Das Vernersche Gesetz in Forschung und Lehre. 9140033376

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Das Vernersche Gesetz in Forschung und Lehre.
 9140033376

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DAS VERNERSCHE GESETZ IN FORSCHUNG UND LEHRE VON

ERIK ROOTH

LUND CWK GLEERUP

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©

1974 E rik R ooth och Kungl. H u m anisiiska VeJenskapssam futKlet, Lund Blom s B oktryckeri AB 1974 ISBN 91-40-03337-6

Inhalt Vorwort ................................................................................ Einleitung ................................................................................................................. I. Verner, seine Anhänger und Kritiker .......................................................... 1. Verner 1875—1876 ................................................................................... 2. Sievers—Osthoff 1876—1878 ......................................... 3. Kock 1877—1878 ..................................................................................... 4. Scherer 1878 .................................................................. 5. Paul 1879—1916 ....................................................................................... 6. Sievers 1893—1901 ................................................................................. 7. Streitberg—Brugmann—Kluge—W iindt—von der Gabelentz 1896 —1901 ..................................................... 8. Kip—Wells—Logeman 1903—1908 ..................................................... 9. Bugge—Noreen—^Wilmanns—Williams—Seip1887—1918 . . . . . . . 10. Gauthiot—Pedersen—Williams—Boer 1900—1924 .......................... 11. Prokosch—Lotspeich 1912—1 9 1 5 .................... 12. Saussure—Collinder—Minissi 1916—1970 ............ 13. Meillet 1917 ............................................................................................. 14. Vendryes—Piquet—Tonnelat—Grammont 1902—1933 .................. 15. Hirt—Hammerich—Bartoli—Pisani—Brinkmann 1931—1965 . . . . 16. Sverdrup 1930 ..................................................... 17. Prokosch 1933—1939 ............................................................................. 18. Lessiak 1933 ............................................................................................ 19. Jespersen 1933 .............................................................. 20. Streitberg—Jeilinek 1936 ........................................................................ 21. Luick 1940 . ................................................................................. 22. Falc’hun^—Jung 1943—1956 ............................... 23. V. Ginneken—Hentrich—Boer—v. Hamei—v.Essen 1907—1966 . 24. Boer-den Hoed 1948 ..................................... 25. Schultheiss—Abrahams—Naert—Kurylowicz 1938—1955 ................ 26. Bennet 1968—1972 ..................................................... ............... ........... 27. Lerchner 1971 . ...................................................................... ................ II. Parallelen aus neueren S p ra c h e n ................................................................. III. Das Vernersche Gesetz im Gotischen .......................................................... IV. Die Chronologie desVernerschen G esetzes................................................. V. Das Vernersche Gesetz in phonologisch-synchronischer Sicht .............

7 9 23 23 28 30 31 32 33 34 36 41 46 53 60 69 70 73 79 83 8-1 86 88 01 96 97 192 103

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INHALT Z u s a m m e n fa s s u n g ............................................................................................................. A nhang ................................................................................................................................ A bkürzungen ...................................................................................................................... L ite ratu rv erz e ic h n is ............................................................................................. A utorenregistcr ..................................................................................................................

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Vorwort D än e m ark ist reich a n h erv o rrag en d en S p rach fo rsch ern . An der Spitze stehen M änner w ie R asm us R ask (1787— 1832) u n d V ilhehn T hom sen (1842— 1927). D iesen w ürdig zu r Seite steh t K arlV ern er (1846—^1896), n ic h t w en n es u m m äch tig e P ro d u k tiv itä t u n d Viel­ seitigkeit d er In teressen geht, w ohl ab er u m G enialität u n d E igen­ art. K arl V erner lag es nicht, B ü ch er zu schreiben. Ih m genügte es zum eist, ein P ro b lem zu lösen, m it dem er sich getragen hatte. Seine G edanken teilte er d a n n gern seinen F re u n d e n in langen B riefen m it. In dieser A rt des P ublizierens w a r er ü b erau s fleissig. Sein B riefstil w a r lebendig, sach lich -sch arf in der K ritik, ab er im m er hum orvoll. D ass V erner ü b e rh a u p t dazu k am , etw as zu veröffentlichen, ist das V erdienst an d erer, insbesondere V ilhelm Thom sens, d er als erster a u f seine B egabung au fm e rk sa m w urde. In einem B rief an T hom sen vom 1. Mai 1875 b erich tet V erner a u sfü h rlic h ü b er eine „R echenaufgabe“ — V. w a r au ch ein m ath em atisch -m ech an isch es Genie — , die zu lösen er sich vorgenom m en h atte. Dies w a r der E m b ry o d er k lein en S ch rift „E ine A usnahm e d er ersten L a u t­ versch ieb u n g “, die, „K openhagen, ju li 1875“ u n terzeich n et, in K uhns Z eitschrift f ü r vergleichende S p rach fo rsch u n g 23 (F rü h ­ ja h rsh e ft 1876) erschien. H ier löst er m it einem Schlage ein Problem , das die vergleichende u n d h isto risch e S p rach w issen sch aft lange gequält h atte. Die überlegene u n d ü b errasc h en d e A rt dieser L ösung m ach te V erner sofort als E n td ec k er des „V ernerschen Ge­ setzes“ w eltb erü h m t. Die T ragw eite dieser E n td eck u n g fü r die allgem eine u n d g er­ m an istisch e S p rach w issen sch aft w a r au ssero rd en tlich gross. Kein W u n d e r denn, dass im L au fe der J a h re das V ernersche Gesetz u n d die P erso n V erners G egenstand eines n ie au fh ö ren d en In te r­ esses gew esen sind. An erster Stelle zu n en n e n ist eine G edächt­ n issch rift „K arl V erner. A fh an d lin g er og B reve“ (1903), die von

aer „Selskab for germ ansk filologi“ , K openhagen durch M. Vibæk hrsg. w urde u n d neben einer Biographie einen A bdruck säm t­ licher Schriften Verners brachte. Zusam menfassonde D arstel­ lungen der Forschung über das Vernersche Gesetz haben vor allem W. L. Russer (1931), O. Jespersen (1933) u n d W. Streitberg— M. H. Jellinek (1936) gegeben, die alle grosse Verdienste haben. Einen schnellen Überblick au f die Forschung legt neuerdings N. Minissi (1970) vor. Diese D arstellungen, die unvollständig oder kurzgefasst sind, dürften aber einen neuen, ausführlicheren und erschöpfenderen Forschungsbericht zum Jn h iläu m sjah r 1975 n ich t überflüssig m achen. Dass diese kritische D urchsicht der bisherigen F orschung dies­ m al aus Lund kom m t, ist ein Zufall, der aber insofern sinnvoll erscheint, als Verner in L und einen Geistesverwandten hatte, Axel Kock (1851— 1935), der dasselbe H auptinteresse hatte wie Verner. Mit dem 1. Teil seines W erkes „Sprakhistoriska undersökningar om svensk akeent“ (1878; als Lizcntiatabhandlim g schon 1877) leitete Kock ein lebenslanges Studium des Akzents ein. Das phonetische Prinzip, das dem Vernerschen Gesetz zu­ grunde liegt, dass näm lich eine abweichende E ntw icklung eines Lautes au f schwach akzentuierter Stellung berulit, w ar auch für Kock ein Leitmotiv, auf das er im m er wieder ziirückkam u n d dem er seine berühm testen w issenschaftlichen Erfolge verdankte. So begegneten sich zwei W issenschaftler, in m anchem so verschieden, zu beiden Seiten des Sundes in dem gem einsam en Stieben, über eine Erscheinung L icht zu verbreiten, die der Sprache ein Mittel geschenkt hat, eine Silbe oder ein W ort dynam isch u n d melodisch hervorzuheben und zu beleben: den Akzent. Lund im Juni 1974. Erik Roofh

Einleitung Man h ö rt bisw eilen die R edensart: ein L ehrsatz innerhalb der hum anistischen W issenschaften ü b erd au ert selten ein L ebensalter von 50 Jahren. Ibsen ist in „E n folkefiende“ pessim istischer; E n norm alt bygget sandhed lever . . t regelen 17— 18, h vjst 20 ar; sjelden lœnger. Das sogenannte V ernersche Gesetz w ird 1975 100 Ja h re alt — Im Juli 1875 unterschrieb Karl V erner sein in „K uhns Z eitschrift“ 23 veröffentlichtes M anuskript — un d m anch er w ird sich fragen, wie es heute um die Gültigkeit des von V erner entdeckten Gesetzes steht. Uns G erm anisten ist es w ohlbekannt, dass das V ernersche Ge­ setz durch die Jah rzeh n te seinen R uhm estitel b ew ah rt hat, w ir wissen ab er auch, dass es Gelehrte gibt, die den Fim dam entalsatz Verners über die E in w irk u n g des urgerm anischen freien Akzentes einschränken bzw. Einzelheiten in der Bew eisführung V erners bem ängeln wollen. Zu prüfen, ob diese K ritik berechtigt ist, m ach t die H auptaufgabe dieses Forschungsberichtes aus, der seinem W esen n ach also eine K ritik der K ritiker sein will. Der B ericht w ill daneben auch einen Vergleich der sprachw issen­ schaftlichen M ethoden un d T heorien in der Zeitspanne 1875— 1975 verm itteln. D ank R ask un d Grimm w usste m an schon längst, dass die in d o ­ europäischen stim m losen V erschlusslaute (Tenues) i, k im U r­ germ anischen zu stim m losen R eibelauten (Spiranten) f, p, x w u r­ den, Das ist die sog. „germ anische L autverschiebung“. Diese schien n u n aber A usnahm en zu haben: sta tt f, p, x trate n in ge­ w issen F ällen fü r ieur. p, t, k die Schreibungen h, d, g in sch rift­ lichen Quellen, z.B. des Gotischen auf. W enn m an annim m t, dass die Schreibungen b, d, g in der A ussprache stim m hafte Reibelaute, S) vertreten, so w ürden w ir fü r dieselben ursprünglichen ieur. L aute p, t, k in gewissen F ällen stimmlose, in anderen

stim m hafte Reibelaute erhalten. W ie ist das m öglich? Eine Ratio w ar nicht sichtbar. Vor diesem Rätsel stand auch V'^emer. E r sah die Diskrepanz zwischen got. bröpar ,B ruder‘ u n d fadnr ,Vater‘, die sich ja auch in den deutschen W örtern widerspiegelte: Bruder m it d und Vater m it t. Und doch zeigt in beiden Fällen das Altindische (Vedische) ein einheitliches t: bhrätnr- bzw. pitär- (ebs. lat. frater bzw. pater usw.). Dieselbe D iskrepanz k am auch im Flexionsschem a der starken Verben zum Vorschein: es heisst im Deutschen z.B. ziehen aber zogen (h u n d g entsprechen beide einem ieur. k], schneiden aber schnitten {in beiden F älle n = ieu r. t). Diesen W echsel im Konsonantism us des Infinitivs und Prät. PI. nannte m an „gram ­ m atischen W echsel“, m an kannte aber nicht seine Ursache. H ier griff Verner ein. Es gehört zur Sache, dass er sich seit seiner Studentenzeit fü r die Akzentuation, besonders die der slawischen im Verhältnis zu anderen indoeuropäischen Sprachen, interessiert hatte. Bezeichnend ist, w as er in einem Brief vom 29. Nov. 1874 an seinen F reund J. H offory schrieb, m it dem er in lebhaftem Briefwechsel stand u n d dem er seine Gedanken über sprachliche Dinge gern anvertraute: (in Übersetzung) „. . und es ist zu dem Ende, dass ich Dich bitten möchte, in den W eihnachts­ ferien m it nach H ause zu nehm en: W eil & Benloew, Théorie de Taccentuation grecque [. . latine. P aris 1855] . . K önntest Du m ir gleichzeitig Bopp’s Vergl. Accentuation [Berlin 1854] schaffen, so w äre ich Dir sehr dankbar. Ich, der ich m ich zum Spezialisten der Accentuation ausbilden will, m uss zu m einer Schande ge­ stehen, dieses W erk nicht gesehen zu haben“. (Karl Verner, Afhandlinger og breve, 264). W ie der zündende Funke V erner traf, h at Verner selbst seinen Kollegen Andreas îïeusler u n d Otto Jespersen erzählt, die „one evening at the Tivoli“ in Kopenhagen zu einem echt dänischen „P assiar“ (.Plauderstündchen*) zusam m enkam en. (O. Jespersen, Linguistica [1933], 13 f.). Jespersen schickt voraus, dass er sich bewusst sei, nicht den geringsten E indruck verm itteln zu können von dem ganz individuellen, ungezwungenen Stil u n d dem trockenen H um or, m it dem die folgende Geschichte (wohl in dänischer Sprache) erzählt w urde: „I w as living at A arhus (Vern er’s birthplace) an d was not p articularly well a t th a t time. One day I w as inclined to have an afternoon nap, and I lay down and

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got a book to send rae to sleep. It happened to be B opp’s Com­ parative gram m ar, an d you know th a t the S an sk rit w ords are there p rinted very prom inently, so th a t one can’t help seeing them . I turned up a passage an d there the tw o w ords pitar an d bhratar stared m e in the face, an d it struck m e th a t it w as strange th a t one w ord h ad a f in the G erm anic languages an d th e other a th, represented in the difference betw een m odern G erm an vater and brader, an d then I noticed the accent-m arks on the S anskrit words. You know th at th e b ra in w orks best w hen one is on the point of falling asleep, it is then th a t one gets new ideas an d is u n im ­ pended by all the usual associations w hich keep us busy w hen we are w ide-aw ake. W ell, the idea stru ck me, m ight it not be the original accent th a t accounted fo r the difference in the conso­ nants? And then I fell asleep. But th a t sam e evening I h ad to w rite a letter to Julius H offory. At th a t tim e we k ept up a lively corre­ spondence on linguistic questions an d as it w as m y tu rn to w rite, and I h a d nothing else to tell him , I w rote about the accent. Next m orning I cam e to th in k of it again an d it seemed th a t it could not be right, an d I w as ju st ab o u t to w rite to H offory not to bother him self about all th a t nonsense, w hen I th o u g h t again, well, let him cudgel his b rain s to refute it. B ut th a t day w hen I w as about to take m y nap, I happened to light upon Scherer’s Zur geschichte der deutschen spräche (. .) an d th ere I saw his ex plana­ tion th a t the irre g u lar sound-shift h a d pro b ab ly first occurred w ith the w ords in m ost com m on use, an d this I saw a t once w as nonsense, for could one im agine the old G erm ans really using the w ords fadar or m odar m ore frequently th an brothar"! And so I set about seeing if th e S anskrit-accent w hich Bopp h a d given w as really right, an d w hen it proved so, I investigated fu rth e r and at once found one exam ple afte r an o th er w here th ere w as agree­ m ent.“ W ir sehen, dass V erner ganz em pirisch vorgeht, er sah die A kzentzeichen üb er den altindischen Vokalen. Seine k o m b in a­ torische Phantasie, von seiner E rfa h ru n g au f dem Gebiet der A kzentlehre und der Lautphysiologie gesättigt, fü h rte ih n aber ein Stück weiter, er überlegte es sich, ob vielleicht der u rsp rü n g ­ liche A kzent die D ifferenz h ab e verursachen können, sodass im einen F all ein stim m loser Reibelaut, im andern ein stim m hafter L aut, V erschlusslaut oder R eibelaut entsteht? D am it besass er eine

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Arbeitshypothese, die es zu prüfen galt. Die V orbedingungen waren günstig. „Aber“, schreibt er in einem Brief an Vilhelm Thom sen vom 1. Mai 1875 (Afh. og Br., 296; V. Thom sen Samt. Afhandlinger 1 [1919], 196) in Übersetzung, „es sieht ja fast unglaublich aus, dass die ursprüngliche Betonung sich nachw eisen liesse durch den K onsonantism us, dass eine schon längst verschw un­ dene A kzentuation sich in d. schneiden geschnitten, sieden gesot­ ten w iderspiegeln sollte. W enn ich aber die R echenaufgabe d u rch ­ gehe, ist es m ir nicht m öglich zu ersehen, wo eine unerlaubte Konklusion oder eine falsche A rgum entation vorhanden sei“. Die erste, V. Thom sen m itgeteilte F orm ulierung seiner Regel lautete; „Jaf[etisk] tenuis gär i efterlyden a f betonet stavelse over til germ. Mangles spirant, i ubetonet stav. derim od til m edia.“ Aber noch w aren viele Einzelheiten in der Bew eisführung zu bem eistern. V erner ging davon aus, dass der ieur. Akzent seinem W esen nach „chrom atisch“ gewesen sei. W ie könnte n u n ein solcher „chrom atischer“ (musikalischer) Akzent au f der E ndung z.B. einer urgerm . Form '-^fapér — wo das p durch die germ. L au t­ verschiebung entstanden w a r (aind. pitdr) — dieses p beeinflus­ sen? W o gibt es dazu phonetische Parallelen? A nscheinend n ir ­ gends. Übrigens wissen w ir doch, dass in den germ anischen S pra­ chen der Akzent auf die Stam m - oder W urzelsilbe fiel! M ithin m üssten w ir von einer F orm ’^fàper ausgehen 1 W ie sind diese V erwicklungen zu entw irren? U nter folgenden Voraussetzungen w ürde das Rätsel eine Lösung finden: zum ersten hat, so schliesst V., der ieur. chrom atische Akzent im U rgerm anischen seinen C harakter geändert; er h a t zu dem chrom atischen ein exspiratorisches E lem ent hinzubekom m en, zum zweiten ist die Akzen­ tuierung der Stam m silbe im G erm anischen nicht so alt, wie m an angenom m en h at: der alte freie Akzent m uss im U rgerm anischen noch einige Zeit bestanden haben, denn sonst k an n m an die D ifferenzierung der urgerm . stim m losen Reibelaute in stim m ­ lose u n d stim m hafte nicht verstehen. D ank seiner V ertrautheit m it der Lautphysiologie — er hatte u.a. die diesbezüglichen Arbeiten von E. Brücke und W. Scherer studiert — sah V erner auch k la r die Folgen seiner A nnahm en betreffs des freien, exspiratorischen Akzents im U rgerm anischen: w enn ein Stamm- oder E ndungsvokal eines W ortes einen starken D ruck erhält, so bedeutet dies gleichzeitig, dass ein Reibelaut am

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Schluss der schw ach akzentuierten Silbe in seiner L au tstärk e ge­ schw ächt un d seiner stim m haften U m gebung assim iliert wird. Das E rgebnis w aren die stim m haften Reibelaute, b, d, j . D ass es im G otischen bröpar m it R eibelaut aber fadar m it V er­ schlusslaut (Media) hiess, w ar fü r V erner kein Problem , das W esentliche w a r h ier ein Gegensatz stim m los k o n tra stim m haft. Got. d w a r ja n u r eine Schreibung, h in te r der sich sehr w ohl eine jedenfalls frü h e re spirantische A ussprache verbergen konnte. Gegen ein an d er stan d en also bröpar u n d fadar^ d.h. w as V erner höchst w ahrscheinlich aus d er A nnahm e einer H arm onie oder Sym m etrie in der L autentw icklung folgerte, f 'ü r die Silben­ tren n u n g m usste er der landläufigen M einung entgegen bröp~ar und fad-ar ansetzen. D afü r fan d er Stütze in der altgerm anischen M etrik. Auch an d ere E inw ände h a t V. vorausgesehen u n d tra t ih n en m it logischen G ründen entgegen. Nach ungew öhnlich gew issenhafter P rü fu n g seiner A rbeits­ hypothese, w obei er den leur. W o rtsch atz reichlich zum Vergleich heranzog, k o n n te V erner es ü b er sich bringen — dabei leb h aft angetrieben von seinem F ö rd erer Vilhelm T hom sen — , im A ugust 1875 seinen „A ufsatz“ an den R ed ak to r der K uhnschen Z eitschrift, P rof. A dalbert K uhn zu senden. Am 9. Septem ber folgte ih m ein langer Brief, in dem er au f rü h re n d bescheidene W eise ü b er seine P ersonalien u n d seinen Mangel an „S ubsistenzm itteln“ berichtet. V. befand sich dam als auf einer F orschungsreise in den kaschubischen D örfern W estpreussens u n d b rau ch te d ringend Geld, w eshalb er an den „höchst v erehrten H e rrn P ro fesso r“ die Bitte richtete, dass er, „w enn m ein au fsatz n ic h t ganz u n d g ar cassirt w ird, seine V eröffentlichung beschleunigen“ m öge (Afh. og Br. 303). Am Schluss des Briefes gibt V. zudem eine kleine Skizze, wie er sich die Lösung des altindischen „Palatalgesetzes“ gedacht h ab e (s. unten). So erschien die kleine A bhandlung u n te r dem T itel „E ine A us­ nah m e der ersten L autverschiebung“ im F rü h ja h rsh e ft 1876 der Z eitschrift fü r vergleichende S prach fo rsch u n g 23, S. 97— 130. Der T itel ist fast scherzhaft-ironisch gem eint, w ie aus dem selben Brief hervorgeht: „E rst in b etreff der Ü berschrift. Da das h au p tresu ltat der U ntersuchung offenbar die entdeckung der urgerm . accen tu a­ tion ist, w äre es vielleicht logisch rich tig er gewesen eine d a ra u f sich beziehende Ü berschrift vorgezogen zu haben. F ü r die w äh l

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d er gegebenen Ü berschrift h ab e ich den subjectiven gru n d , dass ich selbst bei den U ntersuchungen ü b er die lau tv ersch ieb u n g u n ­ erw artet a u f die accen tu atio n stiess, u n d ich erinnere, w elchen ü b errasch en d en ein d ru ck diese entdeckung a u f m ich m achte. Ich w ollte d a h e r in d er Ü berschrift den p o in t des aufsatzes dem leser n ic h t v o rg reifen “ (Afh. og Br. 303 f.). Die A bhan d lu n g V erners schlug w ie eine Bom be nieder. V. w u rd e schon im selben J a h r (1876) m it Lob ü b ersch ü ttet. Aus B erlin schrieb ih m L ach m an n s S chüler u n d N achfolger, d er herbe D ith m arsch e K arl M üllenhoff (geb. 1818), dass der „äusserst b e­ d eu tsam e“ A ufsatz „von dem glücklichsten S ch arfsin n “ zeuge u n d dass er „uns eine k a u m erh o ffte B efreiung von einem der quälen d sten R ätsel u n se re r S prachgeschichte v e rsp ric h t“ (Afh. og Br. 322). Aus S trassb u rg schrieb ih m W ilhelm Scherer, Müllenhoffs Schüler, einen sehr schm eichelhaften B rief u n d b em ü h te sich seitdem le b h aft um die w issenschaftliche K arriere V erners (Afh. og Br. XLV ff.). In Leipzig w u rd e die E n td eck u n g n ic h t n u r von den „ju n g ­ g ram m atisch en “ F achgenossen (B rugm ann, H ü b sch m an n , Leskien, O sthoff usw .), die gerade d a ra n w aren, ih re These von d er Aus­ n ahm slosigkeit d er L autgesetze an zu k ü n d ig en u n d zu u n terb au en , begeistert aufgenom m en, au ch Georg C urtius (geb. 1820), gegen den die Ju n g g ra m m a tik e r revoltierten, liess es in ein er sp äteren S treitschrift, „Z ur K ritik d er neuesten S p rach fo rsch u n g “ (1885) an G enerosität des Lobes n ic h t fehlen: „W aru m fa n d V erner m it seiner schönen E rk lä ru n g des sogenannten g ram m atisch en W ech­ sels im D eutschen so schnell allgem eine Z ustim m ung? W eil aus einer einzigen an sp rech en d en A nnahm e eine R eihe län g st b e­ frem d lich er T h atsach e n so fo rt ih re E rk lä ru n g fa n d “ (S. 123). E in W u n d e r w a r geschehen: n ich t n u r Alt u n d Ju n g stim m ten zu, sondern ausnahm sw eise tr a f es sich: w as w a h r ist in Leipzig ist au ch w a h r in B erlin u n d Göttingen. V erner h a tte d a n k den E m p feh lu n g en Scherers eine Stelle als B ib lio th ek ar an der U niversitätsbibliothek in H alle erh alten. E r fü h lte sich h ie r v ereinsam t u n d kam , w ie B ru g m an n in seinem N ach ru f a u f H . O sthoff (I. F. 24. Anz. [1909], 220) erzählt, „fast jede W oche im Sem ester, um seinen H an g an aupcpLÀoÀoyeiv Genüge zu tun, n ac h d er P leissestadt h in ü b e r“. H ier tr a f V erner m it den fü h ren d en Ju n g g ra m m a tik e rn u n d au ch m it „dem frü h reifen

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Schw eizer F . de S a u ssu re “ in ein er B ierk n eip e zu sam m en (Brugm a n n aaO ). In diesem K reis w a r n a c h B ru g m a n n s x\ussage H e r­ m a n n O sth o ff „das am m eisten b eleb en d e E le m e n t“. Es w äre schade, dem L eser die folgende d ra stisc h e E pisode, die V ern er in einem B rief (dänisch) vom 27. Dez. 1876 a n seinen V ater (in Sachsen geboren) m itteilt (Afh. og Br. L III), v o rzu en th alte n : „Ich bin wieder in Leipzig gewesen und mit m ehreren Professoren zusammen kneipen gegangen in einer historisch bekannten Kneipe ,Kaffeebaum‘ (hier wurde nämlich seiner Zeit das arabische Getränk zum ersten Mal ausgeschenkt). Am grossen runden Tisch, um den wir uns mit unseren Bierkrügen vor uns versammelten, erzählte ein P ro­ fessor Hübschmann einen fü r mich sehr schmeichelhaften kleinen Vor­ fall: sie waren einmal im Vorsommer [1876] wie gewöhnlich um den Tisch in der Bierkneipe versammelt, da Dozent Osthoff (der Gelehrte, der sich so „glänzend“ über meine Abhandlungen ausgesprochen hatte) ins Lokal eintrat. E r hatte gerade meine damals erst kürzlich erschie­ nenen Abhandlungen gelesen und, von ihnen ganz erfüllt, gab er seinen Kollegen einen Bericht darüber, wobei er so eifrig gestikulierte, dass er Akzente mit den Fingern schlug; und fü r jeden Akzent hatte er das Pech, in seinem Eifer den Finger in den Senftopf zu stecken, der ja in deutschen W irtshäusern immer auf dem Tisch steht. Als dieses Experiment sich mehrmals wiederholt hatte, brach die Vez’sammlung aus: na, dann muss die Abhandlung wohl gut sein, wenn sie auf Osthoff einen solchen Eindruck gemacht hat, dass er Akzente in den Senf schlägt.“ V. fü g t h in zu : „M it einigen von diesen ju n g e n G elehrten b in ic h in B riefw echsel gekom m en u n d w ir h a b e n etliche ellenlange B riefe gew echselt. Sie legen m ir E n tw ü rfe von A b h an d lu n g en vor, u m m eine M einung zu e rfa h re n u n d sie g la u b en im ganzen, dass ic h m e h r w eiss als ic h eigentlich w eiss. M ögen sie in dem G lauben b leib en .“ E s ist u n v e rk e n n b a r: V ern er w u rd e m it sein er k lein en S ch rift m it dem U m fang von 33 Seiten d e r ju n g g ra m m a tisc h e n H o ch b u rg in L eipzig eh ren v o ll ein verleibt. Sie stellt in d e r T a t — o h n e es zu w ollen — ein en T riu m p h d er J u n g g ra m m a tik e r u n d ih re r T hese von d e r A u sn ah m slo sig k eit d er L au tg esetze d a r (L. B loom field, L anguag e [1933], 359; M. Leroy, Les g ra n d c o u ra n ts de la lin g u istiq u e m o d e rn e [1971], 40; J. L yons, E in fü h ru n g in die m o d ern e L in g u istik [1971], 29— 31; G ram m o n t 1933, 172). Ü ber diesen p rin zip iellen G ew inn h in a u s, d ass d e r L au tw an d el, w enn in ein er gew issen S p rach p erio d e die V o rau ssetzu n g en d ie­

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selben sind, im m er au sn ah m slo s erfolgt, e rh ä lt die S ch rift V erners vor allem epochale B edeutung, indem sie nachw eist, dass der urgerm . W o rta k zen t in allem W esen tlich en derselbe w a r w ie im A ltindischen u n d dass dieser freie u rg erm . A kzent im K on sonan­ tism us d er g erm an isch en S prache S p u ren h in terlassen h at. D urch den N achw eis einer D ifferen zieru n g d er urgerm . stim m losen Spi­ ra n te n w a r ein M ittel gefunden, den ieur. A kzent zu bestim m en. D ass dieser A kzent au c h den V okalw echsel d er ieur. S prachen beein flu sst h at, dies zu erw eisen w a r die N ebenaufgabe V erners in dem kleinen, b ah n b rech en d en , ab er seiner eigenen A nsicht n a c h n ich t endgültig ü b erarb eitete n A ufsatz „Z ur xAblautsfrage“ derselben Z eitsch rift (S. 131— 138). So ist das w issen sch aftlich e L ebensw erk V erners ein g länzender Beweis fü r d en V o rran g d er Q u a litä t vor der Q u a n titä t in der W issenschaft. W as V erner den h o h en R ang als G elehrter verliehen h at, ist — au sser dem u n b estim m b aren genialen, neue P ersp ek ­ tiven erö ffn en d en S ch arfb lick — die logische E n tw ick lu n g seiner G edanken, die K larh eit seiner D arstellu n g sk u n st u n d , last not leasts die S trenge seiner M ethode, w o jede T hese k la r fix iert u n d zw ischen K riterien u n d Bew eisen gen au u n tersch ied en w ird . Die E n td eck u n g des VG „hat, so re c h t m itten h in ein p latzen d in den m ethodischen Z w iespalt der siebziger Ja h re , den n eu eren u n d stren g eren Ideen gew altig g en ü tzt“ (E rgebnisse u n d F o rtsch ritte [1902], X X III). K ennzeichnend f ü r V erner als P ersö n lich k eit w a r seine B e­ scheidenheit u n d ein gew isser H an g zum w issenschaftlichen Epik u reertu m , sodass es ih m zu einer Q u al w urde, n a c h d er L ösung eines P roblem s das A usgedachte a u c h endgültig f ü r d en D ruck au szu arb eiten (V. T hom sen, Sam l. A fhandl. 1, 188). M it der B escheidenheit v erb an d er ab er a u c h eine E h rlich k eit, die ih n u n te r U m ständen zw ang, au ch seine eigenen V erdienste n ic h t zu verschw eigen. E in Beispiel dieser eh rlich en S ach lich k eit ist die E rk lä ru n g z u r F ra g e d er E n td ec k u n g des P alatalgesetzes, die V erner a u f die A nregung seiner F re u n d e im L iterarisch en Gentralb la tt 1886, Sp. 1707— 1710 abgegeben h at. Zu diesem au c h stilm ässig ch a ra k teristisch e n S ch riftstü ck V erners sei n u r bem erkt, dass im selben Ja h rg a n g des C entralblattes Sp. 1808 bzw . 1840 E rk lä ru n g e n verö ffen tlich t w u rd en , n a c h denen H e rm a n n Collitz bzw. Jo h a n n es S ch m id t das Gesetz d u rc h a u s selbständig gefunden

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hätten (Vgl. Afh. og Br. LIV f.; H. Collitz, Die neueste Sprach­ forschung und die Erklärung des idg. Ablautes in Bezzenb. Beitr. 11 [1886], 1 Fn. 1; AfdA. 5 [1879], 336 f.). Der D iskussions­ beitrag Verners, der 1903 in „Afhandlinger og Breve“, S. 109— 115 aufgenom m en wurde, verdient, auch hier in extenso abge­ druckt zu werden: „Zur F rage der E n td e c k u n g des P alatalgesetzes Der Antagonismus zwischen der junggrammatischen und der anti­ junggrammatischen Richtung der vergleichenden Sprachwissenschaft hat sich durch die beiden jüngst erschienenen Aufsätze von Collitz und Osthoff mit dem gleichlautenden Titel: „Die neueste Sprachforschung und die Erklärung des indogermanischen Ablautes“, Göttingen, bezw. Heidelberg 1886, zu einem sehr unerquicklichen Streite über die E nt­ deckung des sogenannten „Palatalgesetzes“ zugespitzt. Schon dadurch, dass mein Name (me invito) in den Streit m it hineingezogen worden, fühle ich mich veranlasst, für meine Person die Thatsachen richtig zu stellen, und da ich wohl derjenige bin, der am frühesten Gelegenheit gehabt hat, dem Emporkommen des Gedankens sowohl im Norden wie in Deutsch­ land nahe zu treten, glaube ich etwas Material zur chronologischen Feststellung der Entdeckung bieten zu können. Da ich weder zur jung­ grammatischen noch zur antijunggrammatischen Fahne geschworen habe, auch in der ganzen Angelegenheit kein persönliches Interesse besitze, indem ich, wie m an sehen wird, schon vor nunm ehr über 11 Jahren meine etwaigen Prioritätsansprüche habe fahren lassen, hoffe ich zuversichtlich m it der nöthigen Objectivität an die Erklärung treten zu können. W ährend einer Reconvalescenz in Jütland entwarf ich im Anfänge des Jahres 1875 den Plan der beiden im 23. Bande der Kuhn’schen Zeitschr. f. vergl. Spracht, publicierten Aufsätze: „Eine Ausnahme der ersten Lautverschiebung“ und „Zur Ablautsfrage“. In der ersten Arbeit wies ich an der Hand gewisser lautlicher Verhältnisse der germanischen Sprachen den bis dahin unbekannten indogermanischen Accent nach und, wie jeder Forscher es thun würde, versuchte ich sofort diese E nt­ deckung eines wichtigen Factors der Sprachwissenschaft in ihren Consequenzen, so weit mein Blick damals reichen konnte, zu verwerthen. In dem Aufsatze „Zur Abiautsfrage“ nahm ich m ir deshalb vor, die Ablautsverhältnisse auf Grund des entdeckten Accentes zu untersuchen und gelangte durch verschiedene Folgerungen, die man daselbst nachlesen kann, zu dem „entschiedenen“ Ergebnisse, dass in der (Schlei­ cher sehen) a-Reihe zwei „akustisch verschiedene a-Laute“ vorhanden seien, und dass diese „Zweitheilung mindestens für das Germanische eine ursprüngliche w ar“ (S. 138). Bei diesem Ergebnisse blieb ich jedoch nicht stehen. Ascoii’s Entdeckung der Doppelheit in der indogerma2 -

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nischen G utturalreihe w ar damals in zu frischem Andenken, um nicht Ideenassociationen zu wecken und auch hier zur Aufwerfung der Frage zu führen, ob jene Zweitheilung der a-Reihe nicht indogerm anisch wäre und irgendwo auch in den indoiranischen Sprachen zum Vorschein käme. Die Maxime, die ich dam als bei m einer Forschung befolgte, habe ich S. 101 angegeben: „Freilich kann die vergleichende Sprachw issenschaft den Zufall nicht ganz in Abrede stellen, aber Zufälligkeiten en masse . . . kann und darf sie nicht zugestehen“. Es w ar dies zwar nicht die „jung­ gram m atische“ Maxime, aber sie genügte, um auf der ersten Suche im indoii*anischen Jagdreviere sofort über die nach Ascoli’s Entdeckung am m eisten in die Augen springenden „Zufälligkeiten en masse'', die unm otiviert häufigen Palatale an Stelle der ursprünglichen Gutturale zu straucheln, und der vergleichbare W ortvorrath, über den die W issen­ schaft gebot, w ar m ehr als genügend, um die m ir in die Hände ge­ fallene V erm uthung augenblicklich zur Gewissheit zu erheben. Es w'ar eine ganz alltägliche Folgerung, die ohne Zweifel jeder Forscher auf m einen Präm issen und m it Befolgung jener Maxime hätte ziehen müssen. Nach dem ursprünglichen E ntw ürfe sollte m ithin das Palatalgesetz den Schlusstein m einer Aufsätze bilden. Dass es nicht so kam, h at folgen­ den Grund. Im Laufe des Sommers 1875 fand ich Gelegenheit, auf einer Reise nach dem Auslande über Kopenhagen zu kom m en und daselbst einige W ochen m it der Ausarbeitung m einer Aufsätze zu verbringen. Dabei hatte ich das Glück, m it dem ersten Inhaber des unlängst errichteten L ehrstuhles der vergleichenden Sprachw issenschaft, Dr. W ilh. T hom ­ sen, den ganzen Inhalt der Aufsätze eingehender besprechen zu können, nachdem er m ir schon brieflich in dieser Angelegenheit m it R ath und T hat beigestanden hatte. Bei Besprechung des Schlusscapitels der projectierten Arbeit erfuhr ich nun, dass Thom sen selbstständig auf anderem AVege zu demselben Resultate wie ich in B etreff der indoiranischen Palatale gelangt w ar und die Entdeckung schon in seinen Vorlesungen verw erthet hatte. E r hatte näm lich die Palatalerscheinungen der indo­ germ anischen Sprachen in ih rer Gesammtheit einer eingehenderen U nter­ suchung unterw orfen, und die E rklärung der indoiranischen Palatale bildete einen Theil dieser Arbeit, w ährend ein anderer Theil in seinem Auf Satze: Sur la phonétique romane. V i parasite et les consonnes m ouil­ lées en français. Mém. de la soc. de lingu. de Paris III (vom Jan u ar 1875 datiert) niedergeiegt ist. W ir freuten uns gegenseitig darüber, dass un ­ sere Untersuchungen in ihrem E ndresultate zusam m enfielen und das letztere um desto sicherer stellten, aber obwohl w ir uns gar nicht auf N achforschungen darüber einliessen, in wessen Gehirn der Gedanke zuerst aufgeblitzl war, konnte ich m einerseits nicht im Zweifel sein, dass das P rioritätsrecht Dr. Thomsen gehöre, und da ich m ich andererseits nicht in dem Grade, wie Thomsen es ist, auf dem indoiranischen Boden zu Hause fühle, w ar m ein Entschluss bald gefasst. Ich gab dem letzten Satze m einer Arbeit folgende Fassung, m it welcher sie in den Druck

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ging: „Ob sie (d.i. die Zw eitheilung in der «-Reihe) ihre Motive in frü h eren Sprachzuständen h a t oder bis in die indogerm anische Periode hinaufreicht, das ist eine Frage, die einer n ä h eren U ntersuchung w erth ist.“ Es w ar m eine E rw artu n g un d H offnung, dass T hom sen’s beab­ sichtigter Aufsatz als A ntw ort auf diese F rage folgen sollte. In einem Briefe, den ich von C arthaus bei Danzig aus E nde August 1875 den A ufsätzen an die Redaction der K u h n ’schen Z eitschrift m itgab, theilte ich in kurzer, fü r Sachverständige hinlänglicher Fassung das Palatalgesetz m it, gab an, dass Dr. T hom sen dasselbe schon seinem Z uhörerkreise m itgetheilt hätte, und zeigte dam it an, dass ein Aufsatz d arü b er von seiner Seite in Aussicht stände. Im H erbste 1876 erhielt ich x\nstellung an der königl. U niversitäts­ bibliothek zu H alle a/S. Das B edürfniss, m it Fachgenossen zu verkehren, b rach te m ich öfters nach Leipzig hinüber, wo ein Kreis jüngerer S prach­ forscher allw öchentlich nach V erabredung in einem öffentlichen Locale zusam m entraf, um u n te r ungebundenem A ustausche der Ge­ danken die dam als in G ähm ng gerathenen Problem e der SprachAvissenschaft zu besprechen. Eines Abends (es w a r im O ctober 1876 und, wenn ich nicht irre, in einer R estauration Nam ens „K affeebanm “ ) kam das Gespräch auf den indogerm anischen Vocalism us. Gegenüber den von verschiedenen Seiten geäusserten A uffassungen w ar es m ir nicht m ög­ lich, m it m einer A nsicht über eine u rsprüngliche V erschiedenheit in n er­ halb der indogerm anischen «-Reihe zurückzuhalten; ich theilte in nuce das Palatalgesetz m it un d gab an, h auptsächlich um m eine Ansicht zu stützen, dass auch D r. T hom sen auf anderem W ege zu derselben Auf­ fassung gelangt wäre. E in Mal ausgesprochen w ar der Gedanke kein Geheim niss m ehr. Man k an n eine E ntdeckung au f dein Geheite der G eistesw issenschaften nicht beim P atentam te registrieren lassen; es Aväre Unsinn, von einem Ge­ lehrten verlangen zu wollen, er solle sich dem E indriicke einer ihm nicht durch D ruckerschw ärze b ek an n t gew ordenen besseren A uffassung verschliessen u n d m it seiner alten A uffassung w eiter arbeiten. Ich habe deshalb gar kein Recht, den H erren V orw ürfe zu m achen, die 1 1/2 bis 2 Jah re d a ra u f das in Leipzig Gehörte im V orbeigehen erw ähnten (Ost­ h o ff in Moi’ph. Unters. 1, S. 116 Anm., H übschm ann in K u h n ’s Zeitschr. 24, S. 409 Anm.) u n d dadurch allgem ein b ekannt m achten. Freilich, es h ätte m ich gereut, w äre jetzt u n m ittelb ar d a ra u f T hom sen’s Aufsatz erschienen; zw ar w ar sein P rio ritätsrech t d urch m einen oben erw ähnten Brief an die Redaction gesichert, seiner Arbeit Aväre jedoch zum Theil der Reiz der N euheit genom m en. Das Geschick w ollte es indessen anders. D r. Thom sen w a r einer Einladxing nach O xford nachgekom m en, nm daselbst im F rü h ja h re 1876 eine Reihe V orlesungen zu h alten; die V or­ bereitungen hierzu u n d die A usarbeitung seines dam it in V erbindung stehenden W erkes: The Relations between Ancient Russia and Scandi­ navia and the Origin of the Russian StatCj Oxf. and L ondon 1877, rau b ten ihm so viel Zeit, dass, nachdem er w ieder seine unterbrochene P alatalarb eit in A ngriff genom m en u n d den Stoff zur P ublication zu-

recht gelegt hatte, schon von verschiedenen Seiten Arbeiten über den­ selben Gegenstand angekündigt waren. Dies benahm ihm die Lust, seine Arbeit zu vollenden; sie w urde ad acta gelegt. U nter diesen Umständen mache ich m ir kein Gewissen daraus, in Leipzig gesprochen zu haben; es ist dadurch erreicht worden, dass, wenn nun einmal darüber ge­ stritten werden soll, wer zuerst entdeckt hat, der factisch erste E n t­ decker auch eruiert werden kann. Auch von dritter Seite kann hier im Norden in Betreff des P alatal­ gesetzes auf selbständige Entdeckung Anspruch erhoben werden. Von der Hand Prof. Esaias Tegnérs in Lund liegt ein fünf Druckbogen starkes Fragm ent vor, das den Anfang einer, wie es aus der Disposition des Bruchstückes hervorgeht, ausführlichen und sehr gründlichen U nter­ suchung über: „De ariska spräkens palataler“ bringt. Ein gedruckter Anklebezettel nach dem letzten Bogen giebt m it kurzen W orten an, dass der Druck inhibiert wurde, nachdem von anderen Seiten Arbeiten über denselben Gegenstand angekündigt waren. H ält man hierzu die in Deutschland ungefähr gleichzeitig geschehenen Entdeckungen, so muss es Allen evident sein, dass das Palatalgesetz in den siebziger Jah ren einer überreifen F rucht auf dem Baume der Sprach­ wissenschaft zu vergleichen war, die über kurz oder lang von selbst herunterfallen musste. Sie ist heruntergefallen; nun aber ist es müssig, sich über sie heriim zustreiten und einander darüber in den H aaren zu liegen, wer den Baum am meisten geschüttelt hat. Jeder, dem es allein um die W issenschaft zu thun ist, wird, glaube ich, der Äusserung Dr. Thomsens, als ich ihm sagte, dass ich m ich gedrungen fühle in dieser Angelegenheit eine E rklärung abzugeben, um nicht des Unterschleifes geziehen zu werden, beipflichten können. „Ich freue mich, sagte er, dass unsere W issenschaft eine von so vielen Seiten beglaubigte Tatsache eingeheimst hat; die persönliche Frage ist m ir ganz gleichgültig.“ Nennen w ir deshalb das seiner H erkunft nach dubiöse aber wertlie Kind einfach, wie es schon heisst, „das Palatalgesetz“ und stipulieren w ir um des lieben Hausfriedens W illen die auch fü r diesen Fall vernünftige Gesetzbestimmung des Code Napoléon: la recherche de la paternité est interdite. Kopenhagen, November 1886.

Karl Verner''

Nach dem Tod Verners im 50. L ebensjahr 1896 — er w ar seit 1888 Professor der slaw ischen Philologie an der U niversität K open­ hagen — konnten V. Thom sen und O. Jespersen einm ütig fest­ stellen, dass das V ernersche Gesetz „ikke fra nogen side h a r fiindet den m indste m odsigelse“ (V. Thom sen in Nord, tidsskr. f. filologi. R. 3. Bd. 5 [1896/97], 198; V. Thom sen, Saml. AfhandL 1, 197) bzw. dass „no one has succeeded in shaking V ern ers L aw “

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(O. Jespersen in T ilskueren, Jan . 1897; O. Jespersen, Linguistica [1933], 16). Dies w u rd e m it dem A nfang des 20. Jah rh u n d e rts anders. Eine tastende K ritik setzte ein, die d an n in den Vor­ lesungen F. de Saussures 1906— 1911, welche von Ch. Bally und A. Sechehaye im J a h r 1916 (2^™^ éd. 1922) n ach den A ufzeich­ nungen einiger Schüler bearbeitet u n d hrsg. w urden, kulm inierte. Die K ritik de Saussures an „la loi de V erner“ ist eigenartig. Sie richtet sich, wie w ir im A bschnitt 12 unten sehen w erden, nicht gegen die f'orm ulienm g, die V erner selbst (S. 114) seiner Regel gegeben hat, sondern gegen „ran cien n e form ulation de la loi de V erner“ („Cours““, S. 200), die in dieser F orm keineswegs auf V erner zurückgeht. E s scheint in der T at — vorausgesetzt, dass die A ufzeichnungen eines der Schüler exakt sind, was kaum zu bezweifeln ist — , dass de Saussure w ohl beachtet, dass V erner dem Akzent eine aktive Rolle beigeiegt hat, dass er aber die la u t­ physiologischen Folgen dieser Rolle des Akzents n ich t oder ein­ seitig zu r K enntnis genom m en hat. W oher diese V erständnislosigkeit? de Saussure w ar 1876— 1878 ein Mitglied des Leipziger Kreises (s. oben). In seinem „Cours“^, S. 18 erw äh n t de Saussure „K. B rugm ann, H. O sthoff, les germ a­ nistes W. Braune, E. Sievers, H. Paul, le slaviste Leskien etc.“ als H äupter der junggram m atischen Schule. V erner stand diesen M ännern äusserst nahe, er k an n te de Saussure persönlich und m uss dem jungen D oktoranden, der in seinem „M ém oire“ (1879) den von V erner begründeten freien ieur. Akzent verwendete, Respekt eingeflösst haben. B eachtensw ert ist in diesem Z usam ­ m enhang vor allem, dass de Saussure, der E n tdecker eines litau ­ ischen Akzentgesetzes (L F. Anz. 6, 157— 166; es h an d elt sich hier um eine A kzentversetzung), au f seiner Suche nach den U rsachen der phonetischen V eränderungen, „un des problèm es les plus difficiles de la linguistique“ („Gours“'^, S. 202 ff. [§ 4].). dem prosodischen E lem ent der Sprache, dem Akzent, h ier keine Auf­ m erksam keit zuwendet. W ie ist das m öglich? K ann es dam it Z u ­ sam m enhängen, dass die R om anen keinen rechten Sinn haben fü r „Uaccent d’in ten sité“ ? Saussure gem ahnt eher an die G elehrten D eutschlands, die von der Anklage E d u a rd Sievers’ getroffen w urden, w elche dieser im Lit. C entralblatt 1886, 476 m it den folgenden W orten gegen sie erhob: „Ein Gebiet nam entlich ist in D eutschland noch über-

haiipt kaum in Angriff genommen worden, das im Norden schon längst eingehend bearbeitet worden ist, das der Accentlehrc.“ Sievers denkt hier besonders an Axel Kock, sicher aber auch an Karl Verner. Dieser schrieb in seiner Anzeige (AnzfdA. 7 [1881], 1; Afh. og Br. 84: f.) von Axel Kocks „Sprakhistoriska undersökningar om svensk akeent“ [1] (1878): „Es ist eine erfreuliche tatsache dass die Sprachwissenschaft mehr und mehr das bedürfnis fühlt auch die betonung in das bereich ihrer imtersuchiingen zu ziehen; man ist endlich auf dem wege zu erkennen dass der accent nicht wie die accentzeichen in gleichgültiger apathie über dem wortc schwebt, sondern als die lebendige und belebende secle in und mit dem Worte lebt und auf die structur des Wortes und damit auf die structur des ganzen sprachkörpers einen einfluss übt, von dem w ir bisher w’ahrscheiulich nur die blasse ahnung gehabt.“ Zu beachten ist hier besonders, dass Verner den Akzent „Seele“ nennt. W iewohl die Ausdrücke „psychisch“ und „Psychologie“ in den beiden Aufsätzen Vevncrs in Kuhns Zeitschrift 23 nicht Vorkommen — die Ergebnisse Verners waren nur lautphysio­ logisch begründet — , so erweist die Benennung des Akzents als „Seele“ sow ie in der weiteren Besprechung der Kockschen Arbeit (S. ‘l ) die Betrachtung des Akzents „in emphatischer und pathe­ tischer Rede“ zur Genüge, dass V^erner über die Natur des Akzents als Widerspiegelung eines üemützustandes ganz im klaren war.

K apitel I

Verner, seine Anhänger und Kritiker 1. Verner 1875— 1876 D er b erü h m te A ufsatz K arl V erners „E ine A usnahm e d er ersten L au tv ersch ieb u n g “ erschien in der Z eitsch rift fü r vergieichende S p rach fo rsch u n g („K uhns Z eitsch rift“) 23, 2. H eft (F rü h ja h r 1876), S. 97— 130. D er A ufsatz ist von V erner „K openhagen, Juli 1875“ u n terzeich n et w orden. AaO S. 114 fo rm u liert V erner sein Gesetz folgenderm assen: „Indogerm anisch k , t, p gingen erst überall in h, p, f über; die so entstandenen tonlosen fricativae neb st der vo m indogerm a­ nischen ererbten frica tiva s w u rd en w eiter inlautend bei tönender nachbarschaft selbst tönend^ erhielten sich aber als tonlose im nachlaute betonter silben.^‘ N ach dieser F o rm el erhielten sich also die aus ieur. (idg.) k , f, p entstan d en en stim m losen S p iran ten — w ie w ir lieb er sagen als ,.die tonlosen fric ativ ae“ — h {= x), p, f sow ie d as ererb te s als stim m los „im n ac h lau te b eto n ter silb en “, d.h. w enn eine a k z en ­ tuierte Silbe von einem stim m losen S p iran ten geschlossen w ird. Das klassische Beispiel ist h ier urgerm . ‘^ brop-ar (< ieur. "^bhrätor-; aind. bhrütar-; griech. phrûtër), w o der A kzent (L uftstrom u n d Stimme) m it voller K ra ft die Silbe bröp- trifft. — D agegen w u rd en diese stim m losen S p iran ten „w eiter in la u te n d bei tö n en d er n a c h ­ b arsc h aft selbst tö n e n d “. D as klassische Beispiel ist h ie r urgerm . '^fcipér > urgerm . ^faö-ér ( < ie u r. ^potér-, ^patér-; griech. patêr). Diese D ifferenzierung d er urgerm . stim m losen S p iran ten b e ru h t n ach V erner — das ist seine grosse E n td eck u n g — au f der v er­ schiedenen L agerung des im ältesten U rg erm an isch en no ch freien

H K IH ± t u o i ±i

D ruckakzents. S. I l l fü h rt V erner dieses Gesetz n ä h e r aus: „W o im altin d isch en d er accent a u f d er W urzelsilbe ru h t, h ab e n w ir im germ anischen die tonlose fricativ a im w u rzelau slau te; wo d a ­ gegen der accent im altin d isch en a u f d i e e n d u n g f i e l (hier gesperrt), erw iesen die germ anischen fo rm en die tönende explosiva [d.h. b, dj g < b, d, j ] im w u rzelau slau te.“ U nter „tönender explo­ siv a“ versteht V erner die L aute, die sp ä ter die urgerm . stim m ­ h afte n R eibelaute ersetzten (Verner S. 114 unten). V erner h a t es o ffe n b ar n ich t fü r nötig befunden, diese A kzent­ regel vollständig u n d au sd rü c k lich seiner F o rm el au f S. 114 ein­ zuverleiben. Die R egeln a u f S. 111 u n d 114 ergänzen sich also und w ollen gleichzeitig m it der Z usam m enfassung S. 130 b eachtet w erden. D am it ist n ic h t gesagt, dass es in V erners A bsicht lag, jeden S onderfall d er E n tw ick lu n g in diese beiden Regeln einzu­ fangen. Einiges h a t er m e h r oder w eniger stillschw eigend v o rau s­ gesetzt, u n d zw ar 1) dass die u rgerm . stim m losen S p iran ten (im N achlaut u n b eto n ter Silben) stim m h a ft w erden n ic h t n u r „in ­ la u ten d bei tö n en d er n a c h b a rsc h a ft“ (S. 114), sondern, sicher u n d d eutlich n u r bei a u c h im A uslaut n ac h S onorlaut, 2) dass, gene­ rell gesehen, die u rg erm . stim m h aften S p iran ten n ic h t n u r d an n au ftreten , w enn „der accent im altin d isch en a u f die en d u n g fiel“ (S. 111), so n d ern a u c h in allen u n betonten Silben vor oder n ach d er A kzentsilbe, w as ab e r deutlich aus den w eiteren A usfü h ru ngen S. 114 f. hervorgeht, 3) dass die urgerm . stim m losen S piranten fy p, X, s sich erhielten n ic h t n u r „im n ac h lau te b eto n ter silb en “ (S. 114), so n d ern au ch im A n la u t sow ohl b eto n ter als u n b eto n ter Silben, also im m er im W u rzelan lau t, 4) dass die stim m losen S p iran ten in gew issen K o n so nantenverbindungen ü b e rh a u p t n ic h t stim m h aft w erd en k ö n n en (in /L h t, hs [ = xt, xs], sk, st, sp), w as sich von selbst v ersteh t u n d au ch d eshalb n ic h t hervorgehoben zu w erden b ra u c h t, w eil das VG n u r m it ein fach en L au ten operiert. W enngleich m a n in d er F o rm el S. 114 die g enannten F älle n ic h t au sd rü ck lich erw äh n t findet, so k a n n m a n sie aus dieser F orm el u n d d er gew issenhaften G esam tdarstellung V erners u n schw er eruieren. S chem atisch gehen au ch die je n ac h d er A kzentlage eingetretenen D ifferenzierungen d er u rgerm . stim m losen S p ira n ­ ten, die V erner au sg earb eitet h at, in ih rem ganzen U m fang sehr k la r aus einem pädagogischen K u n stg riff V erners hervor. V erner h a t S. 114 f. „ein fin g irtes indogerm anisches w o rt '’^ akasatanv'

V E R N E R , S E IN E A N H Ä N G E R U N D K R IT IK E R

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k o n stru ie rt, d as sich la u t d e r H au p treg e l S. 114 a u f g erm an isch em Gebiet z u n ä c h st zu "^ax-as^ap^am (V erner w o h l a u s V ersehen: ^ax^as^as^^anij w as h ie r b e ric h tig t w ird) entw ickelte. D iese d rei stim m lo sen S p ira n te n x_, p , s [f^ das h ie r feh lt, u n te r ­ liegt n a tü rlic h d en selb en Gesetzen) d iffe re n zie rten sich d a n n , ab e r n o ch im U rg erm an isch en , je n a c h d er L age des fre ie n A kzents, w ie folgt: 1. '^äxazada{m ), 2. ‘^ a sä sa d a [m ), 3, "^a3azäpa[in), 4. ^a ^a za d ä (m ), also: ü b e ra ll stim m lose S p iran s im N a c h la u t a k z e n tu ie rte r Silbe bzw . stim m h a fte S p iran s im N a c h la u t u n a k z e n tu ie rte r Silbe. D er F all, d ass a u c h eine a n la u ten d e stim m lo se S p ira n s d er W urzelsilb e als solche e rh a lte n bleibt, ist v o n V ern er h ie r n ic h t b e rü c k sic h tig t w ord en . Dies h ä tte n a tü rlic h d u rc h ein V orsetzen eines p , x, s v e ra n sc h a u lic h t w erd en k ö n n e n : u rg erm . ^fd xa za da{m ) (vgl. u n te r N r 1.) usw . V ern er h a t es f ü r se lb stv e rstän d lich gehalten, dass in ein er W u rzelsilb e w ie z.B. u rg erm . ^fdx~ a u s ieu r. "^pök- d e r D ru c k a k z e n t m it d erselb en In te n sitä t / w ie x, also die Silbe als G anzheit, g etro ffe n h a t. D ie F olge w ar, dass b eid e S pi­ ra n te n e rh a lte n blieben. — Ü b er d as E rh a lte n eines stim m lo sen S p ira n ten a u c h im A n lau t ein er u n a k ze n tu ie rte n Silbe vgl. u n te n A bschn. 9. D ie vier seg m en tierten R eihen V erners la ssen sich b eq u em aiisn ützen, u m die v ersch ied en en S o n d eren tw ick h m g en des V ernerschen Gesetzes (hierV G ) erk e n n e n zu lassen : 1. ^dxaz{a) in d e r R eihe 1.: z.B. ieu r. ^p o ko s- > u rg erm , ^ fä x a s > u rg erm . ^ fd x a z > u rn o rd . '^fähan > aschw ed. /ü r > n sch w ed . fä r ,S ch af‘. — H ie r ist also u rg erm . x im N a c h la u t ein er a k z e n ­ tu ie rte n Silbe e rh a lte n geblieben bzw . u rg erm . s im N a c h la u t (hier = A uslaut) ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe zu stim m h a fte m ^ gew orden (V erner 126 ff.). Im U rn o rd . — w ie im W e stg e rm a ­ n isc h en — ist 2 zu r (ru n isch n) gew orden. Zum z im A u slau t vgl. u n te n S. 93. I n d erselb en S tellung, m ith in in u n a k z e n tu ie rte r Silbe, die a u f die A kzentsilbe folgt, en tw ick eln sich die u rg erm . stim m lo sen S pi­ ra n te n in la u te n d zw isch en so n o ren L a u te n oder, w ie V ern er sich a u sd rü c k t, „bei tö n e n d e r n a c h b a rs c h a ft“, zu stim m h a fte n S p ira n ­ ten: so ist z.B. u rg erm . s in d er u n a k z e n tu ie rte n K o m p arativ b ild u n g u rg erm . "^-isön zu z erw eich t: got. bdtiza ,b esser‘ m it W u rz e lb e ­ to n u n g (s. V ern er 127).

