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German Pages [277] Year 2019
Martin Zimmermann (Hg.)
Das Xanthostal Lykiens in archaisch-klassischer Zeit EINE ARCHÄOLOGISCH-HISTORISCHE BESTANDSAUFNAHME Die hellenistische Polis als Lebensform
Herausgegeben von Martin Zimmermann
Die hellenistische Polis als Lebensform
BAND
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Herausgegeben von Martin Zimmermann
Das Xanthostal Lykiens in archaisch-klassischer Zeit EINE ARCHÄOLOGISCH-HISTORISCHE BESTANDSAUFNAHME
Vandenhoeck & Ruprecht
© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Einbandmotive Vorderseite: Modelle von Knidos mit freundlicher Genehmigung von H. Bankel, V. Hinz und S. Franz. Rückseite: Athen, Akropolis. Basis eines Weihgeschenks des Hegelochos. Zeichnung von A. Brauchle und Z. Spyranti mit freundlicher Genehmigung. Hauptmotiv spiegelverkehrt verwendet; alle Abbildungen in Band 1 dieser Reihe, Stadtbilder im Hellenismus, S. 114, 115 und 226). Einbandgestaltung: disegno visuelle kommunikation, Wuppertal
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-946317-61-6
Inhalt
Martin Zimmermann Poleis, Territorien und Heiligtümer im lykischen Xanthostal. Forschungsgeschichte und Perspektiven Andreas Thomsen Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Anke Rondholz Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos vor dem Hintergrund historiographischer Topik
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Anke Rondholz Something to do with Sarpedon? Eine Neuinterpretation des Harpyienmonuments in Xanthos
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Laurence Cavalier / Jacques des Courtils Une komè dans le territoire de Xanthos
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Patrick Baker / Gaétan Thériault Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos. Au sujet de quelques inscriptions découvertes à Aklar-Asarcık
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Birgit Christiansen Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
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Birgit Christiansen Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos?
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Indices
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Poleis, Territorien und Heiligtümer im lykischen Xanthostal. Forschungsgeschichte und Perspektiven
Martin Zimmermann
Die wissenschaftliche Erkundung des Xanthostals im Wes ten der lykischen Halbinsel beginnt mit den südwestklein asiatischen Reisen europäischer Forscher im 19 Jh. W. Gell beschrieb erstmals die Ruinen der antiken Hafenstadt Patara an der Mündung des Flusses Xanthos.1 Ch. Fellows suchte 1838 und während seiner folgenden Lykienreisen Xanthos, das westlich davon gelegene Sidyma, im Westen des Tals Pinara, das zwischen dem Xanthostal und dem Golf von Fethiye gelegene Kadyanda2 sowie im Norden der Fluss ebene die Siedlung Tlos auf.3 Die Reisen der österreichischen Archäologen und Gelehrten O. Benndorf, R. Heberdey, E. Hula, E. Kalinka und G. Niemann im letzten Viertel des 19. Jh.s dienten einer ersten systematischen Beschreibung der Siedlungsbefunde und sind vor allem für die Epigraphik des Xanthostals von großer Bedeutung.4 Ihre Arbeiten bil den die wichtigste Grundlage für die Corpora griechischer Inschriften des Xanthostals, die R. Cagnat 1906 für die Inscriptiones Graecae ad Res Romanas pertinentes (IGR)5 und E. Kalinka 1920 für die Tituli Asiae Minoris (TAM) aufgenom men haben.6 Die weitere Untersuchung des Xanthostals ist seit den frühen Forschungsreisen unterschiedlich intensiv vorange schritten. Seit 1950 bis zum Jahr 2011 gruben französische Archäologen, zunächst unter Leitung von P. Demargne, dann C. Le Roy und schließlich unter der Führung von J. des Courtils, in Xanthos und seinem Heiligtum, dem Le
toon. Ergebnisse der Grabungen sind in der Reihe Fouilles de Xanthos erschienen, darunter Publikationen zu bedeuten den Einzelmonumenten, aber auch zu wichtigen epigraphi schen Zeugnissen.7 Die beiden Metropolen Patara und Tlos, die nicht nur für das Xanthostal, sondern für die gesamte lykische Halbinsel von historischer Bedeutung sind, wer den erst seit jüngerer Zeit archäologisch erforscht, Patara seit 1988 unter Führung der türkischen Archäologen F. Işık und H. Işık, Tlos seit 2005 unter Leitung von H. Işık sowie derzeit T. Korkut.8 Die strategische Bedeutung dieser beiden Siedlungen wird nicht zuletzt durch einen wichtigen epigra phischen Fund aus dem Jahr 1993 unterstrichen, das Stadias mos-Monument aus Patara, das Mitte des 1. Jh.s n. Chr. alle wichtigen Straßenverbindungen Lykiens erfasst.9 Ein Ver trag zwischen dem Lykischen Bund und Oinoanda, in dem die Territoriumsgrenzen von Tlos festgelegt wurden, un terstreicht ebenfalls die Bedeutung des nördlichen Tales.10 W. W. Wurster, zusammen mit M. Wörrle, unternahm vor allem in den 1970er Jahren mehrere Surveys im nördlichen Xanthostal.11 Mitte der 1980er Jahre publizierten französi sche Forscher ihre vor allem epigraphischen, archäologi
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O. Benndorf / G. Niemann, Reisen in Lykien und Karien, 1884, 114. Siehe auch M. Zimmermann, The Discovery of the Lycian Civiliza tion, in: H. Iskan / E. Dündar (Hrsg.), From Lukka to Lycia. The Land of Sarpedon and St. Nicholas, 2016, 4–11. 2 W. Tietz, Der Golf von Fethiye. Politische, ethnische und kulturelle Strukturen einer Grenzregion vom Beginn der nachweisbaren Be siedlung bis in die römische Kaiserzeit, 2003, 3 mit Anm. 3 betont die generelle Orientierung Kadyandas hin zum Xanthostal, weniger zum Golf von Fethiye. 3 C. Fellows, An Account of Discoveries in Lycia, 1841; ders., Travels and Researches in Asia Minor, more particularly in the Province of Lycia, 1852. 4 O. Benndorf / G. Niemann, wie Anm. 1, 45–94; 114–125; R. Heber dey / E. Kalinka, Zwei Reisen im südwestlichen Kleinasien, 1897, 19–27. 5 IGR III 546–685. 6 TAM II 174–717.
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P. Coupel / P. Demargne, Les monuments des Néréides: l’architec ture, 1969 (FdX, 3); Band 6: H. Metzger, La stèle trilingue du Létôon, 1979 (FdX, 6); A. Balland, Inscriptions d’époque impériale du Lé tôon, 1981 (FdX, 7); W. A. Childs u. a., Le monument des Néréides, 1989 (FdX, 8); zuletzt J. des Courtils u. a., Xanthos 2007, Anatolia Antiqua 16, 2008, 365–379. Fahrı Işık, Patara. The history and ruins of the capital city of the Ly cian League, 2007; H. Iskan / F. Isik (Hrsg.), From Sand into a City. 25 Years of Patara Excavations, 2015; H. Iskan u. a. (Hrsg.), Patara – Lykiens Tor zur römischen Welt, 2016; T. Korkut, Tlos, 2015, ders. (Hrsg.), Arkeoloji, epigrafi, jeoloji, dogal ve kültürel peyzaj yapisiyla Tlos antik kenti ve teritoryumu, 2015. Siehe für das archaisch-klassi sche Tlos auch F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 10. Forschungen in Tlos und im Yavu-Bergland, 2016. S. Şahin / M. Adak, Stadiasmos Patarensis. Itinera Romana Provin ciae Lyciae, 2007. Vgl. auch M. Gander, Tlos, Oinoanda and the Hit tite Invasion oft he Lukka Lands, Klio 96, 2014, 369–415. D. Rousset, De Lycie en Cabalide. La convention entre les Lyciens et Termessos près d’Oinoanda (Fouilles de Xanthos X), 2010. W. W. Wurster, Antike Siedlungen in Lykien. Vorbericht über ein Survey-Unternehmen im Sommer 1974, Archäologischer Anzeiger 1976, 23–49; ders. / M. Wörrle, Die Stadt Pinara, Archäologischer Anzeiger 1978, 74–101; dies., Dereköy: Eine befestigte Siedlung im
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schen und topographischen Ergebnisse der Untersuchungen von Sidyma und Kadyanda.12 Obwohl für andere Gebiete Lykiens bereits umfassende landeskundliche Untersuchungen vom Autor dieses Beitrags und seinen Mitarbeitern vorliegen,13 fehlt eine vergleichba re Darstellung zum Xanthostal. Dasselbe gilt für eingehen de sozialhistorische Forschungen zu seiner Gesellschaft, die sich bislang auf einzelne Familien und Städte des Xanthos tals sowie abhängig von der epigraphischen Überlieferung und der archäologischen Erforschung auf die Kaiserzeit und hier vor allem auf Xanthos beschränken.14 Lückenhaft sind bisher auch kulturgeschichtliche Fragen und die Ausbildung einer gemeinsamen Identität im Xanthostal untersucht wor den, was angesichts einer in Lykien fast ausschließlich auf das Xanthostal beschränkten hellenistischen Tradition von Stadtgründungsmythen überrascht.15 Studien zur politi schen Geschichte des Xanthostals liegen bislang nur aus ge samtlykischer Perspektive, zu Einzelereignissen oder spezi ellen Monumentgattungen vor.16 Dabei bietet das Tal eine ausgezeichnete Materialbasis um weitergehende Fragestel lungen zu bearbeiten.
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nordwestlichen Lykien und die Reform ihres dörflichen Zeuskultes, Chiron 27, 1997, 393–469. S. Dardaine / E. Frézouls, Sidyma: Études topographiques, Ktèma 10, 1985, 211–217; S. Dardaine / D. Longpierre, Essai de typologie des monuments funéraires de Sidyma (époques lycienne et romaine), Ktèma 10, 1985, 219–232; E. Frézouls / M.-J. Morant, Inscriptions de Sidyma et Kadyanda (I), Ktèma 10, 1985, 233–243; dies., Inscriptions de Sidyma et Kadyanda (II), Ktèma 11, 1986, 239–253; dies. / Daniel Longpierre, Urbanisme et principaux monuments de Kadyanda, Ktèma 11, 1986, 225–238. Zentrallykien: M. Zimmermann, Untersuchungen zur Landeskunde Zentrallykiens, 1992; Lykische Studien 1–10, hg. v. Frank Kolb, 1993– 2016. Westlykien: Tietz, wie Anm. 22. Etwa: S. Jameson, Two Lycian Families, AS 16, 1966, 125–137; P. Gauthier, Bienfaiteurs du Gymnase au Létôon de Xanthos, REG 109, 1996, 1–34; C. Slavich, Due famiglie dell’aristocrazia licia in età im periale, in: Studi ellenistici XV, hg. v. B. Virgilio, 2003, 275–295; P. Baker, Les Telemachi de Xanthos. Réflexions préliminaires à partir de nouveaux documents, in: The IIIrd Symposium on Lycia 07–10 November 2005, Antalya, Symposium Proceedings, hgg. v. K. Dört luk u. a., 2006, Bd. 1, 49–60. Siehe auch D. Reitzenstein, Die lyki schen Bundespriester. Repräsentation der kaiserzeitlichen Elite Ly kiens, 2011. TAM II 174; dazu auch R. Merkelbach, Der Glanz der Städte Lykiens. Die Festrede des Literaten Hieron (TAM II 174), EA 32, 2000, 115– 125. R. Behrwald, Der lykische Bund. Untersuchungen zu Geschichte und Verfassung, 2000; M. Domingo Gygax, Untersuchungen zu den ly kischen Gemeinwesen in klassischer und hellenistischer Zeit, 2001; H. Hellenkemper / F. Hild, Lykien und Pampylien, Teil 1, 2004; H. Brandt / F. Kolb, Lycia et Pamphylia. Eine römische Provinz im Süd westen Kleinasiens, 2005; M. Adak, Die rhodische Herrschaft in Ly kien und die rechtliche Stellung der Städte Xanthos, Phaselis und Melanippion, Historia 56, 2007, 251–279.
Zu den offenen Fragen sollte ab 2011 in einem deutschfranzösischen Forschungsvorhaben und mit Kooperation unter Beteiligung vieler Kollegen gearbeitet werden. Die bei den Leiter, J. des Courtils und der Verfasser, hatten lange Er fahrung in lykischer Forschung, die zusammengeführt und weiter vorangetrieben werden sollte. Ich selbst bin seit 1989 an Feldforschungen in der Chora der zentrallykischen Polis Kyaneai, die von F. Kolb initiiert wurden, als Teilnehmer und seit 1991 als stellvertretender Leiter beteiligt gewesen. Aus diesem Projekt sind in den letzten Jahren die maßgeblichen Publikationen deutscher Sprache zur Geschichte Lykiens hervorgegangen.17 Zudem habe ich im Rahmen dieses Projektes neuartige Methoden in der Aufnahme von Oberflächenfunden entwickelt und von 1999 bis 2005 in einem Projekt zu zentrallykischen Häfen mit großem Erfolg angewandt und weiterentwickelt.18 Ne ben grundsätzlichen methodischen Überlegungen19 sind vor allem historische Fragestellungen verfolgt worden. Dabei konnte verdeutlicht werden, welche beachtlichen Aussagen zur Siedlungsgeschichte sowie zur politischen Geschichte der Region durch umsichtig durchgeführte Feldforschungen auch ohne Grabung möglich sind. Dies betraf in der ersten Projektphase die Rekonstruktion des ländlichen Raumes ei ner zentrallykischen Polis.20 Siedlungsentwicklungen, der Wandel der Siedlungsstruktur und die agrarischen Grund lagen der Poleis und Kleinstädte konnten rekonstruiert wer den. Hierbei wurde deutlich, in welch beachtlichem Umfang die Region in der Antike als Kulturlandschaft erschlossen war. Die dabei entwickelte Expertise, mit Feldforschungen die Geschichte einer Region zu rekonstruieren, wurde in einem Forschungsprojekt in der Chora von Pergamon mit ebenfalls beachtlichen Ergebnissen in den Jahren 2006–2011 fortgesetzt und angewandt.21 Die Publikation dieser For 17
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Siehe die Arbeiten von Kolb (Anm. 13, 19), Brandt (16), Kokki nia (Anm. 22), Zimmermann (Anm. 12), Tietz (Anm. 2), Domin go (Anm. 15), Behrwald (Anm. 15), Thomsen (Anm. 21) Hailer (Anm. 22), Sanli-Erler (Anm. 22) und Rumpp (Anm. 22). M. Zimmermann, Hafen und Hinterland. Wege der Akkulturation an der lykischen Küste. Vorbericht über die Feldforschungen in den zentrallykischen Orten Tyberissos und Timiussa in den Jahren 1999–2001, MDAI (I) 53, 2003 (2004), 265–312; ders., Eine Stadt und ihr kulturelles Erbe. Vorbericht über Feldforschungen im zentral lykischen Phellos 2002–2004, MDAI (I) 55, 2005, 211–266. M. Zimmermann, Archäologische Feldforschungen im zentral lykischen Küstensaum und in der Chora von Pergamon. Zur Metho dik archäologischer Oberflächenuntersuchungen, in: T. Mattern/ A. Vött (Hrsg.), Mensch und Umwelt im Spiegel der Zeit. Aspekte geoarchäologischer Forschungen im östlichen Mittelmeergebiet, 2009, 181–195 F. Kolb, Burg – Polis – Bischofssitz. Geschichte der Siedlungskam mer von Kyaneai in der Südwesttürkei, 2008. M. Zimmermann, Chora von Pergamon, AA 2007, 44–47; AA 2008, 120–130; AA 2009, 168–182; AA 2010, 168–182; AA 2011, 150–160; AA 2012, 208–218.
Poleis, Territorien und Heiligtümer im lykischen Xanthostal
schungen, drei größere Sammelbände, sind in Vorbereitung für die Drucklegung. Im Hafenprojekt wurden die Kenntnisse über das Aus sehen der lykischen Kleinstädte von der archaischen bis zur byzantinischen Zeit und ihre Einbettung in eine blühen de, intensiv genutzte Kulturlandschaft auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Des Weiteren konnten die Polisgenese und die Entwicklung der politischen Kleinräume Zentral lykiens beschrieben werden. Auch topische Vorstellungen von der Entwicklung der Küstensiedlungen im Vergleich mit Bergorten, nämlich die Unterstellung der grundsätz lich höheren Fortschrittlichkeit der Häfen konnte revidiert und durch ein neues, differenzierteres Bild ersetzt werden. Die Wirtschaftsgeschichte Lykiens wurde durch die Entde ckung einer protoindustriellen Salzfischproduktion um ein wichtiges Kapitel erweitert. Lebensmittelproduktion in den Häfen, Zentralortfunktion der Bergorte und die Struktu ren des ländlichen Raumes sowie ihrer Geschichte wurden grundlegend erforscht. Die dabei gewonnenen Einsichten und gesammelten Erfahrungen zu Methode und Auswer tung solcher Forschungsarbeiten sollten für die Erforschung des Xanthoistals und seiner Geschichte fruchtbar gemacht werden. Die Mitarbeiter in dem genannten Projekt haben bei ih ren langjährigen Arbeiten nicht nur Musterstudien über lyki sche Siedlungen verfasst,22 sondern auf allen Ebenen archäo logisch-historischer Dokumentation verbindliche Standards entwickelt, die auch auf die Siedlungen des Xanthostals an gewandt werden sollten.23 Dies gilt für die kartographische Dokumentation, die Aufnahme, Beschreibung und Aus wertung archäologischer Befunde, die Analyse der Keramik und anderes mehr. Hinzu kommt, dass einschlägige Studi en zur Geschichte Lykiens, den Institutionen des Bundes, zur verkehrsgeographischen Einbettung der Halbinsel in den Schiffsverkehr des Mittelmeeres und vieles andere mehr aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln erforscht wurde und folglich eine umfassende historische Expertise vorhanden ist.24 Archäologie und historische Forschungen wurden in 22
Tietz (Anm. 2); A. Thomsen, Die lykische Dynastensiedlung auf dem Avsar Tepesi, 2002. 23 Siehe neben den in Anm. 15–18 genannten Arbeiten auch die in den genannten Projekten in Zentrallykien hervorgegangenen Grund lagenwerke von A. Sanli-Erler, Bauern in der Polis. Ländliche Sied lungen und agrarische Wirtschaftsformen im zentrallykischen Yavu-Bergland, 2006; G. Rumpp, Die antike Siedlung bei Hoyran in Zentrallykien, 2006; O. Hülden, Gräber und Grabtypen im Bergland von Yavu (Zentrallykien. Studien zur antiken Grabkultur in Lykien 2. Bde, 2006; U. Hailer, Einzelgehöfte im Bergland von Yavu (Zen trallykien) 2 Bde., 2008. Siehe ferner C. Kokkinia (Hrsg.), Boubon. The inscriptions and Archaeological Remains. A Survey 2004–2006, 2008. 24 Siehe z. B. M. Zimmermann, Neue Inschriften aus Kyaneai und Um gebung, Epigraphica Anatolica 16, 1990, 115–138; ders., Die lykischen
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wünschenswerter Weise miteinander verbunden, wobei das Xanthostal und seine bedeutenden Poleis immer in die Ana lyse einbezogen wurden. Um eine internationale Forschung zu beginnen, war es naheliegend mit J. des Courtils als Kooperationspartner zu sammenzuarbeiten. Er war seit 1984 Mitglied des französi schen Grabungsteams in Xanthos / Letôon, dessen Direktor er 1996 wurde, bis ihm 2011 überraschend von den türki schen Behörden die Lizenz entzogen wurde. Unter seiner Leitung wurden die Arbeiten in Xanthos, die zugunsten des Letoons viele Jahre zurückgestellt worden waren, mit neuem Elan wiederaufgenommen. Seit 1999 wurden die Forschungen im speziellen auf die urbanistische Entwick lung der Stadt konzentriert, wobei folgende Schwerpunkte gesetzt wurden: Studien im Bereich der Monumente (römi scher Zeit) und Studien zum vorrömischen Zustand (Funde im Zentrum und im südöstlichen Stadtteil). Die Ergebnis se wurden 2001 in einer ersten Synthese präsentiert25 und werden regelmäßig in Vorberichten insbesondere in der Zeitschrift des französischen Instituts in Istanbul26 sowie in AKMED des Kiraç-Instituts (Antalya) publiziert. Der wis senschaftliche und methodische Ertrag dieser Forschungen ist beachtlich. So konnte die Chronologie der über mehrere Jahrhunderte verlaufenden Stadtentwicklung revidiert wer den, wobei erstmals auch Phasen erschlossen wurden, die bisher völlig unbekannt waren. Damit ist der besondere Cha rakter der Stadtentwicklung im speziellen indigenen Milieu erstmals sichtbar. Diese Arbeiten sind gleichermaßen die Grundlage für eine Synthese über die Architektur der römi schen Zeit, die L. Cavalier veröffentlicht hat und die ausge hend von den Funden in Xanthos erstmals auch die übrigen Poleis des Xanthostals in einem ersten Überblick erfasst.27 Häfen und die Handelswege im östlichen Mittelmeer. Bemerkungen zu PMich 10, ZPE 92, 1992, 201–217; ders., Bemerkungen zur rho dischen Vorherrschaft in Lykien (189 / 88–167 v. Chr.), Klio 75, 1993, 110–130; ders., Zwischen Polis und Koinon: zum hypophylax im lyki schen Bund, EA 21, 1993, 107–120; ders., Lykien, in: W. Radt (Hrsg.), Stadtgrabungen und Stadtforschung in Kleinasien. Geplantes und Erreichtes. Kolloquium Bergama 2004 (2006) 199–214; ders., Die Ar chiereis des Lykischen Bundes. Prosopographische Überlegungen zu den Bundespriestern, in: C. Schuler (Hrsg.), Griechische Epigraphik in Lykien. Eine Zwischenbilanz (Ergänzungsbände TAM Nr. 25, Ös terreichische Akademie der Wissenschaften), 2007, 111–120 25 L. Cavalier / J. des Courtils, The city of Xanthos from Archaic to Byzantine times, in D. Parrish éd., Urbanism in Asia Minor, JRA, Suppl. 45, 2001, 148–171. 26 Anat. Ant., 5 (1997), p. 317–335; 6 (1998), p. 457–477; 7 (1999), p.367– 399; 8 (2000), 339–383; 9 (2001), p. 227–241; 10 (2002), p. 297–333; 11 (2003), p. 423–456; 12, (2004), p. 309–340; 13 (2005), p. 449–466; 14 (2006), p. 275–292; 15 (2007), p. 315–332; 16, 2008, p. 365–379; 17 (2009), p. 361–372. 27 L. Cavalier, Architecture romaine d’Asie Mineure. Les monuments de Xanthos et leur ornementation, Ausonius éditions, Scripta Anti qua, 13, 2005.
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Seit 2000 hat die Kombination der archäologischen Arbei ten, der Prospektion der Siedlung und des Inventars der Gra bungsdepots durch die Epigraphiker (P. Baker, G. Thériault) die Entdeckung von 348 unpublizierten Texten und Frag menten ermöglicht, zu denen die Wiederentdeckung von 67 der 134 bereits im Band II / 1 der Tituli Asiae Minoris (Kalinka 1920) publizierten Texte kam.28 Eine Gruppe von Inschriften belegt die Existenz eines bisher unbekannten Kultes für den Gott Xanthos. Im Letoon waren die Arbeiten in den letzten Jahren auf die Auswertung der Keramik konzentriert, die von S. Le maître koordiniert wurde. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, aber die bisherigen Ergebnisse sind hochin teressant. Es handelt sich um sehr umfangreiches Material, das aus zahlreichen Importwaren (Levante, Zypern usw.) und Stücken lokaler Produktion besteht, womit eine Reihe von Problemen verbunden ist, die Einführung und Benut zung der Keramik im Heiligtum betreffen.29 Eine erste Ta gung über die Keramik hat 2003 in Poitiers stattgefunden.30 Die Forschungen zur Keramik wurden im Rahmen des vom ANR finanzierten Programms Euploia31 fortgesetzt, das die Realisierung erster petrographischer Untersuchungen ermöglicht hat, die Grundlage für weitere Arbeiten sind. Da die Grabungsleitung im Letoon 2009 L. Cavalier über tragen wurde, war geplant, künftig ihre große Erfahrung in Xanthos und ihre Kenntnis antiker Architektur bei der Erforschung des Heiligtums zu nutzen. Sie hat die Einbin dung der französisch-kanadischen Epigraphiker (P. Baker, 28
Aktualisierte Form: http: // www.hst.ulaval.ca / xanthos / fr / index. html. 29 M.-C. Argue / S. Lemaître / Y. Waksman, Les céramiques de cuisson en Lycie romaine. Essai de définition des faciès morphologiques et d’approvisionnement en Méditerranée orientale, in: C. Batigne (Hrsg.), Les céramiques communes comprises dans leur contexte ré gional, Actes de la Table-Ronde de Lyon (2–3 Februar 2009), Travaux de la Maison de l’Orient, (im Druck); Y. Waksman / S. Lemaître, Céra miques culinaires de Lycie aux époques romaine et proto-byzan tine : approches archéologiques et archéométriques, Actes LRCW 3, Parme et Pise (mars 2008), (im Druck); S. Lemaître, Contribution à l’étude du mobilier céramique des époques archaïque et classique du Létôon de Xanthos, in: S. Lemaître (Hrsg.), Les produits et les mar chés. Céramiques antiques en Lycie (VIIe s. av. J.-C.-VIIe s. ap. J.-C.), Actes de la table-ronde de Poitiers (21–22 mars 2003), Etudes 16, Aus onius, 2007, 115–136; S. Lemaître, La Lycie et les échanges commer ciaux dans l’Antiquité : les données du mobilier amphorique. Etude préliminaire, The IIIrd International Symposium on Lycia Procee dings (07–10 november 2005) Antalya, I, Akmed, 2006, 385–399; S. Lemaître / A.Alary, Le mobilier céramique d’un remblai romain dans le sanctuaire du Létôon de Xanthos, Anat. Ant. 12, 2004, 329– 333. 30 S. Lemaître (Hrsg.), Céramiques antiques en Lycie (VIIe s. a.C. – VIIe s. p.C.), Ausonius éditions, Études 16, 2007. 31 Siehe den Sammelband P. Brun u. a. (Hrsg.), La Lycie et la Carie an tique. Dynamiques des territoires, échanges et identities, 2013.
G. Thér iault, D. Rousset) in die Arbeiten am Letoon voran getrieben, die das Corpus der Inschriften aus dem Heilig tum publizieren werden. Im Letoon und in Xanthos haben die Forschungen zur Architektur von L. Cavalier und J. des Courtils ganz neue und entscheidende historische wie ar chäologische Fragen aufgeworfen.32 Sie betreffen die Gegen wart und den direkten Einfluss der ptolemäischen Könige im Heiligtum, der in verschiedenen älteren wie neueren epi graphischen Zeugnissen angedeutet ist und vor dem Hinter grund der Baugeschichte der Tempel dringender Klärung bedarf. Im letzten Jahrzehnt sind verschiedene Prospektionen im Territorium von Xanthos durchgeführt worden: L. Ca valier hat erste Forschungen in der Nekropole von Xanthos durchgeführt, J. des Courtils hat in Zusammenarbeit mit Th. Marksteiner (Wien, Institut für klassische Archäologie) verschiedene Feldforschungen auf dem Territorium un ternommen, bei denen unterschiedliche Siedlungstypen als Außensiedlungen von Xanthos bearbeitet wurden.33 So wurden jüngst vom Euploia Projekt die Siedlung sowie die Befestigung bei Asarcik erforscht.34 Hinzu kamen Forschun gen an der Küste, in deren Rahmen auch geomorphologi sche Untersuchungen mit Bohrungen an der Mündung des Xanthos-Flusses vorgenommen wurden. Diese Arbeiten wurden auf Tagungen, die 2008 und 2009 in Bordeaux ver anstaltet wurden, präsentiert. Die Arbeiten haben nämlich erste Erkenntnisse über das untere Xanthostal erbracht, die eine grundlegende Diagnose der archäologischen Probleme ermöglichen, für die in dem neuen Projekt Lösungen gefun den werden sollen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die französischen Partner für ein Gemeinschaftsvorhaben bes tens gerüstet sind, um einerseits einen epigraphischen und historischen Beitrag zum Ganzen zu leisten und anderer seits um die archäologischen Arbeiten in der Stadt und den Siedlungen im Territorium fortzusetzen. Das Forschungs institut Ausonius in Bordeaux ist Sachwalter einer seit A. Laumonier ununterbrochenen Tradition zur historischen und archäologischen Forschung im südöstlichen Kleinasien. Seine Bibliothek besitzt einen reichen Bestand an Literatur zum Forschungsschwerpunkt. Die Archive zu den Arbeiten in Xanthos und im Letoon befinden sich ebenfalls am Ort. Es dürfte deutlich geworden sein, dass das Xanthostal in einzigartiger Weise politische, wirtschaftliche, soziale, kul 32
L. Cavalier / J. des Courtils, Empreinte lagide au Letôon de Xanthos?, in: P. Brun u.a. (Hrsg.), Euploia. La Lycie et la Cari antiques, 2013, 143–152. 33 J. des Courtils / T. Marksteiner, Un établissement fortifié dans le voisinage de Xanthos, Anat. Ant. 5, 1997, 87–100; dies., Long Mur au Nord de Xanthos, Ebenda 7, 1999, 89–104; dies., Un nouveau site lycien près de Xanthos, Ebenda 8, 2000, 143–158. 34 J. des Courtils u. a., Anat. Ant. 17, 2009, p. 370–372.
Poleis, Territorien und Heiligtümer im lykischen Xanthostal
turelle und sakrale Eigenarten Lykiens repräsentiert. Alle Impulse für die historische Entwicklung Lykiens gingen von dieser Region aus. Sie hatte dauerhaft eine führende Stel lung inne, da sich hier nicht nur die bedeutendsten Poleis der Halbinsel befanden, die in der archaisch-klassischen Zeit beinahe ganz Lykien beherrschten, sondern auch im Hel lenismus und in der Kaiserzeit politische Zentren der lyki schen Halbinsel waren. Es wäre lohnend gewesen, in einem Gemeinschaftsprojekt eine umfassende Regionalgeschichte entstehen zu lassen, die möglichst vielfältige Aspekte der Lokalgeschichte in einer archäologisch-historischen Synthe se zusammenfasst. Das Thema des gemeinsamen Vorhabens wurde unter dem Titel „Poleis, Territorien und Heiligtümer im lykischen Xanthostal“ gebündelt. Um die Komplexität der Region in ihrer Vielfalt erfassen und das reichhaltige Material im avi sierten Zeitraum auswerten zu können, sollte zum einen eine Konzentration auf thematische Schwerpunkte erfolgen und zum anderen geeignete Methoden gewählt werden, die es erlauben, in einem zeitlich definierten Rahmen die ge nannten Ziele zu erreichen. Deshalb sollte die Forschung auf verschiedene Ebenen und einzelne Themenfelder kon zentriert werden. Neben einer historischen Landeskunde,
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in der vor allem bekanntes und publiziertes Material ausge wertet wird, sollten Feldforschungen stehen, mit denen ex emplarisch nach neuesten wissenschaftlichen Standards der ländliche Raum etwa bei Xanthos untersucht wird. Die Planungen zu dem von der ANR und der DFG ge förderten Projekt waren weit gediehen und die Kooperation auf ersten Arbeitstreffen mit Leben gefüllt, als ohne Vorwar nung den französischen Kollegen die Lizenz für die Grabun gen in Xanthos und im Letoon entzogen wurden. Wir ver ständigten uns zwar darauf, auf allen möglichen Wegen der Diplomatie die Entscheidung rückgängig zu machen, was aber misslang. Nach etwas mehr als einem Jahr im Projekt mussten wir uns schweren Herzens entschließen, das ge meinsame Vorhaben zu beenden und Jahrzehnte der eigenen Lykienforschung abzuschließen. Die Verträge der Mitarbei ter wurden aufgelöst, gleichzeitig aber der Entschluss ge fasst, die bisher erzielten Ergebnisse in einem Sammelband zu publizieren. Der vorliegende Band ist demnach auch ein trauriges Zeugnis einer nicht nachvollziehbaren türkischen Kulturpolitik, mit der eine ertragreiche internationale Ko operation türkischer und ausländischer Wissenschaftlerin nen und Wissenschaftler immer schwieriger wird.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme Andreas Thomsen 1. Einleitung
In der Forschung wird das Xanthostal in der Regel zusam men mit der Region um den Golf von Fethiye unter dem Begriff ‚Westlykien‘ subsumiert (Abb. 1). Tatsächlich jedoch sind die geographischen Grenzen des Tals und seiner Aus läufer nach allen Seiten so klar definiert, daß es als geschlos sene Siedlungskammer gelten kann (Abb. 2). Doch obwohl die Erforschung der Region bereits vor über 160 Jahren ih ren Anfang nahm, sind die Siedlungen des Xanthostals bis lang noch niemals im Kontext untersucht, ist das Tal nie als zusammenhängende Kulturlandschaft betrachtet worden. Meist wurde jede Siedlung einzeln für sich beschrieben, Ver gleiche wurden nur selten angestellt und über die ländliche Besiedlung ist bis heute kaum etwas bekannt. Hinzu kommt ein starkes Süd-Nord-Gefälle hinsichtlich der Forschungs intensität. Einen Schwerpunkt bei den archäologischen Un tersuchungen bildete von Beginn an Xanthos und schließ lich auch das unweit der Stadt gelegene Letoon. Gründlich erforscht wurde ferner die nordwestlich der Flußmündung gelegene Festungsanlage Pydnai. Und seit rund 25 Jahren wurden auch die Forschungen in Patara intensiviert. In der Nordhälfte des Tals ist bislang allein Tlos etwas näher er forscht worden und auch das erst in den letzten zehn Jahren. Orte wie Pinara, Arsada, Kadyanda oder Araxa hingegen fanden nur im Rahmen gelegentlicher, z.T. bereits Jahrzehn te zurückliegender Oberflächenuntersuchungen Beachtung. Ähnliches gilt freilich auch für Sidyma und Köybaşı im süd lichen Abschnitt des Tals. Ferner fällt auf, daß hier mit Xanthos, Patara und Tlos zwar gleich mehrere der bedeutendsten Städte Lykiens zu finden sind, die Besiedlungsdichte jedoch im Vergleich zu Zentrallykien recht gering erscheint. Während dort die Entfernung von einer befestigten Siedlung zur nächsten oft nicht einmal fünf Kilometer beträgt, liegen die Siedlungen im Xanthostal durchschnittlich dreimal soweit auseinander. Im Grunde ist die Situation hier ähnlich, wie in Ostlykien, wo die Täler der Flüsse Arykandos, Limyros und Alakir Çayı anscheinend ähnlich dünn besiedelt waren. Auch wenn es einzelne Burgen bzw. kleinere befestigte Siedlungen gibt, wie das nördlich von Xanthos gelegene Asarcık oder die Siedlung bei Dereköy nördlich von Tlos, die zentrallykische Besiedlungsdichte wird offenbar nicht erreicht. Wie ist das zu erklären? War das Umland der großen Städte des Xan
thostals in anderer Weise organisiert als dort? Oder er gibt sich das Bild einer dünneren Besiedlung allein aus der schlechteren Erforschung? Auch wenn historische Aspekte bei einem Vorhaben wie diesem naturgemäß nicht gänzlich außer Acht gelassen wer den können, soll die Geschichte der Besiedlung des Xanthos tals in archaisch-klassischer Zeit in dieser Studie doch in ers ter Linie aus der Perspektive der archäologischen Überreste dargestellt werden. Der Vorteil eines solchen Vorgehens ist evident. Die Konzentration auf die Bodendenkmäler erlaubt einen vergleichsweise unverfälschten Blick auf die materiel le Kultur einer Epoche, die allzu oft durch die Brille wich tiger Ereignisse und Personen betrachtet und interpretiert wird. Die Kenntnis historischer Ereignisse verleitet oft dazu, unklare Befunde auf diese zu beziehen und auf diese Weise die tatsächliche Bedeutung der einzelnen Siedlungsplätze zu verdecken. Das Untersuchungsgebiet umfaßt neben dem eigentli chen Xanthostal von Patara im Süden bis hinauf nach Ara xa im Norden auch die Hänge der östlich und westlich an grenzenden Gebirgszüge des Kragos und Antikragos, deren Siedlungsgeographie noch unmittelbar auf das Tal Bezug zu nehmen scheint. Als Ostgrenze der Siedlungskammer Xan thostal kann demnach in etwa jene Linie gelten, die von den Ruinen Köybaşıs, Arsadas und Dikmens gebildet wird. Im Westen hingegen müssen auch Sidyma und Kadyanda sowie die Siedlungsreste im Bereich des zwischen diesen beiden Poleis liegenden Baba Dagı hinzugezählt werden.
2. Forschungsgeschichte
An der Geschichte der archäologischen Erforschung des Xanthostals fällt auf, daß der Schwerpunkt sehr lange auf dem Studium der dort entdeckten Kunstdenkmäler lag, während die Siedlungen insgesamt auf vergleichsweise we nig Interesse stießen. Kunstwerke wie das Harpyien- oder das Nereiden-Monument fanden beinahe sofort nach ih rer Entdeckung Eingang in den archäologischen Diskurs, wurden gründlich analysiert, den griechischen Bildwerken der jeweiligen Epoche zur Seite bzw. gegenübergestellt und mit diesen verglichen. Bei der Darstellung der Siedlungs
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 1: Lykien
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Andreas Thomsen
Abb. 2: Das Xanthostal von Süden
reste hingegen kam man lange Zeit über eine rein deskrip tive Wiedergabe nicht hinaus. Das ist nur teilweise mit der allgemeinen Entwicklung der klassisch-archäologischen Forschung zu erklären, die zwar im 19. und lange Zeit auch noch im 20. Jh. eine stark kunsthistorische Ausrichtung hatte, aber dennoch auch urbanistische Fragen nie ganz aus dem Blick verlor. Vermutlich waren die lykischen Siedlun gen jedoch einfach zu klein und wurden für zu unbedeutend gehalten, um ihnen größere Beachtung zu schenken. Unter den Reisenden des 19. Jhs. eröffneten nach den Be suchern der ersten Jahrzehnte (Captain Beaufort, Ch. Texier u.a.)1, die sich auf die Küste konzentrierten, die Briten den Reigen derer, die das Xanthostal als Ganzes besuchten. Der erste von ihnen war Charles Fellows2, der Lykien mehrmals bereiste und auch die Ruinenstätten im Tal des Xanthosflus ses intensiver erforschte. Im Verlauf seiner in den Jahren
1838, 1840 und 1841/42 durchgeführten Lykienreisen durch querte er das Tal sowohl von Süden nach Norden als auch in entgegengesetzter Richtung, wobei er neben dem schon früher von anderen besuchten Patara vor allem Xanthos und Tlos, sowie Kadyanda, Pinara, Sidyma und die Festung Pydna wiederentdeckte. Angereichert sind seine teils recht detaillierten Beschreibungen der antiken Überreste mit wunderbaren Zeichnungen und Skizzen. Beinahe gleich zeitig bereiste auch R. Hoskyn3 das Xanthostal (1840-41), der Kadyanda, Tlos, Xanthos und das Letoon sowie Sidyma und Pinara aufsuchte. Sein Interesse war freilich eher geo graphischer Natur, weshalb seine Anmerkungen zu den Rui nenstätten recht summarisch ausfallen. Die nächsten waren die Naturforscher T. A. B. Spratt und Ed. Forbes4, die Lykien 1842 auf ähnlichen Routen durchquerten wie ihre Vorgän ger. Trotz des naturkundlichen Schwerpunkts sind ihre Be
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Siehe zur Forschungsgeschichte H. Metzger, Revue des Études An ciennes 84, 1987, 3-19. Ch. Fellows, An Account of Discoveries in Lycia (1841) 115 ff.; ders., A Journal written during an excursion in Asia Minor (1839) 221 ff.
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R. Hoskyn, Journal oft he Royal Geographical Society of London 12, 1842, 148 ff. T. A. B. Spratt – Ed. Forbes, Travels in Lycia, Milyas and the Cibyratis I (1847) 6 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
schreibungen der archäologischen Überreste ähnlich aus führlich, wie die von Fellows. Sie waren auch die Ersten, die außer Pinara, Xanthos, Patara, Sidyma, Tlos und Kandyba das ganz im Norden des Tals gelegene Araxa besuchten. An gereichert ist ihr Bericht mit einer Reihe von Landschafts skizzen, und ihnen sind auch die frühesten Übersichtspläne einzelner Siedlungen, u.a. von Pinara zu verdanken. Auch der schleswig-holsteinische Philologe Ludwig Ross5 durchquerte das Xanthostal im Jahr 1844, besuchte Xanthos6 und Tlos7, deren Ruinen er kurz beschrieb, wenngleich sein eigentliches Interesse weniger den Altertümern, als viel mehr der „Anbahnung deutscher Ansiedlungen in Klein asien“ galt8. Er gibt in erster Linie seine Eindrücke von der Landschaft wieder, die er gerne mit jener in Nord-Deutsch land vergleicht, stellt Überlegungen zu deren Nutzbarkeit an und zeichnet nicht zuletzt ein sehr pittoreskes Bild von den Sitten und Gebräuchen der einheimischen Bevölkerung in dieser Zeit, das – wenngleich recht tendenziös und dem eu rozentrischen Zeitgeist verhaftet – mit einer Reihe interes santer Beobachtungen aufwartet. Unübertroffen bleiben freilich die Darstellungen der ös terreichischen und deutschen Forschungsexpeditionen im ausgehenden 19. und frühen 20. Jh., die im Hinblick auf die Erforschung Lykiens neue Maßstäbe setzten. Hervorzuhe ben sind insbesondere die Leistungen von Otto Benndorf und George Niemann9 sowie Eugen Petersen und Felix von Luschan, die jeweils bedeutende Beiträge zur Erforschung der Siedlungen von Pinara, Sidyma, Xanthos, Patara, Kady anda und Tlos sowie des Letoons und der Festung von Pydna lieferten.10 In der Mitte des 20. Jhs. war es dann zunächst George E. Bean, der sich um die Erforschung Lykiens insgesamt und nicht zuletzt auch der Siedlungen des Xanthostals verdient gemacht hat. Er hat nicht nur den üblichen größeren Sied lungen, sondern auch kleineren Ruinenstätten wie Arsada, Araxa oder Kadyanda seine Aufmerksamkeit geschenkt. Vor allem jedoch verdankt ihm die Forschung die Wiedergabe einer ganzen Reihe von Übersichtsskizzen, etwa von Xan thos, Patara oder Pinara, die zwar auf älteren Vorlagen be ruhen, aber die erste Zusammenstellung dieser Art bilden. Allerdings sind die Arbeiten Beans noch sehr den Traditio nen der Reisenden des 19. Jhs. verhaftet und zeichnen sich durch einen in erster Linie deskriptiven Charakter aus. Auch wenn diesen Reiseberichten also häufig der analytische Zu 5 6 7 8
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L. Ross, Kleinasien und Deutschland (1850). Ebenda 45 ff. Ebenda 59 ff. Ebenda V ff. O. Benndorf – G. Niemann, Reisen im südwestlichen Kleinasien. Band I, Reisen in Lykien und Karien (1884). E. Petersen – F. v. Luschan, Reisen in Lykien, Milyas und Kibyrtis (1889).
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gang fehlt, stellen sie dennoch die Grundlage für viele der späteren Untersuchungen dar. Vor allem jedoch wurde hier bereits in weiten Teilen herausgearbeitet, was in der archäo logischen Forschung bis heute als typisch lykisch gilt. Während also Untersuchungen zur Siedlungsstruktur Lykiens aus dieser Zeit noch nicht vorliegen, wurde im Fall der lykischen Skulpturen – und zwar insbesondere bei jenen aus Xanthos – schon früh der Versuch unternommen, sie in den kunsthistorischen Gesamtkontext der Mittelmeerwelt einzuordnen. Die ersten bedeutenden Untersuchungen über das Harpyienmonument11 oder das Löwengrab12 etwa ent standen bereits im 19. Jh. In Bezug auf die Siedlungsstruktu ren und einzelne Monumentgattungen geschah dies erst seit den 70er Jahren des 20. Jhs. Die Arbeiten von W. W. Wurs ter13, J. Zahle14 und J. Borchhardt15 stehen exemplarisch für den Beginn einer analytischeren Herangehensweise an Sied lungen und Bauten des Xanthostals. Nicht unerwähnt blei ben dürfen in diesem Zusammenhang natürlich die in den 50er Jahren einsetzenden systematischen Ausgrabungen16 in Xanthos, zu denen sich in später jene in Patara und Tlos gesellten. 3. Die Besiedlung des Xanthostals in archaischklassischer Zeit 3.1 Die Gesamtsituation in der Dynastenzeit (6.–4. Jh. v. Chr.) Das 6. Jh. v. Chr. steht ganz im Zeichen der Eroberung Ly kiens durch die Perser (545 v. Chr.) Fortan ist die lykische Gesellschaft bis weit in das 4. Jh. von der Dynastenherr schaft17 geprägt, ein Herrschaftssystem, in dem Mitglieder mächtiger Familien ganze Siedlungen und sogar Regionen beherrschen. Eine besondere, weit über die Grenzen des Xanthostals hinausreichende Rolle spielen in dieser Zeit die Angehörigen der in Xanthos beheimateten Dynastie der 11
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E. Braun, Annali dell’Istituto 16 (1844), 133 ff. A. H. Smith, A Catalogue of Sculptures in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum I (1892) 46 f. Kat.-Nr. 80. Erinnert seien an dieser Stelle nur Wursters Forschungen zu Tlos (AA 1976, 27) oder Pinara (AA 1978, 74). Von ihm stammen auch die ersten modernen Pläne dieser und anderer Siedlungen des Xanthos tals. – Vgl. u. Kat.-Nr. 21 und 23. Zahle hat sich bekanntlich wie kaum ein anderer um die Einordnung lykischer Grabformen und ihrer Bedeutung innerhalb der Siedlun gen verdient gemacht. Vgl. JDI 94, 1979, 245 ff. oder seine Arbeiten über die Pfeilergräber (s.u.). J. Borchhardts Studie über das Salas-Monument in Kadyanda (AA 1968, 174 ff) sollten noch zahllose weitere Untersuchungen und In itiativen folgen. Zu Xanthos s.u. Kat.-Nr. 24; zu Patara Kat.-Nr. 20; zu Tlos Kat.-Nr. 23. Zur Dynastenherrschaft in Lykien allgemein s. A. Kean, Dynastic Ly cia (1998).
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Abb. 3: Das Xanthostal
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 4: Das untere Xanthostal
Abb. 5: Asar Tepe und die Lange Mauer
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Abb. 6: Asar Tepe und die Lange Mauer
Abb. 7: Detail der Langen Mauer
Abb. 8: Die Burg auf dem Eren Tepe
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 9: Die Festung von Büksez/Küçük Kale
Harpagiden. Es kommt zu einer Konzentration von Macht und Ressourcen, mit der auch ein merklicher Aufschwung in der Besiedlung des Xanthostals einhergeht, der sich deutlich in den archäologischen Hinterlassenschaften niederschlägt. Aus der ersten Hälfte des 6. Jhs. haben sich in den Sied lungen des Xanthostals – mit Ausnahme von Xanthos selbst – nur sehr wenige Überreste erhalten. Erst seit der zweiten Jahrhunderthälfte, also nach der Eroberung durch die Per ser, sind an mehreren Orten erste Tendenzen zu einer ge wissen ‚Monumentalisierung‘ der Bausubstanz erkennbar, die vor allem in der vermehrten Verwendung von Stein als Baumaterial zum Ausdruck kommt. Bis dahin scheinen ver gängliche Materialen, vorwiegend wohl Holz,18 dominiert zu haben. Ein Material, das jedoch auch weiterhin Verwen dung findet. Im Verlauf des 5. Jhs. kommt es dann in den meisten Siedlungen des Xanthostals zu einem regelrechten Bau boom, der vor allem in der Errichtung von Befestigungen und Gräbern zum Ausdruck kommt. Auch in dieser Phase der lykischen Siedlungsgeschichte nimmt wiederum Xan thos die Vorreiterrolle ein. Wie nicht zuletzt die zahlreichen Grabbauten verdeutlichen, die in dieser Zeit entstehen, pro sperieren die Siedlungen des Xanthostals aber auch das ge samte 4. Jh. hindurch. Zu den – auch aus archäologischer Sicht – bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit gehört der in ganz Westlykien aktive Dynast Arbinas. Er ist einer
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Zum Holzbau bei den Lykiern s. Kjeldsen-Zahle AA 1975, 319 ff.; vgl. Thomsen, Avşar Tepesi passim.
der wenigen Herrscher, über deren Bautätigkeit in Xanthos und im Letoon (Kat.-Nr. 19) etwas mehr bekannt ist (s.u.). 3.2. Siedlungsstrukturen und die Territorien im Xanthostal Insgesamt zeichnet sich in Bezug auf die Besiedlung des Xanthostals in archaisch-klassischer Zeit ein deutliches SüdNord-Gefälle ab, wobei der Süden das übrige Tal in jeglicher Hinsicht überragt (Abb. 3). Nicht nur, daß hier mit Xanthos (Kat.-Nr. 24) die größte Ansiedlung zu finden ist, auch die Zahl befestigter Plätze und somit die Besiedlungsdichte ist hier am höchsten. Schon der mittlere Talabschnitt mit Tlos (Kat.-Nr. 23), Pinara (Kat.-Nr. 21) und Arsada (Kat.-Nr. 4) weist, sieht man einmal von der Umgebung von Tlos19 ab, eine wesentlich geringere Siedlungsdichte auf. Orte in der Größenordnung von Köybaşı (Kat.-Nr. 17), Sidyma (Kat.Nr. 22) oder Asarcık (Kat.-Nr. 5) scheinen hier ganz zu feh len. Der Norden des Tals schließlich ist noch dünner be siedelt. Mit Araxa (Kat.-Nr. 3) und Kadyanda (Kat.-Nr. 16) existierten hier nur zwei bedeutendere Zentren, die über dies in klassischer Zeit noch nicht sonderlich groß gewesen sein können. Auch die Qualität der archaisch-klassischen Bausubstanz nimmt nach Norden hin erkennbar ab. Die Siedlungsdichte Zentrallykiens ist bereits in dieser Epoche ungleich höher (Abb. 1). Zwar ist gegenwärtig noch vollkommen unklar, in welchem Umfang das Umland der westlykischen Städte mit Gehöften durchsetzt war, doch 19
In der Umgebung von Tlos scheint es mehrere kleinere befestigte Siedlungen gegeben zu haben. Vgl. H. Yilmaz – N. Cevik, AST 13, 1 (1996) 187 ff.
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Abb. 10: Die Siedlung von Gölbent
Abb. 11: Das Letoon mit Umland
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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allein schon Anzahl und Abstand befestigter Siedlungen un terschiedlicher Größe sprechen in dieser Hinsicht eine deut liche Sprache. Während die mittlere Entfernung zwischen den Siedlungen in Zentrallykien 2,5-5 km beträgt, sind es selbst im vergleichsweise dicht besiedelten Südteil des Xan thostals zwischen 6,5 und 10 km. Was die Durchsiedlung des Umlandes der großen Zentren mit kleineren Siedlun gen betrifft, besitzen wir für das Xanthostal bislang kaum Informationen. Über die archaisch-klassischen Gehöfte, die es in diesem Gebiet zweifellos in großer Zahl gegeben haben muß, ist nichts bekannt20. Etwas mehr wissen wir bislang lediglich über die Orga nisation und Strukturierung des Umlandes von Xanthos21 (Kat.-Nr. 24), wo Festungsanlagen wie die Burg auf dem Eren Tepe westlich und die lange Mauer nördlich der Stadt auf die Existenz eines ausgeklügelten Defensivsystems hin deuten, das zweifellos dem Schutz von Stadt und Umland diente (Abb. 4). In diesen Kontext gehörten sicher auch die kleine befestigte Ansiedlung auf dem Asar Tepe (Abb. 5. 6; Kat.-Nr. 7) unweit des Haupttores der Sperrmauer und natürlich auch die Mauer selbst (Abb. 7; Kat.-Nr. 8). Über deren militärischen Sinn mag man durchaus geteilter Mei nung sein, aber als sichtbare und der Lenkung des Waren verkehrs dienende Grenze verfehlte sie ihre Wirkung sicher nicht22. Hinzu kommen die unmittelbar westlich von Xan thos gelegene Burg auf dem Eren Tepe (Abb. 8; Kat.-Nr. 13) und die Festung von Büksez/Küçük Kale23 (Abb. 9; Kat.Nr. 18). Letztere eine kleine, in klassischer Zeit entstandene Anlage, die wohl ähnliche Aufgaben erfüllte, wie die eben falls von Xanthos kontrollierte, weiter südlich an der Küste gelegene hellenistische Festung Kydna/Pydna24. Mit Hisar Tepe östlich der Stadt und einem weiteren Asar Tepe west lich oberhalb von Pydna existieren außerdem noch weitere antik besiedelte Plätze in der Umgebung von Xanthos. Da sie in der Forschungsliteratur nicht ausführlich behandelt werden, lässt sich über ihr Aussehen, ihre Funktion und die zeitliche Einordnung naturgemäß wenig sagen. Ihre Gipfel- bzw. Kuppenlage spricht jedoch für ein gewisses Si cherheitsbedürfnis der Erbauer, das insbesondere für die archaisch-klassische Zeit in Lykien charakteristisch ist25.
Solche Siedlungslagen, zumeist in Verbindung mit Befesti gungsbauten verschiedenster Art, kommen in dieser Epoche besonders häufig vor26. Es ist deshalb recht wahrscheinlich, daß auch diese Plätze nicht nur in klassischer Zeit besiedelt, sondern zugleich auch Bestandteile des postulierten Defen sivkonzepts waren. Zu diesem System von Befestigungen an den Grenzen des xanthischen Territoriums muß auch die unmittelbar östlich der Sperrmauer gelegene Siedlung von Asarcık27 (Kat.-Nr. 5) gehört haben. Gleiches dürfte für eine kleine, nach Zentral lyien ausgerichtete Befestigungsanlage gelten (Kat.-Nr. 6), die erst kürzlich einige Kilometer nördlich von Asarcık ent deckt wurde28. Auch die Befestigungen von Gölbent (Abb. 10; Kat.-Nr. 14) müssen, wenngleich nördlich der Sperrmauer gelegen, in diesem Kontext gesehen werden. Hinzu kommt, daß an beiden Orten nach Ausweis der Grabpfeiler, die dort gefunden wurden, in archaisch-klassischer Zeit offenbar wichtige Persönlichkeiten residierten29. Wie weit sich das Territorium von Xanthos ausdehnte, ist nicht gesichert30. Es wird vermutet, daß es zunächst das gesamte Xanthosdelta umfaßte. Daß – wie gelegentlich pos tuliert – auch Patara31 (Kat.-Nr. 20) von Xanthos aus kon trolliert wurde, ist jedoch zu bezweifeln. Um die Frage zu beantworten, wie weit das Umland von Xanthos nach Süden reichte, ist ein Blick auf die ursprüngliche, seit der Antike stark veränderte Topographie des Xanthosdeltas notwendig. Daß sich das Letoon (Abb. 11; Kat.-Nr. 19) auf dem Territo rium von Xanthos befand, steht außer Frage – dies belegt nicht zuletzt die Trilingue, in der es ausschließlich um xan thische Belange geht32. Sofern man den Angaben Strabons glauben darf, lag das Letoon zu seiner Zeit nur 10 Stadien, also etwa 1,5 km vom Meer entfernt und zudem direkt am
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U. Hailer, Einzelgehöfte im Bergland von Yavu (2008) nennt kein ein ziges Beispiel aus dieser Region. Vgl. die Eintragungen auf der bei J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 5, 1997, 88 abgebildeten Karte. Vgl. J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 7, 1999, 99 f. J.-P. Adam, L’architecture militaire greque (1982) 120 f. – Hier als Bükcez bezeichnet. Ebenda 115 ff. Vgl. a. Zimmermann, Untersuchungen 181. Bei den Bauten auf Hisar Tepe scheint es sich tatsächlich um die Überreste einer kleinen Befestigung zu handeln (mündliche Aus kunft von J. des Courtils am 17.02.2012). Offen bleibt vorerst aller dings, aus welcher Zeit diese stammt.
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Marksteiner, Limyra 135 f. – Das gilt freilich ebenso für die byzan tinische Zeit. Allerdings ist keiner dieser Orte in der Auflistung von H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8,2 (2004) aufgeführt, was zwar kein Beweis ist, aber doch immerhin ein Indiz. Zu Asarcık vgl. den Beitrag von J. Des Courtils und L. Cavallier. Die Überreste einer weiteren möglichen Befestigung sind auf den Satellitenbildern von Google Earth unmittelbar südlich ober halb des Saklıkenttales zu erkennen (Breite 36°26'46.83''N Länge 29°24'26.73''O). Ob auch sie von Xanthos aus kontrolliert wurde, muß freilich offen bleiben. Tatsächlich scheint die Besiedlung des Umlands von Xanthos, wie auf dem Eren Tepe gefundene Keramik bezeugt, bis ins 6. Jh. v. Chr. zurückzureichen. Reste archaischer Wehrarchitektur fanden sich hier freilich nicht (s. J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Anti qua 5, 1997, 96) Vgl. Schweyer, RA 1996, 29. – Gemeint ist hier das Territorium der Siedlung und ihrer Bewohner, nicht der sehr viel weiter reichende Einflußbereich des Machtzentrums Xanthos und seiner Dynasten. Zum Verhältnis von Dynast und Siedlung vgl. u. mit Anm. 199. So A. G. Keen, Dynastic Lycia (1998) 60 und Schweyer a.O. 29. – Vgl. u. Zur Trilingue s. H. Metzger, FDX 6 (1979).
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Andreas Thomsen
Abb. 12: Sidyma
Fluß33. Hält man sich vor Augen, in welchem Umfang die Verlandung des Deltas seit augusteischer Zeit fortgeschrit ten ist, darf man getrost davon ausgehen, daß das Heiligtum in archaisch-klassischer Zeit direkt am Meer lag. Das Letoon könnte also durchaus zugleich eine, wenn nicht die bedeutendste Reede von Xanthos dargestellt ha ben. Wenn die Küstenlinie zu dieser Zeit tatsächlich etwa 4,5 km weiter landeinwärts verlief 34, als dies heute der Fall ist, dann lag auch die kleine Festung von Büksez/Küçük Kale in dieser Zeit am Meer – und diese kann im Grunde keinen anderen Zweck erfüllt haben, als den, eine weitere, an der Mündung des Karadere Çay gelegene Reede von Xanthos zu schützen35. Wenn das richtig ist und Xanthos die ganze – 33
Strabon 665. – Vgl. hierzu a. Keen a.O. 194 f. Und die geologischen Untersuchungen von E. Öner, AST 15,1 (1998) 419 ff. dürften ebendies bestätigen. – Vgl. a. F. Işık, Patara (2011) 12 ff. 35 Sollte es im Bereich des Letoons tatsächlich eine Anlegestelle gege ben haben, so wäre auch dort eine kleine Befestigung zu erwarten. Bislang ist eine solche zwar nicht bekannt, aber es wurde auch noch nicht explizit danach gesucht. Als Standorte kämen etwa der Thea terhügel, eine sehr markante, unmittelbar südöstlich an diesen an schließende Kuppe oder auch die Hügel nördlich des Heiligtums in Frage. Tatsächlich erwähnt G. E. Bean, Lykien (1986) 61 im Bereich des Theaters eine neun Meter lange Polygonalmauer aus bis zu
heute nicht mehr existierende – Bucht zwischen dem Sandık Dağı und der Halbinsel von Patara mit ihren diversen An landungsmöglichkeiten für Schiffe kontrollierte, dann war Xanthos auf den Hafen von Patara nicht angewiesen. Vor diesem Hintergrund erhält die bereits für die klassische Zeit bezeugte relative Eigenständigkeit der Hafenstadt zusätzlich Kontur (s.u.). Im Norden muß das xanthische Gebiet deutlich über die erwähnte Sperrmauer hinausgereicht haben, denn Gölbent, das näher an Xanthos als an Pinara liegt, gehörte sicher lich noch dazu. Auf der anderen Flußseite wird es bis an die Grenzen der Territorien von Arsada und Tlos gereicht ha ben. Wie weit es nach Westen reichte ist angesichts der un gesicherten Größe und Bedeutung von Sidyma in klassischer Zeit unklar. Im Osten war es die bedeutende Siedlung von Köybaşı, welche die Ausdehnung des xanthischen Territo riums begrenzte. Alles in allem mag das zu Xanthos gehö rende Areal etwa 300-400 km2 umfaßt haben, was für eine lykische Siedlung, zumal in dieser Zeit, durchaus beachtlich ist36. Es handelte sich zudem um einen der fruchtbarsten Landstriche der gesamten Halbinsel. Unter den größeren Siedlungen des unteren Xanthostals ist das auf einem südlichen Ausläufer des Kragos-Berglandes gelegene Sidyma (Abb. 12; Kat.-Nr. 22) sicher die am wenigs ten bekannte und erforschte Stadt. Es verwundert daher nicht, daß auch das Umland von Sidyma bislang kaum un tersucht ist. Immerhin sind aus dem kleinen Ort Bel37 (Kat.Nr. 9), an einer kleinen Fruchtebene südlich von Sidyma gelegen, zwei Felsgräber bezeugt, die eine Durchdringung des Umlandes in klassischer Zeit belegen. Rückschlüsse auf die Organisation und die Ausdehnung des Territoriums während dieser Epoche läßt dieser spärliche Befund natür lich nicht zu. Ob Kalabatia38, der 7 km nordwestlich von Si dyma in der Bucht von Sançalik gelegene spätere Hafenort der Stadt bereits in klassischer Zeit existierte, ist zumindest fraglich. Über die Organisation des Umlandes von Patara (Kat.Nr. 20) ist bislang nur wenig bekannt. Der Ort selbst ist nach Ausweis der Keramikfunde sehr alt – tatsächlich ist Patara vielleicht die einzige lykische Siedlung, deren kontinuierli che Nutzung sich seit der Bronzezeit archäologisch nachwe sen läßt39. Zweifelsfrei besiedelt war der Ort nach Ausweis keramischer und architektonischer Befunde jedenfalls in
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1,50 m großen Blöcken, bei der es sich durchaus um die Reste einer Befestigung aus der 1. Hälfte des 5. Jhs. handeln könnte (vg. u. 82 Kat.-Nr. 15 mit Anm. 372). Zum Vergleich: Das Territorium der zentrallykischen Polis Kyaneai umfaßte in der hellenistischen Zeit etwa 120 km2. Vgl. F. Kolb, Burg, Polis Bischofssitz (2010) 168 ff. Schweyer a.O. 28. Zur Lokalisierung vgl. Zimmermann, Untersuchungen 181 Anm. 33. T. Kahya, Adalya 5, 2001/2002, 37 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 13: Das Umland von Köybaşı
Abb. 14: Die Siedlung von Köybaşı
archaischer Zeit40, hinzu kommt das Zeugnis des Geogra phen Hekataios41, der Patara bereits für die Zeit um 500 als ‚Polis‘ bezeichnet. Auch wenn aus der Stelle nicht eindeutig hervorgeht, ob hier der Siedlungs- oder der Staatsbegriff 42 gemeint ist, man demnach die sich dahinter verbergenden griechischen Konzepte – zumal für dieser Epoche – nicht ohne weiteres auf die lykischen Verhältnisse übertragen kann, impliziert allein schon seine Verwendung bereits für die spätarchaische Zeit eine gewisse Selbständigkeit43. Daß Patara spätestens in der 2. Hälfte des 5. Jhs. eine unabhängi ge Siedlung gewesen sein muß, verdeutlichen jedenfalls die 40
s. Kahya a.O. 38. 47; vgl. F. Işık – H. Yılmaz, KST 11,2 (1989) 4 f.; F. J. Tritsch, AnatSt 2, 1952, 18 und J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 93. 41 Stephanos von Byzanz 510,17 s.v. Πάταρα (Frg. 256). Herodot 1, 181 erwähnt das Apollonorakel von Patara. 42 Zum Polisbegriff s. K.-W. Welwei, Die griechische Polis (1998) 9 ff. 43 Zur Zeit von Hekateios war die Ausbildung der griechischen Polis staaten bereits abgeschlossen (Welwei a.O. 35 ff.). Für eine von Xan thos abhängige Burg mit einigen Häusern darum herum, hätte er daher gewiß nicht den Begriff Polis verwendet.
dort geprägten Münzen mit der Legende pttara, dem lyki schen Namen des Ortes44. Die Vorstellung, Patara sei ursprünglich ein Hafenort von Xanthos gewesen45 (s.o.), geht auf eine mißverstandene Stel le bei Appian46 zurück, der die Hafenstadt als πόλιν ἐοικυῖαν επινείῳ Ξανθίων bezeichnet, womit er – zumal er Patara eine Polis nennt – im Grunde nur zum Ausdruck bringen will, daß Xanthos zur Zeit der Bürgerkriege, über die er be richtet, keinen eigenen Hafen besaß. Da Xanthos jedoch in archaisch-klassischer Zeit – wie gesehen – sehr wohl über eigene Anlegeplätze verfügte, die zudem sehr viel näher an der Stadt lagen, gab es gar keinen Anlaß, Patara und dessen Hafen zu beanspruchen. Der Ort war in dieser Epoche dem nach keineswegs ein xanthischer Außenposten. Bemerkens Die Beischrift kann auch pttah lauten. – Zu Münzen dieser Serie vgl. zuletzt Ş. Özüdoğru, Adalya 10, 2007, 31 ff. Vgl. auch Schweyer a.O. 29 mit Anm. 118 45 A. G. Keen, Dynastic Lycia (1998) 60; vgl. Schweyer a.O. 29. 46 s. hierzu R. Behrwald, Der lykische Bund (2000) 183 Anm. 99. 44
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Andreas Thomsen
Abb. 15: Köybaşı. Schnitt durch die Siedlung
wert ist, daß Patara nach Ausweis numismatischer Quellen zumindest zeitweise nicht von einem Dynasten, sondern von der Bevölkerung regiert wurde47. Gleichwohl findet die ‚politische‘ Relevanz Pataras, wel che die Quellen für das 6. und 5. Jh. suggerieren, in der ar chäologischen Evidenz bislang keinen rechten Widerhall. Spätestens ab dem 4. Jh. v. Chr. muß Patara freilich auch als Siedlungsplatz rasch an Bedeutung gewonnen zu haben48. Zwar sind aus Patara bislang nur wenige Felsgräber und Sar kophage aus klassischer Zeit bekannt geworden, aber es ist davon auszugehen, daß die später für diesen Ort so typische Grabform der unterirdischen Grüfte, schon in dieser Epoche verbreitet war49. So oder so muß der Ort als Versorgungsgrundlage über ein gewisses Territorium verfügt haben, das sich angesichts der Nähe zu Xanthos freilich nicht sehr weit nach Norden erstreckt haben kann. Als Westgrenze mag der Xanthos fluß gedient haben, wofür es bislang freilich weder archäo Die Beischriften pttarazê oder pt.terezê auf einigen Münzen deuten daraufhin, daß die Einwohnerschaft Pataras als Prägeherr aufgetre ten ist. Vgl. u. 90 Kat.-Nr. 20.6. 48 Im späten 5. Jh. war Patara an den innerlykischen Konflikten zwi schen der xanthischen und der westlykischen Dynastie beteiligt; s. Neuer Pauly 9 (2000) 392 s.v. Patara. Während der Perserkriege dien te die Stadt viellicht als Flottenstützpunkt (vgl. Keen a.O. 74) und schlug sich später offenbar auf die Seite des attischen Feldherrn Me lesandros (vgl. Keen a.O. 131). 49 H. İşkan – N. Çevik, Lykia 2, 1995, 200 f. 47
logische noch historische oder epigraphische Belege gibt. Tatsächlich scheinen sich die Besitzungen von Patara vor al lem östlich der Stadt, um den Eren Tepe und die Bucht von Kalkan herum befunden zu haben. In der Kaiserzeit reich te das Gebiet von Patara offenbar sogar bis nach Sidek und schloß möglicherweise sogar Seyret mit ein50. M. Zimmer mann vermutet, daß die Nutzung dieses bereits zum zent rallykischen Bergland gehörenden Gebiets durch Patara an Gebietsaufteilungen aus dynastischer Zeit anknüpft51. Die archäologische Evidenz kann diese Einschätzung freilich nicht stützen – im Gegenteil, es stellt sich die Fra ge, ob Patara in dieser Epoche für ein so weites Ausgreifen nicht noch viel zu klein und unbedeutend war. Im Grunde kann man noch nicht einmal sicher sein, ob das Gebiet um die als Ankerplatz dienende Bucht von Kalkan52 schon in klassischer Zeit zum Territorium Pataras gehörte. Wenn das der Fall war, dann muß freilich auch die ursprünglich wohl vorhellenistische, in den Bergen oberhalb der Bucht auf der Paßhöhe bei Bezirgan53 situierte Befestigungsanlage 50
Zimmermann, Untersuchungen 57 f. Ebenda 58. 52 Zimmermann, Untersuchungen 183 f. – K. Buschmann, EA 12 (1988) 1 ff. vermutet hier ausgehend von Thukydides 2, 69 den schon im 5. Jh. wichtigen Hafen Phoenicus. Dagegen Zimmermann ebenda Anm. 46. 53 H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 486 merken an, daß die vorhellenistische oder byzantische Entstehung noch zu klären sei. Die Bauweise aus mörtellos aufeinander geschichteten Bruchsteinen 51
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 16: Die Siedlung von Pinara
(Abb. 14; Kat.-Nr. 10) von dort aus kontrolliert worden sein. Sie hätte dann, gewissermaßen als Vorgriff auf die spätere Ausdehnung des Territoriums, als frühe Grenzfestung des Hafenortes gedient. Aus dieser Region bezog nämlich auch der Aquädukt sein Wasser, der die Stadt später versorgte. Wenn das richtig ist, dann existierte offenbar – ähnlich wie im Umland von Xanthos – auch auf dem Gebiet von Patara ein System von Defensivbauten zum Schutz des Territori ums vor feindlichen Übergriffen. Allerdings ist nicht auszuschließen, daß die Festung von Bezirgan zur Dynastensiedlung von Köybaşı (Abb. 13-15; Kat.-Nr. 17) gehörte, die nur etwa 3,5 km weiter nördlich liegt und zu deren Territorium die große, bis nah an Festung heranreichende Fruchtebene von Begirzan gehörte54. Der weist allerdings in klassische Zeit. Andererseits erkannten Spratt – Forbes, Travels I 56 f. bei ihrem Besuch keine Überreste „griechischer oder römischer Gebäude“. Ein Plan oder auch nur eine detaillierte Beschreibung des Platzes existieren bislang freilich nicht. 54 Zimmermann, Untersuchungen 14.
wohl mit dem lykischen Tuminehi55 identische Ort muß auf grund seiner Lage am Übergang vom Xanthostal nach Zen trallykien in klassischer und noch hellenistischer Zeit von großer strategischer Bedeutung gewesen sein56(s.u.). Gleich wohl ist über die Umlandstrukturen von Köybaşı so gut wie nichts bekannt – dabei wäre eine nähere Untersuchung gera de dieser Region sicher besonders lohnend. Die 23 Gräber57 in einer Felswand an der Paßstraße ins Xanthostal gehörten sicher noch zur Siedlung selbst. Sollte allerdings die Festung bei Bezirgan in klassischer Zeit tatsächlich zu Köybaşı ge hört haben, dann stand zunächst wohl auch die Reede in der Bucht von Kalkan unter der Kontrolle dieser Dynastensied lung – zumal Patara ja bereits einen eigenen Hafen besaß. 55
Zum Namen s. J. Borchhardt – G. Neuman – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 27 ff.; Schweyer a.O. 30 f. 56 Diese nahm offenbar seit hellenistischer Zeit in dem Maße ab, wie die Bedeutung der maritimen Wegverbindungen zunahm. Vgl. Schweyer a.O. 32. 57 Borchhardt – Neuman – Schulz a.O. 64 f.
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Andreas Thomsen
Abb. 17: Die Siedlung von Tlos
Aus dem Umland von Pinara (Abb. 16; Kat.-Nr. 21) sind einige kleinere Orte bekannt, die bereits in klassischer Zeit existierten. Man weiß über sie allerdings deutlich weniger als über die Siedlungen in der Umgebung von Xanthos. So muß vorerst offen bleiben, ob hier ähnliche Defensivstruk turen existierten wie auf dem Territorium von Xanthos. Allerdings ist davon auszugehen, daß sich im weitgehend unerforschten Territorium Pinaras noch zahlreiche Bauten und Anlagen befanden, die in den anderen Polisterritorien auch Wehraufgaben erfüllten. Die kleine Siedlung bei Dip58 (Kat.-Nr. 12) etwa, in den Bergen nördlich von Pinara gelegen, bestand nach Ausweis eines dort gefundenen Felsgrabes offenbar bereits in klassi scher Zeit; dasselbe gilt für das 11 km nördlich von Pinara,
beim heutigen Kabaagaç gelegene Aloanda59 (Kat.-Nr. 2). Zwar sind aus diesen beiden Siedlungen außer Grabbauten bislang keine vorhellenistischen Reste bekannt, doch könn ten die Befestigungen von Aloanda durchaus in diese Epo che zurückreichen. Im Osten wird das Territorium Pinaras bis an den Xan thosfluß herangereicht haben, auf dessen Ostufer nämlich Arsada (Kat.-Nr. 4) und Tlos (Kat.-Nr. 23) liegen. In westli cher Richtung scheint das Gebiet der Stadt bis ans Meer ge reicht zu haben und umfaßte somit einen Großteil des in der Antike Kragos genannten Berglandes um den fast 2000 m hohen Baba Dağı. So bestätigen ein Felsgrab und eine lyki sche Inschrift60 bei Girme/Gülme61 die Besiedlung des nord 59
58
A. V. Schweyer, RA 1996, 23.
H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8,2 (2004) 433 f. Schweyer a.O. 23 f. TL 9 61 Schweyer a.O. 24. 60
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 18: Die Burgsiedlung von Söğütlüdere/Dereköy
westlichen Teils der Bergregion. Ob der nach Ausweis zweier Grabinschriften62 in der Kaiserzeit zu Pinara gehörende Ha fenort Perdikia63 beim heutigen Faralya schon in klassischer Zeit existierte, muß angesichts der zunächst generell gerin gen Bedeutung lykischer Hafenorte64 offen bleiben. Aller dings verdeutlichen die beiden Grabpfeiler in dem knapp vier Kilometer südlich davon gelegenen Kabak65 daß auch dieses Gebiet schon in klassischer Zeit frequentiert wurde. Von besonderer Bedeutung muß schließlich das bislang weitgehend unerforschte Felsheiligtum von Yakabağ66 (Kat.Nr. 25) gut drei Kilometer südlich von Pinara gewesen sein, dessen Reliefs dem Augenschein nach ins 4. Jh. v. Chr. zu datieren sind. Nach Ausweis einiger aus dem Fels gehaue 62
TAM II 248. Schweyer a.O. 24 ff. vgl. W. Ruge RE 21,1 (1937) 589 f. s.v. Perdikiai. – Zur Lokalisierung vgl. a. Zimmermann, Untersuchungen 180 f. mit Anm. 33. 64 Marksteiner, Limyra 135 f. 65 Marksteiner, Trysa 220; Deltour-Levie, Piliers Funéraires 63 ff. – Die kaiserzeitliche Inschrift TAM II 247 verweist zudem auf Perdikia und dessen Zugehörigkeit zu Pinara. 66 Schweyer a.O. 23 (s. ebenda 17 Abb. 7; 18 Abb. 8; 21 Abb. 9. 10) 63
ner Treppenstufen unterhalb der Reliefs scheint es an einem von Pinara in Richtung Süden, also nach Xanthos führen den Weg gelegen zu haben. Die große Figurengruppe mit Frauen, Kindern und Kriegern könnte ebenso Gottheiten darstellen wie eine Herrscherfamilie. Auf jeden Fall jedoch bereichert dieser Platz, über den noch so wenig bekannt ist, die sakrale Topographie des Xanthostals um einen weiteren Aspekt. Er mag für Pinara eine ähnliche Rolle gespielt haben wie das Letoon für Xanthos. Insgesamt – das macht diese Zusammenstellung mehr als deutlich – ist das Bild vom Umland Pinaras, zumal für die klassische Zeit, noch sehr unvollständig. Ähnlich wie in der Umgebung von Xanthos muß es auch hier eine Vielzahl klei nerer und kleinster befestigter Siedlungen gegeben haben, von Gehöften ganz zu schweigen. Gerade die abgelegenen Gebiete um den Baba Dağı dürften in dieser Hinsicht noch so manche Überraschung bereit halten. Aus dem Territorium von Arsada (Kat.-Nr. 4), das sich Pinara genau gegenüber am Ostrand des Xanthostals erhebt, sind bislang keinerlei Überreste aus klassischer Zeit bekannt geworden. Nicht sehr viel besser verhält es sich mit dem Umland von Tlos (Abb. 17; Kat.-Nr. 23), das gegenwärtig
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Andreas Thomsen
Abb. 19: Pinara. Querschnitt durch die Siedlung
Abb. 20: Pinara. Blick auf den Burgberg
allerdings von T. Korkut und seinem Team intensiv unter sucht wird. Die Ergebnisse dieser Forschungen sind bislang nur ansatzweise über die Literatur zugänglich67, aber man darf auf ihre detaillierte, materialgesättigte Veröffentli chung gespannt sein. Angesichts der Bedeutung, welche der Ort in klassischer Zeit hatte, sind auch hier kleinere Herren sitze, befestigte Siedlungen und Felsgräber im ländlichen Raum zu erwarten – und es zeichnet sich bereits ab, daß es sich tatsächlich so verhält. Kurz beschrieben wurde bislang aber lediglich die kleine Burg bei Dikmen68 (Kat.-Nr. 11), 10 km nördlich von Tlos, an der Wegverbindung nach Oino anda gelegen. Die Befestigungen sind noch nicht näher un tersucht, könnten aber bis in klassische Zeit zurückreichen69. 67
Siehe die wegen fehlender überprüfbarer Materialvorlagen unwis senschaftliche Gesamtschau in den beiden, außerhalb der Türkei nicht erhältlichen Büchern von T. Korkut, Tlos (2015), ders. (ed.), Arkeoloji, epigrafi, jeoloji, dogal ve kültürel peyzaj yapisiyla Tlos an tik kenti ve teritoryumu (2015). 68 S. Şahin – M. Adak, Stadiasmus Patarensis (2007) 177 f.; H. Yılmaz – N. Çevik, AST 13, 1 (1996) 193 f. 69 Schweyer a.O. 20 favorisiert eine hochhellenistische Gründung.
Noch weniger wissen wir über die Gebiete von Araxa (Kat.-Nr. 3) und Kadyanda (Kat.-Nr. 16). Auf halber Strecke zwischen den beiden Orten, bei Sazak Mahalesi, befindet sich ein Felsgrab mit Inschrift70, darüber hinaus sind außer halb beider Siedlungen bislang keine vorhellenistischen Res te bekannt geworden. Allenfalls die in hellenistische Zeit da tierte Burgsiedlung von Söğütlüdere/Dereköy71 könnte noch bis in die klassische Epoche zurückreichen (Abb. 18). Auch wenn diese Fundleere zum Teil sicher als Forschungslücke zu interpretieren ist, kann dies nicht der alleinige Grund für die Siedlungsdichte sein. Vielmehr bestätigt sich in diesem Zusammenhang ein weiteres Mal, daß der nördliche Teil des Xanthostals in der klassischen Epoche offenbar sehr viel dünner besiedelt war als der Süden mit seinen direkten Ver bindungen nach Zentrallykien und in den Golf von Fethiye. Diese Zusammenschau macht deutlich, daß die Materi albasis – und das gilt nicht nur für die archaisch-klassische Zeit – für eine Beurteilung der Umlandstrukturen des Xan thostals derzeit noch sehr dünn ist. Daran wird sich erst dann etwas ändern, wenn man dazu übergeht, die Terri torien der großen Siedlungen systematisch zu erforschen, wie das neuerdings ansatzweise in Tlos oder in Patara72 ge schieht. Die bisherigen Funde und Beobachtungen sind nur allzu häufig dem Zufall zu verdanken und können schon deshalb nur in beschränktem Umfang Antworten auf struk turelle Fragen geben. Ein Aspekt fällt freilich schon jetzt ins Auge, nämlich daß die Errichtung kleinerer Befestigungen, wie sie auf dem Territorium von Xanthos und ansatzweise auch bei anderen Siedlungen des Xanthostals zu beobachten ist, offenkundig 70
Schweyer a.O. 19 mit Anm. 76. Die befestigte Siedlung von Söğütlüdere/Dereköy, 6,5 km nordwest lich von Araxa, ist nach Auffassung von M. Wörrle W. W. Wurster, Chiron 27, 1997, 397 f. erst in nachklassischer Zeit entstanden, was im Detail freilich noch zu überprüfen wäre. Einige Bauten könnten durchaus noch in klassische Zeit zurückreichen. Der Aufbau und die topographische Situation der Siedlung erinnern zudem stark an das zentrallykische Trysa (vgl. Marksteiner, Trysa 32 ff.) 72 Im Jahr 2012 wurde hier ein kleinerer Umlandsurvey durchgeführt. 71
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
der Sicherung des Umlandes diente. Auch wenn T. Mark steiner73 der Existenz von Systemen strategischer Außen sicherung in Lykien eher kritisch gegenüber steht, scheint es sich bei diesem Phänomen um ein in klassischer Zeit in ganz Lykien verbreitetes Defensivkonzept zu handeln. Ge rade die in Zentrallykien durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, daß sich das Vorkommen kleinerer Festun gen oder auch von Wehrgehöften vor allem an den Rändern der Territorien größerer Siedlungen und entlang wichtiger Verkehrsverbindungen häuft. Auf dem Gebiet des Avşar Te pesi74 etwa konnte ein recht ausgeklügeltes System von Au ßenbefestigungen festgestellt werden und auch in Phellos75 wurden sensible Bereiche des Territoriums offenbar mit Hil fe kleiner Festungen gesichert. Es ist unwahrscheinlich, daß die Bewohner der betreffenden Gebiete auf diese Weise von sich aus auf akute Gefährdungslagen reagierten. Vielmehr zeigen die Verteilung der Wehranlagen über das Territorium von Xanthos und der Umstand, daß es sich dabei häufig um reine Wehrbauten ohne Wohnfunktion handelt, daß diesen Maßnahmen eine von zentraler Stelle aus geplante Absicht zugrunde liegen muß. Grundsätzlich scheinen sich die Siedlungsstrukturen des Xanthostals und Zentrallykiens in archaisch-klassischer Zeit demnach nicht zu unterscheiden. Die Siedlungsdichte mag im Xanthostal insgesamt geringer gewesen sein und die Qualität insbesondere der Bauten in Xanthos höher, aber das lag sicher nicht zuletzt an der Bevorzugung dieses Platzes durch die persische Obrigkeit76 und ändert nichts an den strukturellen Gemeinsamkeiten. Unterschiede fin den sich eher in Details, wie in der Lage der dynastischen Wohnbereiche, der Nutzung der baulichen Ausstattung der Burganlagen oder der Verteilung und Häufigkeit bestimmter Grabformen. Ähnlich wie in Zentrallykien wird man – wie gesagt – auch im Xanthostal Gehöfte in großer Zahl postu lieren dürfen, denn schließlich muß auch hier das Umland landwirtschaftlich erschlossen gewesen sein. 3.3 Lage und Anlage der Siedlungen des Xanthostals Hinsichtlich ihrer Lage und Anlage unterscheiden sich die Siedlungen des Xanthostals nicht wesentlich von jenen in Zentral- oder Ostlykien. Mit Ausnahme von Patara liegen alle dynastenzeitlichen Plätze im Landesinneren – ein Sied lungsbild, wie es in dieser Epoche für ganz Lykien charak teristisch ist77. Die Größe und das Entwicklungspotential der Städte werden dabei schlicht vom Umfang der in ihrer 73 74
75 76 77
T. Marksteiner, ÖJH 63 (1993) 95 ff. erörtert diese Frage am Beispiel Limyras. Thomsen, Avşar Tepesi 10 ff. Zur Festung auf dem Asas Dağ vgl. O. Hülden, IstMitt 59, 2009, 83 ff.; vgl. M. Zimmermann, IstMitt 55 (2005) 232 f. A. Kean, Dynastic Lycia (1998) 56 ff. Marksteiner, Limyra 135 f.
29
Umgebung verfügbaren Anbauflächen bestimmt. Es sind die ausgesprochene Fruchtbarkeit und der Wasserreichtum des Xanthostals, denen Orte wie Tlos und vor allem Xanthos ihre für lykische Verhältnisse überdurchschnittliche Größe verdanken. Besonders günstig war und ist in dieser Region die hydrologische Situation. Nicht nur der Esen Çay/Xan thos und seine zahlreichen Nebenflüsse sicherten die Was serversorgung der Siedlungen, hinzu kam auch eine Viel zahl von Quellen, die nicht selten in unmittelbarer Nähe der Siedlungen entspringen. So ist noch heute am Burgberg von Pinara eine ganzjährig Wasser führende Quelle zu fin den. Auch Tlos besitzt noch heute eine Vielzahl von Quellen, die – wie bei Ausgrabungen an Agora, Theater und Stadion gefundene Rohre und Becken zeigen – schon in der Antike auch das Problem kontrollierter Ableitung mit sich gebracht haben. Über vergleichbare Ressourcen verfügten – ebenfalls dank großer, wasserreicher Fruchtebenen – ansonsten nur noch die zentral- bzw. ostlykischen Metropolen Myra und Limyra78 (Abb. 1). In der Anlage der Siedlungen und der Wahl des Sied lungsplatzes spiegelt sich das große, in dieser Epoche ganz Lykien erfassende, Sicherheitsbedürfnis der Bewohner wi der79. Die Siedlungen wurden stets an Plätzen mit einem hohen natürlichen Defensivpotential, also in leicht zu ver teidigenden Höhenlagen mit häufig sehr steilen Hängen er richtet. Besonders auffällig ist die topographische Situation in Pinara80, wo aus fortifikatorischen Gründen auch der ex trem steile und nicht mit der übrigen Siedlung verbundene Burgberg in die Befestigungen einbezogen werden mußte (Abb. 19. 20). Aber auch die in einer Senke gelegenen Wohn bereiche sind hier durch steil abfallende Hänge geschützt. Ähnliches gilt für Tlos81, dessen Burg auf einer steilen Fels kuppe liegt und deren Wohnbereiche bis an die teilweise senkrecht abfallenden Felskanten heranreichten. Auch Si dyma82 wurde auf einem steilen Felssporn errichtet. An Köybaşı83 hingegen fällt auf, daß der steile, in einiger Entfer nung zur Siedlung gelegene Burgberg erst in hellenistischer Zeit befestigt wurde. Offenbar hielt man die Sicherheit der sich über mehrere Hügel verteilenden Ansiedlung ange sichts der Steilheit des umgebenden Geländes zunächst für 78
79 80
81 82 83
Ähnlich verhält es sich auch bei der allerdings schon frühzeitig verlassenen, über 20 ha großen Dynastensiedlung von Hızırlık, der vermutlichen Vorgängersiedlung von Telmessos, die offenbar Zu griff auf die weiten Fruchtflächen in der Bucht von Fethiye hatte. Zu Hızırlık s. K. Buschmann, AST 10 (1993) 429 ff. und zuletzt W. Tietz, der Golf von Fethiye (2003) 81 ff. Vgl. Marksteiner, Limyra 136 f. Marksteiner, Limyra 107; W. W. Wurster, AA 1978, 75 ff. Marksteiner, Limyra 108; a. O. Wurster 32 ff.; U. Hailer, Tlos (im Druck). Marksteiner, Limyra 108 f. J. Borchhardt – G. Neumann – . Schulz, Adalya 6 (2003) 29 ff.; Mark steiner, Limyra 98 f.
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Andreas Thomsen
0
50
100 m
Abb. 21: Die Siedlung von Xanthos
Abb. 22: Xanthos. Blick von der ‚Römischen‘ auf die Lykische Akropolis
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Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme Karaagaçli
Haciveli T.
Gerengolu
Yustan
Oküzuclugu
Koloksiz T.
Ada T.
Moropomo
Gurlengözü T.
K. Bogaz
Tavas
63
Alcikür T.
Tüzünlük
Çamurlagi T.
Seralar
50
131
Tömüler
Murataga
.
Köklük
Havuz
Ta va sD
Dedekum T.
Bodrum T.
301
Mer
Bodrum
Hacmasan T.
ecik cim
Tepecik
Hasan K.
PATARA
20
0
Kursunlu T.
Dogrucasari T.
Kapikuran 50
Palamut
Sera Hb.
Bel Ku.
Davlum T.
Survey Patara 2012
209 50
Siedlung/befestigt
484
200
0
Festung
10
Gök
D.
Herrensitz
Duman çukuru
Yah
Gehöft/Gebäude Temenosgrab Sarkophag Heiligtum
Çetili
N 0
500
1000 m
Abb. 23: Patara. Siedlung und Umland in archaisch-klassischer Zeit
ausreichend gewährleistet. Interessanterweise scheint man hier, ungeachtet der Größe und Bedeutung der Siedlung, sogar auf die Errichtung einer Ringmauer zum Schutz der Wohnbereiche verzichtet zu haben84. Selbst in Xanthos85, dessen topographische Situation auf grund seiner Nähe zum Fluß nicht so sehr von felsigen Kup pen und Steilabfällen geprägt war wie bei den meisten ande ren Siedlungsplätzen, nutzte man die Abschüssigkeit zweier Hügel als natürliche Verteidigungsmaßnahme (Abb. 21). In teressanterweise liegt die archaisch-klassische Akropolis auf der niedrigeren der beiden von der Ringmauer umschlosse 84
Allerdings ist die Siedlung trotz der verdienstvollen Arbeiten von W. W. Wurster und J. Borchhardt noch nicht genau genug untersucht, um diese Frage mit letzter Sicherheit zu beantworten. 85 Marksteiner, Limyra 105 f.
nen Kuppen, direkt oberhalb des Flusses (Abb. 22). Daraus ist wohl zu schließen, daß der zweite, höhere Hügel, ähnlich wie der Akropolisberg von Köybaşı (Abb. 15), zunächst nicht zur Siedlung gehörte. Spätestens in frühklassischer Zeit wurde er dann freilich in den Siedlungsverband integriert. Andernorts, etwa in Tlos oder Pinara, wurden mit Bedacht Felsstürze und Felsstöcke in die Befestigungslinien inkorpo riert. Doch nicht nur die großen Zentren wurden nach diesen Prinzipien gestaltet, auch die kleineren Siedlungsplätze, wie Asarcık86 oder Gölbent87 (Abb. 10) im Umland von Xanthos, die in dieser Zeit entstanden oder ausgebaut wurden, hatte 86
F. Işık, IstMitt 60, 2010, 83 f. Vgl. u. den Beitrag von J. Des Courtils und L. Cavallier. 87 J. Des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 8, 2000, 143.
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Andreas Thomsen
7. Jh. 6. Jh. 5./4. Jh.
E N
H
D
C
F A B
G
0
man nach denselben Kriterien ausgewählt. Sie werden eben falls in gut geschützten Höhenlagen und meist in der Nähe von Fruchtflächen errichtet. Allerdings hatte bei den klei nen Siedlungen der Sicherheitsaspekt offenbar einen noch höheren Stellenwert, weshalb sie zuweilen recht abgelegen und schwer zu erreichen waren. Während sich das bebaute Areal der großen Siedlungen in Xanthos, Tlos, Pinara oder Köybaşı über mehrere Hügel ausdehnte, reichen bei den kleinen Orten in aller Regel eine befestigte Kuppe und ein einzelner Hang für die Wohnbe bauung aus, wobei man Süd- und Westlagen bevorzugte. Die kleinen Umlandfestungen wie Büksez/Küçük Kale (Abb. 9) oder der Eren Tepe bei Xanthos (Abb. 8), deren Standorte ausschließlich nach fortifikatorischen Erwägungen ausge wählt wurden, liegen auf schmalen, bisweilen nur schwer zugänglichen Felskämmen oder Spornen88. Auch Wehrge höfte in ähnlichen Lagen wird man für das Xanthostal für die klassische Epoche postulieren dürfen. Aus dem Rahmen fällt in dieser Hinsicht lediglich Patara, deren archaische und klassische Überreste sich auf dem ver gleichsweise niedrigen und auch nicht sehr steilen TepecikHügel in unmittelbarer Nähe des Meeres erhoben (Abb. 23). Allerdings hatte Patara ebenso wie die übrigen Hafenorte Lykiens als Siedlung im 6. und 5. Jh. v. Chr. noch nicht die Bedeutung89, die es in den folgenden Jahrhunderten erlan 88
Die Festung von Küçük Kale/Büksez dürfte ursprünglich sehr viel geschützter gelegen haben, als dies heute den Anschein hat. Die Ebe ne ist in diesem Bereich durch die Tätigkeit von Esen Çay und Kara dere Çay mehrere Meter hoch aufgeschwemmt. 89 Eine Ausnahme könnte Telmessos gewesen sein, das in einer In schrift des Dynasten Erbinna/Arbinas bereits Ende des 5. Jhs.v. Chr.
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20 m
Abb. 24: Xanthos. Die Akropolis in archaisch-klassischer Zeit
gen sollte. Ähnlich verhält es sich im Fall von Kalabantia und Perdikia, den Hafenorten Sidymas und Pinaras, die – sofern sie in dieser Zeit überhaupt schon existierten – ihr Dasein vermutlich als schlichte Anlegestellen ohne archi tektonische Ausgestaltung fristeten. Dieses Bild ändert sich erst seit spätklassischer Zeit, als insbesondere Patara, aber auch Telmessos und Antiphellos begannen, enorm an Be deutung zu gewinnen90. Der ursprüngliche Nachteil, den die vergleichsweise ungeschützte Lage in Meeresnähe zunächst darstellte, entwickelt sich jetzt, mit der wachsenden Bedeu tung des Überseehandels, immer mehr zu einem Standort vorteil. Auch in ihrem Aufbau unterscheiden sich die Siedlungen des Xanthostals im Prinzip nicht von den zentrallykischen91. Das überall zu findende Grundschema beinhaltet – wenig überraschend – eine befestigte Burg und an den Hängen darunter situierte Wohnbereiche. Hinzu kommen Nekropo len, die in der Regel in der Peripherie der Siedlungen liegen, teilweise aber auch in bestimmte Bereiche der Siedlung, na mentlich in die öffentlichen Räume, etwa Wegverbindun gen, Plätze und Burgen integriert sein können. Zu finden sind solche Gräber und Grabbezirke ebenso innerhalb von Xanthos, Tlos, Köybaşı und Pinara, wie in Gölbent oder Asarcık. Ferner sind die Wohnbereiche und Nekropolen der Siedlungen mit Freiflächen unterschiedlicher Art und als εὐλίμενος bezeichnet wird. Tietz a.O. 96 vermutet dahinter einen von Erbinna veranlaßten Ausbau des Hafenortes. Zur Inschrift vgl. J. Bousquet, Crai 1975 138 ff. 90 Vgl. Marksteiner Limyra 135 mit Anm. 4. 91 Vgl. hierzu Marksteiner, Limyra 136 ff.
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Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 25: Patara. Die Befestigungsmauer am Tepecik-Hügel
Abb. 26: Köybaşı. Unterburg und Sperrfort
Abb. 27: Köybaşı. Das Sperrfort an der Unterburg
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Andreas Thomsen
Größe durchsetzt92. Diese bisher kaum erforschten Areale waren offenbar im weitesten Sinne öffentlichen Funktionen vorbehalten und dienten – je nach Lage – sakralen und se pulkralen, aber wohl auch politischen und wirtschaftlichen Zusammenkünften. In Xanthos93 etwa gab es eine lykische Agora und eine kleine Platzanlage in Gölbent94 verdeutlicht, daß man architektonisch gestaltete Freiflächen wohl auch für die meisten anderen Orte des Xanthostals zu erwarten hat. Die Burganlagen des Xanthostals liegen in der Regel – wie fast überall in Lykien95 – am Rand der Siedlungen. Das gilt für Xanthos ebenso, wie für Tlos, Pinara oder Köybaşı und auch für kleinere Siedlungen wie Gölbent96. Im Ge gensatz zu Zentrallykien besitzen die Akropoleis des Xan thostals jedoch offenbar keine turmartigen, als Oberburgen dienende Befestigungskerne. Das Fehlen solcher Bauten in Westlykien deutet auf regionale Unterschiede im Bereich des Funktionsspektrums der Burgen hin. In diesem Zusammen hang sei an eine andere Beobachtung erinnert, nämlich den Umstand, daß sich die Wohnsitze der Dynasten im Bereich des Xanthostals offenbar vorzugsweise auf den Akropoleis befanden. Augenscheinlich erfüllten die Burgen hier in viel höherem Maße Residenzaufgaben, als dies in Zentrallykien der Fall war. Dazu paßt auch der Umstand, daß es im Xan thostal direkt auf und im näheren Umfeld der Burgen – man denke nur an Xanthos – deutlich mehr qualitätvolle Gräber gegeben zu haben scheint, während bei den Burgen Zentral lykiens der rein militärische Aspekt sehr viel stärker in den Vordergrund tritt. Deutlich wird Letzteres vor allem an den vielen Speicher bauten und Wasserreservoirs, die auf den zentrallykischen Burgen anzutreffen sind, was einen weiteren bemerkens werten Unterschied zu den Burganlagen des Xanthostals darstellt. Während erstere in aller Regel große, als Wasser speicher für Notzeiten dienende Zisternen97 beherbergten, fehlen solche im Xanthostal bislang völlig. T. Marksteiner98 führt dies auf den erwähnten Wasserreichtum in dieser Regi on zurück. Andererseits stand den Bewohnern das Fließwas ser aus der Umgebung im Bedrohungsfall womöglich gar nicht zur Verfügung. Da auch im Bereich der Wohnsiedlun gen keine großen Wasserspeicher aus dieser Epoche bekannt geworden sind, muß eine derart mangelnde Vorsorge von 92
93 94 95 96 97 98
Hierzu vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 103 ff; ders., Die Agora und das ‚Heroon‘ von Phellos. Überlegungen zum öffentlichen Raum einer lykischen Dynastensiedlung (im Druck). Zur Existenz einer lykischen Agora in Xanthos s. Thomsen, Avşar Te pesi 126 f. J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 8, 2000, 145. Marksteiner, Limyra 137. Des Courtils – Marksteiner a.O. 145 ff. Marksteiner, Limyra 143 f.; vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 62 f. 395 f. Marksteiner ebenda 143.
Seiten der Herrschenden durchaus verwundern. Vielleicht spiegelt sich auch in diesem Detail ein etwas distanzierteres Verhältnis zwischen den Dynasten auf der einen und den Siedlungen mitsamt ihren Bewohnern auf der anderen Seite, mithin eine stärker hierarchische Gesellschaftsordnung als in Zentrallykien wider. Wann die Burganlagen des Xanthostals angelegt und mit Wehrmauern versehen wurden, ist häufig unklar. Über die Burgen von Pinara, Tlos, Sidyma und Kadyanda etwa, ist in dieser Hinsicht bislang gar nichts bekannt. Die Akropolis von Xanthos (Abb. 24) könnte nach Ausweis einer Polygonal mauer mit kurvigem Fugenschnitt99 bereits im 6. Jh. v. Chr. befestigt worden sein. Der große Ausbau, für den Wehrmau ern aus großformatigen polygonalen Blöcken mit geradem Fugenschnitt100 charakteristisch sind, erfolgte allerdings erst im 2. Viertel des 5. Jhs. In dieser Zeit wurden außerdem die ‚Heroa‘ F101, G102 und H103, Tempel C104 sowie die Gebäude D105 und E106 errichtet. Die älteste Bebauung reicht offenbar sogar bis ins 7. Jh. zurück107. Ähnliches scheint auch für die Tepecik-Akropolis von Patara zu gelten (Abb. 25), die freilich erst im 5. Jh. v. Chr. befestigt wurde108. Gleiches gilt für die kleine Unterburg von Köybaşı (Abb. 26-28), die nach Aus weis des verwendeten Polygonalmauerwerks109 ebenfalls in dieser Zeit entstand. Das seltene Auftreten des trapezoidalen Mauerstils110 im Xanthostal deutet darauf hin, daß hier im 4. Jh. v. Chr. – ganz anders als in Zentrallykien – kaum neue Befestigun gen entstanden sind. Lediglich die Burg von Araxa111 scheint in dieser Zeit errichtet worden zu sein, während jene von Köybaşı112 im 4. Jh. offenbar noch einmal erweitert wurde. In der Umgebung von Xanthos113 weisen einige der kleineren Burganlagen, wie jene von Büksez/Küçük Kale Abschnitte aus trapezoidalem Mauerwerk auf. Mit dem Bauboom, der Zentrallykien114 in dieser Zeit erfaßte, kann sich das Xan 99
100 101 102 103 104 105 106
107
108 109
110 111 112 113 114
H. Metzger, FdX 2 (1963) 11. 14; vgl. Marksteiner, Limyra 102. Marksteiner, Limyra 101 f. – Zur Datierung des polygonalen Mauer stils ebenda 122 ff. H. Metzger, FdX 2 (1963) 72 ff. Metzger a.O. 49 ff. Metzger a.O. 63 ff. Metzger a.O. 29 ff. Metzger a.O. 40ff. Metzger a.O.42 f. H. Metzger a.O. 15 ff. F. Işik, Patara (2011) 29 f. – Zur Dynastenresidenz und zur Befesti gungsmauer. Marksteiner, Limyra 122. Zu Verbreitung und Datierung des trapezoidalen Mauerstils in Lyki en s. Marksteiner, Limyra 129 ff. G. E. Bean, Lykien (1980) 69; Marksteiner, Limyra 129. Marksteiner, Limyra 129. Marksteiner ebenda. Eine Zusammenstellung ist zu finden bei Marksteiner, Limyra 126 ff.
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Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 28: Köybaşı. Schnitt durch Unterburg und Sperrfort
thostal freilich nicht messen. Die Frage, wie dieser Befund zu erklären ist, läßt sich beim gegenwärtigen Kenntnisstand allerdings nur schwer beantworten. Möglicherweise war die Bedrohungslage in Zentrallykien im des 4. Jhs. insgesamt größer, während man im Xanthostal die bereits vorhande nen älteren Befestigungen als ausreichend erachtete. In die klassische Zeit gehörende, auch die Wohnbereiche schützende Ringmauern sind bislang nur aus den großen Zentren des Xanthostals, nämlich aus Xanthos (Abb. 21), Tlos (Abb. 17), Pinara (Abb. 16) und Sidyma (Abb. 12) gesi chert. Die Wohnareale kleinerer Siedlungen, wie von Göl bent, blieben offenbar ungeschützt, was auch für Araxa, Kadyanda und vor allem für Patara gilt, die in dieser Epoche für einen solchen Aufwand wohl schlicht noch zu klein und unwichtig waren. Verwundern muß das Fehlen einer Sied lungsmauer hingegen im Fall einer so großen und gerade in klassischer Zeit bedeutenden Siedlung wie Köybaşı (Abb. 14. 15). Ungewöhnlich erscheint eine solche Unterlassung auch im Vergleich mit der Situation in Zentrallykien, wo selbst kleinere Orte wie Tüse115, Trysa116, Hoyran117, Korba118, Ty berissos119 und einige andere schon in klassischer Zeit mit schützenden Ringmauern versehen wurden. Angelegt wurden die Ringmauern des Xanthostals nach denselben Prinzipien, wie im übrigen Lykien120. Ihr Ver lauf wird in aller Regel von den Vorgaben des Geländes be stimmt. Wie in Xanthos, Tlos und Pinara zu sehen, werden sie zumeist entlang von Geländekanten errichtet, mit Vor 115 116
117 118
119 120
F. Kolb – I. Akyel, Lykische Studien 2 (1995) 123 ff. T. Marksteiner, Trysa 37 ff. G. Rumpp, Die antike Siedlung bei Hoyran in Zentrallykien (2006) 21 ff. K. Geppert, Lykische Studien 7, 14 f. M. Zimmermann, IstMitt 53, 2003, 293 ff.; T. Marksteiner, Limyra 82; ders., Lykische Studien 1 (1993) 134. Vgl. Marksteiner, Limyra 142 f.
N
0
100
200 m
Abb. 29: Xanthos. Das Siedlungsreal in klassischer Zeit
liebe direkt an steilen Felsabbrüchen. Gegen den Hang ge setzt und anschließend auf der Innenseite hinterfüllt dienen die Wehrmauern dabei häufig zugleich als Terrassierungen, die auf der Außenseite hoch aufragen, auf der Innenseite das Gehniveau der Siedlung hingegen – wenn überhaupt – nur wenig überragen. Freistehende, außen wie innen gleicher maßen hoch aufragende Mauerstücke gab es nur dort, wo das Terrain, wie auf Geländesatteln und in Senken, nicht genügend akzentuiert war. Die Geländesituation konnte bis weilen dazu führen, daß – etwa in Xanthos121 – aus fortifika torischen Gründen ein größeres Areal ummauert wurde, als man zunächst an reiner Siedlungsfläche benötigte, während in Pinara die Ringmauer möglicherweise nur einen Teil des besiedelten Areals umschloß. Ähnlich wie die Ringmauern der Siedlungen war auch die in ihren Ausmaßen einmalige, etwa 2 km lange Sperr mauer angelegt (Abb. 5. 6), mit welcher die Xanthier nörd lich der Stadt die Ostseite des Tals abriegelten. Allerdings wurde die ost-westlich orientierte Mauer in nach Osten an
121
Marksteiner, Limyra 105 f.
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Andreas Thomsen
Abb. 30: Pinara. Das Siedlungsreal
steigendem Gelände errichtet122 und war infolgedessen über weite Strecken freistehend. Über die Existenz vorklassischer Siedlungsmauern in Ly kien ist bislang nichts bekannt – tatsächlich scheint die aus dem 2. Viertel des 5. Jhs. stammende Ringmauer in Xan thos123 die älteste der gesamten Region zu sein. Die Frage, ob es sie zuvor schlicht nicht gab oder ob sie womöglich aus vergänglichen Baumaterialien errichtet waren, ist beim ge genwärtigen Kenntnisstand nicht zu beantworten. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, denn es finden sich Hinweise darauf, daß die Lykier sich in archaischer und frühklassischer Zeit möglicherweise auch anderer, nichtlinerarer Defensivkonzepte bedienten. Dabei wurden Befestigungslinien nicht von speziellen Wehrbauten, sondern von dicht nebeneinander stehenden und durch Terrassen miteinander verbundenen Wohn häusern gebildet. Zwar ist dieses Konzept in seiner unver fälschten Form bislang nur für den Avşar Tepesi124 in Zen trallykien bezeugt, doch zeigt ein Blick auf die lelegischen Siedlungen im benachbarten Karien, daß dieses Prinzip in archaisch-klassischer Zeit offenbar im gesamten südwest-
122
J. Des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 7, 1999, 89 ff. 123 Marksteiner, Limyra 105. 124 Thomsen, Avşar Tepesi 85. 99.
kleinasiatischen Raum verbreitet war125. Interessanterweise wurde auch der archaische Palast B auf der Akropolis von Xanthos offenbar in die Akropolismauern des 5. Jhs. inkor poriert (Abb. 24. 37). Tatsächlich deutet die Lage des Gebäu des in der äußersten Südostecke des Burgareals darauf hin, daß es zuvor Bestandteil einer älteren Befestigungslinie ge wesen sein könnte. 3.4 Die Siedlungsgrößen im Xanthostal Auch wenn die Größe des besiedelten Areals nicht das allei nige Kriterium für die Bedeutung einer Siedlung darstellt, ist sie gleichwohl ein wichtiger Indikator für die Prosperi tät und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die tatsächliche Größe antiker Siedlungen ist zwar oft nur schwer zu bestim men, einen recht zuverlässigen Näherungswert bieten in der Regel jedoch die Befestigungsmauern. – Es verwundert nicht, das Xanthos auch in dieser Hinsicht alle anderen ly kischen Städte überragt (Abb. 29). Die frühklassische Ring mauer umschließt ein Areal von 26 ha126, ein Wert, dem im
125
Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Alâzeytin Kalesi; vgl. W. Radt, Siedlungen und Bauten auf der Halbinsel von Halikarnassos (1970) 34 ff. 126 Vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 373 und Abb. 116.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Xanthostal allenfalls noch Tlos127 nahekommen könnte. Die übrigen Städte scheinen – soweit sich das beim gegenwärti gen Forschungsstand beurteilen läßt – deutlich kleiner ge wesen zu sein. Verwundern muß dies insbesondere im Fall von Pinara, das nach allgemeiner Einschätzung bereits in klassischer Zeit einer der bedeutendsten Orte Lykiens war128. Gleichzei tig haben jedoch die Untersuchungen von W. W. Wurster129 und T. Marksteiner130 gezeigt, daß das klassisch ummau erte Siedlungsareal auf Fuß des Burgberges gerade einmal 5,5 ha umfaßte, wovon zudem ein Teil für die Bebauung gar nicht geeignet war (Abb. 16. 30). Hinzu kam das Areal einer kleinen befestigten Oberburg, sodass sich für das klassische Pinara eine Gesamtgröße von allenfalls 6 ha ergibt131. Mit dieser Größe gehört Pinara damit also eigentlich nur in die dritte Reihe lykischer Siedlungen132 und es stellt sich die Frage, wie dieser Umstand zur großen Bedeutung Pinaras paßt, die Inschriften und historische Überlieferung für diese Zeit zu belegen scheinen. Nun gilt zwar durchaus die oben formulierte Prämisse, daß die Bedeutung einer Siedlung nicht allein nach ihrer Größe zu bemessen ist, doch kann das Machtpotential eines Ortes andererseits auch nicht völlig unabhängig von seiner Bevölkerung gewesen sein. Und de ren Größe verhält sich nun einmal proportional zu den Aus maßen einer Siedlung133. Sofern man nicht die historische Überlieferung infra ge stellen will – und dazu besteht derzeit kein Anlaß – ist daraus eigentlich nur zu schließen, daß das Bild, welches uns die archäologische Evidenz von Pinara zu vermitteln scheint, nicht ganz vollständig sein kann. Dafür sprechen m. E. allein schon die 83 Felsgräber Pinaras – die mit Abstand höchste Zahl des Xanthostals134. Es wäre daher zu prüfen, ob nicht doch ein weit größerer Teil des Burgfelsens genutzt wurde, als bislang vermutet und ob nicht auch die Bereiche zwischen Befestigungsmauer und Theaterhügel schon in klassischer Zeit bebaut gewesen sein könnten. Denkbar ist dies durchaus, denn wir wissen heute, daß schon in dieser Epoche bisweilen nicht das gesamte Siedlungsareal von der
127
Vgl. Marksteiner, Limyra 108. 128 Zur Bedeutung Pinaras s. W. W. Wurster, AA 1978, 87; Zahle, Actes du Colloque 40. 42. 48. 129 Wurster a.O. 74 ff. bes. 99 mit Abb. 21. 130 Marksteiner, Limyra 107 f. 131 Marksteiner geht von etwa 5,5 ha, Wurster sogar nur von 3,4 ha be siedelter Fläche aus. 132 Vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 371 ff. – Die Ausmaße Pinaras entspre chen etwa jenen von Trysa oder Tüse in Zentrallykien. 133 Nach Marksteiner, Limyra 135 zeichnet sich eine Korrelation zwi schen Größe und Bedeutung sowie Reichtum einer Siedlung ab. 134 s.o. Anm. 16. – Die topographische Situation mit ihren steil auf ragenden Felswänden war hier allerdings auch besonders günstig für die Anlage von Felsgräbern.
37
Wehrmauer umschlossen wurde135 – zumal deren Errich tung nicht zuletzt topographischen Vorgaben gehorchte. Und eine wirklich systematische Untersuchung des Ortes steht – ungeachtet der verdienstvollen Arbeiten W. W. Wurs ters – bislang ohnehin noch aus. Sollte sich dennoch erwei sen, daß die Besiedlung sich in dieser Zeit auf das ummau erte Areal beschränkte, dann kann Pinara als Ort nicht so bedeutend gewesen sein, wie die Quellen es suggerieren136. Über die Ausmaße der übrigen Siedlungen des Xanthos tals in vorhellenistischer Zeit lassen sich gegenwärtig keine konkreten Aussagen machen. In Patara konzentrieren sich die Überreste aus klassischer Zeit im Bereich um die Tepe cik-Akropolis, eine Ringmauer besaß der Ort in klassischer Zeit wohl noch nicht. Offenbar hatte Patara zunächst weder die Größe, noch die Bedeutung, welche der Ort später erlan gen sollte – was durchaus nicht verwunderlich ist, spielten doch Hafenorte im lykischen Siedlungsgefüge dieser Epo che noch keine wesentliche Rolle. Die Siedlung von Köybaşı scheint – der Größe und der erhaltenen Bausubstanz nach zu urteilen – in klassischer Zeit sehr viel bedeutender gewe sen zu sein. J. Borchhardt137 hat für den Ort – Akropolis und Siedlung zusammengenommen – eine Größe der besiedel ten Fläche von 12,5 ha errechnet. Angesichts dieser Ausmaße wird Köybaşı innerhalb der Siedlungshierarchie des südli chen Xanthostals recht weit oben gestanden haben. Die Ak ropolis des Ortes ist mit ihrer Ausdehnung von 1,8 ha sogar noch größer als jene in Xanthos. Über Sidyma, Arsada, Araxa und Kadyanda besitzen wir hinsichtlich der Siedlungsgröße derzeit noch keine detail lierten Informationen. In klassischer Zeit jedoch müssen sie allesamt mindestens eine Größenordnung kleiner gewesen sein als Xanthos oder Tlos und werden allenfalls die Aus maße von Köybaşı erreicht haben. Deutlich kleiner waren sicherlich die im nördlichen Hinterland von Xanthos gelege nen Siedlungen von Asarcık und Gölbent. Ähnliches dürfte für Siedlungsplätze wie das nördlich von Pinara gelegene Aloanda und andere Orte im Umland von Tlos138 gelten.
135
Thomsen, Avşar Tepesi 372. diesem Fall muß die vergleichsweise häufige Nennung in den Quellen andere Gründe haben. Pinara gehörte zum Herrschaftsbe reich von Xanthos und wurde, wenn man der spätantiken Überliefe rung durch Menekrates, FGrHist 769 F 1 glauben schenken darf, so gar von dort aus gegründet. Und wie weit Pinara trotz der doppelten Anzahl an Gräbern hinter Xanthos zurückstand, wird an deren Qua lität deutlich: Während aus Xanthos mindestens 17 mit Skulpturen verzierte Grabbauten bekannt sind, ist es in Pinara nur ein einziges (s. Zahle, Actes du Colloque 42). 137 J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 50 f. – Er vermutet, daß das gesamte Siedlungsareal samt Nekropolen sogar 30 ha umfaßt haben könne, was jedoch etwas zu hoch gegriffen sein dürfte. 138 H. Yilmaz – N. Cevik, AST 13, 1 (1996) 187 ff. 136 In
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Andreas Thomsen
Abb. 31: Xanthos. Poly gonaler Abschnitt der Ringmauer
Selbst was die Ausmaße der Siedlungen betrifft, muß sich Zentrallykien gegenüber dem Xanthostal nicht verste cken. Zwar ist über die zentrallykische Metropole Myra139 diesbezüglich nur wenig bekannt, doch zeigen vor allem die zahlreichen Felsgräber, aber auch die mit ihren 0,6 ha recht große Akropolis, daß es sich hierbei schon im 5. und 4. Jh. v. Chr. um eine Siedlung von beachtlichen Ausmaßen gehandelt haben muß, welche ungefähr die Größenordnung von Tlos erreicht haben dürfte. Und auch Orte wie Phellos und der Avşar Tepesi konnten sich, was ihre Größe betrifft, durchaus mit jenen des Xanthostals messen. 3.5 Die Befestigungsanlagen des Xanthostals Ein weiteres Indiz für das Wachstum der Siedlungen im Xanthostal während der klassischen Epoche ist ein offenbar erhöhtes Sicherheitsbedürfnis, das in der Errichtung von Befestigungsanlagen zum Ausdruck kommt, die seit der ers ten Hälfte des 5. Jhs.v. Chr. an mehreren Orten entstehen. Auch auf diesem Gebiet überragt wiederum Xanthos alle anderen lykischen Zentren – und zwar sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch der Qualität der durchgeführten Bau maßnahmen. Ein polygonaler Wehrmauerabschnitt (?) auf der Akropolis stammt möglicherweise sogar noch aus dem 6. Jh.; seine Datierung ist allerdings umstritten140. Bereits im 2. Viertel des 5. Jhs. erhält die Stadt jedenfalls außer ei ner Akropolisbefestigung (Abb. 24) auch eine Ringmauer (Abb. 21) aus großen polygonalen Blöcken (Abb. 31), welche das gesamte Siedlungsareal umschließt.141 In klassischer 139
J. Borchhardt, Myra. Eine lykische Metropole (1975). Marksteiner, Limyra 122. 141 Marksteiner, Limyra 101 ff. 140
Zeit entstanden auch die Burg auf dem nur wenige Kilome ter westlich von Xanthos, am rechten Flußufer gelegen Eren Tepe142 und die kleine Burg am Karadere Çay nördöstlich von Pydna143. Um eine Befestigung handelt es sich offenbar auch bei jener langen Mauer, welche das Tal knapp 5 km nördlich von Xanthos sperrte und wohl im 5. Jh. errichtet wurde144 (Abb. 6). Im Bereich des Asar Tepe scheint die von der Mauer markierte Befestigungslinie überdies durch weitere, eben falls aus der klassischen Zeit stammende Wehrbauten ver stärkt worden zu sein. Diese Anlagen dienten zweifellos der Sicherung des näheren Umlandes von Xanthos, ebenso wie vielleicht auch einige andere kleinere befestigte (?) Plätze in der weiteren Umgebung des Ortes145. Reste von Befestigun gen aus klassischer Zeit weisen außerdem die 6,5 bzw. 8 km nördlich von Xanthos situierten Siedlungsplätze von Asar cik146 und Gölbent147 auf. Pinara148 wurde ebenfalls in dieser Zeit befestigt, wenn gleich die Baumaßnahmen aufgrund der günstigen topo graphischen Gegebenheiten dort nicht so aufwendig sein mußten (Abb. 32). Anders stellt sich die Situation in Tlos149 142
J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 5, 1997, 87 ff. P. Adam, Architecture Militaire Grèque (1982) 120 f.; Marksteiner, Limyra 146. 144 J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 7, 1999, 89 ff. 145 Vgl. des Courtils – Marksteiner, Anatolia Antiqua 5, 1997, 88 Abb 1. 146 F. Isik, IstMitt 60, 2010, 83 ff. mit Abb. 5. 147 J. des Courtils – T. Marksteiner – B. Yener-Marksteiner, Anatolia An tiqua 8, 2000, 143 ff. 148 Marksteiner, Limyra 107 f. 122; W. W. Wurster AA 1978, 83 ff. 149 Die klassischen Befestigungen der Stadt wurden eingehend von U. Hailer und H. Klinkott untersucht und sollen in Kürze publiziert werden. Vgl. Marksteiner, Limyra 108 und vor allem W. W. Wurster AA 1976, 27 ff. 143
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 32: Pinara. Befestigung
Abb. 33: Araxa. Befestigung
dar, wo in klassischer Zeit offenbar ein großes Areal befes tigt wurde. Ähnlich wie im Umland von Xanthos existierten darüber hinaus auch im Umland von Tlos einige kleinere, noch unpublizierte Orte mit Befestigungen, deren Ursprün ge wohl bis in diese Epoche zurückreichen. Das bislang we nig erforschte, am Nordende des Xanthostals liegende Ara xa150 scheint ebenfalls noch im 5. Jh. starke Befestigungen erhalten zu haben, über deren Umfang freilich noch wenig bekannt ist (Abb. 33). Gleiches gilt wohl auch für Köybaşı151, das Wehrmauern sowohl aus früh- als auch aus spätklas sischer Zeit besitzt. In Patara152 schließlich sind durch die Ausgrabungen der jüngeren Zeit im Bereich der Tepecik-Ak ropolis ebenfalls Befestigungsmauern aus dieser Epoche be kannt geworden (Abb. 25). Aus den übrigen Siedlungen des Xanthostals, etwa aus Sidyma und Kadyanda153, ist von den Gräbern abgesehen bislang keine klassische Bausubstanz identifiziert geworden, allerdings sind diese Orte bislang auch kaum erforscht. Ein vergleichender Blick auf die Befestigungen zentral lykischer Siedlungen scheint den bereits zuvor gewonnenen Eindruck noch weiter zu verfestigen. Zwar erreicht keiner der Orte dieser Region die Qualität und schon gar nicht die Ausdehnung der Befestigungsanlagen von Xanthos, doch muß man konstatieren, daß Befestigungsanlagen aus klas sischer Zeit hier sehr viel häufiger und auch an kleinen Or
150
Marksteiner, Limyra, 129; Bean 1969, 69. Marksteiner, Limyra 122. 129; vgl. I. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 32 ff. 152 F. Isik, Patara (2011) 25 f. 153 Marksteiner, Limyra 108 f. 151
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Andreas Thomsen
ten anzutreffen sind154. In spätklassischer wird der Unter schied sogar noch deutlicher, denn im 4. Jh. kommt es im Xanthostal, ganz anders als in Zentrallykien kaum noch zur Errichtung neue Befestigungsbauten155. Zwar sind die zen trallykischen Orte insgesamt besser erforscht, doch kann dies nicht der einzige Grund sein. Insgesamt scheint Zent rallykien – nimmt man die bauliche Entwicklung der vom 6.-4. Jh. v. Chr. zum Maßstab – kaum hinter dem Xanthostal zurückzustehen. Im Gegenteil, betrachtet man die Ausstat tungen der kleineren Siedlungen, dann verstärkt sich Ein druck, daß die baulichen Spitzenleistungen der jeweiligen Denkmälergattung zwar häufig im Xanthostal zu finden sind, Zentralykien in dieser Epoche im Durchschnitt jedoch etwas stärker prosperierte. Daran ändern auch die gewal tigen Anstrengungen nichts, die in Xanthos und vermut lich auch in Tlos in dieser Hinsicht unternommen wurden. Gleichwohl darf nicht außer Acht gelassen werden, daß man die im Verlauf des 5. Jh. errichteten Befestigungen im Xan thostal schlicht ausreichend gewesen sein mögen. Hinzu kommt, daß die zentrallykischen Siedlungen im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen den ost- und westlykischen Dynastien156 sicherlich ein verstärktes Sicherheitsbedürfnis entwickelten und sich schon deshalb mehr um ihre Befesti gungen sorgten. Den weitaus größten Teil klassischer Befestigungen im Xanthostal bilden naturgemäß Kurtinen, also einfache, zwar an das Gelände angepaßte, ansonsten aber gerade Mauerzü ge. In Xanthos etwa beträgt der Kurtinenanteil an der 2,5 km langen Ringmauer über 95 %, an anderen Orten ist es sogar noch mehr. Sie können, obwohl gleichzeitig entstanden, in ganz unterschiedlichen Mauertechniken errichtet worden sein. Während an den Schauseiten und vor allem im Bereich der Tore von Burgen und Ringmauern häufig qualitätvol les Polygonalmauerwerk verwendet wurde, begnügte man sich an den Rückseiten der Siedlungen zumeist mit einer schlichten Bruchsteinausführung. Dieses Vorgehen ist in Pinara und Xanthos ebenso zu beobachten, wie im übrigen Xanthostal und in ganz Lykien157. Die Qualität und die Aus maße von Xanthos erreicht freilich keine andere lykische Siedlung. Die ursprüngliche Höhe ist für keine klassische Kurtine gesichert, auch Hinweise auf Wehrgänge und Brüstungen fehlen im Xanthostal. Diese können jedoch, wie Untersu chungen auf dem Avşar Tepesi158 und neuerdings auch in 154 155
156 157 158
Vgl. die Zusammenstellungen bei Marksteiner, Limyra 120-122. 125129. Klares Indiz für diese Entwicklung ist das seltene Vorkommen des klassisch-trapezoidalen Mauerstils, der lediglich in Xanthos, Köybaşı und Araxa anzutreffen ist. Hierzu Marksteiner, Limyra 129. Hierzu Zimmermann 2005 27 ff. Vgl. Marksteiner, Limyra. Thomsen, Avşar Tepesi 22.
Limyra gezeigt haben, aus vergänglichen Materialien, in erster Linie wohl aus Holz bestanden haben. Dort, wo die Mauern, wie an vielen Stellen in Xanthos, aber auch in Pi nara in steil abfallende Hänge gebaut wurden und zugleich als Terrassierungen dienten, schließen sie auf der Innensei te häufig auf gleicher Höhe mit dem Nutzungsniveau ab. In solchen Fällen wird man sich mit der Anbringung von Brüs tungen auf den Mauerkronen begnügt haben. Anders ver hält es sich bei freistehenden Mauern, die häufig auch deut lich breiter sind. Zu beobachten ist dies z.B. bei der 2,30 m starken Sperrmauer nördlich von Xanthos, die sicherlich einen Wehrgang trug159. Echte Türme, also eigenständige, die Kurtinen deutlich überragende und an der Basis verfüllte Baukörper, sind in der klassischen Wehrarchitektur Lykiens vergleichswei se selten160. Nur die Siedlungsmauer von Xanthos161 weist in regelmäßigen Abständen Türme auf (Abb. 34), wirklich zahlreich sind sie aber auch hier nicht. Auch in den Ecken der lykischen Akropolis konnten drei turmartige Bauten identifiziert werden. Allerdings liegen diese innen und springen nicht über die Kurtinenfluchten nach außen vor162. Außerdem legt ihre Größe den Verdacht nahe, daß sie nicht ausschließlich Wehr-, sondern darüber hinaus auch Wohn zwecken dienten. Einen turmartigen Bau enthielt vielleicht auch die kleine Festung von Büksez/Küçük Kale, doch aus den anderen kleinen Siedlungen sind Türme ebenso unbe kannt, wie aus Pinara, Tlos oder Sidyma. Wie gesagt fehlen auf den westlykischen Akropoleis generell die im übrigen Lykien so verbreiteten turmartigen Kernbauten. Aus der Kurtinenflucht vorspringende Bastionen und sägezahnartige Vorsprünge kommen hingegen recht häufig vor. Sie sind an den klassischen Befestigungen von Xanthos zu finden, aber auch in Tlos, Köybaşı oder Sidyma und den kleinen Umlandfestungen wie auf dem Eren Tepe oder bei Büksez/Küçük Kale. Besonders häufig kommen Bastionen als Flankenschutz in der Nähe von Toren vor. Sogar in Pi nara, wo man sich ansonsten auf die Steilheit des Geländes verlassen zu haben scheint, existierte oberhalb des Haupt tores der klassischen Siedlung ursprünglich eine Bastion163, von der sich heute mit Ausnahme einiger Felsabarbeitungen freilich keine Reste mehr erhalten haben. Aus dem Bereich des Xanthostals sind bislang gerade einmal elf klassische Toranlagen bekannt, nämlich aus Xan 159 160
161
162 163
Zu Wehrgängen in der lykischen Wehrarchitektur s. Marksteiner, Limyra 147 f. Marksteiner, Limyra 148 ff. Marksteiner, Limyra 149 f. – Eine ähnliche Häufung von Wehrtür men findet sich in Lykien in dieser Zeit ansonsten nur bei der Dy nastensiedlung von Hızırlık, der Vorgängersiedlung von Telmessos/ Fethiye. Marksteiner, Limyra 101 f. Vgl. W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 85.
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Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 34: Xanthos. Turm
Abb. 35: Xanthos Nordosttor
thos (Abb. 35), Köybaşı und Pinara (Abb. 36)164, sowie aus dem Umland von Xanthos in Büksez/Küçük Kale165 und von der Sperrmauer166 nördlich der Stadt. Es versteht sich von selbst, daß es auch in Tlos, Patara, Sidyma und anderen Or 164
Aus Xanthos und Köybaşı sind je drei, aus Pinara zwei in klassische Zeit dtierende Torbauten bekannt; s. Marksteiner, Limyra 154 f. 165 Das Tor der Festung von Büksez ist zwar in den Plan eingetragen, wird im Text jedoch nicht besprochen; s. J. P. Adam, L’Architecture militaire greque (1982) 121 Abb. 81. 166 Die Sperrmauer besitzt zwei Tore, den östlich des Asar Tepe gelege nen Hauptdurchgang und einen weiteren im Bereich der Siedlung auf dem Asar Tepe; s. J. Des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Anti qua 7, 1999, 91 ff.
ten ebenfalls Tore gegeben haben muß, doch verdeutlicht diese wie kaum eine andere Zahl die aktuelle Forschungsla ge, denn allein für Zentrallykien167 sind mehr als dreimal so viele Beispiele bezeugt. Wie überall in Lykien handelt es sich in der Mehrzahl um Axialtore168, schlichte Mauerdurchlässe also, die in der Regel von bastionsartigen Mauervorsprün 167
Vgl. die Zusammenstellung bei Marksteiner, Limyra 152 ff. – Hinzu kommen eine Reihe von Toren, die Marksteiner noch nicht kannte, so vom Avşar Tepesi (s. Thomsen, Avşar Tepesi 29 ff. 55 f. 78. 82 f. 91 ff.), in Phellos (M. Zimmermann, IstMitt 55, 2005, 223 ff.). Gar nicht mit eingerechnet sind dabei die Toranlagen der vorhellenisti schen Wehrgehöfte aus dem zentrallykischen Umland. 168 Vgl. Marksteiner, Limyra 155 f.
42
Andreas Thomsen
Abb. 36: Pinara. Tor
gen flankiert werden, in keinem Fall jedoch von Türmen. Es kommen freilich auch Tangentialtore vor, nämlich in Xanthos und Köybaşı, wo sie als Haupttore dienen, sowie in Pinara. In Köybaşı wurde der Zugang in den Torkorridor zusätzlich verengt und dieser selbst hoftorartig erweitert (Abb. 26. 27). Torlaibungen und Stürze bestehen in aller Regel aus mo nolithen Blöcken, was ihnen ein monumentales Aussehen verlieh. Besonders beeindruckend wirkt bis heute das Haupt tor von Pinara169. Die eigentlichen Tore und Torrahmen be standen aus Holz170. Die lichten Durchgangsweiten waren vergleichsweise gering. Am breitesten ist mit seinen 2,35 m noch das Hauptor von Xanthos. In Pinara sind es 1,85 m und in Köybaşı waren die Tore offenbar noch etwas schmaler. Wie in ganz Lykien waren die klassischen Toranlagen also nicht für den Wagenverkehr geeignet171. Die Haupttore lie gen – etwa in Xanthos – entweder in Senken oder wurden wie in Pinara in Sattellage errichtet. Burgtore sind bislang nur aus Köybaşı bekannt, dürften jedoch, wenn man es mit der Situation in Zentrallykien vergleicht, in der Regel etwas unzugänglicher gelegen haben. Nicht selten finden sich, wie
169
s. W. W. Wurster, AA 1978, 83 ff. Zu Konstruktion und Verriegelung der Tore s. Marksteiner, Limyra 156 ff.; vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 32 f. 171 s. Marksteiner, Limyra 156 mit Anm. 108. 170
in Pinara und Köybaşı, unweit der Tore auch Gräber oder gar Heiligtümer172. 3.6 Die Wohnbauten des Xanthostals Außer Gräbern (s.u.) und Befestigungen haben sich in den meisten Siedlungen des Xanthostals nur wenige architek tonische Überreste aus archaisch-klassischer Zeit erhalten. Wohnbauten etwa kennt man so gut wie gar nicht. Das liegt zum einen an der Forschungslage, denn nur an wenigen Or ten wurden bislang systematische Grabungen durchgeführt, zum anderen wohl aber auch daran, daß in dieser Zeit bei der Errichtung profaner Bauten häufig vergängliche Mate rialien, namentlich Holz173, Verwendung fanden. Eine Aus nahme stellen in dieser Hinsicht die ‚Paläste‘ A und B auf der Akropolis in Xanthos174 aus dem 7. und 6. Jh. v. Chr. dar, bei denen es sich vermutlich um die zwei aufeinander folgenden Phasen einer Dynastenresidenz handelt (Abb. 37). Bei den Ausgrabungen auf der Akropolis kamen zwar die Reste weiterer Gebäude aus archaischer und klassischer Zeit zum Vorschein (s.u. Kat.-Nr. 24), von denen die meis ten aber wohl nicht Wohnzwecken dienten. Um turmartige Wohnbauten könnte es sich allerdings bei den drei eingezo 172
J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 35 f. Zum Holzbau in der lykischen Wohnarchitektur s. Thomsen, Avşar Tepesi 358 ff. 174 H. Metzger, FdX 2 (1963) 15 ff. – Vgl. Marksteiner, Trysa 89 f. 173
43
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 37: Xanthos. Die Residenzen A und B
Abb. 38: Patara. Residenz auf dem Tepecik
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Andreas Thomsen
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Verandahäuser
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127
Abb. 39: Avşar Tepesi. Haustypen der archaischklassischen Zeit
89
Reihenraumhäuser 0
5
10 m
genen Eckbefestigungen auf der Lykischen Akropolis gehan delt haben (Abb. 24). Sie waren an der Basis offenbar nicht verfüllt und sind mit ihrer Grundfläche von ca. 9 × 9 m für reine Wehrtürme wohl viel zu groß – eine Wohnsituation vergleichbar den Wohntürmen in der Befestigungslinie der kleinen zentrallykischen Siedlung Seyret175. Ein ähnliches, wenn vielleicht auch nicht so reiches Bild wäre im Falle von Ausgrabungen sicher auch in vielen an deren Burgen des Xanthostals zu erwarten. Dies zeigt die Grabung auf der Tepecik-Akropolis in Patara176, wo die Reste eines bis in archaische Zeit zurückreichenden Gebäudes frei gelegt wurden, das von den Ausgräbern als Wohnsitz eines Dynasten gedeutet wird (Abb. 38). Selbiges wird auch im Fall der Baureste auf der Burg von Köybaşı177 vermutet, die wohl zumindest teilweise der klassischen Epoche entstammen (Abb. 13). Aus Araxa schließlich ist ein massives Gebäude aus
Polygonalmauerwerk bekannt geworden, das wohl nicht in einen fortifikatorischen Kontext gehört, dessen Aussehen und Funktion freilich noch gänzlich unerforscht sind178. Hinzu kommen womöglich noch die Terrassenbauten in der Siedlung auf dem Asar T. an der langen Mauer nördlich von Xanthos, die offenbar nicht ausschließlich Wehrzwecken dienten179. Für Zentrallykien ist die Forschungslage in Bezug auf Wohnbauten der archaisch-klassischen Zeit etwas günstiger. So haben die Forschungen auf dem Avşar Tepesi gezeigt, daß der Aufbau von ‚Palast‘ B in Xanthos offenbar einem Ge staltungsprinzip, nämlich dem sogenannten Reihenraum schema180 folgt, das zumindest in Zentrallykien noch bis in frühklassische Zeit vorkommt (Abb. 39). Inwieweit es sich dabei freilich um eine auch im Xanthostal geläufige Haus form handelt, werden zukünftige Forschungen zeigen müs
175
178
Vgl. Marksteiner, Limyra 95 f. 181. F. Işik, Patara (2011) 29 f.; G. Işın, Olba 18, 2010, 85 ff. 177 Marksteiner, Limyra 98 f.; ders. Trysa 93; W. W. Wurster, Akten II 23; ders. TürkAD 24-1, 1977, 193. 176
G. E. Bean Lykien (1980) 69. J. des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 7, 1999, 94 f.. 180 Thomsen, Avşar Tepesi 277 ff. 296 f.; vgl. U. Hailer, Einzelgehöfte im Bergland von Yavu 1 (2008) 116 ff. 179
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Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 40: Avsar Tepesi. Die Residenzen
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sen181. Das gilt auch für das ‚Verandahaus‘, den zweiten auf dem Avşar Tepesi verifizierten Haustyp182, der dort für das 5. und 4. Jh. v. Chr. charakteristisch ist. Darüber hinaus sind aus Zentrallykien auch zahlreiche archaische und vor allem klassische Gehöftanlagen183 bekannt, wie sie auch für das Xanthostal zu postulieren sind, wo über die Durchsiedlung
Abb. 41: Phellos. Die Residenz
des Umlandes der großen Orte bislang freilich kaum etwas bekannt geworden ist184. Speziell im Hinblick auf das dynastische Wohnen konn ten in Zentrallykien einige Fortschritte erzielt werden. Auf dem Avşar Tepesi etwa wurden zwei vermutliche Residenzen 184
181
Auch die Residenz aus Patara mit ihren langgestreckten, nebenein ander liegenden Räumen, könnte durchaus nach den Prinzipien des Reihenraumschemas angelegt worden sein. 182 Thomsen, Avşar Tepesi 197 ff. 298. 183 Hailer a.O.
