Der 4-Farben-Mensch - Der Weg zum inneren Gleichgewicht
 9783548367972

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Das Buch Seit Jahrzehnten bewährt und weltweit angewandt - Max Lüschers farbenbasierte Persönlichkeitsdiagnostik gehört längst zu den Klas­ sikern der modernen Psychologie. Das Konzept: Rot, Grün, Blau und Gelb entsprechen den vier normalen Selbstgefühlen des Menschen: Selbstvertrauen, Selbstachtung, Zufriedenheit und innere Freiheit. Löscher zeigt, wie man diese Selbstgefühle harmonisch entwickeln und dadurch zu innerem Gleichgewicht, erfolgreichen Beziehungen und Lebensfreude gelangen kann. Zugleich ist die hier verwendete Lüscher-Farbscheibe eine spielerisch leichte Methode, um Menschen auf humorvolle Weise charakterologisch zu bestimmen und zu durchschauen, so daß man ihr wahres Wesen erkennt. Dadurch kann man sich im Alltag auf die Reaktionen, Taktiken und Verhaltensmu­ ster seiner Mitmenschen einstellen und - möglicherweise folgen­ schwere - Fehleinschätzungen vermeiden. Angewandte Psychologie im besten Sinne: praktikabel und wissenschaftlich abgesichert. Der Autor Der weltbekannte Schweizer Psychotherapeut Professor Dr. Max Lü­ scher studierte Philosophie, Psychologie und Klinische Psychiatrie in Basel. Bereits mit seinem 1949 veröffentlichten Klinischen Lüscher­ Farbtest, der in 29 Sprachen übersetzt wurde, erregte er weltweit gro­ ßes Aufsehen. Die Löscher Color-Diagnostik wird heute in sieben Sprachen an Universitäten unterrichtet. Neben seiner Tätigkeit in Forschung und Lehre in West- und Osteuropa, den USA, Südame­ rika und Australien berät Löscher bekannte Spitzenunternehmen. Viele seiner Bücher wurden zu Bestsellern und in mehrere Sprachen übersetzt. In unserem Hause ist von Max Lüscher bereits erschienen: Das Harmoniegesetz in uns

MaxLüscher

Der 4-Farben-Mensch Der Weg zum inneren Gleichgewicht Mit der Lüscher-Farbscheibe

Ullstein

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Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt. Komplett überarbeitete Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch 1. Auflage Dezember 2005 3. Auflage 2008 © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2005 © 1990 Color-Test-Verlag AG, Luzern Umschlaggestaltung: Büro Hamburg Titelabbildung: Max Lüscher Gesetzt aus der Minion bei LVD GmbH, Berlin Druck und Bindearbeiten: CPI - Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany ISBN 978-3-548-36797-2

Inhalt I. TEIL Der 4-Farben-Mensch Die Selbstverwirklichung ................................ Die 4-heit .................................................. Die 4 Selbstgefühle........................................ Grün: die Selbstachtung .............................. Gelb: die »innere« Freiheit .......................... Rot: das Selbstvertrauen .............................. Blau: die »innere« Zufriedenheit .................... Die Selbstbewertung .................................. Die Besonderheit des Menschen ........................ Der normale Mensch .................................... Der infantile Mensch .................................... Der neurotische Mensch ................................ Normal oder durchschnittlich?.......................... Ideale: ja- Ideologien: nein.............................. Eine Zwischenbilanz...................................... Die Ethik des 4-Farben-Menschen...................... Die 6 ethischen Grundnormen ...................... Die ethischen Normen und die 10 moralischen Gebote .......................... Die echte Liebe ........................................ Checkliste und Leitsätze für das innere Gleichgewicht ............................................ Der blaue Check ..... :................................ Der grüne Check ...................................... Der rote Check ........................................ Der gelbe Check ......................................

11 18 21 21 23 24 27 28 33 41 46 52 54 58 60 62 64 68 70 78 80 81 82 84

Die »Typologie« des 4-Farben-Menschen ............ Wie werde ich selbstsicher? .......................... Wie werde ich selbständig? .......................... Wie werde ich ernsthaft? .............................. Wie werde ich heiter?.................................. Wie fühle ich mich unbelastet? ...................... Wie fühle ich mich wohlgemut? .................... Wie verhält sich der 4-Farben-Mensch? ............

