Brotbrechen und den Gebetsversammlungen gezeigt 2 . Vielmehr handelt es sich in 2 42 um eine Aufzählung von vier Dingen, von denen je zwei zusammengeordnet sind: »Sie hielten fest an der Lehre der Apostel und der 'Gemeinschaft', dem Brechen des Brotes und den Gebeten«. In diesen vier Zügen sieht der Verfasser der Act die besonderen Kennzeichen des Lebens der jungen Gemeinde. — Anhang. Ich habe an früherer Stelle (S. 43) die These von S c o t t berührt, xoivwvia im NT sei Äquivalent für ¡TYDn. T

"I

Scott sucht den Nachweis in erster Linie im Zusammenhang mit Act 2 42 zu führen. Daher ist hier der gegebene Platz für eine Auseinandersetzung mit seiner These. In dem 1919 erschienenen Aufsatz: "What happened at Pentecost" 3 geht Scott noch andere Wege. Hier ist die xotvwvia von Act 2 42 für ihn nur d a s Resultat von Pfingsten: "it was a new name for a new thing". Sie ist nicht eine beliebige "fellowship", sondern die "Fellowship" (mit großem F!), der Vorläufer der Kirche. Belegt wird diese Auffassung: 1. durch den Artikel vor xotviovtq, 2. durch die gleiche Verwendung von xoivuma bei Paulus. Scott verweist besonders auf I Cor 1 9 4 . 1924 deutete Scott in einem kurzen Beitrag in Exposit. Times 6 die Möglichkeit an, die xotvwvia des NT mit der jüdischen r n w n gleichzusetzen. Näher darüber ausgesprochen hat er sich in seinem größeren Werk "Christianity according to St. Paul" (1927). Hier heißt es: "If, as seems probable, the group of followers whom Jesus gathered most closely round Himself, took or had given to it some distinguishing name, that name would naturally be 'the Chabura of Jesus'; and the name xoivo>via or Fellowship 1

So S p i t t a ,

»Die Apostelgeschichte, ihre Quellen und ihr geschichtlicher

Wert«, 1891, S. 72. 1

So H o l t z m a n n im Handkomm, zum N T , I, 1901 z. St. Ähnlich Z a h n

a. a. O. 135. * In " T h e Spirit" ed. Streeter, London S. 4

a. a. O. 136 ft.

6

117—158.

Band 35, 1923/24, S. 567.

§ 6.

Kotvuma in der Bedeutung 'die Gemeinschaft'

9*

under which it first presents itself in the A c t s is simply the Greek for Chabüra" 1 . E s sind recht künstliche Konstruktionen, auf die Scott hier verfällt. Die beiden Beweise von 1919 für the 'Fellowship' als Namen der neuen Gemeinschaft stehen auf schwachen Füßen. Zu 1. D a ß der Artikel rg vor xocvomq. A c t 2 42 individueller oder anaphorischer Artikel 2 im Sinne von Scott sei, wird durch den Zusammenhang des Verses durchaus widerlegt. E s handelt sich hier — wie ich darzulegen suchte — um eine Aufzählung von vier wesentlichen Zügen aus dem Gemeindeleben. D a vier v e r s c h i e d e n e Dinge gemeint sind, muß der Artikel entweder bei allen vier Bezeichnungen stehen oder bei keiner. War einmal wie Act 2 4SS bei SiSaxi t»v airootdXwv der Artikel gesetzt, so mußte er wiederholt werden 3 . Außerdem hat der Artikel hier generische Bedeutung. Aus seinem Vorhandensein dürfen daher nicht so weittragende Folgerungen gezogen werden, wie Scott es tut. Zu 2. D a ß Paulus ebenso von der xoivama xat' kioyrjv gesprochen habe, läßt sich aus I Cor 1 9 nicht erschließen. Das artikellose xoivama dort verbietet die prägnante Fassung, die Scott ihm geben möchte 4 . Aber auch die Zurückführung des griechischen xoivama auf aramäisch ¡TTOH schwebt in der L u f t : T