Ein kleiner, im Jahr 2012 vom Autor selbst in der Peripherie von Patara durchgeführter Survey hat nur wenige Hinweise auf eine vorhellenistische Nutzung des Umlands dieser Siedlung ergeben. In klassische Zeit datierbare Gehöfte etwa, wurden gar nicht fest gestellt. – Bei den turmartigen Befestigungen aus großen Quadern in Asaralanı, 6 km östlich von Xanthos handelt es sich vermutlich um hellenistische Turmgehöfte; vgl. Hellenkemper – Hild TIB 8, 2 (2004) 461 f.
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Andreas Thomsen
identifiziert, die eine wohl noch archaisch185, die andere aus klassischer Zeit186 stammend, beide jedoch in unmittelbarer Nähe der lykischen Agora gelegen (Abb. 40). Ähnlich verhält es sich bei der dem Reihenraumschema verpflichteten und daher wohl frühklassischen Residenz in Phellos187 (Abb. 41). Ein ganz anderes Erscheinungsbild besitzt die aus mehreren agglutinierenden Terrassen bestehende, allerdings auch erst im 4. Jh. v. Chr. entstandene Residenz in Trysa188. Auch sie liegt jedoch unbefestigt inmitten in der Siedlung. In seiner Analyse der vorder- und kleinasiatischen Pa lastarchitektur kam T. Marksteiner189 zu dem Schluß, daß „bezüglich Lage und Gestalt dynastischer Wohnbereiche lykischer Siedlungen keine Konstanten faßbar“ seien. Mitt lerweile jedoch zeichnen sich bei einer Zusammenschau der Befunde aus Zentral- und Westlykien durchaus gewisse Strukturen ab. So scheinen die Grundrisse der frühen Bei spiele vom einheimisch-lykischen Typus des Reihenraum hauses abgeleitet zu sein190. Gleichzeitig scheinen in beiden Regionen aber auch Elemente der vorderasiatischen Palast architektur, namentlich des Bit-Hilani191, zum Tragen zu kommen. Was die Lage der Residenzen betrifft, gibt es freilich be achtliche Unterschiede zwischen dem Xanthostal und Zent rallykien. Zwar okkupieren die Dynasten für ihren Wohnsitz jeweils öffentlichen oder doch zumindest halböffentlichen Raum, doch scheint man im Xanthostal, wie die Befunde aus Patara, Xanthos und Köybaşı belegen, eher geschützte Akropolislagen192 bevorzugt zu haben, während die zent rallykischen Residenzen am Rand der Wohnareale errichtet wurden und zwar vorzugsweise unweit der lykischen Agora. Auch wenn unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet trotz der genannten Beispiele insgesamt noch recht spärlich sind und man diese Befunde daher nicht überinterpretieren sollte193, kann die Wahl des jeweiligen Bauplatzes kaum zufällig er 185
Thomsen, Avşar Tepesi 104 ff. Ebenda 241 ff. 301. 187 A. Thomsen, in: M. Zimmermann, Phellos (im Druck); vgl. Zimmer ebenda. 188 Marksteiner, Trysa 66 ff. 189 Ebenda 93. 190 Sogar die Anlage in Trysa mit ihren langegestreckten, nebeneinan derliegenden Bauten dürfte letztlich auf diesen Typus zurückgehen. Die scheinbaren Abweichungen sind vermutlich schlicht die Folge einer Anpassung an das Steile Gelände vor Ort. 191 Thomsen, Avşar Tepesi 245 mit Anm. 110 und 112. 300 f.; Markstei ner, Trysa 89 f.; Metzger, FdX 2 (1963) 18f. 89 f. 192 Sollten die Eckbefestigungen der Lykischen Akropolis in Xanthos tatsächlich als Wohntürme genutzt worden sein, dann kamen neben dem Dynasten selbst freilich noch weitere, dem Herrscher zweifelos nahestehende Persönlichkeiten in den Genuß dieser priviligierten Wohnlage. 193 So wissen wir z.B. gar nichts über die Residenzen in Pinara oder Tlos. Ebenso ist unbekannt, ob Palast B in Xanthos auch in klassischer Zeit noch als Residenz diente. 186
folgt sein – im Gegenteil, der Standort einer Residenz muß von großer Bedeutung gewesen sein. Denkbar wäre etwa, daß darin grundsätzliche Unterschiede in Bezug auf die Ak zeptanz und das Selbstverständnis der Dynastenherrschaft in beiden Regionen zum Ausdruck kommen. Tatsächlich deutet die Inkorporierung von Wohnbauten in Befestigungs linien194, wie sie auf dem Avşar Tepesi oder in Seyret zu be obachten ist, darauf hin, daß in Zentrallykien – ungeachtet der dynastischen Herrschaftsform – manchenorts wohl mit einer stärker auf Egalität und auf Konsens basierenden Ge sellschaftsstruktur195 zu rechnen ist, als dies im Xanthostal der Fall war. 3.7 Heiligtümer und sakrale Topographie des Xanthostals Kultisch konnotierte Bauten treten in Lykien in zwei Katego rien auf. Zum einen in Form von Gräbern, denen aufgrund der großen Bedeutung, welche dem Toten- bzw. Ahnenkult in Lykien zukam, ein sakraler Aspekt nicht abgesprochen werden kann196. Zwar ist längst noch nicht in allen Einzel heiten geklärt, was der Totenkult beinhaltete, doch weiß man etwa von Libationen197 und Tieropfern198. Auch schei nen verschiedene Gottheiten in diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt zu haben199. Zum anderen existiert aber auch eine Reihe von Bauformen, die offenbar dem reinen Götterkult dienten und bisweilen auch im Rahmen sepulk raler Kontexte anzutreffen sind200. Diese Einrichtungen und Bauten nehmen sich im Vergleich zu der im Grabbau ange strebten Prachtentfaltung in der Regel freilich recht beschei den aus. Nimmt man also allein den betriebenen baulichen Aufwand zum Maßstab, so entsteht der Eindruck, daß die Gräber mit ihrer Monumentalität, der oft herausragenden Bauqualität und vor allem mit ihrer schieren Anzahl wie überall in Lykien so auch im Xanthostal die sakrale Topogra phie dominierten. Die große Bedeutung, die dessen ungeachtet dem Göt terkult beigemessen wurde, offenbart sich hingegen erst auf den zweiten Blick, findet sie ihren Ausdruck doch weniger in monumentalen Bauformen, sondern manifestiert sich in einer offenkundigen Ehrfurcht vor natürlichen Erscheinun 194 195
196
197 198 199
200
s. Thomsen, Avşar Tepesi 404 f. Zum Verhältnis von Dynast und Siedlung vgl. Zimmermann, Unter suchungen 23 ff. – Interessanterweise scheint Palast A in Xanthos im Zuge des Ausbaus der Akropolis im 2. Viertel des 5. Jh. v. Chr. in die Befestigungsline inkorporiert worden zu sein. Zum Totenkult in Lykien s. zuletzt ausführlich Hülden, Gräber und Grabtypen 275 ff.; vgl. a. T. Bryce, The Lycians (1986) 126 f. – Bei den Gräbern handelt es sich gewissermaßen um ‚Heiligtümer für die To ten‘, s. Thomsen, Avşar Tepesi 176 ff. Hülden, Gräber und Grabtypen 294 ff. Hülden, Gräber und Grabtypen 307 ff. Hülden, Gräber und Grabtypen 312; Thomsen, Avşar Tepesi 191 f. Zu Altären und anderen Kultbauten in sepulkralen Kontexten vgl. Hülden, Gräber und Grabtypen 301 ff. und 323 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
47
Abb. 43: Dikmen. Felsaltar Abb. 42: Asarcık. Felsaltar und Felsschale
gen, namentlich vor Wasser und anstehendem Fels201. Das oft nicht sehr repräsentative Erscheinungsbild dieser An lagen ist freilich kein Indiz für eine geringe Relevanz – für ihren Stellenwert ist weniger die äußere Form, als vielmehr die Lage innerhalb des Siedlungsgefüges maßgeblich. Tat sächlich sind lykische Heiligtümer häufig an sehr markanten Punkten innerhalb und außerhalb der Siedlungen, nämlich auf Plätzen, in Nekropolen oder auch an Wegen anzutreffen. Und was für Lykien insgesamt gilt, trifft in besonderem Maße für das Xanthostal zu, wo der Blick auf die wenigen bekannten, dem Götterkult gewidmeten Kontexte durch die architektonische Dominanz des Grabkults vielerorts nahezu vollständig verstellt wird. Dies spiegelt freilich nur die For schungssituation und nicht die tatsächlichen Zustände in archaisch-klassischer Zeit wider. Die Schwierigkeit bei den sakral konnotierten Monumenten dieser Epoche besteht darin, daß sie oftmals kaum als solche zu erkennen sind202. So verwundert es nicht, daß aus dem Bereich des Xanthos tals bislang nur wenige vorhellenistische Heiligtümer be kannt geworden sind. Bei der Mehrzahl handelt es sich um Anlagen, die man im weitesten Sinne als Felsheiligtümer bezeichnen kann, die jedoch ganz unterschiedliche Formen annehmen können. Oft sind es nur schlichte Felslöcher und -schalen oder kubusartige, aus dem Fels geschlagene, nicht selten mit Stufen versehene Altäre. Seltener kommen auf wendiger gestaltete Anlagen vor, wie das Quellheiligtum von Köybaşı203 oder die Felsreliefs bei Yakabağ204 im Umland von Pinara. Darüber hinaus begegnen aber auch tempelarti 201
Hierzu u.a. F. Işık, in: FS Borchhardt (1996) 51 ff. Hierzu vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 149 f. und zuletzt F. Işik, IstMitt 60, 2010, 81 ff. 203 J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 35 f. 204 A. W. Schweyer, RA 1996, 23. 202
Abb. 44: Asar Tepe. Felsaltar
ge Bauten, und zwar nicht nur im Letoon, sondern auch in Asarcık, Köybaşı und möglicherweise auch in Gölbent. Nur literarisch überliefert ist bislang ein zum Orakel von Pata ra205 gehörender Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr., über dessen Lage oder äußere Gestalt folglich nichts bekannt ist206. Die Verteilung der Heiligtümer über das Xanthostal ist sehr inhomogen, ihre Entdeckung häufig dem Zufall zu ver 205
206
Herodot 1, 182. – Vgl. Keen, Dynastic Lycia (1998) 197. Zu einem Hain des Apollon nahe der Stadt C. Schuler, in: H. Işkan – C. Schuler – S. Aktuş, Patara. Lykiens Tor zur römischen Welt (2016) 103-105.
48
Andreas Thomsen
Abb. 45: Patara. Felsaltar nördlich der Stadt
Abb. 46: Yakabağ. Felsrelief
Abb. 47: Letoon. Quellfassung
danken. Die meisten kennt man naturgemäß aus Siedlungs kontexten, ländliche Heiligtümer, die es nach den in Zent rallykien207; gewonnenen Erkenntnissen zuhauf gegeben haben muß, sind im Xanthostal bislang nur wenige belegt. Ein ländliches Heiligtum war zumindest in seinen Ursprün gen das Letoon und auch die Reliefs aus Yakabağ liegen eini ge Kilometer von Pinara entfernt. Felsaltäre, eine in Zentrallykien208 recht häufig vorkom mende Gattung, sind im Xanthostal bislang nur vereinzelt 207 Zum
Forschungsstand vgl. a. F. Kolb in: Religion du Pont-Euxin 155 ff. 208 Die Forschungen auf dem Territorium von Kyaneai aber auch in Phellos und Tyberissos haben gezeigt, daß in jeder Siedlung der archaisch-klassischen Zeit, aber auch im ländlichen Bereich mit Fel
bezeugt. So sind zwei Felsstufenaltäre im Heiligtum von Asarcık (Abb. 42) zu nennen und ein weiterer bei Dikmen209 (Abb. 43), nördlich von Tlos. Außerdem hat F. Işık im Um land von Tlos210 noch weitere, bislang unpublizierte Exemp lare registriert. Um einen Altar handelt es sich wohl auch bei einem aus dem Fels geschlagenen Kubus in der Siedlung auf dem Asar Tepe an der langen Mauer nördlich von Xanthos211 (Abb. 44). Hinzu kommt ein Exemplar, das erst kürzlich un saltären zu rechnen ist. Vgl. Kolb a.O. 158 ff.; Hülden, Gräber und Grabbauten 301 ff. 209 F. Işık, IstMitt 60, 2010, 90 Abb. 22. 210 F. Işık, in: FS Borchhardt I (1996) 61. 211 J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 94 f. und 98 Abb. 13.14. – Die Einlassung an der Oberseite des Kubus hat nach Ansicht der Autoren eine Stele aufgenommen, sehr wahrscheinlich
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
49
Abb. 48: Köybaşı. Quellheiligtum
Abb. 49: Letoon. Gesamtübersicht
mittelbar nördlich von Patara entdeckt wurde (Abb. 45). Die se vergleichsweise geringe Zahl ist freilich nicht als Indiz für eine im Vergleich zu Zentral- oder Ostlykien anders geartete Sakraltopographie des Xanthostals zu werten, sondern ist tatsächlich nur der erwähnten Forschungslage geschuldet. Gleiches gilt für einfache, in den Fels eingetiefte, kultisch konnotierte Mulden, wie sie in Asarcık212 festgestellt wurden (Abb. 42). Auch diese einfachste Form von Felskulteinrich tungen dürfte im Xanthostal weit verbreitet gewesen sein. Welchen Gottheiten die auf den Altären vollzogenen Kult handlungen galten, ist in keinem Fall überliefert213. Ungewöhnlich und in dieser Form bislang in Lykien ohne Parallele ist das Felsheiligtum bei Yakabağ südlich von Pi nara214 (Abb. 46). Die Bedeutung der wohl im 4. Jh. v. Chr. (?) entstandenen Reliefgruppen ist bisher ungeklärt, eben so wie die Frage, welcher Art der dort ausgeübte Kult war. Auch wäre zu untersuchen, ob dort außer den Reliefs noch weitere kultisch konnotierte Felsabarbeitungen oder sons
tige Einrichtungen existieren. Obwohl sicherlich sehr viel später entstanden, erinnert dieses direkt an einem wichtigen Verkehrsweg gelegene Heiligtum215 an Konzepte, wie sie aus hethitischer Zeit bekannt sind216. Betrachtet man den Aufwand, der bei ihrer baulichen Ausgestaltung betrieben wurde, scheinen Wasser- bzw. Quellheiligtümer im Bereich des Xanthostals von besonde rer Bedeutung gewesen zu sein. Die Quelle des Letoons etwa erhielt bereits in archaischer Zeit eine steinerne Fassung217 (Abb. 47) und im Verlauf der klassischen Zeit wurden dem Heiligtum weitere Bauten, darunter Tempel hinzugefügt. Ein weiteres Beispiel findet sich bei Köybaşı, wo vermut lich im 4. Jh. eine Quelle mit einem aufwendig aus dem Fels geschlagenen Raum ausgestattet wurde218 (Abb. 48). Der 4 × 5 m große, aus Vorhalle und Hauptraum bestehende Bau ist wie ein kleiner Felstempel gestaltet. Wasserheiligtümer scheinen freilich in ganz Lykien eine hohe Wertschätzung
handelt es sich dabei jedoch schlicht um eine Opfermulde. Zu Altä ren mit Opfermulden vgl. auch Isik a.O. 87. 92 f. 212 F. Isik a.O. 86 f. 213 In erster Linie scheint der Felskult mit weiblichen, vor allem mit Muttergottheiten verbunden gewesen zu sein; vgl. F. Isik, in: FS Borchhardt I (1996) 51 ff. 214 A.-W. Schweyer, RA 1996, 23 mit 18 Abb. 8 und 21 Abb. 9. 10.
215
Am Heiligtum vorbei führte ein Weg mit aufwendig aus dem Fels ge schlagenen Stufen; s. Schweyer a.O. 23 und und 17 mit Abb. 7. 216 Man denke etwa an die Reliefs von Yazılıkaya; s. J. Seeher, Götter in Stein gehauen. Das hethitische Felsheiligtum von Yazılıkaya (2011). 217 H. Metzger, FDX 9,1 (1992) 7 ff. 218 J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 34 ff. mit Abb. 19. 20. Nach Ansicht J. Bochhardts wurden hier die Nymphen in Form von vierzehn Statuetten verehrt.
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Andreas Thomsen
Abb. 50: Letoon. Der ältere Letotempel
genossen zu haben, was angesichts der Bedeutung, die Quel len in dieser an Fließwasser vergleichsweise armen Karst region gehabt haben müssen, nicht verwundern kann. Für Zentrallykien etwa sei nur an die mit einer Treppenanlage versehene Quellfassung bei Kyaneai219 und eine mit einem Dreifigurenrelief verzierte Quelle im nördlichen Bergland von Yavu220 erinnert. Welche Gottheiten mit dem Wasserkult verbunden wurden, ist aus dem Letoon bekannt und ganz allgemein scheinen Orakelkulte nicht selten mit Wasser ver bunden gewesen zu sein221. Um einen kleinen Felstempel handelt es sich im Grunde auch bei dem ebenfalls bei Köybaşı entdeckten Felsheiligtum mit Basis222. Letztere ist über zwei Meter breit und nimmt einen Großteil der Rückwand des 3 m breiten und 3,15 m tie fen Raums ein – J. Borchhardt vermutet, daß sie ein aus zwei Statuen bestehendes Kultbild trug. Entstanden ist die Anla ge wohl in klassischer Zeit. Derartige, aus dem Fels geschlagene Kulträume, sind freilich selten und bislang nur für Köybaşı bezeugt. Übli cherweise handelt es sich bei lykischen Tempeln um freiste hende, gebaute Anlagen. Interessanterweise sind allerdings aus den meisten großen Zentren des Xanthostals bislang keine Tempelbauten aus klassischer Zeit bezeugt. Mit Aus nahme der Tempel C223 und D224 auf der Akropolis von Xan thos finden diese sich nur in kleineren Siedlungen oder im ländlichen Raum. Zweifellos muß es sie auch in Pinara, Tlos,
Köybaşı oder Araxa gegeben haben, nur wurden sie bislang wohl schlicht nicht als solche erkannt225. Hinzu kommt, daß an diesen Orten die altlykischen Tempel im Laufe der Zeit sicherlich häufig durch hellenistische oder kaiserzeitliche Bauten ersetzt worden sind. Auch wenn die Kultpraxis im Xanthostal ebenso wie im übrigen in Lykien in vorhellenistischer Zeit wohl von offe nen Bezirken mit Felsaltären dominiert wurde226, kommen Tempel dennoch sehr viel häufiger vor, als lange Zeit vermu tet227. Das zeigt nicht zuletzt das bekannteste Heiligtum des Xanthostals, ja ganz Lykiens, nämlich das 4 km südwestlich von Xanthos gelegene Letoon mit seinen gleich drei klassi schen Tempeln (Abb. 49). Die überregionale Bedeutung, die es seit spätklassischer und vor allem in hellenistischer Zeit als Bundesheiligtum der Lykier erlangen sollte, hatte das Heiligtum zunächst freilich noch nicht. In seinen Anfängen dürfte das Letoon kaum mehr als ein schlichtes ländliches Heiligtum auf dem Territorium von Xanthos gewesen sein, das seine Entstehung Karstquellen verdankte, die am Fuß des Hügels entspringen (Abb. 4. 11). Gleichwohl trug das Le toon, wohl nicht zuletzt aufgrund seiner besonderen Lage bereits den Keim künftiger Größe in sich, befanden sich die Quellen doch unweit der Xanthosmündung und somit an ei nem wichtigen, nach Xanthos und weiter ins Landesinnere führenden Verkehrsweg. Hinzu kam, daß in der Nähe des in dieser Epoche wohl noch direkt am Meer gelegenen Heilig
219
225
A. Thomsen, in: Lykische Studien 2, 43 ff. O. Hülden, Ist Mitt 56, 2006, 215 ff. 221 Zu den lykischen Orakelkulten allgemein s. T. Bryce, The Lycians (1986) 193 ff. 222 Borchhardt – Neumann – Schulz a.O. 34 f. und 66 mit Abb. 18. 19. 223 H. Metzger, FdX 2 (1963) 29 ff. 224 Metzger a.O. 40 ff. 220
Hierzu s. Thomsen, Avşar Tepesi 189; vgl. zuletzt F. Işık, IstMitt 60, 2010, 81 ff. – Die Erwähnung eines νάος in Patara durch Herodot (s.o. Anm. ) unterstreicht diese Annahme. In Tlos scheint der Kronostempel einen hellenistischen, vielleicht klassischen Vorgän gerbau gehabt zu haben. 226 Kolb a.O. 157 f. Işık a.O. 87 ff.; Thomsen, Avşar Tepesi 169 ff. 227 Kolb ebenda; M. Miller in: Lykische Studien 1, 70.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
51
das Letoon zum ältesten Heiligtum Lykiens, was freilich nur die aktuelle Forschungslage widerspiegeln und nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen dürfte. Die erste bauliche Ausgestaltung erfolgte offenbar im späten 6. oder frühen 5. Jh. v. Chr., als man im Norden des Heiligtums die erwähnte steinerne Quellfassung229 errichtete. Angesichts seiner schlichten baulichen Ausstattung dürfte das Letoon in dieser Zeit freilich kaum mehr als ein Quellheiligtum lo kalen Ranges gewesen sein. Es ist sicher davon auszugehen, daß die auf der im frühen 4. Jh. v. Chr. aufgestellten Tri lingue genannten weiblichen Quellgottheiten, die elijâna230, hier auch zuvor schon verehrt wurden. Ob das auch für die ebenfalls auf der Stele genannte und im griechischen Text mit Leto identifizierte vermutliche Hauptgottheit êni qlahi ebijehi,231 also die „Mutter des hiesigen Bezirks“ gilt, muß vorerst offen bleiben232. Ein erster nennenswerter architektonischer Ausbau ist offenbar erst gegen Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jhs.v. Chr. zu verzeichnen233, als das Heiligtum erstmals mit tempelartigen Kultbauten ausgestattet wurde. Am besten erhalten haben sich die Überreste des kleinen klassischen Vorgängers des westlichen der drei Tempel (Abb. 50). Der nur etwa 6,80 × 8 m große, nach Süden ausgerichtete Un terbau aus polygonalen Blöcken trug vermutlich eine altly kische Holzriegelkonstruktion und stammt wohl noch aus dem 5. Jh. v. Chr. Er wurde später vollständig vom hellenisti schen Letotempel überbaut bzw. umhüllt234.
Abb. 51: Letoon. Der ältere Apollontempel
tums offenbar eine Reede existierte. Man könnte sich hier also die Darbringung von Opfern etwa anläßlich bevorste hender Reisen oder auch nach einer glücklichen Anlandung vorstellen. Außerdem mögen vorüberkommende Schiffe diese Stelle angelaufen haben, um ihre Wasservorräte aufzu frischen. Die ältesten bei den Ausgrabungen im Letoon nachge wiesen Schichten reichen offenbar bis in die erste Hälfte des 7. Jhs. oder frühestens ans Ende des 8. Jhs.v. Chr. zurück. Die Mehrzahl der archaischen Funde, darunter Importkeramik und Votivfiguren aus Terrakotta, stammt freilich aus dem 6. Jh. v. Chr. Auch wenn den frühen stratigraphischen Be funden bislang noch keine Baustrukturen zugewiesen wer den konnten, bezeugen sie doch eine Nutzung des Platzes bereits seit früharchaischer Zeit228. Dieser Umstand macht 228
Zu den frühen Schichten des Letoons s. zuletzt S. Lemaître in: S. Le maître (Hrsg.), Céramiques antiques en Lycie (2007) 115 ff. – Vgl. C. Le Roy, RA 1991, 341 f. und H. Metzger FdX 6 (1979) 26 ff. – Zu den
archaischen Votivterrakotten s. zuletzt S. Picaud in: Lemaître a.O. 151 ff. 229 Zunächst sprach H. Metzger, FdX 6 (1979) 26 sich noch für eine Da tierung der Überreste ins 5. Jh. v. Chr. aus, kam jedoch später in: FdX 9, 1 (1992) 10 ff. zu dem Schluß, daß sie vermutlich doch etwas älter seien. 230 Erwähnt werden die Gottheiten in Zeile 40 des lykischen Textes (N 320a), der griechische (N 320 b, 34 f.) nennt an ihrer Stelle die Nymphai. – Zu den Gottheiten und ihrer Gleichsetzung mit den grie chischen Nymphen s. P. Frei, ANRW 2, 18, 3 (1990) 1816 ff. – Vgl. a. E. Laroche; FdX 6 (1979) 114; A. Keen, Dynastic Lycia (1998) 205. 231 N 320a, 38 f. und N 320 b, 34. – Vgl. Frei a.O. 1744 f. mit Anm. 13b. 232 Hierzu s. auch E. Hansen – C. Le Roy, RA 1976, 334 f. 233 Allerdings erwähnt G. E. Bean, Lykien (1980) 61 im Bereich des Thea ters eine neun Meter lange Polygonalmauer aus großformatigen, bis zu 1,50 m hohen Blöcken. Demnach könnte es zumindest im Umfeld des Heiligtums auch zuvor schon, vielleicht in der ersten Hälfte des 5. Jhs. umfänglichere Baumaßnahmen gegeben haben. Die Funktion des Mauerzugs ist unklar. – Zur Datierung des großformatigen Poly gonalmauerwerks in Lykien s. Marksteiner, Limyra 119 ff. 234 H. Metzger, FdX 6 (1979) 22 ff. – Die zeitliche Einordnung basiert in erster Linie auf dem Vergleich der verwendeten Mauertechnik mit sicher datierten Befunden in Xanthos, ist aber selbst nicht stratigra phisch gesichert. – Hierzu Hansen – Le Roy a.O. 326 ff. Das Mauer werk markiert den Übergang vom polygonalen zum trapezoidalen Stil in Lykien, ein Vorgang, der nach Marksteiner, Limyra 129 ff. im ausgehenden 5. Jh. erfolgte.
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Vermutlich entstand etwa zur selben Zeit gleich west lich neben dem Letoheiligtum auch ein erster Artemistem pel. Jedenfalls weist der Fels über dem der hellenistische Kultbau errichtet wurde eine Reihe von Abarbeitungen auf, welche an die Existenz eines altlykischen Holzriegelbaus denken lassen235. Interessanterweise wurde der innerhalb des Gebäudes anstehende Fels nicht geglättet, sondern be hielt seine natürliche Form bei und blieb auch nach der Er neuerung in hellenistischer Zeit unangetastet. Daraus ist wohl zu schließen, daß der Fels selbst eine sehr alte, noch vor die Zeit des architektonischen Ausbaus zurückreichende Kultstätte repräsentierte236. Auch unter dem hellenistischen Apollontempel fanden sich die Reste eines älteren Gebäudes (Abb. 51). Über einem Sockel aus Konglomeratgestein erhob sich wohl auch hier ein hölzerner Oberbau237. Präzise datie ren läßt sich zwar keine der beiden Bauten, es kann jedoch als gesichert gelten, daß sie ebenfalls in vorhellenistischer Zeit errichtet wurden. Der Ausbau des Heiligtums wird in der Forschung zu meist mit den Aktivitäten von Erbbina/Arbinas238 (bis ca. 390/80 v. Chr.) in Zusammenhang gebracht. Tatsächlich sind Statuenweihungen des Dynasten an Leto239 und Arte mis240 im Bereich des Heiligtums inschriftlich bezeugt. Da 235
J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 147 f. sind in Lykien – wie erwähnt – sehr häufig. Un gewöhnlich ist hier freilich, daß der Kult nicht nicht unter freiem Himmel ausgeübt, sondern in ein Gebäude inkorporiert wurde. Es stellt sich daher die Frage, ob es sich beim klassischen Artemistem pel überhaupt um einen geschlossenen Bau oder nicht eher um eine Art Sekos bzw. einen eingefaßten Felsaltar handelte. Schließlich ist ein Altar genau das, was dem Letoon bislang zu fehlen scheint. – Zur kultischen Funktion dieser Felsen vgl. F. Işık, IstMItt 60, 2010, 91 mit Anm. 19. 237 J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 143 f.; C. Lli nas, RA 1974, 322 ff. 238 Zur Person des Dynasten s. zuletzt W. Tietz, der Golf von Fethiye (2003) 91 ff. 239 Die von J. Bousquet, FdX 9 (1992) 156 f. 160 ff. (vgl. ders., CRAI 1975, 143 f.) zuletzt als als ‚Symmachos-Poem‘ veröffentlichte Inschrift be findet sich auf einer fragmentierten ionischen Statuenbasis, die als Spolie in die römische Portikus des Heiligtums verbaut worden war. Auf der Basis waren außerdem eine weitere griechische und zwei ly kische Inschriften angebracht. Aus den Zeilen 9-10 des SymmachosPoems geht hervor, daß Arbinas/Erbbina der Göttin eine Statue sei ner Selbst weihte. 240 Bei dem Inschriftenträger handelt sich um eine fragmentierte, im hellenistischen Letotempel verbaute Statuenbasis aus Kalkstein. Außer einem griechischen Epigramm (s. Bousquet a.O. 141 f.) war hier auch ein kürzerer lykischer Text angebracht. Aus diesem geht hervor, das der Dynast Basis und Bronzestatue (?) der Göttin Ertemi/ Artemis weihte. Auch das griechische Epigramm nennt Artemis. Der Abschnitt, in dem die Weihung zur Sprache gekommen sein muß, fehlt jedoch, da die gesamte rechte Seite der Inschrift zerstört ist. Wen die Statue darstellte, ob die Göttin oder – wie im Fall der Wei hung an Leto – den Dynasten selbst, geht aus den erhaltenen Res 236 Felskultstätten
rüber hinaus könnte er auch für die Errichtung des ersten Letotempels verantwortlich sein. Wenn das richtig ist, dann kann es sich hierbei eigentlich nur um den kleinen Vorgän ger des hellenistischen Kultbaus handeln241. Die Inschriften zeigen, daß das Stifterwesen bei der Ausgestaltung lykischer Heiligtümer offenbar schon in klassischer Zeit eine Rolle spielte. Erbbina/Arbinas mag in dieser Hinsicht vielleicht sogar eine gewisse Vorreiterrolle gespielt haben. Ob der Dy nast auch die ersten Tempel für Apollon und Artemis errich ten ließ, muß freilich offen bleiben. Anders als gelegentlich zu lesen, liefern die Inschriften allerdings keinen Hinweis darauf, daß Erbbina/Arbinas den Artemiskult im Letoon eingeführt haben könnte242. Oh nehin wurden hier – das zeigt schon die Nennung der êni qlahi ebijehi, der ‚Mutter des hiesigen Bezirks‘ im lykischen Text der Trilingue – einheimische Gottheiten verehrt. Die griechischen Inschriften scheinen lediglich die interpretatio graecae einer anatolischen Muttergottheit mit verschieden geschlechtlichen Kindern widerzuspiegeln243. Die Frage, ob hier neben den Quellgottheiten elijâna von Beginn an auch diese Göttertrias verehrt wurde, ist derzeit nicht zu beant ten nicht hervor. – Zu den Fundumständen vgl. H. Metzger, FdX 6 (1979) 25. Zum lykischen Text s. E. Laroche, FdX 6 (1979) 78 mit Anm. 5 und G. Neumann, Neufunde lykischer Inschriften seit 1901 (1979) 28 N 311. 241 Geschlossen wird dies aus der zweiten griechischen Inschrift auf der Basis mit dem Symmachos-Poem (vgl. o. Anm. ). Inhaltlich sind sich beide Text recht ähnlich, allerdings setzt der zweite sich aus fünf Einzelgedichten zusammen, deren Versmaß und Erzählperspekti ve teilweise erheblich voneinander abweichen. In der ersten Zeile des zweiten Gedichts – Zeile 8 der Inschrift – heißt es dort: [ Ἦ]μος γὰρ σὸν ναὸν ἑγὼ[... Als Sprecher läßt sich ohne weiteres Arbinas/ Erbbina identifizieren, der sich im weiteren Verlauf des Gedichts als ἄρξας Λυκίας bezeichnet (Zeile 11). Welchen Bezug er jedoch zum ge nannten Naos hat, bleibt unklar, da dieser Teil der Inschrift zerstört ist. Das von Bousquet ergänzte [κτίσα? ist lediglich eine Möglichkeit und darf keineswegs als gesichert gelten. Auch wird die Gottheit des Tempels im Gedicht nicht ausdrücklich genannt. Das von Bousquet in Zeile 11 ergänzte θεο[τόκου? gehört in den christlichen Kontext (‚Mutter Gottes‘) und hat – so spät, wie es belegt ist – in einer In schrift aus dem frühen 4. Jh. v. Chr. einfach nichts zu suchen; vgl. LSJ 792 s.v. θεοτόκος. Zwar scheint der Kontext, mithin die Tatsche, daß es sich bei der Basis selbst um eine Weihung an die Muttergöt tin handelt sowie die Nennung ihres Namens in anderen Gedichten der Inschrift (Zeile 7 und 32) auf Leto hinzudeuten, doch werden andererseits auch Artemis und die Nymphen erwähnt (Zeile 33). – Zur Inschrift s. J. Bousquet, FdX 9 (1992) 157 ff.; vgl. a. T. Bryce, The Lycians (1986) 143 f. – Die Datierung der archäologischen Überres te in das späte 5. Jh. steht einer Verbindung des ersten Letotempels mit Arbinas/Erbbina zwar nicht grundsätzlich entgegen, allerdings müßte dieser noch sehr jung gewesen sein, als er den Tempel errich ten ließ. 242 Marksteiner, Lykien 82. 243 Bezeugt ist eine solche Göttertrias bislang freilich nur für den nord lykisch-phrygischen Raum; s. C. Le Roy, Akten II 247; vgl. Bryce a.O. 174.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 52: Asarcık. Der Tempel
worten. Allerdings scheint die Verehrung von Göttertriaden ganz unterschiedlicher Zusammensetzung in Lykien durch aus verbreitet gewesen zu sein.244 Der Aufschwung des Heiligtums in hoch- und spätklassi scher Zeit ist noch an weiteren Baumaßnahmen abzulesen. So wird, wie einige Mauerreste245 aus dem 5. Jh. zeigen, nun auch das nördlich der Tempel gelegene Areal um die ar chaische Quellfassung (s.o.) ausgebaut, jener Bereich also, in welchem die Verehrung der Nymphen vermutlich ihren Ursprung hat246. Außerdem kommt es hier – wohl zu Beginn des 4. Jhs. v. Chr. – zur Errichtung eines 14 × 2,50 m großen Podiums247, das der Aufstellung von Weihgeschenken ge dient haben mag. Im Verlauf des 4. Jhs. erhielt das Heiligtum dann wohl auch eine erste Peribolosmauer248. Die Tatsache, daß das Letoon nicht vor dem ausgehenden 5. Jh. mit Tempeln von zudem recht bescheidenen Ausma ßen ausgestattet wurde, ist freilich kein Indiz für ein spätes Entstehen der lykischen Sakralarchitektur insgesamt, son dern unterstreicht vielmehr, wie unbedeutend das Heilig tum zunächst war. Tatsächlich reicht die Tradition tempel artiger Kultbauten, wie die Befunde auf der Akropolis von
Xanthos zeigen, bis weit in die archaische Epoche zurück. Der älteste bislang bekannte lykische Sakralbau ist der drei zellige Tempel C249 (Abb. 24), dessen kultische Konnotierung aufgrund einer Votivgrube in der mittleren Cella zweifelsfrei gesichert ist250. In seiner dreizelligen Form entstand das etwa 10,30 × 12 m große Gebäude in der 2. Hälfte des 6. Jhs.v. Chr. Ein Vorgängerbau wurde offenbar sogar schon in der ersten Jahrhunderthälfte angelegt. G. Neumann251 schlägt vor, daß der Kultbau der Verehrung der auf dem Inschriftenpfeiler genannten Göttertrias aus Malija, Ertemi und dem ‚Kauni schen König‘ gedient haben könnte. Um einen Kultbau handelt es sich offenbar auch bei dem ein Stück weiter westlich gelegenen, wohl in der 1. Hälfte des 5. Jhs. entstandenen Tempel D252, dessen Ausmaße mit ca. 25 × 12 m für lykische Verhältnisse recht beeindruckend sind. Über dem erhalten gebliebenen Orthostatensockel des offenbar einräumigen Gebäudes erhoben sich – ähnlich wie bei den Tempeln im Letoon und auch bei Tempel C – aufge hende Wände aus vergänglichen Materialien. Eine unweit des Gebäudes gefundene hellenistische Inschrift könnte
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Auf dem Inschriftenpfeiler etwa ist eine Trias bestehend aus Malija, Ertemi und dem ‚Kaunischen König‘ genannt (TL 44c 7 f.). Zu lyki schen Göttertriaden vgl. auch P. Frei in: ANRW 2, 18 (1990) 1793 ff. Metzger, FdX 6 (1992) 26. Metzger a.O. 21. Metzger a.O. 18 f. Metzger a.O. 17 f.
Metzger, FdX 2 (1963) 29 ff. Die grundsätzlichen Zweifel von F. Kolb in: Religion du Pont-Euxin 158 an der kultischen Funktion des Gebäudes scheinen mir vor die sem Hintergrund wenig stichhaltig. 251 G. Neumann, Florilegium Anatolicum (1979) 260. 252 H. Metzger, FdX 2 (1963) 40 ff.; vgl. a. J. des Courtils, in: Dossiers d’archeologie 239, Déc. 1998, 20. 250
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Andreas Thomsen
darauf hindeuten, das Tempel D der Artemis bzw. ihrer lyki schen Entsprechung geweiht war253. Ein weiterer lykischer Tempel wurde erst kürzlich in der nördlich von Xanthos gelegenen Siedlung Asarcık ent deckt254 (Abb. 52). Der etwa 4,50 × 9 m große Bau liegt inner halb eines temenosartigen Areals und ist mit Felsabarbei tungen – Stufen, Gruben, Mulden etc. – assoziiert, die wohl kultischen Zwecken dienten. Entstanden ist das nach An sicht F. Işıks der Leto geweihte Heiligtum offenbar in archa isch-klassischer Zeit255. Ein weiterer vermutlicher Kultbau wurde schließlich in der zwischen Xanthos und Pinara ge legenen Siedlung von Gölbent256 identifiziert (Abb. 10). Das etwa 12 × 16 m große Gebäude liegt auf einer terrassierten Freifläche und besteht aus orthostatenartigen Blöcken tra pezoidalen Zuschnitts, was auf eine Entstehung im späten 5. oder frühen 4. Jh. v. Chr. schließen läßt257. Ähnlich wie in Asarcık258 trug der Orthostatensockel wohl auch in Gölbent aufgehende Wände aus vergänglichen Materialien. Gerade diese beiden ländlichen Beispiele verdeutlichen, daß tempelartige Kultbauten in archaisch-klassischer Zeit eine recht verbreitete Erscheinung im Xanthostal gewesen sein müssen. Daß bislang erst so wenige Exemplare bekannt sind, ist – wie gesagt – schlicht der Forschungslage und der vergleichsweise schweren Erkennbarkeit dieser leicht mit Wohnbauten zu verwechselnden Anlagen geschuldet259. In struktureller Hinsicht unterscheiden sich die Tempel des Xanthostals nicht von den Sakralbauten im übrigen Lykien. So wie überall ist auch hier ein Überwiegen nord-südlicher Ausrichtungen festzustellen260, was neben Tempel D in Xan thos und Asarcık auch die drei Letoontempel bezeugen. Die ost-westlich ausgerichteten Tempel C in Xanthos und der Bau in Gölbent stellen in dieser Hinsicht eher Ausnahmen dar. Ob sich hinter der Ausrichtung eine tiefergehende kulti sche oder religiöse Aussage verbirgt, muß offen bleiben. Auffallend ist die räumliche Nähe der Residenzen A und B auf der Akropolis in Xanthos zu den Tempeln C und D (Abb. 24). Ein Umstand, der F. Işık261 an das Phänomen der neuhethitischen ‚Palasttempel‘ erinnert. Tatsächlich ist eine vergleichbare Tendenz auch bei den zentrallykischen Resi 253
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Metzger a.O. 41. – Anders als bei Tempel C kann die Deutung als Kultbau in diesem Fall freilich nicht als gesichert gelten. Vgl. Kolb a.O. 157 f. F. Işık, IstMitt 60, 2010, 91 ff. – Vgl. hierzu den Beitrag von J. Des Courtils – L. Cvalier in diesem Band. Zur Datierung s. Işık a.O. 100. Siehe hierzu jetzt J. des Courtils – L. Cavallier in diesem Band. J. Des Courtils – T. Marksteiner, Anatolia Antiqua 8, 2000, 145; s.u. . Des Courtils – Marksteiner a.O. 156. Işık a.O. 95. Vgl. hierzu Thomsen, Avşar Tepesi 189. So zuletzt auch Işık a.O. 83. Thomsen, Avşar Tepesi 190; vgl. Işık a.O. 99 f. Işık a.O. 108.
denzen zu beobachten. Diese liegen vorzugsweise unweit der bedeutendsten Platzanlagen, dem lykischen Pendant zur griechischen Agora262, mithin den vielleicht am stärksten sakral konnotierten Bereichen innerhalb der lykischen Sied lungen263. Durch diese räumliche Nähe sind die Residenzen natürlich auch mit den dort beheimateten Kulten verban delt264. Dieser Umstand muß jedoch keineswegs auf eine ungebrochene, bis in die Bronzezeit zurückreichende, spezi fisch anatolische Tradition hindeuten. Vielmehr scheint das Streben, ja das Bedürfnis nach einer sakralen Legitimierung von Herrschaft so etwas wie eine anthropologische Konstan te zu sein265. Ein gemeinsames Merkmal der archaisch-klassischen Tempel des Xanthostals ist der Umstand, daß ihnen offen bar in aller Regel kein Altar zugeordnet war – weder auf der Akropolis von Xanthos, noch im Letoon266 oder in Gölbent fanden sich Hinweise auf das Vorhandensein von Altären. Lediglich das Heiligtum von Asarcık scheint in dieser Hin sicht eine Ausnahme zu bilden, konnten innerhalb des dor tigen Temenos doch gleich zwei Felsstufenaltäre festgestellt werden267. Allerdings sind auch diese nicht auf den Tempel bezogen. Sie liegen nicht in einer Achse mit dem Gebäude, sondern 6,50 m südöstlich bzw. 7 m südwestlich davon, di rekt an der Steilkante, auf die sie viel eher Bezug zu nehmen scheinen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Tempel des Xanthostals nicht von den anderen frühlykischen Kultbau ten. Auch in Zentrallykien sind die Tempel – ganz anders als in der griechischen Sakralarchitektur – nicht mit Altären assoziiert268, sondern scheinen für sich allein zu stehen. Und selbst dort wo, wie beim suburbanen Heiligtum unterhalb 262
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Besonders deutlich ist dies im Fall des Avşar Tepesi, wo gleich zwei Residenzen unterschiedlichen Alters in unmittelbarer Nähe der ly kischen Agora liegen, s. Thomsen, Avşar Tepesi 104 ff. 241 ff. – aber auch in Phellos scheint es sich ähnlich verhalten zu haben. Thomsen, Avşar Tepesi 126 ff.; ders., Die Agora und das ‚Heroon‘ von Phellos (im Druck). Auf der Agora des Avşar Tepesi konnte außer einer Reihe von Grä bern auch ein Tempelpodium nachgewiesen werden, s. Thomsen, Avşar Tepesi 108 ff. – In Phellos sind es vor allem Gräber, denen man aufgrund ihrer Lage auf der dortigen Agora, eine gewisse sakrale Re levanz nicht absprechen kann. Allerdings könnte sich darüber hin aus auch dort ein tempelartiger Kultbau befunden haben; Thomsen a.O. In der griechischen Koloniestadt Selinunt auf Sizilien etwa, wurde im 6. Jh. v. Chr. ein übergroßes, wohl nur als Residenz zu deutendes Wohngebäude direkt am Zugang zum großen Stadtheiligtum er richtet; s. D. Mertens, Selinus I (2003) 240 f. – Zur Frage der religi ösen Legitimierung von Herrschaft insgesamt vgl. nur B. Edelmann, Religiöse Herrschaftslegitimierung in der Antike (2007). Es sei denn, der Artemistempel war kein Tempel, sondern schlicht ein Felsaltar (s.o. Anm. 234.) F. Işık, IstMitt 60, 2010, 86 ff. Thomsen, Avşar Tepesi 189 f.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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von Kyaneai269, Altar und Kultgebäude gemeinsam auftre ten, sind sie räumlich nicht aufeinander bezogen270. Zwar gibt es „eine Neigung zur Verbindung zwischen Tempelbau und Felskult“271, doch ist dieser in seinen verschiedenen Ausformungen den Tempeln weder architektonisch noch sonst irgendwie untergeordnet, sondern führt gewisserma ßen ein Eigenleben. F. Kolb272 sieht im Erscheinen lykischer Tempelbauten ein aus dem Kontakt mit der griechischen Kultur resultie rendes Akkulturationsphänomen. F. Işık273 führt die Ur sprünge des lykischen Tempelbaus auf ionische Sakralarchi tektur zurück. Tatsächlich jedoch lassen sich die Grundrisse der altlykischen Kultgebäude ohne weiteres von einheimi schen Hausformen ableiten274. Ihrer Form nach handelt es sich bei den Tempeln um Langhäuser, wie sie spätestens seit dem 6. Jh. in Lykien vorkommen275. Und auch die bei den Kultbauten gelegentlich festzustellende Aufteilung in Haupt- und Vorraum bzw. Vorhalle begegnet bei Wohn häusern des Veranda-Typus276 auf dem Avşar Tepesi. Selbst die für diese Hausform charakteristische talseitig an den Wohnbereich applizierte Terrasse kommt, wie der Tempel in Tüse277 zeigt, bei manchen Kultbauten vor. Daß die Lykier erst durch griechisches Vorbild278 zum Tempelbau animiert worden seien, ist mithin denkbar unwahrscheinlich. Dazu sind die Unterschiede viel zu groß. Tatsächlich zeigen nicht zuletzt die Bauten auf der Akropolis von Xanthos, daß offen bar eine eigenständige, von äußeren Einflüssen unabhängi ge lykische Sakralarchitektur existierte, deren Entstehung bis weit in archaische Zeit zurückreicht279. Die Ähnlichkeit von Tempeln und Wohnhäusern, betrifft freilich nicht nur die Grundrißstrukturen, sie erstreckt sich auch auf Bauweise und Ausmaße. Die Kultbauten sind näm lich – mit Ausnahme vielleicht von Tempels D in Xanthos –
nicht größer, als es die besseren Häuser dieser Zeit sind280. Deshalb sind innerhalb von Siedlungen gelegene Kultbauten oft auch nur durch den Kontext von Wohnhäusern zu un terscheiden, etwa durch die Assoziierung mit Felskultein richtungen, wie es in Asarcık Fall ist. Ein weiteres Merkmal stellt die exklusive Lage der Tempel dar, die sich zumeist in temenosartigen, nach außen hin deutlich abgegrenzten Arealen befinden und von mehr oder weniger großen Frei flächen umgeben sind281. Hinzu kommt die zumeist hohe Bauqualität. Vollkommen ungeklärt ist bislang die Frage, welchem Zweck die frühen lykischen Kultbauten im Einzelnen dien ten. Die baulichen Bezüge zur Wohnarchitektur lassen na türlich an die Nutzung als eine Art ‚Gotteshaus‘ denken, eine im Vorderen Orient weit verbreitete Vorstellung282. Natür lich könnte die Bezeichnung der Bauten Auskunft über die Art ihrer Verwendung geben, doch ist bislang leider nicht bekannt, wie die Lykier ihre Tempel nannten283. Das griechi sche ναός bezeichnet tatsächlich die Wohnstätte der Gottheit – seine Aufgabe bestand nicht zuletzt darin, das Kultbild zu beherbergen284. Darüber hinaus nahm er aber auch Kultge rätschaften und Weihgeschenke auf, was ihn zugleich zu ei nem „Schatzhaus von hohem Rang“285 machte. Der griechi sche Tempel diente jedoch nicht dem Kult, der in aller Regel im Freien stattfand, wobei im Zentrum der Kulthandlungen der Altar stand286. Aus diesem Grund ist ein Tempel auch kein zwingend erforderlicher Bestandteil des griechischen Heiligtums287. In dieser Hinsicht ähneln sich griechische und lykische Heiligtümer durchaus, scheint doch die Mehrzahl der letz teren ohne Tempel ausgekommen zu sein. Was die Tem pel selbst betrifft, scheinen jedoch eher die Unterschiede zu überwiegen. So gibt es keinen Hinweis darauf, daß die
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F. Kolb, in: Religions du Pont Euxin, 1999, 158. Die einzige Ausnahme in dieser Hinsicht stellt bislang der Tempel in Siedlung XII im Umland von Kyaneai dar, wo sich in der Tempelach se, genau gegenüber dem Eingang ein Felsaltar befindet; zum Tem pel s. Kolb a.O. 166; M. Miller, in: Lykische Studien I, 67 ff. Işık a.O. 100. F. Kolb, in: Licia e Lidia prima dell’Ellenizzazione (2003) 226 ff. Işık a.O. 103 f. 106. Thomsen, Avşar Tepesi 188. Thomsen, Avşar Tepesi 299 f. Thomsen, Avşar Tepesi 198 ff. So beim Tempel in Tüse, s. I. Akyel – F. Kolb, in: Lykische Studien 2, 119 ff. Insbesondere die von Kolb a.O. 227 geäußerte Auffassung, bei dem um die Mitte des 5. Jhs.v. Chr. entstandenen Kultbau in Tüse hand le es sich um „den ältesten bisher für Lykien bekannten Tempel mit eindeutig griechischem Grundriß“ ist vor diesem Hintergrund wohl zu revidieren. Griechischer Einfluß auf die lykische Architektur insgesamt ist über haupt erst ab dem 4. Jh. v. Chr. nachweisbar. – Vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 189.
So auch F. Işık, IstMitt 60, 2010, 100. Thomsen, Avşar Tepesi 189 f. – Das war auch auf der Akropolis von Xanthos der Fall, wo die Tempel C und D in klassischer Zeit noch ziemlich frei gestanden haben. 282 Vgl. A. Otto, Gotteshaus und Allerheiligstes in Syrien und Nordme sopotamien, in: K. Kaniuth u.a. (Hrsgg.), Tempel im Alten Orient (2013) 355 ff.; Reallexikon der Assyriologie 13 (2011-2013) 524 ff. s.v. Tempel; R. Naumann, Architektur Kleinasiens (1955) 378 ff. 283 Das lykische Wort für Haus oder Gebäude heißt offenbar tama- bzw. tamada-. Die Worte erublije- und urublije- werden in der Regel mit ‚Monument‘ übersetzt, bezeichnen aber wohl eher andere Baufor men. – Vgl. die entsprechenden Einträge bei H. C. Melchert, A Dic tionary of the Lycian Language (2004). 284 W. Burkert, Griechische Religion in der archaischen und klassischen Epoche (1977) 148 ff. 285 So R. Hägg, in: A. H. Borbein – T. Hölscher – P. Zanker (Hrsgg.), Klassische Archäologie (2009) 282 mit Anm. 11 unter Bezugnahme auf W. Burkert, a.O. und dens., in: R. Hägg (Hrsg.), The Role of Reli gion in the Early Greek Polis (1996) 24. 286 Burkert a.O. 146 f. 287 Burkert a.O. 148 f. 281
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lykischen Kultbauten der Unterbringung von Kultstatu en gedient hätten, überhaupt scheinen die Lykier in die ser Epoche keine Kultbilder gekannt zu haben. Deshalb ist auch völlig offen, wie man sich die Präsenz der Gottheit im Tempel vorstellte – anthropomorph oder gar in Form eines Standbildes jedenfalls nicht288. Kultgerät wurde bislang in keinem der klassischen Tempel gefunden, was angesichts der Forschungslage freilich nicht viel heißen muß. Auch über die Aufstellung von Weihgeschenken im Inneren der Kultbauten ist nichts bekannt289. Allerdings deutet die Inkorporierung des naturbelasse nen Felsbodens in den ersten Artemistempel des Letoons da rauf hin, daß hier durchaus Kulthandlungen stattgefunden haben könnten. In dieselbe Richtung weißt auch der Both ros in Tempel C auf der Akropolis von Xanthos, der mit der Durchführung von Opfern im Gebäudeinneren in Zusam menhang stehen könnte. Anders als der griechische scheint der lykische Tempel also ein Ort des Kultes und folglich eher vorderasiatisch-anatolischen Traditionen verpflichtet gewesen zu sein290. Gleichwohl gibt es keinen Grund nach den anatolischen Vorbildern des lykischen Tempelbaus zu fahnden. Seine Entstehung ist ohne weiteres als indigene, in den sakralen Bedürfnissen und Erfordernissen der lykischen Kultur wurzelnde Entwicklung erklärbar. Die altlykischen Tempel sind folglich neben den Haus-, Grab- und Wehr bauten eine weitere architektonische Ausdrucksform ihres Erblühens seit archaischer Zeit und wurden – wie gesehen – ausschließlich mit den ihr bereits zur Verfügung stehenden Mitteln und Formen verwirklicht. Selbst für die hellenis tische Zeit, als man z.B. im Letoon die alten Tempel durch ‚zeitgemäßere‘ Bauten griechischen Typs ersetzte, sollte man sich, ungeachtet des gräzisierten Erscheinungsbildes, vor einer zu weitgehenden interpraetatio graecae hüten. Gibt es doch keinerlei Hinweise darauf, daß sich mit der Form
288
Völlig singulär ist die anthropomorphe Halbstatue, die G. E. Bean, Lykien (1980) 61 im Jahr 1946 unweit des Theaters im Letoon in ei ner Dornenhecke entdeckte. F. Işık, in: FS R. Fleischer (2001) 143 ff. möchte darin ein idolhaftes, in altanatolischer Tradition stehendes Abbild von Leto oder Artemis erkennen, das er ins 3. Viertel des 6. Jhs.v. Chr. datiert. Ein Bezug dieses Oberflächenfundes zu einem der Tempel ist freilich nicht nachzuweisen, ebenso ist die von F. Işık vor geschlagene Datierung nicht gesichert. – Interessanterweise kamen offenbar auch die Griechen zunächst ohne Kultbilder aus, tatsächlich scheinen sich „die Anfänge des Tempelbaus... mit der Entwicklungs geschichte der Götterbilder“ zu überlagern; s. Burkert a.O. 148. 289 Die Aufstellung wertvoller Weihgeschenke in den Heiligtümern ist für Lykien spätestens seit dem Dynasten Arbinas/Erbbina, also für das frühe 4. Jh. v. Chr. bezeugt, der u.a. eine Statue, vermutlich sei ner selbst, der Artemis im Letoon weihte. Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, das diese innerhalb der Tempel aufgestellt worden wäre. 290 Vgl. o. Anm. 280.
auch das Funktionsspektrum der Bauten änderte. So wurden auch in dieser Zeit keine Altäre vor den Tempeln errichtet. In der Zusammenschau der bisher bekannten Heiligtü mer des Xanthostals wird deutlich, daß das Letoon in archa isch-klassischer Zeit noch keineswegs die große, geschweige denn überregionale Bedeutung besaß, die es in hellenisti scher Zeit bekommen sollte. Daran änderte auch der Ausbau durch Erbbina/Arbinas an der Wende zum 4. Jhs. nichts, wenngleich das Letoon dadurch natürlich eine erste Auf wertung erhielt. Sehr viel bedeutender war in dieser Epoche das Heiligtum auf der Akropolis von Xanthos, daß schon im 6. Jh. architektonisch ausgestaltet wurde und bereits Mitte des 5. Jhs. über mehrere Sakralbauten verfügte. Hinzu ka men mit den unweit davon errichteten Gebäuden F, G und H noch eine Reihe bedeutender und sicherlich auch kultisch konnotierter Grabbauten291. Nach derzeitigem Kenntnistand war es daher im 6. und 5. Jh. v. Chr. wohl das bedeutendste Heiligtum des Xanthostals, wenn nicht ganz Lykiens. Zu mindest jedoch das am besten ausgestattete – wenngleich natürlich noch vollkommen ungeklärt ist, wie es sich im diesbezüglich noch weitgehend unerforschten Tlos verhielt. Orte wie Asarcık und Gölbent zeigen ferner, daß für die meisten Ortschaften dieser Epoche neben einfachen Fels kultplätzen auch tempelartige Kultbauten zu postulieren sind. Auf die an der baulichen Ausstattung ablesbare beson dere Wertschätzung für Wasserkulte ist bereits hingewiesen worden. Dies gilt freilich erst für die klassische Zeit und zwar – wie die Befunde im Letoon und in Köybaşı zeigen – wohl vornehmlich für das 4. Jh. v. Chr. Das Süd-Nord-Gefälle, daß im Hinblick auf die Anzahl und die Qualität der Heiligtümer im Xanthostal zu beobach ten ist, dürfte vor allem der Forschungslage geschuldet sein – das zeigt allein schon die mehr oder weniger zufällige Ent deckung des Heiligtums von Asarcık. Ähnliche Funde ließen sich gewiß auch an anderen Orten machen. Auffallend ist bei dieser Denkmälergruppe freilich, daß es wiederum Xan thos ist, das alle anderen Orte in dieser Hinsicht aussticht. Allerdings kennen wir ausgerechnet von dort bislang keine Felsheiligtümer. Nicht auszuschließen, daß sie in der Fülle architektonischer Befunde bislang schlicht unbemerkt ge blieben sind. Blickt man über die Grenzen des Xanthostals hinaus, so stellt man fest, daß sich dessen sakrale Strukturen nicht erkennbar von denjenigen in anderen Teilen Lykiens unter scheiden. In Zentrallykien etwa sind weitgehend dieselben kultisch-sakralen Bauformen anzutreffen und selbst das quantitative Übergewicht kleiner Felsheiligtümer ist trotz der sehr viel schlechteren Forschungslage im Xanthostal erkennbar. Auch was die Größe, die bauliche Ausstattung und die Qualität der Heiligtümer betrifft, gibt es – Xanthos 291
H. Metzger, FdX 2 (1963) 49 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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Abb. 53: Xanthos. Löwengrab
selbst einmal ausgenommen – kaum Unterschiede zwischen den beiden Regionen. Vor allem, was die tempelartigen Kultbauten betrifft, scheint Zentrallykien nach dem gegen wärtigen Kenntnisstand im 5. Jh. sogar einen gewissen Vor sprung gehabt zu haben. Das wird deutlich, wenn man die Tempel in Tüse292 oder auf der Agora des Avşar Tepesi293 mit jenem in Asarcık oder dem Erbbina/Arbinas-Tempel im Le toon vergleicht. Die zentrallykischen Kultbauten sind nicht nur älter – sie stammen aus der Mitte bzw. dem ersten Vier tel des 5. Jhs. – und deutlich größer, sie können sich auch im Hinblick auf die Bauqualität durchaus mit den westlykischen messen. Daran ändert auch der weitere Ausbau des Letoons im 4. Jh. zunächst nichts. Detaillierte Untersuchungen zur Verortung der Heilig tümer innerhalb des Siedlungsgefüges stehen für das Xan thostal zwar noch aus, ein paar allgemeine Tendenzen lassen sich aber schon jetzt aus dem wenigen vorhandenen Materi al ablesen. So ist bei tempelartigen Kultbauten eine Bevor zugung exponierter und exklusiver Lagen erkennbar. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die Heiligtümer auf der Akropolis von Xanthos oder in Asarcık. Kleinere Fels heiligtümer hingegen sind vornehmlich in Randlage anzu 292
F. Kolb in: Religion du Pont-Euxin (1999) 168 f.; F. Kolb – I. Akyel, in: Lykische Studien 2 (1995) 119 ff. 293 Thomsen, Avşar Tepesi 108 ff.
treffen – sei es als Bestandteil größerer Heiligtümer wie in Asarcık oder als Einzelmonumente, etwa am Rand von Nek ropolen. Im ländlichen Raum können sie – wie z.B. der Altar bei Dikmen – auch gänzlich isoliert, jenseits von Siedlungen oder Nekropolen auftreten. All dies entspricht in etwa den auch in Zentrallykien gemachten Beobachtungen. 3.8 Die Gräber des Xanthostals Betrachtet man die Denkmälergattungen im Einzelnen, dann zeigt sich, dass es aus dem 6. und frühen 5. Jh. v. Chr. vor allem Grabbauten sind, die sich erhalten haben. An ers ter Stelle sind in diesem Zusammenhang die Pfeilergräber294 zu nennen, jene Grabform also, die wie keine andere übli cherweise mit der Dynastenherrschaft295 assoziiert wird. Die ältesten Beispiele, zu denen das Löwengrab296 in Xanthos ge hört (Abb. 53), entstanden um die Mitte des 6. Jhs. aber auch im 5. Jh. war dieser Grabtypus noch in Gebrauch297. Einige wenige Exemplare sind vermutlich sogar erst im 4. Jh. v. Chr. errichtet worden. Die meisten sind jedoch nicht sicher da 294
Zuletzt M. Hülden, Gräber und Grabtypen 26 ff. und Marksteiner, Trysa 219 ff. mit weiterführender Literatur. 295 Hülden, Gräber und Grabtypen 28 f.; Marksteiner, Trysa 230 ff.; Zimmermann, Untersuchungen 10 ff. 296 Marksteiner, Trysa 220 Nr. 11. 297 Eine Zusammenstellung lykischer Grabpfeiler findet sich bei Mark steiner, Trysa 219 ff.
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Andreas Thomsen
Abb. 55: Tlos. Izraza-Monument
Abb. 54: Gölbent. Grabpfeiler
tierbar, da es sich um unverzierte monolithe Pfeiler handelt. Auffallend ist die ungleichmäßige Verteilung von Grabpfei lern im Xanthostal. Aus Xanthos298 selbst sind insgesamt sieben Exemplare bekannt, zwei davon aus dem 6. und drei aus dem 5. Jh., jeweils einer aus Sidyma,299 Köybaşı,300 Asarcık301 und Arsada302. Immerhin zwei Exemplare wurden 298
Marksteiner, Trysa 220 f. Nr. 11-17. Marksteiner, Trysa 220 Nr. 10. 300 Marksteiner, Trysa 222 Nr. 20. 301 Den Pfeiler aus Asarcık kannte Marksteiner noch nicht. Zu diesem s. F. Işık, IstMitt 60, 2010, 84. 86 Abb. 7. 302 H. Işkan, Lykia 6, 2002, 125 ff. 299
Abb. 56: Xanthos. Blick auf das Harpyienmonument und den Pfeiler sarkophag
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
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im nördlich von Xanthos gelegenen Gölbent303 (Abb. 54) ge funden. Hinzu kommen drei aus Pinara304 und ein weiterer aus Kadyanda305 ganz im Norden des Tals. Erstaunlicherwei se ist auch aus dem ungleich bedeutenderen Tlos bislang nur ein einziger Pfeiler bezeugt. Die starke Präsenz dieser Grabform in Xanthos ist ange sichts der Größe und Bedeutung des Ortes durchaus nach zuvollziehen. Daß allerdings im beinahe ebenso prosperie renden Tlos bislang nicht mehr Pfeiler gefunden wurden, muß durchaus verwundern306. Einzigartig in Lykien ist hin gegen das im zweiten Drittel des 4. Jhs. entstandene IzrazaMonument (Abb. 55), dessen stelenartiges Erscheinungs bild durchaus von den Grabpfeilern inspiriert worden sein mag.307 Überhaupt scheinen sich die Beispiele dieser Grabform im unteren Xanthostal zu konzentrieren, während sie weiter im Norden sehr viel seltener vorkommen, Pinara mit seinen drei Grabpfeilern ist in dieser Hinsicht beinahe schon eine Ausnahme. Überraschend fällt auch ein vergleichender Blick nach Zentrallykien aus. Zwar finden sich in Xanthos mit Löwengrab, Harpyienmonument308 (Abb. 56) und Inschrif tenpfeiler309 (Abb. 57) die wohl ältesten und prächtigsten Beispiele der Gattung, doch von den bisher etwa 50 bekann ten Grabpfeilern stammen aus den großen Städten des Xan thostals nur deutlich weniger als ein Drittel, aus dem zer klüfteten zentrallykischen Bergen hingegen über die Hälfte. Eine Erklärung für diese Diskrepanz könnte sein, daß die zentrallykischen Siedlungen der archaisch-klassischen Zeit zwar deutlich kleiner waren, als jene des Xanthostals, aber eben auch sehr viel zahlreicher310. Wenn man sich allerdings vor Augen hält, daß allein ein so winziger Ort wie Apollonia sechs Grabpfeiler besaß, dann muß es hierfür noch andere Gründe gegeben haben, wie etwa eine unterschiedliche Ein stellung zum Status dieser Grabform in den beiden Regio nen. 303 304 305
306
307
Abb. 57: Xanthos. Der Inschriftenpfeiler
308 309 310
Marksteiner, Trysa 221 Nr. 18 f. Marksteiner, Trysa 220 Nr. 7-9. Marksteiner, Trysa 219 Nr. 2. Zum einzigen bisher bekannten Grabpfeiler aus Tlos s.u. . – We gen ihres ungeheuren Gewichts werden Grabpfeiler nur selten ver schleppt, es ist deshalb unwahrscheinlich, daß sie in späterer Zeit außerhalb der Siedlung verbaut wurden. In der Antike wäre das ohnehin nicht denkbar, dafür behandelten die Lykier ihre alten Grä ber viel zu pietätvoll; vgl. J. Des Courtils in: FS Işık (2004) 233 und M. Zimmermann IstMitt 55, 2005, 237. Auch eine Verwendung als Baumaterial für die osmanische Burg ist nicht sehr wahrscheinlich, da Pfeilergräber überwiegend auf Plätzen und in den Nekropolen er richtet wurden. Siehe aber den Beitrag zu einer neuen Bilingue von B. Christiansen in diesem Band. Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 289. Marksteiner, Trysa 221 Nr. 13. Marksteiner, Trysa 221 Nr. 14. s. J. Zahle, Actes du Colloque 37 ff. (bes. 41 Abb. 1).
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Rekonstruktion der östlichen Schmalseite und des Westendes der nördlichen Langseite.
Abb. 58: Xanthos. Bau G Rekonstruktion der südlichen Langseite.
Nicht viel anders verhält es sich bei anderen Grabformen der vorhellenistischen Zeit. Während man in Xanthos311 bereits im 2. Viertel des 5. Jhs.v. Chr. damit beginnt, monu mentale und häufig reich verzierte freistehende Grabhäuser zu errichten (Abb. 58), sind Beispiele dieses Typs für das üb rige Xanthostal kaum belegt. Aus Tlos etwa ist kein einziges bedeutendes Exemplar bekannt. Nur in Kadyanda sind mit den Gräbern des Uzebeimi und des Salas (Abb. 59) aufwen dige Grabbauten dieser Art aus dem 4. Jh. bezeugt. Hinzu kommt ein ebenfalls spätklassisches Grabhaus mit schlecht erhaltenen Reliefs aus Araxa. Im Vergleich dazu ist der Ty pus des freistehenden Grabhauses in Zentrallykien recht häufig anzutreffen. Für die xanthische Prachtentfaltung 311
Erinnert sei an dieser Stelle nur an die Bauten F, G und H auf der Ak ropolis sowie an das Grabhaus an der Agora.
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und Monumentalität, die schließlich im frühen 4. Jh. v. Chr. mit dem Nereidenmonument ihren Höhepunkt erreicht (Abb. 60), fehlen den dortigen Siedlungen freilich die Mittel. Es ist nicht sicher, wann genau die Lykier mit der Errich tung aufwendiger, Holzkonstruktionen nachahmender Fels fassadengräber begonnen haben, doch spätestens seit der zweiten Hälfte des 5. Jhs.v. Chr war dies offenbar der Fall312. Vor allem in Xanthos (42; Abb. 61),313 Pinara (83)314 und Tlos (ca. 40; Abb. 62), aber auch in Araxa (11), Kadyanda (8) so 312
Vgl. hierzu Hülden, Gräber und Grabtypen, 44 ff. mit weiterführen der Literatur. 313 Zu den Zahlenangaben vgl. J. Zahle, Actes du Colloque 40 und die Zusammenschau bei K. Kjeldsen – J. Zahle, AA 1975, 317. 314 Von denen die Mehrzahl jedoch schlichte, unverzierte Felslöcher sind.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 59: Kadyanda. Salas-Monument
Abb. 60: Xanthos. Das Nereidenmonument
Abb. 61: Xanthos. Felsgräber der Akropolisnekropole
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Abb. 62: Tlos. Felsgräber
Abb. 63: Xanthos. Firstbalken-Reliefs des Merehi-Sarkophags
Andreas Thomsen
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 64: Xanthos. Ahqqadi-Sarkophag
wie in kleineren Siedlungen wie Asarcık,315 Gölbent316 oder Aloanda317 entstehen in klassischer Zeit, meist schlichte, bis weilen aber auch sehr prächtige, mit Reliefs und Inschriften versehene Felsgräber, die das Erblühen jener Siedlungen il lustrieren. Auch aus Patara, Sidyma, Köybaşı und sogar aus dem Letoon sind Felsfassadengräber in teils ansehnlicher Zahl bekannt. An die zentrallykischen Zahlen, wo allein Myra über mehr als 100 Felsgräber verfügt, reicht allerdings keiner der Orte im Xanthostal heran. Von den zahllosen Felsgräbern im westlykischen Limyra ganz zu schweigen. Erneut stellt sich die Frage, wie dieses Mißverhältnis zwischen dem reichen Xanthostal und dem vergleichsweise ärmeren Zentrallykien zu erklären ist. Eine Forschungslücke kann hier nicht vorliegen, denn die genannten Siedlungen im Xanthostal sind überwiegend schon lange bekannt. In 315
Işık a.O. 84. J. des Courtils – T. Marksteiner – B. Yener-Marksteiner, Anatolia An tiqua 8, 2000, 153 f.. 317 H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8,2 (2004) 433 f.; A.-V. Schweyer, RA 1996, 23 f. und 32 Abb. 17. 316
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Abb. 65: Gölbent. Kammergrab
Fällen wie Xanthos, wo es zahlreiche andere bedeutende Gräber gibt oder auch in Patara318 mögen geologische Grün de eine Rolle gespielt haben. An diesen Orten gab es einfach nicht genügend geeignete Felsformationen, so daß man auf andere Grabformen ausweichen mußte. Für die meisten an deren Siedlungsplätze gilt dies freilich nicht. Es bleibt ver wunderlich, daß es in Tlos nur so wenige skulptierte Fels gräber gibt. Und auch in Pinara ist neben dem berühmten Felsgrab mit den Stadtreliefs319 nur noch ein weiteres mit Reliefs verziert. Wenig überraschend ergibt sich beim Blick auf die Sar kophage der klassischen Zeit ein nahezu identisches Bild. Während wiederum Xanthos neben dem Payava- und Mer ehi-Sarkophag (Abb. 63) noch eine Reihe weiterer quali tätvoller Gräber dieses Typs vorwiesen kann, sind aus Tlos gerade einmal fünf altlykische Sarkophage320 bekannt, von denen jedoch keiner mit Reliefs geschmückt ist. Ein bedeu 318
H. Yilmaz, in: Akten des II., 87 ff. Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs (1987) 215 ff. 271. 320 Vgl. A.-V. Schweyer, RA 1996, 20 Anm. 83. 319
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tendes Monument ist sicherlich der Arttumpara-Sarkophag aus Pinara und auf das Grab des Salas, jenen reliefverzierten Grabhaussarkophag aus Kadyanda wurde bereits hingewie sen. Mit Ausnahme von Xanthos und Tlos scheinen über dies ungeschmückte Sarkophage lykischen Typs in dieser Region nur selten vorzukommen (Abb. 64). Erwähnt werden einzelne Exemplare aus Patara und Gölbent. In Zentrally kien hingegen sind schlichte, Holzarchitektur nachbilden de Sarkophage wie diese etwas häufiger anzutreffen.321 Was die klassischen Sarkophage aus dem Xanthostal jedoch vor allen anderen auszeichnet, ist ihre hohe handwerkliche und künstlerische Qualität. Daß andere, in Zentrallyien so häufige archaisch-klas sische Grabformen wie Tumuli322 und Kammergräber323 im Xanthostal kaum bezeugt sind, ist sicherlich der For schungslage geschuldet. Einfache Grabformen wie diese sind oftmals nur schwer zu erkennen und eher im kaum erforschten Umland der Siedlungen zu erwarten. Das ein zige bislang bekannte Kammergrab des Xanthostals wur de in Gölbent324 (Abb. 65) entdeckt, der einzige Tumulus in Köybaşı325.
4. Katalog der Siedlungen und Bauten 4.1 Vorbemerkung Der Folgende Abschnitt ist als eine katalogartige Zusam menschau der archaisch-klassischen Überreste des Xanthos tals zu verstehen, soweit diese über die Forschungsliteratur zugänglich oder anderweitig bekannt sind – etwa indem sie vom Verfasser selbst in Augenschein genommen wurden. Neben den Bauresten findet dabei auch das Erscheinungs bild der einzelnen Siedlungen während dieser Epoche Be rücksichtigung. Hinzu kommen die künstlerischen Hinter lassenschaften einschließlich jener Münzprägungen, die sich mit dem jeweiligen Ort in Verbindung bringen lassen. Die Systematik der Zusammenstellung leidet freilich unter dem forschungsgeschichtlich bedingten Ungleichge wicht, auf das bereits eingangs der Studie hingewiesen wur de. So besitzen wir über die Orte des südlichen Xanthostals sehr viel mehr Informationen, als über jene des nördlichen. Über das Weichbild von Tlos etwa, das schon in archaischklassischer Zeit ein bedeutendes Zentrum gewesen sein muß, ist bislang kaum mehr bekannt, als über dasjenige der kleinen Siedlung von Gölbent.
321
Vgl. hierzu Hülden, Gräber und Grabtypen, 51 ff. Vgl. Hülden a.O. 109 ff. 323 Vgl. Hülden a.O. 136 ff. 324 J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 153 f. 325 Deltour-Levie, Piliers Funéraires 76. 322
Im Wesentlichen handelt es sich hierbei demnach um eine archäologische Bestandsaufnahme der archaischklassischen Zeit. Die Einordnung in den archäologischen Gesamtkontext erfolgt nach Orten und Befundgattungen geordnet. Wo über den Einzelaspekt bzw. das einzelne Mo nument hinausreichende Erkenntnisse gewonnen werden konnten, wurde dies gesondert vermerkt. Wegen der inhalt lichen Überschneidungen mit dem Haupttext, lassen sich Redundanzen nicht immer vermeiden. Die für den jeweiligen Bau oder Gesichtspunkt relevan te Literatur ist am Ende eines jeden Abschnitts angegeben. Nur dort, wo auf übergreifende Studien verwiesen oder ein Aspekt vertiefend behandelt wurde, fanden Anmerkungen Verwendung. Die am Ende der jeweiligen Denmäler bzw. Denkmälergruppen angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Analyse in Kapitel 3.
4.2 Aloanda Der Ort liegt acht Kilometer nördlich von Pinara, wo er sich über zwei felsige Kuppen des bis zum 650 m hohen Hisarcık ausbreitet. Daß Aloanda bereits in klassischer Zeit besie delt war, bezeugt ein einzelnes lykisches Felsgrab im Sattel zwischen den beiden Kuppen. Darüber hinaus ist über das Siedlungsbild in dieser Epoche nichts bekannt. Die Reste einer Befestigungsmauer mögen in Teilen noch in vorhel lenistische zurückreichen, sehr wahrscheinlich befand sich hier zunächst jedoch wohl nicht viel mehr, als ein kleiner, vermutlich befestigter Herrensitz, der in Abhängigkeit von Pinara gestanden haben dürfte. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: A.-V. Schweyer, RA 1996, 23 f.; H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 433 f.
4.3 Araxa 4.3.1 Siedlungsbild Das von Bergen umgebene, im Lykischen vielleicht Araθθa heißende Araxa326 liegt am Nordende des Xanthostals, etwa 50 km von der Flußmündung entfernt. Die Ruinen befinden sich teils im modernen Dorf Ören, teils auf einer oberhalb davon gelegenen, nicht sehr hohen Kuppe. Letztere diente offenbar als Akropolis und war bereits in klassischer Zeit befestigt. Auch eine unterhalb der Burg gelegene Wohn siedlung scheint, wie einzelne Reste innerhalb des Dorfes bezeugen, bereits in dieser Epoche existiert zu haben. Ob auch diese befestigt war, wird noch zu untersuchen sein. Da bislang noch kein Plan der Überreste vorliegt, sind auch die 326 Zum
Lykischen Namen s. O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 31 M 247. Vgl. a. J. Zahle in: Actes du Colloques 40. 42 und O. Carruba in: Akten II 1 (1993) 15. – In G. Neumann, Glossar des Ly kischen (2007) 18 s.v. araθθi äußert dieser allerdings aus lautlichen Gründen Zweifel an einer Gleichsetzung mit dem Ortsnamen Araxa.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Ausmaße der Burg und die Ausdehnung der Wohnareale un klar. Besonders groß, waren sie jedoch nicht. Daß der Ort in klassischer Zeit dennoch nicht ganz unbedeutend gewesen sein kann, bezeugt eine etwa 1,5 km westlich des Dorfes gele gene Felsgräbernekropole. Literatur: A.-V. Schweyer, RA 1996, 18 f.; H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 448 f.; G. Bean, Lycian Turkey (1978) 70 ff.
4.3.2 Befestigungen Die noch mehrere Meter hoch anstehende Akropolismauer von Araxa besteht in einigen Abschnitten aus sauber verfug ten, bis zu 1,75 m großen Blöcken trapezoidalen Zuschnitts, die oftmals freilich noch stark zur polygonalen Form ten dieren. Sie weisen zudem teilweise Bossierungen und einen leichten Randschlag auf. Hinzu kommt ein in gleicher Bau weise errichteter Turm. Datierung: Ende 5./Anfang 4. Jh. v. Chr. Literatur: Marksteiner, Limyra 129; G. E. Bean, Lycian Turkey (1978) 71 und Abb. 28.
4.3.3 Gebäude G. Bean erwähnt in der Siedlung unterhalb der Burg einen Mauerabschnitt aus sauber verfugten polygonalen Blöcken. Ob es sich dabei um die Reste eines Gebäudes oder von Be festigungen handelt, muß vorerst offenbleiben. Auch eine Datierung in klassische Zeit ist nicht zweifelsfrei gesichert, darf angesichts der beschriebenen Mauertechnik jedoch als recht wahrscheinlich gelten. Datierung: 5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: G. E. Bean, Lycian Turkey (1978) 71.
4.3.4 Gräber Die westlich des Ortes befindliche Nekropole enthält ins gesamt zwölf Felsfassadengräber. Bei den meisten handelt es sich um solche des charakteristischen, Holzkonstruktio nen nachahmenden lykischen Typs. Es sind aber auch eini ge schlichte, unverzierte Felskammern darunter. Etwas aus dem Rahmen fällt ein Grab mit einer Fassade, die in Art ei nes ionischen (?) Antentempels gestaltet wurde. Der Giebel bleibt freilich ungeschmückt. Ein Grabhaus im lykischen Stil trägt auf seiner östlichen Langseite ein schlecht erhaltenes Relief. Es zeigt einen nach links gewandten sitzenden Mann, der in seiner vorgestreck ten Rechten einen Gegenstand unbekannter Funktion hält. Datierung: 4. Jh. Literatur: G. E. Bean, Lycian Turkey (1978) 71 und Abb. 29 f; J. Zahle in: Actes du Colloques 40. 42 f. mit Abb. 2; J. Zahle, JdI 1979, 322 f. Nr. 1
4.3.5 Münzprägung In Araxa könnten seit dem ausgehenden 5. Jh. v. Chr. auch Münzen geprägt worden zu sein. Die Zuweisung der Prä gungen hängt freilich davon ab, ob es sich bei der Beischrift
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araθθihe um den Dativ-Lokativ von araθθa, dem rekonstru ierten lykischen Namen Araxas handelt . Silberstater Die Vorderseite zeigt einen Löwenskalp im gestrichelten Kreis. Auf der Rückseite befindet sich ein rundes Incusum mit Perlkreis. Darin ist ein weiblicher Kopf in Frontalansicht mit Zackenkrone und Halsschmuck dargestellt, der als Leto oder Tyche gedeutet wird. Dazu die Beischrift araθθihe oder araθti. Datierung: 400-380 v. Chr. Literatur: J. Zahle in: GHH 172 Nr. 63; O. Carruba in: Akten II 1 (1993) 15; O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 31 Nr. M 247.
Obol Trotz fehlender Ortsbeischrift wird auch diese Prägung Araxa zugewiesen. Die Vorderseite zeigt den nach links ge wandten Kopf der Athena/Malija327 mit attischem Helm im Perlkreis. Auf der Rückseite ist im runden Incusum ein nach links gewandter weiblichen Kopf mit Zackenkrone zu sehen. Rechts hinter dem Kopf befindet sich ein Dynastenmono gramm. Datierung: um 400 v. Chr. Literatur: Dr. Busso Peus Nachfolger, Auktion 407 (2012) Nr. 760.
4.4 Arsada 4.4.1 Siedlungsbild Arsada liegt auf einem langgestreckten felsigen Höhen rücken unweit des modernen Dorfes Arsaköy am Ostrand des Xanthostals, nur 7 km südlich von Tlos und etwa 19 km nordöstlich von Xanthos. Der knapp 800 m hohe, Asar Tepe genannte Siedlungshügel ist ungefähr nord-südlich orien tiert. Im Westen fällt er mehrere hundert Meter steil bis zum Talboden ab. In der Senke zwischen Ruinenstätte und mo dernem Dorf befindet sich die vor allem mit nachklassischen Sarkophagen bestandene Nekropole. Arsada war offenbar mit einer Ringmauer befestigt, der genaue Umfang des Ortes ist bislang freilich unbekannt. Das Ruinenfeld wird jedoch als ‚ausgedehnt‘ beschrieben und erstreckt sich in nord-süd licher Richtung über eine Länge von wenigstens 300 m. Arsada gehört sicherlich zu den am wenigsten erforsch ten Siedlungsplätzen des Xanthostals. Entsprechend lücken haft ist auch der Kenntnisstand über die Besiedlung des Or tes in archaisch-klassischer Zeit. Immerhin können Teile der Befestigungen dieser Epoche zugewiesen werden und auch wenigstens zwei Gräber stammen aus vorhellenistischer Zeit, darunter ein Pfeilergrab. Dieses kann als Indiz dafür gelten, daß die Siedlung in archaisch-klassischer Zeit Sitz wichtiger Persönlichkeiten war und auch politisch eine ge wisse Bedeutung gehabt haben muß. Dazu passen auch die drei lykischen Inschriften, die Spratt und Forbes in Arsada 327
Zu dieser lykischen, meist mit Athena gleichgesetzten Gottheit s. A. Keen, Dynastic Lycia (1998) 202 f.
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gesehen haben – zwei davon „imperfect“ auf Felsgräbern, eine weitere auf einem verstürzten, offenbar ebenfalls von einem Grab stammenden Block. Allerdings wurden weder Gräber noch Inschriften seither wiedergefunden328. Die Lage Arsadas ist in etwa mit jener von Köybaşı ver gleichbar. Auch von hier aus lassen sich weite Teile des Xan thostals überblicken, insbesondere nach Norden und Wes ten hatte man freie Sicht. Außerdem lag der Ort an einem alten Weg von Tlos nach Nysa und kontrollierte damit eine wichtige Verbindung zwischen dem nördlichen Xanthostal und Zentrallykien. Wie Köybaşı, Asarcık oder die Festung nördlich von Asarcık scheinen auch die Befestigungen Asar das nach Osten, also gegen Zentrallykien gerichtet zu sein und sollten das Xanthostal vielleicht vor Bedrohungen aus dieser Richtung schützen. Auf einer Münze des Dynasten Kuprlli scheint das Wort arssaθ zu stehen, wobei es sich um eine Kurzform des lyki schen Namens von Arsada handeln dürfte329. Wenn das rich tig ist, dann könnte der Ort unter der Kontrolle des Dynas ten gestanden haben und im 5. Jh. v. Chr. Bestandteil eines von Xanthos aus gelenkten Defensivsystems für das gesamte untere Xanthostal gewesen sein (vgl. o.). Literatur: H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 455 f.; A.-V. Schweyer, RA 1996, 20. 22; O. Carruba, Akten II.1, 15; C. Naour, ZPE 1977, 272 f.; G. E. Bean, Lycian Turkey 68 ff; ders., JHS 68, 1948, 40 ff.; Spratt – Forbes, Travels I (1847) 292 f.
4.4.2 Befestigungen Am Osthang der Siedlung sind über eine Länge von etwa 300 m die Überreste einer etwa 2,75 m starken Befestigungs mauer zu sehen. Sie besteht aus großen, teilweise offenbar zur Quaderform tendierenden Bruchsteinen. Ein breiter, auf den Satellitenbildern von Google Earth erkennbarer Ver sturzstreifen, der das Siedlungsareal im Süden zu begrenzen scheint, könnte ebenfalls Teil der Befestigung sein. Im Nordende der Mauer befindet sich ein großes (ca. 10 × 18 m), offenbar turmartiges Gebäude, das aus sehr or dentlich zugehauenen und verfugten, bis zu 1,65 × 0,75 m großen Blöcken errichtet wurde, die stilistisch zwischen der polygonalen und der trapezoidalen Form angesiedelt schei 328
Angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Spratt – Forbes, Tra vels I (1847) 293 die Inschriftenfunde beschreiben, handelt es sich dabei sicher nicht um Hirngespinste. Eine Suche würde sich gewiß lohnen – von der Tatsache, daß G. E. Bean, JHS 68, 1948, 42 Anm. 5 sie nicht wiederentdeckt hat, sollte man sich dabei keineswegs ent mutigen lassen. 329 O. Carruba in: Akten II.1, 15. – Es handelt sich um den Stater M 301a; s. Mørkholm – Neumann a.O. 31. – Dieser Lesung Carrubas hat sich bislang freilich niemand angeschlossen. Bei G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) und H. C. Melchert, A Dictionary oft he Lycian Language (2004) hat der Begriff arssaθ jedenfalls keinen Eingang ge funden.
nen. Einzelne Blöcke weisen zudem einen grob gepickten Randschlag und Bossierungen auf. Anstehender Fels wurde stellenweise abgearbeitet und in den Mauerverlauf einbe zogen330. Die Funktion des Gebäudes ist unklar. Angesichts seiner Größe könnte es sich jedoch um ein in die Befesti gungslinie inkorporiertes Turmhaus handeln, ein Typus, wie er aus mehreren zentrallykischen Orten bekannt ist331. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 456; G. E. Bean, Lycian Turkey (1978) 69; ders., JHS 68, 1948, 40 ff.
4.4.3 Gräber Eine systematische Untersuchung der Gräber Arsadas steht noch aus. Lediglich die Sarkophage wurden von H. İşkan in einem Katalog erfaßt. Sie scheinen jedoch überwiegend in römische Zeit zu gehören. Es ist nur ein einziges Felsfassa dengrab aus Arsada bekannt geworden, das einen Holzrie gelbau nachahmt und demzufolge in klassischer Zeit, ver mutlich im 4. Jh. v. Chr., entstanden sein dürfte332. Die von Spratt erwähnten „several rock-tombes“ wurden bislang noch nicht wiedergefunden – aus dem Kontext seiner Be schreibung ist zu schließen, daß er wenigstens drei gesehen haben muß. Bislang wurde jedoch nur dem erst seit etwa zehn Jahren bekannten Pfeilergrab etwas mehr Aufmerk samkeit geschenkt. Literatur: H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8, 2 (2004) 456; H. İşkan, AST 20, 1 (2002) 103 f.; A.-W. Schweyer, RA 1996, 22; J. Zahle in: Actes du Colloques 43 Nr. 15; G. E. Bean, Lycian Turkey 69; Spratt – Forbes, Travels I (1847) 293.
Das Pfeilergrab Das Pfeilergrab von Arsada liegt nicht in der Siedlung selbst, sondern wurde im Bereich eines türkischen Bauernhofes, also wohl in der Senke östlich unterhalb des Siedlungshü gels entdeckt – der genaue Standort ist dem Verfasser leider nicht bekannt. Der verstürzte Schaft ist in eine Mauer des Hofes verbaut worden; er ist 2,75 m lang, hat einen Durch messer von etwa 0,80 m und verjüngt sich nach oben aller dings um einige Zentimeter. Reste der Kammer oder eines Decksteins haben sich nicht gefunden. Unweit des verbau ten Pfeilerschaftes befindet sich eine dreistufige, aus einem Felsblock gehauene, 1,06 m hohe Basis. Im Zentrum der 330
Bean, Lykian Turkey 69 und JHS 68, 1948, 40 hielt diese Mauern für (früh)-hellenistisch, spricht jedoch von großen Blöcken. Eine Abbil dung des Mauerwerks ist offenbar in der türkischen Ausgabe von Wi kipedia, s.v. Arsada zu sehen (http://tr.wikipedia.org/wiki/Arsada). Wenn das richtig ist, dann gehört dieser Bau eindeutig in klassische Zeit; vgl. G. E. Bean, JHS 68, 1948, 40 Abb. 1. – Zum Mauerstil s. Marksteiner, Limyra 119 ff. 125 ff. 331 Vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 99 f. 332 Wegen seiner nicht sehr sorgfältigen Ausführung hält A.-W. Schwey er, RA 1996, 22 das Grab für hellenistisch.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
oberen, als Standfläche für den Pfeiler dienenden Stufe (ca. 1,20 × 1,20 m) ist eine anathyroseartige quadratische Einar beitung zu erkennen. Die Gesamthöhe des Monuments muß – einschließlich Kammer und Deckstein – deutlich über 4 m betragen haben. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. Literatur: H. İşkan, Lykia 6 (2001/2002) 125 ff.; dies., AST 20, 1 (2002) 104.
4.4.4 Münzprägung Wenn die Lesung O. Carrubas richtig ist, dann wurde ein Silberstater des persischen Standards von Kuprilli mögli cherweise in Arsada geprägt. Die Vorderseite zeigt einen auf einer Doppellinie nach links schreitenden Eber im Perlkreis. Über dem Tier ist jene Beischrift zu erkennen, die Carruba als arssaθ liest. Im quadratischen Incusum der Rückseite be finden sich ein Triskeles und die Beischrift ΚΟΠΡΛΛΕ (kuprlli). Datierung: 480-440 v. Chr. Literatur: O. Carruba in: Akten II.1, 15; O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 31 Nr. M 301a; O. Mørkholm – J. Zahle ActaArch 43, 1972, 59 f. Nr. 1. 2; vgl. ebenda 74.
4.5 Asarcık 4.5.1 Siedlungsbild Die etwa zwei Hektar große Siedlung, deren antiker Name bislang unbekannt ist, liegt unweit des modernen Dorfes Aklar, etwa 6,5 km nordöstlich von Xanthos. Sie wurde auf einem felsigen Ausläufer des Dumanlı Dag (620 m üNN) am Ostrand des Xanthostals errichtet. Der Siedlungshügel geht im Norden und Osten vergleichsweise sanft in eine kleine Fruchtfläche über, fällt nach Süden und Westen hin jedoch recht steil ab. Eine felsige, möglicherweise befestigte Kuppe im Südwesten bildet den höchsten Punkt der Siedlung und diente wohl als Akropolis. Wohnareale sind in den nur ein geringes Gefälle aufweisenden Bereichen nördlich und west lich der Kuppe zu finden. Im Nordteil der Siedlung scheint es um den dort errichteten Grabpfeiler herum so etwas wie einen öffentlichen Raum gegeben zu haben, dessen Ur sprünge in die Errichtungszeit des Monuments zurückrei chen dürften. Um ein – im weitesten Sinne – öffentliches Areal handelte es sich wohl auch bei dem vermutlichen Temenos mit Tempel unterhalb der Hügelkuppe. Die Nekropolen sind nördlich der Siedlung, am Rand der kleinen Fruchtebene sowie in der südwestlichen Steilwand zu finden. Der imposante, inmitten der Ansiedlung befind liche Grabpfeiler deutet darauf hin, daß der Platz wohl schon seit dem späten 6. Jh. v. Chr. besiedelt war. Der Umstand, daß die ‚Lange Mauer‘ keine zwei Kilometer nordwestlich von Asarcık endet, unterstreicht nicht nur die strategische Bedeutung des Ortes, sondern macht auch seine Zugehörig keit zum Territorium von Xanthos deutlich, wenngleich dies zweifelsfrei erst durch eine kaiserzeitliche Weihung an das
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Letoon333 bezeugt ist, die unterhalb der Hügelkuppe gefun den wurde. Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 83 ff.; R. Tekoğlu, in: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 110 f.; J. des Courtils/L. Cavalier in diesem Band.
4.5.2 Befestigungen Da die Siedlung von Asarcık bislang kaum untersucht wur de, ist auch über ihre Befestigungen nur wenig bekannt. Überreste von Wehrmauern haben sich offenbar nur an der Nord- und Westseite erhalten, also dort, wo der Siedlungs hügel in die nahezu ebene Fruchtfläche übergeht. Im Süden und Südosten scheinen fortifikatorische Maßnahmen wegen des steilen Geländes nicht notwendig gewesen zu sein. Die zweischaligen Befestigungsmauern bestehen überwiegend aus Bruchsteinen, es kommen jedoch auch zur trapezoidalen Form tendierende, quaderartige Blöcke vor, was ihre Entste hung in klassischer Zeit nahe legt. Wie Spolien zeigen wurde die Mauer in späterer Zeit mehrfach wieder instand gesetzt. Über die Lage der Tore ist derzeit nichts bekannt. Ferner hat es den Anschein, als sei die Kuppe des Hügels mittels einer eigenen Befestigung vom Rest der Siedlung abgetrennt gewesen zu sein. Datierung: Ende 5./Anfang 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 83. 85 mit Abb. 5; J. des Courtils/L. Cavalier in diesem Band.
4.5.3 Gebäude Aus klassischer Zeit stammt wohl ein stark verstürzter, 4,50 × 9 m großer Rechteckbau unterhalb der Hügelkuppe. Erhalten geblieben ist davon freilich nur der stark verstürzte Mauersockel aus großformatigen, teils grob belassenen, teils recht ordentlich zugehauenen Blöcken, auf dem sich aufge hende Wände aus vergänglichen Materialien erhoben haben müssen. Bei dem nach Süden ausgerichteten und von einer temenosartigen Einfriedung umgebenen Gebäude handelt es sich vermutlich um einen Tempel. Darüber hinaus könnten auch die teilweise aus dem Fels geschlagenen Baureste auf der Hügelkuppe sowie einige Felsräume am Südrand der Siedlung noch aus vorhellenisti scher Zeit stammen. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 84 ff.
4.5.4 Gräber Über die Gräber von Asarcık liegen bislang nur wenige In formationen vor. Die nördlich und nordöstlich der Siedlung aufgestellten Sarkophage etwa, wurden noch gar nicht un tersucht. Einige wenige Gräber können aber dennoch der archaisch-klassischen Epoche zugeordnet werden. 333
Nach R. Tekoğlu, in: Işık, IstMitt 60 (2010) 110 f. handelt es sich um eine Weihung an die Gottheit Leto, diese Lesung ist jedoch wohl nicht richtig (mündliche Auskunft J. Des Courtils).
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Andreas Thomsen
Pfeilergrab Das bedeutendste Grabmonument von Asarcık ist sicher lich der im Nordteil der Siedlung errichtete Grabpfeiler. Der untere Abschnitt des mächtigen monolithen Schaftes steht noch aufrecht in situ, der obere Teil scheint gesondert gearbeitet gewesen zu sein, ebenso das Stufendach, dessen Fragmente verstürzt neben dem Pfeiler liegen. Die Maße des Pfeilers sind bislang nicht publiziert, er dürfte nach eigener Anschauung des Autors jedoch zu den größeren Exemplaren seiner Gattung gehört haben. Datierung: Ende 6./Anfang 5. Jh. v. Chr. Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 84 und 86 mit Abb. 8.
Felsgräber Bislang sind zwei Felsgräber aus Asarcık bekannt geworden. Sie befinden sich in der Steilwand südlich unterhalb der Siedlung. Es handelt sich um schlichte, unverzierte Öffnun gen im Fels, was ihre zeitliche Einordnung naturgemäß er schwert. Vermutlich waren sie mit einer hölzernen Fassade verschlossen. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 84 und 86 mit Abb. 7.
Asarçık dürfte für eine Kontrolle der Festung durch Xanthos sprechen. Lage: Breite 36°24'58.92''N Länge 29°23'13.16'' O | Literatur: unpubli ziert
4.6.2 Befestigungen Das Mauerwerk besteht aus großformatigen, recht gut be hauenen Bruchsteinen mit einer deutlichen Tendenz zur polygonalen Form, was eine vorläufige Datierung in klassi sche Zeit erlaubt. Die etwa 70 m lange Ostmauer ist beina he exakt nord-südlich orientiert. Die von dieser im rechten Winkel nach Westen abzweigende Nordmauer ist auf einer Länge von etwa 20 m erkennbar, im Fall der Südmauer sind es lediglich 10 m. Allerdings befindet sich der Südostecke der Festungsterrasse ein Turm (?), dessen Anbindung an die Kurtinen nicht ganz klar ist. Vermutlich befand sich in die sem Bereich der Zugang. Die Westseite der Festung wird von einer Felskuppe gebildet. Ob auch diese befestigt war, muß vorerst offen bleiben, ebenso wie die Frage nach der Innen bebauung oder einer zugehörigen Siedlung. Datierung: 5./4 Jh. v. Chr. Literatur: unpubliziert
4.5.5 Sonstiges Unweit des vermutlichen Tempels wurde zwei kleine Felsal täre sowie einige wohl ebenfalls kultischen Zwecken dienen de Felsmulden identifiziert. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, IstMitt 60 (2010) 85 ff.
4.6 Die Festung nördlich von Asarcık 4.6.1 Siedlungsbild In den Bergen, etwa drei Kilometer nördlich von Asarçık und zweieinhalb Kilometer östlich des Xanthostals, entdeckten die beiden kanadischen Historiker Patrick Baker und Gaé tan Thériault eine bislang unbekannte Festungsanlage334. Im Wesentlichen handelt es sich bei dem auf den Satellitenbil dern von Google Earth recht gut erkennbaren Bau um eine an drei Seiten von wuchtigen Mauern umschlossene, 70 m lange und 20 m tiefe Wehrterrasse. Sie wurde in etwa 1100 m Höhe östlich unterhalb einer steilen Felskuppe erbaut und ist nach Osten, also nicht auf das Xanthostal, sondern in Richtung Zentrallykien ausgerichtet. Bauweise und Mauer stil sprechen für eine Entstehung in vorhellenistischer Zeit. Welchem Zweck die Festung diente, wird noch zu unter suchen sein. Allerdings spricht die Ostausrichtung dafür, daß sie wohl dem Schutz des Xanthostals gegen Eindringlin ge aus Zentrallyken diente. Tatsächlich verlaufen in unmit telbarer Nähe der Burg noch heute ost-westliche und nordsüdliche Wegverbindungen. Die Nähe zur Siedlung von 334
An dieser Stelle sei den beiden Kollegen noch einmal herzlich dafür gedankt, daß sie es dem Autor gestattet haben, ihre Entdeckung an dieser Stelle zu erwähnen.
4.7 Asar Tepe – Siedlung 4.7.1 Siedlungsbild Die kleine, etwa 3 ha umfassende befestigte Siedlung, deren antiker Name nicht überliefert ist, liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Xanthos auf der Ostseite des Flusses, weniger als ein Kilometer von diesem entfernt. Sie wurde auf der bis zu 156 m hohen felsigen Kuppe des Asar Tepe just dort an gelegt, wo die ‚Lange Mauer‘, die das Xanthostal in diesem Talabschnitt nach Norden absichert, von Südwesten her kommend nach Osten abknickt. Die Siedlung diente wohl nicht zuletzt dem Schutz des Tores, das am Osthang des Hü gels die ‚Lange Mauer‘ durchbricht. Als höchste Erhebung in diesem Talabschnitt beherrscht der Asar Tepe die gesamte Umgebung. Über den Aufbau der Siedlung selbst ist bislang nur we nig bekannt. Das Innere ist mit antiken Überresten, vor al lem mit terrassenartigen Gebäudesubstruktionen übersäht, bei denen es sich in der Mehrzahl um Wohnhäuser gehan delt haben wird. Im Ostteil der Siedlung ist allerdings eine terrassierte Freifläche mit einem verstürzten Gebäude dar auf erkennbar. Hinzu kommt ein unweit dieser Terrasse ge legener Felsaltar. Bei diesem Ensemble liegt eine Deutung als Areal mit öffentlicher Konnotation nahe. – Über Gräber und Nekropolen, die es zweifellos im Umfeld der Siedlung gegeben haben muß, ist bislang nichts bekannt. Zudem lie gen bislang offenbar keine Hinweise auf eine Nutzung des Siedlungsplatzes in nachklassischer Zeit vor. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 94 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
4.7.2 Befestigungen Im Westen und Norden genügte die ‚Lange Mauer‘ als Schutz. Die Südseite hingegen wird von einer eigenen Wehr mauer befestigt, die etwa 90 m südwestlich der Stelle, an welcher die ‚Lange Mauer‘ nach Osten umbiegt von dieser nach Südosten abzweigt. Nach etwa 250 Metern, auf denen die Mauer der Morphologie des Südhanges folgend zweimal leicht nach Norden abknickt, verliert sie sich im Gelände. Die Bauweise der südlichen Mauer ist mit jener der ‚Lan gen Mauer‘ nahezu identisch, weshalb beide gleichzeitig ent standen sein, ja demselben Bauplan angehören dürften. Wie die ‚Lange Mauer‘ ist auch die Siedlungsmauer zweischalig und durchschnittlich 2,30 m breit. Sie besteht aus häufig groß- bis sehr großformatigen, zur polygonalen Form ten dierenden Bruchsteinen, wobei die Blöcke der Außenschale durchschnittlich etwas größer sind, als jene der Innerschale. Etwa 60 m südöstlich der Abzweigung von der ‚Langen Mauer‘ wird die südliche Befestigungsmauer von einem 1,70 m breiten, anscheinend nicht verschließbaren Axialtor durchbrochen, dessen Gewände aus besonders großen Blö cken besteht. Türme oder Bastionen sind nicht erkennbar. Von Reparaturen oder Erneuerungsarbeiten ist nichts be kannt. Datierung: 5. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 93 f. mit Abb. 6. 7.
4.7.3 Gebäude Obgleich bislang kaum untersucht, dürften die Gebäude in nerhalb der Siedlung ihrer einheitlichen Bauweise wegen mehrheitlich der klassischen Zeit entstammen. Es handelt sich um Terrassen unterschiedlicher Größe, die zumindest ein oder zwei Ecken aufweisen, was sie eindeutig als Ge bäudesubstruktionen charakterisiert. Das Mauerwerk kann ein- oder zweischalig sein und besteht überwiegend aus mit telformatigen, häufig zur polygonalen Form tendierenden Bruchsteinen. Freistehendes Mauerwerk ist offenbar selten, weshalb man sich die aufgehenden Teile wohl aus vergängli chen Materialien vorzustellen hat. Gestützt wird die zeitliche Einordnung der Gebäudeter rassen auf dem Asar Tepe durch die Bauweise einer großen, vermutlich zu einem öffentlichen Areal gehörenden Terras se im Ostteil der Siedlung. Deren polygonales, aus mittelund großformatigen Blöcken bestehendes Mauerwerk weist eindeutig in das 5. Jh. v. Chr. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 94. 95 ff. mit Abb. 9-12.
4.7.4 Sonstiges Etwa zehn Meter südlich der großen Terrasse befindet sich ein kleiner lykischer Felsaltar335. Er besteht aus einem sau 335
Die genauen Maße sind dem Verfasser leider nicht bekannt.
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ber aus dem Fels gearbeiteten Kubus mit einer länglichen Eintiefung auf seiner Oberseite. Der Kubus seinerseits er hebt sich auf einer etwas größeren, ebenfalls ordentlich aus dem Fels geschlagenen viereckigen Felsstufe. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 94. 98 mit Abb. 13 und 14.
4.8 Asar Tepe – die ‚Lange Mauer‘ 4.8.1 Gesamtanlage Mit einer Gesamtlänge von beinahe drei Kilometern ist die knapp 5 km nordöstlich von Xanthos verlaufende ‚Lange Mauer‘ das mit Abstand größte Baumonument der klassi schen Zeit in Lykien. Sie riegelte die Ostseite des Xanthos tals vom Fluß bis hinüber zum den Ausläufern des Dumanlı Dağ, welche den Ostrand des Tales markieren, nach Norden hin ab. Die Mauer beginnt etwa 50 m östlich des heutigen Ostufers am Xanthosknie östlich von Çukurincir, von wo aus sie etwa 900 m gerade in nordöstlicher Richtung bis zum Osthang des Asar Tepe verläuft. Dort knickt sie nach Osten ab, folgt dem Nordhang des Hügels bis hinab in die Frucht ebene von Parlamut, die sie, am Fuß des Asar Tepe erneut leicht abbiegend, nahezu geradlinig in nordöstlicher Rich tung südlich des modernen Ortes durchquert. Am Übergang von Asar Tepe in die Ebene zeichnen sich deutlich die Überreste eines älteren, zugeschwemmten Bet tes des Xanthosflusses ab. Da die Mauer an dieser Stelle unterbrochen ist, muß er zum Zeitpunkt ihrer Errichtung noch hier entlang geflossen sein. Dieser Umstand legt nahe, daß die Mauer ursprünglich das Tal auf ganzer Breite abrie gelte. Das westliche Mauerende muß zerstört worden sein, als der Fluß in späterer Zeit seinen Lauf änderte. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 89 f.; vgl. Benndorf – Niemann, Reisen I (1884) 138. C. Ritter, Erdkunde von Asien XIX. Kleinasien, 2 (1859) 1020.
4.8.2 Befestigungen Die zweischalige Mauer ist durchschnittlich 2,30 m breit und besteht überwiegend aus mittel- und großformatigen Bruchsteinen, von denen viele mehr oder minder stark zur polygonalen Form tendieren. Die Blöcke in der nördlichen Schale sind im Mittel etwas größer, als jene, die in der süd lichen Verwendung fanden. – Westlich oberhalb des alten Flußbettes, also am Nordosthang des Asar Tepesi, wird die ‚Lange Mauer‘ von einem schlichten 1,90 m breiten Axialtor durchbrochen, das offenbar nicht verschließbar war. An kei ner Stelle wird die Mauer von Bastionen oder Türmen ver stärkt. Die ‚Lange Mauer‘ ist als strategische Defensivmaßnah me zu verstehen, die einen Teil des xanthischen Territori ums, nämlich das erweiterte Vorfeld des Zentrums selbst, gegen eine offenbar stetig wiederkehrende Bedrohung aus
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Andreas Thomsen
dem Norden schützen sollte. Dabei ist zum einen an Tlos zu denken, aber zugleich auch an die ganz allgemein von krie gerischen Auseinandersetzungen geprägte Situation wäh rend des 5. Jhs.v. Chr. Die ‚Lange Mauer‘ bildet freilich nicht die Nordgrenze des Territoriums von Xanthos, das ein gutes Stück weiter nach Norden reichte und auch Gebiete auf dem Westufer des Flusses umfaßte. Datierung: Mitte 5. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 7, 1999, 91 ff.
4.9 Bel Die Ruinen dieses kleinen Siedlungsplatzes, dessen antiker Name nicht überliefert ist, sind an einer Fruchtebene unweit des türkischen Dorfes Bel zu finden und gehörten zum Terri torium des einige Kilometer nordöstlich gelegenen Sidyma. Die Überreste sind weitgehend unerforscht, doch bezeugt das Vorhandensein zweier Felsgräber lykischen Typs eine bis in klassische Zeit zurückreichende Nutzung des Areals. Auf den Gräbern befinden sich Inschriften, in denen an Sidyma zu entrichtende Grabmulten erwähnt werden336. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: A.-V. Schweyer, RA 1996, 28; H. Hellenkemper – F. Hild, TIB 8.2 (2004) 482
4.10 Bezirgân Die Festung von Bezirgan liegt 6 km nordöstlich von Kalkan, wo sie am südlichen Ende jenes Höhenrückens errichtet wurde, an dessen Nordende sich die 4 km entfernte Siedlung von Köybaşı befindet. Die Festung wurde auf einem Hügel unmittelbar südlich oberhalb eines von Kalkan aus in die Be zirgân-Ebende hinaufführenden Paßweges errichtet, diente darüber hinaus aber sicherlich auch der Überwachung eines weiteren, etwa 1,5 km südlich der Festung auf die Ebene tref fenden Aufwegs. Die in der Literatur beschriebenen Überreste stammen überwiegend aus byzantinischer Zeit. Daß bislang aus die sem Areal keine vorhellenistischen Bauten oder Gräber be kannt geworden sind, heißt angesichts der Forschungslage jedoch nur wenig. Tatsächlich ist mit hoher Wahrschein lichkeit davon auszugehen, daß ein strategisch so wichtiger Ort wie dieser bereits in klassischer Zeit über eine wie auch immer geartete Befestigung bzw. Besiedlung verfügte. Den Satellitenbildern von Google Earth nach zu urteilen, scheint es auf den Hügeln um den Südteil der Ebene herum außer der Festung noch zahlreiche weitere Überreste gegeben zu haben, deren zeitliche Einordnung freilich künftigen Un tersuchungen vorbehalten bleibt. Datierung: Überreste aus klassischer Zeit (?) Lage: Breite 36°16'17.94''N Länge 29°26'47.59'' O | Literatur: H. Hel lenkemper – F. Hild, TIB 8.2 (2004) 85 f.; Spratt – Forbes Travels I 56 f.
336
s. TAM II 1 244 ff.
4.11 Dikmen Unweit des 10 km nördlich von Tlos, an der antiken Straße nach Oinoanda gelegenen türkischen Ortes Dikmen wurden antike Siedlungsreste festgestellt, zu denen auch die Ruinen einer kleinen Festung gehören. Auch wenn die Gebäudereste noch nicht näher untersucht wurden, dürfte die Besiedlung des Platzes durchaus bis in klassische Zeit zurückreichen. Dafür spricht das Vorhanden mehrerer (?) kleiner Felsaltä re, wie sie für diese Epoche charakteristisch sind. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: F. Işık, IstMitt 60, 2010, 90 Abb. 22 S. Şahin – M. Adak, Stadiasmus Patarensis (2007) 177 f.; H. Yılmaz – N. Çevik, AST 13, 1 (1996) 193 f.
4.12 Dip Unweit des etwa sieben Kilometer nördlich von Pinara, auf der Ostseite des Antikragos/Baba Dagı-Massivs gelegenen türkischen Weilers Dip wurden einige antike Überreste fest gestellt, zu denen offenbar auch ein Felsgrab lykischen Typs gehört. Wenn das richtig ist, dann handelt es sich bei die sem ansonsten unerforschten Habitat um eines der wenigen Zeugnisse ländlicher Besiedlung, die bisher aus dieser Epo che auf dem Territorium Pinaras bekannt geworden sind. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: A.-V. Schweyer, RA 1996, 23.
4.13 Eren Tepe 4.13.1 Siedlungsbild Der Festungsbau wurde zwei Kilometer westlich von Xan thos auf der 270 m hohen Kuppe des Eren Tepe errichtet, dessen steile Hänge in diesem Abschnitt den Westrand des Xanthostals bilden. Der Eren Tepe ist für die Errichtung ei ner Festung überaus günstig gewählt, überblickt man von hier aus doch beinahe das gesamte südliche Xanthostal bis hinüber nach Patara im Südosten und Pydna im Südwesten. Nur das Letoon ist wegen einiger vorgelagerter Hügel nicht einzusehen. Nach Norden reicht der Blick bis weit über den Asar Tepe und die ‚Lange Mauer‘ hinaus und nach Osten bis fast nach Sidyma hinauf. Bei dem Platz scheint es sich um eine reine Wehranlage zu handeln, denn eine zugehörige Wohnsiedlung existiert nicht und auch Gräber wurden bislang nicht festgestellt. Nach Ausweis der Fundkeramik wurde der Eren Tepe aller dings schon im 6. Jh. v. Chr. frequentiert und blieb bis min destens in die hellenistische Zeit hinein in Benutzung. Ob die Festung rein militärische Aufgaben erfüllte, also als eine Art Phrourion diente oder ob sie als ländlicher Her rensitz betrachtet werden muß, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Das Fehlen von Grabbauten scheint freilich ge gen letzteres zu sprechen. Dessen ungeachtet kann der Anla
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
ge eine gewisse Funktion im Rahmen der xanthischen Terri toriumssicherung nicht abgesprochen werden. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 5, 1997, 87. 96. 98 f.
4.13.2 Befestigungen Die ungefähr ost-westlich orientierte Anlage besteht im We sentlichen aus einem 55 m langen und bis zu 15 m breiten Kernbau, der den Gipfel des Eren Tepe umschließt. Hinzu kommt eine 15 m breite und etwa 30 m lange, etwas tiefer ge legene Terrasse an der Nordseite. In der Mitte des Kernbaus befindet sich eine Felszisterne, im Nordosten sind Reste ei ner Innenbebauung erkennbar, während der Südwestteil unbebaut blieb und wohl als offenes Hofareal diente. Die westliche Langmauer des Kernbaus wurde durch eine etwa 10 × 5 m große, nach Westen vorspringende Bastion ver stärkt. Die Lage der Zugänge ist ungeklärt. Die noch bis etwa einem Meter hoch anstehenden, 1,40 m breiten Mauern lassen zwei Bauphasen erkennen. Reste des ursprünglichen, kleineren Rechteckbaus (Phase I) haben sich im Südwesten der Anlage und an der Innenseite der Bastion erhalten. Hier fanden klein- bis großformatige, zur polygonalen Form tendierende, teilweise recht ordentlich behauene Bruchsteine Verwendung. In den übrigen Mauer abschnitten sowie in der Bastion herrschen Blöcke trapezio dalen Zuschnitts vor, die nicht selten Randschläge und Bos sierungen aufweisen (Phase II). Datierung: 2. Hälfte 5. Jh. (Phase I) bzw. Anfang 4. Jh. v. Chr. (Phase II). Literatur: Marksteiner, Limyra 146.; J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 5, 1997, 87 ff.
4.14 Gölbent 4.14.1 Siedlungsbild Die kaum bekannte antike Siedlung bei Gölbent, deren lyki scher Name wiederum nicht überliefert ist, ist etwa 7,5 km nordwestlich von Xanthos auf der Westseite des Xanthos tals zu finden. Sie wurde südlich des türkischen Dorfes auf einem felsigen, bis zu 300 m hohen, ungefähr ost-westlich orientierten Geländerücken errichtet. Während dieser nach Süden hin relativ steil abfällt, geht er in nördlicher Richtung in ein noch heute landwirtschaftlich genutztes terrassiertes Gelände über. Die Siedlung setzt sich zusammen aus einer etwa 1 ha großen, akropolisartigen Befestigung, welche den Ostteil des Geländerückens einnimmt und einem unbefestigten, westlich der Burg gelegenen Siedlungsteil, über dessen Aus dehnung sich derzeit freilich keine gesicherten Angaben machen lassen. Von besonderem Interesse ist hier eine, etwa 200 m südwestlich der Befestigung auf einer kleinen Anhöhe gelegene, von einer Terrassierungsmauer eingefaßte Freiflä che, bei der es sich um ein öffentliches Areal, vielleicht um eine kleine lykische Agora handeln dürfte. Auf der Terrasse befindet sich ein als Heiligtum gedeutetes Gebäude. Hinzu
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kommt eine kleine Nekropole im felsigen Gelände unmittel bar nordwestlich der Befestigung, in der sich u.a. zwei kleine Pfeilergräber befinden. Nach Ausweis der Grabpfeiler scheint die Siedlung bei Gölbent bis in spätarchaische Zeit, mindestens jedoch bis in die erste Hälfte des 5. Jhs.v. Chr. zurückzureichen – ein Zeitansatz, der auch durch den keramischen Befund gestützt wird. Bereits in der hellenistischen Epoche scheint die Be deutung der Siedlung stark zurückgegangen zu sein, denn es fanden sich nur die Überreste eines einzigen Sarkophags. Die Verwendung von Spolien in verschiedenen Bereichen bezeugt eine späte Nutzung oder Wiederbenutzung des Platzes. – Wie Burg und Pfeilergräber zeigen, handelt sich bei Gölbent in spätarchaisch-klassischer offenbar um einen Herrensitz mit angeschlossener Siedlung – ein kleines länd liches Zentrum also, das vermutlich von Xanthos aus kon trolliert wurde. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 143 f. 154. 156 ff.
4.14.2 Befestigungen Die Befestigungsmaßnahmen beschränkten sich im Wesent lichen auf die West- und die Ostseite der ungefähr dreiecki gen Burganlage. Im Norden und Süden hingegen scheint man angesichts des nahezu senkrecht abfallenden Geländes weitgehend auf Wehrmauern verzichtet zu haben. Der ganz im Westen, zum unbefestigten Siedlungsteil hin gelegene Zugang wird auf der Südseite von einer rechteckigen, nach Westen vorspringenden Bastion flankiert. Er repräsentiert somit einen in der klassischen Wehrarchitektur Lykiens recht häufig vorkommenden Tortyp.337 Die wenigen Reste einer Innenbebauung deuten auf eine Verwendung der Anlage vornehmlich als Fluchtburg. Die zweischaligen und bis zu 1,20 m starken Befestigungsmau ern sind sehr schlecht erhalten. Die Außenschale besteht aus recht grob belassenen, mittel- bis großformatigen Bruch steinen, die Blöcke der Innenschale sind etwas kleiner. Bin derblöcke kommen nur selten vor. Datierung: 2. Hälfte 5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 145 ff. 156 f.
4.14.3 Gebäude Die Terrasse im Südwesten der Siedlung ist stark verstürzt, in ihrem Verlauf aber dennoch gut zu verfolgen. Die nordsüdlich ausgerichtete Mauer bildet am Osthang der kleinen Anhöhe eine etwa 40 m lange Terrasse. Das Nord- und das Südende biegen jeweils einige Meter nach Westen ab. Das Mauerwerk besteht aus großen Bruchsteinen, die an den
337
vgl. Marksteiner, Limyra 155 f.).
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Ecken besonders großformatig sind und beinahe den Cha rakter von Eckorthostaten besitzen. Von dem etwas weiter hangaufwärts gelegenen Gebäu de haben sich lediglich die Grundmauern erhalten. Danach handelte es sich um einen rechteckigen, etwa 12 × 16 m gro ßen, ost-westlich orientierten Bau. Die Mauern bestehen aus etwa 70-80 cm hohen orthostatenartigen Bruchsteinen von ungefähr trapezoidaler Form. Die Blöcke wurden teils direkt auf dem anstehenden Fels versetzt, ruhen stellenweise aber auch auf einer Ausgleichsschicht aus kleinen Bruchsteinen. Offenbar handelt es sich bei dieser Konstruktion um einen Mauersockel, der aufgehende Wände aus vergänglichen Ma terialien trug. – Die Deutung des Gebäudes als Tempel bzw. Heiligtum erscheint angesichts seiner Ausrichtung fraglich. Datierung: 5. Jh. (Terrasse) bzw. Ende 5. Jh. v. Chr. (Gebäude) Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 145. 156.
4.14.4 Gräber Die kleine Nekropole im Nordwesten der Burg ist der bis lang am besten dokumentierte Teil der Siedlung. Neben zwei Pfeilergräbern konnten hier ein Felskammergrab und die Reste eines Sarkophagmonuments festgestellt werden. Hinzu kommt ein östlich der Burg entdecktes freistehendes Kammergrab. Pfeilergräber Der größere der beiden Pfeiler (Nr. 1) wurde auf einem Fel sporn 50 m westlich der Burg errichtet. Er mißt 2 × 2 m an der Basis, ist 3,10 m hoch und aus zwei enormen, aneinan dergestellten Orthostaten zusammengesetzt. Beide Blöcke weisen leichte Randschläge auf. Ein dritter kleinerer Block fehlt heute. An der Oberseite ist eine kleine, unregelmäßig geformte Kammer angebracht. Der kleinere Pfeiler (Nr. 2) befindet sich unweit des Burgtores, er ist nur 2,66 m hoch und an der Basis 0,88 × 0,86 m breit. Reste der Abdeckung fanden sich von keinem der beiden Monumente. Datierung: Ende 6./5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 147 ff.; Marksteiner, Trysa 221.
Felskammergrab Etwa 30 m nördlich des großen Pfeilergrabs befindet sich ein Felskammergrab, das in einen großen, einzeln stehenden Felsblock geschlagen wurde. Es handelt sich um eine weit gehend unverzierte rechteckige Öffnung im Fels, die in ihrer Schlichtheit stark an Beispiele aus Pinara erinnert. Das Feh len einer Fassade läßt darauf schließen, daß diese aus Holz gefertigt war. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 153 f. mit Abb. 13.
Sarkophag Unweit unterhalb des großen Pfeilergrabes befindet sich eine aus dem Fels gearbeitete Stufe mit einer eingearbeite ten Löwentatze darauf. Dazu gehören vermutlich die Blöcke eines Sarkophagunterbaus, die ebenfalls in der Nähe ge funden wurden. Vom Sarkophag selbst fanden sich bislang jedoch keine Reste. Datierung: klassisch oder hellenistisch? Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 153 f. mit Abb. 12.
Kammergrab Ungewöhnlich ist ein 200 m östlich der Burg entdecktes Kammergrab aus großen, sehr grob belassenen Bruchstei nen. Das Grab besitzt eine zentrale längliche, nach Norden weisende Kammer und ist außen von einer Art Krepis aus kleineren Steinen umgeben. Man wird es sich in seinem Ur zustand also vielleicht als kleinen Tumulus vorstellen dür fen. Das Grab in Gölbent ist bislang das erste dieses Typs, das aus dem Bereich des Xanthostals bekannt geworden ist. Sei ne Datierung ist durch Keramikfunde gesichert. Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 154 f. 157 f.
4.14.5 Sonstiges Am Fuß der Terrasse im Südwesten der Siedlung liegt ein stark verwitterter profilierter Block, bei dem es sich um die Reste einer Basis handeln könnte. Datierung: klassisch? Literatur: J. Des Courtils – T. Marksteiner, AnatAnt 8, 2000, 145 f.
4.15 Eine unbekannte befestigte Siedlung nördlich von Gölbent Die erst kürzlich von Y. Leclerc338 auf den Satellitenbildern von Google Earth entdeckte Befestigung liegt nur knapp einen Kilometer nördlich der gerade beschriebenen Anla ge. Wie diese wurde auch die ‚Nordsiedlung‘ auf einer klei nen, tafelbergartigen Höhe unmittelbar westlich oberhalb der Fruchtebene von Gölbent errichtet. Der bis zu 325 m hohe Hügel zeichnet sich durch ein deutliches Nord- und ein leichtes Ostgefälle aus. Vor allem am Nord-, Süd- und Ostrand des Siedlungshügels fallen die Hänge zumeist steil ab, nur in westlicher Richtung ist die Neigung etwas gerin ger. Die ungefähr dreieckige Form des Hügels und seine ostwestliche Ausrichtung sind der topographischen Situation auf dem südlichen Siedlungshügel sehr ähnlich. Allerdings ist die Nordsiedlung mit ihrer Ausdehnung von etwa 200 m in ost-westlicher und 100 m in nord-südlicher Richtung ein wenig größer als die Befestigung im Süden. 338
Ich danke Yann Leclerc von der Universität Bordeaux für den kollegi alen Hinweis auf diese von ihm im Rahmen einer Google Earth-Re cherche entdeckte Anlage und für seine Erlaubnis, sie an dieser Stelle zu erwähnen.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Der Umstand, daß die Befestigungen auf dem Luftbild so deutlich zu erkennen sind, läßt auf recht starke Wehrmau ern schließen und auch Reste einer Innenbebauung lassen sich ausmachen. Die Befestigungsmauern scheinen sich auf der Westseite und im Süden des Siedlungshügels zu konzen trieren, im Norden und Osten waren wegen des steilen Ge ländes vielleicht keine Sicherungsmaßnahmen notwendig. Bastionen oder gar Türme sind nicht zu erkennen, es scheint sich um schlichte, dem Geländeverlauf angepaßte Kurtinen zu handeln. Der Zugang ist – wie bei der Südsiedlung – auf der Westseite zu erwarten. Dort befindet sich ein kleiner Ge ländesattel, von dem aus, die Nordseite des Hügels entlang, ein Weg nach Osten ins Tal hinab zu führen scheint. Aus dem All betrachtet handelt es sich hierbei um eine typische Siedlungslage für die klassische Zeit in Lykien – sofern wir hier nicht eine späte, vielleicht byzantinische Fluchtburg vor uns haben. Gegen Letzteres scheinen frei lich die recht starken Wehrmauern zu sprechen, wie sie eher für die klassische Epoche charakteristisch sind. Auch das Fehlen von Wehrtürmen wäre für die nachklassische Zeit ungewöhnlich. Andererseits liegen die Nord- und die Süd siedlung für zwei gleichzeitig genutzte Plätze doch recht nah beieinander. Auch als hellenistisch-römische Nachfol gesiedlung scheint die Nordsiedlung kaum geeignet, bie tet sie doch nur unwesentlich mehr Raum als ihr südliches Pendant. – Klären lassen werden sich Frage wie diese freilich erst durch eine Inaugenscheinnahme der Ruinenstätte. Datierung: klassisch oder byzantinisch? Lage: Breite 36°24'12.71''N Länge 36°24'12.71''O | Literatur: bislang unerwähnt
4.16 Kadyanda 4.16.1 Siedlungsbild Kadyanda, lykisch χadawãti339, liegt 40 km nordwestlich von Xanthos und nur 15 km nordöstlich von Fethiye in jenen Bergen, die das Tal des Xanthos von der großen Ebene am Golf von Fethiye trennen. Die Entfernung zum Xanthosfluß beträgt etwa 11 km, die zum Westrand des Tales gut 8 km, weshalb der Ort streng genommen gar nicht mehr zur Sied lungskammer des Xanthostals zu rechnen ist. Aufgrund sei ner Lage oberhalb des Ortaköy Dere und der Wegverbindun gen ist es aber ganz offensichtlich eher nach Osten zum Fluß hin ausgerichtet als zum Golf von Fethiye. Die antike Siedlung wurde etwa einen Kilometer südlich des Dorfes Yeşilüzümlü (früher Üzümlü) auf einem bis zu 950 m hohen, tafelartigen, dicht bewaldeten Berg errich tet. Die relativ geringen Höhenunterschiede im Bereich des Siedlungshügels führen dazu, daß Kadyanda keine Akropo 339
Zur Identifikation mit Kadyanda s. Zgusta (1984) 210 § 403-1. Zum lykischen Namen und seiner Herleitung s. a. G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 108 s.v. χadawãti.
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lis besitzt. Ausschlaggebend für die Wahl dieses für die Sied lungsgepflogenheiten in Lykien etwas untypischen Platzes war sicherlich die Nähe zur ausgedehnten Fruchtebene von Yeşilüzümlü, welche die wirtschaftliche Grundlage des Or tes bildete. Eine Siedlungslage, die allenfalls noch mit jener von Köybaşı vergleichbar ist. Über das Siedlungsbild Kadyandas in klassischer Zeit ist nur wenig bekannt, die Strukturen aus dieser Epoche schei nen überwiegend von hellenistischen und kaiserzeitlichen Bauten überlagert. Es verwundert daher nicht, daß bislang noch keine Gebäude aus älterer Zeit bezeugt sind. Die von W. Wurster beobachteten Reste lykischer Befestigungsmau ern weit im Norden des Hügels verdeutlichen jedoch, daß das Siedlungsareal schon in klassischer Zeit recht ausge dehnt gewesen sein muß. Ob es freilich die gesamte Fläche der hellenistisch-römischen Stadt umfaßte, die bis zu 360 m in ost-westlicher und 550 m in nordsüdlicher Richtung maß, werden künftige Forschungen zeigen müssen. Die frühe Bedeutung des Ortes bezeugen jedenfalls ein Grabpfeiler, einige skulptierte Gräber aus klassischer Zeit sowie immer hin fünf Inschriften in lykischer Sprache340 (TL 31-35). Auch wurden in klassischer Zeit bereits Münzen in Kadyanda ge prägt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ferner, daß der Ort in der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. im Rahmen eines Feldzugs des Hekatomniden Pixodaros offenbar ein Trup penkontingent stellte und finanzielle Zuwendungen durch den Herrscher erhielt341. Daß J. Zahle nur acht Felsgräber lykischen Typs aus Ka dyanda angibt, liegt wohl vor allem an der für Gräber die ser Art nicht sonderlich geeigneten geologischen Situation. Die Mehrzahl der altlykischen Gräber ist nördlich der Stadt zu finden, was die Bedetung der Fruchtebene für Kadyanda unterstreicht. Literatur: Bean, Lycian Turkey (1978) 42 ff.; W. W. Wurster, Actes du Colloques 32; Marksteiner, Limyra 109; Marksteiner, Lykien 44 ff.; E. Frézouls – M.-J. Morant – D. Longepierre, Ktema 11, 1986, 225 ff.; A.-V. Schweyer, RA 1996, 16 ff.
4.16.2 Befestigungen Die Befestigungen Kadyandas wurden bislang noch nicht systematisch untersucht. So erfahren wir über das genaue Aussehen des von W. W. Wurster als lykisch klassifizierten ‚kyklopischen‘ Wehrmauerabschnitts im Norden von Ka dyandas Befestigungslinie so gut wie nichts. Es dürfte sich jedoch um eine Konstruktion aus groß- bis sehr großforma tigen Bruchsteinen handeln, wie sie für die klassische Zeit 340
TL 31-35. – Der Name lykische Kadyandas wird aber auch auf In schriften aus Tlos (TL 26) und Xanthos (TL 45) erwähnt. Vgl. W. Tietz, der Golf von Fethiye (2003) 59 341 Dies geht hervor aus der fragmentierten Inschrift TAM I 45 hervor; vgl. R. Behrwald, Der Lykische Bund (2000) 44.
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in Lykien charakteristisch ist. E. Frézouls erwähnt für die Ostseite der Siedlung auf Höhe der Agora zudem polygo nale Mauerabschnitte und solche aus Quadern – nicht aus zuschließen, daß auch diese teilweise noch bis in klassische Zeit zurückreichen. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: W. W. Wurster, Actes du Colloque 31 f. mit Abb. 2; E. Frézouls – M.-J. Morant – D. Longepierre, Ktema 11, 1986, 226 f.; Marksteiner, Limyra 109. 132; C. Fellows, Discoveries in Lycia (1840) 119 f.
4.16.3 Gräber Die Gräber der klassischen Zeit sind – wie erwähnt – vor wiegend nördlich der Siedlung, an den zur Ebene von Yeşilüzümlü hinabführenden Hängen zu finden. J. Zahle kennt acht aus dem Fels geschlagene Gräber lykischen Typs, was angesichts der im Vergleich zu anderen Orten Lykiens recht felsarmen Geomorphologie eine durchaus beachtliche Zahl darstellt. Die beiden bedeutendsten Sepulkraldenk mäler der Epoche, ja vielleicht Kadyandas überhaupt, sind sicherlich die reliefverzierten Gräber des Uzebemi und des Salas. Hinzu kommt das mit einer lykischen Inschrift verse hene Pfeilergrab. Literatur: Deltour-Levie, Piliers Funéraires 53 f.; J. Zahle, Actes du Colloque 40. 42.
Grabpfeiler Der Grabpfeiler aus Kadyanda stellt – neben dem Exemplar aus Daidala – das nördlichste bisher bekannte Beispiel die ses Grabtypus dar. Der zur Zeit der österreichischen Rei senden noch aufrecht stehende, heute aber leider verstürzte und zerbrochene Pfeiler wurde am unteren Nordhang des Siedlungshügels, unweit des modernen Dorfes errichtet. Der monolithe Schaft ruhte auf einem 1,16 m hohen und 1,91 × 1,67 m breiten Kalksteinkubus. Mit seiner Höhe von 3,45 m und einer Stärke von 1,15 × 1,12 m an der Basis gehört der Pfeiler zu den mittelgroßen Exemplaren seiner Art in Ly kien. Reste einer Kammer fanden sich nicht. Bemerkenswert ist schließlich die ursprünglich in etwa 80 cm Höhe auf einer Seite des Pfeilerschaftes angebrachte fünfzeilige lykische In schrift (TL 34). Datierung: 5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: Marksteiner, Trysa 219 (Nr. 2) mit Anm. 31; TAM I, 34 Bean 45; Deltour-Levie, Piliers Funéraires 50 ff.; J. Zahle, Harpyiemonumen tet i Xanthos (1975) 17 (Nr. 1).
Grab des Uzebeimi Der wohl erst durch ein Erdbeben im 19. Jh. in Schräglage ge ratene Grabbau wurde auf einem kleinen Plateau am Nord hang des Siedlungshügels errichtet. Es handelt sich um ein aus einem freistehenden Felsblock herausgearbeitetes Haus grab lykischen Typs. Die charakteristische Nachahmung von Holzarchitektur ist vor allem auf der Eingangsseite im Osten ausgeprägt, die beiden Langseiten sind mit Reliefszenen ver ziert. Das Dach besteht teilweise aus gesondert gefertigten Blöcken. Die recht grob aus dem Fels gehauene Grabkam
mer enthält an ihrer Südseite zwei übereinander angeordne te Klinen. Das Grab erhebt sich über einem aus demselben Felsblock gewonnenen, podiumartigen Unterbau, der an sei ner Ostseite zwei 90 cm hohe Antenmauern besitzt. Der auf diese Weise entstandene, etwa drei Meter breite Vorhof wird als Opferplatz gedeutet. Das Relief auf der nördlichen Langseite ist besonders ausdrucksvoll. Die beinahe lebensgroße Darstellung zeigt einen von links heransprengenden Reiter mit Harnisch, Helm und wehendem Mantel. Sein zum Wurf erhobener Speer zielt auf einen bereits knienden Gegner, dessen Ende trotz Schild und Lanze unausweichlich erscheint. Unter dem Pferd, ausgestreckt am Boden liegend, ist ein weiterer, be reits niedergerittener Feind erkennbar, der sterbend seinen Schild umklammert. Die rechts neben dem Helm des Reiters angebrachte lykische Inschrift (TL 33) nennt einen Uzebeimi als Erbauer des Grabes. Auf der schlechter erhaltenen südlichen Langseite hinge gen ist eine Mahlszene dargestellt. Zu sehen ist ein auf einer Kline liegender bärtiger Mann mit nacktem Oberkörper. In der aufgestützten Linken hält er eine Schale, in der Rechten einen nicht eindeutig bestimmbaren Gegenstand. Unter der Kline liegt ein Hund, an ihrem Fußende sind drei frontal dargestellte stehende Männer erkennbar. Datierung: 2. Vier tel/1. Hälfte 4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Borchhardt – G. Neumann, AA 1968, 215 ff., zur Inschrift 221 ff.; Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 277 (S 8); J. Zahle, JdI 1979, 296. 322 Nr. 3; TAM I 31 Nr. 32; vgl. Marksteiner, Lykien 47.