86 87 87 88 89 89 90 90

II. TEIL Die Farben Die objektive, psychische Wirkung der Farben........ 93 Die Bedeutung von Rot .............................. 96 Die Bedeutung von Blau .............................. 99 Die Bedeutung von Grün ............................ 102 Die Bedeutung von Gelb.............................. 104

III. TEIL Die Psychologie und Philosophie des 4-Farben-Menschen Die Psychologie der Autoregulation .................... 109 Die Konstellation: direktiv oder rezeptiv............ 109 Die Sukzession, die Änderung der Konstellation: konstant oder variabel ................................ 113 Die Kommunikation: integrativ oder separativ .... 115 Die 4 Grundstrukturen .................................. 117 Logische Ethik statt konfessioneller Moral ........ 119 Was ist das Gewissen wirklich? ...................... 121

IV. TEIL Der Nicht-4-Farben-Mensch Mit einer Anleitung zur Lüscher-Farbscheibe Die Zieltaktik und die Abwehrtaktik .................. 127 Die Typologie des Nicht-4-Farben-Menschen ........ 131 Was bedeutet der Begriff »Typ «? .................... 132 Die Haupttypen ...................................... 135 Der Blau-Typ .......................................... 135 Zieltaktik: Der gutmütige Engel (+Blau) ............ 135 Abwehrtaktik: Der unzufriedene Teufel (-Blau) .... 138 Der Grün-Typ ........................................ 142 Zieltaktik: Der eingebildete Pfau (+ Grün) .......... 142 Abwehrtaktik: Die wendige Schlange (-Grün) ...... 146 Der Rot-Typ .......................................... 151 Zieltaktik: Der wichtigtuerische Angeber (+ Rot) .... 151 Abwehrtaktik: Der gequälte Märtyrer (-Rot) ...... 155 Der Gelb-Typ .......................................... 159 Zieltaktik: Der erwartungsvolle Phantast (+ Gelb) .. 159 Abwehrtaktik: Der gewappnete Ritter (-Gelb) ...... 164 Die Lüscher-Farbscheibe ................................ 168 Anweisungen zum Gebrauch der Lüscher-Farbscheibe .................................. 169 Die Selbstbeurteilung auf der Farbscheibe ........ 170 Der gefällige Engel ...................................... 171 Der leidende Engel .................................... 172 Der wachsame Engel .................................. 173 Der eigenwillige Pfau .................................. 175 Der reizbare Pfau ...................................... 177 Der gewissenhafte Pfau ................................ 178 Der gierige Angeber .................................... 180 Der pfiffige Angeber .................................... 182 Der anmaßende Angeber .............................. 184 Der ruhelose Phantast ................................ 186 Der anspruchsvolle Phantast .......................... 188

Der unglückliche Phantast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Der kritische Teufel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Der provozierende Teufel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Der unverstandene Teufel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Die anschmiegsame Schlange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Die spöttische Schlange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Die ausbrechende Schlange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Der resignierte Märtyrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Der gekränkte Märtyrer... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Der hoffende Märtyrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Der treue Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Der eiserne Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Der protzige Ritter...................................... 203 Und zum Schluß .......................................... 204 Register .................................................... 206

I. TEIL Der 4-Farben-Mensch

Wer überheblichkeit und Ängstlichkeit nicht überwindet, kann das Richtige nicht vom Falschen und das Wesentliche nicht vom Unwesentlichen unterscheiden. Er ist kein 4-Farben-Mensch. MAXLÜSCHER

