Der Autor und sein Text: Die Verfälschung des Originals im Urteil antiker Autoren 3110202506, 9783110202502

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Der Autor und sein Text: Die Verfälschung des Originals im Urteil antiker Autoren
 3110202506, 9783110202502

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Markus Mülke Der Autor und sein Text



Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Gustav-Adolf Lehmann, Heinz-Günther Nesselrath und Otto Zwierlein

Band 93

Walter de Gruyter · Berlin · New York

Der Autor und sein Text Die Verfälschung des Originals im Urteil antiker Autoren

von

Markus Mülke

Walter de Gruyter · Berlin · New York

앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISSN 1862-1112 ISBN 978-3-11-020250-2 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2008 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandentwurf: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen

Vorwort Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die unter dem Titel „Falsare haec et corrumpere non timuerunt. Antike Autoren über die Verfälschung literarischer Werke“ im Sommersemester 2007 von dem Fachbereich 8 Geschichte/ Philosophie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster angenommen worden ist. An dieser Stelle möchte ich denjenigen danken, die zum Entstehen der Arbeit besonders beigetragen haben: Der Studienstiftung des Deutschen Volkes für ihre Studienförderung; Herrn Prof. Dr. William M. Calder III für seine Großzügigkeit, die in den vergangenen Jahren mehrfach Forschungsaufenthalte in der anregenden Gemeinschaft der Fondation Hardt (Vandœuvres/Genf) ermöglichte; den Kollegen in der Bibliothek der Augustana-Hochschule für ihre unermüdliche Hilfe bei der Literaturbeschaffung; den Herausgebern der „Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte“ für die Aufnahme in ihre Reihe und ihre zahlreichen Verbesserungshinweise sowie den Kollegen im Verlag Walter de Gruyter für die zuvorkommende und hilfsbereite Betreuung der Publikation. Herrn Prof. Dr. Rainer Henke danke ich nicht nur für die Übernahme des Zweitgutachtens, sondern für all seinen Rat und seine Hilfe, auf die ich stets, gerade auch in schwierigeren Momenten, zählen konnte. Angeregt hat diese Studie mein verehrter Lehrer Herr Prof. Dr. Christian Gnilka. Beginnend mit einem Proseminar zu Cicero im ersten Semester, später als studentische Hilfskraft und dann als Assistent habe ich bei ihm philologisches Arbeiten gelernt, die Text- und Echtheitskritik sowie die christliche Spätantike überhaupt erst kennengelernt. Wieviel das vorliegende Buch seinem wissenschaftlichen Unterricht und seinem persönlichen Zuspruch verdankt, ist offenkundig. Der liebevollen und geduldigen Unterstützung meiner Eltern verdanke ich mehr, als hier ausgedrückt werden könnte. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.

Nürnberg, Dezember 2007

Markus Mülke

Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart ...............................

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors ..................................

11

1. Einleitung .................................................................................................... 2. Die admonitiones der Autoren .................................................................... 3. Ergebnisse ................................................................................................... 4. Methodische Schlußfolgerungen ................................................................

11 20 38 73

B. Offene Literatur und „work in progress“? .......................................

83

C. Verfälschende Epitomai und Florilegien .........................................

95

D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor ...........................

109

1. Einleitung .................................................................................................... 2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung ............................................... 3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften ....................... 4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung ...................................... 5. Der Übersetzer als neuer Autor ................................................................... 6. Titel von Übersetzungen .............................................................................

109 111 124 163 178 190

E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke .........................................

202

1. Einleitung .................................................................................................... 2. Kritische Gelehrtenausgaben ...................................................................... 3. Umfassende Rezensionen in der paganen Literatur .................................... 4. Umfassende Rezensionen in der frühchristlichen Literatur ........................ 5. Resümee ......................................................................................................

202 208 218 243 258

Schluß und Ausblick ............................................................................

261

Anhänge ...............................................................................................

266

Anhang zu Kapitel A ...................................................................................... Anhang zu Kapitel B ....................................................................................... Anhang zu Kapitel D ...................................................................................... Deutsche Übersetzung ausgewählter Texte ....................................................

266 276 284 289

Literaturverzeichnis .............................................................................

295

Register ................................................................................................

375

Stellen ............................................................................................................. Namen und Sachen .........................................................................................

375 397

Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart Als 1993 die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Gliedkirchen, die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich sowie die Kirche Augsburgischer Konfession und die Reformierte Kirche im Elsaß und in Lothringen das Evangelische Gesangbuch der Öffentlichkeit vorstellten, war nach über zehn Jahren die Arbeit der Gesangbuchausschüsse der Evangelischen Kirche in Deutschland und des damaligen Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR zu einem Abschluß gekommen. Das Evangelische Gesangbuch (EG) ersetzt das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG). Dieses war seit den sechziger Jahren verstärkt in die Kritik geraten und hatte bereits um 1970 erste Revisionen erfahren1. Die Aufforderung der Evangelischen Kirche Deutschlands und des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR an die Gesangbuchausschüsse im Jahre 1979, ein neues Gesangbuch zu erarbeiten, entsprach dem Willen derjenigen, die das EKG in Text und Musik für sprachlich, musikalisch, theologisch und politisch als veraltet und erneuerungsbedürftig ansahen. Das EG geht also auf einen Auftrag der Evangelischen Kirche zurück, ist also gleichsam ein Projekt „von oben“2. Die beauftragten Gesangbuchausschüsse urteilten in ihren Abstimmungen nach dem Mehrheitsprinzip. Die majoritäre Entscheidung über die aufzunehmenden Texte und Melodien hat nach Einschätzung der Befürworter das EG zum „demokratischsten“3 aller bisherigen protestantischen Gesangbücher werden lassen. Gleichwohl wurden sogleich auch Bedenken laut: Das EKG sei so obsolet nicht, die theologischen Grundsätze einer Revision müßten umsichtig festgelegt werden, und die alte Tradition der Texte und der Musik protestantischer Kirchenlieder sei treu zu bewahren. Eine kontroverse Debatte um die Anlage, Grundsätze und Ziele des neuen Werks hat daher die Arbeit der Ausschüsse von Anfang an begleitet. Neben der Streichung alter 1 2

3

Einblicke in die Entstehungsgeschichte des EG bieten: Gesangbucharbeit (1990) passim; Hoffleit (1994) 216f.; Krummacher (1995a) passim und Reich (2003) 105/08. Vgl. Rößler (1990) 9: „... die Beauftragung geht nicht etwa von Liedexperten oder Gesangbuchexperimentierern oder von Umstürzlern und Neutönern aus, sondern von den Spitzen der Landeskirchen, die für die geordnete und wirkungsvolle Pflege des Kirchenlieds verantwortlich zeichnen“. Rößler (1990) 9f.; vgl. auch Krummacher (1995a) 765. Einwände gegen dieses „Demokratieverständnis“ erhebt Steiger (1995a) 21015 und (1995b) 303f.

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Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart

und der Einführung neuer Lieder, neben Veränderungen in der musikalischen Form, der Gliederung des Gesangbuchs und Veränderungen im Textteil waren besonders die revisorischen Maßnahmen am Wortlaut alter Kirchenlieder Gegenstand der Diskussion. Einerseits suchten die Ausschüsse weitgehende Textverfälschungen, welche vor allem bei früheren ökumenischen Liedrevisionen vorgenommen worden waren, rückgängig zu machen, andererseits aber auch selbst emendierend in den Bestand der Liedtexte einzugreifen. Verschiedenen Kriterien sollte die Revision Rechnung tragen, wobei das Heute, die geistige Haltung der eigenen Gegenwart als Maßstab der Bewertung jahrhundertelanger Liedtradition dienten4: Historisch-politisch noch korrekt? Mit zeitgenössischer Theologie vereinbar? Ökumenisch haltbar? International genug? Inklusive Sprache verwirklicht? „Juden und Christen im neuen Evangelischen Gesangbuch“5? Und nicht zuletzt: Sprachlich heute noch les-, sing- und verstehbar? Es ist aufschlußreich, mit dem schließlich im Jahr 1993 publizierten Ergebnis die programmatischen Ankündigungen und Stellungnahmen derjenigen, welche die Revision günstig beurteilten, zu vergleichen6: „Revisionen können nicht vermieden werden, ... aber sie sollen so sparsam wie möglich angewandt werden ... Wenn schon eingegriffen werden muß, dann soll die Revision dem Geist der Sprache des Dichters und seiner Zeit entsprechen und nicht beliebig modernisiert werden – eine radikale Absage an die rationalistischen Tendenzen einer konsequenten Vereinheitlichung ... Die Fülle wertvoller Dichtung im Gesangbuch gebietet einen äußerst behutsamen Umgang mit der poetischen Gestalt ... Es muß nicht unbedingt das Original sein, wenn es im Zuge seiner Wirkungsgeschichte eine theologische Neuprofilierung erhalten hat; durch den Gebrauch wird ja ein Lied zurechtgesungen und zurechtgesagt ... Neu kommt eine besondere Sensibilität in drei Bereichen hinzu: in der martialischen Redeweise von Waffen und Rüstung, Kampf und Sieg, in den minnesüßen Ausdrücken der verniedlichenden Anrede der göttlichen Personen und in der allzu gegenständlichen Ausmalung von Sünde, Hölle und Teufel. Hier wurden die meisten Umformungen erwogen. Es bleibt aber doch die bedrängende Frage, ob man mit der veränderten Sprachgestalt nicht doch den Sinngehalt preisgegeben hat, den man eigentlich festhalten wollte ...“7. 4

5 6 7

Vgl. Marti (1995) 19. Marti, Mitglied der Schweizer Gesangbuchkommission, verteidigt die neuen Lieder im EG gegen eine „Rückkehr zu ‚konfessionell-dogmatischen Unterscheidungen‘, somit zu unfruchtbaren und unheilvollen jahrhundertealten Distinktionen, deren Überwindung ein echter Fortschritt und nicht bloß ein Zeichen postmoderner Indifferenz“ sei; vgl. auch Krummacher (1995b) 23. Steiger (1995a) 210/14 unterzieht diese Haltung am Beispiel des ins neue Gesangbuch nicht mehr aufgenommenen Lieds „Durch Adams Fall ist ganz verderbt“ (EKG 243) einer kritischen Prüfung. Einen kurzen Überblick über die Debatte bietet Reich (2003) 105/08. Vgl. Lippold (1990a) passim. Vgl. neben den oben folgenden Zitaten noch: Dörmann (1990) 100/02; Lippold (1990b) 73f.; Rößler (1990) 14f. 30f. und Krummacher (1995a) 772/74. Rößler (1990) 15f.

Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart

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Oder ähnlich: „Ein Lied, zumal wenn sein Text ein eigentliches Kunstwerk darstellt, wie es bei Martin Luther, Paul Gerhardt, Matthias Claudius und vielen anderen ohne Zweifel der Fall ist, hat Anspruch darauf, in seiner so gewollten Gestalt und auch in den Vorstellungs- und Redeformen seiner Zeit respektiert zu werden. Natürlich gibt es in alten Texten Wendungen, die unverständlich oder doch schwer verständlich geworden sind, manchmal auch unnötig Holpriges. Da sind behutsame Eingriffe erlaubt und geboten ... Es gehört aber zur generationenverbindenden Kraft der Sprache, daß Menschen von heute, wenn man einige Klötze hinwegräumt, durchaus noch verstehen können, was Luther geschrieben hat ... Wenn sie [sc. die Ausschüsse] in Texte alter Lieder eingegriffen haben – bei Martin Luther und bei Paul Gerhardt ohnehin nur höchst selten –, so nicht im Sinne einer Einebnung und Anpassung an die Gegenwartssprache und an die für sie zu erhebenden Forderungen“8.

Von besonderem Gewicht ist außerdem das Vorwort zum ersten Heft der Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, das im Jahr 2000 im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland herausgegeben worden ist und somit eine offizielle Verlautbarung des Auftraggebers des Gesangbuchs darstellt. Dort heißt es9: „Kein Gesangbuch kann auf Redaktion und Revision der einzelnen Lieder verzichten. Für das EG gelten restriktive Grundsätze: Das Original in seiner Individualität, auch in seiner Widerständigkeit, erhält hohe Priorität ... Eine erforderliche Änderung muss aus dem Geist des Dichters oder seiner Zeit geschehen; Verstehbarkeit darf nicht auf vordergründige Eingängigkeit reduziert werden“.

Im folgenden seien an nur wenigen Liedbeispielen aus dem Stammteil des EG Proben des revisorischen Verfahrens der Gesangbuchausschüsse vorgeführt10. Die Auswahl beschränkt sich zum einen entweder auf jene Fälle, in denen sprachliche Gründe zur Revision veranlaßt haben sollen – die Synopse zum Evangelischen Gesangbuch11 klassifiziert diese Eingriffe als „Anpassung an den heutigen Sprachgebrauch“12 –, oder auf solche, welche weder im EG noch in der Synopse näher begründet werden. Zum anderen verbindet die folgenden Lieder ihr dichterischer Rang: Die Texte erreichen poetische Qualität, stammen (mit Ausnahme des letzten) von großen, bekannten Autoren protestantischer Konfession und sind nach jahrhunderte-

8 Lippold (1990c) 77, vgl. auch 82. 9 Liederkunde (2000) 13. 10 Weitere Hinweise bei Steiger (1995b) 311/17; Franz (2003) 16 und Kurzke (2003) 157f. (mit Lit.). 11 Vgl. Frahm (1996) passim. 12 Diesem Prinzip treten Hoffleit (1994) 226 und Steiger (1995b) passim entgegen. Darauf, daß bereits im EKG die im folgenden zu behandelnden Texte in sprachlich und orthographisch modernisierter Form zu lesen waren, sei hier nur hingewiesen.

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Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart

langer Überlieferung auch heute noch vielen evangelischen Christen vertraut13. a) In dem Abendmahlslied Martin Luthers „Jesus Christus, unser Heiland“ von 1524 sind die für die Abendmahlstheologie des Reformators wichtigen Strophen 3 und 6 „entfallen“14: EKG 154 (Vorlage) 1. „Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt, durch das bitter Leiden sein half er uns aus der Höllen Pein. 2. Daß wir nimmer des vergessen, gab er uns sein’ Leib zu essen, verborgen im Brot so klein, und zu trinken sein Blut im Wein. 3. Wer sich will zu dem Tisch machen, der hab wohl acht auf sein Sachen; wer unwürdig hinzugeht, für das Leben den Tod empfäht. 4. Du sollst Gott den Vater preisen, daß er dich so wohl wollt speisen und für deine Missetat in den Tod sein’ Sohn geben hat. 5. Du sollst glauben und nicht wanken, daß’s ein Speise sei den Kranken, den’ ihr Herz von Sünden schwer und vor Angst ist betrübet sehr. 6. Solch groß Gnad und Barmherzigkeit sucht ein Herz in großer Arbeit; ist dir wohl, so bleib davon, daß du nicht kriegest bösen Lohn. 7. Er spricht selber: ‚Kommt, ihr Armen, laßt mich über euch erbarmen; kein Arzt ist dem Starken not, sein Kunst wird an ihm gar ein Spott.

EG 215 (revidiert) 1. „Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt, durch das bitter Leiden sein half er uns aus der Höllen Pein. 2. Daß wir nimmer des vergessen, gab er uns sein’ Leib zu essen, verborgen im Brot so klein, und zu trinken sein Blut im Wein.

3. Du sollst Gott den Vater preisen, daß er dich so wohl wollt speisen und für deine Missetat in den Tod sein’ Sohn geben hat. 4. Du sollst glauben und nicht wanken, daß’s ein Speise sei den Kranken, den’ ihr Herz von Sünden schwer und vor Angst ist betrübet sehr.

5. Er spricht selber: ‚Kommt, ihr Armen, laßt mich über euch erbarmen; kein Arzt ist dem Starken not, sein Kunst wird an ihm gar ein Spott.

13 Für diese Texte ist also nicht, wie für manch anderes Kirchenlied, „konstitutiv, daß es keinen ‚Urtext‘ gibt, sondern nur eine prozeßhafte Überlieferung, die ... die Textgrenzen auflöst und in einen flüssigen Aggregatzustand zurückkehrt, aus dem sich wechselnde Mischungen und schließlich neue Verfestigungen bilden“ (Wunderhorn [2001] 11); vgl. auch Franz (2003) 25. 14 Vgl. Hoffleit (1994) 220: „Luthers Abendmahlsverständnis wurde verfälscht, um unser heutiges zur Geltung zu bringen. Denn durch das Weglassen dieser beiden Strophen entfällt die Aussage über das unwürdig zum Tisch des Herrn Treten bzw. das zum Gericht Essen und Trinken. Die Frage nach der rechten Würdigkeit wird so verwischt. Der Gesamtduktus wurde also entstellt, der theologische Gehalt geglättet und die implizite Abendmahlslehre verkürzt“ und Steiger (1995b) 315f. Zur problematischen Kürzung längerer Lieder in Gesangbüchern vgl. auch Steiger (1995b) 311/17 und Franz (2003) 17/21.

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8. Hättst du dir was konnt erwerben, was braucht ich für dich zu sterben? Dieser Tisch auch dir nicht gilt, so du selber dir helfen willt.‘ 9. Glaubst du das von Herzensgrunde und bekennest mit dem Munde, so bist du recht wohlgeschickt, und die Speise dein Seel erquickt. 10. Die Frucht soll auch nicht ausbleiben; deinen Nächsten sollst du lieben, daß er dein genießen kann, wie dein Gott hat an dir getan“.

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6. Hättst du dir was konnt erwerben, was braucht ich für dich zu sterben? Dieser Tisch auch dir nicht gilt, so du selber dir helfen willt.‘ 7. Glaubst du das von Herzensgrunde und bekennest mit dem Munde, so bist du recht wohlgeschickt, und die Speise dein Seel erquickt. 8. Die Frucht soll auch nicht ausbleiben; deinen Nächsten sollst du lieben, daß er dein genießen kann, wie dein Gott hat an dir getan“.

b) Zwei Psalmlieder zum Psalm 124 aus dem Jahr 1524, Luthers „Wär Gott nicht mit uns diese Zeit“ (EKG 192) und „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ von Justus Jonas (EKG 193), sind, neben kleineren Veränderungen in der Stellung einzelner Wörter, zu einem Lied (EG 297) zusammengeschnitten15. Aus Jonas sind die Strophen 3 und 5 „entfallen“, seine Strophe 4 ist nun zur Strophe 5 geworden, dazwischen stehen die Strophen 2 und 3 des lutherischen Psalmlieds16: EKG 193 (Vorlage) 1. „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält, wenn unsre Feinde toben, und er unsrer Sach nicht zufällt im Himmel hoch dort oben, wo er Israels Schutz nicht ist und selber bricht der Feinde List, so ists mit uns verloren. 2. Was Menschenkraft und -witz anfäht, soll uns billig nicht schrecken; er sitzet an der höchsten Stätt, der wird ihrn Rat aufdecken. Wenn sie’s aufs klügste greifen an, so geht doch Gott ein andre Bahn; es steht in seinen Händen. 3. Sie wüten sehr und fahren her, als wollten sie uns fressen; zu würgen steht all ihre Begehr, Gotts ist bei ihn’ vergessen. Wie Meereswellen einher schlan, nach Leib und Leben sie uns stahn; des wird sich Gott erbarmen“.

EG 297 (revidiert) 1. „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält, wenn unsre Feinde toben, und er unsrer Sach nicht zufällt im Himmel hoch dort oben, wo er Israels Schutz nicht ist und selber bricht der Feinde List, so ist’s mit uns verloren. 2. Was Menschenkraft und -witz anfängt, soll uns billig nicht schrecken; er sitzet an der höchsten Stätt, der wird ihrn Rat aufdecken. Wenn sie’s aufs klügste greifen an, so geht doch Gott ein andre Bahn; es steht in seinen Händen“.

15 Vgl. Krummacher (1995a) 773: „Hier ist zusammengewachsen, was nicht zusammengehört. Die Lieder sind nicht miteinander kompatibel, wie sich an den jetzt entstandenen Dopplungen und Überschneidungen im Vergleich zum Psalm selber zeigt“. 16 Zur Erweiterung eines Lieds durch fremdes Textgut – dem revisorischen Gegenstück zur Kürzung – vgl. auch Franz (2001) 188f.

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EKG 192 (Vorlage) 1. „Wär Gott nicht mit uns diese Zeit – so soll Israel sagen – wär Gott nicht mit uns diese Zeit, wir hätten müssen verzagen, die so ein armes Häuflein sind, veracht’ von so viel Menschenkind, die an uns setzen alle. 2. Auf uns ist so zornig ihr Sinn; wo Gott hätt das zugeben, verschlungen hätten sie uns hin mit ganzem Leib und Leben; wir wärn als die ein Flut ersäuft und über die groß Wasser läuft und mit Gewalt verschwemmet. 3. Gott Lob und Dank, der nicht zugab, daß ihr Schlund uns möcht fangen. Wie ein Vogel des Stricks kommt ab, ist unsre Seel entgangen. Strick ist entzwei, und wir sind frei; des Herren Name steht uns bei, des Gotts Himmels und Erden“.

3. „Auf uns so zornig ist ihr Sinn; wo Gott hätt das zugeben, verschlungen hätten sie uns hin mit ganzem Leib und Leben; wir wärn als die ein Flut ersäuft und über die groß Wasser läuft und mit Gewalt verschwemmet. 4. Gott Lob und Dank, der nicht zugab, daß ihr Schlund möcht uns fangen. Wie ein Vogel des Stricks kommt ab, ist unsre Seel entgangen. Strick ist entzwei, und wir sind frei; des Herren Name steht uns bei, des Gotts Himmels und Erden“.

EKG 193 (Vorlage) 4. „Ach Herr Gott, wie reich tröstest du, die gänzlich sind verlassen. Der Gnaden Tür steht nimmer zu. Vernunft kann das nicht fassen, sie spricht: ‚Es ist nun alls verlorn‘, da doch das Kreuz hat neu geborn, die deiner Hilfe warten. 5. Die Feind sind all in deiner Hand, dazu all ihr Gedanken; ihr Anschlag ist dir wohl bekannt; hilf nur, daß wir nicht wanken, Vernunft wider den Glauben ficht, aufs Künftig will sie trauen nicht, da du wirst selber trösten. 6. Den Himmel hast du und die Erd, Herr unser Gott, gegründet; gib, daß dein Licht uns helle werd, laß unser Herz entzündet in rechter Lieb des Glaubens dein bis an das End beständig sein. Die Welt laß immer murren“.

5. „Ach Herr Gott, wie reich tröstest du, die gänzlich sind verlassen. Der Gnaden Tür steht nimmer zu. Vernunft kann das nicht fassen, sie spricht: ‚Es ist nun alls verlorn‘, da doch das Kreuz hat neu geborn, die deiner Hilfe warten.

6. Den Himmel hast du und die Erd, Herr, unser Gott, gegründet; gib, daß dein Licht uns helle werd, laß unser Herz entzündet in rechter Lieb des Glaubens dein bis an das End beständig sein. Die Welt laß immer murren“.

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c) In Paul Gerhardts „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ (1647), einem der bekanntesten evangelischen Passionslieder, ist die Strophe 6 „entfallen“17: EKG 62 (Vorlage) 5. „Ich will von deiner Lieblichkeit bei Nacht und Tage singen, mich selbst auch dir nach Möglichkeit zum Freudenopfer bringen. Mein Bach des Lebens soll sich dir und deinem Namen für und für in Dankbarkeit ergiessen; und was du mir zugut getan, das will ich stets, so tief ich kann, in mein Gedächtnis schließen. 6. Erweitre dich, mein Herzensschrein, du sollst ein Schatzhaus werden der Schätze, die viel größer sein als Himmel, Meer und Erden. Weg mit den Schätzen dieser Welt und allem, was ihr wohlgefällt! Ich hab ein Beßres funden: mein großer Schatz, Herr Jesu Christ, ist dieses, was geflossen ist aus deines Leibes Wunden. 7. Das soll und will ich mir zunutz zu allen Zeiten machen; im Streite soll es sein mein Schutz, in Traurigkeit mein Lachen, in Fröhlichkeit mein Saitenspiel; und wenn mir nichts mehr schmecken will, soll mich dies Manna speisen; im Durst soll’s sein mein Wasserquell, in Einsamkeit mein Sprachgesell zu Haus und auch auf Reisen“.

EG 83 (revidiert) 5. „Ich will von deiner Lieblichkeit bei Nacht und Tage singen, mich selbst auch dir nach Möglichkeit zum Freudenopfer bringen. Mein Bach des Lebens soll sich dir und deinem Namen für und für in Dankbarkeit ergiessen; und was du mir zugut getan, das will ich stets, so tief ich kann, in mein Gedächtnis schließen.

6. Das soll und will ich mir zunutz zu allen Zeiten machen; im Streite soll es sein mein Schutz, in Traurigkeit mein Lachen, in Fröhlichkeit mein Saitenspiel; und wenn mir nichts mehr schmecken will, soll mich dies Manna speisen; im Durst soll’s sein mein Wasserquell, in Einsamkeit mein Sprachgesell zu Haus und auch auf Reisen“.

d) Das Morgenlied Paul Gerhardts „Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne“ (1666) ist kurz vor seinem Schluß, in der 12. Strophe, „an den heutigen Sprachgebrauch“ angepaßt worden18: 17 Vgl. Krummacher (1995a) 774: „Durch die Streichung der bisherigen 6. Strophe entsteht eine andere, ursprünglich so nicht gemeinte gedankliche Verbindung. Die nunmehrige 6. Strophe läßt das einleitende ‚Das‘ an ‚was du mir zugut getan‘ anschließen und bezieht sich damit auf das Passionsgeschehen allgemein. Selbst wenn man den theologischen Verlust der gestrichenen Strophe und deren Singbarkeit heutzutage gering veranschlagt, ist hier in einer kaum akzeptablen Weise in einen Text- und Sinnzusammenhang eingegriffen worden“. 18 Krummacher (1995a) 774: „Das Subjekt des Satzes ist verändert und dabei P. Gerhardt auch noch ein grammatischer Fehler unterstellt, obwohl der originale Text keineswegs unverständlich ist“.

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Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart

EKG 346 (Vorlage) 12. „Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende; nach Meeresbrausen und Windessausen leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht. Freude die Fülle und selige Stille hab ich zu warten im himmlischen Garten; dahin sind meine Gedanken gericht’“.

EG 449 (revidiert) 12. „Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende; nach Meeresbrausen und Windessausen leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht. Freude die Fülle und selige Stille wird mich erwarten im himmlischen Garten; dahin sind meine Gedanken gericht’“.

e) Die Änderung in der 6. Strophe des Lieds „Die Sonn hat sich mit ihrem Glanz gewendet“ (1647 – Otto von Schwerin?) geht nach Angabe der Synopse auf die kleine Textrevision des Verbands evangelischer Kirchenchöre zurück: EKG 362 (Vorlage) 6. „Herr, wenn mich wird die lange Nacht bedecken und in die Ruh des tiefen Grabes strecken, so blicke mich mit deinen Augen an, daraus ich Licht im Tode nehmen kann ...“.

EG 476 (revidiert) 6. „Herr, wenn mich wird die lange Nacht bedecken und in die Ruh des tiefen Grabes stecken, so blicke mich mit deinen Augen an, daraus ich Licht im Tode nehmen kann ...“.

Die Verfechter der Revision haben ihre Eingriffe in die alten poetischen Liedtexte mit der Begründung gerechtfertigt, ein Gesangbuch sei keine kritische Edition, sondern ein „Gebrauchsbuch“19. Und doch haben sie selbst seine Funktion als Textgrundlage der Volksfrömmigkeit, als wichtigsten Überlieferungsträger der Kirchenlieder, welche wohl kaum einem evangelischen Christen aus einer wissenschaftlichen Textausgabe, sondern aus seinem Gesangbuch und dem Gottesdienst vertraut sind, ausdrücklich anerkannt20: „... so erfüllt das EG ohne Bruch, aber auch ohne manchen toten Ballast seine Aufgabe, Überlieferungsträger des Erbes und Anthologie der geistlichen Stimmen aus der Vergangenheit zu sein“.

Überdies stellt sich die Frage, ob nicht einerseits die einzelnen Lieder selbst, und damit das Gesangbuch als deren Summe, andererseits aber auch 19 Krummacher (1995a) 772. Vgl. Wunderhorn (2001) 7: „Kirchenlieder sind Gebrauchsliteratur. Sie werden üblicherweise nicht in kritischen Editionen überliefert, sondern in Gesangbüchern, die sie den verschiedensten Bedürfnissen anzupassen pflegen. Daß solche Anpassungen vollzogen werden, ist kein Zeichen der Schwäche und Treulosigkeit, sondern der lebendigen Kraft einer Tradition, die sich das Überlieferte durch Erneuerung zu eigen macht ... Zeiten großer Texttreue sind nicht automatisch Zeiten starken Glaubens, sondern oft im Gegenteil Zeiten geringer Eigenproduktivität, Zeiten dogmatischer Verhärtung oder Zeiten eines nostalgischen Historismus, der in der Vergangenheit die Größe sucht, die er in der eigenen Zeit nicht mehr findet“ und ausgewogener Franz (2003) 24/27. 20 Liederkunde (2000) 12.

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ihre spätere Bearbeitung zum Ausdruck theologischer, ja dogmatischer Positionen dienen21. Im Evangelischen Gesangbuch jedoch erscheinen zu den veränderten Liedern keinerlei Hinweise auf die revisorischen Eingriffe22. Vielmehr werden die revidierten Versionen durch die Angaben zu Autor, Entstehungsort und -zeit, welche unter die Texte gesetzt sind, ohne jeden Kommentar den alten Dichtern selbst zugeschrieben, so daß ein Leser, der von der Gesangbuchrevision nichts wüßte, jene Eingriffe nicht einmal auch nur wahrnehmen könnte. Die Evangelischen Kirchen setzen mit dem Evangelischen Gesangbuch die lange Reihe von Gesangbuchrevisionen fort, welche die Geschichte des Kirchenlieds durchzieht23 – nicht nur des protestantischen, sondern auch des katholischen, wie der im Herbst 2001 ergangene Beschluß der Deutschen Bischofskonferenz zeigt, in Weiterentwicklung der Tradition des Gotteslob ein neues Gebets- und Gesangbuch herauszubringen24. Die großen Dichter haben stets um dieses Schicksal ihrer Texte gewußt und sich dagegen verwahrt. Schon Martin Luther bemerkt in seiner Vorrede zum Wittenberger Gemeindegesangbuch25: „Nu haben sich etliche wol beweiset und die lieder gemehret, also das sie mich weit ubertreffen und jnn dem wol meine meister sind. Aber daneben auch die andern wenig guts dazu gethan. Und weil ich sehe, das des teglichen zuthuns on allen unterscheid, wie es einen jglichen gut dunckt, wil keine masse werden, uber das, das auch die ersten unser lieder je lenger je felscher gedruckt werden, hab ich sorge, es werde diesem büchlin die lenge gehen, wie es alle zeit guten büchern gangen ist, das sie durch ungeschickter köpffe zusetzen so gar uberschüttet und verwüstet sind, das man das gute drunter verloren und alleine das unnütze jm brauch behalten hat ... Es wil je der meuse mist unter dem Pfeffer sein ... Bitte und vermane alle, die das reine wort lieb haben, wolten solchs unser büchlin hin furt, ohn unser wissen und willen, nicht mehr bessern odder mehren. Wo es aber on unser wissen gebessert würde, das man wisse, es sey nicht unser zu Wittemberg aus gegangen büchlin ...“,

21 Vgl. Steiger (1995b) 310f. 22 Vgl. auch die Kritik in Wunderhorn (2001) 11 über die „oft fragwürdigen Quellenangaben“. 23 Vgl. dazu den kurzen, aber instruktiven Überblick bei Steiger (1995a) 214/26 und älter Mahrenholz (1950) passim. 24 Insgesamt deutet sich dort ein zurückhaltenderer Umgang mit der Tradition an, vgl. nur Franz (2003) passim und Kurzke (2003) 157/60. 25 Text nach: Luthers geistliche Lieder und Kirchengesänge. Vollständige Neuedition in Ergänzung zu Band 35 der Weimarer Ausgabe, bearbeitet von Markus Jenny, KölnWien 1985 = Archiv zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers. Texte und Untersuchungen 4, hier S. 324f. Die Frage nach der genauen Datierung dieser Vorrede ist an dieser Stelle nicht von Belang. Vgl. mit weiteren Hinweisen Hoffleit (1994) 215 und Steiger (1995a) 214/16 (dort auch wichtige Äußerungen anderer Kritiker, wie Christian Marbach, Christian Friedrich Daniel Schubart oder Johann Gottfried Herder).

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Einleitung: Eine Textrevision aus der Gegenwart

und wie eine spätere Zustimmung liest sich Johann Gottfried Herders Mahnung in der Vorrede des von ihm herausgegebenen Weimarer Gesangbuchs (Ausgabe von 1783): „Ein Wahrheits- und Herzensgesang, wie die Lieder Luthers alle waren, bleibt nie mehr derselbe, wenn ihn jede fremde Hand nach ihrem Gefallen ändert, so wenig unser Gesicht dasselbe bliebe, wenn jeder Vorübergehende darinn schneiden, rücken und ändern könnte, wie’s ihm, dem Vorübergehenden, gefiele“.

A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors 1. Einleitung Die Geschichte der Weltliteratur ist auch eine Geschichte der Verfälschungen. Von den Anfängen bis in die Gegenwart sind Werke gerade vielgelesener Autoren nach ihrer Veröffentlichung von fremder Hand verändert worden. Um nur einige bekannte Beispiele aus der Antike zu nennen: Die homerischen Epen las man im dritten Jahrhundert vor Christus in so entstellter Form, daß sich aus der Erkenntnis der text- und echtheitskritischen Anstöße und dem Versuch, diese systematisch zu beseitigen, die alexandrinische Philologie entwickelte. Die Texte der attischen Tragödie sind bis heute durch Störungen beeinträchtigt, die offenbar auf Eingriffe sowohl der Theaterschauspieler als auch späterer Bearbeiter zurückgehen. Die plautinischen Komödien wurden ebenso wie später die Satiren Iuvenals durch fremde Zusätze verändert. Schon die antiken Kommentare bezeugen unechtes Versgut in der Aeneis Vergils. Auch die großen christlichen Dichter Iuvencus, Prudentius und Paulinus von Nola blieben davon nicht verschont. Und im vierten Jahrhundert nach Christus veranlaßte die Verwilderung des lateinischen Bibeltexts Papst Damasus und Hieronymus, eine neue, kritischen Ansprüchen genügende Übersetzung aus dem Hebräischen und Griechischen zu besorgen. Die Maßnahmen späterer Textbearbeiter bestehen in der Veränderung des Wortlauts, in Umstellungen, in Zusätzen oder in Tilgungen26. Entspricht der Text nach solchen – vom Autor nicht genehmigten – Eingriffen nicht mehr seiner ursprünglichen Gestalt, liegt Verfälschung des betroffenen Werks vor. Als Interpolation haben dabei terminologisch sowohl unechte Ersatzfassungen, die an die Stelle getilgten echten Textguts treten, als auch Zusätze zu gelten. Von Fälschung hingegen sollte nur dann gesprochen werden, wenn ein ganzes Werk, sei es ein älteres oder ein neu verfaßtes, einem anderen Autor absichtlich falsch zugeschrieben wird, wie z.B. die zahlreichen frühchristlichen Pseudepigrapha oder, aus neuerer Zeit, die sogenannten Hitler-Tagebücher27. 26 Vgl. Speyer (1971) 19f. und (1981) 101f. sowie Wilson - Heyworth (1998) 1034. 27 Diese begriffliche Unterscheidung findet sich auch bei Dobat (1983) 673. Der wichtige Bereich der Pseudepigrapha und der Plagiate wird im folgenden allenfalls beiläufig behandelt.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

Selbst die Erfindung des Buchdrucks in der frühen Neuzeit hat die Gefahr der Textverfälschung nicht vollkommen bannen können28. Der Humanist Georgius Merula Alexandrinus etwa zeigte sich in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Rei Rusticae Scriptores (Venedig 1472) bestürzt über die – auch textkritisch – gravierenden Folgen der erst durch den Buchdruck begünstigten massenhaften Verbreitung der antiken Schriften: nam docti pariter et indocti ad corrigendos libros passim concurrunt, quasi in compitis et in plebe vulgaria illa decantentur, quae felicioribus temporibus remotiora et recondita mediocriter doctis incognita fuerunt29, und im Jahr 1835 klagte Georg Büchner in einem Brief an seine Familie darüber, daß sein Freund Karl Gutzkow, dem er das Drama Dantons Tod zur Publikation anvertraut hatte, den Text ohne sein Wissen schwerwiegend verändert und in völlig entstellter Form im Literaturblatt Phönix publiziert habe30: „... erst muß ich bemerken, daß die Erlaubnis, einige Änderungen machen zu dürfen, allzusehr benutzt worden ist. Fast auf jeder Seite weggelassen, zugesetzt, und fast immer auf die dem Ganzen nachteiligste Weise. Manchmal ist der Sinn ganz entstellt oder ganz und gar weg, und fast platter Unsinn steht an der Stelle. Außerdem wimmelt das Buch von den abscheulichsten Druckfehlern. Man hatte mir keinen Korrekturbogen zugeschickt. Der Titel ist abgeschmackt, und mein Name steht darauf, was ich ausdrücklich verboten hatte; er steht außerdem nicht auf dem Titel meines Manuskripts. Außerdem hat mir der Korrektor einige Gemeinheiten in den Mund gelegt, die ich in meinem Leben nicht gesagt haben würde ... Ich halte übrigens mein Werk keineswegs für vollkommen, und werde jede wahrhaft ästhetische Kritik mit Dank annehmen“.

In Antike und Mittelalter jedoch, als Texte handschriftlich vervielfältigt wurden, war jene Gefahr ungleich größer. Ganz gleichgültig, welche Theo28 Vgl. Holtz (1992) 350f.; Chiesa (2002a) 12. 15f.; Martin (2004) 212 und Schmidt, Paul Gerhardt (2005) 437f.: „Was die Kopisten von Handschriften taten, wurde in den Zeiten des Buchdrucks weiter fortgeführt ... Die Philologen des ausgehenden 15. Jahrhunderts und des gesamten 16. Jahrhunderts haben ihre Vorbehalte gegenüber der Latinität der von ihnen edierten Texte in ihre Editionen eingehen lassen. Sie unterdrückten nicht nur ihnen obszön erscheinende Partien oder dogmatische Bedenklichkeiten; sie nahmen vielmehr Anstoß an solchen Wörtern, die nicht bei Cicero belegt, sondern Neologismen des Mittelalters waren. Ohne darauf hinzuweisen, daß sie Änderungen gegenüber dem in den Handschriften überlieferten Wortbestand vornahmen, griffen sie regulierend in den Text ein“. 29 Vgl. Botfield (1861) 147; vgl. auch Grafton (1998b) 59f. zu dem Humanisten Giannantonio Campano. 30 Brief vom 28. Juli 1835, in: Georg Büchner, Werke und Briefe. Münchner Ausgabe, herausgegeben von Karl Pörnbacher, Gerhard Schaub, Hans-Joachim Simm und Edda Ziegler, München 21990, 305f., vgl. 727 (Kommentar). Für den Hinweis auf diesen Brief sei Herrn Professor Rainer Henke herzlich gedankt. Vgl. auch Schmid (1984) 434f. und Lefevere (1992) 150/60 sowie mit einem anderen erhellenden Beispiel Genette (1989) 231f.

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rie der antiken und mittelalterlichen Überlieferungsverhältnisse man auch vertreten mag, es ist unmittelbar einsichtig, daß ein Text, der stets von neuem manuell kopiert wird und sich im Laufe seiner Verbreitung immer weiter vom Verfasser entfernt, leicht und unbemerkt verändert werden kann31. Dabei spielt freilich neben den in jenen Epochen grundsätzlich anderen materialen Überlieferungsbedingungen auch ein psychologischer Gesichtspunkt eine nicht unwesentliche Rolle: Wer mit eigener Hand – oder zumindest mit eigenem Aufwand für Material und Schreiber – einen Text reproduziert, hat, anders als ein moderner Drucker, einen einmaligen Anteil an der Herstellung des neuen Exemplars, und dieser Anteil mag in der eigenen Wahrnehmung ein größeres Recht, eine größere Freiheit gegenüber dem tradierten Wortlaut begründen. Während das Mittelalter schon seit langem als eine „Zeit der Fälschungen“ gilt32, verschaffen jüngere Untersuchungen auch in der Altertumswissenschaft der alten Einsicht neue Geltung, daß die antiken griechischen und lateinischen Texte nicht erst im Mittelalter verfälscht wurden, sondern oft schon in der frühen Phase ihrer Überlieferungsgeschichte, bald nach der Herausgabe. Wenn im allgemeinen die spätere Kaiserzeit, also die Zeit nach dem auch für die Überlieferungsgeschichte literarischer Texte dunklen dritten Jahrhundert nach Christus33, als Epoche eines besonders aktiven Fälscherwesens erscheint, dann entspricht das der historischen Wahrheit34, doch beruht dieser Eindruck auf einer im Vergleich zu früheren Epochen günstigeren Quellenlage. Denn umgekehrt läßt sich aus dem Befund, daß sich in der Spätantike explizite Nachrichten zu Fälschungen und Verfälschungen sowie zur Text- und Echtheitskritik häufen, nicht ohneweiteres ableiten, zuvor seien die Texte immer und überall originalgetreu weitergegeben worden. Dem widersprechen die Ergebnisse der neueren Forschung sowohl zur griechischen und lateinischen Literatur als auch zur Textgeschichte der Bibel – selbst dort, wo äußere Kriterien zum Nachweis sekundärer Textdiaskeuase, wie Divergenzen der handschriftlichen Überlieferung oder explizite echtheitskritische Urteile in den Quellen, fehlen und ausschließlich innere Kriterien in Anschlag gebracht werden können35. 31 Vgl. Speyer (1981) 101 und Holtz (1992) 348/50. 350f. 32 Vgl. Fuhrmann, Horst (1963 passim [mit den Diskussionsbeiträgen Karl Bosls und Hans Patzes]); (1972) passim und (2000) 193/236 (mit Lit.); Kennedy (1970) passim; Meyvaert (1986) 84; Grafton (1990) 23; Beatrice (2002) 39 sowie Schmidt, Paul Gerhardt (2005) passim. 33 Vgl. Fehl (1938) 137f. u.ö. (im Anschluß an die Forschungen Jachmanns) und Wieacker (1960) 90f. 439/44. 34 Dies gegen Gruppe (1859) 541, vgl. aber 562/64. 35 Die Ergebnisse der alt- und neutestamentlichen Textforschung können im folgenden nur en passant berücksichtigt werden. Die Trennung dieser Disziplinen von der Text- und Echtheitskritik der klassischen Altertumswissenschaft ist desto bedauerlicher (vgl. Luck

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

Ein antiker Autor hatte nach der allgemeinen Veröffentlichung einer Schrift kaum noch die Möglichkeit, deren handschriftliche Verbreitung wirksam zu steuern und zu kontrollieren36. Zwar gilt selbst heute noch, daß dem Schriftsteller das, was einmal die Grenzen seines eigenen, privaten Einflußbereichs verlassen hat, sofort vom Publikum angerechnet wird und sich formal wie inhaltlich dem kritischen Urteil der Öffentlichkeit zu stellen hat: delere licebit | quod non edideris; nescit vox missa reverti37. In Antike und Mittelalter aber verlor ein Autor im Moment der Publikation weitgehend auch die Kontrolle über etwaige Veränderungen, die sein Werk im Verlauf der handschriftlichen Überlieferung zwangsläufig erfahren mußte. Es existiert kein antiker Text, der jemals in irgendeiner Handschrift fehlerfrei überliefert worden wäre38, und so war es dem Verfasser, wie

[1981] 173), je deutlicher neuere Untersuchungen zu Tage fördern, daß die biblischen Schriften ähnlichen historischen Vorgängen in Überlieferung und Textbearbeitung ausgesetzt waren wie die Werke der antiken Literatur. Vgl. zum Alten Testament nur die Überblicksdarstellungen bei Tov (1997) und Kreuzer (2002), zum Fortgang der neutestamentlichen Textforschung und ihren unterschiedlichen Methoden im Überblick (mit Lit.) Metzger (1966) passim und (1980) passim; Colwell (1969) passim; Birdsall (1970) passim und (1992) passim; Aland (1989) passim; Kilpatrick (1990) passim; Epp - Fee (1993) passim; Aland - Delobel (1994) passim sowie Denaux (2002) passim. 36 Vgl. Adam (1906) 6f.; Schubart (1921) 152: „War das Buch erschienen, so war es vogelfrei“; Birt (1913) 312: „... es heißt mit Recht: nescit vox missa reverti, und die Reue kommt zu spät“; Sommer (1926) 393; Arns (1953) 83; Tcherikover (1958) 173; van Groningen (1963) 7f.: „le texte se trouve exposé à toutes les initiatives favorables ou défavorables de lecteurs individuels ... chaque copie manuscrite est unique, présentant ses propres caracteristiques, ses propres écarts de l’original, intentionnels ou accidentels“; Kleberg (1967) 27f.; Speyer (1971) 93 und (1981) 90; Zetzel (1981) 234; Quinn (1982) 144; Gamble (1995) 84f.; Caltabiano (1996) 120f.; Dorandi (1996) 36 und (2000a) 129/54; Citroni (1999) 70; Haines-Eitzen (2000) 105; Rossi, Luigi Enrico (2000) passim; Hübner (2001) 798; Martin (2004) 211; Schickert (2005) 80 sowie Martinelli (2006) 53f. Zum Thema Autorschaft und „Vervielfältigung“ vgl. die interessanten Zeugnisse vom Ende des achtzehnten Jahrhunderts bei Bosse (1981) 37/49. 37 Hor. ars 389f. (ed. Shackleton Bailey 42001, S. 326; zitiert z.B. bei Hier. epist. 48, 2 [CSEL 54, S. 347] und Aug. epist. 143, 4, vgl. 143, 7 [CSEL 44, S. 254, vgl. S. 257]); vgl. ähnlich Symm. epist. 1, 31, 2 (ed. Callu, vol. 1, S. 94); Sulp. Sev. Mart. epist. ded. 2f. (ed. Smit, S. 4. 6); Ambr. epist. 6, 32 [48], 1 (CSEL 82, 1, S. 226); Aug. retract. prol. 3 (CCL 57, S. 6); anders im Scherz Plin. epist. 2, 10 (ed. Schuster, S. 49f.). Der Gedanke, daß sich ein schriftlich verfaßtes Werk mit der Veröffentlichung vom Autor entferne und damit auf sich allein gestellt sei, ist alt; vgl. die berühmte Schriftkritik im platonischen Phaidros (275d/e). Isokrates hingegen kontrastiert die Möglichkeit, seine lovgoi in Hellas weit zu verbreiten, mit der Ortsgebundenheit der Werke bildender Kunst (Euag. 74 [ed. Mandilaras, vol. 2, S. 253]; vgl. dazu Nicolai [2004] 179f.). 38 Vgl. Jachmann (1941a) 229. 356; Fränkel (1964) 145; Segre (1979) 9f.; Zetzel (1981) 235; Kilpatrick (1990) 3. 6; Holtz (1992) 336. 342; Ehrman (1993a) 50; (1993b) 27 (über die Abweichungen der Bibelhandschriften); (1995) 361; (2003) 219 und (2005) 46; Delz (1997) 59; Dover (1997) 51: „Alle Abschriften aller Texte, die uns bekannt sind, wurden entweder vom Abschreiber oder von anschließenden Benutzern korrigiert oder jedenfalls

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auch Verlegern, Bibliotheken, Schreibern oder Kritikern, unmöglich, einen Text nach der Veröffentlichung in der ganzen Breite seiner Vervielfältigung von Fehlern der Kopisten oder von absichtlichen Verfälschungen zu reinigen und in der ursprünglichen Form wiederherzustellen. Falls ein Werk in einem unerträglich verwilderten Zustand umlief, ließ sich gegebenenfalls mit einer neuen Auflage, also mit der wiederholten Ausgabe des originalen Texts, gegensteuern und der Versuch machen, den unechten Wortlaut zu verdrängen. Eine solche Maßnahme konnte nur dann gelingen, wenn sich das betreffende Buch noch nicht allzu weit verbreitet hatte, und hatte nicht unbedingt so durchschlagenden Erfolg, daß das Nebeneinander von echten und unechten Doppelfassungen unterbunden wurde. Wie schwierig dieser Zugriff auf bereits öffentlich zirkulierende Schriften war39, läßt sich aus Äußerungen verschiedenster Autoren ersehen: So konnte etwa der griechische Historiker Zeno Verbesserungsvorschläge, die ihm sein Zeitgenosse Polybius zu schwierigen geographischen Angaben brieflich zugesandt hatte, nicht mehr in das eigene Werk einarbeiten (Polyb. 16, 20 [ed. Büttner-Wobst, vol. 3, S. 339]): oJ de; labw;n th;n ejpistolhvn, kai; gnou;" ajduvnaton ou\san th;n metavqesin dia; to; proekdedwkevnai ta;" suntavxei", ejluphvqh me;n wJ" e[ni mavlista, poiei'n d’ oujde;n ei\ce, thvn ge mh;n hJmetevran ai{resin ajpedevxato filofrovnw". Polybius betont in diesem Zusammenhang, Fehler nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen wahrzunehmen und auf ihre Korrektur hinzuwirken, sei ein Dienst zum Nutzen des allgemeinen Publikums (provnoia kai; diovrqwsi" cavrin th'" koinh'" wjfeleiva"). Auch Cicero bemühte sich wiederholt, in bereits in Umlauf gebrachten Abschriften nachträglich noch eigene Korrekturen vorzunehmen (vgl. z.B. Att. 12, 6a, 1; 13, 44, 3; 13, 21, 3 [ed. Shackleton Bailey, S. 464. 560. 532])40. Jahrhunderte später schrieb geändert“; Fedeli (1998) 269; Haines-Eitzen (2000) 105f.; Dortmund (2001) 106; Chiesa (2002a) 12f.; Wilson - Heyworth (2002a) 230 sowie Martinelli (2006) 55. 39 Diese Schwierigkeit empfand man vor allem dann als bedrohlich, wenn Schriften, die vom Autor selbst noch nicht herausgegeben worden waren, unautorisiert in die Öffentlichkeit gelangten, etwa durch Diebstahl oder aus heimtückischen Absichten anderer Personen. Rufinus etwa behauptete, seine umstrittene Origenesübersetzung De principiis sei ihm vor der endgültigen Emendation durch Eusebius von Cremona entwendet und danach verfälscht verbreitet worden (s. unten Anm. 246). Hieronymus empfahl ihm daraufhin, nicht ohne zynischen Unterton (adv. Rufin. 3, 20 [CCL 79, S. 92]): vociferare et clamita per compita, per plateas: non est, non est meus liber! et si meus est, schedulas inemendatas Eusebius furto abstulit. aliter ego edidi, immo nec edidi. uni eas dedi, aut certe paucis; et tam sceleratus inimicus, tam neglegentes amici fuerunt, ut omnium codices ab eo pariter falsarentur. 40 Vgl. dazu die kontroversen Positionen bei Schubart (1921) 159; Sommer (1926) 412/14; Pasquali (1952) 397/400; Kleberg (1967) 32f.; Speyer (1981) 90; Starr (1987) 219; Blanck (1992) 125; Pecere (1999) 331/33; Dortmund (2001) 98f.; Dorandi (2000a) 119 und (2007) 91; Avalle (2002) 34 sowie Schickert (2005) 82.

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Hieronymus an Paula und Eustochium über seine Arbeit am Psalter (praef. psalm. iuxta LXX [ed. Weber - Gryson 41994, S. 767]): psalterium Romae dudum positus emendaram et iuxta Septuaginta interpretes, licet cursim, magna illud ex parte correxeram. quod quia rursum videtis, o Paula et Eustochium, scriptorum vitio depravatum plusque antiquum errorem quam novam emendationem valere, cogitis ut veluti quodam novali scissum iam arvum exerceam et obliquis sulcis renascentes spinas eradicem, aequum esse dicentes, ut quod crebro male pullulat, crebrius succidatur. unde consueta praefatione commoneo tam vos quibus forte labor iste desudat, quam eos qui exemplaria istiusmodi habere voluerint, ut quae diligenter emendavi, cum cura et diligentia transcribantur. notet sibi unusquisque vel iacentem lineam 41 [sc. den Obelus] vel signa radiantia [sc. den Asteriscus] .

Seine Streitschrift Adversus Iovinianum hingegen wurde in Rom schon viel gelesen, als sich der Freund Pammachius wegen der scharfen Kritik der Öffentlichkeit entschloß, die Kopien soweit wie möglich wieder einzuziehen und Hieronymus um eine Überarbeitung zu ersuchen (vgl. Hier. epist. 49, 2; 50, 2/4 [CSEL 54, S. 351. 389/93]; Rufin. apol. adv. Hier. 2, 42f. 48 [CCL 20, S. 116. 120])42. Ob darüberhinaus die Bereitstellung von Referenzexemplaren, die sich an einem bekannten Ort, etwa in einer Bibliothek, in Sicherheit befanden und jedem zur Abschrift zugänglich waren, die Entstellung der Überlieferung nachhaltig verhindern konnte, ist ganz zweifelhaft43. Das Verfahren selbst jedoch dokumentiert, daß die Öffentlichkeit die Schriften gerade der berühmten, vorbildlichen Autoren als besonders bedroht ansah44. Dabei 41 Hieronymus revidierte den lateinischen Text des Psalters zweimal, bevor er ihn iuxta Hebraeos neu übersetzte; vgl. dazu Estin (1985) 77/88; Brown Tkacz (1996) 49; Schulz-Flügel (2000) 35f.; Fürst (2003) 84 und Risse (2005) 7f. 42 Vgl. Schubart (1921) 154f. 158f.; Speyer (1981) 90; Starr (1987) 219; Gamble (1995) 84f. 127 („it was extremely difficult to repress a document already in circulation“); Caltabiano (1996) 99 und Simonetti (1999) 1689. 43 Vgl. zur Bedeutung der Bibliotheken für die Bewahrung der originalen Texte de Ghellinck (1947) 246/89; Wendel (1954) passim; Marshall (1976) passim; Callmer (1985) passim; Fehrle (1986) passim; Cambiano (1990) 82f.; Cavallo (1990b) 33f. 41. 48. 53 und (2004) passim; Salles (1992) 171; Pöhlmann (1994) 26/40. 46/60; Dorandi (1997) 11/14; Vössing (1997) passim (mit Lit.); Hanson (1998) 49/52; Jacob (1999) 67/73; Pecere (1999) 312/24 (mit Lit.) und (2003) 59/62; Canfora (2002) 86/88 u.ö. und (2004) passim; Hoepfner (2002) passim; Fedeli (2004) passim; Staikos (2004) passim sowie Schickert (2005) 35/39. 44 Dies gegen Zetzels Spekulation (vgl. Zetzel [1981] 243. 248f. und [2005] 155), vielgelesene Schulautoren wie Terenz oder Vergil seien derart geschützt gewesen, daß „the interpolations or deletions of a critic were unable to make any deep impression on the manuscripts“ (vgl. Zetzel [1981] 246f. und [2005] 150. 155/57 selbst mit Argumenten dagegen; ähnlich auch Kramer [1997] 50. 54f.). Diese Fehleinschätzung findet sich übrigens schon bei antiken Kritikern, etwa bei Demetrius Lacon (PHerc. 1012, col. 36 [ed. Puglia, S. 165] über Sophokles; vgl. Puglia [1988] 241 z.St.).

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spielten die großen, überregional bedeutenden Bibliotheken eine so entscheidende Rolle, daß selbst die politischen Machthaber auf sie zurückgriffen: Während sich z.B. Domitian nach Alexandria wandte, um dort neue Abschriften der bei Bibliotheksbränden in Rom zerstörten Werke anfertigen zu lassen (Suet. Dom. 20 [ed. Ihm, S. 333]; s. unten S. 207), ließ später Kaiser Konstantin der Große für die Kirchen Konstantinopels auf Kosten des Hofes 50 Bibelabschriften aus dem Skriptorium der Bibliothek Caesareas kommen (Euseb. Vita Const. 4, 36 [GCS 7, Eusebius 1, S. 131f.])45. Die Gesta senatus 5 verordneten zum Codex Theodosianus: plures codices fiant habendi officiis ... ne interpolentur constituta, plures codices fiant ... codices in scriniis habendi sumptu publico fiant, rogamus (vgl. Gesta senatus 7)46. Eine vergleichbare Bedeutung gewannen schließlich am Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter die römische Pontifikalbibliothek und die bedeutenden Klosterbibliotheken, wie z.B. diejenige in Cassiodors Vivarium oder Columbans Bobbio47. Auch einzelnen Autoren, deren Werke oft dort, wo sie gewirkt hatten, gesammelt und bewahrt wurden, widmete man solche Fürsorge: Schon Epikurs Werke verschafften sich die späteren Anhänger seiner Schule regelmäßig aus Athen48. Später galten die alten Athanasiushandschriften, die sich in Alexandria befanden, als unverfälscht und wurden herangezogen, um häretische Textmanipulationen in umlaufenden Kopien durch Kollation auszuscheiden (Cyrill. Alex. epist. 45, 14f. [PG 77, S. 237], vgl. epist. 40, 25f. [PG 77, S. 200f.]). Besonders aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang der Umgang mit den Schriften Augustins49: Für Kopien seiner Werke sollten, wenn möglich, die emendatiora exemplaria der Kloster45 Vgl. de Ghellinck (1947) 265; Dekkers (1989-1990) 108 (mit Lit.) und (1990) 240f.; Rapp (1991) 131f.; Pattie (1998) 63; Henner (2001) 70; Cavallo (2004b) XVII und (2004c) 72 sowie Ehrman (2005) 73. 46 Das Verfahren, im staatlichen Archiv die „official master copy“ einer Akte, eines Beschlusses, Edikts oder Gesetzes aufzubewahren, welche in der Folge als Vorlage für alle notwendigen Abschriften zu dienen hatte, läßt sich schon für die griechischen Poleis nachweisen (vgl. Lalonde [1971] 20). 47 Vgl. noch Greg. M. in evang. epist. ded. (CCL 141, S. 1f.); dazu Courcelle (1948) 316f.; Teutsch (1959) passim; Hamman (1985) 79/98; Garzya (1986) 127; Cavallo (1987) 352. 357f.; (2000) 4f. und (2004) XVIII; Holtz (1991) 90f.; (1998) passim und (2003) 70f. 73 sowie Gamble (1995) 144/202. 48 Vgl. Puglia (1988) 52; Cambiano (1990) 81 und Snyder (2000) 49 sowie Canfora (2004) 19 zu den verschiedenen Schulen griechischer Medizin, „le quali tutelavano la produzione autentica dei maestri senza dover ricorrere ad ‚autorità‘ bibliotecarie esterne“. 49 Vgl. von Harnack (1930) 24f.; Pellegrino (1955) 261; Luck (1964) 23927; Zelzer, Michaela (1989) 165 und (2001) 302f.; Caltabiano (1996) 122; Madec (1997) passim; Holtz (1998) 1080f. und (2001) 95; Drecoll (2002) 317/19. 328/34; Geerlings (2005) 62f.; Gnilka (2005a) 139 sowie schon Augustinus selbst in epist. 120, 1 (CSEL 34, S. 704f.); 169, 1 (CSEL 44, S. 611f.); 174 (CSEL 44, S. 648/50).

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bibliothek zu Hippo als Vorlage benutzt werden. Jedem, der etwas aus dem Œuvre Augustins lesen und kennenlernen wolle, empfahl Possidius, der Verfasser der Vita Augustini (Possid. vita Aug. 18, 10 [ed. Bastiaensen, S. 178]): ... id ad describendum vel de bibliotheca Hipponiensis ecclesiae petat, ubi emendatiora exemplaria forte potuerint inveniri, vel unde voluerit inquirat, et inventa describat et habeat, et petenti ad describendum sine invidia etiam ipse tribuat50. Schon zu Augustins Lebzeiten verfuhr man auf diese Weise: Der perlator epistularum Iustus war einmal beschuldigt worden, in einer Handschrift des antipelagianischen Traktats De gestis Pelagii, den Augustinus im Jahre 417 nach Christus verfaßt hatte, den Text im Sinne des Pelagius verfälscht zu haben51. Daraufhin kehrte Iustus, über die integritas des Manuskripts selbst unsicher geworden, nach Hippo zurück und stellte durch den Vergleich mit dem dort befindlichen Codex fest, daß sein Text keineswegs interpoliert war – wovon sich auch der Bischof selbst überzeugte (epist. 4*, 3 [CSEL 88, S. 27]): hunc autem librum meum cum haberet iste servus dei Iustus, huius ad tuam venerabilitatem [sc. Cyrillus, der Adressat der epist. 4*] perlator epistulae, offendit quosdam, quod in eo disputatum est non omnes peccatores aeterno igni puniri, et hunc libri locum, sicut mihi rettulit, non a me sic explicatum, sed ab ipso falsatum esse dixerunt. unde permotus cum eodem ad nos codice navigavit, ne illum haberet fortasse mendosum, cum bene sibi fuisset conscius nihil in eo falsitatis a se fuisse commissum. conferens itaque illum cum codicibus nostris me quoque recognoscente [coni. Petitmengin (2003) 4; percognoscente codd.] integrum habere compertus est.

Dasselbe Ziel, bestimmte Handschriften bedeutender Werke als maßgeblich – weil korrekt und von anerkannter Autorität angefertigt – zu definieren52, verfolgte noch im sechsten Jahrhundert Cassiodorus mit seinen Kopisten im Vivarium, indem er neu kopierte Manuskripte in den Subskrip50 Augustinus selbst bezeugt, daß diese Schutzmaßnahmen unzulänglich waren. In retract. 1, 2 (CCL 57, S. 11) bemerkt er über seine Schrift De vita beata: sane istum librum in nostro codice interruptum repperi, et non parum minus habere; et sic a fratribus quibusdam descriptus est, nec adhuc apud aliquem integrum inveneram, ex quo emendarem, quando haec retractavi; vgl. conf. 4, 13, 20 (ed. Skutella - Jürgens - Schaub, S. 68f.) über das um das Jahr 400 nach Christus bereits verlorene Werk De pulchro et apto aus dem Jahr 380-381 nach Christus (dazu de Ghellinck [1947] 288). 51 Vgl. Caltabiano (1996) 47f.; (2001) 30; (2001a) 137 und (2002) 152f. sowie Gnilka (2005a) 139. 52 Nur hingewiesen sei hier auf den über die gesamte Antike bis ins Mittelalter hinein verbreiteten Usus, die Autorität von Lesarten durch bestimmte Kriterien zu bestimmen: Vor allem das Alter verlieh einer Handschrift besonderen Rang, so daß die codices antiquissimi – nach heutigen kritischen Maßstäben oft unbegründet – jüngeren vorgezogen wurden. Aber auch der Hinweis darauf, daß ein Manuskript von einer bekannten Persönlichkeit kopiert worden sei oder daß es sich gar um ein Autograph des Verfassers handele, und das Argument, daß eine Lesart von besonders vielen Handschriften bezeugt sei, konnten ihren Wert in der text- und echtheitskritischen Diskussion erhöhen.

1. Einleitung

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tionen als Referenzexemplare späterer Abschriften ausgab53. Dieses Verfahren ist heute noch rekonstruierbar, z.B. anhand der Subskription der wichtigen Bamberger Handschrift Patr. 61 (B), welche die Institutiones Cassiodors überliefert und offenbar direkt auf das klösterliche Skriptorium zurückgeht: codex archetypus ad cuius exemplaria sunt reliqui corrigendi54. Um schon bei der Edition den Textbestand vorbeugend zu sichern, standen ebenfalls nur beschränkte Schutzmittel zur Verfügung55, wie ausführliche Angaben zu Inhalt und Gliederung des Buchs im Prooemium oder Epilog56, besondere Gliederungsprinzipien in der Anordnung des Werks, die Sphragis57 oder das Akrostichon58. In diesem Zusammenhang wäre es von großem Nutzen, möglichst vollständig die Stellen aus der griechischen und lateinischen Literatur zusammenzutragen, an denen ausdrücklich die Verfälschung von Texten erwähnt wird. Deren kommentierte Sammlung ist trotz wichtiger Vorarbeiten noch immer ein Desiderat59, obwohl sich an diesen Zeugnissen die historische Entwicklung der Verfälschungen und ihrer Kritik gut studieren ließe. Aus der Fülle der Belege soll im folgenden zunächst nur eine bestimmte Gruppe von Äußerungen herausgegriffen werden60, die Rückschlüsse darauf erlaubt, mit welcher Haltung die antiken Schriftsteller selbst der Verfälschung ihrer Werke 53 Christliche Bibliotheken lassen sich, auch wenn die Ursprünge regelrechter Skriptorien noch nicht restlos geklärt sind, schon früh nachweisen. Ein bekanntes Beispiel ist etwa diejenige, welche Irenäus in Lyon diente und sowohl orthodoxe als auch häretische Werke umfaßte. Vgl. Lane Fox (1994) 133f.; Carriker (2003) passim; Holtz (2003) 66 mit Anm. 3 und Perrone (2005) 1/15. 54 Vgl. Wattenbach (1896) 318f.; Pecere (1986) 26f.; Troncarelli (1998) 25/27 und Zelzer, Michaela (2001) 309f. sowie zu ähnlichen Verfahren im Mittelalter, etwa in den Skriptorien der Zisterzienser, Frioli (1997) 54. 55 Vgl. zu den beschränkten „Schutzmitteln des einzelnen Schriftstellers“ Speyer (1971) 93 und Schäublin (1974b) 146. 56 Vgl. ausdrücklich Diod. 1, 5, 2 (ed. Dindorf, vol. 1, S. 9): tau'ta me;n ou\n ajkribw'" prodiwrisavmeqa, boulovmenoi tou;" me;n ajnagignwvskonta" eij" e[nnoian ajgagei'n th'" o{lh" proqevsew", tou;" de; diaskeuavzein eijwqovta" [!] ta;" bivblou" ajpotrevyai tou' lumaivnesqai ta;" ajllotriva" pragmateiva" und 40, 8 (ed. Dindorf, vol. 5, S. 186); dazu Schickert (2005) 75. 57 Vgl. Speyer (1971) 56f. und Schickert (2005) 77. 58 Vgl. schon Stemplinger (1912) 176 und Leipoldt - Morenz (1953) 62/65. 59 So auch Metzger (1963) 95 und (1980) 198 (zur patristischen Literatur) sowie Speyer (1981) 102. 60 Vgl. jeweils zu einzelnen der folgenden Stellen: Wattenbach (1896) 321f.; Gardthausen (1913) 425f.; Bardy (1936) 275f.; van Unnik (1949) passim; Thompson (1952) 56; Leipoldt - Morenz (1953) 5820; Charles (1959) 223f.; Janson (1964) 143f.: „prohibition against changes“; Metzger (1966) 21; Speyer (1969) 1267f.: „Schutz des geschriebenen Wortes“ und (1971) 61/63; Schäublin (1974b) passim; Marti (1974) 45f.: „eine etwas primitiv anmutende Methode [?] im Kampf gegen Fälscher und Interpolatoren“; Gamble (1995) 123/25; Frioli (1997) 44f.; Baum (2001) 19f.; Vian (2001) 107; Ehrman (2005) 54f. sowie Schickert (2005) 75.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

entgegentraten, nämlich ihre ernsten Ermahnungen, den Text originalgetreu zu kopieren und möglichst durch Kollation mit einer korrekten Vorlage zu emendieren. 2. Die admonitiones der Autoren a) Der Autor der biblischen Offenbarung Am Ende der biblischen Offenbarung61 wird in aller Deutlichkeit der Hörer apostrophiert (ed. Nestle - Aland 272001, S. 680; deutsche Übersetzung s. unten S. 289): marturw' ejgw; panti; tw'/ ajkouvonti tou;~ lovgou~ th'~ profhteiva~ tou' biblivou touvtouœ ejavn ti~ ejpiqh'ı ejp¯ aujtav, ejpiqhvsei oJ qeo;~ ejp¯ aujto;n ta;~ plhga;~ ta;~ gegrammevna~ ejn tw'ı biblivwı touvtwı, kai; ejavn ti~ ajfevlhı ajpo; tw'n lovgwn tou' biblivou th'~ profhteiva~ tauvth~, ajfelei' oJ qeo;~ to; mevro~ aujtou' ajpo; tou' xuvlou th'~ zwh'~ kai; ejk th'~ povlew~ th'~ aJgiva~ tw'n gegram62 mevnwn ejn tw'ı biblivwı touvtwı .

Schon die frühchristlichen Exegeten erkannten in diesen Worten die alte Tradition jüdischer Fluchformeln wieder (vgl. etwa Dtn. 4, 2; 13, 1; Prov. 30, 6)63, welche bis in den Hellenismus fortdauerte und der Überlieferung nach noch bei der Übersetzung des alttestamentlichen Pentateuch in Alexandria unter Demetrius von Phaleron als eigentümliche Gewohnheit des Judentums respektiert wurde. So heißt es im sogenannten Aristeasbrief, daß die geistlich und politisch Verantwortlichen die Version der Septuaginta aus dem Hebräischen ins Griechische nach ihrem Abschluß für 61 Die Frage, ob der Buchschluß erst nachträglich durch Zusätze erweitert worden ist, kann hier offen bleiben, vgl. dazu z.B. Charles (1959) 222f.; Kiddle (1963) 456f. und Kraft (1974) 11/15. Ebenso wie die neuere Forschung halten ihn die Kirchenväter in ihrer Exegese für authentisch. 62 Die lateinische Übersetzung der Vulgata lautet (ed. Weber - Gryson 41994, S. 1905f.): contestor enim omni audienti verba prophetiae libri huius: si quis adposuerit ad haec, adponet deus super illum plagas scriptas in libro isto; et si quis deminuerit de verbis libri prophetiae huius, auferet deus partem eius de libro vitae et de civitate sancta et de his, quae scripta sunt in libro isto. Vgl. auch bei Haussleiter (1891) 175 die Rekonstruktion (aus Primasius von Hadrumetum) der Textfassung, die in der alten afrikanischen Kirche kursierte (dort addere/adicere statt adponere/adponere und demere/adimere statt deminuere/auferre). 63 Zu vergleichbaren Fluchformeln im alten Orient und Israel: Bludau (1925) 3; van Unnik (1949) passim; Morenz (1951) 84; Leipoldt - Morenz (1953) 56/58; Charles (1959) 223; Speyer (1969) 1267f.; (1971) 61f. 93 und (1981) 109f.; Cancik (1970) 85/87. 99/103; Kraft (1974) 282; Schäublin (1974b) 146; Veltri (1986) 15; Assmann (1992) 103/05. 221. 236f. und (1995) 11. 24f. 26f.; Giesen (1997) 492; Collins, Nina L. (2000) 128/30; Vian (2001) 107; Janse (2002) 345; Honigman (2003) 58f. 125; Royalty (2004) 291/93; Freitag (2005) 63f.; Hentschel (2005) 34 sowie Stein (2006) 110f.

2. Die admonitiones der Autoren

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schön, für heilig und in allen Einzelheiten für exakt (kalw'~ kai; oJsivw~ ... kai; kata; pa'n hjkribwmevnw~) befunden sowie derart sanktioniert hätten, daß sie in der vorliegenden Form bewahrt bleiben solle und keinerlei Änderung erfahren dürfe (i{na diameivnhı tau'q¯ ou{tw~ e[conta, kai; mh; gevnhtai mhdemiva diaskeuhv). Nach der Zustimmung aller Anwesenden hätten sie diese Sanktion mit einer Fluchformel bekräftigen lassen (vgl. zu Philon und Iosephus unten im Anhang S. 266/68)64: ... ejkevleusan65 diaravsasqai, kaqw;~ e[qo~ aujtoi'~ ejstin, ei[ ti~ diaskeuavsei prostiqei;~ h] metafevrwn ti to; suvnolon tw'n gegrammevnwn h] poiouvmeno~ ajfaivresin, kalw'~ tou'to pravssonte~, i{na dia; panto;~ ajenv naa kai; mevnonta fulavsshtai (310f. [ed. Pelletier, S. 232. 234]). Die Stelle aus der Offenbarung hat auf die christliche Literatur stark gewirkt66. Absichtliche Texterweiterung (ejpitiqevnai, apponere) und Tilgung (ajfairevw, diminuere) – nicht nur bloße Kopierfehler! – werden 64 Vgl. Wendland (1900b) 1; Hadas (1951) 221 z.St.; Tcherikover (1951) 74; Leipoldt Morenz (1953) 57f.; Schwarz (1955) 19; Zuntz (1959) 123; Pelletier (1962a) 52; Préaux (1967) 379f.; Cancik (1970) 102 mit Anm. 34 (mit Lit.); Orlinsky (1976) 95f.; Fredouille (1985) 31; Veltri (1986) 14f. und (2006) 33/37; Tov (1987) 129; Müller, Mogens (1990) 272 und (1996) 49f.; Hengel (1994) 237f.; Passoni Dell’Aqua (2001) 115; Calabi (2002) 26f.; Janse (2002) 345f.; Fürst (2003) 107 sowie Tagliaferro (2004) 290. Auf diese ajraiv spielt noch Ps.Chrysostomus in Pascha homilia 7, 1 (ed. Wendland [1900a] 165f.) an. Nach Veltri (1994a) 127f. mit Anm. 44 umfaßt „die sogenannte Formel des Änderungsverbotes ... erst seit Aristeas die Bewahrung des schriftlichen Textes“. Ob daraus allerdings der Gegensatz abgeleitet werden kann, daß das „Interesse Aristeas’ nicht dem (griechischen) Text als solchem – er soll lediglich ‚aufbewahrt‘ und vor jeder Änderung geschützt werden –, sondern der jüdischen Weisheit gilt“, scheint fraglich; in einer früheren Publikation (vgl. Veltri [1986] 15) hatte Veltri selbst angemerkt: „L’accoglienza e il rispetto che si avevano verso il testo ebraico passano ormai al testo [!] greco. Le maledizioni con il loro preciso formulario sanciscono definitivamente questa prassi“ (vgl. auch jetzt [2006] 36f.). 65 Die Handschriften des Aristeasbriefs und der eusebianischen Praeparatio evangelica, in welcher diese Passage wiedergegeben wird (8, 5, 6 [GCS 43, 1, Eusebius 8, 1, S. 426]), überliefern den Singular ejkevleuse, Iosephus aber zitiert die Stelle mit ejkevleusan (s. unten S. 267). Dem Plural geben auch die meisten neueren Editoren, wie z.B. Pelletier und Calabi, den Vorzug, vor allem, weil auch das folgende Partizip pravssonte~ in der entsprechenden Form steht (vgl. Wendland [1900a] 82 mit Apparat z.St.; Hadas [1951] 221 z.St.; Pelletier [1962a] 232 im Apparat z.St.; auch Mras in GCS 43, 1, Eusebius 8, 1, S. 426 im Apparat z.St.) und sich nicht ohneweiteres auf Demetrius beziehen ließe. Wer also ejkevleuse (wie z.B. Leipoldt - Morenz [1953] 57f.; Kahle [1962] 224 und jetzt Collins, Nina L. [2000] 128/30) liest, muß auch pravsswn konjizieren. 66 Van Unnik geht fehl, wenn er die Bedeutung dieser Stelle für das frühe Christentum mit dem Hinweis zu relativieren sucht, daß ähnliche Formeln auch in der paganen Literatur vorkämen (vgl. van Unnik [1949] 34f.); vgl. dazu Schäublin (1974b) 144. Formal wirkt Off. 22, 18f. dadurch vorbildlich, daß sich die obtestatio einerseits am Schluß eines Buches befindet, andererseits zu einer nach einem Prolog den Haupttext rahmenden Epistel (hier gerichtet an die septem ecclesiae, quae sunt in Asiae, vgl. 1, 4 und 22, 18/21) gehört (dazu [mit Lit.] Collins, Adela Yarbro [1988] 4679; Gamble [1995] 104; Giesen [1997] 32f. und Lambrecht [2002] 336).

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

durch sie als Frevel gegen die Prophetie verflucht67: Nur der wahre, unverfälschte Text verkündet den wahren, unverfälschten Inhalt der Offenbarung68, „daher wird keine Änderung des Wortlauts geduldet, weil dies einer Auflösung (Außer-Kraft-Setzung; vgl. Mt 517) gleichkommen würde“69. Die Herkunft der „Kanonformel“ aus altorientalischen Rechtstexten, in denen zwischen der genauen Abschrift eines Vertrags und seiner inhaltlichen Beachtung kein Unterschied gemacht wurde70, läßt sich hier durchaus noch greifen. Ob Off. 22, 18f. dabei bereits auf Textmanipulationen bestimmter häretischer Gruppen Bezug nimmt, soll hier nicht diskutiert werden. Auf jeden Fall aber galt den frühen Christen diese Stelle alsbald als Ausdruck tiefer Besorgnis um die eigene Überlieferung und bezeugte die Bedrohung nicht nur der Offenbarung, sondern aller biblischen Schriften durch fremde Verfälschung71. Bei Juden und Christen war dieser noch stärker als in der 67 Diese bipolare Gegenüberstellung (Schäublin [1974b] 145), bei der die dritte Form der Verfälschung, die Textänderung durch Ersatz, unerwähnt bleibt, hat ebenfalls bei späteren Autoren nachgewirkt. Vgl. de Ghellinck (1947) 208; Morenz (1951) 84; Leipoldt Morenz (1953) 58; Speyer (1969) 1267f.; Kraft (1974) 282; Pohl (1983) 351/53; Roloff, Jürgen (1984) 213; Ritt (1986) 119; Lane Fox (1991) 137/45 und (1994) 131; Grant, Robert M. (1993) 4; Gamble (1995) 104f.; Henke (1998) 118; Holtz (1998) 1069; Haines-Eitzen (2000) 107f. sowie Förster (2001) 76f. 68 Vgl. Gamble (1995) 105: „The author’s concern for the text itself (‚the words‘), that it be preserved in its integrity, is finally unmistakable in 22:18-19“. Warum Lohmeyer (1970) 182 hier den Gegensatz entwirft, die Formel solle nicht „vor unzulässiger Erweiterung oder Verkürzung“ schützen, sondern Anspruch „auf Heiligkeit und Vollständigkeit“ des Buchs erheben, wird nicht recht einsichtig; ähnlich unklar auch Giesen (1997) 493, der in der Warnung eher die Aufforderung an den Christen erkennen möchte, den I n h a l t der Offenbarung in vollem Umfang zu bewahren und zu verwirklichen, und Pohl (1983) 352f., der zwischen unantastbarer „Botschaft“ und Wortlaut unterscheidet. Vielmehr verteidigt die Paränese des Propheten hier unmißverständlich den T e x t seines Buchs und dessen Integrität. Die Spekulationen bei Royalty (2004) 291 („John is afraid that someone will read what he has written. Reading, the construction of alternative interpretations and meanings, has been circumscribed by the text“) sind haltlos. 69 Ritt (1986) 119 z.St. Schon in Off. 1, 3 (ed. Nestle - Aland 272001, S. 632) wird Seligkeit außer den Zuhörern gerade auch demjenigen verheißen, der die Offenbarung liest (makavrio" oJ ajnaginwvskwn [!] kai; oiJ ajkouvonte" ...) – wie ja überhaupt Bezüge auf Schrift und Buch dieses prophetische Werk durchziehen. 70 Vgl. Assmann (1992) 103/05. 71 S. die Stellen unten im Anhang S. 268/70. Wie schon zuvor Bousset (1906) 459 mißt Bludau (1925) 3 dieser Verfluchung zu geringes Gewicht bei, wenn er in ihr keinen Anhaltspunkt für Schriftfälschungen in so früher Zeit erkennen will, „da hier nur nach der ... im späteren Judentum üblichen ‚Kanonisierungsformel‘ verboten wird, den heiligen Schriften etwas hinzuzutun, wegzunehmen oder darin zu verändern“; vgl. differenzierter zu dem Begriff „Kanonisierungsformel“ Gamble (1995) 105 und Giesen (1997) 492 sowie Vessey (1996) 505 über die frühe Besorgnis der Kirche „about various kinds of ‚heretical‘ tempering with texts (corruption, interpolation, misattribution, etc.)“ und die Bedeutung von Off. 22, 18f. als „the first and greatest anathema“; auch Bauer (1934) 169f.; Ehrman (1993b) 26 („a standardized curse formula to protect the text ... from malevolent tempering“) und (1995) 362/66 sowie Beatrice (2002) 46 (mit Lit.).

2. Die admonitiones der Autoren

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griechisch-römischen Antike ausgeprägte Glaube an die Heiligkeit des göttlichen Worts, an dem der Mensch nicht das geringste nach eigenem Gutdünken verändern dürfe, eine condicio sine qua non – trotz all der Verfälschungen, die der Bibeltext im Laufe seiner Geschichte hat erleiden müssen. Immer wieder bekräftigte man ihn dort ausdrücklich, wo über den Umgang mit den heiligen Texten verhandelt wurde, zum einen in theologischen Auseinandersetzungen um die rechte Schriftauslegung, zum anderen im Zusammenhang mit eher technischen Fragen der Übersetzung, Überlieferung und Textkritik. So wird in der Passio SS. Dativi, Saturnini Presb. et aliorum 21 (ed. De’ Cavalieri, S. 68) im Anschluß an das Zitat von Off. 22, 18f. jedem, der auch nur das geringste am Text der göttlichen Offenbarung verändere, schwerste Strafe in Aussicht gestellt (si ergo additus apex unus aut littera una [vgl. Matth. 5, 18] vel adempta de libro sancto, radicitus amputat et sacrilegi facti subvertit auctorem ...). Bei Eusebius hingegen findet sich ein wertvoller Hinweis darauf, daß es in der frühchristlichen Philologie Befürworter eines äußerst konservativen Umgangs mit der biblischen Überlieferung gab, die bei konkurrierenden Textfassungen kein klares Votum für bzw. gegen die eine oder die andere fällen wollten, offenbar auch deswegen, weil textkritische Entscheidungen gegen die Tradition der Bücher in den einzelnen Gemeinden schwierig erschienen. Im Zusammenhang mit der vieldiskutierten Frage, ob die Divergenzen der Auferstehungsgeschichte bei Matthäus und Markus darauf hindeuteten, daß das Ende des Markusevangeliums interpoliert sei, sprachen sich gewisse Exegeten gegen jeden Eingriff in die Überlieferung aus (Quaestiones ad Marinum 1 [PG 22, S. 938f.]; deutsche Übersetzung s. unten S. 289)72: a[llo" dev ti" oujd’ oJtiou'n tolmw'n ajqetei'n tw'n oJpwsou'n ejn th'/ tw'n eujaggelivwn grafh'/ feromevnwn, diplh;n ei\naiv fhsi th;n ajnavgnwsin, wJ" kai; ejn eJtevroi" polloi'", eJkatevran te paradektevan uJpavrcein, tw'/ mh; ma'llon tauvthn ejkeivnh", h] ejkeivnhn tauvth", para; toi'" pistoi'" kai; eujlabevsin ejgkrivnesqai. Nicht zuletzt dokumentiert sich diese Ehrfurcht vor dem genauen Wortlaut der heiligen Schrift auch bei denjenigen, welche sie in eine 72 Vgl. Hier. epist. 120, 3 (CSEL 55, S. 481); dazu Metzger (1980) 193f. und Kelhoffer (2001) passim (mit Lit.). Aus frühmittelalterlicher Zeit sei ein weiterer aufschlußreicher Beleg genannt: Beda Venerabilis leitet die Retractatio seines Kommentars zur Apostelgeschichte mit folgender Bemerkung in der Praefatio ein (CCL 121, S. 103): ... quaedam quae in Graeco sive aliter seu plus aut minus posita vidimus, breviter commemorare curavimus; quae, utrum neglegentia interpretis omissa vel aliter dicta an incuria librariorum sint depravata sive relicta, nondum scire potuimus. namque Graecum exemplar fuisse falsatum suspicari non audeo [!]; unde lectorem admoneo ut haec ubicumque fecerimus gratia eruditionis legat, non in suo tamen volumine velut emendaturus interserat, nisi forte ea in Latino codice suae editionis antiquitus sic interpretata reppererit. Auch die jüdische Tradition der rabbinischen Torah-Exegese zeichnete eine streng konservative Einstellung zum heiligen Text aus; vgl. dazu Alexander (1998) 132f.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

andere Sprache zu übertragen suchten, auch wenn die Ansichten darüber, welche Übersetzungsweise denn nun die angemessene sei, durchaus divergierten (s. unten Kapitel D)73. b) Irenäus Irenäus ist nach heutiger Überlieferungslage der erste christliche Autor, der ein eigenes Werk mit einer ähnlichen Wendung beschließt74. Seine Schrift Peri; ojgdoavdo~ ist zwar vollständig verloren, die Schlußformel gelangte jedoch über Eusebius auf Hieronymus75 und Rufinus, ein Zeichen dafür, daß ihr exemplarische Bedeutung beigemessen wurde. Eusebius schreibt über Irenäus (hist. 5, 20, 1 [GCS 9, 1, Eusebius 2, 1, S. 480. 482]; deutsche Übersetzung s. unten S. 289): e[nqa pro;~ tw'ı tou' suggravmmato~ tevlei cariestavthn aujtou' shmeivwsin euJrovnte~, ajnagkaivw~ kai; tauvthn th'ıde katalevxomen th'ı grafh'ı, tou'ton e[cousan to;n trovpon „oJrkivzw se to;n metagrayovmenon to; biblivon tou'to kata; tou' kurivou hJmw'n jIhsou' Cristou' kai; kata; th'~ ejndovxou parousiva~ aujtou' h|~ e[rcetai kri'nai zw'nta~ kai; nekrouv~, i{na ajntibavlhı~ o} metegravyw, kai; katorqwvshı~ aujto; pro;~ to; ajntivgrafon tou'to o{qen metegravyw ejpimelw'~: kai; to;n o{rkon tou'ton oJmoivw~ metagravyei~ kai; qhvsei~ 76 ejn tw'ı ajntigravfwı“ .

73 Vgl. z.B. auch Iohannes Chrysostomus über die Partikel dev in Gen. 2, 20 (hom. 15, 1 in Gen. 2, 20 [PG 53, S. 119]) oder die Episode bei Sozomenus hist. 1, 11, 9 (GCS 50, S. 23; dazu Leipoldt - Morenz [1953] 84 und Speyer [1971] 18f.); außerdem die Bemerkungen bei Marti (1974) 68/70; Dorival - Harl - Munnich (1994) 294f. (mit Belegen aus Origenes und Clemens Alexandrinus) und Metzger - Ehrman (2005) 259/61. 74 Vgl. Gardthausen (1913) 425f.; Bauer (1934) 169; Janson (1964) 144; Speyer (1969) 1267f. und (1971) 62; Delz (1992) 51; Ehrman (1993b) 26; Grant, Robert M. (1993) 91; Vessey (1996) 505f. (die Mahnung bei Irenäus als sehr frühes Beispiel „with no pretensions to biblical status“); Holtz (1998) 1069 sowie Ehlers (2003) 17. 75 Vgl. Wattenbach (1896) 321; Hamman (1985) 32; Ceresa-Gastaldo (1988) 280 und Petitmengin (1983) 371f. 76 Rufinus übersetzt den Text aus Eusebius (hist. 5, 20, 1 [GCS 9, 1, Eusebius 2, 1, S. 481. 483]) folgendermaßen: scribit autem idem Irenaeus et De ogdoade librum, in quo significat consecutum se esse quosdam ex successoribus apostolorum. cuius libelli subscriptionem satis eleganter adfixam his inserere dignum duxi: „adiuro te“, inquit, „qui transcripseris librum hunc, per dominum nostrum Iesum Christum, et adventum eius in gloria, cum veniet iudicare vivos et mortuos, ut conferas haec quae scribis et emendes diligenter ad exemplaria, de quibus transcripseris, ad fidem, et ut sacramentum adiurationis huius similiter transcribas et inseras his quae transcripsisti“. haec autem utiliter ab illo dicta inserere operi nostro necessarium credidi, quo per haec diligens efficiatur omnis, qui haec vel legere vel describere dignum duxerit, sciens exemplum diligentiae a sanctis viris et inlustribus traditum. Bei Hieronymus hingegen findet sich im Schriftstellerkatalog De viris illustribus folgende Notiz (vir. ill. 35 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 131]): scripsit ... De octava egregium suvntagma, in cuius fine significans se apostolicorum temporum vicinum fuisse subscripsit: „adiuro te, qui transcribis librum istum, per dominum

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Die beschwörende Warnung der Offenbarung, den Text zu erweitern oder zu kürzen, wandelt Irenäus um in die beschwörende Mahnung, den Text aufs genaueste zu kopieren und durch Vergleich mit der Vorlage und durch Emendation jede Abweichung vom Original zu vermeiden77. Er zielt genauer auf den einzelnen Abschreiber und dessen Kopiertätigkeit78, weniger auf das breite Publikum der Leser. Auch die terminologischen Begriffe des antiken Buchwesens wie metagravfein, ajntibavllein, katorqou'n, to; ajntivgrafon bzw. transcribere, conferre, emendare, exemplar weisen in diese Richtung. Dabei erscheint die Strafdrohung der Fluchformel zwar leicht abgeschwächt, aber gerade in der Aufforderung, auch die obtestatio unbedingt in die Abschrift zu übertragen, kommt die Überzeugung zum Ausdruck, eben sie werde die originalgetreue Überlieferung der Schrift garantieren. Trotz dieser Unterschiede bleibt freilich der Bezug auf das biblische Vorbild deutlich, beide Stellen ergänzen sich. Wie der Verfasser der Offenbarung will Irenäus nicht nur unbeabsichtigte Kopierversehen verhindern, sondern auch von bewußter Verfälschung abschrecken79, und tatsächlich wurde sein o{rko" später sowohl in unmißverständlichen Warnungen vor absichtlicher Verfälschung als auch in Ermahnungen, bei der Transkription von Texten keine Fehler aus Nachlässigkeit und Ungenauigkeit zu begehen80, nachgeahmt – wie ja schon bei Eusebius selbst, der die shmeivwsi" mit dem bemerkenswerten Attribut cariestavth versieht und in sein eigenes Geschichtswerk als vorbildliche Aufforderung zur eifrigsten Sorgfalt bei der Kopiertätigkeit überträgt (vgl. unmittelbar im Anschluß: ... wJ~ a]n e[coimen a[riston spoudaiotavth~ ejpimeleiva~ tou;~ ajrcaivou~ ejkeivnou~ kai; o[ntw~ iJerou;~ a[ndra~ uJpovdeigma). c) Artemidor von Daldis In der paganen griechischen Literatur begegnet noch im zweiten Jahrhundert eine auffällige Parallele. Artemidor von Daldis, Verfasser der Oneiro-

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nostrum Iesum Christum et per gloriosum eius adventum quo iudicaturus est et vivos et mortuos, ut conferas postquam transcripseris et emendes illum ad exemplar unde transcripsisti diligentissime; hanc quoque obtestationem similiter transferas ut invenisti in exemplar“. Arns (1953) 65 stellt fest, daß dieses Zitat innerhalb des sonst eher knapp und lakonisch formulierten Schriftstellerkatalogs besonders auffällt. Vgl. Bardy (1936) 275. Die These, neu an dieser Mahnung sei, daß Irenäus „conseille d’adapter à la fabrication des livres une pratique traditionnelle dans le monde de l’administration et du droit [!]“ (so Petitmengin [1983] 372; auch Holtz [1998] 1069), trifft in dieser Einengung nicht zu. So auch van Unnik (1949) 25; Hamman (1985) 32; Grant, Robert M. (1993) 91f. und Gamble (1995) 124; zu zurückhaltend de Ghellinck (1947) 347 und Delvigo (1990) 72f. Vgl. unten S. 270/75 den Anhang mit einer Auswahl von Belegen; zu zögerlich Perrone (2005) 17.

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critica, wendet sich in seinem sukzessiv veröffentlichten Werk mehrfach an die verschiedenen Personen, denen er die einzelnen Teile widmet. Am Ende des zweiten Buchs, das mit dem ersten eine Einheit bildet und dem Philosophen Cassius Maximus zugeeignet ist (vgl. 3 prooem. [ed. Pack, S. 204])81, betont Artemidor zunächst, alle seine Erkenntnisse zur Traumdeutung seien nicht einfach Buchwissen, sondern aus eigenen empirischen Studien gewonnen (2, 70 [ed. Pack, S. 202]: ajei; th;n pei'ran mavrtura kai; kanovna tw'n ejmw'n lovgwn ejpibow'mai. ejgw; me;n ou\n pavntwn dia; peivra~ ejlhvluqa ..., vgl. 1 prooem. [ed. Pack, S. 1/3])82. Darauf fährt er fort (ed. Pack, S. 202f.; deutsche Übersetzung s. unten S. 289)83: devomai de; tw'n ejntugcanovntwn toi'~ biblivoi~ mhvte prosqei'nai mhvte ti tw'n o[ntwn ajfelei'n. ei[te ga;r duvnaitov ti~ toi'~ ejmoi'~ prosqei'nai, rJaıo ' n a]n i[dia poihvseien: ei[te tina; tw'n ejggegrammevnwn tai'sde tai'~ bivbloi~ perissa; dokei', oi|~ ajrevsketai movnoi~ crhvsqw, ta; loipa; tw'n biblivwn mh; ejxairw'n, qeo;n ejpovpthn kai; fuvlaka pavntwn nomivzwn to;n Apovllwna, wı| peiqovmeno~ ejgw; patrwvıwı o[nti qew'ı eij~ thvnde th;n pragmateivan parh'lqon, pollavki~ me protreyamevnwı, mavlista de; nu'n ejnargw'~ ejpistavnti moi, hJnivka soi ejgnwrivsqhn, kai; mononouci; keleuvsanti tau'ta suggravyai.

Die Bitte84 an die Leser, weder Zusätze (prosqei'nai) noch Tilgungen (ajfelei'n) an seinem Buch vorzunehmen, motiviert Artemidor einerseits mit dem Anspruch, der Inhalt, dessen Nutzen die Erfahrung bewiesen habe, sei originell und gehöre damit allein ihm selbst, andererseits mit dem Hinweis auf Apoll, der es angeregt habe und nun als ejpovpth~, als fuvlax über es wache. Artemidor verhängt keine Sanktion über etwaige Verfälschungen, doch soll der Leser aus seinen Worten schließen, daß unbefugte Eingriffe in den Text der Oneirocritica als Vergehen an der Gottheit zu gelten hätten und so den Zorn und die Strafe Apolls auf sich ziehen könnten85. Im Gegensatz zu Irenäus formuliert Artemidor sein Anliegen zurückhaltender, weil er sich an andere Adressaten wendet. Nicht der einzelne Abschreiber, dessen alleinige Aufgabe es ist, die Kopie einer Vorlage originalgetreu anzufertigen, sondern das literarische Publikum – jeder, der auf

81 Vgl. Del Corno (1975) XXVIII/XXXI. 82 Zu den Argumenten, mit denen Artemidor den Wert der Oneirocritica begründet, vgl. Del Corno (1975) XXXV/XLI und Weber (1999) 219f. 83 Vgl. van Unnik (1949) 25; Speyer (1971) 62; Schäublin (1974b) 149 und Gamble (1995) 125. 84 Vgl. Del Corno (1975) 329140: „Soprattutto le opere destinate a una larga diffusione e non garantite da una superiore dignità letteraria [?] erano esposte nella tradizione manoscritta sia a interpolazioni, sia a omissioni e riassunti; e all’autore non rimaneva altro che appellarsi al ‚fair play‘ dei copisti“ und Gamble (1995) 125: „a polite request (though he too invokes a divine sanction)“. 85 So auch van Unnik (1949) 25; vgl. zur göttlichen Inspiration Apolls auch Schäublin (1974b) 149 und Weber (1999) 219. 229.

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seine Bücher stößt (vgl. tw'n ejntugcanovntwn toi'~ biblivoi~)86 – wird hier apostrophiert. Artemidor preist sein Werk keineswegs als vollkommen an; nichtsdestoweniger beansprucht er seine Integrität gerade in dieser originalen Unvollkommenheit – worin sich natürlich in hintergründiger Andeutung das Selbstbewußtsein des Autors widerspiegelt: Wer Mängel entdeckt, soll besser Eigenes machen und selbst zum Autor werden (vgl. rJa'ıon a]n i[dia poihvseien); wer sich an Überflüssigem (vgl. das vieldeutige perissav) stört, soll es unbeachtet lassen und nur das Gute nutzen (oi|~ ajrevsketai movnoi~ crhvsqw, ta; loipa; tw'n biblivwn mh; ejxairw'n)! Eine solche Alternative richtet sich an fachkundige Kritiker, nicht an Kopisten, und offenbart, wo Artemidor die Gefahr möglicher Textverfälschungen ausmachte. d) Hieronymus In einem Brief an den reichen Spanier Lucinus (398 nach Christus) kommt Hieronymus auf die Vervielfältigung einiger seiner Schriften (opuscula mea), um welche jener ihn gebeten hatte, zu sprechen und erzählt, wie er sie den notarii87 des Lucinus ad describendum gegeben, danach selbst die fertigen Kopien eingesehen (descripta vidi in chartaceis codicibus) und immer wieder zu originalgetreuer Abschrift und Emendation angehalten habe (frequenter admonui, ut [sc. notarii] conferrent diligentius et emendarent). Jedoch habe er selbst wegen anderer Verpflichtungen die zahlreichen Bücher (tanta volumina) nicht genau gegenlesen (relegere) können. Daher wendet Hieronymus sich im folgenden mit einer Mahnung an Lucinus (epist. 71, 5 [CSEL 55, S. 5f.]): unde, si paragrammata reppereris vel minus aliqua descripta sunt, quae sensum legentis inpediant, non mihi debes inputare, sed tuis et inperitiae notariorum librariorumque incuriae, qui scribunt non, quod inveniunt, sed, quod intellegunt, et, dum alienos errores emendare nituntur, ostendunt suos. Die admonitio an die Abschreiber tritt hier in einer lebendigen Szene vor Augen. Hieronymus befürchtet neben Nachlässigkeiten auch bewußte Eingriffe88. Wie schon bei Irenäus zielt die Kritik auf die notarii und die 86 Weber (1999) 225. 227 weist auf Artemidors Anweisungen an seinen Sohn hin, die Oneirocritica zwar durch Abschriften auch anderen bekannt zu machen (5 prooem. [ed. Pack, S. 301f.]), dabei jedoch darauf zu achten, daß der Kreis der Leser nicht zu groß werde (4 prooem. [ed. Pack, S. 236/40]). 87 Die Abschreiber hatte Lucinus selbst aus Spanien entsandt: quo ille [sc. Lucinus] desiderio nostra opuscula flagitavit, ut missis sex notariis, quia in hac provincia Latini sermonis scriptorumque penuria est, describi sibi fecerit, quaecumque ab adulescentia usque in praesens tempus dictavimus ... (epist. 75, 4 [CSEL 55, S. 33]); vgl. Dekkers (1989-1990) 109f. und Caltabiano (1996) 123. 88 Vgl. so zu dieser Stelle auch Gamberale (2001) 342: „... Gerolamo sa bene che l’errore non si produce solo per ignoranza o imperitia del copista, ma anche per tentativo di cor-

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librarii, doch fehlt ihr hier der ernste, sakrale Ton der obtestatio, mit der jener den unantastbaren, gleichsam heiligen Rang seiner Schrift Peri; ojgdoavdo~ festschrieb. Hieronymus geht es vielmehr um die Frage der persönlichen Autorschaft: Nur für den originalen Wortlaut der von ihm verfaßten opuscula übernimmt er Verantwortung – daher die ausdrückliche Erklärung, die Textänderungen der Schreiber seien nicht ihm selbst zuzuschreiben (vgl. non mihi debes inputare, sed tuis et inperitiae notariorum librariorumque incuriae), zumal da er den Eindruck erweckt, das exemplar der notarii und librarii, das er den Leuten des Lucinus ja selbst als Vorlage zur Verfügung gestellt hatte, sei verläßlich und einwandfrei. Ganz ähnlich hatte er schon in der Praefatio zu seiner Chronik vorausgesehen, daß man – wie üblich! – ungerechterweise ihm, dem Autor, die Fehler der Schreiber ankreiden werde (chron. praef. [GCS 47, Eusebius 7, S. 5f.]): calumniabuntur in tempora, convertent ordinem, res arguent, syllabas eventilabunt et, quod accidere plerumque solet, neglegentiam librariorum ad auctores referent. Dieser Briefpassus belegt, daß die antiken Kopisten wie auch die gelehrten Diaskeuasten seltener dolo malo als aus emendatorischer Absicht den Wortlaut ihrer Vorlage umgestalteten89, und zwar nicht bloß dann, wenn diese etwa durch Materialschäden oder schwer entzifferbare Schrift unleserlich war, sondern auch, wenn sie den Sinn des gegebenen Texts nicht verstanden (vgl. qui scribunt non, quod inveniunt, sed, quod intellegunt), sei es daß ihr exemplar an der betreffenden Stelle tatsächlich korrupt rezione di chi non comprende esattamente il testo“. Gamberale bietet in seinem Aufsatz viele aufschlußreiche Beobachtungen zu text- und echtheitskritischen Grundsätzen des Hieronymus. Vgl. außerdem Wattenbach (1896) 322f. (mit Parallelstellen); Schade (1910) 60/62 u.ö.; Hulley (1944) 88f. 100f. 104; Arns (1953) passim, besonders 173/95; Kloeters (1957) passim, besonders 61/87 (75 über die Mahnungen an die Schreiber als Ausdruck der „Sorge des Schriftstellers um sein Werk und seine unverfälschte Überlieferung“). 149/61; Metzger (1966) 1982 und (1980) 199/210; Sparks (1970) 526f.; Speyer (1971) 18; Petitmengin (1983) 371; Hamman (1985) 30f.; Pecere (1986) 21430; Brown (1992) 35; Pöhlmann (1994) 84/86; Vessey (1996) 510f.; Ehlers (2003) 17f. sowie Fürst (2003) 119/21. 89 Vgl. Gnilka (2000) 4605 sowie Traube (1910) 6; Metzger (1966) 197f.; Birdsall (1970) 375 (zum Neuen Testament); Sparks (1970) 526/29; Reynolds - Wilson (1975) 210; Neuschäfer (1987) 131f. (zu Origenes); Delobel (1994) 107f. 111 (zur neutestamentlichen Überlieferung); Gamble (1995) 126: „What is too little recognized is that in antiquity the conscientious reader was always interested in the correction of textual corruptions since, given the conditions of the production and transmission of texts, the accuracy of a text was necessarily an open question. The irony is that the attribution of authority to a document did not necessarily confirm the received text and ensure its careful preservation but, by heightening interest in its accuracy, opened the way for critical emendation“; Haines-Eitzen (2000) 108 und Chiesa (2002a) 72f.; auch Zetzel (1981) 236 und (2005) 156f.; Tarrant (1987) 284 sowie Deufert (1996) 9, die allerdings zu weit gehen und als Motiv der Interpolatoren den „Willen zur Verfälschung“ kaum gelten lassen.

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war oder nicht90. Ein Beispiel für derartige Falschemendationen führt Hieronymus selbst andernorts ausführlich vor: In seinem Matthäuskommentar (in Matth. 2, 13, 35 [CCL 77, S. 110]) bemerkt er, an der Stelle ut impleretur quod dictum est per prophetam dicentem: aperiam in parabolis os meum (Matth. 13, 35) stehe in manchen Codices (in nonnullis codicibus) die Wendung per Esaiam prophetam dicentem, obgleich das zitierte Prophetenwort nicht bei Jesaja, sondern im 77. Psalm, der mit dem Namen des propheta Asaph betitelt sei, stehe. Der Verweis auf Jesaja sei daher später von „klugen Männern“ getilgt worden (postea a prudentibus viris esse sublatum). Anfangs sei der Text, so glaubt Hieronymus, tatsächlich mit dem Wortlaut per Asaph prophetam dicentem herausgegeben worden (mihi videtur in principio ita editum, quod scriptum est ...), jedoch habe dies der „erste Schreiber“ (primus scriptor) nicht verstanden, sondern für einen Fehler gehalten und daher in den geläufigen Namen Jesajas emendiert. In seiner Auslegung des 77. Psalms kommt Hieronymus noch einmal auf dieses Thema zurück (tract. in psalm. 77 [CCL 78, S. 66f.]): Ebenso, wie die unterschiedlichen Zeitangaben der Evangelisten zur Kreuzigungsstunde Jesu in Wahrheit auf einen error scriptorum zurückzuführen seien, gehe die Falschemendation Asaph-Esaia auf das Konto der unkundigen Menschen (homines ignorantes/nescientes), unter welchen die frühe Kirche entstanden sei. Dem ersten Schreiber des Evangeliums sei der Name Asaph, der in allen alten Codices noch zu finden sei, unbekannt gewesen, so daß er sich zu einer falschen Emendation entschloß: nescientes enim (quia prima ecclesia de inperitis congregata fuit gentibus) ergo cum legerent in evangelio „ut impleretur quod scriptum est in Asaph propheta“ ille qui primus scribebat evangelium coepit dicere: quis est iste Asaph propheta? non erat notus in populo. et quid fecit? ut dum91 errorem emendaret, fecit errorem. Mit Bedacht also wählt Hieronymus in epist. 71, 5 die Worte imperitia, incuria, errores, um das Fehlverhalten der Kopisten zu beschreiben, unterstellt ihnen also nicht die Absicht, den Text gegen den Willen des Verfassers zu verändern. Gleichwohl waren die Folgen solch eigenmächtiger und falscher Besserungsversuche gravierend und kamen aus der Sicht des Autors im Ergebnis bewußter Verfälschung sehr nahe92. 90 Die verschiedenen Ursachen, die zur Beschädigung von Handschriften führen konnten, behandelt Puglia (1997) 7/16. 66. 70; vgl. auch Brown (1992) 33 mit Belegen aus Hieronymus. 91 Die Junktur ut dum ist kaum verständlich. Löfstedt (1907) 33 nahm „pleonastische Häufung“ der Partikel an, der Thesaurus (vgl. ThLL 5, S. 2201, Z. 32f.) blieb unentschieden. Ob die Überlieferung hier richtig ist, darf bezweifelt werden. 92 Speyers zurückhaltende Wertung: „Eine unrichtige [sc. aber gutgemeinte] Konjektur – sei es, daß Worte geändert, hinzugefügt oder getilgt werden – ist keine Verfälschung, sondern höchstens [!] eine Entstellung des Textes. Sie beruht dann auf Irrtum und nicht auf beabsichtigter Täuschung“ (Speyer [1971] 18) offenbart das Problem. Vgl. deutli-

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e) Rufinus Rufinus stellt seiner lateinischen Übersetzung De principiis der Bücher Peri; ajrcw'n des Origenes einen Widmungsbrief an Macharius voran, der zugleich als Praefatio fungiert. Im letzten Abschnitt verfügt er (Rufin. Orig. princ. 1 praef. 4 [CCL 20, S. 247]): illud sane omnem, qui hos libros vel descripturus est vel lecturus, in conspectu dei patris et filii et spiritus sancti contestor atque convenio per futuri regni fidem, per resurrectionis ex mortuis sacramentum, per illum „qui praeparatus est diabolo et angelis eius aeternum ignem“ (Matth. 25, 41); sic non illum locum aeterna hereditate possideat, ubi est „fletus et stridor dentium“ (Matth. 8, 12; Lc. 13, 28), et „ubi ignis eorum non extinguetur et vermis eorum non morietur“ (Is. 66, 24): ne addat aliquid huic scripturae, ne auferat, ne inserat, ne immutet, sed conferat cum exemplaribus unde scripserit, et emendet ad litteram et distinguat, et inemendatum vel non distinctum codicem non habeat, ne sensuum difficultas, si distinctus codex non sit, maiores obscuritates legentibus generet.

Rufinus gestaltet die Beschwörung breiter als seine Vorgänger93, indem er nicht nur Abschreiber und Leser in den Blick nimmt, sondern auch die möglichen Arten der Textverfälschung feiner unterscheidet: erstens zwei Typen von Zusätzen, nämlich offenbar solche größeren Umfangs, etwa am Ende einer Schrift (addere), und Einschübe in den fortlaufenden Text (inserere)94; zweitens Tilgungen (auferre); drittens Änderungen (immutare). Auch die Beschwörungsformel gerät ihm im Vergleich zu den Vorbildern weit länger, fast hypertroph. Unmittelbar zuvor hat Rufinus seine Überzeugung ausgesprochen, die Passagen, die in den Schriften des Origenes vom rechten Glauben der Kirche abwichen und außerdem zu anderen Stellen, an denen er selbst sich zu demselben Thema orthodox geäußert habe, in Widerspruch stünden, seien größtenteils von Gegnern und Häretikern eingefälscht worden (Orig. princ.

cher Wieacker (1960) 29; Hamman (1985) 39; Cavallo (1987) 354; Brown (1992) 37f.; Holtz (1992) 341f.; Dover (1997) 50: „Alle Texte waren zu allen Zeiten bewußten Eingriffen unterworfen; die Motive dafür waren oft wohlwollender Natur, zeitigten aber manchmal katastrophale Folgen“; Mazal (1999) 161f. 174; Gamberale (2001) 342 (mit dem Hinweis auf die vergleichbaren Stellen bei Irenäus und Rufinus); Beatrice (2002) 44 (zur fragwürdigen Unterscheidung von pia fraus und dolus malus); Wilson - Heyworth (2002b) 231; Montanari, Elio (2003) 153f. 201f. und Metzger - Ehrman (2005) 259f. 93 Vgl. Arns (1953) 185f. und Görgemanns - Karpp (1976) 8113; auch Wattenbach (1896) 312; Janson (1964) 144; Speyer (1969) 1267f. und (1971) 62; Marti (1974) 45; Crouzel - Simonetti (1978) 9; Pecere (1986) 26. 21430; Gamble (1995) 124f.; Cremascoli (1997) 35 sowie Haines-Eitzen (2000) 107f. 94 Vgl. zu diesem Wortgebrauch z.B. De adulteratione librorum Origenis 3. 5. 7. 8 u.ö. (CCL 20, S. 9. 10. 12. 13).

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1 praef. 3 [CCL 20, S. 246]): corruptos esse in quamplurimis ab haereticis et malivolis libros eius95). Diese Tatsache habe vor ihm bereits Pamphilus96 im Apologeticum ausführlich nachgewiesen, das nun übersetzt der lateinischen Ausgabe der Bücher De principiis als Anhang (in Apologetico ... brevissimo libello superaddito) beigegeben werde. Rufinus selbst sollte später diesem Thema eigens die kleine Abhandlung De adulteratione librorum Origenis widmen97. Der ganze Tatbestand rechtfertige, so Rufinus, die Entscheidung, bei der Origenesübersetzung zum einen die dogmatisch anstößigen Passagen als unecht (velut adulteratum hoc et alienum) auszulassen (praetermittere), zum anderen den oft schwierigen echten Text durch die Beifügung anderer Stellen aus dem Werk des Origenes, die zum Verständnis beitragen könnten, zu illustrieren (Orig. princ. 1 praef. 2 Ende; vgl. 3 [CCL 20, S. 246]). Vor diesem aktuellen, brisanten Hintergrund gewinnt der Schlußsatz der Praefatio besondere Schärfe: Rufinus will den wahren, ursprünglichen Text des Origenes frei von fremder Verfälschung in lateinischer Version wiedergeben, ihn den Christen wiedergewinnen (vgl. Orig. princ. 1 praef. 4 [CCL 20, S. 246f.]: nobis interim tantus labor ... susceptus est, ... ut proficere ad scientiam rerum volentibus materiam praeberemus) und den griechischen Theologen rechtfertigen. Die Übersetzung selbst soll ein Manifest gegen die Verfälschung sein und darf daher ihrerseits auf keinen Fall fremden Eingriffen zum Opfer fallen. Die Tatsache, daß Rufins Anliegen schon bald darauf scheiterte, bestätigt bloß seine Dringlichkeit: Nur wenige Jahre später, in seiner Verteidigung gegen Hieronymus, stellte er fest, daß seine Übersetzung, nachdem sie ihm von Kritikern noch vor der endgültigen Emendation und Publikation entwendet und nach Italien gesandt worden war, an dogmatisch heiklen Stellen absichtlich gegen den rechten Glauben der Kirche verfälscht worden war – um ihn selbst und Origenes in den Augen des Publikums als Häretiker zu diskreditieren (apol. adv. Hier. 1, 16 [CCL 20, S. 49]): ut autem scias quia et quod falsaturi haec essent et praevidimus et praediximus, vide quid in sequentibus iunxerimus [es folgt das Zitat von Orig. princ. 1 praef. 4, s. 95 Vgl. zu diesem Prinzip auch Orig. princ. 3 praef. (CCL 20, S. 248); apol. ad Anast. 7 (CCL 20, S. 27f.); apol. adv. Hier. 1, 12f. (CCL 20, S. 44f.). 96 Zur Verfasserfrage jetzt ausführlich Junod (1992) passim; Lardet (1993) 50f. und Amacker - Junod (2002b) 19/24. 97 Murphy (1945) 85f. führt aus: „In view of the almost unbelievably widespread and frequent recourse to literary frauds and forgeries on the part of the heretics, and even at times of the believers, during the patristic age, Rufinus’ preoccupation with the falsification of the works of Origen in his De adulteratione librorum Origenis is not surprising ... Rufinus had sufficient grounds upon which to base his claims on the precedent of numerous similar forgeries with which he was familiar and on which he proceeded to elaborate“; vgl. auch Marti (1974) 40/42; Simonetti (1987) 93/95. 98f.; Junod (1997) passim und Amacker - Junod (2002b) 13. 15f. 18. 25/40.

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oben im Text] ... et tamen post ista omnia tam horrifica tamque terribilia adiurationum sacramenta, falsare haec et corrumpere non timuerunt illi [sc. die Verfälscher der Schrift] ... In den folgenden Kapiteln präsentiert Rufinus beispielhaft solch verfälschende Eingriffe (verborum adulteria) der manus falsariae seiner Gegner, welche sowohl in öffentlichen Disputationen ans Tageslicht gekommen seien als auch durch genauen Vergleich mit den unverfälschten Exemplaren identifiziert werden könnten. Sein Resümee fällt ernüchtert aus (1, 18 [CCL 20, S. 52]): sed ne istis quidem ipsis criminatoribus meis esse aliquid in meis litteris visum est, quod posset offendere. denique si hoc putassent, ipsa sicut transtuleram, mea verba posuissent. An dem Prinzip, Irrtümer eines Autors korrigieren, ja sogar aus dem Text tilgen zu dürfen, hält er jedoch fest, wenn dies der Nutzen erfordere (1, 19 [CCL 20, S. 53f.]: corrigatur, emendetur, si id utilitas [!] postulat, et auferatur). Böswillige Zusätze, Einfälschungen (inseri vero quae non sunt scripta bzw. falsa interseri) und Entstellungen in den Schriften eines fremden Autors (temerare aliena scripta), welche allein das Ziel verfolgten, dessen Ansehen beim Publikum zu schmälern und die Leser zu verwirren, seien hingegen Teufelswerk. f) Der Autor der Schrift De induratione cordis Pharaonis Der Verfasser der dogmatischen Fragen christlicher Theodizee gewidmeten Abhandlung De induratione cordis Pharaonis, die unter dem Namen des Hieronymus ins Mittelalter gelangte, heute allerdings von der Forschung teils dem pelagianischen Schrifttum98, teils dem Apponius99 zugeschrieben und an das Ende des vierten bzw. an den Anfang des fünften Jahrhunderts datiert wird, bedient sich im Ausgang seines Prooemiums einer ähnlichen Wendung (Kap. 3 [ed. Plinval, S. 139]): hoc autem obtestor, per dei iudicii adventum et per trinitatis inseparabilis maiestatem, omnem, qui voluerit hunc libellum habere, ut ad exemplaria ipsa, unde scripserit, diligenter emendet: non addat, non minuat, nec verbum pro verbo nec sensum pro sensu neque litteram pro littera. g) Synesius von Kyrene Als man Synesius von Kyrene einmal vorwarf, er besitze in seiner Bibliothek unemendierte Bücher (Dion 16/18 [ed. Lamoureux - Aujoulat, S. 180/85]; vgl. epist. 154 [ed. Garzya - Roques, S. 303]), da verteidigte er sich mit der Begründung, zwar bereite die Korrektur der Handschriften 98 Vgl. Plinval (1947) 120/34 und Nuvolone (1986) 2919. 99 Vgl. Vregille - Neyrand (1986) XCIX/CV und (1997) 1381.

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keinen großen Aufwand100, er habe sie jedoch absichtlich nicht durchgeführt101. Bei der Lektüre ad hoc Fehler zu entdecken und zu beseitigen, stimuliere den Verstand und schule die kritische Urteilskraft ebenso wie die Fähigkeit zu schneller, spontaner Verbesserung. In diesem Zusammenhang zitiert Synesius einen alten novmo~ ejk filosofiva" des Pythagoras (Dion 16, 60 [ed. Lamoureux - Aujoulat, S. 180f.]): Puqagovra~ Mnhsavrcou Savmio~ ejpigevgraptai tw'ı novmwı, o{sti~ oJ novmo~ oujk eja'ı toi'~ biblivoi~ ejpipoiei'n, ajlla; bouvletai mevnein aujta; ejpi; th'~ prwvth~ ceirov~, o{pw~ pote; e[sce tuvch~ h] tevcnh~. Die Quelle, aus der Synesius hier schöpft, ist unbekannt102, aber wohl neupythagoreisch und gehört damit eher in die spätere Antike als ins archaische Griechenland103. Dennoch ist die Stelle 100 Vgl. Treu (1958) 12f. 118/20 (mit Hinweis auf Off. 22, 18f.) und (1959) 63 z.St.; Garzya (1989) 708 z.St.; Lamoureux - Aujoulat (2004) 335140 z.St. („Le passage qui suit est obscur ...“) sowie Seng (2006) 109f., nach deren Ansicht die Argumente, die Synesius hier gegen seine Kritiker vorbringt, nicht recht überzeugend wirken. Einen Erklärungsversuch bietet Schmitt (2001) 76/79. Die Kritik an unkorrigierten Büchern in bedeutenden Privatbibliotheken, ja an der Unfähigkeit, die Fehler in den Abschriften der Bücher überhaupt wahrnehmen zu können, findet sich in der Kaiserzeit auch anderswo, etwa in Lukians satirischer Bloßstellung des ignoranten Büchersammlers. Die neuere Kodikologie hat diese Beobachtung bestätigt: Gerade die Prachtcodices der Spätantike weisen schwere Textstörungen auf! 101 Vgl. Treu (1958) 119f. und Cavallo (1986) 104f. Saffrey (1992) 168f. schließt hieraus (mit weiteren Belegen aus Proclus) auf ein Aufblühen textkritischer Bemühungen im Athen des fünften Jahrhunderts. Offenbar habe noch zu später Zeit für Privatpersonen die Möglichkeit bestanden, die eigenen Abschriften literarischer Texte an guten, also emendierten und kritisch geprüften Vorlagen zu korrigieren (vgl. auch Schmitt [2001] 107152). Cavallos vorsichtigere Vermutung, für die Gebildeten der Zeit sei eine gewisse „cura filologica“ um die im Privatbesitz befindlichen Bücher vorauszusetzen („qualche revisione dei libri ad uso proprio“), trifft wohl eher das Richtige (vgl. Cavallo [1986] 104f. und [1997a] 213f.). 102 Vgl. Treu (1958) 15; Garzya (1989) 708 z.St. und Lamoureux - Aujoulat (2004) 181141 z.St. Seng (2006) 109 vermutet, dieser novmo~ „mag wohl eine schelmische Erfindung des Synesius sein, wie es der adoxographischen Gattung entspricht“. 103 Zu der dornigen Frage, ob Pythagoras eigene Schriften verfaßte, vgl. jetzt (mit Lit.) Riedweg (1997) und (2002) 61f. sowie Grant, Robert M. (1993) 23f.; Burkert (1998) 306 und Staab (2002) 72. Ein Beleg für die noch in der Spätantike geführte Debatte: Als Hieronymus einmal behauptete ... et hoc putasse in apostolis, quod in Pythagora et Platone et Empedocle legeram (epist. 84, 6 [CSEL 55, S. 128]), da widerfuhr ihm postwendend die Kritik seines Gegners Rufinus (apol. adv. Hier. 2, 7 [CCL 20, S. 88]): denique inter cetera etiam Pythagorae libros legisse se iactat, quos ne extare quidem prorsus eruditi homines asserunt, auf die er seinerseits wieder antwortete (adv. Rufin. 3, 39 [CCL 79, S. 107/10]): de dogmatibus eorum, non de libris locutus sum, quae potui in Cicerone, Bruto ac Seneca discere. lege pro Vatinio oratiunculam et alias ubi sodaliciorum mentio fit, revolve dialogos Tullii, respice omnem oram Italiae quae quondam Magna Graecia dicebatur, et Pythagoricorum dogmatum incisa publicis litteris aera cognosces. cuius sunt enim illa crusa' paraggevlmata? nonne Pythagorae? (mit den folgenden Ausführungen über bekannte pythagoreische Lehrsätze) ... in quo igitur erravi, si adulescens dixi me ea putasse in apostolis quae in Pythagora et Platone

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aufschlußreich: Zeitgenossen des Synesius schrieben diesen novmo~ dem Begründer der pythagoreischen Lehre zu und erkannten ihn als eine auf dessen Autorität gestützte Norm an104. tuvch ist schwierig. Besagt die Wendung, daß die Textintegrität der schriftlichen Überlieferung zu bewahren sei, „auch wenn sich Fehler eingeschlichen haben“105? Der originale Wortlaut – mit ejpi; th'~ prwvth~ ceirov~ scheint der alte novmo~ gar auf das Autographon des Verfassers zu deuten106 – soll jedenfalls unter keinen Umständen eigenmächtig korrigiert werden. Das klingt nach einer Cautel gegen Konjekturen aus emendatorischer Absicht107. Dieser novmo~ verfolgte demnach das Ziel, die vermeintlich ursprüngliche, echte Lehre des Pythagoras vor fremder Verfälschung zu schützen, und fügt sich damit bestens zu der bekannten Haltung der Pythagoreer, der Autorität des Meisters streng zu folgen (vgl. Cic. nat. deor. 1, 5, 10 [ed. Plasberg - Ax, S. 5] über das ipse [sc. Pythagoras] dixit)108.

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et Empedocle legeram? non, ut tu calumniaris et fingis, in Pythagorae et Platonis et Empedoclis libris, sed: quae in illis fuisse legeram et aliorum me scripta eos habuisse docuerunt (vgl. zu dieser Passage Lardet [1993] 377/94). So auch Treu (1958) 120 und Schmitt (2001) 113f. Schmitt (2001) 7625. Sind unter diesen „zufälligen“ Anstößen, die nicht mit der tevcnh des Autors erklärt werden könnten, also Kopierfehler oder materielle Schäden zu verstehen? Oder verweist Synesius hier auf die Verbindung von tevcnh und tuvch bei Aristoteles (z.B. Nikomachische Ethik 1140a mit einem Zitat aus Agathon)? Dann wären mit tuvch nicht „zufällige“ Fehler gemeint, sondern das nicht auf tevcnh beruhende, gleichsam nichtintentionale „glückliche Gelingen“ des Künstlers. Die Stelle bedarf einer erneuten gründlichen Untersuchung. Nabers These (vgl. Naber [1894] 94), Synesius offenbare sich in seiner Geringschätzung der emendatio hier als bewundernder Nachahmer Plotins (vgl. Porphyr. Vita Plotini 8 [ed. Goulet, S. 148. 150]; dazu GouletCazé [1982] 282. 294f. und Irigoin [2003d] 153. 155f.), hat jedenfalls wenig für sich: Plotinus emendierte zwar die eigenen, durchaus fehlerhaft niedergeschriebenen Werke selbst nicht, übergab sie aber Porphyrius später zur Korrektur und Herausgabe (vgl. Vita Plotini 7. 24. 26 [ed. Goulet, S. 146. 148. 176. 182. 184]). Eine grundsätzliche Ablehnung der emendatio läßt sich daraus nicht ableiten. Anders Aujoulat, der zunächst paraphrasiert (in Lamoureux - Aujoulat [2004] 116): „Pythagore veut, en effet, qu’un manuscrit demeure tel qu’il est sorti des mains du copiste [!]“ und dann übersetzt (in Lamoureux - Aujoulat [2004] 181): „... qu’ils [sc. livres] demeurent tels que les copia la première main ...“. Seng (2006) 109 hingegen übersetzt wieder: „... das Zusätze in Büchern verbietet und die Erhaltung ihres Zustandes von erster Hand mit allen zufälligen und beabsichtigten Eigenheiten verlangt“ (vgl. schon Peter [1911] 438). Vgl. Cavallo (1998) 1010f.: „La testimonianza di Sinesio ... si spiega non soltanto con una prevalenza della lettura declamata in Oriente, ma forse anche a motivo di una concezione dell’intangibilità dello scritto, che nasce proprio nella tarda antichità [?] e che attraverserà – fuori dalle ristrette cerchie dei ‚filologi‘ – tutta l’epoca bizantina. L’emendatio, infatti, poteva ad alcuni sembrare rischiosa, ‚destabilizzante‘ per così dire, giacché interveniva su quanto lo scritto aveva tramandato e fissato“. Vgl. Lamoureux - Aujoulat (2004) 181141 z.St.

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h) Cassius Felix Im Jahr 447 nach Christus veröffentlichte der christliche Mediziner Cassius Felix sein aus griechischen Quellen erarbeitetes Kompendium De medicina. Im Widmungsbrief an den carissimus filius (ed. Fraisse, S. 4) unterstreicht er den Wert seiner Schrift, die er auf Weisung Gottes hin abgefaßt habe (omnipotentis dei nutu): quae cum perlegeris et usus fueris, ad curam omnium corporum humanorum cuncta experta reperies. Das erinnert an Artemidor, und wie Artemidor untersagt auch Cassius Felix jede Veränderung seines Werks durch Zusätze oder Tilgungen109: unde admoneo, fili dulcissime, ne quid forte huic scripturae addendum vel minuendum existimes. Allerdings hat Cassius Felix mit dieser admonitio nicht verhindern können, daß in der Folgezeit Teile seiner Schrift für Exzerptsammlungen ausgehoben wurden110. i) Gregor von Tours Gregor von Tours beendet sein großes Opus über die Geschichte der Franken mit einem langen Epilog (Franc. 10, 31). Nach einem Verzeichnis seiner eigenen Schriften bemerkt er (MGH script. rer. meroving. 1, 1, S. 449)111: quos libros licet stilo rusticiori conscripserim, tamen coniuro omnes sacerdotes domini, qui post me humilem ecclesiam Turonicam sunt recturi, per adventum domini nostri Iesu Christi, ac terribilem reis omnibus iudicii diem, si numquam confusi de ipso iudicio discedentes cum diabolo condempnemini, ut numquam libros hos abolere faciatis aut rescribi, quasi quaedam eligentes et quaedam praetermittentes, sed ita omnia vobiscum integra inlibataque permaneant, sicut a nobis relicta sunt. quod si te, sacerdos dei, quicumque es, Martianus noster septem disciplinis erudiit, id est, si te in grammaticis docuit legere, in dialecticis altercationum propositiones advertere, in rethoricis genera metrorum agnoscere, in geometricis terrarum linearumque mensuras 109 Vgl. Speyer (1971) 62 und Fraisse (2002) XIII. Corsinis (1990) 403f. Bemerkung zur Stelle: „... veramente singolare è l’ammonimento a non addere né minuere alcunché dal suo trattato, che in buona sostanza significa un divieto di attività di ricerca che possa provocare o l’accettazione (e quindi addere) di una nuova cura ... o il rifiuto (e quindi minuere) di un’altra ritenuta ormai superata: questo considerare la sua come un’opera conclusa, e quindi intoccabile nella sua sacralità di monumento scritto, mi pare un segno di un atteggiamento mentale statico ...“ führt ebenso in die Irre wie die falschen Schlußfolgerungen bei Formisano (2001) 87. 110 Vgl. Fraisse (2002) LXXIII/LXXV. 111 Die poetische Verarbeitung einer Prosaschrift durch einen anderen Autor empfand Gregor weder als Verfälschung noch als Plagiat; vgl. die Praefatio zum Liber in gloria confessorum (MGH script. rer. meroving. 1, 2 [Nachdruck 1969], S. 298): ... unum beneficium vobis haec scripta praebebunt, scilicet ut, quod nos inculte et breviter stilo nigrante discribimus, vos lucide ac splendide stante versu in paginis prolixioribus dilatetis.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

colligere, in astrologicis cursus siderum contemplare, in arithmeticis numerorum partes colligere, in armoniis sonorum modulationes suavium accentuum carminibus concrepare; si in his omnibus ita fueris exercitatus, ut tibi stilus noster sit rusticus, nec sic quoque, deprecor, ut avellas quae scripsi. sed si tibi in his quiddam placuerit, salvo opere nostro, te scribere versu non abnuo.

Gregors „gewaltige Beschwörungs- und Fluchformel“112 umfaßt beides, sowohl die Warnung vor Tilgungen als auch die Mahnung, den Text vollständig und originalgetreu zu tradieren. Sie verleiht dem Werkschluß tiefen Ernst und „sakrales Gewicht“113, und obwohl Gregor direkt seine Nachfolger in dem Episkopat zu Tours anredet, schreibt er über sie hinaus auch an die „Adresse künftiger Abschreiber“114. Der Bischof erkennt dabei selbst, woher dem Wortlaut seines Werks Gefahr droht: Der Stil, der sermo rusticior, welcher literarischen Ansprüchen klassischer Bildung nicht gerecht werde115, könne Anstoß erregen und zur Überarbeitung, vor allem zur Kürzung und Epitomierung (vgl. quaedam eligentes et quaedam praetermittentes), reizen. Darin, daß sich hier der Autor die Verbesserung der eigenen Unzulänglichkeit durch den in den sieben artes Gebildeten verbittet, liegt die eigentümliche Pointe dieser Stelle116: Wo andere Verfasser die genaue Bewahrung des richtigen Texts befehlen, fordert er die genaue Transkription des eigentlich kritikwürdigen! Das sprachliche Selbstbewußtsein, mit dem Gregor sich zu seiner in Grammatik und Stil den überkommenen Regeln der Kritik nicht angemessenen Sprachform bekennt117, findet hier schönen Ausdruck: ita omnia vobiscum integra inlibataque permaneant, 112 So Heinzelmann (1994) 84, auch über den Einfluß des Irenäus (über Rufinus) auf Gregor, und 2113 zu den ähnlichen Formeln bei Rufinus und Hieronymus; vgl. Monod (1872) 66; Krusch (1902) 781; Krusch - Levison (1951) 536 z.St. (vgl. aber schon Levison in Krusch [1902] 781); Wallace-Hadrill (1962) 50f.; Beumann (1964) 95; Janson (1964) 144; Speyer (1969) 1267f.; Buchner (1974) 414 z.St.; Morghen (1977) 22f.; Vollmann (1983) 908; Chiesa (1987) 31 und Goffart (1988) 12452. 113 Heinzelmann (1994) 84 mit Hinweis auf Off. 22, 18f.; vgl. Vollmann (1983) 908. 114 Beumann (1964) 95. Vgl. Krusch (1932) 678: Dieser „letzte Wille“ Gregors markiere den Ausgangspunkt jeder Untersuchung der handschriftlichen Tradition. Und (680): „... fast als hätte es Gregor geahnt, wie man nach seinem Tode seine Werke mißhandeln würde, hat er den Sündern mit dem jüngsten Gericht gedroht“. 115 Auch Papst Gregor der Große verkündet in der Einleitung (CCL 143, S. 6f.) zu seinen Moralia, er verschmähe den Sprachstil, den die Rhetorikschule mit ihren festen, überkommenen formalen Lehren empfehle. 116 Vgl. Beumann (1964) 96: „... auch das höchste Maß an Bildung und Gelehrsamkeit soll niemanden berechtigen, Hand an sein Werk zu legen“. 117 Vgl. Auerbach (1958) 78/80; Simon (1958) 117 (mit Parallelen, auch aus Gregor selbst); Beumann (1964) 96/98; Goffart (1988) 145/53; Heather (1994) 194; Heinzelmann (1994) 86/88; Hermann (1999) 35f. und De Prisco (2000) 19f. (mit Parallelen). Daß Sulpicius Severus in dial. 1, 27 (CSEL 1, 179f.) den verbreiteten Hinweis auf den sermo rusticior als gelehrten Topos der excusatio und captatio benevolentiae entlarvt, ihn aber andererseits selbst im Widmungsbrief zu seiner Martinsvita genutzt hatte, war Gregor sicher bekannt.

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sicut a nobis relicta sunt. Wie berechtigt allerdings seine Befürchtungen waren, erhellt aus der handschriftlichen Überlieferung der Frankengeschichte: Sie ist bereits im frühesten Stadium schwer entstellt, wobei nicht nur die Sprache des Texts wiederholt tiefgreifend umgeformt, sondern auch große Teile des Gesamtwerks kurzerhand getilgt wurden. „Selten ist eine Quelle ... mehr zerstückelt und ... mißbraucht worden“118. Bislang hat die Forschung noch keine Einigkeit darüber erzielt, ob die mittelalterlichen Codices überhaupt die Restitution des ursprünglichen Texts erlauben119. j) Alkuin In einem kurzen Gedicht legt Alkuin schönes Zeugnis ab von der hohen Wertschätzung, welche die karolingische Zeit der Aufgabe der Schreiber und Kopisten in den Skriptorien entgegenbrachte (carm. 94, hier V. 1/6 [MGH poet. lat. aevi carol. 1, S. 320])120:

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hic sedeant sacrae scribentes famina legis, nec non sanctorum dicta sacrata patrum; hic interserere caveant sua frivola verbis, frivola nec propter erret et ipsa manus; correctosque sibi quaerant studiose libellos, tramite quo recto penna volantis eat.

Der einflußreiche Gelehrte Alkuin, unter Karl dem Großen Leiter der Schule am fränkischen Hof und einer der führenden Köpfe der karolingischen Bildungs- und Kulturpolitik, betrieb nicht nur die Suche, Sammlung und kritische Prüfung von Handschriften, sondern förderte auch die Wiederherstellung alter Texte, etwa durch die Wiedereinführung der Interpunktion und die Verbesserung der Orthographie (vgl. seine Schrift De orthographia)121. Mit den Unsicherheiten der handschriftlichen Überlieferung war er also bestens vertraut, und es ist kein Zufall, daß er in diesem kleinen Carmen die Warnung vor eigenmächtigen Zusätzen in den Schriften der Bibel und der Kirchenväter betont an den Anfang seiner Ermahnungen rückt, die allesamt zu korrekter und originalgetreuer Überlieferung anhalten sollen. Alkuin verteidigt hier, auf der Höhe der sogenannten „karolingi118 Heinzelmann (1994) 89. Vgl. auch Wattenbach (1896) 330; Krusch (1932) 679f.; Krusch - Levison (1951) XXII; Vollmann (1983) 925f. und Goffart (1988) 122. 124. 119 Zur Orientierung über die verschiedenen Positionen der Forschung zur handschriftlichen Überlieferung des Geschichtswerks Gregors vgl. Bonnet (1890) 15/22; Krusch (1932) passim; wichtig Zelzer, Klaus (1977) 235/39 und (1990) 207/11; Heinzelmann (1994) 167/75 und Bourgain - Heinzelmann (1997) passim. 120 Vgl. zu diesem Gedicht die kurzen Bemerkungen bei McKitterick (1989) 150f.; Irvine (1994) 330f.; Mazal (2003) 86; mit Parallelstellen Cavallo (1997b) 10 und (1998) 994 sowie Cremascoli (1997) 36. 121 Vgl. dazu jetzt Irvine (1994) 313/33 (Lit.) und kurz Soroceanu (2002) 243.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

schen Renaissance“ im Gegensatz zu den oben genannten Autoren nicht eigene Werke gegen die frivola der Schreiber, sondern die als heilige Texte (vgl. sacrae ... famina legis, sanctorum dicta sacrata patrum) verehrten Schriften der Bibel und der Kirchenväter, von denen seine eigene Zeit bereits durch einen jahrhundertelangen Abstand getrennt war. Nicht zuletzt deshalb ergänzt er nach der Warnung vor verfälschenden Zusätzen noch die Mahnung, als exemplaria nur originalgetreue Vorlagen (correctos ... libellos) zu benutzen, also vor der Abschrift zunächst die Qualität und Verläßlichkeit der Handschriften textkritisch zu prüfen. Daraus spricht die Einsicht, daß die zeitgenössische Überlieferung der Bibel und der Kirchenväter oft fehlerhaft und verfälscht war. 3. Ergebnisse a) Absichtliche Textverfälschung Verfälschende Eingriffe fremder Bearbeiter stellen für alle genannten Autoren eine dauernde Bedrohung ihrer Schriften dar. Hieraus erhellt die geschichtliche Tatsache, daß durch die Antike und das frühe Mittelalter hindurch die diaskeuastische Umformung literarischer Werke ausgiebig praktiziert wurde: „Most readers of ancient books felt no scruples about making appropriate alterations, on the ground of style or content“122. Dabei geht es in den Warnungen und Mahnungen in erster Linie nicht um zufällige Versehen oder um gleichsam überpersönliche Kopierfehler. Natürlich erwartete man auch solche Textdepravationen, und die Vielzahl der Stellen, an denen sich die antiken Autoren über die incuria und neglegentia der Schreiber und die sich daraus ergebenden Mängel der Handschriften beklagen, läßt darauf schließen, als wie verbreitet und gravierend sie dieses Problem empfanden (s. die Stellen im Anhang S. 270/75). Dennoch: Die oben zitierten admonitiones richten sich vor allem gegen absichtliche Maßnahmen, die einzelne Personen vornehmen, um ganz bewußt das in einer handschriftlichen Vorlage auf sie gekommene Textgut in einer für andere unkenntlichen Weise zu verändern. Deshalb sollte methodisch daran festgehalten werden, die Begriffe „Verfälschung“ und „Interpolation“ nur auf solche Textänderungen anzuwenden, bei denen Absicht des späteren Bearbeiters angenommen werden kann123. 122 Zetzel (1981) 251, vgl. (2005) 151. 153 u.ö. 123 Zur Unterscheidung absichtlicher und unabsichtlicher Textentstellungen vgl. Hagen (1889) 74. 76; Hall (1913) 186; Kantorowicz (1921) 29/35; Knoche (1940b) 49; Maas (1950) 12; Vogels (1955) 162; Metzger (1966) 188/209; Appleton (1967) 2/4; Willis (1972) 228; Neuschäfer (1987) 110f. (zu Origenes); Tarrant (1987) 2811 („conscious al-

3. Ergebnisse

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b) Zeitpunkt der Verfälschung Offenbar stand zu erwarten, daß die fremde Bearbeitung eines Texts sofort nach dessen e[kdosi" einsetzte. Cassius Felix äußert schon gegenüber dem Empfänger des Widmungsbriefs, dem er sein Werk zueignet und der Sorge für dessen weitere Verbreitung tragen soll, diesbezügliche Befürchtungen, andere Verfasser zielen eher auf die allgemeine Leserschaft, die im Moment der Herausgabe den Text in die Hände bekam. Die admonitiones der Autoren sind deshalb besonders wertvoll, weil die Annahme, antike Schriften seien bereits früh nach ihrer Publikation interpoliert und verfälscht worden, sonst selten durch Quellen gestützt, sondern meist nur durch das Indiz wahrscheinlich gemacht werden kann, daß ein anderer, zeitlich nahestehender Autor einen echtheitskritisch diskutablen Text in vermeintlich verfälschtem Wortlaut zitiert124. Gleichwohl läßt sich diese Annahme auch durch andere Zeugnisse untermauern. Dafür drei Beispiele: Gellius referiert in den Noctes Atticae eine textkritische Debatte über die Verse 246f. aus dem zweiten Buch der Georgica Vergils (1, 21 [ed. Marshall, vol. 1, S. 75]): versus istos ex Georgicis Vergilii plerique omnes sic legunt: at sapor indicium faciet manifestus et ora tristia temptantum sensu torquebit amaro. Hyginus autem, non hercle ignobilis grammaticus, in commentariis, quae in Vergilium fecit, confirmat et perseverat non hoc a Vergilio relictum, sed quod ipse invenerit in libro, qui fuerit ex domo atque familia Vergilii: teration“); Tov (1997) 193; Henke (1998) 118; Wilson - Heyworth (1998) 1034f.; Gnilka (2000) 460. 516; Kirstein (2000) 24; Baum (2001) 19; Avalle (2002) 60; Chiesa (2002a) 70/74; Ehrman (2003) 220 und (2005) 90/99. 210; Montanari, Elio (2003) 200f. sowie Zwierlein (2004b) 3f.; anders z.B. Pasquali (1952) 481/86; Renehan (1969) 29; Wieacker (1971) 1102f.; Haslam (1979) 922; Dover (1988) 1982 (vgl. aber [1997] 50/53); Delobel (1994) 107f.; Maurer (1995) XII2. 1/13; Deufert (1996) 5; Günther (1996) 99290 und (1997) 96. 113; Haines-Eitzen (2000) 17710 (unklar) sowie Canfora (2002) 21. Über die Tragweite und die Folgen der jeweiligen Textveränderung ist durch diese Unterscheidung noch nichts ausgesagt (vgl. Housman [1922] 76 und Wieacker [1960] 28f.). 124 Vgl. etwa Gruppe (1859) 550f. und (1872) 175f. 189/95; Blass (1886) 243; Birt (1913) 158; Jachmann (1935) 219f.; (1941b) 63f. und (1942) 78f.; Fuchs (1947) 190f.; Pasquali (1952) 397 sowie Gnilka (1975) 8964 und (2000) 460. 516. Register III s.v. „Spätantiker Ursprung“; desweiteren aus jüngerer Zeit Tarrant (1987) 284 und (1989) 155f.; Ehrman (1993b) 28 (über Bibelinterpolationen); Maurer (1995) 10; Deufert (1996) 8; de Nonno (1998) 226f.; Fedeli (1998) 269/74; Henke (1998) passim; Zwierlein (1999) und (2000a) passim; Kirstein (2000) 24f. sowie Hübner (2001) 799. Wisses (1989) Aufsatz, in dem er frühe Bibelinterpolationen unwahrscheinlich zu machen sucht (vgl. unklar auch Henner [2001] 72f.), erfordert einen kritischen Leser; vgl. dagegen aus der reichen Literatur zur neutestamentlichen Textforschung Birdsall (1970) 375f.; Metzger (1980) 196f.; Aland (1989) 298/300; Kilpatrick (1990) 4. 19f. 63/72. 81; Ehrman (1993b) passim; (1994) 130 und (2003) 217/27 sowie Beatrice (2002) 45f.

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... et ora tristia temptantum sensus torquebit amaror. neque id soli Hygino, sed doctis quibusdam etiam viris complacitum ...

Hier soll nicht erörtert werden, welche Argumente für bzw. gegen die beiden Lesarten sensu ... amaro/sensus ... amaror sprechen, ebenso nicht die umstrittenen Fragen, ob dem Hinweis auf das alte Autographon Vergils Glauben geschenkt werden darf oder der Gelehrte C. Iulius Hyginus selbst den zur Rede stehenden Vers veränderte125. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang vielmehr, daß schon in augusteischer Zeit, als Hyginus in Rom wirkte, der Text der Georgica bewußten Veränderungen von fremder Hand ausgesetzt war – oder man dies zumindest behaupten konnte – und in der handschriftlichen Überlieferung divergierte, also bald nach dem Tod Vergils! Noch eindringlicher dokumentieren die beiden folgenden Zeugnisse aus späterer Zeit, wie sehr die Autoren befürchteten, daß ihre Texte bereits unmittelbar nach der Herausgabe ohne ihr Wissen verfälscht werden könnten126: Rufinus überliefert in seiner Schrift De adulteratione librorum Origenis einen Brief, den Origenes nach Alexandria geschickt hatte, um seine christlichen Brüder über die Verfälschung seiner Schriften aufzuklären. An der zentralen Stelle der epistula berichtet er von folgendem Vorfall (CCL 20, S. 11f.): Einmal führte er mit einem Häretiker vor großem Publikum eine Disputation, die mitgeschrieben (descripta) wurde. Diese Mitschrift 125 Auch die neueren Editoren Vergils sind in dieser Frage uneins. Vgl. z.St. etwa Zetzel (1973) 237f. und (1981) 33f. 59f. 88f. 92. 122. 208 (auch über die Nachwirkung der Lesarten in späteren Handschriften und bei Servius); Dorandi (1991) 23f. und (2000a) 66f.; Pöhlmann (1994) 62; Zwierlein (1999) 116; Holford-Strevens (2000) passim und (2003) 190f. sowie Schickert (2005) 75 (verfehlt). Timpanaro (2001) 17/21 (mit Lit.) folgt den Angaben Hygins an dieser Stelle und nimmt für georg. 2, 246f. eine Autorvariante an: Vergil habe zunächst sensus ... amaror geschrieben und sich erst bei einer späteren Überarbeitung für den neuen Ausdruck sensu ... amaro entschieden. Hygin, Bibliothekar der palatinischen Bibliothek, habe dort jedoch noch Autographe mit dem Wortlaut der ersten Fassung einsehen können. In diesem Fall könne also nicht von einer Interpolation ausgegangen werden. Timpanaros Argumentation überzeugt deshalb nicht, weil er einerseits Hygins Äußerungen ernstnimmt, andererseits aber dessen nachdrückliche Behauptung, der von ihm kritisierte Text stamme nicht von Vergil (... confirmat et perseverat non hoc a Vergilio relictum ...), kaum berücksichtigt: „Chi legge per primo un autografo, è molto spesso portato a sopravvalutarne il contenuto ... e Igino poté credere che quel manoscritto ... non fosse un primo abbozzo, ma un tentativo riuscito, da parte dell’incontentabile Virgilio, di ritornare su quel passo delle Georgiche già pubblicate per migliorarlo ...“. Diese Annahme eines Irrtums Hygins widerspricht dem Bild, das Timpanaro im übrigen von dem „intimo di Virgilio“ zeichnet. 126 Vgl. Caltabiano (1995) 71; (2001) 15f.; (2001a) 135f. und (2001b) 78f. mit Anm. 27. Zu vergleichen wären aus Hieronymus die Bemerkungen praef. psalm. iuxta LXX (ed. Weber - Gryson 41994, S. 767) und epist. 106, 41. 46 (CSEL 55, S. 267. 269f.) über „il rapido prodursi di un testo corrotto“ (Gamberale [2001] 33787), hier allerdings weniger durch absichtliche Verfälschungen als durch versehentliche Kopierfehler.

3. Ergebnisse

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besorgte sich danach der Häretiker, manipulierte sie durch eigenmächtige Zusätze, Tilgungen und Veränderungen (quae voluit addidit et quae voluit abstulit et quae ei visum est permutavit) und brachte den so modifizierten Text wieder in Umlauf, wobei er das dem Origenes zuschrieb, was er selbst verfälscht hatte. Gewisse Brüder in Palästina jedoch schöpften Verdacht und schickten einen Boten zu Origenes nach Athen, um sich die authentische Handschrift (ipsa authentica exemplaria) kommen zu lassen. Diese war vor der Disputation von ihm selbst weder genau gegengelesen noch korrigiert worden (ne relectum quidem vel recensitum a me antea) und war nun kaum aufzufinden. Nachdem Origenes sie den Brüdern gesandt hatte, kam es daraufhin zu einem erneuten persönlichen Zusammentreffen mit dem Verfälscher (qui adulteraverat librum). Auf die Frage hin, warum dieser all das getan habe, erwiderte er, er habe die Disputation ausschmücken und „reinigen“ wollen (quoniam magis ornare volui disputationem ipsam atque purgare)127! Im Jahr 416 beauftragte Augustinus den servus dei Lucas, der ihm von seinem Diakon Palatinus als besonders zuverlässig anempfohlen worden war, aus Nordafrika nach Bethlehem dem Hieronymus einige Schriften und Briefe, die der Bischof in jener Zeit gegen Pelagius und dessen Anhänger verfaßt hatte, zu überbringen. Außerdem legte er der Sendung das Buch De natura des Gegners Pelagius bei (epist. 19*). Daß Augustinus gegenüber Hieronymus ausdrücklich betont, wie vertrauenswürdig der perlator Lucas sei (epist. 19*, 3, 1 [CSEL 88, S. 92]: ... quem sibi optime cognitum Palatinus mihi diaconus intimavit eumque ad nos quantocius rediturum esse promisit ac pro illo mihi fidem fecit, quod ei dubitare non deberem portandas quaslibet litteras tradere ...), erlaubt den Schluß, daß er den weiten Transport von Handschriften als äußerst gefährlich ansah. Doch damit nicht genug: Trotz der Wahl eines solchen Gewährsmanns bittet Augustinus am Ende seines Briefes Hieronymus darum, übersandte Texte nicht unbesehen als Originale anzunehmen und fordert ihn auf, die Authentizität der exemplaria anhand der persönlichen, dem Hieronymus bekannten Unterschrift des Verfassers zu verifizieren (epist. 19*, 4, 2 [CSEL 88, S. 93]: exemplaria manu mea subnotata, quam confido tibi esse notissimam; vgl. auch epist. 23*, 1, 2f.) sowie darüberhinaus zu kontrollieren, ob alle Texte im

127 Origenes vergleicht im folgenden den Verfälscher mit Marcion und dessen Umgang mit dem Text des Neuen Testaments: videte quali purgatione disputationem nostram purgavit: tali nempe quali purgatione Marcion purgavit evangelia vel apostolum; vel quali successor eius post ipsum Apelles. nam sicut illi subverterunt scripturarum veritatem, sic et iste, sublatis quae vere dicta sunt, ob nostri criminationem inseruit quae falsa sunt. Vgl. auch das Kapitel 11 (CCL 20, S. 14) über Hilarius von Poitiers, der sich ebenfalls schon zu Lebzeiten gegen die polemische Verfälschung seiner Schriften habe verteidigen müssen.

