Das Verhältnis von Amt und Gemeinde im neueren Katholizismus 3110049295, 9783110049299, 9783110843026

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Das Verhältnis von Amt und Gemeinde im neueren Katholizismus
 3110049295, 9783110049299, 9783110843026

Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
1. KAPITEL: DIE EPOCHE VOM TRIDENTINUM BIS 1917
2. KAPITEL: DIE EPOCHE VON 1917 BIS ZUM 2. VATIKANUM
3. KAPITEL: DAS ZWEITE VATIKANISCHE KONZIL (1962-1965)
4. KAPITEL: NACH DEM KONZIL
ANHANG: EVANGELISCH-KATHOLISCHE DOKUMENTE ÜBER DAS AMT
LITERATURVERZEICHNIS
AUTORENREGISTER

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URSULA S C H N E L L DAS V E R H Ä L T N I S VON AMT U N D G E M E I N D E IM N E U E R E N

KATHOLIZISMUS

w DE

G

DAS VERHÄLTNIS VON AMT UND G E M E I N D E IM NEUEREN

KATHOLIZISMUS

VON URSULA S C H N E L L

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • NEW YORK 1977

THEOLOGISCHE

BIBLIOTHEK

HF. R A U S G E G E B E N K . A L A N D ,

K. G . K U H N ) ,

V O N

C . H . R A T S C H O W , 29.

TÖPELMANN U N D

E.

S C H L I N K

B A N D

CIP-Kurzjiteiaufnähme der Deutseben Bibliothek

Schnell, Ursula Das Verhältnis von Amt und Gemeinde im neueren Katholizismus. — 1. Aufl. — Berlin, New York : de Gruyter, 1977. (Theologische Bibliothek Töpelmann ; Bd. 29) ISBN 3-11-004929-5

(C) 1977 b y W a l t e r d e G r u y t e r & C o . , B e r l i n 30. ( P r i n t e d in G e r m a n y ) . AUe R e c h t e , i n s b e s o n d e r e d a s d e r U b e r s e t z u n g in f r e m d e S p r a c h e n , v o r b e h a l t e n . O h n e a u s d r ü c k l i c h e G e n e h m i g u n g d e s V e r l a g e s isf es a u c h n i c h t g e s t a t t e t , d i e s e s B u c h o d e r Teile d a r a u s auf p h o t o m e c h a n i s c h e m W e g e ( P h o t o k o p i e , M i k r o k o p i e ) zu v e r v i e l f ä l t i g e n . S a t z : R e v i s t a , 8720 S c h w e i n f u r t . E i n b a n d : W ü b b e n Sc C o . , Berlin 4 2 .

VORWORT In der vorliegenden Abhandlung wird das Verhältnis von Amt und allgemeinem Priestertum im neueren Katholizismus in der Epoche vom Tridentinum bis nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil untersucht. Bis 1975 wurden die wesentliche Literatur aufgeführt und die wichtigsten Sachverhalte, die sich auf die Strukturen von Amt und Gemeinde beziehen, berücksichtigt. Der Aufbau der Abhandlung ist durch den geschichtlichen Ablauf bestimmt: Zuerst wird das Problem in der Zeit zwischen dem Tridentinum und 1917 untersucht (1. Kapitel) und danach der Wandel in der Diskussion ab 1917 dargestellt (2. Kapitel). Die zeitliche Fixierung zwischen dem 1. und 2. Kapitel betrifft den Einschnitt, den 1917 der Codex Iuris Canonici (der als „novus iuris canonici Codex" verstanden wird), 1918 R. Guardinis „Vom Geist der Liturgie" und 1922 Papst Pius' XI. Enzyklika „Ubi arcano" bildeten. Der Ertrag dieser Epochen wurde in die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 1965) aufgenommen, die (im 3. Kapitel) entsprechend ausgewertet werden. Anschließend wird (im 4. Kapitel) die nachkonziliare pluriforme Situation aufgezeigt. Innerhalb des behandelten Zeitraumes werden die wesentlichen Linien der Entwicklung herausgestellt, und dazu wird das wichtigste Material vorgelegt. Der Stoff wird eingeteilt in amtliche und theologische Aussagen. „Amtlich" entspräche Erlassen der leitenden kirchlichen Stellen (Papst, Bischöfe, Synoden) und umfaßt Dekrete der Konzilien, Enzykliken, Hirtenworte, in der kirchlichen Praxis angewendete Dokumente wie Katechismen, Codex Iuris Canonici, Pontificale. „Theologisch" entspräche schriftlich niedergelegten Aussagen über theologische Fragen sowohl von Fachtheologen als auch von Laien. Die geschichtliche Darlegung des Stoffes erfolgt nicht in jeder Hinsicht chronologisch, sondern systematisch. Es ist nämlich nicht beabsichtigt, die geschichtliche Entwicklung geschlossen darzustellen, sondern es soll systematisch aufgezeigt werden, welche Meinungen in einem bestimmten Zeitraum herrschten, und daraus werden Schlußfolgerungen gezogen. Infolgedessen wurde das Material schwerpunktmäßig aufgegliedert, und an einigen theologischen und amtlichen Äußerungen wurde das Typische aufgezeigt. Der Stoff wurde nach verschiedenen Richtungen hin abgegrenzt: Die Ekklesiologie wurde nur insoweit herangezogen, als sie das Verhältnis

VI

Vorwort

von Amt und allgemeinem Priestertum tangierte. Auf die Differenzierung innerhalb der Hierarchie wurde lediglich im Rahmen des Themas eingegangen. Auch die Thematik von Kirche und Welt wurde nur unter dieser speziellen Fragestellung berücksichtigt. Die soziologischen und demokratischen Aspekte wurden nur in ihrer Beziehung zur theologischen Fragestellung erörtert. In einem Anhang werden diejenigen Dokumente über das Amt angeführt, die in Zusammenarbeit katholischer und evangelischer Theologen entstanden sind. Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 1970/71 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde sie unter Berücksichtigung der seit 1970 erschienenen Literatur überarbeitet. Die Dissertation wurde betreut und gefördert von Herrn Professor D. Dr. Edmund Schlink DD, dem ich für seinen Rat großen Dank schulde. Zu danken habe ich auch den Herausgebern der „Theologischen Bibliothek Töpelmann" für die Aufnahme in ihre Reihe. Minden, im Mai 1977 Ursula Schnell

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT

V

1. K A P I T E L : DIE EPOCHE VOM TRIDENTINUM BIS 1917

1

Das Konzil von Trient

1

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis I. Dogmatik II. Moraltheologie III. Kircheniecht IV. Katechismen V. Pastoraltheologie VI. Liturgik VII.

8 8 18 23 24 29 32

Lexika

35

Laienbewegungen im 19. Jahrhundert

36

Das 1. Vatikanum und päpstliche Erlasse um die Jahrhundertwende . . .

38

Ergebnis

40

2. K A P I T E L : DIE EPOCHE VON 1917 BIS ZUM 2. VATIKANUM

45

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis I. Exegese II. Dogmatik III. Moraltheologie IV. Kirchenrecht V. Katechetik VI. Pastoraltheologie VII. Liturgik VIII. Lexika

45 51 56 76 79 85 90 96 99

Betätigung der Laien im 20. Jahrhundert

101

Amtliche Verlautbarungen .

105

Ergebnis

110

3. KAPITEL: DAS 2. VATIKANISCHE KONZIL ( 1 9 6 2 - 1965) Die Dokumente des Konzils I. Constitutio de sacra liturgia und Instructio II. Constitutio dogmatica de ecclesia III. Decretum de oecumenismo IV. Decretum de apostolatu laicorum V. Decretum de presbyterorum ministerio et vita VI. Decretum de pastorali episcoporum munere in ecclesia VII. Decretum de activitate missionali ecclesiae VIII. Constitutio pastoralis de ecclesia in mundo huius temporis

115

. . . .

116 116 120 130 132 139 143 146 150

VIII

Inhaltsverzeichnis

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

156

Strukturen des Amtes

177

Ergebnis

180

4. KAPITEL: NACH DEM KONZIL

185

Durchgeführte Reformen

185

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie I. Theologische Aussagen 1. Aussagen, die teilweise hinter den Reformen des 2. Vatikanum zurückbleiben 2. Theologische Aussagen, die die Ansätze des 2. Vatikanum aufnehmen 3. Überlegungen, die über die Konzilstexte hinausfuhren 4. Aussagen, die die Konsequenzen des 2. Vatikanum ablehnen . II. Amtliche Äußerungen bezüglich der theologischen Reflexionen . 1. Reservierte Aufnahme 2. Vermittelnde Aufnahme 3. Fördernde Aufnahme

199 201

202 226 248 251 251 257 260

Strukturen des Amtes

264

Ergebnis

270

ANHANG: AMT

201

EVANGELISCH-KATHOLISCHE DOKUMENTE ÜBER DAS 273

LITERATURVERZEICHNIS

297

AUTORF.NREGISTER

327

1. KAPITEL: DIE EPOCHE VOM TRIDENTINUM BIS 1917 Das K o n z i l von T r i e n t Im Konzil von Trient (1545 - 1563) setzte sich die katholische Kirche auseinander mit den durch die Reformation bedingten Anliegen. Welches waren die Aussagen der Reformatoren, die zur Lehre der katholischen Kirche einen Widerspruch hervorriefen? In welche geschichtliche Entwicklung sind diese einzuordnen? Wie verstand die Alte und die Mittelalterliche Kirche das Verhältnis von Priester und Laie? Das Neue Testament verwendet nicht Xa£ko

277 27

§ 9 280 281 27

2

«2 »3 2 4 8 285 2

Bd. 2, S. 1003 Bd. 2, S. 1004-1022 Bd. 1, S. 587 Vgl. Grabmann, aaO. S. 235, Arnold, aaO. S. 139. Der Titel lautet: Johannes Evangelista Pruner: Lehrbuch der Pastoraltheologie, 2 Bände, Bd. 1: Das Priesteramt. Bd. 2: Das Lehramt und das Hirtenamt des katholischen Priestertums, Paderborn, 1900 und 1901 Bd. 1, S. 3, Bd. 2, S. 2 f, wie schon die Untertitel der Bände zeigen Bd. 1, S. 3 Bd. 2, S. 2 Bd. 1 , S . 324, Bd. 2, S. 2 Ausnahme ist wieder die Nottaufe, s. Bd. 1, S. 150 Cornelius Krieg: Wissenschaft der Seelenleitung. Eine Pastoraltheologie in vier Büchern. Erstes Buch: Die Wissenschaft der speziellen Seelenfiihrung, Freiburg, 1904. Vgl. auch Arnold, aaO. S. 139 AaO. S. 8 AaO. S. 8 AaO. S. 9-11 AaO. S. 11 f. „Beide Arten des Priestertums sind kooperierend, aber so, daß das allgemeine ohne das spezielle absterben müßte", S. 11

Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

32

VI. D a s Tridentinum

Liturgik

r e f o r m i e r t e d i e Liturgie ( z . B. d a s M i s s a l e ) 2 8 6 ; aber

e s führte d i e V o l k s s p r a c h e ( z u m V e r s t ä n d n i s der L a i e n ) n i c h t e i n . T e n d e n z e n in der folgenden

Zeit

in d i e s e r H i n s i c h t ( b e i s p i e l s w e i s e d u r c h

V o i s i n in F r a n k r e i c h ) w u r d e n v o m L e h r a m t ( P a p s t A l e x a n d e r

VII.,

1662) verurteilt287.

In d e r Aufklärung

z e i g t e n s i c h B e s t r e b u n g e n , d i e G l ä u b i g e n an d e r

Liturgie z u b e t e i l i g e n 2 8 8 ;

e

s entstanden Diözesan-Gesang- und Gebet-

b ü c h e r ( s o d u r c h W e s s e n b e r g in K o n s t a n z 2 8 9 ) . L o c k ( 1 7 5 1 -

1831)

ä u ß e r t e s i c h in seiner S c h r i f t „ Ü b e r die E i n f ü h r u n g der M u t t e r s p r a c h e b e i d e r L i t u r g i e " über die E i g n u n g d e r V o l k s s p r a c h e b e i S a k r a m e n t e n , Predigt, G e b e t e n 2 9 0

i n s e i n e m Werk „ T e u t s c h e s k a t h o l i s c h e s a u s ü b e n -

d e s R i t u a l " v o n 1 8 1 3 w o l l t e W i n t e r „ a n l e i t e n d e B e i t r ä g e " zur S p e n d u n g der S a k r a m e n t e g e b e n 2 9 1 . In d e n f o l g e n d e n J a h r z e h n t e n d e s 19. Jahrhunderts

w u r d e n diese Be-

mühungen f o r t g e s e t z t 2 9 2 . S a i l e r 2 9 3 u n d H i r s c h e r 2 9 4 wünschten die A n t e i l n a h m e d e s V o l k e s u n d d i e V o l k s s p r a c h e in d e r L i t u r g i e , S t a u d e n -

286 287 288

289 290 291

292 293

294

Vgl. Ferdinand Kolbe: Die liturgische Bewegung, Aschaffenburg, 1964, S. 9 AaO. S. 10 AaO. S. 12 f f ; Waldemar Trapp: Vorgeschichte und Ursprung der liturgischen Bewegung vorwiegend in Hinsicht auf das deutsche Sprachgebiet, Regensburg, 1940, S. 185 ff. Auf die Quellen griffen die Benediktiner Mabillon und Martene zurück (Kolbe, aaO. S. 10, Trapp, aaO. S. 5) Kolbe, S. 15, T r a p p , S. 137 ff K o l b e , S. 15 f Zitiert nach folgender Ausgabe: Vitus A n t o n Winter: Katholisches Ritual. Zweite, neu bearbeitete Auflage von Jakob Brand, in zwei Teilen, Frankf u r t , 1830 (das Zitat findet sich Teil 1, S. 2). Vgl. auch Franz Xaver Arnold: Pastoraltheologische Durchblicke, Freiburg, 2. Aufl. 1965, S. 130 ff Kolbe, S. 17 f, T r a p p S. 190 f f , 282 ff Kolbe, S. 17, T r a p p S. 205 f f ; es handelt sich um Sailers Werk: Geist und Kraft der katholischen Liturgie, wie sie sich in den Kirchengebeten von selbst o f f e n b a r t , München, 1820 (zit. Kolbe, S. 17, Trapp, S. 211), ders.: Neue Beiträge zur Bildung des Geistlichen, 2 Bände, München, 1 8 0 9 / 1 1 (dort Bd. II, S. 81 f, zit. Trapp, S. 209) (weitere Hinweise auf Sailers liturgische Position, auch in seiner Pastoraltheologie, Bd. III - 1812 - vgl. Trapp S. 211) Kolbe S. 18, Trapp S. 218 f f ; es handelt sich um Hirschers Werk: Missae genuinam notionem eruere eiusque celebrandae rectum m e t h o d u m monstrare tentavit, Tübingen, 1821 (dort S. 98 f f , 68 f f , zit. Trapp, S. 218)

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis

33

maier295 ) Gueranger296 j Newman297 gaben liturgische Erklärungen zur Messe und den Feiertagen. Kössing wies auf die Bedeutung des allgemeinen Priestertums hin: „Der Priester ist nämlich nach der einen Seite hin Repräsentant Christi, nach der anderen hingegen erscheint er als Delegat der Gemeinde; die Gemeinde aber, soweit sie an der Funktion des Opfers teilnimmt, partizipiert an dem Priestertum und seiner Würde, wie denn der hl. Petrus (1. Petr. 2) die Gläubigen ohne Unterschied, ,eine königliche Priesterschaft' nennt"298. Schott299 wünschte die Messe als Gemeinschaftsmesse zu gestalten, er übersetzte 1884 das Meßbuch, dem er noch Erklärungen hinzufügte. Eine gesamte Darstellung der Liturgik erfolgte erstmals 1832 durch F. X. Schmidt00. E r unterschied die Kleriker von den übrigen Gläubigen, den Laien301. Der Bischof mit seinen Helfern steuert das Schiff Kirche, in dem die Gläubigen das im Schiffsraum befindliche Volk sind302 Durch die Weihe wird der Klerus zu den priesterlichen Funktionen befähigt303. Die Laien sind durch die Taufe Glieder der Kirche, durch die Firmung mündig304 Sie bilden verschiedene Stände (z. B. Ledige, Verheiratete) in der Kirche305

29

^

297

298 299

300

301 302

303 304 305 306

un

d werden von den Klerikern g e f ü h r t 3 0 6 . .

Kolbe S. 20, Trapp, S. 243 ff; es handelt sich um Franz Anton Staudenmaiers Werk: Der Geist des Christentums, dargestellt in den heiligen Zeiten, in den heiligen Handlungen und in der heiligen Kunst, Mainz, 1835 (zit. Trapp S. 243 ff, Kolbe S. 20) Kolbe S. 22, Trapp S. 250 ff; es handelt sich um Prosper Guerangers Werk: Année liturgique, 9 Bände, Le Mans, Paris, 1841/66 (zit. Trapp, S. 250 f) Kolbe S. 21, Trapp S. 257 ff; es handelt sich um den 90. Tract Henry Newmans 1841 (in dem Sammelwerk: Tracts for Times, das 90 Tracts bezüglich Liturgie enthält, in 6 Bänden, Oxford, 1834 ff, zit. Trapp, S. 257 f) Josef Kössing: Liturgische Vorlesungen über die heilige Messe, Villingen, 1843 (3. Aufl. Köln, 1869), dort S. 354, zit. Trapp, S. 296 Kolbe, S. 55, Trapp S. 292. Das Werk hat den Titel: Anselm Schott: Das Meßbuch der heiligen Kirche, lateinisch und deutsch mit liturgischen Erklärungen für die Laien bearbeitet, Freiburg, 1884 (45. Aufl. 1939), zit. Trapp S. 373 (vgl. auch S. 363) vgl. Franz Xaver Arnold: Pastoraltheologische Durchblicke, 2. Aufl. 1965, S. 174. Der Titel lautet: Franz Xaver Schmid: Liturgik der christkatholischen Religion, Passau, 3. Aufl. in 3 Bänden 1840-1842 (zitiert nach dieser Auflage) Bd. I, S. 176. Auf diesen Unterschied wird hier stärker als bei Arnold (aaO. S. 191) abgehoben. Bd. I, S. 17 3 f Bd. 1, S. 374 Bd. I, S. 357 Bd. I. S. 130-173 B d . I , S. 173

34

Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

Aus der Mündigkeit der Laien ergaben sich für Schmid keine Folgerungen für eine aktive Gestaltung der Liturgie durch die L a i e n 3 0 7 Thalhofer^OS verstand Liturgie als „gemeinsame gottesdienstliche Thätigkeit von Haupt und Gliedern" des mystischen Leibes C h r i s t i 3 0 9 An erster Stelle stehen die Priester, die durch den Ordo das Haupt des Leibes repräsentieren^lO. An zweiter Stelle stehen die Gläubigen^ll. „Wie ihr gottesdienstliches, so können und sollen die Gläubigen auch all ihr sittliches Thun ... mit der Opfertat über dem Altar der Kirche zusammenschließen'^ 12, gleichwie die Christen der Urgemeinde im Bewußtsein ihres priesterlichen Charakters (1. Petr. 2, 5) Gott ihre Opfer bei der Eucharistie darbrachten, „freilich nur als Glieder und darum nur in Unterordnung unter das Haupt und seine sichtbaren S t e l l v e r t r e t e r ' ^ 13 Eisenhoferl 14 Heß den Gesichtspunkt der Gemeinsamkeit zwischen den Gläubigen durch ihre Gliedschaft am Leib Christi, den Thalhofer herausgestellt h a t t e 3 1 5 zurücktreten. Er betonte einen fundamentalen Unterschied zwischen klerikalem Stand und Laienstand316 Die Kleriker sind die „Stellvertreter Christi", sie repräsentieren Christus und die Glieder des mystischen Leibes, das V o l k 3 1 7 . Durch das Tridentinum wurde der Anstoß auch zur Reform der liturgischen Bücher gegeben: 1596 erschien unter dem Pontifikat von Papst Clemens VIII. das Pontificale Romanum in einer überarbeiteten Fassung, welches bis 1968 in Geltung war318. i m Ritus der Priester>

307 308 309

310 311 312 313 314

315

316 317 318

Bei d e r Sakramentenlehre wird der Laie lediglich als Empfänger gesehen, er kann nur notfalls taufen, vgl. Bd. I, S. 485 Valentin Thalhofer: Handbuch der katholischen Lituigik, Freiburg, Bd. 1, 1883, vgl. Arnold, aaO. S. 191 f Bd. 1, S. 232, vgl. auch S. 253 Bd. 1 , S . 233, vgl. auch S. 253, 258 f Bd. 1, S. 233, vgl. auch S. 253, 258 f Bd. 1 , S . 238 Bd. 1 , S . 242 Valentin Thalhofer: Handbuch der katholischen Liturgik. Zweite völlige umgearbeitete und vervollständigte Auflage von Ludwig Eisenhofer, Freiburg, Bd. I, 1912. Vgl. Arnold, aaO. S. 192 Vgl. Anm. 309; bei Thalhofer umfaßten § 16 noch 19 Seiten (S. 232-251), § 17 noch 11 Seiten (S. 251-262), das 1. Hauptstück, das Thalhofer zur allgemeinen Liturgik rechnete, war also 30 Seiten; Eisenhofer nahm dieses Hauptstück in die Einleitung und kürzte es auf 11 Seiten (S. 6-16) (S. 11 erwähnte Eisenhofer, daß das Haupt nie ohne die Glieder sei, was S. 253 bei Thalhofer entspricht) AaO. S. 9 f AaO. S. 10 (Zitat), 11, 15 Vgl. Aimé-Georges Martimort (Hrsg.): Handbuch der Liturgiewissenschaft, Freiburg, Bd. I, 1963, S. 49 f, Bd. II, 1965, S. 3 f

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis

35

weihe319 wurde die potestas, das Meßopfer darzubringen und die Absolution zu gewähren, die der Priester durch die Weihe erhält, herausgestellt320-, bei seinen Aufgaben ist auch das Weihen, Segnen, Vorstehen, Predigen, Taufen g e n a n n t ^ 1. Außerdem wurden die verschiedenen Rangstufen (ordines) aufgezählt, aus denen sich die Kirche aufbaut, nämlich diejenige der Bischöfe, der Priester niederer Ordnung, der Diakone (u. a . ) 3 * 2 . Das Volk war insofern an der Wahl und Weihe beteiligt, als es befragt w u r d e 3 2 3 . Die Berufung zum Amt wurde als eine vom Herrn angeordnete Berufung v e r s t a n d e n 3 2 4

VII. Lexika Die Befunde der Lexika um die Jahrhundertwende zeigen, daß dem Laien keine eigenständige Position in der Kirche zukam und er nur in Abhängigkeit vom Klerus gesehen wurde. In Wetzer und Weite's Kirchenlexikon325 jst dem Laien kein eigener Abschnitt gewidmet, sondern es findet sich nur der knappe Hinweis: „Laien, s. C l e r u s " 3 2 6 . Das Laienpriestertum wird abgelehnt: auch 1. Petr. 2, 5.9 sei kein Beleg, hier sei von einem „secundären Priesterthum der Gläubigen" die Rede, „welches die Existenz eines wahren und wirklichen Priesterthums v o r a u s s e t z t " 3 2 7 _

319 320 321 322 323 324 325

326

327

Der Titel lautet: De Ordinatione Presbyteri (in: Pontificale Romanum, Teil I, Regensburg, 1888, S. 44-61) AaO. S. 55, 59 AaO. S. 54, 45 AaO. S. 46, vgl. auch: De Consecratione Electi in F.piscopum, S. 63 ff (in: Pontificale Romanum, Teil I, Regensburg, 1888, S. 63-92) AaO. S. 44 f AaO. S. 45 f Die 1. Auflage dieses Lexikons erschien unter dem Titel: Kirchen=Lexikon oder F.ncyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften. Herausgegeben ... von Heinrich Joseph Wetzer ... und Benedikt Welte, Freiburg, 1847 ff. Die 2. Auflage trug den Titel: Wetzer und Weite's Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften. Zweite Auflage ... begonnen von Joseph Cardinal Hergenröther, fortgesetzt von Dr. Franz Kaulen, Freiburg, 1882 ff i. Aufl. 1851, Bd. 6, S. 316: Laien, s. Klerus; Bd. 6: Buchmann: Klerus, S. 224 f. Die drei Ämter Christi werden auf den Klerus übertragen; 2. Aufl. 1884, Bd. 7, Sp. 1323, Laien, s. Clerus; Bd. 3: R. v. Scherer: Clerus, Sp. 537 - 547. Die Kirchengewalt wird auf den Klerus übertragen s o in der 2. Aufl. Bd. 3, 1884, Sp. 546, Sp. 538 erklärt: „die Unterschei-

36

Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

Das Dictionnaire de Théologie Catholique erwähnt unter dem Stichwort „clercs" auch die juristische Situation des Laien neben der des Klerikers unter Hinweis auf das Decretum G r a t i a n i 3 2 8 . Es findet sich hier also eine passive Sicht, was die Beteiligung der Laien am kirchlichen Leben anbelangt.

L a i e n b e w e g u n g e n im 19. J a h r h u n d e r t Hatte die Kirche (der Klerus) seit der konstantmischen Ära (4. Jahrhundert und die folgende Zeit) großen Einfluß auf die Weltgestaltung (Politik, Wissenschaft, Kultur, Sittlichkeit), so änderte sich dies im 18./ 19. Jahrhundert: infolge der Wirkung der Aufklärung lösten sich die „einzelnen Denk- und Lebensbereiche aus dem Mutterboden von Theologie und Kirche"329 u n d wurden autonom: eine rein irdische, säkulare Welt entstand, das Zeitalter der Säkularisation brach an. Die Reaktion der Laien war unterschiedlich. Manche erstrebten eine vollständige Emanzipation von der Kirche (der sog. Laizismus, laicisme, laic, layman)330 ) das wurde von der Hierarchie abgelehnt, z. B. durch den sog. „Syllabus errorum" von Papst Pius 1X331. Andere bejahten zwar die Eigenständigkeit der Politik, Wissenschaft, Kultur, verneinten aber das beratende Wort der Kirche nicht (Laienbewegung, laicite, lai-

328 329

330 331

dung dieser zwei Stände der Kirche ist eine fundamentale" ... „Der Ursprung des Clerus ist ein übernatürlicher, da er auf Jesus Christus... zurückzuführen ist" Bd. 3, Paris, 1908, Clercs, B. Dolhagaray, Sp. 225-235, bes. 225 f. Zum Decretum Gratiani s. o. S. 23 f vgl. Yves Congar: Der Laie, Stuttgart 1957 (Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953), S. 48 ff (42 f f ) , Jan Grootaers (in: Stephen Charles Neill-Hans Ruedi Weber - Hrsg. -: The Layman in Christian history, London, 1963, S. 310-332), Jacques Verscheure: Laizismus (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 750 f), Cari Heinz Ratschow: Säkularismus, I (in: RGG, Bd. V, 1961, Sp. 12881296) (Zitat Sp. 1292), Yves Congar: Laie, III (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 737-740, bes. 738) Congar, aaO. S. 4 9 (43), Grootaers, aaO. S. 311 Verscheure, aaO. Sp. 750 f; Pius IX.: Syllabus Complectens Praecipuos Nostrae Aetatis Errores... § V, XXVII vom 8.12.1864. (in: ASS, 3, Rom, 1867, S. 171) (D 2927) Zur Ablehnung der Trennung von Kirche und Staat durch die Hierarchie vgl. Klaus Mörsdorf: Kirche und Staat (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 294 f f ) , Pius IX.: Syllabus Complectens Praecipuos Nostrae Aetatis Errores... § VI, XXX1X-LX vom 8.12.1864 (aaO. S. 172-174); Leo XIII: Enzyklika „Immortale Dei" vom 1.11.1885 (in: ASS, 18,

Laienbewegungen im 19. J a h r h u n d e r t

37

eiste, s e c u l a r i s t 3 3 2 ) sie fühlten sich von ihrem Glauben her verantwortlich für die Welt und wollten das öffentliche Leben mit christlichem Geist durchdringen. — Hervorragend war beispielsweise Joseph v. Görres: er leitete die 1838 gegründete Zeitschrift „Historisch-Politische Blätter"; diese „suchten von der religiösen Idee aus alle Probleme des öffentlichen Lebens einheitlich zu erfassen"333. Auch Friedrich Pilgram^34 war j n der Laienbewegung des rheinischen Katholizismus tätig und Mitarbeiter der „Historisch-Politischen Blätter"335.