Die Selbstverwirklichung Sie haben sich dieses Buch gekauft (hoffentlich nicht bloß ausgeliehen). Was erwarten Sie von ihm? Fröhliche Unter­ haltung, wertvolle Belehrung? Oder haben Sie von beidem schon das Bücherregal und die Nase voll? Ist Ihnen bewußt, daß Lesen ebenso wie Fernsehen im­ mer nur ein Erleben »aus zweiter Hand« ist? In beiden Fäl­ len geschieht alles nur, »als ob« es wirkliches Leben wäre. Die Bilder, Handlungen und Gedanken laufen auf dem Bildschirm ab, »als ob« Sie dabei wären. Aber Sie sind wie durch eine Kluft von dem getrennt, was das wirkliche Le­ ben ist. Sie bleiben Zaungast. Die hübsche Ansagerin lä­ chelt so oder so gewinnend, ob man sie nun auf der Matt­ scheibe bewundert oder aber ihren Sexappeal ignoriert. Auch mit einem Buch, wie Sie es vor sich haben, ist kein wirkliches Zwiegespräch möglich. Bei manchen Gebilde­ ten und vielen Eingebildeten stehen Bücher zwar ohnehin nur als Wandschmuck im Regal. Hat einer aber seine Schlaflektüre gefunden, dann wird er im Bett zum Welt­ reisenden, zum Krimihelden oder lüsternen Don Juan, bis er endlich einschläft und ihm das Buch aus der Hand fällt. Weil wir, Sie als Leser und ich als Autor, uns nicht per­ sönlich Rede und Antwort stehen können und weil zwi­ schen uns, genau wie beim Fernsehen, kein wirklicher Dialog und keine echte Kommunikation möglich ist, kann ich das, was ich beabsichtige, mit diesem Buch nur schwer erreichen. Dennoch möchte ich, daß Sie beim Lesen einen inneren Dialog mit mir führen. Ich hoffe, daß Sie manch­ mal denken: >Nein, Herr Lüscher, das sehe ich nicht soJa, genau so erlebe ich es auch. Das hätte ich auch schreiben können. < Es geht mir darum, daß Sie sich bewußt werden, aus welchem Beweggrund Sie etwas wollen oder tun. Ich möchte erreichen, daß Sie Ihre nützlichen und auch Ihre schädlichen Selbstgefühle kennen und erkennen. Es geht mir darum, daß Sie sich das innere Gleichgewicht ver­ schaffen und daß dadurch Ihre Beziehungen erfolgreich sind. Ich möchte, daß Sie die Sympathie und die Erlebnis­ freude besitzen, die das Leben sinnvoll machen. Der Fluch aller Bücher liegt darin, daß in ihnen viel­ leicht Wichtiges oder Ungeheures geschieht, aber nur »als ob« und nur »wie wenn«. Lesen ist noch keine gelebte Wirklichkeit. Ich möchte aus diesem Buch heraustreten und Sie fragen, warum Sie überhaupt den 4-Farben-Men­ schen lesen, statt mit Ihrem Partner zärtlich zu sein oder etwas zu tun, was Sie schon lange hätten erledigen sollen. Ich möchte Ihnen sagen, daß es mich zwar nicht stört, wenn Sie beim Lesen die Füße auf den T isch legen, daß Sie aber ein schlechter Partner sind, wenn Sie immer nur mich reden lassen, statt auch selbst kritisch mitzudenken oder, wenn nötig, innezuhalten, um nachzudenken. Sie wären auch dann für mich ein schlechter Partner, wenn Sie mir zwar Recht geben und dem Gesagten beistimmen, aber weiterhin nicht danach handeln. Erich Kästner hat es auf den Punkt gebracht: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« Ich will zur Sache kommen: Sie wollen ja erst einmal er­ fahren, wer dieser 4-Farben-Mensch ist. Wie die speziellen 4 Lüscher-Test-Farben wirken, will ich hier kurz erläutern. Wie Sie wissen, kann man aus den 4 Farben Gelb, Rot, Blau und Grün einen ganzen, harmonisch verlaufenden Farbenkreis bilden. Der Kreis ist das Sinnbild der integra­ len Ganzheit und damit der echten Harmonie. 12