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Wortlaut vollständig und authentisch angekommen seien (ut ... mihi ... rescribas, utrum ad te non solum cuncta sed etiam integra et vera pervenerint). Daraus spricht die tiefe Besorgnis Augustins, gerade die polemischen Schriften, welche in dem Vorgehen gegen die Pelagianer große Wirkung entfalteten, könnten in falsche Hände geraten und Opfer verfälschender Eingriffe werden – dies umso mehr, weil es in den Auseinandersetzungen mit den Häretikern nicht selten auf den genauen Wortlaut einer Argumentation ankam und man offenbar, wie schon im Falle des Mönches Iustus gesehen, sowohl auf orthodoxer als auch auf pelagianischer Seite weithin mit Fälschung und Arglist rechnete. Für einen überaus produktiven Schriftsteller wie Augustinus stellte diese unmittelbare Gefährdung seiner Schriften ein großes Problem dar, war er doch bei ihrer Verbreitung auf überregionale Kommunikationswege angewiesen. So hatte er z.B. im Jahr 394 seinem Freund Romanianus Abschriften aller seiner bis dato verfaßten Schriften nach Italien für Paulinus von Nola mitgegeben (epist. 31, 7 [CSEL 34, 2, S. 7])128! Freilich ist aus alledem nicht der Schluß zu ziehen, man habe auf ein späteres Nachlassen diaskeuastischer Aktivität gehofft, wenn sich ein Werk erst einmal über längere Zeit hinweg in der literarischen Öffentlichkeit etabliert habe: Der Autor der Offenbarung, Artemidor, Rufinus und der Verfasser der Schrift De induratione cordis Pharaonis erwarten verfälschende Eingriffe ganz allgemein für die Zukunft, die opuscula des Hieronymus waren längst schon publiziert, und Alkuin wacht über die korrekte Überlieferung der alten, autoritativen Schriften der Bibel und der Kirchenväter. Bei Irenäus und Gregor von Tours wird schließlich besonders deutlich, daß sich die antiken Autoren der immerwährenden Bedrohung ihrer 128 Vgl. Caltabiano (2001b) 135 und (2001c) 78 mit Anm. 26. Hieronymus bittet seinerseits einmal Augustinus um Bestätigung der Authentizität eines Briefs, der ihn in Bethlehem erreicht hatte (epist. 102, 1 [CSEL 55, S. 235]): ... licet stilus et tua ejpiceirhvmata mihi viderentur, tamen non temere exemplaribus litterarum credendum putavi, ne forte me respondente laesus iuste expostulares, quod probare ante debuissem tuum esse sermonem et sic rescribere ... itaque si tua est epistula, aperte scribe vel mitte exemplaria veriora ... (vgl. epist. 105, 3f. [CSEL 55, S. 243/45] sowie Fürst [1999] 97. 131/33 und [2002] 140f.). Im übrigen rechnet schon Cyprian mit der Verfälschung von Briefen auf dem Weg zwischen Absender und Empfänger (epist. 9, 2, 1f. [CCL 3b, S. 45]): legi etiam alias litteras, in quibus nec quis scripserit nec ad quos scriptum sit significanter expressum est. et quoniam me in isdem litteris et scriptura et sensus et chartae ipsae quoque moverunt, ne quid ex vero vel subtractum sit vel immutatum, eandem ad vos epistulam authenticam remisi, ut recognoscatis, an ipsa sit quam Crementio hypodiacono perferendam dedistis. perquam etenim grave est, si epistulae clericae veritas mendacio aliquo et fraude corrupta est. hoc igitur ut scire possimus, et scripturam et subscriptionem an vestra sit recognoscite et nobis quid sit in vero rescribite. Eine anschauliche Episode, die zeigt, wie derartige Brieffälschungen und -verfälschungen vorgenommen wurden, findet sich bei Ammianus Marcellinus 15, 5 (ed. Seyfarth, vol. 1, S. 46/54; vgl. Kelly, Christopher M. [1994] 169).

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Werke, vom Augenblick der Publikation an bis in eine prinzipiell unendliche Zukunft hinein, genau bewußt waren: Gregor richtet seine admonitio an omnes sacerdotes domini, qui post me humilem ecclesiam Turonicam sunt recturi, also an seine Nachfolger, die in fortschreitender Sukzession den Amtssitz von Tours innehaben sollten. Irenäus hingegen greift jedem künftigen Akt der Vervielfältigung seiner Schrift, also dem ersten nach der Herausgabe wie auch allen weiteren in der Folgezeit, vor, indem er die Abschrift seiner obtestatio jedem späteren Kopisten auferlegt und sie damit in alle Zukunft zu perpetuieren sucht. c) Intensität der Textdiaskeuase und Umfang der einzelnen Verfälschung Die Autoren geben nicht genau Auskunft darüber, in welcher Intensität sie die diaskeuastische Beeinträchtigung ihrer Werke erwarteten. Eine derartige Präzisierung war aufgrund des obengenannten Verlusts der Kontrolle über die Verbreitung von Schriften gar nicht möglich. Diese Zurückhaltung bedeutet für die moderne Echtheitskritik, von einem hohen Verfälschungsgrad antiker und mittelalterlicher Texte ausgehen zu müssen. Infolgedessen offenbart sich in diesem Zusammenhang die heute weitverbreitete Tendenz, interpolatorische Aktivität, gerade auch bei den großen Autoren, prinzipiell zwar zuzugeben, aber dann das Quantitätskriterium zu bemühen, um gleichsam numerisch die Zahl möglicher Verfälschungen eines Texts a priori niedrig zu halten, als absurd129. Wer einmal die diaskeuastische Tätigkeit in einer Tradition einräumt, muß bereit sein, an jeder Stelle des Texts mit ihr zu rechnen – alles andere wäre methodisch haltlos130. Ebensowenig ließen sich über den Umfang der einzelnen Textänderung von vornherein allgemeine Aussagen treffen131: Großinterpolationen und lange Tilgungen werden von den antiken Autoren, etwa von Origenes132, Hieronymus133 oder Rufinus in seiner kurzen Schrift De adulteratione librorum Origenis, ebenso bezeugt wie gleichsam mikroskopische Verän129 Vgl. jetzt z.B. die Bemerkungen zu Interpolationen im Prudentiustext bei Charlet (2004) passim sowie Tarrant (2004) XXXIIIsq., der in seiner Ausgabe der Metamorphosen Ovids zwar interpolatorische Textveränderungen annimmt und eigene Athetesen vorschlägt, dann aber diesem echtheitskritischen Vorgehen selbst mit dem Argument „sed in ea opinione non sum ut putem in carminis textu versus plurimos ab interpolatoribus esse interscriptos“ Fesseln anlegt. Zetzel (2005) 15523 bleibt bei seiner Bewertung der Interpolationen in den Metamorphosen unschlüssig und widersprüchlich. 130 Vgl. jetzt auch Gnilka (2005c) 179 zu den Confessiones Augustins. 131 Vgl. Schmid (1984) 422 (mit der Erkenntnis, daß bei der Feststellung einer Interpolation „Grad und Umfang der Textänderung kein echtes Kriterium der Beurteilung zu liefern vermögen“). 427 und Aland (1989) 291f. 132 Vgl. Neuschäfer (1987) 93. 133 Vgl. Metzger (1980) 194f.

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derungen im Wortlaut. Letztere belegen neben den oben zitierten Stellen aus De induratione cordis Pharaonis (nec verbum pro verbo nec sensum pro sensu neque litteram pro littera) und aus Gellius (vgl. z.B. noch 1, 7; 2, 14 [ed. Marshall, vol. 1, S. 51/54. 101]) zahlreiche andere Zeugnisse: So schreibt z.B. Arnobius, daß die schriftlichen Berichte von den Wundertaten Jesu durch böswillige Dämonen, denen die Verfälschung der Wahrheit besonders am Herzen liege, und „ihnen ähnliche“ Menschen (consimiles his homines) durch Zusätze, Tilgungen und Veränderungen an Wörtern, Silben und Buchstaben manipuliert worden seien (nat. 1, 56 [ed. Bonniec, S. 181f.]: interpolata quaedam et addita, partim mutata atque detracta verbis syllabis litteris ...; vgl. Ps.Aug. quaest. test. 82 [CSEL 50, 139]: manifestum est adiectione aut deminutione sive inmutatione syllabae sensum perverti). Auch Papst Leo Magnus stellt einmal fest (epist. 130, 3 [PL 54, S. 1080]), daß einer seiner Briefe verfälscht worden sei commutatis quibusdam verbis [v.l. litteris] vel syllabis. Und an einer wichtigen Stelle (trin. 2, 11ex. [PG 39, S. 664f.]) des Werks De trinitate, das unter den Werken Didymos’ des Blinden überliefert ist, werden äußerlich zwar kleine (an den Wortendungen!), dogmatisch aber schwerwiegende Eingriffe häretischer Verfälscher erörtert, und zwar solche in das Pauluswort (Phil. 3, 2f.) ... blevpete th;n katatomhvn. hJmei'" gavr ejsmen hJ peritomhv, oiJ pneuvmati qeou' latreuvonte" kai; kaucwvmenoi ejn Cristw'/ Ij hsou' ...: Um die Trinitätslehre der Aussage zu beeinträchtigen, sei ein einziger Buchstabe verändert worden (di’ eJno;" stoiceivou uJpallagh'"), so daß die betreffenden Wörter verfälscht lauteten oiJ pneuvmati qew'/ latreuvonte"! Auch an vielen anderen Stellen hätten die Häretiker den echten Wortlaut derart „sorgfältig“ (ejxepivthde") mißhandelt und die eigenen Textmanipulationen gleichsam unsichtbar gemacht (th;n ajkribh' diavgnwsin tw'n noqeuqevntwn tovpwn ... ajfanivsante"). Dabei habe ihr Vorgehen gefährliche Auswirkungen: Dem Gelehrten falle die rJadiourgiva dieser verfälschenden Eingriffe zwar ins Auge; dem ahnungslosen rechtgläubigen Leser jedoch sei bei solch minimalen Eingriffen die genaue Identifizierung der verfälschten Stellen nahezu unmöglich. d) Formale Typen textverfälschender Maßnahmen Detailliertere Rückschlüsse erlauben die admonitiones hingegen auf die Art der einzelnen Eingriffe: Sowohl Zusätze als auch Tilgungen – oft nach dem Vorbild Off. 22, 18 als Gegensatzpaar gegenübergestellt –, aber auch Änderungen des Wortlauts werden genannt, also das gesamte Repertoire diaskeuastischer Maßnahmen. Dabei ist bedenkenswert, wie deutlich die Autoren die Gefahr der Tilgung beschwören: Offenkundig war diese Maßnahme, die für den Text deshalb besonders bedrohlich war, weil sie Wort-

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material unwiederbringlich vernichtet, ebenso gängig wie die Interpolation, zumal da sie das einfachste Mittel der Textdiaskeuase war134. Dieses Faktum hat die moderne Echtheitskritik nicht nur bei der Debatte, ob bei der Beurteilung von verschiedenen Lesarten einer Textstelle die lectio brevior der lectio longior vorzuziehen sei oder umgekehrt135, zu berücksichtigen. Auch der gerade in der jüngsten Vergangenheit festzustellenden Scheu, in der handschriftlichen Überlieferung lacunae zu postulieren und sie verfälschenden Eingriffen zuzuschreiben, steht es entgegen: Grundsätzlich ist in der Überlieferung von antiken und mittelalterlichen Autoren stets mit Textverlust zu rechnen, der auf das Konto späterer Bearbeiter geht136. e) Terminologisches Für die Beschreibung textverfälschender Maßnahmen dient eine bestimmte Terminologie137, die von den Autoren mehr oder minder streng befolgt wird. Daß die gewählten Wörter tatsächlich als termini technici galten, erhellt dabei nicht nur aus ihrer häufig wiederkehrenden Nutzung bei Autoren unterschiedlichster Epochen der Antike, sondern auch aus der mächtigen Wirkung, die sie auf die Folgezeit ausübten138: Sowohl die mittelalterlichen Gelehrten, die sich mit Überlieferungsgeschichte und Textkritik beschäftigten, als auch die humanistischen Philologen übernahmen sie in ihren eigenen wissenschaftlichen Sprachgebrauch. Die folgende Übersicht will weder vollständig noch systematisch sein; die Verben jedoch, welche 134 Vgl. Gnilka (1968) 54. 135 Vgl. Bieler (1958) 9f.; Luck (1981) 187; Hamman (1985) 199 und Timpanaro (2003) 3830; zum Alten Testament Tov (1997) 253f. (mit Lit.); zur neutestamentlichen Textforschung Colwell (1966) 383/85; Metzger (1966) 163f. (mit Lit.); Aland (1989) 285; Royse (1995) 242f. (mit Lit.); Head (2004) 400. 407 sowie Metzger - Ehrman (2005) 303. 136 Wenn hingegen eine lacuna angenommen wird, wo Athetese richtig wäre, wird der Text nicht geheilt; vgl. zu dieser Tendenz in der Echtheitskritik Gnilka (2007) 20 (mit Lit.). 137 Kurze Bemerkungen dazu bei von Dobschütz (1923) 12; Jachmann (1941b) 83f.; Speyer (1971) 16; Marti (1974) 77 (am Beispiel Rufins); Delvigo (1990) 99f.; Lardet (1993) 43 (über Hieronymus); Timpanaro (2003) 15f. und Speciale (2004) passim (zur pseudepigraphischen Terminologie). 138 Vgl. zum mittelalterlichen Fortwirken der Terminologie Cavallo (1992) 106 und (1995) 282 über einen anonymen Philologen aus mittelbyzantinischer Zeit; die Praefatio zur revidierten Ausgabe (1127 nach Christus) der Visio Alberici aus Monte Cassino (ed. Schmidt, Paul Gerhardt [1997], S. 160/63); die Schriften des Nikolaos Maniacutias (zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts), der in Rom in enger Anlehnung an Hieronymus text- und echtheitskritische Studien am Bibeltext betrieb (vgl. Peri, Vittorio [1967] und Timpanaro [2003] 131); zu ihrer Wiederaufnahme durch die Humanisten Botfield (1861) passim; Rizzo (1973) passim, besonders 207/99; Pompella (1975) und Timpanaro (2003) 131 (mit Lit.) zu Francesco Robortellos De arte sive ratione corrigendi antiquorum librorum disputatio aus dem Jahr 1557 sowie Klopsch (2003a) 69. Einzelne Belege aus dem Mittelalter sammelt auch Passalacqua (2003) 418.

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in den besprochenen Quellen häufiger begegnen als andere und daher mit größerem Recht als „terminologisch“ gelten dürfen139, eröffnen jeweils die entsprechende Reihe140: Zusätze prostiqevnai, ejpitiqevnai, ejpipoiei'n addere, inserere, interserere, adicere, explere, replere, supplere, apponere, iungere, adiungere, admittere, extendere, inducere, interpolare, interscribere, aptare, ornare 139 Das überaus reiche Stellenmaterial soll an dieser Stelle nicht weiter ausgebreitet werden. Im Griechischen liefern dazu, wie überhaupt zu vielen Fragen der Echtheitskritik, die Werke des Origenes (vgl. etwa Rahlfs [1935] XI/XIII; Metzger [1963] passim und Neuschäfer [1987] passim) und die Schriften Galens (vgl. Adam [1906] 12. 46f.; Roselli [1990] 120f.; Grant, Robert M. [1993] 59/73; Hanson [1998] passim [mit Lit.] und Ehlers [2003] 17) viele Belege; vgl. auch Puglia (1988) 81. 140 Es fällt auf, daß diese Terminologie nicht auf den Bereich der Echtheitskritik beschränkt ist: Verwandt sind Stellen, wo die Übersetzung fremdsprachiger Texte, etwa aus dem Griechischen ins Lateinische, diskutiert wird (s. dazu unten Kapitel D). Auch die Emendation und Bearbeitung einer Schrift durch den Autor selbst werden ähnlich beschrieben, vgl. Quintilianus inst. 10, 4, 1f. (ed. Radermacher, vol. 2, S. 276): sequitur emendatio, pars studiorum longe utilissima: neque enim sine causa creditum est stilum non minus agere, cum delet. huius autem operis est adicere, detrahere, mutare. sed facilius in iis simpliciusque iudicium, quae replenda vel deicienda sunt: premere vero tumentia, humilia extollere, luxuriantia adstringere, inordinata digerere, soluta componere, exultantia coercere duplicis operae: nam et damnanda sunt quae placuerant et invenienda quae fugerant. nec dubium est optimum esse emendandi genus, si scripta in aliquod tempus reponantur, ut ad ea post intervallum velut nova atque aliena redeamus, ne nobis scripta nostra tamquam recentes fetus blandiantur; die lebendige Szene in den Metamorphosen Ovids (9, 521/73 [ed. Tarrant, S. 271/73]), in der Byblis einen Brief zu schreiben versucht; Greg. M. moral. epist. ded. (CCL 143, S. 3); dazu Dorandi (1991) 13f. und (2000a) 109f.; zu dem Bereich der Urkunden- und Aktenfälschung in der römischen Republik Fezzi (2003) passim. Die Rhetorik kennt die quadripertita ratio der adiectio, detractio, transmutatio und immutatio, vgl. Quint. inst. 1, 5, 38/40; 2, 13, 17 (ed. Radermacher, vol. 1, S. 33f. 101), auch Cic. de orat. 3, 8, 29 (ed. Wilkins, ohne Paginierung; ähnlich Apul. apol. 95 [ed. Helm, S. 105]); dazu Ax (1986) passim; Lausberg (1990) § 462; Lardet (1993) 43; vgl. auch Desbordes (1983). Zur Verwendung einer vergleichbaren Terminologie in der Geschichtsschreibung vgl. etwa Dion. Hal. Thuc. 5, 2; 8, 1 über Thukydides (ed. Aujac, S. 52): ou[te prostiqei;" toi'" pravgmasin oujde;n o} mh; divkaion ou[te ajfairw'n; Lucian. hist. conscr. 47 (ed. Macleod, vol. 3, S. 314); dazu die Bemerkungen bei Avenarius (1956) 45 sowie Veltri (1994a) 132f. und Wyrick (2004) 119/23 (zu Flavius Iosephus und der jüdischen Historiographie); zu ähnlichen Begriffen in der Philosophie van Unnik (1949) passim und Schäublin (1974b) 145; in der Pädagogik z.B. Quint. inst. 10, 2, 20 (ed. Radermacher, vol. 2, S. 266); in der Orthographie z.B. Scaur. gramm. (GL 7 Keil, S. 11). Noch Robert Schumann schreibt in der Nummer 24 seiner Haus- und Lebensregeln (Schumann [2002] 34): „Betrachte es als etwas Abscheuliches, in Stücken guter Tonsetzer etwas zu ändern, wegzulaßen, oder gar neumodische Verzierungen anzubringen. Dies ist die größste Schmach, die du der Kunst anthust“.

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Tilgung ajfairei'n, ejxairei'n, diafqeivrein, ajpokovptein, parakovptein, perikovptein, ajqetei'n, ajfanivzein auferre, diminuere, minuere, detrahere, subtrahere, delere, demere, eximere, adimere, tollere, praetermittere, dimittere, omittere, transire, praeterire, levare, interpolare, tacere, breviare, amputare, extinguere, avellere, tondere, oblinere, linere, radere, eradere, dissecare, desecare, resecare, deicere, recidere, decidere, praecidere, detruncare, purgare Veränderung durch Ersatz metafevrein, metatiqevnai, metapoiei'n, parallavttein, metallavttein, uJpallavttein immutare, permutare, commutare, transmutare, mutare, corrigere, emendare, interpolare, rescribere, superscribere f) Das Textcorpus als Objekt der Verfälschung Die Autoren rechnen mit verfälschenden Maßnahmen im fortlaufenden Text, also nicht bloß mit kritischer Adnotierung oder Kommentierung in margine oder auf der Rückseite des Manuskripts. Unbestreitbar hat es im Laufe der Überlieferungsgeschichte handschriftlich vervielfältigter Texte immer auch diese Praxis gegeben141, mit der text- und echtheitskritisch bedeutsamen Folge, daß nicht selten Marginal- oder Interlinearglossen, Gedächtnishilfen142 und Notizen sowohl des Autors selbst als auch früherer Leser von späteren Abschreibern in den originalen Wortlaut inkorporiert wurden. Solches irrtümliche Eindringen von Material, das ursprünglich nicht für den eigentlichen Text bestimmt war, bezeugt ausdrücklich Galen (CMG 5, 10, 1, S. 43; deutsche Übersetzung s. unten S. 290)143: 141 Vgl. etwa Luck (1981) 181. 142 Galen sagt einmal ausdrücklich (CMG 5, 10, 2, 1, S. 100), man füge manche Bemerkungen eij" uJpovmnhsin als Marginalien dem eigentlichen Text bei. 143 Vgl. CMG 5, 10, 2, 2, S. 104 u.ö.; dazu Bröcker (1885) 419. 422f.; Roselli (1990) 124f.; Manetti - Roselli (1994) 1628 (mit weiterem Material); Pöhlmann (1994) 76f.; Hanson (1998) 25f. und Manetti (2006) passim (mit weiteren Belegen). Auch bei Demetrius Lacon (s. unten S. 53) scheint sich an einer sehr fragmentarischen und daher schwer verständlichen Stelle ein Hinweis darauf erhalten zu haben, daß in die Abschriften der Werke Epikurs ursprünglich nur adnotiertes Material später in den Text geraten sei (PHerc. 1012, col. 34 [ed. Puglia, S. 164]): ... kai; k[a]q’ uJpovbasin de; tw'n par[a]gegrammevnwn eij" ta; ejd[avf]h tw'n ajntigravfwn e[stin euJre[i'n] [[eurein] ] gr`afi´[k]a;" aJmar[tiv]a" keimevna" [p]ara; toi'" peri; t[o;]n E j pivkou[ron] ... Puglia (1988) 233 z.St. bezieht den Ausdruck ta; paragegrammevna auf die Interpunktionszeichen: „Dopo aver constatato la possibilità che errori testuali abbiano causato ambiguità

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ejnivote gavr, uJpe;r eJno;" pravgmato" dittw'" hJmw'n grayavntwn, ei\ta th'" me;n eJtevra" grafh'" kata; to; u{fo" ou[sh", th'" d' eJtevra" ejpi; qavtera tw'n metwvpwn, o{pw" krivnwmen aujtw'n th;n eJtevran ejpi; scolh'" dokimavsante", oJ prw'to" metagravfwn to; biblivon ajmfovtera e[grayen, ei\ta mh; prosscovntwn hJmw'n toi'" gegonovsi mhd’ ejpanorqwsamevnwn to; sfavlma, diadoqe;n eij" pollou;" to; biblivon ajnepanovrqwton e[meinen ...

Hieronymus hingegen bemerkt einmal zu Psalm 73, 8 (epist. 106, 46 [CSEL 55, S. 269f.]), in der von ihm besprochenen Psalterhandschrift laute der Vers incendamus omnes dies festos dei a terra, obwohl im Griechischen katapauvswmen stehe und er selbst übersetzt habe: quiescere faciamus omnes dies festos dei a terra. Die Variante sei dadurch entstanden, daß die kommentierende Bemerkung: non habet katapauvswmen, ut quidam putant, sed katakauvswmen, id est incendamus, welche er selbst zur Belehrung des Lesers (pro eruditione legentis) am Rand notiert habe, von einem temerarius in das Textkorpus integriert worden sei144: ... et miror, quomodo a latere adnotationem nostram nescio quis temerarius scribendam in corpore putaverit145. Seine Ausführungen läßt Hieronymus in die allgemeine Mahnung an die Schreiber münden, Marginalien am Rand zu belassen und nicht in den Text zu übertragen, um den ursprünglichen Wortlaut nicht zu verwirren: unde, si quid pro studio e latere additum est, non debet poni in corpore, ne priorem translationem pro scribentium voluntate connei libri di Epicuro, Demetrio pare approfondire l’argomento e indagare la natura di tali errori. Egli osserva forse che alcune sviste si ricontrano anche nelle interpunzioni degli apografi dei libri del Maestro ...“. Gegen diese Interpretation wendet sich Roselli (1990) 124f. und untermauert durch Parallelstellen aus Galen eine andere Deutung von paragravfein: „... usualmente con questo verbo si indica la trascrizione di un testo (a lato, in aggiunta) ... si potrebbe allora intendere che qui si valuta l’effetto della penetrazione di interpolazioni nei testi dei manoscritti di Epicuro, e si riscontra che essi non sono immuni da errori“; vgl. auch Capasso (1981) 390; Del Mastro (2004) 206f. (etwas anders) und Manetti (2006) 160f. 165, die außerdem auf zwei Stellen bei dem Aristoteleskommentator Alexander von Aphrodisias hinweist (CAG 7, S. 317f.; 8, S. 88), an welchen die Entstehung von Doppelfassungen aus fälschlich eingedrungenen Randbemerkungen diskutiert wird. 144 Galen betont in seinen Hinweisen auf das Problem (vgl. die entsprechenden Stellen bei Manetti [2006] 160. 163. 164 u.ö.) mehrfach die Orientierungslosigkeit, in welcher sich ein Kopist angesichts unterschiedlicher Varianten in Text und in margine befinden konnte. Vor allem zwei Schwierigkeiten waren im Grunde unlösbar (vgl. z.B. CMG 5, 9, 1, S. 216f. und 5, 10, 2, 1, S. 100): Gingen die Marginalien auf den Autor selbst zurück oder auf einen späteren Adnotator? Und wie bzw. an welcher Stelle waren die Randbemerkungen in den fortlaufenden Text einzufügen? 145 Vgl. Jachmann (1936a) 125 mit Anm. 1 und (1941a) 272 sowie Fürst (2003) 120f. Ein ähnlicher Vorgang läßt sich in Augustins Quaestiones in Heptateuchum 1, 30 (CCL 33, S. 13) nachvollziehen, wo eine Marginalie des Autors, und zwar die Aufforderung an den Schreiber, einen intertextuellen Verweis auf die Noctes Atticae des Aulus Gellius am Original zu überprüfen (sed considerandum est quemadmodum hoc dicat A. Gellius et diligenter inserendum), in den Text gelangt ist; vgl. dazu Dekkers (1990) 238f.

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turbet146. Doch ist methodisch dieser Vorgang von interpolatorischen Einfälschungen streng zu unterscheiden, da jene Glossen, Adnotationen und Kommentare eben für den Rand oder den Zeilenzwischenraum bestimmt waren147 – also gerade nicht für die unmittelbare Verfälschung des Textes selbst, die in dem Manuskript von späteren Lesern gar nicht mehr als solche hätte identifiziert werden können148. g) Omnis, qui hos libros vel descripturus est vel lecturus? In der Terminologie der gegenwärtigen Echtheitskritik wecken die Begriffe „Leser“ und „Schreiber“ zuweilen falsche Assoziationen, wenn sie Zufälligkeit der textverfälschenden Maßnahmen suggerieren und damit den Unterschied zwischen bewußten redaktorischen Eingriffen und versehentlichen Textdepravationen verunklären149. Zwar schrieben die Gelehrten nur selten Texte mit eigener Hand ab, sondern überließen diese Aufgabe eher Sklaven oder professionellen Dienstleistern150. Schon lange jedoch hat man 146 Vgl. De Bruyne (1929) 11. 13 (kritisch); Brown (1992) 37f. und Gamberale (2001) 333/36, hier 334: „... si noti l’osservazione di metodo, secondo la quale testo e note marginali vanno chiaramente tenuti distinti in quanto hanno funzioni diverse: l’inserimento di un marginale, anche se costituisce di fatto un emendamento, comporta una corruzione (conturbet) del testo“. Hieronymus erwähnt auch in seinen Bibelkommentaren wiederholt eigene Marginalnoten, z.B. die Adnotierung abweichender Lesarten des biblischen Texts (vgl. etwa in Ezech. 7, 23, 36/49; 8, 26, 7/14 [CCL 75, S. 317. 349]). 147 Vgl. Jachmann (1935) 214. 233; (1936a) 1251. 1322. 136f.; (1936b) 215; (1941a) 242. 271. 310. 313. 316; (1943) 247f. u.ö. sowie (1955) 396. 420 u.ö.; dazu Wieacker (1960) 56. 90; Schmid (1984) 426; Fedeli (1998) 272f.; Henke (1998) 119/21. 141f. (mit Lit.); Gnilka (2000) 460f. Register III s.v. „Glosse“ und „Rand“ sowie Montanari, Elio (2003) 201. Als jüngstes Beispiel für die Verwirrung, die aus der Vermengung dieser beiden unterschiedlichen Phänomene erwächst, sei nur Tarrants Auffassung von den versus spurii in den Metamorphosen Ovids angeführt: Einerseits charakterisiert er die Motive diaskeuastischer Tätigkeit zutreffend „Si causas interpolationis quaeris, duae in mentem veniunt, scilicet ut mentio fiat rerum alibi notarum sed ab Ovidio omissarum ... vel ut narratio uberior eveniat et commotior ...“, andererseits behauptet er zwei Seiten zuvor: „Neque est quod putes falsarios quosdam hoc enisos esse ut versus suppositicii pro genuinis agnoscerentur. Propius est vero temporibus antiquis lectores Ovidii hos versus imitationis vel aemulationis gratia excogitasse, qui postea in marginibus codicum adscripti a librariis Medii Aevi pro versibus iniuste omissis sunt interpretati“ (vgl. Tarrant [2004] XXXIII. XXXV). 148 Das Verfahren, wie man direkt im Textcorpus täuschend echte Buchstaben einfälschen konnte, war dem antiken Publikum bekannt; vgl. z.B. die anschaulichen Hinweise bei Galen (ed. Kühn, vol. 17, 1, S. 605f.). 149 Vgl. Jachmann (1941a) 346f. und (1941b) 63f. 91f.; Fischer (1986) 173 mit Anm. 44; Cavallo (1997b) 6f. sowie Gnilka (2000) Register III s.v. „Abschreiber“ und „Leser“. 150 Vgl. Rhet. Her. 4, 4, 7 (ed. Calboli, S. 159): sunt enim multa laboriosa, quae si faciatis, non continuo gloriemini; nisi etiam, si vestra manu fabulas aut orationes totas transcripsissetis, gloriosum putaretis. sin istud artificiosum egregium dicitis, videte ne insueti rerum maiorum videamini, si vos parva res sicuti magna delectabit; dazu de Ghellinck

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gesehen, daß Abschreiber und Diaskeuast nicht selten identisch waren151 und besonders in der christlichen Spätantike die Kopiertätigkeit deutlich aufgewertet wurde152. Die oben zitierten Stellen bestätigen dieses Bild: Die genannten Autoren beschränken ihre Hinweise nicht auf eine einzige Adressatengruppe, etwa nur auf den Empfänger des Werks, auf die Leser, die Hörer oder die Abschreiber. Im Gegenteil, alle diese Gruppen werden genannt – in der Offenbarung der Hörer, bei Irenäus, Hieronymus und Alkuin der Kopist, bei Cassius Felix der Widmungsempfänger und bei Gregor von Tours die Amtsnachfolger als Leser –, und vor allem in dem pythagoreischen novmo", bei Artemidor, Rufinus und dem Verfasser der Schrift De induratione cordis Pharaonis läßt sich die Absicht erkennen, die admonitio möglichst allgemein zu adressieren. Mit Verfälschungen rechneten sie also nicht nur zeitlich in aller Breite: Zum einen traute man den Kopisten zu, die Texte selbständig zu modifizieren, sei es durch emendatorische Eingriffe geringeren Umfangs oder durch (1947) 192; Kilpatrick (1990) 69f.; Cavallo (1995) 294f.; (1997a) 213f. und (1998) 989. 1010; McDonnell (1996) passim; Frioli (1997) 56 (zum Mittelalter); Mazal (1999) 170/72; Avalle (2002) 60f. sowie Zwierlein (2004b) 27f.; ähnlich in Arabien: Pedersen (1984) 37/49. Stellen, die belegen, daß in der Antike die Autoren auch selbst, mit eigener Hand, ihre Werke niederschrieben, also sie nicht ausschließlich ihren Schreibern diktierten, diskutieren Goulet-Cazé (1982) 282 mit Anm. 1 (zu Vita Plotini 8); Dorandi (1991) passim; (1993) passim; (1996) 35/37; (2000a) 51/75 und (2007) 47/64 sowie Manetti (2006) 158f. u.ö. 151 Vgl. Zetzel (1981) 254; Haines-Eitzen (2000) 9. 86f. 124. 126f. 129 und Chiesa (2002a) 27 („i dotti di queste epoche erano spesso a loro volta copisti“). In den vergangenen Jahren hat gerade die neutestamentliche Textforschung durch die Untersuchung sogenannter „scribal habits“ wichtige neue Einsichten in die Textdiaskeuase einzelner Schreiber gewonnen, welche „created readings which can properly be called ‚editorial‘“ (Colwell [1966] 382); vgl. dazu (mit Lit.) Colwell (1966) passim und (1969) 118/23; Junack (1981) 291; Royse (1995) passim; Head (2004) passim sowie Magnaldi (2004) 9. 152 Vgl. Rapp (1991) 132. 141f. 144 sowie Cavallo (1998) 987/1001 (mit Lit.). 1010 und (1999) 37f. Nur vier Beispiele: Hilarion soll seinen Evangeliencodex mit eigener Hand geschrieben haben, wie Hieronymus in der Vita des Heiligen berichtet (25, 2 [ed. Bastiaensen, S. 126]: ... evangeliorum codice, quem manu sua adulescens scripserat, ...). Ebenso memorabel ist für Hieronymus, der seinerseits in seinen Trierer Zeiten ein Hilariusbuch eigenhändig (manu mea) abgeschrieben hatte (epist. 5, 3 [CSEL 54, S. 22]) der Umstand, daß Origenes selbst seine Hexapla emendiert (in psalm. 4, 8 [CCL 72, S. 185]) sowie der Märtyrer Pamphilus sua manu die Schriften des Origenes kopiert habe und seine Abschrift noch in der Bibliothek zu Caesarea zu sehen gewesen sei (vir. ill. 75 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 180. 182]; vgl. auch epist. 5, 2 [CSEL 54, S. 22] darüber, daß er selbst – manu mea! – Werke des heiligen Hilarius abgeschrieben habe). In der Vita Melaniae gilt ein längerer Abschnitt der lectio divina Melanias. Ausdrücklich wird dabei betont, daß sie ihre Bücher selbst abgeschrieben habe (23. 26 [SC 90, S. 174. 178]): e[grafen de; eujfuw'" pavnu kai; ajptaivstw" ejn swmativoi": w{risen de; eJauth'/, povson ojfeivlh/ gravyai th'" hJmevra" ... ajnegivnwsken de; hJ makariva th;n me;n palaia;n kai; kainh;n diaqhvkhn tou' ejniautou' trivton h] tevtarton, kalligrafou'sa to; au[tarke" parei'cen toi'" aJgivoi" ejk tw'n ijdivwn ceirw'n uJpodeivgmata ...

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anspruchsvollere Maßnahmen wie großflächige Tilgungen oder Zusätze. Zum anderen waren sich die Autoren bewußt, daß die Vervielfältigung und Verbreitung von Texten eben nicht nur über Skriptorien und professionelle Schreiber abliefen, sondern auch dezentral von Einzelpersonen betrieben wurden. Diese „Leser“ hielten sich für ein kritisches, fachkundiges Publikum und schufen sich den Wortlaut der Texte nach eigenem Gutdünken zurecht. Wenn sie nicht davor zurückschreckten, die verfälschten Texte erneut zu vervielfältigen und ohne Kenntlichmachung ihrer Änderungen an andere weiterzugeben, fungieren sie überlieferungsgeschichtlich als Herausgeber interpolierter Editionen, die dann als regelrechte Revisionen (s. dazu unten Kapitel E) anzusehen sind. Daß solche Revisoren vom bloß mechanisch arbeitenden Kopisten, dem zufällige Fehler unterlaufen, streng unterschieden werden müssen, liegt auf der Hand. Der Einfluß, den die einzelnen Verfälscher auf die Überlieferung nahmen, läßt sich dabei nicht allgemein bestimmen, jeder Fall müßte vielmehr für sich genau geprüft werden. Doch darf in diesem Zusammenhang die Bedeutung der kritischen Gelehrtenausgaben, also der Rezensionen, die das umlaufende Textgut systematisch verarbeiteten (s. dazu unten Kapitel E), nicht unterschätzt werden. Jachmann vertrat diesbezüglich eine klare These: „In der Tat ist ja der systematisch korrigierende Leser, der im Altertum so massenhaft vertreten gewesen sein soll, ein seltsames Phantom, und wie das was jemand im stillen Kämmerlein inter legendum an den Text seines Exemplars heranschrieb, in den Strom der Überlieferung gelangt sein soll, das hat noch niemand verraten ... es sind nicht eigentlich die antiken Abschriften, welche Rezensionen darstellen, wohl aber hängt jede Abschrift, bewußt oder unbewußt, direkt oder durch Mittelglieder, von einer Rezension ab ... Jede beliebige Handschrift, wie sie durch einfache Kopierung einer anderen entstehen konnte und entstand, zur Rezension stempeln heißt den Begriff der Rezension verflüchtigen, ja aufheben. Aber daß immer neue Rezensionen angefertigt wurden, das trifft zu“153. Daß man in der Antike annahm, die Textverfälschungen einzelner „korrigierender Leser“ könnten aus ihrem Kämmerlein heraus die Überlieferung beeinträchtigen, scheint angesichts der oben vorgelegten Zeugnisse unbestreitbar. Dies dürfte umso mehr gelten für die Zeit der ausgehenden Antike, für die wertvolle Zeugnisse belegen, daß aufgrund der allgemeinen politischen und kulturellen Krisen die Fürsorge für die Überlieferung der Texte immer stärker einzelnen gebildeten Privatleuten, nicht mehr Bibliotheken oder der gelehrten Wissenschaft zufiel154. Ob sich die Resultate derartiger diaskeuastischer 153 Jachmann (1941a) 347f. 154 Vgl. etwa Themistius orat. 4, 59f. (ed. Dindorf, S. 70/72; s. unten S. 207f.); aus dem fünften Jahrhundert nach Christus die Briefe des Sidonius Apollinaris und einen bedeutenden Passus aus der Epistula Rustici ad Eucherium (s. unten Anm. 208); dazu Vessey

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Maßnahmen über Jahrhunderte hinweg, vor allem über die Epochengrenze ins Mittelalter hinein, in den Texten festsetzen konnten, ist damit allerdings noch nicht ausgesagt. Die Annahme, daß umfassende Gesamtrezensionen literarischer Werke – vor allem, wenn sie von bekannten Autoritäten besorgt wurden – ungleich tiefgreifendere Wirkung entfalten konnten, behält daher durchaus ihre Gültigkeit. h) Falsche emendatio Nach Einschätzung der Autoren konnten die Beweggründe, welche einen Bearbeiter zur Verfälschung veranlaßten, und die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Typen von Textverfälschungen ganz unterschiedlich sein. Hieronymus möchte, wie gesehen, emendatorischen Versuchen, die den vermeintlichen Originaltext des Autors durch Konjektur zu restituieren suchten, zuvorkommen. Sein Ausdruck: qui [sc. notarii] scribunt non, quod inveniunt, sed, quod intellegunt, et, dum alienos errores emendare nituntur, ostendunt suos (epist. 71, 5) nimmt dabei direkt auf eine literarische Vorlage Bezug, nämlich auf Quintilianus (inst. 9, 4, 39 [ed. Radermacher, vol. 2, S. 205]): quae [sc. archaische Wortformen] in veteribus libris reperta mutare imperiti solent, et dum librariorum insectari volunt inscientiam, suam confitentur. Hieronymus war also nicht der einzige, der aufgrund seiner Kenntnis der zeitgenössischen Überlieferungsverhältnisse zu dieser Einsicht gelangte, und es ist gewiß kein Zufall, daß vor ihm schon Origenes, der bedeutende frühchristliche „Philologe“, mit denjenigen Textänderern hart ins Gericht geht, die „an sprachlichen, vornehmlich syntaktischen Fehlern des Bibeltexts Anstoss nehmen und diese im Sinne einer korrekten Grammatik korrigieren wollen“155 (Philocalia 8, 1 [SC 302, S. 336]): ejpeidh; pollavki" ta; soloikoeidw'" eijrhmevna kata; th;n grafhvn, o{sa kata; th;n levxin, sugcuvnei to;n ejntugcavnonta, wJ" uJponoei'n oujk ojrqw'" oujde; ajkolouvqw" oujde; wJ" e[cei gegravfqai ta; rJhtav: wJ" kai; tolma'n tina" profavsei diorqwvsew" metatiqevnta" ajlloiou'n to;n ejgkeimevnon peri; ta; dokou'nta ajnakolouvqw" gegravfqai rJhta; nou'n. Vor allem aber in den erhaltenen philologisch-exegetischen Kommentaren zu den bedeutenden griechischen und lateinischen Autoren finden sich verschiedentlich (2001) passim und Canfora (2002) 28. Die scharfe Kritik Ammians an den „wie Särge verschlossenen Bibliotheken“ der gebildeten Privatleute scheint, wenn sie in dem polemischen Kontext der gesamten Passage überhaupt allgemeinere historische Relevanz beanspruchen kann, eher auf den lateinischen Teil des Imperiums, wohl vor allem auf die paganen Kreise, zu weisen (Amm. 14, 6, 18 [ed. Seyfarth, vol. 1, S. 16]; vgl. Cavallo [1990b] 48 und Fedeli [2004] 59, welche die Stelle jedoch auf öffentliche Bibliotheken beziehen; richtig Holtz [1998] 1066). 155 Neuschäfer (1987) 108, vgl. auch 105f. 108f. u.ö. mit Stellen, an denen Origenes falsche Emendationen im Bibeltext diskutiert.

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Bemerkungen zu verfehlter Konjekturalkritik. Die moderne Forschung hat dieses Material bislang nicht systematisch erfaßt. An dieser Stelle seien deshalb nur einige weniger bekannte Stellen angeführt: Der Epikureer Demetrius Lacon (ca. 150-75 vor Christus; s. unten S. 105. 223f.) macht in seinen kritisch-exegetischen Studien zu maßgeblichen Schriften seines Schulgründers, über deren Methoden und Ziele der PHerc. 1012 trotz der fragmentarischen Textgestalt Aufschluß gibt, ähnliche Beobachtungen zu der Tätigkeit der Abschreiber wie später Hieronymus156. Besonders kritisch äußert er sich über die grundlose und falsche Diorthose durch Kopisten, Grammatiker, Kommentatoren sowie durch konkurrierende Philosophen, deren Verfälschung des Originals späteren Lesern die Interpretation des Texts erschwere und außerdem spätere Abschreiber zu neuen Fehlern irreführe157: [di]ovrqwsi" de; kakh; grafi[ka;" aJ]martiva" poiei' (PHerc. 1012, col. 21 [ed. Puglia, S. 158]) und ... dior]qwvsante" eij" aJmarth[qevnt’] ajntivgrafa ... tovpon d[e; ...] grafikw'n aJmar[th]m[avtw]n ... to]uvtw/ ga;r tw'/ trovpw/ kaiv [tina t]ovpon [touv]twn ... dievs[tre]yan oiJ grammat[ikoiv] (PHerc. 1012, col. 25 [ed. Puglia, S. 160]). An anderer Stelle vermutet er, daß der zur Diskussion stehende Text deshalb verändert worden sei, weil die stilistische Figur ajpo; koinou' nicht verstanden worden sei (PHerc. 1012, col. 39 [ed. Puglia, S. 167]): ... a[llwn aj[ntigr]avfwn ou{tw" ejcovnt[wn h]] tw'n metagrayavntwn ajpo; th'" ijdiva" ajpaideusiv[a"] tou'to poihsavntwn: ouj ga;r h[desan wJ" legomevnwn tinw'n ajpo; koinw'n, wJ" pol[lavki]" ejpishmainovmeq[a, ojnomav]twn scizomevnw[n] ... „Evidentemente molti interpreti ... intervenivano a cuor leggero sui testi manoscritti“158. Auch unter den Peripatetikern emendierte man schwierige Passagen der aristotelischen Werke eigenmächtig. Allerdings ist an den Stellen, wo sich die späteren Kommentatoren über absichtliche Textänderungen äußern, nicht leicht festzustellen, ob sich diese auf bewußte Verfälschungen der aristotelischen Lehre, etwa durch Gegner seiner Philosophie, oder auf die systematische Arbeit späterer peripatetischer Kommentatoren und Philologen oder auf Falschemendationen einzelner Abschreiber zurückführen lassen. Einen Hinweis auf letztere mag man in einer Bemerkung bei Simplicius (in Phys. 714, 31/36 [CAG 9, S. 714]) erkennen, in der er im Anschluß an einen seiner Vorgänger, den Aristoteleskommentator Aspasius (zweites Jahrhundert nach Christus), die sinnverfälschende Verände156 Vgl. Puglia (1988) passim; Roselli (1990) passim, die das von Demetrius praktizierte textkritische Verfahren und seine Terminologie mit Galen vergleicht; Ferrario (2000) 56/59; Snyder (2000) 52f.; Dorandi (2000b) 25/27 und Del Mastro (2004) passim. 157 Vgl. Puglia (1988) 224 z.St.: „Qui, addirittura, alcuni grammatici sono accusati da Demetrio di aver ‚distorto‘ un passo di un’opera nel tentativo di emendarlo perché tràdito in antigrafi sbagliati“. 158 Puglia (1988) 215.

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rung einer Negation in dem aristotelischen Ausdruck (219b7) oJ ... crovno" ejsti;n to; ajriqmouvmenon kai; oujc w|/ ajriqmou'men diskutiert: Entsprechend der allgemeinen Wahrnehmung, daß man „von der Zeit gemessen“ (uJpo; tou' crovnou metrei'sqai) werde, etwa bei der Angabe der Lebensjahre und der Dauer eines Fests, hätten einige den Wortlaut des Texts verändert (tine" metagravfousi th;n levxin), und zwar durch eine fast unmerkliche Verschiebung der Negation: oJ de; crovno" ejsti;n oujc oJ ajriqmouvmeno", ajll’ w|/ ajriqmou'men159. Simplicius selbst lehnt diese Textmodifikation im folgenden ausdrücklich ab. Zwei besonders erhellende Beispiele aus der lateinischen Literatur finden sich schließlich bei Gellius. In den Noctes Atticae 9, 14, 1/4 (ed. Marshall, vol. 1, S. 296) diskutiert er die Divergenz der handschriftlichen Überlieferung an einer Stelle der Annales des frühen römischen Historikers Quintus Claudius Quadrigarius: Dieser habe einmal geschrieben propter magnitudinem atque inmanitatem facies [!], also den archaischen Genitiv der eDeklination benutzt, der in älteren Handschriften auch noch zu finden sei. Später habe man jedoch die Abschriften verfälscht und im Text die betreffende Wortform – nach den Regeln der Standardgrammatik – in faciei korrigiert (corruptos autem quosdam libros repperi, in quibus „faciei“ scriptum est illo, quod ante scriptum erat, oblitterato); Gellius betont also, daß es sich nicht um eine versehentliche Depravation handelte. In Tivoli habe er einmal sogar ein Manuskript gesehen, in welchem im fortlaufenden Text die alte Form facies, am Rand jedoch die jüngere facii gestanden habe (sed „facies“ in ordinem scriptum fuit et contra per „i“ geminum „facii“). Anderswo (20, 6, 13f. [ed. Marshall, vol. 2, S. 598]) berichtet Gellius, wie der berühmte zeitgenössische Grammatiker Gaius Sulpicius Apollinaris mit ihm einmal die Frage erörterte, ob der Genitiv des Personalpronomens der zweiten Person plural vestri oder vestrum laute. Apollinaris habe im Laufe des Gesprächs auf den Sprachgebrauch Sallusts hingewiesen, der völlig korrekt (rectissime) die Form vestrum benutzt habe. Jedoch sei die Endung auf -i in die meisten Handschriften seiner Werke emendierend eingefälscht worden (et idcirco inportunissime ... fecerunt, qui in plerisque Sallusti exemplaribus scripturam istam sincerissimam corruperunt ... „vestrum“ obleverunt et „vestri“ superscripserunt): ex quo in plures libros mendae istius indoles manavit. Aufgrund dieser alten Einsicht in die textentstellende Wirkung falscher emendatio, welche die Überlieferung einer Schrift unumkehrbar zerstören konnte, mahnt noch Jahrhunderte später, an der Schwelle zwischen Antike 159 Dazu Snyder (2000) 71: „In other words, an anonymous reader, not understanding the sense of the passage and perhaps assuming a scribal mistake had been made, has turned the statement on its head by introducing a negation. Aspasius goes on to explain how the original text does in fact make sense“.

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und Frühmittelalter, Cassiodorus seine Brüder im Vivarium zu äußerst vorsichtiger Emendation der Bibelhandschriften und warnt vor eigenmächtigen Änderungen im Wortlaut des Bibeltexts (inst. 1, 15, 1 [ed. Mynors, S. 42]): quapropter prius introite diligenter, et sic scriptorum delicta corrigite, ne iuste arguamini si praecipitanter alios emendare temptetis; istud enim genus emendationis, ut arbitror, valde pulcherrimum est et doctissimorum hominum negotium gloriosum. Überhaupt gewährt das gesamte Kapitel 15 der Institutiones Cassiodors einen Überblick über solche Stellen der biblischen Schriften, die für falsche Konjekturalkritik offenbar besonders anfällig waren, etwa die idiomata, die hebräischen Eigen- und Ortsnamen oder die der ars humana, dem intellectus communis und den humanae regulae zuwiderlaufenden Ausdrücken160. Aus dieser Erkenntnis der Gefahren irrtümlicher Emendation erwächst nicht zuletzt Cassiodors Bemühen um die orthographische Ausbildung der mit der Handschriftenkopie betrauten Mönche (inst. 1, 30, 2 [ed. Mynors, S. 76]): sed ne ... mutatis litteris scriptores verba vitiosa permisceant aut ineruditus emendator nesciat errata corrigere, orthographos antiquos legant ... Mit dem Aufmacher sine mendis warben römische Buchhändler für ihre Ware – was wohl selten bis auf den letzten Buchstaben den Tatsachen entsprach (Gellius 5, 4 [ed. Marshall, vol. 1, S. 193])161! Die tatsächliche Unsicherheit der allgemeinen Überlieferungsverhältnisse, hervorgerufen durch Kopierfehler und Verfälschungen, führte bei den Lesern und Kopisten offenkundig zu einer Unsicherheit des Urteils darüber, welche der in einer Schrift als anstößig empfundenen Stellen denn eigentlich dem Autor, welche als Kopierfehler den Abschreibern und welche als absichtliche Verfälschungen späteren Bearbeitern zuzurechnen seien162, zumal da die um160 Vgl. auch die Praefatio zu De orthographia (GL 7 Keil, S. 145) sowie Weißengruber (1969) 202. 207f.; Viscido (1978) 76/82; Gribomont (1985a) 147f. und Bürsgens (2003) 62/65. 161 Verschiedene Zeugnisse (vgl. Puglia [1997] 16 zu Gell. 9, 4, 1/5; Hor. epist. 1, 20, 13 und anderen Stellen) belegen überdies, daß gerade in der Provinz die Qualität der bei Händlern feilgebotenen, oft antiquarischen Bücher zweifelhaft gewesen sein muß. 162 Vgl. im ganzen auch Arns (1953) 185f.; Marti (1974) 42; Metzger (1980) 189/96 und Haines-Eitzen (2000) 126. Der Text der Schriften Plotins unterlag einer ähnlichen Unsicherheit: Während Longinus über zahlreiche Textverderbnisse in seinen Plotinhandschriften klagt, wirft ihm Porphyrius vor, gerade an den vermeintlich korrupten Stellen den plotinischen Stil nicht zu verstehen, und verteidigt die Handschriften als besonders vertrauenswürdig (vgl. Longin. fr. 10 ~ Porphyr. Vita Plotini 20 [ed. Männlein-Robert, S. 151. 162 mit dem Kommentar z.St. S. 156/59. 163/65). Instruktiv ist in diesem Zusammenhang auch das Beispiel des berühmten Palimpsests, auf dem Ciceros Schrift De re publica wiederentdeckt wurde (vgl. Zelzer, Michaela [2001] 300): Während die Kopie der beiden Schreiber aus dem frühen fünften Jahrhundert nach Christus gravierendste Fehler aufweist, hat ein nur wenig später eingreifender Korrektor einen großen Teil der Mängel richtig beseitigt.

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laufenden Handschriften gravierende Qualitätsunterschiede aufwiesen. Die bei Gellius in den Noctes Atticae (1, 7 [ed. Marshall, vol. 1, S. 51/54]) referierte Debatte über einen vermeintlichen Soloecismus Ciceros offenbart, daß die Kritiker die bemängelte Stelle teils als Schreiberfehler (mendum), teils als Autorfehler (vitium) deuteten. Ähnlich schwankt schon Varro bei einer Stelle aus einer Plautuskomödie (ling. 9, 106 [ed. Kent, vol. 2, S. 524]), und sowohl der Mediziner Galen im zweiten Jahrhundert als auch der Theologe Origenes im dritten Jahrhundert nach Christus unterstreichen in enger Übereinstimmung, daß eine Störung in einem handschriftlich überlieferten Text auf ganz unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden kann. Origenes bemerkt einmal in seinem Matthäuskommentar (in Matth. 15, 14 [GCS 40, Origenes 10/1, 387f.]; deutsche Übersetzung s. unten S. 290)163: pollh; gevgonen hJ tw'n ajntigravfwn diaforav, ei[te ajpo; rJa/qumiva" tinw'n grafevwn, ei[te ajpo; tovlmh" tinw'n mocqhra'", th'" diorqwvsew" tw'n grafomevnwn, ei[te kai; ajpo; tw'n ta; eJautoi'" dokou'nta ejn th'/ diorqwvsei h] prostiqevntwn h] ajfairouvntwn ..., während Galen die Textstörungen in der Überlieferung hippokratischer Schriften mit unterschiedlichen Ursachen erklärt (ed. Kühn, vol. 18, 2, S. 778f.)164: Einerseits unterliefen den Autoren selbst immer wieder Fehler an einzelnen Buchstaben (para; gravmmato" eJno;" h] duoi'n), durch Zufügung, Auslassung oder Veränderung (ajfaivresi", provsqesi", uJpavllaxi" [vgl. auch ed. Kühn, vol. 19, S. 9]). Andererseits gingen viele Entstellungen auf die Abschreiber zurück: Schon der erste Abschreiber habe mit den undeutlichen handschriftlichen Vorlagen des Autors seine Schwierigkeiten und sei oftmals gar nicht in der Lage, Fehler oder unleserliche Buchstaben richtig zu korrigieren. Auch wenn durch verfehlte Emendationen ein bereits falscher Text im Grunde zwar nicht weiter entstellt werde, sei doch eine tatsächliche Verbesserung auf diesem Weg ausgeschlossen. Desweiteren könnten auch materiale Zerstörungen der Vorlage, etwa der Verfall des Beschreibstoffes, zu Verlust oder zumindest zu Entstellung einzelner Buchstaben führen und die rechte Wiederherstellung des Wortlauts nicht selten unmöglich machen. Schließlich sei auch die Umschrift (metagrammatismov") aus einer älteren in eine neuere Schreibweise als Quelle von Textentstellungen nicht auszuschließen (... e[k tinwn metaballovntwn ejk th'" palaia'" grafh'" eij" th;n uJstevran gegrammevnhn pro;" tou' palaiou'). All diese unterschiedlichen Beeinträchtigungen führten zu einer fortschreitenden Verschlimmbesserung der korrupten Texte: plh'qo" aJmarthmavtwn ejk touvtwn aJpavntwn ejn polloi'" tw'n ajntigravfwn hjqroivsqh. 163 Vgl. Metzger (1963) 91f. und (1980) 195; Ehrman (2005) 52; Metzger - Ehrman (2005) 200 mit Parallelen sowie Neuschäfer (1987) 88f. 103f. 111. 164 Vgl. Bröcker (1885) 419/21 (mit Parallelen) und Hanson (1998) 25/27.

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Bei mißlungener Emendation erweist sich als besonders problematisch das Kriterium des „Verstehens“, das einen bestimmten „Sinn“ des Textes voraussetzt: Einerseits hat das Original einen Sinn, der durch die Verfälschung entstellt wird (vgl. Hieronymus: ... si paragrammata reppereris vel minus aliqua descripta sunt, quae sensum legentis inpediant), andererseits verstehen die Leser und Schreiber zuweilen selbst dort, wo der echte Wortlaut in ihrem exemplar integer überliefert ist, eben diesen eigentlichen Sinn nicht und fühlen sich daher zu seiner Besserung berechtigt – und schaffen so einen neuen, den Absichten des Autors zuwiderlaufenden Sinn (... qui scribunt non, quod inveniunt, sed, quod intellegunt, et, dum alienos errores emendare nituntur, ostendunt suos). In welchem Dilemma sich die antiken und mittelalterlichen Schreiber befanden, wußten die Autoren freilich nur zu gut: „For critical readers, the act of reading always involved an awareness of the fallibility of the text“165, und gewiß sollten ihre unzähligen Hinweise auf Fehler und Verfälschungen in den Handschriften der Texte beim Leser eben eine solche „awareness“ bewirken166. Auch Rufinus betont ja explizit, daß durch entstellte und ungegliederte, nicht interpungierte codices der schwierige Inhalt anspruchsvoller Texte weiter verdunkelt werden konnte (... inemendatum vel non distinctum codicem non habeat, ne sensuum difficultas, si distinctus codex non sit, maiores obscuritates legentibus generet)167. In solchen Fällen tatsächlicher oder nur vermuteter, aber 165 Snyder (2000) 52. Vgl. Puglia (1988) 83 über die mangelhafte Überlieferung der epikureischen Schriften: „L’esistenza di una produzione scientifica su alcuni luoghi terminologicamente e concettualmente spinosi della pragmateiva di Epicuro è ben comprensibile dal momento che la frequenza di guasti meccanici nei fragili rotoli papiracei imponeva a tutti i lettori seriamente interessati un’attenta revisione critica di esemplari che potevano essere lacunosi o scorretti“. 166 Vgl. auch Canfora (2002) 20. 167 Vgl. Hieronymus in Ezech. 12, 40, 5/13 (CCL 75, S. 559): et hoc diligentem studiosum lectorem admonendum puto, si tamen scientia scripturarum et non vanis oratorum declamationibus ducitur: ut sciat omnia prope verba Hebraica et nomina, quae in Graeca et Latina translatione posita sunt, nimia vetustate corrupta, scriptorumque vitio depravata, et dum de inemendatis scribunt inemendatiora, de verbis Hebraicis facta esse Sarmatica, immo nullius gentis, dum et Hebraea esse desierint et aliena esse non coeperint ... und Cassiod. inst. 1, 15, 12 (ed. Mynors, S. 48f.); gramm. praef. (GL 7 Keil, S. 145f.; dazu Cavallo [1998] 993. 1012). Ein dokumentarisches Beispiel für diese Unsicherheit sei aus dem berühmten Bibelcodex Vaticanus beigebracht: Der ursprüngliche Kopist des Codex hatte in Hebr. 1, 3 über den Sohn Gottes geschrieben fanerw'n te ta; pavnta tw'/ rJhvmati th'" dunavmew" aujtou', was ein späterer Korrektor – übereinstimmend mit der gesamten übrigen handschriftlichen Überlieferung, den Zitaten bei den Kirchenvätern und den heute maßgeblichen kritischen Ausgaben – im Text durch Radierung zu fevrwn te ta; pavnta tw'/ rJhvmati th'" dunavmew" aujtou' änderte. Offenbar ein dritter Schreiber machte nun diese Korrektur durch einen weiteren Eingriff in den Text rückgängig und ergänzte am Rand die Bemerkung: ajmaqevstate kai; kakev, a[fe" to;n palaiovn, mh; metapoivei. Haines-Eitzen (2000) 110 bemerkt dazu: „Essentially, what we find in this incident is a scribal contest over readings; the contest manifests it-

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jedenfalls als unlösbar empfundener Textverderbnis schien der Überlieferung ohne Emendation nicht mehr zu helfen168 – es sei denn, man hätte wie Synesius mit dem pythagoreischen novmo" einer vermeintlich „ersten Hand“ trotz aller corruptio den Vorzug vor lesbaren und „sinnhaften“ Manuskripten gegeben169. Der hohe Stellenwert emendatorischer Arbeit an der Überlieferung älterer Texte läßt sich überdies an dem Selbstbewußtsein ersehen, mit dem am Ende des vierten Jahrhunderts nach Christus hohe Vertreter der paganen stadtrömischen Aristokratie Sorge für anspruchsvolle Editionen klassischer Autoren trugen und diese ausdrücklich in den Subskriptionen der neu angefertigten, emendierten Handschriften dokumentierten170. Vor diesem Hintergrund durfte später auch Cassiodors anspornende Aufforderung zum intrepide corrigere (inst. 1, 15, 11 [ed. Mynors, S. 47]) bei offenkundigen Störungen der Überlieferung durchaus angebracht erscheinen171. Abseits der philologischen Fürsorge von Fachleuten waren die Texte also einer unkontrollierbaren, oft weder methodisch noch sachlich fundierten emendatio ope ingenii ausgesetzt, zumal da eine wissenschaftliche recensio der Überlieferung, also die systematische Sammlung und kritische Kollationierung aller verfügbaren Handschriften eines Werkes, dem privaten Abschreiber fern von Bibliotheken nicht selten

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self here with a pattern of erasures and reinscriptions culminating in an inscribed attack on the work of a scribe“. Hieronymus selbst fordert wiederholt zu entschlossener Emendation von korrupten Textstellen auf, so z.B. in seinem Matthäuskommentar 5, 22 (CCL 77, S. 27f.; vgl. adv. Pelag. 2, 5 [CCL 80, S. 60]), wo er einen unechten Zusatz zu tilgen anempfiehlt (radendum est ergo!); epist. 106, 7 (CSEL 55, S. 253f.): et quia semel veritati studemus, si quid vel transferentis festinatione vel scribentium vitio depravatum est, simpliciter confiteri et emendare debemus. 12 (CSEL 55, S. 254f.), wo folgender Grundsatz formuliert wird: si quid scriptorum errore mutatum est, stulta credimus contentione defendere. 56. 66. 73 (CSEL 55, S. 276. 282. 285). Noch im siebten Jahrhundert nach Christus beschließt Anastasius Sinaita sein einflußreiches Werk JOdhgov" mit folgendem Hinweis an die künftigen Abschreiber (CCG 8, S. 320): ... duswpou'men to;n metagravfein mevllonta paraqevsqai kai; ta; scovlia, shmeiwvsasqai de; ejpimelw'" kai; tou;" tovnou" kai; ta;" stigma;" kai; uJpostigma;" kai; ta; sovloika: kai; ga;r a[llotev tine" ijdiw'tai [!] metagravyante" hJmw'n dogmatiko;n tovmon ejx ajgnoiva" blasfhmiw'n aujto;n ejplhvrwsan. Vgl. Jahn (1851) passim; Momigliano (1975) 54; Cavallo (1984) 94/96; (1990b) 48f. (mit Lit.) und (1997a) 213f.; Pecere (1991b) 66/71 (mit Lit.); Caltabiano (1996) 68/71; Cavallo - Hild (1997) 814; Holtz (1998) 1072f.; Zelzer, Michaela (2001) 297f.; Ehlers (2003) 18f. sowie zu späterer Zeit Radiciotti (1992) 310f. Hieronymus, der ja anderswo eindringlich vor falschen Emendationen warnt, bemängelt einmal (praef. par. iuxta LXX [PL 29, S. 424]): libere enim vobis loquor: ita et in Graecis et Latinis codicibus hic nominum liber vitiosus est, ut non tam Hebraea quam barbara quaedam et Sarmatica nomina congesta arbitrandum sit. nec hoc septuaginta interpretibus, qui spiritu sancto pleni ea, quae vera fuerant, transtulerunt, sed scriptorum culpae ascribendum, dum de inemendatis inemendata [!] scriptitant. Vgl. auch Viscido (1978) 82; Cavallo (1987) 334f. und Cremascoli (1997) 35.

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unmöglich war. Die Spannung zwischen diesem unentrinnbaren Zwang zu Konjektural- und Echtheitskritik und jenem rigiden Konservatismus, mit dem die Autoren die Überlieferung ihrer eigenen, aber auch autoritativer fremder Werke zu schützen suchten, wohnt jedem vorgutenbergschen Umgang mit handschriftlich tradierten Texten inne. Sie entsteht aus dem unauflösbaren Gegensatz, daß der Verfasser seinen maßgeblichen Text zwar in Form und Inhalt normativ, allgemeinverbindlich und endgültig festzuschreiben sucht, ihn als solchen aber eben der Öffentlichkeit gleichsam übergeben, ihn verbreiten muß – er soll ja gerade „von allen gekannt und beherzigt werden“172! i) Andere Motive der Diaskeuasten Während Gregor von Tours voraussieht, daß seine historia sprachlich-stilistischen Anstoß erregen und kritische Leser zu bewußt verfälschender Besserung des Ausdrucks reizen könnte, gehen Artemidor und Cassius Felix davon aus, der Inhalt ihrer Schriften werde Veränderungen ausgesetzt sein, sie rechnen mit Eingriffen sachkundiger Leser. Der Verfasser der Offenbarung, Irenäus, Rufinus und der Autor von De induratione cordis Pharaonis schließlich differenzieren nicht scharf zwischen sprachlichen, ästhetischen und inhaltlichen Motiven der Diaskeuasten. Vielmehr rücken sie, deutlicher als Artemidor, durch den Ton ihrer admonitiones, besonders durch die obtestatio, die religiöse Dimension der Treue zum Original in den Vordergrund: Dieses zu verfälschen, sei es in Einzelheiten oder in großen Teilen, stelle ein Sakrileg gegen die Glaubenswahrheit, gegen die rechte Lehre, die in dem Wortlaut des Texts endgültigen Ausdruck gefunden hat, dar. Damit wird in erster Linie der theologische Gegner, der interpolator theologus, angesprochen, der aus dogmatischem Gegensatz heraus Verfälschungen in fremden Texten vornimmt. Die Forschungen der neueren Textkritik – angeregt vor allem von Ulrich Knoche und Günther Jachmann, in jüngster Zeit fortgeführt beispielsweise durch Christian Gnilka und Otto Zwierlein – haben in den vergangenen Jahrzehnten fein unterschiedene Kategorien entwickelt, mit denen sich interpolatorische Maßnahmen differenziert erfassen lassen173. Die soeben 172 Assmann (1995) 27. Für die dokumentarischen Textgattungen zeigen die griechischen Inschriften, daß dort, wo offiziell-staatliche Texte aus einer fremden Polis kopiert wurden, regionale Besonderheiten in Sprache und Ausdruck dem Dialekt der eigenen Stadt angepaßt wurden (vgl. Lalonde [1971] 189/202). 173 Vgl. auch Schmid (1984) 411 (mit der erhellenden Differenzierung zwischen solchen Fällen, in denen ein Diaskeuast den Text versteht, aber dennoch vereinfacht bzw. „bessert“, und solchen der emendatorischen Verfälschung, bei der ein Bearbeiter „eine unverständliche oder von ihm als unverständlich angesehene Textform“ konjektural modifiziert). 413. 417f. 422. 424f. 426f. u.ö. zu spätantiken Interpolationen im Martialtext.

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ausführlicher besprochene emendatorische Falschemendation174 spiegelt ja nur ein Motiv unter vielen wieder, die einen antiken Textverfälscher zu der Manipulation eines fremden Werks veranlassen konnten; daneben gibt es eine Reihe deutlich identifizierbarer Absichten, die nicht selten auch zusammenwirken konnten. So läßt sich neben dem Streben nach sprachlichstilistischer Veränderung, sei es nun im Sinne der Ausmalung und Amplifikation, sei es im Sinne der Vereinfachung, Egalisierung und Banalisierung, sei es im Sinne der grammatisch-syntaktischen Glättung, immer wieder auch der Wille erkennen, die inhaltliche Aussage einer Stelle zu verfälschen, sei es durch explizierende Interpolationen, durch Streichungen oder durch Modifikationen, die grundsätzlich den Sinn des Texts gegen den ursprünglichen Autor entstellten175. Eine solche Typologisierung, gewonnen aus der Analyse der an den verfälschten Stellen identifizierbaren Phänomene, deckt sich dabei mit den – ebenfalls oft klassifizierenden – Einsichten der antiken Autoren und Gelehrten über die Verfahrensweisen sekundärer Textdiaskeuase. Eine von anderen modernen Kritikern zuweilen vorgenommene Differenzierung von einerseits bloß „formalen“, andererseits „substantiellen“ Interpolationen, die auch die inhaltliche Aussage des bearbeiteten Texts beträfen, erweist sich jedoch als unzulänglich. Abgesehen von der Frage, ob sich Form und Inhalt überhaupt voneinander trennen lassen, sind literarische Texte doch allermeist kunstvoll gestaltet und somit auch formal eine individuelle Leistung des Autors176. Was abgesehen von den gutgemeinten Falschemendationen alle sekundären Textverfälschungen – und damit auch diejenigen, die sie ausführen – in den Augen der Schriftsteller verbindet, ist vielmehr die tovlmh tinw'n mocqhrav (Origenes)177, die Anmaßung, den Wortlaut eines anderen Schriftstellers nicht zu respektieren, sondern Eigenes für besser, richtiger, schöner zu halten und heimlich in den Text zu setzen, statt sich selbst als Autor zu offenbaren. j) Consueta praefatio Die Mahnung zu originalgetreuer Transkription und die Warnung vor Verfälschung gehören seit der Kaiserzeit, oft nach dem Vorbild der biblischen 174 Zum Begriff „Emendatorische Interpolation“ vgl. Mendner (1939) 42/52 (zu Ovid). 175 Vgl. zur Orientierung Gnilka (2000) Register III: Interpolationswesen s.v. „Motiv“. 176 Vgl. zur juristischen Literatur Wieacker (1960) 2920 und (1971) 1103f.; zum andersgelagerten Problem der „variantes significantes“ Irigoin (2003c) 62f. 177 Vgl. schon Knoche (1940b) 52 und zu Origenes differenziert Neuschäfer (1987) 131/35. Noch Andreas von Caesarea spricht in seinem Kommentar zu Off. 22, 18f. (ed. Schmid, vol. 1, S. 262) von der tolmhra; propevteia des Verfälschers (paracaravkth"!) und warnt gerade die aujqavdei" vor Zusätzen und Tilgungen im biblischen Text.

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Offenbarung und des Irenäus, bis ins Mittelalter hinein zum typischen, teils bis in den Ausdruck formelhaften Repertoire auktorialer Aussagen zu Beginn – in Widmungsbriefen oder Praefationes – oder am Ende – in Epilogen – eines Werks, also zu den literarischen Exordial- und Schlußtopoi. In der schon zitierten Praefatio zu seiner Psalmenausgabe (s. oben S. 16) bemerkt Hieronymus gegenüber den Adressaten Paula und Eustochium ausdrücklich (praef. psalm. iuxta LXX [ed. Weber - Gryson 41994, S. 767]): unde consueta praefatione178 commoneo tam vos quibus forte labor iste desudat, quam eos qui exemplaria istiusmodi [sc. des emendierten Psalters] habere voluerint, ut quae diligenter emendavi, cum cura et diligentia transcribantur ... Gleichwohl wäre die Folgerung, solche Aussagen hätten daher keinen Wirklichkeitsbezug innerhalb der zeitgenössischen Umwelt der Autoren, verfehlt179: Gerade die Stellen aus Hieronymus und Alkuin zeigen, auf welche Realität die Autoren mit ihren admonitiones hindeuten, und finden Bestätigung in ähnlichen Bemerkungen anonymer Kopisten, welche sich in Papyri und Handschriften erhalten haben, etwa in dem vielbesprochenen Kolophon der Iliashandschrift British Library inv. no. 136 oder in der schon genannten Marginalnote im Codex Vaticanus (s. dazu oben Anm. 167)180. Man mag hier auch an Cassiodorus und das Vivarium denken, wo sich die Mönche mit besonderem Eifer dem Studium, Abschreiben und Emendieren der Codices widmeten. Bereits in der Praefatio zu den Institutiones unterstreicht Cassiodorus gegenüber den Brüdern die Notwendigkeit genauester Kopier- und Korrekturtätigkeit, bevor er in dem wichtigen Kapitel 15 ausführlich die Grundsätze rechter Emendatio be178 Vgl. den ähnlichen Ausdruck solita praefatio in der Vorrede praef. Iob iuxta LXX (PL 29, S. 63f.; s. unten S. 141). 179 Die Entwicklung und der gegenwärtige Stand der Toposforschung können hier nicht aufgezeigt werden. In jüngerer Zeit wird – im Gegensatz zu Curtius (1954) 93/101 und seiner Schule – wieder den aktuellen Wirklichkeitsbezügen von Topoi nachgegangen. Dadurch rückt die Absicht, mit der ein Autor ein typisches Motiv in einem bestimmten Zusammenhang und Moment einsetzt, stärker in den Blickpunkt. Nur einige Hinweise: Zur irreführenden Interpretation der Demutsäußerungen bei Prudentius als inhaltsleere Topoi vgl. Gnilka (2001c) 465/67. Zur Ernsthaftigkeit der nur scheinbar topischen Selbstäußerungen im Epilog (10, 31) Gregors von Tours vgl. Beumann (1964) 96; Vollmann (1983) 924/28; Heinzelmann (1994) 86/88; Hermann (1999) 35f. und De Prisco (2000) 18. Das in der christlichen Literatur allenthalben anzutreffende puer-senex-Ideal erweist Gnilka (1972) 211/19 als „lebendige Größe der altchristlichen Geistesgeschichte“. Aris (1996) 438 führt aus, daß im Frühmittelalter Hrabanus Maurus in seinen zahlreichen Widmungsbriefen eine Fülle typischer Exordial- und Dedikationsmotive originell und absichtsvoll benutzt. Gerade die ausgiebige Verwendung dieser Topoi verschaffe ihm die Möglichkeit, über sich selbst zu sprechen, „ohne der Unbescheidenheit geziehen werden zu können“. Vgl. zur Historiographie Herkommer (1968) 5/9 und im ganzen wichtig von Moos (1988) passim sowie Schirren - Ueding (2000) passim. 180 Vgl. Metzger (1966) 198; Drogin (1983) 55/58 und Haines-Eitzen (2000) 109/11 (mit Lit.).

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spricht (1, 15, 1 [ed. Mynors, S. 42]: istud enim genus emendationis, ut arbitror, valde pulcherrimum est et doctissimorum hominum negotium gloriosum!) und ausruft (inst. 1, 15, 15 [ed. Mynors, S. 50]): considerate igitur qualis vobis causa commissa sit: utilitas Christianorum, thesaurus ecclesiae, lumen animarum. studete ergo, ne qua remaneat in veritate mendositas, in puritate falsitas, in integritate perversitas litterarum181. Zudem fällt auf, daß die Formulierung je nach Verfasser, je nach Schrift erheblich variieren kann, das typische Motiv also individuell gestaltet wird: Die Beschwörungen gleichen bald einem scharfen Fluch – die Anrufung Gottes in solchem Zusammenhang wird man nur ungern als inhaltsleere Floskel begreifen wollen182! –, bald werden sie abgeschwächt zu einer Bitte. Auch die Gründe für den Anspruch, die Integrität des Texts müsse gewahrt bleiben, können ganz unterschiedlich sein183. Schließlich bestätigt die spätere Überlieferungsgeschichte, etwa Gregors von Tours, wie gefährdet die Texte tatsächlich waren und wie berechtigt die Sorgen der Autoren den Zeitgenossen erscheinen durften184. Im übrigen entspricht dieser Besorgnis der Schriftsteller auch das Verhalten des literarischen Publikums: Sowohl die besondere Wertschätzung der Autographen berühmter Autoren oder von bedeutenden Philologen emendierter Texte als auch der hohe Kaufpreis, welche diese – womöglich noch durch die handschriftliche Sphragis des Verfassers geadelt – auf dem Buchmarkt erzielten, sind deutliche Indizien dafür, daß man sich sowohl der mangelhaften Qualität der handschriftlichen Überlieferung als auch bewußter Textmanipulationen und Verfälschungen klar bewußt war185.

181 Auf diese Stelle, die hier nicht ausgeschrieben werden kann, sowie auf das Kapitel 30 sei nachdrücklich verwiesen; vgl. dazu Viscido (1983) 22/28; Bertini (1986) 96/98; Cavallo (1997b) 8 und (1998) 990f.; Bürsgens (2003) 55/65 sowie Holtz (2003) 68/70. 182 Zu „book-curses“ in Antike und Mittelalter vgl. allgemein (mit Lit.) Drogin (1983) passim. 183 Anders zu bewerten sind Stellen, an denen die Warnung vor Vernichtung oder Entstellung eines Werks spielerisch parodiert wird. Ob solche Ironie mit dem Begriff „Topos“ richtig beschrieben ist, scheint allerdings zweifelhaft, da auch in diesen Fällen ein aktueller Wirklichkeitsbezug nicht a priori auszuschließen ist; vgl. etwa Speyer (1981) 106 zu Mart. 1, 35. 184 Gardthausen (1913) 4252 bewertet die Wirksamkeit dieser Fluchformeln und Mahnungen wohl zu zuversichtlich: „... die feierliche Verfluchung muß sich bewährt und einen gewissen Eindruck auf die späteren Abschreiber [sc. in Byzanz und Arabien] ausgeübt haben“; vgl. nüchterner Gamble (1995) 105 über „the fate of a handwritten text once it has been released into circulation by the author“: „The most that any ancient author could do to prevent adulteration was to issue a warning to prospective copyists or annotators against tampering with the text“. 185 Vgl. etwa Fronto epist. ad M. Caes. 1, 7, 4 (s. unten Anm. 763); Gell. 2, 3, 5 (ed. Marshall, vol. 1, S. 88); dazu kurz Schickert (2005) 77f. 132f.

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k) Der Anspruch individueller Autorschaft Die Münsterländer Dichterin Annette von Droste-Hülshoff schreibt im Januar 1844 an ihren Freund Levin Schücking, der Verhandlungen mit ihrem Verleger Cotta über die Publikation ihrer Gedichte führen sollte: „Sie sehn, Levin, ich möchte gern Alles für Sie thun was ich kann, nun geben Sie mir dagegen aber auch Ein Versprechen, und zwar ein ernstes unverbrüchliches, Ihr E h r e n w o r t , wie Sie es einem Manne geben und halten würden, daß Sie an meinen Gedichten auch nicht eine Silbe willkührlich ändern wollen. – Ich bin in diesem Punkte unendlich empfindlicher als Sie es noch wissen ... Haben Sie mir aber Ihr Ehrenwort gegeben, so stelle ich Ihnen Alles mit dem vollsten Vertrauen zu, und will Ihnen dann die Sache möglichst erleichtern. Sie mögen mir nämlich, da ich sämmtliche CORRIGIRTE BROUILLONS bewahrt habe, nur Gedicht, Strophe und Zeile bezeichnen, wo Sie Veränderungen durchaus nöthig finden, – eine Arbeit, die sich beym Durchlesen auf einem zur Seite liegenden Blatte schnell und leicht macht, – und ich schicke Ihnen dann mit der nächsten Post wo möglich m e h r e r e Lesarten zur Auswahl ... es mag mir mitunter schaden, daß ich so starr meinen Weg gehe, und nicht die kleinste Pfauenfeder in meinem Krähenpelz leide, aber 186 dennoch wünschte ich dies würde anerkannt ...“ .

Ein halbes Jahrhundert später setzt Frank Wedekind der vierten Auflage seines 1889 erschienenen Stücks Der Kammersänger das Motto „Je länger die Striche, desto größer die Schauspielkunst!“ und ein Vorwort voran, in dem er sich gegen unautorisierte Streichungen und Änderungen des Texts – vor allem am Schluß des Stücks – verwahrt, und betont: „Ich möchte nun diese Gelegenheit auch noch dazu wahrnehmen, um gegen jeden, auch den geringsten Strich in diesem Stücke ausdrücklich zu protestieren, auch auf die Gefahr hin, daß der ‚Kammersänger‘ daraufhin für alle Zeiten von der deutschen Bühne verschwindet“187. Pfauenfedern im eigenen Krähenpelz und fremde Striche in den eigenen Schöpfungen waren um nichts weniger den genannten antiken, griechischen und lateinischen, paganen und christlichen Schriftstellern unerträg186 Brief Nr. 323, in: Annette von Droste-Hülshoff, Historisch-kritische Ausgabe, Briefe 1843-1848. Text, bearbeitet von Winfried Woesler, Tübingen 1987, S. 133/37, hier S. 135f. Schon in einem früheren Brief an Schücking vom 25. Mai 1842 (Nr. 271, S. 307/17, hier S. 315) berichtet die Droste, wie sie nach der Publikation der „Judenbuche“, für die ein Revisor im Text „einmahl ein paar Zeilen“ gestrichen hatte, „zürniggrimmig wie eine wilde Katze“ gewesen sei. Vgl. Gnilka (1996a) 103 sowie den Artikel des Germanisten Heinz Rölleke über eine neuere – bedenkenlos gekürzte, stilistisch banalisierte und inhaltlich vereinfachte – Schulausgabe der „Judenbuche“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. Februar 2004, S. 40), in welcher die „grausam amputierte, sprachlich unnötig und zuweilen fragwürdig modernisierte Textversion“ von der Originalgestalt des Werks kaum etwas übriglasse, um der vermeintlich unumgänglichen Aktualisierung von Form und Inhalt Genüge zu tun. 187 Frank Wedekind, Werke, 2 Bände, Düsseldorf 2001, S. 5/7, vgl. S. 775f.

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lich. Auch sie beanspruchen ihre Schriften umfassend, in Form und Inhalt, für sich und erklären ausschließlich die von ihnen selbst autorisierten und veröffentlichten Texte für maßgeblich, nicht die durch Fehler oder Verfälschungen umgestalteten. Auf ähnliche Weise distanzieren sich die Autoren auch dann, wenn ohne ihr Einverständnis Texte bereits vor der beabsichtigten e[kdosi" – oft unfertig, unvollständig oder gar verfälscht – in Umlauf geraten waren, sei es durch Diebstahl von Handschriften, sei es durch heimliche Mitschriften etwa von Predigten oder Reden188. Angeführt sei aus der großen Zahl der Belege hier nur besonders deutlich Gaudentius serm. praef. 11 (CSEL 68, S. 4f.): Seine tractatus seien heimlich, also nicht auf seinen eigenen Auftrag hin von notarii mitgeschrieben und danach von gewissen Leuten, in bruchstückhafter und unvollständiger Form (interrupti, semipleni) gesammelt, verbreitet worden. Diese Texte dürften ihm selbst nicht zugeschrieben werden: nihil ad me attinet, mea iam non sunt, quae constet praecipiti excipientium festinatione concisa. Es stehe zu befürchten, daß, wenn er selbst derartige Vorgänge nicht kontrolliere, in Werke rechten Glaubens unter seinem Namen (sub sermonis mei titulo) 188 Vgl. Pecere (1986) 27: Der christliche Autor „non riconosce la paternità di uno scritto che egli stesso o collaboratori di sua fiducia non abbiano emendato“. Peceres Hypothese, die vorchristliche Literatur habe eine so ausgeprägte Sensibilität für Autorschaft und Unantastbarkeit eines originalen Texts nicht gekannt, überzeugt allerdings nicht recht – schon Diodor verweigert seine Autorschaft für die Bücher, welche ohne seine Einwilligung vor der abschließenden Diorthose verbreitet worden waren (40, 8 [ed. Dindorf, vol. 5, S. 186]): a}" hJmei'" ajpopoiouvmeqa; außerdem de Ghellinck (1947) 206f. 214/25; Dekkers (1989-1990) 111/13 und (1990) 238; weitere Beispiele für solche „éditions pirates“ bei Mansfeld (1994) 118f. mit Anm. 208. 126f.; di Fazio (1996) 368/72; Dorandi (2000a) 82f. (zu Apollonius Pergaeus). 121/23 und (2007) 93f.; Caltabiano (2002) 143. 154 (zu Augustinus); Irigoin (2003d) 153f. sowie Schickert (2005) 54/57. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang ein Passus aus Ciceros Atticusbriefen: Cicero hatte, wohl um 61 vor Christus, gegen seine politischen Widersacher P. Clodius Pulcher und C. Scribonius Curio Sen. das Pamphlet In Clodium et Curionem verfaßt, es aber in der Folge nicht verbreitet. Nach einiger Zeit stellte er fest, daß es gleichwohl in Umlauf gekommen und allgemein bekannt geworden war (Att. 3, 12, 2 [ed. Shackleton Bailey, vol. 1, S. 104] aus dem Sommer 58 vor Christus): percussisti autem me etiam de oratione prolata. cui vulneri, ut scribis, medere, si quid potes. scripsi equidem olim iratus quod ille [sc. Curio] prior scripserat, sed ita compresseram ut numquam emanaturam putarem. quo modo exciderit nescio. sed quia numquam accidit ut cum eo verbo uno concertarem et quia scripta mihi videtur neglegentius quam ceterae, puto ex se posse probari non esse meam. id, si putas me posse sanari, cures velim; sin plane perii, minus laboro. Die Bitte an Atticus, das Werk für gefälscht zu erklären, also Ciceros Autorschaft öffentlich zu verleugnen, zeugt einerseits davon, wie die Autoren das Argument fremder (Ver)Fälschung ihrer Schriften auch wahrheitswidrig einsetzen konnten, belegt aber andererseits, daß erst im Moment der autorisierten Herausgabe ein antiker Schriftsteller die volle Verantwortung für seine Werke übernahm. Quintilianus (3, 7, 2 [ed. Radermacher, vol. 1, S. 159]) kannte die oratio übrigens noch unter Ciceros Werken. Vgl. aus der Spätantike auch Augustin über seine (?) Adnotationes in Iob (retract. 2, 13 [CCL 57, S. 99f.]).

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dogmatisch anstößige Irrtümer eindringen und die unvorsichtigen, übereilt handelnden Akteure sich schlimme Schuld zuziehen könnten. Gregor der Große hingegen, der dem coepiscopus Secundinus seine Homiliae in evangelia zusendet, beschreibt im Widmungsbrief die Entstehung der Sammlung: Die Predigten seien gegen seinen Willen von einigen fratres öffentlich in Umlauf gebracht worden, bevor er selbst sie habe emendieren und zur allgemeinen Publikation zusammenstellen können: ... quidam fratres, sacri verbi studio ferventes, antequam ad propositum modum ea quae dixeram subtili emendatione perducerem transtulerunt (in evang. epist. ded. [CCL 141, S. 1]). Vor allem habe er eine Auslegung zu Matth. 4,1, die ihm nicht mehr befriedigend erschien, erst später überarbeitet: hoc vero ubi scriptum est: „ductus est Iesus ab spiritu in deserto ut tentaretur a diabolo“, prius quidem quasi sub quadam ambiguitate exposui, sed eandem dubietatem postmodum certa notatione correxi. Im folgenden beschreibt Gregor genau den Aufbau (ordo) der Sammlung in zwei Codices, um die nun von ihm autorisierte Ausgabe überprüfbar zu machen, und beschließt die Dedikation mit folgenden Worten: tua itaque fraternitas sacris semper lectionibus intenta, si praedictum locum evangelii invenit sub dubietate prolatum, vel easdem homilias repperit ita ut praedixi non esse dispositas, has inemendatas remansisse cognoscat, et iuxta eas quas per praesentem portitorem mittere studui corrigat, nulloque modo illas sine emendatione remanere permittat. editae autem in scrinio sanctae ecclesiae nostrae retinentur, ut si qui forte a tua fraternitate longe sunt, hic inveniant unde in his quae emendatae sunt certiores fiant.

Diese Haltung nehmen Autoren von Werken unterschiedlichster Gattungen, Formen und Inhalte ein, Propheten und Theologen wie Wissenschaftler, Mediziner und Historiker. Zwar waren bestimmte Textsorten von alters her besonders schützenswert, so daß es schon im frühen Griechenland (vgl. Theognis 805/10 und Hdt. 7, 6, 3 [s. dazu unten Anm. 729]) „... bestimmte ‚qualifizierte Texte‘ von weitertragender Bedeutung gab, deren Unversehrtheit man nicht einfach dem Zufall überlassen durfte“189, etwa Verträge und Gesetze, aber auch die Werke der großen Dichter. Daneben wurde vor allem das religiöse Schrifttum durch Fluchformeln und Warnungen vor 189 Schäublin (1974b) 146; vgl. auch Cancik (1970) 24/27 (mit griechischen Parallelen zu der Formel „Nichts hinzusetzen, nichts fortnehmen“) und Cambiano (1990) 71f.: „L’idea che lo scritto conserva un sapere acquisito attraverso una vicenda eccezionale, che porta ad accedere a qualcosa di incognito ai più, genera un forte senso di proprietà nei confronti del proprio scritto ... non è un oggetto anonimo, ma appartiene in prima istanza a chi lo ha fatto“. 73f. Aus der Beobachtung, daß griechische Schriften „sehr oft, in älterer Zeit fast in der Regel mit Titel n i c h t ausgestattet wurden“ (Nachmanson [1941] 31), ist nicht allgemein der Schluß zu ziehen, es habe damals keine Wertschätzung literarischer Autorschaft gegeben.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

Verfälschung geschützt190. Dies bedeutet aber keineswegs, daß andere Texte von vornherein zur fremden Veränderung gleichsam freigegeben waren, schon gar nicht seitens der Verfasser! Selbst bei wissenschaftlicher Fachliteratur, etwa bei medizinischen Handbüchern wie dem des Cassius Felix, die ja in der Tat oft tiefgreifende Erweiterungen, Tilgungen und Überarbeitungen erfuhren, erweist sich die in jüngerer Zeit häufig wiederholte These, die Autoren hätten keinen exklusiven Anspruch auf den Wortlaut ihrer Schriften erhoben, als vorschnell191; im Gegenteil hat man gerade für die antiken Mediziner, welche gegenüber ihren Fachkollegen nicht selten einen „forte senso di rivalità professionale“ empfanden, mit Recht angemerkt: „... i medici antichi tendevano in gran parte a presentare i propri scritti come luogo di conservazione di un sapere personale, frutto di osservazioni e elaborazioni proprie, anziché di un sapere collettivo e tradizionale“192. Gleiches gilt im übrigen für die frühchristlichen Heiligenviten: Nach Ansicht der neueren Forschung seien auch diese Werke regelmäßig „offen“, ihre Entstehung könne kaum auf einen identifizierbaren Autor zurückgeführt werden und vollziehe sich in Umfang und Wortlaut eher fließend. Zweifellos trifft diese Theorie in vielen Fällen zu, doch ist auch hier vor allzu leichtfertigen Pauschalisierungen zu warnen: Nicht nur, daß die Hagiographie neben zahlreichen „works in progress“, die oft aus mündlicher Tradition hervorgingen, auch hochliterarische Werke wie die Martinsvita des Sulpicius Severus hervorgebracht hat – auch einzelne Zeugnis-

190 In den berühmten Teiorum Dirae (um 470 vor Christus), einem Bürgereid von der Insel Teos, wird der auf die Stelen gemeißelte Text mit folgender Verfluchung sanktioniert (ed. Meiggs - Lewis 21969, S. 64): o}" a]n tasthvla" ejn h|isin hJparh; gevgraptai h] katavxei h] foinikhvia ejkkovye[i] h] ajfaneva" poihvsei ke'non ajpovllusqai kai; aujto;n kai; gevno" [to; kevno], ebenso das sogenannte foedus Cassianum zwischen Rom und den latinischen Städten (493 vor Christus), wie Dionysius von Halikarnassus (6, 95, 2) berichtet (ed. Bengtson [1962] 23): tai'" de; sunqhvkai" tauvtai" mhde;n ejxevstw prosqei'nai mhd’ ajfelei'n ajp’ aujtw'n, o{ ti a]n mh; JRwmaivoi" te kai; Lativnoi" a{pasi dokh'/. Der Bündnisvertrag zwischen Athen und Sparta im Sommer 421 vor Christus legt hingegen fest (ed. Bengtson [1962] 121 aus Diod. 12, 75, 2): ejxei'nai A j qhnaivoi" kai; Lakedaimonivoi", o{per a]n dokh'/ tauvtai" tai'" povlesi, prosgravfein tai'" sunqhvkai" kai; ajfairei'n ajpo; tw'n sunqhkw'n. Vgl. zu nachträglichen Veränderungen in Inschriften Thuc. 1, 132; 5, 18 (ed. Stuart Jones - Powell, ohne Paginierung); Xen. Hell. 6, 3, 19 (ed. Hude, S. 248); dazu Cancik (1970) 2611 und Cambiano (1990) 69f. sowie die wichtige Quellensammlung und -kommentierung zur „falsificazione di documenti pubblici nella Roma tardorepubblicana“ bei Fezzi (2003) passim. 191 Vgl. Bieler (1958) 8; Luck (1981) 178 und Zetzel (1981) 249f. (vgl. jedoch [2005] 153/57 mit differenzierterer Position). Unbenommen bleibt hiervon die methodische Einsicht, daß Sprache und Stil solcher Textgattungen den Kritiker nicht selten vor größere Schwierigkeiten stellen, fremde Bearbeitungen zu identifizieren, als diejenigen hochliterarischer Werke, in denen das Profil des Autors meist deutlicher hervortritt (vgl. Chiesa [2002a] 111 und Avalle (2002) 48f. 60). 192 Cambiano (1990) 73.

3. Ergebnisse

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se aus späterer Zeit deuten darauf hin, daß man selbst bei frühmittelalterlichen Heiligentexten nicht ohneweiteres auf die Annahme eines Autors und eines autoritativen Wortlauts verzichten darf. So greift etwa Ps.Audoenus, der Verfasser der Vita Eligii, in seiner Praefatio (MGH script. rer. meroving. 4, S. 665) die Tradition der auktorialen admonitio auf: Neben vielen anderen Schriften seien vor allem die Gesta sanctorum durch Schreiberfehler (scriptorum vitium) derart entstellt, daß sie jedem interessierten Leser die Lektüre gehörig verleiden dürften. Daher mahnt er193: quapropter lectores obsecramus et per gloriosum Christi adventum obtestamur, ut si quis haec legens amore captus exemplare voluerit, syllabarum detrimenta summopere observet et dudum conscripta exemplaribus rursus conferat corrigenda, ut quaeque cum studio et sollicitudine scripta sunt, cum cura et diligentia transcribantur. Auch Adamnan, der am Ende des siebten Jahrhunderts die Vita Columbani verfaßt, orientiert sich am Ende seiner Schrift (136a) am Vorbild des irenäischen o{rko" (ed. Anderson, S. 542)194: obsecro eos quicumque voluerint hos discribere libellos, immo potius adjuro per Christum judicem saeculorum, ut postquam deligenter discripserint conferant et emendent cum omni diligentia ad exemplar unde craxerunt [sc. ~ charaxaverunt], et hanc quoque adjurationem hoc in loco subscribant. Ob den frühen Christen im allgemeinen eine neuartige, in der paganen Antike noch nicht praktizierte „conservazione scrupolosa dell’originale“ bei der handschriftlichen Kopie und eine „esattezza della riproduzione“ konzediert werden muß195, die aus dem neuen christlichen Respekt196 vor der Unantastbarkeit der heiligen Schrift oder exegetisch-theologischer Texte erwachsen wäre und somit besondere religiöse Bedeutung innehätte, 193 Vgl. dazu Wattenbach (1896) 326; Krusch (1902) 665 z.St. (Nachwirkung Gregors von Tours) und Banniard (1992) 262f. 194 Vgl. (auch zur Irenäusnachwirkung) Wattenbach (1896) 261f. 3213; Fowler (1920) 235; Anderson, Alan Orr (1961) 542 (mit Lit.) und (1991) LXI. 235263; Petitmengin (1983) 372 sowie Cremascoli (1997) 35. 195 Delvigo (1990) 73. 196 Vgl. Pecere (1986) 24/29; Delvigo (1990) 73; Troncarelli (1992) 381/84 und Henrichs (2003) 240/42. Gamble (1995) 123/25 konstatiert, daß die christliche Literatur „more vulnerable than ordinary texts“ gewesen sei, weil „members of the group who acted as editors and copyists must often have revised texts in accordance with their own perceptions“ und die dogmatischen Auseinandersetzungen der frühen Kirche zur Folge hatten, daß „any text was liable to emendation in the interest of making it more pointedly serviceable in a situation of theological controverse“. Die Annahme, daß in der paganen Literatur der „concern about the adulteration of texts“ seltener vorkam („it was more characteristic of the scholastically minded than of those whose interests were purely literary“), trifft freilich nicht zu; vgl. Wieacker (1960) 90f. 439/44 zu den Juristen sowie Cambiano (1990) 93 und Snyder (2000) 72f. über die Interpolationstätigkeit rivalisierender paganer Philosophenschulen.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

müßte noch genauer untersucht werden. Denn zum einen zeugen die Äußerungen der paganen Autoren, die oben aufgeführt wurden, von einer vergleichbaren Sorge um die Bewahrung des echten Wortlauts ihrer Werke, zum anderen legen die zahlreichen Stellen zu verfälschenden Textänderungen frühchristlicher Leser und Kopisten den Schluß nahe, daß die admonitiones und obtestationes der betroffenen Autoren nur allzu berechtigt waren197. Dennoch zeichnete der religiöse Charakter der frühchristlichen Literatur auch das Schrifttum außerhalb der biblischen Überlieferung – nicht nur das exegetische oder dogmatische, sondern ebenso das erbauliche, pastorale und poetische – insgesamt aus und verlieh dadurch, daß die Schriftsteller mit ihren Werken oft apologetische, missionarische oder polemische Anliegen verfolgten, der Bewahrung des originalen, dogmatisch unanfechtbaren und damit allein gottgefälligen Wortlauts eine tiefe, gleichsam existenzielle Bedeutung198. Darin mag ein Unterschied zu der paganen Wertschätzung des „echten“ Originals liegen, die keineswegs allgemein niedriger einzuschätzen ist, aber oftmals eher aus produktionsästhetischen Motiven erwuchs und die künstlerische Leistung des Autors zu schützen suchte. Die christliche Vertiefung der Verfälschungsproblematik wird überdies daran deutlich, daß die Kirchenväter das Verhalten des häretischen Verfälschers der heiligen Schrift – nicht bloß des Häretikers allgemein199 – biblisch zu deuten versuchen und sein Vorgehen als sündhaft charakterisieren200. Gleichsam präfiguriert erkennen sie die mutwilli197 Vgl. auch de Ghellinck (1947) 347f. und die allgemeinen Bemerkungen bei Leipoldt Morenz (1953) 53 über den antiken Umgang mit dem Text heiliger Schriften: „Ohne Zweifel sind Texte genau zu nehmen, von denen man überzeugt ist, daß sie Gott selbst schrieb, diktierte oder eingab. In der Tat wird solche Forderung gern erhoben, freilich durchaus nicht immer beachtet. Kein Wunder: wer selbst Handschriften verglich oder kopierte, weiß, wie schwach das Fleisch ist. Wenn das Auge müde wird, stellen sich Irrtümer wohl mit Naturnotwendigkeit ein. Aber zumal bei heiligen Schriften fehlen auch absichtsvolle Änderungen nicht. Sie werden meist in bester Absicht vorgenommen: in dem Glauben, daß der Text gar nicht so lauten könne oder dürfe, wie er sich in der Vorlage darbietet. Man hält Änderungen aus künstlerischen oder weltanschaulichen Gründen für notwendig, um zur Urform zurückzukehren“. 198 Vgl. Holtz (2003) 66f. 199 Vgl. in diesem Sinn etwa Orig. comm. in Matth. ser. 47 (GCS 38, Origenes 11, S. 96f.) zu Matth. 24, 23/28. 200 Die Vermutung bei Frioli (1997) 43f.: „Pare tarda la consapevolezza ... dell’errore di trascrizione come frutto di suggestione diabolica ...“ erweist sich damit als falsch; vgl. schon von Harnack (1912) 461 und Canévet (1983) 66f. (zu Gregor von Nyssa). Bereits Iustinus kennzeichnet in seiner Polemik, die Juden hätten aus antichristlichen Absichten das Alte Testament an den Stellen, wo Christus als Messias angekündigt werde, manipuliert, diese Maßnahmen als furchtbaren Abfall von Gott (dial. 73, 6 [ed. Marcovich, S. 197]): foberwvteron gavr ejsti th'" moscopoiiva" (vgl. Ex. 32, 4/6), h}n ejpoivhsan ejpi; gh'" th'" ejrhvmou mavnna peplhsmevnoi (vgl. Ex. 16, 14/16), h] tou' ta; tevkna quvein toi'" daimonivoi" (vgl. Ps. 105 [106], 37), h] tou' aujtou;" tou;" profhvta" ajnh/rhkevnai (vgl. 1 Kön. 19, 10 = Röm. 11, 3).

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gen Maßnahmen des Diaskeuasten in der Genesis, im verfälschenden Anschlag auf das Wort Gottes, mit dem es im Paradies der teuflischen Schlange gelungen sei, Eva und Adam zum Sündenfall zu verführen. Anstelle einer detaillierten Geschichte dieser Exegese seien hier nur zwei besonders aussagekräftige Texte ausführlicher vorgestellt. Ambrosius interpretiert in einer Exegese zu Genesis 3, 2f. die Stelle Off. 22, 18f. als unverrückbare Norm jeden Umgangs mit der heiligen Schrift, vor allem mit den Herrenworten (parad. 12, 56 [CSEL 32, 1, S. 314f.])201: et dixit serpens mulieri: „quid utique dixit deus: ne edatis ex omni ligno quod est in paradiso?“ et dixit mulier serpenti: „ex omni ligno paradisi manducabimus, de fructu autem ligni quod est in medio paradisi, dixit deus: non manducabitis ex eo, neque tangetis ex eo, ne moriamini“ (Gen. 3, 2f.). cum audieris sapientiorem bestiis omnibus esse serpentem, hic eius iam quaere versutiam. simulat se verba dei dicere et proprios intexit dolos. cum enim dixisset deus: „ex omni ligno quod est in paradiso edetis ad escam, de ligno autem quod est scientiae boni et mali non edetis, qua die autem manducabitis ex eo, morte moriemini“ (Gen. 2, 16f.), serpens quasi interrogans mulierem, cum dixisset deus: „ex omni ligno quod est in paradiso edetis, de ligno autem uno non edetis“, inseruit mendacium, ut diceret: „ab omni ligno non edetis“, cum de uno tantum ligno scientiae boni et mali praeceperit deus non esse gustandum. qua ratione autem fefellerit nihil mirum, quia iis qui aliquem circumscribere conantur, consuetudo est fallere. non est igitur interrogatio otiosa serpentis. sed ut scias in mandato nullum vitium esse potuisse, respondit mulier et ait: „ex omni ligno paradisi manducabimus: de fructu autem ligni quod est in medio paradiso, dixit deus: non manducabitis ex eo, neque tangetis ex eo, ne morte moriamini“ (Gen. 3, 3). in mandato quidem nullum vitium est, sed in relatione mandati. etenim quantum praesens lectio docet, discimus nihil vel cautionis gratia iungere nos debere mandato. si quid enim vel addas vel detrahas, praevaricatio quaedam videtur esse mandati. pura enim et simplex mandati forma servanda, vel testimonii series intimanda est. plerumque testis dum aliquid ad seriem gestorum ex suo adicit, totam testimonii fidem partis mendacio decolorat. nihil igitur vel quod bonum videtur addendum est. namque hic quid offensionis habet prima specie quod addidit mulier: „neque tangetis ex eo quicquam?“ – „tangetis“ enim deus non dixerat, sed „non edetis“ – sed tamen lapsus incipit esse principium. nam quae addidit vel superfluum addidit vel addendo de proprio semiplenum intellexit dei esse mandatum. docet igitur nos praesentis series lectionis neque detrahere aliquid divinis debere mandatis neque addere. nam si Iohannes hoc iudicavit de suis [!] scriptis: „si quis adposuerit“ inquit „ad haec, adiciet in illum deus plagas, quae scriptae sunt in libro isto, et qui dempserit de verbis his prophetiae huius, delebit deus partem illius de libro vitae“ (Off. 22, 18f.), quanto nihil divinis mandatis est detrahendum! 201 Die Stelle verzeichnet schon Speyer (1971) 625.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

Rufinus hingegen untermauert seine Schrift De adulteratione librorum Origenis, welche eben die häretische Verfälschung orthodoxen Schrifttums thematisiert, gleich zu Beginn mit derselben exegetischen Grundlage (apol. Orig. epil. 2 [CCL 20, S. 8f.]): quanta sit haereticorum temeritas, quam nihil his sancti nihil pensi sit, facile intellegi datur ex his quae frequenter et ausi sunt et convicti. nam sicut patri ipsorum diabolo ab initio falsare verba dei atque inflectere a suo ordine, et sui veneni interserere virus studium fuit, ita et istis sucessoribus suis hanc suae artis hereditatem reliquit. denique cum dixisset deus ad Adam: „ex omni ligno paradisi manducabitis“, ille, cum vellet Evam decipere, liberalitatem dei omnia edere permittentem, una tantummodo interiecta syllaba, in quantas coartavit angustias! ait enim: „quid est quod dixit, ut ex omni ligno paradisi non manducetis?“, quo scilicet per hoc grave esse dei praeceptum apud hominem conquerens, praevaricationem praecepti facilius persuaderet. haec exempla patris sui atque hanc artem magistri sui secuti sunt haeretici, quoscumque veterum nobilium tractatorum invenerunt de his, quae ad gloriam dei pertinent, plene et fideliter disputasse, ita ut ex lectione ipsorum proficere unusquisque fidelium possit et instrui, non pepercerunt scriptis eorum dogmatum suorum venenatum virus infundere, sive interpolando quae dixerant sive quae non dixerant inserendo, quo facilius videlicet sub nomine doctissimi cuiusque et nobilis inter scriptores ecclesiasticos viri haeresis suae adstrueretur adsertio, ex 202 eo quod ita sensisse etiam aliqui de claris viris et catholicis viderentur .

Jedenfalls eint doch alle genannten Autoren – obwohl jeden einzelnen ein anderer Grund bewogen haben mag, das eigene Werk für wertvoll und unantastbar zu halten – die Überzeugung, etwas Nützliches, aber auch etwas Eigenständiges und Originales geschaffen zu haben, etwas, das eben nur so und nicht anders hätte gesagt werden können. Die Anerkennung der eigenen formalen und inhaltlichen Leistung, das Bewußtsein individueller Autorschaft203, überdauert die Antike bis in die spätesten Zeiten und erfüllt 202 Vgl. ähnlich z.B. Hier. tract. psalm. 90, 11f. (CCL 78, S. 423f.) und Chromatius Aquileiensis tract. 14 (CCL 9 A, S. 253). 203 Die oben zusammengestellten Äußerungen antiker Autoren, die größtenteils in Paratexten, wie z.B. Praefationes, Kommentaren oder Geleitbriefen, begegnen, erlauben Rückschlüsse nicht nur auf die sprachlichen „Codes“, durch die beispielsweise bestimmte literarische Werke als verfälschungsgefährdet gekennzeichnet werden, sondern vor allem auch auf die kommunikativen Strategien, durch welche die Verfasser, in deutlicher Reaktion auf die (vermeintlichen?) Erwartungen der Leser, sich selbst als Autoren gleichsam modellieren. Auf die neuere Forschungsgeschichte zum Begriff des Autors und der Autorfunktion kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Insgesamt hat es den Anschein, als werde in der neueren Literaturwissenschaft die vor allem von Wimsatt und Beardsley, Foucault („Was ist ein Autor“, jetzt in: [2003] 234/70) sowie Barthes („Der Tod des Autors“, jetzt in: [2006] 57/63) angestoßene Kritik am hermeneutischen Begriff des Autors und des biographischen Zugangs zu einem literarischen Werk heute erheblich relativiert und gleichsam die „Rückkehr des Autors“ (vgl. die

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stets neu die Schöpfer bedeutender Literatur. Darin liegt übrigens kein Widerspruch zur Regel der captatio benevolentiae oder zur humilitas der frühen Christen, die das alte Motiv der Bescheidenheitsbekundung in Widmungsbriefen und Praefationes nutzen und aus christlichem Geist neu befruchten204. Übt ein christlicher Autor Demut, besagt das nicht, daß er sein Werk gleichgültig preisgäbe, es verleugne. Im Gegenteil: Demut darf das Bekenntnis zum Werk, das als unzulängliche und unwürdige, aber eben doch als eigene Leistung empfunden wird, durchaus einschließen. Bestimmte Indizien, wie z.B. die sich in der Spätantike und im frühen Mittelalter stark ausbreitenden Pseudepigrapha, mögen zwar auf ein verändertes Verhältnis der Autoren zu ihren Schriften hindeuten205, doch dürfen solche Schlußfolgerungen nicht unbesehen auf die gesamte frühere Literatur zurückprojiziert werden. Was Paulinus von Nola über Sulpicius Severus, den Verfasser der Martinsvita, sagt (epist. 11, 11 [CSEL 29, 1, S. 70]), beleuchtet den Charakter christlicher Autorschaft besonders klar: neque enim tibi donatum fuisset enarrare Martinum, nisi dignum os tuum sacris laudibus mundo corde fecisses. benedictus igitur tu homo domino, qui tanti sacerdotis et manifestissimi confessoris historiam tam digno sermone quam iusto affectu percensuisti. beatus et ille pro meritis, qui dignum fide et vita sua meruit historicum, qui et ad divinam gloriam suis meritis et ad humanam memoriam tuis litteris consecratur.

Sulpicius, der gern als Exponent einer neuen christlichen Ablehnung weltlich-literarischen Ruhms genannt wird206, wollte seinen Namen von der Beiträge bei Jannidis - Lauer - Martinez - Winko [1999] passim in dem gleichnamigen Band) ausgerufen. Bedenkenswert sind auch die Überlegungen in dem einführenden Kapitel bei Schmitz (2006) 138/42. Einige der Vorträge, welche auf dem im Juni 2006 an der Universität Münster veranstalteten Kongreß „Vom Selbst-Verständnis: Notions of the self in antiquity and beyond. Personen, Subjekte und die Verhandlung mit dem ‚Ich‘ in antiker Literatur und Philosophie“ gehalten wurden, haben das Thema für die klassische Altertumswissenschaft in dieser Richtung wieder in den Blick gerückt. 204 Vgl. so auch Simon (1958) 108/19. 205 Vgl. Fuhrmann, Horst (1972) 107; Metzger (1980) 5f. (zu Salvians epist. 9); Schmidt, Paul Gerhardt (1999-2000) 2: „Dal quarto al sesto secolo si attua un processo nel corso del quale la figura dell’autore perde sempre più importanza“ und Chiesa (2002) 138/41. 206 Parallelstellen zu dieser Haltung, die durchaus unterschiedlich begründet werden kann, gibt es viele (aufschlußreich z.B. Basilius epist. 135 [ed. Courtonne, vol. 2, S. 49/51] zwischen zwei berühmten christlichen Autoren, Basilius und Diodorus von Tarsus). Vgl. dazu, auch im Vergleich mit dem andersgearteten Streben nach Ruhm und Ansehen bei den paganen Gelehrten und Rhetoren (s. z.B. Cic. Arch. 11, 26 [ed. Kasten, S. 44]: trahimur omnes studio laudis et optimus quisque maxime gloria ducitur. ipsi illi philosophi etiam illis libellis, quos de contemnenda gloria scribunt, nomen suum inscribunt: in eo ipso, in quo praedicationem nobilitatemque despiciunt, praedicari de se ac nominari volunt und Tusc. 1, 15, 34 [ed. Pohlenz, S. 234; zu dem ausdrücklichen spätantiken Bezug bei Hier. in Gal. 3, 5, 26, s. unten Anm. 616]), Nachmanson (1941) 31/34 (mit Ausblick auf Mittelalter und Neuzeit); Simon (1958) 73. 84f. 118f. (mit Parallelen) und (1959-1960) 95f.; Caltabiano (1996) 93f.; Schmidt, Paul Gerhardt

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

Ausgabe der Martinsvita getilgt sehen (epist. ded. 6: titulum frontis erade, ut muta sit pagina et, quod sufficit, loquatur materiam, non loquatur auctorem), nennt sich in seinen anderen Schriften jedoch mehrfach als Verfasser dieses Werks, das sich bereits weit und mit großem Erfolg verbreitet habe (epist. 1, 1; dial. 1, 23. 27; 3, 17 [CSEL 1, S. 138. 175f. 179f. 215f.])207. Ein weiterer wichtiger Beleg für diese frühchristliche Achtung individuellen Dienstes an Gott und seiner Kirche ist die lange Reihe der Schriften De viris illustribus, die mit der Nutzung dieser alten Literaturgattung des Autorenkatalogs durch Hieronymus beginnt und dann zahlreiche Nachahmer, unter anderen Gennadius, Isidor von Sevilla und Ildefons von Toledo, findet: Schon Hieronymus spricht ohne Vorbehalt vom „Berühmtwerden durch Schriften“ (vir. ill. praef. 6 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 58]: scriptis clarescere) und beschließt den Katalog mit einem Eintrag zu seiner eigenen Person208! Literarisches Schaffen war vielen christlichen Autoren zugleich ihre persönliche Gabe, ihr Opfer an Gott und ihr Dienst an der Gemeinde der Christen209. Überdies hofften sie auf die Hilfe Gottes, er werde sie mit dem heiligen Geist erfüllen und so bei der Abfassung ihrer Werke, welche gera(1999-2000) 7 sowie Gnilka (2000) 669 (mit Lit.). Reserviertere Töne der paganen Antike, etwa schon Rhet. Her. 1, 1, 1 (ed. Calboli, S. 95), Plin. nat. ded. 16. 24/27 (ed. Beaujeu, S. 51f. 53/55) oder, aus anderer Perspektive, Seneca dial. 9, 4, 7 (ed. Reynolds, S. 217), wären dabei zu berücksichtigen. Auch Galens Verfahren, die seinen Freunden und Schülern zugeeigneten Bücher nicht mit Titel zu versehen (vgl. dazu Nachmanson [1941] 25; Blum [1977] 219187 und Del Corso [2005] 7970 mit den Stellen), müßte vor diesem Hintergrund noch eingehender untersucht werden. Zwar kümmerten sich auch andere antike Autoren, etwa Plotinus oder Timon (vgl. Diog. Laert. 9, 113f. [ed. Long, vol. 2, S. 492]), nur wenig um die Titel ihrer Werke, doch ob das allgemein üblich war, bleibt zweifelhaft (vgl. Blum [1977] 219187). 207 Vgl. de Ghellinck (1947) 196f. (dort z.B. auch zu Sidonius Apollinaris); Dekkers (1989-1990) 101; Giannarelli (1995) 137f. z.St. und jetzt Mratschek (2002) 457/64 (mit Lit.). Zu Augustinus bringt Caltabiano (2001c) 92f. erhellende Belege. 208 Im Eintrag zu Cyprian spart sich Hieronymus die Auflistung der Werktitel des karthagischen Bischofs, weil sie ohnehin überall bekannt seien (vir. ill. 67 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 172]): huius ingenii superfluum est indicem texere [vgl. mit dieser Wendung auch epist. 84, 8], cum sole clariora sint opera eius. Aufschlußreich sind überdies die Beschreibungen der spätantiken Privatbibliotheken, etwa bei Sidonius Apollinaris oder in dem Brief, welchen der gallische Presbyter Rusticus um 450 nach Christus an Eucherius sandte (CSEL 31, S. 199): ... occurrit mihi quod in bibliothecis studiosi saecularium litterarum puer quondam, ut se aetatis illius curiositas habet, praetereundo legissem. nam cum supra memoratae aedis ordinator ac dominus inter expressas lapillis aut ceris discoloribus formatasque effigies vel oratorum vel etiam poetarum specialia singulorum autotypis epigrammata subdidisset, ubi ad praeiudicati eloquii venit poetam, hoc modo orsus est: Virgilium vatem melius sua carmina laudant, | in freta dum fluvii current, dum montibus umbrae | lustrabunt convexa, polus dum sidera pascet, | semper honos, nomenque tuum laudesque manebunt. 209 Vgl. dazu Simon (1959-1960) 145/49; zur Debatte um den „Begriff des geistigen Eigentums“ bei den Christen vgl. auch Speyer (1971) 175f.; Fuhrmann, Horst (1972) 107 (mit

4. Methodische Schlußfolgerungen

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de deswegen als inspirierte Schriften unverfälscht bewahrt werden sollten, leiten. Nirgends freilich wird dieser Grundzug christlicher Literatur deutlicher als in der Spannung, welche die Schriftsteller zwischen der Einsicht in die Vergänglichkeit, die Nichtigkeit ihrer Werke in der diesseitigen Welt und der Hoffnung auf ihre Heilswirkung in der Ewigkeit bei Gott empfinden210. Eindrücklich formuliert der erste christliche Dichter lateinischer Sprache Iuvencus diese Dialektik in der Praefatio zu seiner Evangeliendichtung (V. 15/24 [CSEL 24, S. 2]): 15 quod si tam longam meruerunt carmina [sc. Homer und Vergil] famam, quae veterum gestis hominum mendacia nectunt, nobis certa fides aeternae in saecula laudis immortale decus tribuet meritumque rependet. nam mihi carmen erit Christi vitalia gesta, 20 divinum populis falsi sine crimine donum. nec metus, ut mundi rapiant incendia secum hoc opus; hoc etenim forsan me subtrahet igni tunc, cum flammivoma discendet nube coruscans iudex, altithroni genitoris gloria, Christus.

Aus dem Glauben an diese tiefe Verbindung der göttlichen Gnade mit der eigenen Eignung und dem eigenen Schaffen, in welchem Demut und Selbstbewußtsein aufeinander bezogen sind, erwächst christliche Autorschaft211. Sie duldet – wie die antik-pagane – keine Verfälschung. 4. Methodische Schlußfolgerungen Die Stimmen der antiken Autoren sprechen gegen Thesen, die in jüngerer Zeit von verschiedenen Forschungsdisziplinen zum Thema Fälschung und Echtheitskritik vorgebracht worden sind. Gegenwärtig bemühen sich neben der Altertumswissenschaft auch Mediävistik212, neutestamentliche TextforLit.); Brox (1975) 68/70 und (1998) 526; Baum (2001) passim sowie Janßen (2003) 262f. 210 Vg. Simon (1958) 106f. und (1959-1960) 95/97. 211 Vgl. Henke (1983) 13/87; Gnilka (1996a) 1032 und Drecoll (2002) 330/34; zur frühbyzantinischen Literatur auch Krueger (2004) passim. 212 Vgl. Troncarelli (1992) 386/90; Fuhrmann, Horst (2000) 199/206. 214/16 (mit Lit.) und Haines-Eitzen (2000) 111. Erinnert sei hier auch an die Gegenentwürfe zur Lachmannschen Methode, die vor allem von Joseph Bédier ausgingen, sowohl von Nachfolgern als auch von Kritikern fortentwickelt wurden und von der romanischen Mediävistik her auch die altertumswissenschaftliche Editionstechnik beeinflußten: Angesichts der zahlreichen und nicht mehr rekonstruierbaren Entstellungen eines handschriftlich überlieferten Texts müsse der Anspruch, dem Original des Autors so nahe wie möglich zu kommen, aufgegeben und stattdessen die einzelnen Handschriften selbst, gegebenenfalls mehrere nebeneinander, ediert werden (vgl. dazu Bieler [1958] 13/19; Stackmann

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schung213 und Semiotik214 gleichermaßen, Original und (Ver)Fälschung in der Literatur nicht mehr als scharfen Gegensatz zu begreifen. Die Grenze zwischen echt und unecht sei nicht eindeutig zu definieren, allgemein hätten Antike und Mittelalter literarische Texte als offen und nicht abgeschlossen betrachtet, so daß sich spätere Bearbeiter zu eigenmächtigen Eingriffen berechtigt fühlen durften, mit dem wahren Verfasser gleichsam kollaborierten und wetteiferten: „... the notion of the immanent original is questionable even for paintings or works of modern literature; in the case of classical texts it is simply untenable. Our texts of Greek and Latin authors are constructs, syntheses of manuscript evidence none of which has undisputed authorial standing. Editing a classical text is a work of persuasion rather than of demonstration: the editor’s decisions can never be shown to be right; at most they can be made to appear the most reasonable choices possible“215. Auch den spätantiken und frühmittelalterlichen Christen sei die pia fraus kaum kritikwürdiges Mittel gewesen, dogmatisch anstößige Texte gottgefällig zu korrigieren216. Und überhaupt habe die gesellschaftliche communis opinio solche diaskeuastischen Maßnahmen nicht kategorisch verurteilt217. Diese Forschungsrichtung, die für sich

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[1964] 245/47; Metzger [1966] 160/63; Contini [1971] 14/16 und [1992] 7f. 37; Martens [1971] 171f.; Segre [1979] 9f.; Reeve [1986] passim [mit Lit.]; Tarrant [1992] 22/24; Raimondi [1994] 26f.; Roncaglia [1994] 107; Kramer [1997] 46; de Nonno [1998] 236/38; Stussi [1998b] 23/31; Perilli [1999] 136/38 über das Fortwirken der Ansätze Bédiers in den durch die neuen Informationstechnologien ermöglichten Editionsbedingungen; Brugnoli [2000] passim [mit einem amüsanten Ausfall gegen einen vermeintlichen „perverso e insidioso“ Konjekturenkult der neuesten Philologie à la Zwierlein und dessen „consorti“ Delz und Shackleton Bailey]; Kramer [2000] passim; Cavallo [2002] 12f.; Chiesa [2002a] 130/37; Corbellari [2003] passim; Montanari, Elio [2003] 358/404 u.ö.; Timpanaro [2003] 129/60; Pöhlmann [2003b] 144 sowie Metzger Ehrman [2005] 210/12). Daß die Produktions- und Traditionsbedingungen der neutestamentlichen Schriften ihre Überlieferungsgeschichte zu einem Sonderfall machen, sei allerdings hier nicht unterschlagen. Vgl. die kontroversen Positionen bei Colwell (1966) 373; Epp (1999) passim (mit Lit.) und (2002) 227/35 (228: „... in many variation units where meaningful variants are involved [and where scribal errors are not the obvious explanation], the search for a single original text or reading may have to be abandoned“) sowie Ellingworth (2002) passim und die oben in Anm. 35 zitierten Publikationen. Vgl. Eco (1995) 217/55 (mit Lit.). Tarrant (1999) 299, vgl. auch (1992) 3/5; Robinson, Peter M.W. (1993) 272 und die abwegigen Bemerkungen bei Baisch (2003) 7f. Vgl. die abwägende Betrachtung bei Meyvaert (1986) 84. Vgl. im ganzen Tarrant (1987) passim und (1989) passim; ähnlich Holtz (1992) 334; Deufert (1996) 6/14; Wilson - Heyworth (1998) 1034f.; Georg (2001) 14/17. 177f.; Avalle (2002) 33. 63 und Zetzel (2005) 156f.: „If people change texts, one should at least entertain the possibility that they have no sense that it is wrong to do so. If we set aside our own conceptions of authorship and ownership, then perhaps we can contemplate the idea that it is formal textuality, not functional textuality, that is the excep-

4. Methodische Schlußfolgerungen

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reklamiert, den Vorgang und die Akteure der antiken Textdiaskeuase aus ihrem historischen Kontext heraus begreifen zu wollen, plädiert dafür, die Figur des Diaskeuasten zu rehabilitieren. Fälscher dürfe er nicht heißen, weil er kein Verbrecher sei, den es zu verfolgen und auszuschalten gelte, sondern vielmehr als kreativer Bearbeiter, ja Co-Autor auftrete218. Diese Sicht der Dinge mag gewisse Züge der Diaskeuasten zutreffend charakterisieren, ist aber im ganzen höchst fragwürdig: Zunächst tut es den Forschungen der älteren Echtheitskritik Unrecht, wenn der Eindruck erweckt wird, sie habe sich nicht um die geschichtliche Einordnung und Bewertung des Fälscherwesens geschert. Schon Friedrich August Wolf wird man eher als Text- und Überlieferungshistoriker denn als bloßen Textkritiker würdigen, und beispielsweise auch die Untersuchungen Friedrich Leos, Günther Jachmanns und Giorgio Pasqualis bemühen sich immer wieder um eine historische Theorie der Vorgänge, in bewußter Distanz zu den mechanistischeren Methoden der stemmatischen Textkritik Lachmannscher Prägung219. Die oben aufgeführten Quellen mahnen allerdings dazu, grundsätzlich daran festzuhalten, daß sich aus dem methodischen Anspruch, echtheitskritische Entscheidungen historisch plausibel herzuleiten, keine feste Regel ableiten läßt: „it is conceivable that any given interpolation was tion“. Schon bei Hagen (1889) 74; Peter (1911) 436f.; Ziegler (1950) 1962/69; Tcherikover (1958) 175; Paratore (1971) 623 und Schmid (1984) 435f. findet sich die Fehleinschätzung, es habe in der Antike nicht dieselben „feelings of respect towards the written ... word as we do“ (Tcherikover [1958] 175) gegeben und ein jeder habe sich bei Fehlern oder aus dem Gefühl heraus, es selbst besser zu können, zu Tilgungen, Zusätzen und Änderungen in fremden Texten bemüßigt gefühlt. 218 Vgl. Kenney (1974) 146; Tarrant (1987) 283f.; (1992) 5; (1999) 291f.; (2000) 426f. und (2004) XXXIII; Wilson (1987) 8; Ehrman (1993b) 29/31. 46121 (über Bibelinterpolationen als „a kind of hermeneutical process“) und (1995) 361f.; Deufert (1996) 6. 9. 13f. (mit Lit.); Epp (1999) 272f.; Georg (2001) 13/17 sowie Canfora (2002) 9/14. 15/19. Die Spekulationen Zetzels (2005) 160f., daß der historische Wahrheitsanspruch kritischer Philologie die Sprache der christlichen Religion „into the examination of a social process“ importiere, daß „we assume that fidelity to a distant truth is the underlying principle of scribal activity, and we impute departures from that truth to failure of character or morals“ und daß diese Methode „based on Protestant theology“ sei, entbehren jeder Grundlage und werden durch das umfangreiche Quellenmaterial aus vorchristlichen Autoren ad absurdum geführt. 219 Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Ludwig Traube (vgl. [1909a] 8. 132f. u.ö. sowie [1910] 5/8) und Eduard Schwartz wären hier ebenfalls zu nennen. Vgl. auch Gruppe (1859) 541/64. 577 und (1872) 10. 198; Fascher (1953) 12; La Penna (1959) 35/38; Appleton (1967) 35f.; Zeller (1971) 74; Tarrant (1992) 26/29; Salvatore (1981) 60f.; Schmidt, Peter Lebrecht (1995) 12f.; Pecere (1998) 509; Reeve (1998) 449; Irigoin (2003b) 19/36; Timpanaro (2003) 44 u.ö. sowie Zetzel (2005) 153. Wer darüberhinaus erst der Kritik der vergangenen dreißig Jahre den Versuch zuerkennt, die Interpolationen in antiken Texten zu systematisieren (so neben anderen jetzt Billerbeck [2003] 150), unterschlägt die Ergebnisse, die bereits zuvor namhafte Echtheitsforscher, wie z.B. Günther Jachmann, eben auf diesem Feld erzielen konnten.

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

the work of someone so mad, eccentric, perverse or devious that the criteria of probability on which historical hypotheses necessarily rely are inapplicable“220. So macht insbesondere der Grundsatz, die Annahme einer Textentstellung sei nur dann statthaft, wenn auch die Motive der Bearbeiter – die ja in der Tat oft nachvollziehbar sind – zweifelsfrei bestimmt werden könnten221, aus dem Echtheitskritiker einen historischen Gedankenleser. „Rimane l’impressione che la storia del testo, quando è molto complicata, sia utilizzabile per la critica del testuale solo in misura ristretta, e per il resto abbia un valore a sé, appartenga alla storia della cultura, al Fortleben dei classici. E rimane l’esigenza pratica di non rimandare all’infinito certe edizioni critiche per studiare la storia della tradizione in tutti i suoi minimi dettagli, di non immergersi tanto a fondo nello studio della cultura medievale e umanistica da dimenticarsi di ritornare alla critica del testo“222. Desweiteren weicht die zitierte Forschungsmeinung – gegen alle Quellenevidenz – die für die Echtheitsforschung methodisch notwendige scharfe Abgrenzung von echt und unecht, von wahr und falsch auf und entzieht damit kritischen Entscheidungen den festen Boden: „My working assumption – one shared by virtually all sceptical critics – is that as a rule major poets handle these techniques [sc. elaboration, heightening, capping] successfully, and that passages where they are ineptly or inappropriately used are therefore legitimately suspect. But Ovid, Seneca, and Juvenal, 220 Dover (1988) 200; vgl. Jachmann (1935) 207; (1936a) 136f. u.ö. sowie (1955) 401f.; Wieacker (1960) 29f. (mit Lit.); Appleton (1967) 32f.; Speyer (1971) 106; Reeve (1972) 259; Gnilka (1975) 78; (1984) 350; (1989) 37642. 378 und (2000) 646f.; Schmid (1984) 405f.; Tarrant (1992) 32; Ehrman (1993b) 28. 44110. 275f. und (2003) 220; Montanari, Elio (2003) 191f. 194 („una lezione, ovviamente, è falsa di per sé, in quanto non corrisponda all’originale, e non può certo cessare di essere falsa perché non si riesce a ricostruire il processo storico attraverso cui ha sostituito l’originale“) sowie Becker (2006) 17319; dazu auch Fraenkel (1977) 5. 54 und Günther (1996) 10, die jedoch Jachmanns Versuch, die verschiedenen formalen Typen von Interpolationen differenziert zu beschreiben und zu klassifizieren, als „Irrweg …, die Motive eines Bearbeiters zu erraten“ mißverstehen. 221 So etwa Maurer (1995) 6; Delz (1997) 69 und Timpanaro (2003) 101. 222 Timpanaro (2003) 109. Vgl. über die Konjekturalkritik Mariotti (1952) 216: „... nessun testo (non soltanto antico) è così sicuro da poter essere accolto a occhi chiusi e il filologo classico che conosca davvero lo stato delle tradizioni e sappia che cos’è congettura non ignora che molte volte è più certo un passo ricostruito congetturalmente di un altro, anche tramandato da buoni testimoni, che l’editore deve conservare solo perché non può provare in modo stringente la presenza di errori“. Übrigens konstatieren schon die antiken Gelehrten, die text- und echtheitskritisch wirkten, daß bei Entstellungen der Texte nicht immer deren Gründe ermittelt werden könnten; vgl. z.B. gleich mehrere Stellen aus Galen (bei Ilberg [1890] 117. 119 und Manetti - Roselli [1994] 1619f.), der allerdings anderswo (ed. Kühn, vol. 7, S. 893f. [!]; vol. 16, S. 327; vol. 17, 1, S. 794) auch einfordert, vor der Emendation sei die Entstehung von Textverderbnissen zu begründen, sowie Hieronymus epist. 106, 9. 29. 46. 50. 52. 65 (CSEL 55, S. 254. 261. 269. 272. 274. 280) zur Kritik des Psaltertexts.

4. Methodische Schlußfolgerungen

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though consummate masters of Latin, were not paragons of restraint, and it is quite possible that on occasion, from thoughtlessness or impetuous love of point, they produced an original with all the features of an interpolation“223. Die Gefahr, daß der Echtheitskritiker in Hyperkritik verfallen könnte, und die methodische Notwendigkeit, Subjektivität bei Entscheidungen gegen den überlieferten Text weitgehend auszuschalten, sollen nicht in Abrede gestellt werden224. Wenn aber die hohe individuelle Qualität in Sprache, Stil und Komposition sowie im gedanklichen Gehalt nicht mehr als Maßstab zur Scheidung von echt und unecht gelten soll und damit der Wert der inneren Kriterien225 erschüttert wird, ist die Echtheitskritik entweder am Ende oder freigegeben für haltlose Spekulationen und nicht falsifizierbare Interpolationenjagd226. Im übrigen sind diese inneren Krite223 Tarrant (1989) 152, vgl. (1992) 4f.; ähnlich nun auch Zwierlein (2000b) 63/81; Zetzel (2005) 151f. und Martinelli (2006) 140. Vgl. dagegen anders Gruppe (1872) 32f. 200; Jachmann (1941b) 52f.; Willis (1972) 161 sowie Gnilka (1975) 53f.; (1984) 340; (1985) 200f.; (1988a) 237; (1996a) 11244; (1996b) 178f. sowie (2000) 4592 u.ö. In der neuen Ausgabe der Metamorphosen Ovids scheint Tarrant jedoch seine skeptizistische Haltung aufgeben zu wollen ([2004] XXXIV zur Frage der Autorvarianten im Ovidtext): „Non est cur dubitemus Ovidium tamquam poetam diligentem carmen suum constanter expoliuisse ... quod si Ovidius re vera binas singulorum contextuum formas elaboravit, exspectes utramque nitorem illum et verborum cultum vere Ovidianum ostendere; sed mihi locos ipsos inspicienti non ita res visa est. Itaque Hugonem Magnum secutus unam solam textus formam tamquam genuinam agnovi, alteram pro interpolata seclusi“. 224 Vgl. die allgemeinen, unterschiedlich akzentuierten Bemerkungen bei Gruppe (1872) 24; Blass (1886) 251; Birt (1913) 162; Kantorowicz (1921) 35/51; Housman (1922) passim; Knoche (1940b) 49f.; Fuchs (1947) 189f.; Fränkel (1964) 141/51; Stackmann (1964) 253/67 (zur germanistischen Forschung); Zeller (1971) 52/56; Reeve (1972) 257/59; Willis (1972) 3/12; Haslam (1979) 92f. 99f.; Salvatore (1981) 52. 60f.; Speyer (1981) 102; Salvatore (1983) 24/26; Tarrant (1987) 281f.; Gnilka (1988a) 237f.; (1996a) 11244. 123f. und (2000) 558; Aland (1989) 284f.; Wisse (1989) 40f.; Mastronarde (1994) 46; Günther (1996) 9/12; de Nonno (1998) 235f.; Fedeli (1998) 275f.; Segre (1999) 11/13; Mariotti (2000) 509/11; Zwierlein (2000a) 100 sowie Hunter (2002) 89/99 (mit Lit.); zur Konjekturalkritik auch Nisbet (1991) passim. 225 Vgl. Jachmann (1935) 202f.; Pasquali (1952) 135/40; Vogels (1955) 219; Shackleton Bailey (1963) 106f.; Reeve (1972) 249; Gentili (1981) 12/14; Luck (1981) 186f.; Tov (1982) 444/47; Schmid (1984) 415; Delz (1997) 53; Paris (1998) 58f.; Stussi (1998b) 18f.; Jacob (1999) 91; Gnilka (2000) Register III s.v. „Innere Kriterien“ und Chiesa (2002a) 87/90. Instruktiv erweist sich in diesem Zusammenhang für den klassischen Philologen ein Blick sowohl auf die kontroverse Debatte der neutestamentlichen Textforscher über die sogenannte „eklektische Methode“ ihrer Text- und Echtheitskritik (vgl. dazu Colwell [1969] 63/83; Aland [1989] 284f.; Kilpatrick [1990] 63. 358/69; Epp - Fee [1993] passim; Elliott [1995] passim und Holmes [1995] passim) als auch auf die Auseinandersetzung der Römischrechtler um die rechte Methode bei der Erforschung der Interpolationen in den großen spätantiken Rechtssammlungen (vgl. die Beiträge von Archi, Braggini, Kaser und Wieacker zu dem Band Atti diritto [1971] passim sowie Kaser [1971] passim; Wieacker [1960] passim und [1971] passim). 226 Sonderfälle solcher Werke, die veröffentlicht wurden, bevor sie der Autor vollendet emendieren und mit dem entscheidenden Placet an das breite Publikum überantworten

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

rien keine Konstrukte der modernen Philologie; schon die antiken Philologen nutzten den individuellen Sprachgebrauch, den Stil und das eigentümliche Ausdrucksvermögen eines Autors als entscheidendes Merkmal bei text- und echtheitskritischen Entscheidungen. Auch dürfen die handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten der Bearbeiter nicht unterschätzt werden227. „Kritik ist weder conservativ noch liberal, sondern sie sondert das Falsche vom Richtigen“228, und das wissenschaftliche Streben, dieses Richtige zu rekonstruieren, hat nichts mit romantischer Schwärmerei nach einer vollkommenen Vergangenheit zu tun. Ein echtheits- oder textkritischer Verdacht entsteht eben nicht nur, vielleicht sogar seltener, aus historischen Beobachtungen oder der Anwendung äußerer Kriterien, sondern aufgrund von ästhetischen, formalen und inhaltlichen, also textimmanenten Anstößen an Stellen, deren Diskontinuität im Text – die römischen Kritiker nannten dies dissonantia – unannehmbar, fremdartig, unecht erscheint229. Hieronymus formuliert einmal dieses Prinzip in eindrucksvoller Klarheit: Origenes habe sein Werk Peri; ajrcw'n derart vollkommen geschaffen, daß jede Verfälschung gleichsam von selbst offenkundig wäre (adv. Rufin. 3, 5 [CCL 79, S. 77]): ... quid subtraheret vel adderet [sc. Eusebius von Cremona] in libris Peri; ajrcw'n, ubi sic contexta sunt omnia konnte, also z.B. unautorisierte Editionen oder postum herausgegebene Schriften, nehmen diesem Grundsatz nicht die allgemeine Gültigkeit. 227 Zum Verhältnis von Verfälschung und dem durch den Rhetorikunterricht geförderten Streben nach imitatio/aemulatio vgl. Mülke (2008) passim; außerdem Gruppe (1859) 538f. 577 und (1872) 34f. 185; Gnilka (1975) 56. 57f. und (2000) Register III s.v. „Eleganzen“; Fraenkel (1977) 11 sowie Günther (1996) 98. 228 Leo (1898) 735; vgl. Fedeli (1998) 268. 229 Vgl. Neuschäfer (1987) 276/85; Jacob (1999) 88. 91 sowie Montanari, Elio (2003) 186f. u.ö.; auch Porter (1992) 74/76. 78f. zu der aristotelischen Theorie eines einheitlichen „aesthetic character of literary compositions“ einzelner Autoren und ihrer Nachwirkung in der alexandrinischen Philologie, etwa bei Aristarch. Der Einfluß, welchen die griechische Philosophie, z.B. eben die aristotelische Vorstellung von der geschlossenen Ganzheit einer künstlerischen Schöpfung (vgl. metaph. 1021b. 1023b/1024a; poet. 1450b/1451a), auf die antike Echtheitskritik ausübte, ist freilich noch unzulänglich erforscht. Galen, der im allgemeinen gegenüber leichtfertigen Emendationen an alten Handschriften das Prinzip der lectio difficilior nachdrücklich vertrat (vgl. Hanson [1998] 48 zu CMG 5, 10, 2, 2, S. 121), formuliert in allgemeinerer Form das Motiv der dissonantia aus Sicht des Lesers (ed. Kühn, vol. 18, 1, S. 55 und CMG 5, 10, 2, 2, S. 4; vgl auch ed. Kühn, vol. 17, 1, S. 682. 794. 992; vol. 17, 2, S. 72f. 242). Dissonantia/diafwniva (vgl. die berühmte Passage bei Flavius Iosephus c. Apion. 1, 12 [ed. Thackeray, S. 166. 168]) über die zahlreichen diafwnivai im Homertext) gilt im Gegensatz zur consonantia/sumfwniva als Wahrheitskriterium auch bei der Bewertung handschriftlicher Traditionen, etwa dort wo „alte“ Handschriften einen Text einheitlich, jüngere jedoch in starker Divergenz überliefern (vgl. z.B. Manetti - Roselli [1994] 1634 zu Galen und den hippokratischen Schriften), oder bei der Beurteilung von Übersetzungen eines fremdsprachlichen Texts, z.B. der Übertragung des Alten Testaments ins Griechische und Lateinische (s. dazu unten Kapitel D).

4. Methodische Schlußfolgerungen

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et alterum pendet ex altero, ut quicquid tollere volueris aut addere quasi pannus in vestimento statim appareat? Einer solchen Diagnose kann nicht ausgewichen werden, sie geht notwendig der sich daran erst anschließenden Bewertung und Rechtfertigung des Befunds voraus. Schließlich weckt Widerspruch auch die Tendenz, das komplexe historische Phänomen der antiken und mittelalterlichen Textverfälschung einzig vom Standpunkt der Bearbeiter aus zu beurteilen, die Betroffenen aber bei der Bewertung der Vorgänge nicht mehr zu berücksichtigen230. Obgleich die Antike keine rechtlichen Normen231 zum Schutz geistigen Eigentums, zur Handhabe gegen schlechte Kopisten oder gegen absichtliche Verfälschungen kodifiziert hat232, äußern sich die Autoren selbst doch ganz klar: Auch ein Schriftsteller der Spätantike wußte genau, was er geschrieben und warum er seine Gedanken in eine bestimmte sprachliche Form gegossen hatte233. Dieses Faktum hat jede Text- und Echtheitskritik 230 Vgl. Henke (1998) 12013; Gnilka (2000) 4605 und Kirstein (2000) 24f. Die Beurteilung, welche Ehrman (2003) 9 über das pseudepigraphische Schrifttum äußert, läßt sich auch auf die Verfälschung einzelner Stellen übertragen. 231 Vgl. Dorandi (1996) 36 und (2000a) 131 (mit Lit.); Dortmund (2001) 94/107 sowie Schickert (2005) 76. 98. 102. Das Bewußtsein für geistiges Eigentum des Einzelnen hatten freilich schon die frühen Griechen; vgl. Wieacker (1960) 57/71. 439; Speyer (1971) 15/17 und Baum (2001) 22; anders schon Peter (1911) 436f. und Ziegler (1950) 1962/69. Legras (2003) 461 kommt neuerdings zu dem Schluß, daß Plagiat und Verfälschung eines fremden Werks in Griechenland durchaus gerichtlich verfolgt werden konnten, auch wenn „la propriété littéraire dans l’Antiquité grecque n’a été protégée que dans des circonstances particulières“. Zur Frage, warum dennoch weder das griechische noch das römische Recht urheber- und verlagsrechtliche Normen entwickelte und dem geistigen Eigentum keine vermögensrechtliche Bedeutung zumaß, vgl. (mit Lit.) Ziegler (1950) 1962/69; Visky (1987) passim; Koutsouradis (1992) passim und Schickert (2005) 52 (mit ausführlichen Literaturangaben aus dem neueren juristischen Schrifttum). Bei Bosse (1981) passim findet sich erhellendes Material zur Entstehung des Urheberrechts in der Neuzeit. 232 Rufinus beklagt im ersten Buch der Apologia ausführlich, seine Übersetzung De principiis aus Origenes sei ihm noch vor der Publikation von Eusebius von Cremona und anderen Gegnern entwendet und dann mit infamen Verfälschungen in Rom verbreitet worden. In diesem Zusammenhang verweist er ausdrücklich darauf, daß ein solches Vergehen bei literarischen Veröffentlichungen rechtlich nicht verfolgt werden könne, während es doch im wirtschaftlichen und rechtlichen Bereich, also wohl bei Urkunden, gesetzlich sanktioniert sei (apol. adv. Hier. 1, 19 [CCL 20, S. 53]): haec si in foro positus [sc. Eusebius] vel in negotiis saecularibus, commisisset iste qui de monasterio Romam, quasi calumniandi peritissimus, missus est, norunt omnes quid consequeretur ex legibus publicis huiusmodi criminis reus. 233 Wenn Grafton (1998a) 394 (bezüglich der pseudepigraphischen Fälschungen) postuliert: „Echte Fälschung kann ... nur in einer Kultur stattfinden, die eine klare Vorstellung von Autorschaft hat ...“ (s. auch treffend [1990] 36f. 49), dann zeigt sich hier diese Forderung ohne Abstriche erfüllt; vgl. auch Wieacker (1960) 3124; Brox (1975) 71/80 sowie jetzt Baum (2001) 30. 35. 38. 39 u.ö. Die vom Urheber gewählte Form ist bis heute im Urheberrecht ein konstitutives Element des Werkbegriffs (vgl. Schack [2005] 84).

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

zu respektieren, sofern sie sich noch das Ziel setzt, den originalen Wortlaut eines Texts wiederherstellen zu wollen: „The aim of textual criticism is always to reconstitute so far as possible the form in which the work left the author’s hands. This aim is never completely attainable, and the degree of attainability varies“234 – ein „aim“, das die Forschung heute zuweilen aus den Augen zu verlieren scheint, etwa wenn unterschiedliche Lesarten, wenn gar ganze Handschriften als „gleichwertig“, divergierende Lesarten als „varianti adiafore“235 vorgestellt werden oder nicht mehr der „authentische“, sondern nur noch ein „richtiger“ Text zu konstituieren sei236. Eine Philologie, die das dokumentarische Material vor dem Leser als scheinbar gleichwertig nur ausbreitet, entledigt sich der wissenschaftlich möglichst fundierten und damit kritikfähigen Entscheidung über den Überlieferungsbefund, gibt all das auf, was die traditionelle Textforschung mit dem schillernden Begriff des kritischen iudicium als Anspruch formulierte237, und reduziert sich selbst zu einer reproduzierenden Sammeldisziplin. Emanuel Tovs Einwand in Bezug auf die alttestamentliche Textkritik hat daher auch in der gesamten Altertumswissenschaft vollste Berechtigung: „Die Möglichkeit, sich nicht zwischen zwei oder mehr Lesarten entscheiden zu können, schließt nicht aus, daß eine von ihnen original und die andere(n) se234 Reeve (1998) 456. Vgl. Tov (1982) 432 (über die alttestamentliche Textkritik): „The search for the original reading, subjective as it may be, remains a legitimate and necessary constituent of the textual comparison“ und (1997) 145. 239/41; Contini (1992) 21/23; Kramer (1997) 47f.: „Es gilt also der Grundsatz, daß die Klassische Philologie möglichst nahe an das vom Autor selbst beabsichtigte Original eines Textes herankommen möchte; das geschieht durch die Eliminierung von Elementen der Überlieferung, die nicht auf den Willen des Autors zurückgehen“. 57f.; Flores (1998) 9/29; Paris (1998) 53; Stussi (1998b) 18; Irigoin (1999) 50; Jacob (1999) 85; Perilli (1999) 135/38. 140f. u.ö.; Chiesa (2002a) 22. 32f. 41. 43f. 136/41; Ellingworth (2002) 63/65 (über die neutestamentliche Textforschung) sowie Montanari, Elio (2003) 13. 179f. 193. 235 Vgl. auch Bernard Cerquiglinis wirkungsreiches Buch Éloge de la variante. 236 Vgl. Gentili (1994) 159f. und (1999) 20f. über die selbst in Bezug auf die mündlich überlieferte und vorgetragene frühgriechische Dichtung fragwürdige Anschauung, scheinbar gleichwertige Varianten könnten nicht kritisch bewertet werden; Perilli (1999) 136/38 u.ö.; Stussi (1999) 291f. sowie die bedenkenswerte Kritik an der „New Philology“ in mehreren Beiträgen zu dem Sammelband Gleßgen - Lebsanft (1997) und bei Reeve (1998) 504: „It is not just ‚perturbazioni‘, above all recasting by scribes who either did not respect the original or showed their respect by emulating it, that may lead editors to forgo any attempt at reconstruction. They may actually be more interested in a later version than in the original ... I have no sympathy with printing corrupt texts, politely called scribal versions, unless better reasons are given for printing them, and for not just publishing photographs of them, than that they physically exist ...“ Gleichwohl erkennt Reeve im folgenden den Wert auch der korrupten Handschriften an „using them to illuminate the context in which they were produced“. Auch die Bemerkungen über den „Korruptelenkult“ bei Axelson (1967) 58. 89f. sind, trotz ihres polemischen Tons, heute noch lesenswert. 237 Vgl. Robinson, Peter M.W. (1993) 282 und Perilli (1999) 137.