Grab des Salas Der heute stark zerstörte und in zahlreiche Fragmente zer brochene Grabbau wurde nicht weit südlich unterhalb des Uzebeimi-Monuments errichtet. Es handelt sich um einen Grabhaussarkophag, also um einen Doppelgrabtypus, wie er vor allem in Zentrallykien häufiger anzutreffen ist. Der untere Teil setzte sich aus einem dreistufigem Unterbau und einem Holzkonstruktionen nachahmenden Grabhaus zusammen, nicht unähnlich jenem des Uzebeimi. Das Grab haus trug einen Sarkophag, bestehend aus Hyposorion, Kas ten und spitzbogigem Deckel. Mit Ausnahme des Letzteren scheint auch das Grab des Salas aus einem einzigen Fels block herausgearbeitet worden zu sein. Das Grab muß eine Gesamthöhe von beinahe zehn Metern erreicht haben. Be merkenswert ist aber vor allem seine außerordentlich reiche Reliefverzierung. Das Grabhaus: Die Eingangsseite im Westen zeigte einen stehenden, mit Mantel und Chiton bekleideten, bärtigen, nach rechts, dem Grabeingang zugewandten Mann. Seine Linke ist erhoben, in der Rechten hält er eine Oinochoe, wie sie häufiger bei Gelageszenen vorkommt. Der lykisch-grie chischen Beischrift links neben dem Kopf des Mannes ver dankt das Monument seinen Namen.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Die südliche Langseite wird durch den Querbalken der nachgeahmten Holzkonstruktion in zwei Relieffelder geglie dert. Das untere zeigte offenbar zwei mit Schild und Har nisch gerüstete Krieger im Kampf. Im oberen ist links die ungewöhnliche Darstellung einer Gruppe von vier, wohl in das Astragalspiel vertieften Frauen wiedergegeben. Rechts davon ist eine sitzende verschleierte Frau mit Kind erkenn bar, die den Spielenden zugewandt ist. Hinter der Sitzen den befindet sich eine weitere stehende Frau. Hinzu kommt eine stehende, nach rechts gewandte weibliche Figur, die in den linken Vertikalpfosten eingetieft wurde. Die schlech ter erhaltene rechte Hälfte des oberen Relieffeldes scheint eine aus mehreren männlichen (?) Figuren und einem Tier (Stier?) zusammengesetzte Opferszene darzustellen. Die nördliche Langseite ist in derselben Weise untergliedert. Das untere Relief zeigt ebenfalls einen Zweikampf, während auf dem oberen eine detailreiche, jedoch sehr schlecht erhalte ne Mahlszene dargestellt ist. Das Relief weist zahlreiche Na mensbeischriften in lykischer Sprache auf (TL 32). Der Sarkophag: Von den Sarkophagreliefs hat sich nur wenig erhalten. Das Hyposorion war auf seinen Langseiten offenbar mit Kampfszenen verziert. Auf den Fragmenten der Südseite ist eine Gruppe aus fünf (?) Fußkämpfern er kennbar, im Norden griffen auch Berittene in das Kampfge schehen ein. Datierung: Ende 5. Jh. v. Chr. Literatur: J. Borchhardt – G. Neumann, AA 1968, 174 ff., zur Inschrift ebenda 196 ff.; Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 277 (S 7); J. Zahle, JdI 1979, 296. 322 Nr. 2; TAM I 28 ff. Nr. 33.
4.16.4 Münzprägung Einige Prägungen des Dynasten Hñtruma tragen außer dem Dynastennamen auch die Beischrift χadawãtihe und lassen sich somit zweifelsfrei Kadyanda zuweisen. Gleiches gilt wohl auch für Münzen mit der Legende χadaitihe, bei der es sich offenbar um eine Verschreibung des lykischen Sied lungsnamens handelt. Literatur: O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 28 Nr. M 233b; 30 Nr. M 245; vgl. W. Tietz. Der Golf von Fethiye (2003) 59 mit Anm. 254.
Silberstater Auf der Vorderseite ein Athenakopf mit attischem Helm nach rechts. Auf der Rückseite Incusum Quadratum mit Perlkranz, darin eine nach links gewandte Hermesbüste mit geflügeltem Petasos auf dem Kopf und einer am Hals be festigten Chlamys. Im Hintergrund ein Caduceus und ein kleiner Diskeles, dazu die Beischrift χadaitihe. Datierung: 410/400 v. Chr. Literatur: Babelon, Traité II 2, 415. – Zur richtigen Schreibweise χadawãtihe vgl. das Exemplar in: Bank Leu Auktion 18, 5. Mai 1977 Nr. 225.
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Obol aus der Zeit Hñtrumas Auf der Vorderseite ein Athenakopf mit attischem Helm nach links. Auf der Rückseite ein quadratisches Incusum, darin ein Hermeskopf mit geflügeltem Petasos nach links. Wahrscheinlich in Kadyanda geprägt. Datierung: 410/400 v. Chr. Literatur: Vgl. den Stater Babelon, Traité II 2, 414.
4.17 Köybaşı 4.17.1 Siedlungsbild Die antike Siedlung von Köybaşı liegt etwa 6 km nordwest lich der Bucht von Kalkan. Sie wurde auf einem bis zu 1360 m hohen Höhenrücken des Kisla Dağ errichtet, welcher den Nordwestrand der bis zu 4,5 km langen und 1,7 km breiten Bezirganebene bildete, die mit ihren knapp 6 km2 Anbauflä che die wirtschaftliche Grundlage des vermutlich mit dem lykischen tuminehi342 identischen Ortes darstellte. Von der Akropolis aus kann man an klaren Tagen bis hinüber zu dem etwa 12 km westlich gelegenen Xanthos blicken. Die strategi sche Bedeutung Köybaşıs lag nicht zuletzt darin, daß der Ort einen unmittelbar nördlich der Siedlung verlaufenden Pass weg beherrschte, der die kaum 5 km entfernten Ebenen des unteren Xanthostals mit den zentrallykischen Bergen ver band343. Vor allem in archaisch-klassischer Zeit scheint diese Trasse von großer Bedeutung gewesen zu sein. Ungeachtet einer Reihe kleinerer Untersuchungen aus den letzten Jahrzehnten, weist unsere Kenntnis über den Aufbau der Stadtanlage von Köybaşı/tuminehi weiterhin beträchtliche Lücken auf. Die Schwierigkeit besteht in der Größe und der Unübersichtlichkeit des sich über mehrere Hügelkuppen erstreckenden und in seinem Inneren Höhen unterschiede von bis zu 300 m aufweisenden Siedlungsare als. Die Siedlung wurde unmittelbar südlich des Passes auf einem in südöstlicher Richtung ansteigenden Geländegrat errichtet, der schließlich in jenen ungefähr nord-südlich verlaufenden Höhenrücken übergeht, welcher die Bezirgan ebene im Westen begrenzt. Der über 1300 m hohe Nordteil des Rückens ist aus fortifikatorischen Gründen in das Sied Identifikation Köybaşı’s mit tuminehi vgl. J. Zahle, Nordisk Numismatisk Unions Medlemsblad 5, 1988; 98 ff. – Zur mögli chen Gleichsetzung des lykischen tuminehi mit dem griechischen Τυμνησσός s. O. Carruba in: Akten II 1 (1993) 12 f. mit Anm. 11 und J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 52 ff.; zu Artymnessos und Kalkan s. ebenda 27 f. – Zum lykischen Namen s. auch G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 388 f. s.v. tuminehi. 343 Geographisch gesehen liegt Köybaşı genau an der Grenze zwischen Zentral- und Westlykien. T. Marksteiner rechnet den Ort zum west lichen Zentrallykien. Aufgrund seiner Passlage und der damit ein hergehenden Kontrolle über einen wichtigen Zugang in das Xan thostal, sollte die Siedlung jedoch eher dieser Siedlungskammer zugerechnet werden. Umso mehr, da sie politisch ohnehin Xanthos angegliedert war. 342 Zur
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lungsareal integriert. Westlich bzw. nördlich von Grat und Höhenrücken liegt eine in mehrere Kuppen gegliederte Sen ke, in der sich ebenfalls Siedlungsreste befinden. Im Osten und Südosten, also zum Passweg und zur Ebene hin, fallen die Hänge vielerorts nahezu senkrecht ab. Einen Eindruck von Ausdehnung und Aufbau der Siedlung konnten die zu letzt von J. Borchhardt und K. Schulz durchgeführten Unter suchungen vermitteln. Ganz im Norden der Siedlung, nur etwa 200 m vom Pass entfernt, befindet sich eine kleine, bereits von W. W. Wurs ter und T. Marksteiner studierte Burganlage (1060 m üNN). Etwa 400 m südlich davon, auf dem Nordgipfel des Höhen rückens, wurde eine weitere, um ein Vielfaches größere Be festigungsanlage, mithin die eigentliche Akropolis errichtet (1360 m üNN). Noch einmal über 300 m südwestlich von dieser liegen weitere Befestigungen, deren Mauern auf den Satellitenbildern von Google Earth recht gut auszumachen sind. Diese liegen bis zu 700 m von der unteren Burg ent fernt. Fast überall zwischen den Befestigungen sind Sied lungsspuren anzutreffen und auch nördlich unterhalb der unteren Burg stehen die Bebauungsreste dicht an dicht. Lediglich im Nordwesten fehlen bislang gesicherte Anhalts punkte für die Grenzen der Siedlung. Dennoch läßt sich auf dieser Grundlage die Größe der Siedlung ungefähr schätzen. Die von J. Borchhardt errechneten 46 ha Siedlungsfläche sind gewiß zu hoch gegriffen, doch über 20 ha werden es wohl gewesen sein. Damit reichte Köybaşı/tuminehi fast an die von Xanthos und Tlos repräsentierte Größenordnung heran. Ob die gesamte Siedlung ummauert war, ist bislang un geklärt. Untere Burg und Akropolis scheinen jedenfalls durch eine auf dem Grat versetzte Mauer miteinander ver bunden gewesen zu sein. Der Geländeeinschnitt unmittelbar südlich der unteren Burg mag als Zugang in die Siedlung ge dient haben. Die Errichtung der unteren Burg war sicher der Nähe zum Pass geschuldet. Weitere Reste von Befestigungs mauern, insbesondere jenes etwa 200 m lange Stück im Süd westen der Siedlung legen die Vermutung nahe, daß zumin dest große Teile der Siedlung ummauert waren. Ungewiß bleibt bis auf weiteres die Situation im Bereich der Senke. Über die Bebauungsdichte in archaisch-klassischer Zeit lassen sich beim derzeitigen Kenntnisstand naturgemäß keine Aussagen machen, ebenso wenig wie über den Charak ter der Wohnbebauung, die Lage der einzelnen Wohnviertel oder gar der öffentlichen Räume. Immerhin legt die Bauwei se der Befestigungen nahe, daß diese bereits in klassischer Zeit existierten und folglich auch das beschriebene Sied lungsareal zumindest in seinen Umrissen bereits in dieser Zeit konzipiert wurde. – Die Grabbezirke dieser Epoche sind vor allem im Bereich des Passes, also nördlich und nordwest lich der Siedlung anzutreffen, sowie am Fuß des Steilabfalls östlich der Akropolis bzw. in den Felswänden darüber.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß – vom archäolo gischen Standpunkt aus betrachtet – die literarische und in schriftliche Überlieferung der tatsächlichen Bedeutung des Ortes offenbar nicht ganz gerecht wird. Aus Köybaşı ist bis lang keine Inschrift in lykischer Sprache bekannt geworden. Allerdings wird das lykische tumenehi auf der Xanthos-Stele nicht weniger als siebenmal erwähnt344. Und schließlich können auch einige Münzemissionen mit tuminehi in Ver bindung gebracht werden (s.u.). Literatur: Marksteiner, Limyra 98 f.; J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 29 ff.
4.17.2 Befestigungen Untere Burg Der Kenntnisstand über die Befestigungen Köybaşı’s ist sehr lückenhaft. Etwas eingehender untersucht wurde bislang nur die untere, auf der Geländekante oberhalb des Passta les errichtete Burg. Sie besteht im Wesentlichen aus einem 35 × 25 m großen Mauerrechteck, das eine Grundfläche von ca. 800 m2 einnimmt. Zu betreten war die Anlage durch ein im Bereich der Nordwestecke gelegenes Tangentialtor, das mittels eines torhofartigen Zwingers zusätzlich gesichert war. Ein weiterer Zugang, eine kleine axiale Pforte, befand sich in der Südkurtine. Sie führte auf die oberhalb des ver mutlich als Aufweg dienenden Sattels gelegene Gelände stufe. Unklar ist, ob auch die nördlich unterhalb des Hauptbaus gelegene Geländestufe eine Rundumbefestigung besaß und somit zur Unterburg zu zählen wäre. Knapp 15 m westlich der Burg befindet sich ferner eine befestigte, etwa 20 × 25 m große, winkelförmig angelegte, bastionsartige Terrasse. Während die Südmauer auf den Zugangssattel ausgerichtet ist, verläuft die Ostmauer der Terrasse parallel zur Westkur tine der Burg. Die Durchgangsbreite zwischen den beiden Mauerzügen verengt sich in nördlicher Richtung allerdings leicht trichterförmig. Burg und Terrasse dienten also ganz offensichtlich dazu, die Flanken des Aufweges zu decken. Der eigentliche Zugang in die Siedlung erfolgte freilich zwi schen Burg und Terrasse hindurch. Das Mauerwerk der Westkurtine besteht aus sauber zu gerichteten plattenartigen Polygonalblöcken (Phase I). Eine spätere Erweiterung an der Westseite wurde aus trapezoi dalen Blöcken errichtet (Phase II). Datierung: Mitte 5. Jh. v. Chr. (Phase I); Ende 5./Anfang 4. Jh. v. Chr. (Phase II) Literatur: Marksteiner, Limyra 98 f. 122. 129; J. Borchhardt – G. Neu mann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 32 f.
344
Zu den Belegen im Einzelnen s. Borchhardt – Neumann – Schulz a.O. 51 f.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Akropolis Über die Akropolis ist bislang nur wenig bekannt. Es handelt sich um eine rechteckige, etwa 120 × 150 m große Anlage, die auf der leicht nach Norden geneigten Nordkuppe des Haupt massivs errichtet wurde. Es konnten wenigstens drei die Kurtinen verstärkende Wehrtürme festgestellt werden. Auf der Nordseite, also zur Siedlung hin, scheint sich ein Tan gentialtor (?) befunden zu haben. Die 1,50 m starken Mauern bestehen offenbar aus Kalksteinquadern. Im Inneren der Burg werden Heiligtümer und dynastische Grabanlagen ver mutet. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) bzw. frühhellenistisch Literatur: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 33; vgl. Marksteiner, Limyra 133.
Sonstige Befestigungen Neben unterer Burg und Akropolis scheint es im Südwesten der Siedlung noch eine weitere bedeutende bastionsartige Befestigungsanlage gegeben zu haben, welche die Siedlung wohl gegen das Hauptmassiv des Höhenrückens abdecken sollte (Hügel C). Ferner wurden an verschiedenen Stellen in den Randbereichen des vermutlichen Siedlungsareals Über reste besonders langer und starker Mauerzüge beobach tet, die wohl nur als Kurtinen gedeutet werden können. So nördlich der unteren Burg, wo ein weiteres Zugangstor ver mutet wird und nördlich der Akropolis. Das längste, etwa 200 m lange Stück ist im Südwesten der Siedlung erkennbar (Hügel C). Es handelt sich um 1,70-2,50 m starke Mauern, die wohl in der Regel aus großformatigen Bruchsteinen errichtet wa ren. Vermutlich sind dies die von O. Benndorf beobachteten ‚kyklokischen Mauern‘. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: Benndorf – Niemann, Reisen I 134 ff.; J. Borchhardt – G. Neumann – . Schulz, Adalya 6, 2003, 34. 50. Marksteiner, Limyra 98 mit Anm. 109.
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Datierung: wohl klassisch Literatur: W. W. Wurster in: Akten II 2 (1993) 10; Marksteiner, Trysa 93.
4.17.4 Heiligtümer Im Bereich der Siedlung von Köybaşı wurden zwei vermut lich der klassischen Epoche angehörende Felsstrukturen ve rifiziert, für die J. Borchhardt mit guten Gründen eine kulti sche Nutzung vorgeschlagen hat: Das Quellheiligtum Nördlich der unteren Burg, im steilen Gelände östlich un terhalb der Befestigungsmauer, befindet sich im Bereich der Nordostnekropole ein kleiner Felsraumkomplex, bei dem es sich offenbar nicht um ein Grab handelt. Er besteht aus einem leicht gelängten, 5,24 × 4,14 m großen Hauptraum, dem auf der Nordseite eine querliegende, 6 m breite und 2,45 m tiefe Halle vorgelagert ist. Aus der Rückwand des Hauptraums tritt Wasser aus, das mit Hilfe von Felsrinnen zur Vorhalle hinausgeführt wurde. J. Borchhardt vermutet dort der rituellen Reinigung dienende Auffangbecken. Es gibt jedoch Hinweise darauf, daß es sich bei diesem Monu ment wohl nicht um ein ausschließlich profanen Zwecken dienendes Brunnenhaus handelte. Auf der den Hauptraum an drei Seiten umlaufenden, aus dem Fels geschlagenen Bank, sind mindestens 14 kleine Öffnungen zu erkennen, nach Auffassung Borchhardts Dü bellöcher, die der Befestigung von Kultstatuetten gedient haben könnten. Die in der Südwestecke des Hauptraums erkennbare Aussparung in der umlaufenden Bank scheint auf einen an dieser Stelle aufgestellten Kultgegenstand hin deuten – J. Borchhardt denkt sich hier ein Bronzebecken. Bei den hier verehrten Gottheiten mag es sich um die eliyana, das lykische Pendant zu den griechischen Nymphen gehan delt haben. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 35 f.
4.17.3 Gebäude Über die Innenbebauung der Siedlung von Köybaşı liegen bislang nur sehr wenige Informationen vor. Einzelne Ge bäude werden nur selten erwähnt, Wohnbauten gar nicht. Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Beurteilung der Bebauungssituation – und das nicht nur für die archa isch-klassische Epoche. Im Inneren der unteren Burg sind verstürzte Bebauungs reste erkennbar, aus denen sich bislang jedoch noch keine klaren Strukturen herauslesen ließen. W. W. Wurster ver mutet darin die Überreste einer dynastischen Residenz. An gesichts der speziellen Funktion der Wehranlage (s.o.) und ihrer Position im unteren Teil und am Rand der Siedlung, erscheint diese Deutung jedoch eher fraglich. Eine Residenz wäre entweder auf der Akropolis oder im Bereich der noch nicht entdeckten lykischen Agora zu erwarten.
Das Felsheiligtum mit Basis Unmittelbar nördlich des Quellheiligtums wurde ein klei ner, nahezu quadratischer Raum (3,00 × 3,15 m) aus dem Fels geschlagen, dem ebenfalls ein offene Halle vorgelagert war. Vor der Rückwand des quadratischen Raums ist ein 2,02 × 1,21 m großes und 13 cm hohes Podium erkennbar, daß nach Ansicht J. Borchhardts zwei wenigstens lebensgroße Kultstatuen, vielleicht von Artemis und Apollon getragen haben könnte. So plausibel eine kultische Deutung der An lage angesichts des Kontextes mit dem Quellheiligtum auch ist, eventuelle Statuen könnten natürlich auch die Inhaber des benachbarten Felsgrabes (Felsgrab II) dargestellt haben. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 34 f.
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4.17.5 Gräber und Nekropolen Die Nekropolen von Köybaşı verteilen sich – wie bereits an gedeutet – weiträumig um die Nord- und die Ostseite des Siedlungshügels, mithin entlang der Passtraße und des in die Bezirganebene führenden Weges. Am weitesten von der Siedlung entfernt liegt die ein gutes Stück westlich des Pas ses, zum Xanthostal hin angelegte Nordwestnekropole. Sie besteht im Wesentlichen aus 23 unverzierten Felsöffnungen, wie sie etwa auch in Pinara in großer Zahl anzutreffen sind. Weitere 93 Gräber dieses Typs finden sich in der Steilwand östlich unterhalb der Akropolis, in der Südostnekropole also. Sie dürften mehrheitlich noch in vorhellenistischer Zeit entstanden sein345. Weitere Grabbezirke und auch Ein zelgräber sind schließlich nördlich und westlich der unte ren Burg, sowie unmittelbar nördlich oberhalb des Passes anzutreffen. Hierbei handelt es sich zumeist um Felsfassa dengräber und Sarkophage. Holzarchitektur nachahmende Felsfassadengräber des lykischen Typs sind bislang nur fünf aus Köybaşı bekannt geworden und nur eines von ihnen ist skulptiert. Literatur: Deltour-Levie, Pilliers Funéraires 76 f.; J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 36 ff. 47 f.; J. Zahle, Actes du Colloque 43.
Das Pfeilergrab Der unterhalb der Südostnekropole, unweit des modernen Dorfes in Sturzlage gefundene Pfeiler ist schon seit dem 19. Jh. bekannt und weist einige Besonderheiten auf. Der stark bestoßene monolithe Schaft ist 1,55 m stark und we nigstens 3,75 m hoch. Am oberen Ende ist eine etwa einen Meter breite, auf einer Seite abgerundete, etwa 40 cm tiefe Kammer eingearbeitet. Überreste eines Deckels fanden sich bislang nicht. An der Unterseite ist zudem eine anathyros eartige Eintiefung erkennbar. Auffallend sind die beiden Bossen, die auf zwei gegen überliegenden Seiten am oberen Ende des Schaftes stehen gelassen wurden. Ungewöhnlich ist jedoch vor allem die etwa 80 cm hohe, 50 cm breite und 65 tiefe, mit einem ge ritzten Rahmen versehene, nischenartige Eintiefung auf einer Seite des Schaftes. Sie konnte offenbar verschlossen werden und diente wohl als zweite, vielleicht sekundär an gebrachte Kammer346. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. Literatur: J. Zahle, Harpiemonumentet i Xanthos (1975) 25 (Nr. 13); Deltour-Levie, Piliers Funéraires 77 ff. Marksteiner, Trysa 222 Nr. 20; J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 37 f.
345
Zur Datierung dieses Grabtyps in Lykien vgl. O. Hülden, Gräber und Grabtypen 44 ff. 346 Borchhardt a.O. deutet den Pfeiler als Kenotaph. Außerdem hält er das von Deltour-Levie a.O. als Oberseite mit Kammer interpretierte Ende für die Standfläche.
Der Tumulus Unweit der Akropolis (?) bemerkte C. Deltour-Levie die Überreste eines größeren, offenbar halbkreiskreisförmigen Monuments aus ordentlich bearbeiteten Blöcken. Nach ih rer Ansicht besitzt diese Struktur große Ähnlichkeit mit den aus Phellos bekannten Tumuli347. Wenn diese Deutung rich tig ist, dann wäre dies das einzige Beispiel dieses Grabtyps, das bislang aus dem Einzugsgebiet des Xanthostals bekannt geworden ist348. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. Literatur: Deltour-Levie, Piliers Funéraires 76.
Das Felsgrab mit Vorhalle Das nach Westen ausgerichtete Grab liegt südwestlich un terhalb der Akropolis, wo es in einen großen freistehenden Felsblock gearbeitet wurde. Es besteht aus einer etwas mehr als einen Meter tiefen und zwei Meter breiten Vorhalle, hin ter der sich eine 2,60 × 2,08 m große Grabkammer öffnet. An der Rückwand und den seitlichen Langwänden befinden sich aus dem Fels geschlagene Klinen. Die Vorhalle ist an drei Seiten aus dem Fels gearbeitet, Fassade und Seiten bil den eine Holzkonstruktion nach. Das Grab ist überaus reich mit Reliefs verziert. Der stark beschädigte, unterhalb der Rundhölzer gele gene äußere Fassadenarchitrav zeigt eine Schlachtszene, die aus darstellerischen Gründen zumeist in Zweikämpfe auf gelöst ist. Außer Kämpfenden finden sich aber auch Gefalle ne und Gegangene in der Szene. Das Relief ist 22-25 cm hoch und beinahe zwei Meter lang. Das äußere obere Feld zwischen den Balken der nördli chen Seitenwand zeigt den Angriff eines Reiters auf einen Eber, jenes auf der südlichen den Kampf über einem Gefalle nen. Auf den oberen Feldern der Innenwände sind ein Zwei kampf (Norden) und eine Schildraubszene (Süden) darge stellt. Die unteren Felder hingegen zeigen friedliche Szenen, nämlich einen Sitzenden (Norden) und zwei Männer im Ge spräch (Süden). Der innere Architrav der Vorhalle gibt eine aus 23-24 Figuren bestehende Bankettszene mit 8 Klinen wieder, an deren Kopfende jeweils eine Frau auf einem Stuhl sitzt. Der über drei Seiten laufende Fries ist 22-25 cm hoch und etwa 3,60 m lang. Die Erhaltung der inneren Reliefs ist recht gut. Stark be schädigt sind allerdings die unteren Seitenwände und auch der äußere Architravfries. Datierung: Anfang 4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 263 f., J. Zahle JdI 94, 1979, 328 f. Nr. 20; Marksteiner, Limyra 98; J. Borchhardt – G. Neu mann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 39 ff.
347 348
Vgl. hierzu J. Zahle, ActaArch 46, 1978, 77 ff. Da überall sonst in Lykien Tumuli zu finden sind, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch im Xanthostal Beispiele dieses Grabtypus ve rifiziert werden. – Vgl. Hülden, Gräber und Grabtypen, 109 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Der Sarkophag mit Jünglingsrelief Ganz im Norden der Siedlung, oberhalb der Paßstraße, be finden sich die Reste eines umgestürzten Sarkophagkastens. Die Wiedergabe der architektonischen Elemente ist für Ly kien ungewöhnlich: Die Schmalseiten zeigen offenbar von Halbsäulen mit profilierten Basen flankierte, kassettierte Türen. Auf der nördlichen Langseite ist die Darstellung eines nackten, stehenden Jünglings erkennbar. Der ‚Jünglingssar kophag‘ gehörte offenbar zu einem Ensemble aus zwei Sar kophagen. Von dem zweiten, unmittelbar daneben errichte ten, hat sich freilich nur der Unterbau in situ e rhalten. Datierung: noch 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 275; J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 45 f.
4.17.6 Münzprägung Sofern die Siedlungsreste von Köybaşı mit dem auf dem In schriftenpfeiler in Xanthos (TL 44) mehrfach genannten Ort tuminehi identisch sind349, können der Ruinenstätte darü ber hinaus auch einige dynastenzeitliche Münzprägungen, namentlich des Khêriga und des Mithrapata zugeschrieben werden – Prägungen, auf welchen zusammen mit dem Na men des Prägeherrn auch eine Ortsbeischrift erscheint. Literatur: J. Zahle, Nordisk Numismatik 5, 1988, 98 ff.; J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 48-50; A.-V. Schweyer, RA 1996 30 f.; O. Carubba in: Akten II 1 (1993) 12 f. mit Anm. 11.
Silberstater des Khêriga Auf der Vorderseite ist der nach links gewandte Kopf der Athena/Malija mit attischem Helm dargestellt. Auf der Rückseite befindet sich ein quadratisches Incusum mit Perl rand. Darin sind ein bärtiger Dynastenkopf mit früh-atti schem Helm nach links und die Beischrift χeriga tuminehi erkennbar. Datierung: 420-410 v. Chr. Literatur: J. Zahle in: GHH 177 Nr. 90.
Silberstater des Khêriga Auf der Vorderseite ist der nach links gewandte Kopf der Athena/Malija mit attischem dargestellt, im quadratischen Incusum der Rückseite ein bärtiger Dynastenkopf mit thra kischem Helm nach rechts. Dazu die Beischrift χeriga tuminehi. Datierung: 430-410 v. Chr. Literatur: J. Zahle in: GHH 177 Nr. 89 (mit Abb. von Nr. 87).
Silberstater des Mithrapata Die Vorderseite zeigt einen nach links gewandten Athena kopf mit korinthischen Helm im Perlkreis. Links über dem Kopf befindet sich ein kleiner Triskeles als Beizeichen. Auf der Rückseite ist ein quadratisches Incusum mit Perlrand wiedergegeben. Darin ist ein nach links gewandter Stier mit 349
Vgl. o. Anm. 353.
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eingeknickten Vorderläufen und der Beischrift miθrapata tumine zu sehen. Datierung: 420-400 v. Chr. Literatur: J. Zahle in: GHH 176 Nr. 83.
4.18 Küçük Kale/Büksez 4.18.1 Siedlungsbild Die kleine Burg von Büksez liegt etwa 4,4 km westlich des Letoons und 7,4 km südwestlich von Xanthos. Die 41 m lange und 11 m breite Befestigung wurde auf einem schmalen Fels grat nur 0,9 km nordöstlich der hellenistischen Festung von Pydna errichtet. Der ostwestlich ausgerichtete Grat überragt seine Umgebung um etwa 5-6 m. Unmittelbar westlich der Burg befindet sich eine kleine, sehr ebene Fruchtfläche, bei der es sich ganz offensichtlich um eine verlandete Meeres bucht handelt. Verantwortlich für die Verlandung der Bucht dürfte der nur etwa 120 m östlich der Burg entlang fließende Karadere gewesen sein, der bis heute sehr viel Schwemm material mit sich führt. Da es im Bereich der Burg keinerlei Hinweise auf die Existenz einer Wohnsiedlung350 gibt, han delte es sich bei Büksez wohl um eine rein militärische An lage, die eigentlich nur einem Zweck gedient haben kann, nämlich dem Schutz und der Überwachung der als Reede von Xanthos dienenden Meeresbucht. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch der Umstand, daß der Fluß nur etwas mehr als einen Kilometer nordöstlich der Burg entspringt. Die Verfügbarkeit von Frischwasserquellen spielte bei der Wahl von Landeplätzen seit jeher eine große Rolle – ähnlich scheint es sich ja auch im Fall der Reede beim Letoon verhalten zu haben. Wie akut das Verlandungsproblem bereits in der Antike gewesen sein muß, verdeutlicht die Errichtung der Festung Pydna gleich an der nächsten, südwestlich benachbarten Meeresbucht, die heute freilich ihrerseits längst zu einer Schwemmebene geworden ist. Insgesamt weist die topogra phische Situation der Burg von Büksez große Ähnlichkeiten mit der kleinen Hafenfestung von Teimiusa351 in Zentrally kien auf. Literatur: P. Adam, Architecture Militaire Grèque (1982) 120 f.; Mark steiner, Limyra 146.
4.18.2 Befestigungen Die Befestigung besteht im Wesentlichen aus zwei langrecht eckige Kernbauten, die das Ost- und Westende der Burg bil den und im Norden durch eine leicht abknickende Kurtine miteinander verbunden sind. Auf der Südseite werden die beiden Bauten von einer 21 m langen, etwa 4 m nach Süden 350
Marksteiner, Limyra 146 vermutet die Wohnsiedlung könne im Be reich der Schwemmebene zu suchen sein. Daß sie vollkommen spur los verschwunden sein soll, ist jedoch unwahrscheinlich. 351 M. Zimmermann, IstMitt 53, 2003, 276 ff; ders., AW 31, 2000, 335 ff.; T. Marksteiner, in: Lykische Studien I, 136 ff.
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vorspringenden bastionsartigen Terrasse getrennt. Der ein zige Zugang, ein schlichtes Axialtor, liegt in etwa mittig auf der Nordseite. T. Marksteiner vermutet, daß die beiden Kernbauten als Türme gestaltet waren und sieht darin eine Parallele zur Doppelturmanlage auf der zentrallykischen Burg von Gürses. Im Fall des westlichen Kernbaus von Bük sez fehlen jedoch jegliche Hinweise auf eine turmartige Ge stalt, es könnte sich hierbei ebenso gut um eine Bastion ge handelt haben. Überhaupt zeichnet sich die gesamte Anlage durch eine auffallend gleichmäßige Mauerhöhe aus, was an einen gewollten Horizontalausgleich denken läßt. Man wird sich die aufgehenden Teile folglich sämtlich aus vergängli chen Materialien vorzustellen haben. Das gilt für etwaige Türme ebenso, wie für die Brustwehren. Das – soweit erkennbar – binderlose Mauerwerk besteht zum überwiegenden Teil aus großformatigen Blöcken tra pezoidalen Zuschnitts. Nur die südliche Terrasse wurde aus Bruchsteinen großer und mittlerer Formate errichtet, was die Frage aufwirft, ob es sich bei diesem Teil der Befestigung nicht um eine spätere Zutat handeln könnte. Zwingend ist dies angesichts der additiven Tendenzen im lykischen Mau erbau der klassischen Zeit freilich nicht352. Datierung: Ende 5./Anfang 4. Jh. v. Chr. Literatur: P. Adam, Architecture Militaire Grèque (1982) 120 f.; Mark steiner, Limyra 146.
4.19 Letoon 14.9.1 Siedlungsbild Etwa 4 km südwestlich von Xanthos liegen am Westufer des etwa zwei Kilometer entfernten Xanthosflusses zwei massi ve, durch einen Sattel miteinander verbundene Hügel. Der größere Südhügel erreicht eine Höhe von etwa 80 m, der kleinere nördliche ist mit ungefähr 40 m hingegen nur halb so hoch. beide überragen die große sie umgebende Frucht ebene von Kumluova jedoch deutlich. Vom ungefähr 4,5 km entfernten Meer aus gesehen, handelt es sich um die ersten nennenswerten Erhebungen im unteren Xanthostal. Das Letoon wurde auf einer Terrasse am westlichen Fuß des Nordhügels angelegt. In der Frühzeit des Heiligtums war offenbar die in diesem Bereich entspringende Quelle von zentraler Bedeutung, der keramische Befund reicht gar bis in das 8. Jh. v. Chr. zurück. Dort ließ sich auch die erste, noch in archaische Zeit zurückreichende Bautätigkeit nach weisen. Einen wirklichen architektonischen Ausbau erfuhr das Letoon freilich erst seit dem ausgehenden 5. und vor allem im 4. Jh. v. Chr., als die ersten Versionen der Tempel für Leto, Apollon und Artemis errichtet werden. Sie erhe ben sich bereits an derselben Stelle nebeneinander und sind ebenso nach Süden ausgerichtet wie ihre hellenistischen
352
Vgl. hierzu Marksteiner, Limyra 115 f.
Nachfolgebauten. Auch die Peribolosmauer und ein Gebäu de im Norden des Heiligtums entstehen in klassischer Zeit. Ebenfalls bis in diese Epoche reicht wohl auch die ober halb von Heiligtum und hellenistischem Theater, auf der sanft ansteigenden Kuppe des Hügels gelegene Siedlung zu rück353. Dafür sprechen neben vereinzelten baulichen Über resten aus dieser Zeit vor allem einige Felsgräber lykischen Typs, die am Nordhang des Siedlungshügels zu erkennen sind354. Die Siedlung breitet sich über den Westteil der recht ausgedehnten Kuppe aus, die im Gegensatz zu den steilen Hügelrändern nur ein leichtes Gefälle besitzt. Unklar ist, ob die Siedlung befestigt war. Allerdings erkannte bereits G. Bean oberhalb des Heiligtums einen aus großformatigen, bis zu 1,80 m messenden polygonalen Blöcken bestehenden Mauerzug, der durchaus fortifikatorische Zwecke erfüllt haben könnte. Gleiches gilt für ein weiteres, noch sehr viel qualitätvolleres Stück Polygonalmauer, das oberhalb des hellenistischen Theaters verläuft355. Von nicht geringer Bedeutung für die Entstehung und die weitere Entwicklung des Heiligtums dürfte schließlich der Umstand gewesen sein, daß die Küstenlinie in der Anti ke sehr viel näher am Letoon verlief, als dies heute der Fall ist. Strabon (665) spricht davon, daß es zu seiner Zeit le diglich 10 Stadien, also etwa 1,5 km vom Meer entfernt ge wesen sei. In archaisch-klassischer Zeit muß das Heiligtum folglich noch deutlich näher am Meer gelegen haben. Aus der Strabonstelle ist ferner zu schließen, daß wohl auch der Xanthosfluß nicht so weit entfernt war, wie dies heute der Fall ist und daß es in augusteischer Zeit im Bereich der Fluß mündung eine Anlegestelle gab. Es ist davon auszugehen, daß dies bereits in archaisch-klassischer Zeit der Fall war. Das Letoon mit seiner Frischwasserquelle dürfte also schon früh ein wichtiger Anlaufpunkt für die Schiffahrt gewesen sein. Literatur: H. Metzger, FdX 6 (1979) 5 ff.; ders., FdX 9 (1992) 7 ff.; Bean, Lycian Turkey 60 ff.; J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 130 ff.; Marksteiner, Lykien 80 ff.
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Die Siedlung findet in der Forschungsliteratur bislang keinen Nie derschlag, was wohl nicht zuletzt daran liegt, daß ihre Überreste größtenteils Steinraub zum Opfer gefallen sind. Sie scheint wie der Autor bei einem kurzen Besuch am 19. August 2012 feststellen konn te, von durchaus beachtlicher Größe gewesen zu sein. Zu erkennen sind Felsabarbeitungen und einige Türschwellen, eine davon mit für die klassische Zeit charakteristischen runden Pfannenlöchern (vgl. hierzu Marksteiner, Limyra 156 f.; Thomsen, Avşar Tepesi 257). 354 Auch die Gräber sind in der Forschung bislang nicht erwähnt. Sie sind von der Straße aus auf dem Weg zum Letoon zu erkennen. 355 Bean, Lycian Turkey 62 f. – Die Polygonalmauer oberhalb des The aters blieb in der Forschung bislang unerwähnt. Die Textur beider Mauerstücke ist charakteristisch für die klassische Zeit (vgl. hierzu Marksteiner, Limyra 119 ff.).
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
4.19.2 Tempel und Gebäude Dank der von französischer Seite durchgeführten Ausgra bungen sind aus dem Letoon eine Reihe von Bauten bekannt, die sich der archaisch-klassischen Zeit zuweisen lassen. Sie konzentrieren sich vor allem auf zwei Bereiche im Nor den und im Zentrum des Heiligtums. So konnten unter der hellenistisch-römischen Nordporticus die Überreste eines ähnlich gestalteten Vorgängerbaus, einer Quellfassung und zweier ‚Plattformen‘ sowie Teile einer vorhellenistischen Peribolosmauer nachgewiesen werden. Hinzu kommen die klassischen Vorgängerbauten der südlich der Portikus gele genen hellenistischen Tempel. Nach den Erkenntnissen der Ausgräber lassen sich für den fraglichen Zeitraum im Letoon drei Ausbauphasen un terscheiden. Die erste wäre danach gegen Mitte des 6. Jhs. anzusetzen, die zweite zu Beginn des 5. Jhs. und eine dritte an der Wende vom 5. zum 4. Jh. v. Chr. 4.19.2.1 Das Nordquartier Die architektonische Ausgestaltung des Letoons setzte er staunlicherweise nicht im Bereich der Tempel, sondern wei ter nördlich, im sogenannten Nordquartier ein. Hier fanden sich nicht nur die ältesten Baureste des Heiligtums, hier scheint auch – lange vor den ersten Tempeln – ein offenbar administrativen Zwecken dienendes Gebäude entstanden zu sein. Die Quellfassung Bei dem etwa 14,40 m langen und 6,70 m breiten Bau im nördlichen Teil des Heiligtums handelt es sich um die bis her ältesten architektonischen Überreste aus dem Letoon. Erhalten haben sich davon freilich nur die östliche Schmal wand sowie Teile der nördlichen Langseite. Das zweischali ge, etwa 0,80 m starke Mauerwerk besteht aus Kalksteinblö cken, die in der Außenschale deutlich größer und auch sehr viel besser bearbeitet sind. Insbesondere die Blöcke der of fenbar als Schauseite konzipierten Ostmauer sind sehr sau ber zugehauen. An den Ecken fanden größere, orthostaten artige Blöcke Verwendung. Auf dieser Seite führt auch ein kleiner gedeckter Kanal aus dem Gebäudeinneren heraus, der angesichts seiner erhöhten Lage als Überlaufschutz ge dient haben mag. Ob es sich hierbei um einen gedeckten oder einen offe nen, beckenartigen Bau handelte, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Jedenfalls scheint er als eine Art Brunnenhaus gedient zu haben, in dem das Wasser der Quelle gesammelt wurde, sei es nun für profane oder auch für kultische Zwe cke. Ein Zusammenhang mit den eliyâna, jenen lykischen Pendants zu den griechischen Nymphen, ist jedenfalls nicht auszuschließen. Bereits zu Beginn des 5. Jhs.v. Chr. wird die Quellfassung offenbar zerstört. In diesem Zusammenhang sei darauf hin
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gewiesen, daß sich die Verehrung der Nymphen in nachklas sischer Zeit offenbar auf den Südteil des Heiligtums konzen trierte, wo bereits im Hellenismus ein Nymphäum entsteht. – Ein weiterer Mauerrest aus archaischer Zeit konnte etwa 15 m nördlich der Quellfassung nachgewiesen werden. Über seine Funktion liegen keine gesicherten Informationen vor. Datierung: 6. Jh. v. Chr. – Zerstörung Ende 6./Anfang 5. Jh. v. Chr.356 Literatur: H. Metzger, FdX 9,1 (1992) 7 ff.; ders., FdX 6 (1979) 26.
Das ‚Verwaltungsgebäude‘ Nicht lange nach Zerstörung der Quellfassung wird unmit telbar östlich von dieser ein nach Süden, auf das Tempela real ausgerichtetes Gebäude errichtet, das sich – in Phase I – aus zwei unterschiedlich breiten Raumreihen zusammen setzt. Der südliche ist 41,50 m breit und 7,50 m tief. Er be steht aus fünf unterschiedlich großen Einheiten, deren Süd seite im Stile einer Stoa offen gelassen ist. Die Westmauer ruht auf der Ostwand der Quellfassung, die zu diesem Zeit punkt folglich schon außer Funktion gewesen sein muß. Die beiden seitlichen Kammern sind sehr viel geräumi ger als jene in der Mitte, der Ostraum ist mit einer lichten Weite von 17,50 m am größten. In seinem Inneren fanden sich sechs in zwei Reihen angeordnete Stützen, im kleine ren Westraum hingegen, waren es nur zwei. Die nördli che Raumreihe besteht aus nur drei Einheiten und ist mit 29,50 m sehr viel schmaler, mit 8,50 m allerdings deutlich tiefer. Die seitlichen Außenwände sind gegenüber jenen der südlichen Raumreihe um jeweils etwa sechs Meter nach Osten bzw. Westen eingerückt, was dem Bau einen symme trischen Grundriß verleiht. Auch die hinteren Seitenräume sind vergrößert und mit jeweils vier Stützen versehen. Noch in vorhellenistischer Zeit kam es zu Umbauten, in deren Verlauf das Gebäude in südlicher und westlicher Richtung erweitert wurde (Phase II). Zugleich wurde die Südseite verschlossen und der Zugang in Form eines klei nen Propylons auf die Westseite verlegt. Das zweischalige Mauerwerk ist 0,70-0,80 m stark und besteht aus kleinen bis mittelgroßen, zur polygonalen Form neigenden und an den Außenseiten recht ordentlich geglätteten Bruchsteinen. Die Ausgräber deuten den Komplex als ein kultischen Be langen dienendes Verwaltungsgebäude. Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr. (Phase I); Ende 5./Anfang 4. Jh. v. Chr. (Phase II) Literatur: H. Metzger, FdX 9,1 (1992) 19 ff. 26 ff.
Die Plattformen Vor der Südwestecke des ‚Verwaltungsgebäudes‘ befindet sich eine identisch ausgerichtete rechteckige Plattform. Sie mißt 14 m in der Länge und 2,50 m in der Breite, ist 1,20 m 356
In FdX 6 (1979) 26 datierte H. Metzger den Bau allerdings noch in das 5. Jh. v. Chr.
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hoch und besteht aus kleinen und mittelgroßen Bruchstei nen, die zur polygonalen Form tendieren und an der Au ßenseite geglättet wurden. Die Ecken der Plattform sind mit etwas größeren Blöcken verstärkt, das Innere ist bis auf eine einheitliche Höhe mit kleineren Bruchsteinen verfüllt. Ein Stück westlich davon, genau über der zugeschütteten Quellfassung, wurden die Reste einer weiteren, jedoch win kelförmigen Plattform ähnlicher Bauweise freigelegt. Die beiden Seiten waren jeweils 8 m lang und an den Enden mit 2,50 m genauso breit wie ihr rechteckiges Pendant. Die In nenseite des Winkels ist bogenförmig gestaltet. Beide Platt formen sind durch ein schmaleres Mauerstück miteinander verbunden. Standspuren deuten darauf hin, daß sie der Auf stellung von Weihgeschenken, etwa Statuen und derglei chen, gedient haben könnten. Unklar ist, ob die Plattformen auch nach der Erweiterung des Verwaltungsgebäudes noch in Funktion blieben. Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
pels. Es handelt sich um ein 6,83 m breites und 8 m langes Gebäude, das wie sein Nachfolger bereits nach Süden ausge richtet ist. Erhalten haben sich vom klassischen Tempel frei lich nur die Fundamente aus sehr ordentlich zugehauenen trapezoidalen Kalksteinblöcken. Der Horizontalausgleich an ihrer Oberseite läßt freilich darauf schließen, daß sie als steinerner Sockel für einen Oberbau aus vergänglichen Ma terialien, vermutlich aus Holz, dienten. Einlassungen an verschiedenen Stellen zeigen an, wo Hölzer mit dem Sockel verzapft gewesen sein dürften. Die Errichtung des klassischen Tempels wird mit den Ak tivitäten des Dynasten Arbinas innerhalb des Heiligtums in Verbindung gebracht. Dieser rühmt sich in einer Inschrift der Errichtung eines Naos für Leto357. Datierung: Ende 5./ Anfang 4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 152; E. Hansen – C. Le Roy, RA 1976, 326 ff.; H. Metzger, FdX 6 (1979) 22.
Literatur: H. Metzger, FdX 9,1 (1992) 17 ff. 25; ders., FdX 6 (1979) 18.
Die Peribolosmauer Nördlich, östlich und westlich des ‚Verwaltungsgebäudes‘ wurden die Überreste einer imposanten, noch mehrere Meter hoch anstehenden, durchschnittlich 1,10 m starken Umfassungsmauer freigelegt. Sie besteht aus sehr sauber zugehauenen Quadern mit Randschlag und Bossen; in den Innenschalen fanden allerdings auch mittel- bis großfor matige, zur polygonalen Form tendierende Bruchsteine Verwendung. Die Ausgräber bringen die Errichtung dieser Mauer mit der Regentschaft des Maussolos in Zusammen hang, eine spätere Erweiterung mit dem Namen seines Soh nes Pixodaros. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 9,1 (1992) 32 ff.; ders., FdX 6 (1979) 18.
4.19.2.2 Die Tempel Das Letoon ist vor allem für seine drei nebeneinander lie genden Tempel bekannt, die mit der Göttertrias bestehend aus Leto sowie ihren Zwillingen Artemis und Apollon ver bunden sind. In ihrer heutigen Erscheinungsform gehen sie zwar alle auf die hellenistische Zeit zurück, dennoch re präsentieren sie – ungeachtet ihres griechischen Aussehens – einen genuin lykischen Kult. Das wird an der für lykische Heiligtümer charakteristischen Südausrichtung und der Tatsache deutlich, daß es – ganz anders als in der griechi schen Welt – keine den Tempeln zugeordneten Altäre gibt. Tatsächlich konnten unter allen hellenistischen Tempeln des Letoons die Überreste älterer Kultbauten nachgewiesen werden, die sich durch eine typisch lykische Bauweise aus zeichneten. Der Letotempel Er ist der westliche der drei Kultbauten. Die Reste des klas sischen Baus liegen unter der Cella des hellenistischen Tem
Der Apollontempel Ähnlich verhält es sich beim östlichen, Apollon geweihten Tempel. Auch hier ist der nur 4,70 × 7,60 m große, nach Sü den ausgerichtete klassische Kultbau vollständig in den hel lenistischen Nachfolger inkorporiert. Erhalten haben sich lediglich die aus lokalem Konglomeratgestein bestehenden Grundmauern, an denen freilich besonders deutlich wird, daß der gesamte Oberbau aus Holz bestanden haben muß. Auf allen vier Seiten ist über die gesamte Länge des Funda ments eine rechteckige Rinne in die Oberseite der Blöcke ge arbeitet worden. An den Ecken kreuzen sich die Rinnen der Schmal- und der Langseiten sogar und überragen einander um ein gutes Stück. In regelmäßigen Abständen, vor allem jedoch in den Ecken, finden sich zusätzliche rechteckige Ein tiefungen in den Rinnen. Letztere dienten zweifellos der Verzapfung von Vertikal hölzern, die Rinnen hingegen der Fixierung horizontaler Schwellbalken. Wie sonst nirgends spiegelt sich in diesem Befund die reale Umsetzung jener Holzriegelbauweise wie der, wie sie so häufig bei lykischen Felsgräbern der klassi schen Zeit nachgeahmt wird. – Ein hellenistisches Boden mosaik, das im Südteil des klassischen Tempels freigelegt wurde und Attribute des Apollon zeigt, könnte ein Indiz da für sein, daß der alte Kultbau noch im 2. Jh. v. Chr. in Funkti on war. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 143 f.; C. Llinas, RA 1974, 322 ff.; Marksteiner, Lykien 87 f.
Der Artemistempel Nicht ganz so klar ist der Befund beim mittleren Tempel, dem kleinsten von allen, dessen Zuweisung an Artemis auf zwei griechisch-lykischen Bilinguen beruht, in welchen die 357
Die betreffende Textstelle ist allerdings nicht ganz eindeutig.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Göttin genannt ist. Sie wurden vor der Südostecke des Ge bäudes gefunden, bei einer von beiden handelt es sich um eine Weihung des Dynasten Arbinas358. Aus vorhellenisti scher Zeit stammt zweifellos der vollständig in das jüngere Gebäude integrierte, stellenweise abgearbeitete Felsblock. Aufgrund dieser Abarbeitungen vermutet man darin den Überrest eines alten Holzriegelbaus, vergleichbar dem klas sischen Leto- oder Apollontempel. Die unregelmäßige Form des Felsens und der Abarbei tungen, sowie der Umstand, daß er so überaus hoch aufragt, läßt es aber auch denkbar erscheinen, daß es sich – zumin dest in klassischer Zeit – gar nicht um einen Tempel, son dern um einen großen Felsaltar gehandelt hat. Felskultstät ten dieser Art sind für die lykische Kulttradition geradezu charakteristisch und fehlen im Letoon bislang völlig. Die Umwandlung in einen Tempel griechischen Stils scheint bereits sehr früh erfolgt zu sein. Die Ausgräber ver muten, daß dies noch zur Zeit des Arbinas geschah – wenn die Maßnahme nicht sogar von ihm selbst veranlaßt wurde. Man nimmt an, daß es sich um einen etwa 8,50 × 18 m gro ßen prostylen Bau ionischer (?) Ordnung mit vier Säulen an der Front oder zweien in antis gehandelt hat. Tatsächlich hat sich von dieser Phase jedoch so wenig erhalten, daß die Reste nach Ansicht des Verfassers ebenso gut zu einer ver gleichsweise monumentalen Altareinfassung passen könn ten. Datierung: 5. Jh. v. Chr. (Holzbau); Anfang 4. Jh. v. Chr. (Arbinasbau) Literatur: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 147 f.; Marksteiner, Lykien 87.
4.19.3 Inschriften Die Bedeutung des Letoons in klassischer Zeit ist auch an den Inschriften abzulesen, die dort im Zuge der Ausgrabun gen zum Vorschein gekommen sind. Bislang wurden acht lykische Texte359 gefunden, darunter mehrere lykisch-grie chische Bilinguen und auch einige Trilinguen, bei denen sich zum Lykischen und Griechischen noch das Aramäische ge sellt. Die bedeutendste Inschrift dieser Epoche ist sicherlich die mit dem Karer Pixodaros in Verbindung stehende Tri lingue (N 320). Zu erwähnen ist aber auch das vom Dynas ten Arbinas aufgestellte ‚Symmachos-Poem‘ (N 311). Dessen besondere Rolle beim Ausbau des Heiligtums geht freilich noch aus einigen anderen Weihinschriften hervor (N 324. N 325). Datierung: überwiegend 4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Bousquet, FdX 9,1 (1992) 147 ff.; Neumann, Neufunde 28 ff. 43 ff. 358 N 311;
s. G. Neumann, Neufunde lykischer Inschriften seit 1901 (1979) 28. – Die zweite (N 312) nennt einen Limyräer als Stifter; s. Neumann a.O. 29 f. 359 Im Einzelnen handelt es sich hierbei um die Inschriften N 311, N 312, N 319, N 320 und N 324-327; s. G. Neumann, Neufunde lykischer In schriften seit 1901 (1979).
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4.20 Patara 4.20.1 Siedlungsbild Patara, im Lykischen pttara360, wurde an einer Senke errich tet, die im Osten und Norden von stellenweise steil aufra genden, bis zu 200 m hohen felsigen Hügeln begrenzt wird und im Süden bis ans Meer heranreicht. Westlich der Sied lung schnitt eine schmale, heute größtenteils verlandete Meeresbucht tief ins Land hinein, die sich als idealer natür licher Hafen erwies und die Grundlange für das Aufblühen der Stadt seit spätklassischer Zeit bildete. Der landseitige Hauptzugang führte von Norden her, durch die enge, zwi schen dem Koloksız und dem Ada Tepe hindurchführende Kışık-Schlucht in den Ort und war zweifellos leicht zu ver teidigen. Insgesamt handelt es sich hierbei um eine für lyki sche Verhältnisse eher untypische Siedlungslage, für die sich allenfalls in anderen Hafenorten, wie etwa in Büksez oder im zentrallykischen Teimiussa361, Parallelen finden lassen. Über das Siedlungsbild Pataras in archaisch-klassischer Zeit ist ungeachtet der intensiven Ausgrabungstätigkeit vor Ort bislang noch recht wenig bekannt. Der Hauptgrund hierfür ist sicherlich die enorme Bautätigkeit während des Hellenismus und der Kaiserzeit, durch die viele ältere Be funde zerstört oder zumindest stark verunklärt wurden. Die meisten Überreste aus den vorhellenistischen Epochen fan den sich auf dem etwa 30 m hohen Tepecık, einem kleinen, direkt an die Meeresbucht grenzenden Hügel am Nordwest ende der Senke. Hier wurden Wohnbauten aus archaischer und klassischer Zeit freigelegt und Reste von Befestigungen aus der Früh- und Spätklassik362. Die Keramikfunde reichen sogar bis ins frühe erste Jahrtausend zurück363. Ferner scheinen Teile der Befestigungen auf dem Doğru casarı Tepe, dem östlich der Siedlung bis etwa 180 m hoch aufragenden Hügel, noch in spätklassische Zeit zu gehören. Es gibt sogar Hinweise darauf, daß Teile des Hügels bereits in der Zeit um 400 v. Chr. befestigt waren. Angesichts der zahl reichen militärischen Auseinandersetzungen während die ser Zeit in Lykien, wäre es auch sehr unklug gewesen, eine die Umgebung der Siedlung derart beherrschende Höhe un befestigt zu lassen. Darüber hinaus läßt sich über das archaische und klas sische Patara nur wenig sagen. Die Beantwortung der Fra ge etwa, wo die Wohnquartiere jener Epoche lagen, bleibt 360
Zum lykischen Namen und seiner Bedeutung s. G. Neumann, Glos sar des Lykischen (2007) 288 s.v. pttara. 361 Hierzu vgl. o. 73. 362 Ob einige Wehrmauerabschnitte, wie von den Ausgräbern vermutet, tatsächlich noch ins 6. Jh. v. Chr. datieren, muß freilich offen blei ben. 363 Daß sich unter den Keramikfunden vom Tepecık nach Auskunft der Ausgräber auch bronzezeitliche Scherben befinden, hat sich bislang noch nicht mit letzter Sicherheit bestätigt. Zur frühen Keramik aus Patara s. T. Kaya, Adalya 5, 2001-2002, 35 ff.
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künftigen Forschungen vorbehalten. Vollkommen unklar ist auch die Größe der Siedlung in dieser Epoche. Im 6. und 5. Jh., aber wohl auch noch über weite Strecken des 4. Jhs. v. Chr. scheint Patara eine vergleichsweise unbedeu tende Ansiedlung gewesen sein. Das zeigt auch die gerin ge Gräberzahl – bislang sind nur vier Beispiele von zudem eher durchschnittlicher Qualität aus vorhellenistischer Zeit bekannt geworden. Bemerkenswert ist auch das Fehlen von Pfeilergräbern. Wie die frühhellenistischen Befestigungen zeigen, scheint der Ort dann jedoch seit dem ausgehenden 4. Jh. einen signifikanten Wachstumsschub erlebt zu haben. Andererseits deuten Münzprägungen aus dem letzten Vier tel des 5. Jhs.v. Chr. mit dem Namen Pataras an, daß der Ort auch zuvor schon politisch nicht völlig unbedeutend gewe sen sein kann. Auch die Erwähnung eines Apollontempels durch Herodot (1, 182) und der Umstand, daß bereits Heka taios364 den Ort in spätarchaischer Zeit eine Polis nennt, weisen in diese Richtung. Inschriften in lykischer Sprache fehlen bislang allerdings aus Patara. Wie diese Diskrepanz zwischen der literarischen und numismatischen Überliefe rung auf der einen und der archäologischen Evidenz auf der anderen Seite zu erklären ist, muß vorerst freilich offen blei ben. Literatur: H. Işkan – C. Schuler – S. Aktaş, Patara. Lykiens Tor zur römischen Welt (2016); F. Işık, Parara (2011) 11 ff. 25 ff.; ders., Patara (2000) 4 ff. 76 ff.; S.-G. Bauer – M. Kunze, Der Stadtplan von Patara (2010) 21 ff. 27 ff. 36 ff.; F. Işık – G. Işın, KST 29, 1 (2008) 59 f.; Mark steiner, Lykien 91 ff.; E. Öner, Adalya 3, 1998, 207 ff.; T. Kaya, Adalya 5, 2001-2002, 35 ff.; G. Işın, Olba 18, 2010, 85 ff.; H. Işkan – F. Işık (Hrsg.), From Sand into a city. 25 Years of Patara Excarations (2015)
4.20.2 Befestigungen Am Westhang des Tepecık ist ein längeres Stück Befesti gungsmauer aus großformatigen, zur polygonalen Form tendierenden Bruchsteinen zu sehen. An der erhaltenen Ecke wurden besonders große Blöcke aufeinander geschich tet. Mauern dieses auch ‚kyklopisch‘ genannten Stils365 ent stehen in der Regel im 5. Jh. v. Chr. Am Nordhang desselben Hügels befindet sich außerdem eine fünfzehn Meter lange Polygonalmauer aus mittelgroßen, sehr fein verfugten Blö cken, für die eine Datierung in archaische Zeit erwogen wur de, die vermutlich jedoch jünger ist. Auf derselben Hügelsei te erhebt sich ferner ein bis zu 1,30 m starkes zweischaliges Mauerstück aus bossierten Quadern, das noch in spätklassi sche Zeit gehören könnte. Ebenfalls noch in spätklassische Zeit könnten Teile der Befestigungen auf dem Gipfel und an den Hängen des Doğrucasarı Tepe zu gehören, wenngleich auch eine Datie rung in die frühhellenistische Zeit nicht auszuschließen ist. Es handelt sich um Quadermauern in pseudoisodomer Tech 364 365
Hierzu vgl. o. 23. Vgl. Marksteiner, Limyra 132.
nik, die noch weitgehend ohne Binder auskommen366. Hinzu kommt, daß die Gestaltungsunterschiede zwischen Innenund Außenschalen – anders als bei hellenistischen Mauern üblich – nur gering sind. Es kommen Ecklehren vor, jedoch keine Randschläge. Die Mauerstärken schwanken, je nach topographischer Situation, zwischen 1,80 m und 3,60 m. Auf dem Gipfel des Doğrucasarı Tepe erreichen sie sogar bis zu 3,80 m. Bemerkenswert ist ein Mauerzug, dessen Überreste just dort oben, auf dem höchsten Punkt des Hügels zu sehen sind. Unweit der Südostecke der dortigen Befestigungen weist die Innenschale der Ostmauer nämlich Schießschar ten auf, die jedoch von der Außenschale der an dieser Stel le 3,80 m breiten spätklassisch-frühhellenistischen Befes tigung und der Verfüllung des Mauerkerns vollständig verdeckt werden. Da jene Blöcke einen deutlich trapezoida len Zuschnitt besitzen, muß es sich hier um die noch in situ befindlichen Überreste einer älteren Befestigung handeln. Der Mauertechnik nach zu urteilen, stammen sie vermut lich aus der Zeit um 400 v. Chr. Wenn das richtig ist, dann existierte also an dieser strategisch so wichtigen Stelle schon vor der Errichtung einer die ganze Stadt umschließenden Ringmauer bereits eine kleine Festungsanlage367. Datie rung: 6. (?)-2. Hälfte 4. Jh. v. Chr. (Tepecık); um 400-Ende 4. Jh. v. Chr. (Doğrucasarı) Literatur: F. Işık, Parara (2011) 25 f.; S.-G. Bauer – M. Kunze, Der Stadt plan von Patara (2010) 27 ff. 36 ff.
4.20.3 Gebäude Der Kenntnisstand über die vorhellenistischen Gebäude Pa taras, seien sie nun privater oder öffentlicher Art, ist ähnlich prekär, wie im Fall der Gräber. Bislang sind nur vier Bauten aus dieser Epoche bekannt geworden, von denen sich zudem drei nicht innerhalb der Siedlung, sondern in ihrem Vor feld befinden. Dabei handelt es sich zum einen um die Reste eines Gehöftes(?) einige hundert Meter südöstlich des Tepe cik, zum anderen um einen vermutlichen Tempel unterhalb der Kuppe des Bodrum Tepe und einen Wachturm oberhalb der Zugangsschlucht. Innerhalb der Siedlung wurde bisher nur ein einziger archaisch-klassischer Gebäudekomplex frei gelegt. Dieser auf dem Tepecik gelegene Bau zeichnet sich freilich durch eine Größe und Bauqualität aus, die nicht so recht zu einem in dieser Zeit noch vergleichsweise unbedeu tenden Ort passen will. 366
Zur Verwendung von Quadern in klassischen lykischen Befestigun gen vgl. Marksteiner. Limyra 133. 367 Dieses Mauerstück wird in S.-G. Bauer – M. Kunze, Der Stadtplan von Patara (2010) zwar nicht eigens besprochen, sind jedoch zu se hen auf Seite 43 (Abb. 47) der genannten Publikation. Die trapezoi dale Form der Blöcke ist wegen der Schrägansicht der Aufnahme nur zu erahnen, die Öffnungen der Schießscharten jedoch sind deutlich zu erkennen.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Die Dynastenresidenz auf dem Tepecik Auf der Kuppe des Tepecik wurden die Überreste eines groß zügig angelegten Gebäudekomplexes freigelegt, dessen Ent stehung nach der vorläufigen Auswertung des stratigraphi schen Befundes noch bis in archaische Zeit zurückreichen dürfte. Der Komplex besteht aus zwei etwa gleich großen, langrechteckigen Einheiten, die jeweils in mehrere Räume unterteilt sind, jedoch wohl nicht miteinander verbunden waren. Im Südteil der westlichen Einheit befindet sich eine rechteckige Zisterne368. Bemerkenswert sind die über zwei Meter starken Außen mauern, die aus klein- bis mittelformatigen Bruchsteinen bestehen. Der Raum zwischen Innen- und Außenschale ist mit kleinteiligem Steinmaterial und Erde verfüllt. An den Ecken fanden größere Steine Verwendung, Binder kommen allem Anschein nach nicht vor. Die Binnenmauern sind deutlich schmaler und bestehen aus kleineren Bruchsteinen. Die aufgehenden Wände wird man sich – wie im lyki schen Hausbau dieser Zeit üblich369 – aus vergänglichen Materialen bestehend vorzustellen haben. Die erhaltenen Mauern dienten als Substruktion für eine Holzrahmenkon struktion und scheinen, ähnlich wie dies auch im Fall von Palast B auf der Akropolis von Xanthos vermutet wird, ein kellerartiges Untergeschoß gebildet zu haben. Angesichts der enormen Mauerstärken ist freilich von mehreren Ober geschossen auszugehen, ähnlich wie dies bei den Turmhäu sern in mehreren zentrallykischen Siedlungen nachgewie sen werden konnte370. Das Gebäude erfuhr im Laufe der Zeit offenbar mehrere Erweiterungen und Umbauten. Nach Ansicht der Ausgräber handelt es sich auch bei der Terrassenmauer auf der Ostsei te des Gebäudes um eine spätere Zutat. Allerdings erinnert das Zusammenspiel von Gebäude und vorgelagerter Ter rasse stark an die von den Verandahäusern371 auf dem Avsar Tepesi bekannte Situation. Grundrißtypologisch scheint der Bau mit seinen beiden langrechteckigen Einheiten diesem Haustyp ohnehin recht nahe stehen, wenngleich er auch noch Elemente des Reihenraumschemas372 aufweist. Wie der Komplex typologisch letztlich einzuordnen ist, wird er sich freilich erst dann erweisen, wenn seine Baugeschichte und Datierung abschließend untersucht wurden. 368
369
370 371 372
Die Gesamtmaße der Anlage sind den Vorberichten leider nicht ent nehmen und auch ein Plan liegt noch nicht vor. Allerdings lassen die Angaben zu einigen Teilbereichen, wie der 4,65 × 2,50 m großen Zis terne, auf eine Ausdehnung von ungefähr 7,50 × 18 m je rechteckige Einheit schließen, was auf eine Gesamtgröße von etwa 15 × 18 m hin ausliefe. s. Thomsen, Avşar Tepesi 258 ff. Etwa in Seyret und auf dem Avşar Tepesi. – Vgl. Thomsen, Avşar Te pesi 266 ff. Thomsen, Avşar Tepesi 198 ff. Thomsen, Avşar Tepesi 277 ff.
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Die Ausgräber deuten die Anlage als Residenz eines Dy nasten, was angesichts seiner Größe und exklusiven Lage ein sehr naheliegender Schluß ist. Allerdings handelt es sich hierbei um den bisher einzigen bedeutenden Baubefund die ser Zeit aus Patara. Eine dazu passende dynastische Grab anlage etwa wurde bislang nicht entdeckt. Datierung: 7.-5. Jh. v. Chr. Literatur: G. Işın in: F. Işık, Parara (2011) 29 ff.; G. Işın, Olba 18, 2010, 85 ff.; F. Işık – G. Işın, KST 29, 1 (2008) 59 f.
Der Wachturm auf dem Ada Tepe Am nordwestlichen Ende des Ada Tepe, mithin genau ober halb des Zugangs in die Kışık-Schlucht, wurden die Überres te eines 13 × 8 m großen Gebäudes entdeckt, bei dem es sich wohl um einen Wachturm bzw. eine kleine Festung handel te, die sogar über eine eigene Zisterne im Inneren verfügte. Mörtelreste zeugen von einer langen Nutzung des Platzes, doch die großformatigen polygonalen, bzw. zur polygonalen Form tendierenden Blöcke, die bis zu 2 m betragende Mau erstärke und der Fund von Schwarzfirniskeramik weisen auf eine Entstehung in klassischer Zeit. Datierung: 5./4. Jh. Chr. | Literatur: F. Işık, Patara (2000) 56.
Ein Gehöft (?) am Grabungshaus Zu erwähnen ist ferner ein beeindruckendes, noch über zwei Meter hoch anstehendes Mauerstück aus großformatigen Bruchsteinen, das hinter dem Grabungshaus von Patara zu sehen ist373. Erscheinungsbild und Bauweise sprechen für eine Datierung der Mauer in klassische Zeit. Sie liegt etwa 70 m südwestlich der frühhellenistischen Befestigungslinie, also gerade noch innerhalb des ummauerten Stadtareals. Wegen der leichten Hanglage und der Ausrichtung nach Südwesten, also zur Stadt hin, kann der Mauerzug nicht Teil einer älteren Befestigung gewesen sein. Vielmehr dürfte es sich um eine Terrassierung handeln, die als Substruktion für ein Gebäude, vielleicht eines im Vorfeld der klassischen Siedlung gelegenes Gehöfts diente. Datierung: 5. Jh. v. Chr. (?) | Literatur: unpubliziert
4.20.4 Heiligtümer Die Informationen über die sakrale Topographie des vorhel lenistischen Patara sind erwartungsgemäß spärlich. Um so erstaunlicher ist es, was wir von Herodot (1, 182) erfahren, nämlich daß der zu seiner Zeit noch relativ unbedeuten de Ort bereits im 5. Jh. v. Chr. ein Orakel und einen Tempel des Gottes Apollon besaß. Über den Bau selbst erfahren wir – wenn man diese Überlieferung ernst nehmen darf – im merhin soviel, daß er verschließbar gewesen sein muß. Die 373
An dieser Stelle sei ausdrücklich dem Entdecker des Befundes Fah ri Işik gedankt, der den Autor im August 2012 zu diesem Mauerzug führte. Er datiert ihn in die klassischer Zeit.
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Oberpriesterin wurde nämlich zuweilen dort eingeschlossen und zwar immer dann, wenn man den Besuch des Gottes erwartete, was – so Herodot – offenbar nicht in jeder Jah reszeit der Fall war. Wo sich der Tempel befand, verrät der Geschichtsschreiber nicht. Die Ausgräber Pataras vermuten ihn jedoch – mit guten Argumenten – im Bereich der soge nannten Hafenbasilika am unteren Nordhang des Tepecık. In die Kirche sind zahlreiche Spolien verbaut, die zu einem kaiserzeitlichen (?) Tempel gehört haben könnten, der sich womöglich an gleicher Stelle erhob oder doch zumindest nicht weit entfernt. Auch eine Quelle, wie sie nach der Über lieferung bei Herodot zu fordern wäre, befindet sich in der Nähe. Tempel und Kirche könnten also durchaus an sehr viel ältere Kulttraditionen anknüpfen. Über das Erscheinungsbild oder gar die Ausmaße des klassischen Tempels lassen sich naturgemäß keine Aussa gen machen. Er wird allerdings dem Bau am Bodrum Tepe im nordöstlichen Vorfeld der Stadt nicht unähnlich gewesen sein, bei dem es sich nach Einschätzung des Verfassers eben falls um einen lykischen Sakralbau aus klassischer Zeit han deln könnte (s.u.). Davon abgesehen konnten in der näheren Umgebung Pataras immerhin vier Felskultnischen und zwei schlichte Felsaltäre verifiziert werden, die ihrer Charakteris tik nach alle in vorhellenistischer Zeit entstanden sein dürf ten. In Patara ist demnach ein Spektrum an Kultdenkmälern belegt, wie es in einer klassischen lykischen Siedlung auch zu erwarten ist. Literatur (Apollontempel): F. Işık, Parara (2011) 55 f.; ders., Patara (2000) 80; C. Schuler, in: H. Işkan – C. Schuler – S. Aktuş, Patara. Lykiens Tor zur römischen Welt (2016)
Der Bau am Bodrum Tepe Auf der Hochfläche südlich unterhalb der Kuppe des Bod rum Tepe, knapp 600 m nordwestlich der Stadt, liegt ein beinahe exakt nach Norden ausgerichteter 8,20 × 7 m gro ßer Bau, der bislang als Grabanlage gedeutet wurde374. Tat sächlich befindet sich im hinteren Teil des Mauergevierts ein längliches profiliertes Podium, auf dem offensichtlich einmal ein Sarkophag gestanden hat. Die Reste eines weite ren für einen Sarkophag bestimmten Unterbaus finden sich direkt östlich neben den Zugang vor der Nordwand des Ge bäudes. Den Ornamenten nach zu urteilen wurden die Sar kophage wohl im 2. nachchristlichen Jahrhundert errichtet. Der Mauerstil des Gebäudes paßt freilich nicht in diese Zeit. Das zweischalige, bis zu 1,20 m starke Mauerwerk besteht nämlich aus großformatigen, genau verfugten und sauber geglätteten polygonalen Kalksteinblöcken. An den Ecken fanden zudem große Orthostaten Verwendung. Bauweise 374
Der Bau wurde im Zuge eines vom Verfasser im Vorfeld von Patara durchgeführten Surveys im August 2012 noch einmal neu aufge nommen.
und Stil der Mauern, deren Textur an die polygonalen Stadt mauern von Xanthos erinnert, sprechen eindeutig für eine Entstehung in klassischer Zeit. Die einheitliche Höhe der Mauern und insbesondere der Ecken deuten ferner darauf hin, daß nur der untere Teil des Gebäudes aus Stein errich tet war, während die aufgehenden Teile aus vergänglichen Materialien bestanden – auch dies eine typisch vorhellenis tische Bauweise375. Das Aufgehende der Nordwand etwa, in der sich der Zu gang befand, wird man sich vermutlich ganz aus Holz und mit Kassetten verziert vorstellen dürfen. Bei dem profilier ten steinernen Türgewände handelt es sich eindeutig um eine spätere Zutat. In der Türschwelle finden sich nämlich vom Gewände teilweise verdeckte runde Pfannenlöcher, wie sie ebenfalls für die klassische Zeit charakteristisch sind376. Da die Nordmauer um etwa 0,70 m nach Süden zurückver setzt wurde, ragen die Mauerköpfe der Seitenwände ante nartig nach Norden vor. Dieses Vorgehen erinnert an die schmalen Vorhallen einiger klassischer Wohnhäuser auf dem Avşar Tepesi und ist bisweilen auch bei Felsgräbern zu beobachten377. Diese Überlegungen führen zu der Frage, um was es sich bei dem Bau am Bodrum Tepe gehandelt haben könnte. Eine Deutung als einräumiges Wohnhaus kommt angesichts der hohen Bauqualität sicher nicht in Frage. Seine Ausmaße, der etwas gestauchte Grundriß und vor allem die für lykische Heiligtümer nicht untypische Ausrichtung nach Norden le gen vielmehr nahe, daß es sich hierbei um einen ‚suburba nen‘ lykischen Tempel handelt. Wenn das richtig ist, dann gesellt sich zu den wenigen bisher bekannten klassischen Sakralbauten in Lykien nunmehr ein weiteres besonders gut erhaltenes Exemplar. Die Frage, welche Gottheiten hier verehrt worden sein könnten, läßt sich derzeit freilich nicht beantworten. Unklar bleibt auch, weshalb das Heiligtum in der Kaiserzeit in einen Grabbau umgewandelt wurde378. Da tierung: 5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, Parara (2011) 81; ders.; Patara (2000) 37 f.
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Vgl. hierzu Thomsen, Avşar Tepesi 109 f. 258 ff. – Wie hingegen kai serzeitliche Monumentalgräber aussehen, verdeutlicht ein genau gegenüber, auf der anderen Seite des Fahrweges gelegenes Tem pelgrab (Patara F), dessen Bauweise, Mauerstärken und Steinbear beitung vollkommen anders sind. Vgl. F. Işık, Lykia 2, 1995, 163. 181 Abb. 6; 184 Abb. 12. 376 Marksteiner, Limyra 156 f.; Thomsen, Avşar Tepesi 257. – Bei den oberen Blöcken der Nordwand könnte es sich ebenfalls um eine spä tere Zutat handeln. 377 s. Thomsen, Avşar Tepesi 264. – Die Nordwand scheint ursprünglich nicht in die Seitenwände eingebunden zu haben. Auch dies ist für die Eingangsseiten klassischer Wohnbauten auf dem Avşar Tepesi cha rakteristisch. 378 Aus der Zeit des Umbaus müssen auch die Mörtelspuren stammen, die auf den oberen Blöcken der Polygonalmauer zu sehen sind.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Die Felsheiligtümer Am südlichen Abhang des Bodrum Tepe, etwa 250 m nörd lich der Stadt, wurde erst kürzlich ein kleiner Felsblock mit einer rechteckigen und einer runden Eintiefung gefunden379, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um einen schlichten ly kischen Felsaltar handelt. Angesichts seiner Lage inmitten von Gräbern ist er wohl als Nekropolenheiligtum anzuspre chen. Dieser Befund gesellt sich zu einem schon länger be kannten Beispiel am Westhang des Günlük Tepe, nämlich einer zwischen zwei Tempelgräbern gelegenen runden Fels schale. Exakt zu datieren sind derart schlichte Denkmäler natürlich nicht, in der Regel entstammen solche Heiligtü mer freilich vorhellenistischen Kontexten. Ähnlich verhält es sich mit den schlichten Felsnischen, von denen ebenfalls mehrere Beispiele aus Patara bekannt geworden sind. Ein besonders interessantes befindet sich auf dem Doğrucasarı Tepe. Die dortige Nische ist von einer kleinen Scheintür eingerahmt und auf ihrem Boden befindet sich eine runde Einarbeitung. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: F. Işık, Patara (2011) 56; ders., Parara (2000) 23 f. 43 f.
4.20.5 Gräber und Nekropolen Klassische Gräber des lykischen, Holzarchitektur nachah menden Typs, sind aus Patara bislang nur wenige bekannt. Es handelt sich um drei einzeln gelegene Felsfassadengrä ber, von denen eines sich am Westhang des Doğrucasarı Tepe, ein weiteres am nördlich der Siedlung gelegenen Gün lük Tepe und das dritte schließlich auf der Nordwestseite des Tepecık befindet. Hinzu kommt ein wohl klassischer Sarko phag in der Nekropole am Osthang des Tepecık. Die geringe Zahl lykischer Felsgräber ist sicher nicht zu letzt auf den Mangel an geeigneten Felsformationen in der Umgebung Pataras zurückzuführen – wenn auch nicht nur. Aber auch wenn der Ort in archaisch-klassischer Zeit noch kein Siedlungsplatz ersten Ranges war, können die genann ten Gräber nicht die einzigen Grablegen aus dieser Epoche gewesen sein. Auch wenn es an den Hängen noch das eine oder andere verschüttete Felsfassadengrab geben mag, war die vorherrschende Grabform der vorhellenistischen Zeit hier wohl schlicht eine andere380. Die Ausgräber vermuten, daß der in Patara vor allem während der Kaiserzeit verbrei tete Typus des unterirdischen Kammergrabs an vorhelle nistische Traditionen anknüpft. Wo die klassischen Kam mergräber zu suchen sind, ob etwa im Bereich der jüngeren Nekropolen, also an den Hängen des Günlük, des Bodrum
379
Während des vom Verfasser im August 2012 durchgeführten Sur veys. 380 Es ist freilich nicht auszuschließen, daß man in Patara für diese Epo che, ähnlich wie auf dem Avşar Tepesi, auch mit freistehenden Grä bern aus vergänglichen Materialien, sprich aus Holz zu rechnen hat. Vgl. hierzu Thomsen, Avşar Tepesi 316 ff. 365 f.
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und des Doğrucasarı Tepe oder auch ganz woanders, ist der zeit noch völlig unklar. Literatur: F. Işık, Parara (2011) 77; H. Işkan in: F. Işık, Parara (2011) 79 f.; F. Işık, Patara (2000) 53; H. Yilmaz, Akten II 87 f.; H. Işkan Yılmaz – N. Çevik, Lykia 2, 1995, 200 ff.
Die Felsgräber Die Felsfassadengräber von Patara sind relativ klein und ihre Ausführung ist vergleichsweise schlicht. Die Gräber I und II vom Doğrucasarı bzw. vom Tepecık weisen unter der Dach konstruktion nur jeweils zwei längliche Kassetten auf, von denen jeweils die linke als Zugang dient. Bei Grab II ist die linke Seite zudem nicht vollständig ausgearbeitet. Im rech ten Kassettenfeld von Grab I sind ein schlecht erhaltenes Dreifigurenrelief und eine Inschrift zu erkennen, die jedoch beide erst in römischer Zeit angebracht wurden. Die Kam mer von Grab I besitzt eine Kline an der Rückseite, jene von Grab II hingegen lediglich eine Eintiefung in der Mitte des Kammerbodens. Etwas aufwendiger gestaltet ist das in einen großen Fels block auf dem Günlük Tepe gehauene Grab III. Der infolge eines Erdbebens verrutschte Bau besitzt außer den beiden unteren Kassetten, von denen wiederum die linke als Tür dient, noch zwei kleinere darüber, die sogar eine dreifache Abstufung aufweisen. Deren obere Hälfte fehlt allerdings ebenso wie die gesamte Dachkonstruktion. Diesen Teil des Grabes muß man sich wohl als gesondert gearbeitetes Werk stück vorstellen. Der Grund hierfür dürfte das zweite, schräg über dem Fassadengrab liegende kastenförmige Grab sein, über dessen genaues Aussehen sich freilich keine gesicher ten Angaben machen lassen. – Die Kammer des unteren Fas sadengrabes besitzt eine an drei Seiten umlaufende Kline. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: H. Yilmaz, Akten II 88 ff.; F. Işık, Patara (2000) 34. 41; H. Işkan in: F. Işık, Parara (2011) 81 f.
Der lykische Sarkophag Der einzige vermutlich noch in klassischer Zeit entstandene Sarkophag Pataras steht unweit des Ehrenbogens am unte ren Osthang des Tepecık und ist Bestandteil der dortigen Ne kropole. Den Unterbau bildet ein wie ein schlichtes lykisches Grabhaus mit nachgeahmter Holzkonstruktion gestaltetes Hyposorion. Darüber befindet sich ein niedriger Sockel, über dem sich der Sarkophag selbst erhebt. Die Giebelseiten des spitzbogigen Deckels ahmen hölzerne Kassetten nach. Der Sarkophagkasten weist an seinen Langseiten große Bos sen auf, die ihn wie einen überdimensionierten Quader er scheinen lassen. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: F. Işık, Parara (2011) 78; ders., Patara (2000) 71 f.; H. Yilmaz, KST 12, 1991, 31 f.
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4.20.6 Münzprägung Angesichts der in dieser Epoche noch vergleichsweise gerin gen Bedeutung Pataras verwundert es nicht, daß die dynas tenzeitliche Münzprägung des Ortes nicht sehr umfangreich ist. Die überlieferten Vorderseiten zeigen in der Regel einen behelmten Athenakopf, während auf der Rückseite zumeist ein Hermeskopf mit Petasos wiedergegeben ist. Es kommen allerdings auch Tierdarstellungen, namentlich Eber und Delphine sowie der Triskeles vor. Bemerkenswert sind die auf einigen Münzen auftau chenden Beischriften pttarazê oder pt.terezê, bei denen es sich offenbar um den Genitiv Plural des Ethnikons pttarazi handelt, was so viel wie „Einwohner von Patara“ bedeutet381. Hier scheint also nicht ein Dynast der Prägeherr gewesen zu sein, sondern die Einwohnerschaft als Ganzes bzw. deren beschlußfähiger Teil. Daneben kommen allerdings auch die Abkürzungen pt und ptt vor. Aus Patara könnte darüber hinaus eine Gruppe frühdy nastischer Prägungen des persischen Standards stammen, die auf Vorder- und Rückseite jeweils eine Krabbe zeigen (s.u.). Literatur: O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 23 Nr. M 212; 29 f. Nr. M 241 a-c; Babelon, Traité II, 2, 401-403. 416-421; Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 99 ff.
Silberstater Auf der Vorderseite ist ein nach rechts gewandter Athena kopf mit attischem Helm zu sehen. Das Quadratum Incusum der Rückseite enthält eine ebenfalls nach rechts gewandte Hermesbüste mit geflügeltem Petasos auf dem Kopf und ei ner am Hals befestigten Chlamys. Im Hintergrund sind ein Caduceus und die Beischrift pttarazê zu erkennen. Ein sehr ähnlicher Stater ohne Ortsbeischrift auf der Rückseite, dafür jedoch mit einer Muschel unter und dem Buchstaben l über dem Hermeskopf wurde vermutlich eben falls in Patara geprägt. Die Hermesrückseiten scheinen über wiegend aus der Zeit Vekhssere I. zu stammen382. Datierung: 450-430 v. Chr. (?) Literatur: Babelon, Traité II, 2, 416; vgl. ebenda 417; Vismara, Moneta zione arcaica II (1989) 261 ff.; dies., Monetazione I (1989) 98 ff.
Silberstater Die Vorderseite zeigt eine nach links springende Eberpro tome mit angewinkelten Vorderbeinen. Auf der Rückseite befindet sich ein quadratisches Incusum mit Perlrand mit einem Tetraskeles darin. Im Feld sind ein Monoskeles und die Beischrift ΠΤΤ (ptt) zu sehen. Datierung: 460-430 v. Chr.
Triobol Auf der Vorderseite befindet sich ein Kreis, darin ein sichel förmig gekrümmter Delphin nach links. Die Rückseite ent hält ein rundes Incusum mit Perlkreis, in dem ein nach links gewandter Athenakopf mit attischem Helm dargestellt ist. Dazu die Beischrift ΠΤ (pt). Datierung: 440-420 v. Chr. Literatur: Babelon, Traité II, 2, 403.
Silberstater N. Vismara vermutet, daß darüber hinaus auch die frühdy nastischen Statere ihres Typs XIII in Patara geprägt worden sein könnten. Sie zeigen auf der Vorderseite eine Krabbe. Auf der Rückseite befindet sich ein quadratisches Incusum mit Perrand, darin eine weitere Krabbe, unter der ein Buchstabe unklarer Bedeutung zu erkennen ist383. Datierung: 480-440 v. Chr. Literatur: Vismara, Monetatione arcaica II (1989) 99 ff. 4.21 Pinara 4.21.1 Siedlungsbild Die Stadt mit dem lykischen Namen Pinala384 liegt etwa 18 km nördlich von Xanthos am Westhang des mittleren Xanthostals. Die Entfernung zum Fluß beträgt etwa 8 km. Errichtet wurde sie auf den steilen östlichen Ausläufern des Antikragos/Baba Dagı-Massivs. Beherrscht wird Pi nara von einem als Akroplis dienenden, über 700 m hohen und 250 × 400 m großen dreieckigen Felsstock, welcher die Wohnsiedlung mit seinen senkrecht abfallenden Felswän den um mehr als 300 m überragt. Die im ummauerten Teil ungefähr 6 ha umfassende Wohnsiedlung selbst liegt auf einer etwa 200 m breiten und 500 m langen Geländestufe westlich unterhalb des Burg bergs. Sie reicht im Süden bis an einen Steilabfall und im Westen bis an eine Geländekante oberhalb eines steil abfal lenden Hanges heran. Im Norden ist das Gefälle etwas ge ringer. Die Wohnsiedlung wird von der sogenannten Unter burg, einer felsigen Erhebung im Südosten des besiedelten Areals dominiert, die in altlykischer Zeit den Schwerpunkt der Besiedlung gebildet zu haben scheint. Über die Bebau ungsdichte in dieser Zeit ist freilich nichts bekannt. Besie delt waren in der klassischen Epoche aber auch Teile des öst lichen Abhanges der Oberburg sowie die zwischen diesem und der Unterburg gelegene Senke. Die Höhenunterschiede innerhalb der Wohnsiedlung sind beträchtlich (310-420 m üNN). Die Grabbezirke der archaisch-klassischen Zeit finden sich in der östlichen Steilwand sowie am Ostabhang des Burgbergs, am Süd- Ost- und Nordhang der Unterburg so
Literatur: Babelon, Traité II, 2, 211. 383 381 382
O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 29 Nr. M 241 b. s. Vismara, Monetazione arcaica I (1989) 100.
Vismara, Monetatione arcaica II (1989) 103 f.; vgl. O. Carruba in: ebenda 360. 384 Zum lykischen Namen s. G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 274 s.v. pinala.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
wie im südlichen und nördlichen Vorfeld der Siedlung. Literarische Überlieferung und epigraphische Zeugnisse erwecken den Eindruck, daß Pinara bereits in archaischklassischer Zeit eine der bedeutendsten Siedlungen Lykiens war385. Die archäologischen Hinterlassenschaften und vor al lem die vergleichsweise geringe Größe der Siedlung, lassen an dieser Einschätzung – zumindest beim derzeitigen For schungsstand – ungeachtet der vergleichsweise hohen Grä berzahl gewisse Zweifel aufkommen. Diese lassen sich nur dann ausräumen, wenn man annimmt, daß die Besiedlung in vorhellenistischer Zeit wenigstens bis zum Theaterhügel reichte. Literatur: W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 74 ff.; Marksteiner, Limyra 107 f.; Wurster, Actes du Colloque 30.
4.21.2 Befestigungen und Tore Die altlykische Siedlungsmauer umschloß die Süd-, Ostund Nordseite der Unterburg sowie den nördlich davon gele genen Teil des Ostabhanges der Oberburg. Die Westseite der Siedlung war durch den Felsstock der Oberburg, die Südsei te durch einen Steilabfall geschützt. Reste einer Befestigung aus dieser Zeit fanden sich außerdem im südwestlichen Zwi ckel des Oberburgplateaus. Die Wehrmauern bestehen vorwiegend aus Blöcken des großsteinigen Polygonalstils, in Tornähe fanden stellenwei se jedoch auch quaderförmige Blöcke und kleinsteinigeres Polygonalmauerwerk Verwendung. Zugleich mit den Befes tigungen ist auch das als Hauptzugang dienende, nördlich der Unterburg gelegene Axialtor mit seinen monolithen Lai bungen sowie ein Tangentialtor im Süden der Siedlung ent standen. Datierung: 5. Jh. v. Chr. Literatur: W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 83 ff.; Marksteiner, Limyra 122. 155.
4.21.3 Gebäude Die altlykische Bausubstanz innerhalb der Siedlung wurde durch die umfangreiche spätere Überbauung weitgehend zerstört bzw. stark verunklärt. W. W. Wurster erwähnt aller dings Reste aus großformatigen Polygonalblöcken bestehen der Terrassen, die etwa in dieselbe Zeit gehören werden wie die Befestigungen. In klassischer Zeit sind vermutlich auch einige der zahlreichen Felsabarbeitungen entstanden, die im Bereich der Siedlung anzutreffen sind. Ein 5 m hoher und 20 × 40 m großer Felsklotz auf der Unterburg könnte eine Dy nastenresidenz getragen haben. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 85 f.
4.21.4 Gräber J. Zahle zählt für Pinara über 80 Grabbauten, die in archa isch-klassische Zeit datieren, die meisten unter ihnen Kon 385
s. W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 87 mit Anm. 32 und 37.
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struktionsformen abbildende Felsgräber, die vorwiegend aus dem 4. Jh. v. Chr. stammen dürften. Damit besitzt Pi nara zwar nahezu doppelt so viele aus dem Fels gearbeitete Gräber wie Xanthos. Elf davon tragen lykische Inschriften (TL 11-21), aber nur eines ist mit Reliefs geschmückt. Dane ben sind aus Pinara insgesamt sechs Pfeilergräber bekannt geworden. Hinzu kommen einige freistehende Monumen talgräber und Sarkophage. Literatur: J. Zahle, Actes du Colloque 40. 43 mit Abb. 2; W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 89.
Die Pfeilergräber Die Pfeiler und Pfeilerfragmente befinden sich mit einer Ausnahme sämtlich außerhalb des ummauerten Areals. Die meisten (4) waren in einem Areal östlich und südöstlich der Unterburg aufgestellt. Die besondere Bedeutung dieses Be reichs ist wohl einer hier entspringenden Quelle geschuldet – kaum 50 m nördlich der Pfeilergruppe liegt außerdem das Felsgrab mit den Stadtreliefs (s.u.). Die beiden übrigen Pfei ler stehen isoliert. Der eine nur wenige Meter nördlich des Nordwestendes der lykischen Befestigung, dort, wo diese auf den Felsstock der Oberburg trifft, der andere im Südteil des Ostabhanges der Oberburg. Der größte besitzt eine Höhe von 3,82 m und einen Durchmesser von 1,93 × 1,93 m. Nicht bei allen Pfeilern ist eine Kammer gesichert. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 220 Nr. 7-9; Deltour-Levie, Piliers Funèraires 178 f.; W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 83. 89.
Das Felsgrab mit den Stadtreliefs Das wohl bekannteste Grab Pinaras wurde im Steilhang öst lich der Unterburg errichtet. Es handelt sich um ein Felsgrab mit nachgebildeter Holzfassade, das anstelle des üblichen Flachdachs jedoch einen mit Zahnschnitt verzierten Spitz giebel aufweist. Außer der eigentlichen Grabkammer besitzt das Grab einen Vorraum, in welchem die vier als Flachreliefs gestalteten Stadtansichten angebracht sind. Im Giebel und auf dem Architrav befinden sich figürliche Darstellungen. Es handelt sich um das einzige reliefverzierte Grab Pinaras, dessen Bedeutung durch die unweit davon entspringende Quelle unterstrichen wird. Datierung: 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 215 ff. 271; W. W. Wurster, Architectura 7,2, 1977, 117 ff.; Childs, City-Reliefs 11 f. 37 ff.; J. Zahle, JdI 94, 1979, 264. 320. 323 ff. Nr. 7
Das Felsgrab mit Stierhörnern Dieses ebenfalls Konstruktionsformen abbildende Grab liegt ein Stück nördlich des Grabes mit den Stadtreliefs. Dessen geschwungener Giebel ist mit einem Stierkopf, einschließ lich Hörnern und Ohren geschmückt. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: T. Marksteiner, Lykien (2010) 53.
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Der Arttumpara-Sarkophag Es handelt sich um einen freistehenden Grabhaussarkophag mit Spitzbogendeckel. Kasten und Deckel bilden Konstrukti onsformen ab. Der Kasten ruht auf einer monolithen Kalk steinbasis, auf deren östlicher Langseite die Arttumpara-In schrift (TL 11) angebracht ist386. Datierung: 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr. Literatur: W. W. Wurster – M. Wörrle, AA 1978, 85; K.-G. Hinzen – S. Schreiber – B. Yerli, BSSA 100, Nr. 6, 2010, 3147 ff.
4.21.5 Münzprägung Mit dem vorhellenistischen Pinara werden zwei Gruppen dynastenzeitlicher Münzprägungen in Verbindung ge bracht. Ihre Zuweisung an Pinara beruht auf der Beischrift pillewi, die als Ethnikonbildung des lykischen Stadtnamens pinala gedeutet wird387. Dieser ist wohl auch mit der auf eini gen Münzen auftauchenden Buchstabenfolge pñala388 sowie mit den Abkürzungen pi un p389 gemeint. Darüber hinaus wird vermutet, daß auch die zahlreichen mit der Beischrift jña bzw. ñaj versehenen Prägungen aus Pinara stammen könnten390. 4.21.5.1 Silberstater Die Vorderseite zeigt eine nach links gewandte Pegasospro tome, auf deren Körper ein kleiner Triskeles zu erkennen ist. Darunter die Beischrift kr[…], wohl das Kürzel eines Dynastennamens. Auf der Rückseite befindet sich ein qua dratisches Incusum mit Perlrand und der Beischrift pñala391. Datierung: 460-440 v. Chr. Literatur: Vismara, Monetatione arcaica II (1989) 166 f. 318 f. Nr. 89.
Silberstater des Kherêi Auf der Vorderseite ist der nach rechts gewandten Kopf der Athena/Malija mit attischem Helm zu sehen. Die Rückseite zeigt einen gleichfalls nach rechts gewandten bärtigen Dy nastenkopf mit persischer Kyrbasia in quadratischem oder rundem Incusum mit Perlkreis. Dazu die Beischrift χerê oder 386
Zu Arttumpara und Pinara s. A. Keen, Dynastic Lycia (1998) 148 ff. und W. Tietz, Der Golf von Fethiye (2003) 101 ff. 387 So O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 26 Nr. M 225a. – Diese Deutung ist freilich alles andere als gesichert, s. G. Neumann, Glos sar des Lykischen (2007) 273 s.v. pillewi. – Vgl. a. H. C. Melchert, A Dictionary oft he lycian Language (2004) 50 s.v. pillew/i. 388 O. Carruba, in: Akten II 1 (1993) 16. – Diese Lesung ist freilich nicht vollkommen gesichert. 389 O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 30 Nr. M 242. 390 Nach Ansicht von O. Carruba in: Akten II 1 (1993) 16 könne es sich bei jña oder ñaj nicht um einen Dynastennamen handeln. Vielmehr müsse die Legende als pñala zu lesen sein. – Vgl. Vismara, Monetati one arcaica II (1989) 167; O. Carruba ebenda 319; O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 11 Nr. M 103. 391 Nach Vismara, Monetatione arcaica II (1989) 166 und O. Carruba ebenda 318 könnte allerdings auch pñama zu lesen sein.
χerêi für den Dynasten und den Zusatz pillewi. Datierung: 430/410 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 26 Nr. M 225; O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 50 Nr. 43-46; Vismara, Mone tazione arcaica II (1989) 237.
Tetrobol Die auch als Diobol auftretende Prägung aus der Zeit Vekhs sere II. zeigt auf der Vorderseite einen Adler mit ausgebrei teten Schwingen im Perlkreis. Auf der Rückseite ist ein nach rechts gewandter Frauenkopf mit Amphyx in rundem In cusum mit Perlkreis wiedergegeben. Dazu ein Diskeles und die Beizeichen p oder pi, die auch auf Vorderseite erscheinen können. Datierung: 400/390 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 30 Nr. M 242; E. Babelon, Traité II 2, 402.
4.22 Sidyma 4.22.1 Siedlungsbild Der bislang noch nicht systematisch untersuchte Ort liegt knapp 14 km westnordwestlich von Xanthos, etwa 5 km vom Meer entfernt. Die antike Siedlung wurde auf einem Felsstock ganz im Norden des in der Antike Kragos genann ten Gebirgszugs errichtet, unweit des breiten, ost-westlich verlaufenden Tals, welches den Kragos vom sich nördlich anschließenden Massiv des Antikragos (heute Baba Dağı) trennt. Mit diesem ist der Ort durch ein nordsüdlich ori entiertes Seitental auf der Ostseite des Siedlungshügels verbunden, durch welches auch die antike Zugangsstraße führte. Diese Lage verlieh dem Ort die Kontrolle über einen wichtigen Verbindungsweg vom Xanthostal hinüber zur ly kischen Westküste. Tatsächlich besaß Sidyma hier mit Kala batia spätestens seit römischer Zeit einen Hafen. Es ist frei lich davon auszugehen, daß an gleiche Stelle bereits lange zuvor eine von Sidyma kontrollierte Reede existierte. Obwohl der Name Sidymas recht alt zu sein könnte392, ist über die vorhellenistische Besiedlung nur sehr wenig bekannt. Diese dürfte sich auf dem auch später noch als Ak ropolis dienenden steilen Felskegel konzentriert haben, der unmittelbar westlich des türkischen Dorfes Dodurga bis zu 800 m hoch aufragt. Es darf vermutet werden, daß die mas siven byzantinischen Gipfelbefestigungen auf ältere, wahr scheinlich klassische Vorläufer zurückgehen. Die eingehen de Untersuchung der Mauern steht allerdings noch aus. Die hellenistisch-römische Siedlung breitete sich über den Südund Osthang des Akropolishügels bis hinein in das moderne Dorf aus. Wie weit sich die klassische Siedlung erstreckte, ist hingegen völlig unklar. 392 Der
lykische Name Sidymas ist nicht bekannt, der Wortstamm scheint jedoch luwische Wurzeln zu haben; s. L. Zgusta, Kleinasiati sche Ortsnamen (1984) 566 §1213.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Überhaupt haben sich nur wenige Überreste der frühen Ansiedlung erhalten. Zwar mögen Teile der überwiegend in hellenistischer Zeit entstandenen, am östlichen Fuß des Burghügels verlaufenden Befestigungen noch einer älte ren Epoche angehören, ebenso wie einige der zahlreichen Felsabarbeitungen auf dem Hügel selbst, doch eindeutig der vorhellenistischen Zeit zuweisbare Gebäudereste wurden bis jetzt nicht identifiziert. Daß Sidyma jedoch spätestens am Ende der klassischen Epoche eine gewisse Bedeutung erlangt haben muß, legen die etwa sechzig Felsgräber des Ortes nahe. Auch wenn es sich bei den meisten um schlichte Fels höhlen handelt, sprechen sie dennoch für eine beachtliche Bevölkerungszahl in dieser Zeit. Allerdings verdeutlicht ein kleines im Vorfeld der Siedlung entdecktes Pfeilergrab, daß Sidyma auch im 5. Jh. v. Chr. schon ein Ort mit einer gewis sen strategischen und politischen Relevanz gewesen sein muß. Literatur: Marksteiner; Limyra 108 f.; S. Dardaigne – E. Frézouls, Kte ma 10, 1985 211 ff.; Bean, Lycian Turkey 78 ff.; A.-V. Schweyer, RA 1996, 26 ff.; W. W. Wurster, Actes du Colloque 32; TAM II, 60 ff.; Benndorf – Niemann, Reisen I 57 ff.; Spratt – Forbes, Travels I 17 f. 299 ff.
4.22.2 Gräber und Nekropolen Obwohl auch hierzu noch keine systematische Untersu chung vorliegt, sind die Gräber sicherlich die am besten er forschte Denkmälergattung aus Sidyma. Die bisher bekannt gewordenen klassischen Einzelgräber befinden sich im süd lichen und östlichen Vorfeld der Siedlung. Die einzige Nek ropole aus dieser Epoche liegt unweit der antiken Straße, die durch ein Seitental von Nordosten her in die Siedlung führt. Die Felsgräber In Sidyma sind bislang zwei Holzkonstruktionen nachah mende Felsfassadengräber entdeckt geworden. Eines befin det sich offenbar südlich der Siedlung (Grab Nr. 5) und ein weiteres im Bereich des Theaters (Grab Nr. 13). Beide Gräber sind von mäßiger Qualität. Die etwa 2 × 2 m große Kammer von Grab Nr. 5 besitzt keine Klinen, sondern weist stattdes sen eine Eintiefung in der Kammermitte auf. Die Fassade von Grab Nr. 13 hingegen wurde nie ganz fertiggestellt. Zu diesen beiden Gräbern kommen an die sechzig schlichte Felshöhlen, die in die Felswände an den Rändern jenes Tals eingetieft wurden, das von Norden her nach Sidy ma führt. Ähnlich wie die Beispiele aus Köybaşı und Pinara dürften auch sie mit einer hölzernen (?) Fassade verschlos sen gewesen sein. Die Datierung dieser Grabform ist nicht gesichert, viele von ihnen dürften jedoch in klassische Zeit gehören393. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (?) Literatur: S. Dardaine – D. Longpierre, Ktèma 10, 1985, 219 ff.; Spratt – Forbes, Travels I 299 f.
393
Vgl. hierzu O. Hülden, Gräber und Grabtypen 44 ff.
91
Das Pfeilergrab Das Monument steht östlich der Siedlung, unweit einer Gruppe jüngerer Gräber394. Der 2,22 m hohe Monolith mißt auf Höhe der Standfläche 0,83 × 0,83 m, verjüngt sich nach oben hin allerdings bis auf einen Durchmesser von 0,79 m. Er ruht auf einer aus zwei Blöcken bestehenden, 0,65 m ho hen und 1,66 m großen Basis. Die auf der Oberseite der Basis erkennbare anathyroseartige Abarbeitung für die Standflä che des Pfeilers ist dezentral angebracht. Reste einer Kam mer oder eines Decksteins fanden sich nicht. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. (?) Literatur: Marksteiner, Trysa 220 Nr. 10; S. Dardaine – D. Longpierre, Ktèma 10, 1985, 222 f.; Deltour-Levie, Piliers Funèraires 181 f.; J. Zahle, Harpyiemonumentet i Xanthos (1975) 21 f. Nr. 6.
4.23 Tlos 4.23.1 Siedlungsbild Die im Lykischen Tlawa395 heißende Siedlung liegt am Ostrand des mittleren Xanthostals, gut 15 km nordöstlich von Pinara und 23 km nördlich von Xanthos. Sie entwickel te sich auf einem nach drei Seiten steil abfallenden felsigen Hügelsporn, der im Norden und Süden von Bächen umflos sen wird. Beherrscht wird die Siedlung von den steil aufra genden, bis zu 461 m hohen Felsen der etwa 0,85 ha großen Burg im Nordosten des Hügels. Diese wird ihrerseits vom 477 m hohen Felsklotz der Oberburg in ihrer Mitte überragt. Er diente möglicherweise als Dynastenresidenz. Die Burg war in klassischer Zeit von einer Befestigungs mauer umgeben. Ob dies auch für die sich nördlich, vor allem jedoch südlich und westlich der Burg ausdehnende Wohnsiedlung galt, ist noch weitgehend unerforscht. Es darf jedoch vermutet werden, daß bereits in klassischer Zeit ein Großteil des etwa 9-10 ha umfassenden Hügelplateaus besiedelt war und auch der in hellenistisch-römischer Zeit mit öffentlichen Bauten versehene, östlich des Burghügels gelegene Geländesattel nicht ungenutzt blieb.396 Tatsächlich wird dieses Areal schon in archaisch-klassischer Zeit als öf fentlicher Raum gedient haben. So ist davon auszugehen, daß der Bereich zwischen Stadion und Agora bereits die ly kische Agora von Tlos beherbergte – sofern diese nicht west lich unterhalb der Burg lag, wo sich offenbar ebenfalls eine größere Freifläche befand. Auch Teile des östlich des Thea ters ansteigenden Geländes müssen in dieser Epoche bereits besiedelt gewesen sein. Die bedeutendsten Felsgräbernekropolen der klassischen Zeit befinden sich in den Steilwänden nördlich und östlich 394
Der Pfeiler befindet sich etwa 300 m nordöstlich der Agora, etwas südlich der Gräber XI und XII (s. den Plan in TAM II 61). 395 Zum lykischen Namen und seiner Herleitung s. G. Neumann, Glos sar des Lykischen (2007) 367 s.v. tlawa. 396 Die von W. W. Wurster in: Akten II.2 (1993) 8 errechneten 3,6 ha sind für eine Siedlung dieses Ranges gewiß zu niedrig gegriffen.
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der Burg. Hinzu kommen die Felsgräber in den Abhängen südwestlich der römischen Agora. Weitere altlykische Grab bauten sind entlang der Straßen anzutreffen, die aus nörd licher und südlicher Richtung nach Tlos führen. Ein wichti ges Indiz für die Bedeutung des Ortes in klassischer Zeit ist sicherlich auch die Existenz von immerhin etwa zehn teils längeren lykischen Inschriften, die zumeist auf Gräbern in und um Tlos gefunden wurden397. Literatur: W. W. Wurster, AA 1976, 27 ff.; Marksteiner, Limyra 108; U. Hailer/H. Klinkott, Tlos in vorhellenistischer Zeit, in: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 10. Forschungen in Tlos und im Yavu-Bergland, Bonn 2016, 1-30; T. Korkut, Tlos (2015); ders. (ed.), Arkeoloji, epigrafi, jeoloji, dogal ve kültürel peyzaj yapisiyla Tlos antik kenti ve teritoryumu (2015).
4.23.2 Befestigungen Von den Wehrmauern der klassischen Zeit hat sich wegen der umfangreichen späten Überbauungen in Tlos nur wenig erhalten. W. W. Wurster geht nach seinen Untersuchungen jedoch davon aus, daß die Befestigungen von der klassischen bis in die byzantinischen Zeit auf das westliche Felsmas siv beschränkt blieben, während die Bereiche östlich davon nach bisherigem Kenntnisstand wohl ungeschützt waren. Die klassische Befestigungslinie dürfte freilich mit der Trasse identisch sein, welcher auch die Wehrmauern der römischen und byzantinischen Epoche folgen. Reste der wohl frühklas sischen polygonalen Befestigung sind noch an der Ostflanke des Hügels auszumachen. Teile klassischer Terrassierungs mauern, die wohl zugleich Verteidigungsaufgaben erfüll ten wurden ferner bei neueren Untersuchungen im Westteil der Siedlung festgestellt. Ein in klassische Zeit gehörendes Tor wurde etwa in der Mitte des steilen Südwesthanges ve rifiziert. Der steile Felsklotz im Nordosten des Hügels, der heute eine Seldschukenburg trägt, war sehr wahrscheinlich bereits in klassischer Zeit zu einer Burg ausgebaut. Die sel dschukischen Umfassungsmauern ruhen vielerorts nämlich auf isodomen Quadern. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: W. W. Wurster, AA 1976, 30 f.; U. Hailer/H. Klinkott, Tlos in vorhellenistischer Zeit, in: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 10. For schungen in Tlos und im Yavu-Bergland, Bonn 2016, 1-30.
4.23.3 Gebäude Sicher in die klassische Zeit datierbare Gebäude sind aus Tlos bislang nicht bekannt. Einige Felsräume auf dem Gipfel des Burgfelsens sowie eine Reihe von Felsabarbeitungen auf der Burg, mögen noch in dieser Zeit entstanden sein. Ähnli
397
TL 22-30. – Hinzu kommt ein noch unpublizierter Neufund von M. Zimmermann.
ches gilt vielleicht auch für einige der Felsräume und Felsab arbeitungen in den Wohnarealen westlich der Burg. Literatur: W. W. Wurster, AA 1976, 31; U. Hailer/H. Klinkott, Tlos in vorhellenistischer Zeit, in: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 10. For schungen in Tlos und im Yavu-Bergland, Bonn 2016, 1-30.
4.23.4 Gräber Aus Tlos ist bislang erst ein einziger, als Spolie in den byzan tinischen Befestigungen oberhalb des Stadions verbauter Grabpfeiler bekannt geworden. Dieser war jedoch von ho her Qualität und es sind sicherlich noch weitere zu erwar ten. Bislang wurden etwa 40 lykische, also Konstruktionen abbildende Felsgräber gefunden, darunter drei mit Reliefs geschmückte. Hinzu kommen mit dem Izraza-Monument ein weiteres reliefverziertes Grabmonument sowie eine Rei he von Sarkophagen aus klassischer Zeit. Damit besitzt Tlos zwar nicht einmal halb so viele Gräber wie Pinara, doch ist dieser Umstand wohl eher dem Forschungsstand geschul det, als daß er die realen Verhältnisse widerspiegelt. Die tatsächliche Zahl klassisch-lykischer Gräber dürfte sehr viel höher sein, zumal die nähere Umgebung des Ortes praktisch noch unerforscht ist. So stammen mit Sicherheit auch einige der oftmals zerstörten, entlang der Zufahrtswege errichte ten freistehenden Hausgräber und Sarkophage, die bislang in keiner Statistik erscheinen, aus vorhellenistischer Zeit. Literatur: J. Zahle, in: Actes du Colloque 40 ff. mit Abb. 2; ders. in: JdI 94, 1979, 325 f. Nr. 8-11; Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 156 ff. 232 ff. 272 f.
Das Izraza-Monument Es handelt sich um ein zweistufiges, insgesamt 0,82 m hohes und 0,90 m bzw. 0,67 m breites pfeiler- oder stelenartiges Monument, das allseitig mit flachen Reliefs verziert war. Die obere Stufe zeigt verschiedene stehende männliche Figuren in Frontalansicht, dazu einen Hopliten mit Lanze. Auf der unteren sind Kampfszenen mit Reitern und Hopliten abge bildet. Hinzu kommt eine Stadtbelagerung. Darüber hinaus trägt das Monument die lykischen Inschriften TL 24 und 26. Datierung: ca. 370/60 v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 289; J. Zahle, JdI 94, 1979, 325 Nr. 9; J. Borchhardt – G. Neumann, RA 1976, 67 ff.
Das Felsgrab in der Akropolisnekropole Die Fassade bildet eine Holzkonstruktion ab, während die rechts anschließende Felswand die Langseite eines freiste henden Grabhauses imitiert. Wie auch die Reliefs zeigen, sollte hier offenbar eine perspektivische Verkürzung vorge täuscht werden. Die Reliefs wurden als Friese übereinander auf der Seitenwand angebracht. Dargestellt sind insgesamt fünf Kämpferpaare, zumeist in unterschiedlichen Stadien des Schildraubes. Rechts neben den Reliefs befinden sich
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
mehrere Nischen im Fels. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 156 ff. 232 ff. 272 f.; J. Zah le, JdI 94, 1979, 325 Nr. 8.
Das Tempelgrab mit unfertiger ionischer Fassade Das Grab liegt im Tal unterhalb der Akropolisnekropole, die Reliefs befinden sich in der Vorhalle. Die linke Wand zeigt einen nach rechts sprengenden Reiter auf einem geflügelten Pferd, mithin Bellerophon und Pegasus. Auf der Rückwand, über den beiden Graböffnungen, sind Raubkatzen, wohl Panther dargestellt, darunter jeweils ein liegender Hund. Dazwischen ist die Nachahmung einer Bronzetür mit Lö wenkopftürklopfern abgebildet. Datierung: Mitte 4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 273; J. Zahle, JdI 94, 1979, 325 Nr. 10.
Ein Felsrelief aus sepulkralem (?) Kontext Das Relief zeigt einen nach rechts gewandten Reiter. Gut erkennbar sind nur noch der Körper des Pferdes und das rechte Bein des Reiters. Der obere Teil samt Pferdekopf und Reiter ist nahezu vollständig zerstört. Der genaue Standort des Monuments ist der Literatur leider nicht zu entnehmen. Datierung: 5. Jh. v. Chr.
93
4.23.5.1 Prägungen des Kherêi Eine der größten Gruppen bilden die Prägungen des Dy nasten Kherei. Auf deren Vorderseiten ist stets ein attisch behelmter, nach rechts gewandter, weiblicher Kopf darge stellt, der als Athena bzw. als deren lykisches Pendant Malija gedeutet wird. Die Rückseite zeigt ein pfeilförmiges lineares Symbol, welches das gesamte quadratische Incusum aus füllt. Dabei mag es sich um so etwas wie ein Monogramm oder das Sigel des Dynasten handeln, erinnert das Zeichen doch an ein mit der Spitze auf einer waagerechten Linie ste hendes lykisches Chi, mithin den Anfangsbuchstaben seines Namens400. Diese Kombination von Vorder- und Rückseite findet sich auf Stateren ebenso wie auf Obolen und Diobo len. Aus dem Rahmen fällt diesbezüglich lediglich ein Stater, auf dessen Rückseite abweichend von den anderen KhereiPrägungen aus Tlos im runden Incusum ein Gorgonenhaupt im Perlkreis dargestellt ist. Als Beischriften kommen neben χe, χerē und χerēi für den Dynasten auch die Buchstabenfolgen tl und tla als Ab kürzungen, sowie tlawi als Dativ-Lokativ401 des lykischen Stadtnamens tlawa vor. Der Ortsname steht in der Regel auf der Rückseite, während das Kürzel des Dynasten auf beiden Seiten zu finden ist. Datierung: 430/410 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 52 (Nr. 47-50).
Literatur: J. Zahle, JdI 94, 1979, 325 f. Nr. 11
4.23.5 Münzprägung Die dynastenzeitliche Münzprägung von Tlos gehört, neben jener aus Xanthos, zu den reichhaltigsten in ganz Lykien. Wie in Xanthos setzen die Emissionen vermutlich bereits in frühdynastischer Zeit ein. Zweifelsfrei läßt sich Tlos aller dings erst mit dem Erscheinen der Ortsbeischriften als Prä geort identifizieren, die tlawi, tla oder tl lauten können398. Besonders häufig erscheinen diese auf Prägungen des Dy nasten Kherei, dessen Vorderseiten meist einen behelmten Athenakopf oder einen Löwenskalp zeigen, während auf den Rückseiten Panther, Gorgonen oder Jünglingsköpfe zu fin den sind. Eine weitere Möglichkeit, um Prägungen aus Tlos zu identifizieren sind die Pantherdarstellungen. So scheint die Siedlung über ein exklusives Rückseitenmotiv mit zwei anti thetischen Panthern verfügt zu haben, das in keiner anderen lykischen Münzstätte Verwendung fand399. In welcher Be ziehung die Panther zu Tlos stehen, ist bislang freilich un geklärt. Literatur: O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 26 Nr. M 226a-b. 30 Nr. M 243a-d; Babelon, Traité II 2, 439-448; Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 76 ff. 105 ff. 120 ff. 180 ff. 226 ff. 233 ff. 236. 257 ff.
398
Zu den Beischriften s. O. Mǿrkholm – G. Neumann, NaAkWissGött 1978, 26 Nr. 226 a-b; 30 M 243 a-d. 399 Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 258.
4.23.5.2 Weitere Prägungen aus Tlos Silberstater Auf der Vorderseite ist ein Löwenskalp in Vorderansicht ab gebildet, auf der Rückseite sind es zwei sitzende antitheti sche Panther mit jeweils einer erhobenen Pranke. Zwischen den beiden ist ein kleiner Diskeles zu erkennen. Dazu die Bei schrift ΤΛ... (tl...). Datierung: 440-390 v. Chr. (?) Literatur: Babelon, Traité II 2, 439.
Drittel-Stater Auf der Vorderseite ist der Kopf der Athena/Malija mit atti schem Helm nach rechts dargestellt. Auf der Rückseite be finden sich zwei sitzende antithetische Panther mit jeweils einer erhobenen Pranke. Dazu ein kleiner Diskeles und die Beischrift ΤΛ... (tl...). Diese Prägung kommt mit ähnlicher Rückseite aber ohne Beischrift auch als Sechstel-Stater vor. Datierung: 440-390 v. Chr. (?) Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 257 Nr. 187. 188.
400
Dasselbe Symbol wird allerdings auch von anderen Dynasten ver wendet, Etwa von Kheriga; s. hierzu die Zusammenstellung linea rer Beizeichen auf lykischen Dynastenmünzen bei O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 61 ff. bes. 64 Nr. 25. – Das Zeichen wurde daher auch als Abkürzung des Wortes χñatawata (König) gedeutet; s. ebenda 66. Vgl. a. G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 128 ff. s.v. χñatawata. 401 G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 367 s.v. tlawi.
94
Andreas Thomsen
Silberstater Auf der Vorderseite befindet sich ein Löwenskalp im Perl kreis, auf der Rückseite sind zwei sitzende antithetische Panther mit jeweils einer erhobenen Pranke zu finden. Zwi schen den beiden ist ein kleiner Diskeles erkennbar. Dazu die Beischrift ΤΛΑFΕ (Tlawi). Datierung: 440-390 v. Chr. (?)
Silberstater Auf der Vorderseite ist ein sitzender, nach links gewandter Panther dargestellt. Auf der Rückseite befindet sich ein qua dratisches Incusum mit Perlrand, darin eine Pegasosproto me nach rechts. Das Vorderseitenmotiv deutet auf Tlos als Prägeort. Datierung: 480-440 v. Chr.
Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 257 ff. (Nr. 189).
Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 105 ff.
Sechstel-Stater Auf der Vorderseite ist ein Löwenskalp wiedergegeben, auf der Rückseite ein rundes Incusum mit Perlkreis, darin ein bartloser Jünglingskopf (Apollon?) in Frontalansicht mit ei ner am Hals befestigten Chlamys und der Beischrift ΤΛΑFΕ (Tlawi). Datierung: 390-370 v. Chr.
Stater des Kuprilli Auf der Vorderseite ist ein Perlkreis zu sehen, darin ein Pan therkopf in Frontalansicht und die Beischrift kuprlli. Auf der Rückseite befindet ein quadratisches Incusum mit Perlrand, darin ein Triskeles und die Beischrift kuprlli. Das Vordersei tenmotiv deutet auf Tlos als Prägeort. Datierung: 480-440 v. Chr. Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 183 f.
Literatur: J. Zahle in: GHH 177 Nr. 92; SNG von Aulock 4191; Babelon, Trité II 2, 445.
Obol Auf der Vorderseite ist wiederum ein Löwenskalp in Vorder ansicht zu sehen. Auf der Rückseite ein bekränzter Kopf mit langen Haaren nach links (Apollon?). Dazu die Beischrift ΤΛΑFΕ (Tlawi). Datierung: 460-430 v. Chr.
Hemiobol Auf der Vorderseite ist ein Löwenskalp im Perlkreis abgebil det, auf der Rückseite ein rundes Incusum mit Perlkreis, da rin ein bartloser Jünglingskopf nach links und der Buchsta be a. Aufgrund stilistischer Erwägungen stammt auch diese Prägung vielleicht aus Tlos. Datierung: 440-400 v. Chr. (?)
Literatur: Babelon, Traité II 2, 447.
Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 260.
Hemiobol Auf der Vorderseite befindet sich ein bekränzter Apollonkopf in Vorderansicht im Perlkreis, auf der Rückseite rundes In cusum mit Perlkreis, darin ein sitzender Panther nach links mit erhobener Pranke, der auf Tlos als Prägeort verweist. Datierung: 400-390 v. Chr.
4.24 Xanthos 4.24.1 Siedlungsbild Die Stadt mit dem lykischen Namen arñna402 liegt auf einer bis zu 150 m hohen Erhebung am Ostufer des unteren Xan thostals, von welcher sie die Kuppe und einen südlichen Ausläufer einnimmt. Zur Flußseite hin, sowie nach Norden, Osten und Südwesten fällt der Siedlungshügel steil ab, nur im Süden und Nordwesten ist Gefälle mäßiger. Die Entfer nung zur Küste beträgt ca. 10 km. Auffallend ist, daß nicht die oberhalb des Flusses in der Südwestecke des befestigten Areals gelegene Lykische Akropolis den höchsten Punkt der Siedlung darstellt, sondern die sogenannte Römische Akro polis. Diese gehört zur Wohnsiedlung, in der südliche Hang lagen vorherrschen. Die Bebauungsdichte in altlykischer Zeit ist unbekannt, es scheint innerhalb der Ringmauer zunächst jedoch größe re Bebauungslücken und ungenutzte Bereiche gegeben zu haben. Zumindest die Lykische Akropolis war jedoch spä testens seit dem 6. Jh. v. Chr. relativ dicht bebaut. Zudem ist sie einer der wenigen Plätze Lykiens, an denen die Reste von Steinbauten nachgewiesen werden konnten, die bereits in das 7. Jh. v. Chr. datieren. Über die Siedlungsorganisation in archaisch-klassischer Zeit ist mit Ausnahme der Befestigungsanlagen bislang nur wenig bekannt. Immerhin läßt sich schlußfolgern, daß die
Silberstater Auf der Vorderseite ist ein nach links springender Pegasos mit angelegten Flügeln abgebildet, auf der Rückseite ein von Linien eingefaßtes quadratisches Incusum, darin je eine an tithetisch angeordnete Stier- und Löwenprotome. Der Stier ist mit angewinkelten Vorderbeinen, der Löwe mit erhobe ner Pranke dargestellt. Dazu die Beischrift Τ(t). Datierung: 480-460 v. Chr. (?) Literatur: Babelon, Traité II 2, 216; Slg. Reuter (Auktion PN 360, 1999) 57; SNG Cop. Suppl. 376.
Silberstater Auf der Vorderseite ist eine detailliert dargestellte, nach links springende Eberprotome zu sehen. Ein Vorderbein ist ausgestreckt, das andere angewinkelt. Auf der Rückseite befindet sich ein viergeteiltes quadratisches Incusum mit Triskeles. Ein Pantherkopf deutet auf Tlos als Prägeort. Da tierung: 480-440 v. Chr.? Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 76 f.
402
Zum lykischen Namen s. G. Neumann, Glossar des Lykischen (2007) 21 f. s.v. Arñna.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
lykische Agora unmittelbar nördlich der Lykischen Akro polis zu suchen sein dürfte, mithin genau dort, wo sich auch ihr römisches Pendant befindet403. Über die vorhellenisti sche Wohnbebauung im Bereich der Ringmauer liegen kei ne Erkenntnisse vor. Überreste von Wohnbauten aus dieser Epoche konnten bislang nur auf der Akropolis identifiziert werden und zwar in Form der Bauten A und B. Die Nekropolen sind über das gesamte Siedlungsareal und die Abhänge außerhalb davon verteilt. Konzentrationen bedeutender, wahrscheinlich dynastisch relevanter Gräber finden sich auf der Lykischen Akropolis und im Bereich der Agora. Weitere ausgedehnte Nekropolen wurden am Süd ost- und Nordosthang der Römischen Akropolis errichtet. Auch im Süden der Siedlung befanden sich, wie das Nerei den-Monument zeigt, in klassischer Zeit herausragende Grabbauten. Die Bedeutung der Siedlung spiegelt sich auch im epi graphischen Befund wieder, denn in Xanthos wurden mehr in lykischer Sprache verfaßte Schriftzeugnisse gefunden, als in jeder anderen westlykischen Siedlung. Übertroffen wird Xanthos in dieser Hinsicht lediglich vom ostlykischen Limyra. Literatur: Marksteiner, Limyra 101 ff.; J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003).
4.24.2 Befestigungen Die Akropolis Die Akropolis befindet sich auf einem südlichen Ausläufer des Haupthügels und nimmt eine Fläche von etwa 1 ha ein. Die Mauern umschließen ein Quadrat von ca. 100 m Sei tenlänge, das nur im Südwesten einen bastionsartigen Vor sprung aufweist. Im Nordosten, Nordwesten und Südosten befinden sich turmartige Eckverstärkungen. Das Mauerwerk besteht überwiegend aus großformatigen Polygonalmau erwerk und großformatigen, zur polygonalen Form tendie renden Bruchsteinen. An einigen Stellen fand jedoch auch Quaderwerk Verwendung. Datierung: 2. Viertel 5. Jhs.v. Chr. Literatur: Marksteiner, Limyra 101 ff. 133.
Die Siedlungsmauer Die ein Areal von ca. 26 ha umschließende Ringmauer wur de unter Verwendung binderlosen Polygonalmauerwerks, Echorthostaten und stellenweise auch quaderförmigen Blö cken errichtet. Über weite Strecken fand überdies großstei niges, zur polygonalen Form tendierendes Bruchsteinmau erwerk Verwendung. Ringmauer und Akropolisbefestigung scheinen zum selben Baukonzept zu gehören, was neben der Mauertechnik auch für erstere eine etwa gleichzeitige Ent stehung nahelegt. Auch das große tangentiale Stadttor im Süden gehört in diese Zeit und wohl auch zwei Axialtore im 403
Vgl. Thomsen, Avşar Tepesi 126.
95
Nordosten sowie im Westabschnitt der Mauer. Das Vorkom men trapezoidaler Blöcke in den Kurtinen der Nordflanke und im Bereich des Osttores bezeugt eine Ausbau- bzw. Re paraturphase. Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr. – Ausbesse rungen dürften um 400 v. Chr. ausgeführt worden zu sein. Literatur: Marksteiner, Limyra 103 ff. 122. 129. 154 f.
4.24.3 Gebäude In keiner anderen Ruinenstätte des Xanthostals konn ten mehr aus vorhellenistischer Zeit stammende Gebäude nachgewiesen werden, die weder sepulkralen, noch sakra len Kontexten angehören. Viele sind es dennoch nicht, was ein bezeichnendes Licht auf den Forschungsstand bei dieser Denkmälergattung wirft. Zu den im Folgenden besproche nen sind noch die drei eingezogenen Eckbefestigungen der Lykischen Akropolis zu rechnen, in denen man aufgrund ih rer Ausmaße von bis zu 9 × 9 m vielleicht so etwas wie Wohn türme erkennen darf. Ob es sich bei der ebenfalls auf der Akropolis freigelegten, heute jedoch nicht mehr sichtbaren Polygonalmauer mit kurvigem Fugenverlauf 404 um einen Gebäuderest handelt, muß bis zur erneuten Aufdeckung die ses Mauerzugs offen bleiben. Bau A Die Überreste dieses als Residenz gedeuteten Gebäudes wur den in der äußersten Südostecke der Lykischen Akropolis freigelegt. Das zweischalige Mauerwerk besteht aus klein formatigen Bruchsteinen zusammen und steht noch bis zu 0,70 m hoch an. Der 14,80 × 16,40 m große Bau setzt sich aus drei nebeneinanderliegenden Breiträumen zusammen, von denen zumindest der mittlere wohl in zwei Räume unter gliedert war. Während dieser und der östliche Breitraum ei nen gemeinsamen Mauerverband bilden, war der westliche durch einen schmalen Korridor von ihnen getrennt. Den Türlagen nach zu urteilen war der Bau nach Osten ausge richtet. Die Vermutung, daß der Grundriß trotz fehlender Säulenvorhalle in der Tradition des altorientalischen BitHilani-Palasttypus stehen könnte, kann freilich nicht als ge sichert gelten. Datierung: 1. Hälfte 7. Jh. v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 89; H. Metzger, FdX 2 (1966) 16 ff.
Bau B Das Gebäude wurde unmittelbar über den Resten von Bau A errichtet und kann folglich als Nachfolger der älteren Residenz angesehen werden. Das recht gut erhaltene, eben falls zweischalige Mauerwerk steht stellenweise noch bis zu 2,75 m hoch an und besteht aus kleinen bis mittelgroßen, zur polygonalen Form tendierenden Bruchsteinen. Auch der Grundriß von Bau B setzt sich im Kern aus drei nebeneinan der liegenden langrechteckigen Räumen zusammen, weist 404
Marksteiner, Limyra 119.
96
Andreas Thomsen
im Süden und Osten jedoch jeweils eine weitere Raumein heit auf. Weshalb er mit einer Ausdehnung von 16,40 × 20 m auch deutlich größer ist als sein Vorgänger. Bei den erhaltenen Resten handelt es sich allerdings um einen substruktionsartigen Podiumsbau, dessen kellerartige Räume nicht durch Türen miteinander verbunden waren. Über die Ausrichtung von Bau B lassen sich daher auch kei ne gesicherten Aussagen machen. Es liegt jedoch nahe, daß auch die jüngere Residenz von Osten her zu betreten war. Bei dem südlichen Raum könnte es sich um die Reste einer vorgelagerten Terrasse handeln. Wenn das richtig ist, steht die jüngere Residenz typologisch dem bislang vor allem in Zentrallykien nachgewiesenen Verandahaus nahe. Die auf gehenden Teile des Gebäudes wird man sich aus vergäng lichen Materialien vorzustellen haben, bei denen es sich in erster Linie um Holz gehandelt haben dürfte. Datierung: 2. Hälfte 6. Jh. v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 89 f.; H. Metzger, FdX 2 (1966) 20 ff.
Magazine und sonstige Baureste im Residenzareal Westlich, nördlich und nordwestlich der Residenzen wur den weitere Mauerzüge aus archaischer und klassischer Zeit freigelegt, bei denen es sich mehrheitlich um die Reste von Lagerräumen und Magazinen zu handeln scheint. Die Bau weise ist mit der bei den Residenzen verwendeten Technik vergleichbar, die Ausführung jedoch deutlich weniger sorg fältig. Unmittelbar nördlich der Residenzen haben sich fer ner die Reste einer Umfassungsmauer erhalten. Datierung: 6.-5. Jh. v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 23 ff. Das Magazin an der Südbastion Bei der Errichtung einer frühklassischen Bastion im Südwes ten Lykischen Akropolis wurde ein älteres, wohl als Magazin genutztes Gebäude zerstört, dessen Rückseite von einer ge glätteten Felswand gebildet wurde. Das Mauerwerk bestand aus kleinformatigen Bruchsteinen. Datierung: nach 540 v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 44 ff. 4.24.4 Heiligtümer Darüber hinaus wurden auf der Lykischen Akropolis mehre re Gebäude freigelegt, die von den Ausgräbern als Heiligtü mer oder gar Tempel interpretiert werden, eine Deutung, die freilich nicht in jedem Fall als völlig gesichert gelten kann. Tempel C Am ehesten um einen Tempel handelt es sich bei dem 12 × 10,30 m großen, nordwestlich der Residenzen gelegenen Bau C. Das nach Westen ausgerichtete Gebäude ist in drei langestreckte Räume unterteilt. Am Ostende des mittleren ist ein bothrosartiges Becken eingelassen, was eine Deutung des Gebäudes als Heiligtum relativ wahrscheinlich macht. Das Becken ist offenbar älter als das Gebäude, das folglich als
Erweiterung eines älteren und schlichteren Heiligtums gel ten kann. Das stellenweise nur sehr schlecht erhaltene Mauerwerk besteht aus Bruchsteinen ganz unterschiedlicher Ausmaße. Die größten und am besten zugehauenen Blöcke sind im östlichen Ende der Süd- sowie in der Ostmauer verbaut. Die teilweise nur einschaligen Mauern dienten wie so oft offen bar nur als Sockel für aufgehende Wände aus vergänglichen Materialien. Datierung: 6./5. Jh. v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 29 ff.
Tempel D Das langrechteckige, nord-südlich orientierte Gebäude wur de etwa 10 m westlich von Tempel C auf den anstehenden Fels gesetzt. Mit einer Breite von 11,80 m bei einer Länge von 24,50 m gehört Tempel D zu den größten Einzelbauten, die in dieser Epoche auf der Akropolis errichtet wurden. Erhal ten haben sind freilich nur Teile der Grundmauern und eine Reihe von Felsglättungen. Gleichwohl zeugen selbst die we nigen Reste von einer beachtlichen Bauqualität, die ein wei teres Indiz für die Bedeutung des Gebäudes ist. Die verwendeten Mauertechniken sind unterschiedlich. Während West-, Nord und wohl auch Teile der Südmauer in der Regel zweischalig ausgeführt sind und mit zumeist mittelgroßen Bruchsteinen errichtet wurden, bestanden die Ostmauer und wohl auch der östliche Abschnitt der Südmauer aus großformatigen, an den Außenseiten sehr ordentlich geglätteten und präzise verfugten orthostatenar tigen Blöcken, von denen sich in der Ostmauer vier Exem plare in situ erhalten haben. Man geht gewiß nicht fehl da rin, in diesen Mauerabschnitten so etwas wie die Schauseite des Gebäudes zu sehen. Auch bei Tempel D dürften die auf gehenden Wände jedoch überwiegend aus vergänglichen Materialien bestanden haben. Ausmaße und Bauqualität lassen die Ausgräber an eine sakrale Nutzung des Baus denken. Allerdings konnten kei nerlei Reste einer Innengliederung nachgewiesen werden, was die Frage aufwirft, ob es sich hierbei überhaupt um ein gedecktes Gebäude oder nicht eher einen temenosartigen Sekos handelte. Auch eine Deutung als freistehendes Podi um scheint denkbar. Datierung: Mitte 5. Jh. v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 40 ff.
Gebäude E Von diesem unmittelbar nördlich von Tempel D errichte ten Bau haben sich neben einigen, die Mauerverläufe anzei genden Felsglättungen Reste der Süd- und der Westmauer erhalten. Bemerkenswert ist die Bauqualität der aus sehr ordentlich behauenen, teils ortostatenartigen Blöcken beste henden Südwestecke. Die Größe des Gebäudes wird von den Ausgräben auf etwa 14 m in nord-südlicher und 20 m in ostwestlicher Richtung geschätzt.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Über eine Innengliederung ist auch in Gebäude E nichts bekannt, was angesichts des schlechten Erhaltungszustands jedoch nicht viel heißen muß. Aufgrund der räumlichen Nähe zu Tempel D wird ein funktionaler Zusammenhang mit diesem vermutet. Weitere Indizien für eine sakrale Nut zung gibt es indes nicht. Datierung: Mitte 5. Jh. v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 42 ff.