Dasselbe Süm m haftvverden erfolgt d an n z.B. auch betreffend urgerm . p u n d np: vgl. die 3. P. Sg. P räs. Ind. ieur. ^bhéreti > urgerm. -^bérepi > ^béredi > bériöi > westgerm. "^birid > ahd. birit ,er trägt' bzw. in der 3. P, PL P räs. Ind. ieur. ^bhéronti > urgerm . '^béranpî > ^bérandi > 'westgevm. be rand > ahd. berant ,sie tr a ­ gen' (Verner 122). 2. in der Reihe 2., *aSd- in der Reihe 4, und ^aza- in der Reihe 3.: vgl. ieur. "^si^eirä- f. > urgerm . > ^suégru > westgerm. "^suijru > ahd. swigur, swigar ,Schwieger­ m u tter' (Verner 117). Ebs. ieur. "^mâtér- > urgerm . ^jnöpér > '^môdér > '^'mober > w est­ germ. '■^möder> ähd. m uoter > r\hd, M utter. — W ie p entwickelt sich in derselben Stellung (zwischen sonoren Lauten) p in np: ieur. ^Ä’Tufd/n > urgerm . ^xiim pä > "^xundd> "^'xunba> ^vehtgerm. "^'hund{a) > ahd. fiunl > nhd. hundert (Verner 117 unten). Bei dieser A kzentlage folgt auch urgerm . 5 derselben E ntw ick­ lung: vgl. ieur. ^snusa f . > urgerm . ^sn u s6 > ^sn u zo > "^snûzô> westgerm. "^snuru > ahd. snur{a) > nhd. 5 ch m zr,Schw iegertochter' (Verner 117). — Auch bei den kausativen V erben liegt der Akzent au f der E ndung (Verner 120) : vgl. ieur. "^noséiö > urgerm . "^nasijö > '"^nazijö > ’^ nazijd > westgerm. "^narju > ahd. neriu, nerru > nhd. nähre. W ie urgerm . x, p, s w ird n atü rlich auch urgerm . ƒ u n ter den­ selben V oraussetzungen stim m haft: vgl. z.B. leur. '^sep[t)rn (aind. saptä) > urgerm . '^sefun > sebiin > ^sébun > westgerm. "^sebun > ahd. sibun > nhd. sieben (Verner 117 f.). 3. '^ajazä- in d er R eihe 3.: vgl. ieur. Perf. P art, '-^gusono- (falls ieur. '^gusóno- s, u n ter 2) > urgerm . ^kiisana- > "^kiizand- > '^kü~ zana- > westgerm . '^'^koTan[a) > ahd. gikoran > nhd. erkoren. Ebs.: ’^ dukonó- > '-tuxand > "^tujand- > ^tûgana- > westgerm. '^tója n (a ) > ahd. gizogan > gezogen u n d '^litono- > "^lipand- > band- > ^lidana > westgerm. '■lidan{a) > ahd. gilitan > gelitten (Verner 106 ff.). Ebs. entw ickelt sich urgerm . p in der V erbindung rp: ieur. -^yrtond- > urgerm . -^uurpand- > '^gurband' > "^purbana- > westgerm. ^^ord'an(u) > ahd. m o rfa n > nhd. geworden (Verner 107). Bei allen starken P artizipform en ist es gleichgültig, ob m an den u r ­ sprünglichen Akzent fü r die zweite oder d ritte Silbe ansetzt ("^urtono-^ "^grtonö-). Das Ergebnis ist dasselbe.

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Zwei Silben vor d er A kzentsilbe stehen die u rgerm . stim m ­ losen S p iran ten au ch in d er 1. P. PL P rä t. Ind. u n d w erden som it im N ach lau t d er u n ak zen tu ierten Silbe au ch h ie r „w eiter in la u te n d bei tö n en d er n a c h b a rsc h a ft selbst tönend'^: vgl. ieur. ^köp d m é > u rgerm . ^ x ö fu m e > "^xöbumé > ^xo b u m (i) > w estgerm . ^hödiini > ahd. h iio b u m > nhd. h o ben (älter hiiben). Vgl. ebs. ieur. ^ ^ë s^ m é > urgerm . "^uesume > '^pêziimé > '^iiizninii) > w estgerm . ^uœ rum > ahd. w ären > nhd. w aren (engl, were, ab er was) usw. U nter 3. sind B eispiele d er E n tw ick lu n g n u r d er K onjugation entnom m en w orden. V erner sch reib t S. 117: „Aus dem V orkom ­ m en der d ifferen ziru n g in d er con ju g atio n h ab e ich m eine regel deduzirt, u n d es ist oben gezeigt, dass sie f ü r die erk la ru n g des W urzelauslauts in d er co njugation vollständig au sre ich t.“ V erner p rü ft S. 103 ff. die im W u rzelau slau t au ftreten d en urgerm . Spi­ ran te n also zu n äch st in d er K onjugation d er sta rk e n V erben u n d k o m m t zu folgendem E rgebnis: „Die aus den in dogerm anischen tonlosen explosivae en tstan d en en germ anischen tonlosen fricativae u n d tönenden explosivae vertheilen sich so in d er co n ju g a­ tion, dass alle p raesen sfo rm en (inf., praes. ind., conj., im per, u n d part.) so wie die sin g u larfo rm en des praet. ind. die tonlosen fricativae, alle ü b rigen die tö n en d en explosivae [ —u rsp r. fricativae] e r­ w eisen“ (S. 104). N achdem V erner fü r die K onjugation gew isser V erben einen W echsel stim m loser u n d stim m h after S p iran ten festgestelit hatte, geht er S. 117 ff. zu einer „G eneralprobe“ über, in der er viel V ergleichsstoff aus den ieur. S p rach en au sn u tzt. D u rch diese G leichungen w ill er nachw eisen, dass die Regel au ch fü r die W u rzelk o n so n an ten an d e re r W o rtk ateg o rien sowie fü r E n d u n g en verschiedener A rt volle G ültigkeit hat. D ieser W echsel in etym o­ logisch zusam m engehörigen W ö rtern u n d zu dem selben Stam m gehörenden Flexions- oder B ildungsform en w a r schon frü h e r von A. H oltzm ann, A ltdeutsche G ram m atik 1 (1870), 346 u n d W. B raune, PBB 1 (1874), 513 ff. „g ram m atisch er W echsel“ b en a n n t w orden. E s w a r n u r b ish er n ic h t d er eigentliche G rund des W ech ­ sels gefunden w orden: „der v ariiren d e ind o g erm an isch e accen t“ (V erner 110 f.). W ie V erner sich das V erhältnis zw ischen d er indoeuropäischen u n d der u rg erm an isch en A kzentuation gedacht h at, geht aus dem folgenden Z itat aus S. 128 f. h erv o r: „W ir k ö n n en jetzt in grossen

zügen die geschichte der germ anischen accentuation von der ältesten, indogerm anischen zeit bis zu jetziger zeit überblicken. Der indogerm anische accent w ar seinem wesen nach ein rein chrom atischer, seinem gebrauche nach ein unbeschränkt freier. W ir müssen annehm en, dass w ir in der altindischen accentuation

— wenn wir von dem offenbar unursprünglichen svarita absehen — ein ziemlich treues bild jener uralten accentuation besitzen. In der gemeinsamen europäischen sprachperiode hatte der accent noch seinen ursprünglichen Charakter: dass er noch ein rein chro­ matischer war, dafür bürgt der accent der classischen sprachen; dass er nebenbei noch seine volle freiheit und nicht etwa wie im griechischen eine begränzte freiheit hatte, dafür bürgt die freie accentuation der litauischen und mehrerer neuslavischen spra­ chen. Erst nachdem sich das germanische von seinem nächsten verwandten, dem slavo-litauischen geschieden und sein sonder­ leben angefangen hatte, treffen wir den accent in seinem wesen etwas verändert: er war exspiratorisch geworden oder vielleicht, da er wohl noch seinen chromatischen Charakter behielt, chromatisch-exspiratorisch. Aber die zweite charakteristische eigenschaft, die freiheit, hatte die urgermanische accentuation in wunderbarer Vollständigkeit behauptet. Der dann folgende Übergang zur ge­ bundenen accentuation (wurzelbetonung) ist eine gründlich durch­ geführte analogiebildung.^' Zu dem bahnbrechenden F u n d Verners, dass die „W urzelbeto­ n u n g “ eine relativ junge Erscheinung ist, s. auch E. Sievers, PBB 4 (1877), 523.

2. Sievers—Osthoff 1876—1878 Sievers Es ist fü r die G erm anistisk im D eutschland der 70er Jah re des 19. Jah rh u n d erts sehr bezeichnend, dass der erste, der sich zur E n t­ deckung Verners vernehm en liess, der Phonetiker E d u ard Sievers (1850— 1932) w ar. In seinen Grundzügen der Lautphysiologie (1876) § 28 (S. 132 ff.) behandelt Sievers die W irkungen des exspiratorischen Akzents. E r spricht S. 133 von den „Steigerungen der Intensität nam entlich der auf den Sonanten der Tonsilbe fol-

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genden L aute“ bzw. von dem „Mangel an exspiratorischer Beto­ n u n g “, der „im Gegensatz hierzu [also in unbetonten Silben] oft Schw ächung von Fortes zu Lenes“ herbeiführt. In der Anm. 2 ebd. fä h rt Sievers fort: „Einen sehr interessan­ ten Beleg fü r die letztere E rscheinung h a t kürzlich C. V erner in K uhns Zeitschrift XXIII, 97 ff. geliefert, indem er zeigte, wie der sog. gram m atische W echsel in den germ anischen Sprachen von der ursprünglichen Lagerung des Accentes abhängig ist. D er Gang der Entw ickelung ist offenbar der gewesen, dass die der Tonsilbe vorausgehenden ursprünglichen Fortes (weil aus Verschlussfortes entstanden) x, p, f zu tonlosen Lenes geschw ächt w urden, denen sich in einer w eiteren Entw icklungsperiode der Stim m ton zu­ gesellt.“ W enn Sievers h ier von den „der Tonsilbe vorausgehenden u r ­ sprünglichen Fortes . . .“ spricht, so zielt er offenbar au f F älle wie urgerm . "^faper, wo p zunächst also zu stim m loser Lenis ge­ schw ächt w urde u n d erst d ann Slim m ton erhielt. In der Form el Verners S. 114 kom m t dieser erste Schritt des Vorgangs, näm lich dass die stim m losen F ortesspiranten zunächst zu Lenesspiranten (evtl, so bezeichnet: h, 3, z) w urden, n ich t zum A usdruck. Das VG w urde zwei Ja h re später in PBB 5 (1878), 149 Anm. 1 von Sievers durch das später sog. „Sieversche Gesetz“ ergänzt, den regelmässigen W echsel von urgerm . (stimmlosem Labiovelar) und (stim m haftem Labiovelar) < ieur. {q^) je nach der u r­ sprünglichen Akzentlage: vgl. z.B. m it dem Akzent au f der W urzel­ silbe ieur. Präs. Ind. ^leik^ö ,ich lasse‘ > urgerm . "^leix^ö > westgerm. '^Uhu > ahd. Uhu > nhd. leihe m it W egfall des Labials; d a­ gegen m it dem Akzent au f der E ndung ieur. P art. P rät. ^lik^onö> urgerm . Hix^ana- > ^lig^ana- > ^liivanä- > "^^iiuana- > westgerm. "^liwan[a) > ahd. giliwan m it W egfall des Velars > nhd. geliehen durch Ausgleich. S. Streitberg-Jellinek 319 f.; Sievers-Brunner, Ae. Gr. § 233 f. Vgl. unten S. 161 u n d den prak tisch en W ink E rika Bauers: „In der V erbindung h w bleibt der L au t erhalten, der dem Akzent am nächsten ste h t“ (SN 46, 1974, 248). O sthoff D er erste Indogerm anist, bei dem V erner einen ebenso starken als schnell erfolgten W iderhall fand wie bei Sievers, w ar H erm ann O slhoff (1846— 1909). Vielleicht w ar O. ü b erh au p t der erste auf

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dem Platz: das Vorwort Sievers’ zu seinen „Grundzügen“ w ar am 16. Mai datiert. Osthoff unterschrieb seine Abhandlung über die germanische n-Deklination in PBB 3 (1876), 1—82 am 18. April desselben Jahres, also etwa 2 Monate nach dem Erscheinen des Vernerschen Aufsatzes im F rü h ja h r 1876. Osthoff w ar das Akzentprinzip Verners deshalb sehr willkom­ men, weil er dam it einen T rum pf in die H and bekam gegen die Scherersche Schule in Strassburg, m it der er in Streit lag. Wie eine Siegesfanfare klingt es S. 13: „Nachdem nun ganz neuerdings Karl Verner in der Zeitschr. f. vergl. Sprachf. XXIII 97 ff. den glänzenden Nachweis geliefert hat, dass im Deutschen die alte mit dem Sanskritischen übereinstim mende W ortbetonung noch bis über die erste Lautverschiebiing hinaus bestanden hat und dass sich n u r unter dieser Voraussetzung bestimmte Unregelmässig­ keiten im Consonantismus der germanischen Sprachen genügend erklären, ist m ir jene Vermutung über die ursprüngliche regel­ mässige Betonung der alten germanischen Nomina agentis m it Suffix -an- zur GeAvisheit geworden.“

3. Kock 1877—1878 Wie es kein Znfall war, dass in Deutschland E duard Sievers der erste war, der das besondere Gewicht der Entdeckung Verners erkannte, so w ar es nur logisch, dass in SchAveden der m it Sie\’ers gleichaltrige Axel Kock (1851— 1935) als erster das w ahre Wesen des Vernerschen Gesetzes (VG) einsah. Als Verner im F rü h jah r 1876 seine Abhandlung veröffentlichte, w ar der fünfundzw anzig­ jährige Kock schon einige Zeit m it Gedanken über den schwe­ dischen Akzent umgegangen, die dann 1878 im ersten Teil seiner berühm ten „Sprakhistoriska undersökningar om svensk akcent“ verkörpert werden sollten. Kock hatte aber schon 1877 als wissenschaftliche Erstlings­ schrift einen Aufsatz, „Ljudförsvagning i akcentlösa ord“, ver­ fasst, der in Nordisk tidskrift for filologi. N. R, Bd. 3 (Kopenhagen 1877—78) erschien. Auf Seite 250 erinnert Kock an den Wechsel zwischen s und r in aisl. vas [urgerm. PI. vörum [urgerm. "^Uëzamé] : „Vexlingen mellan s och r i impf. {vaS'VÓrum) är i

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delta liksom i an d ra verb, sâsom V erner i sin afhandling: Eine ausnahm e der ersten lautverschiebung (K. Z. XXIÎI, 97 ff.) visât, beroende pa en i germ, sprak p a ett äldre stadium herskande akcentlag, enligt hvilken i pl. af dylika im pf, ändelsen akcentuerades. I stanistafveisen, som saledes bade ett m inim um af exspiratoriskt tryck, öfvergick därför icke-sängbart konsonantljud tili sai:igbai*t.“ Kock geht aber hier ein Stück weiter und erklärt, dass die Regel nicht n u r fü r akzentlose (akzentschwache) Silben, sondern auch für akzentlose W örter gilt. E r weist u.a. auf aisL vér ,w ir‘ (got. weis) hin. H ier soll ein älteres germ, in gewissen Stellungen im Satze unakzentuiert gewesen und folglich zu > -^wiz ent­ wickelt w orden sein. Dieselbe Ursache — Akzentlosigkeit — , die Verner fü r die Silbe nachwies, habe also hier K onsonanten­ schwächung in unakzentuierten W örtern bew irkt. Über sog. „weakened sentence stress“ s. unten Abschn. 26 (Bennet). Es ist Kock nicht entgangen, dass ähnliche Schw achtonform en auch in späteren Perioden der nordischen Sprachen entstanden sind: vgl. z.B. urnord. pu^ pat ,did, ,dasg denen im Neuschwedi­ schen und Neudänischen du, det entsprechen (S. 241 ff.). Eine charakteristische Eigenheit dieser W örter sei, dass sie oft oder zumeist ohne Akzent gebraucht w erden (S. 245— 247). Schliesslich m acht Kock (S. 250 unten) d arau f aufm erksam , dass altes stimmloses s in akzentlosen altenglischen Form en wie is, was, his im Neuenglischen stim m haft w ird und greift dam it jüngeren Bem ühungen vor, aus dem Neuenglischen Parallelen zu dem VG ausfindig zu m achen (s. Abschn. 28).

4. Scherer 1878 W ilhelm Scherer (1841— 1886) h atte in seinem von genialen Ge­ danken und Einfällen erfüllten Buch „Zur Geschichte der deut­ schen Sprache“ (1868), 82 einen unm öglichen Versuch gem acht zu erklären, w arum — einfach ausgedrückt — das einheitliche t in lat. pater u nd frater sich im Gotischen zu fadar m it d aber hropar mH p differenziert hatte. Verner, der S. 102 diesen Versuch Scherers erw ähnt, h at dann die U nw ahrscheinlichkeit der An­

nähm e Scherers, dass die W örter fü r ,Vater‘ (und ,M utter‘) im Germanischen häufiger im Gebrauch gewesen seien als das W ort fü r ,Bruder' und deshalb „mit Stim m ton hervorgebracht w urden“, widerlegt. Scherer zögerte nicht, seinen Irrtu m zu bekennen und schrieb folglich in der 2. Ausgabe seines Buches (1878), 148: „Ich nehme nu n an, dass säm m tliche unregelm ässig verschobenen Tenues zuerst regelmässig in tonlose Spiranten verschoben wurden, dass diese (soweit nicht Accent unm ittelbar vorherging — nach Verners Regel) unter dem Einflüsse der umgebenden tönenden Elemente ebenfalls m it Stimm ton hervorgebracht w urden und dann bei dem E intritte des dritten Verschiebungsactes die Richtung aller übrigen tönenden Spiranten, resp. tönenden Affricaten nahm en.“

5. Paul 187&—1916 H erm ann Paul, wie Verner 1846 geboren, w ar der erste, der sich veranlasst sah, eine von Verner etwas abweichende Form ulierung des VG vorzuschiagen. In PBB 6 (1879), 538 erklärte Paul, dass das von Verner „aufgestellte Gesetz . . . als völlig gesichert und wohl auch als allgemein anerkannt betracht w erden“ darf, n u r fan d er, dass „die unter dasselbe fallenden Einzelheiten . . . zum Teil noch genauerer Bestim m ung“ bedürfen. Das Gesetz erhielt von P aul eine neue Fassung, die sachlich indessen nicht viel Neues bringt: „die nach Vollzug der germanischen Verschiebung vorhandenen vier harten Reibelaute h, p, f, s sind ausser in den Verbindungen ht, hs, ft, st, sk, sp, SS erweicht (die Fortes in die Lenes überge­ gangen), w enn der nächstvorhergehende Sonant nicht nach der ursprünglichen (indogerm anischen) Betonung den H auptton trug.“ Man kann, vielleicht besonders vom Standpunkt des Universi­ tätsunterrichts, gegen diese Fassung den form alen Einw and rich­ ten, dass der negative Satz „wenn der nächstvorhergehende Sonant . . . nicht den H auptton tru g “ weniger glücklich erscheint. Mit dieser Fassung w ird ja nicht ausdrücklich und handgreiflich aus­ gesagt, in welchen Fällen die „ErAveichung“ der stimmlosen Spi­

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ranten eingetreten ist. Es fehlt ein direkter Hinweis au f die be­ sondere Silbenbildung und die besonderen A kzentverhältnisse, w as allerdings auch bei der Form el Verners der Fall ist. E in Gewinn gegenüber Verners Form el sind jedoch die von Sievers übernom m enen Term ini Fortes und Lenes. In der etw as veränder­ ten Fassung, die P au l dem Gesetz in seiner „Deutschen G ram ­ m atik “ 1 (1916) § 27 gibt, fehlt eine Berücksichtigung dieser w ich­ tigen phonetischen Unterscheidung. Die Angaben über die Ver­ bindungen ht, hs, ft usw. k an n m an leicht entbehren.

6. Sievers 1893—1901 Eine aus phonetischer Sicht schärfere Form ulierung des Gesetzes verdanken w ir w ieder Sievers, der in den späteren Auflagen seiner „G rundzüge“ (zuletzt 4. Aufl. 1893; 5. Aufl, 1901 §§ 779 bzw. 831) auf die Frage zurückkom m t. Es heisst aaOO.: „Die aus den indog. Verschluss fortes p, t, k durch die Lautver­ schiebung hervorgegangenen Fortes f, p, x des W ortinnern und W ortschlusses erhielten sich, wie K. Verner gezeigt hat (K uhns Zeitschr. XKÎII, 97 ff.), nur im Nachlaut der indog, Starktonsilbe; im Nachlaut nicht haupttoniger Silben sanken sie dagegen zu ­ nächst zu stim m losen Lenes herab, um weiter in die stim m h a ften Lenes h, 3, j überzugehen. Aehnliche Vorgänge begegnen auch in anderen Sprachen“ (hier kursiviert). H ier spricht Sievers also von den Fortes f, p, x „des W ortinnern und W ortschlusses“, die sich im N achlaut der idg. S tarkton­ silben und in nicht haupttonigen Silben, d.h. in Silben, die von f, p, X geschlossen w urden, verschieden entwickeln. Sievers h at es also, Avie vor ihm Verner, nicht für nötig erachtet, hinzufügen, dass f, p, X sich auch im Anlaut einer idg. Startonsilbe erhielten. Vgl. oben S. 24. Sievers betont som it hier wie aaO. 1876, dass die stimmlosen Fortes f, p, x im N achlaut nicht haupttoniger Silben „zunächst zu stim m losen Lenes h erab san k en “, d.h. dass sie hier durch den Akzentverlust der Silbe an L autstärke (Intensität des Luftstrom s) verlieren. F ü r die weiteren A usführungen ist es von Belang, sich diesen P u n k t besonders zu merken. 3 -

Rooih

7. Streîtbepg- -Brugmatm— Kluge—Wundt—von der Gabelentz 1896— 1901 Streitberg etc. Meistens schliessen sich die H andbücher der Folgezeit an die negative Ausdrucksweise H erm ann P auls an, so z.B. W. Streitberg, Urgerm. G ram m atik (1896) § 123, K. Brugm ann und B. Del­ brück, Grundriss der vergl. G ram m atik 1 (1897), 697. Auch F, Kluge in Pauls Grundriss 1 (1901), 369 fü h rt den W ortlaut P auls an m it dem klärenden Zusatz: „Ist die von einem tonlosen Reibe­ laut geschlossenen Silbe ohne Akzent gewesen, so entsteht dafür tönender R eibelaut.“ Vgl. über das VG auch G. von der Gabelentz, Die S prachw issenschaft (1901), 186. Die Lehre Verners steht in diesen H andbüchern also fest. W undt Einen neuen F aktor bei der E rklärung der germ anischen L autver­ schiebung und des VG h at der seinerzeit w eltberühm te Leipziger Philosoph W ilhelm W undt (1832— 1920) in die Diskussion ein­ geführt. In seinem grossen W erk „Völkerpsychologie. Eine U nter­ suchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte“ (1900), wo er die Psychologie auf em pirische Bahnen gelenkt hat, versucht er das Grimmsche Gesetz psychophysisch zu deuten. E r stellt den Satz auf, dass es eine Bedingung gibt, „die sich im Laufe der vergangenen Jah rh u n d erte stetig, in kleineren A bstän­ den unm erklich, im ganzen aber unaufhaltsam verändert hat: das ist die Geschwindigkeit der Rede“ (Bd. 1, T. 1, 418). W undt ist ferner der Ansicht, dass kein Gegensatz bestehe zwischen dieser Betrachtungsw eise und dem Einfluss, der nach all­ gemeiner A nnahm e der A kzen t auf den E in tritt des VG ausgeübt h at (S. 422). Die Entstehung der germ anischen Betonung auf der Stamm silbe „hängt, wie es scheint, m it einer Veränderung d e s R h y t h m u s d e r R e d e (hier gesperrt) zusammen, die ihrerseits von dem Zwiespalte ästhetischer und logischer Gefühlsmotive be­ stim m t gewesen sein dü rfte“ (ebd.). Gegenüber dem freien Akzent des Griechischen „überwiegt bei dem fest auf der Stamm silbe liegenden W ortaccent des Germanischen das logische Gefühl des Begriffswerthes jedes einzelnen W ortes“ (ebd.).

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W enngleich dieser Gedanke nicht neu ist — er w urde ausser von Bopp schon von A. Kock in der im Abschn. 3 erw ähnten Arbeit „S prakhistoriska u n d ersö k n in g ar“ (1878), 22 f. (vgl. Kock 1901, 237) ausgesprochen — , so entspricht er völlig einer heute h e rr­ schenden Ansicht über die ,,Sinnbezogenheib‘ der germ anischen A kzentuierung, über „value-stress“ usw. Dagegen hatte W u n d t bei seiner Analyse des phonetischen Vorgangs kein sonderliches Glück. Nach ihm soll in einem W ort m it dem Akzent auf der S tam m ­ silbe „die sinkende B etonung“ zum „N achlassen des V erschlus­ ses, also V erschiebung in der R ichtung der S pirans“ (/', /i, x') führen (S. 423). Und w eiter: „W ird dagegen der folgende Vokal betont, so bleibt der V erschlusslaut bestehen, geht aber, indem sich die Stim m bänder schon zuvor au f den folgenden Vocalklang einstellen, in die tönende Media ü b er“ (ebd,). Gegen die These W undts über den E influss einer schnelleren Sprechweise und über die phonetischen Vorgänge beim VG wendet sich m it zwingenden G ründen B. D elbrück, G rundfragen der S prachforschung (1901), 102— 105. W u n d t h at z.B. nicht einge­ sehen, dass die „tönende M edia“, von der er (S. 423 ganz unten) spricht, in W irklichkeit eine tönende Spirans ist. W as W im dt dann seinerseits in der Gegenschrift „Sprachgeschichte und Sprachpsychologie“ (1901), 51 ff. und in der dritten Aufl. seiner „V ölkerpsychologie“ 1 (1911), 521 f. au f die K ritik D elbrücks antw ortet, k an n n ich t als stichhaltig betrachtet werden. D am it sollen die Verdienste W undts auch um die Sprachw issen­ schaft nicht geschm älert werden. Es k an n m it F ug und Recht hervorgehoben werden, dass es W im dt gelungen ist, das Recht der psychologischen B etrachtung der Sprache gegenüber einem „ein­ seitigen H istorism us“ zu w ahren (so im Vorw ort zur 3. Aufl.). Als besonders fru ch tb ar hat sich die psychologische Analyse des Satzes erwiesen. Nach W. 1900, T. 2, 234 ff. sei der Satz in der Seele des Sprechenden als Vorstellangsinhalt vorhanden gewesen, aus dem erst im Sprechen die Einzelvorstellungen entwickelt werden. Auf die Bedeut­ samkeit dieser Erkenntnis W undts h at K. Brugm ann in seiner bekannten Schrift „Über das Wesen der sog. W orlzusam ensetzung“ (Ber. d. philohhist. Gl. d. K. Sachs, Gesellsch. d. Wissensch. 1900, 359 ff.) hingewiesen.

Auch die A uffassung W undts (1, 423) bezüglich der Rolle der Antizipation beim Ü bergang urgerm . stim m loser Spiranten zu stim m haften (Typ ■^fapér>'^fadér) h a t eine dauernde W irkung ausgeübt, wie aus Abschn. 23 unten hervorgeht.

8 . K ip — W e lls — L o g e m a n 19 0 3 — 1908

Zu Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts w urden ver­ schiedene Stimmen laut, die sich um die eine oder andere Einzel­ heit der phonetischen Deutung des VG bem ühten. Diese Versuche müssen vor dem H intergrund der phonetischen G rundanschau­ ungen Verners, der selbst ein erfahrener Phonetiker, sogar Expertm entalphonetiker war, beurteilt werden. Es empfiehlt sich des­ halb, hier die dies bezüglichen Abschnitte aaO. S. 116 ff. anzu­ führen.

„Der wesentliche unterschied zwischen den tonlosen und tönen­ den consonanten hängt vom zustande der Stimmbänder ab (Brücke, Grundzüge der Physiologie s. 8. 56). Bei den tonlosen stehen die Stimmbänder weit offen; der luftstrom aus dem brustkasten hat freien lauf, ist daher stärker als bei den tönenden consonanten, und dieses stärkere luftausströmen bekundet sich bei den explosivae durch einen muskelfesteren Verschluss und durch eine ge­ waltsamere explosion. Bei den tönenden consonanten sind die Stimmbänder dagegen beinahe bis zur berührung zusammenge­ bracht; die schmale Stimmritze hindert das freie luftausströmen; der luftstrom ist daher schwächer, der Verschluss im mundcanale bei den tönenden explosivae und die explosion nicht so energisch wie hei den tonlosen. Also — d a s s t ä r k e r e L u f t a u s s t r ö m e n ist ein moment, das der exspiratorische accent mit den tonlosen conso­ nanten gemein hat. Daher konnte der verstärkte luftstrom in der accentuirten silbe die tonlose explosiva tonlos erhalten, d.h. ver­ hindern, dass die Stimmbänder zum tönen verengert blieben [—wurden], wie dies bei normalem luftausströmen in der unaccentuirten silbe geschali.“ Auch die Auffassung Verners von der Bedeutung der S i l b e n ­ t r e n n u n g wurde hier und da zum Gegenstand einer Kritik, die dem folgenden Abschnitt (S. 117) galt: „Ich brauche wohl nicht zu bemerken, dass w ir die m oderne Silbentrennung f a - d a r , f i n - p a n hier nicht anw enden m üssen [ = dürfen]; alle dem vocale folgen­ den consonanten gehörten der vorhergehenden silbe an { f a d - a r , f i n p ' ü n ) , wie es ja auch die germanische m etrik bezeugt (die an. hcndingar, assonanzreim e).“ Zur K ritik s. unten Abschn. 10.

VEKNER, SEIN E ANHÄNGER UND KR ITIK ER

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Kip U nter den Sprachforschern, die zu Anfang des 20. Jh.s an dem VG heriim dokterten, gehörten H. Z. Kip in MLN 20 (1905), 16— 18, F. L. W ells ln JEG Ph. 5 (1903— 1905), 522— 527 und H. Logeman, Tenuis en Media (1908) 149— 187. Diese h atten an der phoneti­ schen E rk läru n g Verners verschiedenes auszusetzen, wie aus U r­ teilen wie „irrige M einung“ (Kip S. 17), „wholly inadequate“ (Wells 524) „wholly em pirical“ (526), „absoluut verkeerde op­ vatting“ (Logeman 154) hervorgeht. Kip (17^) wendet sich gegen die A uffassung Verners, dass die E rw eichung der betreffenden Spiranten vor der Akzentverschie­ bung stattgefunden habe: „Verners Beweisführung, kn ap p ausgedrückt, ist diese: a s - ä m uss in a z - a übergehen u nd zw ar aus folgenden Gründen: und betonte Silbe haben starkes Luftausström en gemein, z und unbetonte Silbe haben schwächeres L uftausström en ge­ m ein.“ s

Nach Kip verfällt Verner hier der irrigen Meinung, dass kräftige Betonung durch starkes Luftausström en bedingt sei. Kip beachtet nicht, dass das s in as~a unleugbar eine Fortis ist und das s in a s a eine Lenis sein kann, die dann durch A nnäherung a u die stim m hafte Umgebung selbst stim m haft w ird (z). Man h at auch Grund zu bezweifeln, dass die folgende Beweis­ führung Kips richtig ist: „W enn Verners E rklärung phonetisch richtig wäre, müsste ein Satz wie d a s e i n e w i e d a s a n d e r e eine starke Neigung zeigen, in d a z eine und d a z andere überzugehen.“ Diese Neigung k ann sehr wohl bestehen, es w irkt ih r aber die korrigierende K raft einer gepflegten Aussprache entgegen. Seine eigene These, dass das Stim m haftw erden der urgerm . Spiranten in der Zwischenzeit vor und nach der germ. Akzent­ neuerung stattgefunden habe, wo sog. „level stress“ herrschte (dsd, f à p è r ) y ist nicht so verständlich, wie Kip meint: „W arum nun die f, p , s zu y, 3, z w urden, ist leicht zu verstehen. W enn m an f a p ~ é r sprach, w ar kein besonderer Grund vorhanden, w arum das p stim m haft w erden sollte, auch nicht bei f a p - e r und f ä - p e r . Wenn m an aber f a p e r m it Level stress sprach, im d noch dazu m it der Silbentrennung innerhalb des p , so w ar es unvermeidlich, dass p in 3 überging, und zw ar aus dem einfachen Grunde, weil das p

den Angriffen seiner stimmhaften Nachbarlaiite auf beiden Seiten ausgesetzt war“ (18). W enn m an fap~ér sprach, w ar gerade ein besonderer Grund vorhanden, w arum das p stim m haft werden sollte. Den Grund sahen Verner und Sievers darin, dass das p in der schwachen Silbe an Lautstärke verlor und deshalb um so leichter der assimilieren­ den Einwirkung der stim m haften Nachbarschaft anheimfiel. Wells F. L. Wells (aaO. 522) ist der Ansicht, dass es keine haltbare, auf rein physiologische Basis gegründete Erklärung weder des Grimmschen noch des Vernerschen Gesetzes gebe. Diese seien „physiologically contradictory“ und es w äre illusorisch, wollte man versuchen, eine physiologische E rklärung für beide Gesetze zu geben. Wells bemängelt (523), dass Verner das chronologische Ver­ hältnis der beiden Gesetze allzu leicht berührt habe und kommt zum folgenden Schluss: „It will not suffice to accept unquestioningly Verner’s dictum that voicing m ust have occurred after spiration.“ Wells scheint dam it die von Verner angenommene E n t­ wicklung p > f > V (b) usw. in Frage zu stellen. Ein Gegengrund gegen Verner sei, dass der Übergang ƒ > 5 ebenso stark gegen die „Hauptrichtung der Lautverschiebung“ verstosse wie die Über­ gänge p > b oder ph > hh es tun würden. Verner meinte (S. 101 unten): „Dagegen kann die germanische tönende explosiva nicht auf directem wege durch m ittönen der stimme aus der indogermanischen tonlosen explosiva entstanden sein, denn dies würde ein lautübergang sein, der gerade gegen die hauptrichtung der lautverschiebung, die aus der indogermanischen tönenden explosiva eine tonlose explosiva hervorbrachte, gehen würde [b> p, d > g > k].'' Man kann wie Wells beim Übergang von ƒ > h nicht von einer „Hauptrichtung der Lautverschiebung“ sprechen, da dieser Übergang nichts mit der Lautverschiebung zu tun hat. Im Indoeuropäischen gab es kein /. Vgl. unten Abschn. 16 (Sverdrup), 25 (Abrahams). W enn die Auffassung W ells’ (S. 523) über das chronologische Verhältnis des Grimmschen Gesetzes zu dem Vernerschen als u n ­ wahrscheinlich zu bezeichnen ist, so entbehrt der Tadel, den er

V ERNER, S E IN E ANHÄNGER UN I) K R IT IK E R

ay

(S. 524 oben) gegen V erner erhebt, jeglichen Grundes: „O f course, it m ust not be inferred from the m ere fact th a t the law operates only ,bei tönender Nachbarschaft* th a t it is due to Ihe tönender N achbarschaft w ith o u t some fu rth e r evidence th a t the tönende N achbarschaft w ould be likely u n d er the circum stances to tak e up any voiceless sound in its vicinity. V erner’s own treatm en t of this m atter is w holly inadequate.“ Die Ä usserungen V erners au f den Seiten 115— 117 als „wholly inadequ ate“ zu bezeichnen, ohne sich m it einem W ort in ein eigentlich w issenschaftliches Zw iegespräch m it V erner einzulas­ sen, zeugt n ich t von rücksichtsvoller Methode. vSeine eigene E rk lä ­ rung b au t W . 524 a u f schw er zu beurteilende psychologische Gründe, das u n te r U m ständen langsam ere oder schnellere Tem po der Rede (W'undt), die stärk ere oder geringere A ufm erksam keit, die der Sprecher einer Silbe schenkt. W ichtig sei auch, da.ss der ieur. chrom atische Akzent durch einen D ruckakzent ersetzt w urde, der später au f die W urzelsilbe verlegt w urde, und dass schliess­ lich d er intervokalische K onsonant psychologisch der vorher­ gehenden Silbe angehört, w as V erner n ich t gebührend beachtet haben soll (526). Nach W ells w irk t das V'G so, dass sich die A ufm erksam keit a u f die stark akzentuierte Silbe konzentriert. Dies h a t zur Folge, dass der S pirant dieser Silbe stim m los bleibt, w ähren d die A rtikulation einer unbetonten Silbe gleichzeitig schneller u n d ungenauer ausgeführt w ird, w as Stim m haftigkeit des Spiranten h crv o rru fti „it is fa ir to assum e intervocalic voicing as th e principle operating in V erner’s la w “ (ebd.). U nter diesen V oraussetzungen kom m t W. zu folgender F o rm u ­ lierung (S. 526 u n ten ): „But g ranted only the psychological ch a­ racter of this m ethod of enunciation it is clear th a t V erner’s law m ust be stated not as operating w hen th e accent does not fall on tile next preceding syllabic, b u t as operating w hen the sound affected is not contained in th e syllable bearing th e principal accent.“ Plier beachtet W . nicht, dass P au l (Abschn. 5), a u f den er a n ­ spielt, nicht den unrichtigen T erm inus ,Silbe*, sondern den ric h ­ tigen ,Sonant' gebraucht u n d dabei voraussetzt, dass der Spirant die Silbe schliesst. Da jeder L autw andel einen physiologischen und einen psycho­ logischen H intergrund hat, scheint es unnötig, das psychologische

ülem ent so überzubetonen wie Wells es tut. Zum Verhältnis der Psychologie und Physiologie sowie des Bewussten und Unbe­ wussten bei der Sprechtätigkeit vgl. H. Paul, Prinzipien^ (1920), S. 15 ff., 25 f., 56 ff. Dagegen wird m an Wells gern zustimmen, wenn er (527 Mitte) „the absence of the restraining force of a w ritten language“ als m itw irkende Ursache der Ausnahmslosigkeit des VG kennzeichnet. Logeman

Die D arstellung Logemans aaO. leidet unter derselben Abge­ neigtheit, Verner Gerechtigkeit w iderfahren zu lassen, wie die Darstellungen Kips und W eils’, Die aiiffassung Logemans geht kurz darauf aus zu erweisen, dass die Tenues direkt zu Mediae übergegangen seien und zw ar unabhängig von der Stimme, „al kan die stem dan ook bij de tot mediae geworden tenues optreden evenals die bij tenues zelf voor kan kom en“ (S. 152). Logeman bezweifelt (153 f.) die von Verner angenommene Silbentrennung f a d - a r , f i n t h - a n \ er fragt (156 f.) ferner, warum w ir unbedingt, wie Verner will, annehm en müssen, dass die Tenues p , k erst zu f , p , x und dann über b , j zu b, d , g ge­ worden sind (vgl. oben Wells), da w ir doch in modernen Sprachen fortlaufend beobachten können, dass z.B. k sich direkt zu g ent­ wickeln kann wie in dänisch b a g e fü r schwedisch b a k a oder in niederländisch z e g e r fü r z e k e v (163, 183 f.). Die Bewahrung des k in b a k a soll auf dem chrom atischen Akzent der zweiten Silbe beruhen. Schliesslich verw irft L. (158) eine der phonetischen Grundanschauungen Verners (S. 116): „Der wesentliche Unterschied zwischen den tonlosen und tönenden consonanten hängt vom zustande der Stimmbänder a b “ und tu t dies auf eine recht ge­ künstelte Weise. Seine eigene Anschauung stützt Logeman auf Erw ägungen über ein Zusam menwirken von exspiratorischem und chromatischem Akzent in derselben Silbe (178 ff.). Die Differenzierung des ieur. t im gotischen Typenpaar b r ö p a r : f a d a r sei „te verklären door het samenvallen op één zekere sillabe van de vroeger op vei’schillende sillaben liggende m aar steeds naast elkaar d.w.z. tegelijk,

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bestaan hebbende aksenten, het expiratorische en het chrom aüese“ (178). Logem an analysiert ebd. griech. pater u n d phrâtër. H ier be­ zeichnen die Akzente den chrom atischen Hochton. Im ersteren Beispiel lag also nach L. der chrom atische (musikalische) Akzent auf der zweiten Silbe, der D ruckakzent auf der ersten. Beim Zusam m enfall der beiden Akzente au f der ersten Silbe im Urgerm anischen entstand die Media d (got. fadar). Im zweiten Bei­ spiel lag der chrom atische Akzent au f der ersten Silbe, der D ruck­ akzent au f der zweiten Silbe. W enn n u n im U rgerm anischen die beiden Akzente auf der zweiten Silbe zusammenfielen, tra t Spirans ein (got. bröpar). D er letzte Akt m uss dann zur Zeit der germ. A kzentneuerung das Zurückziehen des D ruckakzents auf die W urzelsilbe gewesen sein. Man k an n verstehen, dass Logem an schliesslich von Zweifel an der Richtigkeit seiner eigenen These angefochten w ird und zu bedenken gibt: ,,Het is een gedachte'' (192). Die K ritik, die W. S. Russer (101) und Jellinek bei Streitberg— Jellinek (313 f.) ausüben, ist n atü rlich berechtigt. Die A uffassung Verners w urde auch sonst zum Gegenstand einer Kritik, die sich insbesondere m it der Frage beschäftigte, ob nicht die urgerm . stim m losen Spiranten unter U m ständen auch im Anlaut stim m haft w erden konnten (s. den folgenden Abschnitt).

9. Bugge^—^Noreen— W ilm anns— W illiam s— Seip 1887— 1918 Wilmanns W. W ilm anns (1842— 1911) w ar der erste der, au f die E n t­ deckungen und E rrungenschaften d er 1870-er Ja h re gestützt, eine w issenschaftliche „Deutsche G ram m atik (gotisch, alt-, mittelund neuhochdeutsch). 1. Abt. L autlehre“ (1893), verfasste. Den Übergang stim m loser Spiranten zu stim m haften („Verneris Ge­ setz“) behandelt W ilm anns in den §§ 22— 24 (S. 11— 14). „Be­ denken“ äussert W ilm anns n u r betreffs des Anlauts, über den Verner, wie w ir oben sahen, nichts Direktes aussagte. W ilm anns schreibt S. 14: „Da im Z usam m enhang der Rede der anlautende Spirant sehr häufig nach unbetonter Silbe und zwischen stimm-

ERIK BOOTH haften Elem enten stehen musste, so sollte m an erw arten, dass auch der Anlaut häufig durch die W irkung des Vernerschen Gesetzes w äre betroffen worden. Aber der Versuch Bugges (PBb. 12 [1887] 408 f.) fü r eine nicht unbeträchtliche Zahl von W örtern gram m atischen W echsel nachzuweisen, giebt nicht die Überzeu­ gung, dass V erner’s Gesetz ebenso fü r den Anlaut wie fü r den Inlaut gegolten habe.“ Das g (< stim m hafter Spirans) in der P artikel g a - erklärte W ilm anns 1893 § 24 durch die Annahme, „dass, obwohl der Grund zum gram m atischen W echsel in der Zeit des freien Accentes gelegt sein muss, doch der uns bekannte Abschluss erst erfolgte, als be­ reits die germ anische Betonung galt. Nur in Silben, die nach ger­ m anischer Weise unbetont blieben, stellte sich der stim m hafte L aut ein, also in der Vorsilbe g a - und zuweilen auch im zweiten Bestandteil eines Compositums: . . . ahd. m e z z i - r a h s neben s a h s (Kluge, Grdr. § 18 A.) ; dagegen im A nlaut der Silben, die im Ger­ m anischen den Ton erhielten, haftete der stimmlose L aut.“ Bugge

Die von W ilm anns erw ähnte Regel Bugges (1833— 1907), dass an ­ lautende ieur. p, L zu stim m haften Spiranten wurden, wenn der H auptton auf der dritten Silbe oder weiter nach vorn (d.h. dem W ortende näher) lag, h at trotz K ritik eine gewisse A nziehungs­ k raft ausgeübt. Es gibt sogar Forscher, die meinten, dass dieser Übergang zu stim m hafter Spirans im A nlaut auch dann stattfand, Venn der H auptakzent auf die zweite Silbe fiel (Typ: urgerm . ^ f a p e r ) ; vgl. weiter unten Williams. ISJoreen Gegen Bugge w andten sich A. Noreen (1854— 1925), Abriss der urgerm anischen Lautlehre (1894), 125 Anm. und W. Streitberg, Urgerm anische G ram m atik (1896), 125 Anm. Noreen meinte, dass Satzsandhi m it im Spiel sein könnte, „in dem gewisse W örter — vorzugsweise wohl Partikeln, Pronom ina u. dgl. — enklitisch ge­ b rau ch t w urden.“ Streitberg wollte die Entw icklung stim m hafter Spiranten aus stimmlosen „nur im A nlaut des zweiten Gliedes nom inaler Komposita“ als lautgesetzlich anerkennen.

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UND

K R ITIK ER

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W illia m s

Die A nnahm e W ilm anns (1893 § 24), „dass, obwohl der G rund ziim gram m atischen W echsel in der Zeit des freien Accentes gelegt sein muss, doch der uns bekannte Abschluss erst erfolgte, als bereits die germ anische Betonung g alt“, w urde von R. A. W il­ liam s in MLPv 2 (1906—07), 242 ff. unterstützt. Die phonetischen A nschauungen W illiam s — über ihre Richtigkeit soll hier zu­ nächst nicht gesprochen w erden — gehen aus einigen Zitaten hervor: „In other w ords in a form fa-pér > fa~dér there is no reason w hy the / should not generally speaking . . . have been w eakened as well as the (S. 243). F erner: „The conditions governing the onsound of words are not constant, b u t vary w ith the position of the w ord in the sentence“ (S. 244). Die au f Satzsandhi beruhenden m annigfachen F orm en seien jedoch durch „analogical processes“ uniform iert w orden (ebd.). Seinen Anschluss an W ilm anns bekundet W illiam s ebd.: „The credit of directing attention to the settlem ent of these analogical processes belongs to W ilm anns [Deutsche Gramm.- § 24]. Ac­ cording to him the conclusion of the historical processes grouped under V erner’s Law was only reached in the case of the word-onsound after the later retraction of the accent to the first syllable. In consequence of this, ,finden w ir die erweichte Spirans n ich t im Anlaut betonter W örter, w ohl aber im A nlaut der unbetonten P a r­ tikel ga- . . . und zuweilen im A nlaut eines zweiten Kompositionsgliedes‘. The deciding factor in the w hole development is the final position of the stress.“ Die phonetische E rk läru n g W illiam s ist somit (nach S. 244): in der Form fa-pér (Silbentrennung!) sei das anlautende stim m ­ lose / im Fluss der Rede entweder zur Lenis reduziert und stim m ­ h a ft geworden oder aber stimmlos geblieben. Nach der germ a­ nischen A kzentneuerung seien die verschiedenen L autqualitäten zugunsten der stim m losen Spirans ausgeglichen, „because the draw ing back of the accent p u t the stress on the first syllable of words (e.g. fader).'' W o dies nicht der F all w ar, habe der stim m ­ hafte K onsonant die O berhand gewonnen (z.B. ga-). In diesem Zusam m enhang weist W illiam s die Bedenken Noreens aaO. 126 zurück, der die E inw irkung von Satzsandhi auf enklitisch

una proklitisch gebrauchte Partikeln, Pronom ina usw. beschränkt wissen wollte. W. entgegnet (S. 245) : „I see no reason for this. Even when the stress is fixed later on the first syllable, fortes at the beginning of th a t syllable, as shown above, m ay sink to lenes (and that is the m ost im portant phonetical result involved in Verner's Law). Much m ore then would this be the case u nder a free accent; is not e.g. the first syllable of fa-dér a proclitic syllable to all intents and purposes under the free accent?“. Die Richtigkeit der A nnahm e W illiams, dass das anlautende / einer im akzentuierten Silbe, z.B. in urgerm . '^fapér^ einen Ü ber­ gang zur Lenis erlitten habe, k an n nicht erwiesen werden. Verner war, ohne auf die Frage einzugehen, offensichtlich der Ansicht, dass das anlautende / in '^fap-ér ganz andere Voraussetzungen hatte, sich stimmlos zu erhalten, als das inlautende p. Es gibt keinen Anlass, anzunehm en, dass „das L uftausström en“ bei der Aussprache des anlautenden / wesentlich reduziert w orden sei (vgl. oben S. 24). Das / steht hier weder intersonantisch noch im N achlaut einer unbetonten Silbe. Die Regel Verners w irkt einfach nicht. Vgl. hier auch die K ritik Streitberg— Jellineks 312. Wilmanns— Seip Zur Entw icklung der urgerm . stimmlosen Spiranten im Anlaut äussert sich W ilm anns erneut in der 3. Ausgabe seiner „Deutschen G ram m atik“ 1911, Lautlehre § 25 u n d Anm. Zur Stütze seiner schon in der 1. Ausgabe 1893 (§ 24) dargelegten Auffassung, dass das VG nicht für den A nlaut gegolten habe, fü h rt W. 1911, S. 36 folgendes hinzu: „Der Anlaut der W örter entzog sich ihm [dem VG], weil die Sprechenden, obwohl im Püuss der Rede das ein­ zelne W ort seine physische Selbstständigkeit verliert, sich doch seiner Selbstständigkeit bewusst bleiben. Die Satzphonetik h at n u r in seltenen Fällen eine dauernde Ä nderung des Anlauts zu be­ w irken vermocht (vgl. KZ. 37,289). Selbst in der Komposition, wo das zweite Glied nicht m ehr als selbständiges W ort em pfunden wurde, zeigt sich deutliche W irkung des Vernerschen Gesetzes sehr selten, weil m an sich im allgemeinen des Zusam m anhanges m it dem Simplex bew usst blieb“. Mit seiner Auffassung (§ 25), dass der A nlaut der W örter sich dem VG entzog, gerät W ilm anns gewissermassen in W iderstreit,

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w enn er in der Anm. zum selben § einerseits an seiner Bem er­ kung über die W iderstandsfähigkeit des Anlauts festhält, an d rer­ seits aber seine ältere E rklärung in bezug auf die P artikel ganicht zurücknim m t, näm lich dass die L autentw icklung der urgerm. stimmlosen Spiranten „erst nach der Festlegung des ger­ m anischen Akzentes zum Abschluss gekommen seV\ W ilm anns denkt sich den ganzen Prozess so: „Unter der H err­ schaft des freien Akzentes w urde die stimmlose Fortis zur Lenis; der weitere Übergang der Lenis zu einem stim m haften L aut eifolgte n u r in Silben, die auch im G erm anischen unbetont blieben/' Der schwache P u n k t in der Begründung W ilm anns ist seine An­ nahm e, dass die urgerm . stimmlose Fortis zur Lenis geworden sei im A nlaut aller unakzentuierten Silben, W ilm anns h at ebenso­ wenig wie W illiam s nachw eisen könne, dass urgerm . anlautendes f in '^fapér zuerst lenisiert w orden ist und d ann erst „nach der Festlegung des germ anischen Akzentes“ seine endgültige stim m ­ lose Q ualität erhalten hat. W ilm anns h at die Auffassung, dass die urgerm . stimmlosen Spiranten im A nlaut auch einer unakzen­ tuierten Silbe sich ununterbrochen stimmlos erhalten haben, die sicher auch die Auffassung Verners war, nicht widerlegt. Zu dieser Frage haben sich G erm anisten w iederholt geäussert. So heisst es z.B. bei D. A. Seip in „Studier tillegnade Esaias Tegn é r“ (1918), 151 (in Übersetzung): „Es ist kaum allzu gewagt, anzunehm en, dass der K onsonant im A nlaut stärker akzentuiert gewesen sei als der K onsonant im Innern der Silbe. In einem W ort wie fad-er [fad-er] ist d aus t in einem Intensitätsm inim um ent­ standen, w ährend p [gemeint ist wohl: / aus p] im A nlaut so starken Akzent hatte, dass es nicht stim m haft w urde.“ Seip weist ferner d arau f hin, dass die Stellung im A nlaut auch sonst einen K onsonanten vor Schw ächung bew ahrt, z.B. im Alt­ w estnordischen (Noreen, Altisl. Gr. §§ 232.1; 215.1; 224.1). Die­ selbe „A nlautsintensität“ findet Seip auch in der Neigung zur V okaldehnung im Anlaut, die aus dem Neuschwedischen und Neu­ norwegischen w ohlbekannt ist. Diese Sonderstellung schrieb auch P. Lessiak, Zur Geschichte des deutschen Konsonantism us (1933), 282 dem A nlaut zu: „Im A nlaut m ochte sich der stimmlose L aut als Fortis zunächst erhalten haben infolge der A nlautsteilung . . Über die sog. ,In itialträg heit“ s. von Essen 1966, 125. Im allge-

m einen bleibt die Forschung hier also auf dem S tandpunkt Verners stehen. Problem atisch bleibt weiterhin, ob gewisse Partikeln, in erster Linie ga-y auf das VG zurückzuführen sind, w’orüber sich Verner selbst nicht direkt geäussert hat. W ir sahen, dass W iim anns fü r den Umstand, „dass der anl. Spirant n ur in der Partikel ga~ stim m haft geworden“ ist, keine ganz überzeugende Erklärung vorbrachte. Obwohl ein form eller Zusam­ m enhang zwischen ga- und lat. com-, co~, den schon Grimm annahm, nicht sicher bezeugt ist, kann m an wohl sagen, dass m an in neuerer Zeit vielfach der Meinung ist, dass das VG hier tatsächlich gewirkt hat, doch ohne unstreitige Begründung (vgl. kurz darüber schon Bugge in PBB 12, 413; Kluge, Urgermanisch^ § 37 d). Ausführlicher ist D. A. Seip aaO. 152 (auch in „Studier i norsk spräkhistorie“ [1934], 189). Es ist nach Seip denkbar, dass der Akzent im Anlaut ausnahmsweise so schwach gewesen sein kann, dass der anlautende Konsonant geschwächt werden mag. So könnte ieur. k in einem schwach akzentuierten ko'- zu j übergegangen sein. Auch Ham m erich betrachtet got. ga- und bi- als „kostbare Ausnahm en“ des VG: „man wird sie vom lat. co- und gidech. ÏTii nicht trennen können“ (Beitr.West 77,26). Anders urteilen z.B. Meidet, MSL 9 (1896), 54; Hirt, Handbuch 1 (1931), 94 (§ 61); Schnetz, ZfOnf. 12 (1936), 171, welche die Identi­ fizierung m it lat. com- verwerfen. Zur Frage vgl. noch Busser 79 f.; Streitberg— Jellinek 312; Kluge—Mitzka unter ge-\ Pokorny, Idg. etym. Wb. 1, 613; Bennet 1972, 109 f.; van Goetsem 1972, 186; Matzel in AfdA. 84 (1973), 45; Schrodt 1973, 53 ff.

10. Gauthiot—Pedersen—Williams—Boer 1900—1924 Verner w ar davon ausgegangen (S. 115 f,), dass in der älteren Periode des G erm anischen der Akzent nicht rein „chrom atisch“ (musikalisch) w ar, „sondern wie die m odernen accentuationen etwas exspiratorisches an sich hatte, d.h. au f grösserer thätigkeit der exspirationsm uskeln und daraus folgendem stärkerem luftausström en beru h te.“ W ir sahen, dass V erner lehrte; „das stär­ kere Luftausströmen ist ein moment, das der exspiratorische accent m it dem tonlosen consonanten gemein h a t“ (116). So erklärt sich n ach V erner z.B. urgerm . -^hräpar m it starkem D ruckakzent au f der Stammsilbe, schw achem au f der Endung. V erner lehrt weiter, dass in urgerm . ^fapér der D ruck sich um ge­ k eh rt verhält. Der stärkste D ruck liegt hier au f der Endung, das

V ERNER, SEIN E ANHÄNGER UND K R ITIK ER

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LuftausstrÖm en der schw ach akzentuierten Silbe ist geringer, was eine R eduktion der L autstärke und ein Stim m haftw erden des silbenschliessenden p herbeigeführt hat. Im Indoeuropäischen m üssen w ir nach V. m it anderen A kzent­ verhältnissen rechnen. V erner ist (S. 115) der Meinung, dass z.B. im Altindischen und A ltgriechischen der Akzent wesentlich ein Tonakzent war. So h ätte beispielsweise wohl dann aind. bhrätar einen m usikalisch hohen Ton auf der Stamm silbe, einen m usika­ lisch niedrigeren auf der Endung. U m gekehrt h ätte aind. pitar {= griech. patir) den hohen Ton auf der Endung. Gauthiot Dieser Unterschied in der N atur des Akzents zwischen dem Urgerm anischen und anderen indoeuropäischen Sprachen, den V er­ ner annahm , w ird n u r aber von gewissen Sprachw issenschaftlern nicht anerkannt. Zu diesen gehört der allzu frü h hinw eggeraffte R. Gauthiot, der meinte, dass der ieur. m usikalische Akzent im Urgermanischen noch fortdauerte. Und nich t genug dam it: in MSL 11 (1900), 193 ff. vertritt G. die Ansicht, dass der m u sik a­ lische Akzent, der Ton, die w irkende K raft des VG ausm achte. Gauthiot schreibt S. 196: „E n effet, à y regarder de près, il n ’y a aucune différence de nature entre l’effort m usculaire qui produit la sonorité et celui qui am ène l’élévation de la voix. L a produc­ tion des vibrations glottales (sonorité) et leur augm entation dans u n tem ps donné (hauteur) résultent toutes les deux de la con­ traction des mêmes muscles. E t l’on peut dire que la syllabe frappée de l’accent de h auteu r est celle pour laquelle les lèvres de la glotte sont plus tendues.“ G authiot kann m it seiner Ansicht, „qu’il n ’y a aucune diffé­ rence de n atu re entre l’effort m usculaire qui produit la sonorité et celui qui am ène l’élévation de la voix“ durchaus rech t haben. Dies ist auch die Ansicht V erners S. 115 Fn. 1; w enn die Stim m ­ bänder stärk er gespannt werden, „entsteht dadurch ein höherer ton dem niedrigeren tone der unaccentuirten siibe gegenüber,“ V erner m acht aber hier (gegenüber Brücke) den Vorbehalt, „dass es eine erhöhung der stim m e (chrom atischen accent) neben und unabhängig vom exspiratorischen accent geben k an n ; denn in . . . schwedischen W örtern [wie kalla, gata] liegt der exspira-

torische accent auf der Wurzelsilbe, auf der endsilbe erhöbt sich aber die stimme, Avährend sie gleichzeitig an exspiratorischer k ra ft abnimmt.“ Es k a n n also kein Zweifel d a ra n bestehen, dass in urgerm . ■^fapér die E ndung -ér (-er) gleichzeitig m it angespannten Stim m ­ bän d ern u n d erhöhtem T onakzent h a t ausgesprochen w erden k ö n ­ nen. Die F rage ist aber: k an n der T onakzent a u f -er, oder, w enn m an die Silbentrennung Verners n ich t gutheisst, -per, allein die E rw eichung ses p herbeigeführt haben? K ann andrerseits der fallende T onakzent in urgerm . "^dröpar allein das stim m lose p erhalten hab en ? G authiot m a ch t fü r das G riechische u n d G erm anische dies geltend; „le ton em pêche la sonorisation des consonnes sourdes qui le suivent im m édiatem ent.“ M an h ätte hier gern aus allgem einer phonetischer Sicht deutliche P arallelen zu dieser W irkung des T onakzents gesehen. G authiot h a t n ich t erw eisen können, dass das U rgerm anische neben dem von ihm angenom m enen T onakzent n ich t auch einen D ruckakzent besessen h a t u n d dass es n icht erade dieser D ruckakzent w ar, der im VG w irksam gew orden ist. Eine eingehende K ritik der A uffassung. G authiots liefert 0 . Jespersen, Linguistica, 239 ff.; s. auch W illiam s 235 f. u n d Russer 95 ff. Pedersen O hne eigentliche B ew eisführung verficht au ch H olger Pedersen in ZfvglSprf. 39 (1906), 243 ff. die B edeutung des m usikalischen Akzents fü r die E rk lä ru n g des VG. P edersen schreibt S. 245: „Es liegt offen b ar sehr nahe, V erner’s Gesetz so zu form ulieren; die stim m losen S piranten sind in der Silbe u n m ittelb ar nach dem A kzent [P. m eint: u n m ittelb ar n ach dem akzentuierten Sonanten] stim m los geblieben, sonst aber (vom A nlaut abgesehen) stim m haft geworden. Diese E ntw icklung könnte m a n d u rch die A nnahm e eines m u s i k a l i s c h e n (hier gesperrt) Akzents erklären, dessen fallende Bewegung Stim m losigkeit des folgenden V okals (sic) bew irkte.“ Es ist, wie oben ausgeführt, d u rch au s n atü rlich anzunehm en, dass eine F o rm "^dsa- eine fallende m usikalische Bewegung hatte, w äh ren d '^azci- eine steigende hatte, w aru m ab er h ier den m u sik a­ lischen Akzent als treibenden F a k to r einführen, d a d er D ruck­

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akzent vollauf genügt, beide F älle zu erklären? —- E s ist indes sehr zu bedauern, dass w eder H olger Pedersen noch R. G authiot Gele­ genheit fanden, ih re T hesen w eiter auszubauen. W as Gramm ont, T raité (1933), 172 über den Akzent äussert, der die D ifferenzierung der urgerm . Spiranten in „une aspirante sourde el . . . une spirante sonore“ bew irkt, zeigt, dass er einen germ anischen Intensi­ tätsakzent neben einem ererbten ieur. T onakzent nicht leugnet: „L’effort m usculaire qui a augm enté la hauteur de la prem ière voyelle comme celui qui éventuellem ent en augmente l ’intensité, ne cesse pas in stan ­ taném ent . . les muscles ne reviennent que progressivem ent, quoique vite, à une tension m oyenne. La consonne qui suit la voyelle tonique a donc de ce chef une force particulière qui lui perm et de résister à l ’ac­ tion sonorisante des voyelles qui T entourent.“ — Über die beiden Arten des Akzents bei Gauthiot, J. Vendryes u nd G ram m ont handelt W. A bra­ ham s, Études phonétiques su r les tendances évolutives des occlusives germ aniques (1949), 70.