Die Absicht, das öffentliche Leben zu verchristlichen, hatten auch die Verbände (z. B. Pius-, Bonifatius-, Vincentiusverein, Görresgesellschaft) (und die von Ludwig Windthorst gegründete Partei „Zentrum"), die im 1 9 . Jahrhundert e n t s t a n d e n 3 3 6 . „Vier Freiheiten nahmen die deutschen Katholiken ... im Rahmen der allgemeinen politischen Bewegung auch für sich in Anspruch: die Gewissensfreiheit, die Preßfreiheit, die Freiheit des Lehrens und Lernens in katholischen Schulen und die Freiheit zur Vereinigung im Dienste der Religion und K i r c h e " 3 3 7 ; „mittels der Vereine und Verbände" wollten die Laien „nach demokratischen Spielregeln in den Gestaltungsprozeß der Gesellschaft e i n g r e i f e n " 3 3 8 u n ( j dadurch der Entchristlichung wehren. Hierbei machten sich die zeitbedingten verfassungsrechtlichen Strukturen geltend: infolge der Revolution von 1848 waren nach der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1849 eine Verfassung angenommen und Grundrechte erklärt w o r d e n 3 3 9 .

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1885, S. 161-180, bes. 162, 166); Pius X: Enzyklika „ V e h e m e n t e r N o s " vom 11.2.1906 (in: ASS, 39, 1906, S. 3 - 16) Congar, aaO. S. 49 (43), Grootaers, aaO. S. 311 Vgl. Leo J u s t : J o h a n n Joseph (v.) Görres (in: LThK, Bd. 4, 1960, Sp. 10581060), Franz Schnabel: Geschichte des 19. Jahrhunderts, Bd. IV, 3. Aufl. 1955, Freiburg, S. 164 (Zitat), 95, 145 Zur Theologie Pilgrams s. o. S. 15 f Vgl. Werner Becker: Pilgram (in: LThK, Bd. 8, 1963, Sp. 508) Karl Buchheim: Der deutsche Verbandskatholizismus (in: Bernhard Hanssler: Die Kirche in der Gesellschaft. Der deutsche Katholizismus und seine Organisationen im 19. und 20. J a h r h u n d e r t , Paderborn, 1961, S. 30-83). Die Ziele der Verbände waren von 1848 bis 1860 demokratisch, in der folgenden Zeit ultramontan (ebd. S. 56) Buchheim, aaO. S. 30 Bernhard Hanssler: V o m katholischen Verein zum Zentralkomitee (in: ders.: Die Kirche in der Gesellschaft. Der deutsche Katholizismus und seine Organisationen im 19. und 20. J a h r h u n d e r t , Paderborn, 1961, S. 86) Buchheim, aaO. S. 30, vgl. ders.: Ultramontanismus und Demokratie. Der Weg der deutschen Katholiken im 19. Jahrhundert, München, 1963

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Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

Eine Gesamtorganisation der in Deutschland geschaffenen katholischen Vereine bildete das 1868 gegründete Zentralkomitee der katholischen Vereine D e u t s c h l a n d s 3 4 0 . Zu diesen Zusammenschlüssen ist auch die Entstehung der Katholikentage zu r e c h n e n 3 4 1 Diese Organisationen, die auf der Initiative der Laien beruhten, bestanden im 19. Jahrhundert ohne verfaßte Bindungen an die H i e r a r c h i e 3 4 2 . Das 1. Vatikanum und päpstliche Erlasse um die Jahrhundertwende Das 1. Vatikanische Konzil - unter Papst Pius IX. 1869/70 - wollte Antwort geben auf die verschiedenen philosophischen und theologischen Strömungen des 19. Jahrhunderts und Irrtümer abwehren. Diese Antwort erfolgte im Geiste der neuscholastischen Theologie343. Erstmals wurde die Ekklesiologie auf einem Konzil systematisch, obgleich nicht erschöpfend, behandelt344

Welche Aussagen finden sich in den Entwürfen und Konstitutionen über das Verhältnis von Klerus und L a i e 3 4 5 ?

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Buchheim: Der deutsche Verbandskatholizismus, aaO. S. 35, 63 AaO. S. 34, 79 Han ssler, aaO. S. 88 f vgl. Roger Aubert: Vatikanum I, Mainz, 1965, Sp. 12 ff, 25 ff, 30 ff, ders.: Vatikanisches Konzil (in: LThK, Bd. 10, 1965, Sp. 636-642, bes. 636), Fidelis van der Horst: Das Schema über die Kirche auf dem I. Vatikanischen Konzil, Paderborn, 1963, S. 44 ff Fidelis van der Horst: Das Schema über die Kirche auf dem I. Vatikanischen Konzil, Paderborn, 1963, Roger Aubert: Die Ekklesiologie beim Vatikankonzil (in: Das Konzil und die Konzile, Stuttgart, 1962, S. 285-330) D a die am 18.7.1870 verabschiedete Constitutio dogmatica I „Pastor aeternus" de ecclesia Christi (D 3050 f f ) im Vorwort nur die Gründung der Kirche hervorhob und in den Kapiteln 1 - 4 zwar die Stellung des Papstes herausarbeitete, seine Richterfunktion über alle Gläubigen erwähnte (3. Kap., D 3063), aber sonst keine Aussagen über das Verhältnis von Klerikern und Laien machte, wurden noch folgende Vorarbeiten herangezogen: Primum Schema Constitutionis De Ecclesia Christi vom 21.1. (13.5.) 1870 (Mansi 51, Sp. 539-553); Schema constitutionis dogmaticae secundae de ecclesia Christi vom 14.7. 1870 (Mansi, 53, Sp. 308 - 317); Schema constitutionis de episcopis, de synodis... vom 10.1.1870 (Mansi 50, 339 - 346); Brevis Expositio Doctrinae Capitum Quae Continentur in Schemate Constituí ionum Sacro Oecumenico Concilio Vaticano Proponendarum 1869: Constitutio II: Complecitur decretum et cánones de ecclesia Christi (Mansi 49, Sp. 744-747). Pars I (ebd. 744 0 sieht die Kirche vorwiegend als societas.

Das 1. Vatikanum

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Wurde die Kirche i m 1. S c h e m a als c o r p u s Christi m y s t i c u m 3 4 6 beschrieben, so trat diese Aussage i m 2. S c h e m a zurück, w e l c h e s die Kirche vor allem als c o e t u s fidelium u n d societas b e z e i c h n e t e ^ ? . Einige h a b e n innerhalb der Kirche auf Grund göttlicher ordinatio die V o l l m a c h t ( p o testas) zu heiligen, z u lehren u n d zu regieren, w a s ein Gleichsein der Gläubigen ausschließt: „ n e q u e recte ecclesiam dici c o e t u m aequal i u m " 3 4 8 . Die Laien w e r d e n nur in Abgrenzung gegenüber d e n Klerikern erwähnt, sie sind nicht zuständig für das A m t . Es wird zwar gesagt, daß die Gläubigen als lebendige Steine aufgebaut w e r d e n sollen mit d e m Hinweis auf 1. Petr. 2 , 4 - 5 - , daraus aber wird der Schluß gezogen, daß es Bauherrn — die Hierarchie — geben müßte, was m i t Epheser 4 , 11-13 b e w i e s e n w i r d ^ 4 9 H a t t e n die D o k u m e n t e der beiden aufgeführten Konzilien - Tridentin u m 3 5 0 u n d V a t i k a n u m I - die Laien nur in ihrer Unterordnung unter die Kleriker dargestellt, s o f i n d e t sich eine andere Betrachtungsweise in päpstlichen Erlassen bezüglich der Initiativen der Laien u n d der liturgis c h e n Fragen u m die Jahrhundertwende.

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Cap. I (Mansi 51, Sp. 5 39); hier ist der Einfluß von Schräder - s . o . S. 13 f deutlich, er meinte mit dieser Beschreibung der Kirche als corpus Christi mysticum auch das innere Wesen der Kirche (vgL Roger Aubert, Vaticanum I, 1965, S. 183, 185, ders.: Die Ekklesiologie beim Vatikankonzil, aaO. S. 293) 347 2. Cap. (Mansi 53, 309), hier ist der Einfluß des Neuscholastikers Kleutgen - s. o. S. 15 Anmerkung - deutlich, vgl auch Josephi Kleutgen relatio de schemate reformato (Mansi 53, 317 f f ) 348 2. Schema, 3. Cap. (Mansi 53, 310); vgl. 1. Schema, Cap. 10 (Mansi 51, 543) 349 2. Schema, 3. Cap. (Mansi 53, 309) Zur Hierarchie machte das I. Vatikanum folgende Aussagen: Auch diejenigen, die die ordinatio empfangen haben, sind nicht auf gleiche Stufe gestellt: „neque omnes, qui in opus ministerii assumuntur, pari inter se potestate praediti sunt" (2. Schema, 4. Cap., Mansi 53, 310). Die Bischöfe sind die eigentlichen Träger der Hierarchie, sie sind vom heiligen Geist eingesetzt, die Kirche zu leiten. Sie nehmen teil an dem obersten Lehr- und Leitungsamt der Universalkirche, obgleich das Amt des Pontifex dem Petrus gegeben ist (2. Schema, 4. Cap., Mansi 53, 310). Außerdem ist den Bischöfen die Sorge für die Seelen und die Predigt anvertraut (Schema constitutionis de episcopis, 1. Cap., Mansi 50, 341). Den Bischöfen untergeordnet sind die Priester (sacerdotes/presbyteri), sie haben die potestas sanctificandi, welche vor allem die Eucharistie und die Absolution umfaßt, nicht die potestas regendi; für das munus docendi brauchen sie eine Erlaubnis des Bischofs (2. Schema, 4. Cap., Mansi 53, 310). Es wurde in betonter Weise die Stellung des Papstes hervorgehoben, seine Jurisdiktionsgewalt (gesetzgebende, richterliche und strafende Gewalt), seine höchte Lehrgewalt, nicht hingegen seine priesterliche Gewalt; vgL Constitutio dogmatica I „Pastor Aeternus" de E.cclesia Christi vom 18.7.1870 (Mansi 52, 1330-1334, D 3050 - 3075, bes. 3055, 3063, 3074) 350

S. o. S. 7 f

Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

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Leo XIII. wies in der Enzyklika „Sapientiae christianae" vom 10.1. 1890 auf die Pflicht des Laienapostolates und das Recht der Gläubigen, in der Ausbreitung des Glaubens mitzuwirken, hin351. Pius X. sah — laut Enzyklika „II fermo proposito" vom 11.6.1905 — die actio catholica als Lösung der sozialen Fragen nach christlichen Grundsätzen: „omnia instauranda in Christo" („alla restaurazione di ogni cosa in Cristo")352.

In der Enzyklika „Acerbo nimis" vom 15.4.1905 hob er die Aufgabe der Laienkatecheten — die Teilnahme der Laien am hierarchischen Apostolat — hervor3 53. _ Bezüglich der Liturgie hielt er die Gläubigen dazu an, aktiv an ihr teilzunehmen (Motu proprio „Tra le sollecitudini" vom 22.11.1903)354 U nd rief sie zum häufigen Kommunionsempfang auf (Decretum „Sacra Tridentina Synodus" vom 20.12.1905)355.

Ergebnis Der Schwerpunkt der Aussagen der Theologie, der Dokumente der kirchlichen Praxis und der Konzilien liegt in der Epoche vom Tridentinum bis 1917 in der Hervorhebung des Unterschiedes zwischen Klerus und Laien. Dieser Unterschied wird im Ordo begründet: nur die Geweihten sind bevollmächtigt zu lehren, Sakramente zu spenden und zu leiten. Infolgedessen ergibt sich eine Trennung in Stände (Scheeben, Pilgram, Schell, Busenbaum, LaCroix, Liguori, Pruner, Linsenmann, Decretum Gratiani, Dictionnaire de Théologie Catholique)356.

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ASS 22, 1889-90, S. 385-404, zit. Joseph Will: Handbuch der katholischen Aktion, Freiburg, 1934, S. 56, Congai: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 501 ASS 37, 1904-05, S. 741-767 (Zitat 741), zit. Congai, aaO. S. 593. Vgl. bereits sein Motu Proprio „Fin dalla prima" vom 18.12.1903 (ASS 36, 19031904, S. 339-345) ASS 37, 1904-05, S. 613-625, bes. 623, zit. Wül, aaO. S. 56 ASS 36, 1903-04, S. 329-339 ASS 38, 1905-06, S. 400-406 Scheeben: Handbuch der katholischen Dogmatik, IV, 1. S. 380, s. o. S. 14 f; Pilgram: Physiologie der Kirche, S. 86 f, s. o. S. 15 f; Schell: Dogmatik III, 1, S. 424, s. o. S. 16 f; Busenbaum: Medulla, lib. IV, cap. I-III, s. o. S. 18; La Croix: Theologia moralis, Bd. 1, lib. IV, s. o. S. 18 f; Liguori: Theologia moralis, Bd. II, S. 4 4 3 ff, s. o. S. 19; Pruner: Lehrbuch der kathol. Moraltheologie, S. 3 6 0 ff, s. o. S. 21 f; Linsenmann: Lehrbuch der Moraltheologie, S. 388, s. o. S. 22;

Ergebnis

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Innerhalb der Gemeinschaft (coetus, societas, Versammlung) der Kirche besteht eine distinctio zwischen Klerus und Laien (Tridentinum, Bellarmin, Liebermann, Pilgram, Vatikanum 1)357. Das Volk wird im Gegenüber zum Klerus gesehen (Liebermann, Perrone, Sailer, Hirscher, Decretum Gratiani, Canisius, Amberger, Schmid, Thalhofer - Eisenhofer, Ritus der Priesterweihe358), Eine Ausnahme bilden der Catechismus Romanus und der vom Idealismus beeinflußte Moraltheologe Werner, die unter „Volk" alle Gläubigen v e r s t a n d e n 3 5 9 Innerhalb des Leibes Christi gibt es verschiedene Glieder, Hörende und Gehorchende (Sailer^öO); d a s Haupt - Christus - entspricht der Hierarchie, die übrigen Glieder den Laien, die der Hierarchie untergeordnet sind (Bartmann, Hirscher, Schuster, Thalhofer, Thalhofer - E i s e n h o f e r 3 6 1 ) . Am eigentlichen Priestertum Christi haben nur die Geweihten teil (Tridentinum, Perrone, Bartmann, Pruner, Wetzer-Welte, Canisius, Schuster und Deharbe in Ablehnung des allgemeinen Priestertums als eigent-

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Decretum Gratiani, s. o. S. 23 f; Dictionnaire de Théologie Catholique, s. o. S. 36; Tridentinum, D 1767-69, s. o. S. 7 f; Bellarmin: Disputationes... 5. controversia, s. o. S. 9; Liebermann, Institutiones..., Bd. I, S. 294 ff, s. o. S. 9 f; Pilgram: Physiologie der Kirche, S. 15, 64 ff. 114. s. o. S. 15 f; Vaticanum I: 2. Schema (Mansi 53, 309), s. o. S. 39; Liebermann: Institutiones ..., Bd. I, S. 294 ff, s. o. S. 9 f; Perrone: Praelectiones theologicae, Bd. 8, S. 34, 308 ff, s. o. S. 13; Sailer: Handbuch der christlichen Moral, Bd. III, S. 50, s. o. S. 19 f; Vorlesungen aus der Pastoraltheologie, Bd. I, S. 4, 26, 49, s. o. S. 30; Hirscher: Die christliche Moral... Bd. II, S. 265 ff, s. o. S. 20 f; Decretum Gratiani, s. o. S. 23 f; Catechismus Canisius A 1, IV, 6, 117, s. o. S. 27; Amberger: Pastoraltheologie, Bd. I, S. 485 ff u. ö „ s. o. S. 30 f; Schmid: ... Liturgik, Bd. I, S. 173 f, s. o. S. 33; Thalhofer: Handbuch d e r . . . Liturgik, 2. Aufl. v. Eisenhofer, s. o. S. 34; Pontificale: De Ordinatione Presbyteri, s. o. S. 35; Catechismus Romanus I, 9, III (1, 9, 3), s. o. S. 27; Werner: System der christlichen Ethik, Bd. III, S. 679, s. o. S. 21; Sailer: Handbuch der christlichen Moral, Bd. III, S. 50, s. o. S. 19 f; Vorlesungen aus der Pastoraltheologie, Bd. I, S. 4, 26, 49, s. o. S. 30; Bartmann: Lehrbuch der Dogmatik, 2. Aufl. S. 525, 548 ff, s. o. S. 17 f; Hirscher: Die christliche Moral, Bd. III, S. 643 f, s. o. S. 20 f; Katechismus, S. 168, s. o. S. 27 f; Schuster: Katechismus, s. o. S. 27; Thalhofer: Handbuch der ... Liturgik, Bd. I, S. 233, s. o. S. 34; Thalhofer: Handbuch der ... Liturgik, 2. Aufl. v. Eisenhofer, Bd. I, 10 ff, s. o. S. 34;

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Die Epoche vom Tridentinum bis 1917

lichesPriestertum;Catechismus Romanus, Pilgram, Scheeben in positiver Erwähnung auch des allgemeinen P r i e s t e r t u m s 3 6 2 j Nur die Kleriker haben die potestas (ordinis und iurisdictionis) (Pilgram, Diekamp, Pohle, Bartmann, Canisius, Ritus der Priesterweihe, Wetzer-Welte, Vatikanum l363)_ Eine Wendung dieser Position bahnte sich bei Möhler an: er betonte primär das Gemeinsame, weil alle Gläubigen zum Leib Christi gehören; er begründete den Unterschied — als einziger — nicht durch den Ordo, sondern durch die verschiedenen Gaben (Charismen) des einen Geistes364. Schrader365 stellte ebenfalls innerhalb des Leibes Christi Gleichheit der Gläubigen heraus, beschrieb aber auch bezüglich der Ausübung des Amtes die Ungleichheit. Scheeben erwähnte eine Teilnahme der Laien am dreifachen Amt Christi^öö Eine Kooperation des allgemeinen und besonderen Priestertums (unter Führung des letzteren) wurde auch von Linsenmann und Krieg genannt367 Diese Gedanken setzten sich noch nicht durch - das zeigte die Bestandsaufnahme der jüngeren dogmatischen, moraltheologischen und li-

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Tridentinum, D 1765, s. o. S. 7 f; Perrone: Praelectiones theologicae, Bd. 7, S. 98, s. o. S. 13; Bartmann: Lehrbuch der Dogmatik, 2. Aufl. S. 806, s. o. S. 17 f; Prunei: Lehrbuch der Pastoraltheologie, Bd. 1, S. 324, Bd. 2, S. 2, s. o.S.31; Wetzer-Welte: aaO. s. o. S. 35; Catechismus Canisius, s. o. S. 28; Schuster: Katechismus der katholischen Religion, s. o. S. 28; Deharbe: Großer katholischer Katechismus... s. o. S. 28 f; Catechismus Romanus, s. o. S. 28; Pilgram: Physiologie der Kirche, S. 86 f; Monheimer Manuskript I, 488, s. o. S. 15 f; Scheeben: Handbuch der Dogmatik, IV, 1, S. 387, s. o. S. 14 f; pilgram: Physiologie der Kirche, S. 64 ff, 114, s. o. S. 15 f; Diekamp: Katholische Dogmatik, Fünftes Heft, S. 179 f, s. o. S. 17; Pohle: Lehrbuch der Dogmatik, Bd. III, 4. Aufl. S. 549 ff, s. o. S. 17; Bartmann'. Lehrbuch der Dogmatik, 2. Aufl. S. 806, s. o. S. 17 f; Catechismus Canisius, s. o. S. 28; Pontificale: De Ordinatione Presbyteri, s. o. S. 35; Wetzer-Welte: aaO., s. o. S. 35; Vatikanum I: 2. Schema (Mansi 53, 309), s. o. S. 39; Möhler: Die Einheit in der Kirche ..., s. o. S. 11 f; Schräder: De corpore Christi mystico sive de ecclesia Christi Theses, s.o.S. 13 f; Scheeben: Mysterien des Christentums, S. 482 f f ; nicht jedoch im Handbuch der Dogmatik; s. o. S. 14 f; Linsenmann: Lehrbuch der Moraltheologie, S. 389, s. o. S. 22; Krieg: Wissenschaft der Seelenleitung ... Die Wissenschaft der speziellen Seelenführung, S. 11, s. o. S. 31;

Ergebnis

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turgischen Lehrbücher (Pohle* 1910,Bartmann2, 1911,Diekamp 1915; Koch, 1905, Mausbach, 1914-1918; Thalhofer-Eisenhofer, 1912)368. Man kann aus den theologischen und konziliaren Aussagen, den Dokumenten der kirchlichen Praxis somit die Folgerung ziehen, daß die Gleichheit im Verhältnis von Klerus und Laie weitgehend außer Acht gelassen und nur der Unterschied herausgestellt wurde. Ein anderes Bild hingegen ergibt sich, wenn man die Bewegungen im 19. Jahrhundert und die päpstlichen Reaktionen betrachtet: viele Laien wurden sich der Verpflichtung bewußt, die säkularisierte Welt mit christlichen Geist zu durchdringen, und die Päpste Leo XIII. und Pius X. förderten dies369 Die Intention der liturgischen Bewegung, alle Gläubigen an der Meßfeier aktiv zu beteiligen, wurde von Papst Pius X. durch diesbezügliche Erlasse verstärkt370. Die Gemeinsamkeit der Gläubigen wurde auf diese Weise zum Ausdruck gebracht.

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Pohle, Baitmann, Diekamp, aaO., s. o. S. 17 f; Koch, Mausbach, aaO., s. o. S. 22, 23; (Thalhofer-) Eisenhofer, aaO., s. o. S. 34; s . o. S. 36 - 3 8 , 4 0 s. o. S. 32 f und 4 0

2. KAPITEL: DIE EPOCHE VON 1917 BIS ZUM 2. VATIKANUM Die Jahre um 1920 sind gekennzeichnet durch Reformen: 1917 wurde der Codex Iuris Canonici (in Ablösung des Corpus Iuris Canonici) unter Papst Benedikt XV. herausgegeben, der als „novus iuris canonici Codex" verstanden wird und bis heute in Geltung istl. 1918 erreichte die in vorigen Jahrhunderten2 begonnene liturgische Bewegung durch Guardinis „Vom Geist der Liturgie" einen Höhepunkt. 1922 nahm Papst Pius XI. die Ansätze der Katholischen Aktion^ auf und erweckte sie zu neuem Leben. Deshalb gebührt der Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanischem Konzil eine eigene Untersuchung. Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis Theologisch wurden die Ansätze des vorigen Jahrhunderts^ weitergeführt: einer mehr statischen Betrachtung (Pohle-Gummersbach, DiekampJüssen, Ott, Mausbach-Ermecke, Schilling) stand die Betonung auch der Heilsgeschichte, des Dynamischen (Congar, Grosche, Rahner, Häring) gegenüber, wobei sich weitgehend nun der Einfluß der Tübinger Schule^ geltend machte. Wesentlich für die Verhältnisbestimmung von Amt und Laie wirkte sich ein neues Durchdenken der Begriffe „Leib Christi, Volk Gottes, Gemeinschaft" in der Ekklesiologie aus6.

1

Codex Iuris Canonici von 1917. Praefatio S.LV (in der Ausgabe Rom, 1963). Zu Reformen des Codex in der Gegenwart s. u. S. 185-192 2 S. o. S. 32 f 3 S. o. S. 36 ff 4 S. o. S. 10 ff, 19 ff 5 S. o. S. 10 ff, 19 ff. Vgl. Adolf Kolping: Katholische Theologie gestern und heute, Bremen, 1964, S. 62 ff 6 Zur geschichtlichen Entwicklung dieser Begriffe vgl Michael Schmaus: Katholische Dogmatik, München, III, 1,1958, S. 204-314, Yves Congar: Sainte Eglise, Paris, 1963, S. 21-43 (in deutsch: Heilige Kirche, Stuttgart, 1966, S. 16-40), Joseph Ratzinger: Der Kirchenbegriff und die Frage nach der Gliedschaft in der Kirche (in: ders.: Das neue Volk Gottes, Düsseldorf, 1969, S. 90 ff), Thaddäus Soiron: Die Kirche als der Leib Christi nach der Lehre des heiligen Paulus exegetisch und systematisch und in der theologischen wie praktischen Bedeutung dargestellt, Düsseldorf, 1951

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

1. In der Epoche vom Tridentinum bis 1917 ließen sich im Gebrauch des Begriffes „Leib Christi" folgende Ansichten feststellen: Es fand sich eine juristische Auffassung: gleichwie in einem Leib das Haupt der wichtigste Teil ist, dem die Glieder untergeordnet sind, so sind in der Kirche die Kleriker, die Christus auf Grund des Ordo repräsentieren, die Führenden und die übrigen, d. i. die Laien, ihnen untergeordnet. Diese Auffassung übertrug das Bild „Leib Christi" auf die Kirche und zwar auf die Hierarchie. Sie kommt aus der Kanonistik des Spätmittelalters und findet sich in der Kanonistik, in der Liturgie (Thalhofer, Eisenhofer), in der Pastoral (Sailer), Moral (Sailer) und Dogmatik (Perrone)7. Der Begriff wurde auch organologisch interpretiert: gleichwie das Haupt und die Glieder eng miteinander verbunden sind, so sind in der Kirche Christus (das Haupt) und die Gläubigen (die Glieder) eng miteinander verbunden und zwar durch den Heiligen Geist. Das Bild „Leib Christi" wird bei dieser Anschauung auf das Verhältnis von Christus und den Gläubigen - nicht nur wie in der juristischen Deutung auf die Hierarchie - übertragen. Das innere Wesen der Kirche - nicht nur ihre hierarchische Struktur - soll dadurch veranschaulicht werden. Diese Ansicht vertraten Möhler, Schräder, Scheeben und in gewisser Weise Pilgram®. Im 20. Jahrhundert verknüpfte T r o m p 9 die juristische und die organologische Deutung: Er verstand Leib Christi als corpus Christi mysticum: in dessen Organismus setzt sich das „magisterium, imperium, sacerdotium Christi" fort 10 und zwar durch die Hierarchie, mit der die Gläubigen zu-

(Zum mittelalterlichen Verständnis von Leib Christi vgl. Henri de Lubac: Corpus Mysticum. L'Eucharistie et L'Eglise Au Moyen Age, Etüde historique, Paris, 2. A u a 1949). - - Die Entwicklung wird von mir gelegentlich anders beurteilt als von o b e n genannten Autoren 7 S. o. S. 34, 30, 19 f, 13 8 Möhler: Die Einheit in der Kirche ..., aaO. S. 7 - 10; Schräder: De corpore Christi mystico . . . . Theses, aaO. S. 81, 1 0 0 u. ö.; Scheeben: Mysterien des Christentums, aaO. S. 4 5 5 ; Handbuch der Dogmatik, III, 1 8 8 2 , S. 145, Nr. 882, zit. Michael Schmaus: Katholische Dogmatik, München, Bd. III, 1, 1958, S. 294; Pilgram: Physiologie der Kirche, S. 10. Zum Ganzen vgl. o. S. 11 f 9 Sebastian Tromp: Corpus Christi Quod Est Ecclesia, Rom, 4 Bände, Bd. I: Introductio generalis, 1937 (in 2. Auflage 1946, nach der zitiert ist) Bd. II: Pars Altera De Christo Capite Mystici Corporis, 1960, Bd. III: De Spiritu Christi Anima, 1960. (Bd. IV: De Virgine Deipara Maria corde mystici corporis, 1 9 7 3 ) 10 Bd. 1, S. 182. - Tromp interpretierte die biblischen Quellen und die Tradition und kam zu der oben ausgeführten Konklusion (I, S. 182 f f )

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis

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sammenwirken mit verschiedenen Gaben und Charismen 11. Christus und seine Kirche stehen einander gegenüber wie Haupt und Leib: Christus, das Haupt, flößt seinem Leib Kraft und Antrieb ein 12. Eine Deutung von Leib Christi im mystischen Sinne fand sich in derselben Epoche in den exegetischen Werken von Wikenhauser und Cerf a u x 13. Wikenhauser erblickte den Kern der Lehre des Paulus in der Anschauung von der Kirche als Leib C h r i s t i 14. Er stellte in den paulinischen Briefen zwei Aspekte fest: in 1. Korinther und Römer werden die Gläubigen - nie die Kirche - Leib Christi genannt, das bedeutet, „daß sie unter sich und mit Christus in überaus inniger und geheimnisvoller Verbindung stehen, die von uns als mystisch bezeichnet wird" 15. In Epheser und K o l o s s e r 16 wird hingegen die Kirche als „Leib Christi" bezeichnet und Christus als deren Haupt 17. Was das Verhältnis der Glieder am Leib Christi betrifft, wird eine Verschiedenheit durch die Charismen bewirkt, die aber - wegen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes - keine Spaltung verursacht; nicht alle Glieder des Leibes haben dieselben Funktionen 18. Cerfaux interpretierte „Leib Christi" als Beziehung zwischen Christus und Glaubenden: die Christen identifizieren sich mit dem Leib Christi real, obgleich mystisch, in der Eucharistie und T a u f e 19. Neben der organologisch-mystischen Deutung fand sich in dieser Zeit, nachdem Ansätze bei Scheeben^O vorhanden waren, die sakramentale Interpretation (im Rückgriff auf die K i r c h e n v ä t e r 2 1 ) : Leib Christi wird auf die Eucharistie bezogen und daher real verstanden. De Lubac stellte heraus, daß Paulus einen „doppelten Aspekt" der

