De Bremer Papyri

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EINZELAUSGABE

DIE BREMER

PAPYRI

VON

ULRICH WILCKEN

MIT EINER

TAFEL

AUS DEN ABHANDLUNGEN DER PREUSSISCHEN JAHRGANG

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 1936. PH1L.-HIST.

BERLIN VERLAG

DER

AKADEMIE

IN KOMMISSION

KLASSE.

NR. 2

1936 DER

BEI WALTER

WISSENSCHAFTEN

DE ORUYTER

U.CO.

Inhaltsübersicht. Seite

Inhaltsübersicht............................................................. Konkordanz................................................................. Einleitung.................................................................. 1. Ein Bericht aus dem Judenkrieg........................................... 2. Schreiben eines Epistrategen der Thebais betreffs der Episkepsis............. Briefe

des

Apollonios.

3. Brief des Apollonios an die Episkeptai..................................... 4. Eingabe des Apollonios an den Praefecten Lupus........................... Empfehlungsbriefe 5. 6. 7. 8. 9.

10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.

Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief

und

geschäftliche

23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

Briefe

25 28 3° 3 1 32

an Apollonios.

des Ulpius Celer.................................•................. des Ammonios und Hermokles....................................... I des Hermaios..................................................... II des Hermaios ................................................... III des Hermaios................................................... des Architekten Herodes ............................................ des Hierakion aus Alexandrien....................................... des Besarion aus Alexandrien........................................ eines Ungenannten.................................................. eines Ungenannten.................................................. eines Apollonios aus Lykopolis....................................... des Germanos...................................................... des Demetrios ..................................................... 'YironvHuaTa

22 23

an Apollonios.

Empfehlungsbrief des Faberius Mundus (s. die Tafel)........................ Empfehlungsbrief des Epistrategen Flav. Philoxenos.......................... Empfehlungsbrief des Demetrios, früheren Strategen ........................ Ein Empfehlungsbrief.................................................... Ein Empfehlungsbrief.................................................... Amtliche

3 5 6 17 20

33 36 39 41 42 45 51 53 54 56 57 58 60

an Apollonios.

Bericht des Stadtschreibers betreffs des Wachtdienstes in Heptakomia......... Bericht des Phatres, des Dorfschreibers von Ibiön.......................... Eingabe des Dorfschreibers von Ibiön u. A................................. Eingabe der Dorfältesten von Ibiön........................................ Ein Sitologenbericht...................................................... Verso. Entwurf eines Polizeiberichtes ..................................... Der vermißte Schluß von P. Ryl. II 82..................................... Eingabe von Bewässerungs-Beamten von Ibiön.............................. 1*

61 66 69 69 72 73 75 76

4

Wilcken: Seite

31. 32. 33. 34. 35. 36. .37. 38. 39. 40.

Eingabe eines Steuererhebers von Naboö, mit einem Kaisereid............... Eine Censuseingabe für den Census von 117/8.............................. Eine Censuseingabe für den Census von 117/8.............................. Fragment einer Censuseingabe für 117/8................................... Eine Anzeige wegen Baumfrevels.......................................... Domanialpachtangebot auf Grund eines Erlasses Hadrians.................... Eingabe aus Anlaß eines Mordprozesses.................................... Eingabe wegen ungerechter Liturgiebelastung............................... Eingabe eines Altersvormundes ........................................... Eingabe wegen Diebstahls................................................ Rechnungen

41. 42. 43. 44. 45.

und

andere

77 78 80 82 82 83 86 89 9 1 92

Akten.

Abrechnung über Steuereingänge des Thinitischen Gaues.................... Fragment einer Rolle über Bodenarten des Apollonopolites................... Abrechnungen über Naturalsteuern des Apollonopolites...................... Eine Personenliste....................................................... Abrechnung über Einnahmen eines Landgutes.............................. Zwei

95 99 101 io 4 106

Bankschecks.

46. Ein Scheck für einen Festredner.......................................... 47. Ein Scheck für drei Eseltreiber ........................................... Briefe,

die nicht

an den

Strategen

Apollonios

107 in gerichtet

sind.