4. Methodische Schlußfolgerungen

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kundär ist (sind). Entscheidungsschwierigkeiten beim Umgang mit den Lesarten sollten nicht mit der Frage nach einer ursprünglichen Textform der Bibel vermischt werden“238. Oder anders: Die Erforschung der Überlieferungsgeschichte einer Schrift und der Ansatz, ihre Veränderungen als Ausdruck bestimmter historischer Entwicklungen ernstzunehmen und damit als Teil ihrer Rezeptionsgeschichte zu interpretieren239, stehen nicht im Widerspruch zu dem kritischen Streben, den Text wiederzugewinnen, der als Original vom Autor verfaßt wurde240. Die in der Rückschau zuweilen unübersehbar erscheinende Fülle von fremden Zusätzen, Kürzungen und Änderungen in den Texten darf nicht zu der Annahme verführen, man habe solche Eingriffe in der Antike anstandslos hingenommen und literarische Texte allgemein als „work in progress“ aufgefaßt241. Ein Vergleich mit der Gegenwart drängt sich auf: Auch heute ist 238 Tov (1997) 143. Vgl. auch Aland (2006) 304 zum Neuen Testament: „Ziel ist, und dazu bekenne ich mich ausdrücklich, dem Urtext oder besser: dem Ausgangstext der Überlieferung so nahe wie möglich zu kommen. Nur so gewinnen wir die Freiheit, um nach Textgeschichte und Verstehensgeschichte fragen zu können“. 318: „Textkritik muß nach dem Urtext oder ... dem Ausgangstext der Überlieferung fragen und ihn bestimmen ... Man gewinnt nur so die Freiheit des Verstehens, die dem Chaos wehrt, das dann eintreten müsste, wenn man alle Varianten, die in der Geschichte entstanden sind, als potentiellen Urtext ansehen würde und Textgeschichte damit von einem beliebigen Punkt aus schreiben wollte“ und Martinelli (2006) 27: „Ma se l’editore ... è un pirata e cambia il testo consegnatogli all’insaputa dell’autore, la stessa variante sarà definita ‚variante d’editore‘ o di ‚redazione‘. Quest’ultima deve essere considerata come un’adulterazione e va tolta dal testo originale“. 239 Vgl. so auch Pecere (1998) 511. 240 Montanari, Elio (2003) 11 (mit Lit.) erinnert, wie schon Kantorowicz (1921) 5; Segre (1979) 11f.; Contini (1992) 22f. und jetzt Martinelli (2006) 15f., mit Recht daran, daß der Begriff „Original“ nicht ein materiales Dokument meint – auch Autographe können fehlerhaft sein (vgl. Segre [1979] 11f. und Avalle [2002] 34)! –, sondern den „testo interiore“ des Autors: „Il ‚testo interiore‘ dell’autore, poi, pur essendo di per sé inidentificabile con qualsivoglia testo documentario, orale e scritto, non per questo è meno ‚concreto‘, né è inattingibile, o meno scientificamente attingibile, in quanto lecitamente si assume corrispondere del tutto all’ ‚intenzione dell’autore‘“, vgl. 12 („la forma voluta dall’autore“). 14; anders neben vielen anderen Paris (1998) 53; Irigoin (1999) 50 („Elle [sc. l’enquête philologique] représente une remontée progressive dans la tradition en vue d’atteindre le texte dans son état originel, l’édition originale si l’on veut“) und Jacob (1999) 85 (vgl. aber 64f.). Insbesondere erweist sich die Ansicht, es sei nur die Form des Buchs, welche die Fixierung eines literarischen Werks vortäusche, während sein Text in Wahrheit offen und fließend sei, für die klassische Philologie als abwegig (vgl. die ausgewogenen Bemerkungen bei Perilli [1999] 136/38 u.ö.). Die Kritik, ein in den erhaltenen Überlieferungszeugen nicht mehr belegbarer Rekurs auf die Intentionen des Autors maße sich eine gleichsam mystische Identifikation mit diesem an (vgl. Zeller [1971] 54), ist dabei auszuhalten. 241 Vgl. über die pseudepigraphische Literatur Ehrman (2003) 10: „People in the ancient world did not appreciate forgeries any more than people do today. There are numerous discussions of forgery in ancient Greek and Latin sources. In virtually every case the

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A. Die „beschränkten Schutzmittel“ des Autors

trotz strenger urheberrechtlicher Bestimmungen das millionenfache Raubkopieren von Audiodatenträgern und Computerprogrammen sowie Datenspionage im Internet nicht mehr kontrollierbar, geschweige denn durch Kopierschutz oder Verschlüsselungscodes zu unterbinden, und ähnlich wie manch antikem (Ver)Fälscher mangelt es wohl nicht wenigen Hackern an Unrechtsbewußtsein. Trotzdem wird niemand bestreiten wollen, daß – ganz abgesehen von den Softwareproduzenten und den Webnutzern – die Allgemeinheit deswegen diese Praktiken als grundsätzlich verwerflich und strafwürdig ablehnt. Ebenso empfand in der Antike ein Autor jede Verfälschung seines Werks als Unrecht, ohne Rücksicht darauf, ob sie arglistig oder aus gutem Vorsatz erfolgte, ob sie vielleicht gelungen oder nur plump war.

practice is denounced as deceitful and ill-spirited, sometimes even in documents that are themselves forged“. 30. Auch Schickert (2005) 134 spricht mit Recht davon, daß bereits im Rom der klassischen Epoche Plagiate, Textentstellungen und eigenmächtiger Umgang mit fremden Schriften „moralische Empörung“ hervorriefen; vgl. auch Speyer (1971) 3; Meyvaert (1986) 83; Grafton (1990) 37 und zur Urkundenfälschung in der römischen Republik Fezzi (2003) 6/13.

B. Offene Literatur und „work in progress“? Die zitierten admonitiones und obtestationes stehen überdies nicht im Widerspruch zu den zahlreichen Stellen, an denen die Autoren andere Personen um kritische Beurteilung und Verbesserung eines Werks bitten. Die Überzeugung, daß kompetente Kritik das eigene Schaffen befruchten und zur Vervollkommnung der eigenen Fähigkeiten beitragen könne, zeichnet die antiken Schriftsteller besonders aus. Wenn auch der Ton literarkritischer Auseinandersetzungen nicht selten polemisch klingt und sich die Autoren in Vor- oder Nachworten häufig gegen feindselige Anwürfe vorsorglich verwahren, so liegt doch ein Nachweis geistiger Freiheit eben darin, daß wertende Debatten über Literatur offen ausgetragen wurden. Cicero vergleicht den sittlichen Fortschritt durch die Anleitung anderer mit diesem wechselseitigen Verhältnis von Künstler und Publikum (off. 1, 41, 147 [ed. Atzert, S. 66f.]): Maler, Bildhauer und Dichter strebten danach, die eigenen Werke von der Öffentlichkeit (vulgus) bewerten zu lassen, um auf diese Weise selbst und in Gemeinschaft mit anderen ihre Mängel feststellen und das, was von der Mehrheit getadelt werde, korrigieren zu können242. Auch Horaz hält den aufmerksamen Kritikerfreund für unentbehrlich (ars 438/52 [ed. Shackleton Bailey 42001, S. 328]): Quintilio si quid recitares, „corrige, sodes, hoc“ aiebat „et hoc“. melius te posse negares, 440 bis terque expertum frustra delere iubebat et male tornatos incudi reddere versus. si defendere delictum quam vertere malles, nullum ultra verbum aut operam insumebat inanem, quin sine rivali teque et tua solus amares. 445 vir bonus et prudens versus reprehendet inertis, culpabit duros, incomptis allinet atrum traverso calamo signum, ambitiosa recidet ornamenta, parum claris lucem dare coget, arguet ambigue dictum, mutanda notabit, 450 fiet Aristarchus; nec dicet „cur ego amicum offendam in nugis?“ hae nugae seria ducent 243 in mala derisum semel exceptumque sinistre . 242 Vgl. Delvigo (1990) 93: „il perfezionamento e la correzione ... intesi tanto come impegno dell’autore, quanto come frutto di una collaborazione con critici e ‚pubblico‘“. 243 Vgl. auch epist. 2, 2, 106/25 (ed. Shackleton Bailey 42001, S. 305f.) sowie Brink (1971) 412/21; Speyer (1981) 97; Delvigo (1990) 94f. und Fuhrmann, Manfred (1992) 143

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B. Offene Literatur und „work in progress“?

Ambrosius hingegen bekennt einmal gegenüber seinem Briefadressaten Sabinus, dem er einige sermones zur Bewertung vorlegt, gewöhnlich täuschten die eigenen Schriften den Autor und „gingen an seinem Ohr vorbei“ (unumquemque fallunt sua scripta et aurem praetereunt); ähnlich, wie Eltern sich selbst an häßlichen Kindern erfreuten, so erfüllten den Schriftsteller auch eigentlich mißlungene, wenig anziehende Äußerungen mit Stolz: ... ut filii etiam deformes delectant, sic etiam scriptorem indecores sermones sui palpant! Doch unterliefen ihm meist irgendwelche Versehen, ob nun eine allzu gewagte Bemerkung, eine zu scharfe Polemik oder ein zweideutiger Ausdruck. Daher sei zur abschließenden Korrektur vor der Publikation stets das detaillierte Urteil eines anderen (alienum iudicium, aliena opinio) einzuholen. Sabinus also solle die zugeschickten Schriften eingehend analysieren, prüfen (liquido decernere, scrutanter discutere, trutinare, discutere, pertractare, vellicare) und daraufhin verbessern (corrigere), auch deswegen, weil sonst das Publikum ihm, und nicht dem Autor Ambrosius selbst, die verbliebenen Fehler anrechnen könnte (epist. 6, 32 [48], 2 [CSEL 82, S. 226f.])244. Wenn also ein Autor fremde Kritik, Verbesserungs- und Änderungsvorschläge tatsächlich noch während der Abfassung eines Werks verwerten wollte, dann mußte er sie vor dessen Abschluß einholen245. Das konnte im („literarische Kritik, die Kritik nicht des fertigen Werkes, sondern als Element des Verfertigens“); desweiteren Martial 12 epist. ded. (ed. Shackleton Bailey, S. 395f.) über die anregende Atmosphäre in Rom, die von der subtilitas iudiciorum geprägt sei, gegenüber der Öde der Provinz, wo dem Dichter loco iudici nur municipalium robigo dentium et livor widerführen, und Aug. epist. 28, 6 (CSEL 34, 1, S. 113); dazu allgemein Kroll (1924) 120/24; Quinn (1982) 93/115 sowie Too (1998) 151/252. 244 Vgl. Augustinus epist. 28, 6 (CSEL 34, 1, S. 113): ego autem difficillime bonus iudex lego quod scripserim, sed aut timidior recto aut cupidior. video etiam interdum vitia mea, sed haec malo audire a melioribus, ne, cum me recte fortasse reprehendero, rursus mihi blandiar et meticulosam potius mihi videar in me quam iustam tulisse sententiam. Synesius schreibt über sein Werk Falavkra" ejgkwvmion an den Freund Nikander (epist. 1 [ed. Garzya - Roques, S. 2]): a[n me;n ou\n kai; soi; dokh'/, koivnwsai to;n lovgon toi'" {Ellhsin, ajpoyhfisqei;" de; ejpanivtw para; to;n pevmyanta: ta;" piqhvkou" gavr fasin, ejpeida;n tevkwsin, w{sper ajgavlmasin ejnatenivzein toi'" brevfesin, ajgamevna" tou' kavllou" (ou{tw" ejsti;n hJ fuvsi" filovteknon), ta; de; ajllhvlwn oJrw'sin a{per ejstiv, piqhvkwn paidiva. eJtevroi" ou\n ejpitreptevon ejxetavzein ta; e[kgona: aiJ ga;r eu[noiai deinai; dekavsai ta;" yhvfou". 245 Vgl. allgemein zum Folgenden (jeweils mit Belegstellen in Auswahl): Birt (1882) 347f.; Haenny (1884) 9/15; Graefenhain (1892) 23. 47/51. 53; Dziatzko (1900) 149/78; Peter (1901) 247f.; Kroll (1924) 120/24; Tcherikover (1956) 172f.; Burr (1959) 597f.; Schanz - Hosius (1959) 278; Simon (1959-1960) 112/36; Kleberg (1967) 25/28; Herkommer (1968) 29f.; Smolak (1973) 15/18; White (1974) 43f. 53/55; Quinn (1982) 88. 145. 154; Cugusi (1983) 110f. 131/33; Starr (1987) 213/16; Cavallo (1989) 314f.; Delvigo (1990) 87/99; Blanck (1992) 122; Citroni (1995) 7/9 u.ö. und (1999) 60f.; Gamble (1995) 83/85; Caltabiano (1996) 111/19 und (2001c) 89. 95; Dorandi (1996) 37; (2000a) 77f. 109f. 127f. u.ö. und (2007) 65/81. 86f. sowie Haines-Eitzen (2000) 79/83.

B. Offene Literatur und „work in progress“?

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Kreis enger Vertrauter, der Familie oder Freunde, geschehen, durch mündlichen Vortrag vor einem begrenzten, ausgewählten Auditorium oder schriftlich, meist per Brief, nachdem eine Kopie der vorläufigen Fassung einem vertrauenswürdigen iudex zugeleitet worden war246. Solche Formen privater Präsentation gaben dem Verfasser die Möglichkeit, bereits im Vorfeld der für die Allgemeinheit bestimmten editio die Wirkung des Werks zu testen und bei Mißfallen und Einwänden die bemängelten Stellen noch rechtzeitig zu überarbeiten247. Diese Praxis pflegten die Autoren seit früher Zeit, und sie sollte ununterbrochen bis ins Mittelalter, ja im Grunde bis in die Gegenwart fortleben. Aus der antiken Literatur seien nur einige Beispiele genannt: In den griechischen Philosophenschulen scheinen sich die Gelehrten, schenkt man späteren Anekdoten Glauben, ihre Abhandlungen gegenseitig vorgelesen und zur Diskussion gestellt haben, bevor sie der breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden. Besonders deutlich lassen sich dann bei Isokrates die verschiedenen Schritte nachvollziehen, welche seine Reden auf dem Weg zur endgültigen schriftlichen Publikation durchliefen248. Die Neoteriker und die augusteischen Dichter schufen ihre Poesie in dem engen Zirkel ihrer Freunde und Förderer, Cicero nennt Atticus den „Aristarch“ seiner Reden249 und rezensiert selbst die Entwürfe anderer250.

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Die Überlieferung der mittelalterlichen Literatur des Judentums, die – im Gegensatz zur monastischen Pflege der lateinischen und griechischen Texte – privat erfolgte, ähnelt bis in Einzelheiten den antiken Vorgängen (vgl. Beit-Arié [1993] passim). Vgl. die Stellenübersicht unten im Anhang S. 276/78. Umgekehrt wurde es als besonders hinterhältige Bosheit empfunden, wenn jemand heimlich dem Autor ein Werk vor der endgültigen Emendation zu entwenden versuchte und es unautorisiert verbreitete, zumal dann, wenn er die Absicht verfolgte, den Verfasser inhaltlich oder formal der Kritik des Publikums auszuliefern, ja bloßzustellen (s. oben Anm. 39 und S. 64). Rufinus etwa kritisiert Eusebius von Cremona und Pammachius gerade deswegen besonders scharf, weil diese ihm die Übersetzung De principiis vor der endgültigen Emendation entwendet und unautorisiert, gar mit Verfälschungen durchsetzt, in Italien verbreitet hätten, statt ihn selbst aufzusuchen und gegebenenfalls auf Fehler oder dogmatisch anstößige Stellen hinzuweisen (apol. adv. Hier. 1, 20f.; 2, 42f. [CCL 20, S. 54f. 116f.]; vgl. dazu Grützmacher [1908] 42. 82; Kelly, John N.D. [1975] 235 und Lardet [1983] 49*f.). Hieronymus greift diese Kritik in einer ausführlichen Replik (adv. Rufin. 3, 4f. 20. 34 [CCL 79, S. 76/78. 91f. 104]) auf und wendet sie in scharfer Polemik auf Rufinus zurück. Vgl. Starr (1987) 213: „Although authors wanted honest criticism, they did not seek impersonal criticism. The ancient sources do not preserve a single case of an author requesting comments from a stranger“ und zusammenfassend Delvigo (1990) 90f. Vgl. zu griechischen Quellen Goulet-Cazé (1982) 2951 und Del Corso (2005) 81/83. 83/94. Zu Cicero und Atticus z.B. Cic. Att. 1, 13, 5; 1, 14, 3; 2, 12, 3; 4, 5, 1; 6, 2, 3; 7, 3, 10; 13, 48, 2; 15, 1a, 2; 15, 14, 4; 16, 6, 4; 16, 11, 1, dort auch über die anfängliche Verbreitung der Schriften im Freundeskreis, vgl. 13, 30, 1f. (ed. Shackleton Bailey, vol. 1, S. 19. 21. 69. 137. 220f. 250; vol. 2, S. 564f. 609f. 631. 664. 671, vgl. 545); dazu die Ausführungen bei Kroll (1924) 120/24; Sommer (1926) 403f.; Simon (1959-1960) 112; Speyer (1981) 96f.; Delvigo (1990) 92/94; Köhler (1995) 112; Pecere (1999) 331f. und Ledentu (2004) 314. Vgl. Cic. Att. 2, 16, 4 (ed. Shackleton Bailey, vol. 1, S. 74f.).

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B. Offene Literatur und „work in progress“?

Auch Lukian und Galen weisen den kritischen Beobachtungen, mit welchen ihre Freunde vor der Edition neuer Schriften zu deren Verbesserung beitrugen, hohe Bedeutung zu. Seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert haben dann die recitationes Hochkonjunktur, über die Plinius der Jüngere so oft berichtet und Iuvenal so gern spottet251. Gerade die Pliniusbriefe illustrieren vortrefflich, wie ausgiebig die Literaten der Zeit die gegenseitige Kritik übten, ein Eindruck, der sich bei Statius und Martial bestätigt. Daß die Bitte um Beurteilung und um Korrektur dabei ihrerseits zu einem literarischen Motiv wurde, mit dem vor allem die Dichter spielerisch, manchmal auch parodistisch umzugehen wußten, nimmt dem Vorgang im allgemeinen nichts von seiner Historizität. Hier muß in jedem Einzelfall genau geprüft werden, ob die Aufforderung des Autors wirklich ernst gemeint ist252, zumal da Del Corso jüngst mit Recht wieder daran erinnert hat, daß gerade die Rezitation eines literarischen Werks auch die Integrität und Authentizität des Wortlauts garantieren sollte253. In der Spätantike suchen die Schriftsteller vor der e[kdosi" den Kontakt mit ihren selbstgewählten ersten Kritikern meist in Briefen254. So hat in vielen kaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen Widmungsepisteln, Begleitbriefen, Praefationes und Prologen – sowohl zu Prosaschriften als auch 251 Vgl. dazu die Sammlung der Belege bei Binder (1995) passim. Del Corso (2005) 63/83 erinnert daran, daß die Praxis der Autorenlesungen bereits im griechischen Hellenismus weite Verbreitung gefunden hatte. 252 Vgl. allgemein dazu Peter (1901) 156 (über Sidonius: teilweise nur „Redensart“); Jachmann (1941b) 61f.; Seel (1955) 39/41 und (1972) 337f. (zu Plinius/Tacitus und Iustinus); van der Valk (1957) 412 (zu Martial); Burr (1959) 602; mit zahlreichen Stellen Speyer (1959) 80f. noch sehr rigoros („alles nur eine unverbindliche Redewendung ... nicht ernst gemeint“), dann (1971) 159 mit Anm. 5 bereits zurückhaltender und schließlich (1981) 96f. 176 mit vorsichtig abwägendem Urteil; Bernt (1968) 25 („überaus beliebter Topos“) mit mittelalterlichen Beispielen; Marti (1974) 35 („übliche Fiktion“); White (1974) 53/55 sowie Köhler (1995) 112f. Ob sich diese Emendationsaufforderungen aus der Exordial- und Prooemientopik der antiken Rhetorik (vgl. dazu im Überblick Volkmann [1885] 127/48; Martin [1974] 60/75 und Lausberg [1990] § 263/88) herleiten lassen, müßte einmal genauer untersucht werden. 253 Vgl. Del Corso (2005) 78. 81. 254 Diese Entwicklung folgt aus der fortschreitenden Dezentralisierung der literarischen Kultur in der Spätantike: Zwar behielt Rom noch lange seine überragende Bedeutung auch für die Literatur, aber gerade durch das Aufkommen des Christentums entstanden an verschiedenen Stellen des Imperiums neue Zentren literarischer und publizistischer Aktivität. Zudem trug die folgende politische Krise des römischen Reichs dazu bei, daß sich die Kreise literarisch Gebildeter und Interessierter an wenigen, oft weit voneinander entfernten Orten konzentrierten und gezwungenermaßen über große Distanzen hinweg den Kontakt untereinander aufrechterhalten mußten; vgl. Birt (1913) 311f.; Cavallo (1990b) 48; Gamble (1995) 93f.; Caltabiano (1996) 12/18 und Holtz (2003) 71. Jansons (1964) 141f. Hypothese, die Bitte um „help with corrections“ sei erst nach einer langen Zeitspanne von zwei- bis dreihundert Jahren am Ende des fünften Jahrhunderts wieder „very popular“ geworden, ist nicht haltbar.

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zu Gedichten – die Aufforderung, der Adressat möge das ihm zugesandte Werk unvoreingenommen lesen und beurteilen, ihren festen Platz, so etwa bei Balbus, Iustinus, Terentianus Maurus, Ausonius, Rufinus, Orosius, Augustinus, Synesius, Sozomenus, Cledonius, Agroecius, Sedulius, Sidonius Apollinaris, Eugippius, Ennodius, Luxurius, Boethius, Iordanes, Cassiodorus und Hrabanus Maurus, um nur einige aufzuzählen255. Nicht von ungefähr ergingen solche Anfragen oft an hochgestellte, einflußreiche Persönlichkeiten, erhofften sich doch die Autoren neben einem kompetenten kritischen Urteil256 auch die tatkräftige Mithilfe bei der späteren Verbreitung des Werks, zumal da dieses nicht selten vom Empfänger selbst in Auftrag gegeben worden war257. Der Autor steht damit in einem engen Verhältnis zur auctoritas seines Adressaten. Daß in der christlichen Literatur diese Erwartung von einem tieferen, geistlichen Sinn getragen wurde, sei hier nur angemerkt: Der Adressat, oft in der kirchlichen Hierarchie höherstehend, sollte nicht bloß sprachlich-stilistische Mängel beseitigen und sachliche Korrekturen anbringen, sondern vor allem auch die Orthodoxie des vorgelegten Werks prüfen und den Verfasser vor Verstößen gegen den rechten Glauben bewahren258. Die Entscheidung, ja die Verantwortung dafür, ob die Schrift einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, stellte man daher gern dem durch die Dedikation Geehrten anheim, sofern er sie denn für tadellos befunden hätte. Für den Fall aber, daß in formaler oder inhaltlicher Hinsicht das Urteil nicht vollkommen positiv ausfiel, erwartete man ein Antwortschreiben, in dem die Anstöße aufgeführt, Anregungen zur Korrektur vorgebracht oder sogar schon genaue Verbesserungen vorgenommen werden sollten. Manche dieser Anfragen mögen wiederum nicht mehr sein als rhetorische Floskeln und „literarische Ziererei“259, doch sind nicht nur Briefe, welche ein übersandtes Opus günstig besprechen und für einwandfrei erklären260, erhalten, sondern auch andere, welche Fehler anmerken und kritisch Stellung beziehen. So schreibt etwa Plinius an Tacitus, der ihm das Exemplar eines neuverfaßten Werks zur 255 Zu den genaueren Stellenangaben vgl. unten im Anhang S. 278/83. 256 Vgl. Zoepf (1908) 50f. 257 Vgl. Birt (1913) 312f.; Simon (1958) 59/62. 65/70. 85f. 98/102 und (1959-1960) 112. 116f.; Janson (1964) 108f.; White (1974) 50; Cugusi (1983) 131 sowie Blanck (1992) 122. 258 Vgl. Caltabiano (1996) 118. 259 Jachmann (1941b) 61. 260 Vgl. Plin. epist. 3, 15; 4, 20 (ed. Schuster, S. 96. 130) und aus späterer Zeit z.B. Ausonius epist. 17 an Paulinus (ed. Green [1991], S. 241/43); Salv. epist. 8 (CSEL 8, S. 216); die Epistel, in der Paschasius sein Lob der Vita Severini an Eugippius übersandte (s. unten S. 281f.), sowie den Briefwechsel, welchen Iulianus von Toledo über seine Prognosticon futuri saeculi libri mit Idalius führte (PL 96, S. 453/59); dazu Simon (1959-1960) 133/36.

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Durchsicht übersandt hatte (epist. 7, 20, 1 [ed. Schuster, S. 225f.])261: librum tuum legi et, quam diligentissime potui, adnotavi, quae commutanda, quae eximenda arbitrarer. nam et ego verum dicere adsuevi et tu libenter audire262. Aus der Spätantike, aus dem Jahr 373 nach Christus, ist der Brief, in dem Basilius gegenüber Diodorus von Tarsus in Hinsicht auf Stil, Struktur, Klarheit und Aufbau zweier zugesandter Bücher Kritik äußert, sehr aufschlußreich (epist. 135 [ed. Courtonne, vol. 2, S. 49/51])263: Nachdem er das eine Buch sowohl formal, für seinen knappen Ausdruck (bracuvth") und den einem christlichen Autor zukommenden einfachen Stil, als auch inhaltlich, für seinen Gedankenreichtum, gelobt hat, bemängelt er an dem anderen, es sei levxei ... polutelestevra/ kai; schvmasi poikivloi" kai; dialogikai'" carivsi kekomyeumevnon, so daß der Leser viel Zeit und Anstrengung aufwenden müsse, um den Sinn zu verstehen und sich einzuprägen. Auch die kontroversen Wechselgespräche der Dialogpartner (diabolai; tw'n uJpenantivwn kai; sustavsei") seien – obschon sie der Schrift eine gewisse dialektische Anmut (glukuvthtav" tina" ... dialektikav") verliehen – verbesserungswürdig: ... tw'/ scolh;n kai; diatribh;n ejmpoiei'n diaspw'si ... to; sunece;" th'" ejnnoiva" kai; tou' ejnagwnivou lovgou to;n tovnon uJpocaunou'sin. Im folgenden erörtert Basilius die Manier Platons, in seinen Dialogen teils sehr fein gezeichnete Persönlichkeiten auftreten zu lassen, teils aber auch, zugunsten der eujkrivneia tw'n pragmavtwn, Figuren ohne individuellen Charakter einzuführen. Diodorus solle sich in künftigen Werken an diesem Vorbild orientieren. Basilius betont dabei ausdrücklich, wie er seine kritischen Anmerkungen verstanden wissen möchte: tau'ta ei\pon i{na deicqh'/ o{ti oujk eij" kovlako" cei'ra" ajpevsteilav" sou tou;" povnou", ajlla; ajdelfw'/ tw'/ gnhsiwtavtw/ ejkoinwvnhsa" tw'n kamavtwn. ei\pon de; ouj pro;" ejpanovrqwsin tw'n gegrammevnwn, ajlla; pro;" fulakh;n tw'n mellovntwn. 261 Vgl. Sherwin-White (1966) 427 zur Frage, ob es sich bei dieser Schrift um den taciteischen Dialogus oder die Historiae handelte. 262 Seel (1955) 39/41 und (1972) 337f. irrt, wenn er in der Anfrage des Tacitus nur einen literarischen Topos höflicher Widmung erkennt, eine Floskel, „durch welche der Briefempfänger mit der Ehre des überlegenen Kenners und kritischen Schiedsrichters bedacht wird“, und meint, Plinius habe das Ganze bieder ernstgenommen und gar nicht verstanden [!], daß das übersandte Werk in Wahrheit längst abgeschlossen gewesen sei; dagegen richtig Sherwin-White (1966) 427. Einandermal antwortet Plinius auf die Einwände, die Lupercus angemerkt hatte (epist. 9, 26, 5 [ed. Schuster, S. 293]: ... quia visus es mihi in scriptis meis adnotasse quaedam ut tumida, quae ego sublimia, ut improba, quae ego audentia, ut nimia, quae ego plena arbitrabar. plurimum autem refert, reprehendenda adnotes an insignia ..., dazu 13) mit einer Selbstrechtfertigung. 263 Vgl. dazu Pouchet (1986) 248/54 (249f.: „collaboration littéraire ... la critique loyale, dénuée de toute basse flatterie“) und (1992) 359: „une sorte de recension amicale de deux ouvrages polémiques, soumis par Diodore à sa critique bienveillante“. Eine Übersetzung des Briefs findet sich bei Hauschild (1973) 56f.

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Festzuhalten ist hier zweierlei: Wenn ein Autor einer anderen Person es im Ernst gestattet, auf die Textgestalt eines Werks kritisch und verändernd Einfluß zu nehmen, dann tut er dies ausschließlich vor der endgültigen Veröffentlichung an das allgemeine Publikum. Für diese Aufgabe sucht er selbst die richtigen iudices aus und proklamiert seine Auswahl in aller Öffentlichkeit der Leserschaft dadurch, daß die Aufforderung zu Kritik und Verbesserung, welche ja in Wahrheit einer früheren Phase der Werkentstehung angehört, im später zusammen mit dem Opus publizierten Widmungsbrief (bzw. im Prolog oder in der Praefatio) stehenbleibt264. Damit unterwirft sich der Verfasser nicht nur im Sinne der captatio benevolentiae bescheiden dem Rang des Empfängers, sondern ehrt ihn, dessen kritisches Urteil zum Maßstab erhoben wird, vor den Augen aller künftigen Leser265. Doch auch das edierte Werk selbst wird auf diese Weise implizit als besonders qualitätvoll präsentiert – und soll durch die ausdrückliche Nennung des Gewährsmanns weiteren Schutz erfahren. So schließt etwa Sozomenus die Dedikation seiner Kirchengeschichte an Kaiser Theodosius II. mit der Aufforderung, das ihm nun präsentierte Opus genau zu prüfen (hist. epist. ded. 18 [GCS 50, S. 4]; deutsche Übersetzung s. unten S. 290): ... devcou par¯ ejmou' tauvthn th;n grafh;n kai; ejxevtason, kai; ta;" th'" sh'" ajkribeiva" prosqevsei" te kai; ajfairevsei" prosagagw;n toi'" soi'" povnoi" kavqaron: pavntw" ga;r o{phı a]n soi; fivlon dokh'ı, tauvthı kai; toi'" ejntugcavnousi crhvsimon kai; lampro;n fanei'tai oujd¯ ejpiqhvsei ti" davktulon th'ı dokimasivaı th'ı sh'ı [!]266. Die Bitte um Verbesserung darf deshalb 264 Vgl. Birt (1913) 313; Janson (1964) 106f.; White (1974) 53/55; Cugusi (1983) 131 und Köhler (1995) 99. 265. 265 Als sich Plinius der Ältere im Widmungsbrief zur Naturalis historia mit feiner Ironie über den Sinn von Dedikationen ausläßt, da erwähnt er ausdrücklich (Kap. 6), daß der Name des geehrten Kaisers Vespasian auf dem Buch zu lesen sei. Vgl., auch allgemein zur Widmung als Ehrung, schon Graefenhain (1892) 53; Birt (1913) 312f.; Burr (1959) 602; Simon (1959-1960) 114f. 145f.; Dam (1984) 53; Genette (1989) 115/40 (mit feinerer Differenzierung von „Widmung“ und „Zueignung“); Dekkers (1989-1990) 103; Salles (1992) 151; Köhler (1995) 112f. und Newlands (2002) 32f. (zu Statius). Antike Widmungsbriefe und Praefationes sind regelmäßig, selbst – oder gerade! – dann, wenn sie sich an einen bestimmten Adressaten wenden, „öffentliche Paratexte“ (vgl. Genette [1989] 16. 129. 131f. 173/79. 206). 266 Zu dieser Stelle und zur Frage, ob die Verstümmelung des Werkschlusses auf Eingriffe des Kaisers zurückgehen könnte, vgl. Bardenhewer (1924) 142f.; Speyer (1971) 1595 (Widmungstopos) und (1981) 17627; Mazza (1980) 388f. („imprimatur“ von Theodosius erbeten); Chesnut (1986) 204 („he ... asked the emperor to make the last editorial redactions himself before the history was released to the general public“); Rohrbacher (2002) 121 sowie Hansen (2004) 28: „So sucht er sein Werk durch die enkomiastische Wendung an den Kaiser Theodosius II. unter dessen Schirmherrschaft zu stellen, indem er es in vorauseilendem Gehorsam dem umfassenden Wissen und der Frömmigkeit des Kaisers als einziger Prüf- und Zensurinstanz unterwirft, in der unverhohlenen Hoffnung, mit dem Placet des Herrschers die Weihe einer von höchster Stelle autorisierten

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nicht als Einladung an alle, den Text zu verändern, mißverstanden werden: Dieses Privileg wird exklusiv dem Widmungsempfänger eingeräumt, ja jeder spätere Eingriff anderer konterkarierte geradezu die Hochschätzung seines abschließenden Urteils267 und beeinträchtigte die im Zusammenwirken von Autor und Kritiker errungene Vollkommenheit des Werks268. Ausnahmen sind ganz selten: In der Kaiserzeit steht der schwierige Passus aus der Praefatio der Strategemata Frontins isoliert da (ed. Gundermann, S. 2): huic labori non iniuste ueniam paciscar, ne me pro incurioso reprehendat, qui praeteritum aliquod a nobis reppererit exemplum. quis enim ad percensenda omnia monumenta, quae utraque lingua tradita sunt, sufficiat? at multa et transire mihi ipse permisi: quod me non sine causa fecisse scient, qui aliorum libros eadem promittentium legerint. uerum facile erit sub quaque specie suggerere: nam cum hoc opus, sicut cetera, usus potius aliorum quam meae commendationis causa adgressus sim, adiuuari me ab his, qui aliquid illi adstruent, non argui credam.

Das vierte Buch der Strategemata Frontins und das letzte Kapitel seiner Praefatio gelten in der Forschung weithin als unecht269, und selbst die Gegner weitreichender Athetesen geben zu, daß diese Aufforderung zu freier Ergänzung, welche zu Interpolationen geradezu einlade, ohne Parallele sei270. Der Erklärungsversuch271, die Antike habe allgemein schriftstellerisches Eigentum „viel freier“ bewahrt, ist jedoch verfehlt. Bei Plinius dem Älteren (nat. epist. ded. 28 [ed. Beaujeu, S. 55]: ego plane meis adici [!] posse multa confiteor, nec his solis, sed et omnibus quos edidi, ut obiter caveam Homeromastigas [ita enim verius dixerim] ... mit dem Rest des Kapitels) käme wohl niemand auf den Gedanken, der Autor überlasse alle

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und damit aller Kritik entzogenen Darstellung zu erhalten“. 40/42. 65. Der Einwand Momiglianos (1975) 62 „Ma l’invito di Sozomeno a Teodosio II di aggiungere o togliere ciò che voglia alla sua storia è qualcosa che mi pare nuovo ... L’ortodossia è qui estesa a un libro di storia. Più in generale è l’intrusione del miracoloso che sconvolge i criteri di verità e verosimiglianza della storiografia classica“ scheint vor dem Hintergrund der zahlreichen vergleichbaren Stellen nicht berechtigt. Vgl. Simon (1959-1960) 129 („allein das Urteil des Adressaten von Wert, allein seine Entscheidung erwünscht und maßgebend“) und Herkommer (1968) 22. 26f. 31f. Vgl. Beck (1993) 144 und (1998) 3230 zu Terentianus Maurus. Vgl. Wachsmuth (1860) passim; Gundermann (1888) passim; McElwain (1950) XIX/XXVI; Santini (1992) 988. 990 und Galli (1999) 10f. 16f. Wölfflin (1875) 89 tilgt auch den hier ausgeschriebenen Abschnitt. Vgl. etwa Esternaux (1888) 4; Bendz (1963) 51 und Santini (1992) 989: „un singolare caso di ‚work in progress‘“. Zu bedenken wäre freilich, ob Frontinus hier den Leser nicht einfach dazu ermutigen möchte, die von ihm vorgebrachten Beispiele für den privaten Gebrauch noch zu ergänzen. Eine ausdrückliche Erlaubnis, das publizierte Werk selbst willkürlich zu erweitern, wird man aus seiner Formulierung jedenfalls nicht heraushören können. So Bendz (1963) 198.

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seine Werke (!) fremden Diaskeuasten zur freien Bearbeitung! Später erlaubt Eugippius einmal (exc. Aug. epist. ded. [CSEL 9, S. 4]): ... si quis sane transferens hoc opus his quae congesta sunt alia addere forte voluerit, congruis adiciat locis ..., doch ist diese Stelle schon deshalb anders zu bewerten, weil es sich bei den Excerpta de operibus sancti Augustini um eine Sammlung von Auszügen aus Augustinus handelt und daher die Bereitschaft Eugipps, Zusätze späterer Bearbeiter zu akzeptieren, nicht als Zeichen abnehmenden Autorbewußtseins ins Feld geführt werden kann – genausowenig, wie wenn Defensor (siebtes Jahrhundert nach Christus) den Leser im Prolog seines Florilegiums Liber scintillarum ausdrücklich mahnt (CCL 117, ohne Seitenzahl): ... si aliquid preter id quod minus studiosae gessi, te oro legentem, non ut emulus vituperes, sed ut benivolus emendes272. Bis weit in die Spätantike hinein bitten die Autoren demnach zwar um Beurteilung und Korrektur der übersandten Schrift, die Schlußredaktion aber behalten sie sich in der Regel selbst vor273. Auch dort, wo die Entscheidung über die Publikation dem Empfänger überlassen wird, muß davon ausgegangen werden, daß diese erst erfolgte, nachdem der Verfasser über etwaige Änderungen des Texts in Kenntnis gesetzt worden war. Erst im Mittelalter häufen sich die Fälle, in denen der Autor sein Werk uneingeschränkter Bearbeitung preisgab und auf die folgende Edition keinen weiteren Einfluß mehr nahm274. Einen sehr ungewöhnlichen Fall bietet etwa in der Karolingerzeit Ps.Ambrosius in der Vorrede zu seiner Expositio in Apocalypsin275: Der Leser wird dort, anders als etwa bei Gregor von Tours, 272 Zu Defensor und seinem Prolog vgl. Rochais (1953) 264; (1957) VII/XI und (1961) passim sowie Hamman (1985) 119. 273 Mit diesem Habitus korrespondiert die mehrfach bezeugte Vorsicht antiker Autoren, ein Werk, das noch nicht abschließend von ihnen selbst oder einem von ihnen damit Betrauten emendiert und herausgegeben worden war, zu veröffentlichen; vgl. unter anderem z.B. das Testament des Peripatetikers Lycon (bei Diog. Laert. 5, 73 [ed. Long, vol. 1, S. 235f.]; dazu Del Corso [2005] 76f.) oder die Geschichte über Vergils Mahnung, die unvollendete Aeneis nach seinem Tod zu verbrennen. Die Publikation eines literarischen Werks setzte offenkundig seine größtmögliche Vollendung voraus und mußte mit größter Sorgfalt vorbereitet werden (weitere Hinweise, etwa zu Hippokrates oder Epiktet, bei Dorandi [2000a] 124f.; vgl. auch Fedalto [2005] 190f. [mit Lit.] über eine unemendierte und unedierte Handschrift aus der Bibliothek Rufins). 274 Vgl. Simon (1959-1960) 150f. sowie für frühmittelalterliche Belege Zoepf (1908) 50f.; Simon (1959-1960) 112/36; Bernt (1968) 25 und Speyer (1971) 1595. Dennoch läßt sich z.B. Alkuin ein von Karl dem Großen geprüftes Buch zur Korrektur zurücksenden (MGH epist. 4, aevi carol. 2, S. 284). In der jüdischen Literatur des Mittelalters finden sich sowohl Subskriptionen, in denen Autoren die Leser zu Korrektur und sogar Ergänzung ihrer Bücher auffordern, als auch solche, in denen sie derartige Maßnahmen ausdrücklich untersagen (vgl. Beit-Arié [1993] 37f.). 275 Vgl. dazu Speyer (1971) 1595. Wattenbach (1896) 340 bringt einige Beispiele aus mittelalterlichen Subskriptionen, etwa aus dem Codex S. Galli 28 (neuntes Jahrhundert): prudens quisquis lector volumen cum legeris istud, scriptori imperito veniam concede

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in der Form der nur scheinbar traditionellen obsecratio ermahnt, die mangelhafte sprachlich-stilistische Form des Kommentars nicht etwa nachzusehen, sondern durch eigene Verbesserungen, nach den Regeln der scientia litterarum zu vervollkommnen, damit es von gebildeteren Lesern nicht verschmäht werde. Wie ein Münzpräger der ungestalten Münze seine Prägung aufdrücke und sie dadurch einerseits verschönere, andererseits für den Wirtschaftsverkehr bereitmache, so könne die Expositio durch eine solche Korrektur nicht nur formal gebessert, sondern auch leichter verbreitet werden. Inhaltlich soll der Kommentar, dessen Nutzen für die Kirche Gottes der Autor sehr hoch einschätzt, jedoch unangetastet bleiben – es sei denn, an einzelnen Stellen fänden sich dogmatisch anstößige Aussagen, die der göttlichen Wahrheit zuwiderliefen. Nur dort dürfe aus dem Text getilgt oder der Sinn gebessert werden276. In der Antike jedoch endet die Phase des „work in progress“ in dem Augenblick, in dem das Werk jenen vom Autor bestimmten, überschauund beeinflußbaren Leser- und Hörerkreis verläßt und der breiten Öffentlichkeit übergeben wird – dem Augenblick der für die Allgemeinheit bestimmten editio, der e[kdosi"277. Mit diesem Moment liegt die autorisierte deposco, et eradere quod superest, et non pigriteris aptare quae desunt. Zu diesen „more special cases“, die nicht die allgemeine Haltung der spätantiken und frühmittelalterlichen Schriftsteller abbilden, vgl. Janson (1964) 143 und Frioli (1997) 49. 276 In Apoc. praef. (PL 17, S. 1057f.): obsecro autem te, cui dedit deus scientiam litterarum, et in cuius manibus hic liber ad legendum devenerit, ut non propter foetidam ac rusticissimam elocutionem sermones huius libri abicias, sed imitare potius illum, qui gemmam in sterquilinio repertam tamdiu aqua nitida abluit, usque dum ad splendorem pristinum perveniret; ita et tu aqua sapientiae tuae ablue imperitiae meae sordes, tuisque pulchris et compositis verbis sermones huius libri necessarios adorna, quatenus non iam a superbis lectoribus utilitas libri causa rusticitatis abiciatur ... (es folgen mehrere Schriftzitate) ... et quia idoneus non sum ad duplicandam pecuniam domini mei, trado eam nummulariis; ut ipse veniens, recipiat quod suum est cum usura. te autem, cui loqui coepi, nummularium voco; quia sicut nummularius pecuniam incompositam suis superscriptionibus adornat, ut apta sit ad lucra peragenda: ita et tu hanc pecuniam domini, quam tibi committo, potens es tua sapientia tuisque compositis verbis adornare; ut apta fiat ad lucra domini nostri Iesu Christi perficienda; scitoque te mercedem optimam ab ipso esse recepturum, si hic liber, ut puto, ecclesiae dei necessarius, per industriam tuam atque doctrinam sordes dictionum amiserit, tuisque verbis decentibus exornatus, utilior ad aedificationem legentium sive audientium fuerit effectus. hoc tamen non permitto, ut sensus huius libri in alios sensus permutentur; nisi forte, quod absit, aliquid in eo quod contrarium sit veritati, inveniatur: quod funditus esse delendum decerno, vel certe in melius commutandum [!] ... 277 Vgl. Goulet-Cazé (1982) 271f. 284f. und (1992) 71/73; Starr (1987) 214f.; Mansfeld (1994) 60f. mit Anm. 105. 118f. mit Anm. 208. 131f. 140; Dorandi (1996) 36f. und (1997) 10, der für die vorläufige Präsentation von Literatur vor einem begrenzten, gewählten Publikum den Terminus proevkdosi" bevorzugt (vgl. [2000a] 77f. 86f. 100f. 104f. 106f. 109f. 127f. 135/41 u.ö. sowie Del Corso [2005] 67. 78. 81/83. 83/94) sowie Dortmund (2001) 107/24. Daß die Produktionsbedingungen etwa der frühgriechischen Heldenepik anders zu beurteilen sind, steht dabei außer Frage (vgl. zur „mouvance“

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Fassung des Texts fest und darf von niemandem eigenmächtig revidiert und manipuliert werden – es sei denn, vom Autor selbst. Ohne hier der dornigen Frage nach der „zweiten Auflage im Altertum“ nachzugehen, bleibt doch festzuhalten, daß schon in der Antike die Herausgabe einer Schrift an die breite Öffentlichkeit einen bedeutenden Einschnitt in ihrer Textgeschichte markierte: Einerseits für den Verfasser, der zwar auch noch danach an seinem Werk weiterarbeiten, es verbessern und gegebenenfalls neu herausgeben konnte, aber es zunächst, wie oben beschrieben, aus den eigenen Händen entließ278; andererseits für das Publikum, dessen Kritik, selbst wenn die Neuerscheinung allgemein ablehnend aufgenommen wurde, keinen Einfluß mehr auf den Wortlaut des Texts ausüben durfte279. So korrigiert Polybius, der die Leser seines Geschichtswerks um kritische Lektüre, aber auch um Nachsicht bei Fehlern bittet, seinerseits topographische Irrtümer des Historikers Zeno nicht direkt in dem ihm vorliegenden Text, sondern teilt Zeno seine Verbesserungsvorschläge brieflich mit (16, 20; s. oben S. 15). Diodor sagt ausdrücklich, daß die Mängel seiner historischen Darstellung von besseren Historikern in deren Geschichtsbüchern richtiggestellt werden sollen (1, 5, 2 [ed. Dindorf, vol. 1, S. 9]). Caesarius von Arles bittet den Leser nur um die Emendation der Schreibfehler seiner scriptores, nicht um Eingriffe in den originalen Wortlaut: et quia adhuc scriptores nostri incipientes sunt, si quid aut in literis aut in aliquibus forte sententiis aut minus aut amplius quam oportet inveneritis, cum caritate indulgete, et sicut expedit emendate, et literis melioribus transcribere iubete (serm. praef. [CCL 103, 19]). Asterius hingegen bittet in der Subskription der von ihm emendierten Handschrift der vergilischen Bucolica (ed. Jahn [1851] 349): quisquis legis, relegas felix parcasque benigne, | si qua minus vacuus praeteriit animus, Textveränderungen aber erlaubt er damit nicht. solcher Texte Assmann [1995] 24). Bei offiziellen griechischen Steininschriften hingegen läßt sich erkennen, daß nach der Gravur durch den Steinmetzen nicht selten die verantwortlichen Beamten der Poleis Korrekturen am Text vornahmen, bevor die Inschriften publik gemacht wurden (vgl. Lalonde [1971] 40f.). 278 Dieses Faktum darf durch die richtige Beobachtung, daß man bei der Textgeschichte antiker Werke oft von einer „lunga storia di rifacimenti e riproposizioni d’autore del medesimo scritto“ sprechen könnte, nicht verschleiert werden (vgl. Canfora [2002] 9/11 [mit Lit.] und Pinto [2003] 156f.). 279 Auch das deutsche Urheberrecht unterscheidet zwischen der Kritik anderer an einem Werk, welche als grundsätzlich gewünschte geistige Auseinandersetzung es in seiner Integrität noch nicht beeinträchtigt, und der verfälschenden Veränderung (vgl. dazu Schack [2005] 19f.). Im folgenden muß der gesamte Problemkreis der antiken und frühchristlichen Pseudepigraphie unberücksichtigt bleiben; vgl. dazu für den ersten Zugang (mit Lit.) Brox (1998) passim; Cerri (2000) passim; Baum (2001) passim; Beatrice (2002) passim und Janßen (2003) passim. Nicht nachvollziehbar erscheint allerdings, warum Paratore (1971) 619. 622f. Interpolations- und Pseudepigraphaforschung gegeneinander auszuspielen versucht.

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Hrabanus Maurus schließlich lädt zu kritischer Bewertung seines Werks In honorem sanctae crucis ein (prol. [CCL Cont. Med. 100, S. 18]): ... atque ideo cui errasse videor humiliter suggero, ut vel viva voce si praesens sim, vel per scripta si absens, errorem meum mihi intimare non tardet. Für den Fall, daß die Mitteilung etwaiger Einwände nicht möglich sein sollte, gibt er den Text aber eben nicht zur fremden Bearbeitung frei, sondern fordert den Leser zur Fürbitte bei Gott auf. Kritisieren bedeutet nicht verfälschen.

C. Verfälschende Epitomai und Florilegien Echtheitskritisch nicht pauschal zu bewerten sind die Epitomai280 und Florilegien281, die schon für die frühe hellenistische Zeit nachweisbar sind, aber vor allem in der Kaiserzeit und Spätantike inflationär produziert wurden282: Umfängliche Originale wie das Geschichtswerk des Livius und des Pompeius Trogus283, die Schriften Augustins und Cassians284 oder auch berühmte Viten285 wurden auf diese Weise zu handlichen Büchern gekürzt. Varro und Laktanz epitomierten eigene Schriften. Zudem genossen Kompendien, die exzerpiertes Material aus verschiedenen Autoren zusammenfaßten, große Popularität286, besonders in der fachwissenschaftlichen Literatur, wie z.B. der Grammatik287 und Philologie288, der Philosophie289, der 280 Vgl. Galdi (1922) passim und Opelt (1962) passim; auch Erbse (1988) 234/37; De Paolis (1992) passim; Raible (1995) 57. 61; Gärtner - Eigler (1997) 1175/77; Geymonat (1999) 288/93; Reitz (2007) 334. 348 sowie zur technischen Fachliteratur Formisano (2001) 154/61. 281 Vgl. zu Florilegien bzw. Anthologien Schermann (1904) passim; de Ghellinck (1947) 290f.; Chadwick, Henry (1969) passim; Hamman (1985) 103. 115f. 116/20. 123/27; Cameron, Averil (1994) 204/07; Spallone (1999) 443f. (mit Lit.); Velaza (1999) 296f.; Rauner (2002) 566/69; die instruktiven Beiträge (mit Lit.) in Piccione - Perkams (2003) passim und (2005) passim sowie Markschies (2006) 103. 282 In Rom verbreitet sich das entsprechende Verfahren schon zu republikanischer Zeit, etwa in den historiographischen Epitomai des M. Iunius Brutus (vgl. Galdi [1922] 23/30; Formisano [2001] 156 und Ledentu [2004] 238f.). 283 Iustinus epist. ded. 4 (ed. Seel, S. 2): horum igitur quattuor et quadraginta voluminum (nam totidem edidit [sc. Trogus]) ... cognitione quaeque dignissima excerpsi et omissis his, quae nec cognoscendi voluptate iucunda nec exemplo erant necessaria, breve veluti florum corpusculum feci, ut haberent et qui Graece didicissent, quo admonerentur, et qui non didicissent, quo instruerentur. 284 Vgl. Gennadius vir. ill. 63 (ed. Bernoulli, S. 82f.): Eucherius Lugdonensis ecclesiae episcopus ... sancti Cassiani quaedam opuscula sermone angusto verbi revolvens tramite in uno coegit volumina aliqua quae tam ecclesiasticis quam monachiis studiis necessaria sunt; vgl. Petschenig (1888) XCVI; Bardenhewer (1924) 562; OlpheGaillard (1953) 218; Chadwick, Owen (1968) 148 und Greschat (2006) 330/34. 285 Vgl. die Auszüge aus Cornelius Nepos (dazu Traube [1920] 20/30; Pecere [1986] 39. 80; Cavallo [1990a] 623; Wirth [1994] 37f. und Cameron, Alan [2002] 126/28) sowie die Vergilvita Donats (epist. ded. [ed. Bayer, S. 212]). 286 Vgl. Galdi (1922) 305/25 sowie Opelt (1962) 945f. und Gärtner - Eigler (1997) 1175 zu den themenbezogenen Epitomai. 287 Vgl. z.B. Phocas epist. ded. (GL 5 Keil, S. 410f.) und Cassiodorus gramm. praef. (GL 7 Keil, S. 143/46). Paulus Diaconus bemerkt gegenüber Karl dem Großen in der Praefatio zu seiner Epitome der Schrift des Sextus Pompeius Festus De verborum significatu (ed. Lindsay, S. 1): ex qua ego prolixitate superflua quaeque et minus necessaria praeter-

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Architektur290 und der Medizin291. Ein Beispiel: Auch die großen Rechtssammlungen der Spätantike, der Codex Theodosianus292 und das Corpus iuris civilis Iustinians293, verarbeiten in breiter Kompilation die Hinterlassenschaft der römischen Juristen. Obschon es sich bei den bearbeiteten Vorlagen nicht um literarische Werke, sondern um Gebrauchstexte handelt, stimmt die vor allem von Iustinianus in der öffentlichen Begründung seines Unternehmens gewählte Terminologie, mit der er die Änderungen am Wortlaut älterer Schriften beschreibt, auffallend überein mit den aus der literarischen Überlieferung bekannten Begriffen. Auf die Frage, wie denn mit den Rechtssätzen der Vorgänger umgegangen worden sei, antworten im Falle des Codex Theodosianus die Gesta senatus Romani de Theodosiano publicando (vor allem die Gesta 4. 5), im Falle des Corpus iuris civilis diejenigen kaiserlichen Konstitutionen, welche die Veröffentlichung und Inkraftsetzung der Sammlung betreffen, also die vier Konstitutionen Deo auctore (vom 15. Dezember 530), Devdwken, Omnem und Tanta (alle vom 16. Dezember 533)294. Iustinianus legt besonderen Wert auf die Feststellung, die neue Rechtsordnung verbessere die alte nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich-stilistisch, also im Ausdruck. In beiderlei Hinsicht

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grediens et quaedam abstrusa penitus stilo proprio enucleans, nonnulla ita, ut erant posita, relinquens, hoc vestrae celsitudini legendum compendium optuli. So wurden in Spätantike und Frühmittelalter antike Scholien und Kommentare zu einzelnen Autoren und Werken nicht selten zu Kompendien zusammengefaßt; vgl. z.B. Zetzel (2005) passim zum sogenannten Commentum Cornuti und den Persiuserklärungen. Vgl. dazu kurz Puglia (1988) 55; Cambiano (1990) 84 (zu den Doxographen). 92f.; Ferrario (2000) 54. 58f. und Snyder (2000) 53/56. 82/86. 107/11. Longinus (fr. 4 ~ Porphyr. Vita Plotini 20 [ed. Patillon - Brisson, S. 146f.; vgl. Männlein-Robert, S. 170 mit dem Kommentar z.St. S. 196]) nennt im dritten Jahrhundert nach Christus in seinem Katalog zeitgenössischer Philosophen mit kritischem Unterton auch die Gruppe, die oujde;n plevon h] sunagwgh;n kai; metagrafh;n tw'n toi'" presbutevroi" sunteqevntwn ejpoihvsanto. Vgl. die noch erhaltene brevis succinctaque narratio Vitruvs durch M. Cetius Faventinus (ed. Krohn, S. 262). Vgl. Galen über seine eigenen ejpitomaiv anderer Mediziner (ed. Kühn, vol. 19, S. 25); die an Kaiser Iulianus gerichtete Vorrede des Oribasius zu seiner Epitome Galens und anderer Mediziner (CMG 6, 1, 1, S. 4); zu dem Kompendium des Cassius Felix (s. oben S. 35) Fraisse (2002) XIII/XVI. Schulze (2004) 28/31 differenziert, daß die sekundäre Epitomierung den Text medizinischer Handbücher teils „barbarisch“ verstümmelte, teils aber auch für die praktische Anwendung nutzbarer machte. Zu den redaktorischen Eingriffen, welche die Herausgeber des Codex Theodosianus an den älteren Rechtsquellen vornahmen, vgl. Honoré (1986) passim und (1998) 123/53 (mit Lit.); Kelly (1994) 170; Harris (1999) 22f. 25. 60 sowie Sivan (2003) 214f. (mit Lit.). Vgl. allgemein zum Corpus iuris Fuhrmann, Manfred (1994) 309/30. Zur Redaktion der älteren Rechtsquellen im Corpus iuris civilis vgl. die Beiträge von Archi, Braggini, Kaser und Wieacker zu dem Band Atti diritto (1971) sowie Kaser (1971) passim; Wieacker (1960) passim und (1971) passim; Cambiano (1990) 96f.; Fuhrmann, Manfred (1994) 316f. 325f. und Lokin (2000) passim (mit Beispielen). Galdi (1922) 224/28 führt weitere „epitomatori giuridici“ an.

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zeichne sie sich durch größere Kohärenz und Klarheit, ja Eindeutigkeit der Rechtsvorschriften aus295. So heißt es etwa in der Konstitution Devdwken (10 [ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 9]; deutsche Übersetzung s. unten S. 290): tosauvth de; hJmi'n aijdw;" th'" ajrcaiovthto" gevgonen, w{ste oujde; ajmei'yai ta;" proshgoriva" tw'n e[mprosqen nomoqetw'n uJpemeivnamen, ajlla; th;n eJkavstou touvtwn toi'" novmoi" ejpegravyamen proshgorivan, ajmeivyante" me;n ei[ tiv per e[cein hJmi'n oujk ojrqw'" ejdovkei, mevrh de; ta; me;n ajfelovnte" ta; de; prosqevnte", ejk pollw'n te to; kavllion eJlovmenoi kai; th;n i[shn a{pasin parascovnte" th'" ejxousiva" ijscuvn. w{ste pa'n o{per ejngevgraptai tw'/ biblivw/, tou'to hJmetevra/ genevsqai gnwvmh/, mhdevna te qarrei'n paratiqevnai ta; genovmena nu'n toi'" e[mprosqen, ejpeidh; polla; kai; oujde; ajriqmhqh'nai rJa/vdia metateqeivkamen eij" to; krei'tton ... ta; me;n ga;r ojnovmata toi'" e[mprosqen 296 ejfulavxamen, th;n de; tw'n novmwn ajlhvqeian hJmetevran ejpoihsavmeqa ... .

In der Konstitution Tanta (prooem. [ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 73]) hingegen verkündet Iustinianus, die Gesetze seien durch sein Werk zu neuer Schönheit und maßvoller Kürze gelangt (in novam pulchritudinem et moderatum ... compendium), ohne innere Widersprüche oder inhaltliche Wiederholungen (nihil neque contrarium neque idem neque simile in ea [sc. sanctione]), und (10 [ed. Behrends - Knütel Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 80f.]; deutsche Übersetzung s. unten S. 290f.): tanta autem nobis antiquitati habita est reverentia, ut nomina prudentium taciturnitati tradere nullo patiamur modo: sed unusquisque eorum, qui auctor

295 Vgl. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler (1995) XIV: „Als Rechtssammlung waren die Digesten für die Ausbildung und die Praxis ihrer Zeit gedacht. Zu diesem Zweck wurden aus den zugrundegelegten Fragmenten geschichtlich überholte Rechtsfiguren ausgeschieden, trachtete man im Prinzip überhaupt danach, die Exzerpte durch Texteingriffe aufeinander abzustimmen und dem geltenden Recht anzupassen“. 296 Vgl. auch prooem. (ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 1f.): ejn tai'" basilikai'" diatavxesi pro;" a{pasan a[gein sumfwnivan te kai; diafwnivan, kai; to; me;n macovmenon aujth'" ejxelei'n, to; de; taujtovn te kai; o{moion ejxwqh'sai, mivan de; ajuth'/ kavllou" idevan parascei'n ... 6a. 22 (Verbot von Siglen und Kürzeln in Abschriften; vgl. Deo auctore 13; Omnem 8; Tanta 22) und die Konstitution Deo auctore (1. 7 [ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 55. 58]): primum nobis fuit studium a sacratissimis retro principibus initium sumere et eorum constitutiones emendare et viae dilucidae tradere, quatenus in unum codicem congregatae et omni supervacua similitudine et iniqiussima discordia absolutae universis hominibus promptum suae sinceritatis praebeant praesidium ... sed et hoc studiosum vobis esse volumus, ut, si quid in veteribus non bene positum libris inveniatis vel aliquod superfluum vel minus perfectum, supervacua longitudine semota et quod imperfectum est repleatis et omne opus moderatum et quam pulcherrimum ostendatis. hoc etiam nihilo minus observando, ut, si aliquid in veteribus legibus vel constitutionibus, quas antiqui in suis libris posuerunt, non recte scriptum inveniatis, et hoc reformetis et ordine moderato tradatis ... et in tantum volumus eadem omnia, cum reposita sunt, obtinere, ut et si aliter fuerant apud veteres conscripta, in contrarium autem in compositione inveniantur, nullum crimen scripturae imputetur, sed nostrae electioni hoc adscribatur.

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legis fuit, nostris digestis inscriptus est: hoc tantummodo a nobis effecto, ut, si quid in legibus eorum vel supervacuum vel imperfectum vel minus idoneum visum est, vel adiectionem vel deminutionem necessariam accipiat et rectissimis tradatur regulis. et in multis similibus vel contrariis quod rectius habere apparebat, hoc pro aliis omnibus positum est unaque omnibus auctoritate indulta, ut quidquid ibi scriptum est, hoc nostrum appareat et ex nostra voluntate compositum: nemine audente comparare ea quae antiquitas habebat et quae nostra auctoritas introduxit, quia multa et maxima sunt, quae propter utilitatem rerum transformata sunt. adeo ut et si principalis constitutio fuerat in veteribus libris relata, neque ei pepercimus, sed et hoc corrigendum esse putavimus et in melius restaurandum. nominibus etenim veteribus relictis, quidquid legum veritati decorum et necessarium fuerat, hoc nostris emenda297 tionibus servavimus ... .

Die Urheber der Epitomai, Florilegien oder Kompendien täuschten zwar den Lesern nicht vor, es handele sich bei ihren Schriften um die originalen Werke der ursprünglichen Verfasser, sondern verstanden sich meist selbst als Autoren, welche ihre Vorgänger schöpferisch nutzten, und verbreiteten – im Unterschied zu verfälschenden Interpolatoren oder anonym agierenden Revisoren – ihre Erzeugnisse unter eigenem Namen298. Freilich vermischten und erweiterten sie dabei die aus den Originalen herausgepflückten Stücke regelmäßig, aber in durchaus unterschiedlichem Umfang, mit selbstverfaßtem Text und ließen sich bei der Anlage ihrer Bücher einerseits vom Ziel der brevitas299, andererseits von inhaltlichen Erwägun297 In der Konstitution Omnem wird die neue Rechtsordnung – omnis rei publicae nostrae sanctio – als purgata und composita (prooem. [ed. Behrends - Knütel - Kupisch Seiler, vol. 2, S. 61]) sowie als institutiones ex omni paene veterum institutionum corpore elimatae et ab omnibus turbidis fontibus in unum liquidum stagnum conrivatae (2 [ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 64]) gerühmt, während die alten Juristenbücher et ipsi confusi et iura utilia in se perraro habentes (1 [ed. Behrends Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 62]) gewesen seien und viel Überflüssiges (multae partes eorum quasi supervacuae) enthalten hätten. 298 Besonders nachdrücklich betont der Grammatiker Phocas in der Praefatio zu seinem Werk De nomine et verbo (GL 5 Keil, S. 410): ars mea multorum es, quos saecula prisca tulerunt: | sed nova te brevitas asserit esse meam. | omnia cum veterum sint explorata libellis, | multa loqui breviter sit novitatis opus. Diese Stelle ist deshalb erhellend, weil im allgemeinen auch für Phocas eben nur die brevitas, nicht der Inhalt, die Schrift zu seinem eigenen Werk macht (GL 5 Keil, S. 411): quo in opere nihil mihi sumam, nec a me novi quicquam repertum adfirmabo. multa namque ex multorum libris decerpta concinna brevitate conclusi, ut nec ieiuna parum instruat conpensatio, nec verbosa prolixitas fastidium legentibus moveat – ein Argument, das in Prologen, Praefationes und Widmungen zu Epitomai und Florilegien immer wieder begegnet (vgl. schon den Prolog des 2. Makkabäerbuchs). 299 Nur beiläufig sei erwähnt, daß die Kompendienliteratur auch das gegenteilige Verfahren kennt, nämlich Zusätze und die Erweiterung von Textstellen (vgl. dazu Opelt [1962] 971 und Reitz [2007] 341/46), die im Original als zu kurz und daher schwerverständlich empfunden wurden; vgl. Agroecius, der seine Vorlage, die Schrift De orthographia des Flavius Caper, durch eigene Zusätze ergänzt (epist. ded. [GL 7 Keil, S. 113]: quaedam

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gen leiten300: brevitas bedeutete ganz praktisch, vor allem bei Autoren, die ein umfangreiches Œuvre aufzuweisen hatten, daß die Bücher geringeren Aufwand an Lektüre und Kosten verursachten301 und darüberhinaus der Gedankengang des Texts dem Leser einprägsamer erschien302, verfolgte aber zuweilen auch stilistische Absichten. Sehr häufig bediente man sich der Argumentation, das Original sei inhaltlich wertvoll303, leide aber in seiner formalen Gestaltung an störender redundantia, verbositas, prolixitas,

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adicienda subieci, es folgt die Angabe der Gründe), sowie Phocas (GL 5 Keil, S. 411) über solche Grammatiker, die ihm vorkamen dum brevitate student, admodum diffusam coartasse materiam, ut sterili conpendio nihil ad integram scientiam lectoribus conferant. Vgl. Iust. epist. ded. (s. oben Anm. 283; dazu Galdi [1922] 112/15 und Gärtner - Eigler [1997] 1176); Ianuarius Nepotianus epit. epist. ded. (ed. Kempf, S. 592); Agroec. epist. ded. (GL 7 Keil, S. 113f.); Iordanes Get. epist. ded. (MGH auct. ant. 5, 1, S. 53f.; vgl. Opelt [1962] 968); aus späterer Zeit in ganz ähnlicher Terminologie die Bearbeitung und Erweiterung Eutrops durch Paulus Diaconus (hist. Rom. epist. ded. [MGH auct. ant. 2, S. 4f.]). Daß diese Gründe auch den privaten Umgang mit Büchern bestimmen konnten, mag man aus der, zugegebenermaßen stark stilisierten, Episode bei Sidon. epist. 9, 9, 6/8 ersehen (ed. Loyen, vol. 3, S. 149f.; dazu kurz Caltabiano [1996] 128); vgl. außerdem Dorandi (2000a) 27/50 zur antiken Praxis des legere, adnotare, excerpere fremder Schriften, welcher sich zur Materialbeschaffung besonders die Buntschriftsteller und fachwissenschaftlichen Autoren, wie z.B. Plutarch, Cicero oder Plinius der Ältere, bedienten. Vgl. Eugippius über seine Exzerpierung der Schriften Augustins (exc. Aug. epist. ded. [CSEL 9, S. 2f.]): nam omnia illius habere vel invenire quis possit? ... saltem illi quibus plenaria tanti desunt operis his fortasse delectabuntur excerptis, quia facilius unum codicem quis poterit sibi parare quam multos sowie aus späterer Zeit Hrabanus Maurus über seine aus den Kirchenvätern exzerpierte expositio zum Matthäusevangelium (MGH epist. 5, aevi carol. 3, S. 388). Eine ganz handfeste Erleichterung, die sich aus der brevitas seines grammatischen Kompendiums De nomine et verbo ergebe, benennt Phocas (GL 5 Keil, S. 410): te longinqua petens comitem sibi ferre viator | ne dubitet parvo pondere multa vehens. Vgl. den Prolog zum 2. Buch der Makkabäer (dazu kurz Gärtner - Eigler [1997] 1176) und besonders Cyprian, der seine Testimonia ad Quirinum mit folgenden Hinweisen einleitet (CCL 3, S. 3f.): ... ita a nobis sermo conpositus et libellus conpendio breviante digestus est, ut quae scribebantur non copia latiore diffunderem, sed quantum mediocris memoria suggerebat, excerptis capitulis et adnexis necessaria quaeque colligerem, quibus non tam tractasse quam tractantibus materiam praebuisse videamur. sed et legentibus brevitas eiusmodi plurimum prodest, dum non intellectum legentis et sensum liber longior spargit, sed subtiliore conpendio id quod legitur tenax memoria custodit ... quae legenti tibi interim prosunt ad prima fidei liniamenta formanda. plus roboris tibi dabitur et magis ac magis intellectus cordis operabitur scrutanti scripturas veteres ac novas plenius et universa librorum spiritualium volumina perlegenti. nam nos nunc de divinis fontibus inplevimus modicum quod tibi interim mitteremus. bibere uberius et saturari copiosius poteris, si tu quoque ad eosdem divinae plenitudinis fontes nobiscum pariter poturus accesseris; auch Phocas (GL 5 Keil, S. 410) über das late copioseque scribere der Grammatiker, mit der Folge, ut superflua interdum ubertate narrationis memoria confundatur. Vgl. auch Donats Widmungsbrief zur Vergilvita (epist. ded. [ed. Bayer, S. 212]) sowie Opelt (1962) 945.

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ubertas. Die Rechtfertigung der Eingriffe liegt also darin, daß der Bearbeiter nicht bloß ausläßt und unterdrückt (z.B. praeter-mittere, o-mittere, praeter-gredi, praeter-ire, trans-ire, re-primere, re-secare), sondern vielmehr den nützlichen Kern des Texts herausholt und stärker zur Wirkung bringt (z.B. ex-/de-cerpere, e-nucleare, e-ligere, de-florare), um damit dem Publikum lästigen, weil überflüssigen, Aufwand (fastidium!) bei der Lektüre zu ersparen304. So begründet beispielsweise Ianuarius Nepotianus, der nach Ansicht der neueren Forschung im vierten Jahrhundert nach Christus Valerius Maximus epitomierte, seine Bearbeitung gegenüber dem Auftraggeber Victor mit der Kritik, das Original enthalte zwar Wissenswertes, die Lektüre falle jedoch wegen seines allzu ausladenden, den Leser gleichsam bremsenden Stils derart lästig, daß es nur von wenigen Leuten überhaupt gelesen werde und beinah in Vergessenheit geraten sei. Daher dürfte es gar nicht auffallen, wenn er einerseits durch umfängliche Tilgungen und Auslassungen die Redundanzen beschneiden, andererseits auch einzelne Ergänzungen vornehmen werde! Ianuarius Nepotianus zeigt sich hier also durchaus nicht als bescheidener Epitomator, der dem echten Opus eine leichter lesbare, kürzere Version an die Seite stellen möchte. Vielmehr tritt bei ihm die Absicht deutlich hervor, die eigene Bearbeitung an die Stelle des vermeintlich obsoleten Originals zu setzen, also das Selbstbewußtsein, diese könne als neues, eigenständiges Werk Geltung erlangen. Nicht zufällig nennt er an derselben Stelle seine Epitome pointiert „dieses mein eigenes Werk“ (hoc meum!)305. Ein weiteres Beispiel aus der christlichen Literatur, das später noch ausführlicher zur Sprache kommen soll: In der Einleitung zu dem Liber de miraculis beati Andreae apostoli, der wohl Gregor von Tours zuzuweisen ist306 und sich als Bearbeitung einer älteren Vorlage gibt, wird deutlich ausgesprochen, daß die unerträgliche verbositas des Originals zu Lasten des Inhalts gehe und daher zurückgeschnitten werden müsse (praef. [MGH script. rer. meroving. 1, 2, S. 377; s. unten S. 256/58]). 304 Iustinian nimmt die verbositas vieler Rechtskommentatoren, die zur Konfusion der Rechtsüberzeugungen und zu falschen Interpretationen der Rechtsnormen geführt hätten, gar zum Anlaß, für die Zukunft ein Kommentierungsverbot über das Corpus iuris civilis auszusprechen (vgl. die Konstitutionen Deo auctore 12; Tanta 21; Devdwken 21; dazu Klingenberg [1995] 410). 305 Epit. epist. ded. (ed. Kempf, S. 592): digna enim cognitione componit [sc. Valerius Maximus], sed colligenda producit, dum se ostentat sententiis, locis iactat, fundit excessibus, et eo fortasse sit paucioribus notus, quod legentium aviditati mora ipsa fastidio est. recidam itaque, ut vis, eius redundantia et pleraque transgrediar, nonnulla praetermissa conectam. sed hoc meum nec nervum antiquorum habebit nec fucum novorum. et cum integra fere in occulto sint et praeter nos duo profecto nemo epitomata cognoscat, hoc tutius abutor otio tibique pareo. Vgl. Galdi (1922) 134/40 (mit Datierung ins dritte Jahrhundert nach Christus) und Opelt (1962) 959f. 961. 306 Vgl. Zelzer, Klaus (1977), dort auch zu dem ähnlichen Fall der Thomasmirakel.

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Einen Katalog epitomatorischer Maßnahmen – und der Motive, welche die Bearbeiter antrieben! – liefert indirekt Iamblichus von Chalkis in der vierten Abhandlung seines Pythagoreischen Kompendiums. Ausgiebig habe er darin die Schriften, vor allem die Arithmetikeinführung, des Pythagoreers Nicomachus benutzt, da dieser die Lehre des Pythagoras treu bewahrt habe. In seiner eigenen Paraphrase sei er ernsthaft „an der unveränderten Tradierung der seiner Meinung nach authentischen Texte interessiert gewesen“307 und habe gerade nicht das übliche, kritikwürdige Kompilationsverfahren angewandt (in Nic. 4f. [ed. Pistelli - Klein, S. 5]; deutsche Übersetzung s. unten S. 291): eij ga;r dia; pavnta tau'ta prokrivnomen to;n a[ndra tou'ton wJ" ajriqmhtikwvtaton, eijkovtw" dh; dia; tou'to kai; tivqemen o{lhn aujtou' th;n ajriqmhtikh;n tevcnhn, oujc hJgouvmenoi dei'n ou[te ajtelw'" aujth;n ejkfevrein ajkrwthriavsanta" aujth'" ta; prohgouvmena, ou[te metagravfein: peritto;n ga;r kai; tou'to: ou[te sfeterivzesqai ta; gegrammevna: ajgnwmosuvnh" ga;r ejscavth" e[rgon ajfairei'sqai th'" ejpiballouvsh" dovxh" to;n suggegrafovta. ajll j oujde; dia; tou'to dei' ajllotrivou" tw'n Puqagorikw'n diatribw'n lovgou" poiei'sqai: oujde; ga;r kaina; levgein hJmi'n provkeitai, ajlla; ta; dokou'nta toi'" palaioi'" ajndravsin, o{qen oujde;n ou[te ajfelovnte" ou[te prosqevnte" aujth;n th;n Nikomavceion tevcnhn h[dh paratiqevmeqa ejn toi'" lovgoi".

Ihre inhaltlichen Auswahlkriterien hingegen bestimmen die Epitomatoren meist nur sehr allgemein, für den Leser kaum genau nachvollziehbar: Bewahren wollen sie das cognitione dignum, das necessarium, das cognoscendi voluptate iucundum, während im Gegenteil das superfluum/supervacuum, das abstrusum, zur Kürzung verurteilt wird. Herrscht nun in diesen Kriterien ebenfalls – diesmal allerdings auf den Inhalt bezogen – das Motiv der brevitas vor, so spielen vor allem bei lehrhaften Texten auch dogmatische Gründe eine nicht zu unterschätzende Rolle: Die Epitomierung kann durchaus als zensorisches Mittel eingesetzt werden und berührt sich dann eng mit revisorischen Maßnahmen, bei denen ganze Schriften fremder Autoren so tiefgreifend überarbeitet werden, daß die gesamte inhaltliche Aussage gegen die Intention des Verfassers verfälscht wird. Instruktiv ist in dieser Hinsicht das Verfahren, nach dem Primasius, Bischof von Hadrumetum (Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christus), den Apokalypsekommentar des Tyconius benutzte308. Tyconius beeinflußte die lateinische Exegese der biblischen Apokalypse für lange Zeit und wurde bis ins frühe Mittelalter breit rezipiert, obwohl er als Donatist, also als Häretiker, bekannt war. Dieser Makel hatte später zur Folge, daß sein Kommentar im Original nicht mehr tradiert wurde, und bereits im fünften 307 Staab (2003) 158. 308 Vgl. grundlegend Haussleiter (1887) passim und (1891) passim; Steinhauser (1987) passim; Dulaey (1991a) passim und Romero-Pose (2002) 156. 163/66.

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und sechsten Jahrhundert stellte sich die Frage, wie denn dieses Werk, in dem dogmatisch annehmbare und wertvolle Auslegungen neben häretischen standen, überhaupt gelesen und verwertet werden könne309. Primasius erklärte sein Vorgehen in der Vorrede seines eigenen Apokalypsekommentars (in apoc. epist. ded. [CCL 92, S. 1f.]): sed etiam [sc. außer aus Augustinus] a Ticonio quondam Donatista certa, quae sano congruunt sensui, defloravi et ex eis quae eligenda fuerant, exundantia reprimens inportuna resecans et inpolita conponens catholico moderamine temperavi. multa quippe in ipso eius opere repperi et supervacua et inepta et sanae doctrinae contraria, ita ut et de causa, quae inter nos et illos vertitur, secundum pravitatem cordis sui loca nocentia captaret, nostraeque ecclesiae noxia expositione putaret mordaciter inludendum. nec mirum quod haereticus rem sibi congruam fecerit, sed vel quod invenire potuit defloranda. quod tamen ille facere iniuste temptavit, nobis curae fuit locorum opportunitatibus nactis veraciter exsequi eorumque errorem convincendo cassare. sicut autem pretiosa in stercore gemma prudenti debet cura recolligi et reperta dignitati ingenuae revocari, ita undecumque veritas clareat, catholicae defendenda est unitati ...

Gemäß dem inhaltlichen, dogmatischen Kriterium christlicher Rechtgläubigkeit griff Primasius auf Tyconius, seine Hauptquelle, ausgiebig zurück310, teils Wort für Wort, teils in Paraphrasen, teils freier verwandelnd in Verbindung mit eigenen Ausführungen, so daß sein Kommentar heute eine wichtige Hilfe bei der Rekonstruktion des älteren Tyconius darstellt311. Cassiodorus dagegen legte, obschon er seinerseits den Kommentar des Primasius im Vivarium besaß und nachdrücklich zur Lektüre em309 Vgl. beides bei Gennadius vir. ill. 18 (ed. Bernoulli, S. 68): (Tichonius) ... in divinis litteris eruditus iuxta historiam sufficenter, in saecularibus non ignarus fuit, in ecclesiasticis quoque negotiis studiosus ... omnibus agnoscitur Donatianae partis fuisse ... Ambrosius Autpertus (zweite Hälfte des achten Jahrhunderts) gibt in seinem eigenen Apokalypsekommentar Tyconius dort, wo er auf ihn Bezug nimmt (z.B. 4, 9, 16 und 7, 15, 6a [CCL Cont. Med. 27 A, S. 359 und 589f.]), durchgehend den Beinamen Donatista (vgl. Steinhauser [1987] 137/40). Zur Nachwirkung des Tyconius vgl. Dulaey (1991a) 1355 und Pollmann (2002) 47/49 (mit Lit.), zur späteren Überlieferung auch Gryson (1997) 189f. 310 Vgl. Haussleiter (1887) 16f. 21 („das Werk des Donatisten wird wie herrenloses Strandgut behandelt, das von Rechts wegen der Kirche gehört und von deren treuem Sohne nur gereinigt und ausgelesen zu werden braucht“). 22f. und (1891) 17; Bardy (1935) 379 („le commentaire de Primasius peut presque être regardé comme une édition catholique de celui de Tyconius“, mit Lit.); de Ghellinck (1947) 231f. und Steinhauser (1987) 75. 78f. 81. 83/88. 311 Vgl. auch Ambr. Autp. in apoc. praef. (CCL Cont. Med. 27 A, S. 4): Donatista etiam Tyconius, multipliciorem in ... Apocalypsi edidit explanationem. quique etsi multa spiritalium sensuum mella congessit, veneno tamen perfidiae eadem commiscuit. post quem Primasius, Africanae ecclesiae antistes, vir per omnia catholicus, atque in divinis scripturis eruditus, quinque praedictam Apocalypsin enodavit libris. in quibus, ut ipse asserit, non tam propria quam aliena contexuit, eiusdem scilicet Tyconii bene intellecta deflorans, prava quaeque abiciens, atque inconposita conponens ...

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pfahl312, seinen Mönchen nichtsdestotrotz ebenso den vollständigen Tyconiustext vor, in dem er die dogmatisch verfänglichen Stellen zuvor durch Marginalnoten kenntlich gemacht hatte (inst. 1, 9, 3 [ed. Mynors, S. 33])313: Ticonius etiam Donatista in eodem volumine [sc. in Apocalypsi] quaedam non respuenda subiunxit, quaedam vero venenosi dogmatis sui fecilenta permiscuit; cui tantum in bonis dictis crhvsimon, in malis a[crhston quantum transiens valui reperire, ut arbitror, competenter affixi. quod et vobis similiter in suspectis expositoribus facere suademus, ne lectoris animus fortasse turbetur nefandi dogmatis permixtione confusus.

Welche Folgen die verfälschende Epitomierung und Exzerpierung fremder Schriften zeitigen konnten, erhellt aus einer spätantiken Episode, die Augustinus überliefert und nicht von ungefähr in den polemischen Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Christen und Häretikern einzuordnen ist314. Schon bald nachdem Augustinus das erste Buch seines Werks De nuptiis et concupiscentia, gewidmet dem comes Valerius, herausgegeben hatte, veröffentlichte im Jahr 419 nach Christus Iulianus von Aeclanum eine Antwortschrift, die vier Bücher Ad Turbantium. Eine namentlich nicht bekannte Person exzerpierte nun diese confutatio und sandte die Auszüge über Valerius und Alypius eilig an Augustinus315 – der seinerseits, ohne das Werk Iulians vollständig in Augenschein genommen zu haben, erneut zur Feder griff und mit dem zweiten Buch De nuptiis et concupiscentia seinem Gegner erwiderte. Erst als er später selbst in den Besitz der gesamten vier Bücher Ad Turbantium gekommen war und sie ganz gelesen hatte, bemerkte er, daß jene Exzerpte erheblich von dem Original abwichen316, und schloß daraus, deren Verfasser habe den Text Iulians absichtlich verändert (Widmungsbrief zu Contra Iulianum = epist. 207 [CSEL 57, S. 341f.]):

312 Inst. 1, 9, 4 (ed. Mynors, S. 33): nostris quoque temporibus Apocalypsis praedicta beati episcopi Primasii, antistitis Africani, studio minute ac diligenter quinque libris exposita est; vgl. Steinhauser (1987) 94f. und Dulaey (1991a) 1355. 313 Vgl. Speyer (1971) 19. 314 Vgl. Bruckner (1897) 33/75; Caltabiano (2001c) 89f. und Lössl (2003) 281183. 315 Vgl. nupt. et concup. 2, 1f. (CSEL 42, S. 254): ... prolatas ab eo [sc. Alypio] chartulas legi, quas post eius de Ravenna profectionem Romam mittere ipse curasti, ubi adversariorum potui vaniloquia reperire, ad ea respondere adiuvante domino quanta possum veritate et scripturarum divinarum auctoritate proposui. chartula, cui nunc respondeo, hoc titulo praenotatur: „capitula de libro Augustini quem scripsit contra quae de libris pauca decerpsi“ ... (mit dem Rest des Kapitels und c. Iulian. op. imperf. 1, 17 [CSEL 85, 1, S. 14f.]). 316 Bei Bruckner (1897) 42/46 findet sich ein genauerer Vergleich der beiden Fassungen einer ausgewählten Textstelle mit dem Ergebnis, der Exzerptor habe oft gekürzt, Zusätze vorgenommen und „gelegentlich auch willkürlich geändert“. Allerdings gebe es keinen Anlaß, von einer böswilligen, gegen Iulianus gerichteten Absicht auszugehen. Der autoritative Anspruch der chartulae sei nicht von dem Veranstalter dieser „flüchtigen Blumenlese“ erhoben worden, sondern ihnen erst durch die Benutzung Augustins zugekommen.

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nam de his quattuor libris [sc. Iulians Ad Turbantium] nonnulla decerpta scripserat nescio quis ad inlustrem et religiosum virum comitem Valerium ad317 versus eundem librum meum, quem me ad illum scripsisse cognoverat . quae cum in manus meas eodem sublimi viro curante venissent, illi primo non distuli secundum volumen adiungere, in quo illa omnia, sicut potui, refutavi. sed nunc eosdem libros cum diligentius inspicerem, comperi illum, qui non318 nulla inde selegerat, non omnia ita posuisse, ut in his libris legitur . unde poterit videri Iuliano vel cuilibet illorum me potius fuisse mentitum, quia utique non sicut hi quattuor libri ita illa, quae de his excerpta et memorato comiti missa sunt, innotescere potuerunt. Quisquis ergo et illum secundum librum meum ad comitem identidem Valerium sicut conscriptum legit, noverit me in quibusdam non respondisse Iuliano sed ei potius, qui de libris eius illa selegit et non ita posuit, ut invenit, sed aliquantum putavit esse mutanda, for319 tasse ut eo modo quasi sua [!] faceret, quae aliena esse constaret .

Die verfahrene Situation320 versuchte der Bischof also zu lösen, indem er die Leser des zweiten Buchs De nuptiis et concupiscentia informierte, es richte sich nicht nur gegen Iulianus, sondern auch gegen den anonymen decerptor, und schließlich eine weitere Schrift gegen seinen Widersacher herausgab, die sieben Bücher Contra Iulianum321. Nach der möglichst genauen Rekonstruktion der Vorlage, auf welche der Epitomator einer Schrift zurückgriff und in welcher möglicherweise der originale Wortlaut bereits entstellt war, erweist sich also die genaue Prüfung322, ob in einem Exzerpt das aus dem exemplar ausgehobene 317 Vgl. retract. 2, 53 (CCL 57, S. 131): ut autem duo libri essent, primus venit in Iuliani Pelagiani manus, et scripsit adversus eum libros quattuor, ex quibus quidam nonnulla decerpsit et comiti Valerio misit, ille vero ad nos. quae cum accepissem, alio libro ad eadem ipsa respondi. 318 Vgl. c. Iulian. op. imperf. 1, 16 (CSEL 85, 1, S. 14): si hoc non fecisti, ille fecit, qui de libris tuis ea quae comiti Valerio putavit mittenda esse decerpsit. quod eum non credens ego fecisse mendaciter auctori tribui, quod decerptori debui. tuos quippe libros nondum legeram, sed quae ille ex eis decerpserat legeram und retract. 2, 62 (CCL 57, S. 139): interea libri quattuor Iuliani Pelagiani, quos supra commemoravi, venerunt etiam in manus nostras. in quibus comperi illa, quae ex eis decerpserat qui ea comiti Valerio miserat, non omnia eo modo quo a Iuliano dicta sunt ad eundem comitem scripta, sed nonnulla eorum aliquantum fuisse mutata. scripsi ergo sex libros adversus illos quattuor ... 319 Iulianus griff in der sich anschließenden Kontroverse diesen Irrtum seines Gegners offen an (vgl. c. Iulian. op. imperf. 1, 13/19 [CSEL 85, 1, S. 12/17]). 320 In der Zwischenzeit hatte Iulianus eine weitere Gegenschrift (Ad Florum) veröffentlicht, auf die Augustinus zunächst mit dem Contra Iulianum opus imperfectum reagierte. 321 Zum weiteren Fortgang der Auseinandersetzung zwischen Augustinus und Iulianus vgl. Bruckner (1897) 33/75 und kurz Lössl (2003) 281183. 322 Vgl. Galdi (1922) 335/41, der mit Recht darauf hinweist, daß gerade dann, wenn das Original verloren oder korrupt ist, der kritischen Prüfung einer erhaltenen Epitome hohe Bedeutung zukommen kann. Canfora (2002) 47f. zeigt am Beispiel der Epitomai, die man in konstantinischer und byzantinischer Zeit aus Diodors Geschichtswerk fertigte, daß sich manche Bearbeiter im Umgang mit dem Original eine weitaus größere Freiheit

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Textgut originalgetreu bewahrt oder verändert wurde, etwa um es dem Duktus der kompilatorischen Sammlung einzupassen, als ein wichtiges Anliegen der Text- und Echtheitskritik. Doch abgesehen von der kritischen Analyse des tradierten Texts im engeren Sinn erwächst der Echtheitsforschung in diesem Zusammenhang noch eine weitere Aufgabe: Bereits die Zeitgenossen ließen den exzerpierenden Zugriff auf literarische Werke anderer nicht unwidersprochen – die Erkenntnis „Jeder, der einen Text verfaßt, weiß, daß dieser Text auch kürzer oder länger sein könnte“323 führte also durchaus nicht zu einer vorbehaltlosen Rechtfertigung literarischer Reduktionsformen. Demetrius Lacon etwa (s. unten S. 223f.) erkannte in der weitverbreiteten Methode der Philosophielehrer, die Schriften Epikurs324 für den Unterricht zusammenzuschneiden (PHerc. 1012, col. 51 [ed. Puglia (1988) 175]: suntomiv[a" ... sto]cazovmenoi kai; ka[ta; th;n tw']n ajkouovntwn di[dach;n aJr]mozovmenoi pol[lavki" kai;] th;n paravdosin [tw'n doko]uvntwn ...) und damit der Masse nach dem Munde zu reden (ajrevskonte[" toi'" pollo]i'" tou'to poiou'[nte" ...), also in einem textund echtheitskritischen Problem, einen wichtigen Grund für die inhaltlichen Aporien bei der Interpretation dieser Texte325. Überhaupt muß man, wie Whittaker in einem instruktiven Aufsatz gezeigt hat, gerade bei Epitomai philosophischer Werke mit „the persistent inclination of the scholars and writers ... to introduce into their quotations deliberate alteration“326 rechnen, welche sich in den üblichen diaskeuastischen Maßnahmen der Tilgung, der Interpolation, der Änderung durch Ersatzfassung und der Umstellung darstellte327. Später, im ersten Kapitel der Schrift Suvnoyi" peri; sfugmw'n ijdiva" pragmateiva", distanziert sich auch der Mediziner Galen, obwohl er die verkürzende Bearbeitung seiner Werke nicht grundsätzlich ablehnt, von „nicht richtig“ veranstalteten Epitomai, also von solchen, die

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erlaubten als andere. Nur am Rande sei bemerkt, daß sich dem Echtheitskritiker bei der Untersuchung von Stellen, an denen antike Autoren innerhalb eines eigenen Werks ältere Literatur zitieren, ähnliche Aufgaben stellen. Auch solche Sekundärüberlieferung weist oftmals die typischen Merkmale diaskeuastischer Verformung auf, also Tilgungen, Zusätze oder Änderungen. Raible (1995) 56. Epitomai aus den Werken Epikurs sind auch sonst belegt: Diogenes Laertius erwähnt einmal (10, 118 [ed. Long, vol. 2, S. 549]) den späteren Epikureer Diogenes von Tarsus als Herausgeber einer ejpitomh; tw'n jEpikouvrou hjqikw'n dogmavtwn. Puglia (1988) 272f. zeigt auf, daß Demetrius keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Kompendien hegte, sondern nur gegen „epitomi mal fatte e controproducenti“; vgl. auch Snyder (2000) 54f. Whittaker (1989) 64. Vgl. Whittaker (1989) 68 (über den frühkaiserzeitlichen Platonepitomator Alcinous: „His technique of manipulating the text of Plato and others is not peculiar to himself but at the very least characteristic of his epoch, and in large measure of Greek literature generally“). 71.

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zum Schaden der Leser die Echtheit des Texts entstellten328. Um solchen Verfälschungen entgegenzuwirken, habe er sich gezwungenermaßen selbst an die Epitomierung des betroffenen Werks gemacht und gebe diese suvnoyi" nun heraus329. Schließlich gibt auch die Widmungsepistel, die Aelius Donatus, an Lucius Munatius adressiert, seiner Vergilvita voranstellte, indirekten Aufschluß über typische Polemik gegen das epitomatorische Verfahren. So erwartet er durchaus Kritik wegen seines Strebens nach brevitas (epist. ded. [ed. Bayer, S. 212]: adeo de multis pauca decerpsi, ut magis iustam offensionem lectoris expectem, quod veterum sciens multa transierim, quam quod paginam compleverim supervacuis) und betont ausdrücklich, er habe nicht nur den Inhalt, sondern auch den Wortlaut der ausgehobenen Exzerpte aus älteren Autoritäten aufs genaueste respektiert: cum enim liceret usquequaque nostra interponere, maluimus optima fide [!], quorum res fuerant, eorum etiam verba servare. Die Verstöße gegen den echten Autor können sich folglich auf mehreren verschiedenen Ebenen vollziehen: durch die interpolatorische Veränderung des einzelnen Exzerpts; dann durch die Auslassung unabdingbarer, sinnbildender Elemente der Vorlage und die daraus resultierende Zerstörung des kontextuellen Gefüges330 sowie durch die neue Anordnung des gekürzten Texts und die verfälschende Konstruktion eines neuen Zusammenhangs. Letzteres gilt insbesondere für die Epitomai331, die sich von den Florilegien insofern unterscheiden, als in ihnen 328 Ed. Kühn, vol. 9, S. 433: ejpeidh; a[llou" e[gnwn ejpitoma;" poioumevnou" tw'n ejmw'n pragmateivwn oujk ojrqw'", ai|" ejntugcavnonte" oiJ ta;" diexovdou" ajnaginwvskein ojknou'nte" blavptontai, dia; tou't’ aujto;" hjnagkavsqhn ejpi; thvnde th;n pra'xin ajfikevsqai para; th;n ejxarch'" gnwvmhn, kai; prwvthn ge pasw'n th;n peri; sfrugmw'n pragmateivan eij" suvnoyin h[gagon. 329 Vgl. Opelt (1962) 958: „Die Epitome aus dem eigenen Werk ist also ein Produkt des literarischen Konkurrenzkampfes; es soll dem unabweisbaren Bedürfnis des Publikums nach kurzer Unterrichtung genügen u. dem Schutz des geistigen Eigentums, der Lehre, des Verfassers dienen. Der Auszug aus dem eigenen Werk ist also ein Kompromiß: der Verfasser verkürzt sein Werk, damit es nicht von anderen verstümmelt wird“ und Gärtner - Eigler (1997) 1177. 330 Laktanz deutet im Widmungsbrief zu der Epitome seines Hauptwerks, der Institutiones divinae (vgl. Opelt [1962] 966f. 968), eben diese Gefahr kürzender Bearbeitungen an (ed. Heck - Wlosok, S. 1): fit enim totum et minus plenum, cum tanta rerum multitudo in angustum coartanda sit, et brevitate ipsa minus clarum, maxime cum et argumenta plurima et exempla, in quibus lumen est probationum, necesse sit praeteriri, quoniam tanta eorum copia est, ut vel sola librum confici possint ... sed enitar quantum res sinit et diffusa substringere et prolixa breviare, sic tamen, ut neque res ad copiam neque claritas ad intellegentiam deesse videatur. 331 Vgl. Galdi (1922) 335; Opelt (1962) 944. 960f. und Gärtner - Eigler (1997) 1175: „Man sieht die Epitome von verwandten Formen mit loserer Kohärenz (Periocha, Excerpta, Florilegium, Katene und Hypothesis) dadurch abgegrenzt, daß sie einen eigenen redaktionellen Plan aufweist ..., mit dem Grundzüge wiedergegeben werden ...“.

C. Verfälschende Epitomai und Florilegien

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die ausgehobenen Textkörper nicht bloß isoliert, als Einzelstücke aneinandergereiht, sondern zu einem einheitlicheren Ganzen zusammengefügt werden. Im übrigen wurde das Verfahren der Bearbeiter, die Epitomai unter eigenem Namen zu veröffentlichen und damit nicht als gleichsam nur abgewandeltes Original auszugeben, von den Kritikern keineswegs immer als Zeichen von Aufrichtigkeit gewertet, wie man angesichts der vielen anonymen Verfälschungen und Revisionen antiker Texte annehmen könnte. Im Gegenteil beurteilte man dieses Vorgehen durchaus auch als Anmaßung der Leistung und der Anerkennung, die allein dem ursprünglichen Autor zukomme (vgl. oben Iamblichus von Chalkis: ajgnwmosuvnh" ga;r ejscavth" e[rgon ajfairei'sqai th'" ejpiballouvsh" dovxh" to;n suggegrafovta). Die Verfasser von Epitomai und Florilegien begegnen solchen Einwänden mit unterschiedlichen Argumenten und Maßnahmen, etwa dadurch, daß sie bei jedem Exzerpt den Namen des Autors, oft auch die Fundstelle des betreffenden Werks, genau angeben, oder ihr Buch überhaupt nur als Einleitung für eine spätere, intensivere Beschäftigung mit dem vollständigen Original ausgeben. So äußert sich schon Cyprian über seine Testimonia ad Quirinum (s. oben Anm. 302), und auch Eugippius scheint ähnlichen Vorwürfen vorbauen zu wollen, wenn er im Widmungsbrief zu den Excerpta aus Augustinus seine Arbeit folgendermaßen motiviert (exc. Aug. epist. ded. [CSEL 9, S. 2f.]): pauca proinde quae congessi non solum mihi qui sensu censuque sum pauper sed etiam his qui utroque praediti sunt munere profutura confido. nam cum in manus eorum haec eadem excerpta pervenerint, aut ardore mendicantis accensi aut inordinata, ut assolet, congestione permoti dabunt operam vel plura studiosius habere vel ex his aptiora decerpere atque in unum corpus redacta saepius lectitare. ita forsitan imperiti desiderium compendiis poterit militare doctorum. plerumque enim quod ineptius a parvis arripitur a magnis aptius adimpletur ... a singulis sane capitulis diversae res vel etiam quaestiones atque sententiae de quo opere vel libro sint indicantur, ut, si quis ignorat ubi eas plene possit invenire, cognoscat.

Die Excerpta gewinnen durch diese Ankündigung eher den Charakter einer Hinführung zum Gesamtwerk Augustins332. Ähnlich rät Cassiodorus in der Praefatio zu De orthographia (GL 7 Keil, S. 145): siquis autem auctores orthographos in textu suo legere fortasse voluerit, transcriptos inveniet quos ego, quantos potui reperire, monasterio meo praestante domino de332 Vgl. Cassiodors Anerkennung inst. 1, 23, 1 (ed. Mynors, S. 61f.): hic ad parentem nostram Probam, virginem sacram, ex operibus sancti Augustini valde altissimas quaestiones ac sententias diversasque res deflorans, in uno corpore necessaria nimis dispensatione collegit et in trecentis triginta octo capitulis collocavit. qui codex, ut arbitror, utiliter legitur, quando in uno corpore diligentia studiosi viri potuit recondi, quod in magna bibliotheca vix praevalet inveniri sowie Gorman (1984) 71f.; Bouhot (1998) 30f. und Zelzer, Michaela (2001) 308f.

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C. Verfälschende Epitomai und Florilegien

reliqui, ut latius dicta probare possitis in auctoribus suis, quos nos propter fastidium vestrum deflorandos esse putavimus. Daß trotz dieser Beteuerungen anspruchsvollere Originale durch die Konkurrenz der Epitomai und Florilegien, insbesondere durch die Kürzung und die sprachlich-stilistische Vereinfachung, teils vollkommen verdrängt wurden und nur die Bearbeitungen die Zeiten überdauerten, war schon den antiken Autoren bewußt: „i compendi vengono preferiti agli originali“333. Von dieser Kritik unberührt bleibt freilich die wichtige Differenzierung, daß diejenige Kurzfassung, die von dem ehrlichen Anliegen getragen war, den Inhalt eines riesigen Originals für den Leser überschaubar – und bezahlbar – zu machen, ein milderes Urteil verdient als ein Machwerk, das dem Gesamtsinn der Vorlage nicht gerecht wurde, zuweilen gar willkürlich oder zensorisch in den Wortlaut und den Gehalt der Quelle eingriff. Schon Cicero schreibt in seiner Frühschrift De inventione (2, 2, 6 [ed. Achard, S. 145]) über ein (verlorenes) Kompendium, das Aristoteles aus älteren rhetorischen Schriftstellern angelegt habe: ac veteres quidem scriptores artis usque a principe illo atque inventore Tisia repetitos unum in locum conduxit Aristoteles et nominatim cuiusque praecepta magna conquisita cura perspicue conscripsit atque enodata diligenter exposuit; ac tantum inventoribus ipsis suavitate et brevitate dicendi praestitit ut nemo illorum praecepta ex ipsorum libris cognoscat, sed omnes qui quod illi praecipiant velint intellegere ad hunc quasi ad quendam multo commodiorem explicatorem revertantur.

333 Canfora (2002) 92; vgl. auch Chadwick, Henry (1969) 1139 und Cambiano (1990) 85: „il riconoscimento di fatto ai repertori dossografici della funzione di contenitori del sapere o del falso sapere della tradizione aveva il costo di rendere sempre meno necessario il ricorso ai testi originali e di contribuire, anzi, alla loro progressiva scomparsa“.

D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor 1. Einleitung Die Debatte, wie nah sich ein Übersetzer an den Wortlaut der fremdsprachigen Vorlage halten müsse, um diese möglichst originalgetreu wiederzugeben, führte man in Rom seit früher Zeit334. Auf die vielen Facetten dieser Diskussion kann an dieser Stelle nicht im einzelnen eingegangen werden. Im allgemeinen darf heute als communis opinio der neueren Forschung angesehen werden, daß die Prinzipien moderner Übersetzungsmethoden auf die Antike nur mit großen Einschränkungen zu übertragen sind: „In ihr [sc. der Antike] waren vielmehr die Grenzen zwischen Übersetzung und Nachbildung fließend. Die moderne Übersetzungswissenschaft unterscheidet zwischen der Invariante und den variablen Elementen des Originals und läßt dem Übersetzer in Bezug auf die letzteren verhältnismäßig wenige Freiheiten. Dem antiken Übersetzer hingegen, der vom ‚Bearbeiter‘ nur schwer zu trennen ist, wurde ein weitaus größerer Freiraum zugestanden: als Invariante galt oft lediglich das nackte Handlungs- bzw. Faktengerüst“335. Die Freiheit, die sich der römische Übersetzer gegenüber dem Original erlaubte, sieht man dabei vor allem in dem Streben nach aemulatio begründet, also in einer Haltung literarischen Wettstreits336, in welchen er 334 Im folgenden werden zumeist Belege für den Umgang römischer Übersetzer mit griechischen Vorlagen angeführt. Dabei sei jedoch nicht vergessen, daß die Frage nach der angemessenen Übersetzungstechnik älter ist. Gerade in hellenistischer Zeit wurden in großem Stil fremdsprachige Werke ins Griechische übertragen, vor allem im alexandrinischen Museion (vgl. dazu Canfora [1986] 32f. und [2004] 9f.; Cambiano [1990] 82 sowie Vermeer [1992] 188 mit Belegen). Die Septuaginta (vgl. das Zeugnis des Aristeasbriefs) und die griechische Wiedergabe des jüdischen Weisheitsbuches Iesu Sirachs durch seinen Enkel im zweiten Jahrhundert vor Christus (vgl. Leipoldt [1950] 54/56; Leipoldt - Morenz [1953] 69; Trencsényi-Waldapfel [1961] 161f.; Marti [1974] 13f.; Orlinsky [1976] 103/14; Müller, Mogens [1990] passim; Olofsson [1990] passim; Vermeer [1992] 267; Veltri [1994a] 133/45 und [2006] 190/203; Siegert [2001] 34; Rösel [2002] 217 sowie Tagliaferro [2004] 287/90) sind dafür berühmte Beispiele unter vielen; vgl. desweiteren Brock (1979) 71. 335 Seele (1995) 10, vgl. 13 („Die Bescheidenheit, die den modernen Übersetzer auszeichnet – das völlige Zurücktreten der Übersetzerpersönlichkeit hinter dem Autor des Originals –, ist der Antike fremd“). 78f. 88. 103f.; dazu Galdi (1922) 272f.; Ceresa-Gastaldo (1975) 33f.; Schreiber (1993) 66/81; Rochette (1995) 259; (1997a) 293f. und (1997b) 2. 336 Vgl. Richter (1938) 38. 42; Fuhrmann, Manfred (1970) 90; Marti (1974) 15; Bardon (1980) 647/49 u.ö.; Lewis (1986) 172f. u.ö.; Chiesa (1987) 5; Seele (1995) 10f. 78f. 103f.; Traina (1989) 99; Zwierlein (1998) 37; Fladerer (2002) 1186f.; Eco (2004) 20.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

durch sachliche Korrekturen und sprachlich-stilistische Überbietung gegen den Verfasser der Vorlage eintritt. Dieses Streben erwächst aus dem Anspruch, die Übersetzung selbst dürfe als eigenständiges literarisches Erzeugnis betrachtet werden und der Übersetzer seinerseits als Künstler, als Schöpfer dieses Werks gelten337 – zumal da sowohl die heute noch erhaltenen Übersetzungen als auch die meisten theoretischen Überlegungen zum Gegenstand aus der Feder bedeutender Autoren stammen, die ihrerseits als große Schriftsteller wirkten. Schon Eduard Stemplinger schrieb daher: „Nach den theoretischen Erwägungen der Antike galt jede Erneuerung und Neugestaltung der Form als selbständige Leistung. Infolgedessen ist auch die kunstgemäße Ü b e r s e t z u n g in den Augen der Ästhetiker und des kunstsinnigen Publikums als formale Umformung des Originals (Neudichtung) eine geschätzte und vollgewürdigte Arbeit“338. Diese Theorie der römischen Übersetzungstechnik ist heute unumstritten. Gleichwohl scheint sie die antike Wirklichkeit nur verkürzt zu erfassen und, wohl um einer eindeutigen historischen Rekonstruktion willen, zu unterschlagen, wie kontrovers die römischen Gelehrten über die angemessene Form der Übersetzung debattierten und welch unterschiedlichen Methoden es tatsächlich gab. Insbesondere die pauschale Gegenüberstellung des „libéralisme préchrétien“ und des „littéralisme chrétien“339, die sich seit langem ungebrochener Beliebtheit erfreut, greift zu kurz. Außerdem wirkt auch die These allzu vereinfachend, moderne Übersetzungen folgten im Gegensatz zu antiken allgemein anerkannten methodischen Prinzipien, 114; Henke (2004) 28f. sowie Stolze (2005) 17f. Zum Begriff der „Invarianz“ vgl. auch die einführenden Bemerkungen bei Schreiber (1993) 29/36. 101/04 und Albrecht (1998) 262/69. 337 Cicero läßt in De legibus einen der Dialogpartner bezüglich der Übersetzung Platons folgende Überzeugung formulieren (leg. 2, 17 [ed. Plinval, S. 48]): ... sententias interpretari perfacile est, quod quidem ego facerem, nisi plane esse vellem meus. quid enim negotii est eadem prope verbis isdem conversa dicere? Vgl. Richter (1938) 15; Serra Zanetti (1961) 358. 367 u.ö.; Puelma (1980) 141; Lewis (1986) 163; Mueller-Goldingen (1992) 186; Vermeer (1992) 181f. 189/92. 199/201 sowie Traina (1989) 93. 338 Stemplinger (1912) 210; vgl. in eigentümlicher Überspitzung Nietzsche in seinem Beitrag „Zum Problem des Übersetzens“ (zitiert nach Störig [1969] 136f.): „Sie [sc. die römischen Übersetzer] scheinen uns zu fragen: ‚Sollen wir das Alte nicht für uns neu machen und uns in ihm zurechtlegen? Sollen wir nicht unsere Seele diesem toten Leibe einblasen dürfen? denn tot ist er nun einmal: wie häßlich ist alles Tote!‘ – Sie kannten den Genuß des historischen Sinns nicht; das Vergangene und Fremde war ihnen peinlich, und als Römern ein Anreiz zu einer römischen Eroberung. In der Tat, man eroberte damals, wenn man übersetzte – nicht nur so, daß man das Historische wegließ: nein, man fügte die Anspielung auf das Gegenwärtige hinzu, man strich vor allem den Namen des Dichters hinweg und setzte den eigenen an seine Stelle – nicht im Gefühl des Diebstahls, sondern mit dem allerbesten Gewissen des imperium Romanum“. 339 Vgl. die Kapitelüberschriften bei Blatt (1938) 217. 220; auch Müller, Mogens (1996) 108 (mit Lit.).

2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung

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nämlich vor allem der Forderung, der Übersetzer dürfe sich „verhältnismäßig wenige Freiheiten“ gegenüber dem Wortlaut des Originals herausnehmen, sondern müsse gleichsam hinter dem Text unsichtbar werden. So führte einerseits die Kontroverse der katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland zur Frage der rechten Bibelübersetzung im Herbst des Jahres 2005 zum Scheitern der sogenannten „Einheitsübersetzung“, und gerade in der amerikanischen Übersetzungswissenschaft wird zur Zeit die „translator-centred translation“ besonders diskutiert340. Andererseits spricht sich etwa Umberto Eco in überraschender Deutlichkeit für die „fedeltà“ einer Übersetzung aus: „... perché un autore che segue i propri traduttori parte da una implicita esigenza di ‚fedeltà‘. Capisco che questo termine possa parere desueto di fronte a proposte critiche per cui, in una traduzione, conta solo il risultato che si realizza nel testo e nella lingua di arrivo ... Ma il concetto di fedeltà ha a che fare con la persuasione che la traduzione sia una delle forme dell’interpretazione e che debba sempre mirare, sia pure partendo dalla sensibilità e dalla cultura del lettore, a ritrovare non dico l’intenzione dell’autore, ma l’intenzione del testo, quello che il testo dice o suggerisce in rapporto alla lingua in cui è espresso e al contesto culturale in cui è nato“341. Im folgenden seien nur einige Überlegungen angestellt, welche die behandelten Aspekte keinesfalls erschöpfend behandeln, sondern nur durch einzelne Beobachtungen und antike Belege neu beleuchten sollen. 2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung Neben der freieren, literarischen gab es in der Antike immer auch die wörtlichere Übersetzung, und zwar in unterschiedlichen Gattungen und Textsorten. Hohen Wert hatte dieses Verfahren natürlich bei den Dolmetschern, beispielsweise in der Außenpolitik mit fremden Völkern, aber auch im Rechtswesen. Das Stereotyp per interpretem – ohne zusätzliches Attribut! – begegnet seit früher Zeit immer dort, wo ein Dolmetscher am Werk ist, ob in Wirtschaft, Recht, Politik usf. Die Anforderung, der inter340 Vgl. Bassnett (1998) 25 (mit Lit.). 341 Eco (2004) 16, vgl. auch 57/81 über das Kriterium der „reversibilità“, nach dem die Rückübertragung einer Übersetzung in die Fremdsprache das Original wiedererkennen lassen müsse, und Schreiber (1993) 123/25. 129/31. Schöpferische Neuübertragungen großer Autoren, vor allem großer Dichter, durch große Autoren verlangen allerdings nach Eco (2004) 20. 114 eine andere Bewertung als „reinvenzioni“. Es sei an dieser Stelle nur beiläufig darauf hingewiesen, daß auch die Übersetzungswissenschaft gegen die Thesen der postmodernen, dekonstruktivistischen Literaturtheorie (vgl. Stolze [2003] 86/89 [mit Lit.]) zwar mit unterschiedlicher Akzentuierung, aber doch grundsätzlich am Begriff des Autors festgehalten hat.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

pres müsse als wahrheitsgemäßer Mittler fungieren, wird also nicht durch eine weitere sprachliche Ergänzung ausgedrückt, sondern bereits im Substantiv selbst mitverstanden. Wenn eben diese Vertrauenswürdigkeit des interpres zum Problem wird, etwa bei der Auswahl unparteiischer Dolmetscher für zwischenstaatliche Verhandlungen (vgl. z.B. Sall. Iug. 109, 4 [ed. Kurfeß, S. 143]) oder dann, wenn in der Debatte um die rechte literarischrhetorische Version Polemik gegen das Wort-für-Wort-Übersetzen aufkommt, treten Adjektivattribute hinzu, z.B. fidus oder indisertus, etwa in Horazens Wort vom fidus interpres (ars 133f. [ed. Shackleton Bailey 4 2001, S. 315])342. Zudem weist die Etymologie des Wortes interpres wohl auf den Bereich des wirtschaftlichen Verkehrs, auf den Austausch von Waren über eine Zwischenperson, die beiden Seiten des Geschäfts zu Wahrheit verpflichtet ist, also besonders vertrauenswürdig zu agieren hat343. So haben sich auf Papyrus griechische Übertragungen römischer Verträge erhalten, an deren Ende der Übersetzer formelhaft darauf verweist, er habe sich kata; (to;) dunatovn an den Wortlaut der fremdsprachigen Vorlage gehalten, und auch in anderen dokumentarischen Texten finden sich Äußerungen, welche die Authentizität einer griechischen Übersetzung gegenüber der lateinischen Vorlage versichern344. Beschlüsse des römischen Senats wurden ebenfalls möglichst wörtlich übersetzt345. Daneben unterlag die interpretatio der Gesetze selbst dem Gebot größtmöglicher Nähe zum Original – nicht nur in der Abfolge der Titel, Normen und Paragraphen, sondern sogar in der Wortfolge! –, wie etwa aus den Konstitutionen hervorgeht, mit denen Iustinianus sein oben schon erwähntes Corpus iuris civilis in Kraft setzte. Es wurde verordnet (Konstitution Tanta 21 [ed. Behrends - Knütel Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 87])346: ... ut nemo neque eorum, qui in prae342 Zu dieser Stelle vgl. Trencsényi-Waldapfel (1961) 170f.; Kytzler (1989) 44; Traina (1989) 101; Copeland (1991) 29; Seele (1991) und (1995) 92; Rochette (1997a) 295 und (1997b) 2 sowie Albrecht (1998) 56f. 343 Vgl. dazu Fuhrmann, Manfred (1970) 81; Traina (1989) 94. 97; Rochette (1996) 79f. 83 und (2000) 84/86; Zwierlein (1998) 36f. sowie Boutin (2005) 171f. 344 Vgl. Reichmann (1943) 6 (mit einem Beleg aus Appian!). 17/27; Marti (1974) 17 und Rochette (1994) 319f. mit Belegen; zu der Formel kata; (to;) dunatovn Leipoldt - Morenz (1953) 6912 und Fewster (2002) 232. In anderen Dokumenten (vgl. Rochette [1997a] 121f.) findet sich die formelhafte Wendung, die Übersetzung sei mit der Vorlage (z.B. th'/ aujqentikh'/ diaqhvkh/) konform (suvmfwnon). Diese beiden Merkmale der eigenen Übersetzungsleistung betonen später auch literarische Übersetzer immer wieder. 345 Vgl. Vermeer (1992) 203 (mit Lit.). 346 Vgl. die Konstitution Devdwken 21 (ed. Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler, vol. 2, S. 15): ... to; mhdevna qarrh'sai mhvte tw'n nu'n o[ntwn mhvte tw'n u{steron ejsomevnwn touvtwn dh; tw'n novmwn uJpomnhvmata gravfein, plh;n eij mh; boulhqei'en eij" me;n th;n JEllhvnwn glw'ttan aujta; metabalei'n, movnh/ de; th'/ kata; povda kaloumevnh/ crhvsasqai tw'n novmwn eJrmhneiva/ ...; dazu Galdi (1922) 280; Klingenberg (1995) passim; Görgemanns (2002) 1185 und Stolte (2003) 89f.

2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung

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senti iuris peritiam habent, nec qui postea fuerint audeat commentarios isdem legibus adnectere: nisi tantum si velit eas in Graecam vocem transformare sub eodem ordine eaque consequentia, sub qua et voces Romanae positae sunt (hoc quod Graeci kata; povda dicunt) ... Doch auch in der Literatur, sowohl in der paganen als auch in der frühchristlichen, scheint immer wieder die Wertschätzung für die wortgetreue interpretatio auf: Schon die Polemik des Komödiendichters Terenz gegen die „von seinem Widersacher Luscius Lanuvinus verfolgte Linie einer sorgfältig das Original bewahrenden Wiedergabe griechischer Palliaten“347 und die verschiedenen lateinischen Übersetzungen der Phainomena Arats, die nicht nur von Cicero, Germanicus und Avienus vorgelegt wurden, dokumentieren, daß sich Übertragungen derselben Werke darin, wie weit sie sich von der Vorlage entfernten, erheblich unterscheiden konnten, selbst wenn sie dem Ziel der aemulatio nachstrebten348. Gerade Cicero, der von der übersetzungswissenschaftlichen Forschung nicht zu Unrecht als entschiedener Vertreter der Übersetzung sensus de sensu vorgestellt wird, hatte in seinen jungen Jahren neben Arats Phainomena und Xenophons Oeconomicus ganze Schriften Platons wörtlich übersetzt, wie Hieronymus ausdrücklich bezeugt (chron. praef. [GCS 47, Eusebius 7, S. 1]): vetus iste disertorum mos fuit ut exercendi ingenii causa Graecos libros Latino sermone absolverent ... unde et noster Tullius Platonis integros libros ad verbum interpretatus est349. Auch später versichert Cicero zuweilen, bei einem Text wortwörtlich vorgegangen zu sein (vgl. z.B. Att. 6, 2, 3 [ed. Shackleton Bailey, vol. 1, S. 220f.]; Tusc. 3, 18, 41. 42; 3, 19, 44 [ed. Pohlenz, S. 338f.]), und vor allem dort, wo es ihm bei der Übersetzung nicht auf die ästhetische Neuformung des Originals, sondern auf die möglichst exakte Wiedergabe des Ausgangstexts ankam, etwa in polemisch motivierten Übertragungen epikureischer Textpartien in seinen philosophischen Werken, entschied er sich für ein ausgangssprachlich ausgerichtetes interpretari350. Die herablassende Polemik gegenüber den indiserti interpretes, die er 347 Zwierlein (1998) 37. Gleichwohl sollte nicht übersehen werden, daß an der betreffenden Stelle Luscius in feiner Ironie als Übersetzer sehr wohl gelobt, als Dichter allerdings verurteilt wird (Terenz Eun. prol. 7f. [ed. Kauer - Lindsay, ohne Seitenangabe]): qui bene vortendo et easdem scribendo male | ex Graecis bonis Latinas fecit non bonas (vgl. Trencsényi-Waldapfel [1961] 166f. und Vermeer [1992] 196f. [mit Lit.]). 348 Vgl. dazu Marti (1974) 16; Puelma (1980) 139f.; Lewis (1986) 172f. und Seele (1995) 47. 349 Vgl. dazu Puelma (1980) 144f. über Ciceros Mitteilungen (vgl. etwa Brut. 90, 310 [ed. Wilkins, ohne Paginierung] und de orat. 1, 155 [ed. Wilkins, S. 38]), durch diese Übersetzungen habe er seinen lateinischen Prosastil zu verbessern und zu erweitern gesucht, sowie Mueller-Goldingen (1992) 175. 186f. 350 Vgl. Tusc. 3, 18, 41f. (ed. Pohlenz, S. 338); dazu Serra Zanetti (1961) 361; Müller, Helmut (1964) 77: „Epikur soll also mit seinen eigenen Worten widerlegt werden. Das setzt

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

sonst an verschiedenen Stellen seines Werks zum Ausdruck bringt351, meint daher keineswegs, daß er das wortgetreue Übersetzen als geläufige Praxis generell in Frage stellte, sondern daß er es dann für ungenügend hielt, wenn das Original hohen rhetorischen, literarischen Anspruch erhob und der interpres eben diesem Anspruch auch in der Übertragung gerecht werden wollte352: „The interpres for Cicero was a literal translator, whose main concern was rendering the source text as exactly as possible; the orator was more concerned with the impact of his words on the target audience than on literal accuracy“353. Über Cicero hinaus finden sich entsprechende Parallelen sowohl in der medizinischen Literatur als auch in der Historiographie354, besonders be-

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eine unanfechtbare Übersetzung voraus. Deshalb betont Cic. auch ausdrücklich, daß er hier wie ein interpres verfährt ...“; Puelma (1980) 170 und Vermeer (1992) 211/15 („Wissenschaftliche Übersetzungen“ Ciceros). 223. Auch für Ciceros Übersetzungen griechischer Dichtung hat die neuere Forschung in Teilen die ad verbum-Methode nachgewiesen (vgl. Vermeer [1992] 218 [mit Lit.]). Vgl. fin. 3, 4, 15 [ed. Schiche, S. 93]): nec tamen exprimi verbum e verbo necesse erit, ut interpretes indiserti solent ... und opt. gen. 14 (ed. Yon, S. 114): converti enim ex Atticis duorum eloquentissimorum nobilissimas orationes inter seque contrarias, Aeschini et Demostheni; nec converti ut interpres, sed ut orator, sententiis isdem et earum formis tamquam figuris, verbis ad nostram consuetudinem aptis. in quibus non verbum pro verbo necesse habui reddere, sed genus omne verborum vimque servavi ... sowie auch fin. 1 praef. (ed. Schiche, S. 2f.); fam. 15, 19, 2 (ed. Shackleton Bailey, S. 576) u.ö.; dazu Cuendet (1933) 382f.; Blatt (1938) 217; Jones, D.M. (1959) passim; Reiff (1959) 38/51; Serra Zanetti (1961) 357/67; Müller, Helmut (1964) 1; Fuhrmann, Manfred (1970) 87f.; Brock (1979) 69f.; Puelma (1980) 145 u.ö.; Lewis (1986) 164; Kytzler (1989) 46; Traina (1989) 100; Copeland (1991) 33/35. 46; Vermeer (1992) 220f.; Rochette (1995) 249f. 252f.; (1996) 86f.; (1997a) 204f.; (1997b) 2 und (2000) 90f.; Robinson, Douglas (1997) 96; Albrecht (1998) 54/56 sowie Fladerer (2002) 1186f. Vgl. Serra Zanetti (1961) 361f.; Widmann (1968) 247f.; Puelma (1980) 143f. 149; Vermeer (1992) 220f. 223 und Albrecht (1998) 55f. Das Verhältnis zwischen dem Anspruch selbständiger aemulatio der Vorlage und des Sichgebundenfühlens an dessen Sinn und künstlerische Ausdrucksmittel, das Cicero gerade an der häufig zitierten Stelle opt. gen. 14 (sed genus omne verborum vimque servavi; vgl. oben Anm. 351) einräumt, ist noch nicht hinreichend bestimmt; vgl. Brugnoli (1965) 147; Fuhrmann, Manfred (1970) 89; Vermeer (1992) 214f. 220f. und Boutin (2005) 168/74. Später schätzt auch Seneca einmal bloß nachgeäfftes Buchwissen geringer ein als eigene Gedanken und Argumente (epist. 33, 7 [ed. Reynolds, vol. 1, S. 95]). Robinson, Douglas (1997) 96; vgl. auch schon Trencsényi-Waldapfel (1961) 168f. Auch die Stillehre nutzt den Begriff der interpretatio. In der Rhetorica ad Herennium (4, 28, 38 [ed. Calboli, S. 180]) findet sich folgende Definition: interpretatio est, quae non iterans idem redintegrat verbum [sc. wie die conduplicatio, die der Autor unmittelbar zuvor diskutiert], sed id commutat, quod positum est, alio verbo, quod idem valeat, hoc modo: rem publicam radicitus evertisti, civitatem funditus deiecisti ... Auch wenn es hier um eine Stilfigur innerhalb einundderselben Sprache geht, scheint diese Definition der Vorstellung verwandt, die man sich von dem Verfahren eines Übersetzers machte: Es „werden in der Wiederholung sämtliche Satzglieder durch möglichst genaue syntaktische und semantische Äquivalente ersetzt“ (Fuhrmann, Manfred [1970] 88).

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zeichnend bei Cornelius Celsus in dem Widmungsbrief zu der Übersetzung eines griechischen Fachbuchs (CML 5, S. 21), in dem er die Wirkkraft exotischer Pflanzen mit ihrem eigenen Namen verbindet: dedi autem operam quantam potui, ut ad verbum transferrem, quae in Graecis medicinalibus repperi, nec necessariam curam cultus orationis putavi, quia rectius duxi proprietates nominum edere et rem veram [!] sub herbarum peregrinarum vocabulis explicare355 und in einem Passus der Historia Augusta über den Tyrannen Aureolus, dessen griechisches Grabepigramm, für sein sepulchrum am Pons Aureoli von dem Widersacher Claudius verfaßt, der Autor zunächst in der Übersetzung eines lateinischen grammaticus zitiert, um sein Verfahren daraufhin folgendermaßen zu kommentieren (Hist. Aug. trig. tyr. 11, 5/7 [ed. Hohl - Samberger - Seyfarth, vol. 2, S. 111]): hos ego versus a quodam grammatico translatos ita posui, ut fidem servarem, non quo melius potuerint transferri, sed ut fidelitas historica servaretur [!], quam ego prae ceteris custodiendam putavi, qui quod ad eloquentiam pertinet nihil curo. rem enim vobis proposui deferre, non verba, maxime tanta rerum copia ut in triginta tyrannorum simul vitis. Aber auch im Bereich der späteren Dichtung begegnet man ähnlichen Diskussionen, wie etwa aus dem vielzitierten Scholion zu Persius sat. 1, 4 erhellt, in welchem die wörtliche interpretatio des Homerübersetzers Attius Labeo scharf attackiert wird (ed. Jahn, S. 248): ... quia Labeo transtulit Iliada et Odysseam, verbum ex verbo, ridicule satis, quod verba potius quam sensum secutus sit356, oder aus Aulus Gellius, der sich an verschiedenen Stellen der Noctes Atticae zu Problemen der literarischen Übersetzung äußert und die Auffassung (9, 9, 1f. [ed. Marshall, vol. 1, S. 286f.]) bezeugt, daß eine Version, die alle verba eines dichterischen Ausgangstexts auf dieselbe Weise wiederzugeben suche, wie sie dort gesagt worden seien, an gratia verliere357. Es gab also durchaus, obschon oftmals unausgespro355 Über die „sostanziale fedeltà all’originale“ der spätantiken anonymen Übersetzungen hippokratischer Schriften vgl. Mazzini (1984) 12. 356 Vgl. das Scholion zu 1, 50 (ed. Jahn, S. 259): Accius Labeo poeta indoctus fuit illorum temporum, qui Iliadem Homeri versibus foedissime composuit; dazu Richter (1938) 39. 52 und Seele (1995) 11. 357 Vgl. auch 10, 22, 3 und 17, 20 (ed. Marshall, vol. 1, S. 334; vol. 2, S. 418); dazu etwa Gamberale (1969) passim; Traina (1989) 101. 111f.; Steinmetz (1992) 206f. 210f.; Vermeer (1992) 216f.; Seele (1995) 43. 91; Beall (1997) 220f.; Robinson, Douglas (1997) 20; Fögen (2000) 197. 210f. und Holford-Strevens (2003) 204. Zur Ciceronachwirkung bei Quintilianus inst. 10, 4, 2/7 vgl. Puelma (1980) 165. Erhellend ist in diesem Zusammenhang auch die Stelle 11, 16 (ed. Marshall, vol. 2, S. 352f.): Gellius erzählt, er habe einmal einen Buchtitel Plutarchs, nämlich Peri; polupragmosuvnh", in die lateinische Sprache übersetzen wollen und dabei festgestellt, daß es keine genaue Entsprechung für diesen griechischen Begriff gebe und auch die Umschreibung mit mehreren anderen Wörtern unklar und unschön ausgehe. Dennoch betont er ausdrücklich, zunächst habe er natürlich verbum de verbo zu übersetzen versucht! Seneca hingegen (dial. 9, 2, 3 [ed.

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chen, die Auffassung, daß eine Übersetzung nicht bloß die inhaltliche Aussage der Vorlage den Absichten des Autors gemäß originalgetreu wiederzugeben, sondern ebenso im sprachlichen Ausdruck ihm möglichst nahezukommen habe, ja daß in Wahrheit die Version verbum e verbo als die an der Ausgangssprache, nicht ausschließlich an der Zielsprache orientierte Übersetzungsmethode Anerkennung verdiene358. Die Freiheit des Übersetzers gegenüber dem Wortlaut des Originals war damit eingeschränkt, und an jeder Stelle, an welcher er sich in der Einschätzung der kritischen Öffentlichkeit zu weit von diesem zu entfernen schien, riskierte er den Vorwurf, den Text gegen die Intention des echten Verfassers zu verfälschen. Hieronymus, der später in seiner Abhandlung De optimo genere interpretandi (epist. 57) das Prinzip der Übersetzung sensus de sensu rechtfertigt, läßt erkennen, daß in den Augen des Publikums die eigentliche Aufgabe des Übersetzers in der möglichst wörtlichen Wiedergabe liege (chron. praef. [GCS 47, Eusebius 7, S. 2], zitiert später in epist. 57, 5 [CSEL 54, S. 510f.]): si ad verbum interpretor, absurde resonat; si ob necessitatem aliquid in ordine, in sermone mutavero, ab interpretis videbor officio [!]359 recessisse. Aus dem frühen Christentum bieten besonders eindrückliche Belege für die wortgetreue interpretatio etwa die Übersetzung der Werke des Irenäus von Lyon aus dem vierten Jahrhundert nach Christus360 sowie schon der alte, unter Cyprians Schriften überlieferte Widmungsbrief (Ad Vigilium episcopum de Iudaica incredulitate) zur (verlorenen) lateinischen Übertragung der von Ariston von Pella um 140 nach Christus verfaßten Ij avsono" kai; Papivskou ajntilogiva peri; Cristou'361. Später stellt einmal Paulinus von Nola gegenüber Rufinus, also dem erfahrenen interpres grie-

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Reynolds, S. 211]) hält die Übersetzung, die auch die forma, die facies des philosophischen Terminus eujqumiva nachbilde, für überflüssig, solange die vis des Begriffs bewahrt werde, und wählt zur Übertragung das lateinische Wort tranquillitas. Die verbreitete Auffassung (vgl. z.B. Chiesa [1987] 11), die Ausrichtung der Übersetzung an der Ausgangssprache, nicht an der Zielsprache, sei erst in der Spätantike gefordert worden, müßte vor diesem Hintergrund genauer überprüft werden. Der wiederholte Gebrauch des Wortes officium im Zusammenhang übersetzungstheoretischer Ausführungen, etwa officium interpretis im Gegensatz zu officium scriptoris (s. unten S. 151), erinnert an die Terminologie der Rhetorik, an die officia oratoris. Die Nutzung der rhetorischen Tradition, insbesondere der Schriften Ciceros, wäre in dieser Hinsicht genauer zu untersuchen. Vgl. Hoppe (1937) 137 und Bardy (1940) 301f. Vgl. folgende Passage aus dem Brief (CSEL 3, 3, S. 129): ad cuius translationem in intellectum Latinum animante domini ope et viventis fidei firmitate servata verborum proprietate intrepidus accessi: et his qui ab intellectu Graecae docilitatis alieni sunt interpretata integra significatione verborum et intellectus omnis ac veritatis manifestatione patefacta Romani sermonis ratione discussa disserui. cuius laboris probationem tibi, carissime, qui utriusque linguae instructione fundatus es, impensa petitione committo und dazu Chiesa (1987) 1140.

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chischer Literatur, diejenige Version, welche „auch die Worte wiedergeben“362 könne, eindeutig über die sinngemäße Wiedergabe eines fremdsprachigen Texts (epist. 46, 2 [CSEL 29, S. 387f.]): Bei einer Übersetzung des heiligen Clemens (in translatione sancti Clementis) habe er an einigen Stellen Verständnisschwierigkeiten gehabt und Wörter nicht ausdrücken, sondern nur sinngemäß wiedergeben können (... aliqua, in quibus intellegere vel exprimere verba non potui, sensu potius adprehensa vel, ut verius dicam, opinata transtulerim). Überhaupt werden nur vor diesem Hintergrund die programmatischen Aussagen all derjenigen römischer Übersetzer und Bearbeiter verständlich, die in Prologen, Praefationes und eigenständigen Abhandlungen ihre Methode der sinngemäßen Übersetzung nicht bloß theoretisch begründen, sondern auch gegen jenen Vorwurf rechtfertigen wollen363. Auch wenn es aus der Zeit der römischen Republik und des Prinzipats kaum Zeugnisse gibt, die den Wert der ad verbum-Übersetzung ausdrücklich verteidigen, drängt sich also dennoch die Vermutung auf, daß die freie Übersetzung nicht einfach als Normalfall der römischen Literatur angesehen werden kann. Aemulatio, literarische Bearbeitung der Vorlage und bloß sinngemäße Version waren dann gerechtfertigt, wenn die Übersetzung selbst literarischen Ansprüchen genügen sollte, in Lesbarkeit, Eleganz und stilistisch-rhetorischer Form364. Ob deswegen aber der „proprietà letteraria“ des ursprünglichen Autors wirklich keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde365, wäre noch genauer zu prüfen. Selbst Cicero verwirft doch die „necessaria fedeltà allo spirito dell’originale“366 nicht einfach, auch wenn sie bei ihm zugunsten des eigenständigen rhetorisch-stilistischen Formwillens des Übersetzers zurücktritt. Den vor allem in der Spätantike häufig geäußerten Vorwurf, die freiere Version sensus de sensu vergehe sich an der veritas des Originals, während allein die wörtliche sie bewahren könne, hätte er wohl von sich gewiesen. Die Beispiele aus dem Bereich des Rechts und der Theologie zeigen, daß man, sofern die interpretatio nach dem Maßstab beurteilt wurde, daß sie dem Original möglichst nahekommen und 362 Marti (1974) 65; vgl. auch Bartelink (1980) 47. 363 Diese apologetische Tendenz findet sich auch in der frühchristlichen Literatur, außer bei Hieronymus etwa bei Euagrius von Antiochia, in der (Hier. epist. 57, 6 [CSEL 54, S. 511] zitierten) Vorrede zu seiner Übersetzung der Vita Antonii des Athanasius (vgl. dazu Marti [1974] 67f.; Chiesa [1987] 8f.; Giannarelli [1994] 46/48 und Henke [2004] 295). 364 Nicht übersehen werden sollte allerdings, daß es daneben, auch in der Spätantike, weitgehend regellose Übersetzungen gab, die sich ohne erkennbare Prinzipien weit vom Text der Vorlage entfernten, wie etwa der anonyme Filonis quaestionum in Genesi et solutionum liber aus dem vierten Jahrhundert nach Christus (vgl. dazu Petit [1973] 13). 365 Vgl. Chiesa (1987) 7. 366 Serra Zanetti (1961) 363.

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dessen Bedeutung möglichst echt erhalten sollte, in einer Übersetzung verbum e verbo die fremdsprachige Vorlage am reinsten bewahrt sah367. Elizabeth A. Fisher bemerkt zu den spätantiken griechischen Übersetzungen lateinischer Literatur: „In the remaining literal translations ... the verbum e verbo style enabled the translator to preserve the very words of a highly revered text uncontaminated by translator’s explanation or expansion ... the translator who chose the literal style expressed his own reverence for the original work and may have found his translation regarded with similar respect by his audience“368 – oder, um ein Wort Sebastian Brocks aufzunehmen: „the sensus de sensu approach can be seen as bringing the original to the reader, whereas in the verbum e verbo translation ... the psychological effect is to bring the reader to the original“369. Nicht von ungefähr lernte man, wie zeitgenössische Belege aus Cicero, Quintilianus, Seneca und Plinius zeigen370, die freiere, „literarische“ Übersetzung erst im späteren Rhetorikunterricht – Schulübungen jedoch, die sich im Sand Ägyptens zahlreich auf Papyrus erhalten haben, zielten auf die Ausbildung genauer, wortgetreuer interpretatio: „Hier ist extremer Litteralismus üblich, besonders da z.T. mit Interlinearversionen gearbeitet wird“371. 367 Bezogen auf die Übersetzung antiker Literatur bleibt die Debatte um den Gegensatz von „transponierender“ und „wörtlich bewahrender“ Übersetzung auch heute aktuell. Lesenswert ist, gerade für den klassischen Philologen, noch immer die Kritik an Wilamowitz bei Schadewaldt (1966) passim. 368 Fisher (1982) 214; dort auch über die Übersetzungen sensus de sensu: „These ‚exegetical‘ translations are almost ... new literary creations“. 369 Brock (1979) 73, vgl. (1980a) 161 und Eco (2004) 170f. Schon bei Goethe, Humboldt, Schleiermacher, Rosenzweig und Ortega y Gasset findet sich diese Anschauung der beiden scheinbar entgegengesetzten Übersetzungsmethoden. 370 Die Übersetzungsübungen beim Rhetor dienten einerseits zur praktischen Schulung des eigenen Stils sowie zur Ausbildung von Genauigkeit, Reichtum und Fülle des Ausdrucks, andererseits zum genaueren theoretischen Studium der Sprache, vor allem der Lexik und Semantik. Außerdem war man sich bewußt, daß quae legentem fefellissent, transferentem fugere non possunt (Plin. epist. 7, 9 [ed. Schuster, S. 214]). Insgesamt schule das Übersetzen iudicium und intellegentia gleichermaßen. Vgl. dazu mit den wichtigsten Belegen Cuendet (1933) 382; Richter (1938) 71/76; Marti (1974) 16; Chiesa (1987) 7; Kytzler (1989) 42f.; Rener (1989) 295/306; Copeland (1991) 9/36; Vermeer (1992) 199f.; Rochette (1995) 245f. 257f.; Seele (1995) 76/78 und Fladerer (2002) 1186. Plinius empfiehlt im übrigen nicht nur Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische, sondern auch aus dem Lateinischen ins Griechische. 371 Marti (1974) 17; vgl. Reichmann (1943) 28/57; Brock (1979) 73; Fisher (1982) 183/89; Copeland (1991) 21f.; Vermeer (1992) 198f. sowie Rochette (1995) 259/61; (1997a) 302/15. 322f. und (1997b) 16f., welche die praktische Zielsetzung solcher Übungen hervorheben. Aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang auch die Übersetzungen, die der spätantike Herausgeber der Hermeneumata Pseudodositheana vorlegt: Gesammelt für denjenigen qui scire velit Latine loqui et Graece (ed. Flammini, S. 78) stehen die griechischen und lateinischen Texte in ihrer zweisprachigen Gegenüberstellung in weitgehend wortwörtlichem Verhältnis zueinander (vgl. auch Reichmann [1943] 48/55.

2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung

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Im Ausgang der Spätantike und im frühen Mittelalter ist die Tendenz zu wortgetreuer Wiedergabe zwar selbst bei Übersetzern mit hohem literarischen Anspruch an zahlreicheren Beispielen als zuvor nachzuweisen und wird in methodischen Überlegungen offener verteidigt372. Aber vor simplifizierenden Allgemeinplätzen ist erneut zu warnen, da sich auch aus dem vierten und fünften Jahrhundert nach Christus äußerst freie, nach klassischer Auffassung „literarische“ Übertragungen373, wie z.B. die Aratbearbeitung Aviens, anführen lassen. Noch Papst Gregor der Große klagt im sechsten Jahrhundert (epist. 10, 21 [CCL 140 A, S. 855]), die zeitgenössischen Übersetzungen seien nur mit größter Mühe zu verstehen, weil die interpretes mit ihrer verfehlten ad verbum-Methode das Verständnis der Texte erheblich erschwerten: dum enim non sunt, qui sensum de sensu exprimant sed transferre verborum semper proprietatem volunt, omnem dictorum sensum confundunt374. Dennoch ist jene Tendenz unbestreitbar und mag vor allem durch zwei Gründe zu erklären sein: Zum einen verfügten selbst die Gelehrten im Vergleich zur klassischen Epoche über erheblich geringere Griechischkennt88/100). Die These, daß griechische Übersetzungen aus dem Lateinischen sich allgemein durch größere Nähe zum Original auszeichneten, weil es den griechischen Denkern und Schriftstellern nicht um aemulatio der als epigonal beurteilten lateinischen Literatur, sondern allenfalls, eben aus praktischen Erwägungen heraus, um Information und Verbreitung der Inhalte ging (vgl. dazu Rochette [1995] 259/61 und [1997a] 297f. 322f.), scheint allerdings in dieser Form nicht zuzutreffen. Dagegen sprechen Beispiele literarischer Übersetzungen, etwa die Bearbeitung der vierten Ekloge Vergils (vgl. unten Anm. 546 und Reichmann [1943] 131f.; mit weiteren Belegen Brock [1979] 71; Vermeer [1992] 205f. sowie Rochette [1997a] 299. 322f. und [1997b] 7. 20/26) oder die griechische Übersetzung, welche Sophronius von den lateinischen Bibelversionen iuxta Hebraeos, kurz nach deren Veröffentlichung durch Hieronymus, anfertigte (s. dazu unten Anm. 559). Auch von Rufinus ist bezeugt (Hier. adv. Rufin. 3, 37 [CCL 79, S. 105f.]), daß er lateinische Bücher ins Griechische übersetzte, auch wenn sich diese Versionen bislang nicht haben nachweisen lassen (vgl. dazu Lardet [1993] 373). 372 Greiner (2004) 23 geht in seiner Verallgemeinerung und Verkürzung fehl: „Antike bis vorromantische Übersetzungsmaximen sind weitgehend zielsprachlich orientiert: Die jeweils rezipierende Kultur versteht sich als Erbe und wandelnde Fortsetzung des Übertragenen, das immer ein Übertragen im Sinne der aneignenden Assimilation ist. ‚Fremdheit‘ war im wesentlichen historische Distanz; die Funktion der Übersetzung bestand darin, eben diese Distanz zu überbrücken, die autorisierte Wahrheit der Antike der Gegenwart zugänglich zu machen und qua Übersetzung die paradigmatisch gewordene Antike zu imitieren. Kriterium der imitatio aber war das je Familiäre, das nur im Gewand des zeitgenössischen Stils zu erreichen war“. 373 Vgl. mit weiteren Beispielen Adamo (1967) 157f. (zu Marius Victorinus); Lewis (1986) 1657; Traina (1989) 113 und Marti (1990) 23; außerdem die Vorrede zu der anonymen lateinischen Übersetzung der Vita Gregorii Thaumaturgi (s. unten S. 177). 374 Vgl. aus einem Brief an den antigraphus Aristoboulus (epist. 1, 28 [CCL 140, S. 36]): ... si prolixam epistulam meam ad interpretandum accipere fortasse contigerit, rogo, non verbum ex verbo, sed sensum ex sensu transferre, quia plerumque, dum proprietas verborum tenditur [intenditur coni. Zwierlein], sensuum virtus amittitur.

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nisse und waren daher auf eine möglichst genaue Wiedergabe der Originaltexte angewiesen, um einen fremdsprachigen Autor in dessen Eigenart genau kennenlernen zu können. Was Augustinus in kritischem Ton gegen Hieronymus, der das alte Testament gemäß der Hebraica veritas neuübersetzt hatte, über die mangelhaften Hebräischkenntnisse seiner Epoche schrieb (epist. 71, 4/6 [CSEL 34, 2, S. 252/55])375, sollte schon bald in ähnlicher Weise auch auf die Griechischkenntnisse vieler Zeitgenossen zutreffen. Zwar gab es noch immer berühmte Ausnahmen376, wie Marius Victorinus, Hieronymus, Ambrosius, Rufinus, den Platonübersetzer und -kommentator Chalcidius, den Macrobiuskreis oder Sidonius Apollinaris, doch schon Augustinus las bedeutende Texte des griechischen Ostens in Übersetzung377. In der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts nach Christus waren versierte Dolmetscher, etwa bei Synoden oder Konzilien, oftmals nur schwer aufzutreiben378. Zudem traten nun diejenigen, die im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter noch als Übersetzer wirkten, seltener zugleich auch als eigenständige Schriftsteller literarischen Anspruchs in Erscheinung379, vielmehr richtete sich das Interesse verstärkt auf fachwissenschaftlich-technische, asketische oder exegetische Schriften sowie auf Akten von Synoden und Konzilien, also auf Textsorten, bei denen sich die wortgetreue interpretatio aus Sachgründen aufdrängte380. Eben diese Texte 375 In doctr. christ. 2, 13, 19 (s. unten Anm. 468. 491) legt Augustinus dem christlichen Exegeten nahe, er müsse bestenfalls selbst Griechisch und Hebräisch lernen; vgl dazu kurz Karpp (1957) 114. 376 Bardy (1940) 266/70; Reichmann (1943) passim und Fisher (1982) passim bringen aus dem vierten Jahrhundert nach Christus Beispiele griechischer Übersetzungen aus dem Lateinischen; vgl. auch Garzya (1994) passim zu den griechisch-byzantinischen Übersetzungen frühchristlicher lateinischer Texte, beginnend mit dem dritten nachchristlichen Jahrhundert. 377 Vgl. conf. 1, 13f. (ed. Skutella - Jürgens - Schaub, S. 15/18); c. Petil. 2, 38, 91 (CSEL 52, S. 75); trin. 3 prooem. (CCL 50, S. 127); außerdem Marti (1974) 24. 378 Vgl. Marti (1974) 22 mit weiteren aufschlußreichen Belegen, vor allem zu Orosius (apol. 6/8 [CSEL 5, S. 610/13]) und Caelestinus. 379 Was allerdings nicht bedeutet, daß große Übersetzer der Spätzeit durch ihre Leistung nicht hohes Ansehen erwerben konnten. Der Lobpreis, mit dem Cassiodorus in seinen Institutiones die viri disertissimi Eustathius, Epiphanius und Dionysius Exiguus (1, 1. 5. 8. 11. 17. 23 [ed. Mynors, S. 11. 22. 30. 36. 56. 62]) verewigte, legt davon beredtes Zeugnis ab. 380 Vgl. z.B. Boethius In Isagogen Porphyrii commenta (CSEL 48, 1, S. 135): ... in qua [sc. serie translationis] quidem vereor ne subierim fidi interpretis culpam, cum verbum verbo expressum comparatumque reddiderim. cuius incepti ratio est, quod in his scriptis in quibus rerum cognitio quaeritur, non luculentae orationis lepos, sed incorrupta veritas exprimenda est [!]. quocirca multum profecisse videor, si philosophiae libris Latina oratione compositis per integerrimae translationis sinceritatem nihil in Graecorum litteris amplius desideretur oder die Vorrede, mit der Dionysius Exiguus seine Canonum Graecorum translatio altera einleitete und Hormisda papa widmete (CCL 85, S. 51): sanctorum pontificum regulas, quas ad verbum digerere [!] vestra beatitudo de Graeco

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wurden später bei den wiedererstarkten Übersetzungsbemühungen des sechsten Jahrhunderts nach Christus besonders berücksichtigt, etwa durch Boethius, Dionysius Exiguus oder die Mönche im Vivarium381. Die zweisprachig Gebildeten zu Ciceros, Horazens oder Senecas Zeiten hingegen waren stets imstande gewesen, ein griechisches Buch im Original zu lesen und unmittelbar zur Kenntnis zu nehmen, und konnten aufgrund dieser ganz anderen Voraussetzungen eine freie Übersetzung leicht als literarischkünstlerisches Konkurrenzprodukt goutieren382. Den Vorgang des Übersetme compellit eloquio, iam dudum parvitatis meae nonnullo studio absolutas esse cognosco ... veneratio vestra ... imperare dignata est potestate qua supra ceteros excellit antistites, ut qua possum diligentia nitar a Graecis Latina minime discrepare atque in unaquaque pagina aequo divisa tramite utraque e regione subnectam. Gegenbeispiele fehlen allerdings auch hier nicht, wie etwa die Übertragung eines Hippokratesbriefs durch den Mediziner Largius Designatianus (epist. ded. [CML 5, S. 10]): cavi, fateor, ne ad verbum verba transferrem, quo minus pleraque linguarum diversitate congruerent, si parum ponderis in significationibus veris fieret, itaque explicandae rei adversus obscuritatem consului (vgl. Richter [1938] 60f.). 381 Vgl. dazu kurz Blatt (1938) 227; Bardy (1940) 265f. 269 und (1948) 228f. 244/46; Schwarz (1944) 73/76; de Ghellinck (1947) 234/37; Adamo (1967) 145f. 159/64 (zu Boethius und Marius Victorinus); Winkelmann (1967) 230f.; Sparks (1970) 517; Marti (1974) 20/25 und (2000) 166; Brock (1979) 70; Bartelink (1980) 55f.; Chiesa (1987) 7. 9f. 27f.; Kytzler (1989) 45; Seele (1991) 200f.; Rebenich (1992) 131 (mit Lit.); Markschies (1994) 134; Simonetti (1999) 14; Fürst (2003) 80; Irigoin (2003e) 426/28 und (2003f) 442/44; Henke (2004) 285 sowie von Albrecht (2004) 363/65; zu Übersetzungen im Mittelalter Blatt (1938) 220f.; Schwarz (1944) 76/78; de Ghellinck (1947) 242f.; Siegmund (1949) passim (mit viel Material); Dekkers (1953) passim (zu griechischen Übersetzungen lateinischer Kirchenväter); Springer (1975) passim; Chiesa (1987) 31/51 (mit vielen aufschlußreichen Belegen); (1994) passim (hagiographische Texte) und (2002b) passim; Traina (1989) 112f.; Copeland (1991) passim; Seele (1995) 59 („Das ausgangssprachlich orientierte ... Übersetzen sollte in nachantiker Zeit aus verschiedenen Gründen zum Programm erhoben werden: aus Respekt vor dem Gehalt der Originaltexte, von denen durch wörtliches Übersetzen sowenig wie möglich verlorengehen sollte; aus sprachlicher Unsicherheit und Uneigenständigkeit, die den Übersetzer ängstlich an den Worten kleben ließ, da sein mangelndes Verständnis des Originals nicht ausreichte, dieses in eine zielsprachlich adäquate Form zu gießen; aus dem Willen, die eigene Sprache durch exakte Nachbildung fremder syntaktischer Strukturen zu bereichern; aus dem hermeneutischen Bewußtsein, daß Sprache und Inhalt sich nicht voneinander trennen lassen“); Rochette (1997a) 130/35. 159 und (1997b) 27 (zu den abnehmenden Lateinkenntnissen der Griechen in der Spätantike) sowie Canfora (2002) 45f. 382 In De natura deorum läßt Cicero Lucilius Balbus aus seiner Übersetzung der Phainomena Arats zitieren (2, 41, 104 [ed. Ax, S. 90]). Balbus hebt an: utar carminibus Arateis, quae a te admodum adulescentulo conversa ita me delectant [!] quia Latina sunt, ut multa ex eis memoria teneam. Vgl. Brock (1979) 70; Puelma (1980) 142: „... vielmehr wollte er [sc. Cicero] gerade den griechisch gebildeten Römern, die, wie es Varro tat, weitgehend lateinische Übertragungen griechischer Philosophie für ebenso überflüssig wie unerreichbar hielten (vgl. Ac. I 4-8; De fin. I 1), beweisen, dass die lateinische Sprache durchaus fähig sei, es mit den anspruchsvollsten sprachkünstlerischen Leistungen der philosophischen Literatur der Griechen aufzunehmen, ja sogar diese an rednerischem Glanz und an Reichtum des Ausdrucks – mitunter auch des Ge-

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

zens beschrieben sie dabei selbstbewußt eher mit Verben wie (con)vertere als mit dem Wort interpretari – kaum verwunderlich, war dieses doch als Terminus der wortgetreuen Übersetzung, also des verbum (pro) verbo reddere, gerade dadurch geprägt383, daß es sowohl im juristischen und ökonomischen als auch im religiösen Bereich die genaue Übermittlung einer unverständlichen, „dunklen“ Aussage bezeichnete. Zum anderen gewann die genaue Beachtung des Wortlauts einer Schrift, einer Argumentation vor dem Hintergrund der theologisch-dogmatischen Auseinandersetzungen seit dem vierten Jahrhundert nach Christus eine entscheidende Bedeutung und verringerte die Möglichkeiten des Übersetzers, in eigener literarischer Freiheit die Vorlage umzugestalten: „Literal translations has thus become a double safeguard: for the reader, against the introduction of false or heretical views by the translator, and for the translator, against accusations by the reader of falsification of the thought of the original“384. Oder anders gesagt: Der Respekt vor dem Inhalt der Texte überwog nun die ästhetische Herausforderung, vor welche die sprachlich-stilistische Form des Originals den Übersetzer und seine literarischen Fähigkeiten stellen mochte. Dieser Wahrheitsanspruch geriet wohl auch deshalb immer stärker ins Bewußtsein, weil in der frühchristlichen Zeit häufiger als in der paganen Antike gerade die maßgeblichen Texte oft zahlreiche konkurrierende Übersetzungen hervorbrachten: Dies gilt nicht nur für die biblischen Schriften des hebräischen alten Testaments, deren verschiedene griechische Versionen hohes Ansehen genossen, und die zahllosen lateinischen Bibelübersetzungen aus dem Hebräischen und Griechischen, die vor Hieronymus in der westlichen Welt kursierten385, sondern auch für berühmte theologische Bücher, wie etwa das Hauptwerk des Origenes Peri; ajrcw'n, um nur eines der bekanntesten Beispiele zu nennen386.