11 Bd. I, S. 182, Bd. II, S. 319 ff 12 Bd. II, S. 182 ff 13 Alfred Wikenhauser: Die Kirche als der mystische Leib Christi nach dem Apostel Paulus, Münster, 1937, 2. unveränderte Auflage 1940, Lucien Cerfaux: La Theologie de L'Eglise suivant saint Paul, Paris, 1942, 2. Aufl. 1948 (hiernach zitiert) 14 AaO. S. 1 15 AaO. S. 88, 89 (Zitat) 16 Wikenhauser hielt sie für echt, vgl. aaO. S. 152 17 AaO. S. 154 18 AaO. S. 90 ff (zu 1. Kor. 12), 179 (zu Eph. 4, 11) 19 AaO. S. 212 20 Matthias Joseph Scheeben: Mysterien des Christentums, Freiburg, 1865, aaO. S. 4 4 5 21 Vgl. Henri de Lubac: Betrachtung über die Kirche, Graz, Wien, Köln, 1954 (in französisch: Méditation sur l'église, Paris, 2. Aufl. 1953), ders.: Katholizismus als Gemeinschaft, Einsiedeln, Köln, 1943 (in französisch: Catholicisme, Paris, 1938), Joseph Ratzinger: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche, München, 1954

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Kirche kennt22; er deutet sie als Leib Christi, mystisch, und als Leib, dem das Haupt, Christus, gegenübersteht. Die Glieder dieses Leibes sind sowohl verschiedenartig (hierarchische und charismatische Differenzierung) als auch vereinheitlicht (innerliches Leben)23. Wie ist das Verhältnis von mystischem, geistigem Leib zur äußeren sichtbaren Kirche? De Lubac sieht eine Beziehung gegeben, wenn man unter „mystischem Leib" die Eucharistie versteht. Denn bei der Eucharistie werden die Gläubigen geistig und körperlich mit Christus vereinigt. Die Eucharistie spiegelt die Einheit von geistigem und sichtbarem Sein der Kirche wider24. Auch Ratzinger bezog Leib Christi auf die Eucharistie und sieht dadurch eine Verbindung von sichtbarer Realität der Kirche und innerster Tiefe g e g e b e n 2 5 . Die Kirche ist Volk Gottes, das vom Leib Christi lebt und in der Eucharistiefeier selbst Leib Christi w i r d 2 6 . Von der Eucharistiefeier her ist das Amt zu konstituieren als Ordnung und Dienst am Wort und Leib des H e r r n 2 7 . Eine Verbindung von mystischer und sakramentaler Deutung versuchte Congar28. Er versteht unter corps mystique das Leben, das Christus in eben diesem corps mystique führt (Glauben, Liebe), dieses wird uns durch die Sakramente vermittelt29. Die Eucharistie einigt uns mit ihm in einer „union mystérieuse"30. „'Puisqu'il y a un seul pain, nous formons un seul corps tout en étant plusieurs' (I Cor., X, 17): c'est tout le mystère du Corps mystique"31. Das Sakrament verbindet „Corps mystique" und „Eglise visible"32. 2. War der Begriff,, Volk Gottes" vor 1917, wenn überhaupt, in dem Sinne verwendet, daß das Volk, nämlich die Laien, der Hierarchie gegen22 23 24 25 26 27

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Betrachtung über die Kirche, S. 81 AaO. S. 81 f AaO. S. 86 ff, bes. 89 und in: Katholizismus als Gemeinschaft, S. 79 ff Joseph Ratzinger: Die Kirche als Geheimnis des Glaubens (in: Lebendiges Zeugnis 1956/57, S. 19-34), S. 32 AaO. S. 24, 28 - 30, 32 und ders.: Kirche (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 175 f) Die Kirche als Geheimnis des Glaubens, aaO. S. 33 f, Kirche, aaO. Sp. 176. Auch Emile Mersch (Le Corps Mystique du Christ, 2 Bände, Löwen, 1933, 2. Aufl. 1936, Paris, 3. Aufl. 1951) stellte die Bedeutung von Leib Christi für die Eucharistie heraus (Bd. I, S. 146, 3. Aufl. in Auslegung von 1. Kor. 10, 16). Heinrich Schlier deutete „Leib Christi" in bezug auf die Kirche ebenfalls sakramental (Leib Christi, in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 907 0 Yves M.-J. Congar: Esquisses du Mystère de l'Eglise, Paris, 1953, Nouvelle édition AaO. S. 100 ff AaO. S. 110 AaO. S. 111 AaO. S. 108

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überstanden (Liebermann, Perrone, Sailer, Hirscher, Decretum Gratiani, Canisius, Schmid, Thalhofer-Eisenhofer) — mit Ausnahme des Catechismus Romanus und von Werner, die die Gläubigen insgesamt als Volk b e z e i c h n e t e n ^ s o wurde in den 30-er und zu Beginn der 40-er Jahre dieses Jahrhunderts die heilsgeschichtliche Perspektive neu in das Licht gerückt34. Durch exegetische Studien bemerkte Wikenhauser, daß die Gemeinde durch die Selbstbezeichnung eniiXrioia zum Ausdruck bringt, daß sie sich als das wahre Gottesvolk des neuen Bundes fühlt35. Cerfaux hielt die Theologie vom Volk Gottes für den Anfang der Ekklesiologie, indem er die alttestamentlichen Namen auf das neutestamentliche Gottesvolk übertragen sah. Diese Definition der Kirche ist daher seines Erachtens „primitive et f o n d a m e n t a l e " 3 6 _ j)i e Verknüpfung des alttestamentlichen Bundesgedankens mit dem neutestamentlichen Xaoc, eKKXrjaia durch den Aspekt der Kirche als „Volk Gottes" wurde auch von de Lubac und C o n g a r 3 7 herausgestellt: Gleichwie das alttestamentliche Volk ( y T[ P ) von Gott herausgerufen ist aus den übrigen Völkern (vgl. Ex. 19,5.6), so sind die Menschen, die Gott zum neutestamentlichen Volk sammelt, herausgerufen aus allen Völkern. So können die Christen mit eben demselben Namen bezeichnet werden: e/CKXrjaia. Die „eKKXrjaia geht sachlich dem K \ r ? r o i ' v o r a n " 3 8 . Auf die Spitze getrieben wurde der Begriff „Volk Gottes" von Koster. In seiner Schrift Ekklesiologie im Werden^ stellte er diesen Begriff an erste Stelle und konstruierte von ihm her die Ekklesiologie. Er wandte

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Näheres s. o. S. 41 und Anm. 358, 359 Vgl. Yves Congar: Die Kirche als Volk Gottes (in Concilium 1, 1965, S. 5-16), ders.: Heilige Kirche, Stuttgart, 1966, S. 16-21 (in französisch: Sainte Eglise, Paris, 1963, S. 21-26) Alfred Wikenhauser: Die Kirche als der mystische Leib Christi nach dem Apostel Paulus, Münster, 1937, 2. unveränderte Auflage 1940, S. 14 Lucien Cerfaux: La Théologie de l'Eglise suivant saint Paul, Paris, 1942, 2. AufL 1948 (hiernach zitiert), S. 1, 3, 215 (Zitat) 37 Henri de Lubac: Katholizismus als Gemeinschaft, Einsiedeln, Köln, 1943, S. 57 ff (in französisch: Catholicisme, Paris, 1938), Yves Congar: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 53 ff (in französisch: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 47 ff) 38 De Lubac, aaO. S. 57 39 Mannes Dominikus Köster: Ekklesiologie im Werden, Paderborn, 1940. Diese Schrift wurde kritisiert von Karl Adam: Dieser stellte gegenüber Köster das sinndeutende Bild Leib Christi heraus (in: Ekklesiologie im Werden? In: TTQ, 121. Jg. 1941, S. 145-166, und: ders.: Das Wesen des Katholizismus, Düsseldorf, 1945, 11. Aufl., Vorwort) 34

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sich gegen die bisherige Deutung der Kirche als Leib Christi und Kultindem er forderte: „Zurück zur totalen Glaubensanschauung von der Kirche, wie sie objektiv gegeben ist im ... Selbstverständnis der Kirche" als Volk Gottes^l. Paulus verwende Volk Gottes an erster Stelle, Leib Christi nur, „um das neue ,Volk Gottes' in seiner ganz konkreten Gesamtheit" d a z u s t e h e n ^ . Der Begriff Volk Gottes wurde von Koster real verstanden: er ist nach seiner Auffassung in der Leitung (Recht), Lehre, Liturgie impliziert^, während Leib Christi nur eine Metapher b e d e u t e t 4 4 . Innerhalb des Volkes Gottes gibt es seiner Ansicht nach eine Stufung in der Lehr- und L e i t u n g s g e w a l t 4 5 ; u n d in der Eucharistie haben die Laien zum Mitopfern keine sakramentale Gewalt46. 3. Schon Pilgram hatte als Grundbegriff der Kirche den der Gemeinschaft gewählt, die sich aus der Gleichheit der Gesinnung der Gläubigen erg i b t ^ ; doch besonders in diesem Jahrhundert wurde durch Adam, de Lubac, Congar, Ratzinger bewußt gemacht, daß die Kirche communio - Gemeinschaft — ist48; Diejenigen, welche den dreieinigen Gott anbeten und gemeinschaft40j

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Koster: Ekklesiologie im Werden, Paderborn, 1940, S. 12 AaO. S. 18 (Zitat), 29, 146 u. ö. AaO. S. 39 (Zitat), 51 AaO. S. 29, 37 u. ö. AaO. S. 31 u. ö. in Auseinandersetzung mit Paulus, Augustinus, Thomas, Scheeben, Vatikanum I. Eben diese Auffassung wurde von A d a m in den genannten Schriften (s. S. 49, Anm. 39) kritisiert. 45 AaO. S. 79 ff 46 AaO. S. 75 Zur Literatur in späteren Jahren vgl. Ignaz Backes: Die Kirche ist das Volk G o t t e s im neuen Bund (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 69. Jg., 1960, S. 111-117), ders.: Gottes Volk im neuen Bund (ebd. 70. Jg., 1961, S. 80-93), ders.: Das Volk Gottes im neuen Bunde (in: Die Kirche - Volk G o t t e s von Hans Asmussen, Ernst Fincke u. a. Stuttgart, 1961, S. 97-129); im letzten Werk heißt es: „Alle Glieder des neuen Gottesvolkes haben in der T a u f e Christi das unauslöschliche Siegel Christi ... empfangen und n e h m e n dadurch teil an seinem königlichen Priestertume" (S. 126); die Hierarchie ist von Christus bestimmt, sie ist „in Teilnahme am Hohenpriestertum und an der Königsmacht Christi Weihegewalt und R e c h t setzende Gewalt" (aaO. S. 128). 47 Friedrich Pilgram: Physiologie der Kirche, 1860, aaO. S. 15 (s. auch o. S. 15 f) 48 Karl Adam: Das Wesen des Katholizismus, Düsseldorf, 3. Aufl. 1926, S. 112 ff, 12. Aufl. 1949, S. 117 f f , Henri de Lubac: Betrachtung über die Kirche, Graz, 1954, S. 97 ff, wobei de Lubac sich allerdings auf die Väter, nicht auf Pilgram b e r u f t , Yves Congar: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 53 ff (in französisch: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 47 f f ) , Joseph Ratzinger: Die christliche Brüderlichkeit, München, 1960, S. 91 ff

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das Sakrament der Eucharistie empfangen, bilden eine Communio 4 9. Diese Gemeinschaft umfaßt gemeinsamen Glauben, gemeinsame Sakramente, gemeinsame Leitung^. Diese Aussagen über die Kirche als Leib Christi, Volk Gottes, Gemeinschaft (communio) stellen zuerst die gemeinsame Zugehörigkeit aller Christen zu eben diesem Leib, diesem Volk, dieser Gemeinschaft dar. Wie gestalten sich nach Meinung der Theologen nun die verschiedenen Funktionen in der Kirche? Welche Aufgaben kommen den Laien zu? I. Exegese Bahnbrechend für die Erkenntnis der Bedeutung des allgemeinen Priestertums, für das Verhältnis von Priester und Laien waren in der Exegese die Auslegung von 1. Petrus 2 als Teilnahme der Gläubigen am Priestertum Christi und die Wahrnehmung von verschiedenen Funktionen der Glieder des Leibes Christi, der Ämter und Charismen. 1. Die Auslegung von 1. Petrus 2 Blinzlet 1 hob hervor, daß im 1. Petrusbrief mit iepaTevfja die Gesamtheit der Gläubigen als Priesterschaft bezeichnet wird. Die Opfer, die diese Gott darbringen, sind aber Opfer im übertragenen, nicht im eigentlichen Sinne (z. B. Gottesverehrung, Selbstlosigkeit, Liebestätigkeit) 52 . Das schließt - wie in 1. Petr. 5,1 - eine Gemeindeleitung nicht aus53. Daher lehnte der Verfasser die Behauptung, alle „Getauften seien gleichermaßen Inhaber der Priestergewalt", die Laien seien im eigentlichen Sinne Priester, ab 5 4 . Er verstand die Aussagen in 1. Petrus 2 zwar als Priestertum der Gläubigen, aber als Priestertum im uneigentlichen Sinne. Eine andere Auslegung - das Priestertum der Gläubigen als Priestertum im eigentlichen Sinne - findet sich bei Ketter55. Er wies darauf hin, 49

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De Lubac, aaO. S. 97 ff, Congar, aaO. S. 53 ff (47 ff), Ratzinger, aaO. S. 91 ff De Lubac, aaO. S. 99 ff, Congar, aaO. S. 57 (51), Adam, aaO. 3. Aufl. S. 112 ff, 12. Aufl., S. 117 ff Joseph Blinzler: I E P A T E T M A Zur Exegese von 1. Petr. 2,5 u. 9 (in: F.piscopus, Regensburg, 1949, S. 49-65) AaO. S. 55-57,62 AaO. S. 64, 65 AaO. S. 64 Peter Ketter: Das allgemeine Priestertum der Gläubigen nach dem ersten Petrusbrief (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 56. Jg., 1947, S. 43-51)

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daß in 1. Petrus 2, 1-10 „der Gedanke an die Taufe, das Weihesakrament des allgemeinen Priestertums ... im Vordergrund" s t e h e t llvevuaTUiai dvoLai sind nicht nur uneigentliche geistige Opfer (wie Entsagung, Lobund Dankopfer), sondern geistige Opfer im wahren Sinne des Wortes (wie die Messe)57. Außerdem haben die Gläubigen reale königliche Würde, sie herrschen mit Christus^. Indem sie Gottes Taten verkündigen, „nehmen sie auch an der prophetischen Würde Christi teil"59. „Aus der Lehre des ersten Petrusbriefes ergibt sich also, daß alle Gläubigen durch ihre übernatürliche Verbindung mit Christus ... an der priesterlichen, königlichen und prophetischen Würde des ewigen Hohepriesters teilnehmen dürfen, um Gott geistige Opfer darzubringen, am Aufbau seiner Königsherrschaft mitzuwirken und dankbar sein Lob zu verkünden"60. Aus der Exegese von 1. Petrus 2 zogen die erwähnten Autoren Schlußfolgerungen für die Teilnahme der Gläubigen am Priestertum (tepaTevßa v. 5.9), aber noch nicht für die Zugehörigkeit aller Gläubigen zum Volk Gottes; noch wurden Volk und Laie auf der einen Seite dem Klerus auf der anderen Seite gegenübergestellt. Anders wurde der 1. Petrusbrief von Schelkle kommentiertöl. Er stellte heraus: der Kirche „Volk ist priesterlich, insofern es vor Gott steht und alle Zugang zu Gott haben (Rom 5, 2; Eph 2, 18). Alle bringen geistige Opfer62 dar (1 Petr 2,5). Alle haben eine Aufgabe der Verkündigung (1 Petr 2, 9). Die Kirche ist als ganze priesterlich, insofern jeder ihrer Gläubigen unmittelbar zu Gott ist"63. 2. Die Charismen und Ämter am Leib Christi Am Leib Christi gibt es verschiedene Funktionen der Glieder dieses Leibes — Ämter und Charismen. Zu dieser Erkenntnis kam Wikenhauser auf Grund von Paulusstudien

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AaO. S. 44 AaO. S. 47 AaO. S. 50 AaO. S. 50 AaO. S. 50 Kail Heimann Schelkle: Die Petiusbiiefe. Dei Judasbiief, Fieibuig, Basel, Wien, 1961 (Heideis Theologischei Kommentai zum Neuen Testament, Bd. XIII,2) 62 Diese weiden als eigentliche veistanden, vgl, aaO, S. 58, 59 63 AaO. S. 64; es folgt S. 65 ein Hinweis auf Apc. 1, 6 u. 5, 10 Alois Stöger bezog in seinem Artikel „Priesteitum" das allgemeine Priestertum auf die Verkündigung und das Opfer (vgl. Ex, 19,6 und 1. Petr. 2,9) (in: Bibeltheologisches Wörterbuch, hrsg. v. Johannes Baptist Bauer, Graz, 1. Aufl. 1959, S. 630)

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(vgl. Rom. 1 2 , 1 , 1 . Kor. 12, Eph. 4, 11) in seinem Werke: Die Kirche als der mystische Leib Christi nach dem Apostel P a u l u s 6 4 . Über das Verhältnis von Amt und Charisma gibt es in der katholischen Forschung unterschiedliche Theorien: Broschfö sah Charisma und Amt - im Idealfall - einander zugeordnet, ebenso urteilte Schelkle66; beide erwähnten neben den Ämtern die Gaben der Charismatiker ( S c h e l k l e 6 7 ) bzw. eine charismatische Schicht ( B r o s c h 6 8 ) j während Wikenhauser69 die Charismatiker zur kirchlichen Hierarchie rechnete. Kussl0 erblickte im Verhältnis von Amt und Charisma einen lebensschaffenden Gegensatz: „Der Geist hat sich auch das Amt geschaffen, das Amt ist Instrument des Geistes", aber Geist und Amt stehen in Spannung zueinander? 1. Wenn auch der Schwerpunkt in den verschiedenen neutestamentlichen Briefen unterschiedlich ist, bilden Amt und Charisma nach Ansicht obiger Verfasser dennoch eine Einheit, was besonders noch von Schlierig. aufgezeigt wurde. Obwohl Christus das „Amt" eingesetzt hat (Schelkle 7 3 ), findet sich nach der Erkenntnis der Exegeten (-Kuss, Schnackenburg, S c h e l k l e 7 4 - )

64 Alfred Wikenhauser: Die Kirche als der mystische Leib Christi nach d e m Apostel Paulus, Münster, 1937, 2. unveränderte Auflage 1940, S. 90-92, 175, 179 65 Joseph Brosch: Charismen und Ämter in der Urkirche, Bonn, 1951, S. 9, 177 66 Karl Hermann Schelkle: Amt, III (in: LThK, Bd. 1, 1957, Sp. 4 5 4 ) 67 AaO. Sp. 4 5 3 f 68 AaO. S. 162 69 AaO. S. 78 7 0 O t t o Kuss: Bemerkungen zu d e m Fragenkreis: Jesus und die Kirche im Neuen Testament (in: TTQ, 135. Jg., 1955, S. 28-55 und 150-183) 71 AaO. S. 182 72 Heinrich Schlier: Die Einheit der Kirche nach d e m Apostel Paulus (in: Begegnung der Christen, hrsg. von Maximilian Roesle und Oscar Cullmann, Stuttgart, F r a n k f u r t , 1959, S. 112), ders.: Die F.inheit der Kirche nach d e m Neuen Testament (in: Catholica, 14. Jg. 1960, S. 161-177) Wikenhauser verstand unter Charismen alles vom Geist in den Christen Gewirkte (Die Kirche als der mystische Leib Christi nach dem Apostel Paulus, Münster, 1937, 2. unveränderte Aufl. 1940, S. 93). Robert Koch (Charisma, in: Bibeltheologisches Wörterbuch, hrsg. v. Johannes Baptist Bauer, Graz, 1. Aufl. 1959, S. 101) und Herbert Waag (Geistesgaben (Charismen), in: ders. (Hrsg.): Bibellexikon, Einsiedeln, Zürich, Köln, 1951, S. 5 4 0 ) sahen die Charismen nur als übernatürliche Gaben an. 7 3 Karl Hermann Schelkle: Kirche als Elite und Elite in der Kirche nach d e m Neuen Testament (in: TTQ, 142. Jg., 1962, S. 257 - 282, bes. 2 7 3 f), ders.: Jüngerschaft und Apostelamt. Eine biblische Auslegung des priesterlichen Dienstes, Freiburg, 1957, S. 11 ff 74 Otto Kuss: Bemerkungen zu d e m Fragenkreis Jesus und die Kirche im Neuen

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im N e u e n Testament eine Differenzierung in d e n Aussagen über die Ä m ter: in der Verkündigung Jesu n e h m e n unter den Jüngern die 12, und unter ihnen Petrus, eine besondere Stellung e i n ? 5 . In der Apostelgeschichte f i n d e t sich zunächst keine ausgeprägte Vorstellung von der Verfass u n g ^ „nach der Geistsendung stellt er (der 12-Kreis) die eigentliche Autorität d a r " 7 7 . Nach paulinischer Auffassung ist die Gemeinde v o m „Pneuma" durchwaltet und v o n „mannigfachen charismatischen G a b e n " erfüllt?«, d o c h 1. Thess. 5, 12, R o m . 12, 8, 1. Kor. 12, 2 8 , Phil. 1, 1 weisen auf Elemente e i n e s A m t e s h i n ? 9 . Der 1. Petrusbrief erwähnt zwar charismatische Dienste ( 1 . Petr. 2, 5 . 9 ) , aber auch die Führung durch die Ä l t e s t e n ( 1 . Petr. 5, 1 ) 8 0 . In den Pastoralb riefen ist die G e m e i n d e bereits organisiert, es gibt feste Ä m t e r (emoKoiroi - Vorsteher; hidnovoi - Helfer; npeaßvTepoi - Ä l t e s t e ^ l ) . Die „'institutionelle' und die 'charismatische' K o m p o n e n t e " sind „in d e n Pastoralen zu einer organischen Einheit z u s a m m e n g e w a c h s e n " ^ . A u c h bei dieser Betrachtung wird aufgezeigt, d a ß bei aller Vielfalt der Testament (in: TTQ, 135. Jg., 1955, S. 28 - 55 und 150 - 183), Rudolf Schnackenburg: Kirche (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 167-172), ders.: Die Kirche im Neuen Testament, Freiburg, 1961, Kap. II-IV entsprechen der Studie Schnackenburgs: Wesenszüge und Geheimnis der Kirche nach dem Neuen Testament (in: Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. Thomas Sartory und Ferdinand Holböck, Salzburg, 1962, Bd. I, S. 89199), Karl Hermann Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, Freiburg, 1957, S. 108 ff 75 Kuss, aaO. S. 44, Schnackenburg: Die Kirche im Neuen Testament, 1961, S. 12 ff, 53 ff, Schelkle, aaO. S. 108-111. Vgl. auch Anton Vögtle: Jesus und die Kirche (in: Begegnung der Christen, hrsg. v. Maximilian Roesle und Oscar Cullmann, Stuttgart, Frankfurt, 1959, S. 54 81, bes. 71), ders.: Der Einzelne und die Gemeinschaft in der Stufenfolge der Christusoffenbarung (in: Sentire ecclesiam, hrsg. v. Jean Danielou u. Herbert Vorgrimler, Freiburg, 1961, S. 50-91); dort heißt es (S. 73) aüerdings, daß die 12, die nach Ostern gesammelt wurden, kein konstitutives Element der urchristlichen Verfassung seien 76 Kuss, aaO. S. 53, Schnackenburg: Die Kirche im Neuen Testament, 1961, S. 58 ff, Schelkle, aaO. S. 112 77 Kuss, aaO. S. 54, vgl. Schnackenburg, aaO. S. 58 ff, Schelkle, aaO. S. 112 78 Kuss, aaO. S. 151 7 9 Kuss, aaO. S. 153 f, Schnackenburg, aaO. S. 31, ders.: Wesenszüge und Geheimnis der Kirche nach dem Neuen Testament, aaO. S. 112 f, vgl. Schelkle, aaO. S. 113-122 80 Kuss, aaO. S. 160 ff, Schnackenburg: Die Kirche im Neuen Testament, 1961, S. 78 ff, 32, Schelkle, aaO. S. 105-107 Kuss, aaO. S. 163, Schnackenburg: Die Kirche im Neuen Testament, 1961, S. 86 ff, Schelkle, aaO. S. 130 f 82 Schnackenburg, aaO. S. 93

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Ämter in der Kirche Einheit besteht und daß eine Verfassung im Neuen Testament bereits vorhanden ist (vgl. vor allem Schnackenburg, Schlief). Aus der Terminologie des Neuen Testamentes geht hervor, daß die Funktion, die dem kirchlichen Amt entspricht, keine Macht und Herrschaft ist — die Termini äpxv • Ti¡ir¡ - ré\oc werden nicht verwendet —, sondern Dienst, was besonders Schelkle f e s t s t e l l t e t D j e Bezeichnung des Amtes im Neuen Testament ist Sianovih (vgl. Matth. 20, 28 par), und folglich ist der Amtsträger Siánovoq, wie Christus (vgl. Mark. 10,43)85.. Der Terminus fepeik wird für Christus oder alle Gläubigen, nicht aber für Priester verwendet^, denn die priesterliche Würde ist nach neutestamentlicher Aussage allen Christen g e m e i n s a m ^ . Dieses allgemeine Priestertum aller Gläubigen schließt aber das apostolische Amt nicht aus, welches sich aus dem Dienst der Apostel, Diakonen, Presbyter, Episkopoi ersehen läßt88. _ Meinertz folgerte aus den apostolischen Worten der heiligen Schrift (z. B. Matth. 16; 18, 17) „das dreifache Amt im Sinne eines verantwortlichen Dienstes aus dem Vorbild und der Autorität Jesu", das Lehr-, Priester-, H i r t e n a m t 8 9 .