Wie Sie sicher ebenfalls wissen oder zumindest ahnen, vermittelt Ihnen der Anblick jeder Farbe eine bestimmte Empfindung. Sie spüren beispielsweise, daß Rot in Ihnen eine anregende, lebhafte Empfindung auslöst, daß hinge­ gen Dunkelblau beruhigend und entspannend wirkt. Orangerot wirkt auf jeden Menschen, gleichgültig, wie alt er ist oder in welcher Kultur er lebt, stets anregend, stimulierend, aktivierend. Orangerot ist Ausdruck der vitalen Kraft, der Stärke und damit auch des Selbstver­ trauens. Dunkelblau hingegen vermittelt tiefe Ruhe. Es ent­ spricht dem Gefühlszustand der Zufriedenheit, der Ein­ ordnung, der Zugehörigkeit und Geborgenheit. Darum ist der Mantel der Gottesmutter Maria meist blau. Tannengrün, wenn es eher bläulich und eher dunkel ist, wirkt auf jeden hart und fest. Es entspricht dem Gefühl der Stabilität, der Festigkeit und der Selbstsicherheit. Wer sich innerlich fest und sicher fühlt, hat ein gefestigtes Selbstwertgefühl. Er besitzt die notwendige Selbstachtung. Diese ist das wichtigste Selbstgefühl. Helles Gelb hingegen wirkt auf alle heiter, leicht, offen und weit. Es hat eine lösende und befreiende Wirkung. Darum entspricht es dem Selbstgefühl der Freiheit. Ein 4-Farben-Mensch erlebt, denkt und handelt also aus 4 Selbstgefühlen - und zwar aus diesen 4 normalen Selbstgefühlen. Das unterscheidet ihn vom Durchschnitt, von der unglücklichen Masse. Die 4 normalen Selbstgefühle sind: Selbstachtung (Grün) Selbstvertrauen (Rot) innere Zufriedenheit (Blau) innere Freiheit (Gelb) 13

Der 4-Farben-Mensch verwirklicht sich in allen 4 norma­ len Selbstgefühlen, also in seiner integralen Ganzheit. Darum ist er auf alle Fälle ein Mensch, der viel intensiver erlebt, der das Leben faszinierend interessant findet und sich glücklich fühlt. Befürchten Sie nicht, daß ich Ihnen eine neue Moral an­ drehen will, eine Lüscher-Moral! Moralisieren (»Du sollst ..., Du darfst nicht ...«) und moralisierender Aber­ glaube (»Es ist eine Todsünde, wenn man ...«) sind dem 4-Farben-Menschen fremd. Er läßt sich in keine ideologi­ sche Zwangsjacke stecken. Wir 4-Farben-Menschen erle­ ben die Stunde, öffnen uns den Dingen der Welt und möchten die Zusammenhänge verstehen. Ich bin kein professoraler Stubenhocker. Mir sind die Freunde, die Geliebte, die Leckerbissen, der gekräuselte See und die Skipiste lieber als all die Illusionen, die sich um Torheiten wie zum Beispiel Prestige, Macht, Promi­ nenz und anerzogenen Aberglauben herumranken. Wirk­ lich gelebtes Leben vollzieht sich in der Partnerschaft, in der Freundschaft, im wachen Empfinden der Umwelt, im Dialog, in der Auseinandersetzung zwischen dem Ange­ stellten und dem Chef, besonders auch zwischen dem Men­ schen und seiner Aufgabe, zwischen dem Gestalter und seinem Werk und insbesondere zwischen Mutter und Kind. Der 4-Farben-Mensch will aus dem Leben so viel an Erkenntnis und Erlebnisfreude herausholen, als es zu ge­ ben vermag.»Freudig und glücklich sein«, das ist das Ziel, das der 4-Farben-Mensch anstrebt. Darin besteht der Sinn seines unwiederholbaren Lebens. Kein Geringerer als der durchaus erfolgreiche - Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: »Im Leben kommt es auf das Leben und nicht auf den Erfolg desselben an.« Der 4-Farben-Mensch weiß, wie »glücklich sein« gemacht wird: Dazu bringt er seinen Geist zur Entfaltung. Er schärft seine Empfindungen und erlebt 14