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dankens – und damit an psychagogischer Wirkung zu übertreffen“; Fisher (1982) 173f. (mit Belegen); Lewis (1986) 172f. (zu Ciceros Aratübersetzung); Nergaard (1993) 27; Seele (1995) 10 (zu den Griechischkenntnissen in der klassischen Zeit); Rochette (1996) 81 und Swain (2002) 131. 137. 163 u.ö. Eco (2004) 20f. beschreibt das Phänomen aus heutiger Sicht. Vgl. Fuhrmann, Manfred (1970) 83/87. Brock (1979) 78. Vgl. Hieronymus über die unterschiedlichen Übersetzungen des alten Testaments in der Praefatio zu seiner Hiobübersetzung iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 732), die er als rechtgläubiges Gegenstück zu den früheren Versionen des Iudaeus Aquila und der iudaizantes heretici Symmachus und Theodotion präsentiert, oder auch in der Praefatio zur Übersetzung der eusebianischen Chronik. Hieronymus hält seinem Konkurrenten Rufinus vor, er hätte besser die Hände von dem schwierigen und dogmatisch anstößigen, ja gefährlichen Werk Peri; ajrcw'n gelassen. Vor ihm habe sich noch niemand an die Übersetzung dieser Schrift herangewagt (vgl. Rufin. apol. adv. Hier. 1, 10; 2, 35f. [CCL 20, S. 44. 110f.]). Rufinus selbst, der zu seiner Verteidigung vorbringt, er habe diese Version nur auf die drängenden Bitten seiner

2. Die Wertschätzung wörtlicher Übersetzung

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Wer hier gegen die – bei den biblischen Schriften oft kirchlich-liturgisch gefestigte – Tradition einer älteren Übersetzung387 eine eigene neue vorlegen wollte, begründete sein Vorgehen keineswegs nur sprachlich-ästhetisch, sondern in erster Linie dogmatisch. Es wäre lohnenswert, solche Konkurrenzen verschiedener Übersetzungen einunddesselben Werks in der paganen (vgl. etwa die zahlreichen Aratversionen) und der frühchristlichen Literatur einmal eingehender zu vergleichen388. Das moderne, vom Dekonstruktivismus geprägte Diktum, aus der Voraussetzung, daß keine Übersetzung „alles, was im Original wesentlich ist“, bewahrt, ergebe sich die Folge, daß es eine einzige „richtige“ Übersetzung dieses Originals ebensowenig geben könne wie eine einzige richtige Interpretation389, müßte dabei einer strengen Prüfung unterzogen werden. Die Unterscheidung von Wahrheit und Richtigkeit scheint zumindest den frühen Christen eher fremd gewesen zu sein, auch wenn sie sich bewußt waren, daß alternative Übersetzungen zuweilen notwendig, ja förderlich sein konnten, etwa bei ambivalenten Ausdrücken der Ausgangssprache390. Eine neue inter-

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Freunde hin unternommen (apol. adv. Hier. 1, 10f.), hatte schon in der Vorrede zu seiner Übersetzung eingeräumt (Orig. princ. 1 praef. 3 [CCL 20, S. 246]): ... [sc. libri] qui sunt re vera alias et obscurissimi et difficillimi. Vgl. Eco (2004) 171: „... le traduzioni invecchiano“. Ein Beispiel aus der Spätzeit: Gennadius nennt in dem Werk De viris illustribus im Eintrag zu Euagrius Ponticus (11 [ed. Bernoulli, S. 64f.]) zwei Übersetzungen, welche er selbst von Schriften aus dessen Corpus angefertigt habe, zum einen den A j ntirrhtikov": quod ... opus eadem simplicitate qua in Graeco inveni iussus in Latinum transtuli, zum anderen eine umfassende Sentenzensammlung: ... quem ego Latinum primus [!] feci. nam superiorem olim translatum, quia vitiatum et per tempus confusum vidi, partim interpretando, partim emendando auctoris veritati restitui. Neben dem Postulat der originalgetreuen Wiedergabe findet sich hier auch die scharfe Kritik an Fehlerhaftigkeit und Verfall einer älteren Übersetzung (zu diesen, welche unter anderen auch Rufinus besorgt hatte, vgl. Casiday [2006] 17f.) ausgedrückt, welche die Schrift von der Wahrheit des echten Autors entfremdet hätten. Goodman - Elgin (1989) 81f. Vgl. auch Barr (1979) 290/92 (kritischer); Koller (1992) 159/300; Schreiber (1993) 36/43; Abel (1999) 104. 108/15 (zur „Unbestimmtheit der Übersetzung“) und Eco (2004) 15. 38. 247. In auffälliger Metaphorik sprechen moderne Übersetzer gelegentlich von Vergänglichkeit der Übersetzungen, etwa Wilamowitz in seinem berühmten Aufsatz „Die Kunst der Übersetzung“ (zitiert nach Störig [1969] 143): Es sei notwendig, daß „der alte Dichter, dessen eigene Verse unsterblich leben, immer wieder seinen Geist auf einen neuen Übersetzer übertragen muß, weil die Übersetzungen sterblich, ja sogar kurzlebig sind“. Vgl. Hier. adv. Rufin. 1, 19 über den komplexen semantischen Gehalt des hebräischen Worts Bar, das er in seinen Commentarioli in Psalmos zu Psalm 2, 12 (vgl. Lardet [1993] 99 z.St.) anders übersetzt hatte als in seiner Übersetzung des Psalters (CCL 79, S. 19): quid igitur peccavi, si verbum ambiguum diversa interpretatione converti, et qui in commentariolis, ubi libertas est disserendi, dixeram: „adorate filium“, in ipso corpore, ne violentus viderer interpres et Iudaicae calumniae locum dare, dixerim: „adorate pure“, sive „electe“; quod Aquila quoque et Symmachus transtulerunt. quid hoc ecclesiasticae fidei nocet, si doceatur lector quot modis apud Hebraeos unus versiculus

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

pretatio hatte, oftmals in polemischer Wende gegen die bereits bekannten, der Wahrheit zu dienen, also den wahren Sinn des Originals zu transportieren. Eine Spannung ergibt sich für den Christen eher aus der Frage, ob dabei Wahrheit gleichsam urheberrechtlich die textliche Entsprechung zum Original meint oder vielmehr die allgemeine veritas des christlichen Glaubens, die nicht für einen einzelnen Autor urheberrechtsfähig sein kann und um der Orthodoxie willen Änderungen am Text der Vorlage rechtfertigen, ja vielleicht sogar erfordern mag – eine Spannung, die sich, ganz abgesehen von dem Bereich der Übersetzungsliteratur, ja auch bei der handschriftlichen Tradierung dogmatisch anstößiger Texte beobachten läßt391. 3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften a) Übersetzung heiliger Schriften in der griechisch-römischen Antike Ähnlich wie die dokumentarische Methode der Übersetzung juristischen Schrifttums ist wohl auch der tiefe Respekt, den die antiken Menschen dem Text ihrer heiligen Schriften gegenüber entwickelten, zu begreifen392: Die Offenbarung eines Gottes reklamierte unbedingte, normative Geltung für sich und manifestierte sich in einem Wortlaut, der eben nicht der literarischen Gestaltungsfreiheit des einzelnen Menschen und damit auch nicht derjenigen eines Übersetzers unterworfen war393. Überhaupt war es im Altertum ein Gegenstand lebhafter theoretischer Erörterung, ob heilige Texte explanetur?; dazu Gnilka (1988b) 151f.; Lardet (1993) 103f.; Peri, Israel (1993) passim und Schulz-Flügel (2000) 46 mit Stellen, an denen Hieronymus bewußt die Ambivalenz hebräischer Ausdrücke in Rechnung stellt und verschiedene mögliche Übersetzungen (vgl. dazu z.B. auch Aug. doctr. christ. 2, 12, 17 [CCL 32, S. 42f.]) begründet. 391 Schon aus der herausragenden Wertschätzung, welche die frühen Christen der Septuaginta erwiesen, erhellt, daß konkurrierende Übersetzungen einunddesselben Werks nicht unbedingt als gleichrangig angesehen wurden. Hieronymus selbst vollbrachte dann mit seiner Bibelversion, der Grundlage der Vulgata, für das Lateinische ebenso eine welthistorische Leistung wie später Luther für das Deutsche. „Jedes große Werk einer Sprache kann in einem gewissen Sinn in eine andre Sprache nur einmal übersetzt werden“ (Franz Rosenzweig im Aufsatz „Die Schrift und Luther“ [zitiert bei Störig (1969) 199]). 392 In welchem Abhängigkeitsverhältnis beide Bereiche zueinander stehen, kann an dieser Stelle nicht ausführlich erörtert werden. Während Brock (1980b) 163 und (1990) 310f. behauptet, bei heiligen Schriften hätten die antiken Übersetzer einen Mittelweg zwischen der freien Übertragung literarischer Werke und der wortgetreuen interpretatio von Akten oder Dokumenten beschritten, vermutet Klingenberg (1995) 409 (mit Lit.) zu Iustinians Verordnungen: „Diese Übersetzungsstrenge dürfte theologischem Vorbild folgen, wo sie der Verhütung möglicher Häresien dienen sollte“. 393 Vgl. als früheres griechisches Zeugnis zu dieser Haltung die Kapitel 313/15 des oben bereits erwähnten Aristeasbriefs; dazu auch Leipoldt - Morenz (1953) 68.

3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften

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eigentlich übersetzt werden dürften oder ob nicht durch den Verlust der Originalsprache auch das göttliche Wort selbst diskreditiert werde. Der griechische Terminus eJrmhneuv" stammte ja ursprünglich aus dem Bereich der Religion und bezeichnete denjenigen, der imstande war, die Geheimnisse der Götter den Menschen verständlich zu machen, zu „übersetzen“394. Der Neuplatoniker Iamblichus etwa gelangte bei seiner Diskussion der Frage, wie mit den fremdsprachigen Namen ausländischer Gottheiten umzugehen sei, zu dem Ergebnis, daß es keineswegs nur darauf ankomme, den Begriffsinhalt (hJ e[nnoia), sondern auch darauf, die Form der ojnovmata zu bewahren. Die Götternamen seien nämlich nicht bloß durch menschliche Konvention bestimmt worden, sondern entsprächen von Natur aus dem Wesen des Göttlichen, das sie benennten, enthielten also allein in ihrer ursprünglichen Form diese göttliche Kraft395. Auch unter den Juden blieben, trotz der hohen Bedeutung der griechischen Versionen des alten Testaments, die alten Vorbehalte gegen fremdsprachige Übertragungen ihres 394 Vgl. Schwarz (1955) 25 (zu Philon) und Rochette (1996) 79; zum lateinischen interpres auch (2000) 87f. und Fuhrmann, Manfred (1970) 82/86. Iuvenal schreibt einmal über eine Jüdin in Rom (6, 544f. [ed. Willis, S. 87]): ... interpres legum Solymarum et magna sacerdos | arboris ac summi fida internuntia caeli. 395 Vgl. myst. 7, 5 (ed. des Places, S. 193f.): ejk dh; tou'de katafaivnetai wJ" eujlovgw" kai; hJ tw'n iJerw'n ejqnw'n prokevkritai fwnh; pro; tw'n a[llwn ajnqrwvpwn: oujde; ga;r pavntw" th;n aujth;n diaswvzei diavnoian meqermhneuovmena ta; ojnovmata, ajll’ e[sti tina; kaq’ e{kaston e[qno" ijdiwvmata, ajduvnata eij" a[llo e[qno" dia; fwnh'" shmaivnesqai: e[peita ka]n eij oi|ovn te aujta; meqermhneuvein, ajlla; thvn ge duvnamin oujkevti fulavttei th;n aujthvn ... kai; dei' ta; tw'n palaiw'n eujcw'n, w{sper iJera; a[sula, threi'sqai kata; ta; aujta; kai; wJsauvtw", mhvte ajfairou'ntav" ti ajp’ aujtw'n mhvte prostiqevnta" ti aujtai'" ajllacovqen (auch die folgenden Ausführungen über die typisch griechische kainotomiva im Umgang mit Fremdem, welche den Menschen die gegenwärtige Wirkungslosigkeit ihrer Gebete eingebracht habe!); dazu Préaux (1967) 372f. 375/78 (über ähnliche Stellen im Corpus Hermeticum). 379f. (über die LXX-Übersetzung). 382f. (über die sprachphilosophischen Anfänge dieser Haltung, z.B. bei Platon); Brock (1979) 76 und (1990) 322; Hirschle (1979) 45/48 (mit Belegen, auch zu abweichenden Auffassungen bei anderen Neuplatonikern); Veltri (1994a) 113/214. 219 (zum jüdisch-hellenistischen und rabbinischen Übersetzungsverständnis, z.B. im Prolog zu Iesus Sirach, und zum Corpus Hermeticum); Clark (1999) 124/26 (zum Corpus Hermeticum und zu Porphyrius); Fladerer (2002) 1186; Clarke - Dillon - Hershbell (2004) 299389 sowie Tagliaferro (2004) 293/96 (auch zum Corpus Hermeticum). Quintilianus inst. 1, 6, 41 (ed. Radermacher, vol. 1, S. 46) legt dem Redner zwar einen zurückhaltenden Gebrauch altertümlicher Wörter ans Herz – quia nihil est odiosius adfectatione! –, untersagt aber ausdrücklich die Veränderung solcher Ausdrücke, die durch die Religion von alters her geheiligt seien (vgl. Leipoldt - Morenz [1953] 59): sed illa mutari vetat religio et consecratis utendum est: oratio vero, cuius summa virtus est perspicuitas, quam sit vitiosa, si egeat interprete? Ähnlich begründet Augustinus die Tatsache, daß bestimmte hebräische Wörter nicht übersetzt würden (doctr. christ. 2, 11, 16 [CCL 32, S. 42]): ... propter sanctiorem auctoritatem, quamvis interpretari potuissent, servata est antiquitas, sicut Amen et Alleluia ... Vgl. auch Veltri (1994a) 145 zu der Stelle Orig. c. Cels. 1, 24f. (ed. Borret, S. 134/44), wo Origenes die Kraft bestimmter Namen und Ausdrücke der Originalsprache ihrer Wirkungslosigkeit in einer Übersetzung gegenüberstelle.

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Gottesworts aus dem Hebräischen stets präsent396. Die frühen Christen jedoch entwickelten demgegenüber eine offenere Haltung: So rechtfertigt Augustinus einmal an zentraler Stelle (doctr. christ. 2, 5, 6 [CCL 32, S. 35]) fundamental das Anliegen, die heilige Schrift der Christenheit aus den biblischen Ursprachen in eine fremde Sprache zu übersetzen: ex quo [sc. aufgrund der Verschiedenheit der menschlichen Sprachen] factum est, ut etiam scriptura divina, qua tantis morbis humanarum voluntatium subvenitur, ab una lingua profecta, qua opportune potuit per orbem terrarum disseminari, per varias interpretum linguas longe lateque diffusa innotesceret gentibus ad salutem, quam legentes nihil aliud appetunt quam cogitationes voluntatemque illorum, a quibus conscripta est, invenire et per illas volunta397 tem dei, secundum quam tales homines locutos credimus .

Die Verantwortung der jüdischen und christlichen Übersetzer gegenüber der Wahrheit des Urtexts mußte als besonders hoch empfunden werden, wenn es sich bei der Vorlage um biblische Schriften handelte. Das Diktum aus dem 2. Brief an Timotheus empfand man stets als maßgeblich (3, 16 [ed. Nestle - Aland 272001, S. 554])398: pa'sa grafh; qeovpneusto" kai; wjfevlimo" ... und sah sich zudem durch die obscuritas, das mysterium vieler biblischer Textstellen veranlaßt, der Offenbarung Gottes mit großem Respekt zu begegnen399. Welch einflußreiche Vermittlerrolle sich für den interpres daraus ergab, mag ermessen, wer, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, die einflußreichen Überlegungen Augustins zum Schriftprinzip berücksichtigt: Wenn tatsächlich kein einziger biblischer Autor, und davon zeigt sich Augustinus felsenfest überzeugt, bei der Abfassung einer Schrift jemals irrte, dann bleiben an Stellen, die der veritas Gottes zu widersprechen scheinen, nur drei Möglichkeiten zur Erklärung des Anstoßes: Entweder ist der vorliegende Codex mendosus, oder dem Leser selbst400 fehlt das 396 So schreibt etwa der Enkel Iesu Sirachs im Prolog zu seiner Übersetzung (ed. Rahlfs, vol. 2, S. 377f.): ouj ga;r ijsodunamei' [!] aujta; ejn eJautoi'" JEbraisti; legovmena kai; o{tan metacqh'/ eij" eJtevran glw'ssan. Vgl. Vermeer (1992) 251/53; Müller, Mogens (1996) 44f. und Tagliaferro (2004) 287/90 (zum Buch Sirach). Philon entwickelte freilich, um die göttliche Inspiration der griechischen Septuaginta zu begründen, eine komplexere Auffassung von der Identität zwischen hebräischem und griechischem Text der alttestamentlichen Schriften (vgl. Tagliaferro [2004] 290/93). 397 Später verfügte die 146. Novelle des Corpus iuris civilis (ed. Schöll - Kroll, S. 714/18), daß es den Juden erlaubt werde, die libri sacri nicht nur in dem hebräischen Urtext, sondern auch in der griechischen oder jeder anderen Sprache, welche dem jeweiligen Ort angemessen und den Zuhörern bekannt sei, zu lesen (vgl. Klingenberg [1995] 418f.). 398 Vgl. auch 2 Petr. 1, 21 (ed. Nestle - Aland 272001, S. 610) sowie mit weiteren Belegen Müller, Mogens (1996) 20f. und Henrichs (2003) 240/42. 399 Vgl. Harl (1982) passim und Canévet (1983) 66f. zur Deutung der biblischen obscuritas mit aufschlußreichen Belegen aus den griechischen Kirchenvätern. 400 In retract. 1, 7 (CCL 57, S. 18) diskutiert Augustinus die Stelle Ps. 43, 22: In der Schrift De moribus ecclesiae catholicae et de moribus Manicheorum habe er das von ihm

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rechte Verständnis, oder der Übersetzer hat gefehlt (epist. 82, 3 [CSEL 34, 2, S. 354]: ... interpretem non assecutum esse quod dictum est)401. Gerade die mangelhaften Fremdsprachenkenntnisse lieferten dabei die Leser der Übersetzungen dem Gutdünken, der Verantwortung des interpres aus, die besonders dort wahrgenommen wurde, wo mehrere verschiedene Übertragungen einundesselben Texts in Konkurrenz nebeneinanderstanden402. Obschon durch die tiefempfundene Verehrung heiliger Schriften der Weg zu einer freien, „überbietenden“ Version von vornherein in Zweifel gezogen war, bedeutete dies trotzdem für die jüdisch-christliche Tradition keineswegs, daß es bei den griechischen Übersetzungen des hebräischen alten Testaments nicht durchaus divergierende Techniken gegeben hätte403. herangezogene Psalmwort in der entstellten Fassung propter te afficimur tota die, aestimati sumus ut oves occisiones gelesen – also nicht in der echten Fassung propter te morte [!] afficimur ..., welche sowohl den griechischen Büchern, also der Septuaginta, entspreche als auch in anderen lateinischen Handschriften zu finden sei. Seine Exegese habe sich also auf einen falschen Text gestützt. Die mendositas der ihm vorliegenden Handschrift habe er deshalb nicht erkennen können, weil er erst kurze Zeit vor der Abfassung seines eigenen Werks getauft worden sei und daher den Wortlaut der Bibel noch nicht ganz sicher im Gedächtnis gehabt habe: mendositas nostri codicis me fefellit minus memorem scripturarum, in quibus nondum assuetus eram. 401 Augustinus diskutiert doctr. christ. 2, 12, 18 (CCL 32, S. 44) verschiedene Übertragungen einer Stelle aus dem Römerbrief (3, 15). Nachdem er eine dieser Übersetzungen, welche in einigen Handschriften zu lesen sei, als falsch erwiesen hat, mahnt er an: non ... intellegendos, sed emendandos tales codices potius praecipiendum est – die betreffende translatio also aus der Überlieferung unwiederbringlich zu tilgen (vgl. 2, 14, 21 [CCL 32, S. 47]). 402 Vgl. Hieronymus über die Septuaginta (praef. Esdr. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 639]): primum enim magnorum sumptuum est et infinitae difficultatis exemplaria posse habere omnia, deinde etiam qui habuerint et Hebraei sermonis ignari sunt, magis errabunt ignorantes quis e multis verius dixerit. quod etiam sapientissimo cuidam nuper apud Graecos accidit, ut interdum scripturae sensum relinquens uniuscuiuslibet interpretis sequeretur errorem. nos autem, qui Hebraeae linguae saltim parvam habemus scientiam et Latinus nobis utcumque sermo non deest, et de aliis magis possumus iudicare et ea quae ipsi intellegimus in nostra lingua expromere. 403 Vgl. Hier. praef. Iob iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 731). Nur hingewiesen sei in diesem Zusammenhang darauf, daß die dichterischen Bearbeitungen biblischer Bücher von den Vorbehalten gegenüber einem allzu freien Umgang mit dem originalen Wortlaut offenbar nicht betroffen waren. Im Gegenteil: Von späteren Kirchenhistorikern werden ausdrücklich die hexametrischen, dramatischen, lyrischen, historiographischen und dialogischen Bearbeitungen alt- und neutestamentlicher Schriften, welche griechische Väter, z.B. Apollinarius, veröffentlicht hatten, gepriesen (vgl. Sozom. hist. 5, 18, 3/5 [GCS 50, S. 222f.] und Socr. hist. 3, 16, 1/9 [GCS Neue Folge 1, S. 210f.]). Über den lateinischen Dichter Iuvencus und seine Evangeliendichtung hatte schon Hieronymus geschrieben (vir. ill. 84 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 190. 192]): ... quattuor evangelia hexametris versibus paene ad verbum transferens quattuor libros composuit ... Die oft mißverstandene Feststellung, Iuvencus habe in seinem Gedicht gleichsam ad verbum übersetzt, ist vor dem Hintergrund der übersetzungstheoretischen Debatten der Zeit gewiß als hohes Lob, nicht als Tadel aufzufassen: Trotz der anspruchsvollen Verwandlung des prosaischen Bibeltexts in die metrische Struktur des lateini-

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Gerade der wörtlichen Übertragung des vom Christentum zum Judentum konvertierten Griechen Aquila (zur Zeit des Kaisers Hadrian) war nur beschränkter Erfolg beschieden404, während Hieronymus der Septuaginta (LXX), den Evangelisten und den Aposteln ausdrücklich bescheinigte, sie seien in ihrem Umgang mit dem alten Testament eher sinngemäß verfahren (epist. 121, 2 [CSEL 56, S. 10]): ... ubicumque de veteri instrumento evangelistae et apostoli testimonia protulerunt, diligentius observandum est non eos verba secutos esse, sed sensum405. Ebenso schienen, wie Augustinus bezeugt (doctr. 2, 5, 6; 2, 11, 16 [CCL 32, S. 42]), die frühen lateinischen Versionen der griechischen Bibel trotz ihrer grundsätzlichen Tendenz zu einer wörtlichen Übersetzungspraxis offenbar noch keinem festen, allgemeingültigen Prinzip verpflichtet: In der Frühzeit des christlichen Glaubens habe jeder Lateiner, dem ein griechischer Bibelcodex in die Hände kam und der sich beider Sprachen einigermaßen mächtig fühlte, eine Übersetzung gewagt (ausus est interpretari). Diese unbegrenzte Zahl lateinischer Bibelübersetzer (latinorum interpretum infinita varietas) könne im schen Hexameters und in die poetische Form der lateinischen Epik repräsentiere das Werk „fast“ (paene) originalgetreu die im Evangelium offenbarte Wahrheit Gottes (vgl. Green [2006] 8. 43/45 [mit Lit.])! 404 Im Judentum errang Aquilas Übersetzung freilich große Bedeutung. Vgl. Field (1875) XVI/XXVII; Hoberg (1886) 5. 10; Courcelle (1948) 43; Leipoldt - Morenz (1953) 81; Marks (1956) 26f.; Jellicoe (1968) 76/83; Marti (1974) 69. 134 (mit Belegen für die Kritik, welche die Väter an der „sklavischen Übersetzungsweise“ Aquilas übten); Springer (1975) 284f.; Köpf (1978) 80; Barr (1979) 282f. u.ö.; Brock (1979) 77 und (1980b) 169; Veltri (1986) 59/66; (1994b) passim und (2006) 147/89; Paul (1987) passim; Tov (1987) 178; Bammel (1988) 130 (über Origenes und dessen Beurteilung der Übersetzer Aquila und Symmachus); Brown (1992) 56f.; Vermeer (1992) 252f. 266 (mit Lit.); Dorival - Harl - Munnich (1994) 146f.; Giannarelli (1994) 44; Müller, Mogens (1996) 40f.; Fürst (2002) 10314 und (2003) 96f.; Rösel (2002) 235f. sowie Risse (2003) 25. Hieronymus, der Aquila wiederholt mit der Übersetzungweise verbum e verbo identifiziert (vgl. besonders die Praefatio zur Chronik [GCS 47, Eusebius 7, S. 3]: ... nitente verbum de verbo exprimere) und ihn in epist. 36, 12 (CSEL 54, S. 278) vor diesbezüglicher anonymer Kritik in Schutz nimmt (vgl Marti [1974] 73. 134. 169 und Veltri [1994] 99 mit Anm. 31), bemüht sich gleichwohl, den hebräischen Text des alten Testaments heranzuziehen, um die Verläßlichkeit der späteren Übersetzungen zu kontrollieren, da er absichtliche antichristliche Textverfälschungen seitens der Juden befürchtet (epist. 32 [CSEL 54, S. 252]): iam pridem cum voluminibus Hebraeorum editionem Aquilae confero, ne quid forsitan propter odium Christi synagoga mutaverit, et, ut amicae menti fatear, quae ad nostram fidem pertineant roborandam, plura repperio (vgl. praef. Iob [s. unten Anm. 435] sowie Bardy [1948] 263; Karpp [1957] 106f.; Semple [1965-1966] 240; Köpf [1978] 78f.; Paul [1987] passim; Tov [1987] 178; Markschies [1994] 141f.). In epist. 57, 11 (CSEL 54, S. 523) kommt Aquila erheblich schlechter davon, die Ablehnung seiner Methode dient hier der eigenen Rechtfertigung des Prinzips sensus de sensu; vgl. dazu Marks (1956) 20; Meershoek (1966) 27; Bartelink (1980) 106f.; Veltri (1994b) 99 (mit weiteren Belegen) und Risse (2003) 25. 405 Vgl. die Belege im Anhang unten S. 284f. sowie Courcelle (1948) 43; Marti (1974) 66. 278f.; Bartelink (1980) 44 und Markschies (1994) 156f.

3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften

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Gegensatz zu den berühmten interpretes, welche die hebräische Bibel ins Griechische übertragen hatten, nicht aufgezählt werden und führe oft zu Zweifeln über unterschiedliche Übersetzungsvarianten406. Daher hätten die Lateiner zur fundierten Kenntnis der heiligen Schrift eigentlich auch die beiden anderen Sprachen nötig, also die hebräische und die griechische, um eine lateinische Version gegebenenfalls an den ursprünglichen Vorlagen (exemplaria praecedentia) kontrollieren zu können. b) Zur ad sensum-Übersetzung der Bibel bei Hieronymus (epist. 57) Unter den frühen Christen fand die Debatte um die rechte Übersetzungstechnik, welche ihren Ausgang von der Frage nahm, wie denn das Wort Gottes aus dem biblischen Hebräisch und Griechisch zu übertragen sei, und sich schnell auf die interpretatio autoritativer Schriften der frühen Kirche ausdehnte, ihren Höhepunkt407 anläßlich der Bibelübersetzungen 406 Vgl. 2, 13, 19 (s. unten Anm. 491); 2, 14, 21 (CCL 32, S. 47): interpretum numerositas; 2, 15, 22 (s. unten S. 145); epist. 71, 6 (CSEL 34, 2, S. 254): ... si quisquam veteri falsitati [sc. der lateinischen Bibelübersetzer vor Hieronymus] contentiosius favet, prolatis conlatisque codicibus vel docetur facillime vel refellitur ... in diversis codicibus ita varia est [sc. Latina veritas], ut tolerari vix posset ...; 82, 35 (CSEL 34, 2, S. 386): ... desidero interpretationem tuam de septuaginta, ut et tanta Latinorum interpretum, qui qualescumque hoc ausi sunt, quantum possumus, imperitia careamus et ... sowie Hieronymus bei der Rechtfertigung seiner eigenen Revision (praef. evang. [ed. Weber Gryson 41994, S. 1515]): si enim Latinis exemplaribus fides est adhibenda, respondeant quibus; tot sunt paene quot codices und (praef. Ios. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 285]): ... cum apud Latinos tot sint exemplaria quot codices, et unusquisque pro arbitrio suo vel addiderit vel subtraxerit quod ei visum est, et utique non possit verum esse quod dissonet; dazu Rönsch (1874) 3; Stummer (1928) 50/56. 64/74; Cuendet (1933) 381f.; Richter (1938) 54; Jellicoe (1968) 249f.; Birdsall (1970) 371; Bonner (1970) 545; Ceresa-Gastaldo (1975) 28. 34; Kelly (1975) 86; Metzger (1977) 322f.; Gribomont (1985b) 30f.; Fischer (1986) 164. 267/70; Vermeer (1992) 276f.; Brown Tkacz (1996) 45f.; Gamberale (2001) 314f.; Fürst (2002) 52 (mit weiteren Belegen) und (2003) 100/02. Allerdings geben Blatt (1938); Mohrmann (1958) 374; Metzger (1977) 322f. und Elliott (1992) 202f. zu bedenken, schon die frühen lateinischen Bibelübersetzer hätten sich ausgezeichnet durch eine „scrupulosité méticuleuse en ce qui concerne le vocabulaire et, notamment, le sens des mots. Cette scrupulosité se manifeste dans une transposition plutôt qu’une traduction de mots considérés comme essentiels et, d’autre part, dans l’exclusion de mots considérés comme teintés de’idées païennes“ (vgl. auch Mastrelli [1963] 668/71 zur gotischen Bibelübersetzung). Fischer (1986) 176 hebt dagegen hervor, die altlateinische Bibel gebe die Vorlage zwar „bis in Einzelheiten“ sehr wortgetreu wieder, jedoch sei ihr „die sklavische Genauigkeit eines Aquila fremd“ (vgl. auch Fischer in Metzger [1977] 369). 407 Bei Hilarius von Poitiers, den Hieronymus desöfteren als Vorbild einer freieren Übersetzungstechnik nennt (vgl. Bardy [1940] 271/73; Courcelle [1948] 43; Bartelink [1980] 66/68 und Peri, Israel [1993] 421), läßt sich ein waches Bewußtsein für die Schwierigkeiten einer Wort-für-Wort-Übersetzung ausmachen (vgl. z.B. in psalm. 65, 18; 67, 21 [CCL 61, S. 245. 277]). Vgl. de Ghellinck (1947) 242; Ceresa-Gastaldo (1975) 34 („... l’autorità della Bibbia come libro sacro imponeva gradualmente il prin-

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

des Hieronymus und der Auseinandersetzungen um Origenes in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts: Bis heute ist die Methode, welche Hieronymus anwandte, um die heilige Schrift aus dem Hebräischen und Griechischen ins Lateinische zu übertragen, vieldiskutierter Gegenstand der literatur- und übersetzungswissenschaftlichen Forschung, vor allem deswegen, weil nicht nur seine zahlreichen, nicht selten bloß andeutungshaften übersetzungstheoretischen Aussagen kaum widerspruchsfrei zusammenzustimmen scheinen, sondern auch seine Übersetzungspraxis je nach Text, ja nach einzelnem Textzusammenhang variiert408: „Dabei scheint uns, es sei gerade eine Stärke der hieronymianischen Position, frei zu sein von jedem Schematismus: der Bethlehemit trifft dort den Kern der Sache am besten, wo er zugibt, daß kein Werk, kein Satz nach demselben Schema übertragen werden kann ...“409, zumal da er wiederholt die Bereitschaft cipio dell’assoluta fedeltà al testo“); Brock (1979) 70 („Jerome is offering no new ideal for translating the Bible here, he is simply reflecting the accumulated experience of over half a millennium of biblical translation“); Chiesa (1987) 10 und Giannarelli (1994) 44. Albrecht (1998) 110/15 bietet ein einführendes Kapitel zur Bibelübersetzung aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht. 408 Vgl. auch Hoberg (1886) 10; Schwarz (1955) 34f.; Köpf (1978) 81. 85 (mit Lit.) und Brown (1992) 104. 409 Marti (1974) 62, vgl. auch 73/76 (mit dem Verweis auf das aufschlußreiche Selbstbekenntnis in epist. 84, 12) sowie, auch allgemein zu Hieronymus als Bibelübersetzer, Hoberg (1886) 10 u.ö.; Grützmacher (1901) 181/87 und (1906) 100. 109f. u.ö.; Schade (1910) 64f. 133f. 137f. 141/57; Cavallera (1922) 1, 62f.; Stummer (1928) 80/124; Cuendet (1933) 383f. 399f. (einseitig); Blatt (1938) 217f. 220 u.ö.; Bardy (1940) 281/94; Schwarz (1944) 75f.; Wagner (1945) 12/22; de Ghellinck (1947) 244; Schwarz (1955) 26/37; Marks (1956) 19/29; Hagendahl (1958) 163/66; Serra Zanetti (1961) 367/405; Brugnoli (1965) 145/49; Meershoek (1966) 21/30; Schild (1970) 13/41; Sparks (1970) 522/26 u.ö.; Winkelmann (1970) 539/41; Ceresa-Gastaldo (1975) 34f.; Kelly (1975) 86/89. 153/67. 283/86; Köpf (1978) 75 (einseitig). 80; Brock (1979) 69f.; (1980a) 161 und (1990) 311; Bartelink (1980) 3. 44f. 46f. 101 u.ö.; Puelma (1980) 165f.; Wermelinger (1984) 184/93; Lewis (1986) 164f.; Chiesa (1987) 14/21; Nautin (1986) 309f. (mit der problematischen These, daß Hieronymus die hebräische Sprache „praktisch kaum kannte“); Bammel (1988) 139/46; Banniard (1988) 309/11; Kytzler (1989) 46/48; Müller, Mogens (1989) 114/17; Traina (1989) 101f.; Copeland (1991) 45/55; Seele (1991) 199f.; Brown (1992) 104/20; Kamesar (1993) 41/72; Vermeer (1992) 292/308; Miletto (1993) passim; Rebenich (1993) passim; Giannarelli (1994) 45f.; Markschies (1994); Veltri (1994a) 124f.; Rochette (1995) 250. 252 und (1997a) 296f.; Albrecht (1998) 59/61. 115f.; Schulz-Flügel (2000); Fürst (2002) 218311 und (2003) 80/116; Fladerer (2002) 1187 sowie Risse (2003) 24/26. Seele (1995) 93 hebt am Beispiel Ciceros mit Recht hervor, daß „verschiedene Übersetzungsverfahren ... in der Antike, bisweilen sogar in einem Autor, durchaus koexistent“ waren und die bestmögliche Wiedergabe einer bestimmten Textstelle oft ganz unterschiedliche methodische Konsequenzen mit sich bringen konnte; vgl. auch Amand de Mendieta - Rudberg (1958) XII (zu Eustathius); Gamberale (1969) 63/69; Memoli (1969) passim (zu Rufinus); Barr (1979) 279/81. 323f.; Fisher (1982) 189/93 (zu Eutrops Breviarium); Crouzel (1987) 33 (zu Rufinus); Marti (1990) 33/35 (zu Eustathius); Salvini (1998) 847f. 860 u.ö. (zu Rufinus) sowie Eco (2004) 235f.

3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften

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zeigt, eigene Übersetzungen zu revidieren und zu korrigieren, also seine Vorschläge nicht als der Weisheit letzten Schluß propagiert410. Er selbst beschreibt einmal bezüglich einer Origenesübersetzung das Dilemma, das ihm ganz bewußt war (epist. 84, 12 [CSEL 55, S. 134]): quid autem laboris in transferendis libris Peri; ajrcw'n sustinuerim, vestro iudicio [sc. der Briefadressaten Pammachius und Oceanus] derelinquo, dum et mutare quippiam de Graeco non est vertentis, sed evertentis, et eadem ad verbum exprimere nequaquam eius, qui servare velit eloquii venustatem, und in der Vorrede zu seiner Hiobübersetzung iuxta Hebraeos stellt er klar, die sprachlich-stilistische Form des hebräischen Texts habe die Anwendung aller unterschiedlichen Übersetzungsverfahren erfordert (ed. Weber Gryson 41994, S. 731): haec autem translatio nullum de veteribus interpretem sequitur, sed ex ipso Hebraico Arabicoque sermone et interdum Syro, nunc verba, nunc sensus, nunc simul utrumque resonabit411. Wer also bei Hieronymus eine einheitliche Übersetzungstechnik nachzuweisen versucht, steht vor großen Schwierigkeiten. Besonders der berühmte 57. Brief De optimo genere interpretandi (CSEL 54, S. 503/26) erweist sich dabei für die moderne Forschung immer wieder als Stolperstein412: Im Verlauf der kirchenpolitischen Kontroverse um die Schriften des Origenes, die in den letzten Jahren des vierten Jahrhunderts nach Christus die frühe christliche Kirche vor allem im Osten des Imperiums tief spaltete und dabei auch die ehemaligen Weggefährten Hieronymus und Rufinus gegeneinander aufbrachte, hatte der entschiedene Antiorigenist Epiphanius von Salamis einen vorwurfsvollen Brief an den Jerusalemer Bischof Johannes geschrieben und ihn darin öffentlich angeklagt, die häretischen Lehren des Origenes zu vertreten und sich damit als 410 Auf diese „capacità di ammettere il proprio errore e correggersi“ verweist mit Belegmaterial (vgl. z.B. in Os. 3, 11, 8f. [CCL 76, S. 126]) Gamberale (2001) 330f. Eine ähnliche Haltung läßt sich im übrigen auch bei anderen großen Übersetzern entdecken, etwa schon bei Cicero (vgl. Tusc. 1, 7, 14 [ed. Pohlenz, S. 224]; fin. 3, 26. 52. 56; dazu Puelma [1980] 163), und später bei Luther, der noch am Ende seines Lebens klagte, daß es ihm nicht vergönnt sei, die Bibelübersetzung neu umzuarbeiten und an vielen Punkten zu verbessern. 411 Vgl. ebendort auch über die verschiedenen Übersetzungstechniken seiner griechischen Vorläufer Aquila, Symmachus und Theodotion: cogor per singulos scripturae divinae libros adversariorum respondere maledictis, qui interpretationem meam reprehensionem septuaginta interpretum criminantur, quasi non et apud Graecos Aquila, Symmachus et Theodotion vel verbum e verbo, vel sensum de sensu, vel ex utroque commixtum et medie temperatum genus translationis expresserint ... 412 Vgl. dazu Grützmacher (1908) 10f.; Cavallera (1922) 1, 216/19; Bardy (1936) 294/98; Courcelle (1948) 42f.; Hagendahl (1958) 163f.; Serra Zanetti (1961) 386/88; Steinmann (1961) 233/36; Sparks (1970) 522f.; Kelly (1975) 201/03; Bammel (1977) 3741. 385. 388f. u.ö.; Bartelink (1980) 2f.; Lardet (1983) 30*/35*; Hamman (1985) 62f.; Banniard (1988) 307f.; Brown (1992) 95; Rebenich (1992) 200; Markschies (1994) 155/59; Seele (1995) 90f.; Fürst (2003) 88; Fedalto (2005) 122/26 sowie Röwekamp (2005) 63f.

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Irrlehrer der Jerusalemer Gemeinde offenbart zu haben. Diesen Brief übersetzte nun Hieronymus, der in den folgenden Auseinandersetzungen für den zypriotischen Bischof Epiphanius Partei ergriff, auf Bitten eines gewissen Eusebius von Cremona in die lateinische Sprache (epist. 51 [CSEL 54, S. 395/412]), allerdings unter der Auflage, daß seine Übertragung vertraulich behandelt werde. Nachdem jedoch bald darauf dem Eusebius der Brief entwendet und publiziert worden war, gelangte er auch dem Widersacher Johannes von Jerusalem sowie dessen Mitstreiter Rufinus zur Kenntnis. Diese attackierten die Übersetzung aufs schärfste und verwarfen sie öffentlich als absichtliche Verfälschung413, die eben darin bestehe, daß Hieronymus nicht wortgetreu übersetzt habe (epist. 57, 2 [CSEL 54, S. 505]: me verbum non expressisse de verbo414) – erneut ein Beleg dafür, daß die gelehrte Öffentlichkeit die wörtliche Übertragung für die eigentliche Pflicht eines interpres hielt! Der Brief 57 aus dem Jahr 396 nach Christus415, in welchem Hieronymus seine übersetzungstheoretischen Prinzipien darlegte und die freie Übertragung eines Texts nach dem Sinn, nicht nach dem Wort verteidigte, ist daher zunächst als Apologie gegen diese Kritik, also als ein Zeugnis aus der Polemik des Origenesstreits aufzufassen – ein Faktum, das bei der Deutung dieser Schrift nicht selten außer Acht gelassen wird416 –, er gewann jedoch schon bald grundsätzliche Geltung und weite Verbreitung, wie sich sowohl aus den nur kurze Zeit später publizierten Vorreden zu der Übersetzung iuxta Hebraeos des Liber Paralipomenon (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546: scripsi nuper librum de optimo genere interpretandi ...) und zum Jonakommentar (SC 323, S. 160) ersehen läßt, in denen Hieronymus selbst auf den Traktat verweist417, als auch aus einer Briefstelle Augustins, an der dieser um die Zusendung des Liber de optimo genere interpretandi bittet (epist. 82, 34), als auch aus einem Passus der Apologia adversus Hieronymum Rufins (2, 8 [CCL 20, S. 89]): ... in illo libello, quem de optimo genere interpretandi adtitulavit, ubi, praeter tituli adnotationem, nihil optimum, sed totum pessimum est ... in illo ergo libro, ut adserat quod nullo genere verbum de verbo interpretari ratio sinat, ... capita integra dictata ex codice Ciceronis inseruit.

413 Hieronymus selbst bezeugt, er sei von seinen Gegnern falsarius genannt worden (epist. 57, 2. 4. 13). 414 Vgl. zu dieser Wendung die Parallelen bei Bartelink (1980) 36 z.St.; dazu Markschies (1994) 156. 415 Vgl. Lardet (1983) 37*f. (mit Lit.); Rebenich (1992) 117571. 200 und Fürst (2003) 88. Andere, etwa Cavallera (1922) 2, 158 und Kelly (1975) 162, halten an der Datierung auf 395 nach Christus fest. 416 Vgl. aber Marti (1974) 57. 74; Bartelink (1980) 1; Lardet (1983) 38* (mit Lit.) und Seele (1995) 90. 417 Vgl. aus späterer Zeit auch in Mal. 3, 1 (s. unten Anm. 477).

3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften

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In diesem Brief stößt der Leser auf die bekannte Erklärung (epist. 57, 5 [CSEL 54, S. 508]): ego enim non solum fateor, sed libera voce profiteor me in interpretatione Graecorum absque scripturis sanctis, ubi et verborum ordo mysterium est, non verbum e verbo, sed sensum exprimere de sensu418, mit der sich der Autor grundsätzlich und programmatisch für die freie, sinngemäße Übersetzung auszusprechen scheint, die Texte der heiligen Schriften der Bibel ausgenommen, für welche allein die Technik verbum e verbo zulässig sei. Allerdings hat man längst zweierlei richtig bemerkt: Einerseits bekennt sich Hieronymus sonst zuweilen auch für nichtbiblische Texte zum Prinzip der wortgetreuen Wiedergabe419, andererseits schränkt er schon in demselben 57. Brief eben dieses Prinzip für die heiligen Schriften ansatzweise ein420: Nach dem Verweis auf die paganen Vorbilder wie Terenz und Cicero, deren übersetzungstheoretisches Vorbild Hieronymus hier eigenständig nutzt421, führt er im zweiten Teil des Briefes 418 Vgl. etwa Hoberg (1886) 9; Grützmacher (1901) 182f. und (1906) 109f.; Schade (1910) 137f.; Cavallera (1922) 1, 218; Courcelle (1948) 434; Schwarz (1955) 34f. („it is impossible to know why Jerome advocated the word-for-word method of Bible translation while he himself did not follow it“); Hagendahl (1958) 163f.; Serra Zanetti (1961) 383/86; Meershoek (1966) 24/27; Sparks (1970) 523; Kelly (1975) 162. 203; Bartelink (1980) 44f. z.St.; Brock (1980a) 161; Fischer (1986) 176f.; Harrison, Rebecca R. (1986) 161; Copeland (1991) 50f.; Brown (1992) 104/07; Vermeer (1992) 304/07; Lardet (1993) 101; Nergaard (1993) 14f., vgl. aber anders 30f.; Müller, Mogens (1996) 10826; Zwierlein (1998) 39; Schulz-Flügel (2000) 44f.; Fürst (2003) 88/90; Landfester (2003) 726; Lo Cicero (2003) 91f.; Risse (2003) 25f.; Tagliaferro (2004) 286 sowie Stolze (2005) 19. 419 Vgl. z.B. epist. 28, 5f. (CSEL 54, S. 229/31) mit einer wortgetreuen (verbum interpretabor ad verbum) Übersetzung aus Origenes; 79, 9 (CSEL 55, S. 98); praef. Esth. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 712): librum Hester variis translatoribus constat esse vitiatum. quem ego de archivis Hebraeorum elevans verbum e verbo pressius transtuli ... per singula verba nostram translationem aspicite [sc. Paula und Eustochium], ut possitis agnoscere me nihil etiam augmentasse addendo, sed fideli testimonio simpliciter, sicut in Hebraeo habetur, historiam Hebraicam Latinae linguae tradidisse; in Dan. 3, 9, 24 (CCL 75 A, S. 878, vgl. 865): dicit [sc. Apollinaris Laodicenus], ut verbum ex verbo interpreter ne calumniam videar facere non dicenti; in Is. 7, 22, 3 (CCL 73, S. 299); hom. Orig. in Ezech. praef.; hom. Orig. in cant. praef. und Didym. spir. sanct. praef. (s. unten S. 199/201) sowie vor allem die Bemerkungen über seine Peri; ajrcw'n-Übertragung aus Origenes; dazu Winkelmann (1970) 53929 (mit weiteren Belegen); Marti (1974) 74/76; Bartelink (1980) 44. 46f.; Fürst (2002) 218311 und (2003) 88f. sowie Risse (2003) 27 (zur Übersetzung des Buchs Jona). 420 Vgl. epist. 57, 10 (CSEL 54, S. 522): ... non verba in scripturis consideranda, sed sensum (auch das folgende Beispiel einer Psalmübersetzung der LXX); dazu Stummer (1928) 98; Meershoek (1966) 26f.; Marti (1974) 74f. 189f.; Bartelink (1980) 101; Chiesa (1987) 17f. und Fürst (2003) 88f. 421 Vgl. auch z.B. in Os. 3 prol. (CCL 76, S. 109). Aus einer Bemerkung Rufins (apol. adv. Hier. 2, 11 [CCL 20, S. 92]) läßt sich erkennen, daß Hieronymus ein zweisprachiges Manuskript einer Platonübersetzung Ciceros besaß. Einmal sei er von Bethlehem nach Jerusalem gekommen, habe einen Codex mitgebracht in quo erat unus dialogus Ciceronis et idem ipse Graecus Platonis und diesen für einige Zeit bei Rufinus gelas-

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in großer Ausführlichkeit solche Bibelstellen vor, an denen sowohl die Septuaginta als auch die Evangelisten und der Apostel Paulus eben nicht wörtlich, sondern frei aus dem hebräischen Text des alten Testaments übersetzt hatten. Diese Vorläufer werden also als Vorbilder für die Übersetzungsmethode sensus de sensu in Anspruch genommen – in scheinbarem Widerspruch zum oben zitierten Grundsatz aus dem fünften Kapitel, nach dem doch bei heiligen Schriften wörtlich zu verfahren sei. An anderen Stellen wird dann jenes vermeintliche Prinzip, besonders hinsichtlich des ordo verborum, auch für biblische Texte geradewegs aufgehoben422: Schon in der Vorrede zur Übersetzung der Chronik (GCS 47, Eusebius 7, S. 4) findet sich eine Bemerkung über den ordo ridiculus, der sich bei einer Homerübersetzung ad verbum in lateinische Prosa ergäbe423, während in späteren Bibelkommentaren die Übersetzungspraxis der Septuaginta folgendermaßen beschrieben wird (in eccles. 2, 15/16 [CCL 72, S. 269]): apertius in hoc loco sensum Hebraicum septuaginta interpretes transtulerunt, licet verborum ordinem non secuti sunt. Allerdings folgt für Hieronymus aus dieser Lizenz gegenüber dem originalen ordo verborum keineswegs eine vollständige Entbindung des Übersetzers von der Vorlage: sen. Abgesehen von der überlieferungsgeschichtlich wichtigen Tatsache, daß es also bedeutsame Übersetzungen in griechisch-lateinischen Handschriften gab, erhellt aus dieser Stelle, daß sich die maßgeblichen Übersetzer der Spätantike an den klassischen Vorbildern im direkten Vergleich mit den griechischen Originalen schulten – übrigens in diesem Fall eine ad verbum-Übertragung Ciceros (s. oben S. 113f.). 422 Vgl. etwa epist. 106, 3. 17. 29. 55. 57. 60; 121, 2. 10 (CSEL 55, S. 249f. 256. 260f. 275. 276f. 277f.; 56, S. 8/13. 41/50); praef. Iudith (ed. Weber - Gryson 41994, S. 691): magis sensum e sensu quam ex verbo verbum transferens und adv. Rufin. 1, 19 (CCL 79, S. 19): „Nescu“, ut verbum de verbo interpreter, katafilhvsate, id est „deosculamini“ dicitur; quod ego, nolens transferre putide, sensum magis secutus sum, ut dicerem: „adorate“; dazu (mit weiteren Belegen) Courcelle (1948) 43; Marks (1956) 20; Serra Zanetti (1961) 394; Sparks (1970) 524f.; Marti (1974) 75. 189f.; Köpf (1978) 80; Bartelink (1980) 44f. 46; Puelma (1980) 166; Nautin (1986) 307; Chiesa (1987) 18; Brown (1992) 111/14; Markschies (1994) 166; Fürst (2002) 218311 und (2003) 88f. Fischer (1986) 177f. versucht den Widerspruch durch die Hypothese zu lösen, Hieronymus habe narrative Passagen der biblischen Schriften freier übersetzt als Stellen, an denen es sich „um Worte Gottes oder um Gebete oder überhaupt um Texte handelt, wo auch die Einzelheiten ihm wichtig erscheinen ... Denn für Gebetstexte, besonders für magische Beschwörungen, für Dokumente und für technische und wissenschaftliche (z.B. medizinische) Literatur war diese Übersetzungsart im Altertum durchaus gebräuchlich, weil sie notwendig war oder schien; da hatte die Genauigkeit bis ins einzelne den absoluten Vorrang vor der unmittelbaren Verständlichkeit für alle und erst recht vor dem Wohlgefallen des Ästheten“. 423 Daß dem ordo verborum sowohl im zeitgenössischen Rhetorikunterricht als auch in der Literaturkritik besonderes Augenmerk galt, erhellt aus dem spätantiken Vergilkommentator Servius: In zahlreichen Aeneisexegesen finden sich Bemerkungen zu ungewöhnlichen, mit poetischer Lizenz begründbaren Abweichungen von der gewöhnlich angemessenen Wortstellung (vgl. dazu Levy [1969] passim und [1971-1972] passim sowie Gioseffi [2003] 144. 146f.).

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Grundsätzlich gehört es zu seinen Pflichten, die Wortstellung nicht willkürlich zu modifizieren (chron. praef., zitiert später in epist. 57, 5, s. oben S. 116)424. Freiheiten sind dort zulässig, wo die Observanz der fremdsprachigen Wortstellung die Regeln und Eigentümlichkeiten der Zielsprache verletzte und zu einer Verdunklung der wahren intellegentia führte. Widerspricht der ordo hingegen sprachlich-stilistisch dem Lateinischen nicht, so ist an ihm festzuhalten425. So heißt es z.B. zu Psalm 72, 26 defecit caro mea et cor meum (epist. 106, 45 [CSEL 55, S. 268]): pro quo male perversum ordinem quidam tenent „defecit cor meum et caro mea“ oder zu Psalm 73, 1 ut quid, deus, reppulisti in finem? (epist. 106, 46 [CSEL 55, S. 269]): pro quo male apud Graecos legitur ordine commutato „ut quid reppulisti, deus?“. Als programmatisch aber darf das Prinzip gelten, das Hieronymus einmal gegenüber Augustinus formuliert, um seine Neuübersetzungen aus dem hebräischen Text des alten Testaments zu rechtfertigen (epist. 112, 19 [CSEL 55, S. 389]): ... de ipso Hebraico, quod intellegebamus, expressimus sensuum potius veritatem quam verborum interdum ordinem [!] conservantes426. Soll man also tatsächlich der Forschung folgen und annehmen, Hieronymus sei an jener exponierten Stelle des 57. Briefs, in einer dem Thema der bestmöglichen Übersetzungsweise gewidmeten Abhandlung, welche zur Selbstverteidigung gegen öffentliche Kritik an einer eigenen Übersetzung dienen sollte, ein Lapsus unterlaufen? Oder das Ganze, wie gerade in neueren Arbeiten zu Hieronymus beliebt, als Ausdruck eines widerspruchsvollen, gerade in polemischen Texten opportunistischen Charakters verstehen, der nach jeweiliger Notwendigkeit und Stimmungslage den eigenen Standpunkt wie ein Chamäleon zu wechseln imstande gewesen sei? Die detaillierte Widerlegung dieser Sichtweise muß einer späteren ausführlichen Untersuchung vorbehalten bleiben, bei der neben der genauen Sichtung der übersetzungstheoretischen Äußerungen des Hieronymus und 424 Die Beachtung des ordo verborum einer fremden Schrift gilt Hieronymus auch sonst als Zeichen enger Anlehnung an eine Vorlage. So verweist er darauf, daß der Clemensbrief an die Gemeinde von Korinth in wörtlichen Anleihen den Hebräerbrief zitiere (vir. ill. 15 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 104]: iuxta verborum quoque ordinem; vgl. Euseb. hist. 3, 38, 4f.). Vgl. auch Passalacqua (2003) 417 zum Fortwirken dieser Überzeugung im Mittelalter. 425 Nach Harrison, Rebecca R. (1986) 161/200 scheint sich Hieronymus beispielsweise in seiner Revision des neuen Testaments sehr eng an die Wortstellung, welche sich ihm zum einen in den alten lateinischen Übersetzungen, zum anderen im griechischen Text bot, angeschlossen zu haben; vgl. aber Brown (1992) 111: „Jerome often changes the word order of the original text“ (mit Beispielen) und von Albrecht (2004) 373. 426 Bereits Hilarius von Poitiers hatte einmal die lateinischen Bibelübersetzer kritisiert (in psalm. 67, 21 [CCL 61, S. 277]): admonui enim superius plerumque interpretes cunctos, dum conlocationem ordinemque verborum demutare ac temperare non audent, minus dilucide proprietatem declarasse dictorum.

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der möglichst genauen Analyse ihrer praktischen Umsetzung auch weitergehende Aspekte berücksichtigt werden müßten, etwa ihr Verhältnis zur Lehre der zeitgenössischen Grammatik und Rhetorik sowie zur Sprachphilosophie427, die Reflexionen über die Vergleichbarkeit der drei Sprachen Hebräisch, Griechisch und Lateinisch428, die Veränderungen in der übersetzungstheoretischen Terminologie, z.B. beim Gebrauch des Verbums interpretari, die Veränderung alttestamentlicher Hermeneutik durch die geschichtliche Offenbarung Christi429, die apologetische Funktion der neuen Bibelübersetzung, vor allem gegenüber dem Judentum430, die christliche crh'si" der klassischen Übersetzungslehre (besonders Ciceros) oder die Frage, ob „Jerome deliberately use classical diction in translating“431. An dieser Stelle sei nur auf eines hingewiesen: Hieronymus formuliert an der zitierten Stelle des 57. Briefs den Grundsatz, die heiligen Schriften der Bibel seien prinzipiell wörtlich zu übersetzen. Doch dienen ihm die genannten Hinweise auf die neutestamentlichen Autoritäten als Beleg dafür, daß es Ausnahmen geben kann, die eine freiere Übersetzungsmethode rechtfertigen; dies wird besonders deutlich, wenn er formuliert (epist. 57, 9 [CSEL 54, S. 518]): haec replico, ... ut reprehensores meos arguam in427 Vgl. z.B. Quintilianus über die perspicuitas der Rede (s. oben Anm. 395); die einflußreiche Definition Donats: oratio in sensu, stylus in verbis; oratio ad res, stylus ad verba ... (auch Brown [1992] 87/91 und Markschies [1994] 133/35) sowie die Überlegungen Augustins zu Beginn des zweiten Buchs von De doctrina christiana. 428 Vgl. einige Stellen bei Meershoek (1966) 22. 429 Vgl. besonders aufschlußreich praef. pent. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 3): illi [sc. die LXX] interpretati sunt ante adventum Christi et quod nesciebant dubiis protulere sententiis, nos post passionem et resurrectionem eius non tam prophetiam quam historiam scribimus; aliter enim audita, aliter visa narrantur: quod melius intellegimus, melius et proferimus ...; auch in Tit. 3, 9 (CCL 77 C, S. 64/67); praef. Is. (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 1096) und Hebr. quaest. in Gen. praef.; 23, 2 (CCL 72, S. 2. 28). 430 Vgl. z.B. in Tit. 3, 9 (CCL 77 C, 64/67); in Gal. 2, 3, 10 (CCL 77 A, S. 83/85) und 2, 3, 13f. (CCL 77 A, S. 89/94) mit der ausführlichen Diskussion zweier Beispiele; praef. Ios. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 285); praef. psalm. iuxta Hebreaos (ed. Weber Gryson 41994, S. 768f.); dazu Markschies (1994) 154f. sowie die Stellen oben in Anm. 404. Die Septuaginta war schon lange vor Hieronymus ein Streitfall zwischen Juden und Christen geworden, vgl. dazu kurz Karpp (1957) 106/08; Veltri (1986) 27f. 29/32; Bammel (1988) 131f. 143/46; Müller, Mogens (1989) 105f. 106f. u.ö.; Hengel (1994) 200/02 mit dem Hinweis auf die wichtige Stelle Iren. adv. haer. 3, 21 (SC 211, S. 398/409) sowie oben Anm. 200 zu Iustinus. Zudem mag auch die christliche Polemik gegen jüdische Buchstabengläubigkeit die Differenzierung zwischen verba/litterae und sensus befördert haben. Noch in der 146. Novelle des Corpus iuris civilis aus dem Jahr 553 nach Christus werden die Juden, denen der Gebrauch des griechischen Septuagintatexts anempfohlen wird, dazu aufgefordert, bei der Lektüre der alttestamentlichen Schriften non solis litteris adhaerere, sed ad reconditas eis prophetias respicere und non solas ... considerare litteras, sed rebus effici et divinum veraciter intellectum accipere (ed. Schöll - Kroll, S. 714. 717). 431 Brown Tkacz (1996) 42.

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peritiae et inpetrem ab eis veniam, ut concedant [!] mihi in simplici epistula, quod in scripturis sanctis, velint nolint, apostolis concessuri sunt [!] – die Gegner sollen ihm für seine Übersetzung des griechischen Briefs die Freiheit zugestehen, die sie sogar den Aposteln im Umgang mit dem alten Testament zugestehen! Das Bekenntnis ego enim non solum fateor, sed libera voce profiteor me in interpretatione Graecorum absque scripturis sanctis, ubi et verborum ordo mysterium est, non verbum e verbo, sed sensum exprimere de sensu ..., das durch seine Formulierung im Präsens in der Tat programmatischen Ton anschlägt, schließt die scripturae sanctae also eigentlich aus der Forderung nach der sensus de sensu-Übersetzung aus, allerdings mit der Einschränkung, daß an solchen Stellen, wo nur eine solche Übersetzungsweise die veritas der Vorlage angemessen wiedergebe, also eine ad verbum-Übersetzung wahrheitswidrig verstanden werden könnte, die sinngemäße Version zu konzedieren sei. Beachtenswert erscheint auch folgendes Detail: Der ganze Ausdruck im Accusativus cum infinitivo nach dem Prädikat profiteor hebt an mit der Einschränkung in interpretatione Graecorum [!] – es geht also auch in der Folge des Satzes um Übersetzungen aus dem Griechischen, wie es anläßlich der umstrittenen Übersetzung des griechischen Briefs, den Bischof Epiphanius von Salamis an Johannes von Jerusalem gesandt hatte, nahelag, nicht auch um Übersetzungen etwa aus dem Hebräischen432. Hieronymus verweist also mit seiner Bemerkung nur implizit auf die Neuübersetzung alttestamentlicher Schriften aus dem vermeintlichen Urtext, welche er gerade in der ersten Hälfte der neunziger Jahre des vierten Jahrhunderts begonnen hatte, und rechtfertigt hier im grundlegenden Brief De optimo genere interpretandi nur indirekt die übersetzungstechnischen Freiheiten, die er sich bei dieser Arbeit zu nehmen gezwungen sah, sowohl für diese bereits publizierten als auch für die noch kommenden Übersetzungen iuxta Hebraeos. Nicht zuletzt sah er später die programmatische Position, welche er im 57. Brief bezogen hatte, durchaus im Einklang mit den grundsätzlichen Hinweisen zu der eigenen Übersetzungstechnik, die er seinen einzelnen Übertragungen biblischer Bücher in den Praefationes voranschickte (epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 390f.]): quod autem genus interpretationis in scripturis sanctis sequendum sit, liber, quem scripsi de optimo genere interpretandi, et omnes praefatiunculae divinorum voluminum, 432 Schade (1910) 138 versteht in dem Ausdruck ... absque scripturis sanctis, ubi et verborum ordo mysterium est die Konjunktion ubi wie quando und meint, Hieronymus habe stets sinngemäß übersetzt, „abgesehen von jenen Stellen der Schrift, in welchen selbst die Anordnung der Worte ein Geheimnis ist“. Dieses Verständnis geht fehl, da der Ausdruck scripturae sanctae nicht „Stellen der Schrift“ bedeutet. Der folgende ubi-Satz ist nicht einschränkend aufzufassen, sondern im ganzen explikativ zur Junktur scripturae sanctae.

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quas editioni nostrae praeposuimus, explicant ad illasque prudentem lectorem remittendum puto, und auch Rufinus faßt in seiner Apologia die These des 57. Briefs zusammen (apol. adv. Hier. 2, 8 [CCL 20, S. 89]): ... quod nullo genere [!] verbum de verbo interpretari ratio sinat. Gerade der Umstand, daß Rufinus hier in polemischer Wendung gegen Hieronymus auftritt, spricht dafür, daß er in der Argumentation seines Gegners keinen eklatanten Widerspruch, den er sonst hätte ausnutzen können, ausmachte. Offenbar bezog er die Ablehnung des ad verbum-Übersetzens vorbehaltlos auch auf die biblischen Schriften. Die Beschäftigung mit den heiligen Schriften in griechischer Sprache jedoch lag Mitte der neunziger Jahre bereits hinter Hieronymus: Angeregt von Papst Damasus hatte er um das Jahr 384 nach Christus den in zahllosen Handschriften vorliegenden, jedoch durch bedenkliche Variantenvielfalt korrupten lateinischen Text der griechischen Evangelien einer gründlichen Revision unterzogen. Diese Revision bezeichnet er selbst in seiner Praefatio ad Damasum zwar als novum opus ex veteri, aber nicht als neue interpretatio, eine Einschätzung, welche die neuere Forschung einhellig bestätigt hat. Der selbständige Rückgriff des Revisors auf das griechische Original beschränkte sich vielmehr auf solche Stellen, an denen die über die „ganze Welt verstreuten“ lateinischen Handschriften (exemplaria scripturarum toto orbe dispersa) korrupt erschienen oder unterschiedliche Lesarten aufwiesen, wie Hieronymus in der Vorrede an Damasus unterstreicht (praef. evang. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 1515f.]): ... quis enim doctus pariter vel indoctus, cum in manus volumen adsumpserit et a saliva quam semel inbibit viderit discrepare quod lectitat, non statim erumpat in vocem, me falsarium me clamans esse sacrilegum, qui audeam aliquid in veteribus libris addere, mutare, corrigere? adversum quam invidiam duplex causa me consolatur: quod et tu qui summus sacerdos es fieri iubes, et verum non esse quod variat etiam maledicorum testimonio conprobatur. si enim Latinis exemplaribus fides est adhibenda, respondeant quibus; tot sunt paene quot codices. sin autem veritas est quaerenda de pluribus, cur non ad Graecam originem revertentes ea quae vel a vitiosis interpretibus male edita vel a praesumptoribus inperitis emendata perversius vel a librariis dormitantibus aut addita sunt aut mutata corrigimus? ... igitur haec praesens praefatiuncula pollicetur quattuor tantum evangelia, quorum ordo est Mattheus Marcus Lucas Iohannes, codicum Graecorum emendata conlatione sed veterum. quae ne multum a lectionis Latinae consuetudine discreparent, ita calamo imperavimus ut, his tantum quae sensum videbantur mutare correctis, reliqua manere pateremur ut fuerant.

Auch an anderer Stelle begegnet Hieronymus der Kritik, er habe gegen die Autorität der Vorgänger und gegen die Ansicht der ganzen Welt (adversus auctoritatem veterum et totius mundi opinionem) in den Evangelien Emendationen vorgenommen, mit dem Argument, daß die Fehlerhaftigkeit (vitiositas) der lateinischen Codices, die aus der Divergenz der Bücher

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(diversitas) klar ersichtlich sei, am Maßstab der griechischen Quelle (Graeca origo) zu beseitigen nicht bedeute, auch nur irgendetwas an den Worten des Herrn selbst zu korrigieren oder gar für nicht inspiriert (divinitus inspiratum) zu halten (epist. 27, 1 [CSEL 54, S. 224]). Dieser Revision zollte Augustinus hohe Anerkennung (epist. 71, 6 [CSEL 34, 2, S. 253f.]): ... non parvas deo gratias agimus de opere tuo, quod evangelium ex Graeco interpretatus es, quia et paene in omnibus nulla offensio est, cum scripturam Graecam contulerimus. unde si quisquam veteri falsitati contentiosus favet, prolatis collatisque codicibus vel docetur facillime vel refellitur und forderte dazu auf, in gleicher Weise auch die alttestamentlichen Schriften aus dem Septuagintatext originalgetreu ins Lateinische zu übertragen (latinae veritati reddere). Der Einschätzung, es handele sich dabei um eine Übersetzung aus dem Griechischen, folgte Hieronymus jedoch auch in seinem Antwortschreiben nicht (epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 391])433: et si me, ut dicis, in novi testamenti emendatione [!] suscipis exponisque causam, cur suscipias, quia plurimi linguae Graecae habentes scientiam de meo possent opere iudicare, eandem integritatem debueras etiam in veteri credere testamento, quod non nostra confinximus, sed, ut apud Hebraeos invenimus, divina transtulimus. Übersetzt aus dem Griechischen ins Lateinische hatte Hieronymus jedoch in den Jahren nach 385 nach Christus einige alttestamentliche Schriften der Septuaginta, und zwar nach der griechischen Fassung, die Origenes um die Mitte des dritten Jahrhunderts in seiner Hexapla konstituiert hatte: Neben dem vermeintlichen hebräischen Urtext waren dort sowohl dessen griechische Transkription als auch vier griechische Übersetzungen nebeneinander in Kolumnen zusammengestellt. Besonderes Augenmerk hatte Origenes dem in der fünften Kolumne aufgeführten Septuagintatext gewidmet434, dessen Abweichungen vom Hebräischen er mit kritischen Zeichen markierte – einerseits um dem Leser in den verschiedenen Kolumnen das vergleichende Lesen zu erleichtern, andererseits, um textkritische Studien an der Überlieferung der griechischen Übersetzung zu fördern. Dabei wurden vor allem quantitative Unterschiede beider Textformen indiziert: Das Textgut, welches sich zwar in der LXX, aber nicht im Hebräischen fand, versah Origenes mit dem Obelus, während er umgekehrt solches, das in der LXX fehlte und vor allem aus der späteren Über433 In epist. 71, 5 (um 398 nach Christus) schreibt Hieronymus (CSEL 55, S. 6) dem Spanier Lucinus: novum testamentum Graecae auctoritati reddidi. ut enim veterum librorum fides de Hebraeis voluminibus examinanda est, ita novorum Graeci sermonis normam desiderat. 434 Die neuere Forschung (vgl. zur gegenwärtigen Diskussion Dorival - Harl - Munnich [1994] 163. 165f. [mit Lit.]) hat bislang keine Einigkeit darüber erreicht, ob die fünfte Kolumne „le texte courant de la LXX“ oder „la recension origénienne“ darbot.

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setzung des Theodotion (sechste Kolumne) stammte, mit dem Asteriscus kennzeichnete. Im vierten Jahrhundert nach Christus veranstalteten dann Eusebius und Pamphilus eine eigenständige Ausgabe der fünften Kolumne des Septuagintatexts und sorgten so für die Verbreitung dieser Rezension435. Hieronymus verglich nun für seine Übersetzung die unterschiedlichen hebräischen und griechischen Versionen des Bibeltexts in Handschriften verschiedenen Alters sowie unterschiedlicher Qualität und ließ nach dem Vorbild des Origenes (vgl. insbesondere die expliziten Bemerkungen in Matth. 15, 14 [GCS 40, Origenes 10/1, 387f.) die Textpassagen, an denen die hebräische und die griechische Überlieferung durch Zusätze 435 Origenes hatte auch in seinem Schreiben an Sextus Iulius Africanus (SC 302) ausführlich zu den Differenzen zwischen dem hebräischen und dem griechischen Text des alten Testaments Stellung bezogen. Hieronymus selbst schreibt über die Hexapla epist. 106, 7 (CSEL 55, S. 252): ubi quid minus habetur in Graeco ab Hebraica veritate, Origenes de translatione Theodotionis addidit et signum posuit asterisci, id est stellam, quae, quod prius absconditum videbatur, inluminet et in medium proferat; ubi autem, quod in Hebraeo non est, in Graecis codicibus invenitur, obelon, id est iacentem, proposuit, quam nos Latine „veru“ possumus dicere, quo ostenditur iugulandum esse et confodiendum, quod in authenticis libris non invenitur. 9. 10. 14. 19. 25. 55. 65. 74; in Tit. 3, 9 (CCL 77 C, S. 65): ... et nobis curae fuit omnes veteres legis libros, quos vir doctus Adamantius [sc. Origenes] in Hexapla digesserat de Caesariensi bibliotheca descriptos, ex ipsis authenticis emendare, in quibus et ipsa Hebraea propriis sunt characteribus verba descripta et Graecis litteris tramite expressa vicino. Aquila etiam et Symmachus, septuaginta quoque et Theodotion suum ordinem tenent ...; praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546): ... Origenes non solum exempla composuit quattuor editionum e regione singula verba describens, ut unus dissentiens statim ceteris inter se consentientibus arguatur, sed, quod maioris audaciae est, in editione septuaginta Theodotionis editionem miscuit, asteriscis designans quae minus fuerint, et virgulis quae ex superfluo videantur adposita; praef. Iob iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 731): ... quasi non ... omnia veteris instrumenti volumina Origenes obelis asteriscisque distinxerit, quos vel additos vel de Theodotione sumptos translationi antiquae inseruit, probans defuisse quod additum est; praef. Esdr. (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 638f.); praef. pent. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 3): ... Origenis me studium provocavit, qui editioni antiquae translationem Theodotionis miscuit, asterisco et obelo, id est stella et veru, opus omne distinguens, dum aut inlucescere facit quae minus ante fuerant aut superflua quaeque iugulat et confodit ... u.ö. Neben der Hexapla behaupteten jedoch auch andere Rezensionen in unterschiedlichen Regionen ihren Vorrang (vgl. Hier. praef. par. iuxta Hebraeos [ed. Weber - Gryson 41994, S. 546]). Vgl. zur Hexapla und ihrer Übersetzung durch Hieronymus kurz Field (1875) XLVII/LXIII; Wendland (1900b) 272/74. 280/82; Grützmacher (1906) 93f.; Orlinsky (1936-1937) passim; Karpp (1957) 108f.; Jellicoe (1968) 100/33; Sparks (1970) 515. 530f.; Wiles (1970) 457/59; Barthélemy (1978) 112/14. 211/14; Brock (1970) passim und (1980b) 165f.; Nautin (1986) 309; Tov (1987) 180f.; Bammel (1988) passim; Reventlow (1990) 171 und (1994) 43f.; Brown (1992) 55/62. 101f.; Vermeer (1992) 266f.; Grant, Robert M. (1993) 98f. 103f.; Kamesar (1993) 4/28. 34f. 49/58; Dorival - Harl - Munnich (1994) 162/68. 168/73 (zu den anderen Rezensionen; mit Lit.); Fürst (1994) 107 (mit Lit.) und (2003) 84f. 97/100; Marcos (1994) 3/5; Brown Tkacz (1996) 45. 49f.; Müller, Mogens (1996) 80/83; Dines (1998) 421/23; Hilhorst (1999) 4/6; Siegert (2001) 88/91; Rebenich (2002) 53f.; Rösel (2002) 237/39 sowie Risse (2005) 30.

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bzw. Tilgungen nicht übereinstimmten, nicht einfach aus, sondern kennzeichnete sie ebenfalls mit Obelen und Asterisken. Die Vorrede zu seiner Hiobübersetzung iuxta LXX (um 390 nach Christus436) hat sich erhalten (PL 29, S. 63f.): corrector vitiorum falsarius vocor et errores non auferre, sed serere. tanta est enim vetustatis consuetudo, ut etiam confessa plerisque vitia placeant, dum magis pulchros habere malunt codices quam emendatos ... beatum Iob, qui adhuc apud Latinos iacebat in stercore et vermibus scatebat errorum, integrum immaculatumque gaudete [sc. Paula und Eustochium]. quomodo enim probatione atque victoria dupliciter universa ei sunt reddita: ita ego in lingua nostra – audacter loquor – feci eum habere, quae amiserat. igitur et vos et unumquemque lectorem solita praefatione commoneo et in principiis librorum eadem semper annectens rogo, ut, ubicumque praecedentes virgulas videritis, sciatis ea, quae subiecta sunt, in Hebraeis voluminibus non haberi. porro ubi stellae imago fulserit, ex Hebraeo in nostro sermone addita.

Auch die Praefatio zur Übersetzung iuxta LXX des Liber Paralipomenon enthält einen diesbezüglichen Hinweis (PL 29, S. 423f.): ubicumque ergo asteriscos, id est, stellas radiare in hoc volumine videritis, ibi sciatis de Hebraeo additum, quod in Latinis codicibus non habetur. ubi vero obelus, transversa scilicet virga praeposita est, illic signatur, quid septuaginta interpretes addiderint, vel ob decoris gratiam vel spiritus sancti auctorita437 438 tem , licet in Hebraeis voluminibus non legatur .

436 Zur Datierung vgl. Fürst (2003) 26979. 437 Hieronymus erkannte also in der Septuaginta zwei Arten von Zusätzen gegenüber den hebräischen Vorlagen: Solche aus göttlicher Inspiration an den Stellen, wo das Original gar keine Entsprechung bot, und solche aus dem Streben des Übersetzers, die gratia decoris des Urtexts auch in der Übertragung zu erhalten (vgl. Schade [1910] 18/20; Schwarz [1955] 29 und Schild [1970] 21f. [mit Lit.]). Zum Vergleich müßten hier die Stellen herangezogen werden, an denen ältere Quellen (vgl. die Belege bei Wendland [1900a] 85/166; auch Kamesar [1993] 14/17 [zu Origenes]) über die Übersetzung der Septuaginta berichten: Es wird zum einen wiederholt hervorgehoben, das Werk all dieser Übersetzer habe nach seinem Abschluß sowohl in diavnoia/nohvmata als auch in ojnovmata/levxei" völlig übereingestimmt. Zum anderen rechtfertigt gerade Epiphanius ausdrücklich auch die – in Harmonie aller Übersetzer erfolgten – Zusätze und Tilgungen gegenüber der hebräischen Vorlage, sie seien ihnen durch die Inspiration des heiligen Geistes eingegeben worden (s. unten Anm. 450 und Veltri [2006] 61f.). Vor allem Origenes hatte zwischen „intentional changes on the part of the original translators and later textual corruption“ (Kamesar [1993] 18, vgl. 22f.) unterschieden. Die tatsächlichen Zusätze und Tilgungen der Septuagintaübersetzer behandelt (mit Lit.) Siegert (2001) 121/23. 176/79. 195. 218/86 u.ö.; am Beispiel des Michabuchs Utzschneider (2001) 228f. u.ö. 438 Vgl. weitere Belege im Anhang unten S. 285f. sowie dazu Arns (1953) 186/88; Semple (1965-1966) 232f.; Marti (1974) 42; Kelly (1975) 158f.; Bartelink (1980) 103f. (mit Parallelen); Wermelinger (1984) 186; Brown (1992) 31; Rebenich (1993) 52; Markschies (1994) 164f.; Brown Tkacz (1996) 6297; Schulz-Flügel (2000) 50; Gamberale (2001) passim und Fürst (2002) 53 (mit weiteren Belegen).

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Mit diesem Verfahren verfolgte Hieronymus ein echtheitskritisches Interesse (epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 390]): ego enim non tam vetera abolere conatus sum, quae linguae meae hominibus emendata de Graeco in Latinum transtuli, quam ea testimonia, quae a Iudaeis praetermissa sunt vel corrupta, proferre in medium, ut scirent nostri, quid Hebraea veritas contineret. Nach eigener Aussage gab die Übertragung, welche durchaus auf den Fassungen der altlateinischen Vorgänger basierte439, den hexaplarischen Septuagintatext wortgetreu wieder und sollte zusammen mit der griechischen Vorlage als Grundlage künftiger text- und echtheitskritischer Studien zu den alttestamentlichen Schriften angesehen werden440. Daß sich seine Übersetzung durch feine Genauigkeit, philologische Gelehrsamkeit und eben auch durch originalgetreue Übersetzungsweise auszeichnete, würdigten schon die Zeitgenossen, etwa Augustinus, ausdrücklich441. Auf 439 Vgl. etwa in Ier. 4, 63, 6 (CCL 74, S. 231). Zu den Stellen, an denen Hieronymus altlateinische Übersetzungen nach genauer Prüfung bewahrte, vgl. Stummer (1928) 84/90. 440 Vgl. epist. 106, 2 (CSEL 55, S. 248f.): ... illud breviter admoneo, ut sciatis aliam esse editionem, quam Origenes et Caesariensis Eusebius omnesque Graeciae tractatores koinhvn – id est communem – appellant atque vulgatam et a plerisque nunc Loukiavneio" dicitur, aliam septuaginta interpretum, quae et in eJxaploi'" codicibus repperitur et a nobis in Latinum sermonem fideliter versa est et Hierosolymae atque in orientis ecclesiis decantatur ... koinhv autem ista, hoc est communis, editio ipsa est, quae et septuaginta. sed hoc interest inter utramque, quod koinhv pro locis et temporibus et pro voluntate scriptorum vetus corrupta editio est, ea autem, quae habetur in eJxaploi'" et quam nos vertimus, ipsa est, quae in eruditorum libris incorrupta et inmaculata septuaginta interpretum translatio reservatur. quicquid ergo ab hac discrepat, nulli dubium est, quin ita et ab Hebraeorum auctoritate discordet und dazu Bammel (1988) 140f. In der Praefatio zu der Psalterübersetzung iuxta Hebraeos betont Hieronymus (ed. Weber - Gryson 41994, S. 768f.): nec hoc dico, quo praecessores meos [sc. die LXX] mordeam, aut quicquam de his arbitrer detrahendum quorum translationem diligentissime emendatam olim meae linguae hominibus dederim. Er selbst rechnete mit der günstigen Aufnahme seiner Arbeit: So schreibt er beispielsweise um das Jahr 398 nach Christus an den Spanier Lucinus (epist. 71, 5 [CSEL 55, S. 6]): canonem Hebraicae veritatis excepto octateucho, quem nunc in manibus habeo, pueris tuis et notariis describendum dedi; septuaginta interpretum editionem et te habere non dubito [!] et ante annos plurimos diligentissime emendatam [emendatum v.l., Hilberg] studiosis tradidi. 441 Vgl. die Belege bei Schild (1970) 20f. und Fürst (1994) 106/12. 113. 123f. u.ö. Vor allem aus epist. 71, 3 (CSEL 34, 2, S. 250f.) wird deutlich, daß diese Übersetzung für Augustinus hinreichend wortgetreu gewesen sein muß, auch wenn ihm zum Zeitpunkt dieses Briefes noch nicht klar war, daß es sich bei der griechischen Vorlage um den hexaplarischen Text der Septuaginta gehandelt hatte (vgl. epist. 71, 6; 82, 34 (CSEL 34, 2, S. 253/55. 385f.); Hier. epist. 112, 19 [CSEL 55, S. 389]): in hac autem epistula hoc addo, quod postea didicimus, Iob ex Hebraeo te interpretatum, cum iam quandam haberemus interpretationem tuam eius prophetae ex Graeco eloquio versam in Latinum, ubi tamen asteriscis notasti, quae in Hebraeo sunt et Graeco desunt, obeliscis autem, quae in Graeco inveniuntur et in Hebraeo non sunt, tam mirabili diligentia, ut quibusdam in locis ad verba singula stellas significantes videamus eadem verba esse in Hebraeo, in Graeco autem non esse. porro in hac posteriore interpretatione, quae versa est ex

3. Hieronymus und die Übersetzung der biblischen Schriften

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diese Übersetzung, wohl weniger auf die Revision der neutestamentlichen Evangelien, spielt der Passus im 57. Brief an: Die Übersetzungsmethode verbum e verbo wird dort für die lateinische Wiedergabe des griechischen Septuagintatexts in Anspruch genommen, für die scripturae sanctae also, ubi et verborum ordo mysterium est. Das Praesens exprimere in epist. 57, 5 ist dabei durchaus gerechtfertigt, haben doch Einzelstudien nachgewiesen, daß Hieronymus bei der exegetischen Diskussion einzelner Bibelstellen häufig sowohl seine lateinische Übersetzung der hexaplarischen Septuaginta als auch diejenige aus dem Hebräischen heranzog, also durchaus nicht die eine durch die andere einfach ersetzen wollte, sondern vielmehr dem Leser unterschiedliche Versionen in direkter Gegenüberstellung vor Augen stellte und auslegte442. Der Respekt, den er damit gegenüber dieser alten Übersetzung zum Ausdruck bringt, mag auf den ersten Blick überraschen, gilt Hieronymus doch weithin als schärfster Kritiker der LXX in seiner Zeit. Jedoch ist eine klärende Studie über seine Haltung zur Septuaginta noch immer ein Desiderat der Forschung, nicht zuletzt, weil die zweifellos wichtigen Arbeiten zum Thema in vielen Punkten uneins sind. Freilich haben gerade neuere Untersuchungen443 andeuten können, daß der große frühchristliche Übersetzer der Septuaginta nicht von vornherein so ablehnend gegenüberstand, wie oft vermutet wird. Genauer zu differenzieren wäre vor allem zwischen den Stellen, an denen er seine kritischen Anfragen an das Werk der ursprünglichen Übersetzer selbst richtet, und denjenigen Stellen444, an denen Hebraeo, non eadem verborum fides [!] occurrit nec parum turbat cogitantem, vel cur in illa prima tanta diligentia figantur asterisci, ut minimas etiam particulas orationis indicent deesse codicibus Graecis, quae sunt in Hebraeis, vel cur in hac altera, quae ex Hebraeis est, neglegentius hoc curatum sit, ut hae eaedem particulae locis suis invenirentur. Wie schon in den oben zitierten Passagen aus doctr. christ. zeigt sich auch hier, daß die altlateinischen Übersetzer, welche vor Hieronymus die biblischen Schriften bearbeitet hatten, auch für Augustinus nicht unantastbar, geschweige denn göttlich inspiriert waren. 442 Ausdrücklich verweist Hieronymus auf dieses Verfahren bezüglich seiner Kommentare zu den 12 Propheten (adv. Rufin. 2, 24 [CCL 79, S. 61]): commentarii in duodecim prophetas et meam et septuaginta editionem edisserunt; in der Tat liefert etwa der Hoseakommentar (406 nach Christus) gutes Anschauungsmaterial. Vgl. Cavallera (1922) 1, 148; Marks (1956) 24/26 und (1968) 254; Schild (1970) 38; Veltri (1986) 62 und (2006) 74/76; Brown (1992) 120; Kamesar (1993) 54; Lardet (1993) 100. 215 (mit Lit.); Reventlow (1994) 48f.; Dines (1998) 424f. 427f. u.ö. mit Beispielen aus dem Amoskommentar (406 nach Christus); Risse (2003) 23f. sowie Messina (2006) 10. 14f. 443 Vgl. beispielsweise Schulz-Flügel (2000) passim über die Psalterübersetzungen. 444 Ausdrücklich (um 387 nach Christus) in diesem Sinn z.B. praef. par. iuxta LXX (PL 29, S. 424): libere enim vobis loquor ita et in Graecis et Latinis codicibus hic nominum liber vitiosus est, ut non tam Hebraea quam barbara quaedam et Sarmatica nomina congesta arbitrandum sit. nec hoc septuaginta interpretibus, qui spiritu sancto pleni ea, quae vera fuerant, transtulerunt, sed scriptorum culpae ascribendum, dum de inemen-

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

er entweder die text- und echtheitskritischen Entstellungen, welche der Text der LXX in den Jahrhunderten seiner Überlieferungsgeschichte unterworfen gewesen war und die eine Rückgewinnung des originalen Wortlauts kaum möglich machte, beurteilt oder sich eher gegen die Übersetzer wendet, welche erst nach der Septuaginta am Bibeltext gearbeitet hatten, namentlich gegen Aquila, Symmachus und Theodotion445. Letztere sind übrigens weit zahlreicher. Hier sei nur soviel bemerkt: Gerade weil Hieronymus in den neunziger Jahren bei den Übersetzungsarbeiten aus dem hebräischen Text des alten Testaments nicht am Prinzip der wortgetreuen Übersetzung festhielt, sondern sich verstärkt zur Methode sensus de sensu bekannte, mußte es ihm dringlich erscheinen, seine frühere ad verbumÜbersetzung der LXX ausdrücklich zu legitimieren, um dem Vorwurf vorzubeugen, er lasse gerade bei den biblischen Texten eine einheitliche Übersetzungspraxis vermissen. Das Argument ubi et verborum ordo mysterium446 est, das den Leser an die gleichsam geheime Bedeutung, den verdeckten Sinn der Schriftworte gemahnt, erinnert dabei auch an die in langer Tradition bei Griechen und datis inemendata scriptitant ...; praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546): nunc vero cum pro varietate regionum diversa ferantur exemplaria et germana illa antiquaque translatio corrupta sit atque violata ...; in Tit. 3, 9 (CCL 77 C, S. 67); in Ezech. 5, 12 (CCL 75, S. 60): multoque melius fuerat transferre quod scriptum est, quam rei male translatae patrocinium quaerere; nec hoc dicimus ab illis factum quibus vetustas auctoritatem dedit, sed per multa saecula scriptorum atque lectorum vitio depravatum, quamquam et Aristaeus et Iosephus et omnis schola Iudaeorum quinque tantum libros Moysi a septuaginta translatos asserant u.ö. 445 Vgl. die – gewiß auch durch die Polemik seiner obtrectatores bestimmten – Äußerungen in der Praefatio zur Übersetzung Hiobs iuxta Hebraeos (ed. Weber Gryson 41994, S. 732): audiant quapropter canes mei idcirco me in hoc volumine laborasse, non ut interpretationem antiquam reprehenderem, sed ut ea quae in illa aut obscura sunt aut omissa aut certe scriptorum vitio depravata, manifestiora nostra interpretatione fierent, qui et Hebraeum sermonem ex parte didicimus et in Latino paene ab ipsis incunabulis inter grammaticos et rethores et philosophos detriti sumus. quod si apud Graecos, post septuaginta editionem, iam Christi evangelio coruscante, Iudaeus Aquila, et Symmachus ac Theodotion iudaizantes heretici sunt recepti, qui multa mysteria salvatoris subdola interpretatione celarunt et tamen in eJxavploi" habentur apud ecclesias et explanantur ab ecclesiasticis viris, quanto magis ego christianus, de parentibus christianis et vexillum crucis in mea fronte portans, cuius studium fuit omissa repetere, depravata corrigere et sacramenta ecclesiae puro et fideli aperire sermone, vel a fastidiosis vel a malignis lectoribus non debeo reprobari [vgl. praef. Esdr. und praef. Is. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 638f. und 1096)]? ... utraque editio, et septuaginta iuxta Graecos et mea iuxta Hebraeos, in Latinum meo labore translata est. eligat unusquisque quod vult et studiosum se magis quam malivolum probet. Es ist bemerkenswert, daß hier dieselbe Terminologie und dieselben Argumente anklingen wie allgemein bei Rezensenten, Diaskeuasten und Interpolatoren, die ihre verfälschende Bearbeitung fremder Schriften begründen wollen (vgl. oben Kapitel A und unten Kapitel E). 446 Zum Wort mysterium bei Hieronymus vgl. die Belege bei Meershoek (1966) 26 und Hagemann (1970) 139. 160/62.

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Römern überlieferte Geschichte von der Entstehung der Septuaginta in Alexandria, die ausgehend vom Aristeasbrief, von Philon und Iosephus bei verschiedensten Autoren in durchaus unterschiedlicher Weise gedeutet worden war. Das Ereignis, daß die 72 Übersetzer, sei es, daß sie einzeln in getrennten Zellen saßen oder nicht, genau gleich – eben bis in die Abfolge der einzelnen Wörter hinein! – den Urtext wiedergegeben haben sollten, galt dabei als besonders memorabel447. Augustinus erinnert daran in seinem Werk De doctrina christiana (doctr. christ. 2, 15, 22 [CCL 32, S. 47])448: in ipsis autem interpretationibus, Itala ceteris praeferatur; nam est verborum tenacior cum perspicuitate sententiae. et Latinis quibuslibet emendandis Graeci adhibeantur, in quibus septuaginta interpretum, quod ad vetus testamentum attinet, excellit auctoritas; qui iam per omnes peritiores ecclesias tanta praesentia sancti spiritus interpretati esse dicuntur, ut os unum tot hominum fuerit. qui si, ut fertur multique non indigni fide praedicant, singuli cellis etiam singulis separati cum interpretati essent, nihil in alicuius eorum codice inventum est, quod non iisdem verbis eodemque verborum ordine [!] inveniretur in ceteris. quis huic auctoritati conferre aliquid nedum praeferre 449 audeat? ,

und auch Epiphanius von Salamis erwähnt dort, wo er ausführlich die Entstehungsgeschichte der Septuaginta referiert, diese erstaunliche sumfwniva der Übersetzer450. Inwiefern sich freilich die Bemerkung ubi et verborum 447 Der Glaube an die inspirierte Übereinstimmung der Übersetzer steht dabei offenkundig in engem Verhältnis zu der jüdischen Überzeugung, daß es in ihren heiligen Schriften keinerlei diafwniva gebe (vgl. z.B. Iosephus c. Apion. 1, 37f. und dazu Müller, Mogens [1996] 27f.). 448 Vgl. auch civ. 18, 42 (ed. Dombart - Kalb, vol. 2, S. 321): traditur sane tam mirabilem ac stupendum planeque divinum in eorum verbis fuisse consensum, ut, cum ad hoc opus separatim singuli sederint (ita enim eorum fidem Ptolemaeo placuit explorare), in nullo verbo, quod idem significaret et tantundem valeret, vel in verborum ordine [!] alter ab altero discreparet; sed tamquam unus esset interpres, ita quod omnes interpretati sunt unum erat; quoniam re vera spiritus erat unus in omnibus ... (vgl. auch 18, 43); dazu Karpp (1957) 115; Wermelinger (1984) 180/84; Veltri (1986) 54/59; Müller, Mogens (1989) 120/22 und (1996) 89/94; Fürst (1994) 116 mit Anm. 34 (mit Belegen); Markschies (1994) 165f. sowie Pollmann (1996) 19. Aus Augustinus schöpft schließlich Isidor von Sevilla (orig. 6, 4, 2 [ed. Lindsay, ohne Paginierung]): ... siquidem singuli [sc. die Übersetzer der Septuaginta] in singulis cellulis separati ita omnia per spiritum sanctum interpretati sunt, ut nihil in alicuius eorum codice inventum esset, quod in ceteris vel in verborum ordine discreparet. 449 Die These, Augustinus meine mit der Bezeichnung Itala die Übersetzungen, welche Hieronymus iuxta Hebraeos in den neunziger Jahren zu veröffentlichen begonnen hatte (vgl. zu der älteren Literatur Wendland [1900b] 288. 289 mit Anm. 1. 290; Pizzolato (1968) passim; Metzger [1977] 290/93; Reventlow [1994] 96 und Robinson, Douglas [1997] 341), darf heute als widerlegt gelten. 450 Vgl. de mens. et pond. 6 (ed. Wendland [1900a], S. 141): ... oujc euJrevqh diafwniva, ajlla; qeou' qaumavsion e[rgon eij" to; gnwsqh'nai o{ti pneuvmato" aJgivou e[conte" dwrea;n ejkei'noi oiJ a[ndre" wJmofwvnhsan ejn th'/ eJrmhneiva/ kai; o{pou prosevqhkan

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ordo mysterium est, welche die Inspirationslehre keineswegs einfach übernimmt, sondern allenfalls nur andeutet, in die sonstigen Urteile einordnen läßt, die Hieronymus über die zu seiner Zeit noch weithin anerkannte Inspiration der LXX fällte, kann hier nicht ausführlich erörtert werden451. Die Entwicklung seiner Haltung, welche sich zwischen der ausdrücklichen Anerkennung, die Übersetzer seien bei ihrer Arbeit vom heiligen Geist erfüllt gewesen452, und der expliziten Kritik an der Ursprungsgeschichte, sie hätten getrennt in Einzelzellen einen identischen Wortlaut produziert, aufspannt, läßt jedenfalls für eine solche Äußerung noch in den neunziger Jahren Raum. So beginnt er – im Jahr 396 nach Christus453, also im Erlovgon, pavnte" oJmou' prosevqhkan, o{pou de; ajfeivlonto, pavnte" ejp’ i[sh" ajfeivlonto. kai; w|n me;n ajfeivlonto oujk e[sti creiva, w|n de; prosevqhkan e[sti creiva (nach armenischem Epiphaniustext bei Stone - Ervine [2000] 62. 84f. [Übersetzung], nach georgischer Version bei van Esbroeck [1984] 30 [in französischer Übersetzung]). Auch im folgenden wird noch einmal auf die qeou' oijkonomiva und die wundersame sumfwniva pneuvmato" aJgivou hingewiesen. Diese sumfwniva der Übersetzer betonen besonders die griechischen Quellen; vgl. aber auch bei den Lateinern schon Iren. adv. haer. 3, 21, 2 (SC 211, S. 400/06) und dann Rufin. apol. adv. Hier. 2, 37 (CCL 20, S. 111f.). Testimonien zur Rezeption der Entstehungslegende finden sich bei Wendland (1900a) 85/166 (Sammlung) und (1900b) passim (Interpretationen); außerdem Karpp (1957) 109; Jellicoe (1968) 38/47; Schild (1970) 22f.; Wermelinger (1984) 161f.; Veltri (1986) passim und (2006) 31/77; Tov (1987) 129; Bammel (1988) passim; Müller, Mogens (1989) passim und (1996) 68/97; Kamesar (1993) 28/40; Miletto (1993) 56; Dorival - Harl Munnich (1994) 48; Hengel (1994) 187/203; Markschies (1994) 170f.; Siegert (2001) 30; Fürst (2003) 91/93 sowie Wyrick (2004) 260/72. 325/29. Zu den Zusätzen und Tilgungen der LXX äußert sich Hieronymus selbst kritischer in epist. 57, 11 (s. unten Anm. 561). Übersehen wird oft die 146. Novelle des Corpus iuris civilis aus dem Jahr 553 nach Christus, in welcher der außerordentliche Rang der tw'n eJbdomhvkonta paravdosi" festgeschrieben und auch den Juden nahegelegt wird (ed. Schöll - Kroll, S. 715): Sie sei genauer und allgemein anerkannter als die übrigen Übersetzungen dia; to; mavlista peri; th;n eJrmhneivan sumbebhkov", o{ti kata; duvo diaireqevnte" kai; kata; diafovrou" eJrmhneuvsante" tovpou" o{mw" mivan a{pante" ejkdedwvkasin suvnqesin bzw. praecipue propter quod interpretationi contigit, quia et per multos divisos et per diversa interpretantes loca tamen unam omnes tradiderunt compositionem. Überdies hätten die Übersetzer unter dem Eindruck der salutaris apparitio magni dei bzw. ejpifaneiva tou' megavlou qeou' gewirkt und, gleichsam umstrahlt von der Gnade der Prophetie, die Erscheinung des Heilands Jesus Christus angekündigt. Neben der Septuaginta wird den Juden, mit Einschränkung, auch die Benutzung Aquilas gestattet (vgl. Klingenberg [1995] 419). 451 Nach Harrison, Rebecca R. (1986) 1613 und Kamesar (1993) 11f. hatte bereits Origenes in seiner Hexapla, in welcher die verschiedenen Kolumnen wahrscheinlich nur ein bis zwei Wörter umfaßten, der Wortfolge der LXX besondere Aufmerksamkeit gewidmet: Dort, wo sie vom Hebräischen abwich, scheint er zuweilen Textverderbnis angenommen und die Wortstellung gemäß der Vorlage emendiert zu haben. 452 So um 387 nach Christus zweimal in der Vorrede praef. par. iuxta LXX (PL 29, S. 424: [sc. septuaginta interpretes] qui spiritu sancto pleni ea, quae vera fuerant, transtulerunt ... und S. 426: ob spiritus sancti auctoritatem); vgl. dazu die Einwände Kamesars (1993) 52f. 61/63, dessen Interpretation jedoch eine kritische Lektüre erfordert. 453 Zur Datierung vgl. Cavallera (1922) 2, 158 und Fürst (2003) 85. 272.

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scheinungsjahr der Schrift De optimo genere interpretandi – die Vorrede zu seiner Übersetzung der alttestamentlichen Chronikbücher iuxta Hebraeos mit folgender Erklärung (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546): si septuaginta interpretum pura et ut ab eis in Graecum versa est editio permaneret, superflue me, mi Chromati, ... inpelleres, ut Hebraea volumina Latino sermone transferrem454, und auch an einer späteren Stelle desselben 57. Briefes, im elften Kapitel, kommt Hieronymus noch einmal ausdrücklich auf seine Bewertung der Septuaginta zurück (CSEL 54, S. 522f.): longum est nunc evolvere, quanta septuaginta de suo addiderint, quanta dimiserint, quae in exemplaribus ecclesiae obelis asteriscisque distincta sunt [es folgen zwei Beispiele aus Jesaja und Amos] ... quid faciemus ad authenticos libros, in quibus haec non feruntur adscripta et cetera his similia? quae si proferre nitamur, infinitis libris opus est. porro, quanta dimiserint, vel asterisci, ut dixi, testes sunt vel nostra interpretatio, si a diligenti lectore translationi veteri conferatur: et tamen iure septuaginta editio obtinuit in ecclesiis, vel quia prima est et ante Christi fertur adventum vel ab apostolis, in 455 quibus tamen ab Hebraico non discrepat , usurpata.

Zweierlei ist hier bedeutsam: Erstens bringt Hieronymus der Septuaginta – trotz der Abweichungen vom hebräischen Text – aufgrund ihres Alters und ihrer Rezeption bei den Aposteln hohe Anerkennung entgegen456; deswei454 Kamesar (1993) 52f. möchte diese Stelle nicht „at its face value“ verstehen und versucht, sie damit zu erklären, daß „Jerome is not expressing his own view, but constructing an argument on the basis of his opponents’ premisses ... Jerome has employed hyperbole“. 455 Die Beobachtung, daß der Septuagintatext bei manchen alttestamentlichen Stellen mit dem hebräischen Original stärker übereinstimmte als bei anderen, bleibt für Hieronymus in der Vorrede zu seiner Ezechielübersetzung unerklärlich (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 1266): unde satis miror quid causae extiterit, ut si eosdem in universis libris habemus interpretes, in aliis eadem, in aliis diversa transtulerint. 456 Vgl. epist. 106, 46 (CSEL 55, S. 269f.): ... perspicuum est sic psallendum, ut nos interpretati sumus, et tamen sciendum, quid Hebraica veritas habeat. hoc enim, quod septuaginta transtulerunt, propter vetustatem in ecclesiis decantandum est et illud ab eruditis sciendum propter notitiam scripturarum; praef. evang. (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 1515); praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 547): ceterum memini editionem septuaginta translatorum olim de Graeco emendatam tribuisse me nostris, nec inimicum debere aestimari eorum quos in conventu fratrum semper edissero, wo Hieronymus den liturgischen Gebrauch des Septuagintatexts anerkennt und die neue Übersetzung aus der Hebraica veritas eher dem wissenschaftlichgelehrten Publikum anempfiehlt (vgl. Grützmacher [1922] 105f.; Veltri [1986] 66; Kamesar [1993] 69 und Schulz-Flügel [2000] 38/40) sowie Augustinus epist. 71, 6 (CSEL 34, 2, S. 254), der im übrigen trotz seiner Kritik an Hieronymus dessen Versionen iuxta Hebraeos als tam litteratus labor beurteilte (vgl. civ. 18, 43 [ed. Dombart Kalb, vol. 2, S. 321]; dazu Wermelinger [1984] 183. 193). Die Ansicht, daß dem LXXText durch die Anerkennung der Apostel ein herausragender Rang zukomme, vertritt Hieronymus also durchaus noch in späteren Jahren (vgl. Wendland [1900b] 286; Grützmacher [1906] 104f.; Marks [1956] 24/26; Schild [1970] 21f. 38; Veltri [1986] 61f. 66;

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teren stellt er mit der kritischen Edition des griechischen Septuagintatexts, die von Origenes besorgt worden war und in den Kirchen kanonische Geltung hatte, die lateinische Übersetzung eben dieser Edition, welche er selbst angefertigt hatte, auf eine Stufe. Konnte man also zur philologischen Bewertung der Textgestalt der Septuaginta, wie Hieronymus dem kritischen Leser hier empfiehlt, seine lateinische Übersetzung ebensogut heranziehen wie die griechische Vorlage, so stellte sie ein möglichst wortgetreues Abbild des Originals dar457. Bei der Bewertung der Vorgänge ist zudem zu berücksichtigen, auf wen Hieronymus mit der Veröffentlichung des 57. Briefs Rücksicht nehmen mußte. Während er sonst sowohl seine eigenen Schriften als auch die Übersetzungen aus dem Griechischen eher an das lateinische Publikum im Westen des Imperiums adressierte, war davon auszugehen, daß dieser Brieftraktat auch im Osten, also unter den griechischsprachigen Lesern, große Aufmerksamkeit erfahren würde – also dort, wo der griechische Text der Septuaginta besonders geschätzt wurde. Dies stand vor allem von Bischof Epiphanius von Salamis zu erwarten, dem sich Hieronymus in der Polemik gegen den Origenismus angeschlossen hatte: Wie gesehen schätzte Epiphanius die Septuaginta als einzig wahre griechische Version des alten TestaKamesar [1993] 55/57. 69f.; Markschies [1994] 143. 146. 174: „Er berücksichtigt das hohe Ansehen der Septuaginta in den Gemeinden und weist ihr hier sogar einen Platz in der Heilsgeschichte für die Heiden bis zur Geburt Christi zu“; Müller, Mogens [1996] 8425 und Stramare [2001] 137); in seiner Apologia gegen Rufinus betont er ebenfalls mit Nachdruck die hohe Bedeutung, die er seiner Übersetzung der hexaplarischen Septuaginta noch zumaß, als er bereits an der Übertragung iuxta Hebraeos arbeitete (adv. Rufin. 2, 24 [CCL 79, S. 61]): egone contra septuaginta interpretes aliquid sum locutus, quos ante annos plurimos diligentissime emendatos meae linguae studiosis dedi, quos cottidie in conventu fratrum edissero, quorum psalmos iugi meditatione decanto? tam stultus eram ut, quod in pueritia didici, senex oblivisci vellem? (vgl. Lardet [1993] 214 z.St. und Veltri [2006] 74f.). 26. 29 (CCL 79, S. 66): transibo ad librum Iob, quem post septuaginta interpretum editionem, quam Origenes obelis asterisque distinxit, ante annos plurimos Latino sermoni datum, cum rursum iuxta ipsum Hebraicum verterem, sic locutus sum ... 30 (CCL 79, S. 68): psalterium quoque, quod certe emendatissimum iuxta septuaginta interpretes nostro labore dudum Roma suscepit, rursum iuxta Hebraicum vertens, praefatione munivi ... 31 (CCL 79, S. 69): Salomonis etiam libros, quos olim iuxta septuaginta, additis obelis et asteriscis, in Latinum verteram, ex Hebraico transferens et dedicans sanctis episcopis Chromatio et Heliodoro, haec in praefatiunculae meae fine subieci ... 34f. (CCL 79, S. 71f.): ... omnibus approbatur, et septuaginta interpretum editionem, quia legentium vetustate firmata est, utilem esse ecclesiis, dum ante gentes audiunt Christum venturum esse quam veniat, et ceteros interpretes non reprobandos, quia non sua, sed divina volumina transtulerunt ...; 3, 25 (CCL 79, S. 97): mihi non licet post septuaginta editionem, quam diligentissime emendatam ante annos plurimos meae linguae hominibus dedi, ad confutandos Iudaeos etiam ipsa exemplaria vertere quae verissima confitentur ... 457 Vgl. Cavallera (1922) 1, 1482: „Il y suit régulièrement l’ordre même des mots grecs. Ce sont donc autant de textes à ajouter à ceux qui nous ont été transmis, comme faisant partie de sa traduction des Septante“.

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ments, so daß er trotz der scharfen Ablehnung, mit der er den Anhängern der origenistischen Lehren begegnete, die Hexapla als große Leistung des Origenes anerkannte458. Der nachprüfbare Verweis darauf, daß die lateinische Übertragung dieses Texts besonders wortgetreu gewesen sei, rückte also den Übersetzer Hieronymus in günstige Übereinstimmung mit seinem Mitstreiter, zumal da seine bereits publizierten Neuübersetzungen iuxta Hebraeos denjenigen anstößig sein mußten, „welche wie Epiphanius und Rufinus die Septuaginta als das Werk des Heiligen Geistes ansahen“459. Daneben zielte Hieronymus jedoch noch in eine andere Richtung: Kurz zuvor, im Jahr 394-395 nach Christus460, hatte sich Augustinus erstmals brieflich an Hieronymus mit kritischen Anfragen zu dessen Bibelübersetzungen gewandt (epist. 28). Auch wenn dieser Brief den Adressaten erst Jahre später erreichen sollte, scheinen die Überlegungen Augustins der Öffentlichkeit nicht unbekannt geblieben zu sein461: In dem Schreiben verwies er auf die concordia der Septuaginta und stellte ihr die unbefriedigenden Diskrepanzen gegenüber, durch welche die Versionen späterer – einzeln arbeitender! – Übersetzer augenfällig voneinander abwichen, obgleich sie sich sogar um strengere Bewahrung der Wortfolge und grammatischen Regeln des hebräischen Texts bemüht hätten462. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Hieronymus vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Debatte um seine freieren Bibelversionen im 57. Brief noch einmal den eigentümlichen Rang der Septuaginta konzedieren wollte, indem er seine eigene wörtliche interpretatio als einzig angemessenen Umgang mit dieser bedeutenden griechischen Version vorstellte.

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Vgl. de mens. et pond. 7. 19 sowie Bammel (1988) 136. 142. Bammel (1988) 142. Zur Datierung vgl. Fürst (2002) 14. Vgl. Nautin (1986) 307f.; Veltri (1986) 53; Rebenich (1992) 264 und Fürst (2002) 13/21 zu der verwickelten Geschichte der Briefe Aug. epist. 28 und 40. 462 Vgl. epist. 28, 2 (CSEL 34, 1, S. 105f.): de vertendis autem in linguam Latinam sanctis litteris canonicis laborare te nollem, nisi eo modo, quo Iob interpretatus es, ut signis adhibitis, quid inter hanc tuam et LXX, quorum est gravissima auctoritas, interpretationem distet, appareat. satis autem nequeo mirari, si aliquid adhuc in Hebraeis exemplaribus invenitur, quod tot interpretes illius linguae peritissimos fugerit. omitto enim LXX, de quorum vel consilii vel spiritus maiore concordia, quam si unus homo esset, non audeo in aliquam partem certam ferre sententiam, nisi quod eis praeminentem auctoritatem in hoc munere sine controversia tribuendam existimo. illi me plus movent, qui, cum posteriores interpretarentur et verborum locutionumque Hebraearum viam atque regulas mordacius, ut fertur, tenerent, non solum inter se non consenserunt, sed etiam reliquerunt multa, quae tanto post eruenda et prodenda remanerent. Ähnliche Einwände gegen spätere Übersetzer finden sich auch bei Epiphanius (vgl. Veltri [1986] 49).

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Die allseits bekannte These463, Hieronymus habe für die biblischen Schriften als unbedingter Patron der wortwörtlichen Übersetzungsweise zu gelten, geht in dieser Überspitzung also fehl. Im Gegenteil, wie an den allermeisten Stellen, an denen er sich theoretisch, meist apologetisch, über seine interpretatio biblischer wie nichtbiblischer Schriften ausläßt, so räumt er auch in dem programmatischen 57. Brief ausdrücklich für bestimmte Passagen der heiligen Schrift das Prinzip der sinngemäßen Übersetzung ein – mit allen ihm eigenen Konnotationen, die er als christlicher Übersetzer dem alten sensum de sensu vertere verlieh. Daß ihn im allgemeinen der Grundsatz leitete, die biblischen Texte möglichst wörtlich zu übertragen, bedeutet dabei keinen Widerspruch, sondern offenbart erneut, daß die Wort-für-Wort-Wiedergabe als besonders genaues Abbild der Vorlage angesehen wurde. Wo diese möglich – also wahrhaftig! – war, da galt es auch für Hieronymus, von einem eher zielsprachlich orientierten Übersetzen abzusehen, das ihm in der nichtbiblischen Literatur, aber auch später im Umgang mit der hebräischen Bibel, deren Sprache aufgrund ihrer Fremdheit seltener ad verbum übertragen werden konnte als griechische Texte, als vorzüglich erschien. c) Eruditio als Voraussetzung einer angemessenen Übersetzung In dieser Haltung äußert sich eine bemerkenswerte Auffassung vom Verhältnis des Übersetzers zum göttlichen Wort der Offenbarung. Im Gegensatz zu der durch lange Tradition begründeten Hochschätzung der vermeintlich inspirierten und prophetischen Septuaginta definiert Hieronymus die Rolle des interpres weitaus nüchterner (praef. pent. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 3]): aliud est enim vatem, aliud esse interpretem: ibi spiritus ventura praedicit, hic eruditio et verborum copia ea quae intellegit transfert, ohne freilich zu vergessen, einerseits die notwendigen Voraussetzungen einer großen Übersetzungsleistung, nämlich Gelehrsamkeit und Reichtum an sprachlich-stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten, besonders zu betonen, andererseits die Unvollkommenheit und damit dynamisch-prozeßhafte Offenheit des Übersetzungsvorgangs in Erinnerung zu rufen: Jeder Übersetzer kann nur das übersetzen, was er versteht464, und eben dieses 463 Vgl. schon Schwarz (1955) 37: „His advocacy of a word-for-word method of translation of the Bible was, I believe, accepted almost without exception during the Middle Ages“ und Vermeer (1992) 307. 322f. Kritik an dieser Sichtweise findet sich schon bei Meershoek (1966) 27, der allerdings nur aus Beobachtungen zur Übersetzungspraxis folgert: „Nous ne sommes donc pas d’accord ... que Jérôme est le précurseur du principe de la traduction littérale“, bei der Deutung des 57. Briefs aber an der überkommenen communis opinio festhält; vgl. auch Copeland (1991) 50f. 464 Vgl. auch praef. Iob iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 731): ... hoc unum scio non potuisse me interpretari nisi quod ante intellexeram und dazu Schwarz (1955)

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Verständnis eines Texts ist nicht statisch, sondern entwickelt sich fortwährend weiter, durch Verfeinerung und Erweiterung eben der eruditio und der verborum copia, durch Widerlegung, neue Erkenntnis und Korrektur465. Nur am Rande sei hier auf die von der Forschung bislang nicht beachtete Nutzung der klassischen Vorstellung vom idealen Redner für die officia interpretis hingewiesen: Zwar wird auch in den kaiserzeitlichen und spätantiken Rhetorikhandbüchern die copia verborum als herausragende Eigenschaft des guten Redners hervorgehoben466, allerdings oft isoliert; die Verknüpfung mit der eruditio, mit der scientia rerum, ohne die jede Ausdrucksfülle nur hohl und oberflächlich bleibe, geht hingegen insbesondere auf den auch sonst von Hieronymus für seine Übersetzungslehre vielgenutzten Cicero zurück, der in seinem rhetorischen Hauptwerk De oratore (etwa zu Beginn des ersten und des zweiten Buchs; vgl. desweiteren 3, 31, 122/24), aber auch in den kleineren Schriften wie dem Orator und dem Brutus eben diese Begründung der Rede in Wissen und Bildung zu einem Eckpfeiler, einem officium, seines Rednerideals macht. Schöne Beispiele für solchen Fortschritt an eruditio, die seine ausgeprägte Sensibilität für, um es modern zu sagen, interkulturelle Verschiedenheit dokumentieren, gibt Hieronymus selbst an verschiedenen Stellen seines Œuvre467: Wie man etwa die griechische Geschichte besser verstehen könne, wenn man Athen besucht habe, und das dritte Buch der vergilischen Aeneis, wenn man von Troja aus über die Stationen der Irrfahrten 32. In psalm. 134, 4 (CCL 72, S. 240) bemerkt Hieronymus zu Psalm 134, 4, das in der Septuaginta verwendete Wort periousivon/periousiasmov" habe außerhalb der heiligen Schrift nullus foris disertorum benutzt. Daher verfehlten die Übersetzungen den Sinn: ... propterea obscurus redditur sensus, quia verbum, per quod sensus intelligitur, novitas occultum facit. 465 Das Verhältnis zwischen der kritischen Zurückhaltung, die Hieronymus gegenüber der traditionellen Auffassung von der prophetischen Inspiration der Septuaginta zum Ausdruck bringt, und seiner Hoffnung, die eigene Übersetzung alttestamentlicher Schriften werde dem spiritus des Originals entsprechen (vgl. praef. pent. [ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 4]: nunc te precor, Desideri carissime, ut ... orationibus iuves, quo possim eodem spiritu quo scripti sunt libri, in Latinum eos transferre sermonem; kurz dazu Markschies [1994] 163. 179 und Fürst [2003] 277119), ist bislang noch nicht ausreichend untersucht worden. Um die Gabe des Geistes bittet Hieronymus auch in anderem Zusammenhang, so etwa bei der Auslegung schwieriger Bibelstellen; vgl. z.B. in seiner Homilie in Marc. 9, 1/7 (CCL 78, S. 480): orate dominum, ut eodem spiritu quo dicta sunt exponantur. 466 Vgl. z.B. Quintilianus 10, 1, 5 (ed. Radermacher, vol. 2, S. 233) und Fortunatianus rhet. 3, 3 (ed. Calboli Montefusco, S. 143f.). 467 Die kulturelle Differenz kann auch dazu führen, eine Besonderheit des Ausgangstexts, die für den römischen Leser sonst eine kommentierende Anmerkung erforderlich machte, in der Übersetzung zu unterdrücken (vgl. z.B. adv. Rufin. 1, 19 [CCL 79, S. 19] zu dem hebräischen Wort nescu; dazu Marti [1974] 46f. und Vermeer [1992] 281). Solche Fälle wären in einer Typologie übersetzungstechnischer Eingriffe von romanisierenden Änderungen zu unterscheiden.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

des Aeneas bis hin zur Tibermündung gesegelt sei, so vertiefe sich auch das Verständnis der biblischen Schriften, vor allem der hebräischen Namen des alten Testaments, dadurch, daß man Iudaea, die alten Städte und Landschaften Palästinas mit eigenen Augen gesehen und dort ihre Namen mit eigenen Ohren gehört habe (praef. par. iuxta LXX [PL 29, S. 423]). Oder: Das griechische Wort dw'ma dürfe in bestimmten Passagen der Bibel nicht mit aedificium wiedergegeben werden – wie in den antiqui codices Latinorum zu lesen sei –, sondern mit tectum, z.B. in dem Psalmwort 101, 8 vigilavi et factus sum sicut passer solitarius in tecto. In Palästina und Ägypten, wo die libri divini verfaßt und übersetzt worden seien, hätten die Häuser nämlich keine Giebeldächer, sondern dwvmata, quae Romae vel solaria vel Maenania vocant, id est plana tecta, quae transversis trabibus sustentantur (epist. 106, 63 [CSEL 55, S. 278])468. Dieser Schritt, mit dem Hieronymus die moderne Auffassung „Jedes Übersetzen ist ein Interpretieren“469 vorwegnimmt, gewinnt große Bedeutung vor dem antiken Hintergrund der jüdisch-christlichen Tradition, die nicht nur für den ausgangssprachigen Bibeltext, sondern auch für die Übersetzung der Septuaginta göttliche Inspiration voraussetzte und damit die interpretatio nicht als Interpretation, sondern als anderssprachiges Abbild, also als unveränderte Überlieferungsstufe des Originals ansah. Die Erkenntnis, daß in einer Übersetzung nicht nur die fremde Sprache in die eigene übertragen wird, sondern dabei auch die gesamtkulturellen Voraussetzungen des Ausgangstexts mit denen des Übersetzers und seiner Leser konfrontiert werden, wird man heute, unter dem Eindruck des sogenannten „cultural turn“470 der 468 Vgl. auch epist. 106, 65 (CSEL 55, S. 280/82) mit gelehrten Bemerkungen zur Tierwelt. In der Auseinandersetzung zwischen Hieronymus und Augustinus (vgl. etwa Aug. epist. 28, 2; 71, 5; 82, 34 [CSEL 34, 2, S. 105/07. 253. 385f.] und Hier. epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 389/91]) spielt die Frage nach der wissenschaftlichen, vor allem theologischen eruditio eine zentrale Rolle: In welchem Verhältnis stehen die peritia linguarum des Übersetzers und die vielen, in ihrer Verschiedenheit aber durchaus rechtgläubigen coniecturae der gelehrten Exegeten? In doctr. christ. 2, 12, 17f. (CCL 32, S. 42f.) erörtert Augustinus beispielhaft einige Bibelstellen, an denen die sprachliche und theologische inspectio das Verständnis (intellegentia) von obscuriores sententiae plurium codicum bei der Suche nach der richtigen Übersetzung zu helfen vermag, kurz danach (2, 13, 19 [CCL 32, S. 44]) postuliert er: ... plerumque a sensu auctoris devius aberrat interpres, si non sit doctissimus, und auch in den folgenden Kapiteln fordert er eindringlich die partim linguarum notitia partim rerum, um Mißverständisse aus imperitia/ignorantia zu vermeiden. 469 Abel (1999) 104; vgl. schon Schwarz (1955) 1: „Every modern translation is an interpretation of the original work ... Changes in thought, advances in scholarship, not to speak of the development of the living language, are bound to make earlier research and earlier translation obsolete“; zum Verhältnis von Interpretation und Übersetzung jetzt Bühler (2002) passim; Riccardi (2002b) passim; Stolze (2003) 136/39 und Eco (2004) 225/53 sowie zum Thema „Übersetzen als wissensbasierte Tätigkeit“ Wilss (2004) passim. 470 Vgl. Eco (2004) 162 (mit Lit.): „... una traduzione non riguarda solo un passaggio tra due lingue, ma tra due culture, o due enciclopedie [!]. Un traduttore non deve solo

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Übersetzungswissenschaft, kaum überschätzen können471, und es ist kein Zufall, daß sich diese Erkenntnis gerade Hieronymus, der sowohl durch seine Lebensgeschichte zwischen Stridon, Rom und Bethlehem als auch durch seine exzeptionellen Sprachkenntnisse des Hebräischen, Griechischen und Lateinischen tiefes Verständnis unterschiedlicher Kulturen gewonnen hatte, in besonderem Maße aufdrängte472. Anders als manch moderner Übersetzungstheorie diente Hieronymus jedoch diese eruditio der tieferen Erschließung des fremdsprachlichen Texts und der engeren Annäherung an seinen sensus, nicht der Transposition des Originals in die eigene Umwelt des Übersetzers. d) Das Verhältnis von intellegentia sensus und elegantia verborum Trotz des Plädoyers für die freiere Übersetzung sensus de sensu betont Hieronymus in dem Traktat De optimo genere interpretandi ausdrücklich, die inkriminierte Übertragung des Briefs, den Epiphanius an Johannes von Jerusalem gesandt hatte, habe den Inhalt des Texts nicht verändert (epist. 57, 5 [CSEL 54, S. 508]: nunc vero, cum ipsa epistula doceat nihil mutatum esse de sensu [vgl. 57, 6]473 nec res additas nec aliquod dogma confictum, ...), vielmehr sei er, wie das griechische Original, nicht dem interpres, sondern allein dem Autor zuzuschreiben (epist. 57, 4). Die Modifikationen beschränkten sich also, nimmt man diese Aussagen ernst, allein auf die Sprache – vor allem, wie Hieronymus ausdrücklich hervorhebt, auf die idiomatischen Eigenheiten einzelner Wörter und Ausdrücke, bei denen der Übersetzer die proprietates der fremden Sprache in den proprietates der eigenen entfalten (explicare) müsse – und auf den Stil, weil auch in der Zielsprache, um das rhetorische vitium der kakozhliva zu vermeiden, decor und elegantia des Originals zu bewahren (conservare) seien (epist. 57, 5). Bartelink hat in seinem Kommentar zum 57. Brief richtig erkannt, daß der Übersetzer durch diesen Grundsatz, den Stil, ja die Schönheit der tenere conto di regole strettamente linguistiche, ma anche di elementi culturali, nel senso più ampio del termine“. 162/95; auch Koller (1992) 59f. 161/68; House (2002) passim (mit Lit.); Stolze (2003) 118/30 und Dixon (2004) passim. 471 Gleichwohl haben auch große Übersetzer der Neuzeit immer wieder die dichterische Inspiration des Übersetzers stark gewichtet, beispielsweise Wilamowitz in seinem Aufsatz „Die Kunst der Übersetzung“ (zitiert nach Störig [1969] 143): „Schon den Text zu verstehen, reicht das Lernen nicht hin, so nötig es ist, und wenn Übersetzen auch so etwas wie Dichten ist, muß vollends die Muse helfen“. 472 Den Wert dieser Einsicht hat einmal Jorge Luis Borges wunderbar literarisch illustriert in seiner Erzählung Averroes auf der Suche, nämlich auf der Suche nach der rechten Übersetzung der beiden griechischen Wörter „Tragödie“ und „Komödie“, die Aristoteles zu zentralen Begriffen seiner Poetik gemacht hatte – und „kein Mensch im Umkreis des Islam hatte eine Ahnung, was sie bedeuten sollten“. 473 Vgl. Karpp (1957) 111 und Bartelink (1980) 43 z.St. mit Parallelen.

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fremdsprachigen Vorlage bewahren zu wollen, die Methode der freieren, sinngemäßen Übersetzung nicht als Weg zu eigener Autorschaft und konkurrenzhafter Überbietung des Originals propagiert, sondern sich in ihr „seiner Verpflichtungen dem Original gegenüber bewusst ist und den Wert der stilistischen Eigenart und Schönheit eines Werkes anerkennt“, die Methode also gerade eine tiefe „Treue dem Originaltext gegenüber impliziert“474. Bereits in der Vorrede zu der frühen interpretatio der eusebianischen Chronik läßt sich die wache Aufmerksamkeit erkennen, mit welcher Hieronymus den literarischen Charakter, die sprachliche Eigentümlichkeit eines Autors und die formale Qualität eines Texts wahrnahm und welche ihn zu der Einsicht führte, die anerkannten griechischen Übersetzer der Septuaginta hätten bei den stilistisch anspruchsvollen Schriften des alten Testaments475 gerade in der Wiedergabe des ihnen eigenen sapor versagt (chron. praef. [GCS 47, Eusebius 7, S. 2f.]): difficile est enim alienas lineas insequentem non alicubi excedere, arduum, ut quae in alia lingua bene dicta sunt eundem decorem in translatione conservent. significatum est aliquid unius verbi proprietate: non habeo meum, quo id efferam, et dum quaero implere sententiam, longo ambitu vix brevis viae spatia consummo ... (vgl. auch im folgenden über besonders schwierig zu 476 übersetzende stilistische Eigentümlichkeiten) ... divinorum voluminum instrumenta ..., quae a septuaginta interpretibus edita non eundem saporem in Graeco sermone custodiunt ... inde adeo venit, ut sacrae litterae minus comptae et sonantes videantur, quod diserti homines interpretatas eas de Hebraeo nescientes, dum superficiem, non medullam inspiciunt, ante quasi vestem orationis sordidam perhorrescant quam pulchrum intrinsecus rerum corpus inveniant. denique quid psalterio canorius? quod, in morem nostri Flacci et Graeci Pindari, nunc iambo currit, nunc alcaico personat, nunc sapfico tumet, nunc senipede ingreditur. quid Deuteronomii et Esaiae cantico pulchrius? 474 Bartelink (1980) 58. Vgl. ähnlich schon Schwarz (1955) 36; Serra Zanetti (1961) 402f.: „L’interesse di Gerolamo è a n c h e artistico ... Ma l’interesse di Gerolamo è p i ù a n c o r a scientifico, filologico: importa il sensus, la veritas ... infine, diciamo, l’interesse di Gerolamo è s o p r a t t u t t o religioso, edificante, apostolico, pratico ...“; Winkelmann (1970) 538f.; Kelly, John N.D. (1975) 162f.; Brown (1992) 115: „This technique of sacrificing the exact wording of the original text in order to extract its meaning and also to create good Latinity is seen at many points in the Vulgate“; Lardet (1993) 101; Fürst (2003) 89f.; Risse (2003) 24f. und von Albrecht (2004) 371; anders Martin Buber in seinem Beitrag „Zu einer neuen Verdeutschung der Schrift“ (bei Störig [1969] 325). Eco (2004) 16 prägt im allgemeinen den treffenden Satz: „Ecco dunque come un’apparente infedeltà (non si traduce alla lettera) si rivela alla fine un atto di fedeltà“, vgl. auch 80f. 98. 100/06. 125/38. 475 Vgl. dazu Meershoek (1966) 16f. 476 Vgl. auch in Eph. 2, 4, 16 (PL 26, S. 536, zitiert adv. Rufin. 1, 27 [CCL 79, S. 26f.]) über die Schwierigkeit, Metaphern aus einer fremden Sprache wörtlich zu übertragen: ... omnis metaphora, si de alia in aliam linguam transferatur ad verbum, quibusdam quasi sentibus, orationis sensus et germina suffocantur (zu den Bezügen auf Euagrius und Quintilianus vgl. Lardet [1993] 118 z.St.).

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quid Solomone gravius? quid perfectius Iob? quae omnia exametris et pentametris versibus, ut Iosephus et Origenes scribunt, apud suos composita decurrunt. haec cum Graece legimus, aliud quiddam sonant, cum Latine, penitus non haerent.

Die Forderung, eine Übersetzung müsse zwar unbedingt den sensus des Originals und damit für den Leser die richtige intellegentia bewahren477, sollte aber, wenn möglich, durch die Nutzung der zielsprachigen proprietates den Mangel, ja die Absurdität der kakozhliva vermeiden und stattdessen den Anspruch, die eujfwniva der Vorlage nachzugestalten478, verfolgen, scheint dabei den Bereich der Decodierung des Ausgangstexts gegenüber der recodierenden Leistung des Übersetzers, welche ja immer eine eigene Deutung von Form und Inhalt des Originals voraussetzt, auszudehnen. 477 Den Vorrang des sensus vor den verba betont Hieronymus auch anderswo, so etwa in Gal. 1, 1, 11 (CCL 77 A, S. 25): Marcion et Basilides et caeterae haereticorum pestes non habent dei evangelium, quia non habent spiritum sanctum, sine quo humanum fit evangelium quod docetur. nec putemus in verbis scripturarum esse evangelium sed in sensu, non in superficie sed in medulla, non in sermonum foliis sed in radice rationis und über Jesus selbst (in Mal. 3, 1 [CCL 76 A, S. 928]): ... perspicuum est, apostolos et evangelistas et ipsum dominum salvatorem non LXX interpretum auctoritatem sequi, qua Hebraeae linguae habentes scientiam non indigent, sed ex Hebraeo transferre quod legerint, non curantes de syllabis punctisque verborum; dum modo sententiarum veritas transferatur. quod quidem et in pluribus locis eos fecisse docuimus, et maxime in eo libro qui a nobis inscriptus est: „De optimo genere interpretandi“, multis simul testimoniis approbatum est. Wie Neuschäfer (1987) 119f. 130f. zeigt, läßt sich schon bei Origenes das Prinzip erkennen, diejenige Bibelübersetzung sei zu bevorzugen, welche den nou'" der entsprechenden Stelle „am schärfsten treffe“, also den Sinn, „den die origenische Exegese zum ‚Sinn‘ erklärt hat“. Dieser stimme freilich nicht unbedingt mit dem authentischen Sinn des hebräischen Texts überein. 478 Vgl. schon Hoberg (1886) 10f.; Stummer (1928) 114/17; Marks (1956) 21; Karpp (1957) 111 und Springer (1975) 284/86 sowie, mit Hinweisen auf das ciceronische Vorbild, zum Begriff der elegantia Banniard (1988) passim. Rufinus scheint diesen Anspruch skeptischer beurteilt zu haben: So schreibt er in der Vorrede zu einer Übersetzung aus Gregor von Nazianz (Greg. Naz. orat. praef. [CCL 20, S. 256]): hunc [sc. Gregorius von Nazianz] ergo absque ullo prorsus scrupulo lege, sciens tamen quod eloquentiae eius praefulgidum in Graeco lumen non parum necessitas interpretationis obscurat. in quo utrum nostri sermonis paupertas an ipsa interpretationis natura [!] hoc agat, tu, qui utriusque linguae habes peritiam, magis probato, und auch in der Praefatio zur Übertragung der Recognitiones Clementis räumt er gegenüber Gaudentius, der das Werk auch im griechischen Original kannte, ein (CCL 20, S. 281): suscipe igitur, mi anime, redeuntem ad te Clementem nostrum, suscipe iam Romanum. nec mireris, si forte tibi in eo minus solito floridus eloquentiae vultus appareat. nihil interest, dummodo sensus eadem sapiat [!]. Zum problematischen Verhältnis von wahrer intellegentia und irreführender Übersetzung, welche die proprietas der originalen Aussage nicht recht wiedergebe, hatte sich schon Hilarius von Poitiers mehrfach geäußert (vgl. z.B. in psalm. 65, 18; 67, 21 [CCL 61, S. 245. 277]), und auch die antiochenischen Exegeten scheinen bei der Arbeit am Septuagintatext zu der Einsicht gekommen zu sein, „daß eine wörtliche Übersetzung stets unzulänglich bleiben müsse, da die Bedeutungsbereiche der Wörter in den verschiedenen Sprachen sich nie genau deckten“ (Schäublin [1974a] 125).

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Hieronymus offenbart dabei eine bemerkenswerte Sorge um den Leser479, um dessen intellegentia des rechten Sinns, welche gerade bei ästhetisch anspruchsvollen Texten Übersetzungen mit funktionaler Äquivalenz erfordere, also mit derselben Wirkung, welche auch das Original erziele480. So kann Hieronymus in einundemselben Brief, und zwar in einem Brief, in welchem er seine Übersetzungen iuxta Hebraeos gegen die Kritik Augustins nachdrücklich verteidigt, zunächst feststellen (epist. 112, 19 [CSEL 55, S. 389]): ... de ipso Hebraico, quod intellegebamus, expressimus sensuum potius veritatem quam verborum interdum ordinem conservantes und dennoch nur wenig später betonen (epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 391]): ... eandem integritatem [sc. wie bei der emendatio der Evangelien] debueras etiam in veteri credere testamento, quod non nostra confinximus, sed, ut apud Hebraeos invenimus, divina transtulimus. Michel Banniards Versuch, die sprachlich-stilistischen Forderungen an eine angemessene Übersetzung, die Hieronymus immer wieder ausspricht, mit dem rhetorischen System der gestuften Stilhöhen in Verbindung zu bringen, hat durchaus einiges für sich, und in der Tat mag man in ihnen ein gewisses Streben nach mediocritas erkennen, die sich sowohl von einem vulgären sermo humilis als auch von einer mit rhetorischem ornatus überladenen Stil abzugrenzen versucht. Dabei darf jedoch nie aus dem Blick geraten, daß es Hieronymus bei aller Nutzung rhetorischer Kategorien immer um Übersetzung geht, die durch den Wortlaut der Vorlage gebunden bleibt und damit in den rhetorischen Freiheiten begrenzt ist. Die These: „Jérôme n’ouvre nullement une voie théorique à une communication Latine élargie ... se situe du côté de l’élitisme traditionnel et non de la simplicité ascétique conduisant aux compromis avec la langue parlée commune“481 suggeriert daher Absichten, die Hieronymus mit seinen Übersetzungen keineswegs verfolgte. Bei der Beschreibung der Maßnahmen, durch welche der Anspruch einer inhaltlich wie auch stilistisch angemessenen Wiedergabe zu verwirklichen sei, greift Hieronymus auf die aus der antiken Textdiaskeuase be479 Die These, daß es Hieronymus „nur auf die richtige Wiedergabe des Gedankens“ (Schade [1910] 134) ankomme, wirkt daher allzu vereinfachend. Von „Geringschätzung der äußeren Form“ sollte jedenfalls nicht gesprochen werden. 480 Vgl. Copeland (1991) 45; Vermeer (1992) 303f.; zu ähnlichen Überlegungen in der modernen Übersetzungstheorie Eco (2004) 80 und Stolze (2005) 176f. Einer Absolutsetzung des Übersetzungszwecks, der allein vom Übersetzer oder Auftraggeber, aber nicht mehr vom Originaltext bzw. von dessen Autor bestimmt würde (vgl. dazu Koller [1992] 212/14; Schreiber [1993] 21f. und Stolze [2003] 139/45), hätte Hieronymus allerdings niemals beigepflichtet: „Zu oberst steht die Forderung nach Treue gegenüber dem Ausgangstext, danach darf man den Rezipienten beachten ...“ (Vermeer [1992] 304). Allerdings läßt Vermeers (1992) 299/302 enge Lesart, Hieronymus ziele mit seiner ad sensum-Forderung bloß auf eine „nicht-morphem(at)ische, sondern auf Kotextbedeutung zielende Interpretation“, seinen stilistischen Anspruch auf elegantia außer Betracht. 481 Banniard (1988) 322.

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kannte Terminologie des addere, relinquere, mutare usw. zurück und bezieht diese Begriffe dabei auf die Umformung des im Wortlaut des Originals Ausgedrückten482. Den Vorwurf, er habe damit verfälschende Eingriffe in den Bibeltext vorgenommen, weist er mehrfach von sich483, und tatsächlich finden sich Stellen, an denen er ausdrücklich das Streben nach stilistischer Gestaltung als wahrheitswidrig zurückweist, wie z.B. in epist. 106, 23 (CSEL 55, S. 258), wo zum Psalmwort 39, 9 et legem tuam in medio cordis mei ausgeführt wird: pro quo in Graeco repperisse vos dicitis: „in medio ventris mei“, quod et in Hebraeo scriptum est „batthoch meai“. sed propter euphoniam apud Latinos „in corde“ translatum est; et tamen non debemus subtrahere, quod verum est [!]484, oder auch im Kommentar zum Galaterbrief, wo einmal ausdrücklich bemängelt wird, die eigenmächtige ad sensum-Version des Übersetzers habe die verba apostoli verfälscht (in Gal. 3, 5, 9 [CCL 77 A, S. 162])485: „modicum fermentum totam conspersionem fermentat“. male in nostris codicibus habetur „modicum fermentum totam massam corrumpit“ et sensum potius interpres suum quam verba apostoli transtulit. In feiner Differenzierung trennt Hieronymus also zwischen dem berechtigten Bestreben, das in der Vorlage Enthaltene in der Übersetzung neu und angemessen zu gestalten, und eigenmächtigen Veränderungen des Texts, mit welchen sich der interpres bei oder auch schon vor der eigentlichen Übersetzung von der Vorlage unzulässig entferne. Dabei wird ein deutlicher Unterschied gemacht zwischen der heiligen Schrift und den Werken anderer Autoren: Während er hier eine derartige Textmanipulation vor der Übersetzung bald als angeraten ansieht, etwa bei theologisch schwierigen Übersetzungen aus Origenes, bald ausdrück482 Vgl. Banniard (1988) 309 zu epist. 57, 5 und mit Beispielen Brown (1992) 112/14. 483 S. oben Anm. 419 zu praef. Esther und S. 138f. zu praef. evang.; vgl. auch SchulzFlügel (2000) 43f. 484 Vgl. auch adv. Iovin. 1, 13 (PL 23, S. 231), wo Hieronymus bemängelt, die paulinische Wendung pro;" to; eu[schmon kai; eujpavredron tw'/ kurivw/ ajperispavstw" (1 Kor. 7, 35 [ed. Nestle - Aland 272001, S. 452]) sei nur schwer ins Lateinische zu bringen: proprietatem Graecam Latinus sermo non explicat. quibus enim verbis quis possit edicere pro;" to; eu[schmon kai; eujpavredron tw'/ kurivw/ ajperispavstw"? unde et in Latinis codicibus ob translationis difficultatem hoc penitus non invenitur. Ein Zusatz hingegen, der weder im hebräischen Text noch bei den griechischen Übersetzern eine Entsprechung habe, wird in psalm. 4, 8 (CCL 72, S. 185) zu Psalm 4, 8 diskutiert. 485 Vgl. zu dieser Stelle Brown (1992) 51f. Aufschlußreich ist auch adv. Iovin. 1, 13 (PL 23, S. 230): In 1 Kor. 7, 33f. hatten die altlateinischen Codices divisa est virgo et mulier, eine Übersetzung, die Hieronymus folgendermaßen kommentiert: quod quamquam habet suum [!] sensum, et a me quoque pro qualitate loci sic edissertum sit (vgl. epist. 22, 21), tamen non est apostolicae veritatis und dann durch die Version et divisus est ersetzt, die auch heute noch in der Vulgata steht. In psalm. 21, 2b (CCL 72, S. 199) diskutiert er hingegen eine Psalmstelle, an der die unterschiedlichen griechischen Übersetzungen auch einen unterschiedlichen sensus nach sich zögen, und äußert abschließend sein eigenes Verständnis.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

lich verwirft, z.B. bei der Wiedergabe der Schrift Peri; ajrcw'n desselben Origenes, reklamiert er für den Text der biblischen Schriften grundsätzliche Unantastbarkeit. In dem späten Ezechielkommentar findet sich dazu eine unmißverständliche Warnung, die verfälschende Eingriffe in die Textgrundlage als Willkür bloßstellt (in Ezech. 1, 13 [CCL 75, S. 17]): melius est autem in divinis libris transferre quod dictum est, licet non intellegas quare dictum sit, quam auferre quod nescias; alioquin et multa alia quae ineffabilia sunt et humanus animus non potest comprehendere, hac licentia [!] delebuntur486. 486 Hieronymus schreibt einmal brieflich an Pammachius (epist. 48, 4 [CSEL 54, S. 349]): libros sedecim prophetarum, quos in Latinum de Hebraeo sermone verti, si legeris et delectari in hoc opere conperero, provocabis nos etiam cetera clausa armario non tenere. transtuli nuper Iob in linguam nostram ... lege eundem Graecum et Latinum et veterem editionem nostrae translationi conpara, et liquido pervidebis, quantum distet inter veritatem et mendacium. miseram quaedam tw'n uJpomnhmavtwn in prophetas duodecim sancto patri Domnioni, Samuhelem quoque et Malachim, id est quattuor Regum libros, quae si legere volueris, probabis, quantae difficultatis sit divinam scripturam et maxime prophetas intellegere, et interpretum vitio, quae apud suos purissimo cursu orationis labuntur, apud nos scatere vitiis. porro eloquentiam, quam pro Christo in Cicerone contemnis, in parvulis ne requiras. ecclesiastica interpretatio, etiam si habet eloquii venustatem, dissimulare eam debet et fugere, ut non otiosis philosophorum scholis paucisque discipulis, sed universo loquatur hominum generi. Kritisiert werden an dieser Stelle nicht nur allgemein die älteren griechischen und lateinischen Übersetzungen des hebräischen Texts, welche die Vorlage verfälscht hätten (mendacium!), sondern auch die stilistische Verfremdung des Originals, also das eigenwillige Streben des Übersetzers nach eloquentia. Meershoek (1966) 12f. hebt richtig hervor, daß Hieronymus mit dem Einschub etiam si habet eloquii venustatem die stilistischen Qualitäten seiner eigenen Übersetzung, die eben auch die Gelehrten anerkennen könnten, andeute. Ebensowenig widerspricht die frühe Übertragung der schlicht gehaltenen Ezechielhomilien des Origenes (um 380-381 nach Christus) der in epist. 57 geforderten sensus de sensu-Technik, sondern entspricht ihr vielmehr eben dadurch, daß sie einen in einfachem Stil verfaßten Text nicht mit fremdem rhetorischen Schmuck überfrachtet (hom. Orig. in Ezech. praef. [SC 352, S. 30 = GCS 33, Origenes 8, S. 318]): ... id magnopere curans, ut idioma supradicti viri [sc. Origenis] et simplicitatem sermonis, quae sola ecclesiis prodest, etiam translatio conservaret omni rhetoricae artis splendore contempto – res quippe volumus, non verba laudari ...; vgl. auch hom. Orig. in cant. praef. (SC 37, S. 58 = GCS 33, Origenes 8, S. 26): fideliter magis quam ornate interpretatus sum; Didym. spir. sanct. praef. (SC 386, S. 138. 140) mit Rufin. apol. adv. Hier. 2, 27f.; dazu Grützmacher (1901) 182. 213; Cavallera (1922) 1, 69f.; Bardy (1940) 283 und (1948) 260; Serra Zanetti (1961) 371/73; Brugnoli (1965) 147 sowie Marti (1974) 86f. 90. Gegenüber Paulinus von Nola wird einmal die simplicitas des biblischen Stils teils mit den Defiziten der Übersetzungen, teils mit der Absicht der Offenbarung, sich allen Menschen verständlich und angemessen zu verkünden, begründet (epist. 53, 10 [CSEL 54, S. 463]): nolo offendaris in scripturis sanctis simplicitate et quasi vilitate verborum, quae vel vitio interpretum vel de industria sic prolatae sunt, ut rusticam contionem facilius instruerent et in una eademque sententia aliter doctus, aliter audiret indoctus; vgl. auch schon epist. 29, 1 (CSEL 54, S. 233): ... si eloquentiam quaerimus, Demosthenes legendus aut Tullius est, si sacramenta divina, nostri codices, qui de Hebraeo in Latinum non bene resonant, pervidendi.