4.23.5 Gräber Zwar sind in Pinara sehr viel mehr Felsgräber aus der hier behandelten Epoche zu finden, doch was die Anzahl qualita tiv hochstehender Sepulkralbauten betrifft, bleibt Xanthos unübertroffen. Keine andere lykische Siedlung kann auf ein so reiches Erbe reliefgeschmückter Grabanlagen unter schiedlichster Art verweisen.405 Bemerkendwert ist vor allem die große Zahl dynastisch relevanter Grabbauten aus archa ischer und frühklassischer Zeit – eine Dichte, wie sie in ganz Lykien einmalig ist. Die folgende Aufzählung beschränkt sich auf die Beschreibung der bedeutendsten Anlagen. Die übrigen werden summarisch behandelt. 4.23.5.1 Pfeilergräber Aus Xanthos sind insgesamt sieben Pfeilermonumente be kannt, also mehr als aus jedem anderen Ort Lykiens, darun ter so berühmte wie das Löwengrab und das Harpyienmo nument. Es kommen allerdings auch Mischformen wie der Inschriftenpfeiler oder der Pfeilersarkophag vor. Dement sprechend reichen die Datierungen von der Mitte des 6. bis weit ins 4. Jh. v. Chr. hinein. Literatur: Marksteiner, Trysa 221 f. Nr. 11-17; P. Demargne, FdX 5 (1974) 112 ff.; P. Demargne, FdX 1 (1958) 29 ff.
Das Löwengrab Hierbei handelt es sich um den wohl bisher ältesten bekann ten Vertreter dieses Grabtypus in Lykien. Der umgestürzte Pfeiler erhob sich in der Nordostecke des ummauerten Sied lungsareals. Die gesondert gefertigte, mit Reliefs verzierte Grablege befindet sich heute in London. Der monolithe Pfeiler mißt am unteren Ende 1,58 × 1,17 m und verjüngt sich nach oben jedoch leicht. Zu seiner Höhe von 2,73 m kommen die 0,95 m des wannenartigen Ober teils, über dessen Abdeckung allerdings nichts bekannt ist, so daß für das Monument wohl mit einer Gesamthöhe von über 4 m zu rechnen ist. In das Oberteil wurde eine 1,10 × 0,70 m große Grablege eingetieft, deren Zugang sich auf der Westseite befindet. Alle vier Außenseiten des Oberteils sind mit Reliefs ge schmückt. Die Ostseite zeigt einen lagernden Löwen, die Westseite eine ebenfalls lagernde Löwin mit einem Jungen. Im Süden sind eine stark zerstörte Thronszene und ein Lö 405
J. Zahle, Actes du Colloque 40 ff.
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wentöter zu erkennen, dessen Ikonographie stark an grie chische Darstellungen dieser Zeit von Herakles im Löwen kampf erinnert. Im Norden schließlich sind Reiter und ein Schildtriumph wiedergeben. Datierung: 560-540 v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 220 Nr. 11; P. Demargne, FdX 1 (1958) 29 ff.; E. Akurgal, Griechische Reliefs des 6. Jhs. aus Lykien (1941) 3ff.; C. Rudolph, Das Harpyienmonument von Xanthos (2003) 35 ff.; Deltour-Levie, Piliers funéraires 159.
Das Harpyienmonument Das Grabmal ist unmittelbar südlich der Agora, unweit der Südwestecke des Platzes zu finden. Es repräsentiert in vie lerlei Hinsicht den Höhepunkt dieser Denkmälergattung. Das insgesamt 8,60 m hohe Monument setzt sich aus ei ner 3,80 × 4 m großen und 1,40 m hohen Basis sowie einem 5,43 m hohen und 2,30 × 2,30 m großen monolithischen Pfei lerschaft zusammen. Bemerkenswert sind die drei mächti gen, am oberen Schaftende stehengelassenen Hebebossen. Über dem Monolithen waren 1,33 m hohe, die Grabkam mer umschließende Reliefplatten aus Marmor angebracht, deren Originale sich heute in London befinden. Die Kam mer war durch eine Öffnung in der westlichen Marmor platte zu erreichen. Bekrönt wurde der Pfeiler von einer getreppten, nach allen Seiten überkragenden Deckplatte (3,80 × 3,50 × 0,44 m). Seine Berühmtheit verdankt das Monument vor allem seinen vorzüglichen Flachreliefs. Die Bedeutung der dar gestellten Szenen ist freilich umstritten. Die aus zwei Plat ten bestehende Westseite zeigt zwei antithetisch thronende weibliche Figuren. Der rechten sind drei stehende ebenfalls weibliche Adoranten, mithin Koren zugewandt. Über dem neben der linken Thronenden gelegenen Zugang in die Grabkammer ist eine säugende Kuh mit einem Jungtier zu erkennen. In den beiden Thronenden werden zumeist die Unterweltsgottheiten Demeter und Persephone gesehen. Das Zentrum der aus drei Platten zusammengesetzten Nordseite wird von einer nach links gewandten, thronenden männlichen Figur eingenommen, die einem vor ihr stehen den Krieger einen Helm überreicht. Unter dem Thron ist ein kleines Schwein wiedergegeben. Eingerahmt wird diese Sze ne von jenen vogelartigen Flugwesen mit weiblichem Kopf, denen das Harpyienmonument seinen Namen verdankt. Sie fliegen vom Zentrum fort und halten jeweils eine kleine be kleidete menschliche Figur in den Armen. Die Flugwesen werden in der Forschung als Harpyien oder häufiger noch als Sirenen bezeichnet. Vermutlich sind jedoch beide Be zeichnungen falsch. Die ebenfalls aus drei Platten zusammengefügte Ostsei te ist vergleichsweise schlecht erhalten. Die Mitte wird auch hier von einer allerdings nach Rechts gewandten, thronen den männlichen Figur beherrscht, welcher von einem sehr viel kleiner dargestellten männlichen Adoranten ein Hahn
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überreicht wird. Links hinter dem Thronenden sind zwei stehende Figuren zu erkennen, während am rechten Relief rand ein ebenfalls stehender Jüngling mit Hund der Szene beiwohnt. Die Darstellungen auf der wiederum aus drei Platten be stehenden Südseite schließlich muten wie eine Mischung aus den Reliefs der Nord- und Ostseite an. Am linken und rechten Rand des Relieffelds sind erneut körpertragende Flugwesen mit Frauenkopf erkennbar, die sich vom Zent rum des Bildes fortbewegen. Dieses wird von einem nach Rechts gewandten männlichen Thronenden eingenommen, dem von einem stehenden Jüngling verschiedene Gaben, da runter ein Vogel überreicht werden. Der Reliefstil ist eindeutig griechisch und durch Einflüsse aus dem südionischen Raum geprägt406. Ob der Künstler aus dieser Region stammt oder lediglich bei milesischen Bild hauern gelernt hat, ist letztlich nicht zu entscheiden. Inhalt lich widmen sich die Reliefs vor allem der Audienzthematik. Auch die Waffenübergabe ist ein in der lykischen Grabkunst häufig auftauchendes Element. Umstritten ist die Deutung der vogelartigen Figuren, die einen einheimischen religiö sen Hintergrund zu haben scheinen. Seine Ausstattung und Monumentalität charakterisieren das Harpyienmonument eindeutig als Dynastengrab, dessen Inhaber Kybernis gewe sen sein könnte. Datierung: um 480/70 v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 221 Nr. 13; P. Demargne, FdX 1 (1958) 37 ff.; J. Zahle, Harpyiemonumentet i Xanthos (1975); C. Rudolph, Das Harpyien-Monument von Xanthos (2003); GHH 163 ff.
Der Inschriftenpfeiler Der Pfeiler erhebt sich am Nordrand der Agora, unweit der Nordostecke des Platzes. Wegen der auf ihm angebrachten Inschriften gehört er zu den historisch gesehen bedeutends ten lykischen Grabmälern der klassischen Epoche. Durch seinen Aufbau unterscheidet sich der Inschriftenpfeiler al lerdings deutlich von seinen archaischen und frühklassi schen Vorläufern. Er besteht aus einem 1 m hohen, zweistufigen Unterbau und einem monolithen Basisblock (H:1,27 m), auf dem sich jener 4,04 m hohe und 1,70 × 1,50 m große Pfeilerschaft ruht, in den eine lykisch-griechische Bilingue eingemeißelt ist (TL 44). Darüber befindet sich die aus mehreren Blöcken zu sammengefügte, 1,54 m hohe und mit Reliefs geschmückte Grabkammer, die von einem dreifach getreppten, allseitig überkragenden Deckblock verschlossen wurde (H: 0,65 m). Dieser wiederum trug eine lebensgroße Sitzstatue, die den vermutlichen Grabherrn Arbinas dargestellt haben dürfte und den oberen Abschluß, des insgesamt über 10 m hohen Grabmonuments bildete. Erhalten geblieben sind von dieser freilich nur die 0,78 m hohe, aus zwei Blöcken 406
Vgl. C. Rudolph, Das Harpyienmonument von Xanthos (2003) 25 ff.
bestehende Basis und der untere Teil des von zwei liegen den Löwen getragenen Throns (H: 0,43 m). Weitere Einlas sungen auf der Oberseite des Deckblocks lassen ferner den Schluß zu, daß neben der Sitzstatue noch weitere Skulptu ren aufgestellt waren, von denen sich jedoch keinerlei Über reste erhalten haben. Die Reliefs auf der Außenseite der Grabkammer sind teil weise stark beschädigt und nur auf drei der vier Seiten erhal ten geblieben. An den unteren Ecken waren Stierprotomen angebracht, den oberen Abschluß bildete ein umlaufender Eierstab. Auf Seite A sind die Reste zweier stehender Figuren zu erkennen, eine davon eine mit Chiton bekleidete Frau. Auf Seite B waren Kampfszenen dargestellt, bestehend aus einem nur fragmentarisch erhaltenen Reiter (links) und drei nach rechts laufenden nackten, mit Speeren und Schilden bewaffneten Kriegern. Auf Seite C schließlich ist ein Schild raub wiedergegeben. In der Mitte haben sich die Reste eines großen, nach links gewandten Hopliten erhalten, der seine Hand auf den Schild eines weiteren, links neben ihm stehen den und sehr viel kleiner dargestellten Kriegers legt. Links von diesem wiederum ist ein nach rückwärts stürzender Kämpfer zu sehen. Über den Besiegten sind sechs Schilde eingemeißelt. Die Schildraubszene dürfte jene Zeilen des griechischen Epigramms auf der Nordseite des Pfeilers illustrieren, in de nen berichtet wird, der Grabinhaber habe sieben arkadische Hopliten besiegt. Bei den in Lykisch A und dem selteneren Lykisch B verfaßten Inschriften auf dem Pfeiler handelt es sich um die bisher längsten bekannten Schriftzeugnisse in lykischer Sprache. Die bis heute nicht vollständig entschlüs selten Inhalte befassen sich offenbar mit historischen und religiösen Themen407. Datierung: 4. Viertel 5. Jh. v. Chr. Literatur: H.-H. Nieswandt, Ikonographische und ikonologische Unter suchungen zur Herrschaftsrepräsentation xanthischer Dynastengräber (2011); Marksteiner, Trysa 221 Nr. 14; Bruns-Özgan, Lykische Grabreli efs 290 (V 6); Deltour-Levie, Piliers funéraires 163 ff.; J. Zahle, JdI 94, 1979, 326 Nr. 13; P. Demargne, FdX 1 (1958) 79 ff.; GHH 205. 225 f.
Der Theaterpfeiler Das Grabmal befindet sich oberhalb des Theaters vor der Nordostecke der Lykischen Akropolis, wo es in die byzan tinische Bastion inkorporiert wurde. Der 4,30 m hohe und 2,32 × 2,30 m große monolithische Pfeilerschaft steht auf einem teils aus dem Fels gehauenen und teils aufgemauer ten Stufensockel. Von der Grabkammer, die auf der Ostseite eine unregelmäßige Eintiefung aufweist, ist nur der untere, in den Schaft eingearbeitete Teil erhalten. Zapflöcher auf der Oberseite der Kammerbegrenzung lassen jedoch darauf schließen, daß die Kammerwände in ähnlicher Weise aus
407
Zu den Inschriften s. TAM I 44; J. Bousquet, FdX 9 (1992) 159 ff.
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Marmorplatten aufgemauert waren, wie im Fall des Akro polispfeilers oder des Harpyienmonuments. Der Pfeiler trägt außer einer lykischen Inschrift (TL 50) auch eine griechische, die über seine Neuaufstellung Aus kunft gibt. Ein Vorgang, der mit der Errichtung des Theaters in Zusammenhang stehen dürfte. Datierung: 5. Jh. v. Chr. Literatur: Marksteiner, Trysa 221 Nr. 15; P. Demargne, FdX 1 (1958) 109 ff.
Der Akropolispfeiler Das Monument wurde am Osthang der Römischen Akro polis errichtet und steht noch heute vollständig in situ. Der monolithische Pfeiler ist 4,75 m hoch und besitzt einen Durchmesser von 2,42 × 2.28 m. Er ruht auf einem dreistufi gen, aus dem anstehenden Fels gearbeiteten Unterbau. Auf dem Pfeiler stehen 1,13 m hohe Marmorplatten, welche den oberen Teil der Grabkammer bilden, die außerdem noch 1,15 m tief in den Pfeilerschaft hineinreicht. Der Kammerzu gang befindet sich auf der Westseite. Den Oberen Abschluß des Monuments bildet ein 0,52 m dicker, allerseits überkra gender Deckel. Die Gesamthöhe des Akropolispfeilers beträgt ohne Stu fenbau 6,40 m. Rechnet man diesen hinzu, dann sind es so gar 7,65 m. Das Grabmal ist zwar nicht mit Reliefs verziert, doch ist sicherlich davon auszugehen, daß die Mamorplat ten der Kammer ursprünglich einmal bemalt waren. Datie rung: 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr.
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dem Kasten (H: 1,79 m) und einem spitzbogigen Deckel (H: 1,25 m) zusammensetzt. Obgleich nicht mit Reliefs verziert, ist der Sarkophag von einer exquisiten Qualität. Es darf ver mutet werden, daß er zumindest an den Giebelseiten des De ckels bemalt war. Die Funde aus der Grabkammer im Pfeiler408 datieren von der archaischen bis in die hellenistische Zeit und kön nen nur wenig zur zeitlichen Einordnung des Monumentes beitragen. Dennoch sei auf das Fragment eines hocharchai schen Reliefs hingewiesen (entstanden um 525 v. Chr.), das u.a. ein dickbäuchiges Ringerpaar und einen Lyraspieler zeigt. Es scheint aus einem unbekannten sepulkralen Kon text zu stammen und Leichenspiele darzustellen. Datierung: 4. Jh. v. Chr. (oder später?) Literatur: Marksteiner, Trysa 221 Nr. 17; P. Demargne, FdX 1 (1958) 47 ff. – Zum Ringerrelief s. C. Rudolph, Das Harpyienmonument von Xanthos (2003)
4.24.5.2 Sarkophage Zwar sind aus einigen anderen lykischen Städten deutlich mehr Sarkophage bekannt, doch haben sich in Xanthos ei nige der bedeutendsten, mit Reliefs geschmückten Exem plare dieser Gattung erhalten. Hinzu kommen eine Reihe vergleichsweise schlichter, Holzkonstruktionen abbildender Sarkophage, die ebenfalls in der klassischen Epoche entstan den sind. Auch diese zeichnen sich durch eine oftmals unge wöhnlich gute Bearbeitungsqualität aus.
Literatur: Marksteiner, Trysa 221 Nr. 16; P. Demargne, FdX 1 (1958) 113 ff.
Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 285 ff.; J. Zahle, JdI 1979, 248 ff. passim. 326 ff.; P. Demargne, FdX 5 (1974) 46 ff.
Der Pfeilersarkophag Das Grabmal steht nur wenige Meter vom Harpyienmonu ment entfernt, unweit der Südwestecke der Agora. Bei dem insgesamt 8,59 m hohen Monument handelt es sich – wie der Name schon sagt – um eine Mischform aus Pfeiler und Sarkophag, die mit dem archaischen Grabtypus – abgesehen von ein paar äußerlichen Merkmalen – jedoch nicht mehr viel gemein hat. Der 3,37 m hohe und 2,29 × 2,31 m große Pfeiler, bei dem es sich typologisch gesehen wohl eher um eine Art Hyposo rion handelt, ist kein Monolith, sondern aus mehreren senk recht aufgestellten Orthostatenplatten zusammengesetzt. Die Grabkammer in seinem Inneren war durch eine quad ratische Öffnung am oberen Ende der Ostseite zu erreichen. Der Pfeiler ruht auf einem 3,11 × 3,13 m großen und 0,62 m hohen Sockel und wird von einer dreifach getreppten, 3,34 × 3,47 m großen und 1,04 m hohen Abdeckung bekrönt, deren oberer Rand stellenweise mit einem Eierstab verziert ist. Die Abdeckung des Pfeilers dient zugleich als Basis für einen Holzarchitektur abbildenden lykischen Sarkophag, der sich aus einem zweistufigen, 0,52 m hohen Unterbau,
Der Payava-Sarkophag Das Grab befand sich ursprünglich in der Nekropole am Ost hang der Römischen Akropolis. Seine Überreste sind heute in London und Antalya zu bewundern. In Xanthos selbst wurde eine Rekonstruktion errichtet. Das insgesamt 7,85 m hohe Monument setzte sich aus einem dreistufigen Unter bau, einem podiumartigen Sockel mit einem darüber lie genden Hyposorion zusammen, das seinerseits einen Holz konstruktionen nachahmenden lykischen Sarkophag mit Spitzbogendeckel trug. Auf dem Grabmal befinden sich zwei lykische Inschriften, eine auf dem First, die andere auf dem Hyposorion (TAM I Nr. 40). Letztere enthält eine Widmung an den Persischen Satrapen Autophrates. Bemerkenswert ist der ikonographische Reichtum, der auf Deckel und Zwischengeschoß angebrachten Reliefs. Der Deckelfirst zeigt Jagdszenen mit verschiedenen Tieren und Reitern, sowie eine Kampfszene, in welche ein Reiter meh rere Fußkämpfer in die Flucht schlägt. Auf den Seiten des Deckels ist jeweils ein Viergespann mit Wagenlenker und Apobat wiedergegeben, während in den oberen Zwickel der 408
P. Demargne, FdX 1 (1958) 51 ff.
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Giebel auf beiden Seiten zwei antithetische Sphingen darge stellt sind. In den Feldern darunter befinden sich einander gegenübersitzende weibliche und männliche Figuren. Auf einer Schmalseite des Hyposorions sind zwei ste hende Krieger (A), auf der anderen eine aus drei Figuren bestehende Athletenbekränzungsszene (B) zu erkennen. Langseite A zeigt eine Audienzszene mit einem orientalisch gekleideten, thronenden Mann und sechs weiteren Figuren, darunter zwei hinter dem Thronenden stehende Diener. Auf Langseite B ist eine sehr dynamisch wirkende Kampfszene mit Reitern sowie nackten und bekleideten Fußkämpfern zu sehen. Datierung: 370-350 v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 286 f. (S 28) J. Zahle, JdI 94, 1979, 328 Nr. 18; P. Demargne, FdX 5 (1974) 61 ff.
Der Tänzerinnen-Sarkophag Das Grabmal befindet sich am Ostrand der ummauerten Siedlung. Es bildet keine Holzkonstruktionen ab und be steht aus Stufensockel, einem Sarkophagkasten mit zwei Paneelen sowie spitzbogigem Deckel, auf dem mehrere Reli efs angebracht sind. Auf einer Deckelseite ist eine Jagdszene wiedergegeben, in welcher ein berittener und zwei unberit tene Jäger gegen ein Wildschwein vorgehen (A). Die andere Seite zeigt einen stehenden Krieger mit erhobenem Schild und zwei fliehende Reiter, von denen der hintere gerade im Begriff ist, rücklings vom Pferd zu stürzen. In den Giebelfel dern sind jeweils zwei antithetische Kalathiskostänzerinnen im kurzen Chiton dargestellt. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 285 f. (S26); J. Zahle, JdI 94, 1979, 328 Nr. 19; P. Demargne, FdX 5 (1974) 97 ff.; J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 102 ff.
Der Merehi-Sarkophag Das Grab wurde am unteren Nordhang der Römischen Ak ropolis errichtet und liegt folglich deutlich außerhalb der ummauerten Siedlung. Der aus Kasten und spitzbogigem Deckel bestehende Sarkophag erhebt sich über einem zweioder dreistufigen Unterbau. Der Deckel ist mit Reliefs ver ziert, auf dem Kasten befindet sich eine lykische Inschrift (TAM I Nr. 43) Auf einer Langseite des Deckelfirsts (A) ist eine vielfigu rige Mahlszene wiedergeben, auf der anderen Kampfsze nen (B). Bemerkenswert ist die Darstellung eines vor einem Stadtturm sitzenden Kriegers. Die Stirnseiten des Firsts sind mit pflanzlichen Akroteren geschmückt. Auf den Deckel seiten befinden sich Viergespanne mit Wagenlenker und Apobat. Unter den Pferden sind ein Panther bzw. eine Chi märe zu erkennen. In den oberen Zwickeln des erhaltenen Giebels befinden sich zwei antithetische Sphingen. In den Feldern darunter sind ein Mann mit Stab und eine Frau mit Kind dargestellt, die einander gegenübersitzen. Datierung:
4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 284 (S24); J. Zahle, JdI 94, 1979, 326 Nr. 12; P. Demargne, FdX 5 (1974) 88 ff.
Der Tierkampfsarkophag Das Grab liegt außerhalb der ummauerten Siedlung am Nordosthang der Römischen Akropolis. Über dem dreistu figen Unterbau erheben sich das Hyposorion und ein Sar kophagkasten mit spitzbogigem Deckel. Das – gemessen am Hyposorion – 2,25 × 1,07 m große Monument hatte eine Gesamthöhe von etwa 4,50 m. Der Sarkophag bildet kei ne Holzkonstruktionen ab, der Kasten verfügt jedoch über vier Paneele. Mit Reliefs verziert sind der Firstbalken, die Seiten und die Giebel des Deckels sowie eine Langseite des Hyposorions. Der First zeigt Männer im Gespräch (Seite A) sowie schlecht erhaltene Jagd- und Kampfdarstellungen (Seite B). Auf dem Deckel sind eine fünffigurige Mahlszene u.a. mit einer sitzenden verschleierten Frau (Seite A) und eine Jagd szene mit Wildschwein wiedergegeben (Seite B). In den Gie beln sind jeweils zwei antithetische Sphingen dargestellt. Das Relief auf dem Hyposorion zeigt einen Tierkampf, beste hend aus zwei antithetischen Löwen und einem Stier. Datie rung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 285 (S25); J. Zahle, JdI 94, 1979, 328 Nr. 15; P. Demargne, FdX 5 (1974) 46 ff.
Der Ahqqadi-Sarkophag Das Grabmal verdankt seinen Namen einer lykischen In schrift, in welcher ein Ahqqadi, Sohn des Pizibide genannt wird (TAM I Nr. 36) und befindet sich westlich oberhalb der Gräbergruppe um den Payava-Sarkophag. Das 6,90 m hohe Monument besteht wie üblich aus Stufenbau, Hyposorion und Sarkophagkasten mit spitzbogigem Deckel. Es bildet aber keine Holzarchitektur nach und Löwenprotomen am Deckel sind sein einziger Schmuck. Er soll hier als Beispiel für die vielen unverzierten, gleichwohl mit großer Sorgfalt her gestellten Sarkophage genannt sein. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 119; J. Zahle, JdI 94, 1979, 328 Nr. 17; P. Demargne, FdX 5 (1974) 104 ff.
4.24.5.3 Grabhäuser Der Typus des freistehenden hausartigen, Holzarchitektur abbildenden Grabes ist nirgends sonst in Lykien so häufig anzutreffen, wie in Xanthos. Er tritt bereits ab der Mitte des 5. Jhs.v. Chr. auf und damit deutlich früher als die Sar kophage. Auffallend ist die Größe und Monumentaltät vie ler Grabhäuser, die deshalb oftmals aus einer Vielzahl von Baugliedern zusammengesetzt sind – so wie das größte von allen, nämlich Bau G auf der Lykischen Akropolis. Auch die Qualität der Ausführung ist in aller Regel ganz außerordent lich. Nimmt man die auffällig exklusiven Standorte vieler dieser Gräber an der Agora und vor allem auf der Akropolis
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
hinzu, dann kann man zumindest einigen von ihnen eine ge wisse dynastische Relevanz nicht absprechen. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 20 ff. 257 ff.; P. Demarg ne, FdX 5 (1974) 21 ff.; H. Metzger, FdX 2 (1966) 49 ff. 87 ff.
Das Grabhaus an der Agora Der eine Gesamthöhe von 5,71 m aufweisende Bau befindet sich unmittelbar östlich der Agora und steht noch heute in situ. Er setzt sich aus einem Podium, einer dreistufigen Kre pis und einer sockelartigen Basis zusammen, über der sich das eigentliche Grabhaus erhebt. Das bis zu 1,10 m hohe und eine Grundfläche von 4,50 × 5,28 m einnehmende Podium ist aus teils trapezoidal zugeschnittenen, großformatigen Blö cken zusammengefügt und enthält eine Grabkammer mit einem Zugang auf der Ostseite. Die Krepis besitzt eine Höhe von 1,28 m, bei dem monolithischen Sockel sind es 0,65 m. Das 2,05 × 3,05 m große und 2,30 m hohe Grabhaus wur de – von kleineren Applikationen abgesehen – ebenfalls aus einem einzigen Block gefertigt. Es ist nord-südlich orientiert und bildet in sehr akribischer Weise Holzarchitektur nach. Das typisch lykische Flachdach wird von einer Art 0,38 m hohem monolithischen Deckel bekrönt, der gegenüber der Dachkante auf allen vier Seiten deutlich zurückspringt. Der Zugang in die 183 bzw. 1,75 × 1.32 m große und 1,60 m hohe Grabkammer liegt sich auf der nördlichen Schmalseite. Da tierung: um 400 v. Chr. Literatur: P. Demargne, FdX 5 (1974) 21 ff. Die Grabhäuser in der Ostnekropole Auch in der Nekropole am Osthang der Römischen Akropo lis gab es offenbar Grabhäuser des oben beschriebenen Typs, von denen sich hier jedoch keines in situ erhalten hat. Grund dafür dürfte sein, daß sie anders als das Grabhaus an der Agora, aus einzelnen, sehr präzise gearbeiteten Baugliedern errichtet wurden, die später beim Bau der byzantinischen Basilika auf der Hügelkuppe Verwendung fanden. Eines die ser Grabhäuser war offenbar mit einem monolithischen De ckel bekrönt, der ein Satteldach mit geringer Neigung imi tierte. Datierung: 5./4. Jh. v. Chr. Literatur: P. Demargne, FdX 5 (1974) 25 ff.
Bau F Hierbei handelt es sich um die Reste eines etwa 7 × 11 m gro ßen, gestuften Unterbaus aus sauber zugehauenen Blöcken auf der lykischen Akropolis. Das nord-südlich ausgerichtete und südwestlich von Tempel D gelegene Podium trug sehr wahrscheinlich ein steinernes, mit Heroon H vergleichbares und vermutlich 3,60 × 2,90 m großes, einen Holzbau nachah mendes, wohl doppelgeschossiges Grabhaus mit Satteldach. Es war nicht aus einem einzigen großen Felsblock gefertigt, sondern aus zahlreichen einzelnen Baugliedern zusammen gesetzt.
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Von Bau F stammen vermutlich einige reliefverzierte Blöcke, die im British Museum verwahrt werden. Darunter ein Giebel mit der Darstellung zweier sitzender Figuren, zwischen denen sich eine Säule mit einem darauf hockenden Adler (?) erhebt. Hinzu kommt ein aus mehreren Blöcken bestehender Vogelfries. Datierung: Mitte 5. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 258 (M 6); H. Metzger, FDX 2 (1966) 71 ff.; C. Rudolph, Das Harpyienmonument (2003) 59 ff.
Bau G Die Überreste des Monuments liegen auf dem Gelände sporn im äußersten Südwesten der Lykischen Akropolis. Der ungefähr ost-westlich orientierte Bau besteht aus einer 15,50 × 10,25 m großen und etwa 1,50 m (?) hohen Terrasse, die wohl über eine auf der Nordseite gelegene Treppe zu er reichen war. Darüber erhob sich ein 5,17 × 3,45 m großes und etwa 4,80 m hohes reliefverziertes Grabhaus im lykischen Stil. Die Terrasse wurde aus massiven, teils polygonalen, teils quaderförmigen und zumeist sehr ordentlich zugehauenen Kalksteinblöcken errichtet. In der sicher als Schauseite an zusprechenden Ostfassade der Terrasse wurde eine Qua derreihe mit Randschlägen versehen. Verzierungszwecken dienten sicherlich auch einige stehengelassene Hebebossen. Es gibt ferner Hinweise darauf, daß auf der Terrasse vor dem Grabhaus Statuen aufgestellt waren. Das Grabhaus selbst ruhte auf einer niedrigen, plinthen artigen Stufe. Es setzte sich aus einem 1,85 m hohen Podium und dem eigentlichen, einen lykischen Holzriegelbau imitie renden Grabhaus mit Flachdach zusammen. Es bestand aus einzelnen, sehr präzise zugehauenen Baugliedern. Das Dach wurde von sechs, gleichmäßig über den Innenraum verteil ten Pfeilern getragen. Die Schmalseiten wiesen eine typisch lykische Kassetten verzierung auf, während die Langseiten mit Relieffriesen geschmückt waren, die u.a. eine Prozession mit Wagen und Pferden darstellen. Auch das Innere des Grabhauses war re liefverziert. Die wenigen erhaltenen Reste zeigen mehrere stehende und sitzende gewandete Figuren. Lage, Größe und Ausstattung charakterisieren Bau G zweifellos eine Art Herrscher- oder Dynastengrab, das man durchaus als Heroon ansprechen darf. Die Gleichsetzung des Monuments mit dem für Xanthos überlieferten Sarpedoni on ist hingegen sehr wahrscheinlich falsch409. Datierung: um 460 v. Chr. Literatur: H. Metzger, FdX 2 (1966) 49 ff.; Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 20 ff. 204 ff. 257 f. (M4); C. Rudolph, Das Harpyienmonu ment (2003) 61 ff.
409
A. Keen in: M. Dillon (Hrsg.), Religion in the ancient world: New the mes and approaches (1996) 229 ff.; ders., Dynastic Lycia (1998) 186 ff. – Vgl. hingegen Thomsen, Avşar Tepesi 110 Anm. 22.
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Bau H Das nordsüdlich orientierte Gebäude wurde am äußersten Westende des Geländesporns an der Südwestecke der Lyki schen Akropolis errichtet. In situ erhalten hat sich von Bau H freilich nur die aus sehr sorgfältig verfugten und mit Schwal benschwanzklammern verbundenen polygonalen Blöc ken bestehende, 5,17 × 3,34 m große untere Stufe des ursprüng lich zweistufigen Unterbaus. Über diesem erhob sich ein Holzkonstruktionen abbildendes, 2,84 × 2,34 m großes und etwa 5,25 m hohes, mehrgeschossiges Grabhaus mit Sattel dach. Die Schmalseiten des Grabhauses waren in der üblichen Weise mit Kassetten verziert. In den Giebeln konnten die Reliefdarstellungen von jeweils zwei einander gegenüber sitzenden Sphingen nachgewiesen werden, über denen sich zumindest auf einer Seite außerdem zwei ebenfalls sitzende Löwenfiguren befanden. Datierung: 2. Viertel 5. Jh. v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 258 (M 5); H. Metzger, FdX 2 (1966) 64 ff.; C. Rudolph, Das Harpyienmonument (2003) 58 f.
4.24.5.4 Felsgräber Darüber hinaus finden sich in Xanthos auch Felskammer gräber mit Fassaden von exzellenter Qualität. Sie sind auf sämtliche Nekropolen der Siedlung verteilt und wurden überall dort errichtet, wo geeignete Felswände zur Verfü gung standen. Die vielleicht schönsten von ihnen sind am Osthang der Römischen Akropolis, im Bereich des soge nannten Akropolispfeilers zu finden. Wie die Grabhäuser bilden auch die Fassaden der Fels kammergräber Holzriegelbauten nach. Zumeist bestehen sie aus zwei länglichen Kassettenfeldern unter und zwei qua dratischen über dem Sturzbalken, wobei eines der unteren Felder als Zugang dient. Drei nebeneinanderliegende Kas settenfelder kommen, ebenso wie einzelne, nur selten vor. Häufiger waren die Dachpartien der xanthischen Felskam mergräber aus gesonderten Blöcken und bisweilen womög lich sogar aus vergänglichen Materialien gefertigt. Eine Reihe von Felskammergräbern am Osthang der Rö mischen Akropolis besitzen lykische Inschriften.410 Im Ein zelnen handelt es sich dabei um die Gräber R1411 (TL 47), R2412 (TL 38), R3413 (TL 37), R17414 (TL 48. 49) und das Ioni sche Grab (TL 39). Eine griechische Inschrift trägt hingegen das Grab R6415. Datierung: 4. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos and Letoon (2003) 110 ff.; P. Demargne, FdX 5 (1974) 31 ff.; P. Demargne, FdX 1 (1958) 113 ff. 410 411 412 413 414 415
E. Laroche in: P. Demargne, FdX 5 (1974) 123 ff. P. Demargne, FdX 5 (1974) 31 f. Demargne, FdX V 32 f. Demargne, FdX V 33 f. Demargne, FdX V 41 f. P. Demargne, FdX 1 (1958) 119 ff.
Das Ionische Felsgrab Gesondert ist auf ein kleines Felskammergrab am Osthang der Römischen Akropolis hinzuweisen, dessen Fassade ei nem ionischen Tempel nachempfunden wurde. Es zeichnet sich durch eine 3 m breite und 0,90 m tiefe, aus dem Fels ge hauene Vorhalle mit Satteldach aus, das von zwei ionischen Säulen getragen wurde, von denen sich freilich nur noch die Basen erhalten haben. Gleiches gilt für die beiden Pilaster, welche die Säulen einst flankierten. Der mittig in der geglät teten Fassade liegende Zugang in die Grabkammer bildet ei nen facettierten Türrahmen nach. – Das Grab trägt die lyki sche Inschrift TL 39. Datierung: 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr. Literatur: P. Demargne, FdX 1 (1958) 122 ff.; E. Laroche in: P. Demarg ne, FdX 5 (1974) 130 ff.
4.24.5.5 Das Nereidenmonument Vom kunsthistorischen Standpunkt aus betrachtet ist das nördlich des hellenistischen Südtores gelegene Nereiden monument neben dem Heroon des Perikle in Limyra sicher lich das bedeutendste sepulkrale Baudenkmal der klassi schen Zeit in Lykien. Zwar hat sich nur der untere Teil des Podiums in situ erhalten, aber die zahlreichen, im Verlauf von Ausgrabungen und Bauaufnahmen ans Licht gekomme nen Bauglieder erlauben mittlerweile eine nahezu vollstän dige Rekonstruktion des Monuments, das sich durch einen stark hellenisierenden Charakter auszeichnet. Das 6,80 × 10,04 m große und auf der Südseite über 8 m hohe Podium war aus großformatigen isodomen Quadern errichtet, von denen die unteren Scharen aus lokalem Kalk stein, die oberen hingegen aus Marmor bestanden. Auf dem Podium, dessen oberer Rand mit einem doppelten Eierstab verziert war, erhob sich das eigentliche, einem ostwestlich orientierten ionischen Peripteraltempel nachempfundene Grabmal. Der etwa 5,50 m hohe Bau besaß vier Säulen an der Front bzw. sechs an den Seiten und verfügte über einen Naos mit Pronaos und Opisthodom. Zwar enthielt auch das Podi um eine geräumige, mit einer Kassettendecke verzierte und von Norden her zugängliche Grabkammer, doch die Haupt bestattung fand zweifellos im darüber gelegenen Naos statt. Die Ausstattung des Grabmals mit Rundskulpturen und Reliefs ist sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht in der klassischen Epoche einmalig für diese Regi on. Auffallend ist auch die stilistische und handwerkliche Nähe zu gleichzeitigen griechischen Werken. Es gab vier umlaufende Relieffriese, frei stehende Statuen zwischen den Säulen sowie rundplastische Akrotere. In den Reliefdarstel lungen kommen nahezu sämtliche in der lykischen Grab kunst geläufigen Themen vor. Darüber hinaus waren die Kassettendecken des Marmorbaus mit Gemälden verziert. Das Podium war vermutlich mit zwei umlaufenden Frie sen geschmückt. Der größere zeigt opulente Kampfszenen mit nackten und bekleideten Kriegern. Auf dem kleineren
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
sind die unterschiedlichen Phasen einer Stadtbelagerung dargestellt: Erstürmung, Ausfall, die Wegführung von Ge fangenen und deren Übergabe an einen thronenden Herr scher in orientalischen Gewändern. Es wurde vermutet, daß es sich hierbei um die Wiedergabe einer realen, auf den Bau herrn zu beziehenden Begebenheit handeln könnte. Auf den Langseiten des Cellafrieses sind figurenreiche Mahlszenen dargestellt, die vermutlich als Anspielung auf die Totenfeiern zu verstehen sind. Gleiches gilt wohl auch für die Opfer- und Prozessionsszenen der östlichen Schmal seite. Unklar ist hingegen die Bedeutung der Versammlungs szene auf der westlichen Schmalseite. Der Ringhallenfries zeigt Kampf- und Jagdszenen mit Reitern und Tieren. Der Ostgiebel wird von zwei einander gegenübersitzen den Figuren dominiert. Die verschleierte Frau auf der rech ten Seite ist von mehreren stehenden weiblichen und männ lichen Personen umgeben. Bei dem mit einem Hüftmantel bekleideten Mann auf der rechten Seite sind es ausschließ lich männliche Figuren. Unter dem Stuhl des Mannes und im rechten Zwickel sind liegende Hunde zu erkennen. Im nur zur Hälfte erhaltenen Westgiebel sind Kampfszenen mit mehreren Kriegern in unterschiedlichen Kampfstellungen wiedergegeben, darunter ein Zweikampf mit einem Reiter. In den Interkolumnien waren darüber hinaus lebensgro ße vollplastische, mit Chitonen bekleidete Frauenfiguren aufgestellt. Der Umstand, daß sie auf Delphinen laufend dar gestellt wurden, hat zu der Bezeichnung Nereiden geführt. Um Rundplastiken handelte es sich auch bei den beiden nur fragmentarisch erhaltenen Akrotergruppen, die jeweils ei nen nackten Jüngling beim Frauenraub zeigten. – Die Ent stehungszeit des Monuments legt nahe, daß es sich bei dem Bauherrn um Arbinas, den Sohn des Xerigha handelte416. Datierung: 390/80 v. Chr. Literatur: Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs 35 ff. 193 ff. 259 f. (M9); P. Demargne, in: GHH 65 ff.; P. Coupel – P. Demargne, FdX 3 (1969); W. A. P. Childs – P. Demargne, FdX 8 (1989); J. Zahle, JdI 94, 1979, 326 ff. Nr. 14; Childs, City-Reliefs 12 f.; ders., OpRom 9, 1973, 105 ff.; H-H. Nieswandt, Lykia 2, 1997, 115 ff.
4.24.6 Reliefs und Skulpturen ohne Kontext Das Löwenrelief Das Fragment eines Flachreliefs wurde 1988 auf einem po lygonalen Kalksteinblock östlich des Nereidenmonuments entdeckt. Es zeigt den vorderen Teil eines großformatigen, nach links gewandten Löwen mit heraushängender Zunge und erhobener linker Pranke. Das Maul ist weit aufgerissen, so daß die Zähne gut sichtbar sind. Da der Rest des Körpers fehlt, ist nicht zu entscheiden, ob das Tier stand oder saß. Die Darstellung ist ohne ikonographische Parallelen in der lykischen Kunst. Diese sind eher in der späthethitischen 416
Zur Bautätigkeit des Arbinas vgl. J. Bousquet, FdX 9 (1992) 155 ff.
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und assyrischen Bildkunst zu finden. Allerdings ist das xan thische Relief, wie die stilistischen Einflüsse aus Ionien zei gen, deutlich jünger als seine orientalischen Vorbilder. Über den architektonischen Kontext des Reliefs ist nichts bekannt. Man geht jedoch sicher nicht fehl in der Annahme, daß es zu einem bislang noch nicht identifizierten archai schen Grabbau gehörte. Es wird vermutet, daß der Löwe ein antithetisch angeordnetes Pendant besaß. Er wäre damit der älteste Beleg für dieses vor allem in der lykischen Grabkunst des 5. Jhs.v. Chr. häufiger anzutreffende Darstellungssche ma. Datierung: 2. Hälfte 6. Jh. v. Chr. Literatur: J. Des Courtils, RA 2, 1995, 337 ff.; C. Rudolph, Das Harpyien monument von Xanthos (2003) 41 f.
Die Kriegerreliefs Es handelt sich um zwei Streufunde mit Kriegerdarstellun gen, die vermutlich zwei bislang unbekannte Grabpfeiler schmückten. Das erste, auf einem türkischen Friedhof öst lich von Xanthos gefundene Bruchstück, besteht aus loka lem Kalkstein und ist 0,40 × 0,32 m groß. Es zeigt einen nach links gewandten, mit Chiton und Panzer bekleideten Krie ger, der einen Speer in seinen vorgestreckten Händen hält. An seinem Körper trägt er ein Kurzschwert, dessen Griff die Form eines Tierkopfes hat. Das zweite Fragment wurde nahe des Theaters aufgelesen und ist mit 0,40 × 0,43 m ein wenig größer. Dargestellt ist ein nach rechts gewandter Krieger, der das Zaumzeug und den Kopf eines auf ihn zuschreiten den Pferdes hält. Am Boden ist ein aufgespießter, auf dem Bauch liegender Gefallener mit einem nach oben abgewin keltem Unterschenkel zu erkennen. Datierung: nach 530 v. Chr. bzw. 2. Hälfte 6. Jh. v. Chr. Literatur: C. Rudolph, Das Harpyienmonument von Xanthos (2003) 54 f.; P. Demargne, FdX 1 (1958) 33 ff.
Der Kouroskopf Der unterlebensgroße, bereits 1953 gefundene Jünglings kopf ist aus einem bläulichen Marmor gefertigt, wie er an mehreren ionischen Orten, etwa in Milet Verwendung fand. An der Oberfläche des Kopfes sind Brandspuren, aber auch Farbreste erkennbar. Die großen Augen, die erhöht model lierten Wangenknochen und die sehr plastische Gestaltung des welligen Haars weisen auf eine ostionische Herkunft. Der xanthische Kopf ist die bislang einzige rundplastische archaische Skulptur, die aus Lykien bekannt geworden ist. Datierung: 530/20 v. Chr. Literatur: C. Rudolph, Das Harpyienmonument von Xanthos (2003) 55 f.
4.24.7 Münzprägung Aus Xanthos ist die umfangreichste dynastenzeitliche Münzprägung Lykiens überliefert. Geprägt wurde hier, wie die Ortsbeischriften auf Emissionen Kuprillis zeigen, spätes
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Andreas Thomsen
tens seit spätarchaischer Zeit. Angesichts der Bedeutung des Ortes ist jedoch zu vermuten, daß auch ein Teil der vordy nastischen417 Münzen in Xanthos geschlagen wurde. Neben Kuprilli ließen auch Kheriga und Kherei sicher in Xanthos prägen, während man dies bei Ddenewele, Vehksserre II., Artumpara, Mithrapata oder anderen aufgrund fehlender Ortsbeischriften nur vermuten kann. Gleiches gilt für den karischen Dynasten Mausollos. Der lykische Name von Xanthos erscheint auf Münzen mit den Suffixen -ha und -he als arñnaha oder arñnahe bzw. in Form der Abkürzungen arñ oder ar.418 Die Prägungen des Kuprilli zeigen dabei auf der Vorderseite in der Regel eine Stierprotome, während auf der Rückseite ein quadratisches oder rundes Incusum mit Triskeles zu finden ist. Auf je nen des Kheriga sind es ein behelmter Athenakopf auf der Vorder- und eine auf einem Felsen sitzende Athena auf der Rückseite. Den behelmten Kopf der Athena/Malija zeigen in der Regel auch die Vorderseiten des Kherêi, dessen Rücksei ten unterscheiden sich jedoch von denen seines Vorgängers. Dort ist entweder eine auf einem Delphin sitzende Athena oder ein Dynastenkopf im Profil abgebildet, mit dem Kherêi sich zweifellos selbst verewigte. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 43, 1972, 74; O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 47 ff. (passim); Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 120 ff. 180 ff. 226 ff. 233. 236.
4.24.7.1 Prägungen des Kuprilli Silberstater Die Vorderseite zeigt einen nach links schreitenden Stier auf einer Linie. Darüber die Beischrift arñn oder arñ. Auf der Rückseite befindet sich ein rundes Incusum mit Perlkreis, darin ein Triskeles und die Beischrift ΚΟΠΡΛΛΕ (kuprlli). – Dieses Darstellungsschema kommt sehr ähnlich auch als Drittel-Stater mit den Beischriften arñ und kuprl vor. Datie rung: 480-440 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 43, 1972, 68 Nr. 162. 163; vgl. ebenda Nr. 164-169; Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 180 ff.
Silberstater Die Vorderseite zeigt eine geflügelte Stierprotome nach links im Perlkreis, die Rückseite ein quadratisches Incusum mit Perlrand, darin ein Triskeles und die Beischrift ΚΟΠ (kup). Datierung: 480-440 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 43, 1972, 70 Nr. 186-188.
Silberstater Auf der Vorderseite ist eine doppelte Stierprotome zu se hen, auf der Rückseite ein Triskeles im runden Incusum mit Perlkreis und die Beischrift ΚΟΠ (kup). Datierung: 470-440 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 43, 1972, 62 Nr. 45. 46.
4.24.7.2 Prägungen des Khêriga Silberstater Auf der Vorderseite ist ein Kopf der Athena/Malija mit at tischem Helm nach rechts und einem Olivenkranz um den Kopf abgebildet. Auf der Rückseite befindet sich eine auf ei nem Fels sitzende, nach rechts gewandte Athena mit Eule, Speer, Schild und Beischrift Kherig[] im quadratischen In cusum. Eine andere Rückseite zeigt eine sitzende Athena nach links mit einem Bogen, Caduceus und Eule, sowie der Beischrift χêriga arñnahe. Auf einigen Typen sind über der Athena auch Getreide oder Efeu dargestellt Datierung: 450410 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 50 Nr. 26 f.
4.24.7.3 Prägungen des Kherêi Silberstater Die Vorderseite zeigt einen Kopf der Athena/Malija mit at tischem Helm nach links im Perlkreis. Auf der Rückseite ist ein rundes Incusum mit Perlkreis zu sehen, darin eine auf einem Delphin sitzende Athena mit Speer und Schild, sowie die Beischrift χerêi. Datierung: 410-390 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 50 Nr. 36; Vis mara, Monetazione arcaica II (1989) 233.
Silberstater Auf der Vorderseite ist wiederum ein Kopf der Athena/Mali ja mit attischem Helm nach rechts dargestellt. Die Rückseite zeigt ein quadratisches Incusum, darin einen Dynastenkopf mit persischer Kopfbedeckung nach rechts und die Beischrift χerêi arñnahe oder χerêi arñn. Datierung: 410-390 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 50 Nr. 37-41; Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 236.
Silberstater Auf der Vorderseite ist ein Kopf der Athena/Malija mit atti schem Helm nach links wiedergegeben. Auf der Rückseite ein quadratisches Incusum, darin ein Dynastenkopf in Drei viertelansicht mit persischer Kopfbedeckung nach links. Dazu die Beischrift χerêi arñnahe. Datierung: 410-390 v. Chr. Literatur: O. Mørkholm – J. Zahle, ActaArch 47, 1976, 50 Nr. 42.
417
Zur vordynastischen Münzprägung in Lykien allgemein s. Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 39 ff. 418 Vgl. O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 22 Nr. 205 a-b; 25 Nr. M 221; 26 Nr. M 222 b-M 224 b; 29 Nr. 240 a-d.
4.24.7.3 Weitere Prägungen aus Xanthos Silberstater Auf der Vorderseite ist ein nach links schreitender Stier zu sehen, dazu die Beischrift …[ñ]… sowie ein Dynastenmono
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
gramm. Auf der Rückseite befindet sich ein quadratisches Incusum mit Perlrand, darin ein Löwenskalp. Der Typus wurde wahrscheinlich in Xanthos geprägt. Datierung: 480440 v. Chr. Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 120 ff.
Silberstater Vekhsserre I Auf der Vorderseite ist ein Kopf der Athena/Malija mit atti schem Helm nach rechts dargestellt. Die Rückseite zeigt ein rundes Incunsum mit Perlkreis, darin ein bekränzter Apol lonkopf nach rechts und die Beischrift arñnaha. Datierung: 450-430 v. Chr. Literatur: Vismara, Monetazione arcaica II (1989) 226 ff.
Silberstater des Ddenevele Auf der Vorderseite ist ein bärtiger Dynastenkopf nach rechts mit persischer Kopfbedeckung im Perlkreis zu sehen. Neben dem Kopf befindet sich bisweilen ein Monogramm. Auf der Rückseite ist ein rundes Incusum mit Perlkreis zu sehen, darin ein Kopf der Athena/Malija mit attischem Helm nach rechts und der Beischrift Ddenevel. Auch dieser Typus wurde vermutlich in Xanthos geprägt. Datierung: 420-410 v. Chr. Literatur: SNG von Aulock 4180; SNG Copenhagen Supp. 461 var.
Obol aus der Zeit Ddeneveles Die Vorderseite zeigt einen bärtigen Dynastenkopf mit per sischer Kopfbedeckung im Perlkreis nach rechts. Auf der Rückseite ist ein Kopf der Athena/Malija mit attischem Helm nach rechts im Perlkreis abgebildet. Dazu die Bei schrift Ddênê. Vermutlich in Xanthos geprägt. Datierung: 410-400 v. Chr. Literatur: Babelon, Traité II 2, 411.
Silberstater aus der Zeit Vekhsserre II. Auf der Vorderseite befindet ein Kopf der Athena/Malija mit attischem Helm nach rechts. Auf der Rückseite ist ein rundes Incusum mit Perlkreis, darin weiblicher Kopf mit Amphyx nach rechts und der Beischrift arñnaha zu sehen. Datierung: 400-390 v. Chr. Literatur: Babelon, Traité II 2, 392.
Obol aus der Zeit des Mithrapata Auf der Vorderseite befindet sich eine Löwenmaske im Perl kreis. Auf der Rückseite ein rundes Incusum mit Perlkreis, darin ein Kopf der Athena/Malija mit korinthischem Helm nach rechts. Dazu ein kleiner Diskeles als Beizeichen. Ver mutlich in Xanthos geprägt. Datierung: 420-390 v. Chr. Silberstater Auf der Vorderseite ist ein Reiter in persischer Tracht im Perlkreis nach rechts wiedergegeben. Dazu die Beischrift [ar]ñna. Auf der Rückseite befindet sich ein rundes Incusum
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mit Perlkreis, darin der Kopf einer Athena/Malija mit atti schem Helm nach rechts und die Beischrift ziza[pr]ñna. Da tierung: 400-395 v. Chr. Literatur: J. Zahle in: GHH 176 Nr. 88; O. Mørkholm – G. Neumann, NAWG 1978, 25 Nr. M 221.
Diobol des Mausollos Auf der Vorderseite ist ein Löwenkopf zu sehen. Die Rücksei te zeigt einen achtstrahligen Stern mit der Beischrift ADA. Vermutlich in Xanthos geprägt. Datierung: nach 360 v. Chr. Literatur: vgl. Katalog Peus Nachf. 378 (2004) 275.
4.25 Yakabağ 4.25.1 Lage Der bislang kaum erforschte Platz befindet sich auf der West seite des Xanthostals, einige Kilometer südlich von Pinara, zu dessen Territorium er vermutlich gehörte. Sein antiker Name ist unbekannt. Die Überreste bestehen im Wesentli chen aus einem aus dem Fels gehauenen Weg – eine Reihe von Stufen sind noch erkennbar –, der in Richtung Pinara geführt zu haben scheint und wohl Teil des Straßennetz ist, das Pinara mit dem unteren Xanthostal verband. In der Nähe des Weges befinden sich eine Reihe von teils recht qualitätvollen Reliefs, die diesen Ort zu etwas Beson deren machen. Von einer zugehörigen Siedlung oder Grä bern ist dem Verfasser nichts bekannt. Die Deutung des Plat zes ist deshalb nicht unproblematisch. Es könnte sich um ein altlykisches, in der Nähe der Straße gelegenes Felsheiligtum handeln, das im Laufe der klassischen Zeit an Bedeutung ge wann und deshalb mit Reliefs verziert wurde. Die näheren Umstände dieses Vorgangs wären freilich noch zu untersu chen. Literatur: A.-V. Schweyer, RA 1996, 17 Abb. 7; 23; L. Robert, Documents de l’Asie mineure meridionale (1966) 28 f.
4.25.2 Reliefs Neben einer kleinen Kriegerdarstellung ist vor allem eine aus mehreren Figuren bestehende Reliefgruppe hervorzu heben. Zu erkennen sind vier erwachsene Personen und zwei Kinder, alle stehend. Zu Füßen der dritten Figur von links ist ein Tier dargestellt, vermutlich ein Hund. Einige der Personen halten unbestimmte Gegenstände in Händen. Ob es sich bei den Dargestellten um Götter oder um reale Per sonen handelt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu entscheiden. Literatur: A.-V. Schweyer RA 1996, 18 Abb. 8; 21 Abb. 9. 10.
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Andreas Thomsen
Abgekürzt zitierte Literatur:
Abbildungsnachweis:
Actes du Colloque: Actes du Colloque sur la Lycie antique. Istanbul 1977 (1980)
Abb. 1: Nach Tübinger Lykienprojekt
Akten II: J. Borchhardt – G. Dobesch (Hrsgg.), Akten des II. interntiona len Lykien-Symposions. Wien 1990 (1993)
Abb. 3: Verfasser nach Tübinger Lykienprojekt
Babelon, Traité II 2: E. Babelon, Traité des monnaies grecques et romaines, Bd. 2. Comprenant les monnaies de l’empire des Perses Achéménides, de l’Orient sémetique et de l’Asie-mineure (1910)
Abb. 2: Verfasser nach Foto Google Earth Abb. 4: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 5, 1997, 88 Abb. 1 Abb. 5: Verfasser nach Foto Google Earth Abb. 6: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 7, 1999, 90 Abb. 2
Bean, Lycian Turkey: G. E. Bean, Lycian Turkey (1978)
Abb. 7: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 7, 1999, 92 Abb. 4
Benndorf- Niemann Reisen I: O. Benndorf – G. Niemann, Reisen im südwestlichen Kleinasien. Band I, Reisen in Lykien und Karien (1884)
Abb. 8: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 5, 1997, 91 Abb. 5 Abb. 9: J.-P. Adam, L’achritecture militaire greque (1982) 121 Abb. 81
Bruns-Özgan, Lykische Grabreliefs: C. Bruns-Özgan, Lykische Grabreli efs des 5. und 4. Jhs. v. Chr., 33. Beih. IstMitt (1987)
Abb. 10: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 8, 2000, 145 Abb. 3
Childs, City-Reliefs: W. A. P. Childs, The City-Reliefs of Lycia (1978)
Abb. 12: Marksteiner, Limyra Taf. 124 Abb. 93
Deltour-Levie, Piliers Funéraires: C. Deltour Levie, Le Piliers funéraires de Lycie (1982) FdX : Fouilles de Xanthos GHH: J. Borchhardt (Hrsg.), Götter, Heroen, Herrscher in Lykien (1990) Hülden, Gräber und Grabtypen: O. Hülden, Gräber und Grabtypen im Bergland von Yavu (Zentrallykien). Studien zur antiken Grabkultur in Lykien, Bd. 1 (2006) Lykische Studien 1: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 1. Die Siedlungs kammer von Kyaneai, Asia Minor Studien 9 (1993)
Abb. 11: Verfasser nach Foto Google Earth Abb. 13: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 63 Abb. 13 Abb. 14: Verfasser nach Foto Google Earth Abb. 15: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 64 Abb. 14 Abb. 16: W. W. Wurster AA 1978, 80 Abb. 6 Abb. 17: W. W. Wurster AA 1976, 28 Abb. 2 Abb. 18: M. Wörrle – W. W. Wurster, Chiron 27, 1997, 465 Abb. 6
Lykische Studien 2: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 2. Forschungen auf dem Gebiet der Polis Kyaneai. Bericht über die Kampagne 1991, Asia Minor Studien 18 (1995)
Abb. 19: W. W. Wurster AA 1978, 82 Abb. 8
Lykische Studien 7: F. Kolb (Hrsg.), Lykische Studien 7. Die Chora von Kyaneai. Untersuchungen zur Politischen Geographie, Siedlungsund Agrarstruktur des Yavu-Berglandes in Zentrallykien (2006)
Abb. 22: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 46 Abb. 11
Marksteiner, Limyra: T. Marksteiner, Die befestigte Siedlung von Limyra. Studien zur vorrömischen Wehrarchitektur und Sied lungsentwicklung in Lykien unter besonderer Berücksichtigung der klassischen Epoche (1997) Marksteiner, Lykien: T. Marksteiner, Lykien. Ein archäologischer Führer (2010) Marksteiner, Trysa: T. Marksteiner, Trysa. Eine zentrallykische Nieder lassung im Wandel der Zeit (2002) Religion du Pont Euxin: Religion du Pont-Euxin. Actes du VIIIe Sympo sion de Vani, 22.-27.09.1996 (1999)
Abb. 20: W. W. Wurster AA 1978, 75 Abb. 1 Abb. 21: Nach P. Demargne, FdX 1 (1958) Abb. 1 Abb. 23: Verfasser Abb. 24: Thomsen Avşar Tepesi Abb. 18 Abb. 25: Işık, Patara 77 Abb. 61 Abb. 26: W. W. Wurster Akten II.2 23 Abb. 16 Abb. 27: Marksteiner, Limyra Taf. 116 Abb. 93 Abb. 28: W. W. Wurster Akten II.2 23 Abb. 17 Abb. 29: Thomsen Avşar Tepesi Abb. 116, 1 Abb. 30: W. W. Wurster AA 1978, 99 Abb. 21-23 Abb. 31: Marksteiner, Limyra Taf. 57, Abb. 163 Abb. 32: Marksteiner, Limyra Taf. 61, Abb. 172
Spratt – Forbs, Travels I: T. A. B. Spratt – Ed. Forbes, Travels in Lycia, Milyas and the Cibyratis I (1847)
Abb. 33: G. E. Bean, Lycian Turkey (1978) Abb. 28
Thomsen, Avşar Tepesi: A. Thomsen, Die lykische Dynastensiedlung auf dem Avşar Tepesi (2002)
Abb. 35: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 107 Abb. 40
TIB: Tabula Imperii Byzantini, Bd. 8. Lykien und Pamphylien (2004)
Abb. 37: Thomsen Avsar Tepesi Abb. 37
Vismara, Monetazione arcaica: N. Vismara, Monetazione arcaica della Lycia, Bd. 1 und 2 (1989) Zimmermann, Untersuchungen: M. Zimmermann, Untersuchungen zur historischen Landeskunde Zentrallykiens (1992)
Abb. 34: Marksteiner, Limyra Taf. 121 Abb. 87 Abb. 36: W. W. Wurster, AA 1978, 84 Abb. 10 Abb. 38: Schuler / Iskan, Patara (2016) 20 f. Abb. 10 Abb. 39: Verfasser Abb. 40: Thomsen Avsar Tepesi Abb. 37a
Das Xanthostal in archaisch-klassischer Zeit. Eine archäologische Bestandsaufnahme
Abb. 41: Verfasser Abb. 42: F. Işık, IstMitt 60, 2010, 90 Abb. 19 Abb. 43: F. Işık, IstMitt 60, 2010, 90 Abb. 22 Abb. 44: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 7, 1999, 98 Abb. 13 Abb. 45: Verfasser (mit Erlaubnis von F. Işık) Abb. 46: A.-V. Scheyer, RA 1996, 21 Abb. 9 Abb. 47: H. Metzger, FdX 6 (1979) 18/19 Fig. 3 Abb. 48: J. Borchhardt – G. Neumann – K. Schulz, Adalya 6, 2003, 66 f. Abb. 19-20 Abb. 49: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 134 Abb. Abb. 50: E. Hansen – C. Le Roy RA 1976 323 Abb. 8 Abb. 51: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 144 Abb. 56 Abb. 52: F. Işık, IstMitt 60, 2010, 89 Abb. 15 Abb. 53: Marksteiner, Trysa Taf. 154-157 Abb. 54: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 8, 2000, 151 f. Abb. 10-11 Abb. 55: J. Borchhardt – G. Neumann, RA 1976, 73 Abb. 7 Abb. 56: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 63 Abb. Abb. 57: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 52 Abb. 15 Abb. 58: Nach H. Metzger FdX 2 (1963) Abb. 13-14 Abb. 59: J. Borchhardt, AA 1968, 176 Abb. 2 Abb. 60: GHH 166 Abb. 61: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 114 Abb. 44 Abb. 62: Foto M Zimmermann Abb. 63: J. Zahle AA 1979, 326 Abb. 46 Abb. 64: J. Des Courtils, The Guide to Xanthos (2003) 118 Abb. 47 Abb. 65: T. Marksteiner – J. Des Courtils, AnatAnt 8, 2000, 155 Abb. 15
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Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos vor dem Hintergrund historiographischer Topik
Anke Rondholz Zum dritten Mal fanden so die Xanthier aufgrund ihrer Freiheitsliebe durch eigene Hand den Tod. Denn schon unter dem Meder Harpagos, dem Feldherrn Kyros’ des Großen, begingen sie gleichermaßen lieber Selbstmord, statt in die Sklaverei zu gehen, und den von Harpagos eingeschlossenen Xanthiern wurde ihre Stadt damals zum Grab. Ein ähnliches Schicksal soll ihnen auch unter Alexander, dem Sohn Philipps, beschieden gewesen sein; wollten sie sich doch nicht einmal ihm unterwerfen, der die Herrschaft über einen so großen Teil der Erde erlangt hatte.1 Dreimal in der Geschichte der Stadt sollen die Xanthier nach Appian Massenselbstmord begangen haben: das erste Mal, als die Stadt von Harpagos belagert wurde, das zweite Mal bei der Eroberung durch Alexander, und das dritte Mal, als Xanthos von Brutus eingenommen wurde. Der dritte Fall wird in Appians Bürgerkriegen ausführlich geschildert; die Episode endet mit obigem Zitat.2 Der xanthische Massenselbstmord bei der Eroberung durch M. Iunius Brutus 43/42 v. Chr. wird in zwei weiteren, uns erhaltenen Texten behandelt, in Plutarchs Brutusvita und bei Cassius Dio.3 Herodot schildert, wie in der Mitte des sechsten Jahrhunderts die Xanthier sich das Leben nehmen, um der Übernahme durch Harpagos zu entgehen.4 Nur für einen Massenselbstmord in Xanthos bei der Eroberung durch Alexander gibt es keine weiteren Belege. Weder in Plutarchs noch in Arrians Schilderung der Einnahme von Xanthos durch Alexander wird erwähnt, dass die Xanthier sich kollektiv getötet hätten.5
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Ξάνθιοι μὲν δὴ τρίτον ὑπὸ σφῶν αὐτῶν ἀπώλλυντο ἐλευθερίας οὕνεκα. καὶ γὰρ ἐπὶ Ἁρπάγου τοῦ Μήδου, Κύρῳ τῷ μεγάλῳ στρατηγοῦντος, ὧδε σφᾶς ἀντὶ δουλοσύνης διέφθειραν, καὶ τάφος Ξανθίοις ἡ πόλις ἀποκλεισθεῖσιν ὑπὸ Ἁρπάγου τότε ἐγένετο: καὶ ἐπὶ Ἀλεξάνδρου τοῦ Φιλίππου φασὶν ὅμοια παθεῖν, οὐχ ὑποστάντας οὐδὲ Ἀλεξάνδρῳ μετὰ τοσῆσδε γῆς ἀρχὴν ὑπακοῦσαι, App. civ. 4,10,80. 2 App. civ. 4,10,76-80. 3 Plut. Brut. 31; Dio 47,34. 4 Hdt. 1,176. 5 Arr. an. 1,24,4 und Plut. Alex. 17 gehen auf die Einzelheiten der Eroberung von Xanthos nicht ein; auch bei Plut. Brut. 31,5 findet sich kein Verweis auf Alexander, sondern nur auf die von Herodot geschilderte Episode.
Die Schilderungen der Eroberungen der Stadt Xanthos durch verschiedene Kriegsherren und der jeweiligen Massenselbstmorde der Bevölkerung werden in der Forschung mit dem archäologischen Befund zusammengebracht. Anhand von Keramikdatierungen lässt sich nachweisen, dass die aus dem siebten Jahrhundert stammende Residenz A auf der xanthischen Akropolis in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. durch Residenz B ersetzt wurde. Ähnlich wurden weitere Gebäude, das als Tempel gedeutete Gebäude C und die Magazine im Osten der Akropolis, im selben Zeitraum neuaufgebaut.6 Henri Metzger vermutet, die Zerstörung der Gebäude und der anschließende Wiederaufbau könnten bei der Vernichtung ihrer Stadt durch die Xanthier selbst im Zusammenhang mit der Eroberung durch Harpagos stehen, die in den Zeitraum zwischen 546 (der Eroberung von Sardis) und 538 (der Eroberung von Babylon) gefallen sein muss.7 Spuren einer gewaltsamen Zerstörung lassen sich jedoch nicht nachweisen.8 Es wurden zwar Brandspuren gefunden, die auf ein Feuer großen Ausmaßes hindeuten, allerdings werden sie auf die Zeit von 480-470 datiert. Die Ursache ist unbekannt.9 Auch für die Schäden, die nach den literarischen Quellen in Xanthos bei der Eroberung durch Brutus teils durch die Eroberer, teils durch die Xanthier selbst, und möglicherweise auch bei der Eroberung durch Alexander entstanden sein sollen, gibt es keinen archäologischen Nachweis. Lediglich verstärkte Bautätigkeit und eine enorme Ausdehnung der Stadt im vierten Jahrhundert wird als Hinweis auf vorausgegangene Zerstörung durch Alexander gewertet; Schäden durch die Belagerung durch Brutus lassen sich nicht nachweisen.10 Neben der Stadtgeschichte wird die Xanthosepisode bei Herodot noch als Beleg für ein weiteres historisches Detail herangezogen. Achtzig Familien, so Herodot, seien bei der Eroberung durch Harpagos nicht in der Stadt gewesen.11 Die Abwesenheit eines Teils der xanthischen Bevölkerung 6 7 8 9 10 11
Metzger 1963, 17-18; 31-32; 46-47. Metzger 1963, 80-81. S. dazu Işık 2010, 69-70. Metzger 1963, 22; 47. Demargne und Metzger 1967, 1394-1405. αἱ δὲ ὀγδώκοντα ἱστίαι αὗται ἔτυχον τηνικαῦτα ἐκδημέουσι καὶ οὕτω περιεγένοντο, Hdt. 1,176,3.
Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos
wird in der Forschung meist als Hinweis auf eine Form von Transhumanz interpretiert, wie man sie heute im Xanthostal vorfindet, dass also die betreffenden Familien bereits auf die Sommerweide gezogen seien.12 In seinem 2008 erschienen Buch Burg – Polis – Bischofssitz nennt Frank Kolb die Herodotpassage als mögliches „indirektes Zeugnis“ für saisonbedingte Weidewirtschaft.13 Er führt zwei Belege an, die Saisonweidewirtschaft für andere Orte in Lykien bezeugen. Ein Vertragstext aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr. regelt Streitigkeiten zwischen den Bewohnern von Tlos und den Termessiern bei Oinoanda bezüglich der Nutzung von Hochlandgebieten für die Forst- und Almwirtschaft.14 In Kolbs zweitem Beispiel, einer Inschrift von 240 v. Chr., gewährt Ptolemaios den Einwohnern von Telmessos Steuerfreiheit für diverse Weideplätze. Wo diese allerdings liegen, ist unklar, wie Kolb selbst einräumt.15 Für Xanthos gibt es außer der Herodotstelle keine weiteren möglichen Hinweise auf in der Antike praktizierte Transhumanz. Was bisher außer Acht gelassen wurde, ist die literarische Dimension der Textstellen, die den Massenselbstmord der Xanthier beschreiben. Im Folgenden sollen betreffenden Passagen bei Herodot, Appian, Plutarch und Cassius Dio in ihren literarischen Kontext eingeordnet werden. Schließlich soll vor diesem Hintergrund die Xanthosepisode bei Herodot neu interpretiert werden.
1. Massenselbstmord als literarisches Motiv
Dass sich die komplette Bevölkerung einer Stadt angesichts einer drohenden Gefahr das Leben nimmt oder dieses zumindest plant, auch wenn das Vorhaben dann scheitert, ist ein häufig auftretendes Motiv in der antiken Geschichtsschreibung. Dieses Phänomen wird im folgenden Massenselbstmord genannt, auch wenn der Tod aller Stadtbewohner nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt stattfindet (häufig finden Frauen und Kinder vor den kampffähigen Männern den Tod). Ebenso wird hier als „Selbstmord“ bezeichnet, wenn jemand sich nicht durch eigene Hand das Leben nimmt, sondern sich freiwillig von Freund oder Feind töten lässt.16 Es gibt meines Wissens mindestens 26 Passagen, in denen einen Stadt geschlossen Selbstmord begeht. Neben den vier 12
13 14
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Treuber, 1887, 92; Bean 1978, 50; Bryce 1986, 99, Keen 1998, 75. Für weiterführende Literatur zur yayla-Wirtschaft im heutigen Xanthostal s. Rousset 2010,125. Kolb 2008, 337-8. S. le Roy 1996 und die ausführliche Besprechung in Rousset 2010. Kolb 2008, 337. S. die Besprechung der Inschrift von Chandezon 2003, 251-258. Zur Problematik der Definition von Massenselbstmord s. Méry 2003, 48.
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genannten Xanthosepisoden bei Herodot, Appian, Plutarch und Cassius Dio sind das Amm. 28,1 App. Ib. 6,33 App. Ib. 2,12 Curt. 9,4,6-7 Diod. 16,45 Diod. 17,28 Diod. 18,22 Diod. 25,15 Diod. 25,17 Ios. bell. Iud. 7,389-400 Liv. 21,14 Liv. Per. 57 Liv. 28,22 Liv. 31,17 Oros. Hist. 5,14,5-6 Paus. 10,1,6-7 Plb. 16,30-33 Plb. 16,32 Plb. 9,40 (verloren) Plut. Mor. 244 Polyain. 8,65 Val. Max. 6,6 ext.1
Eroberung von Milet durch die Perser Eroberung von Astapa durch die Römer Eroberung von Sagunt durch die Karthager Eroberung einer Stadt in Indien durch Alexander Eroberung der Sidonier durch die Perser Eroberung der Marmares durch Alexander Eroberung der Isaurer durch Perdiccas Eroberung von Sagunt durch die Karthager Eroberung von Victomela durch die Karthager Eroberung von Masada durch die Römer Eroberung von Sagunt durch die Karthager Eroberung der Vaccaei durch Scipio Africanus Eroberung von Astapa durch die Römer Eroberung von Abydos durch Philipp V Eroberung der Stoeni durch die Römer Kampf der Phoker gegen die Thessalier Eroberung von Abydos durch Philipp V Kampf der Phoker gegen die Thessalier Kampf der Akarnanen gegen die Aetoler (?) Kampf der Phoker gegen die Thessalier Kampf der Phoker gegen die Thessalier Eroberung von Sagunt durch die Karthager
Aufgelistet sind hier nur die Erzählungen, bei denen wie in den kollektiven Selbstmorden von Xanthos der Freitod der Gesamtbevölkerung, d.h. von Frauen, Kindern und Männern, geschildert wird. In zahlreichen weiteren Stellen wird die Idee des kollektiven Selbstmordes variiert. So töten sich beispielsweise bei der Eroberung von Trinacia durch die Syrakusaner viele der älteren Männer,17 oder die Frauen der Teutonen bringen im Kampf gegen Marius ihre Kinder und sich selbst um.18 Vibius Virrius und einige weitere Senatoren der abtrünnigen Stadt Capua begehen lieber Selbstmord, als sich Rom zu ergeben.19 Ähnlich berühmt ist das Beispiel der Jotapatier in Flavius Josephus’ Jüdischem Krieg. Nach der Eroberung der Stadt, wobei bereits viele der Kämpfenden angesichts der aussichtslosen Lage den Freitod wählen, versteckt sich eine Gruppe von vierzig Aufständischen, darunter Josephus selbst, in einer Höhle. Als sie entdeckt und ausgeräuchert werden sollen, beschließen die Vierzig, sich das Leben zu nehmen; Josephus’ Versuche, sie davon abzuhalten, scheitern. Per Los wird die Todesreihenfolge bestimmt. Josephus ist einer der letzten, überredet seinen Todespartner, vom Selbstmord abzusehen und ergibt sich.20 Eine weitere Variante des Motivs ist Kollektivselbstmord einer Gruppe von Soldaten in aussichtsloser Lage wie z.B. die Soldaten von L. Cotta nach der Niederlage gegen den Keltenfürsten 17
Diod. 12,29,4. Flor. 1,38,17. 19 Liv. 26,13-214, ausführlich besprochen in Voisin 1984. 20 Ios. bell. iud. 3,331 und 391. Zur Interpretation der Episode s. Hankoff 1976 und Price 2007. 18
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Ambiorix,21 oder die Soldaten des Vulteius, die sich gegenseitig das Leben nehmen und zugleich töten und getötet werden, wie Lukan in einer skurrilen Szene darstellt.22 Außerdem wird das Massenselbstmordmotiv eingesetzt, um Panik infolge oder Unwillen gegen die politische Situation zu demonstrieren. Lukan und Appian nennen Massenselbstmord als Reaktion auf Proskriptionen,23 unter Herrschern wie Caligula oder Claudius grassieren Selbstmordwellen innerhalb der Oberschicht, um nur ein paar Beispiele zu nennen.24 Die oben aufgeführten Stellen, bei denen die komplette Stadtbevölkerung Selbstmord begeht, weisen deutliche Parallelen auf, d.h. der Ablauf der Selbsttötung folgt einem großteils festen Schema, bei dem gewisse Elemente feste Bestandteile sind. Dazu gehören die Tötung von Frauen und Kindern sowie in manchen Fällen die Vernichtung von Gütern. Die Familien und/oder Gegenstände werden dazu meist entweder an einen zentralen Ort wie Akropolis, Forum oder Tempel gebracht oder in den Privathäusern eingeschlossen. Der zentrale Platz und/oder die Privathäuser werden in Brand gesteckt. Die kampffähigen Männer töten sich selbst auf die eine oder andere Art und Weise oder gehen in den Kampf mit der Absicht umzukommen.25 Die erste, uns erhaltene, wirklich ausführliche Erzählung, in der alle Elemente eingesetzt werden, ist die Eroberung von Abydos bei Polybios. Nachdem die Abydener mit dem Gesuch, die Stadt friedlich zu übergeben, scheitern, berufen sie eine Volksversammlung ein. Darin beschließen sie, a) die Sklaven freizulassen, damit diese die Verteidigung der Stadt unterstützen (πρῶτον μὲν τοὺς δούλους ἐλευθεροῦν, ἵνα συναγωνιστὰς ἔχοιεν ἀπροφασίστους, 16,31,2), b) alle Frauen in den Artemistempel und die Kinder mit ihren Am21 Caes. gall. 5,37. 22
Luc. 4,456-481. Luc. 2,154-159; App. civ. 4,15. 24 Dio 59,18; 60,11. S. die (unvollständige) Zusammenstellung von Massenselbstmorden in der Antike bei van Hooff 1990. 25 Frauen, Kinder und ggf. Güter: Hdt. 1,176,1; Plb. 16,31,2-3; Diod. 16,45,4; 17,28; 18,22,4; 25,15; 25,17; Curt. 9,4,6; Liv. 21,14,4; 28,22,6; 31,17, 5; Liv. Per. 110; Ios. bell. iud. 7,391; Plut. Brut. 5; Mor. 244; Polyain. 8,65; App. civ. 4,10,80; Ib. 2,12; 6,33; Paus. 10,1,6; Amm. 28,1,3; Oros. Hist. 5,14,5-6. zentraler Platz: Hdt. 1,176,1; Plb. 16,31,2-3; Val. Max. 6,6 ext. 1; Liv. 21,14,1; 28,22,6; 31,17,5; Plut. Mor. 244; Polyain. 8,65; App. Ib. 2,12; Ib. 6,33; Paus. 10,1,6. das Anzünden der eigenen Stadt: Hdt. 1,176,1; Plb. 16,33,9; Diod. 16,45,4; 18,22,4; 26,17; Curt. 9,4,6; Val. Max. 6,6, ext.1; Liv. 21,14,1; 28,22,10; 31,17,7; Plut. Brut. 31,5; Mor. 244; Polyain. 8,65; App. 4,10,80; Ib. 6,33; Paus. 10,1,7 Tod der kampffähigen Männer: Hdt. 1,176,2; Plb. 16,30,11-12; Diod. 18,22,7; 25,15; Liv. 28,22,15; 31,18,8; Ios. bell. iud. 7,395; (Plut. Mor. 244; Polyain. 8,65); App. 4,10,80; Ib. 6,33; (Paus. 10,1,7) Vgl. auch die Übersicht in Egdeworth 1989,141-142, zur Eroberung von Sagunt, Astapa und Abydos bei Livius. 23
men ins Gymnasium zu bringen (ἔπειτα συναθροῖσαι τὰς μὲν γυναῖκας εἰς τὸ τῆς Ἀρτέμιδος ἱερὸν ἁπάσας, τὰ δὲ τέκνα σὺν ταῖς τροφοῖς εἰς τὸ γυμνάσιον, 16,31,2), und c) alles Gold und Silber auf der Agora sowie zusammenzutragen und alle kostbaren Gewänder auf Schiffe zu bringen (ἑξῆς δὲ τούτοις τὸν ἄργυρον καὶ τὸν χρυσὸν εἰς τὴν ἀγορὰν συναγαγεῖν, ὁμοίως δὲ καὶ τὸν ἱματισμὸν τὸν ἀξιόλογον εἰς τὴν τετρήρη τὴν τῶν Ῥοδίων καὶ τὴν τριήρη τὴν τῶν Κυζικηνῶν, 16,31,3). Nachdem dieser Beschluss einstimmig durchgegangen ist, bestimmen die Abydener in einer zweiten Versammlung fünfzig vertrauenswürdige ältere Männer, die, sollte der Feind die innere Mauer nehmen, a) die Frauen und Kinder töten (κατασφάξειν μὲν τὰ τέκνα καὶ τὰς γυναῖκας, 16,31,5), und b) die Schiffe mit den Schätzen in Brand zu stecken sowie Gold und Silber ins Meer werfen sollen (ἐμπρήσειν δὲ τὰς προειρημένας ναῦς, ῥίψειν δὲ κατὰ τὰς ἀρὰς τὸν ἄργυρον καὶ τὸν χρυσὸν εἰς τὴν θάλατταν, 16,31,5). Die kampffähige Bevölkerung schwört, c) den Feind entweder zu besiegen oder im Kampf zu fallen (ἢ κρατήσειν τῶν ἐχθρῶν ἢ τελευτήσειν μαχόμενοι περὶ τῆς πατρίδος, 16,31,6). Die innere Mauer fällt, und wie geplant stürzen sich die Abydener in den Kampf mit einer Entschlossenheit, dass Philipp sogar Zweifel an einem Sieg der Makedonen kommen (16,33,1-3). Als die Nacht hereinbricht und den Kampf unterbricht, beschließen einige der Älteren, auf ihren eigenen Vorteil bedacht, Frauen und Kinder nicht zu töten und die Stadt Philipp zu übergeben (16,33,4-5) – der Plan der Abydener ist in Gefahr. Als Philipp die Stadt übernehmen will, findet er die Schätze von Abydos wie für ihn bereitgelegt vor, die die fünfzig Älteren hätten vernichten sollen (τὴν ὕπαρξιν ἅπασαν καταλαβὼν συνηθροισμένην ὑπὸ τῶν Ἀβυδηνῶν ἐξ ἑτοίμου παρέλαβε, 16,33,8). Doch als er sieht, wie zahlreiche Abydener sich selbst und ihre Familien auf unterschiedlichste Art und Weise töten (θεωρῶν δὲ τὸ πλῆθος καὶ τὴν ὁρμὴν τῶν σφᾶς αὐτοὺς καὶ τὰ τέκνα καὶ τὰς γυναῖκας ἀποσφαττόντων, 16,33,9), durch „Verbrennen, Hängen, Stürzen in Brunnen oder von Dächern“ (κατακαόντων, ἀπαγχόντων, εἰς τὰ φρέατα ῥιπτούντων, κατακρημνιζόντων ἀπὸ τῶν τεγῶν,16,33,9) wird er von Kummer ergriffen und gewährt den Stadtbewohnern drei Tage Zeit, sich das Leben zu nehmen (καὶ διαλγῶν ἐπὶ τοῖς γινομένοις παρήγγειλε διότι τρεῖς ἡμέρας ἀναστροφὴν δίδωσι τοῖς βουλομένοις ἀπάγχεσθαι καὶ σφάττειν αὑτούς, 16,33,10). Gemäß ihrem ursprünglichen Plan töten alle Abydener sich selbst und ihre Familien, wenn sie nicht durch Fesseln oder sonst durch äußere Zwänge daran gehindert werden (οἱ δ᾽ Ἀβυδηνοί, προδιειληφότες ὑπὲρ αὑτῶν κατὰ τὴν ἐξ ἀρχῆς στάσιν, καὶ νομίζοντες οἷον εἰ προδόται γίνεσθαι τῶν ὑπὲρ τῆς πατρίδος ἠγωνισμένων καὶ τεθνεώτων, οὐδαμῶς ὑπέμενον τὸ ζῆν, ὅσοι μὴ δεσμοῖς ἢ τοιαύταις ἀνάγκαις προκατελήφθησαν: οἱ δὲ λοιποὶ πάντες ὥρμων ἀμελλήτως κατὰ συγγενείας ἐπὶ τὸν θάνατον, 16,33,11-12).
Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos
Die Eroberung von Abydos ist also folgendermaßen aufgebaut: 1) Die Abydener fassen den Plan zur Selbstzerstörung und legen Ablauf und Details fest; 2) Der Plan droht zu scheitern: einige der ausgewählten Älteren wollen ihrem Todesauftrag nicht nachgehen; 3) Der Plan gelingt doch: Philipp selbst gibt den Abydenern die Gelegenheit, sich und ihre Familien umzubringen. Allein die Vernichtung der Güter scheitert. Hieran zeigt sich, dass der geplante Massenselbstmord einer gesamten Stadt zu Polybios’ Zeit bereits als literarisches Motiv etabliert war, zu dem ein festes Set an Topoi gehörte: Polybios spielt hier mit der Erwartungshaltung der Leser und reizt die Möglichkeiten des Motives aus. Die detaillierte Planung der Abydener, wie wann welcher Schritt der Gesamtvernichtung vollzogen werden soll, fungiert als Exposition. Phase zwei mit dem drohenden Scheitern der Ausführung des Plans führt dem Leser einen möglichen Wendepunkt vor Augen: Kommt oder kommt es nicht zum Massenselbstmord? Diese Frage wird in Phase drei durch eine ironische Wendung aufgelöst: Der Eroberer der Stadt, dem die Abydener durch ihren Selbstmord entgehen wollen, unterstützt sie in ihrem Vorhaben. In einem zwischen Phase 1 und 2 eingeschobenen Exkurs (16,32) verweist Polybios direkt auf Parallelen zu dem Beschluss der Abydener. Der Mut der Abydener übertreffe sogar die „sprichwörtliche Tollheit der Phoker und die Tapferkeit der Akarnanen“ (ἐξ ὧν εἴποι τις ἂν καὶ τὴν λεγομένην Φωκικὴν ἀπόνοιαν καὶ τὴν Ἀκαρνάνων εὐψυχίαν ὑπερηρκέναι τὴν τῶν Ἀβυδηνῶν τόλμαν, 16,32,1). Über diese habe er selbst bereits berichtet, sagt Polybios, somit sollten sie seinen Lesern bereits bekannt sein. Der Bericht über die Tapferkeit der Akarnanen ist bei Polybios nur fragmentarisch erhalten, welchen Plan sie angesichts der drohenden Invasion der Aitoler fassten, ist nicht bekannt.26 Die ausführlichste Schilderung des tollkühnen Aktes der Phoker, auf die sich Polybios bezieht, ist uns bei Pausanias erhalten; bei Polybios ist die Passage verloren. Pausanias berichtet, dass die Phoker nach der Vernichtung ihrer Elitekampftruppe gegen die Thessalier Frauen und Kinder sowie Schätze und sonstige Güter an einem Platz versammelten und einen Scheiterhaufen errichteten (καὶ ἡ συμφορὰ σφῶν κατάπληξιν τοῖς ἐπὶ τοῦ στρατοπέδου τῶν Φωκέων τηλικαύτην ἐνεποίησεν, ὥστε καὶ τὰς γυναῖκας καὶ παῖδας καὶ ὅσα τῶν κτημάτων ἄγειν ἦν σφίσιν ἢ φέρειν, ἔτι δὲ καὶ ἐσθῆτα καὶ χρυσόν τε καὶ 26
Plb. 9,40. Bei Hdt. 8,27-30 und Liv. 26,25 ist keine Rede von einem Massenselbstmord, sondern die acarnischen Frauen, Kinder und Greise werden weggeschickt, und die nur die kampffähigen Männer fassen den Beschluss, im Kampf zu siegen oder umzukommen. Da die Schilderungen ein und desselben Ereignisses im Zusammenhang von Massenselbstmorden von Städten des öfteren voneinander abweichen, worauf ich später noch zurückkommen werde, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Polybios keinen Massenselbstmordsbeschluss der Akarnanen hat.
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ἄργυρον καὶ τὰ ἀγάλματα τῶν θεῶν ἐς ταὐτὸ συλλέξαντες πυρὰν ὡς μεγίστην ἐποίησαν, Paus. 10,1,6). Sie wählten dreißig Männer aus, die im Falle einer phokischen Niederlage erst Frauen und Kinder töten, sie dann mit den Wertgegenständen auf den Scheiterhaufen legen und diesen dann anzünden und zuletzt sich selbst töten sollten, sei es gegenseitig oder durch die Hand der Thessalier (καὶ ἐπ᾽ αὐτοῖς ἀριθμὸν τριάκοντα ἄνδρας ἀπολείπουσι: προσετέτακτο δὲ τοῖς ἀνδράσιν, εἰ ἡττᾶσθαι τοὺς Φωκέας συμβαίνοι τῇ μάχῃ, τότε δὴ προαποσφάξαι μὲν τὰς γυναῖκάς τε καὶ παῖδας καὶ ὡς ἱερεῖα ἀναθέντας ταῦτά τε καὶ τὰ χρήματα ἐπὶ τὴν πυρὰν καὶ ἐνέντας πῦρ οὕτως ἤδη διαφθαρῆναι καὶ αὐτοὺς ἤτοι ὑπ᾽ ἀλλήλων ἢ ἐς τὴν ἵππον τῶν Θεσσαλῶν ἐσπίπτοντας, 10,1,67). Auf dieses Ereignis, so Pausanias, gehe der Ausdruck ἀπόνοια Φωκική zurück. Da auch schon Polybios von der „sprichwörtlichen der Phoker“ spricht und Pausanias hierfür möglicherweise als Quelle dient, kann man davon ausgehen, dass die Geschichte Polybios und seiner Leserschaft so bekannt war, wie sie auch bei Pausanias und anderen späteren Autoren dargestellt wird.27 Die Phoker hätten hinsichtlich ihrer Familien anscheinend einen ähnlichen Plan gefasst wie die Abydener, ebenso die Akarnanen, obwohl deren Lage, im Falle der Akarnanen, noch nicht ausweglos gewesen sei bzw. die Phoker diese nicht als solche empfunden hätten. Daher sei es besonders unfair von Tyche, diesen beiden Völkern unerwartet den Sieg zu gewähren, den Abydenern aber, die in auswegloser Lage ihren Tod und der ihrer Familien beschlossen hätten, um sie vor der Gefangenschaft zu bewahren, das umgekehrte Schicksal zuteil werden ließ: „Die Männer starben, die Stadt fiel, die Kinder mit ihren Müttern kamen in die Gewalt der Feinde“.28 Dieser Exkurs erhöht die Spannung beim Leser. Somit werden zwei Fälle, in denen ein ähnlicher Außerdem bei Plut. Mor. 244 und Polyaenus 8,65. Vgl. auch Walbank 1967 ad loc. 28 Φωκεῖς τε γὰρ δοκοῦσι τὰ παραπλήσια βουλεύσασθαι περὶ τῶν ἀναγκαίων, οὐκ εἰς τέλος ἀπηλπισμένας ἔχοντες τὰς τοῦ νικᾶν ἐλπίδας διὰ τὸ μέλλειν ποιεῖσθαι τὸν κίνδυνον πρὸς τοὺς Θετταλοὺς ἐν τοῖς ὑπαίθροις ἐκ παρατάξεως: ὁμοίως δὲ καὶ τὸ τῶν Ἀκαρνάνων ἔθνος, ὅτε προιδόμενοι τὴν Αἰτωλῶν ἔφοδον, ἐβουλεύσαντο παραπλήσια περὶ τῶν ἐνεστώτων: ὑπὲρ ὧν τὰ κατὰ μέρος ἡμεῖς ἐν τοῖς πρὸ τούτων ἱστορήκαμεν. Ἀβυδηνοὶ δέ, συγκεκλεισμένοι καὶ σχεδὸν ἀπηλπικότες τὴν σωτηρίαν, πανδημεὶ προείλοντο τῆς εἱμαρμένης τυχεῖν μετὰ τῶν τέκνων καὶ τῶν γυναικῶν μᾶλλον ἢ ζῶντες ἔτι πρόληψιν ἔχειν τοῦ πεσεῖσθαι τὰ σφέτερα τέκνα καὶ τὰς γυναῖκας ὑπὸ τὴν τῶν ἐχθρῶν ἐξουσίαν. διὸ καὶ μάλιστ᾽ ἄν τις ἐπὶ τῆς Ἀβυδηνῶν περιπετείας μέμψαιτο τῇ τύχῃ, διότι τὰς μὲν τῶν προειρημένων συμφορὰς οἷον ἐλεήσασα παραυτίκα διωρθώσατο, περιθεῖσα τὴν νίκην ἅμα καὶ τὴν σωτηρίαν τοῖς ἀπηλπισμένοις, περὶ δ᾽ Ἀβυδηνῶν τὴν ἐναντίαν εἶχε διάληψιν. οἱ μὲν γὰρ ἄνδρες ἀπέθανον, ἡ δὲ πόλις ἑάλω, τὰ δὲ τέκνα σὺν αὐταῖς μητράσιν ἐγένετο τοῖς ἐχθροῖς ὑποχείρια, 16,32,2-6. Nach Paus. 10,1,9 siegen die Phoker unerwartet, die Akarnanen ziehen sich nach Liv. 26,25,15-16 zurück. 27
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Beschluss wie der der Abydener, sprich der Entschluss zum Selbstmord durch die Gesamtbevölkerung (was für Polybios’ Version über die Phoker als gesichert, über die Akarnanen als wahrscheinlich angenommen werden kann) gefasst wird, noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Die mögliche Wende durch das Scheitern des Planes der Abydener wird vorbereitet, indem auf den gegensätzlichen Verlauf der beiden genannten Episoden verwiesen wird. Vor allem aber zeigt dieser Exkurs, wie Polybios den Entschluss einer Stadtbevölkerung, sich in einer aussichtslosen Lage komplett selbst auszulöschen, gezielt als literarisches Motiv einsetzt.
2. Zwei Seiten der Medaille: Massenselbstmord als Positiv- und Negativbeispiel
Wie die obige Übersicht zeigt, wird das Motiv des Massenselbstmordes einer Stadt bei den Autoren vom ersten Jahrhundert v. Chr. an populär. Von den Autoren im ersten Jahrhundert vor und nach Christus wird es häufig eingesetzt. So findet es sich sich gleich viermal bei Diodor und mindestens viermal bei Livius.29 Auch bei späteren Autoren taucht das Motiv in der oben genannten Form ebenfalls auf, dazu finden sich wie oben bereits erwähnt zahlreiche Variationen. Besonders viel Beachtung in der Forschung wurde den drei erhaltenen Episoden bei Livius, der Eroberung von Sagunt, Astapa und Abydos, geschenkt. Häufig wurde dabei Livius’ Fall von Abydos mit der Vorlage bei Polybios, oder die drei Passagen untereinander verglichen.30 Ebenso wurde der exemplarische Charakter von derlei Szenen, bei der die Gesamtbevölkerung einer Stadt aus Freiheitsliebe in den Tod geht, hervorgehoben. Liza Méry hat gezeigt, dass gerade die konkrete Beschreibung des Ablaufs, von der Stadtbelagerung über den Beschluss zum Selbstmord bis hin zur Ausführung zum historiographischen Standard dieses Motivs gehört und von der Verwendung desselben Motivs als exemplum in der Philosophie abhebt.31 Den Freitod dem Verlust der Freiheit vorzuziehen gehört in den antiken Selbstmorddiskurs, nachdem jemand u.a. dadurch charakterisiert wird, aus welchem Motiv heraus und auf welche Art er oder sie Selbstmord begehen und indem umgekehrt zum Ausdruck gebracht wird, in welcher Situation welche Art Selbstmord als angemessen oder unangemessen betrachtet wird.32 Schil29
Soweit uns erhalten; möglicherweise verwendet Livius das Motiv auch bei der Zerstörung Karthagos, s. dazu Edgeworth 1989, 144. 30 S. z.B. Edgeworth 1989, Kowaleski 2002, 366-372 jeweils mit weiterführender Literatur. 31 Méry 2003, 52-53. In der Philosophie wird der konkrete Ablauf nicht ausgeführt; der einfache Verweis auf allgemein bekannte und in der Historiographie etablierten Fallbeispiele genügt, vgl. z.B. Sen. Ep. 66,13. 32 S. dazu die Studie von van Hooff 1990.
derungen von Städten, die angesichts einer Gefahr freiwillig in den Tod gehen, wollen also nicht den historischen Ablauf eines Ereignisses wiedergeben, sondern dienen der Charakterisierung einer Bürgerschaft und damit auch einer indirekten Charakterisierung ihres Gegners und zielen darauf ab, dem Leser ein positives oder negatives Beispiel vor Augen zu führen.33 Zu der Konventionalisierung und wachsenden Popularität des Motivs gehört, dass ein und derselbe Fall von verschiedenen Autoren aufgegriffen wird. Wie bereits erwähnt greift Livius den von Polybios’ behandelten Fall von Abydos auf. Auch das von Polybios’ genannte Beispiel der Phoker, das zu seiner Zeit schon sprichwörtlich war, wird in späteren Texten behandelt und wird der Intention des Autors entsprechend präsentiert. Plutarch in seinen Moralia beispielsweise schreibt über die Tapferkeit der Frauen und hebt diesen Punkt besonders hervor. In seiner Version erhalten die phokischen Frauen die Gelegenheit, den Plan der Männer, dass im Falle einer Eroberung Frauen und Kinder getötet und die Wertgegenstände vernichtet werden sollten, eigenständig anzunehmen oder abzulehnen, sie sollten nicht zum Freitod gezwungen werden. Die Frauen stimmen dem Beschluss der Männer in einer eigenen Versammlung zu, ebenso die Kinder.34 In seinem Frauenbuch greift Polyainos wiederum Plutarchs Fokus auf und geht noch ein Stück weiter. In seiner Version sind es die phokischen Frauen, die den Selbstmordbeschluss fassen, und es ist eben diese Tapferkeit der Frauen, die die Männer in ihrer Tapferkeit derart anstachelt, dass sie siegreich sind.35 Umgekehrt wird die Eroberung einer Stadt bei einem Autor mit, bei einem anderen ohne Massenselbstmord berichtet wie beispielsweise der Fall der Stadt Milet, deren Bewohner sich bei Ammian, nicht aber bei Herodot das Leben nehmen.36 Manche Städte und ihre Bewohner entwickeln sich also zu bekannten Beispielen für Massenselbstmord, in anderen Fällen steht das Motiv als solches im Vordergrund, mit dessen Hilfe eine Stadt charakterisiert wird, wenn sie auch nicht zu den konventionellen Vertretern des Motivs gehört. Daher verwundert es auch nicht, dass der Selbstmord der Xanthier bei der Eroberung durch Brutus mehrfach, nämlich bei Plutarch, Appian und Cassius Dio, geschildert wird. Auffällig ist, dass der xanthische Massenselbstmord bei mindestens zwei, nach Appian sogar drei Gelegenheiten stattgefunden haben soll. Die Xanthier wurden also als die Bürgerschaft für Massenselbstmord par exellence etabliert. 33
S. Méry 2003, 53-62.
35
Polyain. 8,65. Hdt.6,20-21; Amm. 28,1,3-4. Bei Ammian wird der Topos des Scheiterhaufens auf einem zentralen Platz zur Metapher: die brennende Stadt selbst wird zum Scheiterhaufen (proiectoque in ignem mobili censu, arsuros se certatim congererent, in communem pereuntis patriae rogum).
34 Plut. Mor. 244. 36
Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos
Dazu prädestinierte sie die Passage bei Herodot (1,176), die das früheste Beispiel eines solchen Massenselbstmords in der Geschichte beschreibt und selbst die früheste derartige Beschreibung ist. Plutarch weist am Schluss der Passage explizit auf diese Rolle der Xanthier hin: Sie, die Xanthier, wiederholten das Schicksal ihrer Vorfahren, nämlich den Massenselbstmord und die Zerstörung der eigenen Stadt im sechsten Jh. v. Chr., nach einer langen Zeitspanne, als ob sie eine Periode, die für ihre Vernichtung bestimmt worden sei, erfüllten (Ξάνθιοι μὲν οὖν διὰ πολλῶν χρόνων ὥσπερ εἱμαρμένην περίοδον διαφθορᾶς ἀποδιδόντες τὴν τῶν προγόνων ἀνενεώσαντο τῇ τόλμῃ τύχην καὶ γὰρ ἐκεῖνοι τὴν πόλιν ὁμοίως ἐπὶ τῶν Περσικῶν κατακαύσαντες ἑαυτοὺς διέφθειραν, Plut. Brut. 31,5). Der Autor rechtfertigt den Einsatz eines literarischen Motivs, das im Falle der Xanthier eigentlich an eine andere historische Begebenheit gekoppelt ist, nämlich die Eroberung von Xanthos durch Harpagos. Plutarchs Intention ist es, mit der Schilderung des erneuten Selbstmordes der Xanthier dem Leser ein Negativbeispiel zu geben und gleichzeitig Brutus als positiv darzustellen. Anders als in vielen anderen positiv besetzten Selbstmord episoden treffen die Xanthier hier keinen wohlüberlegten Beschluss, den Tod dem Verlust der Freiheit vorzuziehen. Sie werden im Gegenteil „plötzlich von einem fürchterlichen, unbeschreibbaren Drang zur ἀπόνοια“ ergriffen, einer Art „Todessehnsucht“ (τοὺς δὲ Λυκίους δεινή τις ἐξαίφνης πρὸς ἀπόνοιαν ὁρμὴ καὶ λόγου κρείσσων κατέσχεν, ἣν ἄν τις ἔρωτι θανάτου μάλιστα προσεικάσειεν, 31,1). Sie schleppen weiteres Brandmaterial herbei, um das Feuer, das bereits in der Stadt wütet, weiter zu schüren, außerdem beschießt die ganze Bevölkerung, egal welchen Alters, Freie wie Sklaven mit ihren Frauen und Kindern, die Eroberer, die mittlerweile versuchen, das Feuer zu löschen (οἵ γε μετὰ παίδων καὶ γυναικῶν ἐλεύθεροί τε καὶ δοῦλοι καὶ πᾶσα ἡλικία τοὺς μὲν πολεμίους πρὸς τὴν φλόγα βοηθοῦντας ἀπὸ τῶν τειχῶν ἔβαλλον, αὐτοὶ δὲ κάλαμον καὶ ξύλα καὶ πᾶν ὑπέκκαυμα προσφέροντες ἦγον ἐπὶ τὴν πόλιν τὸ πῦρ, ὀρέγοντες αὐτῷ πᾶσαν ὕλην καὶ πάντα τρόπον ἐξερεθίζοντες καὶ συνεκτρέφοντες, 31,1). Brutus reitet derweilen um die Stadt herum und fleht die Xanthier an, sich und ihre Stadt zu verschonen (31,2). Dieses skurrile Bild wird von Plutarch weiter auf die Spitze getrieben. Die Selbstmordszene selbst beschreibt er in drastischen Bildern. Da der Selbstmord nicht geplant ist, verläuft er nicht in geordneten Bahnen, sondern äußerst chaotisch: Frauen und Kinder werden nicht abgesondert, während die Männer todesverachtend in den Kampf gehen, sondern jeder versucht sich irgendwie umzubringen (ἀλλὰ πάντα τρόπον ἑαυτοὺς ἀπολλύντων, 31,2). Für derartige verzweifelte Versuche, sich auf die unterschiedlichste Art und Weise umzubringen, die gerade
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verfügbar ist, gibt es viele literarische Vorlagen.37 Auch die Abydener bei Polybios, wie oben beschrieben, zeigen dieses Verhalten, allerdings sind sie dazu gezwungen, nachdem ihr ursprünglicher Plan, den Selbstmord wie geplant umzusetzen, gescheitert ist. Hier ist es die Gruppe der Kinder, die Plutarch herausgreift, um die verschiedenen Selbstmordmethoden der Xanthier darzulegen: „Sogar die kleinen Kinder mit sprangen Geschrei und Gekreisch ins Feuer, stürzen sich kopfüber von den Mauern, oder warfen sich unter die Schwerter ihrer Väter, entblößten ihre Kehlen und baten um den Todesstoß“ (καὶ τὰ παιδία τὰ μικρὰ μετὰ κραυγῆς καὶ ἀλαλαγμοῦ τὰ μὲν εἰς τὸ πῦρ ἥλλετο, τὰ δ᾽ ἄνωθεν ἀπὸ τῶν τειχῶν ἐξετραχήλιζεν αὑτά, τὰ δὲ τοῖς ξίφεσι τῶν πατέρων ὑπέβαλλε τὰς σφαγὰς γυμνοῦντα καὶ κελεύοντα παίειν, 31,3). Die Szene schließt mit dem Bild einer Frau, die schon in der Schlinge hängt und eine Kinderleiche um den Hals hängen hat, und noch im Versuch, sich zu erhängen, mit einer Fackel ihr Haus in Brand zu stecken versucht (ὤφθη δὲ τῆς πόλεως διαφθαρείσης γυνή κρεμαμένη μὲν ἐξ ἀγχόνης, παιδίον δὲ νεκρὸν ἐξηρτημένη τοῦ τραχήλου, λαμπάδι δὲ καιομένῃ τὴν οἰκίαν ὑφάπτουσα, 31,3). Dieser um nicht zu sagen pervertierten Version des Massenselbstmordmotivs stellt Plutarch das Verhalten des Brutus gegenüber. Dieser bricht vor Kummer über das xanthische Massaker in Tränen aus. Anders als Polybios’ Philipp, der als großmütiger Eroberer den Abydenern die Gelegenheit gibt, ihren heldenhaften Plan doch noch zu vollenden und ihnen die Gelegenheit gibt, sich das Leben zu nehmen, versucht Plutarchs Brutus, dem Wahnsinn der Xanthier Einhalt zu gebieten. Er setzt einen Preis für jeden geretteten Xanthier aus; allerdings konnten gerade einmal 150 vor dem Tode bewahrt werden (καὶ τοῦ θεάματος τραγικοῦ φανέντος ἰδεῖν μὲν οὐχ ὑπέμεινεν ὁ Βροῦτος, ἐδάκρυσε δὲ ἀκούσας: καὶ γέρας ἐκήρυξε τῶν στρατιωτῶν ὅστις ἂν δυνηθῇ Λύκιον ἄνδρα περισῶσαι, 31,4). Plutarch stellt also den Selbstmord der Xanthier als chaotische Wahnsinnstat, ihren Eroberer Brutus dagegen umso positiver dar. Appian in seiner Xanthosepisode stilisiert einerseits die Xanthier in ihrer Freiheitsliebe zum positiven Exemplum, stellt aber andererseits auch Brutus als großmütigen Eroberer dar. Appians Xanthier folgen der literarischen Konvention. Als die Stadt in Feindes Hand ist, eilen die kampffähigen Männer zuerst zu ihren Häusern und töten ihre Familien mit deren Zustimmung (ἁλούσης δὲ τῆς πόλεως οἱ Ξάνθιοι ἐς τὰς οἰκίας συνέτρεχον καὶ τὰ φίλτατα σφῶν κατέκαινον, ἑκόντα τὴν σφαγὴν ὑπέχοντα, 4,10,80). Brutus glaubt zunächst, das Geschrei der Weh37
Üblich bei Belagerungsszenen sind unterschiedliche Todesarten, typischerweise das Herabspringen von Mauern oder in Brunnen, sich ins Feuer stürzen, erhängen, ins Schwert stürzen, „the means is prescribed by the situation“, so van Hooff 1990, 58; s. auch 62-64.
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klagenden gehe auf Plünderungen seiner Soldaten zurück, was er zu unterbinden versucht (οἰμωγῆς δὲ γιγνομένης ὁ Βροῦτος νομίσας ἁρπαγὴν εἶναι τὸν στρατὸν ἀνεῖργε διὰ κηρύκων, 4,10,80). Als er aber begreift, was tatsächlich vor sich geht, wird er von Mitleid mit der Freiheitsliebe der Xanthier (ἀνδρῶν φρόνημα φιλελεύθερον) erfasst, woraufhin er Unterhändler schickt, um über eine Kapitulation zu verhandeln. Die Xanthier jedoch weisen das Angebot zurück, indem sie auf die Unterhändler schießen. Sie legen in ihren Häusern ihre toten Familienangehörigen auf Scheiterhaufen, stecken sie in Brand, und nehmen sich darauf selbst das Leben (οἱ δὲ καὶ τοὺς φέροντας ἔβαλλον καὶ τὰ σφέτερα πάντα ἀνελόντες ἐς πυρὰς προνενης μένας ἐν ταῖς οἰκίαις ἐπέθεσαν καὶ τὸ πῦρ ἅψαντες ἑαυτοὺς ἐπικατέσφαξαν, 4,10,0). Der Umstand, dass die Scheiterhaufen als πυρὰς προνενης μένας ἐν ταῖς οἰκίαις ἐπέθεσαν bezeichnet werden, „die sie zuvor in ihren Häusern errichtet hatten“, zeigt, dass die Xanthier eine Niederlage bereits in Betracht gezogen und den kollektiven Selbstmord von längerer Hand geplant haben. Brutus versucht zu retten, was zu retten ist; er kann jedoch nur einige Tempel bewahren und außer Sklaven nur ein paar freie Frauen und kaum 150 Männer lebend gefangen nehmen (Βροῦτος δὲ τῶν ἱερῶν περισώσας ὅσα ἐδύνατο, μόνους θεράποντας εἷλε Ξανθίων καὶ ἐκ τῶν ἀνδρῶν γύναια ὀλίγα ἐλεύθερα καὶ ἄνδρας οὐδὲ ἐς ἑκατὸν καὶ πεντήκοντα πάντας, 4,10,80). Die Episode schließt mit dem o. g. Zitat, dass dies das dritte Mal in der Geschichte der Xanthier gewesen sei, dass sie sich und ihre Stadt aus Liebe zur Freiheit vernichtet hätten. Anders als Plutarch nennt Appian noch die Eroberung der Stadt durch Alexander den Großen, bei der die Xanthier so gehandelt hätten. Offensichtlich waren Appian Versionen der Geschichte bekannt, die das Motiv des von Herodot geschilderten Massenselbstmordes bei der Übernahme von Xanthos durch Harpagos aufgegriffen hatten.38 Plutarch verkehrt das Selbstmordmotiv und präsentiert eine Art verkehrte Welt, bei der sogar die Kinder auf unterschiedlichste Art und Weise einen Weg aus dem Leben suchen, die Eroberer sich andererseits verzweifelt bemühen, die Eroberten zu retten. Appian greift auf das konventionelle Massenselbstmordmotiv zurück, um die Xanthier als Positivbeispiel zu charakterisieren, gleichzeitig entlastet er den 38
In seiner Alexandervita präsentiert Plutarch einen anderen Strang zu Alexander in Lykien. Nach der Eroberung von Halikarnassos und Milet ist Alexander unsicher über sein weiteres Vorgehen (17,1). Er schwankt zwischen einer sofortigen Konfrontation mit Dareios und der Fortsetzung seines Feldzuges in Kleinasien. Da bringt eine Quelle in der Nähe von Xanthos ein Bronzetäfelchen hervor, auf dem in alter Schrift die Vernichtung des persischen Reiches durch die Griechen verheißen wird (17,2). Davon ermutigt zieht Alexander weiter und unterwirft Pamphylien (17,3). Auf die eigentliche Eroberung Lykiens wird nicht eingegangen. Vgl. dazu Le Roy 1980.
Eroberer Brutus, indem er die Xanthier den Brand der Stadt initiieren lässt,39 während Brutus versucht, Tempel und Bürger vor der Vernichtung zu bewahren. Cassius Dio reduziert die Schilderung des Ereignisses auf einen wertneutralen Satz, weshalb man hier nicht vom gezielten Einsatz eines literarischen Motivs sprechen kann;40 vermutlich war Massenselbstmord der Xanthier bei der Eroberung zu Brutus zu prominent, als dass er übergangen werden konnte.
3. From Zero to Hero – Überlebensmythen als Legitimationsversuch
Wie aber verhält es sich mit der Episode bei Herodot, nach der sich die Xanthier bei der Eroberung durch Harpagos umbringen? Wie bereits erwähnt handelt es sich dabei um das früheste Beispiel für das Motiv in der oben beschriebenen Form. Nachdem die Xanthier in der offenen Feldschlacht geschlagen sind, ziehen sie sich in die Stadt zurück und werden dort eingeschlossen. Sie versammeln Frauen, Kinder, Sklaven und Habseligkeiten auf der Akropolis und stecken diese in Brand (Λύκιοι δέ, ὡς ἐς τὸ Ξάνθιον πεδίον ἤλασε ὁ Ἅρπαγος τὸν στρατόν, ἐπεξιόντες καὶ μαχόμενοι ὀλίγοι πρὸς πολλοὺς ἀρετᾶς ἀπεδείκνυντο, ἑσσωθέντες δὲ καὶ κατειληθέντες ἐς τὸ ἄστυ συνήλισαν ἐς τὴν ἀκρόπολιν τάς τε γυναῖκας καὶ τὰ τέκνα καὶ τὰ χρήματα καὶ τοὺς οἰκέτας, καὶ ἔπειτα ὑπῆψαν τὴν ἀκρόπολιν πᾶσαν ταύτην καίεσθαι, Hdt. 1,176,1).41 Die kampffähigen Männer leisten einander einen „fürchterlichen Schwur“, machen einen Ausfall und sterben allesamt im Kampf (ταῦτα δὲ ποιήσαντες καὶ συνομόσαντες ὅρκους δεινούς, ἐπεξελθόντες ἀπέθανον πάντες Ξάνθιοι μαχόμενοι, 1,176,2). Die ὅρκοι δεινόι beinhalten vermutlich das Versprechen, im Kampf zu fallen oder siegreich zurückzukehren, wie sich aus späteren Behandlungen des Motivs schließen lässt.42 Da das Motiv bei Herodot das erste Mal auftaucht, kann es dann überhaupt als solches bezeichnet werden? Aufschluss darüber gibt die Umgebung, in dem die Xanthosepisode steht. Der Kontext ist der Harpagosfeldzug mit der Unterwerfung Kleinasiens, die Eroberung von Lykien bzw. Xanthos steht am Schluss nach der Eroberung Ioniens und Kariens. Herodot greift einige Einzelbeispiele heraus und beschreibt, wie einzelne Städte auf die drohende Übernahme durch Harpagos reagieren. Die erste Stadt, die angegriffen 39
Treuber 1887, 199 n. 1. ἐκ γὰρ τούτου καὶ οἱ ἐπιχώριοι τὰ λοιπὰ ἐθελονταὶ συγκατέπρησαν καὶ ἀλλήλους οἱ πλείους ἀνεχρήσαντο, Dio 47,34,3-4. 41 Herodot verwendet Xanthier und Lykier als Synonyme, s. dazu Keen 1998, 40 und 58. 42 Die Abydener on Plb. 16,31,6-7 leisten einen ähnlichen Schwur; bei Plut. Brut. 31,1 wird der Beschluss der Xanthier ebenfalls als δεινός bezeichnet. 40
Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos
wird, ist Phokaia.43 Harpagos lässt den Bewohnern sagen, es genüge ihm, wenn sie einen einzigen Turm einrissen und ein Gebäude übergäben. Die Phokaier erbitten sich Bedenkzeit, welche Harpagos ihnen gewährt und sein Heer zurückzieht. Sämtliche Stadt-bewohner verlassen unterdess die Stadt, die Perser nehmen schließlich die verlassene Stadt ein. Die Stadt Teos handelt gleich, die Bewohner verlassen die Stadt ebenfalls, um der Eroberung zu entgehen.44 Milet dagegen bleibt aufgrund seines Bündnisses mit Kyros unbehelligt; die übrigen ionischen Städte auf dem Festland unterliegen Harpagos im Kampf, die Inselstädte ergeben sich, von diesem Beispiel abgeschreckt.45 Die Städte Kariens werden ohne nennenswerte Gegenwehr unterworfen. Nur die Einwohner von Knidos machen den Versuch, diesem Schicksal zu entgehen, indem sie beginnen, den Isthmus zu durchstechen und ihr Gebiet zu einer Insel zu machen. Auf Anraten eines Orakelspruchs aus Delphi müssen sie diesen Plan aufgeben.46 Die einzigen Bewohner Kariens, die Harpagos wirklichen Widerstand leisten, sind die Pedaser, doch auch sie müssen sich letztlich unterwerfen.47 Die Eroberung von Xanthos und Kaunos beschließt Harpagos’ Feldzug durch Kleinasien. Dabei wird Kaunos in einem Satz kurz abgehandelt: τὴν μὲν δὴ Ξάνθον οὕτω ἔσχε ὁ Ἅρπαγος, παραπλησίως δὲ καὶ τὴν Καῦνον ἔσχε: καὶ γὰρ οἱ Καύνιοι τοὺς Λυκίους ἐμιμήσαντο τὰ πλέω (1,176,3). Ob mit der Aussage, die Kaunier hätten das Verhalten der Xanthier zum großen Teil imitiert, gemeint ist, dass in Kaunos eine ähnliche Selbstmordaktion stattgefunden hat, ist nicht ganz klar. Es scheint jedenfalls, als ob Einnahme von Kaunos eine Doppelung der Xanthosepisode ist, wie es auch bei Teos im Verhältnis zu Phokaia der Fall ist.48 In den Paragraphen 1,162-176 präsentiert Herodot also eine Reihe von Stadteroberungen, bei denen manche Städ43
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Hdt. 1,162-167. Hdt. 1,168. Vermutlich liegt bei Teos und Phokaia hier eine ähnliche Doppelung vor wie bei Kaunos und Xanthos. Hdt. 1,169. Hdt. 1,174. Hdt. 1,175. Keen 1998, 74, merkt an: „Kaunos was an obvious staging post for an army passing from Caria to Lycia, past which an attacking army would have to proceed, yet Herodotus reports the fall of Kaunos after that of Xanthos (1,176,3). It is possible that Herodotus has misrepresented the chronology and the true order of events is better represented by his opening remarks describing this campaign of Harpagos as being against ‚Carians and Kaunians and Lycians‘ (1,171,1). In the other hand, Herodotus does say that the Kaunians imitated the Lycians in their method of resistance to the Persians. Whether he means by this that they were inspired by the Lycian example is open to question, but if the Kaunian destruction came first one might ask why Herodotus devotes more space to the second such event than to the first.“ Überhaupt ist Herodots Kenntnis von Lykien fragwürdig, was sich in seiner Beschreibung des lykischen Matriarchats (1, 173,4-5) zeigt.
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te durch Einfallsreichtum der Eroberung entgehen wie die Phokaier und die Teer, die ihre Städte verlassen, oder die Xanthier als gegensätzliches Extrembeispiel, die sich lieber das Leben nehmen. Ebenfalls einfallsreich sind die Knidier, die aber letztlich scheitern, andere Städte wie die Pedaser erweisen sich als tapfer und leisten Widerstand, scheitern aber auch. Die Städte Kariens fallen gerade durch die Abwesenheit von ἔργα λάμπρα auf. Herodot variiert hier also die Eroberung von Städten das sogenannte urbs-capta-Motiv. Wie G. M. Paul gezeigt hat, geht das literarische Motiv der Stadteroberung auf das Motiv der Eroberung Trojas zurück.49 Dessen frühe Popularität bezeugen etwa bereits die Variation des Falls von Troja in der Iliu Persis und anderen Werken im Epischen Zyklus. Die Bekanntheit des Motivs kann bei den Lesern Herodots vorausgesetzt werden, welcher es aufgreift und im Kontext des Harpagosfeldzugs mehrere Varianten einer urbs capta durchspielt. Der Massenselbstmord der Xanthier aus Freiheitsliebe ist eine davon. Auffällig ist, dass der Massenselbstmord der Xanthier in Herodots Werk einmalig ist.50 Die Bewohner anderer Städte, denen in späteren Quellen ein ähnlicher Selbstmord zugeschrieben wird wie den Milesiern bei Ammian oder den Phokern, die, wie oben erwähnt, nach Polybios und anderen Autoren berühmt-berüchtigt waren für ihren Selbstmordplan, legen bei Herodot kein derartiges Verhalten an den Tag.51 Zu Polybios’ Zeit hatte das Motiv des Massenselbstmordes einer Stadt bereits einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht, dass es unabhängig vom historischen Hintergrundes eingesetzt wurde. Zu Ammians Zeit war es längst literarische Konvention geworden, was man auch an anderen Fällen sieht, wo Stadteroberungen mittels des Selbstmordmotivs beschrieben werden, was von früheren Versionen abweicht.52 Wieso sind es also gerade die Xanthier, denen Herodot als ersten und einzigen einen Massenselbstmord in dieser Form zuschreibt? Der Schlüssel liegt vermutlich in Herodots Schlussbemerkung zur Xanthosepisode: τῶν δὲ νῦν Λυκίων φαμένων Ξανθίων εἶναι οἱ πολλοί, πλὴν ὀγδώκοντα ἱστιέων, εἰσὶ ἐπήλυδες: αἱ δὲ ὀγδώκοντα ἱστίαι αὗται ἔτυχον τηνικαῦτα ἐκδημέουσι καὶ οὕτω περιεγένοντο (Hdt. 1,176,3) – „Von den Xanthiern, die sich heute als Lykier ausgeben, sind die meisten, außer achtzig Familien, Zugewanderte. Diese achtzig Familien waren damals zufälligerweise abwesend und überlebten so.“ Wie bereits anfangs erwähnt, 49
G. M. Paul, „Urbs Capta“: Sketch of an Ancient Literary Motif, Phoenix 36, 1982, 144-155. 50 Die Eroberung von Kaunus zähle ich nicht mit, da sie von Herodot nicht ausgeführt wird und sich als in weiteren Quellen nicht als Selbstmordepisode durchgesetzt hat. 51 Amm. 28,1,3-4; Plb. 16,32. Vgl. dagegen Hdt. 6,20-21 zu Milet und Hdt. 8, 27-30 zu Phokis. 52 So z.B. auch die Eroberung von Sagunt, die bei Plb. 3,17 ohne, bei Diod. 25,15 und Liv. 21,4 mit Selbstmord dargestellt wird,.
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wurde dieser Satz viel diskutiert. Oskar Treuber plädierte in seiner 1887 erschienenen Geschichte der Lykier dafür, „der jetzigen Lykier, die sich heute als Xanthier ausgeben“, zu übersetzen, da man Herodot eine derartige Ungenauigkeit nicht zutrauen dürfe.53 Zudem diskutiert er die möglichen Bedeutungen von ἐκδημέουσαι, ob die betreffenden Familien „nicht in der Heimatstadt“ und wegen der Sommerhitze bereits ins Gebirge gezogen seien, oder ob sie sich „außerhalb des heimatlichen Gaus“ befunden hätten und zur Gründung einer Kolonie ausgewandert seien.54 Ersteres hat sich in der Forschung durchgesetzt (s.o.). Nahezu unbeachtet blieb Santo Mazzarinos Vorschlag von 1947, bei den achtzig Familien handle es sich um φυγάδες, die auf der Seite von Harpagos gekämpft hätten.55 Letzten Endes ist es irrelevant, ob die Xanthier sich wirklich umgebracht haben und 80 Familien gerade nicht da waren und wo sie gerade waren. Es ist vielmehr interessant, welche Ausgangslage Herodot vorfindet, nämlich, dass zu seiner Zeit die meisten Xanthier, also Mitglieder der xanthischen Bürgergemeinde, Zugewanderte seien bis auf achtzig Familien. Das legt den bei Mazzarino bereits angedachten Schluss nahe, dass diverse Familien einen Führunganspruch legitimieren, indem sie sich als Überlebende und damit als wahre Lykier stilisieren. Auffällige Parallelen gibt es zu Herodots Schilderung der Eroberung von Phokaia. Die Phokaier bringen ihre Familien und Habseligkeiten auf ihre Schiffe, steigen dann selbst ein und fahren ab (οἱ Φωκαιέες ἐν τούτῳ κατασπάσαντες τὰς πεντηκοντέρους, ἐσθέμενοι τέκνα καὶ γυναῖκας καὶ ἔπιπλα πάντα, πρὸς δὲ καὶ τὰ ἀγάλματα τὰ ἐν τῶν ἱρῶν καὶ τὰ ἄλλα ἀναθήματα, χωρὶς ὅ τι χαλκὸς ἢ λίθος ἢ γραφὴ ἦν, τὰ δὲ ἄλλα πάντα ἐσθέντες καὶ αὐτοὶ εἰσβάντες ἔπλεον ἐπὶ Χίου, Hdt. 1,164,3), die Xanthier bringen Frauen, Kinder und Habseligkeiten auf die Akropolis und zünden diese an (συνήλισαν ἐς τὴν ἀκρόπολιν τάς τε γυναῖκας καὶ τὰ τέκνα καὶ τὰ χρήματα καὶ τοὺς οἰκέτας, καὶ ἔπειτα ὑπῆψαν τὴν ἀκρόπολιν πᾶσαν ταύτην καίεσθαι, 1,176,1), die Männer fallen im Kampf. In beiden Fällen dürfte die Gemeinde nicht weiterbestehen. Doch bei den Xanthiern gibt es Überlebende, die während der Zerstörung der Stadt zufälligerweise nicht da sind. Die Phokaier fahren erst nach Chios und wollen von dort weiter nach Kyrnos. Erst kehren sie jedoch zurück und töten die persische Besatzung in Phokaia, danach schwören sie, die Heimat für immer zu verlassen. Nachdem sie erneut aufgebrochen sind, wird mehr als die Hälfte der Phokaier von Heimweh übermannt und kehrt zurück.56 In beiden Fällen erweist sich die jeweilige Stadtbevölkerung als 53
Treuber 1887, 93 (der fälschlicherweise von 60 Familien spricht), ebenso Keen 1998, 72-73; 76 und Marek 2006, 8. 54 Treuber 1887, 93-94. 55 Mazzarino 1947, 405 n. 873; Asheri 2007 ad loc. 56 Hdt. 1,164-165.
besonders tapfer und freiheitsliebend, in beiden Fällen soll den Persern möglichst wenig überlassen werden, und in beiden Fällen kommt es wider Erwarten zum Fortbestand der ursprünglichen Bürgerschaft. Es sieht so aus, als ob mindestens in Phokaia und Xanthos eine Gruppe, die möglicherweise mit den Persern kooperiert hatte, zu Herodots Zeit ihren Führunganspruch legitimieren. Herodots Variationen des Stadteroberungsmotivs gehen in diesen Fällen vermutlich auf lokale Legenden zurück, mittels derer die besagten Gruppen ihre Ursprünglichkeit und das Fortbestehen ihrer Familien unter persischer Herrschaft rechtfertigten. Dafür spricht auch, dass es, wie eingangs erwähnt, keinen archäologischen Nachweis für eine gewaltsame Zerstörung der xanthischen Akropolis im Zusammenhang mit Harpagos’ Kleinasienfeldzug gibt. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass sich Harpagos nach seinem Feldzug in Xanthos niederließ und die folgenden Dynasten von ihm abstammten, wie Vertreter der Harpagidentheorie annehmen.57 Vermutlich übernahmen die Perser die bestehenden Gesellschaftsstrukturen in Xanthos und unterstützten eine lokale Führungsschicht, die ihrerseits mit den Persern kooperierte.58 Mit der zunehmenden Konventionalisierung des Massenselbstmordmotivs wurde die Frage nach dem Fortbestand einer Stadt, obwohl gerade die komplette Vernichtung der Bevölkerung geschildert worden war, offenbar nicht als Problem gesehen und in den meisten Fällen nicht thematisiert. Manchmal wird jedoch auf Überlebende hingewiesen, wie bei der oben besprochenen Eroberung von Abydos, bei der manche durch Fesseln am Selbstmord gehindert werden.59 Auch hier geht der Bericht von Überlebenden möglicherweise auf den Legitimationversuch einer bestimmten Gruppe zurück. Es fällt auf, dass die Xanthier nicht nur mehrmals in ihrer Geschichte Massenselbstmord begehen, sondern dass auch in Plutarchs und Appians Schilderung der Eroberung der Stadt durch Brutus auf Überlebende hingewiesen wird. Beide nennen 150 Xanthier, die von den Eroberern am Selbstmord gehindert werden. Nachdem in beiden Fällen explizit auf den früheren Selbstmord der Xanthier im sechsten Jahrhundert verwiesen wird, drängt sich der Verdacht auf, dass hier die gleiche politische Motivation zugrunde liegt. Nach dem Vorbild des bei Herodot geschilderten Falls stilisiert sich auch nach der Eroberung durch Brutus eine Gruppe als Überlebende, wobei hier auf das literarische Vorbild der Überlebenden des bei Polybios und Livius geschilderten Selbstmordes der Abydener zurückgegriffen wird. 57
Die Harpagidentheorie geht auf die Erwähnung eines Arppakhu (TAM I 44a, 1-2; 30; c 24) auf dem Xanthospfeiler zurück, der lykischen Version des greichischen Harpagos. Eine Verbindung oder gar Verwandtschaft zu dem General Harpagos lässt sich nicht nachweisen. S. dazu die Diskussion in Keen 1998, 76-79. 58 Keen 1998, 79-86. 59 Plb. 16,33,11-12; Liv. 17,18,8.
Die Stadt als Grab – Der Massenselbstmord von Xanthos
Möglicherweise war dies auch schon nach der Eroberung durch Alexander der Fall, wie der Vermerk Appians auf einen dritten xanthischen Massenselbstmord nahelegt. Dass auch für diese beiden Ereignisse kein archäologischer Nachweis auf Zerstörungen gefunden wurde, legt nahe, dass jeweils vielmehr eine Übergabe als eine Eroberung der Stadt stattgefunden haben muss. Wie aus einem foedus zwischen den Lykiern und Rom aus dem Jahr 46 v. Chr. hervorgeht, unterstützten die Lykier Julius Cäsar während des Bürgerkriegs und erhielten im Gegenzug rechtliche Privilegien und Erweiterungen ihres Gebiets.60 Bei den drei Gesandten des lykischen Koinon, die im Vertragstext namentlich erwähnt sind (Z. 77-79 Mitchell), handelt es sich um Vertreter der lykischen Elite. Möglicherweise ist der dort genannte Naukrates, Sohn des Naukrates, identisch mit dem ‚Demagogen Naukrates‘, der bei Plutarch die Lykier zum Widerstand gegen Brutus aufruft.61 Umso widersprüchlicher wären in diesem Fall die Geschichte einer Belagerung und der erbitterten Gegenwehr der Xanthier bis hin zur Zerstörung der eigenen Stadt und zum Massenselbstmord auf der einen und dem negativen archäologischen Befund auf der anderen Seite. Sollte die Stadt Brutus tatsächlich ohne nennenswerten Widerstand übergeben worden sein, war es vor dem Hintergrund der vorausgegangenen freundschaftlichen Beziehungen zu Julius Cäsar für die xanthische Elite umso wichtiger, das eigene Überleben zu rechtfertigen. Dies geschah dann vermutlich durch das Wiederaufgreifen der Selbstmordlegende und der Etablierung einer Version, nach der die Xanthier sich auch im Kampf gegen Brutus allesamt das Leben nahmen bis auf jene 150, die von den Römern dar60
S. die ausführliche Besprechung von Mitchell 2005 sowie ergänzende Anmerkungen von Schuler 2007, 74-78. 61 Plut. Brut. 31,3. S. dazu Mitchell 2005, 239-240 und Schuler 2007, 78.
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an gehindert wurden. Zu dem Umstand, dass sich in diesem Zusammenhang keine Zerstörungen nachweisen lassen, passt auch, dass sich Brutus angeblich bemühte, die Heiligtümer der Stadt zu retten.62 Fassen wir zusammen: Aus dem Motiv der Eroberung Trojas entwickelt sich das Motiv der Stadteroberung allgemein. In seiner Darstellung des Harpagosfeldzugs präsentiert Herodot mehrere Variationen dieses Motivs. Basierend auf lokalen Legenden, die auf die Legitimation des Führungsanspruchs bestimmter Gruppen in manchen Städten beschreibt Herodot unter anderem, wie sich die Xanthier bis auf achtzig Familien das Leben nehmen. Die Variante Massenselbstmord als literarisches Motiv wird zunehmend populärer, es erlebt eine Blütezeit in ersten Jahrhundert vor bis zum zweiten Jahrhundert n. Chr., die von Herodot eingeführten Details entwickeln sich zu festen Topoi. Mit zunehmender Konventionalisierung wird es auf die verschiedensten Situationen übertragen und zur Charakterisierung von Eroberten und Eroberern benutzt. Auf der anderen Seite kristallieren sich manche Fälle Standardselbstmordbeispielen heraus wie beispielsweise Abydos oder Sagunt und werden selbst zum Motiv. Die bei Herodot bereits zu beobachtende Vermischung von politischem Hintergrund und literarischem Motiv zieht sich durch die Geschichte und die Darstellung der Stadt. Durch Herodots Schilderung als Selbstmordstadt prädestiniert, greift eine Gruppe der Bürgerschaft nach der Übernahme der Stadt durch Brutus und vermutlich auch schon durch Alexander auf das Motiv des Massenselbstmordes zurück, um einerseits die eigene Tapferkeit zu unterstreichen, andererseits Fortbestehen der eigenen Familie zu rechtfertigen und sich als ursprüngliche Xanthier von der restlichen Bürgerschaft abzuheben. 62 App. civ. 4,10,80.
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Something to do with Sarpedon? Eine Neuinterpretation des Harpyienmonuments in Xanthos Anke Rondholz
In der antiken Literatur ist der Heros Sarpedon eng mit Lykien verknüpft. Bei Homer ist er der Anführer des lykischen Kontingents; er ist ein Nachkomme des Bellerophon, der nach der Erfüllung mehrerer Aufgaben die Tochter des lykischen Herrschers zur Frau erhält sowie das halbe Königreich (Hom. Il. 6, 150-236). Nach seinem Tod wird Sarpedons Leichnam nach Lykien gebracht (Hom. Il. 16, 480-683). Auch andere Quellen bringen Sarpedon mit Lykien in Verbindung. Nach Herodot und späteren Autoren führt Sarpedon als Stammvater der Lykier sein Volk aus Kreta nach Kleinasien (Hdt. 1, 173). Umgekehrt finden sich Hinweise auf die Popularität Sarpedons im lykischen Xanthos, aus Hellenismus und Kaiserzeit gibt es sogar Belege für einen Kult für den Heros. So war ein Demos nach ihm benannt,1 und es wurden Spiele zu seinen Ehren, die Sarpedoneia, abgehalten.2 Es gibt eine Weihinschrift für die Heroen Glaukos und Sarpedon.3 Appian nennt ein Sarpedoneion, in welches sich Soldaten des Brutus im Kampf zurückgezogen hätten.4 Und schließlich schreibt Plinius der Ältere, dass die Lykier in einem Tempel (wegen der Bedeutung Sarpedons für Xanthos vermutlich dort; Peter Frei nimmt an, im eben genannten Sarpedoneion) sogar einen Brief ausstellten, den angeblich Sarpedon aus Troja geschickt habe (nicht ohne sich darüber zu wundern, dass der Brief auf Papyrus geschrieben sei).5 Im Folgenden soll gezeigt werden, dass das Harpyienmonument möglicherweise in Verbindung mit einem im ausgehenden 6. Jahrhundert aufkommenden Sarpedonkult steht. 1. Sarpedons Bedeutung für Lykien
In der Ilias stellen die Lykier unter der Führung von Sarpedon und Glaukos die prominentesten Verbündeten der Trojaner in der Ilias dar.6 So heißt es in Il. 2,876-7: 1
TAM II 264; 265. Zum Sarpedonkult in Lykien vgl. Frei 1990, 18611826; Keen 1998, 208-210. 2 SEG 28 1248. 3 TAM II 265. 4 App. Civ. 4,10,78-79. Keen 1992, 54-56 hält das Gebäude G auf der xanthischen Akropolis für das Sarpedoneion; s. auch Keen 1996, 287288 und Keen 1998, 186-192. 5 Plin. M. NH 13,88; Frei 1990, 1825. 6 Zu den Lykiern bei Homer sowie den weiteren literarischen Traditionen s. beispielsweise Frei 1973, Prinz 1979, 101-111, Bryce 1986, 11-41
Σαρπηδὼν δ᾽ ἦρχεν Λυκίων καὶ Γλαῦκος ἀμύμων τηλόθεν ἐκ Λυκίης, Ξάνθου ἄπο δινήεντος. Sarpedon aber führte die Lykier und der untadelige Glaukos fernher aus Lykien vom Xanthos, dem wirbelnden.7 Auf die übergeordnete Stellung, die Sarpedon Glaukos gegenüber einnimmt, weist Il. 12,101-104 hin, als die Trojaner gegen die Achaier vorrücken, die sich bei ihren Schiffen verschanzt haben: Σαρπηδὼν δ᾽ ἡγήσατ᾽ ἀγακλειτῶν ἐπικούρων, πρὸς δ᾽ ἕλετο Γλαῦκον καὶ ἀρήϊον Ἀστεροπαῖον: οἳ γάρ οἱ εἴσαντο διακριδὸν εἶναι ἄριστοι τῶν ἄλλων μετά γ᾽ αὐτόν: ὃ δ᾽ ἔπρεπε καὶ διὰ πάντων. und Sarpedon führte an die hochberühmten Verbündeten und wählte sich dazu den Glaukos und den streitbaren Asteropaios, denn die schienen ihm die ausnehmend Besten zu sein der anderen, nach ihm selbst, er aber stach hervor unter allen. Sarpedon entscheidet also, wer ihn begleitet und kann offensichtlich über Glaukos bestimmen. Etwas später im selben Buch ermuntert Sarpedon Glaukos zum Kampf: da sie beide in Lykien (τί ἢ δὴ νῶϊ τετιμήμεσθα μάλιστα / ἕδρῃ τε κρέασίν τε ἰδὲ πλείοις δεπάεσσιν / ἐν Λυκίῃ, 310-311) am meisten geehrt würden, müssten sie auch unter den Ersten kämpfen (Il. 12,310-328). Auch wenn hier die Stellung beider als Herrscher hervorgehoben ist, scheint Sarpedon als der Ranghöhere zu sprechen, da Glaukos keine Erwiderung eingeräumt wird, sondern er sich „nicht abwendet“ und „nicht ungehorsam“ ist (οὐδὲ Γλαῦκος ἀπετράπετ᾽ οὐδ᾽ ἀπίθησε, 329). Beide stammen von Bellerophon ab, wie in der Glaukos-Diomedes-Episode berichtet wird (Il. 6,150236). Bellerophon, seinerseits Enkel des Sisyphos aus Ephyra in Argos, wird von der Gemahlin des Königs begehrt, weist
7
und Hiller 1993. Außerdem in Il. 5, 482-483; 5,647; 12,101-104; 12,310-321 u.v.m. Den Passagen aus Ilias und Odyssee in diesem Aufsatz liegen die Übersetzungen von Wolfgang Schadewaldt zugrunde.