die Lust aus tausend Quellen. Durch die geistige Entfal­ tung lernt er, sich selbst zu verstehen, seine Freunde zu be­ greifen und seine Gegner zu durchschauen. Konventionelle Vorurteile und der verheerende Aber­ glaube, wie sie uns Konfessionen, der Staat oder eine mit Vorurteilen gepanzerte Wissenschaft oder die verführeri­ sche Werbung einträufeln, finden bei ihm keinen Nährbo­ den. Der 4-Farben-Mensch kennt die Motive dieser mani­ pulierenden Verführer. Deswegen befreit er sich von ihnen und macht sich von den schlechten Einflüssen unabhän­ gig. Er kommt ohne exaltierte Moden und ohne exaltierte Ansprüche aus. Er ist ein rücksichtsloser Warum-Frager. Er fragt zu Ende, bis er alles, was ihn als Unsinn befremdet oder was ihn als Problem bedrängt, dort eingeordnet hat, wo es wirklich hingehört. Er fühlt sich erst wohl, wenn er seine Probleme gelöst hat und sich von jedem inneren Zwang völlig und von den äußeren Zwängen soweit als möglich befreit hat. Zwar wissen Sie noch sehr wenig über den 4-Farben­ Menschen. Aber die erste Begegnung entscheidet über Sympathie und Vertrauen oder über Gleichgültigkeit und Abneigung. Paßt Ihnen der 4-Farben-Mensch nicht in den Kram, so klappen Sie hier das Buch zu und schenken Sie es in seiner angeknabberten Keuschheit jemandem, den Sie nicht mögen. Haben Sie aber Lust, den 4-Farben-Menschen genauer kennenzulernen und dabei für sich selbst möglichst viel an Einsichten, an intensivem Erleben, an Freude und Lust herauszuholen, dann müssen Sie sich darüber im klaren sein: Sie verbringen beim Lesen nicht nur viele Stunden mit mir- und zwar in einer sehr persönlichen Auseinan­ dersetzung-, sondern Sie gehen das Abenteuer einer Ver­ änderung ein. 15

W ährend Sie kritisch mitdenken und Einsichten gewin­ nen, werden Sie ein anderer Mensch. Sie werden innerlich freier und von Äußerem unabhängiger. Daß Sie sich ver­ ändern, wirkt sich auch auf Ihre Umwelt aus. Sie werden die Menschen besser verstehen. Sie werden in Ihren per­ sönlichen Beziehungen dadurch eine intensivere und ver­ ständnisvollere Kommunikation erreichen. Sie werden bei beruflichen und geschäftlichen Kontakten effizienter han­ deln. Die innere Freiheit, die Sie erreichen, die Fähigkeit, sowohl zu fordern als auch zu verzichten, macht Sie unab­ hängig. Daher ist es wahrscheinlich, daß Sie die Beziehun­ gen zu manchen Menschen neu gestalten oder daß Sie sich von langweiligen oder unangenehmen Menschen trennen werden, die Sie heute noch widerwillig ertragen. Wenn Sie sich entschlossen haben, weiterzulesen, dann gehen Sie mit mir eine geistige Freundschaft ein. Es wird ein intimes Verhältnis werden, denn ich erzähle nicht ir­ gendeine unbegründete psychologische Meinung, die Sie nach Belieben für sich auslegen oder auch überlesen kön­ nen. Jede Aussage basiert auf der psychologischen Regula­ tionsdiagnostik, die seit vier Jahrzehnten weltweit eine der am weitesten verbreitete medizinisch-psychosomatische Methode ist. Ich wünsche Ihnen, daß unser Zwiegespräch Sie veran­ laßt, Situationen zu vermeiden, in denen man sich hilflos, enttäuscht oder unzufrieden fühlt, und daß Sie ein heite­ rer »Hans im Glück« werden, der aus vollem Halse lachen kann. Gut, Sie lesen weiter. Dann möchte ich, daß wir ab jetzt - weder auf der Straße noch in der Kirche, aber we­ nigsten im folgenden Text - Du zueinander sagen, denn wir haben vieles miteinander vor, was aufrichtiges, gegen­ seitiges Vertrauen voraussetzt, und außerdem: Du gefällst mir, weil Du weiterliest und keine selbstgefällige Mimose, 16

aber auch kein eingebildeter Besserwisser und kein auto­ ritätsgläubiger Hampelmann zu sein scheinst. Aber schließlich hast Du das Buch ja nicht gekauft, um von mir geduzt zu werden, sondern weil Du den 4-Far­ ben-Menschen auf Herz und Nieren prüfen möchtest. Darum will ich nun zur Sache kommen. Du möchtest wahrscheinlich wissen, warum ich ihn »Farben-Mensch« nenne. Unter »Ellenbogen-Mensch« oder »Geld-Mensch« könntest Du Dir wahrscheinlich eher etwas vorstellen. Ganz sicher möchtest Du auch wissen, warum es gerade der 4- und nicht ein 5- oder ein 17-Farben-Mensch ist.