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Die vielzitierte Stelle aus dem Kommentar zum Epheserbrief in Eph. 3, 6 (ed. Frede [1962] 110f. z.St., um das Jahr 386 nach Christus487), die gern angeführt wird, um die Hypothese zu belegen, Hieronymus habe für jede Übersetzung aus den biblischen Schriften die ad verbum-Methode gefordert, läßt sich vor diesem Hintergrund schlüssig erklären: Bei der lateinischen Übersetzung des Verses ei\nai ta; e[qnh sugklhrovnoma kai; suvsswma kai; summevtoca entschuldigt Hieronymus eine indecora in Latino sermone sententia, nämlich die Wiedergabe der Adjektive durch cohaeredes et concorporales et comparticipes mit der dreimal wiederholten Vorsilbe488, durch die in allen Einzelheiten geforderte Nähe zum griechischen Original der divina scriptura: sed quia ita habetur in Graeco et singuli sermones syllabae apices puncta in divinis scripturis plena sunt sensibus, propterea magis volumus in compositione structuraque verborum quam intellegentia periclitari und tatsächlich klingt seine Äußerung hier grundsätzlich. Doch bleibt folgendes zu bedenken: Erstens rechtfertigt Hieronymus in seiner Bemerkung keine eigene, sondern eine fremde Übersetzung aus dem Griechischen, da sich, wie die Forschung heute mehrheitlich annimmt, seine Revision neutestamentlicher Schriften nicht auf die Paulusbriefe erstreckte489. Mit feinem Takt verbindet er dabei die Zurückhaltung, nicht in die überlieferte Tradition der lateinischen interpretatio einzugreifen, mit der leisen stilistischen Kritik an der indecora sententia490. Ob es 487 Zur Datierung vgl. Fürst (2003) 116f. 488 Darauf, daß es Hieronymus hier vor allem um das Wort comparticipes (griechisch summevtoca) geht, lassen die verschiedenen Lesarten der handschriftlichen Überlieferung sowie die Zitate der Stelle bei den Kirchenvätern schließen (vgl. die Belege bei Frede, Hermann Josef [1962] 110f. z.St.). In zahlreichen Zeugen steht stattdessen participes. 489 Vgl. zur Forschungsdiskussion Stummer (1928) 95/97; Frede, Hermann Josef (1962) 34*; Birdsall (1970) 374; Sparks (1970) 517/20; Kelly, John N.D. (1975) 86/89; Metzger (1977) 356/62; Gribomont (1986) 294f.; Brown (1992) 100f.; Elliott (1992) 220f.; Rebenich (1992) 149/51 und (2002) 52f.; Stramare (2001) 143; Fürst (2003) 83 sowie Metzger - Ehrman (2005) 105f.. 490 An anderer Stelle hingegen begründet Hieronymus eine Differenz der lateinischen Übersetzung gegenüber der griechischen Vorlage eben mit dem Argument der indecora translatio (s. dazu die Stellen im Anhang unten S. 286/88). Zudem habe er in seiner frühen Emendation des lateinischen Psalters die altlateinische Übersetzung nicht verändern wollen, selbst wenn sie sich vom Griechischen zu entfernen schien – solange der Sinn des Texts nicht verfälscht worden sei! In epist. 106, 12 erklärt er über die Bedeutung von doxavzw zu Psalm 21, 24 (CSEL 55, S. 255): „universum semen Iacob, magnificate eum“. pro quo in Graeco scriptum sit: doxavsate aujtovn, id est „glorificate eum“. sed sciendum, quod, ubicumque in Graeco „glorificate“ scriptum est, Latinus interpres „magnificate“ transtulerit secundum illud, quod in Exodo dicitur: „cantemus domino; gloriose enim magnificatus est“, pro quo in Graeco scribitur: „glorificatus est“; sed in Latino sermone, si transferatur, fit indecora translatio et nos emendantes olim psalterium, ubicumque sensus idem est [!], veterum interpretum consuetudinem mutare noluimus, ne nimia novitate lectoris studium terreremus und kurz danach zu Joh. 17, 5 (epist. 106, 30 [CSEL 55, S. 262]): in evangelio in eo loco, ubi in Graeco

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

ihn selbst drängte, diese Kritik hier vorzubringen, läßt sich schwer sagen. Vielleicht wollte er die vorliegende Übersetzung vor derartigen Einwänden anderer in Schutz nehmen. Zweitens formuliert er sein Prinzip magis volumus in compositione structuraque verborum quam intellegentia periclitari in der Form eines Vergleichs. Zwar genießt die rechte intellegentia der göttlichen Offenbarung uneingeschränkte Priorität, doch impliziert die Formulierung, daß die Sorge um die compositio structuraque verborum dort, wo sie nicht zu Lasten der intellegentia geht, ja diese vielleicht sogar befördern kann, durchaus ihre Berechtigung hat491. Gerade dort, wo Hieronymus über seine Bibelübersetzungen iuxta Hebraeos spricht, betont er trotz seinem Bekenntnis zur Technik sensus de sensu immer wieder, er sei nicht von der Hebraica veritas abgewichen! Die Überzeugung von der theologischen Sinnhaftigkeit aller Elemente biblischer Schriften, die eben oftmals nur als mysterium begriffen werden

legimus: pavter, dovxasovn me th'/ dovxh/, h|/ ei\con para; soi; pro; tou' to;n kovsmon genevsqai, in Latino legitur: „pater, clarifica me“. noluimus ergo immutare, quod ab antiquis legebatur, quia idem sensus erat. Auch in Kapitel 66 heißt es zu einer Abweichung der lateinischen Übersetzung vom Griechischen (CSEL 55, S. 282): ... et in hoc nulla est in sensu mutatio et nos antiquam interpretationem sequentes, quod non nocebat, mutare noluimus. Vgl. Brown (1992) 47/52 zu weiteren neutestamentlichen Stellen, an denen Hieronymus die älteren lateinischen Übersetzungen kritisch beurteilt, wie z.B. in Gal. 2, 4, 4f. (CCL 77 A, S. 109) über die simplicitas interpretum bei einer irreführenden Übertragung des griechischen Worts a[nomo" oder adv. Iovin. 1, 27 (PL 23, S. 260) über die falsche Übersetzung des Wortes swfrosuvnh. 491 Ein Vergleich mit Augustins Wertschätzung der ad verbum-Übersetzungen von biblischen Schriften wäre lohnend. In doctr. christ. 2, 13, 19 (CCL 32, S. 44f.) spricht er ihnen trotz ausdrücklicher Kritik an ihrer übertriebenen Nähe zum Original die wichtige Aufgabe zu, als Korrektiv gegen die Freiheiten und Irrtümer der ad sensum-Übersetzer zu fungieren. Gerade dann solle sie der Leser zur Kontrolle heranziehen, wenn seine Kenntnisse der Ausgangssprache unzureichend seien: sed quoniam et, quae sit ipsa sententia, quam plures interpretes pro sua quisque facultate atque iudicio conantur eloqui, non apparet, nisi in ea lingua inspiciatur, quam interpretantur; et plerumque a sensu auctoris devius aberrat interpres, si non sit doctissimus. aut linguarum illarum, ex quibus in Latinam scriptura pervenit, petenda cognitio est aut habendae interpretationes eorum, qui se verbis nimis [!] obstrinxerunt; non quia sufficiunt, sed ut ex eis libertas vel error dirigatur aliorum, qui non magis verba quam sententias interpretando sequi maluerunt. nam non solum verba singula, sed etiam locutiones saepe transferuntur, quae omnino in Latinae linguae usum, si quis consuetudinem veterum, qui Latine locuti sunt, tenere voluerit, transire non possint. quae aliquando intellectui nihil adimunt, sed offendunt tamen eos, qui plus delectantur rebus, cum etiam in earum signis sua quaedam servatur integritas [es folgt als Beispiele ein Soloecismus und ein Barbarismus]... quid est ergo integritas locutionis, nisi alienae consuetudinis conservatio loquentium veterum auctoritate firmatae. Auch wenn durch die sprachlich-stilistischen Mängel einer ad verbum-Übersetzung das Verständnis der Sache nicht beeinträchtigt werde (ad rerum non pertinet cognitorem!), scheint Augustinus hier durchaus die freiere, zielsprachlich orientierte interpretatio rechtfertigen zu wollen. Diese abwägende Haltung prägt auch das folgende Kapitel 2, 13, 20 (CCL 32, S. 45f.).

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könne (s. oben S. 125f. 144), liegt dieser Haltung zugrunde492: Diese Sinnhaftigkeit, die für Hieronymus ein unumstößliches hermeneutisches Prinzip darstellt, tritt also nicht in Gegensatz zum Vorrang des sensus vor den verba, welche offenbar nicht in ihrer Materialität, sondern in ihrer Substanz, ihrem semantischen Gehalt Unantastbarkeit beanspruchen493. Es ist entscheidend festzuhalten, daß es bei allen Debatten um den rechten Umgang mit dem Text der biblischen Offenbarung nicht bloß um ästhetische und philologische Probleme oder um Fragen der Text- und Echtheitskritik ging, sondern um theologische und damit um Glaubenswahrheit494. Dies kann hier nicht weiter ausgeführt werden, doch sei zumindest ein Hinweis auf die oben zitierte Vorrede zur Evangelienrevision gestattet: Die Polemik, die Hieronymus anläßlich seiner Bearbeitung des Evangelientexts erwartet, wird ihn falsarius der veteres libri nennen – als solchen aber zugleich sacrilegus, also als Fälscher einen Gottesfrevler495! Sein persönliches Anliegen, 492 Vgl. neben der eben zitierten Stelle in Eph. 3, 6 auch epist. 53, 9 (CSEL 54, S. 463): Apocalypsis Iohannis tot habet sacramenta, quot verba; 106, 1 (CSEL 55, S. 247) über den hebräischen Text: spiritus sancti eloquia oder tract. in psalm. 82, 7f. (CCL 78, S. 386): singula nomina habent singula sacramenta: quot enim verba, tot mysteria; 90, 7 (CCL 78, S. 130): singula verba scripturarum singula sacramenta sunt. ista rustica verba quae putantur saeculi hominibus, plena sunt sacramentis. „habemus enim thesaurum istum in vasis fictilibus“ (2 Kor. 4, 7): thesaurum sensum divinum habemus in verbis vilissimis und 92, 3 (CCL 78, S. 431): quot verba, tot sensus: quot versiculi, tot sacramenta; dazu Schade (1910) 136; Meershoek (1966) 26; Miletto (1993) 58f. und mit weiteren Belegen Schulz-Flügel (2000) 43. 493 Vgl. Canévet (1983) 66f. zu Gregor von Nyssa. Zu prüfen wäre weiterhin, ob Hieronymus mit seiner Forderung nach intellegentia sensus paulinische Gedanken rezipiert, vor allem aus den Überlegungen des Apostels über die Zungenrede; vgl. etwa 1 Kor. 14, 19f. (ed. Nestle - Aland 272001, S. 465): sed in ecclesia volo quinque verba sensu meo loqui, ut et alios instruam, quam decem milia verborum in lingua. 494 Das Verhältnis der Übersetzungsmethode zur Inspirationslehre müßte vor diesem Hintergrund neu untersucht werden. Schon bei Schade (1910) 133f. findet sich die Beobachtung: „Wie er an vielen Stellen zum Ausdruck bringt, setzt sich der Schrifttext aus zwei Elementen zusammen, dem sensus und den verba (= sermo, littera, syllabae), worunter gewöhnlich der Gedankeninhalt und die Ausdrucksform zu verstehen sind. Die letztere ist das weniger wichtige Element. Deshalb sind bei einer Übersetzung nicht so sehr die Worte als vielmehr der Sinn wiederzugeben“. 495 Tatsächlich polemisiert Rufinus gegen Hieronymus und dessen ad sensum-Übersetzungen aus dem alten Testament iuxta Hebraeos (apol. adv. Hier. 2, 47 [CCL 20, S. 120]): post omnia vero ostendi quod sacros libros [sc. die LXX], quos apostoli ecclesiis tamquam sancti spiritus fidele depositum commendaverant, permutavit, et quod is, qui audaciam notet in hominum opusculis vertendis, ipse maiore piaculo eloquia divina subverterit. Daß hier nicht bloß gelehrter Zank um Quisquilien ausgetragen wurde, beweist die berühmte, von Augustinus berichtete und in der Folge mehrfach zwischen ihm, Hieronymus und Rufinus thematisierte Episode aus der nordafrikanischen Stadt Oea: Dort hatte der ansässige Bischof eingeführt, daß bei den gottesdienstlichen Lesungen die neue Übersetzung iuxta Hebraeos benutzt werden sollte. Als im Text des Propheten Jona eine Stelle vorgetragen wurde, deren Wortlaut nun von dem alten, über Generationen bekannten abwich, kam es zu einem Aufruhr unter den Leuten (Aug. epist. 71, 5

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die schwierige Spannung zwischen veritas und decor, zwischen wahrhaftiger Treue zum Inhalt des Originals und angemessener Nachgestaltung seiner Form, welche sich, wie gesehen, in der Spätantike den Übersetzern in neuer Schärfe stellte, für den christlichen interpres zu überwinden, bringt Hieronymus an vielen verschiedenen Stellen seines Werks vor. Diese beiden, nur scheinbar gegensätzlichen Ansprüche schließen sich für ihn keineswegs aus, sondern bedingen sich vielmehr und binden sich gegenseitig, so daß hier das von modernen Übersetzern immer wieder erkannte Prinzip, „dass eine Uebersetzung um so abweichender wird, je mühsamer sie nach Treue strebt“496, schon vorgeprägt wird. Damit gelingt es Hieronymus in eigentümlicher Weise, die widerstreitenden Forderungen, die man sowohl innerhalb der klassisch-paganen Tradition als auch innerhalb der frühchristlichen Übersetzungspraxis festgeschrieben hatte, neu zu nutzen497. [CSEL 34, 2, S. 253]): factus est tantus tumultus in plebe [!], maxime Graecis arguentibus et inflammantibus calumniam falsitatis [!] ... Augustinus selbst nennt einmal (in psalm. 50, 19 [CCL 38, S. 613]) denjenigen lateinischen Übersetzer, der in Psalm 50 (51), 16 erue me de sanguinibus deus, deus salutis meae übersetzt hatte, obgleich der Plural im Lateinischen ganz ungebräuchlich sei, einen pius interpres: ... quia ita Graecus posuit plurali numero, non sine causa, nisi quia hoc invenit in prima lingua Hebraea, maluit pius interpres minus Latine aliquid dicere, quam minus proprie! 496 So Wilhelm von Humboldt in der Einleitung zu seiner 1816 erstmals erschienenen Übersetzung des aischyleischen Agamemnon (zitiert nach Störig [1969] 81). Die Einsicht, daß die altlateinischen Bibelübersetzer der Vorlage oft gerade dort eng folgten, wo es ihnen am rechten Verständnis des Texts mangelte (vgl. Barr [1979] 289 und Vermeer [1992] 280 [mit Lit.]), scheint schon Hieronymus bei seinen Überlegungen geleitet zu haben. 497 Die Kontroversen um die rechte Übersetzung biblischer Texte hallen auch anderswo nach, etwa bei Gregor dem Großen (s. oben S. 119; vgl. auch Copeland [1991] 51/55) oder in dem schwer datierbaren Prolog eines spätantik-frühmittelalterlichen (karolingischen?) Anonymus (vgl. Dossey [2003] 102/04 und Steinhauser [2006] 47/53 [mit Lit.], dessen eigene Argumentation allerdings noch nicht alle Zweifel ausräumen kann), der offenbar das Buch Hiob aus einer griechischen Vorlage ins Lateinische übersetzt hatte (CSEL 96, S. 85f.): ... omnis interpres, nisi ante vim ac sensum cognoverit lectionis, quomodo poterit fidem in omnibus conservare interpretis? nisi sensum, inquam, dilucide atque in integro iuxta linguae vernacula perlegerit, non facile ullo modo ea, quae ab alio edita sunt, in alterius linguae saporem veraciter exprimit; et cum haec non observaverit aut certe, quod me dicere pudet, ignoraverit, aurem pro oculo aut caput pro manu tamquam imperitus medicus curare incipiet. haec a nobis ideo praemissa sunt, quia agnovimus vel potius legimus hunc qui in manibus est beati Iob librum aliquos iam de Graeco in Latinum non Latino vertisse sermone; et quia valde satis ab interpretis officio desciscit qui a veritate atque regula interpretationis longe discesserit, ideo peto omnem sapientem, in cuius manus hic liber devolutus fuerit, ut ante hunc prologum relegat, antequam ad huius libri lectionem accedat, ut ex huius praefationis textu informatus, a quo [codd.; quomodo coni. Primmer] haec interpretata fuerint, perfacile cognoscat. Hier fällt besonders ins Auge, wie der Autor die Forderung nach der fides interpretis und der veritas zu verbinden versucht mit der zielsprachlichen Ausrichtung der Übersetzung. Diese habe ihn auch zu Zurückhaltung gegenüber dem Originaltext veranlaßt: spondeo sane me a veritatis auctoritate nullatenus discessisse, sed sicut ab illo posita sunt qui haec prior edidit, ita eorum status integritatem in nullo vitiatam penitus

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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Besonders deutlich bezieht er im 106. Brief Position, etwa im 55. Kapitel (CSEL 55, S. 275): Während das contentiose verba scrutari et syllabas deshalb verworfen wird, weil es den Sinn der Vorlage entstelle (dum verba sequimur, sensus ordinem perdimus), seien bestimmte Eingriffe des Übersetzers, etwa notwendige Ergänzungen (certe addendum est aliquid, ut eloquii ordo servetur) gerechtfertigt und gelte folgender Grundsatz498: ... eadem igitur interpretandi sequenda est regula, quam saepe diximus, ut, ubi non fit damnum in sensu499, linguae, in quam transferimus, eujfwniva et proprietas conservetur. 4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung a) Einleitung Obgleich sowohl für den Schaffensprozeß des Übersetzers als auch für die kritische Lektüre der Leser, die wissen, daß es sich bei dem betreffenden Text um das übersetzte Werk eines fremden Autors handelt, das ursprüngliche Original in seiner ganzen formalen und inhaltlichen Gestalt und Vielfalt Grundlage und Bewertungsmaßstab bildet, ist das Problem der Übersetzung eines Textes aus einer Quellsprache in eine Zielsprache zunächst kein text- oder echtheitskritisches, sondern ein literarkritisches. Dennoch kann, wer die Tätigkeit der Übersetzer untersucht, nicht der Frage ausweireservasse; nihil scabrum neque asperum neque additum ademptumve diligens lector inveniet; quod illi fide praetermissa interpretis facere non praesumpserunt. quod etiam peto te, studiosorum lectorum maximum atque diligentem veritatis amatorem, ut etiam tu illa mentis vivacitate atque sancti animi curiositate ad eorum, quae dicta sunt, rationem relecta pervenias lectione. invenies procul dubio multa eos praetermisisse nec non et addidisse superflue plurima atque ab interpretis officio longius recessisse. quae cum diligenter agnoveris, quae legere debeas quaeve recusare, perfacile cognosces. Der – auch durch den eigentümlichen Gebrauch der übersetzungstheoretischen Begriffe – recht unklare Anschluß an Hieronymus harrt noch einer genaueren Erklärung, insbesondere ob sich hier eine polemisch gegen die Vulgata gerichtete Rückkehr zur ad verbumÜbersetzung der biblischen Schriften greifen läßt. 498 Vgl. die Parallelen im Anhang unten S. 286/88. Später, im westgotischen Spanien, überträgt Isidor von Sevilla Augustins Urteil über die Vorzüge der Itala (doctr. christ. 2, 15, 22 [s. oben S. 145]) gegenüber den altlateinischen Bibelversionen irrtümlich auf die Übersetzungen, die Hieronymus nach dem hebräischen Text angefertigt hatte (eccl. off. 1, 12, 8 [CCL 113, S. 13]): cuius editionem generaliter omnes ecclesiae usquequaque utuntur, pro eo quod veracior sit in sententiis et clarior in verbis und (orig. 6, 4, 5 [ed. Lindsay, ohne Paginierung]): presbyter quoque Hieronymus trium linguarum peritus ex Hebraeo in Latinum eloquium easdem scripturas convertit, eloquenterque transfudit. cuius interpretatio merito ceteris antefertur; nam [est] et verborum tenacior, et perspicuitate sententiae clarior ... (vgl. dazu Metzger [1977] 291). 499 Vgl. in Is. 9, 29, 15/16 (CCL 73, S. 377).

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

chen, wie diese überhaupt in Bestand und Umfang mit dem Original umgingen: Denn erweiternde, tilgende oder ändernde Zugriffe500 auf den Text der Vorlage liegen gedanklich noch vor dem eigentlichen Übersetzungsvorgang. Sie gleichen damit genau den Maßnahmen, welchen antike Bücher von Seiten der Diaskeuasten, Rezensenten und Interpolatoren ausgesetzt waren, und werden mit derselben Terminologie beschrieben501. Dabei zeitigten sie gravierende Folgen, da Leser, die auf eine Übersetzung angewiesen waren, kaum zum detaillierten Vergleich mit der fremdsprachigen Vorlage imstande gewesen sein dürften502. Die Motive der sprachlichstilistischen oder inhaltlichen Eingriffe, z.B. Korrektur503, Vereinfachung und Explikation504, aber auch Überbietung sind ebenfalls ganz ähnlich, wobei übersetzungsspezifische Gründe wie die Tendenz zur Romanisierung einer griechischen Vorlage, etwa durch intertextuelle Verweise auf bekannte lateinische Werke, oder Unterschiede in den Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Ausgangs- und Zielsprache505 hinzutreten können. Für den frühchristlichen Übersetzer gewinnen überdies dogmatische Fragen weiter an Schärfe: „Translators could – and did – interpolate their translations of 500 Vgl. zu Bearbeitungsmethoden in modernen Übersetzungen Schreiber (1993) 113/15. 263/316 und (2004) passim. 501 Marti (1974) 77 und Lardet (1993) 43 stellen einige typische Ausdrücke aus Rufinus zusammen. 502 Vgl. Marti (1990) 39 zu einem falsch eingefügten „Wortinterpretament“ Rufins in die Sententiae Sexti, welches in die Regula magistri und in die Regula Benedicti Aufnahme fand. Augustinus begründete in epist. 71, 4 (CSEL 34, 2, S. 252); vgl. dazu Fürst [1994] 118f. und [2002] 57f.) seine Vorbehalte gegen die neue Übersetzung der alttestamentlichen Schriften, welche Hieronymus direkt aus dem Hebräischen angefertigt hatte, unter anderem auch mit dem Argument, die Kenntnis des Hebräischen dürfe im Gegensatz zu der des Griechischen für die Mehrheit der christlichen Gemeinden nicht angenommen werden, überdies seien kaum Ausgaben des hebräischen Texts vorhanden. Die neue Übersetzung könne daher nur von wenigen, etwa von kundigen Juden, überprüft werden. Hieronymus antwortet auf diesen Vorbehalt in epist. 112, 20f. (CSEL 55, S. 389/92). 503 Vgl. Koller (1992) 195 sowie Schreiber (1993) 318: „Fungiert hingegen an einer bestimmten Textstelle, an der offenkundig ein ‚Defekt‘ (Druckfehler, Irrtum usw.) vorliegt, nicht der tatsächliche Inhalt des AS-Textes als ranghöchste Invariante der Übersetzung, sondern der vom Verfasser ursprünglich intendierte (und vom Übersetzer rekonstruierte) Inhalt, so handelt es sich um eine korrigierende Umfeldübersetzung ... Die Grenze zur Bearbeitung wird erst dann überschritten, wenn sich die vorgenommenen ‚Verbesserungen‘ nicht mehr auf die rekonstruierte Autorintention zurückführen lassen“ und (2004) 271/73. 504 Beispiele finden sich bei Seele (1995) 45/50. 505 Ein wichtiges Sonderproblem der christlichen Übersetzungen ergibt sich aus den Bibelzitaten in der Vorlage: Gibt sie der Übersetzer eigenständig wieder oder greift er auf einen Standardtext, den er mit seiner Übersetzung kontaminiert, zurück? Kann gegebenenfalls ein solcher Standardtext überhaupt als Übersetzung desjenigen Bibeltexts angesehen werden, den der Autor des fremdsprachigen Werks benutzte, oder stimmen die Textfassungen gar nicht überein?

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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orthodox writers and so pass off heterodox opinions under the auspices of some revered authority“506. Anfechtbare, ja als häretisch zu wertende Passagen des Urtexts bringen den christlichen interpres in das schwierige Dilemma, einerseits den Text des Originals möglichst genau wiedergeben zu sollen, andererseits aber sich nicht gegen den wahren Glauben vergehen zu dürfen. Umgekehrt warnt schon Tertullian (adv. Marc. 2, 9, 1f. [CCL 1, S. 484]) davor, ungenaue Übersetzungen böten Häretikern die Gelegenheit den Text der Vorlage in ihrem Sinne zu interpretieren507. Wo beginnt für den Übersetzer der Verstoß gegen die Orthodoxie? Nicht schon mit der schriftlichen Fixierung häretischer Gedanken, Argumente, Theorien in der eigenen Sprache, seien sie auch von einem anderen Autor in einer fremden Sprache erdacht? Diesen Konflikt thematisieren neben anderen Hieronymus und Rufinus: In epist. 82, 7 verteidigt jener seine frühen Origenesübersetzungen (CSEL 55, S. 114): sicut enim interpretationem et uJpomnhvmata scripturarum Origeni semper adtribui, ita dogmatum constantissime abstuli veritatem. numquid ego in turbam mitto Origenem? numquid ceteris tractatoribus socio neque dico me aliter habere apostolos, aliter reliquos tractatores: illos semper vera dicere, istos in quibusdam ut homines aberrare?, während in epist. 84, 7f. (CSEL 55, S. 128/30), einer wichtigen Passage, die hier nicht in ganzer Länge ausgeschrieben werden kann, mit scharfer Ironie das Dilemma des Übersetzers häretischer Autoren in die Worte einer fiktiven Praefatio gefaßt wird: nisi forte accusare debui, cuius [sc. Origenes] rogatus opuscula transferebam, et dicere in prologo: „hic, cuius interpretor libros, hereticus est; cave, lector, ne legas. fuge viperam aut, si legere volueris, scito a malis hominibus et hereticis corrupta esse, quae transtuli. quamquam timere non debeas; ego enim omnia, quae fuerunt vitiata, correxi“. hoc est aliis verbis dicere: „ego, qui in508 terpretor, catholicus sum; hic, quem interpretor, hereticus est“ .

506 Brock (1979) 78; vgl auch Chiesa (1987) 22 (zu Rufinus) und Rebenich (1992) 139. 507 In seinem Werk Contra Iulianum zitiert Augustinus an einer bestimmten Stelle (1, 6, 22 [PL 44, S. 655f.]) einen griechischen Lehrsatz des Bischofs Johannes wörtlich und übersetzt ihn dann selbst möglichst genau ins Lateinische, um falschen Deutungen und Mißverständnissen die textliche Grundlage zu entziehen. Wenn sein Widersacher mit einem falschen Wortlaut der Quelle argumentiere, dann könne es dafür zwei Gründe geben: sed suspicionibus non agamus, et hic vel scriptoris error vel varietas putetur interpretis! 508 Vgl. auch epist. 84, 12 (CSEL 55, S. 134); hom. Orig. in Luc. praef. (SC 87, S. 94); adv. Rufin. 1, 11 (CCL 79, S. 10); zur Übersetzung dogmatisch schwieriger Passagen aus Origenes adv. Rufin. 1, 4 sowie Rufinus apol. adv. Hier. 1, 22 (CCL 20, S. 56): ad legentem aut ad interpretantem, si qua illa est scriptoris culpa, recte revocatur?; 2, 25 [CCL 20, S. 101f.]); dazu Arns (1953) 183 und Sieben (1991) 37/43. 56/59. Rufinus entgegnet Hieronymus am Ende seiner Apologia, wenn eine Bischofssynode dogmatisch anstößige Werke, etwa die des Origenes, verwerfe, dann gelte ein solches Diktum zunächst immer dem Original und erst danach den Übersetzern (apol. adv. Hier. 2, 51

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Als sich Hieronymus im Jahr 398 nach Christus daran machte, die Schrift Peri; ajrcw'n des Origenes neu zu übersetzen, um sich von der freieren Methode seines Widerparts Rufinus und dessen Behauptung, er sei darin nur dem großen Vorbild des Hieronymus gefolgt509, zu distanzieren, betonte er ausdrücklich, er habe sich jeder Veränderung des griechischen Originals enthalten und es unverfälscht wiedergegeben (epist. 124, 1 [CSEL 56, S. 96])510: ante annos circiter decem sanctus vir Pammachius ad me cuiusdam scidulas misit, quae Origenis Peri; ajrcw'n interpretata volumina continerent, immo vitiata, hoc magnopere postulans, ut Graecam veritatem [CCL 20, S. 123]): damnabuntur isti libri prius in Graecis; et quod in Graecis damnatur, sine dubio damnatum debet esse in Latinis – nicht umgekehrt! 509 Vgl. Orig. princ. 1 praef. 1 (CCL 20, S. 245f.): qui [sc. Hieronymus] cum ultra septuaginta libellos Origenis, quos homileticos appellavit, aliquantos etiam de tomis in apostolum scriptis transtulisset in Latinum, in quibus cum aliquanta offendicula inveniantur in Graeco, ita elimavit omnia interpretando atque purgavit, ut nihil in illis quod a fide nostra discrepet Latinus lector inveniat. hunc ergo etiam nos, licet non eloquentiae viribus, disciplinae tamen regulis in quantum possumus sequimur, observantes scilicet ne ea, quae in libris Origenis a se ipso discrepantia inveniuntur atque contraria, proferamus; apol. adv. Hier. 1, 16 (CCL 20, 48/50); 2, 31 über die Praxis des addere, subtrahere, praeterire/mutare (CCL 20, S. 106f.): ego me interpretandi disciplina tantummodo imitatum te dixi vel secutum ... hoc genus interpretandi uterque nostrum tenuit ... verbum de verbo interpretari antea et stultum esse et malitiosum pronuntiasti. in hoc secutus sum te ... haec et ego in quamplurimis feci: talia [sc. si qua in fide minus aedificabant] aut resecavi aut ad saniorem intellegentiam declinavi; 2, 41. 44 (CCL 20, 115f. 117f.). 49f. (CCL 20, S. 122): ... ita nos, vel ademptis vel immutatis quibusdam vel additis, sensum auctoris adducere conati sumus ad intellegentiae tramitem rectiorem. quid hic diversum aut quid contrarium aut quid non idem fecimus? sowie Hier. adv. Rufin. 1, 1. 3; 2, 14; 3, 12 u.ö. (CCL 79, S. 1f. 3f. 47f. 83/85); dazu Grützmacher (1908) 40/42; Cavallera (1922) 1, 238/55; Bardy (1940) 289f. und (1948) 267f.; Wagner (1945) 8; Winkelmann (1970) 534f. 543f.; Marti (1974) 77f.; Kelly, John N.D. (1975) 231; Lardet (1983) 44*/47*; Nautin (1986) 307; Crouzel (1987) 31; Sieben (1991) 37; Brown (1992) 109f.; Rebenich (1992) 148. 201; Simonetti (1999) 13f. 597; Fürst (2003) 35. 210f. sowie Silvas (2003) 73. 510 Vgl. auch epist. 84, 12 (s. oben S. 131) und 127, 9. 11 (CSEL 56, S. 152. 153) mit erneut scharfer Kritik an Rufins infamis interpretatio. Zu dieser Gegenübersetzung vgl. Grützmacher (1908) 46. 72f.; Bardy (1940) 289f. und (1948) 268f.; Opelt (1973) 116; Marti (1974) 100/02. 282; Kelly, John N.D. (1975) 237; Görgemanns - Karpp (1976) 44; Nautin (1986) 307; Crouzel (1987) 36f.; O’Cleirigh (1999) 227; Fürst (2003) 35 sowie Fedalto (2005) 151. Hieronymus entsprach damit der Bitte, mit der Pammachius und Oceanus aus Rom um eine ad verbum-Übersetzung nachgesucht hatten, vgl. epist. 83 (CSEL 55, S. 120): ... quaesumus praestantiam tuam, ut in hoc specialiter non tam nobis quam universis, qui in urbe habitant, profuturum opus digneris inpendere, ut supra dictum librum Origenis ad fidem, quem ad modum ab ipso auctore editus est, tuo sermone manifestes et, quae a defensore eius interpolata sunt, prodas ...; adv. Rufin. 3, 36 (CCL 79, S. 105): tu enim, ut dicis, noxia quaeque detruncans, meliora posuisti. ego ita ut in Graeco habebatur expressi. ex quo et tua apparet fides, et eius quem interpretatus es haeresis. scribebatur mihi de urbe a viris in Christo praecipuis: responde criminanti, ne, si tacueris, consensisse videaris. consona omnes voce poscebant, ut Origenis versutias proderem ... und 3, 37 (CCL 79, S. 105f.).

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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servaret Latina translatio et in utramque partem, seu bene seu male dixisset ille, qui scripsit, absque interpretis patrocinio Romana lingua cognosceret ... und epist. 85, 3 (CSEL 55, 136f.): unde necessitate conpulsus sum transferre libros, in quibus plus mali quam boni est, et hanc servare mensuram, ut nec adderem quid nec demerem Graecamque fidem Latina integritate servarem511. Die Übertragung eines Osterfestbriefs des Bischofs Theophilus von Alexandria, den er auch stilistisch möglichst originalgetreu wiederzugeben sich bemüht hatte, sandte er gemeinsam mit dem griechischen Text an die beiden Adressaten Pammachius und Marcella (epist. 97, 3 [CSEL 55, S. 184] an Pammachius und Marcella): ... accipite et Graecam et Latinam etiam hoc anno epistulam – ne rursum haeretici mentiantur a nobis pleraque vel addita vel mutata ... Später distanziert sich etwa Marius Mercator, der für das Konzil von Ephesus (431 nach Christus) die lateinischen Übersetzungen vieler griechischer Texte anfertigte, in der Praefatio zu Schriften des Häretikers Nestorius von Konstantinopel mit klaren Worten von deren Inhalt (Acta Conc. Oec. 1, 5, 1 [ed. Schwartz, S. 28f.])512: Nestorii quondam episcopi Constantinopolitanae urbis nonnulla ad plebem blasphemiarum dicta vel scripta ex Graeco in Latinum sermonem, fervore catholicae fidei incitatus, curavi transferre a fidelibus linguae meae fratribus cognoscenda atque vitanda, in quibus verbum de verbo, in quantum fieri potuit, conatus sum translator exprimere, ne prius falsarius magis quam verus [!] postea probarer interpres. da igitur veniam, pie lector, si aut minus oratio luculenta est aut verborum ubicumque praesumptorum novitas aurem forte perculerit. elegi obtrectatorum linguis magis exponi quam veritate sensuum ex511 Vgl. auch adv. Rufin. 1, 7 (CCL 79, S. 7): ... mihi studii fuit nihil mutare de vero ... und 3, 36 (CCL 79, S. 105): tu enim, ut dicis, noxia quaeque detruncans, meliora posuisti. ego ita ut in Graeco habebatur expressi; dazu Murphy (1945) 99. 103; Marti (1974) 57f.; Bartelink (1980) 47; Crouzel (1988) passim; Brown (1992) 95f. 110; Rebenich (1992) 201; Lardet (1993) 43 und Fürst (2003) 35. Hieronymus versichert, er habe den Text des griechischen Originals vollständig, d.h. mit allen dogmatischen Anstößen, wiedergegeben, seine Übersetzung sollte „ein Kampfmittel gegen die Häresie“ sein und „den schlechten Origenes hervorheben und bloßstellen“ (Marti [1974] 57): ... in libris Peri; ajrcw'n simpliciter quod in Graeco habebatur expressi, non ut crederet lector his quae interpretabar, sed ne crederet illis quae tu ante transtuleras. duplex in opere meo utilitas fuit, dum et haereticus auctor proditur et non verus interpres arguitur. ac ne quis me putaret his consentire quam verteram, interpretationis necessitatem praefatione munivi, et docui quibus lector credere non deberet (adv. Rufin. 1, 7 [CCL 79, S. 6f.], vgl. auch 1, 11; 3, 36 [CCL 79, S. 11. 105]). Rufinus sah darin einen eklatanten Widerspruch zu der früheren Übersetzungspraxis seines Gegners und einen böswilligen Angriff auf seine eigene Person (apol. adv. Hier. 1, 21 [CCL 20, S. 56]): ... istos ipsos nunc libros quos ego transtuleram, reinterpretatus est, et ea omnia quae a me velut inprobabilia praetermissa fuerant, inseruit, quo scilicet nunc, contra sententiam suam, Romani per ipsum Origenis cognoscant mala et ignorent bona. hinc non solum Origenem, sed et me ipsum in suspicionem haeresis conatur adducere. 512 Vgl. Blatt (1938) 221; Chiesa (1987) 26f. und Rochette (1997a) 151.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

primenda, ubi est omne de falsitate periculum, longius aberrare. occupent igitur se ex hoc idem isti nostri disertuli ad singulas syllabas nostras scrutandas et verba rimanda: non id curo nec magni pendo, securus quod mihi de hoc opere nullus falsarii nomen inponat. scio etiam ab istis exprobanda nobis esse aliqua dicta vitiosa, quae nobis vis servandae Graecae proprietatis extorsit ... ego sapientum iudicio fretus sum, quibus absque lenocinio fucoque verborum et scholaribus nugis simplex veritatis semper grata est pulchritudo.

Und noch im sechsten Jahrhundert verzichtete Dionysius Exiguus bei der Übersetzung des Werks De hominis opificio Gregors von Nyssa auf inhaltliche Korrekturen der vitia des Autors und der maculae der Schrift (epist. ad Eugipp. 2 [CCL 85, S. 33])513: et quia sunt ... aliqua, quae possunt merito reprehendi, nullus lector in his meum putet obligatum esse consensum: quae officio translatoris explicui, non censoris iudicio comprobavi. Im Gegensatz zu der Zurückhaltung vor Manipulationen des Originals, welche aus den gerade zitierten Stellen spricht, hielten sich andere Übersetzer jedoch weit weniger zurück und nahmen im Vorfeld ihrer Arbeit tiefe Eingriffe in den Textbestand der Vorlage vor514. Die moderne Forschung zur antiken Übersetzungspraxis hat bislang selten zwischen diesen beiden Phasen differenziert und dadurch als Element der Übersetzung identifiziert, was in Wahrheit in den Bereich antiker Textdiaskeuase fällt, es sei denn, man wollte derartige Maßnahmen, die „Manipulation“ des Ausgangstexts515, als textsemantischen Vorgang unter den Begriff der Übersetzung subsumieren516 oder gar als „notwendiges Element einer 513 Vgl. Chiesa (1987) 29/31, besonders 31: „Dionigi il Piccolo, ultimo grande traduttore della tarda antichità, pur essendo uno dei più decisi sostenitori del rispetto del testo, è in realtà un caso ormai isolato ...“. 514 Vgl. Bardy (1935) 372/75 und (1936) 283f.; Speyer (1971) 20. 204f. 208; Wisse (1989) 4215 sowie Siegert (2001) 287/340; zu den redaktionellen Maßnahmen, welche die Übersetzer der Septuaginta an den hebräischen Vorlagen vollzogen, vgl. Jellicoe (1968) 314/37; Orlinsky (1976) 103/14; Reventlow (1990) 24/32; Vermeer (1992) 261/63; Dorival - Harl - Munnich (1994) 304/11; Siegert (2001) 287/340; Passoni Dell’Aqua (2001) passim; Utzschneider (2001) 228f. (zum Michabuch); Reinmuth (2002) 198 und Rösel (2002) 227/30. 243/47; zu früheren römischen Übersetzern Stemplinger (1912) 210f.; Seele (1995) 13f. 45/50. 78f. 82/88; Günther (1996) 71/74 und Zwierlein (2002) 85/87. 515 Vgl. etwa Hermans (1985) mit seiner Einleitung zu dem Sammelband „The Manipulation of Literature“ und Lefevere (1992) passim. 516 So formuliert Seele (1995) 45f. unter der Überschrift „Textsemantik: Amplifikation und Reduktion“: „Dort, wo die römischen Übersetzer ihre Originale durch Zufügungen und Erweiterungen amplifizierten oder durch Auslassungen und Kürzungen reduzierten, unterscheidet sich ihr Übersetzungsbegriff vom modernen noch stärker als bei lexikalisch-semantischen Modifikationen der Vorlagen auf der Ebene des einzelnen Wortes“. Auch Lefevere (1992) 51 u.ö. verunklart dadurch, daß er sowohl Übersetzungen als auch freieste Bearbeitungen unter dem Begriff „rewriting“ zusammenfaßt, die Abgrenzung beider Verfahren: „‚Faithfulness‘ is just one translational strategy that can be inspired by the collocation of a certain ideology with a certain poetics“ (vgl. auch Nergaard [1993] 20/23).

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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jeden Übersetzung“ erfassen517. Natürlich handelt in beiden Phasen einunddieselbe Person, der interpres, doch lassen sich einschneidendes Zurechtstutzen der Vorlage518 oder Zusätze großflächiger Textpassagen, die im Original nicht die geringste Entsprechung haben, wohl kaum als Übersetzungsakt kennzeichnen519 – zumal da die Übersetzer selbst in ihren theoretischen Äußerungen diese beiden Schritte oftmals klar unterscheiden. Die neuere Übersetzungswissenschaft neigt daher mit einigem Recht dazu, zwischen der „Übersetzung“, die eher Invarianzforderungen erhebe, und der „Bearbeitung“, die eher Varianz anstrebe, zu differenzieren520. Im übrigen ist auch hier zu beobachten, daß sich solche Maßnahmen der Vorlagenmodifikation, die der eigentlichen Übertragung vorausgehen, bis in die moderne, ja bis in die zeitgenössische Literatur fortgesetzt haben521: „Im Hinblick auf Bearbeitungen stellt sich hingegen immer wieder die Frage, ob man bestimmte Texte überhaupt bearbeiten (also ‚willkürlich‘ verändern) darf, d.h. die Frage nach der Legitimität von Bearbeitungen“522. 517 Greiner (2004) 56. 518 Vgl. auch den aufschlußreichen Überblick über die kaiserzeitlichen und spätantiken epitomisierenden Übersetzungen griechischer Werke (z.B. Varro rust. 1, 1, 10 [ed. Flach, vol. 1, S. 90]) über den Karthager Mago und Cassius Dionysius Uticensis: hos [sc. die griechischen Vorgänger] nobilitate Mago carthaginiensis praeteriit, poenica lingua quod res dispersas comprendit libris XXIIX. quos Cassius Dionysius Uticensis vertit libris XX ac Graeca lingua Sextilio praetori misit; in quae volumina de Graecis libris ... adiecit non pauca et de Magonis dempsit instar librorum VIII sowie Quint. 9, 2, 102 [ed. Radermacher, vol. 2, S. 169] über Gorgias und Rutilius Lupus) bei Galdi (1922) 276/81; Marti (1974) 54f. zu Rufinus sowie Rochette (1995) 255 über Epitomai längerer Übersetzungen. 519 Vgl. Schreiber (1993) 4, der mit Recht davor warnt, „den Übersetzungsbegriff so undifferenziert zu verwenden, daß er für wissenschaftliche Arbeiten unbrauchbar zu werden droht“. 520 Vgl. über den Unterschied von „Übersetzung“ und „Bearbeitung“ besonders Schreiber (1993) passim und (2004) 272f. sowie Barr (1979) 303/05; Koller (1992) 196f. 199/205; Albrecht (1998) 267/69; Eco (2004) 21; Frank, Armin Paul (2004) passim; Henke (2004) 286; Henschelmann (2004) passim und Stolze (2005) 88/104. 145/49 (mit Lit.). 521 Vgl. mit weiteren Beispielen Lefevere (1992) passim und Albrecht (1998) 9/11. 70. 76/83. 244/54. Erhellend sind die Analysen bei Eco (2004) 95/138. 172/95. 299/314, der aus eigener Erfahrung den verfälschenden Charakter manipulierender Übersetzungen mit deutlichen Worten beschreibt, so etwa 108: „Bisogna però resistere alla tentazione di aiutare troppo il testo, quasi sostituendosi all’autore“. 110: „Una traduzione che arriva a ‚dire di più‘ potrà essere un’opera eccellente in se stessa, ma non è una buona traduzione“. 118: „Tuttavia, in linea di principio, direi che il traduttore non deve proporsi di migliorare il testo. Se crede che quella storia, o quella descrizione, avrebbe potuto essere migliore, si eserciti nel rifacimento d’autore ... Se si traduce un’opera modesta mal scritta, che rimanga tale, e che il lettore di destinazione sappia che cosa aveva fatto l’autore“ oder 328: „Una traduzione non deve dire più di quanto non dica l’originale, ovvero deve rispettare le reticenze del testo fonte“. 522 Schreiber (1993) 106, der danach Meinungen von Gegnern und Befürwortern zitiert, etwa moderner Theaterwissenschaftler zu der Frage, ob und in welchem Maß klassische Dramen oder Operntexte für die Aufführung bearbeitet werden dürften. Vgl. auch

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Um nur vier Beispiele zu nennen, die auch der breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden: Die Debatte um den angemessenen Umgang mit dem Text der biblischen Offenbarung prägte in der frühen Neuzeit vor allem den lutherischen Protestantismus. Mit Luthers maßgeblicher Übertragung war das Thema ja keineswegs vom Tisch, sondern stand – und steht bis heute – auch bei allen folgenden Übersetzungsversuchen im Raum. Ein besonders eklatantes Beispiel lieferten etwa Die neuesten Offenbarungen Gottes in Briefen und Erzählungen verdeutscht durch D. Carl Friedrich Bahrdt, erschienen in Riga 1773/1774. Der im achtzehnten Jahrhundert höchst umstrittene aufgeklärte Theologe Bahrdt (1740-1792) stellte sich in seinen Vorreden zu diesem Werk ausdrücklich gegen die seines Erachtens unverständliche Lutherübersetzung, welche das biblische Original genau habe abbilden wollen und daher allzu wörtlich geraten sei. Es gehe doch für den gemeinen Gläubigen nicht um die Sprache, sondern um das Verständnis des Inhalts, außerdem um Erbauung, Unterhaltung, Empfindung und Geschmack! Bahrdts Übertragung der neutestamentlichen Schriften glich dann im Ergebnis eher einer freien, aktualisierenden Paraphrase des Bibeltexts523 – und wurde schon bald scharf kritisiert, vor allem von dem orthodoxen Lutheraner Johan Melchior Goeze in der 1773 in Hamburg erschienenen Schrift Beweis, daß die Bahrdtische Verdeutschung des Neuen Testaments keine Uebersetzung, sondern eine vorsetzliche Verfälschung und frevelhafte Schändung der Worte des lebendigen Gottes sey, aus dem Augenscheine geführet524. Ebenso belegt die neuerliche Debatte über die sogenannte „Bibel in gerechter Sprache“, wie ein autoritativer Text aus der Absicht heraus, ihn an die heutige, d.h. den Rezipienten genehme Sprachund Denkform anzupassen, nicht nur ganz neuartig übersetzt, sondern bereits vor der eigentlichen Übertragung diaskeuastischen Umformungen unterworfen werden kann, ein Verfahren, das von Kritikern des Unternehmens öffentlich als Verfälschung der Bibel in Frage gestellt wird. Katharina Mommsen hingegen konnte in ihrem vielbeachteten Buch „Goethe und die arabische Welt“ (1988) nachweisen, wie stark Goethe bei seiner Übertragung des „Mahomet“ Voltaires „das Bild des Titelhelden retuschiert, um es seiner eigenen Einschätzung des Propheten wenigstens anzunähern“525. Lefevere (1992) 4: „The non-professional reader increasingly does not read literature as written by its writers, but as rewritten by its rewriters“. 523 Vgl. die Proben bei Heymel (1992) 238/49 und Höhne (2004) 186/202. 524 Vgl. dazu Heymel (1992) 228f. und Höhne (2004) 181/206. 525 Dieter Borchmeyer in seiner Rezension (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Mai 1989, S. 28). Vgl. auch Manfred Osten (in der Neuen Züricher Zeitung vom 17. Mai 2002): „Goethe, der 1799 auf Wunsch seines Herzogs, Carl August, Voltaires Tragödie übersetzt, ist anderer Meinung. Er teilt zwar Voltaires Ablehnung des Fundamentalismus, distanziert sich aber entschieden vom negativen Mohammed-Bild seiner Zeit. Er unterdrückt in seiner Übersetzung kurzerhand eigenmächtig den menschenverachtenden

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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Schließlich sorgte die Nachricht für Aufsehen, daß zwei bekannte Essays des katholischen Apologeten Gilbert Keith Chesterton (1874-1936), nämlich die Biographien der Heiligen Thomas von Aquin und Franz von Assisi, erstmals in einer vollständigen deutschen Ausgabe veröffentlicht worden seien526. Der Text war in älteren Ausgaben in einer durch verschiedene rezensorische Maßnahmen erheblich verkürzten Übersetzung erschienen: Neben zeitgeschichtlichen Anspielungen auf die englische Umwelt des Autors sowie chauvinistischen „Randbemerkungen zur deutschen Geschichte“ waren auch bloß schwer verständliche Passagen sowie kritische Äußerungen zu Martin Luther getilgt worden – ohne den Leser an irgendeiner Stelle auf diese Eingriffe hinzuweisen! Die Einsicht in diese Vorgänge begründet einen dringlichen Dienst der Echtheitskritik an den Werken der ursprünglichen Autoren, vor allem dann, wenn ihre Originale ganz oder teilweise verlorengegangen sind. Der methodische Grundsatz, daß zunächst die Fassung des ausgangssprachigen Werks, die dem Übersetzer bei seiner Arbeit vorgelegen hat, textkritisch ermittelt werden muß, um die auf ihr basierende interpretatio richtig einschätzen zu können, hat dabei vollste Berechtigung, gerade bei den antiken Texten, welche im Laufe ihrer Überlieferungsgeschichte in besonderem Umfang absichtlichen Verfälschungen und unbewußten Fehlern ausgesetzt waren527. Die genaue Prüfung, ob der Übersetzer in die fremdsprachige Vorlage verfälschend eingegriffen, also den Text eigenmächtig revidiert hat, kann dazu beitragen, den echten Wortlaut und Inhalt des Originals zu rekonstruieren, oder zumindest echtheitskritische Vorbehalte gegen die Übersetzung begründen528. Einige Bemerkungen zur Kaiserzeit und Spätantike sollen im folgenden hinreichen, weil sich in dieser Epoche die Spannung zwischen der Tendenz zu der wortgetreueren Übersetzungsmethode und dem weitverbreiteten Hang zur sekundären Textdiaskeuase besonders klar erfassen läßt529.

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Schlussmonolog des Voltaire’schen Mahomet und verhilft dem Werk in dieser Fassung bereits wenige Monate später zur Erstaufführung in Weimar“. Vgl. das Gespräch Jens Merschs mit dem Verleger Benedikt Trost (Kirchliche Umschau vom September 2003, S. 29). Vgl. Hoppe (1937) 141; Marti (1974) 36/46; Carlini (1987) 106f. (zu Rufinus); Albrecht (1998) 181f. (zur modernen Literatur) und Lo Cicero (2002) 111/13 (zu Rufinus). Vgl. de Ghellinck (1947) 244f. und Studer (1968) 154. Die Erkenntnis dieser Spannung mag methodisch dazu mahnen, keine allzu pauschalen Urteile über die (spät)antiken Übersetzungsmethoden zu fällen. Die Gesamtschau der Entwicklungen darf die genaue Analyse der Einzelfälle eben nicht verdrängen. Trotz der Neigung mancher spätantiker und frühmittelalterlicher Übersetzer zu einer wortgetreueren Methode erzielten etwa Rufins freiere, eher bearbeitende Übersetzungen meist größeren Erfolg und weitere Verbreitung als diejenigen, welche andere von denselben Werken anfertigten. So ist z.B. die Konkurrenzübersetzung, die Hieronymus von dem

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

b) POxy. 1381 In POxy. 1381 (zweites Jahrhundert nach Christus) hat sich der Anfang einer heiligen Schrift über die Gottheit Imouthes-Asklepios erhalten, deren Verfasser angibt, es handele sich um eine griechische Übersetzung aus dem Ägyptischen530. Zu seinem Umgang mit dem Original äußert er sich so (col. 8, Z. 174/81; deutsche Übersetzung s. unten S. 291): kai; ejn th'/ o{lh/ grafh'/ to; me;n u{steron proseplhvrwsa, to; de; perivsseuon ajfei'lon, dihvghma dev pou makrologouvmenon suntovmw" ejlavlhsa kai; ajllattovlogon mu'qon a{pax e[frasa ...; der Übersetzer entschließt sich also zu tiefgreifenden Modifikationen des Originals, um es dem griechischen Publikum verständlicher zu machen: „Es müssen einerseits Erläuterungen von ägyptischen Besonderheiten eingefügt werden; andererseits sind Längen zu beseitigen, die dem morgenländischen Menschen gefallen, aber den Griechen stören“531. c) Hieronymus In der Spätantike manifestiert sich das Problem dann, wie schon angesprochen, wiederholt bei den Übersetzungen von Werken des Origenes: Schon Hieronymus selbst bekannte, im Gegensatz zu den späteren Aussagen über seine Neuübersetzung von Peri; ajrcw'n, in einem Brief über seine frühe Übertragung (Anfang der achtziger Jahre des vierten Jahrhunderts nach Christus) zahlreicher Homilien des Origenes (epist. 61, 2 [CSEL 54, S. 577])532: neque enim ita debemus bona eius recipere, ut mala quoque susWerk Peri; ajrcw'n des Origenes veröffentlichte, heute verloren, und auch eine anonyme Übersetzung einiger Schriften Gregors von Nazianz ist, im Gegensatz zu Rufins Übertragung, in nur wenigen mittelalterlichen Handschriften überliefert (vgl. Moreschini [1987] 241f. und Simonetti [1999] 57). 530 Vgl. aber Nock (1928) 2821. 531 Leipoldt - Morenz (1953) 71; vgl. Leipoldt (1950) 61f. Darauf, daß sich der anonyme Übersetzer bei seinem Vorgehen ausdrücklich als vom Gott inspiriert rechtfertigt, weisen Leipoldt (1950) 60f.; Préaux (1967) passim; Brock (1979) 76f. und Siegert (2001) 287 hin. 532 Vgl. auch epist. 82, 7 (CSEL 55, S. 113): Origenem me arguit vertisse in Latinum. hoc non solum ego, sed et confessor fecit Hilarius; et tamen uterque nostrum noxia quaeque detruncans utilia transtulit; 84, 7 (CSEL 55, S. 129f.); adv. Rufin. 1, 7 (CCL 79, S. 6f.); 3, 14 (CCL 79, S. 86): ... non accusavi quare Origenem pro voluntate transtuleris: hoc enim et ipse feci, et ante me Victorinus, Hilarius Ambrosiusque fecerunt ... Rufin, der bereits in seiner Praefatio zur Übersetzung von De principiis darauf hingewiesen hatte, er sei bei seiner Bearbeitung des griechischen Originals dem berühmten Vorbild des Hieronymus gefolgt, weist dem Widersacher mehrfach eine solche Praxis der eigenmächtigen Textbearbeitung nach, etwa apol. adv. Hier. 1, 21 (CCL 20, S. 55f.) oder 2, 31 über die Übersetzung der Jesajahomilien des Origenes, welche Hieronymus in jungen Jahren erstellt hatte (CCL 20, S. 106f.): denique in omeliis Esaiae visio dei filium et

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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cipere cogamur. at idem et scripturas in multis bene interpretatus est et prophetarum obscura disseruit et tam novi quam veteris testamenti revelavit maxima sacramenta. si igitur, quae bona sunt, transtuli et mala vel amputavi vel correxi vel tacui, arguendus sum, cur per me Latini bona eius habeant, ignorent mala? (mit dem folgenden Hinweis auf Eusebius Vercellensis, der in einer Übersetzung des Psalmenkommentars des Origenes ebenso verfahren sei), sowie an anderer Stelle über eine seiner Eusebiusübersetzungen (sit. et nom. praef. [GCS 11, Eus. 3, S. 3]): transtulimus relinquentes ea quae digna memoria non videntur, et pleraque mutantes. semel enim et in temporum libro praefatus sum, me vel interpretem esse vel novi operis conditorem ...533. Indes konnten Übertragungen nicht nur durch Tilgungen, sondern auch durch Zusätze erheblich vom Original abweichen, wie sich etwa aus der Bearbeitung der eusebianischen Chronik ersehen läßt. So definierte Hieronymus seinen Umgang mit der Vorlage als eine Kombination aus Übersetzung und eigenständigem Werk (chron. praef. [GCS 47, Eusebius 7, S. 6f.])534: sciendum etenim est me et interpretis et scriptoris ex parte officio usum, quia et Graeca fidelissime expressi et nonnulla, quae mihi intermissa videbantur, adieci, in Romana maxime historia ... itaque a Nino et Abraham usque ad Troiae captivitatem pura Graeca translatio est. a Troia usque ad vicesimum Constantini annum nunc addita, nunc admixta sunt plurima, quae de Tranquillo et ceteris inlustribus historicis curiosissime excerpsi. a Constantini autem supra dicto anno usque ad consulatum Augustorum Valentis sexies et Valentiniani iterum totum meum est ... (diese Angaben sind übrigens deutlich abgesetzt von der vorangehenden Rechtfertigung der Übersetzungsmethode).

d) Rufinus Rufinus rechtfertigte seinerseits Auslassungen aus dem griechischen Text von Peri; ajrcw'n damit, die betreffenden, nicht dem orthodoxen Glauben spiritum sanctum rettulit. ita tu ista transtulisti, adiciens ex te quod sensum auctoris ad clementiorem traheret intellectum. ais enim: „quae sunt ista duo Seraphin? dominus meus Iesus Christus et spiritus sanctus“. et ex tuo addidisti: „nec putes trinitatis dissidere naturam, si nominum servantur officia“; dazu Grützmacher (1901) 182/88; Cavallera (1922) 1, 69f.; 2, 78/81; Bardy (1936) 284 und (1948) 260; Wagner (1945) 8; Hagendahl (1958) 169/73; Serra Zanetti (1961) 389; Marti (1974) 195; Kelly, John N.D. (1975) 77; Chiesa (1987) 20f.; Brown (1992) 93f.; Rebenich (1992) 132 (mit Lit.); Fürst (2003) 35. 81f.; Henke (2004) 18f. sowie Fedalto (2005) 134f. 533 Vgl. Bardy (1940) 285; Winkelmann (1970) 540/43; Speyer (1971) 20 und Kelly, John N.D. (1975) 155. 534 Vgl. Cavallera (1922) 1, 62/68; Galdi (1922) 275; Bardy (1936) 284; (1940) 281f. und (1948) 259; Serra Zanetti (1961) 369f.; Marti (1974) 173/75; Kelly, John N.D. (1975) 72; Brown (1992) 91/93. 110f. sowie Fürst (2003) 261f. Chiesa (1987) 15 meint, Hieronymus bringe hier gerade durch das Bekenntnis sciendum etenim est me et interpretis et scriptoris ex parte officio usum eine besondere „fedeltà al testo di partenza“ zum Ausdruck.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

konformen und im Widerspruch zu anderen Aussagen des Autors stehenden Stellen535 seien unecht (s. oben S. 30/32)536, verteidigte sie also als eigentlich echtheitskritischen Dienst am Original537. Die spätere, gegen Hieronymus gerichtete Versicherung, das Ziel der aemulatio und contentio mit dem echten Autor Origenes habe ihm ganz fern gelegen, wirkt freilich 535 Diesen Punkt hebt Rufinus in seiner Verteidigung gegen Hieronymus besonders hervor (apol. adv. Hier. 1, 14): Nicht häretische Äußerungen allgemein habe er aus Origenes getilgt, sondern nur solche (CCL 20, S. 47): ... quae sibi ipsi essent contraria, vel quae a semetipso discreparent. non ergo ex hoc sermone subripientes inimici calumnias generent, ut dicant me promisisse quia, si quid contrarium est vel discrepat a fide nostra, non proferam. Diese Rechtfertigung klingt sophistisch (vgl. schon Grützmacher [1908] 63) und steht nicht in vollem Einklang zu anderen Stellen bei Rufinus selbst. So bemerkt er später (2, 44 [CCL 20, S. 118]): nam tu, cum sacras litteras et volumina divina permutas, laudari vis. nos etiam si te imitantes, de hominum sermonibus aliquid, quod minus aedificare credimus [!], praeterimus, in his nobis veniam non das, in quibus exemplum dedisti. Hieronymus widmet der Widerlegung der Übersetzungsprinzipien Rufins eine lange Passage seiner Apologia (2, 15/25). 536 Weitere Belegstellen bei Marti (1974) 78. 100/02. Die Erforschung der Methode Rufins bei der Übersetzung von Peri; ajrcw'n, aber auch seiner anderen Übersetzungen hat in den vergangenen Jahrzehnten eine reiche Sekundärliteratur hervorgebracht, jedoch ohne Einigkeit in der Bewertung seines übersetzerischen Schaffens zu erreichen; vgl. zur Orientierung, zusätzlich zu den bereits aufgeführten Publikationen, noch van de Sande Bakuyzen (1901) XLI/XLIX; Grützmacher (1908) 33/40. 59; Bardy (1920) passim, besonders 238f.; (1923) passim; (1936) 283; (1940) 294/301 und (1948) 274; Cavallera (1922) 1, 229/38; Galdi (1922) 275f.; Hoppe (1937) passim; Wagner (1945) passim; Buchheit (1966) XI. XXXVIIsq. („Übersetzerwillkür“). XXXX; Studer (1968) passim („adaptation“); Memoli (1969) 482 (über die Übersetzung einer Rede Gregors von Nazianz); Winkelmann (1970) passim (mit Lit.); Marti (1974) 39 (über den „Adamantius“). 54f. 58 (über De principiis); Crouzel (1975) 121 und (1987) passim (über De principiis); Kelly, John N.D. (1975) 229f. (über De principiis); Rist (1975) 111 (über De principiis); Görgemanns - Karpp (1976) 41/43 (über De principiis: „sehr freie Übersetzungstechnik, die manchmal eher als Paraphrase zu beschreiben ist“); Bammel (1981) 77 u.ö. und (1985) 43/58 (zur Übersetzung des Römerbriefkommentars des Origenes); Lardet (1983) 43*/47* (über De principiis); Carlini (1987) 104f.; Chiesa (1987) 21/24; Mees (1987) 207f.; Moreschini (1987) 232/44 (zu Übersetzungen aus Greg. Naz.) und (1994) 128 u.ö.; Pace, Nicola (1990) passim; Rapallo (1991) passim (mit Lit.; problematisch); Carlini (1998) 34f.; Lo Cicero (1998a) passim; (1998b) passim; (2002) passim („... per realizzare la produzione di un testo ‚altro‘ rispetto a quello del modello“) und (2003) passim; Salvini (1998) passim, besonders 888f.; Simonetti (1999) 13 (über De principiis); Amacker - Junod (2002b) 15f.; Fürst (2003) 210; Silvas (2003) passim; Fedalto (2005) 129/35 („piuttosto una parafrasi che una traduzione propriamente detta, senza badare troppo alla fedeltà letterale“). 142/44. 146/55; Röwekamp (2005) 201/08 sowie Noce (2006) passim (über die Homiliae in Leviticum). 537 Vgl. apol. Orig. epil. 16 (CCL 20, S. 17): definitum enim est apud nos, si quando eum [sc. Origenes] legimus, probare quae legimus et, secundum sancti apostoli commonitionem, tenere quae bona sunt. si quid autem inventum fuerit in his quod cum fide catholica non consonat, hoc ab haereticis suspicamur insertum, et tam ab illius sensu quam a nostra fide ducimus alienum und ganz ähnlich apol. adv. Hier. 1, 12 (CCL 20, S. 45); dazu Marti (1974) 40/42; Junod (1999) 218f. 223; O’Cleirigh (1999) 226/28 und Fedalto (2005) 142/44. 146/55.

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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wenig überzeugend538. Bei der lateinischen Wiedergabe von Origeneshomilien verfuhr Rufinus erneut sehr frei: Nach eigener Aussage (Orig. in Rom. praef./epil. [CCL 20, S. 275/77]) verwandelte er in seiner Übertragung die von Origenes eigentlich im omeliticum dicendi/perorandi genus gehaltenen Predigten in Kommentare explanandi specie539, darüberhinaus erweiterte er sie, wo der Text unvollständig überliefert war oder Origenes selbst in seiner homiletischen Darstellung etwas ausgelassen zu haben schien, durch eigene Zusätze und kürzte zugleich die gesamte Ausgabe erheblich zusammen540. Wie schon in der Vorrede zu De principiis sieht er sich selbst dabei, im Gegensatz zu den paganen Übersetzern (auctores saeculares), die ihre freien Übertragungen unter eigenem Namen veröffentlicht und damit persönlichen Ruhm beim Publikum verfolgt hätten, von der Absicht geleitet, den Leser im rechten Glauben zu erbauen (Orig. in Rom. epil. [CCL 20, S. 277])541: nobis enim propositum est non plausum legentium sed fructum proficientium quaerere – ein Bekenntnis, das jedoch 538 Vgl. apol. adv. Hier. 2, 44 (CCL 20, S. 117): sed idcirco causam, qua ad interpretandum adductus sum, exposui, ut sciat [sc. Hieronymus] me haec non contentione, ut ipse agere solet, vel aemulatione aliqua protulisse, sed necessitate, quam superius edocui, ad boni et utilis operis instrumentum, ut aliquid ex hoc vel ordinis vel coloris acciperet ille, qui rudis ipse opus tamen condebat antiquum. aut non videmus vetustas aedes novellis aedificiis profuisse? et interdum adsumitur lapis de abditis et abstrusis antiquae domus partibus, qui novae domus frontem decoret et exornet ingressum. et interdum totum novellae constructionis aedificium unius antiquae trabis stabilitate munitur. agamus ergo nunc adversum eos, qui veteribus recte utuntur in novis: non vobis licet, dicentes, transferre materiam de veteri domo ad novam, nisi tignum tigno et lapidem lapidi iunxeritis, nisi porticum de porticu, nisi membrum de membro – et hoc ferri poterat –, nisi secessum de secessu, nisi cloacam de cloaca transtuleritis. hoc namque est verbum transferre de verbo, quod a te ante inprobabile, nunc vero laudabile iudicatum est; dazu Wagner (1945) 9f. (apologetisch) und Marti (1974) 79. 539 Die Begründung, welche Rufinus für diese Maßnahme angibt, geht vom Rezipienten der Übersetzung aus (CCL 20, S. 276): quem laborem adinplendi quae deerant, idcirco suscepimus, ne pulsatae quaestiones et relictae, quod in omelitico dicendi genere ab illo [sc. Origenes] saepe fieri solet, Latino lectori fastidium generarent. 540 Vgl. dazu Bardy (1920) passim, hier 229f.; Winkelmann (1970) 537; Marti (1974) 38f. 78 (zur Übersetzung der Numeri-Homilien des Origenes) und Bammel (1977) 403f. Chalcidius hingegen nahm die prolixitas des platonischen Timaeus zum Anlaß, in seiner Übersetzung (mit Kommentar) das Werk in mehrere Teile zu zergliedern (praef. [ed. Waszink, S. 6]). 541 Vgl. Orig. princ. 1 praef. 3f. (CCL 20, S. 246f.) und apol. adv. Hier. 2, 40f. (CCL 20, S. 114/16); dazu Wagner (1945) 6f. u.ö.; Chiesa (1987) 13. 22; Marti (1990) 36; Lo Cicero (1998b) 189 (mit weiteren Stellen); Fedalto (2005) 196f. sowie mit ähnlichen Beobachtungen zu Ambrosius Henke (2004) 289. 295. Winkelmann (1970) 544/46 und Moreschini (1987) 235 heben gegen die Überbetonung des erbaulichen Moments (z.B. bei Wagner [1945] 6f. u.ö. sowie bei Mees [1987] 208) hervor, den Übersetzungen Rufins lägen zwar „erbauliche Absichten zugrunde, allerdings in sehr unterschiedlichem Grade und bezogen auf theologische Information und Bildung“, und verfolgten meist einen „primär wissenschaftlich-informativen Zweck“.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

von seinen Kritikern kaum als hinreichende Entschuldigung für die Textmanipulationen akzeptiert werden konnte, nicht zuletzt, weil er selbst an anderen Stellen den Übersetzer zu weitreichender Freiheit gegenüber dem griechischen Text ermächtigt. Auch in der Vorrede zu seiner Bearbeitung der eusebianischen Historia ecclesiastica scheute sich Rufinus nicht, tiefe Eingriffe in den Text der Vorlage, Auslassungen wie Zusätze, zuzugeben (hist. praef. [CCL 20, S. 267f.])542: sciendum sane est, quod decimus liber huius operis in Graeco, quoniam perparum erat in rebus gestis, reliqua omnia in episcoporum panegyricis tractatibus nihil ad scientiam rerum conferentibus occupatus, omissis quae videbantur superflua, historiae si quid habuit, non coniunximus libro et in ipso Eusebii narrationi dedimus finem. decimum vero vel undecimum librum nos conscripsimus partim ex maiorum traditionibus, partim ex his, quae nostra iam memoria conprehenderat, et eos ... addidimus.

In der Schrift De viris illustribus des Gennadius zeigt sich, daß die literarische Öffentlichkeit beide Teile, also einerseits die Bearbeitung der eusebianischen Kirchengeschichte, andererseits die Bücher Rufins (10/11), sehr wohl zu unterscheiden wußte. Zunächst nennt Gennadius die Eusebii Caesariensis Palestinae ecclesiastica historia unter den Übersetzungen Rufins; einige Zeilen später jedoch fügt er hinzu (ed. Bernoulli, S. 68): historiae etiam ecclesiasticae quam ab Eusebio scriptam et ab isto diximus interpretatam decimum et undecimum librum addidit543.

542 Vgl. Bardy (1940) 298f. und (1948) 278f. sowie Marti (1974) 98. 543 Schon Augustinus hatte einmal bemerkt (haer. 83 [CCL 46, S. 337]): cum Eusebii historiam perscrutatus essem, cui Rufinus a se in Latinam linguam translatae subsequentium etiam temporum duos libros addidit ... Vgl. außerdem die Bemerkungen bei Beda epist. 3 (PL 94, S. 673) sowie Bardy (1935) 376f.; Marti (1974) 95f. 98 und Rohrbacher (2002) 101f. (mit Lit.). Wie geschätzt Rufins Übersetzungen in der ausgehenden Spätantike waren, zeigt auch eine Stelle aus Sidonius Apollinaris (epist. 2, 9, 5 [ed. Loyen, vol. 2, S. 64f.]): Bei einem Treffen gelehrter Freunde habe man gemeinsam den sogenannten Adamantius des Origenes – die Frage nach der Authentizität dieser Zuschreibung stellt sich Sidonius nicht – gelesen, in der Übersetzung Rufins. Dabei sei die Diskussion aufgekommen, warum denn eigentlich Origenes von gewissen christlichen Autoritäten verworfen worden sei – quamquam sic esset ad verbum sententiamque translatus ut nec Apuleius Phaedonem sic Platonis neque Tullius Ctesiphontem sic Demosthenis in usum regulamque Romani sermonis exscripserint. Ein solches Urteil, wenn es denn fundiert ist, setzt Kenntnis des griechischen Texts voraus. Daran mag man zweifeln, stimmt doch die Wertung mit dem Befund der neueren Forschung zu Rufins Übersetzungsmethoden, auch im Fall des Adamantius, nicht überein (vgl. Courcelle [1948] 2371; s. oben Anm. 536). Auch die Gegenüberstellung mit den beiden paganen Vorläufern wirkt verdächtig. Es scheint Sidonius vor allem darum zu gehen, die hohe sprachliche und stilistische Qualität der lateinischen Übersetzung zu betonen, die er hier sogar gleichsam als Gegengewicht gegen die dogmatischen Anstöße des Textinhalts (quamquam!) besonders hervorhebt; er gerät damit in Gegensatz zu der Kritik, die Hieronymus an den Übersetzungen Rufins geäußert hatte (vgl. Pricoco [1965] 141/50).

4. Verfälschungen der Vorlage vor der Übersetzung

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e) L. Septimius Nachdem L. Septimius (wohl viertes Jahrhundert nach Christus) im Prolog zu seiner Übersetzung der sogenannten Ephemeris belli Troiani die wundersame Entstehungsgeschichte dieses Werks über den trojanischen Krieg geschildert und einiges zum vermeintlichen Verfasser Dictys Cretensis angemerkt hat, schließt er die Einleitung mit einem Hinweis, er habe die Vorlage in seiner Übertragung erheblich zusammengekürzt (ed. Eisenhut, S. 1f.)544: ... priorum quinque voluminum, quae bello contracta gestaque sunt, eundem numerum servavimus, residua de reditu Graecorum quidem in unum redegimus ... f) Die lateinische Version der Vita Gregorii Thaumaturgi Der anonyme Übersetzer545 der Vita Gregorii Thaumaturgi bekennt in der Vorrede zu seinem Werk (zitiert nach Mitchell [1999] 132), das griechische Original nicht nur, in deutlicher Nachfolge der übersetzungstheoretischen Postulate des großen Vorbilds Hieronymus, ad sensum übertragen, sondern auch durch zahlreiche Zusätze und Tilgungen verändert zu haben, und zwar nach dem Maßstab des Nutzens (ratio utillima!): sanctarum scripturarum doctores egregii, cum de Graeca lingua Latinis auribus tradere aliquid studuerunt, non verbum verbo, sed sensum sensui reddere curaverunt. et merito. nam si Latinus sermo Graeco idiomati respondere voluerit, et euphoniae subtilitatem et rationis sensum penitus suffocat. et nos beati Gregorii Thaumaturgi vitam ex loquela Attica transferentes, imitando eam quam sanctus Gregorius Nyssenus pontifex in peregrina, hoc est in Graeca lingua composuit, plurimis additis, plurimis ademptis, ut ratio utillima postulabat, sensum attendentes Latinis viris compendiose curavimus ministrare.

Es fällt auf, daß der Übersetzer hier sein eigenes Tun zunächst als Übersetzung (transferentes), dann aber als Nachahmung (imitando) charakterisiert und damit offenkundig die tiefgreifende Veränderung des Ausgangstexts anzudeuten sucht, die allerdings als Dienst am Leser gerechtfertigt wird. g) Cassiodorus Cassiodorus zögerte bei der Anlage einer lateinischen Clemensausgabe nicht, unbestritten echte Teile des Originals – ebenfalls aus dogmatischen 544 Vgl. dazu Rossbach (1905) 589f.; Speyer (1968-1969) 28. 33; Marti (1974) 219 und Stenger (2005) 175f. 545 Die moderne Forschung hat diese Übersetzung unterschiedlich datiert, vom beginnenden fünften Jahrhundert bis zum elften Jahrhundert nach Christus (vgl. Mitchell [1999] 131f.). Mitchell (1999) 130/35 selbst schlägt vor, Rufinus als den Übersetzer zu identifizieren.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Gründen – zu übergehen. Anders als etwa Rufinus hielt er es freilich nicht mehr für nötig, seine Eingriffe in den ursprünglichen Text auch echtheitskritisch zu begründen (inst. 1, 8, 4 [ed. Mynors, S. 29])546: in epistolis autem canonicis Clemens Alexandrinus presbyter, qui et Stromatheus vocatur, – id est, in Epistola sancti Petri prima, sancti Iohannis prima et secunda, et Iacobi – quaedam Attico sermone declaravit. ubi multa quidem subtiliter, sed aliqua incaute locutus est. quae nos ita transferri fecimus in Latinum, ut exclusis quibusdam offendiculis purificata doctrina eius securior potuisset hauriri.

5. Der Übersetzer als neuer Autor a) Einleitung Schon den frühen römischen Übersetzern trug ihre Praxis, die Übertragung einer fremden Schrift in die eigene Sprache zur literarischen Selbstdarstellung zu nutzen, die Kritik ein, es gehe ihnen gar nicht um die Wiedergabe der Gedanken eines anderen Schriftstellers, sondern um die eigenmächtige, schöpferische Verwandlung der Vorlage zu etwas Neuem. Der Vorwurf des nova cudere verweist dabei auf das Problem der Autorschaft, deren Wahrnehmung ja gerade durch das Prinzip der überbietenden Übersetzung, der aemulatio, geschärft wurde: Darf ein Übersetzer das Werk eines fremden Verfassers, der im Regelfall bereits verstorben ist und die neue Version nicht mehr beurteilen kann, derart frei übersetzen, ja vielmehr bearbeiten, daß das ursprüngliche Produkt in der zielsprachigen Form kaum mehr als solches zu erkennen ist? Wo endet die Autorschaft, also einerseits das Recht auf das Werk, andererseits auch die Verantwortung für das Werk, des ursprünglichen Verfassers, wo beginnt diejenige des Übersetzers? Wessen Werk ist denn am Ende eigentlich die Übersetzung, das des Verfassers oder das des Übersetzers? Wie unterschiedlich der schöpferische Eigenanteil des Übersetzers an dem übersetzten Werk bemessen werden konnte, erhellt im übrigen auch aus der Tatsache, daß in der handschriftlichen Überlieferung übersetzter Schriften bei der Verfasserangabe, 546 Vgl. Speyer (1971) 294; Chiesa (1987) 28f. sowie insgesamt (mit Belegen) Arns (1953) 182/85; Marti (1974) 61/102 und mit der neueren Lit. (1998) passim. – Zur verfälschenden christlichen Übersetzung der vierten Ekloge Vergils ins Griechische (Konstantins Rede an die heilige Versammlung 19/21 [GCS 7, Eusebius 1, 181/87]) vgl. Kurfess (1936) passim; Reichmann (1943) 58/61; Fisher (1982) 177/82; Rochette (1990) passim; (1997a) 258. 269/79. 315/19. 322f.; (1997b) 7. 20/26 und (2003) passim; zu der im Vivarium vorgenommenen Revision einer Übersetzung des Hoheliedkommentars Philons von Carpasia (in Vat. lat. 5704), die möglicherweise Cassiodorus selbst zuzuschreiben ist, vgl. Troncarelli (1985) passim.

5. Der Übersetzer als neuer Autor

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etwa im Explicit, meist der Name des Übersetzers mitgeführt, zuweilen aber – wie übrigens auch häufig in Zitaten aus Übersetzungen, also in der Sekundärüberlieferung547 – nur der Autor des Urtexts genannt wird. Daß diese Fragen nichts an Aktualität eingebüßt haben, beweist ein Blick auf die heutige Rechtslage: Das deutsche Urheberrecht schützt „Bearbeitungen eines Werkes, wenn und soweit sie persönliche geistige Schöpfungen ... des Bearbeiters sind, ‚unbeschadet des Urheberrechts am bearbeiteten Werk wie selbständige Werke‘“, und begreift als klassischen Fall der Bearbeitung eben die Übersetzung. Dabei erstreckt sich das Urheberrecht des Bearbeiters jedoch nur auf „seine schöpferischen Zutaten; Rechte an dem Originalwerk erwirbt er durch die Bearbeitung nicht“ und bedarf für die Verwertung seines abhängigen Werks immer auch die Zustimmung des Urhebers des Originalwerks548. b) Hieronymus Gerade Hieronymus sah sich bei seinen Übersetzungen alttestamentlicher Schriften schon bald schärfster Kritik ausgesetzt, er habe nicht übersetzen, sondern ein eigenes, neues Werk schaffen wollen und sich damit sowohl gegen die Tradition der Kirche als auch gegen die wahre Offenbarung Gottes vergangen – vor allem deshalb, weil er als Textgrundlage seiner Version direkt auf den vermeintlichen hebräischen Urtext zurückgegriffen hatte, nicht auf die Septuaginta, welche sowohl als göttlich inspiriert und damit als fehlerfrei galt549 als auch seit langer Zeit in der lateinischen Christenheit gelesen und in der Liturgie benutzt wurde550. Allgemein wurde an der Textform der alten lateinischen Übersetzungen konservativ festgehalten, obschon man von ihrer weitgehend ungeregelten, nur schwer rekonstruierbaren Entstehungsgeschichte genau wußte und sie keineswegs als göttlich inspiriert ansah551. Rufinus etwa hält Hieronymus, da er dem hebräischen, nicht dem von den Aposteln gebilligten und zitierten LXXText552 gefolgt sei (ipsam legem pervertere in aliud quam apostoli tradi547 Vgl. auch Seele (1995) 80. 548 Schack (2005) 115f. 549 Vgl. neben der bereits genannten Literatur noch Bardy (1948) 263/65; Leipoldt Morenz (1953) 73. 77f.; Marti (1974) 131/39; Brock (1979) 72; Albrecht (1998) 117f. sowie Fürst (2002) 57. 101 (zu Aug. epist. 28, 2). 550 Das Argument, der Septuaginta gebühre deshalb der Vorrang vor allen anderen Übersetzungen, weil sie bereits von den Aposteln benutzt und seit langem in der kirchlichen Liturgie anerkannt worden sei, war schon alt; vgl. etwa Brock (1970) 217f. (zu Origenes) und Wendland (1900b) 274f. (zu Eusebius). 551 Vgl. Harrison, Rebecca R. (1986) 9f. zu Hier. praef. evang. 552 Die Haltung der Apostel zum Septuagintatext wurde also von Rufinus (vgl. auch Augustinus epist. 82, 35) und Hieronymus unterschiedlich akzentuiert. Schon in der Vor-

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derunt bzw. sacras sancti spiritus voces et divina volumina temerare) und an mehreren Stellen getilgt habe, vor (apol. adv. Hier. 2, 36 [CCL 20, S. 111])553: ista vero quae nunc tu interpretaris ... quomodo suscipiemus? tamquam divina? et quid facimus quod prophetarum vel legislatorum nominibus titulantur? quod veriora haec abs te quam illa, quae apostoli probaverunt, adfirmantur? Sein Vorgehen sei daher als illicitum, als nefas, zu bezeichnen. Ebenso zeigte sich Augustinus gegenüber Hieronymus sehr zurückhaltend (epist. 71, 4 [CSEL 34, 2, S. 252])554: Wenn dessen Version aus dem Hebräischen in den Kirchen des Westens gelesen werde, führe dies zu offensichtlichen Widersprüchen zu dem LXX-Text, der in den griechischen Kirchen des Ostens uneingeschränkte Autorität genieße: tot Latinas et Graecas auctoritates damnari quis ferat? Darüberhinaus konnte die empörte Öffentlichkeit gar auf explizite Äußerungen des Übersetzers selbst verweisen. So hatte Hieroymus, offenbar die Reaktionen des Publikums vorausahnend, in dem Prolog zu seiner rede zu seiner Evangelienrevision hatte letzterer eine Präferenz ausgesprochen (ed. Weber - Gryson 41994, S. 1515): sit illa vera interpretatio quam apostoli probaverunt, jedoch nicht genau bestimmt, inwiefern darunter die Septuaginta zu verstehen sei. Andere Exegeten vertraten, wie Hieronymus einmal bemerkt, die auch in der modernen Forschung anzutreffende Auffassung, die Apostel und Evangelisten hätten oft ungenau aus dem Gedächtnis zitiert und wichen deswegen meist vom schriftlich überlieferten Text des alten Testaments ab (in Mich. 2, 5, 2 [CCL 76, S. 481f.]): sunt autem qui asserant, in omnibus pene testimoniis, quae de veteri testamento sumuntur, istiusmodi esse errorem, ut aut ordo mutetur, aut verba, et interdum sensus quoque ipse diversus sit, vel apostolis, vel evangelistis non ex libro carpentibus testimonia, sed memoriae credentibus, quae nonnumquam fallitur. 553 Vgl. Grützmacher (1908) 68f.; Wermelinger (1984) 163; Markschies (1994) 170f.; Fürst (1999) 144 und (2002) 57 sowie Fedalto (2005) 195; zu Rufins Wertschätzung der Septuaginta auch Wermelinger (1984) 160/66. Überdies führt Rufinus auch ein apologetisches Argument ins Feld: Die emendatorische Arbeit am biblischen Text suggeriere den paganen Gegnern des Christentums, die biblischen Schriften seien fehlerhaft und deshalb nicht als göttlich inspirierte Offenbarung anzusehen (apol. adv. Hier. 2, 39 [CCL 20, S. 113]): scientes ergo legem nostram modo emendatam esse vel mutatam, nonne dicunt apud semetipsos: „errant isti, nec est apud eos aliquid veritatis? ecce ipsi cum volunt, leges suas corrigunt et emendant. certum est autem errorem praecessisse, ubi emendatio subsecuta est, nec divivum videri posse quod ab homine mutatur“. 554 Vgl. epist. 71, 6 (CSEL 34, 2, S. 253f.); doctr. christ. 2, 15, 22 (s. oben S. 145; auch 2, 13, 19) und die berühmte Stelle civ. 18, 43 (ed. Dombart - Kalb, vol. 2, S. 321/23) über den Vorrang der LXX, die hier nicht ausführlich zitiert werden kann; dazu, auch allgemein zu Augustins übersetzungstheoretischen Überlegungen, Wendland (1900b) 282/86; Courcelle (1948) 146f.; Schwarz (1955) 37/44; Karpp (1957) 111f.; Semple (1965-1966) 242f.; Bonner (1970) 544/47; Marti (1974) 135f.; Barthélemy (1978) 119f.; Köpf (1978) 76; Bartelink (1980) 70; Wermelinger (1984) 180/84 (mit weiteren Parallelen); Veltri (1986) 50/59 und (2006) 67/73; Bammel (1988) 146/49; Müller, Mogens (1989) 118/22; Fürst (1994) passim; (2002) 55. 162f. 166f. und (2003) 110/14; Giannarelli (1994) 44; Hengel (1994) 212/16; Markschies (1994) 163/69 sowie Gamberale (2001) 325/27.

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Übertragung der alttestamentlichen Königsbücher betont, sein Werk sei nicht gegen die Tradition gerichtet (... obsecro te lector, ne laborem meum reprehensionem aestimes antiquorum555), zugleich aber in großer Offenheit die geistigen Prozesse in Worte gefaßt556, die einen gewissenhaften Übersetzer zu einer solch tiefgehenden Aneignung des vorliegenden Werks bringen könnten, daß er es in dem Wortlaut, in den er seine Übersetzung fasse, wie eine eigene Schöpfung empfinde (praef. reg. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 365]): lege ergo primum Samuhel et Malachim meum; meum, inquam, meum: quicquid enim crebrius vertendo et emendando sollicitius et didicimus et tenemus, nostrum est [!]. et cum intellexeris quod antea nesciebas, vel interpretem me aestimato, si gratus es, vel parafrasthvn, si ingratus, quamquam mihi omnino conscius non sim mutasse me quippiam de Hebraica veritate.

Wie scharf der Tadel des nova cudere gegen Hieronymus vorgebracht wurde, läßt sich schon daraus ersehen, daß er sich mehrfach an exponierter Stelle, nämlich in Praefationes zu einzelnen neuübersetzten Büchern des alten Testaments sowie zu den Evangelien, gegen ihn verteidigt. So heißt es in der Vorrede zur Übersetzung des Pentateuchs (praef. pent. [ed. Weber - Gryson 41994, S. 3]): periculosum opus certe, obtrectatorum latratibus patens, qui me adserunt in septuaginta interpretum suggillationem nova pro veteribus cudere ...557. In der Tat, Hieronymus trat durch sein Vorge555 Vgl. praef. Iob (s. oben Anm. 435); epist. 112, 20 (CSEL 55, S. 390): ego enim non tam vetera abolere conatus sum, quae linguae meae hominibus emendata de Graeco in Latinum transtuli, quam ea testimonia, quae a Iudaeis praetermissa sunt vel corrupta, proferre in medium, ut scirent nostri, quid Hebraea veritas contineret und quaest. hebr. in gen. praef. (CCL 72, S. 2). 556 Vgl. Serra Zanetti (1961) 378; Semple (1965-1966) 233; Marti (1974) 34f. 176: „Das wiederholte Korrigieren und Ausfeilen läßt in Hier. das Gefühl aufkommen, das übersetzte Werk sei sein geistiges Eigentum. Im Falle der Übersetzung des Gotteswortes mochte dieser Anspruch H.s manchen Gläubigen schockieren“ und Rener (1989) 245 (mit einer ähnlichen Formulierung Luthers). 247. 557 Vgl. epist. 27, 1 (CSEL 54, S. 223f.); praef. evang. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 1515); aus dem Jahr 388-389 nach Christus (nach Fürst [2003] 117) in eccles. praef. (CCL 72, S. 249): ... de Hebraeo transferens magis me septuaginta interpretum consuetudini coaptavi, in his dumtaxat, quae non multum ab Hebraicis discrepant. interdum Aquilae quoque et Symmachi et Theodotionis recordatus sum, ut nec novitate nimia lectoris studium deterrerem, nec rursum contra conscientiam meam, fonte veritatis omisso, opinionum rivulos consectarer (vgl. Wermelinger [1984] 187: „Jérôme traduit pour la première fois depuis l’hébreu, tout en respectant le texte de la LXX là où il n’y a pas de divergence. A partir de ce moment, le texte de référence devient l’hébreu“); praef. Ios. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 285): monemus ... lectorem, ... ut in primis, quod saepe testatus sum, sciat me non in reprehensionem veterum nova cudere, sicut amici mei criminantur ...; praef. Esdr. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 638f.) und praef. prov. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 957): si cui sane septuaginta interpretum magis editio placet, habet eam a nobis olim emendatam; neque enim sic nova condimus ut vetera destruamus. et tamen, cum diligentissime legerit, sciat magis nostra

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hen immer offener in Konkurrenz zur Septuaginta und ihren lateinischen Übersetzungen, leugnete die weitverbreitete Legende ihrer wundersam prophetischen Inspiration558 und legte die Auffassung nahe, die bisherigen Übertragungen des Alten Testaments seien eben nicht originalgetreu, sondern verfälschten den Sinn der göttlichen Offenbarung559. Zu dieser Auffassung war er nach dem Vorbild des Origenes einerseits durch seine textkritischen Studien am Septuagintatext, der sowohl an zahlreichen Stellen von dem hebräischen Text und den anderen griechischen Übersetzungen abwich als auch selbst in griechischen wie auch lateinischen Handschriften oftmals uneinheitlich überliefert wurde, vorgestoßen560, sie drängte sich intellegi, quae non in tertium vas transfusa coacuerint, sed statim de praelo purissimae commendata testae suum saporem servaverint; dazu Hoberg (1886) 11f.; Wendland (1900b) 280f. (kritisch); Grützmacher (1901) 219 und (1906) 92. 104; Arns (1953) 183; Schild (1970) 19/23; Sparks (1970) 530; Nautin (1986) 310; Rebenich (1992) 149f.; Kamesar (1993) 59; Fürst (1994) 124 und (2003) 106f.; Markschies (1994) 161f.; Gamberale (2001) 324; Stramare (2001) 133f.; Fiedrowicz (2003) 140f. sowie Risse (2003) 23. 558 Vgl. besonders praef. pent. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 3) mit dem Hinweis auf den Aristeasbrief und auf Iosephus; adv. Rufin. 2, 25 (CCL 79, S. 61/63) sowie z.B. Schade (1910) 141/57; Cavallera (1922) 1, 149f.; Bardy (1948) 266; Schwarz (1955) 32; Schild (1970) 36f.; Sparks (1970) 517/21; Marti (1974) 131f. 139; Köpf (1978) 78; Bartelink (1980) 69f.; Wermelinger (1984) 186f. 191f.; Nautin (1986) 310; Veltri (1986) 61 und (2006) 73f.; Müller, Mogens (1989) 116f. und (1996) 86; Brown (1992) 61; Kamesar (1993) 67f.; Fürst (1994) 116 und (2003) 114/16; Hengel (1994) 200; Markschies (1994) 162f.; Reventlow (1994) 46; Albrecht (1998) 121; Schulz-Flügel (2000) 40/42; Gamberale (2001) 324/27; Rebenich (2002) 58f. sowie Risse (2003) 23. 559 Vgl. epist. 72, 2 (CSEL 55, S. 9) und den häufig formulierten Grundsatz, nur der hebräische Text dürfe als (Hebraica/Hebraea) veritas gelten; außerdem Bartelink (1980) 85f. 88f. zu den Stellen, an denen die Auffassung geäußert wird, die LXX habe „bestimmte auf Christus Bezug nehmende Texte des Alten Testaments verschleiert wiedergegeben“ und Hayward (1995) 94/96 zu „his candid amission that LXX made mistakes“. Hieronymus bemerkt in seinem Schriftstellerkatalog De viris illustribus (393 nach Christus) zu Sophronius, also in demjenigen Eintrag, der dem letzten, ihm selbst gewidmeten, des Werks vorangeht (134, 2 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 230]): De virginitate quoque ad Eustochium et Vitam Hilarionis monachi, opuscula mea, in Graecum sermonem elegantissime transtulit, psalterium quoque et prophetas, quos nos de Hebraeo in Latinum vertimus. Darin liegt nicht nur Stolz auf die eigene Übersetzungsleistung (vgl. Marti [1974] 18; Giannarelli [1994] 43 und Markschies [1994] 149), sondern auch der Anspruch, eine griechische Version seiner eigenen lateinischen Übersetzung des Psalters und der Propheten iuxta Hebraeos sei früheren griechischen Übersetzungen aus dem Hebräischen vorzuziehen! Dieser Anspruch mußte vor allem bei dem griechischsprachigen Publikum als Angriff auf die Geltung der anerkannten Septuagintarezensionen empfunden werden, obschon Hieronymus selbst einmal andeutet, seine lateinische Übersetzung werde in griechischer Übertragung bei den Griechen besser aufgenommen als bei den Lateinern selbst (adv. Rufin. 2, 24 [CCL 79, S. 61]: ... me putabam bene mereri de Latinis meis et nostrorum ad discendum animos concitare, quod etiam Graeci versum de Latino post tantos interpretes non fastidiunt ...; dazu Lardet [1993] 215 z.St.). 560 Vgl. etwa den aufschlußreichen echtheitskritischen Vorbehalt, den er praef. par. iuxta LXX (PL 29, S. 424) und epist. 112, 19 (an Augustinus; CSEL 55, S. 389) gegen die von Origenes mit kritischen Zeichen versehene Hexaplaausgabe der LXX richtet: ... miror

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ihm andererseits aber auch aus literarkritischen Einsichten heraus auf, etwa aufgrund der Erkenntnis, daß die neutestamentlichen Autoren selbst, ja die Herrenworte Jesu aus dem alten Testament Passagen zitierten, die nur in der hebräischen Vorlage, nicht aber in der griechischen Fassung der Septuaginta zu lesen waren561. quomodo septuaginta interpretum libros legas non puros, ut ab eis editi sunt, sed ab Origene emendatos sive corruptos [!] per obelos et asteriscos, et christiani hominis interpretatiunculam non sequaris, praesertim cum ea, quae addita sunt ex hominis Iudaei [sc. Theodotion] atque blasphemi post passionem Christi editione transtulerit. vis amator esse verus septuaginta interpretum, non legas ea, quae sub asteriscis sunt, immo rade de voluminibus, ut te veterum fautorem probes ...; außerdem praef. Esdr. (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 638f.); in Ier. 4, 38, 5 (CCL 74, S. 206); 4, 38, 9 (CCL 74, S. 207); 4, 43, 2 (CCL 74, S. 212): si voluero per loca notare singula, quanta LXX vel praetermiserint vel mutaverint, longum fiet, praesertim cum possit diligens lector ex utraque editione considerare, quid mutatum, quid additum, quid subtractum sit; 14, 45, 13/14 (CCL 75, S. 681); dazu Augustins Einwand epist. 82, 34 (CSEL 34, 2, S. 385f.) sowie Wendland (1900b) 284; Grützmacher (1906) 94; Schade (1910) 59; Karpp (1957) 113; Semple (1965-1966) 237/39; Meershoek (1966) 28f.; Schild (1970) 32f.; Köpf (1978) 76; Bartelink (1980) 103f. 105f.; Nautin (1986) 310; Tov (1987) 124; Bammel (1988) 130 (über Origenes, der Hieronymus auch in dieser Hinsicht vorbildlich war). 140. 144f.; Müller, Mogens (1989) 116; Miletto (1993) 57; Fürst (1994) 108f. 125 u.ö.; (2002) 218f. 330f. und (2003) 27186; Giannarelli (1994) 44; Marcos (1994) 5/7; Reventlow (1994) 45f. sowie Stramare (2001) 134f. Die Einsicht in textkritische Probleme, vor allem in die unterschiedlichen Lesarten der lateinischen Bibelhandschriften, markiert bei Hieronymus häufig den Ausgangspunkt übersetzungstheoretischer Überlegungen und auch neuer Übersetzungsversuche, vgl. z.B. epist. 27, 1 (CSEL 54, S. 224): ita responsum habeant non adeo hebetis fuisse me cordis et tam crassae rusticitatis ..., ut aliquid de dominicis verbis aut corrigendum putaverim aut non divinitus inspiratum, sed Latinorum codicum vitiositatem, quae ex diversitate librorum omnium conprobatur, ad Graecam originem, unde et ipsi translata non denegant, voluisse revocare; 28, 5 (CSEL 54, S. 229f.) u.ö.; quaest. hebr. in gen. praef. (CCL 72, S. 1f.) sowie die Praefatio zum Liber interpretationis Hebraicorum nominum (CCL 72, S. 59), in der er einräumt, aufgrund des mangelhaften Überlieferungszustands der griechischen Vorlagen habe er es gewagt, „den kleinen Schritt vom interpres zum pater verbi zu machen und, wenn auch nicht einen vollständigen Neubau, so doch eine Renovation durchzuführen“ (Marti [1974] 172). 561 Vgl. epist. 57, 7/9. 11 (CSEL 54, S. 5120/20. 522/24; mit zahlreichen Beispielen); 121, 2 (CSEL 56, 1, S. 9); in Gal. 2, 3, 10 (CCL 77 A, S. 83): hunc morem habeo, ut quotiescumque ab apostolis de veteri instrumento aliquid sumitur, recurram ad originales libros et diligenter inspiciam, quomodo in suis locis scripta sint; 2, 3, 13f. (PL 26, S. 386/89); praef. Ios. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 285); praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546f.); praef. Esdr. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 638); in Matth. 1, 10, 36 (CCL 77, S. 74); praef. pent. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 3f.); in Os. 3, 11, 1f. (CCL 76, S. 121); in Am. 2, 5, 25/27 (CCL 78, S. 297); in Is. 9, 29, 13/14 (CCL 73, S. 375); 9, 29, 15/16 (CCL 73, S. 377); 15 prol. (CCL 73 A, S. 598f.): crebro, Eustochium, dixisse me novi, apostolos et evangelistas ubicumque de veteri instrumento ponunt testimonia, si inter Hebraicum et septuaginta nulla diversitas sit, vel suis vel septuaginta interpretum verbis uti solitos. sin autem aliter in Hebraeo, aliter in veteri editione sensus est, Hebraicum magis quam septuaginta interpretes sequi; 17, 64, 4/5 (CCL 73 A, S. 735); quaest. hebr. in gen. praef. (CCL 72, S. 2); adv. Rufin. 2, 34 (CCL 79, S. 71): apostolici viri scripturis utuntur Hebraicis. ipsos apostolos et evangelistas hoc fecisse perspicuum

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Welch ehrenrühriges Ausmaß die Anfeindungen derjenigen annahmen, die an der neuen Übersetzung aus der Hebraica veritas Anstoß nahmen, mag man aus einem berühmten Vorfall ersehen, der typische Züge der antiken Fälschungsproblematik in grellem Licht erscheinen läßt: Schon bald nach der Veröffentlichung der ersten Bibelübersetzungen iuxta Hebraeos tauchte ein Brief auf, in dem Hieronymus seine Abkehr von der Septuaginta bereute und die Hinwendung zum hebräischen Text, zu der er in seiner Jugend von Juden animiert worden sei, gleichsam widerrief562. Dieser Brief wurde sogar auf einer Synode afrikanischer Bischöfe öffentlich diskutiert – stellte sich jedoch bei genauerem Hinsehen sowie eingehender Prüfung des Ausdrucks und Stils als geschickte Fälschung heraus563! Der Fälscher habe einzig und allein das Ziel verfolgt, Hieronymus entweder als Verfälscher der göttlichen Offenbarung oder als Verräter an der „alten“, anerkannten Tradition der Septuaginta bloßzustellen564. c) Rufinus Daß es in diesen Auseinandersetzungen um die rechte, d.h. im Verhältnis zur Vorlage „wahrhaftige“ interpretatio vielfach nicht bloß um den Unterest. dominus atque salvator, ubicumque veteris scripturae meminit, de Hebraeis voluminibus ponit exempla ... nec hoc dicimus quod septuaginta interpretes suggillemus, sed quo apostolorum et Christi sit maior auctoritas, ut ubicumque septuaginta ab Hebraico non discordant, ibi apostolos de interpretatione eorum exempla sumpsisse; ubi vero discrepant, id posuisse in Graeco quod apud Hebraeos didicerant; dazu Grützmacher (1906) 104f.; Schwarz (1955) 31; Schild (1970) 34f.; Kelly, John N.D. (1975) 156f.; Bartelink (1980) 71f. (mit Parallelen aus Origenes, der für Hieronymus in seiner Behandlung der „freien Zitate im Neuen Testament“ vorbildlich gewesen sei). 78f. 84. 98f. 102; Harrison, Rebecca R. (1986) 292/300; Bammel (1988) 129. 138f. 140. 144f. u.ö.; Kamesar (1993) 51. 63/65; Markschies (1994) 173 u.ö.; Reventlow (1994) 46; Hayward (1995) 96/98; Brown Tkacz (1996) 50; Müller, Mogens (1996) 85; Stramare (2001) 136; Fürst (2003) 274101 sowie Wyrick (2004) 309. 562 Hieronymus hatte dabei Rufinus in Verdacht, diesen Brief gefälscht zu haben, vgl. adv. Rufin. 2, 24 (CCL 79, S. 60): scribit frater Eusebius se apud Afros episcopos, qui propter ecclesiasticas causas ad comitatum venerant, epistulam quasi meo scriptam nomine repperisse, in qua agerem paenitentiam et me ab Hebraeis in adulescentia inductum esse testarer ut Hebraea volumina in Latinum verterem, in quibus nulla sit veritas ... und 3, 25 (CCL 79, S. 97); dazu Opelt (1973) 114 und Lardet (1993) 212f. z.St., der den Ausdruck Hebraea volumina nicht nur auf die hebräische Bibel, sondern „sans doute aussi à des comm. rabbiniques“ bezieht, sowie Fürst (2003) 109. 563 Vgl. Hier. adv. Rufin. 2, 24 (CCL 79, S. 60): stilum meum, qualiscumque est, et formam eloquii vir disertissimus exprimere non potuit, sed inter ipsas praestigias et alterius personam quam sibi fraudulenter induerat, quis esset ostendit. 564 Vgl. adv. Rufin. 2, 24 (CCL 79, S. 60): ergo ille qui epistulam sub nomine meo paenitentiae finxerat, quod male Hebraea volumina transtulissem, obicere dicitur me in septuaginta condemnationem scripturas sanctas interpretatum, ut, sive falsa sint, sive vera quae transtuli, in crimine maneam, dum aut in novo opere errasse me fateor, aut recens editio veteris condemnatio sit.

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schied zwischen wortgetreuer und freier Übersetzung ging, sondern im Kern um das Problem angemaßter Autorschaft und Verfälschung des Originals565, bestätigt sich, wenn man den Blick von der Übertragung der Bibel hinwendet zu Übersetzungen von Werken einzelner Autoren, denen der Rang „heiliger“ Schriften, also göttlich inspirierter Offenbarung nicht zukam. Auf die Auseinandersetzungen um die Autorschaft des Briefs, den Epiphanius von Salamis an Bischof Johannes von Jerusalem gesandt hatte und den Hieronymus nach Meinung seiner Kritiker allzu frei in die lateinische Sprache übertragen hatte, ist schon hingewiesen worden. Auch die Reaktionen, welche Rufins Übersetzung von Peri; ajrcw'n in Rom auslösten, zeigen aufs deutlichste, daß die Öffentlichkeit auf das Verfahren tiefgreifender Veränderungen des Urtexts empfindlich reagierte und es daher auf keinen Fall als allgemein akzeptierte Praxis mißverstanden werden darf566. Erhalten hat sich etwa der Brief, den Pammachius und Oceanus aus der Hauptstadt an ihren Freund Hieronymus sandten. Empört über Rufins Behauptung, er sei bei seinem Umgang mit dem Original Peri; ajrcw'n nur nach dem Vorbild des Hieronymus verfahren, und beunruhigt über die dogmatisch anstößigen Thesen der Schrift De principiis baten sie diesen um eine möglichst genaue Neuübersetzung des Buchs aus dem Griechischen (ad fidem, quem ad modum ab ipso auctore editus est) und beschuldigten Rufin, der zur Rechtfertigung des Origenes unorthodoxe Stellen der Vorlage einfach getilgt habe (quae a defensore [sc. des Origenes] eius interpolata sunt) und die Übersetzung gleichwohl unter dem Namen des Origenes belassen habe (... Origenis nomine volumen, quod Peri; ajrcw'n scribitur), der Verfälschung (Hier. epist. 83 [CSEL 55, S. 119f.])567: sanctus aliquis ex fratribus schidas ad nos cuiusdam detulit, quae Origenis nomine volumen, quod Peri; ajrcw'n scribitur, in Latinum sermonem conversum tenerent. et quoniam multa in his sunt, quae tenuitatem ingenii nostri permovent, quae minus catholice dicta aestimamus – suspicamur etiam ad excusationem auctoris multa de libris eius esse subtracta, quae apertam inpietatem eius demonstrare potuissent –, quaesumus praestantiam tuam, ut ... 565 Vgl. Marti (1974) 94/102 mit zahlreichen Belegen zum Thema. 566 Vgl. etwa Galdi (1922) 272: „... per il traduttore Latino era lecito ampliare il testo, ritoccarlo in vari punti, innestarvi delle allusioni ai tempi in cui viveva, alterando così i dati cronologici, ecc.: parafrasi, sostituzioni, ritocchi, aggiunte che non davano più la fisonomia dell’originale, e che a noi moderni fanno meraviglia, mentre per i Romani erano la cosa più naturale e leggittima [!]“. Ob man Rufins Übersetzung De principiis mit Gadamers Prinzipien der „Offenheit für die Meinung des Textes“ und der Bereitschaft, „sich von ihm etwas sagen zu lassen“ wirklich adäquat beschreibt (so Marti [1974] 58), scheint zweifelhaft. 567 Vgl. Hier. adv. Rufin. 1, 6 (CCL 79, S. 6): tuae me, frater Pammachi, et tuorum litterae conpulerunt, dicentes illos ab alio fraudulenter esse translatos et interpolata nonnulla, vel addita vel mutata; dazu Bardy (1948) 226; Hagendahl (1958) 169f.; Lardet (1983) 49*f.; Brown (1992) 95f.; Junod (1999) 219f.; Fedalto (2005) 128f. 149f. 156/82 und Röwekamp (2005) 207: „Insgesamt kann man Rufin sogar eine gewisse ‚Naivität‘ bescheinigen“.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Ähnliche Kritik richtete sich auch gegen die Übersetzungspraxis, mit welcher Rufinus zum einen Pamphilus’ Apologeticum, zum anderen griechische Quellen in seiner kurzen Schrift De adulteratione librorum Origenis ins Lateinische übertragen hatte. Wie die Versionen der Schriften, die Origenes selbst verfaßt hatte, war offenbar auch der lateinische Text des Apologeticum von ihm manipuliert worden568, eine Methode, die Hieronymus später scharf angreifen und als Verfälschung (falsata!) brandmarken sollte (adv. Rufin. 2, 15f. 23; 3, 12. 37 [CCL 79, S. 48f. 59f. 83/85. 105f.]). In die Schrift De adulteratione librorum Origenis hingegen hatte Rufinus einen Brief, in dem Origenes einmal in eigener Person über die Verfälschung seiner Werke geklagt habe, in lateinischer Übersetzung eingefügt (apol. Orig. epil. 6/8 [CCL 20, S. 10/13]), um seine Behauptung, dogmatisch anstößige Stellen seien von fremder Hand Origenes untergeschoben worden, durch die Autorität des Autors selbst zu bekräftigen. Doch auch dieses Argument ließ erneut Hieronymus nicht unbesehen gelten, vielmehr versuchte er seinem Gegner einen besonderen Fall von Übersetzungsfälschung und Verstoß gegen wahre Autorschaft nachzuweisen: Seinerseits übersetzte er in der Apologia den betreffenden Passus des Origenesbriefs, allerdings wörtlich und in weitaus größerem Umfang – wörtlich, um dem Leser eine wahrheits-, d.h. autorgemäße translatio vor Augen zu stellen (adv. Rufin. 2, 18 [CCL 79, S. 54f.]): conferte Origenis verba quae supra ad verbum transtuli his quae ab isto non versa sunt, sed eversa, et quantam inter se, non solum verborum, sed et sensuum habeant dissonantiam perspicietis; in größerem Umfang, um aufzuzeigen, daß Rufinus nur einen ganz begrenzten Ausschnitt aus Origenes selektiv zitiert habe, um einen bequemen Beleg für die eigenen echtheitskritischen Thesen zu gewinnen. In Wahrheit lasse sich die Briefstelle, wenn man den gesamten Zusammenhang berücksichtige, gar nicht für die Meinung in Anspruch nehmen, Origenes habe allgemein die häretische Verfälschung seiner eigenen Schriften an den Pranger stellen wollen569: ... qui falsitatem scriptorum Origenis haereticis imputat, ipse incipit a falsitate, non ita interpretans ut habetur in Graeco, nec id Latinis insinuans quod ipse in suis litteris profitetur (adv. Rufin. 2, 18 [CCL 79, S. 52]). 568 Vgl. dazu seine Bemerkungen in apol. Orig. epil. 1 (CCL 20, S. 7): in his quae in superiore libro secundum Apologeticum sancti martyris Pamphili, quem pro Origene Graeco sermone edidit, prout potuimus vel res poposcit [!], Latino sermone digessimus ....; dazu Nautin (1977) 99/153, besonders 150/52; Junod (1999) 219f.; Williams (2001) 131/48 und Röwekamp (2005) 76f.: „Und bei aller Berechtigung der Aussage, dass die Übersetzungen des Rufin nicht Verfälschungen, sondern ‚gehobene Popularisierungen‘ sein wollen [sic!], zeigt doch die Untersuchung der Apologie, dass Rufin an Stellen, die ihm dogmatisch zweifelhaft erschienen, nicht gezögert hat, auch grundlegende Änderungen vorzunehmen“. 569 Eine kritische Bewertung des Vorgangs findet sich bei Crouzel (1973) 136f. 149f.; Nautin (1977) 161/72; Lardet (1993) 194/99 und bei Amacker - Junod (2002b) 32/35.

5. Der Übersetzer als neuer Autor

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Unhaltbar erweisen sich vor diesem Hintergrund pauschale Hypothesen der modernen Forschung, die – ähnlich wie bei dem Phänomen der Textdiaskeuase antiker Interpolatoren und Rezensenten – solche Maßnahmen als weithin unwidersprochene Erscheinung verharmlosen: „La elimatio e la purgatio che Rufino e Girolamo si vantano, o si rimproverano, di aver operato sul testo origeniano sono un fatto normale della storia della cultura“570. Nicht zufällig polemisiert Hieronymus später gegen das Verfahren seines Gegners Rufinus571, das Original Peri; ajrcw'n weder völlig neu umgearbeitet noch völlig integer belassen, sondern vielmehr an einzelnen Stellen nach eigenem Gutdünken manipuliert zu haben und somit für den veröffentlichten Text als Autor verantwortlich zu sein (adv. Rufin. 1, 7 [CCL 79, S. 6]): aut totum muta quod malum est, aut totum prode quod optimum putas. si propter simplices noxia quaeque detruncas, et ea quae ab haereticis addita simulas in peregrinum non vis transferre sermonem, caede quicquid est noxium. sin autem veritatis fidem in translatione conservas, cur alia mutas et alia dimittis intacta, quamquam aperta confessio est, in eodem prologo, emendasse te prava et optima reliquisse? ex quo non interpretis libertate, sed scriptoris auctoritate572 retineberis, si quid in his quae vertisti haereticum conprobetur ... 570 Lomiento (1975) 140. 571 Vgl. adv. Rufin. 2, 11 (CCL 79, S. 44f.): rogatus eras ut, quomodo habebatur in Graeco, in Latinum verteres. utinam fecisses, quod rogatum esse te simulas! nulli nunc invidiae subiaceres. si tu translationis servasses fidem, mihi necessitas non fuisset interpretationem falsam vera interpretatione subvertere. novit conscientia tua quae addideris, quae subtraxeris, quae in utramque partem, ut tibi visum fuerit, immutaris; et post haec, audes dicere quod et bona et mala non tibi, sed auctori debeant imputari ... quis tibi dedit hanc licentiam ut multa de interpretatione decideres? rogatus eras ut Graeca in Latinum verteres, non ut emendares; ut alterius dicta proferres, non ut tua conderes ... (wichtig auch die folgenden Ausführungen über die inkonsequenten Tilgungen Rufins und ihre Auswirkungen auf den Inhalt der Schrift); 2, 14 (CCL 79, S. 47f.); 3, 11 (CCL 79, S. 83): arguet te enim praefatiuncula tua in qua polliceris, detruncatis malis et quae ab haereticis addita fuerant, optima remansisse, ut quicquid ibi vel bonum vel malum dixeris iam non ei imputetur quem transfers, sed tibi qui interpretatus es. 14 (CCL 79, S. 86f.): dicis enim in eodem prologo te ea quae ab haereticis addita fuerant amputasse et pro his reposuisse bona. si haereticorum mala abstulisti, ergo quae dimisisti vel addidisti aut Origenis erunt aut tua, quae utique quasi bona posuisti ... (mit der folgenden ausführlichen Widerlegung der Argumentation Rufins). 36 (CCL 79, S. 105): ... et ego multos, ut dicis, libellos de Graeco in Latinum transtuli: habes potestatem rursus eos vertendi ut volueris. et bona enim et mala suo imputantur auctori. quod et in te fieret, nisi dixisses te amputasse haeretica et optima transtulisse. 38 (CCL 79, S. 106f.) u.ö. 572 Vgl. Opelt (1973) 99 und Lardet (1993) 44 z.St.: „Ici R. est mis en face de la responsabilité d’auteur qu’il éluderait en distinguant auctor et interpres“. Papst Anastasius machte in seiner Beurteilung der Origenesübersetzungen Rufins eben diesen Punkt zum entscheidenden Kriterium (epist. 1 [PL 20, S. 70/73]): discere hoc libet, quid agat in Romanam linguam ista translatio. approbo, si accusat auctorem, et execrandum factum populis prodit, ut iustis tandem odiis teneatur, quem iam dudum fama con-

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Auf die Kritik seiner Gegner573 antwortete Rufinus tatsächlich, seine Übersetzung von Peri; ajrcw'n enthalte trotz der Eingriffe in den Text der Vorlage nichts Eigenes (apol. ad Anast. 7 [CCL 20, S. 27f.]): sicut in Graecis habetur rogatus sum ut Latinis ostenderem. Graecis sensibus verba dedi Latina tantummodo. Zwar habe er, wie schon in der Praefatio zur Übersetzung betont, an solchen Stellen getilgt, welche anderen, rechtgläubigen Passagen bei Origenes widersprochen hätten und daher nicht als echt, sondern als fremde Einfälschungen anzusehen seien. Doch warum werde ihm, dem Übersetzer, das angelastet, was bei dem Autor, also bei Origenes selbst, Mißfallen errege? Auch das, was Lob verdiene, werde doch nur jenem zugute gehalten574. Terminologisch ist dabei die Verwendung des Possessivpronomens offenbar geradezu formelhaft: Durch eine allzu freie Übertragung oder eine tiefgreifende Bearbeitung des Originals eignet sich der Übersetzer das Werk als (opus) meum an – oder auch als opus nostrum (apol. adv. Hier. 1, 16 [CCL 20, S. 49]): audiant quia nihil nostrum diximus [sc. in der Übersetzung von Peri; ajrcw'n], et iterum ac saepius audiant quia nihil nostrum diximus575. Dieser Gebrauch des Pronomens zeigt übrigens, daß das hier diskutierte Problem mit dem des Plagiats eng zusammengehört: Auch dort wird die Autorschaft eines Buchs vom Verfasser betont durch das Possessivum der ersten Person singular/plural beansprucht576.

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strinxerat. si vero interpres tantorum malorum consensum praestat et legenda prodit in populos, nihil aliud sui opera laboris exstruxit, nisi ut propriae veluti mentis arbitrio haec, quae sola, quae prima, quae apud catholicos christianos vera fide iam exinde ab apostolis in hoc usque tempus tenentur, inopinatae titulo assertionis everteret ... Rufinum propria mente perpende si Origenis dicta in Latinum transtulit ac probavit: nec dissimilis a reo est, qui alienis vitiis praestat assensum. Hieronymus verwarf noch Jahre später in einem Brief an Avitus die Übersetzung Rufins als Verfälschung (epist. 124, 1; s. oben S. 166f.); vgl. Bardy (1948) 269 und Marti (1974) 92f. 100/02. Vgl. apol. adv. Hier. 1, 20 (CCL 20, S. 55): ego qui interpretatus sum, non scripsi. Zu Rufins weiterem Argument, seine Übersetzung De principiis sei ihm vor der endgültigen Emendation von Eusebius von Cremona entwendet, von diesem verfälscht und dann unautorisiert verbreitet worden, vgl. oben Anm. 39 und 246. Schon in der Praefatio zu seiner Übersetzung hatte Rufinus diesbezüglicher Kritik zuvorzukommen versucht (Orig. princ. 1 praef. 3 [CCL 20, S. 246]): nihil tamen nostrum diximus, sed licet in aliis locis dicta, sua tamen sibi reddidimus. Zum Vergleich: Im ersten Buch der Schrift De divinatione (1, 8, 13 [ed. Ax, S. 7]) läßt Cicero Quintus den zweiten (heute verlorenen) Teil der Aratübersetzung, welche er selbst in jungen Jahren angefertigt hatte, Prognostica tua nennen, später (2, 20, 47 [ed. Ax, S. 83]) spricht er von ihm als Prognostica nostra (vgl. Att. 2, 1, 11 [ed. Shackleton Bailey, vol. 1, S. 53]: Prognostica mea) Bislang ist dieser Grenzbereich zwischen Plagiat und verfälschender Übersetzung kaum erforscht. Die terminologische Verwendung des Possessivums (vgl. auch oben S. 100 zu Ianuarius Nepotianus und seiner Epitome aus Valerius Maximus) läßt sich besonders

5. Der Übersetzer als neuer Autor

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d) Das Werk De excidio Troiae historia Wertvoll ist in diesem Zusammenhang überdies ein weiterer Beleg aus der nichtchristlichen spätantiken Literatur: Der Fälscher, der in der Spätantike unter dem Namen Cornelius Nepos die lateinische Übersetzung De excidio Troiae historia eines (vermeintlich?) von Dares Phrygius verfaßten Werks vorlegte, kommt in seinem fingierten Widmungsbrief an Sallustius Crispus gleich verschiedenen echtheitskritischen Vorbehalten des Publikums zuvor, ja er hakt sie gleichsam ab (ed. Meister, S. 1)577: cum multa ago Athenis curiose, inveni historiam Daretis Phrygii ipsius manu scriptam, ut titulus indicat, quam de Graecis et Troianis memoriae mandavit. quam ego summo amore complexus continuo transtuli. cui nihil adiciendum vel diminuendum rei reformandae causa putavi, alioquin mea posset videri. optimum ergo duxi ita ut fuit vere et simpliciter perscripta, sic eam ad verbum in Latinitatem transvertere, ut legentes cognoscere possent, quomodo res gestae essent ...

Der Verfasser reklamiert hier nicht nur die nachprüfbare Authentizität der fremdsprachigen Vorlage, nämlich durch den Verweis auf das Autographon des ursprünglichen Autors (ipsius manu scriptam, ut titulus indicat), sondern gibt sich selbst darüberhinaus die Aura des aufrichtigen Übersetzers578, der einerseits den Text der Vorlage vor der Version nicht manipuliert (cui nihil adiciendum vel diminuendum rei reformandae causa putavi)579, andererseits daraufhin die Methode wortgetreuer Übertragung angewandt habe (ad verbum in Latinitatem transvertere). So könne der Leser die Wahrheit des Originals unentstellt zur Kenntnis nehmen (ut legentes cognoscere possent, quomodo res gestae essent), ohne daß der Übersetzer sich selbst die Autorschaft des Werkes anmaße (alioquin mea posset videri)!

auffällig an den Epigrammen Martials zum Thema studieren (vgl. Dortmund [2001] 100f. und die Liste der „plagiarist or ‚theft‘ poems“ bei Anderson, Peter [2006] 1191). 577 Beschorner (1992) 250/63 geht von einer griechischen Vorlage aus dem dritten Jahrhundert nach Christus aus, die im fünften Jahrhundert dann in die lateinische Sprache übertragen worden sei (vgl. ähnlich auch Speyer [1968-1969] 33f.), während sich jetzt Stenger (2005) 182f. 189 u.ö. gegen die Annahme eines griechischen Originals ausspricht und gerade in dem Widmungsbrief ein parodistisches, ironisches Spiel mit typischen Beglaubigungsmerkmalen antiker Texte erkennt: „Nun gibt sich der Autor der Acta nicht im geringsten die Mühe, wie es bei vergleichbaren Werken meist der Fall ist, den Umstand der Fälschung zu verbergen“ (vgl. zu Dares auch Marti [1974] 99). In diesem Fall handelte es sich dann um eine Pseudoübersetzung (vgl. zu solchen „Pseudotranslations“ Speyer [1968-1969] passim; Bassnett [1998] 27f. und Stolze [2005] 157 mit dem Beispiel des berühmten „Book of Mormon“). 578 Vgl. Beschorner (1992) 70. 579 Vgl. Beschorner (1992) 69: „die völlig unverfälschte Wiedergabe der Vorlage“.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Gerade die Übersetzungen zeigen, daß aus der einen Erkenntnis, hier seien Verfälschungen gleichsam an der Tagesordnung gewesen, nicht zwingend die andere folgt, die Öffentlichkeit hätte diese Methoden anstandslos hingenommen, die Zeiten seien eben so gewesen. Vielmehr beweisen die Zeugnisse der zeitgenössischen Polemik, wie heftig man über eigenmächtige Textverformungen der Übersetzer stritt580. Daher geht auch hier – wie schon im Hinblick auf die oben im Kapitel B behandelten Erscheinungen sekundärer Textverfälschungen – der Hinweis darauf, man müsse sich für die (Spät)Antike von der Vorstellung einer allgemein anerkannten „proprietà letteraria“ verabschieden581, völlig fehl. Als Co-Autoren jedenfalls ließ man die Übersetzer nicht gern davonkommen. 6. Titel von Übersetzungen a) Einleitung Daß der interpres Gefahr laufe, durch den freien Umgang mit der Vorlage selbst zum auctor zu werden, hebt Hieronymus wiederholt hervor (vgl. z.B. epist. 124, 1 [CSEL 56, S. 96f.] und adv. Rufin. 1, 7 [CCL 79, S. 6f.])582, und auch die gelehrte Öffentlichkeit widmete dieser Frage kritische Aufmerksamkeit, wie sich aus kontroversen Diskussionen über die

580 Dafür abschließend noch ein schönes Beispiel aus der Spätantike: Boethius unterscheidet in seiner Widmungsepistel zu De arithmetica das Verfahren der sich eng an die griechische Vorlage anschließenden Übersetzung von dem einer freieren Bearbeitung, die einerseits von Kürzungen, andererseits von erläuternden, das Verständnis des Lesers fördernden Zusätzen nicht absehe (CCL 94 A, S. 5): ... non alterius obnoxius institutis artissima memet ipse translationis lege constringo, sed paululum liberius evagatus alieno itineri, non vestigiis, insisto. nam et ea, quae de numeris a Nicomacho diffusius disputata sunt, moderata brevitate collegi, et quae transcursa velocius angustiorem intellegentiae praestabant aditum, mediocri adiectione reseravi, ut aliquando ad evidentiam rerum nostris etiam formulis ac descriptionibus uteremur. Dem Vorwurf, die griechischen Originale unzulässig zurechtgestutzt zu haben, wird hier ausdrücklich vorgebeugt; der Verweis auf Nicomachus erinnert dabei an die Kritik, welche Iamblichus von Chalkis eben gegen die verfälschende Bearbeitung solcher Quellen vorgebracht hatte (s. oben S. 101). 581 Vgl. etwa Giannarelli (1994) 49 und Rochette (1997a) 297; ähnlich auch schon Richter (1938) 92f.; Wagner (1945) 6 und Studer (1968) 148. 582 Vgl. Marti (1974) 98f. und Albrecht (1998) 270f. (zu mittelalterlichen und neuzeitlichen Übersetzern). In epist. 84, 7 (CSEL 55, S. 130) bemerkt Hieronymus über Victorinus von Pettau und Hilarius von Poitiers, welche Werke des Origenes ins Lateinische übertragen hatten (vgl. Bardy [1948] 248 mit Parallelen): nec disertiores sumus Hilario nec fideliores Victorino, qui tractatus eius non ut interpretes, sed ut auctores proprii operis [!] transtulerunt (vgl. dagegen die Kritik bei Rufinus apol. adv. Hier. 2, 35 [CCL 20, S. 110]). Die übersetzungstheoretische Terminologie Ciceros wirkt hier nach.

6. Titel von Übersetzungen

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Titel von Übersetzungen ersehen läßt583: „Das großzügige Bearbeitungsverfahren, das die Grenzen zwischen Übersetzung und Original fast verschwinden läßt, bringt es mit sich, daß das geistige Eigentum an dem mit viel Mühe bearbeiteten Werk ... fraglich wird. Es wird zum Problem, ob der Name des Übersetzers oder der des Autors im Titel zu erscheinen habe“584. Dieses Problem erwuchs dabei nicht nur daraus, daß bearbeitende Übersetzer die ausgangssprachige Vorlage vor der eigentlichen Übertragung oftmals tiefgreifend umformten, sondern auch aus der Tatsache, daß die sprachlich-stilistische Eigenart, der individuelle Charakter des Ausdrucks, auf den die antiken Autoren soviel Wert legten, bei der Übersetzung in eine fremde Sprache notgedrungen beeinträchtigt wurde585. Welch unterschiedliche Streitfragen durch diese Gemengelage hervorgerufen werden konnten, läßt sich aus einer Notiz erkennen, die sich bei Hieronymus über den Hebräerbrief findet (vir. ill. 5, 10f. [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 84. 86]): Bereits die frühchristlichen Gelehrten diskutierten kontrovers die Zuschreibung dieses Briefs an den Apostel Paulus, wobei die Kritiker vor allem die dissonantia stili sermonisque zu den anderen, unumstrittenen Paulusbriefen anführten. Hieronymus referiert daneben jedoch auch eine andere These,

583 Schon die Titel der terenzischen Komödien wurden in diesem Zusammenhang diskutiert; so bemerkt der Kommentator Donatus in seiner Praefatio (ed. Wessner, S. 3) zu den Adelphoe: potuit eam Terentius ‚fratres‘ dicere, sed et Graeci nominis euphoniam perderet et praeterea togata videretur. ad summam non statim intellegeretur Menandri esse, quod Terentius inprimis cupit scire lectorem, minus existimans laudis propria scribere quam Graeca transferre. Lohnenswert wäre in diesem Zusammenhang eine umfassende Untersuchung, welche die ursprünglichen Titel antiker Schriften mit denen ihrer Übersetzungen vergliche, sowohl unabsichtliche als auch vom Übersetzer intendierte Veränderungen (vgl. zur modernen Literatur kurz Genette [1989] 7115) unterschiede und deren Wirkung auf den Leser kritisch prüfte. Bei alledem ist außerdem stets zu berücksichtigen, daß im Laufe ihrer handschriftlichen Überlieferung antike Bücher nicht selten ihre Titel – und damit auch die Angabe des Verfassernamens – verloren (vgl. Marti [1974] 39 mit spätantiken Zeugnissen) oder unter falschen Titeln verbreitet wurden. 584 Marti (1974) 98. Die Titelfrage wird übrigens auch in der modernen Übersetzungswissenschaft kontrovers diskutiert (vgl. die einleitenden Bemerkungen bei Graeber [2004] passim): Während sich manche Fachvertreter grundsätzlich gegen die verfälschende Bearbeitung fremder Texte aussprechen, votieren andere für deren Legitimität, wenn die Übersetzung für den Leser, z.B. in einem Vor- oder Nachwort, als Bearbeitung gekennzeichnet sei, nicht mehr ausschließlich unter dem Namen des Autors, sondern auch unter dem des Übersetzers erscheine und für das Publikum die Möglichkeit bestehe, Original und Bearbeitung zu vergleichen (vgl. Schreiber [1993] 106/10. 320f. [mit Lit.] und [2004] 273 sowie Stolze [2005] 191f. 197). Der Übersetzer habe gegenüber dem Autor diese „Loyalität“ zu üben (vgl. jedoch kritischer zum Begriff der „Loyalität“ Stolze [2003] 84/86 [mit Lit.]). 585 In einer seiner Epistulae ex Ponto (4, 13, 7f. [ed. Richmond, S. 110]) schreibt Ovid an den Adressaten Carus: ipse quoque, ut titulum chartae de fronte revellas,| quod sit opus, videor dicere posse, tuum.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

nämlich daß der Brief zunächst vom Apostel in stilistisch ansprechendem Hebräisch verfaßt, dann aber vom späteren römischen Bischof Clemens stilistisch überhöht ins Griechische übertragen worden sei, so daß er im Ausdruck von den echten Paulusbriefen abweiche: ... quem [sc. Clementem] aiunt sententias Pauli proprio ordinasse et ornasse sermone, vel certe ... ea quae eloquenter scripta fuerant in Hebraeo eloquentius vertisse in Graecum et hanc causam esse quod a ceteris Pauli epistulis discrepare videatur. b) Apuleius Apuleius etwa zögerte im zweiten Jahrhundert nach Christus nicht, eine Übertragung der pseudoaristotelischen Schrift Peri; kovsmou mit dem Titel De mundo unter eigenem Namen herauszugeben, ein Verfahren, das ihm in der neueren Forschung den Plagiatsvorwurf eingebracht hat586. Den Prolog des Werks ergänzte er dabei um selbstreferentielle Aussagen, in welchen der kundige Leser zudem deutliche intertextuelle Anspielungen auf lateinische Vorbilder wahrnehmen konnte. So hebt er gleich zu Beginn an (ed. Moreschini, S. 146): consideranti mihi et diligentius intuenti [vgl. Cic. de orat. 1, 1; off. 1, 1] et saepe alias, Faustine fili, virtutis indagatrix expultrixque vitiorum [vgl. Cic. Tusc. 5, 5], divinarum particeps rerum philosophia videbatur ...587, während der einzige Hinweis darauf, daß es sich bei der Schrift um die Adaptation einer griechischen Vorlage handelte, die Vorrede beschließt (ed. Moreschini, S. 147f.): ... nos Aristotelen prudentissimum et doctissimum philosophorum et Theophrastum auctorem secuti, quantum possumus cogitatione contingere, dicemus de omni hac caelesti ratione naturasque officia complexi, et cur et quemadmodum moveantur, explicabimus. In der Tat läßt sich aus diesen Äußerungen kaum ersehen, daß Apuleius im folgenden ein einziges griechisches Original lateinisch bearbeitete, den Bezug auf Theophrast hat man bis heute nicht nachweisen können588. Dennoch: Ob der Vorwurf, der Übersetzer reklamiere hier seine Arbeit in unredlicher Weise als eigene Schöpfung für sich, zutrifft, hängt davon ab, wann und wodurch denn ein interpres eines fremden Werks zum auctor eines eigenen wird. Apuleius ging mit seiner Vor586 Vgl. Richter (1938) 30. 38f.; Beaujeu (1973) XI; Seele (1995) 19. 48. 79. 107 und Harrison, Stephen J. (2000) 181: „this kind of plagiarized erudition ... would be typically Apuleian“. Die neuere Forschung (vgl. Beaujeu [1973] IX/XXIX und Harrison, Stephen J. [2000] 174/80) weist das Werk übereinstimmend Apuleius zu. 587 Vgl. Traina (1989) 112 und Harrison, Stephen J. (2000) 184f. (zu den Anklängen an Cicero und Lukrez in der Vorrede). 588 Vgl. Richter (1938) 30; Traina (1989) 112 und Harrison, Stephen J. (2000) 181 (mit Lit.).

6. Titel von Übersetzungen

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lage sehr frei um, indem er beispielsweise Stellen, die dem lateinischen Leser sachlich nicht ohneweiteres verständlich waren, „romanisierte“, desöfteren auf Vorbilder in der lateinischen Literatur verwies, den Text teils kürzte, teils um „autobiographische“ Zusätze589 und aus Gellius’ Noctes Atticae übernommene Passagen590 ergänzte sowie in einzelnen Passagen auch inhaltlich modifizierte591. Im Ergebnis verlängert sich das Werk durch diese Eingriffe im Vergleich zum Original erheblich592. Nach heutigen Maßstäben würde die Schrift De mundo jedenfalls kaum als Übersetzung der griechischen Vorlage angesehen, wohl eher als Bearbeitung: „il a conçu son travail comme une adaptation de son modèle non seulement à la langue, mais aussi à la culture et au goût littéraire du public auquel il la destinait, ou, pour mieux dire, aux siens propres. Dans tout l’ouvrage, on compte à peine une dizaine de phrases traduites mot à mot ... Il est évident qu’une telle méthode, si elle peut donner du charme à l’exposé et de l’agrément à la lecture, s’accommode mal de la rigueuer qu’on exige d’une traduction fidèle, surtout quand le texte est de caractère technique“593. Wenn es zudem stimmt, daß in der zeitgenössischen paganen Literatur der frei waltende Übersetzer seiner Adaptation regelmäßig den eigenen Namen verlieh (s. unten S. 194/97 die Bemerkung Rufins zu den auctores saeculares) und damit als auctor auftrat594, dann verdient der apuleische Habitus vielleicht eine günstigere Bewertung595. Die handschriftliche Überlieferung 589 Vgl. Richter (1938) 27/30. 32f.; Beaujeu (1973) 116f. und Harrison, Stephen J. (2000) 190/95. 590 Vgl. Richter (1938) 31; Beaujeu (1973) XI und Harrison, Stephen J. (2000) 180. 186f. 591 Vgl. Richter (1938) 30/38 und Beaujeu (1973) 117f. 592 Vgl. Beaujeu (1973) XI („en fait, sa traduction n’est pas très exacte et prend des libertés avec le texte“). 113/19; Traina (1989) 112 und Harrison, Stephen J. (2000) 181. 184/95, der trotz dieser Änderungen die Bearbeitung als „a relatively faithful translation“ bezeichnet. 593 Beaujeu (1973) 113 und 115. 594 Eine interessante Parallele bietet die Baukunst, wo man offenbar anders verfuhr: Für verschiedene römische Kaiser ist bezeugt, daß sie – aus vornehmer Zurückhaltung gegenüber den ursprünglichen Bauherren – Wert darauf legten, an den von ihnen selbst wiederhergestellten und zum Teil erheblich umgestalteten Bauwerken älterer Zeit nicht ausdrücklich, d.h. inschriftlich, auf die eigene Restauration hinzuweisen; vgl. dazu z.B. Augustus Mon. Ancyr. 20 (ed. Gagé, S. 112f., zu Augustus); Hist. Aug. Hadr. 19, 9/13 (ed. Hohl, vol. 1, S. 20f., zu Hadrian); Hist. Aug. Sept. Sev. 23, 1 (ed. Hohl, vol. 1, S. 155, zu Septimius Severus). 595 Schon die klassischen lateinischen Autoren verfahren ähnlich (vgl. Puelma [1980] 151/53), wenn sie griechische Vorbilder übertragen und dabei oft auch modifizieren, sei es bei Übersetzungen (z.B. Ciceros Timaeus ohne jeden Quellenverweis auf Platon) oder in eigenständigen Bearbeitungen (z.B. Catulls carm. 51 ohne ausdrücklichen Hinweis auf Sappho). Später spricht einmal Marius Victorinus von seiner Übersetzung der porphyrischen Eijsagwghv, als ob es sich dabei um ein eigenes Werk handelte (defin. 9 [ed. Pronay, S. 59]): nos quia iam uno libro et de his quinque rebus plenissime disputavimus ...; vgl. Richter (1938) 56 und Pronay (1997) 203f. z.St.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

benennt im übrigen Apuleius einzig und allein als Verfasser der Schrift De mundo, nicht als Übersetzer, ebenso übrigens wie Augustinus, der die Werke des Apuleius gut kannte und einmal bemerkte (civ. 4, 2 [ed. Dombart - Kalb, vol. 1, S. 147])596: quae uno loco Apuleius breviter stringit in eo libello quem de mundo scripsit597. c) Rufinus Auch die oben zitierten Anschuldigungen Rufins gegen Hieronymus’ Bibelübersetzung (et quid facimus quod prophetarum vel legislatorum nominibus titulantur?) und die Vorwürfe, welche Pammachius und Oceanus gegen Rufins Übertragung von Peri; ajrcw'n erhoben, belegen deutlich, daß man es nicht unwidersprochen hinnehmen wollte, wenn ein Übersetzer sein Werk trotz tiefer Eingriffe in den Textbestand des Originals oder trotz allzu freier Wiedergabe einfach unter dem Namen des ursprünglichen Verfassers herausgab und diesen damit auch für den Wortlaut der Übersetzung haftbar machte. Durch den Usus, daß sich der Übersetzer in einer Vorrede meist identifizierte und für sein Übersetzungsverfahren rechtfertigte598, wurde der Anstoß zwar gemindert, jedoch nicht gelöst, weil solche Praefationes zum einen nicht immer vorangestellt, die Übersetzungen also oft auch anonym verbreitet wurden, zum anderen im Laufe der späteren Überlieferung nicht selten verloren gingen599. Rufinus selbst wehrte sich, kaum überzeugend, gegen Kritiker, die ihm vorgeworfen hatten, er habe seine durch Zusätze stark erweiterte Version von Origeneshomilien nicht unter 596 Vgl. Richter (1938) 53; Beaujeu (1973) X und Harrison, Stephen J. (2000) 175. 597 Vgl. auch Rufius Festus Avienus, der die geographische Perihvghsi" des Griechen Dionysios von Alexandria (zweites Jahrhundert nach Christus) im vierten Jahrhundert frei und unter Beifügung umfangreicher inhaltlicher Ergänzungen ins Lateinische übertrug, an anderer Stelle (ora 71f.) aber selbst mit folgenden Worten auf diese Übertragung verwies: ... reliqua porro scripta [!] sunt nobis in illo plenius volumine ... 598 Kelly, John N.D. (1975) 234 weist mit Recht darauf hin, daß die allgemeinen Ankündigungen von Textmodifikationen, welche Übersetzer, ähnlich wie Rezensenten (s. unten Kapitel E), ihren Veröffentlichungen in Praefationes gern voranschickten, für den Leser kaum im einzelnen nachprüfbar gewesen sein können, da ja das Original meist weder vorhanden noch in der Fremdsprache verständlich war. 599 Zu Augustinus gelangte einmal die Schrift De viris illustribus, die Hieronymus 392-393 nach Christus verfaßt hatte, jedoch gegen die üblichen Gepflogenheiten ohne Titel (epist. 40, 2 [CSEL 34, 2, S. 71]): liber quidam tuus inter cetera non diu est ut venit in manus nostras. quae sit eius inscriptio, nescimus adhuc; non enim hoc codex ipse, ut adsolet, in liminari pagina praetendebat. Hieronymus klärt die Sache in epist. 112, 3 (CSEL 55, S. 369f.). Der spätantik-frühmittelalterliche anonyme Hiobübersetzer identifiziert in seinem Prolog ausdrücklich, je nach Textkonstitution, entweder die eigene Person oder die eigene Übersetzungsmethode (s. oben Anm. 497 mit dem Text); in der handschriftlichen Überlieferung hat sich kein Hinweis, etwa in einem Explicit, auf seine Person erhalten (vgl. Steinhauser [2006] 50).

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eigenem Namen veröffentlicht600; ja für eine künftige Clemensübersetzung gelobte er sogar Besserung (Orig. in Rom. epil. [CCL 20, S. 276f.])601: novum quippe apud eos culpae genus subimus. aiunt enim mihi: in his quae scribis, quoniam plurima in eis tui operis habentur, da titulum nominis tui, et scribe: Rufini – verbi gratia – in epistulam ad Romanos explanationum libri, sicut et apud auctores – inquiunt – saeculares, non illius qui ex Graeco translatus est, sed illius qui transtulit nomen titulus tenet. hoc autem totum mihi donant non amore mei sed odio auctoris. verum ego, qui plus conscientiae meae quam nomini defero, etiam si addere aliqua videor et explere quae 602 desunt, aut breviare quae longa sunt, furari tamen titulum eius qui fundamenta operis iecit et construendi aedificii materiam praebuit, rectum non puto. sit sane in arbitrio legentis, cum opus probaverit, operis meritum cui velit adscribere. nobis enim propositum est non plausum legentium sed fructum proficientium quaerere. post hoc sane vocat nos opus, quod olim quidem iniunctum est, sed nunc a beato Gaudentio episcopo vehementius perurguetur, Clementis scilicet Romani episcopi apostolorum comitis ac successoris De recognitione libri ut in Latinum vertantur. in quo opere bene novi quod laborem labor multiplicata sorte suscipiet. satisfaciam sane in eo amicis meis: dabo titulo nomen meum, auctoris nihilominus vocabulo permanente: nam Rufini 603 Clemens scribetur .

600 Vgl. Hoppe (1937) 141 zu den Titeln der Übersetzungen Rufins. 601 Eine solche Zurückhaltung mag dadurch gefördert worden sein, daß der Übersetzer bei dogmatisch umstrittenen Autoren eine gewisse Distanz zum Inhalt des griechischen Originals ausdrückte, indem er seine Version nicht unter eigenem Namen publizierte. Auch in der Vorrede zu der Übersetzung der Homiliae Origenis super Iesum Nave schreibt Rufinus an den Adressaten Chromatius (CCL. 20, S. 271f.): totum ergo hoc de tuo iudicio pendeat. si quid sane est, quod placere potest, hoc sit auctoris; neque enim, quae aliis labore parata sunt, diripere et nostrae laudi applicare iustum putamus ... Vgl. Bardy (1920) 229f. und (1948) 207 mit Anm. 3; Winkelmann (1970) 537f.; Marti (1974) 99; Bammel (1977) 403f. sowie Carlini (1987) 130f. 602 Zu diesem terminus technicus in Bezug auf Plagiate vgl. z.B. Vitr. arch. 7 praef. 3. 7 (ed. Liou - Zuinghedau, S. 2. 3f.) und Martial 1, 66, 1 (ed. Shackleton Bailey, S. 35); dazu Ziegler (1950) 1956/62; Layton (2002) 497 sowie Legras (2003) 444/50. Daß selbst anonyme Übertragungen einzelner Textstellen aus dem Griechischen ins Lateinische als Plagiat kritisiert werden konnten, erhellt aus Sen. contr. 9, 1, 12/14: Der Rhetor Arellius Fuscus sei einmal beschuldigt worden, eine gelungene griechische sententia des Redners Adaeus ins Lateinische übersetzt zu haben, ohne den ursprünglichen Verfasser zu nennen, und habe darauf geantwortet (ed. Winterbottom, S. 230): ... aiebat non commendationis id se aut furti, sed exercitationis causa facere. do, inquit, operam ut cum optimis sententiis certem, nec illas corrumpere conor sed vincere! Als Vergleich dazu wird Sallust angeführt, der einmal aus Thukydides (in Wahrheit aus Ps.Demosthenes) eine sententia übertragen, ja in ihrer brevitas sogar übertroffen habe und dafür später von Livius scharf angegriffen worden sei. 603 Im Widmungsbrief zur Übersetzung der Recognitiones (407 nach Christus) betont Rufin, wie eng er sich an das griechische Original gehalten habe (CCL 20, S. 281f., dort auch Rufins Angabe, der Text weise Eingriffe von fremder Hand auf). Zu Rufins Methode bei der Übersetzung griechischer Vorlagen, etwa des Basilius, die er zuweilen

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Später galten die von Rufinus seinen Übersetzungen vorangestellten Praefationes geradezu als Authentizitätskriterium gegenüber anderen Übersetzungen604, deren Urheber man entweder nicht mehr kannte oder die mit Absicht von der Angabe ihres Namens abgesehen hatten. Gennadius schreibt über Rufinus (vir. ill. 17 [ed. Bernoulli, S. 67f.])605: ... maximam partem Graecorum bibliothecae Latinis exhibuit [sc. Rufinus] ... horum omnium quaecumque praemissis prologis a Latinis leguntur, a Rufino interpretata sunt, quae autem sine prologo ab alio translata sunt qui prologum facere noluit. Aus dieser höchst aufschlußreichen Bemerkung erhellt zweierlei: Zum einen hatten die Übersetzungen Rufins bereits im sechsten Jahrhundert nach Christus solch kanonische Geltung erlangt, daß das echte Corpus gegen das Eindringen fremder Werke geschützt werden sollte. Zum anderen spricht aus den Worten des Gennadius hohe Wertschätzung für Rufins Usus, seine interpretationes durch einen prologus einzuleiten, auf diese Weise sich selbst als Übersetzer zu identifizieren sowie seine Methoden und Anliegen dem Leser vorzustellen – und, so ließe sich nach dem oben Gesagten ergänzen, auch seinen Umgang mit der Textgrundlage des fremdsprachigen Originals nachprüfbar zu beschreiben606. Rufins Bemerkung, die gegen ihn gerichtete Polemik sei ein novum ... culpae genus, ist gerade im Vergleich zu der von seinen Kritikern ins Felde geführten Praxis der auctores saeculares von großer Bedeutung. Es hat den Anschein, als verändere sich am Ende des vierten Jahrhunderts in der frühchristliche Literatur der Usus, wie man bei Übersetzungen fremder Schriften die Titel formulierte: Das vor allem unter den paganen Übersetzern verbreitete, aber offenbar auch unter christlichen Gelehrten (s. unten zu Ambrosius und Hieronymus) nicht unbekannte Verfahren, die freie und modifizierende Bearbeitung eines Originals ausschließlich unter eigenem durch weitreichende „romanisierende“ Textänderungen dem westlichen Publikum näherzubringen versuchte, vgl. jetzt Jones (1992) 247/57 und Lo Cicero (2002) passim. 604 Hieronymus verweist epist. 112, 20 (s. oben S. 137f.) beiläufig auf die Praefationes, die er den einzeln übersetzten Büchern der heiligen Schrift jeweils vorangestellt hatte. 605 Vgl. Bardy (1948) 277. 606 Rufinus selbst hatte sich gegen Hieronymus mit Verweis auf seine Praefatio zu De principiis gewehrt (apol. adv. Hier. 1, 16 [CCL 20, S. 50]): fidem nostram praemisimus, quae puto quod in omnibus cum ecclesiastica confessione concordet. interpretandi observantiam distinximus, cuius revera nobis in quamplurimis exemplum ipse praebuerat, qui nunc accusator existit. quid propositi in interpretando gesserim designavi. Auch dem Vorwurf seiner Gegner, die Passagen, an denen sich Origenes anstößig über die Trinität geäußert habe, seien in der lateinischen Übersetzung unterschlagen oder modifiziert, begegnet er mit dem Verweis auf seine Vorrede (1, 20 [CCL 20, S. 54f.]): in quo omitto illud exequi, quia ne hoc quidem verum dicunt; sed tamen ponamus quia sic est in Graeco, et ego hoc in Latino non scripseram. promiseram me enim in praefatiunculis tale aliquid facturum. quod si feceram ut quod ibi offendebat, in Latino commodius scriberem, quid absque promisso vel quid absque ratione nostra feceram?