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sie aber zurück, worauf diese Bellerophon verleumdet. König Proitos sendet Bellerophon zu seinem Schwiegervater nach Lykien mit einem Brief, der den Auftrag enthält, Bellerophon zu töten. Der Herrscher Lykiens stellt Bellerophon mehrere Aufgaben (Kampf gegen die Chimaira, die Solymer und die Amazonen), in der Hoffnung, dass er dabei umkomme. Nachdem dieser die Aufgaben meistert und schließlich einem Hinterhalt entkommt, gibt ihm der König die Hand seiner Tochter sowie das halbe Königreich. Aus dieser Ehe gehen drei Kinder hervor, Isandros, Hippolochos und Laodameia. Mit letzterer zeugt Zeus Sarpedon, Hippolochos ist der Vater des Glaukos; damit ist Sarpedon der einzige Zeussohn (von Ares abgesehen), der in der Ilias kämpft. Schließlich fällt Sarpedon durch die Hand des Patroklos. Sein Leichnam wird von Apollon gewaschen; Thanatos und Hypnos bringen ihn zur Bestattung nach Lykien.8 Die homerische Genealogie weicht von der übrigen Überlieferung ab. Hesiod nennt Zeus und Europa als Eltern Sarpedons, aus der Verbindung gehen ebenfalls Minos und Rhadamanthys hervor.9 Dieser Genealogie folgen die lyrische,10 tragische11 und die historiographische Tradition. Nach Herodot wird Sarpedon mit seinen Anhängern von seinem Bruder Minos aus Kreta vertrieben und geht ins Land der Milyer, die damals Solymer geheißen hätten. Sarpedons Anhänger nannten sich selbst Termilae, bis sich Lycus aus Athen Sarpedon anschloss und das Volk von diesem Namen abgeleitet Lykier genannt wurde, so Herodot.12 Ähnlich ist die Version bei Apollodor, nach der der Streit unter den Brüdern auf die Liebe zu dem Knaben Miletos zurück geht. Sarpedon unterstützt Europas Bruder Kilix im Kampf gegen die Lykier. Er wird schließlich deren Herrscher und lebt drei Generationen.13 Nach Ephoros von Kyme (4. Jh. v. Chr.) gründete Sarpedon selbst Milet.14 Es gibt also zwei Traditionen über die Rolle Sarpedons in der Geschichte der Lykier. In der nicht-homerischen Tradition führt er das Volk aus Kreta nach Kleinasien, in der homerischen ist er ein Enkel des Bellerophon aus Ephyra. Die beiden Versionen sind chronologisch nicht vereinbar, da bei Homer der Minosenkel Idomeneus vor Troja kämpft, der kretische Sarpedon als Minosbruder zwei Generationen früher anzusiedeln und zudem in Lager der Griechen wäre. Welche Tradition die ältere ist, ob der Iliasdichter eine neue Version einführte, um den Zeussohn durch Patroklos fallen zu lassen, oder ob eine nachträgliche Aufwertung von Sar-
8 Hom. Il. 16, 480-683. 9 10 11 12 13 14
Hes. fr. 141 M.-W. Schol. Il. Μ 307. Aischylos schrieb eine Tragödie Die Karer oder Europa (TrGF 3F99). Hdt. 1, 173. Zur Problematik der Termilae s. Frei 1993. Apollodor. 3, 1. Zitiert von Strab. 14, 1,6 .
pedons Abstammung stattfand, ist umstritten.15 Fest steht, dass bereits in vorarchaischer Zeit in beiden Traditionen eine Verbindung hergestellt wird zwischen dem lykischen Heros Sarpedon und der mythologischen Frühgeschichte der Griechen.
2. Das Harpyienmonument
Das Harpyienmonument in Xanthos ist eines von derzeit ca. fünfzig bekannten lykischen Pfeilergräbern.16 Diese sogenannten Pfeilergräber oder Grabpfeiler sind eine lykische Eigenart. Es handelt sich dabei um Bauwerke, die aus einem pfeilerartigen Schaft und einer darauf angebrachten Kammer bestehen. Der älteste erhaltene Grabpfeiler, das Löwengrab aus Xanthos aus der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts, ist drei Meter hoch, während der um 400 datierende Inschriftenpfeiler, ebenfalls aus Xanthos, eine Höhe von mindestens neun Metern hatte.17 Es lässt sich also eine Entwicklung feststellen, was die Höhe anbelangt, aber ebenso im Hinblick auf die Architektur. In manchen späten Pfeilergräbern aus hochklassischer Zeit kommt es zu Abweichungen von der traditionellen Form und zu Überschneidungen mit zeitgenössischen architektonischen Merkmalen.18 Wie die Bezeichnung Pfeilergrab schon sagt, werden diese Bauwerke in der Forschung für einen bestimmten Grabtypus gehalten, der der Selbstdarstellung lykischer Machthaber diente.19 Die Kammern auf den Pfeilern werden als Grabkammern interpretiert, was u.a. auf die Vogelwesen auf dem Harpyienmonument zurückgeht. So schlug Ekrem Akurgal vor, die Grabkammern seien so hoch angesiedelt, damit wie auf dem Relief angedeutet nach lykischem Glauben „die Toten von den Vogeldämonen sozusagen bequem fortgetragen werden konnten“20. Jürgen Borchhardt stellte dagegen die These auf, dass es sich bei den Pfeilermonumenten nicht um Gräber handele, sondern um Kenotaphen für im Feld gefallene Helden;21 und in der Tat konnte bisher keine Bestattung in einem Pfeilermonument nachgewiesen werden. Dennoch spricht viel für eine Interpretation als Pfeilergräber, wie z.B. die Lage in einer Nekropole oder inschriftliche Verweise auf
15 16 17
18 19 20 21
Prinz 1979, 100-111; s. auch das maßgebliche Werk von W. Kullmann, Die Quellen der Ilias (1960). S. dazu die Übersicht in Marksteiner 2002, 219-233. Smith 1892, 60. Z.B. Akurgal 1993, 150-151; Marksteiner 2002, 227-228 mit Beispielen. S. dazu Anthony Keens Versuch, die xanthischen Dynasten einzelnen Grabgebäuden zuzuordnen (Keen 1992). Akurgal 1961, 127; 318, und 1993, 151. Borchhardt 1998, 155-156.
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Abb. 1: Agora von Xanthos, Zeichnung W. Tietz.
Pfeilern auf die minti, eine Priesterschaft in Verbindung mit dem Grabkult.22 Das Harpyienmonument steht in prominenter Lage im Norden der xanthischen Akropolis oberhalb des Theaters (Abb. 1).23 Mit einer Höhe von fast fünfeinhalb Metern ist es deutlich höher als das ältere Löwengrab. Die Nord- und Südseite des Pfeilers sind mit je ca. 2,19m etwas kürzer als die Ost- und Westseite mit je um die 2,40m. Der Fries um die Kammer ist einen Meter hoch.24 Seinen Namen erhielt das sog. Harpyienmonument oder harpy tomb von seinem Entdecker Charles Fellows. Dieser interpretierte die auf dem Fries dargestellten Vogeldämonen, die Gestalten wegtragen, als den Raub der Pandareustöchter durch die Harpyien.25 Die Flügelwesen sind auf der Nord- und Südseite zu sehen, 22
Vgl. die ausführliche Diskussion bei Marksteiner 2002, 219-233. Zu den minti s. TAM 1,52 u. TAM 1,32. 23 Zur Bedeutung der Lage des Monuments s. erstmals Tritsch 1942, 3942; 48. Zum Harpyienmonument s. die Monographie von Christin Rudolf, Das ‚Harpyien-Monument‘ von Xanthos (2003). 24 Smith 1892, 60. 25 Der Mythos wird erstmals erwähnt in Hom. Od. 20, 60-82. S. Fellows 1841, 171.
wo sie jeweils die in der Mitte abgebildete Szene flankieren. In der Mitte der Nordseite (Abb. 2) sitzt ein bärtiger Mann auf einem Thron. Ihm gegenüber steht ein junger Krieger, dem er einen Helm überreicht; unter dem Thron steht ein Hausschwein. In der Mitte der schlechter erhaltenen Südseite (Abb. 3) sieht man ebenfalls eine thronende Figur. Ihr steht ein junger Mann gegenübersteht, der ihr eine Taube überreicht. Auf dem Relief der Westseite (Abb. 4) sitzen sich zwei thronende, weibliche Gestalten gegenüber. Die linke Figur hält eine Spendeschale. Die Figur rechts führt mit der rechten Hand eine Lotusblüte zum Gesicht, in der linken hält sie einen Granatapfel. Zwischen den Sitzfiguren sind drei stehende, nach rechts gewandte Koren abgebildet, die die Stoffe ihrer Gewänder greifen oder Opfergaben tragen. Im Hintergrund sieht man eine säugende Kuh. Auch auf der schlecht erhaltenen Ostseite (Abb. 5) ist eine thronende Person abgebildet, vor ihr kniet eine Gestalt, die ihr einen Hahn darbringt. Rechts davon sieht man einen nach links gewandten jungen Mann mit Hund. Hinter dem Thron stehen zwei weitere Figuren. Die Figuren gehören stilistisch dem Ende der spätarchaischen Epoche an. Die jüngsten Elemente der Reliefs lassen sich in die späten 80er Jahre des 5. Jahrhun-
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Abb. 2: Harpyienmonument Nordseite, © Trustees of the British Museum
Abb. 3: Harpyienmonument Südseite, © Trustees of the British Museum
Abb. 4: Harpyienmonument Westseite, © Trustees of the British Museum
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Abb. 5: Harpyienmonument Ostseite, © Trustees of the British Museum
derts einordnen. Stil und Motivik lassen die Handschrift der milesischen Schule erkennen, wobei gewisse lykischen Eigenheiten z.b. bei der Drapierung der Gewänder vermutet wurden.26 Die Deutung der Reliefs hat den Forschern seit der Entdeckung des Monuments Kopfzerbrechen bereitet. Vor allem die Vogeldämonen, von denen in Lykien bisher nur zwei Darstellungen (eine davon das Harpyienmonument; die andere befindet sich auf einer Giebelplatte von der xanthischen Akropolis von 470-460 v. Chr.) bekannt sind, werfen Fragen auf. Handelt es sich wie von Fellows vermutet um die für das Monument namengebende Harpyien beim Raub der Pandareostöchter?27 Oder sind hier Sirenen abgebildet, die die Seelen Verstorbener ins Jenseits tragen?28 Oder handelt es sich hier um die Darstellung speziell lykischer religiöser Vorstellungen?29 Auf der Nord- und Südseite des Monuments ist rechts und links der zentralen Szene je ein geflügeltes Wesen abgebildet, das nach außen gewandt wegfliegt. Sie werden meist als Sirenen bezeichnet, lassen sich aber nicht in die Terminologie des griechischen Mythos einpassen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Die Wesen haben Frauenköpfe, menschliche Arme und Brüste, zugleich aber eiförmige Vogelkörper mit Schwanzfedern und Rückenschwingen. Zusätzlich zu den menschlichen Armen haben die Mischwesen Vogelklau26
Zur landschafts- und zeitstilistischen Einordnung s. Rudolph 2003, insb. 16-29. 27 Ebenfalls Vermeule 1979, 168-170. 28 Rudolph 2002, 29 nach Buschor 1944, 36. 29 So schon Sittig 1912, 2423.
en. Sie tragen Gestalten, die etwas kleiner sind als sie selbst. Die Getragenen hängen auf dem Relief der Nordseite schlaff in den Armen ihrer Trägerinnen. Auf den Abbildungen der Südseite strecken sie ihnen die Arme entgegen und halten sich an ihnen fest. Unter der rechten Sirene der Nordseite kniet eine weibliche Figur, die Hände am Gesicht (Abb. 6). Wie sich Chr. Rudolph in ihrer Monographie zum Harpyienmonument ausdrückt, sind „die Flügelwesen auf den Reliefs nicht als furchteinflößende Harpyien charakterisiert, sondern müssen als Sirenen gedeutet werden, welche die Seelen (Eidola) der Verstorbenen ins Jenseits tragen“.30 Die Interpretation der Flügelwesen als Sirenen und nicht wie von Fellows als Harpyien setzte sich bald nach der Entdeckung des Monuments durch.31 Maßgeblichen Einfluss hatte dabei Ernst Buschor, der mit seinem Buch Die Musen des Jenseits (1944) nicht nur eine ikonographische, sondern auch eine ideologische Unterscheidung zwischen Sirenen und anderen Vogeldämonen wie Harpyien und Keren unternahm, wobei er erstere als engelsgleiche, göttliche „Musen des Jenseits“32, letztere als furchteinflößende Todesdämonen charakterisierte.33 Es komme allerdings zu Verwechslungen (wie beispielsweise auch beim Harpyienmonument34), so Buschor, da Darstellungen geflügelter Mischwesen meist 30
Rudolph 2003, 29, mit Bezug auf Buschor 1944. S. den Überblick über die frühe Debatte in Smith 1892, 58ff; als Harpyien dagegen werden die Wesen von Vermeule 1979, 169-171 gedeutet. 32 Buschor 1944, 5-6 u.v.m. 33 Buschor 1944, z.b. 25; 27. 34 Buschor 1944, 39 sieht die Sirene als „xanthischen Schutzgeist der Seelen“. 31
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Abb. 6: Vogelwesen auf der Südseite des Harpyienmonuments, © Trustees of the British Museum
Abb. 7: Aryballos, 2. Viertel des 6. Jh., Boston; Odysseus mit Raubvogel (Mitte) und Vogelwesen (rechts) (s. auch die Abbildung bei Brommer 1983, 84), © Museum of Fine Arts, Boston
„ohne erzählenden Zusammenhang“ aufträten, was die Interpretation erschwerte.35
sind erkennbar durch das Schiff und die an den Mast gebundene Gestalt des Odysseus. Die frühesten erhaltenen Darstellungen gehen zurück ins 6. Jh. v. Chr.38 Ein Aryballos in Boston aus dem zweiten Viertel des 6. Jhs. zeigt ein Schiff mit fünf behelmten Ruderern, in der Mitte den an den Mast gebunden Odysseus. Über dem Schiff befindet sich auf der linken Seite ein Wasservogel, auf der rechten ein Raubvogel. Rechts vom Schiff sitzt eine Frau,39 davor stehen auf einem Felsen zwei nach links gewandte Mischwesen, Vögel mit Frauenköpfen, die Sirenen (Abb. 7) Aus der Mitte des 6. Jahrhunderts stammt eine attische Hydria (Abb. 8; jetzt in Paris), auf deren Schulter zwei antithetische Löwen von zwei antithetischen Vogelwesen mit Menschenköpfen gerahmt werden, von denen eines den Löwen „ΣΙΛΕΤΟΝ“ zuruft, das andere die Beischrift „ΣΙΡΕΝΕΙΜΙ“ trägt (vermutlich ist dieser Sirenentypus von den frühen Darstellungen des Odysseusmythos beeinflusst).
3. Sirenen und Harpyien – die ikonographische Tradition
Ikonographische Traditionen, in denen sich Flügelmischwesen mit Hilfe erklärender Beischriften oder aufgrund des Kontextes identifizieren lassen, liegen zu Odysseus’ Sirenenabenteuer und zum Phineusmythos vor. Ersteres wird im zwölften Buch der Odyssee geschildert. Bevor Odysseus die Insel der Kirke verlässt, warnt ihn die Göttin vor den Sirenen. Sie rät ihm, wolle er ihren Gesang dennoch hören, seinen Gefährten die Ohren mit Wachs zu verschließen und sich selbst an den Schiffsmast binden zu lassen.36 Odysseus folgt ihrem Rat, und der Plan geht auf. Seine Männer können die Sirenen nicht hören und bleiben ungerührt, und als Odysseus ihnen bedeutet, ihn zu befreien, binden sie ihn umso stärker. Somit gelingt es Odysseus, dem Sirenengesang unbeschadet zu lauschen.37 Abbildungen dieser Szene 35
Buschor 1944, 19; s. auch 9-10; 13; 25 und 27. 36 Hom. Od. 12, 39-59. 37 Hom. Od. 12, 153-200.
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Zu den Darstellungen von Odysseus in der antiken Kunst s. Brommer 1983, v.a. 83-86. 39 Die Deutung der Frau ist ungewiss. Payne 1931, 139 sieht in ihr Chthon; Schefold 1964, 11 hält sie für Kirke.
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Abb. 8: Hydria mit Vogelwesen und Löwen, Mitte 6. Jh. v. Chr. (s. auch LIMC s.v. Seirenes 50), Paris, © bpk / RMN - Grand Palais / Paris, Musée du Louvre / René-Gabriel Ojéda Abb. 9: Stamnos mit Odysseus und Sirenen, erstes Viertel des 5. Jh. v. Chr., London, © Trustees of the British Museum
Rotfigurige Darstellungen des Themas folgen diesem korinthischen Sirenenbild. Auf den beiden frühesten attischen Abbildungen um 520 v. Chr., Kleeblattkannen in Stockholm und Mainz. Auf beiden fährt das Schiff mit dem gefesselten Odysseus an einem Felsen vorbei, auf dem drei Sirenen stehen. Die Sirenen haben Vogelkörper und Menschenköpfe, auf der Stockholmer Kanne haben die Sirenen außerdem Menschenarme, mit denen zwei von ihnen Instrumente halten.40 Die bekannteste Darstellung findet sich auf dem rotfigurigen Stamnos in London aus dem ersten Viertel des 5. Jahrhunderts (Abb. 9). Hier ist das Schiff eingerahmt von zwei Felsen, auf denen je eine Sirene, wieder mit Frauenkopf und Vogelkörper, sitzt. In der Mitte stürzt eine dritte Sirene mit geschlossenen Augen senkrecht nach unten, wahrscheinlich eine Variation der über dem Schiff fliegenden Vögel älterer Abbildungen. Vielleicht handelt es sich eine Darstellung des literarisch erst später belegten Sirenentodes.41 40
41
S. die Abbildungen bei Brommer 1983, 84. Spätere Autoren überliefern, dass es für die Sirenen den Tod bedeute, sollte jemand ihren Gesang hören und überleben; vgl. Apollod. Bib. E7, 18-9; Hygin. fab. 141; Serv. ad Aen. 5, 864; Lykoph. Alex. 712714.
Aus Fragmenten wissen wir, dass Hesiod sich in seinem Katalog der Frauen mit dem Phineusmythos beschäftigte; von Aischylos gibt es eine nur fragmentarisch erhaltene Tragödie zu diesem Stoff.42 Die früheste ausführliche Schilderung des Mythos findet sich erst bei Apollonios von Rhodos. Zur Strafe für seine Hybris wird König Phineus mit Alter und Blindheit geschlagen. Dazu wird er von den Harpyien geplagt, die, sobald er zu essen versucht, sich auf die Speisen stürzen und, wenn sie ein paar kümmerliche Reste hinterlassen, diese mit einem unerträglichen Gestank versehen. Die beiden Söhne des Boreas, des Nordwindes, erklären sich bereit, Phineus von dieser Plage zu befreien. Als die Harpyien auftauchen, nehmen sie die Verfolgung auf. Nach Apollonios rettet Iris die Harpyien vor der Vernichtung durch die Boreaden, woraufhin sie sich auf Kreta niederlassen.43 Die früheste bildliche Darstellung der Verfolgung der Harpyien durch die Boreaden findet sich auf einem Loutericat. fr. 40; 40A; 42; zu der Tragödie des Aischylus s. Ibycus fr. 292 Campbell. 43 Apollon. 2, 179-434. Nach Aischylos töteten die Boreaden die Harpyien (Ibycus, fr. 292 Campbell). Vom Boreadenmaler existiert eine bildliche Darstellung von ca. 550 v. Chr., wie ein Boreade die Harpyien tatsächlich mit dem Schwert angreift; der lakonische Becher befindet sich in der Villa Giulia in Rom. 42 Hes.
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Abb. 10: Harpyie mit einfachem Flügelpaar, Amphore, 2. Viertel des 5. Jh. v. Chr., London (s. LIMC s.v. Harpyie 10), © Trustees of the British Museum
Abb. 11: Vase, 3. Viertel des 6. Jh., Würzburg (s. LIMC s.v. Harpyie 14), © Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, Foto: P. Neckermann
on aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. Die Harpyien sind als menschliche Gestalten mit Flügeln abgebildet, die sich im Lauf befinden. Die linke der beiden ist bis auf die Flügel komplett menschlich, die rechte hat klauenartige Hände, fast wie Raubvogelkrallen. Daneben steht ΑΡΕΠΥΙΑ.44 In anderen Darstellungen des Mythos entsprechen die Harpyien diesem Typus, wirken aber nicht mehr so furchteinflößend und streng. Manchmal haben die Harpyien ein einfaches (Abb. 10), mal ein doppeltes Flügelpaar, wie auf einer Amphora in London aus dem dritten Viertel des 6. Jahrhunderts,45 oder einer Vase aus Würzburg aus der gleichen Zeit (Abb. 11). Auf der bekannten Hydria aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts wirken die drei Harpyien, geflügelte Frauen, fast spielerisch. Links sitzt Phineus, die Hände abwehrend hochgestreckt, während eine Harpyie nach den Dingen auf seinem Tisch greift. Die zweite Harpyie fliegt sich umschauend davon, in der einen Hand ein Brot, in der anderen ein Stück Fleisch oder Fisch, und die dritte kommt von rechts mit ausgestreckten Armen herangeflogen.46 In diesen beiden kontextualisierten ikonographischen Traditionen unterscheidet sich die Darstellungsweise von Sirenen und Harpyien. Erstere haben Vogelkörper und Menschenköpfe und manchmal auch -arme, letztere haben Menschengestalt mit Flügeln und in dem Fall des frühen Louterions Vogelklauen statt Händen. Auf dieser Grundlage hat die moderne Forschung eine Klassifizierung sämtlicher Vogelmischwesen als Sirenen und Harpyien vorgenommen, und so fallen die Flügeldämonen auf dem Harpyien-Monument tatsächlich unter die Kategorie Sirenen.47 Doch so einfach ist die Sachlage nicht. Neben den kontextualisierten Darstellungen von Vogelmischwesen gibt unzählige Abbildungen, bei der die bloße Einteilung in Sirene oder Harpyie nicht zur Interpretation beiträgt. So gibt beispielsweise ein korinthischer Aryballos aus dem frühen 6. Jahrhundert in Basel Rätsel auf. Auf der einen Seite ist ein Schiff abgebildet, mit einer aufrecht stehenden Gestalt (dem an den Mast gebundenen Odysseus?), über dem Schiff eine Eidechse und ein Raubvogel. Auf der anderen Seite kämpft Herakles gegen die Hydra, in seinem Rücken Athena, dahinter steht ein Pferd mit Streitwagen und darüber fliegt ein Vogel mit Frauenkopf.48 Ist in der Schiffsszene Odysseus’ Sirenenabenteuer dargestellt? Die Deutung ist umstritten. Wie Brommer 1983, 84 bemerkt, entspricht der sich herabstürzende Raubvogel 44
Abb. 12: Skyphos mit Kriegern und Vogelwesen, 1. Viertel des 6. Jh. (= LIMC s.v. Sirene 71), Boston, © Museum of Fine Arts, Boston
45
46 47 48
S. dazu die Abbildung in LIMC s.v. Harpyiai 1. Das Objekt ist seit dem 2. Weltkrieg verschollen. S. LIMC s.v. Harpyiai 2. S. dazu LIMC s.v. Harpyiai 9. Das Objekt befindet sich jetzt in Neapel. Vgl. beispielsweise die Einträge im LIMC s.v. Harpyiai und s.v. Seirenes; wegweisend waren Buschors Musen des Jenseits von 1944. Vgl. dazu die Abb. 5 in Shapiro 2009, 7.
Something to do with Sarpedon
und der Sirenentypus dem oben besprochenen Bostoner Aryballos, die Gestik der Gestalt der des Odysseus auf der Mainzer Kanne. Andererseits ist die ‚Sirene‘ weit von der Schiffsszene entfernt und dem Streitwagen zugeordnet.49 M.E. ist es unmöglich, in dem Flügelwesen eine von Odysseus’ Sirenen zu sehen, zumal es andere Darstellungen aus dem frühen 6. Jahrhundert gibt, in denen Sirenen, d.h. Vögel mit Menschenköpfen, Kriegern im Kampf (Abb. 12) oder beim Auszug beigeordnet sind, daneben gibt es Abbildungen aus dem gleichen Zeitraum, auf denen Sirenen Hochzeitsgespanne begleiten.50 Die Sirenen werden hier als mal glücksbringende Begleiter gedeutet, mal, dass sie wegen ihres Wissens um die Zukunft mitabgebildet sind.51 Möglicherweise bildeten Juxtapositionen von Odysseus’ Schiff und die Beiordnung von Sirenen in ungeklärter Funktion zu Kriegern und Gespannen die Grundlage für die Herausbildung des Sirenentyps, den man im 6. und 5. Jahrhundert in der Darstellung von Odysseus’ Sirenenabenteuer findet. Außerdem findet man Vögel mit Menschenköpfen, weiblich wie männlich, im dionysischen Kontext mit Dickbauchtänzern, Tänzerinnen und Panthern, neben anderen Mischwesen wie Sphingen oder alleine.52 Vogelmischwesen im funerären Kontext, die sog. Grabsirenen, sind für das 5. Jahrhundert in Xanthos einzigartig.53 Trauernde oder musizierende Sirenen als Grabschmuck tauchen erst ab dem 4. Jahrhundert verbreitet auf.54
4. Sirenen und Harpyien – Literarische Quellen
Sowohl die Sirenen als auch die Harpyien werden das erste Mal in der Odyssee erwähnt. Odysseus’ Sirenenabenteuer wurde oben bereits angesprochen. Viele Details zu den Sirenen werden in der Odyssee nicht geliefert. Sie sitzen auf einer Insel (das wird nicht explizit gesagt; es heißt, dass Odysseus auf seiner Seereise auf sie trifft) in einer Wiese. Es sind wohl zwei an der Zahl, denn Kirke spricht von ihnen im Dual (Od. 12, 52), ebenso die Sirenen selbst (ἵνα νωιτέρην ὄπ ἀκούσῃς, Od. 12, 185). Den Sterblichen, der ihre Stimme vernimmt, verzaubern sie mit ihren klaren (man könnte auch sagen durchdringenden) Liedern (ὅς τις 49 50 51 52 53
54
Zu den Deutungen der Abbildungen vgl. Brommer 1983, 84 gegen Amandry und Amyx 1982, 113-115. Vgl. dazu auch LIMC s.v. Seirenes 65; 70. Vgl. Buschor 1944, 27-32, LIMC s.v. Seirenes 1103. S. die Übersicht in LIMC s.v. Seirenes. Neben dem Relief des Harpyien-Monuments ist aus Xanthos ein weiteres Grabrelief von 470-460 v. Chr. erhalten, auf dem eine Vogelgestalt mit Menschenkopf auf einer Säule sitzt (= LIMC s.v. Seirenes Nr. 68). Ein Gedicht der Erinna aus dem 4. Jh. v. Chr. beschreibt Sirenen als Grabschmuck (Epigramm 1 nach Page 1975).
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ἀιδρείῃ πελάσῃ καὶ φθόγγον ἀκούσῃ
Σειρήνων, τῷ δ᾽ οὔ τι γυνὴ καὶ νήπια τέκνα
οἴκαδε νοστήσαντι παρίσταται οὐδὲ γάνυνται,
ἀλλά τε Σειρῆνες λιγυρῇ θέλγουσιν ἀοιδῇ, Od. 12, 39-44), und ihm bleibt die Heimkehr verwehrt. Davon kündet ein Berg aus Knochen, auf dem die Leichen unglückseliger Opfer verwesen (ἥμεναι ἐν λειμῶνι, πολὺς δ᾽ ἀμφ᾽ ὀστεόφιν θὶς
ἀνδρῶν πυθομένων, περὶ δὲ ῥινοὶ μινύθουσι, Od. 12, 45-46). Als sich Odysseus’ Schiff dem Sitz der Sirenen nähert, flaut der Wind, der es bisher vorantrieb, ab; möglicherweise haben die Sirenen damit zu tun. Darauf deutet ein Hesiodfragment hin, nach dem die Sirenen sogar die Winde verzauberten.55 Als das Schiff in Hörweite ist, erheben die Sirenen ihre Stimme und sprechen Odysseus an. Sie wissen, wer er ist, sie geben an, um den trojanischen Krieg zu wissen und überhaupt alles, was auf der Erde geschehe (Od. 12, 189-191). Überhaupt besteht die Verlockung der Sirenen nicht im Klang ihrer Stimme allein, sondern vorwiegend in dem, was sie zu verkünden haben. Denn, so versuchen sie Odysseus zu locken, wer ihre Stimme höre, werde dadurch erfreut und erlange mehr Wissen (ἀλλ᾽ ὅ γε τερψάμενος νεῖται καὶ πλείονα εἰδώς, Od. 12, 188). Über die Motivation der Sirenen erfährt man nichts, ebenso wenig über ihre Herkunft oder ihr Aussehen. Hesiod scheint einer anderen Sirenentradition gefolgt zu sein, anscheinend kannte er drei Sirenen.56 Der erste literarische Beleg, der die Sirenen in den Kontext des Todes und der Unterwelt rückt, findet sich in Euripides’ Helena, aufgeführt 412 v. Chr. Die Titelheldin ruft die Sirenen an, die sie auch „geflügelte Mädchen, jungfräuliche Töchter Chthons“ (πτεροφόροι νεάνιδες,
παρθένοι Χθονὸς κόραι
Σειρῆνες, Hel. 167-169) nennt. Helena bittet die Sirenen, sie in ihrer Totenklage zu unterstützen mit „libyscher Flöte, Syrinx oder Leier“ (εἴθ᾽ ἐμοῖς γόοις μόλοιτ᾽ ἔχουσαι Λίβυν
λωτὸν ἢ σύριγγας ἢ
φόρμιγγας, Hel. 169-171); Persephone möge „musische Totenchöre in Harmonie mit ihrer [Helenas] Klage“ senden (μουσεῖα θρηνήμασι ξυνῳδὰ πέμψειε, Φερσέφασσα
φόνια, Hel. 173-175). Die Abstammung von Chthon markiert die Sirenen als Unterweltsgottheiten,57 möglicherweise unterstehen sie der Unterweltsgöttin Persephone58. Bei späteren Autoren sind sie die Töchter des Flussgottes Acheloos und einer Muse, Terpsichore59 oder Melpomene60, oder des Acheloos und der Sterope, Tochter des Königs Porthaon und seiner Frau Euryte von Aitolien.61 Die Beschreibung „geflügelte Jungfrauen“ schließt zwar nicht aus, dass die Sirenen 55 Hes. cat. fr. 47. 56 Ebd. 57 58 59 60 61
Persephone und Demeter als chthonische Gottheiten beispielsweise in Hdt. 6, 134, 1 und 7, 153, 2; vgl. Aristoph. Thesm. 101. So Philippson 1927, 294. Apoll. Rhod. 4, 892; Nonn. Dion. 13, 313ff. Lycophr. Alex. 712ff; Apollod. Bib. 1, 18; E7. 18; Hygin. Fab. 141. Apollod. Bib. 1, 63.
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Anke Rondholz
einen Vogelkörper haben, lässt aber vielmehr an Frauen mit Flügeln denken. Es gibt keine Verbindung dieser Sirenen mit denen aus der Odyssee außer ihre Musikalität; und sogar diese stand bei letzteren nicht im Vordergrund, sondern vielmehr ihr Versprechen, ihre Allwissenheit zu teilen. Überhaupt wird die Musikalität der Sirenen zu ihrem Hauptmerkmal, über das sich die verschiedenen Traditionen vermischen. Darauf ist vermutlich auch ihre Abstammung von einer der Musen zurückzuführen. In der Euripidesstelle ist es nicht eindeutig, ob die Chöre, die Persephone Helena senden soll, ebenfalls Sirenen meinen. In Apollonios’ Argonautica werden die darin angelegten Ideen ausgeführt, dass die Sirenen, Töchter der Muse Terpsichore, vor der Hochzeit der Götting Dienerinnen der Persephone waren und zu ihr im Chor sangen. Nun hielten sie auf ihrer Insel Ausschau nach Schiffsreisenden, in halb Mensch-, halb Vogelgestalt.62 Als die Argonauten sich der Sireneninsel nähern, beginnen die Sirenen zu singen, werden aber von Orpheus sozusagen ausgespielt. Er kontert den Sirenengesang mit seiner bistonischen Phorminx, und das Instrument „bezwingt die Stimmen (das Geschrei?) der Mädchen“ (παρθενικὴν δ᾽ ἐνοπὴν ἐβιήσατο φόρμιγξ, Apoll. 4, 909). Die Kraft der Sirenen wird komplett auf ihre Musik reduziert und auf fast lächerliche Weise besiegt. Dies ist außerdem der erste erhaltene literarische Beleg für die Mischgestalt der Sirenen; vermutlich geht er auf die früheren bildlichen Darstellungen der Odysseeszene zurück. Erst viel später liefert Ovid in seinen Metamorphosen die Erklärung, wie die Sirenen zu Mischwesen wurden: Ursprünglich von menschlicher Gestalt bitten die Sirenen nach der Entführung ihrer Herrin Persephone um Flügel, um auch über dem Meer nach ihr suchen zu können. Ihr Wunsch wird erhört und sie werden zum Großteil in Vögel verwandelt. Allerdings behalten sie Menschenkopf und -stimme, um ihren Gesang zu bewahren.63 Es gibt in der Literatur also (mindestens) zwei Sirenentraditionen. Da sind zum einen die Sirenen aus der Odyssee, zwei an der Zahl, die ausgestattet mit schönen Stimmen und Allwissenheit Schiffsreisende verzaubern und über deren Herkunft oder Aussehen nichts bekannt ist. Zum anderen gibt es die chthonischen Sirenen der Unterwelt, die mit Totenklage in Verbindung gebracht werden. Diese werden Ende des 5. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt. Sicherlich geht auf sie der im vierten Jahrhundert aufkommende Typus der Grabsirene zurück, die Abbildung trauernder oder musizierender ‚Sirenen‘, d.h. Vogelmischwesen, als Grabschmuck. Bei Apollonios sind beide Traditionen zusammengeführt. Die Vogelmischgestalt, die die Sirenen in der bildlichen Darstellung der homerischen Sirenen schon im 6. Jahrhundert aufweisen, hängt vermutlich eigentlich mit 62
Apoll. Rhod. 4, 891-899.
63 Ov. Met. 5, 552ff.
der Tradition der Unterweltssirenen zusammen; wie es dazu kam, lässt sich jedoch nicht rekonstruieren.
5. Harpyien als Sturmdämonen
Auch die Harpyien tauchen erstmals in der Odyssee auf. Im ersten (und im 14.) Buch klagt Telemachos, Harpyien hätten seinen Vater unrühmlich ergriffen und fortgetragen (νῦν δέ μιν ἀκλειῶς ἅρπυιαι ἀνηρείψαντο, Od. 1, 241 = 14, 371). Er sei, so führt Telemachos aus, spurlos verschwunden.64 Das spurlose Verschwinden als Folge des Forttragens durch Harpyien wird an anderer Stelle ausgeführt. Penelope wünscht sich in einer schaflosen Nacht verzweifelt: Ἄρτεμι, πότνα θεά, θύγατερ Διός, αἴθε μοι ἤδη ἰὸν ἐνὶ στήθεσσι βαλοῦσ᾽ ἐκ θυμὸν ἕλοιο αὐτίκα νῦν, ἢ ἔπειτα μ᾽ ἀναρπάξασα θύελλα οἴχοιτο προφέρουσα κατ᾽ ἠερόεντα κέλευθα, ἐν προχοῇς δὲ βάλοι ἀψορρόου Ὠκεανοῖο. ὡς δ᾽ ὅτε Πανδαρέου κούρας ἀνέλοντο θύελλαι: τῇσι τοκῆας μὲν φθῖσαν θεοί, αἱ δ᾽ ἐλίποντο ὀρφαναὶ ἐν μεγάροισι, κόμισσε δὲ δῖ᾽ Ἀφροδίτη τυρῷ καὶ μέλιτι γλυκερῷ καὶ ἡδέϊ οἴνῳ: 0Ἥρη δ᾽ αὐτῇσιν περὶ πασέων δῶκε γυναικῶν εἶδος καὶ πινυτήν, μῆκος δ᾽ ἔπορ᾽ Ἄρτεμις ἁγνή, ἔργα δ᾽ Ἀθηναίη δέδαε κλυτὰ ἐργάζεσθαι. εὖτ᾽ Ἀφροδίτη δῖα προσέστιχε μακρὸν Ὄλυμπον, κούρῃς αἰτήσουσα τέλος θαλεροῖο γάμοιο ἐς Δία τερπικέραυνον, ὁ γάρ τ᾽ εὖ οἶδεν ἅπαντα, μοῖράν τ᾽ ἀμμορίην τε καταθνητῶν ἀνθρώπων τόφρα δὲ τὰς κούρας ἅρπυιαι ἀνηρείψαντο καί ῥ᾽ ἔδοσαν στυγερῇσιν ἐρινύσιν ἀμφιπολεύειν: ὣς ἔμ᾽ ἀϊστώσειαν Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες, ἠέ μ᾽ ἐϋπλόκαμος βάλοι Ἄρτεμις Artemis, Herrin, Göttin, Zeustochter, mögest du mir doch nun deinen Pfeil in die Brust entsenden und mir den Lebensmut nehmen jetzt auf der Stelle! Oder es raffte mich ein Sturmwind auf und trüge mich die dunstigen Pfade hinab und würfe mich in die Mündungen des rückströmigen Okeanos! Und wie einst Wirbelwinde die Töchter des Pandareos emporhoben, denen die Götter die Eltern vernichtet hatten: sie aber blieben als Waisen in den Hallen, und es pflegte sie die göttliche Aphrodite mit Käse und süßem Honig und erquickenden Wein, und Hera gab ihnen vor allen Frauen Ansehen und Verstand, und Größe verlieh ihnen Artemis, die reine, und es lehrte Athene sie herrliche Werke wirken; doch als die göttliche Aphrodite zum hohen Olymp hinaufschritt, um den
64 Hom. Od. 1, 234-244.
Something to do with Sarpedon
Mädchen das Ziel der blühenden Hochzeit zu erbitten: zum blitzfrohen Zeus – denn dieser weiß alles gut: das Geschick wie das Mißgeschick der sterblichen Menschen –, da entrafften ἅρπυιαι die Mädchen und gaben sie den verhaßten Rachegöttinnen, daß diese ihrer warten sollten. So mögen sie mich verschwinden lassen, die die olympischen Häuser bewohnen, oder es möge mich Artemis treffen, die flechtenschöne (...) (20, 61-82) Penelope wünscht sich, aus ihrer Situation zu entfliehen, sei es durch den Tod oder durch den Raub durch Sturmwinde (θύελλαι). Diese Alternativen haben gemein, dass der Betroffene dem Zugriff der Lebenden entzogen und vollkommen unerreichbar ist. Durch die Einflechtung des Pandareusmythos wird klar, dass es sich bei den von Telemachos genannten ἅρπυιαι um diese θύελλαι handelt. Penelope erzählt nach dem Wunsch, Sturmwinde mögen sie fortraffen,65 wie diese die Töchter des Pandareus entführt hätten (ὡς δ᾽ ὅτε Πανδαρέου κούρας ἀνέλοντο θύελλαι, Od. 20, 66). Nach dem Tod ihrer Eltern werden die Mädchen von Aphrodite, Hera und Artemis aufgezogen und unterrichtet. Doch als sie verheiratet werden sollen, werden sie von „Harpyien“ weggerafft und den Erinnyien als Dienerinnen übergeben (τόφρα δὲ τὰς κούρας ἅρπυιαι ἀνηρείψαντο καί ῥ᾽ ἔδοσαν στυγερῇσιν ἐρινύσιν ἀμφιπολεύειν, Od. 20, 78-79). Die Harpyien als die „Raffenden“66 sind also personifizierte Sturmwinde, die für das spurlose Verschwinden von Personen verantwortlich gemacht werden. Eine Harpyie wird namentlich in der Ilias genannt. Die Harpyie Podarge, die „Schnellfüßige“, gebar dem Zephyros, dem Westwind, die beiden göttlichen Pferde Xanthos und Balios, als sie am Ufer des Okeanos weidete (Ξάνθον καὶ Βαλίον, τὼ ἅμα πνοιῇσι πετέσθην, τοὺς ἔτεκε Ζεφύρῳ ἀνέμῳ Ἅρπυια Ποδάργη βοσκομένη λειμῶνι παρὰ ῥόον Ὠκεανοῖο, Il. 16, 150-152). Dass eine Harpyie mit dem Westwind Kinder zeugt, unterstreicht ihren Sturmwindcharakter, außerdem wird so die Schnelligkeit der Pferde hervorgehoben. Die Formulierung, Podarge „weidete“ am grasigen Ufer des Okeanos, ist vermutlich ein Bild für den Wind, der durch das Ufergras fährt; sie lässt an eine Pferdegestalt der Harpyie denken, die nicht zu dem raffenden Charakter der Harpyien aus der Odyssee zu passen scheint. Wieder kennt Hesiod eine andere Harpyientradition. In der Theogonie heißt es, Thaumas und die Okeanostochter Elektra zeugten neben der raschen Iris die Harpyien Aello (Sturmwind) und Okypetes (die Schnellfliegende). Die Harpyien werden als „schönhaarig“ bezeichnet, und dass sie mit ihren Flügeln schnell wie Winde und Vögel seien (ἣ δ᾽ ὠκεῖαν τέκεν Ἶριν ἠυκόμους θ᾽ Ἁρπυίας Ἀελλώ τ᾽ 65 66
Zum sexuellen Aspekt s. Vermeule 1979, 162-3. Zur Etymologie s. die Übersicht in Sittig 1912, 2417-2418.
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Ὠκυπέτην τε, αἵ ῥ᾽ ἀνέμων πνοιῇσι καὶ οἰωνοῖς ἅμ᾽ ἕπονται ὠκείῃς πτερύγεσσι, Theog. 266-269). Diese Beschreibung entspricht geflügelten Frauen, wie sie in Darstellungen des Phineusmythos zu sehen sind. Dieser Mythos wurde offenbar auch von Hesiod verarbeitet, seine Behandlung ist jedoch nur noch in Fragmenten erhalten. Im Katalog der Frauen wird die Verfolgung der Harpyien durch die Boreaden erzählt.67 Nach einem anderen Fragment, das demselben Werk zugerechnet wird,68 haben die Harpyien Phineus ins Land der Galaktophagen, der „Milchesser“ entrückt.69 Dies ist der einzige erhaltene Beleg für eine Version des Mythos, in der die Harpyien König Phineus wegtragen. Bei den Milchessern, die in Karren anstelle von Häusern wohnen, handelt es sich um eines der Völker an der Peripherie der Menschheit. Bei Homer richtet Zeus seinen Blick auf die weit entfernten Pferdemelker, als er sich vom Geschehen in Troja abwendet.70 Die Entrückung des Phineus in ein sagenhaftes Land außerhalb der griechischen Zivilisation entspricht dem spurlosen Verschwinden, das durch den Raub seitens der Harpyien in der Odyssee ausgedrückt wird. Sittig 1912, 2425 schreibt: „... Eine Wiederkehr aus dem Nordlande war nicht in dieser Fassung vorgesehen. (...) Es ist das die einzige Version des Phineusmythos, in der die H. [Harpyien] Todesdämonen darstellen, während sie sonst durchweg als Windgötter erscheinen.“ Dabei sind die Harpyien als Windgöttinnen der Odyssee genau das: Todesdämonen, die für das Verschwinden von Personen verantwortlich gemacht werden. Die spätere Überlieferung konzentriert sich wie die ikonographische Tradition auf die Qualen, die die Harpyien dem blinden Phineus zufügen sowie ihre Vertreibung durch die Boreaden.71 Die Harpyien werden zunehmend als Scheusale beschrieben. Aischylos schildert sie als geflügelte, gierige Wesen.72 Bei Apollonios reißen sie Phineus das Essen von Mund und Händen weg mit ihren γαμφηλαί, Schnäbeln oder tierisch anmutenden Kiefern, und sie hinterlassen einen unerträglichen Gestank. Vergil beschreibt sie als Vögel mit den Gesichtern von Frauen, immer bleich vor Hunger, und Klauenhänden.73
67 Hes. cat. fr. 40A. 68
Dagegen wendet sich Sittig 1912, 2425. cat. 40: φήσαντα τὴν γῆν καθορᾶν τὸν Δία, Ἡσίοδον δ᾽ ἐν τῇ καλουμένῃ γῆς περιόδῳ τὸν Φινέα ὑπὸ τῶν Ἁρπυιῶν ἄγεσθαι “ γλακτοφάγων εἰς γαῖαν ἀπήναις οἰκί᾽ ἐχόντων. 70 Hom. Il. 13,1-8.; s. dazu Vermeule 1979, 135. 71 So v.a. Apoll. Rhod. 2, 179-434; Apollod. Bibl. 1, 121-123; Hygin. Fab. 14; 19; Val. Fl. 4, 425ff. 72 Aisch. fr. 142 Phineus, Aisch. Eum. 50ff. 73 Verg. Aen. 3, 211-16. 69 Hes.
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6. Something do to with Sarpedon? Bezugspunkte zwischen dem Heros und den Flügelwesen des Harpyienmonuments
Es gibt also mehrere literarische Traditionen, die sich mit Sirenen und Harpyien beschäftigen. Dabei vermischen sich die Traditionen jeweils untereinander, aber auch Aussehen und Kompetenzen von Sirenen und Harpyien vermischen sich im Lauf der Zeit. Bei den Sirenen handelt es sich ursprünglich um weibliche Wesen, die Reisende mit ihrem Gesang und ihrem Wissen locken. Daneben gibt es eine Tradition, in der sie Dienerinnen der Persephone in der Unterwelt sind. Die Harpyien als personifizierte Sturmwinde können Menschen der irdischen Welt entrücken. Im Laufe der Zeit nehmen Sirenen und Harpyien vogelähnliche Züge an, wobei die literarische Tradition von der ikonographischen beeinflusst scheint. In Darstellungen der homerischen Sirenen und des Phineusmythos bilden sich zwei Typen heraus. Dabei werden die Sirenen als Vögel mit Frauenköpfen oder -oberkörpern, die Harpyien als geflügelte Frauen abgebildet. Daneben gibt es zahlreiche Darstellungen von Vogelmischwesen, die sich, bis auf diese rein formalen Kriterien, nicht einfach als Sirenen oder Harpyien festlegen lassen. Vogelmischwesen waren offenbar nicht auf einen eindeutigen Inhalt festgelegt. Daher ist es auch verfehlt, die Flügeldämonen auf dem Harpyienmonument nach einer modernen Klassifizierung als Sirenen zu bezeichnen. Vogelwesen mit menschlichem Oberkörper als Grabschmuck sind für die Zeit der Entstehung des Harpyienmonuments einzigartig, umso mehr, als die Wesen kleine Gestalten tragen. Dass Sirenen Verstorbene ins Jenseits geleiten, ist literarisch nicht belegt. An sich ist Fellows Deutung, dass hier der Raub der Pandareustöchter dargestellt sei, nicht ausgeschlossen (und schon gar nicht an die Darstellungsweise der Vogelwesen gebunden!). Es bleibt die Frage, welchen Sinn der Pandareusmythos im Kontext des Harpyienmonuments hätte. Dagegen gibt es zwar keine direkte bekannte Verbindung von Sarpedon mit Sirenen oder Harpyien im Mythos, aber dennoch mehrere Bezugspunkte zwischen dem lykischen Heros und dem Relief des Pfeilers. Da ist zunächst die ikonographische Tradition, das Wegtragen des Leichnams durch geflügelte Wesen.74 Im 16. Buch der Ilias wird Sarpedon von Patroklos getötet. Ein Kampf um den Gefallenen entbrennt, Sarpedons Rüstung fällt in die Hände der Griechen. Auf Befehl des Zeus wird der Leichnam seines Sohnes von Apollon vom Schlachtfeld geborgen, gewaschen, mit Ambrosia gesalbt und gekleidet. Dann tragen ihn die Zwillinge Hypnos
74
Ich folge hier D. von Bothmer 1981; vgl. auch die Artikel in LIMC s.v. Sarpedon und s.v. Memnon.
Abb. 13: Kylix, spätes 6. Jh. v. Chr., London, © Trustees of the British Museum
und Thanatos, Schlaf und Tod, in seine Heimat Lykien.75 Die wohl bekannteste Darstellung zeigt der Euphronioskrater von um 515 v. Chr, jetzt in der Villa Giulia in Rom. Die Szene flankieren zwei aufrecht, wie Wächter wirkende Hopliten, einer mit lykischem, einer mit trojanischem Namen. Im Zentrum befindet sich der nackte Leichnam Sarpedons, der als junger Mann ohne Bart dargestellt ist. Schlaf und Tod, gerüstete, bärtige Männer mit Flügeln heben den Körper links und rechts an. Blut, das aus mehreren Wunden Sarpedons nach links unten fließt, zeigt die Tragerichtung nach rechts oben an. Angeleitet werden Hypnos und Thanatos von Hermes, der im Hintergrund steht. Alle Figuren können durch Beischriften eindeutig identifiziert werden. Das Bild weicht von der Beschreibung in der Ilias ab. Der tote Sarpedon wurde nicht gewaschen und neu gekleidet, sondern es fließt immer noch Blut, wohl um seine Verwundung graphisch darzustellen und aus Gründen der Bildsymmetrie. Nicht Apollon, der sich in der Ilias um den Leichnam kümmert, ist auf dem Krater abgebildet, sondern Hermes, vermutlich in seiner Funktion als psychopompos.76 Daneben gibt es ältere Verarbeitungen der Szene durch Euphronios, die früheste auf einer leider nicht publizierten, nun verschollenen Schale, die 20 Jahre vor dem erwähnten Krater entstand. Schlaf und Tod, die als Krieger ohne Flügel dargestellt werden, gehen hintereinander weg und tragen den Leichnam auf den Schultern. Auch hier sind die Personen durch Beischriften gekennzeichnet.77 Das zeigt deutlich, dass das Motiv variiert wurde, allein schon durch ein- und denselben Künstler. Umso schwieriger wird es, eine bildliche Darstellung zu deuten, wenn sie keine Beischriften aufweist.
75 Hom. Od. 16, 431-683. 76 77
S. die Abb. 6 bei Bothmer 1981, 66, und die Besprechung 68-69. So von Bothmer 1981, 66-67.
Something to do with Sarpedon
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Eine Kylix des Nikosthenes aus dem späten 6. Jahrhundert zeigt eine Szene, die die des Euphronioskraters aufgreift und variiert (Abb. 13). Der nackte Leichnam eines bärtigen Mannes wird rechts und links von zwei geflügelten Kriegern getragen, sie haben keinen Bart. Der Kopf des Toten zeigt im Gegensatz zum Euphronioskrater nach links. Flankiert wird das Geschehen von zwei Frauengestalten. Links steht Iris mit dem Caduceus als weibliches Gegenstück zu Hermes, sie scheint die Geflügelten anzuleiten. Von rechts eilt eine Frau mit ausgestrecktem Arm herbei. Bei der Erstpublikation 1841 deutete Samuel Birch den Toten als Memnon, dessen Leichnam von den Winden Boreas und Zephyros auf Anweisung seiner Mutter Eos, der Frau zur Rechten, aufgehoben wird.78 Ernst Buschor und John Beazley folgten dieser Interpretation insofern, als sie den Toten ebenfalls für Memnon hielten, die Geflügelten aber für Hypnos und Thanatos.79 Memnon ist der mythische König der Äthiopier, nach Hesiod Sohn von Eos und Tithonos.80 Bei Homer wird er nur am Rande erwähnt,81 seine Geschichte wurde in der Aithiopis erzählt, die Teil des Epischen Zyklus war. Der spätantike Neuplatoniker Proklos schreibt das verlorene Epos in fünf Büchern einem Arktinos von Milet zu und gibt eine kurze Inhaltsübersicht. Demnach handelte der erste Teil von Kampf Achills gegen die Amazone Penthesilea. Im zweiten Teil kommt der Äthiopenkönig Memnon den Troern zu Hilfe, wird aber von Achill getötet. Seine Mutter Eos bittet Zeus um Unsterblichkeit, was dieser gewährt. Im weiteren Verlauf kommt es zum Tod Achills und ein Kampf um seine Rüstung entbrennt.82 Der Memnonstoff wurde von späteren Autoren verarbeitet. Aischylos schrieb eine Tragödie Psychostasia, über die Seelenwägung. Bekannt ist das Motiv durch die Kerostasie in der Ilias, in der Zeus die keres, die Schicksalslose von Achill und Hektor in die Waagschale legt.83 In der ikonographischen Tradition existieren etliche Darstellungen, in denen die Seelen, Eidola, der Helden Achill und Memnon gegeneinander abgewogen werden im Beisein ihrer göttlichen Mütter Thetis und Eos.84 Quintus Smyrnaeus verarbeitete im 3. Jahrhundert n. Chr. die Stoffe des Epischen Zyklus in seinen Posthomerica, die nach dem Tod Hektors ansetzen. Bei ihm sind es die Winde, die Kinder der Eos, die nach dem Tod Memnons dessen Leichnam aufnehmen und forttragen
und „den Fall ihres Bruders“ beklagen.85 Nach Hesiod sind die Winde Boreas und Zephyros Söhne der Eos und des Astraios und damit Halbbrüder Memnons.86 Ob es bei Quintus Smyrnaeus tatsächlich Boreas und Zephyrus sind, die den toten Memnon forttragen, ist nicht gewiss, und noch viel weniger, ob dies tatsächlich auf die Aithiopis zurückgeht. Es gibt allerdings einen Hinweis bei Homer, der dafür spricht. Das Verhältnis der zyklischen Epen zu Ilias und Odyssee gab in der Homerforschung Anlass zur Diskussion. Es kann mittlerweile wohl als gesichert angesehen werden, dass dem Iliasdichter die Aithiopis bekannt war und er mehrfach Motive aufnimmt und variiert.87 Bevor Sarpedon letztlich durch Patroklos’ Hand fällt, kommt er im fünften Buch der Ilias dem Tod bereits sehr nah. Im Zweikampf tötet er den Zeus enkel Tleopolemos, dessen Speer jedoch fährt ihm in den Oberschenkel. Seine Gefährten bringen ihn in den Schutz einer Eiche und ziehen den Speer heraus, woraufhin Sarpedon das Bewußtsein verliert – „Doch atmete er wieder auf, und rings der Hauch des Nordwindes belebte ihm, anhauchend, den schlimm ermatteten Mut“ (αὖτις δ᾽ ἐμπνύνθη, περὶ δὲ πνοιὴ Βορέαο ζώγρει ἐπιπνείουσα κακῶς κεκαφηότα θυμόν, Il. 5, 697-698). Für den Moment gibt es zwei alternative Möglichkeiten für den Ausgang der Episode: stirbt oder erholt sich Sarpedon? Boreas, der ihn ins Bewusstsein zurückholt, ist ein Bild für eine frische Brise, die den Verwundeten erfrischt und die Lebensgeister zurückbringt.88 Aber zugleich ist es einerseits ein Verweis auf eine ähnliche Szene, die allerdings im (irdischen) Tod des Helden endet, und in der Boreas und Zephyros den Leichnam ihres Bruders Memnon forttragen, und andererseits ist es ein vorausweisender Hinweis auf den Tod Sarpedons, dem anders als Memnon keine Unsterblichkeit gewährt wird, sondern den sepulkrale Ehren in seiner Heimat erwarten, wohin sein Leichnam von Hypnos und Thanatos gebracht wird. Wie diese werden die männlichen Winde meist als geflügelte Männer dargestellt und gleichen ihnen äußerlich.89 Auch S. Birch verweist auf die Ähnlichkeit der Flügelgestalten auf der Nikostheneskylix mit der bildlichen Tradition der Boreaden.90 Carl Robert widerlegte Birchs Interpretation v.a. anhand der weiblichen Figur rechts. Haltung und Gesichtsausdruck
78
87
Birch 1841, 143. Buschor 1932, 244; Beazley 1918, 23 und 1925, 45. 80 Hes. theog. 984-5. 81 Hom. Od. 4,187-8 erwähnt den Zweikampf zwischen Memnon und Antilochos. 82 Proklos Chrestomathia 172; Apollodor. Epit. 5. 83 Hom. Il. 22,209-213. 84 S. dazu Kullmann 1960, 212-214; 316-318. Einen Überblick über die Darstellungen der Seelenwägung findet sich in LIMC s.v. Memnon oder s.v. Ker. 79
85
Q. Smyrn. 2, 550-556. theog. 378-380; 869-871. Vgl. die Interpretation von S. Birch 1841. S. dazu ausführlich Kullmann 1960, 212-220; 225-357. Das muss nicht unbedingt die Priorität der Memnon- gegenüber der Sarpedonepisode heißen, es kann sich durchaus um zwei unabhängige mythologische Stoffe handeln. Nagy 1983, 209 verweist in diesem Zusammenhang auf den Felsen namens Sarpedon, zu dem Boreas die geraubte Nymphe Oreithyia bringt. S. LIMC s.v. Boreas; vgl. auch Darstellungen der Boreaden in LIMC s.v. Harpyiai oder s.v. Boreades. Birch 1841, 143.
86 Hes.
88
89 90
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Abb. 14: Glockenkrater aus dem 1. Viertel des 4. Jh. v. Chr., New York, © bpk / The Metropolitan Museum of Art
Abb. 15: Glockenkrater aus dem 1. Viertel des 4. Jh. v. Chr., New York, © bpk / The Metropolitan Museum of Art
drückten Schock und Überraschung aus, daher könne hier nicht Eos abgebildet sein, die ja Zeugin von Memnons Tod ist. Zu sehen sei also eine Szene, bei der eine Frau den Tod eines Nahestehenden in dem Moment durch die Ankunft seines Leichnams erfahre. Dargestellt sei demnach die Niederlegung von Sarpedons Leiche in Lykien durch Hypnos und Thanatos im Beisein seiner Frau oder Mutter.91 Diese Interpretation wird bestärkt durch den Umstand, dass Eos seit dem 6. Jahrhundert meist geflügelt dargestellt wird.92 Dieses Motiv der Heimbringung Sarpedons wurde populär durch eine Bearbeitung des Aischylos (525-456 v. Chr.). In einem Fragment des anderweitig verlorenen Stücks Die Karer oder Europa93 erzählt Europa von ihrer Entführung durch Zeus und vom Verlust ihrer beiden Söhne Minos und Rhadamanthys. Nun fürchtet sie um das Leben ihres dritten Sohnes Sarpedon. Vermutlich spielte die Nachricht von seinem Tod und die Heimkehr seines Leichnams eine bedeutende Rolle in der Tragödie.94 Im direkten Zusammenhang mit Aufführungen des Stücks scheint ein apulischer Glockenkrater aus dem ersten Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr., jetzt in New York, zu stehen (Abb. 14 und 15). Die Vorderseite zeigt eine Frau, vermutlich Europa, in orientalischer Kleidung vor Zeus und Hera. Hera wendet sich einem nackten, geflügelten Jüngling zu, daneben steht
eine junge Frau. Die Szene wird dahingehend gedeutet, dass Europa Zeus ihre Aufwartung macht und um das Leben Sarpedons bittet. Der Jüngling ist Hypnos, daneben seine Frau, die Grazie Pasithea. Auf der Rückseite ist zur Linken ein Bühnennaiskos abgebildet. Darin sitzt eine Frau, Europa, in orientalischer Kleidung, unter ihr eine weitere Frau, vielleicht Sarpedons Gemahlin. Beide schauen nach oben rechts. Daneben sind zwei Orientalen, einer stehend mit ausgestreckten Armen, der andere kniend. Auch sie richten den Blick nach rechts oben. Dort tragen zwei Flügelgestalten den Leichnam Sarpedons. Einer von beiden ist bärtig und mit einem Chiton bekleidet, der andere, dessen Kopf leider fehlt, ist nackt. Vermutlich sind hier Thanatos als der Ältere mit Bart und Hypnos als bartloser Jüngling abgebildet. Die Figurenanordnung und Abbildungen von Utensilien wie dem Naiskos oder das Heim von Zeus und Hera lassen darauf schließen, dass der Künstler von Theateraufführungen inspiriert wurde.95 Daneben gibt es aus der Zeit um 500 v. Chr. einige Darstellungen des toten Memnon, der von seiner Mutter Eos getragen wird. Eos wird dabei als Frau mit Flügeln dargestellt. Auch hier sind in einigen Fällen die Personen durch Beischriften gekennzeichnet und daher eindeutig identifizierbar (z.B. Abb. 16).96 Ob dieses Motiv auf eine literarische Vorlage zurückgeht, lässt sich nicht rekonstruieren. Eine Halsamphora des Diosphosmalers in New York (Abb. 16 und 17) zeigt auf der einen Seite eine geflügelte Frau, die den nackten Leichnam
91
Robert 1879, 9; 14-15. S. von Bothmer 1981, 72-74. Vgl. auch den Eintrag im LIMC s.v. Eos. 93 Aischylos folgt der hesiodischen Genealogie, nach der Sarpedon von Europa abstammt. Dass der Chor aus Karern anstatt Lykiern bestand, wird vielleicht von Strabon erklärt, nach dem die Dichter die Lykier mit den Karern verwechselten (Strab. 14, 3, 3 und 16, 5, 15). 94 Aisch. TrGF 3F99; s. dazu von Bothmer 1981, 69-70. 92
95 96
Von Bothmer 1981, 70-71. Von Bothmer 1981, 76.
Something to do with Sarpedon
Abb. 16: Vase, ca. 480 v. Chr., Paris, © bpk / RMN - Grand Palais / Paris, Musée du Louvre / Hervé Lewandowski
eines bärtigen Mannes trägt. Zu ihrer Linken steht ein Hoplit, rechts von ihr fliegt ein Vogel. Vermutlich ist hier Eos zu sehen, die ihren Sohn Memnon trägt, der Krieger könnte Achill sein. Auf der anderen Seite tragen zwei gegenüberstehende Krieger, einer bärtig, einer bartlos, einen Toten. Darüber fliegt ein bewaffnetes Eidolon nach oben. Die Darstellung ähnelt einer anderen, ebenfalls auf einer im Louvre befindlichen Halsamphora desselben Künstlers (mit Nonsense-Beischriften; Abb. 18 und 19). Dort tragen zwei geflügelte Krieger ohne Bart einen ebenfalls bartlosen Leichnam, darüber fliegt ein bewaffnetes Eidolon nach unten. Vermutlich wird beide Male das gleiche Motiv, Hypnos und Thanatos mit dem toten Sarpedon, dargestellt und abgewandelt. Die Flugrichtung des Eidolons zeigt an, ob der Tote angehoben oder abgelegt wird. Wie schon Euphronios variiert der Künstler Tod und Schlaf. Mal sind es Zwillinge, mal gibt es einen Altersunterschied. Mal haben sie Flügel, mal nicht, vermutlich als Ausgleich zur anderen Seite der Amphora, wo auf dem Stück im Louvre einer Szene mit Kriegern ein geflügeltes, auf dem Stück in New York der geflügelten Eos ein Brüderpaar ohne Flügel gegenübergestellt wird.97 Die Kombination zweier Szenen auf der New Yorker Diosphosamphora, auf denen jeweils ein Toter geborgen wird, verdeutlicht die Nähe, aber auch die Problematik der Sarpedon- und Memnondarstellungen. Die Geschichte beider Helden ist ähnlich. Beide haben eine göttliche Mutter, beide kämpfen auf Seiten der Trojaner, beide fallen im Zweikampf, der Leichnam beider wird entrückt. Die Geschichten 97
Von Bothmer 1981, 74-75.
Abb. 17: Halsamphora des Diosphosmalers, um 500 v. Chr., New York, © bpk / The Metropolitan Museum of Art
Abb. 18: Halsamphora des Diosphosmalers, um 500 v. Chr., New York, © bpk / The Metropolitan Museum of Art
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Abb. 21: Etruskische Gemme, New York, © bpk / The Metropolitan Museum of Art
Abb. 19: Halsamphora des Diosphosmalers, um 500 v. Chr., Louvre, © bpk / RMN - Grand Palais / Paris, Musée du Louvre / Hervé Lewandowski
Abb. 20: Halsamphora des Diosphosmalers, um 500 v. Chr., Louvre, © bpk / RMN - Grand Palais / Paris, Musée du Louvre / Hervé Lewandowski
beider wurden von Aischylos verarbeitet und auf die Bühne gebracht.98 Zugleich wird ihre Identifikation in der ikonographischen Tradition ihrer Entrückung erschwert, wenn keine erklärenden Beischriften vorhanden sind. Wie weit sich die Traditionen vermischen, zeigen folgende Beispiele. Auf einer Schale aus dem ersten Viertel des 5. Jahrhunderts in Athen sind zwei geflügelte, bärtige Männer abgebildet, die einen nackten Leichnam tragen. Über den Toten beugt sich eine geflügelte Frau. Auf der linken folgen ein Mann und eine Frau, rechts wird der Zug von Hermes angeführt. Deutet man die Geflügelte als Eos, so könnte die Göttin hier mit Boreas und Zephyros oder Thanatos und Hypnos dargestellt sein, die den toten Memnon tragen. Oder es handelt sich, wie Dietrich von Bothmer vermutet, um die Verschmelzung der Sarpedon- und der Memnon episode; d.h. Sarpedon, getragen von Schlaf und Tod, wird von Eos begleitet.99 Auf zwei etruskischen Gemmen aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, einer in New York und einer in Boston, wird jeweils ein nackter Leichnam von einer geflügelten Frau und einem geflügelten Jüngling getragen – Sarpedon oder Memnon mit Eos und Hypnos, vermutet Bothmer.100 (Abb. 21) Man sieht also, dass seit dem 6. Jahrhundert der Transport des toten Sarpedon und des toten Memnon zu einem beliebten Motiv in der bildenden Kunst wird. Besonders einflussreich ist der Euphronioskrater. Dabei wird das Motiv 98
Sarpedon: Aisch. Karer oder Europa (TrGF 3F99); Memnon: Memnon; Psychostasia und vermutlich noch ein drittes Stück (s. dazu Plut. aud. poet. 2, 17A). 99 Von Bothmer 1981, 77-78. 100 Von Bothmer 1981, 78; wenn nicht etruskische Todesgottheiten dargestellt werden, wie er selbst einräumt. Vgl. dagegen Simon 1992, 238-242.
Something to do with Sarpedon
variiert. Mal wird der Tote vom Schlachtfeld getragen, mal wird die Ankunft in der Heimat dargestellt. Die Träger sind meist geflügelte Männer, manchmal aber auch ungeflügelt; mal sind die Männer Zwillinge, mal werden sie durch einen Altersunterschied gekennzeichnet. Ebenso ist der Tote manchmal bärtig, manchmal ein Jüngling. Memnon wird meist in den Armen einer geflügelten Frau abgebildet. In manchen Darstellungen sind die Mythen komplett verschmolzen, ein oder zwei männliche Flügelwesen werden mit einer geflügelten Frau kombiniert. Es liegt nahe, dass diese Bilder die Vorlage für die Vogelwesen des Harpyienmonuments waren. Gerade die Anordnung der Szene auf dem apulischen Glockenkrater aus dem 4. Jahrhundert, in der eine kniende Gestalt die Ankunft von Sarpedons Leichnam beobachtet, erinnert an die Nordseite des Reliefs. Dort kniet eine Frau, die Hände vor dem Gesicht, während die Vogelfrau rechts über ihr eine Gestalt fortträgt.101 Die Mischgestalt der Trägerinnen, halb Vogel, halb Mensch, wurde bewusst eingeführt – aller Wahrscheinlichkeit nach sollten hier in der Tat Harpyien dargestellt werden, die Tote ins Jenseits überführen. Das Darstellungsschema des Nord- und Südreliefs des Harpyienmonuments evoziert also die Ikonographie des toten Sarpedon mit Schlaf und Tod. Diese wiederum ist sowohl in der bildlichen Tradition als auch in der literarischen mit dem Memnonmythos und damit mit den Winden Boreas und Zephyros eng verbunden.
7. Ein weiterer Baustein – ein linguistischer Bezug zwischen Sarpedon und den Harpyien
Dazu gibt es eine linguistische Verbindung zwischen Sarpedon, den Harpyien und den Winden. Sarpedon ist nicht nur der Name des homerischen Helden, sondern auch der mehrerer Landmarken. Der Grammatiker Herodian (3. Jh. n. Chr.) fasst zusammen: Σαρπηδών, Σαρπηδόνος, εἴτε ὁ ἥρως, εἴτε ἡ πέτρα, εἴτε ἡ ἀκτη, εἴτε ἡ νῆσος.102 Bereits das zyklische Epos Kypria nennt die Insel Sarpedon als Heimat der Gorgonen.103 In Thrakien gab es den sarpedonischen Felsen, ein Vorgebirge an der Hebrosmündung (heute Kap Paxi). Nach anderen Quellen lag er am Haemus; dorthin brachte nach einer Version des Mythos Boreas die Nym101
Rudolph 2003, 33-32 sieht in der Gestalt das Eidolon, i.e. die Seele, des Grabstifters, das noch im Diesseits weilt. Zum einen reicht m.E. allein der Größenunterschied zwischen den Figuren und Vogelwesen nicht aus, um erstere eindeutig als Eidola zu identifizieren; Eidola werden normalerweise mit Flügeln dargestellt. Zum anderen ist die Figur durch Gewand und Frisur als Frau gekennzeichnet; ihre Körperhaltung und die bildliche Nähe zum besprochenen Glockenkrater legen nahe, dass sie eine Trauernde ist. 102 Herodian π. Λέξεως 1,9; 103 Cypria fr. 21 Kinkel.
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phe Oreithyia.104 Apollonios von Rhodos (1, 211) verortet den Felsen Sarpedon am Fluss Erginos. Des Weiteren gab es auch ein sarpedonisches Vorgebirge in Kilikien, bei der Mündung des Kalykadnos.105 S. P. B. Durnford hat gezeigt, dass der Name Sarpedon anatolischen, wahrscheinlich luwischen Ursprungs ist und ganz allgemein jemanden in Spitzenposition bezeichnet.106 Die Verwendung als Name und als Ortsbeschreibung lässt jedoch darauf schließen, dass in der Antike eine (falsche) Etymologie zugrunde gelegt wurde, aus der sich letztere erklären ließ. So führt das byzantinische Wörterbuch Etymologicum Magnum von 1100 den Namen Sarpedon auf ἅρπη, Sichel (verwandt mit sl. srŭpŭ)107, zurück. Damit könnten die Sarpedon genannten Vorgebirge als „einschneidende Uferfelsen“ verstanden worden sein.108 Hier liegt auch der Bezug zur Gorgoneninsel Sarpedon – nur mit einer Sichel, einer ἅρπη, kann Perseus die Medusa enthaupten.109 Gleichzeitig gibt es auch die ἅρπη, den raffenden Raubvogel, die auf den gleichen Wortstamm wie ἁρπαζεῖν zurückgeht – wie auch die Harpyien.110 Vermutlich wird Orytheia deshalb vom raffenden Nordwind zur Σαρπεδονία πέτρα verschleppt. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Erklärung des Homerkommentators Heraklits (1. Jahrhundert n. Chr.) zur Rolle der Eos bei Homer.111 Die anbrechende Morgenröte markiert das Ende der Totenklage Achills um Patroklos, nachdem Boreas und Zephyros den Scheiterhaufen die Nacht durch anfachen, und die zehntägige Totenwache für Hektor.112 Heraklit schreibt: There was an ancient custom that the bodies of the dead, once they had stopped living, should not be taken for their burial at night, nor when the noontide heat spreads over the earth, but in deep dawn when the rays of the rising sun were still fireless. When a young man well-born and beautiful should die, they euphemistically describe the dawn funeral procession as the snatching [ἁρπαγή] by Day [Ἡμέρα] not of a dead man, but through erotic desire for the one who was snatched. Following Homer they say this.113 Hier wird angespielt auf den Raub der Jünglinge Kleitos und Tithonos, die von Eos (oder in manchen Varianten von Hemera) aus sexuellem Verlangen entführt werden. Zugleich ist es nicht unwahrscheinlich, dass das epische Bild der Morgendämmerung als Ende der Totenklage die bildliche Darstellung der Entrückung des toten Memnon durch Eos 104
Pherekyd. fr. 104 = FHG 1, 97 Müller. Eine Sammlung der einzelnen Stellen findet sich bei Zwicker 1921. 106 Durnford 2008. 107 S. Chantraines etymologisches Wörterbuch s.v. ἅρπη. 108 Zwicker 1921, 36. 109 Pherekydes FGrH 3 F 11. Wie bereits erwähnt, ist dieser Bezug bereits in den Cypria fr. 21 Kinkel belegt. 110 Erstmals belegt in Hom. Il. 19, 350. 111 Vgl. dazu Vermeule 1979, 162-163. 112 Hom. Il. 23,232 und 24,788; 113 Übersetzung Vermeule 1979, 163. 105
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inspiriert hat, der von seiner Mutter in die Unsterblichkeit überführt wird. Diese Idee der ἁρπαγή durch Eos vermischte sich mit der Vorstellung der vogelähnlichen Harpyien in ihrer Funktion als Entrückerinnen ins Jenseits. Zwischen Sarpedon und den Nord- und Südreliefs des Harpyienmonuments gibt es also Verbindungen auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen die ikonographische Vorlage der Darstellungen des toten Memnon und Sarpedon, die von geflügelten Wesen entrückt werden. Dann gibt es die (wenn auch auf einer falschen Etymologie beruhende) linguistische Verbindung, die den Namen Sarpedon und die raffenden Harpyien auf den gleichen Ursprung zurückführt. Die Mythen von Memnon und Sarpedon sind eng verknüpft, in beiden spielen die Windgötter Boreas und Zephyros, die Söhne der Eos, eine Rolle, die wiederum mit den weiblichen Winden, den Harpyien, verknüpft sind. Dazu gibt es eine kulttheoretischen Ansatz, der die Überführung des Toten ins Jenseits als ἁρπαγή durch Eos oder Hemera bezeichnet, womit sich der Kreis zu den Darstellungen von Memnon in den Armen von Eos schließt. Und nicht zu vergessen befindet sich das Harpyienmonument in Xanthos Lykien, der Heimat des Helden Sarpedon. So schreibt Emily Vermeule: It is not too surprising that Homer makes Sarpedon the subject of the only big snatch in the Iliad114 – es überrasche nicht, dass in der Ilias ausgerecht Sarpedon der einzige sei, der weggerafft werde. Vermeule geht davon aus, dass die Idee der lykischen Harpyien, die Tote ins Jenseits geleiten, von Homer aufgegriffen und in der Sarpedonepisode verarbeitet wurde. Dabei habe er die fürsorglichen „Muttervögel“ in Tod und Schlaf umgewandelt, um sie der epischen Welt anzupassen.115 Es gibt einige Hinweise in der Ilias, woraus geschlossen wurde, dass Homer auf einen bestehenden Sarpedonkult in Lykien anspiele. Zeus weist an, dass die Leiche Sarpedons nach Lykien überführt werde. Dann heißt es weiter:
werden kann. Im zwölften Buch sagt Sarpedon zu seinem Gefährten Glaukos: Γλαῦκε τί ἢ δὴ νῶϊ τετιμήμεσθα μάλιστα ἕδρῃ τε κρέασίν τε ἰδὲ πλείοις δεπάεσσιν ἐν Λυκίῃ, πάντες δὲ θεοὺς ὣς εἰσορόωσι, καὶ τέμενος νεμόμεσθα μέγα Ξάνθοιο παρ᾽ ὄχθας καλὸν φυταλιῆς καὶ ἀρούρης πυροφόροιο; τὼ νῦν χρὴ Λυκίοισι μέτα πρώτοισιν ἐόντας ἑστάμεν ἠδὲ μάχης καυστείρης ἀντιβολῆσαι, ὄφρά τις ὧδ᾽ εἴπῃ Λυκίων πύκα θωρηκτάων: οὐ μὰν ἀκλεέες Λυκίην κάτα κοιρανέουσιν ἡμέτεροι βασιλῆες, ἔδουσί τε πίονα μῆλα οἶνόν τ᾽ ἔξαιτον μελιηδέα: ἀλλ᾽ ἄρα καὶ ἲς ἐσθλή, ἐπεὶ Λυκίοισι μέτα πρώτοισι μάχονται. Glaukos! Warum erhalten wir beide wohl die meiste τιμή mit Ehrensitz und Fleischstücken und vollen Bechern in Lykien, und alle blicken auf uns wie Götter? Und ein großes τέμενος ist uns zugeteilt an des Xanthos’ Ufern, ein schönes, mit Baumgarten und Saatfeld, weizentragendem. Darum müssen wir bei den Lykiern jetzt unter den Ersten stehen oder uns der brennenden Schlacht entgegenwerfen. Dass manch einer so spricht von den dicht gepanzerten Lykiern: ‚Wahrhaftig! Nicht ohne κλέος herrschen in Lykien unsere Könige und speisen fette Schafe und Wein, auserlesenen, honigsüßen; nein, auch die Kraft ist tüchtig, da sie bei den Lykiern unter den ersten kämpfen.‘ (12,310-321)
Während das Wort στήλη bei Homer ganz allgemein Grabstein bedeutet,116 wurde es von Johannes Zwicker 1921, 38-39 als „Säule“ interpretiert. Er vermutete, Homer verweise hier auf einen lykischen Grabpfeiler. Greg Nagy zeigt in einem Aufsatz von 1983, wie die Sarpedonepisode in der Ilias als selbstreflexives Spiel mit dem Heros als Kultfigur gedeutet
Die Ehren, die τιμή, die Sarpedon und Glaukos in Lykien zuteil werden, sind Privilegien, die ihnen in ihrer Funktion als Könige zustehen, nämlich ausgewählte Fleischstücke, Wein und ein Stück Land.117 Als Gegenleistung wird erwartet, dass sie sich im Kampf bewähren.118 Gleichzeitig hat jedes Privileg eine Entsprechung im Heroenkult, wie er für die klassische Zeit belegt ist: Libationen, Opferfleisch und ein τέμενος, ein heiliger Bezirk. Sarpedon und Glaukos werden wie Götter angesehen, und schon zu Lebzeiten erhalten sie die τιμή von Göttern – was im Kult nur dem toten Heros zukommt. Sarpedon wünscht sich das κλέος, das dieser τιμή entspricht. Und κλέος ἄφθιτον, unvergänglichen Ruhm, erhält ein Krieger letztlich in der Dichtung: „(...) the epic perspective has the logical sequence reversed: by placing
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117 Zur
ἔνθά ἑ ταρχύσουσι κασίγνητοί τε ἔται τε
τύμβῳ τε στήλῃ τε: τὸ γὰρ γέρας ἐστὶ θανόντων. Dort werden ihn bestatten die Brüder und Anverwandten mit Hügel und Grabstein, denn das ist die Ehre der Gestorbenen. (Il. 16, 456-7 = 16, 674-675)
Vermeule 1979, 169. Vermeule 1979, 169 116 S. LSJ s.v. στήλη. 115
ursprünglich nicht-religiösen Bedeutung von τέμενος s. Gschnitzer 1981, 15. 118 S. dazu auch Wagner-Hasel 2000, 178.
Something to do with Sarpedon
epic above cult, Homeric poetry allows the hero to have the kind of τιμή that befits a cult hero even before he dies. What he still has to earn by dying is κλέος itself “, so Nagy.119 Wie auch für Achill, so ist für Sarpedon der Tod die Voraussetzung für ewigen Ruhm. Vor dem Kampf zwischen Patroklos und Sarpedon spielt Zeus mit dem Gedanken, seinen Sohn aus dem Schlachtgetümmel zu nehmen und lebend in seine Heimat zu versetzen, wird aber von Hera davon abgehalten – andere Götter (z.B. auch Thetis) könnten es ihm nachtun und ihre sterblichen Kinder retten. Stattdessen solle der Zeussohn fallen, sein Leichnam nach Lykien gebracht und dort bestattet (ταρχύσουσι) werden.120 Das Wort ταρχύω geht zurück auf die indoeuropäische Wurzel *ter 2-, die auch im Namen des luwischen Gottes Tarhunt oder in dem Wort Nektar steckt und „überwinden, besiegen“ heißt. Aufgrund der Assoziationen mit dem Sturmgott und seinem griechischen Pendant Zeus, der die Macht hat, Menschen unsterblich zu machen sowie dem unsterblich machenden Göttertrank121 wird ταρχύω in der betreffenden Iliasstelle in die Nähe von Unsterblichkeit und Göttlichkeit gerückt: Seine Verwandten werden Sarpedon „wie einen Gott behandeln“, übersetzt Paul Kretschmer.122 Das Wort ἔνθά bezieht sich auf den lykischen δῆμος, was die Ortsgebundenheit eines Heroenkults unterstreicht – nach seinem epischen Tod erfährt Sarpedon in Lykien kultische Verehrung.123 Ob die Sarpedonepisode tatsächlich auf einen vorhomerischen, anatolischen Kult des Heros anspielt, kann lässt auch Nagy letztlich unbeantwortet. Tatsache ist, dass sich Spuren von Besiedlung in Xanthos erst für das siebte Jahrhundert v. Chr. nachweisen lassen.124 Überhaupt gibt es für das zweite vorchristliche Jahrtausend zwar die Erwähnung von Ortsnamen in hethitischen und luwischen Texten, die im späteren Lykien und Karien fortlebten, aber archäologisch gibt es keinerlei Hinweis für eine nennenswerte Besiedlung der Region in dieser Zeit.125 Um Vermeules These noch einmal aufzugreifen, es sei kein Zufall, dass Homer ausgerechnet den lykischen Helden Sarpedon zum subject seines big snatch gemacht habe, ist es vielmehr so, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet in der Heimat des homerischen Helden Sarpedon im fünften Jahrhundert v. Chr. auf einem repräsentativen Monument ein big snatch abgebildet wird. Seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert v. Chr. macht sich der Beginn einer Hellenisierung in Lykien bemerkbar. Von 550 v. Chr. an stieg der Gebrauch attischer und ostgriechischer Keramik in Xanthos, 119
Nagy 1983, 203.
121
Zur Etymologie von Nektar s. Schmitt 1974, 155-163. Kretschmer 1940, 103-104, gefolgt von Chantraine 1968 s.v. ταρχύω. Vgl. Nagy 1983, 197-209. Metzger und Coupel 1963, 17-18; 31-32; 46-47. Vgl. zuletzt den Aufsatz von Schürr 2010.
120 Hom. Il. 16,430-457. 122 123 124 125
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wie der archäologische Befund zeigt.126 Aus der Zeit von um 500 v. Chr. stammen die ersten Münzfunde aus Lykien mit der griechischen Legende ΚΥΒ.127 Die spätarchaischen und frühklassischen lykischen Plastiken entstanden unter dem Einfluss griechischer Kunst, sowie auch das Harpyienmonument selbst der ionischen Schule zugeordnet werden kann.128 Zur selben Zeit wurden, wie oben gezeigt, der Memnon- und der Sarpedonstoff zu populären Motiven in der bildenden Kunst. Aischylos, und neben ihm sicher auch andere Dramatiker, verarbeitete ihn zu Bühnenstoffen. Es ist wahrscheinlich, dass im Zuge einer weitgreifenden Rezep tion der epischen Motive in Xanthos ein Heroenkult für Sarpedon etabliert wurde, um den Platz der Lykier in der panhellenischen Welt zu demonstrieren. Homer griff nicht auf einen bereits existierenden lykischen Sarpedonkult zurück, sondern die Lykier auf Homer, dessen Sarpedonepisode somit eine Art self-fulfilling prophecy darstellt. Gerade weil dieser Kult in Homer bereits angelegt ist, wurde er in Lykien eingerichtet; die Ilias stellt die Autorität dar, die den mythischen Ursprung des Kultes, nämlich den Auftrag des Zeus, dass Sarpedon nach seinem Tod in seiner Heimat gottgleiche Ehren erwiesen würden, rechtfertigt. In diesen Kontext gehört auch das um 480 v. Chr. entstandene Harpyienmonument. Der Bauherr bezieht sich mit den Harpyienreliefs der Nord- und Südseite auf den Sarpedonmythos,129 um sich selbst in die homerische Tradition zu stellen; möglicherweise steckt die Absicht dahinter, an die Genealogie des lykischen Stammvaters anzuknüpfen. Auch die anderen Reliefs des Monuments passen zu dieser These. Der bärtige Krieger, der auf der Nordseite zwischen den Vogelwesen auf einem Thron sitzt und einem jungen Krieger einen Helm überreicht, könnte Sarpedon sein. Der Jüngling ist der Bauherr, der mit der Übernahme der Waffen das Erbe seines Vorfahren antritt.130 Der Fries der Westseite mit den sitzenden weiblichen Figuren und den drei Chariten wurde aufgrund ihrer Attribute Ei, Granatapfel und Lotusblüte mit großer Übereinstimmung als eine Darstellung von Persephone und Demeter gedeutet.131 Damit wird eine Verbindung geschaffen zu den Harpyien als Entrafferinnen aus dem Diesseits 126 127 128 129
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Metzger und Coupel 1963, 17; 81; Metzger 1972, 192-195; Keen 1998, 66-69; Tietz 2003, 26-32. Vgl. Mørkholm und Zahle 1972, 111; Keen 1998, 87-90. Rudolph 2003 Wie oben gezeigt, evozieren die Darstellungen den Sarpedonmythos auf der ikonographischen und linguistischen Ebene. Es würde m.E. zu weit gehen, hier tatsächlich eine Variation des Transports des toten Sarpedon zu sehen. Als Übergabe der Waffen des Vaters an den Sohn auch bei Rudolph 2003, 32. Einen Überblick über die Deutungsmöglichkeiten bieten Rudolph 2003, 29-34, Hülden 2006, 340-342 und Baker und Thé riault 2012, 293-294. Rudolph 2003, 30 mit Verweis auf Berger 1970, 139ff und Borchhardt 1990, 46.
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Anke Rondholz
und die Verschmelzung der Konzeption von Harpyien und Sirenen reflektiert, die sich seit dem Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. in den literarischen Belegen äußert, die Sirenen seien die Begleiterinnen der Persephone. Der Fries auf der Ostseite zeigt eine Audienzszene nach orientalischem Vorbild. Nach Christin Rudolph und Jürgen Borchhardt stellt der junge Mann mit Hund den Bauherren dar, der dem persischen Großkönig seine Aufwartung macht. Die Szene repräsentiere eine wichtige historische Begebenheit im Leben des Bauherren.132 Über die Identität des Bauherren stellten die französischen Ausgräber von Xanthos die heute in der Forschung allgemein akzeptierte These auf, dass es sich um den lykischen Dynasten Kybernis handele.133 Herodot erwähnt einen Kybernis, Sohn des Kossikas, der für den Zug des persischen Großkönigs Xerxes gegen die Griechen das lykische Kontingent führte.134 Kossikas könnte eine griechische Form des lykischen Namens Kheziga sein, die inschriftlich belegt ist.135 Kybernis wäre also nach seinem Vater Kheziga und vor seinem Nachfolger Kuprlli136 in Xanthos an der Macht gewesen. Die Münzen mit der Legende KYB aus dem späten 6. Jahrhundert wurden demnach wohl tatsächlich von Kybernis geprägt.137 Darin zeigt sich eine Affinität zur griechischen Kultur, denn die ersten Münzen mit lykischer Legende treten einige Jahre später auf.138 Vor kurzem haben die kanadischen Epigraphiker Patrick Baker und Gaétan Thériault eine Inschrift wiederentdeckt, die eine Weihung der Soldaten eines Agathokles für Kybernis darstellt:139 οἱ Ἀγαθ[ο]κλέους στρα[τι]ῶται Κυβέρνει. 132 So
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Borchhardt 1980, 9-10 und Rudolph 2003, 32. Dagegen sieht Tritsch 1942, 48 in der zentralen Figur den Verstorbenen. Für einen Überblick über die Deutungsmöglichkeiten s. Baker und Thériault 2012, 293, v.a. fn. 47. Demargne 1958, 44-45. S. des Weiteren Keen 1992 und 1998, 87-90, und kürzlich Cavalier und des Courtils 2012, Permanence d’un culte héroique dans la nécropole intra muros de Xanthos?, in: Konuk, k. (ed.), Stephanèphoros. De l’économie antique à l’Asie Mineure, 247-259. Hdt. 7,98. S. die Besprechung in Keen 1998, 87. Z. B. TAM 1, 44 (spätes 5. Jh. v. Chr. in Xanthos), s. dazu Keen 1998, 81-82. Die Herrschaftsperiode Kuprllis kann anhand von Münzfunden rekonstruiert werden, s. Keen 1992 57-58. Dazu ausführlich Keen 1992 und 1998, 87-90. S. die Besprechung frühklassischer lykischer Münzen Kolb und Tietz 2001. Baker und Thériault, Dédicace de mercenaires lagides pour Kybernis sur l’Acropole lycienne de Xanthos, in: Brun, P. et al. (eds.), Actes du Colloque Euploia, Bordeaux, Ausonius, 1-3 oct. 2009, Bordeaux, 287296.
Die Inschrift wurde auf der lykischen Akropolis in Xanthos gefunden. Die Buchstaben lassen sich in das dritte Jahrhundert v. Chr. datieren. Über die Soldaten lässt sich nichts Genaues sagen außer, dass es sich um eine im 3. Jahrhundert in Xanthos stationierte Söldnertruppe unter der Leitung eines Agathokles gehandelt haben dürfte.140 Baker und Thériault vergleichen den Text mit Ehrungen, die Soldaten ihren militärischen Führern zukommen lassen. Nach einer Inschrift aus Xanthos aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ließen Soldaten für ihren verschollenen Seekommandanten Aichmon ein Heroon bauen.141 In anderen Beispielen ehren die Soldaten ihren Kommandanten mit Kränzen und Statuen.142 Dabei wird i.d.R. der Grund für die Ehrung näher spezifiziert (meist die Tapferkeit im Kampf), der Geehrte steht im Akkusativ. Die Widmung an den Geehrten im Dativ ohne weitere Angaben bleibt dagegen Gottheiten und Heroen.143 Gerade Soldaten widmen derartige Weihinschriften nicht nur den Gottheiten, die im Allgemeinen mit Sieghaftigkeit im Kampf assoziiert werden, sondern lokalen heroisierten Kommandanten. Ein Beispiel gibt es dafür aus Xanthos. Von dem eben erwähnten Nauarchos Aichmon, der selbst von seinen Soldaten mit einem Heroon geehrt wurde, existiert eine Widmung an die Heroen Sarpedon und Glaukos (Σαρπηδόνι καὶ Γλαὺκωι ἥρωσι χαριστήριον).144 Die von Baker und Thériault vorgestellte Inschrift bekräftigt die Lesung bei Herodot als Kybernis, Sohn des Kossikas/Kheziga. Anscheinend wurde der lykische Kommandant aus dem 5. Jahrhundert im Hellenismus von in Xanthos stationierten Söldnern kultisch verehrt und damit, wie die Widmung des Aichmon zeigt, mit den homerischen Heerführern Sarpedon und Glaukos auf eine Stufe gestellt. Dies stärkt nicht nur die These, dass Kybernis für den Bau des Harpyienmonuments verantwortlich war, sondern dass der Dynast sich mit dem Bauwerk in die homerische Tradition und in die Nachfolge Sarpedons stellen wollte. Dies passt umso mehr, als es sich bei Kybernis um einen General handelt, der am Perserfeldzug teilnahm. Die Vermutung liegt nahe, dass er sich als zweiten Sarpedon stilisieren wollte, der der iliadische Held die Trojaner seine Verbündeten im Kampf gegen die Griechen unterstützt. Nach Herodot zog der persische Großkönig selbst Parallelen seiner Kampagne mit dem trojanischen Krieg; er besichtigt Troja und opfert der Athena von Ilion.145 Möglicherweise beeinflusste Xerxes damit seinen lykischen Verbündeten in der Art seiner Selbstdarstellung, oder diese reihten sich in einen griechischen Diskurs um die Repräsentation der Perserkriege ein. 140 141 142
143 144 145
Baker und Thériault 2012, 289-292. TAM 2,1,319. S. dazu Baker und Thériault 2005, 360-366. S. die Besprechung von Baker und Thériault 2012, 295 mit Beispielen. S. Mitford 1947, 224 fn. 94; Veyne 1962, 69. TAM 2,1,265; s. Baker und Thériault 2012, 296. Hdt. 1, 5 und 7, 43
Something to do with Sarpedon
In den zwischen 465 und 460 v. Chr. entstandenen Hiketiden des Aischylos äußern die Danaiden den Wunsch, die sie verfolgenden Ägypter mögen „beim sandigen Grab des Sarpedon“ (κατὰ Σαρπηδόνιον χῶμα πολύψαμμον, Aisch. Hik. 866-871) Schiffbruch erleiden. In den Scholien wird erklärt, hier sei die Σαρπηδονία ἄκρα gemeint, ein Vorgebirge in Kilikien.146 Anthony Keen hat gezeigt, dass sich die Stelle vielmehr auf ein in Xanthos befindliches Grab handeln müsse.147 Das Wort χῶμα bezeichnet normalerweise und gerade in der Sprache der Tragödie ein von Menschenhand erbautes Grab. Überhaupt war dem mit Homer vertrauten Leser die Passage bekannt, nach der Sarpedons Leichnam zum Begräbnis nach Lykien überführt wird. Womöglich verweist Aischylos hier auf die bereits mehrfach erwähnte Tragödie Europa oder Die Karer, die das Begräbnis Sarpedons behandelte. Auch die Beschreibung als sandig würde zur lykischen Küste passen, die damals vor Xanthos noch weiter landeinwärts gelegen haben muss als heute.148 Das heißt, dass es möglicherweise bereits in der Mitte des 5. Jahrhunderts ein legendäres Grab Sarpedons in Xanthos gegeben hat, das bis nach Athen bekannt war (falls sich Aischylus hier nicht einfach auf Homer bezieht). Keen vermutet, dass das bei dem um 460 v. Chr. 146
Σ Aisch. Hik. 869-870 Smith. Keen 1996, The Proper Meaning of χῶμα at Aeschylus, Supplices 870. 148 Vgl. Strab. Geogr. 14,3,6; Keen 1996, 287 verweist in diesem Zusammenhang auf die Sanddünen bei Patara. 147
139
erbaute Gebäude G auf der xanthischen Akropolis das von Appian erwähnte Sarpedoneion war, welches das davor bestehende Sarpedoneion ersetzte.149 Womöglich handelte es sich dabei um den Vorgängerbau von G – vielleicht war jedoch sogar das Harpyienmonument selbst nicht als Grab für Kybernis gedacht, sondern als Kenotaph für Sarpedon mit Bezug auf Homer, nach dem Sarpedon in Lykien mit Grab und στήλη errichtet werden solle. Zudem wird auf dem dem Harpyienmonument benachbarten Inschriftenpfeiler aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. der Platz, auf dem die Bauwerke stehen, als τέμενος bezeichnet150 (wobei sich die Frage stellt, ob der Bezirk bereits vor dem Bau als heiliger Bezirk galt und deshalb als Platz für das Monument gewählt wurde, oder ob aus der Standortwahl für das Harpyienmonument der Platz als Folge zum τέμενος wurde). Auf jeden Fall lässt sich vermuten, dass das Harpyienmonument im Kontext eines auf-kommenden Sarpedonkultes errichtet wurde, sei es als Kenotaph für Sarpedon, sei es ‚nur‘ als Monument für Kybernis, der damit seine Verbundenheit mit Sarpedon zum Ausdruck bringen wollte. Sollte das imposante Gebäude G tatsächlich ein neues Sarpedoneion gewesen sein, so sollte damit sicher das Harpyienmonument in Pracht und Aussage übertroffen werden. 149
150
Keen 1992, 54-56; 1998, 186-187. TAM 1,44,6,21. Zur Bedeutung der Standortwahl für das Harpyienmonument s. erstmals Tritsch 1942, 40.
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Une komè dans le territoire de Xanthos
Laurence Cavalier / Jacques des Courtils L’établissement d’Asarcik, signalé comme site antique sur de nombreuses cartes modernes de la Lycie n’avait jamais fait l’objet d’une exploration archéologique. Nous avons obtenu du gouvernement turc l’autorisation d’y effectuer une prospection en 2009 et 2010, dans le cadre des activités de la mission archéologique française de Xanthos1. Cette dernière ayant vu son activité brutalement interrompue2, nous avons dû nous résoudre à publier les premiers résultats de ce travail, considérant qu’ils présentent un réel intérêt pour l’histoire et l’archéologie de la Lycie antique. Il s’agit d’une petite agglomération rurale lycienne conservant des traces d’occupation depuis l’époque classique dynastique jusqu’à l’époque byzantine. L’étude préliminaire que nous présentons ici permet d’aborder la question de l’occupation du territoire et du statut des agglomérations secondaires à l’époque lycienne. Plusieurs inscriptions d’époque hellénistique et romaine trouvées sur place font l’objet dans ce même volume d’une étude par P. Baker et G. Thériault: elles apportent des renseignements précieux sur les cultes et les institutions de cet établissement.
fig. 1
Introduction: présentation du site
Le site est distant de 8 km de la ville de Xanthos (fig. 1). Il se trouve à une altitude d’un peu plus de 500 m. sur le flanc oriental de la vallée du Xanthe, sur une excroissance rocheuse naturellement défendue sur trois côtés par des falaises plus ou moins abruptes (fig. 2) et reliée au massif montagneux (fig. 3) par une bande de terre plane au nord (fig. 4). À proximité immédiate, vers le nord-ouest, s’étend en contrebas un petit ensellement (fig. 5), aujourd’hui cultivé 1
2
fig. 2
Nous remercions la Direction générale des Biens culturels et des Musées de Turquie de nous avoir accordé cette autorisation en 2009 et 2010. L’équipe était composée des signataires de cet article, de P. Baker, G. Thériault et C. Rocheron. Les représentants du gouvernement turc ont été successivement Ö. Özden et H. Bölge, que nous avons plaisir à remercier pour leur aide. Tandis que nous menions ces travaux dans le respect de la réglementation turque, F. Işık et M. Adak ont visité le site et en ont tiré des conclusions archéologiques et épigraphiques erronées ou farfelues (Işık 2010) que le présent article souhaite rectifier. Cette interruption a malheureusement eu pour effet de nous empêcher de procéder au relevé topographique du site prévu pour la campagne 2011 qui n’a pas eu lieu. fig. 3
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Laurence Cavalier / Jacques des Courtils
par les habitants du hameau d’Aklar situé à cinq cents mètres au nord d’Asarcik. Le site antique présente des dimensions assez modestes: environ 100 × 180 m. Il offre une surface fortement bombée, avec une différence d’altitude d’environ 20 m entre le bas et le haut du site. À l’exception de vastes terrasses artificielles au nord et à l’ouest, le rocher affleure partout et donne au site un caractère à la fois rocheux et accidenté. Le site est accessible par une route moderne dont l’élargissement récent a détruit un groupe de deux ou trois tombes (fig. 6). Leurs restes attirent l’attention et signalent la présence d’une installation antique. À partir de ce groupe de tombes, après avoir franchi une langue de terre d’environ 100 × 100 m, on rencontre plusieurs tombes antiques (sarcophages et chamosoria) (fig. 7) ainsi qu’une église en ruines (fig. 8)) et l’on se trouve devant un grand mur transversal qui délimite le pied du site habité. Ce mur présente un tronçon principal d’environ 50 m de longueur dans le sens est-ouest qui barre l’accès, et deux prolongements à angle droit, celui du côté oriental assez court, celui de l’ouest s’étendant sur une centaine de mètres vers le sud. Le tronçon principal du mur supporte une terrasse spacieuse surélevée d’environ 4 m par rapport à la langue de terre déjà citée. À l’arrière de cette terrasse, le rocher s’élève jusqu’au sommet du site et offre une surface difficile à explorer, car il est partout découpé par les fondations des édifices antiques et recouvert par endroit de terre et d’un épais maquis. Les principaux vestiges visibles sont: - un grand mur de défense, - des traces d’habitat, - les vestiges d’un petit temple, - des monuments funéraires, - deux églises, - plusieurs inscriptions antiques. Nous allons proposer une description des trouvailles archéologiques les plus caractéristiques afin de caractériser la nature de ce site. 1. Les vestiges 1.1 Le mur de défense et la grande terrasse Le pied du site est bordé sur ses côtés nord et ouest par une terrasse d’une dizaine de mètres de large en moyenne (fig. 9), qui se développe sur un minimum de 120 m de long. Sa surface est parfaitement plane et ne porte aucune trace de construction. Elle est soutenue par le mur déjà mentionné, haut en moyenne de 3 m, mais qui, selon la configuration du terrain à son pied et son état de conservation au sommet, atteint par endroit 4 m. Sur une bonne partie de son développement, le mur est écrêté et il est impossible d’affirmer qu’il ait formé un parapet bordant la terrasse.
fig. 4
fig. 5
La section centrale du mur est la plus longue (environ 60 m) et la mieux construite: si sa moitié orientale est faite en appareil polygonal fruste (fig. 10, à droite), la moitié ouest a été réalisée en appareil quadrangulaire à peu près régulier (fig. 11) comportant plusieurs blocs disposés en boutisses pénétrant dans le remblai (fig. 12). Elle borde l’étendue plane qui fournit le meilleur accès au site (fig. 4) et forme une sorte de rempart qui devait présenter un aspect assez imposant pour ceux qui s’en approchaient. Elle est aujourd’hui écrêtée et presque entièrement cachée par la végétation. À son extrémité orientale, le mur fait retour sur une trentaine de mètres. Juste après l’angle (fig. 10), il présente un appareil encore plus soigné, les blocs trapézoïdaux à décrochements ayant un parement avec un léger bossage et une ciselure (fig. 13). Dans cette partie, on rencontre une porte large de 2 m, aujourd’hui obturée par des blocs tombés (fig. 14). Il est aisé d’imaginer qu’il y avait une rampe de
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143
fig. 8 fig. 6
fig. 9 fig. 7
terre — voire une échelle — qui permettait d’atteindre le seuil, situé en surélévation par rapport au terrain environnant. Quelques mètres plus loin, l’appareil trapézoïdal cède la place à un appareil polygonal fruste (fig. 15). La longueur totale de ce retour est d’une trentaine de mètres. Au-delà, le mur disparaît mais la déclivité de plus en plus marquée de la pente rendait l’accès au site impossible et donc inutile la présence d’un mur défensif. À l’extrémité opposée de la section centrale, la transition avec le côté ouest dessine une courbe et non un angle net, mais la densité particulièrement forte de la végétation arbustive dans ce secteur empêche d’en rendre compte précisément dans l’état actuel. Tout ce côté est construit en appareil polygonal fruste (fig. 16), avec par endroit des blocs assez volumineux (dépassant un mètre dans leur plus grande dimension). De ce côté, le mur domine un terrain en pente
douce qui comporte quelques restes de terrasses antiques ou modernes. Comme on l’a vu, la technique de construction du mur est hétérogène: la partie centrale, la plus longue, est en partant de l’angle nord-est, où elle présente un appareil trapézoïdal de grande qualité, elle évolue dans le reste du côté nord (face à l’arrivée) en appareil régulier pour devenir un polygonal fruste du côté ouest, où le mur dominait des surfaces cultivables et ne s’offrait pas aux regards des arrivants. Pour autant, il n’y a aucune raison de supposer plusieurs phases de construction, d’autant moins que les changements d’appareil sont une caractéristique fréquente des murailles lyciennes3.
3
Voir par exemple, les nombreux exemples dans le rempart de l’acropole lycienne de Xanthos, Metzger 1963.
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fig. 10 fig. 12
fig. 11 fig. 14
La fonction de ce mur semble double: d’une part soutenir la terrasse déjà mentionnée, d’autre part d’empêcher l’accès au site par un autre endroit que la porte dans le petit côté est. Il est notable que c’est à cet endroit, du côté par où l’on approche le plus aisément du site et où se trouve la porte, que le mur est construit avec la plus grande élégance, ce qui ne saurait être fortuit. La porte, située à l’est, donnait accès à la grande terrasse (fig. 9) dominant le mur défensif et elle-même bordée vers l’intérieur du site par un second mur, parallèle au premier, construit en appareil polygonal fruste (fig. 17). La fonction de cette terrasse est obscure: s’agissait-il seulement d’un plateau entre les deux murs parallèles constituant une double ligne de défense? ou bien d’une superficie cultivable? Aucun indice ne permet de trancher. Le reste du pourtour du site est rendu inaccessible par la falaise sur laquelle il est construit et qui tombe par endroit verticalement, en particulier au sud où la déclivité dépasse
cent mètres. Sur le bord supérieur de cette falaise, le rocher a été taillé et affecte aujourd’hui par endroit la forme d’un parapet mais, comme nous allons le voir, cette particularité est simplement due à la présence de maisons antiques dont le mur extérieur était taillé dans le rocher au bord même de la falaise. On constate donc que, même si l’on ne peut pas parler d’un véritable rempart, au sens technique du terme, le site était bien défendu par le grand mur de terrasse et par la falaise naturelle. 1.2 L’habitat Un peu partout sur le site, on trouve des pans de rocher découpés en surfaces horizontales entourées de parois verticales, dessinant des formes géométriques, notamment en bordure de falaise (faux parapet) (fig. 18 et 19). Il s’agit de toute évidence de la partie inférieure d’habitations. Des canaux de drainage et des groupes de «pièces» juxtaposées à des niveaux légèrement différents au gré de la morphologie
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fig. 13
fig. 16
fig. 15
fig. 17
naturelle du rocher, laissent aisément deviner la présence de ces maisons, même si l’état de dégradation de la pierre et surtout la densité de la couverture végétale ne permettent pas d’en acquérir une idée précise. En quelques endroits on devine la présence de maisons un peu plus grandes ou mieux construites que les autres : près du sommet du site et regardant vers l’ouest on remarque une paroi taillée dominant une surface rocheuse aplanie, dont les contours ont été régularisés au moyen d’une rangée de blocs quadrangulaires comprenant un seuil; sur le côté ouest du site, un peu au-dessus de la grande terrasse, on relève des alignements de blocs qui dessinent le fantôme d’un autre bâtiment de dimensions spacieuses mais de nature complètement impossible à déterminer sans fouille. En deux endroits au moins, des citernes ont été taillées dans le rocher: une, en arrière de la grande terrasse, est située près de l’abside d’une église et couverte par une voûte d’apparence byzantine (ce qui ne préjuge pas de la date de
son premier aménagement), une autre, située non loin du point culminant, est aujourd’hui très abimée et envahie par la végétation. Cette dernière est complétée par des parois en blocs volumineux, mais sa nature de citerne, bien que probable, ne peut être établie à coup sûr faute de restes d’enduit hydraulique. Dans l’état actuel, il est impossible de caractériser plus précisément cet habitat. Tout au plus peut-on considérer qu’il présente de nombreux traits incontestablement antiques, qui ont pu ensuite servir de base aux habitants de la période byzantine. Toutefois, on ne trouve nulle part de restes des murs en élévation au-dessus des parois rocheuses. L’habitat paraît avoir été assez dense, mais ne présentait, semble-t-il, aucune régularité, ce qui s’explique par l’adaptation du plan des maisons à la forme des rochers et caractérise évidemment un groupe de maisons de type rural.
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fig. 18 fig. 20
fig. 19 fig. 22
1.3 Vestiges d’un lieu de culte? Au sud du site, dominant le bord de la falaise, se trouve une terrasse rocheuse sans doute taillée par l’homme (fig. 20), où gisent deux blocs inscrits (brisés) et qui est percée de trois trous également faits de main d’homme. Depuis cet épiphanestatos topos, on jouit d’un panorama exceptionnel sur l’ensemble de l’embouchure du Xanthe (fig. 21). Dans la partie nord de la terrasse, en très léger contrebas, on discerne les humbles restes d’un petit édifice rectangulaire allongé dans le sens nord-sud (fig. 22) et mesurant c. 9 m sur c. 4,50 m, dont le pourtour est matérialisé par la présence d’une assise incomplète de blocs quadrangulaires sommairement taillés; le bloc d’angle nord-est présente un assez gros bossage (fig. 23). À l’exception d’un bloc de seuil (brisé) qui assure la localisation de l’entrée au sud (en direction de la plaine) et se reconnaît à la présence d’une feuillure et de mortaises d’huisserie (fig. 24), le tout très médiocrement réalisé.
Cet alignement de blocs permet d’estimer l’épaisseur du mur à environ 80 cm. Il est impossible d’y reconnaître l’emploi d’une technique précise de construction mais la reconstitution proposée par F. Işık d’un appareil polygonal surmonté de murs en appareil lycien ne correspond pas aux observations matérielles, comme nous le verrons ci-dessous. Devant ce petit édifice, vers le sud, on observe trois cavités cylindriques (diamètre c. 0,25 m, prof. c. 0,40 m) (fig. 25) taillées dans le rocher, dont une est flanquée d’une cavité plus spacieuse et plus profonde mais de forme irrégulière. Celle qui se trouve vers l’ouest est ménagée dans une partie de la surface rocheuse recreusée en forme de rectangle sur une profondeur d’environ 5 cm. Les trois cavités cylindriques dessinent en plan la forme d’un triangle dont la base est parallèle à la façade du petit temple. À l’extrémité sud de l’esplanade, en bordure de la falaise, le rocher se relève vers l’est et s’abaisse à l’ouest, et présente dans les deux cas des sortes de marches irrégulièrement tail-
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fig. 21
fig. 24
fig. 23
lées qui ont pu servir de semelle à un mur de parapet rudimentaire4 (fig. 26). La présence sur cette terrasse de deux blocs portant des inscriptions d’époque romaine (voir leur étude par P. Baker et G. Thériault) traitant de questions religieuses invite à reconnaître dans cette modeste installation un lieu de culte. 1.4 Monuments funéraires Le site offre quatre types de monuments funéraires: des tombes rupestres, des sarcophages, des chamosoria et un pilier.
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Il ne s’agit en aucun cas de degrés menant à un dispositif cultuel, comme l’écrit Işık 2010: un peu plus à l’est, on voit que le rocher dans lequel sont ménagées les «marches» est taillé en mur de maison … Les «marches» sont donc les appuis taillés dans le rocher pour recevoir des blocs de mur.
Des tombes rupestres ont été creusées dans les parois de la falaise qui supporte le site, sur son flanc sud. Elles sont au nombre de trois. Ce sont de simples cavités dans le rocher, la paroi dans laquelle elles furent creusées n’a pas reçu de décoration sculptée. La présence d’inscriptions d’époque hellénistique gravées à même le rocher assure qu’elles remontent au moins à cette époque, sans plus de précision. Une autre tombe5 rupestre se trouvait à cent mètres au nord du site, mais elle a été saccagée lors du percement de la route moderne: on voit encore le flanc de la chambre sur la paroi rocheuse (fig. 6), et le reste git en contrebas de la route. Les sarcophages se répartissent topographiquement en deux groupes: l’un d’eux se trouve près de la route moderne, qui l’a lui aussi détruit (fig. 4), les trois autres se trouvent plus près de l’habitat, au pied du grand mur de terrasse et sont aussi brisés en plusieurs morceaux. Il est possible qu’à l’origine, ils aient été disséminés sur la bande de terre plane qui s’étend au nord du site et aient été repoussés par les pay5
Il y en avait peut-être deux.
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fig. 26
fig. 25
sans pour dégager cette superficie. Il s’agit de sarcophages formés d’une cuve monolithe simple et d’un couvercle lisse en ogive appartenant au type lycien le plus simple, c’està-dire sans les bandeaux en reliefs qui rappellent la technique de construction en bois. Un des couvercles présente les traces d’arrachement des tenons de levage, ce qui laisse ouverte la possibilité qu’ils aient été sculptés en forme de protomés de lions et aient été prélevés ou bien détruits volontairement. Dans deux cas, la présence au même endroit de gros blocs quadrangulaires bien appareillés suggère que les sarcophages s’élevaient à l’origine sur des soubassements construits. A l’est du site, nous avons repéré sur deux excroissances rocheuses naturelles des chamosoria (fig. 7). Il s’agit, conformément au type habituel6, de simples tombes quadrangulaires creusées dans le rocher sur lesquelles était posé un couvercle en pierre. Dans le cas présent, les couvercles ont entièrement disparu mais un des deux chamosoria est flanqué d’une cavité rectangulaire de faible profondeur qui a pu servir à encastrer une stèle. 6
Hülden 2006, 99-106.
fig. 27
Le pilier funéraire (fig. 27) se dresse à l’intérieur de l’habitat, conformément à l’usage général dans les sites lyciens d’époque dynastique. Il s’élève sur une aire plane un peu dégagée, au-dessus de la partie est de la grande terrasse et à proximité des restes de deux grandes constructions dont il sera question plus loin. Le pilier, qui ne possède pas de soubassement et repose sur le rocher naturel aplani, se dresse encore aujourd’hui sur une hauteur de 2,60 m, mais son sommet est partiellement brisé. Le couvercle gît renversé juste à côté. Le pilier n’était pas monolithe: un bloc principal forme le corps du pilier et trois des quatre parois de la chambre funéraire; un bloc de pierre fut plaqué dans une vaste feuillure sur son côté sud et assujetti au moyen de deux scellements en queue d’aronde sans embolon, l’un placé dans le long côté de la pièce, l’autre dans l’angle. Le couvercle était monolithe et bordé d’un bandeau en surplomb. Il gît aujourd’hui à proximité du pilier, brisé en deux morceaux. L’ensemble a été réalisé dans un matériau très médiocre, un calcaire (local) qui a mal résisté aux intempéries: l’épi-
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fig. 29
plane dont les autres bords sont dissimulés par la végétation. Il est possible d’interpréter ces restes comme ceux d’un édifice de construction massive, sans que l’on puisse être plus précis en l’état.
fig. 28
derme est fortement corrodé partout sauf sur une petite superficie du côté nord où l’on distingue encore le poli originel de très bonne qualité, dont la conservation a permis celle de quelques lettres d’une inscription dont il sera question ci-après. La paroi nord, la paroi ouest et la paroi sud présentent chacune une sorte de petite niche rectangulaire peu profonde dans lesquelles on a pu fixer des plaques (inscriptions? reliefs?). Les deux premières se trouvent près du sommet du pilier, de part et d’autre de son angle nord-ouest, la troisième est située plus bas et a une forme légèrement plus recherchée, les angles s’évasant un peu. 1.5 Autres édifices antiques À proximité immédiate du pilier, vers l’ouest, on remarque des alignements de blocs appareillés assez volumineux (fig. 28), affleurant au niveau du sol actuel et dessinant trois côtés d’un rectangle dont l’axe longitudinal nord-sud est parallèle au côté du pilier. Il s’agit certainement du soubassement d’un édifice dont la largeur était de 6,30 m et la longueur peut être estimée à une douzaine de mètres au moins. Enfin à quelques mètres au nord-est du pilier, on observe sur quelques mètres un alignement de très gros blocs d’appareil polygonal (fig. 29), bordant le côté ouest d’une aire
1.6 Églises On signalera enfin la présence de deux églises: l’une située au nord-est du site (fig. 8), en dehors des limites marquées par la grande terrasse, l’autre située à l’intérieur du site, en contre-haut de la terrasse et qui présente des dimensions assez importantes. Cette dernière est flanquée d’une petite pièce couronnée par une coupole, dont l’intérieur présente encore quelques traces de peinture. Nous n’avons pas poussé plus avant l’exploration de ces deux édifices dont la présence montre que le site a connu une existence prolongée jusqu’à l’époque médiévale.
2. Commentaires 2.1 Situation Les constatations faites au cours de deux campagnes de fouille permettent de fournir un diagnostic relativement précis de ce site. En raison de ses dimensions générales, de la densité des vestiges et de leur aspect, on peut y reconnaître le site d’habitat permanent d’une communauté humaine stable et assez nombreuse. L’altitude moyenne, la bonne exposition au midi et la présence dans les environs immédiats de terres cultivables s’ajoutant aux activités pastorales, constituent autant de conditions favorables à un établissement permanent et non pas à un simple lieu de transhumance annuelle. Il n’y a pas de source sur le site même d’Asarcik mais nous avons noté la présence d’au moins deux citernes auxquelles on peut ajouter les sources qui conditionnent encore au-
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jourd’hui l’existence même du hameau moderne d’Aklar situé à 500 m en amont. La localisation du site sur une excroissance rocheuse se justifie en outre par les aptitudes défensives de celle-ci, formant un éperon barré. L’emplacement du site sur le flanc est de la vallée du Xanthe doit pouvoir s’expliquer. On pourrait d’abord songer à le mettre en relation avec le «long mur» qui barre la vallée entre le fleuve et le piémont oriental7: le site d’Asarcik est en effet exactement dans l’alignement de ce long mur. Ce dernier escalade le pied de la montagne jusqu’à un point situé à environ 150 m d’altitude, à partir duquel la paroi est tellement raide qu’il est impossible d’y implanter une construction, mais tout aussi impossible de s’aventurer sans équipement d’alpinisme. On notera cependant qu’il y a une distance de quelques centaines de mètres entre l’extrémité du mur et le site d’Asarcik, situé plus à l’est et qu’une excroissance rocheuse s’interpose entre les deux points, de sorte que depuis Asarcik, il est impossible de voir le mur: le village antique ne pouvait donc pas servir de poste de guet surveillant les abords du long mur. On peut suggérer d’autres raisons d’être pour ce site. En effet, lors d’une prospection, P. Baker et G. Thériault ont découvert la présence, sur un sommet qui domine le site à une distance de plus d’un km, de vestiges de murs dessinant un côté d’un quadrilatère imparfaitement conservé8. Le côté en question est formé d’un mur en gros appareil rustique et ses angles réalisés en appareil polygonal d’apparence classique laissent deviner la présence de tours carrées inscrites: ces maigres vestiges dessinent l’ébauche d’un térapyrgion auquel il faudrait alors attribuer une fonction militaire. La situation de cette aire fortifiée, encore plus haut et encore plus loin de la vallée que le site d’Asarcik, peut surprendre, mais nous avons aussi remarqué l’existence, du côté ouest du site d’Asarcik, c’est-à-dire du côté où il se rattache à la montagne, des restes d’un chemin montagnard assez spacieux qui monte de la vallée et a dû jusqu’à une époque récente servir d’accès au hameau d’Aklar. On peut donc se demander si ces diverses installations (Asarcik, le tétrapyrgion supposé) n’ont pas été fondées le long d’une route de montagne qui longerait la vallée du Xanthe sur son flanc oriental. En effet, si l’on peut supposer la présence d’une route longeant l’estuaire du Xanthe depuis Patara jusqu’à Xanthos, route dont l’existence paraît démontrée à Xanthos même par le tracé de la route qui sort de la ville en direction de l’est et est ponctuée par la nécropole nord-est du site, il est en revanche difficile de supposer que cette même route ait pu se diriger vers le nord, vers Arsada et Pinara, en suivant le fond de la vallée: en effet, à plusieurs 7 8
Des Courtils & Marksteiner, 1999. Baker & Thériault 2011, fig. 21.
kilomètres au nord de Xanthos, le Xanthe reçoit de l’est un affluent extrêmement violent et divagant, qui aujourd’hui encore répand lors des crues de grandes superficies de galets et d’alluvions sableux et devait dans l’antiquité rendre le secteur infranchissable, ne laissant d’autres possibilités que de passer à flanc de montagne. Sous réserve de prospections plus poussées, nous émettons donc l’hypothèse de l’existence d’un itinéraire nord-sud passant dans la montagne à l’est de la vallée du Xanthe, ponctué par Asarcik et par la petite ville lycienne d’Arsada. Les défenses naturelles du site, les possibilités pastorales qu’offrent les flancs de montagne basse environnants, enfin la présence de surfaces cultivable toutes proches, tous ces facteurs positifs ont facilité l’implantation d’une communauté humaine stable, dont la durée de vie est assurée, comme on va le voir, par les vestiges archéologiques depuis le IV e siècle a.C. jusqu’en pleine époque byzantine. La situation du site, la nature des vestiges et les découvertes épigraphiques permettent d’y reconnaître une kômè dépendant de la ville de Xanthos mais dotée à l’époque classique d’une organisation politique et religieuse propre à la Lycie. 2.2 Les constructions. Datation À l’exception des monuments byzantins, dont il ne sera pas question ici, le site présente la gamme de monuments que l’on trouve dans les grands sites lyciens: murs de défense, habitat, monuments funéraires. Cependant, deux caractéristiques doivent d’emblée être soulignées: le petit nombre de ces monuments et la présence d’un édifice de nature apparemment religieuse. Le grand mur de terrasse, qui jouait probablement un rôle défensif, offre des particularités aisément reconnaissables, sous forme de trois types d’appareil différents: trapézoïdal, régulier et polygonal. Leur juxtaposition dans un seul et même mur constitue à elle seule une caractéristique lycienne bien connue. Le plus soigné des trois est l’appareil trapézoïdal à léger bossage qui encadre la porte d’entrée du site, et qui est caractéristique de la construction lycienne du IV e siècle et du début de l’époque hellénistique. L’appareil régulier à boutisses qui lui fait suite ne saurait, a priori, remonter plus haut que l’extrême fin de l’époque classique. On notera toutefois qu’il s’agit ici non pas d’un mur à deux parements mais d’un mur de terrasse, pour lequel le rôle des boutisses est légèrement différent et ne présente peut-être pas une grande valeur discriminante. Quant à l’appareil polygonal fruste, il est tellement banal qu’il ne saurait fournir un critère de datation. Les deux premiers types d’appareil laissent donc la possibilité d’une datation de la grande terrasse au III e siècle et plus probablement même au IV e siècle. Les monuments funéraires sont, pour la plupart, difficiles à dater: les sarcophages sont d’un type lycien particulièrement simplifié, ce qui n’est pas forcément un indice
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chronologique, quant aux chamosoria, ils ne forment pas une catégorie datable avec sécurité en raison du manque de critère clair. Ces deux catégories, sarcophages et chamosoria, peuvent aussi bien appartenir à l’époque hellénistique qu’à l’époque romaine9. Reste le pilier funéraire qui, à la différence des autres monuments, apporte des renseignements assez précis. Ce pilier présente, par rapport à l’ensemble des autres piliers lyciens, des dimensions qui le placent dans la moyenne: si son épaisseur est assez conséquente, sa hauteur est, elle, médiocre10. Ses parois avaient été très soigneusement polies. Les trois cavités d’encastrement pour des petites stèles ou reliefs ne sont pas datables et peuvent être très postérieures à la construction. Le couvercle de la chambre funéraire ne comporte pour tout décor qu’un seul bandeau en bordure. Enfin le pilier n’est pas monolithe mais fait d’un bloc principal et d’un second en complément. Toutes ces caractéristiques empêchent de faire remonter la date du pilier trop haut (pas audelà du IV e s. probablement). Les piliers funéraires lyciens sont le plus souvent difficiles à dater, faute de stratigraphie ou d’inscriptions mais, fait remarquable, le pilier d’Asarcik conserve les traces d’une inscription d’époque hellénistique ce qui fournit un terminus ante quem. En outre, des observations techniques appuient une datation à l’époque classique : - Le type de scellement utilisé pour lier les deux parties du pilier (queue d’aronde sans embolon) est répandu à Xanthos, à l’époque classique. C’est le cas par exemple pour les édifices G et H de l’acropole lycienne datés de la première moitié du Ve siècle ainsi que sur le sarcophage «aux lions terrassant un taureau», daté par P. Demargne de 430-40011, où deux scellements en queue d’aronde lient un bloc rapporté à la cuve du sarcophage. - La présence de la chambre funéraire: plus les piliers sont récents, plus ils perdent leur rôle de sépulture et diminuent de taille pour se rapprocher des dimensions de stèles. Pour finir, les piliers funéraires proprement dits sont évidemment liés à l’existence de l’institution dynastique, laquelle disparaît au cours du IV e s. Faute de pouvoir proposer une date précise, nous serions enclins à placer ce pilier au même moment que le grand mur de terrasse, soit au IV e. La même datation pourrait être valable pour le temple supposé: les quelques blocs conservés dénotent une technique de construction assez médiocre, qui recourt à des blocs à bossage (un exemple particulièrement 9
Hülden, 2006. La photographie publiée dans Işık 2010 est censée avoir été prise en 2005, mais elle montre un état de nettoyage de la végétation consécutif à nos propres travaux exécutés en 2009… 11 Demargne 1974, 60. Mais J. Borchhardt propose de le dater au IV e siècle, IstMitt 1969-70, 206. 10
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net est conservé dans l’angle nord-est) dont la présence à l’angle devait dessiner une feuillure, motif qu’il est difficile de faire remonter avant le IV e siècle mais qui, il est vrai, ne semble pas ici traité de façon vraiment caractéristique. Aussi une datation plus basse n’est-elle pas exclue12. Les restes des habitations du site ne sauraient être datées plus précisément: il n’en subsiste en effet que les sols et les parois taillés dans le rocher, indatables faute de traits caractéristiques. Lors des deux prospections, nous avons trouvé des tessons en surface disséminés en divers points du site13. À côté de céramique commune et de quelques fragments d’amphores, nous avons trouvé un nombre non négligeable de tessons d’époque hellénistique (West Slope notamment, fig. 30). Globalement, le matériel nous a paru s’échelonner de la fin de l’époque classique à l’époque romaine et au début de l’époque byzantine.
Conclusions
Comparé aux autres sites lyciens connus dans la vallée du Xanthe — et la région en est très riche — celui d’Asarcik est de moindre ampleur, en raison de sa superficie modeste et du petit nombre de constructions attestées. Cela ne l’a pas empêché d’avoir une durée de vie importante: du IV e s. a.C. environ jusqu’à l’époque byzantine. Il est évident que sa population devait vivre de l’exploitation des ressources naturelles environnantes: nous avons souligné la présence d’une superficie de terre arable propice à l’agriculture, à quoi l’on peut ajouter la pente qui s’étend à l’ouest du site et pouvait recevoir des cultures céréalières aussi bien qu’arbustives. Enfin les pentes montagneuses environnantes se prêtent au pastoralisme ainsi qu’à la sylviculture. La présence d’un pilier funéraire et les trouvailles épigraphiques permettent de préciser ce tableau. En effet, le pilier manifeste la présence d’un dynaste ou, pour rester prudent, d’un chef de village considéré comme assez important pour avoir reçu l’honneur d’un tombeau aussi inhabituel, imité des tombeaux dynastiques en forme de pilier que l’on observe à Xanthos et dans d’autres sites lyciens. De plus, ce pilier présente la particularité rarissime d’avoir été recouvert d’inscriptions, étudiées ici-même par 12
À l’inverse, nous excluons catégoriquement une date plus ancienne, prônée par Işık, 2010, qui voit dans ce modeste édifice le modèle de l’architecture des temples anatoliens du 1er millénaire… Contrairement à ses affirmations, les blocs conservés in situ n’appartiennent pas du tout à un appareil polygonal, ce qui retire le principal argument en faveur d’une date archaïque. 13 Les commissaires du Ministère de la Culture et du Tourisme ne nous ont pas autorisés à les rapporter au dépôt de fouille de Xanthos, ce qui aurait permis d’en rendre compte plus précisément.
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P. Baker et G. Thériault et qui attestent de l’existence d’un rituel d’oinoposia qui dut être célébré à intervalles réguliers et pendant une durée assez longue (les inscriptions sont d’époque hellénistique alors que le pilier serait plutôt du IV e s.). Il s’agit d’un cas unique dans toute la Lycie, puisque la mention des oinoposia sur le pilier établit directement un rapport entre la tombe monumentale et le rituel religieux. Nous trouvons là une confirmation des hypothèses de divers savants concernant la structuration progressive d’un culte des dynastes qui aurait eu pour cadre, à l’intérieur même des villes de Lycie, une aire aménagée permettant de réunir la population au pied ou à proximité immédiate d’un pilier funéraire: c’est ce qui a été observé en particulier à Xanthos comme à Avar Tepesi14. Ces lieux de réunion ont évolué en agoras au fur et à mesure que l’hellénisation pénétrait en Lycie: la fameuse inscription grecque du pilier inscrit (TL 44) mentionne déjà vers 400 «le pur téménos d’une agora des dieux». À Asarcik, nous nous trouvons probablement devant le même phénomène, mais à l’échelle d’une communauté villageoise: un pilier de dimensions modestes, une aire dégagée, des inscriptions commémorant les oinoposia successives, dont on peut penser qu’elles furent originellement instaurées pour célébrer le dynaste défunt, ou le chef de village qui voulut se hisser au rang d’un dynaste. Nous avons observé à proximité immédiate du pilier la présence de deux grands bâtiments: l’un, de plan rectangulaire, a pu être un petit portique (une douzaine de mètres de long) destiné à abriter les notables lors des oinoposia, l’autre, de dimensions plus conséquentes15 et dont la base des murs est faite de gros blocs destinés à recevoir des murs épais, pourrait avoir été la résidence même du dynaste. Nous ignorons si la célébration des oinoposia a continué jusqu’à l’époque romaine, mais l’épigraphie nous permet au moins de savoir que l’agglomération d’Asarcik avait le statut de kômè du territoire de Xanthos. Ce constat dessine sans surprise une organisation du territoire comprenant la ville (Xanthos) au centre et des kômai disséminées dans le territoire. Celle que nous étudions ici demeure pour le moment un unicum dans le territoire de Xanthos, où aucun autre établissement analogue n’a été repéré jusqu’à présent, du moins sur la rive gauche du Xanthe16. Cette fournit un cadre approprié pour la résidence des périèques mentionnés dans les inscriptions17. 14
Cavalier & des Courtils 2012; des Courtils 2012, avec la bibliographie. Nous n’avons pas été autorisés à pousser le nettoyage de la végétation assez pour en reconnaître la surface complète. 16 Nous n’avons pour le moment aucun moyen de savoir si les établissements que nous avons localisés sur l’autre rive du Xanthe dépendaient de Xanthos ou bien de Sidyma, voir des Courtils & Marksteiner 1997 et 2000. 17 Des Courtils J. & Th. Marksteiner, 1997. 15
fig. 30
Si ce rite d’oinoposia semble particulier à la kômè d’Asarcik, il en va de même du culte de Phoibos attesté dans le petit temple qui s’élève au sud du site et qui est de toute évidence le lieu de culte principal de la communauté. Les inscriptions qui y ont été trouvées attestent de ses liens avec le grand sanctuaire du Létôon, mais la kômè avait de toute évidence une certaine autonomie religieuse par rapport au sanctuaire principal de la région. En Lycie centrale, les études ont montré que les sites dynastiques qui se sont formés à partir du VIe en moyenne montagne se sont maintenus jusqu’au IV e s. après quoi ils périclitent au profit des sites plus proches de la côte où se manifeste l’influence du monde grec18. Le cas d’Asarcik est fort différent sous plusieurs aspects: premièrement, l’occupation du site s’est prolongée jusqu’à l’époque chrétienne sous forme d’une kômè prospère dépendant politiquement du centre urbain de Xanthos. Deuxièmement, cette kômè hébergeait une importante famille de type dynastique ou aristocratique, dont la tombe prééminente est restée le centre d’un culte. S’il est impossible de préciser clairement la nature de ce dernier, le nom même du rituel des oinoposia suffit à indiquer qu’il comportait la commensalité du banquet propre aux cérémonies funéraires, lesquelles revêtent en Lycie un aspect patriotique, voire politique, bien attesté19: en somme, le caractère dynastique du site d’Asracik n’a pas été annulé par l’évolution de la Lycie vers une fédération de cités de type grec. Enfin, on fera la même observation dans le domaine religieux: les inscriptions d’époque romaine découvertes à Asarcik et étudiées dans ce volume par P. Baker et G. Thériault, montrent elles aussi une certaine autonomie du site (culte de Phoibos) même si un membre de cette communauté a aussi participé à l’embellissement des temples du Létôon de Xanthos. 18 19
Markstiner, 2002; Thomsen, 2002. Synthèse dans Kolb 2008. Hulden 2006; des Courtils 2012; Cavalier & des Courtils 2012.
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Pour rapide et inachevée qu’elle ait malheureusement été, notre prospection de l’établissement antique d’Asarcik a donc tout de même permis d’enrichir d’un site nouveau la carte de la Lycie antique, en bordure de la vallée du Xanthe qui comprend plusieurs villes importantes mais n’a guère livré de villages ou d’établissements agricoles, en contraste complet avec la Lycie centrale. Ce nouveau site fut probablement le siège d’une famille aristocratique puissante dont un membre particulièrement brillant ou ambitieux (peut-être le fondateur de la famille) se gratifia — ou fut gratifié — d’un pilier funéraire.
Il faut aussi souligner que la moisson épigraphique que nous y avons faite apporte des données nouvelles sur l’organisation sociale et religieuse de la Lycie et confirme définitivement le rôle central du culte funéraire dynastique dans la structuration politique des villes de la Lycie classique: c’est en effet le phénomène qui semble se dégager des constatations faites à l’échelle modeste de la kômè dont nous avons présenté l’étude.
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Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos. Au sujet de quelques inscriptions découvertes à Aklar-Asarcık
Patrick Baker / Gaétan Thériault
Fig. 1. Carte de la basse vallée du Xanthe, réalisée à partir de GoogleEarth (P. Baker)
1. Introduction
Les 3, 4 et 5 août 2009 et 2 et 3 août 2010, au terme des campagnes estivales régulières de la mission de Xanthos-Létôon, nous avons bénéficié d’un permis du gouvernement turc pour effectuer la prospection épigraphique du site archéologique situé dans le village d’Aklar (désigné par le vocable Asarcık, «petite ruine», sur la plupart des cartes), petit village de montagne aux confins du territoire nord-est de Xanthos, sur les contreforts montagneux bordant à l’est la vallée du Xanthe, le moderne Esen Çay (fig. 1)1. Selon une méthode mise en pratique à Xanthos depuis les premiers travaux de 1
Pour les rapports de ces deux missions, cf. P. Baker et G. Thériault, Anatolia Antiqua 18, 2010, p. 298-299 et Anatolia Antiqua 19, 2011, p. 339-342.
la Mission épigraphique canadienne, nous avons parcouru le terrain et inspecté toutes les pierres en surface. La tâche ne fut pas simple compte tenu de l’abondance de matériel au sol, mais pas vaine non plus, car les quelques jours passés sur ce site ont mené à la découverte de onze inscriptions en surface qui permettent sinon de tirer des conclusions au moins de poser des questions sur la fonction de ce petit bourg jadis situé dans les eschatiai de Xanthos. Ces textes sont tous inédits à l’exception de deux, découverts par F. Işık et récemment et sommairement publiés par R. Tekoğlu2. Nous y reviendrons. Au premier abord, le site se découvre par un certain nombre de tombes et de cuves de sarcophages anépigraphes (très mal conservées, il est vrai) en bordure et à proximité 2 F. Işık, MDAI(I) 60, 2010, p. 81-115 (p. 110-111 par R. Tekoğlu).