48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59.

Brief des Architekten Herodes an Herakleios.............................. Brief eines Hermaios an den Gymnasiarchen Ael. Apollonios................. Brief des Ael. Phanias an den Gymnasiarchen Ael. Apollonios................ Brief I des Syriön an Ailuräs............................................. Brief II des Syriön an Ailuräs............................................ Ein Geschäftsbrief an Dioskoräs........................................... Brief des Kastor an seinen Bruder Apollonios.............................. Brief an einen Apollonios ................................................ Brief des Decurio Asinnius an einen Apollonios (mit SB 4630 im Anhang)....... Brief der Arsis an Kornäs................................................ Brief des Ammonäs an Chairemon......................................... Brief einer Frau an einen Apollonios......................................

60. 61. 62. 63. 64. 65. 66.

Brief der Eudaimonis an ihren Sohn Apollonios ............................ Drei Briefe an Apollonios ................................................ Brief der Philia an Apollonios ............................................ Brief der Eudaimonis an ihre Tochter Aline ............................... Brief der Soeris an ihre Tochter Aline..................................... Ein Brieffragment ....................................................... Ein Brieffragment .......................................................

Familienbriefe

Ältere

aus Apollonios'

Familienakten

113 116 119 120 122 123 126 127 128 131 132 133

Kreis. 134 135 140 141 145 147 148

des Apollonios.

67. Darlehensschuldschein des Apollonios, des Großvaters (a. 44 oder 58)......... 68. Darlehensurkunde des Herakles, des Vaters (a. 99) .......................... 69. Bankurkunde über ein Darlehen der Eudaimonis — [Soeris ?] (a. 98)............

149 150 157

Die Bremer Papyri

70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82.

5

Auszüge. Eingabe an den Strategen Apollonios...................................... Brief an den Strategen Apollonios......................................... Brief an den Strategen Apollonios......................................... Brief an den Strategen Apollonios......................................... Fragment eines Briefes des KXauSio? JULaKapeug............................. Fragment eines Pachterneuerungsangebotes................................. Fragment eines ÜTrouvHuaTiouos........................................... Ein Fragment...................•....................................... Ein Brieffragment ..................................................•---Ein Fragment....................•...................................... Ein Fragment........................................................... Urkunde mit Quittung vom 7. Jahr des Trajan ............................ Ein stenographisches Stück...............................................

Sehe 160 160 160 160 160 161 161 161 161 162 162 162 162

Anhang. 83. Eine Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben (IV. Jahrh.) 84. Ein koptisches Fragment.................................................

...............

Indices...............................

163 164 165

Konkordanz der Bremer Inventarnummern (P.) mit den Nummern der Edition (Nr.). P. P. 28—Nr. 45 . 1—Nr. 21(4 ,C,\ 29—24 3—I3H 30—32 9—19 31—28 10—63 32—51 11—49 33—47 12—50 13—20 34—36 35—38 14—12 36—58 15—14 16—44 37—26 38— 6 17—37 39—15 185 40— 1 19—54 20 R.—41 41—11 20 V.—48 42—53 21—23 43—16 22—42 44— 56*£4h!^; \ni 23—68K''*»*»•'*») 45—64 '» PrV «tlultxl 24-83J C ) 46— 7 25—61 47—17 26—81 48— 8 27—46 49— 3

50—Nr. 22 51—69 52—31 53+88—55 54—29 55—65 56—72 57—74 58—18 59—10 60— 9 61—59 62—62 63— 4 64—52 65—84 66—40 67—34 68—70 69—76 70—30 71—57