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Namen zu veröffentlichen607, macht sich Rufinus allen Anwürfen zum Trotz doch nicht zu eigen, publiziert zunächst seine lateinische Origenesübersetzung unter dem Namen des griechischen Verfassers und tauft danach seine anstehende Clemensübersetzung ebenfalls nicht Rufini De recognitione libri, sondern benennt im Titel seiner inkriminierten Übersetzung sowohl sich selbst als auch den ursprünglichen Autor (dabo titulo nomen meum, auctoris nihilominus vocabulo permanente: nam Rufini Clemens scribetur). Aus der Begründung, die Rufinus für dieses neue Verfahren angibt, wird deutlich, daß er die tiefgreifenden Veränderungen am Original durchaus nicht abzustreiten sucht, ja wohl gegenüber den Kritikern auch nicht abstreiten kann. Dennoch kommt in ihr ein Respekt gegenüber dem Verfasser der Vorlage zum Ausdruck, welcher dem Usus der paganen Übersetzer eben abging (... furari tamen titulum eius qui fundamenta operis iecit et construendi aedificii materiam praebuit, rectum non puto), zugleich aber in den Augen des kritischen Publikums eine unaufrichtige Manipulation des Originals deckte. Diese Spannung, einerseits ein fremdes Werk nicht einfach plagiieren zu wollen, andererseits aber verfälschende Maßnahmen an der Vorlage in Kauf zu nehmen, wird auch dadurch kaum gemindert, daß sich Rufinus hier nicht als Co-Autor vorstellt, sondern die einschneidende Umarbeitung des Originals, das als fundamentum, als materia weiterbesteht, unumwunden einräumt, ohne jedoch dessen Autor einfach zu verschweigen. d) Hieronymus und Rufinus Als sich Rufinus anschickte, die Werke des berühmten griechischen Theologen Origenes im lateinischen Westen des Imperiums in Übersetzungen bekannt zu machen, da ahnte er, daß die dogmatischen Vorbehalte, welche führende Theologen gegen Origenes und seine Lehre hegten, auch ihm selbst, dem Übersetzer, große Schwierigkeiten machen würden. Die manipulatorischen Maßnahmen, mit denen er etwa bei der Übertragung des Hauptwerks Peri; ajrcw'n den Text des Originals verfälschte, um dem Vorwurf, er schlösse sich als interpres der häretischen Fehlmeinung des auctor an, zuvorzukommen, sind oben bereits geschildert worden. Daneben führte er als gewichtiges Argument zur eigenen Rechtfertigung ins Feld, daß seine Theorie, anstößige Stellen seien erst nach Origenes von fremder Hand späterer Häretiker eingefälscht worden, bereits von dem Märtyrer Pamphilus in dem Apologeticum vertreten worden sei, also von einer in der frühen Kirche hochangesehenen Autorität. Doch eben dieses Argument machte sich Hieronymus in seiner scharfen Kritik an Rufinus zunutze: Das besagte 607 Vgl. Henke (2004) 28 über Cicero und Ambrosius.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

Apologeticum für Origenes sei im griechischen Original keineswegs ein Werk des Märtyrers Pamphilus – der selbst überhaupt nichts geschrieben habe –, sondern in Wahrheit das erste von insgesamt sechs Büchern, die Bischof Eusebius von Caesarea (ein Arianer!) zur Rechtfertigung des griechischen Theologen verfaßt habe (adv. Rufin. 1, 8/10 [CCL 79, S. 7f.])608: horum tu primum librum vertis sub nomine martyris ... si iste Pamphili liber est, de sex libris, quis erit primus Eusebii? ... si totum opus Pamphili est, cur reliquos libros non transfers? si alterius, cur nomen immutas? Hieronymus bezichtigt Rufinus also einer hinterlistigen Titelfälschung, nämlich der absichtlichen Zuschreibung einer Übersetzung nicht an den Autor des Originals, sondern an eine andere Person derselben Fremdsprache (adv. Rufin. 3, 12 [CCL 79, S. 84]): verum fac ab alio quolibet amatore Origenis libri huius titulum et auctoris vocabulum commutatum; cur hoc in Latinam linguam vertis? videlicet ut testimonio martyris omnes Origenis scriptis crederent, praemissa munitione tanti auctoris et testis609. Wie auch immer man den Vorwurf, Rufinus habe sich diese besondere Form des Übersetzungsplagiats zuschulden kommen lassen, heute bewerten mag610, 608 Vgl. auch im folgenden: quid tibi animi fuisse dicam, amice simplicissime? tene potuisse haeretici hominis libro martyris nomen imponere, et ignaros, sub auctoritate testis Christi, Origenis facere defensores?... quod fecisti in libris Peri; ajrcw'n, hoc facito et in isto volumine yeudepigravfw/. audi consilium amici: non te paeniteat artis tuae. vel dicito tuum non esse, vel ab Eusebio presbytero depravatum; 2, 15 (CCL 79, S. 48f.). 23, wo Hieronymus einräumt, in seinem Werk De viris illustribus Pamphilus ein Apologeticum zugeschrieben zu haben, dann aber fortfährt (CCL 79, S. 59): sed cum ipse dicat Eusebius Pamphilum nihil scripsisse, exceptis brevibus epistulis ad amicos, et primus liber sex voluminum illius eadem et isdem verbis contineat quae sub nomine Pamphili a te ficta sunt, perspicuum est te idcirco librum hunc disseminare voluisse ut sub persona martyris haeresim introduceres. cumque et de hoc ipso libro quem Pamphili simulas multa perverteris, et aliter in Graeco, aliter in Latino sint, fraudem tuam errori meo imputare non debes. credidi enim eius esse librum quem titulus praeferebat (vgl. Lardet [1993] 210 z.St.); 3, 12. 24 (CCL 79, S. 83/85. 96) und die wichtigen Ausführungen epist. 84, 10f. (CSEL 55, S. 132/34), die hier in ihrer Länge nicht zitiert werden können. 609 Vgl. auch im folgenden: quis e duobus calumniator est martyris: ego qui illum dico haereticum non fuisse nec scripsisse librum qui ab omnibus reprehenditur, an tu qui volumen hominis ariani [sc. Eusebius] titulo commutato sub nomine martyris edidisti?... sive a te falsatus est liber, ut multi putant, sive ab altero, ut tu forsitan persuadere conaberis, et temere credidisti haeretici hominis suvntagma esse martyris, muta titulum et Romanam simplicitatem tanto periculo libera. 610 Rufinus selbst beantwortete ihn im zweiten Buch seiner Apologia (2, 34 [CCL 20, S. 109f.]), die neuere Forschung hält ihn mehrheitlich für unbegründet (vgl. dazu Lardet [1983] 21* und [1993] 50f. [mit Lit.]; Williams [1993] passim [mit Lit.]; Fürst [2003] 240113 [zum Prolog der Schrift Adversus Pelagianos, wo der Vorwurf wiederholt wird]; Amacker - Junod [2002b] 21/24 sowie Röwekamp [2005] 51/53). Uneinigkeit besteht allerdings darüber, welche Gründe Hieronymus zu seiner Anklage motiviert haben könnten: Irrte er tatsächlich in der Frage, wer als Autor des Apologeticum anzusehen sei, oder stellte er die Sachlage wider besseres Wissen absichtlich falsch dar, um Rufinus zu diskreditieren? In diesem Fall fiele der Plagiatsvorwurf auf ihn selbst zurück.

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die Anwürfe, die Hieronymus gegen ihn vorbrachte, zeigen, daß man in der literarischen Öffentlichkeit seiner Zeit solche Vorgänge offenbar für möglich hielt, andernfalls hätte er wohl kaum damit gerechnet, daß ihm die Leser seiner Apologia Glauben schenken könnten. e) Hieronymus und Ambrosius Daß hinter Auseinandersetzungen um den rechten Titel einer Übersetzung nicht selten die Grundfrage nach der Autorschaft stand, erhellt auch aus einem ähnlichen Zusammenstoß zwischen Hieronymus und Ambrosius über die Schrift De spiritu sancto, welche dieser im Jahr 381 nach Christus veröffentlicht hatte, auf Grundlage eines gleichnamigen, heute verlorenen Werks des griechischen Theologen Didymus des Blinden611. Zwar läßt sich auch in diesem Fall einer freien Bearbeitung nach modernen Maßstäben erneut kaum von einer Übersetzung sprechen, doch blieben die Stellen, an denen Ambrosius sich enger an der Vorlage orientiert hatte, für den kundigen Leser deutlich erkennbar. Der Mailänder Bischof folgte dabei dem Beispiel der paganen Übersetzer und nannte allein seinen eigenen Namen in dem Titel des lateinischen Werks, ohne Didymus überhaupt nur zu erwähnen – ein Verfahren, gegen das Hieronymus nur einige Jahre später (um 387 nach Christus612) anläßlich einer eigenen, offenbar weitgehend wortgetreuen613 Gegenübersetzung heftig polemisierte: Der einfache, kraftvolle Stil des griechischen Originals sei in der Bearbeitung völlig verloren, so daß man im ganzen nur von einer Entstellung sprechen könne. Umso gravierender wiege der Umstand, daß sich Ambrosius seines griechischen Vorgängers bediene, ohne die Anleihen dem Leser kenntlich zu machen. Statt eines solchen Diebstahls ziehe er selbst es vor, so Hieronymus, eine Übersetzung zu veröffentlichen, durch welche der lateinische Leser einerseits den wahren Autor Didymus erfahren könne, andererseits aber auch die Gelegenheit bekomme, im Vergleich der beiden Alternativversionen 611 Vgl. Grützmacher (1906) 74/79; Cavallera (1922) 1, 134/37; Serra Zanetti (1961) 374; Kelly, John N.D. (1975) 142/44; Bammel (1977) 404; Nautin (1986) 306; Doutreleau (1987) 297/301; Nauroy (1988) 192/95; Testard (1988) 233/37; Brown (1992) 95; Adkin (1997) 6; Layton (2002) 504/08 (mit Lit.); Henke (2004) 18/22 und Sieben (2004) 44f. 7615; zu Ambrosius als Übersetzer und Bearbeiter griechischer Texte vgl. am Beispiel des Exameron Henke (2004) 28f. 193f. („Erweiterung und Komplettierung“). 245 (Straffung und Vereinfachung). 278 (Verdeutlichung). 371 (Normalisierung und Komplettierung), der mit Recht betont, daß manche Maßnahmen des Mailänder Bischofs an das Verfahren der Interpolatoren und Diaskeuasten erinnern. 612 Vgl. Adkin (1997) 63 (mit Lit.) und Sieben (2004) 43. 613 Rufinus beschreibt die Stoßrichtung dieser Übersetzung (apol. adv. Hier. 2, 28 [CCL 20, S. 104]): ... ut pro hac causa interpreteris librum Didymi de sancto spiritu ut furta illius cognoscerentur ... Vgl. Bardy (1940) 280 und (1948) 256; Doutreleau (1992) 97; Giannarelli (1994) 49 sowie Sieben (2004) 46f.

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D. Der Übersetzer als Verfälscher oder neuer Autor

die Mängel des ambrosianischen Machwerks zu erkennen. Dabei wolle er nicht als Autor im Titel erscheinen, sondern nur als Übersetzer auftreten614! Hieronymus – der im übrigen an anderer Stelle in durchaus ähnlicher Weise verfuhr wie Ambrosius615 – bezieht hier wie Rufinus unmißverständlich Position gegen eine implizite Inanspruchnahme des Originals, sei dies durch den interpres bzw. durch den Bearbeiter auch noch so sehr modifiziert worden616: Der Name des ursprünglichen Verfassers muß unbe614 Vgl. Didym. spir. sanct. praef. (SC 386, S. 138. 140): et ut auctorem titulo fatear, malui alieni operis interpres existere quam, ut quidam faciunt, informis cornicula alienis me coloribus adornare. legi dudum de spiritu sancto cuiusdam libellos et, iuxta comici sententiam, ex Graecis bonis Latina vidi non bona [vgl. Terenz Eun. prol. 7f.; zitiert auch in Os. 2 prol. (CCL 76, S. 55)]. nihil ibi dialecticum, nihil virile atque districtum, quod lectorem vel ingratis in assensum trahat, sed totum flaccidum, molle, nitidum atque formosum et exquisitis hinc inde coloribus pigmentatum. Didymus vero meus, oculum habens sponsae de Cantico Canticorum (vgl. Hohelied 1, 15; 4, 1. 9; 6, 5) et illa lumina quae in candentes segetes sublimari Iesus praecepit (vgl. Joh. 4, 35), procul altius intuetur et antiquum nobis morem reddit, ut videns vocetur propheta. certe qui hunc legerit Latinorum furta cognoscet, et contemnet rivulos cum coeperit haurire de fontibus. imperitus sermone est, sed non scientia (vgl. 2 Kor. 11, 6), apostolicum virum ex ipso stilo exprimens, tam sensuum nomine [lumine coni. Zwierlein] quam simplicitate verborum. 615 Vgl. etwa seine eigene Replik auf diesbezügliche Vorwürfe am Anfang des zweiten Buchs des Michakommentars, wo er zudem behauptet, nicht nur Ennius, Vergil, Plautus, Caecilius, Terenz, Cicero und viele andere, die griechische Klassiker ins Lateinische übersetzt (transferre) hätten, sondern auch Hilarius könnte von Kritikern des Plagiats beschuldigt werden, da er in seinen Psalmenkommentar frei übersetzte Partien aus Origenes inkorporiert habe (in Mich. 2 praef. [CCL 76, S. 473]): ... et Hilarius noster furti reus sit, quod in psalmos quadraginta ferme millia versuum supradicti Origenis ad sensum verterit; dazu Serra Zanetti (1961) 381f.; Giannarelli (1994) 49; Lo Cicero (1998b) 186f.; Layton (2002) 514f. und Messina (2006) 10. Im Prolog zum Hoseakommentar hingegen heißt es über die Schriften der älteren Exegeten (CCL 76, S. 5): haec dico, ut noveris quos in prophetae huius campo habuerim praecursores; quos tamen ut simpliciter et non superbe ... tuae prudentiae fatear, non in omnibus sum secutus; ut iudex potius operis eorum quam interpres exsisterem diceremque quid mihi videtur in singulis ... 616 Im Kommentar zum Galaterbrief (in Gal. 3, 5, 26 [CCL 77 A, S. 202f.]) zieht Hieronymus eine Trennlinie zwischen seinen Übersetzungen biblischer Schriften und der verbreiteten – von Cicero (Arch. 11, 26, s. oben Anm. 206) einmal ausdrücklich verbürgten – Praxis der Schriftsteller, Bücher unter eigenem Namen zu veröffentlichen, um damit Ruhm zu erlangen: videas plerosque (quod etiam Tullius ait) libros suos de contemnenda gloria inscribere et propter gloriam nominis sui titulos praenotare. interpretamur scripturas, saepe vertimus stylum, quae digna lectione sunt scribimus. et nisi Christi causa fiant, sed memoriae in posteros et famae in populos, totus labor irritus fiet et erimus quasi tympanum sonans et cymbalum concrepans (vgl. 1 Kor. 13, 1); vgl. auch in Os. 2 prol. (CCL 76, S. 55f.). An anderer Stelle überliefert er, sogar Vergil sei des Plagiats beschuldigt worden, weil er Verse aus Homer ad verbum übersetzt habe (quaest. hebr. in gen. praef. [CCL 72, S. 1]): ... idem passus est ab aemulis et Mantuanus vates, ut, cum quosdam versus Homeri transtulisset ad verbum, conpilator veterum diceretur (vgl. Brugnoli [1965] 140f.; Hayward [1995] 90 und Layton [2002] 517 mit Anm. 91 und 93 zu den antiken Quellen über Vergils Anleihen bei Homer, vor allem Macrobius und Donatus sowie wichtig Jakobi [2006] passim zu den Anspielungen auf Terenz in dieser Praefatio).

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dingt mit dem Werk, auch nach der Übertragung in eine andere Sprache, verbunden bleiben, alles andere habe als Diebstahl geistigen Eigentums zu gelten (furta!), gewiß nicht als interpretatio617. Zwar formuliert er im Gegensatz zu Rufinus keinen prägnanten neuen Titel, etwa Hieronymi Didymus, doch ergibt sich bei ihm zum einen die Kombination des Autor- und des Übersetzernamens aus der dem lateinischen Text vorangestellten Praefatio selbst (vgl. die Wendungen ut auctorem titulo fatear und Didymus vero meus!), zum anderen vermerkt Hieronymus auch in seinem Schriftstellerkatalog De viris illustribus ausdrücklich (ed. Ceresa-Gastaldo, S. 212): hic [sc. Didymus] plurima nobiliaque conscripsit ... et De spiritu sancto librum unum, quem ego in Latinum verti ...

617 Daß Ambrosius seinerseits – ähnlich wie Apuleius – in Wahrheit gar keine Übersetzung vorlegen wollte, sondern in enger Anlehnung an die griechischen Vorbilder ein eigenes Werk publizierte, spielt hier bei Hieronymus keine Rolle. Wahrscheinlich geht auch seine spätere Polemik hom. Orig. in Luc. praef. (SC 87, S. 94; vgl. Rufin. apol. adv. Hier. 2, 25 [CCL 20, S. 101f.]) gegen Ambrosius; dazu Bardy (1940) 280 und (1948) 256f.; Crouzel - Fournier - Périchon (1962) 70/74. 85/87; Nautin (1986) 306; Sieben (1991) 35f. 56/59 und (2004) 45f.: „... jetzt ging es ihm um den Nachweis, daß der berühmte Bischof von Mailand ein erbärmlicher Plagiator sei“; Giannarelli (1994) 49; mit der älteren Literatur Adkin (1997) 5 (kritisch gegenüber der Plagiatshypothese); Lo Cicero (1998b) 186 sowie Layton (2002) 508/14 (mit Lit.); zu Ambrosius als Übersetzer und Bearbeiter vgl. Marti (1990) 29/33 und Henke (2004) passim. Rufinus verteidigte Ambrosius später (apol. adv. Hier. 2, 25/28 [CCL 20, S. 101/05]) gegen diese Vorwürfe mit der Replik, Hieronymus selbst habe in seinen Schriften furta aus den Werken des Origenes getätigt und dann sogar explizit zugegeben (2, 28 [CCL 20, S. 104]): ... in interpretatione Micheae obiectum tibi dicebas [s. oben Anm. 615], quasi Origenis dicta furareris. tu furtum quidem non negasti ... tua furta laudem tibi praestant maximam; alios furta sua apud te corvos et corniculas faciunt.

E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke 1. Einleitung Besonderen Wert für die Erforschung antiker Textdiaskeuase haben schließlich die antiken Quellenbelege, die für bestimmte Werke einzelner Verfasser von fremder Hand angelegte, nicht autorisierte Gesamtrezensionen ausdrücklich bezeugen: „When the rewriting becomes more than superficial, or when rearrangement is involved, one must speak of a new recension of the work, if not of a new work altogether“618. Solche Rezensionen sind zu unterscheiden sowohl von Überarbeitungen eigener Werke durch den Schriftsteller selbst, wie sie aus der griechischen und lateinischen Literatur mehrfach belegt sind – Augustinus veröffentlichte gar eine ganze Schrift mit dem Titel Retractationes, in der er seine bereits publizierten Schriften der Reihe nach durchging und verbesserte619 –, als auch von postumen Editionen unveröffentlichter Schriften, welche nach dem Tod des Verfassers von einem fremden Herausgeber besorgt wurden620. Diese 618 West, Martin L. (1973) 16. 619 Vgl. retract. prol. (CCL 57, S. 5/7) und Possid. Vita Aug. 28, 1 (ed. Bastiaensen, S. 204). Vor allem dogmatische Gründe veranlaßten Augustinus zur Revision der eigenen Werke. Ob man in diesem Zusammenhang von einer zweiten Auflage des augustinischen Œuvre sprechen kann, ist fraglich: Die Retractationes ersetzen ja gerade nicht die dem Autor anstößig gewordenen Schriften (CCL 57, S. 6: scribere autem ista mihi placuit, ut haec emittam in manus hominum, a quibus ea quae iam edidi revocare emendanda non possum), sondern benennen die jeweils problematischen Stellen in den der Reihe nach (CCL 57, S. 7: ordine quo scripta sunt) aufgeführten Werken. In die Nachfolge Augustins stellt sich im frühen Mittelalter ausdrücklich Beda Venerabilis mit seiner Retractatio in Actus apostolorum (CCL 121, S. 103; s. unten S. 274). Ganz anders verhielt sich z.B. Eusebius in seiner E j kklhsiastikh; iJstoriva oder Hieronymus bei der Revision einzelner Einträge in seiner Chronik (zu den Jahren 372 und 374 nach Christus), die von Rufinus scharf kritisiert wurde (vgl. apol. adv. Hier. 2, 29 [CCL 20, S. 105]; dazu Rebenich [1992] 136). 620 Die zahlreichen Hinweise auf solche Ausgaben belegen, daß das Verfahren als solches in der Antike nichts Ungewöhnliches darstellte, auch wenn die Historizität der einzelnen Ausgaben oftmals zweifelhaft bleibt; es ließen sich verschiedene Beispiele benennen (vgl. Dorandi [2007] 94/96 mit Belegen), darunter berühmte Fälle wie die Nomoi Platons (vgl. dazu Diog. Laert. 3, 37 [ed. Long, vol. 1, S. 137] und Irigoin [2003d] 152f.), den Lukrez Ciceros (vgl. Zetzel [1981] 31 [mit Vorbehalten]; Deufert [1996] 20 und Hutchinson [2001] passim), die postume Vergilausgabe sowie in der Moderne die Ausgabe der unvollendeten Gedichte Michelangelos durch Michelangelo Buonarotti il Giovane, die frühe Ausgabe der Sonetti romaneschi Giuseppe Gioacchino Bellis durch

1. Einleitung

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Abgrenzung erscheint notwendig, da sich die Legitimitätsfrage bei einem späteren, eigenmächtig handelnden Rezensenten anders stellt, auch wenn sich die rezensorischen Maßnahmen durchaus vergleichen lassen und die Motive, welche im einzelnen zur Textänderung veranlaßten, ähnlich sein können. Die im folgenden zu behandelnden Zeugnisse offenbaren die Motive und die Methoden der verfälschenden Bearbeiter, zumal da manche ihr eigenes Vorgehen explizit begründen und rechtfertigen621. Wenn darüberhinaus durch eine Divergenz der handschriftlichen Überlieferung beide Versionen, die echte des Autors und die rezensierte, noch heute vorliegen622, ergibt sich die willkommene Gelegenheit zum direkten Vergleich. Solche dokumentierten Fälle sind deswegen wertvoll, weil sie eine Annahden Sohn Ciro (vgl. Chiesa [2002a] 19), Max Brods Kafkaedition (vgl. dazu kurz Zeller [1971] 54) oder die Manipulation der Aufzeichnungen des Warschauer Gettopolizisten Perechodnik (vgl. dazu den Artikel Karol Sauerlands in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. März 2005, S. 44). Vgl. auch die erhellenden Bemerkungen zu den „edizioni postume“ bei Martinelli (2006) 39/45. 621 Sonst können ähnliche Erkenntnisse nur aus einzelnen Stellen, an denen neben dem Original auch unechte Ersatzfassungen überliefert sind, gewonnen werden; vgl. Günther (1996) 11. 622 Auf die zahlreichen bekannten Fälle, in denen die handschriftliche Überlieferung verschiedene Rezensionen eines Werks erkennen läßt, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. In Auswahl seien kurz genannt (zu griechischen Autoren vgl. auch die Hinweise bei Stemplinger [1912] 217f. und Pinto [2003] 158/60): der schwer durchinterpolierte Homertext, der sich in einem Fragment der Kestoiv (POxy. 3, Nr. 412) des Sextus Iulius Africanus greifen läßt (vgl. dazu Bauer [1934] 163/69 und Grant, Robert M. [1993] 19f.); der tiefgreifend bearbeitete Text einer Komödie Stratons, der Phoenicides (vgl. Athen. 9, 382c mit dem Papyrus bei Page [1950] 261/69; dazu Zwierlein [1990-1992] 1, 45/49 und [2004b] 11/14); die teilweise stark voneinander abweichenden Rezensionen aristotelischer Schriften (vgl. Simplicius in Cat. 18, 16; dazu Snyder [2000] 72); die antiken Terenz-, Vergil- (vgl. die eingehenden, allerdings teilweise widersprüchlichen Ausführungen bei Zwierlein [1999] passim; [2000a] passim und [2000b] passim [mit Lit.]) und Persiusrevisionen; die spätantike Bearbeitung der Epistulae ex Ponto Ovids (vgl. Gärtner, Jan Felix [2004] 63f.); das Kochbuch des Apicius (vgl. André [1974] X/XVI; Luck [1981] 178 und Velaza [1999] 296 [mit Lit.]); die verschiedenen Rezensionen des Alexanderromans (vgl. West, Martin L. [1973] 17; van Thiel [1974] XXXVI/XLI; Luck [1981] 178 und Mazal [1999] 175f.) und des Aesopromans (vgl. West, Martin L. [1973] 17 und Luck [1981] 178); die Collectanea Solins (vgl. Schmidt, Peter Lebrecht [1997] 230); die Bearbeitungen der Homilien des Iohannes Chrysostomus (vgl. Gignac [1998] passim), der Vita Pachomii (vgl. Kilpatrick [1990] 64f.) und der Vita des Porphyrius von Gaza (vgl. Speyer [1971] 294); die Märtyrerbriefe des Ignatius von Antiochia (vgl. Mazal [1999] 194); die unterschiedlichen Fassungen der Historia Lausiaca (vgl. jetzt Wellhausen [2003] passim); die divergierenden Rezensionen der Bibeldichtung des Alcimus Avitus (vgl. Gärtner, Thomas [2000] 128 und [2001] passim); die verschiedenen Bearbeitungen der Regula Benedicti (vgl. Pasquali [1952] 119/21. 151/55); zu weiteren Fällen aus der frühchristlichen, mittelalterlichen bzw. byzantinischen Zeit vgl. Hamman (1985) 57/60. 65f.; Gastgeber (2001b) 29/34 und (2003) 25f. sowie Poirel (2003) passim.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

me bestätigen, die sonst aus indirekten Zeugnissen gewonnen oder aus Einzelstellen durch Indizienschlüsse hergeleitet werden muß623, nämlich daß sich spätere Revisoren von Werken unterschiedlichster literarischer Gattungen die Errungenschaften der alexandrinischen Echtheitskritik häufig nicht zueigen machten, sondern die Texte nach persönlichem Gutdünken inhaltlich und formal durch eigene Zusätze, Tilgungen und Änderungen modifizierten und dann neu in Umlauf brachten. Scevola Mariotti bemerkte einmal in einem kurzen Blick auf Pasqualis Storia della tradizione, daß jeder, gerade auch der moderne Philologe „finisce quasi sempre con l’avere un proprio testo degli autori con cui ha confidenza“624. Daher sei an dieser Stelle, wenn auch nur en passant, ein weiterer bemerkenswerter Aspekt sekundärer Textrezensionen hervorgehoben: die Identität der für die Rezension verantwortlichen Personen. Hinsichtlich ihrer sozialen Stellung sowie ihres gesellschaftlichen Rangs und Einflusses umfaßt das Phänomen die gelehrte Welt in ihrer gesamten Breite625. So finden sich Hinweise auf Lehrer, die für ihren privaten Unterricht auf eigene Faust zurechtgemachte Schulausgaben benutzten, wie z.B. ein grammaticus aus der Zeit des Alkibiades, der in seinen Lektionen Homer nach einem selbständig emendierten Text lehrte626. Daneben veranstal623 Vgl. außer den Studien Jachmanns und Gnilkas auch Pasquali (1952) 216; Wieacker (1960) 73 mit Anm. 4. 75f. 441/44; Speyer (1971) 18/21 und (1981) 102f.; Delvigo (1995) passim; Mazal (1999) 162. 175f.; Zwierlein (1999) passim, besonders 597/614, sowie Deufert (2002) 338 u.ö. 624 Mariotti (1952) 216f. 625 Dieser Umstand gilt im Grunde für alle Epochen der Buchgeschichte. Auch heute unterscheiden sich Leseausgaben literarischer Werke für den Buchmarkt des allgemeinen Publikums erheblich von kritischen Editionen der Wissenschaft, gerade in der Textkonstitution, die bei populären Ausgaben sich regelmäßig nicht nur an dem Maßstab, den Wortlaut des Originals historisch-philologisch sorgfältig zu bewahren, sondern auch an den diesem Maßstab nicht selten widerstreitenden Leserbedürfnissen orientiert (vgl. dazu Göpfert [1971] 273f. 278f. und Scheibe [1971] 1f.). In der Altertumswissenschaft wird allzu häufig vergessen, daß die breite Masse der antiken Leser ebenfalls Editionen ohne jeden kritisch-wissenschaftlichen Anspruch, geschweige denn Apparat, benutzte. 626 Vgl. Plut. Alc. 7, 1 (ed. Ziegler - Gärtner, S. 232f.): th;n de; paidikh;n hJlikivan parallavsswn ejpevsth [sc. Alkibiades] grammatodidaskaleivw/ kai; biblivon h[/thsen JOmhrikovn. eijpovnto" de; tou' didaskavlou mhde;n e[cein JOmhvrou, konduvlw/ kaqikovmeno" aujtou' parh'lqen. eJtevrou de; fhvsanto" e[cein {Omhron uJf’ eJautou' diwrqwmevnon, „ei\ta“, e[fh, „gravmmata didavskei" O { mhron ejpanorqou'n iJkano;" w[n, oujci; tou;" nevou" paideuvei";“ (vgl. dazu Davison [1962] 224f. und West, Martin L. [2001] 20 mit weiteren Belegen). Daß auch die später von kommerziellen Buchhändlern feilgebotenen Homerausgaben einen recht willkürlich zurechtgemachten Text präsentierten, mag man aus einer bei Diogenes Laertius (9, 113 [ed. Long, vol. 2, S. 492]) überlieferten Anekdote über den Philosophendichter Timon (etwa 320-225 vor Christus) ersehen: Einmal vom Dichterkollegen Arat gefragt, wie man denn die homerischen Gedichte in zuverlässiger Form erwerben könne (pw'" th;n JOmhvrou poivhsin ajsfalh' kthvsaito), habe er geantwortet: eij toi'" ajrcaivoi" ajntigravfoi" ejntugcavnoi [!] kai; mh; toi'" h[dh

1. Einleitung

205

teten auch einzelne Gelehrte Ausgaben älterer Texte, etwa der Dichter und Philologe Antimachus von Kolophon (zweite Hälfte fünftes Jahrhundert bis erste Hälfte viertes Jahrhundert vor Christus), den die neuere Forschung als einen der frühesten Homereditoren ansieht. Ob Antimachus eine kritische, also eine nach systematischer Handschriftenkollation mit eigenen Emendationen ausgestattete Rezension der Texte vorlegte, ist allerdings weiterhin umstritten627. Alexander der Große soll auf seinen Zug nach Asien eine von Aristoteles persönlich emendierte Ilias mitgenommen haben (Plut. 8, 2 [ed. Ziegler - Gärtner, S. 160f.]). Andererseits wurden Rezensionen bekannter Texte nicht selten von höchster Stelle eingeleitet und verantwortet: Die antiken Berichte über die peisistratische Panathenäenedition der homerischen Epen (Ende sechstes Jahrhundert vor Christus)628 und das lykurgische Staatsexemplar der Tragiker Aischylos, Sophokles und Euripides (um 330 vor Christus)629 sollen hier nicht ausführlich behandiwrqwmevnoi" – eine deutliche Kritik an der hellenistischen Homerphilologie (vgl. Canfora [1986] 46f.)! In der römischen Schule scheinen etwa die Annales des Ennius, wie Aulus Gellius andeutet (18, 5; vgl. auch 18, 9 [ed. Marshall, vol. 2, 544/46. 555]), weithin in interpolierten Editionen studiert worden zu sein. Vgl. auch Lehrs (1882) 348 mit Belegen zur diovrqwsi" der grammatici. 627 Vgl. Matthews (1996) 46/51. 373/403 (mit den Fragmenten und ausführlichen Verweisen auf die ältere Forschung). Erinnert sei daran, daß die spätere alexandrinische Homerphilologie frühere Editionen in solche kata; povlei" und solche kat’ a[ndra unterschied. 628 Die Belege zur peisistratischen Redaktion der homerischen Gedichte, der man schon im Altertum interpolierenden Charakter zuschrieb, finden sich, in Auseinandersetzung mit der älteren, skeptischeren Literatur behandelt, bei Merkelbach (1952) passim, der die Historizität dieser Redaktion nachzuweisen sucht, sowie bei Erbse zum Homerscholion Ilias 2, 558 (ed. Erbse, S. 304 mit Apparat); vgl. auch Davison (1962) 153. 224 (mit Lit.); Erbse (1988) 216; West, Stephanie (1988) 36/40; (2000) 29 und (2001) 9. 17/19; Cavallo (1990b) 29f. und (2004b) VIII; Gentili (1994) 162/65; Pöhlmann (1994) 12; Boyd (1995) passim (mit Lit.); Too (1998) 135/39; Cairns (2001) 3; Cassio (2002) 115f. 131; Ferreri (2002) passim; Graziosi (2002) 206/08. 220/23 u.ö.; Scodel (2002) 54f.; Canfora (2004) 5; Fowler (2004) 224f.; Nagy (2004) 27. 35 u.ö.; Wyrick (2004) 145/59. 203/80; Zwierlein (2004b) 2 sowie Veltri (2006) 79/90. Schon Solon hatte man der Interpolation in Homers Schiffskatalog verdächtigt (vgl. die Zeugnisse ebenfalls bei Erbse an demselben Ort); vgl. dazu auch Metzger (1980) 9; Neuschäfer (1987) 132f. (mit Lit.) und Zwierlein (2004b) 8f. 629 Ps.Plut. X orat. vitae 841 F (ed. Mau, S. 24) referiert den entsprechenden novmo" Lykurgs über die drei Tragiker Aischylos, Sophokles und Euripides: ... ta;" tragw/diva" aujtw'n ejn koinw'/ grayamevnou" fulavttein kai; to;n th'" povlew" grammateva paranagignwvskein toi'" uJpokrinomevnoi": oujk ejxei'nai ga;r par’ aujta;" uJpokrivnesqai; vgl. Davison (1962) 226; Pickard-Cambridge (1968) 100. 155 (mit Lit.); Lesky (1972) 72 mit Anm. 6, auch zu der umstrittenen Stelle Quintilianus 10, 1, 66 (ed. Radermacher, vol. 2, S. 246f.), die spätere Aufführungen rezensierter, d.h. sprachlich geglätteter, Aischylosdramen zu bezeugen scheint: tragoedias primus in lucem Aeschylus protulit, sublimis et gravis et grandilocus saepe usque ad vitium, sed rudis in plerisque et incompositus: propter quod correctas eius fabulas in certamen deferre posterioribus poetis Athenienses permisere; Seeck, Gustav Adolf (1979) 194; Erbse (1988) 217f.; Latacz

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

delt werden, weil bis heute viele Einzelfragen zu diesen Nachrichten ungelöst sind; sie deuten jedoch selbst dann, wenn man sie für legendenhaft hält und ihre Historizität bezweifelt, darauf hin, daß man es in Griechenland schon früh zumindest für möglich hielt, daß eine Vielfalt divergierender Textformen Homers und der drei großen Tragiker durch eine maßgebliche, von höchster politischer Autorität veranlaßte Neuausgabe ersetzt werden und die neue Textform für die Folgezeit Ausgangspunkt aller kritischen Bemühungen um diese Werke sein sollte. Daß die diesbezüglichen Quellen selbst den Verdacht suggerieren, der Wortlaut der Originale sei dabei gegen den Willen der Verfasser verfälscht worden, belegt im übrigen, wie kontrovers solche Verfahren der Textbehandlung diskutiert und wie unterschiedlich die Absichten der vermeintlich Verantwortlichen bewertet werden konnten. Rezensionen verfolgten ja durchaus häufig das hehre Ziel, einen verwilderten Text auf sichererer Basis wiederherzustellen, zu emendieren und zu standardisieren630, eine Intention, die man vor allem für die Ptolemäer im hellenistischen Ägypten und ihre Förderung des alexandrinischen Museions annehmen darf. Nur genaue historische Rekonstruktion kann Aufschluß darüber geben, ob durch derartige text- und echtheitskritische Unternehmungen das Ziel angestrebt wurde, den jeweiligen Text originalgetreu zu sichern, oder ob im eigenen Interesse ein Original gleichsam „von oben“, unter Einsatz wirkungsvoller Machtmittel, verfälscht werden sollte. Bis in die Spätantike und weit ins Mittelalter hinein lassen sich jedenfalls Fälle nachweisen, in denen politische, später auch kirchliche Autoritäten zeitgenössischen Gelehrten und Philologen die Vollmacht verliehen, die Werke früherer Schriftsteller umfassend zu rezensieren631. Berühmt sind die diesbezüglichen Bestrebungen Karls des Gros(1993) 89; Gentili (1994) 172f. und (1999) 22f. über die Schauspielerinterpolationen und Dramenanthologien, welche die Textgestalt der bekannten Tragödien bereits im vierten Jahrhundert vor Christus bedenklich entstellt hatten; Pöhlmann (1994) 12. 24; Irigoin (1999) 54f.; Mazal (1999) 188 sowie Cavallo (2004b) VIII. Auf ein offizielles athenisches Staatsexemplar spielt auch die Nachricht Galens an, dieses sei später nach Ägypten an den ptolemäischen Hof ausgeliehen worden – und niemals zurückgekehrt (vgl. Turner [1968] 109f. und Irigoin [1999] 56). 630 Vgl. auch Schickert (2005) 78 („allgemein- und letztgültige Version des Textes“; „Schutz der Echtheit des Textes und der wortgetreuen Überlieferung“). 99. 127 über die Ädilenausgabe der römischen Theaterstücke. Tarrants (1992) 11 Postulat: „De nombreux textes passèrent par une forme de rédaction éditoriale dans la basse Antiquité ... il serait étonnant que les personnes à qui sont dues ces additions [sc. Titelangaben, Subskriptionen] n’aient fait aucun effort pour établir ou améliorer les textes“ wird weder den Ansprüchen solcher offizieller, politischer Maßnahmen noch denen der spätantiken Gelehrten, etwa des Symmachuskreises, gerecht. 631 Vgl. Kramer (1997) 54 und, allerdings zu verallgemeinernd, Finkelberg (2006) 235f.: „... it is through the intervention of the central authority that the standardization of texts circulating in a given community normally takes place, especially when the texts in question are possessed of a high status in the community“.

1. Einleitung

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sen632, aber auch aus früheren Zeiten sind ähnliche Vorgänge überliefert. Dafür nur einige weniger bekannte Beispiele: Der römische Kaiser Domitian (81-96 nach Christus) ließ nach dem Zeugnis Suetons (Dom. 20 [ed. Ihm, S. 333]) die stadtrömischen Bibliotheken nach schweren Brandschäden, welche sich während der Regierungszeit seines Vorgängers Titus ereignet hatten, restaurieren und von überall her Handschriften zur Neuausstattung herbeischaffen. Eine eigens nach Alexandria gesandte Delegation sollte dort die alexandrinischen Exemplare der betreffenden Werke kopieren, um in Rom die angeschafften Manuskripte emendieren zu können: „Risulta chiaro l’effetto di massiccia ‚contaminazione‘ che una operazione del genere deve aver introdotto nel circuito della tradizione“633. Der römische Kaiser Tacitus (275-276 nach Christus) soll nach dem Autor seiner Vita in der Historia augusta verordnet haben, daß die historiographischen Schriften seines vermeintlichen Vorfahren Cornelius Tacitus in den öffentlichen Bibliotheken verfügbar sein und alljährlich zehnmal korrekt abgeschrieben werden sollten, um sie vor der Vernachlässigung durch die Leser zu schützen (Hist. Aug. Tac. 10, 3 [ed. Hohl - Samberger - Seyfarth, vol. 2, S. 194])634. Im Jahr 357 nach Christus lobte der Rhetor Themistius in höchsten Tönen die Entscheidung des Kaisers Constantius II., in der neugestifteten imperialen Bibliothek von Konstantinopel die philologische Wiederherstellung älterer Literatur, welche für lange Zeit vernachlässigt worden sei und deshalb beinahe verlorengegangen wäre (uJpo; makra'" ajqerapeusiva"), zu fördern. Diese Restauration umfaßte nicht nur berühmte Schriftsteller wie Platon, Aristoteles, Demosthenes, Isokrates oder Thukydides, sondern auch kleinere Autoren, z.B. Homer- und Hesiodinterpreten, Chrysippus, Zeno, Kleanthes und spätere Philosophen des Lykeions und der Akademie, welche im Gegensatz zu den großen Klassikern ohne kaiserliche Hilfe, also ohne die Fürsorge der staatlichen Bibliotheken, von privaten Lesern allein kaum überliefert und bewahrt worden wären (orat. 4, 59f. [ed. Dindorf, S. 70/72]): touvtou" biavzetai qnhtou;" o[nta" ajqanav632 Aus dem späteren Mittelalter und der frühen Neuzeit ließen sich zahlreiche Fälle vorführen. Berühmt ist das Beispiel der Bibelrevisionen des sechzehnten Jahrhunderts unter den Päpsten Sixtus V. und Clemens VII., die auf den Mißstand zu reagieren suchten, daß von der Vulgata nicht nur Tausende mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften, sondern bereits auch Dutzende gedruckter Editionen existierten, deren Texte eklatant voneinander abwichen. 633 Canfora (2002) 278, auch (2004) 17; vgl. Coleman (1986) 3095f. (mit Lit.) und Büchner (1988) 342. 634 Vgl. Reynolds - Wilson (1975) 29; Büchner (1988) 347; Dekkers (1989-1990) 100; Pöhlmann (1994) 80; Caltabiano (1996) 59238 und Holtz (1998) 1065. Paschoud (1996) 286f. (mit Lit.) bezweifelt die Historizität dieser Information und sieht in der Stelle einen indirekten Hinweis auf die Editionstätigkeit bedeutender Senatoren zur Zeit des Kaisers Theodosius, etwa auf die berühmte Liviusausgabe des Symmachuskreises.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

tou" poiei'n hJ basilevw" promhvqeia635! Die vom Kaiser finanzierte Bestellung professioneller Schreiber und Gelehrter wird dabei von Themistius besonders hervorgehoben636. In der Folgezeit soll auch Kaiser Valens637 besondere Maßnahmen zur Pflege der Bibliothek Konstantinopels unternommen haben, etwa im Jahre 372 nach Christus die Bestellung mehrerer griechischer und lateinischer antiquarii, die ad bibliothecae codices componendos vel reparandos angestellt wurden. 2. Kritische Gelehrtenausgaben Varianten der handschriftlichen Überlieferung konnten bei solchen Rezensionen, wenn überhaupt ein Vergleich verschiedener exemplaria erfolgt war, Berücksichtigung finden, ohne daß jedoch stets die unterschiedlichen Lesarten gesammelt dem Leser zur Beurteilung vorgestellt wurden. Dieses Verfahren unterscheidet sich grundsätzlich von demjenigen der traditionellen alexandrinischen Text- und Echtheitskritik: Ausgehend von der Methode der berühmten Philologen des Museions, wie Zenodotus, Aristophanes und Aristarchus638, beachtete diese den Usus, umlaufende Textformen zu sammeln, zu vergleichen und dann ausschließlich solches Textgut zur Tilgung zu bestimmen, etwa durch ein graphisches Zeichen oder durch verbale Anmerkungen wie ouj gravfein, das als zweifellos unecht gelten durf635 Die griechische Terminologie an dieser Stelle ist aufschlußreich: Die Bewahrung der Werke nennt Themistius fulakhv und swthriva, ihren Fortbestand diamonhv. 636 Vgl. Cavallo (1986) 89/91; (1990b) 46f.; (1997a) 214f. und (2004b) XVII; Erbse (1988) 233; Cracco Ruggini (1989) 187/89; Vanderspoel (1989) passim; Cambiano (1990) 96; Pöhlmann (1994) 58f.; Caltabiano (1996) 59f.; Errington (2000) 870; Canfora (2002) 28 sowie Finkelberg (2006) 243. 637 Nach Pecere (1991b) 76 verfolgte die Maßnahme folgendes Ziel: „... produrre libri destinati ad arrichire la biblioteca imperiale di Costantinopoli attraverso il recupero, la trascrizione e la conservazione di testi latini disponibili ...“; vgl. auch Erbse (1988) 233f.; Pöhlmann (1994) 59 und Caltabiano (1996) 60. 638 Vgl. dazu in Auswahl, mit durchaus divergierenden Positionen, Lehrs (1882) passim (zu Aristarch); Roemer (1912) passim (zu Aristarch); Hall (1913) 32/39; Pasquali (1952) 214/18. 225. 230f. 233f. u.ö.; Turner (1968) 112/18; Zeller (1971) 50/52; Reynolds - Wilson (1975) 14f.; Bühler (1977) 54f.; Nickau (1977) passim (zu Zenodot); Pfeiffer (1978) 135/55. 213/85; Halporn (1981) 74/76; Neuschäfer (1987) 122/38; Erbse (1988) 221/32; Lührs (1992) passim (zu Aristarch); Porter (1992) 69. 72 u.ö.; Tarrant (1992) 8; van Thiel (1992) passim und (1997) passim; Pace, Cristina (1994) passim (mit Lit.); Pöhlmann (1994) 26/40; Wilson (1997) 91. 93f.; Mazal (1999) 186f.; Montanari, Franco (1998) passim; (1999) 853 und (2002a) passim (mit Lit.); Too (1998) 135/39; Irigoin (1999) 52/55 und (2003d) 135/38; Jacob (1999) 79f. und (2003) 18/20; West, Martin L. (2000) 31/34; (2001) 33/45 und (2002) 140; Gastgeber (2001) 20f.; Schmidt, Martin (2002) passim (mit Lit.); Ehlers (2003) 12f.; Nagy (2004) 33f. 35f. 42. 53. 63. 110/28 u.ö. (zu Aristarch); Zwierlein (2004b) 3 sowie Metzger (2005) 198f.

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te639. Nicht eindeutig identifizierbares oder in der Forschung umstrittenes Material beließ man im Text, markierte es aber durch unterschiedliche diakritische shmei'a am Rand, die den Leser darüber aufklärten, wie der Editor den betreffenden Passus einschätzte, und meist auf eine entsprechende Erklärung in einem Kommentarband verwiesen640. Aristophanes und Aristarchus scheinen dabei vorsichtiger zu Werke gegangen zu sein als ihr Vorgänger Zenodotus und die „drastic practice of material deletion“641 zugunsten der bloßen Athetese weitgehend aufgegeben zu haben. Das persönliche Urteil des Herausgebers war freilich schon aus der Adnotierung, deren Kenntnis man zumindest beim gelehrten Publikum voraussetzen durfte, erkennbar; so athetierte etwa der Obelus eine Stelle als unecht. Der Dienst, den diese konservative Kritik dem Leser erweist, liegt in der bewußten Zurückhaltung des Herausgebers, mit der er die Überlieferung eines Texts in ihrer oft widersprüchlichen Vielfalt vor dem Leser nur ausbreitet und ihm selbst die endgültige Entscheidung über schwierige und kontroverse Stellen anheimstellt: „La lecture philologique traduit le doute, l’inquiétude, l’insatisfaction ... Ce travail critique prit une dimension collective et collégiale, et contribua à créer une quaient non seulement le texte lui-même, mais aussi les corrections de leurs devanciers“642. Auch wird auf diese Weise das Risiko, originalen Wortlaut durch falsches Urteil unwiederbringlich zu vernichten, gemindert643. 639 Ob die frühen alexandrinischen Philologen wie Zenodotus schon eine eigenständige Handschriftenkollation vornahmen, ist umstritten (vgl. die unterschiedlichen Positionen bei West, Martin L. [1967] 26f.; [2000] 31f. und [2002] 138/40; Bühler [1977] 54; Nickau [1977] 43. 48. 56f. u.ö.; Erbse [1988] 223f.; Pöhlmann [1994] 27f.; Montanari, Franco [1998] 1f. und [2002a] 127/35; Nagy [2004] 53. 111 u.ö. sowie Zwierlein [2004b] 3). Die Form ihrer ejkdovsei" beschreibt Montanari, Franco (1998) passim und (2002a) 120: Der Gelehrte „would work on an already existing copy, carefully chosen from among those he had available, and this copy would then become the base-text for his own alterations and comments ... one can easily imagine that the critical signs would be placed beside the lines in this copy“. Was in der griechischen und römischen Antike allgemein unter (kritischen) Ausgaben zu verstehen ist, faßt Turner (1968) 113 treffend zusammen: „It means that the work in question was available for consultation and presumably for copying, ‚published‘ in the sense that its existence was known and that it was ‚issued‘ to readers“. 640 Das Verhältnis von adnotiertem Text und Kommentar wird für die hellenistischen Philologen noch immer kontrovers diskutiert; vgl. dazu Nickau (1977) 6/19; Neuschäfer (1987) 123/25. 129f.; Erbse (1988) 224f.; Lührs (1992) 7f.; Pöhlmann (1994) 37f.; Wilson (1997) 94; Irigoin (1999) 52; Montanari, Franco (1998) 3. 6 u.ö.; (1999) 853 (mit Lit.) und (2002) 121. 124f. sowie Nagy (2004) 33/36. 48 u.ö. Noch für das fünfte und sechste Jahrhundert nach Christus lassen sich aus Papyrusfunden vom Textcorpus unabhängige uJpomnhvmata nachweisen (vgl. Maehler [1998] 15). 641 Montanari, Franco (2002a) 124. 642 Jacob (2003) 19. 643 Zu den konservativen Textausgaben der römischen Philologen vgl. Jachmann (1935) 210/13. 217f.; (1936b) 189f.; (1943) 253 und (1955) 410f. sowie Gnilka (1975) 5418.

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Diese Methode der alexandrinischen Kritiker hat auf die antike Philologie großen Einfluß ausgeübt. Vor allem bei Ausgaben griechischer und lateinischer Dichter644 ist sie zur Anwendung gekommen: Quintilianus (1, 4, 3 [ed. Radermacher, vol. 1, S. 21]) etwa vermerkt die Gewohnheit der veteres grammatici, es sich zu gestatten (permiserint sibi!), in den Dichtertexten die als unecht monierten Verse durch Randsemeiose zu kennzeichnen (versus ... censoria quadam virgula notare)645. Hieronymus konstatiert ebenfalls die Verwendung von Obelen und Asterisken (epist. 106, 7 [CSEL 55, S. 252]): quae signa et in Graecorum Latinorumque poematibus inveniuntur646. Doch auch in der Prosaliteratur lassen sich vergleichbare Vor83; (1985) 201/03; (1986) 91/93. 95/97; (1989) 38054; (1996a) 111; (2001a) 501 und (2001b) 214/17. 226f.; dazu auch Gruppe (1872) 191; Knoche (1940a) 49/52 (mit Belegen); Reeve (1972) 252 mit Anm. 13; Zetzel (1981) 14/16. 207/09 u.ö.; Courtney (1987) 16/18; Pöhlmann (1994) 62f.; Henke (1998) 118/20; Dyck (2000) 843f.; Pöhlmann (2002) 217f.; Deufert (2002) 50/53. 54. 57. 58f. 186/90. 384 sowie Pecere (2003) 67f. Hingegen lehnt Tarrant (1989) 156f. und (1995) 110f. für die Spätantike einerseits solche „editions constituted on Alexandrian principles“ ab, gibt aber andererseits zu: „it may well be on the right lines in stressing the role of a widely circulated edition in giving certain interpolated verses a canonical status [!] ... an ancient edition in whose text a certain number of early interpolations had found a place“. Über die kaiserzeitliche Plautusausgabe hatte Tarrant (1983) 305f. allerdings vermerkt: „... an archetype, a copy (s. IV?) of a scholarly edition comprising the twenty-one ‚Varronian‘ comedies ... The edition of which the archetype was a copy was the work of a scholar employing Alexandrian critical methods. When more than one version of a line or passage had been preserved, the editor presented both versions, marking the one he thought spurious. These doublets were variously treated in the descendants of the archetype ...“ und allgemeiner (1992) 11 eingeräumt: „Les éditions pleinement élaborées dans la manière des Alexandrins étaient sans doute rares ... Bien entendu, une filiation à partir d’une de ces éditions ne garantit aucunement la pureté d’un texte: une édition selon les principes alexandrins peut en effet occasionner la survie de matériaux adventices, car les interpolations présumées pouvaient être inclues dans le texte, avec un signe diacritique indiquant leur nature suspecte, et ces signes étaient facilement mal compris ou omis par des copistes postérieurs“; zurückhaltend gegenüber der Annahme kaiserzeitlicher und spätantiker Gelehrtenausgaben auch Kaster (1995) 260/63 und de Nonno (1998) 229f. 644 Vgl. abgesehen von den Textzeugen der Homerüberlieferung, welche neben den Scholien eine große Zahl an kritischen Zeichen mitführen, z.B. auch Mansfeld (1994) 49/51 und Manetti (2006) 167f. zu „diagnostic signs“ in kritischen Arateditionen sowie die ausführliche Darstellung der Plautusüberlieferung bei Zwierlein (1990-1992) passim und (2004b) 18; Deufert (2002) passim, besonders 383/85, sowie Zetzel (2005) 156. 645 Vgl. Kaster (1995) 70 und (1997) 5 zu dem noch in die Zeit der römischen Republik gehörenden Gelehrten Lucius Aelius Lanuvinus (etwa 150-80 vor Christus), dessen „Verwendung kritischer Zeichen (notae) in literarischen Texten“ an die alexandrinische Echtheitskritik erinnere. 646 Vgl. Ausonius lud. sept. sap. epist. ded. (ed. Green [1991], S. 205f.) mit der Aufforderung an Drepanius: pone obelos igitur, primorum stigmata vatum ... Der Obelus wird hier zwar als Zeichen ästhetischer Bewertung (vgl. oben Kapitel B) verstanden, aber im Kontext auch mit der Homerkritik der censores Aristarchus und Zenodot in Verbindung gebracht. Vgl. darüber auch epist. 10, 29f. (ed. Green [1991], S. 230): ... quique sacri

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gänge aufzeigen: So sorgte nicht nur der kritisch adnotierte Text der platonischen Dialoge für Aufsehen (Diog. Laert. 3, 65f. [ed. Long, vol. 1, S. 148])647; überhaupt wird neuerdings die These vertreten, „that this particular sign system may have been applied to philosophers in general“648. Für den renommierten Philosophen und Philologen Longinus, der im dritten Jahrhundert nach Christus den Text der homerischen Epen bearbeitete und dabei vermeintlich unechtes Versgut athetierte, darf die genaue Kenntnis diakritischer Zeichen alexandrinischer Provenienz angenommen werden649. Wie Origenes dann diese shmei'a für das frühe Christentum eigenständig nutzte, ist im vorangegangenen Kapitel bereits behandelt worden – die Methoden der alexandrinischen Philologie waren offenkundig Gegenstand lacerum collegit corpus Homeri, quique notas spuriis versibus apposuit sowie Claudian carm. min. 23 (ed. Hall, S. 357). 647 Das für den Platontext bezeugte System stimmte allerdings nicht vollkommen mit demjenigen der Homerkritik überein; vgl. dazu Reifferscheid (1868) 127/33; Jachmann (1941a) 331/86 (mit Lit.), dessen Darstellung der antiken Platonüberlieferung auch heute noch wichtig bleibt; Solmsen (1981) 106f.; Dörrie - Baltes (1990) 92/96. 347/56; Grant, Robert M. (1993) 27f.; Mansfeld (1994) 81135. 198f. (mit Lit.). 204f.; Pöhlmann (1994) 43f.; Tulli (1995) passim; Montanari, Franco (1999) 854 (mit Lit.); Dorandi (1999) LXXI/LXXIV. 34 und (2000b) 19; Jacob (2003) 19 sowie Del Mastro (2004) 20725 (mit Lit.). Auch Galen bezeugt in seinem nur fragmentarisch überlieferten Kommentar zum platonischen Timaeus, daß diese für den Platonismus so bedeutende Schrift in verschiedenen Rezensionen umlief, welche sich in der Textgestaltung nachweislich unterschieden. Nach seiner eigenen Auslegung der Stelle Tim. 77c dia; to; th'" uJf’ eJautou' kinhvsew" ejsterh'sqai bemerkt Galen (CMG Suppl. 1, S. 13): au{th hJ ejxhvghsiv" moi gevgone kata; th;n tw'n ajttikianw'n (coni. Daremberg : ajttikw'n cod.) ajntigravfwn e[kdosin, ejn eJtevroi" de; euJrw;n gegrammevnon „dia; to; th'" ejx auJtou' kinhvsew"“, ejnenovhsa leivpein to; w stoicei'on gravyanto" tou' Plavtwno" „dia; to; th'" e[xw eJautou'“, i{na th;n metabatikh;n kivnhsin ajpofhvsh/ tw'n futw'n movnhn. Die Fragen, auf welchen Editor Galen hier namentlich anspielt, wie seine eigene Konjektur zu bewerten und welche Lesart denn eigentlich vorzuziehen sei, sollen hier nicht weiter verfolgt werden, doch deuten spätere Testimonien, etwa bei Eusebius, Stobaius oder Proclus, ebenfalls auf verschiedene Rezensionen platonischer Schriften hin (vgl. auch die vielbesprochene Stelle Diog. Laert. 3, 37 [ed. Long, vol. 1, S. 137]). Der Ausdruck kata; th;n tw'n ajttikianw'n (coni. Daremberg : ajttikw'n cod.) ajntigravfwn ist schwierig zu deuten (vgl. dazu etwa Dziatzko [1896] 2237/39; Schröder [1934] 49 z.St.; Pasquali [1952] 266f.; Dörrie - Baltes [1993] 216 und Canfora [2002] 26; allgemein zu Galens Timaioskommentar Larrain [1992] passim). 648 Mansfeld (1994) 198; vgl. Dörrie - Baltes (1990) 349f. und zu dem Aristotelesherausgeber Andronicus von Rhodos Gottschalk (1987) 1083/97. 649 Vgl. fr. 61 (ed. Patillon - Brisson, S. 221; vgl. Männlein-Robert, S. 293 mit dem Kommentar z.St. S. 293/95); dazu auch Patillon - Brisson (2001) 123: „Il est intéressant de voire Longin reprendre et continuer le travail des grands grammairiens de l’école alexandrine“. 221. 341f. Ob die emendatorischen Bemühungen, welche zur Zeit Hadrians der Grammatiker Alexandrus von Kotyaeion dem Herodottext angedeihen ließ, dieses kritische Instrumentarium ebenfalls voraussetzen, bleibe an dieser Stelle dahingestellt; bei Porphyr. quaest. hom. 1, 8, 288 (ed. Sodano, S. 38f.) wird er jedenfalls als diorqwvth" Herodots eingeführt (vgl. auch Hemmerdinger [1981] 165f.; Neuschäfer [1987] 127f. und Vix [2004] 370f.).

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des kaiserzeitlichen Grammatikunterrichts650. Die Existenz gelehrter Traktate Peri; shmeivwn/De notis ist im übrigen unzweifelhaft, auch der Lateiner Suetonius soll einen solchen verfaßt haben651. Dem Gebrauch, welchen Origenes von der hellenistischen Text- und Echtheitskritik für die spezifischen Bedürfnisse der alttestamentlichen Bibelkritik machte, schloß sich später Hieronymus in eigenen Studien zur biblischen Textüberlieferung an und machte ihn so dem Westen verfügbar652. In späterer Zeit bediente sich der kritischen Zeichen vor allem Cassiodorus mit seinen Mönchen im Vivarium653. Noch in den Etymologiae Isidors von Sevilla findet sich ein ausführliches, auf älteren lateinischen Quellen beruhendes Kapitel über die notae sententiarum, das mit folgenden Worten eingeleitet wird (1, 21 [ed. Lindsay, ohne Paginierung]): praeterea quaedam scripturarum notae apud celeberrimos auctores fuerunt, quasque antiqui ad distinctionem scripturarum carminibus et historiis654 adposuerunt. nota est figura propria in litterae modum posita, ad demonstrandam unamquamque verbi senten650 Vgl. dazu noch Field (1875) LII/LXIII (zu Origenes); Rahlfs (1935) XI/XIII; Speyer (1971) 184f.; Jocelyn (1985a) 149f. (mit zahlreichen Beispielen); Neuschäfer (1987) 100f. 124f. 126. 129/33 u.ö.; Cambiano (1990) 97; Wilson (1997) 99; Stone - Ervine (2000) 89f. (aus den armenischen Fassungen der Schrift De mensuris et ponderibus des Epiphanius von Salamis); Gastgeber (2001) 21; Irigoin (2003d) 158 sowie Jacob (2003) 20. 651 Vgl. Gudeman (1922) 1916f.; zu Sueton Kaster (1995) 246f. und Sallmann (2001) 1087 sowie allgemein zur römischen Philologie Büchner (1988) 329f. Auf die kontroverse Diskussion über Ausgabe, Kommentar und kritische notae des römischen Gelehrten Valerius Probus (zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus) soll hier nicht eingegangen werden; vgl. dazu kurz Pasquali (1952) 343/48; Zetzel (1981) 41/54; Jocelyn (1984) passim (mit Lit.); (1985a) passim; (1985b) passim und (1989) passim; Büchner (1988) 335/39; Tarrant (1992) 8f.; Pöhlmann (1994) 67f.; Kaster (1995) 246f. 261/73. 265; Timpanaro (2001) 37/105 sowie Murgia (2004) 192/95. 652 Später schlossen sich die karolingischen Gelehrten im Gebrauch der notae eng an Hieronymus an (vgl. etwa den Brief des Diakons Florus an den Abt Hyldradus von Novalesa [MGH epist. 5, aevi carol. 3, S. 340/43 mit Anm. 3] und die zahlreichen weiteren Stellen bei Passalacqua [2003] 413f.). Brown (1992) 31 bezweifelt, daß Hieronymus von der Entwicklung der kritischen Zeichen seit der alexandrinischen Zeit eine genaue Vorstellung hatte. Doch auch wenn Hieronymus vor allem dem Vorbild Origenes folgte, scheint diese These den oben zitierten Stellen, vor allem epist. 106, 7, nicht gerecht zu werden; vgl. auch Knoche (1940a) 51; Speyer (1971) 185; Bartelink (1980) 103f. (mit Belegen) und Pöhlmann (1994) 85. Hieronymus selbst benennt zuweilen alttestamentliche Bibelstellen, an denen in den Text kritische Zeichen einzutragen seien (vgl. z.B. in Os. 1, 2, 10/12 [CCL 76, S. 23]; 2, 8, 14 mit 2, 9, 3f. [CCL 76, S. 90f. 92f.]; in Gal. 3, 5, 7 [CCL 77 A, S. 160]; dazu Bartelink [1980] 104 mit zahlreichen Stellen und Brown [1992] 51). 653 Vgl. z.B. die Liste der notae zu Beginn seiner Expositio psalmorum (CCL 97, S. 2); den Prologus in librum Esther sowie inst. 1, 1, 8; 1, 9, 3; 1, 26 (ed. Mynors, S. 14f. 33. 67); dazu Weißengruber (1969) 200f.; Halporn (1981) 74. 76: „... Cassiodorus adapted this traditional scheme of marginal symbols for new ends“. 77/89 (mit Lit.); Viscido (1984) passim und Troncarelli (1998) 60f. 654 Vgl. zu historiis die kritischen Bemerkungen bei Deufert (2002) 53 (mit Lit.)

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tiarumque ac versuum rationem655, und auch durch die Akten des sechsten allgemeinen Konzils von Konstantinopel (680-681 nach Christus) läßt sich die Verwendung kritischer Zeichen für die Spätzeit nachweisen: Durch Interpolationen verfälschte Stellen in den Texten des fünften ökumenischen Konzils sollten dadurch markiert werden656. Bis in die Spätantike hinein ist also damit zu rechnen, daß gelehrte Editoren die Methoden der konservativen alexandrinischen Philologie, insbesondere jene der Randsemeiose, bei der Anlage von kritischen Ausgaben sowohl selbst praktizierten als auch bei ihrem Publikum, also vor allem den Grammatikern, als bekannt voraussetzten657. Dabei scheint die kaiserzeitliche Wissenschaft von dem Prinzip geleitet gewesen zu sein, die klare Entscheidung zugunsten einer bestimmten Lesart eher zu vermeiden und stattdessen den heterogenen Überlieferungsbefund zu einer strittigen Stelle bloß zu registrieren658 – ein Verfahren, das auch in zeitgenössischen Kommentaren nachwirkt, etwa wenn Servius zu dem im Lemma einer be655 Vgl. Knoche (1940a) 50; Halporn (1981) 76; Jocelyn (1985a) 152/61 (mit Lit.); Pöhlmann (1994) 47 und Deufert (2002) 50/53 (mit Lit.) zu der Isidorstelle und dem antiken Notentraktat Anecdoton Parisinum; Reifferscheid (1868) 127/33 und Dorandi (1999) LXXI/LXXIV (mit Lit.) zu dem Anecdotum Cavense de notis antiquorum. 656 Vgl. Cameron, Averil (1994) 201. 209 und Gastgeber (2001) 21 sowie zu (Ver)Fälschungen in patristischen Debatten des sechsten Jahrhunderts Gray (1988) passim; zu gelehrten Textausgaben im spätantik-frühbyzantinischen Osten auch Cavallo (1986) 91/105. 164/69 u.ö; (1995) 267/272. 284/86. 294/96 und (1997a) passim sowie Gastgeber (2003) 28. 657 Zetzels Einwand, der Gebrauch kritischer Zeichen bedeute nicht „that there were critical editions in any sense of the word in this period [sc. Suetons], or in any other period of antiquity“ (vgl. Zetzel [1981] 15f.) geht gerade von einem bestimmten „sense of the word“ aus, nämlich dem der modernen philologischen Wissenschaft. 658 Vgl. Lehrs (1882) 347/50; Metzger (1963) 93f.; Neuschäfer (1987) 100. 102. 104f. 112. 115f. 129f. 133/36; Jakobi (1996) 30/35 (zu Donats Terenzkommentar) und Aland (2006) 316f. mit Beispielen aus der kaiserzeitlichen Homerphilologie und zu Origenes, der seine Zurückhaltung gegenüber obelisierten Interpolationen unter die bemerkenswerte, gegen die tovlmh der Verfälscher (s. oben S. 52. 56. 60; vgl. auch oben S. 23 zu Euseb. quaest. ad Marinum 1) gerichtete Prämisse stellte ouj tolmhvsante" aujta; pavnth/ perielei'n, sowie Nagy (2004) 21 mit Anm. 87. Daß sich Origenes bei seiner kritischen Randsemeiose eigener echtheitskritischer Urteile über den Text des alten Testaments mit vollster Absicht enthalten habe, ja in der bloßen Zusammenführung des umlaufenden Textguts der Wert seiner Hexapla liege, hebt Rufinus in einem ausführlichen Kapitel gegenüber Hieronymus hervor (apol. adv. Hier. 2, 40 [CCL 20, S. 114f.]): ... in propriis paginis vel columnellis editiones eorum [sc. der Juden] singulas quasque descripsit, et ea quae apud illos vel desunt vel abundant, certis quibusque signis additis ad versiculorum capita designavit, et in alieno, non suo opere suas tantummodo notas fixit: ut sciremus non quid nobis, sed quid Iudaeis adversum nos certantibus aut deesse aut abundare videretur ... ita ergo fecit et ille, ut ea quae per alios interpretes sive perempta fuerant seu etiam abundantius prolata, propriis quibusdam signis, id est, asterisci et obelisci notulis, designarit. ceterum neque verbum aliquod de suo unum saltem inseruit, neque nostris exemplaribus fidem fecit in aliquo vacillare ...

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stimmten Vergilpassage aufgeführten Wortlaut nacheinander abweichende Lesarten aufführt, bloß durch alio oder ähnliche Termini gekennzeichnet, aber nicht explizit bewertet659. Diese Zurückhaltung im Urteil beruhte dabei wohl weniger auf Gleichgültigkeit gegenüber der Vielfalt scheinbar gleichwertiger Varianten als auf Unsicherheit darüber, welche von ihnen als unecht einzuschätzen seien und wie man eine solche Einschätzung rechtfertigen könnte660. Auch die gleichsam modern anmutende Interpretationslust der späteren Exegeten mag dazu geführt haben, daß zuweilen „das Falsche den Commentator und Kritiker mehr interessieren“ konnte „als das Echte“661. Überdies offenbaren sich bei genauerem Hinsehen auch die Schwächen des zugegebenermaßen komplizierten Systems der diakritischen Ausgaben. Soll es korrekt funktionieren, müssen zumindest zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen muß der Leser das System unmittelbar verstehen, d.h. er muß über die Bedeutung der kritischen Adnotierung informiert sein, um den Anmerkungsapparat nicht falsch zu interpretieren. Schon seit den frühen alexandrinischen Philologen war das System der notae nicht eindeutig festgelegt, sondern wurde im Laufe der Zeit ausdifferenziert und verschieden angewandt662. Zum anderen muß das einzelne Zeichen vom Schreiber, der mit der handschriftlichen Vervielfältigung einer derartigen Edition betraut wird, korrekt kopiert werden – selbst dann, wenn dieser es selbst nicht (mehr) verstehen sollte. An der genauen Kenntnis und Observanz der shmei'a hängt demnach der Wert und damit das Schicksal antiker kritischer Ausgaben. Ihren Ausfall im Verlauf der handschriftlichen Überlieferung und die daraus resultierende Verwirrung über 659 Vgl. Zetzel (1981) 84/92. 135 und Del Fabbro (1979) 108/11 mit Beispielen aus Kommentaren zu griechischen Autoren, welche sich auf Papyri erhalten haben. 660 Überdies waren text- und echtheitskritische Fragen nicht für jeden Kommentator von zentralem Interesse. Zetzel (2005) 157 nimmt an, jene Zurückhaltung im Urteil bedeute nicht „that the ‚original‘ was as sacrosanct to later readers as it was to the author“, verallgemeinert dabei aber zu stark (vgl. ebenso problematisch schon [1980] 56: „We have no reason to believe that Caecilius or any other corrector [!] felt that only one reading in any passage [!] was true: more than one was transmitted and all were worthy of thought“). 661 Gruppe (1859) 569; vgl. auch 570 über ihre „optische Täuschung“: „... was ausgelegt worden, scheint eben dadurch beglaubigt“. 662 Vgl. dazu kurz Gudeman (1922) 1916f.; Pace, Cristina (1994) passim; Wilson (1997) 96f. und (2007) 44f.; Jacob (1999) 80 und Montanari, Franco (1999) 853f. (mit Lit.). Daß später die Verhältnisse ähnlich lagen, offenbart eine aufschlußreiche Stelle aus karolingischer Zeit (vgl. Weißengruber [1969] 200 und Cavallo [1998] 994): In einem Brief aus dem Jahr 799 nach Christus an Karl den Großen (epist. 172 [MGH epist. aevi carol. 2, S. 285] beklagt der große Hofgelehrte Alkuin, daß die Kopisten propter rusticitatem bei der Abschrift älterer Texte die Interpunktionszeichen (punctorum distinctiones vel subdistinctiones) ausließen, ja ihr usus gleichsam von den Schreibern gewichen sei und vom König wiedererneuert (renovari) werden müsse – der Umgang mit den kritischen Adnotationen dürfte kaum sorgfältiger gewesen sein!

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den echtheitskritischen Befund einer in verschiedenen Lesarten tradierten Stelle beklagt Hieronymus mehrfach (vgl. epist. 106, 22 [CSEL 55, S. 258]: ... hinc apud vos et apud plerosque error exoritur, quod scriptorum neglegentia virgulis et asteriscis subtractis distinctio universa confunditur und 55 [CSEL 55, S. 275]: ... quae signa dum per scriptorum neglegentiam a plerisque quasi superflua relinquuntur, magnus in legendo error exoritur; vgl. auch oben S. 15f. die Stelle praef. psalm. iuxta LXX [ed. Weber Gryson 41994, S. 767])663. Auch an den zahlreichen Stellen, an denen Hieronymus seinen eigenen Gebrauch der signa, vor allem in den Bibelübersetzungen, vorstellt, wird deutlich, daß ihre äußere Gestalt und ihre Bedeutung dem Publikum nicht ohneweiteres vertraut waren. Ansonsten wären die wiederholten terminologischen Erklärungen, etwa zu den Obelen und Asterisken, und die detaillierten Beschreibungen ihrer Form und Funktion ganz überflüssig664. Nicht zuletzt offenbaren die griechischen literarischen Papyri auf Schritt und Tritt665, wie einerseits von den Redaktoren der Abschriften das alexandrinische System der kritischen Randsemeiose nicht konsequent beibehalten wurde und infolgedessen die verschiedenen Zeichen oft eine nicht mehr genau definierte Bedeutung hatten, wie andererseits aber von den Abschreibern die einzelnen Sigla nachlässig, ungenau, fehlerhaft und damit für den Leser unklar und irreführend kopiert und neben dem fortlaufenden Text eingetragen wurden. Beide Entwicklungsstufen der diakritischen Ausgabe, also einerseits ihre wissenschaftliche, systematische Anlage, andererseits der durch zunehmende Unkenntnis ihrer Prinzipien und durch mangelhafte Tradition bedingte Zerfall, spiegeln sich außerdem in spätantiken und frühmittelalterlichen Handschriften wider: Wenn bestimmte Interpolationen der gesamten Überlieferung eines Werks gemein sind und zusammen mit dem echten Wortlaut im fortlaufenden Text mitgeführt werden, kann von einer dergestaltigen Ausgabe als gemeinsamer Grundlage aller Textzeugen ausgegangen werden; anders ließe sich die oftmals festsitzende Verankerung offenkundiger Textverfälschungen in der späteren Überlieferung kaum begründen. Diese Theorie vom Zerfall der antiken Gelehrtenausgaben im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter, welche bereits Jachmann nachdrücklich vertrat666, hat in jüngster Zeit Gnilka für Prudentius 663 Die genannten Stellen begründen im übrigen Zweifel an der Hypothese, die Rezensionen der Texte, welche zum Verlust von Lesarten und kritischer Zeichen geführt hätten, seien vor allem bei der spätantiken Umschrift von Rolle auf Kodex erfolgt. Der Mangel haftet vielmehr der handschriftlichen Überlieferung grundsätzlich an. 664 Vgl. z.B. die Stellen oben S. 140/43 und unten im Anhang S. 285f. 665 Vgl. McNamee (1981) passim, die dem selektiven Gebrauch der aristarchischen notae in umlaufenden Homerpapyri nachgeht, und (1992) 8. 11. 15 u.ö. 666 Vgl. auch Brüser (1951) 22/24. 47f. 143f. u.ö. zu Ciceros Werk De officiis.

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wahrscheinlich gemacht, für Iuvencus bewiesen667. Damit müssen solche Ausgaben zunächst auch für alle bedeutenden Autoren der Antike angenommen werden. Gerade die älteste Iuvencushandschrift, der Cantabrigiensis Nr. 304 (saec. VIIIinc.) aus dem Corpus Christi College668, kann als Kronzeuge dienen, da hier regelmäßig, gegen jede sprachliche und inhaltliche Kohärenz des originalen Texts, echter Wortlaut und unechte Doppelfassung unmittelbar hintereinander kopiert sind, also gleichsam als Abbild der Vorlage, einer gelehrten Ausgabe, in welcher allerdings die Verse durch eben jene kritischen Zeichen adnotiert waren. Daß die shmei'a in der frühmittelalterlichen Handschrift verschwunden sind, überrascht dabei nach dem, was Hieronymus allgemein über ihren Ausfall bemerkt, nicht. Doch selbst dort, wo die Adnotierung von Doppelfassungen interlinear oder in margine erfolgte, ließe sie sich durch die Annahme eines Archetyps, der entweder selbst eine (spät)antike Gelehrtenausgabe darstellte oder zumindest noch deren „Trümmer“ abbildete, oftmals schlüssiger erklären als durch die Hypothese, in solchen Fällen müsse jeweils von eigenständiger Handschriftenkollation des betreffenden Kopisten ausgegangen werden669. Vor diesem Hintergrund müßten variantenreiche Manuskripte, welche zwischen den Textzeilen oder am Rand eine Vielzahl von divergierenden Lesarten – zuweilen mit der expliziten Feststellung in alio/alibi/legitur et – mitführen, wie z.B. die vielbehandelte Handschrift Codex Laur. Med. 63, 19 (saec. X), die den in der Spätantike vom Symmachuskreis besorgten Liviustext überliefert670, der bedeutende Frontopalimpsest (Vat. Lat. 5750 667 Vgl. auch Canfora (2002) 26f. sowie Deufert (2002) 54/62. 383/85 u.ö. (zu den Doppelfassungen in der antiken Plautusüberlieferung; mit Lit.). 391f. (zu ähnlichen Phänomenen in den Texten der griechischen Tragiker; mit Lit.). Auch offenkundige Dubletten in der Überlieferung griechischer Dramen, welche von den alexandrinischen Philologen bearbeitet wurden, müßten einmal in dieser Hinsicht überprüft werden (vgl. Günther [1996] 50f. mit einem Beispiel solcher Dubletten im Sophokles). 668 Vgl. dazu Gnilka (2001b) 213/17. 226f. und (2007) 235/91 mit Tafel I; zu spätantiken Interpolationen im Iuvencus auch Heinsdorff (2006) passim. 669 Vgl. Stussi (1998b) 15 und Avalle (2002) 53f. über die editiones variorum („collettore di varianti“) der (mittelalterlichen) Skriptorien. 670 Das Manuskript führt an zahlreichen Stellen unechte Doppelfassungen mit, die sich eindeutig als Interpolationen identifizieren lassen. Vgl. Zelzer, Michaela (1989) 159/162 und (2001) 297f.: „Es wurden mehrere Exemplare herangezogen, Abweichungen sorgsam registriert und wie bei moderner Texterstellung um den authentischen Wortlaut gerungen; wenn eine Entscheidung nicht möglich war, wurden Varianten über der Zeile oder am Rand der Seite zugefügt“. Ähnliche Vorgänge lassen sich z.B. auch in der Überlieferung der Philippicae Ciceros feststellen (vgl. die Diskussion des handschriftlichen Befunds bei Magnaldi [2004] passim). Zetzels (1980) 43/49. 56f. und (1981) 236f. These, die spätantiken Emendatoren hätten die von ihnen subskribierten Texte, also auch den Livius, nur als persönliche Handexemplare bearbeitet, aber nicht weiter verbreiten wollen (so auch Tarrant [1992] 9f. [mit Lit.]), erscheint allerdings fragwürdig. Das Zeugnis verschiedener Subskriptionen, in denen die Verantwortlichen die Verbrei-

2. Kritische Gelehrtenausgaben

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und Ambros. E 147 sup.), sowie verschiedene Zeugen der Überlieferung des griechischen neuen Testaments und der Vetus Latina, also der altlateinischen Bibelübersetzungen, einmal umfassend daraufhin untersucht werden, ob sich aus ihnen Rückschlüsse auf eine Ausgabe ziehen ließen, welche divergierende Textfassungen vereinigte und kritisch adnotiert zusammenfaßte671. Gewiß wird man solche Belege nicht unbesehen verallgemeinern können672; in der spätantiken und frühmittelalterlichen Überlieferungsgeschichte antiker Texte lassen sich so unterschiedliche Traditionswege und -bedingungen nachweisen, daß eine einzige Theorie die Vielfalt der Möglichkeiten nicht hinreichend erklären könnte: „... la tradizione ha assunto un tragitto lineare ... solo molto tardi, appunto tra la tarda antichità ed i manoscritti medievali. Delle fasi precedenti possiamo solo immaginare il carattere policentrico ...“673. Die Tatsache, daß heute nur noch eine begrenzte Anzahl von Handschriften, welche diese Überlieferungsvorgänge abbilden, erhalten sind, überrascht dabei nicht, wählte doch im Regelfall ein (früh)mittelalterlicher Schreiber bei der Kontamination verschiedener Textrezensionen aus seiner Vorlage nur eine einzige der Lesarten aus und kopierte allein diese, die anderen aber nicht mehr674. Zudem konnte sich die in der Überlieferungsgeschichte allgemein zu beobachtende Tendenz

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tung ihrer emendierten Fassungen ausdrücklich belegen (vgl. z.B. zu Asterius Jahn [1851] 348/51 mit der Nummer 12 sowie zur Neposüberlieferung Traube [1920] 20/30), steht einer solchen Auffassung entgegen, ebenso wie die berühmte Grabinschrift (CIL 6, 1779), in der Vettius Agorius Praetextatus dafür gerühmt wird, daß er die Werke alter Dichter und Prosaautoren „verbessert“ (meliora reddere) habe – sicher nicht bloß in der eigenen Studierstube. Vgl., aus anderer Perspektive, zum neuen Testament Aland (1989) 296/98 sowie zu „double readings“ in der Vetus Latina-Tradition Schulz-Flügel (1993) 134/37 und Marcos (1994) 53/87. Für die griechische Literatur sei hier nur auf den homerischen Apollonhymnus verwiesen (vgl. allgemein zu Gelehrtenausgaben in der griechisch-byzantinischen Zeit und dem Fortwirken der „modelli tardoantichi“ Cavallo [1992] 100. 103. 110 u.ö.): Einige Handschriften enthalten in margine bzw. im Text selbst – durch das kritische Zeichen antisigma markiert und mit der Bemerkung ejn eJtevrw/ kei'ntai kai; ou|toi oiJ stivcoi versehen – Doppelfassungen, die eindeutig auf unterschiedliche antike Textrezensionen zurückschließen lassen (vgl. etwa die Verse 136/38 mit dem Vers 139 [ed. Allen, S. 26 mit kritischem Apparat]). Die Annahme einer antiken Gelehrtenausgabe könnte auch in diesem Fall die Überlieferungsvorgänge erklären helfen. Eine „Ausgabe mit Varianten“ nahm schon Jacoby (1933) 721f. an; vgl. zur frühen Überlieferung sowie zur Gestalt des Archetypus auch Càssola (1975) 496f. (mit Lit.) sowie Gentili (1994) 168 und (1999) 22; anders Forderer (1971) 89/94. Canfora (2004) 16; vgl. auch Zetzel (1981) 232/39; Büchner (1988) 373f.; Kramer (1997) 52f.; Chiesa (2002) 143/46 und Cavallo (2004b) XII sowie zu dem begrenzten Einfluß, den die philologischen Editionen der alexandrinischen Kritiker auf die umlaufenden antiken und mittelalterlichen Homerhandschriften ausübten, Finkelberg (2006) 233 (mit Lit.). Vgl. Zelzer, Michaela (2001) 298 und Klopsch (2003b) 725.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

zur Nivellierung und Angleichung bei den klassischen Autoren über längere Zeit, stärker auswirken als bei den Autoren, die erst in der Spätantike tätig waren, also in der Spätphase kritischer Bemühungen um die literarischen Texte. Die Annahme solcher Gelehrtenausgaben liefert einen unverzichtbaren Schlüssel zum Verständnis bestimmter Überlieferungswege und damit ein hermeneutisches Instrument zur text- und echtheitskritischen Wahrheitsfindung, nicht zuletzt, weil sie einen Grundzug römischer Philologie erhellen hilft: „Dies Prinzip der Überlieferungstreue ist Erbteil der alexandrinischen Philologie; es blieb für die römische Philologie maßgeblich bis in die Spätantike“675. Das auf den ersten Blick überraschende Nebeneinander der intensiv wuchernden, tief in den Textbestand eingreifenden Rezensionstätigkeit eigenmächtiger Bearbeiter und der möglichst umfassenden Bewahrung des Überlieferungsbefunds in kritischen Gelehrtenausgaben darf in diesem Zusammenhang nicht verwundern676. Die Grundsätze und Absichten solcher textkritisch adnotierten Editionen, deren Existenz noch für das fortgeschrittene fünfte Jahrhundert anzunehmen ist, reagieren vielmehr auf die ausufernde Textdiaskeuase und suchen ihrer Herr zu werden. Welchen Erfolg ein solches Vorhaben im Einzelfall zeitigte, kann nur durch die genaue Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte des betreffenden Werks und durch die text- und echtheitskritische Bewertung des Überlieferungsbefunds ermittelt werden. 3. Umfassende Rezensionen in der paganen Literatur a) Das Zeugnis der spätantiken Subskriptionen Schon die kurzen Subskriptionen, die sich unter in der Spätantike emendierten Texten erhalten haben, erlauben interessante Einblicke in das Vorgehen der Bearbeiter, da sie gelegentlich explizit – z.B. durch die Wen675 Pöhlmann (1994) 63. Das auf die alexandrinischen Kritiker zurückgehende Prinzip der „Trennung von Befund und Bearbeitung des Befundes“ hat in den neueren Philologien wieder Zuspruch gefunden (vgl. etwa Zeller [1971] 50/52. 74/77). 676 Vgl. Stussi (1998) 17 sowie Canfora (2002) 29/31 mit Vorbehalten gegen ein zu großes Vertrauen in die von der Philologie rekonstruierten Archetypen der mittelalterlichen Überlieferung und gegen die Annahme vorrangig vertikaler handschriftlicher Tradition. Zetzel (1981) 232f. wird mit der These: „... direct intervention in the text of an author by an ancient grammarian was extremely limited“, die er mit der Vermutung verbindet, die im Buchhandel umlaufenden Ausgaben antiker Texte seien zwar von geringerem Niveau gewesen, hätten aber ihre Überlieferung kaum beeinträchtigt, den historischen Tatsachen nicht gerecht.

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dung temptavi emendare sine antigrapho – belegen, daß der voraufgehende Text ohne Vergleich mit anderen Handschriften emendiert wurde677. Aus der Tatsache, daß es sich bei den betreffenden Personen zuweilen um bekannte, hochangesehene Vertreter der Senatsaristokratie handelte, erhellt, daß ihre Tätigkeit nicht einfach als bloßes Kopieren, sondern als absichtsvolles Edieren maßgeblicher antiker Texte anzusehen ist678. Es wäre gewiß verfehlt, wollte man aus dem Bekenntnis temptavi emendare sine antigrapho die Absicht heraushören, der Subskribent habe den echten Wortlaut des Originals bewußt nicht respektieren, sondern eigenmächtig modifizieren wollen. Das Bekenntnis sine antigrapho offenbart vielmehr das Bewußtsein, daß zu einer verläßlich emendierten Kopie auch die Kontrolle an einem korrekten Vergleichsexemplar gehörte679. Ähnlich wie bei den oben besprochenen emendatorischen Interpolationen handelte auch der Rezensent in solchen Fällen sicher nicht dolo malo, sondern suchte den vorliegenden Text nach bestem Wissen und Gewissen zu bessern. Daß die Emendation sine antigrapho erfolgte, erklärt sich weniger aus Nachlässigkeit oder Anmaßung als aus dem Umstand, daß im Ausgang der Spätantike und im Frühmittelalter (gute) Handschriften literarischer Werke oftmals kaum noch vorhanden oder zu beschaffen waren680. Der emendator war damit auf sich selbst zurückgeworfen, mit gravierenden Folgen für die Überlieferung der betroffenen Schriften: „L’emendatio del codice non era disciplinata da norme precise (poteva comprendere la correzione di semplici sviste ortografiche ed errori di trascrizione, ovvero la segnalazione di varianti di diversa fonte e l’aggiunta di glosse) e nemmeno era un’operazione di sistematico controllo del modello o degli altri esemplari di confronto ... sicché l’assestamento del testo nei codici, pur filologicamente 677 Vgl. Jahn (1851) 366/69 mit den Nummern 4. 5. 8 und Zetzel (1981) 209/31, besonders 227/31, mit den Nummern 4. 7. 18; dazu auch Wattenbach (1896) 325; Hall (1913) 62f.; Zetzel (1980) 46f. 56f.; Cavallo (1984) 94/97; (1990b) 48f. und (2000) 14f. (zur unkritischen „trasmissione passiva“ in Spätantike und Frühmittelalter); Pecere (1986) 43f. 51. 58f.; (1991a) 64/71 und (1999) 359/62; Büchner (1988) 354/57; Delz (1992) 51/53; Pöhlmann (1994) 82f.; Zelzer, Michaela (2001) 298f. 305f. 308f. sowie Passalacqua (2003) 417 (mit einem mittelalterlichen Beleg). Darauf, daß die Sorge um die Texte im lateinischen Westen während der Spätantike und dem Frühmittelalter schneller und stärker abnahm als im byzantinischen Osten, weist Cavallo (1990b) 46/49. 51f. und (1997a) 217/19 hin. 678 Darüber, wie eng sie sich an die Vorlagen hielten, ist mit dieser Feststellung noch nichts ausgesagt. Nach Pasquali (1952) 366 und Zetzel (1981) 228f. schätzt Martin (1984) 153 den Anspruch ihrer Tätigkeit als gering ein: „[sc. die Methode] ... required no philology, only patience and motivation. The drudgery of book-copying was supported by a precise but mindless system of proofing“. 679 Vgl. Martin (1984) 152. 680 Vgl. zu dieser Entwicklung oben Anm. 254 sowie Cassiodorus var. 8, 31 (CCL 96, S. 336/38) und Caesarius Arelatensis serm. 2 (CCL 103, S. 18f.; s. oben S. 93).

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sorvegliato, finiva col ‚fissare‘ errori, spostamenti, omissioni, interpolazioni, lacune che nel complesso potevano non rispecchiare lo stato effettivo del testo in circolazione“681. b) Hippokrates Zu der Überlieferung des hippokratischen Corpus liefert Galen im zweiten nachchristlichen Jahrhundert wichtige Informationen682. Die Geschichte der alten medizinischen Schriften hatte er selbst eingehend studiert, und mit Recht betont die neuere Forschung, daß in seinen text- und echtheitskritischen Untersuchungen ausgeprägtes methodisches Bewußtsein und fundierte philologische Urteile zum Ausdruck kommen. Das Handwerk der hellenistischen Literatur- und Textkritik hatte sich Galen jedenfalls sorgfältig angeeignet683. So finden sich in seinen Werken zahlreiche Stellen, an denen er genaue Handschriftenanalysen vorlegt oder verschiedene Traditionen analysiert und vergleicht. 681 Pecere (1999) 365; vgl. Delvigo (1990) 71/87 (optimistischer); Pöhlmann (1994) 83; Kaster (1995) 260 und Klopsch (2003a) 92. Zu späteren mittelalterlichen Rezensionen Simon (1959-1960) 128f.; Kennedy (1970) passim; Avalle (1998) 144f. und mit zahlreichen Hinweisen Schmidt, Paul Gerhardt (2005) passim; zudem allgemein Hagen (1889) 40f.; Bardy (1935) 375/80; Burr (1959) 609 und Luck (1981) 177/79. 682 Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß Galen an verschiedenen Stellen die verfälschende Manipulation auch seiner eigenen Werke beklagt. Vor allem im Prooemium der Schrift Peri; tw'n ijdivwn biblivwn rekurriert er auf dieses Problem. Abgesehen von den unautorisierten Epitomai, die man von seinen Büchern verbreitete (s. oben S. 105f.), waren auch Schriften, welche er selbst noch gar nicht herausgegeben, ja nicht einmal zur Veröffentlichung, sondern nur für die Lektüre der Schüler bestimmt hatte, gegen seinen Willen in Umlauf gebracht worden, mit modifiziertem Text, unter falschem Namen und neuen Titeln (... a[lloi kat’ a[lla tw'n ejqnw'n ajnaginwvskonte" wJ" i[dia, meta; tou' ta; me;n ajfairei'n, ta; de; prostiqevnai, ta; de; uJpallavttein ... [ed. Kühn, vol. 19, S. 9; vgl. auch S. 17]); vgl. dazu Hanson (1998) 28/35 (mit Lit.); Del Corso (2005) 7970 und Boudon-Millot (2007) XCII/CIII. Es handelt sich hier also um den Sonderfall der „éditions pirates“ (s. oben Anm. 188), doch scheinen, im Gegensatz zu anderen Fällen, in denen Schriften einem Autor noch vor der abschließenden Emendation und Edition entwendet und eigenmächtig verbreitet worden waren, die betroffenen Werke Galens nach eingehender Modifizierung des Originaltexts offenbar richtiggehend herausgegeben worden zu sein (vgl. Hanson [1998] 30: „circulation of multiple versions of his own works“). Zum Vergleich: Ähnlich scheint der Fall der mathematischen Schrift Peri; th'" sugkrivsew" tou' dwdekaevdrou kai; tou' eijkosaevdrou zu liegen, die Apollonius Pergaeus zunächst unvollendet gelassen hatte und dann von zwei späteren Bearbeitern, von Basilides aus Tyrus sowie von dem Vater des Hypsikles, korrigiert (tau'ta kaqavrante") und herausgegeben worden war. Hypsikles selbst berichtet, ihm sei allerdings später eine zweite, von Apollonius selbst redigierte und korrekte Edition der Schrift bekannt geworden (vgl. Euclid. elem. 14 prooem. [ed. Heiberg - Stamatis, S. 1]; dazu Dorandi [2000a] 83). 683 Zur hellenistischen Erforschung des hippokratischen Schrifttums vgl. Hanson (1998) 37/44; zu Galens Bedeutung als Textkritiker auch Bröcker (1885) passim und Pöhlmann (1994) 76f.

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Neben den ausführlichen Diskussionen einzelner Emendationen und Textverfälschungen, welche frühere Kritiker und Kommentatoren am Text der hippokratischen Schriften vorgenommen hatten (wie z.B. CMG 5, 4, 1, 2, 2, S. 378/80)684, erwähnt Galen mehrfach zwei Textrezensionen, nämlich diejenigen der beiden in hadrianischer Zeit tätigen Herausgeber Artemidorus Kapiton und Dioskurides, welche sich nach seinem Dafürhalten von dem originalen, in alten Manuskripten bewahrten Text erheblich unterschieden685. Den Umstand, daß der Wortlaut dieser Ausgabe den echten Text des Autors vielfach zu entstellen schien, wertete Galen mit scharfer Kritik (CMG 5, 10, 2, 2, S. 4; deutsche Übersetzung s. unten S. 291)686: pavntwn de; tw'n uJpallaxavntwn ta;" palaia;" grafa;" tolmhrovtata tou;" peri; Kapivtwna kai; Dioskourivdhn euJrivskw pravxanta" tou'to, wenn er manch kritische Entscheidung seiner Vorgänger auch ausdrücklich billigte. Seine Besprechung der durch Artemidorus und Dioskurides vorgenommenen Textänderungen umfaßt dabei nicht nur das gesamte Panorama der formalen Typen diaskeuastischer Eingriffe – neben der groben Unterscheidung in Interpolation, Tilgung, ändernde Ersatzfassung, Umstellung von Textpassagen und abweichender Interpunktion findet sich das ganze Spektrum von Kleinstverfälschungen einzelner Buchstaben, Silben und Wörter bis hin zu Großinterpolationen –, sondern auch die Motive der Herausgeber: Neben vermeintlichen Emendationen der Grammatik, dialektaler Formen687 und der stilistischen Gestaltung lasse sich vor allem das Streben nach Verdeutlichung688 und Vereinfachung des originalen hippokratischen 684 Vgl. auch Moraux (1986) 135; Canfora (2002) 26 und von Staden (2006) passim mit Belegen. 685 Ähnlich äußert sich Galen auch über Thessalus, den Sohn des Hippokrates und Herausgeber der Schriften seines Vaters, vor allem in Bezug auf die Epidemien (vgl. Grant, Robert M. [1993] 63 mit Belegen und Nutton [2002] 454f.). An anderer Stelle (ed. Kühn, vol. 17, 1, S. 606) erwähnt er die Kunde, in der Bibliothek von Alexandria habe es eine Textausgabe einer hippokratischen Schrift gegeben, in deren Titel auch ihr Herausgeber genannt worden sei – kata; diorqwth;n Mnhvmona Sidivthn. 686 Eine ausführliche Untersuchung der betreffenden Belege aus Galen (vgl. z.B. CMG 5, 9, 2, S. 243) bieten Ilberg (1890) passim und Manetti - Roselli (1994) 1617/33; vgl. auch Smith, Wesley D. (1979) 235/40; Grant, Robert M. (1993) 30; Irigoin (2003d) 157f. und von Staden (2006) 24f. 687 Vgl. dazu auch oben Anm. 172. Andreas von Caesarea scheint sich ebenfalls der Gefahr bewußt, daß der Text der griechischen Bibel eben deshalb von Späteren verändert werden könnte, weil seine Sprachform als fremd empfunden werde. Er mahnt daher (in apoc. 22, 18f. [ed. Schmid, vol. 1, S. 262]): ta; grafika; ijdiwvmata tw'n jAttikw'n suntavxewn kai; tw'n dialektikw'n sullogismw'n hJgei'sqai ajxiopistovtera kai; semnovtera. 688 An anderer Stelle formuliert Galen dieses Streben der Textbearbeiter allgemeiner (ed. Kühn, vol. 17, 2, S. 110): th'" palaia'" grafh'" ou[sh" tauvth" ejpi; to; safevsteron [!] aujth;n metateqeivkasi polloi; tw'n ejxhghtw'n. Wilson (2007) 62 zitiert dazu eine Parallele aus den Scholien zu Soph. Ai. 841: tau'ta nenoqeu'sqaiv fasin uJpoblhqevnta pro;" safhvneian tw'n legomevnwn.

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Texts feststellen. Die Analysen Galens sind auch deshalb besonders aufschlußreich, weil sie nicht einfach bei der Identifizierung der Textmanipulationen stehenbleiben, sondern auch deren entstellende Wirkungen auf das Original aufzeigen. So weist Galen an mehreren Stellen nach, daß punktuelle Textänderungen zu sprachlichen und inhaltlichen Widersprüchen mit anderen, zuweilen weit entfernt stehenden Passagen eines Werks führen können689. Mehrfach begegnet in Galens kritischen Äußerungen das offenbar terminologische Wort tolmhrov"690, das an die tovlmh denken läßt, welche Origenes den eigenmächtigen Textverfälschern zum Vorwurf machen sollte (s. oben S. 56). Die Editoren um Artemidorus und Dioskurides strebten nicht danach, eine emendierte Edition des hippokratischen Originals vorzulegen, sondern transformierten es eigenmächtig und anmaßend in ein neues Werk (ed. Kühn, vol. 18, 2, S. 631; deutsche Übersetzung s. unten S. 292): ... w{ste qaumavzein suneph'lqev moi th;n tovlman tw'n cqe;" kai; prwvhn ta; uJpomnhvmata grayavntwn h] pavntwn tw'n JIppokravtou" biblivwn ijdivan e[kdosin pepoihmevnwn, ejx w|n eijsi kai; oiJ peri; Dioskorivdhn kai; A j rtemivdwron to;n ejpiklhqevnta Kapivtwna polla; peri; ta;" ajrcaiva" grafa;" kainotomhvsante"691. Besonders anstößig empfand Galen, daß die beiden Diaskeuasten nicht nur an einzelnen Stellen, sondern durchgehend die originalen Schriften rezensiert, also eine umfassend angelegte metagrafhv des Texts verfolgt hätten692. Dabei waren die manipulierten Passagen bei Artemidorus nicht kenntlich gemacht, so daß ein späterer Leser seiner Ausgabe die sekundären Änderungen nicht als solche identifizieren, geschweige denn mit dem echten Text vergleichen konnte (CMG 5, 9, 1, S. 13). Seinerseits forderte Galen, daß auch bei gerechtfertigten Eingriffen in den Text diese als solche zu markieren seien (ed. Kühn, vol. 17, 1, S. 829 und 973; vol. 17, 2, S. 73). Dioskurides hingegen hatte dem Benutzer seiner 689 Vgl. Manetti - Roselli (1994) 1622 mit Belegen. 690 Vgl. z.B.: ... kakw'" me;n oJ Kapivtwn ejtovlmhse metagravyai th;n palaia;n rJh'sin, oujkou'n oujde; tou'to prosqeiv", wJ" ejnedevceto to;n prw'ton bibliogravfon aJmartei'n, ajnt’ a[llou gravyant’ a[llo (ed. Kühn, vol. 15, S. 24; vgl. S. 358f.) und ... nohvsante" me;n ojrqw'", metagravyante" de; tolmhrw'" (ed. Kühn, vol. 18, 2, S. 729). 691 Vgl. Smith, Wesley D. (1979) 236 und Manetti - Roselli (1994) 1635. 692 Vgl. mit weiteren Belegen Ilberg (1890) 113: „planvolle Editorenthätigkeit“. 1131. 1221; Wellmann (1895) 1332 und (1905) 1130; Smith, Wesley D. (1979) 235: „scholarly editions of the Hippocratic works in obvious imitation of the Alexandrian editors of classical Greek literary texts“ sowie Manetti - Roselli (1994) 1620: „Artemidoro e Dioscoride vengono ... citati come coloro che hanno fatto una edizione completa di tutti i libri ippocratici e come usuali innovatori rispetto alle antiche lezioni“. 1621: „Galeno li cita insieme ... come dediti alla più sfrontata pratica delle innovazioni“. 1629: „È importante notare che Galeno dice che Dioscoride fece ‚correzioni‘ a tutto il testo ippocratico: è dunque un diorqwvth", la migliore definizione tecnica di un editore nella concezione alessandrina“. 1632.

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Edition mehr Material an die Hand gegeben, um den Überlieferungszustand und die Textvarianz der hippokratischen Schriften besser einschätzen zu können, so etwa durch Interpunktionszeichen, die Angabe von divergierenden Lesarten in margine oder durch die Adnotierung kritischer shmei'a, wie z.B. des Obelus an Stellen, die er selbst für zweifelhaft hielt (ed. Kühn, vol. 17, 2, S. 104; CMG 5, 9, 1, S. 58; 5, 10, 2, 2, S. 283 app. crit.)693. Die text- und echtheitskritische Berechtigung der Einwände Galens und die Nachwirkung der beiden inkriminierten Editionen in der handschriftlichen Hippokratesüberlieferung sollen an dieser Stelle nicht überprüft werden694; jedoch erweisen seine Bemerkungen, daß die verbreitete Annahme, wissenschaftliche Texte, etwa aus der Medizin oder Naturwissenschaft, hätten als „really working texts, not acquired just to be read, but to be consulted, annotated, enlarged, brought up-to-date“695 gegolten, der Auffassung sowohl der antiken Autoren als auch der antiken Kritiker nicht gerecht wird. c) Aristoteles und Theophrast Galen ist mit seiner Sorge um den echten Wortlaut der hippokratischen Schriften kein Einzelfall. Ein ähnliches Bemühen legten auch die antiken Philosophenschulen an den Tag. So widmeten den Werken Epikurs die Schüler und späteren Anhänger im Kepos, deren strenge Treue zur Lehre des Meisters Seneca einmal mit dem bekannten Dictum ad unum referre (epist. 33, 4) charakterisiert, text- und echtheitskritische Aufmerksamkeit, um die wahre Lehre des Schulgründers rein zu erhalten. Vor allem der PHerc. 1012 gibt, trotz der fragmentarischen Textgestalt, Aufschluß über Methoden und Ziele ihrer Untersuchungen: Erhalten ist in diesem Papyrus ein kritisch-exegetisches Werk des Epikureers Demetrius Lacon (etwa 15075 vor Christus) zu verschiedenen Stellen aus Schriften Epikurs: „Il lavoro critico di Demetrio ... si può distinguere in due momenti diversi. Da un lato egli si accerta che il testo del Maestro pervenutogli sia sano e non sia stato invece snaturato da corruttele, magari erroneamente sanate; in questo caso ne stabilisce l’esatta lezione vagliando varianti e possibili emendamenti. Dall’altro lato difende a spada tratta i luoghi che gli appaiono testualmente sicuri da accuse di ajtopiva, ajnakolouqiva, dusodiva, ecc., sia citando passi paralleli per difenderne la proprietà linguistica, sia anche fornendone 693 Vgl. Ilberg (1890) 115. 122f.; Wellmann (1895) 1332 und (1905) 1130; Smith, Wesley D. (1979) 235; Hanson (1998) 4580; Manetti - Roselli (1994) 1618 und Manetti (2006) 162 mit weiteren Belegen. 694 Vgl. Ilberg (1890) passim; Wellmann (1895) 1332 und (1905) 1130f.; Pfaff (1932) passim; Smith, Wesley D. (1979) 234. 237/40 sowie Manetti - Roselli (1982) XL/XLIII und (1994) 1617 mit Anm. 335 und 336 (mit Lit.). 695 Luck (1981) 178; vgl. Avalle (2002) 48f. und Zetzel (2005) 158.

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l’esatta esegesi“696. Wie bereits Zeno von Sidon vor ihm kommt also Demetrius in seinem Werk wiederholt zu dem Ergebnis, daß die Schwierigkeiten bei dem Verständnis und der Interpretation der Schriften Epikurs sich auch aus der korrupten Überlieferung ergäben und jene daher mit besonderer philologischer Akribie zu bewahren seien697. Ein vergleichbares Vorgehen wandten auch die Peripatetiker an. In den großen Kommentaren der Spätantike spiegeln sich an vielen Stellen alte text- und echtheitskritische Debatten wider, welche oft bereits in hellenistischer Zeit ihren Ausgang nahmen und sich über Jahrhunderte weiter verfolgen lassen. Dabei mag die philologisch tätigen Vertreter des Peripatos neben der allgemeinen Einsicht in die unsicheren antiken Überlieferungsverhältnisse auch das besondere „mismanagement“698 der aristotelischen Überlieferung für die Anfälligkeit ihrer Tradition sensibel gemacht haben: „While these authors may have given oversimplified accounts, the facts which their accounts explain – namely, that Aristotle’s books were hard to obtain and riddled with errors – are probably solid ... The texts themselves were often obscure under the best of circumstances, and the proper sense of a given passage might easily have eluded even a diligent copyist. Mindful of these difficulties, a reader/copyist encountering a corrupt text would have been quick to consider how a mistake or an ill-advised textual emendation on the part of a previous copyist could have resulted in a difficulty and how yet another textual emendation might solve the problem“699. Einer dieser „oversimplified accounts“, nämlich derjenige, den Strabon über die frühe Textgeschichte der aristotelischen Werke gibt (13, 1, 54 [ed. Radt, S. 602f.]), wird in der modernen Forschung besonders kontrovers diskutiert700: Die Bibliothek des Aristotelesschülers und -nachfolgers 696 Puglia (1988) 82f., auch (1982) 29/33; Roselli (1990) 131: „... si tratta di valutare testi che sono ormai antichi, che sono conservati su supporti materiali fragili, e che hanno subito deterioramenti e modificazioni, servendosi di tecniche ormai consolidate; si debbono e si possono riconoscere gli errori dei copisti, le cattive correzioni, le innovazioni ed eventualmente le falsificazioni. Si deve infine, sulla base di conoscenze grammaticali, linguistiche e stilistiche comprendere le caratteristiche di testi che ad alcuni possono sembrare strani se non addirittura risibili o scorretti. Demetrio applica con grande abilità e con naturalezza le techniche che sono state elaborate dai grammatici alessandrini ...“ und Ferrario (2000) 56/59. 697 Vgl. dazu Puglia (1988) 81; Erler (1993) passim, besonders 289f.; Pöhlmann (1994) 44; Dorandi (2000b) 25/27 und Snyder (2000) 50/53. 698 Snyder (2000) 71. 699 Snyder (2000) 71. 700 Vgl. Plut. Sulla 26 (ed. Ziegler, S. 170f.); dazu Gottschalk (1972) 335/42; (1987) 1083/88 und (1996) 830; Moraux (1973) 3/31 (mit weiteren Belegen und der älteren Literatur); Grayeff (1974) 74f.; Tarán (1981) 724/31; Canfora (1986) 165/74; Erbse (1988) 230/32; Richardson (1993) 9/12; Frede, Dorothea (1996) 1143; Lindsay (1997) passim; Schubert (2002) passim; Irigoin (2003d) 144/46 und Primavesi (2007) passim.

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Theophrast, in der sich nach dem Tod des Aristoteles auch dessen Schriften befanden, sei in der kleinasiatischen Stadt Skepsis in die Hände von Leuten gekommen, die sich um ihren Erhalt kaum kümmerten. Um die Schriften nicht den attalidischen Königen, die nach kostbaren Büchern für ihre Bibliothek in Pergamon suchten, abtreten zu müssen, habe man sie in einem unterirdischen Graben versteckt und dabei in Kauf genommen, daß sie von Feuchtigkeit und Würmern beinahe zerfressen wurden. Schließlich seien die Bücher für viel Geld in den Besitz des Büchersammlers Apellikon von Teos gelangt (wohl Ende zweites bis Anfang erstes Jahrhundert vor Christus), der, wie Strabon sagt, filovbiblo" ma'llon h] filovsofo" war und daher die philosophischen Werke wohl kaum mit tieferem Verständnis las. Sein Bestreben habe eher der äußeren Form gegolten (deutsche Übersetzung s. unten S. 292): dio; kai; zhtw'n ejpanovrqwsin tw'n diabrwmavtwn eij" ajntivgrafa kaina; methvnegke th;n grafhvn, ajnaplhrw'n oujk eu\, kai; ejxevdwken aJmartavdwn plhvrh ta; bibliva. Die Folgen dieser falsch emendierten Edition hätten in der Folgezeit die ganze Philosophie des Peripatos betroffen: Man habe zwar nun endlich, nach einer längeren Zeit ganz ohne Abschriften, in annähernd aristotelischer Weise philosophieren können (filosofei'n kai; ajristotelivzein) – doch aufgrund der großen Zahl von Textentstellungen (dia; to; plh'qo" tw'n aJmartiw'n) meist nur unter Vorbehalt (eijkotologei'n)701! In der Folgezeit sei die Bibliothek nach der Eroberung Athens durch Sulla (86 vor Christus) nach Rom gelangt, wo später einerseits Tyrannion, ein berühmter grammaticus aus Amisus702, andererseits Buchhändler Zugang zu ihr bekommen hätten. Deren Beschäftigung mit den Büchern habe allerdings den Zustand der Texte nicht verbessert, da man weder systematisch kollationiert (oujk ajntibavllonte") noch gute Schreiber beschäftigt habe – ein Vorgehen, das grundsätzlich, nicht nur in Rom, sondern selbst in Alexandria, die kommerziellen Buchhändler auszeichne! 701 Wyrick (2004) 229 hebt hervor, daß in dieser Geschichte die Möglichkeiten, eine handschriftliche Überlieferung zu garantieren, äußerst pessimistisch eingeschätzt werden. 702 Dessen Umgang mit den aristotelischen Papyri beschreibt Plutarch mit dem Wort ejnskeuavsasqai ta; polla;; dies deuten Düring (1957) 394; Gottschalk (1972) 338 und (1987) 1084 so, daß Tyrannion „made copies (good ones, we must presume, although this is not stated explicitly)“, bevor er sie an den späteren Herausgeber Andronicus von Rhodos weitergegeben habe: (levgetai) ... kai; par’ aujtou' to;n JRovdion jAndrovnikon eujporhvsanta tw'n ajntigravfwn eij" mevson qei'nai ... (vgl. auch Pfeiffer [1978] 330; Tarán [1981] 730; Canfora [1986] 64f.; Fehrle [1986] 17; Erbse [1988] 231; Cambiano [1990] 93f. und Lindsay [1997] 294). Moraux (1973) 33/35 hingegen schließt aus dem Verb diaceirivzomai, das sich bei Strabon sowohl auf Tyrannion als auch auf die bibliopw'lai bezieht, daß Tyrannion – wie die Buchhändler, welche die Texte vervielfältigten und dann verbreiteten – Handschriften nur für sich selbst kopieren ließ (vgl. auch Grayeff [1974] 75f.). Daher dürften ihm weder eine neuangelegte Aristotelesedition noch eine kritische Behandlung oder Neuordnung der Abschriften zugeschrieben werden.

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Obgleich diese Geschichte in Einzelheiten fiktiv sein dürfte, wird man doch annehmen können, daß der besagte Apellikon in seiner Bibliothek tatsächlich über aristotelische Handschriften verfügte. Ob ihm wirklich auch der Versuch, sie zu emendieren und neu herauszugeben, zugeschrieben werden muß703, bleibt selbst in neueren Untersuchungen zum Thema ungeklärt – wird diese Frage bejaht, so war jene Edition jedenfalls, wie sich aus Strabon ersehen läßt, höchst fragwürdig. Zu beachten ist allerdings, daß Strabon nicht von einer durchgehend mißlungenen Emendierung des gesamten Texts, sondern nur von der Ausbesserung der durch materialen Zerfall korrupten Stellen (zhtw'n ejpanovrqwsin tw'n diabrwmavtwn) spricht704 und damit Apellikon weder der absichtlichen Textverfälschung noch der Anmaßung falscher Gelehrsamkeit und Schulmeisterei bezichtigt705. Jedenfalls muß selbst dann, wenn man die Historizität des Vorgangs anzweifelt, die Geschichte einem antiken Leser glaubhaft gewesen sein, sonst hätte Strabon sie gewiß nicht in seinem Werk erzählt. Ihre Realien 703 Vgl. Dziatzko (1894) 2693f.; Düring (1957) 393: „Being a phil-aristotelian he would naturally try to decipher the texts and consequently made ajntivgrafa, but of course we should not speak of this as an ‚edition of Aristotle’s writings‘“; Moraux (1973) 31: „Wenn man trotzdem annimmt, Apellikon habe, wie Strabon erzählt, die schadhaften Stellen der von ihm erworbenen Manuskripte zu heilen versucht, die Texte dann abgeschrieben und herausgegeben, so wird man einräumen müssen, daß es sich nicht um eine editio princeps des ganzen Corpus aristotelicum oder des größten Teils davon handeln kann“ (vgl. kritischer Tarán [1981] 730f.); Grayeff (1974) 75; Canfora (1986) 60f. 165/74 und (2004) 17f.; Fehrle (1986) 16. 9614; Grant, Robert M. (1993) 29; Pöhlmann (1994) 44; Gottschalk (1996) 830: „A.’ Aristotelesausgabe erwies sich als fehlerhaft“; Lindsay (1997) 292/94. 298; Too (1998) 123; Mazal (1999) 192; Fedeli (2004) 32f.: „... l’incallito bibliofilo aveva disinvoltamente allestito una fantasiosa edizione dell’Aristotele perduto“; Staikos (2004) 124; Wyrick (2004) 229: „Apellicon buys the library and fills the missing parts of the texts with errors and false conjectures“ und Primavesi (2007) 57f. 62. 69 (mit Lit.). 704 Solches „Auffüllen“ von Textlücken ist von der Antike bis ins Mittelalter gängige Praxis der Kopisten und Editoren (vgl. mit Belegen z.B. Hall [1913] 187). 705 Es ist hier nicht der Ort, der späteren Text- und Editionsgeschichte der aristotelischen Schriften nachzugehen, auch deshalb, weil ihre neuere Erforschung noch nicht abgeschlossen ist (vgl. z.B. Moraux [1969] passim; [1984] 238f. 244. 249 über die „gewaltsamen und meistens nicht glücklichen“, kühnen, skrupellosen Eingriffe von Korrektoren in den Aristotelestext im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus sowie [1986] 136f. 143). Daß die Texte philologisch – in der Nachfolge der alexandrinischen Kritik – intensiv bearbeitet wurden, erhellt aus den vielen Stellen bei den antiken Kommentatoren, wie z.B. Alexander Aphrodisias, an denen Handschriftenuntersuchungen und -divergenzen, unterschiedliche Lesarten, Emendationen sowie text- und echtheitskritische Debatten referiert werden (z.B. Alexander Aphrodisias comm. in Aristot. metaph. [ed. Hayduck, S. 59. 114/17. 251. 341 u.ö.]; comm. in Aristot. sens. [ed. Wendland, S. 22. 161f.]; comm. in Aristot. top. [ed. Wallies, S. 170. 473]; auch Simplicius comm. in Aristot. phys. [ed. Diels, S. 654/56. 667. 714. 1078 u.ö.]). Ob einzelne Varianten und kritische Entscheidungen dabei auf systematische Werkrezensionen zurückgehen, diese kritischen Ansprüchen genügten oder als verfälschende Manipulationen zu beurteilen sind, muß von Fall zu Fall eingehend geprüft werden.

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dürfen damit als historisch möglich, ja wahrscheinlich interpretiert werden, und so gibt diese Darstellung der frühen aristotelischen Überlieferungsgeschichte einen lebendigen Eindruck davon, wie man sich im Altertum die Entstehungsbedingungen eines bestimmten Typs von Textrezensionen vorstellte706: Ältere, oft bedeutende literarische Werke geraten im Verlauf ihrer handschriftlichen Überlieferung nach und nach entweder in Vergessenheit oder werden ohne jede konservierende Fürsorge vernachlässigt, gleichsam „herrenlos“ und verwildert in einer Vielzahl verstreuter, divergierender Textformen, oder sie durchlaufen eine Phase materialer Zerstörung – solange, bis sie, und dies kann zufällig oder aufgrund gezielter Bestrebungen einzelner geschehen, wiederentdeckt und neu erschlossen werden. Dieses Moment darf, selbst wenn die Maßnahmen der dafür Verantwortlichen aus philologischer Sicht kritikwürdig erscheinen mögen, nicht unterschätzt werden, weil sich in ihm nicht selten die eigentliche Rettung einer Überlieferung ereignet. Strabon legt darauf in seiner Darstellung einiges Gewicht, und auch die Geschichte von der peisistratischen Redaktion der homerischen Epen zeichnet ja eine ähnliche Entwicklung nach707, obgleich man aus heutiger Sicht derartige Vorgänge streng unterscheiden sollte von offenen Überlieferungswegen, von der „Mouvance“ solcher Texte, die nicht auf die autorisierte Publikation eines Verfassers zurückgingen oder kanonisiert waren, sondern oftmals über Jahrhunderte hinweg fortgeschrieben wurden708. Idealtypisch beschreibt die Theorie eines so beschaffenen Überlieferungswegs also zunächst die Dekadenz bis zu einem Tiefpunkt höchster Gefährdung, an dem dann die negative Entwicklung abgefangen wird. Aus diesem Grund ist die sich daran anschließende emendatorische Wende ein charakteristisches Element der Berichte über solche Rezensionstypen. Ob die anschließende Wiederherstellung, Bearbeitung 706 Vgl. z.B. auch den Brief Longins an Porphyrius (fr. 10, s. oben Anm. 162), in dem Longinus den korrupten (dihmarthmevna) Zustand der Plotinhandschriften beklagt, welche Amelius ihm – offenbar ohne sie emendiert zu haben (vgl. oben S. 32/34 zu Synesius) – zur Abschrift überlassen hatte. Eine sinnvolle Lektüre Plotins sei ohne vorherige Diorthosis dieser Exemplare, also ohne Vergleich mit korrekten Handschriften und akribische Emendation, unmöglich. Auch wenn Porphyrius (vgl. Vita Plotini 20 und unten S. 272) die Kritik Longins mit dem Hinweis zurückweist, die Plotinhandschriften seien korrekt, aber Longinus selbst mangele es an rechtem Verständnis plotinischer Sprache und Stils, bezeugt die Stelle doch, daß im privaten Bereich eine derartige Gefährdung bedeutender literarischer Werke und die daraus folgenden Schwierigkeiten für das inhaltliche Verständnis der Texte keine Seltenheit gewesen zu sein scheinen (vgl. Männlein-Robert [2001] 165). 707 Schäublin (1974a) 73/76 vergleicht diese Geschichte mit den antiken Berichten über die Sammlung und Redaktion alttestamentlicher Bücher durch Esra. Auch Esra habe man dabei polemisch unterstellt, er habe „mißbräuchlich eigene Interpolationen in die ... zusammengebrachten Schriften eingefügt“; vgl. auch Porter (1992) 67. 708 Vgl. Assmann (1995) 24f.

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und erneute Verbreitung des Texts kritischen Ansprüchen genügen können, also in Wahrheit eine Aszendenzbewegung eintritt, hängt davon ab, wer für diese Maßnahmen verantwortlich zeichnet – individuelle Bücherfreunde, die eher an die eigenen Bücherregale als an Wissenschaft denken; öffentliche, ja staatliche Vertreter, die mit dem Aufbau und der Ausstattung von Bibliotheken befaßt sind; Buchhändler, die vor allem ihren wirtschaftlichen Gewinn verfolgen und deshalb weniger auf text- und echtheitskritisch verläßliche Abschriften und Ausgaben aus sind als auf große Namen und verkaufsträchtige Buchtitel709; oder gelehrte, aus wissenschaftlichem Antrieb handelnde Forscher, die wirklich für die authentische Wiederherstellung und Bewahrung, die Herausgabe, Verbreitung, Interpretation und Kommentierung der Texte Sorge tragen. Das Schicksal der echten Texte hängt also entscheidend an der Identität und den aus ihr erwachsenden Absichten der individuellen Textbearbeiter710. d) Zeno Daß in der antiken Philosophie die Konkurrenz unterschiedlicher Lehrmeinungen sowohl zur pseudepigraphischen Fälschung ganzer Schriften als auch zur Verfälschung einzelner Stellen durch Interpolationen, Tilgungen und Ersatzfassungen führen konnte, ist schon angedeutet worden (s. oben S. 223f.)711. Dabei bediente man sich dieses Mittels der Auseinandersetzung nicht nur gegen andere, rivalisierende Philosophenschulen, sondern richtete es auch gegen Vertreter der eigenen Fraktion, sei es gegen frühere, die nicht mehr am Leben waren, oder gegen Zeitgenossen. Die Ziele solcher manipulierenden Eingriffe dürften vielfältig gewesen sein: Abgesehen von dem Streben, die Schriften anderer Autoren sprachlich-stilistisch zu überarbeiten, vor allem zu glätten, zu modernisieren und zu vereinfachen, sollten insbesondere inhaltlich überholte, kontroverse oder gar anstößige Passagen revidiert werden. Derartige Unternehmungen nahmen zuweilen das Ausmaß umfassender Werkrezensionen an, wie z.B. im Fall der Schriften des berühmten Stoikers Zeno von Kition. Bei Diogenes Laertius findet sich darüber eine von der neueren Forschung712 für verläßlich gehaltene

709 Vgl. Canfora (2002) 25: „... dei trattati di Aristotele ... esistevano testi differenti, a causa della ripetuta attività congetturale e di risanamento cui quei testi erano stati sottoposti, da dilettanti, da grammatici e da librai senza scrupoli“. 32; s. aber oben S. 55f. zu dem Werbeslogan sine mendis. 710 Vgl. Canfora (2002) 32. 711 Vgl. Grant, Robert M. (1993) 25: „In the Hellenistic world spurious or interpolated works ascribed to philosophers were exceedingly common“. 712 Vgl. von Arnim (1896) 2045; von Fritz (1972) 89; Follet (1989) 658; Schofield (1991) 8; Hülser (1997) 203 und Inwood (2002) 746.

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Bemerkung des Redners Isidor von Pergamon (7, 34 [ed. Long, vol. 2, S. 312]; deutsche Übersetzung s. unten S. 292): o}" kai; ejktmhqh'naiv fhsin ejk tw'n biblivwn [sc. Zenos] ta; kakw'" legovmena para; toi'" stwikoi'" uJp’ jAqhnodwvrou tou' stwikou' pisteuqevnto" th;n ejn Pergavmw/ biblioqhvkhn: ei\t’ ajntiteqh'nai aujtav, fwraqevnto" tou' A j qhnodwvrou kai; kinduneuvsanto". Dieser Versuch, aus den Schriften Zenos, des Begründers der stoischen Philosophie, anstößig gewordene Passagen „herauszuschneiden“, ist keine Kleinigkeit, nicht zuletzt, weil der Täter kein geringerer war als Athenodorus von Tarsus, selbst ein angesehener Stoiker des ersten vorchristlichen Jahrhunderts und Leiter der bedeutenden Bibliothek von Pergamon713. Das Wort fwraqevnto" legt nahe, daß Athenodorus offenbar seine einflußreiche Stellung in dieser Bibliothek mißbrauchte, um heimlich die dort befindlichen Zenobücher zu verfälschen. Es handelt sich also bei seiner Maßnahme nicht um eine öffentlich verantwortete Neuausgabe, sondern gleichsam um einen verdeckten Anschlag. Nichtsdestotrotz scheint sein Vorgehen systematisch gewesen zu sein und sich nicht auf punktuelle Tilgungen beschränkt zu haben. Es betraf „die Bücher“ (tw'n biblivwn), also das Gesamtwerk Zenos, und auch in der Sache waren Athenodors Eingriffe nicht bloß persönlich motiviert: Die Junktur ta; kakw'" legovmena para; toi'" stwikoi'" deutet darauf hin, daß Zenos Werke durchgehend der zeitgenössischen Lehre der Stoiker angepaßt werden sollten; kakw'" mag dabei auch sprachlich-stilistische Änderungen umfassen, geht aber wohl vor allem auf inhaltliche Korrekturen. Dies ergibt sich aus den voraufgehenden Kapiteln bei Diogenes Laertius, in denen im Überblick verschiedene Gegner Zenos vorgestellt werden. Die Kritiker richteten sich vor allem gegen bestimmte politisch-gesellschaftliche Thesen der Politeiva – deren Echtheit insgesamt von einigen bestritten wurde – und gegen sexualethische Lehren in der jErwtikh; tevcnh und in den Diatrivbai, die allzu provokant kynisch klangen714. Ob Athenodorus durch die Purgierung der Bücher, also durch die Entfernung solcher Passagen, die sowohl von Vertretern anderer Philosophenschulen inkriminiert wurden als auch den jüngeren Stoikern selbst suspekt erschienen, Zeno einen Dienst erweisen wollte, bleibe hier dahingestellt. Sein Vorgehen läßt wohl eher vermuten, daß er auf dem Weg der Textverfälschung die Gegensätze zwischen der Lehre Zenos und den zeitgenössischen Stoikern beseitigen wollte, um innerschulische Widersprüche – eine philosophischen Konkurrenten willkommene Angriffsfläche – zu unterdrücken und den Begründer der Stoa als Autorität auch für die neueren Lehrmeinungen der Schule ausweisen zu können. 713 Vgl. Hülser (1997) 203. 714 Vgl. von Arnim (1896) 2045; von Fritz (1972) 89; Schofield (1991) 3/21 u.ö.; Hahm (1992) 4131/34 sowie Inwood (2002) 746; unklar Goulet (1999) 8133.

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Der Vorfall ist auch deshalb besonders aufschlußreich, weil er den Einfluß der bedeutenden Bibliothekare aus ungewohnter Perspektive in den Blick rückt. Diese Gelehrten waren gewiß nicht immer konservative Hüter der in ihrer Obhut befindlichen Bücher und Bewahrer der ihnen anvertrauten echten Texte. Daß die Schriften, die in einer Bibliothek aufbewahrt wurden, keineswegs besonders geschützt waren, bemerkt auch Galen einmal explizit (ed. Kühn, vol. 14, S. 31). Die Macht, die Bibliothekare über die handschriftliche Tradition hatten, konnte auch korrumpieren und zur Manipulation der überlieferten Originale verführen. Im Text scheint dieser Gegensatz angedeutet zu sein durch den Ausdruck pisteuqevnto". Die Tatsache, daß sich ein Mann wie Athenodorus zu einer solchen Tat entschloß, läßt überdies vermuten, daß er davon ausgehen konnte, seine Verfälschungen würden unbemerkt bleiben. Wie dann aber die empörte Öffentlichkeit auf die Entdeckung der Manipulationen reagierte – nämlich durch Anklage des Bibliothekars vor Gericht (kinduneuvsanto")715 und durch Restauration des originalen Wortlauts in den Zenoabschriften716 –, unterstreicht eindrucksvoll, daß man verfälschende Textrezensionen dieses Ausmaßes und dieser Heimtücke nicht tolerierte, sondern gar als strafwürdiges Vergehen zu verfolgen beabsichtigte. e) Orakelspruchsammlungen Welche Intention der kaiserzeitliche Philosoph Porphyrius (drittes Jahrhundert nach Christus) mit seiner Schrift Peri; th'" ejk logivwn filosofiva"717, in welcher er aus älterer Literatur und aus eigener Erfahrung Orakel sammelte und neuplatonisch auslegte, verband, beschreibt Bidez mit folgenden Worten: „... le traité nous donne tout un système de théurgie à l’usage des 715 Vor diesem Hintergrund wäre die These, es habe in der Antike grundsätzlich keine rechtliche Handhabe gegen literarische (Ver)Fälschungen gegeben (s. oben S. 79), genauer zu überprüfen. Vermutlich war Athenodorus aufgrund seiner herausgehobenen Stellung als verantwortlicher Bibliothekar auch juristisch zu belangen. Hahms (1992) 4133135 Auffassung, Athenodorus selbst „was ... forced to return the excised portions of the manuscripts ... it is most natural to take ajntiteqh'nai aujtav as Athenodoros’ response; viz. the excised pieces were deposited in exchange for dropping the criminal charges“ widerspricht dem griechischen Text; über den Verlauf und das Urteil des Strafverfahrens läßt sich aus der Quelle nur soviel ableiten, daß die Wiederherstellung des echten zenonischen Wortlauts, also der kakw'" legovmena, angeordnet wurde. Athenodorus wurde später im Jahr 67 vor Christus vom jüngeren Cato besucht. Von diesem als „Hausphilosoph“ (Hülser [1997] 203; vgl. schon von Arnim [1896] 2045) gewonnen verließ er Kleinasien und begleitete ihn nach Rom. 716 Schofields Deutung von ei\t’ ajntiteqh'nai aujtav als „afterwards they were set in opposition“ ist abwegig (vgl. Schofield [1991] 4 mit Anm. 5. 8f.). 717 Zur Datierung der Schrift vgl. die ausführliche Diskussion bei Wilken (1979) 131f. und Riedweg (2005) 156/62 (mit Lit.).

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prétres des mystères païens. Prenant le mot de philosophie dans uns sens spécial et bien caractéristique, Porphyre fait la théorie des pratiques religieuses propres à assurer le salut de l’âme, et, parmi ces pratiques, il met au premier rang les superstitions les plus arriérées et les rites les plus extraordinaires des cultes d’Orient“718. Zu Beginn des Werks, unmittelbar im Anschluß an den feierlichen, formelhaften Schwur, die heiligen Orakelsprüche strengstens zu bewahren, erlaubt sich Porphyrius den Hinweis auf eigenmächtige Veränderungen des Wortlauts, die allerdings seinem Vorgeben nach den Sinn des Verkündeten unangetastet ließen (ed. Smith, Andrew [1993], S. 352f.; deutsche Übersetzung s. unten S. 292): ... tou;" qeou;" martuvromai wJ" oujde;n ou[te prostevqeika ou[te ajfei'lon tw'n crhsqevntwn nohmavtwn, eij mhv pou levxin hJmarthmevnhn diwvrqwsa h] pro;" to; safevsteron metabevblhka h] to; mevtron ejllei'pon ajneplhvrwsa h[ ti tw'n mh; pro;" th;n provqesin sunteinovntwn dievgraya, wJ" tovn ge nou'n ajkraifnh' tw'n rJhqevntwn diethvrhsa, eujlabouvmeno" th;n ejk touvtwn ajsevbeian ma'llon h] th;n ejk th'" iJerosuliva" timwro;n eJpomevnhn divkhn. e{xei de; hJ parou'sa sunagwgh; pollw'n me;n tw'n kata; filosofivan dogmavtwn ajnagrafhvn, wJ" oiJ qeoi; tajlhqe;" e{xein ejqevspisan ... (vgl. auch die folgende Mahnung, das in der Schrift Gesagte nicht weit zu verbreiten, sondern als esoterisches Wissen 719 zu behandeln ).

Die Bewertung der Eingriffe in die überlieferten Orakeltexte ist umstritten. Bernays hielt sie schon im Jahr 1856 für Verfälschungen und interpretierte das einleitende Geständnis des Philosophen als eine schlaue Beteuerung720, während Bidez die angekündigte Korrektur von Fehlern und die Erklärung von Obskuritäten für unproblematisch erklärte: „Porphyre a été crédule; il a manqué d’esprit critique, mais je ne vois nulle part qu’il ait procédé autrement qu’il ne l’a dit“721. Dabei geht diese Debatte schon auf die Antike zurück, insbesondere auf die christlichen Kirchenväter, die mit scharfen Worten die Authentizität der von Porphyrius vorgelegten Texte insgesamt anzweifelten, so z.B. Augustinus an zentraler Stelle (civ. 19, 23 [ed. Dombart - Kalb, vol. 2, S. 395; vgl. S. 393f.]): quis ita stultus est, ut non intellegat aut ab homine callido eoque Christianis inimicissimo haec oracula fuisse conficta aut consilio simili ab inpuris daemonibus ista fuisse 718 Bidez (1913) 17; vgl. auch O’Meara (1959) 29/31; Wilken (1979) passim; Zink (1979) 120/23 und Busine (2005) 41f. 719 Vgl. Nock (1928) 2821; O’Meara (1969) 108f. und Riedweg (2005) 166f. 720 Bernays (1856) 416. 721 Bidez (1913) 191; vgl. ähnlich schon Wolff (1856) 100; Nock (1928) 281f. u.ö. sowie Haussleiter (1978-1979) 445f. Der Einwand gegen die Ansicht, Porphyrius sei ein „‚wahrheitsliebender‘ aber leichtgläubiger Mann gewesen“, bleibt allerdings bedenkenswert: „Eine solche Vertheidigung von Porphyrios’ Redlichkeit auf Kosten seines kritischen Verstandes nimmt sich freilich wunderlich genug aus neben seinem eigenen, die ‚Orakelphilosophie‘ einleitenden, Geständniss“ (Bernays [1856] 416).

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

responsa ...722 oder später Theodoret, der Porphyrius anlastete, er habe den o{rko" im Exordium der Schrift abgelegt i{na de; mhv ti" uJpolavbh/ tau'ta yeudw'" aujto;n diaplavttein723 und damit zugleich dem pythischen Apoll unterstellt, in seinen Orakelsprüchen eben jene Fehler, welche vom Editor korrigiert worden seien, begangen zu haben (therap. 10, 18 [SC 57, S. 366]). Es ist allerdings bei der Beurteilung der Schrift zu unterscheiden zwischen der Frage, ob Porphyrius die Authentizität des von ihm verarbeiteten Materials angemessen prüfte, und der Frage, ob er den Wortlaut der Originaltexte bewahrte und ihn gegebenenfalls text- und echtheitskritisch besserte, als er seine Schrift abfaßte. Nur die zweite Frage interessiert an dieser Stelle, doch ist sie kaum zu beantworten724, da die betreffenden Orakelsprüche allermeist nur in den Porphyriusfragmenten selbst überliefert sind. In der oben zitierten Ankündigung jedenfalls offenbart der Autor, den Wortlaut der entsprechenden Texte emendiert zu haben, und benennt recht genau diejenigen Textverderbnisse, die er zu korrigieren (diwvrqwsa) bzw. zu ergänzen (ajneplhvrwsa725) versucht habe: Korruptelen im Wortbestand (levxin hJmarthmevnhn) sowie, etwa durch Textausfall verursachte, Störungen in der Metrik (to; mevtron ejllei'pon)726. Auf welcher Grundlage er solche Störungen behob, beschreibt Porphyrius freilich nicht, und so mag man vermuten, daß seine emendatorischen Bemühungen wohl kaum auf kritischem Fundament, etwa auf einer Kollation der handschriftlichen Tradition, beruhten. Im Grunde scheint er ähnlich vorgegangen zu sein wie die oben vorgestellten spätantik-frühmittelalterlichen Schreiber, die aus eigenem Gutdünken, ohne Kontrollinstrumentarium, ihre Vorlagen emendierten. Obgleich man wohl auch bei Porphyrius nicht von absichtlicher Verfälschung der Texte ausgehen kann, verstärkt sich der Eindruck eines recht unkritischen und willkürlichen Vorgehens noch dadurch, daß er zwei weitere Arten von Textmodifikationen einräumt: Änderung zwecks Verdeutlichung (pro;" to; safevsteron metabevblhka) und Tilgung von vermeintlich Überflüssigem (ti tw'n mh; pro;" th;n provqesin sunteinovntwn dievgraya). Diese Kriterien entziehen sich weitestgehend objektiver Über722 O’Meara (1959) 511 behauptet irreführend zu dieser Stelle: „Porphyry’s protestation of scrupulous accuracy in reporting theses oracles ... has not been questioned“. 723 Whittaker (1989) 70 greift daher zu kurz, wenn er annimmt, Theodoret habe „no word of criticism ... for Porphyry’s editorial procedure, which by his own standards he presumably found unexceptional“. 724 Ein detaillierter Vergleich mit anderen Zeugnissen kann an dieser Stelle nicht erfolgen. Eine Untersuchung etwa der Sammlung der sogenannten chaldäischen Orakel könnte fruchtbar sein. 725 Vgl. zu diesem terminologischen Ausdruck schon oben S. 225 (zu Apellikon). 726 Vgl. das auch in der Vergilüberlieferung zu beobachtende Phänomen, daß (teils selbst eingefälschte) unvollendete Verse von späteren Interpolatoren „aufgefüllt“ wurden.

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prüfbarkeit und sind dazu angetan, die Authentizität des publizierten Wortlauts von vornherein erheblich zu diskreditieren, übrigens auch deswegen, weil Porphyrius weder seine Diorthose noch die Ergänzungen noch die Tilgungen dem Leser im Text nachvollziehbar markiert727. Seine Maßnahmen mit den Komplimenten „honnêteté“, „intelligence“ und „courage“ zu beschreiben728 wirkt jedenfalls aus philologischer Sicht fehl am Platze, zumal da Nachrichten, daß bedeutende Orakeltexte von späteren Bearbeitern verfälscht worden seien, in der antiken Literatur nicht selten auftauchen, den Zeitgenossen also allgemein bekannt gewesen sein dürften729. 727 Die Apologie bei O’Meara (1959) 53: „One may remark in passing that the attitudes of both Eusebius and Augustine are on the whole appreciative and do more justice to Porphyry than do their occasional abuse and charges of inconsistency. These charges, however, have damaged the reputation of Porphyry even to this day, so that it is difficult to see in the theurgic servitor the acute disciple of Longinus and the critical follower of the author of the Enneads“ trifft daher in ihrer Verallgemeinerung nicht zu; vgl. später O’Meara (1969) 109 selbst: „It is to be noted that Porphyre is at pains to explain that he had been careful not to incur the charge of impiety in altering the oracles more than was absolutely necessary for the sense and metre. This piety may have exposed him to the charge of believing all of the things that he reported “. 728 So Zink (1979) 1233. Whittaker (1989) 69f. 80 schwankt in seiner Bewertung zwischen der rein spekulativen Interpretation, „... many (perhaps most) of Porphyry’s alterations must have fallen within the limits of what we ourselves might consider legitimate editorial intervention“, und einem „shudder“ angesichts des freimütigen Eingeständnisses des Porphyrius, die vermeintlich göttlich inspirierten Orakeltexte willentlich verändert zu haben. Sein Urteil „We are not concerned here with forgeries“ mag für die Absichten des Bearbeiters Porphyrius zutreffen, für die Bewertung des editierten Texts im Vergleich zum Original erscheint es problematisch. 729 Vgl. Busine (2005) 51/53 zu Veränderungen des Wortlauts von Orakeln in Sammlungen und Anthologien. Daß man gegenüber den Texten der Orakelsprüche gerade deswegen Vorbehalte hegte, weil sie sich in den Händen der zuständigen Fachleute befanden, belegt Henrichs (2003) 216/22 mit Stellen aus der griechischen Literatur. Besonders berüchtigt war im Zusammenhang der Weissagungsliteratur der Athener Onomacritus, von dem schon Herodot (7, 6 [ed. Hude, ohne Paginierung]) berichtet, er sei der diaqevth" der hochangesehenen Weissagungen (ta; crhsmav) des Musaios gewesen und habe dabei eine eigene Einfälschung in diese Sammlung vorgenommen. Noch Plutarch erwähnt ihn kritisch (orac. Pyth. 407 b). Vgl. Metzger (1980) 9; Grant, Robert M. (1993) 21f.; Gladigow (1995) 41: „Diese griechischen Orakelsammlungen sind nicht nur ein frühes Beispiel von Kodifizierung und Kanonisierung, sondern auch für ‚Textkritik‘ (Echtheitskritik) und Textkontrolle“ und Wyrick (2004) 236. Wie stark die Weissagungsliteratur, auch ihre Sammlungen, den Zugriff späterer Rezensenten herausforderten, zeigt auch ein berühmtes Beispiel aus der römischen Geschichte: Nachdem Augustus das Amt des Pontifex Maximus übernommen hatte, ordnete er an (Suet. Aug. 31, 1 [ed. Ihm, S. 64]), von überallher möglichst umfassend Weissagungsliteratur zusammentragen zu lassen; vieles davon vernichtete er, die sibyllinischen Bücher jedoch bewahrte er, allerdings nur dilectu habito (vgl. auch Tacitus ann. 6, 12 [ed. Borzsák, S. 139] über die Sonderung der gefälschten Sib. von wahren [vera discernere]). Cicero hingegen betont (div. 2, 110/12 [ed. Giomini, S. 129f.]), die Verse der sibyllinischen Bücher seien von einem absichtsvoll wirkenden Autor akrostichisch formuliert worden – ebenfalls ein Verfahren zum Schutz anfälliger Texte gegen fremde Manipulationen.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

Was Porphyrius in der Einleitung seiner Orakelphilosophie offen einräumt, überrascht nicht zuletzt deshalb, weil er im folgenden die crhsmoiv, wie es im zeitgenössischen Neuplatonismus verbreitet war730, als göttliche Offenbarung interpretiert und sie allegorisch deutet. Die Observanz des verkündeten Wortlauts war eigentlich geboten, so daß man in der Selbstrechtfertigung gleich zu Beginn vielleicht auch eine Cautel des Philosophen gegen den Vorwurf ausmachen könnte, er sei mit den göttlichen Orakeltexten zu frei verfahren. Dieses Gebot erkennt Porphyrius an, indem er sich der Gefahr, gegenüber der Gottheit durch die Mißachtung ihrer Verkündigung zu freveln, eingedenk zeigt, ja dieses Vergehen als iJerosuliva bezeichnet, jedoch die unemendierte Wiedergabe korrupter Texte als noch schlimmere Gottlosigkeit (ajsevbeia) ausweist: eujlabouvmeno" th;n ejk touvtwn ajsevbeian ma'llon h] th;n ejk th'" iJerosuliva" timwro;n eJpomevnhn divkhn731! Die ganze Frage zeigt sich engverwandt mit der oben aufgewiesenen Problematik, wie denn heilige Schriften in eine andere Sprache übersetzt werden sollten. Porphyrius steht dabei seinem Schüler, dem Neuplatoniker Iamblichus732, ferner als etwa dem Christen Hieronymus! Insbesondere führt auch er die auffällige Differenzierung von Form/Wortlaut und Inhalt ein, um seinen Zugriff auf die Überlieferung der Texte zu rechtfertigen und um dem Anspruch, göttliche Offenbarung dürfe nur unverändert wiedergegeben werden, entgegenzuwirken733. Die Behauptung, Modifikationen der Orakeltexte beeinträchtigten den wahren Sinn des Verkündeten (ta; crhsqevnta nohvmata/nou'") nicht734, wirkt dabei nicht nur für den heutigen Leser unbefriedigend, sondern löste auch bei den antiken Zeitgenossen Verwunderung und Zweifel aus. „Charakteristisch für das Verhältnis des Griechen zur ihm vorliegenden Textüberlieferung“735 ist es gewiß nicht. 730 Vgl. O’Meara (1969) 180f.; Haussleiter (1978-1979) 443f. (mit Lit.); Fiedrowicz (2005) 285 und Riedweg (2005) 163. 731 Bernays (1856) 416 erkennt in dieser Äußerung eine „hierophantische Unverschämtheit“. 732 Vgl. Clark (1999) 124/26 mit der Annahme, daß Iamblichus an der Stelle myst. 7, 5 (s. oben Anm. 395) direkt auf Porphyrius reagiere, der in einer anderen Schrift das Problem aufgeworfen hatte, warum Priester bei theurgischen Ritualen barbarische, nicht griechische Namen für Gottheiten gebrauchen sollten. Tatsächlich wird das entsprechende Kapitel (myst. 7, 5) bei Iamblichus mit folgender Bezugnahme auf Porphyrius eröffnet: ajll’ oJ ajkouvwn, fhv" [!], pro;" ta; shmainovmena ajfora'/, w{ste aujtavrkh" hJ aujth; mevnousa e[nnoia, ka]n oJpoionou'n uJpavrch/ tou[noma. Vgl. auch Hirschle (1979) 45/47 und Clarke - Dillon - Hershbell (2004) 299398 mit weiteren Belegen. 733 Schon im platonischen Ion (530 b/c, vgl. auch 534b) wird auf Homerexegeten verwiesen, welche die Bedeutung (hJ diavnoia) Homers zu verstehen suchten, also, was er sagte, nicht wie und mit welchen Worten (ta; e[ph) er es sagte (ed. Burnet, ohne Paginierung): ouj ga;r a]n gevnoitov pote ajgaqo;" rJayw/dov", eij mh; suneivh ta; legovmena uJpo; tou' poihtou'. to;n ga;r rJaywdo;n eJrmhneva dei' tou' poihtou' th'" dianoiva" givgnesqai toi'" ajkouvousi. 734 Vgl. Whittaker (1989) 69 und Riedweg (2005) 168. 735 Aland (1989) 294.