Auf Grund der neutestamentlichen Forschung wurde erkannt, daß die Gemeinsamkeit der Gläubigen in der Teilnahme am Priestertum 83 Schnackenburg: Kirche (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 171), ders.: Die Kirche im Neuen Testament, 1961, S. 33, 107, Heinrich Schlier: Die Einheit der Kirche nach dem Neuen Testament (in: Catholica, 14. Jg., 1960, S. 161-177) Karl Hermann Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, Freiburg, 1957, S. 37, ders.: Amt, III (in: LThK, Bd. 1, 1957, Sp. 453) 85 Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 38, 33 f, Amt, aaO. Sp. 453 f 86 Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 126; vgl. auch A. Gelin: Das Priestertum Christi nach dem Hebräerbrief (in: Das apostolische Amt, hrsg. von Jean Guyot, Mainz, 1961, S. 34-47), Yves Congar: Das Priestertum des Evangeliums, das Priestertum Aarons und die heidnischen Priestertümer (in: ders.: Priester und Laien, Freiburg, 1965, S. 85-100) (in französisch: Sacerdoce et Laicat, Paris, 1962, S. 91-103) 87 Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 126 88 Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 130 f (mit Beleg aus Apg. 14, 23; 20, 17; Tit. 1, 5), so auch Max Meinertz: Theologie des Neuen Testamentes, Bonn, 1950, Bd. II, S. 157, 174 ff 89 Max Meinertz: Theologie des Neuen Testamentes, Bonn, 1950, Bd. I, S. 79 émOKOTtOl und 6lOKOPOi bezeichnen dauernde Ämter, nicht nur einzelne Dienstleistungen (Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 130 und: Amt, aaO. Sp. 452 f); •npedfiürepoi werden die „Priester" des Neuen Bundes genannt, sie bezeichnen keinen Altersstand, sondern einen Stand in der Gemeinde (Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 131)

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Christi, an den Charismen am Leib Christi vorrangig ist vor der Verschiedenheit ihrer F u n k t i o n e l l 0 , Doch diese Gleichheit hebt die Unterschiedenheit nicht auf: es gibt Ämter und Charismen, die nicht allen Gläubigen zukommen, so das Amt der Apostel, aus dem die Episkopen und Presbyter (und später die Bischöfe und Priester) hervorgehen^. Eine Lösung des Problems wird von Schlier versucht durch den Hinweis auf die Einheit der Kirche: die Kirche ist beides, was zusammengesehen werden muß: Raum, Leib, Amt, dem Christus übergeordnet ist wie Epheser und Kolosser darlegen - , einerseits und communio sanctorum, Organismus von Pneumaträgern, Charismen - wie 1. Korinther 12 und Römer 12 zeigen — andererseits92. II. Dogmatik Die Verhältnisbestimmung von Amt und Laie läßt sich in neueren dogmatischen Studien darstellen unter dem Gesichtspunkt der Teilnahme am Priestertum Christi, am Apostolat sowie an der Beziehung von Amt und Charisma. 1. Die Teilnahme am Priestertum Christi In einer spekulativen Darlegung des allgemeinen Priestertums führte B a c k e s t aus: Jeder Christ hat teil „an der Priesterwürde seines Hauptes Christus"94. Das allgemeine Priestertum ist vom Wesen des Priestertums, nämlich vom Opfer her, zu verstehen, es ist zwar wahres und eigentliches, aber priesterliches und nicht auch — wie das der Hierarchie — mittlerisches Opfer95. Sein Ursprung liegt in der Taufe, deren Vollendung die Firmung ist^ö. Die Aktivität der Glaubenden zeigt sich im Gebet, in der Teilnahme an der Messe, im Akt der Reue, in der Spendung des Ehesakramentes, im Vollzug der Nottaufe. Aus dem allgemeinen Priester-

90 Vgl. das unter 1) auf S. 51 f bzw. das unter 2) auf S. 52-56 Dargelegte 91 Vgl. Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, S. 131,ders.: Kirche als Elite und Elite in der Kirche (in: TTQ, 142. Jg. 1962, S. 273) 92 Heinrich Schlier: Der Brief an die Epheser, Düsseldorf, 1957, 2. Aufl. 1958 (hiernach zitiert), S. 96 93 Ignaz Backes: Das allgemeine Priestertum. Spekulative Darlegung (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 56. Jg., 1947, S. 212-220). Obwohl der Verfasser das biblische Bild der Gliedschaft am mystischen Leib Christi erwähnt, überwiegt doch die spekulative Darlegung 94 AaO. S. 220 95 AaO. S. 213-215 96 AaO. S. 219

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tum folgt jedoch keine „Teilnahme an Regierungs- und Verwaltungsaufgaben der K i r c h e " 9 7 War die Darstellung bei Backes überwiegend spekulativ, so sind die Aussagen Schellers und Dabins an der Tradition orientiert. Im Anschluß besonders an Thomas von Aquin (Summa Theologiae) hob S c h e i t e r t das geistige Priestertum aller Gläubigen hervor (mit Hinweis auf 1. Petr. 2, 5 und Apc. 5,10; 20, 6). Die dogmatische Grundlage des geistigen Priestertums ist das Taufsakrament, das zu ihm innerlich befähigt, wärend das Firmpriestertum dessen Ausübung b e w i r k t ^ . Auf Grund der hierarchischen Gliederung der Kirche tritt zum Tauf- und Firmpriestertum noch das sakramentale Priestertum, was nur durch den ordo verliehen wird 100. Dabin wies in seinem Werk „Le Sacerdoce Royal des Fidèles dans la Tradition Ancienne et Moderne"101 die Berechtigung einer „laicologie ou d'une théologie du laicat"102 a u s der Tradition 103 1 welche ihre Applikation in der heiligen Schrift findet (vgl. Ex. 19, 6; 1. Petr. 2, 5,9; Apc. 1,6; 5,10)104 > u n d aus Liturgieformularen 105 nach. Hierdurch kam er zu folgender Bestimmung des Priestertums der Gläubigen: Es ist eine funktionelle Teilnahme am dreifachen Amt Christi, des Königs, Priesters, P r o p h e t e n 106; deren Ursache ist die „incorporation baptismale au Christ en tant que Roi, Prêtre et P r o p h è t e " 107. AaO. S. 216-219 (Zitat S. 219) Vgl. auch Josef Thomé: Der mündige Christ. Katholische Kirche auf dem Wege der Reifung. Frankfurt, 1949 (Das Buch wurde 1955 indiziert und 1968 wieder aufgelegt, wobei der Verfasser dann die Ergebnisse des 2. Vatikanum einarbeitete): Die Mündigkeit der Laien, die als Glieder des Gottesvolkes bezeichnet werden (vgl. 1. Petr. 2, 5.9), bezieht sich auf den Gottesdienst in der Welt und auf die Verkündigung (S. 108 ff). Ist eine echte Reifung der Kirche erreicht, „wird es ordentliche Verkünder der Frohen Botschaft, amtliche .Hirten und Lehrer' geben; aber auch außerordentliche, unmittelbar vom Herrn berufene ,Apostel' " (S. 139). Emil Joseph Scheller: Das Priestertum Christi im Anschluß an den hl. Thomas von Aquin. Vom Mysterium des Mittlers in seinem Opfer und unserer Anteilnahme. Paderborn, 1934 Vgl. auch Engelbert Niebecker: Das allgemeine Priestertum der Gläubigen, Paderborn, 1936 99 Scheller, aaO. S. 412, 413, 414 100 AaO. S. 415 f 10' Erschienen in Brüssel, Paris, 1950 102 AaO. S. 11 AaO. S. 1 3 - 1 8 104 AaO. S. 23 105 AaO. S. 1 8 - 2 0 106 AaO. S. 51: „Une participation fonctionelle, à la fois individuelle et collective, principalement passive et, dans une certaine mesure, active, au triple office du Christ Roi, Prêtre et Prophète" 7 1° AaO. S. 51

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Eine biblisch orientierte Darlegung findet sich bei Rocholl, Grosche, Congar, (ihm folgend) Philips. Rocholl, ein Laie, hob in seinem Buch „Vom Laienpriestertum", das 1939 erschien 108, die „Einheit" und „Gleichheit zwischen Priestern und Laien", ihre gemeinsame Zugehörigkeit zum priesterlichen Volk (unter Hinweis auf 1. Petr. 2 , 9 und Offb. 5 , 1 0 ) h e r v o r l 0 9 , aber auch die Verschiedenheit, die in der Zugehörigkeit zum Leib Christi besteht, „so daß die einen regieren und die andern regiert werden, die einen lehren und die andern hören, die einen die Sakramente spenden und die andern sie empfangen" 110. Der Laie nimmt teil am christlichen Kultus und an der Erlösung der Welt durch Christus im Beruf und in der Familie H l . Obgleich das Sakrament des allgemeinen Priestertums, nämlich die Firmung neben der Taufe, „im gewissen Sinne schon eine .Priesterweihe' " ist, wird „die volle Teilnahme am Priestertum Christi ... erst gewährt in einem neuen Sakrament, in der eigentlichen Priester- und Bischofsweihe" 112. Bereits 1938 begründete GroscheH3 in Deutlichkeit das allgemeine Priestertum biblisch, indem er 1. Petrus 2, 5 f real und nicht geistig interpretierte! 14; Alie Gläubigen, das ganze Gottesvolk, haben als königliches Priestertum teil am Priestertum Christi 115. Diese Teilnahme vollzieht sich in der Verwaltung der weltlichen Dingel 16^ ¡ m Mitfeiern der heiligen Messe — also sakramentall 17 —, in der Aufnahme in das Opfer Christi, im Leiden (Krankheit, Martyrium), in Ehe oder Ehelosigkeit,

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9 HO Hl 112

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H5 11^

117

Norbert Rocholl: V o m Laienpriestertum, Paderborn, 1939, 2. unveränderte Auflage 1940 AaO. S. 87, 88 (Zitat), 9 2 AaO. S. 9 3 AaO. S. 95, 104 AaO. S. 57 Vgl. auch den Aufsatz von Emil Joseph Scheller: Das königliche Priestertum der Laien (in: Hochland, 54. Jg., 1 9 6 1 / 6 2 , S. 2 0 5 - 2 1 6 ) : Jeder Christ hat Anteil am Priestertum Christi (S. 2 0 5 ) , doch dieser ist verschieden wegen desOrdo (S. 205): Im Leib Christi haben die Organe unterschiedliche Funktionen: die Hierarchie stellt Gehirn und Herz dar, die Laien die übrigen Organe (S. 2 1 2 , 214) Robert Grosche: Das allgemeine Priestertum (in: ders.: Pilgernde Kirche, Freiburg, 1938, S. 159-204) AaO. S. 182 AaO. S. 188 AaO. S. 178 f mit Hinweis auf die Enzyklika „Quas primas" von Papst Pius XI. vom 1 1 . 1 2 . 1 9 2 5 , die „keinerlei Klerikalismus proklamiert, sondern ... die Verwaltung der weltlichen Dinge ausdrücklich als Amt der Laien ... statuiert hat" (ebd. S. 178) AaO. S. 184. 193

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in Nächstenliebe 1 D i e s e Teilnahme der Gläubigen an Christi Priestertum ist durch die Taufe ermöglicht 119.. Innerhalb des Volkes Gottes ist der Klerus die „Ordnung dieses Volkes" und „Träger eines besonderen Dienstes", aber kein besonderer „Stand innerhalb des auserwählten Volkes, das selbst auserwählter ,Stand' innerhalb der Welt ist" 120. Bemerkenswert an diesem Aufsatz ist, wie Grosche die Bezeichnung der Kirche als Volk Gottes deutete 121. Er ist m. W. der erste, der 1. Petrus 2 , 5 real auslegte (in Abgrenzung gegen Bartmanns Grundriß der Dogmatik) 122. Aus dieser Auslegung zog er die Konsequenzen: Der Klerus ist kein „Stand innerhalb des auserwählten Volkes, das selbst auserwählter ,Stand' innerhalb der Welt ist" 123) er erkannte somit, daß „Volk Gottes" im biblischen Sinne keine Scheidung in Stände innerhalb der Christen, sondern eine Scheidung zwischen Christen und Nichtchristen beinhaltet. Außerdem bemerkte er durch biblische Studien, daß die Apostel nie als Priester bezeichnet werden 124( e i n e Erkenntnis, die später vom Exegeten Schelkle betont herausgestellt wurde 125. Noch deutlicher als Scheller 126 begründete Grosche das allgemeine Priestertum aus der Taufe und bemerkte mit Recht, daß das allgemeine Priestertum in der katholischen Dogmatik nicht am rechten Ort steht; es müßte bei der Taufe zur Sprache kommen, wird aber fast überall bei der Priesterweihe behandelt (polemisch - a p o l o g e t i s c h ) 127. Fernerhin ist beachtenswert, daß sich Grosche mit Luthers Verständnis des Amtes auseinandersetzte 128. Das ausführlichste und bahnbrechende Werk über die Stellung des Laien schrieb Yves M.-J. Congar „Jalons pour une Théologie du Laicat", welches - nachdem mehrere Studien zu diesem Thema vorangegangen wa-

118 H9 120

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AaO. S. 194 f, 2 0 0 - 203 AaO. S. 161 AaO. S. 176 Ansätze zu dieser Position fanden sich bereits bei Karl Adam: Das Wesen des Katholizismus, Düsseldorf, 1. Aufl. 1924, 3. Aufl. 1926, dort S. 143 ff AaO. S. 176, 188, 190 Bernhard Bartmann: Grundriß der Dogmatik, Freiburg, 2. Aufl. 1931, S. 227 AaO. S. 176, vgl. schon oben im Text und Anm. 120 AaO. S. 171 Vgl. o. S. 55 Vgl. o. S. 57 AaO. S. 161 f mit Hinweis auf Bernhard Bartmann: Grundriß der Dogmatik, Freiburg, 2. Aufl. 1931 (dort S. 227) AaO. S. 1 6 3 - 166

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renl29 . ¡ m Jahre 1953 erschien und 1957 unter dem Titel „Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums" in das Deutsche übersetzt wurde. Um die Stellung des Laien in der Kirche angemessen zu beschreiben, gilt es nach der Erkenntnis Congars, in der Ekklesiologie zwei Aspekte zusammenzusehen 130 : Die Kirche ist (1) Gemeinschaft (communion) der Menschen mit Gott und untereinander; (2) Gesamtheit der Mittel, die diese Gemeinschaft (communion) b e w i r k e n 131. Diese beiden Aspekte haben verschiedene Entsprechungen: 1. Aspekt Leben congregatio fidelium Volk Gottes Heilsgemeinschaft Lebensgemeinschaft Laien

2. Aspekt und und und und und und

Struktur Institution Institution Heils anstalt Gnadenmittel Hierarchie

Da die Mittel (2) die Voraussetzung zur Gemeinschaft mit Gott und untereinander (1) s i n d ! 3 2 ) da die Kirche „zunächst und in besonderer Weise Institution" istl33 ; ist der 2. Aspekt fundierend, da er Voraussetzung des 1. Aspektes ist 134. Aber einseitig den 2. Aspekt zu erwähnen, wie es die katholische Ekklesiologie seit dem Spätmittelalter weitgehend getan hat, bedeutet, die Ekklesiologie unvollständig darzustellen. Daher muß die katholische Theologie den 1. Aspekt von neuem heranziehen, um wieder zu einer vollständigen Ekklesiologie zu k o m m e n l 3 5 . Mit dieser Erklärung hat Congar ekklesiologisch aufgewiesen, daß die Stellung des Laien aufgewertet werden muß, wenn die Kirche nicht das Leben vernachlässigen will. Bei diesem theologischen Ansatz Congars findet sich eine geistige Verwandschaft zu dem der Tübinger Schule angehörenden Möhler. Schon 129

Beispielsweise: Sacerdoce et laicat (in: La vie intellectuelle, Dezember 1946), Pour une théologie du laicat (in: Etudes, 256, 1948, Januar und Februar, S. 42 - 5 2 , 1 9 4 - 218)

130

Vgl. S. 52, 353, 409, 407, 172, 318, 440, 4 4 4 (französische Ausgabe: vgl. S. 46, 299, 347, 345, 147, 269, 374, 378) AaO. S. 52 (46) AaO. S. 52-55 (46-49) AaO. S. 417 (353). Daher gilt: „die Kirche ist von Grund auf hierarchisch, nicht demokratisch" (S. 417) AaO. S. 92-97 (79-84) AaO. S. 92-97 (79-84)

131 132

133 134 135

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im letzten Jahrhundert hatte dieser zwei Seiten der Kirche herausgestellt: die innere Seite bilden alle Gläubigen, die äußere Seite bildet der Klerus. Hierdurch wurde zunächst das Gemeinsame zwischen Klerus und Laien betont, dann erst der Unterschied, den auch Congar nicht außer Acht läßt 136. Wie definierte Congar den Laien im Unterschied zum Kleriker und Mönch? Erlegte dar: „Als Glieder des Gottesvolkes sind die Laien, ebenso wie die Kleriker und Mönche, von Standeswegen und unmittelbar auf die überirdischen Dinge hingeordnet Allerdings sind sie nicht auf die gleiche Art hingeordnet die Laien leben nicht ausschließlich für die überirdischen Dinge: das ist nach dem Maße, wie es das irdische Leben erlaubt, die Lebensart der Mönche;... die Laien sind, obwohl durchaus Christen im Vollsinn, soweit es das Leben in Christus betrifft, doch nicht oder nur begrenzt zuständig, soweit es die eigentlich kirchlichen Mittel des Lebens in Christus betrifft: es sind Mittel, die unter die Zuständigkeit des Klerus fallen ... Als Christen sind die Laien in der Welt, um dort das Werk Gottes zu tun, insofern es in und durch das Werk der Welt getan werden muß" 137. Die Aufgabe von Klerus und Laien läßt sich aus den drei Ämtern Christi, dem Königs-, Propheten-, Priesteramt, die auf die Kirche übertragen werden, ersehen. Sieht man die Kirche unter dem 1. Aspekt der „Lebensgemeinschaft", „zeichnen Königtum, Priestertum und Prophetentum als .Gestalt' oder .lebendige Würde' die Glieder als solche aus" 138. Sieht man die Kirche unter dem 2. Aspekt der „Heilsanstalt", „kommen diese drei Ämter bestimmten Gliedern zu", nämlich der H i e r a r c h i e 139. Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für den Laien? Alle haben das Priestertum 140 auf Grund der Taufe und Firmung, dieses Priestertum ist geistig-real. Die Laien bringen ein geistig-reales Opfer durch ihr Leben dar (durch Gebet, Teilhabe, Zustimmung und Empfang in der Eucharistie, durch das Priestertum der Väter und Mütter in der Familie, durch ein sittliches geheiligtes Leben); sie können vertretungs136

137 138 139 140

Johann Adam Möhler: Die Einheit in der Kirche ..., aaO. S. 7-10, 129-146, s. o. S. 11 f und 42. Vgl. auch: Yves Congar: Johann Adam Möhler 1796-1838 (in: TQ, 150. Jg., 1970, S. 47-51). Congar selbst erhielt 1967 von der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen die Würde eines Ehrendoktors (vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 6 f: Zur 150-Jahr-Feier der Katholisch-theolog. Fakultät Tübingen) AaO. S. 43 f (38) AaO. S. 174 (149) AaO. S. 174 (149) AaO. S. 185-370, bes. 157 (159-313, bes. 219 f)

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weise liturgische Aufgaben - Lectio - übernehmen; von den Sakramenten dürfen sie nur in außergewöhnlichen Fällen die Taufe spenden 141. Einige Christen haben das Priestertum der Hierarchie auf Grund des Ordo, es ist hierarchisch sakramental und befähigt zur Predigt, zum Vollzug der Eucharistie und der übrigen Sakramente. Die Laien begründen durch ihr Zeugnis die Kirche, aber vollendet wird sie erst durch die priesterlichen Sakramente 142 Bezüglich des Königsamtes 143 haben die Laien die Aufgabe, die Welt christlich zu gestalten, das Recht zur Information, Zustimmung, Publizierung (z. B. auf Konzilien), zur Gestaltung ihres Lebens durch das Gewohnheitsrecht, sie haben Anteil an der Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die Regierung der Kirche geschieht jedoch durch die Hierarchie, weil die Struktur der Kirche hierarchisch ist. Bezüglich des prophetischen Amtes 144 haben die Laien das Recht zur aktiven Teilnahme an der Lehrverkündigung durch ihr Zeugnis in der Missionssituation, durch Katechetik (nicht aber zur Theologie), doch einige Christen haben das Lehramt auf Grund der Sendung, gleichwie die Apostel besonders gesendet waren. Wie verhalten sich die Sendung der Laien und der Hierarchie, das Apostolat? Es ist eine Sendung auf 2 Stufen: Das Apostolat der Laien ist Sendung ex spiritu; das Apostolat der Hierarchie ist Sendung ex officio. Auch hier hat wieder der letztere Aspekt Vorrang vor dem ersteren!45. Obwohl Congar die Stellung des Laien aufwertete - wie keiner zuvor und seine Rechte, die sich aus der Taufe ergeben, anerkannte und aus ihnen Konsequenzen zog, hat dennoch die Hierarchie, zu der man durch den ordo gehört, seiner Ansicht nach den Vorrang, weil sie der Struktur der Kirche entspricht, die dem Leben der Gläubigen vorangeht: die Institution ist der Gemeinschaft vorgegeben. Wie Congar ging auch.Philips\46 von der Ekklesiologie aus und betonte die Zweiheit der Aspekte von Organismus und Organisation, Heilsge-

142 143 144 145 146

Die Nachlassung der Sünden durch Laien wird als „Art ungeteilter Kraft des Glaubens", nicht als sakramentale Lossprechung verstanden, aaO. S. 357 (303) AaO. S. 279 f (237 f) AaO. S. 43 f f , 128-184, 371-431 (38 f f , 110-158, 314-366) AaO. S. 4 3 2 - 5 3 3 ( 3 6 9 - 4 5 3 ) AaO. S. 5 3 4 - 6 5 1 , bes. 538, 5 6 1 , 580-582, 5 5 2 ( 4 5 4 - 5 5 8 , bes. 457 f, 4 7 8 , 4 9 4 - 4 9 7 , 469) Gérard Philips: Le Rôle du Laicat dans l'Eglise. Tournai/Paris, 1954, in deutsch: Der Laie in der Kirche. Eine Theologie des Laienstandes für weitere Kreise. Salzburg, 1955 (hiernach zitiert)

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meinschaft und Heilsanstalt 147. i m Leibe Christi hat zwar die Hierarchie eine wesentliche Funktion, aber durch Taufe und Firmung ist auch der Laie in das Volk Gottes eingegliedert 148 u n ( j hat teil am Priesteramt (durch Gebet, Spendung des Ehesakramentes) 149 ) a m Lehramt (durch Lehrverkündigung, im Religionsunterricht, im Zeugnis des Glaubens im Beruf, in der Politik) 150 ; am Hirtenamt (durch das Recht, in der Meinung gehört zu werden; die Wahrheit aber legen die Bischöfe aus, und die Laien müssen das Ausgelegte annehmen)!51. Wie Congar sah auch Philips größere Möglichkeiten der Beteiligung der Laien beim Priester- und Lehr(Propheten-)amt als beim Hirtenamt (Königsamt) gegeben. 2. Die Teilnahme am Apostolat Gingen die oben angeführten Autoren von der Teilnahme der Laien am Priestertum, d. h. am dreifachen Amt Christi, dem priesterlichen, prophetischen, königlichen Amt, aus, so erörterten andere Theologen zuerst das Apostolat und danach gegebenenfalls noch das dreifache Amt. De Bazelaire 152 stellte die Funktion des Laien in der Sendung der Kirche dar. Diese berechtigt sie, auf Grund des Priestertums am eucharistischen Opfer teilzunehmen, die Taufe und das Ehesakrament im Notfall zu spenden, die quasisakramentale Laienbeichte zu vollziehen und die Eucharistie auszuteilen 153; a m Lehramt können sie teilnehmen, wenn sie durch den verinnerlichten Glauben lehren, nämlich in der Katechese, in der Predigt durch das Leben (nicht auf der Kanzel!), durch das Zeugnis des Lebens, durch ein gutes Beispiel 154; a m Hirtenamt dürfen sie teilnehmen, indem sie durch das Gewohnheitsrecht die Vorschriften mitbeeinflussen, durch Kundgabe ihrer Meinung für eine öffentliche christliche Verantwortung in Presse und Schule 155.

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AaO. S. 44 AaO. S. 56 AaO. S. 107, 116 AaO. S. 140 ff AaO. S. 150-154 Vgl. noch: Michael de la Bedoyere (ein Laie!): The Layman in the Church, London, 1954 (in deutsch: Die Würde des Laien. Das notwendende Wagnis des Wirkens in der Welt. Ölten, 1954) Louis-Marie de Bazelaire: Les Laics aussi sont L'Eglise, 1958; in deutsch: Auch die Laien sind Kirche, Aschaffenburg, 1959 (hiernach zitiert) AaO. S. 81-84 AaO. S. 88-92 AaO. S. 95-100 Vgl. außerdem Alois Sustar: Der Laie in der Kirche (in: Fragen der Theologie, hrsg. v. Johannes Feiner u. a. Einsiedeln, 1958, S. 519-548).

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In seinem bedeutenden Aufsatz „Über das Laienapostolat" setzte Karl Rahner 156 e in mit einer Definition des Laien: Der Laie ist nicht zu definieren als Nichtfachmann, als Profaner, sondern als Zugehöriger zum Volk (Ado?) Gottes 157. Der Laie ist „der Christ, der in der Welt bleibt". Er hat „eine spezifische Aufgabe an der Welt", nämlich sie zu heiligen 158. Er ist „der von Gott in Christus Jesus in Gnade zum ewigen Leben Berufene, der Gerechtfertigte und Geheiligte" 159. Rahner kam zu dieser Definition, weil er „Kirche" nicht mit der „Hierarchie" identifizierte, er stellte heraus, daß es neben dem statischen Element des Amtes (der Hierarchie) auch das dynamische Element der Charismen, deren Träger auch die Laien sein können, gibtl60. Der Laie hat teil an der Sendung der Kirche, die sich nicht erschöpft in der Sendung der Hierarchie. Es gibt zwei Formen des Apostolates: Das Apostolat der Aussendung, welches dem Apostolat der Hierarchie entspricht; das Apostolat an Ort und Stelle, welches dem Apostolat der Laien entspricht, der actio catholicoruml61; das letztgenannte Apostolat ist Apostolat im eigentlichen Sinne, es hat seinen Ursprung in Taufe und Firmung und in der Kirchengliedschaft 162 Und besteht darin, daß der Laie als Christ lebt, erst sekundär gehört zu ihm auch das Zeugnis, die Lehre 163. Die Teilnahme der Laien an der Sendung der Kirche ist nicht gleichbedeutend mit der Teilnahme an der Sendung der Hierarchie, die die Gewalt der Weihe und Wandlung hat!64 : „Kraft göttlichen Rechtes aus der Stiftung Christi heraus gibt es in der Kirche Amt und Nichtamt, Amtsträger und Volk" 165. Hervorzuheben an diesem Aufsatz ist, daß Rahner den Laien nicht nur negativ, sondern auch positiv definierte. Außerdem stellte er die Bedeutung des Charisma heraus, an dem auch die Laien partizipieren. (Die Frage nach der genauen Wechselwirkung von Amt und Charisma sollte

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In: Karl Rahner: Schriften zur Theologie, Einsiedeln, Bd. II, 1955, S. 339373 AaO. S. 339, 3 4 3 AaO. S. 3 4 3 AaO. S. 344 AaO. S. 345, vgl. auch: ders.: Das Charismatische in der Kirche (in: ders.: Das Dynamische in der Kirche, Freiburg, 1958, S. 38-73) (erstmalig in: Stimmen der Zeit, 160. Bd., 1957, S. 161-186) AaO. S. 3 5 3 ff AaO. S. 3 5 3 AaO. S. 361 AaO. S. 347, 3 5 2 AaO. S. 351

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von Rahner in dem unten genannten Aufsatz „Das Charismatische in der Kirche" beantwortet w e r d e n 166 ) Ursächlich hierfür ist Rahners gewichtige Erkenntnis, daß Kirche sich nicht in der Hierarchie erschöpft, - eine Ansicht, die sich ebenfalls in Deutlichkeit in Congars Werk „Der Laie" findet und fortan für die Aufwertung des Laien in der katholischen Kirche entscheidend sein sollte. In seinem Aufsatz „Sakramentale Grundlegung des Laienstandes in der K i r c h e " 167 definierte Rahner den Laien wiederum positiv als Glied der Kirche, welcher die Gnade Christi in Kirche und Welt s p i e g e l t 168 Auch der Laie „ist ein Mitträger der aktiven Funktion der Kirche nach innen und a u ß e n " 169; nach innen, indem dieser die Erlösung durch die Sakramente (außer dem Ordo) empfängt, nach außen, indem er die Heilsaufgabe hat, die christliche Gottesherrschaft sich durchsetzen zu lassen, - in Familie und Beruf, Politik, wozu er durch Taufe und Firmung befähigt wird 170, Die Aufgaben von Laien und Klerus sind verschieden, aber sie bedingen sich gegenseitig 171. Daher kann als zusammenfassende Formel gesagt werden: „Der Laie in der Kirche ist kein Laie, sondern - ein Christ"! 72. Die differenzierteste Unterscheidung des Apostolates findet sich bei Klostermann 173. Er sah das Apostolat der Kirche, welches sich vom Urapostolat Jesu herleitet, dreifach gegliedert: es gibt (1) das Hauptapostolat der amtlichen Sendung, welches der Hierarchie entspricht 174; (2) das Assistenzapostolat der laikalen S e n d u n g 175, (3) das Apostolat der christ-

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S. u. S. 67 Der Aufsatz erschien erstmalig in: Geist und Leben, 33. Jg., 1 9 6 0 , S. 1 1 9 1 3 2 , er wurde wieder abgedruckt in: Karl Rahner: Schriften zur T h e o l o g i e , Einsiedeln, Bd. VII, 1 9 6 6 , S. 3 3 3 - 3 5 0 (hiernach zitiert) AaO. S. 3 4 5 AaO. S. 3 4 9 AaO. S. 3 3 3 , 3 4 0 f f , 3 4 6 AaO. S. 3 5 0 AaO. S. 3 5 0 Ferdinand Klostermann: Das A p o s t o l a t d e s Laien (in: Der Laie. R e c h t e und Pflichten. Hrsg. v. Karl R u d o l f , Wien, 1 9 5 9 , S. 9 7 - 1 2 9 ) , ders.: Das christliche Apostolat, Innsbruck, München, 1 9 6 2 . Obgleich Klostermann Pastoraltheologe ist, haben diese Werke e m i n e n t systematischen Charakter, so daß sie unter der Abteilung „ D o g m a t i k " , nicht unter der der „Pastoraltheologie" behandelt werden. Der Verfasser w e n d e t e die juristische D e u t u n g des Bildes „Leib Christi" (s. o . S. 4 6 ) an, in: Das A p o s t o l a t d e s Laien, aaO. S. 1 0 1 , Das christliche A p o s t o l a t , S. 3 0 1 ff Das A p o s t o l a t des Laien, aaO. S. 1 0 6 , Das christliche A p o s t o l a t , S. 6 2 6 ff