Pedersen, der einen w enn auch n ich t d u rch au s überzeugten A n­ h änger in dem eben erw äh n ten W. A braham s, aaO. 71, gefunden hat, setzt den m usikalischen Akzent auch in V erbindung m it der S i l b e n t r e n n u n g ^ die er fü r das G erm anische entgegen der A uffas­ sung Verners (S. 117) so ansetzt: ^ b r ö - p a r , ^ f a - d a r (aaO. 245). Gegen Pedersen w endet sich Jac. v an Ginneken, P rincipes de linguistique psychologique (1907), 475 m it den W orten: „La seule chose nécessaire est que le groupe des sons tran sito ires qui environ­ nent la fricative soient inaccentué dans f a d d r tandis q u ’ils aient Taccent dans b r o p a r . ' ' Auch O. Jespersen, L inguistica 244 f. äussert sich dahingehend, dass „Avir g ar nichts Positives ü b er die Silbenscheide in der a lt­ germ anischen Zeit zu w issen oder zu sagen b ra u c h e n “ : „das ein­ zige, was w ir brauchen, ist die Tatsache, dass in einem F all der K onsonant u n m ittelb ar nach schw achem Vokal, im anderen nach starkem Vokal folgte (an eine Pause zw ischen V okal und K onso­ n a n t denkt w ohl niem and). U nd dass die Stellung h in ter einem V okal von B edeutung sein kann, bezw eifelt w ohl niem and . . . Ob m a n also b r o p - a r oder b r o ~ p a r abteilt, ist fü r unsere F rage ganz gleichgültig: in n atü rlich er Rede h a t m a n g ar nicht abge­ teilt.“ Prinzipiell äussert sich hier H irt, Idg. Gram m . 5 (1929), 11. W enn Jespersen sagt, dass w ir gar nich ts Positives ü b er die Silbenscheide im A ltgerm anischen zu Avissen oder zu sagen brau4

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eb e n u n d d a n n h in z u fü g t: „in n a tü rlic h e r R ede h a t m a n g a r n ic h t a b g e te ilt“ , so h a t J. d a m it d o c h etw as ü b e r d a s A ltg erm an isch e au sgesagt, w as w ir n ic h t w issen. W a s w a r im A ltg erm an isch en „ n a tü rh e h e R ed e“ ? H a t m a n im A ltg erm an isch en v ielleich t eine a n d e re A rt zu sp rech en g e h a b t? W a r vielleich t d a s T em p o d e r R ede la n g sam e r, d e r K o n tra st zw isch en ein er a k z e n tu ie rte n u n d ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe ein a n d e re r als h eu te? W ir w issen es n ic h t. D ie H a u p tsa c h e b leib t, d ass m a n die R e d u k tio n u n d d as S tim m h a ftw e rd e n eines stim m lo sen S p ira n te n im N a c h la u t ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe p h o n e tisc h am b esten , w en n n ic h t allein in Ü b erein stim m u n g m it d e r v o n V ern er an g e n o m m e n en u rg erm . S ilb e n tre n n u n g erk lä rt.

W illia m s A n d e r D isk u ssio n ü b e r die S ilb e n tre n n u n g h a t sich a u c h W illiam s aaO . 242 beteiligt, d e r sich zu d e r B e h a u p tu n g v ersteig t: „w e see h o w u n n e c e ssa ry w as V ern er’s co n cep tio n of a h a rm o n y b y w h ich voiceless c o n so n a n t (i.e. fo rtis) a n d stressed syllable, voiced co n ­ so n a n t (i.e. lenis) a n d u n stre sse d sy llab le w ere co n c e rn e d to ­ g eth er, a co n cep tio n w h ich o f n ecessity led to h is in c o rre c t deduca tio n w ith re g a rd to th e p o sitio n o f th e sy llab le b o u n d a ry in p rim itiv e G erm an .“ Vgl. h ie r u .a. W . S. R u sser aaO . 96— 99, die (S. 99) gegen W . m it R ech t ein w en d et: „W IL L IA M S ’ v e rk la rin g h o u d t ech ter te u itslu ite n d re k e n in g m e t den a d e m d ru k als k e n ­ m e rk , zoow el v an een fo rtis-c o n so n a n t als v an h e t germ , accen t en d en letterg reep to p , om a a n n e m e lijk te z ijn .“ S. a u c h S treitb erg — Je llin e k 310 f. In b ezu g a u f die S ilb en g ren ze w ird V ern er v o n v ersch ied en en S eiten gestützt, so zu e rst von A. K ock im 2. T. sein er „U ndersökn in g a r om sv en sk a k e e n t“ (1884— 85), 402, sp ä te r z.B. von K luge, U rgerm an isch ^ § 74. W e n n g leich sp rac h lich e K riterien zu feh len scheinen, so h ä lt K luge es f ü r n ic h t u n w a h rsc h e in lic h , „dass etw a im 4. J a h rh u n d e rt z u n ä c h st f ü r D eu tsc h la n d eine V ersch ieb u n g d e r S ilbengrenze ein g etreten is t.“ E in u rg erm . "^dag-az sei also im W e stg e rm a n isc h e n d u rc h ein ^da-ga ersetzt w o rd en . Ä h n lich A. W a ld e , D ie germ . A u slau tg esetze (1900), 160 f.; vgl. a u c h W ilm a n n s 1911, 188.

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Boer R. C. Boer, O ergerm aansch h an d b o ek (1924) § 123.3 ist v erm u t­ lich der letzte, der, angeregt vielleicht d u rch W u n d t 1 (1911), 522, die U rsache d er S p iran ten sch w äch u n g im m usik alischen A k z e n t der folgenden Silbe gesucht h at. D er ieur. m usikalische A kzent w a r n ac h Boer n o ch v o rh an d en , als die folgende Silbe „niet m eer den expirato risch en h o o fd to o n d roeg“ . Boer d en k t h ie r an den T yp urgerm . ^fapér. N achdem der A kzent au f die erste Silbe ver­ legt w orden w a r {j'^faper), h a tte die zw eite Silbe n o ch einen m u si­ k alisch ho h en Ton. N un erfolgte, m eint B., die S pan n u n g der S tim m b än d er schon bei d er A ussprache des vorausgehenden Spi­ ra n te n (hier jf>), „die in de m eeste gevallen to t deselfde syllabe gehoorde“, w eshalb d er S p iran t stim m h a ft w u rd e (3). W ir w erden sehen, dass dieses V orgreifen, dieses zu frü h e A nsetzen d er Stim m e bei der A nalyse des Ü bergangs von stim m loser zu stim m h after S pirans in ^faper > ^fadér au ch sonst angenom m en w ird, d an n allerdings m eistens, in B eziehung zum d y n am isch en A kzent (s. u n te n A bschn. 23). Die land läu fig e F o rm u lieru n g des VG legt n a c h B. m it U nrecht ausschliesslich das G ew icht „op de afw ezigheid v an den h o o fd ­ toon in de v o orafgaande syllabe.“ Dies sei n u r ein N ebenum stand, die w esentliche U rsache der E rw eichung ,,[is] in den volgenden hoogen toon (eenm aal ook hoofdtoon) gelegen“. D er niedrigste P u n k t des m u sik alisch en Akzents sei zu E n d e der ersten Silbe erreicht; d a n n beginne die S pannung d er S tim m b än d er „reeds bij den v o rafg aan d en m e d ek lin k er“. Die D eutung Boers h a t allzu viel rein Spekulatives an sich, um das VG au ch n u r in V erdacht b rin g en zu können. Sie fü h rt zu dem Schluss, dass das Stim m haft^verden der stim m losen S p ira n ­ ten jü n g e r ist als die Festlegung des germ anischen D ru ck ak zen ts a u f der Stam m silbe. Boers These setzt die E n tw ick lu n g ^'fapér > ^ f a p e r > Pfader voraus. D ass das VG jü n g er ist als die A nfangs­ betonung, w as d u rch n ich ts erw iesen ist, n im m t B. § 123 Anm. 6 w iederum zum A usgangspunkt fü r seine B ew eisführung, die also in einem K reis verläuft. W ie Jespersen 1933, 240 u n d P ro k o sch 1939, 68 eingew endet haben, e rk lä rt die A uffassung Boers n ic h t das stim m h afte z in urgerm . '^ivulfaz u n d äh n lich en F ällen. In F ällen wie urgerm .

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^ t u x u m é > H u s u m é (ahd. z u g u m ) , ^ f u l x i n â > (got. fulgins) m it d em A k zen t a u f d e r d ritte n Silbe m u ss B oer § 123 A nm . 2 seine Z u flu c h t zu d er A n n a h m e ein er A k ze n tv ersch ieb u n g von d ritte r a u f zw eite Silbe n eh m en . D ies rü g t H . B rin k m a n n , S tu d ien z u r Gesch. d e r d eu tsch e n S p ra ch e u n d L it. 1 (1965), 69 F n . 26: die A n n ah m e sei a d h o c k o n stru ie rt.

P edersen D ie v o n V ern er ab w eich en d en A n sich ten H o lg er P ed ersen s ü b e r d en m u sik a lisc h e n A kzent u n d die S ilb e n tre n n u n g sin d oben e rö r­ te rt w o rd en . P ed ersen h a t a b e r a u c h a n a n d e re r Stelle k ritisc h e B e m erk u n g en gegen die p h o n e tisc h e A u ffassu n g V ern ers v o rg e­ b ra c h t. Dies gesch ieh t in sein er S c h rift „S p ro g v id en sk ab en i det 19. A a rh u n d re d e “ (1924), w o e r die p h o n e tisc h e M ethode V ern ers rü h m t, w o es a b e r gleichzeitig (in Ü b ersetzu n g d e r d än isch en A usgabe 1924, 280) h eisst: „ In d e r H a n d V ern ers h a t diese Me­ th o d e sich als se h r fru c h tb a r erw iesen, ein w u n d e rlic h e s Spiel des Z ufalls h a t es a b e r gew ollt, d ass die p h o n e tisc h e E rk lä ru n g , die er in se in er h e rv o rra g e n d ste n A b h a n d lu n g seinem b e rü h m te n Ge­ setz gibt, in ih re n E in ze lh eiten k a u m h a ltb a r ist. W en ig sten s ist sie in n e u e ste r Z eit se h r s ta rk b ezw eifelt w o rd en , selb stred en d o h n e d ass d ieser Z w eifel a n d e r p h o n e tisc h e n E rk lä ru n g das V er­ tra u e n zu d em la u th isto ris c h e n Gesetz selb st im g erin g sten e r­ s c h ü tte rt h a t .“ D iese Ä u sseru n g en geben zu einigen F ra g e n A nlass: w a ru m lä sst u n s P ed erse n in U n k en n tn is ü b e r die n ä h e re A rt dieser „E in z e lh e ite n “ u n d ü b e r die P erso n en , die diese K ritik geübt h a b e n ? A n seine eigenen B ed en k en (1906) h a t P. w o h l n ic h t ge­ d ac h t, d a diese n ic h t „in n e u e ste r Z eit“ au sg esp ro ch e n w u rd e n . M öglicherw eise h a t P. a u f B oer angespielt, d e r seine T h ese ü b e r die B e d eu tu n g des m u sik a lisc h e n A kzents sc h o n in N eophilologus 1 (1916), 111 vorlegte. G leichzeitig ersc h ien a u c h F . de S au ssu re's S c h rift „C ours de lin g u istiq u e g én é ra le“ (1916), die tro tz ih r e r n ic h t k la r b eg rü n d e te n K ritik a n d em VG ein en b ea ch tlich e n E in flu ss a u f die F o rsc h u n g a u sü b e n sollte. M an fra g t sich au ch , ob P e d e rse n v on R echts w egen die A n sich t v e rtre te n k a n n , dass ein la u th isto risc h e s Gesetz ric h tig b leib t, o bgleich es in p h o n e ­ tisc h e n E in ze lh eiten „k au m h a ltb a r “ ist.

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V erner h a t fü r seinen Satz ein L eh rg eb äu d e a u f gerichtet, fü r dessen R ichtigkeit er die beste B estätigung fin d et „in dem d u rch die e rk lä ru n g en th ü llten h arm o n isch en zu sam m en h an g e verschie­ dener sp rach ersch ein u n g en u n te r ein an d er u n d m it der ganzen S prachentw icklung“ (S. 130). Dieses L eh rg eb äu d e ist in allen E in ­ zelheiten u.a. von dem h erv o rrag en d en P h o n e tik e r E d u a rd Sievers gebilligt w orden, dessen h o h e E x p ertise P ed ersen aaO . 280 selbst h erv o rh eb t. V ielleicht h ä tte m a n erw artet, dass P edersen dies zugunsten seines L an d sm an n es an g e fü h rt h ätte.

11. Prokosch—-Lofspeich 1912— 1915 Prokosch In JE G P h . 11 (1912), 1 ff. h a t F. P ro k o sch einen A ufsatz m it dem T itel „F o rch h am m ers A kzenttheorie u n d die germ an isch e L a u t­ v ersch ieb u n g “ verfasst. D a die A kzenttheorie F o rc h h am m e rs in d er F o rsc h u n g zum VG eine w esentliche Rolle gespielt h at, soll sie h ie r k u rz b esp ro ch en w erden. In d er schw edischen T id sk rift fö r d ö fstu m sk o lan 17 (1896), 6 ff. besch reib t F o rc h h am m e r zu n äch st die x \rtik u latio n d er S tim m ­ b ä n d e r: die enge Stellung sp ü rt m a n a n der Stim m e, die offene Stellung a n dem stim m losen Aiisatmen (S. 6). Sow ohl die Stim m e als das A usatm en w ird also d u rch die S tim m ritze geregelt (S. 7). D er G egensatz zw ischen sta rk e r u n d sch w ach er Silbe b e ru h t n ach F. nicht, w ie die P h o n etik e r m einen, n u r a u f d er A usatm ungs­ k ra ft, so n d ern a u f d er verschiedenen S tellung der S tim m bänder. W ä h re n d eine k räftig e S tim m e d u rc h eine engere S tim m ritze erzeugt w ird, k o m m t bei der gew öhnlichen Rede eine schw ache Stim m e d u rch einen grösseren A b stan d d er S tim m b än d er zu­ stande (S. 8). E s ist also die Stellung d er S tim m bänder, die den U nterschied zw ischen sta rk e n u n d sch w ach en Silben oder m it an d e re n W o rten die A kze ntuie rung b estim m t (S. 80; S onder­ d ru c k 1896, 44), E s ist richtig, dass „die P h o n e tik e r“ v o r F o rc h h a m m e r oft von exspiratorischem A kzent sp rach en , d er au f d er A u satm u n g sk raft b e ru h t. Dies k a n n deshalb m issv erstän d lich sein, w eil bei der A ussprache eines sta rk ak zen tu ierten Vokals, w ie F o rc h h am m e r

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a u sfü h rt, d er L u ftv e rb ra u c h seh r gering ist, w ä h re n d die S tim m ­ b ä n d e r sich s ta rk verengern. Dies ist auch, w ie h in zu g efü g t w erden k an n , d er F all, w en n es sich um eine au s V okal u n d stim m h a fte r S piran s b esteh en d e L autfolge, z.B. [au-], h an d e lt. O. Jesp ersen h a t die A kzenttheorie F o rc h h a m m e rs in sein „L eh rb u ch d er P h o n e tik -“ (1913), 116 ff., A b sch n itt 7.3) a u f­ genom m en u n d f ü r seine eigene x\kzenttheorie w eiter au sg eb au t (S. 119 ff.). E s d a rf a b e r n ic h t vergessen w erd en , dass F o rchh a m m e r selbst a n e rk a n n t h a t, dass seine T h eo rie z.T. in Ü b er­ ein stim m u n g ste h t m it d er D arstellu n g Sievers' in d er 4. A usgabe seiner „G ru n d zü g e“ (1893), 27 L; s. d a rü b e r w eiter Jesp ersen aaO . 118 F n . 1. E s ist o ffen sich tlich , dass die A kzentlehre F o rc h h a m m e rs sich w esentlich a u f die stim m h a fte n L au te bezieht. Bei Silben, in denen stim m lose L au te m itspielen o d er überw iegen, liegt die Sache n a tü rlic h an d ers. In ein er sta rk ak z en tu ierten Silbe w ie d f od er f ä f ist d er K ra fta u fw a n d u n d d er L u ftv e rb ra u c h gross, die S tim m ­ b ä n d e r n u r k u rz in T ätigkeit, in einer sc h w a ch ak z en tu ierten Silbe wie of(d) ist d er K ra fta u fw a n d u n d d er L u ftv e rb ra u c h bei der A ussprache von ƒ geringer. H ier k a n n m a n von ex sp irato risch em A kzent sprechen, w en n g leich au c h h ie r d y n am isch e r (Sievers) u n d D ru c k ak z en t (Jespersen) vorzuziehen ist. P ro k o sch g rü n d e t an g eb lich n u n seine K ritik an V erners p h o n e ­ tischer A n sch au u n g a u f die A kzentlehre F o rc h h a m m e rs. P. sagt S. 1: „V erners eigene p h o n etisch e E rk lä ru n g . . . b efried ig t n ich t. N ach ih m ist d er gerin g ere E x p ira tio n sd ru c k c h a ra k te ristisc h fü r den stim m h a fte n K o n so n an ten , sodass a p d zu a9a w u rd e ; w en n dagegen d er H a u p tto n vorausgehe, gereiche d e r grössere E x p ira ­ tio n sd ru c k dem K o n so n an ten zum S chutz, sodass d p a e rh a lte n b lieb e.“ — W as ste h t h ie r in W id e rsp ru c h zu d er A kzentlehre F o rc h h a m m e rs? V ern er sp ric h t allerd in g s n u r vo n K onsonanten, w er m ö ch te ab e r bezw eifeln, dass er den S tim m b ä n d e rn ü b e rh a u p t eine H au p tro lle bei d e r A k zentuierung zuw eist? Zu vergleichen ist, v;as V ern er S. 16 ü b e r die p h o n etisch e n B edingungen der stim m losen u n d stim m h a fte n S p ira n ten sagt, z.B.: „Bei den tö n e n ­ den co n so n an ten sin d die S tim m bänder dagegen b ein ah e bis zu r b e rü h ru n g zu sam m e n g eb rac h t; die sch m ale Stim m ritze h in d e rt das freie lu f tau sströ m en; d er lu ftstro m ist d a h e r sch w äch er . . .“ In w iefern g eht F o rc h h a m m e r im P rin z ip ü b e r V ern er h in a u s?

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W e n n V ern er d en Ü b erg an g apä > aSd e rk lä re n w ill, so g eh t e r d a v o n aus, d ass b ei d e r A u ssp rach e ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe w ie z.B. ap(ä) d as p die T en d en z h at, stim m h a ft zu w erd en , dass d ie „S tim m b än d er zu m tö n e n v eren g e rt w e rd e n “ . Also: in ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe ap{ä) ist bei a die S t i m m e re d u z ie rt (die S tim m ritze g rö sser als in ein er a k z e n tu ie rte n Silbe), bei p die S tim m lo s i g k e i t re d u z ie rt (der xÄtemdruck sc h w ä ch e r). D ie F olge ist, dass die b eid en L a u te a u n d p sich in ih re r Q u a n titä t (L a u t­ stärk e) e in a n d e r n ä h e rn , w as d e r erste S c h ritt ist zu einem Z u ­ sa m m e n fa ll a n Q u alität, d.h. S tim m h aftig k eit. D as is t bei V ern er eine w e n n a u c h u n au sg esp ro ch e n e S elb stv erstän d lich k eit. — P rok o sch h a t d as aaO . S. 2 a n g e fü h rte R eferat, d as Jasp ersen in se in er P h o n e tik S. 115 ü b e r die A k zen tleh re F o rc h h a m m e rs gibt, u n d die D a rste llu n g V ern ers S. 115 f. n ic h t so k ritisc h p rü fe n d n e b e n e in a n d e r gestellt, w ie es erw ü n sc h t gew esen w äre. Ü ber Ja sp e rse n s. a u c h u n te n A bschn. 19. P ro k o sc h a rg u m e n tie rt in d essen S. 1 f. w eiter: „in dpa k a n n d e r A tem d ru c k d e r erste n Silbe dem fo lg en d en p n ic h t zu m S chutz g ereich en .“ D as ist eine B e h au p tu n g , die m it k ein er A k zen tleh re ü b erein stim m t. E s h eisst fe rn e r S. 5 f.: „D ie vom xÄkzent ab h ä n g ig e n K onso­ n a n te n v e rä n d e ru n g e n des G erm an isch en lassen sich d u rc h blosse A n n ah m e sta rk e n E x p ira tio n sd ru c k e s n ic h t e rk lä re n . V ielm eh r m ü sste m a n d a ra u s, solange m a n D ru c k a k z e n t a n n im m t, a u f ein en gerade entgegengesetzten P ro zess schliessen: N ich t a-pd, so n ­ d e rn dpa w ü rd e ada erg eb en .“ H ier m u ss b eso n d ers d a r a u f a c h t gegeben w erd en , d ass P ro k o sc h bei d e r A n n ah m e ein er S ilben­ b ild u n g a-pd sich b ew u sst von V ern er d ista n z ie rt h a t. D a m it h a t e r sich in ein w issen sch aftlich es D ilem m a versetzt, w as au s den fo lg en d en Ä u sseru n g en k la r h erv o rg eh t: S. 6 f.: „V erners Gesetz stellt sich n u n bei A n n ah m e d e r F o rc h h a m m e rsc h e n T h eo rie fo lg en d e rm a sse n d a r: „g erm an isch e stim m ­ lose S p ira n te n . . . n eig en im allg em ein en z u r A ssim ilieru n g a n u m g eb en d e stim m h a fte L a u te ; sie w e rd e n in so lch er U m gebung selb st stim m h a ft . . . D iese A ssim ilatio n tr a t u n b e s c h rä n k t ein, w e n n d e r A kzent . . . folgte: a p d > äöd\ die S ilb en tre n n u n g w a r a-pd; die erste Silbe w u rd e m it . . . teilw eise o ffe n er G lottis ge­ sp ro ch e n ; b eim E in sa tz d e r T o n silb e a b e r w u rd e die G lottis v eren g t u n d stim m h a fte S p iran s gebildet . . .“ D agegen k a n n

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folgendes eingew endet w erd en : d ass u rg e rm a n isc h e stim m lose S p ira n ten „im allg em ein e n “ z u r A ssim ilieru n g a n u m g eb en d e stim m h a fte L a u te neigen, ist a n sich m öglich, a b e r n ic h t n a c h ­ w eisbar. E in e allgem eine T en d en z in d ieser R ich tu n g w ird je d e n ­ falls erst im N ord- u n d W e stg e rm a n isc h en w a h rn e h m b a r (s. u n te n A bschn. 12). D er oben a n g e fü h rte Satz „die erste Silbe . . . u n d stim m h a fte S p ira n s g eb ild et“ ist eine rich tig e B esch reib u n g des E n dergebn isses, g ib t a b e r n ic h t die p h o n e tisc h e n G ründe an, die das E n d erg eb n is v e ru rsac h ten . F ü r seine S ilb en b ild u n g a - p a stü tz t sich P. (S. 1) a u f d as S la­ w ische u n d a u f Sievers, PBB 16, 262 ff. D ass P . m it sein er S ilb en tre n n u n g n ic h t au sk o m m t, zeigt d as fo lg en d e Z itat, d as gegen jed e p h o n etisch e E rfa h ru n g v erstö sst: (S. 7) „P ersö n lich e E x p erim e n te sin d ü b erzeu g en d , b eso n d ers w e n n m a n die T onlosigkeit d e r einen Silbe g egenüber d e r se h r s ta rk b e to n ten a n d e re n Silbe re c h t h erv o rh eb t, so w ird einem d a n n schw er, ä d a o d er a p d [zu] sprech en , u n d als U rsach e d e r S ch w ierig k eit fü h lt m a n die S ilb en tre n n u n g au fs d e u tlic h ste .“ M it ein er m a rk ie rte n S ilb en tre n ­ n u n g a - p c i h a t p k ein e p h o n etisch e n V o rau ssetzu n g en , stim m h a ft zu w erd en . „P ersö n lich e E x p e rim e n te “ (S. 7) h a b e n P . irre g e fü h rt. E s genü g t h ier, a u f die E rg eb n isse d e r U n tersu c h u n g von P. M enzerath u n d A. de L acerd a, K o artik u la tio n , S teu eru n g u n d L a u ta b g re n z u n g (1933) hin zu w eisen . E s w ird h ie r festgestellt (S. 26— 28), dass ein stim m loses f sich ebenso le ic h t in a f a w ie in ä f a a u ssp re c h e n lässt, w as die A u ffassu n g P ro k o sc h s w id e r­ legt. Die A u ssp rach e afci m it stim m lo sem / ist so m it in k e in e r W eise u n n a tü rlic h o d er schw ierig. F ü r die B eu rteilu n g d er E x p e ri­ m en te ist die F eststellu n g M enzeraths w ichtig, dass das L a u tg e ­ b ild e V okal + K o n so n an t + V okal von A n fan g bis zu E n d e in einer D au erb ew eg u n g g esp ro ch en w ird o h n e A n g litt u n d A bglitt (S. 15. 21, 27 ff.). V on ein er sc h a rf ab g eg ren zten S ilb en tren n u n g ist also k ein e Rede. A uf die E x p e rim e n te h a t sic h er a u c h ein n eu h in z u ­ k o m m e n d e r F a k to r ein g ew irk t: d as S ch riftb ild . W e n n M en zerath aaO . 29 fe rn e r in bezug a u f das en tsp rech en d e stim m h a fte v in a v ä zu dem E rg e b n is k o m m t, dass „d er stim m ­ h a fte R eib elau t h ie r p ro g ressiv a n S tim m h aftig k eit ein b ü sst u n d in seiner zw eiten H ä lfte n vielleich t so g ar g anz stim m lo s w ürd“ u n d dies v o n M en zerath als „die U m k e h ru n g des ^Vernerschen Ge-

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seizes''' b e tra c h te t w ird (vgl. S. 37), so bed eu tet das wie bei P rokosch eine zw eifelhafte R ü ck p ro jizieru n g m o d ern er deutscher S prechgew ohnheiten a u f das U rgerm anische. Lotspeich C. M. Lotspeich, T h e physiological aspects of V ern er’s L aw (JE G Ph. 14 [1915], 348— 350) tr itt in die F u ssta p fe n P rokoschs u n d scheint an fän g lich n ic h t abgeneigt, sich d er A nsicht P rokoschs anzuschliessen, dass der Ü bergang a - p ä > a-da als ein F all von A ssim ilation au fzu fassen sei. E r fin d et es „ n a tu ra l th a t th e voice­ less sp iran ts should becom e voiced betw een tw o vowels, th e second of w h ich w as stressed, i.e., in a-pd > a-dd th e n arro w in g of th e glottis fo r th e stressed syllable began on th e in itial co n so n an t of th e syllable a n d th is ca rrie d w ith it n a tu ra lly th e voicing of the consonant; th is is m erely a case of assim ilatio n “ (S. 348). W en n es d a ra u f an k o m m t, scheint L otspeich schliesslich doch n ic h t an d er A ssim ilationstheorie P rokoschs festh alten zu wollen. E r sagt S. 348 f.: „Again, if it be correct to say th a t th e n a r ­ row ing of th e glottis fo r a stressed syllable begins on th e in itial consonant as in a-Sd th e question arises: w h y did n o t th e sp iran ts also becom e voiced a t th e beginning of a w o rd w h ich h a d th e accent on th e first syllable? B ut in itially we fin d reg u la rly f p h s [urgerm . ^preiiz^ got. preis u sw .].“ H ätte es fü r L otspeich n ic h t n ah e gelegen, sich zu fragen, ob die U ngereim theiten, zu denen die A nsichten P rokoschs fü h ren , nich t einfach d a rin zu suchen seien, dass m an die S ilbentrennung Vern ers ü b e r B ord gew orfen h a t? N im m t m a n diese an, so entstehen keine phonetischen Schw ierigkeiten, w eder bei dp-a noch ap-d. F ü h rt n u n der eigene positive B eitrag L otspeichs zu r K lärung der physiologischen Aspekte des VG ü b er V erner h in au s? Von B elang sind h ie r die A usfü h ru n g en L otspeichs S. 349 f. ü b e r den F all apd > add: „W hen a voiceless consonant becom es voiced betw een vowels, th is m eans, th a t th e tension an d v ib ratio n of th e vocal chords is m ain tain ed , an d n o t relaxed, th ro u g h o u t th e th ree sounds. T his assim ilation of the voiceless sp iran ts took place in PG. w henever th e conditions of stress w ere n o t u n fav o rab le to it: first, w h en th e tw o su rro u n d in g vowels w ere ab o u t equally, b u t b oth slightly stressed, as in 1st plur. pret. '^höhiimd, o r perf.

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p arte, "^hcibanâ] a n d secondly, w h en th e re w as a ra p id in crease of stress fro m th e p reced in g to th e follow ing vowel, as in ^ f a d a r , '^s ib u n , because in crease of stress in voiced sounds im p lies also in crease of ten sio n of th e vocal ch o rd s; hence, in p assin g quickly fro m a slightly stressed one, th e re is n o tim e to relax th e tension in th e m id d le of th e process; it is m u ch easier a n d m o re n a tu ra l fo r th e tension of th e vocal ch o rd s to in crease stead ily a n d u n ­ in te rru p te d ly , i.e., fo r a n in terv en in g voiceless co n so n an t to b e ­ com e voiced.‘‘ E s ist k a u m nötig, h ie r einen U n tersch ied zw ischen ^ h ö b u m a [ieur. ^ k ö p d m é > u rg erm . x d b u m é ] , " ^ b a b a n â einerseits u n d ^ f a d ä r^ ‘- ^ s e b a n an d ererseits zu m ach en , w eil au s G ründen d e r sp ra c h ­ lichen Ö konom ie die Z u n ah m e des S tärk eak zen ts w o h l ebenso „ ra p id “ erfo lg t in d en d reisilbigen w ie in d en zw eisilbigen W ö r­ tern . M an k a n n n a tü rlic h d en p h o n etisch en P rozess so au sd rü c k en , dass „in passing q u ick ly fro m a slightly stressed vow el to a stro n g ly stressed one, th e re is no tim e to rela x th e ten sio n . . it is m u c h easier . . . fo r th e ten sio n of th e vocal ch o rd s to in ­ crease stead ily . . fo r a n in terv en in g voiceless co n so n an t to becom e voiced“, d a m it ste llt m a n sich ab e r im P rin z ip a u f den S ta n d p u n k t V erners. „ E rle ic h te ru n g “ („m uch ea sie r“ ) bei L o t­ speich en tsp rich t L en isieru n g u n d S tim m h aftw erd en bei V ernerSievers. A uch bei d er E rk lä ru n g des T yps a f a m it B ew ah ru n g des stim m ­ losen S p ira n ten / ist es frag lich , ob L o tsp eich neue G esichtspunkte gew onnen h at, w en n er sag t (S. 350) : „O n th e o th er h a n d , im m e­ diately a fte r th e stro n g stress h as reach ed its h ig h est point, th ere is a n a tu ra l tendency, b y w ay of r e l i e f a n d c o n t r a s t a n d r e a c t i o n ^ to release com pletely fo r a m o m e n t th e ten sio n of th e vocal ch o rds an d to open w ide th e glottis, i.e., to p ro n o u n ce a voiceless conso­ n a n t; h ence in PG., in such fo rm s as in fin . ' ^ s n i p a n a n , . ., th e co n ­ so n a n t follow ing th e chief accen t resisted th e a ssim ilatio n .“ Es ist sch w er zu g lau b en dass L. m it dieser psy ch o lo g isieren d en A us­ legung m e h r oder an d eres au ssag t als V erner, d er „das stä rk e re L u fta u sströ m e n “ bei d er A u ssp rach e des S p ira n ten als U rsache d er B ew ah ru n g d er S tim m losigkeit hinstellt. L otspeich scheint n u n ab e r eine sta rk e A bneigung gegen den ex sp irato risch en A kzent ü b e rh a u p t zu h ab en . I n JE G P h . 17 (1918), 159 leu g n et er ein fach seine E xistenz. E r g eh t w ied er von d er

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A kzentleh re F o rc h h a m m e rs aus u n d m ein t, je d e r A kzent sei „a m a tte r o f th e vocal ch o rd s (and th e co o rd in a ted m uscles o f th e m o u th ), a n a rro w in g o f th e glottis; th a t th e re is no co n flict b e ­ tw een th is g lottal accen t of voiced sounds, ch iefly vowels, a n d th e socalled ex p ira to ry accen t of voiceless co n so n an ts; th a t th e la tte r is m erely apparent, n o t a real stress of th e c o n so n an t; it is ra th e r a n a tu ra l p h e n o m en o n acco m p an y in g th e in c re ase d stress o f th e vowel, th e u n av o id ab le re su lt o f th e a n tag o n istic m u sc u la r re a c ­ tio n a t th e vocal ch o rd s, w h ereb y th e glottis w id en ed b o th b efore a n d a fte r th e energetic p rim a ry c o n tra c tio n .“ — D as L u ftau sströ m en bei d er A u ssp rach e des ƒ in äfa sei also k ein eigentlicher A kzent, so n d ern eh e r eine E rsch ein u n g , die die v e rstä rk te A kzen­ tu ie ru n g des V okals begleitet. R ichtig ist n a tü rlic h , dass in ein er s ta rk e n Silbe w ie d/- die E x sp ira tio n sstä rk e n ic h t d as allein E n tsc h eid e n d e ist: „sie is t“, w ie Jespersen, L in g u istica 241 f. seine sch o n in d er P h o n etik (1913) 7.32 b esch rieb en e A k zen tth eo rie erlä u te rt, „ n u r eine der M an ifestatio n sfo rm en d er G esam tenergie, d u rc h die d er S p rech ­ ende einen Teil des A usgesprochenen h e rv o rh e b e n w ill. A kzent (D ruck) ist so m it E n erg ie, in ten siv e M uskeltätigkeit, die n ic h t a n ein einzelnes O rg a n g eb u n d en ist, so n d e rn d er gesam ten A rtik u latio n ih r G epräge gibt. Soll eine sta rk e Silbe au sg e­ sp ro ch en w erden, so w ird in allen O rg a n en die grösste E n erg ie aufgew endet. Die L u n g e n m u sk u la tu r w ird k rä ftig in n e rv ie rt, so dass m e h r L u ft au s d er L unge entw eicht, fa lls die L u ft n ic h t a u f ein H in d ern is stösst (was sow ohl a n d er S tim m ritze w ie o b erh alb derselben sta ttfin d e n k a n n ) .“ — E s g eh ö rt so m it a u c h die E x sp ira ­ tio n zu r G esam tartik u latio n , zum A kzent d er Silbe d/-. D ie A u ffassu n g en P ro k o sc h s u n d L o tsp eich s sind h ie r m it einiger A u sfü h rlich k eit g e p rü ft w o rd en , w eil diese G elehrten in m e h re re n P u n k te n eine a u sd rü c k lich e od er stillschw eigende K ritik a n V ern er au sü b en , o h n e ih re eigenen A n sich ten ü b e r den p h o n e ­ tisch en Prozess des VG m it denen V ern ers S. 114 ff. d ire k t zu k o n fro n tieren . M an k a n n sich des E in d ru c k s n ic h t erw ehren, dass sie das VG eh er als eine H y p o th ese d en n als eine au s h isto risch en T a tsa c h e n d ed u zierte feste Regel b e tra c h te n . E in e n M angel an n a h e r K o n fro n ta tio n m it d en T hesen V ern ers zeigen au c h A. Meillet u n d F. de S aussure.

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12, Saussure— Collînder—Minîssi 1916— 1970 Saussure Bei d e r fo lg en d en E rlä u te ru n g u n d K ritik d e r A u ffassu n g F. de S au ssu res m u ss b e a c h te t w erd en , d ass w ir b ei Z ita ten au s seinem L e h rg a n g n ic h t v o r ein em W o rtla u t steh en , d e n F. de S. (f 1913) selb st gesehen u n d gebilligt h a t. D er T ex t g eh t b e k a n n tlic h a u f A u fz eic h n u n g en sein er S ch ü le r z u rü c k . E s g ib t h e u te eine M ög­ lic h k eit, die Z u v erlässig k eit des T extes d u rc h H e ra n z ie h e n d er seit 1967 ersc h ein e n d en k ritis c h e n A usgabe zu p rü fe n : F. de S au ssu re, C ours de lin g u istiq u e g énérale. É d itio n critiq u e. P a r R. E n g ler. F asc. 1— 3. W ie sb a d e n 1967— 1968. W ir h a b e n A nlass zu g lau b en , d ass d ie A n sich ten , die F . de S. in sein en V o rlesu n g en 1906— 1911 v o rg e tra g e n h a t, sc h o n f rü h a u fg e k e iin t sind, v ielleich t so g a r a u f sein en L eip zig er A u fe n th a lt zu E n d e d e r 70er J a h r e zu rü ck g e h en . D ie 70er J a h r e des 19. J a h rh u n d e rts w a re n eine Z eit d e r g ro ssen E n td e c k u n g e n a u f dem G ebiet d e r S p ra c h w isse n sc h a ft, w o S ievers sc h o n 1874 in einem B rief au s J e n a a n B ra u n e fra g te, w ie b ei d en u rg e rm . stim m ­ h a fte n S p ira n te n des g ra m m a tis c h e n W ech sels d e r A kzent u n d die E rw e ic h u n g Z u sam m en h än g en m ögen, w o V ern er im F r ü h ja h r 1876 die L ö su n g des P ro b le m s v e rö ffe n tlic h te, w o — n ic h t n u r in L eipzig — u m diese Z eit d as „ P a la ta lg e se tz “ in d e r L u ft lag u n d sch liesslich de S au ssu re sein b e rü h m te s Ju g e n d w e rk „M ém oire s u r le systèm e p rim itif des voyelles d a n s les la n g u es indoe u ro p é e n n e s“ (L eipsick 1879, ersc h ie h n e n im Dez. 1878) im D ru c k vorlegte. Ü b er d e n b e rü h m te n L eip zig er K reis in d e r zw eiten H ä lfte d e r siebziger J a h r e h a t H. O sth o ff, D ie n eu este S p ra c h ­ fo rsc h u n g u n d d ie E n tste h u n g des idg. A b lau tes (1886), 13 ff. le b h a ft b e ric h te t. D er d ritte T eil des „C ours de lin g u istiq u e g é n é ra le “ éd. 1916, 199 ff.; 2^^^ éd. 1922, p. 193 ff.) h a n d e lt v o n d e r d ia c h ro ­ n isc h e n S p ra c h w isse n sc h a ft („L in g u istiq u e d ia c ro n iq u e “ ), d as 2. K ap itel dieses T eils v o n d en la u tlic h e n V e rä n d e ru n g e n („Les ch a n g e m e n ts p h o n é tiq u e s“ ), § 3 in sb e so n d ere v o n m e th o d isc h e n F ra g e n („P o in ts de m é th o d e “ ) F . de S. g ib t h ie r B eispiele f ü r U n g en au ig k eiten , die e n tsteh e n , w e n n m a n b ei F o rm u lie ru n g e n v on L a u tv o rg ä n g e n gew isse U n te rsc h e id u n g e n („ d istin c tio n s“ )

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n ic h t berü ck sich tig t. Zu den Beispielen g eh ö rt n a c h F. de S. „la loi de V ern er“ (2^^^ éd. p. 200 ff.; d eutsche Ü bersetzung von H. Lom m el. 2. Aufl. 1967, 173 ff.). W elches sin d n u n diese „d istin ctio n s“ ? D ie w ichtigste ist n a c h § 2 (p. 199) die U nterscheidung zw ischen spontanen u n d k o m b i ­ natorischen L au tv erän d eru n g en : „Ils sont sp o n tan és q u a n d ils sont p ro d u its p a r u n e cause interne, et com b in ato ires q u a n d ils résu lten t de la présence d ’u n ou plu sieu rs au tres phonèm es. Ainsi le passage de o indo-européen à a g erm an iq u e (cf. got. skadus^ ail. Hais, etc.), est u n fa it spontané. Les m u ta tio n s consonantiques ou „L au tv ersch ieb u n g en “ d u g erm anique so n t le type du chan g e­ m en t spontané: ainsi le k i indo-européen devient h en p ro to -g er­ m an iq u e (cf. lat. collum et got. hals) . . . Au co n traire, le passage de lat. et, p t à italien tt (cf. fa c tu m > fatto, ca p tivu m > cattivo) est u n fa it com binatoire, puisq u e le p rem ie r élém ent a été assim ilé au second . . .“ F. de S. leitet n u n § 3 p. 200 (deutsche Ü bersetzung 1967, 173) folgenderm assen ein: „Les form ules qui ex p rim en t les p h én o ­ m ènes doivent te n ir com pte des d istinctions précédentes, sous peine de les p rése n ter sous u n jo u r fa u x .“ E s folgt d a n n die zu ­ n ä c h st etw as sch o ck an t w irk en d e B eh au p tu n g , dass das V ernersche Gesetz u n g en au fo rm u liert gew esen sei. E s heisst w ö rtlich ebd.: „D ’ap rès l ’ancienne fo rm u latio n de la loi de V erner, en ger­ m an iq u e to u t p n o n in itial a été chan g é en d si l’accent le suivait: cf. d ’u n e p a rt '^fapér> * /a3 ér [Akzente a u f e fehlen] (all. Vater), H i p u m é > H idum é (all. litten), d ’au tre p a rt ^prîs (all. drei), ^bröper (all. Bruder), Hïpo (all. leide), où p su b siste.“ — D ass dies keine exakte W iedergabe des von V erner gefu n d en en Gesetzes ist, w erden w ir gleich sehen. F. de S. fä h rt (p. 201) fo rt: „Gette fo rm u le a ttrib u e l e r ô l e a c t i f (hier gesperrt) à l ’accent et in tro d u it u n e clause re stric ­ tive p o u r p initial. E n réalité, le p h én o m èn e est to u t différen t: en germ anique, com m e en latin , p te n d a it à se sonoriser sp o n ­ ta n ém e n t à l’in té rieu r du m o t; seul l ’accent placé su r la voyelle précédente a p u l ’en em pêcher. Ainsi to u t est renversé: le fa it est spontané, no n com binatoire, et l’accen t est u n obstacle a u lieu d ’être la cause provoquante. Il fa u t dire: ,T o u t p in té rie u r est devenu d, à m oins que l ’accent placé su r la voyelle précédente ne s’y soit opposé^.“

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D iese A u sfü h ru n g e n de S au ssu res e rfo rd e rn eine ein g eh en d e A nalyse. Z u n ä c h st soll d ie k ritisc h e E d itio n , F ase. 3 (1968), 332 zu m V ergleich h eran g ezo g en w erd en . Die A u fzeich n u n g en rü h re n in diesem F a ll au ssch liesslich au s d e r F e d e r A lb ert R iedlingers (s. F ase. 1, p. X I). V on ih m w issen w ir, d ass er ein er d e r S ch ü ler w a r „qui o n t suivi la p en sée d u m a ître avec d e p lu s in té rê t“ (P réface de la p re m iè re éd itio n ). Ailes h ä n g t also h ie r vo n d er G lau b w ü rd ig k eit des A u fzeich n ers ab. E s g ib t k e in e n G ru n d , diese zu bezw eifeln. Die b eid en H erau sg eb er, Ch. B ally u n d A. Secheh ay e, h a b e n den T ex t R ied lin g ers g esch ick t red ig iert, ih m eine k ü rz e re u n d stra m m e re F a ssu n g gegeben u n d die le ic h t a ffe k ­ tie rte n A u sru fu n g szeich en au sg em erzt, sa ch lic h n ic h ts g eän d ert. W ir k ö n n e n die V ersion R ied lin g ers u n d d ie d e r H e ra u sg e b e r als eine E in h e it b e tra c h te n . W e n n F . de S. zu A n fan g sein er A u sein an d ersetzu n g en in § 3 von „d e r a lte n F o rm u lie ru n g des V ern ersch en G esetzes“ sp ric h t u n d diese w ied erg ib t: „Im G erm an isch en w u rd e jedes n ic h t a n ­ la u te n d e p zu d, w e n n d e r A k zen t fo lg te“ , so g eh t diese F o rm u ­ lie ru n g je d en falls n ic h t a u f V ern er zu rü ck , w en n g leich sie einen T eil sein er G ed an k en g än g e d eck t. D ie F o rm e l V ern ers aaO . 114 e n th ä lt n ic h ts ü b e r eine E in sc h rä n k u n g b ezü g lich des a n la u te n ­ d en p („une cause restric tiv e p o u r p in itia l“ ). W ir h a b e n oben S. 24 gesehen, dass V ern er stillsch w eig en d a n g e n o m m e n h a t, die u rg e rm . stim m lo sen S p ira n te n h ä tte n sich n ic h t n u r „im nachlaute b e to n te r silb e n “ , so n d e rn a u c h im A n la u t b e to n te r u n d u n b e to n te r S ilben erh alten . In d e r F o rm e l selbst ste h t a llerd in g s n ic h ts davon, w e n n m a n n ic h t in d em x \u sd ru ck [nur] in la u te n d . . . tö n e n d “ ein en H inw eis d a r a u f seh en w ill. Die F o rm e l V ern ers S. 114 e n th ä lt a u c h n ic h ts D irek tes d a rü b e r, d ass p z u d w u rd e, „w en n d e r A k zen t fo lg te“ . W e n n a u c h n ic h t in d e r F o rm e l ausgesagt, so ist die A u ffassu n g V ern ers ganz k la r: die u rg e rm . stim m lo sen S p ira n te n w erd en s tim m h a ft im N a c h ­ la u t aller u n a k z e n tu ie rte n Silben, m ith in n ic h t n u r w en n der A kzent ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe folgte, so n d e rn a u c h w en n e r ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe vorau sg in g . W as n u n a b e r F. de S. im P rin z ip leugnet, is t eben d ie ak tiv e R olle des A kzents. M an h a tte erw a rte t, d ass er u n te r diesen U m ­ stä n d en , w o er das g anze S y stem g eb äu d e V ern ers v e rw irft u n d u m d re h t („Ainsi to u t est re n v e rsé “ , p. 201), seine A n sich ten ü b e r

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den ieur. A kzent im V erhältnis zum g ram m atisch en W echsel n ä h e r beg rü n d et hätte. E s heisst n u r k u rz: „Le fa it est sp o n tan é“. W as ist spontan? N ach dem allgem einen S p rach g eb rau ch ,w as ohne äussere E in ­ w irkung, aus eigenem A ntrieb, aus freier W illk ü r des Sprechers geschieht^. W ir sahen, dass n a c h F. de S. z.B. der Ü bergang des ieur. o zu a oder der Ü bergang des ieur. ic zu x in der germ . L a u t­ verschiebung „spontane V erän d eru n g en “ seien, die d u rch eine innere U rsache („par u n e cause in te rn e “, p. 199) en tstan d en sind. Ist „sp o n tan “ h ier n ic h t gleich „u n b e k an n t“ ? M an k e n n t jed en ­ falls n ic h t die U rsache. Die E rfa h ru n g le h rt auch, dass es schaver fällt, zw ischen „sp o n tan “ u n d „k o m b in ato risch “ („bedingt“ ) eine sch arfe Grenze zu ziehen. S. 201 e rk lä rt F . de S,: „en germ anique, com m e en latin , p te n ­ d ait à se sonoriser sp o n tan ém en t à l ’in té rieu r du m o t.“ 1st es n ich t im Gegenteil so, dass die V eränderung eines intervokalischen stim m losen S piran ten zu einem stim m h aften von d er stim m h aften U m gebung oder vom Akzent, also von äusseren G ründen, abhängig sein k an n ? Schon V erner sagte S. 115: „Dass die tonlose fricativ a in accentu irten silben sich d er allgem einen neigung [i.e. in unak zentuierten Silben] zum tönendw erden enthielt, ist physiolo­ gisch leicht erk lä rlich .“ Stim m lose S p iran ten in in terv o k alisch er Stellung h ab e n w ohl gewisse phonetische V oraussetzungen, sich der U m gebung anzugleichen, stim m h a ft zu w erden. M aurice G ram m ont, d er in seinem „T raité de p h o n étiq u e“ (1933), 176 dem B egriff „L a loi du m o in d re e ffo rt“ das W o rt redet, sagt (S. 200) über K onsonanten zw ischen V okalen: „L orsqu’une consonne est placée entre deux voyelles elle est n atu rellem en t en état d ’in fério ­ rité . . . Si la consonne est sourde, les voyelles qui l’entourent t e n d e n t (hier gesperrt) à lu i donner la sonorité.“ D am it ist ab er n ich t gesagt, dass ein stim m loser S p iran t in fra g ­ lich er Stellung [afa, apa, axa^ asa) u n te r allen U m ständen u n d zu jed er Zeit stim m h aft w ird. W as fü r das N ord- u n d W estgerm a­ nische festgestellt w orden ist, k a n n fü r das U rgerm anische n ich t erw iesen w erden. Diese E n tw ick lu n g w ird fü r das U rgerm a­ nische erst d an n verständlich, w enn m a n m it V erner-Sievers a n ­ nim m t, dass d er S p ira n t d u rc h A kzentverlust d er Silbe, die er schliesst, zur L enis red u ziert u n d in stim m h after U m gebung d a n n stim m h aft gew orden ist. A uf diese phonetischen Prinzipien, die dem VG zugrunde liegen, n im m t F. de S. keine R ücksicht.

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S ta tt d essen zie h t e r eine P a ra lle le zw isch en d en in fo lg e des VG stim m h a ft g ew o rd en en S p ira n te n u n d d er ä h n lic h e n E n tw ic k ­ lu n g stim m lo ser S p ira n te n im L atein isch en , die n a c h F . de S. „im In n e rn des W o rte s sp o n ta n s tim m h a ft w e rd e n .“ D ieser V er­ gleich ist d esh alb b eso n d ers m isslich, w eil w ir ü b e r d en tre ib e n ­ den F a k to r u n d die Z eit dieser E n tw ic k lu n g n ic h ts S icheres w issen. In Z fvglS prf. 17 (1868, 241 ff.; vgl. V ern er 114 F n . 1) stellte Ascoli ein Gesetz f ü r die E n tw ic k lu n g d e r ieu r. M ediae a s p ira ta e bh, dh, gh au f, n a c h dem diese im U ritalisch e n in allen S tellu n g en zu stim m lo sen S p ira n te n f, p, x w u rd e n . D iese en tw ick elten sich w eiter in la u te n d zw isch en S o n o rla u ten ü b e r d ie u rla t. Z w isch en ­ stu fen 3, J im L a te in isc h e n zu h {g). Vgl. z.B. lat. lubet (älter f ü r Zz5ef) < < u rita l. ^ lu fe t < ieur. "^lubh~; lat. m é ­ dius < ^ m eöios < u rita l. ^ m e pios < ieu r. "^medh-; la t. vehö < < u r i t a l . ^ uexö {uehö) < i e u r . ^i^egh-, bzw . (vor u n d n a c h stim m ­ h a fte n K o n so n an ten ) z.B. la t. Ungö < ^ l i n j ö < u rita l. */inxö < ie u r . ^leigh-. — A uf ä h n lic h e W eise w ird a u c h ie u r. s in la u te n d in stim m h a fte r U m g eb u n g u rita l. r, d as im L at. d u rc h d en sog. R h o ta ­ zism us r ergab. Vgl. z.B. lat. gerö < u rita l. ^gezö < ieu r. ^gesö. W as die C hronologie b e trifft, so h a t m a n allg em ein d en Ü b e r­ gang z > T a u f d ie Z eit u m o d er v o r 350 v. Chr. verlegt. D ie E r ­ sc h ein u n g is t also w a h rsc h e in lic h u rita lisc h o d er g em ein italisch, w ä h re n d d a s S tim m h a ftw e rd e n d er u rita l. f, p, x (auch als jü n g e r b e tra c h te t w ird (s. M. L eu m an n , L at. L au t- u n d F o rm ­ le h re [1963], 137). P h o n e tisc h h a b e n diese la u tlic h e n E n tw ic k lu n g e n im U rlatein isch en eine a u ffä llig e Ä h n lic h k eit m it d en W irk u n g e n des VG im U rg e rm an isc h en u n d lassen d en V ergleich de S au ssu res v o rerst als b e re c h tig t ersch ein en . Bei n ä h e re m Z u seh en w ird m a n a b e r gegen seine T h ese B ed en k en tra g e n m ü ssen , w eil sie eine m ö g liche E in w irk u n g des A kzents au sser a c h t lässt. In W irk lic h k e it sin d V ersuche g em ach t w o rd en , d as V ern ersch e A kzentgesetz a u c h fü r das U ritalisch e g elten d zu m ach en . E s k a n n n ic h t v erm ied en w erden , etw as d a r a u f einzugehen. D er erste ersu c h w u rd e von S ophus B ugge u n te rn o m m e n , d er sich a u c h so n st m it d em VG b e sc h ä ftig t h a t (s. o b en A bschn. 9). Im R h e in isc h en M u seu m f ü r P h ilo lo g ie N. F . 40 (1885), 473— 475 e rö rte t B ugge d en W ech sel v on s u n d r in e tru sk isc h e n W ö r-

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te rn u n d N am en, u .a. in etru sk . erus ,H elios‘ u n d v e rw a n d te n W ö rte rn im U m b risch en , w o r au s s e n tsta n d e n ist. B ugge fra g t (aaO . 475), w as d er G ru n d d e r v ersch ied en en Be­ h a n d lu n g des in te rv o k a iisc h e n s sein m a g u n d a n tw o rte t selbst: „Ich v erm u th e , d ass die V ersch ied en h eit h ie r w ie in deu tsch . kiesen n eb e n erkoren^ d eu tsch , hase n e b e n d än . hare, n e u n ie d e r­ lä n d isc h bes n eb en d eu tsch . beer[e] zu e rk lä re n ist. E in st h a tte das Ita lisc h e v a riire n d e B eto n u n g w ie d as G riechische u n d d as I n ­ dische. Z u je n e r Zeit g alt n a c h m e in er V e rm u th u n g die L au treg el: In terv o k alisch e s s e rh ie lt sich n a c h b eto n tem V okale als tonloses s, w u rd e a b e r tö n e n d {z, sp ä te r r), w o d e r n ä c h stv o rg e h e n d e V okal n ic h t d en H a u p tto n tr u g .“ W ir sehen, d ass B ugge sich d e r F o rm u ­ lie ru n g H e rm a n P a u ls (oben S. 32) an sch liesst. S p äte r ist R. S. C onw ay, V ern eF s law in Ita ly (L ondon 1887) a u f d enselb en G ed an k en gekom m en, d er im g an zen d a r a u f a u s ­ geht, zu erw eisen, d ass in te rv o k a lisch es s im U ritalisch e n stim m ­ h a f t w u rd e im N a c h la u t ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe, w ie in ^regezent, -^foidezos (vgl. bei V ern er T y p "^walfaz), im L a te i­ n isc h en („after th e firs t ch an g e o f a c c e n t“ ) im N a c h la u t ein er u n a k z e n tu ie rte n Silbe w ie in "^suezórem (vgl. b ei V ern er T yp fader) bzw , d ass im N a c h la u t ein er a k z e n tu ie rte n S ilbe d as s e r ­ h a lte n blieb (ausser in gew issen F ä lle n im L a te in isch en u n d F alisk isch en ) w ie z.B. in lat. nasus, miser, quaéso (C onw ay S. 5 f.). — D as stim m h a fte z ging d a n n im U m b risch en , L ate in isc h e n usw . in r ü b er, z.B. in lat. régerent, soróris, C onw ay w a r sich d er S ch w ierig k eit sein er T h eo rie b ew u sst. Die T h eo rie w u rd e d a n n in D LZ 1888, 1573— 1574 von Jo h a n n e s S ch m id t sc h ro ff abgew iesen. M an k a n n v erm u te n , d ass die K ritik J. S chm id ts sch w erw ieg en d w ar, sie h in te rlä sst je d o ch einen le ich ­ te n Zw eifel, ob zu den F ällen , die sich dem V ern ersch en Gesetz n ic h t fügen, m it v o ller S ich erh eit aurora gehört, „dessen b eide r d as ganze E rk lä ru n g sp rin z ip ü b e r d en H a u fe n w e rfe n “ (Sp. 1574). W a s w ä re a n d er fo lg en d en L a u te n tw ic k lu n g au szu setzen : ^ausosci> ^auzosä u n d d u rc h F e rn a ssim ila tio n > Vgl. altin d . çaçâ < çasâ (V erner aaO . 119), altin d . svasuras < "^svasuras, la t. quinque < '-^penq^e (Paul, P rin z ip ie n § 45), in a llen F ä lle n m it dem selben A usgleich, d erselb en E rle ic h te ru n g d e r A u ssp rach e, die w o h l a u c h f ü r "^auzozä an g e n o m m e n w e rd e n k ö n n te. Ô

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Booth

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U n b e stre ib a r ist in d essen , d ass die T h ese Bugges u n d C o n w ay ’s h e u te allg em ein a b g e leh n t w ird , so z.B. vo n F. S o m m er in seinem H a n d b u c h d er la t. L a u t- u n d F o rm en leh re^ (1914), 191 A nm . 3: „V erfeh lt C o n w ay ’s A n n ah m e (V erner’s la w in Italy , L o n d o n 1887), d er dem A kzent eine R olle beim E in tr itt des R h o tazism u s z u w e ist.“ D ieselbe Skepsis zeigen A. W a ld e in d e r von S tre itb e rg h erau sg eg eb e n en G eschichte d e r idg. S p ra c h w isse n sc h a ft 2, B d 1 (1916), 159 u n d M. L eu m a n n , L ate in isch e L au t- u n d F o rm e n le h re im H a n d b u c h d er klass. A lte rtu m sw isse n sch a ft. Abt. 2, T. 1, Bd. 1 (1963), 141. Die F o rsc h u n g h a t sich d a m it ab g efu n d en , dass es n ic h t ge­ lu n g e n ist, in den z e rsp litte rte n ita lisc h e n D ialek te n die S ch ick sale des in te rv o k a lisc h e n s a u f ein g em ein sam es A kzentgesetz z u rü c k ­ z u fü h re n . E s n im m t tro tz d e m w u n d er, dass n ie m a n d ern stlic h v e rsu c h t h a t, zu p rü fe n , w ie es sich in d ieser B ezieh u n g m it den ü b rig e n u rita l. S p ira n te n f, p, x v e rh ä lt, die n a c h d em o b en e r­ w ä h n te n Gesetz A scolis im I n la u t s tim m h a ft g ew o rd en sind

,

3 S)W a s F . Som m er, K ritisc h e E rlä u te ru n g e n z u r lat. L a u t- u n d F o rm e n le h re (1914), 55 d a rü b e r äu ssert, h a t f ü r u n se re F ra g e ein b ed eu ten d es In teresse: „ F ra g t m a n n a c h d e r letzten U rsache, die dieses S tim m h a ftw e rd e n a lle r in la u te n d e n S p ira n te n (u n d des h) h e rv o rg e ru fe n h a t, so ist es m ir n ic h t zw eifelh aft, d ass diese im A k z e n t zu su ch en ist: N ur im A n lau t ein er b e to n te n Silbe, das b e d e u te t fü rs vorhistorische L a te in d er A nfangssilbe, k o n n te n stim m lo se S p ira n te n m it stä rk e re m E x sp ira tio n sd ru c k sich als solche e rh a lte n { f umus etc.), sow eit n ic h t b eso n d ere B ed in g u n g en (x\ssim ilation a n fo lg en d en s tim m h a fte n K o n so n an ten ) V orlagen: in je d e r a n d e re n P o sitio n , also in ,u n b e t o n t e r ‘ [hier gesperrt] S tellung, w erd en sie s tim m h a ft (abgesehen v on se lb stv e rstä n d ­ lic h e n A u sn ah m en -sk-^ -ks-). D as ist ta tsä c h lic h so eine A rt ,V e rn e r’s law in I ta ly ‘, a b e r w esen tlich a n d e rs als C onw ay es sich seinerzeit g ed a ch t h a t .“ S o m m er setzt h ie r v o rau s, d ass d e r lat. A kzent in d er k la ssisc h e n Zeit v o rw ieg en d ein D ru c k a k z e n t w a r (vgl. Jesp ersen , L in g u istic a 247). M an m u ss h ie r z u n ä c h st b ek lag en , d ass S o m m er seine A k zen t­ th e o rie n ic h t au sg e a rb e ite t h a t, die, w e n n sie sich als eine w isse n ­ sc h a ftlic h e W a h rh e it h e ra u sste ile n sollte, w irk lic h n ic h t n u r als „so eine A rt ,V e rn e r’s la w ‘ in I ta ly “ zu b e tra c h te n w äre. Die T h eo -

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rie w ü rd e d a n n au ch d er T hese de S aussures jede G rundlage entziehen. N un w endet vielleicht je m an d ein, dass die T hese de S aussures „Jedes in n ere p ist zu ö gew orden, au sser w en n d er a u f dem v o r­ h erg eh en d en V okal stehende A kzent dem en tg eg en stan d “ eigent­ lich ganz rich tig sei, d en n d am it w ird doch vorausgesetzt, dass jedes in n ere (S. m ein t w ohl „in terso n an tisch es“) p zu d w ird, w enn d er A kzent a u f einen an d e re n V okal fä llt als den, d er dem Spi­ ra n te n (hier p) u n m itte lb a r vorausgeht. E s h a t ab er n u r den A n­ schein, als ob S. dieser M einung sei, sagt er doch (p. 201) a u s­ d rü ck lich , dass der A kzent kein e aktive Rolle spiele, k eine „cause p ro v o q u a n te “ sei, das W esentliche sei, das p im G erm anischen w ie im L atein isch en die T endenz habe, im In n e rn des W ortes sp o n tan stim m h a ft zu w erden. In W irk lich k eit h a t d er A kzent „le rôle a c tif“ gespielt, n ich t n u r im F all ap-a, w o er die Sonoi’isieru n g v erh in d ert, sondern au c h im F a ll ad-ä, wo er d u rc h den A kzentverlust d er Silbe apdie L enisieru n g u n d das S tim m h aftw erd en des p h erv o rru ft. Es scheint in der T at, dass F. de S. aus u n b e k a n n te n G ründen ein P rin z ip d er A kzentlehre h ie r n ic h t b erü ck sich tig t h at, dass in einer u n ak z en tu ierten Silbe d er E n erg ieau fw an d , die L a u tstä rk e red u ziert w ird, sodass — es ist eine T riv ialität es w iederholen zu m üssen — ein stim m loser L a u t stim m h a ft w erd en k an n .