-I

1. E s fehlt jede Spur in den Evangelien, aber auch in der jüdischen Literatur, daß sich die Anhängerschaft Jesu zu dessen Lebzeiten 'Chabüra Jesu' genannt habe oder so genannt worden sei. 2. E s ist unbeweisbar, daß die erste christliche Gemeinde sich Chabüra ( = xoivcuvia Xpiatoö) benannt hat. — ¡WOD kommt T "i als Bezeichnung einer r e l i g i ö s e n Genossenschaft innerhalb des älteren Judentums nicht vor. Das W o r t begegnet in der Form 12PI (im A T Hos 6 9 = Genossenschaft; vgl. Prov 21 9 25 24) auf den Münzen Johannes Hyrkans und seiner nächsten Nachfolger. Doch bedeutet es hier sicherlich — wie K e n n e d y 5 richtig erkannt hat — die jüdische G e s a m t gemeinde = xb xoivöv (vgl. S . 2 i f . ) 8 . In der Damaskusschrift begegnet der Begriff einmal 7 ; hier 1

S. 160.

8

Vgl. Bl.-D. § 252.

» Vgl. Bl.-D. § 276, 2.

* Vgl. oben S. 48. 6

Art. "Monney" in Hastings Dict. of the Bible III, S. 425.

• Weitere Deutungsversuche sind bei S c h ü r e r , Geschichte des jüd. Volkes im Zeitalter Jesu I 8 ' 4, 1901, S. 269, Anm. 25 angegeben. ' p. 12, 8 ed. Schechter,

1910.

92

Teil I I

wird in den Bestimmungen über den Verkehr mit den Heiden die ^K-IBT -nnn (= mnn) erwähnt, die nach G i n s b e r g 1 »hoher Rat« bedeutet (»in welcher Bedeutung dieses Wort auch im Talmud und Midrasch vorkommt«) 2 . Es ist nicht verständlich, woraufhin Scott sich für seine Deutung der xoivtovia im NT auf die (nhian in der Damaskusschrift beruft. Man vermißt bei ihm jede Begründung für die Heranziehung dieser Stelle. Auch sein Verweis 3 auf A b r a h a m s , Studies in Pharisaism and the Gospels II, 1924, S. 210 dient nicht der Sache: Abrahams erwähnt hier zwar die ¡TTDn — ohne aber irgendwie zum Verständnis des xoivrovla-Begriffs beitragen zu wollen4. — ¡TTQn T

•*!

begegnet einigemal im Traktat Pesachim zur Bezeichnung der Passahgesellschaft: z. B. VII 3 a ; 13a 6 . Ich glaube nicht, daß man von hier aus folgern darf, daß sich die erste christliche Gemeinde 'Chabüra' = xoivcovia genannt haben muß. Die Bezeichnung findet sich zudem in Act n u r 2 42. Es ist auffallend, daß dieser 'Terminus technicus' nicht häufiger vorkommt. Scott findet ihn zwar noch bei Paulus wieder, vor allem I Cor 1 9 Phil 2 x II Cor 13 13 Phlm 6. Aber seine Vorstellung von dem Inhalt der Bezeichnung dort widerspricht dem Sinn der Stellen, der sich uns ergab. Für Paulus ist xoivamoc niemals = societas. Damit fällt Scotts Ansicht, daß Paulus die Act 2 42 erhaltene Selbstbezeichnung der ersten Gemeinde aufgegriffen hat. Bei Paulus liegt eine völlig andersartige Verwendung des Begriffs vor. — Als einziges urchristliches Zeugnis verbliebe also für Scotts These Act 2 42. Daß hier aber eine andere Fassung näher liegt als 'societas', glaube ich oben dargelegt zu haben. I J o h i 3 . 6. 7 . Zwei Gedanken werden in diesen Versen mit xoiv«ov£a verbunden : 1

Monatsschrift für Gesch. u. Wiss. d. Judentums 56, 1912, S. 551.

2

Vgl. dazu noch C h a r l e s , Apocrypha and Pseudepigrapha of the O T II,

1913, p. 829.

S t a e r k , Die jüdische Gemeinde des neuen Bundes in Damaskus,

1922, S. 74. 3

Scott a. a. O. 160, Anm. 1.