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
de la route moderne. Les quelques tombes taillées dans le roc du promontoire (faces est et sud) sont également toutes anépigraphes sauf une, qui présente une inscription de trois lignes sur le linteau. On se dirige ensuite au sud, sur l’esplanade sise au sommet de l’éminence rocheuse, offrant une vue imprenable sur la chôra xanthienne. En dehors d’un fragment portant quelques lettres trouvé sur le sommet, le reste des découvertes est d’un grand intérêt. En premier lieu, figure une base de statue honorifique offerte par le conseil et le peuple des Xanthiens pour M. Aur. Tlèpolémos. Voisine de cette inscription, une dédicace de statues (agalmata) en deux morceaux jointifs repose sur le sol. Ce sont là les deux textes présentés par R. Tekoğlu. À quelque distance, au centre des vestiges (au sol) de ce qui a dû être un vaste enclos ou un édifice, un pilier monumental dont les parois sont fort érodées méritait un examen minutieux: presque au sommet de la face nord, nous avons identifié les restes de huit lignes en petites lettres d’époque hellénistique. La prospection a ensuite produit deux blocs quadrangulaires présentant chacun trois faces inscrites, en lettres de style hellénistique. Bien qu’une grande partie de ce texte ne soit guère lisible du fait de l’usure des surfaces inscrites, il est aisé d’y identifier une liste récurrente de contributeurs (annuels?) à la tenue d’une fête locale. Digne d’intérêt également, une épitaphe de haute époque hellénistique a été retournée dans l’un des nombreux pierriers que compte l’acropole. Quelques textes, enfin, sont trop fragmentaires pour qu’en soit tiré quoi que ce soit. Il n’est pas de notre intention de publier ici l’ensemble de ces textes, dont l’intérêt d’ailleurs, comme il est fréquent, est inégal. Nous nous limiterons à la republication des deux inscriptions de l’esplanade, à une présentation générale de la liste des contributeurs aux oinoposia de la fête du village et à l’analyse d’un passage en particulier de ce long texte. L’analyse sommaire et simpliste des deux premiers documents a en effet conduit leur éditeur à voir dans le bourg d’AklarAsarcık une polis, comme en témoignerait le premier des deux textes, et dans les vestiges du petit édifice érigé sur l’esplanade un «temple complex of the Goddess Letoo»3. Cette conviction faisait écho à l’interprétation de F. Işık, qui s’y est appuyé et a reconnu en l’édifice un sanctuaire de Létô et un temple à trois cellas indigène, typiquement lycien, qui exclurait toute influence étrangère et, de la sorte, toute trace d’acculturation dans ce domaine4. Ce point de vue est certes intéressant à plus d’un titre, mais il se heurte d’emblée à une analyse serrée des témoignages épigraphiques concernés: le bourg, nous le verrons, n’était, sans grande surprise, qu’une kômè et la construction de l’esplanade un temple consacré à Phoibos Apollon. 3 4
Ibid., p. 111. Ibid., p. 101 et 106-108.
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2. Les deux textes de l’esplanade 2.1 Statue de Marcus Aurelius Tlèpolémos
Fig. 2. (2009-14) Statue de M. Aur. Tlèpolémos, pierre (ph. M. Rocheleau)
Sur l’esplanade, au sud du site, base quadrangulaire de calcaire beige (fig. 2) présentant deux trous de fixation pour une statue sur le lit d’attente; les moulures de base et de couronnement ont été brisées, sans doute lors d’un remploi. Le texte compte quatorze lignes bien conservées (fig. 3). L’extrémité droite est cependant endommagée (quelques lettres à la fin de chaque ligne sont perdues). Aux l. 1, 5 et 13, le lapicide a évité quelques cavités dans la pierre. Largeur 0,68 m; hauteur 1,38 m; profondeur approximative conser-
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Patrick Baker / Gaétan Thériault
vée 0,57 m. Lettres: 0,03 m; interligne: 0,015-0,022 m. Alpha à barre droite; êta avec barre médiane rejoignant les hastes verticales; thêta à barre médiane rejoignant les bords du cercle; epsilon, sigma et ôméga lunaires. Éd.: R. Tekoğlu, MDAI(I) 60, 2010, p. 110-111, nº 1, fig. 49 (photo de la pierre). Cf. P. Baker & G. Thériault, Anatolia Antiqua 18, 2010, p. 298; Bull. épigr., 2012, nº 390. Nº 2009-14
Ξαθίων ἡ βουλὴ vac. κα[ὶ] ὁ δῆμος τὸν ἀξιολογώ[τα] τον ἱππικὸν Μᾶρκον 4 Αὐρήλιον Τληπόλεμο[ν] Διονυσί vac. ου τρὶς τοῦ Ἀρ[τε] μιδώρου τὸν ἑαυτῆς [πο] λείτην καὶ κοσμητ[ὴν] 8 τῶν θεῶν ἐτείμησε. [ν] ἀνδριᾶσιν παρά τε τοῖς ἐ. [ν] τῇ πόλει καὶ τῷ τριναῷ τῆ [ς] Λητοῦς ἱεροῖς τε καὶ ναοῖ[ς] 12 ἔκρεινεν ἀναστῆναι καὶ τοῦ[τον] τὸν ἀνδριάντα πα vac. ρὰ τῷ ν[αῷ] [τ]ο. ῦ. Φοίβου τῆς ἱερᾶς αὐτο[ῦ] [- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -]
Notes critiques L. 1: Tekoğlu Ξαθίων. Ξαθίων est toutefois bien net. Il constitue un hapax à Xanthos. On peut penser, avec l’éditeur, que le nu a été accidentellement omis par le graveur. Mais on ne saurait exclure la possibilité d’une omission graphique d’une nasale devant une consonne, phénomène attesté dès l’époque classique (cf. Threatte, Grammar of Attic Inscriptions. I, p. 485-487) et fréquent en Asie Mineure à l’époque impériale (cf. Brixhe, Essai sur le grec anatolien, p. 34). On trouve d’ailleurs un parallèle d’une omission identique, nu devant théta, à Xanthos même, dans une épitaphe d’époque impériale (TAM II, 1, 358, l. 10; cf. Robert, Collection Frœhner I: les inscriptions grecques, nº 51), sur laquelle on lit ἐθάψει, qu’il n’est pas nécessaire de corriger. Pour Ξαθίων, désignation à valeur identitaire, l’omission est certes plus étonnante, mais les parallèles sont significatifs et justifient notre lecture. Le texte émane du Conseil et du Peuple des Xanthiens et il n’y a aucune raison de supposer avec l’éditeur l’hypothèse, même si c’est pour l’écarter, que cette graphie constituerait «an attestation of the ancient name of Asarcık». L. 3-6: Marcus Aurelius Tlèpolémos, de rang équestre, se reconnaît comme le neveu d’un homonyme connu par un inédit trouvé à Xanthos: Μᾶρκον Αὐρήλιον | Τληπόλεμον | [Διον]υ. σ. ίου δὶς τοῦ. Ἀρτε|[μιδώρου] (inv. 2001-27, l. 5-8). On le voit, la formulation s’arrête cette fois à l’arrière-grandpère Artémidôros, qui est donc également l’arrière-arrièregrand-père du Tlèpolémos d’Asarcık. À moins de penser à l’improbable erreur du graveur, soit à Xanthos (δίς au lieu de τρίς), soit à Aklar-Asarcık (τρίς au lieu de δίς), il ne peut s’agir du même personnage à Xanthos, mais plutôt d’un oncle du Tlèpolémos d’Asarcık. — Sur l’entrée des Lyciens dans l’ordre équestre, cf. Jameson, R E Suppl. XIII, 1973, col. 288, s.v. Lykia. À Xanthos, on peut déjà évoquer le cas de Marcus Arruntius Claudianus (TAM II, 1, 282, l. 2; cf. Devijver, Prosopographia militiarum equestrium, I, nº A 166) et d’un Marcus Aurelius Lesbios (TAM II, 1, 326, l. 3). Artémidôros
Dionysios
Dionysios
M. Aur. Tlèpolémos (2001-27)
Dionysios
M. Aur. Tlèpolémos (2009-14) Fig. 3. (2009-14) Statue de M. Aur. Tlèpolémos, estampage (ph. M. Rocheleau)
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
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Fig. 4. (2009-14) Détail de la l. 14, estampage (ph. M. Rocheleau)
Fig. 5. (2009-14) Détail de la l. 14, fac-similé (P. Baker)
L. 7-8: la mention d’un κοσμητὴς τῶν θεῶν n’est pas fréquente. Sauf erreur, on ne retrouve ce magistrat qu’à Athènes, au début du III e s. p.C. (IG II 2, 3683, l. 7-8: κοσμητὴ[ν] | τῶν θεῶν διὰ βίου). Il était responsable de la préparation des statues de culte et œuvrait généralement en collège réduit, assumant les dépenses diverses liées aux fournitures nécessaires. Dans sa thèse inédite portant sur les inventaires de Délos de la période d’Indépendance, J. Tréheux s’était brièvement intéressé à la fonction en expliquant que les κοσμηταί étaient ceux qui se chargeaient, chaque année, de la κόσμησις, c’est-à-dire de la «préparation de la statue», une «opération [...] minutieusement décrite par l’énumération des ingrédients et accessoires qu’elle exig[eait], à propos de la κόσμησις de l’Artémision, confiée chaque année en Galaxion (mars) aux soins des κοσμηταί. C’était une toilette rituelle» (Tréheux, thèse manuscrite, 1959 apud Prêtre, Kosmos et kosmema, p. 150 et n. 626). À cet égard, citons en exemple, à Délos, IG XI, 2, 144 A1, l. 37 [peu avant 301 a.C.]: τοῖς κοσμηταῖς ἐς τὴν κόσμησιν σφόγγοι Ι. Même explication déjà par Homolle, BCH 6, 1882, p. 107: «Certaines statues avaient leur κόσμος et au moment des fêtes, des κοσμηταί des deux sexes étaient chargés de la toilette des divinités» (au sujet de ID 442B, l. 180 [179 a.C.], qu’Homolle publiait p. 29-54 de son article). Voir, enfin, Preisigke, R E XXII, 1922, col. 1492, s.v. Kοσμητὴς. L. 8: Tekoğlu ἐτείμησ[εν]; on distingue toutefois la partie inférieure du dernier epsilon. L. 9-11: ἀνδριᾶσιν παρά τε τοῖς ... ἱεροῖς τε καὶ ναοῖ[ς]: l’emploi de la préposition παρά suivie du datif pour désigner l’emplacement de l’érection de statues semble unique dans les sources épigraphiques. On peut évoquer, bien qu’il n’y soit pas question de statues, une inscription de Pergè mentionnant vraisemblablement la «chôra jouxtant le sanctuaire d’Artémis» (I. Perge, 66b, 03, l. 7: [καὶ τὴν χώραν τὴ]ν οὔσαν παρὰ τῷ ἱερῷ). La préposition suivie du datif a le sens de «le long de», «auprès de», en d’autres mots, dans notre texte, dans des lieux jouxtant, avoisinant les sanctuaires et temples. Si l’on prend ce sens au pied de la lettre, on doit
déduire que les ἀνδριάντες en question furent érigées dans le voisinage des sanctuaires, ce que confirme le lieu de découverte de la base d’Asarcık et ce qui atteste la vocation religieuse de la modeste installation attenante. L. 10: Tekoğlu τ[ῆς]; mais la pierre porte la haste gauche du êta. — Le mot trinaos est un hapax. Sur sa désignation, voir notre discussion infra. L. 11: Tekoğlu ναοῖς; mais la pierre est bien cassée à la suite du iota. L. 12-13: Tekoğlu: το[ύ]|τον; à la fin de la l. 12, le upsilon est pourtant bien lisible. L’espace qui suit suffit largement pour trois autres lettres et nous restituons plutôt τοῦ[τον]| τὸν ἀνδριάντα, formule plus usuelle. Telle est aussi la restitution de D. Rousset (Bull. épigr., 2012, 390). L. 13: Tekoğlu τῷ ν[--]; tout donne à penser, vu le contexte, que «cette statue-ci» devait, comme les autres, être placée dans le voisinage d’un sanctuaire ou d’un temple; la restitution ν[αῷ] s’impose. Cf. D. Rousset, loc. cit. L. 14: Tekoğlu [--]ΟΙΡΟ[--]ΤΗΣ; avant ΟΙΡΟ, le texte est difficilement lisible, mais il y a place pour au moins quatre lettres (fig. 4-5) et la pierre laisse entrevoir, pour la seconde, la partie supérieure d’une lettre circulaire, puis les extrémités des branches d’un upsilon; nous restituons l’article [τ] ο. ῦ., qui devait précéder le nom de la divinité à laquelle était consacré le naos. De la quatrième lettre, il ne subsiste que la partie supérieure d’une haste et le départ d’un boucle à droite, qui ont échappé à l’éditeur; il s’agit d’un phi; puis suivent la moitié supérieure d’une lettre circulaire et d’une autre haste, suivie à son tour d’une boucle, qui formait un rhô ou un bêta; on distingue enfin la partie supérieure d’une lettre circulaire et les extrémités des deux branches d’un upsilon, qui sont elles aussi passées inaperçues. La solution est obvie: puisqu’il s’agissait du nom de la divinité tutélaire du naos de la ligne précédente, nous lisons Φοίβου. Sur la divinité, voir notre commentaire ci-dessous. — La suite du texte demeure obscure: en l’absence de parallèles, les mots τῆς ἱερᾶς αὐτο[ὺ] se laissent difficilement interpréter.
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Patrick Baker / Gaétan Thériault
Traduction «Le conseil et le peuple des Xanthiens ont honoré le très illustre Marcus Aurelius Tlèpolémos, de rang équestre, fils, petit-fils, arrière-petit-fils de Dionysios et arrière-arrière-petit-fils d’Artémidôros, concitoyen et cosmète des dieux, par des statues près des sanctuaires et des temples de la cité, de même que du trinaos de Léto; et ont décidé d’ériger aussi cette statue-ci près du temple de Phoibos ...». Commentaire Le texte émane du conseil et du peuple des Xanthiens, ce qui confirme l’appartenance du village à la cité de Xanthos. De son côté, la présence d’un Marcus Aurelius autorise à dater le document d’après 161, mais rien n’empêche une datation postérieure à la constitution antoninienne5, vers quoi tendrait d’ailleurs la graphie lunaire. Nous proposons donc la toute fin du II e siècle de notre ère ou les premières décennies du siècle suivant. Il a été décrété d’ériger les statues en l’honneur de Tlèpolémos «près des sanctuaires et des temples de la cité, de même que du trinaos de Léto» (l. 9-11). Dans son très bref commentaire, R. Tekoğlu écrivait ceci: «The findspot of the inscription should belong to a temple complex of the Goddess Letoo. Statues were set up in the holy places and temples of the Goddess Letoo in the city itself and the trinaos whose meaning can reflect basically something like „three temples“, or „place of three temples“»6. Fort d’une telle interprétation7, F. Işık proposait donc de rapprocher ce trinaos de Létô des temples à trois cellas, connus en Lycie, particulièrement à Avşartepe et sur l’acropole même de Xanthos8.
Sur la distinction traditionnelle entre les M. Aurelii et les Aurelii et la fragilité du système, on trouvera toutes les références utiles apud P. Baker & G. Thériault, R EG 122, 2009, p. 69-70, note 15. Nous y ajoutons l’étude récente et éclairante de A.D. Rizakis, p. 253-262 in M. Dondin‑Payre (dir.), Les noms de personnes. 6 Loc. cit., p. 111. 7 Voir notamment, loc. cit., p. 101: «Durch den Inhalt der von R. Tekoğlu am Schluss dieses Beitrages epigraphisch ausgewerteten römischen Inschrift, die an der Front des an der Südwestecke des Tempels liegenden Statuensockels angebracht war (Abb. 49), sind die Art des Platzes und die Besitzerin der beiden Einrichtungen eindeutig ausgewiesen. Dort wird er als „heiliger Bezirk und Tempel der Leto“, das Heiligtum der Grossen Mutter der Lykier bezeichnet»; et p. 108: «Auf jeden Fall scheint der sakrale Charakter des dreiräumigen Gebäudes in Xanthos inhaltlich aus der am Schluss dieses Beitrages beschriebenen „Inschrift 1“ der Statuenbasis von Marcus Aurelius Tlepolemos (Abb. 49) aus dem Leto-Heiligtum von Asarcık entnehmbar zu sein. Mit dem vom „heiligen Platz und Tempel der Leto“ örtlich zu trennenden „Trinaos“ der Göttin dürfte wohl der am Rand des Palastes der xanthischen Dynasten freigelegte „Tempel mit drei Cellae“ gemeint gewesen sein». 8 Loc. cit., p. 106-108. Pour Avşartepe, on se reportera à l’étude de A. Thomsen, Die Lykische Dynastensiedlung, p. 156-162; pour Xan5
L’hypothèse ne résiste pas à l’analyse sérieuse des documents et de leurs parallèles. Le texte, rappelons-le, mentionne les sanctuaires et les temples «de la cité», ἐ[ν] | τῇ πόλει (l. 9-10). L’interprétation de l’éditeur repose sur le rapprochement entre le site d’AklarAsarcık et cette «polis». Mais l’endroit n’a rien d’une polis. Il s’agissait en fait d’un village, d’une kômè comme nous le verrons, sis sur le territoire de Xanthos. Il ne fait donc aucun doute que les statues en question, du moins les premières, ont été érigées, non pas dans la kômè, mais à proximité des sanctuaires et des temples de Xanthos (ville) et au Létôon, dans le trinaos de Létô, sanctuaire bien connu pour ses trois temples. Il est somme toute banal qu’un notable, cosmète des dieux, au surplus de rang équestre, ait vu la cité lui ériger des statues, d’aucunes dans la cité elle-même, d’autres dans le principal sanctuaire de la région. La suite du texte éclaire davantage. Aux l. 12-13, on peut en effet lire qu’il a été décrété d’ériger τοῦ[τον] | τὸν ἀνδριάντα παρὰ τῷ ν[αῷ]. Il ressort de cette lecture que «cette statue», c’est-à-dire celle précisément dont la base subsiste à Aklar-Asarcık près d’un modeste édifice, aurait été érigée à proximité d’un temple, auquel doivent vraisemblablement correspondre les vestiges de l’esplanade. Aux statues érigées dans la cité et dans le sanctuaire de Létô, venait donc s’ajouter une statue élevée dans cette kômè aux confins du territoire xanthien. L’honneur octroyé à Tlèpolémos avait sans doute un lien avec son rôle de cosmète, qui se serait alors étendu à tous les temples et sanctuaires du territoire, dont faisait partie le temple de la kômè. On comprend alors qu’une statue y ait été érigée, là et comme ailleurs, près des autres temples et sanctuaires de la cité, comme le prescrivait le texte. La l. 14 permet d’identifier l’édifice de l’esplanade comme un temple de Phoibos, et non comme un sanctuaire et un temple de Létô, ce qui n’a rien d’étonnant compte tenu de l’importance de la figure d’Apollon en Lycie9. Au reste, l’épithète Φοῖβος y connaît déjà quelques attestations. Elle accompagne ainsi le dieu à Oinoanda, où est connu, depuis peu, un [Φ]οίβου Ἀπόλλωνος κλοιτὸς ἱρεὺς10; G. Cousin avait publié, en 1900, un texte émanant du δῆμος ὁ Τερμησσέων τῶν | πρὸς Οἰνοάνδοις, qui honorait le «grand dieu ancestral Phoibos Apollon» (τὸν πάτριον μέγαν | θεὸν Φοῖβον Ἀπόλλωνα)11; elle apparaît dans un inédit de Xanthos même, d’époque impériale, qui mentionne un prêtre
thos, à celle de H. Metzger & P. Coupel, L’acropole lycienne, p. 29–38, avec les commentaires de A. Thomsen, op. cit., p. 158-161. 9 Comme en témoignent les pages de P. Frei, ANRW II, 18, 3, 1990, p. 1753-1765, et de Ed. Frézouls, p. 203-212 in J. Borchhardt & G. Dobesch (éd.), Akten des II. Internationalen Lykien-Symposions-1. 10 N.P. Milner, AS 50, 2000, p. 140, l. 8. 11 BCH 24, 1900, p. 342, nº 6, l. 1-4.
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
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du «dieu ancestral Phoibos» (πατρῴου θεοῦ | [Φ]ο. ίβου)12, et, enfin, dans quelques documents oraculaires13. Il ressort de ce premier texte que le conseil et le peuple des Xanthiens érigèrent, vers la toute fin du II e siècle p.C. ou au début du siècle suivant, des statues en l’honneur du cosmète Marcus Aurelius Tlèpolémos, placées à trois endroits, d’abord dans le voisinage des sanctuaires et des temples de Xanthos, puis au Létôon, dans le trinaos, et enfin dans une kômè des confins, à proximité d’un temple consacré à Phoibos.
Éd.: R. Tekoğlu, MDAI(I) 60, 2010, p. 111, nº 2, fig. 50 (photo de la pierre, sans le fragment). Cf. P. Baker & G. Thériault, Anatolia Antiqua 18, 2010, 298299; Bull. épigr., 2012, nº 390.
2.2 Dédicace à Phoibos Roi
Notes critiques L. 1: Tekoğlu Βασιλει[-]ου [ ]. Les lettres ΒΑΣΙΛΕΙ ne font aucun doute. L’éditeur suggère de lire l’anthroponyme Βασιλείδης. Mais ces lettres sont suivies d’une partie non lisible, que nous n’interprétons pas comme une lacune, mais comme un vacat, confirmé d’ailleurs, nous le verrons, par la l. 2. — L’éditeur a lu sur le fragment jointif un omicron et un upsilon. Il est pourtant clair qu’il s’agit d’un phi, dont la boucle est bien visible, et d’un omicron (fig. 8-9). À la lumière de l’inscription précédente, nous restituons Φο[ίβῳ], au datif. La consécration d’agalmata, c’est-à-dire de statues de culte, doit en effet régir un datif et la présence d’une divinité ou d’un personnage divinisé, d’où notre lecture. Sauf erreur, l’expression Βασιλεὺς Φοῖβος n’offre toutefois aucun parallèle, ni dans l’épigraphie, ni dans la littérature. Le titre n’est attesté, et pour cause, que pour le roi des dieux, Zeus. On le retrouve ainsi à maintes reprises dans la littérature (e.g. Xénophon, Cyropédie, III, 3, 21; VII, 5, 57; Diodore de Sicile, XV, 53, 4; Pausanias, IX, 39, 4) et à quelques occasions dans l’épigraphie (e.g. IG VII, 3096, l. 1[Lébadée]; Clara Rhodos 2, p. 237, nº 147, l. 1 [Rhodes]; SEG 2, 871, l. 4 [Xoïs, Égypte]). Au surplus, dans tous les cas répertoriés, l’ordre des deux mots ne souffre aucune exception: Ζεὺς Βασιλεύς. La saine méthode exige donc la plus grande prudence ici, mais, vu la place importante d’Apollon en Lycie, et a fortiori dans la kômè d’Aklar-Asarcık, la désignation de la divinité sous ce titre est envisageable. Il faut en tout cas exclure l’hypothèse de l’éditeur, selon qui: «It seems to deal with a statue dedication to Tlepolemos by a person whose name may be Basileides». — Notre lecture [Μάρκος Αὐρήλιος] découle de la l. 2. L. 2-3: Tekoğlu Τληπολέμ[- Διονυσί]ου [τρὶς] | τοῦ Ἀρτε[μιδώρου]. À la l. 2, on lit aisément ΤΛΗΠΟΛΕ, et non ΤΛΗΠΟΛΕΜ: en effet, aucune trace de lettre n’est révélée après le espsilon; quant au mu, suivi d’un omicron — et non pas un omicron précédant un upsilon (fig. 10) —, il n’apparaît que sur le fragment à droite, après un vacat de quelques lettres. Il s’agit, comme y a songé l’éditeur, du même personnage que dans l’inscription précédente: Marcus Aurelius Tlèpolémos, fils, petit-fils, arrière-petit-fils de Dionysios, et arrière-arrière-petit-fils d’Artémidôros. Mais la restitution de l’éditeur ne convient pas. Il faut d’abord insérer, à
Fig. 6. (2009-16) Dédicace à Phoibos Roi, pierre (ph. M. Rocheleau)
À quelques mètres au nord de l’inscription précédente, sur le sommet de l’esplanade, bloc fragmentaire de calcaire gris (fig. 6), brisé sur la droite et portant un texte de cinq lignes partiellement conservé (fig. 7). Sur place, un fragment jointif a été recollé dans le coin droit supérieur (reste d’un léger espace entre les deux morceaux), mesuré et estampé avec le bloc principal. Contra le premier éditeur, le bloc ne présente aucune caractéristique d’une base de statue (pierre rectangulaire sans aucun trou de fixation). Il émanait visiblement soit d’une construction soit de la base d’un monument. Largeur conservée 0,82 m; hauteur 0,735 m; profondeur conservée 0,46 m. Lettres 0,03-0,035 m; interligne 0,015 m. Alpha à barre brisée; êta à barre médiane rejoignant les hastes; thêta à barre médiane rejoignant les bords du cercle; epsilon, sigma et ôméga lunaires.
12 13
Inv. 2005-4, l. 7-8. TAM II, 1, 174e, l. 3, 5 et 16 (Sidyma); TAM II, 3, 947, l. 18; 953, l. 9 (Olympos); 1222 XLIX, l. 3 (Saracık); I. Kibyra, 97, l. 18 (Kibyra).
Nº 2009-16
Βασ. [ι]λεῖ vac. Φο[ίβῳ. Μάρκος Αὐρήλιος] Τληπολέ vac. μο[ς Διονυσίου τρὶς] τοῦ Ἀρτε[μιδώρου - - - - - - - - - - ] 4 ΑΛΜΕΙΤΗΣ vac. καὶ Τ. Α . [ - - - - - - - ] ἀγάλματα καθιέρωσας [ἀνέθηκεν?].
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Patrick Baker / Gaétan Thériault
Fig. 7. (2009-16) Dédicace à Phoibos Roi, estampage (ph. M. Rocheleau)
Fig. 8. (2009-16) Détail de la l. 1 avant la cassure, estampage (ph. M. Rocheleau)
Fig. 10. (2009-16) Détail de la l. 2, estampage (ph. M. Rocheleau)
Fig. 11. (2009-16) Détail de la l. 4, estampage (ph. M. Rocheleau)
Fig. 9. (2009-16) Détail de la l. 1 avant la cassure, fac-similé (P. Baker)
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
la l. 1, le praenomen et le nomen. Comme indiqué ci-dessus, nous ne lisons pas, à la l. 2, un omicron et un upsilon sur le fragment jointif, mais clairement un mu et un omicron, qui complètent, après un vacat, l’anthroponyme Tlèpolémos. Les mots Διονυσίου τρὶς doivent donc être entièrement restitués. Tlèpolémos, κοσμητὴς τῶν θεῶν, fut sans doute le dédicant des agalmata mentionnés à la l. 5 et nous restituons alors le nominatif aux l. 1-2. L. 4: Tekoğlu ΑΛΜΕΙΤΗΣΑΣ καὶ τα[-]. Nous ne lisons pas ΑΛΜΕΙΤΗΣΑΣ, mot en lequel l’éditeur reconnaissait «an unknown form of a verb», mais ΑΛΜΕΙΤΗΣ, suivi d’un vacat, car aucune trace de lettre n’est apparente après le sigma (fig. 11). Figure ensuite καὶ, suivi d’une haste, qui semble bien appartenir à un tau, car l’on distingue l’extrémité gauche d’une barre, puis la partie inférieure gauche d’une lettre triangulaire. Sans doute Τ. Α . , en effet. — Les lettres ΑΛΜΕΙΤΗΣ demeurent un mystère. Rappelons en tout cas que les mots en -είτης sont souvent des ethniques. — Les lettres Τ. Α . peuvent former l’article τὰ, placé devant le mot ἀγάλματα de la l. 5. Dans ce cas, l’espace qui suit comporterait un adjectif (λίθινα, ἱερά, etc.) ou un nombre cardinal (δύο, τρία, etc.), vel sim. L. 5: il n’est pas inutile de commenter la restitution ἀγάλματα καθιέρωσας [ἀνέθηκεν] suggérée à juste titre par l’éditeur. Elle connaît au moins deux parallèles: SEG 38, 1273 [Bithynie]) et SEG 42, 1195, 2 [Phrygie]). Dans leur édition du premier de ces deux textes, Brixhe & Hodot, L’Asie Mineure du Nord au Sud, notaient, p. 14: «Καθιερῶ et ἀνατίθημι font un peu double emploi: ne peuvent-ils pas être utilisés seuls avec des sens très voisins?». Mais les deux fonctionnent ensemble comme en témoigne une statue d’Héraklès dédiée et consacrée à Héraklès et aux Italiens de Délos par un groupe d’associations cultuelles (ID 1757, l. 3-4: τὸν Ἡρακλῆν ἀνέθηκαν ἀφιερώσαντες Ἡρακλεῖ καὶ Ἰταλικοῖς): cf. Bresson, p. 237-238 et n. 12 in Bresson & Descat (éd.), Les cités d’Asie Mineure, où l’auteur discute le sens d’ἀνατίθημι, ἀφίημι et ἀφιερόω en se référant à ce dernier texte de Délos. Dans le cas présent, l’ajout est fondé : on ne s’attend guère à ce que le texte se termine par un participe. Traduction «À Phoibos Roi, [Marcus Aurelius] Tlèpolémos, [fils, petit-fils, arrière-petit-fils de Dionysios et arrière-arrière-petit-fils] d’Artémidôros, (…) a consacré [et dédié] les statues de culte». Commentaire Les caractéristiques de l’écriture, notamment les lettres lunaires, suggèrent une date contemporaine du premier texte. L’identification du même Marcus Aurelius Tlèpolémos s’en trouve alors renforcée. Dans le cas où notre interprétation de la l. 1 s’avérait exacte, le texte évoque la consécration, par Tlèpolémos, de statues de culte à Phoibos. Inscrite sur une
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structure non identifiée, la dédicace rappelle la générosité du personnage, celle-là même qui a sans doute justifié les honneurs à lui accordés par le conseil et le peuple des Xanthiens dans le premier texte; certes, l’identification des statues offertes avec les contributions qu’il n’a certainement pas manqué de faire en tant que cosmète des dieux ne va pas de soi; il n’est de toute façon pas nécessaire de les lier. Les agalmata en question durent être déposés dans un sanctuaire ou dans le temple de l’esplanade. Le dédicataire corrobore l’identification de l’édifice avec un temple d’Apollon.
3. Les stèles de l’oinoposia 3.1 Présentation générale Un passage d’une importante inscription découverte en 2009, lors de la première prospection du site, confirme aussi cette identification. Avant d’en venir à son analyse, il importe de dire quelques mots sur la nature du texte dans son ensemble. Il s’agit de deux blocs quadrangulaires de près d’un mètre de hauteur, reposant au sol l’un à côté de l’autre au nord de la grande terrasse décrite ci-dessus (cf. supra Cavalier & des Courtils). Chaque bloc est inscrit sur trois faces (A à F) et est brisé tant sur le lit de pose que sur le lit d’attente, ce qui incitait à penser que nous étions en présence de deux tronçons d’un pilier inscrit. Or, ce n’est pas le cas, car l’analyse fine des mesures de chacune des faces indique que chaque bloc appartenait à une base ou une stèle distincte et que, à l’instar de la trilingue du Létôon ou d’un texte de Dereköy, publié il y a quelques années par M. Wörrle14, ils étaient adossés à une paroi ou un mur, sans doute côte à côte. Le déchiffrement des faces inscrites n’a pas été sans difficulté tant la pierre est usée par endroit: il fallut plus de 150 heures pour parvenir à une lecture satisfaisante de l’ensemble, et pourtant, plusieurs passages resteront lacunaires dans l’édition complète que nous présenterons ailleurs. Les six faces inscrites présentent, selon un modèle assez régulier, la liste de contributeurs annuels à des célébrations religieuses organisées dans le village. Un seul passage, malheureusement corrompu, désignait peut-être la célébration par le terme, bien général il est vrai, de ἑορτὴ, mais quatre fois, la célébration est appelée πανθυνία (orthographié une fois πανθοινία). Les contributeurs, dont les noms figurent sur la pierre, ont principalement promis des οἰνοποσίαι que l’on interprétera comme un «pot», de manière à éviter le caractère péjoratif que revêt en français le terme de «beuverie»15. Parfois est offerte une victime (toujours un tau14
15
M. Wörrle & W.W. Wurster, Chiron, 27, 1997, p. 393-394. À la suite de P. Schmitt-Pantel, La cité au banquet, p. 278. L. Robert, RPh 69, 1943, p. 190, au sujet de l’oinoposion bithynien, avait pour sa part employé «beuverie». Quoi qu’il en fût, cf. Chr. Schuler, Län-
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reau, ταῦρος), une contribution monétaire en drachmes et, dans certains cas, il est spécifié que l’oinoposia serait accompagnée de τομίαι. L’interprétation de ces termes est centrale à la compréhension du texte et des restes archéologiques parmi lesquels il a été découvert. On notera également que le texte désigne le petit établissement comme une κώμη, que chaque entrée annuelle est datée par une prêtrise (ἐπὶ ἱερέως) et mentionne le démarque en fonction (δήμαρχος), et qu’enfin, deux des contributeurs y sont désignés comme trésoriers (οἱ γενόμενοι ταμίαι). Sur les six faces, on peut lire près de 125 anthroponymes (noms, patronymes et papponymes confondus). Cette somme ne tient pas tout à fait compte des répétitions: en effet, certains personnages apparaissent plus d’une fois parmi les donateurs. Dans neuf cas, l’identification paraît certaine, alors que dans quelques autres, elle reste à valider. En outre, s’ajoutent plus d’une vingtaine de noms incomplets et incertains, ou impossible à restituer sûrement. Enfin, des portions du texte demeurent indéchiffrables, qui contenaient quelques dizaines de noms supplémentaires. La liste des noms, dont l’étude n’est pas terminée, présente beaucoup d’intérêt. On y lit plusieurs noms lyciens et grecs, certains rares (Τιμάνθης), dont plusieurs sont par ailleurs attestés à Xanthos, voire seulement à Xanthos (Ερβιγεσις, Επενηνις), en Lycie, voire seulement en Lycie (e.g. Δαπαρας, Οσετης, Οσσυβας, Συμβρας, Τανδασις). D’autres ne sont attestés qu’en dehors des limites de la Lycie (Thessalie: Ὑπανεμίς; Béotie: Ἀριστάρχιος; Pisidie/Isaurie: Ινδους; Pamphylie: Ἀνάβιος). Aucun nom romain n’a été déchiffré. Un seul des personnages mentionnés (nom et patronyme malheureusement perdus) n’était pas Xanthien mais Tlôien: la pierre porte l’ethnique au génitif Τλωέως. Quelques hapax, enfin, un peu plus d’une demi-douzaine, sont également au nombre de cette moisson prosopographique et onomastique. L’étude complète des noms figurera dans une contribution à venir16. Le style de la gravure oriente vers la basse époque hellénistique. On observe en effet des lettres circulaires de plus petite taille (sur certaines faces seulement), la présence de très légers apices, et l’usage du alpha à barre courbe (voire brisée), du pi à hastes symétriques, du sigma à barres parallèles — lunaire sur certaines faces ensemble avec l’epsilon quadrangulaire — et, enfin, de l’oméga en arche de pont. Chacune des entrées, on l’a vu, est datée par le nom d’un dliche Siedlungen, p. 269 «Der Wein floß bei diesem Fest offenbar besonders reichlich, jedenfalls ist das oinoposion die mit Abstand am häufigsten genannte Spendenkategorie» (au sujet de l’oinoposion à Nicomédie de Bithynie). 16 Tous les noms nouveaux figurent dans le volume récemment paru du Lexicon of Greek Personal Names: J. S. Balzat, E. Chiricat, R.W.V. Catling and F. Marchand (eds.), LGPN V.B, Coastal Asia Minor: Caria to Cilicia (Oxford 2013).
prêtre (sans le patronyme): il s’agit ici évidemment de la datation officielle à Xanthos par le prêtre d’Apollon mise en place après la fin de la domination lagide à Xanthos (à partir d’Antiochos III, en 197 a.C.)17. Mais les liens prosopographiques jouent pourtant un rôle plus déterminant dans la datation du texte. On veut bien identifier trois donateurs mentionnés sur la face F avec des donateurs figurant sur la liste des contributeurs aux travaux de réfection du Létôon, vers 150 a.C. ou peu après, publiée par J. Bousquet18. Ainsi, un Ερμακαρταδις sans patronyme (face B, l. 11) pourrait être rapproché d’Εὐφράνωρ Ερμακαρταδιος, face A, l. 6 de la liste du Létôon; de même, [Μαύσ]ωλος Λεωνίδου (face F, l. 4), n’est pas sans rappeler l’homonyme et sa sœur, Μαύσωλος καὶ Λάλλα Λεωνίδου de la face B, l. 40 du Létôon, et Επενηνις Επενηνιος (face F, l. 27) pourrait bien être le même qui figure deux fois au Létôon (en A, l. 9 et B, l. 43). À ces recoupements assez convaincants, on peut ajouter enfin que le prêtre Παπος (mais tout aussi bien Παπας ou Παπης) de la face F, l. 24 (sans patronyme), pourrait être rapproché d’un Σεῖμα Παπου de la basse époque hellénistique (TAM II, 1, 372)19. Quoi qu’il en soit et comme on le verra dans l’édition complète du texte, l’ensemble des six faces ne couvre pas une période prolongée et des contributeurs appartenant à des générations différentes ont pu se retrouver dans la liste de donateurs au Létôon de Xanthos, dans la deuxième moitié du II e siècle a.C., tout en étant impliqués à des moments différents dans les célébrations religieuses de la kômè du territoire, dont ils pouvaient d’ailleurs très bien être natifs. D’autres considérations prosopographiques telles que les liens familiaux évidents entre plusieurs donateurs (grandpère, père, oncle, fils, frère) permettront également de préciser la chronologie relative du nouveau texte. Il est encore prématuré de tirer quelque conclusion que ce soit de ces répétitions ou de ces rapprochements d’une face à l’autre, mais la séparation du texte des six faces en sections (parfois approximatives) correspondant à la datation par la prêtrise donne un total de 24 ou 25 années de célébrations et de contributions20.
J. Bousquet & Ph. Gauthier, R EG 107, 1994, p. 323-324. Mais, sur les prêtres officiant les cultes «des villages» et sur leur rôle important au sein de ceux-ci, voir Chr. Schuler, Ländliche Siedlungen, p. 250. 18 Ibid., p. 347-361 (SEG 44, 1219): cf. p. 349-352, A9 et B43. 19 Anthroponyme que nous n’accentuons pas à la différence de l’éditeur des TAM; cf. L. Zgusta, Kleinasiatische Personennamen, nº 1199-3. 20 La nouvelle inscription n’est pas sans faire penser, mutatis mutandis, à une liste de dépenses cultuelles de Kyaneai publiée par Chr. Schuler, «1. Verzeichnis järhrlicher Spenden von Zeus-Priestern für ein kultisches Fest», p. 166-177 dans son article, p. 163-186 in F. Kolb (Hg.), Lykische Studien 6. 17
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
3.2 Le sanctuaire local : extrait de la face B Intéressons-nous maintenant au passage qui confirme l’identification du lieu de culte à un temple d’Apollon. On l’a vu, la forme que prend l’ensemble de la liste est somme toute assez répétitif, malgré quelques disparités occasionnelles: chaque entrée se reconnaît par la mention du prêtre éponyme, suivi du démarque; viennent ensuite les noms des donateurs et la nature de leur dons. Une entrée fait toutefois exception, sur la face B, l. 19 à 26. Non seulement est-elle gravée en lettres plus petites, en lignes plus tassées et irrégulièrement tracées, mais encore se distingue-t-elle par le type de dons offerts. Cette portion de la pierre étant en piteux état, il est vain pour le moment d’espérer en comprendre tout le contenu, mais son intérêt demeure pour la question qui retient ici notre attention (fig. 12). Nº 2009-18B, extrait
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[ Ἐπ]ὶ ἱερέως Διομήδου, δημαρχῶν Δῇ[μέ]ας Νι.κοστράτου κατεσκεύασεν τ[ὰς] ἐ. ν τῇ [κ]ώμῃ ἐκ τοῦ ἰδίου βίου Ε . . . . . . . [σ]τοὰς καὶ οἰνοποσίαν ἐπηνγε[ίλατο] [κ]αὶ ὑπὲρ τοῦ υἱοῦ Ἀπολλωνίου είς [κατασ]κ. εύην [ἐν] τῷ [τ]οῦ Ἀπόλλωνος να. [ῶι - -] 7-8 Λ . Γ. Ο . Λ . . ΜΕΝΙΚΑΙΔΟΡΟΣΒ [ - - - - ] vac. [-------------?--------]
Notes critiques L. 19-20: in fine la pierre donne ΔΙΙ. . .|ας; le delta est suivi d’une haste puis d’une lacune d’au maximum deux lettres; on ne peut guère qu’envisager Δημέας, qui est par ailleurs très bien attesté à Xanthos, cf. LGPN VB, s.v., p. 100. L. 20: le iota figure bien sur la pierre. L. 21: l’expression ἐκ τοῦ ἰδίου βίου, claire de sens ici, figure dans de rares inscriptions de basse époque hellénistique, dont quelques-unes d’Asie Mineure datées du Ier s. a.C.: e.g. Buckler & Robinson, Sardis, VII, I, nº 27, l. 12 et Herrmann, Chiron 19, 1989, p. 127-164, l. 6-7 [SEG 39, 1290] (Sardes). La restitution du mot suivant est plus problématique: le epsilon est clair et il est suivi de la partie supérieure d’une haste et, peut-être, d’une barre horizontale (Γ, Ι, M, Ν ou Π?). Nous estimons la lacune de la fin de la ligne et du début de la ligne suivante à six ou sept lettres; certes on attend soit le participe d’un verbe lié à la construction, soit une expression qualifiant les stoas. Dans le premier cas, l’espace est par trop restreint pour adopter une solution satisfaisante (ἐργασμένας, εἰργασμένας, ἐσκεπασμένας, ἐπαγγειλαμένας, vel sim.) qui indiquerait que le démarque aurait fait réparer les stoas qu’il aurait lui-même fait ériger, construire, ou bien les stoas promises, etc. à ses frais; dans le second cas, il existe, certes, de nombreuses formules qualifiant ou localisant un édifice dans l’espace urbain, mais aucune ne semble convenir ici. Parmi le nombre, citons ce florilège en guise d’illustration: τὴν στοὰν τὴν ἐν τῶι Ἀρτεμισίωι
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et καὶ τὴν στοὰν τὴν κατάβορρον καὶ τὰς ἀστέγους στοὰς δύο (Délos, IG XI, 1, 199, l. 81 et l. 105, 273 a.C.); ἐν τεῖ στοᾶι τεῖ κάτω (Délos, ID 1416, l. 20, 156/5 a.C.); τὸν τοῖχον ἐκ τῶν ἰδίων τῆς στο[ᾶς] | τὸν βλέποντα πρὸς νότον (Athènes, IG II 2 1227, l. 17-18, 131/0 a.C.); καὶ τὴν πρὸ τῆς οἰκίας στοὰν τὴν πρὸς τῇ βιοτικῇ | ἀγορᾷ (Lagina, I. Stratonikeia, 668, l. 9-10, imp.); ἡ ἀπ’ἀνατ[ολῆς] | στοά (Smyrne, I. Smyrna 424, l. 7-8, II e s. p.C.?); ἡ στοὰ ἡ πρὸς τῷ σταδίῳ (Corinthe, IG IV, 203, l. 24, II e s. p.C.). Cela fournit en tout cas une idée générale du sens de ce que la lacune comportait. L. 23: εἰς κατασκεύην sans l’article n’est pas rare (e.g. moult fois dans TAM II, 2, 905). L. 24: le terme ναός est employé aussi sur la base de statue de Marcus Aurelius Tlèpolémos (ci-dessus nº 1, l. 13); on attend ensuite au génitif la chose construite ou réparée. L. 25: on ne parvient pas à tirer le sens de cette ligne, bien que des lettres se distinguent assez clairement. S’y trouvait l’objet de la réparation offerte par Dèméas au nom de son fils Apollônios. L. 26: des traces de lettres indéchiffrables sont perceptibles à quelques distances du bord gauche de la pierre, juste avant la nouvelle entrée «ἐπὶ ἱερέως», à la ligne suivante (27). Traduction Sous le prêtre Diomèdès, Dè[mé]as fils de Nikostratos étant démarque a réparé les stoas [ ‑ ‑ ‑ ] dans la kômè à ses frais, a promis une oinoposia et, au nom de son fils Apollônios, a [ ‑ ‑ ‑ ] pour la réparation (?) dans le naos d’Apollon [ ‑ ‑ ‑ ].
Ces quelques lignes sont les seules de la longue inscription à fournir des informations sur les lieux touchés par la fête. On observe que le démarque, lui-même, a fait réparer les stoas qu’il avait [...] à ses frais dans le village et qu’il a fait la promesse d’une oinoposia; il poursuivit en promettant, au nom de son fils, [...] pour la construction ou la réparation de [...] dans le temple d’Apollon21. On a vu le même terme - naos employé dans le texte commenté ci-dessus; ceci constitue donc la deuxième mention d’un temple d’Apollon (désigné Phoibos dans le premier texte) dans le petit établissement montagnard. On ne saurait donc retenir l’hypothèse qu’il fût dédié à la déesse Létô. Plus encore, l’extrait de texte (tout comme l’ensemble) permet de comprendre, sinon la nature du bâtiment et du sanctuaire auquel il appartenait22, au moins la nature de la Cf. Chr. Schuler, Ländliche Siedlungen, p. 255-265, sur les constructions et bâtiments publics dans les villages. Tout effort de restituer les passages ici corrompus reste vain à ce jour. 22 Sur l’emploi du terme ἱερόν dans les villages en Asie Mineure, terme qui ne figure dans aucun des textes d’Asarcık comme de Xanthos-ville, Chr. Schuler faisait remarquer «Die Bezeichnung ἱερόν läßt offen, ob es in diesen Heiligtümern Tempelbauten gab» (ibid., 21
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Fig. 12. (2009-18B) Détail des l. 13-26, estampage (ph. M. Rocheleau)
communauté qui s’en servait comme lieu de culte. Le terme κώμη, quelques fois mentionné, identifie clairement le petit établissement. Commun pour désigner le village ou l’établissement rural sur le territoire d’une cité, le terme est certes attesté en Lycie, mais dans des proportions jusque ici assez faibles par rapport au nombre de cités connues23, et p. 255-56). Il est donc intéressant de constater que si l’on doit se limiter à inférer l’existence du sanctuaire par la tenue d’une célébration cultuelle régulière, les textes publiés dans le présent article confirment bel et bien la présence d’un naos dans le sanctuaire de cette petite agglomération. 23 Pour une liste exhaustive des attestations, voir l’article de Fr. Hild, Gephyra 1, 2004, p. 119-126 et, spécialement, sa remarque, p. 123:
certainement moins qu’il ne l’est dans les régions voisines de Carie, de Phrygie, de Pamphylie ou de Pisidie. Quoi qu’il en fût, le village d’Asarcık ne constituait donc évidemment pas une polis!
«Der großen Zahl von lykischen Poleis stehen weit weniger aus literarischen und epigraphischen Quellen bekannte Kōmai gegenüber. Bei der archäologischen und epigraphischen Erforschung des Landes wurden zahlreiche weitere lykische „Dörfer“ entdeckt, für die jedoch zunächst jeder Hinweis fehlt, ob es sich um Kōmai oder um untergeordnete Chōria handelt».
Un temple d‘Apollon Phoibos dans la kômè de Xanthos
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Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia Birgit Christiansen 1. Introduction1
Of the 40 inscriptions in Lycian language and script that are borne by tombs from settlements in the Xanthos region, namely, Kadyanda, Pinara, Tlos, Xanthos and Patara,2 at least 18 contain a clause that is traditionally referred to as the “ada formula”.3 The term is based on the fact that its prototypical representatives comprise the noun ada and thus the nom.acc. pl. of ade‑ and a number sign. Alternatively, the number sign is preceded by the nom.-acc. sg. ade˜ or the nom.-acc. or dat. sg. neut. of the substantivized adj. adai(je)‑ . The formula is also common among the funerary inscriptions of the settlements in the far West of Lycia (3 in 5 inscriptions from Telmessos and 1 in 3 inscriptions from Levissi). In contrast, only one of the 55 tomb inscriptions 1
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The article is based on my research within the framework of the project “Corpus der Lykischen Sprachdenkmäler” under the guidance of Martin Seyer (University of Vienna / Austrian Archaeological Institute) and the project “Xantiaca. Poleis, Heiligtümer und Territorien im Xanthostal der griechisch-römischen Zeit” under the guidance of Martin Zimmermann (LMU Munich) and Jacques de Courtils (University of Bordeaux). Some results have already been presented in a paper held on the Eight International Congress of Hittitology in Warsaw (Christiansen 2011). A revised and expanded version was prepared as part of my habilitation project on legal norms and practices in Asia Minor and northern Syria from the Late Bronze Age to the early Hellenistic period. I would like to thank the Gerda Henkel Foundation for funding my studies with a scholarship. The work has benefited from helpful comments and criticism by IgnasiXavier Adiego, Stephen Durnford, Heiner Eichner, Kaja Harter-Uibopuu, David Sasseville and Christof Schuler. Special thanks go to Craig Melchert and Diether Schürr who both commented on earlier drafts and spent a lot of time discussing various issues with me. Any mistakes or misinterpretations are of course my own responsibility. I am further indebted to Martin Seyer, the head of the “Corpus der Lykischen Sprachdenkmäler” project (in the following referred to as “TL project”) and the Austrian Archaeological Institute for granting me the right to publish photographs and paper squeezes taken during the campaigns of the project which are now kept in the archive of the Austrian Archaeological Institute. In the present article the term “Xanthos region” refers not only to settlements that are immediately located in the valley of the river Xanthos, but also to settlements like Kadyanda and Araxa which, with regards to politics, economics and culture, are closely linked to other settlements of the river valley. With reference to Kadyanda see Wörrle (1999: 132) and Tietz (2003: 3 with note 3) both with further literature. A further reference might be attested in an inscription on a rock-cut tomb located between Kadyanda and Araxa, which has been discovered by Max Gander. For more details see chap. 4.
from Central Lycia and only 3 in 56 tomb inscriptions from Eastern Lycia bear formulae with similar contents.4 The prototypical representatives are, however, completely missing in these regions. Thus the ada formula can be identified as a characteristic feature of the epichoric funerary inscriptions from the Xanthos region and the adjacent Western territory. Until the last quarter of the 20th century most scholars have interpreted the formula as a penalty clause that fixes specific amounts of the monetary unit named ada as fines for tomb violation.5 The view was first doubted by Arkwright, who instead suggested that the ada amounts were paid to the miñti as fees for their consent to the burial (Arkwright 1923). As for the miñti, he argued that it was likely an institution composed of kinsmen and as such extended its power only to its members and not over the outside public (Arkwright 1923: 22). A more detailed analysis was then provided by Bryce (1976), who argued that the formula specifies fees payable to the miñti for the preparation of the tomb chambers and the placement of the dead bodies inside them. With regard to the purpose of the amount of ada most scholars agreed with Bryce, while others held that an interpretation as fines for tomb violations remained possible.6 In recent years doubts have also been cast on other aspects of prior research. Thus, whether the term miñti refers to an official body in charge of the surveillance of the tombs and the maintenance of the necropoleis has been questioned.7 Further, there has been dispute as to whether this institution was directly involved in the burial, in that its members were bound by an oath to carry out the burial procedures and in return were paid an amount of money specified in the ada formulae.8 Moreover, it has even been doubted that the term miñti in the epichoric inscriptions refers to a group of people
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The multipart text N 309 on a rock-cut tomb of Myra is counted as one inscription. For different proposals regarding the the value of the monetary unit and the etymology of the word see table 8. See in particular Zimmermann (1992: 148–149). Cf. also Frei (1977: 77 with note 80) and Cavalier (2003: 205). The latter does not discuss the alternative options, but addresses the ada amount in N 341 as a fine for an illicit allocation of the tomb. Thus Christiansen (2011). Schürr (2008a), Christiansen (2011), Melchert (2015).
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at all. Instead, it has been suggested that it might be the designation of a contract, agreement or the like.9 With respect to the amount of money specified in the ada formula the hypothesis that it was paid to the miñti for carrying out the interment and prearrangements for it was called in question. Instead, it has been proposed that the money was paid for legal obligations, such as the surveillance of the tomb, for the tomb owner’s will and possibly also for the granting of the burial site.10 Since crucial points have been disregarded in the discussion and a consistent analysis is still lacking, the present article aims to re-evaluate the function and meaning of the ada formula on the basis of an analysis of the written and archaeological context. In this connection, a detailed discussion of the meaning of the verb alaha‑ and its derivations as well as of the nouns miñti and awah(a)i will be provided.11 Further, the institutions and procedures they refer to will be investigated. In doing so, the question will also be addressed whether the ada formulae apply to specific kinds of burials, burial places or particular groups of beneficiaries. As a result, it will be argued that the word miñti as a collective noun probably designates servants of the local sanctuaries which might further be specified as a class of priests or cult functionaries. Due to the limited information the inscriptions provide, the miñti’s duties can only partially be determined. As for the burial places and the funerary cult, they apparently served both a legal and a religious function. Thus, the tomb owners contracted a sworn agreement with them in order to ensure that the tomb after their death was handled in accordance with their will. One major concern was that only those people designated by the tomb builder were buried in the tomb. In most cases it was exclusively the wife and the children of the tomb owner who – aside from the tomb builder himself – were entitled beneficiaries. Yet, there are also inscriptions which authorize other family members or the household to be buried in the tomb. The ada formula is not restricted to a specific type of tomb monument. Instead, it can be found on rock-cut tombs as well as sarcophagi and pillar tombs. All monuments bearing an inscription with an ada formula seem to be envisaged for multiple burials. Due to this, another of the tomb owners’ request was apparently that the corpses already buried in the tomb remain unimpaired by subsequent interments or other disturbing actions. 9
Thus Christiansen (2011). In the present article this view is no longer maintained. 10 Schürr (2008a), Christiansen (2011), Melchert (2015). 11 Most nouns of the ada formula are only attested in one or two forms (mainly ending in ‑i) so that the basic forms are often difficult to determine. Therefore and for the sake of convenience, the words will here usually not be listed in their theoretical basic forms but in the forms that are found in the texts.
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Besides the prevention of burials of unwanted people the sworn agreements were presumbably contracted in order to guarantee that the allocation of the burial places inside the tomb was controlled by an external party beyond the family and kin. Obviously, that party was the miñti. By means of a sworn contract its members were obviously bound to allocate a specific burial place inside the tomb to those designated by the tomb builder as prospective tomb occupants. That procedure or – vice versa the assignment of a person to such a burial place – was likely referred to by the verb alaha‑ and the derivations of the extended form aladeha‑ /aladaha‑. As some references suggest, the members of the miñti presumably also played an active role in the burials and funeral rites (e.g. as offering priests). Their affiliation to the religious sphere might also be the reason for the specification of the ada amounts in the inscriptions. Thus, the amounts were possibly stated rather as contributions for offerings than as mere fees for the service of the miñti. As such, they might have been regarded as a means of attaining the protection and benevolence of the sanctuary’s gods.12 The indication of the tomb’s affiliation to the miñti in the ada formulae likely served also as a means of effectively preventing others from violating the tomb owner’s will in that it implicitly marked such a deed as a sacrilege. According to one sanction formula from the Xanthos region and a number of sanction formulae from Central and Eastern Lycia, functionaries and boards as well as deities of the miñti were further entrusted with the punishment of tomb violators. The respective sanction formulae are also the strongest evidence for the miñti’s belonging to the sanctuaries and therefore the sacred sphere. Thus, according to TL 58.5 from Antiphellos/Kaş the hppñterus mãhãi miñtehi “the miñ‑ tian sacrifice chief(?) of the gods” is said to strike or, rather, bring to death a potential tomb violator, while in TL 118.3, TL 135.2–3 and TL 139.3–4 the marazija miñtaha “the miñtian council(?)” appears in the same role.13 Similarly, the t[asa?] miñtaha “the miñtian oa[ths?]” are mentioned in the sanction formula of TL 75.4–5 as an “add-on” to the goddess Malija.14 Furthermore, the attestation of the dat. pl. miñte (possibly accompanied by the numeral “four”) in TL 149.14–18 and of the nom. or dat. sg. miñti in TL 58.2–3 also point to a collective of cult functionaries or priests carrying out specific religious rites during the burial and probably also afterwards. Therefore, the members of the miñti might be addressed as Thus, the specification of the ada in the respective formula had probably a similar function to the one in the instructions on offerings in N 320. 13 The nom.-acc. pl. form marazija is possibly to be interpreted as a plurale tantum (see Melchert 2004: 37). 14 See the comment in chap. 8.2. 12
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Birgit Christiansen
servants of the local sancturaries, who were entrusted with legal and religious obligations in the burial practices of the epichoric and early Hellenistic period.
2. General Characteristics of the Lycian Inscriptions Stemming From the Xanthos Region
Since most epitaphs containing an ada formula stem from the Xanthos region, a general overview of the inscriptions found there and a comparison with the written record of other regions will be provided first. 70 inscriptions in Lycian script and language and thus approximately a third of the 212 Lycian inscriptions of the epichoric period have been found in settlements in the Xanthos region. While almost on par with the quantity of texts from Eastern Lycia (67 inscriptions), the inscriptions of the Xanthos region show a greater diversity of genres and contents. The Xanthos region is also the region with the most extensive inscriptions, including the inscription on the pillar tomb of Xanthos (TL 44) and the trilingual inscription from the Letôon (N 320). Likewise, most bi‑ and trilingual texts other than N 320 (including quasi- and partially multilingual texts) as well as inscriptions consisting of a Lycian text as well as a Greek text of different content (“biscripts”) come from there. Three of them are votive texts that have been found in the Letôon near Xanthos (N 311 shows a combination of a Lycian text and Greek verses, N 312 is a LycianGreek bilingual, N 319 preserves very fragmentary passages in Lycian and Aramaic, but might originally have been a trilingual Lycian-Aramaic-Greek inscription). TL 23 from Tlos is a bilingual Lycian-Greek tomb inscription. The LycianGreek bilingual text N 343, which was found in 2010 in the stadium in Tlos, is only in a fragmentary state. Its content nevertheless makes an interpretation as a dedicatory or honorary inscription appear quite likely.15 In contrast, the bilingual, quasi- and partially bilingual texts from other regions are all funerary in character: from the far West stems one inscription (TL 6 from Levissi), from Central Lycia come three inscriptions (TL 56 from Antiphellos/Kaș, TL 70 and TL 72 from Kyaneai), while in Eastern Lycia four bilingual and quasi-bilingual inscriptions are attested (TL 117, TL 134, TL 143 from Limyra and N 302 from Korydalla). The Xanthos pillar, TL 44, is also the monument with the most extensive inscription in Lycian B or Milyan (the inscription on the east side consists of 52 lines, the one on the north side of 71 lines). The only other inscription in this dia15
See the edition of the text by Birgit Christiansen in the article „Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos“ in the present volume.
Fig. 1 Tomb house bearing TL 33, Kadyanda (photograph: Ludwig Fliesser, 8.9.2007).
lect is TL 55. It is incised into a sarcophagus in Antiphellos/ Kaş and comprises only 9 lines. Most funerary inscriptions are, as well as those of other regions, very short and formulaic. Yet, together with the monuments they are engraved on they afford some insight into burial customs, individual needs and preferences as well as financial, legal and religious issues. Comparing them to the funerary inscriptions from other regions of Lycia also allows us to detect regional differences and similarities. In doing so, we must, of course, keep in mind that many features concerning the burials remain inaccessible to us due to the state of preservation and the character of the archaeological and written sources which reveal only a small part of the whole picture. Furthermore, many formulae of the inscriptions are very difficult to understand, since some key terms are (almost) exclusively attested in the respective formulae in plurivalent grammatical forms and ambiguous syntactical structures. Thus, it is also hard to identify the institutions and procedures they refer to. This especially holds true for the various types of the so-called ada formula. Since 18 of the 39 Lycian inscriptions from the Xanthos region and 3 of the 5 inscriptions from the adjacent Western settlements Telmessos and Levissi bear an ada formula, it can be regarded as a characteristic feature of the Lycian inscriptions of this region. Yet, as some clauses with similar contents from Central (TL 57) and Eastern Lycia (TL 114, TL 115, TL 145) indicate, the procedure the formula refers to was prevalent all over Lycia. Thus, the preponderance of the formula in Western Lycia was apparently rather due to diverging textual traditions than to regional differences in the organisation of burials and the accompanying legal procedures between Western and Eastern Lycia.
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Fig. 2 Sarcophagus bearing TL 78, Tyssa (photograph: Regina Hügli, 18.9.2002).
Fig. 3 Pillar tomb bearing TL 34, Kadyanda/Üzümlü (photograph: Ludwig Fliesser, 7.9.2007).
Fig. 4 Sarcophagus on top of a tomb house (or rather, hyposorion sarcophagus) bearing TL 125, Limyra, necropolis III (photograph: Ludwig Fliesser, 14.8.2008).
3. The Archaeological and Architectural Context of the Tomb Inscriptions and their Main Characteristics
the pillar tombs only three are inscribed with Lycian inscriptions, namely TL 34 (Kadyanda/Üzümlü, fig. 3), TL 44 and TL 50. Further, there are tomb complexes of different monument types (e.g. a complex of a rock-cut tomb or a free-standing tomb house and a sarcophagus or niche tomb on top of or adjacent to it).18 From a regional point of view, most sarcophagi or complexes containing a sarcophagus stem from Western Lycia, while in Central and Eastern Lycia rock-cut tombs predominate.
Most epichoric tomb inscriptions are engraved on onestorey or two-storey rock-cut tombs and thus the biggest group of Lycian burial monuments of this period.16 Less common are inscriptions on free-standing tomb houses (cf., e.g., the tomb house bearing TL 33 from Kadyanda, fig. 1) and sarcophagi, most of which have a hyposorion.17 Among 16
Cf., e.g., the one-storey rock-cut tombs with TL 2, TL 3 and TL 4 from Telmessos and the two-storey rock-cut tombs with TL 38 (Xanthos) and TL 57 (Antiphellos/Kaş). For different classification proposals in view of the tomb architecture see Kuban (2012: 32–40) with further literature. 17 Cf.. e.g., the hyposorion sarcophagi with TL 11 from Pinara, TL 29 from Tlos, TL 36 and TL 46 from Xanthos and TL 118 from Limyra. Examples of sarcophagi with only one chamber are the sarcophagus bearing TL 30 from Tlos and the one bearing TL 78 from Tyssa (fig. 2).
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Cf., e.g., the sarcophagus on top of a tomb house with TL 125 (fig. 4); for a detailed description see Kuban (2012: 293). It should, however, be noted that the monument type could also be classified as a hyposorion sarcophagus (see Borchhardt 1975: 102–106 and Hülden 2006: 53f. for a discussion). For a list of other monuments and a discussion see Borchhardt (1993), Seyer – Kogler (2007). For an overview of different typological classifications see Kuban (2012: 37–57 with further literature).
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Birgit Christiansen
Although social and individual factors may have played a part, this situation was apparently at least partly due to features of the landscape and historic developments. Usually, there is no correlation between the elaborateness of the design of the burial monument and the inscriptions. Thus, the more splendid tombs often bear simple name inscriptions, while numerous more extensive epitaphs are attached to architecturally less impressive burial monuments.19 Aside from the style of the façades the design of the tomb chambers also varies widely, irrespective of the existence of an inscription. Thus, there are chambers of rock-cut tombs with one or two benches (the latter mostly in the style of a circumferential bench),20 chambers with three, or a triclinum bench,21 chambers with more than three benches and even chambers with no benches at all. Some of the chambers that show no benches on an elevated level have, however, a rectangular recess in the middle which in all likelihood defines the surrounding areas as burial places (and thus, stone benches on the ground level).22 Furthermore, some chambers have depressions in the wall or ceiling which probably functioned as peg holes for the installation of wooden benches or slabs that functioned as partitions between the benches.23 Among the sarcophagi and pillar tombs there are also various types with or without a hyposorion. Moreover, in most cases there is no correlation between the space inside the tomb and the number of people the inscriptions describe as being eligible for burial in the tomb. For instance, some rock-cut tombs that are reserved for the core family show a circumferential, or triclinium, bench that offers space enough for the interment of more than one dead body in a dorsal or flexed position. An example is the rock-cut tomb 143 of necropolis II in Limyra which bears the following inscription. 19
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For an example, the uninscribed but elaborately designed rock-cut tombs of necropolis I in Limyra might be compared with the inscribed ones of necropolis II, III, IV and V. For photographs and detailed descriptions of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 129–378). This type is often referred to by using the term “triclinum”. Yet, according to Seyer (2009: 53 with note 9) in most chambers of this kind probably only the two areas on the left and right side served as burial places, whereas in the chambers of the real “triclinum type” the bench at the rear side was designated as a burial place, too. For a differentiation between chambers with a circumferential bench and a triclinum see the comment in the previous annotation. For this type see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51). An example for such depressions is to be found in the chamber of the tomb of Padrãma/Padrñma in Xanthos to which the inscriptions TL 48 and TL 49 are attached. For a detailed discussion of the archaeological evidence see Seyer (2006). For a description of various chambers of Lycian rock-cut tombs see Seyer 2009.
Transliteration and Translation of TL 98 (fig. 5, fig. 6, fig. 7):24 1 pizzi=ti: prñnawate: ddepñneweh: tideimi: hrppi 2 ladi: ehbi: se tideime (1)Pizzi has built it, the child of Ddepñnewe, for (2)his wife and the children. In contrast, the chamber of rock-cut tomb 51 of necropolis II in Limyra which bears TL 105 has only a small single bench about half a meter wide on the longer, left side and 1.72 meters deep (fig. 8). Thus, although it is quite narrow, it offers enough space for the placement of a single dead body in a dorsal position. However, it seems too small for the placement of more than one corpse – at least if they were not piled up. Yet, according to the inscription (fig. 9) it was envisioned as a burial place for the tomb owner along with his wife and children: Transliteration and Translation of TL 105: 1 ebe῀ñne῀: χupu ˹m=e῀˺=ti: prñnawate῀ 2 esete: muleseh˹:˺25 atli: ehbi: se ladi: se tideime (1)This tomb has built (2)Esete, (the child) of Mulese for himself and wife and children. Therefore, we have to consider that the mortal remains of family members who died earlier were intended to be pushed aside in case the space was needed. In fact, evidence for such a practice is provided by other tombs in Lycia, some of which date to the late Hellenistic and early Roman imperial period.26 Furthermore, it should be noted that aside from inhumation there is also evidence for cremation.27 With regard to the ratio between inscribed and uninscribed tombs, it is remarkable that approximately only one in six among the over thousand burial monuments of the epichoric period bears a monolingual Lycian or a bilingual Lycian-Greek inscription.28 24
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The inscription has suffered great damage during the last century. For the state of preservation at the end of the 19th century AD see the drawing in Kalinka (1901: 73) based on a paper squeeze by Kalinka from 1892. For the editorial conventions used in the transliterations and translations see chapter 12. For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 236) with further literature. Although the inscription is highly weathered, the word divider is visible both on the recent photographs and the paper squeeze. In Kalinka’s drawing (see Kalinka 1901: 76) it is, however, missing. See, e.g., Hülden (2006: 280–287) with further literature. See, e.g., Hülden (2006: 280–287) with further literature. Tombs with more than one or multipart Lycian inscriptions are the ones bearing TL 32 (multipart name inscription on a sarcophagus in Xanthos), TL 40 (Pajawa-sarcophagus from Xanthos), TL 44 (inscriptions in Lycian A, Lycian B and Greek on the huge pillar tomb in Xanthos), TL 48 and TL 49 (two inscriptions on the façade of a rock-cut
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Fig. 5 TL 98, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 4.8.2008).
Fig. 6 Tracing of TL 98 (Limyra, necropolis II) based on the original stone inscription in its current state (Birgit Christiansen, 1.8.2009).
Fig. 7 Chamber of rock-cut tomb 143 bearing TL 98, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 4.8.2009).
Fig. 8 Chamber of rock-cut tomb 51 bearing TL 105, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 22.7.2009).
Fig. 9 Tracing of TL 105 in its current state, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 1.8.2009) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 29.9.2000).
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It has been suggested that the tombs without engraved façade inscriptions might once have borne painted “inscriptions” or delivered information about the tomb and the tomb owner on stelae incorporated into the façade of the tomb or placed nearby.29 Although this scenario cannot be ruled out it must be noted that positive evidence is extremely scarce. Thus, the worked block of limestone that bears TL 41 (found in Xanthos, now kept in the British Museum, fig. 60) might be interpreted as the remains of a tomb stela instead of a rock-cut tomb. However, such objects are too rare to consider tomb stelae a common type of monument for tomb inscriptions. Regarding the alleged painted “inscriptions” on the tombs’ façades the situation is similar. While preparatory drawings and traces of colour can be detected inside and around the signs of engraved inscriptions as well as aside from them,30 palpable evidence for painted “inscriptions” on tombs that do not bear engraved inscriptions is missing. We should therefore stick to the assumption that most tomb builders of the epichoric period left their tombs uninscribed. The ratio between tombs with and without engraved inscriptions also advises caution against an overestimation of the inscriptions’ legal and protective function.31 Instead, they presumably served as an additional and reinforcing means to ensure the long-term observation of the tomb owner’s will. Of greater or rather equal importance might have been oral and manual rituals, such as the oath taking some ada formulae refer to, as well as legal documents that were supposedly kept in archives. Further, also social relationships, family ties, the oral transmission of the tomb builder’s will and pictorial representations in the form
tomb from Xanthos and one in the inner chamber above the bench of the tomb owner), TL 74 (free standing rock-cut tomb situated in Hoiran), TL 104 (rock-cut tomb from Limyra), TL 125 (multipart name inscription on a hyposorion sarcophagus in Limyra) and N 309 (inscriptions on a rock-cut tomb from Myra). 29 For this hypothesis see, e.g., Kuban (2012: 103–106). 30 Traces of colour in the signs of engraved inscriptions are, e.g., attested in TL 2 and TL 5 (Telmessos), TL 6 (Levissi), TL 12, TL 14, TL 15, TL 16, TL 17 (Pinara). Above the inscription TL 21 of Pinara remains of four painted horizontal lines are preserved (Kalinka 1901: 19, Eichner 2007: 105). Further, according to Kalinka (1901: 61) and Eichner (2007: 105 note 4) the word dividers and last letter of the second word of TL 70 (erroneously referred to by Eichner as TL 69) on a rockcut tomb in Kyaneai are, in contrast to other parts of the inscriptions, not engraved, but only drawn or, respectively, sketched (fig. 10). 31 If the inscriptions had such an important legal and protective function it would be peculiar that most tomb owners decided to furnish their tombs with inscribed tomb stelae or painted instead of engraved “inscriptions” since both are more easily to remove than inscriptions inscribed on the tombs’ façades.
Fig. 10 Detail of TL 70, Kyaneai, with drawn or, respectively, sketched signs (photograph: Regina Hügli, 13.3.2008).
of reliefs are to be considered means of protecting the tomb and its inhabitants against desecration.32 With regard to contents most inscriptions combine legal and commemorative aspects.33 In terms of the latter it is noteworthy that the self-references of the tomb owners are usually very modest. In most cases they just refer to themselves as tomb builders with their names and a filiation and/ or an affiliation to a certain family, household or person, whereas titles or other epithets are rare.34 32
With regard to reliefs with scenes of bull offerings see, e.g., Borchhardt – Neumann – Schulz (1989: 95), who assumed that they might have served the purpose of admonishing the tomb owner’s descendants to carry out the regular offerings for the tomb owner. See also Hülden (2006: 307–315). 33 According to Melchert (2015: 153f.) the Lycian inscriptions are “primarily legal statements of property rights, not commemoration of dead forebears” whose “focus is on designating with precision who is and is not authorized to be buried in the tomb”. A number of Lycian inscriptions are, however, of the naming type, i.e. simple texts that merely state the name of the tomb owner and sometimes other persons as tomb owners or (potential) tomb occupants in the gen. or nom. sg. Besides a legal function they most likely also served a commemorative purpose. The same presumably holds true for the other inscription types. Thus, the inscriptions containing a building clause and a beneficiary phrase also commemorate the tomb builder as the one who erected the monument and dedicated it to his wife, children and/or other people. 34 Cf. the following specification types: 1) filiation (“child of PN”): TL 1.2–3, TL 2.2, TL 5.3–4 (Telmessos) etc.; 2) filiation + affilation to a household (“household member of PN” or sim.): TL 6.1–2 (Levissi); 3) mentioning of the son’s name (“father of PN”): TL 21.4–5 (see Eichner 2007: 103–108); N 334.5–6 (Tekoğlu 2002–2003); 4) filiation + mentioning of the uncle’s name (“nephew/niece of PN”): TL 36.2–3; 5); 5. reference to collacteus(?)/collactea(?) (“tideri of PN”): TL 119.2–3, TL 135.1 (Limyra); 6. reference to collacteus(?)/collactea(?) + title/rank (przzidi: aχãti: esbe[h]i “the foremost priest of animal sacrifice(?), the equerry(?)): TL 128.1 (Limyra); 7. tewinaza (title, rank or position) + filiation: N 306 (Çagman); 8. wasaza of PN (title, rank or position,
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Further, the bulk of Lycian inscriptions neither mention any deeds accomplished by the tomb owner apart from the building of the tomb nor the excellent reputation he and his family enjoyed.35 The status and prestige of the tomb builders was instead displayed in the monument type and its stylistic features, size, shape and design, as well as in the reliefs attached to the monument. One important feature, which occurs in the majority of the Lycian inscriptions, is the declaration of the persons who are allowed to be buried in the tomb. It is either expressed by a whole verbal sentence36 or – more often – by a prepositional phrase with hrppi “for” followed by the beneficiaries in the dat.37 The latter are most often wife and children of the tomb owner(s),38 whereas other family members and the household are more infrequently mentioned in this role.39 Occasionally, the tomb owner explicitly declares himself a beneficiary with the phrase atli ehbi “for himself ”.40 Since such clauses can be found in the majority of Lycian epichoric inscriptions, it was obviously a concern of most tomb owners that only persons of their own choice were buried in the tomb. This is also underlined by the more extensive examples. Some of them contain clauses which command that nobody besides the beneficiaries should be placed within the tomb.41 Often these instructions are enforced by sanction formulae. In studying them, we can differentiate between various types:
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38
39 40 41
according to Laroche 1967: 62 and Melchert 2004: 78 cognate to CLuw. wašhazza‑ (wašha‑ /wašhant‑ ) and thus presumably title of ˘ ˘ ˘ a priest; cf. also Borchhardt – Eichner – Pesditschek – Ruggendorfer 1997–1999: 63 “Diener (evtl. mit kultischer Funktion, ...) des Hurttu‑ weti”): TL 38.3–4 (Xanthos); 9. kumaza “priest”: TL 49 (Xanthos); 10. kumaza + GN: TL 111 (Limyra); 10. filiation + kumaza “priest” of GN: N 322 (Pinara); 11. mentioning of the uncle’s name (“nephew of PN”) + mluhidaza (title, rank, position) + ethnicon surezi: TL 84.1 (Sura); 11. ikezi (“from Ikos(?)”): TL 47.2. Exceptions are, e.g., the inscriptions TL 40a–d on the Pajawa sarcophagus from Xanthos, TL 44 on the pillar tomb from Xanthos and TL 103 and TL 104 on the rock-cut tomb of Tebursseli situated in Limyra. Thus, they emphasize the close relationship to certain people with an important military and/or political function and praise the tomb owners as great warriors who took part in successful battles. Cf. TL 7 (Levissi), TL 8 (Levissi/Karmylessos) and maybe also TL 103 (Limyra). Cf., e.g., TL 11 (Pinara) and TL 13 (Pinara). Cf., e.g., TL 13 (Pinara), TL 14 (Pinara), TL 15 (Pinara), TL 19 (Pinara), TL 53 (Seyret), TL 66 (Timiusa), TL 67 (Timiusa), TL 68 (Simena), TL 77 (Çindam), TL 81 (Kandyba), TL 98 (Limyra). The wife as only is, e.g., mentioned in TL 73 (Kyaneai); the wife, the children and the tomb owner are for instance mentioned in TL 105 (Limyra). Cf. TL 1 (Telmessos), TL 8 (Levissi/Karmylessos), TL 37 (Xanthos), TL 61 (Phellos), TL 62 (Isinda). Cf., e.g., TL 37 (Xanthos), TL 63 (Isinda) and TL 99 (Limyra). Cf., e.g. TL 110 (Limyra).
173
Fig. 11 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 2, Telmessos (photograph: Regina Hügli, 2.9.2006).
One of them can be considered a mere curse formula in which deities are invoked to punish the transgressor.42 A second one determines animal offerings to the local sanctuaries.43 Moreover, there are inscriptions which show a combination of both kinds of stipulations such as TL 102 and TL 149 from Limyra.44 Whether there are also types that do not fix a certain amount of animal offerings as a penalty, but rather generally threaten potential offenders with legal prosecution is unclear. Thus it depends on the meaning of certain terms and phrases such as “the itlehi will strike him” (or, alternatively, “bring him to death”, “punish him”). If the noun itlehi denotes a human institution, the answer would be yes, if it refers to a group of deities, the clause in question would rather be considered a curse formula.45 Further, whether the ada formulae are sanction clauses which specify monetary fines for tomb violation has often been discussed. As outlined in chapter 7.2.2, a number of attestations, however, point to another purpose of the ada amounts stated in the formulae.
42
Cf. TL 56 (Antiphellos/Kaş). For a list of the references and discussion see Christiansen (2009). 43 Cf. TL 111 (Limyra). 44 See Christiansen (2009) with further references. 45 See Christiansen (2009) with further literature.
174
Birgit Christiansen
4. The Monument Types Whose Inscriptions Show an ada Formula and Their Locations
21 inscriptions showing an ada formula are engraved on one‑ or two-storey rock-cut tombs, while only three inscriptions are attached to sarcophagi and one to a pillar tomb (all four stemming from Xanthos). From this we can conclude that the ada formula does not refer to a procedure and/or legal act that applied only to burials in specific monument types. Moreover, it is noteworthy that the chambers of the respective tombs show a range of designs. As far as can be determined, most of the rock-cut tombs show a circumferential bench or, respectively, three benches (TL 2, TL 6, TL 16, TL 17, N 322, lower storey of the tombs bearing TL 38 and TL 57), whereas others are equipped with only two benches (TL 20, TL 47, TL 114, TL 115). Further, there are chambers of sarcophagi which have no benches or installations at all46 and chambers of rock-cut tombs showing a recess that defines the circumferential or adjacent stone floor on the level of the threshold presumably as burial places or, respectively, as benches on the ground level.47 With regard to the ada amounts, TL 36 (inscription on a sarcophagus from Xanthos), TL 41 (inscription on a worked block of limestone which was probably originally part of a rock-cut tomb from Xanthos) and TL 57 (rock-cut tomb from Antiphellos/Kaş) bear formulae that determine different amounts of money for the upper and lower tomb chamber. Yet, in TL 57 the respective verbal sentence deviates from the typical patterning of the ada formula to an unusual degree. Thus, inter alia, the amount of money is stated in siχla (shekels) instead of ada. The following list is intended to give an overview of the inscriptions, the location of the respective monuments and their main architectural features. The texts will be presented in transliteration with a short commentary focussing on the respective ada formula and its hypothetical translation. In order facilitate comparison with those tombs that do not bear an ada formula easier, these will also be listed. In contrast to the ones with an ada formula, only the structure of each inscription of the other types will be given; the text will not be cited.
46
Cf. the upper chamber of the hyposorion sarcophagi bearing TL 11 from Pinara (fig. 26) and the one of the hyposorion sarcophagus bearing TL 36 from Xanthos (fig. 53). 47 An example is the rock-cut tomb bearing TL 31 from Kadyanda (fig. 45). For a general discussion of this type see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51).
4.1 Western Coastal Region of Lycia 4.1.1 Telmessos A total of 5 Lycian tomb inscriptions, all on single-storey rock-cut tombs, among them 3 with an ada formula (TL 2, TL 3, TL 4) and 2 without (TL 1, TL 5). 4.1.1.1 Inscriptions with an ada formula TL 2
Three-line inscription above the door of a one-storey rockcut tomb placed under the imitation of wooden construction (fig. 11–13). The tomb chamber shows a circumferential stone bench embedded in niches (fig. 14). Structure of the inscription: 1) personal name; 2) second personal name + filiation (or, less likely, kind of title + filiation); 4) verbless type of ada formula. Transliteration: 1 ˹r?τ?˺ebuh?!u48 2 ˹uhake˜e:˺ murazahe: tidei˹m˺i49 3 ˹m?!˺iñti: ada: II – Besides the ada formula in line 3, lines 1 and 2 are also difficult to understand. Further, it is unclear if lines 1–2 are Or rather ˹r?u?τ?˺ebu˹h?!˺u? Since the letters at the beginning of the inscriptions are very badly written and not always easily to be distinguished from damages of the stone the correct reading is difficult to determine. According to Kalinka (1901: 15) who refers to Arkwright (1899) the first word is possibly to be read as prn]ebu[t]u (i.e. in the transliteration system used in the present article ˹prn˺ebu˹t˺u). Schürr (2001: 128f.), on the basis of an autopsy and the copies of Hammer-Purgstall (1811: 189) and Kalinka (1901: 15), assumes a reading ruτebuzu, possibly to be interpreted as a PN (cf. also the copy of Schoenborn apud Schmidt 1868: pl. V which suggests the same reading). Although it is difficult to decide which of the forms are actually carvings and which ones damages of the stone, a new examination of a paper squeeze and a photograph made in 2006 during a campaign for the TL project makes the reading ˹r?τ?˺ebu˹h?!˺u more likely. As especially the squeeze indicates, the sequence is followed by and which are written one above the other. Although we cannot say for sure, it seems that was written after and meant to replace it (the engraving is much deeper and thorough). While the letters in the middle of the word are quite clear (note the unusual big size of ), the first two or three letters are very difficult to determine. Yet, although the reading before cannot absolutely ruled out, the interpretation as a is more likely. The preceding traces are interpreted by Schürr (2001: 128f.) as an . Yet, according to their appearance and the fact that they differ from the other representatives of in the text in that they are much smaller and rather diamond than round shaped they are more likely damages of the stone. The preceding traces are presumably the remains of (thus also Schürr) instead of
as has been suggested by Kalinka (1901: 15). 49 The right exterior line of seems to merge into the left line of .
48
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
175
Fig. 12 TL 2, Telmessos (photograph: Regina Hügli, 2.9.2006)
Fig. 13 Tracing of TL 2 in its current state, Telmessos (Birgit Christiansen, 26.8.2013) based on a paper squeeze (Regina Hügli, 2.9.2006).
connected with the ada formula in line 3 or not. Judging by other inscriptions, it is more likely that 1–2 is a self-contained formula and line 3 is another.50 Yet, since the inscription is very unusual, a connection does also seem possible. Most probably ˹r?τ?˺ebu˹h?!˺u is a phonologically strange personal name in the nom. sg. (as found in, e.g., TL 32). The equally phonologically strange word uhake˜e51 is presumably a second personal name specified by the filiation muraza‑ he tideimi. Since tideime/i‑ is a general term for children, uhake˜e might be the name of the tomb owner’s wife. However, an interpretation of uhake˜e as a kind of title cannot be
50
The hypothesis of Schürr (2001: 128f.) that line 1 on the one hand and lines 2–3 probably form two separate inscriptions is, however, unlikely since the carvings in line 1 look similar to the ones in lines 2–3. 51 According to Melchert (2004: 106) presumably is erroneous and to be replaced by another letter.
ruled out completely, in which case murazahe tideimi would be a filiation specifying the person named ˹r?τ?˺ebu˹h?!˺u. In line 3 the term miñti could be a nom., acc. or a dat. sg., depending on the context. Yet, judging by other instances of the ada formula an interpretation as a dat. sg. is most likely. Thus, particularly the cumulative evidence of TL 57.4–6 and TL 11.3 suggests that the miñti receive the payment stated in the formula in return for carrying out the service denoted by the verb aladeha‑/aladaha‑ and its derivations. The word ada is probably a nom.-acc. pl. to the neuter stem ade‑ . Since the verbless ada formulae are most likely short forms of the verbal types with the verb phrase ñte/ñta ta‑ (cf., e.g., TL 31.3–6, TL 36.3–5, TL 38.7–9, TL 39.7–8), the present ada formula is presumably to be interpreted accordingly. Thus, the following translation seems most likely: 1) (1)Rτebuhu?, (2) (and) Uhake˜e, the child of Muraza, (have built it/are the owners of the tomb). (3) For the miñti(dat.sg.) (they have established) II – ada.
176
Birgit Christiansen
a separate clause. Much as in TL 2, miñti is most likely to be interpreted as a dat.-loc. sg. denoting the recipient of the ada amount, although in general it can also be a nom. or acc. sg. or a nom. pl.57 The monetary unit adaije˜ “quantitity/sum of ade‑” is a nom.-acc. sg. of the substantivized neut. adj. Translation: (1)This tomb has built Te-(2)wineze ˜i, the son of ˹S?˺ppñtaza (and) Asawãzala, (3)for the wife and the child[ren]. (4)For the miñti(dat.sg.) (they have established) a quantity of III – ada.
Fig. 14 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 2, Telmessos (photograph: Regina Hügli, 2.9.2006).
Alternatively, the following rendering might be considered: 2) (1)Rτebuhu?, (2) the uhake˜e, the child of Muraza, (has built it/is the owner of the tomb). For the miñti(dat.sg.) (they have established) II – ada. TL 3
According to Fellows (1841: 468) five-line inscription a bove the door of a rock-cut tomb (present whereabouts unknown). Loew apud Schmidt (1868: 6) mentions that the last line is at some distance above the door of the tomb. Structure: 1) building formula with an incorporated beneficiary phrase (for wife and children); 2) verbless type of ada f ormula. Transliteration:52 1 ebe˜ñne˜: χupã: m=e˜=ti prñnawate˜: te2 wineze˜i˹:?˺ ˹s?˺53ppñtazah: asawãzala54 3 h?!55 tideimi: hrppi: ladi: se tide[ime] 4 ˹m?!˺56iñti: adaije˜ III –
TL 4
Five-line inscription (fig. 15 and 16) on the left side of the vestibule of a bipartite one-storey rock-cut tomb (fig. 17). The tomb chamber shows three stone benches, all embedded in niches (fig. 18). Structure of the inscription: 1) building formula with an incorporated beneficiary clause; 2) verbal type of ada formula. Transliteration: 1 ebe˜˹ñ˺n˹:˺ prñnawã: m=e=ti58 2 prñnaw?!ate˜:59 teleχuzi:60 hrpi 3 ladi˹:˺ ˹e˺hb˹:˺ se tideimi s?!61e=d=i 4 ñta tade˜62 tes?!i63˹:˺ miñti˹:˺ aladehali65 5 ade˜ III˹:?˺64
57 58
Similar to TL 2, the elements of line 4 are presumably not part of the building formula in lines 1–3, but rather make up
59
52
60
53
54 55
56
The transliteration is mainly based on Loew’s copy which seems more reliable than the one by Fellows. For both copies see Kalinka (1901: 15). Löw’s copy shows
instead of , while Fellows’s copy has (see Kalinka 1901: 15). Although it cannot be proven, due to the attestations of the personal name sppñtaza in the coin legends M 128a, M 214 as well as the abbreviated form sppñ in M 128b, a gen. form of the name sppñtaza seems plausible. The reading asawãzala follows Loew’s copy, while the one made by Fellows shows the letters ; see Kalinka (1901: 15). Fellow’s copy shows the letter instead of , while Loew’s copy has a space before the following tideimi. Since Asawãzala is probably a patronym in the gen., Fellow’s reading is presumably to be corrected to . Thus also Kalinka (1901: 15). Fellows’s and Loew’s copy show
instead of . Whether the reading is erroneous or based on a scribal error remains unclear.
61 62
63 64 65
An interpretation of miñti as a nom. pl. form is suggested by the reference in TL 11.3, for which see further below. Due to damage to the surface the stone mason left a space of about a sign’s width clear before (see also Schürr 2001: 130). The preceding letter can be clearly identified on the photographs whereas on the paper squeeze from 2.9.2006 it is hardly visible. Cf. also the drawing in Kalinka (1901: 16) which shows no traces of the letter at all. The final and the following word divider can be clearly identified on the photograph. Due to a crack in the paper they are, however, not visible on the squeeze from 2.9.2006. The letters and the following word divider can be clearly identified on the photographs, whereas on the paper squeeze from 2.9.2006 the signs are hardly visible. The letter looks rather like than . A similar form appears in tesi (line 4). According to the drawing in Kalinka (1901: 16) and the photograph taken during a campaign of the TL project in 2005, is written below the following , having probably been left out at first. Due to a crack in the paper, and are hardly recognizable on the paper squeeze. The letter looks rather like than . Cf. the similar form in se=d=˹i˺ in line 3. Whether the two dots following ade˜ are to be interpreted as a word divider or rather damage of stone remains unclear. The sequence is the second part of the word aladehali whose beginning is to be found at the end of line 4.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
177
Fig. 15 TL 4, Telmessos (photograph: Regina Hügli, 2.9.2006).
Fig. 16 Tracing of TL 4 in its current state, Telmessos (Birgit Christiansen, 5.7.2013) based on a paper squeeze (Regina Hügli, 2.9.2006).
The ada formula of TL 4 consists of a verbal sentence with the verb ta‑ in the 3. pers. sg. pret. preceded by the local preverb ñta. The clause-initial conj. se is followed by the nom.acc. sg. neut. of the encl. pron. ‑ede‑ (“doubling” the dir. obj. as it is typical when the verb has been fronted) and the encl. local particle ‑i (with loss of the initial ‑e‑ of ‑ede‑ after se‑ and the final ‑e‑ before the local particle). In terms of morphology, all words following tade˜ might be considered as acc. forms and thus the dir. obj. of the verb. Due to the fact that until recently only ada formulae have been known in which the word tesi always precedes miñti,66 it was assumed by many scholars that both terms form a 66
The only known exception was TL 36.3–4 where the word tesi is missing.
compound noun and as such are to be regarded as the subj. of ñta tade˜.67 Within the framework of this hypothesis the specification of the ada amount was usually regarded as a short verbless clause that was attached to the preceding verbal sentence without any clause-linking conj.68 The assumption of a compound noun tesi miñti can now, however, be dismissed. First, the reading τουξομενδυος (ΤΟΥΞΟΜΕΝΔΥΟΣ, gen. sg.) in a Greek inscription from Istlada which dates in the late Hellenistic period or
67
See, e.g., Imbert (1898: 216), Laroche (1974: 129), Laroche (1979: 73), Hajnal (1995: 12, 180f.), Melchert (2004: 39, 63). 68 See, e.g., Hajnal (1995: 180f.). Cf. also Bryce (1976: 188), who, however, takes miñti as subj. and tesi as acc. obj. of the verb phrase.
178
Birgit Christiansen
Fig. 18 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 4, Telmessos (Regina Hügli, 2.9.2006).
Fig. 17 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 4, Telmessos (photograph: Regina Hügli, 2.9.2006).
the Early Imperial Time has been proven wrong.69 In lieu thereof, according to Wörrle the letter sequence is to be read ΤΟΥΣΟΜΕΝΔΙΟΣ.70 Accordingly, the inscription from Istlada disposes a payment to the demos of Istlada for the god Σομενδις.71 Thus, a Greek counterpart of the alleged Lycian compound noun tesi miñti does not exist. Second, the ada formula in N 341 most probably shows the revised word order of the two terms.72 Since ade˜ unlike the forms ending in ‑i is unambigiously a nom.-acc. sg. neut., it is likely the dir. obj. (a nom. sg. would hardly make sense).73 This is also be supported by the fact that in contrast to other elements a form of ade‑ + num69
First edited by Petersen – von Luschan 1889: 47, no. 85. See Wörrle in: Marksteiner – Stark – Wörrle – Yener-Marksteiner (2007: 275). For the improved reading of the antepenultimate letter as instead of see already Schuler (2006: 425–426, no. 19). For a discussion against the background of the epichoric attestations see Schürr (2008a: 162 with note 12). Cf. also the discussion on the alleged reading τουξομενδυος by Brixhe (1999: 99–103). 71 For a general discussion of deities as recipients of fines for tomb infringements see Schuler (2001/2002). 72 Thus, the sequence is very likely to be restored between at the end of line 4 and at the beginning of line 5. For a transliteration, translation and discussion of this inscription see chap. 4.2.4.1. 73 It is to be noted that in TL 4.5 the nom.-acc. sg. form of ade‑ is accompanied by a pl. number sign, whereas most other inscriptions (cf., e.g., TL 2) show the pl. form ada before a pl. number sign. Yet, as TL 17.3 indicates, also a combination of the pl. ada with the number 70
ber sign is present in all ada formulae with the verb phrase ñta/ñte ta‑. As a parallel construction with the inf. aladahhãna in the ada formula of an unpublished nova from Patara further shows, aladehali is an action noun in the dat.-loc. sg. that states the purpose of the amount of money (“for the allocation”).74 Likewise, also tesi and miñti are probably to be considered as dat. form. Judging from other attestations like TL 11.3, TL 36.3–5 and TL 57.4–6, miñti presumably denotes the recipient of the payment (“for the miñti”), whereas tesi specifies the legal procedure by which the ada amount was established (“under oath/by (means of) a sworn contract”).75 Alternatively, tesi might be considered as the dir. obj. of verb phrase ñta/ñte ta‑ and ade‑ + number sign as a separate verbless clause specifying the subject terms of agreement. Yet, since in TL 36.3–5 tesi is left out, it rather denotes as a dat. sg. the circumstances of the action than as an acc. sg. its result. Furthermore, the interpretation of tesi as an acc. sign I (which is likely to be interpreted as the sign for “one”) is possible. 74 See also Melchert (2015: 157) and the comment on the inscription below. For the meaning of the verb alaha‑ and the derivations of the extended form aladeha‑ /aladaha‑ see the discussion in chap. 9. 75 Since the oath in the ada formula is an integral part of a legal agreement between two parties (the tomb owner and his family on the one hand and the miñti on the other hand, tesi might not only be rendered by “oath”, but also by “sworn contract” as has already been suggested by Bryce (1976: 184f.). Furthermore, it is to be taken notice of the fact that an oath per se designates a complex form of communication that aside from the oath taker and human and devine witnesses often includes a party the oath is sworn to and/or a party demanding the oath. For the meaning of the Greek equivalent ὅρκος (Liddell – Scott 1996: 1552), for the Hittite equivalent lingai‑ and its range of meaning see Christiansen (2012: 93–135).
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sg. is not without difficulty. Thus, the presence of an ergative form of tese‑ argues for a neut. base noun and therefore against an interpretation of tesi as an acc. sg. with i-mutation (or i-motion).76 The attestation of tesi in TL 114.1–2 and TL 115.1–2 might, however, be taken as counter evidence since the word in both formulae very likely is the dir. obj. of the verb ade˜. Yet, on the grounds of the aforementioned arguments and the fact that the alleged acc. sg. tesi in TL 114.1– 2 and TL 115.1–2 might be explained differently,77 the interpretation of tesi as a dat. sg. in the formula types with the verb phrase ñta/ñte ta‑ is probably to be given precedence. Yet, even if tesi was the dir. obj. of ñta/ñte ta‑ and ada + number sign an apposition, the sense of the formula would remain virtually the same.78
179
Fig. 19 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 6, Levissi (photograph: Regina Hügli, 3.9.2004).
Translation: (1)This building (2)has built Teleχuzi for (3)his wife and children. And (3–4)he has established under oath/by (means of) a sworn agreement (4–5)III ada for the miñti, (namely) for the (purpose of the) allocation(?).79
4.1.1.2 Inscription without an ada Formula TL 1
Five-line inscription on a bipartite two-storey rock-cut tomb whose chamber shows a circumferential stone bench. The inscription consists of a building formula with a filiation and an affiliation to a household.
Fig. 20 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 6, Levissi (photograph: Regina Hügli, 3.9.2004).
TL 5
Fragmentary ten-line inscription on a two-storey rock-cut tomb whose chamber is equipped with a circumferential stone bench. The inscription consists of a building formula with a filiation and presumably a “positive” burial instruction (the meaning remains unclear).
4.1.2 Levissi A total of 3 Lycian tomb inscriptions, all on one-storey rockcut tombs. One of them with (TL 6) and two of them without an ada formula (TL 7, TL 8). 4.1.2.1 Inscriptions with an ada Formula TL 6
Thus with Melchert (2004: 63). For the phenomenon of i‑mutation see Starke (1990: 59–90) and subsequently, e.g., Melchert (2003: 187–188); Melchert (2004: x-xi) and Payne (2014: 22) with further literature. 77 See the comment on TL 114 further below. 78 For a similar construction with the acc. pl. of tese‑ as dir. obj. of ñte/ ñta ta‑ cf. the ada formula in TL 31.3–6 (for a detailed discussion see the comment on TL 31 further below). 79 Or, if tesi is to be interpreted as the dir. obj. of ñte/ñta ta‑ : “(1–2)... And (3–4)he has established an oath/sworn agreement: (4–5) III ada for the miñti, (namely) for the (purpose of the) allocation(?).” 76
Bilingual inscription on a one-storey rock-cut tomb (fig. 19) whose chamber shows a circumferential stone bench (fig. 20). The inscription consists of 3 lines in Lycian and 4 lines in Greek (fig. 21). 3 lines of the Lycian and 3 lines of the Greek version are inscribed on the upper cross-beam below the imitation of wooden construction. The last line of the Greek text is inscribed on the cross-beam of the subconstruction. Structure of the Lycian version: 1) building formula with beneficiary phrase; 2) sanction formula; 3) verbless type of
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Birgit Christiansen
Fig. 21 TL 6, Levissi (photograph: Regina Hügli, 3.9.2004).
Fig. 22 Tracing of TL 6 in its current state (Birgit Christiansen, 3.7.2013) based on a paper squeeze (Recay Tekoğlu/Linn Kogler, 3.8.2003).
3 di ti˹k˺e ñtat[a] ebehi me=ije ˹tubeit˺i82 punamaθθi:83 aladahali: ada: 4 τοῦτο τὸ μνῆμα ἐργασαντο Ἀπολλωνίδης Μολλίσιος καὶ Λαπάρας 5 Ἀπολλ[ω]νίδου Πυριμάτιος οἰκεῖοι ἐπὶ ταῖς γυναιξὶν ταῖς ἑαοτῶν 6 [κα]ὶ τοῖ[ς] ἐγγόνοις · καὶ ἄν τις ἀδικήσηι τὸ μν˹ῆ˺μα τοῦτο 7 ἐξώλεα ˹κ˺αὶ πανώλεα εἴη ἀοτῶι πάντων
ada formula. Structure of the Greek version: 1) building formula with beneficiary phrase; 2) sanction formula. Transliteration: 1 ebe˜ñne˜ ñtatã m=ene prñnawãt˹e˜˺ pulenjda mullijeseh se dapara pulenjdah puri2 hime80tehe pr˹ñ˺nezijehi hrppi lada epttehe se tideime se=ije ti=seri81 ta-
80
Due to a flaw to the stone’s surface the stone mason left a space between and the following of about one sign. 81 < ti=(e)seri.
82
83
For the reading see further below. In Kalinka’s drawing (see Kalinka 1901: 17) the word divider is missing.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
The Lycian and Greek building formulae clearly show that we are dealing with a bilingual text (cf., e.g., the Lycian renderings of the Greek personal names). Nevertheless, both versions differ from each other. The most obvious deviation is the fact that the Greek version has no counterpart to the Lycian ada formula. Further, the sanction formulae apparently do not exactly agree with each other. Thus, the protasis of the Lycian version se=ije ti=seri tadi (evidently < ti=eseri like in TL 131.2) is presumably more specific than the Greek one which forbids a violation to the tomb in general. Yet, since the precise meaning of (e)seri ta‑ is unclear, the relation between the two is difficult to determine.84 The apodosis of the Lycian sanction formula begins with the conj. me and the encl. dat. pron. ‑ije. For the following partly damaged word the reading tubeiti could be verified on the basis of the paper squeeze from August 2003 made by Recai Tekoğlu and Linn Kogler.85 Thus, the 3. pers. pl. of the transitive verb tub(e)i‑ “to strike, to destroy” is in the present inscription attested with the dat. pron. ‑ije whereas otherwise it occurs with the acc. pron. (cf., e.g., TL 57.8f., TL 88.5, TL 118.3, TL 135.2).86 Therefore, the gen. adj. punamaθθi “of everything/of the totality” is probably to be interpreted as the acc. obj., so that the whole sentence might be rendered by: “they should destroy everything belonging to him”.87 In the Greek counterpart we find instead a “to be sentence” with the 3. pers. sg. optative of the verb εἰμί, the tautologic expression ἐξώλεα [κ]αὶ πανώλεα “elimination and extinction” as subj., the dat. sg. ἀοτῶι marking the possessor “belonging to him(self)” and the gen. pl. πάντων “of everything, of the totality”. The Lycian ada formula consists of a verbless clause that resembles the second part of the ada formula of TL 4. Yet, instead of the nom.-acc. sg. ade˜ it shows the nom.-acc. pl. ada. Judging by other formula types, aladahali as a dat.-loc. sg. most probably denotes the purpose of the payment which is designated by ada + number sign.88 84
85
86
87 88
A possible meaning might be “to put away”; cf. Melchert (2004: 18) and Neumann (2007: 78). Thus, it would be prohibited to remove a corpse (of a legally buried person) from a bench. See already Savelsberg (1874: 40) and subsequently Kalinka (1901: 17) and Friedrich (1932: 55). The alternative reading htte˜mi which has been proposed by Melchert (2001) can thus be dismissed. Due to this deviation from the usual syntactical structure and the fact that according to the tracing by Kalinka (1901) only the final can be identified with certainty, the reading tubeiti was doubted by Bryce (1976: 189 note 105) and subsequently Melchert (2001 and 2004: 72 s.v. tub(e)i‑) who suggested the alternative reading [htte˜m]i. See also Eichner (2005: 24 with note 129), who translates: “so werden sie ihm eine Strafe auferlegen in Höhe des gesamten Vermögens.” Thus, the construction is similar with the Hittite use of the dat.-loc. indicating possession (see Hoffner – Melchert 2008: 258). For the interpretation of aladahali as a dat.-loc. see the commentary on TL 4 above.
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Suggested translation of the Lycian version: (1)This burial chamber have built Pulenjda, (the child) of Mullijese, and Dapara, (the child) of Pulenjda, (2) the household members of (1–2)Purihimeti, (2)for their wifes and the children. Who places anybody eseri (3)in this burial chamber – they should destroy everything belonging to him. For the allocation(?) ada. Translation of the Greek version: (4)This tomb has made Apollonides, (the child of) Mollisis, and Laparas, (the child of) Appollonides, the household members of Purimatis, for their wifes [a]nd their children. Whoever harms that tomb – elimination and extinction of everything belonging to him may be!
4.1.2.2 Inscriptions without an ada Formula TL 7
Three-line inscription on a one-storey rock-cut tomb whose chamber shows one bench on the rear side in a niche and one bench on the left side. Structure of the inscription: 1) a building formula without a filiation and 2) a beneficiary formula formulated as a whole verbal sentence. TL 8
Three-line Lycian inscription on a one-storey rock-cut tomb whose chamber shows one stone bench on the left side. Structure of the inscription: 1) a building formula and 2) a beneficiary formula formulated as a whole verbal sentence. Furthermore, a later sixteen-line Greek inscription is attached to the tomb. 4.2 Xanthos region 4.2.1 Pinara including Kirme/Gülme A total of 15 Lycian tomb inscriptions, among them 4 inscriptions with a standard verbless type of ada formula (TL 16, TL 17, TL 20, N 322) and 2 inscriptions (TL 9, TL 11) showing an atypical formula type. Further there are 8 inscriptions without an ada formula (TL 10, TL 12, TL 13, TL 14, TL 15, TL 18, TL 19, TL 20). Whether the fragmentary inscription N 336 originally contained an ada formula remains unclear. With the exception of the sarcophagus inscription TL 11, all inscriptions are engraved on one‑ or two-storey rock-cut tombs. The inscriptions with an ada formula are attached to one-storey tombs, while three inscriptions without an ada formula are engraved on two-storey tombs (TL 10, TL 19, TL 20).
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Birgit Christiansen
4.2.1.1 Inscriptions with an ada Formula TL 9 (Kirme/Gülme)
Two-line inscription on the upper cross-beam below the imitation of the wooden construction of a one-storey rockcut tomb with one door.89 Structure: 1) building formula; 2) atypical ada formula apparently without a number sign. 1 ebe˜ñne˜: prñnawã˹:˺ m=ene: ˹p˺[r]ñna2 wa˹t˺e˜ ˹we˺s˹e˺pije ala{la}d˹a˺hali In line 1 and the beginning of line 2 we find a typical building formula. Since the surface of the stone was not or only roughly polished before the text was engraved, the rest of the inscription is very difficult to read.90 The name of the tomb builder is most likely ˹We˺s˹e˺pi˹ je˺ as has been suggested by Schürr (1999: 26) with reference to the Lycian name Wasube in TL 32u and the Greek names (or rather Greek spellings of epichoric personal names) Οσσυβας in Xanthos and Tlos (Zgusta 1964: § 1124) and Οσσαπιας in Kyaneai (Zimmermann 1993: 149 no. 9 line 14).91 The name is presumably followed by a misspelling of the word aladahali with a double writing of the syllable . An interpretation as a univerbation or faulty writing of ada ala‑ dahali > ad!alad˹a˺hali, i.e. ad!a (a)lad˹a˺hali as has been suggested by Torp (1898b: 20-21) seems also possible.92 Yet, since in the standard types of the ada formula ada usually follows 89
During the surveys of the TL project the tomb could not be revisited. The following transliteration is therefore based on the drawing by Kalinka (1901: 19). The design of the tomb chamber is unknown to me. 90 That the text already in the end of the 19th century was very difficult to read can be deduced from the fact that Schmidt (1868: pl. V) transliterated only a part of the first line and left out the second one completely. 91 Cf., however, Laroche (1967: 62, no. 1506), who relates the Lycian name Wasube to the Cappadocian name Washuba (for the references see Laroche 1966: 206). See further, e.g., Melchert (2004: 107), Neumann (2007: 424) and Schürr (2008a: 150). Alternatively, a personal name We preceded by an unintelligable sign (Kalinka 1901: 19) or rather .we (Friedrich 1932: 56) followed by the conj. se and pije as a verbal form of pije “to give” or a noun “gift” has been proposed. However, both interpretations meet a number of problems: 1) the space between wa˹t˺e˜ and ˹we˺ is too little for another sign. Thus, the syllable ˹we˺ is either the beginning of the name of the tomb owner or a short form of it. 2) if pije was a verb it would either to be interpreted as an otherwise not attested 3. sg. pres. of a hi-verb (Melchert 1989: ˘ 41) or to be emended into pijeti (3. sg. pres.) or pijete (3. sg. pret.). An interpretation as a noun (“gift” or similar) as has been suggested by Neumann (2007: 272f.) is problematical, too, since the nominal form pije otherwise appears only as a second element in compound personal names. 92 Under the assumption that aladahali means “fine” he translates: “und bestimmt (ist) ein Ada (als) Buße.”
aladahali, an accidental double writing of the syllable is more likely.93 Strikingly, a specification of a payment by a form of ade‑ and a number sign is missing. By reason of the bad condition of the text it cannot be excluded that it originally was part of the inscription. Further, it might have been left out unintentionally. Therefore we should be careful with drawing general conclusions from the formula.94 The following translations seem plausible: (1)This building has (1–2)built ˹We˺s˹e˺pi˹ je˺ for (the purpose of) the allocation(?). Or (in case ada + number sign was originally part of the inscription or was left out unintentionally): (1)This building has (1–2)built ˹We˺s˹e˺pi˹ je˺. For the allocation(?) [... ada]. TL 11
Three-line inscription on the Eastern long side of the basis of a big hyposorion sarcophagus of limestone with pointed arch lid (fig. 23). The upper chamber shows no benches or other installments (fig. 24). Structure of the inscription (fig. 25 and 26): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) dating formula; 3) atypical ada formula in the form of a verbal sentence with alahha‑ in the 3. pers. pl. pres. + ‑e˜ (acc. obj.) + ‑t(e)‑ (local particle). Transliteration: ˜ ma: 1 ebe˜ñne˜[:?] prñnawã˹:?˺ m=e˜=ti prñnawate˜: ddapssm padrm ˜ mah: tid[eimi] 2 hrppi prñnezi: ehbi: urebillaha: trm ˜ misñ˹:˺ χñtewete ter[i] 3 arttum ˜ para: s=e˜=t=alahhãti: miñti: adai: O – Since line 3 records an amount of ada by referring to the miñti and the action of alah(h)a‑, the verbal sentence can be addressed as a special type of ada formula. As such it is the only attestation of a finite form of alah(h)a‑ in a Western Lycian inscription. At the same time it is the only attestation of a finite form in a (presumably) “positive” instruction. In lieu thereof, in the inscriptions from Eastern Lycia alaha‑ denotes an action that is among the ones that should not be performed by anyone. TL 11 is also the only inscription which shows a finite form of alaha‑ with a gemination of and thus a gemi93
94
See already Kalinka (1901: 19). This especially applies to the meaning of aladahali‑. Although Bryce (1976: 179) is right in pointing out that the attestation of the word in the present inscription indicates that alaha‑ “can be used of a quite legitimate action”, its interpretation is to be based on the cumulative evidence of all inscriptions.
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Fig. 23 Hyposorion sarcophagus bearing TL 11, Pinara (photograph: Regina Hügli, 13.9.2004).
Fig. 24 Upper chamber of the hyposorion sarcophagus bearing TL 11, Pinara (photograph: Regina Hügli, 13.9.2004).
nation of the initial consonant of the second part of the compound ‑ha. Whether such forms can be adressed as reduplicated forms with an iterative meaning remains dubious since clear evidence for a functional difference between forms with and without gemination of the initial vowel is absent.95 Due to the fact that alaha‑ in other inscriptions takes a person as its acc. obj. (referred to by tike or tike kbi), the encl. pron. ‑e˜ in TL 11.3 refers presumably to the tomb builder’s household member named Urebillaha. Thus, the action of alah(h)a‑ is likely performed on or with regard to Urebillaha, while miñti is probably the subj. of the sentence.96 Since constructions of a sg. noun as subj. of a verb in the pl. are otherwise unattested in ancient Anatolian languages,97 the form
miñti in TL 11.3 is in all likelihood to be interpreted as a nom. pl. Whereas the word mostly appears in the dat. sg., there is probably also another attestation of a pl. form in TL 149.14. There the form miñte is presumably to be interpreted as a dat. pl. which is preceded by mupm ˜ me and thus probably the numeral “four” (hence: “for the four(?) miñti”). The following adai + number sign in TL 11.3 as a dat. obj. apparently states the amount of money that is to be paid for alaha‑. The formula would then define that the assignment(?) of the deceased household member Urebillaha will take place under the control of the miñti and the precondition of a payment of ada to them. Therefore it is likely to ensure that the assignment(?) of Urebillaha to the tomb takes place in a legally (and presumably also religiously) correct manner. If so, the attestation of the verb alahhãti with the encl. pron. ‑e˜ as its dir. obj. would argue against an iterative meaning of such reduplicated verb forms.
95
For an interpretation as an iterative form see, e.g., Schürr (2008a: 155 with note 5). For a general discussion of word initial gemination see Heubeck (1985). 96 For a similar analysis see Bryce (1976: 189), who translates: “and the miñti will-arrange/prepare (??) (the corpse??) there (?) (for) 10 ½ adas.” Schürr (2008a: 155), however, takes miñti as the acc. obj. and ‑e˜ as a proleptic pron. referring to miñti (“Und sie sollen sie ‑te stets alaha-en, die Mindis für den ada-Betrag 10,5”). Melchert (2015: 155), in the contrary, assumes that miñti is a dat. sg. and ‑e˜ an anaphoric pron. referring to the tomb (“and they shall a. it to the mindis for 10 ½ ada”). 97 I am indebted to Craig Melchert for this information.
Translation: (1)This building has built Ddapssm ˜ ma, [the ch]ild of Padr (2) m ˜ ma, for his household member Urebillaha. When (3) Arttum ˜ para (2)ruled Lycia. (3)And the miñti(nom. pl.) shall assign(?)(3. pers. pl. pres.) him(?)(i.e. Urebillaha) (to the tomb) for a sum of O – ada.
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Fig. 25 TL 11, Pinara (photograph: Regina Hügli, 13.9.2004).
Fig. 26 Tracing of TL 11 in its current state, Pinara (Birgit Christiansen, 2.7.2013) based on a paper squeeze (Linn Kogler, 8.9.2004).
Fig. 27 Bipartite one-storey rock-cut tomb bearing TL 16, Pinara (photograph: Regina Hügli, 9.9.2004).
Fig. 28 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 16, Pinara (photograph: Regina Hügli, 9.9.2004).
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Fig. 30 Tracing of TL 16 in its current state (Birgit Christiansen, 3.7.2013) based on a paper squeeze (Linn Kogler, 9.9.2004).
Fig. 29 Detail of TL 16 with red coloured letters, Pinara.
TL 16
Two-line inscription on the upper crossbeam below the imitation of wooden construction of a bipartite one-storey rockcut tomb (fig. 27). The tomb chamber shows three benches, all embedded in niches (fig. 28). Structure of the inscription (fig. 29 and 30): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbless type of ada formula. Transliteration: 1 ebe˜[ñ]ne˜: χup˹ã˺: m=e˜=ti prñn[a]wate˜ wazala˹:?˺98 eppleme[h?/:?]˺ ti[deimi] 2 ˹hrpp˺i la˹d˺i: ehbi: ˹se:?˺99 t˹id˺eime: aladahali˹:˺100 awasi: ada II – According to the tracing by Kalinka (1901: 21) wazala is followed by a dot which might originally have been part of a word divider. 99 According to Kalinka’s tracing (1901: 21) the conj. se presumably was separated from the following word by a word devider. Yet, since this is only rarely the case (cf., e.g., TL 36.2), it could also be a damage of the stone. 100 According to the paper squeeze made during a campaign for the TL project the word following tideime is to be read aladahali instead of alade ahali as has been suggested by Kalinka (1901: 21; cf. subse 98
The ada formula of this inscription resembles the one of the Lycian version of TL 6. Yet, in addition to the latter it contains the hapax awasi for which on phonological and contextual grounds an interpretation as a variant of awah(a) i‑ has been suggested.101 This, however, is far from certain. First, it is quite improbable that aside from awah(a)i‑ a more archaic form was in use which escaped the otherwise common change s > h of Lycian A. Second, the formula of TL 17 (alad[ah]ali awaha{r?/a?}i [......... a]da I) cannot be taken as evidence for the assumption. Thus, both formulae differ not only from each other with regard to awahai/awasi, but also in view of the fact that in TL 17 likely another term is to be restored between awahai and ada + number sign (which might very well be awasi). With regard to word formation, awasi probably consists of the element awa‑ and si‑ so that it is likely a term designating the burial and its result (“lying down”).102 If so, the ada formula of TL 16 would suggest that the miñti were not only responsible for the allocation of burial places, but also for the interment of the dead bodies. Thus, the following translation seems likely: (1)This tomb has built Wazala, the ch[ild] of Eppleme (2)
for his [wi]fe [and the ch]ildren. For the allocation(?) (and) for the interment(?) ˹II–˺ ada. TL 17
Three-line inscription on the upper crossbeam above the door of a one-storey rock-cut tomb (fig. 31). The chamber shows a circumferential stone bench (fig. 32). Structure of the inscription (fig. 33): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbless type of ada formula. quently also Friedrich 1932: 57 and Schürr 2008a: 149). Further, the traces before awasi are not to be interpreted as the remains of (thus Kalinka 1901: 21, cf. also Schürr 2008a: 149), but as the remains of a word divider (thus with Friedrich 1932: 57). 101 Thus already Meriggi (1928: 167). See further Melchert (2004: 7). 102 I owe Craig Melchert this suggestion, who in an e-mail of 15.11.2014 in contrast to his former assumption (Melchert 2004: 7) also expressed his doubts about the equation of awasi and awah(a)i‑.
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Transliteration:103 1 ebe˜ñn˹e˜˺ χup˹ã˺104: m=e˜=ti: pr[ñn]˹a˺wa[t]˹e˜˺ [- - - - -] 2 emi hrppi: ladi ehbi: [se t]id[e]ime alad[ah]ali 3 awaha{r?/a?}i [- - - - - - -] .?105 [a]da I106
Fig. 31 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 17, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
The ada formula is similar to the one of TL 16. In contrast to it the term aladahali is followed by awahari/awahaai (or sim. as presumably a mispelling of awahai) instead of awa‑ si. Furthermore, the text shows a gap between awaha{r?/a?}i and [a]da I that offers space for ca. 7–10 signs (the traces of the last sign before [a]da + number sign are difficult to interpret). Friedrich (1932: 57) suggested a restoration by χupa ebehi in analogy to TL 20.3–4.107 Yet, since in TL 20.3–4 awaha˹i˺ precedes aladahali χupa ebehi the parallel is inexact and the restoration therefore unsure. Instead, also a further term specifying the purpose of the ada amount or the recipient of it seems possible. Given that awahãi in N 334.10–11 is to be interpreted as a nom. pl. form and thus the subj. of aite˜ „they made“, the term awah(a)i‑ likely designates a functionary who was entrusted by the tomb builder with the allocation of the burial places and in return received the ada amount.108 Since in other ada formulae the miñti appear in this or at least a similar role, the awahãi would then probably to be interpreted as agents/representatives of the miñti.109 With regard to its word formation, awah(a)i‑ is presumably a nominal derivative of univerbation *awa‑ and ha‑ “the one who lets down/off/away”. Therefore it is probably a designation of the one who performs the physical actions in accordance to the allocation as agreed upon by means of the sworn contract. If so, the term awahãi possibly designates a group of functionaries which in the Greek inscription TAM II 1, 40 from Telmessos110 are referred to by the dat. pl. τοῖς 103
Fig. 32 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 17, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
Fig. 33 TL 17, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
Due to strong weathering the inscription is nowadays hardly legible. The following transliteration is therefore based on the tracing published by Kalinka (1901: 21). 104 Or rather χupu? 105 The drawing in Kalinka (1901: 21) suggests the reading which, however, cannot be assigned to a word that usually appears in the ada formulae. 106 The alternative reading [a]daj[e˜] instead of [a]da I suggested by Imbert (1898: 27) appears on grounds of the following two reasons unlikely: First, according to Kalinka (1901: 21), no traces of a further sign can be detected after the single vertical. Second, the neut. sg. of the substantivized adj. is usually written with an (adaije˜ instead of adaje˜). 107 Thus also Melchert (2001). 108 Alternatively, awahãi could also be a gen. pl. dependent on aladahali. Yet, even in this case it is rather to be considered as an agent noun than an action noun. 109 Thus with Schürr (2008a: 157) and Melchert (2015: 159). For a detailed discussion of the inscription see chap. 4.2.3.1. 110 For a transcription and translation see chap. 8.9.
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ἀνοίγουσιν “the ones who open the tomb” as the agents for whom the menditai stipulated an amount of money. Given that, it can be assumed that the miñti were primarily in charge of the legal acts (i.e. the stipulation of an amount of money by means of a sworn contract for the allocation and thus also the monitoring of the allocation and the advocacy of the tomb owner’s will), whereas the awahãi’s duty was rather to carry out the physical actions in accordance with the legal acts. After the gap in TL 17.3 presumably [a]da I is to be read. Given that the vertical line is a number sign with the value “1”, the attestation indicates that the nom.-acc. pl. neut. ada was used both with sg. and pl. numbers. The combination of the nom.-acc. sg. ade˜ with a pl. number in TL 4.5, however, alludes to an interchangeable use of the pl. and sg. forms of ade‑ both with sg. and pl. number signs. Yet, judged by the frequency of attestations, the nom.-acc. pl. (at least with pl. numbers) is probably the standard form.111 Translation: (1)This tomb has bu[i]lt [...]emi for his wife [and the ch]il[d]ren. (2-3)For the allo[ca]tion(?), (namely/and) for the one who lets down/inters(?) [...............] I? [a]da.
Fig. 34 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 20, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
TL 20
Fragmentary four-line inscription on the cross-beam above the door of a one-storey rock-cut tomb (fig. 34). The chamber shows one stone bench on the rear and one on a higher level on the left side, both embedded in niches (fig. 35). The inscription (fig. 36 and 37) presumably consisted of 1) a verbal clause with a verb ending in -weti and 2) a verbless type of ada formula. Transliteration: 1 [- - - -]: se..ite˜ 2 [- - - -]˹wet?˺i˹:?˺ awaha˹i˺112 3 vacat ˹aladahali:˺ ˹χu˺pa 4 vacat ˹ebeh˺i˹:˺ ada II
Fig. 35 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 20, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
In contrast to the ada formula in TL 17, the noun aladahali is here preceded by awahai.113 Further, it is followed by χupa ebehi “in this tomb” and an amount of ada. Since the inscription consists of an ada formula with the noun awahai 111
Similarily, currencies in modern languages like the “Euro” are used both with singular and plural numbers. Yet, particularily in everyday language also the plural “euros” is used in combination with plural numbers (three euros instead of three euro). 112 According to the paper squeeze and photographs taken during a campaign for the TL project, remains of the last letter of awahai are, in contrast to the tracing by Kalinka (1901: 22), still visible. 113 For a discussion of the word see the preceding comment on TL 17.
Fig. 36 TL 20, Pinara (photograph: Regina Hügli, 16.9.2004).
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Birgit Christiansen
Fig. 37 Tracing of TL 20 in its current state, Pinara (Birgit Christiansen, 9.7.2013) based on the paper squeeze (Linn Kogler, 16.9.2004).
it might have been preceded by a verbal clause similar to the one in TL 114.2 denoting that the legitimate tomb occupant, whose name was presumably mentioned in line 1, was registered in the contract. Thus, line 2 might be restored by a 3 pers. sing. pres. of the verb pu- „write, inscribe, enroll“ (pu‑ weti). Translation: (1)[.........]: ... (2)[...........]has [inscr]ibed(?). (2-4)For the one who lets down/inters(?), (and) for the assignment(?) to this tomb II ada.
Fig. 38 Façade of the partially collapsed rock-cut tomb bearing N 322, Pinara.
N 322 (Pinara)
Fragmentary four-line inscription on the cross-beam above the door of a partially collapsed one-storey rock-cut tomb (fig. 38). A first edition of the text has been published by Neumann (1979: 49–50 with table 11–13) on the basis of photographs taken by Jan Zahle in 1974. The following enhanced transliteration and translation of the text are based on a paper squeeze and a photograph taken during a campaign for the TL project in September 2004 (fig. 39, fig. 40). According to the new documentation not only the letter sequence of the tomb builder’s name, but also the following three letters are preserved. Structure: 1) building formula with beneficiary phrase and 2) verbless type of ada formula. Fig. 39 N 322, Pinara (photograph: Regina Hügli, 20.9.2004).
Transliteration: 1 ˹e˺be˜ñne˜: χup˹ã˺: m=e˜ne: prñnaw˹a˺[t]e˜ [.]˹a˺zz˹ãma˺114 2 ˹p?˺e˜˹m˺udijah:115 tideimi: qelehi: kumaza 114
For the enhanced reading of the tomb builder’s name see the commentary above. 115 The reading of the first letter(s) is unsure. Some of the traces preceding and following the letter which is likely to be interpreted as
are presumably no sign forms but due to weathering.
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Fig. 40 Tracing of N 322, Pinara (Birgit Christiansen, 3.7.2013) based on the paper squeeze (Linn Kogler, 8.9.2004).
3 [hrp]pi: ladi: se=˹tideime:˺ ˹al˺adahali: 4 ada II – Similar to other inscriptions (cf. the commentary on TL 4 above) the noun aladahali presumably denotes as a dat. sg. the purpose of the ada amount. The text is therefore likely to be translated in the following way: (1)This tomb has built [.]azzãma,116 (2)the child of Pe˜mudija?, the offering priest of (the grain god) Qeli, (3)[f]or the wife and the children. For the allocation(?) II – ada. 4.2.1.2 Inscriptions without an ada Formula TL 10
One-line Lycian inscription and a later Greek inscription on a half-buried bipartite two-storey rock-cut tomb. The lower storey is completely buried. Since the entrance of the upper chamber is still undamaged the tomb’s inside is inaccessible. A view into the partially buried chamber is, however, granted by a hole on the rear side. Benches or other installations are not recognizable. The Lycian inscription consists of the name of the tomb owner and a filiation.
TL 14
Three-line inscription on a one-storey rock-cut tomb with one door. The chamber shows a circumferential stone bench. The inscription consists of a building formula with filiation and a beneficiary phrase (hrppi + wife and children in the dat.). TL 15
Fragmentary three-line inscription on a one-storey rock-cut tomb with one door. The chamber shows a circumferential stone bench which on the front of the right side shows a cushion-shaped head rest. The inscription consists of a building formula (maybe with filiation) and a beneficiary phrase (hrppi + wife and children in the dat.). TL 18
Two-line inscription on a one-storey rock-cut tomb with one door. The chamber shows a circumferential bench. The inscription consists of a building formula mentioning the tomb builder with filiation and presumably a second person. TL 19
TL 12
Two-line inscription on a bipartite one-storey rock-cut tomb. The chamber shows a circumferential stone bench which on the right side is placed on a lower level than on the left and rear side. The inscription consists of a building formula stating the name of the tomb builder with filiation and a second name (maybe that of the tomb builder’s wife). TL 13
Five-line inscription on a rock-cut tomb (last be seen by Fellows) consisting of a building formula with filiation and a beneficiary phrase (hrppi + wife and children in the dat.). 116
Possibly [W]azz˹ãma˺.
Three-line inscription on a bipartite two-storey rock-cut tomb. The chamber shows one stone bench on the left side in a niche. The inscription consists of a building formula mentioning the name of the tomb owner + filiation and a beneficiary phrase (hrppi + wife and children in the dat.). TL 21
Fragmentary and unfinished inscription of four lines on a bipartite two-storey rock-cut tomb. Since the chamber is partially buried its design remains unclear. The text mentions that the tomb owner was the father of someone and that he came from Tlos and made tomb after tomb.117 117
Thus according to Eichner (2007).
190
Birgit Christiansen
N 336
Fragmentary six-line inscription on a one-storey rock-cut tomb. The chamber shows a circumferential stone bench. The inscription consists of a building formula, a fragmentary prohibition clause and a fragmentary sanction formula referring to deities in the dat. pl. (mahãna).118 4.2.2 Kadyanda and its Vicinity A total of 5 Lycian inscriptions, with one bilingual LycianGreek name inscription (TL 32). One inscription (TL 34) is incised into a pillar tomb, the other ones are engraved on one-storey rock-cut tombs. Among them is one inscription with an ada formula (TL 31). Further, also the unpublished fragmentary inscription located between Kadyanda and Araxa which has recently been (re)discovered by Max Gander might originally have included an ada formula. 4.2.2.1 Inscription with an ada Formula TL 31
Six-line inscription on the left side of the upper cross-beam of a bipartite one-storey rock-cut tomb (fig. 41). The chamber shows a stone platform on the level of the entrance on the rear side and a recess in front of it, defining the stone platform probably as burial places or, respectively, benches on the ground level (fig. 42).119 Structure of the inscription (fig. 43 and 44): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbal type of ada formula. Transliteration: 1 upazi=j=e˜ne: prñnawate 2 hrppi: prñnezi: ehbi 3 se=ije: ñta tãte˜:120 4 tasa: miñta: meleime 5 se=˹ j˺=aladahali: 6 ada: III – The ada formula of this inscription is crucial for the understanding of the formula in general. Thus, in contrast to other formulae the verb phrase ñta ta‑ in line 3 has two 118
For an edition of the text in its archaeological and architectural context see Kogler – Seyer (2007: 109–140). 119 For this type of tomb chamber see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51). 120 According to Kalinka (1901: 28) tãte῀ was followed by an erroneously written and partially preserved . According to the photograph from 2007 the traces might, however, rather be due to damage of the stone.
dir. obj.s which are connected by the conj. se. The first one is the acc. pl. tasa miñta in line 4. The peculiar form miñta is probably to be interpreted as a “genuine alternate” of the nom.-acc. pl. neut. of the gen. adj. miñtaha “with loss of ‑h‑ between like vowels and contraction”.121 The second dir. obj. of ñta ta‑ is the acc. pl. ada + number sign in line 6. The present formula therefore emphasizes the oath taking (and thus the conclusion of a sworn contract) and the subject matter of agreement (i.e. the ada amount) in equal measure, whereas other formulae focus on the ada amount while referring to the miñti as its recipients and the oath taking as the legal action by which it was fixed. The deviation from other formulae is probably due to the specification of the oaths/sworn contracts of or rather with the miñti by the word meleime. According to Neumann (2007: 206), the form is probably a dat. pl. of a stem meleima/i‑ which might be related to the Hittite verb malai‑ “to approve, accept” (as a juridical term) and Cuneiform Luwian *malāimi-“approved, accepted”.122 This interpretation seems also on contextual grounds convincing. Thus, me‑ leime presumably refers to the people who are allowed to be buried in the tomb as “the approved/accepted ones”.123 Similar to other types of the ada formula, the dat. sg. ala‑ dahali in line 5 states the purpose of the ada amount. Thus, the inscription is likely to be rendered by: (1)Upazi
has built it (2)for his household. (3)And they have established (4)oaths/sworn agreements of/with the miñti for the approved ones(?) (5)and for the allocation(?) (6)III – ada. 4.2.2.2 Inscription without an ada Formula including Fragmentary Inscriptions TL 32
Simple Lycian name inscription on a bipartite one-storey rock-cut tomb and further name inscriptions in Lycian and Greek on a a sarcophogus on top of the rock tomb. Both tombs are partially destroyed.
121
Melchert (2004: 39). Alternatively, the form might be explained as an erroneous writing of miñtaha (thus, e.g., Neumann 2007: 215). 122 For the references in the corpus of Hittite texts see CHD L–N: 126– 127 sub voce malai‑ and :malāimi‑. 123 According to an e-mail from 15.11.2014 Melchert now also agrees with Neumann whereas he formerly only assumed a participle in the dat.-loc. pl. of unclear meaning (see Melchert 2004: 39).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
191
Fig. 41 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 31, Kadyanda (photograph: Ludwig Fliesser, 6.9.2007).
Fig. 42 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 31, Kadyanda (photograph: Ludwig Fliesser, 6.9.2007).
Fig. 43 TL 31, Kadyanda (photograph: Ludwig Fliesser, 6.9.2007).
Fig. 44 Tracing of TL 31 in its current state, Kadyanda (Birgit Christiansen 7.7.2013), based on photograph by Ludwig Fliesser, 6.9.2007 (fig. 43) (Heiner Eichner, 6.9.2007).
TL 33
Five-line inscription on a big bipartite free-standing tomb house with a relief. The chamber is apparently unfinished. It shows a small corridor with a rectangular recess on the right side and a stone platform on a slightly higher level on its left. The inscription consists of a building formula. TL 34
Fragmentary tomb inscription with 5 lines preserved (text unintelligible) on a collapsed pillar tomb.
Unpublished Nova
Fragmentary four-line inscription on a one-storey bipartite rock-cut tomb discovered by Max Gander on 30.03.2013 bet-
ween Kadyanda und Araxa. According to Gander (personal communication) and Schürr (personal communiation), who has visited the tomb after having been informed by Gander, lines 1–2 consisted of a building formula, while in line 3 presumably the word miñti is to be read which might originally have been part of an ada formula. According to Schürr, the inscription is probably the same one that has already been mentioned by Fellows (1841: 123) and, subsequently, Ritter (1859: 1000).124 4.2.3 Tlos A total of 5 Lycian inscriptions, one of which (TL 23) is a Lycian-Greek bilingual inscription. 2 inscriptions are engraved on rock-cut tombs (TL 22 and N 334), the other inscriptions are incised into sarcophagi (TL 23, TL 29, TL 30). N 334 is the only epitaph with an ada formula. 124
The design of the tomb chamber is unknown to me.
192
Birgit Christiansen
4.2.3.1 Inscriptions with an ada Formula N 334
Fig. 45 Partially buried rock-cut tomb bearing N 334, Tlos (photograph: Ludwig Fliesser, 31.8.2007).
Twelve-line inscription on the right main beam of a onestorey partially buried rock-cut tomb (fig. 45).125 Structure of the inscription (fig. 46 and 47): 1) building(?) formula; 2) verbal type of ada formula. Transliteration:126 1 ipresida 2 aje˜ta..d˹e˜˺127 3 h a˹r˺mana4 zah˹:?˺128 tidei5 ˹m˺i: ik˹u˺weh 6 ˹t?˺edi: ˹s˺e p˹rñ˺7 [n]˹e˺zijeh?: hr˹pp˺8 [i] ladi ehbi s˹e˺ 9 tideime 10 ˹s˺e(j)=aite˜ aw11 ˹a˺hãi ala12 dahali ada 13 II According to Schürr (2008a: 150f., 157, 170), N 334 disproves previous interpretations of the ada formula and the terms 125
The inscription has been edited by Tekoğlu (2002: 106–107). The design of the tomb chamber is unknown to me. 126 Revised reading on the basis of the photographs taken during a campaign for the TL project in 2008. 127 A possible reading of the first sign following is and of the second 19 one or . 128 Since the stone is damaged it is difficult to determine whether was once followed by a word divider. Further, there are traces that might be interpreted as remains of . If so, the gen. ending would rather be ‑he instead of ‑h.
Fig. 46 N 334, Tlos (photograph: Ludwig Fliesser, 31.8.2007).
awah(a)i‑ and aladahali. Since in his view an interpretation of awahãi as a gen. pl. would hardly make sense, he takes it as subj. of the verb aite˜ “they made”. He further assumes that aladahali is the acc. obj. of the sentence, because in his opinion the verb “made” does not go well with the monetary unit ada + number sign as its dir. obj. He therefore suggests that the latter is a noun phrase without a syntactical connection to the preceding words and translates the whole sentence in the following way: “und es machten die awahãi den aladahali – 2 ada”.129 By taking TL 114, TL 115 and some other inscriptions into consideration, Schürr comes to the conclusion that the awahãi are presumably functionaries of the miñti which he describes as the central administration of the necropoleis.130 Since N 334 states that the awahãi already made aladahali, he concludes that aladahali in this case replaced the oath other inscriptions refer to. Particularly the new inscription from Patara, however, makes the last hypothesis quite unlikely. Thus, according to its ada formula the oath (or rather sworn agreement) was made in order to obligate the miñti to carry out the action of aladaha‑ (inf. aladahhãna) for a specific amount of ada. Since 129 130
Schürr (2008: 150). Similar also Melchert (2015: 154).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 47 Tracing of N 334 (Birgit Christiansen, 7.10.2015) based on a paper squeeze (Martin Seyer, 31.8.2007).
other inscriptions show corresponding formula types with the noun aladahali instead of aladahhãna it is to be assumed that the noun as well as the inf. state the purpose of the payment that was agreed upon by the oath.131 The reference to the oath/sworn agreement in the respective ada formulae is most likely to ensure for the future that the agreement will be observed and the action of aladahali (which in the present study is understood as the allocation of burial places inside the tomb to eligible persons)132 will be carried out accordingly. Yet, since N 334 does not mention such an oath/sworn contract and in contrast to other verbal types of the ada formula shows the verb aite˜ instead of ñte/ñta tade˜/tãte˜ the present inscription might indeed refer to aladahali as an action that has already been performed. As suggested by Schürr, awahãi is then probably the subj. and aladahali the acc. obj. of the verb aite˜, whereas ada II is an apposition to aladahali. The verbal sentence would thus state that the awahãi have already performed the allocation, while ada II would specify the amount of money that has been agreed upon in return for the service. 131 132
Thus with Melchert (2015: 157). See the detailed discussion in chap. 9.