P. 72—Nr. 25 73— 2 74—79 75—73 76—35 77—77 78—75 79—60 80—80 81—39 82—71 83—78 84—66 85—33 86—27 87—67 88+53—55 89—43 90—82

oi^lni

|| eurrpoircp, "va noi -irapaßi'fecry 1 Ta eiriTHSia t£ o-x°Xi-i{s} ; oTov (lufiXioi/ eic, ai/ayeivcbo-Keiv 'HpaiSouTi. Hier darf man nun nicht mit dem Herausgeber in dem eiriTpo-iros den bekannten Verwalter des Strategen inHermopolis sehen; Hermaios hätte dann wohl auch Tcp emTpo-ircp cou geschrieben, wenn der Brief an den Strategen gerichtet wäre 2 . Vielmehr ist dieser Inrrpcnros der Altersvormund, unter dem Hermaios steht, dessen Vater ja nach Giss. 80 offenbar tot war. Folglich zeigt dieser Brief, daß Hermaios damals noch nicht 14 Jahre alt war (vgl. Nr. 39). Dazu paßt aufs beste, daß er durch Vermittelung seines Vormundes, der seine Kasse führte, etwas für die Schule erbittet, und wenn er dann gar ein Buch zum Lesen für die kleine Herai'düs haben möchte, so ist das wohl die schönste Bestätigung für meine Deutung von Giss. 80, denn sie war danach ja seine Schulkameradin. Dieser Brief war also nicht an den Strategen Apollonios gerichtet, wie Kornemann und Meyer annahmen, sondern an denselben älteren Bruder Apollonios, den ich oben nach Giss. 80 als einen uns sonst unbekannten Träger dieses Namens charakterisiert habe. Damit verschwindet also die Helene als Mutter des Strategen und damit zugleich der zweite Stammbaum von Kornemann. Daß vielmehr Eudaimonis auch seine Mutter wie die der Ahne war, geht, wie schon gesagt, aus Nr. 4 deutlich hervor. Wir haben aber auch kein Recht, die vorliegenden direkten Aussagen über diese Sohnschaft bzw. die Geschwisterschaft in Zweifel zu ziehen. Gewiß werden ver¬ wandtschaftliche Bezeichnungen, wie namentlich äScX^os, oft auch gegenüber nicht blutsverwandten Personen gebraucht als ein Zeichen der Verehrung oder enger Freundschaft oder dergleichen, wofür auch unsere Bremer Papyri manche Beispiele bringen, aber es ist doch etwas völlig anderes, wenn z. B. Eudaimonis in einem Brief an den Strategen Apollonios (Giss. 21,15) Ahne bezeichnet als thv oScX^hv aou (ebenso der Schreiber von Giss. 76, 7), oder wenn Eudaimonis in einem Brief an Aline (Giss. 23, 9) von tou a8eX$ou aou 5 oYiroXXcovtou spricht (ebenso Nr. 64, 3). Und wer wollte noch zweifeln, wenn Eudaimonis ihre Briefe an Apollonios regel¬ mäßig tö> ufcp schreibt? Vgl. Giss. 21, 2. 22,2; Brem. Nr.60,2 (vgl. Nr. 63, 28); Flor. III 332, 2 und den dort zitierten Brief aus Alexandrien. Ich hoffe, daß nach obigem die Geschwisterehe nicht mehr bezweifelt wird. Als Vater des Apollonios hat schon Kornemann den 'HpaKXSc, 'oYiröXXcovoc, in Giss. 14, 3 scharfsinnig erkannt. Wir fanden ihn jetzt wieder in Nr. 68 (a. 99) in dem 'HpaKXfig (oder 'HpaKXet&HcJ irpea^uTepog 'oYiroXXooviou und zugleich als Gatten der Eudaimonis in Nr. 69 (a. 98) (hier in der Schreibung 'HpäKXetog ktX.) 3 . Dieser Text zeigt zugleich, daß Eudaimonis noch einen zweiten Namen führte (£ö8. Kai). Zu meiner Vermutung, [Cofipis] zu ergänzen, vgl. Nr. 64. Den hier genannten 1 So nach freundlicher Mitteilung von Kalbfleisch. 2 Wie in Nr. 15, 8: 6 brrrpo-iros aou, 3 Vgl. die Einleitung zu Nr. 67.