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liehen Sendung, welches alle Christen b e t r i f f t 176 U nd sowohl Priester und Laien als auch Hierarchie und Laien verbindet. Das Apostolat der christlichen Sendung ist in seinem Ursprung unabhängig von der Hierarchie, aber nicht in seiner Ausübung. Das Assistenzapostolat der laikalen Sendung ist in seinem Ursprung und in seiner Ausübung abhängig von der Hierarchie 177. Das Hauptapostolat vertritt das Haupt, Jesus, und betätigt sein Apostolat im Priesteramt (auf Grund der Weihe) und im Lehr- und Hirtenamt (auf Grund der Jurisdiktionsgewalt). Das Assistenzapostolat der laikalen Sendung erstreckt sich auf die Katholische Aktion, auf die Bruderschaften infolge eines allgemeinen Mandatesund auf die missio canonica infolge eines besonderen Mandatesl78 Das Grundapostolat aller Christen verleiht durch Taufe und Firmung Anteil am Priestertum, Prophetentum, Königtum Christi, es verpflichtet zu Glaube, Hoffnung, Gottes- und Nächstenliebe, es ruft die Eltern, Regierenden zu ihren besonderen Standespflichten 179 a u f. Das Apostolat verbindet alle drei Gruppen, aber nur die Hierarchie vertritt das Haupt Christi und hat die Vollmacht der Weihe (Priesteramt) und Jurisdiktion (Lehr- und Hirtenamt). V. Balthasar180 S ah das Gemeinsame zwischen Priester und Laie im christlichen Leben gegebenlSl, den Unterschied auf der amtlichen Ebene: auf dieser hat der Laie zwar gewisse Rechte, zur Taufe, zur Beichte die Laienbeichte ist quasisakramental-, zur Ehe, zur Katechese, zur Predigt, aber der Laie hat keine Vollmachten des hierarchischen Priester tums!82. Daß das Amt als Dienst zu verstehen ist, wurde von v. Balthasar besonders h e r a u s g e s t e l l t ! 83 ; eine Erkenntnis, die das 2. Vatikanum und die anschließende theologische Diskussion aufnehmen sollten 184

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Das Apostolat des Laien, aaO. S. 102, Das christliche Apostolat, S. 329 ff Das Apostolat des Laien, aaO. S. 103, 107, Das christliche Apostolat S. 588 ff, 713 Das Apostolat des Laien, aaO. S. 101 f, 108 f, Das christliche Apostolat, S. 310 ff Das Apostolat des Laien, aaO. S. 104 f , Das christliche Apostolat S. 3 3 0 ff Hans Urs von Balthasar: Der Laie in der Kirche (in: ders.: Sponsa Verbi, Skizzen zur Theologie, II, Einsiedeln, 1961, S. 332-348 - hiernach zitiert), der Aufsatz wurde bereits 1 9 5 4 veröffentlicht in: Viele Ämter, ein Geist, hrsg. von Heinrich Nüsse, Einsiedeln AaO. S. 332 ff AaO. S. 339 f AaO. S. 336 und in: Hans Urs von Balthasar: Priesterliche Existenz (in: ders.: Sponsa Verbi, Skizzen zur Theologie, II, Einsiedeln, 1961, S. 397) S. u. S. 126 ff, 2 0 3 ff

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Eine andere Position wie die eben aufgezeigte findet sich bei 5 e m w ' roth 185: Er sah Amt und Gemeinde vor allem durch ihr Gegenüber von lehrend und hörend (obgleich das einen Dialog einschließt), empfangend und spendend (obgleich das Aktivität der Gemeinde einschließt) bestimmt 186. Die Begegnung mit der Welt ist die Aufgabe der Laien, hierzu sind sie, nicht die Amtsträger, g e s a n d t 187 3. Die Wechselbeziehung von Amt und Charisma In seinem Aufsatz „Das Charismatische in der Kirche" 188 stellte Karl Rahner eine doppelte Struktur der Kirche heraus: das Charisma des Amtes — die institutionelle Struktur, der die Hierarchie entspricht, und die nichtinstitutionellen Charismen — die charismatische Struktur, der das Volk Gottes, die Laien, entsprechen 189. Zwischen Amt und Charisma besteht ein gottgewollter Dualismus. Deshalb „ist eigentlich die monarchische', ,von oben her autoritative' Kirche doch auch so etwas wie eine Demokratie" 190. Hier wendete Rahner profane verfassungsgemäße Strukturen in der Ekklesiologie an. M. E. ist er der erste, der nicht nur die monarchische Struktur, sondern auch die demokratische in positiver Weise aufgreift (obgleich er in demselben Aufsatz auch die Grenzen der demokratischen Struktur nennt, nämlich die religiös verfassungsgemäße Eigenart der Kirche, ihr Amt und ihr Rechtl91). Wesentlich an dieser Studie ist, daß Rahner das Charisma auch auf das Amt bezogen sah und Amt und Charisma nicht als zwei adaequat verschiedene Strukturen, sondern als sich ergänzende Strukturen dargestellt werden. Somit ging Rahner über den Aufsatz von 1955 „Über das Laienapostolat", in dem die Verhältnisbestimmung von Amt und Charisma offengelassen war, h i n a u s l 9 2 . Wie Rahner versuchten auch v. Balthasar und Küng eine Verknüpfung von Amt und Charisma. V. Balthasarl93 bemerkte, daß „die Gliedform" am Leibe Christi „das Gemeinsame für .Charismen', .Ämter' " 1°5 186 187

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l9^

Otto Semmelroth: Das geistliche Amt, Frankfurt, 1958, ders.: Die Kirche als Ursakrament, Frankfurt, 1955 Das geistliche Amt, 1958, S. 2 0 8 ff, 2 1 6 ff Die Kirche als Ursakrament, 1955, S. 2 3 3 K a r i Rahner: Das Charismatische in der Kirche, in: ders.: Das Dynamische in der Kirche, Freiburg, 1958, S. 38 - 73 AaO. S. 39 ff, 61 (Zitat), 6 4 AaO. S. 63 AaO. S. 6 4 AaO. S. 63 f Hans Urs von Balthasar: Nachfolge und Amt (in: ders.: Sponsa Verbi, Skizzen zur Theologie II, Einsiedeln, 1961, S. 80-147), ders.: Charis und Charisma (ebd. S. 319-331)

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(vgl. Eph. 4,11, 1. Kor. 12, 4-6) ist 194. -Küng erkannte, daß auch dem Amt ein Charisma inne wohnt und somit eine Verbindung zwischen Amt und Charisma gegeben ist!95. In anderen Aufsätzen allerdings wurden Amt und Charisma einander gegenübergestellt, so von Grosche 196 u n d widersprüchlicherweise zu oben Ausgeführten auch von Karl Rahner 197. Nachdem die Verhältnisbestimmung von Amt und Laie in theologischen Studien der Zeit von 1917 bis 1962 untersucht wurde, ist nun zu fragen, welche Aussage über den Laien sich in dieser Epoche in den dogmatischen Lehrbüchern fanden. Es handelt sich um die Werke von Pohle, in späteren Auflagen von Gierens und Gummersbach, von Diekamp, in späteren Auflagen von Jüssen, sowie von Bartmann, Ott, Premm, die noch unter neuscholastischem Einfluß s t a n d e n ! 9 8 ; wobei Bartmann allerdings stark biblisch orientiert warl99 t U nd Schmaus, der biblisches und spekulatives Denken verband^OO Bartmann201 erwähnte in der 8. Auflage seines Lehrbuches von 1932 das allgemeine Priestertum nicht bei der Tauflehre, sondern beim Ordo, unter Hinweis auf Schrift und Tradition: Unter geistigem Priestertum und geistigen Opfern versteht man Gebete, Gewissensreinheit, Selbstü b e r w i n d u n g 2 0 2 . Demgegenüber ist das eigentliche oder spezielle Priestertum das der G e w e i h t e n 2 0 3 In der 5. Auflage seines Werkes „Katholische Dogmatik nach den Grundsätzen des heiligen Thomas" von 1922 im 3. B a n d 2 0 4 nannte

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Nachfolge und Amt, aaO. S. 140 Hans Küng: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 139 Robert Grosche: Das prophetische Element in der Kirche (zuerst 1956, abgedruckt in: ders.: Et intra et extra, Düsseldorf, 1958, S. 80-91) R a hner: Löscht den Geist nicht aus. Vortrag vom 1.6.1962 auf dem oesterreichischen Katholikentag, abgedruckt in: ders.: Schriften zur Theologie, Einsiedeln, Bd. VII, 1966, S. 77-90

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vgl. Kolping, aaO. S. 325

199

Vgl. das bereits o. S. 17 f Ausgeführte, s. auch Remigius Bäumer: Bartmann (in: LThK, Bd. 2, 1958, Sp. 16) Vgl. Kolping, aaO. S. 172-174 Bernhard Bartmann: Lehrbuch der Dogmatik, Freiburg, 8. Aufl. 1932, in 2 Bänden. Zur 2. Auflage von 1911, s. o. S. 17 f AaO. Bd. 2, S. 441 (so auch in: ders.: Grundriß der Dogmatik, Freiburg, 2. Aufl. 1931, S. 227) (vgl. Robert Grosche: Das allgemeine Priestertum, aaO. S. 161 f, 182, s. o. S. 58 f Anm. 122) AaO. Bd. 2, S. 441 Franz Diekamp: Katholische Dogmatik nach den Grundsätzen des heiligen

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Diekamp das allgemeine Priestertum „ein bloß geistiges, so daß ein eigentliches kultisches Priestertum sehr wohl daneben bestehen kann"205. Obwohl die 8. Auflage von 1937 die Aufnahme aller durch die Taufe in die heilige Priesterschaft und deren Opfer der Anbetung und Sühne (als geistliche Opfer) erwähnte, wurde auch hier betont, daß die Christen nicht „eigentliche, kultische Priester oder Amtspriester"206 sind, denn ihre Opfer sind nur geistlich, und die wesentliche Opferhandlung der Eucharistie können sie nicht vollziehen. — Eine gewandelte Auffassung findet sich in der 12. Auflage von 1954, die von Jüssen bearbeitet wurde207. Er führte aus: „Zwar darf das allgemeine Priestertum der plebs sancta Dei keineswegs als ein bloß metaphorisch-bildliches bewertet werden; vielmehr stellt es als wahre Anteilnahme am Hohepriestertum des Gottmenschen ein wirkliches... Priestertum dar, das indessen vom kirchlichen Amtspriestertum wesentlich verschieden ist und dieses auch nicht überflüssig macht"208 _ Gemeinsam ist allen drei erwähnten Auflagen, daß der Unterschied zwischen Priester und Laie im Ordo begründet wird (mit Hinweis auf das Tridentinum, Sessio 23, Cap. 1)209 ; das allgemeine Priestertum findet sich nur beim Ordo, nicht bei der Tauflehre, also polemisch-apologetisch, wie Grosche seinerzeit festgestellt hattet 10. Premnfi 11 unterschied den „Christen, der das Sakrament der Priesterweihe empfangen hat", von „den anderen Getauften, denen nur das .allgemeine' Priestertum zukommt"212 Aber er erwähnte, daß die Taufe Teilhabe am Priestertum Christi verleiht213 U nd in der Firmung der Heilige Geist den Christen zum König, Propheten und Priester macht214. Am schwächsten wurde das allgemeine Priestertum in den neueren Auflagen der Dogmatik von Pohle dargestellt215; sowohl in der 8. Auf-

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Thomas, Münster, Bd. III, 5. Aufl. 1922, 8. Aufl. 1937. Zur 1. Auflage von 1915 s. o. S. 17 AaO. S. 320 AaO. S. 3 4 3 Franz Diekamp: Katholische Dogmatik, 11. und 12., neubearbeitete Auflage herausgegeben von Dr. Klaudius Jüssen, Münster, Bd. III, 1 9 5 4 AaO. S. 355 jeweils im III. Band S. 320 bzw. 3 4 3 bzw. 355 i n seinem Aufsatz: Das allgemeine Priestertum, aaO. S. 161 f, vgl. o. S. 5 9 Matthias Premm: Katholische Glaubenskunde. Ein Lehrbuch der Dogmatik, Wien, Bd. III, 1.2, 1954, 1955 AaO. Bd. III, 2, S. 2 5 6 AaO. Bd. III, 1, S. 129 AaO. Bd. III, 1, S. 172 f, 175 Joseph Pohle: Lehrbuch der Dogmatik, Paderborn, Bd. III, 8. Aufl. 1937. Neubearbeitet von Michael Gierens, 10. Aufl. 1960. Neubearbeitung von Josef Gummersbach. Zur 4. Auflage von 1910 s. o. S. 17

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läge von 1937, die von Gierens bearbeitet wurde, als auch in der 10. Auflage von 1960 durch Gummersbach finden sich noch dieselben Aussagen wie in der 4. Auflage von 1910: Durch die Weihe ist das Priestertum wesentlich abgesondert vom Laientum. Zwischen Priester- und Laienstand gibt es einen gottgesetzten Unterschied. Das Laientum wird ausschließlich negativ definiert^lö. Auch L. Ott217 hob nur auf den Unterschied ab: „Gegenüber der reformatorischen Lehre vom allgemeinen Laienpriestertum erklärte das Konzil von Trient, daß es in der katholischen Kirche ein sichtbares und äußeres Priestertum..., eine durch göttliche Anordnung eingesetzte Hierarchie gibt ..., d. h. ein besonderes Priestertum und einen besonderen Priesterstand ..., der vom Laienstand wesentlich verschieden i s t " 2 1 8 . In den genannten Lehrbüchern wurde aber das Recht der Laien, im Notfall die Taufe zu spenden, h e r v o r g e h o b e n 2 1 9 . Die Absolution durch Laien hingegen wurde von allen a b g e l e h n t 2 2 0 Auch bei den übrigen Sakramenten — außer der Ehe — ist der Laie nur Empfänger, nie Spender. In der Ekklesiologie wurde von Bartmann, Ott, Premm die Kirche als Leib Christi und Gemeinschaft d a r g e s t e l l t ^ 1, aber hieraus wurden von ihnen keine Konsequenzen für die Gemeinsamkeit von Hierarchie und Laien gezogen; Bartmann und Ott übertrugen die Ämter Christi nur auf die H i e r a r c h i e 2 2 2 . Bei Pohle-Gierens, Pohle-Gummersbach, Diekamp, Diekamp-Jüssen fehlt eine Ekklesiologie gänzlich.

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8. Aufl. 1937 (Pohle-Gierens), aaO. S. 553, 541; 10. Aufl. 1960 (Pohle-Gummersbach), aaO, S. 553, 541 Ludwig Ott: Grundriß der Dogmatik, Freiburg, 5. Aufl. 1961 AaO. S. 537 Bartmann, Bd. 2, S. 268; Diekamp, aaO. 5. Aufl. S. 89; 8. Aufl. S. 89; 12. Aufl., hrsg. v. Jüssen, S. 92; Pohle-Gierens, aaO. S. 148; Pohle-Gummersbach, aaO. S. 148; Premm, Bd. III, 1, S. 149; Ott, S. 429 Bartmann, Bd. 2, S. 441 Diekamp, aaO. 5. Aufl. S. 224 f, 288; 8. Aufl. S. 221, 301; 12. Aufl. hrsg. v. Jüssen, S. 227 f, 315; Pohle-Gierens, aaO. S. 442; Pohle-Gummersbach, aaO. S. 442; Premm, Bd. III, 2, S. 133, 135; Ott, S. 523 Bartmann, Bd. 2, S. 130 f, 196 ff; Premm, Bd. II, 1952, S. 432 ff, 545 (die Kirche als Gemeinschaft war bei ihm knapp erwähnt; S. 515 ff hob er ihre monarchisch-aristokratische Verfassung hervor); Ott, S. 352 ff, 378 ff Bartmann, Bd. 2, S. 150 ff; Ott, S. 363 ff

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Anders ist die Sachlage in Schmaus' Werk „Katholische Dogmatik"223. Er stellte die Bedeutung des Laien heraus, und zwar in der Ekklesiologie ab der 3. Auflage 1958224 U nd in der Sakramentologie ab der 1. Auflage von 1941225 in der Lehre von der Taufe und Firmung. Somit kam Schmaus der Forderung nach, die Grosche bereits 1938 angemeldet h a t t e 2 2 6 . In derEkklesiologie bezeichnete Schmaus die Laien als „Träger kirchlicher Heilsfunktion"227. Sie sind „Teilnehmer" an Christi „priesterlichen und königlichen Wesen ohne amtliche Qualität und amtlichen Auftrag", während der Geweihte „Träger der von Christus gestifteten Sendungsgewalt" ist. Daß der Laie Träger der kirchlichen Heilsfunktion ist, rührt her vom Taufpriestertum, welches sich aus 1. Petrus 2 begründen läßt228. Die Aufgaben der Laien bestehen in der Teilnahme am kirchlichen Kult, in der Teilnahme am prophetisch-ethischen Auftrag (durch Zeugnis, Opferbereitschaft, Friedfertigkeit), in der Gestaltung der weltlichen Bereiche auf Grund des Christusglaubens und der Kirchengliedschaft229. Dj e Grenze ist an den Vollmachten zu setzen, die nur den Geweihten zukommende) In der Sakramentologie erwähnte Schmaus die Taufe als Ursache des königlichen Priestertums der Christgläubigen — mit Bezug auch auf 1. Petr. 2 —, welche „ein wirkliches Priestertum begründet, nicht bloß ein bildliches"231. Daraus resultieren die Rechte des Laien und sein Verhältnis zum besonderen P r i e s t e r t u m 2 3 2 . L a i e und Träger eines besonderen Dienstes nehmen auf verschiedene Weise am Priestertum Christi t e i l 2 3 3 . Der Laie ist der, welcher keine besonderen Dienstleistungen 223

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Michael Schmaus: Katholische Dogmatik, München. Bd. III, 1, 1.2.Aufl., 1940: Die Kirche und das göttliche Leben; Bd. III, 2, 1.2.Aufl., 1941: Die Lehre von den Sakramenten und von den Letzten Dingen; Bd. III, 1. 3.-5. Aufl., 1958: Die Lehre von der Kirche; Bd. IV, 1, 3.4. Aufl., 1952: Die Lehre von den Sakramenten (5. A u f l . 1 9 5 7 ) Katholische Dogmatik, Bd. III, 1, 3.-5. Aufl. 1958; in der 1. Auflage 1 9 4 0 entfielen diese Aussagen Katholische Dogmatik, 1. u. 2. Aufl. 1941, Bd. III, 2; 3. u. 4. Aufl. 1 9 5 2 (5. Aufl. 1957), IV, 1 [ n dem o. S. 58 erwähnten Aufsatz: Das allgemeine Priestertum, aaO. S. 161 f (vgl. auch S. 69, Anm. 210) Bd. III, 1; 3.-5. Aufl. 1958, S. 7 2 7 - 7 4 0 AaO. S. 7 3 0 AaO. S. 7 33-7 38 AaO. S. 7 3 9 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 88; IV, 1; 3. Aufl. 1 9 5 2 , S. 131 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 8 3 ff; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 125 ff B d . i n , 2; 1. Aufl. 1941, S. 89; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 132

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auszurichten hat, während der mit einer besonderen Weihe Ausgerüstete ein Träger eines besonderen Dienstes ist (vgl. 1. Petr. 5, 1 ff, 2 . Kor. 1, 2 4 , 1. Kor. 3 , 4 ) 2 3 4 . ; D a s besondere Priestertum ist gewissermaßen das sichtbare Gerüst des Baues, den die Kirche darstellt". Das allgemeine Priestertum kann daher nur ausgeübt werden „in der Verbindung mit dem und in Einordnung in das Amtspriestertum. Umgekehrt kann sich dieses nur in Hinordnung auf das allgemeine auswirken ... Die Zurückführung des allgemeinen und des besonderen Priestertums auf Christus offenbart ihre gegenseitige Z u o r d n u n g " 2 3 5 Durch die Taufe nehmen die Laien am Priestertum Christi teil, nämlich an der Darbringung des Opfers Christi, als wahres Opfer, an der Hingabe an den Vater, in der Hingabe des Leibes, in der Ehelosigkeit oder in der E h e 2 3 6 . Außerdem nehmen sie am Leben und königlichen Tun Christi teil, nämlich im Zeugnis für Christus, in der Gestaltung des ihnen anvertrauten Stückes Welt237.

Beim Sakrament der Priesterweihe wies Schmaus auf die Darstellung des allgemeinen Priestertums in der Taufe hin und erwähnte zum Verhältnis von Priester und Laie nur die Ordnung in der priesterlichen Gemeinschaft der Kirche als Grund und Voraussetzung eines besonderen Priestertums238

Das Recht der Laien, Sakramente zu spenden, wurde von Schmaus noch wenig hervorgehoben: nur bei der T a u f e 2 3 9 ; abgelehnt wurde die Absolution durch L a i e n240 ; di e Spendung der letzten Ölung durch Laien wurde als Begierdeölung bezeichnet241. Bei den übrigen Sakramenten — außer der Ehe - wurden dem Laien keine aktiven Rechte z u g e s p r o c h e n 2 4 2 .

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Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 90; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 132 i n , 2; 1. Aufl. 1941, S. 90; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 133 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 90-96; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 134-141 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 96-99; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 142-145 Obgleich Schmaus am Ende dieser Überlegungen ausführte: „in der Teilnahme am priesterlichen, prophetischen und königlichen Tun gründet die Freiheit und Selbständigkeit der Getauften" (III, 2; 1. Aufl. 1 9 4 1 , S. 99; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 145), hatte er in seinen Darlegungen an dieser Stelle nicht die dreifache Gliederung durchgeführt, sondern das prophetische und das königliche Tun zusammengenommen B d . III, 2; 1. Aufl. 1 9 4 1 , S. 4 2 0 ; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 5 7 1 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 110; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 163 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 392 f; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 5 3 6 , 537 Bd. III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 4 1 8 ; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 5 6 9 - hier findet sich auch ein Hinweis auf die Beichte durch Laien Bei der Eucharistie wurde nur auf die Austeilung durch Laien in der Alten Kirche hingewiesen, III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 242; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 345

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Besonders herauszustellen ist, daß das Schmaus'sehe Lehrbuch bereits 1941 die Bedeutung der Laien hervorhob, dies biblisch - aus 1. Petr. 2,9 begründete und die Laikologie positiv in der Tauflehre und nicht negativbeim Ordo - wie die übrigen Lehrbücher - ansiedelte. In diesem Lehrbuch wurde das Verhältnis von allgemeinem und besonderem Priestertum in gegenseitiger Bezogenheit bestimmt, während in den übrigen Lehrbüchern einseitig die Bedeutung des Amtspriestertums aufgezeigt wurde. Damit findet sich eine sachliche Verklammerung zwischen dem Lehrbuch von Schmaus und den oben erwähnten theologischen S t u d i e n 2 4 3 ) während diese von den übrigen Lehrbüchern (abgesehen von einigen Hinweisen bei D i e k a m p - J ü s s e n 2 4 4 ) abweichen, denn nur die theologischen Studien und Schmaus stellten die Rechte der Laien heraus. Was kann der Laie in Teilnahme am Priestertum Christi oder am Apostolat nach Meinung der oben genannten Theologen tun? Bezüglich des priesterlichen Amtes ist er fähig, an der Eucharistie teilzunehmen, ein reales Opfer darzubringen. Manche Autoren wiesen auf die Möglichkeit hin, daß die Laien in Notfällen Sakramente spenden können: die Nottaufe ist genannt von Backes, Rocholl, Congar, Philips, de Bazelaire, v. Balthasar, Küng, S c h m a u s 2 4 5 Die Austeilung (nicht: Konsekration) der Eucharistie durch Laien erwähnten Rocholl, Congar, de B a z e l a i r e 2 4 6 Küng stellte die Frage nach einer „Noteucharistie", die die Konsekration durch Laien e i n s c h l ö s s e 2 4 7 Nach Ansicht von Congar, de Bazelaire, v. B a l t h a s a r 2 4 8 kann die Beichte 24

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S . o . S. 56 ff 12. Aufl. 1954, Bd. III, S. 355, s. o. S. 69 Backes: Das allgemeine Priestertum ... aaO. S. 218; vgl. o. S. 56 f Rocholl: V o m Laienpriestertum, S. 95; vgl. o. S. 58 Congar: Der Laie ..., S. 355 (301); vgl. o. S. 61 f Philips: Der Laie in der Kirche ..., S. 116; vgl. o. S. 62 De Bazelaire: Auch die Laien sind Kirche, S. 84; vgl. o. S. 63 v. Balthasar: Der Laie in der Kirche, aaO. S. 339; vgl. o. S. 66 Küng: Strukturen der Kirche, S. 193; vgl. o. S. 68 Schmaus: Katholische Dogmatik, III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 110; IV, 1; 3. Aun. 1952, S. 163; vgl. o. S. 72 Rocholl: V o m Laienpriestertum, S. 95; vgl. o. S. 58 Congar: Der Laie ..., S. 360 ff (305 ff), vgl. o. S. 61 f De Bazelaire: Auch die Laien sind Kirche, S. 84; vgl. o. S. 63 Diese Autoren weisen hin auf das entsprechende Dekret der Propagandakongregation vom 21. 7. 1841 Küng: Strukturen der Kirche, S. 193, vgl. o. S. 68 Congar: Der Laie ..., S. 356 f (302 f), vgl. o. S. 61 f De Bazelaire: Auch die Laien sind Kirche, S. 84; vgl. o. S. 63 v. Balthasar: Der Laie in der Kirche, aaO. S. 339; vgl. o. S. 66

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Die E p o c h e von 1917 bis z u m 2. V a t i k a n u m

quasi-sakramental durch Laien gespendet werden; Küng stellte auch hier wiederum die Frage nach einer „Notlossprechung" durch L a i e n 2 4 9 _ Bezüglich der Ordination fragte Küng als einziger nach der Möglichkeit eines außerordentlichen Weges in das Amt, nach der Anerkennung eines ordo i n v o t o 2 5 0 D i e Spendung des Ehesakramentes mit Assistenz eines Laien im Notfall nannten de Bazelaire und v. Balthasars 1. Eine Mitwirkung von Laien bei der Spendung der Firmung und der Krankensalbung wird nirgends erwähnt, — Schmaus nannte die Ölung durch Laien Begierdeölung252

Bezüglich des prophetischen Amtes hat der Laie die Möglichkeit, die Lehre in der Familie zu verkündigen und im Religionsunterricht (mit missio canonica) (allerdings weder in der Kirche als Predigt noch in der T h e o l o g i e 2 5 3 ) ; d a s Zeugnis des Glaubens kann er im Beruf, in der Politik, im öffentlichen Leben ablegen. Bezüglich des königlichen Amtes können die Laien durch Gewohnheitsrecht mitbestimmen. Außerdem nannte Rocholl „das Recht einer, wenn auch nur geringen Mitwirkung bei der Bischofs- und Priesterauswahl", indem der Laie „auf würdige Kandidaten aufmerksam machen und unwürdige durch berechtigten Einspruch eventuell von der Weihe ausschließen k a n n " 2 5 4 . Hatte Congar eine Entscheidung der Laien auf 249

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Küng: S t r u k t u r e n der Kirche, S. 193; vgl. o. S. 68 AaO. S. 190; Küng stellte diese Frage mit Bezug auf d e n Aufsatz „Die apostolische Sukzession" des evangelischen Theologen E d m u n d Schlink (in: E d m u n d Schlink: Der k o m m e n d e Christus und die kirchlichen Traditionen, Göttingen, 1961, S. 160-196) De Bazelaire: A u c h die Laien sind Kirche, S. 8 4 ; vgl. o. S. 63 v. Balthasar: Der Laie in der Kirche, aaO. S. 339; vgl. o. S. 66 Schmaus: Kathoüsche Dogmatik, III, 2; 1. Aufl. 1941, S. 418; IV, 1; 3. Aufl. 1952, S. 569; vgl. o . S . 72 Die Laienpredigt wurde abgelehnt von de Bazelaire (aaO. S. 91), Karl Delahaye (Laienpredigt; in: L T h K , Bd. 6, 1961, Sp. 7 4 8 ) , Hans Heimerl (Laien im Dienst der Verkündigung. Laienmitwirkung an der Lehraufgabe der Kirche, Wien, 1958, S. 213) laut Canon 1342 des Codex Iuris Canonici; bejaht wurde sie von v. Balthasar (aaO. S. 340 f)l er ist m. W. der einzige Theologe, der vor d e m 2. V a t i k a n u m das Recht zur Predigt auch Laien zugesteht. Die Laientheologie wurde abgelehnt von Congar (aaO. S. 5 0 7 ) ; Günther Stachel hingegen sah sie als positive Möglichkeit an (Laientheologie - ein neuer Weg; in: Hochland, 49. Jg., 1 9 5 6 / 5 7 , S. 341-351); negativer d e u t e t e n sie J o h a n n e s Beumer (Laientheologie; in: Trierer Theologische Zeitschrift, 63. Jg., 1954, S. 340-354 in Auslegung der Ansprache von Papst Pius XII. vom 3 1 . 5 . 1 9 5 4 : Si diligis, AAS 46, 1954, S. 313-317) und Herbert Vorgrimler (Laientheologie; in: L T h K , Bd. 6, 1961, Sp. 748 f ) AaO. S. 95