193
Since other ada formulae refer to the miñti as the ones who were in charge of the allocation (cf. esp. TL 11.3), Schürr’s hypothesis that the awahãi are agents or representatives of the miñti seems quite likely. As has already been argued (see the comment on TL 17), the miñti were presumably in charge of the legal acts whereas the awahãi carried out the respective physical actions. Yet, with regard to its syntactical structure also a different analysis of the sentence of lines 10–13 seems possible. Thus, in contrast to Schürr’s claim, the acc. obj. of aite˜ could very well be ada II (line 12–13), whereas aladahali might be interpreted as a dat. sg. stating the purpose of the amount of ada. Furthermore, also an interpretation of awahãi as a gen. pl. dependent on aladahali is to be taken into consideration. Schürr’s counter argument that the verb “to make” does not go well with the monetary unit ada133 is not compelling since the verb a(i)‑ “to make, to do” in this case could have the meaning “to fix, set”. Thus, parallel expressions with the Hittite verb iya‑/iye‑ as counterpart of the Lycian verb a(i)‑ are attested in KUB 29.39+ i 6/9f. with dupl. IBoT 3.75: 13, edited by Košak (1988): ša 1 udu 1 gí[(n) k(ù babbar ši-i)mšu ˹i-ia-at-te˺-en „for one sheep you have made its [(pr)]ice 1 sheke[(l)] sil[(ver)]”) and in an elliptic expression without šīmu/happar “price” in KUB 29.39+ i 10/13f.: [kinuna] 2 gín ˘ 1 ½ gín kù.babbar! i-ia-a[t-te-ni] “[now] you(2.pl.) will make (i.e. fix) 2 shekels (or) 1 ½ gín (as its price).” Yet, in view of the fact that the more common verbal types of ada formulae refer to the establishment of the ada amount with the verb phrase ñte/ñta tade˜/tãte˜ + ade‑ + number sign, Schürr’s analysis is to be given precedence. Furthermore, it might be backed by the supposable meaning of the term awah(a)i‑ and the alleged division of functions between the miñti and the awahãi as stated above. Consequently, the following translation seems the most likeliest: (1)Ipresida (5)the
child (2–3)of Aje˜ta..de˜ (3–4)(and?) of Armanaza, (5–7)the father and household member of Ikuwe, (7–9)fo[r] his wife (9)[and] the children. (10–13)And the ones who let down/inter(?) made/carried out the allocation(?) – II ada (have been established for it). 4.2.3.2 Inscriptions without an ada Formula TL 22
Two-line inscription on the smoothed rock below a niche grave which is situated approximately 2,5 m above a onestorey rock-cut tomb with a single door. The text mentions a person named Hriχttbili (who is further specified by a title) and his wife in the nom. case. 133
See Schürr (2008a: 150).
194
Birgit Christiansen
TL 23
Bilingual Lycian-Greek inscription of 5 lines each on a sarcophagus. The Greek one consists of a building formula with a beneficiary phrase mentioning the tomb owner and his children. The first four lines of the Lycian inscription equal the Greek text, while the fragmentary fifth line presumably contains further information.134 TL 29
Fragmentary Lycian inscription of 19 lines on a sarcophagus with hyposorion. The text consists inter alia of a building formula with a beneficiary phrase and a “dating” formula. TL 30
Fragmentary two-line inscription on a sarcophagus. At the beginning of line 1 presumably the name of the tomb owner is stated. It is followed by ade[- - - -]. Judging by its position it is rather a filiation or title than part of an ada formula. Line 2 also consists of a title. 4.2.4 Xanthos A total of 11 burial monuments with Lycian inscriptions and 1 worked block of limestone (which was probably originally part of a rock-cut tomb). Among the 11 monuments are 5 one-storey rock-cut tombs (bearing TL 37, TL 39, TL 47, TL 48 and TL 49) and 1 two-storey rock-cut tomb (bearing TL 38). 2 inscriptions are engraved on pillar tombs (TL 44 and TL 50), 3 on sarcophagi (TL 36, TL 43, TL 46). Among all inscriptions 8 contain an ada formula while 5 do not (counting TL 48a, TL 48b and TL 49 as 3 inscriptions). 4.2.4.1 Inscriptions with an ada Formula TL 36
Seven-line inscription on the long side of a sarcophagus with hyposorion and pointed arch lid with imitation of wooden construction (fig. 48). Neither the lower chamber (fig. 49) nor the upper chamber (fig. 50) shows benches or other installations.
134
According to Melchert (2004: 7), the respective clause refers with the noun aχ[u]ti (acc. sg. of aχãti) to a “priest of animal sacrifice”. Neumann (1993: 38; 2007: 171), however, assumes that aχ[u]ti together with the following restored [k]˹m ˜ m˺[e]t[i] equals the Greek phrase τέκνοις αὐτοῦ. Yet, since the end of line 3 is not preserved, it might also be the case that the Lycian counterpart of τέκνοις αὐτοῦ is to be restored at the end of line 3 (and possibly the beginning of line 4).
Fig. 48 Façade of the hyposorion sarcophagus bearing TL 36, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 25.9.2003).
The last two lines of the inscriptions are incised in a deepened field. Structure of the inscription (fig. 51): 1) building formula; 2) verbal type of ada formula; 3) beneficiary phrase. Transliteration: 1 ebe˜ñne˜: prñnawã: m=ene prñnawate˜ 2 ahqqadi: pizibideh: tideimi: se: 3 hm ˜ prãmeh: tuhes: se=ije ñta tade˜: miñti 4 aladehali: ada: O –: se=j=e˜tri: ñtata: 5 ada: III – se pijete˜: hrzzi: ñtatã: ladi: ehbi: se mñneτeidehe 6 esede˜ñnewi ) se pijete˜: e˜tri: ñtatã: prñnezi: 7 atlahi: The ada formula of this inscription is exceptional in the following respects: First, the word miñti in the verbal clause of lines 3–4 is not as usually preceded by tesi. A reference to a sworn agreement is therefore missing.135 135
Whether the word was left out by chance or on purpose cannot be decided.
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Fig. 49 Lower chamber of the hyposorion sarcophagus bearing TL 36, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 25.9.2003).
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Fig. 50 Upper chamber of the hyposorion sarcophagus bearing TL 36, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 25.9.2003).
Fig. 51 TL 36, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 25.9.2003)
196
Birgit Christiansen
Similar to other formulae (cf. esp. TL 31.3–6), the acc. obj. of the verb phrase ñta tade˜ is most likely ada + number sign, whereas miñti as a dat. sg. denotes the recipient on the ada amount. A further peculiarity of the ada formula in TL 36 is that it states two ada amounts. While the first one is not specified in a local respect the second one is qualified by the dat.loc. sg. e˜tri ñtata “for the lower chamber”. Since the upper chamber according to lines 5–6 is reserved for the consanguineal descendant(s)(?) of Mñneτeide, whereas the lower is designated for burials of the tomb owner’s household the ada amount of O – mentioned in line 4 is most likely meant as the one for the upper chamber.136 Translation: (1)This building has built (2)Ahqqadi, the child of Pizibide and (3)the nephew of Hm ˜ prãma. And he has established (4)O – ada (3)for the miñti (4)for the allocation(?). And for the lower chamber (5)III – ada. And he (i.e. the tomb owner) has given the upper chamber to his wife and (6)the consanguineal descendant(s)(dat.sg.)(?) (5)of Mñneτeide. (6)And he has given the lower chamber to his (7)own (6)household.
Fig. 52 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 38, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
TL 38
Nine-line inscription on the rock wall at the left side of a bipartite two-storey rock-cut tomb (fig. 52). The inscription is placed on the level of the upper half of the lower storey. The tomb chamber of the lower storey is equipped with three benches, each of them embedded in a niche. The stone floor shows a rectangular recess which defines the adjacent parts of the floor presumably as further burial places (fig. 53).137 The entrance of the upper chamber is undamaged, the chamber is therefore unaccessible. Structure of the inscription (fig. 54 and 55): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbal type of ada formula.
The number sign O – has probably the value 10 ½ while III – is likely the sign for 3 ½ so that the amount for the upper chamber is higher than the one for the lower chamber. This is in compliance with other inscriptions like TL 57 (Antiphellos/Kaş), TL 94 (Myra), N 306 (Çagman) and TL 118 (Limyra), according to which the upper chamber is regarded as the more exclusive one in that its use is restricted to the tomb owner and his wife (and in case of TL 94 also to a person named Haχãna). For a detailed discussion in consideration of the architecture of the monuments see Borchhardt (1993). For the identification of Haχãna with the daughter of the tomb owner and his wife on the basis of the relief of the monument bearing TL 94 see Borchhardt – Eichner – Pesditschek –Ruggendorfer (1997–1999: 65). 137 For this type of tomb chamber see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51).
Fig. 53 Lower chamber of the rock-cut tomb bearing TL 38, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
136
Fig. 54a TL 38, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
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+ number sign. The recipient of the ada amount is specified by the dat. sg. mñti (which is apparently an erroneous writing for miñti), whereas the dat. sg. tesi denotes the legal act through which the amount of money has been determined. In contrast to similar ada formulae with the verb phrase ñte/ ñta ta‑ (cf., e.g., 42b.2), the term aladahali and thus a reference to the purpose of the payment (“for the allocation(?)”) is missing.
Fig. 54b TL 38 (in sunlight), Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Translation: (1)This building (2)has built (3)Ijetruχle, (4)the wasaza of (3–4)Hurttuweti (5)for wife (6)and children. (7)And they have established (8–9)III ada (8)for the miñti (8)under oath/ by (means of) a sworn agreement. TL 39
Eight-line inscription beside the right side of the door of an Ionian rock-cut tomb with vestibule (fig. 56). The tomb chamber shows two benches in niches on the rear side upon each other and two further benches in similar design on the right side (fig. 57). Structure of the inscription (fig. 58 and 59): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) “positive” disposition(?); 3) prohibition clause; 4) verbal type of ada formula.
Fig. 55 Tracing of TL 38 based on the original stone inscription in its current state, Xanthos (Birgit Christiansen 25.7.2009).
Transliteration: 1 ebe˜ñne˜ prñnawu 2 m=ene prñnawate˜ 3 ijetruχle: hurttu4 weteh: wasaza: 5 hrppi ladi: 6 se tideime 7 se=ije ñta tete˜ 8 tesi mñti: ada:138 9 III In the ada formula the verb ta‑ in the 3. pers. pl. pret. is accompanied by the preverb ñta and the local particle ‑ije. As especially indicated by the ada formula in TL 31.3–6, the acc. obj. of the verb phrase is most likely the monetary unit ada 138
The existence of the word divider which is missing in the tracing by Kalinka (1901: 33) could be verified by an autopsy as well as a paper squeeze and photographs taken in August 2009.
Transliteration: 1 eb139e˜ñne˜: prñnawu: m=e=ti prñnawate˜ 2 me˜mruwi: χñtenubeh: tideimi 3 hrppi esedeñnewi: χñnahi ˜ mati 4 ehbiehi:140 se θurttãi: lada se=ñne: sm 5 tijãi: kbijehis: me=ñne: ni(j)=esu 6 esedeñnewi: epttehi: ñtepi=ta˹ne˺ 7 se=ije: ñta tãte˜: tesi miñti: 8 aladahali: ada: III For the interpretation of the ada formula attested here see the commentary on TL 31 and TL 38.7–9. The sentence following the building formula is difficult to understand. The word sm ˜ mati is likely a 3. pers. sg. of a transitive verb with a meaning “to bind, enjoin, oblige, pledge” or similar.141 It is construed with the acc. obj. kbijehis “those of others” and ‑ ñne “to/for them” as its indir. obj. The noun tijãi is presumably a nom. pl. form designating the agent. Provided that it is an a-noun to *ti‑ (cf. tti‑ “to 139
The letter is in the whole inscription written in the rare form with only the lower loop, which probably indicates a later date of the inscription. For a discussion see Rix (2015: 103f.) with further literature. 140 Melchert (2001) transliterates ehbijehi, but is clearly missing. 141 Similar Melchert (2004: 58): “bind, enjoin) (= “command” and “forbid”).
198
Birgit Christiansen
Fig. 56 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 39, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Fig. 57 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 39, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
cause/demand to pay” and ttl(e)i‑ “to pay”), as has been suggested by Melchert (2004: 67), a translation “the payers” or rather “the ones who are responsible for the payment” might be considered. Thus, the sentence is probably not a sanction formula,142 but a clause that either enjoins the payers of the ada amount to take care of the beneficiaries or allows them to initiate further burials, but – according to the following disposition – not so far as to include their mere consanguineal descendants. In N 320, however, sm ˜ mati is attested in an intransitive construction. Due to the fact that the Lycian clause me=pdde˜: mahãna: sm ˜ mati: ebette in N 320a.37–38 corresponds to the Greek clause ἁρματωλὸς στω τῶν θεῶν τούτων in N 320b.33–34 a meaning “to be obliged/responsible/liable” might be considered.143 142
143
Thus, e.g., Melchert (2004: 67). Due to the Greek wording, Schürr (2008a: 165) suggests an analysis of sm ˜ mati as an adj. This, however, is not compelling since the Lycian and Greek version might not exactly agree with each other. Thus,
Fig. 58 TL 39 from Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Fig. 59 Tracing of TL 39 in its current state, Xanthos (Birgit Christiansen, 12.7.2013) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 22.8.2000).
It is followed by a prohibition clause with the 3. pers. sg. imp. of es‑ that similar to other verbal types of prohibition clauses forbids that persons besides the beneficiaries will be buried in the tomb.144 Translation: (1)This building has built (2)Me ˜mruwi, the son of Xñtenu(3) bi, for the consanguineal(?) descendant(s)(?) of (4)his (3)grandmother (4)and for the θurttas’(gen.pl.) wifes. And the (5)payers(?) shall/may bind(?)/enjoin(?) those of others to/on them. And it should not be (allowed) (6) to them ἁρματωλὸς στω might very well equal a Lycian intransitiv verb. See, e.g. Hajnal – Kottsieper (2001: 197), who render the Lycian word with German “haften”. For similar suggestions see also Neumann (2007: 328–329). 144 Thus, the clause is in the present study understood as an independent clause, whereas Schürr (2008a: 165) considers it as dependent on the preceding clause. Cf. his translation: “und ihnen (seien) verantwortlich die tijãi, daß ihnen die (sc. Frauen) von anderen nicht sei, ihrer Nachkommenschaft hinzuzulegen.”
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to pla[ce] inside their consanguineal(?) descendant(s)(?). (7)And they have established under oath/by (means of) a sworn agreement for the miñti (8)(namely) for the allocation(?) III ada. TL 41
Fragmentary five-line inscription on a worked block of limestone (of a former rock-cut tomb?), now kept in the British Museum (fig. 60). Structure of the inscription (fig. 61): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbal type of ada formula. Transliteration: 1 ebe˜ne˜: prñna˹w˺[ã - - - -]145 2 turlleh: tid˹e˺i[- - - -]146 3 se=sedeñnewi:147 χ[- - - -]148 4 ñta=ija tade˜: tas[a - - - -] 5 se(j)=e˜tre: ada III: The ada formula consists of a verbal sentence made up by the verb ta‑ in the 3. pers. sg. pret. Unlike similar inscriptions, it is preceded by ñta=ija (with umlaut in the encl. particle) instead of the more common word order ‑ije ñta/ñte (c.f., e.g., TL 36.3–4, TL 47.2–3, TL 31.3–6). A similar formula type without a sentence initial conj. and reversed word order of ‑ije and ñta/ñte is attested in TL 50 x?+1 (ñte=ije tãte˜). Another peculiarity of the inscription is that the acc. obj. of ta‑ is apparently the pl. tasa. In analogy to TL 31.3–6, where tasa is followed by miñta (< miñtaha(?)) miñta or rather miñtaha might also be restored in the gap in TL 41.4. Similar to TL 36.3–4 and TL 57.4–6, in line 5 a separate amount of money for the lower tomb chamber is determined. Since e˜tre is not followed by a term for the tomb chamber it can be assumed that the inscription at the end of line 4 originally contained also a specification of an ada amount for the upper chamber in analogy to TL 57.4–6. Translation: (1)This buildin[g ... ] (2)the chi[ld] of Turlli [ ... ] (3)and the consanguineal(?) descendant(s)(?) [of the] gr[andmother. And] he has established for it oat[hs …]/swo[rn agreements …] and for the lower (tomb-chamber) III ada. Presumably to be restored by m=e=ti/m=ene or sim. + verb prñnawate˜ + name of the tomb builder. The original length of this and the other lines can only be estimated on contextual grounds. 146 Likely to be restored by hrppi “for” + beneficiaries besides the ones mentioned in the following. 147 With aphaeresis of initial vowel of esedeñnewi after se. 148 Likely to be restored in accordance with TL 39.3-4: esedeñnewi χñnahi ehbiehi “the consanguineal descendant(s) of the grandmother” and the clause initial conj. + encl. pron. se=ije as, e.g., in TL 38.7. 145
Fig. 60 Worked block of limestone bearing TL 41, Xanthos, now kept in the British Museum (Regina Hügli, 13.3.2008).
TL 42
Two two-line inscriptions (TL 42a and b) on a rock-cut tomb documented by Fellows (1841: tab. 36, no. 14) and in an unpublished notebook entry by Kalinka (1908) reproduced by Adiego (2014: 159). Since the tomb could not be rediscovered before 1908, Kalinka gave in his corpus of Lycian inscriptions (1901: 36–37) only a reproduction of Fellow’s copy and a transliteration of the second inscription (TL 42b) with improved readings. Since the first inscription (which in the present article is as per Adiego referred to as TL 42a) is obviously incomplete, Sharpe apud Fellows (1840: 481–482) stated: The artist seems to have made a mistake when he commenced this inscription, and on discovering his error, to have begun again lower down : we may disregard altogether the unfinished words in the upper part, and begin where it is corrected.149 Subsequently, TL 42a was largely ignored.150 Adiego, however, inferred from Kalinka’s notebook entries from 1908 that TL 42a had actually been a complete inscription of which the right side was hidden and therefore only partly be documented by Fellows in 1840 and Kalinka in 1908. Yet, Fellows’ copy as well as the one by Kalinka suggests that TL 42a Thus Sharpe apud Fellows (1841: 481–482). See also Kalinka (1901: 37) and Adiego (2014: 157). 150 Cf., e.g., Kluge (1910: 48) who gives only a transliteration and translation of TL 42b without even mentioning TL 42a. Friedrich (1932: 62), however, counts TL 42a and TL 42b as lines 1–4 of one inscription, but transliterates only the complete lines (i.e. TL 42.3–4 or, rather, following Adiego, TL 42b). With regard to the uncomplete lines he states that except for the beginnings they are completely destroyed (Friedrich 1932: 62 n. 42). Cf. also Melchert (2001) who follows Friedrich in the numbering of the lines, but transliterates only TL 42b (or, rather, TL 42.3–4). 149
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consisted in fact of only 5 letters in line 1 and 10 letters in line 2. Thus, Fellows usually marks broken or illegible parts and in many cases also the position and boundaries of the lines.151 In Kalinka’s copy the last letter of line 2 is followed by a small line which likely marked the end of the text. The word written above is difficult to decipher, but presumably to be interpreted as the Latin word sic. If so, it was apparently meant to indicate that no other signs followed although the text is incomplete. This interpretation is backed by the fact that Kalinka refers to the two lines of TL 42a as “zwei Kurzzeilen”. His description of the two inscriptions as well and their position on the monument is, however, in a telegraphic style and partly ambigious. In addition, Kalinka apparently made a mistake when indicating the position of the lines of one or even both inscriptions. Thus, he wrote:152 (1)Xanthos: östl. vom Nereidenmonument, am Wege neben dem (2)Fundort der Euelthon-Inschriften, bei einer strohgedeckten (3)Hütte des Mughla Mussa Oghlu Bei. (4)An der Strassenseite des grossen Stadtgartens. (5)Ein abgestürztes, oder angeblich absichtlich herabgestürztes Gesims-(6) stück eines Felsgrabes im Holzbaustil mit Rundhölzern. (7) Inschrift: zwei Kurzzeilen in lyk. Schrift am Querbalken ober-(8)halb der Rundhölzer. Unterhalb dieser 2 Zeilen, deren rechtes (9)Ende durch einen grossen Stein verdeckt ist, auf dem das Gesims-(10)stück unverrückbar aufliegt. (11)Über den Rundhölzern 3 Dachbalken, Inschrift (12)auf dem untersten und auf d. Epistyl unmittel-(13)bar unterhalb der Rundbalken. An illustration by Fellows or Scharf, however, indicates presumably the right position of TL 42b.153 According to it, the inscription is engraved on the upper crossbeam of a twostorey rock-cut tomb. Since the illustration depicts only the right side of the lower storey, the design of the upper part of the tomb as well as the position and outward appearance of TL 42a remains unclear. Irrespective of these obscurities and discrepancies, Adiego is certainly right in pointing out that TL 42a should not be disregarded. This applies especially for line 2 which consists of the beginning of a verbal type of ada formula. In contrast to TL 42b, it is construed with the verb ta‑ in the 3. pers. pl. pret. In line 1 we find a form of the demonstrative pron. ebe‑ 151
Thus, e.g., Fellows (1841: pl. 36 no. 2 [= TL 110], no. 3 [= TL 117], no. 6 [= TL 2], no. 11 [= TL 11]. Yet, there are also cases like pl. 36 no. 16 where the breakline is not marked in the copy. The comment by Sharpe, however, states that half of each line is lost (Sharpe apud Fellows: 1841: 488). 152 My thanks go to Ignasi-Xavier Adiego for sharing with me the scans of this and the other pages of Kalinka’s notebook concerning TL 42. 153 See Slatter (1994: 98 fig. 41). I am indebted to Diether Schürr for calling this illustration to my attention and discussing with me several aspects concerning both inscriptions.
and therefore in all likelihood the beginning of a building formula. Kalinka provided in his notebook improved readings for both inscriptions accompanied by the statement that it they are based on a cursory copy from a squeeze (“flüchtige Abschrift eines Abklatsches”).154 Since we deal with two inscriptions engraved on different parts of the tomb’s façade, the formulation in the singular instead of the plural is remarkable. If both transliterations were based on squeezes, one would expect rather the plural (“flüchtige Abschrift zweier Abklatsche” or similar). For this reason and the fact that the whereabouts of the squeezes are currently unknown, the reading is only with caveats as Adiego (2014: 160) has already pointed out.155 However, in consideration of the fact that Kalinka’s transliterations are at large more reliable than the ones by Fellows, Kalinka’s copy should be given precedence. Furthermore, as has convincingly shown by Adiego, the improved readings are more plausible. Structure of TL 42a: 1) building formula (presumably with beneficiary phrase) and 2) verbal type of ada formula. Structure of TL 42b: 1) building formula with beneficiary phrase and 2) verbal type of ada formula. Transliteration: TL 42a 1 ebã?!ñn156 vacat? 2 se=i(j)e ñte tãt vacat? Translation: (1)This ... (2)And they have establi[shed ... ]. TL 42b 1 ebe˜ñne˜: χupã: m=e=ti prñnawate˜: tuwala: hrppi ladi: 2 se tideime: se=ije ñt=tade˜:157 tesi: miñti: aladahali: ada: II (vacat)
154
For a reproduction of the notebook entry see Adiego (2014: 159). An example which suggests that Kalinka’s copy might not be absolutely reliable is the fact that Fellows’ copy of TL 42b.1 in contrast to the one in Kalinka’s notebook shows a gap between the letter sequence and the following two letters. According to Fellows’ copy these letters are presumably to be interpreted as or whereas Kalinka’s copy suggests the reading . Furthermore, from the corrections in Kalinka’s transliteration regarding the fourth and fifth letter of the PN in TL 42b.1 it might be deduced that the inscription was difficult to read. 156 Adiego (2014: 160) transliterates ebe˜ñn[. Kalinka’s drawing in the notebook as well as Fellows’ drawing show, however, rather the otherwise unattested and possibly erroneous form with instead of . 157 Or, rather, ñt tade˜. Whether the otherwise unattested form is due to a writting error or to be interpreted as a phonetic syncope re155
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Transliteration: 1 [- - - - - - - - - - - -]kk[- - - -]˹l?˺a˹z?˺[- - - -] 2 [- - - - - - - - ti]deim[e? se χa]˹h˺ba: ehb[ije?] 3 [- - - -] ˹mi˺[ñ]ti: aladaha˹l˺[i] 4 [- - - -] O158
Fig. 61 Hyposorion sarcophogus bearing TL 46, Xanthos (Ludwig Fliesser, 24.7.2009).
Fig. 62 Tracing of the part of the lines of TL 46 which are still to be found in situ in Xanthos (Birgit Christiansen, 24.7.2009).
Translation: (3)This tomb has built Tuwala for wife (4)and children. And he has established II ada under oath/by (means of) a sworn contract for the miñti, (namely) for (the purpose of) the allocation(?). TL 46
Fragmentary four-line inscription on the long side in and above a deepened field of a broken hyposorion sarcophagus (fig. 61). Parts of the last third of the lines are still to be found in situ and have been edited by Kalinka (1901: 50). A further small fragment with two letters of the first and third line and three letters of the second line has been published by Laroche (1974: 139–141) on the basis of a copy by Scharf. Structure: 1) presumably building formula with beneficiary phrase (only partly preserved); 2) presumably verbal type of ada formula. mains unsure. See Adiego (2014: 164) who opts for the first interpretation.
Lines 1–2 presumably consisted of a building formula with a beneficiary phrase. Of the latter remains of dat. forms of tideime/i‑ “child” and χahba‑ with the likely meaning “grandchild” are preserved.159 Since in most beneficiary phrases the dat. pl. forms of tideime/i‑ and other terms of relationship except for lada‑ “wife” are to be found, also in TL 46.2 the dative pl. forms of tideime/i‑ “child” and χahba‑ ehbi(je)‑ are likely to be restored. Yet, also a restoration of the dat. sg. forms tideimi and χahba ehbi might be considered.160 The sequence in line 1 might originally have been part of the name of the tomb owner. Lines 3–4 are presumably to be restored by a verbal type of the ada formula (either with the verb ta‑ in the 3. pers. pl. pret. like in TL 39 or TL 42a.2 or with the verb ta‑ in the 3. pers. sg. pret. like in TL 42b.1). In general also a verbless type of ada formula is possible. Yet, due to the fact that in Xanthos only verbal types are attested a respective restoration is more likely. Furthermore, the word miñti (which probably is to be restored in line 3) appears only in two inscriptions from Telmessos in verbless types of the ada formula (TL 2 and TL 3). In all inscriptions from the Xanthos region as well as in the inscriptions TL 114 and TL 115 from Limyra the word is attested in verbal sentences. Translation: (1)[............] ... [...] ... (2)[....... for ... and the ch]ild[ren? and] hi[s grand]children?(?).161 (3)[And he has/they have established] for the mi[ñ]ti, (namely) for (the purpose of) the allocatio[n](?) O [ada].
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In contrast to Kalinka (1901: 50), Friedrich (1932: 70) and subsequently Melchert (2001) render the number sign by O – instead of O. Thus, they interpret the traces following the number sign as a horizontal engraving belonging to the number sign. According to the tracing by Kalinka (1901: 50) and an autopsy in 2009 the traces are more likely due to damage of the stone. Cf. also Frei (1976: 8), who renders the number sign by O while considering also O – as possible. 159 For the meaning of χahba‑ see Melchert (2004: 80) and Neumann (2007: 109f.) with further literature. 160 Thus, in the beneficiary phrases of TL 4, TL 51, TL 112, TL 114 only one child is mentioned as beneficiary. Yet, except for TL 4.3 in those cases also the name of the child is mentioned. 161 Or, respectively, “for ... and the ch]ild [and] hi[s grand]child(?).”
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TL 47
Three-line inscription on the cross-beam above the door of a one-storey rock-cut tomb with one door (fig. 63). The chamber shows one bench on the right side and one on a higher level on the left, both in niches (fig. 64). Structure of the inscription (fig. 65 and 66): 1) building formula with beneficiary phrase; 2) verbal type of ada formula. The inscription contains a standard verbal type of ada formula with the verb ta‑ in the 3. pers. sg. pret. For its analysis and meaning see, e.g., the comment on TL 38.7–9.
Fig. 63 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 47, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Fig. 64 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 47, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Transliteration: 1 ebe˜ñ˹n˺e˜ ˹χ˺upu m=˹e˜˺=ti ˹p˺rñnaw˹a˺te˜ hura 2 ike˹z˺i ˹hr˺ppi ladi ehbi se tide˹i˺me se=ije 3 ˹ñte˺ tade˜ tesi miñti ada II –) Translation: (1)This tomb has built Hura, the ikezi/the one of Ikos(?) for his wife and the children. (2–3)And he has established under oath/by (means of) a sworn contract for the miñti II –) ada. TL 50
Lycian and Greek inscription on a partially destroyed pillar tomb (fig. 67). The two-line Lycian text is incised at the Northern side below the floor of the tomb chamber’s board (fig. 68), two fragmentary lines of a Greek inscription are engraved on nearly the same level at the Eastern side. Whether the Lycian text is complete remains unclear. According to Kalinka (1901: 52) the first part, presumably consisting of a building formula with a beneficiary phrase, might have been engraved on the upper part of the tomb. Although other inscriptions suggest that the text is in the present form incomplete, evidence for an originally more extensive formula is absent. The preserved ada formula consists of a verbal sentence with the verb ta‑ in the 3. pers. pl. pret. Similar to TL 41.4–5
Fig. 65 TL 47, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 21.9.2003).
Fig. 66 Tracing of TL 47 in its current state, Xanthos (Birgit Christiansen, 3.9.2013) based on a paper squeeze (Heiner Eichner, 20.9.2003).
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a clause initial conj. is missing. Instead, in TL 50 the preverb ñte precedes the encl. particle ‑ije, while TL 41 shows the sequence ñta=ija tade˜. Structure: verbal type of ada formula, presumably originally preceded by a building formula. Transliteration: 1 ñte=ije tãte˜: tesi: miñti 2 aladehali: ada: O – Translation: (1)They have established under oath/by (means of) a sworn agreement for the miñti (2)for (the purpose of) the allocation(?) O – ada. N 341
Partially erased Lycian inscription of 5 lines and a Greek epitaph dating in the Roman Imperial period on a fragment of a one-storey rock-cut tomb that has been accidentally destroyed in the course of construction works on the street of Xanthos (fig. 69).162 The Greek epitaph, which consists of three lines, is engraved above the imitation of the wodden construction below the roof. The first four lines of the Lycian inscription are incised upon the upper beam below the imitation of the wooden construction, the fifth line is engraved on the upper part of the door frame (fig. 70). While the end of the ada formula in line 5 of the Lycian text can be read very clearly, the partially erased signs of the first 4 lines are only with great difficulty to be deciphered.163 However, at closer inspection most parts of the text can be recognized (see the drawing based on an autopsy, fig. 71). Thus, it can be said with certainty that the inscription starts with a building formula with a beneficiary phrase. The tomb builder’s name, which is likely to be read .elew?ije˹hi˺, is followed by a patronym, which might be read Xudrehila164 – a personal name that is otherwise attested in the nom. in TL 73 (Kyaneai) and TL 132.1 (Limyra). A special feature of the present inscription is that the beneficiary phrase mentions the tomb owner himself and presumably his household (prñna[z]i instead of prñnezi as in other inscriptions or house (prñna[w]i in a met-
Fig. 67 Pillar tomb bearing TL 50, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 26.9.2003).
Fig. 68 TL 50, Xanthos (photograph: Regina Hügli, 26.9.2003). 162
For a description of the tomb see Cavalier 2003, 205 (tomb R22). According to the author the Lycian inscription is except for a few letters virtually erased. The description solely refers to the ada formula which according to the author stipulates a fine in case of an illicit allocation of the tomb: “Les quelques lettres conservées permettent d’y reconnaître la formule banale prévoyant une amende en cas de réoccupation illicite de la tombe.” 163 The signs of lines 1–4 are also smaller than the ones of line 5. As far as can be determined they were also less deeply engraved than the ones of line 5. 164 Thus with Schürr (e-mail from 20.10.2014).
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Fig. 69 Fragment of a rock-cut tomb bearing N 341, Xanthos (photograph: Ludwig Fliesser, 13.9.2007).
onymic sense). The beneficiary phrase was likely followed by a verbal type of ada formula with the 3. pers. sg. pret. of the verb ta‑ (possibly preceded by ˹ñ?t?a?!˺/ ˹ñ?t?e?!˺), the noun tesi in the dat.-loc. sg. and ada + number sign. The 3. pers. of the verb ta‑ is followed by the letter . The end of the line is not preserved. Due to the fact that at the beginning of line 5 an is preserved, tade˜ was probably followed by miñti. If so, N 341 would be the only known inscription in which the word tesi is not followed but preceded by miñti. Consequently, the hypothesis that tesi miñti act as a compound noun in the respective inscriptions, would be proven wrong.165 The first of the following word ada which is written below was presumably unintentionally left out and later added. Transliteration: 1 ebe˜ñn˹e˜˺ ˹χ˺upu: m=e=ti prñnawa‑ 2 te˜.el˹ew?i˺ je˹hi˺ ˹χ?u?d?r?˺ehil‑ 3 a˹h?˺ hr!p˹i˺ atli eh˹bi˺: se ˹pr˺ñna[z?/w?] 4 i ehbi se=ije ..i166 ta˹de˜˺ m[iñt?‑ ] 5 i tesi ada:167 II Translation: (1)This tomb has built (2).elewijehi [(the child)] (2–3)of X?u?d?r?ehila (3)for himself and for (3–4)his house[hold]
165
For a discussion see also the comment on TL 4. Since the assumption of a compound noun tesi miñti was also partially based on the alleged Greek equivalent τουξομενδυς which has now been proven wrong (see chap. 4.1.1.1) it can virtually been dismissed. 166 The traces of the first sign (or rather the first two signs) after look like double . Of the subsequent letter only the vertical line is clearly to be recognized. Then an is likely to be read. Judging from analogous formula types, the word is probably to be emended to ñta/ñte. 167 The first is written below .
Fig. 70 N 341, Xanthos (photograph: Ludwig Fliesser, 13.9.2007).
(?)/hou[s]e(?). (4)And
he has established (4–5)for the m[iñt]i (5)under oath/by (means of) a sworn agreement II ada. N 344
Two-line Lycian inscription on a half-buried rock-cut tomb found in the East of the Northern necropolis of Xanthos (fig. 72).168 The design of the chamber is unknown. The inscription (fig. 73, fig. 74) has been documented by me within the framework of the TL project in September 2009. Structure: 1) building formula; 2) ada formula. The inscription shows a unique type of an ada formula which consists of a verbless sentence with the noun tesi in the dat.-loc. sg., and ada + number sign. Transliteration: 1 ebe˜ñne˜˹:˺ χupu: m=e˜=ti prñnawate˜[:?]169 pdde˜χñta 2 hrppi ladi˹:?˺170 ehbi˹:?˺171 se ti˹d˺eime[:?] tesi˹:?˺ ada II – Translation: (1)This tomb has built Pdde ˜χñta (2)for his wife and the children. Under oath/by (means of) a sworn contract II – ada. 168
Besides the Lycian inscription the tomb bears also a later Greek inscription which will be published separately by Patrick Baker. 169 According to the photographs taken in July 2009 prñnawate˜ is followed by slight traces which probably are to be interpreted as remains of a word divider. 170 According to the photographs taken in July 2009 ladi is followed by two dots which might be interpreted as remains of a word divider. Due to the fact that they have not been identified by autopsy in July 2009 they are not marked in the tracing. 171 According to the photographs taken in July 2009 ehbi is followed by one dot which might be interpreted as the upper part of a word divider. Since the dot has not been identified by autopsy in July 2009 it is not marked in the tracing.
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205
Fig. 71 Tracing of N 341 based on the original stone inscription, Xanthos (Birgit Christiansen, 20.7.2009).
Fig. 72 Façade of the half-buried rock-cut tomb bearing N 344, Xanthos (Ludwig Fliesser, 28.7.2009).
Fig. 73 N 344 from Xanthos (photograph: Ludwig Fliesser, 28.7.2009).
Fig. 74 Tracing of N 344 from Xanthos based on the original stone inscription (Birgit Christiansen, 28.7.2009).
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4.2.4.2 Inscriptions without an ada Formula TL 37
Six-line Lycian inscription on the smoothed rock wall at the left side of a one-storey rock-cut tomb with two doors. The text consists of a building formula with a beneficiary phrase (for his younger brother and himself). TL 43
Two-line Lycian inscription on a huge sarcophagus (“Merehi sarcophagus”) with relief in the design of a Lycian house with imitation of wooden structure, no door. The text consists of a building formula with a beneficiary phrase and a “dating” formula.
TL 44
Inscriptions in Lycian A, Greek (verses) and Lycian B on a pillar tomb. Inter alia, insofar as it is intelligible, the epitaph consists of large parts telling about the deeds of the ruler.172 TL 48 and TL 49
Two different Lycian inscriptions at the façade of a rock-cut tomb (TL 48a and b), one Lycian inscription in the inner side above the bench on the rear side which is situated in a niche (TL 49). The front side of the bench shows three rectangular depressions which correspond to three holes in the ceiling. Presumably, they functioned as peg holes to which massive slabs were attached in order to serve as a partition inside the burial chamber. Two further benches are located on a lower level on the left and on the right side of the chamber.173 TL 48a is a three-line inscription consisting of a building formula with a beneficiary phrase. TL 48b is a five-line inscription that similar to TL 48a and TL 49 refers to the tomb builder Padrãma/Padrm ˜ ma/Padrñma). Its content is unclear. According to Melchert (2004: 14, 28) it states that the tomb was sold by Padrm ˜ ma and bought by a certain Qarñnaχa. TL 49 is a one-line inscription stating that nobody beside Padrñma should be placed on the bench on the rear side. 4.2.5 Patara Nova on a sarcophagus found in 2011 in Patara (text number has still to be determined) 172
For a detailed comment on the text and the monument see Borchhardt – Eichner – Pesditschek – Ruggendorfer (1997–1999: 17–56). 173 For a detailed description of the archaeological and architectural situation see Seyer (2006).
Fig. 75 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 57, Antiphellos/Kaş (photograph: Ludwig Fliesser, 17.9.2007).
According to Tekoğlu174 the text consists of a building formula, a verbal type of the ada formula similar to the one attested in TL 42b, but with the inf. aladahhãna instead of aladahali. As the only tomb inscription of the Xanthos region, the inscription consists further of a curse formula that threatens a potential tomb violator with the destruction by the “miñtian gods”. Thus, besides TL 6 of Levissi it is the only tomb inscription from Western Lycia with a sanction formula with divine agents. In this aspect it resembles a number of inscriptions from Central and Eastern Lycia like TL 57. 4.3. Central Lycia 4.3.1 Antiphellos/Kaş TL 57
Seven-line Lycian inscription with the first five lines on the upper cross beam of the main construction of a two-storey rock-cut tomb with pointed arch lid and lines 6–7 on the door lintel (fig. 75). Upper chamber: 2,01 m width, 0,73 m depth, 1,56 m height. Four fixing holes at the rear indicate an installation of a bench in the height of 0,36 m (fig. 76).175 174 175
Personal communication. See also Melchert (2015: 157). See Borchhardt (1993: 12–14).
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Fig. 76 Upper chamber of the rock-cut tomb bearing TL 57, Antiphellos/ Kaş (photograph: Ludwig Fliesser, 17.9.2007).
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Fig. 77 Fixing holes in the wall of the lower chamber of the rock-cut tomb bearing TL 57, Antiphellos/Kaş (photograph: Ludwig Fliesser, 17.9.2007).
Fig. 78 TL 57, Antiphellos/Kaş (photograph: Vanessa Pircher, 27.8.2001).
208
Birgit Christiansen
Fig. 79 Tracing of TL 57 in its current state, Antiphellos/Kaş (Birgit Christiansen, 4.7.2013) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 27.8.2001).
The lower chamber shows a circumferential bench (fig. 77). Two-line Latin inscription on the moulding on top.176 Structure of the Lycian inscription (fig. 75 and 76): 1) building formula with a beneficiary phrase; 2) atypical ada formula with a specification of payments in siχla (shekels) instead of ada 3) “positive” burial instruction with regard to the burial of the tomb owner and his wife in the upper chamber (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + tomb owner and wife as acc. obj. + ‑i(je)), 4) prohibition clause with 3. pers. pl. pres. of hrppi ta‑ (partly restored) + ne (partly restored) + acc. obj. tike kbi + restored ‑i(je), 5) sanction formula (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of hrppi ta‑ + ‑i(je) + tike as acc. obj.(?)177; second appended clause with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + ‑d(e) + ñte + ebei). Transliteration: 3 ebe˜ñne˜: χupu: m=e=ti: prñnawate˜: idamaχzza:178 uherijeh 4 tideimi: hrppi: ladi ehbi: se tideime: se=i pi˹ j˺e˜te˜ 5 pijatu: miñti: e˜tri χupu: siχli: aladehχχãne: se hrzzi 6 tupm ˜ me: siχla: hrzzi˹:˺ prñnai: me=i: ñtepi tãti 176
With Kalinka (1901: 56) the text of the Latin inscription is counted as lines 1–2 and the one of the Lycian inscription as lines 3–9. 177 In general, tike might also be understood as the subj. of the clause. Yet, since the same verbal phrase hrppi ta‑ in many prohibition clauses is attested in the 3. pers. pl. with tike as acc. obj., an interpretation as acc. obj. is more likely. Further, the focus of the clause is more on the action of placing anyone besides the beneficiaries in the tomb than on the person carrying it out. Thus, it is more likely that the subj. is not explicitely mentioned and the 3. pers. sg. of the verb is used in a generic sense. 178 For the reading Idamaχzza as a single PN see Neumann (2007: 146) with further literature contra Kalinka (1901: 56) who on the basis of the acc. sg. in line 7 ˹idãm˺aχzzã gives the transliteration Ida Maχzza. Cf., e.g., subsequently also Zgusta (1964: §451–1), Friedrich (1932: 72), Melchert (2004: 95, 98), Seyer – Kogler (2007: 124–125 with note 16).
7 ˹idãmaχzz˺ã˹:˺ se lad˹u?˺ ˹e?˺[hbi] ˹se=ije˺ ˹ne˺ [h?]˹r?˺[p?i?] ˹tã˺ti tike 8 kbi: hrppi=je=m˹e˺=i: t˹a˺di: tike: m=ene: tubeiti: mãhãi ˜ mili: ebi=d=alahadi=ti˹:˺ ebei: 9 huwedri: se itl˹eh˺i: trm ñte The regulation in lines 4–6 resembles the standard types of the Western Lycian ada formula in that it consists of the word miñti and a specification of a payment with regard to an action performed in or with regard to the tomb. In contrast to other inscriptions, the amount of money is specified in shekels instead of ada. Similar to TL 36 and TL 41, the payments for the upper and lower tomb (or rather tomb chambers) are separately recorded. Unlike the standard types of the ada formula, it contains the inf. aladehχχãne instead of the dat. sg. aladehali. The form presumably derived from a factitive verb *alahχχa‑ (with the element ‑ de‑ ) “to make ready for allocation, make assignable”.179 A special feature of TL 57 is further the reference to a “gift” or rather fee, charge or delivery (pijatu) that has been given (3. pers. pret. pl. of pije‑ ). While the obj. is clearly named by the acc. sg. pijatu, the donor and the recipient are more difficult to determine. If miñti is a collective noun denoting a group of people or an official body, the form in line 5 might be a nom. sg. so that the miñti would be the donor. Thus, the recipient would most likely be referred to by the encl. particle in the dat. sg. ‑ i (for/to him/it, i.e. the tomb builder or rather the tomb).180 A 3. pers. sg. pres. of the verb alaha‑ is attested in line 9. The respective clause seems to be a supplement to the protasis of the sanction clause in line 8. It is formulated as a rela179 180
For a detailed analysis and discussion see Melchert (2015: 160–162). For this grammatical analysis opts Bryce (1975: 39–40).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 80 Façade of tomb 35 bearing TL 114, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 1999).
209
Fig. 81 Chamber of tomb 35 bearing TL 114, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 1999).
Fig. 82 TL 114, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 1999).
tive clause with ti as subj., the intended acc. obj. is presumably the same as the one mentioned in the first clause of the protasis and thus tike kbi “anyone else”.
4.4 Eastern Lycia
Translation: (3)This tomb has built Idamaχzza, (4)the son (3)of Uherije (4)for his wife and the children. And they have given (5)a gift/fee/charge/delivery(?) to the miñti (in order) to make the lower chamber ready for allocation(?) for (one) shekel and the upper for two(?) shekels. And inside the upper chamber they will/shall place (7)Id[am]aχzza and wife … A]nd [they] will/shall not place anyone (8)else (7)[on top/in addition]. (8)(If) one places anyone(tike) on top/in addition,181 then (9)all(?) (8)the gods will strike him (9)and the Lycian itlehi – or who assigns(?) (anyone) thereon(?) (-d(e)) inside this place.
Three-line Lycian inscription below the couple roof of a simple one-storey rock-cut tomb with one door (fig. 80). The chamber is today partially buried (fig. 81). According to the documentation from 1972 it originally showed one bench on the left and one on the right side, both with head-rests.182 Structure of the inscription (fig. 82 and 83): Special type of ada formula mentioning the tomb owner in the dat.
181
Or rather with tike as subj.: “(if) anyone places on top”.
TL 114 (Limyra, necropolis V)
Transliteration: 1 esedeple˜meje: me=j=ade˜: tesi: miñti 182
For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 330–331). For the typological classification of the chamber see Kuban (2012: 53).
210
Birgit Christiansen
Fig. 83 Tracing of TL 114 based on the original stone inscription in its current state, Limyra, necropolis V (Birgit Christiansen, 7.8.2009).
2 awahai: χupa[:] ehbi: se=i=ne: epñ: puñte˜ 3 me=i: ˹aw˺ahi: tesi: aladahali –> The inscription is very similar to TL 115 which is inscribed in a near-by tomb. Unlike the majority of inscriptions they both state the tomb owner’s name Esedeple˜me/i in the dat. In contrast to the standard verbal types of the ada formula referring to an oath/sworn agreement and the miñti, the formulae in TL 114.1–2 and TL 115.1–2 contain the verb ade˜ and thus the 3. pers. sg. pret. of a(i)‑ “to do, make” instead of ñta/ñte ta‑ . The subj. is presumably miñti, while the dat. of the tomb owner’s name specifies on whose behalf the respective action was performed. Further, the scope of action is denoted by the loc. sg. form χupa ehbi “in/on/with regard to this tomb”. The only word that might be taken as an acc. form and thus the dir. obj. is tesi. If so, the sentence would state that the miñti made an oath/sworn contract on behalf of the tomb owner. In case awah(a)i‑ is to be interpreted as an agent noun with the meaning “the one who lets down/ inters(?)”,183 the dat. sg. awah(a)i presumably denotes the person with whom or rather with respect to whom the oath/ sworn agreement was made. It is, however, to be noted that an interpretation of the form tesi as an acc. sg. is questionable. Thus, the existence of an ergative form points rather to a neuter base noun and therefore against an interpretation of tesi as an acc. sg. of a common noun with i-mutation (or i-motion). Therefore tesi is probably to be considered as an erroneous acc. sg. form that is possibly influenced by the common sequence tesi miñti in the ada formulae with ñte/ñta ta‑ (cf., e.g., TL 4.3– 5, TL 38.7–9 and TL 39.7–8). Alternatively, however, (and probably more likely) a phonological change of the expected form tese˜ to tesi and thus a kind of sandhi can be assumed.
183
For a discussion of its meaning see the comment on TL 17 and N 334 further above.
As a third option, an intransitive use of the verb a(i)‑ in the sense “to act” and an interpretation of tesi as a dat. sg. might be taken into account: “for Esedeple˜me/i the miñti acted under oath/by (means of) a sworn contract with regard to the one who lays down in this tomb”. The following sentence se=i=ne: epñ: puñte˜ is only attested in TL 114. According to most scholars the verb pu‑ is cognate to p(p)uwe‑ whose meaning according to N 320a.23 // N 320b.22 is “to write, inscribe, to carve, cisel”.184 If so, the meaning of the sentence would be “and afterwards they wrote/inscribed him (i.e. his name) in” or rather: “and afterwards they registered him (in the sworn agreement/contract as a legible tomb occupant or sim.)”.185 The clause in line 3 (which with only slight differences appears also in TL 115.2–3) shows similarities to the verbless types of the Western Lycian ada formula. Yet, in contrast to them the word ada or another designation of a monetary unit is missing. 184
See, e.g., Laroche (1979: 71); Melchert (2004: 52); Neumann (2007: 289); Giusfredi (2009: 61–62 passim). Since the 3. pers. pl. ppuwe˜ti in N320a.23 equals ἐγγέγραπται “it was written” in N 320b.22, Hajnal (1995: 121–122 note 146) assumes that p(p)uwe‑ in contrast to pu‑ is intransitive and possibly derived from an old “stative medium”. Yet, the attestation of the verb with a direct obj. (adãma “names”) in TL 83.7 makes this hypothesis unlikely. If p(p)uwe‑ and pu‑ are cognates it is therefore more likely that p(p)uwe‑ is a reduplicated present (thus with Heubeck 1985a: 42, see also Melchert 2004, 54). 185 For the translation of the Greek verb γράψω by “register, enroll” see Liddell – Scott – Jones 1996, 360. For a similar interpretation of pu‑ see also Hajnal (1995: 180–191). Although this interpretation seems most likely, it is to be noted that pu- might also be cognate of HLuw. pu- whose basic meaning is probably “hold, take, grasp” (parallel to Hittite ēpp-). For the references and a detailed discussion see Melchert 2016 with further references. Given that, the sentence se=i=ne: epñ: puñte῀ in TL 114.2 might also refer to a physical action (e.g. “they hoisted/took him afterwards inside” or sim.). Yet, since the physical placement of the corpse inside the tomb is usually referred to by the verbal phrase ñtepi ta- (see, e.g., TL 57.6–7, TL 80.2, TL 101.1–2, TL 102.1–2) a legal meaning (“they afterwards admitted/ enrolled him”) is more probably.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 84 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 115, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 1999).
Fig. 86 TL 115 (photograph: Nicola Sautner, 1999).
Fig. 85 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 115 (photograph: Nicola Sautner, 1999).
211
212
Birgit Christiansen
Fig. 87 Tracing of TL 115 situated in necropolis V of Limyra on the basis of the original stone inscription in its current state (Birgit Christiansen, 6.8.2009).
Further, it is unclear whether the non-alphabetical sign at the end of line 3 is to be interpreted as a number sign or another non-alphabetical sign. Therefore, according to Frei (1976: 12), only the sign – is to be interpreted as a number sign, namely ½, whereas > is rather to be understood as an interpunction similar to the one used in Lycian B as a strophe mark. As part of a verbless clause awahi, tesi and alada‑ hali are all very likely to be interpreted as sg. dat.-loc. forms. Suggested translation: (1)On behalf of Esedeple ˜mi the miñti has made an oath/ sworn agreement (2)with regard to the one who lets down/inters(?) in this tomb. And afterwards they enrolled/admitted him (i.e. Esedeple˜mi?). (3)And for him, (namely) for the one who lets down/inters(?) (they have established) under oath/by (means of) the sworn agreement for the allocation(?) – > (ada). TL 115 (Limyra, necropolis V)
Three-line Lycian inscription on the inner door frame of a one-storey rock-cut tomb with one door and Ionian columns (fig. 84) situated in necropolis V of Limyra. The chamber shows one bench on the right and one on the left side, both of them with head-rests (fig. 85). The floor in the middle is completely buried.186 Structure of the inscription (fig. 86 and 87): Special type of ada formula mentioning the tomb owner in the dat. For the interpretation of the inscription see the comment on TL 114 above. 1 esedep{:}le˜meje:187 me=j=ade˜: tesi: miñti 2 awa˹h˺ai: χupa: ebehi: me=i: awa[h]ai 3 tesi˹:˺ ˹a˺[l]˹adaha˺li˹:˺188 ˹– >˺ 186
For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 323–324). 187 As the parallel inscription TL 114 suggests the “word divider” between
and presumably was written by mistake. 188 According to the photographs taken in August 2009 ˹a˺[l]˹adaha˺li is followed by a dot which presumably is to be interpreted as the upper
Translation: (1)On behalf of Esedeple ˜mi (2)the miñti has made an oath/ (2) sworn agreement with regard to the one who inters(?) in this tomb. And for him, (namely) for the one who lets down/inters(?) (they have established) (3) under oath/by (means of) the sworn agreement for the allocation(?)/assignment(?) – > (ada). TL 145 (Limyra, necropolis II)
Four-line inscription on the upper crossbeam above the door and one line on the upper bar of the door frame of a one-storey rock-cut tomb (fig. 88) situated in necropolis II of Limyra. Since the chamber is partially buried its design cannot be determined (fig. 89).189 Structure of the inscription (fig. 90 and 91): 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + ‑i(je) + tomb builder, wife and children as acc. obj.); 3) sanction formula (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + ‑te‑ (with elision of first vowel of verb after ‑te‑ ) + rel. pron. ti as subj.; second clause only fragmentarily preserved); 4) ada formula? Due to the fragmentary state of the inscription the beginning of the sanction formula’s apodosis is unclear. The noun e˜ni specified by qlahi ebijehi “the mother of this sanctuary(?)/precinct(?)” (i.e. Leto) is either a dat. or nom. sg. As a dat. sg. the noun would presumably denote the goddess as recipient of offerings paid by the evil-doer as a fine (like in TL 102.2–3 and TL 131.2–4). In the nom. sg. the goddess would either be mentioned as the one who demands an offering (like in TL 102.2–3 and TL 131.4–5) or as the one who strikes or destroys the evil-doer or causes someone else to do so (cf. TL 56.4, TL 110.3–4). Whether the amount of adaije˜ stated in line 5 is a specification of the fine or part of a type of ada clause similar to the Western Lycian ones is unclear. part of a word divider. Since it could not be detected by autopsy it is not marked in the tracing. 189 For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 200).
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Fig. 89 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 145, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 27.9. 2000).
Fig. 88 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 145, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 27.9.2000).
Fig. 90 TL 145, Limyra, necropolis II (Nicola Sautner, 1999).
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Fig. 91 Tracing of TL 145 in its current state, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 19.12.2009) on the basis of a paper squeeze (Martina Pesditschek, 27.9.2000) and photographs (Nicola Sautner, 1999).
Transliteration: 1 [........... m]=˹e˜?190˺=ti ˹p˺rñnawat˹e˜˺ hla: ñterubila˹da˺ tideim[i]191 2 [.............] se tideimi me=i ñtepi tãti: hl˹ã˺ se ladã se tideim[i]192 3 [- - - - - - - - - - - - - - - - - - m]e=te=l˹a˺hadi=ti ˹s˺e=i [..]˹i?˺ 4 [- - - - - - - - - -] .uh [...]... ˹e˜n˺i qlahi ebijehi˹:˺ 5 [- - - - - -] ˹r?/a?˺...m..˹adai˺je˜: < – At the end of line 5 we find the word adaije˜ and thus the nom.-acc. neut. of the substantivized adj. to ade‑ + a number sign. The preceding text is not preserved. Therefore it cannot be ascertained whether the specification of the ada amout was part of an ada formula. Alternatively, it might also be a component of the preceding sanction clause. If so, it would, similiar to the ada amount attested in TL 131.4, rather be a specification of a payment (presumably for an of-
Or rather ? According to Kalinka (Kalinka 1901: 91) line 1 ends with the patronym ñterubila followed by a word divider. Some of the photographs taken in 1999, however, show that the patronym is followed by the word tideim[i]. Furthermore, the patronym consists apparently of two or three further letters. Although they are highly weathered they are likely to be interpreted as and so that the name of the tomb owner's father is probably Ñterubilada. 192 According to Kalinka (1901: 91) the last letters that can be identified in line 2 are . Some of the photographs taken in 1999, however, show also the last letter of ladã followed by se tideim[i] 190
191
fering to a deity of the local sanctuary) designated as a fine to be paid by a potential tomb violator.193 Translation: (1)[This tomb?/building?] has built Hla, the child of Ñterubilada(?) (2)[for his wife] and the children. And they will place Hla and the wife and the children (3)inside [...]. Who allocates(?)/assigns(?) and (3-4)[...] therein (4)the mother of this sanctuary (5)[...] < – as an ada amount.
5. The Various Formula Types and the Elements They Consist Of
Among the formulae consisting of a form of ade‑ followed by a number sign four main types can be differentiated. The first one is a verbless clause that contains at least one of the following nouns before the form of ade‑ + number sign: tesi, miñti, aladahali/aladehali, awasi and awah(a)i. Clause-initial conjunctions, sentence particles or encl. pronouns are usually absent. However, there are also a few examples with the clause-initial conj. me followed by ‑i that might either be interpreted as a local particle or the encl. pron. in the dat. sg. “for/to him/her/it”. An exceptional formula is attested in TL 9 (Kirme/Gülme). Here, the term aladahali appears after a building formula, while other typical elements of the ada formula are missing.
193
Schürr (2008a: 148) also opts for an interpretation of the fragmentary clause as an offering instruction.
215
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
The second main type consists of a full verbal sentence with the elements se=ije(conj. + local particle)/se=d=i(conj. + particle ‑d(e) + local particle) ñte/ñta(preverb “in, into”) tade˜(3. pers. sg. pret. “he/she has placed”)/tãte˜(3. pers. pl. pret. “they have placed”) + tesi(presumably dat.loc. sg. “under oath/by a sworn agreement”) + miñti (dat. sg. “for the miñti) followed by aladahali(dat. sg. “for the allocation(?)) + ade˜(nom.-acc. sg.)/ ada(nom.-acc. pl.)/adaije˜(nom.-acc. sg. neut. “quantitiy of ade‑”) + number sign. Variations of this type are attested in TL 31.3–6 and TL 36.3–4. In TL 31.3–6 the verb phrase ñta tãte˜ governs two acc. phrases which are separated by the conj. se: first tasa miñta specified by meleime “oaths/sworn agreements of/ with the miñti for the approved ones(?)” and ada + number sign specified by the dat. sg. aladahali “III – ada for the allocation(?)”. The formula in TL 36.3–4, however, is similar to the standard formula, but lacks the term tesi before miñti. A third main type, that is only attested in TL 11 (Pinara), consists of a full verbal sentence with the following structure: s=e˜=t(conj. se + encl. pron. acc. sg. -e˜ ‘him/her/it’ + local particle) alah‑ hãti(3. pers. pl. pres.) miñti(presumably nom. pl.) adai(dat. sg.) + number sign. Thus, unlike the first type, it does not refer to an oath or sworn agreement, but simply states the responsability of the miñti to allocate(?) (the beneficiaries to a certain burial place in the tomb) for the established ada amount (or, vice versa, the obligation of the tomb owner’s kin to pay the stipulated ada amount to the miñti for the allocation). A fourth type is to be found in the inscription N 334 (Tlos). It consists of the verb a(i)‑ “to do/make”, presumably accompanied by awahãi as its subj., aladahali as its dir. obj. and the acc. pl. ada + number sign as an apposition to ala‑ dahali. Hence, in contrast to other verbal types of the ada formula, it likely refers to the allocation as a task that has already been completed by the awahãi and thus presumably the ones who were responsible for the interment. Further, it does neither explicitely refer to an oath/sworn agreement nor the miñti as the recipients of the ada amount. text number, monument type and findspot
element 1 tesi
N 344 (one storey rock-cut tomb, Xanthos)
tesi
element 2 miñti
element 3 aladahali/ aladehali
element 4 awah(a)i
A fifth verbal type is attested in TL 114 and TL 115. In contrast to other formulae, it is introduced by the name of the tomb owner in the dat., followed by the conj. me, the 3. pers. sg. pret. of the verb a(i)‑ “to do/make”, presumably the acc. sg. form tesi as dir. obj., the nom. sg. miñti as subj., the dat. sg. awahai and the loc. sg. χupa ehbi/ebehi. It is followed by a verbless sentence which is introduced by the conj. me‑ followed by a sequence made up of the encl. personal pron. or local particle ‑i(je), plus the nouns awah(a)i, tesi and aladahali (which are presumably all dat. sg. forms), then a number sign. In TL 114 a further sentence is embedded into the verbal and verbless sentence which presumably states that the tomb owner has been buried in the tomb. Beyond that, also TL 57 (Antiphellos/Kaș) consists of a clause that specifies a payment in connection with the miñti. Yet, the formula deviates from the standard types of the ada formula in that it specifies the payments for the upper and lower tomb chamber in shekel and refers to a “gift” (or rather a fee, charge or delivery) given to the miñti. Further, it refers to the allocation by the inf. of the factitive verb aladehχχa‑ “to make ready for allocation, make assignable”. 5.1 The Verbless Types All unambigious ada formulae consisting of a verbless clause without any clause-initial conj. and sentence particle stem from Western Lycia and show either the term ada or the related form adaije˜ + a number sign. A further instance from Eastern Lycia might be attested in the fragmentary inscription TL 145 from Limyra. Yet, since the text preceding the specification of ada (or rather adaije˜) in line 5 is not preserved, the interpretation as an ada formula remains unsure. Thus, the ada amount might also be part of a sanction clause or an instruction on offerings. In the following tables all representatives of verbless ada formulae are listed. 5.1.1 With Standard Word Order
element 5 element 6 awasi χupa ebehi
element 7 ada/adaije˜ + number sign
context
ada II –
building formula + beneficiary phrase (for wife and children)
TL 2 (one storey rock-cut tomb, Telmessos)
miñti
ada II –
tomb owner194 + filiation
TL 3 (according to Fellows 1841: 468, rock-cut tomb, present whereabouts unknown, Telmessos)
miñti
adaije˜ III –
building formula + beneficiary phrase (for wife and children)
194
For a discussion of the reading and interpretation as a personal name see chap. 4.
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TL 6 (one-storey rockcut tomb, Levissi, bilin gual Lycian-Greek inscription)
aladahali
ada:
se=i=ne: epñ: puñte˜ me=i: ˹aw˺ahi: tesi: aladahali
TL 115 (one-storey rockcut tomb, Limyra)
esedep{:}le˜meje: (PN dat.) me=j=
ade˜
tesi:
miñti
awa˹h˺ai: χupa: ebehi: me=i: awa[h]ai tesi˹:˺ ˹a˺[l]˹adaha˺li
preceded by a fragmentary building formula(?) with a beneficiary phrase (for wife and children) – (whole inscription consists of the listed tripartite kind of ada formula) – (whole inscription consists of the listed bipartite kind of ada formula)
Table 7: Formula types with the verb a(i)‑ .
5.2.5 Special Type TL 57 (two-storey rockcut tomb, Antiphellos/ Kaş)
se=i
pije˜te˜ pijatu
–
miñti
e˜tri: χupu: siχli: aladehχχãne: se hrzzi tupm ˜ me: siχla: hrzzi prñnawi:
preceded by a building formula with a beneficiary phrase (for wife and children) and followed by an explicit burial instruction, prohibition and sanction clause
Table 8: Special type.
6. The Position of the Ada Formula in the Context of the Inscriptions
For the meaning of the ada formulae and their function, it is important to take note of the fact that most of them appear in inscriptions which consist of a building formula with a beneficiary phrase specifying for whom the tomb was built. Although not explicitly stated, this presumably means that the beneficiaries were inter alia eligible to be buried in the tomb. Therefore the ada formula presumably accommodated the tomb builder’s concern for a restricted usage of the tomb in accordance to his will. In the following the main scholarly interpretations of the ada formula will be presented. Afterwards, the thesis proposed in the present study will be further explicated.
7. The Meaning of the Various Elements and the Grammatical Structure of the Formulae 7.1 Scholarly Positions Until the beginning of the 20th century the ada formulae were interpreted as penalty clauses for tomb violations. The hypothesis was based on the fact that the combination of a form of ade‑ and a non-alphabetical sign reminded the scholars of the specifications of monetary fines that are common to the later Greek inscriptions of Lycia. The term miñti was until the last decades of the 19th century interpreted either as a verb with the meaning “to pay a fine/penalty”195 or as a noun “fine, penalty”.196 A turn195
Cf. Schmidt in Schmidt – Pertsch (1869). Savelsberg (1874: 43); Savelsberg (1878: 31, 156 passim) and Deecke (1889: 202–207).
196 Cf.
ing point in the interpretation was reached with the discovery that the Greek fem. noun ἡ μίνδις, attested in the gen. sg. τῆς μίνδιος in an inscription from Kyaneai197 and the nom. pl. masc. οἱ μενδῖται mentioned in an inscription from Telmessos,198 were apparently borrowed from the Lycian word. The first person to point out the association was Hirschfeld (1889: 1427–1428). While Benndorf (1889: 47) and formerly Petersen (1889: 22) thought that the Greek term μíνδις in the inscription from Kyaneai referred to the entity of the “Geschlechtsgenossen” (Greek: συνγενεῖς),199 Hirschfeld took up the translation of Lycian miñti with “fine, penalty” suggested by Deecke (1889: 182) and translated the Greek term likewise.200 The attestation of the pl. masc. οἱ μενδῖται as subj. of the act of fixing the ταγή for the ones who “open” the tomb (ταγὴν δὲ ἔταξαν οἱ μενδῖται τοῖς ἀνοíγουσιν τὸ μνῆμα 197
Petersen (1889: 22 no. 27). Kalinka (1920: 14 no. 40). 199 Cf. Benndorf (1889: 47): “Nach dem Zusammenhange des Ganzen und dem alterthümlich nachlässigen Wortlaut des Schlusssatzes scheint die Mindis ein Collectivum zu sein, das der Gesammtheit der Geschlechtsgenossen (συνγενεῖς) entspricht und doch von ihr verschieden ist.” 200 It is nevertheless to be noted that he did not base his interpretation of the Greek term μίνδις only on Deecke’s translation of the Lycian word that he described as unsure. Rather, he also pointed to his doubts concerning Benndorf ’s interpretation of the respective clause of the Greek inscription from Kyaneai: “ohne Erlaubnis der Mindis [ἄνευ τῆς μίνδιος]. Zuwiderhandelnde sollen die Mitglieder der Mindis gemeinschaftlich vermahnen und, wenn dies nichts nützt [εἰ δὲ μὴ], von rechtswegen an der Ausführung hindern und mit Strafe belegen.” In lieu thereof he suggested the following rendering: “niemand darf öffnen ohne die bekannte – gesetzlich bestimmte Buße, aber auch die συνγενεῖς müssen einverstanden sein, wenn nicht, so dürfen sie hindern u. s. f.” 198
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Ἀλεξανδρείου δραχμῶν ἕξ) in TAM II 1, 40 (which was still unknown to Hirschfeld) finally resulted in the communis opinio that both Greek terms as well as the Lycian ones designate a group of people or institution. Its nature and function have nevertheless been interpreted differently. Some scholars suggested that it was the assembly or council of the heirs or kinsmen and thus located primarily in the private sphere,201 while others proposed that it was a public authority that supervised the necropoleis.202 In relation to the ada formula it was generally assumed that it specified a certain amount paid to the miñti as a penalty for tomb violation.203 This view was challenged by Arkwright, who was the first to suggest that the ada clause in epichoric Lycian inscriptions had a completely different meaning from the penalty clauses of the later Greek inscriptions (Arkwright 1911: 275). By a detailed discussion of some key references he argued that the ada amount stipulated in the formula were not fines, but fees payable by the family to the miñti whenever the tomb was opened for the purpose of a burial (Arkwright 1923). On the basis of TL 11 he further argued that the word aladehali refers to the consent of the miñti to the burial (Arkwright 1923: 24). A more thorough analysis was then provided by Bryce (1976). Similar to Arkwright he argued that the amount of ada stipulated in the respective formula was a fee that was paid by the tomb builder (or rather tomb owner) to the miñti which he further specified as the public authority for the surveillance of the tombs. Based on the (arguable) observation that the verb ala h(h)a‑ and its derived nouns are attested with both the tomb and a person as acc. obj., he suggested that they denote the preparation or arrangement of the tomb or of the dead body carried out by the miñti. As already pointed out by Arkwright (1923: 23), Bryce (1976: 176–177, 186) further emphasized that the ada amounts noted in the respective formulae were likely rather small sums of money and thus unlikely as penalties for tomb violations.204 For comparision he pointed to the amounts of animal offerings fixed in the Central and Eastern Lycian inscriptions and the monetary fines in the later Greek inscriptions. According to Bryce, the purpose of the mentioning of such a small fee in the inscriptions was to prevent the tomb from being violated by pointing out that it was under the surveillance of the miñti. While most scholars agreed on the Thus, e.g., Thomsen (1899); Arkwright apud Ormerod – Robinson (1914: 24); Pedersen (1945: 40). 202 Thus, e.g., Meriggi (1928: 165). 203 See, e.g. Savelsberg (1874: 43), Savelsberg (1878: 31, 156), Deecke (1889: 202–207). 204 For the interpretation of the Lycian number signs and the value of one ada see Frei (1976: 1977) and Tietz (2002) with further literature. 201
219
interpretation of the ada amounts as fees instead of fines,205 some regarded the fines hypothesis as still possible.206 The hypothesis that the verb alah(h)a‑ has the meaning “to lay out/arrange/prepare for (the purpose of) a burial”207 has been questioned by Schürr (2008a), Christiansen (2011) and Melchert (2015). As the main counter-argument they stated that the verb alah(h)a‑ , in contrast to ñtepi ta‑ “place inside”, never appears in the standard “positive” burial provisions, but only in burial prohibitions and the protases of curse formulae.208 They further argued that, as a term for burial procedures, it would be expected to appear more often in the “positive” burial instructions. Therefore they doubted the view that the ada formulae record fees paid to the miñti for the burial procedures. Instead, Schürr (2008a) and Christiansen (2011) suggested that the payment of ada might have been connected with the legal provisions for the burial of the beneficiaries and the burial place that were fixed by a sworn contract referred to by the term tesi. As already proposed by Arkwright (1923: 21), they maintained that alaha‑ might have a similar meaning as the Greek term συνχωρῆσαι, so that it might be translated with “to authorize, assent”. According to Schürr the payment of ada is made to the public authority for the surveillance of the tombs referred to by the term miñti. Christiansen instead argued that the Lycian inscriptions themselves do not provide enough evidence that the term miñti (in contrast to its Greek derivations) denotes such an official body. Instead, she suggested that the word as well as tesi might refer to the sworn agreement in analogy to Akkadian riksu u māmītu and Hittite išhiul and lingai or respective Greek terms. ˘ With regard to the amount of ada Schürr (2008a) as well as Christiansen (2011) argued that it might be a recurring instead of a non-recurring fee. As such it would not be so astounding if the amounts were rather small. Melchert subsequently rejected Arkwright, Schürr and Christiansen’s proposal that alaha‑ might have the meaning “to authorize, assent” equivalent to Greek συνχωρῆσαι. He substantiated his view by pointing out that this meaning is not compatible with those attestations in the prohibition clauses where alaha‑, unlike the Greek verb 205
See, e.g. Hajnal (1995: 86, 106 note 88, 111 note 102); Melchert (2015: 154) and Borchhardt–Eichner–Kogler–Pesditschek–Seyer (2004: 31). 206 See in particular Zimmermann (1992: 148–149) who points to some contradictions in Bryce’s argument and states that, based on the present state of research, whether the ada formulae record fees or fines cannot be decided. See further Frei (1977: 77 with note 80). 207 Bryce (1976: 83). 208 The only exception is the atypical formula in TL 11.3. Although it works also with the hypothesis of Bryce, Schürr and Christiansen offer an alternative analysis that matches the meaning they proposed for the verb alaha‑ .
220
Birgit Christiansen
συνχωρñσαι, is accompanied by the local adverbs “in(side)” (ñte) and “up, on (top)” (hri). This, as well as the local particle ‑te accompanying alahadi in TL 101 and TL 131 and the local particle ‑de and the adverb ñte in TL 57, indicates, in Melchert’s view, that the verb denotes a physical action. He further rejected the alleged parallel between TL 131 and TAM II, 247209 as not exact and pointed out that, unlike συνχωρñσαι, the verb alaha‑ never appears with an inf. describing the action authorized (see συν[χ]ωρñσαι ἑτέρῷ ταφῆναι “to authorize another to bury”). He also refused Schürr’s assumption that the 3. pers. sg. pres. alahadi in the prohibition clauses and protases of sanction clauses might mean “to authorize”, whereas the 3. pers. pl. pres. in TL 11 might rather be translated with “to consult always” (German: “stets beiziehen”). Instead, he emphasized that the range of meanings of both terms should be closer 209
se=ije=ti: eseri=tadi: tike χupa: ebehi:tibe=te: alahadi: [t]ike “‘whoever deposits anyone in this tomb or alaha’s anyone” and ἄλλῳ δὲ οὐδενὶ ἔζέσται ἐν τῶ ἡρώω ταφῆναι οὔτε συνχωρῆσαί τινι κατ᾿ οὐδένα τρόπον ‘it is not permitted to anyone else to bury in the heroon nor to authorize anyone else in any way’”.
alaha-
Schmidt
aladahali/ aladehali/ aladaheli
aladehχχãne
‘öffnen’ (1876: ‘τῷ δήμῳ’ – 20) or less likely ‘προστίμου’ or ‘τῷ ἱερῷ’ (Schmidt – Pertsch 1869: 128)
Savelsberg ‘(feierlich) bestatten’ (in contrast to ñta/ñte ta‑ ‘hinlegen’ (1878: 20)
to each other. He put forward a similar argument with respect to the noun aladahali, for which Schürr has proposed the meaning “eine förmliche Zusage in Bezug auf alahha‑” and aladehχχãne, which he rendered with “to watch over, to supervise” (German: “überwachen”).210 Based on the context as well as on etymological considerations, Melchert (2015, 158–158–162) instead proposed that the meaning of alaha‑ is “to transfer”, while the derived noun aladahali is to be translated with “transfer(ral)”. According to Melchert (2015: 159f.), both words refer to two different processes. In the ada formula the nouns derived from alaha‑ refer to the legal transferral of the tomb to the miñti for the custody of it. In the prohibition clauses, however, the term alaha‑ refers to an illicit transferral of a dead body from another tomb to the tomb in question. The following table is to give an overview of various suggestions for the translation of relevant terms the ada formulae consist of or help for their understanding during the course of research history.
210
Schürr (2008a: 163).
awah(a)i
awasi
tesi
miñti
ada
–
–
“entbehrlicher Accusa tiv” (weil neben miñti auch bisweilen fehlend), “gleichbedeutend mit τινά” (Schmidt – Pertsch 1869: 128)
equivalent to the Greek verb ‘ὀφειλήσει, ὀφειλέ τω, ἀποτίσει, εἰστίσει’ (Schmidt – Pertsch 1869: 128)
a coin named after the queen of Karien (apud Savelsberg (1874: 40-44)
–
‘Geldbuße, Geldstrafe’ 3. sg. pres. < tesite (“acopierte Form”, with (1874: 43; 1878: 31, 156 the subject both in sg. and passim) pl.) ‘er/man wird geben’ (1878: 92)
‘Demos; (Gesamt)ge meinde’ (1874: 41; 1878: 14, 184)
‘einheimisch’ (as a specifica tion of ada)’ (1878: 156)
‘Beschädiger, Frevler (pl.), ἀδι κοῦντες’ ‘ (1878: 92)
nomen agentis – ‘der Ausräumer (des Grabes’, lit. ‘der Wegwerfen de’, i.e. the raider (of the tomb)’ (1889: 204-205)
Deecke
‘zusammen werfen, verwirren, stören, schädigen’ with ha‑ ‘to throw’ and ala‑ = σύν (1889: 190)
‘Gesamt gemeinde’) (1888b: 278; 1889: 202f. passim)
‘ἐπιχωριον’ (1889: 210)
Torp
‘ändern’ (1898a: 23)
‘Buße, Strafgeld’ (1898b: 18; 1900: 22 passim)
‘Schädiger’ (Torp infinitive I, 1898, 34) ‘büßen’ (1898b: 24-25)
‘er wird geben’ Deecke (1888a: 276)
“mit savasi ‘soll geben’ (fut. opt.) (das vielleicht (1898b: 18); ‘Satzung’ anders zu (1900: 22) lesen ist) weiß ich nichts anzufangen’ (1898b: 22)
‘(Geld)buße, (Geld)strafe’ (1889: 202-207 passim)
“Name der aus Strabo p. 657 bekannten Königin von Karien und bedeutet hier eine mit ihrem Namen bezeichnete Münze” (1874: 40-44) ‘Mine’ (1887: 318); ’10 Minen = δεκαμναῖον’ (1889: 238-239)
‘eine Institution’ (1898b: 18) “eine Münz bezeichnung” (1898: 8)
221
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Imbert
ἀνοιξᾶς (1898: – 51-53)
‘indigenous, – epichoric’ (aladehχχãne) (1898: 58 note 1)
–
with following miñti probably ‘le chef, l’orateur de la mindis’ (1898: 216)
≈ Greek μíνδις, μενδῖται τουξομενδυς (≈ tesi miñti / tasa miñta) in the Greek inscriptions (1898: 216), see also (1896: 221 with note 1)
Thomsen
‘violer déplacer (qn./qc’; ≈ τυμβωρυχεῖν ≈ ‘to raid a tomb’) (1922: 368-369 = 1899: 11)
noun in the dat.-loc. denoting ‘l’acte de aladehąne (= τυμβω ρυχία; ou, comme nom d’agent, celui qui fait cette action?)’ (1922: 432 = 1899: 68-69)
Inf. of alaha‑ ‘datif-locatif d’un – (1922: 367, 431 nom d’agent, = 1899 10, 69) ou bien une apposition de esedeple¸meye [sc. dat. of the PN of the tomb owner in TL 114], et en ce cas le désignant de manière ou d’autre comme le propriétaire légitime du tombeau, ou bien plutôt, peut-être, une designation de celui qui d’une manière ou d’une autre viole le tombeau’ (1922: 434 = 1899: 72)
‘“contribution’ soit ‘amen de’, payable à la mindis (miñti, miñta datif) par ceux qui, sans en avoir le droit, désirent se servir du tombeau, soit l’usurpent” (1922: 431 = 1899: 68)
– ≈ to Greek μινδις211 ‘le nom d’une espèce de conseil de famille que nous rencontrons comme particulièrement chargé de veiller à ce que les tombeaux ne soient pas profanés, et qui aura sans doute été composé de représentants de συνγενεῖς (p. ex., les chefs des diffé rentes maisons, ou d’autres personnes de ce genre) plutôt que de l’ensemble de ces derniers. Seulement il ne me semble pas tout à fait prouvé si effecti vement, comme semble ment l’admettre les récents interprètes, chaques famille a eu sa miñti, ou si cela n’a pas plutôt été une seule institution officielle de la commune, un conseil commun composé de représentants de toutes les familles (1922: 430 = 1899: 67)
Arkwright ‘consent to use the tomb for the burial of a particular person’, corresponding very nearly to the later συν χωρῆσαι’ (1923: 20)
by crasis for < alade + ahali ‘after-consent’, made up by the verb alahadi (< ala ahadi) ‘to consent, agree’ and the adverb dde ‘after’ (1923: 24)
alade + hχχãne (the latter being a variant of zχχãna (TL 44a, TL 54) (1915: 101)
‘shares in a – common right, a partnership with others’; ‘joint rights from time to time’ or ‘succes sively’ (Arkwright apud Ormerod – Robinson 1914: 23)
≈ κοινόν (1923: 24)
‘κοινόν of the heirs, not of the kinsmen’ (Arkwright apud Ormerod – Robinson 1914: 24)
≈ ταγή as name of a coin (derived from a PN, known, e.g., from the PN of Queen Ada of Caria who reigned 100 years later’ (1923: 24 with note 1)
Pedersen
‘ändern, verändern’ (1904: 193, 195); “Bedeutung unsicher” (1945: 43)
“Bedeutung unsicher” (1945: 43)
–
–
–
–
‘Familienrat’ (1945: 40)
–
Laroche
hri alaha‑ ‘ou- ‘violateur’) vrir, “abîmer’ (1958: 177; ou analogue” 1974: 142) (1958: 180); alaha‑ ‘altérer, porter atteinte, violer’, ‘ouvrir, abîmer, forcer’, ≈ τυμβωρυχεῖν, ανοῖξαι (1974: 142)
infinitive: ‘ou- – vrir (?)’ (1960: 173, 176)
–
in combination with following miñti corres ponding to ‘Greek’ ‘τουξο μενδυος’ (gen.; attested in an inscription grecque d’Istlada” (1974: 129; 1979: 73); in line 30-32 of the trilingual text N 320 acc. pl. tasa ≈ ὅρκους; tesi miñti / tasa miñtaha; “une étymologie rattachant lyc. tasa à un groupe bien vivant du hitt.: taksa-, taksan, taksul, taksatar ‘contrat, convention, paix’
‘la communauté’ (1974: ‘une monnaie’ (La142); etymologically to be roche 1979: 119) linked with Luwian mai‑ ‘nombreux’ and mayant-i / miyant‑i; “une réplique louvite occidentale du fameux panku hittite, assemblée des notables, états généraux, sénat” (1963: 78)
211
With reference to the comment of Petersen (1889: 22 no. 27) on the Greek term μινδις: “vermuthlich ein lykisches Wort, ein Collecti-
≈ ἄτη (1896: 216); ‘identifier avec la mine babylonienne’ (1898: 57);
vum, etwa die Gesammtheit der συνγενεῖς bedeutend, welche danach zu συνπαραινέτωσαν Object und in κύριοι Subject sind.”
222
Meriggi
Birgit Christiansen
‘begraben’ (1963: 11)
‘Buße, (Geld) ‘(als Buße) strafe’ or ‘Zu zahlen’ widerhand (1928: 171) lung’ (1928: 170-171)
‘seppellimento (o sim.)’ (1980) (1980: 242)
“eine ‘hiesig’ (1928: 170; 1980: altertümliche 242) Form (mit intervoka lischem s statt h) für awahi” (1928: 167); awah(a) i ‘laying down’ (1928: 166-167; 1936: 275)
‘burial’ (1965: 89) ‘burial’ (vari- – ant of awa h(a)i‑ (1965: 89)
“Behörde, die über das Bestattungswesen zu wachen hatte” (1928: 165)
not discussed but taken as a monetary unit (1928: 168-172)
“a family council entrusted ‘a coin’ (1965: 88) with the care for the graves of the deceased. Perhaps this council should be viewed as an institution of the community (...). Traces of this institution can be discerned in the Greek inscriptions” (1965: 91)
Houwink ten Cate
‘to penetrate’ ‘in case the infinitive (1965: 93, 96) tomb is (1965: 84) opened’ (1965: 90, 91 passim)
Carruba
‘eine Änderung (an etwas) vornehmen’ (1969: 27); ‘mutare, cambiare, danneggiare, alienare’ (1970b: 29-36);
‘cambiamento, aliena zione’ (1970a: 30)
< aladeh(e) + ‘zum Gebrauch’ (χ)χãne “com- (1969: 82) posto con χba-, divenuto χa- in composizione: quindi ‘fare, intra prendere’, forse ‘(ein) schlagen’” (1970a: 31-32)
Bryce
‘to arrange, prepare (the tomb and/or the corps for burial’ (1976: 178-183)
“for the arran ging/pre paring (??)” (1976: 183)
Inf. ‘to ‘laying down, ‘laying down, ‘oath, agreement, covarrange, burial’ (1976: 183) burial’ (1976: enant’ (1976: 185) prepare (the 183) corpse/the tomb)’ (1976: 188)
‘a monetary unit’ ‘institution or council closely connected with (1976: 177) the supervision of various tombs’ (1976: 183)
Hajnal
‘bestatten’ (1995: 86)
verbal adj. to alaha‘Bestatter, Grabnutzer’ (1995: 86, 106 no. 88, 111 no. 102)
‘das Grab aus- ‘Überlassung’ (des leihen; einem Grabes) (1995: 180-181) anderen zu Verfügung stellen’ (with ‑hχχa‑ to anat. */ sah‑/ (< idg. ῀ 2( i)‑) “to *sah ῀ bind, oblige” (1995: 117 no 130)
unclear word ‘Eid’ (1995: 186) formation, funtional equivalent of awahai (1995: 180-181)
‘custody of the cemeteries’, ‘Münz authority for the survei bezeichnung’ llance of the cemeter ies’ (1995: 164) (1995: 129)
Melchert
‘to arrange, lay out (in a tomb)’ (2004: 3); ‘to transfer’; (in press: 13)
‘one who lays out (in a tomb), one who inters’ (2004: 3); ‘transfer(ral)’ (in press: 13)
inf. to alahχχa- ‘to prepare for laying out’ (2004: 3); ‘to have/make transferred’ (in press: 16)
‘laying ‘oath, vow’ (2004: 63) down, burial’ (variant form of awah(a) i- (2004: 7)
‘local supervisory autho rity of elders (2004: 39)
‘unit of weight equal to the Persian σίγλος’ (2004: 1)
Schürr
alaha‑: ‘gestat- ‘Beiziehung’ ten, zulassen’ (2008: 163) (2008: 155); alahha‑ ‘stets beiziehen’ (2008: 163)
evtl. Bezeich- ‘Eid’ (2008: 156 passim) nung einer Handlung der awahãi oder Dat. Sg. von awahãi mit Schwund des h (2008: 157)
“eine Nekropolen verwaltung” (2008: 166)
not discussed but taken as a monetary unit (in the ada formula specifying a burial fee, in TL 131 specifying a fine) (2008: 149 passim)
‘laying down, burial’ (2004: 7); ‘agents/repre sentatives of the mindis’ (in press: 13)
‘überwachen’ im Auftrag der (2008: 163) Mindis handelnde Person bzw. Funktionär der Mindis (2008: 163, 170)
–
‘convention, réglement, Anordnung, Vertrag, Tarif ’ (stem *taks-, cf. Hittite taksessar and taksul) (1969: 86-87 with note 86); ≈ ὅρκος ‘regolamento, patto’ (1977: 311-312)
Table 9: Overview of different proposals for the translation of relevant terms the ada formulae consist of.
aggettivo e sostantivo ‘la consueta mon‘gli anziani’; tesi miñti ‘il eta (o misura) licia giuramento maggiore, (1974: 580) antico’ (1980: 287-288); for etymology with reference to Laroche (1963: 78)
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
7.2 Discussion 7.2.1 Arguments in Favour of the Fine Hypothesis Due to the fact that many Greek tomb inscriptions from Ancient Lycia stemming from the Hellenistic period consist of formulae fixing fines for tomb violations, the idea that the Lycian ada formulae are likewise penalty clauses comes easily to mind. Primarily, it is based on the specification of the ada amount expressed by a form of ade‑ + number sign. Another fact that gives grounds for the fine hypothesis is the attestation of the verb alaha‑ in various prohibition clauses. Since the nouns aladahali/aladehali, which are a common part of the ada formulae, apparently derive from the verb that in prohibition clauses designates an illicit action, it appears (at least at first glance) very likely that the noun in the ada formulae refers to the same action. Support for the fine hypothesis seems further to be provided by the regional distribution of the ada formula on the one hand and the sanction formulae which threaten anyone carrying out the action of alaha‑ on the other hand. Thus, the sanction formulae with the verb alaha‑ are, with the exception of TL 57 (Antiphellos/Kaş), exclusively attested in Eastern Lycia, whereas in Western Lycia the ada formulae prevail. Nonetheless, there are inscriptions that call the fine hypothesis into question. In the following section these references will be discussed. Afterwards, the attestations of the terms miñti and its derived forms and the verb alaha‑ will be reviewed. 7.2.2 Arguments Against the Fine Hypothesis Although most inscriptions that either contain the verb alaha‑ or a derived noun seem to fit the fine hypothesis, TL 11 from Pinara, the unpublished inscription from Patara, TL 57 from Antiphellos, TL 149 from Rhodiapolis and – to a lesser degree – TL 9 from Kirme/Gülme point to another direction. They suggest that the verb alah(h)a‑ and its nominal derivatives rather denote an action that is part of the funeral rites or precedes them (e.g. as their precondition). Thus, TL 57.4–6 likely states that the miñti receive a “gift” (or rather a fee, charge or delivery) and in return are obliged to make the lower tomb (chamber) ready for the allocation(?)/ assignable(?) for one shekel and the upper (chamber) for two(?) shekels ((4)se=i pije˜te˜ (5)pijatu: miñti: e˜tri: χupu: siχli: aladehχχãne: se hrzzi (6)tupm me: ˜ siχla “And they have given (5) a gift/fee/charge/delivery(?) to/for him/it/them(i.e. the members of the miñti), (namely) the miñti (in order) to make the lower chamber ready for the allocation(?)/assignable(?) for (one) shekel and the upper for two(?) shekels”).212 Similarily, in TL 11.3 from Pinara the miñti are presumably referred to as the ones who carry out the action of 212
For a discussion of the inscription see chap. 4. For the translation of alah(h)a‑ with the tomb or part of the tomb as acc. obj. see chap. 9.
223
Fig. 92 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 149, Rhodiapolis (photograph: Regina Hügli, 31.8.2004).
Fig. 93 Upper chamber of the rock-cut tomb bearing TL 149, Rhodiapolis (photograph: Regina Hügli, 31.8.2004).
Fig. 94 Lower chamber of the rock-cut tomb bearing TL 149, Rhodiapolis (photograph: Regina Hügli, 31.8.2004).
224
Birgit Christiansen
alah(h)a‑ for an amount of O – ada (s=e˜=t=alahhãti: miñti: adai: O – “And the miñti(nom.pl.) assign(?)(3.pers.pl. pres.) him(?) (i.e. a dead member of the household) for a sum of O – ada.213 Apparently, the main intent of the clauses is to point out that provisions have been made in respect to the (present or future) performance of alah(h)a‑ /aladeha‑ . For that purpose they both mention the involvement of the miñti and a payment for the performance of alah(h)a‑ /aladeha‑ . In contrast to TL 11.3, TL 57.4–6 additionally refers to a “gift” (or rather a fee, charge or delivery) which as part of the provisions presumably has been “given” by the tomb owner’s family to the miñti in advance to ensure that they prepare the tomb for the allocation(?). Also the ada formula of the still unpublished nova from Patara backs the interpretation of the ada amounts as payments for the performance of alah(h)a‑ /aladeha‑ carried out by the miñti. Thus, the inf. aladahhãna followed by ada + number sign in an ada formula with the verb phrase ñta ta‑ and tesi miñti as its acc. obj. proves that the sworn agreement was made in order to ensure that the action denoted by the verbal stem will be realized if the respective amount of money will be paid. It further shows that the noun alade‑ hali/aladahali in the otherwise equivalent formulae of other inscriptions is an action noun in the dat.-loc. sg. which as well as the inf. in the nova from Patara denotes the purpose of the payment.214 Further indication that the amount of ada is not paid as a fine is provided by TL 149 which in the following will be discussed in greater detail:
Fig. 95 Photograph of TL 149 lines 1–5, Rhodiapolis (photograph: Regina Hügli, 31.8.2004).
Fig. 96 Photograph of TL 149 lines 6–18, Rhodiapolis (photograph: Regina Hügli, 31.8.2004).
2 ijamara: terssiχleh◊: tideimi:217 mali3 jahi: wedre˜ñnehi: aχãtaza218: me pibijeti 4 prñnezi: se=tteri: adaije˜˹:˺219 me=i=ne˹:˺220 ñtawãtã 5 pibijeti: tere˹:˺221 ebehe˜˹:˺222 me=ije=ne˹:˺ hrppi tãti
TL 149 (Rhodiapolis)
Eighteen-line inscription on a two-storey rock-cut tomb without any architectural features (fig. 92). The upper chamber shows a rectangular recess in the middle of the stone floor, thus defining the latter presumably as burial places (fig. 93).215 The lower chamber is partially buried (fig. 94), its design remains therefore unclear. The first five lines of the inscription are engraved on the left side of the entrance to the upper chamber (part a), the remaining thirteen lines are inscribed upon the opposite side (part b) (fig. 95, 96, 97). Transliteration: part a 1 ebe˜ñne˜˹:˺ prñnawã˹:˺216 m=ene: prñnawate˜ 213
For a detailed discussion of the inscription see chap. 4. For the meaning of alah(h)a‑ with a person as its acc. obj. see chap. 9. 214 Thus with Melchert (2015: 157–158). 215 For this type see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51). 216 The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) can be identified both on the paper squeeze and the photographs taken during the campaign of the TL project in August 2004.
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The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004. According to Kalinka (1901: 92) the letter is followed by an erroneously written (cf. also Friedrich 1932: 87 and Melchert 2001). The paper squeeze and the photographs from August 2004, however, show that the traces following are rather to be interpreted as damage of the stone due to weathering (cf. fig. 100, fig. 102). The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004. The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004. The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004. The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004.
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225
Fig. 97 Tracing of TL 149 in its current state (Birgit Christiansen, 12.1.2015) based on a paper squeeze (Linn Kogler, 31.8.2004, lines 1–17) and a photograph (Regina Hügli, 31.8.2004, line 18), Rhodiapolis.
part b 6 tike: ijamaraje: tibe: adi223: ehbi: hr˹pp˺[i=(i)je me=i] 7 tadi tike: kbi: tike χttbadi: e˜ti: ˹prñn˺[ezi tibe] 8 kbijehi: tike: me htte˜mi: ãnabahe˜: ˹se˺.224 ..[- - - -] ˜ ma: sñta: wawã: ˹se˺.[- - - -] 9 wedre˜ñni: am ˜ mãma:225 km 10 χawã: s=e˜ne: tese˜ti˹:˺ qãñti: trm ˜ milije˜ti226 [- - - -]
11 se itlehi: punemedei:227 se kumezeiti: [prñnezi] 12 se teteri: uhazata: mali: wedre˜ñni: hrp[- - - -]228 13 se=i agã: ijase: hrm ˜ mã: ebe˜: me pijaχã:229 m.230[- - - -] 14 mupm ˜ me: miñte me=ti mazaiti: tere˜: e˹ke˜˺[.] .. [- - - -] 15 tike: hrppi=ttãne˹:˺ kbi pdde˜=te [s]˹e˺ ebei [- - - -] 16 uhazata: tere: ebehi: kume[h]˹i˺: hrppe˜ [- - - -] 17 se pijaχa˹:˺ meipe˜ me kumezei: ˹e?˺me: u ˹n?˺ e . 18 ebette:231
223 Text: eadi. 224
According to Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) the letter might be interpreted as . 225 The word divider which is missing in Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) is visible both on the paper squeeze and the photographs from August 2004. 226 The two dots following (cf. also Kalinka 1901: 92) are probably due to damage of the stone rather than to be interpreted as an erroneously written word divider (thus, e.g. Friedrich 1932: 87, Melchert 2001).
227
The text shows an erroneously written instead of . Possibly to be restored by a term for “the deceased” or the like. 229 According to the paper squeeze from August 2004 is preceded by instead of an erroneously written as Kalinka’s copy (Kalinka 1901: 92) suggests. 230 The letter following is probably to be interpreted as . 231 The paper squeeze made in August 2004 comprises only line 1–17. On the photographs, however, line 18 is completely visible. 228
226
Birgit Christiansen
Although many passages are unclear in respect to grammar or contents, the following rendering is offered as a working translation: (1)This
building has built (2)Ijamara, the son of Terssiχle, (3)the priest of the animal sacrifice for (2–3)Malija (3)of Rhodiapolis(?). And the household and the city (regularly) give (lit. gives(3.sg.pres. with reference to the household)) (4)(the amount of) ada(acc.sg.nt.) (as agreed upon).232 And (5)they do (lit. “it does”(3.sg.pres. with reference to the household)) (4)not (regularly) give (5)for/to/in this district(?)233 (4)access(?) (acc.sg.). (5)And they shall not place (6)anyone (5)on top of him,234 (6)(namely) on Ijamara or his wife. (7)Should anyone place anyone else (6)on to[p of him] (7)by (means of) harm(?), a house[hold member or] (8)anyone of another (household) – (on him will be) the wrath of the ãnabahe and (9)[ ... ] of Rhodiapolis(?) .. [...]. As a fine(?)(nom.-acc. nt.pl.) on the whole(?)(nom.-acc.nt.pl.) 10(?) cow(s)acc.sg. and [...] (10)sheep(acc.sg.). And the Lycian oath gods will destroy him [ ... ] (11)and the itlehi(?) of the totality(?). And the [household] and (12)the city (11)shall sacrifice (12)every year to Malija of Rhodiapolis(?) fo[r] (the benefit of) [...].235 (13)And I made for/to her/him/therein, (namely) for/to ijas(?) this temenos(?)236 and I gave x[ ... ] (14) for/ to the four(?)237 miñt(i)‑ (dat.-loc.pl.). And they maza(i)‑ for themselves(-ti) the district(?).. x .. (15)to place anyone else on top the place [a]nd here [...] (16)every year in this sacred(?) district(?) (the(?)/a(?)) hrppe‑ (?)(acc.sg.?) [...] (17)and I gave meipe˜me238 to sacrifice(inf.) xxx [.] (18)for/to them. Commentary: 1–3: The inscription begins with a standard building formula. In contrast to the majority of Lycian tomb inscriptions, the tomb is signified by the word prñnawa‑ “building” instead of χupa‑ “(rock-)tomb”. The tomb builder is called by his name Ijamara, the name of his father (“son of Terssiχle”) and his profession (“priest of the animal sacrifice for the goddess Malija of Rhodiapolis(?)”). Unlike in most inscriptions a beneficiary phrase of the type hrppi + dat. is missing.
Instead, the persons eligible to be buried in the tomb are mentioned in the prohibition clause in line 5–6. 3–5: The clause me pibijeti prñnezi: se=tteri: adaije˜ states that an amount of ada is or will be given(?). Provided that pibijeti is a 3. pers. sg. pres. reduplicated form of the basic stem pije‑ ,239 the tomb builder might be the subject of the sentence (and thus the donor of the ada amount), while the household (prñnezi) and the city (t(e)teri) are the indir. obj. (and thus the recipients of the ada amount). Yet, since the tomb builder’s deeds are otherwise referred to as already fulfilled (cf. line 1 prñnawate˜ “he has built”; line 13 agã “I have made” pijaχã “I have given”, line 17 pijaχa “I have given”), the subj. of the clause is more likely the household and the city.240 If so, the household and city are in all likelyhood also the subj. of the clause in lines 4–5 me=i=ne ñtawãtã pibijeti: tere ebehe˜. Since the reduplicated form pibijeti has presumably an iterative meaning, the respective actions are likely carried out repeatedly at present and/or in the future.241 Although the meaning of ñtawãtã‑ and tere‑ is unclear, the occurence of the word ñtawãtã both in TL 149.4 and TL 52.2 indicates that the clauses express an assignment of specific rights to certain persons in regard to the tomb and its use. Since tere ebehe˜ presumably refers to a certain place inside or near the tomb the clause possibly states that the tomb builder has not given the household and the city access to it. In the present context this presumably means the prohibition on using the tomb for burials other than those permitted by the tomb builder.242 5–11: The statement that access(?) is not given is followed by a prohibition clause that commands that nobody should be placed on top of the tomb builder Ijamara or his wife (which likely means that nobody else except for the two should be buried in the tomb). It is enforced by sanction formulae which threaten the potential violator with both devine punishments and the payment of a fine consisting of animal offerings.
239
See Hajnal (1995: 31–32 note 9 and 120 note 140). Constructions of a pl. subject with a verb in the sg. are also attested in various building formulae (cf. TL 109.1–2, TL 110.1–2, TL 121.1–2 and presumably also TL 135.1) and sanction formulae (cf. TL 80.2–3, TL 83.15–16, TL 93.3, TL 139.3–4, TL 150.6–8). In lines 11–12, however, both words are apparently construed with a pl. verb (in case the restoration of prñnezi at the end of line 11 is correct). 241 For this cf. N 320.18–19 where the same verb denotes a yearly payment given by the citizens of Xanthos. 242 The alleged meaning “access” seems also on etymological grounds as possible. For other suggestions for the meaning of ñtawãta‑ and tere‑ /τere‑ see Neumann (2007: 248 and 347). To a local meaning of tere‑ particularly points the reduplicated form tere: tere in N 324.26 for which a meaning “everywhere, in many places” seems likely (see Neumann 2007: 347–348). 240
232
Or, with the tomb builder as subj.: “(3)And he (regularly) gives (4)to/ for the household(dat.-loc.sg.) and the city(dat.-loc.sg.) (the amount of) ada(acc.sg.nt.) (as agreed upon). See the commentary further below. 233 Or: “for the district of this place”. 234 Or: “and they will not place anyone on top inside (‑ije), (namely) on Ijamara or his wife”. 235 Possibly to be restored by “the deceased” or similar. 236 Or: “land section, lot of land, parcel of land” or similar. 237 For the interpretation of mupm ˜ me(dat.-loc.pl.) as a numeral like tupm ˜ me‑ see Ševoroškin (1979: 188), Melchert (2004: 41), Neumann (2007: 227). 238 Word and word division unclear (see Melchert 2004: 39).
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11–18: The sanction formulae in lines 7–11 are followed by instructions on offerings and statements about the provisions that the tomb builder made in this regard. The first instruction on offerings concerns the city and presumably the household (the word is not preserved at the end of line 11) and institutes yearly sacrifices to the goddess Malija of Rhodiapolis(?). These offerings were likely designated for the benefit of the ones buried in the tomb (a respective term is possibly to be restored in the end of line 12). Further, they were presumably the purpose of the amounts of ada mentioned in lines 3–4. In addition, the tomb builder states in lines 13–14 that he has given something to the four(?) miñte(dat.pl.) who (in return) will do something (expressed by the verb maza(i)-) for/in favour of themselves (‑ti) to the aforementioned tere‑ (which probably is specified by the obscure word eke˜). Thus, the inscription consists of the following main constituents: 1) the naming of the tomb builder, 2) the specification of his will in regard to the usage and maintenance of the tomb, 3) the provisions made by the tomb builder that are to ensure that his wishes are fullfilled, 4) the actions requested of others in order to comply with the tomb builders will, 5) the specification of the sanctions for the violation of the regulations. An interesting aspect is that the term tere/tere˜ appears twice: in the clause in lines 4–5 it apparently specifies, using a gen., the place to which no access(?) is provided, whereas in line 14 it denotes the place the four(?) miñte are to maza(i)‑ for themselves. Further, the dat. pl. miñte, preceded by mupm ˜ me and thus probably the numeral “four” (“the four(?) miñte”), is except for the nom. pl. miñti in TL 11.3 the only distinct attestation for a pl. form of the noun miñt(i)‑. Given that, the noun miñt(i)‑ apparently is used both as a collective noun and a noun referring to individual members of the collective.243 In the following a detailed analysis of all attestations of the word will be provided.
243
Similar nouns are also known in modern languages. Cf., e.g., the usage of the English nouns “man, pl. men” and “forest, pl. forests”. As for the Lycian attestation in TL 149.14 it is, however, to be taken into consideration that mupm ˜ me miñte might also refer to four(?) groups or teams of miñte. Thus, the word would only be used in a collective sense as it is the case with English collective nouns like “team, army, company, committee” etc. Yet, on the basis of the other Lycian references and the Greek attestation of the pl. μενδῖται in an inscription from Telmessos (TAM II 1, 40, see chap. 8.9) it seems more likely that the dat. pl. mupm ˜ me miñte refers to four(?) individual members of the collective.
227
8. The References to the miñti
The sg. and pl. miñti, the dat. pl. miñte and the gen. adj. sg. miñtehi and pl. miñtaha/miñta appear in the following contexts: 1) In ada formulae: In ada formulae the miñti are referred to as the recipients of an amount of ada established by an oath/sworn agreement in return for the performance of the allocation(?). 2) In sanction formulae the gen. adj. is used to specify the agents of punishment: marazija miñtaha “the council(?) of the miñti”; tasa miñta/miñtaha “the oaths of the miñti”, hp‑ pñterus mãhãi miñtehi “the sacrifice chief(?) of the gods belonging to the miñti (or rather: the miñtian sacrifice chief(?) of the gods”); muhãi miñtehi “the gods of the miñti” (nova from Patara). 3) In the building formula of TL 106.1 the gen. adj. appears in the noun phrase θurtta: miñtehi “the θurtta of the miñti” as an epithet or title of the tomb owner followed by pdde˜nehm ˜ mi “the principal” presumably as a specification of it. 4) In TL 52.2 the sg. miñti denotes the recipient(s)(?) (or, less likely, the granter(s)(?)) of certain rights with regard to the tomb that are referred to by the term ñtawata‑ (with the possible meaning “access(?)”).244 5) In TL 57.4–6 the sg. miñti refers to the recipient(s)(?) of an amount of shekels for the preparation of the upper and lower tomb chamber for the allocation(?). 6) In TL 58.2–3 the sg. miñti appears in a fragmentary context as indir. obj. or subj. of the 3. pers. sg. pret. of pije‑ “to give”. Thus, similar to TL 52.2 and TL 57.4–6, it designates either the recipient(s) or granter(s) of certain rights with regard to the tomb. 7) In TL 149 presumably four(?) miñte are mentioned as recipients of a certain right or object (the word is not preserved) given by the tomb owner. Additionally they are referred to as agents of an action called maza(i)‑. Further, Greek derivations of the Lycian word miñti are mentioned in two Greek inscriptions of the Hellenistic period in the following context: 8) in an inscription from Kyaneai245 the gen. of the fem. noun ἡ μίνδις denotes a group of people or an institution that should join in approving or, respectively, should be consulted with (συνπαραινέω) before the opening of the tomb for the purpose of a burial. Further, the mindis are said to inhibit and prosecute any infringement.
244 245
See chap. 8.4 for a presentation and discussion of the text. Petersen (1889: 22 no. 27). A transcription and translation of the text will be provided in chap. 8.8.
228
Birgit Christiansen
9) in an inscription from Telmessos (TAM II 1, 40)246 a group of people signified by the nom. pl. οἱ μενδῖται are mentioned as the ones who determined the amount of money (ἡ ταγή) which had to be paid for the opening of the tomb. Since miñti in most Lycian inscriptions is attested in an oblique case in the sg., it is difficult to say what category of nouns it belongs to. Also the context of most references does not provide sufficient information in this respect. The cumulative evidence of both Lycian and Greek sources, however, suggests that the word is mostly used as a collective noun in the sg. designating a group of people or an institution. Thus, in the Greek inscription from Kyaneai the gen. of the fem. noun τῆς μίνδις is in the following clause referred to by a pl. verb.247 Also the references in the sanction formulae and TL 106 make it likely that the word refers rather to a collective of people than to an individual person. The attestation of the nom. pl. miñti in TL 11.3 and the dat. pl. miñte in TL 149.14 which is accompanied by mupm ˜ me (and thus presumably the numeral “four”) further suggest that the word can also refer to individual members of the collective. As the attestations in the sanction clauses and TL 106 indicate, the group apparently was hierarchically structured and consisted of members and boards with different functions or roles like the miñtian θurtta and principal, “the council(?) of the miñti” and the hppñterus mãhãi “the miñtian sacrifice chief(?) of the gods”. The latter as well as the fact that the gods of the miñti are mentioned as punishing agents in the sanction formula points further to a religious function and affiliation to the sanctuaries. Thus, the term likely designates a class of priests or cult functionaries. Its members were apparently consulted by the tomb builders and their families for two main reasons: First, to ensure that only eligible persons were buried in the tombs and second, to guarantee that the tomb and its occupants did not suffer any damage, but were handled in an adequate manner when the tomb was opened for another burial or other reasons. In order to achieve these objectives, the tomb owners and their families made an oath or sworn agreement which entrusted the miñti with the allocation(?) of burial places inside the tomb (referred to by the verb alah(h)a‑ and its derivations) to eligible persons for a payment of a certain amount of ada. Vice versa the agreement obliged the family and kin of the tomb owner to consult with the miñti before a burial and pay the stipulated amount of ada to them. 246
Kalinka (1920: 14 no. 40). A transcription and translation of the text will be provided in chap. 8.9. 247 See the discussion below.
According to several sanction formulae, certain boards and officials of the miñti as well as the miñtian gods (by whom the oath was likely taken) were charged by the tomb owners with the punishment of potential transgressors by means of the sworn agreement. Moreover, some attestations suggest that the miñti have also been entrusted with the performance of funeral rites and offerings in the tomb. In the following the references will be discussed in more detail. 8.1 The References in the Lycian ada Formulae Among the 19 inscriptions from Western Lycia showing an ada formula at least 13 contain the word miñti. Two further references might have been part of the fragmentary formulae of TL 41 and TL 42a. Most of the inscriptions stem from Xanthos (TL 36, TL 38, TL 39, TL 41? (fragm.), TL 42a and TL 42b, TL 46, TL 47, TL 50) and other settlements of the Xanthos region (TL 11 from Pinara; TL 31 from Kadyanda; nova from Patara found in 2011). Three attestations are to be found in inscriptions from Telmessos in the far West of Lycia (TL 2, TL 3, TL 4). Furthermore, two references are part of the special formula type attested in TL 114 and TL 115 from Limyra in Eastern Lycia. With the exception of TL 11 all well preserved ada formulae from the Xanthos region referring to the miñti consist of a sentence with the verbal phrase ñta/ñte ta‑ (TL 31 from Kadyanda, TL 36, TL 38, TL 39, TL 41? (fragm.), TL 42b (with the otherwise unattested writing ñt=ta‑ for which see chapter 4.2.4.1), TL 47, TL 50 from Xanthos as well as the nova from Patara found 2011). Furthermore, also the fragmentary inscriptions TL 42a and TL 46 likely belong to this group. The formulae in TL 114 and TL 115 from Limyra consist of a sentence with the verb a(i)‑ “to make” and a verbless sentence. In contrast to the Western Lycian formulae it does not show a form of ade‑ or another monetary unit (like the shekels in TL 57.5–6) before the number sign. The only inscriptions referring to the miñti by a verbless type of ada formula are the epithaphs from Telmessos TL 2 and TL 3. In both inscriptions the formula consists of the word miñti and a form of ade‑ (ada/adaije˜) + number sign. The ada formula in TL 4 from Telmessos, however, belongs to the verbal formula types with ñta ta‑. In almost all the formulae from Western Lycia that contain a verb, miñti is preceded by tesi and followed by alada‑ hali/aladehali and a form of ade‑ + number sign. The only exceptions are TL 11.3, TL 31.3–6, TL 36.5–6 and N 341.4–5. In TL 11.3 the nom. pl. miñti appears as the subj. of the verb alahhãti and thus as the agent who performs the action of alah(h)a‑.248 While the obj. of the action is referred to by the 248
Similar Bryce (1976: 189) and Melchert (2004: 39), whereas Schürr (2008a: 155) takes the form as the acc. obj. of the clause.
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encl. pron. ‑e˜‑ , and the amount of ada is mentioned in the dat., an allusion to an oath or contract is absent. The latter also holds true for the otherwise typical clause type of ada formula with ta‑ in TL 36.5–6.249 TL 31.3–6 instead refers to the oath-taking by the acc. pl. tasa miñta (< miñtaha?) as the first dir. obj. of the verb phrase ñta tade˜. As in the more common formula type with ñte/ñta ta‑, the second dir. obj. is ade‑ + number sign. The oath-taking is thus more emphasized than in the standard formulae. Given that the restoration of the word miñti at the end of line 4 and the beginning of line 5 is correct, N 341.4–5 would be the only inscription with miñti preceding tesi instead of following it.250 Since in TL 11 miñti is likely to be the subj. of the verb alahha‑, it can be assumed that the oath or sworn contract had two aims: First, it obliged the miñti to carry out the allocation(?), which in the ada formulae with ñte/ñta ta‑ and a(i)‑ is referred to by the noun aladahali/aladehali in the dat. sg. Second, it obligated the tomb owner, or rather his representative(s), to pay the amount of ada agreed upon. In most formulae with ñte/ñta ta‑ solely the miñti’s side is explicitely mentioned, while the other party of the agreement is only referred to by the 3. pers. sg. or pl. of the verb. In contrast, TL 114 and TL 115 mention the awah(a)i and thus presumably the one who lets down/inters(?) as the one for whom the miñti made an oath/sworn agreement with respect to the payment for the allocation(?). The ada formula of N 334 presumably refers to the awahãi (nom. pl.) as the ones, who already performed the allocation(?). Similarily, TL 17.3 mentions exclusively the awah(a)i in connection with the allocation(?), whereas TL 16.2 rather refers to awasi and thus presumably the action of the interment. The inscriptions are listed and discussed in chapter 4. 8.2 References in the Sanction Formulae As a specification of the punishing agent(s) the gen. adj. sg. miñtehi and pl. miñtaha are attested in TL 58.5 (hppñte‑ rus mãhãi miñtehi), TL 75 (t[asa(?)] miñtaha), the unpublished nova from Patara (muhãi mintehi) as well as in TL 118.3, TL 135.3 and TL 139.4 (marazija miñtaha). The word marazija is probably a nom.-acc. pl. and substantivized form of *ma‑ razije‑ “of a judge”.251 The noun phrase marazija miñtaha might therefore be translated with “council/court of the miñti”. In all three inscriptions the phrase appears as subj. of the verb tub(e)i-“to strike, bring to death”.
Melchert (2004: 39), however, interpretes miñti in TL 36.3 as a nom. sg., whereas Neumann (2007: 216) lists the form as a dat. sg. 250 For a transliteration, translation and discussion of the inscription see chap. 4. 251 Thus with Melchert (2004: 37). Cf. also Neumann (2007: 195) with further literature. 249
229
In TL 75.4–5 from Tyberissos miñtaha follows a fragmentary word beginning with the letter . By analogy to the noun phrases tesi miñti and tasa miñta! in the ada formulae a restoration of the nom.-acc. pl. t[asa] seems quite likely. Further indication might be seen in the fact that, in the sanction formulae of TL 135 and TL 149, the ergative forms teseti and tese˜ti appear as punishing agents that are said to “strike, bring to death” (tub(e)i‑ in TL 135.2) or “destroy” (qã(n)‑ in TL 149.10) the transgressor. If so, in TL 75.4–5 the basic stem of a neuter noun in the nom. pl. is presumably mentioned as an “add-on” to the goddess Malija, by whose name the oaths of the Miñti were sworn.252 In TL 135.2 and TL 149.10, however, the ergative forms teseti and tese˜ti are specified by the adjective trim ˜ mili “Lycian”. Thus, both inscriptions presumably refer to the numinous powers of an oath by which all (major) deities of the Lycian pantheon are invoked.253 In TL 58.5 from Antiphellos the gen. adj. miñtehi specifies the hppñterus mãhãi “the miñtian hppñterus of the gods” or rather “the hppñterus of the gods belonging(i.e. the hppñterus) to the miñti”. The exact word formation and meaning of hp‑ pñterus, which also appears in TL 139.4, is unclear. Yet, the first part is apparently a reflex of Indo-European *spend-“to sacrifice, offer, libate”.254 Since the word in both inscriptions is accompanied by the gen. pl. mãhãi it seems very likely that it designates a kind of priest or priestly office like the HLuw. word sapandari‑ (nom. ).255 The second part ‑arus/‑erus possibly derives from a stem *aru‑ “high” which is also attested in Hittite and Luwian.256 If so, it might be rendered by “sacrifice chief ” or the like. 252
As in other sanction formulae mentioning more than one punishing agent, the verb tub(e)i-“to strike, to punish” stands in the 3. pers. sg. pres. instead of the pl. (cf. TL 80.2–3, TL 83.15–16, TL 93.3, TL 139.3– 5, TL 150.6–8). Thus, grammatically it is agreeing with the first punishing agent stated in the sg., while the other agents are mentioned in the way of an endorsement. 253 In the Hittite text corpus the situation is similar. If e.g. in the state treaties specific gods of the pantheon are invoked as punishing agents they are referred to by the logographic noun phrases linkiia š dingir.meš (i.e. linkiiaš šiuneš) “gods of the oath” and nīš/nēš ˆ dingir.meš (lit. “life of the gods”). The oath as an acting numinous power is, however, addressed by the Hittite ergative linkiiiant‑, ˆ whereas the oath as a binding agreement and legal practice is referred to by the Hittite basic stem lingai‑ or the accadogramms māmītu(m) or nīš/nēš dingir-li(m). For the references and a detailed discussion see Christiansen (2012: esp. 112–114, 190–191, 357). 254 See, e.g., Carruba (1977: 286), Hajnal (1995: 134–135), Melchert (2004: 24) and Neumann (2007: 97). 255 See, e.g., Tischler (1980: 412), Hajnal (1995: 134) and Nahm apud Neumann (2007: 97) with further literature. 256 Thus with Schürr (2014: 18) and subsequently also Melchert (personal communication). For the Hittite and Luwian attestations see Puhvel (1984: 177–178) and Kloekhorst (2008: 212). Cf. further the less likely identification of the second element with Lycian arus
230
Birgit Christiansen
Since the accompanying gen. adj. miñtehi specifies the respective priest as belonging to the miñti, it seems likely that the miñti itself is a religious institution. Also speaking in favour of this hypothesis is the fact that, in sanction formulae elsewhere (as far as one can determine), the punishing agents mentioned are almost exclusively divinities and religious institutions.257 Cf. the following list: 1. s˹m?ãzz˺ãi/s˹l?l?azz˺ãi258 “the gods ...” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: N 317.4 (Limyra). 2. mãhãi/muhãi huwedri “all the gods” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 57.8–9 (Antiphellos), TL 59.3 (Antiphellos), TL 88.5–6 (Myra), TL 93.3 (Myra). 3. mahãi nelez˹i?˺ “the gods of the market place/agora” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 72a.2 (Kyaneai).259 4. mã[h]ãi: wed[re˜ñ]ni “the g[o]ds of Rho[dia]polis(?)” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 101.4–5 (Limyra). 5. mahãi: lãtãi se heledi “the gods of the (realm of the) dead(?) and (of?) heledi(?) as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: N 332.2–3 (Korba).260 6. mãhãi: htte˜m ˜ : lãtãi/latãi se heledi “the wrath of the gods of the (realm of the) dead(?) and (of) heledi(?)”: as subj. in a verbless sentence with the transgressor as dat. obj.:261 N 306.3–4 (Çağman), N 309d.12–16 (Myra). 7. wedri: wehñtezi “the naijads(?) of Phellos(?)” as subj. of the iterative of qã(n)‑ “to destroy”: TL 56.3–4 (Antiphellos); 8. teseti trm ˜ mili/tese˜ti trm ˜ milije˜t{:}i “the Lycian oath gods” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 135.2–3 (Limyra), TL 149.8–11 (Rhodiapolis). 9. malija “(the goddess) Malija” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 75.4–5 (Tyberissos); presumably as subj. of qã(n)‑ “to destroy” (only first letter of verb preserved): TL 76.5–6 (Tyberissos). 10. malija hriχuwama “the super-intending(?) Malija” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 80.2–3 (Dereağzı/ Kaş).
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258
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“community, people, inhabitants, citizens” by Carruba (1977: 286): “la comunità sacrificale degli dei (della minti)” and similar Neumann (2007: 97): “die am Kult beteiligte Bürgerschaft” (see also the justified criticism by Schürr 2014: 18). See also Christiansen (2009). According to Neumann (1979: 41) the first letter is followed by . The traces, however, are rather due to the stone being damaged. Whether is followed by or is difficult to determine. According to the paper squeeze and the photographs taken by the TL project, the letters are very likely preceded by . See Neumann in Zimmermann – Neumann (2003: 190–192). See Neumann (2000: 184–185). Cf. also Schürr (2014a: 135–137) who translates: “Götter von Land und Meer”. “Then the gods of the (realm of the) dead(?) and (of?) heledi(?) will be angry with him!
11. e˜ni qlahi ebijehi “the mother of this sanctuary(?)” (i.e. Leto) as subj. of the iterative of qã(n)‑ “to destroy”: TL 56.3–4 (Antiphellos/Kaş); as subj. of qanuwe‑ “cause to be destroyed”: TL 110.3–5 (Limyra). 12. eti ebehe˜ χaχakba “the father of this place Kakasbos” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: N 314b.4–6 (Kızılca) 13. eti ebuθis “the father(?) Ebuθis” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: N 332.2f. (Korba)262 14. trq(q)as “the [weatherg]od” presumably as subj. of qã(n)‑ “to destroy”: TL 76.5–6 (Tyberissos; fragmentarily, only first letter of verb and ending ‑ as of noun preserved); as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 80.2–3 (Dereağzı/Kaş; fragmentary, only ending ‑ as of noun preserved); TL 83.15–16 (Arneai); TL 88.5–6 (Myra); TL 93.3 (Myra). 15. trbbãmara “the god(dess) Trbbãmara” as subj. in a verbless sentence identified with the adj. htte˜m ˜ “angry” and the transgressor as dat. obj.:263 N 309d.12–16 (Myra). 16. pdde˜χba “the god(dess) Pdde˜χba” as subj. in a verbless sentence identified with the adj. htte˜m ˜ “angry” and the transgressor as dat. obj.:264 N 309d.12–16 (Myra). 17. tesm ˜ mi “the god(dess) Tesm ˜ mi(?)” as subj. in a verbless sentence identified with the adjective htte˜m ˜ “angry” and the transgressor as dat. obj.:265 N 309d.12–16 (Myra). 18. qla(j)=ebi “this sanctuary(?)/holy precinct(?)” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 75.4–5 (Tyberissos, fragmentary). 19. qla ebi surezi “this sanctuary/holy precinct of Sura” as subj. of the iterative of qã(n)‑ “to destroy”: TL 84.3 (Sura). 20. itlehi: trm ˜ mili as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 57.8–9 (Antiphellos/Kaş), TL 58.5 (verb not preserved; Antiphellos/Kaş); as subj. of qã(n)‑ “to destroy”: TL 89.2–4 (Myra), TL 94.2-3 (Myra), TL 134.4 (Limyra). 21. itlehi: punemedezi “the punemedezi(?) itlehi(?) as subj. of qã(n)‑ “to destroy”: TL 149.8–11 (Rhodiapolis). 22. itlehi: trm ˜ mili: huwedri “all the Lycian itlehi” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: TL 83.15–16 (Arneai), TL 88.5–6 (Myra), TL 118.3 (Limyra); as subj. of qã(n)‑ “to destroy”: TL 95.3 (Myra), N 306.3–4 (Çağman), N 309d.18–20 (Myra; fragmentary).
262
For another interpretation cf. Christiansen (2009: 48) with reference to Eichner (2005: 25 note 136): “him, (namely) his eti will strike Ebuθis ...”. However, in analogy to N 314b.4–6 eti ebehe˜ χaχakba “the father of this place Kakasbos” the translation above seems more likely. 263 “Trbbãmara will be angry with him”. 264 “Pdde˜χba will be angry with him”. 265 “Tesm ˜ mi will be angry with him”.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
231
Fig. 99 Upper chamber of the rock-cut tomb bearing TL 75, Tyberissos (photograph: Regina Hügli, 27.8.2006).
Fig. 98 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 75, Tyberissos (photograph: Regina Hügli, 27.8.2006).
23. tijãi “the tijãi” (presumably a group of humans or deities) as subj. of the 3. pers. pl. pres. of pabla‑ “to chase(?)”: TL 89.4.266 24. aruwãti[...] “the high [...]” as subj. of tub(e)i‑ “to strike, bring to death”: N 317.4 (Limyra). 25. htte˜mi: ãnabahe˜: “the wrath of the ãnabahi” in fragmentarily preserved verbless sentence: TL 149.8 (Limyra). 26. htte˜mi „wrath” in a sentence with imperative of es‑ “to be” without obj. (“wrath should be”): TL 91.3 (Myra). In TL 128.2 (Limyra), however, the tomb builder is mentioned as punishing agent: me=i=te: na=lau: tike: ara[wã] “I will not allow him any free[dom]”, whereas in TL 135.2–3 (Limyra) the tomb builder appears beside the Lycian oath gods and the miñtian council(?) as punishing agent. Of interest are further the sanction formulae that oblige the transgressor to pay a certain amount of animal offerings to the local sanctuary or specific gods. As recipients of such offerings are named: 1. qla(j)=ebi pñtreñni “this sanctuary/holy precinct of Pñtre(?)” as dat. obj. of ttl(e)i‑ “to pay”: TL 109.6 (Limyra). 2. e˜ni qlahi ebijehi “the mother of this sanctuary as subj. of tti‑ “cause to pay, demand”: TL 94.2–3 (Myra; fragmentary), TL 131.2–5 (Limyra).
266
For the meaning of tijãi see the commentary on TL 39 in chap. 4.
Fig. 100 TL 75, Tyberissos (photograph: Regina Hügli, 29.8.2006).
3. e˜ni qlahi: ebijehi: pñtre˜ñnehi “the mother of this sanctuary of Pñtre(?)”: as dat. obj. of ttl(e)i‑ “to pay”: TL 102.2–4 (Limyra); with verb not preserved: TL 112.5–6 (Limyra). 4. ql=ebi “this sanctuary”: as dat. obj. of ttl(e)i‑ “to pay”: TL 111.3–7 (Limyra). 5. trzzubi “the god(dess) Trzzubi”: as dat. obj. of ttl(e)i‑ “to pay”: TL 111.3–7 (Limyra). 6. e˜ni: mahanahi “the mother of the gods” as dat. obj. in a verbless clause: TL 134.4 (Limyra). In the following the attestations in TL 75, TL 135 and TL 139 will be cited in the context of the whole inscriptions. For the reference in TL 58 see chapter 8.6, for TL 118 see chapter 9, table 9. TL 75 (Tyberissos)
Five-line inscription on the upper cross-beam of a twostorey rock-cut tomb (fig. 97). The lower chamber shows a bench on the right side embedded in a niche (fig. 98). The entrance to the upper chamber is undamaged, the design of the chamber can therefore not be determined.
232
Birgit Christiansen
Fig. 101 Tracing of TL 75 in its current state, Tyberissos (Birgit Christiansen 8.7.2013) based on a paper squeeze (Martin Seyer / Recai Tekoğlu 29.8.2006).
Structure of the inscription (fig. 100 and 101): 1) building formula, 2) prohibition clause, 3) sanction clause. Transliteration: 1 ebe˜ñne˜: χupã: m=e˜n˹e˺ ˹pr˺ñnawate˜ tett˹m˜p˺e: 2 hñtihãmah˹:˺ tid[ei]mi s=ene ñte: tãti tdi 3 i˹s˺bazi: me=ije: ni hr[ppi] tãtu: tike: m ˜ me˜: ladã: ti=(i) je267 4 [h]˹r˺[pp]i: l?a[ti?]268 h˹r˺ppi[=(i)je me=]i: tadi: t˹i˺ke: kbi[:?] m=e˜ne 5 t˹ub˺idi: ˹q˺[l]a[(j)]=e˹bi˺ [s]e malija: se ta[sa?]269˹:˺ miñtaha (1)This tomb has built Tettm ˜ pe, (2)the ch[i]ld of Hñtihãma.
Fig. 102 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 135, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.8.2009).
(2–3)And
they should not place anyone else except for the wife, whom(?) he will allow(?) therein in addition(?).270 [(If)] one places anyone else [therein] on top, then thi[s] q[l]a will strike him – and Malija –and the oa[ths?] of the miñti (sworn by her). TL 135 (Limyra, necropolis II)
Three-line inscription on the upper cross-beam of a onestorey rock-cut tomb with a relief on the right side of the entrance (fig. 102). The tomb chamber shows a rectangular Fig. 103 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 135, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.8.2009). The traces allow also for a reading of the sign group as tike. The relative pron. ti and the local particle ‑(i)je, however, fit better into the context. 268 The reading of the letter is unsure. The traces allow also a reading as , which, however, does not match the following . 269 For the use of the basic stem instead of an ergative see the comment in chap. 8.2 further above. 270 The relative clause ti=(i)je [h]˹r˺[pp]i: l?a[ti?] is in its meaning and syntactic relation unclear. Thus, aside from “to let, allow” also a meaning “to die, be dead” for la‑ might be considered (thus, e.g., Hajnal 1995: 110 note 100, Melchert 2004: 34, cf. also Neumann 2007: 180 with further literature). Furthermore, the clause could also be part of the sanction formula’s protasis. Yet, a postponed relative clause referring to the tomb owner’s wife seems more likely. Since it is accompanied by the preverb hrppi and the local particle ‑ije, the clause is presumably rather to be rendered by “whom he allows in addition” than by “who (i.e. the wife) dies therein in addition”. 267
Fig. 104 TL 135, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.8.2009).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
233
Fig. 105 Tracing of TL 135 based on the original stone inscription in its current state, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 10.8.2009).
recess in the middle, thus defining the circumferential stone floor presumably as burial places (fig. 103).271 Structure of the inscription (fig. 104 and 105): 1) building formula, 2) sanction formula. Transliteration: 1 a˹b˺[aija: a]˹r˺[aw]az˹i˺[ja] ˹m˺=e prñnaw[at]˹e˜:˺ [X?]˹u˺wata: trbbe˜nimeh: tideri: s=ebe˜la: ehete˜me[h?] 2 t˹i(j)˺[=adi ti]k[e t]ihe [zum ˜ ]me˜: me=ije˹:˺ ˹n˺[a=l]˹a˺u tike: arawã: s=ene teseti: tubeiti: trm ˜ mi˹l˺i 3 s[e maraz]˹i˺[ja]: miñt[ah]a: (1)The[se
a]rawazi[ja] ha[s] built [X?]uwata,272 the collactea(?) of Trbbe˜nime/i and Ebe˜la (the child of?) Ehete˜me.273 (2)He who [does a]n[y] harm to [an]ything, I will n[ot gi]ve him any freedom! And the (3)Lycian (2)oaths/oath gods will strike him/bring him to death (3)an[d the cou]ncil(?)/cou[rt(?)] of the miñti. TL 139 (Limyra, necropolis II)
Six-line inscription on a one-storey rock-cut tomb (fig. 106). The tomb chamber shows a rectangular recess in the middle which defines the stone floor at the rear side presumably as a burial place. On a higher level above this place a stone bench is situated (fig. 107).274 The first five lines of the inscription are engraved on the upper cross-beam of the main construction, the last line is incised upon the cross-beam of the subconstruction (Fig. 108 and 109). Structure: 1) building formula, 2) sanction formula, 3) beneficiary clause.
For this type of tomb chamber see Seyer (2009: 54–55). The name of the tomb builder Xuwata is also attested in TL 134.1 of a near-by tomb in the dat. Xuwataje as a designation of the tomb builder’s wife Masasi. 273 The interpretation of ebe˜la as the name of a second tomb builder besides Xuwata (possibly her husband) and ehete˜me[h] as a patronym remains unsure. Thus, it is also possible that both terms are specifications of the tomb builder Xuwata (e.g. with ebe˜la as a profession title and ehete˜me[h] as a PN in the gen. “the ebe˜la of Ehete˜me”). 274 For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 249).
Fig. 106 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 139, Limyra, necropolis II (photograph Ludwig Fliesser, 4.10.2000).
271
272
Fig. 107 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 139, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 4.10.2000).
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Birgit Christiansen
Fig. 109 Tracing of TL 139, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 12.12.2009) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 4.10.2000).
Transliteration: 1 ebe˜!ñ!ne˜:275 χupa˹:?˺ m=e˜=*ti prñnawate˜ tilumezi276 zahã-*277 2 mah: tideimi˹:?˺ hrppi ladi eh˹b˺i˹:?˺ χuχ?!278 uneje * *279 3 se tideime ehbij˹e˺ se uwe˹:˺ ti h*˹rppi˺ tãti tike m=e˜*ne280 4 tubidi h[p]pñte[us] mãhãi[:?] se [ma]razija miñtaha: 5 hlm ˜ midewe: mlejeusi 6 murñna (1)This
ma,
tomb has built Tilumezi, (2)the child of (1–2)Zahãhis wife Xuχune. (3)and his children. And
(2)for
The letter is (obviously erroneously) overwritten by . Based on the fact that the letter sequence is followed by two dots Kalinka (1901: 88) suggested to read the name of the tomb builder as Tilume and the following patronym as Zizahãma. This view was generally accepted (see, e.g., Friedrich: 1932: 86, Melchert 2004: 111, Neumann 2007: 437). Since, however, the dots are missing in the overwritten version of the text and in both versions the distance between und is bigger than the distance between tilume and the following the reading of the tomb builder’s name as Ti‑ lumezi and the patronym as Zahãma seems more likely. In favour of this reading speaks also the attestation of the name Zahama/Zahãma in TL 101.1–2. Cf. also Imbert (1898: 45–46), who transliterated the name of the tomb builder by tilmezi and the patronym by zahoma. 277 The text is partly replacing the following sequence: prñnawã til˹ume˺zi za˹hamah˺ tideimi. According to Kalinka (1901: 88) the overwritten text was as follows: ipñnawate˜ tilumzizah . mãsitideimi. Cf. also Heberdey’s reading cited by Kalinka (1901: 88): tilumzizza tidideimi. 278 The letter is written over and apparently meant to replace it. 279 At the end of the line the stone mason apparently incised first the nom. or gen. pl. ˹mãhã˺[i] and afterwards overwrote it by ˹me˜ne˺?. Both words were obviously engraved by mistake. In the reading of the inscription they are therefore to be ignored. Cf. also Kalinka (1901: 88) who does not refer to the sequence at all. 280 The sequence h˹rppi˺ tãti tike m=e˜ne is partly incised over the sequence [h]˹p˺pñterus muhãi (which is similar to be found in line 4) and meant to replace it. Cf. also Schürr (2001: 146), who transliterates the previous sequence by hppñte?usmuhãi, and the rendering hp‑ pñterusemuhãi by Heberdey apud Kalinka (1901: 89).
Fig. 108 TL 139, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 4.10.2000).
275
who(nom. sg.) place(s)!(3. pers. pl.) anyone on top – (4)the hppñter[us] of the gods will strike (3)him – (4)and the council(?) of the miñti. (5)(For) Hlm ˜ midewe, Mlejeusi, (and) Murñna.
276
8.3 θurtta of the miñti as a Title of the Tomb Owner In TL 106.1 the tomb owner Sbi◊aza characterizes himself as θurtta of the miñti (θurtta miñtehi) and (its/their) principal (pdde˜nehm ˜ mi).281 The latter presumably is a compound noun made up by the preposition or preverb pdde˜ “before, in front” or rather “place” and the passive participle of eh‑ “to sit” ehm ˜ mi-.282 In N 320.2–3 (trilingual text from the Letôon) it is equaled with ἄρχοντας (trm ˜ mile: pdde˜nehm ˜ mis ≈ ἄρχοντας Λυκίας). The word θurtta has mostly been interpreted as a title.283 According to Schürr (2008b: 180). however, the attestations in TL 39, TL 44a.13.24ff., TL 44b.28ff. and N 325.10–12 substantiate the meaning as a term of relationship (most
281
Since the gen. adj. in contrast to the genitive usually follows its head noun, grammatically the regens of miñtehi is probably θurtta and not pdde˜nehm ˜ mi. 282 See Schürr (2010: 151–155) (“before, in front”), Melchert (2004: 22, 48) and Neumann (2007: 260–261) (“place”) with further literature. 283 Thus, e.g., Melchert (2004: 75) and Neumann (2007: 397).