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f) Euklid In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts unterzieht der Mathematiker und Astronom Theon von Alexandria das Hauptwerk Euklids, die ‚Elemente‘, einer tiefgreifenden Rezension, die nach übereinstimmender Ansicht der Forschung „a dividing line in the history of the text“736 bedeutet. Die klassische Schrift der griechischen Mathematik, weitverbreitetes Schulbuch und vielfach kommentiert, war schon zuvor für fremde Eingriffe anfällig gewesen737, jedoch sollte die Rezension Theons, die den Studenten in Alexandria eine geglättete und vereinfachte Ausgabe an die Hand gab, alle anderen Fassungen nahezu vollständig verdrängen: Die heute bekannte mittelalterliche Überlieferung hängt ausschließlich von ihr ab – bis auf eine Handschrift, den Vat. Gr. 190 (= P), die offenbar einen älteren Text als den Theons bietet738. Diesen Zeugen hatte erstmals Peyrard in seiner monumentalen Ausgabe am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts (Paris 1814-1818) herangezogen, den genauen Vergleich der verschiedenen Textfassungen der ‚Elemente‘ lieferte jedoch erst Heiberg in den Prolegomena seiner Teubneriana, wo er zu einer detaillierten Klassifizierung der verschiedenen Rezensionsmaßnahmen Theons gelangte739: Neben sachlichen Korrekturen tatsächlicher, aber auch nur scheinbarer Verstöße gegen die mathematische Richtigkeit zielte Theon vor allem auf sprachlich-stilistische Änderungen im Ausdruck und in der Syntax sowohl ganzer Sätze als auch nur einzelner Teilsätze oder gar Wörter. Mit diesen, zuweilen schulmeisterlichen Βesserungen „hoc praecipue studuit Theon, ut omnia, quae proprii aliquid haberent et a solita forma abhorrerent, mutando tolleret et ad unam eandemque quasi normam exigeret“740. Außerdem habe Theon den Text auf Schritt und Tritt durch Zusätze erweitert, um vermeintliche Lücken in der Argumentation Euklids zu schließen und dessen eher konzise Ausdrucksweise gleichsam aufzufüllen: „constat igitur, Theonem in eo vel praecipuam operam posuisse, ut amplificaret explicaretque, quae 736 Heath (1920) 20. Theon selbst bezeugt seine revidierte e[kdosi" im Kommentar zu Ptol. Syntax. 1 (vgl. Hultsch [1907] 1005), außerdem findet sich in einigen Handschriften der Euklidüberlieferung die Subskription Eujkleivdao Stoiceivwn th'" Qevwno" ejkdovsew" ... 737 Vgl. Heiberg (1888) LVIII/LXXVI; Heath (1956) 58/63 und Neuenschwander (19721973) 356f.. 738 Grundlegend zu allen Fragen der Textüberlieferung der ‚Elemente‘ sind noch immer Heibergs kritische Prolegomena aus dem Jahr 1888; vgl. Heath (1956) 46/63 und kurz (1920) 20/24 sowie jetzt Rommevaux - Djebbar - Vitrac (2001) 245/48. 278 (skeptischer). 739 Heiberg (1888) XXXIX/LVIII; vgl. auch zusammenfassend Heath (1920) 23f. und (1956) 54/57 sowie Murdoch (1971) 437f. 740 Heiberg (1888) XLVI.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

ab Euclide breviter dicta essent“741. Aber auch vor Auslassungen sei er nicht zurückgeschreckt. Dabei dürfe insgesamt nicht von einem konsequenten Vorgehen des Rezensors ausgegangen werden: Was an einer Stelle geändert werde, könne an einer anderen durchaus stehenbleiben742. Heiberg folgert zurecht, daß diese Rezension den Maßstäben alexandrinischer Textkritik und -editionen nicht genüge, und resümiert abschließend: „sequitur, Theonem ... multo magis id spectasse, ut iis, qui ex Elementis mathematicam discerent, difficultates removendo explanandoque consuleret“743. g) Philostrats Vita Apollonii Philostrats Vita Apollonii, also jenes auf Griechisch verfaßte Werk, in dem in großer Ausführlichkeit das Leben des Apollonius von Tyana erzählt wird, erfreute sich bis in die Spätantike hinein größter Beliebtheit, gerade in den Kreisen der römischen Senatsaristokraten, welche den paganen Philosophen, Wanderprediger und Wundertäter gern Jesus Christus gegenüberzustellen pflegten744. Eine vielbehandelte Stelle aus Sidonius Apollinaris bezeugt den bedeutenden Rang dieser Schrift noch im fünften Jahrhundert nach Christus. In einem Brief an Leo, den gelehrten Minister des Westgotenkönigs Eurich, schreibt Sidonius (epist. 8, 3, 1 [ed. Loyen, vol. 3, S. 86]): Apollonii Pythagorici vitam, non ut Nicomachus [sc. Flavianus] senior e Philostrati, sed ut Tascius Victorianus e Nicomachi schedio exscripsit, quia iusseras, misi; quam, dum parere festino, celeriter eiecit in tumultuarium exemplar turbida et praeceps et opica translatio. Abgesehen von der bedeutsamen Tatsache, daß die Vita Apollonii unter den Christen Galliens noch in dieser späten Zeit zirkulierte745, liefert dieser Briefpassus wichtige Informationen über die Überlieferungsgeschichte des Werks an der Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert nach Christus. Die beiden 741 Heiberg (1888) LVI; vgl. Heath (1920) 23 („... where Euclid’s argument seemed too rapid and not easy enough to follow ... clearness and consistency“) und (1956) 55f. 742 Heiberg (1888) XLIX. 743 Heiberg (1888) LVIII; vgl. Hultsch (1907) 1006 (über die Absicht Theons, „den Freunden der mathematischen Studien in Alexandria, besonders seinen Schülern, einen möglichst glatten und leicht verständlichen Text an die Hand zu geben“) sowie Heath (1920) 23: „... to remove difficulties that might be felt by learners in studying the book“ und 24 über den durchschlagenden Erfolg der Rezension („approved by the persons for whom it was written“); zurückhaltender jetzt Rommevaux - Djebbar - Vitrac (2001) 245/48. 744 Vgl. Pricoco (1965) 82/85; Loyen (1970b) 889; Wytzes (1977) 150/54 und Zecchini (1993) 44. 55 (mit Lit.). 745 Vgl. die folgenden Abschnitte des Briefs zu den Gründen dieses Interesses sowie Courcelle (1948) 661. 241f. mit Belegen aus den Kirchenvätern (z.B. Hieronymus epist. 53, 1); Loyen (1970b) 889 und Paschoud (1980) 17219 (mit Lit.).

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Persönlichkeiten, welche Sidonius hier mit Namen nennt und die seinem Adressaten Leo offensichtlich noch ganz geläufig waren, gehörten zum berühmten Symmachuskreis746, also zu jener Gruppe hoher paganer Senatsaristokraten, die am Ausgang des vierten Jahrhunderts den vielbeschriebenen „letzten Kampf des Heidentums“ gegen die christliche Kirche und den christlichen Kaiser führten und sich dabei intensiv der älteren lateinischen Literatur, vor allem den großen, für die alte Religion maßgeblichen Autoren, widmeten. Durch die Verbesserung und neue Verbreitung klassischer Texte versuchten sie, die althergebrachte römische Kultur gegen das Vordringen des Christentums zu stärken. Daß Virius Nicomachus Flavianus und Tascius Victorianus auch in den Subskriptionen der zwar mittelalterlichen, aber aus spätantiken Vorlagen kopierten Liviushandschriften auftauchen, ist daher ebensowenig ein Zufall wie der Umstand, daß sie auch Philostrats Vita Apollonii ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Die neuere Forschung hat bislang noch keine Einigkeit darüber erzielen können, welcher Art die Beschäftigung des Symmachuskreises mit dieser Schrift denn nun eigentlich war. Zwei Hypothesen stehen sich gegenüber: Einerseits nimmt man an, daß Nicomachus die griechische Vita ins Lateinische übersetzte, möglicherweise mit tieferen Eingriffen in die Textgestalt747, bevor Victorianus eine eigene Bearbeitung dieser lateinischen Übersetzung anfertigte748. Sidonius habe seinem Adressaten Leo schließlich eine hastig erstellte Kopie dieser Rezension geschickt, für deren Mängel er sich an der oben zitierten Stelle ausdrücklich entschuldige. In diesem Fall wäre davon auszugehen, daß das Wort exscripsit bei Sidonius im Fortgang des Satzes auf unterschiedliche Vorgänge verwiese, also zunächst bei Nicomachus auf eine Übersetzung, dann aber bei Victorianus auf eine Bearbeitung749. Am Ende der Passage bedeutete translatio schließ746 Vgl. Enßlin (1958) 2072f.; Bloch (1971) passim; Martin (1984) 148f. (mit Lit.); Delz (1992) 43; Velaza (1999) 292 und Zelzer, Michaela (2001) 294: „... jene römischen Adeligen ..., die sich in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nicht nur um die Pflege der alten Literatur besonders verdient gemacht hatten, sondern auch um ihre Verbreitung in korrekten Abschriften“. 747 Vgl. Pecere (1986) 232230. 748 Vgl. Jahn (1851) 337f.; Mommsen (1887) 420; Seeck, Otto (1909) 2508 und (1961) CXV; Traube (1909b) 16; Allard (1910) 1693; Teuffel (1913) 296; Schanz (1914) 91f.; Hohl (1920) 299 (Übersetzung „mit Hilfe des Victorianus“); Hartke (1940) 18; Courcelle (1948) 6. 661. 241f.; De Labriolle (1948) 457; Enßlin (1958) 2072f. (mit Lit.); Cracco Ruggini (1966) 80. 85 (unentschieden aber [1993] 50 mit Anm. 28 [mit Lit.]); Syme (1968) 111; Chastagnol (1970) 36; Bloch (1971) 156f.; Wytzes (1977) 150; Roda (1981) 120 (Victorianus als „il traduttore e l’emendatore, insieme con Nicomaco Flaviano, della Vita di Apollonio“) sowie Pecere (1986) 60; unentschieden Loyen (1943) 26f. (mit Lit.); Cameron, Alan (1977) 13 mit Anm. 1; Paschoud (1980) 17219 und Caltabiano (1996) 70f. 749 Vgl. Pricoco (1965) 81 und Loyen (1968) 84.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

lich nicht Übersetzung, sondern Kopie, Abschrift. Andererseits hat man vermutet, Nicomachus habe gar keine Übersetzung vorgelegt, sondern nur eine Kopie bzw. neue Ausgabe des griechischen Texts, wahrscheinlich in freierer Bearbeitung750. Daraus folgte – und diese Schlußfolgerung wird in den entsprechenden Untersuchungen meist nicht gezogen –, daß Victorianus dann diese griechische Ausgabe seinerseits rezensiert und erneut verbreitet hätte. Das Verb exscribere meinte in diesem Fall das bloße Kopieren, Abschreiben einer Vorlage. Wäre diese Vermutung richtig, eröffnete sich ein tiefer Einblick in die Griechischkenntnisse nicht nur des Symmachuskreises und des römischen Publikums um 400 nach Christus751, sondern auch des Sidonius und seiner gallischen Zeitgenossen, da er ja dann den griechischen Text – je nach Deutung des Wortes translatio – entweder selbst übersetzt752 oder in der Originalsprache kopiert und zur Lektüre weitergegeben hätte. Zweifelsfrei läßt sich zunächst festhalten: Noch Sidonius und Leo waren drei unterschiedliche Fassungen der Vita Apollonii bekannt, nämlich diejenige des ursprünglichen griechischen Autors Philostrat sowie jene beiden, welche Nicomachus und Victorianus verbreitet hatten. Die Frage, ob oder von wem der griechische Text ins Lateinische übersetzt wurde, diskutiert Sidonius nicht explizit; offenbar ging er davon aus, daß allgemein bekannt war, was Nicomachus mit Philostrats Vita Apollonii angestellt hatte. Seine Formulierung des Satzes legt in ihrer Antithese allerdings nahe, daß es sich bei den beiden letzteren, die dem griechischen Original gegenübergestellt sind und zwischen denen allein Leo seine Wahl traf (non ut ..., sed ut ...), um lateinische Fassungen handelte, Nicomachus, dessen Vertrautheit mit der griechischen Literatur auch sonst nachweisbar ist753, also als Übersetzer Philostrats zu gelten hat. Wer für eine originalsprachliche Rezension der griechischen Vita plädiert, müßte dagegen annehmen, daß innerhalb kürzester Zeit im Symmachuskreis von Nicomachus und Victorianus zwei deutlich divergierende Ausgaben des griechischen Texts 750 Vgl. Anderson, William B. (1965) 4045; Pricoco (1965) 79/88 (mit Lit.); Loyen (1970b) 196f.; Momigliano (1975) 70f. und Zecchini (1993) 44. 751 Auch andere Vertreter des Symmachuskreises, wie z.B. Naucellius, taten sich durch die Übersetzung griechischer Literatur hervor (vgl. Symm. epist. 3, 11, 3 [ed. Callu, vol. 2, S. 25f.]; dazu Courcelle [1948] 5; Bloch [1971] 138; Callu [1975] passim und [1982] 227f.; Momigliano [1975] 53f. sowie Cracco Ruggini [1993] 50f.). Damit verliert das Argument, Nicomachus habe den Text der Vita Apollonii nicht übersetzt, weil „dans l’entourage de Symmaque et de Macrobe, il n’est pas nécessaire de faire usage de traductions pour avoir accès à une œuvre écrite en grec“ (Loyen [1968] 85; vgl. auch Pricoco [1965] 85/88), an Gewicht. Es kam dem Symmachuskreis gerade auch darauf an, maßgebliche Werke der paganen griechischen Literatur in Rom zu verbreiten. 752 Vgl. Pricoco (1965) 74. 88/96 und Loyen (1970b) 197. 753 Vgl. Courcelle (1948) 6.

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vorgelegt wurden, diese neben dem griechischen Original für mehrere Jahrzehnte im Umlauf blieben und in Gallien zur Zeit des Sidonius noch gelehrt diskutiert wurden. Leo hatte Sidonius gerade um die Fassung Victorians gebeten (non ut ..., sed ut ..., quia iusseras), eine Bitte, der Sidonius offenkundig mit einiger Zurückhaltung begegnet. Jede eigene, freiere Textbearbeitung verbot sich für ihn aufgrund der gezielten Bitte Leos von vornherein. Die beiden Hypothesen, Sidonius habe den Text vor der Sendung an seinen Adressaten seinerseits entweder ins Lateinische übersetzt oder ein weiteres Mal im Lateinischen tiefgreifend rezensiert, treffen daher nicht zu. Auch die recusatio, die er gegenüber Leo vorbringt, um den mangelhaften Zustand seiner Gabe zu entschuldigen, bezieht sich nicht auf eine vermeintlich geplante, aber dann nicht ausgeführte Rezension754. Die Wendung turbida et praeceps et opica755 translatio beschreibt demnach, im Gegensatz zu exscribere, tatsächlich nur die unzureichende Abschrift der Vorlage Victorians, welche Sidonius hatte anfertigen können, und dürfte als eine Demutsgeste, als eine recusatio gegenüber dem Adressaten Leo aufzufassen sein756. Als schlagende Parallele sowohl für den Sprachgebrauch an dieser Stelle als auch für die Haltung, welche der Autor hier an den Tag legt, darf der Eingang des berühmten Briefs epist. 9, 16, 1/3 (ed. Loyen, vol. 3, S. 178f.) gelten, des letzten der ganzen Sammlung überhaupt: Sidonius entschuldigt sich dort bei dem Adressaten Firminus dafür, daß er das Versprechen, ein neuntes, ihm zugeeignetes Briefbuch zusammenzustellen und den bereits zuvor veröffentlichten acht Büchern hinzuzufügen, zwar umgehend, aber ohne die notwendige Sorgfalt erfüllte: sponsio impleta est, non quidem exacte, sed vel instanter. Nachdem er von einer Reise durch seine Diözese zurückgekehrt sei, habe er trotz bitterer Winterkälte zusammen mit seinem antiquarius in aller Eile die in ungeordneten Unterlagen und 754 So z.B. Allard (1910) 1693; Teuffel (1913) 441 und Pricoco (1965) 96/98. 755 Der Hinweis, opica müsse den Gegensatz zwischen einer mangelhaften lateinischen Übersetzung und dem griechischen Original ausdrücken, vernachlässigt solche Parallelstellen, an denen es den barbarischen, ungepflegten und rohen Ausdruck allein im Lateinischen bezeichnet. So sagt etwa Iuvenal über die allzu gebildete Frau (6, 455f. [ed. Willis, S. 82]): opicae castiget amicae verba: soloecismum liceat fecisse marito; vgl. später Ennod. epist. 7, 22, 2 (MGH auct. ant. 7, S. 248). Ebenso ist das Postulat, die Pointe opica translatio habe nur dann Sinn, wenn sich Sidonius auf eine Transkription aus dem Griechischen beziehe (so Anderson, William B. [1965] 4056: „Sidonius says that his copy has been so hastily that the Greek no longer looks like Greek“), nicht zwingend. 756 Der Einwand von Allard (1910) 1693: „... mais je ne puis me figurer Sidoine ravalé au métier de copiste. Léon était trop instruit et trop bien élevé pour demander ce service subalterne à un homme occupant la haute situation ecclésiastique et sociale de Sidoine“ (vgl. auch Pricocos [1965] 75f. 79) drängt sich auf, ist aber nicht zwingend. Leo hatte Sidonius um die Zusendung, nicht um die eigenhändige Abschrift der Vita Apollonii gebeten (vgl. auch epist. 9, 16, 1/3 [s. gleich oben im Text]).

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Entwürfen vorliegenden Briefe abgeschrieben und zu einem Briefband zusammengefaßt: nam peragratis forte dioecesibus cum domum veni, si quod schedium temere iacens chartulis putribus ac veternosis continebatur, raptim coactimque translator [!] festinus exscripsi ... Von einer solch schnellen, gezwungenermaßen oberflächlichen Kopie dürfe Firminus keine „Reife“ erwarten: restat, ut te arbitro non reposcamur res omnino discrepantissimas, maturitatem celeritatemque; nam quotiens liber quispiam scribi cito iubetur, non tantum honorem spectat auctor a merito quantum ab obsequio. Es fällt auf, daß Sidonius den hochgebildeten und seinerseits schriftstellerisch tätigen Leo, der in dem vorliegenden Brief besonders gelobt werden soll, nachdrücklich auf die mangelhafte Qualität der übersandten Vita Apollonii aufmerksam macht und ihn auffordert, bei der Lektüre sowohl seine poetischen als auch seine rhetorischen Ansprüche an das Werk zu suspendieren – es berichte zwar von Apollonius, also einem vorbildlichen Mann, dem er selbst in vielem ähnlich sei, und sei daher inhaltlich höchst lesenswert, werde allerdings stilistischen Erfordernissen kaum gerecht. Die Entschuldigung für die eigene mangelhafte Transkription verbindet sich dabei mit einem reservierten Urteil über das zugestellte Werk selbst: Sidonius stellt klar, daß einen anspruchsvollen Leser wie Leo – und natürlich auch ihn selbst – die sprachlich-stilistische Form des Texts nicht zufriedenstellen könne, ja er entschuldigt sich bei seinem Adressaten ausdrücklich dafür, daß die eilige Abschrift757, die er ihm zusende, nur dadurch gerechtfertigt sei, daß er der Bitte um Zusendung schnell habe entsprechen wollen (epist. 8, 3, 2 [ed. Loyen, vol. 3, S. 86f.])758: sane, cum 757 Während Synesius zugegeben hatte, mangelhaft emendierte Bücher in der eigenen Bibliothek zu haben (s. oben S. 32/34), entschuldigte sich Symmachus einmal bei Ausonius, daß er ihm die Naturalis historia des Plinius in einer unkorrigierten Kopie geschickt habe, um ihm diese Gabe möglichst schnell zusenden zu können (s. unten S. 273). 758 Auch die an Leo gerichtete Aufforderung zu Beginn des unmittelbar folgenden Satzes: quocirca [!] sepone tantisper Pythicas lauros Hippocrenenque et illos carminum modos tibi uni tantum penitissime familiares ... deutet darauf hin, daß es Sidonius um die literarische Qualität des Werks selbst geht, nicht bloß um den (mangelhaften) Zustand einer Abschrift (so Anderson, William B. [1965] 4075). Allard (1910) 1693; Pricoco (1965) 75f. 79. 88/96 sowie Loyen (1968) 84f. und (1970b) 197 gehen fehl, wenn sie den Ausdruck auf die turbida et praeceps et opica translatio des Sidonius beziehen und folgern, es müsse sich daher eher um „une œuvre originale et difficile comme la traduction“ aus dem Griechischen gehandelt haben als um eine einfache Abschrift. Die sprichwörtliche (vgl. ut aiunt) Verbindung musteus liber findet sich z.B. bei Plinius epist. 8, 21 (ed. Schuster, S. 266), auf welche Stelle sich Sidonius nach der communis opinio bezieht, weil dort von einem noch unvollendeten Werk die Rede sei (vgl. auch in etwas anderer Bedeutung Hier. epist. 112, 20 [CSEL 55, S. 390]). Bedenkenswert ist allerdings auch ein Passus aus dem Briefwechsel zwischen Marc Aurel und Fronto, den Sidonius im dritten Kapitel seines Briefs unter den Vorfahren seines Adressaten Leo besonders herausstellt: Der Kaiser hatte Fronto sowohl einen Ennius als auch einen

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primum reduci [sc. aus dem Exil in Livia] aliquid otii fuit, inpolitum hunc semicrudumque et, ut aiunt, tamquam musteum librum plus desiderii tui quam officii mei memor obtuli. Denkbar wäre es, daß die lateinische Bearbeitung der Vita Apollonii759, welche Tascius Victorianus zugeschrieben wurde, den Text erheblich verändert hatte, vielleicht durch Kürzung der Gracchus zur Bearbeitung geschickt. Das Enniusbuch erhielt er alsbald in einer besseren Abschrift zurück, die Überarbeitung der Gracchusausgabe ließ hingegen noch auf sich warten (epist. ad M. Caes. 4, 2, 6 [ed. van den Hout, S. 56]): Sota Ennianus remissus a te in charta puriore et volumine gratiore et littera festiviore quam antea fuerat videtur. Gracchus cum cado musti [!] maneat, dum venimus, neque enim metus est Gracchum interea cum musto defervere posse. In epist. 9, 16, 3 (s. oben) klingt in dem Wort maturitas ein ähnlicher Gedanke an. 759 Vgl. Loyen (1968) 85 und (1970b) 197. Die Vermutung bei Mazzarino (1974) 457148: „Forse Victorianus ha ‚epurato‘ il testo (latino), troppo paganeggiante, di Nicomaco?“, hat in den Quellen keinen Rückhalt. Ob sich darüberhinaus bei einem Blick zurück auf den ersten Satz des Briefs aus dem Wort schedium weiterreichende Schlüsse ziehen lassen, erscheint fraglich. Schedium bezeichnet in Bezug auf literarische Werke eigentlich den unvollkommenen, vom Autor vor der endgültigen Herausgabe noch nicht abschließend redigierten „Entwurf“ und wird gern im Rahmen einer recusatio verwendet (vgl. etwa Martyn [1972] 157/59). Die Ableitung von scheda (so Loyen [1970b] 197) ist dabei nicht zwingend, auch wenn sich in der Spätantike die Bedeutungen beider Begriffe vermischen (vgl. Kretschmer [1920] 170f. zu Isidor orig. 6, 14, 8). Näher liegt die Verbindung zum griechischen scevdion/scediavzw: So entschuldigt sich etwa Hieronymus einmal bei Damasus für die eilige und unvollkommene Ausfertigung eines Antwortschreibens mit den Worten (epist. 36, 1 [CSEL 54, S. 268]): tau'tav soi ejscedivasa. Auch Pecere (1986) 232230 versteht schedium als „stesura primaria di un testo letterario ancora da pubblicare“, als „abbozzo“, und leitet daraus die Hypothese ab, Nicomachus habe seine Übersetzung nicht selbst veröffentlicht, sondern Victorianus zu deren Revision und Publikation aufgefordert. Zwei unterschiedliche Rezensionen der lateinischen Vita Apollonii seien niemals im Umlauf gewesen: „... l’opposizione, nel passo di Sidonio, è tra il testo quale era stato reso da Nicomaco (non ut ...) e il testo quale era stato effettivamente pubblicato da Tascius Victorianus (sed ut ...)“. Eine ähnliche Ansicht hatte zuvor nach Traube (1909b) 16 und Anderson, William B. (1965) 4056 schon Zetzel (1980) 4832, auf den Pecere nicht verweist, geäußert: „I think that all Victorianus did was to copy out for public circulation the unfinished draft of Nicomachus’ translation“. Jedoch ist diese Interpretation der Sidoniusstelle sprachlich wie inhaltlich abwegig: Der ganze Passus ergibt doch nur dann einen Sinn, wenn Sidonius seinem Adressaten Leo auch den Text, welcher auf Nicomachus zurückging, hätte zusenden können. Überdies ließe sich gar nicht einsehen, warum man Jahrzehnte später überhaupt zwischen einem unveröffentlichten Übersetzungsentwurf und der tatsächlich publizierten Version ausdrücklich hätte unterscheiden sollen. Und schließlich: Was wäre denn dann das schedium Philostrati? Dessen weitverbreitete und hochgeschätzte griechische Vita als unveröffentlichten Entwurf zu beschreiben geht nicht an. Allenfalls ließe sich vielleicht vermuten, Sidonius habe, indem er die Ausgaben, welche Philostrat und Nicomachus veranstaltet hatten, als schedium vorstellt, sein folgendes Werturteil über die literarische Qualität des Werks bereits andeuten wollen. Parallelstellen aus seinen Briefen zeigen, daß er gerade dort, wo es um die Abschrift von Büchern geht, schedium wie exemplar benutzt, vor allem in Bezug auf die in den Privatbibliotheken der Autoren befindlichen, zuweilen noch nicht abschließend redigierten exemplaria (vgl. z.B. epist. 9, 7, 1 und 9, 16, 1 [ed. Loyen, vol. 3, S. 143. 178; s. oben im Text]).

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

breiten Schilderungen des Originals und durch Eingriffe in Stil und Ausdruck – die reservierte Reaktion auf die Bitte Leos, gerade diese Rezension von Sidonius zu erhalten, wäre damit verständlich motiviert760. Möglicherweise spielt dabei der Inhalt der Vita Apollonii, dessen Vorzüge er nur fidei catholicae pace (epist. 8, 3, 5 [ed. Loyen, vol. 3, S. 87]) herausstellen möchte, doch auch eine Rolle: Dieses Hauptwerk der paganen Christengegner vorbehaltlos zu präsentieren mußte Sidonius problematisch erscheinen. In geschickter, ihm eigentümlicher Weise rechtfertigt er also vor dem gelehrten Publikum die Übersendung eines literarisch anspruchslosen, seiner eigentlich unwürdigen und inhaltlich im Grunde anstößigen Buchs, indem er zum einen die Mängel des Werks selbst, zum anderen diejenigen seiner eigenen translatio betont, ohne dadurch den Adressaten, der eben dieses Buch angefordert hatte, bloßzustellen. Sidonius scheint einen Punkt besonders betonen zu wollen, nämlich die Tatsache, daß der Text der Vita Apollonii, den er seinem Adressaten Leo zu schicken beabsichtigt, auf keinen Fall mehr dem Ausgangstext Philostrats entspricht. Mit jedem einzelnen der beschriebenen Schritte seiner Überlieferungsgeschichte habe er sich verändert, und es ist aufschlußreich, daß die Verantwortung für diese Schritte ausdrücklich einzelnen, namentlich benannten Personen zugeschrieben wird, nämlich Nicomachus und Victorianus. Die Tradition der Vita wird also ganz bewußt als Kette ihrer Editionen, ihrer Rezensionen begriffen. Das Verb exscribere meint hier nicht wie transcribere das einfache, originalgetreue „Abschreiben“ der Vorlage, sondern in eigentlicher Bedeutung das verändernde, modifizierende „Herausschreiben“ – sonst wäre die Nennung der verschiedenen Schritte überflüssig761. Daraus, daß Sidonius die einzelnen Bearbeitungen, 760 Über den griechischen Autor Philostrat urteilt Sidonius am Ende des Briefs zwar nicht abwertend – ein solches Urteil hätte das Anliegen des Adressaten Leo diskreditiert –, jedoch läßt er in dem Gegensatz, in welchen er einerseits die pagane Vita und ihren Verfasser, andererseits den abschließend hochgelobten Leo rückt, nochmals seine Zurückhaltung durchklingen (epist. 8, 3, 6 [ed. Loyen, vol. 3, S. 88]): si vera metimur aestimamusque, fors fuat an philosophi vitae scriptor aequalis maiorum temporibus accesserit [vgl. zur Liviusnutzung an dieser Stelle z.B. Liv. 8, 40, 5; 22, 7, 4; 29, 14, 9], certe par saeculo meo per te lector obvenit. 761 Zum sprachlichen Verständnis der Stelle vgl. die kontroversen Positionen bei Anderson, Willliam B. (1965) 4045; Pricoco (1965) 76/79; Loyen (1968) 84f. und (1970b) 196f.; Paschoud (1980) 17219 sowie Pecere (1986) 232230. Das Wort translatio kann zwar bei Sidonius „Übersetzung“ (s. unten) bedeuten, aber eben auch „Abschrift“ (vgl. für transferre in diesem Sinn etwa epist. 9, 11, 6; 9, 16, 2 [ed. Loyen, vol. 3, S. 157. 178; s. oben im Text] und Hier. epist. 106, 7 [CSEL 55, S. 253f.]: et quia semel veritati studemus, si quid vel transferentis festinatione vel scribentium vitio depravatum est, simpliciter confiteri et emendare debemus sowie oben S. 48. 65. 91, unten S. 274 und oben Anm. 76 mit Belegen aus Hieronymus, Eugippius, Gregor dem Großen und Apponius). Was das Verb exscribere angeht, wird als Beleg für die Bedeutung „übersetzen“ meist die Parallele epist. 2, 9, 5 über die Origenesübersetzungen Rufins angeführt (ed. Loyen, S. 65; s.

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welche sich in der Textgestaltung offenbar signifikant unterschieden, noch Jahrzehnte später den verantwortlichen Rezensenten genau zuschreiben konnte, läßt sich überdies erschließen, daß Nicomachus und Victorianus ihre Ausgaben, wahrscheinlich in einer Praefatio762, als eigenständige Rezensionen kennzeichneten und dabei neben dem Namen des ursprünglichen Autors auch ihren eigenen nannten. Das schon für die frühere Kaiserzeit nachweisbare Phänomen, daß die Werke maßgeblicher Autoren gerade als Editionen berühmter Herausgeber besonders bekannt und geschätzt waren763, läßt sich also noch in der Spätzeit belegen. 4. Umfassende Rezensionen in der frühchristlichen Literatur a) Allgemeines Daß die Bücher der Bibel in den ersten Jahrhunderten verfälschende Rezensionen erfuhren, läßt sich nicht leugnen. So sind etwa Tatians Diatessaron als auch die manipulierende Bearbeitung Markions nicht nur für die Kirchenväter Paradefälle diaskeuastischen Umgangs mit der heiligen Schrift; auch die neuere Forschung hat deren tiefgreifende Veränderungen des Texts eingehend untersucht764. Sogar der biblische Wortlaut blieb also nicht unangetastet765. So wird etwa, um nur ein berühmtes Beispiel aus

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auch oben Anm. 543): ... quamquam sic esset ad verbum sententiamque translatus ut nec Apuleius Phaedonem sic Platonis neque Tullius Ctesiphontem sic Demosthenis in usum regulamque Romani sermonis exscripserint. Zwar wird exscribere hier im Zusammenhang mit einer Übersetzung gebraucht, das Verb steht aber in Gegensatz zum vorangehenden Ausdruck ad verbum sententiamque transferre, betont also auch hier den freieren, verändernden Umgang mit der Vorlage (vgl. auch epist. 9, 16, 2 [ed. Loyen, vol. 3, S. 178; s. oben im Text]). Pecere (1986) 60 nimmt ebenfalls an, Sidonius habe in der Vorlage, wohl in einer Subskription oder im Titel, einen Hinweis darauf gefunden, daß „Victorianus aveva sottoposto a revisione e ‚redazionato‘ il testo della versione di Flaviano“. Vgl. die vielbehandelte Stelle bei Fronto epist. ad M. Caes. 1, 7, 4 (ed. van den Hout, S. 15): quorum [sc. der römischen Klassiker] libri pretiosiores habentur et summam gloriam retinent, si sunt Lampadionis (vgl. Gell. 18, 5, 11 [ed. Marshall, vol. 2, S. 546]) aut Staberii, Plautii aut D. Aurelii, Autriconis aut Aelii manu scripta exempla aut a Tirone emendata (vgl. Gell. 1, 7, 1 [ed. Marshall, vol. 1, S. 51] u.ö.) aut a Domitio Balbo descripta aut ab Attico aut Nepote. Klinghardt (2006) passim (mit Lit.) sucht nun allerdings wieder die Priorität Markions vor dem Lukasevangelium zu erweisen. Sidonius Apollinaris schreibt in einem Brief an den literarisch interessierten und nach dem Aufbau einer eigenen Bibliothek strebenden Ruricius (epist. 5, 15, 1 [ed. Loyen, vol. 2, S. 198]): librum igitur hic ipse [sc. bybliopola] deportat heptateuchi, scriptum velocitate summa, summo nitore, quamquam et a nobis relectum et retractatum. defert volumen et prophetarum, licet me absente decursum, sua tamen cura manuque de supervacuis sententiis eruderatum, nec semper illo contra legente, qui promiserat

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später Zeit zu nennen, in der sogenannten „Wiener Genesis“, einer illustrierten Prachthandschrift wohl aus dem sechsten Jahrhundert766, welche das erste Buch der Bibel in Bildern erzählt767, der griechische Septuagintatext der Genesis massiven Eingriffen unterworfen, um ihn, vor allem durch Streichungen und kürzende Zusammenfassungen, der illustrierten Darstellung unterzuordnen. Wie man überdies mit den Werken einflußreicher Autoren des frühen Christentums, wie z.B. Origenes, verfuhr, ist in den vorstehenden Kapiteln schon zur Sprache gekommen. Dennoch sollen, bis auf vereinzelte, auch buchgeschichtlich interessante Fälle, die sogenannten „häretischen“ Rezensionen im Rahmen dieser Arbeit unberücksichtigt bleiben768, und operam suam ... Eines der beiden Bücher, nämlich den Band mit den Schriften der Propheten, hatte Sidonius also selbst nicht mehr durchsehen können, bevor sie Ruricius zugesandt wurden. Jedoch hatte der bybliopola eigenständig seine Kopie sorgfältig überprüft und emendiert, eine Aufgabe, die nach den Worten des Sidonius eigentlich von einem zweiten Mitarbeiter durch Gegenlesen der Vorlage (contra legere, vgl. auch oben S. 27 zu Hieronymus) begleitet werden sollte. Der „lavoro di revisione in coppia“ wird auch von den spätantiken Subskriptionen mit derselben Terminologie bezeugt (vgl. Jahn [1851] 367f.; Bardy [1949] 49 mit Anm. 1; Zetzel [1981] 218f. 228; Pecere [1986] 47 und [1991a] 67; Caltabiano [1996] 105157; Dorandi [1996] 38 sowie Santelia [2000] 218 mit Anm. 5 [mit Lit.]). Die Vermutung, der bybliopola habe keine eigene Abschrift angefertigt, sondern ein von Ruricius mitgebrachtes Manuskript mit dem bei Sidonius befindlichen kollationiert (vgl. Loyen [1970a] 23946 und Caltabiano [1996] 105157), hat wenig für sich. Der Ausdruck supervacuae sententiae, der (ähnlich wie andernorts das Wort superfluus) den textkritischen Terminus perissov" der griechischen Philologie aufgreift, scheint hier bloß Textüberschüsse, die aus einfachen Kopierfehlern entstanden waren (so Bardy [1949] 49: „erreurs“), zu meinen, jedoch nicht gewisse aus der Sicht des bybliopola „überflüssige Aussagen“ in den Schriften der Propheten, also umfänglichere Stellen, die er für interpoliert hielt (so Anderson, William B. [1965] 221; unentschieden Santelia [2000] 218). Diese Passage bietet also keinen expliziten Beleg für die Verfälschung biblischer Schriften in jener Zeit. Allerdings wird man annehmen dürfen, daß nicht alle Kopisten mit derselben Sorgfalt vorgingen wie jener bybliopola, den Sidonius in diesem ganzen Abschnitt so ausführlich für seine Arbeit lobt (vgl. auch oben S. 228 zu Strabon 13, 1, 54), und daß nicht überall dieselben Bedingungen bei der Vervielfältigung von Handschriften herrschten wie bei Sidonius. 766 Vgl. Mazal (1982) 175. 767 Vgl. Mazal (1980) 86/92 und (1982) 175: „Eines der hervorstechendsten Merkmale des Textes, den die Bilder begleiten, ist dessen Bearbeitung durch einen Redaktor, der den überlieferten Text den Bedürfnissen einer Bilderbibel anzupassen hatte“. 175f. u.ö. sowie Zimmermann (2003) 62f. 73. 768 Dabei waren Gesamtrezensionen frühchristlicher Werke durchaus nicht unbedingt dogmatisch, „häretisch“, motiviert; auch literarkritische, sprachlich-stilistische oder kompositorische Gründe konnten den Ausschlag geben. So berichtet Rufinus in dem Prolog zu seiner Übersetzung (406-407 nach Christus) der griechischen Recognitiones Clementis von dem Überlieferungszustand dieses Werks, das in Wahrheit wie viele andere Schriften nur unter dem Namen des vermeintlichen Nachfolgers Petri, des römischen Bischofs Clemens I., zirkulierte und in romanhafter Form dessen Abenteuer, die Reisen des Petrus und seine Begegnungen mit Simon Magus erzählte. Nach Rufins Zeugnis liefen zwei stark divergierende Rezensionen dieser Schrift um (CCL 20, S. 281): puto quod

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zwar deswegen, weil in neuerer Zeit desöfteren versucht wurde, das in der frühchristlichen Literatur überaus häufig begegnende Argument, die Bibel bzw. das Werk eines Autors sei von Häretikern verfälschend rezensiert worden, als polemischen Topos ohne historische Relevanz zu interpretieren. Da die kritische Besprechung dieser Hypothese eine ausführliche Untersuchung der antiken Quellen, vor allem auch der theoretischen Aussagen der Kirchenväter, erfordert, kann sie an dieser Stelle nicht erfolgen. Explizite Aussagen vermeintlich häretischer Rezensenten über ihren eigenen Umgang mit fremden Schriften haben sich überdies nur wenige erhalten, ganz im Gegensatz zu den freimütigen Ankündigungen der orthodoxen Theologen, welche dogmatisch anstößige Werke anderer Autoren eigenmächtig überarbeiteten und nach dem Kriterium der recta fides „bereinigt“ neu verbreiteten. Deren Vorgehen soll im folgenden an einigen besonders beredten Beispielen illustriert werden. Dabei kann eine umfassende historische Analyse dieser Vorgänge hier nicht geleistet werden. Es fällt jedoch auf, daß sowohl die Intensität, mit der Schriften der haeretici rezensiert wurden, als auch die Offenheit, mit der sich die Bearbeiter über ihren verfälschenden Zugriff auslassen, ab dem vierten Jahrhundert nach Christus, vor allem ab dessen zweiter Hälfte, erheblich zunehmen. Eine eingehende Untersuchung des Phänomens könnte differenzierte Begründungszusammenhänge nachweisen, jedoch scheinen im allgemeinen folgende Ursachen diesen Prozess befördert zu haben: Erstens setzt er voraus, daß die Orthodoxie als ein umfassendes, systematisches Lehrgebäude wahrgenommen wurde und allgemeine Gültigkeit beanspruchte. Solange sich verschiedene Lehrmeinungen in zentralen Fragen des Glaubens nebeneinander gegenüberstehen und noch keine einzelne als die eine richtige benannt werden kann, bleibt der Begriff der verbindlichen recta fides umstritten. Diese Entwicklung spiegelt sich unter anderem in der Bestimmung des Kanons biblischer Schriften, in der differenzierten Formulierung eines normativen Glaubensbekenntnisses und in den betreffenden Verhandlungen der verantwortlichen Synoden wider. Zweitens bedarf diese allgemeine Rechtgläubigkeit ausreichender Autorität, um ihre alleinige Geltung zu vertreten. non te lateat Clementis huius in Graeco eiusdem operis, hoc est Recognitionum, duas editiones haberi et duo corpora esse librorum, in aliquantis quidem diversae, in multis tamen eiusdem narrationis. denique pars ultima huius operis, in qua de transformatione Simonis refertur, in uno corpore habetur, in alio penitus non habetur. Bis heute existieren in der handschriftlichen Tradition der Recognitiones zwei unabhängige Überlieferungsstränge, einerseits die lateinische Übersetzung Rufins, andererseits, in zwei griechischen Handschriften, eine Sammlung von 24 griechischen Homilien stärker didaktischen als romanhaften Charakters, zudem ergänzt durch drei vorangestellte Briefe. In welchem Verhältnis diese Rezensionen zu den beiden von Rufinus genannten stehen, ist in der neueren Forschung noch umstritten (vgl. dazu Jones, F. Stanley [1982] passim und [1992] passim; Wehnert [1992] passim; Veronese [1999b] 2627 sowie allgemein Ehrman [2003] 182/85).

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

Der Anspruch, die eigene dogmatische Position gegenüber anderen unbedingt durchzusetzen, profiliert sich im Laufe des vierten Jahrhunderts nach Christus in besonderer Schärfe, als nach der konstantinischen Wende die Auseinandersetzungen zunächst mit dem Arianismus, dann mit dem Origenismus, dem Priscillianismus und dem Pelagianismus bis in die höchsten politischen und kirchenpolitischen Ebenen hinein ausgetragen werden. Die Zunahme der orthodoxen Rezensionstätigkeit reflektiert diesen Prozess: Die verfälschende Manipulation fremder Schriften war ja nicht einem diffusen Autorbegriff oder mangelndem Urheberschaftsbewußtsein geschuldet; der Tatsache, daß die dogmatische Verbesserung von Werken theologischer Gegner sich an deren Absichten und an deren Originalität verging, war man sich ebenso bewußt, wie man sich die Manipulation eigener Schriften strengstens verbat. Es handelte sich vielmehr um eine Machtfrage, bei der es um nichts weniger als um die Existenz einer sich ausbildenden Systematik ging, und nicht zufällig nahm die Zahl der öffentlich verantworteten orthodoxen Rezensionen häretischer Schriften gerade von dem Zeitpunkt an zu, als sich die kirchliche Autorität deutlich gegen die starken widerstreitenden Bewegungen des vierten Jahrhunderts durchzusetzen suchte. Zwar war die verdeckte Verfälschung von Schriften schon seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert ein bewährtes Instrument der konkurrierenden Gruppen des frühen Christentums. Doch solange die Machtverhältnisse, vor allem zu Zeiten einer paganen Reichsregierung, nicht geklärt waren, kamen umfassende Rezensionen ganzer Schriften seltener zur offenen Anwendung, weil sie entweder als unzulässiges Kampfmittel kritisiert werden oder ähnliche Verfahrensweisen der Häretiker an den orthodoxen Schriften legitimieren konnten. Drittens überdauerten die Schriften gerade der großen, einflußreichen Häretiker das kirchliche Anathema ihrer Lehre nicht selten um lange Zeit. Die Verwerfung der Autoren unterband eben nicht die weitere Verbreitung, fortdauernde Weitergabe und Rezeption maßgeblicher Werke, oftmals über Jahrhunderte hinweg. Origenes im Griechischen und Tertullian im Lateinischen sind dafür nur zwei Beispiele unter vielen; als ein weiteres, weniger bekanntes sei auf Dictinius, den Bischof von Astorga und bedeutenden Vertreter des Priscillianismus, hingewiesen. Dieser hatte zwar auf der ersten Synode von Toledo im Jahr 400 nach Christus der Häresie abgeschworen und seine früheren Schriften ausdrücklich verdammt; doch noch Papst Leo der Große klagte (epist. 15, 16 [PL 54, S. 688]): quod Dictinii tractatus, quos secundum Priscilliani dogma conscripsit, a multis cum veneratione legerentur, und noch auf der Synode zu Braga im Jahr 563 nach Christus wurde die Lektüre seiner Werke verworfen769. Viertens läßt sich gerade seit der zwei769 Vgl. dazu kurz Bardenhewer (1912) 413.

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ten Hälfte des vierten Jahrhunderts bei bedeutenden Kirchenvätern deutlich die Absicht erkennen, die Werke und die Lehren der theologischen Gegner nicht einfach abzulehnen und pauschal zu verdammen, sondern in genauester Unterscheidung das Wahre, das Rechtgläubige in ihrem Denken zu sondern von dem Falschen, Häretischen. Dieses diakritische Verfahren hatte die frühe Kirche bereits in der intensiven Auseinandersetzung mit der paganen Kultur entwickelt und vervollkommnet, in der Einsicht, daß auch dem Ungläubigen eine teilweise Erfassung der göttlichen Wahrheit möglich sei, und mit dem erklärten Ziel, das Wahre vom Falschen zu sondern, ja zu „reinigen“, es für die eigene Religion zu nutzen und durch diesen Gebrauch seiner eigentlichen, gottgefälligen Bestimmung zuzuführen770. Als nun im Lauf des vierten Jahrhunderts, dann im fünften und sechsten Jahrhundert der Widerstand der alten Religion allmählich nachließ und stattdessen die Auseinandersetzung mit häretischen Gruppen vordringlich erschien, ließ sich diese Methode auch auf deren Schriften und Lehren übertragen. Besonders angemessen durfte sie auch deshalb erscheinen, weil sie der Dynamik der theologischen Debatten und der fortschreitenden Ausbildung einer katholischen Dogmatik gerecht wurde. Origenes etwa war ja nicht von Anfang an als Häretiker verdammt worden; erst die Theologie des vierten Jahrhunderts verhängte dieses Urteil über ihn, und welch polemische Diskussionen man über den orthodoxen Anteil in seinen Werken führte, mag man aus den oben skizzierten Kontroversen zwischen Hieronymus und Rufinus ersehen. Die Methode der crh'si" erlaubte es, den häretischen Autor, den frühere rechtgläubige Autoritäten für rechtgläubig gehalten hatten, auf wahre, richtige Erkenntnisse hin zu befragen, sei es in Dogmatik, Exegese oder praktischer Theologie771. Statt die historische Entwicklung dieser Methode, welche in der frühen Kirche niemals unumstritten war, hier Schritt für Schritt nachzuzeichnen, sei nur ein bedeutender, weil emblematischer Textauszug aus Cassiodorus zitiert, der in der Spätzeit, also bereits nach dem berühmten Dekret De libris recipiendis et non recipiendis des Papstes Gelasius I., den geistigen Vorgang der Häretikernutzung in einprägsame Worte faßt (inst. 1, 1, 8 [ed. Mynors, S. 14f.]): Origenes sei zwar von höchsten Autoritäten, z.B. von Papst Vigilius, von Theophilus und von Epiphanius, aufs schärfste wegen seiner pravitas haeretica bekämpft worden, doch bereits Hieronymus habe einerseits Werke von ihm ins Lateinische übersetzt, andererseits in seiner epist. 62 den Weg gewiesen, wie Origenes von den studiosi gelesen werden könne, ohne daß die incauti auf den häretischen Irrweg gerieten:

770 Vgl. dazu grundlegend Gnilka (1984a) passim und (1993) passim. 771 Vgl. z.B. Hieronymus in Os. 2, 9, 16f. und 2, 10, 1 (CCL 76, S. 103/05. 105f.).

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quem quidem non immerito more anethi habendum esse dixerunt, qui dum sacrarum condiat pulmentaria litterarum, ipse tamen decoctus exsucatusque proicitur. de quo conclusive dictum est „ubi bene, nemo melius: ubi male, nemo peius“ (vgl. Sulp. Sev. dial. 1, 6f.), et ideo caute sapienterque legendus est, ut sic inde sucos saluberrimos assumamus, ne pariter eius venena perfidiae vitae nostrae contraria sorbeamus. cui et illud convenienter aptari potest quod Vergilius, dum Ennius legeret, a quodam quid faceret inquisitus 772 respondit „aurum in stercore quaero“ .

In seinen Origenescodices habe er selbst mit göttlicher Hilfe, so betont Cassiodorus, das Brauchbare vom Unbrauchbaren durch ein kritisches Zeichen unterschieden – ein Verfahren, das unter den Zeitgenossen offenbar heftig umstritten war und der ausdrücklichen Rechtfertigung bedurfte: quapropter in operibus eiusdem Origenis, quantum transiens invenire praevalui, loca quae contra regulas patrum dicta sunt achresimi [!] repudiatione signavi, ut decipere non praevaleat qui tali signo in pravis sensibus cavendus esse monstratur. posteriores autem in toto dicunt eum esse fugiendum, propterea quia subtiliter decipit innocentes; sed si adiutorio domini adhibeatur cautela, nequeunt eius nocere venenosa.

Auf diese Weise rettete sich manches Textgut häretischer Autoren, das bei einer umfassenden Verwerfung völlig verloren gegangen wäre. Ihr Schicksal ähnelt also dem der paganen Autoren, die den Filter der frühchristlichen Rezensionen durchliefen. Die Anwendung dieser Methode bedeutet jedoch, wie gesagt, nicht, daß der purgierende, nutzende Zugriff auf häretische Schriften mittels manipulierender Rezensionen nicht als Verfälschung begriffen worden wäre. Die Behauptung, im Grunde hätten Rezensoren wie Hieronymus den bearbeiteten Autoren einen Dienst erwiesen, da sonst deren Werke wegen inhaltlicher oder formaler Mängel womöglich gar nicht überliefert worden wären773, mag zwar aus heutiger Rückschau zutreffen, ist aber anachronistisch und in literarhistorischem Sinne falsch. b) Victorinus von Pettau Gegen Ende des vierten Jahrhunderts schickte (der sonst unbekannte) Anatolius seinem Freund Hieronymus die Abschrift eines Apokalypsekommentars und bat ihn um Aufklärung darüber, wer der Verfasser sei, und um 772 Vgl. Hieronymus epist. 62, 2 (CSEL 54, S. 583f.): ... ut bona eorum eligamus vitemusque contraria iuxta apostolum Paulum dicentem: „omnia probate, quae bona sunt retinete“. Die Beschäftigung mit dem Häretiker solle sine ira et studio – hier: sine odio et amore – erfolgen: nec enim propter doctrinam eius prava suscipienda sunt dogmata nec propter dogmatum pravitatem, si quos commentarios in scripturas sanctas utiles [!] edidit, penitus respuendi sunt. Vgl. desweiteren auch oben S. 101/03 die bezeichnenden Ausführungen über Tyconius bei Primasius von Hadrumetum und Cassiodorus. 773 So etwa Blass (1886) 244; Speyer (1971) 259; Zetzel (1981) 237; Dulaey (1992) 558 und (1997) 29.

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eine kritische Bewertung des Inhalts, der wegen der chiliastischen Auslegung der Offenbarung nicht geheuer schien774. Hieronymus erkannte, daß es sich um eines der ältesten Werke lateinischer Bibelexegese, nämlich um die Explanatio in apocalypsin des Victorinus, des Bischofs von Pettau in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts, handelte. Diesen Kommentar hatte er Jahre zuvor gelesen und schon in De viris illustribus erwähnt (Kap. 74). Hieronymus gesteht in seiner Antwort an Anatolius, welche Schwierigkeiten ihm die inhaltliche Bewertung der Schrift bereite, wie gefährlich es sei, über einen so bedeutenden Mann wie den Märtyrer Victorin kritisch Gericht zu sitzen775, der zudem nicht als Urheber des Chiliasmus beschuldigt werden könne, weil ihm schon in früherer Zeit berühmte Bischöfe, wie Papias oder Nepos (vgl. vir. ill. 18 und 69 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 112. 174]), mit einer ähnlichen Interpretation der Apokalypse vorangegangen seien776. Trotz dieser Bedenken entschloß sich Hieronymus, seinem Freund die anstößigen Passagen der Explanatio nicht bloß brieflich aufzudecken und zu erörtern, sondern ihm eine revidierte Fassung des gesamten Kommentars zurückzusenden, begleitet von einem Brief, in dem er die Grundsätze seiner Überarbeitung offenlegt und begründet (SC 423, S. 124): ... quia me litteris obtestatus es, nolui differre, sed ne spernerem precantem, maiorum libros statim revolvi, et quod in eorum commentariis de mille annorum regno repperi, Victorini opusculis sociavi ablatis inde quae ipse secundum litteram senserit. a principio libri usque ad crucis signum quae ab imperitiis erant scriptorum vitiata correximus, exinde usque ad finem voluminis addita 777 esse cognosce . iam tuum est discernere et quid placeat roborare. si vita nobis comes fuerit et dominus sanitatem dederit, tibi nostrum in hoc volumine potissimum sudabit ingenium, Anatoli carissime.

774 Zur Datierung und zum heute verlorenen Brief des Anatolius vgl. Dulaey (1991b) 199/207; (1993) 19 und (1997) 28 (398 nach Christus). 207; Curti (1998) 194f.; Veronese (2002) 259. 319128 sowie Fürst (2003) 155. 775 Vir. ill. 74 (ed. Ceresa-Gastaldo, S. 180): ad extremum martyrio coronatus est; vgl. in Is. 18 prol. (CCL 73 A, S. 740f.) und später Ambr. Autp. in apoc. 5, 11, 3 (CCL Cont. Med. 27 A, S. 413) bei der Kritik einer Auslegung Victorins: ... ut debitam ei [sc. Victorino] venerationem exhibeamus, martyr dei, non autem ideo venerandus, quia tale sensit, sed ideo, quia ad coronam martyrii pervenit ... cui servata martyrii reverentia, martyr enim est Christi, econtra nos dicimus ... sowie Steinhauser (1987) 31. 776 Epist. ded. ad Anatolium (SC 423, S. 124): diversos marina discrimina transvadantes inveniunt casus. si turbo ventorum fuerit vehementior, formido est; si terga iacentis elementi moderatior crispaverit aura, pertimescunt insidias. ita mihi in hoc videtur quod misisti volumine, quod in Apocalypsin explanationem videtur continere Victorini. et est periculosum et obtrectatorum latratibus patens de egregii viri opusculis iudicare. nam et anterior Papias Hierapolites episcopus et Nepos in Aegypti partibus episcopus de mille annorum regno ita ut Victorinus senserunt. 777 Vgl. zum terminologischen Sprachgebrauch auch praef. Iob (ed. Weber - Gryson 41994, S. 731f.) mit ähnlichen Formulierungen.

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Hieronymus betont, daß er die Rezension nur widerstrebend, nur auf die drängenden Bitten des Freundes hin durchgeführt habe, da er sie selbst – aus der beschriebenen Unsicherheit heraus – zu jenem Zeitpunkt wohl nicht unternommen hätte. Die umgehende Bearbeitung der chiliastischen Anstöße fuße daher nur auf Kompilation älterer, nicht namentlich genannter orthodoxer Exegeten778, während auf ihn selbst nur die Verbesserung von Fehlern der Kopisten zurückgehe. Der Schlußsatz des Briefs jedoch kündigt für die Zukunft eine ausführlichere, eigenständige Auseinandersetzung mit Victorin an, eine Art retractatio der ganzen Problematik779. Insgesamt hat es den Anschein, als habe Hieronymus seine Bearbeitung schnell vorgelegt, nur um dem Wunsch des Anatolius zu entsprechen, als handele es sich dabei gar nicht um eine grundsätzliche Rezension mit dem Anspruch, Victorins Original allgemein zu ersetzen, sondern um eine rein private Angelegenheit unter Freunden. Die endgültige Entscheidung, ob und an welchen Stellen die ursprüngliche Fassung Victorins oder die revidierte den Vorzug erhalten solle, überläßt Hieronymus schließlich seinem Freund. Doch der Schein trügt: Auch in diesem Fall sollte die Rezension das Original nach und nach fast vollends verdrängen. Im frühen Mittelalter las man noch beide Textfassungen, wobei übrigens auch das einführende Begleitschreiben an Anatolius mitüberliefert wurde780. Später jedoch verlieren sich die Spuren des älteren Kommentars, bis erst im neunzehnten Jahrhun-

778 Lange hielt man Tyconius für die Hauptquelle des Hieronymus; vgl. Haussleiter (1908) 617 und (1916) XLII/XLIV; Labriolle (1920) 296f.; Bardy (1935) 378; Schuster (1958) 2082f. sowie Steinhauser (1987) 31f. 255/59. Gegen diese Annahme wenden sich jetzt Dulaey (1991b) 205. 217/29; (1992) 554 und (1993) 21/23 sowie Veronese (2002) 245. 779 Anders Dulaey (1991b) 202. 206f.; Curti (1998) 193f. und Veronese (2002) 319, die annehmen, Hieronymus verspreche hier (wie nocheinmal im Jahr 411 [vgl. in Ezech. 1, 1, 6/8]) einen eigenen Apokalypsekommentar (vgl. schon Ambr. Autp. in apoc. praef. [s. unten Anm. 780]), den er später aber nicht mehr geschrieben habe. Doch kann in hoc v o l u m i n e an dieser Stelle, nachdem in dem voraufgehenden Text mit volumen zweimal das Werk Victorins bezeichnet worden ist, kaum die Apokalypse meinen. 780 Vgl. Ambr. Autp. in apoc. praef. (CCL Cont. Med. 27 A, 5): in qua [sc. Apocalypsi] videlicet apud Latinos primus commentatus est martyr Victorinus, cuius assertationes prosequens beatus Hieronymus, quaedam autem quae ille iuxta litteram intellexerat, auferens, quaedam vero ex proprio adiciens, unum in ea condidit librum, promittens de reliquo, si vitae spatium illi adesset, suum in ea potissime ingenium sudandum. sed opus illud promissum, nescio si fuerit conpletum und 10, 22, 18f. (CCL Cont. Med. 27 A, S. 868); vgl. Steinhauser (1987) 134f.; Dulaey (1993) 20. 309/65 und (1997) 29. Noch in der Spätantike und im frühen Mittelalter gingen weitere Revisionen über den Hieronymustext hinweg (vgl. Haussleiter [1908] 617f. und [1916] LI/LXVI; Labriolle [1920] 296f.; Bardy [1935] 378; de Ghellinck [1947] 231; Schuster [1958] 2083; Curti [1978] 421; Wlosok [1989] 414; Dulaey [1991b] und [1992] 554 sowie Veronese [2002] 244). Das Decretum Gelasianum führt Victorins Kommentar unter den apokryphen Schriften.

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dert eine Handschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert, der Ottobonianus lat. 3288 A (= A), entdeckt wurde, die trotz schwerer Schäden den Kommentar Victorins weitgehend erhalten hat781. Die umfassende Erstedition beider Versionen besorgte Haussleiter für das CSEL (1916), eine neue Ausgabe der Explanatio in apocalypsin, welche einige von Haussleiter noch nicht berücksichtigte Handschriften verwerten soll, will in Kürze Martine Dulaey im CCL vorlegen. Bei der Beschreibung seiner rezensorischen Tätigkeit unterscheidet Hieronymus nach inhaltlichem Motiv und formalem Vorgehen verschiedene Maßnahmen782. Erstens: Um den Text dogmatisch zu korrigieren, habe er die Stellen, an denen Victorin die Offenbarung chiliastisch secundum litteram erklärt habe, zunächst entfernt (ablatis inde quae ipse secundum litteram senserit) und danach in einem zweiten Schritt rechtgläubige Interpretationen hinzugefügt (maiorum libros ... revolvi, et quod in eorum commentariis de mille annorum regno repperi, Victorini opusculis sociavi)783. Dieses Verfahren betreffe vor allem das Ende des Kommentars: Ein Kreuzzeichen markiere im Text den Anfang des neu angehängten, durchgehend rezensierten Schlußteils, der das Original Victorins dort vollständig ersetze (exinde [sc. a crucis signo] usque ad finem voluminis addita esse cognosce)784. Zweitens: Darüberhinaus habe er in dem Teil der Schrift, in welchem echtes Textgut Victorins bewahrt worden sei, also vom Anfang bis hin zu jenem Kreuzzeichen, nur solche Fehler korrigiert (correximus), welche die imperitiae scriptorum verschuldet hätten. Worin diese Fehler bzw. ihre Verbesserung formal bestanden, sagt Hieronymus allerdings nicht, und wer seine Rezension mit dem Original vergleicht, wird den Eindruck nicht los, daß die Wendung quae ab imperitiis erant scriptorum vitiata correximus die rezensorischen Eingriffe a principio libri usque ad crucis signum nicht angemessen zu definieren scheint785: Hieronymus beseitigt keineswegs nur bloße imperitiae früherer Abschreiber (was heute in den Handschriften kaum kontrolliert werden könnte), sondern greift in Sprache und 781 Vgl. Schuster (1958) 2082; Dulaey (1991b) 199f. und (1993) 20. 782 Vgl. Haussleiter (1916) XXXVI/XLV; Dulaey (1991b) passim und Veronese (2002) 244f. 783 Vor diesem Hintergrund scheint Curti (1998) 194 die tatsächlichen Vorgänge allzusehr zu vereinfachen: „... nel Prologus ... il giudizio di Girolamo su Vittorino è senza riserve positivo“. 784 Hieronymus kennzeichnet die Refutatio der Chiliasten – und damit auch Victorins – im Schlußteil offen als persönliche Stellungnahme (nam mille annorum regnum non arbitror esse terrenum: aut si ita sentiendum est, completis annis mille regnare desinunt. sed ut mei sensus capacitas sentit proferam [SC 423, S. 126]) und bringt seine eigene Position im letzten Satz des Anhangs abschließend auf den Punkt: ergo audiendi non sunt qui mille annorum regnum terrenum esse confirmant, qui cum Cerintho heretico sentiunt (SC 423, S. 130). 785 Vgl. auch Labriolle (1920) 296f.; Bardy (1935) 377f. und Curti (1978) 419.

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Stil786 ein, ändert die Wortstellung und gleicht bei Zitaten aus der Apokalypse den älteren Text Victorins neueren Bibelversionen an. Imperitiae scriptorum? Oder nicht vielmehr vitia auctoris, also Victorins? Diese Unsicherheit verbindet den antiken mit dem heutigen Leser, auch mit dem klassischen Philologen787, und nicht zuletzt deshalb sind viele antike, mittelalterliche und moderne Versuche, den überlieferten Text zu heilen, nichts anderes als emendatorische Interpolationen. Durch den Hinweis auf die vitia scriptorum konnten daher die antiken Rezensoren, die ohne jeden Handschriftenvergleich und ohne echtheitskritische Untersuchungen allein nach eigenem Urteil eingriffen, den Verdacht der Fälschung vorsorglich entkräften, ja sogar das eigene Unternehmen als kritischen Dienst am echten Werk des Autors propagieren788. Hieronymus verschweigt in diesem Brief seine freieren, eigenmächtigen Eingriffe, die vorrangig die äußere Form des Wortlauts betreffen und weder durch eine mangelhafte Überlieferung noch durch inhaltliche Anstöße im Text gerechtfertigt waren. Victorin antiquierten Ausdruck oder verbesserungswürdige Fehler anzukreiden schien ihm wohl zu pedantisch789, und vielleicht sah er in dem vagen Hinweis auf die imperitiae scriptorum auch weiterreichende Änderungen an Sprache, Stil und Komposition gedeckt790. Er selbst fordert ja Anatolius, der Victorins Explanatio in apocalypsin gelesen und im Besitz hatte, zum genauen Vergleich der Rezension mit dem Original auf. Wie tief Hieronymus in den Text der Vorlage eingegriffen hat und welcher Wert den beiden Überlieferungssträngen der älteren und der rezensierten Fassung bei der Rekonstruktion des echten Kommentars Victorins 786 Hieronymus bekundet auch andernorts seine Zweifel an der sprachlich-stilistischen Qualität der Schriften Victorins: Victorinus, Petabionensis episcopus, non aeque Latine ut Graece noverat, unde opera eius grandia sensibus viliora compositione verborum (vir. ill. 74 [ed. Ceresa-Gastaldo, S. 180]) und Victorinus martyrio coronatus, quod intellegit, eloqui non potest (epist. 58, 10, 1 [CSEL 54, S. 539]); s. auch in Is. prol. und epist. 70, 5 (CSEL 54, S. 707). Vgl. Dulaey (1993) 17f.; Curti (1998) 192 und Veronese (2002) 242. 787 Vgl. Housman (1922) 79/81. 788 Etwas anders Dulaey (1991b) 235; vgl. auch allgemein Wisse (1989) 42f. und schon Quint. inst. 9, 4, 39 (s. oben S. 52). Aus den Worten Cassiodors (inst. 1, 15, 14 [ed. Mynors, S. 49]) könnte man schließen, die Kritik habe das (auch der modernen Textund Echtheitskritik geläufige) Prinzip „im Zweifel für den Autor“ aufgestellt, Anstöße eher auf Überlieferungsfehler zurückgeführt und daher forsch emendiert: commenta legis divinae, epistulas, sermones librosque priscorum [also Werke von Menschen, nicht die inspirierte heilige Schrift; vgl. auch Hier. epist. 57, 5, 2] unus quis emendator sic legat, ut correctiones eorum magistris consociet saecularium litterarum, et ubicumque paragrammata in disertis hominibus reperta fuerint, intrepidus vitiosa recorrigat, quoniam viri supradicti sic dicta sua composuisse credendi sunt, ut regulas artis grammaticae quas didicerant custodisse iudicentur. 789 Vgl. seine Bemerkung in der Praefatio zur Chronik (s. oben S. 28). 790 Vgl. schon oben S. 38 und unten im Anhang S. 270/75 zur imperitia und incuria der Schreiber.

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jeweils zuzubilligen ist, darüber besteht bis heute keine Einigkeit. Nach Haussleiter veränderte Hieronymus sowohl inhaltlich-dogmatisch als auch formal an vielen Stellen radikal. Überall, wo die handschriftliche Tradition des älteren Texts eine von der Hieronymusrezension abweichende Fassung biete, sei originaler Wortlaut Victorins zu eruieren791. Martine Dulaey dagegen vertritt neuerdings die Auffassung, der Ottobonianus (A) sei schwer korrupt und oft nicht verläßlich, vielmehr bewahrten die Handschriften der Hieronymusbearbeitung häufiger als bisher angenommen den Text der ursprünglichen Explanatio. Die Divergenzen der beiden Fassungen seien nicht selten die Folge von Überlieferungsfehlern und damit nicht dem Hieronymus zuzuschreiben792. Dessen rezensorische Maßnahmen hätten den echten Victorin in Wahrheit nur an wenigen Stellen modifiziert793, wobei er – ähnlich wie Theon – nicht durchgehend einheitlich verfahren sei794. So seien verschiedentlich chiliastische Auslegungen im Text verblieben, und auch die kleinflächigeren Veränderungen an Sprache, Stil und Wortstellung seien nicht konsequent durchgeführt. Doch muß selbst Dulaey in ihrer Bewertung der Rezension konstatieren795: „Il faut accorder à Haussleiter que Jérôme a rectifié la langue de Victorin, aménagé son texte biblique et parfois rétabli l’ordre des versets de l’Apocalypse; il faut admettre aussi qu’il a parfois transformé telle expression qui lui a semblé théologiquement douteuse …“. Eine umfassende, genaue Analyse des gesamten Texts steht allerdings noch aus. c) Pelagius In der Praefatio zu seiner Schrift De orthographia (GL 7 Keil, S. 144) erwähnt Cassiodorus eine Expositio epistolae quae scribitur ad Romanos und meint damit den Römerbriefkommentar, den Pelagius wohl in der ersten Dekade des fünften Jahrhunderts nach Christus veröffentlicht hatte796: Er habe zum einen dieses Werk, in der frühen Kirche hochberühmt und sehr umstritten, selbst im Vivarium bearbeitet, zum anderen empfohlen, 791 Vgl. Haussleiter (1908) 616f. und vor allem die Praefatio seiner CSEL-Ausgabe (1916), z.B. XXIV: „(primaria forma) ... ab Hieronymo valde commutata atque in contrarium redacta“ oder XXX: „... vera commentarii facies deformata, deturpata, proprietate sua privata est“; dazu Labriolle (1920) 296f.; Bardy (1935) 377f. und (1950) 2883f.; de Ghellinck (1947) 231; Schuster (1958) 2082; Speyer (1971) 2942 und (1981) 147; Curti (1978) 419/21; Steinhauser (1987) 31f. 36. 255/59 sowie Wlosok (1989) 414. 792 Dulaey (1991b) und (1993) 20f.; vgl. auch Curti (1978) 4205 und Veronese (2002) 245. 793 Vgl. Dulaey (1991b) und (1993) 21/23 sowie Veronese (2002) 245. 794 Vgl. Dulaey (1991b) 20214. 795 Dulaey (1991b) 230, auch (1992) 554 und Veronese (2002) 245. 796 Vgl. Souter (1906) 5f. und (1922) 324; Bardy (1935) 378; Gross (1958) 303; Ludwig (1967) 1241; Frede, Hermann Josef (1973) 242; de Bruyn (1993) 27 sowie Bürsgens (2003) 68f.

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auch die übrigen pelagianischen Kommentare zu den Paulusbriefen nach seinem Vorbild zu rezensieren: ... unde Pelagianae haereseos pravitates amovi, quod etiam in reliquo commentario facere sequentes ammonui. Auf dieselbe Rezension hatte Cassiodorus bereits in dem ersten Buch der Institutiones (1, 8, 1 [ed. Mynors, S. 28f.]) verwiesen: In seinem Kodex, welcher die Paulusbriefe enthalte, habe er annotationes vorgefunden. Diese seien von „gelehrtesten Männern“ dem Papst Gelasius zugeschrieben worden – fälschlicherweise, da aufmerksame Lektüre sie als Werk des Häretikers Pelagius identifiziere: sed nobis ex praecedentibus lectionibus diligenti retractatione patuerunt subtilissimas quidem esse ac brevissimas dictiones, sed Pelagiani erroris venena illic esse seminata; et ut procul a vobis fieret error hereticus, primam epistulam ad Romanos qua potui curiositate purgavi, reliquas in chartacio codice conscriptas vobis emendandas reliqui. quod facile subiacebit, quando praecedenti exemplo audacior redditur sequentis imitatio.

Die neuere Forschung hat nachgewiesen, daß Cassiodorus sein Ziel, das „Gift“ des häretischen Irrtums aus dem Kommentar des Pelagius auszumerzen, nicht nur dadurch verfolgte, daß er betreffende Stellen, vor allem zur Erbsündenlehre, tilgte oder korrigierte, sondern auch dadurch, daß an passenden Stellen Hinweise, zuweilen auch längere Ausführungen zur entsprechenden Lehre Augustins hinzugefügt wurden797. Allerdings – und hierin zeigt sich ein typischer Zug antiker Rezensions- und Verfälschungsmethode – erweisen sich798 die Textänderungen keineswegs als umfassend und konsequent; so verblieben etwa an verschiedenen Stellen pelagianische Erklärungen, die aus dogmatischer Sicht durchaus anstößig erscheinen konnten, im Text. d) Priscillianus Die Canones in Pauli apostoli epistolas Priscillians erfuhren in der ausgehenden Spätantike eine ähnliche Behandlung: Priscillian hatte, wohl in den achtziger Jahren des vierten Jahrhunderts nach Christus, in dieser Schrift den Lehrinhalt der paulinischen Briefe in Sätzen, canones, übersichtlich zusammengefaßt und mit den entsprechenden Testimonien aus Paulus belegt, als ein contra haereticorum versutam fallaciam firmissimum aliquod propugnaculum. Auch diese gegen Häretiker (!) gerichtete exegetische Arbeit eines von den kirchlichen Autoritäten alsbald als Häretiker verur797 Vgl. Gross (1958) 303. 798 Vgl. Gross (1958) 30329 (mit einem Beispiel). 306/08 sowie zur Debatte über die komplexe Überlieferungsgeschichte des Kommentars die noch immer maßgebliche Studie Souters (1922) passim (vgl. aber zur Kritik de Bruyn [1993] 24/35) sowie Bardy (1935) 378; Hamman (1958) 1102 und Bürsgens (2003) 160122.

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teilten Autors würdigte man später in großen Teilen der Lektüre, des Studiums und der Weitergabe – nur die dogmatisch unhaltbaren Passagen sollten aus dem Text getilgt werden. Ein sonst unbekannter Peregrinus episcopus799 schickt seiner Rezension eine Praefatio voraus, in der er das Werk, welches augenscheinlich Hieronymus zugeschrieben wurde, dem Häretiker Priscillian zuweist und zu seiner eigenen Bearbeitung bemerkt (CSEL 18, S. 109): prologum subter adiectum sive canones qui subsecuntur nemo putet ab Hieronymo factos, sed potius a Priscilliano sciat esse conscriptos. et quia erant ibi plurima valde necessaria, correctis his quae pravo sensu posita fuerant alia, ut erant utiliter ordinata, prout oportebat intellegi iuxta sensum fidei catholicae 800 exemplavi . quod probare poterit qui vel illud opus quod ipse iuxta sensum suum male in aliquibus est interpretatus discusserit vel hoc quod sanae doctrinae redditum est sagaci mente perlegerit.

Das oben erläuterte diakritische Vorgehen der frühchristlichen Rezensenten läßt sich in diesen Worten klar greifen: Einige (in aliquibus) Textpassagen des Originals, die gegen die katholische Lehre verstießen, seien verbessert worden (correctis his ...). Gegen große Teile der Schrift gebe es jedoch keine dogmatischen Einwände, vielmehr seien sie valde necessaria und utiliter ordinata – der Gedanke, daß auch das Werk eines Erzhäretikers nützlich sein könnte, wird hier explizit ausgesprochen! Peregrinus betont den aufklärerischen Impetus seiner Bearbeitung: Offenbar waren die Canones zu seiner Zeit noch weit verbreitet801, vielgelesen und – wohl aufgrund der falschen Zuschreibung an Hieronymus – so hochgeschätzt, daß viele Leser sich ihres priscillianistischen Charakters gar nicht bewußt waren. Diese will der Rezensent auf ihre eigene (iuxta sensum suum) unbewußt falsche, im Grunde häretische Lektüre der Canones aufmerksam machen. Mit dem sprachlichen Gegensatz vel illud opus ... vel hoc unterstreicht Peregrinus dabei die grundlegende Erneuerung des Werks: Es ist nicht mehr wie vorher, sondern der sana doctrina gleichsam zurückgegeben! Dennoch beläßt er in der neuherausgegebenen Fassung nicht nur den Namen des ursprünglichen Autors, den er ja selbst in seiner Praefatio explizit nennt, sondern auch die ursprüngliche Praefatio Priscillians. 799 Auch die Datierung der Rezension ist daher umstritten. Vgl. Fritzsche (1897) 213/15; Babut (1909) 22 und Bardenhewer (1912) 411f. zu Identifizierungsversuchen der neueren Forschung, die bis zum Beginn des fünften Jahrhunderts nach Christus hinabreichen, sowie Speyer (1971) 192. 800 fuerant ... exemplavi: fuerant cum reliquis a catholico intellectu non discrepantibus ut erant conposita exemplavi v.l. 801 Ein Vergleich der beiden Fassungen ist nicht mehr möglich, da das Original von der Rezension vollständig verdrängt wurde. Auch die Bearbeitung fand große Verbreitung, wie die stattliche Zahl ihrer handschriftlichen Zeugen, vor allem spanischer Bibelcodices, belegt (vgl. Bardenhewer [1912] 410).

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e) Cassianus Cassians Schriften genossen bei der Nachwelt zwar hohe Wertschätzung, wurden aber schon früh auch scharf kritisiert, weil gewisse Ausführungen über den freien Willen des Menschen und die göttliche Gnade der kirchlichen Lehre zu widersprechen schienen. Während Prosper von Aquitanien gegen Cassianus eine Gegenschrift mit dem Titel De gratia dei et libero arbitrio liber contra collatorem verfaßte, empfahl Cassiodorus seinen Mönchen zwar (inst. 1, 29, 2 [ed. Mynors, S. 74]): Cassianum presbyterum, qui conscripsit De institutione fidelium monachorum, sedulo legite et libenter audite, jedoch nur mit der Einschränkung: sed vos, karissimi fratres, deo iuvante eas partes eligite, quas salubriter cognoscitur ille laudasse. In diesem Zusammenhang erwähnt er – lobend! – eine revidierte Cassianausgabe, die der afrikanische Bischof Victor Mattaritanus angefertigt habe, um durch „reinigende“ Tilgungen und Zusätze die dogmatischen Anstöße zu beseitigen802: qui [sc. Cassianus] ... de libero arbitrio a beato Prospero iure culpatus est, unde monemus ut in rebus talibus excedentem sub cautela legere debeatis. cuius dicta Victor Mattaritanus, episcopus Afer, ita domino iuvante purgavit, et quae minus erant addidit, ut ei rerum istarum palma merito conferatur; quem inter alios de Africae partibus cito nobis credimus esse dirigendum.

Cassiodorus legt Wert auf die Feststellung, daß Victor Mattaritanus seine Bearbeitung keineswegs eigenmächtig, ohne Autorität vollendet habe. Nicht nur, daß er sie als berechtigt (vgl. iure) und als besonderes Verdienst (vgl. ut ei rerum istarum palma merito conferatur) wertet: Die „Reinigung“ des häretischen Werks Cassians wird ausdrücklich als gottgefällige, ja als von Gottes Gnade unterstützte Leistung (vgl. domino iuvante) gepriesen. Dennoch hat sich Victors Rezension nicht durchsetzen können: Cassiodorus selbst besaß sie nicht in der Bibliothek des Vivarium, andere Testimonien existieren nicht, und der Text ist heute vollständig verloren803. f) Der Liber de miraculis beati Andreae apostoli Von den Wundertaten des Apostels Andreas, ursprünglich in griechischer Sprache aufgeschrieben, existieren im Lateinischen zwei unterschiedliche Fassungen: Eine sich näher an der griechischen Vorlage orientierende Ver802 Vgl. kurz Petschenig (1888) XCVI; Bardenhewer (1924) 562 („dogmatisch berichtigte Neuauflage“); Olphe-Galliard (1953) 218 („une edition corrigée“); Chadwick, Owen (1968) 149 („an expurgated edition“) und Frank, Karl Suso (1998) 425. 803 Zu der Frage, ob auf Grundlage dieser Rezension der Cassiantext später interpoliert wurde, vgl. Petschenig (1888) XCVI und anders Olphe-Gaillard (1953) 218.

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sion (wohl aus dem vierten Jahrhundert), die trotz Kürzungen den ausladenden und wortreichen Stil des Originals nachzubilden sucht, sowie eine spätere, von jener ersten lateinischen Version ausgehenden Fassung, deren Autor lange Zeit nicht eindeutig bestimmt werden konnte, die jedoch Zelzer mit guten Gründen Gregor von Tours zuschreibt804. Die Vorgänge liegen also ähnlich wie in dem oben S. 236/43 behandelten Fall der Vita Apollonii Philostrats. Gregor vermerkt in der Einleitung der Bearbeitung (MGH script. rer. merov. 1, 2, S. 377): ... repperi librum de virtutibus sancti Andreae apostoli, qui propter nimiam 805 a nonnullis apocrifus dicebatur; de quo placuit, ut retractis verbositatem enucleatisque tantum virtutibus, praetermissis his quae fastidium generabant, uno tantum parvo volumine admiranda miracula clauderentur, quod et legentibus praestaret gratiam et detrahentium auferret invidiam, quia inviolatam fidem non exegit multitudo verbositatis, sed integritas rationis et puritas mentis.

Gregor könnte also mit einigem Recht als emendator seiner Vorlage bezeichnet werden806 – wenn man eine einschneidende, kürzende Bearbeitung eines literarischen Werks, welche den oben in Kapitel C behandelten Epitomai zugerechnet werden könnte, als Emendation betrachtet. Die Motive, die Gregor selbst für seine Rezension benennt, liegen dabei, anders als in den zuvor behandelten Fällen, nicht in der Dogmatik, nicht einmal im Theologischen. Es geht ihm in erster Linie darum, den exuberanten Ausdruck der Vorlage sprachlich-stilistisch zu bessern. Jedoch unterstreicht er, daß diese Textänderungen nicht allein aus seiner persönlichen Beurteilung des Werks resultierten; vielmehr habe die nimia verbositas der Wundergeschichten Zweifel an ihrer Authentizität laut werden lassen – der Stil einer hagiographischen Schrift wurde also zum Kriterium für die Historizität der geschilderten Ereignisse! Gregors Rezension verfolgte demnach neben dem Ziel, durch Kürzung, Straffung und Akzentuierung des Wesentlichen (vgl. retractis enucleatisque tantum virtutibus) das Werk ästhetisch zu entwickeln und damit seine Lektüre dem Publikum anziehender zu machen (vgl. den Gegensatz fastidium generare/gratiam praestare), auch die Absicht, jenen Vorbehalten, jener invidia detrahentium, für die Zukunft die stilistische Grundlage zu entziehen. Der Schlußsatz liefert in apodiktischer Wendung gleichsam die theologische Rechtfertigung einer solchen Textmanipulation: Nicht allzu viele Worte des Apostels Andreas wirkten festen Glauben – doch ist es allein diese Wirkung, welcher eine erbauliche Schrift wie die An804 Vgl. Zelzer, Klaus (1977) passim (mit Lit.). 805 Ähnliche Wendungen finden sich auch in den apokryphen Thomasmirakeln, welche wohl schon in das vierte Jahrhundert nach Christus zu datieren sind (vgl. Zelzer, Klaus [1977] 219/22). 806 Vgl. Zelzer, Klaus (1977) 241.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

dreasmirakeln ihre Existenz schuldet. Eine Rezension, welche ihr die integritas rationis und die puritas mentis des Apostels zurückgeben kann, führt sie erst ihrer eigentlichen Bestimmung zu. 5. Resümee Die obengenannten Rezensionen aus der paganen und frühchristlichen Literatur werfen helles Licht auf die Methoden, die bei der Anlage antiker Textbearbeitungen zur Anwendung kamen, und lassen den tiefen Abgrund erahnen, der sie von text- und echtheitskritischen Ausgaben trennte. Die Textgestaltung folgt nicht der Regel größtmöglicher Treue zum Original des ursprünglichen Verfassers, sondern inhaltlichen und formalen Kriterien, welche die Rezensoren bestimmen. Äußerlich verfahren sie dabei in der gleichen Weise wie die Verfälscher nur einzelner Stellen innerhalb eines Gesamtwerks, indem sie sich der bewährten Mittel – Zusätze, Tilgungen und Ersatzfassungen – bedienen. Was also die Gründe und die formale Durchführung der Textdiaskeuase angeht, lassen sich die Bearbeiter einzelner Stellen und jene ganzer Werke ohneweiteres vergleichen. Die Reihe der Beispiele, welche hier mit Gregor von Tours, also mit einem Autor des sechsten Jahrhunderts nach Christus, ihr Ende findet, hätte im übrigen durchaus verlängert werden können. Wie das Phänomen der vereinzelten Verfälschungen setzt sich auch die umfassendere Rezensionstätigkeit im Mittelalter ungebrochen fort. Die Einsicht in die Kontinuität dieses Phänomens mag davor bewahren, frühmittelalterliche Rezensionen und Ausgaben antiker Texte allzu schnell als konservativ zu beurteilen und anzunehmen, man habe sich bei der Tradition dieser Texte verändernder Eingriffe weitestgehend enthalten. Wenn etwa Eugenius, der Bischof von Toledo (646-657 nach Christus), auf Befehl des Westgotenkönigs Chindasvinth die christlichen Gedichte des nordafrikanischen Dichters Dracontius (Ende des fünften Jahrhunderts) rezensiert, dann modifiziert er selbstverständlich sowohl die Sprache und den Stil als auch den Inhalt der Gedichte an zahlreichen Stellen807. Ob nicht auch die Anstrengungen der sogenannten karolingischen Renaissance, welche Karl der Große und die Gelehrten seines Hofs unternahmen, um antike und frühchristliche Texte aufzutreiben, zu emendieren und verbessert zu verbreiten, vor diesem Hintergrund einer neuerlichen Überprüfung bedürften, bleibe hier dahingestellt. Die Methoden der Textbehandlung, welche die gelehrten Protagonisten dieser Renais807 Vgl. seine ausführliche, aus einem in Prosa und einem im Metrum gehaltenen Teil bestehende, Praefatio an den König bei Vollmer (1905) 27. 29. Auf eine detaillierte Untersuchung dieser Rezension wird hier verzichtet; sie soll demnächst als eigenständige Publikation erscheinen.

5. Resümee

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sance in Briefen und Praefationes ihrerseits explizit darstellten, lehnten sich jedenfalls eng an die antiken Vorbilder an, bis hinein in die überkommene, die unterschiedlichen Typen der rezensierenden Maßnahmen beschreibende Terminologie808. Allerdings stellt sich die Frage, ob revidierte Gesamtausgaben tatsächlich als Verfälschungen bezeichnet werden dürfen. Eine allgemeingültige Antwort fällt schwer. Einige der zitierten Stellen belegen, daß es überarbeitete, interpolierte und gekürzte Gesamtausgaben gab, die sich ohne jeden Hinweis auf die rezensorischen Eingriffe als originalgetreu ausgaben und als Verfälschung den echten Text ersetzen sollten809. Bei anderen der hier behandelten Rezensoren trifft dies jedoch nicht zu: Sie bekannten sich offen zu ihrem Vorhaben, so daß die Leser darüber informiert waren, wer die Rezension verantwortete. Vom Vergehen der heimlichen, anonymen Verfälschung, aber auch von etwaigen bereits umlaufenden verfälschten Fassungen setzten sich die Bearbeiter auf diese Weise ausdrücklich ab: Ihre Rezensionen ersetzten nicht die Originale, sondern traten als unabhängige Fassungen daneben. Hieronymus etwa hätte sich den Vorwurf, er sei der falsator Victorins, niemals gefallen lassen. Die eigentümliche Dialektik, daß nicht selten einunddieselbe Person, wie z.B. gerade Hieronymus, vehement andere vor der Verfälschung der eigenen Schriften warnte, zugleich aber die Werke fremder Autoren tiefgreifend verändert neu herausgab, wirkt dabei auf den modernen Betrachter befremdlich – ein vermeintlich typisch antiker Mangel an Autor- und Werkbewußtsein läßt sich freilich für keine Epoche der griechisch-lateinischen Literatur nachweisen. Im Ergebnis jedoch, das sich in der späteren Überlieferung manifestiert, gestaltet sich die Lage komplizierter: Rezensionen wollen vereinfachen und verbessern, und Rezensionen werden häufig von hohen Autoritäten vorgenommen. Wenn also Theon Euklid sachlich korrigierte und sprachlich-stilistisch glättete, wenn Hieronymus Victorin der kirchlichen Lehre anpaßte und zugleich das Latein der Explanatio in apocalypsin sei808 Vgl. neben Karls Epistula de litteris colendis (MGH capit. reg. Franc. 1, S. 78f.) auch seine Epistula generalis (MGH capit. reg. Franc. 1, S. 80f.) sowie Paulus Diaconus in der Praefatio zu seiner Festusepitome (s. oben Anm. 287) sowie in seinem Brief an Abt Adalhardus von Corbie über eine von ihm teilweise emendierte Sammlung der Briefe Papsts Gregors des Großen (MGH epist. 4, aevi carol. 2, S. 508f.) oder den Brief des Diakons Florus, den er als Geleitschreiben zu einem von ihm emendierten Psaltertext seinem Adressaten Abt Hyldradus von Novalesa zusandte und in dem er die Prinzipien und die einzelnen Maßnahmen seiner Emendation, vor allem die in hieronymianischer Tradition stehenden kritischen Randzeichen, ausführlich erläutert (MGH epist. 5, aevi carol. 3, S. 340/43); dazu einige Belege bei Simon (1959-1960) 128f. und Klopsch (2003a) 75/77. 79f. (zu Lupus von Ferrières). Beispiele für verfälschende editiones christianae aus dem byzantinischen Mittelalter sammelt Gastgeber (2003) 25f. 809 Vgl. Wieacker (1960) 59/72, besonders 68f., zu den juristischen Texten und Schmidt, Paul Gerhardt (2005) 438f. zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur.

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E. Umfassende Rezensionen ganzer Werke

nen Zeitgenossen gefälliger machte, dann wußten sie ohne Zweifel um die Breitenwirkung ihrer Bearbeitungen, genauso wie sie wußten, daß in der handschriftlichen Überlieferung ihrer Zeit die Entscheidung darüber, ob und wie ein Text zu bewahren sei, oft von anderen Kriterien abhing als vom Grundsatz der Treue zum Original: nämlich von der Autorität des Verfassers und des Herausgebers, von einem über alle Zweifel erhabenen und allgemein für wertvoll erachteten Inhalt, von seiner Verständlichkeit810, von formaler Qualität und Schönheit. „L’éditeur d’un texte détient le pouvoir d’occulter, voire de détruire matériellement des états du texte transmis par des manuscrits particuliers. Il a aussi celui de substituer, de supprimer, d’ajouter des variantes, et parfois de réecrire le texte“811. Verfälschung wird man das nicht nennen, eher absichtliche Verdrängung. Was Euklid, Victorin, Cassian und die übrigen ursprünglichen Verfasser von dieser Behandlung ihrer Schriften gehalten hätten, bedarf wohl keiner Erklärung.

810 Vgl. Gellius über die bedeutenden grammatischen Werke des Nigidius, die wegen ihrer schweren Verständlichkeit wenig Anklang fanden (19, 14, 3 [ed. Marshall, vol. 2, S. 583]: Nigidianae ... commentationes non proinde in volgus exeunt, et obscuritas subtilitasque earum tamquam parum utilis derelicta est; vgl. 17, 7, 4f. [ed. Marshall, vol. 2, S. 512]). Cassiodorus warnt bei der Erörterung der richtigen emendatio (inst. 1, 15) seine scriptores anhand genauer Beispiele davor, die inspirierten biblischen Schriften ad intellectum/usum communem (1, 15, 2 [ed. Mynors, S. 42]), ad artem humanam (1, 15, 5 [ed. Mynors, S. 44]) zu verfälschen (vgl. seine Praefatio zu De orthgraphia [GL 7 Keil, S. 145] sowie Viscido [1983] 23/28. 31). Umgekehrt darf man bei Werken der im Schulbetrieb vielgelesenen Autoren mit einer höheren Zahl und weiteren Verbreitung handschriftlicher Kopien rechnen (vgl. Caltabiano [1996] 33f.). 811 Jacob (1999) 81; vgl. auch Lefevere (1992) 8f.: „Whether they produce translations, literary histories or their more compact spin-offs, reference works, anthologies, criticism, or editions, rewriters adapt, manipulate the originals they work with to some extent, usually to make them fit in with the dominant, or one of the dominant ideological and poetological currents of their time ... Rewriting manipulates, and it is effective“.

Schluß und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, die Verfälschung literarischer Werke des griechisch-römischen Altertums anhand der Äußerungen der Autoren selbst zu untersuchen, um die Ergebnisse, welche die philologische Text- und Echtheitskritik bislang vor allem aus der Erforschung der handschriftlichen Überlieferung und durch die Anwendung innerer Kriterien der Textanalyse gewonnen hat, durch den Befund gleichsam dokumentarischer Zeugnisse zu ergänzen. Ludwig Traube schrieb einmal zur Textgeschichte der Regula Benedicti: „So ist es denn als eine besondere Gabe des Schicksals aufzufassen, wenn man irgendwo an einen Punkt kommt, wo innere und äußere Zeugnisse, Handschriften auf der einen Seite und Zeugnisse über das Abschreiben, die Benutzung, Wertschätzung und Verbreitung der Handschriften auf der anderen Seite, dazu Zitate und Kommentare – kurz der ganze Apparat, der für die Überlieferung unserer Texte meist nur vorausgesetzt wird und oft wahrscheinlich auch nur in der Voraussetzung existiert, wirklich vorhanden ist“812. Eine solche Studie äußerer Zeugnisse, die den Zeitraum vom frühen Griechenland bis zum Ausgang der Antike, ja bis zum Beginn des Mittelalters zu umfassen sucht, muß zwangsläufig unvollständig bleiben. Über die besprochenen Quellen hinaus hätten hier noch viele andere behandelt werden können, wie z.B. die zahlreichen Interpolationsvorwürfe, welche die konkurrierenden Philosophenschulen der Antike ebenso austauschten wie später die widerstreitenden Gruppen des frühen Christentums. Auch die Sekundärliteratur konnte keineswegs erschöpfend berücksichtigt werden; bedeutende Kritiker wie Bentley, Heinsius, Madvig, Markland, Peerlkamp, Schwartz oder Wilamowitz – um nur einige zu nennen – wird man vermissen. An dieser Stelle sollen nun die Ergebnisse der vorstehenden Kapitel nicht wiederholt werden. Zum Abschluß seien vielmehr nur einige Überlegungen formuliert, die einen Ausblick auch auf künftige Forschungen geben können. Die Erkenntnis, daß antike Schriften bereits im Altertum, und zwar von der Frühzeit des alten Griechenlands bis hin in die Spätantike, Verfälschungen von fremder Hand ausgesetzt waren, ist nicht neu. Sie ergibt sich unmittelbar aus den materialen Bedingungen handschriftlich vervielfältigter und überlieferter Bücher. Der hier erfolgte Durchgang durch die antiken 812 Traube (1910) 7f.

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Schluß und Ausblick

Quellen belegt in der Zusammenschau die Permanenz und die Intensität des Phänomens. Freilich haftet einer allein aus den expliziten Aussagen der antiken Verfasser entwickelten Studie das Defizit an, die Anwendung auf den überlieferungsgeschichtlichen Einzelfall schuldig zu bleiben. Ob, in welchem Ausmaß, mit welchen Methoden und mit welchen Absichten Verfälschungen die Tradition eines bestimmten Werks oder eines bestimmten Autors beeinträchtigt haben, kann nur dessen eingehende philologische Untersuchung aufzeigen; diese wird dabei ebenso der Frage nachgehen, ob möglicherweise die antike Philologie mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln in die Überlieferung sichernd eingreifen konnte oder nicht. Methodisch ergibt sich die Notwendigkeit, die Tradition der heute noch erhaltenen Schriften gleichsam unter Verfälschungsvorbehalt zu stellen und mit der Möglichkeit einer sekundären metagrafhv stets zumindest zu rechnen – wenn auch nicht jede Lektüre zur Jagd auf Interpolationen werden kann. Allzu vorbehaltloses Vertrauen in die spätantiken und (früh-) mittelalterlichen Handschriften ist jedenfalls unangebracht: Nicht nur der oft jahrhunderteweite Abstand, der sie von dem Abfassungsdatum der Originale trennt, sondern auch die andauernde Anfälligkeit der alten Texte für fremde Eingriffe mahnen zu grundsätzlichem Mißtrauen in die erhaltenen Zeugen. Daß die Autoren die Verfälschung ihrer Bücher immer wieder öffentlich anprangern und als Anschlag auf das eigene Werk, auf die eigene Person mißbilligen, führt die verbreitete Annahme ad absurdum, die Antike habe derartige Praktiken nicht als verwerflich verurteilt, sondern als gleichsam kollaborativen Akt des betreffenden Diaskeuasten gerechtfertigt. Nimmt man die Einsprüche der Betroffenen ernst, so eröffnen sich der Forschung neue Blickwinkel auf verschiedene Aspekte des Themas: Wie ließe sich die oben mehrfach beschriebene Spannung erklären, daß nicht selten einunddieselben Personen einerseits jede unautorisierte Manipulation eines literarischen Werks als Angriff auf die eigene Integrität verwarfen, andererseits aber aus unterschiedlichen, vermeintlich gerechtfertigten Gründen den Wortlaut fremder Schriften veränderten? Vor diesem Hintergrund könnte sich auch die rechtsgeschichtliche Tatsache, daß es weder in Griechenland noch in Rom jemals eine gesetzliche Norm zum Schutz literarischer Schöpfungen gab, neu darstellen. Desweiteren wäre eine eingehende Behandlung des Themas aus texttheoretischer sowie aus linguistischer Perspektive erhellend, verändert doch ein fremder, manipulierender Eingriff den kommunikativen Sprechakt, in welchem ein Text eine Botschaft transportiert, erheblich. Nicht zuletzt bedürfen auch das Vorgehen und die Motive der Verfälscher weiterer systematischer Studien: Welche Legitimationsstrategien schlugen sie ein, wenn sie ihre Praxis öffentlich zu begründen suchen? Welche Ziele verfolgten sie mit ihren Textmanipulationen, welche Methoden und Techniken setzten sie ein, um diese zu erreichen?

Schluß und Ausblick

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Wo und unter welchen Bedingungen läßt sich Unrechtsbewußtsein feststellen? In welchem Verhältnis stehen die Kategorien Überzeitlichkeit, auf welche der Autor sein Werk hin anlegt, geschichtliche Authentizität, die für den Philologen bei der Anlage einer historisch-kritischen Edition eines Werks bestimmend ist, und Aktualität813, auf welche ein späterer Bearbeiter des Werks zielt? Als ein eher bei Wege gewonnenes, aber gleichwohl nicht unerhebliches Resultat der vorliegenden Arbeit erweist sich überdies die Einsicht in die selbstbewußte Überzeugung von der eigenen Autorschaft, welche die antiken Schriftsteller über die gesamte hier behandelte Zeitspanne hinweg an den Tag legen. Die These, die verfälschende Manipulation fremder Schriften sei in der Antike deshalb verbreitet gewesen, weil es an dem Bewußtsein von individueller schöpferischer Leistung und den daraus erwachsenen Ansprüchen gemangelt habe, ist schlichtweg falsch. Ebensowenig werden vermeintlich kritische Theorien, die den Begriff der Autorschaft grundsätzlich ins Zwielicht rücken, dem Selbstverständnis der antiken Autoren gerecht814. Fruchtbar hingegen könnten weiterführende Studien sein, die, in vergleichender Betrachtung, die durchaus divergierenden Vorstellungen von Autorschaft in den Blick nähmen815: Vor allem der Begriff der Individualität816 müßte dabei genauer überprüft werden. So unterscheidet sich der göttlich inspirierte Dichter des archaischen Griechenlands vom christlichen Autor, der domino iuvante schreibt. Auch der stilistisch hochartifizielle Konzertredner wird den Anspruch auf das eigene Werk anders begründen als ein wissenschaftlicher Fachschriftsteller, der ein medizinisches Handbuch veröffentlicht. Und doch verfassen sie alle keine offenen Bücher „in progress“. Verfälschung negiert nicht Autorschaft, sondern setzt sie voraus und stärkt sie. Wie sich das Phänomen der Literaturverfälschung im Mittelalter und in der Neuzeit817 fortsetzte, wurde oben mit einzelnen Beispielen angedeutet. Viele andere könnten ergänzt werden, bis in die unmittelbare Gegenwart 813 Vgl. zu dem von Cesare Segre aus der Linguistik auf die Text- und Echtheitskritik übertragenen Begriff des „diasistema“ z.B. Gentili (1994) 172. 814 Auch das deutsche Urheberrecht schützt im übrigen nicht das Werk an sich. Vielmehr werden die ideellen, vermögens- und persönlichkeitsrechtlichen Ansprüche des Urhebers selbst geschützt, basierend auf der Integrität des von ihm geschaffenen Werks (vgl. dazu Schack [2005] 19. 144/46 und Schickert [2005] 44/51). Eine verfälschende Veränderung wird dabei nach § 14 UrhG als Beeinträchtigung – bei sprachlichen Werken durch die klassischen Eingriffe der Kürzung, Hinzufügung oder Veränderung – definiert (vgl. Schack [2005] 161/63), die geeignet ist, die berechtigten geistigen oder persönlichen Interessen des Urhebers am Werk zu gefährden. 815 Vgl. dazu die kurzen Bemerkungen bei Schickert (2005) 117/35 (mit Lit.). 816 Dieser ist im neueren Urheberrecht ein Kern des Werkbegriffs (vgl. Schack [2005] 85. 162). 817 Weitere Beispiele aus der deutschen Literatur bei Schmid (1984) 435/44.

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Schluß und Ausblick

hinein. Es handelt sich also um ein überzeitliches Phänomen818, das jedoch in der Moderne, anders als in der Antike, rechtlich sanktioniert ist. Doch zeigt gerade die komplexe Geschichte des neueren Urheberrechts, wie schwierig das Problem juristisch zu handhaben ist819. Vor allem die rasante Entwicklung der sogenannten neuen Medien hat in der jüngeren Vergangenheit Fragen aufgeworfen, die in der Epoche des traditionellen Buchdrucks und -handels gelöst schienen. Ein vergleichender Blick zeigt allerdings, daß nicht jedes moderne Problem neu ist. Daß die Übertragung der bislang in Büchern überlieferten Texte auf digitale Speichermedien Selektionsprozesse mit sich bringt, die an die Transkriptionsgrenzen der älteren Literaturgeschichte, etwa zwischen Spätantike und Frühmittelalter, erinnern, hat man längst gesehen820. Doch auch die Verbreitung digitalisierter Texte im Internet gleicht der antiken und mittelalterlichen Verbreitung handschriftlicher Texte in vielerlei Hinsicht – sie ist weitgehend individuell, dezentral, unkontrolliert und unkontrollierbar821. Jedem, der über die technischen Möglichkeiten verfügt, Informationen in digitalisierter Form in das World-Wide-Web einzuspeisen, etwa über eine eigene Homepage, obliegt die Verantwortung für die Aufbereitung dieser Informationen822; Institutionen, die mit der Kontrolle der Daten aus juristischem Interesse, etwa zur Sicherung des Urheberrechts, betraut sind, existieren zwar, erweisen sich gegenüber der Flexibilität des Systems jedoch oft als ohnmächtig. Was dies für die Diffusion literarischer Texte bedeutet, liegt auf der Hand: Ganz gleichgültig, ob es sich um einen altorientalischen Keilschrifttext, um eine 818 Vgl. nur die Empfehlungen zur Bibelkorrektur bei Goldhagen (2002) 10. 271. 345/67 sowie die Hinweise bei Kasack (1988) 60 über die lange Zeit zensiert herausgegebene russische Dichterin Anna Achmatova (1889-1966) und Chiesa (2002a) 19f. zu dem amerikanischen Romanautor Raymond Carver. 819 Vgl. dazu Schack (2005) passim und in kurzem Überblick Schickert (2005) 44/52. 820 Vgl. etwa Battles (2004) 166f. 821 Das im deutschen Urheberrecht (vor allem im § 16) verankerte Vervielfältigungsrecht des Urhebers (vgl. dazu Schack [2005] 176/93 und Schickert [2005] 49) wird durch diese Entwicklungen gefährdet. 822 Vgl. Gentili (1999) 27 über das kollektive, anonyme Fortschreiben einer „edizione elettronica centrale“, welche wie eine Rückkehr zu der frühgriechischen „cultura bardica“ anmute; Lebrave (1999) 129; Chiesa (2002a) 122, der diese „disponibilità“ der im Internet publizierten Texte allerdings nur auf die Freiheit der Autoren bezieht, die eigenen Werke fortlaufend verändern und fortschreiben zu können – mit der Folge, daß nebeneinander „forme diverse, ma tutte ugualmente ‚originali‘“ existierten, und Battles (2004) 166f. über die aktive Rolle der Bibliothekare digitaler Bibliotheken, die „come gli scribi del Medioevo“ ihre Texte nicht nur konservierten und klassifizierten, sondern auch in Online- und CD-Editionen, in digitalen Konkordanzen und Datenbanken neu kreierten. Landow (1997) 90/114. 267/306 bewertet in seinem einflußreichen Buch Hypertext 2.0 die, auch urheberrechtlich bedeutsamen, Folgen dieser Entwicklung für die Rolle des Autors und für die Kontrolle literarischer Texte günstig (vgl. auch Robinson [1993] passim).

Schluß und Ausblick

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griechische Tragödie, um eine Cicerorede, um ein neutestamentliches Evangelium, um mittelalterlichen Minnesang, um Brehms Tierleben oder Kehlmanns Romane handelt, jedes Werk kann von jedem verbreitet und damit auch eigenmächtig zur Verbreitung präpariert werden. So kehren heute in erstaunlicher Ähnlichkeit die aus der Antike sattsam bekannten Formen sekundärer Textentstellung zurück, sowohl die unabsichtlichen Fehler bei der Kopie einer Vorlage als auch die absichtlichen Verfälschungen. Und wie schon die in antiken Handschriften vervielfältigten Texte sind auch die im Internet verbreiteten allermeist keine Editionen, die kritischen Ansprüchen, etwa durch einen beigefügten Kommentar oder einen überlieferungsgeschichtlichen Apparat, genügen könnten823. Überdies sind ihnen etwaige Textmanipulationen des jeweiligen „Herausgebers“ nur selten anzusehen. Dieses Ergebnis wirkt umso beunruhigender, als die Literaturbeschaffung durch das Internet in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Gerade junge Leser greifen aus bekannten Gründen, wie z.B. aufgrund des allgemeinen Bedeutungsverlusts von Büchern gegenüber den neuen Medien, der hohen Buchpreise oder der schnellen Verfügbarkeit und Selektierbarkeit von Informationen, verstärkt auf Texte aus dem Internet zurück – eine Praxis, die vor allem Lehrern, selbst an Gymnasien, nicht unbekannt sein dürfte. Die Illusion, ein Original vor sich zu haben, trügt ebenso wie in der fernen Vergangenheit auch hier.

823 Die Beobachtung Montanaris (in Timpanaro [2003] 199f.), daß selbst der gelehrte Umgang mit literarischen Texten heute zugunsten einer unkritischen Rezeptionshaltung gekennzeichnet sei „da un effettivo disinteresse, se non fastidio, propiziato dal sempre più massiccio uso di edizioni prive di apparato critico, e dalla sostanziale rimozione, nell’uso, dell’apparato critico delle edizioni che lo presentano“, findet hier weitere Bestätigung.

Anhang zu Kapitel A 1. Die jüdische Kanonisierungsformel bei Philon und Iosephus Außerhalb des Alten Testaments zeigt sich, wie vertraut die alte Tradition der kanonisierenden Fluchformel dem Judentum zu römischer Zeit war, vor allem in der Schilderung der Septuaginta-Übersetzung (LXX) bei Philon von Alexandria und Flavius Iosephus. Philon legt besonderen Wert darauf, daß die Übersetzer des Pentateuch göttlich inspiriert gewesen seien und daher ihr Werk unangetastet bleiben müsse824. Über ihren heiligen Respekt gegenüber dem Wort Gottes schreibt er (Mos. 2, 34 [ed. Cohn, vol. 4, S. 207f.]; deutsche Übersetzung s. unten S. 292): ... logisavmenoi par’ auJtoi'", o{son ei[h to; pra'gma qespisqevnta" novmou" crhsmoi'" diermhneuvein, mhvt’ ajfelei'n ti mhvte prosqei'nai h] metaqei'nai dunamevnou", ajlla; th;n ejx ajrch'" ijdevan kai; to;n tuvpon aujtw'n diafulavttonta", ejskovpoun to; kaqarwvtaton tw'n peri; to;n tovpon cwrivwn e[xw povlew". Philon verweist hier auf die Stelle zurück, an der er kurz zuvor den besonderen Rang der mosaischen Gesetzgebung charakterisiert hatte (2, 14f. [ed. Cohn, vol. 4, S. 203f.]): Vom Tag ihrer Niederschrift an bis in die Gegenwart hinein sei sie trotz aller Wechselfälle des Volkes Israel unerschütterlich, unbewegt und bis in die kleinsten Einzelheiten unverändert geblieben, wie von der Natur selbst versiegelt, und man erwarte, daß sie auch für alle Zukunft bis an das Ende der Welt unsterblich fortbestehen werde. Auch Iosephus betont einmal die besondere Verehrung, welche die Juden ihren heiligen Schriften entgegenbrächten (c. Apion. 1, 42f. [ed. Thackeray, S. 178. 180]; deutsche Übersetzung s. unten S. 292)825: dh'lon d’ ejsti;n e[rgw/ pw'" hJmei'" provsimen toi'" ijdivoi" gravmmasi: tosouvtou ga;r aijw'no" h[dh parw/chkovto" ou[te prosqei'naiv ti" oujde;n ou[te ajfelei'n 824 Vgl. Wendland (1900b) 269; Leipoldt (1950) 63; Leipoldt - Morenz (1953) 73; Schwarz (1955) 21/25; Karpp (1957) 105f.; Jellicoe (1968) 40f.; Schild (1970) 22f.; Marti (1974) 15; Brock (1979) 72 und (1990) 304/08; Veltri (1986) 16. 18/21; (1994a) 2 und (2006) 37/40; Tov (1987) 129; Bammel (1988) 129; Müller, Mogens (1990) 272f. und (1996) 61/64; Vermeer (1992) 257f.; Dorival - Harl - Munnich (1994) 46f.; Hengel (1994) 188. 238/40; Canfora (1996) IX/XII; Robinson (1997) 4. 13; Collins, Nina L. (2000) 128/30; Siegert (2001) 30; Walter (2001) 73. 74f.; Rösel (2002) 219f.; Fürst (2003) 92; Tagliaferro (2004) 290f. sowie Stolze (2005) 1716. 825 Vgl. Pelletier (1962b) 203f.; Cancik (1970) 102f.; Fredouille (1985) 31; Hengel (1994) 238 (mit Lit.); Veltri (1994a) 140 und (2006) 40f. sowie Müller, Mogens (1996) 64/67.

Anhang zu Kapitel A

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aujtw'n ou[te metaqei'nai tetovlmhken, pa'si de; suvmfutovn ejstin eujqu;" ejk th'" prwvth" genevsew" jIoudaivoi" to; nomivzein aujta; qeou' dovgmata kai; touvtoi" ejmmevnein kai; uJpe;r aujtw'n, eij devoi, qnh/vskein hJdevw" ...

In seiner Darstellung der Ereignisse in Alexandria scheint er jedoch wieder enger an den Aristeasbrief anzuschließen (Ant. Iud. 12, 108f. [ed. Marcus, S. 54]; deutsche Übersetzung s. unten S. 293): hjxivwsavn te pavnte" o{ te iJereu;" kai; tw'n eJrmhnevwn oiJ presbuvteroi kai; tou' politeuvmato" oiJ proesthkovte", ejpei; kalw'" ta; th'" eJrmhneiva" ajphvrtistai, kai; diamei'nai tau'q’ wJ" e[cei, kai; mh; metakinei'n aujtav. aJpavntwn d’ ejpainesavntwn th;n gnwvmhn ejkevleusan, ei[ ti" h] perissovn ti prosgegrammevnon oJra'/ tw'/ novmw/ h[ lei'pon, pavlin ejpiskopou'nta tou'to kai; poiou'nta fanero;n diorqou'n, swfrovnw" tou'to pravttonte", i{na to; kriqe;n a{pax e[cein kalw'" eij" ajei; diamevnh/.

Es fällt allerdings auf, daß der erste Satz (bis mh; metakinei'n aujtav) zwar nicht wörtlich, jedoch inhaltlich mit der entsprechenden Passage des Aristeasbriefs (bis mhdemiva diaskeuhv) übereinstimmt, die Befehlsformel dann aber – beginnend mit dem Prädikat ejkevleusan – um die Legitimation der Emendation solcher Handschriften, die durch Zusätze oder Textverlust verfälscht seien826, erweitert ist. Die Fluchformel (vgl. im Aristeasbrief: ... ejkevleusan diaravsasqai, kaqw;~ e[qo~ aujtoi'~ ejstin ...) fehlt827. Der zweite Satz, der ähnlich wie im Aristeasbrief anhebt (vgl. dort pavntwn d’ ejpifwnhsavntwn toi'~ eijrhmevnoi~, ejkevleusan ... mit hier aJpavntwn d’ ejpainesavntwn th;n gnwvmhn ejkevleusan ...) und schließt (vgl. dort ... kalw'~ tou'to pravssonte~, i{na dia; panto;~ ajenv naa kai; mevnonta fulavsshtai mit hier ... swfrovnw" tou'to pravttonte", i{na to; kriqe;n a{pax e[cein kalw'" eij" ajei; diamevnh/), gerät damit in Widerspruch zur Vorlage, in welcher doch jede Veränderung des LXX-Texts verflucht worden war. Ob Iosephus damit andeuten möchte, daß die Überlieferung der Septuaginta zu seiner Zeit bereits schwerwiegenderen Entstellungen oder systematischen Revisionen ausgesetzt gewesen sei, läßt sich nur vermuten828. Jedenfalls sind die Maßnahmen, welche nach seiner Darstellung die Verantwortlichen in Alexandria zum Schutz ihrer Übersetzung vorschrieben, für das antike Verfahren der Textemendation allgemein erhellend: Zunächst Feststellung eines Anstoßes, dann Verifizierung des Anstoßes – etwa durch Kollation mit einem einwandfreien Überlieferungsträger –, schließlich Diorthose und 826 Die Vermutung Pelletiers (1962b) 204 (vgl. auch Veltri [1994] 131/33), daß mit oJ novmo" der hebräische Urtext des Gesetzes, also nicht der maßgebliche Wortlaut der griechischen Übersetzung gemeint sei, hat wenig für sich. 827 Vgl. Hadas (1951) 222 z.St.; Pelletier (1962b) 189. 203f. 269. 325f. und (1989) 104 sowie Hengel (1994) 238. 828 Vgl. (mit Lit.) Pelletier (1962b) 188f. 203/06. 269. 325f. (mit anderem Akzent jedoch [1989] 104); Jellicoe (1968) 47/58; Veltri (1986) 22f. und (2006) 41f.; Brock (1990) 308f.; Hengel (1994) 238 sowie Honigman (2003) 125/27 (zum Aristeasbrief).

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Anhang zu Kapitel A

damit Beseitigung des Anstoßes. Aufschlußreich ist der Ausdruck poiou'nta fanero;n: Damit kann wohl kaum gemeint sein, Emendationen seien öffentlich bekanntzugeben. Vielmehr scheint die Wendung zu besagen, daß jeder Eingriff in den Wortlaut des Texts kenntlich und nachvollziehbar gemacht werden müsse, etwa durch Korrekturzeichen und kritische shmei'a in der Handschrift oder durch Randbemerkungen829. 2. Zur Rezeption von Offenbarung 22, 18f. Die admonitio vom Ende der Offenbarung (22, 18f.) wird von der christlichen Literatur schon früh rezipiert, um die unantastbare Heiligkeit nicht nur dieser Schrift, sondern der gesamten biblischen Überlieferung zu proklamieren830. Wie bereits ausgeführt deuten die Autoren die Stelle vielfach über die Warnung vor versehentlichen Kopierfehlern hinaus als Zeugnis einer verbreiteten Praxis, den Bibeltext absichtlich zu verfälschen. Bereits im zweiten Jahrhundert bekräftigt Irenäus (adv. haer. 4, 33, 8 [SC 100, 2, S. 819f.]): agnitio vera est apostolorum doctrina, et antiquus ecclesiae status in universo mundo, et character corporis Christi secundum successiones episcoporum quibus illi eam quae in unoquoque loco est ecclesiam tradiderunt. quae pervenit usque ad nos custoditio sine fictione scripturarum, planissima tractatio 831 neque additamentum neque ablationem recipiens, et lectio sine falsatione ... ,

während Tertullian scharf die häretische Einstellung zum Bibeltext von der christlichen unterscheidet (praescr. haer. 38, 1/4 [CCL 1, S. 218f.): Die offenkundige Abweichung (diversitas doctrinae) einer neuen Lehrmeinung von der allgemein gültigen begründe grundsätzlich den Verdacht, daß auch der Text der scripturae und expositiones, auf denen jene Lehre fuße, verfälscht (adulteratio) worden sei – weil der Vorsatz, anders, d.h. von der zuvor einheitlich anerkannten Meinung abweichend, lehren zu wollen (aliter docere), dazu zwinge, auch die Instrumente der Lehre, also die Texte, anders zu gestalten (aliter disponere instrumenta): alias enim non potuissent 829 Pelletier (1962b) 204 übersetzt die Stelle folgendermaßen: „après un second examen du passage et éclaircissement“ und interpretiert danach „s’il y a lieu, fera connaitre le fait à qui de droit“; vgl. auch Veltri (1986) 22: „Chi noterà ciò dovrà: 1. verificare la sua prima impressione nella sua fondatezza; 2. se lo è, farla conoscere a chi di diritto; 3. proporre una correzione“; Hengel (1994) 238: „... der soll sich wieder darum kümmern, es öffentlich bekannt geben und verbessern“; Passoni Dell’Aqua (2001) 115 und Wyrick (2004) 274: „... he should examine it and make it known and correct it“. Wyricks (2004) 274f. folgende Interpretation der Stelle, Iosephus „concludes that the Septuagint will retain its worth because it can be altered“, ist verfehlt. 830 Vgl. auch Trobisch (1996) 55f. 69 831 Vgl. auch 5, 30, 1 (SC 153, S. 371/76) mit Bezug auf Off. 22, 18f.

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aliter docere nisi aliter haberent per quae docerent. Soll also die Entstellung der Lehre (corruptela doctrinae) gelingen, muß die Entstellung der Instrumente dieser Lehre gelungen sein. Der rechtgläubige Christ hingegen stimme in seiner eigenen Integrität mit der Integrität des Texts überein und habe gar keinen Anlaß, etwas Eigenes, das den Schriften widerspräche, in diese einzufälschen: etenim quid contrarium nobis in nostris? quid de proprio intulimus ut aliquid contrarium ei et in scripturis deprehensum detractione vel adiectione vel transmutatione remediaremus?832. Desweiteren lautet in der Didachv eine Mahnung an die Gläubigen (4, 13 [ed. Schöllgen, S. 113f.])833: ouj mh; ejgkatalivph/" ejntola;" kurivou, fulavxei" de; a} parevlabe", mhvte prostiqei;" mhvte ajfairw'n, und auch Dionysius, Bischof von Korinth (um 170 nach Christus), richtet in einem bei Eusebius überlieferten Schreiben den Fluch aus Off. 22, 18f. gegen die Gegner, die seine Episteln durch Tilgungen und Interpolationen gefälscht hatten (hist. 4, 23, 12 [GCS 9, 1, Eusebius 2, 1, S. 378]; deutsche Übersetzung s. unten S. 293): ejpistola;" ga;r ajdelfw'n ajxiwsavntwn me gravyai e[graya, kai; tauvta" oiJ tou' diabovlou ajpovstoloi zizanivwn gegevmikan, a} me;n ejxairou'nte", a} de; prostiqevnte": oi|" to; oujai; kei'tai, ouj qaumasto;n a[ra eij kai; tw'n kuriakw'n rJadiourgh'saiv tine" ejpibevblhntai grafw'n, oJpovte kai; tai'" ouj toiauvtai" ejpibebouleuvkasin. Eine spätere Passage bei Basilius (c. Eun. 2, 8 [SC 305, S. 32 mit Anm. z.St.]) hingegen illustriert beispielhaft, daß für die frühen Christen selbst kleinste Veränderungen des biblischen Wortlauts dem Fluch der Offenbarung verfielen. Basilius führt aus, Christus werde in der Bibel uiJov~, nicht gevnnhma genannt (deutsche Übersetzung s. unten S. 293): ajll’ oujk ei[rhtai. diovper crh' to;n pro; ojfqalmw'n e[conta tov tou' Cristou' dikasthvrion kai; eijdovta o{so~ oJ kivnduno~ ajfelei'n ti h] prosqei'nai toi'~ paradedomevnoi~ uJpo; tou' pneuvmato~, mh; par’ eJautou' filotimei'sqai kainotomei'n, ajlla; toi'~ prokathggelmevnoi~ para; tw'n aJgivwn ejfhsucavzein. o} toivnun ou[te hJ koinh; sunhvqeia ou[te hJ tw'n grafw'n crh'si~ paradevdektai, touvtou katatolma'n, pw'~ oujci; th'~ ejscavth~ ajponoiva~ ejstivÉ

Sein Zeitgenosse Ambrosius bezieht das biblische Vorbild auf den Text des Symbolons, also auf das Glaubensbekenntnis, das auf die Autorität der Apostel zurückgehe (symb. 7 [CSEL 73, S. 9f.]): ... cavendum est nobis, ne de maiorum symbolo aliquid detrahatur, cum habeas in libro apocalypsis Iohannis ... „si quis“, inquit, „addiderit aut detraxerit, iudicium sibi sumit et poenam“. si unius apostoli scripturis nihil est detrahen832 Wichtig sind auch die folgenden Sätze 38, 5/10 über Markion und Valentinus sowie das Kap. 39 über die pagane Dichtung. Vgl. dazu noch Herm. 22, 5 (CCL 1, S. 416) mit explizitem Verweis auf Off. 22, 18f. und aus späterer Zeit etwa Vincent. Ler. comm. 21, 1f.; 23 [CCL 64, S. 175. 177/80]). 833 Vgl. auch den Barnabasbrief 19, 11; zu diesen Stellen Wengst (1984) 74f. 190f.; Niederwimmer (1989) 145; Schöllgen (1991) 30. 115 und Prostmeier (1999) 553f.

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dum, nihil addendum, quemadmodum nos symbolum, quod accepimus ab apostolis traditum atque conpositum, conmaculabimus? nihil debemus detrahere, nihil adiungere.

Im frühen Mittelalter schließlich erklärt Beda in seinem Werk In epistulas septem catholicas) zu 2 Petr. 3, 16 in quibus sunt quaedam difficilia intellectu quae indocti et instabiles depravant, sicut et ceteras scripturas (CCL 121, S. 281f.), die Häretiker entstellten (depravare) alle biblischen Schriften nicht bloß dadurch, daß sie in jedem Buch des alten und des neuen Testaments vieles mißverstünden (perverse intellegere), sondern auch dadurch, daß sie sie durch Tilgungen, Zusätze und Veränderungen pervertierten (pervertere vel demendo vel addendo vel mutando). Daher werde mit Recht am Ende der Offenbarung – gleichsam als Siegel der gesamten heiligen Schrift! – vor jedwedem Eingriff in den Text gewarnt: unde bene in fine apocalipsis quae clausula et quasi signaculum est totius divinae scripturae [!] dicitur: si quis adposuerit ad haec, adponet deus super illum plagas scriptas in libro isto; et si quis diminuerit de verbis libri huius prophetiae, auferat deus partem eius de libro vitae et de civitate sancta et de his, quae scripta sunt in libro isto834. 3. incuria der Kopisten und fehlerhafte Handschriften Die antike Literatur durchziehen sowohl die Klage über die incuria der Schreiber und die aus ihr resultierende Fehlerhaftigkeit der Handschriften, andererseits, wie schon erwähnt, die Warnungen der Autoren vor Nachlässigkeit und Ungenauigkeit bei der handschriftlichen Kopie ihrer Werke835. 834 Einige weitere Belege zur Exegese von Off. 22, 18f.: Orig. in Matth. comm. ser. 47 (GCS 38, S. 96) und in Ioh. 2, 14 (GCS 10, S. 70); Novatian. trin. 16, 7 (CCL 4, S. 41); Euseb. hist. 3, 10, 4; 5, 16, 3 (GCS 9, 1, Eusebius 2, 1, S. 244. 460); Athanas. epist. fest. 39 (PG 26, S. 1437; vgl. dazu Junod [1984] 124/30. 141/43 mit französischer Übersetzung); Greg. Nyss. c. Eunom. 3, 62 (GNO 2, S. 287); inscript. psalm. 541 (GNO 5, S. 114); Iosephsgeschichte 30 (vgl. Morenz [1951] 24f. 84); Primas. in apoc. 5, 22, 19 (CCL 92, S. 310); Andreas von Caesarea in apoc. 22, 18f. (ed. Schmid, vol. 1, S. 262); Ambr. Autp. in apoc. praef. (CCL Cont. Med. 27 A, S. 7); Visio Alberici praef. (ed. Schmidt, Paul Gerhardt [1997], S. 160/63, dazu auch Zwierlein [1999] 614/16); Richard Bentley wählte für seine "proposals for printing" (vgl. Gregory [1884] 231/40) zu der von ihm geplanten Ausgabe des Neuen Testaments gerade das 22. Kapitel der Offenbarung aus. 835 Die Kodikologie lehrt freilich, daß das Verdikt librarii dormitantes an jeder Handschrift neu geprüft werden muß (vgl. mit Beispielen Vogels [1956] passim). Im Mittelalter kopierten gerade die unkundigen Schreiber oft pedantisch, nicht zuletzt dann, wenn sie ihre Vorlagen nicht verstanden, vielleicht noch nicht einmal wirklich lasen und abschrieben, sondern eher abmalten. Dieses Verfahren erscheint heute befremdlich, war aber den antiken Menschen nicht so ungewohnt, lernte man doch im Elementarunterricht das Schreiben dadurch, daß man Wörter kopierte, noch bevor man überhaupt sinnhaft lesen konnte (vgl. Cribiore [1996] 139/52 und [2001] 169/72 sowie Baumgarten [2006] 93).

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Die folgende Übersicht erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sondern beschränkt sich als Ergänzung zu den schon oben im Text zitierten Stellen auf einige besonders aufschlußreiche Textbelege836. Im übrigen sind allgemeine Hinweise auf Schreiberfehler und die verbreitete mendositas codicum Legion. a) PHerc.1012 (Demetrius Lacon) col. 25. 31. 38. 39 (ed. Puglia, S. 160. 162. 166. 167; s. oben im Text S. 53; vgl. Crönert [1906] 115f.; Puglia [1982] 2238. 24f. und Ferrario [2000] 58f.). b) Cicero epist. ad Q. fr. 3, 5, 6 (ed. Shackleton Bailey, S. 86): de Latinis [sc. libris] vero quo me vertam nescio; ita mendose et scribuntur et veneunt; epist. ad Att. 13, 23 (ed. Shackleton Bailey, S. 536). c) Strabon 13, 1, 54 (ed. Radt, vol. 3, S. 602. 604) über den Umgang mit alten Aristoteleshandschriften (deutsche Übersetzung s. unten S. 293): ... bibliopw'laiv tine" grafeu'si fauvloi" crwvmenoi kai; oujk ajntibavllonte", o{per kai; ejpi; tw'n a[llwn sumbaivnei tw'n eij" pra'sin grafomevnwn biblivwn kai; ejnqavde kai; ejn jAlexandreiva/. d) Seneca dial. 4, 2, 26 (ed. Reynolds, S. 81): irascimur aut iis a quibus ne accipere quidem potuimus iniuriam, aut iis a quibus accipere iniuriam potuimus. ex prioribus quaedam sine sensu sunt, ut liber quem minutioribus litteris scriptum saepe proicimus et mendosum laceravimus, ut vestimenta quae, quia displicebant, scidimus ... e) Martial 2, 8 (ed. Shackleton Bailey, S. 57): si qua videbuntur chartis tibi, lector, in istis sive obsura nimis sive Latina parum, non meus est error: nocuit librarius illis dum properat versus annumerare tibi. quod si non illum sed me peccasse putabis, tunc ego te credam cordis habere nihil. „ista tamen mala sunt“. quasi nos manifesta negemus! 837 haec mala sunt, sed tu non meliora facis .

836 Vgl. im ganzen Lehrs (1882) 348f.; de Ghellinck (1947) 346; Arns (1953) 185f.; Marti (1974) 42; Metzger (1980) 189/96; Neuschäfer (1987) 127f.; Caltabiano (1996) 107f.; Haines-Eitzen (2000) 126; Zelzer, Michaela (2001) 302f.; Fedeli (2004) 42; Schickert (2005) 75 und Martinelli (2006) 122/28. Aufschlußreiche Parallelen aus dem Mittelalter bringt Frioli (1997) passim. 837 Vgl. Gnilka (2005b) 301/03 und (2007) 74/76.

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f) Galen rekurriert in seinen kritisch-exegetischen Werken zum hippokratischen Corpus immer wieder auf die rJaqumiva der Kopisten, ein seines Erachtens häufig zu beobachtender Grund für die Divergenzen der handschriftlichen Überlieferung838. g) Gellius unterscheidet desöfteren (z.B. 1, 7, 1; 2, 3, 5; 6, 20, 6; 9, 14; 12, 10, 6; 18, 9, 5 [ed. Marshall, vol. 1, S. 51. 88. 251. 296/99; vol. 2, S. 375. 551f.]) „zuverlässige“ (fidelissimi, optimi) Codices von „gewöhnlichen“ (volgarii) oder entstellten (corrupti), wobei ihm zumeist das Alter als ein wichtiger Bewertungsmaßstab dient. h) Longinus fr. 11 ~ Porphyr. Vita Plotini 19 (ed. Patillon - Brisson, S. 158; deutsche Übersetzung s. unten S. 293): kai; kevkthmai me;n o{sa dokei'n pavnta [sc. die Werke Plotins] kai; ta; nu'n uJpo; sou' pemfqevnta, kevkthmai de; hJmitelw'": ouj ga;r metrivw" h\n dihrmarthmevna, kaivtoi to;n eJtai'ron jAmevlion w[/mhn ajnalhvyesqai ta; tw'n grafevwn ptaivsmata ...839. Porphyrius hingegen, der vom Autor persönlich beauftragte emendator und Herausgeber der Abhandlungen Plotins, lobt seinerseits (vgl. Vita Plotini 20 [ed. Goulet, S. 164]) – in ausdrücklicher Kritik an Longinus – die Exemplare des Amelius gerade dafür, daß „avaient tout au contraire le mérite d’avoir été transcrits à partir des originaux ... Ils étaient par conséquent d’une qualité exceptionnelle pour la fidélité au texte de Plotin et, si des fautes s’y rencontraient, elles étaient en fait imputables aux seuls originaux, donc à la manière d’écrire habituelle du philosophe“840. i) Über die zahllosen Fehler – und mißlungenen Emendationen (paradiorqwvmata) – in den Handschriften der griechischen Klassiker in Poesie und Prosa vgl. die ausführlichen Bemerkungen über die textkritischen Studien des Attizisten Philemon bei Porphyrius quaest. hom. 1, 8, 286/88 (ed. Sodano, S. 35f.)841. Seine Vita Plotini schließt (26) Porphyrius, der von Plotinus persönlich beauftragt worden war, seine Werke zu emendieren und herauszugeben (vgl. 7. 24. 26), mit der Bemerkung (ed. Goulet, S. 184; deutsche Übersetzung s. unten S. 293): nuni; de; peirasovmeqa e{kaston tw'n biblivwn diercovmenoi tav" te stigma;" aujtw'n prosqei'nai kai; ei[ ti hJmarthvmenon ei[h kata; levxin diorqou'n: kai; o{ ti a]n hJma'" a[llo kinhvsh/, aujto; shmaivnei to; e[rgon842. Diese Bemerkung verweist zum einen selbst838 Vgl. Neuschäfer (1987) 128 (mit Stellen). 839 Vgl. z.St. Männlein-Robert (2001) 151. 156/59. 840 Goulet-Cazé (1982) 282f.; vgl. Brisson (1992) 68f.; Männlein-Robert (2001) 162/65; Irigoin (2003d) 155f. und Dorandi (2007) 55f. 841 Vgl. Neuschäfer (1987) 127f. und Wilson (1997) 101. 842 Vgl. Goulet-Cazé (1982) 294f. und (1992) 71.

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referentiell auf die emendatio, welche Porphyrius vor der allgemeinen e[kdosi" an den fehlerhaften Manuskripten des Meisters vornahm. Zum anderen aber soll sie wohl auch präskriptiv verstanden werden und richtet sich damit, den oben zitierten admonitiones ähnlich, an diejenigen, welche in der Folgezeit für die emendatio, Vervielfältigung und Verbreitung des plotinischen Œuvre verantwortlich sein sollten. j) Origenes kommt in seinen exegetischen Werken häufig auf Diskrepanzen in der Bibelüberlieferung zu sprechen. Diesen Zustand begründet er unter anderem mit der Unzuverlässigkeit handschriftlicher Vervielfältigung und den Fehlern der Kopisten843. k) Hieronymus praef. Esdr. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 638) mit der Aufforderung an die beiden Adressaten Domnion und Rogatianus, die zugesandte Übersetzung nur privat zu lesen (privata lectio) und nicht öffentlich zu verbreiten: si qui autem fratrum sunt quibus nostra non displicent, his tribuatis exemplar, admonentes ut Hebraea nomina, quorum grandis in hoc volumine copia est, distincte et per intervalla transcribant. nihil enim proderit emendasse librum, nisi emendatio librariorum diligentia conservetur ... Außerdem unter anderem noch praef. Iob iuxta Hebraeos (ed. Weber Gryson 41994, S. 732); praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 4 1994, S. 547); praef. evang. (s. oben S. 138); in Is. 5, 15, 9; 9, 30, 26 (CCL 73, S. 179. 395); in Ezech. 1, 5, 12; 12, 40, 5/13 (CCL 75, S. 60. 559); in Matth. 1, 1, 12; 1, 3, 3 (CCL 77, S. 9. 17); in Eph. 1, 2, 1 (PL 26, S. 495); in Tit. 3, 9 (CCL 77 C, S. 64/67); adv. Rufin. 2, 17. 27 (CCL 79, S. 51f.); epist. 65, 11; 106, 9. 12. 22. 30. 55. 56. 57 (CSEL 54, S. 628f.; 55, S. 253f. 254f. 258. 261f. 275. 276. 276f.)844. l) Symmachus epist. 1, 24 an Ausonius (ed. Callu, vol. 1, S. 88f.): si te amor habet Naturalis historiae, quam Plinius elaboravit, en tibi libellos, quorum mihi praesentanea copia fuit. in quis, ut arbitror, opulentae eruditioni tuae neglegens veritatis librarius displicebit. sed mihi fraudi non erit emendationis incuria. malui enim tibi probari mei muneris celeritate quam alieni operis examine. vale. m) Basilius epist. 333 an seinen notarius (ed. Courtonne, vol. 3, S. 201; deutsche Übersetzung s. unten S. 294): oiJ lovgoi th;n fuvsin uJpovpteron e[cousi. dia; tou'to shmeivwn crh/vzousin, i{na iJptamevnwn aujtw'n lavbh/ to; 843 Vgl. dazu das Material bei Metzger (1963) 91f. und (1980) 195 sowie bei Neuschäfer (1987) 88f. 103f. 105f. u.ö. 844 Vgl. Arns (1953) 68f. 180/86; Brown (1992) 35/37. 43/52 und Gamberale (2001) 336.

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tavco" oJ gravfwn. su; ou\n, w\ pai', ta; caravgmata tevleia poivei kai; tou;" tovpou" ajkolouvqw" katavstize. ejn ga;r mikra'/ plavnh/ polu;" hJmavrthtai lovgo", th'/ de; ejpimeleiva/ tou' gravfonto" katorqou'tai to; legovmenon und epist. 334 (ed. Courtonne, vol. 3, S. 201f.) an einen Kopisten über das ojrqa; gravfein. n) Die Erwartung künftiger (!) Schreiberfehler bei Sulpicius Severus chron. 1, 40, 2 (CSEL 1, S. 42): ... non dubito librariorum potius neglegentia, praesertim tot iam saeculis intercedentibus, veritatem fuisse corruptam [sc. an einer Stelle im dritten Buch der Könige], quam ut propheta erraverit, sicut in hoc ipso nostro opusculo futurum credimus, ut describentium incuria, quae non incuriose a nobis sunt digesta, vitientur. o) Apponius prol. (CCL 19, S. 2): obtestor autem per aeterni dei iudicium omnem qui hos libellos transcripserit vel cui habere placuerit, ut ad ea exemplaria de quibus transtulit diligenter emendet, ne tanti laboris solertia librariorum dormitatione vilescat845. p) Cassiodorus inst. praef. 2 (ed. Mynors, S. 4): quocirca, si placet, hunc debemus lectionis ordinem custodire, ut primum tyrones Christi, postquam psalmos didicerint, auctoritatem divinam in codicibus emendatis iugi exercitatione meditentur, donec illis fiat domino praestante notissima, ne vitia librariorum impolitis mentibus inolescant; quia difficile potest erui, quod memoriae sinibus radicatum constat infigi. q) Beda erklärt, das Vorbild der augustinischen Retractationes habe ihn zur Nachahmung angeregt (Retractatio in actus apostolorum praef. [CCL 121, S. 103]): ut ... nunc in idem volumen [sc. Bedas Expositio actuum apostolorum] brevem retractationis libellum condamus, studio maxime vel addendi quae minus dicta vel emendandi quae secus quam placuit dicta videbantur. in quo etiam quaedam quae in Graeco sive aliter seu plus aut minus posita vidimus, breviter commemorare curavimus; quae, utrum neglegentia interpretis omissa vel aliter dicta an incuria librariorum sint depravata sive relicta, nondum scire potuimus. namque Graecum exemplar fuisse falsatum suspicari non audeo ...

r) Hrabanus Maurus Praefatio ad Haistulphum zu seinem Matthäuskommentar (PL 107, S. 730): ... obsecro venerationem tuam, antistitum clarissime, ut si praesens opus dignum habitu ducas, ab hoc exemplari, quod tibi transmisi, rescribere illud iubeas, et rescriptum diligentius requirere facias, 845 Vgl. zu den Vorbildern die Anmerkungen bei Didone (1986) 110; König (1992) 3f. z.St.; Vregille - Neyrand (1986) LXVI. C und (1997) 1381 z.St.

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ne scriptoris vitium dictatoris dereputetur errori ... (vgl. schon 729 C) und In honorem sanctae crucis prol. (CCL Cont. Med. 100, S. 18): ... admoneo lectorem, ut huius conscriptionis ordinem teneat, et figuras in eo factas ubique servare non negligat, ne operis pretium pereat et utilitas lectionis minuatur846.

846 Vgl. dazu in der Einleitung S. XII/XV; auch Häfele (1969) 58 mit anderen Stellen.

Anhang zu Kapitel B 1. Zur Kritik literarischer Werke vor der Publikation a) Im Kreis der Familie, enger Freunde oder Vertrauter, vgl.: • Anekdoten über griechische Philosophen, wie z.B. Antisthenes und Platon: Diog. Laert. 2, 40; 3, 35 (ed. Long, vol. 1, S. 73. 136); dazu Del Corso (2005) 84. • Isokrates: den Schluß des Panathenaicus (ab 199, besonders 199/203. 231/33. 262. 266. 268 [ed. Mandilaras, vol. 3, S. 49. 54f. 61f.]) über die Endredaktion des Werks; vgl. Phil. 4. 7 (ed. Mandilaras, vol. 2, S. 115) und dazu (mit Lit.) Pinto (2003) 153/60, besonders 155: „È ... rilevante che la revisione del testo sia contemplata come possibilità già durante la fase compositiva e si svolga parallelamente ad una prima, parziale diffusione del testo attraverso una recitazione, o una limitata circolazione di copie, in una selezionata cerchia di lettori e ascoltatori“ sowie Nicolai (2004) 179 und Del Corso (2005) 84/86. • Theophrast: Diog. Laert. 5, 37 (ed. Long, vol. 1, S. 215); dazu (mit Lit.) Del Corso (2005) 81/83. • Archimedes Peri; eJlivkwn praef. (ed. Mugler, S. 8); dazu Dorandi (2007) 87. • Aristoboulos: Lucian. hist. conscr. 12 (ed. Macleod, vol. 3, S. 294: Anekdote über Lektüre vor Alexander dem Großen); dazu Del Corso (2005) 91. • Ovid: trist. 3, 14, 37/40; 4, 10, 43/58 (ed. Hall, S. 132. 167); Pont. 2, 4, 13/18; 4, 12, 25f. (ed. Richmond, S. 39. 108); Sen. contr. 2, 2, 12 (ed. Winterbottom, vol. 1, S. 264: Ovid vor seinen Freunden); dazu Delvigo (1990) 96f. (mit weiteren Belegen) und Binder (1995) 276f. • Vergil: Don. vita Verg. 31/34 (ed. Bayer, S. 222: Vergils Vorträge im Freundeskreis, besonders 33), vgl. Serv. Aen. 4, 323 und 6, 861 (ed. Thilo - Hagen, vol. 1, S. 521; vol. 2, S. 120f.); dazu Berres (1982) 13; Delvigo (1990) 95f. und Binder (1995) 271f. • Horaz: epist. 1, 4, 1 (ed. Shackleton Bailey 42001, S. 259: Horaz und Tibull). • Plinius: epist. 3, 15, 3; 7, 4, 7; 8, 21 (ed. Schuster, S. 96. 210. 265f.); dazu Sherwin-White (1966) 473. • Martial: 2, 6; 4, 86; 9, 26 (ed. Shackleton Bailey, S. 56f. 146. 285). • Plotinus: Porphyr. Vita Plotini 4. 7. 24. 26 (ed. Goulet, S.138. 146. 148. 176. 182. 184); dazu Goulet-Cazé (1982) 284f. und Mansfeld (1994) 61105.

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• Galen: CMG 5, 4, 2, S. 197f.; ed. Kühn, vol. 17, 1, S. 603f.; vgl. dazu (mit weiteren Stellen) Goulet-Cazé (1982) 284f.; Mansfeld (1994) 118f. mit Anm. 208; Dorandi (2000a) 87. 100f. sowie Del Corso (2005) 93f. • Rufinus: apol. adv. Hier. 2, 49 (CCL 20, S. 121). b) Bei einem mündlichen Vortrag vor einem Auditorium, vgl.847: • Augustus: Suet. Aug. 85 (ed. Ihm, S. 96: Vorträge des Augustus, vgl. auch 89, 3 und Tib. 61, 3 [ed. Ihm, S. 99. 144]); dazu Binder (1995) 277. • Plinius: epist. 1, 13; 2, 19; 3, 7, 5 (über die recitationes des Silius); 3, 18; 4, 27; 5, 3, 7/11; 5, 12; 6, 21; 7, 17 (ed. Schuster, S. 22f. 68f. 83. 99f. 135f. 143. 159f. 192f. 221/23); dazu Cova (1966) 53/59; Sherwin-White (1966) 115f. (mit vielen Stellen). 316. 318. 339. 427; White (1974) 43f.; Delvigo (1990) 98f. (die Pliniusbriefe als Zeugnis für „una vera civiltà della correzione e del perfezionismo letterario“) und Binder (1995) 266f. 292/307. • Martial: 3, 50 (satirisch); 12 epist. ded. (ed. Shackleton Bailey, S. 97. 395f.); dazu White (1974) 43f.; Binder (1995) 288/92 und Borgo (2003) 30/33. • Iuvenal: 7, 82/87 (ed. Willis, S. 98f.: Rezitationen des Statius); dazu White (1974) 43f. und Binder (1995) 309/14. c) In schriftlicher, meist brieflicher, Korrespondenz, vgl.: • Apollonius Pergaeus: con. 1 praef. (ed. Heiberg, S. 3; vgl. Hypsicles [Eucl.] elem. 14 praef. [ed. Heiberg - Stamatis, S. 1]); dazu Dorandi (2000a) 82f. und (2007) 67f. • Vergil: Don. vita Verg. 31 (ed. Bayer, S. 222; vgl. Macr. sat. 1, 24, 11 [ed. Willis, vol. 1, S. 129f.] zu Vergils Antwort); dazu Berres (1982) 11f. • Horaz: epist. 1, 13 (ed. Shackleton Bailey 42001, S. 274). • Ovid: fast. 1, 15/26 (ed. Alton - Wormell - Courtney, S. 2: an Germanicus). • Phaedrus: 3 prol. 62f. (ed. Guaglianone, S. 36; vgl. 3 epil. [ed. Guaglianone, S. 53f.]); dazu Dam (1984) 53 (literarischer Topos). • Hyginus: astr. epist. ded. (ed. Viré, S. 1/4). • Plinius: epist. 3, 10; 3, 13 (mit der Bitte um Beurteilung des nach dem mündlichen Vortrag für die schriftliche Veröffentlichung neuüberarbeiteten Panegyricus); 3, 15; 4, 3; 4, 14; 4, 18; 5, 12; 7, 12 [!]; 7, 20 (Plinius und Tacitus im brieflichen Austausch über ihre Schriften, vgl. oben S. 86); 8, 4; 8, 21; 9, 25; 9, 26; 9, 28 (ed. Schuster, S. 91. 94. 96. 108f. 122/24. 128. 159f. 218f. 225f. 242f. 265f. 291f. 292/95. 296f.); dazu Kroll (1924) 120/24; Simon (1959-1960) 112; Janson (1964) 107 (die „invitation to criticism before publication“ als ein „common custom“); Cova (1966) 53/59; Sherwin-White (1966) 427. 507; White (1974) 53/55; Speyer (1981) 97 (realer Hintergrund); Quinn (1982) 161f. (eher Topos); Dam (1984) 53; 847 Ausgewählte griechische Quellen bei Del Corso (2005) 63/83.

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Delvigo (1990) 98f. und Köhler (1995) 112f. In epist. 4, 26 (ed. Schuster, S. 134f.) ist von einem besonderen Fall zu lesen: Ein Freund besitzt Kopien von Schriften des Plinius und bittet ihn selbst um Durchsicht. • Martial: 4, 10; 4, 86; 5, 80; 6, 1; 7, 28; 9, 26; 12 epist. ded.; vgl. auch 7, 11; 7, 17 (ed. Shackleton Bailey, S. 118. 146. 177. 179. 220. 285. 395f.; vgl. auch 213. 215); dazu Speyer (1959) 80f. und (1981) 97f. (Stellen oft „literarische Scherze“); Janson (1964) 110; White (1974) 56/58; Dam (1984) 53; Delvigo (1990) 97 („la revisione severa e la correzione da parte di un intenditore sono per l’opera di un poeta la migliore garanzia di successo“); Opelt (1994) passim; Borgo (2003) 30/33. 48. 59; Gnilka (2005b) 297 (zu 4, 10 als „Spiel mit der Sitte, Freunde um Emendation eines Werks zu bitten“) sowie Johannsen (2006) 114f. 189 (mit Lit.). • Statius: silv. 2 epist. ded. (ed. Marastoni, S. 28f.; vgl. 4 epist. ded. [ed. Marastoni, S. 78f.]); dazu Graefenhain (1892) 49; Birt (1913) 313f.; Speyer (1959) 80f.; Simon (1959-1960) 118f.; Janson (1964) 108f.; White (1974) 53/55; Dam (1984) 53, der im Gegensatz zu den Stellen bei Plinius und Martial („only after criticism was digested publication took place“) hier bei Statius lieber einen literarischen Topos annehmen möchte; Happ (1986) 2, 14; Newlands (2002) 32f. und Johannsen (2006) 347. • Quintilianus: inst. praef. 3 (ed. Radermacher, vol. 1, S. 3). • Ausonius: epist. 19a an Paulinus (ed. Green [1991] 244f.); dazu Speyer (1981) 98317 (ernstzunehmende Aussage); Mondin (1995) 127f. 131. • Ambrosius: epist. 6, 32 (48), 1/3. 7 (CSEL 82, S. 226f. 228f.: an Sabinus, vgl. oben S. 84); dazu Speyer (1971) 1595 (ernstzunehmende Aussage) und (1981) 17627. • Symmachus: zahlreiche Belege bei Caltabiano (1996) 114/18. • Rufinus: apol. adv. Hier. 2, 42f. 48 (CCL 20, S. 116f. 120f.). 2. Emendationsaufforderungen spätantiker Autoren848 a) Balbus: grom. epist. ded. 1/4 (an Celsus [ed. Guillaumin, S. 20. 22. 28]); dazu Graefenhain (1892) 48f.; Janson (1964) 141/43; White (1974) 53f. und Santini (1990) 139. b) Iustinus: epist. ded. 5 (Adressat unbekannt [ed. Seel, S. 2]): quod ad te non tam cognoscendi magis quam emendandi causa transmisi ... sufficit 848 Der Brief des Pherecydes an Thales bei Diog. Laert. 1, 122 (ed. Long, vol. 1, S. 55f.) ist eine Fälschung. Zu den echtheitskritisch problematischen Praefationes der Collectanea Solins vgl. Peter (1901) 247f.; Janson (1964) 141/43; White (1974) 53f. sowie jetzt Schmidt, Peter Lebrecht (1995b) passim und Santini (1998) passim; zum Epigr. Bob. 56 vgl. Speyer (1959) 80f. und (1981) 97 sowie Happ (1986) 2, 14.