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Die4-heit Daß es gerade 4 Farben sind, hat denselben Grund wie die Tatsache, daß man von 4 Elementen, von 4 Temperamen­ ten, von 4 Himmelsrichtungen, 4 Jahreszeiten und in den Religionen von 4 Symbolfiguren, 4 Erzengeln usw. spricht. Die Unterteilung in eine 4-heit ist in unserem Denken be­ gründet. Wieso? Wenn wir etwas, das ursprünglich als Einheit erscheint, beurteilen möchten, dann teilen wir es in polare Gegen­ sätze: in links und rechts, in oben und unten, in sympha­ tisch und unsymphatisch usw. Jede Beurteilung wird jedoch noch treffender, wenn nach der ersten Unterschei­ dung noch eine zweite erfolgt, zum Beispiel zwischen jung und alt. Weil 2 mal 2 bekanntlich 4 gibt, entsteht durch diese zweifache Beurteilung eine 4-heit. Auf diese Weise entstehen die 4 »Elemente« und alle Sy­ steme mit 4 Typen. Hier einige Beispiele. Zur Verdeutli­ chung setze ich die entsprechende Farbe dazu: Die 4 Elemente Feuer Wasser Luft Erde

entspricht Rot entspricht Blau entspricht Gelb entspricht Grün

lebhafte Aktivität ruhige Zufriedenheit heitere Freiheit ernste Festigkeit

Die 4 Temperamente cholerisch phlegmatisch sanguinisch melancholisch

entspricht Rot entspricht Blau entspricht Gelb entspricht Grün 18

lebhafte Aktivität ruhige Zufriedenheit heitere Freiheit ernste Festigkeit

So sind viele Typologien entstanden. Selbst Sigmund Freud meint dasselbe, wenn er in seiner Sexual-Ideologie drei Typen unterscheidet: phallisch oral anal

entspricht Rot entspricht Blau entspricht Grün

Und natürlich wäre auch er auf die 4-heit gekommen, wenn er nicht die Freudsche Fehlleistung begangen hätte, den wichtigen erotischen Bereich zu übersehen, nämlich die visuelle Erotik, die Vorstellung uhd Fantasie, ohne die nichts läuft. Sie entspricht dem Gelb. Weil also die 4-heit in der Natur des menschlichen Den­ kens und Erlebens begründet ist, ist der natürliche Mensch eben ein 4-Farben-Mensch. Mehr über die Begründung der 4-heit und über die Psychologie der 4 Grundfarben findest Du im letzten Teil dieses Buches und besonders in meinem wichtigen Buch Das Harmoniegesetz in uns. (Ull­ stein Verlag). Jede der 4 Farben bewirkt eine bestimmte Empfindung. Diese erzeugt ein bestimmtes Verhalten. Das wichtigste Verhalten besteht darin, daß wir um jeden Preis die 4 nor­ malen Selbstgefühle pflegen. Genau das meint der be­ kannte Satz: »Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele« (Matthäus 16, 26). Die vier Selbstgefühle lassen sich mit den 4 speziellen Lüscher-Test-Farben darstellen. Das dunkle Löscher-Blau: Das Lüscher-Orangerot: Das bläuliche Löscher-Grün: Das helle Löscher-Gelb:

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die innere Zufriedenheit das Selbstvertrauen die Selbstachtung die innere Freiheit

Die 4 Selbstgefühle sind die 4 Schlüssel, mit denen Du Dir den Himmel auf Erden erschließen kannst. Es sind die 4 Himmelsrichtungen beim Kompass Deiner Innenwelt. Es sind die 4 normalen Selbstgefühle, die Du für Dein inne­ res Gleichgewicht um jeden Preis und in jeder Lebenslage wie Zügel fest im Griff haben mußt. Die Lebenskunst des 4-Farben-Menschen besteht in der virtuosen Beherr­ schung dieser 4 normalen Selbstgefühle. Farbe Empfindung Verhalten Rot