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probably “uncle”). With regard to TL 106.1 he considers a secondary meaning as a title as possible. Yet, the interpretation as a term of relationship is by no means compulsary. Although the mentioning of the wifes of the θurttãi(Gen. Pl.) along with the progeny of the grandmother as beneficiants in TL 39.4 might indeed be seen as evidence for a term of relationship,284 the word can also designate an authority outside the domestic circle like a legal representative. The same holds true for further references some of which are only partly preserved. In consideration of the other attestations of the word miñti the phrase θurtta: miñtehi in TL 106 therefore likely designates an office or function among the institution, while pdde˜nehm ˜ mi speficies the rank or status within its scope. Thus, TL 106.1 goes very well along with the hypothesis that the term miñti designates a class of priests or other cult functionaries. For a transliteration and translation of the inscription see chapter 9, table 4. 8.4 The Reference in TL 52.2 (Sidek-Yayla) The two-line inscription TL 52 is engraved on the crossbeam of the subconstruction of a one-storey bipartite rockcut tomb (fig. 110). The chamber shows a rectangular recess, thus defining the circumferential stone floor presumably as burial places (fig. 111). The building formula of the inscription (fig. 112) is followed by two sentences with the 3. pers. pret. of pije‑. The first one states that the tomb builder Krehe˜nube has given the tomb to a person named Wazije and (his/her) mother (lines 1–2). The subj. of the next sentence (line 2) is likely also the tomb builder, whereas the term miñti as a dat. sg. presumably denotes the recipient of the action and thus the one who is given ñtawãta‑. The exact meaning of the term remains unsure. Yet, the attestations in TL 52.2 and TL 149.4 point to a certain right with regard to the tomb. Thus, the sentence in TL 52.2 might signify that the tomb owner has given the miñti access to the tomb and thus the right to control its allocation in accordance with the tomb owner’s will.285
Transliteration and translation:286 1 ebe˜ñ[n]e˜: χupã: m=e˜n=ade˜: k˹r˺ehe˜nube: s=e˜ pijete˜ wazijeje 2 se(j)=e˜ni: se pi[j]ete˜: miñti ñt˹aw˺ãtã
284
According to Schürr (2008b: 177) it is the clearest attestation for a term of relationship. 285 Alternatively, but in consideration of TL 149.4 less likely, miñti might as the subj. of the sentence denote the granter of a certain right. The alleged meaning “access” seems also on etymological grounds likely. For other suggestions see Neumann (2007: 248). 286 For a tracing of the text see Kalinka (1901: 53).
235
Fig. 110 Façade of the rock-cut tomb bearing TL 52, Sidek-Yayla (photograph: Vanessa Pircher, 2001).
Fig. 111 Chamber of the rock-cut tomb bearing TL 52, Sidek-Yayla (photograph: Vanessa Pircher, 2001).
Fig. 112 Upper cross-beam bearing TL 52, Sidek-Yayla (photograph: Vanessa Pircher, 2001).
(1)This
tomb has made Krehe˜nube. And he has given it to Wazije (2)and (his/her) mother. And he has given the miñti(dat.sg.) access(?)(acc.sg.).
236
Birgit Christiansen
8.5 The Reference in TL 57.4–6 (Antiphellos/Kaş) In this inscription the sg. miñti refers to the recipient(s)(?) of an amount of shekels for the service of aladehχχãne with regard to the upper and lower tomb chamber. For a transliteration, translation and discussion of the inscription see chapter 4. 8.6 The Reference in TL 58.2–3 (Antiphellos/Kaş) TL 58 is a five-line inscription on the upper cross-beam of a one-storey rock-cut tomb. Its chamber shows a rectangular recess which defines the circumferential stone floor presumably as burial places or, respectively, benches (fig. 113). In lines 2–3 of the inscription (fig. 114) the sg. miñti is mentioned in fragmentary context as indir. obj. or subj. of the 3. pers. sg. pret. of pije‑ “to give”. The acc. obj. was presumably mentioned in the gap at the beginning of line 3. The first word after the gap upezide is unclear. Yet, the following relative clause points to an object that is placed on the couch reserved for the burial of the tomb builder and his wife. The instruction is followed by a fragmentarily preserved prohibition clause which presumably states that nobody else should be placed on the couch that the tomb builder and his wife will be buried on. The inscription ends with a sanction formula which refers to the hppñterus mãhãi miñtehi and presumably the Lycian itlehi as punishing agents.
Transliteration and Translation: 1 [ebe˜ñne˜] χupã m=e˜=ti prñnawate˜ sb˹e˺limi sñneteh tideimi˹:˺ 2 [- - - -]˹u?d?r?a?h?˺i287 hrppi: lad˹i˺ ehbi: se tideime: s˹e˺ pije[t]˹e˜˺ miñti: 3 [- - - -]upe˹zi˺de [st]tati tdi e˜ti: sbelimi: sije˜ni teli se lada: 4 [- - - - - - - - -] ˹hrppi˺=ttãna hrppi=(i)je=˹m˺e=i tãti tike terihe 5 [m=ene tubeiti ... trm ˜ m]ili: se hp˹p˺ñterus ˹mã˺h˹ãi˺ miñtehi (1)[This] tomb has built Sbelimi, the child of Sñnete, (2)[...]
of [...]udra(?), for his wife and the children. And he has given (to/for the) miñti (3)[ .............] on which […]upezide(?) is/will be [pl]aced, where Sbelimi lies and the wife.288 287
The suggested reading of the three letters preceding the ending of the gen. adj. -ahi as is based on the paper squeeze made by Martina Pesditschek in August 2008. As the first letter of the word possibly is to be restored. 288 Or less literally: ‘where Sbelimi and his wife lie’. Further, it is not clear if the relative clause with the relative particle teli precedes or follows the main clause. If the latter is the case than [...]upezide would be laid down where Sbelimi and his wife lie. If, however, the relative clause precedes the main clause, than it would apparently be part of a “negative” or prohibitive clause (“if someone places anyone else in the place where Sbelimi and his wife lie” or similar).
Fig. 113: Chamber of the tomb bearing TL 58, Antiphellos/Kaş (photograph: Vanessa Pircher, 24.8.2001).
(4)[................
not] to place(inf.) [on] top/[in] addition. (If) they place anyone as a third one, (5)[then the Ly]cian [itlehi(?) will strike him/bring him to death] and the miñ‑ tian community of libation priest(s)(?) of the gods/the miñtian (community of) libation priest(s)(?) of the gods belonging to the miñti. 8.7 The Reference in TL 149 (Rhodiapolis) In TL 149 four(?) miñte are referred to as recipients of an object or right given by the tomb builder. Further they are said to maza(i)‑ the district(?) for themselves. The following clauses refer to offering provisions. Whether the miñte were mentioned as participants in the offerings remains unclear. A transliteration, translation and discussion of the text as well as a description of the tomb is provided in chapter 7.2.2. 8.8 The Reference in the Greek Inscription from Kyaneai289 In the inscription from Kyaneai the gen. of the fem. noun τῆς μίνδις denotes a group of people or an institution that should join in approving or, respectively, should be consulted with (συνπαραινέω) before the opening of the tomb for the purpose of a burial.
Transcription and translation: 1 τὸν τάφον τοῦτον κατεσκεύασεν τόν τε ἄνω καὶ κάτω Περπένηνις [....] 2 Ἀππάδιος ἑαυτῶι καὶ τῆι γυναικί · καὶ μη˹θ?!˺ενὶ ἐξέστω ἀνοῖξαι τὴν σορον οὗ [....] 3 ἐστὶν, τοῖς δὲ λοιποῖς τάφοις τοῖς τε ἄνω καὶ τοῖς κάτω χρήσονται πάν[τες] 4 οἱ συνγενεῖς · μὴ ἐξέστω δὲ ἀνοίγειν ἄνευ τῆσ μινδιος, ἀλλα συνπαρα[ι-] 289
Petersen (1889: 22 no. 27).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
237
Fig. 114 Tracing of TL 58 in its current state (Birgit Christiansen 5.7.2013) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek 24.8.2001), Antiphellos/ Kaş.
9. The Attestations of alah(h)a‑ and aladaha‑ /aladeha‑
5 νέτωσαν αὐτους, εἰ δὲ μή, κύριοι ἔστωσαν κωλύοντες καὶ ζημιοῦντες αὐτούς. (1)This
burial place – the upper and lower (part) – has built Perpenenis [...] (2)(the son/child of) Appadis, for himself and his wife. And nobody is permitted to open the soron whose [...] (3) is.290 Al[l] (4)kin (3)might use the remaining burial places, (namely) the upper and lower (ones). (4)It is, however, not permitted to open without the mindis(gen. sg.), but (4–5)they (i.e. the mindis) should join in approving (i.e. the συνγενεῖς or rather the ones, who open the tomb). (5)If not, they (i.e. the mindis) should be authorized to hinder and punish them (the ones, who open the tomb). 8.9 The Reference in the Greek Inscription from Telmessos (TAM II 1, 40)291 In the Greek inscription from Telmessos a group of people signified by the nom. pl. οἱ μενδῖται are mentioned as the ones who determined the amount of money (ἡ ταγή) which has to be paid for the opening of the tomb.
Transcription and Translation: 1 Μοσχίωνος τοῦ Πεδετέριος 2 Λιμ[υ]ρέως · ταγὴν δὲ ἔταξαν οἱ 3 μενδῖται τοῖς ἀνοίγουσιν τὸ 4 μνῆμα Ἀλεξανδρείου δραχῶν ˹ἕ˺ξ (1)Mosχionos,
(the child/son) of Pedeteris, (2)the Limyrian. The (3)menditai (2)have stipulated the amount(?)/ fee(?) (3)for the ones who open the (4)tomb: 6 Alexandrian drachmae.
290
The term σορος, which generally denotes a vessel for holding human remains, in all likelihood refers to the sarcophagus above the pediment of the tomb. For a description of the tomb monument see Kupke (1995: 32–35) and further Hülden (2006: 220–221). 291 Kalinka (1920: 14 no. 40).
Finite forms of the verbal stem alaha‑ are attested in 14 clauses belonging to 11 Lycian inscriptions. The finite form of the augmented stem aladaha‑ is to be found in TL 134.2. The verb appears almost exclusively in the prohibition and sanction clauses of inscriptions from Central and Eastern Lycia. The only exception is TL 11 from Pinara, where the 3. pers. pl. pres. is attested in a special type of ada formula. TL 11 is further the only attestation of a finite form of the verb with a double writing of (alahha‑). 4 of the 14 references from Central and Eastern Lycia are to be found in prohibition clauses (TL 112.3, TL 134.2, N 306.2–3 and N 309b.3–4), the remaining 10 attestations are part of protases of sanction clauses (TL 57.9, TL 101.4, TL 102.2, TL 106.2, TL 112.5, TL 118.2, TL 134.3, TL 145.3, N 306.3, N 309b.4). Besides TL 11.3 the 3. pers. pl. of the verb is also attested in TL 112.5. Belonging to the protasis of a fragmentary sanction clause, it is accompanied by the encl. particle ‑ te and km ˜ meti “how many(?)” as its subj. (the latter restored in parts). In all other prohibition and sanction clauses from Central and Eastern Lycia the verb is attested in the 3. pers. sg. pres. It is accompanied by either the indefinite pron. tike “anyone” or tike kbi/kbi tike “anyone else” as its acc. obj. Yet, in cases in which the verb of the preceding clause is already accompanied by the indefinite pron. tike or tike kbi as its obj., the acc. obj. of the clause with alaha‑ or, respectively, aladaha‑ /aladeha‑ is often left out. The verb appears further with a number of encl. particles and ad‑ or preverbs in various combinations. The encl. particles are ‑t(e) (presumably ≈ Luwian ‑tta), ‑d(e) (possibly ≈ CLuw. ‑tar and functional equivalent of Hitt. ‑ššan); ‑be (≈ CLuw. ‑ppa(?))292 and ‑i(je) “therein, thereon”. Among the ad‑ and preverbs are ñte “in, inside”, the functionally obscure uwe293 and hri (≈ CLuw. šarri, Hittite šēr “above, up, 292
293
See Melchert (2004: 8) and Neumann (2007: 34). For various interpretations see Neumann (2007: 411f. with further literature). A further, yet improbable, analysis is offered by Lebrun (1996: 985–987).
238
Birgit Christiansen
on (top)”: question: “where”, thus specifying the location of something and šarā “up, on (top)”: question: “whereto”, thus denoting a movement to an upper location).294 Given that most of these particles, ad‑ and preverbs in the respective clauses are used in their basic local meaning, they partly specify the action of alah(h)a‑, either as taking place in or inside the tomb (thus esp. ‑i(je) and ñte), or as taking place on (top), upon or above something else (thus especially hri and probably ‑t(e) and ‑d(e)). Since the alah(h)a‑ or aladaha‑/aladeha-clauses are in all cases preceded by clauses which specify who will lie or should be placed inside the tomb or, respectively, its upper chamber, the ad‑ or preverb hri and the particles with a local meaning “up (there), on (top), upon, above” presumably refer to the respective burial place. If the inscription is attached to a two-storey tomb this place is most likely the upper chamber, whereas in case of inscriptions inscribed on 294
For the relationship between šēr and šarā see Tischler (2004: 854), Tischler (2006: 1002), Kloekhorst (2008: 729f. and 745).
one-storey tomb it is presumably either the benches or an elevated platform on which the dead bodies/mortal remains are placed. The fact that alah(h)a‑ and the augmented stem alada‑ ha‑ are frequently accompanied by the indefinite pron. tike “anyone” or tike kbi/kbi tike “anyone else” (sometimes further qualified by atlahi tibe kbijehi “one of the own (family) or one of another (family)”) as its acc. obj., reveals that the verb designates an action performed on (deceased) persons. The combination, namely, with local particles, ad‑ and preverb with the meaning “in, inside” and “up (there), on (top), upon, above”, speaks either for a physical action that is performed inside the tomb on top/upon/above the dead bodies/burial places or for a non-physical action that concerns the physical handling of the dead bodies inside the tomb, e.g., as a regulation or legal agreement. In the following the various clause types will be presented. Afterwards, a more detailed analysis of the verb and its meaning will be given.
Attestation of alah(h)a‑ in instruction clause 3. pers. pl. pres. + ‑e˜ (acc. obj.) + ‑t(e) (local particle)
TL 11.3 (Pinara) s=e˜=t=alahhãti: miñti: adai: O– Presumably to be translated with: “And the miñti will/shall alah(h)a‑ him(i.e. Urebillaha) for an amount of O – ada.”
References in prohibition clauses References of alaha‑ in prohibition clauses in the 3. pers. sg. pres. with acc. obj. ‑te + ‑nepe + acc. obj. tike kbi (with 3. pres. sg. of the verb in a generic sense)
TL 112.3 (Limyra) se=te=nepe: alahadi: tike: kbi “And one shall not alaha‑ anyone else(tike kbi)”
+ hri + ‑i(je) + ne + kbi tike atlahi tibe=kbijehi as acc. obj.
N 309b.3–4 (Myra) (3)kbi: tike: me=ije=ne=hri(j)=alahadi: (4)atlahi: tibe: kbijehi: “(3–4)and one should not alaha‑ anyone else therein upon/above – (be it one) of the own (family) or (one) of another (family).”
+ hri + ñte + ne + kbi tike atlahi tibe=kbijehi as acc. obj.
N 306.2–3 (Çagman) (2)kbi: tike: me=ñte (3)ne: hri(j)=alahadi: tike: atlahi: tibe=kbijehi: “(2–3)No one(tike ne) should alaha‑ anyone else(kbi tike) inside upon/above – (be it one) of the own (family) or (one) of another (family).” Or rather with the second tike resuming kbi tike as acc. obj.: “(2–3)And one should not alaha‑ anyone else(kbi tike) upon/above – (be it) anyone(tike) of the own (family) or of another (family).”
References of alaha‑ and aladaha‑ in prohibition clauses with indefinite pron. tike either as subj. or acc. obj. + ñte + ne + hri + tike
295
TL 134.2 (Limyra) me ñte ne h˹r˺i(j)=ala˹h˺a{ha}˹di˺: ˹tik˺e (2)Neither should anyone alaha‑ (anyone) on top/up there (i.e. in this tomb)295
Or rather with tike as obj.: “Neither should one alaha-anyone on top/ up there.”
239
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
References in protases of sanction formulae in the 3. pers. sg. pres. with acc. obj. + ñte + hri + tike as acc. obj.
TL 102.2 (Limyra) ti=ñte: hri: alahadi: tike “who alaha’s anyone inside upon/above” Followed by a second relative clause as part of the protasis with hrppi ta- as verbal phrase + ñte and tike as acc. obj.: tibe=ñte=ti: hrppi tadi: tike: “or who places anyone on top inside”
3. pers. pl. pres. + ‑te + km ˜ [meti “how many” as acc. obj.
TL 112.5 (Limyra) se=te: alahãti km ˜ [meti “and how [many(acc. sg.)] they alaha‑ .”
+ ñte + hri + tike atlahi: tibe=kbijehi as acc. obj.
N 306.3 (Çagman) hri=ñte=me=i: alahadi: tike: atlahi: tibe=kbijehi: “(if) one alaha-s anyone(tike) upon/above – (be it one) of the own (family) or one of another (family)”
+ -(i)je + hri + tike teri‑ he as acc. obj.
N 309b.4 (Myra) hri=(i)je=me=i: alahadi: tike: terihe: “(if) one alaha-s a third one (lit. anyone of three)(tike terihe) therein upon/above.”
References of alaha‑ in protases of sanction clauses in the 3. pers. sg. or pl. pres. without acc. obj. 3. pers. sg. pres. + ‑te
TL 101.4 (Limyra) tibe=te: ala[h]adi ti “or who alaha-s”. Preceded by a relative clause with ñtepi ta‑ “to place inside” as verbal phrase and kbi tike as acc. obj. (kbi[:] tike: ti ñtepi tadi[: at]lahi: tibe: kbijehi “who places anyone else inside – (be it) one of the [ow]n (family) or one of another (family).” TL 145.3 (Limyra) m]e=te=(a)lahadi=ti “[...an]d who alaha’s.”
3. pers. sg. + ‑d(e) + ñte + ebei
TL 57.9 (Antiphellos) ebi=d=alahadi=ti: ebei: ñte “or(?) who alaha’s thereon(?)(-d(e)) in this place.”
3. pers. sg. + hri, + ‑be + ‑uwe
TL 106 (Limyra) hri=be=uwe=(a)lahadi=ti: “who alaha’s upon.”
References of alaha‑ in protases of sanction clauses with indefinite pron. either as subj. or acc. obj. + ‑i
TL 112.3–4 (Limyra) ˹me=i˺ [ala?-] (4)hadi: tike: “(if) one alaha’s anyone(tike) therein” or rather: “(if) anyone(tike) [ala?] ha’s therein.”
+ ‑te + ‑i(je) + hri
TL 118.2 (Limyra) h˹r˺[i?=]se[=t?]e=i alahadi: tike: “(if) one alaha’s anyone(tike) upon/above.” or rather: “(if) anyone(tike) alaha’s therein upon/above.” Followed by two further clauses of the sanction formula: (2)se χtta: e˜: adi: me=uwe=hri: alaha[n?] e: [.....] (3)[.... ma]rtti: tike: “and if one/he (thus) makes an alteration and (2–3)[(if) he/one com] mands anyone to alaha‑ [...] upon/above.”
+ ‑i(je) + hri + ñte
TL 134.3 (Limyra) ˹hri˺=ñte me=i (a)lahadi: tike: “and (if) anyone(nom.sg.) alaha-s therein upon/above” or rather: “and (if) one alaha-s anyone(acc.sg.) therein upon/above.”
Attestations of infinitives of alaha‑ and the derived stem aladeχχa‑ + ‑uwe + hri + 3. pers. sg. pres. of mar- + tike as acc. obj.
TL 118.2–3 (Limyra) me=uwe=hri: alaha[n?]e: [.....] alaha‑ [...] upon/above.”
(3)[....
ma]rtti: tike: “and
(2–3)[(if)
he/one in]structs anyone
(2)to
240
+ e˜tri χupu as acc. obj.
Birgit Christiansen
TL 57.4–6 (Antiphellos/Kaş) (4)se=i pije˜te˜ (5)pijatu: miñti: e˜tri: χupu: sixli: aladehχχãne: se hrzzi (6)tupm ˜ me: sixla: “And they have given (5)a gift/fee/charge/delivery(?) to/for him/it/them, (namely) the miñti(dat.sg. , probably in coll. sense) (in order) to aladehχχa‑ the lower chamber for (one) shekel and the upper for two(?) shekels.”
Table 10: Clause types attested with finite forms of the verb alaha‑ and infinitives of the verbs alah(h)a‑ and aladeha‑ .
The hypothesis that the verb designates either a physical action performed on, or rather carried out with, the dead bodies inside the tomb, or a regulation or legal agreement concerning this action is backed by the fact that the ala(da) ha‑ clauses often appear side to side with clauses containing the verbal phrase hrppi ta‑ “to place on top/in addition” and more infrequently with ñtepi ta‑ “to place inside”. These combinations are mostly part of the protases of sanction formulae. Yet, in one case, namely TL 134.2, a prohibition clause with aladaha‑ in the 3. pers. sg. pres. appears together with a clause in the 3. pers. pl. imperative with hrppi ta‑ . Since the prohibition and sanction clauses with ala(da) ha‑ as well as the ones with hrppi ta‑ and ñtepi ta‑ are always preceded by clauses that determine who lies or will lie in the tomb (thus TL 106.1 ebehi χupa: me=i=ti sije˜ni sbi◊aza) or should be placed inside it (ñtepi ta‑) they presumably all have the function of preventing unwanted burials. Although hrppi is likely to be analysed as an univerbation of hri (whose basic meaning is “above, on (top), up (there)” and another adverb, the verbal phrase hrppi ta‑ has therefore in all likelihood not only or not primarily a local meaning.296 Rather, in the given context its purport is “to place in addition”, hence: “to add or adjoin (another corpse)”. This sense seems also perspicuous in consideration of the fact that hrppi as a preposition has the meaning “for (the benefit of so./sth.), in favor of (so./sth.), for the sake of (so./sth.), with regard to so./sth.”, as can be particularly deduced from the use in the beneficiary phrases of the tomb inscriptions. A similar range of use is also attested for function words in other languages. For instance, the Akkadian prepositional phrase ana muhhi (ana prep. “to, for”, muhhi = gen. sg. of ˘˘ ˘˘ muhhu “skull, top of the head, topside, upper part”) has in ˘˘ a prepositional use the meaning “onto, to, towards, until, per, against, in addition, plus, with respect to”, while in an adverbial use its meaning ranges from “upon so./sth.” to “in addition”.297 Similarly, also the ad‑ and preverb hri is used both in a local and idiomatic sense. An example for the latter is attested in N 320a 30–32: 296 297
See Neumann (2007: 102f.) with further literature. See AHw. II, 667–669, CAD M/2 s.v. muhhu, 172–176. ˘˘
30 se=ije=hri(j)298=ai‑ 31 te˜: tasa: mere: ebette: teteri: arñn‑ 32 as: se(j)=epewe˜tlm ˜ me˜i: arñnãi Analogue to the Hittite combination of the verb link‑ “to swear an oath” or the causative stem linganu‑ “to make (so.) swear an oath” and a dat. phrase with the postposition šēr, hri as the Lycian counterpart of Hittite šēr is in the respective clause combined with the verb a(i)‑ + acc. pl. tasa “they made oaths” and the dat. pl. mere ebette. In analogy to šēr + dat. in the Hittite phrasing, the meaning of hri + mere ebette is presumably: “with regard to/on behalf of these regulations”.299 Accordingly, the whole sentence is therefore likely to be rendered by: “(30)And (31–32)the city of Xanthos and the Xanthian peri‑ oikoi (30–31)made oaths with regard to/on behalf of these regulations.” Although the action of ala(da)ha‑ is narrowed down by the accompanying particles, ad‑ and preverbs and acc. objects, its character is difficult to be determined. Due to its co-occurrence either with hrppi ta‑ or ñtepi ta‑ , it is to be assumed that its meaning differs to some degree from theirs. Therefore the translation “to prepare, arrange” for alaha‑ suggested by Bryce (1976: 181–182) seems unlikely. One might, of course, argue that “to arrange a corpse upon/ above another one” comprises not only the physical action 298 As
has already been pointed out by Adiego (2012: 95f.), the text shows clearly the letter between and . The reading se=i(j)=ehbi(j)=aite˜ tasa suggested by Laroche (1974: 59, 73) is therefore to be discarded. 299 Thus, the oaths were taken in order to ensure that the regulations were observed. Although the respective sentence does not refer to specific deities that were invoked to act as witnesses it is likely the gods on whose behalf the regulations were made (cf., e.g., N 320a.4– 5.18). Furthermore, much as in other ancient cultures, the Lycians regarded the oath itself as a numinous power that in case of a transgression was supposed to punish the evil-doer (cf. the sanction formulae in TL 135.2, TL 149.10). Thus, the assumption of Adiego (2012: 97f.) that “the oaths of executing the regulations were made on the regulations themselves, which acted as witnesses of the oaths” seems highly unlikely. Similarly, the dat. phrase in the Hittite expression with link‑ /linganu‑ + šēr does not specify the person or object, on which the oath is taken, as subspected by Adiego (2012: 97), but rather the person or object, on behalf of whom/which the oath was taken.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
of placing a corpse on top of another one, but also embraces various funeral rites like the embalming or decoration of the dead body and the tomb. Yet, in this case it would be peculiar that the word, apart from the reference in TL 11.3, never appears in the “positive” burial instructions, which, rather, use the phrase ñtepi ta‑ “to place inside”.300 Further, given the meaning “to prepare/arrange” for ala‑ ha‑, it would be peculiar that TL 106 stipulates only the action of “arranging someone upon/above” and not of placing someone other than Sbi◊aza in the tomb. Likewise, it would be strange that, in the prohibition clause of TL 134, both the action of placing someone on top and arranging/preparing someone upon/above is forbidden, while the sanction formula stipulates only the latter. The occurances of ala(da)ha‑ in TL 106 and TL 134 also render unlikely the meaning “to transfer (from one tomb to another)”, as has been suggested by Melchert (2015: 159). Moreover, ala(da)ha‑ never appears with elements which specify the action as a movement from one place to another, but only as an action inside or concerning the inside of the tomb. On these grounds it seems more plausible that alaha‑, in contrast to the other two terms, does not per se or exclusively denote the physical action of placing dead bodies inside the tomb, but rather refers to the legal act of providing someone a space inside the tomb and thus granting him or her a permit to be buried in the tomb. Thus, it might be translated as “to assign someone (to a burial place)”. The inf. aladahhãna and the nouns aladahali/aladehali, which appear with the tomb or a part of the tomb as acc. obj. of the verb, might then be translated as “to allocate (the tomb/a burial place) to someone” (although the meaning of the infix ‑de‑ /‑da‑ remains unclear). Similarly, for the “factitive” inf. aladehχχãne a rendering with “to make (the tomb/ tomb chamber) ready for the allocation” seems plausible. The verb alaha‑ would then come close to the Greek συνχωρήσαι, which is attested in similar contexts in inscriptions from the Hellenistic period and whose basic meaning is “to make room for someone (χωρέω, χωρήσω) along with (συν‑) other ones.”301 300
Thus, with Schürr (2008a: 154), Christiansen (2011) and Melchert (2015: 154). In contrast to Melchert (2015: 154) it is to be noted that, in the “positive” burial prescriptions hrppi ta‑ is never attested either. 301 Melchert (2015: 156) objected the view that alaha‑ might have a similar range of meanings to that of the Greek verb συνχωρήσαι by pointing out that the latter, in contrast to alaha‑, does not refer to a place inside the tomb. Yet, although both verbs appear in different syntactical constructions, and συνχωρήσαι might simply be translated with “to consent, permit, authorize” it may very well have a local relation in that it refers to the act of granting someone the permit to be buried inside the tomb. For a discussion of the verb see Schweyer (2002: 52–53).
241
In the following all references of inscriptions consisting of a finite form of the verb alah(h)a‑ will be listed and discussed in the context of the inscriptions: 9.1 Referent of alah(h)a‑ in Instruction Clause TL 11 (Pinara)
On a hyposorion sarcophagus with pointed arch lid and an upper and lower tomb chamber. For a transliteration, translation and discussion of the inscription see chapter 4. 9.2 References of alaha‑ both in Prohibition Clauses and Protases of Sanction Formulae TL 112 (Limyra, necropolis V)
Six-line inscription on a one storey rock-cut tomb with one door (fig. 115), the tomb chamber shows a circumferential bench (fig. 116).302 Structure of the inscription (fig. 117 and 118): 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + acc. obj. ‑ene) ; 3) prohibition clause (3. pers. sg. of alaha‑ + ‑te + ‑nepe + acc. obj. tike kbi; 4) sanction formula (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + ‑i(je) + acc. obj. tike and second clause with 3. pers. sg. pres. of mar‑ + dat. obj. tdike kbi + inf. alade˹h˺ãne; 3. pers. sg. pres. of mar‑ + [χ?]ahba Lawija?).303 The verb alaha‑ is for the first time attested in the prohibition clause after the statement that the tomb builder Mñnuhe will, or rather should, be placed inside the tomb after his death. The prohibition clause consists of only one verb, namely the 3. pers. sg. pres. of alaha‑ , accompanied by tike kbi as its acc. obj., the local particle ‑te‑ and the negative particle ‑nepe. It therefore likely voices the tomb owner’s wish that after his death nobody will grant other people in addition to the ones determined by him to the right to be buried in the tomb. The specification of the time frame (after Mñnuhe’s death) suggests that the tomb owner was worried that after his death nobody would observe his will. In consideration of the fact that the “positive” burial instruction as well as the prohibition and sanction clauses refer solely to Mñnuhe’s death, it might be assumed that his child Adam ˜ mna as the only beneficiary besides Mñnuhe had already died. If so, a legal (and trustworthy) successor was presumably missing 302
For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 326f.). 303 For the putative reading see the comment below.
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Birgit Christiansen
so that Mñnuhe’s main concern was that someone would make legal arrangements which did not comply with his will. The temporal clause in line 3 (introduced by e˜kepi) is presumably part of the protasis of the sanction formula.304 As such it narrows down the time frame of the unwanted action for which a punishment is announced. The reading and interpretation of the temporal clause as well as the beginning of the following conditional clause are difficult to determine. As the drawing in Kalinka (1901: 79) and the paper squeeze and photographs taken in 1999 show, the name of the tomb owner is followed by the sequence . The next sign is badly damaged, but likely to be interpreted as followed by . According to Hajnal (1995: 100 note 100), the sequence is presumably to be interpreted as an infinite of the iterative stem of la‑ “to be dead” (lasane) followed by a 3rd person sg. of the verb ta‑ “to put, place” analogous to the Hittite supine construction with the supine ending ‑uwan + dāi‑ “to place, to put”. Consequently, Hajnal takes the sentence as a specification of the preceding clause and translates: “und man (?) bestattet niemanden anderen, bevor M. begonnen hat (?), tot zu sein.”305 This interpretation is, however, unlikely since there is not enough space for a restoration of a 3. pers. sg. of the verb ta‑. Furthermore, the alleged construction with an iterative form of a resultive verb “to be dead” is also questionable. The preserved parts rather suggest a reading lasa˹ne˺t˹i˺ and thus a 3rd person sg. of an as yet unknown and untranslatable stem lasane-.306 The indefinite pron. tike, which follows the second half of the verb in line 4, is either to be interpreted as the subj. or acc. obj. Thus, the first clause of the sanction clause’s protasis is either to be translated by: “when Mñnuhe will …(lasaneti) – (if) anyone(tike) [ass]igns(?) therein” or rather: “... – (if) one assigns(?) anyone(tike) therein”. As an alternative condition for the sanction the subsequent second clause of the protasis mentions the order to alade˹h˺a‑. It is introduced by the conj. tibe “or” followed by the particle ‑me‑ and ‑i‑ and consists further of the 3. pers. sg. pres. of the verb mar‑ “to order, instruct” in the 3. pers. sg. pres., tdike (i.e., dat. of tike) kbi as indir. obj. and alade˹χ?˺ãne.
The reading alade˹h˺ãne which has already been suggested by Kalinka 1901: 79 is based on both the old and new squeezes and photographs. Alternatively, also a reading alade˹χ˺ãne is compatible with the traces, but for linguistic reasons the form alade˹h˺ãne is more plausible. The reading alade[h]χ[χãne] (as per Melchert 2001) is thus no longer valid. If the sequence is not a single word, the letter is possibly to be restored at the end of line 4, so that the nom. sg. or dat. pl. χahba “the grandchild” or (for/ to) the grandchildren” is to be read. The following sequence might then be interpreted as a personal name.307 Contra Kalinka (1901: 78) and subsequently Friedrich (1932: 83) and Melchert (2001), the following verb is to be read mar˹ñ˺ti and thus the otherwise unattested 3. pl. pres. of mar‑ instead of mar˹t˺ti.308 Thus, km ˜ me˜ti is to be taken as the subj. of the verb mar˹ñ˺ti while the second one is the subj. of alahãti.309 In the following gap, presumably, the clause initial conj. me marking the beginning of the apodosis, perhaps with an encl. particle is to be restored. The subsequent e˜]n˹i˺ (6)qlahi: ebijehi: pñtr!e˜ñn˹i˺ “[the mo]ther of this sanctuary of Pñtre(?)” is probably the dat. obj. of the clause and thus denotes, in analogy to TL 102.2–3, the recipient of an offering paid by the evil-doer as a fine. The word sñta might be a numeral such as “ten”, as has been suggested by Melchert (2004: 58), while pidenez˹e˜˺ is probably a gen. pl. of a noun with unknown meaning. The rest remains unclear.
the translation of e˜kepi by “after, afterwards” see Neumann (2007: 82) with further literature. Hajnal (1995: 100 note 100) and Melchert (2004: 20), however, render the word with “before, until”. Because of its relation with e˜ke/ñke and on contextual grounds the meaning “after” seems more likely. 305 See also Melchert (2004: 34). 306 The reading of the sequence as a past participle lasa followed by ˹ñ˺t˹˺[e], as has been suggested by Carruba (1970: 39) is therefore also no longer valid.
308
304 For
Transliteration: 1 eb˹e˜˺ñne˜: χupã: m=e=ti: pr!310ñnaat˹e˜˺: mñnuhe: tm ˜ peimeh: tideimi hrppi: at[li] 2 eh˹b˺i˹:˺?311 se tideimi: hbi: ada[m ˜ ]mñnaje: me: ñke: ˹l˺at˹i˺: mñnuhe: m=ene ñtepi 3 tãti: se=te=nepe: alahadi: tike: kbi: e˜kepi: mñnuh˹e˺: lasa˹ne˺t˹i˺ me=˹i˺ [ala?-] 4 hadi: tike: tibe=me=i: martti: tdike kbi alade˹h˺ãne [....] ˹ti˺[be=me=i? χ?]312 5 ahba la˹w˺ija: mar˹ñ˺ti: km ˜ m˹e˜˺ti: se=te: alahãti: km ˜ m˹e˜˺ti ... e˜]n˹i˺ 307
309 310
311 312
Personal suggestion by Diether Schürr in an e-mail from 16.10.2014. Cf. also Melchert (2004: 91), who takes Ahbalawija as a personal name. Kalinka (1901: 79) offers the transliteration ma[rt]ti although according to his drawing the form is rather to be read as mar˹z˺ti. Arkwright apud Kalinka, however, already suggested the reading mar˹ñ˺ti. See also Schürr (2001a: 122). Thus with Melchert (2004: 33) and Neumann (2007: 171). The letter looks rather like an . According to Kalinka (1901: 79), the letter is left out. Yet, the paper squeezes and photographs both suggest a reading ehbi. The restoration is unsure.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 115 Façade of rock-cut tomb 27 bearing TL 112, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 11.9.1999).
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Fig. 116 Chamber of rock-cut tomb 27 bearing TL 112, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 11.9.1999).
Fig. 117 TL 112, Limyra, necropolis V (Nicola Sautner, 11.9.1999).
Fig. 118 Tracing of TL 112 in its current state, Limyra, necropolis V (Birgit Christiansen, 7.4.2010), based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 11.9.1999).
6 qlahi: ebijehi: pñtr!e˜ñn˹i˺ .ja: sñta pidenez˹e˜˺ ....at˹a˺
N 306 (Çagman)
(1)This
Four-line inscription on the upper cross-beam of the main construction of a two-storey tomb house (fig. 119). The upper chamber shows a rectangular recess which defines the circumferential floor presumably as burial places (fig. 120).313 The lower chamber is equipped with a circumferential bench (fig. 121).
tom[b] has built Mñnuhe, the child of Tm ˜ peime, for his child Ada˹m ˜ m˺ñna. When Mñnuhe will be dead(?), they will (3)place (2)him inside. (3)And one should not assign(?) anyone else. After Mñnuhe will – (if) (3–4)one assigns(?) anyone ther[ei]n (4) or (if) one commands anyone else to allocate/assign(?) [...] (4–5)or(?) [...] how many command the [gr]andchild(?) Lawi˹ j˺a(?) and how [many] assign(?) –, [...] for [the m] other of this sanctuary of Pñtre(?) ten(?) pideneze/i [...]. (1-2)himself (2)and
313
For this type of tomb chamber see Seyer (2009: 53–54) and Kuban (2012: 51).
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Birgit Christiansen
Structure of the inscription (fig. 122 and 123): 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. ñtepi ta‑ + acc. obj. ‑ene); 3) prohibition clause (3. pers. sg. pres. of alaha‑ + hri + ñte + ne + kbi tike atlahi tibe=kbijehi as acc. obj.); 4) sanction formula (protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + ‑i(je) + ñte + hri + tike atlahi: tibe=kbijehi as acc. obj.). The prohibition clause and the following protasis of the sanction formula with alaha‑ are preceded by an instruction to place the deceased tomb builder Piñteusi and his wife inside the upper building. In the prohibition clause the 3. pers. sg. pres. of the verb alaha‑ is accompanied by the local adverbs hri “on top, up (there), above”, ñte “inside” and kbi tike as acc. obj. specified by atlahi tibe=kbijehi. In view of the preceding instruction both ñte and hri are likely used to emphasize that the prohibition applies only to the inside of the upper chamber. Thus, the phrase is probably to be rendered by “to assign(?) anyone else(kbi tike) inside on top/up (there)”. The second tike is either the subj. of the clause or as an acc. resuming kbi tike before atlahi tibe=kbijehi. In the protasis of the sanction formula the 3. pers. sg. pres. of alaha‑ is likewise accompanied by the local adverbs hri, ñte and the local particle ‑i(je). The subj. of the clause is not explicitely mentioned, the acc. obj. is referred to by the indefinite pers. pron. tike which is further qualified by atlahi: tibe=kbijehi. The apodosis of the sanction formula consists of two clauses. The first is a verbless sentence, while the second one consists of the verb qã(n)-“to destroy”. Transliteration and Translation: 1 ebe˜ñ[n]e˜: prñnaw[ã]: m=e˜=ti prñnawate˜: piñteusi: tewinaza: idazzalah: tideimi: hrppi: ladi: 2 ehbi: se=tideime: ehbije: [m]=ene: ñtepi=tãti: hrzzi: prñnawi: piñteusi: se=ladã: ehbi: kbi: tike: me=ñte 3 ne: hri(j)=alahadi: tike: atlahi: tibe=kbijehi: hri=ñte=me=i: alahadi: tike: atlahi: tibe=kbijehi: me=i: mãhãi: 4 htte˜m ˜ : lãtãi: se=heledi: s=ene=itlehi: qãñti: trm ˜ mili: huwedri (1)This
building has built Piñteusi, the tewinaza(?), the child of Idazzala for (2)his (1)wife (2)and his children. And they will place Piñteusi and his wife inside the upper building. (2–3)No one(tike ne) should assign(?) anyone else(kbi tike) inside on top – (3)(be it anyone) of the own (family) or one of another (family).314 (If) one assigns(?) anyone on top – (be it one) of the own (family) or (one) of another (family), then (4)the wrath (3)of the gods (4)of the 314
Or, rather: “(2–3)One should not assign(?) anyone else(kbi tike) inside on top – (3)(be it) anyone(tike) of the own (family) or of another (family).”
(realm of the) dead(?) and (of?) heledi(?) will be (3)on him!
(4)And all(?) the Lycian itlehi will destroy him!
N 309b–N309d (Myra)
Twenty-line inscription on a two-storey rock-cut tomb (fig. 124). The upper chamber shows one bench on the right and one on the left side (fig. 125), the lower chamber has a circumferential bench (fig. 126). For the placement of the multipart inscription and the text constituition see Eichner (1993: 229–241). Structure of the inscription (fig. 127, fig. 128, fig. 129): 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + acc. obj. ‑ene; 2) prohibition clause (3. pers. of alaha‑ + hri + ‑i(je) + ne + acc. obj. kbi tike atlahi tibe=kbijehi); 3) sanction formula (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + ‑(i)je + hri + tike terihe; second clause with 3. pers. sg. of χtta‑ and hru[ttla] as acc. obj.). The prohibition clause with alaha‑ is preceded by an instruction to place the wife of the tomb builder and his/her sidi(?) (who is further qualified by kbije˜tezi huzete˜i) inside the tomb. Notably, a specification of the tomb chamber is missing. Yet, since N 309d 10–12 state that the daughter of the tomb builder lies below, i.e. the lower chamber, it becomes clear that the “positive” burial instruction refers to the upper chamber. The prohibition clause consists of the 3. pers. sg. pres. of the verb alaha‑ accompanied by the local adverb hri “on (top), up (there), above” (presumably referring to the upper chamber), the encl. local particle ‑i(je) “therein, thereon”, the negative particle ne and the acc. obj. kbi tike “anyone else” which is specified by atlahi tibe kbijehi “one of his/her own (family) or one of another (family)”. The first clause of the sanction formula’s protasis consists of the same verb, local adverb and encl. local particle as the prohibition clause. It further contains the acc. obj. tike specified by terihe “a third one” (lit. anyone (that) of three”). The second clause, which is only fragmentarily preserved, mentions as an alternative (tibe) condition for a punishment any alteration (χtta‑)315 to “these hru[ttla]” and thus probably to a part of the tomb. Following the badly damaged lines 8–9 the protasis ends with a localization of the place where the daughter of the tomb owner lies. The preposition e˜ti points to the lower tomb chamber. The apodosis of the sanction clause consists of one verbless and two verbal sentences.
315 Since χtta a(i)‑ in N 320.34 equates μετακινήσειν, χtta(i)‑ (< χtta a(i)‑)
is rather to be rendered by “to alter, change, make an alteration” than by “to harm, do violence to” (thus with Schürr 2007: 28–29, Neumann 2007: 134, contra, e.g., Melchert 2004: 85). Thus also TL 118.2.
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Fig. 120 Upper chamber of the rock-cut tomb bearing N 306, Çagman (photograph: Regina Hügli, 31.8.2006).
Fig. 119 Façade of the rock-cut tomb bearing N 306, Çagman (photograph: Regina Hügli, 31.8.2006).
Fig. 121 Lower chamber of the rock-cut tomb bearing N 306, Çagman (photograph: Regina Hügli, 31.8.2006).
Fig. 122 N 306, Çagman (photograph: Regina Hügli, 31.8.2006).
Fig. 123 Tracing of N 306, Çagman (Birgit Christiansen, 8.7.2013) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 22.9.2002).
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Transliteration and Translation: N 309b 1 ebe˜ñne˜: χupã: m=e˜=ti prñnawate˜: ddepñnewe: hrppi: ladi 2 ehbi: χatm ˜ maje: m=ene=ñtepi=tãti: χatm ˜ mã: se sidi: 3 ehbi: kbije˜tezi: huzete˜i: kbi: tike: me=ije=ne=hri(j)=alahadi: 4 atlahi: tibe: kbijehi: hri=(i)je=me=i: alahadi: tike: terihe: N 309c 5 tibe: hr[uttla] 6 ebeija: [....] 7 [χ]ttadi[....] 8 [....].[....] 9 tike [ N 309d 10 e˜ti: kbatra: sije˜n11 [i:] teli: ddepñne12 [w]eh: me=i: mãhãi: h13 tte˜m ˜ : latãi: se=h14 eledi: se: trbbã15 mara: se: pdde˜χba 16 se=tesm ˜ mi: m=ene 17 ni: ñtepi=hadu 18 lataze: s=ene 19 itlehi: qãñ[ti] 20 trm ˜ mili: huw[edri] tomb has built Ddepñnewe for (2)his (1)wife And they will place her, (namely) Xatm ˜ ma (3) (2) (3) and his/her(?) sidi(?) of second rank(?) Huzete˜i inside. And one should not assign(?) anyone else therein on top – (4)(be it one) of the own (family) or one of another (family). (If) one assigns(?) a(nyone) third(tike terihe) therein on top – (be it one) of his own (family) or one of another (family) (5)or (if) (7)one [a]lters (5–6)these hr[uttla], ... (9)anyone ... (10)down/below (11)where (10)the daughter (11–12)of Ddepñnewe (10–11)lies, (12–13)then the wrath of the gods of the (realm of the) dead(?) and (13–14) (of?) heledi(?) and (14–15)Trbbãmara and Pdde˜χba (16)and Tesm ˜ mi (will (16–17) be) on him! And one should not let him to (18)places of the dead(?)316 And (19–20)al[l] the Lycian itlehi shall strike (18)him.
Fig. 124 Façade of rock-cut tomb 76 bearing N 309, Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
(1)This
(2)Xatm ˜ ma.
316
The sentence probably means that the evil-doer should not be buried and thus find no rest and peace after his death. Similar curse formula are also known from tomb inscriptions of other cultures, such as ancient Mesopotamia. For a number of examples see Lundström (2001) with further literature.
Fig. 125 Upper chamber of rock-cut tomb 76 bearing N 309, Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
Fig. 126 Lower chamber of rock-cut tomb 76 bearing N 309, Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
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Fig. 127 N 309a–b, Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
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Fig. 129 N 309d from Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
9.3 References in Protases of Sanction Clauses TL 57 (Antiphellos/Kaş)
For a transliteration, translation and discussion see chap. 4. TL 101.4 (Limyra, necropolis V)
Five-line inscription on the upper cross-beam of a partically buried one-storey rock-cut tomb (fig. 130). The design of the tomb chamber cannot be identified.317 Structure of the inscription (fig. 131, fig. 132): 1) building formula; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + tomb owner, wife and children as acc. obj.); 3) sanction clause (first clause of protasis with relative pron. ti “who” as subj., 3. pers. sg. pres. of ñtepi ta‑ as verbal phrase and kbi tike atlahi: tibe: kbijehi as acc. obj.; second clause with relative pron. ti as subj., 3. pers. sg. of alaha‑ and encl. particle ‑ te).
Fig. 128 N 309c, Myra (photograph: Ludwig Fliesser, 23.9.2008).
317
For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 334–335).
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Fig. 131 TL 101, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 12.4.1999).
Fig. 132 Tracing of TL 101 in its current state (Birgit Christiansen, 14.8.2010) based on a paper squeeze (Heiner Eichner, 12.4.1999).
Transliteration and Translation: 1 ebe˜ñne˜: χupã: m=e=ti: prñnawate˜: za˹h˺ama: ddawãpartah 2 tideimi: me ñtepi tãti: zahã˹mã˺: se: ladã: se: tideimis: ehbis 3 kbi: tike: ti ñtepi tadi˹:˺ ˹at˺lahi: tibe: kbijehi 4 tibe=te: ala[h]adi ti: m=ene: mã[h]ãi: tubeiti w˹edr˺[e˜ñ]˹n˺[i] tomb has built Za˹h˺ama, (2)the child (1)of Ddawãthey will place Zahã˹mã˺ and (his) wife and parta. hi[s] childre[n] inside. (3)He who places anyone else inside – (be it one) of the [o]wn (family) or one of another (family) – (4)or who assigns(?) (anyone), the gods of (5) Rhod[ia]poli[s](?)/the region(?) (4)will strike him/bring him to death! (1)This
Fig. 130 Façade of rock-cut tomb 44 bearing TL 101, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 12.4.1999).
(2)And
TL 102 (Limyra, necropolis III)
Four-line inscription on the upper cross-beam of a onestorey rock-cut tomb with one door. The tomb chamber shows a circumferential bench (fig. 132).318 318
For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 283–284).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 133 Chamber of rock-cut tomb 36 bearing TL 102, Limyra, necropolis III (photograph: Ludwig Fliesser, September 2000).
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Fig. 133 TL 102, Limyra, necropolis III (photograph: Ludwig Fliesser, September 2000).
Fig. 134 Tracing of TL 102 in its current state based on the original stone inscription, Limyra, necropolis III (Birgit Christiansen, 4.8.2009).
Structure of the inscription (fig. 134, fig. 135): 1) building formula; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. pres. of ñtepi ta‑ + tomb builder, wife and children as acc. obj.); 3) sanction formula (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of the verb alaha‑ + ñte “inside” + hri “on top, up (there)”, relative pron. ti as subj. and indefinite pron. tike “anyone” as acc. obj.; second clause with 3. pers. sg. of hrppi ta‑ + ñte, relative pron. ti as subj. and indefinite pron. tike as acc. obj.). Both clauses are linked by tibe and thus marked as alternative conditions for a punishment. Since the tomb is only one-storey, hri “on top, up (there), above” presumably refers either to the bench or the dead bodies already placed there. Transliteration and Translation: 1 ebe˜ñne˜: χup˹ã˺: m=e˜=ti prñnawate˜: sχχutrazi m=e˜ne: ñtepi te˜ti: sχχutrazi: se ladu: ehbi 2 se tideimis: ehbis: ti=ñte: hri: alahadi: tike: tibe=ñte=ti: hrppi tadi: tike: me ttle3 iti puwa: aitãta: am ˜ mãma: qebelija: e˜ni: qlahi: ebij[eh]˹i:˺ ˹pñ˺ntre˹ñni:˺ se=w=e: tubidi: pd4 e˜χba (1)This
tomb has built Sχχutrazi. And they will place Sχχutrazi and his wife (2)and his children inside. He who assigns(?) anyone inside on top or who places anyone inside in addition (2–3)will pay eight(?) goats as a qebe‑
lija(?) fine(?) to the mother of this sanctuary of Pñtre(?). (3– 4)And Pde ˜χba(?) will strike him. TL 106 (Limyra, necropolis V)
Four-line inscription on the upper cross-beam of a onestorey bipartite rock-cut tomb (fig. 135). The chamber shows a rectangular recess in the middle of the circumferential stone floor (fig. 136), thus defining the latter in all probability as burial places or, respectively, benches.319 Structure of the inscription (fig. 137, fig. 138): 1) “positive” burial clause (with 3. pers. sg. med.-pass. of si‑ “to lie”); 2) sanction formula (protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + hri‑ , ‑be‑ and ‑uwe‑ (with elision of the initial vowel of alaha‑ after ‑uwe) and relative pron. ti as subj. An acc. obj. is missing. In contrast to the majority of burial monuments which bear an inscription containing a clause with alaha‑ + hri‑, the dead bodies were in the present tomb not placed on benches on a higher level than the threshold. At first sight the use of hri in a local sense might therefore appear unlikely. Yet, from the perspective of the recess in the middle, the dead bodies were situated in a higher position and thus, on 319
For a description of the tomb see Kuban (2012: 335). The respective type of chamber design with a recess in the middle of the floor is classified by Kuban (2012: 51) as type 1. See also Seyer (2009: 53–54).
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Fig. 136 Chamber of rock-cut tomb 45 bearing TL 106, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 15.9.1999).
Fig. 135 Façade of rock-cut tomb 45 bearing TL 106, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 15.9.1999)
the stone benches. Thus, TL 106 does not argue against a local use of hri in combination with alaha‑ . Whereas in protases of other sanction formuale the acc. obj. is often left out when preceeded by a prohibition clause with alaha‑ + tike or tike kbi as acc. obj., in this inscription there is no resumption of this kind. The meaning of the apodosis is unclear. In contrast to the majority of sanction formulae, the subj. of the protasis (and thus, the one who alaha’s) is not mentioned as the acc. obj. of the following clause (me tawa: trbbala hati). For this reason Schürr (2006: 119f.) suggested an analysis of the verb as a 3. pers. sg. of a verb ha‑ “to have”. Yet, since any other palpable indication for a verb ha‑ “to have” in Lycian as well as in other Anatolian languages is lacking, an interpretation of hati as a 3. pers. pl. of the verb ha‑ “to release, let (go)” seems more likely.320 The verb is accompanied by the acc. coll. pl. tawa “eyes” and the adjective trbbala which presumably is related to HLuw. tarpi + CRUS “stand in enmity/opposition to” and thus might be translated with “hostile”(?). Alternatively, trb‑ bala might not be an adjective, but part of the verb (trbbala‑ 320
Thus with Melchert (2004: 21–22). In order to substantiate his hypothesis, Schürr (2006: 119–120) refers further to the acc. sg. noun hãtã in TL 84.3. Its affiliation to the alleged verbal stem remains, however, unsure.
hati). If so, tawa could either be subj. or acc. obj. Although the precise meaning remains unsure, the context in TL 106.3 makes it likely that the clause is intended as a warning that the actions of the evil-doer will be watched and prosecuted (both by gods and humans).321 Thus, it might be translated with “they shall cast hostile eyes (on him)” or similar.322 In the second clause zum ˜ me˜ zum ˜ me˜ñne is likely a figura etymologica with the meaning “to inflict harm” with zum ˜ me˜ as the acc. obj. of the 3. pers. sg. verb zum ˜ me˜ñne and ‑ i as dat. obj..323 Since the verb is followed by the relative pron. ti the clause is probably a supplement to the protasis of the sanction formula. The word χbati might then to be taken as a noun specifying the modality of the harmful action. The following is probably a verbless clause with the accusatives ladã: e˜mi: se tideimis: e˜mis: se melebi: se tideimi and the dat.-loc. pl. θurtta señnaha. It probably signifies that the persons mentioned in the acc. should be in the care or in the custody of the señnahaen θurttãi. Transliteration and Translation TL 106: 1 ebehi χupa: me=i=ti sije˜ni: sbi◊aza: θurtta: miñtehi: pdde˜nehm ˜ mi:
321
In TL 131.5 the clause might then either mean that the wrongdoing or the payment of the fine will be watched. 322 Thus with Melchert (2004: 69–70). Based on Carian place and mountain names Schürr (2006: 119–120), however, suggests as the meaning of the Lycian adj. trbbale/i‑ “wooden” instead of “evil”. On the assumption that hati is a 3. pers. sg. of a verb with the meaning “to have” he renders the apodosis of the sanction clause in TL 106.2 as well as the analogous clause in TL 131.5 in the following way: “And he should have wooden eyes”. Cf. subsequently also Christiansen (2009: 49–50). 323 For the interpretation of zum ˜ me˜ñne see Hajnal (1995: 121 note 145 with a different analysis of the whole clause).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
251
Fig. 137 TL 106, Limyra, necropolis V (photograph: Nicola Sautner, 15.9.1999).
Fig. 138 Tracing of TL 106 in its current state (Birgit Christiansen, 1.1.2015) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 15.9.1999).
2 hri=be=uwe=(a)lahadi=ti: me tawa: trbbala hati(3. pers. pl.): (or rather: trabbalahati) se=i zum ˜ me˜324 ˹χ˺bati: zum ˜ me˜ñne=ti: 3 θurtta: señnaha: epñte: ladã: e˜mi: se tideimis: e˜mis: 4 se melebi: se tideimi (1)In this tomb will lie/lies Sbi◊aza, the θurtta of the miñti,
the head(?)/chairman(?). Who alaha’s on top/up (there) – they(?) will cast(?) hostile(?) eyes (on him) – (and) who will inflict harm on him with respect to χbati. (In)to the (custody of the) señnahean θurttãi(dat. pl.) (one should give) afterwards my wife(acc.sg.) and my childrenacc. pl. (4)and Melebi(PN? acc.sg.) and childacc.sg.). TL 118 (Limyra, necropolis II)
Seven-line inscription on a hyposorion sarcophagus (or, respectively, a freestanding tomb house with hyposorion, fig. 140, fig. 141). The chamber of the hyposorion is smaller and shows neither benches nor other installations (fig. 142).325 The upper, bigger chamber has a circumferential groove at half height of the tomb chamber which might have been served for the installation of boards (fig. 143).
Due to damage of the stone it cannot be decided whether zum ˜ me˜ originally has been followed by a word devider. 325 For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 146–148). 324
Structure of the inscription (fig. 144, fig. 145): 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) prohibition clause (3. pers. pl. imperative of hrppi ta‑ + ‑uwe‑ , ‑ni and acc. obj. tike ; 3) sanction clause (first clause of protasis with 3. pers. sg. pres. of alaha‑ + hri + ‑te‑ + ‑i(je) and tike as acc. obj. or subj.; second clause with 3. pers. sg. of χtta a(i)‑; third clause with 3. pers. sg. of mar‑ + inf. of alaha‑ or ala‑ deha‑ (partly restored) + ‑uwe‑ + ‑ni); 4) unclear. In contrast to other inscriptions the verb alaha‑ appears in the protasis of the sanction formula not side by side with hrppi ta‑ or ñtepi ta‑ but with χtta a(i)‑. Since the Greek equivalent of the latter in N 320a.34 par. N 320b.32–33 is μετακινήσηι it is presumably to be rendered by “to make alterations”.326 Since the tomb consists of two chambers, hri in combination with alaha‑ presumably refers to the upper chamber. Notably the clause with the verbal phrase χtta a(i)-is attached to the one with alaha‑ by the conj. se. Thus, the respective action is probably not meant as an alternative condition of a sanction, but as a specification or continuation of the first one. Similarily, the next clause is introduced by the conj. me “and” instead of tibe “or” like in other inscriptions. Thus, the logical alliance of the three clauses remains unsure. The last clause of the protasis prohibits the instructing or ordering of anyone else to perform the action of alaha‑ or aladeha‑.
326
See also the comment on N 309c.
252
Birgit Christiansen
Fig. 140 South façade of the hyposorion sarcophagus bearing TL 118, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.9.2008).
Fig. 141 East façade of the hyposorion sarcophagus bearing TL 118, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.9.2008).
4 e.[..]ti: ti˹b?˺332e=i=ti: ˹t?˺eune˜:333 esde: se=ije: (vacat) ahatahi: ñtata ˹m˺e ñtepi: tasñti: [....]..tati˹:˺ ˹χuñnijeje˺334 5 [te?]˹r?˺[e? te?]re:335 ˹me˜te˜:˺ ti(j)=adi˹:˺ tike: ter˹.˺336 e˜˹n?˺ehi: eridadi: tib˹e˺[:] ebe˹h?i˺: m=ene: e˹p˺i[: ....]
Transliteration and Translation: 1 [ebe˜]˹ñne˜˺: tise˜ni: m=e=ti: prñnawate˜: χuñnije˜i: masasahe: tideimi: hrzzi: ñtat˹ã:˺ χuñnijeje: ˹se˺ ˹ladi:˺327 2 [ehb]i: se=uwe=ni:˺ hrppi: tatu: tike: ˹hri=se˺=[t]˹e˺=i: alahadi: tike: se χtta: e˜: adi: me=uwe=hri: alaha˹ne:˺328 3... ˹m˺artti: :329 m=ene: itlehi: tubeiti: trm ˜ mii330: huwedri: se marazij˹a˺: miñtaha: e=i(j)=epñ˺:331 t..ahe
trbbeli:337 6 [.....]ati: ti=we=je:338 epñ tise=(a)di: vacat ti339e=i=ti: ˹t?˺340eune˜: ˹es?d?i˺341 ˹s˺e ñtepi: vacat 332
Kalinka (1901: 82) reads instead of . According to the paper squeeze from October 2000 the first letter is probably to be interpreted as or, alternatively, as or
. The tracing by Kalinka (1901: 82), however, shows which in Kalinka’s transliteration is emended to . 334 The reading of the word is based on the paper squeeze from October 2000. 335 The reading is unsure. 336 The form is probably to be interpreted as a form of tere. 337 The reading is based on the paper squeeze from October 2000. 338 Or tib?e=j˹e˺? 339 The text shows rather the letter instead of . 340 According to the paper squeeze from October 2000 the letter is probably to be interpreted as or, alternatively, as oder
. The tracing by Kalinka (1901: 82) shows which in Kalinka’s transliteration is emended to in analogy to the similar passage in line 4. 341 The tracing by Kalinka (1901: 82) shows the letter sequence e.ei, whereas the transliteration provides the reading [esd]i. 333
327
Since the stone is damaged, the paper squeeze made by the TL project in October 2000 shows only traces of the last two letters of the word ladi, and the following word divider is completely missing. On the photograph taken in August 2009, however, the signs can still be identified. 328 According to the paper squeeze from October 2000 the last letter is preceded by . In the tracing by Kalinka (1901: 82) is immediately followed by . 329 Text erroneously keti. 330 Text erroneously: trm ˜ miei. In contrast to the tracing by Kalinka (1901: 82) the first letter is not an but a . 331 Or, alternatively, ˹se=i˺ ˹terñ˺. According to the tracing by Kalinka (1901: 82) the stone mason erroneously engraved instead of .
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
Fig. 142 Hyposorion chamber of the sarcophagus bearing TL 118, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.9.2008).
253
Fig. 143 Upper chamber of the sarcophagus bearing TL 118, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.9.2008).
Fig. 144 TL 118, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 2.9.2008).
Fig. 145 Tracing of TL 118 in its current state, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 11.11.2014) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 17.9.1999).
7 vacat eke: ihiqla: me ttazi342 vacat (1)This
tise˜ni has built Χuñnije˜i, the child of Masasa. The upper chamb[er] (is built) for [Xu]ñnije˜i an[d] (2)[hi]s (1)wife. (2)And they must not place anyone in addition! (If) one assigns(?) anyone(tike) inside on top343 and if (e˜)(?) one According to the paper squeeze made in October 2000 ttazi might be preceded by a word divider and a further letter (possibly ). 343 Or rather: “(if) anyone assigns (anyone) inside on top”. 342
makes an alteration and (2–3)[(if) one inst]ructs anyone to assign(?)/allocate(?) [...] on top/up there – (3)all the Lycian itlehi will strike him and the council(?) of the miñti ... (rest unclear).
254
Birgit Christiansen
TL 134 (Limyra, necropolis II)
Four-line Lycian inscription and one-line Greek inscription on a one-storey bipartite rock-cut tomb. The tomb chamber shows a circumferential stone bench (fig. 146).344 The first four lines of the Lycian inscription are engraved on the upper cross-beam of the main construction, the fifth line is engraved on the upper cross-beam of the subconstruction (fig. 147, fig. 148). The Greek inscription is attached to the upper part of the door-frame. Structure of the inscription: 1) building formula with incorporated beneficiary phrase; 2) “positive” burial instruction (3. pers. pl. of ñtepi ta‑ + acc. obj. ‑eñ + ‑(i)je); 3) prohibition clause (first clause with 3. pers. sg. pres. of alad?a?ha‑ with tike as acc. obj. or subj. and ñte, ne and hri; second clause with 3. pers. pl. imperative of hrppi ta‑ + ñte + ni and tike as acc. obj.) 4) sanction formula (probably with me=i tadi to be restored in the gap at the beginning of line 3 as the first clause of the protasis), followed by the bipartite alternative condition tibe: ˹hr˺i ˹χ˺l˹adi˺: ˹trbe˜˺tadraza˹ta˺: ˹hri=ñte˺ me=i (a)lahadi: tike. The new reading ˹hr˺i ˹χ˺l˹adi˺ is based on a paper squeeze and the photographs taken by the TL project in October 2000. The restoration of the verb ttl(e) i‑ after the conj. tibe (tibe [..tt]l[i]di) suggested by Melchert (2001) seems both on grounds of the sign traces and the context unlikely. Thus, the verb ttl(e)i‑ in other inscriptions is always part of the apodosis of the sanction clause, whereas the verb in the beginning of line 3 apparently belongs to the protasis. The verbal phrase hri χladi which according to Melchert (2004: 83) is only attested in N 324.28 could on the basis of a paper squeeze from 29.9.2000 also be identified in TL 111.5 (in lieu of the reading hri ˹h˺ladi suggested by Kalinka 1901: 78). The verbal phrase appears in both tomb inscriptions in the protasis of a sanction clause. In TL 134.3 it is accompanied by the acc. obj. trbe˜tadrazata, whereas in TL 111.5 an obj. is missing. If the verb is a constituent of the words asaχlaza‑ “governor, commander” (in N 320a.5 // N 320b.4–5 equivalent of Greek ἐπιμελητής) and haχlaza‑ (title of a representantive of the Persian king in TL 44a.51) it might have the meaning “to command, direct, order, administer, control” (or similar) as has been suggested by Melchert (2004: 23).345 The clause hri χladi=ti in TL 111.5 might then be translated by “who disposes of (it)”. The acc. obj. trbe˜tadrazata in TL 134.3 is presumably a compound noun consisting of the noun trbe˜tadra derived from trb(b)e˜‑ “opposite, re‑, counter-x” and ‑zata which is also attested as a constituent of (a) rm ˜ mazata‑ “monthly delivery/offering/tribute” (TL 131.4) For a detailed description of the archaeological and architectural evidence see Kuban (2012: 223f.). 345 Thus, its meaning would be similar to mar‑ “to order, command” (cf. TL 109.4, TL 112.4.5, TL 118.3(?), N 324.14).
Fig. 146 Chamber of rock-cut tomb 120 bearing TL 134, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 3.10.2000).
and uhazata‑ “yearly delivery/offering/tribute” (TL 44b.45, TL 84.5, TL 149.12.16, TL 150.9, N 318.4, N 320a.19.27, N 324.16 and according to a paper squeeze from 26.9.2000 presumably also in TL 94.3).346 Thus, trbe˜tadrazata possibly denotes the rescission of the tomb owner’s will or the reallocation of the tomb. If so, tibe ˹hr˺i ˹χ˺l˹adi˺: ˹trbe˜˺tadraza˹ta˺ in TL 134.3 might be translated by “or commands/enforces a rescission/reallocation”. The third part of the protasis made up by the 3. pers. sg. pres. of alaha‑ (with elision of initial a‑ after ‑i) + hri + ñte ‑i(je) + tike as acc. obj. or subj. is followed by the apodosis of the sanction clause whose first part consists of neither a clause initial conj. nor a verb. According to the paper squeeze from 29.9.2000 the first word am ˜ mãma is followed by a word divider and the numeral sñta “ten”. Since in contrast to other inscriptions it is not accompanied by an animal term like χawa‑ “sheep”, wawa‑ /uwa‑ “cow” or puwa‑ “goat(?)”, am ˜ mãma‑ /ãm ˜ mãma‑ is likely a noun denoting a kind of offering animal. If it is borrowed from Greek ἄμμωμος “immaculate, faultless” it is presumably used as a nominalized adjective with the meaning “immaculate animal” or the like. In case of a relation to Hittite am‑ miyant‑ “young, small”, however, it might be translated by “young animal, pup”. Similar to TL 94.2–3, TL 102.2–4 and TL 149.8–11 the clause determining the offerings to be paid by the transgressor is followed by a threat of extermination. Transliteration and Translation TL 134 1 e˹be˜ñ˺[ne˜ χ]u[p]ã m=e=ti prñna˹w˺at˹e˜:˺ masasi: hrpp˹i˺ ladi [e]˹hbi:˺ χuwataje: m=eñ=j˹e˺ ñ˹te˺pi tãti:
344
346
Alternatively, the sequence trbe˜tadrazata might be analysed as two words trbe˜tadra zata (thus, e.g. Melchert 2004: 70 and 88).
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
255
Fig. 147 TL 134, Limyra, necropolis II (photograph: Ludwig Fliesser, 3.10.2000).
Fig. 148 Tracing of TL 134 in its current state, Limyra, necropolis II (Birgit Christiansen, 31.10.2014) based on a paper squeeze (Martina Pesditschek, 3.10.2000).
2 masas˹i˺ ˹s[e ladã?]:347 χupa: ebehi: me ñte ne h˹r˺i(j)=al a˹h˺a{ha}˹di˺:˹tik˺e: ebi=ñte ni hrppi tãtu: 3 tik[e ......]348 tibe: ˹hr˺i ˹χ?˺l˹adi˺: ˹trbe˜˺tadraza˹ta˺: ˹hri˺=ñte me=i (a)lahadi: tike: 4 am ˜ m˹ãma:˺ [sñ]˹t˺a: e˜ni mahanahi: s=ene perepñ: itlehi: qãñti: trm ˜ mili: Greek 5 Μασα Κοατα (1)This
tomb has built Masasa for [h]is wife Xuwata. And they should place him inside – (2)Masasa/i and [wife] in this tomb. (2)Neither should anyone assign (anyone) on According to Kalinka (1901: 87) at the beginning of line 2 before χupa: only traces of the letters have been preserved. The improved reading is mainly based on the paper squeeze from October 2000. Instead of ladã also a restoration of ladã ehbi or Xuwata is possible. 348 Possibly to be restored by me=i tadi “if one places (anyone) therein” or similar. 347
top/up there349 nor should they place (3)anyone (2)in addition inside! (3)[...]350 or commands(?)/enforces(?) a rescission(?)/reallocation(?) and assigns anyone therein,351 (4)(then) the mother of the gods (will demand) ten(?) immaculate animals(?)/pups(?). And further the Lycian itlehi will destroy him. Greek: (5)Masa (has built it) for Koata. TL 145 (Limyra, necropolis II)
For a discussion of the inscription see chapter 4.4.
Or rather with tike as obj.: “Neither should one assign anyone on top/ up there.” 350 The gap is possibly to be restored by: “(if) one places (anyone) inside” or similar. 351 Or rather: “and (if) anyone assigns (anyone) therein”. 349
256
Birgit Christiansen
9.4 Unclear Referent TL 45B.12 (Xanthos)
On a block of limestone. According to Melchert (2004: 3) the verb hladd[, which in fragmentary context is attested in line 12 of the inscription, is perhaps to be interpreted as a form of alaha‑ . Yet, since we then have to assume aphaeresis, syncope, metathesis and a gemination of , the relation to alaha‑ is very unsure. Instead, it might very well be another verb with unknown meaning.352
10. Summary and Conclusion
In the present study the function and meaning of the socalled ada formula has been investigated which is widespread in the funerary inscriptions of the Xanthos region and the adjacent Western territory, whereas only a few number of inscriptions from Central and Eastern Lycia show formulae with similar contents. Focusing on the controversial question of the purpose of the ada amounts, it has been argued that the amount was paid by the tomb owner or his representatives to the miñti. Its members in return assumed responsibility for the tomb. Their main duty, which is referred to by the verb alaha‑ and its derivations, was likely to assign eligible tomb occupants to burial places inside the tomb. The delegation of authority to the miñti presumably served both legal and religious purposes. Thus, on the basis of various attestations it appears likely that the miñti were cult officials or priests and as such closely affiliated to the local sanctuaries and deities. In order to guarantee that the tombs and their occupants were handled in accordance with the tomb owner’s will the latter made a sworn agreement with the miñti. Its subject terms were presumably the empowerment of the miñti to monitor the usage of the tomb and the stipulation of an ada amount on the other hand. Since the tombs were designated for multiple burials the miñti presumably accommodated the tomb builder’s concern that the ones who were already buried in the tombs were not disturbed by unauthorized burials, the assignment 352 For
the inscription see Laroche (1979: 117–118 and planche XV), Bousquet (1986: 102, 104). For other interpretations of the verb and its meaning see also Neumann (2007: 94) with further literature. A similar verbal form has been assumed to be attested in TL 111.5 with the local adverb hri. Yet, an inspection of a paper squeeze made by Martina Pesditschek and a photograph taken by Ludwig Fliesser (both dating from September 2000) suggests that the letter is rather . Thus, the verb in TL 111.5 might rather be the 3. pers. sg. pres. of χla‑ . For this verb see further the comment on TL 134.3 (chap. 9.4) where probably the same verb is to be restored.
of dead bodies to already occupied areas inside the tomb, the irregular stashing away of corpses or other unwanted actions. In addition, the miñti might also have been entrusted with the performance of funeral rites and offerings. Since ada formulae are attested on diverse types of rockcut tombs as well as sarcophagi and once also a pillar tomb they apparently do not apply to burials in specific monuments. All monuments bearing an inscription with an ada formula are, however, apparently intended for multiple burials. For the most part, the wife and children of the tomb owner are exclusively authorized as beneficiaries. Yet, there are also inscriptions which name other family members or the household as eligible tomb occupants. As a number of texts suggest, the amount of ada stipulated by the sworn agreement was paid for the performance of alaha‑ . Therefore it might be interpreted simply as a fee as has been suggested by a number of scholars. Yet, since alaha‑ was likely performed by priests or other cult officials and served both legal and religious purposes the payment might also have served as a disposition for offerings and other ritual services. Since such dispositions are also found in non-funerary contexts (such as, e.g. the trilingual text N 320 which contains cult regulations) the statement of the ada amount in the funerary inscriptions would not be as surprising as it would be in case of a fee (to a relatively small amount of money). The close affiliation between the funerary sites and burial customs, and the local sanctuaries and thus the religious sphere further reveals itself in sanction formulae that threaten potential transgressors with punishments by deities and human representatives of the sanctuaries and/ or payments of animal offerings to the sanctuaries. Whether the processes of granting, selling or renting out burial sites were also performed or monitored by representatives of the local sanctuaries remains unclear. That the miñti as a legal and religious institution persisted up to the early Hellenistic period can be inferred from two Greek inscriptions. One of them, namely TAM II 1, 40 from Telmessos, states that the μενδῖται fixed the amount for the ones who open the tomb.353 Thus, it presumably refers to the same legal act the Lycian inscriptions refer to by the ada formula. The ones who open the tomb might then be the same ones who in Lycian are called awahãi (probably “the ones who lay down”).354 As N 334.10–13 suggests, the latter are likely representatives of the miñti who carry out the physical actions in the tomb according to the regulations
353 354
Edited by Kalinka (1920: 14 no. 40). See the discussion in chap. 8.9. Cf. TL 17.2–3, TL 114.2, TL 115.2–3, N 334.10–13. For a detailed discussion of the Lycian term see the comment on N 334.10–13 in chap. 4.
Grave Matters. Legal Provisions for a Proper Final Rest in Classical Lycia
agreed upon by the sworn contracts between the tomb owner (or, respectively, his legal successor(s))355 and the miñti. According to the Greek inscription from Kyaneai relatives are not allowed to bury someone inside the respective tomb without first consulting the mindis (μίνδις sg. fem.). In case of an infringement the mindis are authorized to hinder and punish the violator.356 By comparison with the Lycian inscriptions this immediate threat of punishment by the institution of the mindis 355 356
Thus likely in case of TL 114 and TL 115. Edited by Petersen (1889: 22 no. 27). See the discussion in chap. 8.8.
as a whole is notable. The Lycian inscriptions only refer to representatives of the miñti as punishing agents, such as the marazija miñtaha (“the council(?) of the miñti”), the tasa miñta/miñtaha (“the oaths of the miñti”), the hppñterus mãhãi miñtehi (“the sacrifice chief(?) of the gods belonging to the miñti) and the muhãi miñtehi (“the gods of the miñti”).357 Yet, this divergence is presumably not due to a historic development. Rather, it might be assumed that the Lycian references are more detailed in this regard. 357
See the detailed discussion in chap. 8.2.
11. Abbreviations
12. Technical Signs
11.1 Bibliographical
[ab]
AHw CAD CHD IBoT KBo KUB M [+ no.] N [+ no.] TAM II TL [+ no.]
Wolfram von Soden, Akkadisches Handwörterbuch, Volume I–III, Wiesbaden 1972ff. Chicato Assyrian Dictionary, 1956ff. Chicago Hittite Dictionary, 1989ff. İstanbul Arkeoloji Müzelerinde Bulunan Boğazköy Tabletleri(nden Seçme Metinler), 1–4, Istanbul 1944, 1947, 1954, 1988. Keilschrifttexte aus Boghazköi, Leipzig 1916–1923, Berlin 1954ff. Keilschrifturkunden aus Boghazköi, Berlin 1953ff. siglum for coin legends based on Mørkholm – Neumann (1978). siglum for Lycian inscriptions based on Neumann (1979) (= N 44 – N 323) and Tekoğlu (2002–2003) (= N 334). [+ no. + page] siglum for Greek inscriptions from Lycia based on Ernst Kalinka (1920). siglum for Lycian inscriptions based on Ernst Kalinka (1901).
11.2 General acc. accusative adj. adjective cf. compare chap. chapter CLuw. Cuneiform Luwian coll. collective conj. conjunction dat. dative dat.-loc. dative-locative dir. obj. direct object e.g. for example encl. enclitic esp. especially et al. and others etc. et cetera f(f). and following gen. genitive gen. adj. genitival adjective HLuw. Hieroglyphic Luwian i.e. that is
˹ab˺
ab ab {ab} a! a? a?! (a)
indir. obj. indirect object inf. infinitive lit. literally Luw. Luwian m meter neut. neuter no. number nom. nominative nom.-acc. nominative-accu sative obj. object pl. plural PN personal name pres. present tense pron. pronoun sg. singular sim. similar subj. subject s.v. sub voce
257
[. . . .] [- - - -] ... --- vacat : =
completely lost signs restored by the editor whose former existence is not documented in a previous edition or on photographs, paper squeezes or drawings. partially destroyed signs which are not attested in a previous edition or by documentation material and of which sufficient traces remain to print them in the text but not enough to exclude other readings with certainty. signs which are attested in a previous edition or by documentation material but which are now completely lost. signs attested in a previous edition or by documentation material but now partially destroyed. signs which have presumably been added in error by the inscriber of the text and excised by the editor. signs added by the editor which the inscriber of the text omitted or for which he erroneously inscribed other letters. sign which shows an atypical form but is to be read in the denoted way. sign whose reading remains unclear but is likely to be interpreted in the denoted way. sign whose reading remains unclear but is likely to be interpreted in the denoted way. letter which is normally part of the word or cliticon, but left out for phonological reasons. lost letters, equal to the number of dots, for which no restoration is proposed. an uncertain amount of lost letters of an uncertain number. illegible signs for which the editor proposes a specific amount but no reading. an uncertain amount of illegible signs. the remainder of the line has been left uninscribed. word divider. morphem boundary marker in transliterations.
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Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos?1
Birgit Christiansen
1. Einleitung
Obwohl das Lykische unter den alphabetisch überlieferten anatolischen Sprachen bislang am besten bezeugt ist, sind unsere Kenntnisse über die Sprache immer noch recht gering. Entsprechend lückenhaft ist unser Wissen über die Geschichte Lykiens und die Kultur der Lykier im 5. und 4. Jh. v. Chr. Da das Corpus der lykischen Texte neben den über 250 Münzlegenden2 nur aus ca. 200 Steininschriften besteht, von denen die meisten kurze und formelhafte Grabinschriften sind, erweckt jeder Neufund die Hoffnung, dass er unser Wissen über Geschichte, Sprache und Kultur der Lykier erheblich erweitert oder zumindest in einigen Punkten ergänzt. Besonders hohe Erwartungen rufen Textfunde hervor, die in inhaltlicher Hinsicht vom Großteil der lykischen Inschriften abweichen oder mehrsprachig sind. Ein besonders großer Glücksfall für die Forschung war natürlich der Fund der lykisch-griechisch-aramäischen Trilingue im Letoon bei Xanthos (N 320) im Jahre 1973, der zu einem maßgeblichen Kenntnisgewinn geführt hat.3 Gegenüber diesem Fund, aber auch einigen anderen mehrsprachigen Texten aus dem Letoon wie vor allem den
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Die Edition der Inschrift wurde mir freundlicherweise von Martin Zimmermann übertragen, dem ich dafür meinen herzlichen Dank aussprechen möchte. Für wertvolle Hinweise und Diskussionen bin ich ihm ebenso wie Heiner Eichner, Craig Melchert, Diether Schürr und Michael Wörrle zu Dank verpflichtet. Die hier angegebene Zahl der Münzlegenden folgt dem Klassifizierungssystem von Mørkholm – Neumann 1978 nach Münzstandards, wobei die bei Mørkholm – Neumann 1978 unter einer M-Nummer gelisteten Subtypen separat gezählt werden. Bei einer Zählung anhand der übergreifenden Kategorien ergibt sich eine entsprechend geringere Zahl (nach Mørkholm – Neumann 1978 und Carruba 1993 138 M-Nummern). Entsprechendes gilt für eine Kategorisierung von in sprachlicher Hinsicht unterschiedlichen Legenden, deren Zahl sich auf ca. 220 beläuft. Letztere wird nach freundlicher Auskunft von Ignasi Adiego in der von ihm vorbereiteten Neuedition der Münzen zugrunde gelegt. Ediert von Dupont-Sommer u.a. 1979.
Arbinas-Inschriften N 3244 und N 3255 und der umfangreichen Inschrift TL 44 auf dem Grabpfeiler von Xanthos mag die hier vorgestellte Bilingue N 343 aus Tlos ausgesprochen mickrig erscheinen.6 Mit ihrem fragmentarischen Erhaltungszustand von lediglich 6 lykischen und 12 griechischen Buchstaben sowie einigen Buchstabenresten wirkt die Inschrift zunächst unergiebig. Beschäftigt man sich mit dem Text jedoch intensiver, so lässt sich ihm mehr abgewinnen, als man zunächst vermuten mag. So deutet bereits die Erwähnung der Tloer (Τλωέων) in der griechischen Version darauf hin, dass wir es mit einer außergewöhnlichen Inschrift zu tun haben, die bislang ohne Parallelen ist. Durch eine Zusammenschau des Textbestands der lykischen und griechischen Version, der Anordnung der Buchstaben auf der Schriftfläche sowie Informationen aus anderen Quellen lässt sich die Hypothese aufstellen, dass es sich um eine Inschrift auf einer Statue handelt, die eine Person namens Teuna(s) bzw. Pteuna(s) o.ä. für bzw. im Auftrag der Bürgergemeinde von Tlos aufgestellt hat. Möglich ist jedoch auch eine Interpretation als Ehreninschrift der Polis von Tlos für die betreffende Person. In jedem Fall legt der Genitiv Plural Τλωέων nahe, dass bei der Abfassung der Inschrift in Tlos bereits ein Polissystem nach griechischem Vorbild etabliert war. Demnach ist die Inschrift wahrscheinlich in die nachdynastische Zeit ab ca. der 2. Hälfte des 4. Jhs. zu datieren. 2. Fundort, Fundkontext und Beschreibung des Schriftträgers
Die Inschrift ist in ein Fragment eines Kalksteinblocks gemeißelt, das 2010 im Stadion von Tlos als Streufund entdeckt wurde. Ebenso wie andere Steinfragmente, die in der 4 5
6
Editio princeps Bousquet 1992, 181–185. Editio princeps Bousquet 1992, 185–188. Die lykischen Texte werden nach Kalinka 1901 (TL 1–150) und Neumann 1979 (N 300–N 323) zitiert. Weitere Neufunde werden nach den seitens des Wiener TL-Projekts vergebenen Folgenummern sowie ggf. der Erstpublikation aufgeführt. Für die vorliegende Bilingue aus Tlos wurde die Nummer N 343 festgelegt. Für Transliterationen von TL 1–150 und N 300–328 siehe auch Melchert 2001.
Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos
Umgebung gefunden wurden, war der Textträger vermutlich oberhalb des Stadions aufgestellt und ist von dort herabgefallen. Von seiner Oberfläche ist lediglich ein Teil der schrifttragenden Fläche erhalten. Die Ränder der Schriftfläche sind an allen Seiten abgebrochen. Ebenso ist auch von den übrigen Seiten die Oberfläche nicht erhalten. Die ursprüngliche Gestalt des Textträgers sowie seine Maße lassen sich somit nicht mehr ermitteln. Der erhaltene Teil legt jedoch nahe, dass es sich ursprünglich um einen quaderförmigen Kalksteinblock gehandelt hat, wie er mehrfach in Tlos, aber auch im Letoon bei Xanthos und in Limyra als Textträger für einsprachig lykische und mehrsprachige Inschriften bezeugt ist.7 Vermutlich fungierte der Stein ebenso wie die meisten dieser Objekte als Statuenbasis. 3. Umfang, Erhaltungszustand und äußeres Erscheinungsbild der Inschrift
Vom lykischen Text (N 343a) sind fünf Buchstaben einer fragmentarisch erhaltenen Textzeile vollständig erhalten. Der dahinter befindliche sechste Buchstabe ist rechts abgebrochen, aber klar als identifizierbar. Oberhalb dieser Zeile sind an der oberen Bruchkante des Steins noch die unteren Abschlüsse dreier Hasten erkennbar. Als Z.1 wird im Folgenden die Zeile gezählt, die bis auf die Reste dreier Hasten nicht mehr erhalten ist, die darunter befindliche Zeile wird als Z.2 gezählt. Vom griechischen Text (N 343b) sind die Reste zweier Zeilen mit jeweils sechs Buchstaben erhalten. Aufgrund der Tatsache, dass der Abstand zwischen den beiden griechischen Zeilen mit max. 3 cm geringer als derjenige zum unteren Rand der Schriftfläche ist, dürfte der Text keine weitere griechische Zeile umfasst haben. Da Z.2 der lykischen und Z.2 der griechischen Version einander wahrscheinlich inhaltlich entsprechen, umfasste auch der lykische Text vermutlich nur zwei Zeilen. Ebenso wie die erste griechische Zeile, die zentriert oder zumindest eingerückt zur darunter befindlichen Zeile gemeißelt wurde,8 dürfte auch die erste lykische Zeile nur aus wenigen Wörtern bestanden haben. Z.2 der lykischen und griechischen Version waren wahrscheinlich umfangreicher.
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So z.B. im Falle von TL 24, TL 25, TL 26 und TL 28 aus Tlos, N 311, N 312, N 318, N 325, N 326, N 327 und N 328 aus dem Letoon bei Xanthos (N 325–N328 editio princeps Bousquet 1992) sowie N 337 aus Limyra (editio princeps Christiansen 2012). Die Zentrierung bzw. Einrückung nach rechts von Z.1 ist daran erkennbar, dass die beiden Längshasten von Τ am jeweiligen Beginn von Z.1 und Z.2 nicht unmittelbar untereinander gemeißelt sind.
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Abbildung 1: Der Textträger mit der schrifttragenden Fläche (Foto: Martin Zimmermann, August 2010).
Abbildung 2: Foto von der Rückseite des Abklatsches (Abklatsch: Martin Zimmermann, August 2010; Foto: Miriam Kehl, November 2015).
3.1 Maße und Anordnung der Buchstaben auf der Schriftfläche Schriftfläche: Breite: max. 24,5 cm, Höhe max. 21 cm. Abstand zwischen der lykischen und griechischen Version ca. 5,4 cm; Abstand zwischen den beiden lykischen Zeilen ca. 1,5 cm; Abstand zwischen den beiden griechischen Zeilen 1,8 bis 3 cm; Abstand von Z.2 der griechischen Version zum unteren Rand max. 4,3 cm; Abstand der Buchstaben innerhalb einer Zeile der lykischen Version 0,3 bis 0,7 cm; der griechischen Version 0,1–1,0 cm. Höhe der lykischen Buchstaben 2,8 bis 3,5 cm; Höhe der griechischen Buchstaben 1,5 bis 2,9 cm.
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3.2 Epigraphische Charakteristika und Datierungskriterien Ein auffälliges Merkmal des Textes ist, dass in der griechischen Version der erste erhaltene Buchstabe von Z.1 gegenüber demjenigen in Z.2 um ca. 0,7 cm nach rechts eingerückt und auch zur darüber befindlichen lykischen Zeile versetzt ausgerichtet ist. Die lykische Version der Inschrift ist ebenso wie die griechische sehr sorgfältig gemeißelt, das Schriftbild macht einen harmonischen Eindruck. Die meisten Buchstabenformen sind auch in anderen Inschriften häufig bezeugt, wobei ähnliche Formen bereits in Inschriften begegnen, die in das ausgehende 5. Jh. und die erste Hälfte des 4. Jhs. datieren. So ist
mit gerundetem Kopf ( u.ä.) bereits in TL 77 aus Çindam (Regierungszeit des Harpagos 2. Hälfte des 5. Jhs.) sowie in TL 44 aus Xanthos (Ende 5. Jhs.) bezeugt. In beiden Inschriften begegnet jedoch auch eine Variante mit eckigem Kopf ( u.ä.).9 In TL 44 ist zudem eine Mischform mit nur leicht gerundetem Kopf bezeugt ( u.ä.). Auch die in N 343 belegten Varianten von sind bereits in TL 44 belegt (vgl. z.B. in padritahi in TL 44b.53 mit vertikaler Längshaste und horizontal verlaufender Querhaste sowie dreieckigem Kopf ohne „Griff“ und in waχssepddimi in TL 44a.49 mit leicht schräg von links unten nach rechts oben verlaufender Querhaste).10 Bei fällt auf, dass es einen recht großen Durchmesser aufweist und sein unterer Abschluss weiter oben als die Längshasten der anderen Buchstaben ansetzt. Auch hierfür finden sich bereits in TL 44 Entsprechungen (vgl. z.B. in kumezija in TL 44b.53 oder in tupelezije in TL 44b.63). Die in N 343 bezeugte Variante von ist hingegen äußerst selten belegt und wird in den meisten Studien, die sich mit Buchstabenvarianten befassen, nicht berücksichtigt.11 Charakteristisch für sie ist, dass die mittlere Haste nahezu im rechten Winkel zu den beiden Längshasten steht, die wiederum zueinander parallel verlaufen und vertikal ausgerichtet sind. Abgesehen von N 343 begegnet die Form auch in der Arbinas-Inschrift N 32412 und somit bereits in einer Inschrift aus dem Anfang des 4. Jhs. Im Unterschied zu der in N 343 bezeugten Form reicht in N 324.17 die rechte Längshaste unFür die Variante mit gerundetem Kopf siehe z.B. TL 44b.49 in epi ( ) oder in TL 44b.64 in tupelezije ( ); für die Variante mit eckigem Kopf siehe z.B. TL 44b. 45 in pl am Ende der Zeile ( ) oder in TL 44b.63 in tupelezije ( ). 10 Vgl. z.B. TL 44a.49 in waχssepddimi, TL 44a.11 in χalle, TL 44a.17 in sunemamadi sowie in TL 44a.50 in χlaina und TL 44d.30 in waχssadi. 11 So z.B. Rix 2015, 100f.; Carruba 1978; Laroche 1979, 54–56; Wagner 2011, 161–164. Siehe hingegen Lang 2003, 341, der die Form als Variante von in Steininschriften aufführt, ohne jedoch Belege anzugeben. 12 Editio princeps Bousquet 1992, 182–185. 9
ten nur leicht über die Querhaste hinaus (vgl. in sñn[- - -] in N 324.17), wobei jedoch auch eine Beschädigung vorliegen könnte. In ähnlicher Gestalt ist die Variante auch in Upazi(j)=ẽ ne in TL 31.1 aus Kadyanda ( ), in prñnawã in TL 19.1 aus Pinara sowie mehrfach in TL 126 aus Limyra bezeugt (siehe in Zãnaza sowie ähnlich in prñnawate und ñne). Ein weiterer Beleg findet sich interessanterweise auch in einem Inschriftenfragment, das kürzlich von Recai Tekoğlu veröffentlicht wurde und im Theater von Tlos gefunden wurde.13 Darauf sind die Reste zweier Zeilen mit lykischer Schrift zu erkennen. In der ersten erhaltenen Zeile ist vor noch eine Längshaste eines abgebrochenen Buchstabens erkennbar, während in der zweiten erhaltenen Zeile sowie oder zu identifizieren sind. Trotz der übereinstimmenden Formen von und der Tatsache, dass sie in Tlos gefunden wurden, gehören beide Fragmente offensichtlich zu unterschiedlichen Textträgern. Abgesehen von der Arbinas-Inschrift ist keine der Inschriften mit der seltenen Variante von anhand von inhaltlichen Kriterien datierbar. Bei dem hinten abgebrochenen als letzten Buchstaben in Z.2 von N343a fällt auf, dass die Querhaste anders als beim Großteil der Belege nicht aus einem geraden horizontalen Strich besteht, sondern geschwungen verläuft. Diese Form ist ebenso wie Varianten anderer Buchstaben mit geschwungenen Elementen wie , , , und mit einer oder mehreren geschwungenen Querhasten sowie mit einem halbkreisförmigen, mit der Längshaste unverbundenem Bogen anstelle zweier spitz zusammenlaufender Schrägen und mit nach außen gebogenen Außenhasten auffallend häufig in Inschriften aus Tlos bezeugt.14 Ein ähnliches Schriftbild findet sich aber auch in einigen anderen Inschriften aus West‑ und Zentrallykien.15 13
Siehe Tekoğlu 2017, 64 Nr. 3 und 67 pl. 3. Für den Hinweis auf die Übereinstimmung der Buchstabenformen in beiden Fragmenten bin ich Diether Schürr zu Dank verpflichtet. 14 Belege für die h-Variante finden sich in der Bilingue TL 25 gemeinsam mit geschwungenen Formen von , , , , und ; in TL 27 gemeinsam mit geschwungenen Formen von und ; in TL 28 gemeinsam mit geschwungenen Formen von , , , und . Außerdem begegnet die geschwungene h-Variante auch in der von Tekoğlu 2017 neu editierten Inschrift B (siehe S. 68 pl. 7). Darüber hinaus sind geschwungene Formen in den folgenden Inschriften bezeugt: und in TL 29; und z.T. in N 333; , , und in N 334; und evtl. weitere Formen in TL 30 (aufgrund starker Verwitterung ist der Befund jedoch nicht klar zu beurteilen); und in einem von Tekoğlu 2017 neu edierten Fragment einer Grabinschrift (siehe S. 67, pl. 1) und in dem bereits erwähnten von Tekoğlu 2017 neu edierten Fragment, in dem auch die in N 343 bezeugte seltene Variante von bezeugt ist (siehe S. 67, pl. 3). 15 So in TL 36 aus Xanthos, in TL 14 und TL 15 aus Pinara sowie in der lykisch-griechischen Bilingue TL 56 aus Antiphellos/Kaş.
Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos
In ostlykischen Texten sind hingegen nur einige solcher geschwungenen Formen bezeugt.16 Bemerkenswert ist, dass in den meisten Texten, die mehrere solcher Formen aufweisen, auch eine Variante von begegnet, für die in der Forschung ein junges Entstehungsalter vermutet wird (ab ungefähr der 2. Hälfte des 4. Jhs.).17 Charakteristisch für sie ist, dass die rechte Außenhaste gegenüber der linken weiter nach unten reicht und annähernd vertikal oder nur leicht schräg ausgerichtet ist, während die linke Außenhaste weiter oben ansetzt, kürzer ist und ebenso wie die Mittelhaste schräg verläuft ( u.ä.).18 Außerdem finden sich in den Inschriften, die diese Charakteristika aufweisen, weitere Indizien für ein junges Entstehungsalter. Dazu gehören Akkusativformen auf ‑u sowie als jünger einzustufende Varianten anderer Buchstaben wie insbesondere , ,
und einbauchiges .19 Ob auch die explizite Nennung des Grabherrn als Begünstigter mittels der Wendung (hrppi) atli (ehbi) als Hinweis auf eine spätere Datierung zu werten ist, ist indes umstritten.20 16
17
18
19
20
Zu verweisen ist z.B. auf mit Bogen anstelle zweier spitz zulaufender schräger Hasten ( ). Ein Beleg findet sich bereits in der in die Regierungszeit des Perikle datierende Inschrift TL 132 aus Limyra. Weitere Beispiele dieser Form sind u.a. in TL 32i (Kadyanda) sowie TL 84, TL 87 und TL 94 aus Myra bezeugt. So in TL 14 und evtl. auch in der stark verwitterten Inschrift TL 15 aus Pinara; in TL 25, TL 27, TL 29, TL 39, N 333 und N334 aus Tlos sowie in TL 56 aus Antiphellos/Kaş. Siehe dazu zuletzt Rix 2015, 100f. mit weiterer Literatur. Anders als von Rix behauptet, ist die Variante auch in Limyra bezeugt. Allerdings ist die linke Außenhaste im Unterschied zu den extrem ausgeprägten Formen wie in TL 29 etwas länger, weniger schräg verlaufend und tiefer ansetzend (vgl. z.B. TL 101, TL 108, TL 119). In TL 113 und TL 130 finden sich zudem Formen, bei denen die rechte Außenhaste etwas schräg nach rechts gekippt ist. So findet sich in TL 14 zusätzlich die jüngere Variante von ; in TL 15 jüngeres , und
; in TL 25 jüngeres und sowie Akkusativformen auf ‑u (atru, ladu und kbatru); in TL 27 jüngeres , und
; in TL 29 jüngeres , ,
und Akkusativ auf ‑u (ñtatu, θurttu); in TL 39 das seltene einbauchige , jüngeres und
sowie Akkusativ auf ‑u (prñnawu); in N 333 einbauchiges und ohne Längshaste; in N 334 jüngeres und
; in TL 56 jüngeres , und
sowie Akkusativ auf ‑u (prñnãwu). Zu den Buchstabenvarianten als Datierungskriterien siehe zuletzt ausführlich Rix 2015, insbesondere 84–106 mit weiterer Literatur; zum Akkusativ auf ‑u siehe ausführlich Jenniges – Swiggers 2000, 117 und Rix 2015, 113–115. Als Lehnübersetzung des griechischen Reflexivpronomens ἑαυτῷ bzw. ἑαυτῶι und Indiz für eine Datierung in jüngere Zeit wird die Wendung von Borchhardt u.a. 2004, 28f.; Seyer 2006, 726f.; Eichner apud Seyer 2006, 726 Anm. 50 und Seyer 2009 eingestuft. Kritisch dazu äußert sich Rix 2015, 108–113. Dabei verweist sie u.a. darauf, dass die Formel auch in einigen Inschriften begegnet, die aufgrund ihrer Paläographie sowie archäologischer Merkmale des entsprechenden Grabes in ältere Zeit zu datieren sind. In den oben diskutierten Inschriften begegnet atli in TL 29.2 und atli ehbi in TL 27.2f.
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Aufgrund der relativ geringen Gesamtzahl von Inschriften und des relativ kurzen Überlieferungszeitraums sind die Kriterien weiterhin mit Vorsicht anzuwenden. Dies gilt auch aufgrund der Tatsache, dass es nur wenige anhand inhaltlicher Merkmale wie insbesondere Datierungsformeln eindeutig datierbare Inschriften gibt, diese aus unterschiedlichen Orten Lykiens stammen und in den meisten Inschriften eine Mischung aus mutmaßlich älteren und jüngeren Formen vorliegt. Im Verbund mit anderen Indizien lassen sich die Kriterien jedoch durchaus zur Datierung der Inschriften anwenden, wobei einigen eine höhere Aussagekraft als anderen zukommt. Dafür, dass es sich bei (u.ä.) um eine junge Variante handelt, spricht vor allem der Umstand, dass sie bislang in keiner Inschrift bezeugt ist, für die eine Entstehung in der Dynastenzeit aufgrund einer Datierungsformel gesichert ist. Umgekehrt wird die junge Datierung dadurch nahegelegt, dass die Variante in TL 29 bezeugt ist, die mit großer Wahrscheinlichkeit in Z.9 auf Alexander den Großen Bezug nimmt und somit in frühhellenistischer Zeit verfasst worden sein dürfte.21 Des Weiteren spricht für die junge Datierung der Variante ihr gemeinsames Auftreten mit anderen Hinweisen auf ein junges Entstehungsalter. Was die Entwicklung der Buchstabenformen von anbelangt, so könnte die u.a. in der Arbinas-Inschrift N 324 und der vorliegenden Inschrift bezeugte Variante als Vorstufe der mutmaßlich jungen Form zu werten sein. Dafür spricht der Umstand, dass in mehreren Inschriften Zwischenstufen oder beide Formen nebeneinander bezeugt sind. Zu vergleichen sind u.a. in N 324 die Varianten (in ije=d=ñne Z.6), (in [esẽ ]nemladi Z. 9) und (in m=ẽ ne Z.4);22 in TL 31.1–2 (in Upazi(j)=ẽ ne), (in prñnawate) und (in prñnezi) sowie in TL 19.1 das parallele Vorkommen der Varianten (in prñnawã), (in ebẽ ñnẽ ) und (in prñnawatẽ ). In TL 29 aus der Zeit Alexanders des Großen begegnet die mutmaßlich junge Form u.a. in prñnawate in Z.1 ( ). In der Inschrift sind aber auch andere Varianten des Buchstabens bezeugt. Vgl. z.B. in inahe Z.6, in se=ñne Z.6 und in erijeina Z.7. Worttrenner: Falls die hier vertretene These stimmt, dass die in der zweiten lykischen Textzeile erhaltenen Buchstaben in N 343 als Bestandteile eines vorne abgebrochenen 21
22
Siehe u.a. Gygax 2009, 104 und Rix 2015, 270f. In der Datierungstabelle in Laroche 1979, 55 werden diese in der Arbinas-Inschrift N 324 bezeugten Formen nicht aufgeführt. Stattdessen ist lediglich eine Form angegeben, die u.a. in TL 44 häufig bezeugt ist. Vgl. die in Laroche 1979, 55 angegebenen Grundformen für TL 44 ( ) und Arbinas ( ). Neben den von ihm unberücksichtigten angeführten Formen fehlt auch die in N 324.25 in hẽ kene bezeugte Form , die derjenigen ähnelt, die er in Spalte 3 unter den für Inschriften aus der Regierungszeit des Perikle typischen Formen anführt ( ).
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Personennamens und eines folgenden Patronyms zu deuten sind,23 so wäre auffällig, dass beide Wörter im Unterschied zum Großteil der lykischen Inschriften nicht durch Worttrennungspunkte oder eine andere Markierungsform der Wortgrenzen wie Spatien voneinander abgegrenzt sind.24 Inwiefern aus dem Gebrauch oder Nicht-Gebrauch von Worttrennern sowie der Art und Weise ihrer Verwendung Rückschlüsse auf die Datierung der Inschriften und andere Aspekte wie z.B. Schreibermilieus gezogen werden können, ist noch ungeklärt.25 Festzuhalten ist jedoch, dass bei immerhin ca. einem Achtel aller lykischen Inschriften, die aus mehr als einem Wort bestehen und deren Erhaltungszustand eine Beurteilung zulässt, auf die Setzung von Worttrennern vollständig verzichtet wurde.26 Allerdings werden die Wortgrenzen bei einigen dieser Inschriften zumindest teilweise durch Spatien markiert.27 Bemerkenswert ist zudem, dass es sich bei ca. ¼ der Inschriften, bei denen auf die Setzung von Worttrennern verzichtet wurde, um lykisch-griechische Bilinguen handelt. 23
Siehe dazu Abschnitt 3. Zur Verwendung des aus zwei übereinander gesetzten Punkten bestehenden Worttrenners sowie anderer Markierungen der Wortgrenzen im Lykischen siehe Tekoğlu 2006. Auf die Markierung der Wortgrenzen durch Spatien, wie sie z.B. in TL 88 aus Myra vorliegt, geht Tekoğlu nicht ein. 25 Eine eingehende Untersuchung zur Verwendung von Worttrennern und anderen Markierungen der Wortgrenzen im Lykischen und anderen anatolischen Sprachen erfolgt von Annick Payne (Universität Bern) im Rahmen ihrer Habilitationsarbeit. Einige Ergebnisse ihrer Studien hat sie in einem Vortrag auf dem von Zsolt Simon organisierten Workshop „Current Research on Lycian“ vorgestellt, der vom 16.–17.2.2017 in München stattfand. 26 Siehe dazu die Auflistung bei Tekoğlu 2006, 802, in der allerdings einige zwischenzeitlich entdeckte Neufunde noch nicht aufgeführt sowie einige Fehler enthalten sind. So sind z.B. unter Kategorie 4 („inscriptions without word separation marks“) TL 125 und TL 127 zu streichen, weil TL 125 eine reine Namensinschrift ist, während TL 127 für eine korrekte Beurteilung zu fragmentarisch ist und gemäß den Abklatschen von Hula von 1892 und Kalinka 1894 immerhin ein Worttrenner zwischen dem Verb [prñ]nawate und dem folgenden Personennamen des Grabherrn erkennbar ist (siehe Kalinka 1901, 85). Hinzuzufügen ist hingegen N 318 aus dem Letoon bei Xanthos (ediert von Bousquet 1992, 191–193). Die Aussage von Rix 2015, 60, dass Worttrennungspunkte in nahezu allen lykischen Inschriften zu finden sind, ist aufgrund des tatsächlichen Zahlenverhältnisses zwischen Inschriften mit und ohne Worttrennern zu korrigieren. Vgl. auch Neumann 1969, 372, der das Fehlen von Worttrennern oder die Markierung von Wortgrenzen mittels Spatien ebenfalls nicht thematisiert. Melchert 2004a, 592, betont hingegen, dass der Gebrauch von Worttrennern zwar häufig, jedoch keineswegs konsistent ist. Des Weiteren weist er darauf hin, dass aufgrund des inkonsistenten Gebrauch der Worttrenner der Status von Klitika, die gewöhnlich nicht durch Worttrenner vom Wort abgegrenzt werden, an das sie sich anlehnen, eine Sache der Interpretation ist und nicht durch die Schriftpraxis gesichert oder überprüft werden kann. 27 So z.B. bei TL 45a und TL 51 aus Xanthos und TL 92 aus Myra. 24
Dabei handelt es sich um die Felsgrabinschrift TL 6 (Levissi), die Sarkophaginschrift TL 23 (Tlos), die Steleninschrift TL 45 (Xanthos), die Weihinschrift N 311 des Arbinas für Artemis auf einem Kalksteinblock aus dem Letoon bei Xanthos und die Weihinschrift N 312 des Demokleides für Artemis auf einem Orthostaten aus dem Letoon bei Xanthos. Falls die hier vorgelegte Interpretation von N 343 korrekt ist, ist die Liste um N 343 aus Tlos zu erweitern. Dieses Zahlenverhältnis lässt sich als Hinweis werten, dass der Verzicht auf die Markierung von Wortgrenzen durch Worttrennungspunkte auf den Einfluss von kontemporären griechischen Gepflogenheiten der Schriftverwendung und Textgestaltung zurückzuführen ist.28 Charakteristische epigraphische Merkmale der griechischen Version sind die über der gedachten Zeilenlinie „schwebenden“ beiden Ω, die unten weit geöffnet sind, über der Zeile schwebendes Σ, die schräg nach außen weisenden Außenhasten von Σ, die verkürzte mittlere Querhaste bei Ε und die sehr breite Form von Ν. Ähnliche Buchstabenformen finden sich in der Altarinschrift des Perikle aus der ersten Hälfte des 4. Jhs.29 Sie begegnen aber auch in späteren Inschriften. So weisen z.B. in der griechischen Version der Trilingue N 320 aus der 2. Hälfte des 4. Jhs. bei Σ die Außenhasten regelmäßig schräg nach außen und bei Ε ist die mittlere Querhaste verkürzt. Zum Teil schweben Σ und Ω ebenso wie andere Buchstaben über der gedachten Zeilenlinie, zum Teil stehen sie auf der Linie. Ν ist ebenso wie Ω meist schmaler gemeißelt als in N 343. Außerdem steht Ν meist auf der linken Außenhaste. Es gibt aber auch Formen von Ω und Ν, die denjenigen in N 343 ähneln. Auch mit der griechischen Version von TL 152, für die eine Datierung Ende des 4. Jhs. oder jünger angenommen wird, bestehen Gemeinsamkeiten.30 Wie N 343 und die Altarinschrift des Perikle weist die Inschrift breites Ν, Ε mit verkürzter mittlerer Querhaste und unten weit geöffnetes Ω auf. Σ und Ω schweben jedoch anders als in N 343 und N 320 nicht über der gedachten Zeilenlinie. Außerdem weisen die Außenhasten bei Σ nicht schräg nach außen. Die breite Form von N mit unten gleichmäßig abschließenden Hasten, Ε mit verkürzter mittlerer Querhaste, weit geöffnetes Ω und Σ mit schräg nach außen weisenden Außenhasten ist auch in der Bilingue TL 25 aus Tlos bezeugt, die in die zweite Hälfte des 4. Jhs. zu datieren sein dürfte. Wie in TL 152 und im Unterschied zu N 320 und N 343 schweben Ω und Σ jedoch nicht auf der gedachten Zeilenlinie. 28
Zum Gebrauch von Worttrennern in griechischen Inschriften siehe z.B. Rix 2015, 60f. 29 Ediert von Wörrle 1991, 203–217 mit Abb. 1. Für den Hinweis gilt Michael Wörrle mein Dank. 30 Siehe dazu Wörrle 1995, 406f. mit weiterer Literatur.
Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos
Das Schriftbild von N 343b lässt somit sowohl eine Datierung in die dynastische als auch nachdynastische Zeit als möglich erscheinen. 4. Lesung und Interpretation des lykischen und griechischen Textes
Die Buchstaben von Z.1 des lykischen Textes, von denen nur noch Reste einiger Hasten erhalten sind, sind nicht mehr identifizierbar. In Z.2 sind fünf Buchstaben vollständig erhalten. Der sechste ist rechts abgebrochen, aber klar als identifizierbar. Somit ergibt für Z.2 des lykischen Textes die Lesung ]unapah. [. Von Z.1 der griechischen Version ist der Gen. Pl. Τλωέων erhalten („der Tloer“). Da der Platz davor unbeschrieben und Τλωέων gegenüber Z.2 der lykischen und griechischen Version nach rechts versetzt gemeißelt ist, dürfte dahinter nur wenig Text zu ergänzen sein. In Analogie zu späteren Inschriften ist ein Bezugswort wie πόλις (oder auch δῆμος) am wahrscheinlichsten. In Z.2 sind die Buchstaben 2–6 eindeutig zu identifizieren. Bei dem vorne abgebrochenen ersten Buchstaben handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Τ. Ob die Buchstabenfolge Τ.ΕΥΝΑΣ als vollständiges Wort zu deuten ist, bleibt ebenso wie dessen Bedeutung unklar. Aufschluss gewährt jedoch ein Vergleich mit dem lykischen Text, in dessen zweiter Zeile sich die Buchstabenfolge findet. Dies wiederum legt die Deutung des fragmentarisch erhaltenen Wortes in Z.2 des lykischen Texts und Z.2 des griechischen Textes als Personenname nahe. Vor dem ersten erhaltenen Buchstaben in Z.2 des lykischen Textes wären demnach in Analogie zum griechischen Text die Buchstaben und zu ergänzen. Das auslautende ‑a in der lykischen Version erlaubt sowohl einen Ansatz als Nominativ als auch Dativ.31 Läge ein obliquer Kasus vor, dürfte auch in der griechischen Version hinter Σ noch die Kasusendung zu ergänzen sein. Der Nominativ des Personennamens würde somit im Lykischen Teuna lauten bzw. auf ‑teuna enden. Im Griechischen würde dem Τευνας bzw. ‑τευνας entsprechen. Der einzige mir bekannte Personenname mit der Buchstabenfolge τευνα ist ein weiblicher Name und lautet Πτευναση. Er begegnet in einer griechischen Inschrift, die auf der Basis einer postumen Ehrenstatue für Ermandyberis von Limyra steht und dessen Frau bezeichnet.32 31
Nicht gänzlich auszuschließen ist zudem eine Deutung als Akkusativ auf ‑a statt auf ‑ã oder ‑u. Zum Vergleich ist auf den Akk. Sg. χupa in TL 139.1 zu verweisen. Ob solche Formen als Verschreibungen oder Varianten zu interpretieren sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. 32 Siehe Wörrle 2004 sowie LGPN V.B., 367.
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Demnach könnte in N 343 die maskuline Form Pteunas mit der lykischen Entsprechung Pteuna (bzw. Ptteuna o.ä.) zu ergänzen sein. Weniger wahrscheinlich, jedoch nicht gänzlich auszuschließen, ist eine weibliche Namensform Pteuna o.ä. mit der griechischen Entsprechung Πτευναση oder auch eine männliche Namensform Πτευνασις o.ä. Vergleichend ist des Weiteren auf den in N 306.1 bezeugten Titel tewinaza und den Personennamen Tewinezẽ i in TL 3.1–2 zu verweisen, für den die griechische Entsprechung Τευινασος bezeugt ist.33 Die Folge /euna/ könnte als synkopierte Form von /ewina/ zu erklären sein, für die es allerdings bislang keine Parallelen gibt. Da Synkopen jedoch im Lykischen häufig auftreten, ist für N 343 der Ansatz eines Personennamens Pt(t)euna (< Pt(t)ewina) oder Teuna (< Te‑ wina) durchaus möglich. Für die Buchstabenfolge ist außerdem auf den in TL 32x (Kadyanda) fragmentarisch erhaltenen Personennamen im Genitiv Xuna.ah aufmerksam zu machen, dessen griechische Entsprechung leider nicht erhalten ist. Falls die eben vorgestellte Deutung stimmt, so gehören die im Lykischen auf folgenden Buchstaben wahrscheinlich zu einem Patronym, das im Nominativ entweder Pa lautet oder mit der Buchstabenfolge beginnt. Ersteres ist aufgrund von Parallelen in anderen anatolischen Texten naheliegender. So begegnet bereits in der hethitischen Namensliste HKM 99 Rs. 12 ein maskuliner Personenname mPā (Nom. mPa-a-aš).34 Darüber hinaus ist auf den in TL 133.1 (Limyra) und TL 150.2 (Rhodiapolis) bezeugten Personennamen Xñtlapa zu verweisen, als dessen Erstglied vermutlich χñtla‑ anzusetzen ist, das zu hethitisch-luwisch hantil(i)‑ „vorderster, ̆ erster“ zu stellen sein dürfte.35 Des Weiteren ist der in griechischen Inschriften aus Lykien häufig bezeugte Frauenname Paua zu vergleichen.36 Dafür, dass pah in N 343a.2 als Patronym im Gen. zu interpretieren ist, spricht außerdem der Umstand, dass die Folge pah-V oder pah-K abgesehen von dem unklaren upahi in TL 26.12 nur in Genitivformen bezeugt ist.
33
Siehe u.a. Melchert 2004, 64, 105; Houwink ten Cate 1961, 104; LGPN V.B., 367 sowie für den Vergleich von Πτευναση mit Tewinezẽ i/ Τευινασος Wörrle 2004, 292 mit Anm. 4. 34 Siehe auch Zehnder 2010, 45. Zehnder verweist darüber hinaus auf eine möglicherweise weibliche Namensform Pa-á in hieroglyphenluwischer Schrift auf dem bronzezeitlichen Siegel NEW 9, die aber auch als Abkürzung zu interpretieren sein könnte. In griechischer Schrift ist ein weiblicher Personenname Πα nach Schweyer 2002, 264 und Zehnder 2010, 45 in Z.4 einer Grabinschrift aus dem lykischen Teimiusa bezeugt. Die Lesung scheint allerdings unsicher zu sein, in Z.1 ist nach Schweyer ebenfalls Πα zu lesen, dort würde es sich allerdings um den Namen des Grabherrn handeln. 35 Siehe u.a. Neumann 2007, 130. 36 Siehe dazu Schuler 2010, 71f. mit Anm. 9.
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In der griechischen Version von N 343 dürfte in Entsprechung zum lykischen Text ebenfalls ein Patronym zu ergänzen sein. Wie bereits erwähnt ist hinter dem Gen. Pl. Τλωέων in Analogie zu späteren Inschriften vermutlich ein Bezugswort wie πόλις oder δῆμος samt jeweiligem Artikel zu ergänzen. Wenn das Wort in Z.2 Τευνας bzw. Π]τευνας als Personenname im Nominativ zu deuten ist, so ist am ehesten ein Dat. Sg. zu erwarten: „für die Polis der Tloer“ bzw. „im Auftrag/im Namen der Polis“ o.ä. In Analogie dazu wäre in Z.1 des lykischen Textes etwa tlãñnãi teteri/tteri „für die Polis der Tloer“ o.ä. zu ergänzen. Sollte jedoch der Personenname Objekt des Satzes sein, so dürfte die Bürgergemeinde der Tloer Subjekt sein (Τλωέων ἡ πόλις/ὁ δῆμος ≈ tlãñna teteri/tteri o.ä.). Vor dem Hintergrund der zahlreichen griechischen Ehreninschriften aus späterer Zeit erscheint letzteres zunächst naheliegender. So wird in diesen zumeist die Polis bzw. der Demos oder die Metropolis als Subjekt und die geehrte Person als Objekt genannt.37 Es gibt aber auch Beispiele für andere Inschriftentypen. Zu verweisen ist hierbei z.B. auf die Dedikation eines Altars und Tempels sowie einer Statue und anderer Kultgegenstände für Artemis durch einen Kommandanten namens Euphrainetos für Ptolemaios V. (205–181 v. Chr.) und die Polis von Xanthos (TAM II Nr. 263). Euphrainetos ist dabei im Nominativ, Ptolemaios und die Polis von Xanthos im Genitiv genannt, der von der Präposition ὑπέρ abhängt („für/im Auftrag/Namen der Polis“). In Z.2 der lykischen und griechischen Version von N 343 könnten die Wörter für Kind bzw. Sohn und eine Verbalphrase wie „hat (zu Ehren) aufgestellt“ oder „hat gewidmet“ zu ergänzen sein. In Abhängigkeit davon könnte das aufgestellte bzw. gewidmete Objekt genannt gewesen sein.38 5. Transliterations- und Übersetzungsvorschlag
Aus der oben dargelegten Interpretation ergibt sich folgender Transliterations- und Übersetzungsvorschlag: Lykische Version (N 343a) 1 [- - - ] . . . [ - - - ]39 1 [ … ] … [ … ] 2 [ - - - Pt?e?]una40 Pah. [- - - ]41 2 [… Pte]una(?)42, (Sohn? des) Pa […]
37
Vgl. z.B. TAM II Nr. 159 (275/4 B.C.) oder auch die kaiserzeitlichen Inschriften TAM II Nr. 425 und TAM II Nr. 593. 38 In Frage käme z.B. der Verweis auf die Statue selbst, auf der die Inschrift angebracht ist (im Lykischen wohl tukedri „Statue“ wie in TL 25a.1, TL 54.1, N 324.1 und N 325.4). 39 Vielleicht tlãñnãi teteri zu ergänzen? 40 Bzw. Ptteuna, Pddeuna, Teuna o.ä. 41 Bzw. Pah[– – – – –. . 42 Bzw. [… Τ]euna o.ä. .
Griechische Version (N 343b) 1 vacat Τλωέων [- - - ] 1 [Die/für die Polis(?)] der Tloer 2 - - - Π]Τ.ΕΥΝΑΣ[43 - - - 2 [… P]teunas(?)44 […] Hypothetische Rekonstruktion des Gesamttextes: a) Mit der Polis der Tloer als Objekt: 1 [Für/im Auftrag der Polis] der Tloer 2 [hat] Pteuna(s)(?), der Sohn des Pa, [diese Statue aufgestellt/gestiftet]. b) Mit der Polis der Tloer als Subjekt und dem Perso nennamen als Objekt: 1 [Die Polis] der Tloer 2 [hat] für Pteuna(s)(?), den Sohn des Pa [diese Statue (zu Ehren) aufgestellt/gestiftet].45 Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass die hier vorgeschlagene Interpretation natürlich hypothetisch bleibt. Es ist keineswegs auszuschließen, dass die beiden Versionen stärker voneinander abweichen. So könnte beispielsweise in Z.2 des lykischen Textes nur ein einziger, vorne abgebrochener Personenname im Genitiv vorliegen ]unapah. . Dieser wiederum könnte dem in TL 32x (Kadyanda) bezeugten fragmentarischen Personennamen entsprechen, der ebenfalls im Genitiv vorliegt (Xuna.ah). Da jedoch in beiden Versionen die Buchstabenfolge vorliegt, die im Lykischen nur in wenigen Wörtern bezeugt ist,46 und die Buchstabenfolge Τ.ΕΥΝΑΣ im Griechischen nicht mit einem passenden Wort außer einem Namen verbunden werden kann, ist es am wahrscheinlichsten, in beiden Versionen einen Personennamen als Subjekt oder Objekt des Satzes anzusetzen. 6. Historische Einordnung
Nach dem gegenwärtigen Stand unseres Wissens bzw. nach gängigen Forschungshypothesen zur historischen Entwicklung Lykiens dürfte die Inschrift in der nachdynastischen Zeit (ab ca. der 2. Hälfte des 4. Jhs.) verfasst worden sein. Ein paläographisches Indiz dafür ist die gerundete Form von in Z.2 der lykischen Fassung. 43
Bzw. Π]τ.ευνασ[ει (Dat.), Π]τ.ευνασ[ιν (Akk.) oder Τ.ευνας (Nom.) Τ.ευνασ[ει (Dat.), Τ.ευνασ[ιν] (Akk.) o.ä. 44 Oder Teunas. 45 Bzw. „die Polis der Tloer hat Pteunas, den Sohn des Pa (mit dieser Statue) geehrt“ oder: „auf Beschluss der Polis der Tloer wurde für Pteunas …“. 46 Zu nennen ist hier das Adjektiv genitivale punamaθθi „zur Gesamtheit gehörig“ (TL 6.3), das aber aufgrund der folgenden Buchstaben in N 343 nicht vorliegen kann, χz(z)una (TL 35.14.18), dessen Bedeutung unklar bleibt (siehe Melchert 2004, 87 und Neumann 2007, 145) sowie das ebenfalls unklare unabãm̃ me in TL 44c.13 (siehe Melchert 2004, 76 und Neumann 2007, 402).
Eine neue lykisch-griechische Bilingue aus Tlos: Eine Dedikation oder Ehreninschrift der Polis von Tlos
In inhaltlicher Hinsicht spricht für diese Datierung die Nennung der Tloer (Τλωέων) in Z.1 der griechischen Version. Zwar sind von Ortsnamen mit dem Suffix ‑azi/ezi‑ abgeleitete lykische Bezeichnungen im Gen. Pl. auch auf dynastenzeitlichen Münzlegenden bezeugt,47 doch ist eine Entstehung des Textes in nachdynastischer Zeit aus mehreren Gründen wahrscheinlicher. So gilt es zunächst den gänzlich anderen Kontext und damit einhergehend die mutmaßlich unterschiedliche Funktion zu beachten, die den Zugehörigkeitsbezeichnungen auf den Münzlegenden zukommt. Es liegen uns zwar nur wenige Informationen vor, die Aufschluss über die Bedeutung der Nennung der Städte und den von ihnen abgeleiteten Zugehörigkeitsbezeichnungen auf den Münzen zukommt. Der Umstand, dass die Ortsnamen jedoch teils mit Dynastennamen und/oder mit Portraits oder Symbolen auftreten, die vermutlich Dynasten darstellen bzw. repräsentieren, deutet jedoch darauf hin, dass während der Dynastenzeit noch keine polisähnlichen Strukturen bestanden. Gestützt wird diese These durch Informationen aus den klar in die Dynastenzeit datierbaren Inschriften sowie archäologischen Befunden.48 Die Datierung der Steininschriften, die verschiedene Ortsnamen und davon abgeleitete Herkunfts‑ und Zugehörigkeitsbezeichnungen enthalten, bleibt leider meist unklar. Entsprechendes gilt auch für Inschriften, die das Wort teteri, das in der Trilingue N 320 die Bürger der Stadt bezeichnet,49 oder andere Bezeichnungen für soziale und politische Organisationsformen sowie Institutionen enthalten. Erwähnt werden die Begriffe in Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen, kultischen Angelegenheiten sowie als Herkunfts‑ bzw. Zugehörigkeitsbezeichnungen von menschlichen Personen, Göttern und Heiligtümern bzw. sakralen Bereichen. Wenn Herkunfts‑ bzw. Zugehörigkeitsbezeichnungen in Verbindung mit Personennamen begegnen, stehen sie üblicherweise im Singular und bezeichnen meist die Herkunft Vgl. z.B. Wehñtezẽ (M 130b und M 149a) und Wahñtezẽ (M 108) „(derjenigen) von/aus Phellos“ (in allen Fällen gemeinsame Erwähnung mit dem Dynasten Perikle) und Pttarazẽ „(derjenigen) von/aus Patara“ (M 241). 48 Siehe dazu u.a. Gygax 2001, 85–88. 49 So wird teteri se=j=epewẽ tlm̃ mẽ i in N 320a.13–14 par. N320b.12 mit griechisch πόλις und aramäisch B῾LY WRN (N 320c.11) geglichen. Dass epewẽ tlm̃ mẽ i die Periöken bezeichnet, erhellt aus der Gleichung teteri Arñnas se=j=epewẽ tlm̃ mẽ i Arñnãi mit griechisch Ξάνθιοι καὶ περίοικοι in N 320a.31–32 par. N 320b. Ob daraus eine klare Trennung zwischen Polis und Periöken zu folgern ist, ist allerdings umstritten. Außerdem gilt es grundsätzlich zu berücksichtigen, dass teteri trotz der Gleichung nicht gänzlich dem griechischen Begriff πόλις entsprechen muss und dem Wort insbesondere in Texten aus älterer Zeit eine andere Bedeutung zukommen kann. Zur Diskussion siehe u.a. Gygax 2001, 19–40 mit weiterer Literatur; für den Text siehe die editio princeps von Dupont-Sommer u.a. 1979. 47
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des Grabherrn bzw. Stifters und evtl. anderer Personen. Dazu gehören surezi „aus/von Sura“ (TL 84.2 Sura); kerθθis. „aus/von Kerθθis“ (TL 82 Kandyba), pilleñni „aus/von Pinara“ (TL 25.6 Tlos); tlãñna „aus/von Tlos“ (TL 25.4 Tlos); zemuris (N 312 Limyra) sowie pttar. [a]zi „aus/von Patara“ (TL 113.1 Limyra), das wahrscheinlich attributiv zum Personennamen des Grabherrn Ur. ssm̃ m . [a] in Z.2 steht, jedoch zur Hervorhebung oder aufgrund eines Versehens versetzt darüber gemeißelt wurde.50 Ob auch das in TL 47.2 (Xanthos) und TL 113.2 (Limyra) bezeugte Wort ikezi als Herkunfts- bzw. Zugehörigkeitsbezeichnung („aus/von Ikos“) aufzufassen ist, bleibt unklar. In Anbetracht des gemeinsamen Auftretens mit pttar. [a]zi in TL 113 handelt es sich aber eher um einen Titel. Die Tatsache, dass in N 343 der Genitiv Plural „der Tloer“ in Verbindung mit einem Personennamen genannt ist, der nicht als Dynastenname bezeugt ist, deutet darauf hin, dass der Herkunfts- bzw. Zugehörigkeitsbezeichnung hier eine andere Bedeutung als in den oben angeführten Fällen zukommt. So dürften die Tloer entweder als Subjekt auftreten, das für die in Z.2 genannte Person etwas tut, oder umgekehrt von dieser etwas erhält. Dies spricht dafür, dass Tlos zur Zeit der Abfassung des Textes eine Polis nach griechischem Vorbild war. Entsprechendes trifft wahrscheinlich auch für TL 149 aus Rhodiapolis, die Grabpfeilerinschrift TL 65 aus Isinda und die fragmentarische Inschrift N 337 aus Limyra zu. So verpflichtet der Priester Ijamara in der Inschrift TL 149 aus Rhodiapolis die Stadtbewohner bzw. Bürgergemeinde (teteri) und den Haushalt zu jährlichen Opfern an die Göttin Malija der Stadt Rhodiapolis (wedre). Außerdem ist davon die Rede, dass der Haushalt und die Stadtgemeinde (teteri) regelmäßig für eine bestimmte Leistung einen adaBetrag erhalten bzw. zahlen.51 In der leider nur sehr fragmentarisch erhaltenen Inschrift N 337 aus Limyra geht es offenbar ebenfalls um kultische Verpflichtungen, die von der Stadtgemeinde des bislang noch nicht lokalisierten Ortes Xuχrm̃ me (teteri Xuχrm̃ mezi) zu erbringen sind.52 Aufgrund der Tatsache, dass die Inpttar . [a]zi zur Hervorhebung versetzt über den Namen des Grabherrn gemeißelt wurde, läge ein ähnliches Layout wie in N 343 vor. Für eine abweichende Deutung von pttar . [a]zi als Personennamen des Grabherrn und Ur ssm ̃ m [.] als Patronym siehe u.a. Friedrich . . 1932, 82; Melchert 2001 und Neumann 2012, 394. Alle drei Autoren geben in ihren Transliterationen nur zwei Textzeilen an und fügen pttar . [a]zi ohne weitere Erläuterungen in Z.2 vor Urssm̃ [ ein. Letzteres ergänzen sie zu einer Genitivform Urssm̃ [mah] und deuten es somit als Patronym. Für eine solche Ergänzung ist die Lücke zwischen Urr . ssm̃ m . und dem folgenden Wort ikezi jedoch zu klein. Es könnte allenfalls eine Genitivform ohne ‑h Ur . ssm̃ m . [a] vorliegen. 51 Siehe dazu die Bearbeitung der Inschrift von Christiansen im vorliegenden Band. 52 Editio princeps Christiansen 2012. Eine dynastenzeitliche Datierung wurde in dieser Publikation nicht ausgeschlossen (siehe Christian50 Wenn
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schrift in Limyra gefunden wurde, deren lykischer Name Zemuri lautet, könnte es sich um Leistungen handeln, die die Stadtgemeinde von Xuχrm̃ me gegenüber derjenigen von Limyra zu erbringen hat. In der Statueninschrift aus Isinda TL 65 werden wohl ebenfalls kultische Verpflichtungen der Stadtgemeinde thematisiert. Genaueres lässt sich jedoch aufgrund des fragmentarischen Erhaltungszustandes nicht sagen. Umstritten ist zudem die Datierung des Textes. Von einigen Forschern wurden allerdings überzeugende Argumente für eine nachdynastische Datierung vorgebracht.53 Das wichtigste Zeugnis für die Existenz eines Polissystems in Lykien zur Zeit der Hekatomnidenherrschaft stellt zweifelsohne die in diese Zeit datierende Trilingue aus dem Letoon bei Xanthos N 320 dar. So handelt es sich bei dem Text um ein Dekret der Bürgergemeinde von Xanthos und der Periöken zur Einrichtung eines karischen Kultes, wobei auch durch Eide bekräftigte Regelungen im Hinblick auf dessen Durchführung und Finanzierung durch die Bürgergemeinde und die Periöken getroffen werden. In dem Dekret werden explizit charakteristische Elemente einer Polis wie die Volksversammlung, die Archonten, das Bürgerrecht und das Recht auf Grundbesitz erwähnt.54 Vor dem Hintergrund dieses sowie anderer Texte aus der Hekatomnidenzeit erscheint eine Datierung von N 343 in diese Zeit gut denkbar. Eine Datierung in die nachfolgende frühhellenistische Epoche, wie sie auch für einige andere Texte wie TL 29, TL 35 und TL 65 wahrscheinlich ist, ist jedoch nicht auszuschließen.55 sen 2012, 143, 147f. sowie Eichner apud Christiansen 2012, 150). In der Tat sind die meisten Buchstabenformen bereits in dynastischer Zeit bezeugt. In Z.7 liegt allerdings in χunahi die mutmaßlich junge Variante von vor. Außerdem weist der Buchstabe anstelle zweier spitz aufeinander zulaufender schrägen Hasten einen Bogen auf (zu beiden Formen siehe die Diskussion weiter oben). Vor allem spricht jedoch der Inhalt für eine Datierung in die nachdynastische Zeit. 53 Siehe dazu u.a. Gygax 2001, 88f. und Rix 2015, 306–311. Anders u.a. Bryce 1986, 49f. und Zimmermann 1992, 32f., die eine Datierung in das ausgehende 5. oder den Anfang des 4. Jhs. annehmen. 54 Editio princeps Dupont-Sommer u.a. 1979. Zum Inhalt siehe u.a. Gygax 2001, 100f. mit weiterer Literatur. 55 So legt die Nennung des Personennamens Alaχssã[ñ]tra in Verbin. . dung mit dem lykischen Wort für Herrschaft χñtawata‑ in TL 29.9 eine Datierung der Sarkophaginschrift TL 29 aus Tlos in die Regierungszeit Alexanders des Großen nahe (siehe dazu u.a. Gygax 2009, 104 und Rix 2015, 270f.). Eine Entstehung in der Zeit der PtolemäerHerrschaft wird von einigen Forschern für TL 35 aus Üsümlü bei Kadyanda erwogen. Dabei wird teils eine Datierung in die Regierungszeit Ptolemaios I. oder Ptolemaios II. angenommen. Zur Frage, ob TL 35 in die Regierungszeit Ptolemaios I. oder II. zu datieren ist oder gar kein Bezug zu einem der beiden Ptolemäer besteht, siehe u.a. die Diskussionen bei Bryce 1986, 49f.; Neumann 2007, 289; Wörrle 2012, 363 und Rix 2015, 295–306 mit jeweils weiterer Literatur. Anzumerken ist, dass alle Forscher, die von einer Datierung in die Re-
Sollte die Deutung des Textes zutreffen, wonach die Polis von Tlos eine einzelne Person durch das Aufstellen einer Statue und eine darauf angebrachte entsprechende Inschrift ehrt, so läge mit N 343 die einzige bilinguale lykisch-griechische Dedikation bzw. Ehreninschrift einer Polis für eine Einzelperson vor. Zugleich würde es sich wohl um das früheste bislang bekannte Zeugnis dieser Art handeln. Aber auch für den Fall, dass der Text darüber informiert, dass die betreffende Person eine Statue für oder im Auftrag der Polis aufgestellt hat, liegen bislang keine Parallelen unter den lykischen sowie den mehrsprachigen Texten mit lykischer Fassung vor. Auf jeden Fall ist die Inschrift außergewöhnlich und trotz des geringen Textbestands ausgesprochen interessant.
gierungszeit eines der Ptolemäer-Herrscher ausgehen, vom 4. Jahr des Ptolemaios sprechen. Die Umzeichnung in Kalinka 1901, 32 legt tatsächlich nahe, dass in Z.1 von TL 35 |||| uhi χñtawati pttule zu lesen ist, was am ehesten mit „im Jahr 4 Herrscher(Nom.) Pttule(Nom.) …“ zu übersetzen ist (zu alternativen Übersetzungsvorschlägen wie „im Jahr 4 in der Regierungzeit des Ptolemaios …“ siehe die Diskussion bei Rix 2015, 298f.). Der in der Schedensammlung der AG Epigraphik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrte Skizzenbucheintrag der Kampagne des Jahres 1898 von Heberdey zeigt jedoch in TL 35.1 statt vier senkrechten nur drei senkrechte Hasten (siehe Rix 2015, Abb. 22). Da in der Umzeichnung in Kalinka 1901, 32 die erste Senkrechte blasser als die anderen Senkrechten dargestellt ist und das Zeichen in der Umschrift mit einer eckigen Klammer als beschädigt angegeben ist, ist es gut möglich, dass es sich bei der ersten Senkrechten um kein Zeichen, sondern um eine Beschädigung handelt. Demnach würde die Formel „im Jahr 3 Herrscher Pttule …“ o.ä. lauten. Die Lesung pttule ist allerdings ebenfalls unsicher, siehe dazu u.a. Neumann 2007, 289; Wörrle 2012, 363 mit Anm. 26 und Rix 2015, 298 sowie den bei Rix abgebildeten Skizzenbucheintrag von Heberdey, der die Buchstabenfolge bietet, die von einem Strich und den Buchstaben