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Konzilien abgelehnt und nur Zustimmung und Publizierung durch Laien herausgestellt255; s o forderten Küng256 u n d K r ü g e r 2 5 7 ¡ n Anbetracht des angesagten 2. Vatikanischen Konziles Stimmrecht für Laien. — Vor allem jedoch obliegt den Laien die Gestaltung der Welt, in der sie ihren Beruf ausüben. Diese Rechte ergeben sich, weil die Ämter Christi nicht mehr nur auf den Klerus, sondern auch auf die Laien bezogen w e r d e n 2 5 8 > W eil das Apostolat als gemeinsame Aufgabe zwischen Klerus und Laien angesehen w i r d 2 5 9 . Dies hat seine Ursache in einer ganzheitlichen Betrachtung der Kirche, — einer Ansicht, die nicht mehr primär bei der Hierarchie einsetzt und so den Laien nur in Gegenüberstellung oder Unterordnung unter die Hierarchie darstellt, sondern auch als Glied des Leibes Christi, des Volkes Gottes und infolgedessen in erster Linie die Gemeinsamkeit zwischen Klerus und Laien, nämlich ihr Gliedsein in der K i r c h e 2 6 0 betont. Fernerhin wird auch das Gewicht herausgestellt, das die Taufe den Christen verleiht: das Christwerden und die Aufnahme in die K i r c h e 2 6 1 . 255 256

257

258 259 260 261

AäO. S. 399 f(339 f) AaO. S. 103 f. Außerdem erwähnte Küng die mögliche Mitarbeit der Laien im Nachrichtenwesen und im Weltsekretariat für das Laienapostolat (aaO. S. 101 f) (unter Berufung auf Piet Fransen: Das Konzil und die Laien; in: Orientierung, 25, 1961, S. 3 f ) Hildegard Krüger: Laien auf dem Konzil? (in: Frankfurter Hefte, 15. Jg., 1960, S. 29-36, bes. 36) Zur Geschichte der Teilnahme der Laien auf Konzilien: vgl. Yves Congar: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 386 ff, Hans Küng: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 77 f. Das in der Bibel genannte Apostelkonzil (Apg. 15) bestand nicht nur aus Aposteln, sondern aus der ganzen Gemeinde. - In der Alten Kirche nahmen die Laien bei den Regionalsynoden des 2. und 3. Jahrhunderts teil; ab dem 4. Jahrhundert waren die Konzilien vor allem Bischofssynoden, aber nicht exklusiv. Im Mittelalter nahmen die Laien bei Regionalsynoden (Rom, Spanien, Franken) (im 5. - 7. Jahrhundert) und bei ökumenischen Konzilien (Lateranense IV, 1215, Lyon I und II, 1245, 1274, Konstanz 1414 f f ) teil. Beim V. Laterankonzil (1512) hingegen befanden sich fast keine Laien mehr, beim Tridentinum (1545) waren nur wenige Laien, und beim I. Vatikanum (1870) fehlten sie gänzlich. Laut Codex Iuris Canonici haben die Laien bei Konzilien keine Rechte (Näheres s. u. S. 80; über die Änderungen bei und nach dem 2. Vatikanum vgl. u. S. 187 f, Anm. 10) Durch Backes, Scheller, Rocholl, Congar, Philips, de Bazelaire, Schmaus, vgl. o. S. 56 ff Besonders durch Klostermann, vgl. o. S. 65 f Besonders durch Congar, Rahner (Über das Laienapostolat), vgl. o. S. 59 ff. Das allgemeine Priestertum wird aus der Taufe abgeleitet bei Backes, Scheller, Rocholl, Grosche, Congar, Philips, Klostermann, Rahner (Über das Laienapostolat), Schmaus, vgl. o. S. 56 ff

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

Aber trotz dieser Gemeinsamkeit zwischen Klerus und Laien bleibt innerhalb der Glieder des Gottesvolkes, des Leibes Christi ein Unterschied bestehen: es gibt Geweihte und Nichtgeweihte. Dieser Unterschied besteht im Ordo, welcher von Christus eingesetzt ist (wie es im Tridentinum festgestellt w u r d e 2 6 2 ) Es gibt ein Amt als göttliche Einsetzung, wenngleich es den Charakter des Dienstes hat263 Die Lösung des Problems wird von Congar folgendermaßen gesehen: Das Verhältnis von Klerus und Laien sucht er so zu bestimmen, daß weder die Institution der Kirche so stark in den Vordergrund tritt, daß der Laie nur noch in seinem Bezug in ihr gesehen wird, noch sämtliche Funktionen dem Laien zuerkannt werden, was das Amt überflüssig machte. Dies geschieht, wenn man die „deux aspects", die in der Kirche zusammengehören und von denen keiner vernachlässigt werden darf, herausstellt: die Struktur, der die Institution, die die Hierarchie repräsentiert, zuzurechnen ist; die Lebensgemeinschaft, zu der auch die Laien als Glieder der communio g e h ö r e n 2 6 4

III. Moraltheologie Unter den neueren Moraltheologien folgten die von Mausbach, in der 7. und 8. Auflage von Tischleder, in der 9. und 10. Auflage von Ermecke, und Schilling mehr der scholastischen Methode, während die von Tillmann, Stelzenberger und Häring biblisch orientiert w a r e n 2 6 5 2 6 2 2
3

64

265

Vgl. das o. S. 7 f Ausgeführte Das wird besonders herausgestellt von v. Balthasar, s. o. S. 6 6 , vgl. außerd e m Karl Rahner: Sakramentale Grundlegung des Laienstandes in der Kirche, aaO. S. 3 4 5 , s. o. S. 65; Otto Karrer: Das kirchliche Amt in katholischer Sicht (in: Theologie heute, hrsg. v. Leonhard Reinisch, München, 2. Aufl. 1959, S. 126); Otto Semmelroth: Kirche, Laie, Sendung (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 64. Jg., 1955, S. 332-340); dort führt er aus, daß das Amt „propter laicos" da ist und nicht umgekehrt, daß das Laientum in der Heilsordnung höher steht als das Amt - so wie das Ziel höher steht als die Mittel (aaO. S. 336) d « Laie, S. 52, 3 5 3 , 4 0 9 , 4 0 7 , 172, 318, 4 4 0 , 4 4 4 (französisch S. 4 6 , 2 2 9 , 347, 345, 147, 2 6 9 , 374, 378), vgl. o. S. 59 ff Joseph Mausbach-Peter Tischleder: Katholische Moraltheologie, Münster, Bd. 1-3, 7.-8. Aufl, 1934-1936; Joseph Mausbach-Custav Ermecke: Katholische Moraltheologie, Münster, Bd. 1-3, 8.-10. AuH. 1953-54 (die 9.-11. Aufl. von 1959-1961 ist der vorigen gegenüber unverändert); Otto Schilling: Moraltheologie, Freiburg, 1922, in 2. Auflage unter dem Titel: Grundriss der Moraltheologie, 1949,

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis

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Es findet sich — wie schon bei Koch^öö _ nicht mehr die Aufteilung in Stände, sondern die Pflichten der Gläubigen werden in die Pflichten gegen sich selbst, gegen Gott, gegen den Nächsten unterteilt. In den Lehrbüchern von Schilling, Stelzenberger, Mausbach in den Auflagen von Tischleder und Ermecke sowie Häring wurde die Kirche als ein Bereich des sozialen Pflichtenkreises angesehen, und die Laien wurden zum Gehorsam gegenüber der Hierarchie a u f g e r u f e n 2 6 7 Bezeichnend ist die Äußerung Schillings: „Alle modernen Bestrebungen, der Laienwelt mehr Rechte in der Kirche zu verschaffen oder gar der Volkssouveränität verwandte Ideen innerhalb der Kirche zu verwirklichen, finden ihre unübersteigliche Schranke an der von Christus selbst bestimmten kirchlichen Ordnung und H i e r a r c h i e " 2 6 8 Noch nicht in der 8. Auflage von Mausbach durch Tischleder, wohl aber in der 9. Auflage durch Ermecke wurden die Aufgaben des Laien genannt: auf Grund des Gliedseins in der Kirche ist der Laie zum Apostolat verpflichtet: durch Taufe und Firmung erhält er das allgemeine Priestertum, das er in Ehe, Familie, Welt, Kirche verwirklichen soll; dieses hebt aber den gottgewollten Unterschied zwischen Klerus und Laie nicht auf269_ _ Häring stellte die Aufgabe der Laien, sein Weltamt durch sein Apostolat, heraus, nämlich die Verchristlichung des Lebensraumes, wie Familie, Kultur, Politik270 _ Hier findet sich bei Häring doch wieder eine Aufteilung in Stände: Obgleich alle Getauften und Gefirmten am dreifachen Amt Christi teilnehmen, so kommen die drei Ämter doch

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ders.: Lehrbuch der Moraltheologie, München, 2 Bände, 1928; Fritz Tillmann: Die katholische Sittenlehre, Düsseldorf, 2. Aufl. 1940 (Handbuch der katholischen Sittenlehre, hrsg. v. Fritz Tillmann, Bd. IV, 1.2); Johannes Stelzenberger: Moraltheologie, Paderborn, 1953; Bernhaid Häring: Das Gesetz Christi, Freiburg, 1954; ab 6. Aufl. 1961 in 3 Bänden; zur theologischen Sicht dieser Moraltheologen vgl. Kolping, aaO. S. 303 ff, Bernhard Häring: Das Gesetz Christi, Freiburg, 8. Aufl. 1967, Bd. 1, S. 69 ff Vgl. das o. S. 22 f Dargelegte Schilling: Moraltheologie, S. 534-537, ders.: Grundriss der Moraltheologie, S. 436-438, ders.: Lehrbuch der Moraltheologie, Bd. II. S. 672-676; Stelzenberger, aaO. S. 346; Mausbach-Tischleder, aaO. Bd. III, 8. Aufl. 1936, S. 69 f; Mausbach-Ermecke, aaO. Bd. III, 9. Aufl. 1953, S. 52 f; Häring, aaO., 1. Aufl. 1954, S. 988 f; 6. Aufl. 1961, Bd. 3, S. 183 f Schilling; Lehrbuch der Moraltheologie, Bd. II, S. 672 Mausbach-Ermecke, aaO. Bd. III, 1953, S. 53-59; eine diesbezügliche Bemerkung fehlt in Bd. III, 1936 bei Mausbach-Tischleder Häring, aaO., 1. Aufl. 1954, S. 891; 6. Aufl. 1961, Bd. 2, S. 408 ff

Die E p o c h e von 1 9 1 7 bis z u m 2. Vatikanum

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auch durch die verschiedenen Stände zur Darstellung: das priesterliche durch das hierarchische Priestertum, das prophetische durch die Orden, das königliche durch die L a i e n 2 7 1 . Mausbach-Ermecke und Häring unterschieden das sog. allgemeine bzw. gewöhnliche Apostolat der Laien, welches eine Folge der Gliedschaft am Leibe Christi ist, und das spezielle Apostolat in der Katholischen Aktion, welches durch Berufung von Seiten der Hierarchie e r f o l g t 2 7 2 Bei Häring tauchte auch das Problem des Konfliktes zwischen Gewissen und kirchlicher Autorität auf; es wurde zugunsten des Gehorsams gegenüber der Hierarchie gelöst, abgesehen von triftigen Gewissensgründen, die ein anderes Handeln e r l a u b e n 2 7 3 Im Gegensatz zur dogmatischen Disziplin finden sich in der Moraltheologie in der Epoche von 1917 - 1962 kaum Neuerungen gegenüber der vorigen: die Stellung des Laien wird überwiegend in der passiven Zuordnung zur Hierarchie b e s c h r i e b e n 2 7 4 Nur Mausbach-Ermecke nannte das allgemeine Priestertum und die daraus resultierenden P f l i c h t e n 2 7 5 . Häring hob die eigenständigen Aufgaben der Laien auf Grund der Teilnahme an den drei Ämtern Christi, vor allem am königlichen Amt, hervorund zwar besonders ab der 6 . Auflage seiner M o r a l t h e o l o g i e 2 7 6 a ber auch er sah die Grenze: durch den ordo hat die Hierarchie die Leitungsg e w a l t 2 7 7 . Herauszustellen ist bei Häring noch, daß er sich - wie Rah2 7 8 _ i positive Definition des Laien bemühte: der Laie ist nicht bloß Nichtkleriker, sondern aktives Mitglied des Volkes G o t t e s 2 7 9 . ;

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Das ist der Fall in der 6. Auflage 1 9 6 1 , Bd. 2, S. 4 1 3 Mausbach-Ermecke, aaO. Bd. III, 9. Aufl. 1 9 5 3 , S. 5 7 ; Häring, aaO., 6. Aufl. 1 9 6 1 , Bd. 2, S. 4 2 3 f f , vgl. 1. Aufl. 1 9 5 4 , S. 8 9 1 ff Häring, aaO., 1. Aufl. 1 9 5 4 , S. 191; 6. Aufl. 1 9 6 1 , Bd. 1, S. 1 9 2 z u r Erneuerung in der Dogmatik vgl. das S. 7 3 - 7 5 Herausgestellte; zur Moraltheologie z w i s c h e n Tridentinum und 1917 vgl. o . S. 18 - 2 3 Mausbach-Ermecke, aaO. Bd. III, 1 9 5 3 , S. 5 3 - 5 9 Häring, aaO. 6. Aufl. 1 9 6 1 , Bd. 2, S. 4 0 8 - 4 3 7 , vgl. schon 1. Aufl. 1 9 5 4 , S. 8 9 1 - 8 9 6 Häring, aaO. 6. Aufl. 1 9 6 1 , Bd. 2, S. 4 1 3 Karl Rahner: Über das Laienapostolat, aaO. S. 3 3 9 , 3 4 3 , Näheres s. o. S. 6 4 Häring, aaO., 6. Aufl. 1 9 6 1 , Bd. 2, S. 4 2 4

Theologie und Dokumente der kirchlichen Praxis

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IV. Kirchenrecht Im Gesetzbuch der gesamten römisch-katholischen Kirche, das seit 1917 in Geltung ist280 j wird die Gliederung der Kirche schon ersichtlich aus dem Aufbau des Personenrechtes281. Es zerfällt in (1) die kirchliche Hirtenschaft (sie ist ihrerseits wieder gestuft in die oberste Hirtengewalt des Papstes und die kraft kirchlichen Rechtes an ihr teilhabenden Oberhirten, in die bischöfliche Gewalt und ihre Teilnehmer, worunter die Pfarrer zählen) (can. 108-486), in (2) die klösterlichen Verbände (can. 487-681) und in (3) die Laien (can. 682-725). In Canon 87 ist zwar erwähnt, daß der Mensch durch die Taufe in die Kirche aufgenommen wird, aber im gesamten Codex Iuris Canonici werden daraus keine Konsequenzen für die Gemeinsamkeit von Klerus und Laien gezogen. Die Scheidung zwischen Klerus und Laien wird in Canon 107 klar ausgesprochen und als göttliches Recht dargestellt: „Ex divina institutione sunt in Ecclesia clerici a laicis distincti"282 _ p a s Recht der Laien wird nur in einem Canon — 682 — direkt wiedergegeben und zwar als rein passives Recht: „Laici ius habent recipiendi a clero, ad normam ecclesiasticae disciplinae, spiritualia bona et potissimum adiumenta ad salutem necessaria". — Die Ausleger Keller und v. Nell-Breuning weisen noch auf andere Rechte der Laien hin, die zwar nur indirekt genannt sind: ihren Anteil an der Feier des Gottesdienstes (can. 1255 ff), das Elternrecht und die Elternpflicht, für die religiöse Erziehung der Kinder zu sorgen (can. 1113, 1372, 1335), das Recht der Mitwirkung beim Patronats- und Vermögensrecht (can. 1448 ff)283. _ Was die Lehrverkündigung (can. 1322-1408) betrifft, bilden Papst und Bischof die lehrende Kirche, die Priester sind Helfer im Predigtamt und in der Katechese, die Laien haben das Verbot zu predigen (can. 1342), aber die Erlaubnis zur Katechese durch missio canonica (can. 1333). Bei den 7 Sakramenten werden die Laien — außer der Ehe — immer nur als passive genannt, nur die Spendung der Nottaufe ist erlaubt (can. 742, 759). Auf 28U

281 282 283

Zu den Reformen nach dem 2. Vatikanum s. u. S. 185 ff Der Codex Iuris Canonici wurde hier in der Ausgabe Rom, 1963 benutzt. Wie schon im 1. Kapitel wird auch hier nicht das Prozeß- und Strafrecht behandelt Codex Iuris Canonici. Liber secundus. De personis. Can. 108-725 e s w ird aber die Eingrenzung gemacht: „non omnes clerici... divinae institutionis" (can. 107) Heinrich Keller - Oswald von Nell-Breuning: Das Recht der Laien in der Kirche, Heidelberg, 1950, S. 64, 69, 73, 75. Sie begründen die Rechte der Laien vor allem durch die Taufe unter Hinweis auf can. 87 (aaO. S. 16)

Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

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die Spendung der übrigen Sakramente im Notfall ist nicht eingegangen. Esbesteht allerdings das Gewohnheitsrecht — wie man der Entscheidung der Propaganda-Congregation vom 21. Juli 1841 entnehmen kann —, daß die Laien die heilige Kommunion zur Wegzehrung überbringen können284

Bezüglich der Teilnahme am Hirtenamt wird eine Mitwirkung der Laien bei der Aufnahme in die Hierarchie in Canon 109 abgelehnt: „Qui in ecclesiasticam hierarchiam cooptantur, non ex populi vel potestatis saecularis consensu aut vocatione adleguntur; sed in gradibus potestatis ordinis constituuntur sacra ordinatione ..." Eine Einmischung in kirchliche Wahlen durch Laien wird in Canon 166 ausdrücklich u n t e r s a g t 2 8 5 . Beim allgemeinen Konzil (Concilium Oecumenicum) haben beschließende Stimme nur die Kleriker, beratende Stimme auch Theologen und Kirchenrechtler (can. 223)286. Am Plenarkonzil (welches mehrere Kirchenprovinzen umfaßt) nehmen nur Kleriker teil (can. 282), ebenso am Provinzialkonzil (welches mehrere Bistümer einer Kirchenprovinz umfaßt) (can. 284 ff). Auch an der Diözesansynode nehmen keine Laien, sondern nur die Vertreter des Diözesanklerus teil (can. 356 f). Der Diözesanrat besteht nur aus Klerikern (can. 4 2 3 , 4 2 7 ) . Wie wurden Aussagen des Codex Iuris Canonici über die Rechten und Pflichten des Laien von den Lehrbüchern kommentiert? 284

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286

Vgl. Norbert Rocholl: Vom Laienpriestertum, Paderborn, 1939, S. 95, Yves Congar: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 362, Louis-Marie de Bazelaire: Auch die Laien sind Kirche, Aschaffenburg, 1959, S. 84, vgl. bereits o. S. 73 Anm. 246 Obwohl im Juristischen nicht von 3 Ämtern (munera), sondern von 2 Gewalten (potestates) gesprochen wird, nämlich der Weihe- und Hirtengewalt - das Wort für Amt im juristischen Sinne lautet immer officium, nie munus! - , wird hier die Gliederung in 3 Ämter beibehalten. In Schärfe lehnte Klaus M ö r s d o r f s ab, die 3 Ämter auch auf das Kirchenrecht zu übertragen: es handle sich hierbei um Aufgaben, nicht um Ämter im streng juristischen Sinne (so: Kirchenamt (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 188), Kirchengewalt (ebd. Sp. 219) sowie in dem Aufsatz: Einheit in der Zweiheit. Der hierarchische Aufbau der Kirche (in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 134. Bd., 1965, S. 80 - 88, bes. 82 f) und öfter). Can. 223, § 3 lautet: „Theologi ac sacrorum canonum periti, ad Concilium forte invitati, suffragium non habent, nisi consultivum". - In Eduard Eichmann, Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici, Paderborn, 3. Aufi. 1929, Bd. 1, S. 182 und 7./8. Auflage, 1953, Bd. 1, S. 352, herausgegeben von Klaus Mörsdorf, wird kommentiert, daß die Laien beratende Stimme hätten (in der 1. Auflage von 1923, S. 134, ist der Laie nicht erwähnt). - Auf Grund der wörtlichen Übersetzung des betreffenden Canon 223, § 3 wurde diese Ansicht hier nicht übernommen

T h e o l o g i e u n d D o k u m e n t e der k i r c h l i c h e n Praxis

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Pösc/i/287 S ah die Kirche als societas inaequalis, deren Angehörige in Herrschende und Beherrschte zerfallen. Nur die Herrschenden haben alle Gewalten288. _ Eine Sakramentsspendung durch Laien wurde - außer der Taufe im Notfall289 _ nicht anvisiert. Dem Laienrecht ist innerhalb des Personenrechts kein Abschnitt gewidmet. Eine positivere Sicht findet sich in dem Lehrbuch von Eichmann, das in späteren Auflagen von Mörsdorf herausgegeben wurde. Schon in der 1. Auflage von 1923 schrieb Eichmann: „Der Klerus oder die Hierarchie sind nicht die Kirche; zu ihr gehören wesentlich auch die Laien ... Wenn auch der Klerus der fuhrende und herrschende Stand in der Kirche ist, so sind die Laien doch nicht bloße Herrschaftsobjekte." Sie haben das Recht auf Führung und Leitung, Seelsorge und Unterricht (Predigt, Katechese, Empfang der Sakramente, Teilnahme am Gottesdienst)290. Das wurde in der 3. Auflage von 1929 wiederholt^ 1 ( ebenso in der 6. Auflage292 von 1949, in der 7./8. Auflage293 V on 1953, in der 10. Auflage294 TOn 1959, die von Mörsdorf herausgegeben wurden. In der 6. Auflage von 1949, der 7./8. von 1953, der 10. von 1959 ist von Mörsdorf noch folgendes aufgenommen worden: Pflichten der Laien (Bekenntnis zum katholischen Glauben, Gehorsam gegenüber der Kirche), Aufruf der Laien zur Mitwirkung in der Katholischen Aktion, Hinweis auf die Verantwortung der christlichen Eltern in der Erziehung durch die Weihe des Sakramentes der Ehe295. _ j n aU en aufgeführten Auflagen ist — im Gegegensatz zum Lehrbuch Pöschls — dem Laien ein eigener Abschnitt ge-

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Arnold Pöschl: K u r z g e f a ß t e s L e h r b u c h d e s K a t h o l i s c h e n K i r c h e n r e c h t e s auf Grund d e s n e u e n k i r c h l i c h e n G e s e t z b u c h e s . Graz und Leipzig, z w e i t e u m g e a r b e i t e t e A u f l a g e 1 9 2 1 (hiernach zitiert); die 1. A u f l a g e ist b e r e i t s 1 9 1 8 erschienen

2 8 8

A a O . S. 8 4 A a O . S. 7 9 Eduard E i c h m a n n : L e h r b u c h d e s K i r c h e n r e c h t s auf Grund d e s C o d e x Iuris Canonici, Paderborn, 1 9 2 3 , S. 2 4 8 A a O . Bd. 1, S. 3 2 0 Eduard E i c h m a n n : L e h r b u c h d e s K i r c h e n r e c h t s auf Grund d e s C o d e x Iuris C a n o n i c i , 6. A u f l . 1 9 4 9 - 1 9 5 0 in 3 B ä n d e n , n e u b e a r b e i t e t v o n Klaus Mörsd o r f , Paderborn, Bd. 1, S. 5 1 5 Eduard E i c h m a n n : L e h r b u c h d e s K i r c h e n r e c h t s auf Grund d e s C o d e x Iuris C a n o n i c i , 7 . / 8 . A u f l . 1 9 5 3 - 1 9 5 4 in 3 B ä n d e n , h e r a u s g e g e b e n v o n Klaus Mörsdorf, Paderborn, Bd. 1, S. 5 4 1 Eduard E i c h m a n n : L e h r b u c h d e s K i r c h e n r e c h t s auf Grund d e s C o d e x Iuris Canonici, 10. A u f l . 1 9 5 8 - 1 9 5 9 in 3 B ä n d e n , h e r a u s g e g e b e n v o n Klaus Mörsdorf, Paderborn, Bd. 1, S. 5 5 4

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Bd. 1, 6. A u f l . 1 9 4 9 , S. 5 1 6 ; 1.1%. A u f l . 1 9 5 3 , S. 5 4 2 ; 10. A u f l . 1 9 5 9 , S. 5 5 5

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

widmet. Eine Sakramentsspendung durch Laien wurde — außer der Nottaufe296 _ allerdings nicht genannt. Die Lehrbücher haben in stärkerer Weise die Unterschiedenheit zwischen Klerus und Laie als die Gleichheit betont. Mörsdorf hob allerdings in jüngeren Auflagen die Gemeinsamkeit des Gliedseins im Volk Gottes, am Leib Christi h e r v o r 2 9 7 ; e r bezeichnete die Kirche als das „in hierarchischer Ordnung lebende neue G o t t e s v o l k " 2 9 8 . Wie sahen juristische Studien das Verhältnis von Laie und Klerus? Besteht die Möglichkeit, daß der Laie an den Gewalten teilnimmt? Dieser Frage standen Heimerl und Stickler überwiegend ablehnend gegenüber, während Flatten, Mörsdorf und Schoiswohl den Laien manche Rechte zubilligten. Heimerl299 s a h die Unterscheidung zwischen Klerus und Laien im Wesen gegeben, nämlich in der Kirchengewalt (Weihe- und Jurisdiktionsgewalt), welche aber nicht in eine bestimmte Lebensform eines Standes hineinstellt, sondern auf eine Funktion ausgerichtet ist. Klerus und Laien sind daher Glieder eines Leibes mit verschiedenen Funktionen^OO Im Aufbau der Kirche nehmen die Kleriker am Leib Christi die Stelle des Hauptes ein^Ol. Der Priester als Stellvertreter Christi steht dem Volk gegenüber302

Durch die Taufe und Firmung nehmen die Gläubigen zwar am Priestertum Christi, der Weihegewalt, teil, aber nicht aktiv303. Die Jurisdiktionsgewalt können sie nicht erhalten, aber die missio canonica, die sie zur Ausübung der Verkündigung im Religionsunterricht (nicht in der Predigt) befähigt304 Stickler^05 hob einen „gottgewollten Unterschied der beiden Berufs296

AaO. l.Aufl. 1923, S. 265; 3. Aufl. 1930, Bd. 2, S. 11; 6. Aufl. 1950, Bd. 2, S. 31; 7./8. Aufl. 1953, Bd. 2, S. 24; 10. Aufl. 1958, Bd. 2, S. 25 297 Bd. 1, 6. Aufl. 1949, S. 21 ff; 7./8. Aufl. 1953, S. 22 ff; 10. Aufl. 1959, S. 23 ff 298 Bd. i t 6 . Aufl. 1949, S. 26; 7./8. Aufl. 1953, S. 35; 10. Aufl. 1959, S. 35 299 Hans Heimerl: Kirche, Klerus, Laien, Wien, 1961 300 AaO. S. 143 ff 301 AaO. S. 149, 26, 39 302 AaO. S. 39. Volk wird nicht im neutestamentlichen Sinne (s. o. S. 1) verwendet, sondern im Gegenüber zum Klerus 303 AaO. S. 37 f 304 AaO. S. 74 unter Berufung auf C1C, can. 118 Vgl. auch Linus Hofmann: Die Rechte der Laien in der Kirche (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 64. Jg., 1955, S. 341 - 362) 305 Alfons M. Stickler: Das Mysterium der Kirche im Kirchenrecht (in: Mysterium Kirchc in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. Ferdinand Holböck und Thomas Sartory, Salzburg, 1962, Bd. II, S. 571 - 647)

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stände ..., den der Kleriker und den der Laien" hervor306. Dj e Laien „erscheinen, wenn auch auf Grund ihrer Funktion nicht gleichberechtigt mit den Klerikern, aber doch gerade wieder wegen ihrer Funktion im Leben der Kirche als vollwertige, ureigene, wesentliche Glieder am ... Leibe Christi"307 Sie arbeiten zwar an der kirchlichen Gewalt der Kleriker mit, was aber keine Weihegewalt verleiht308 [ n Notzeiten können die Laien aber den Priester vertreten durch Belehrung und Mahnung der Gläubigen309 F/aiie«310 w i e s darauf hin, daß erst Kleriker und Laien zusammen die Kirche bilden, „sie sind gleichwertige Glieder der Kirche, wenn auch mit verschiedener F u n k t i o n a l 1. Auch der Laie ist zur tätigen Mitarbeit am Aufbau des Gottesreiches aufgerufen, obwohl die Kirchengewalt dem Klerus vorbehalten ist312. Der Laie kann die missio canonica erhalten, um offiziell zu lehren313. M ö r s d o r f i ^ ging von der Haupt-Leibes-Einheit aus315. )( An dem durch die Trias des Heiligens, des Lehrens und des Leitens umschriebenen Wirkungskreis der Kirche sind alle Glieder der Kirche irgendwie beteiligt. Der Unterschied zwischen Klerikern und Laien besteht darin, dass die jeweilige Art des Mitwirkens eine andere ist. Nicht ein quantitatives Mehr oder Weniger der Teilnahme an dem Wirken der Kirche unterscheidet den Laien vom Kleriker, sondern die qualitativ andere Art der Teilnahme, die