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enim mihi in tempore iudicium tuum, apud posteros, cum obtrectationis invidia decesserit, industriae testimonium habituro; dazu Graefenhain (1892) 23. 49; Peter (1901) 247f.; Birt (1913) 312f.; Burr (1959) 597; Simon (1959-1960) 124f. 129; Herkommer (1968) 29f. und White (1974) 53f. Für Seel (1955) 39/41 und (1972) 337f. liegt hier nur ein Widmungstopos vor, der nach Klischee gearbeitet und von Iustinus wahrscheinlich einfach aus Pompeius Trogus (nach dem Vorbild des Tacitus, s. oben Anm. 262) abgeschrieben worden sei; vgl. gegen diese These schon Janson (1964) 141/43, besonders 142. c) Terentianus Maurus: V. 283/326 (z.B. 283f. [ed. Beck, S. 52]: haec prius, Bassine fili et tu gener Novate mi, | perpolite, quam potestis, crebriore limula und 314/16 [ed. Beck, S. 54]: hoc domi clausum manebit, nec sinam nosci prius, | scrupulum quam vestra demat hunc mihi sententia, | opera nobis haec inanis an in usum impensa sit), vgl. 1287/90; dazu Birt (1913) 312f.; Burr (1959) 597; Beck (1993) 133. 143f. und (1998) 3214. 3218f. 3230 (Lit.) über diese „Aufforderung an Sohn und Schwiegersohn, das Werk streng und unbeeinflußt zu überprüfen und auszufeilen“ sowie Cignolo (2002) 297. 307. 425f. über „la revisione prima della pubblicazione“. Becks Verwunderung (vgl. [1992] 143f.) darüber, daß diese Aufforderung hier nicht in einer eigenen Widmungsepistel oder Praefatio auftaucht, ist jedoch unbegründet: Die gesamte Verspartie hat durchaus praefatorischen Charakter und ist zusammen mit dem Epilog als Zueignung an Bassinus und Novatus aufzufassen (vgl. Beck dann selbst [1998] 3214: „an Stelle einer Widmung“). Daß die Emendationsaufforderung in das Werk inkorporiert ist, ist nicht ohne Parallele (anders Beck [1992] 143f.), vgl. z.B. Ov. fast. 1, 15/26 (s. oben S. 277) oder Sidonius Apollinaris carm. 9, 318/46 (ed. Loyen, vol. 1, S. 93f.). d) Amelius: Porphyr. Vita Plotini 17 (an Porphyrius [ed. Goulet, S. 158. 160]); dazu Goulet-Cazé (1982) 2951. e) Ausonius: praef. 4f. an Drepanius; Gryphus epist. ded. an Symmachus; cento nupt. epist. ded. an Paulus; technopaign. epist. ded. an Pacatus; lud. sept. sap. epist. ded. an Drepanius (ed. Green [1991], S. 5. 6. 120/22. 145/48. 196. 205f.); vgl. auch praef. 3 an den Kaiser Theodosius (ed. Green [1991], S. 4f.; dazu Caltabiano [1996] 55f.). Über die Gewohnheit des Ausonius, seine Gedichte an Freunde zu versenden „per averne giudizio e proposte di correzioni“, aber auch über andere Formen der Verbreitung und die Praefationes/Anreden direkt an das allgemeine Publikum vgl. Pasquali (1952) 411f.; auch Peter (1901) 247f.; Schanz (1914) 24f.; Jachmann (1941b) 61f. („Liegt es nicht auf der Hand, daß jene koketten Redewendungen lediglich rhetori-

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sche Floskeln, Gemeingut aller Literatur, sind, die als bare Münze genommen werden nicht einmal wollen?“); Bardy (1949) 39/41; Speyer (1959) 80f. und (1981) 97f. (Stellen meist „literarische Scherze“); Simon (1959-1960) 118f. 129; Schmidt, Peter Lebrecht – Liebermann (1989) 270. 297; Green (1991) XLIII (Bitte um Urteil zwar oft Pose, aber „the request may be seriously meant“). 242. 445. 584. 598f.; Sivan (1992) passim, besonders 88/90. 95: „on occasions of informal circulation some chosen addressees were expected to react with words of encouragement and admiration, as well as with suggestions for revisions ... although requests of this sort have generally acquired the force of a cliché, some addressees may have taken them seriously“ und 96. 97: „one of their [sc. der Freunde] functions was to offer criticism with a view to revisions before publication“; Mondin (1995) XXXIIIsq. (Lit.) sowie Polara (1999) passim. f) Rufinus: hist. epist. ded. (an Chromatius [CCL 20, S. 268]): quos [sc. libros] si tu vel probaveris vel benedixeris, pro certo confidam quod sufficiant turbis; dazu Simon (1959-1960) 129. g) Orosius: hist. 7, 43, 20 (ed. Arnaud-Lindet, vol. 3, S. 132: an Augustinus): ita iam ego certo et solo, quem concupiscere debui, oboedientiae meae fructu fruor; de qualitate autem opusculorum tu videris qui praecepisti, tibi adiudicanda si edas, per te iudicata si deleas; dazu Simon (19591960) 118f. 132. h) Augustinus: epist. 1, 3; 18, 1; 28, 6; 37, 2f.; 40; 73, 9; 120, 1; 139, 3; 167, 21 u.ö. (CSEL 34, S. 2f. 44f. 112f. 63f. 69/81. 274/76. 704f.; 44, 152f. 608f.); Consentius an Augustinus (Consent. Aug. epist. 119, 6 [CSEL 34, 2, S. 703]): tu enim non editorum iam a me librorum lector sed probandorum emendator, ni fallor, electus es; retract. 2, 45 (CCL 57, S. 126f.: über die epist. 166 De origine animae hominis und die epist. 167 De sententia apostoli Iacobi an Hieronymus); dazu Scheele (1978) 88/91; Dekkers (1990) passim; di Fazio (1996) 373/75; Hübner (2001) 798; Caltabiano (2001c) 77. 89 und (2002) passim, besonders 156 über die „pubblicazione provvisoria“ in einem engen Adressatenkreis, sowie Drecoll (2002) 327f. mit reichem Stellenmaterial. i) Synesios: epist. 1; 74; 154 u.ö. (ed. Garzya - Roques, S. 1f. 197. 301/05). j) Cledonius: epist. ded. (GL 5 Keil, S. 9): ... me tuis praeceptis adgressum circumspice, luxuriosos tonde sermones, doctiloqua serie corrigentis

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extende curta, caudifica, ut ad tuum arbitrium cuncta videantur tractata relecta digesta ...; dazu Janson (1964) 142. k) Agroecius: epist. ded. (an Eucherius [GL 7 Keil, S. 114]): ad te igitur hoc opusculum mittitur, in quo laborabis plurimum, cui necesse est emendare ipsum qui aliquid emendare praesumpsit. donabit divina pietas ut, qui scriptum a te observare volumus, etiam praescriptum tuum servare possimus. l) Sedulius: op. pasch. epist. ded. (an Macedonius [CSEL 10, S. 173]): credo …, pater egregie, nullum fore quamvis inpudenter obloquum, si meruero dextrum tui pectoris adipisci iudicium. fave primus ut alii faveant, et omnium mentibus sententia se probatae iugiter auctoritatis infundat …; dazu Simon (1959-1960) 129. m) Sidonius: carm. 3, 5/10 (ed. Loyen, vol. 1, S. 25): at mihi Petrus erit Maecenas temporis huius: nam famae pelagus sidere curro suo. si probat, emittit, si damnat carmina, celat, nec nos ronchisono rhinocerote notat. i, liber: hic nostrum tutatur, crede, pudorem; hoc censore etiam displicuisse placet ...

Vgl. carm. 8 an Valerianus Priscus mit der Bitte um das examen eines übersandten Panegyricus; 9, 318/46 (ed. Loyen, vol. 1, S. 78f. 93f.); epist. 1, 1, 3 an Constantius (ed. Loyen, vol. 2, S. 3): sed scilicet tibi parui tuaeque examinationi has [sc. litteras] non recensendas (hoc enim parum est), sed defaecandas, ut aiunt, limandasque commisi ...; 1, 9, 7 an Herenius mit der Bitte um das examen des beigelegten Panegyricus; 2, 8, 2 (ed. Loyen, vol. 2, S. 31. 61f.); 5, 17, 11 an Eriphius (ed. Loyen, vol. 2, S. 204f.): illud autem ambo, quod maius est quodque me nuper in quendam dies bonos male ferentem parabolice seu figurate dictare iussistis quodque expeditum cras dirigetur, clam recensete; et, si placet, edentes fovete; si displicet, delentes ignoscitote ...; dazu Speyer (1959) 80f. und (1981) 98317 („literarische Scherze“); Janson (1964) 142; Köhler (1995) 99. 112. 277 sowie Santelia (2000) 221 mit Anm. 24 und (2002) passim, besonders 258. 260. n) Eugippius: In der epist. ded. und im Epilog an Paschasius bezeichnet Eugippius seine beigelegte Vita Severini – offenbar in Anspielung auf die verbreitete gattungstheoretische Einschätzung der commentarii/uJpomnhvmata, welche nicht zuletzt seit Ciceros Urteil über Caesars Werke bekannt war849 – als ungestaltes commemoratorium, als Rohmaterial, das von 849 Vgl. Dorandi (2007) 68f. 72f. mit Belegen aus spätantiken Aristoteleskommentaren.

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Paschasius zu einem literarischen Werk ausgearbeitet werden müsse (besonders 3 [SC 374, S. 148. 150]: quae donec in tuae constructionis libellum transire mereantur, nequaquam animum recensentis offendant und den Epilog [SC 374, S. 296]: habes, egregie Christi minister, commemoratorium, de quo opus efficias tuo magisterio fructuosum). Speyer (1971) 1595; Nüsslein (1986) 143f. („eine besonders bescheidene Form der Widmung“) und Régerat (1991) 16/21 (Lit.) halten diese Bitte für einen nicht ernstgemeinten Topos; vgl. anders schon Simon (1959-1960) 133f. und Noll (1963) 16f. o) Ennodius: z.B. carm. 1, 7 (MGH auct. ant. 7, S. 27/29); dazu Happ (1986) 2, 14. p) Luxurius: Anth. Lat. 282 (ed. Shackleton Bailey, S. 235); dazu Graefenhain (1892) 49f.; Birt (1913) 314; Speyer (1959) 80f.; Rosenblum (1961) 173/76 und Happ (1986) 1, 120; 2, 14. 26/28. q) Coronatus: De finalibus (ed. Cristante [2003], S. 83); dazu Cristante (2003) 79. 86. r) Boethius: arithm. epist. ded. 1f. und 4 an Symmachus (CCL 94 A, S. 3. 6): vides igitur, ut tam magni laboris effectus tuum tantum spectet examen, nec in aures prodire publicas nisi doctae sententiae astipulatione nitatur ... non igitur ambigo, quin pro tua in me benevolentia supervacua reseces, hiantia suppleas, errata reprehendas, commode dicta mira animi alacritate suscipias. quae res impulit pigram consilii moram. nimios enim mihi fructus placitura restituent. novi quippe quanto studiosius nostra quam ceterorum bona diligamus. recte ergo, quasi aureos Cereri culmos et maturos Baccho palmites, sic ad te novi operis rudimenta transmisi. tu tantum paterna gratia nostrum provehas munus. ita et laboris mei primitias doctissimo iudicio consecrabis et non maiore censebitur auctor merito quam probator.

Zu dieser Stelle vgl. Speyer (1981) 17627. s) Iordanes: Get. epist. ded. (an Castalius [MGH auct. ant. 5, 1, S. 54]): ... sine contumelia quod exegisti suscipe libens, libentissime lege; et si quid parum dictum est et tu, ut vicinus genti, commemoras, adde, orans pro me, frater carissime ...; dazu Speyer (1971) 1595 (Widmungstopos). t) Cassiodorus: in psalm. epist. ded. (an Vigilius [CCL 97, S. 6]): ... pater apostolice ..., qui clemens errata corrigis, nec severus imputas, quod emendas. u) Hrabanus Maurus in Matth. epist. ded. (an Haistulph [PL 107, S. 727]): ... decrevi, sancte pater, opus quod, divina gratia largiente, in expositionem sancti evangelii secundum Matthaeum, non sine labore tamen con-

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feceram, tuae sanctitati dirigere, ut tuo sancto examine probatum, si dignum iudicaveris ad legendum fratribus sub tuo regimine constitutis illud tradas ... v) Ps.Cypr. Iud. incred. 8 (Widmungsbrief zu einer verlorenen Übersetzung der Altercatio Aristons von Pella [CSEL 3, 3, S. 129]). w) Anth. Lat. 675 Riese (aus Aldhelms De metris): Virgilius item libro, quem Paedagogum praetitulavit, cuius principium est: carmina si fuerint te iudice digna favore, reddetur titulus purpureusque nitor. si minus, aestivas poteris convolvere sardas aut piper aut calvas hinc operire nuces ...

x) Arator: epist. ded. ad Vigilium (CSEL 72, S. 3/5); dazu Speyer (1981) 17627. y) Passio Leudegarii epist. ded. (an Hermenarius [CCL 117, S. 527f.]): oro ergo vestram fidelem devotionem inprimis, ut meae rusticitati veniam detis et tantummodo, quae vobis placuit, clam soli interim lectitetis, donec aut cultiore sermone ea, quae nos, vobis iubentibus, usurpavimus, reparitis, aut aliorum presolum correcta iuditio, inreprehensibilis, quam post elegitis, post vos probata resedeat dictio ...; vgl. allgemein über diese Passio Krusch (1957) 519.

Anhang zu Kapitel D 1. Hieronymus über die ad sensum-Praxis der LXX, der Evangelisten und Apostel (in Auswahl) a) epist. 18 A, 15 (CSEL 54, S. 95): ... septuaginta interpretibus sensum potius quam verbum de verbo exprimentibus; 29, 6 (CSEL 54, S. 241): ... iuxta septuaginta quoque, qui sensum magis quam verbum interpretati sunt ... b) epist. 57, 7 (CSEL 54, S. 512): nec hoc mirum in ceteris saeculi videlicet aut ecclesiae viris, cum septuaginta interpretes et evangelistae atque apostoli idem in sacris voluminibus fecerint mit Beispielen im folgenden. c) epist. 57, 9 (CSEL 54, S. 520): ... apostolus [sc. Paulus] non verbum expressit e verbo, sed parafrastikw'" eundem sensum aliis sermonibus indicavit ... ex quibus universis perspicuum est apostolos et evangelistas in interpretatione veterum scripturarum sensum quaesisse, non verba, nec magnopere de ordinatione sermonibusque curasse, cum intellectui res paterent. d) epist. 121, 2 (CSEL 56, 1, S. 10): ... ubicumque de veteri instrumento evangelistae et apostoli testimonia protulerunt, diligentius observandum est non eos verba secutos esse, sed sensum et, ubi septuaginta ab Hebraico discrepant, Hebraeum sensum suis expressisse sermonibus. e) in Gal. 2, 3, 10 (CCL 77 A, S. 83f.): ex quo intellegimus apostolum, ut in caeteris, sensum magis testimonii posuisse quam verba ... und 2, 3, 13f. (CCL 77 A, S. 89/94). f) quaest. hebr. in gen. 14, 5 (CCL 72, S. 18): ... LXX sensum magis quam verbum ex verbo transferentes ... g) in Am. 2, 5, 25/27 (CCL 78, S. 297). h) in Is. 9, 29, 13/14 (CCL 73, S. 375); 9, 29, 15/16 (CCL 73, S. 377): ... illa semper observanda est regula: evangelistas et apostolos absque damno sensuum interpretatos in Graecum ex Hebraeo, ut sibi visum fuerit;

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17, 64, 4/5 (CCL 73 A, S. 735): paraphrasim huius testimonii [sc. Is. 64, 4f.], quasi Hebraeus ex Hebraeis, assumit apostolus Paulus de authenticis libris in epistola quam scribit ad Corinthios [sc. 1 Kor. 2, 9], non verbum ex verbo reddens, quod facere omnino contemnit, sed sensuum exprimens veritatem, quibus utitur ad id quod voluerit roborandum. 2. Hieronymus über kritische Zeichen in seiner Übersetzung (in Auswahl) a) in Dan. praef. (CCL 75 A, S. 774) aus dem Jahr 407 nach Christus (vgl. Fürst [2003] 117): et nos ante annos plurimos cum verteremus Danielem, has visiones obelo praenotavimus, significantes eas in Hebraico non haberi [vgl. praef. Dan. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 1341) und adv. Rufin. 2, 33 (CCL 79, S. 69f.)]; et miror quosdam memyimoivrou" indignari mihi, quasi ego decurtaverim librum, cum et Origenes et Eusebius et Apollinaris aliique ecclesiastici viri et doctores Graeciae has, ut dixi, visiones non haberi apud Hebraeos fateantur ... illud quoque lectorem admoneo, Danielem non iuxta LXX interpretes, sed iuxta Theodotionem ecclesias legere [vgl. praef. Dan. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 1341) und adv. Rufin. 2, 33 (CCL 79, S. 69f.)] ... sed et Origenes de Theodotionis opere in editione vulgata asteriscos posuit, docens defuisse quae addita sunt, et rursum quosdam versus obelis praenotavit, superflua quaeque designans. cumque omnes Christi ecclesiae, tam Graecorum quam Latinorum Syrorumque et Aegyptiorum, hanc sub asteriscis et obelis editionem legant, ignoscant invidi labori meo, qui volui habere nostros quod Graeci in Aquilae et Theodotionis ac Symmachi editionibus lectitant.

b) praef. Ios. (ed. Weber - Gryson 41994, S. 285): quod si vetus eis tantum interpretatio placet, quae et mihi non displicet, et nihil extra recipiendum putant, cur ea, quae sub asteriscis et obelis vel addita sunt vel amputata, legunt et non legunt? c) praef. par. iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 546f.). d) praef. Iob iuxta Hebraeos (ed. Weber - Gryson 41994, S. 731): ... apud Latinos ante eam translationem [sc. Hiobs] quam sub asteriscis et obelis nuper edidimus, septingenti ferme aut octingenti versus sunt, ut decurtatus et laceratus conrosusque liber foeditatem sui publice legentibus praebeat. e) praef. psalm. iuxta LXX (ed. Weber - Gryson 41994, S. 767). f) adv. Rufin. 2, 29 (CCL 79, S. 66): transibo ad librum Iob, quem post septuaginta interpretum editionem, quam Origenes obelis asterisque distinxit, ante annos plurimos Latino sermoni datum, ... 31 (CCL 79, S. 69):

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Salomonis etiam libros, quos olim iuxta septuaginta, additis obelis et asteriscis, in Latinum verteram, ex Hebraico transferens et dedicans sanctis episcopis Chromatio et Heliodoro, haec in praefatiunculae meae fine subieci ... Vgl. auch die Kritik Augustins (epist. 71, 3 [CSEL 34, 2, S. 250f.]) daran, daß in den späteren Übersetzungen aus dem hebräischen Text diese kritischen Zeichen nicht mehr auftauchten, und die Antwort darauf in Hier. epist. 112, 19 (CSEL 55, S. 389; dazu jetzt Fürst [1994] 107 und [2002] 56144. 216/19 sowie Markschies [1994] 166f. mit weiteren Belegen aus Hieronymus); außerdem Rufin. apol. adv. Hier. 2, 40 (CCL 20, S. 114f.) mit einer ausführlichen Beschreibung der kritischen Zeichen bei Origenes und später Beda retract. in Apg. praef. (CCL 121, S. 103f.). 3. Hieronymus über sensus und eujfwniva einer Übersetzung a) epist. 37, 3 (CSEL 54, S. 288): quid ad interpretem, cuius professio est non, quomodo ipse disertus appareat, sed quomodo eum, qui lecturus est, sic faciat intellegere, quomodo intellexit ille, qui scripsit?, auch wenn hier mit interpres eher der Exeget als der Übersetzer gemeint ist (vgl. auch epist. 49, 17 [CSEL 54, S. 379/81]). b) epist. 53, 8f. (CSEL 54, S. 454/63). c) epist. 57, 5. 9 (s. oben S. 129/50). d) epist. 84, 12 (CSEL 55, S. 134). e) epist. 97, 3 (CSEL 55, S. 184) an Pammachius und Marcella über die Übersetzung eines Osterfestbriefs des Bischofs Theophilus von Alexandria (s. zu diesem auch unten S. 288): vos, christiani senatus lumina, accipite et Graecam et Latinam etiam hoc anno epistulam – ne rursum haeretici mentiantur a nobis pleraque vel addita vel mutata –, in qua laborasse me fateor, ut verborum elegantiam pari interpretationis venustate servarem et intra definitas lineas currens nec in quoquam excedens loco eloquentiae eius fluenta non perderem easdemque res eodem sermone transferrem ... f) epist. 106, 3 (CSEL 55, S. 249f.) über die eujfwniva einer Übersetzung und die aus Cicero, Plautus, Terenz und anderen Klassikern herzuleitende regula boni interpretis, ut ijdiwvmata linguae alterius suae linguae exprimat proprietate. 12 (CSEL 55, S. 254f.) über das Verhältnis von Traditionsrespekt gegenüber älteren Übersetzungen und den eigenen ästhetischen

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Ansprüchen. 17 (CSEL 55, S. 256) über Psalm 28, 9: „et in templo eius omnis dicet gloriam“, pro quo in Graeco sit: pa'" ti". quod si transferre voluerimus ad verbum „omnis quis“, in kakozhlivan interpretationis incurrimus et fit absurda translatio. 27 (CSEL 55, S. 259) über die elegantia interpretationis, welche trotz einer freieren Übertragung absque damno sensus bewahrt sei. 29 (CSEL 55, S. 261) über die eujfwniva einer Übersetzung: ... non debemus sic [!] verbum de verbo exprimere, ut, dum syllabam sequimur, perdamus intellegentiam. 30 über das Psalmwort 49, 20 sedens adversum fratrem tuum loquebaris (CSEL 55, S. 261): pro quo in Graeco repperisse vos dicitis: kata; tou' ajdelfou' sou katelavlei", et putatis non bene versum, quia diximus: „adversus fratrem tuum loquebaris“, et debuisse nos dicere: „adversus fratrem tuum detrahebas“; quod vitiosum esse et in nostra lingua non stare etiam stultis patet. nec ignoramus, quod katalaliav dicatur „detractio“; quam si voluerimus ponere, non possumus dicere: „adversus fratrem tuum detrahebas“, sed: „de fratre tuo detrahebas“. quod si fecerimus, rursum contentiosus verborum calumniator inquiret, quare non dixerimus: kata; tou' ajdelfou' sou, hoc est „adversus fratrem tuum“. haec superflua sunt et non debemus in putida nos verborum interpretatione torquere, cum damnum non sit in sensibus, quia unaquaeque lingua, ut ante iam dixi, suis proprietatibus loquitur ...

38. 41. 48. 50. 54 (CSEL 55, S. 265. 265f. 271. 272/74. 274f.) über ineptiae et superfluae contentiones, ubi nulla est sensus immutatio und über die Bedeutung des Worts klauqmwvn: ... sive ploratum sive planctum sive fletum sive lacrimas dixerimus, unus est sensus. et nos hoc sequimur, ut, ubi nulla de sensu est inmutatio, Latini sermonis elegantiam conservemus. 59 (CSEL 55, S. 277) über ein additum in der Übersetzung pro eujfwniva/ et verborum consequentia. 60 über das Psalmwort 93, 12 beatus homo, quem tu erudieris, domine (CSEL 55, S. 277f.): dicitis in Graeco non esse „tu“. et verum est, sed apud Latinos propter eujfwnivan positum. si enim dicamus: „beatus homo, quem erudieris, domine“, conpositionis elegantiam non habebit. et quando dicitur „domine“ et apostrofa fit ad dominum, nihil nocet sensui, si ponatur et „tu“. 62 über das Psalmwort 100, 6 oculi mei ad fideles terrae, ut sederent mecum (CSEL 55, S. 278): pro quo in Graeco invenisse vos dicitis: tou' sugkaqh'sqai aujtou;" met’ ejmou'. quis non talem fugiat interpretationem, ut verbum ad verbum exprimens dicat: „ut consederent ipsi mecum“? und 66. g) in Eph. 1, 4f. (PL 26, S. 475/79). h) sit. et nom. praef. (GCS 11, Eus. 3, S. 3) über das in Latinam linguam non Latine vertere.

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i) In De viris illustribus heißt es explizit (s. oben Anm. 559), Sophronius habe den Psalter und die Propheten aus der Version, welche Hieronymus nach dem hebräischen Text veranstaltet hatte, elegantissime ins Griechische übertragen! j) In epist. 99, 1 und 114, 3 wird Bischof Theophilus von Alexandria adressiert, dem Hieronymus mehrere griechisch verfaßte Schriften und Briefe in die lateinische Sprache übersetzt hatte (CSEL 55, S. 212): ... indicans beatitudini tuae magnum me laborem sustinuisse in translatione eius, ut omnes sententias pari venustate transferrem et Graecae eloquentiae Latinum aliqua ex parte responderet eloquium und (CSEL 55, S. 395): suscipe igitur librum tuum, immo meum [!] et, ut verius dicam, nostrum ... neque vero, ut diserti interpretes [vgl. anders Cicero fin. 3, 4, 15, oben Anm. 351] faciunt, verbum verbo reddidi nec adnumeravi pecuniam, quam mihi per partes dederas, sed pariter appendi [vgl. Cicero opt. gen. 14], ut nihil desit ex sensibus, cum aliquid desit ex verbis ... Da Theophilus seine Werke wiederholt zur Übersetzung an Hieronymus sandte, darf man annehmen, daß er diese Übersetzungspraxis ad sensum goutierte. k) adv. Iovin. 1, 13 (PL 23, S. 230f.).

Deutsche Übersetzung ausgewählter Texte Zu S. 20: Offenbarung 22, 18f. „Ich bezeuge jedem, der die Worte der Prophetie dieses Buchs hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Prophetie, so wird Gott seinen Anteil wegnehmen vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, die in diesem Buch geschrieben stehen“.

Zu S. 23: Eusebius, Quaestiones ad Marinum 1 „Ein anderer scheute davor zurück, auch nur das Geringste von dem zu tilgen, was nur irgendwie in der Schrift der Evangelien überliefert war, und behauptete, es handele sich, wie auch an vielen anderen Stellen, um Doppellesungen, und jede von beiden zu übernehmen stehe zu Gebot, weil die Gläubigen und Bedachtsamen weder dieser eher als jener noch jener eher als dieser den Vorzug gäben“.

Zu S. 24: Eusebius hist. 5, 20, 1 „Da wir nun am Ende des Buches eine sehr geistreiche Anmerkung gefunden haben, halten wir es für zwingend, daß wir diese auch hier unserer Schrift einfügen. Er lautet folgendermaßen: ‚Ich beschwöre Dich, der Du dieses Buch abschreiben willst, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei seiner glorreichen Wiederkunft, wenn er kommt, zu richten die Lebenden und die Toten, daß Du das, was Du abgeschrieben hast, vergleichst und nach demjenigen Exemplar berichtigst, von dem Du es abgeschrieben hast – und zwar sorgfältig! Auch diese Beschwörung sollst Du in gleicher Weise abschreiben und in Dein Exemplar setzen!‘“.

Zu S. 26: Artemidor von Daldis, Oneirocritica 2, 70 „Diejenigen, die auf diese Bücher treffen, bitte ich, weder etwas hinzuzusetzen noch etwas vom Inhalt zu tilgen. Denn wenn jemand in der Lage ist, meinen Büchern etwas hinzuzusetzen, dann könnte er doch wohl leichter eigene schreiben; wenn ihm aber irgendetwas von dem, was in diesen Büchern geschrieben steht, überflüssig erscheint, dann soll er nur das, was gefällt, nutzen, das Übrige aber nicht aus den Büchern tilgen, aus Achtung vor Apollon, dem Gott, der Augenzeuge und Wächter aller Dinge ist! Ihm, meinem angestammten Gott, gehorsam habe ich mich an diese Abhandlung gemacht, weil er mich oft dazu aufforderte, am deutlichsten jedoch nun an mich herantrat, da ich mit Dir bekannt wurde, und mir beinahe den Befehl gab, diese Bücher zu verfassen“.

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Zu S. 48: Galen CMG 5, 10, 1, S. 43 „Zuweilen nämlich schrieben wir über eine einzige Sache doppelt; wenn sich dann die eine Ausführung im Text befand, die andere aber am Rand – und zwar deswegen, damit wir eben dadurch ein Urteil abgaben, daß wir die eine von ihnen nur für den Unterricht gebilligt hätten –, da kopierte derjenige, der als erster das Buch abschrieb, beide. Weil wir danach nicht auf das Ergebnis geachtet und den Fehler nicht wieder korrigiert hatten, wurde das Buch unter den Leuten verbreitet und blieb unkorrigiert“.

Zu S. 56: Origenes in Matth. 15, 14 „Zahlreich sind die Divergenzen der Abschriften geworden, sei es aufgrund von Unachtsamkeit gewisser Schreiber, sei es aufgrund von verderblicher Anmaßung gewisser anderer, also deswegen, weil entweder jene bei der Korrektur des Geschriebenen nachlässig sind oder diese bei der Korrektur das, was ihnen selbst richtig erscheint, hinzusetzen oder tilgen“.

Zu S. 89: Sozomenus hist. epist. ded. 18 „Empfange von mir diese Schrift, prüfe und reinige sie, indem Du selbst Mühe auf sie verwendest: durch die Zusätze und Tilgungen, die Deine Sorgfalt für nötig hält! Denn genauso, wie es Dir lieb ist, erweist sich die Schrift nützlich und vortrefflich auch denen, die auf sie treffen, und keiner wird es wagen, das Ergebnis Deiner Begutachtung auch nur anzutasten“.

Zu S. 97: Corpus iuris civilis, Konstitution Devdwken 10 „So groß aber ist die Ehrfurcht, die uns vor der Vergangenheit erfüllt, daß wir keineswegs zugelassen haben, die Namen der Juristen der früheren Zeit zu tilgen; vielmehr haben wir den Namen eines jeden von ihnen den einzelnen Rechtstexten vorangestellt, wobei wir freilich darin Änderungen vornahmen, wenn sich uns irgend etwas nicht richtig zu verhalten schien, indem wir hier ein Stück wegnahmen, dort etwas anfügten, aus vielen Stellen jeweils das Schönere auswählten und allem die gleiche Geltungskraft verliehen, so daß alles, was in dem Gesetzbuch geschrieben steht, als das unsere erscheint und kraft unserer Entscheidung gilt und es keiner wagen möge, das jetzt in Geltung gesetzte Recht dem früheren gleichzustellen – da wir Vieles und nicht leicht zu Zählendes zum Besseren verändert haben –, ... Wir haben nämlich die Namen der früheren Juristen bewahrt, die Wahrheit der Rechtssätze aber haben wir zu der unseren gemacht ...“. (Übersetzung Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler)

Zu S. 97f.: Corpus iuris civilis, Konstitution Tanta 10 „So groß aber ist die Verehrung, die wir gegenüber der Vergangenheit empfinden, daß wir keinesfalls zulassen wollen, daß die Namen der Rechtsgelehrten der Vergessenheit anheimfallen. Vielmehr ist ein jeder von ihnen, der Schöpfer eines Rechtssatzes war, in unseren Digesten [sc. im Titel] verzeichnet. Lediglich eines ist von uns bewirkt worden: Erschien in ihren Rechtssätzen etwas

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überflüssig oder unvollkommen oder weniger brauchbar, so wurden diese in der erforderlichen Weise ergänzt oder gekürzt und in die sachgerechteste Form gebracht. Und unter den vielen inhaltlich gleichen oder einander widersprechenden Rechtstexten wurde das, was offensichtlich das Richtigere enthielt, an die Stelle alles Übrigen gesetzt und dabei allen aufgenommenen Rechtssätzen eine einheitliche Geltungskraft verliehen, damit, was immer sich dort geschrieben findet, als unser Werk und kraft unseres Willens so zusammengestellt erscheine. Und niemand wage es, das, was die alten Texte enthielten, dem zu 850 vergleichen , was unsere Gesetzgebungshoheit eingeführt hat, da es viele und bedeutende Dinge sind, die wir den Bedürfnissen der Praxis folgend verändert haben. Dies geht so weit, daß wir selbst dort, wo eine kaiserliche Konstitution in den alten Schriften zitiert wurde, sie nicht geschont, vielmehr gemeint haben, auch ihren Text berichtigen und in einen besseren Zustand versetzen zu müssen. Denn wenn auch die alten Namen belassen worden sind, haben wir doch alles, was für die innere Wahrheit der Rechtssätze angemessen oder notwendig war, unseren Verbesserungen vorbehalten“. (Übersetzung Behrends - Knütel - Kupisch - Seiler)

Zu S. 101: Iamblichus von Chalkis in Nic. 4f. „Denn wenn wir nun aus all diesen Gründen diesem Mann als höchster Autorität in der Arithmetik den Vorrang einräumen, ist es somit auch angebracht, daß wir seine Ars arithmetica ganz darstellen, sind wir doch der Überzeugung, sie weder unvollständig, durch Herausschneiden ihrer Hauptpunkte, mitteilen noch umschreiben – denn auch das ist unnötig! – noch das, was geschrieben steht, für uns selbst beanspruchen zu dürfen; denn es wäre eine Tat von äußerster Unredlichkeit, zu eigenen Gunsten denjenigen, der es verfaßt hat, seines ihm gebührenden Ruhms zu berauben. Deshalb dürfen wir aber nicht einmal Worte wählen, die den pythagoreischen Diatriben fremd sind, denn es steht uns auch nicht an, Neues zu sagen, sondern nur das, was den Alten richtig erschien – weswegen wir weder irgendetwas tilgen noch irgendetwas hinzusetzen, sondern eben nur die nicomachische Ars in den folgenden Worten darlegen wollen“.

Zu S. 172: POxy. 1381 „... und in der ganzen Schrift habe ich das, was fehlte, ergänzt, das aber, was überflüssig war, getilgt; die zuweilen weitschweifige Erzählung habe ich kurz zusammengefaßt wiedergegeben und die komplizierte Geschichte einfach dargestellt ...“.

Zu S. 221: Galen CMG 5, 10, 2, 2, S. 4 „Von all denen, welche die alten Schriften verändert haben, finde ich, daß diejenigen um Kapiton und Dioskurides dies am anmaßendsten getan haben“.

850 Comparare wie auch zuvor paratiqevnai im Griechischen meint hier wohl prägnanter „gleichstellen“.

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Zu S. 222: Galen ed. Kühn, vol. 18, 2, S. 631 „... und so packte mich Verwunderung über die Anmaßung derer, die erst vor kurzem die Kommentare geschrieben oder von allen Schriften des Hippokrates eine eigene Ausgabe veranstaltet haben; unter diesen befinden sich auch diejenigen um Dioskurides und Artemidorus, genannt Kapiton, die an den alten Schriften vieles neu verändert haben“.

Zu S. 225: Strabon 13, 1, 54 „Deshalb versuchte er gar, die ausgefressenen Stellen zu verbessern, und übertrug die Schrift in neue Kopien; weil er dabei die Lücken nicht richtig ergänzte, gab er die Bücher voll von Fehlern heraus“.

Zu S. 229: Diogenes Laertius 7, 34 „Dieser berichtet auch, daß aus den Büchern [sc. Zenons] die Aussagen, welche man bei den Stoikern für falsch hielt, von dem Stoiker Athenodorus, dem die Bibliothek in Pergamon anvertraut worden war, herausgeschnitten worden seien; nachdem dann Athenodorus entdeckt und vor Gericht angeklagt worden sei, seien jene wieder in den Text eingesetzt worden“.

Zu S. 231: Porphyrius orac. praef. „... bei den Göttern bezeuge ich, daß ich weder irgendwelche Zusätze gemacht noch irgendetwas getilgt habe von dem Inhalt der Weissagungen, es sei denn, daß ich manch fehlerhafte Lesart korrigiert oder mit dem Ziel der Verdeutlichung Änderungen vorgenommen oder das Metrum dort, wo es unvollständig war, ergänzt oder das, was sich nicht auf das Thema bezog, gestrichen habe; dabei habe ich den Sinn des Gesagten unversehrt bewahrt, weil ich den Frevel, der darin liegt, mehr fürchtete als die Strafe, die auf Tempelraub steht und ihn rächt. Die vorliegende Sammlung aber wird eine Aufzeichnung vieler philosophiegemäßer Weisungen enthalten, wie sie, gemäß der Vekündigung der Götter, das Wahre enthalten“.

Zu S. 266: Philon Mos. 2, 34 „... und nachdem sie bei sich bedacht hatten, wie groß ihre Aufgabe sei, aus göttlicher Offenbarung verkündete Gesetze zu übersetzen und dabei weder etwas tilgen noch etwas hinzusetzen noch etwas ändern zu können, sondern ihre ursprüngliche Form und Gestalt genau zu bewahren, da suchten sie außerhalb der Stadt nach dem reinsten Platz rings in der Umgebung“.

Zu S. 266: Iosephus c. Apion. 1, 42f. „Und aufgrund der Tatsachen ist doch offenbar, wie wir an unsere eigenen Schriften herantreten: Denn obgleich schon so lange Zeit vergangen ist, hat es bis heute niemand gewagt, auch nur irgendetwas hinzuzusetzen oder zu tilgen oder zu ändern, sondern allen Juden ist es sofort von dem Moment der Geburt an angeboren, sie für Weisungen Gottes zu halten, ihnen treu zu bleiben und gern für sie, sollte es nötig sein, zu sterben ...“.

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Zu S. 267: Iosephus Ant. Iud. 12, 108f. „Alle forderten, sowohl der Priester als auch die Ältesten der Übersetzer als auch die Vorsteher der Gemeinschaft, das Ergebnis der Übersetzung solle, da es schön vollendet sei, so, wie es vorliege, Bestand haben, und niemand dürfe es verändern. Nachdem nun alle diesen Vorschlag gelobt hatten, befahlen sie, daß, wenn jemand irgendetwas dem Gesetz überflüssig hinzugeschrieben oder fehlend sähe, er dieses wiederum genau prüfen, kenntlich machen und korrigieren solle; mit Bedacht taten sie dies, auf daß für immer Bestand habe, was einmal für schön befunden worden war“.

Zu S. 269: Eusebius hist. 4, 23, 12 „Weil Brüder mich gedrängt hatten zu schreiben, verfaßte ich Briefe; und diese haben nun die Apostel des Teufels mit Unkraut überzogen, indem sie manches tilgten, anderes aber hinzusetzten; ihnen ist das Wehe bestimmt, und folglich ist es nicht verwunderlich, wenn gewisse Leute sich darangemacht haben, sogar mit den Schriften des Herrn ihr Spiel zu treiben – haben sie doch auch gegen solche, die viel unbedeutender sind, ihre Anschläge ausgeführt“.

Zu S. 269: Basilius c. Eun. 2,8 „Aber er ist nicht so benannt. Deshalb soll derjenige, der das Gericht Christi vor Augen hat und weiß, wie groß die Gefahr ist, wenn man etwas von dem, was vom Geist überliefert ist, tilgt oder etwas hinzusetzt, nicht den Ehrgeiz haben, es von sich aus neu bearbeiten zu wollen, sondern bei dem bleiben, was seit langem von den Heiligen verkündet ist. Das also sich anzumaßen, was weder nach allgemeiner Auffassung noch nach dem Gebrauch der Schriften erlaubt ist, was ist das anderes als Ausdruck schlimmsten Wahnsinns?“.

Zu S. 271: Strabon 13, 1, 54 „Gewisse Buchhändler engagierten schlechte Schreiber und besorgten keinen Vergleich [sc. der Kopien mit den Vorlagen], was auch bei den anderen Büchern passiert, die zum Verkauf kopiert werden, sowohl hier als auch in Alexandria“.

Zu S. 272: Longinus fr. 11 ~ Porphyr. Vita Plotini 19 „Ich besitze nun also schätzungsweise alle Schriften, auch die, welche du mir diesmal sandtest, besitze sie aber nur halb; denn sie waren über die Maßen mit Schreibfehlern durchsetzt; ich hatte freilich gehofft, Freund Amelios werde die Fehler der Schreiber korrigieren ...“. (Übersetzung Harder)

Zu S. 272: Porphyr. Vita Plotini 26 „Jetzt aber wollen wir versuchen, die Bücher einzeln durchzugehen und dabei die Lesezeichen zu setzen und etwaige fehlerhafte Lesarten zu korrigieren – und was uns sonst noch am Herzen liegen mag, das soll das Werk selber zeigen“. (Übersetzung Harder)

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Zu S. 273f.: Basilius epist. 333 „Worte tragen Flügel, das liegt in ihrer Natur. Deswegen sind sie auf Zeichen angewiesen, damit, wenn sie losfliegen, derjenige, der mitschreibt, ihre Geschwindigkeit halten kann. Du also, mein Junge, führe das Mitgeschriebene vollständig aus und interpungiere die Stellen folgerichtig. Denn schon aus einem noch so kleinen Fehler erwächst viel Verwirrung einer Aussage, durch die Sorgfalt des Schreibers aber wird das Gesagte korrekt bewahrt“.

Literaturverzeichnis 1. Abkürzungen für Titel größerer Editionsreihen CAG CCG CCL CCL Cont. Med. CMG CML CSEL GCS GL MGH PG PHerc. PL POxy. SC

Commentaria in Aristotelem Graeca Corpus Christianorum, Series Graeca Corpus Christianorum, Series Latina Corpus Christianorum Latinorum, Continuatio Mediaevalis Corpus Medicorum Graecorum Corpus Medicorum Latinorum Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte Grammatici Latini Monumenta Germaniae Historica Patrologia Graeca Papiri Ercolanesi Patrologia Latina The Oxyrhynchus Papyri Sources Chrétiennes

2. Sekundärliteratur Abel (1999)

Abel, Günter, Sprache, Zeichen, Interpretation, Frankfurt/ Main 1999 Ackroyd - Evans (1970) The Cambridge History of the Bible, volume 1: From the Beginnings to Jerome, edited by Peter R. Ackroyd and Christopher F. Evans, Cambridge 1970 Adam (1906) Adam, Ludwig, Über die Unsicherheit literarischen Eigentums bei Griechen und Römern, Düsseldorf 1906 Adamo (1967) Adamo, Luigi, Boezio e Mario Vittorino traduttori e interpreti dell’„Isagoge“ di Porfirio, in: Rivista critica di storia della filosofia 22 (1967) 141/64 Adams - Janse - Swain (2002) Bilingualism in Ancient Society. Language Contact and the Written Text, edited by James N. Adams, Mark Janse and Simon Swain, Oxford 2002 Adkin (1997) Adkin, Neil, Jerome on Ambrose. The Preface to the Translation of Origen’s Homilies on Luke, in: Revue bénédictine 107 (1997) 5/14 Aland (1989) Aland, Kurt und Barbara, Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik, Stuttgart 21989

296 Aland (2006)

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Gärtner, Thomas (2000) Gärtner, Thomas (2001)

Gärtner - Eigler (1997) Galdi (1922) Galli (1999) Gamberale (1969) Gamberale (2001)

Gamble (1995) Ganz (1986)

Gardthausen (1913) Garzya (1986) Garzya (1989) Garzya (1994) Gastgeber (2001a) Gastgeber (2001b) Gastgeber (2003)

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Gnilka (1972) Gnilka (1975)

Gnilka (1984a) Gnilka (1984b) Gnilka (1985)

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Gnilka (1988b) Gnilka (1989) Gnilka (1993) Gnilka (1996a)

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Zoepf (1908) Zuntz (1959) Zwierlein (1990-1992)

Zwierlein (1998)

Zwierlein (1999)

Zwierlein (2000a)

Zwierlein (2000b)

Zwierlein (2002) Zwierlein (2004a)

Zwierlein (2004b)

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Stellen 1. Bibel a) Altes Testament GEN. 2, 16f. 2, 20 3, 2f. DTN. 4, 2 13, 1 PAR. ESTHER HIOB PS. 2, 12 4, 8 21, 2b 21, 24 39, 9 43, 22

243f. 69 2473 69f. 20 20 141. 143444. 146452. 147456 133419. 157483 441 141. 142 . 144445. 147456. 158486. 162497. 181555. 285f. 15f. 61. 147456. 154f. 159490. 182 559. 288 123390 157484 157485 159490 157 126400

PS. (Forts.) 49, 20 51, 16 72, 26 73, 1 73, 8 77 93, 12 100, 6 101, 8 134, 4 PROV. 30, 6 ECCLES. 2, 15f. IS. 66, 24 DAN.

287 161495 135 135 48f. 29 287 287 152 150464 181557 20 134 30 285

b) Neues Testament EVANG. MATTH. 4, 1 5, 18 8, 12 13, 35 24, 23/28

138f. 157483 65 23 30 29 68199

MATTH. (Forts.) 25, 41 LC. 13, 28 JOH. 4, 35 17, 5

30 30 200614 159490

Stellenregister

376 RÖM. 3, 15 1 KOR. 1, 13 7, 33f. 7, 35 2 KOR. 4, 7 11, 6 GAL. 4, 4f. 5, 9 EPH. 1, 4 3, 6

127401 200616 157485 157484 161492 200614 159490 157

PHIL. 3, 2f. 2 TIM. 3, 16 2 PETR. 1, 21 3, 16 HEBR. 1, 13 OFF. 1, 3 22, 18f.

44 126 126398 270 191f. 57167 101/03. 161492 2069 113 20/24. 36 . 42. 44. 50. 59. 60f. 69f. 266/70. 289

287 159f.

2. Antike und mittelalterliche Texte ACTA CONC. OEC. 1, 5, 1

167f.

ADAMNAN. Vita Columbani 136a AGROEC. epist. ded. ALEX. APHROD. CAG 7, S. 317f. CAG 8, S. 88 ALKUIN carm. 94, 1/6 epist. 172 AMBR. epist. 6, 32

67

AMBR. (Forts.) epist. 6, 32, 2 parad. 12, 56 symb. 7 spir.

84 69 269f. 199/201

98299. 99300. 281 226705 47143 47143

37. 42. 50. 61 91274 214662

37

14 . 278

AMBR. AUTP. in apoc. praef. 4, 9, 16 5, 11, 3 7, 15, 6a 10, 22, 18f.

AMM. 14, 6, 18 15, 5

102311. 250779. 250780. 270 834 102309 249775 102309 250780

51154 42128

Stellenregister ANAST. epist. 1 ANAST. SIN. JOdhgov" ANDREAS CAES. in Apc. 22, 18f. ANONYMUS in Iob praef. ANTH. LAT. 282 675

187572

58169

60177. 221687. 270834

162497. 194599

282 283

APOLLON. PERG. con. 1 praef.

277

APPONIUS prol.

274

APUL. apol. 95 mund. praef. ARATOR epist. ded.

46140 192

283

ARCHIMEDES Peri; eJlivkwn praef.

276

ARISTEASBRIEF 310/15 310f.

182558 124393 20f. 267

ARISTOTELES eth. Nic. 1140a metaph. 1021b 1023b/1024a phys. 219b poet. 1450b/1451a ARNOB. nat. 1, 56 ARTEMIDOR. DALD. Oneir. 2, 70 3 prooem. 4 prooem. 5 prooem. ATHANAS. epist. fest. 39 AUG. civ. 4, 2 18, 42f. 19, 23 c. Iulian. 1, 6, 22 c. Iulian. op. imperf. 1, 13/19 1, 16 1, 17 conf. 1, 13f. 4, 13, 20

377

34105 78229 78229 53f. 78229

44

25/27. 42. 50. 59. 289 26 2786 2786

270834 95 193f. 145448. 147456. 180554 231f. 165507 104319 104318 103315 120377 1850

378 AUG. (Forts.) c. Petil. 2, 38, 91 doctr. christ. 2, 5, 6 2, 11, 16 2, 12, 17 2, 12, 18 2, 13, 19 2, 14, 21 2, 15, 22 epist. 1, 3 4*, 3 18, 1 19*, 3f. 23*, 1 28, 2 28, 6 31, 7 37, 2f. 40 40, 2 71, 3 71, 4/6 71, 4 71, 5 71, 6 73, 9 82, 3 82, 34 82, 35 119, 6 120, 1 139, 3 143, 4 143, 7

Stellenregister

120377 126. 128f. 125395. 128f. 123390. 152468 127401. 152468 375 120 . 128f. 129406. 152468. 160491 127401 406 128f. 129 . 145. 163 498. 180 554 280 18 280 41f. 41 149. 152468 83243. 84244. 280 42 280 280 194599 142441. 286 120 164502. 180 152468. 161495 128f. 129 406. 139. 142441. 147456. 180554 280 126f. 132. 142441. 152468. 182560 128f. 129406. 179552 280 1749. 280 280 1437 1437

AUG. (Forts.) epist. 166 167 167, 21 207 haer. 63 in psalm. 50, 19 nupt. et concup. 2, 1f. quaest. hept. 1, 30 retract. prol. prol. 3 1, 2 1, 7 2, 13 2, 45 2, 53 2, 62 trin. 3 prooem. AUGUSTUS Mon. Ancyr. 20 AUS. cent. nupt. epist. ded. epist. 10, 29f. 17 19a lud. sept. sap. epist. ded. Gryphus epist. ded. praef. ad Drepanium praef. ad Theodosium

280 280 280 103f. 176543 161495 103315 48145 202. 202619 1437 1850 126400 64188 280 104317 104318 120377

193594

279 210646 87260 278 210646. 279 279 279 279

Stellenregister AUS. (Forts.) technopaign. epist. ded. AVIEN. ora BALBUS grom. epist. ded. BARNABASBRIEF 19, 11 BASILIUS c. Eun. 2, 8 epist. 135 333 334

279

CASSIAN.

BRUT. epit. CAES. ARELAT. serm. praef. 2

259808 259808 95. 256. 259f.

194597

278

269833

269. 293 71206. 88 273f. 294 274

BEDA VENERABILIS epist. 3 176543 in epist. VII cath. 270 retract. praef. 2372. 202619. 274. 286 BOETH. arith. epist. ded. in Porph. comm.

CAROLUS M. epist. de litt. col. epist. generalis

379

190580. 282 120380

95

282

93 219680

CASSIOD. in psalm. epist. ded. inst. praef. 1, 1 1, 1, 8 1, 5 1, 8 1, 8, 1 1, 8, 4 1, 9, 3f. 1, 11 1, 15, 1 1, 15, 2 1, 15, 5 1, 15, 11 1, 15, 12 1, 15, 14 1, 15, 15 1, 17 1, 23 1, 23, 1 1, 26 1, 29, 2 1, 30 1, 30, 2 gramm. praef. orth. praef. prol. in Esth. var. 8, 31

212653 282 19 61. 274 120379 653 212 . 247f. 120379 120379 254 177f. 102f. 212653. 248772 120379 54f. 61f. 260810 260810 58 57167 252788 61f. 120379 120379 107332 212653 256 62182 55 57167. 95287 55160. 107f. 253f. 260810 212653 219680

380 CASSIUS FELIX epist. ded. CATULL. carm. 51

Stellenregister

35. 39. 50. 59. 96291

193595

CHROMAT. AQUIL. tract. 14

70202

CET. FAV.

96290

CHALC. praef. CIC. Arch. 11, 26 Att. 1, 13, 5 1, 14, 3 2, 1, 11 2, 6, 4 2, 12, 3 3, 12, 2 4, 5, 1 6, 2, 3 7, 3, 1 12, 6a, 1 13, 21, 2 13, 23 13, 30, 1f. 13, 44, 3 13, 48, 2 15, 1a, 2 15, 14, 4 16, 6, 4 16, 11, 1 Brut. 90, 310 de orat. 1, 1

175

540

71206. 200616 85. 85249 85. 85249 188575 85. 85250 85. 85249 64188 85. 85249 85. 85249. 113 85. 85249 15 15 271 85. 85249 15 85. 85249 85. 85249 85. 85249 85. 85249 85. 85249 113349 151 192

CIC. (Forts.) de orat. 1, 155 3, 8, 29 3, 31, 122/24 div. 1, 8, 13 2, 20, 47 2, 110/12 epist. ad Q. fr. 3, 5, 6 fam. 15, 19, 2 fin. 1 praef. 3, 4, 15 3, 26 3, 52 3, 56 inv. 2, 2, 6 leg. 2, 17 nat. deor. 1, 5, 10 2, 41, 104 off. 1, 1 1, 41, 147 opt. gen. 14 Phil. rep. Tim. Tusc. 1, 5, 34 1, 7, 14 3, 18, 41f. 3, 19, 44 5, 5

113349 46140 151 188575 188575 233729 271 114351 114351 114 . 288 131410 131410 131410 351

108 110337 34 121382 192 83 114351. 114352. 288 216670 55162 193595 71206 131410 113. 113350 113 192

Stellenregister

381

CIL 6, 1779

216670

DE INDURATIONE CORDIS PHARAONIS prooem. 3 32. 42. 43f. 50. 59

CLAUD. carm. min. 23

210646

DICT. praef.

177

DIDACHE 4, 13

269

CLEDONIUS epist. ded. 1 CLEM. COD. THEOD. CORNELIUS CELSUS CML 5, S. 21 CORONATUS De finalibus CORP. IUR. CIV.

CYPRIAN. epist. 9, 2, 1f. testim. praef. CYRILL. ALEX. epist. 40, 25f. 45, 14f. DARES epist. ded. Defensor Liber scintillarum praef.

280f. 135424

DIDYM. spir. sanct.

96

133419. 158486. 199/201

trin. 2, 11

44

DIOD. 1, 5, 2 40, 8

1956. 93 1956. 64188

115

282 96/98. 100 304 . 112f. 126397. 136430. 145450. 290f.

42128 99302. 107

17 17

189

91

DIOG. LAERT. 1, 122 2, 40 3, 35 3, 37 3, 65f. 5, 37 5, 73 7, 34 9, 113f. 10, 118 DIONYS. EXIG. Can. graec. praef. epist. ad Eugipp. 2 DION. HAL. Thuc. 5, 2 8, 1

278848 275 275 202620. 211647 211. 211647 276 91273 228/30. 292 71206. 204626 105324

120380 168

46140 46140

382 DONAT. Ter. Ad. praef. vita Verg. epist. ded. 31/34 31 DRAC. ENNOD. carm. 1, 7 epist. 7, 22, 2 EPIPHAN. de mens. et pond. 6 [EUCLID.] elem. 14 prooem. EUGIPP. exc. Aug. epist. ded. Vita Severini epist. ded. epil. EUSEB. hist. 3, 10, 4 3, 38, 4f. 4, 23, 12 5, 16, 3 5, 20, 1

praep. evang. 8, 5, 6

Stellenregister 213. 213658 191583 99303. 106 276 277 258

282 239755

212650 145450

235f. 259f. 220682. 277

91. 99301. 107 281 281

202619 270834 135424 269. 293 270834 112 24f. 36 . 42f. 50. 59. 60f. 67. 67194. 289 2165

EUSEB. (Forts.) quaest. ad Marinum 1 Vita Const. 4, 36 FLAV. IOSEPH. Ant. Iud. 12, 108f. c. Apion. 1, 12 1, 37f. 1, 42f. FLORUS epist. ad Hyldradum FORTUNATIANUS rhet. 3, 3 FRONTIN. strat. praef. FRONTO epist. ad M. Caes. 1, 7, 4 4, 2, 6

23. 213658. 289 17

267f. 293 78229 145447 266f. 292

212652. 259808

151466

90 216f. 62185. 243763 240758

GALEN. 96291. 272 CMG 5, 4, 1, 2, 2, S. 378/80 221 5, 4, 2, S. 197f. 277 5, 9, 1, S. 13 222 5, 9, 1, S. 58 222f. 5, 9, 1, S. 216f. 48144 5, 9, 2, S. 243 221686 5, 10, 1, S. 43 47f. 290 5, 10, 2, 1, S. 100 47142. 48144 5, 10, 2, 2, S. 4 78229. 221f. 291 5, 10, 2, 2, S. 104 47143

Stellenregister GALEN (Forts.) CMG 5, 10, 2, 2, S. 121 5, 10, 2, 2, S. 283 Suppl. 1, S. 13 ed. Kühn vol. 7, S. 893f. vol. 9, S. 433 vol. 14, S. 31 vol. 15, S. 24 vol. 15, S. 358f. vol. 16, S. 327f. vol. 17, 1, S. 603f. vol. 17, 1, S. 605 vol. 17, 1, S. 606 vol. 17, 1, S. 682 vol. 17, 1, S. 794 vol. 17, 1, S. 829 vol. 17, 1, S. 973 vol. 17, 1, S. 992 vol. 17, 2, S. 72f. vol. 17, 2, S. 104 vol. 17, 2, S. 110 vol. 17, 2, S. 242 vol. 18, 1, S. 55 vol. 18, 2, S. 631 vol. 18, 2, S. 729 vol. 18, 2, S. 778f. vol. 19, S. 9 vol. 19, S. 17 vol. 19, S. 25 GAUDENTIUS serm. praef. 11 GELL. 1, 7 1, 7, 1 1, 21 2, 3, 5 2, 14

78229 222f. 211647 76222 105f. 220682 230 222690 222690 76222 277 49148 221685 78229 222 76 . 78229 222 222 78229 78229. 222 222f. 221688 78229 78229 222f. 291f. 222690 56 56. 220682 220682 96291

64f. 193 43f. 56 243763. 272 39f. 43f. 62185. 272 43f.

GELL. (Forts.) 5, 4 6, 20, 6 9, 4, 1/5 9, 9, 1f. 9, 14, 1/4 10, 22, 3 11, 16 2, 10, 6 17, 7, 4f. 17, 20 18, 5 18, 5, 11 18, 9 19, 14, 3 20, 6, 13f.

GENNAD. vir. ill. 11 17 18 63

GREG. M. epist. 1, 28 10, 21 in evang. epist. ded. moral. epist. praef.

GREG. NYSS. c. Eunom. 3, 62 inscript. psalm. 541

383

55 272 55161 115 54. 272 115357 115357 272 260810 115357 204626 243763 626 204 . 272 260810 54

123388 176. 196 102309 95284

119374 119. 162497 1747. 65 46140 36115

270834 270834

Stellenregister

384 GREG. TUR. Andr. praef. hist. 10, 31

100. 256/58 35/37. 42f. 50. 59. 62. 67193

glor. conf. 1, 2

35111

HDT. 7, 6

65. 233729

HERM. PS.DOSITH. HIER. adv. Iovin. 1, 13 1, 27 adv. Pelag. 2, 5 adv. Rufin. 1, 1 1, 3 1, 4 1, 6 1, 7 1, 8/10 1, 11 1, 19 1, 20 1, 27 2, 11 2, 14 2, 15/25 2, 15f. 2, 17 2, 18 2, 23 2, 24

118371

16 157484. 157485. 288 159490 58168 166509 166509 165508 185567 511 532 167 . 172 . 187. 190 197f. 198608 165508. 167511 123390. 134422. 151467 188574 154476 187571 509 166 . 187571 174535 186. 198608 273 186 186. 198608 143442. 147456. 182559. 184. 184 562. 184 563. 184564

HIER. (Forts.) adv. Rufin. 2, 25 2, 26 2, 27 2, 29 2, 30 2, 31 2, 33 2, 34f. 3, 4f. 3, 5 3, 11 3, 12 3, 14 3, 20 3, 24 3, 25 3, 34 3, 36 3, 37 3, 38 3, 39 chron. praef.

182558 147456 273 147456. 285 147456 456 147 . 285f. 285 147456. 183561 85246 78f. 187571 166509. 186. 198. 198 608. 198 609 172532. 187571 1539. 85246 198608 456 147 . 184562 85246 510 166 . 167511. 187571 371 510 118 . 166 . 186 187571 33103 202619 28. 113. 116. 122385. 128404. 134f. 154f. 173. 252789

Didym. spir. sanct. praef. 133419. 158486. 199/201 epist. 5, 2 50150 5, 3 50152 18 A, 15 284 27, 1 138f. 181557. 182560 28, 5 133419. 182560 29, 1 158486 29, 6 284 32 128404 36, 1 241759 36, 12 128404

Stellenregister HIER. (Forts.) epist. 37, 3 48, 4 49, 2 49, 17 50, 2/4 51 53, 1 53, 8f. 53, 9 53, 10 57 57, 2 57, 4 57, 5 57, 6 57, 7/9 57, 7 57, 9 57, 10 57, 11 57, 13 58, 10 61, 2 62, 2 65, 11 70, 5 71, 5

72, 2 75, 4 79, 9 82, 7 83 84, 6 84, 7f. 84, 8 84, 10f.

286 158486 16 286 16 131f. 236745 286 161492 158486 116. 129/50. 185 132413 413 132 . 153 116. 133/150. 153. 252788. 286 117363. 153 183561 284 136f. 284. 286 133420 404 128 . 145450. 147f. 183 561 132413 252786 172f. 248772 273 252786 27/29. 36112. 42. 50. 52. 57. 61. 139433. 142440 182559 2787 133419 165. 172532 510 166 . 185. 194 33103 532 165. 172 . 190582 72208 198608

HIER. (Forts.) epist. 84, 12 85, 3 97, 3 99,1 106, 1 106, 2 106, 3 106, 7 106, 9 106, 12 106, 14 106, 17 106, 19 106, 22 106, 23 106, 25 106, 27 106, 29 106, 30 106, 38 106, 41 106, 45 106, 46 106, 48 106, 50 106, 52 106, 54 106, 55 106, 56 106, 57 106, 59 106, 60 106, 62 106, 63 106, 65 106, 66

385

130409. 131. 165508. 166510. 286 166f. 167. 286 288 161492 142440 422 134 . 286 58168. 140435. 210. 212652. 242761 222 76 . 140435. 273 58168. 159490. 273. 286 140435 422 134 . 287 140435 214f. 273 157 140435 287 76222. 134422. 287 159490. 273. 287 287 287 135 76222. 135. 147456 287 76222. 287 76222 287 134422. 140435. 163. 214f. 273 58168. 273 134422. 273 287 134422. 287 287 152 76222. 140435. 152468 58168. 159490. 287

386 HIER. (Forts.) epist. 106, 73 106, 74 106, 41 106, 46 102, 1 105, 3 112, 3 112, 19

Stellenregister

58168 140435 40126 126 40 . 48f. 42128 42128 194599 441 135. 142 . 156. 182560. 286 112, 20 137f. 139. 142. 152468. 156. 164 502. 181 555. 196604. 240758 114, 3 288 120, 3 2372 121, 2 128. 183561. 284 121, 10 134422 573 124, 1 166f. 188 . 190 127, 9 166510 127, 11 166510 Hebr. quaest. in Gen. praef. 136429 23, 2 136429 hom. in Marc. 9, 1/7 151465 hom. Orig. in cant. praef. 133419. 158486 hom. Orig. in Ezech. praef. 133419. 158486 hom. Orig. in Luc. praef. 165508. 201617 in Dan. praef. 285 3, 9, 24 133419 in Am. 2, 5, 25/27 183561. 284 in eccles. praef. 181557 2, 15/16 134 in Eph. 1, 2, 1 273

HIER. (Forts.) in Eph. 1, 4f. 2, 4, 16 3, 6 in Ezech. 1, 1, 6/8 1, 5, 12 1, 13 7, 23, 26/49 8, 26, 7/14 12, 40, 5/13 in Gal. 1, 1, 11 2, 3, 10 2, 3, 13f. 2, 4, 4f. 3, 5, 7 3, 5, 9 3, 5, 26 in Ier. 4, 38, 5 4, 38, 9 4, 43, 2 4, 63, 6 14, 45, 13f. in Ion. praef. in Is. prol. 5, 15, 9 7, 22, 3 9, 29, 13f. 9, 29, 15f. 9, 30, 26 15 prol. 17, 64, 4f. 18 prol. in Mal. 3, 1 in Matth. 1, 1, 12

287 154476 159f. 250779 273 158 49146 49146 167 57 . 273 155477 136 . 183 . 284 136430. 183561. 284 159490 212652 157 71206. 200616 430

561

182560 182560 182560 142439 182560 132 252786 273 133419 183561. 284 499 163 . 183561. 284 273 183561 183561. 284 249775 132417. 155477 273

Stellenregister HIER. (Forts.) in Matth. 1, 3, 3 1, 10, 36 2, 13, 35 5, 22 in Mich. 2 praef. 2, 5, 2 in Os. praef. 1, 2, 10/12 2 prol. 2, 8, 14 2, 9, 3f. 2, 9, 16f. 2, 10, 1f. 3 prol. 3, 11, 1f. 3, 11, 8f. in psalm. 2, 12 4, 8 21, 2b 134, 4 in Tit. 3, 9 nom. hebr. praef. praef. Dan. praef. Esdr.

praef. Esth. praef. Ezech. praef. evang.

praef. Iob iuxta LXX

273 183561 29 58168 200615 179552 200615 212652 614 200 . 200616 212652 212652 247771 247771 133421 183561 131410

50

150

123390 . 157484 157485 150464

136429. 136430. 140435. 143444. 273 182560 285 127402. 140435. 143445. 181557. 182560. 183561. 273 133419. 157483 147455 406 128f. 129 . 138. 147456. 157483. 179552. 181557. 273 61178. 141

HIER. (Forts.) praef. Iob iuxta Hebr.

praef. Ios. praef. Is. praef. Iudith praef. par. iuxta LXX praef. par. iuxta Hebr. praef. pent.

387 122385. 127403. 128404. 131. 131 411 . 140 435 . 143445. 150464. 181555. 249775. 273. 285 128f. 129406. 136430. 181 557. 183 561. 285 136429. 143445 134422 171 58 . 141. 143444. 146452. 152. 182560 132. 140 435. 143 444. 147f. 147456. 183561. 273. 285 136429. 140435. 150. 151465. 181. 182558. 183561 181557 126 15f. 40 . 60f. 214f.

praef. prov. praef. psalm. iuxta LXX praef. psalm. 136430. 142440. 285 iuxta Hebr. praef. reg. 180f. quaest. hebr. in gen. praef. 181555. 182560. 183561. 200616 14, 5 284 sit. et nom. praef. 172f. 287 tract. in psalm. 9, 11f. 70202 77 29 82, 7f. 161492 90, 7 161492 92, 3 161492 Victorin. Poetov. 248/53. 259f. in apoc. vir. ill. 5, 10f. 191f. 6 72 15 135424

Stellenregister

388 HIER. (Forts.) vir. ill. 18 35 67 69 74 75 84 109 134, 2 Vita Hilarionis 25, 2 HIL. AREL. in psalm. 65, 18 67, 21 HIST. AUG. Hadr. 19, 9/13 Sept. Sev. 23, 1 Tac. 10, 3 trig. tyr. 11, 5/7

249 2476 72208 249 249. 249775. 252786 50150 127403 201 182559. 288 50152

129407. 155478 129 . 135426. 155478 407

193594 193594 207 115

HOM.

11

HOM. HYMN. in Apoll.

672

HOR. ars 133f. 389f. 438/52 epist. 1, 4, 1

217

112 14 83 276

HOR. (Forts.) epist. 1, 13 1, 20, 13 HRABAN. MAUR. epist. hon. cruc. praef. in Matth. epist. ded. HYGIN. astr. epist. ded. IAMBL. in Nic. 4f. myst. 7, 5

277 55161

99301 93f. 275 274f. 282f.

277

101. 107. 190580. 291 125395. 234. 234732

IOH. CHRYS. hom. 15, 1

2473

IORDANES Get. epist. ded.

99300. 282

IREN. adv. haer. 3, 21 4, 33, 8 ISID. eccl. off. 1, 12, 8 orig. 1, 21 6, 4, 2 6, 4, 5

136430. 145450 268

163498 212f. 145448 163498

Stellenregister ISOCR. Euag. 74 Pan. Phil. 4, 7

85 37

14 276

276

IULIAN. TOLET. epist. ad Idalium

87260

IUST. epist. ded. 4 5

9528´3. 99300 278f.

IUSTIN. dial. 73, 6

LIV. (Forts.) 29, 14, 9 epit. LONGIN. fr. 4 fr. 10 fr. 11 fr. 61 LUCIAN. hist. conscr. 12 47 LUXURIUS Anth. Lat. 282

242760 95 211 96289 55162. 227706 272. 293 211649

276 46140

282

68200. 136430 2 MACC.

IUVENC. 15/24

389

11. 127

IUV. 6, 455f. 6, 544 7, 82/87

403

. 215f. 73 11 239755 125394 277

LACT. epit. epist. ded.

106

LARGUS DESIGNATIANUS epist. ded.

120380

95 330

LEO M. epist. 15, 16 130, 3

246 44

LIV. 8, 40, 5 22, 7, 4

216. 216670 242760 242760

MACR. sat. 1, 24, 11 MAR. VICTORIN. defin. 9 MART. 1, 66, 1 2, 6 2, 8 3, 50 4, 10 4, 86 5, 80 6, 1 7, 11 7, 17 7, 28 9, 26 12 epist. ded.

98298. 99302

277

193595 188575 195602 276 271 277 278 276. 278 277 277 277 277 277 276. 277 83243. 277. 278

390 NEPOTIAN. epist. ded.

Stellenregister 100 99300. 100. 188575

NOVATIAN. trin. 16, 7

270834

ORIBASIUS

96291

ORIG. c. Cels. 1, 24f. in Ioh. 2, 14 in Matth. 15, 14

211. 213658. 222. 273

ser. 47 Philocalia 8, 1 OROS. apol. 6/8 hist. 7, 43, 20 OV. fast. 1, 15/26 met. 9, 521/73 Pont. 2, 4, 13/18 4, 12, 25f. 4, 13, 7f. trist. 3, 14, 37/40 4, 10, 43/58 PASCHAS. epist. ad Euch.

125395 270834 56. 60. 139/41. 213658. 222. 290 270834 52

120378 280

277. 279 43129. 77223 46140 276 276 191585 276 276

87260

PASSIONES SS.Dativi, Saturnini Pres. et al. 21 Leudegarii epist. ded. PAUL. DIAC. epist. ad Adalhardum epit. Festi praef. hist. Rom. epist. ded. PAUL. NOL. epist. 11, 11 46, 2 PHAEDR. 3 prol. 3 epil. PHERC. 1012 (DEM. LACON) col. 25 col. 31 col. 34 col. 36 col. 38 col. 39 col. 51 PHILON. Mos. 2, 14 2, 34

23 283

259808 95287. 259808 99300

71 116f.

277 277 223f. 53. 271 271 47143 1644 271 53. 271 105

266 266. 292

PHILON VON CARPASIA in cant.

178546

PHILOSTRAT. Vita Apoll. Tyan.

236/43

Stellenregister PHOCAS epist. ded.

PLAT. Ion 530b/c 534b Phaidr. 275d PLAUT. PLIN. nat. epist. ded. 6 16 24/27 28 PLIN. epist. 1, 13 2, 10 2, 19 3, 7, 5 3, 10 3, 13 3, 15 3, 18 3, 15 4, 3 4, 14 4, 18 4, 20 4, 26 4, 27 5, 3, 7/11 5, 12 6, 21 7, 4, 7

95287. 98298. 98299. 99301. 99302

234733 234733 1437 11. 216667

89265 71206 71206 90f.

PLIN. (Forts.) epist. 7, 9 7, 12 7, 17 7, 20, 1 8, 4 8, 21 9, 25 9, 26 9, 26, 5 9, 28 PLUT. Alc. Alex. orac. Pyth. 407b Sulla 26 POLYB. 16, 20

277 1437 277 277 277 277 277 277 87260. 276 277 277 277 87260 278 277 277 277 277 276

POMP. TROG. PORPHYR. orac. praef. quaest. hom. 1, 8, 286/88 1, 8, 288 Vita Plotini 4 7 8 17 19 20 24 26

391

118370 277 277 87f. 277 277 240758. 276. 277 277 277 88262 277

204626 205 233729 224700. 225702

15. 93 95

230/34. 292 272 211649 276 34105. 272. 276 34105 279 272. 293 55162. 96289. 227706. 272 34105. 272. 276 34105. 272f. 276. 293

392 POSSID. Vita Aug. 18, 10 28, 1

Stellenregister

17f. 202619

POXY. 412 POXY. 1381

203622 172. 291

PRIMAS. in apoc. epist. ded. 5, 22, 19

101/03. 248772 102 270834

PRISCILL. can. praef. Peregrini PRUD. PS.AMBR. in apoc. praef.

11. 43129. 215f.

91f.

67

PS.AUG. quaest. test. 82

44

PS.CYPR. Iud. cred.

278 210 46140 395 125 . 136427 46140 64188 169518 52. 252788 151466 205629 46140 46140 115357

254f.

PS.AUDOENUS Vita Eligii praef.

PS.CHRYSOSTOMUS in Pascha homilia

QUINT. inst. praef. 3 1, 4, 3 1, 5, 38/40 1, 6, 41 2, 13, 17 3, 7, 2 9, 2, 102 9, 4, 39 10, 1, 5 10, 1, 66 10, 2, 20 10, 4, 1f. 10, 4, 2/7

2164

116. 282

PS.GREG. TUR. Thom.

257805

PS.PLUT. X orat. vitae 841 F

205629

RHET. HER. 1, 1, 1 4, 4, 7 4, 28, 38 RUFIN. apol. Orig. epil. 1 2 3 5 6/8 7f. 7 11 16 apol. ad. Anast. 7 apol. adv. Hier. 1, 10f. 1, 12f. 1, 14 1, 16 1, 18f. 1, 19

71206 49150 114354

43f. 186568 70 3094 3094 186 3094 40f. 41127 174537 3195. 188 122386 31 . 174537 174535 31f. 166509. 188. 196606 32 79232 95

Stellenregister RUFIN. (Forts.) apol. adv. Hier. 1, 20f. 1, 22 2, 7 2, 8 2, 11 2, 25/28 2, 25 2, 27f. 2, 28 2, 29 2, 31 2, 34 2, 35f. 2, 36 2, 37 2, 39 2, 40f. 2, 41 2, 42f. 2, 44 2, 47 2, 48 2, 49f. 2, 49 2, 51 Greg. Naz. orat. praef. hist. epist. ded. Orig. princ. 1 praef. 1 1 praef. 2 1 praef. 3 1 praef. 4

3 praef.

1539. 85246. 167511. 172 532 . 196 606 165508 33103 137f. 133421 201617 165508 158486 613 199 . 201617 202619 509 166 . 172532 198610 386 122 . 190582 179f. 194 145450 180553 541 658 175 . 213 . 286 166509 39 246 15 . 16. 85 . 278 166509. 174535. 175538 161495 16 166509 277 165508 155478 176. 280 166. 166509 31 30f. 122 386. 175541. 188575 30/32. 36112. 42. 50. 57. 59. 173f. 175541. 185. 197 3195

393

RUFIN. (Forts.) Orig. in Rom. praef. 175 epil. 175. 175f. 194/97 hom. Orig. super Iesum Nave praef. 195601 Recogn. Clem. praef. 155478. 195603. 244768 sent. Sexti 164502 RUSTIC. epist. ad Eucher. SALL. Iug. 109, 4

51154. 72208

112

SALV. epist. 8

87260

SCAUR. gramm.

46140

SCHOL. AD PERSIUM 1, 4 1, 50

115 115356

SEDUL. op. pasch. epist. ded.

281

SEN. contr. 2, 2, 12 9, 1, 12/14

276 195602

SEN. dial. 4, 2, 26 9, 2, 3 9, 4, 7

271 115357 71206

394 SEN. (Forts.) epist. 33, 7 SERV. Aen. 4, 323 6, 861 SIDON. carm. 3, 5, 10 8 9, 318/46 epist. 1, 1, 3 1, 9, 7 2, 8, 2 2, 9, 5 5, 15, 1 5, 17, 11 8, 3, 1 8, 3, 2 8, 3, 5 8, 3, 6 9, 7, 1 9, 9, 6/8 9, 11, 6 9, 16, 1/3 9, 16, 1 9, 16, 2 9, 16, 3

Stellenregister SOPH. Ai. 841 114

276 276

SOZ. hist. epist. ded. 18 1, 11, 9 5, 18, 3/5 STRAB. 13, 1, 54

281 281 279. 281 281 281 281 176543. 242761 243765 281 236/43 240/42. 240758 242 242760 241759 99300 242761 239f. 239756 241759 242761 240758

SIMPLICIUS CAG 9, S. 714

226705 53f.

SIRACH prol.

109334 126396

SOCR. hist. 3, 16, 1/9

221688

352

127403

STAT. silv. 2 epist. ded. 4 epist. ded. SUBSCRIPTIONES

SUET. Aug. 31, 1 85 89, 3 Dom. 20 SULP. SEV. chron. 1, 40, 2 dial. 1, 6f. 1, 23 1, 27 3, 17 epist. 1, 1 Mart. epist. ded. 2f.

89f. 290 2473 127403

223/28. 243765. 271. 292. 293

278 278 18f. 91275. 93f. 216670. 218/20 212 233729 277 277 17. 207

274 248 72 36117. 72 72 72 66 1437

Stellenregister SULP. SEV. (Forts.) Mart. epist. ded. 6 SYMM. epist. 1, 24 1, 31, 2 3, 11, 3 SYNES. Dion 16/18 16, 60 epist. 1 74 154

THEM. orat. 4, 59f.

TER. MAUR. 283/326 314/16 1287/90 TERT. adv. Marc. 2, 9, 1f. Herm. 22, 5 praescr. haer. 38, 1/4 38f.

51154. 207f.

71f. 278 240757. 273 1437 238751

THEODORET. therap. 10, 18 THEOGN. 805/10 TIB. 61, 3

32/34. 227706. 240757 33f. 50 84244. 280 280 32. 280

TAC. ann. 6, 12 TER. Ad. Eun. prol. 7f.

395

233

VARRO ling. 9, 106 rust. 1, 1, 10

65

277

101/03 95 56 169518

729

191

583

113. 113 . 200

614

347

TYCON. in apoc.

231f.

279 279 279

VERG. Aen. ecl. 4 georg. 2, 246f. VINCENT. LER. comm. 21, 1f. 23 VISIO ALBERICI

91273 118371. 178546 39f. 40125

269832 269832 45138. 270834

165 269832

VITA GREGORII THAUMATURGI praef. 119373. 177

268f. 269832

VITA MELANIAE 23

50150

396 VITA MELANIAE (Forts.) 26 VITR. arch. 7 praef. 3 7 praef. 7

Stellenregister

50150

96290 195602 195602

Namen und Sachen (in Auswahl) ÄNDERUNG des originalen Texts: s. Interpolation, Verfälschung AKROSTICHON 19, s. Schutz AKTEN: möglichst wörtliche und originalgetreue Übersetzung 111f. 120f. 124392, Verfälschung 46140. 59172. 65. 66190. 92277, rechtlich sanktioniert (?) 79233, s. auch Archive, Inschriften, Recht, Verfälschung ALKUIN: admonitio zur Bewahrung des echten Wortlauts 37f. 42. 50. 61, Korrektur eines Werks durch Karl den Großen 91274, über die Schwierigkeit der Interpunktion in den Handschriften 214662, s. auch „Karolingische Renaisssance“ AMBROSIUS: kein unparteiisches Urteil über eigene Werke 84, Bitte um Emendation vor der Veröffentlichung 84, Bearbeitung von De spiritu sancto des Griechen Didymus des Blinden 199/201, über das Teufelswerk der häretischen Bibelverfälschungen 69, s. auch Hieronymus, Rufinus, Übersetzung ANPASSUNG an eigenen Sprachgebrauch: revisorische bzw. verfälschende Maßnahme 3. 7f. 59172. 63186, s. auch Verfälschung

ANSEHEN und Ruhm des Autors: in der paganen Antike 70/73, bei Cicero 71206. 200616, Vergil 72208, in der frühchristlichen Literatur 70/73, bei Augustinus 72207, Cyprian 72208, Hieronymus 71206. 200616, Iuvencus 73, Sidonius Apollinaris 72207, Sulpicius Severus 71206, Epigramme in spätantiken Bibliotheken 72208, s. auch Autor, Demut, Hieronymus, Sulpicius Severus APULEIUS: freie Übertragung des ps.aristotelischen Werks Peri; kovsmou 192/94, aber Veröffentlichung allein unter eigenem Namen 192/94, s. auch Autor, Übersetzung AQUILA: Bibelübersetzung 128. 129411. 136. 144. 145450, s. auch Bibel, Hebräisch, Hieronymus, Juden, Rufinus, Übersetzung ARCHIVE: Referenzkopien offizieller Texte in Griechenland 1746, s. auch Akten ARISTEASBRIEF: Übersetzung der Septuaginta 20f. 109334. 124392. 144/46. 182558. 266/68, Fluchformel 20f. 266/68, s. auch Bibel, Fluchformel, Hebräisch, „heilige“ Schriften, Juden, Kanonformel, Septuaginta

398

Namen und Sachen

ARISTOTELES: die Überlieferung seiner „Bibliothek“ 223/28. 271, Unsicherheit der handschriftlichen Überlieferung 223/28. 248/53. 271, verfälschende Gesamtrezensionen 223/28, Verfälschung durch eingedrungene Randbemerkungen 47143. 216, Emendationsaktivität im Peripatos 223/28. 224, Falschemendationen in peripatetischen Kommentaren 53f., das verlorene Rhetorikkompendium 108, Ansicht über die innere Kohärenz eines literarischen Werks 78229 ARTEMIDOR VON DALDIS: admonitio zur Bewahrung des echten Wortlauts seiner Oneirocritica 25/27. 42. 50. 59, s. auch Fluch(formel) ASTERISCUS: s. Zeichen ATHANASIUS: Referenzausgaben Alexandria 17

in

AUFLAGE, neue: Maßnahme gegen Textverfälschungen 15f. 93, Überarbeitung eigener Werke 202, s. auch Ausgabe AUGUSTINUS: kein unparteiisches Urteil über eigene Werke 84244, erwünschte Beurteilung seiner Werkentwürfe durch andere vor der Publikation 280, spätere Überarbeitung eigener Werke 202. 202619, Referenzausgaben seiner Werke in Hippo 17f., frühe Verfälschung seiner Werke 41f., der Confessiones 43129, Epitomierung seiner Werke 95. 99301. 103f. 107f., über das Schriftprinzip 126, auswendige Kenntnis der Bibel 126400, über die rechte (Bibel)Über-

setzung 120. 124/63. 128f. 139. 142. 142441. 145. 149. 152468. 156. 160491. 161495. 164502. 180. 286, umfassende Bildung des Übersetzers nötig 152468, genaue Übersetzung in dogmatischen Auseinandersetzungen 165507, über die Vetus Latina 128f. 160491. 161495, über die Septuaginta 145. 160491. 161495. 180 AUSGABE, antike: Gestalt 83/94, 92/94. 92277. 93. 202/60. 270/75 u.ö., Ende der Phase „work in progress“ 83/94. 92/94. 276/83, Kritik und Korrekturen nur vor der Veröffentlichung 83/94. 270/75. 276/83, möglichst keine Veröffentlichung vor abschliessender Emendation 91273. 270/75, „éditions pirates“ 1539. 31. 64f. 77226. 79232. 85246. 188574. 220682, Veröffentlichung 14. 1437. 15f. 39. 64f. 83/94. 202/60. 270/75, (spätantike) Herausgeber oftmals hochgestellte Personen und Patrone des Autors 86/88. 204/08. 270/75. 278/83, spätantike Ausgaben der paganen Aristokratie 58. 206. 206630. 207634. 218/20. 236/43, deren (religions)politische Ziele 236f., Überarbeitung eigener Werke durch den Autor 202, postume Ausgaben fremder Herausgeber 202f., Verbreitung verfälschter Texte 20/82. 38. 40f. 41f. 50f. 177f. 270/75, als umfassende Werkrezensionen 202/60, kritische Referenzausgaben 16/19. 65. 206/08, (spät)antike kritische Gelehrtenausgaben, ihr Einfluß auf die spätere handschriftliche Überlieferung 51f. 208/18, ihre konservative Tendenz 208f. 213/18, ihr Zerfall und die Folgen 214/18, Unterschied zwischen

Namen und Sachen kritischen Editionen und allgemeinen Leseausgaben 204. 204625, Ansehen und hoher Preis (vermeintlich) originalgetreuer Ausgaben 62, zweisprachige Textausgaben 133421, bei Übersetzungen Titel mit Angabe des Autors oder des interpres (?) 190/201, s. auch Auflage, Autor, Emendation, Kritik, Kriterien, Revision, Rezension, Schreiber, Verfälschung, „work in progress“, Zeichen AUTOR, antiker: sein „innerer“ Text (nicht materiales Dokument) ~ Original 81240, kein unparteiisches Urteil über eigene Werke 83f. 84244, jedoch qualitätvolles Profil 76/78. 83/94. 191, zuweilen selbst auch Schreiber 49f. 50152. 56, dabei auch eigene Schreibfehler 56, Ende der Phase „work in progress“ 83/94. 92/94. 276/78, möglichst keine Veröffentlichung vor abschließender Emendation 91273. 276/78 u.ö., exklusive Bitte um Kritik und Korrekturvorschläge vor der Veröffentlichung 83/94. 276/78. 278/83, an enge Vertraute des Autors 84f. 276f., nach einem Vortrag vor einem Auditorium 85. 277, im Briefverkehr mit einer ausgewählten Person 85. 277f. 278/83, durch ausdrücklichen Hinweis dem Publikum angezeigt 89. 276/78. 278/83, scharfe Verurteilung der „éditions pirates“ 1539. 31. 64f. 79232. 85246. 188574. 220682, Ablehnung von deren Autorschaft 64f.,Veröffentlichung eigener Werke 14. 64f. 83/94. 276/78 u.ö., oftmals hochgestellte Personen mit der Veröffentlichung und Verbreitung betraut 87f. 276/78. 278/83, Überarbeitung eigener Werke 202,

399

postume Ausgabe durch fremde Herausgeber 202f., mangelnde Kontrolle über eigene Werke 14/16. 56. 59. 64f. u.ö., mangelhafte Mittel zum Schutz des echten Texts 11/82. 270/75 u.ö., kein Rechtsschutz vor Verfälschung 79, Bewußtsein der unsicheren Überlieferungsverhältnisse 11/82. 57/59. 64f. 227f. 248/53. 270/75 u.ö., Spannung zwischen Interesse an Emendation und der Unantastbarkeit des eigenen Werks 59. 270/75, Mahnung (admonitio) zu genauer Bewahrung des originalen Wortlauts 20/82. 270/75 u.ö., Warnung vor Verfälschung 20/82. 270/75 u.ö., keine bloßen Topoi 60/62, fremde Verfälschung als Täuschung unter dem Namen des Autors 70 u.ö., durch fremde Verfälschung diskreditiert 30/32. 32. 40f. 44 u.ö., Ablehnung der Autorschaft verfälschter Texte 28. 246 u.ö., jedoch ausgeprägtes Autorbewußtsein im Anspruch auf die Unantastbarkeit des eigenen Werks („geistiges Eigentum“) 20/82. 27f. 59. 63/73. 74. 74217. 79. 83/94. 90f. 187 u.ö., trotz Einsicht in dessen Mängel 26f., daher kein „work in progress“ 65/67, ähnliche Haltung bei frühchristlichen Autoren 64f. 67/73. 79. 187. 243/58. 258/60. 268/70 u.ö., bezogen auf Gott 72f., aber ebenso auch in der paganen Antike 67f. 70f., Autorschaft und Übersetzungen 178/90. 190/201, Angabe im Titel der Übersetzungen 190/201, scharfe Verurteilung von verfälschten Übersetzungen 187. 190, Reklamation der Autorschaft von Übersetzungen durch das Possessivpronomen 188. 189, s. auch Ansehen, Demut, Häresie,

400

Namen und Sachen

Schutz des originalen Wortlauts, Verfälschung BIBEL: auswendige Kenntnis 126400. 274, Unantastbarkeit des Texts für Juden 22f. 68200. 124/63. 125f. 127. 266/68, Unantastbarkeit des Texts für Christen 20/24. 54f. 67/70. 67196. 110f. 122/24. 124/63. 180553. 268/70 u.ö., aus dem neuen Testament begründet 20/24. 126. 268/70, theologische Bedeutung aller Elemente der biblischen Schriften 125f. 144. 159/61. 161492, Überlieferungsfehler in den Handschriften 20/82. 126f. 126400. 127401. 272 u.ö., Verfälschung 11. 20/24. 37. 39124. 41127. 44. 54f. 57167. 60177. 67/70. 110f. 122/24. 124/63. 128405. 157. 170. 179/84. 180553. 243. 266/68. 268/70 u.ö., als Teufelswerk und Abfall von Gott 32. 44. 59. 67/70, Gesamtrezensionen 243f., verfälschende Emendationen 29. 37. 52. 54f. 272 u.ö., vor allem wegen der sprachlichstilistischen Fremdheit 55, 126399. 221687 u.ö., ihre obscuritas 126399, „Wiener Genesis“ 243f., dichterische Bearbeitung 127403, Übersetzung 109334. 110f. 118371. 120. 122/24. 123390. 124392. 124/63. 157. 170. 179/84. 191f. 266/68 u.ö., deren umstrittene Autorschaft 191f., möglichst vorlagengetreu 23f. 110f. 122/24. 124/63. 179f. 266/68. 268/70. 272 u.ö., guter Stil der Übersetzung auf Kosten der originalgetreuen Wahrheit (?) 153/63 u.ö., umfassende Bildung des interpres nötig 150/53, aus Inspiration (?) 138f. 141437. 145f. 146452. 150. 151465. 152. 161. 172531. 266/68, die Vetus Latina 129/63. 128f. 129406. 138f. 142. 152. 157485.

158486. 159. 159490. 160491. 161495. 162496. 163498. 179/84, mittelalterliche Bibelkritik 45138, alttestamentliche Textforschung 1335. 45135. 80f. 80234, neutestamentliche Textforschung 1335. 2889. 39124. 45135. 50151. 73f. 74213. 75218. 77225. 80238, s. auch Aristeasbrief, Häresie, Hebräisch, „heilige“ Schriften, Hieronymus, Juden, Septuaginta, Verfälschung BIBLIOTHEKEN: Mangel an Bibliotheken 58, frühchristliche 17/19. 1953. 72208 u.ö., Sorge um den echten Wortlaut 14f. 223/28, Bereitstellung von kritischen Referenzausgaben 16/19. 65. 204/08. 223/28. 228/30, aber auch Ort der Verfälschung 223/28. 228/30 BRIEFE: Medium zum Austausch von Verbesserungsvorschlägen zwischen Autor und selbstgewähltem Kritiker vor der Veröffentlichung 84f. 86f. 276/83, selbst anfällig für Verfälschung 40f. 41f. 42128. 44. 131f. 184. 186. 278848 BUCH/BUCHWESEN, antikes: passim, terminologische Begriffe 25. 45/47. 156f., Eigenart handschriftlicher Überlieferung 12f. 17/20. 55/59. 223/28, Werbung der Buchhändler 55, hoher Kaufpreis (vermeintlich) originalgetreuer Ausgaben 62. 99, s. auch Ausgabe, Handschriften BUCHDRUCK: Folgen für die Textüberlieferung 12. 263f. BUCHHÄNDLER, antiker: eher wirtschaftliche denn kritische Motive

Namen und Sachen 223/28, Werbeslogan sine mendis 55, aber auch verantwortlich für Textentstellungen 223/28. 271, Homerausgaben 204626 BÜCHNER, Georg: Klage über Verfälschung von Dantons Tod 12

401

COMPUTER: s. Informationstechnologie CYPRIANUS von Karthago: hohe Berühmtheit und die Verbreitung seiner Werke 72208, über frühen Zeitpunkt von Verfälschungen 42128 DAMASUS: Bibelrevision 11. 138f.

CASSIAN: s. Cassiodor CASSIODOR: Sorge um die Textüberlieferung im Vivarium 17. 18f. 61, Nutzung kritischer Zeichen 212f., Mahnung zu Emendation 54f. 58. 61f. 252788, aber vorsichtig und ohne eigenmächtige Eingriffe in Sprache und Stil des Originals 54f. 260810, exklusive Bitte um Emendation seiner Werke vor der Veröffentlichung 282, gleichwohl eigene verfälschende Clemensausgabe 177f., und rezensorischer Umgang mit den Schriften des Pelagius 253f., über den Häretiker Tyconius und dessen Bearbeiter Primasius 102f. 248, über den durch Victor Mattaritanus rezensierten Cassian 256, über die rechte Nutzung des Häretikers Origenes 247f. CASSIUS FELIX: admonitio zur Bewahrung des echten Wortlauts 35. 39. 50. 59, sein Werk kein offener Gebrauchstext 66 CICERO: s. Übersetzung COLLATION: Mahnung zu genauem Vergleich mit der Vorlage 20/82. 24f. 54. 67. 266/68. 270/75, oftmals vernachlässigt 202/60. 243765. 270/75. 271 u.ö., s. auch Emendation

DEMUT, christliche: kein Widerspruch zum Anspruch eigener Autorschaft 71/73, s. auch Ansehen, Autor, Sulpicius Severus DIALEKT und regionale Sprache: Unterdrückung als verfälschende bzw. revisorische Maßnahme 59172 DIASKEUASE: s. Verfälschung dissonantia/diafwniva: sprachlich, stilistisch, inhaltlich innerhalb eines Werks als inneres Kriterium unechten Textguts 77/79 u.ö., unterschiedlicher Übersetzungen 109/201. 144/46. 145450. 149, s. auch Echtheitsund Textkritik, Kohärenz, Kriterien, Verfälschung DOPPELFASSUNGEN: 23. 39f. 40125. 47/49 DROSTE-HÜLSHOFF, Annette von: ausgeprägtes Autorbewußtsein 63, Warnung vor verfälschenden Eingriffen in ihre Werke 63, Verfälschung der „Judenbuche“ 63186 ECHTHEITS- UND TEXTKRITIK: passim, in der Spätantike 32f. 33101. 34107. 45. 51f. 58. 86254 u.ö., im (Früh)Mittelalter 34107. 37f. 45. 45138. 51f.

402

Namen und Sachen

58169. 86254. 91274. 91275. 94. 274, moderne Grundsätze der Handschriftenedition 73212, antike Terminologie 45/47. 156f. 165/68. 202/60. 266/70. 270/83, historische Perspektive 74f. 76220. 78. 80 u.ö., Möglichkeit von Verfälschungen grundsätzlich und überall anzunehmen 43. 73/82. 75f. 76222 u.ö., deshalb Notwendigkeit einer Entscheidung 76/82. 261/63 u.ö., somit Instrument der Wahrheitsfindung 31. 78/80 u.ö., grundlegender Begriff des Autors 63/73. 70203 u.ö., Hochschätzung des Autors 76/78, Hyperkritik 77, Subjektivität 77, Zurückhaltung im Urteil 23f. 208f. 213f., aber differenzierte Typologie interpolatorischer Maßnahmen 59f. 75219. 76220 u.ö., bei der Beurteilung von Übersetzungen 163/78. 163f. 168/71. 187. 190, bei der Beurteilung von umfassenden Rezensionen ganzer Werke 202/60, Bewertung der Epitomai, Florilegien und Kompendien 95/108. 104/08, s. auch Interpolation, Kriterien, Kritik, Philologie, Rezension, Tilgung, Übersetzung, Verfälschung EDITION: s. Ausgabe EMENDATION: allgemein 73/82. 270/75, Terminologie 46140, vor der Veröffentlichung durch eine vom Autor selbst bestimmte Personen 83/94, möglichst keine Veröffentlichung eines Werks vor abschließender Emendation 91273 u.ö., Beseitigung von Textentstellungen 20/82. 52/59. 56. 57f. 67f. 243765. 266/68. 270/75 u.ö., daher gerechtfertigt zur Beseitigung (vermeintlicher) Verfälschungen 30/32.

57f. u.ö., zwecks Rechtfertigung des echten Autors 31, somit Instrument der Wahrheitsfindung 31. 57f. 67f. 266/68. 270/75, ausdrückliche Verurteilung früherer Schreiber 57167. 270/75, Wert auch von frühen Christen erkannt 67f. 270/75 u.ö., religiöse Bedeutung 67/70. 266/68 u.ö., Mahnung zu vorlagengetreuer Emendation 20/82. 24f. 37f. 50f. 61f. 65. 67. 270/75 u.ö., aber in Spannung zur Unantastbarkeit des Originals 59 u.ö., Regel der lectio difficilior 78229, vorherige Erkenntnis des Grunds der Textentstellung nicht immer möglich 75f. 76222, oftmals „privat“ und ohne Möglichkeit wissenschaftlicher recensio 58f., in Gesamtrezensionen 202/60, gutgemeint, aber selbst verfälschend 27/29. 34. 50f. 52/59. 57f. 59f. u.ö., aus Unverständnis für den Sinn des Originals 57f., de inemendatis inemendatiora 56f. 57167. 58169. 270/75, Herstellung „korrekter“ Grammatik und guten Stils als Motiv 35/37. 52. 53. 54. 55162. 56. 59. 88. 96. 153/63. 248/53. 256/58 u.ö., besonders schwierig bei fremdsprachlichen Texten und Wörtern 57167. 58170 u.ö., Ablehnung der (verfälschenden) Emendation 32f. 33100. 34105. 35/37. 50f. 52/59 u.ö., als Anmaßung 52. 54f. 56. 57. 60. 213658. 220/23. 269 u.ö., unemendierte (Pracht)Bücher in Bibliotheken 32f. 33100. 34105, s. auch Fluch(formeln), Rezension, Stil, Verfälschung EPIKUR: Unsicherheit der handschriftlichen Überlieferung 57165. 224. 248/53, Verfälschung 47143. 53. 223f., verfälschende Epitomai 105. 105324,

Namen und Sachen verfälschende Gesamtrezensionen 223f., Referenzausgabe in Athen 17. 223f., von Cicero wörtlich übersetzt 113 EPITOME/EPITOMIERUNG: im Hellenismus 95, in römischer Republik 95282, vor allem in Kaiserzeit und Spätantike 95, Kriterien der Anlage 95/108. 101. 106, brevitas 95/108. 98/101. 106/08, Erweiterung durch Zusatz 98299, inhaltliche Kriterien 98. 106, dogmatische Absichten im frühen Christentum 101/04, Epitome eines eigenen Werks durch den Autor 95. 105f. 106329. 106330, Maßnahme zum Schutz des Originals 106329. 106330, praktischer Nutzen 95/108. 96291. 107f., hilfreich bei der Rekonstruktion verlorener Originale 104f. 104322, als hinführende Einleitung zum Original gerechtfertigt 107, oftmals nicht anonym 98. 106f., sondern durch namentliche Nennung des echten Autors gerechtfertigt 107, oder Streben nach Ersatz des Originals 100. 108, Selbstbewußtsein der Bearbeiter 100, jedoch von den Autoren untersagt 35/37, Kritik auch der Öffentlichkeit 105/08, Auswirkungen auf das rechte Verständnis des Originals 105f., Verfälschung des Originals 95/108, als zensorisches Mittel 101, Epitomierung von Übersetzungen 169518, s. auch „Gebrauchstexte“, Grammatik, Medizin, Philologie, Philosophie. Recht ERWEITERUNG: s. Interpolation EXZERPTE: s. Epitome

403

FÄLSCHUNG: von Verfälschung zu unterscheiden 11, s. auch Verfälschung FEHLER: 27/29. 38. 52/59, nicht gleich absichtlicher Verfälschung 24f. 38. 47/49. 49, didaktischer Wert des Fehlers für den Leser 32f. FLORILEGIEN: s. Epitome FLUCH(FORMELN): jüdisch-christliche 20/24. 2164. 65f. 69. 266/68, Aristeasbrief 20f. 266/68, Offenbarung 20/24. 25. 36112. 42. 50. 59. 60f. 69. 268/70, Irenäus 24f. 36112. 42f. 50. 59. 60f. 67, Rufinus 30/32. 36112. 42. 50. 59, De induratione cordis Pharaonis 32. 42. 44. 50. 59, Gregor von Tours 35/37. 42f. 50. 59. 62. 67. 91f., Apponius 274, Ps.Audoenus 67, Adamnan 67, bei unterschiedlichen Autoren variiert 62, daher kein blosser Topos 60/62 GALEN: Verbesserungshinweise seiner Freunde vor der Veröffentlichung 86, über „éditions pirates“ seiner Werke 220682, über die Verfälschung eigener Werke 220682, als Echtheits- und Textkritiker 46139. 53156. 56. 220/23, über Gründe der Textentstellung 56. 272, Grund einer Textentstellung nicht immer festzustellen 76222, über Bibliotheken als Ort der Textentstellung 230, über lectio difficilior 78229, über dissonantia aus Sicht des Lesers 78229, über medizinische Epitomai (auch eigener Werke) 96291. 105f., über verfälschende Gesamtrezensionen hippokratischer Werke 220/23, über verschiedene Rezensionen des platonischen Timaeus 211647

404

Namen und Sachen

„GEBRAUCHSTEXTE“: in der Echtheitskritik irreführender Terminus 8. 819. 66. 223, verfälschende Epitomai und Kompendien 95f., verfälschende Gesamtrezensionen 220/23. 223/28. 228/30. 235f., Übersetzung in Spätantike und Frühmittelalter 120f., s. auch Medizin, Heiligenviten, Philologie, Philosophie, Recht GERHARDT, Paul: Revision seiner Kirchenlieder 3. 7f. GRAMMATIK: Korrektur vermeintlicher Fehler des Originals als Motiv revisorischer und verfälschender Eingriffe 52. 54. 55. 202/60. 248/53, verfälschende Epitomai und Kompendien grammatischer Werke 95f. 98298. 98299. 99302 GREGOR DER GROßE: Referenzexemplare 65, über die Autorschaft von „éditions pirates“ seiner Werke 65, Kritik an übertriebenem Stilformalismus 36115, Klage über wörtliche Übersetzungen 119 GREGOR VON TOURS: admonitio zur Bewahrung des echten Wortlauts 35/37. 42f. 50. 59. 67. 91f., Rezension der Andreasmirakel 256/58 HÄRESIE/HÄRETIKER: Verfälschung der biblischen Schriften 11. 20/24. 37. 39124. 41127. 44. 67/70. 243f. 245. 268/70 u.ö., Teufelswerk ihrer Verfälschungen und Abfall von Gott 32. 44. 59. 67/70, Verfälschung zur theologischen Diskreditierung des Autors 40f. 41f. 44. 59. 67/70. 268/70 u.ö., Verführung der rechtgläubigen Leser

30/32. 40f. 44. 67/70. 243/60. 255. 268/70 u.ö., Emendation ihrer Verfälschungen nötig 30/32. 243/60. 256. 268/70, Verfälschung Augustins 41f., Verfälschung des Origenes 40f. 166f. 172f. 173/76. 184/88. 194/97. 197/99, Verfälschung seines Werks Peri; ajrcw'n 30/32. 165/67. 172f. 173/76. 184/88. 194/97. 197/99, ebenso aber auch umfassende, oft verfälschende christliche Gesamtrezensionen häretischer Werke 243/60, deren historischer und (kirchen)politischer Hintergrund 245/48, christliche Epitomai häretischer Werke 101/04, dennoch langes Leben der häretischen Schriften 246. 255, christliche Nutzung häretischer Gedanken 243/58, Übersetzungen in dogmatischen Auseinandersetzungen 122/24. 164/68. 172f. 173/76. 177f. 179/84. 184/88. 194/97. 197/99 u.ö., Distanzierung durch den Titel der Übersetzung 195601, s. auch Markion, Pelagius HANDSCHRIFTEN: Zustand des exemplar 28f. 56, Gegenlesen der Kopie durch den Autor 27. 218f. 236/43. 243765, Wert der „ersten Hand“/des Autographs 1852. 34. 39f. 57f. 62. 189, Materialschäden 28f. 2890. 56, Gefährdung durch Transport 41f. 42128, handschriftliche Überlieferung anfällig für Verfälschung 13. 37. 40f. 41f. 55/59. 62. 270/75 u.ö., anfällig für Fehler 14f. 37. 47/49. 55/59. 62. 270/75 u.ö., Widersprüchlichkeit durch Fehler und Verfälschungen 13. 37. 40f. 41f. 55/59. 78229. 270/75 u.ö., gerade in den Handschriften der Übersetzungen 109/201, Referenzexem-

Namen und Sachen plare zur Identifikation von Verfälschungen 16/19. 32. 38. 40f. 54. 65. 204/08, Beeinträchtigung der späteren Überlieferung durch Verfälschung 51. 54. 55/59. 236/43, Beispiele dafür 35. 35/37. 54. 62, Editionsgrundsätze moderner Philologie 73/82. 73212. 261/65, Lachmann 73212. 75, Joseph Bédier 73212, s. auch Ausgabe, Rand, Rückseite, Verfälschung, Zeichen HEBRÄISCH: Ausgangssprache für Übersetzungen des alten Testaments 120. 122/24. 124/63. 127402. 129. 135f. 139/43. 179/83 u.ö., Fremdheit der Sprache als Grund für Textentstellungen 57167. 58170. 129. 135. 136. 139/43. 151f. 164502. 179/83 u.ö., ambivalentes Verständnis 123390. 135. 139/43. 179/83, Einzelfälle 123390. 125395. 134422. 135. 150464. 151467. 157. 157484. 159490, s. auch Aristeasbrief, Bibel, Juden HEILIGENVITEN: oftmals keine „offenen“ Gebrauchstexte, sondern literarische Schöpfungen des Autors 66f., Gesamtrezensionen 256/58, s. auch „Gebrauchstexte“, Medizin, Philosophie, Sulpicius Severus, Verfälschung „HEILIGE“ SCHRIFTEN: besonderer Schutz in paganer und frühchristlicher Antike 65f. 68f. 124/63. 230/34 u.ö., Übersetzung 124/63, Orakelsprüche 230/34, deren Verfälschung und Kritik 230/34. 233729, verfälschende Rezension der Weissagungsliteratur 233729, s. auch Aristeasbrief, Bibel, Juden

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HERDER, Johann Gottfried: Protest gegen Revision von Kirchenliedern (Luthers) 10 HIERONYMUS: über die incuria und imperitia der Kopisten 27/29. 273 u.ö., über Verfälschung des Originals bald nach der Publikation 40126, über Verfälschungen in seinen Werken 27/29. 36112. 42. 43. 50. 52. 60f., Mahnung zu Emendation 58168. 273, über das Teufelswerk der (häretischen) Verfälschungen in der Bibel 70202, Grund einer Textentstellung nicht immer festzustellen 76222, innere Kohärenz eines Werks als Echtheitsargument 77f. 173f. 174535. 191, über das Ansehen des Autors und Übersetzers 71206. 72. 72208. 200616, über den Autor als Schreiber 50152, über kritische Zeichen 210. 214f. 284f., über deren Ausfall im Lauf der handschriftlichen Überlieferung 214f., Revision des Psalters 15f. 1641. 61. 159490, als Übersetzer allgemein 116. 122. 124391. 124/63. 164/68. 284/88, De optimo genere interpretandi (epist. 57) 131/50. 153. 184f., ausgezeichnete Sprachkenntnisse 120. 129/63. 152f., Originaltreue als eigentliche Aufgabe des Übersetzers 116. 132 157f. 168. 284/88 u.ö., Übersetzung aber auch als novum opus ex veteri 138. 179. 180f., zur Autorschaft an Übersetzungen 179/84. 284/88, zur Übersetzung als Verfälschung 131f. 157. 158486. 161/63. 172f. 179/84. 284/88, Orientierung am einfachen Leser 158486, möglichst umfassende Bildung als Voraussetzung rechter Übersetzung 150/53, (inter)kulturelle Voraussetzungen angemessener Über-

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Namen und Sachen

setzung 150/53, Wahrheit als Maßstab der Übersetzung 129/63. 142/44. 150. 152f. 156. 161/63. 284/88, daher von echtheitskritischer Bedeutung 142/44, Prinzipien der Bibelübersetzungen (ad verbum oder ad sensum?) 128. 129/63. 284/88, über Übersetzung und Inspiration 138f. 141437. 145f. 146452. 150. 151465. 152. 161, unterschiedliche Praxis je nach Textstelle 130f. 133. 143f., Selbstkritik und Selbstkorrektur eigener Übersetzungen 129f. 150f., fremde Kritik an seinen vermeintlich verfälschenden Bibelübersetzungen 129/63. 144445. 156. 157. 161. 161495,. 179/84. 194. 286, theologische Bedeutung aller Elemente der biblischen Schriften 125f. 144. 159/61. 161492, Übersetzung des Psalters 1641. 159490, Diskussion von hebräischen Stellen des alten Testaments 123390. 134422. 135. 150464. 157. 157484. 157485. 159490, Revision des neuen Testaments 11. 138f. 159, griechische Rückübersetzung seiner Bibelübersetzungen 118371. 182559. 288, Haltung zur Septuaginta 129/63. 179/84. 284/88, über Aquila und den jüdischen Umgang mit dem Bibeltext 128. 128404. 129411. 136. 144. 182. 284/88, Bibelübersetzungen gegen frühere jüdische Übersetzer 122385. 129411. 136. 144. 179/84, Nutzung Ciceros 116359. 133. 136. 151. 155478, Nutzung des Vorbilds der Evangelisten, des Paulus und der Septuaginta 133f. 136f. 179/84. 284f., Nutzung der Hexapla des Origenes 139/43. 183561. 284/86, zur Vetus Latina 129/63. 138f. 142. 152. 157485. 158486. 159. 159490. 179/84, kritische Zeichen in den

Übersetzungen 139/43. 182560. 211f. 212652. 214f. 285f., Unterscheidung von sprachlich-stilistischer Form und inhaltlicher Sinn 124/63. 153. 155. 155477. 156. 159/61. 234. 286/88, guter Stil einer Übersetzung (elegantia) auf Kosten der originalgetreuen Wahrheit (?) 153/63. 286/88, zum ordo verborum des Originals 134f. 144/46. 156, Übersetzung von Metaphern 154476, Bearbeitung der eusebianischen Chronik 173, über die Übersetzung häretischer Schriften 165/67. 172f. 173/76. 197/99, eigene Origenesübersetzungen 133419. 157f. 158486. 165/67. 167511. 171529. 172f. 172532, über die Nutzung des Origenes durch Hilarius 200615, über Rufins Origenesübersetzungen 122386. 166f. 166510. 172532. 173/76. 186f. 197/99, über De spiritu sancto des Ambrosius 199/201, eigene wortgetreue Gegenübersetzung desselben Werks 199/201, Gesamtrezension des Apokalypsekommentars Victorins von Pettau 248/53. 258/60, s. auch Bibel, Hebräisch, Juden, Origenes, Rufinus, Übersetzung, Verfälschung HILARIUS VON POITIERS: Verfälschung schon zu Lebzeiten 41127, als (Bibel) Übersetzer 129407. 135426. 155478. 190582, Nutzung des Origenes 200615 HOMER: Überlieferungsgeschichte 227, Antimachus als Editor (?) 205, attische Edition 205f., Alexanders Homer 205, kritische Zeichen in gelehrten Editionen 208f. 211, Einfluß kritischer Editionen auf die folgende Überlieferung 217673, Verfälschung 11.

Namen und Sachen 203622. 204626, eigenmächtig emendierte Lehrerausgabe 204f., wörtliche Übersetzung ins Lateinische (?) 115. 134, Kritik an Vergil wegen Plagiats 200616 INFORMATIONSTECHNOLOGIE: Raubkopien von Datenträgern 81f., in der Handschriftenkunde und -edition 73212. 264f., den antiken Überlieferungswegen ähnlich 264f., Gefahr für die Originale 264f. INSCHRIFTEN: Verfälschung 92277, Formeln gegen Verfälschungen 66190, in spätantiken Bibliotheken 72208, s. auch Akten INTERPOLATION: typische revisorische und verfälschende Maßnahme 11. 24f. 25/27. 44f. 56. 60. 95/108. 105. 125395. 138. 141437. 156f. 164. 166f. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/70. 270/83. 284/88 u.ö., differenzierte Typologie 59f. 75219. 76220, absichtlich, nicht versehentlich 24f. 38. 47/49. 49. 52/59. 52. 54. 55/59. 56 u.ö., anonym 98. 107, Unterscheidung formale vs. substantielle Interpolationen unzulänglich 60, antike Terminologie 46f. 156f. 164. 165/68. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/70. 270/83. 284/88, auch in Epitomai, Exzerpten, Florilegien und Kompendien 95/108. 105, vor und in Übersetzungen 125395. 138. 156f. 164. 165/68. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 284/88, in Gesamtrezensionen 202/60, Änderung des originalen Texts (~ Ersatzfassung) 11. 30/32. 40f. 42128. 44. 44f. 47. 56. 60.

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105. 138. 164. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/70. 270/83, Zusatz 11. 21f. 25/27. 30/32. 35. 40f. 44. 44f. 46. 56. 60. 65189. 66190. 69. 70. 105. 125395. 138. 141437. 164. 166f. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/70. 270/83, Erweiterung durch Einschub von Textgut des Autors selbst 30/32. 98, Erweiterung durch Einschub von Textgut eines anderen Autors 5f., „Auffüllen“ des Metrums 221f., Inkorporation von Randbemerkungen 47/49, s. auch Terminologie, Verfälschung INTERPUNKTION 30/32. 37. 57 IRENÄUS VON LYON: über die unverfälschte Tradition der kirchlichen Überlieferung 268, admonitio zur Bewahrung des echten Wortlauts 24f. 27f. 36112. 42f. 50. 59. 60f., wörtliche Übersetzung seiner Werke 116 ISOKRATES: Bitte um Kritik seiner Reden und Verbesserungsvorschläge vor der Veröffentlichung 85 IUVENCUS: Autorbewußtsein und Demut 73, Nähe zum Bibeltext 127403, Verfälschung 11, kritische Ausgabe der Spätantike 215f. JUDEN: Unantastbarkeit der Bibel 22f. 68200. 124/63. 125f. 127. 144f. 266/68, (Bibel)Übersetzungen 109334. 124/63. 125f. 127f. 129411. 136430. 144f. 266/68, (vermeintliche) Verfälscher (?) der biblischen Schriften 68200. 128404. 129411. 136. 266/68, s.

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Namen und Sachen

auch Bibel, Fluchformel, „heilige“ Schriften, Hebräisch, Kanonformel, Septuaginta, Übersetzung KANONFORMEL 20/24. 2271. 266/68, s. auch Fluchformel „KAROLINGISCHE RENAISSANCE“ 37f. 206f. 212652. 214662. 258f. KIRCHENGESANGBUCH, Evangelisches: Revision von 1993 1/10, Prinzipien der Revision 2f. 8f., Beispiele revidierter Lieder 3/8, theologische Konsequenzen revisorischer Eingriffe 414. 717, Einwände gegen Revision 1f. 312. 414. 515. 717. 718 KIRCHENLIEDER: Revisionen 1/10, s. auch Kirchengesangbuch; Revision KIRCHENVÄTER: Verfälschung durch Häretiker 30/32. 37f. 40f. 42. 44. 50. 61. 67/70 u.ö., s. auch Augustinus, Gregor der Große, Hieronymus, Irenäus, Origenes, KOHÄRENZ (consonantia/sumfwniva): inhaltliche, sprachliche, stilistische Kohärenz als inneres Kriterium der Echtheit 77/79. 78229. 173f. 174535. 191, Argument der alexandrinischen Kritiker 78229, bei Aristoteles 78229, s. auch dissonantia, Echtheits- und Textkritik, Kriterien; Verfälschung KOMPENDIEN: s. Epitome KOPIST: s. Schreiber der Echtheitsund KRITERIEN Textkritik: allgemein 73/82, histori-

sche Perspektive 74f. 76220. 78. 80, Rolle der antiken Leser, Schreiber und gelehrten Kritiker 49/52. 218/20 u.ö., problematische Aufweichung des Unterschieds echt vs. unecht 73/82. 73f. 76/80 u.ö., äußere Kriterien 13. 77f. u.ö., innere 13. 77f. u.ö., Subjektivität 77, Hyperkritik 77, Wahrheit 31. 76/80 u.ö., deshalb Notwendigkeit einer kritischen Entscheidung 76/82 u.ö., Alter der Handschrift 1852. 54. 272, berühmter Kopist bzw. Herausgeber 1852. 62. 243. 243763. 260, Autograph des Verfassers 1852. 34. 39f. 62. 189, Mehrheit der Handschriften 1852, Regel der lectio brevior problematisch 44f., aber falsche Annahme einer Lücke statt Athetese 45136, Regel der lectio difficilior 78229, grundlegender Begriff des Autors 63/73, Intention des Autors 81240, Original nicht materiales Dokument, sondern „innerer“ Text des Autors 81240, Annahme seiner Unvollkommenheit problematisch 76/78, irreführender Begriff des Co-Autors und der Kollaboration (statt Verfälscher und Verfälschung) 73/82. 74f. 190. 197 u.ö., erkennbares individuelles sprachlich-stilistisches und inhaltliches Profil des Autors 66191. 76/78. 191, Kohärenz dieses Profils als Echtheitsargument 77f. 173f. 174535. 191, in bestimmten Textgattungen schwerer auszumachen 66191, dissonantia zu diesem Profil als echtheitskritischer Anstoß 77f. 191, Möglichkeit von Verfälschungen grundsätzlich und überall anzunehmen 43 u.ö., Umfang der Verfälschung kein Kriterium 43f. 43131, modernes Quantitätskriterium

Namen und Sachen bei Verfälschungen problematisch 43, Motive des Verfälschers nicht immer festzustellen 75f. 76222, Unterscheidung formale vs. substantielle Verfälschung unzulänglich 60, „variantes significantes“ (?) 60, s. auch Autor, Echtheits- und Textkritik, Philologie, Übersetzung, „work in progress“, Verfälschung KRITIK/KRITIKER: allgemein 73/82. 83/94, Streben nach Wahrheit 31. 76/80 u.ö., offen ausgetragene Kritik Zeichen geistiger Freiheit 83, oftmals polemischer Ton 83, Grundhaltung des antiken Publikums und der Autoren 20/82. 14. 38. 43. 62. 83f. 105/08. 187. 230. 276/83 u.ö., notwendig angesichts der verbreiteten Verfälschungen 41f. 43. 44. 62 u.ö., daher keine Gleichgültigkeit oder gar Zustimmung gegenüber revisorischen und verfälschenden Maßnahmen 73/82. 74. 187. 276/83 u.ö., Sorge der gelehrten Kritiker um das Original und den Autor 14f. 30/32. 44. 58. 70. 73/82. 83/94. 105/08. 276/83 u.ö., spätantike Vertreter der paganen Aristokratie 58. 204/08. 206630. 207634. 218/20. 236/43, auch heute erforderliche Haltung 43. 76f. 76222, vom Autor gewollt und eingeholt 83/94. 276/83 u.ö., deshalb Notwendigkeit einer kritischen Entscheidung 76/82 u.ö., nicht gleich Verfälschung 14. 30/32, gegen Epitomai, Florilegien und Kompendien 95/108. 105/08, Haltung gegenüber umfassenden Gesamtrezensionen 202/60, gelehrte Kritiker selbst oftmals Rezensenten 202/60, Subjektivität 77, Zurückhaltung im echtheitskritischen

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Urteil 23f. 208f. 213f., Hyperkritik 77, Unverständnis für den Sinn des Originals 57, selbst auch Verfälscher 49/52. 202/60, Anmaßung eines Urteils über das Original und der folgenden Verfälschung 51. 52. 56. 57. 60. 213658. 220/23. 269 u.ö., als möglicher Verfälscher Adressat der admonitiones der Autoren 25/27. 49/52. 276/83, zum ordo verborum 134423. 156, in Bezug auf Übersetzungen 163/78. 187 u.ö., gegen verfälschende Übersetzungen 187 u.ö., Ablehnung der Bibelübersetzungen des Hieronymus 129/63. 156. 161/63. 179/84, s. auch Echtheits- und Textkritik, Emendation, Kriterien, Leser, Philologie, Schreiber, „work in progress“, Verfälschung KÜRZUNG: s. Tilgung LACUNA: s. Lücke LESARTEN: s. Varianten LESER: als möglicher Verfälscher Adressat der admonitiones der Autoren 20/24. 24f. 25/27. 30/32. 39. 49/52. 67 u.ö., Unverständnis für den Sinn des Originals 57. 105 u.ö., Haltung zu Übersetzungen 109/201, Haltung zu Gesamtrezensionen ganzer Werke 202/60, s. auch Autor, Emendation, Handschriften, Kritik, Schreiber, Verfälschung LÜCKE 44f. LUTHER, Martin: als Bibelübersetzer 124391. 129410. 170, Kritik an seiner Bibelübersetzung 170, Revision sei-

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Namen und Sachen

ner Kirchenlieder 3. 4f., eigener Protest gegen Revisionen und Verfälschungen 9, Lutherkritik in Ausgaben der Werke Gilbert Keith Chestertons verfälscht 171 MARKION: Verfälschung der Bibel 41127. 243f. 269832 MEDIÄVISTIK 73f. MEDIZIN, antike: keine offenen Gebrauchstexte, sondern literarische Schöpfungen des Autors 66, Widersprüchlichkeit der handschriftlichen Zeugen 78229. 271, Nachlässigkeit der Kopisten 271, Referenzausgaben in Schulen griechischer Medizin 1748, Gesamtrezensionen hippokratischer Werke 220/23, Verfälschung medizinischer Werke 35. 56. 66. 78229. 220/23, wegen der Konkurrenz der verschiedenen Vertreter und Schulen 66, verfälschende Epitomai und Kompendien 95f. 96291. 105f., möglichst originalgetreue Übersetzung des Originals (?) 114f. 120380, s. auch „Gebrauchstexte“, Heiligenviten, Philosophie, Verfälschung MITTELALTER: Autorbewußtsein 66f. 91f., Bitte des Autors um Kritik und Verbesserungsvorschläge vor der Veröffentlichung 85. 91274. 94, Verfälschungen 12f. 37f. 60f. 94. 95287. 99300. 99302. 274, (Text-, Echtheits) Kritik 34107. 37f. 45. 45138. 58169. 73211. 274, Autoren von Heiligenviten 66f., s. auch Subskriptionen NEUZEIT, frühe: Verfälschungen 12. 1228. 45, Echtheits- und Textkritik 45138

notae/shmei'a: s. Zeichen OBELUS: s. Zeichen OFFENBARUNG: Warnung vor Verfälschung 20/24. 25. 36112. 42. 50. 59. 60f. 69, Rezeption der Warnung in späterer Literatur 268/70 ordo verborum: des Originals in der Übersetzung 134f. 144/46. 156, in der zeitgenössischen Rhetorik und Literaturkritik 134423 ORIGENES: als Kritiker 46139. 52. 56. 60. 211f. 213658. 272, über falsche Emendationen im Bibeltext 52. 272, über die Wirkung von Übersetzungen 125395, die Hexapla und ihre Nutzung durch Hieronymus 139/43. 146451. 183561. 211f. 213658. 284/86, als Häretiker 131f. 164/68. 172f. 173/76. 176543. 184/88. 194/97. 197/99. 244. 246f., dennoch spätere Nutzung durch die Christen 247f., Referenzexemplare 41, über frühe Verfälschung seiner Werke 40f. 43. 244, Peri; ajrcw'n nach Aussage Rufins verfälscht 30/32. 186. 197/99, die innere Kohärenz von Peri; ajrcw'n 77f. 173f. 174535, Übersetzung seiner Werke 129f., durch Victorinus von Pettau 190582, durch Hilarius 190582, durch Hieronymus 133419. 157f. 158486. 165/67. 167511. 171529. 172f. 172532. 197/99. 201617. 247f., (verfälschende?) Übersetzung von Peri; ajrcw'n und anderer Werke durch Rufinus 30/32. 122. 122385. 129f. 166f. 166509. 167511. 171529. 172532. 173/76. 184/88. 194/97. 197/99, Nutzung durch Hilarius 200615

Namen und Sachen

411

OVID: Verfälschung der Metamorphosen 43129. 49147. 77223, Falschemendationen 60174

PRISCILLIANUS/PRISCILLIANER: Schriften von Christen (oftmals verfälschend) rezensiert 246. 254/56

PAULINUS VON NOLA: Verfälschung 11

PRUDENTIUS: Verfälschung 11. 43129, kritische Ausgabe der Spätantike 215f.

PELAGIUS/PELAGIANER: Schriften von Christen (oftmals verfälschend) rezensiert 246. 253f., Verfälschung Augustins 41f. PHILOLOGIE, antike: Prinzip der Kohärenz eines Autors und Werks schon in alexandrinischer Philologie 78. 78229, konservative Grundhaltung 208/18 u.ö., verfälschende Epitomai und Kompendien philologischer Werke 95f., s. auch Ausgaben, Kritik, Kriterien, Übersetzung, Verfälschung, Zeichen PHILOSOPHIE/PHILOSOPHEN, antike: Bitte des Autors um Kritik und Verbesserungsvorschläge vor der Veröffentlichung 85, wörtliche Übersetzung der Werke philosophischer Gegner 113, Verfälschung von Werken der Gegner und Konkurrenten 53. 67196. 223/28. 228/30, dadruch Beeinträchtigung des Verständnisses 105. 223/28. 228/30, verfälschende Epitomai und Kompendien 95f. 105, verfälschende Gesamtrezensionen 223/28. 228/30, s. auch „Gebrauchstexte“, Medizin, Verfälschung PLAGIAT 11. 1127. 35111. 79231. 81241. 188. 192/94. 194/97. 195602. 198. 199/201. 198615. 200616 PLAUTUS: Verfälschung 11

PSEUDEPIGRAPHA 11. 71. 79230. 79233. 81241. 93279. 228 PUBLIKATION: s. Ausgabe PUBLIKUM: s. Kritik, Leser (PS.)PYTHAGORAS: keine (?) eigenen Schriften 33103, ipse dixit 34, admonitio (~ novmo") zur Unantastbarkeit des Originals 33f. 50. 58 QUINTILIANUS: Terminologie der Emendation 46140, über falsche Emendation 52, über kritische Randsemeiose 210, s. Zeichen RAND/in margine: Verfälschung im Textcorpus, nicht am Rand 47/49, Eindringen von Randbemerkungen in den Text 47/49. 216, Randbemerkungen schwer zu beurteilen 48144. 54, s. Zeichen RECHT/Rechtstexte: möglichst wörtlich zu übersetzen 111f. 112f. 117f. 124, 124392, ihre Verfälschung 2992. 60176. 67196. 77225. 124, Verfälschung in Corpora, Epitomai und Kompendien 96/98. 100304, in der Antike kein rechtlicher Schutz geistigen Eigentums oder Sanktion von Verfälschung 79. 79231. 79233. 230715, Au-

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Namen und Sachen

torrecht und Übersetzungen 178/90, heutiges Urheberrecht zum Vergleich 79232. 81f. 93279. 179, s. auch „Gebrauchstexte“, Verfälschung REZITATIONEN: Kritik des vorgetragenen Werks und Verbesserungshinweise für den Autor vor der Veröffentlichung 83/94. 85. 86 REVISION: Heimlichkeit bzw. Unerkennbarkeit für den Leser 8f. u.ö., ideologische Rechtfertigung 8. 819 u.ö., des neuen Testaments durch Hieronymus 138, Evangelisches Kirchengesangbuch 1/10, Kirchenlieder 1/10, Georg Büchner 12, des „Kammersängers“ Frank Wedekinds 63, der „Judenbuche“ Annette von Droste-Hülshoffs 63186, s. auch Ausgabe, Kirchengesangbuch, Rezension, Sprachgebrauch, Tilgung, Verfälschung REZENSION: umfassende Bearbeitung eines ganzen Werks, nicht nur einzelner Stellen 51f. 202/60, allgemein 202/08. 258/60, in der paganen Antike 218/43. 258/60, im frühen Christentum 236/43. 243/58. 258/60, gesellschaftlicher Standort der Rezensenten 204/08. 230, als kritische Gelehrtenausgaben 51f. 208/18, vom Autor selbst veranstaltete Überarbeitung 202, postume Rezension durch fremden Herausgeber 202. 202620, rezensorische Maßnahmen im einzelnen schwer identifizierbar 222f. 230. 232f. u.ö., nicht einheitlich und konsequent durchgeführt 254, rezensorische Maßnahmen der Textänderung 204. 221f. 229. 235f. 241f. 247f.

251/53. 253/60 u.ö., ähnlich denen der verfälschenden Diaskeuasten 203f. 221f. 258, oftmals nicht Ergebnis gelehrter Echtheitskritik 204. 232 u.ö., Motive der Rezensenten 203f. 204f. 221f. 228f. 231. 232f. 235f. 241f. 244f. 244768. 243/48. 248/53. 253/60, Verhältnis zur Verfälschung 202/60. 258/60, handschriftlich identifizierbare Beispiele 203622. 244768, im Mittelalter 203622. 207632. 212652. 218/20. 258f. 274, in der modernen Literatur 202620, s. auch Ausgabe, Galen, „heilige“ Schriften, Medizin, Philosophie, Revision, Subskriptionen, Verfälschung, Zeichen RHETORIK: Terminologie der quadripertita ratio 46140, sermo rusticior statt Rhetorik 35/37, zum ordo verborum 134423, Einfluß auf die Praxis der römischen Übersetzer 109f. 113. 114352. 117. 118370. 153/63. 156, Ausbildung der Fähigkeiten der Verfälscher 78. 78227, s. auch Stil RÜCKSEITE/verso: Verfälschung im Textcorpus, nicht auf der Rückseite 47/49 RUFINUS: Sprachkenntnisse 120, zur Unterscheidung von verba und sensus in der Übersetzung 155478, zur stilistischen elegantia einer Übersetzung 155478, über die Übersetzung häretischer Schriften 165508. 172f. 173/76. 194/97. 195601, erwünschte Beurteilung seiner Werke durch andere vor der Publikation 280, eigene Übersetzung von Peri; ajrcw'n und anderer Werke des Origenes 30/32. 122385. 129f. 166f. 166509. 167511.

Namen und Sachen 171529. 172f. 172532. 173/76. 184/88. 194/97. 197/99, Übersetzung Gregors von Nazianz 155478, Übersetzung der Recognitiones Clementis 155478. 194/97. 195603. 244768, Bearbeitung der eusebianischen Chronik und ihre Nachwirkung 176. 176543, eigene griechische Übersetzungen lateinischer Werke 118371, die weite Verbreitung seiner Übersetzungen 171529. 176. 196, Klage über deren unautorisierte Verbreitung 1539. 79232. 85246. 188574, Kritik an den Übersetzungen des Hieronymus 137f. 161495. 166509. 167511. 172532. 173/76. 179f. 194. 201617, Hochschätzung der Septuaginta 179f. 180553, über De spiritu sancto des Ambrosius und des Hieronymus 199613. 201617, Warnung vor fremder Verfälschung seiner Übersetzung von Peri; ajrcw'n 30/32. 36112. 42. 50. 59. 70, über die frühe Verfälschung des Origenes 40f. 43. 173/76. 186, über das Teufelswerk der häretischen Verfälschungen der Bibel 70, Verteidigung gegen den Vorwurf der eigenen Übersetzungsverfälschung 188. 194/97. 196606

413

236/43. 248/53 u.ö., Unverständnis für den Sinn des Originals 57 u.ö., Bemühung um das Original oder nur bloße Kopie 14f. 49/52. 52/59. 236/43. 243765 u.ö., gelehrte Kenntnisse, z.B. in Orthographie, unabdingbar 55. 243765, ausdrückliche Verurteilung früherer Schreiber 57167, selbst aber auch Verfälscher 49/52. 52/59. 236/43 u.ö., jedoch meist nicht dolo malo 27/29. 68197. 219, de inemendatis inemendatiora 56f. 57167. 58169, Irrtümer aus imperitia und incuria 27/29. 38. 47/49. 52/59. 56. 57. 67. 249. 251f. 270/75, Inkorporation von Randbemerkungen in den Text 47/49. 216, als möglicher Verfälscher Adressat der admonitiones der Autoren 20/82. 24f. 26f. 27/29. 30/32. 35/37. 37f. 42f. 49/52. 67, verfälschende Emendationen 27/29. 52/59, Schwierigkeiten bei der Abschrift kritischer Gelehrtenausgaben 214/18, s. auch Emendation SCHRIFT: Umschrift in neue Schreibweise als Grund für Textentstellungen 56

RUHM, literarischer: s. Ansehen

SCHUMANN, Robert 46140

SCHREIBER: 27. 2787, selten die Autoren selbst 49f. 236/43, selten auch gelehrte Kritiker 49f. 218/20. 236/43, Verbreitung heimlicher Mitschriften ohne Genehmigung des Autors 64f. u.ö., Schwierigkeiten mit der Handschrift des Autors 56, Unsicherheit angesichts der Fehler und Verfälschungen in den Vorlagen 20/82. 48144. 52/59. 53. 56f. 64f. 227f.

SCHUTZ des originalen Wortlauts: besonders schützenswerte Texte 65, Referenzausgaben 16/19. 32. 40f. 65. 204/08, Titel 194599, Praefatio 196, Inhalts- und Gliederungsangaben 19. 65, Akrostichon 19, Sphragis 19. 62, Unterschrift 41. 42128, Rezitation 86, Epitomierung und Exzerpt 106329. 106330, ausdrückliche Widmung an eine einflußreiche Person 89, Mah-

414

Namen und Sachen

nung (admonitio) zu genauer Bewahrung des originalen Wortlauts 20/82, kein bloßer Topos 60/62, Warnung vor Verfälschung 20/82, s. auch Autor, Widmung SEMIOTIK 73f. SEPTUAGINTA: griechische Übersetzung in Alexandria 20f. 109334. 141437. 144/46. 182. 266/68, im Judentum 127. 136430. 139/43. 144/46. 266/68, im frühen Christentum 124391. 124/63. 136430. 139/43. 144/46. 147456. 148f. 154f. 179/84. 179550, bei Hieronymus 124/63. 139/43. 144/46. 151465. 154f. 179/84. 284f., im Corpus iuris civilis 145450, Übersetzungsweise 128. 133f. 139/43. 144/46. 168514. 179/84. 284f., die Rezension des Texts in der „Wiener Genesis“, s. auch Bibel, Hieronymus SIDONIUS APOLLINARIS: Bitte um Emendation seiner Werke vor der Veröffentlichung 281, über das Ansehen des Autors 72207. 72208, Sprachkenntnisse als Übersetzer 120, über Rufins Origenesübersetzungen 176543, über die lateinische Übersetzung der Vita Apollonii Philostrats 236/43. 257, über deren verschiedene Rezensionen 236/43, über eine spätantike Bibelausgabe 243765 SPHRAGIS 19 SPRACHGEBRAUCH, eigener: Kriterium revisorischer und verfälschender Maßnahmen 3. 7f. 59172. 63186, bei Kirchenliedern 7f.

STIL: Topos des sermo rusticior 36117, ordo verborum 134f. 144/46. 156, Mängel des Originals als Grund fremder Verfälschung 35/37. 52. 53. 55. 55162. 56. 59. 88. 96 u.ö., als vorgebliche Rechtfertigung des Verfälschers 41. 96, dennoch vom Autor oder einem späteren Kritiker verteidigt 35/37. 36115. 54f., stilistische Fähigkeiten der Verfälscher 77f., guter Stil einer Übersetzung auf Kosten der originalgetreuen Wahrheit (?) 153/63, s. auch Autor, Echtheits- und Textkritik, Grammatik, Kriterien, Kritik, Rhetorik, Verfälschung SUBSKRIPTIONEN: belegen die Praxis des Gegenlesens 243765, in den spätantiken Ausgaben der paganen Aristokratie 58. 218/20. 236/43, Ausweis von Referenzkopien 19f. 218/20, in (spät)antiken Rezensionen 218/20, mittelalterliche Mahnung zu Emendation 91275. 93 SULPICIUS SEVERUS: Vita Martini hochliterarisch 66f., sein Ansehen als deren Autor 71f., kein Widerspruch zu christlicher Demut 71f. SYNESIUS: kein unparteiisches Urteil über eigene Werke 84244, absichtlicher Besitz unemendierter Bücher 32/34. 240757, über den novmo" des Ps.Pythagoras 33f. 50. 58 TERMINOLOGIE, antike: zur Beschreibung revisorischer und verfälschender Maßnahmen 11/82. 45/47. 95/108. 156f. 164. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/68. 268/70. 270/83. 284/88, ähnliche Terminolo-

Namen und Sachen gie in anderen Bereichen 46140, in der Beschreibung von Epitomai, Florilegien und Kompendien 96, in den Übersetzungen 156f. 162497. 164. 165/68. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 284/88, in Gesamtrezensionen ganzer Werke 202/60, s. auch Interpolation, Tilgung, Übersetzung TILGUNG: typische revisorische und verfälschende Maßnahme 4. 414. 5f. 7. 11. 21f. 24f. 25/27. 30/32. 35. 35/37. 40f. 42128. 44. 44f. 47. 56. 60. 65189. 66190. 69. 70. 105. 125395. 138. 141437. 156f. 164. 166f. 172f. 173/76. 177f. 180. 185567. 188f. 190580. 202/60. 268/70. 270/83. 284/88, absichtlich, nicht versehentlich 24f. 38. 49. 55/59. 56 u.ö., einfachste Verfälschung 44f., von Autoren oft erwähnt, weil besonders bedrohlicher Textverlust 44f., antike Terminologie 47. 96. 156f. 164. 166f. 172f. 173/76. 177f. 180. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/68. 268/70. 270/83. 284/88, typische Maßnahme auch in Epitomai, Exzerpten, Florilegien und Kompendien 95/108. 98/100. 105, in Übersetzungen 125395. 138. 141437. 156f. 164. 166f. 172f. 173/76. 177f. 180. 185567. 188f. 190580. 284/88, in Gesamtrezensionen 202/60, s. auch Terminologie, Verfälschung TITEL: Schutzmittel zur Feststellung des echten Autors 194599, Fehlen kein Hinweis auf mangelndes Autorbewußtsein 65189, bei Sulpicius Severus 71f., bei Galen 71206, bei Plotin 71206, Schwierigkeit angemessener Übersetzung 115357, bei Übersetzun-

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gen Angabe des Autors oder des interpres (?) 190/201, paganer Usus 192/94. 195. 196f., Diebstahl geistigen Eigentums durch plagiierende Titelfälschung 190/201. 198. 199/201, s. auch Apuleius, Hieronymus, Rufinus TRAGÖDIE, griechische: Verfälschung 11 TRANSPOSITION: typische revisorische und verfälschende Maßnahme 11. 105, s. auch Verfälschung ÜBERSETZUNG: antike Terminologie 46140. 109/201, 111f. 125. 136. 156f. 162497. 166f. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 284/88, griechische Übersetzungen 109334. 118370. 118371. 120376. 127. 172, klassische Vertrautheit mit dem Griechischen 119/22, schwindende Sprachkenntnisse ab der Spätantike 119/22. 127, zweisprachige Textausgaben 133421, fördert genaueste Wahrnehmung des Originals 118371, schult iudicium und intellegentia 118370, Bedeutung und Gebrauch des Worts interpres/eJrmhneuv" 111f. 125, eigentliche Aufgabe des interpres 116. 132. 168, Figur des Übersetzers 109f. 116 119f. 126. 131f. 150/53. 168. 266/68. 284/88, sein Ansehen 119f. 120379. 200616, (inter)kulturelle Voraussetzungen 150/53, Übersetzen beim Dolmetschen 111f. 121f., im Recht 111f. 117f. 121f., in Philosophie, Medizin und Historiographie 114f. 120380, in der Dichtung 115f., in der Theologie 115/17. 121f. 122/24. 124/63. 161/63. 164/68. 172f. 173/76. 266/68. 284/88 u.ö., antike Metho-

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Namen und Sachen

dendebatte 109/201. 266/68. 284/88, (möglichst „wörtliche“, ad verbum) Treue zum Original als Grundsatz 109/201. 109. 111/24. 124/63. 164/68. 168. 189. 266/68. 284f. 286/88, vor allem bei mangelhaften Kenntnissen der Ausgangssprache beim Publikum 119/22. 127. 129. 164, Mittel der Wahrheitsfindung 111/24. 115f. 117. 122/24. 123388. 124/63. 152f. 161/63. 172f. 173/76. 179/84. 184/88. 189. 266/68. 284/88, ad sensum-Methode und Kritik an wörtlicher Treue zum Original 111/24. 115f. 119. 124/63, 129/50. 284/88, daher eher freie Bearbeitung 109f. 115f. 117. 119. 178/90, Streben nach aemulatio 109f. 113. 114352. 117. 118371. 173/76. 178/90, als neues und eigenständiges literarisches Werk 110. 117. 138, dies jedoch nicht Normalfall lateinischer Übersetzungen 117, Einfluß des Rhetorikunterrichts 109f. 113. 114352. 117. 118370, ordo verborum 134f. 144/46. 156, Metaphern 154476, unterschiedliche Praxis bei einunddemselben Übersetzer 130f. 133, Unterscheidung von Wort (o[noma) und Bedeutung (e[nnoia) 125f. 153. 155477. 155478. 159/61. 234. 284f. 286/88, bei Götternamen und religiösen Begriffen 125. 125395, Selbstkritik und Selbstkorrektur bedeutender Übersetzer 129f. 150f., Übersetzen aus Inspiration (?) 138f. 141437. 145f. 146452. 150. 151465. 152. 153471. 161. 172531, möglichst umfassende Bildung als Voraussetzung rechter Übersetzung 150/53, guter Stil einer Übersetzung auf Kosten der originalgetreuen Wahrheit (?) 153/63. 164.

286/88, Verbindung mit Echtheitskritik 30/32. 46140. 109/201. 143f. 164/68. 168/71. 182. 182560. 266/68. 284/88, Übersetzung und Autorschaft 178/90. 190/92. 284/88, Übersetzung eigener Werke 118371. 182559. 288, Autor oder Übersetzer (?) im Titel 190/201, Übersetzung als Maßnahme gegen die Verfälschung des Originals 31, Verfälschung des Originals vor der Übersetzung 163/78. 185f., dann keine Übersetzung, sondern Bearbeitung 168/71, Verfälschung des Originals in der Übersetzung 109/201. 131f. 138. 141. 144445. 153/63. 157. 161/63. 185f. 266/68. 284/88, inhaltlich 109f. 122. 157. 161/63. 164. 266/68, sprachlich-stilistisch 109f. 122. 153/63. 157. 164. 266/68. 286/88, von der antiken Öffentlichkeit verurteilt 109/201. 187. 190. 266/68. 284/88, Verfälschung durch Epitomierung 169518. 177, christliche Haltung 110. 116f. 119. 122/24. 124/63. 164/68. 172f. 173/76. 284/88, konkurrierende Übersetzungen einunddesselben Werks 122/24. 164/68. 171529. 172f. 173/76. 179/84. 184/88, Widersprüchlichkeit 78229, „Altern“ früherer Übersetzungen 123. 123387. 123388, selbst Opfer fremder Verfälschung 30/32. 266/68, Cicero als Übersetzer 113f. 115357. 116359. 117f. 129409. 129410. 133. 136. 151. 155478. 190582, Bibelübersetzung möglichst vorlagengetreu (?) 23f. 124/63. 266/68. 284/88, im (Früh)Mittelalter 119, moderne Übersetzungen 111. 118367. 118369. 123387. 124391. 129410. 153471. 156480. 162496. 168/71. 169521. 169522. 191584, s. auch Bibel, Häresie,

Namen und Sachen Hieronymus, Hilarius, Juden, Origenes, Rufinus, Septuaginta, Verfälschung UMSTELLUNG: s. Transposition UNERKENNBARKEIT revisorischer und verfälschender Maßnahmen: s. Verfälschung UNSICHERHEIT in der Identifikation einer Verfälschung: s. Verfälschung UNTERSCHRIFT, eigenhändige: Maßnahme zur Authentifizierung einer Handschrift 41. 42128 URHEBERRecht

UND

VERLAGSRECHT: s.

URKUNDEN: s. Akten, Archive VARIANTEN: Variantenreichtum der handschriftlichen Überlieferung 13. 37. 40f. 41f. 55/59. 80, Entstehung durch die irrtümliche Inkorporation von Randbemerkungen in den Text 47/49, Zurückhaltung im Urteil über die Echtheit alternativer Varianten 23. 74217. 80. 208f. 213f., aber Notwendigkeit einer kritischen Entscheidung 76/82, „variantes significantes“ (?) 60. 74217. 80, „gleichwertige“ (?) Varianten 80. 80236 VERFÄLSCHUNG: von Fälschung zu unterscheiden 11, fremde dichterischer Bearbeitung eines Prosatexts keine Verfälschung 35111, antike Terminologie 25. 45/47. 156f. 165/68. 172f. 173/76. 177f. 185567. 188f. 190580. 202/60. 266/68. 268/70. 270/83.

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284/88 u.ö., rechtlich nicht sanktioniert 79. 79231. 79233, als absichtliche Maßnahme vom Fehler zu unterscheiden 24f. 38. 47/49. 49. 52/59. 52. 54. 55/59 u.ö., Anmaßung als typische Eigenschaft des Verfälschers 51. 54f. 56. 57. 60. 213658. 220/23. 269, wenig Unrechtsbewußtsein 81f., dennoch oftmals nicht dolo malo 27/29. 68197. 219, für das Textcorpus bestimmt, nicht für den Rand oder die Rückseite 47/49, in allen Epochen der griechisch-römischen Literaturgeschichte 13. 38 u.ö., in Antike und Mittelalter allgemein 12f. 261/65, in der Neuzeit 12. 264f. u.ö., gerade in der frühen Phase der Überlieferung eines Texts 13. 29. 34. 39/43. 44. 56, aber zeitlich nicht einzugrenzen 42f., Verbreitung verfälschter Texte 20/82. 38. 40f. 41f. 50f. 95/108. 255801 u.ö., gerade in Werken vielgelesener Autoren 11. 16/19. 1644. 42f. 95/108. 260810 u.ö., syntaktische Entstellung des originalen Wortlauts als Folge 7. 717. 718 u.ö., schwierig im verfälschten Text zu identifizieren 8f. 922. 17f. 40f. 41f. 44. 49148. 53. 55/59. 77f. 164. 202/60 u.ö., daraus resultierende Unsicherheit des Lesers und des Schreibers 17f. 40f. 41f. 44. 53. 55/59. 56. 70. 202/60. 227f. 248/53, erfordert kritische Haltung des Lesers 20/82, 40f. 41f. 44. 53. 55/59. 70. 202/60 u.ö., Beeinträchtigung der handschriftlichen Überlieferung 51f. 55/59. 250f. u.ö., Beispiele dafür 35. 35/37. 62. 250f., zu unterscheiden von der Kritik und den Korrekturvorschlägen der vom Autor exklusiv dazu bestimmten Personen vor der Veröf-

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Namen und Sachen

fentlichung 83/94, anonym ohne Genehmigung des Autors 11. 13. 51. 70. 107 u.ö., meist nicht anonym in Epitomai, Exzerpten, Florilegien und Kompendien 98. 106f., Warnung des Autors und scharfe Verurteilung 20/82. 173/90. 187. 190. 220/23 u.ö., dadurch Stärkung seines Autorbewußtseins 63/73. 83/94. 90f. 173/90 u.ö., daher Bezeichnung als Kollaboration irreführend 73/82. 74f. 190. 197, Verurteilung auch durch allgemeines Publikum 11/82. 73/82. 81241. 173/90. 187. 190. 202/60. 230 u.ö., göttlicher Schutz des Texts 20/24. 24f. 25/27. 67/70, Teufelswerk und Abfall von Gott 32. 44. 67/70, in Epitomai, Exzerpten, Florilegien und Kompendien 95/108, des Originals vor der Übersetzung in eine andere Sprache 163/78. 185f., in Gesamtrezensionen 202/60, von Akten und Urkunden 46140, Unterscheidung formale vs. substantielle Verfälschungen unzulänglich 60, differenzierte Kategorisierung und Typologisierung 59f. 75219. 76220, umfangreiche Eingriffe 43f. u.ö., zuweilen aber nur in einzelne Buchstaben, Silben, Wörter 20/24. 2473. 43f. 49148. 53f. 54. 70. 221f. 269, Motive des Verfälschers allgemein 52. 59f. 164. 202/60. 203f. 220/23. 228f. 232f. 248/53, nicht immer festzustellen 75f. 76222, inhaltliche Motive 59f. 96. 164. 228f. 248/53 u.ö., religiöse Motive 30/32. 40f. 44. 67/70. 164/68. 172f. 173/76. 243/60 u.ö., Erbauung des Lesers 175f., Täuschung des Publikums unter dem Namen des Autors 70. 105 u.ö., zur Diskreditierung des Autors 30/32. 32. 40f. 44.

67/70 u.ö., zur absichtlichen Verwirrung der Leser 30/32. 40f. 44. 70 u.ö., kein Verständnis für den rechten Sinn des originalen Texts 52/59. 57. 105 u.ö., Emendation des Originals als gutgemeintes Motiv 27/29. 52/59. 59f. 203f. 220/23. 248/53 u.ö., Grammatikfehler des Originals als Motiv 52. 54. 55. 232f. 248/53, Stilmängel des Originals als Motiv 35/37. 52. 53. 55. 55162. 56. 59f. 88. 96. 164. 232f. 248/53, Länge als Motiv in verfälschenden Epitomai, Florilegien und Kompendien 95/108. 98/100, als vorgebliche Rechtfertigung 40f. 96, Vereinfachung und Banalisierung 60. 164. 172. 221f. 232f., oftmals große formale Fähigkeiten des Verfälschers 78, dennoch Abfall gegenüber dem individuellen Profil des Autors 66191. 76/78. 191, diese dissonantia als Indiz für Verfälschung 77f., nachträglich schwer zu beseitigen 16/19, Gelehrsamkeit des Schreibers, des Lesers und des Kritikers notwendig 44. 55/59. 70, s. auch Autor, Echtheitskritik, Emendation, Epitome, Häresie, Heiligenviten, Interpolation, Kriterien, Medizin, Philologie, Philosophie, Recht, Revision, Rezension, Stil, Terminologie, Tilgung, „work in progress“ VERGIL: frühe Varianten im Vergiltext 39f., Verfälschung 11. 39f. 118371, fremdes „Auffüllen“ der metrisch unvollständigen Verse 232726, postume Ausgabe 202620, Subskription des Asterius 93, Ruhm in der Spätantike 72208, Donats Vita 106, christliche Übersetzung der vierten Ekloge 118371, besseres Verständnis durch

Namen und Sachen genaue Realienkenntnis 151f., Vorwurf des ad verbum-Plagiats Homers 200616, Vergil und Ennius bei Cassiodor 248 VERÖFFENTLICHUNG: s. Ausgabe VETUS LATINA: s. Augustinus, Bibel, Hieronymus VICTORINUS VON PETTAU: Origenesübersetzung 190582, Gesamtrezension seines Apokalypsekommentars durch Hieronymus 248/53. 258/60 VIVARIUM: s. Cassiodor Frank: ausgeprägtes WEDEKIND, Autorbewußtsein 63, Warnung vor verfälschenden Eingriffen in seine Werke 63 WIDMUNG: in der Spätantike oftmals einflußreiche Widmungsempfänger 87, vom Autor exklusiv mit der Korrektur, Veröffentlichung und Verbreitung des Werks betraut 87/90, diese Funktion durch die Widmung öffentlich gemacht 89, Maßnahme zum Schutz des veröffentlichten Werks 89. 89265 „WORK IN PROGRESS“ und offenes Werk: grundsätzlich nicht antike Auffassung 66f. 73/82. 74. 83/94 u.ö., daher problematischer Terminus der Kritik 66f. 73/82. 74. 81240. 83/94 u.ö., Veröffentlichung als Endpunkt dieser Phase der Werkentstehung 83/94. 92/94 u.ö., s. auch Ausgabe, Autor, Emendation, Kriterien, Kritik, Verfälschung

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ZEICHEN, kritische: 102f. 139/43. 182560. 208/18. 222f. 268. 285f., Ausdruck konservativer Kritik 208f. 213/18. 268, Kenntnis zum Verständnis erforderlich 214f., daher leicht Ausfall in der handschriftlichen Überlieferung 214/16, bei den Alexandrinern 208f., in Cassiodors Origenescodices 247f., im Mittelalter 212652, s. auch Ausgaben, Cassiodorus, Hieronymus, Kriterien, Kritik, Quintilian, Verfälschung ZUSÄTZE: s. Interpolation