4

Abrahams verweist auf die von S c h o e t t g e n (Horae hebr. et Talm. 1733,

p. 245) vollzogene Gleichsetzung von H l l ^ n und oi>|iicoaiov (Mc 6 s») und fügt hinzu, daß der Ausdruck mitunter auch zur Bezeichnung der Passahgesellschaft verwandt wird. 5

Vgl. L i e t z m a n n ,

Exkurs »Agapen« zu I Cor 11 „ .

§ 6.

Koivcovia in der Bedeutung 'die Gemeinschaft'

93

1. Das Schreiben wird vom Verfasser 1 abgesandt, damit auch die Empfänger 'Gemeinschaft' mit ihm hätten: tva xai t>|i.eiviav e/ofisv [ist' ahzob (sc. Eine Erklärung, wie es zur Lesart |iet' &XXy)Xcdv gekommen sein mag, versucht W e n d t (Die Joh-Briefe und das johanneische Christentum, 1925, S. 39, Anm. 1): »Die Änderung des (iet' aötoö in (ist' ¿XX-rjXcuv drängte sich auf, wenn man wegen des Satzes v. s 'Gott ist Licht' das am Anfang von v. 7 bezeichnete 'Wandeln im Licht' schon als Leben in Gott verstand und dann nicht die Selbstverständlichkeit lesen wollte, daß das Leben in Gott ein Leben in Gemeinschaft mit Gott sei. . . . Aber der Begriff des Lichtes bedeutet . . . (v. 7a) . . ., wie sich aus den Zusatzworten ui( a&töt tauv ev tij> tpum deutlich ergibt, die ethische Lauterkeit und Helle, in der sich die Christen ebenso befinden sollen wie Gott«. Ich halte diese Erklärung für möglich. — Daß die Lesart (ist' ¿XX^Xuiv auch sachliche Schwierigkeiten bereitet, zeigt am deutlichsten die Erklärung von B. W e i ß (Komm. z. St.). Er kann v. 7 nur verständlich machen, indem er — entgegen dem klaren Wortlaut des Verses — schreibt: »Unsere Gemeinschaft mit der durch sie (sc. die Gottesoffenbarung) erleuchteten Christenheit ist nicht die Folge, sondern die Voraussetzung des Wandels im Licht, an welchem sie allein erkannt werden kann« und weiter (S. 34, Anm. 1): »Der Gegensatz zu der Betrachtung, daß, wenn wir in Finsternis wandeln, unsere behauptete Gemeinschaft mit Gott eine Lüge sei, kann doch nur darin bestehen, daß, wenn wir im Licht wandeln, unsere Gemeinschaft mit Gott Wahrheit sei«. Damit tritt Weiß — ohne es auszusprechen — für die Lesart (ist' abzoo ein. Auf den Gedanken von xoivaiviav ex 0 ! 187 t18*' äXX'qXuiv komme ich bei der Erklärung von v . i a zurück.