Collinder D er erste, der in diesen F ra g en E in w än d e gegen de S aussure erh o b en h at, scheint B jö rn C ollinder zu sein. In seinen „K riti­ sche B em erk u n g en zum S au ssu re’schen Cours de lin g u istiq u e g én érale“ (U ppsala 1968), 187 f. b em erk t C ollinder zu n äch st ganz richtig, „dass S aussures E in w a n d gegen die ,alte F orm ulier u n g ‘ n ic h t K arl V erner trifft. Die W iedergabe d er ,alten F o rm u ­ lie ru n g ' ist in so fern schief, als der A usdruck ,si T accent le suivait' n ic h t z u trifft“ (vgl. oben S. 62). C ollinder tad elt fe rn e r (188), dass die von V erner gestellte „B edingung der stim m h a fte n N ac h b ar­ s c h a ft“ sow ohl in d er W iedergabe der ,alten F o rm u lieru n g ' wie in S aussures eigener F o rm u lieru n g fehlt. C. schliesst: „Mit dem V erschw eigen der B edingung d er stim m ­ h a fte n N a c h b a rsc h a ft h ä n g t es w ohl zusam m en, dass S aussure

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d as S tim m h a ftw e rd e n d e r R e ib elau te als ein en sp o n ta n e n V organg k en n zeich n et. E s d re h t sich u m ein en ty p isc h e n F a ll v o n einem k o m b in a to risc h e n L a u tw a n d e l.“ F . de S. h a t sich w irk lic h n ic h t u m die F o rm u lie ru n g V ern ers g ek ü m m ert. D ie K ritik C ollinders erw eist dies g en u g sam . G ollinder h a t n ic h t n u r k ritisc h e B e m e rk u n g e n v o rg eb rach t, so n d ern , w ie er S. 188 sagt, f ü r die E rh a ltu n g des stim m lo sen R eibelautes in d e r S tellu n g n a c h einem d ru c k s ta rk e n V okal „eine a n d e re p sy c h o p h y sisc h e E rk lä ru n g in s F eld g e fü h rt.“ In sein er E in le itu n g zu m w isse n sc h a ftlic h e n S p ra c h stu d iu m , „ S p ra k e t“ (4. Aufl. [1967], 37— 40), s p ric h t C. (S. 39 f.) v o n sog. A u fm erk sam keits- o d er H ö rb a rk e itsg ip fe ln in d e r Rede. E s v e rh ä lt sich n a c h C. so, d ass die A u fm e rk sa m k e it, die ein S p ra c h la u t zu einem ge­ w issen Z e itp u n k t erw eck t, im V erh ältn is s te h t zu d er S tärk e, m it w elc h er d e r L a u t au sg esp ro ch e n w ird . M an k a n n , m e in t C., d a ra u s d en S ch lu ss ziehen, d ass d ie A u fm erk sam k e itsg ip fe l am A n fan g d e r d ru c k s ta rk e n V okale liegen u n d d ass d e r A n fan g eines d ru c k s ta rk e n V okals eine p lö tzlich e S teig eru n g d e r A u f­ m e rk sa m k e it b ed eu tet. In ein er S tellu n g n a c h d ru c k s ta rk e m V o k al sei zu e rw a rte n , d a ss ein stim m lo ser S p ira n t e rh a lte n b leib t, w ie e r vor einem d ru c k s ta rk e n V o k al s tim m h a ft w ird .

Minissi In einem A rtik el „L a fo rm u la z io n e d ella legge di V e rn e r“ (E uroasiatica. F o lia p h ilo lo g ica. S u p p leta 1970:8, 3— 18) u n te rn im m t N ullo M inissi, v e rm u tlic h m it an g e re g t vo n B jö rn G ollinder, einen sc h a rfe n A n g riff a u f F . de S au ssu re, u n d z w a r m it G rü n d en , die m it d en o b en v o rg e b ra c h te n teilw eise ü b e re in stim m e n . D a diese P u b lik a tio n a n sc h e in e n d n ic h t ü b e ra ll z u g ä n g lic h ist, em p fieh lt es sich, ein en A uszug a u s d e r K ritik a n de S au ssu re m itzu teilen : „F. de S au ssu re so tto lin e a la fu n zio n e c o n serv atrice d e ll’accento c o n tra u n a su a p re te sa fu n z io n e in n o v a tric e e in te n d e equivocam e n te L u n a com e ,o b stacle‘ e T a ltra com e ,rôle actifs o ,cau se prov o ca n te‘ q u a si e h e la co n serv azio n e e l ’ev o lu zio n e del tip o artico lato rio n o n sia n o in effetti in eg u al m o d o e sem p re il re su lta to di u n a azio n e m a c o n sista n o in d u e f a tti opposti, 1’u n o p assiv e e T altro attivo. Su q u esta concezione assai su p e rfic ia le F. de S a u s­ su re co stru isce u n a te o ria b a s a ta su lF o p p o sizio n e tr a ,ce q u i est

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spontané^ e ,ce qui est com binatoire^ che, zione pseudoscientifiche d el C outs ^ godrà cesso. P e r qu an to rig u a rd a p ro p ria m en te la S aussure n o n spiega il fa tto fo n d am en tale, ehe precede costituisca u n ,ostacolo‘ alla ta n e a ‘ della fric a tiv a “ (S. 4— 5).

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com e tu tte le costrud i u n a notevole suclegge d i V erner F. de cioè p erch é Taccento ,sonorizzazione spon-

A uch w enn m a n d er F o rm dieses A rtikels n ic h t ü b erall zu ­ stim m en k an n , m uss m a n die K ritik u n d die A u sfü h ru n g en Minissis ü b er den p h o n etisch en P rozess u n d die W irk u n g e n des A kzen­ tes, w ie sie bei den v erschiedenen F o rsc h e rn zum A usdruck ko m m en (s. T abelle S. 14), beachten.

13. Meinet 1917 In b etre ff des A kzents ste h t M eillet p rin zip iell a u f dem S tan d ­ p u n k t seines Schülers R. G authiot 1900. G. h ä lt d en ieur. A kzent f ü r m u sik alisch u n d m eint, dass dieser T o n ak zen t im U rgerm an ischen n o ch fo rtw ä h rte (Abschn. 10). In seinem b e k a n n te n L e h r­ b u ch „G haracteres g én érau x des langues g érm an iq u es“, zu erst 1917 erschienen, heisst es in der 2. A usgabe 1922, 48: „le to n indoeuropéen (consistant en u n e élévation de la voix) . . E s heisst fe rn e r S. 53: „le to n indo-européen, d o n t il n ’y a p lu s tra c e à l ’époque h isto riq u e su b sistait en co re“ [näm lich zu einer Zeit, wo das VG w irk te]. Die B ezeichnung „accen t“ b e h ä lt M. offensichtilich d er germ an isch en „A n fan g sb eto n u n g “ (A kzentuierung der Stam m silbe) der h isto risch en Zeit vor. W ie w irk t n u n n a c h M. „le to n “ a u f die u rg erm . stim m losen S p ira n ten ein? W ir lesen S. 53: „la présence de ce to n su r la sjdlabe initiale du m o t su ffisait p o u r em pêcher la sonorisation d ’u n e sifflan te ou d ’u n e sp ira n te im m éd iatem en t su iv a n te.“ W as V erner also dem ex sp irato risch en A kzent als sch ü tzen d er K ra ft zuschrieb, schrieb M eillet dem m u sik alisch en zu u n d zw ar in voller Ü bereinstim m ung m it G authiot. W ä h re n d n u n G authiot dem „ to n “ dasselbe G ew icht fü r das S tim m h aftw erd en d er u rg erm . stim m losen S p ira n ten w ie fü r das B eibehalten ih re r S tim m losigleit beigem essen zu h ab e n scheint,

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k a n n m a n dies au s d e r F o rm u lie ru n g M eiilets S. 47 f. n ic h t m it S ic h e rh e it schliessen. D ie F o rm e l M eiilets, „plus re stre in te et p lu s p récise q u e celle qui lu i a d o n n é V e rn e r“ , la u te t: „L a siffla n te s et les sp ira n te s f, p, x, so n t devenues sonores e n tre d e u x élém en ts sonores, d o n t l ’u n est l ’élém en t v o caliq u e de la p re m iè re sy llab e d u m o t, q u a n d le to n h é rité de l ’in d o -eu ro p ée n ne to m b a it su r cette sy lla b e .“ H ie r w ird also, stren g g en o m m en , n ic h ts ü b e r d ie U rsach e des S tim m h a ftw e rd e n s d e r stim m lo sen S p ira n ten , so n d e rn n u r ü b e r die d a b e i v o rlieg en d en U m stä n d e au sg esag t: 1) „e n tre deux élé­ m en ts so n o re s“ , 2) „ q u a n d le to n h é rité de l ’in d o -e u ro p é e n ne to m b a it s u r cette sy llab e“ , d.h. Avenn die erste Silbe u n b e to n t ist. Die F o rm u lie ru n g ist in d essen a u c h n ic h t so „p réc ise“ , w ie M. sie h a b e n w ill: sie d ec k t n u r F ä lle w ie u rg e rm . "^fapér> ^fciöér u n d '^tuxanâ- > ^ tu ja n â -^ n ic h t a b e r die F ä lle u rg e rm . H vü lfa s > ^w ülfaz, -^bérepi > béredi^ ^batisön > ^batizön, alle m it d em A kzent a u f d e r erste n Silbe. — Vgl. a u c h die K ritik Je sp ersen s 1933, 230 F n. 1.

14. Vendryes— Piquet— Tonnelat— Grammont 1902— 1933 D ie F ra g e stellt sich so fo rt ein: w ie h a b e n de S au ssu re u n d M eillet a u f die fra n z ö sisc h e G e rm a n istik ein g ew irk t? W ir sah en , dass au sser sc h o n G au th io t (A bschn. 10) d a n n a u c h de S au ssu re 1916 u n d M eillet 1917 a u f v ersch ied en e W eise die A k zen tleh re V ern ers in den W in d schlugen. P iq u e t F ü r die Z eit v o r M eillet w a r v e rm u tlic h , a u sse r G a u th io t 1900 u n d V endryes 1902 (s. u n te n ), F. P iq u et, P ré cis de p h o n é tiq u e h is to ri­ que de F a lle m a n d (P aris 1907) im U n iv e rsitä tsu n te rric h t m a ss­ gebend. P iq u e t fo rm u lie rt im § 109 d as VG h a u p ts ä c h lic h im A n schluss a n P a u l (A bschn. 5) : „L a d estin ée des occlusives so u rd es i.-e. en germ , et en a lle m a n d n ’a été co n fo rm e à la loi [de G rim m ] qui v ien t d ’être exposée que lo rsq u e ces consonnes se tro u v a ie n t à l ’in itia le ou en to u te a u tre p o sitio n a p rè s la sy llab e [ric h tig e r: voyelle] accen tu ée. M ais si, en p o sitio n m é d ia le ou fin ale, elles ne sont p a s a p rè s la voyelle p o rta n t l ’ac ce n t i.-e. la

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loi de G rim m se ne vérifie p as [richtiger: „la loi de V erner a lie u “]. K. V erner a découvert que, d an s ce cas, les occlusives sourdes i.-e. (après être devenues sp iran tes sourdes) p assen t en g erm an iq u e à r é ta t de sp iran tes so n o res.“ T onnelat D agegen k a n n m a n bei E. T onnelat, H isto ire de la lan g u e alle­ m a n d e (Paris 1927), 17 den E in flu ss G authiots u n d M eillets sp ü ­ ren : „Q u an d le to n (!) in do-européen fra p p a it la p rem ière syllabe d u m ot, les sp iran tes sourdes germ aniques f, p, x — et en o u tre la sifflan te s — placées im m éd iatem en t ap rès la voyelle contenue d an s cette p rem ière syllabe, d em eu raien t san s ch an g em en t . . . le p h én o m èn e s’a rrê ta it là . . . A u co n traire, q u a n d le to n indoeuropéen ne to m b a it p as su r la p rem iè re syllabe d u m ot, les sp iran tes sourdes f, x et la sifflan te s, placées en tre deux voyel­ les. c’est-à-dire en tre deux élém ents sonores, deven aien t elles -m êm es sonores . . Vendryes J. V endryes h a t sich m e h rm a ls u m das VG b em ü h t, zu erst in „M élanges A. M eillet“ (1902), 130, w o er die Regel so fo rm u liert: „Les cordes vocales te n d aie n t à v ib rer p e n d a n t l ’ém ission des sp iran tes sourdes intervocaliques, sau f q u a n d elles en étaien t em ­ pêchées p a r la détente m u scu laire qui su iv ait la p ro d u ctio n du to n .“ Diese F o rm u lieru n g u n te rsc h eid e t sich n ic h t w esentlich von d er G authiots in MSL 11 (1900), 194, a u f die V endryes hinw eist: „c’est-à-dire . . . que les sp iran tes sourdes en tre deux élém ents vocaliques sont devenues sonores en germ anique, sau f q u an d le to n in d o-eu ro p éen les p récé d ait im m éd ia tem en t.“ U nglücklich ist die F o rm u lieru n g V endryes in seinem b ek a n n ten B uch „Le lan g ag e“ (1921), 46: „M ais la sp ira n te issue de 1’occlusive so u rd e n ’est p as to u jo u rs sourde; il y a des cas oû elle a p p a ra it com m e sonore. U n linguiste danois, V erner, a m o n tré q u ’elle n ’é tait sonore que d an s des m ots oû la syllabe su iv an te n e p o rta it p as le to n en in d o -eu ro p éen .“ N ach V. sei d e r S p ira n t also stim m ­ h a ft n u r in W ö rtern , wo die folgende Silbe n ic h t d en A kzent trug. V. scheint das u n sch u ld ig e O pfer d er N egationen gew orden zu sein. G em eint ist: „oü la syllabe su iv an te p o rta it le to n en in d o ­

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e u ro p é e n .“ D a m it b e stü n d e eine völlige Ü b erein stim m u n g m it d e r „ a lte n F o rm u lie ru n g “ („F an cien n e fo rm u la tio n “ ) des Ge­ setzes, die F. de S. (p. 200) u n g e n a u fa n d : „en g e rm a n iq u e to u t P n o n in itia le a été c h a n g é en d si l ’ac ce n t le su iv a it.“ E s w u rd e o b en (A bschn. 12) gesagt, d ass diese F o rm u lie ru n g z w a r n ic h t fe h le rh a ft sei, a b e r die p h o n e tisc h e A u ffassu n g V ern ers n ic h t v o llstän d ig w iedergebe. A n ein er a n d e re n Stelle d erse lb en Seite sc h e in t ein E in flu ss de S au ssu res a u f V endryes v o rlieg en zu k ö n n e n : „ E n fa it, u n c e rta in n o m b re de te n d an ce s d iffé re n te s so n t v en u es tra v e rs e r le je u des m u ta ta tio n s. Celle-ci p a r exem ple, q u i se m a n ife ste d a n s p lu sie u rs a u tre s lan g u es, que les sp ira n te s so u rd es d ev ien n en t so n o res à rin te rv o c a liq u e (la d éco u v erte de V ern er n ’y a p p o rte q u ’u n c o r­ r e c tif) .“ H ie r stim m t d as b eso n d ere H e rv o rh e b e n d e r in te rv o k a lisc h e n S tellu n g des S p ira n te n als F a k to r b ei d e r S o n o risieru n g sow ie eine gew isse H e ra b se tz u n g V ern ers m it de S au ssu re ü b erein .

Grammont S eit d em E rsc h e in e n v o n de S au ssu res „C o u rs“ (1916) k a n n m a n d en E in flu ss dieser S c h rift a u f d ie w isse n sc h a ftlic h e A nalyse des VG in F ra n k re ic h a u c h so n st sp ü ren . I n G ra m m o n ts „ T r a ité “ (1933) lesen w ir S. 171: „C ette série [de sp ira n te s sonores] s ’est e n ric h ie p a r la so n o risa tio n des sp ira n te s so u rd es ƒ, p, x, s e n tre voyelles. C’est to u jo u rs le m êm e p rin c ip e : la so n o rité des d e u x p h o n èm es e n to u ra n ts s ’é te n d a u p h o n è m e e n to u ré ; m a is ce n ’est p a s u n e ex cep tio n n i u n e d éro g atio n à la loi de m u ta tio n c o n so n a n tiq u e ; c ’est u n p h é n o m è n e to u t d iffé re n t, d o n t l ’ac tio n se m a n ife ste p o sté rie u re m e n t à la m u ta tio n , et q u i ch a n g e en p a r tie l ’é ta t q u ’elle a v a it créé. M ais ces sp ira n te s so u rd es in te rvocaliq u es n e se so n o rise n t p a s to u jo u rs; il y a des cas d a n s lesq u els elles re ste n t sourdes. C’est le D an o is V ern er q u i en 1877 en a re c o n n u la cau se: Les sp ira n te s so u rd es so n t restées so u rd es e n tre d eu x voyelles q u a n d le to n h é rité de l ’in d o -eu ro p ée n to m b a it s u r la p re m iè re des deux voyelles. T elle est la fo rm u le de la loi de V e rn e r.“ D ies is t n ic h t „la fo rm u le de la loi de V e rn e r“ , es e n ts p ric h t eh e r d e r d ire k te n U m k e h ru n g d e r F o rm u lie ru n g u n d A uslegung Ver-

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n ers S. 114 f. d u rch Saussure, Cours 201: „to u t p in té rie u r est devenu d, à m o in s que T accent placé su r la voyelle p récédente n e s’y soit opposé.“

15, Hîrt— Hammerich—Bartolî—Pîsani- -Brinkmann 1931— 1965 H irt Zu de S aussure gesellen sich u.a. au ch H. H irt, L. L. H am m erich, M. B artoli, V. P isa n i u n d H. B rin k m an n . Von diesen b eru fen sich n u r H irt u n d B arto li d irek t a u f de Saussure, w ä h re n d H am m erich u n d B rin k m a n n n ic h t von S. ab h än g ig zu sein b rau ch e n . Im H a n d b u c h des U rg erm an isch en 1 (1931), 89 ff. (§ 59) b erich tet H. H irt ü b er die w ichtigste „A usnahm e“ d er germ . L au tv ersch ie­ bung, „V erners Gesetz“. E r gesteht u n ein g esc h rä n k t V erner die E h re zu, die U rsache d er E rsch ein u n g e rk a n n t zu hab en , „dass w ir es in ih r m it einer W irk u n g des idg. W o rtto n es zu tu n h ab en , dass n äm lich die stim m losen S p iran ten stim m h a ft w erden, w en n n ic h t d er idg. W o rtto n u n m itte lb a r v o rau sg in g “ (S. 90). A n d rer­ seits e rk lä rt H irt ebd., dass er w ie de S aussure die E rsch ein u n g etw as an ders auffasse, als m a n es b ish e r getan habe, u n d verw eist a u f die D arstellu n g in seiner Indogerm . G ram m atik 5, 96 u n d de Saussure, Cours de linguistique 201. Die beid en A ussagen w idersprech en einander, d a w ir doch w issen, dass de S aussure die aktive Rolle des A kzents leugnet. Die neue A uffassung, zu d er H irt, o ffen sich tlich u n te r dem E in flu ss de S aussures gekom m en ist, la u te t w ie folgt: „D er eigent­ liche V organg ist der, dass im G erm anischen die stim m losen S p iran ten zw ischen stim m h a fte n L au te n stim m h a ft w erden. D ie­ ser V organg liegt au ch im Italisch en vor (vgl. lat. d, g < b, d, j u n d diese aus p, x), u n d er w ied erh o lt sich in d er w eiteren E n t­ w icklung d er germ . S prachen. Im U rgerm . u n te rb le ib t dieses S tim m haftw erd en , w en n d er idg. T on u n m itte lb a r vorausging. D as ist d u rc h a u s verständlich. D er sta rk e N ach d ru ck sak zen t v er­ b ra u c h te so viel L u ftstro m , dass die stim m losen S p iran ten eben n ic h t stim m h a ft w erden k o n n te n .“ Ist es n ic h t ebenso v erstä n d ­ lich, dass ein sch w ach er N ach d ru ck sak zen t dem stim m losen

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S p ira n te n d en W eg zum S tim m h a ftw e rd e n ö ffn e te? Im ü b rig e n gilt die K ritik , die oben gegen F . de S. g eric h tet w u rd e. M an k a n n a u c h d a r a n e rin n e rn , dass es m e th o d isc h g e fä h rlic h ist, w ie H irt vo n d er W ie d e rh o lu n g eines L au tg esetzes zu sp rech en . Vgl. F. de S. p. 202: „L a p lu s g rave e rre u r de m éth o d e, q u e n o u s ra p p e lo n s ici . . . consiste à fo rm u le r u n e loi p h o n é tiq u e a u p r é ­ sent, com m e si les fa its q u ’elle em b ra sse ex istaien t u n e fois p o u r toutes, a u lieu q u ’ils n a isse n t et m e u re n t d a n s u n e p o rtio n du tem ps. C’est le chaos, c a r ain si on su p p rim e to u te la succession ch ro n o lo g iq u e des év én em en ts.“ Die Schüler Hirts, Ch. Cl. Barber in seiner Schrift „Die Vorgeschichte der idg. Betonung“ (1932) und H. Arntz in der Behaghel-Festschrift (1934), 47 folgen ihrem Meister. Die Schrift Barbers hat grosse Ver­ dienste, da sie fast das ganze urgerm. W ortm aterial der Substantive und Adjektive vorlegt. F ü r die Feststellung des vorgeschichtlichen Akzents benutzt er geschickt das VG, das sicher ein gutes Kriterium ist, das aber, wie K. Helm in PBB 71 (1949), 254 betont, nicht ganz ausreicht. Daneben müsse der Ablaut berücksichtigt werden. Unsicherheit besteht indessen in beiden Fällen wegen der Möglichkeit verschiedenen Ausgleichs unter den Nominalstämmen. Eine für alle Fälle ausreichende Erklärung sieht Helm (S. 265) „in der allgemein im Germanischen zu Tage tretenden Tendenz zum Formenausgleich im Paradigm a.“ Vgl. Verner S. 128. Zuletzt hat Chr. S. Stang, La loi de Verner et la question des carac­ tères de l’accentuation mobile en germanique in NTS 23 (1969), 7— 12 auf förderliche Weise die Diskussion weitergeführt. E r findet — im Gegensatz zu Sverdrup und anderen —■ „une mobilité dans les thèmes en -o-j respectivement dans les thèmes en -o- et en -a-, en indoeuropéen" (8) und glaubt insbesondere, dass das VG wichtige Übereinstimmungen mit dem Balto-slawischen durchblicken lässt (9 ff.). H am m erich In seinem (zusam m en m it E li F isc h e r-Jo rg e n se n hrsg.) f ü r den a k a d e m isc h e n U n te rric h t b e stim m te n L e h rb u c h „ K o rtfa tte t ty sk ly d h is to rie “ (1935), 15 fo rm u lie rt L ouis H a m m e ric h d en I n h a lt des VG a u f die folg en d e W eise (in Ü bersetzung) : „Die g e r m a n i­ sc h en s ti m m lo s e n Sp ira n ten ( f , p , x ^ s ) w e r d e n in la u ten d in s t i m m ­ h a fte r U m g e b u n g s t i m m h a f t (b, 3^ z), a u s g e n o m m e n w o der A k z e n t u n m itte lb a r v o r a u sg eh t.“ D iese Regel ist, w ie sie d a s te h t u n b e s tre itb a r rich tig . U n d vom fo lg en d en Satz, „D ie H a u p tw irk u n g des A kzents ist eine in te n siv e re A rtik u latio n , die die u r s p rü n g ­ lich e F o rm des S p ira n te n b e w a h rt“ k a n n m a n w o h l sagen, dass

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es eine G eschm acksache ist, w as m a n als H a u p tw irk u n g des A kzents betrach tet. H am m erich gibt S. 15 ff. (§ 23 ff.) in stru k tiv e Beispiele von dem W echsel zw ischen stim m losen u n d stim m h a fte n S piranten, d er besonders im V erbalsystem sc h a rf h erv o rtritt. S. 16 (§ 26) w eist H. d a ra u f h in , dass in dem alten ieur. Perf. (germ. P raet.) d er Sing, den A kzent a u f der W urzelsilbe h atte, d er P lu r. a u f der E n d u n g , dass fe rn e r das Germ, in d er Regel die ak zen tu ierte éS tufe im P räsen s d er sta rk e n V erben d u rc h g e fü h rt h at, also z.B. ahd. hwërfan hivarf hw m biim gihworban usw . E s heisst d a n n S. 17 (§ 28): „Die b ish e r gegebenen Beispiele h a b e n bestän d ig den A kzent u n m itte lb a r v o r oder n a c h dem b e ­ treffen d en S piranten. M an h a t ab er au c h den Ü bergang zu stim m ­ h a fte m S p iran ten in E n d u n g en , die eine oder m e h re re Silben vom A kzent e n tfe rn t stehen. Dies zeigt, dass es n ic h t d er n a c h ­ folgende A kzent ist, d e r den Ü bergang b ew irk t, so n d ern d er vorhergehende, d er den Ü bergang h in d ert, z.B. die E n d u n g in d e r 3. P. Sing, d er V erben: ieur. ^bhéreti — as. bind, ah d . birit\ die E n d u n g -s in dem stam m b eto n ten Nom, Sing, d er N om ina > r (> g o t. -s, ano rd . ~r, w estgerm . S chw und), z.B. germ , "^uulfaz, got. Wulfs, an o rd . ulfr, n h d . Wolf,'' K an n m a n w irk lich au s den a n g e fü h rte n G ründen b eh au p ten , dass es n ich t d er n ach fo lg en d e A kzent ist, d e r den Ü bergang z.B. des zu 3 in u rg erm . "^mirdanä- u n d * /a3 er b ew irk t h a t? Ist der U m stan d n ic h t entscheidend, dass den beiden T y p en d er E r ­ w eichung, "^uurdanä-, ^ ‘ fadér einerseits u n d ^uulfaz, batizön, redi an d rerseits ein M erkm al gem einsam ist, n äm lic h dass die stim m h afte S pirans in u n a k z e n tu ie rte r Silbe steh t? Zu verglei­ chen ist h ier im ü b rig en au ch die w ichtige D arstellu n g H am m erich s ü b er die germ . LV in B eiträge-W est. 77 (1955), 25 ff. —





BartoU W ä h re n d w ir n ic h t wissen, ob H am m erich von de S aussure b e­ einflusst w ar, so ist das bei M. B artoli sicher d er F all. In der ZfvglSprf. N.F. 67 (1942), 102 ff. h a t B arto li einen A ufsatz, „Z ur L e s V ern er“, v eröffentlicht, w o rau s dies k la r h erv o rg eh t. Z u­ n ä c h st w ird d o rt (S. 102 En. 3) festgestellt, dass n a c h den h eute m eistens angenom m enen F o rm e ln d er vorausgehende A kzent,

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n ic h t d er folgende m assgebend ist. N ach H irt, H an d b u c h 1, 90 „unterb leib t das S tim m h aftw erd en der stim m losen S piranten, w enn d er idg. T on u n m itte lb a r v o rau sg in g .“ D as ist n a tü rlic h rich tig u n d B artoli scheint, w ie H am m erich , h ie rin die H a u p t­ w irk u n g des A kzents zu sehen. D er A kzent ist ein H indernis, „baccent est u n obstacle au lieu d ’être la cause p ro v o q u a n te “, „C ours“ p. 201. F ü r das S tim m h aftw erd en d er stim m losen S p iran ten spielt also au c h n ach B arto li d er A kzent keine ak tiv e Rolle: „Die in tersonan tisch e Stellung ist n ic h t n u r die H au p tb ed in g u n g ; sie ist n a c h einer d er genialen In tu itio n en von F e rd in a n d de S aussure das W esen d er Lex V erner. In dieser B eziehung em pfiehlt es sich a u f eine äh n lich e ro m an isch e N euerung hinzuw eisen: die lat. stim m l. K o nsonanten w erd en . . . stim m h., w enn sie sich in einer in terso n an tisch en Stellung b efin d en . . .“ B artoli h a t sich vielfach m it dem VG auseinandergesetzt u n d seine von V erner abw eichenden A nsichten öfters a u f das G otische gegründet, w as m eth o d isch heikel sein k an n . Zu seinen A nschau­ u ngen ü b e r die L age des ieur. A kzents u n d sp ätere A kzentver­ schiebungen u n d -K o n tam in atio n en s. S treitberg— Jellinek 280 f. Pisani In DLZ 85 (1964), 638— 642 b esp ric h t V ittore P isan i die russisch geschriebene V ergleichende G ram m atik d er germ an isch en S p ra­ chen (SravniteP naja g ram m a tik a g erm an sk ich jazykov), Bd. 1— 2. M oskau 1962. Im zw eiten B an d d er G ram m atik b eh an d elt S. D. K acnePson die germ an isch e A kzentlehre. P isan i äussert Sp. 641 sein M issfallen d arü b er, dass h ie r „das V ernersche Ge­ setz fü r die F ra g e des Ü berganges vom idg. freien zum germ , A kzent b en u tzt w ird .“ D er Rez. w en d et sich gegen die D arstellu n g K acnePsons S. 213, w o dieser so arg u m en tiert: „D er B ru ch m it d er idg. T ra d itio n k o n n te h ie r erst eintreten, nach d em die T endenz zu r S onorisierung d er zw ischenvokalischen S p iran ten u n d die A nalogie die u rsp rü n g lich e n U nterschiede a ll­ m äh lich verw ischten u n d sie zu R elikten w erden Hessen. Z w ischen d er älteren P eriode des freien A kzents u n d der neueren, d er ,Anfan g s‘- oder ,W urzeP-B etonung, liegt som it eine lange P h ase der E ntw ick lu n g , w ä h re n d derselben sich die alte freie B etonung be-

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k a n n tlic h n och w eiterschleppte d a n k dem lebenden System der S p iranten ab w ech slu n g n a c h V erners G esetz.“ D er Rez. m ein t (Sp. 641 f.), dies sei ein F eh lu rteil: „D as alles b e ru h t a u f d er A nnahm e, dass die S onorisierung d er S p iran ten vom A kzent v eru rsac h t w ord en ist. W ir k ö n n en jedoch aus an d e re n S p rach en die L eh re schöpfen, dass erst die zw ischensonantisch e Stellung die S onorisierung h e rv o rru fen k a n n (so z.B. in den w estro m an isch en S prachen). D er freie idg. A kzent k o m m t n u r insow eit in F rage, dass die S onorisierung in d er ih m einm al n ach folg en d en Silbe u n terb leib t. K an n ab er d a ra u s gefolgert w er­ den, dass zu r Zeit des V ernerschen Gesetzes die alte A kzentstellung noch fo rtd a u e rte ? “ Mit dem Satz, „dass erst die zw isch en so n an tisch e Stellung die S onorisierung h e rv o rru fen k a n n “, stellt sich P isan i a u f den S tan d ­ p u n k t de Saussures. W en n er fern er sagt, d er freie A kzent kom m e „ n u r insow eit in Frage, dass die S onorisierung in d er ih m einm al n a c h f o l g e n d e n (hier gesperrt) Silbe u n te rb le ib t“, so setzt e r o ffensich tlich eine S ilb en tren n u n g u rg erm . "^brö-par voraus, die dem VG zu w id erläu ft u n d die k ein e au sd rü ck lich e Stütze bei S aussure (Cours 201) findet. W en n P isan i w eiter fra g t: „K an n d a ra u s [d.h. aus d er A n­ nahm e, dass die S onorisierung in einer a u f den A kzent folgenden Silbe unterbleibt] gefolgert w erden, dass z u r Zeit des V ernerschen Gesetzes die alte A kzentstellung n o ch fo rtd a u e rte ? “, so ist die A ntw ort: n a tü rlic h n ich t. E bensow einig lä sst sich ab er diese A n­ n a h m e verbieten, die dem VG erst einen vollen Sinn verleiht. P isan i lässt die allgem eine T endenz der g erm an isch en S prachen verschiedener P erioden, K onsonanten (und Vokale) in schw achen Silben q u an tita tiv u n d q u alitativ zu reduzieren, völlig u nbeachtet. S tatt einen Beweis d a fü r an zu treten , dass im U rgerm anischen die in terso n an tisch e Stellung d er stim m losen S p iran ten genügt, u m ih r S tim m h aftw erd en zu erk lären , gibt d er Rez. sich unnötige M ühe, d u rch n eue A rgum ente eine A n n ah m e zu stützen, deren R ichtigkeit no ch n ie m a n d b estritte n h at. Als ob d er sta rk e exsp irato risch e Akzent, d er die W urzelsilbe in u rg erm . ^bröpar trifft, n ic h t genüge, das stim m lose p zu erh alten , erw äg t er, ob n ic h t „irg en d w an n . . . ein dem A kzent u n m itte lb a r n ach fo lg en ­ d er G eräuschlaut gem iniert w u rd e “ u n d ob n ic h t die so en t­ stan d en en G em inaten sich deshalb d er S onorisierung entzogen

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h ab en . Die D arste llu n g P isan is is t in diesem P u n k t u n k la r, dass a b e r a u f diese W eise die N ichtexistenz des u rg erm . freien A kzents z u r Zeit desV G erw iesen w o rd en w äre, w ie P. a n z u n e h m e n scheint, ist n ic h t v o rstellb ar. U nd do ch h a t P isa n i N ach fo lg er g efu n d en . S. D. K acnePson, d e r h ie r w egen seiner p ositiven E in ste llu n g zu V erners A u ffassu n g des u rg e rm a n isc h e n fre ie n A kzents v o n P isa n i k ritis ie rt w u rd e, h a t sich m ittlerw eile eines b esseren b eso n n en . In ein er 1966 ersch ie­ n e n e n S ch rift ü b e r d en g erm a n isch e n A kzent (s. u n te n A b sch n itt 27 L erch n er) v erzich tet er a u f seine frü h e re A nsicht. A uch W il­ liam H . B en n et leu g n et in L an g u a g e 44 (1968), 219 ff. die E x i­ stenz des u rg erm . bew eglichen A kzents, ob m it Glück, d a rü b e r k a n n g estritten w erd en (s. u n te n A bschn. 26).

Brinkm ann In seinen „S tu d ien z u r G eschichte d er d eu tsch e n S p ra ch e u n d L ite ra tu r “ . Bd. 1 (1965), 69 F n . 26 m a c h t B rin k m a n n z u r F o rm u ­ lie ru n g des VG einige B em erk u n g en . B rin k m a n n äu ssert zu erst: „F est steht, dass die stim m lo sen S p ira n te n des G erm an isch en stim m h a ft w u rd en , w e n n n ic h t n a c h idg. B eto n u n g d er A kzent a u f dem n äc h stv o rh e rg e h e n d e n S o n an te n lag o d er sich d er stim m ­ lose R eib elau t in stim m lo ser U m gebung b e fa n d {sk^ st, sp, xt, xs usw .). E s w a r d as V erd ien st von V ern er, die B eziehung z u r idg. A k zen tu ieru n g en td e c k t zu h ab en . E s ist a b e r w en ig er ein V er­ dienst, w en n m a n h e u te vielfach die B ezieh u n g in ein falsches K a u sa lv e rh ä ltn is u m d eu tet. M an fo rm u lie rt: D ie E rw eich u n g tr a t ein, w en n n a c h idg. B eto n u n g d er A kzent fo lg te.“ B rin k m a n n b eg e h t h ie r d en selb en Irr tu m w ie de S aussure, d er „C ours-“ p. 200 e rk lä rt, dass n a c h d e r a lten F o rm u lie ru n g des VG „en g erm an iq u e to u t p n o n in itia l a été ch an g é en S si Taccent le su iv a it“ u n d diese F o rm u lie ru n g als fa lsc h h in stellt, w eil sie dem A kzent die ak tiv e Rolle zu sch reib t. G enau so ta d e lt B rin k ­ m a n n die F o rm u lie ru n g „Die E rw e ich u n g tr a t ein, w en n n a c h idg. B eto n u n g d er A kzent fo lg te.“ W as ist h ie r ein „falsches K a u sa l­ v e rh ä ltn is “ ? W e n n m a n so fo rm u lie rt, fo lg t m a n ja n u r V erner, n ic h t w ö rtlic h u n d n ic h t vollständig, a b e r im P rin zip , w ie oben (Abschn. 12) d arg eleg t w o rd en ist. V on d en G elehrten, die diese F o rm u lie ru n g b e n u tz t h ab en , e rw ä h n t B rin k m a n n n u r R. C. Boer,

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O ergerm , h andboek^ (1924), 124. Gegen B oer ü b t B rin k m a n n , wie w ir sch o n sa h en (A bschn. 23 B oer), b ere c h tig te K ritik u n d w eist u .a. d a ra u f h in , d ass die E rw e ich u n g d e r S p ira n s a u c h d a n n ein ­ tra t, w en n d er A kzent n ic h t u n m itte lb a r, so n d e rn in sp ä te re r Silbe folgte. G egeninstanz gegen B oer sei a u c h die S ilbengrenze. B oer ste h t n u n a b e r etw as ab seits d e r o ffen en F a h rstra sse , w eil er v ersu c h t h at, den m u sik a lisc h e n A kzent als U rsach e d e r E r ­ w eich u n g h in ziistellen u n d d a m it V ern er zu w iderlegen, w as n ic h t geglückt ist. W ill m a n w ie B rin k m a n n eine K au salb ezieh u n g zw ischen idg. A kzent u n d g ram m a tisch em W echsel in F ra g e stellen, so ist d e r gegebene A u sg an g sp u n k t der d y n am isch e A kzent, w as ja a u c h bei B rin k m a n n d e r F a ll ist, w en n er „dem ta tsä c h lic h e n V organg . . . eine F o rm u lie ru n g w ie diese“ gibt: „D ie h a rte n R eib elau te des G erm an isch en w u rd e n stim m h a ft; sie b lieb en stim m los, w en n n a c h idg. B eto n u n g d e r n äc h stv o rh erg eh e n d e S o n an t den H a u p t­ ak z en t tru g , o d er w en n sie sich in stim m lo ser U m gebung b e­ fa n d e n . . .“ V on B rin k m a n n w ird d em n ach als allg em ein u rg e rm a n isc h e r V organg W a n d el d er stim m lo sen zu stim m h a fte n S p ira n te n angenom m en . D ieser W a n d e l sei u n te rb lieb en , „w enn die S tim m ­ losigkeit d u rc h stim m lo se N a c h b a rsc h a ft o d er d u rc h v o rh e r­ gehenden H o ch to n geschützt w ar, K au salb ezieh u n g zw ischen A kzent u n d g ram m a tisch em W ech sel läg e d a n n in so fe rn vor, als v o rh erg eh en d e r A kzent den W echsel v e rh in d e rt“. B. schliesst die a u s fü h rlic h e F u ssn o te a u f die folgende W eise: „W o der W a n d e l e in tra t, k a n n n u r n eg a tiv gesagt Averden, dass d er A kzent n ic h t v o rau sg in g ; dagegen d a r f fo lg en d er A kzent n ic h t f ü r den W a n d e l v e ra n tw o rtlic h g em ach t w e rd e n .“ H ier steh t B rin k m a n n g en au a u f dem S ta n d p u n k t de S aussures. W as w äre a b e r gegen eine positive F o rm u lie ru n g w ie diese ein zu w en d en : „die u rg erm . stl. S p ira n te n w erd en in sth. N a c h b a rsc h a ft sth., w e n n sie im N a c h la u t ein er sch w ach a k z e n tu ie rte n Silbe s te h e n “ ?

16. Sverdrup 1930 W ä h re n d in D ä n e m a rk L. L. H a m m e ric h s u n d E li F isch erJo rg en sen s „K o rtfa tte t ty sk L y d h isto rie “ (1935) die F a ssu n g des

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VG im A nschluss an F. de S aussure b ra c h te u n d in Schw eden E. Rooths „H nvuddragen av det ty sk a sp räk ets h isto ria “ (1938) die m odifizierte F o rm u lieru n g H. P au ls vorzog, w ich J. S verdrup in seinem fü r den norw egischen U n iv ex sh älsu n terrich t bestim m ten L eh rb u ch „K o rtfattet ty sk sp roghistorie“ (1930) in einer w ich ­ tigen E inzelheit von diesen beiden u n d von V erner ab. Die F o rm el S verdrups (S. 17 f.) la u tet (in Ü bersetzung): „leur. p t k sind im G erm anischen zw ischen zwei stim m h aften E lem en­ ten [direkt] zu den stim m h aften S p iran ten b d g gew orden, falls der ieur. T o n (und der H au p td ru ck ?) a u f einem an d eren S onan­ ten als dem u n m itte lb a r vorangehenden ru h te ; u n te r denselben B edingungen w ird ieur. 5 zu germ, z .“ Es folgt (S. 18) die B egründung: „Die allgem eine A uffassung ist, dass die E n tw ick lun g zu b, b, S ü b er die en tsprechenden stim m losen S p iran ten f p x stattg efu n d en h at. Dies ist ab er w enig w ahrscheinlich, da doch diese E n tw ick lu n g en — sow ohl die zu stim m losen als die zu stim m h aften S piran ten — zu einer Zeit vor sich gingen, wo die ieur. A kzentuierung, von d er sie abhängig w aren, noch herrsch te. D enn d a n n h ätte dieselbe T endenz, die in stim m h aftem In la u t u n te r bestim m ten akzentuellen V erhältnissen die stim m h aften S p iran ten h erv o rg eru fen h at, die E n tw ick lu n g der stim m losen u n te r denselben V erhältnissen v erh in d e rt.“ S verdrup fä h rt fort: „Von den ieur. T enues im G erm anischen w issen w ir, dass sie teils als stim m lose S p iran ten au ftreten , n äm lich im A nlaut u n d n a c h betontem Sonanten, teils als stim m h afte S piranten, n äm lich in stim m haftem In la u t u n d u n te r einer an d eren Betonung. W ir h ab en es h ie r m it zwei verschiedenen E n tw ick lu n g en aus d e r­ selben indoeu ro p äisch en G rundlage zu tu n , u n d es ist d an n w enig n a tü rlic h anzunehm en, dass die stim m losen S p iran ten einm al auch d o rt geh errsch t h ab en , wo die stim m h aften hin g eh ö ren — ja hing eh ö ren m üssen, w enn das V ernersche Gesetz ü b e rh a u p t richtig ist u n d m it den ieur. B etonungsverhältnissen ü b e rh a u p t etw as zu tu n hat. D er Ü bergang s > z streitet keinesw egs gegen diese A uffassung; es ist selbstverständlich, dass d er s-L au t in die Bew egung m it hingerissen w urde, die die ieur. Tenues zu stim m h aften S piranten im G erm anischen verw andelten. W as sich p h o n etisch ereignet h at, ist folgendes; im ersten F all eine Ö ffnung des V erschlusses

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(wohl n ach v o rausgehender A spiration zu p h th kh) m it stim m ­ losen S piranten als E rgebnis; im zw eiten F a ll eine Ö ffnung des V erschlusses u n d E in tritt d e r Stim m e m it stim m h aften S p ira n ­ ten als E rg eb n is.“ S verdrup schliesst; „In W irk lich k eit ist diese zweite E n tw ick lu n g die phonetisch leichtverständlichste u n d h ä n g t m it d er fü rs G erm anische c h a ra k ­ teristischen T endenz zusam m en, jeden L au t von den um gebenden L au ten abhängig zu m achen. U nd der d irek te Ü bergang von p t k zu b d j ist auch sonst kein u n b ek an n tes P h än o m en im G erm a­ nischen; w ir k en n en es aus d än isch er L autentw icklung, wo z.B. altdän. gvipce, bïtœ, ta k œ zu gribe, bide, tage w u rd e m it m eistens spiran tisch er A ussprache von b d g. M isslicher ist phonetisch zu erklären, w aru m die ieur. T enues au ch in stim m h aftem In la u t n ac h betontem S onanten zu stim m losen S p iran ten w erd en .“ Zum H eranziehen d er dän. L au ten tw ick lu n g (vgl. oben Abschn. 8 L ogem an). M an k a n n verm uten, dass diese A usführungen den norw egischen S tudenten gewisse S chw ierigkeiten bereitet haben. W as S verdrup m eint, ist ab er k la r; N ach d er A uffassung V erners u n d seiner N achfolger w ar d er erste S ch ritt der LV, dass ieur. p, t, k insge­ sa m t zu f, p, X übergingen, also n ic h t n u r z.B. das t in ieur. ^bhrätoT ,B ru d er' m it dem A kzent au f der ersten Silbe, sondern auch das t in ieur. '^patér ,V ater' m it dem A kzent a u f d er E n d u n g . H ier reag iert n u n Sverdrup u n d m eint, dass es p honetisch viel w a h r­ scheinlicher sei anzunehm en, dass der U nterschied in der A kzent­ lagerung im U rgerm anischen u n m ittelb ar zu verschiedenen E r ­ gebnissen g efü h rt h ab en : bröpar aber ^fabér. S verdrup fin d et es u n w ah rsch ein lich , dass ein urgerm . t in einer frü h e re n P h ase Phase) sich u n em p fin d lich gegen den E influss des A kzents gezeigt hätte, um sich d a n n etw as sp äter (^^/aSer-Phase) vom A kzent beeinflussen zu lassen. S verdrup be­ d en k t h ie r nicht, dass w ir es n a c h der w ohlüberlegten M einung V erners m it einer chronologischen F ra g e zu tu n hab en . ;Der Ü bergang t >/ > ist ein Teilprozess der 1. LV, der Ü bergang p > b ist erst d u rch das VG v eru rsach t, das eine rein germ anische E r ­ scheinung ist. Z ur Zeit d er LV h errsch te n o ch der ieur. Akzent, der n a c h V erner (S. 115) „rein ch ro m atisch “ , n ac h an d eren d a ­ neben — w enngleich in der A bstufung n ich t so ausgeprägt — exspiratorisch w ar. N ach V erner h a tte der u rsp rü n g lich e A kzent 6

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erst ini U rgerm anischen „etwas exspiratorisches an sich“ (S. 115). U nter allen U m ständen ist es eben dieser noch freie, sta rk m ar­ kierte urgermanische Druckakzent, der die D ifferenzierung der urgerm . stim m losen S piranten m öglich gem acht hat. Vgl. h ie r Jespersen, L inguistica 247 f. (vgl. z.B. auch schon H. Möller. ZfdPh. 25, 1893, 376 f.). W ir erin n ern uns übrigens, dass V erner a u f einen E in w an d dieser A rt vorbereitet w ar — er ta u ch t ja au ch sonst auf (s. W ells Abschn. 8, L ogem an ebd., A braham s 25, B ennet 26) — u n d es (S. 101) als u n erlau b t bezeichnete, das germ, d {< 9) usw. direkt aus dem leur, t usw. herziiieiten, „denn dies w ürde ein lautübergang sein, der gegen die h au p trich tu n g der lautverschiebung, die aus der indogerm anischen tönenden explosiva eine tonlose explosiva [p, t, A’] liervorbrächte, gehen w ü rd e.“ Dass es, wie S verdrup (S. 19) zu allerletzt sagt, schw ieriger sein sollte, phonetisch zu erklären, w arum die ieur. Tenues p, t, k „in stim m haftem In lau t n ach betontem S onanten“ zu • stim m losen S piranten ivurden, heisst die Sache schw ieriger m achen als sie ist. E in H inw eis d arau f, dass in urgerm . W urzeln wie ^‘ uérp- ein sta rk e r dynam ischer Akzent, ein k räftig er E nergie­ verbrauch die stim m losen S piranten vor Stim m haftw erden schützt, h ätte vollauf genügt. F rü h er h a t S verdrup in anderem Z usam m enhang, F estsk rift tu A m und B. L arsen (1924), 225 Fn. 1, eine A nsicht ausge­ sprochen, die Saussure n äh e r steht. Seiner M einung n ach sind es n ich t die stim m h aften Spiranten, sondern die stim m losen, die eventuell durch das VG ih re E rk läru n g finden. E r glaubt, dass Saussure sich au f dem richtigen W eg befinde, w enn er sagt: „En germ anique, com m e en latin, p ten d ait à se sonoriser spotaném ent à l'in térieu r du m ot; seul l ’accent placé su r la voyelle précédente a pu l’en em pêcher. Ainsi tout est renversé . . E r bezw eifelt je ­ doch, dass der V organg „spontan“ sei, er m ag m it der A rtik u la­ tion der um gebenden L au te Zusam m enhängen. Sverdrup glaubt auch nicht, dass die stim m haften h, Ö, j des VG stim m lose Spi­ ran te n voraussetzen: ein direkter Ü bergang von p, f, k zu b, d, J sei nicht u n denkbar. H ier deutet S verdrup also an, was er d an n in seinem L eh rb u ch w eiter ausführt.

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17. Prokosch 1933— 1939 In seinen beiden L ehrbüchern, „An outline of G erm an historical g ra m m a r“ (1933) u n d ,,A com parative G erm anic g ra m m a r“ (1939) h a t P rokosch einen G edanken w eitergesponnen, den er in seinem oben Abschn. 11 besprochenen Aufsatz (S. 6) so ausdrückte: „ger­ m anische stim m lose S piranten . . . neigen im allgem einen zur A ssim ilierung an um gebende stim m hafte L aute . . . Diese Assimi­ latio n tra t u n b esch rän k t ein, w enn der A kzent folgte . . apä> add . . In der S chrift von 1933, 36 heisst es übereinstim m end: „Groups like a/a, asa are likely to become ava, aza: b u t this tendency is m ore m ark ed w hen the preceding syllable is unstressed, since in this position th e articulation of th e sp iran t is lessened (it is rela­ tively ,lenis‘) an d the cu rren t of b re a th offers less resistance against the closing of the glottis.“ Ä hnlich au ch 1939, 60. H ier koppelt Prokosch also im m er noch unnötigerw eise und p ädago­ gisch w enig glücklich ein unsicheres Moment, die A nnahm e einer allgem einen Tendenz der urgerm . stim m losen Spiranten, in stim m ­ h a fte r U m gebung, u nabhängig vom A kzent stim m haft zu w erden, m it einem sicheren M oment zusam m en, der von V erner als richtig erw iesenen A nnahm e einer differenzierenden W irk u n g des u r ­ germ . Akzentes. Z ur Stütze seiner A nnahm e einer allgem einen Tendenz der stim m losen Spiranten, „in voiced surroundings to becom e voiced“ , fü h rt P rokosch (1939, 60), wie de Saussure, P arallelen aus dem Italischen an. E igentüm lich w irk t es, dass P rokosch schliesslich doch die phonetische E rk läru n g des VG „difficult“ findet (1939, 61). Gegen seine F orm ulierung des VG (1933, 37) „The G erm anic voiceless spirants, /, p, x, s, becam e voiced in voiced surroundings if the preceding syllalble h ad been unstressed before th e G erm anic accent sh ift“ (Typ: -^fadér) k a n n jedoch n u r das eingeAvendet w erden, dass die stim m losen S piranten in einer u n akzentuierten Silbe, au ch d an n stim m h aft w urden, w enn diese au f eine akzen­ tuierte folgte (Typ: Hvülfaz). Die A usführungen oben h ab en gezeigt, dass m an in der w issen­ schaftlichen E rö rteru n g des VG n ach 1875 m it einigen Aus­ nahm en, de Saussure und den von ihm m ehr oder w eniger be-

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w usst beeinflussten Gelehrten, den G rundgedanken V erners über die E ntw icklung der urgerm anischen stim m losen S piranten n ich t in F rag e gestellt hat. E s w urden U m form ulierungen u n d präzisere Fassungen vorgeschlagen (Sievers, P aul, Meillet), im Interesse der K larheit E rgänzungen der Regel versucht (Bugge, W ilm anns u.a.), m it w echselndem E rfolg die A kzentlehre von m odernen G esichts­ p u n k ten b etrach tet (Prokosch, Lotspeich usw.). Gewisse B edenken h ab en eigentlich n u r zwei M omente im L eh r­ gebäude K arl V erners erregt: die dynam ische A rt des Akzents u n d die Silbenbildung (fad-ar, finp-an; V erner S. 117). F ü r die Bedeutung des m usikalischen Akzents tra te n in erster Linie G authiot 1900, P edersen 1906, Meillet 1917 u n d Boer 1924 ein. Von der G rundanschauung V erners bezüglich der Silbenbildung distanzierten sich Pedersen 1906, P rokosch 1912, Lotspeich 1915, die, ohne ih re A uffassungen der phonetischen E inzelheiten denen V erners d irek t gegenüberzustellen, in Schw ierigkeiten gerieten. Es ist w ahr, dass diese K ritiker in ih rer W eise dazu beigetragen haben, alle die Fragen, die um das VG aufgew orfen w orden sind, zu klären, dass die K ritik es aber irgendw ie berechtigt erscheinen liesse zu sagen, dass die phonetische E rk lä ru n g V erners „inade­ q u ate“ (W ells 1903— 05), „in ih re n E inzelheiten k au m h a ltb a r“ (Pedersen 1924) oder „difficult“ sei (Prokosch 1939), ist n ich t w ahr. Die L ehre K arl Verners ist d u rch diese rech t oberfläch­ liche K ritik keinesw egs in die V erteidigung gedrängt. In Schutz genom m en u n d gefördert w urde sie in den 30er u n d 40er Ja h re n des 20. Ja h rh u n d e rts in erster Linie d u rc h P rim u s Lessiak, Otto Jespersen, W ilhelm Streitberg, Max. H. Jellinek u n d K arl Luick.

18. Lessiak 1933 P. Lessiak vereinte tiefe K enntnisse der Phonetik, der M u n d art­ forschung u n d der Sprachgeschichte. Sein 1933 veröffentlichtes Buch „Beiträge zur Geschichte des deutschen K onsonantism us“ m uss allerdings nach dem Stande von 1920 beurteilt w erden (Vor­ w o rt V III). F ü r Lessiak kennzeichnend ist, dass er den deutschen

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K onsonantism us u n te r einem einheitlichen G esichtspunkt be­ trac h tet u n d in seiner E ntw icklung vom U rgerm anischen h er einen W echsel von S chärfungen u n d Schw ächungen sieht. Lessiak sagt S. 24: „Die erste u n d gem eingerm anische L enie­ ru n g ist die als g ram m atischer W echsel bekannte. Sie setzt vor­ aus, dass p, X zunächst geschw ächt u n d w eiterhin an ih re sonore Umgebung angeglichen w urden. Die zweite ist die w*estgerm anische L enierung der germ , in lau ten d en (und z.T. au ch a n ­ lautenden) F ortes p, f, s — x w ar inzw ischen schon H au ch k au t gew orden — zu 3, v, z (s. S. 55 ff.). An der E rw eichung des in ­ lautenden p, f h a t übrigens auch das N ordische teilgenom m en.“ Es k an n festgestellt w erden, dass Lessiak h ier im Gegensatz zu de Saussure u n d P rokosch chronologisch k la r unterscheidet zwi­ schen der urgerm anischen, vom A kzent abhängigen L enierung u n d d er späteren „w estgerm anischen“, die a n d e re r N atu r w ar (vgl. oben Abschn. 17). Seither sind die K onsonantenschw ächungen von der F orschung im m er m eh r b eachtet w orden, auch von H. B rinkm ann, der in Archiv f. vergl. P h onetik 5 (1941), 10 ff. den lautlichen V organg der L autverschiebungen u n ter dem selben G esichtspunkt wie L essiak b eh an d elt u n d S. 18 au ch ch ro n o ­ logische A ngaben fü r die zweite SchAvächung gibt: „Der W andel setzte im Ostseegebiet (dänisch) schon um 550 ein und verbreitet sich von dort n ach dem skandinavischen N orden u n d dem W est­ germ anischen bis ins 6. u n d 7. Ja h rh u n d e rt. Das Englische und N iederdeutsche w urde frü h e r erreicht als das H ochdeutsche, wo der V organg um 750 sich tb ar w ird .“ Die F rage w urde d an n von W. Mitzka, ZfMdaf. 22 (1954), 65— 87 einer eindringlichen A na­ lyse unterzogen, die er in seiner B earbeitung von B raunes Ahd. G ram m atik § 102 ausgenutzt hat. Lessiak steht also in voller Ü bereinstim m ung m it V erner. E r unterscheidet sich von ihm jedoch in einer n ich t allzu w ichtigen phonetischen E inzelheit, indem er (S. 282) in seine Theorie der L autverschiebung die A nnahm e einer G em ination d er stim m losen S piranten einführt. Als Schem a gilt n ac h Lessiak die p rim äre E ntw icklung papäpa > f af f af f a, wo f f das Zeichen einer In ten si­ tätssteigerung ist. Das erste D oppel-/ w urde d an n n ac h der von V erner aufgestellten Akzentregel in schw achtoniger Silbe verein­ facht, fafaffa, u n d ü b er stim m lose Lenis an ihre stim m hafte U m ­ gebung angeglichen. In einer in der ieur. U rsprache akzentuierten

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Silbe blieb die stim m lose S pirans u n te r S chw und der G em ination erh alten : - f äf f a > fcifa. Ob diese T heorie einer G em ination d er stim m losen S p iran ten h a ltb a r ist — B rin k m a n n aaO . 12 v e rh ä lt sich dagegen sk ep ­ tisch — , m ag d ah in g estellt bleiben. Als eine w eniger glaubw ürdige A lternative b e tra c h te t L essiak die M öglichkeit, von ein fach en F o rtissp ira n te n auszugehen, d a n n u n te r d er V oraussetzung eines „sch arf g esch n itten en “ A kzents in d er ak zen tu ierten Silbe u n d eines „schw ach g esch n itten en “ in d er u n ak z en tu ierten Silbe. A uf diesen G edanken ist au c h V. M ichels gekom m en, w ie S treitberg— Jellin ek 1936, 311 m itteilen. O bw ohl d en k b ar, ist diese T heorie fü r das V erstän d n is des VG k au m notw endig.