13

Die Bremer Papyri

Großvater des Strategen, Apollonios, vermute ich als Verfasser von Nr. 67 (aus Claudius' oder Neros Zeit), und da dieser seinen Vater Herakles nennt, so können wir diese in Hermopolis ansässige Familie 1 durch fünf Generationen verfolgen. Der folgende Stammbaum stellt eine Revision des ersten Stammbaums Kornemanns dar (Giss. I S. 58) mit Berücksichtigung der Angaben der Bremer Papyri. 'HpaKXfis

'daroAXcbvios 1

'HpaicXfis Trpea^uTepo^ 2 + EuSainovts ft Kai [Coffpi^?]*

Mehrere Kinder, passim

darunter

'HpaKAfi«; vecoTepoq 3

'HpaiSoug passim

EüSatnoi/iV

Bemerkungen zum Stammbaum. 1 Vgl. Nr. 67. — 2 Vgl. Nr. 68, 69. Giss. 14, 3. — 3 Dieser ergibt sich als Gegensatz zum Trp£cr(luTEpo5. Vielleicht ist er der Bruder des Vaters der Aline, von dem Giss. 19, 21 handelt. Jedenfalls kann nach obigem nicht an Hermaios gedacht werden, wie Kornemann (Giss. III S. 66) und Meyer (III S. 69t".) annahmen.— 1 Vgl. Nr. 69, 2. — 5 Giss. 21,4 und 16. Vgl. Einleitung zu Nr.64. — 6 Giss. 23, 27. Nr.63,18. Da sie hiernach ver¬ heiratet ist, könnte sie die Frau von Apollonios' Schwager '^vaiayopac, sein (Giss. 13, 10). — 7

Nr. 65,

9.

Diese Familie macht nach der Art, in der ihre Mitglieder Briefe schreiben, durch¬ weg den Eindruck einer gebildeten griechischen Familie, wofür ja auch schon die hohe Stellung des Apollonios spricht. Daß auch ägyptische Namen in der Familie vorkommen, entspricht der damaligen Mischung der Völker und ihrer Kulturen. Auch der Kreis der Freunde und Angestellten des Apollonios ist ein griechischer. Einzelne Briefe wie Nr. 5, 6 und 10 zeigen ihn in freundlichen Beziehungen auch zu vornehmen Römern. Es ist bezeichnend, daß in der gesamten Korrespondenz 1 Nach Nr. eingeschrieben.

68

und

69

war der Vater des Strategen in das Quartier

uXa£e(= ai) keinen Sinn hätte, muß man irapa^uXd^eTe verbinden, das parataktisch neben Trhracruai gestellt ist. — Zu TrapaXau[WouEi'oug vgl. CTUVTrapaXH^-0-Hvai in Nr. 12, 12.

Briefe Nr. 3. Brief

des Apollonios des Apollonios

(Nr. 3, 4). an die Episkeptai.

P.49 (Bibl.). — H. 9 cm. Br. 14 cm. — Die Schrift (Recto, parallel der Paginabreite) ist eine große Unziale, die Anfangs aufrecht, allmählich mehr linksgeneigt ist. Ediert von Wilcken, Grundzüge S.208A. 2; danach in SB 4518. Dies ist einer der wenigen Briefe des Apollonios selbst, die sich erhalten haben 1 . Meine neue Lesung lirecTTaXKe noi in 8 verlangt dahinter einen Namen oder Titel. Für den Epistrategen, an den man nach Nr. 2 zunächst denken könnte, ist kein Platz. Dagegen scheint es mir nicht unmöglich, daß Apollonios hier auf den Hermaios hinweist, der ihm in Nr. 12 die Heranziehung von eucrx>VoveIXov öVtcx tou iraTpoc, jjiou irapa-n-freua! 001, aSeX^e, oirooc, aÜTcüi 5

CTuXXd(ty, ecoc, av S[ia(?)]Tpexh< ev tcö[i] üiro ctoi [voucöj ..... ] Hier bricht der Papyrus ab.

Verso. 7

(2. H.)

rXTTOAACONlCül CTp[^THraaiv &va(£e[JHK€i/ai 5 irpbq ae Kai Ka-frHue-fra dpyoi auTÖv EKSexoiievot Iv di/aH£tph[ct]61 koi'ths (dpoupröv) iq Kai irpo? 6jj.opoü