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°6 307

308 309 310

311 312 313 314 315

AaO. S. 631 AaO. S. 633. Bezüglich der Verfassung wird festgestellt, daß alle berechtigten Formen vom Stifter vereinigt sind: so spiegelt die Kirche im Papst die Monarchie, in den Bischöfen die Oligarchie, die Demokratie insofern, als die hierarchischen Grade nicht an einen Geburtsstand gebunden sind; allerdings wird eine bloße Übertragung der modernen Verfassungsstruktur auf die Kirche abgelehnt: „Die Kirche ist weder auf Grund ihres Ursprungs noch auf Grund ihrer höchsten Verfassungsprinzipien eine Demokratie im modernen Sinn". Die Ausübung des Amtes hingegen kann so gestaltet werden, daß dem allgemeinen demokratischen Empfinden soweit als möglich Rechnung getragen wird (aaO. S. 631 f, Zitat S. 631) AaO. S. 633 AaO. S. 634 Heinrich Flatten: Klerikalismus, Klerus (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 336 bzw. 3 3 6 - 3 3 9 ) , ders.: Missio canonica (in: Verkündigung und Glaube, hrsg. v. Theodor Filthaut u. a„ Freiburg, 1958, S. 307 - 326) Flatten: Klerus, aaO. Sp. 337 Flatten: Klerus, aaO. Sp. 337, Klerikalismus, aaO. Sp. 336 Flatten: Missio canonica, aaO. S. 216 f Klaus Mörsdorf: Die Stellung der Laien in der Kirche (in: Revue de droit canonique, Bd. 10, 1960, S. 214 - 234) AaO. S. 216

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in der jeweils anderen Prägung des Personseins in der Kirche begründet ist"316. Durch die Weihe wird ein Unterschied zwischen Laien und Geistlichen gesetzt, denn die Weihe befähigt, „das unsichtbare Haupt der Kirche in der Leitung des Gottesvolkes und im Gottesdienst sichtbar zu vert r e t e n e n . Weil der Geistliche diese Hauptfunktion „nur um der anderen willen" hat, ist der „durch die heilige Weihe grundgelegte Unterschied zwischen Laien und Geistlichen ... nicht trennend, sondern verbind e n d ' ^ 18. Die Laien haben teil an der Hirtengewalt durch die Sendung zur Wortverkündigung3195 durch das Gewohnheitsrecht320 ) s i e wirken mit bei der Taufe, Firmung, Weihe, Ehe, Eucharistie, Buße (was Mörsdorf nicht näher ausfuhrt)321 ) sie haben teil am Lehramt (wobei allerdings die Grenze gesetzt ist gegenüber der Wortverkündigung in der Kirche) 322 Die Ursache hierfür ist ihre Eingliederung in die Kirche durch die Taufe, das zieht Rechte und Pflichten, nicht nur „Unterworfenheit unter die kirchliche Autorität"323 nach sich; die Firmung verstärkt diese Gliedschaft „durch das Charisma des mündigen Christseins"324. Schoiswohß25 hob das Zusammenwirken zwischen Klerus und Laien hervor: es besteht keine Trennung, sondern es sind nur verschiedene Funktionen, Partnerschaft ist m ö g l i c h 3 2 6 Der Laie nimmt aktiv teil an der Liturgie, an der Lehrgewalt, an der Wortverkündigung - als Apostolat der Unterweisung durch Eltern, Erzieher, Laienkatecheten - sowie an ihrer sozialen Verwirklichung, am Königtum Christi, obgleich er keine Jurisdiktion besitzt, indem er sich an die Richtlinien der Hierarchie hält und Stellung nimmt, beispielsweise durch sachliche Kritik an der Predigt327. 316 311 318 319 320 321 322 323 324

325

326 327

AaO. S. 221 AaO. S. 224 AaO. S. 224 AaO. S. 226 f A a O . S. 232 AaO. S. 230 AaO. S. 231 AaO. S. 228 AaO. S. 228 Die Ansicht von Karl Rahner, durch den Anteil an der Jurisdiktionsgewalt durch die missio canonica höre der Laie auf, Laie zu sein, dieser Anteil mache den Laien zum Kleriker (Über das Laienapostolat - aaO. S. 342 -) wurde von Mörsdorf (aaO. S. 219) und von Heimerl (aaO. S. 124) abgelehnt. Bischof Joseph Schoisvvohl: Rechte und Pflichten der Laien nach dem geltenden Kirchenrecht (in: Der Laie, Rechte und Pflichten. Hrsg. von Karl Rudolf, Wien, 1959, S. 45 - 68). Da diese Studie keinen amtlichen Charakter hat, wird sie an dieser Stelle behandelt AaO. S. 61 f AaO. S. 50, 57 f, 59

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Obwohl die zuletzt genannten Autoren — Flatten, Mörsdorf, Schoiswohl — das Gemeinsame zwischen Klerus und Laien betonten auf Grund des Gliedseins in der Kirche durch die Taufe, sahen alle Autoren die Grenze zwischen Klerikern und Laien in der Gewalt (potestas), an der nur die Kleriker teilnehmen. Im Leib Christi herrscht zwar Einheit, aber die Geweihten nehmen die Stellung des Hauptes ein328. Eine Lösung wird durch Rösser^29 versucht. Er stellte fest: Ein Unterschied zwischen Kleriker und Laien besteht, wenn man die Kirche als Heilsanstalt betrachtet; sieht man die Kirche als Heilsgemeinschaft, sind alle, auch die Laien, Volk Gottes und vom Geist erfüllt330. _ Inkonsequenterweise erwähnte er die Rechtsansprüche der Laien gegenüber dem Hirten-, Lehr- und Priesteramt fast nur als passives Recht (vgl. CIC, can. 682)331. _

Wesentlich an dieser Studie ist, daß hier eine Synthese von Kirche als Heilsgemeinschaft (= alle Gläubigen) und Kirche als Heilsanstalt (= die Hierarchie) versucht wurde. Dies geschah schon 1949, also 4 Jahre, bevor Congars Buch „Jalons pour une théologie du laicat" — zu dem allerdings 1946 und 1948 in Zeitschriften Vorentwürfe vorlagen — veröffentlicht wurde, in welchem er durch die „deux aspects" von Kirche als Heilsgemeinschaft und Heilsanstalt eine Synthese aufzeigte; der Ansatz Congars und nicht der Rössers ist dann bekannt geworden332_ V. Katechetik Die Katechismen im 20. Jahrhundert folgten verschiedenartigen kirchlichen Traditionen333. So griff der Katechismus für das Bistum Rotten-

328 329 330 331 332

333

Vgl. das auf S. 83 - 85 Dargestellte E r n s t Rösser: Die Stellung der Laien in der Kirche nach dem kanonischen Recht, Würzburg, 1949 (Rektoratsrede) AaO. S. 5 - 8 AaO. S. 1 5 - 2 0 z u Congar vgl. das o. S. 59 - 62 Dargelegte; die Vorentwürfe zu dem 195 3 erschienenen Hauptwerk „Jalons pour une théologie du laicat" (deutsche Übersetzung 1957 unter dem Titel „Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums") lauten beispielsweise: „Sacerdoce et laicat" (in: La vie intellectuelle, Dezember 1946) und „Pour une théologie du laicat" (in: Etudes, 256, 1948, Januar und Februar, S. 42-52, 194-218); auf diese wies Congar im Vorwort seines Hauptwerkes hin. Johannes Hofinger: Katechismus, II (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 49),

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bürg v o n 1 9 2 0 n e b e n der s c h o l a s t i s c h e n Tradition die biblische Linie Hirschers u n d S c h u s t e r s a u f 3 3 4 Kardinal Gasparri s c h u f i m Geiste des C a t e c h i s m u s R o m a n u s e i n e n K a t e c h i s m u s für die g e s a m t e römischk a t h o l i s c h e K i r c h e 3 3 5 . A n d e n N e u s c h o l a s t i k e r D e h a r b e — u n d d a m i t an Canisius — k n ü p f t e der v o n L i n d e n - M ö n n i c h s verfaßte Einheitskatechismus von 1924 an, der in fast allen d e u t s c h e n (Erz-) D i ö z e s e n — außer Freiburg u n d R o t t e n b u r g — eingeführt w u r d e 3 3 6 D e r Spezialkatechism u s der Erzdiözese Freiburg v o n 1 9 2 8 f o l g t e e b e n f a l l s der R i c h t u n g D e h a r b e s 3 3 7 . Der E i n h e i t s k a t e c h i s m u s v o n 1 9 2 4 w u r d e 1955 — n a c h e i n e n V o r e n t w u r f v o n 1 9 5 2 — abgelöst d u r c h d e n Katholischen Katechismus der Bistümer Deutschland, der sich u m eine breitere b i b l i s c h e Fundierung b e m ü h t e 3 3 8 Wie stellten diese K a t e c h i s m e n d e n Bezug v o n Priestern u n d Laien dar? D i e Kirche wurde als c o m m u n i o s a n c t o r u m b e z e i c h n e t 3 3 9 ) die K a t e c h i s m e n v o n R o t t e n b u r g , v o n Gasparri, v o n 1 9 5 5 b e s c h r i e b e n die

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Wilhelm Busch: Der Weg des deutschen katholischen Katechismus von Deharbe bis zum Einheitskatechismus, Freiburg, 1936, bes. S. 162 ff, vgl. das o. S. 24 - 26 Herausgestellte Busch, aaO. S. 164, s. auch o. S. 25 Der Titel des Katechismus lautet: Katechismus für das Bistum Rottenburg. Herausgegeben auf Anordnung des hochwürdjgsten Bischofs Paul Wilhelm (Keppler), Freiburg, 1920 Busch, aaO. S. 114-118, dort auch Hinweise auf die diesbezüglichen Bestrebungen der Päpste, vgl. auch o. S. 24 Der Titel des Katechismus lautet: Catechismus Catholicus cura et studio Petri Caidinalis Gasparri concinnatus, Rom, 1930; deutsche Übersetzung: Petrus Kardinal Gasparri: Katholischer Katechismus, München, 1932; III. Katechismus für Erwachsene, ebd. S. 75 ff (dieser Teil wurde untersucht) Hofinger, aaO. Sp. 49, Busch, aaO. S. 56 ff, vgl. auch o. S. 25. Benutzte Ausgabe: Hilfsbuch zum Einheitskatechismus. Jakob Linden's KatechetenAusgabe mit Anmerkungen. Zweite Auflage bearbeitet von Theodor Mönnichs S. J., München, 1925. (Originaler Titel: Katechismus des P. Jakob Linden S. J. auf Grund vorgezeichneter Richtlinien neu herausgegeben von Th. Mönnichs S. J. Als Manuskript gedruckt. München, 1924 - zit. Busch, aaO. S. 92) Vgl. o. S. 26. Der Titel dieses Katechismus ist: Mittlerer Katechismus der katholischen Religion für das Erzbistum Freiburg, Freiburg, 1928 Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschland - zitiert nach der Ausgabe Freiburg - 1955. Der Vorentwurf von 1952 - erschienen in Freiburg stimmt bei unten Genanntem mit dem Katechismus von 1955 überein. Katechismus von Rottenburg, S. 32, Nr. 104; Gasparri, S. 124 ff, Fr. 170 ff; Linden-Mönnichs, S. 67, Nr, 81; Katechismus von Freiburg, S. 32 (102), 39 f (127 ff) Katechismus von 1955, S. 107 f, Nr. 59

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Kirche auch als Leib Christi340 u n d der Katechismus von 1955 noch dazu als Volk341. Die Laien wurden indirekt in der Ekklesiologie erwähnt (9. Glaubensartikel) auch sie gehören zur communio sanctorum342 Bezüglich des Verhältnisses von Klerus und Laien wurde in der Ekklesiologie festgestellt, daß es nur den Aposteln und deren Nachfolgern zukommt zu lehren, Sakramente zu spenden, zu leiten343 Der Katechismus von 1955 sah diesen Unterschied in der Struktur der Kirche als Leib Christi gegeben: im geheimnisvollen Leib Christi haben nicht alle Glieder die gleiche Aufgabe: es gibt Vorsteher und Untergebene, Papst, Bischöfe und Gläubige344 Eine Mitarbeit der Laien an der Lehraufgabe und in der Seelsorge wurde von Gasparri hervorgehoben345 Der Katechismus von 1955 erwähnte, über den Einheits-Katechismus von 1924 - und den der Diözese Rottenburg von 1920 sowie der Erzdiözese Freiburg von 1928 - hinausgehend, die Teilnahme der Laien an den Aufgaben der-Hierarchie: durch die Taufe sind alle Gläubigen dazu befähigt, den Gottesdienst mitzufeiern, indem sie mitbeten und opfern. Hierbei wurde 1. Petr. 2,9 zitiert, ohne die terminologische Erwähnung des allgemeinen Priestertums346 Unter Leitung der Vorsteher haben die Laien teil an den Aufgaben der Kirche: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit sollen sie sich für die Ehre Gottes und das Heil der Mitmenschen einsetzen347_ Die Sakramentsspendung steht Laien nicht zu außer der Nottaufe348. 340

341 342 343

344 345 346 347 348

Katechismus von Rottenburg, S. 30, Nr. 96; Zitat von F.ph. 4, 4-6; Gasparri, S. 112, Fr. 134; Katechismus von 1955, S. 82, Nr. 46; S. 86, Nr. 48 AaO. S. 82 f, Nr. 46; so auch bereits im Vorentwurf von 1952 s. Anm. 339 Katechismus von Rottenburg, S. 29, Nr. 88-92 (vgl. auch 6. Sakrament, ebd. S. 91 f, Nr. 300); Gasparri, S. 110 ff, Fr. 126 ff; Linden-Mönnichs, S. 57, Nr. 63; S. 59, Nr. 65 (Vorsteher und Untergebene in der Kirche); Katechismus von Freibuig, S. 34 (108-110) AaO. S. 87 f, Nr. 49; mit Bezug auf 1. Tim. 1, 3, Tit. 1, 5 (S. 87) AaO. S. 115, Nr. 141, Anm.; S. 119, Fr. 155, Anm. mit Hinweis auf die Katholische Aktion AaO. S. 97, Nr. 53 AaO. S. 88, Nr. 49 mit Hinweis auf das Laienapostolat und die Katholische Aktion Katechismus von Rottenburg, S. 71, Nr. 236; Gasparri, S. 172, Fr. 352; Linden-Mönnichs, S. 148, Nr. 204;

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Die Epoche von 1917 bis z u m 2. Vatikanum

In derSakramentologie (6. Sakrament) wurde teilweise gesagt, daß die Gläubigen den Klerikern zu gehorchen h a b e n 3 4 9 Linden-Mönnichs wies dort auf den Unterschied zwischen Priester und Laie hin, ohne ihn näher zu b e g r ü n d e n d e ) . j n der Kommentierung wurde gegenüber der Meinung der Protestanten eingewendet, daß das in 1. Petrus 2, 9 genannte Priestertum ein uneigentliches geistiges Priestertum i s t 3 5 1 . Die meisten Katechismen führten die Taufe als Ursache der Kirchenmitgliedschaft an, zogen hieraus aber keine Konsequenz für die Gleichheit der Glieder der K i r c h e 3 5 2 . Der Katechismus von 1 9 5 5 stellte heraus, daß infolge der Firtnung alle an der Heiligung der Welt mitarbeiten und im Beruf, im öffentlichen Leben als Christ wirken können: „aus unmündigen Kindern werden Streiter C h r i s t i " 3 5 3 Aus dieser Mündigkeit wird jedoch keine Gleichheit von Klerus und Laien gefolgert. Die übrigen Katechismen erwähnten zwar, daß der Gefirmte Streiter ist, nicht aber dessen Mündigkeit354 Das allgemeine Priestertum wurde von Linden-Mönnichs in Abgrenzung vom besonderen Priestertum g e n a n n t 3 5 5 (j e r Katechismus von 1955 zitierte allerdings die Bibelstelle 1. Petr. 2, 9, ohne den Terminus „allgemeines Priestertum" a n z u f ü h r e n 3 5 6 Einen Rückschritt gegenüber der Tradition des Catechismus Romanus, auf den er sich bezog, bildete der Katechismus von G a s p a r r i 3 5 7 einen Rückschritt gegenüber den ;

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6 57

Katechismus von Freiburg, S. 9 5 ( 3 0 8 ) ; Katechismus v o n 1 9 5 5 , S. 114, 117, Nr. 62 Katechismus v o n Rottenburg, S. 9 3 (mit Zitat Sil. 7, 31); Gasparri, S. 2 0 5 , Fr. 4 8 4 ; Katechismus v o n Freiburg, S. 1 2 2 ( 4 0 1 ) ; Katechismus von 1 9 5 5 , S. 183, Nr. 88 AaO. S. 189 AaO. S. 190 f, Anmerkung 5 Katechismus v o n Rottenburg, S. 70, Nr. 235, 3; Gasparri, S. 171, Fr. 3 4 8 ; Linden-Mönnichs, S. 5 9 , Nr. 6 5 ; Katechismus v o n 1 9 5 5 , S. 5, Nr. 1, S. 86, Nr. 48; S. 9 7 , Nr. 5 3 findet sich ein Hinweis auf das Recht d e s Gläubigen auf das Mitfeiern des Gottesdienstes durch die Taufe AaO. S. 143, Nr. 7 4 Katechismus v o n Rottenburg, S. 73, Nr. 241; Gasparri, S. 176, Fr. 363; Linden-Mönnichs, S. 151, Nr. 2 0 8 d e m Sinne nach; Katechismus v o n Freiburg, S. 97 ( 3 1 1 ) AaO. S. 190 f, Anmerkung 5 AaO. S. 97, Nr. 5 3 7 , u m Catechismus Romanus, vgl. o . S. 24; z u m Catechismus von Gasparri, vgl. o. S. 86

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Aussagen des Katechismus von Schuster, in dessen Geiste er zu stehen meinte, bildete der Katechismus der Diözese Rottenburg von 1 9 2 C ß 5 8 ; beide Katechismen machten keine Aussagen mehr über das allgemeine Priestertum. In Interpretation des Katechismus von 1955 nannte Goldbrunner^59 die Kirche Volk Gottes, Leib Christi und G e m e i n s c h a f t 3 6 0 . Das Volk Gottes, der Leib Christi ist gegliedert in Papst, Bischöfe, Priester, Gläubige, d. i . Laien^öl, denn der heilige Geist wirkt v e r s c h i e d e n 3 6 2 . Christus ist Haupt, alle Gläubigen Glieder, die Apostel die S ä u l e n 3 6 3 . Die Laien sind erwähnt bei der Kirche als Volk Gottes, als Leib Christi, als G e m e i n s c h a f t ^ ^ a j s Helfer der lehrenden K i r c h e 3 6 5 ) nicht beim Priester- und Hirtenamt. - Was die Spendung der Sakramente durch Laien anbelangt, ist nur die Nottaufe ins Auge gefaßt366. Die Taufe verleiht zwar Kirchenmitgliedschaft, die Firmung befähigt zum aktiven Christsein367 ; . auch der Kommentar zog hieraus keine Konsequenzen für die Gleichheit der Gläubigen. Die Ordination verleiht dem Priester die Vollmacht für Gottesdienst, Sakramente, Religionsunterricht368

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Zum Katechismus von Schuster, der unter dem Einfluß der Tübinger Schule - Hirscher - entstand, vgl. o. S. 25; zum Katechismus von Rottenburg von 1920, vgl. o. S. 85 f; in dem Katechismus von Rottenburg 1887 fehlte allerdings auch schon eine Aussage über das allgemeine Priestertum, vgl. o. S. 29 josef Goldbrunner: Katechismusunterricht mit dem Werkheft, München, I, 1956; II, 1955, 2. Aufl. 1956; III, 1956 II, S. 12, 18, 4 0 - 4 2 II, S. 12 f, 18 f, 21

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ji ) s. 18 f; sie haben das Lehr-, Priester-, Hirtenamt: II, S. 14, 16 Ii, S. 12, 18, 4 0 - 4 2

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x, s. 100 II;

s. 23

ii. s. 46 f Ii, S. 5 0 , 7 6 II, s. 108; an den Aufgaben des Priesters wird die Wirkung der Weihe abgelesen Zum Recht der Laienkatechese mit missio canonica laut can. 1333 (vgl. o. S. 79) vgl. Norbert und Ingeborg Rocholl-Gärtner: Im Dienst des Glaubens. Handbuch der missio canonica, 2 Bände, Trier, 1962, Hans Heimerl: Laien im Dienst der Verkündigung, Wien, 1958, S. 64 ff, bes. S. 77, Josef Andreas Jungmann: Katechetik, Freiburg, 1953; er hielt allerdings für die „normale Lösung" den Priesterkatecheten, nur bei Priestermangel tritt der Laienkatechet ein (aaO. S. 40 - 42, Zitat S. 42) (die 2. Aufl. 1955 ist im wesentlichen gleich). Bemühungen und Aktivierung der Laien erfolgte durch Erwachsenenkatechumenat -vgl. Bernhard von Acken: Erwachsenenkatechismus, Heidelberg, 1954 - und durch 366 367 368

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

VI. Pastoraltheologie Die durch den Einfluß des S ä k u l a r i s m u s 3 6 9 u n d durch den ersten Weltkrieg veränderte Lage des Christentums, die großteils einer Missionssituation gleichkamst^ forderte die Theologen heraus zu einer neuen Besinnung über das Verhältnis von Kirche und Welt und die Aufgaben der Laien. Diese Besinnung erfolgte im französisch sprechenden Raum durch den Versuch einer Synthese durch de Lubac, Thils, Congar, Daniélou, Dalmaism. Unter Ablehnung eines Dualismus zwischen Gott und Welt wurden Schöpfungs- und Erlösungsordnung (Natur und Übernatur) unterschieden: weil die Welt von Gott geschaffen ist, kann und muß sie geheiligt werden, was durch die göttliche Erlösung in Christus geschieht. Die Inkarnation Christi zeigt, daß Gott die Welt angenommen hat, folglich gibt es keine Grenze mehr zwischen sakral und profan. Das stellte vor

Erwachsenenbildung, deren Ziel die Mündigkeit des Christen und die „Aktivierung des Laienapostolats" ist, vgl. Franz Pöggeler: Katholische Erwachsenenbildung. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte 1918-1945, München, 1965, bes. S. 138-141, ders.: Erwachsenenbildung (in: LThK, Bd. 3, 1959, Sp. 1057-1060; dort das Zitat Sp. 1057). 369 Vgl. das o. S. 36-38 Dargestellte 370 D a s g a it besonders für Frankreich, vgl. Henri Godin-Yvan Daniel: France, Pays de Mission? Paris, 1943 (in deutsch: Zwischen Abfall und Bekehrung. Abbé Godin und seine Pariser Mission. Darstellung und Übersetzung von René Michel, Offenburg, 1950, S. 57-241) 371 Henri de Lubac: Catholicisme, Paris, 1938; in deutsch: Katholizismus als Gemeinschaft, Einsiedeln, 1943 (hiernach zitiert); Gustave Thils: Théologie des réalités terrestres. Paris, Bd. I: Préludes, 1946; Bd. II: Théologie de l'Histoire, 1949; in deutsch: Theologie der irdischen Wirklichkeiten, Salzburg, 1955 (hiernach zitiert); Yves Congar: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, bes. S. 110113, 1 2 0 f , 128 f; in deutsch: Der Laie, Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, bes. S. 128-132, 141, 150 f;ders.: Sacerdoce et Laicat, Paris, 1962; in deutsch: Priester und Laien, Freiburg, 1965, dort besonders der Aufsatz von 1960: Überlegungen über den geistigen Aspekt der Erbauung des Hauses Gottes, aaO. S. 234-240; Jean Daniélou: Les Laies chrétiens et la sacralisation du temporel (in: ders. -Hrsg.-: Les Laies et la mission de l'église, Paris, 1962, S. 115-126); Irenée-Henri Dalmais: Le sacerdoce du laicat (in: Jean Daniélou-Hrsg.- Les Laies et la mission de l'église, Paris, 162, S. 39-45). Hier wurde versucht, die französisch sprachigen Theologen zu systematisieren, zu den Differenzierungen und den sich daraus ergebenden Unterschieden s. u. S. 163 ff; vgl. hierzu die ausführliche Darstellung: Christofer Frey; Mysterium der Kirche. Öffnung zur Welt. Zwei Aspekte der Erneuerung französischer katholischer Theologie. Göttingen, 1969

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allem T h i l s 3 7 2 heraus, während de Lubac und C o n g a r 3 7 3 a u c h auf das Kreuz hinwiesen, welches von der Sünde erlösen muß. Nach Ansicht Dan i e l o u s 3 7 4 haben die Dinge infolge der Inkarnation ihren eigentlichen Bezug aufGott;de L u b a c 3 7 5 erkannte, daß die Dinge ihrem Wesen nach über sich hinausweisen. Kirche und Welt sind voneinander getrennt, aber sie sind nicht ohne Beziehung, denn sie sind einig im Endziel: sie sind beide auf das Reich Gottes hingeordnet, das mit Christus begonnen hat und mit seiner Parusie vollendet wird376. Es ist für den Christen nötig, sich in den zeitlichen Dingen zu engagieren, denn er ist in die Welt gesandt. Es geht darum, die Welt zu heiligen. Diese „consecration du monde" ist vornehmlich Aufgabe der Laien, die dazu durch die Firmung befähigt sind. Sie geschieht durch Wort, Zeugnis, Opfer377 Die Aufgabe des Laien ist, „die Belebung von Christus her zu empfangen und ihr die ganze Entfaltung in eine Welt hinein zu geben, die zwar grundsätzlich von Gott angenommen ist, aber an deren Vollendung mitzuarbeiten er uns berufen und beauftragt hat"378 . Unter dem Gedanken der „deux aspects" unterschied Congar auch in diesem Bereich: die Kirche ist in der Welt und mit der Welt solidarisch, sie ist Kirche als bekehrte Welt, Kirche als Gemeinschaft; die Kirche ist etwas anderes als die Welt und verschieden von ihr, sie ist Kirche als Institution, durch die die Menschen zum Volk Gottes gemacht werden379 Im Gegensatz zu französischsprachigen befaßten sich die Überlegungen der deutschen Theologen über die Welt mehr mit praktischen Problemen wie Michel, Hanssler, Auer380 > während sich bei 372 373

374 37

5 376 377 37 8 379

380

AaO. S. 35 ff, 87 Henri de Lubac: Katholizismus als Gemeinschaft, 1943, S. 328; Yves Congar: Der Laie, 1957, S. 159 (französisch 1953, S. 136) AaO. S. 116 AaO. S. 127 Congar, aaO. S. 159 (129), vgl. de Lubac, aaO. S. 121 f, 238 ff Dalmais, aaO. S. 40, 44 f, vgl. auch Daniélou, aaO. S. 116 Congar, aaO. S. 181 (156), vgl. Daniélou, aaO. S. 116 AaO. S. 152 ff (130 ff) Ernst Michel: Lebensverantwortung aus katholischem Glauben, Berlin, 1937, bes. S. 30 - 32, ders.: Von der kirchlichen Sendung der Laien, Berlin, 1934, dieses Werk erschien als revidierte Ausgabe unter dem Titel: Das christliche Weltamt, Frankfurt, 1962; Bernhard Hanssler: Das Gottesvolk der Kirche, Düsseldorf, 1960; Alfons Auer: Weltoffener Christ. Grundsätzliches und Geschichtliches zur Laienfrömmigkeit, Düsseldorf, 1960, ders.: Zur theologischen Grundlegung einer christlichen Laienfrömmigkeit (in: Verkündigung und Glaube, hrsg. v. Theodor Filthaut, u. a. Freiburg, 1958, S. 307 - 326), ders.: Kirche und

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grundsätzliche Darlegungen finden. Diese Anschauungen waren Folge der erstrebten Autonomie der Laien gegenüber dem Klerikalismus der damaligen Zeit und betonten die Notwendigkeit für die Kirche, offen zu sein auf die Welt h i n 3 8 2 . Zu dem sich daraus neu ergebenden Verhältnis von Klerikalismus und Laizismus ist wesentlich die Klärung von Arnold. Seiner Ansicht nach sind zwei Fehlwege auszuschlagen (was in der Praxis durch die Katholische Aktion zum Ausdruck gebracht wird): ein „Klerikalismus ..., der die relative Eigengesetzlichkeit der irdischen Dinge mitsamt ihren Forderungen ignoriert, sie direkt vom religiösen Interesse her regeln zu können glaubt und darum das gesamte Wirken der Kirche für den Klerus reserviert, die Eigenständigkeit der Laien aber verkürzt", und ein „Laizismus, der in seiner extremen Form der Kirche jede Zuständigkeit im Bereich der Weltkultur abspricht, sie in die Sakristei verweist und in seiner gemäßigten Form dem Klerus das ,Sakralamt', dem Laien aber das ,Weltamt'zu je getrennter, selbständiger Verantwortung z u w e i s t " 3 8 3 . Gegenüber diesen Standpunkten stellte Arnold heraus, „daß beide Stände in der Kirche Sakralamt und Weltamt gemeinsam zu tragen h a b e n " 3 8 4 . . Das allgemeine Priestertum begründete Arnold durch Taufe und Firm u n g 3 8 5 wie Congar sah er die Ursache hierfür in der Ganzheit der Kirche als Institution und Gemeinschaft g e g e b e n 3 8 6 das zieht die Konsequenzen nach sich, daß Laien und Kleriker zusammen a r b e i t e n 3 8 7 der Dienst am Wort und Glauben wird ausgeübt bezüglich der LehrentscheiArnold381