19. Jespersen 1933 D er P h o n etik e r u n d L in g u ist O tto Jesp ersen geht in seinem fü r den S am m elb an d L in g u istica (1933), 229 ff. n eu geschriebenen A ufsatz „V erners Gesetz u n d das W esen des A kzents“ von dem T itel des V ern ersch en B eitrags „E ine A usnahm e d er ersten L a u t­ v ersch ieb u n g “ aus. D er T itel sei „ganz n a tü rlic h , d en n w as er e rk lä re n w ollte, m u sste fü r die dam alige F o rsc h u n g als eine A usnahm e, o d er eigentlich als viele A usnahm en, ersch ein en “ . Jesp ersen f ä h rt (S. 229 f.) fo rt; „W as seine (Verners) U n ter­ su ch u n g ab e r b rach te, w a r die E rk e n n tn is, dass w ir es n ic h t m it einer V erschiebung d er u rsp rü n g lich e n T enues zu tu n h a b e n —■ w onach z.B. t zw ar gew öhnlich zu p, ab er doch in einer ziem lich grosser A n zah l von W ö rte rn zu d gew orden w äre — , so n d ern dass wdr zwei getrennte Vorgänge h aben, erstens eine V erschiebung, d u rc h w elche m a n s ta tt d er u rsp rü n g lich e n stim m losen Tenues ü b erall stim m lose E n g elau te b ek am — also ein Ö ffnen eines frü h e re n V erschlusses, w ä h re n d alles andere, A rtikulationsstelle u n d Stim m losigkeit, u n v e rä n d e rt blieb —■u n d zw eitens eine V er­ schiebung ganz an d e re r Art, w o d u rch n u r die S tim m verhältnisse g eän d ert w u rd en , alles an d e re ab e r u n b e rü h rt blieb; u n d d an n w u rd e nachgew iesen, dass diese letztere V erschiebung im Gegen­ satz zu d er ersten von A k zen tv erh ältn issen ab h än g ig w a r . . .“

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Jesp ersen b eto n t (S. 230) d ie N otw endigkeit, diese beiden V or­ gänge genau a u se in a n d e rz u h a lte n : „D as S tim m h aftw erd en h a t m it der g erm an isch en L au tv ersch ieb u n g — d.h. m it d er B e h a n d ­ lu n g der V ersch lu sslau te . . . — g ar n ic h ts zu tu n , es ist eine in n e r­ g erm an isch e A ngelegenheit, u n d das S tim m h aftw erd en tr a t einige Zeit, w ah rsch e in lic h erst m e h re re Ja h rh u n d e rte , n a c h dem Ö ffnen d er alten V ersch lu sslau te ein .“ H ier gibt J. also eine relative C hronologie d er E rsch ein u n g . A uf die p h o n etisch e A nalyse des VG g eh t J. S. 241 f. n ä h e r ein. Zu ein er b efried ig en d en L ö su n g k o m m t m a n n a c h J. d u rc h die A n n ah m e sein er A kzenttheorie, die w ir oben A bschn. 11 z.T. schon k e n n e n g elern t h ab en . L e h rre ic h sin d die A u sfü h ru n g en Jespersen s S. 243 f. b etreffs d e r v ersch ied en en B eh an d lu n g von K onso n an ten im VG je n a c h ih re r ak zen tu ellen S tellung: „In d er sta rk e n Silbe m it ih r e r en erg isch en A rtik u latio n w a r es n a tü rlic h leicht, den sc h arfe n K o n trast zw ischen dem stim m ­ h a fte n V okal u n d dem d a ra u f fo lg en d en stim m losen K o n so n an ten festzu h alten . In sc h w a ch e r Silbe dagegen w a r d er G egensatz zw ischen b eid en L au ten , V okal u n d d a rau ffo lg en d e m E n g elau t, n ic h t so au sg ep räg t, d a h ie r d e r A bstand zw ischen den S tim m ­ b ä n d e rn bei dem ersten grösser u n d bei dem zw eiten g erin g er w a r als bei den en tsp re ch e n d en sta rk e n L a u te n ; bei d er sc h laffe re n A ussprach e w a re n die E n g ela u te d er A ssim ilation seitens ih re r U m gebung ausgesetzt u n d b ek a m en w ie sie S tim m e (M urm el­ stim m e). D ie h ie r v o rg etrag en e A uffassung ü b er die N a tu r des A kzents (des D ruckes) e rk lä rt som it beides, sow ohl d as S tim m ­ losbleiben n a c h sta rk e n w ie d as S tim m h aftw erd en n a c h sc h w a­ chem V o k al.“ D as ist u n zw eifelh aft, w en n J. ab er S. 244 F n . 1 h in z u fü g t: „M eine E rk lä ru n g ist, w ie m a n sieht, v o llstän d ig er als die Verners, d er (S. 116 —26 [des S o n d erd ru c k s]), n u r von d er stä rk e re n L u fta u sströ m u n g als dem e s sp ira to risc h e n A kzent u n d dem stim m ­ losen K o n so n an ten gem einsam s p ric h t“ , so ist das n ic h t ganz ric h ­ tig, w ie oben A bschn. 11 sch o n gegenüber P ro k o sch eingew endet w o rd en ist. V ern er sp ric h t u .a. a u c h davon, dass die S tim m b än d er zum T önen v eren g ert w u rd en , „w ie dies bei n o rm a le m lu ftau sströ m en in d er u n a c c e n tu ie rte n silbe g esch ah “ . V ielleicht k a n n m a n sagen, dass Jesp ersen d as etw as an sc h a u lic h e r aussagt, w as schon V erner fo rm u lie rt h at.

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W ie A bschn. 10 erw äh n t w urde, h a t sich Jespersen, L ingulstica 239 ff. a u f eine au sfü h rlich e Polem ik m it G authiot, Pedersen u n d Boer eingelassen, die den ieur. T o n ak zen t als entscheidend fü r den Ü bergang der urgerm . stim m losen S piranten in stim m h afte be­ trachteten . A uch in bezug au f die S ilbenbildung h a t Jespersei^ aaO. 244 die A uffassung V erners in Schutz genom m en (vgl. R usser 95 ff.). Jespersen w ar auch ein guter Pädagoge, wie sein V orschlag e r­ weist, das VG a u f eine m öglichst k u rze F o rm el zu b rin g en ; „Der von V erner entdeckte L autw andel k a n n am bequem sten d u rch die folgende F orm el zusam m engefasst w erden, in w elcher a einen beliebigen Vokal, s einen beliebigen stim m losen E ngelaut, z den entsprechenden stim m h aften E ngelaut, und F ettd ru ck A kzent bezeichnet: asasa > asaz(a) asasa > azas (a) “ (Linguistica 230).

20. Streitberg—Jellinek 1936 Streitberg Die beste und au sfü h rlich ste Ü bersicht ü b er die F orschung zum V ernerschen Gesetz bietet W ilhelm S treitberg (f 1925) in seinem posthum erschienenen W erk „G erm anisch. 1. Allgem einer Teil u n d L au tle h re “ (Berlin u n d Leipzig 1936). Die diesbezüglichen A bschnitte fin d en sich im Anschluss an die D arstellung der germ anischen L autverschiebung (S. 260 ff., bes. 285— 288. 308— 314) u n d des W ortakzents (S. 339 ff., bes. 342— 346). M. H. Jellinek, d er in Zusätzen ü b er die n ac h 1925 erschie­ nene L ite ra tu r berich tete u n d auch sonst die D arstellung S treit­ bergs w esentlich ergänzte, schloss sein M anuskript im J a h r 1934 ab u n d h a t M itteilungen ü b er L iteratu r, die ihm sp äter b ek a n n t w urde, in den T ext eingefügt oder in N achträgen erw äh n t (s. V or­ w o rt S. V III). Streitberg b erich tet zu n äch st (S. 285 ff.) ü b er den germ anischen Spirantenw echsel, wie ih n V erner in seinem klassischen A ufsatz erlä u tert h at: „Auf w enigen Seiten ist h ie r in d u rch sich tig er K lar­ heit eine E ntdeckung dargestellt, die eine der glänzendsten und

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folgereichsten T aten in der kurzen, doch a n T riu m p h en so reichen G eschichte der indogerm anischen S prachw issenschaft ist.“ L ebendig schildert Streitberg das D enken un d die A rbeitsweise V erners, w ie er logisch fo rtsch reiten d den Beweis d afü r erbringt, dass der G rund des Spirantenw echsels au f einem W echsel des indogerm anischen Akzents b eru h t. W enn der u rsp rü n g lich e A k­ zent a u f die W urzelsilbe fiel, entstehen im G erm anischen K on­ jugation sform en w ie ahd. zihu, zêh, aber zigum^ w enn der Akzent au f die E n d u n g fiel. In der N om inalbiidung steht z.B. got. brépar (aind. bhratar-) got. fadar (aind. pitär-] gegenüber. Usw. Es k a n n die E h re V erners als E n td eck er d er U m stand n ich t ver­ ringern, dass, w ie Streitberg S. 287 m itteilt, schon E d u a rd Sievers die Z usam m enhänge geahnt h at; „U nd die G eschichte der germ a­ nischen S prachw issenschaft k a n n an dieser T atsache n ich t vor­ übergehen, w enn sie auch betonen muss, dass sich Sievers der T ragw eite seiner E n td eck u n g n ich t k la r bew usst gewesen ist un d deshalb v ersäu m t h at, die glücklich gefundene Spur w eiter zu verfolgen.“ Aus einem Brief, den Sievers am 24. März 1874 an B raune schrieb, geht hervor, dass er sich ü b er die u rsp rü n g lich en A kzentverhältnisse der kausativen V erben (-ayati), der P rät. PL u n d P art. P rät. der stark en V erben vollkom m en k la r w ar, die alle „den A kzent n ac h der S tam m silbe“ haben. „Aber wie soll Akzent u n d E rw eichung Z usam m enhängen?“. T em peram entvoll („H ol’s d er Teufel . . .“) k lag t der schaffensfreudige Sievers darüber, „dass w ir im m er noch keinen Ansatz zu einer vernünftigen A kzent­ lehre haben, u n d w er soll deutsche L autübergänge verstehen ohne V erständnis d er A kzentsprünge?“ . Man k a n n die keineswegs n ei­ dische F reude verstehen, m it der Sievers als erster (1876) die E ntdeck u n g V erners begrüsste (s. oben A bschn. 2). Streitberg fü h rt S. 288 w eiter aus, dass V erner sein Gesetz so sorgfältig fo rm u liert u n d b eg rü n d et habe, dass k au m Gelegen­ heit zu E rgänzungen geblieben sei. N ur Sievers sei eine solche gelungen (PBB 5, 149). Streitberg fä h rt fo rt: „Die negative Fassung, die P au l (PBB 6, 538) dem Gesetze gab, h at n u r form ale, keine sachliche B edeutung“ . K ritisch äussert sich Streitberg ebd. gegen die F orscher, die wie Bugge un d D elbrück die E rw eichung der stim m losen S pirans auch im Wortanlaiit nachzuw eisen ver­ suchten (Abschn. 9). W ie Jespersen (Abschn. 19) h a t auch Streitberg fü r den Z usam ­

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m enh an g des m u sikalischen A kzents m it dem VG w enig übrig. Streitberg sagt S. 308; „Dass V erners Gesetz n ich t den F o rtb estan d der vorw iegend m u sikalischen B etonung des Indogerm anischen im Sonderleben des G erm anischen fordert, wie G authiot (MSL 11, 193 ff.) an n ah m , geht aus den B eobachtungen Forchham .m ers (A rtikulationslaere, 1896, S. 44) hervor, vgl. P rokosch, Jo u rn . of E nglish an d G erm anic Philology 11, 1 ff.“ Es ist deutlich, dass das M anuskript Streitbergs h ier n ich t den letzten S chliff erh alten hat. W ie Jellinek ebd. Fn. 1 m itteilt, m ach te Streitberg zu diesem Absatz verschiedene B em erkungen u nd setzte h in te r den Satz „Dass V erners Gesetz . . .“ ein F ra g e ­ zeichen u n d d aru n te r; Sievers. Beim n äh e re n Zusehen h ätte S treit­ berg die beiden N am en F o rch h am m er u n d P rokosch w ahrscheiniich n ich t ang efü h rt. Diese beschäftigen sich näm lich n ich t m it dem m usikalischen A kzent. W ie aus dem R eferat oben (Abschn. 11) ersichtlich ist, w ollte F o rch h am m er eine ganz an d ere F rag e b ean tw o rten : wie k o m m t die verschiedene Stärke der S tim m e z u ­ stande? Es heisst S. 80 der fraglichen Z eitschrift (S. 44 des Son­ derdrucks) : „at det nem lig i V irkeligheden er den forskellige S tem m ebaandsstilling, som gir F orskellen m ellen stæ rke og svage Stavelser eller m ed an d re Ord b estem m er Accentueringen."" A uch P rok o sch gehört n ic h t hierher. S treitberg ist sich n a tü rlic h d a rü b e r k la r, dass V erner im Recht ist, w enn er m der germ anischen B etonung der W urzelsilbe eine verhältnism ässig späte N euerung sieht. D agegen bezw eifelt Streitberg (348) „die A n nahm e V erners (KZ 23, 129), dass es sich um eine bloss analogische V erallgem einerung der im In d o g er­ m anischen vielfach bestehenden A nfangsbetonung h an d le.“ Statt dessen v erficht S. die A nsicht, dass die V erschiebung des ieur. freien A kzentes au f die erste Silbe als „eine Folge der . . . V er­ än d eru n g des A kzentcharakters, d er sta rk e n Steigerung des N ach­ d ru ck s in der Tonsilbe, angesehen w erd en “ m üsse. Diese A nsicht stim m t in so fern m it d er oben in A bschnitt 16 an g efü h rten A uf­ fassung überein, dass d er freie D ru ck ak zen t erst im U rgerm anischen einen so ausgeprägten C h arak ter erhielt, dass er eine differenzierende W irk u n g auszuüben bereit w ar (vgl. Abschn. 21). W ie es ab er schliesslich zur Festlegung der germ anischen W u rzel­ betonung, zur fast A lleinherrschaft des T y p u s asaz[a) k am , steht noch offen (vgl. L erch n er 1971, 311 F n. 95).

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Jellinek M. H. Jellinek b rin g t S. 309— 314 au sfü h rlich e Zusätze zu der D arstellung Streitbergs in b etreff der V ersuche, das VG phonetisch zu deuten. E r betont, dass Sievers die L ehre V erners „d ah in m o d i­ fizierte, dass die F ortes f, p, x im N achlauf n ich t h au p tto n ig er Silben zu n äch st zu stim m losen Lenes h erab san k en , u m w eiter in die stim m h aften Lenes 5, g überzugehen (Phonetik"^ § 779). (vgl. oben Abschn, 6). In der T a t w ird Sievers der einzige sein, der die Bew eiskette V erners d u rc h ein fehlendes Glied b ereich ert hat. N ach Jellinek S. 309 h a t sich die spätere D iskussion m it V or­ liebe um die folgenden P u n k te gedreht: „1. W a r zur Zeit des W irken s des V ernerschen Gesetzes d er germ anische A kzent w irk ­ lich ein Stärke- u n d n ic h t vielm ehr ein m u sik alisch er A kzent? U nd w enn er ein S tärk eak zen t w ar, w ie ist sein W esen u n d seine W irk u n g n ä h e r zu b estim m en? 2. Besteht die von V erner ange­ nom m ene S ilbentrennung z u re c h t? “. H ier erw äh n t u n d b esp rich t J., w ie w ir schon hö rten , diesbezügliche S ch riften von G authiot, P edersen, Boer, W illiam s, P rokosch, W ells, L ogem an u.a., die er m it abgew ogenem U rteil kennzeichnet. Grosses G ewicht legt Jellinek au f Jespersens A uffassung des S tärkeakzents, die er S. 309 n ac h dem „L ehrbuch der P honetik^“ , S. 119 an fü h rt. W ie Jespersen k o m m t n a c h Jellinek au ch L essiak d er A uflassung V erners seh r n ah e (S. 311). Mit einiger A u sfü h r­ lichkeit b eh an d elt Jellinek au c h die F rag e n ac h der u m stritten en W irk u n g des VG auch im A nlaut, fü r die ausser Bugge u n d Del­ b rü ck (s. Streitberg 288) u.a. W illiam s, W ilm an n s u n d Lessiak G esichtspunkte gehabt h ab e n (S. 312). Die Schriften, die Jellinek S. 308— 314 erö rtert, sind a u c h oben, z.T. m it an d eren E in falls­ w inkeln. b erü ck sich tig t w orden, so dass sich die D arstellungen er­ gänzen. H inzu k o m m t ausserdem die A rbeit von W . S. B usser S. 95— 101 fü r die Zeit bis 1931. Die V erfasserin b eschäftigt sich zw ar h au p tsäch lich m it der LV, b eu rteilt ab er auch die B eiträge zum V erständnis des VG.

21. Liiick 1940 D er Anglist K arl L uick hat, wie G. B auer in der W iener Zeit­ sch rift Die S prache 1972, 1 ff. nachw ies, schon in seinen „Unter-

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suchungen zu r englischen L au tg esch ich te“ von 1896 „phonologische P rin zip en in nuce'' sich zu eigen gem acht, die d an n auch in seine grosse „H istorische G ram m atik d er englischen S p rach e“ . Bd. 1 (1914— 1940) E in g an g gefunden haben. In dem p o sth u m v eröffen tlich ten Kap. 2 d er 2. A bteilung des B andes folgt L uick in seiner D arstellung d er germ . L autverschiebung au sd rü ck lich (§ 618 Anm. 6, S. 805) d er „phonologischen“ D eutung P. K ret­ schm ers (W iener p räh ist. Zs. 19 [1932], 269 ff.; s. auch Glotta 23 [1934], 1 ff.). D abei verfolgt L uick Ideen ü b e r K au salzusam m enhänge a u f G rund des „V erd rän g u n g sp rin zip s“ u n d d er „K etten reak tio n en “ w eiter, denen er schon 1896 in bezug a u f „V okalverschiebungen“ gehuldigt hatte. Es verdient h ie r an g em erk t zu w erden, dass d er „S ystem gedanke“, d er sich in d er F o rsch u n g ü b er die germ . L a u t­ verschiebung h ier u n d d a b em erk b ar gem acht hat, letzten Endes a u f Ja k o b G rim m zu rü ck g eh t (vgl. E. Booth in Arkiv 51 [1935], 322 f.). Bei seiner B eschreibung des VG (S. 807) verw endet L uick die alth erg eb rach ten F o rm u lieru n g en : „E in w eiterer folgenschw erer L autw andel, d er zw ar n a c h der L autverschiebung, ab e r gleich­ falls in sehr alter Zeit sich abgespielt h at, erg riff die stim m losen S piranten, einerseits das aus alter Zeit ü b erlieferte s u n d a n d e re r­ seits die d u rch die L au tv ersch ieb u n g entstandenen p, x: sie w u rd en zw ischen stim m h a fte n L au ten u n d im A uslaut, w enn der vorhergehende V okal n a c h d er in d o g erm an isch en B etonungsw eise u n b eto n t w ar, zu den stim m h aften S p iran ten r, b, ö, j . “ In Anm. 1 (S. 808 f.) b esp ric h t L u ick etw as k u rz die F rag e n ac h dem W an d el d er u rg erin . S p iran ten im A nlaut; „Im W o rt­ a n la u t tritt im allgem einen dieser W an d el n ic h t auf. N ur im A n­ la u t zw eiter K om positionsglieder liegen (in an d eren germ anischen Sprachen) einige F älle vor. U n k lar ist das V erhältnis von ae. d e o r c u n j u n d gelegentlichem p e o r c u n j ,D äm m eru n g ‘ u n d me. derk u n d th e r k ,dunkeb. D agegen gehört ae. d y h t l j ,tü ch tig ‘ zu d u j a n u n d p y h t i j zu peon (aus ^pïhan fü r älteres '^pinhan . . .).“ In der „P honetischen D eu tu n g “ des Gesetzes (§ 619, Anm. 2, S. 809 f.) geht L uick z.T. eigene W ege. L eider w aren die G rund­ lagen d er von F. W ild u n d H . Koziol hrsg. Teile der L uickschen A rbeit n ic h t seh r günstig (s. V orw ort), sodass w ir uns h ie r in

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einer äh n lich en S itu atio n b efin d en wie bei F, de Saussure. Luick, der im J a h r 1935 v erstarb , h a t den D ru ck 1940 n ic h t erlebt. Um den Ü bergang eines stim m losen S p iran ten zu einem stim m ­ h afte n zu verstehen sei n ac h L u ick zu beach ten , dass zwei Mög­ lichkeiten des V erlaufs v o rh an d en sind: „entw eder ist die M inde­ ru n g des R eibegeräusches das P rim ä re u n d das H in zu treten des S tim m tons se k u n d ä r u n d desw egen erfolgt, weil sonst L enis m it S tim m ton v erb u n d en w ar (innerer L a u te rs a tz )“ oder ist „das H inzu treten des S tim m tons das P rim ä re u n d die L enisierung [hat] sich au to m atisch ergeben.“ W ie b ew äh ren sich n u n diese z.T. re c h t au ffällig en P rin zip ien in der P rax is? L u ick m a ch t einen U nterschied zw ischen d er unakzen tu ierten Silbe in urgerm . Hvülfas > ^wülfaz, wo d er S p iran t (s) n ac h der ak z en tu ierten Silbe steht, u n d d er u n ak zen tu ierten Silbe in urgerm . "^fapér > ^fadér, wo d er S p iran t (p) vor der akzen tu ierten Silbe steht. N ur im F all '^wülfaz sei die M inderung des R eibegeräusches (die L enisierung) w ah rsch ein lich das P rim äre, „weil die geringere T on stärk e, also d er geringere A tem druck, eine M inderung des R eibegeräusches h erb eig efü h rt h ab en k a n n “ . Das H in zu treten des S tim m tons sei h ie r also „sek u n d är u n d deswegen erfolgt, weil sonst Lenis m it S tim m ton v erb u n d en w a r (innerer L a u te rsa tz )“. F ü r den stim m losen S p iran ten (s) im A uslaut h a t L uick som it eine in teressan te S ond erk läru n g , die sonst n ic h t vorzukom m en scheint [vgl. W ilm an n s § 25.2 u n d K rahe-M eid 1 (1969) § 115]: „innerer L a u te rsa tz “ . W ir sah en oben S. 24, dass V erner diesen F all, einen S p ira n ten im A uslaut n ac h S onorlaut, in seiner F orm el S. 114 n ic h t au sd rü c k lich erw äh n t. E s ist n ic h t ganz k lar, ob V erner gem eint h at, dass das u rsp rü n g lich e s h ier „bei tö n en d er N ach b arsch aft selbst tö n e n d “ w u rd e oder ob er das stim m h afte z analogisch n ac h s im In la u t au ffasste (vgl. u rgerm . ^'batizön). D ass bei *umlfaz die M inderung des R eibegeräusches, w ie L uick m eint, das P rim ä re ist, ist k la r. W ie v e rh ä lt es sich ab er m it ^faper > "^/aScr? H ier v ertritt L u ick A nsichten, die strittig sind. F ü r die In la u t­ fälle gilt n ach L u ick n ich t, dass die „M inderung des R eibegeräu­ sches“ ( = L enisierung) p rim ä r ist: „D enn w en n der W an d el bloss die Folge geringeren A tem druckes w äre, so w ü rd e in dem u r ­ sprüng lich en V erschiebungsprodukt '^fapér au ch L enisierung des ƒ zu erw arten sein.“ W ie oben (Abschn. 9: W illiam s) au sg efü h rt

w urde, gibt es keinen sicheren G rund fü r die A nnahm e, dass ein anlautender S pirant in un ak zen tu ierter Silbe lenisiert Avurde. Das F ortisgeräusch h a t sich in A nlautstellung erhalten können oder h a t sich schlim m stenfalls, wie W illiam s m einte, nachdem es eine R eduzierung erlitten hatte, beim E in tritt der germ anischen A nfangsbetonung w iederhergestellt. L uick h a t aber andere Bew eisgründe fü r seine A nsicht, dass bei den fn lau tfällen Avie -^fapér > '-^fadér das H inzutreten des Stim m ­ tons das P rim äre, die Lenisierim g das S ekundäre sei. L. erk lärt S. 809 w eiter: „Beim Ü bergang von V okal zu stim m loser Spirans m üssen die S tim m bänder entspannt, der M und in Engenstellung gebracht u n d der A tem druck gesteigert, beim Ü bergang von der Spirans zum folgenden Vokal alle drei Bew egungen w ieder u m ­ gekehrt au sg efü h rt w erden. W enn n u n eine von ihnen, die E n t­ spannung der S tim m bänder, unterbleibt, so Avird der S pirans­ ch a ra k ter des K onsonanten nicht geändert, ab er er Avird stim m ­ haft, m it der Folge, dass das R eibegeräusch autom atisch eine M inderung erleidet.“ Sieht m an die B ew eisführung L uicks genauer an, so w ird eine Inkonsequenz sichtbar. L. h a t ohne B edenken die A uffassung Verners ü b er die Bedeutung der im Indoeuropäischen „unbetonten“ Silbe fü r das E n tsteh en der stim m h aften S p iran ten sich zu eigen gem acht (§ 619, S. 807). Bei der „P honetischen D eutung“ des­ selben § 619 Anm. 2 (S. 809) rechnet L. n ic h t dam it, dass in [fa})] m it folgender schAverer Silbe der E n ergieaufw and bei der A u s­ sprache des ff)] gering ist im V erhältnis zu [p] in [fäf)] m it fo l­ gender leichter Silbe. In urgerm . '^fapér entAAÜckelt sich [p] in einer Reihe von kontinuerlichen Ü bergangslauten ü b er stim m lose Lenis zu stim m haftem [ö]. Die G rundursache ist die SchAvächung des [p] in schAvach ak zen tu ierter Silbe. Die Schw ächung der den­ talen Spirans tritt in '^wülfaz k la re r h erv o r als in aber auch im letzteren F all ist die E ntw icklung verständlich u n d erfolgt logisch gemäss dem Gesetz Verners. Es gibt keinen G rund, Avie Luick einen U nterschied in der Reihenfolge der Lautbew egungen zw ischen den beiden F ällen anzunehm en. W ir h ab en es in beiden F ällen m it einem W o rt zu tun, in dem p bzw. s in u n ak zen tu ierter Silbe zuerst lenisiert, d an n stim m haft Avnrd. Die L enisierung ist also auch hier das P rim äre. W ie soll m an sich übrigens, nachdem die Stufe ’^ fadér erreicht A\^ar, eine

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„M inderung des R eibegeräusches“ vorstellen? M an fra g t sich, ob die ungünstigen V orlagen der Bearbeitung, die jedenfalls teilweise stenographisch abgefasst w aren, die H erausgeber in die Irre ge­ fü h rt haben. Es folgt S. 809: „Aber es m uss ausserdem noch ein F a k to r von Belang sein, denn die E rw eichung tritt vortonig ein, in ^-wurdandz^ ^faÖér^ auch nachtonig zwischen unbetonten Silben w ie in -^batizö [= "^bälizö], n ic h t ab er u n m ittelb ar n ac h dem T onvokal Avie in bröpor. Dies m uss w ohl dam it Zusam m enhängen, dass u n m ittelb ar n ach dem Silbengipfel der A tem druck noch so sta rk ist, dass er einer M inderung w iderstrebt (vgl. Sievers, Phon.-^ § 831; ähnlich Jespersen, Linguistica S. 243).“ Dies ist eine etw^as langatm ige A usführung dessen, w as Sievers aaO. aus V erners D arstellung logisch geschlossen und k u rz ge­ fasst hat (angeführt oben Abschn. 6). L uick schliesst (S. 809 f.) seine „P honetische D eutung“ folgenderm assen: „Ausgelöst w urden ab er beide V orgänge [das S tim m ­ haftw erd en u n d das Stim m losbleiben] vielleicht dadurch, dass eine schärfere A usprägung des Akzentes eintrat, so dass die T onsilben etwas stärk er, die unbetonten etw^as schw ächer genom ­ m en Aviirden als bis d ah in : das fü h rte zu r L enisierung im A uslaut u n d begünstigte das Stim m haftw erden im In lau t, soweit n ich t die W irk u n g des Akzentes au f der Tonsilbe zur Geltung kam . Jene schärfere A usprägung aber k an n u n m ittelb ar au f psychologische U rsachen zurückgehen.“ L uick ist hier von Jespersen, L inguistica S. 248 beeinflusst —■ zu vergleichen ist w as oben Abschn. 16 u n d 20 an g efü h rt w or­ den ist — u n d Neues b rin g t er n u r in dem Sinn, dass er „die schärfere A usprägung des A kzentes“, den sch ärferen K ontrast zw i­ schen stark en u n d schw achen Silben au f psychologische U r­ sachen zu rü ck fü h rt. Von „contrast an d reactio n “ beim Ü bergang von stark gespannten S tim m bändern in einem akzentuierten à zu ganz entspannten S tim m bändern u n d offener Glottis bei der A ussprache eines folgenden ƒ (d/-) sp rach auch Lotspeich (s. oben Abschn. 11), ohne dass h ier ein F o rtsch ritt gegenüber V erner vor­ läge. Auch L uick scheint h ier besonders in bezug au f "^willfaz und ^faôéFj die L uick phonetisch unterschiedlich deutet, den K ontakt m it V erner verloren zu haben.

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22. Falc’hun— Jung 1943— 1956 F a îc'h u n G estützt a u f die E rfa h ru n g e n von d er L a u tb ild u n g sein er h e im a t­ lich en S prache, des B reto n isch en , v e rsu c h t F . F a lc ’h u n , L a lan g u e b re to n n e et la lin g u istiq u e m o d ern e (P aris 1943) einige F ra g e n au s d er in d o e u ro p ä isch e n L au tg e sch ich te in neues L ic h t zu ste l­ len, in sb eso n d ere die g erm an isch e LV u n d d as VG. F. gibt S. 50 f. einen k u rz e n B erich t ü b e r die trad itio n elle A uffassung, g egenüber d e r er seine eigene A n sich t so fasst: „d an s '^hhräter, 1’accent p réco n so n an tiq u e a ren fo rc é le / en et d an s ^patér, F accent p o stco n so n an tiq u e Ta a ffa ib li en d^ san s étap e in te rm é d ia ire .“ S einen H auptein'svand gegen die E n tw ic k lu n g "^patér > ^fapér > ^faôér > fader d rü c k t F. so au s (S. 51): n a c h d er tra d itio n e lle n A u ffassu n g sei n ic h t e rk lä rt, „po u rq u o i, ap rès voyelle atone, le t a p a rc o u ru tro is étapes { t> p > d > d) d an s le m êm e tem p s où il n ’en p a rc o u ra it q u ’u n e { t > p ) ap rès voyelle to n iq u e .“ F . sieht in d er E in fü h ru n g d e r S tufe "^fadér zw isch en "^fapér u n d -^fader einen V erstoss gegen „la p a rfa ite sy m étrie d u tra itm e n t des o c­ clusives d an s la loi de G rim m “ (52). D as U ngleichm ässige b e ­ stü n d e d arin , dass „la loi de V e rn e r“ zw eistufig s > z a b e r d re i­ stu fig p > d > d v o rau ssetzt. D er V erf. b e rü c k sic h tig t h ie r n ic h t d ie rela tiv e C hronologie des L au tw an d els. D ie S tufe d w ird b e k a n n tlic h n a c h allg em ein er A uffassu n g e rst im W e stg e rm a n isc h en e rre ic h t u n d k a n n n a tü r ­ lich n ich ts m it d e r S y m m etrie d e r LV zu tu n h ab e n . Es sei h ie r a u c h a u f die h ö flich ab leh n en d e K ritik B ertil M alm bergs, AL 3 (1942/1943), 131— 138 hingew iesen, w o es S. 136 u.a. heisst: „A u­ cun des deux arg u m e n ts allégués co n tre l ’a n c ien n e fa ç o n de co m ­ p re n d re la loi de V ern er n e m e sem ble d écisif.“ Jung E d m o n d Ju n g in É tu d e s g erm an iq u es 11 (1956), 300 r ü h m t ohne sic h tb a re n G ru n d „la d écouverte in g én ieu se d e l’ab b é F a lc ’h u n , qui explique p h y sio lo g iq u em en t la loi de V ern er —■ le p assag e d ’u n e syllabe ato n e à u n e syllabe to n iq u e am èn e u n m o u v em en t a sc e n d a n t de la p ressio n trac h éale, c h a ra c té ristiq u e essentielle des occlusives so n o res.“ J u n g fü g t jed o ch k ritisc h h in z u ; „M ais l ’ex-

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p licatio n q u ’il don n e { t> d sans p asser su r les sp iran tes p et d) ren co n tre diverses difficultées, d o n t nous ne m en tio n n o n s ici que celle qui concerne la chronologie: le passag e de t k ë (dans pater > fadar) d ev rait être a n té rie u r à l ’évolution t > t h , et il fa u t se d em an d er si, lo rsq u e la m u ta tio n a com m encé, l’accen t était d éjà essentiellem ent in te n se.“ Diese u n d die folgenden A u sfü h ru n g en ü b e r das V erh ältn is zw ischen d er LV u n d dem A kzent h a b e n an sch ein en d n o ch n ic h t ih re endgültige F o rm e rh a lte n (vgl. S. 301 oben). E s geht ab e r au s ih n e n h erv o r, dass J u n g zu d er A n n ah m e neigt, die LV sei in sow ohl sta rk e n w ie sch w ach en Silben (z.B. t > p in urgerm . hrépar w ie in "^fapér) zu einer Zeit eingetreten, w o d er m u sik a ­ lische A kzent n o ch h errsch te , w o ra u f d a n n m it d er E in fü h ru n g des In ten sitätsak ze n ts das VG u n m itte lb a r an g efan g en h a b e zu w irk en : „Ainsi la m u ta tio n p e u t av o ir com m encé a v a n t l ’éta ­ b lissem en t de l ’accen t d ’in ten sité, et selui-ci, u n e fois établi, ne s’est fixé su r la p rem iè re syllabe q u ’ap rès a v o ir p ro d u it l ’effet appelé Loi de V ern er“ (S. 300 u n te n ). D iese A uffassung ste h t zu d e r V erners keinesw egs im W id ersp ru c h . Neues b rin g t sie k au m .

23, van Ginneken—Hentrich—Boer—van Hamei—von Essen 1907— 1966 Bei d er p h o n etisch en E rk lä ru n g des VG h a t d er T y p ^fapér > ^faöér w o h l die grössten S chw ierigkeiten bereitet. M an h a t m a n c h ­ m al n ic h t einsehen w ollen, dass die S ilb en tren n u n g V erners, "^fapér, rich tig ist u n d dass m it dieser S ilb en tren n u n g das p d er sc h w a ch a k zen tu ierten Silbe zu erst lenisiert, d a n n in stim m h a fte r N a c h b a rsc h a ft stim m h a ft w erd en k o n n te. W ir h a b e n oben Abschn. 11 gesehen, dass P ro k o sch 1912, 6 f. m it d e r S ilb en tren n u n g '^fa-pér n ic h t au sk o m m en k o n n te. W as L otspeich 1915, 349 f. vom Ü b erg an g ■^fapér> "^fddér sagt (s. ebd.), n ä m lic h dass es f ü r die S tim m b än d er viel leich ter u n d n a tü rlic h e r sei, fo rts c h re i­ ten d u n d u n u n te rb ro c h e n ih re S p an n u n g zu steigern als sie in der M itte des P rozesses zu lockern, ist a n sich rich tig u n d w id e rsp ric h t n ic h t V erners A uffassung, die so fo rm u lie rt w erd en k a n n : F o rtis > L enis > Vox. 7

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B ooth

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U. Ginné k e n U n ter den zah lreich en F o rsch ern , die o hne B edenken V erner folgen, b efin d et sich z.B. au ch Jac. v an G inneken, P rin cip es de ling u istiq u e psychologique (1907), 475. F ü r ih n w a r d er U n te r­ schied zw ischen '^fadär u n d ^bropar in d er verschiedenen In te n si­ tä t des S p iran ten in u n a k z e n tu ie rte r u n d ak z en tu ierter Silbe b e ­ g rü n d et: „nous concluons à l ’in sta n t que la fricativ e d an s le p rem ie r exem ple av ait m oins d ’a ir que le second et que le c h a n g e­ m e n t en "^'fadâr est donc facile à co m p ren d re.“ Ganz an d ers also als de S aussure u n d B rin k m an n . B rin k m a n n 1965, 69 F n . 26 w ollte von einem „K au salv erh ältn is zw ischen A kzent u n d g ram m atisch em W ech sel“ n ich ts w issen: „es d a rf fo lg en d er A kzent n ic h t fü r den W a n d el v eran tw o rtlich gem ach t w e rd e n “ . F ü r B rin k m a n n w ie fü r de S aussure w a r die in terso n an tisch e S tellung des p genügend u n d en tsch eid en d (s. oben A bschn. 12 u n d 15). H entrich Es gibt ab e r in bezug a u f d en T y p ^fapér > ^fadér au ch einen d ritte n S tan d p u n k t, den schon W u n d t 1900 ausgesprochen h a t (s. A bschn. 7). Es h a t sich eine N eigung b e m e rk b a r gem acht, den V organg als eine psychische u n d a rtik u la to risc h e V orw egnahm e d er S tim m e au fzu fassen . In zwei A ufsätzen, PBB 44 (1920), 184 f. u n d 45 (1921), 300 f., h a t K. H e n tric h a u f einen W a n d el von stim m losen zu stim m h a fte n S p ira n ten au fm e rk sa m gem acht, d er seiner A nsicht n ac h dem des V ern ersch en Gesetzes genau p a ra lle l lä u ft. So spiegelt n a c h H en trich 1921 d er Ü bergang von einen S chubl (K om m andoruf) zum m u n d a rtlic h e n ainän z ü p dasselbe S tim m h aftw erd en d er S p iran s w ie in "^fapér > ^fabér. In beid en F älle n w erde die S tim m e des m it „w esentlich v er­ stä rk te m d y n am isch en A ccent“ v erseh en en V okals vorw egge­ n o m m en u n d h a b e die S p iran s affiziert. D agegen m u ss eingew en­ det w erden, dass in diesem A rbeitsk o m m an d o das letzte n in äinän, d as m it dem folgenden s-L au t in K o n tak t tritt, d er F a k to r sein k a n n , d er die A ssim ilation h e rv o rru ft oder jed en falls b e g ü n ­ stigt. D er F a ll ist som it unsicher. B esser scheinen zu d er Regel V erners die von H e n tric h in PBB 44, 184 f. an g e fü h rte n P a ra lle le n zu stim m en: im E ichsfeldisch-

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T h ü rin g isc h e n gilt in d er ältesten G eneration u n d teilw eise n och in den jü n g e re n G enerationen z.B. die A u ssp rach e pazire ,p assieren ' n eb en pdse ,p assen ', m azire .m assieren ' n eb en m dse ,M asse' usw. W ir w erd en u n te n a u f die F ra g e zu rü ck k o m m en , ob w ir es h ier ü b e ra ll m it ein er „V orw egnahm e d er S tim m e“ zu tu n h ab en .

Boer E in e A n tizip atio n des m u sik alisch e n A kzents h at, w ie w ir oben A bschn. 10 sahen, B oer an g en o m m en : die S p an n u n g d er S tim m ­ b ä n d e r sei bei '‘^ fdper „m et hoogen to o n “ (nicht D ru ck ak zen t!) a u f -er schon bei d er A u ssp rach e des p erfo lg t (Boer 1924, 124). A ndere n ied erlän d isch e S p rach w issen sch aftler, die sich ein ­ gehend m it dem S tu d iu m d e ra rtig e r A n tizip atio n en b esch äftig t h ab en , sind Jac. van G inneken aaO . 542 (Index) u n d A. G. van H am ei, T ijd sc h rift 47 (1928), 8 ff.

V. H a m e i v an H am ei n a n n te diese E rsch ein u n g „p sy ch isch e“ o d er „artik iilato risc h e p ro lep sis“ (S. 10 bzw . 24), d.h.: eine E ig en h eit d er fo l­ genden Silbe w ird p ro lep tisch a u f die v o rau sg eh en d e ü b ertrag en . V . H am ei b e tra c h te t sow ohl den z-U m laut als die L au tv e rsch ie­ bung, w ah rsch e in lic h , w en n g leich n ic h t au sd rü c k lic h , au c h das VG von diesem ein h eitlich en G esich tsp u n k t: „De o n tw ik k elin g zoo­ w el van h e t G erm aan sch e vocalism e als h e t co n so n an tism e w o rd en ie d er g ek e n m erk t door één b e la n g rijk versch ijn sel, d a t zich in den loop d er geschiedenis telk en s w eer op v ersch illen d e p u n te n in w erk in g toont, en als een geval van a rtik u la to risc h e prolepsis b esch o u w d m o et w o rd e n “ (24).

V. Essen D asselbe T h em a h a t d er P h o n e tik e r O tto von E ssen au fg eg riffen . In versch ied en en B eiträgen, ü b e r die er in seinem L e h rb u c h „All­ gem eine u n d an g ew an d te P h o n e tik “ (4. Aufl. [1966], 55 f.) eine Ü bersich t gibt, b esp ric h t er, au sg eh en d von den D arleg u n g en H entric h s (s. oben), den E in flu ss d er A k zen tu ieru n g a u f die S tim m ­ h a ftig k e it von K onsonanten. E s h eisst S. 55: „von E ssen fl940,

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161 [ = 1. F. 57]) k o n n te zeigen, dass dasselbe Prinzip, das zu den u n te r dem V ernerschen Gesetz begriffenen E rscheinungen g efü h rt h at, au ch im heutigen L itau isch en w irk sam ist: eine bevorstehende dyn am isch e H ervorhebung d u rch erh ö h te S tim m ­ stärk e b ew irk t ein V orgreifen d er Stim m e u n d d am it Stim m haftw erdung des dem A kzentvokal vorhergehenden, sp rach lich als stim m los geforderten K onsonanten.“ W ie van H am ei h a t auch von Essen I. F. 57 (1940), 171 d as­ selbe „V orgreifen“ au ch fü r die E rk lä ru n g des M Jm lauts ange­ nom m en: „Beim U m laut w u rd e ein V okal m it Z ungenflachlage d u rch die V orbereitung a u f einen späteren V okal m it Z ungen­ hochlage geschlossener gestaltet; die V orbereitung geht sogar d u rch einen zw ischenstehenden K onsonanten h in d u rch , w ie ein in der Vox 1935, 13 m itgeteilter p h o n etisch er V ersuch bew eist.“ Diese L ehre vom „V orgreifen“ ist bei d er D eutung des i-U m lauts n atü rlich nich ts Neues. Es genügt h ie r a u f W ilm anns, D eutsche G ram m atik Abt. 1 (1893), 194 hinzuw eisen: „V ielm ehr w urde das i in der W eise in die S tam m silbe aufgenom m en, dass die Zunge, n o ch ehe sie den tren n en d en C onsonanten articulierte, schon die Stellung, die das i verlangte, einzunehm en tra c h te te .“ F ü r uns relev an t ist ab e r n u r die F rage, ob diese V orw egnahm e der p alatalen Z ungenstellung beim z-Umlaut m it der von v. Essen angenom m enen V orw egnahm e d er Stim m e beim Ü bergang von '^faper > -^fa&ér v ergleichbar ist. Um dies zu entscheiden, w ird ein Z itat aus der D arstellung von Essens Vox 1934, 99 notw endig sein. An dieser Stelle heisst es: „W enn also n a c h V erners Gesetz den n ac h der ersten L a u t­ verschiebung v o rh an d en en stim m losen R eibelauten d u rch den ih n en folgenden A kzent eine erhöhte S tim m haftigkeit erteilt w urde, so ist dieser V organg so zu verstehen, dass die erhöhte A ktivität der S tim m lippen im A kzent [ = i n d er ak zen tu ierten Silbe] regres­ siv die n äch st voran g eh en d e F rik a tiv a m it ergriff, d.h. es ist Stim m e in sie eingedrungen. Das w ü rd e ab er bei G leichhaltung aller übrigen zur B ildung der F rik a tiv a nötigen K om ponenten einen M ehraufw and an Sprechenergie bedeuten, w as d er n a tü r ­ lichen N eigung zu r G leichhaltung des G esam tim pulses w id er­ strebt. D er S precher w ird d ah er einen Ausgleich d u rch Schw ä­ chung d er an d eren K om ponenten anstreben. D an ach w äre das E in d rin g en d er S tim m h aftig k eit als Ursache, die A tem ersparnis

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u n d artik u lato risc h e S chw ächung als W ir k u n g anzusehen, u n d H en trich s F o rm u lieru n g (21 [ = PBB 45, 301]) w äre d a h in a b ­ zu än d ern , dass m a n n ic h t die S tim m haftigkeit, sondern die als artik u lato risch e S chw ächung v erstan d en e Minderung der Intensi­ tät als R esu ltat setzt.“ D er erste T eil des Zitats, w o e rk lä rt w ird, dass die erhöhte A ktivität der S tim m lippen in der ak zen tu ierten Silbe regressiv die n ä c h st v o rangehende F rik a tiv a m it ergriff, steh t schon im E in k lan g m it der L ehre V erners ü b er das S tim m h aftw erd en der stim m losen S p iran ten „inlau ten d bei tö n en d er n a c h b a rsc h a ft“ , w as au ch als regressive A ssim ilation bezeichnet w erd en k an n . W eniger einleuchtend w irk t vielleicht im zw eiten T eil des Zitats die K ritik an H en trich s A uffassung PBB 45, 301, wo es heisst: „A ccentuierung folgenden V okals v eru rsac h t in S tim m h aftig k eit resultieren d e M inderung d er In te n sitä t v o rau sg eh en d er Conson a n z .“ H ier w ill von E ssen die Dinge u m k eh ren u n d folglich die S tim m h aftig k eit als p rim äre, die M inderung der In te n sitä t als sek u n d äre E rsch ein u n g b etrach ten . Dies erin n e rt an die Auf­ fassu n g K. L uicks, die oben (Abschn. 21) k o m m en tiert w urde. L uick steh t h ie r im W id ersp ru ch besonders zu Sievers u n d Paul, die das VG so deuteten, dass d er erste S ch ritt d er E n tw ick lu n g die L enisierung d er stim m losen S p iran s w ar. Ist n u n ein V ergleich zw ischen „einer V orw egnahm e d er M und­ stellung des im Schw inden beg riffen en z“ beim z-Um laut (W alde, Die germ . A uslautgesetze [1900], 197 f.) u n d die „V orw egnahm e“ der Stim m e beim Ü bergang "^fapér > '^fadér berech tig t u n d fru c h t­ b a r? D arü b er m ögen die A nsichten geteilt sein. Dass bei d er A us­ sp rach e einer L autfolge [ati, atj] die Zunge schon bei a die Stellung, die das i oder / verlangt, einnim m t, ohne dass der S prechende sich dessen bew usst ist, k a n n jed er an sich selbst beobachten. K ann m a n ab er ebenso b estim m t b eh au p ten , dass beim Ü bergang ^ f a p é r > ^ f a d é r „die T ätig k eit der Stim m lippen zu frü h eingesetzt [hat], d.h. d en V okal stim m lich schon vorbe­ reitet, w ah rsch ein lich , weil d er S prechende schon a u f die beson­ dere stim m liche L eistung bei d er folgenden sch arfen A kzentuie­ ru n g h in z ielt“ (v. Essen, I. F. 57, 172)? D er U nterschied scheint der zu sein, dass im frü h e re n F all die E rleich teru n g d er Aus­ sprache, die Ö konom ie, „the efficiency“ d er S p rech tätig k eit eine V orw egnahm e erfordert, w as im letzteren F all n ic h t so notw endig

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erscheint. H ier fin d et die E ntw icklung w ohl S chritt fü r S chritt statt: p w ird in der unakzentiiierten Silbe lenisiert („erw eicht“ ) und h arm o n isch (legato) „w eiter in lau ten d bei tönender nachb arsch aft selbst tö n e n d .“ S. au ch oben S. 94. Vgl. die A uffassung G ram m onts 185 von ,.un phonèm e qui com m ande à T au tre“.

24. Boer-den Hoed 1948 In H andelingen v an h et tw intigste N ederlands philologencongress, gehouden te Leiden 1948 (Groningen 1948) findet sich S. 71 f. das R eferat eines V ortrags von F ra u Dr. P. M. Boer-den Hoed m it dem Titel „Is de w et van V erner een w e t? “ Die H au p tg e­ danken und w ichtigeren, z.T. recht eigenartigen B ehauptungen der Verf. sind die folgenden. Die übliche F o rm u lieru n g des VG, „scherpe sp iran ten zijn in het oergerm aans in zachte sp iran ten overgegaan, w anneer in het indo-europees h et hoofdaccent niet onm iddelijk voorafging“, en t­ halte einen W iderspruch, weil h ier eine urgerm . E rscheinung aus A kzentverhältnissen im Indoeuropäischen e rk lä rt werde. F ern er kom m t der Verf., u n d zw ar m it Recht, die A nnahm e u n w a h r­ scheinlich vor, dass die urgerm . stim m losen S piranten stim m haft w erden, w enn die folgende Silbe einen m usikalisch höheren Ton trage (R, C. Boer, O ergerm aansch h andboek 1924 § 123.3; vgl. oben Abschn. 10). Ebenso fehlen in einer S prache m it m u sik a­ lischem Akzent die V oraussetzungen fü r das E ntstehen von stim m losen S p iran ten aus Tenues. D afü r nehm e m an doch ge­ w öhnlich einen stark en exspiratorischen A nfangsakzent an: „m .a.w. de opvatting von P rokosch (A com parative G erm anic gram m ar), d at „V erner’s law m ust have preceded the G erm anic accent sh ift“, lijk t m ij niet aan n em elijk .“ F ü r das U rgerm anische lehnt die Verf. som it den noch freien ieur. Akzent ab, n im m t aber den exspiratorischen, den D ru ck ­ akzent au f der W urzelsilbe an. den sie aber vor die Zeit des VG verlegt. E rst m it der germ. A kzentneuerung entstehen also nach der A nsicht der Verf. die stim m losen S piranten au s den Tenues. W ie entstehen d ann die stim m haften S piranten? H ier versucht die Verf. geltend zu m achen, dass das VG, d.h. h ier das S tim m h aft­

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w erden d er stim m losen S piranten, m it besonderer Regelm ässig­ keit w irk t in den F orm en der P rä t. PI. u n d P art. Perf. der stark en V erba im W estgerm anischen (72). Ist es d an n n ich t m öglich, frag t die Verf., anzim ehm en dass gerade diese F orm en in ih re n L aut- („k lan k -“) u n d Q u an titätsv er­ h ältnissen besonders günstige V oraussetzungen h a tte n fü r das S tim m haftw erden der stim m losen S p iran ten u n d dass w ir h ier den A usgangspunkt hab en eines Prozesses, der sich sp äter ü b er das ganze germ anische Gebiet verbreitet h a t? Jedenfalls haben die Form en, m eint die Verf., in denen E rw eich u n g stim m loser S piran ten regelm ässig a u ftritt, viel m e h r F ak to ren gem einsam als allein „een problem atische accen tu erin g “. W o rin diese besonderen V oraussetzungen bestehen, d arü b er lässt u n s die Verf. in U ngew issheit. Noch m e h r zu b ed au ern ist indessen, dass sie V erschiedenes b eh au p tet oder voraussetzt, das m it dem VG, wie es V erner selbst fo rm u liert h at, n ich t ü b erein ­ stim m t. W ill m an in F rag e stellen, ob „de w et v an V erner een w e t“ ist, so sollte m a n billigerw eise von dem Gesetz selbst a u s­ gehen u n d d an n versuchen, es zu widerlegen.

25, Schultheiss—Abrahams—Naert—Kurylowicz 1938—1955 Die Beiträge von Schultheiss 1938, A bi'aham s 1949 u n d N aert 1955 h ab en das gem einsam , dass sie eine F o rtd a u e r des ieur. m u sik a­ lischen Akzents (Tonakzents) im U rgerm anischen annehm en, w as ein an sich sta tth a fte r G edanke ist. W en n diese A utoren aber auf verschiedene W eise versuchen, diesen m u sikalischen Akzent fü r das VG v eran tw o rtlich zu m achen, so scheint ih re B ew eisführung so verw ickelt u n d gekünstelt, dass sie w enig V ertrauen einflösst. Schultheiss D er Aufsatz S chultheiss’ ü b er „Das F ortleb en d er indo g erm a­ nischen ,freien B etonung' im germ anischen N orden“ in ZfvglSprf. 65 (1938), 249— 255 unterscheidet sich von den B eiträgen A bra­ ham s u n d N aerts d ad u rch, dass er an d er F o rm u lieru n g des VG d u rch Verner, P au l usw. nich ts auszusetzen h a t: . Aber der inn ere G rund der ganzen E rscheinung ist zunächst nicht ersich t­ lich . . (S, 249).

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So h a t Schultheiss nichts gegen die A nnahm en: 1. Aus pdtér w ird d u rch den ersten A kt der LV faper^ 2. d a dem in lau ten d en p kein b eto n ter V okal vorangeht, so en tsteh t die A usspracheform fader. Dagegen w endet sich S. m it S chärfe gegen die A nnahm e: 3. erst n ach der E n tsteh u n g des stim m h aften 3 ist der Stärkeak zen t auf die A nfangssilbe zurückgezogen w orden . . Für seine Ansicht, dass die germ anische A kzentneuerung das P rim äre sei, verm ag S. jedoch keine stichhaltigen G ründe anzuführen. N ach der h errsch en d en M einung m üssen w ir, so arg u m en tiert S., „dem v o rg en n an isch en A kzent eine bedeutende K raft zu ­ sp rech en “ (250). S. fin d et eine E n tw icklung "^faper > ^fadir > m it zurückgezogenem A kzent "Pfader n ic h t w ahrscheinlich. Das Be­ denkliche liege in dem Zwang, drei sich w idersprechende Stufen d er E n tw icklung an n eh m en zu m üssen: 1. „etw as so u n v erk en n ­ b a r G erm anisches“ wie die LV [t> p usw .), 2. „dann eine N ach­ w irk u n g eines besonders v erstärk ten Akzentes n ach in d o g erm a­ nischer V erteilung“ {'-^faper > */aSér), „die u n s vom germ anischen S tan d p u n k t so sehr frem d an m u te t“, u n d „endlich die Z u rü ck ­ ziehung dieses stark en A kzentes“ (ebd.). D azu ist n u r zu sagen, dass w as „germ anisch“ bzw. „frem d “ in der phonetischen E n t­ w icklung anm utet, h ie r n atü rlich ausser D iskussion steht. S. b eh au p tet ferner, „dass die Lage des A kzentes n ic h t alle T atsach en erk lärt, die das V ernersche Gesetz u m fasst“ (ebd.). so seien z.B. die Ü bergänge gdstis > gastiz^ béranp > bérand ohne Beispiele aus an d eren Sprachen. In W irk lich k eit liefert das Neuenglische parallele E ntw icklungen au ch fü r den Typ dsaz{a) (s. A bschn. 28). Seine eigene A uffassung ü ber „den inneren V erlauf der E r­ schein u n g en “ (251 ff.) k a n n k u rz so zusam m engefasst w erden: 1. H erau sb ild u n g eines stark exspiratorischen Akzents a u f der S tam m silbe schon in ieur. Zeit ("Später), 2. der m usikalische A k­ zent u n b e rü h rt {-er hochbetont), 3. es entsteht d u rch die LV ^fäper, 4. das „V ernersche Gesetz“ m ach t sich geltend, es entsteht "Pfader, w eil d er S p iran t in einer Silbe m it m usikalischem T iefton steht, 5. D ieser B etonungstypus II ist = dem schw edischen A kzent II (z.B. in tàlà ,red en '), der sich seit ieur. Zeit erh alten hat. Das Ganze ist abwegig.