Erregung

Blau

Ruhe

Grün Festigkeit Gelb Entfaltung

normales Selbstgefühl

Stärke

Selbstvertrauen

Einordnung

Zufriedenheit

Beständigkeit Selbstachtung Veränderung innere Freiheit

Die 4 Selbstgefühle werden Dir vorläufig noch abstrakt oder gar unverständlich erscheinen, aber ich möchte Dir gleich erklären, wie sie zu verstehen sind.

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Die 4 Selbstgefühle Grün: die Selbstachtung Du kannst von Dir das Gefühl haben, Du seiest ein ganz besonders herrlicher Vogel, z.B. unter den Politikern ein Adler oder ein redseliger Papagei, unter den Managern ein wachsamer Sperber, unter den Künstlern ein stolzer Pfau, unter den Wissenschaftlern ein bohrender Specht oder unter den schönen Frauen ein Kolibri, der von Blüte zu Blüte fliegt, um Honig zu saugen. Das Selbstgefühl dieser besonders herrlichen Vögel heißt selbstgefälliger Stolz. Je­ des übertriebene Selbstgefühl nennen wir künftig Selbst­ überschätzung. Was meinst Du, was das Gegenteil der Selbstüberschät­ zung sei? Sag nicht einfach: das Minderwertigkeitsgefühl. Davon gibt es mehrere Sorten. Was ist das Gegenteil, was ist die Kehrseite der Selbstüberschätzung? Wenn jemand Hemmungen hat und sich schamhaft verkriecht, sobald er den Duft der Lust oder die Heraus­ forderung zum Erfolg wittert, leidet er unter Selbstzwei­ feln. Kann man die hemmenden Selbstzweifel vermeiden? Ja, wenn man weiß wie. Der 4-Farben-Mensch über­ schätzt sich nicht. Er ist vernünftig. Weil er sich nicht überschätzt, leidet er auch nicht unter Selbstzweifeln. Sind das nur fromme Wünsche?, wirst Du fragen. Du hast recht. Mein Selbstgefühl wird nicht dadurch schon verändert, daß ich weiß, wie es theoretisch sein sollte. Wir müssen lernen, das echte, normale Selbstgefühl zu erleben, und ständig üben. Wir kommen nicht als fertiger 4-Farben21

Mensch auf die Welt. Das normale Selbstwertgefühl, die Selbstachtung, ist das Endprodukt Deines Bemühens um Echtheit und Wahrhaftigkeit gegenüber Dir selbst. Wenn Du Dich so verhältst, wie es Deine Überzeugung von Dir verlangt, dann fühlst Du, daß Du wahrhaft und echt bist, dann bist Du wirklich Du selbst. Du fühlst Deine »Identi­ tät«, wie man heute zu sagen pflegt. Das wichtige, normale Selbstgefühl, das man sich nur durch Wahrhaftigkeit er­ wirbt, ist die Selbstachtung. Aus dieser Selbstachtung her­ aus hat Martin Luther gesprochen, als er die berühmten Worte sagte: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders.« Der 4-Farben-Mensch ist bestrebt, sich getreu seiner Überzeugung zu verhalten und nach seinem »besten Wis­ sen und Gewissen« zu handeln. »Tue recht und scheue nie­ mand«, heißt der Wahlspruch, der die souveräne Selbst­ achtung des 4-Farben-Menschen beschreibt. Dasselbe bedeutet »Noblesse oblige«, Adel verpflichtet. Der 4-Far­ ben Mensch ist ein Edelmann und fühlt sich als Herr sei­ ner Innenwelt. Sein stetes Bemühen, wahrhaftig zu sein und seiner ehrlichen Überzeugung treu zu sein, gibt dem 4-Farben-Menschen das Gefühl der Echtheit, das Gefühl seines eigenen Wertes. Darin besteht seine Selbstachtung. Sie gibt ihm seine innere Stabilität. Wer nach solchen Grundsätzen lebt, wer sich von einer solchen Überzeugung leiten läßt, wer so entscheidet und handelt, besitzt den echten Adel. Er hat das, was mit »Men­ schenwürde« gemeint ist. Menschenwürde hat man nicht, weil man auf zwei Beinen und nicht auf vier umherläuft. Menschenwürde hat ein Schwerverbrecher nicht. Men­ schenwürde hat ein Ausbeuter auch nicht, selbst wenn er sich mit dem größten Einkommen großartig fühlt. Men­ schenwürde hat, wer sich der Echtheit verpflichtet fühlt und seine Selbstachtung erfüllt. Er ist ein »Edelmann«. 22