94

Teil II

Es kann sich hier nur um eine Auseinandersetzung darüber handeln, wie der Begriff 'Gemeinschaft' im I Joh gemeint ist; denn daß xotvtovia hier diese Bedeutung hat, ist unbestritten. Ich beschränke mich bei dieser Auseinandersetzung nicht nur auf den I Joh-Brief, sondern ziehe auch das vierte Evangelium heran, dessen Herkunft von dem Verfasser des I Joh nach den Ergebnissen der Einleitungswissenschaft vorausgesetzt werden darf. Der Begriff xoivwvia kommt zwar im Joh-Ev. nicht vor; das schließt aber nicht aus, daß die im I Joh durch ihn umschriebenen Gedanken auch im Joh-Ev. ausgesprochen sind. Der Vergleich zwischen I Joh und Joh-Ev. wird daher unter den Gesichtspunkt zu rücken sein, ob der I Joh mit xoivcovia einen dem Ev. gegenüber ganz neuen Begriff einführt oder ob er mit ihm nur einem auch im Ev. vorhandenen Gedanken einen anderen Ausdruck gibt. Ich beginne mit der zweiten Form der Gemeinschaftsidee, i sb. 6f.-' der Idee von der Gemeinschaft der Gläubigen mit Gott und Christus. Im Ev. ist vielfach von einem Sein der Jünger in Christus und einem Sein Christi in ihnen die Rede. Vgl. z. B. 14 20 : Iv Ixeivg t^ ^¡iipq •¡vwasa&s ojisic Sri ifu) Iv tcj> zazpi (j.00 xai o|i.etc Ip-oi xafu> Iv t>fuv (vgl. 14 23 17 21—23 I Joh 2 24). Dieses Sein soll zum Bleiben werden: 6 56 8 31. Die grundlegende Bedeutung des Bleibens erhellt aus 15 4 «.: die Jünger können nur dann Frucht bringen, wenn Christus in ihnen bleibt und sie in ihm: 6 [iivu>v Iv S(j.oi xäfw Iv aiktp, OOTOS fipsi xapicöv jroXöv. Der Gedanke vom 'Bleiben in Christus' findet sich auch im Brief; 3 24 : xai 0 rrjpwv ta? IvtoXa«; aüroö Iv aut(jj ¡livei xal autö? Iv aot«j>. Das 'Sein in Gott' tritt im Ev. im Vergleich zum 'Sein in Christus' zurück. Die Formel kv tteqj begegnet nur 3 21 — jedoch in anderem Zusammenhang. Aber der Gedanke des 'Sein in Gott' ist auch im Ev. vorhanden. Denn wenn Jesus betont, daß er und der Vater eins sind (10 30 12 44 14 9 17 u . 21a.), so ist damit zugleich gesagt, daß, wer 'in ihm' ist, auch 'im Vater' ist. Am deutlichsten ist es 1 7 21 ausgesprochen: xa&wc OD, iranjp, Iv L(IOI XDTFD) Iv OOI, iva xai aotoi Iv ^(itv ¿otv. Damit ist die Christusgemeinschaft zugleich als Gottesgemeinschaft bezeichnet. Im I Joh ist dieser Gedanke insofern noch deutlicher vorhanden, als sich hier auch die Formel Iv &s findet; 4 15 : O ? lov 6(ioX.ofTJO-J) ort 'Irjaoöc laxiv 6 oiös TOÖ deoö, 6 dsö? Iv aötip |ilvet xai autö? Iv ttj> (vgl. 2 M 4 12«.. vielleicht auch 2 5 f., wenn Iv aik hier nicht auf Christus

§ 6.

95

Koivuma in der Bedeutung "die Gemeinschaft'

z u beziehen ist. E s ist für den I Joh ja charakteristisch, daß es oft nicht möglich ist, zu entscheiden, ob sich das atköc auf Gott oder Christus bezieht; vgl. z. B . 3 23). Die Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus und G o t t , die diese Stellen ausdrücken, ist gewiß nicht im Sinn des Einswerdens, das eine Verschmelzung mit Christus oder G o t t bewirkte, zu verstehen. So faßt Joh das Verhältnis zwischen Christus und den Jüngern nirgends a u f ; das ist zudem durch die vielen Stellen, an denen J o h v o m G l a u b e n an Jesus spricht, ausgeschlossen 1 . D i e Gemeinschaft ist vielmehr im Sinn einer völligen (»mystischen«) Lebensgemeinschaft zu fassen 2 , einer Gemeinschaft, die schon hier in diesem Leben beginnt und dann im Jenseits, beim Vater, ihre Fortsetzung findet (vgl. dazu I 4 l f f . ) 3 . Nichts anderes als das Einssein, Sein in Christus (und Gott), Bleiben in Christus (und Gott) bedeutet nun auch die W e n d u n g im I J o h : xotvtovia (lera toö iaxtpb( xat (istä xoö oioö aötoö 'Irjaoö Xpiotoö. D a s ist sachlich ohne weiteres klar, läßt sich aber auch aus der johanneischen Ausdrucksweise sprachlich begründen: Johannes d r ü c k t den Gedanken der Gemeinschaft mit G o t t bzw. Christus zumeist mit den verbalen W e n d u n g e n elvai, jiiveiv lv ¿{tot usw. — und nicht substantivisch — aus. E s fragt sich, wie dieser G e d a n k e substantivisch ausgedrückt lauten würde. Die A n t w o r t geben E v . 13 8 und I Brief 1 3 b. 6- 7|AST°

E v . 13 8 sagt Jesus zu P e t r u s : käv (fi) vio> ae, oöx I x £ t i ¿{j.o5. — Mdpo? = ¡ispi?4 bedeutet 'der Anteil'. Mipo? |ieton

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