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Abrahams H. A braham s, É tudes phonétiques su r les tendances évolutives des occlusives germ aniques (Aarhus 1949) setzt sich zum H a u p t­ ziel, die dänischen V erschlusslaute [p, t, k u n d d, g) phonetisch zu untersuchen. Diese U ntersuchung flösst R espekt ein. Leider k a n n m a n das n ic h t von einem an d eren Teil seiner D arstellung sagen, w o A braham s (S. 26— 29, 60— 75, 217— 221) sich v or­ nim m t, „le m écanism e de la loi de V erner“ au fzuklären. Bei d er F o rm u lieru n g des VG schliesst sich A. (S. 27) Meillet, Caractères généraux des langues germ aniques (1922), 48 an. Diese F orm u lieru n g h a t Jespersen als zu begrenzt erw iesen (s. oben Abschn. 13). A. (S. 29) bleibt aber bei der F o rm u lieru n g Meillets (S. 53) : „la loi de V erner n ’est dém ontrée que p o u r la sp iran ie qui suit la tran c h e vocalique de la syllabe in itiale du m o t.“ N ach A. (S. 63) ru h t die phonetische D eutung V erners a u f drei H ypothesen: a) „celle de la p rio rité du passage de consonne occlusive en consonne constrictive devant le passage de consonne sourde en consonne sonore“, b) „celle de la n atu re de l’accent germ anique différente de celui de l’indo-européen“ un d c) „celle de la syllabation selon laquelle une consonne in térieu re de groupe ap p artien t à la syllabe précédente.“ Ü ber die H ypothesen b) u n d c) fallt A. n u n das U rteil: „L ’expli­ cation de V erner n ’est pas satisfaisan te“ u n d versucht d u rch die folgenden E rw ägungen dieses U rteil zu rechtfertigen: „C’est d ’abord une faiblesse que d ’être obligé de supposer p o u r la réalisa­ tion de l’accent indo-européen en germ anique u ne réalisatio n d if­ férente de celle que nous atteste le tém oignage concordant des gram m airiens hindous et grecs, et qui v au t certainem ent aussi p o u r l’indo-européen, et c’est égalem ent une faiblesse que sup­ poser une au tre syllabation qite celle qui est attestée p a r les états de langue antérieurs et postérieurs. A cela s ’ajoute encore que l’explication phonétique de l’accent des langues germ aniques p a r exemples, qui le fait reposer su r u n m ax im u m de force aspiratoire, ne reste plus incontestée.“ Es ist nich t richtig, h ier von „faiblesse“ zu sprechen. Es ist keine Schw äche, fü r die W irk u n g des VG wie V erner (115) „etwas exspiratorisches“ am u rg erm an isch en A kzent vorauszusetzen oder eine S ilbenbildung anzunehm en, die gegen den G ebrauch

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frü h e re r oder sp ä terer S p rach en streitet. D iese A n n ah m en w aren bei V erner m eth o d isch vollberechtigte A rbeitshypothesen, die er m it d er grössten V orsicht h a n d h a b te u n d d eren Güte d u rch die T atsach e erw iesen w urde, dass er m it ih re r H ilfe sein Gesetz p h o n etisch ein w an d frei e rk lä re n konnte. W as A b rah am s (S. 63 unten) gegen die T hese V erners ü b er die P rio ritä t der stim m losen S p iran ten vor den stim m h a fte n a n fü h rt — „V erner a considéré certaine la prio rité du passage du ie. p, t, k en j, P, h, disant que le passage d ’un p en un i'? serait contraire au sens p rincipal habituel de l’évolution. Mais il fau t bien se ren d re com pte du fait q u ’une évolution d ’un / à un u est, elle aussi, contraire à ce sens h ab itu el“ —

e rin n e rt sta rk a n die A u sfü h ru n g en W ells’ (s. oben A bschn. 8), b rin g en also n ich ts Neues o d er Ü berzeugendes. D er Verf. gibt d a n n (S. 64 ff.) eine Ü bersicht ü b e r die G elehrten, die n ac h V erner v ersu ch t h ab en , sein Gesetz p h o n etisch zu erk lären . Als R ich tsc h n u r d ien t ih m d abei die Art, w ie diese G elehrten eine der w ichtigsten F ra g e n anfassen , „la force m o trice de T accent“. Seine rech t au sfü h rlic h e D arstellu n g k a n n h ie r n ic h t n ä h e r e rö rte rt w erden, d a sie die L eistungen von F o rsc h e rn kennzeichnet, die au ch oben b e h a n d e lt w u rd en , W ells, Kip, P ro k o sch , L ogem an usw . Mit b eso n d erer A u sfü h rlich k eit sch ild ert A b rah am s (72— 74) die A kzenttheorie Jespersens (s. A bschn. 19). E s heisst d a rü b e r u.a. S. 73 f.: „D ans les syllabes accentuées il y a un e g ran d e facilité à d istin g u er les sonores et les sourdes, tan d is que cette distinctio n était b ien plus difficile dans la syllabe inaccentuée. Les consonnes intervocaliques étaien t ici susceptibles d ’assim ila­ tion des entourages. Cette d iscrip tio n de l ’accent explique, selon O. Jespersen, aussi b ien le conservatism e des sourdes après l’accent que la so n o risatio n des consonnes ap rès la voyelle sonore. M ais Jesp ersen ne no u s a pas expliqué p o u rq u o i l ’accent n ’exerce son in flu en ce que su r les consonnes qui le su iv en t sans to u ch er à celles qui le p récèd en t m êm e im m éd iatem en t.“ H ier e n tb e h rt die D arstellu n g A b rah am s d er nötigen K larh eit u n d G enauigkeit, D er A usdruck „après la voyelle so n o re“ m uss heissen „après la voyelle in accen tu ée“ . D er d a n n erh o b en e V or­ w u rf gegen J. ist n ic h t berechtigt, denn J. h a t u n s den E influss des A kzents n ich t n u r a u f die K onsonanten, die au f ih n folgen

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(die F o rm el asaz(a)), so n d ern a u c h d en E in flu ss a u f die K onso­ n a n te n die ih m v o rau sg eh en (die F o rm e l azas{a)), erk lärt. D as S ch lu ssu rteil ü b e r die F o rsch er, die sich m it dem VG b efasst h ab en , ist seh r n eg ativ : „ni V ern er lui-m êm e, n i ses successeurs n ’ont, n ous sem ble-t-il, co n trib u é d ’u n e m a n ière d éfin itiv e à a p p o rte r des connaissances nouvelle à la p h o n étiq u e générale . . . O n n ’a pas su d éterm in er la n a tu re de l’accen t qui exerce l ’in ­ fluence décisive, on n ’a p as su d éterm in er la place de la consonne fra p p ée et n o n -frap p é e de l ’accent, et l ’on n ’a p as su d éterm in er la n a tu re de la consonne d o n t il s’a g it“ (75). iVbraham s m a c h t rein e n T isch. W as w ill er an die Stelle des V erfehlten setzen? Ih m scheint, „que seule l ’étude d ’u n état de langue d o n t les consonnes so n t su jettes au x forces assim ilatrices qui fra p p e n t leu r sonorité, et d ’u n e la n g u e p o ssé d an t u n e a c c e n tu a ­ tio n sem blable à celle de l ’in d o-européen, et cap ab le de n ous in stru ire su r le m écan ism e de la loi de V ern er“ (ebd.). A. setzt h ie r grosse H o ffn u n g en a u f die d än isch e S p rach e (96 ff.) ; es zeigt sich ab er, dass seine H o ffn u n g ih n g etäu sch t h a t; „II n o u s fa u t d o n c re c o n n a ître que les co n d itio n s accentuelles en danois ne so n t p as d u to u t les m êm es que celles de la lan g u e d a n s laquelle la loi de V erner é ta it activ e“ (203). D er d än isch e In te n sitä tsa k z e n t h a t A. n ic h t w eitergeholfen. In dieser S itu atio n n im m t A. seine Z u flu ch t zu ein er S prache, die s. A. n. einen A kzent besitzt, d er dem g erm an isch en ä h n lic h sieht, d en schw edischen m u sik alisch en W o rta k z e n t (Akzent II). A b rah am s u n te rsu c h t (204 f.) zwei h o m o n y m e W ö rte r im S chw edischen, slütet ,der Schluss, das E n d e ‘ m it A kzent I u n d slùtet ,geschlossen‘ m it A kzent II (accent grave), u n d g la u b t h ie r einen U n tersch ied in d e r A ussprache des t experim entell feststellen zu k ö n n en : u n te r dem E in flu ss von A kzent II ist das t lä n g e r als von A kzent I. W as ist a b e r d am it gew onnen? N ach A. ste h t das in terv o k alisch e t in slütet ,der S chluss' der S onorisieru n g n ä h e r, w eil es etw as k ü rz e r ist als das t in slùtet .geschlossen'. D as w ü rd e, w en n m a n n u n ,K ürze' fü r ,L enis‘ an n e h m en w ill, das U m gekehrte vom VG bedeuten, d en n in einem W o rt m it D ru c k ak z en t a u f d er W u rzelsilb e (wie in slütet) b leib t d er K o n so n an t in seiner E n tw ick lu n g (zu p) im U rg erm an isch en stim m los ("^bröpcir). N ichtsdestow eniger leu g n et A. (218 f.), dass

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der urgerm anische Akzent, wie V erner m einte, ein In ten sitäts­ akzent gewesen sei. A. schreibt (219): „Puisque Taccent n ’a pas été u n accent d ’intensité, il est fo rt vraisem blable q u ’il a eu u n caractère m u si­ cal, m ais ce qui est difficile c’est de croire q u ’une in to n atio n ait seule eu l’effet que V erner a très bien c o n s t a t é , W ie kom m t m an aus diesem D ilem m a heraus? K aum d adurch, dass m a n dem m usikalischen Akzent ein geheim nisvolles W esen zuschreibt, „quelque qualité spéciale que nous som m es actuellem ent hors d ’état de révéler p a r l’em pirism e“ (220). Da n u n auch der schw e­ dische W o rtak zen t II ih n im Stich lässt, m uss m an leider fest­ stellen, dass die U ntersuchung A b rah am s’ in B etreff des VG im Sand verlaufen ist. P honetik ist n ich t M etaphysik. Naert A braham s h atte S. 220 erk lärt: „Si les m ots qui p o rtaien t l’accent indo-européen su r la prem ière syllabe ressem blaient à ceux fra p ­ pés p a r l ’accent II suédois (cf. ici pp. 70— 71), la prononciation soigneuse de la seconde syllabe, et spécialem ent la durée de la consonne qui occupait la prem ière place de cette syllabe, nous expliquerait pourquoi l’assim ilation de sonorité n ’a pas eu lieu dans ce type de m ots germ aniques.“ In einem A ufsatz in SL 9 (1955), 73— 75 ü b er „L a loi de V ern er“ findet P ierre N aert dies w enig überzeugend. E r sagt (S. 73 f .) : „On se dem ande com m ent u n accent m usical qui, su r la prem ière syllabe, a la p lu p a rt du tem ps été u n accent ’aigu’ au ra it pu fo rm er avec la seconde syllabe un accent II suédois, c ’est-à-dire une espèce d ’accent ’circonflexe’.“ Um eine „explication physiologique convaincante“ zu erhalten (73), m ach t N aert einen interessanten V ersuch bei der E rk läru n g des VG den Intensitäts- und T onakzents im U rgerm anischen zu kom binieren und n im m t zu dem Zweck folgendes an: a) das U r­ germ anische h ab e zunächst den m usikalischen A kzent des In d o ­ europäischen beibehalten („beaucoup 1’ont fait avant m o i“ 74), b) im U rgerm anischen habe daneben ein dynam ischer Akzent auf der ersten Silbe begonnen, sich zu entw ickeln, der fü r die m o d er­ nen germ anischen Sprachen so ch arak teristisch sei. W ährend R. C. Boer n u r den m usikalischen Akzent zur E rk läru n g des VG

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ausnütze, will N. beide A kzenttypen heranziehen. In dem folgen­ den Schem a verw endet N. das Zeichen ' fü r den dynam ischen, ' fü r den m usikalischen A kzent des G erm anischen, w äh ren d K den jeweiligen germ. S piranten (< ieur. G bezeichnet: ,A B C D XXR_ E X _ R X F o “ K " etc.

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got. got. vang. got. got. got.

bröpüT ,frere‘) fadar ,pere‘) worden ,devenu‘) fijapwa ,inim itié‘) piw adw ,servitude;) wulpags ,m agnifique‘)

Zu den F ällen A—F sagt n u n der Verf., dass F u n m ittelb ar verständlich sei: „On est depuis longtem ps d ’accord p o u r y voir u n affaiblissem ent entre syllabes i n a c c e n t u é e s (74). F ü r die übrigen F älle (A— E) n im m t N. an, dass der dynam ische Akzent der Silben, die au f die erste folgen, je n ac h der E n tfern u n g dieser Silben von der ersten Silbe geschw ächt w ird, u n d dass diese Tendenz stä rk e r gewesen sei als die Tendenz zur B ew ahrung des m usikalischen Akzents. W ir sehen, dass bei A die erste Silbe einen k om biniert d y n a­ m ischen u n d m usikalischen Akzent trägt. M an d a rf verm uten, dass N. das p in got. bröpar au ch dem stark en dynam ischen A kzent zuschreibt. Dies stim m t m it d er T heorie Verners überein, der indessen ü b er den m usikalischen Akzent nich ts aussagt. Bei B h a t die erste Silbe im G erm anischen ausschliesslich einen dynam ischen, die zweite ausschliesslich einen m usikalischen Akzent. N. w ill also die E ntw icklung t > d (3) in einem germ. ^/d3er aus dem m usikalischen Akzent der zw eiten Silbe zusam ­ m en m it dem dynam ischen der ersten Silbe erklären. Verglichen m it der einfachen E rk läru n g V erners k a n n diese T heorie kau m überzeugen. Mom. C “ K “ ~ ist w ohl im P rinzip wie B zu erklären: auch h ier sollen die beiden A kzentarten ein gem einsam es W erk ver­ rich tet haben. W aru m n ich t h ier wie V erner „un affablissem ent entre syllabes inaccentuées“ sehen? Bei D " —K “ h a t im G erm a­ nischen die erste Silbe einen dynam ischen, die zweite Silbe, der Bindevokal a in got. fijapwa, einen m usikalischen Akzent. W ir sehen, dass w as bei A der dynam ische u n d m usikalische Akzent

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zu sam m en b e w irk t h ab en , h ie r d e r m u sik alisch e A kzent allein zuw eg eg eb rach t h a b e n soll. E s fe h lt d er Bew eis, dass ein m u sik a ­ lisch er A kzent diese W irk u n g h a t erzielen k ö n n en . Bei E — K " ist die A k zentverteilung o ffen sich tlich dieselbe w ie bei C ~ K “ —, n u r w echselt die L ag e d er S pirans. E s b esteh t also in d er L age d e r v ersch ied en en A kzente k ein U n tersch ied zw isch en ieu r. ^urtenos u n d ^te[k]u o tu o m . N ach d e r T heorie N aerts sin d B, C u n d E p rin zip iell gleich zu b eu rteilen : das E r ­ gebnis eines eig en tü m lich en W echselspiels zw ischen dem ererb ten m u sik alisch e n u n d dem h in z u g etrete n en d y n am isch e n A kzent, das a n die gescheiterte Idee L ogem ans (Abschn. 8) erin n e rt. Die T hese N aerts von ein er „décroissance progressive de l’accent d y n am iq u e avec in te rfé re n c e s“ infolge ein er „su rv iv an ce p artielle de 1’accen t m u sical in d o -eu ro p ée n “ (75) b le ib t ein k o m p lizierter G edanke. S chultheiss, A b ra h am s u n d N aert h a b e n d as gem einsam e K ennzeichen, dass sie die Rolle des u rg e rm a n isc h e n In te n sitä ts­ ak z en ts f ü r d as VG u n te rsc h ä tz e n o d er leugnen. S ta tt dessen sch reib en sie in dieser B eziehung dem T o n a k z e n t bzw . dem schw ed isch en A kzent II (G ravisakzent) eine W irk u n g zu, die n ic h t bew iesen w erd en k onnte. W as den sch w ed isch en A kzent II in F ä lle n w ie tàlà .red en ', bùrèn .g etrag en ' (im G egensatz zu büren ,d er K äfig' m it A kzent I) b etrifft, so h a t sch o n V ern er (S. 115 f. F n.) eine gute B eschreibung dieses A kzentes gegeben, dem d a n n Axel K ock eine b e h a rrlic h e A rbeit gew idm et h a t. W ir e rin n e rn uns, dass S chultheiss der A nsicht w ar, dass d e r ieu r. m u sik alisch e A kzent (T onakzent) im schw ed isch en A kzent II u n b e rü h rt fo rtleb t. F ü r diese A nsicht k a n n S chultheiss bei K ock 1901, 112 ff. eine gew isse S tütze finden. K ock w a r aaO . d er M einung, dass d er A nstoss zu r H e rau sb ild u n g d e r b eid en sch w ed isch en A k ze n tarten sch o n in in d o e u ro p ä isch e r Zeit erfo lg t sei. N euere F o rsc h u n g h a t die E n tste h u n g d er d o p ­ p elten n o rd isch e n A k zen tu ieru n g in b ed e u ten d sp ätere Zeit v e r­ legt: R. E k b lo m 1954, 37 etw a ins 8. Jh . E. fin d e t keine M öglich­ keit, einen n o rd isc h e n A kzent II m it dem In d o eu ro p äisc h en u n d U rg erm an isch en d ire k t zu v erb in d en , „d a diese S p rach en ganz sich er n u r eine A k ze n tart h a tte n , die m it Akz. 1 v e rw a n d t oder so g ar m it ih m id en tisch w a r “ (S. 45 u n d 68). E k b lo m h a t sich in diesen F ra g e n m e h rm a ls (z.B. 1939, 164 u n d 1954, 40 f.) in P o le ­

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m ik m it J. K u rytow icz eingelassen. — D ie H a u p ta rb e it a u f diesem Gebiet, E. A. M eyer, Die In to n a tio n im S chw edischen. T. 1— 2. S tockho lm 1937— 1954, h a t n ic h t die A u fm erk sam k e it erregt, die sie v erd ien t (vgl. B. M alm berg, N y are fo n e tisk a rö n och d eras p ra k tis k a b ety d else in N ord. T id sk rift fö r d ö v stu m u n d erv isn in g e n 59, 1957, 77 ff. u n d d en eh ren v o llen N a c h ru f M alm bergs in Stud, linguist. 7, 1953, 119— 122).

K u r y io w ic z In v ersch ied en en B eiträgen, in sb eso n d ere in „L ’orig in e de l ’accen ­ tu a tio n S candinave“ (Bull, in te rn , de l ’A cadém ie polonaise. Aim ée 1936. C racovie 1937, S. 133 ff.) u n d „L ’a c c e n tu a tio n des lan g u es in d o -e u ro p é n n e s“ (1952, 2. Aufl. 1958) h a t J. K uryiow icz den n o rd isc h e n A k z e n ta rte n seine A u fm erk sam k e it zugew endet. Gegen E k b lo m u n d K ock h a t K. als H a u p te in w a n d , dass sie die S p rach e n ic h t als S ystem stu d ieren (1937, 135) u n d ü b e rh a u p t sich u n m o d e rn e r M ethoden b ed ien en (1958, 401 f.). Ü ber E k ­ b lo m u rte ilt K. am le tz g e n a n n te n O rt w ie folgt: „II nous est im ­ possible de so u scrire a u x ra iso n n e m e n ts de M. E k b lo m , q ui p o u r ré so u d re les p ro b lèm es h isto riq u e s s ’en tie n t s u rto u t à la p h y sio ­ logie et à la p h o n é tiq u e ex p érim en tale, p o in t à la p h o n o lo g ie et à la m o rp h o lo g ie .“ M an h a t ab e r n ic h t d en E in d ru c k , d ass K. m it sein er m o rp h o logisch -p h o n o lo g isch en M ethode sich erere E rg eb n isse e rre ic h t hat. E s ist jed en falls zw eifelh aft, ob K. m it seiner V erlegung des sc h w e­ d isch en A kzents II in s S p ä tm itte la lte r (13.— 15. Jh.) d as R ichtige g etro ffen h a t (1958, 390). Die S ch w ierig k eiten ein er ab so lu ten C hronologie liegen o ffen zutage. L eid er h a t K. in seinem grossen A k zen tw erk von ein er B e h a n d ­ lu n g d e r iirg e rm a n isc h e n A k zen tv erh ältn isse abgesehen, u n d zw a r m it ein er B eg rü n d u n g , die etw as e n ttä u sc h t: „L ’in d ien , le grec et le b alto -slav e o n t to u jo u rs co n stitu é les tro is p iliers d e la d o ctrin e de l ’accen t in d o -eu ro p éen . M ais les fa its ré sid u a ire s d u g erm an iq u e, relevés p a r V erner, ne re p ré se n ta n t p a s u n e év o lu ­ tio n h isto riq u e de l ’a c ce n t h isto riq u e h érité, o n t ici été m is de côté“ (V orw ort z u r 1, A ufl.; 2. Aufl. S. 6). Setzt n ic h t d e r u rg erm an isch e A kzent, allerd in g s m it ein er V e rstä rk u n g des d y n am isch -e x sp ira to risc h e n E lem entes, d en e re rb te n ieu r. A kzent als

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solchen fo rt? E rst m it der A kzentneuerung geht das G erm anische seine eigenen Wege. In seiner „Indogerm anische G ram m atik “. Bd. 2. Akzent. A blaut (1968), m odifiziert K urylow icz seine frü h e r etw as zurü ck h alten de E instellung. Es heisst S. 19 (§ 12) ü b er die K onstruktion des ieur. Akzents u.a.: „Das germ anische Zeugnis, das m e h r frag m en tarisch und bloss in d irek t ist — indem die alte A kzentstelle erst aus der allfälligen W irk u n g des Yernerschen Gesetzes erschlossen w erden m uss —■ist insofern w ertvoll, als es in der a.i.-gr, Ü bereinstim ­ m ung eine bloss dialektisch begrenzte E igenheit zu sehen ver­ bietet.“ Dem VG gibt er S. 20 (§ 14) eine F orm ulierung, die n ic h t be­ quem er ausfallen k an n ; „Aus dem Vernerschen Gesetz geht hervor, dass ein germ, stim m loser (stim m hafter) R eibelaut im In lau t, dem ein idg. stim m loser V erschlusslaut entsprach, d u rch einen u n ­ m ittelb ar (nicht u n m ittelbar) vorausgehenden A kzent zu erk lären ist. Das Gesetz w ird allerdings d u rch spätere D issim ilationspro­ zesse v erdunkelt . . . N ichtdestow eniger ist es das einzige K rite­ rium , das die E rschliessung des freien urgerm . Akzents erm ög­ lic h t.“ K. steht h ier notw endigerw eise a u f traditionellem Boden.

26- Bennet 1968—1972 In L anguage 44 (1968). 219— 223 lä u ft W illiam H. B ennet Sturm gegen die herköm m liche F o rm u lieru n g des VG, d.h. „th at Ger­ m anic /f |) X s/ becam e voiced respectively to /b S J zl if th e nearest preceding vowel or o th er syllabic h a d not b orne p ri­ m a ry accent in pre-G erm anic tim es“ (S. 219). Bezüglich der relativen Chronologie des VG w a r m a n sich bisher im P rin zip m eistens d a rü b e r einig, dass der Prozess des VG dem Z eitpunkt voranging, wo der germ anische D ru ck ak zen t au f die Stam m - oder W urzelsilbe festgelegt w urde. Dies bedeutet (mit Bennets W o rten S. 220 Mitte) : „a) th e G erm anic accent w as still m ovable after the shift of IE /p t k 'k^I to /f J) x xW; b) /f x x^ s/ developed voiced allophones w hile th e accent rem ained m ovable; c) these allophones becam e distinct phonem es w hen the

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fixed stress accent w as in troduced an d d) a fairly long period of tim e intervened betw een the sh ift of IE /p t k and the fixation of in itial stress.“ B ennet w endet sich (S. 220) m it S chärfe gegen die A nnahm en im ter a) u n d b), d,h. k o n k ret gegen die R ichtigkeit der allgem ein angenom m enen E ntw icklung: ieur. ^'pdtér > urgerm . ’^fapér > ^fadér > germ. Pfader usw . E s sei n ac h B. n ich t nachw eisbar, dass d er älteste germ. A kzent bew eglich (frei) w ar. Die Stufe ^fapér hab e g ar n ich t existiert, denn ieur. /p t k k ^ s/ seien d irek t zu den stim m h aften E ntsp rech u n g en übergegangen: „It is suggested th a t th e voicing process of V erner’s Law did not follow the G erm anic sh ift of IE /p t k k ’^ s/, b u t w as p a rt of it. T he sh ift itself w as a form of secondary split, th e allophones th a t w ere form ed w ith less effort becom ing respectively /b Ö J z/ an d those th a t w ere form ed w ith m ore effort producing /f x x^' s /“ (219: ebs. 221 f.). Ä hnlich schon W ells (8), Sverdrup (16), F a lc ’h u n (22), A bra­ h am s (25). B ennet leugnet nicht, dass bei diesen Ü bergängen der ieur. A k­ zent der treibende F a k to r w ar, w as er leugnet ist, dass der urgerm . A kzent noch frei w ar. Som it entw ickelt sich ieur. -‘^patér d irek t zu urgerm . Pfader, d enn so soll w ohl die Stelle ,,/t/ in IE '"Spater > /S/ in Go. fadar'' S. 221 u n ten verstanden w erden. Vor diesen revolutionierenden A nsichten fra g t m a n sich zu­ n äc h st folgendes: n ach B ennet S. 221 (Mitte) sei es „helpful to distinguish sh arp ly betw een w h at we know an d w h at we do not k n o w “ . 1st es denn „dem onstrable“ , dass ieur. "^patér sich d irek t zu urgerm . -^fäder entw ickelt h a t? W as ist in diesem Prozess aus dem ieur. A kzent a u f d er E n d u n g gew orden? Es k o m m t B. zu, nachzuw eisen, dass dieser Akzent au f der E n d u n g im U rgerm anischen als D ru ck ak zen t n ic h t eine gewisse Zeit erh alten blieb. M an h ä tte auch erw artet, dass sich B. zu n äch st m it denen a u s­ einandergesetzt h ätte, die eine entgegensetzte A uffassung haben, vor allem m it K arl V erner. V. sagt aaO . 101: „Dass die g erm a­ nische tonlose fricativ a direct aus der indogerm anischen tonlosen explosiva d urch lockerung des m undcanalverschlusses h erv o r­ gegangen ist, d a rf m a n w ohl annehm en. Dagegen k a n n die ger­ m anisch e tönende explosiva n ic h t au f dem directen wege d u rch m ittönen d er stim m e aus der indo-germ anischen tonlosen explosiva en tstan d en sein, d enn dies w ü rd e ein lau tü b erg an g sein, der 8

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Rooih

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gerade gegen die hauptrichtung der lautverschiebung, die aus der indogermanischen tönenden explosiva eine tonlose explosiva hervorbrachte, gehen würde. Man muss also auf umwegen von [S. 102] der tonlosen explosiva zur tönenden explosiva zu ge­ langen suchen“ und weiter S. 102: „uns genügt es ermittelt zu haben, dass die unregelmässigen Verschiebungen einst auch die lautstufe der regelmässigen Verschiebungen eingenommen haben, von da aber weiter fortgeschritten sind.“ Und ganz deutlich schliesslich in der Fn. 1: „es ist mithin unrichtig z.b. von einer differenzirung des idg. t in germ, p und d [ = S] zu reden; es war germ, p , das sich in p und cZ [ = spaltete.“ S. auch Verner S. 109 unten. In PBB 1 (1874), 153 h a t H. P au l schon vor K. V erner fest­ gestellt: „Die E rw eichung m uss also nach der V erschiebung der indogerm anischen . . . Tenuis stattgefunden h ab en .“ Vgl. auch S. 154 f. Genau so sieht O. Jespersen, L inguistica 229 f. in der L autverschiebung u n d in der von V erner entdeckten „A usnahm e“ zwei verschiedene Vorgänge: „Der erste erg riff alle Tenues, der zweite alle Engelaute, die sich dam als in der Sprache fanden, also — u n d das ist ausserordentlich w ichtig — n ich t n u r die du rch die erste L autverschiebung entstandenen E ngelaute, son­ dern auch den aus d er Urzeit vererbte s-Laut. D adurch erwies sich deutlich der zweite V organg als von dem ersten d u rch aus unabhängig: das S tim m haftw erden h a t m it der „germ anischen L autverschiebung“ g ar nichts zu tu n . . Dieselbe A uffassung h a t alternativ F. van Coetsem in „K urzer G rundriss der germ. Philologie“ Bd. 1 (1970), 63 oben; „in der T atsache, dass idg. /s/ u n te r denselben V ernerschen Bedingungen in der zweiten P eriode als /s/ u n d /z/ erscheint, d ü rfte m an a n ­ dererseits einen B ew eisgrund sehen, dass die betreffende Spaltung erst in der E ntw icklung von idg. /p t k k^/ zum G erm anischen eintrat, als diese zu E ngelauten gew orden w aren .“ Die These Bennets ist also m indestens unsicher. Der A rtikel Bennets stellt auch andere E inzelfragen zu r D iskus­ sion. B. sagt (S. 222) : „T he G erm anic fixation of p rim ary stress on in itial syllables gave them increased effort an d so com pletely inhibited voicing in w ord-initial position, hence /p / in IE Spinös > m in Go. fulls ,fu ir. If the G erm anic accent h a d rem ained m ovable fo r centuries, w eakly accented [pi] in IE ^plnós w ould

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have produced a n d th e Gothic w ord fo r ,fu ir w ould have been "^buUs . . Dies ist ein F ehlurteil. Es liegt k ein Zw ang vor anzunehnien, dass das an lau ten d e p in ieur. "Spinös oder in -^pdiér zu b gew orden w äre. Es ist im Gegenteil so, dass ein urgerm . stim m loser S p iran t in A nlautstellung au ch einer u n ak zen tu ierten Silbe eine bedeutende W id erstan d sfäh ig k eit besessen hat, die ih n vor dem S tim m haftw erden b ew ah rte (s. oben A bschn. 9 und vgl. Fourquet, ZfM daf. 22 [1954], 196). B ennet k a n n sich som it n ich t au f die E n tw ick lu n g von ieur. "Spinös u n d ^pdtér berufen, w enn er seine These aufstellt, dass der D ruckakzent im U rgerm anischen n ich t m eh r frei gewesen sei. Anders m ag m an ü b er die folgende Ä usserung (S. 221 unten) u r ­ teilen: „Sim ilarly, lessened effort w ith voicing affected these con­ sonants in form s th a t bore w eakened sentence (hier kursiviert) accent, e.g. /s/ in IE ^is > ^iz > OHG ir ,he‘. Less effort w ith voicing likew ise m ark ed p ro c litic s ,. . : IE "^kom~ > (with loss o f Ini thi'ough w eak stress) > O E g e ^ , Olcel. g — or 0 . etc.“ H ier k a n n sich B ennet au f V orgänger stützen (vgl. die L ehre W ilm anns 1911 § 25 u n d Anm., oben A bschnitt 9). W as B ennet ü b er die V erhältnisse im G otischen a u sfü h rt (222 f.), w ird im betreffenden A bschnitt 29 besprochen. Vielleicht h ä tte Bennet gewisse A ussichten gehabt, u n te r den G erm anisten stärk eren Beifall zu finden, w enn er, w ie z.B. J. Sverd­ ru p (oben Abschn. 16) sich d a ra u f b esch rän k t h ä tte anzunehm en, dass ieur. p, t, k, k^ sich je n ach der A kzentlage d irek t zu ƒ, p, x, bzw. d irek t zu 5, entw ickelt hätten, also ieur. ^bhrätor d irek t zu urgerm . '^hropar u n d ieur. '^patér d irek t zu urgerm . '^fadér > fader, w as ab er gegen die H auptthese Bennets, dass der urgerm . A kzent n ich t m eh r frei w ar, streiten w ürde. Im J a h r 1972 k o m m t B ennet au f seine T hese von 1968 zurück. Im Sam m elw erk „T ow ard a G ram m ar of P roto-G erm anic“ (T u­ bingen 1972), 99— 116 h ält B. an seinen frü h eren A nsichten b e­ treffs der phonetischen E rk läru n g des VG fest. E r gibt S. 101 „A rgum ents for an d ag ain st the conventional o p in io n “ . Gegen die herköm m liche A uffassung, dass der frü h e urgerm . A kzent noch frei w ar, w endet B. folgendes ein: „If this is true, two preGmc. form s like ^ k m t o m an d ^kom -m ojnis — each w ith p rim ary accent on th e second syllable — m ust have retain ed th e ir accen­ tuatio n u n til afte r the operation of V erner’s law. Yet /k / in these

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fo rm s show s d iffe re n t shifts: to /x / in ^ k T n tô m > Go. h u n d ,hund re d ‘ b u t to / Go. gam ains ,co m m o n '; on lE ^ k o m ~ > Go. ga- see P o k o rn y 1959: 613. U nless th e accen tu atio n o f one p a re n t fo rm w as ch an g ed b efo re th e sh ift took place, /k / w ould h a rd ly p ro d u ce /x / in one in stan ce b u t / j / in th e o th e r.“ O ffensichtlich ist B. d er A nsicht, dass das /k / in beiden F ällen / j / h ä tte ergeben m üssen, w en n d er u rsp rü n g lic h e A kzent sich u n v e rä n d e rt erh alten h ätte. Das ist die genaue P aralle le zu B ennet 1968, 222: „If th e G erm anic accent h a d rem a in ed m ovable fo r centuries, w eak ly accen ted [pi] in IE ^plnós w o u ld h av e p ro d u ced Die E in w än d e gegen B. sin d dieselben w ie oben d arg etan . D ie Beispiele sin d ü b rig en s u n g lü ck lich gew ählt, ein E in w an d , w o ra u f B. v o rb ereitet w ar. E r sagt 1972, 101: „It is of course possible to conclude w ith F eist (1939:173) th a t IE '^kom ~ could not becom e PGm c. > Got. g a ~ b ecause th is developm ent does n o t agree w ith th e co n v en tio n al fo rm u la tio n of V ern er’s law , b u t it is also possible th a t th e fo rm u la tio n itself m a y be a t fa u lt.“ D azu ist zu sagen, dass au c h n a c h B ennet ^ k m t ó m u n d ^kom~ m ö jn is p rin zip iell n ic h t v erg leich b ar sind, w eil als P ro k litik o n eine S o n d erstellu n g ein n im m t (1968, 221 u n te n ; 1972, 109 u n te n f.). U nter d er Ü b ersch rift „Suggested fo rm u la tio n “ a u f d er Seite 101 f. b e g rü n d et B. seine M einung im einzelnen. M an k a n n h ie r einen U nterschied zw ischen B. 1968 u n d 1972 b eobachten. E s heisst 1972, 101 f.: „ (a) p rim a ry accent, w h eth e r based chiefly on p itch or chiefly on stress, involves a n in creased ex p en d itu re of effort, as lesser degrees of accent involve red u ced effort. (b) PGm c. /f X s/ h a d tw o sets of allophones, respectively [f {) X s] a n d [b S j z ], all of w h ich w ere v o i c e l e s s [hier g e sp e rrt]. [f fï X s] w ere fo rm e d w ith in creased effo rt (i.e. fo rtis). T hey occu rred w o rd -in itially u n d e r th e fixed w o rd -in itial p rim a ry stress, e.g. [x] in "^xctnen ,cock‘ < IE "^kanên^ a n d m ed ially o r fin ally if th e n e a re st preceding p a re n t vowel o r o th e r syllabic h a d alread y b o rn e p rim a ry accent, e.g. [p] in W r é p ë r ,b ro th e r‘ < IE ^hhrûtër. Conversely, [b ö J z] w ere fo rm e d w ith red u ced effo rt (i.e. lenis). T hey o ccu rred in p reac ce n tu al (proclitic) syllables, e.g.

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H u z ~ < IE ^ d u s ~ (Gk. d u s ~ m is-‘), a n d m ed ially o r fin ally if th e n e a re st p reed icn g p a re n t vow el or o th er syllabic h a d lack ed p rim a ry accent, e.g. [S] in "Pfader < IE Später. As [/] an d [Ö] in ^fcider illu strate, th e effect of w o rd -in itial p rim a ry stress w as alw ay s confined to w o rd -in itial p o sitio n .“ U n ter (b) k en n zeich n et B. h ie r die b eid en R eihen von Allop h o n en als „voiceless“ ; in d er F n . 1 (b) b e d a u e rt er den M angel a n geeigneter L etter [etw a d usw .]. 1968, 221 u n te n m a c h t B ennet dagegen einen U n tersch ied zw ischen „voiceless fric a tiv e s“ u n d „voiced fric a tiv e s“. S onst b le ib t es p rin zip iell beim Alten. F ü r den au ffällig en Ü bergang von ieur. ^patér zu "Pfader m it d d ire k t aus t gibt er k ein e an d ere U rsach e an, als dass der n ä c h st vo rau sg eh en d e V okal „ h a d lack ed p rim a ry ac ce n t“ (im In d o eu ro p äisch en ). P h o n e ­ tisch genügt diese E rk lä ru n g nicht. D er end g ü ltig e A nsatz B ennets vorgerm . "Später (beachte: „w ordin itial p rim a ry stress w as a lre a d y fixed in PGm c. b efo re /p t k / h a d b eg u n to s h ift“, B ennet 1972, 101 Mitte) > u rg erm . ^^fäder trä g t die Z eichen von einem a n sich sy m p a th isc h en M ut zum F eh len . Es sei h in zu g efü g t, dass in dem selben S am m elw erk S. 165 W . G. M oulton eine völlig k o n v en tio n elle F o rm u lie ru n g des VG gibt. D ies w irft L ich t a u f die W o rte H . L. K u fn ers im „ F o re w o rd “ S. X bezüglich „the p rin cip le of in d iv id u al a u th o rs h ip “ , das in diesem W e rk a u fre c h te rh a lte n w ird u n d d as in A n b etrac h t d er Ziele des W erk es d u rc h a u s v erstä n d lic h ist. Zu B ennet vgl. jetzt a u c h R. S ch ro d t 1973, 53 ff. D ieser sch ein t indes allzu w illig, sich den Id een B ennets zu u n terw erfen .

27. Lerchner 1971 W . H, B ennet steh t in d es in sein er A bleugnung des urg erm . freien A kzentes n ic h t allein (s. A bschn. 15 P isan i, 24 B oer— den H oed). S p äter v e rtra t d er so w jetru ssisch e L in g u ist D. S. KacneVson in sein er S ch rift „ S ra v n ite rn a ja ak cen to lo g ija g erm an sk ich ja z y k o v “ (L en in g rad 1966), S. 300 „die A uffassung, a u f die T hese vom F o rtb esteh en d e r freien W o rtb e to n u n g im U rg erm an isch en verzich ten zu k ö n n e n “. Dies teilt G o tth ard L erch n er, Z ur IL

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E R IK R O O T H

L au tv ersch ieb u n g im R h ein isch -W estm itteld eu tsch en . D iac h ro ­ nische u n d d iato p isch e U n tersu ch u n g en (H alle 1971), 113 m it. D as B uch L erch n ers gibt in b re ite r u n d etw as eso terisch er F o rm eine p h o n etisch -p ro so d isch -p h o n em atisch e D arstellu n g des System s au c h d er 1. L au tv ersch ieb u n g , w obei er sich S. 103— 119 ,,Verners Gesetz'' w idm et. In dieser D arstellu n g spielt die A kzentologie K acnebsons eine w esentliche Rolle. In te re ssa n t ist dabei zunächst, dass K., d er in sein er S ch rift von 1966 (S. 300) die E xistenz des freien A kzents im U rg erm an isch en leugnet, k u rz zu v o r in d er grossen „V ergleichenden G ram m atik d er g erm an isch en S p rach en " („S rav n iteb n aja g ra m m a tik a g erm an sk ich ja z y k o v “, 2. H au p tteil [1962], 213) d er k o n v en tio n ellen A uffassung vom u rg erm an isch en A kzent gefolgt ist. Dies ist oben (Abschn. 15) u n te r P isa n i schon e rö rte rt w orden. Die B eg rü n d u n g dieser A bw eichung von einem frü h e re n S ta n d ­ p u n k t k a n n h ie r n ic h t n ä h e r ab g eh an d elt w erden. E s ist m öglich, dass das folgende R eferat L erch n e rs (S. 113) k ein e genügende V orstellung von d er P ro b le m a tik gibt: „Die sta rk e V arian te d er R eibelaute en tsp rech e g an z ein fa ch p e rip h e re r A kzentuierung, m it H erv o rh eb u n g des in jedem F a ll d er Basis zu zu rech n en d en O bstru en ten , die sch w ach e stim m lose zen tralem S ilbenakzent m it alleinig er H erv o rh eb u n g des V okals. D am it ist das A usbleiben des W echsels im A n lau t e rk lä rt, u n d d a m it m a c h t sich a u c h in dieser S icht die A usw eitung d er R e g u larität a u f alle v o rh a n d e n e n Ge­ rä u sc h la u te folgenotw endig; jed er K onso n an t h ab e eine p honem atisch irrelev an te sta rk e u n d schw ache V arian te g eh a b t.“ Aus diesem R eferat w erd en im folgenden die B egriffe „S ilben­ a k z e n t“, „A n lau t“ u n d „A usw eitung d er R e g u la ritä t“ in ih re n B eziehungen a u f d as VG ein er k u rz e n P rü fu n g u n te rw o rfe n . Ü ber den S ilbenakzent äu sse rt L erch n e r S. 105: „D ie B erü ck sich tig u n g des S ilbenakzents w ird, je h ö h e r h in a u f w ir zeitlich ko m m en , u m so drin g en d er. S ilb en ak zen t u n d S ilb e n stru k tu r a b e r bedingen sich gegenseitig. U nd w en n V erners Gesetz b ish e r n a h e z u a u s ­ schliesslich m it dem W o rta k z e n t in Z u sam m en h an g g eb rach t w o rd en ist, so k a n n die S ilb en zäsu rfrag e die B rü ck e w erden, die die W o rt- u n d S ilb en ak zen tp ro b lem e m ite in a n d e r zu v erb in d en verm ag. E in e E rk lä ru n g von A^erners Gesetz aus den Gegeben­ h eiten des g erm an isch en S ilbenakzenls liegt m .W . b ish e r n u r von S. D. K acnel’son v o r.“

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Dies w ird ric h tig sein. D och sch ein en sow ohl L essiak als M ichels (nach Jellin e k in S tre itb e rg — Jellin e k 1936, 311) a u f d en G edanken gek o m m en zu sein, „d as Y ern ersch e Gesetz m it d em U n tersch ied von sc h a rfg e sc h n itte n e m A kzent d e r T o n silb en u n d sc h w a c h ­ g esch n itten em A kzent d er u n b e to n te n S ilben zu sa m m e n z u b rin g e n .“ F ü r die ein sch läg ig en A u sfü h ru n g e n K acneF sons sei a u f die „A kcen to lo g ija“ p assim sow ie a u f d en B erich t L e rc h n e rs S. 111— 119 hingew iesen, b eso n d ers a u f S. 112: „D ie g erm a n isch e S ilb en ­ a k z e n tu ie ru n g w ird c h a ra k te ris ie rt als S ta d iu m v a ria b le r P a r a ­ d ig m ata, in n e rh a lb d e re n ein- u n d zw eigipflige F o rm e n w ech sel­ ten. Die V erteilu n g w ä re also m o rp h e m a tisc h m o tiv iert gew esen.“ Als grossen F o rts c h ritt b ezeich n et L e rc h n e r S. 114 oben a u c h die E rk e n n tn is K acneFsons, „d ass die d em v o k alisch en N ucleus fo l­ genden G eräu sch lau te ta tsä c h lic h B estan d teil d e r in F ra g e k o m ­ m e n d e n Silbe ist.“ Bei a lle r R everenz v o r den A k ze n tu n te rsu c h u n g e n K acneFsons, „bei a lle r zum w ie d e rh o lte n M ale h erv o rz u h e b e n d e n V ertiefung d e r E in sich ten , die sie u n s b esch eren u n d a u f die m a n in Z u k u n ft n ic h t m e h r w ird v erzich te n k ö n n e n “ b le ib t L e rc h n e r h ie r jed o ch sk ep tisch : „N ach d em in A bschn. 2.2.1.3 E rö rte rte n u n d n a c h den ganz o ffe n sich tlich e n W irk u n g e n ein er g erm an isch en D if­ feren zieru n g in H a u p t- u n d N ebensilben k a n n ic h indes n ic h t f ü r w a h rsc h e in lic h h alten , d ass die g e n a n n te n p h o n e tisc h e n u n d p h o n e m a tisc h e n V e rä n d e ru n g e n im w esen tlich en allein aus silb en ak zen to lo g isch en P h ä n o m e n e n d e u tb a r sin d “ (113). N ach dem B erich t L erch n e rs S. 113 u n te n soll a u c h „das A us­ b leib en des W echsels im A n la u t“ d u rc h die K acneF sonsche A kzent­ le h re e rk lä rt sein. W a ru m n ic h t d u rc h die L eh re V ern ers? E s h a t einen A nflug des S eltsam en, dass m a n sich im m e r w ied er fra g t. „w a ru m das V ern ersch e Gesetz im A n lau t ganz o ffe n sich tlich u n ­ w irk sa m geblieben is t“ (L e rc h n er 108 oben). N ach L e rc h n e r ste h t die F ra g e n o ch offen. D as G egenteil is t rich tig , u n d L e rc h n e r (108) ü b e rb ie te t w esen tlich alle frü h e re n D eu tu n g sv ersu ch e d u rc h eine F ü lle von E rk lä ru n g sw e ise n : „D ie e in leu c h ten d ste E rk lä ru n g h ä lt au c h in diesem F a ll d ie Z u sa m m e n w irk u n g von W o rt- u n d S ilb en ­ a k z e n t b e re it“, eine E h ru n g K acneFsons, es g ib t a b e r n o c h an d ere: „ W o rtp h o n e tisc h zeich n et sich die In itia lp o sitio n in je d er H in ­ sicht, a rtik u la to risc h , ak u stisch , a u d itiv u n d psychologisch, d u rc h grössere S tä rk e aus. sie h a t sogar, d a die p h o n etisch e n Folgeein-

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heilen von ih r aus in gewisser W eise voraussagbar w erden, den relativ grössten Inform ationsgehalt. Beim Produzieren des ersten Lautes, w enn der P h o n atio n sap p arat (neu) in Betrieb genom m en wird, setzt er den A ntriebskräften einen gewissen W iderstand en t­ gegen, die sogenannte Initialträgheit [von E ssen].'' M an könnte diese E igenschaft des A nlauts m it dem selben Recht Initialintensität nennen (vgl. oben Abschn. 9 Seip). W as schliesslich den A usdruck L erchners S. 113 „Ausweitung der R eg u larität“ betrifft, so scheint er so eng m it den phonem atischen A spekten d er U ntersuchung zusam m enzuhängen, dass die F rag e h ier n u r gestreift w erden k ann. In dem angeführten Zitat aus der D arstellung L erchners S. 113 unten w ird die „Ausweitung der R egularität [des VG] au f alle vorhandenen G eräuschlaute“ als eine notw endige Folge der A uffassung K acnel’sons vom urgerm. Akzent bezeichnet. S. 107 Mitte heisst es üb er die „Aus­ dehnung von ,Verners Gesetz' au f alle O bstruenten“ : „Diese E r­ w eiterung ist n ich t m eh r als eine notw endige Folge konsequenten System denkens, u n d es b ed a rf eigentlich n u r der Konvention, den T erm inus au f die gleichen Vorgänge A nw endung finden zu lassen “ (vgl. die A llophonreihen L erchners S. 106 f.). Schliesslich erw ähnt L erchner S. 311 Anm. zu Fn. 100 (S. 107), dass auch K acnel’son „fü r eine A usw eitung von V erners Gesetz eintritt, w enn auch u nter völlig anderem G esichtspunkt u n d m it anderen E rgeb­ nissen.“ Da die „A kzentologija“ K acnel’sons n ic h t zugänglich ist, k a n n d a ra u f n ich t eingegangen w erden. W as L erchner betrifft, scheint er am E nde doch im ganzen au f dem S tan d p u n k t V erners stehen geblieben zu sein, wie m a n aus verschiedenen Stellen seiner U nter­ suchung schliessen d arf; vgl. z.B. S. 114 Mitte: „Mit anderen W orten, es liegt im Falle der G eräuschlaute u n te r Verners Gesetz w eniger ein W echsel von silbenakzentueller B etonlheit gegen Unbetontheit vor, obw ohl er n ich t auszuschliessen ist, sondern ein W echsel zw ischen M erkm alen der D ynam ik. Ist diese M odifizie­ rung richtig, stünde sie in bestem E in k lan g m it der H ypothese von d er zunehm end dynam ischen Betonung im U rgerm anischen.“ Sie stünde in der T at au ch in bestem E inklang m it der „Intention“ Verners! Dass eine gewisse U neinigkeit inbezug au f die In terp retatio n des VG heute noch besteht, d a rf n ic h t geleugnet w erden, was

VERNER, S E IN E ANHÄNGER UND K R ITIK ER

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L erchner ab er im folgenden Zitat (S, 105 unten) von „U neinigkeit“ und von n ich t unerheblichen „U nklarheiten“ sagt, ist übertrieben: „Uneinigkeit besteht in der F orschung schliesslich darüber, ob der Akzent im M echanism us des SpirantenAvechsels eine aktive, bew irkende oder n u r passive, behindernde Rolle gespielt hat. E rstere entspricht der Intention K. Verners, lässt allerdings die F rage offen, w arum die R eibelautschw ächung u n te r U nbetontheit nicht au ch im A nlaut stattgefunden hat. Letztere A nschauung geht au f de Saussure zurück u n d rechnet m it einer spontanen germ a­ nischen Tendenz, stim m lose Reibelaute im In lau t in stim m hafte zu verw andeln, die u n ter dem Akzent aufgehoben w orden wäre. Die A nlautbesonderheit entfällt zw ar dam it, erklärungsbedürftig bleibt aber die Schw ächungstendenz, zum al sie offensichtlich n u r fü r Reibelaute in A nspruch genom m en w ird; im m erhin lässt sich diese In terp retatio n ähnlichen V erhältnissen der I. LV zur Seite stellen. W ie sich herausstellt, sind die U nklarheiten ta t­ sächlich nicht unerheblich und b erü h ren fü r die G esam tentw ick­ lung sehr w esentliche Fragen, die au f E ntscheidung d rän g en .“ Diese E ntscheidung h a t L erchner, w as das VG betrifft, n ich t h e r­ beigeführt, Sie w ar im w esentlichen schon von V erner getroffen worden.

K apitel II

Parallelen aus neueren Sprachen Otto Jespersen h a t zuerst in seiner In au g u rald issertatio n „S tudier over engelske k a su s“ (1891), 178 ff., später in zwei grösseren A ufsätzen im Sam m elw erk L inguistica (1933), 229 ff. u n d 357 ff. auffallende P arallelen zum VG in neueren Sprachen nachgew iesen. Im ersten Aufsatz, V erners Gesetz u n d der A kzent (vorher u n g e­ druckt) , h a t J. eine A nzahl Sprachen durchgenom m en, „in denen m an W irkungen des Akzents au f K onsonanten beobachtet oder vorausgesetzt hat, die m an m it grösserem oder geringerem R echt entw eder ausd rü ck lich m it V erners Gesetz verglichen h a t oder doch vergleichen k o n n te“ (231). E ine A nreihung des finn.-ugr.sam ojed. Stufenw echsels an die P arallelen zum VG will J. n ich t riskieren (S. 232). Zu den verfehlten T heorien H. G ünterts in „G rundfragen der S prachw issenschaft“ (1925), 119 ff. u n d a n d e rn ­ orts s. C. K arstien 1939, 114 ff. Das grösste Interesse h a t h ier die E inw irkung des Akzents au f die K onsonanten des N euenglischen, fü r die auch H. Sweet in „New E nglish G ram m ar“ (1892) § 863, au f Jespersen gestützt, Regeln aufstellt. Zu der P rio ritä t A. Kocks s. oben Abschn. 3. Im zweiten Aufsatz, „Voiced an d voiceless fricatives in E n g lish “ , beschäftigt sich Jespersen zunächst m it der F rage: „w hat phonetic value are we to ascribe to the OE letters p, (3) and s ? “ Die A ntw ort ist: „W here these letters stan d m edially betw een vowels or in other voiced surroundings, there can be no doubt th a t th e sounds w ere voiced, i.e. [v, 5, z], b u t if they stan d initially or finally, th e m a tte r is n o t so obvious.“ W ir erinnern uns, dass Prokosch 1933— 1939 diese F rag en unnötigerw eise m it dem VG verkoppelte {Abschn. 17). N achdem J. d an n die V erhältnisse im ME u n tersu ch t hatte, geht er S. 357 zum Neuenglischen über: „W e

P A R A L L E L E N AUS N E U E R E N SPR A C H EN

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shall now deal w ith a phenom enon w hich fo rm s to som e extent a parallel to V erner’s fam ous law fo r Old G othonic (G erm anic)" un d fä h rt fo rt: „A ccording to m y fo rm u la the follow ing sounds were changed from voiceless to voiced, ro u g h ly speaking betw een the 15th century an d th e m iddle of th e 17th: (1) f > v , (2) J) > S, (3) s > z, (4) ks > gz, (5) t j > dz.“ N ehm en w ir die einfachen F orm eln Jespersens, azàs{a) u n d asaz{a), zum A usgangspunkt, ergeben sich au s dem N euenglischen (in Auswahl) die folgenden typischen Beispiele. F o rm el azas(a) > 5] [s > z]

within, without [w iö—] (Jespersen 359). disaster, disease, disown [diz—], possess [pazés] 365), is, has (satzphonetisch; J. 363). [ks > gz] exact, examine, exert [igz~] (J. 368). [pks > jjz] anxiety [æpzâioti] (J. 368). [ k j > gz] luxurious [lAgmorios] (J. ebd.).

(J.

F o rm e l asaz(a) [f > \] [s>z] [ tj > dzl

w hich of [-^9v] (Satzphonetisch; Jespersen 358). In P lu ralen : bases, crises in F ällen w ie exercise [“^saiz] (Jespersen 361 ff.). knowledge, partridge, Harwich, Norwic h [“ idz] (J. 369 f.).

Aus der D arstellung Jespersens geht hervor, dass w ir es n u r fü r die Form el azds{a) m it zahlreichen, oft regelm ässigen StimmhaftAverdungen zu tu n haben. Ü ber die E inzelheiten u n d die Chronologie dieser E rscheinungen d a rf a u f Jespersen 357 ff. hingeAviesen Averden. F est steht, dass der W andel von stim m losen zu stim m h aften K onsonanten im E nglischen niem als stattfan d , w enn ein sta rk ak zen tu ierter Vokal dem b etreffen d en K onsonan­ ten voranging. Die Avesentliche V oraussetzung fü r den W andel zum stim m h aften K onsonanten w ar, dass ih m ein schAvach a rtik u ­ lierter V okal voranging. Dies sind jedenfalls im P rin zip deutliche Seitenstücke zu den lau tlich en E ntw icklungen der urgerm . S p iran ­ ten n ac h dem VG. Eilert Ekw all hat in „Historische neuenglische Laut- und Form enlehre" (1914), 90 ff. bezweifelt, dass m an das Recht hat, diese Parallele zu

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E R IK B O O T H

ziehen. Man müsse beachten, dass der Übergang zum stimmhaften Laut oft unterblieben ist. Das ist richtig und auch nur zu erwarten; die Voraussetzungen für ausnahmslos wirkende Lautgesetze waren im Urgermanischen natürlich ganz andere als im Neuenglischen. Vgl. zur Frage auch F. L. Wells in JEGPh. 5 (1905), 527; W. Horn, Hist, neuengl. Gramm. 1 (1908), 164 ff.; Williams in MLR 2 (1907), 247 ff.; R. Jordan, Handb. d. me. Gramm.- (1934) § 160. In seinen L in g u istica 231 ff. h a t Jesp ersen m a n ch e an d e re vom A kzent ab h än g ig e V erän d eru n g en d er K o n so n an ten in v ersch ie­ d enen S p ra ch en erö rtert, u.a. im D eutschen. S tu d ien in diesem Be­ reich h a t H ein ric h S chröder, D as V ernersche Gesetz im h eu tig en D eutsch (PBB 43, 352 f.) angeregt. S ch rö d er h a tte den U n ter­ schied zw ischen stim m losem v in H a n n o v e r [hanó:fer] u n d stim m ­ h afte m V in H annoveraner [h an o b erärn er] u n d denselben U n ter­ schied bei Jever u n d Jeveraner b eo b ach tet. S ch rö d er a u f d er S p u r folgten die A ufsätze von K. H e n tric h in PBB 44, 184 f. u n d 45, 300 ff. (vgl. oben A bschn. 23), in d en en en tsp rech en d e E rsc h e i­ n u n g en in d eu tsch en M u n d arten e rö rte rt w erden, die an sch ein en d „m it denen des h isto risch en V ern ersch en Gesetzes g leichzusetzen“ sind (vgl. h ie r au c h S treitb erg — Jellin ek 297). In ZfdA. 93 (1964), 13— 18 h a n d e lt H an s K u h n ü b e r „H an n o v er u n d d er g ram m a tisch e W e ch se l“. K u h n leugnet, dass d er g ra m ­ m atisch e W echsel im G egensatz [hanó:fer] a b e r [han o w erän er] eine P aralle le h ab e: „Selbst w en n dies allein als G edächtnisstütze gem eint w ird, so setzt es doch voraus, dass eine g leichartige E n t­ w ick lu n g vorliegt: die stim m lose S p iran s im In lau t, die k ein en an d e re n stim m losen L a u t als N a c h b a rn h a t, w ird stim m h a ft, w en n die Silbe, die v o rau sg eh t, to n sc h w ach ist u n d d er H a u p tto n des W o rtes n ach fo lg t, u n m itte lb a r od er s p ä te r“ (S. 13). D ieser G egensatz in d er A u ssp rach e von H a n n o v e r u n d H a n ­ noveraner p a sst n a c h K. n ic h t in diesen R a h m en h in ein , d en n „Hannofer ist k eine b o d en stän d ig e u n d lau tgesetzliche N am en ­ fo rm , so n d ern v e rd a n k t seine stim m lose S p iran s sc h riftsp ra c h ­ lic h er L au tsu b stitu tio n . Die A ussprache, die die P ara lle le zum g ram m a tisch en W echsel v o rau ssetzt, ist ju n g u n d geschichtlich gesehen fa ls c h “ (S. 14). K. h a t n a tü rlic h rech t, dass es im N ied er­ d eu tsch en m it ganz w enigen iV usnahm en (eigentlich n u r Havel) k ein stim m loses / zw ischen V okalen gibt. Im N ied erd eu tsch en ist d er g ram m a tisch e W echsel ƒ : 5 au fgehoben. Sein W ied erersch ei­

P A R A L L E L E N AU S N E U E R E N SPR A C H E N

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n e n in [h a n o ife r/h a n o w e ra n e r] ist n u r sch ein b ar. Die A u ssp rach e des V als / in H a n n o v e r ist, w ie K. sagt, ju n g u n d sta m m t au s dem H o ch d eu tsch en . D ass / ein m al lau tg esetzlich w a r [Hannover ,zu dem h o h e n U fer‘ zu u rg erm . ^öfer ’U fe r) , w as K. n ic h t erw ä h n t, g eh ö rt eigentlich n ic h t z u r Sache. Dies alles ist v o llk o m m en rich tig . T ro tzd em b ra u c h t m a n K u h n n ic h t u n b e d in g t zu zu stim m en , w e n n er b e h a u p te t (S. 17 f.), dass e r „un serem sp rac h g esc h ich tlich e n U n te rric h t eine lieb g ew o n n en e k lein e S tütze z e rsc h la g e n “ h ab e. K u h n g ib t ebd. zu, d ass H a n ­ noveraner „im S chutze sein er fre m d e n A b leitungssilbe u n d ih re r u n d e u tsc h e n B e to n u n g “ steh e u n d „so im allg em ein en v o r der falsc h en A u ssp rach e seines v b e w a h rt g eb lieb en “ ist. E s ist h ie r ganz belanglos, ob die A bleitungssilbe fre m d u n d die B eto n u n g u n d e u tsc h ist. E s ist a u c h belanglos, ob h ie r ein g ra m m a tisc h e r W echsel v o rlieg t o d er n ich t. Die A u ssp rach e von H a n n o v e ra n e r m it stim m h a fte r S p ira n s ist ein w ertvolles Z eugnis eines p h o n e ­ tisch en Gesetzes, d as besagt, dass ein stim m loses ƒ zw ischen V okalen in u n a k z e n tu ie rte r Silbe im F lu ss d er n a tü rlic h e n R ede ein U nding ist u n d so m it eine P a ra lle le zu m V ern ersch e n Gesetz abgibt. W en n K. S. 17 b em erk t, d ass e r w o h l a u c h selbst H a n n o fe r a n e r sagt, so is t d az u n u r zu sagen, d ass dies eine u n ­ n a tü rlic h e A u ssp rach e ist, die gegen ein p h o n etisch es S ystem d er A lltagssp rach e verstösst. H in zu k o m m t h ie r die B ed eu tu n g d e r S ilb en zah l des W o rtes o d er S p rech tak tes. V on d en B eispielen des S tim m h a ftw e rd e n s d er u rg erm . stim m lo sen S p ira n ten , die o b en b e sp ro c h e n w u rd e n , v e r­ steh en w ir die E n tw ic k lu n g des zu S in u rg erm . '^faper re c h t w o h l a b e r b esser n o ch in z.B. ^‘ i^iirpanä-. Im letzteren F a ll ist das W o rt (der S p rech tak t) dreisilbig, w esh alb u n s die R ed u zieru n g d er L a u ts tä rk e u n d d as S tim m h a ftw e rd e n des p h ie r n o ch m e h r ein ­ leu ch tet. Ü b er d as S treb en u n seres rh y th m isc h e n G efühls, „T ak te von m in d esten s a n n ä h e rn d gleich er D a u e r zu s c h a ffe n “ s. E. Sievers, G rundzüge d e r P honetik^ (1901) §§ 714— 721 (4. Aufl. 1893 §§ 663— 670). Vgl. a u c h A. Kock, U n d e rsö k n in g a r i svensk s p ra k h is to ria (1887), 64 f . ; O. Jesp ersen , P h o n e tik (1913), 180; T h. F rin g s, R hein. A ccen tu ieru n g (1916), 88 „T em p o g esetz“ . D iese w o h lb e k a n n te E rsch ein u n g , die die L a u ts tä rk e eines K o n so n an ten u n d die L än g e eines V okals re d u z ie re n k a n n , h a t ein sch w ed isch er F o rsc h e r (J. S ah lg ren 1930) „ o rd lä n g d sb a la n s“

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ER IK BO O TH

(W ortlängebalance) genannt. Die Form en 'Pfader, ■'^i^iirÖand- und Hannoveraner sind im P rinzip dem selben Gesetz unterw orfen. Dass es gefährlich sein kann, das VG auf andere Sprachen zu applizieren, zeigt Y. Malkiel, Quelques fausses applications de la „Loi de V erner“ aux faits rom ans (Cahiers de Saussure 23 [1966], 75 ff.), wo M. sich bes. gegen die „Rom anische L au tleh re“ (1890) Meyer— Lübkes wendet.