Gelb: die »innere« Freiheit Ein anderes Selbstgefühl verkörpert »Hans im Glück«. Du erinnerst Dich: Hans hat für seine treuen Dienste von sei­ nem Herrn einen Goldklumpen zum Lohn erhalten. Weil ihm das Gold beim Wandern beschwerlich wurde, hat er es gegen ein Pferd eingetauscht - und war sehr glücklich. Weil ihn das Pferd abwarf, hat er es gegen eine Kuh einge­ tauscht - und war sehr glücklich. Weil ihm die Kuh beim Melken einen unglückseligen Tritt versetzte, tauschte er sie gegen ein Schwein - und war sehr glücklich. Dieses tauschte er gegen eine Gans und die Gans gegen einen schweren Schleifstein, den er aber zum Glück in den Brun­ nen fallen ließ, als er trinken wollte. leichten Herzens, frei von jeder Bi,irde, kam er glücklich zu Hause an. Hans im Glück ist das Sinnbild für den Menschen, der sich frei und unabhängig fühlt, der jeden Besitz preisgeben kann. Er wählt unter allen Möglichkeiten diejenige, die ihm die be­ ste zu sein scheint und ihn daher frei, heiter und glücklich macht. Daß Hans an äußeren, materiellen Werten immer mehr verliert, soll ausdrücklich zeigen, daß sich nur derjenige frei und unabhängig fühlen kann, der nicht an irgendei­ nem Besitz hängt und sich konsequent von jeder Art von Abhängigkeit befreit. Für Hans im Glück zählt nicht der materielle Wert, sondern die innere Freiheit. In der inneren Freiheit, in der Unabhängigkeit, in der Fähigkeit, gegebene Möglichkeiten wahrzunehmen, Kon­ takte zu knüpfen, Beziehungen zu vertiefen, alles Schöne zu erleben, den Geldwert in Erlebniswerte umzumünzen: darin verwirklicht sich die Freiheit und Selbstentfaltung des 4-Farben-Menschen. Auch hier stehen der normalen inneren Freiheit und Selbstentfaltung zwei Abarten, zwei Entgleisungen gegen23

über: die abnorme Obertreibung und die abnorme Unter­ treibung. Der übertriebene Drang nach Unabhängigkeit wird zur Selbstflucht. Man wird zum Aussteiger. Diese Menschen flüchten in ihre Illusionen und in die Unverant­ wortlichkeit: »Das geht mich nichts an.« Sie entziehen sich der Verantwortung und argumentieren mit Ausreden. Ihr Lieblingswort heißt »man«: »Da kann man nichts ma­ chen.« Diese Menschen verstecken sich hinter dem Wir. »Wir sind der Meinung« statt: »Ich meine ...« Oder noch feiger formuliert: >>Ich würde meinen ...« statt: »Meine Meinung ist ... « Das - ebenfalls abnorme - Gegenteil dazu verkörpern die Ängstlichen. Sie äußern ihre Wünsche deshalb nicht, weil sie Angst haben, eine Zurückweisung einstecken zu müssen. Sie bemühen sich, alles so zu tun, daß man ihnen nichts vorwerfen kann.Aus Selbstunsicherheit befleißigen sie sich, es den anderen unter allen Umständen recht zu machen. Ihre große Sorge ist: » Was würden die anderen von mir denken, wenn ich ...« Aus Ängstlichkeit sind sie beflissen und fleißig wie Ameisen. Sie finden unentwegt: »Ich muß unbedingt ...