K apitel III

Das Vernersche Gesetz im Gotischen AaO. 108 sch reib t V erner u n m itte lb a r n a c h sein er Z u sam m en ­ stellung d er „d ifferen ziru n g d er u rg e rm a n isc h e n tonlosen fricativ a au c h bei d er co n ju g atio n geivisser V erb a“ d er g erm an isch en E in zelsp rach en : „E s k o m m t gewiss k ein em in den sinn alle diese fälle als Sonderentw icklungen in n e rh a lb d er einzelnen sp rac h en aufzufassen . E s w äre ganz u n d e n k b a r, dass die fü n f h ie r b e h a n ­ delten sp rac h en z.b. in slahan das h in p rä t, p a rt, u n a b h ä n g ig von ein a n d e r in g v erw an d elt h ab en . Die d iffe re n ziru n g in d er co n ju ­ gation m uss d a h e r schon a u f d er g em ein sch aftlich en stu fe d er fü n f sp ra c h e n ex istirt h a b e n ; ja selbst w o sie sich n u r fü r eine einzelne sp räc h e nach w eisen lässt, d a rf sie als gem ein eig en th u m angesehen w erd en . . . W a r ab e r die d ifferen ziru n g in d e r co n ju g atio n den fü n f sp ra c h e n gem einsam , so m uss au c h das gotische einst d a ra n th eil genom m en h ab en . Diese spräche, die d och in d er W ortbildung die d iffe re n ziru n g k en n t, zeigt in d er co n ju g atio n d er verba, die in d en a n d e re n g erm an isch en sp rac h en die d iffe re n ziru n g haben, d u rch g än g ig die tonlose fricativ a: slahan^ sloh^ slahum , slahans; leipan, laip, lipum, lipans; vairpan, varp, v a u r p u m , vaiirpans; fahan, fai-fäh, fa i-fä h a m , fa bans u.s.w . D ie h ä u fig e r v o rk o m ­ m en d en p raesen sfo rm en h ab e n den sieg ü b e r die p raeteritu m sfo rm e n d av o n g etrag en u n d ih n en ih re n w u rzelco n so n an ten aufgedrungen, u n d h ie rin d ü rfe n w ir eine äu sseru n g d er sta rk e n unifo rm iru n g sten d en z dieses sp rach id io m s sehen, die sich au ch an d ersw o b e k u n d e t . . . Die differenzirung in der conjugation ge­ hörte also schon der germanischen grundsprache an." V ern er ist also d er M einung, dass au c h das Gotische u rs p rü n g ­ lic h a n d er lau tg esetzlich en D ifferen zieru n g teilgenom m en h at, u n d zw a r au c h b etre ffs d er K onjugation, w o das G otische m it

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E R IK B O O T H

w enigen A u sn ah m en [pcirf, PL p a u r b u m usw ., aih, PL aigun usw.) den g ram m atisch en W echsel ausgeglichen h at. Die U rsache dieser gotischen A usgleichsform en sieht V erner in der Ü b erm ach t der P räsen sfo rm en d er sta rk e n V erben sowie ü b e rh a u p t in d er sta rk e n U niform ierungstendenz des Gotischen. In dieser S p rach e stehen folglich neb en ein an d er regelm ässig differen zierte F o rm en w ie af-lif-nan ,ü b rig bleiben' ab er Jaiba- f. ,Ü berbleibsel' (V erner 101), frapjan ,v ersteh en ' ab er frodei V e r ­ sta n d ' (Verner 100), ta ihun ,sehn‘ ab er tiga- ,D ekade' (ebd.) u n d ausgeglichene F o rm e n aus der K onjugation, wie die von V erner S. 108 an g efü h rten . E in e au sfü h rlich e Ü b ersich t ü b e r die W irk u n g des VG im G otischen gibt F. A. W ood, V ern er’s L aw in G othic (Chicago 1895), 7— 26. W eiteres b rin g en die H a n d b ü c h er von Jellinek (1926) u n d K rau se (1963). V erner h a t S. 119 einige F o rm en notiert, „bei denen die regel n ic h t p a s st“, gotisch hvapar ,w er von b eid en ' u n d fadi- in hiindafadi- (hundchfaps ,H a u p tm a n n '). N ach d er L age des altin d isch en Akzents, aind. katara- bzw. pâti-, w ären got. '^hvadav bzw. ^fapi~ zu erw arten gewesen. V erner h a t in d essen selbst d a ra u f a u f­ m erk sam gem acht, dass hvapar von d er griechischen A kzentuie­ ru n g aus v erstän d lich ist (pótero-s) u n d dass fadi- n u r als letztes Glied einer Z usam m ensetzung vorkom m t. D er b eto n u n g d er N om i­ nalk o m p o sita h a t V ern er sonst keine A u fm erk sam k eit geschenkt. Von d er B em erkung V erners S. 119 ü b er das letzte Glied einer Z usam m ensetzung geht Kluge, B eiträge zu r G eschichte der g erm a­ nischen C onjugation (1879) 25 F n . aus, u m got. fadi- als la u tg e­ setzlich zu erw eisen. Kluge fü h rt aus: „Ich glaube, dass d er n u r im Got. erh alten e S tam m fadi- eine befriedigende E rk lä ru n g fin ­ det, w enn m an b eachtet, dass das W o rt n u r als 2. Glied von Z u­ sam m ensetzungen e rh a lte n ist. Im Altind. gilt . . . das Gesetz, dass im T atp u ru sa-C o m p o situ m m it pâtis als zw eitem Gliede stets das V orderglied den A ccent erhält, also ganäpatis . . . u.s.w. N im m t m a n dies Gesetz als u rg erm . an, so e rk lä rt sich die U nregel­ m ässigkeit b efried ig en d ; ich sehe nicht, dass dieser A uffassung etw as im W ege stä n d e .“ Vgl. ebd. S. 131. K luge setzt als aaO . u n d PBB 6, 398 ein germ , ^‘ hunââfadiz ( = aind. "^çatâpatis an , w o rin u rg erm . p in sch w ach ak z en tu ierter Silbe zu d (got. d] w urde. F ü r die g erm an isch en Z u sam m en­ setzungen m it ^tuz- (ieur. dus-) gilt w iederum die Regel, dass h ier

DAS V E R N E R S C H E G E S E T Z IM G O T IS C H E N

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d as zw eite Glied im G erm an isch en seine u rsp rü n g lic h e B etonung b e h ä lt (Kluge 131 f. u n d K ock 1901 § 486), w esh alb s in sc h w a ­ c h e r Silbe zu z w u rd e. F ü r die B eto n u n g d e r K o m p o sita im Go­ tisch en sei h ie r allgem ein a u f die D arste llu n g S treitb erg — Jellin ek s 343 ff. hingew iesen. E s b leib t ü b rig festzustellen, ob die U rsach e n d er got. Ausg leich sersch ein u n g en von den N ach fo lg ern V erners w eiter g ek lärt w o rd en sind. H ie r k o m m t vorzugsw eise E rn s t S chw arz, Goten, N ordg erm an en , A ngelsachsen (1951), 68 f. in B etrach t. D ie A uf­ fassu n g S ch w arzen s b esag t: „Es k a n n sich n u r u m got. A nalogie­ b ild u n g e n h a n d e ln . E in au s d er H e im a t fo rtg ezo g en er V olksteil, d e r in fre m d e r U m gebung leben m uss, e n tb e h rt bei L a u tv e rä n d e ­ ru n g e n d er b e h a rre n d e n u n d Neues im m e r w ied er b eseitigenden K ra ft ein er in einem g rö sseren V olksganzen ru h e n d e n V olks­ g em ein sch aft, die E n tg leisu n g en d er S p rach e stä n d ig rich tig stellt. E s ist abw egig, d a rin an d e re G ründe zu suchen, etw a d as Ü b er­ w iegen d er stim m lo sen S p iran s im Got. a u f frü h z eitig e T o n z u ­ rü ck zieh u n g z u rü c k z u fü h re n (Fn.: „H irt I, S. 90, 148, 155“ ). E s d a r f n iem als v ern ac h lässig t w erden, dass d as Got. eine T o c h te r­ m u n d a rt des An. ist u n d dass sich d e r B lick zu e rst a u f dieses zu ric h te n h at. Im N o rd en a b e r ist d e r g ram m a tisc h e W echsel au ch beim V erbum n o c h d eu tlich , w en n er a u c h z.Tl. d u rc h la u tlic h e V orgänge e in g e sc h rä n k t ist. D arau s folgt, dass es sich u m got. N eueru n g en erst n a c h d e r A b w an d eru n g h a n d e lt.“ Z u r K ritik d ieser A u ffassu n g s. H . L. K u fn e r in „T o w ard a g ra m m a r of P ro to -G erm an ic“ (1972), 81 ff. A bgesehen davon, ob das Gotische, w ie S ch w arz m eint, eine T o c h te rsp ra c h e des A ltn o rd isch en ist — die N eu eru n g p alata les ggj im N orden, d d j im G otischen ( < u r g e r m . ii) ist im m e rh in d a fü r ein gutes K riteriu m — , so w ird m a n S ch w arz so n st gewiss zu stim m en m ü ssen : es k a n n sich bei d en gotisch en A bw eichungen vom g ra m m a tisc h e n W ech sel n u r u m A n alo g ieb ild u n g en h an d e ln , die sich ohne d as K o rrek tiv des G em ein g erm an isch en letzen E n d es au s d e r iso lierten L age d er a b g e w an d erte n G oten erk lären . D ie von S ch w arz a n g e fü h rte H y p o th ese H irts, H a n d b u c h 1, 148 (§ 91, A nm .), „dass im G otischen d er T o n in vielen F ä lle n v o r d er W irk u n g des V ern ersch en Gesetzes zurückgezogen w a r “, e n tb e h rt je d e r B eg rü n d u n g . S ta tt eine ein fach e, bei d en sta rk e n V erben a u f d er H a n d liegende E rk lä ru n g an z u n eh m e n , g reift H irt zu 9

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R ooth

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E R IK B O O T H

einer k o m p lizierten T heorie, die in K o n flik t g e rä t m it den G ru n d ­ an sc h a u u n g e n V erners. W illiam H. B ennet, von dem oben (Abschn. 26) schon die Rede w ar, schliesst sich aaO . 222 f. n ich tsd esto w en ig er d er L eh re H irts an. E s ist h ö c h st u n w ah rsch e in lic h , m e in t B ennet, dass die F e st­ legung des g erm an isch en A n fan g sak zen ts („the fix atio n of in itia l p rim a ry stress“ ) od er die V erän d eru n g v o n ieu r. /p t k k'^'^ s/ A ugen­ b lick sersch ein u n g en („in stan ta n eo u s“) w aren . V ielm ehr: „w here such changes can be observed directly, th e y do n o t ta k e place sim u ltan eo u sly in all w o rd s of all dialects, b u t ra th e r sp read from sp eak er to sp e ak er a n d fro m w o rd to w ord. If th is w ere n o t tru e of early G erm anic, th e resu lts of V ern er’s L aw w ould be co m ple­ tely u n ifo rm th ro u g h o u t th e h isto ric G erm anic lan g u ag es; b u t th e y are not. G othic in p a rtic u la r is set a p a rt b y m a n y w ords co n tain in g m ed ial voiceless fricativ es th a t m ig h t be expected to show voicing.“ O hne zu bezw eifeln, dass die D ifferen zieru n g d er u rg erm . S p ira n ten a u f die W eise vor sich ging w ie B ennet an n im m t, m uss m a n an d rerse its d a ra n festh alten , dass im g eo g rap h isch zu sam ­ m en h än g en d en B ereich des N ord- u n d W estg erm an isch en ein m al ein ein h eitlich er Z u sta n d dieser S p ira n ten e rre ic h t w o rd en ist, d er lautgesetzlich g e n a n n t w erd en d arf, ein R esu ltat d er h a rm o ­ n isch en W irk u n g des im U rg erm an isch en n o ch freien ieur. A k­ zents. In einer Zeit, w o die G oten n o ch m it ih re n g erm an isch en S tam m esgenossen in K o n tak t lebten, ist ein so eingreifendes E r ­ eignis w ie ein frü h zeitig es Z u rü ck zieh en des ieur. A kzents k a u m glaublich. E s ist w ah r, dass a u c h im N ord- u n d W estg erm an isch en f rü h eine gew isse T endenz zum A usgleich sic h tb a r ist, diese T endenz ist ab e r im G otischen so sta rk , dass sie n u r au s sp ra c h lic h e r Iso lieru n g v erstä n d lic h ist, w as a u c h B ennet als m itv e ra n tw o rtlic h bezeichnet: „It is n o t su rp risin g th a t th e voicing is so o ften m is­ sing in G othic: th e G oths left th e G erm anic h o m e lan d w ith in th e la st tw o o r th re e cen tu ries B. C., a n d fro m th e n on, so to speak, th e ir lan g u ag e w as ,on its o w n ‘.“ W e n n es gilt, d as E in d ä m m e n d er stim m h a fte n S p ira n ten im G otischen zu erk lä re n , d ü rfte Jellin ek ein zu v erlässig erer F ü h re r sein als H irt, dessen A u ffassu n g au c h W . L. M agnusson in L in ­ guistics 54 (1969), 107 als „u n rea listic“ bezeichnet. Ü berzeugend

DAS V E R N E R S C H E G E S E T Z IM G O T ISC H E N

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h a t J. K urytow icz, In d o g erm an isch e G ram m atik 2 (1968), 24 die A ufhebung des g ram m atisch en W echsels im sta rk e n V erbum und in den p rim ä re n A bleitungen des Got. in engen Z u sam m en h an g m it der B eh an d lu n g d er au slau te n d en S p ira n ten gesetzt, die im G otischen stim m los w erden. Vgl. ü b e r das G otische au c h W . G. M oulton 1954, 3— 9; R. D. K ing 1969, 132; J. v an B akel 1973, 52— 67.

Kapitel IV

Die Chronologie des Vernerschen Gesetzes Verner h at sich selbst nicht m it der Chronologie seines Gesetzes als Sonderproblem beschäftigt. Die relative Chronologie ergibt sich aber ungezw ungen aus seiner Darstellung, wie z.B. S. 102 Fn. 1, wo er feststellt, dass die durch die Lautverschiebung entstandenen stimmlosen Spiranten {p usw.) sich später in stimmlose und stim m hafte Spiranten differenzierten. „Die differenzirung ist vor sich gegangen, nachdem die lautverschiebung eingetreten war, m ithin ist sie speciell germ anisch“ heisst es weiter S. 109 unten. S. 128 f. behandelt V erner die Geschichte der germ anischen A kzentuation: „Der indogerm anische accent w ar seinem wesen nach ein rein chrom atischer, seinem gebrauche nach ein unbe­ schränkt freier.“ W ann die germ anische A kzentneuerung ein­ getreten ist, versucht Verner nicht näher zu bestim m en. E r sagt: „E rst nachdem sich das germanische von seinem nächsten ver­ w andten, dem slavo-litauischen geschieden und sein sonderleben angefangen hatte, treffen w ir den accent in seinem wesen etwas verändert; er w ar exspiratorisch geworden oder vielleicht, da er wohl noch seinen chrom atischen Charakter behielt, chrom atischexspiratorisch. Aber die zweite charakteristische eigenschaft des indogerm anischen accents, die freiheit, hatte die urgerm anische accentuation in w underbarer Vollständigkeit behauptet. Der dann folgende Übergang zur gebundenden accentuation (wurzelbetO' nung) ist eine gründlich durchgeführte analogiebildung.“ Dieser Übergang zur Betonung der W urzelsilbe sei nach Ver­ ner S. 129 in urgerm anischer Zeit nicht vollständig durchgeführl. Form en m it alter Betonung lebten bei der Spaltung der germ a­ nischen G rundsprache daneben noch fort, „die sich erst in den einzelsprachen allm ählich der haupirichtung angeschlossen h a ­ b en “. Hier sind noch Lücken in der Forschung auszufüllen.

D IE C H RO N O LO G IE D ES V ERNERSCHEN G ESETZES

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Einen A nfang haben H irt, H andb. 1 (1931), 154 ff. u nd Streitberg—-Jeilinek 348 ff. (vgl. Abschn. 20) gemacht. Es liegt k lar auf der H and, dass sich V erner die V eränderungen des U rgerm anischen, soweit sein Gesetz b erü h rt w ird, in dieser zeitlichen A ufeinanderfolge vorgestellt h at; 1, t > p usw., 2. p > 3, 3. E in tritt der gemeingerm. A kzentneuerung. Auf eine nähere zeitliche Bestim m ung h a t sich V erner nicht eingelassen, ein Zeugnis seiner streng w issenschaftlichen Methode. Man k an n ruhig sagen, dass diese relative Chronologie Verners in der L ehrm einung sich bis heute gut behauptet hat. Man k an n hier als m assgebend z.B. au f L uick 1940 § 619 Anm. 3 hinw eisen; „Dieser L autw andel [das VG] m uss n ach der Lautverschiebung liegen, weil er einen Teil ih rer Ergebnisse ergreift, andererseits aber auch alt sein, weil er noch den Bestand der indogerm anischen Betonung voraussetzt. Dass er gleichzeitig m it der L autverschie­ bung sich vollzog, ist unw ahrscheinlich, weil der W andel auch einen L aut ergriff, der m it der L autverschiebung nichts zu tu n hat, das s. Dies weist d a ra u f hin, dass der Vorgang einem eigenen Im puls entsprungen ist.“ Dieselbe A nsicht v ertritt Jespersen 1933, 230, der überdies den zeitlichen A bstand zwischen Schritt 1 und 2 au f „w ahrscheinlich m ehrere Ja h rh u n d e rte “ schätzt. Einige Sprachw issenschaftler sind jedoch anderer Meinung und setzen nicht n u r das VG, sondern auch die A kzentneuerung in unm ittelbaren Zusam m enhang m it der LV (s. oben Abschn. 24 Boer— den Hoed, 26 Bennet u n d 27 K acnersoii). Eine verm ittelnde Stellung nim m t F. van Coetsem in Schm itts „Kurzer G rundriss“ 1 (1970), 62 ein. v. C. folgt h ier bei der Form ulierung des VG H erm ann Paul. Zeitlich gehört nach v. C. S. 14 das S tim m haft­ w erden der nrgerm . stim m losen Spiranten der „ersten Periode"' des Urgerm. an, wo der freie, w echselnde W ortakzent noch herrschte. In der „zweiten Periode“ des U rgerm anischen w urde n ach v. C. S. 15 „die von einem E xspirationsdruck charakterisierte A kzent­ prom inenz auf die W urzelsilbe des W ortes festgelegt“ . Die Ü ber­ gangszeit von der ersten zur zweiten Periode setzt v. C. „spätestens im 1. vorchristlichen Ja h rh u n d e rt“ an, was er als „T erm inus ante quem “ bezeichnet. W ie unsicher u n d zaudernd die Stellungsnahm e v. Coetsems schliesslich doch ist, erhellt aus den folgenden A usführungen

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ERIK BO O TH

(S. 62 f.); „Gewöhnlich w ird die Entw icklung aus If p x s! als die regelmässige, die andere als eine Art Ausnahm e b etrach­ tet. Phonisch liesse sich eine solche Auffassung verteidigen. Leider fü h rt sie möglicherweise zu einer Schlussfolgerung, was die Chronologie betrifft, näm lich, dass erst / / p x (x^) s/ und daraus später auch fb d g (g^) z/ [b b d Ö usw.] hervorgegangen ist. Dies ist zw ar eine vertretbare Ansicht, doch ist es w ahrscheinlich richtiger n u r ganz im allgemeinen zu sagen, dass sich fü r idg /p t k s/ in der germ anischen G rundsprache eine kom binato­ rische Spaltung (stimmlos-stimmhaft) unter den Vernerschen Be­ dingungen vollzogen hat. In der Tatsache, dass idg. /s/ u n ter den­ selben V ernerschen Bedingungen in der zweiten Periode als /s/ und /z/ erscheint, dürfte m an andererseits einen Beweisgrund sehen, dass die betreffende Spaltung erst in der Entw icklung von idg. /p t k zum Germanischen eintrat, als diese zu Engelauten geworden waren.'* W enn v. C. die von Verner vor bald 100 Jahren festgestellte relative Chronologie, die bisher nicht widerlegt werden konnte, als „eine vertretbare A nsicht“ bezeichnet, so w ird dies in Anbe­ trach t der heutigen Forschungslage als ein „understatem ent“ gelten müssen. Es besteht also die relative Chronologie des VG betreffend keine vollständige Einigkeit. Dagegen ist m an sich über das Zwecklose einig, eine absolute Chronologie zu erstreben. Wie Jellinek in Streitberg— Jellinek 1936, 316 f. mitteilt, h at R. Much aber im Correspondenzblatt der deutschen Ges. f. Anthropologie etc. 35 (1904), 135 ff. die W irkung des VG in die Eisenzeit fallen lassen, womit allerdings nicht viel gewonnen ist. Doch ist die Verlegung der Schlussperiode des VG etwa ins 5.— 3. vorchristliche J a h r­ hundert als viel w ahrscheinlicher zu bezeichnen als der Ansatz Prokoscbs 1933, 36 ff. „probably around the beginning of the Christian era“ oder seine V ermutung 1939, 62, wo er „the first or second century A. D .“ fü r „the m ost probable tim e“ hält. Die H and- und L ehrbücher drücken sich im allgemeinen vor­ sichtig aus. So k an n z.B. gegen die Form ulierungen Hugo Mosers in „Stam m lers A ufriss“ 1 (1952), 826 kaum etwas Wesentliches eingewendet werden. Moser H ält die LV fü r spätestens im 3. oder 2. Jah rh u n d ert v. Chr. abgeschlossen, d.h. vor der B erührung der Germanen m it den Römern ,kein davor liegt auch das VG

D IE CHRONOLOCxIE D ES VERNERSCHEN G E SETZE S

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lateinisches Lehnw ort im G erm anischen ist von ih r [der LV] er­ fasst w orden, u n d um gekehrt zeigen germ anische Eigennam en in lateinischen T exten alle ihre M erkmale. So erscheint z.B. germ, f in Frisiones, p in N erthas, ch in Cheruski, Chatti, aber auch in Vacalas (bei Caesar; Vachalis bei T acitus), W aal (westgerm. ■^Wcihal), m it gram m atischem W echsel d fü r germ. 3 = ieur. t in Biirgundiones (keltisch Brigantes'^. Von absoluter Chronologie ist also keine Rede (vgl. auch W ilm anns 1911 § 28; P. v. P olen/, Gesch. d. dtsch. Sprache^ [1970], 17; R. Schrodt [1973], 69 ff.). W as w ir m it einiger Sicherheit also wissen, ist nur, dass m it dem E intreten der G erm anen in die Geschichte die LV und das VG schon vollzogen w aren. Dass vor der Röm erzeit auch der 3. Schritt, die Akzentneuerung, getan w ar, scheinen die stabreim en­ den germ anischen Namen in lat. Quellen vor und n ach dem Be­ ginn unserer Zeitrechnung wie Segimerus, Segimiindiis, Segithaneus oder Inguaeones^ Istuaeones, E rm inones (Herminones) usw. zu erweisen. Dass die W urzelakzentuation u nd die A lliteration intim Zusam m enhängen, gilt allgem ein als w ahrscheinlich (Bre­ mer, Pauls G rundr.^ Bd. 3, 788: Kluge, Urgerm.^ § 23; Streit­ berg— Jellinek 347). W ir m üssen uns folglich dam it begnügen, fü r das VG u n d die A kzentneuerung die Zeit vom 1. vorchristlichen Ja h rh u n d e rt bis Chr. Geb. als term inus ante quem zu bestim m en und gleichzeitig bedenken, was E d w ard Schröder in der F estschrift fü r A. Bezzenberger (1921), 138 geäussert hat: „Die sog. germ anische Akzent­ verschiebung ist kein einm aliger L autvorgang der etwa innerhalb eines M enschenalters oder auch eines Ja h rh u n d e rts seine Schranke aufrichtet — es ist vielm ehr eine Kette von Analogieprozessen, die Jah rh u n d erte um spannt. Die chronologische Festlegung auch des Vernerschen Gesetzes innerhalb der Lautverschiebung d arf also im m erhin n u r m it V orbehalt erfolgen.“

Kapitel V

Das Vernersche Gesetz in phonologischsynchronischer Sicht Es w ürde w eit ü b er die Ziele dieser kleinen Schrift hinausführen, w enn m an h ier die zahlreichen Versuche schildern wollte, das VG in phonologisch'synchronischer Sicht zu betrachten. Bei den grossen Abw eichungen zwischen den strukturalistischen Schulen w äre es auch eine A nm assung, h ier eine eigene Meinung zu hegen. Es w ird sich im folgenden som it n u r um ein Referat einiger repräsentativer Beiträge zur F rage handeln müssen. Baader D er erste oder einer der ersten, der in der kritischen B etrachtung des VG vom „phonologischen System des A ltgerm anischen“ sprach, w ar Th. B aader in „Mélanges de linguistique et de philologie offerts à Jacq. v an G inneken“ (1937), 232 f. B aader findet, dass „die allgem eine A uffassung, als handele es sich in der altgerm . Sprachgeschichte in den Fällen des sog. ,V ernerschen Gesetzes^ um den U nterschied zwischen sth. u n d stl. S piranten“ im W ider­ spru ch steht „zu dem sprachlichen C h arak ter des A ltgerm a­ nischen. W ir finden näm lich, dass das phonologische System des A ltgerm anischen n ich t den Gegensatz zw ischen sth. u n d stl. phonologisch ausnutzt, sondern den Gegensatz zwischen (stl.) Fortis und (stl.) L enis.“ Man k an n h ier Bennet 1972, 101 (b) ver­ gleichen (oben Abschn. 26). „Dass später die (stl.) Leneskonsonanten in stim m hafter (vokalischer) Um gebung den Stim m ton angenom m en haben, ist aber an sich n u r eine R ealisierungsform , keine F o rm m it phonologischer B edeutung.“ Bei der Abfassung der Regel geht B. von seiner An­

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sicht ü b er den „Intensivierim gsverlauf des germ . A kzentes“ aus u n d schliesst: „Bei Crescendoverlauf der Intensivierung ist der vom Silbendruck b erü h rte K onsonant eine Fortis, in allen übrigen F ällen . . . eine L enis.“ Die m e h r oder m in d er geringe S tim m ­ h aftig k eit dieser L enis-Spirans sei phonologisch irrelevant.

F ourquet Die L autverschiebung „unter dem G esichtspunkt einer stru k ­ turellen E in h e it“ gesehen zu haben, ist n ac h H am m erich Beitr.W est 77 (1955), 28 „das unzw eifelhafte V erdienst F o u rq u e ts“. Auch dem VG u n d dem sog. „G ram m atischen W echsel“ h a t F o u r­ quet in der F estsch rift fü r F. M aurer (1963), 88— 90 sein Interesse gew idm et. U nter der Ü b ersch rift „Einige u n k la re P u n k te d er deutschen L autgeschichte in phonologischer S ich t“ m a ch t d er Verf. geltend, dass „in d er E n tsteh u n g dessen, was m an den gram m atisch en W echsel n en n t, zwei Stufen genau zu u n te r­ scheiden“ seien. 1. N ach F. (88) b estan d im U rgerm anischen, zu einer Zeit, wo der aus dem le u r, ererbte T o n n o ch bew eglich w ar, eine Opposi­ tion zw ischen den S p iran ten reih en f, />, x, x^^ und 5, S, j , (letztere Reihe teils aus ieur. p, t, k , teils ieur. hh, dh^ gh, ghF]> Z u dieser Zeit des freien A kzentes bestim m te n u n „eine eigen­ tüm liche N orm die A u fh eb u n g der O pposition zw ischen stim m ­ h a fte n u n d stim m losen S piran ten “ . Diese „A ufhebung“ geschah, w enn die fraglichen S piranten „nach stim m h aften L au ten “ stan d en , u n terb lieb aber, „wo der stim m h afte L a u t (Vokale, L iquida, Nasal) der tontragenden Silbe angehörte. H ier blieb die O pposition e rh a lte n “. F. w eist a u f das anfang sb eto n te P räsen s h in : „z.B. k ö n n en '^teuxan u n d ^beugan neben ein an d er bestehen, im P art, fiel die O pposition aus. u n d m a n h a tte u n d ^b u ju n .'" Auf dieser ersten Stufe h ab e es fu n k tio n ell som it zwei A rten stim m h after S p iran ten gegeben: „solche, bei denen die Stim m ­ haftig k eit relevant, distinktiv w ar, weil in gleicher Stellung auch eine stim m lose S pirans stehen konnte, so in ^ b e u ja n gegenüber "^feiixan, u n d solche, wo die S tim m haftigkeit n ich t distinktiv w ar.

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weil sie kontextbedingt war, u nd z.B. n u r j in stehen konnte . . (89).

"^tiijun

W as Verners Gesetz form uliert habe, sei nach F. also „die A ufhebim gsnorm , die au f einer bestim m ten Stufe des U rgerm anischen bestan d “ (ebd.). H ier m ag die Bem erkung erlaubt sein, dass was V erner ■— vom historischen G esichtspunkt aus — form uliert hat, n atü rlich etwas ganz anders ist als eine „A ufhebungsnorm “, näm lich das Gesetz einer D ifferenzierung der urgerm . stim m losen Spiranten. 2, Die zweite Stufe w ar n ach F. die Zeit, wo der urgerm . „T on“ festgelegt w urde. Mit phonologischer Term inologie w ürde m an w ohl sagen: „es geschah eine Phonologisierung des A nfangs­ akzentes“ (vgl. L erchner 1967, 438) oder „the in itial stress was phonem atic“ (Magnusson 1969, 107). Die Form ulierung Fourquets weist zur Genüge, dass die Phonologie au f phonetische G rund­ begriffe baut. Nun „fielen die zwei Klassen stim m hafter Spiranten, diejenige, bei der die Stim m haftigkeit distinktiv war, u n d diejenige, bei der sie nicht-distinktiv w ar, zusam m en“ (89). Als Beispiel fü h rt F. auf, dass J in ^ tu ju n in gleicher Umgebung vorkom m t, wie x in "^teuxan^ „da n u n beide n ach betonter Silbe stan d en “. Und w eiter: „Die Stim m haftigkeit des J hatte w ieder distinktiven W ert. E in *fï/run w äre auch hier möglich gewesen; got. tauhun zeugt d a fü r“ (90). Um den W ert dieses Zeugnisses k a n n wohl gestritten werden. Das Ergebnis ist, dass „der W echsel von p und ö, x und J in n er­ halb desselben Stamm es . . . n u n als unm otiviert [erschien] u n d . . . sich n u r als Pvelikt in häufig vorkom m enden W örtern [erhielt]. In der V erbalflexion ging er zusam m en m it der Tempus- und M odusbildung und h atte w enigstens die F u n k tio n eines red u n ­ danten gram m atischen Zeichens. E rst von diesem Augenblick an können w ir von einem gram m atischen W echsel red en “ (90). Der V orschlag Fourquets ist, „den N am en ,Verners Gesetz^ auf die erste Stufe, den Namen „G ram m atischer W echsel’ au f die zweite zu beziehen“ (ebd.). F ü r V erner w ar der gram m atische W echsel schon auf der ersten Stufe funktioneil, wie aus seiner D arstellung S. 103 k lar hervorgeht. E r h at ih n m orphologisch-synchronisch als das E r­ gebnis der urgerm . S pirantendifferenzierung betrachtet.

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Lerchner Die G edanken F o u rq u ets h a t G. L erch n er in seinen B eiträgen von 1967 n n d 1971 anfgegriffen. Dies ersieh t m a n zu n äch st aus der D arstellung 1967, 431, wo der P h a se n c h a ra k te r „der S tru k tu r­ veränderungen des germ anisch-deutschen K onsonantensystem s“ betont w ird. Es heisst: „In diesem Sinne ist grun d sätzlich zu unterscheiden zw ischen den m it V erners Gesetz hin län g lich b e ­ schriebenen R egularitäten, n ach denen sich die germ anischen R eibelautallophone verteilen, u n d den d am it zu sam m en h än g en ­ den, in der F u n k tio n re d u n d a n te r m orphologischer K ennzeichen teilweise e rsta rrte n Phonem entw icklungen, die d er g ram m atisch e W echsel ausw eist.“ Im folgenden geht L. au f E inzelheiten ein, die seine M einung bestätigen sollen, dass der „G ram m atische W echsel“ n ic h t „ein einfach er R eih en sch ritt stim m loser zu stim m h aften E ngelauten, sondern, . . . ein d reifacher, ein in seinen E rgebnissen von den phonologischen G esetzm ässigkeiten der O rd n u n g bestim m ter V or­ gang“ sei (439). D er g ram m atisch e W echsel sei „als A llophon­ phase in den d iachronischen V erlauf d er S ystem entw icklung ein­ zu o rd n en “ (ebd.). Auch in dem grösseren Z usam m enhang d er S ch rift von 1971, 103 ff. k e h rt L erch n er zu den A nregungen u n d G esichtspunkten F o urq u ets zurück, die er w eiter ausb au t. L. sagt S. 104: „Die A uf­ hebun g sn o rm ist zuerst von K arl V erner beschrieben w orden u n d besagt, dass alle n ic h tan lau te n d en stim m losen Reibelaute, sow eit d er vorangehende V okal n ic h t T räg er des Akzents w ar, zu stim m ­ h afte n S piranten w urden. D a dieser W echsel an die gleichen B edingungen gebunden w a r w ie die m o rp h em atisch relevanten A blau tsaltern an zen u n d m it diesen gem einsam erscheint, k o n n te er in den F o rm en sp äterer P hon em en tw ick lu n g en als red u n d an tes M erkm al a u f der M orphem ebene fungieren. Diese T atsach e w eist d er ,g ram m atisch e W echseF auf. ,V erners Gesetz^ u n d ,g ra m m a ­ tischer W echseF beschreiben also P h än o m en e verschiedener E b e­ nen u n d sollten in diesem Sinn auch term inologisch streng ge­ schieden b leib en .“ Soweit herrsche, m eint L., völlige K larheit. Es k o m m t ihm u n te r diesen U m ständen b em erk en sw ert vor, dass J. F o u rq u et „die a n ­ scheinend so k la re R eg u larität zu den ,u n k la re n Punkten^ der

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deutschen Lautgeschichte“ zählt (ebd.). H ier scheint ein Missver­ ständnis vorzuliegen. Fourquet wollte einige neue Gedanken zur germ anischen Lautgeschichte „in phonologischer Sicht“ zur Dis­ kussion stellen. Dass die von V erner form ulierte Regel irgendw ie u n k lar sei, h at F. nicht behauptet. E her könnte m an sich vor­ stellen, dass F ourquet die phonologische Betrachtung des VG im Einzelnen noch fü r eine offene F rage hält. Magnusson Sonst kom m t in der germ anistischen Welt besonders der rührigen am erikanischen Linguistik das Verdienst zu, das VG w iederholt zum Gegenstand w issenschaftlicher Gespräche gem acht zu haben. Der Beitrag von W alter L. Magnusson 1969, 86— 112 (Linguistics 54) gibt eine Ü bersicht über „Occludent orders in Indo-E uropean“ und legt system atische E rklärungen bekannter Lautgesetze vor, nicht zuletzt der urgerm anischen: „Grimm’s L aw “ und „Verner’s L aw “. Dabei kom m t auch der chronologische G esichtspunkt w eit­ gehend zur Sprache. Ein längeres Zitat (S. 109 f.) dürfte hier will­ kom m en sein : „The conditions under w hich V erner’s Law operated were phonem atic in P reliterary Germanic I. In th a t stage the Common IE accent was phonem atic and so were the ,voiced surroundings^, w hich were phonetically voiced hut were describable phonem atically in term s of vocalic or lenis consonantal phonemes. In this same stage the new stress accent appeared as a phonetic pheno­ menon, not yet phonem atic or able to condition changes. W ith the transition to Preliterary Germanic II, the phonem ic structure was transform ed, the non-phonem atic chronophonic differences of the preceding stage now being phonem atic. Thus the results of the operation of Grimm’s Law and V erner’s Lau^ were established, the only completion required being neutralization of hypophonem atic differences, re., differences th at h ad been phonem atic in the previous stage but w hich no longer were needed for distinc­ tions. The new initial stress accent also was phonem atic and the vestiges of the Common IE accent were subject to disappearance. Conditioned by the stress accent, the syllabic patterns of words were subject to change, so th at unstressed vowels disappeared, in favor perhaps of tem porary open junctures, such vowels them-

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selves, in the new structure, having only a hypophonem atic value. The results of V erner’s Law were no longer conditioned by su r­ roundings, so th a t a previously allophonic distribution now was understood as ah allom orphic one of gram m atical alternants. T hen there w as another transition, to L iterary Germanic 1. The vowels subject to loss u n d er the initial stress accent no longer existed and the gram m atical alternations due to V erner’s Law were purely m orphological phenom ena, rendered even less regular by the vowel losses. Although they m ight have been preserved longer, it was not too early for them to be subject to leveling, especially in the w ritings of W ulfila, w hich are characterized by a gram m ar of unexcelled regularity for Indo-E uropean of their tim e.“ Das Zitat gibt kein erschöpfendes Bild von der D arstellung M agnussons; dass seine G edanken u n d seine Term inologie aber m it denen Fourquets u n d Lerchners n ah e verw andt sind, ist offenkundig. King Eine beachtensw erte Sonderstellung nim m t R. D. King in seinem Buch „H istorical linguistics and Generative g ram m ar“ (1969), 186 ein. Der Verf. w ill m it seinem Buch au f einige der Wege hinweisen, „in w hich the theory of generative g ram m ar has m ade historical linguistics m ore relevant to general linguistics“ (S. 5). Reizvoll spricht er von „historical linguistics“ : „lts core is the m ost intriguing and dynam ic feature of language — change"' (S. 217), V orausgeschickt sei auch, w as K. im V orw ort (S. V) ehrlich zugibt: „Much of w hat I say about historical linguistics is tentative and doubtless will prove w ith tim e to be incomplete, perhaps w rong.“ King (S. 186) geht von einem A ufsatz von M. H alle über „Phonology in a Generative G ram m ar“ (W ord 18 [1962], 54 ff.) aus: „Halle (1962) discusses the chronology of G rim m ’s Law and V em er’s Law in connection w ith sim plicity . . . The relevant p art of Grim m ’s Law is: (1) p t k > f p X except after obstruents, V erner’s Law states th at:

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(2) Voiceless co n tinuants becom e voiced in certain environ­ m ents: f p x > b Ö j , an d s > 2.“ King gibt in seinen w eiteren A u sfü h ru n g en (ebd.) zu, dass es am einfachsten ist, dem „consensus of scholarly beliefd' zu folgen: „hence, H alle concludes, sim plicity m otivates the prevailing view th a t G rim m ’s L aw preceded V erner’s L aw chronologically.“ King fä h rt aber fo rt (186 f.): „Observe, how ever, th a t the order (1)— (2) is u n m a rk e d order, so w e are entitled to assum e original m ark ed o rd er (2) — (1). In this o rd er only s w ould be voiced to z b y th e V erner’s Law rule th a t „Voiceless co n tinuants becom e voiced in certain en v iro n m en ts“ since s w as th e only voiceless co n tin u an t in In do-E uropean. T he o rd er is m ark ed ; feeding o rd er in K ip arsk y ’s sense is m axim ized by th e reo rd erin g to (1)— (2); an d th e trad itio n al relative chronology tu rn s out not to be the original one. T his analysis is n ot contradicted b y available data. W h eth er it is correct o r n o t is irrelevant. T he reo rd erin g is possible and plausible from m ark in g considerations an d thus can n o t be dis­ m issed out of h a n d .“ King v erw irft also den von V erner angenom m enen Gang der E ntw ick lu n g des VG im V erhältnis zu r LV. S tatt dessen n im m t er die folgende E ntw icklung an: 1. ieur. ä > urgerm . z („by the V ern er’s L aw rule th a t ,Voiceless co n tin u an ts becom e voiced in certain environm ents^“ ), 2. p, k > f, p x („G rim m ’s L a w “), 3. f j p , x > b, J („V erner’s L aw ru le etc.“ d u rch „reo rd erin g “). Dies bedeutet, dass sich das VG ab erm alig vollzogen h at, erst im Indo-europäischen, d an n auch im U rgerm anischen. H ier fehlt die phonetische B egründung. A ngesichts dieser N euordnung fra g t m a n sich, ob die „ten tativ e“ M ethode d er am erik an isch en L in ­ guistik, an sich fesselnd, im m er fru c h tb a r ist. Ist es nicht, als ob m a n in der E x p erim en talp h o n etik ü b er V ersuche B ericht erstatten wollte, die zu k ein en sicheren E rgebnissen g efü h rt haben? Und w o bleibt bei all diesem die R ü ck sich t a u f den A kzen t? Es ist allem A nschein n a c h so, dass diese G leichgültigkeit gegen die prosodischen E lem ente der S prache von der irre fü h ren d e n D a r­ stellung de Salissures in seinem „C ours“ (1922, 200 f.) ausgeht. E s soll schliesslich d a ra u f hingew iesen w erden, dass dieser Ab­ schnitt von Kings B uch in L ingua 31 (1973), 359 ff. von O. W. R obinson u n d F. van Goetsem referiert, ab e r n ic h t k ritisiert w urde.

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va n Coetsem E s ist fü r die G erm anistik, die am W esen u n d an d er G eschichte des U rg erm an isch en n o ch Interesse h at, erfre u lich festzustellen, dass h eu te zwei selbständige W erk e ü b e r diesen G egenstand zu r V erfügung stehen, ein russisches, a u f 5 B ände b erechnetes, „Sravn ite l’n a ja g ra m m a tik a g erm an sk ich ja z y k o v “ („V ergleichende G ram m atik d er g erm an isch en S p ra c h e n “ ). T. 1 ff., M oskau 1962 ff., das u n te r d er H a u p tre d a k tio n von M. M. G uchm an, V. M. S chirm u n sk i, E. A. M akaev, V. N. Ja rc e v a steht, u n d ein a m e ri­ kanisches, „T o w ard a g ra m m a r of P ro to -G erm an ic“ T ü b in g en 1972, u n te r d er R ed ak tio n von F . van Coetsem u n d H. L. K ufner. D a ersteres b ish e r n u r in ru ssisch er S p rach e vorliegt, k a n n es h ie r n ic h t b erü c k sic h tig t w erden. In „T o w ard a g ra m m a r of P ro to -G erm an ic“ k o m m t das VG m e h rm a ls zu r S prach e, zu erst (S. 100 ff.) b ei W . H. B ennet, P ro ­ sodie featu res in P ro to -G erm an ic (s. oben A bschn. 26), d a n n (s. 165) bei W . G. M oulton, T h e P ro to -g erm a n ic con-syllabics (consonants) m it ein er in ih re r K ürze tre fflic h e n F o rm u lie ru n g von ,V erner’s la w ‘, schliesslich (S. 184 ff.) bei F. v an Coetsem, P ro to -G erm an ic m o rp h o p h o n em ics. Die A u sfü h ru n g en v an Coetsem s sollen h ie r k u rz re fe rie rt w erden. Die B eziehungen u n d E rg än zu n g en zu F o u rq u e t 1963 gehen ii.a. aus den fo lg en d en Sätzen h erv o r: 1) (S. 184) „T he a lte rn a tio n p a tte m nonvoiced ^ voiced in p, x, s d, d, z (V erner’s law) w as in its final, PG m e. stage m o rp h o lo g ically co n d itio n e d “, 2) (S. 185) „Since th e ru le w h ich h an d les V ern er’s law is m o rp h o ­ logically conditioned, all cases in w h ich it applies in th e g ra m m a r sh o u ld ideally be com pletely specified. H ere, how ever, no atte m p t is m a d e to com e to su ch a n item ized sta tem en t; th e ru le sim ply in cludes th e g eneral sta tem en t ,in specified m o rp h o lo g ical env iro n m en ts‘. T h e fa c t th a t th e voiced a lte rn a n t is n o t fo u n d in itia lly . . . is ta k e n care of b y th e use of [ + segm ent] : . . . [ —v o ice]-^[ + voice]/[ + segm ent] m o rp h , env.

[ + co n tin u an t]

in spec,

T h e ru le states th a t except in in itial p o sitio n f, p, x, s are I’epresen ted as 5, S, z in specified m o rp h o lo g ical en v iro n m en ts. A lim ita tio n on th is ru le concerns its n o n ap p lica tio n o r rev ersal in

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certain voiceless environm ents . . . The rule as it is form ulated is in a synchronic perspective only the m orphophonem ic aspect of a general rule w hich states th a t in specified morphological environments only the voiced continuants h, d, z are found; this rule applies redundantly to voiced nonsonorant continuants and m ay be form ulated as follows: —sonorant + continuant

[+ v o ice]/[ + segment] — in spec, morph.

env.“, schliesslich 3) (S. 186) „To account for the origin of the PGmc. alternation pattern nonvoiced ~ voiced discussed above, it is ge­ nerally assum ed th at prior to the Gmc. accent shift, the Gmc. reflexes of IE p, k, s developed a com binatory, allophonic split nonvoiced ~ voiced depending on accentual conditions and seg­ m ental environm ent; for the accentual conditions cf. Skt. vartamif vavarta, vavrtim d, vrtana}} w ith OE weordan, weard wurdon^ worden (see however Bennet 1972: § 1.2). In a rule-oriented approach such as the generative the shift from allophonic v aria­ tion to the m orphologically conditioned alternation . . . [s. oben unter 1] is prim arily regarded as a change of conditioning . . Es konnte hier n u r über einen Bruchteil der verschiedenen Theorien und Vorschläge zu einer strukturalen Betrachtung des VG berichtet werden. Allen verfeinerten Methoden, aller „Explizith eit“ der Aussagen zum Trotz k an n nicht und will w ohl auch nicht die m oderne Linguistik sich in Gegensatz stellen zu den Befunden Verners. Die neuen E rrungenschaften liegen auf der Ebene des virtuellen Systems der Sprache und scheinen sich h in ­ sichtlich fester Methoden und Ergebnisse m it der historischen Linguistik nicht messen zu können.

Zusammenfassung E ine Zusam m enfassung der Forschung, der K ritik u n d Gegen­ k ritik bezüglich des V ernerschen Gesetzes d ü rfte am besten unter den folgenden K urzrubriken geschehen:

1. leu r, und urgerm . Akzent. 2. Silbentrennung. 3. P h o n etisch er Prozess. 4. A kzentuierung der K om posita. Das Gotische. Die Chronologie. 5. S tru k tu ralism u s. 6. U niv ersitätsu n terrich t.

1- V erner w ar (S. 115 u n d 128) der Ansicht, dass der A kzen t im Altindischen und in den klassischen Sprachen „rein chrom atisch“ w ar. Über den Akzent einer ieur. U rsprache h a t er sich in d er­ selben Weise auch au f S. 133 ausgesprochen. Betreffs der k las­ sischen Sprachen steht V erner auf dem S tandpunkt der antiken G ram m atiker, die über die H ervorhebung eines L autes d urch einen D ruckakzent nichts verlauten lassen. W ie Kock 1878, 14 m itteilt, h a t Corssen (Aussprache des Lateins^ 797) die A uffassung ge­ billigt, nach der die antike Betonungsweise hauptsächlich m u si­ kalisch gewesen sei. Kock schliesst (in Übersetzung) : „Die Mei­ nung Corssens ist som it die, dass der klassische Akzent auch ein untergeordnetes exspiratorisches Elem ent enthalte — ein w enn auch unbedeutendes Forte, und ohne Zweifel ist diese Auffassung richtig.“ Auch fü r die ieur. U rsprache setzt Kock in seiner grossen, zusam m enfassenden S chrift v. J. 1901, 240 ff. (§ 504) einen d y n a­ m ischen Akzent an. Mit A usnahm e von einigen Forschern, nam entlich in m ehrereren Beiträgen A. Meiliet (Abschn. 13), von A. Som m erfeit 1937, 494 unterstützt, Gauthiot, Boer (10), Schultheiss, A braham s (25), w el­ che den indoeuropäischen Akzent fü r rein m usikalisch hielten, ist, jedenfalls in D eutschland, die A uffassung Corssens, Kocks u.a. — 10

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allerdings in m an ch en S chattierungen — w eiterh in h errsch en d geblieben |vgl. z.B. Streitberg 1896, S. 38 oben; Som m er 1914 § 69 f.; S ch rijn en 1924, S. 209; H irt 1929 §§ 12 u n d 36; van Coetsem 1970, S. 14; K räh e— Meid 1 (1969), S. 48; K u h n 1973, S. 11). Das W esen des ieur. Akzents ist som it ein P u n k t, wo die Mei­ nun g en au sein an d erg eh en u n d V erner ausnahm sw eise keine volle G ew ähr fü r die R ichtigkeit seiner T hese d argeboten hat. E in be­ sonderer U m stand scheint fü r diese These eines „rein ch ro m a­ tisch en “ C h arak ters des ieur. A kzents geradezu verhängnisvoll; der sog. quantitative Ablaut^ der sich ohne Zweifel pho n etisch am besten d u rch einen D ru ck ak zen t e rk lä rt (vgl. die V ollstufen tono~ (Präs. In f.), "^(ue-) uórt (Perf.) im V erhältnis zu r R eduk­ tio n sstu fe -'^urtonó- (Part.). V erner w a r sich in seiner A blautsstudie (KZ 23, 131 ff.) der Schw ierigkeit bew usst u n d h a t aaO . 135 F n. 1 zugegeben, „m an k ö n n te v ersucht sein, die Schw ächung m it dem Übergänge des rein ch ro m atisch en accentes in den ch ro m atisch -ex sp irato risch en in cau salv erb in d u n g zu setzen.“ V. leugnet n ic h t diese M öglichkeit, w eist ab er u.a. d a ra u f hin, dass das A ltindische „m it seinem rein ch ro m atisch en accen te“ doch S chw ächungen ein er u n b eto n ten Silbe wie in p itä r ,V ater‘ kennt. Es bleibt jedoch unsicher, ob die ai. Beispiele h in län g lich e Beweise fü r die T hese V erners bringen. Es w u rd e oben K ap. 1, Abschn. 16 u n d 21 au f einen Ausweg hingedeutet, die A nsicht V erners ü b er den ieur. A kzent in Ü ber­ einstim m ung zu b rin g en m it den pho n etisch en V oraussetzungen des qu a n tita tiven A blauts; der ieur. A kzent sei w ohl überw iegend m u sik alisch gewesen, h ab e jedoch ein exspiratorisches E lem ent besessen, das erst im U rgerm anischen sta rk m a rk ie rt w urde. H at ab er ein im In d o eu ro p äisch en n ic h t seh r ausg ep räg ter D ru ck ­ ak zen t w irk lich die K ra ft gehabt, den q u an titativ en A blaut zu bew irken? Die B eantw ortung dieser F rag e ist schw ierig. V erhält es sich vielleicht au ch so, dass die A nnahm e n a m h a fte r deutscher u n d sk a n d in av isch er S prachforscher, d er m u sika lisch e A kzent h ab e den ieur. V okalism us (den qualitativen Ablaut) beeinflusst (s. d a rü b e r ü b ersich tlich P. K retschm er 1892, 367), n ic h t stich­ h altig ist? K ann ein m u sik alisch er A kzent ein e in o „w an d eln“ ? D er eben genannte P. K retschm er gehört aaO. 370 ff. zu den Zweiflern u n d m eint (371), dass „der abgelautete Vocal n icht an die Betonung, sondern an ganz bestim m te K ategorien von F orm en gebunden“ sei.

Z U SA M M EN FA SSU N G

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K. meint ferner (372), „dass die Ansicht J. Grimms, der dem Ablaut eine dynamische Bedeutung beilegte, der W ahrheit nicht so fern liegen dürfte . . . Er macht den Eindruck, als ob er uralt wäre und noch aus einer Zeit stammte, in welcher er leichte Bedeutungsmodificationen einer Wurzel lautlich widerspigelte.“ Kretschmer ist hier ein Nachfolger Grimms, zuletzt in seiner Ge­ schichte der deutschen Sprache (1848), 846: „Ablaut ist dynamische Verwendung des vocalgesetzes auf die wurzel der ältesten verba, um die unterschiede der gegenwart und und Vergangenheit in sinnlicher fülle hervorzuheben.“ Grimm sagt aaO. ferner: der Ablaut „ruht auf dem innersten grund der spräche“. Kretschmer ist gleichzeitig ein Vorläufer Meillets, der 1915, 123 (s. auch 1931, 4 ff.) ausdrücklich leugnet, dass „le ton“, die Melodie einen wesentlichen Einfluss auf das ieur. Vokalsystem ausgeübt habe. Im leur, habe „le ton“ immer „une valeur sémantique“ gehabt (1915, 166; 1931, 2.4 f,). Wenn m an weiter beachtet, dass nach Kuryiovvicz 1968, 7 (§ 1) der Ablaut „keine Nebenerscheinung der Betonung“ und ebd. „in der historischen Periode . . . in erster Linie, duixh m orpho­ logische Prozesse bedingt“ sei, so liegt der Schluss nahe, dass sich die moderne Forschung der Grundanschauung Grimms genähert hat. Das grosse Schaustück „Ablaut“ („one of the show-pieces of Gmc.“ nach V . Coetsem 1970, 199) bleibt heute noch ein ungelöstes Problem. Man darf kaum mit Streitberg—Jellinek 1936, 342 (vgl. 378 oben) be­ haupten, dass die Entdeckung des VG die Folge hatte, „dass die Ab­ hängigkeit des germanischen Ablauts von der Stellung des indoger­ manischen Akzentes in voller Klarheit zutage tra t“. Ein Nichtfachmann bekommt eher den Eindruck, dass m an sich auf dem Weg zurück zu Grimm und seiner Grundlage befindet, zu einer realistischen Beur­ teilung des qualitativen Ablauts als eines semantisch-morphologisch bedingten Wechsels, einer Opposition zwischen einem klangvollen, mässig offenen Vokal mit breiter Lippensteilung, e, und einem klangvollen, mässig offenen Vokal mit gerundeter Lippenstellung, o. Gesetzt den F all, V em e r sei m it sein er A nsicht ü b e r den ieur. A kzent („rein c h ro m a tisc h “) im U n rech t, w as w a h rsc h e in lic h ist, so b e e in trä c h tig t dies jed o ch in k e in e r W eise die R ich tig k eit seiner Regel in bezug a u f d as U rg erm an isch e. Die b eid en G ru n d säu len seiner T h eo rie steh en a u fre c h t: a) d e r u rg e rm a n isc h e A kzent h a tte , „w ie die m o d e rn e n acce n tu atio n en etw as ex sp irato risch es a n sic h “ (115); der u rg e rm a n isc h e A kzent w a r (auch) ein D ru c k ­ akzent, b) d er M otor bei d er D ifferen zieru n g d e r u rg erm . stim m ­ losen S p ira n te n w a r „d er v a riire n d e in d o g erm an isch e a c c e n t“ (109— 114); dieser w a r im U rg erm an isch en m ith in n o ch „ fre i“, bew eglich.

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ERIK RO OTH

Auch der von Streitberg 1936, 348 gegen Verner (S. 129) er­ hobene E inw and in bezug auf die urgerm . Akzentneuerung (s. Absehn. 20) trifft nicht den Kern des VG. Gegen a) haben, wie w ir sahen, einige Forscher Einspruch er­ hoben, doch ohne nähere Begründung. Es ist durch nichts ge­ rechtfertigt worden, dass ein m usikalischer Akzent die W irkung hat ausüben können, die Verner auf den „exspiratorischen“ zu­ rückgeführt hat. Die kritischen Einw ürfe Gauthiots usw. bilden keine Gegeninstanzen, die das Gesetz Verners zu erschüttern drohen. Die Voraussetzung für die Funktion des VG w ar die aus dem leur, ererbte Beweglichkeit des Akzents (b), die Verner m it u n ­ erbittlicher Logik aus kontrollierbaren Tatsachen erschlossen hat. Im Gedankengebäude Verners sind die folgenden W orte zentral: „Erst nachdem sich das germ anische von seinem n äch ­ sten verwandten, dem slavo-litauischen geschieden un d sein sonderleben angefangen hatte, treffen w ir den accent in seinem wesen etwas geändert; er was exspira to risch geworden oder viel­ leicht, da er wohl dabei seinen chrom atischen C harakter behielt, chrom atisch-exspiratorisch. Aber die zweite charakteristische eigenschaft des indogerm anischen accents, d i e f r e i h e i t (hier gesperrt), h atte die urgerm anische accentuation in w underbarer Vollständigkeit behauptet‘‘ (S. 128 f.). Es gehört viel Mut dazu, sich gegen die suverän angelegte Beweisführung Verners auflehnen zu wollen. Diesen Mut besassen indessen m ehrere Linguisten: Boer—den Hoed 1948, 71 f. (Abschn. 24), Pisani 1964, 642 f. (Abschn. 15), KacneFson 1966, 300 (Abschn. 27) un d Bennet 1968, 220; 1972, 101 (Abschn. 26). Wie sein L andsm ann Bartoli (s. Abschn. 15) findet Pisani aaO. die Theorie de Saussures, dass die Sonorisierung der urgerm . Spiranten ausschliesslich auf der zwischensonantischen Stellung beruhe, apriori so unumstösslich, dass er in Polemik m it KacneFson 1962, 213 den freien ieur. Akzent in Frage stellt. Ob KacneF­ son in seiner Schrift 1966, 300 sich der A utorität Pisanis gebeugt h at oder neue Gründe fü r seine veränderte Einstellung angeführt hat, entzieht sich der Beurteilung des im Russischen Unwissenden. Die blosse A utorität Pisanis hilft jedoch hier nicht weiter. Die Ansicht Pisanis steht und fällt m it de Saussure (s. Abschn, 12).

ZUSAMMENFASSUNG

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Die Gegnerschaft Bennets betreffs des freien ieur. Akzentes ist oben im Abschn. 27 ausführlich geschildert w orden. Es m ag hier genügen, d a ra u f hinzuweisen, dass die A uffassung Bennets, ein ieur. Spater gehe ohne Zw ischenphase zu urgerm . "^/döer über, im Sam m elw erk „T ow ard a g ram m ar of Proto-G erm anic“ (1972) isoliert dasteht. In dieser F rage vertreten die Kollegen Bennets, W. G. M oulton (S. 165) und F. van Coetsem (S. 186 [3.3.2]), die traditionelle Ansicht, die in ihren Augen d u rch den A ngriff Ben­ nets n ich t zum Schw anken gebracht w orden ist. 2. H insichtlich der Silbentrennung en n n ern w ir uns an die W orte V erners (S. 117): „alle dem vocale folgenden consonanten gehörten der vorhergehenden silbe an [fad-ar, finp-an), wie es ja auch die germ anische m etrik bezeugt (die an. hendingar, assonanzreim e).“ Als O pponenten m eldeten sich in dieser Frage, wie aus den Abschn. 9— 11 hervorgeht, in erster Linie H. Pedersen, R. A. W illiams, E. Prokosch, die fü r die T rennung jchdar (urgerm. ^fü'öér < "^fa-pér) eintraten. Es zeigte sich aber, dass m an m it dieser Silbentrennung in Schw ierigkeiten geriet: dam it w ürde das Elem ent -dér m it 3 im A nlaut einer Silbe stehen, w as gegen einen H au p tp u n k t der ausnahm slosen Regel V erners streiten würde, nach der das urgerm . stim m lose p im A nlaut bew ahrt wird. Es ist möglich, dass der Hinweis V erners auf die altnordische M etrik keinen ausreichenden Beweis fü r die Richtigkeit seiner Theorie erb rach t h at. Man könnte andrerseits vielleicht eine gewisse Sorglosigkeit bei Jespersen 1933, 244 bem ängeln, wenn er sagt, „dass w ir gar nichts Positives über die Silbenscheide in der altgerm anischen Zeit zu wissen oder zu sagen b rau ch en . . . Ob m an also brop-ar oder bro-par abteilt, ist fü r unsere Frage ganz gleichgültig . . Schliesslich m üssen w ir doch zugeben, dass w ir über die Silbenscheide im U rgerm anischen nichts wissen, was w ir wissen ist, dass die Silbentrennung ^bröp-ar, "^faö~ar die n o t­ wendige Folge eines Systems ausm acht, das V erner au f der G rund­ lage der altindischen A kzentuierung aufgebaut hat. Auf neue E in ­ sichten der F orschung über S ilbenstrukturen k a n n m an im m erhin hoffen (vgl. L erchner 1971, 105). 3. W as den phonetischen Prozess des VG angeht, so bem erkt m an zunächst einen am bitiösen V ersuch J. Sverdrups 1930, 17 f. (Abschn. lö ), die germ. Lautverschiebung („das Grim m sche

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Gesetz“) m it dem VG chronologisch gleichzusetzen. Aus p h one­ tischen G ründen findet er es n u r n atü rlich anzunehm en, dass ieur. p, t, k teils, u n ter den b ek an n ten A kzentverhältnissen zu f, X w urden, teils gleichzeitig, u n ter anderen A kzentverhält­ nissen, direkt zu den stim m haften S p iran ten b, d, j übergingen. W ie z.B. F, L. W ells 1903— 05 (Abschn. 8) u n d H. A braham s 1949, 63 u nten (25) lehnt er den prinzipiellen E in w an d Verners S. 101 u nten ab, n ach dem „die germ anische tönende explosiva n ich t au f directem wege d u rch m ittönen der stim m e aus der in d o ­ germ anischen tonlosen explosiva entstanden sein [kann], denn dies w ürde ein lau tü b erg an g sein, der gerade gegen die h auptrich tu n g der lautverschiebung, die aus der indogerm anischen tönenden explosiva eine tonlose explosiva hervorbrachte, gehen w ü rd e“ . Seine G ründe gegen die A uffassung V erners sind indes nicht überzeugend. Die Parallele altdän. gripae ,greifen‘ > neudän. gribe [gri:be] bew eist n atü rlich nichts fü rs U rgerm anische. Es kom m t, wie in Abschn. 16 d arg etan w urde, ein weiteres w ichtiges M om ent hinzu, das es zw eifelhaft m acht, ob Sverdrup im R echt ist: eine notw endige V oraussetzung fü r die R ichtigkeit der A nnahm e Sverdrups ist, dass zu r Zeit der germ. LV ein a u s­ gesprochener U nterschied der D ru ck stärk e zw ischen der ieur. Tonsilbe u n d schw achtoniger Silbe bestanden hat. Dies k a n n nicht als selbstverständlich b etrach tet w erden. W ie Jespersen 1933, 248 bem erkt, m uss m an w ohl zugeben, dass „der D ruckunterschied zw ischen stark u n d schAvach n ich t so gross w ar . . .; der Akzent w ar also n ich t so ,sta rk m arkiert^ . . Ä hnlich d rü ck t sich L uick 1940, 809 u n ten bei seiner phonetischen D eutung des VG: „Ausgelöst w u rd en beide V orgänge [E rh altu n g des stl, S piranten in sta rk e r Silbe, Ü bergang zu sth. S p iran ten in schw acher Silbe] vielleicht d adurch, dass eine schärfere A usprägung des Akzentes ein trat, so dass die Tonsilben etw as stärk er, die unbeto n ten etwas schw ächer genom m en w u rd en als bis dahin: das fü h rte zur L enisierung im A uslaut u n d begünstigte das S tim m haftw erden im In lau t, soweit n ich t die W irkung des Akzentes a u f d er Tonsilbe zu r Geltung kam . Jene schärfere A usprägung aber k a n n au f psychologische U rsachen zurückgehen.“ S. oben Abschn. 21. D ass die A bstufung der Silbenschw ere in der vorgerm anischen Zeit, in der die A kzentuierung n ach allgem einer A uffassung jed en ­ falls „hauptsächlich m u sik alisch “ w ar, n ich t so ausgeprägt ge­

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w esen sein k a n n w ie im U rg erm an isch en , ist eigentlich ein ganz n a tü rlic h e r G edanke, W . H . B ennet 1968, 221 u n te n u n d sonst (Abschn. 26), d er wie S v erd ru p einen d ire k te n Ü bergang d er ieur. p, t, k zu stim m h a fte n S p ira n ten a n n im m t, u n te rsc h eid e t sich von W ells, S v erd ru p u n d A b rah am s d ad u rch , dass er den freien, b ew eglichen A kzent in d er ältesten u rg erm . P erio d e ü b e rh a u p t leugnet. Seine V orgänger in d ieser B eziehung w a re n Boer— den H oed 1948 (Abschn. 24), P isan i 1964 (15), K acneP son 1966 (15). Die u m stritte n e F rag e, w a ru m das VG n ic h t im A n lau t w irk t, Avurde in den A b sch n itten 9 (Bugge, N oreen, W ilm a n n s, W illiam s, Seip) u n d 27 (L erchner) bespro ch en . E s w äre zw ecklos, h ie r a u f diese F ra g e zu rü ck zu k o m m en . F olgendes ste h t fest: 1) es h a t n ich ts Seltsam es an sich, dass f, p , x, s in In itia lste llu n g einer b e ­ to n te n od er u n b e to n te n Silbe ih re S tim m losigkeit b ew ah ren , 2) w ie es sich m it dem germ . P rä fix ga~ usw . v erh ält, b leib t ein u n k la re r P u n k t. Im A bschn. 11 w u rd e die K ritik e rö rte rt die P ro k o sc h a u f G ru n d d e r F o rc h h a m m e rsc h e n A k zen tth eo rie gegen V ern er rich te t. N ichts sp ric h t f ü r die R ich tig k eit dieser K ritik. Ü ber das D ilem m a P ro k o sch s w u rd e im selben A b sch n itt a u s fü h rlic h b erich tet. In W irk lic h k e it ist d er U n tersch ied zw isch en d er A kzenttheorie F o rc h h a m m e rs u n d d e r V erners m in im al. In seinen sp ä teren B ei­ trä g e n zum VG h a t P. a u f die A kzentlehre F o rc h h a m m e rs au ch n ic h t m e h r R ü ck sich t genom m en (s. A bschn. 17). W e n n Jespersen 1933, 243 u n d 244 F n ., d er a u f F o rc h h a m m e r b a u t, b eh a u p tet, seine E rk lä ru n g d er je n a c h d er ak z en tu e lle n Stellung v ersch ie­ d enen B e h an d lu n g d e r K o n so n an ten w ie im VG sei v o llstän d ig er als die V erners, so d a rf dies n ic h t o h n e w eiteres zugegeben w e r­ d en (Abschn. 19). E in e strittig e F ra g e ist a u c h d er in A bschn. 23 e rö rte rte p h o n e ­ tisch e P rozess b eim Ü berg an g des T y p w o rtes u rg erm . ^fcipér zu '^'faöér. Die in diesen S treit E in b ezo g en en sin d v an G inneken 1907, 475, H e n tric h 1920, 184 bzw . 1921, 300, B oer 1924, 124, v an H am ei 1928, 10 u n d 24, B rin k m a n n 1965, 69 F n. 26 u n d von E ssen 1966, 55 f. Auf dem S ta n d p u n k t V ern ers ste h t h ie r v an G inneken: n a c h ih m w a r d er U n tersch ied zw isch en ^fa d ä r u n d '^bropar „in d er v ersch ied en en In te n sitä t des S p ira n te n in unak zen tu iei 1er u n d a k z e n tu ie rte r Silbe b e g rü n d e t“. B rin k m a n n

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Stellt sich ohne zu zögern au f den S tan d p u n k t de Saussures: fü r beide w ar die Stellung des p zw ischen Sonanten („tout p in térieur est devenu 5“) genügend. Die übrigen verständigen sich in einer Ansicht, die letzlich auf W undt 1900, 423 zurückgeht: sie fassen den Ü bergang als eine psychische un d artikulatorische Vorivegnahm e (Prolepsis) der S tim m haftigkeit auf. Dass diese A uffassung fü r das volle V er­ ständnis des phonetischen Prozesses nötig ist, w urde m it allem Respekt vor der A utorität W undts bezw eifelt (Abschn. 23 E n d e). Als n atü rlich er w urde die E ntw icklung S chritt fü r S chritt b etra ch ­ tet, nach der p allm ählich zuerst lenisiert u n d dann an die stim m ­ h afte Umgebung assim iliert wurde. Dass, wie Luick 1940, 809 und von Essen 1934, 99 m einen, beim Ü bergang "^fapér > ^fadér das H inzutreten des Stim m tons das P rim äre, die L enisierung das S ekundäre sei, d ü rfte nicht offensichtlich sein. Gegen diese A uf­ fassung w urde (Abschn. 23) besonders au f E. Sievers 1876, 133 Anm. 2 (vgl. Abschn. 2) hingewiesen, wo es heisst: „Der Gang der E ntw icklung ist offenbar der gewesen, dass die der Tonsilbe vorausgehenden ursprünglichen Fortes (weil aus V erschlussfortes entstanden) x, p, f zu tonlosen Lenes geschw ächt w urden, denen sich in einer w eiteren E ntw icklungsperiode der Stim m ton zuge­ stellt.“ Diese These Sievers’ ist bisher nicht w iderlegt w orden, am allerw enigsten von S. Schaburischw ili 1969, 73 f. Die Ü bersicht h a t gezeigt, dass die D arstellung V erners bezüg­ lich des phonetischen Prozesses d u rch neuere F orschungen w ohl ergänzt w erden kann, vor allem d u rch die A nnahm e einer Stufe „stim m lose L enis“ zwischen p u n d d (Sievers) sowie durch Sievers’ Gesetz ü b er die Labiovelare (Abschn. 2), schliesslich z.B. d u rch die D iskussion ü b er urgerm . ƒ, p, x im Anlaut. An der G rund­ anschauung Verners h a t m an n ich t rü tteln können. W ie w äre es ü b erh au p t vorstellbar, die elem entare T atsache zu bestreiten, dass Spiranten in Schw achtonsilben an In ten sität verlieren un d m it schw ächerer u n d dann stim m h after Reibung ausgesprochen w erden u n d dass dies eine A usspm cheerleichtem ng bedeutet? W enn R. Schrodt 1973, 50 durch die folgenden W orte m it in den Chor der Zweifler wie W ells 1905 (Abschn. 8), Pedersen 1906 (10), Prokosch 1912, 1939 (11, 17), A braham s 1949 (25), N aert 1955 (25) un d L erchner 1971 (27) einstim m t: „Die phonetische

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E rk lä ru n g des VG bleibt gleichw ohl schw ierig u n d u m stritte n “, so v erträg t sich diese E rk läru n g n ic h t m it den tatsäch lich en V er­ hältnissen. M an b ra u c h t n ic h t zu leugnen, dass diese Skepsis ein F erm en t in der fo rtlau fen d en w issenschaftlichen D ebatte ü b er das VG ausm ach t, m a n h a t ab er das Recht, es vom m etodischen G esichts­ p u n k t b ed en k lich zu finden, dass diese o ft h astig hingew orfenen k ritisch en G edanken die feste phonetische B egründung verm issen lassen, die die B ew eisführung V erners kennzeichnet. Es ist b e­ denklich, dass b ish er kein ern stlich er V ersuch gem acht w orden ist, als erste zw ingende m ethodische F o rd eru n g die Bew eiskette V erners, w o jedes Glied das an d ere stützt, P u n k t fü r P u n k t zur P rü fu n g au fzu n eh m en u n d abzulehnen, u m erst d an n die eigene T heorie aufzustellen. W a ru m dieser Schrecken, sich m it V erner in einen N ah k am p f einzulassen? B ezeichnend ist, dass, A braham s ausgenom m en, kein E x p eri­ m en talp h o n etik er an d er R ichtigkeit des VG Zweifel geäussert hat. Vgl. im Gegenteil (wohl etw as übertrieben) O. v. Essen (Vox 1934, 99) : „Das von V erner ausgesprochene Gesetz ist . . . au ch in d er G egenw art n o ch w irk sam , u n d seine G ültigkeit k a n n jederzeit experim entalphonetisch nachgew iesen w erd en .“ N iem and h a t n a tü rlich au ch gegen die A kzentlehre V erners m it E rfolg etw as einw enden können. So h a t V erner n ic h t n u r die E ntw ick lu n g d er urgerm . stim m losen S p iran ten phonetischchronologisch beschrieben, sondern au ch die F rag e n ach der U rsache d er V eränderungen b ean tw o rtet: die U rsache Avar der die sp rach lich e D yn am ik regelnde Akzent. 4, U nter dieser A bteilung der Z usam m enfassung w erden T h e­ m en b e rü h rt, von denen m a n w ohl sagen könnte, dass sie V erner in seiner D arstellung n ic h t oder n ic h t lückenlos b eh an d elt h at: die A kzen tu ieriin g der K om positen, das Gotische u n d die {abso­ lute) Chronologie. W as die beiden letzteren b etrifft, k a n n m an w ohl sagen, dass V erner (108) fü r die V erhältnisse im G otischen eine höchst plausible A nschauung vorgetragen h a t (s. A bschn. 29) u n d dass ihm sein Schw eigen ü b er die absolute C hronologie eher als ein V erdienst an gerechnet w erden sollte (s. Abschn. 30). Es ist m öglich, dass m a n in Z u k u n ft h ie r w eiterkom m en k an n . W as die generative Phonologie in d er N achfolge von Chom sky, H alle u n d King fü r die „benadering v an historisch-fonologische v ra g e n “

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(J. van Bakel 1973, 52) bezüglich des Gotischen leisten kann, dürfte ungew iss sein. Der K ernpunkt der D arstellung van Bakels ist (aaO. 59) : „de gram m atische wisseling, aldus bezien, is een gram m aticale regel in de synchronistische zin van h et w oord. Voor de generaties die deze regel in h u n gram m atica hebben is er geen v erb an d m et w oordaccent en dus niet m et w at geform u­ leerd w o rd t in de w et van V erner.“ F ü r van B akel h a t die isolierte „Regel“ das völlig unh isto risch e H auptinteresse. W as die A kzentuierung der K om positen betrifft, m uss m a n zu ­ geben, dass Y erner h ie r eine Lücke gelassen hat. W ie oben (Abschn. 29) d arg etan w urde, h a t V. (S. 119) w ohl notiert, dass das got. jadi- (urgerm . ^/a3z-), das zu aind. pâti im W iderspruch steht, n u r als letztes Glied einer Z usam m ensetzung vorkom m t, ohne indes au f die F rage n äh e r einzugehen. H ier h a t F. Kluge glück­ lich eingegriffeii u n d eine A kzentuierung ^handdfadiz gefolgert, w odurch die stim m h aften S piranten in bester Ü bereinstim m ung m it dem VG stehen, Ebs. ist fü r das urgerm . P räfix auf Betonung des zw eiten Gliedes zu schliessen. U nabhängig von Kluge w ar auch A. Kock 1884— 85, 378 auf denselben G edanken gekom m en (vgl. auch 1901, 204 f.). W enn also Kluge u n d Kock in bezug au f die A kzentuierung der germ. K om positen übereinstim m en, so fasst jedoch Kock die sog. germ. „A kzentversetzung“ in den K om positen w esentlich anders auf als Kluge in PBB 6 (1879), 397 f., wie aus der S chrift Kocks v. J. 1901, 236— 239 m it Fn. hervorgeht. Es heisst S. 238 (§ 499) u.a.: „W enn der F ortis seit alters au f d er W urzelsilbe des ersten Gomp.Gliedes (>^'^-{-X'^) oder a u f der W urzelsilbe des zw eiten Comp.Gliedes (Xv^ + >^w) }ag, so w u rd e diese Lage beibehalten: die F o rd eru n g d er S prache eine W urzelsilbe m it dem F o rtis zu accentuieren, w ar erfüllt. Lag dagegen der F ortis seit alters auf der E ndung des ersten Comp.-Gliedes ( x ^ - g x ^ ) oder a u f der E ndung des zw eiten Comp.-Gliedes (Xv_y-f x ^ ) , so m usste er auf eine der W urzelsilben des W ortes versetzt w erden“ (vgl. ebd. § 504). Später ist die A kzentuierung der Z usam m ensetzungen öfter Gegenstand der germ anistischen F orschung gewesen. H. H irt, H an d b u ch 1 (1931), 153 bezw eifelt die R ichtigkeit der Ansicht Kocks, dass die urgerm anische A kzentuierung des zweiten Kompositionsgliedes, wie sie im N ordischen noch vorhanden ist, sich

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e rh a lte n h ab e: „Ich erk en n e K ocks F o rsch u n g en d u rc h a u s an, verm ag ab er keine B rü ck e zum In d o g erm an isch en zu sc h lag en .“ Auch J. K urylow icz, L ’origine de l ’accen tu atio n Scandinave (1937) erhebt E in w än d e gegen K ock: „Kock a eu to rt de re p o rte r l’état des choses g erm an iq u es à l ’in d o eu ro p éen et de le considérer, sous u n certain aspect, com m e plus arc h a ïq u e que celui du védique ou du g rec“ (139 Fn. 1). S. 49 f ü h rt K. seine A uffassung n ä h e r aus, dass die A k zentverhältnisse d er Z usam m ensetzungen fü r die n o rd isch en A k zen tarten leitend gew esen seien. Zu K urytow icz s. au ch A bschn. 25 (Ende). Ü ber die A k zentverhältnisse bei K om positen h a n d e lt au c h S treitberg— Jellin ek (1936), 343 ff. W enngleich diese D arstellu n g zum besten gehört, w as ü b e r die A kzentfrage gesagt w o rd en ist, so ist n ic h t zu v erk en n en , dass h ier noch eine F ü lle von P ro b lem en zu r D iskussion steht. 5. M an k a n n gegen die D arstellu n g in A bschn. 31, „Das Vernersche Gesetz in p b o n o lo g isch -syn ch ro n isch er S ic h t“ w o h l m it R echt sagen, dass sie n ic h t n u r skizzenhaft, so n d ern a u c h ein ­ seitig ist. E tlich e N am en, die h eu te im Z u sam m en h an g d er stru k tiiralen S p rach w issen sch aft allb e k a n n t sind, glänzen d u rc h ih re A bw esenheit. Z ur E n tsc h u ld ig u n g m ag a n g e fü h rt w erden, dass die phonologischen u n d v erw an d ten T h eo rien u n d S chulen h eu te (1974) fast u n ü b e rsc h a u b a r sin d u n d dass ta tsäc h lic h die oben referierten G elehrten, J. F o u rq u et, L erch n e r u n d am erik an isch e L inguisten es sind, die sich eingehender m it dem VG b esch äftig t haben. D ass au ch a n d e re S tru k tu ra liste n das VG b e h a n d e lt h a b e n u n d v erd ien t h ä tte n , h ie r g en an n t u n d re fe rie rt zu w erden, ist leider allzu m öglich. Zu den E rk e n n tn issen , die die sk izzen h afte D arstellu n g w ohl doch g eb rach t h at, gehört die E insicht, dass S y n ch ro n ie u n d D ia­ chronie k a u m g etre n n t w erd en können, dass sie sich gegenseitig beleuchten (vgl. F o u rq u e t 1954, 33 u n d R. D. K ing 1969, 4 L), dass sich n ic h t n u r die L au te bzw. die P honem e, so n d ern die System e än d e rn . W . G. M oulton h a t in ZfM af. 28 (1961), 234 seine A nsicht so au sg ed rü ck t: „S y n ch ro n isch gesehen k a n n ein P h o n em n u r als Glied eines System s v erstan d en w erd en ; folglich k a n n au ch seine h isto risch e E n tw ick lu n g n u r im R ah m en d er E n tw ick lu n g des gan zen System s v erstan d en w erd en .“ Z u r A b­ folge von System en s. au ch L erch n er 1971, 44 f.

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O tm ar W erner h a t in seiner B esprechung von King 1969 in AfdA. 84 (1973), 48 die E rw artungen, die K. au f die künftige generative G ram m atik setzt, folgenderm assen kom m entiert; „Die strukturelle G ram m atik schien zw ar — etwa beim U m laut im D eutschen — bis d ah in R ätselhaftes besser vorstellbar zu m achen, indem sie eine Abfolge von verschiedenen, jeweils fu n k tio n ieren ­ den System en erreichte. Die V eränderungen selbst, die Ü bergänge zwischen den System en seien aber, so King, nie sauber geklärt w orden. Vielleicht w ar dieses p rim är statische D enken der Grund, dass die Ergebnisse des S tru k tu ralism u s zur historischen G ram m a­ tik bei uns nie so rech t rezipiert w urden. Die generative G ram m a­ tik m it ih re r Suche n ach den „zugrundeliegenden F o rm e n “ h a t dagegen ein u n m ittelbares V erhältnis zu historischen Z usam m en­ hängen. A llerdings d ü rften die M ethoden dieser um fassenden — zudem vielfach revidierten — G ram m atiktheorie eine w esentlich längere E in arb eitu n g b ean sp ru ch en .“ W as verb ü rg t übrigens, dass die generative G ram m atik n ich t in ab seh b arar Zeit d urch eine neue T heorie ersetzt w ird? Es m ag schliesslich d a ra n erin n ert w erden, dass sich schon V erner eines System s in seiner Theorie bew usst w ar: er fand (S. 130) fü r die R ichtigkeit seiner Regel die B estätigung „eben in dem d u rch die erk läru n g enthüllten h arm onischen Zusam m en­ hänge verschiedener spracherscheinungen unter einander u n d m it der ganzen S prachentw icklung“. Das VG w a r „system im m anent“ (Lerchner 1967, 432). Zu den etwas einseitigen G esichtspunkten der neuen funktionellen u n d „m orphonologischen“ F orschung au f dem Gebiet des Akzents s. oben Abschn. 25 (K urylow icz). 6. Im U niversitätsunterricht folgt m an n atü rlich m it Vorliebe den A utoritäten des eigenen Landes. In D eutschland h a t vor allem H. P au l (Abschn. 5) die A bfassung des VG bestim m t, die m eistens auch in die H an d b ü ch er von B rugm ann, Streitberg, Kluge usw. (Abschn. 7) E ingang fand. P au l hielt anscheinend die Form el V erners (S. 114) vom pädagogischen S tan d p u n k t aus fü r n ich t erschöpfend u n d präzise genug. Ganz glücklich w a r jedoch auch P auls negative A usdrucksw eise nicht, da sie n ic h t positiv ausdrückt, in w elchen F ällen die stim m losen Spiranten stim m haft w erden, wie in Abschn. 5 betont w urde. Sicher kam en in L eh rb ü ch ern u n d K om pendien au ch andere V arianten vor, die etw a von der F orm ulierung des Gesetzes d urch

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Sievers 1893 u n d 1901 (Abschn. 6) oder d u rc h W ilm an n s 1893 u n d 1911 (§ 22) ausgingen. Ü berall w u rd e a b e r d e r im U rgerm anischen n o ch bew egliche A kzent als treib e n d er F a k to r an e rk a n n t, au ch bei H irt (Abschn. 15), der sich allerdings, leider a u f K osten d er Logik, gleichzeitig a n de S aussure h a lte n wollte. Als fü r die G erm anistik h e u te v o rb ild lich d ü rfte n die F o rm u ­ lierung en H. K rahes u n d W . Meids in „G erm anische S p ra c h ­ w issen sch aft“ 1 (1969), 85 (§ 62) u n d K. L u ick s 1940, 807 (§ 619j gelten. Diese F o rm u lieru n g en sin d etw as k n a p p (zu L u ick s. Ab­ schn. 21). Die Regel la u te t bei K rähe— Meid w ie folgt: „W en n der idg. W o rta k zen t n ic h t au f d er u n m itte lb a r v o rh erg eh en d en Silbe stand, so w u rd e in lau ten d e idg. T ennis, die n a c h § 60 [LV] im G erm anischen z u r stim m losen S pirans verschoben w ar, in stim m ­ h a fte r U m gebung z u r stim m h a fte r S p iran s w eiteren tw ick elt.“ V ollständiger ist die F o rm u lieru n g b ei B raune, Ahd. G ram m atik (3. u. 4. Aufi. 1911; in sp äteren Aufl. äh n lich ) § 81,2: „Die h a rte n S piranten, w elche idg. p, t, k, s entsprechen, sind im W o via n la u t un g esch m älert geblieben. D agegen im /n - u n d A u sla u t w u rd en sie in vielen F ä lle n erw eicht zu d en en tsp rech en d en w eichen (stim m h aften S piranten, h, j", z, in an d e re n F ällen blieben sie unerw eicht. E in tre te n u n d N ich tein treten d e r in la u te n d e n E r ­ w eichung ist als F olge des u rg erm an isch en A ccents erw iesen w o r­ den von V erner . . B em erk en sw ert ist h ie r der m eist sonst fehlende, resolute F ingerzeig b etreffs d e r f, p, x, s im A n la u t einer Silbe. Am au sfü h rlic h ste n ist O. M ausser, M ittelhochdeutsche G ram ­ m a tik 1 (1932), 305 ff. D er W o rtla u t seiner Regel S. 309 f. ist: „Dm stim m lo sen h a rten S p ira n ten des U rgerm . h b —p > ö — x, h > g~~xw , h w > j w — s > z.“ W ichtig, p ädagogisch gesehen, ist die deutliche H erv o rh eb u n g des U m standes, dass das S tim m h aftw erd en in „n eb en to n ig en “ so­

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w ohl W urzelsilben als N ebensilben (Endungen) ein trifft. D agegen h a t M ausser n ach dem V orbild V erners es n ich t fü r nötig b e fu n ­ den, von d er B ew ah ru n g d er stim m losen S p iran ten im A n la u t etw as d irek t auszusagen. E tw as d a rf m a n doch w ohl dem in te lli­ genten S chüler ü b erlassen ? A uch im N orden (Abschn. 16) k a n n m a n vorzugsw eise den E influss P au ls spüren. D as ist auch in F ra n k re ic h der F all, w ie z.B. fü r P iq u et (Abschn. 14) festgestellt w urde. Sonst scheinen in den ro m an isch en L än d e rn de S aussure u n d Meillet sta rk a u f die B etrachtungsw eise u n d die B eschreibung des VG eingew irkt zu h ab en : s. V endryes, T onnelat, G ram m ont (14), B artoli u n d P isan i (15). In den U.S.A. w a r bei P ro k o sch 1933 u n d 1939 (17) am ehesten eine M ischung von P a u l u n d S aussure zu beobachten. In d er b e ­ sonders progressiven am erik an isch en G erm anistik gilt P ro k o sch h eu te sich er als veraltet. In E n g la n d ist v erm u tlich das b e k a n n te L eh rb u ch von R. P rieb sch u n d W . E. Collinson, T he G erm an language (1934) 43, m assgebend gewesen, w o die F assu n g P au ls zum A usdruck ko m m t. Im ü b rig en m uss der B ericht ü b er den U n iv ersitätsu n terrich t seh r lü c k e n h a ft ausfallen. Z uletzt soll h ie r als A bschluss d er „Z u sam m en fassu n g “ teils (A) d er V ersuch g em acht w erden, die E rgebnisse der tra d itio ­ nellen F o rsch u n g ü b e r die G eschicke der urgerm . stim m losen S p iran ten in eine m öglichst vollständige F o rm el zu fassen, die im besten F a ll eine K o m b in atio n d er B eschreibungen V erners, Sievers, P au ls u n d B raunes b ild en m ag, u n d teils (B) die d ia ­ chronische u n d sy n ch ro n isch e B eschreibung van Coetsems in dem von L. E. S chm itt hrsg. „K urzer G rundriss d er germ an ischen Philologie bis 1500“. Bd. 1 (1970), S. 63 f. m itgeteilt w erden.

Das Vernersche Gesetz A, Die aus den ieur. V erschlusslauten p, L k, d u rch die u r ­ germ . L au tv ersch ieb u n g en tstan d en en stim m losen S p iran ten /, p, X, {hj h^) sow ie das au s dem le u r, ererb te stim m lose s spalteten sich in einer etw as sp äteren P eriode des U rgerm . in zwei v erschie­ s u n d 2. eine stim m ­ dene R eihen: 1. eine stim m lose, f, />, x, hafte, h, d, g, yy, z.

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B estim m en d w a r f ü r diese S p altu n g die w ech seln d e L age des ieur. A kzents, die in d e r ieu r. U rsp rach e u n d , n a c h V ollzug der u rg erm . L au tv ersch ieb u n g , a u c h im U rg e rm an isc h en n o ch einige Zeit bew eglich (frei) w a r. Im U rg erm an isch en w a r in diesem F all ein D ru c k ak z en t w irk sa m , d er a u f eine W urzelsilbe, a b e r au ch a u f eine E n d u n g falle n k o n n te. R egeln 1. Die d u rc h die „g erm an isch e (erste) L a u tv e rsc h ie b u n g “ e n t­ sta n d en e n u rg erm , stim m lo sen S p ira n te n p , x, sow ie das aus d er ieu r. U rsp ra ch e ererb te s erh ielten sich im Urgermch n isch en u n verä n d ert in d en fo lg en d en F älle n :

a) im W o rta n la u t sow ohl a k z e n tu ie rte r (stark er) als sch w ach a k z e n tu ie rte r (schw acher) Silben, b) im W o rtin la u t, w en n d e r n ä c h stv o rh e rg e h e n d e S o n an t n ac h d er ieur. u n d u rg erm . A k zen tu ieru n g den H a u p ta k z e n t tru g . 2, Die d u rc h die g en a n n te germ . L au tv e rsch ie b u n g e n tsta n d e ­ n en u rg erm . stim m lo sen S p ira n te n p, x, x^ sow ie das ererb te s des W o rtin n e rn u n d {bei s) -Schlusses gingen im U rgerm anischen in die s tim m h a fte n S p ira n ten h, S, z über, w e n n sie im N a c h ­ la u t einer im In d o eu ro p ä isch en u n d U rg erm a n isch en sch w a ch a k ze n tu ie rte n (u n a k ze n tiiie rte n ) Silbe sta n d en , d.h. w en n sie eine solche sch w ach a k z e n tu ie rte Silbe schliessen: h ie r sa n k e n sie m it re d u z ie rte r L a u ts tä rk e z u n ä c h st zu stim m lo sen L enes h erab , u m d a n n in s tim m h a fte r U m gebung (vor allem intersonantisch) in die stim m h a fte n S p ira n te n b, d, z ü b erzu g e h en (Vernersches Gesetz), Anm, Zum W ortschluss s. W ilm anns 1911 §§ 25.2 u. 149.

M usterbeispiele l a ) . T y p w ö rte r f ü r d en A n la u t: I. Im A n lau t u rsp rü n g lic h sta rk a k z e n tu ie rte r Silbe: z.B. u rg erm . -^félu ,v ie r ( < ie u r . ^pélu-) ; u rg erm . '^prijiz ,d re i‘ (< ie u r. ^tréies); u rg erm . "^xért- ,H e rz ‘ (< ie u r. ^Pérd-, ^Lrd-) ; u rg e rm . ,w a s? ‘ (< ieu r. "^k^ód] , IL Im xAnlaut u rsp rü n g lic h sc h w a ch a k z e n tu ie rte r Silbe: z.B. u rg erm . ^fa d ér ,V ate r‘ ( < ie u r. '^patér)\ u rg erm . peudo- ,V olk‘ ( < ie u r . H eu tä -)\ u rg e rm . '^xunäa ,h u n d e rt‘ ( < ie u r . "^Lmtóm)\ u rg erm . ’^x'^egHä- (aengl. h w eow ol) ,R ad ' ( < ie u r . "^k^ek^ló-).

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Im W o rta n la u t bleiben also die urgerm . stim m losen S piranten f, Pf X, im m er, u n ab h än g ig vom A kzent, u n v erän d ert. Dieselbe Regel gilt von an lau ten d em s. I b ) . T y p w ö rter fü r den In la u t sta rk a kzen tu ierter W u rzel­ silbe: u rgerm . "^néjö[d) ,N effe‘ (< ie u r. '^nepöt-) \ u rgerm . "^bropar ,Bruder* ( < ie u r. bhrütor-); u rg erm . "^féxu ,V ieh‘ (< ie u r. "^péku-); urgerm . ^leix^ö ,ich lasse* (< ieur. Heik^d) ; urgerm . "^u.ésan- ,sein* (< ieur. "^ueson-), 2. T y p w ö rter fü r den In la u t (A u sla u t) schw ach akzentuierter Silben: I. In u rsp rü n g lich schw ach ak zen tu ierter W urzelsilbe: z.B. urgerm . '^seb ü n K '^sefü n ,sieben* (< ie u r. "^seprq < ^ se p tm ); urgerm . "^faöér < -^fapér ,Vater* (< ieur. "^patér) ; urgerm . '^suejru < '-^siiexrU ,S chw iegerm utter' (< ie u r. ‘^ s^ekru-) ; urgerm . H ig^anä< H ix^a n ä - ,gelassen* ( < ie a r . Hik^onó-) \ urgerm . ^u ëzu m é < '^uesum e ,w ir waren* (engl, mere, ab er mas) (< ieur. "^i^esame), II. In u rsp rü n g lich schw ach ak z en tu ierter N ebensilbe {Endung) : z.B. urgerm . ^^béreöi < ^hérepi ,er trägt* ( < ie u r. bhéreti); urgerm . "^bérandi < '^béranpi ,sie tragen* (< ieur. "^bhéronti] \ urgerm . zön < '-^bätisön ,besser* (< ieur. ‘^ bhadis-) ; urgerm . ^u ü lfa z < -^'gülfas ,W olf‘ ( < ie u r. '^gtpos). P honetische D eutung l a ) . Die p h o n etisch e E n tw ick lu n g u n te r l a ) , la u t der die u r ­ germ . stim m losen S p iran ten im A n la u t au ch einer schw ach ak zen ­ tu ierten Silbe u n v erän d e rt bleiben (T ypw örter II), k a n n vo rerst eigentüm lich erscheinen — die an lau ten d en S piranten stehen doch in schw acher Silbe — , m a n m uss ab er h ie r den phonetischen U nterschied zw ischen der Stellung eines stim m losen S piranten im W o rta n la u t u n d im so n an tisch en In- oder A uslaut bedenken. Die In itialstellu n g schützt offensichtlich den stim m losen S p ira n ­ ten auch einer schw achen Silbe vor S chw ächung (Reduzierung der L au tstärk e). E in stim m loser S p iran t im A nlaut fü g t sich des­ h alb n ich t dem V ernerschen Gesetz. I b ) . Die E n tw ic k lu n g u n te r 1 b) ist von allgem ein p h o n e­ tischem G esichtspunkt aus leicht verständlich, w eil in ein er u r ­ germ . S tarktonsilbe, z.B. ^bropar^ d er L u ftstro m m it voller K raft die Stam m silbe trifft, die M uskelarbeit intensiv ist u n d die S tim m ­ b än d e r bei der A ussprache des V okals a u f k u rze Zeit ein an d er genähert sind. Folglich erh alten sich (trotz stim m h after Umge-

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bung) d ie u rg erm . stim m lo sen S p ira n te n u n m itte lb a r n a c h dem H au p ta k ze n t. 2. A llgem ein p h o n etisch gesehen ist a u c h die E n tw ick lu n g u n te r 2. d u rc h a u s v e rstä n d lic h : u rg erm . stim m lose Spiranten^ die in sc h w a c h e r Silbe in la u te n d zw ischen S tim m lau te n oder a u sla u te n d n a c h S tim m lau t die Silbe abschiiessen, z.B. p in u r ­ germ . "^fap-ér od er ^bérep-i o d er s in u rg erm . "^uûlf-as, b ü ssen aus n a tü rlic h e n G rü n d en etw as an L a u ts tä rk e (In ten sität) ein, w erd en le n isie rt u n d d a n n d er stim m h a fte n U m gebung angeglichen. G ru n d u rsa ch e ist d er geringere E n erg ie v e rb ra u c h (L u ft­ v erb rau ch ) bei d er A u ssp rach e eines stim m lo sen S p ira n te n im N ac h lau t ein er sch w ach en Silbe. E ine gute Stütze f ü r den U n iv e rsitä tsu n te rric h t b ild e t d as von V erner e rfu n d en e ieu r. W o rt "^akasatam, das zu erst in d e r u r ­ germ . L au tv e rsch ie b u n g zu ^a xa sa p a m w u rd e, dessen stim m lose S p ira n te n im U rg erm an isch en w eiter, je n a c h d er L age des freien A kzentes, sich teils erh ielten , teils n a c h dem V ern ersch en Gesetz stim m h a ft w u rd e n : vgl. "^axazada{in), "^ajäsada{m ), ''^ajazapa{m ), ^ a jo z a S d ( m ). E in fa c h e r ist die F o rm e l Jesp ersen s (L inguistica 230) : u rg erm . "^asasa, in dem a einen beliebigen V okal, s einen beliebigen stim m ­ losen S p ira n te n bezeichnet, w ird je n a c h d er A kzentlage stim m los e rh a lte n o d er stim m h a ft: 1. asaz(a), 2. azas{a). F ü r die E rg ä n z u n g S ievers’ zu m VG, das sog. S ieversche Gesetz, la u t dem d er u rg erm . L ab io v elar x^ sich im U rgerm . zu x^ u n d d ifferen zierte (s. oben S. 29), gilt im P rin z ip dieselbe p h o n e ­ tische D eu tu n g w ie f ü r das VG: a) w en n d er In te n sitä tsa k z e n t m it voller K ra ft eine u rg erm . S tam m silb e trifft, z.B. in ^ e ix ^ ö ( < ie u r . '^leik^ö), so b leib t die stim m lose S p iran s x im U rgerm . erh alten , das sch w ach a rtik u lie rte la b iale E lem en t u sch w in d et u n d x geht zw ischen V okalen in den H a u c h la u t h ü b er: w estgerm . — ah d . lih u \ — b) w en n dagegen im U rgerm . d er H a u p ta k z e n t a u f der E n d u n g liegt, z.B. in "^lix^an& (< ieur. ^lik^o n ó -), so ist die p h o n e ­ tische E n tw ic k lu n g die folgende: das die S tam m silb e schliessende sch w ach a rtik u lie rte x w ird z u n ä c h st stim m h a ft {j) u n d sc h w in ­ det d a n n sch o n im U rgerm ., d as la b iale E lem en t w ird stä rk e r a rtik u lie rt (m), u n d blieb so e rh a lte n : u rg erm . H i^^ana- > ^liw ana> '^Uwana- > w estgerm . H iivan[a) > ah d . giliw an. E ine gew isse P ara lle le zum S ch w u n d des sch w ach a rtik u lie rte n 11

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Jiooth

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J fin d et m a n im E nglischen: in d er V erbindung gz schw indet g vor der A kzentsilbe in z.B. a n xiety [æ çzâiiti < æ çgzâiiti]. B. van Coetsems D iachronisch-synchronische Regel (K urzer G rundriss 1, 63 f.) lau tet; „Die n ac h V erners Gesetz aus idg. !p t k s/ in d er germ anischen G ru n d sp rach e en tstandene Spal­ tu n g ist ein ko m binatorischer (hier kursiviert) W andel, der sich fo rm elh aft als [stimmlos] in A kzentposition I u n d [stim m haft] in A kzentposition II darstellen lässt. In synchronischer S ich t (hier kursiviert) erscheinen d an n die stim m losen u n d die stim m h aften L aute als P ositionsvarianten, solange die stim m h aften n ic h t m it den germ anischen E ntw icklungsergebnissen von idg. /5 h dh gh g^h/ zusam m engefallen sind. W an n sich dieser Z usam m enfall ereignet h at, lässt sich n ic h t m it Sicherheit erm itteln, doch m uss er sp ä­ testens in d er zw eiten [urgerm .; h ie r zugefügt] P eriode stattg e­ fun d en haben. M an h a t ih n au ch zu r Zeit u n d als Folge des Schw unds der akzentuellen B edingungen angesetzt, w elche die betreffende S paltung h ervorgerufen h atten , d.h. m it dem A nfang der zw eiten Periode. D och b ra u c h t er g ar n ich t dem S chw und der V ernerschen B edingungen gleichgesetzt zu w erden. E r k a n n schon in der ersten P eriode stattg efu n d en h ab en , d.h. zu r Zeit als die V ernerschen B edingungen noch G eltung h atten . In diesem F all erschienen in A kzentposition II n u r !h d g cßl, niem als !f p x x ^ l. D ann w aren ib ! u n d /ƒ/, Idl u n d Ip l usw . in d er betreffenden A kzentposition n eu tralisiert. Diese N eu tralisatio n w ü rd e jedenfalls bei S chw und d er V ernerschen B edingungen aufgehoben sein. Bei /s / h a t sich die k o m b in ato risch e V ariatio n [s z] m it der E rh a ltu n g ih re r B edingung in der ersten Periode fortgesetzt und am w ah rsch ein lich sten h a t sich [z] also n ic h t eher p honem isiert als beim S chw und seiner akzentuellen B edingung, d.h. in der zw eiten Periode, oder m a n m ü sste eine frü h e P honem isierung a u f G rund des P rin zip s der Sym m etrie (principle of sym m etry o r neatness of p attern ) fü r m öglich halten. Aus d er k o m b in ato ­ rischen V ariatio n [stimmlos] u n d [stim m haft] h a t sich in der ersten oder zw eiten Periode eine d eutlich ch a ra k terisierte P h o ­ n em altern an z entw ickelt, so dass m a n sagen darf, dass das Vernersche Gesetz sich n ic h t so seh r im K onsonantensystem , son­ d ern am d eu tlich sten in der M orphologie w iderspiegelt.“ Vgl. fern er z.B. H. Penzl, M ethoden d er germ anischen L inguistik (1972), 134.

Anhang D er u n te n steh e n d e B rief K arl V erners vom 28. J u n i 1893 gibt gleichzeitig eine P ro b e seines B riefstils u n d sein er G ew issenhaftig­ keit. D er B rief ist die eingehende A n tw o rt a u f ein S chreiben, das d er P ro re k to r d e r d am alig en G öteborger (privaten) H ochschule, Axel Kock, an V erner g esan d t h a tte m it d er B itte u m n ä h e re Aus­ k u n ft ü b e r H e rm a n n M öller, d e r als B ew erber u m die n a c h H jalm a r E d g re n (1840— 1903) erledigte P ro fe ssu r f ü r g erm an isch e S p rach en a n d er H o ch sch u le in F ra g e k am . K enn zeich n en d ist, dass Axel K ock, d azu w a h rsc h e in lic h von d er H o ch sc h u ld irek tio n au fg efo rd ert, V ern er ü b e r den W u n sch d er H o ch sch u le b e n a c h ric h tig t zu h a b e n scheint, d er k ü n ftig e In h a b e r d er P ro fe ssu r m öge im stan d e sein, ü b e r n eu ere englische L ite ra tu r zu lesen. Die n a h e n B eziehungen d e r h ö h e re n G öteborger G esellschaftskreise zu G ro ssb ritan n ien h a b e n ein en solchen W u n sch d u rc h a u s n a tü rlic h gem acht. D ie K o p en h ag en er U n iv ersität w ollte a b e r H e rm a n n M öller (1850— 1923), d e r sp äter u.a. d u rc h sein k ü h n e s W e rk „V er­ gleichendes in d o g erm an isch -sem itisch es W ö rte rb u c h “ (1911) b e­ rü h m t w u rd e, o ffe n b a r n ic h t loslassen. K ock h a tte in d essen gleichzeitig a n einen an d e re n K ollegen, E d u a rd Sievers, Leipzig, geschrieben u n d sich ein U rteil ü b e r F e rd in a n d H o lth a u sen (I860— 1956) erbeten. N ach einigem S ch w an k en h a t Sievers schliesslich den b e k a n n te n A nglisten u n d G erm an isten H o lt­ h a u se n em pfohlen, d er 1893— 1899 (einschl.) in G öteborg tä tig w ar. D ie K ataloge der H o ch sch u le b e ric h ten , dass H o lth a u sen ta tsä c h lic h u.a. ü b e r B yron, D ickens, M ilton gelesen h a t, ob m it dem selben E in fü h lu n g sv erm ö g e n w ie ü b e r P h o n e tik u n d A lteng­ lische Texte, bleibe dah in g estellt.

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K 0b en h av n d. 28. ju n i 1893

H ö jt agtede og k æ re h r. kollega — Deres brev tr a f m ig ik k e h jem m e i K0benhavn, d e ra f det forsinkede svar. H errn. M eller h a r jeg k en d t og stäet i forbindelse m ed lige siden 1876, d a h a n studerede i Leipzig. Jeg tro r d e rf or, at jeg fyldestgivende vil k u n n e besvare Deres spörsm al om h an s forhold. H. M. er jo næ rm est lingvist, og h an s k v alifik atio n er som sad an vil De selv k u n n e bedöm m e. Dog det literæ rh isto risk e h a r h a n ik k e fo rsö m t og sæ rligt h eller ik k e den engelske lite ra tu r. H ans n u væ rende em bede h a r h en v ist h am til det h ö jty sk e som hovedfag, m en D m gdepunktet fo r h an s stu d ier la oprindelig i de saxiske d ialek ter (frisisk og ags.), og d a h a n i sin tid som priv. doe. i Kiel sogte em bedet her, v a r d et — h v ad jeg ved fra pro ff. Rich. Pischel (nu i Halle) og H ugo G ering — K ieleruniversitetets h en sig t at holde h am fa st ved a t o p rette et e x tra o rd in a riu m fo r h a m i engelsk filologi, hv ilk et viser, at m a n der an sâ h a m fo r k v alificeret til en sâd an plads ogsâ i literæ rh isto risk henseende. Vi næ rede d erfo r ogsa i begyndelsen h e r den frygt, at h a n h u rtig t vilde fo rlade vort universitet, som k u n giver sm â begyndelsesgager, og vende tilbage, m en h an s h u stru , d er er d anskfodt, vil n o k ik k e til T yskland. At H. M. ogsâ m a være hjem m e i den m oderne engelske lite ra ­ tu r, m ed fo rer h a n s em bedsstilling her, th i ved d o k to rd isp u tatser i nyere engels [k] lite ra tu r — og af dem h a r vi h a ft ik k e sa fâ i de senere â r — h a r H. M. som regel, ved siden a f pro f. Stephens som forste opponent ex officio, m â tte t fu n g eret som an d e n oppo­ nent, og ved slige lejligheder h a r h an s opposition væ ret præ get af densam m e om hyggelige og ingâende grundighed, der kendes fra h an s sproglige arbejder. E t h élt an d e t spörsm al er det, om H , M. con am ore vil pâtage sig a tt læse over m o d ern e engelsk lite ra tu r; m en ét k a n De ubetinget stole p a: n â r det b liver frem h æ v et fo r h am , a t m a n i G öteborg læ gger sæ rlig væ gt p â m o d ern e engelsk lite ra tu r, sâ er H. M. lige u d til fin g ersp id sern e et sâ sam v ittig h ed sfu ld t pligt-

ANHANG

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m enneske, a t b a n ik k e vil o v ertag e d ette h verv, h v is b a n tvivler om a t b av e æ vne og v ilje dertil. Og dette g æ ld er ogsâ, b v o r, som i d e tte tilfæ ld e p e c u n ia træ d e r sâ fristen d e frem . H . M., d er e fte r sin an sæ ttelse b e r b a r giftet sig og g rü n d e t fam ilie, sid d er i sm â k â r. H a n er f r a 1. a p ril d.â., sa m m en m e d m ig, ry k k e t op p â n æ sty n g ste p ro fesso rg ag e 4200 kr., og d a stig n in g en er 600 k r. b v e rt 5te âr, vil b a n om 10 â r endnii ik k e b av e n â e t det, d er b y d es b a m fra sv en sk side. H a n b a v d e til sidste rig sd ag in d g iv et en ved sine tra n g e liv sfo rb o ld m o tiv eret an so g n in g om a t f â sin fo rste an sæ ttelse som ex trao . d o cen t reg n et m e d til sin a n c ie n n ite t — et b illig t fo rla n g en d e , d e r k u n d rejed e sig om en u b ety d elig g ag efo rb ö jelse — , m e n d ette blev b am næ gtet. H erm ed b a r jeg b esv are! D eres sp ö rsm al. Jeg sk a ll en d n u — in te r p arie tes — tilfö je nogle p e rso n a lia an g â en d e H . M. D et v a r et sk æ b n en s spil, a t H. M., d er som fo d t fö r 1864 i det d av æ ren d e d a n sk e rig e b a r d a n s k b o rg erre t, k o m til a t n y d e sin v idensk ab elig e u d d a n n e lse i T y sk la n d . H a n s fa d e r v a r tbeologisk stu d eren d e fra K iel og fik som u n g m a n d en b u slæ re rp la d s bos d en d av æ ren d e d a n sk e o v e rfö rste r fo r b e rtu g d ö m m e rn e grev K aj K n u tb . H e r fo rlo v ed e b a n sig m e d b u se ts d a tte r, sen ere H. M.’s m oder. I 1848 slog fa d e re n sig p â ty sk side, m e n blev e fte r fredsslu tn in g en , ta k k e t v æ re fam iljefo rb in d elsern e, ta g e t til n â d e og a n s a t som p ræ st og sk o leîæ rer p â en a f de sm â frisisk e H alliger, 01and, i V esterbavet. I disse frisisk e o m givelser voxte H . M. op. H a n sid d er d e rfra in d e m ed et fu ld stæ n d ig t og u d fo rlig t m a te ria le til en n y frisisk g ra m m a tik ; jeg sp u rg te b a m fo r en del â r siden sk riftlig t om d et n o rd fris. o rd îiiragh's fo rb o ld til det tilsv æ ren d e n o rd , lâr og fik til sv a r et brev, d er v ild e b av e fy ld t et try k a rk , m e d u d fo rlig angivelse a f aile d ia le k tfo rm e r b â d e p â oerne og fa s t­ la n d e t og m e d en d e rp â b a se re t re k o n stru k tio n a f d en oldfris. form . I 1864 k u n d e fa d e re n ig en ik k e h o ld e sig i sk in d et. H a n udn æ v n te sig selv til „ d e r M ä rty re r von O e la n d “ og sk rev u n d e r d en n e titel fn y sen d e b o g er og a rtik le r im o d D a n m a rk , h v o rfo r b a n efte r fre d sslu tn in g e n blev b elö n n et m ed et g o d t p ræ ste k a ld p â Als, h v o ri b a n d o d e fo r et p a r â r siden. A t so n n e n som stu d e n t blev sen d t sy d p â, er d a in te t u n d e r; m e n m o d eren , d e r v a r d an sk

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af slægt og opdragelse, faite gerne dansk m ed börnene, hvorfor ogsâ H. M. taler flydende dansk, dog m ed tysk akcent. Som privatdocent i Kiel forlovede H. M. sig m ed sin kusine, en kom tesse K nuth, ligeledes af dansk extrakt, og dennes onske, sâ vel som H. M /s eget onske om at kom m e i fast stilling, bragte ham til at soge det ledige embede i sit stam land, en stilling, som h an udfylder sa godt som nogen. H ans forelæsninger roses i hoje toner af hans lilhorere for deres m ethodologiske klarhed, han er desnden flittigere end m ange af os andre i det fiios. fakultet, der k u n krœ ver 2 tim er om ugen, m eden H. M. altid læser 4 og fiere tim er. H. M, er en fâm æ lt videnskabsm and, der skyr selskabslivet og næppe kender synderîigt andet af Kobenhavn end sit hjem og horesalene. Men som læ rd er h an ingenlunde indesluttet og umeddélsam ; det er h am tvertim od en öjensynlig glæde, n â r m an interpellerer ham pa hans om râde, og m an k an være sikker pa, at h an ikke nöjes med at give en drabe, m en offrer tid og arbejde pa at give fuld beskéd. Jeg, som er h an s nærm este nabokollega her langt ude pâ Frederiksberg (han b o r M athildevej 2. F.) star i demie henseende i stor gæld til ham . De vil af dette kunne skönne, at jeg personligt nodigt sér, om De tager h am fra os. Og vort universitét k an heller ikke godt undvære ham . H an h a r endnue virket i for k o rt tid til at fâ et substitut fuldt modnet, og vi h a r ku n nogle antikverede tyske gloseprikkere tilbage fra hans forgænger, en professor O pper­ m ann, der i m in forste germ anistiske forelæsningstim e i 1865 im ponerede mig ud av doren ved at proklam ere „T yskeren“ Jac. Grimm som en af verdens störste idioter. H ertil kom m er sâ, at jo Sverige selv ejer en ræ kke yngre dygtige germ anister, som vi hernede m â m isunde Dem. Jeg onsker kollega Meiler alt godt og h a r derfor ogsa uforbeholdend givet de attrâede oplysninger, der k o rt og godt gâr ud pa, at H. M. efter m in m ening vil være den pâtæ nkte plads vox en og vil være en vinding for enhver höjskole. Men jeg slufter i det stille hâb, at vi dog m a fâ lov til at beholde ham , enten derved, at Sverige tager én af sine egne, eller derved, at Meller p â en eventuell kaldelse lad er sig bevæge til at blive her.

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Skulde De i den nærmeste tid onske videre oplysning om H. M. vil et brev i juli mailed hurtigst komme mig ihænde under adreS' sen: Fabriksm ester Gustav Verner, Vestergade 74, Horsem. Med særlîg höjagtelse Deres hengivne Karl Verner.

Jeg glemte at tilföje, at H. M. med störste lethed udtrykker sine tanker pa engelsk; nys afskediget prof. Georges Stephens talte trods sit mangeârige ophold i D anm ark en babyionisk sammenblanding af engelsk-dansk-svensk (f.ex. stadigt sju i st.f. syv), bvilket m al var uforstâeligt for H. M.’s oren, hvorfor konversationen til begges lettelse altid gik pa engelsk.

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12

-

R ooili

Autorenregister Abrahams 49, 105—108, HO, 113, 145, 150, 152 Arntz 74 Ascoli 64

Ekblom 110—111 Ekwall 123—124 Engler 60 Essen 45,99—101, 120, 151, 153

Baader 136—137 Bakel 131, 154 Bally 21, 62 Barber 74 Bartob 73, 75, 118, 158 Bauer, E. 29 Bauer, G. 91 Behaghel 74 Bennet 31, 46, 78, 82, 112—117, 130, 133, 136, 148—149, 151 Bloomfield 15 Boer 51—52, 84, 91, 99, 145, 151 Boer-den Hoed 102, 117, 133, 148. 151 Braune 27, 85, 89, 157—158 Bremer 135 Brinkmann 73, 78—79, 85—86, 98, 151 Brücke 12 Brugmann 14, 34—35 Brunner 29 Bugge 42, 46, 64—66, 84, 151

Falc’hun 96, 113 Fischer-Jorgensen 74, 79 Forchhammer 53—55, 59, 90, 151 Fourquet 115, 137^—141, 155 Frings 125

Coetsem 46, 114, 133, 143—144, 146, 149, 158, 161 Chomsky 153 GolHnder 67—68 Collinson 158 Collitz 16—17 Conway 65—66 Corssen 145 Curtius 14 Delbrück 34—35, 91

Gabelenlz 34 Gauthiot 47—49, 69—71, 91, 145, 148 Ginneken 49, 98—99, 136, 151 Grammont 49, 63, 72—73, 158 Grimm 9, 38, 70—71, 140—142, 147 Guchman 143 Giintert 122 Halle 141—142 Hamel 99—100 Hammerich 46, 73—75, 79 Helm 74 Hentrich 98, 124, 151 Heusler 10 Hirt 46, 73—74, 76, 129, 133, 146, 154 Holthausen 163 Holtzmann 27 Horn 124 Hübschmann 14 Jarceva 143 Jellinek 8 , 46, 84, 88 , 91, 119, 124, 128, 130, 133, 135, 155 Jespersen 8 , 10, 20, 49, 54, 70, 82, 86— 88 , 95, 105, 114, 122—124, 149— 151, 161

A U T O R E N R E G IS T E R J o r d a n 124

Jung 96—97 Kacnel’son 76—78, 118—120, 133, 148, 151 Karstien 1 2 2 King 131, 141—142, 153, 155 Kip 37—38 Kluge 34, 46, 50, 128—129, 135, 154, 156 Kock 8 , 22, 30—31, 50, 110—111, 125, 145, 154—155 Krähe 93, 146, 157 Krause 128 Kretschmer 92, 146—147 Kufner 117, 129 Kuhn, A. 13 Kuhn, H. 124—125, 146 Kurytowicz 111—112, 131, 155 Lacerda 56—57 Lachmann 14 Lerchner 117—121, 141, 149, 152, 155 Leroy 15 Lessiak 45, 84—86, 91, 119 Leumann 64, 66 Logeman 40—41, 82, 110 Lommel 61 Lotspeich 57—59, 84, 97 Luick 84, 91—95, 133, 150, 152, 157 Lyons 15 Magnusson 140—141 Makaev 143 ‘ Malkiel 126 Malmberg 96, 1 1 1 Matzel 46 Mausser 157—158 Meid 93, 146, 157 Meillet 46, 59, 69—71, 84, 145, 158 Menzerath 56—57 Meyer, E. A. 111 Michels 119 Minissi 68—69 Mitzka 46, 85 Möller, H. 82, 163—167 Moser 134—135 1 2 “^

-

Rooth

179

Moulton 117, 131, 143, 149, 155 Müllenhoff 14 Naert 108—110, 152 Noreen 42, 45, 151 Osthoff 14, 29, 60 Paul 32—34, 65, 70, 101, 114, 135, 156, 158 Pedersen 48-49, 52, 84, 149, 152 Penzl 162 Piquet 70—71, 158 Pisani 73, 76—78, 148, 151, 158 Pokorny 46 Polenz 135 Priebsch 158 Prokosch 53—56, 59, 97, 134, 149, 151, 158 Rask 9 Riedlinger 62 Robinson 142 Rooth 80, 92 Russer 8 , 29, 88 , 91 Sahlgren 125—126 Saussure 21, 59—6 8 , 73, 126, 148, 158 Schaburischwili 152 Scherer 12—14, 31—32 Schirmunski 143 Schmidt, J. 16, 65 Schmitt 133, 158 Schnetz 46 Schrijnen 146 Schrodt 46, 135, 152 Schröder, E. 135 Schröder, H, 124 Schultheiss 103—104, 110, 145 Schwarz 129 Sechehaye 21, 62 Seip 45—46, 120 Sievers 21, 28—29, 33, 53, 60, 84, 89—91, 95, lOL 125, 152, 157—161 Sommer 66 , 146 Sommerfeit 145 Stammler 134

180

E R IE R O O T H

Stang 74 Streitberg 8 , 34, 46, 84, 88—91, 119, 124, 133, 135, 146—148, 155—156 Sverdrup 79—82, 113 Sweet 122 Thomsen 7, 12, 20 Tonnelat 71, 158 Vendryes 49, 70—72, 158 Vibæk 8

Walde 50, 101 Wells 38—40, 84, 106, 113, 124, 150. 152 Werner, O. 156 Williams 43—44, 50. 91, 124, 149, 151 Wilmanns 41—15, 91, 115, 151, 157 Wood 128 Wundt 34—35, 39, 98, 152