;

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382 383 384 385 386

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Welt (in: Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. Ferdinand Holböck u. Thomas Sartory, Salzburg, 1962, Bd. II, S. 4 7 9 570) Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum (in: T T Q , 1 3 4 . J g . 1954, S. 2 6 3 289; abgedruckt in: Franz Xaver Arnold: Glaubensverkündigung und Glaubensgemeinschaft, Düsseldorf, 1955, S. 106 - 140 - hiernach zitiert -), ders.: Bleibt der Laie ein Stiefkind der Kirche? (in: Hochland, 46. Jg., 1 9 5 3 / 5 4 , S. 401 - 4 1 2 , 5 2 4 - 533), ders.: Der Laie in der Kirche - Bindung und Freiheit (in: Geist und Leben, 31. Jg., 1958, S. 411 - 4 2 3 ) v g l . Kolping, aaO. S. 2 3 3 ff Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum, aaO. S. 135 AaO. S. 136 AaO. S. 134, vgl. ders.: Der Laie in der Kirche - Bindung und Freiheit, aaO. S. 415 Kirche und Laientum, aaO. S. 132, Der Laie in der Kirche - Bindung und Freiheit, aaO. S. 4 1 4 , Bleibt der Laie ein Stiefkind der Kirche? aaO. S. 5 2 8 ff; - zu Congar vgl. o. S. 5 9 ff Kirche und Laientum, aaO. S. 134, Der Laie in der Kirche - Bindung und Freiheit, aaO. S. 4 1 5 ff, Bleibt der Laie ein Stiefkind der Kirche? aaO. S. 5 3 0 f

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dung durch die Hierarchie, bezüglich des Zeugnisses durch die Laien; der Dienst am Altar geschieht bezüglich der Konsekration durch den Priester, bezüglich der aktiven Teilnahme durch die Laien; der Dienst in der Welt wird durch den Priester und den Laien vollzogen; während aber der Priester die Bedeutung der Dinge nur in ihrem Bezug zu Gott herausstellt, hat der Laie auch die Eigenständigkeit der Dinge zu berücksichtigen und so die consecratio mundi zu vollziehen, denn die Heilsordnung hebt die Ordnung der Natur nicht auf. Auer wollte ein Betätigung der Laien von der heilsgeschichtlichen Betrachtung her aufweisen. „Der christliche Laie muß in die göttlichen Mysterien der Schöpfung und des Heils als aktiver Partner Gottes mit eingehen, er muß den göttlichen Sinn und die göttliche Ordnung der Welt in Glaube, Liebe und Hoffnung sachlich richtig verwirklichen"388 . Die Laienfrömmigkeit wird ermöglicht durch die Taufe und die Firmung, die zum christlichen Weltdienst befähigt und verpflichtet389. Der Laie nimmt teil „am priesterlichen Tun Christi"390 Auch Michel und Hanssler^91 sahen die Aufgabe der Laien darin, das Weltamt der Kirche selbständig zu übernehmen, die Welt christlich zu gestalten und zu erneuern. Hierzu ist der Laie durch die Firmung mündig gemacht. Nach Auffassung der genannten Autoren - Auer, Michel, Hanssler - bezieht sich die christliche Gestaltung der Welt auf Familie, Beruf, Technik, Politik. In diesen Bereichen soll der Laie verantwortlich w i r k e n 3 9 2 Die Grenze gegenüber der Hierarchie wurde von Hanssler deutlich hervorgehoben: In der Kirche besteht zwar Gleichheit, weil alle zum Volk Gottes gehören, aber Unterscheidung in den Funktionen zwischen Klerus und Laien, weil dieses Volk ein gegliedertes Volk ist. Der Laie kann

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Alfons Auer: Weltoffener Christ. Grundsätzliches und Geschichtliches zur Laienfrömmigkeit, Düsseldorf, 1960, S. 301

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AaO. S. 7 0 f, 146 AaO. S. 147. In demselben Werk führte Auer dies praktisch aus für das technische Handeln, die Ehe, die Verwaltung der politischen Macht (S. 195 f f ) . Es findet sich auch eine grundsätzliche Erörterung über ein neues Verständnis des Berufes (ebd. S. 174 f f ) Ernst Michel: Lebensverantwortung aus katholischem Glauben, Berlin, 1937, S. 30 - 32, ders.: Das christliche Weltamt, Frankfurt, 1962, S. 7 f, 4 2 ; Bernhard Hanssler: Das Gottesvolk der Kirche, Düsseldorf, 1960, dort bes. S. 107 ff. Hanssler führte das aus an den Bereichen der Gesellschaft, der Kultur, des Staates (ebd. S. 106 f f ) Auer: Weltoffener Christ, 1960, S. 174 ff; Michel: Das christliche Weltamt, 1962, S. 7 f, 57 ff, 81 ff; Hanssler: Das Gottesvolk der Kirche, 1960, S. 106 f f , 134 ff

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zwar am kirchlichen Apostolat mitarbeiten, aber er legt mehr ein Zeugnis des Glaubens ab, als daß er verkündigt, er ist mehr der Geführte, nicht der Führende, er ist eher der Empfänger, nicht der Spender393 Die eben genannten Theologen stellten die Aufgabe des Laien in der Welt klar heraus. Welche Sicht fand sich in den Lehrbüchern der Pastoraltheologie in der Epoche von 1917 - 1962? Noppel394 erkannte die Bedeutung der Laien für die Kirche an395 : durch die Taufe wird jeder ein Glied der Kirche und dadurch verantwortlich396. So sind die „Laienhelfer" in der „Leitung" der „Herde Christi" dem geweihten Priester behilflich397) die Laienapostel handeln durch Taufe und Firmung in der Familie und im Beruf christlich398 oder sie sind - im Vollsinn des Wortes „Laienapostel" - von der Kirche gesendet, sie nehmen teil am hierarchischen Apostolat der Kirche399. Das Kirchenvolk wirkt mit bei der Verkündigung des Wortes, weil es Gottes Volk ist (vgl. 1. Petr. 2, 4-10), weil die Gläubigen Glieder am Leibe Christi sind400) obgleich der Papst „das sichtbare Haupt, der Stellvertreter Christi" ist^Ol und der Bischof durch die „Bischofsweihe als der letzten Vollendung des Weihesakramentes" der „ ,Sponsus' " „ .seiner' Kirche" ist402. Schurr4Q3 rechnete zu den Grundelementen der neuen Heilssorge, die heute missionarisch geschehen muß404 ) auch den Laien als Mitarbeiter, den er als Weltchristen k e n n z e i c h n e t e 4 0 5 ; denn „Klerus und Volk sind die Kirche. Die Laien sind nicht nur Objekt, sondern auch 393

395 396 397 398 399 4 0 0 401 4 0 2

4 0 4 405

AaO. S. 67, 76, 107 ff; das gilt jedoch im Notfall nicht für Taufe und Ehe, aaO. S. 109 Constantin Noppel: Aedificatio corporis Christi, Aufriß der Pastoral. Freiburg, 2. Aufl. 1949 (hiernach zitiert); die 2. Auflage von 1949 ist fast unverändert gegenüber der 1. Auflage von 1937; sie wurde 1943 fertiggestellt, aber erst nach dem Tode des Verfassers 1949 herausgegeben (vgl. aaO. S. IX) AaO. S. 49 ff AaO. S. 60 AaO. S. 49, beispielsweise betrifft das die Pfarrschwester AaO. S. 53 AaO. S. 53, hierzu gehört die Katholische Aktion, vgl. S. 111 f AaO. S. 5 9 - 6 6 AaO. S. 32 AaO. S. 34, in der 1. Auflage ( 1 9 3 7 ) wird der Bischof als Hirte bezeichnet (S. 13 0 Viktor Schurr: Seelsorge in einer neuen Welt. Eine Pastoral der Umwelt und des Laientums, Salzburg, 1957 AaO. S. 66, 25, 312 AAO. S. 66, 339

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Subjekt der Kirche - in Unterordnung unter die Hierarchie", denn durch die Taufe haben sie alle Rechte und Pflichten der C h r i s t e n ^ O ö j 3 i e Laien sind nicht bloß Steine, die in den Gottesbau eingefugt werden; sie selbst sind auch Baumeister... Jeder ist Mitarbeiter an seiner Stelle, wohin ihn Stand und Beruf gestellt haben: als Familienmutter, als Arbeiter, als Lehrer, Arzt, Beamter ..."407 Neben dieser allgemeinen Berufung, die durch das Christsein erfolgt, gibt es noch die besondere Berufung, die durch den Bischof geschieht, nämlich diejenige zur Katholischen Aktion408 . in der Liturgie haben die Laien ebenfalls Aufgaben, z. B. als Mesner, Vorbeter, Lektor 4 1 ^; j n der Messe ist das ganze Gottesvolk tätig410. Die Aufgabe des Laien sah Schurr - wie Häring411 - vor allem in der Übernahme des Weltamtes: „Das sakrale Weltamt des Laien kann diesem von niemandem abgenommen werden. Ihm, nicht dem Priester, ist erstlich die Verchristlichung des Milieus übertragen'"* 12. Diese geschieht z.B. durch Betrieb sseelsorge 4 13 Hatten Noppel und Schurr den Akzent auf die Zusammenarbeit von Laien und Klerus gelegt, so findet sich eine andere Sicht in dem Werk von Pfliegler, das später als die Pastoraltheologien von Noppel und Schurr erschien 4 ! 4 . Er verstand die Hierarchie der Kirche als „Trägerin der Vollmacht" der Seelsorge 4 !5 : n u r die Priester, die durch die Weihe „einen neuen Stand" in der Welt erhalten, sind zur Seelsorge gesandt 4 16. Die Laien sind wegen des allgemeinen Priestertums (1. Petr. 2 , 3 ff), welches wahres Priestertum ist, durch die Taufe zwar nicht nur „Objekt der Seel406 407

408 409 410 411 412 413 414 415 416

AaO. S. 64 AaO. S. 138. In seiner Abhandlung „Des Priesters Aufgabe am Laien" (in: Der Laie. Rechte und Pflichten. Hrsg. v. Karl Rudolf, Wien, 1959, S. 69 - 96, dort S. 84 - 90) riet Schurr ebenfalls zur Ausbildung einer Laienelite, wie laut obigem Werk das Häuserapostolat durch die Laienelite geschehen soll (aaO. S. 137 ff) AaO. S. 138 AaO. S. 82 AaO. S. 86 Vgl. sein Werk: Das Gesetz Christi, 1. Aufl. 1954, S. 891; 6. Aufl. 1961, Bd. 2, S. 408 ff, Näheres s. o. S. 77 f AaO. S. 165 AaO. S. 161 ff Michael Pfliegler: Pastoraltheologie, Wien, Freiburg, Basel, 1962 AaO. S. 8; Pfliegler verstand unter „Kirche" Hierarchie, vgl. auch S. 13 dieses Werkes AaO. S. 16; nur den Aposteln übertrug Christus sein dreifaches Amt, nicht der Gemeinde (aaO. S. 13), vgl. auch S. 38: der Priester ist „segregatus a populo" und in das Volk gesandt

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sorge", sondern auch „Mitarbeiter", aber sie können nur „subsidär" eingesetzt werden, weil ihnen die Weihe fehlt417 j denn „nur wer die Weihe in der Ordination empfangen hat, handelt ,ut personam Christi gerens', im Heiligen Opfer und in der Sakramentenspendung"418. Die Laien wirken auf Grund des allgemeinen Priestertums allerdings mit bei der Eucharistie, in der Katholischen Aktion, im P f a r r b e i r a t ^ l ^ a u ß e r d e m als Helfer in der Pfarrei, als Religionslehrer, in Verbänden420. VII. Liturgik Die im 18./19. Jahrhundert begonnene liturgische Bewegung wurde im 20. Jahrhundert durch Beaudin in Mecheln und vor allem durch Abt Herwegen in Maria Laach f o r t g e f ü h r t ^ 1. Einen Höhepunkt erreichte sie durch die Studie von Romano Guardini „Vom Geist der Liturgie", die 1918 in der von Abt Herwegen herausgegebenen Reihe „Ecclesia orans" erschien. Guardini stellte das gemeinschaftliche Handeln der Gläubigen heraus422 Kirche wurde von ihm wieder als Gesamtheit der Gläubigen, nicht nur als Hierarchie angesehen. So formulierte er in dem 1921 verfaßten Aufsatz „Das Erwachen der Kirche in den Seelen": „Liturgie ... ist die betende K i r c h e " 4 2 3 . Auch Casel, Parsch und Pinsk wollten den Gläubigen die Liturgie durch die Betonung der Gemeinschaft nahebringen: Casel stellte die christlichen Mysterien heraus, Parsch sowie Pinsk wollten die Sakramente verständlich machen (wobei Pinsk eine naturhaft-ontologische und zu wenig religiöse Deutung gab424) 417 418 419 420 421 422

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AaO. S. 9 6 AaO. S. 96 mit Hinweis auf Papst Pius XII: Allokution vom 2. 11. 1954 AaO. S. 97 - 102 AaO. S. 104 - 116 (z. B. in der katholischen Arbeiterjugend, aaO. S. 108 f ) Vgl. o. S. 32 f. Zum folgenden vgl. Ferdinand Kolbe: Die liturgische Bewegung, Aschaffenburg, 1964, S. 32 ff R o m a n o Guardini: V o m Geist der Liturgie, Freiburg 1918, 6./7. Aufl. 1921 (18. Aufl. 1953) (F,cclesia orans, Bd. I, hrsg. v. Ildefons Herwegen); man vergleiche besonders das 2. Kapitel: Liturgische Gemeinschaft (zitiert nach der 6./7. Aufl., d o r t S. 24 f f ) Abgedruckt in: R o m a n o Guardini: Vom Sinn der Kirche, Mainz, 1923, S. 119, Zitat S. 18 Odo Casel: Die Liturgie als Mysterienfeier, Freiburg, 1922, ders.: Das christliche Festmysterium, Paderborn, 1941, ders.: Das christliche Kultmysterium, Regensburg, 1932, 2. Aufl. 1935, 3. Aufl. 1948; Pius Parsch: Volksliturgie, Wien, 1951; Johannes Pinsk: Die sakramentale Welt, Freiburg, 1938 (F.cclesia orans, Bd. XXI); Kolbe, aaO. S. 39 f, 51 ff, 58

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Gegenüber der einseitig hierarchischen Sicht wurde also die Kirche wieder als Gemeinschaft (communio) gedeutet und das gemeinsame Tun aller in das Licht gerückt: Herwegen und G u a r d i n i 4 2 5 betrachteten die Kirche als Vereinigung der wahren Anbeter Gottes, als Gemeinschaft, Schulte und V a g a g g i a n i 4 2 6 verstanden das Gottesvolk als liturgische Gemeinde, J u n g m a n n 4 2 7 sah die Gemeinschaft der Gläubigen als Subjekt der Liturgie an. Bei den genannten Autoren gewann meist auch das Bild „Leib Christi" eine wesentliche Bedeutung. Die Gemeinschaft der Kirche, des Volkes Gottes, wurde als übernatürliches Leben, als Organismus erfahren, der von Christus durch den heiligen Geist Leben erhält. Die Kirche ist corpus mysticum, Christus, das Haupt, gibt den Gläubigen, den übrigen Gliedern seines Leibes, teil an seinem Leben. Die Gemeinschaft bringt dem Haupte Jesusund durch ihn dem Vater Anbetung dar. Die Gemeinschaft stellt somit auch den Kult des mystischen Leibes Jesu Christi, seines Hauptes und seiner Glieder dar, in dem die Priester das Haupt repräsentieren428 Weil der Christ durch die Taufe ein Glied der Kirche ist, kann er teilnehmen am Priestertum Christi, das bedeutet, aktiv teilnehmen an der Liturgie429. Das ganze Volk Gottes ist auf diese Weise Träger der Liturg i e 430. Erst nach dieser Feststellung wurde differenziert und ein Unterschied in der Funktion festgestellt: Casel431 leitete den Unterschied vom Bild 425

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Ildefons Herwegen: Vorwort; in: Ecclesia orans, hrsg. v. demselben, Freiburg, Bd. 1 , 1 9 1 8 , S. VII, IX; Romano Guardini: Das F.rwachen der Kirche in den Seelen, aaO. S. 14 f, ders.: V o m Geist der Liturgie, aaO. S. 18 ff Raphael Schulte: Kirche und Kult (in: Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. Ferdinand Holböck u. Thomas Sartory, Salzburg, 1962, Bd. II, S. 7 6 4 ff); Cyprian Vagaggiani: Theologie der Liturgie, Einsiedcln, 1959, S. 187 Josef Andreas Jungmann: Die liturgische Feier, Regensburg, 1939, S. 24 ff, 3. Aufl. 1961, S. 27 ff Casel: Das christliche Kultmysterium, 3. Aufl. 1949, S. 91; Jungmann: Die liturgische Feier, 1939. S. 35; Schulte: Kirche und Kult, aaO. S. 776; Vagaggiani: Theologie der Liturgie, S. 189 Guardini: Das F.rwachen der Kirche in den Seelen, aaO. S. 16; Casel: Das christliche Kultmysterium, 3. Aufl. 1948, S. 91; Jungmann: Die liturgische Feier, 1 9 3 9 , S. 17; Schulte: Kirche und Kult, aaO. S. 7 6 5 f, 7 9 0 , 7 9 3 Guardini: Das Erwachen der Kirche in den Seelen, aaO. 16; Jungmann: Die liturgische Feier, 1939, S. 29 f; Schulte: Kirche und Kult, aaO. S. 7 6 4 , 7 6 6 Casel: Das christliche Kultmysterium, 3. Aufl. 1948, S. 9 0

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des Leibes Christi ab: am Leib Christi ist jedes Glied an seiner Stelle und seiner Aufgabe gemäß. Folglich können die Laien nie den Dienst des geweihten Priesters übernehmen. J u n g m a n n 4 3 2 vertrat zu diesem Punkt folgende Ansicht: Innerhalb der Gemeinde der Gläubigen ist der Presbyter am priesterlichen Walten Christi besonders beteiligt, er vollzieht jene Akte, zu denen eine besondere Vollmacht nötig ist, die er durch die Handauflegung empfangen hat. Wo die Gemeinde auferbaut wird, handelt der Priester, und die Gläubigen sind nur Empfänger. S c h u l t e ^ 3 sah diesen Unterschied darin, daß „an dem einen Priestertum Christi und der Kirche deren Glieder auf zwei spezifische Weisen partizipieren": als Nichtgeweihte und als Geweihte, nur letztere können die Eucharistie vollziehen. V a g a g g i a n i 4 3 4 stellte fest, daß nur der geweihte Priester Stellvertreter Christi ist. Welche Aussagen über die Beteiligung der Gläubigen fanden sich in den Lehrbüchern dieses Zeitraums? War bereits ein Einfluß der liturgischen Bewegung zu spüren? Nach der Ansicht von E i s e n h o f e n s sind die Gläubigen - der Terminus „allgemeines Priestertum" fiel nicht - an der Liturgie beteiligt, aber die Kirche wird durch die Priester repräsentiert, obgleich der Kult ein gemeinsamer zwischen Priester und Gläubigen ist, denn diese Gemeinsamkeit ist ideel da und als wirklich wünschenswert, zum gültigen Vollzug der Messe genügt jedoch der Priester a l l e i n 4 3 6 . ¡ n der späteren Auflage des Lehrbuches von Eisenhofer durch Lechner437 wurde darauf hingewiesen, daß auf Grund ihrer kirchlichen Mitgliedschaft den Gläubigen das sogenannte „allgemeine Priestertum" zukommt, das ermöglicht zwar eine „aktive Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie", welche aber keine „selbständige aktive liturgische Potenz" bedeutet, die „Plebs sancta", der „Populus Dei... vollzieht die liturgischen Handlungen durch bestimm-

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Jungmann: Die liturgische Feier, 1939, S. 35 Schulte: Kirche und Kult, aaO. S. 793, 794 (Zitat) Vagaggiani: Theologie der Liturgie, S. 184 Ludwig Eisenhofer: Handbuch der katholischen Liturgik, Freiburg, 2 Bände, Bd. 1,1. Aufl. 1932, 2. Aufl. 1941; Bd. 2, 1. Aufl. 1933, 2. Aufl. 1941 (Die 2. Auflage ist gegenüber der ersten unverändert). (Zu dem früher von Eisenhofer bearbeiteten Handbuch der katholischen Liturgik von Thalhofer s. o. S. 34) AaO. Bd. 1 , S . 1 7 - 2 0 j)r. Joseph Lechner: Liturgik des Römischen Ritus. Begründet von Dr. Ludwig Eisenhofen-, 6. Aufl. 1953, Freiburg.

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te, auf Grund der Ordination befähigte ... Glieder, die Inhaber des Amtspriestertums (besonderes Priestertum)"438. Gegenüber der starken Herausstellung des Priesters in beiden Lehrbüchern läßt sich ein Wandel in einem neueren Handbuch, das 1961 von Martimort herausgegeben wurde^39) beobachten: die Gemeinde wird als neues Gottesvolk verstanden: trotz der Verschiedenheit der Stände und Nationen besteht brüderliche Gemeinschaft, alle nehmen aktiv an der Liturgie teil und zwar durch die Taufe. Erst nach dieser Feststellung wurde der Unterschied genannt: es gibt in der Gemeinde des neuen Gottesvolkes verschiedene Ämter, der zelebrierende Priester ist der Vorsitzend e ^ . Doch auch dieses Handbuch vermerkte noch: „Die Gegenwart des Volkes ist für die Gültigkeit der sakramentalen Handlungen nicht erforderlich"^!.

VIII. Lexika Mit Ausnahme vom Dictionnaire de Theologie C a t h o l i q u e 4 4 2 widmeten die neueren Lexika443 dem Laien einen eigenen Abschnitt, in dem 4

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3

AaO. S. 3 Aimé-Georges Martimort: L'Eglise en prière. Introduction à la Liturgie. Tournai, 1961; in deutsch: Handbuch der Liturgiewissenschaft, Freiburg, 2 Bände, 1963 und 1965 (hiernach zitiert) Bd. I, S. 104 Bd. 1, S. 89 Das Stichwort „laic" fehlte im 8. Band von 1924; die früher erschienenen Bände wurden bereits o. S. 36 untersucht Es werden folgende Lexika-Artikel herangezogen (und die 1962, 1963 erschienenen dabei in Klammern gesetzt): Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Freiburg, 1926; Artikel: Laien, Sp. 183, Priestertum, Sp. 235; Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Kevelaer, 2. Aufl. 1960; Artikel: Allgemeines Priestertum, S. 16, Apostolat, S. 25, Laien, S. 158, Laienapostolat, S. 158; Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), 1. Auflage, Freiburg, mit folgenden Artikeln: Karl Guggenberger: Laien, in: Bd. VI, 1934, Sp. 337-339; Maximilian Kaller: Laienapostolat, in: Bd. VI, 1934, Sp. 339 f; Ludwig Kösters: Priester, IV, in: Bd. VIII, 1936, Sp. 469-471; Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), 2. Auflage, Freiburg, mit folgenden Artikeln: Yves Congar: Laie, 1-111, in: Bd. 6, 1961, Sp. 733-740; (ders.: Priestertum, Allgemeines P., II, in: Bd. 8, 1963, Sp. 754-756)

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

der Laie als Glied des Gottesvolkes definiert wurde, so Braun, Brinkmann, Guggenberger, Congar, Rahner-Vorgrimler444. Der Terminus „allgemeines Priestertum" findet sich bei Braun, Brinkmann, Kösters 4 4 5 (Blinzler, Congar 44 6). Braun, Brinkmann, Kösters 44 ^ (Congar 4 ^) deuteten 1. Petrus 2, 9 als wahres Priestertum und leiteten es aus dem TaufCharakter ab. (Congar verstand es nicht metaphorisch, sondern geistig real 44 9.) Nach Rahn e r - V o r g r i m l e r 4 5 0 zeigt 1. Petr. 2, 9, daß ,jeder durch Gottes Gnade Gerechtfertigte und Geheiligte ein Priester" ist und am königlichen Priestertum aller Glaubenden teilnimmt. Was die Rechte des Laien betrifft, wichen die Lexika allerdings noch voneinander ab: Braun, Guggenberger451 sahen die Laienrechte überwiegend passiv an (im Anschluß an CIC, can. 682): Der Laie hat das Recht auf Empfang der Sakramente, auf Unterweisung in der Glaubens-

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445 446 447 448 449 450 451

(Josef Blinzlet: Priestertum, Allgemeines P„ I, in: Bd. 8,1963, Sp. 753 - 754) Klaus Mörsdorf: Laie, IV, in: Bd. 6, 1961, Sp. 740 f; Karl Rahner - Herbert Vorgrimler: Kleines theologisches Wörterbuch, Freiburg, 1961, Artikel: Laie, S. 217 f, Priestertum, S. 300 (Heinrich Fries - Hrsg. -: Handbuch theologischer Grundbegriffe, München, Bd. I, 1962, Bd. II, 1963, mit folgenden Artikeln: Amt (Josef Gewiess, Otto Karrer): Bd. I, S. 31 - 41, 41 - 49; Laie (Yves Congar): Bd. II, S. 7 - 25; Priestertum (Piet Fransen): Bd. II, S. 340 - 350). Zum Bibeltheologischen Wörterbuch, hrsg. v. Johannes Baptist Bauer, Graz, 1. Aufl. 1959, vgl. o. S. 52 Anmerkung und S. 5 3 Anmerkung (Alois Stöger: Priestertum, ebd. S. 630, und Robert Koch: Charisma, ebd. S. 101) Braun: Laien, aaO. Sp. 183; Brinkmann: Laien, aaO. S. 158; Guggenberger: Laien, aaO. Sp. 337-339; Congar: Laie, I-III (in: LThK, 2. Aufl. aaO. Sp. 733-740 und in: Handbuch theologischer Grundbegriffe, aaO. S. 7-25); Rahner-Vorgrimler: Laie, aaO. S. 217 f Braun: Priestertum, aaO. Sp. 235; Brinkmann: Allgemeines Priestertum, aaO. S. 16; Kösters: Priester, IV, aaO. Sp. 470 (Blinzler: Art. Priestertum, Allgemeines P., I, aaO. Sp. 753 f Congar: Art. Priestertum, Allgemeines P., II, aaO. Sp. 754 - 756) Braun: Priestertum, aaO. Sp. 235; Brinkmann: Allgemeines Priestertum, aaO. S. 16; Kösters: Priester, IV, aaO. Sp. 470 (Congar: Art. Priestertum, Allgemeines P., II, aaO. Sp. 755 Ebd.) Rahner-Vorgrimler: Priestertum, aaO. S. 300 Braun: Laien, aaO. Sp. 183; Guggenberger: Laien, aaO. Sp. 338

Betätigung der Laien im 20. Jahrhundert

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lehre. Dagegen hoben Brinkmann und Congar 4 5 2 das Recht der Teilnahme am dreifachen Amt Christ hervor, was durch die Taufe ermöglicht wird. - Die Aufgaben des Laien wurden von B r a u n 4 5 3 als geistige Opfer (Gebete, gute Werke) beschrieben, von Brinkmann und K a l l e r . dieselben im Zusammenhang mit dem Laienapostolat dargestellt. Cong a r 4 5 5 s a h folgende Aufgaben der Laien in ihrer Teilhabe am dreifachen Amt begründet: (1) geistliche Opfer, Dienst der Verkündigung, Zeugnis zu leisten entspricht ihrem prophetischen Amt, (2) die Teilnahme an der Eucharistie ihrem priesterlichen Amt, (3) die Einflußnahme auf die irdische Kultur gehört zu ihrem königlichen Amt. Nach Rahner-Vorgriml e r 4 5 6 bestehen die Aufgaben der Laien in der Bezeugung der Gnade Gottes gegenüber der Welt und den Menschen sowie in der Mitfeier in der Eucharistie. Bezüglich des Verhältnisses des Laien zur Hierarchie457 erwähnten alle Lexika die Grenze zwischen Klerikern und Laien: nur die Kleriker, d. i. die Ordinierten, können die Weihe- und Jurisdiktionsgewalt empfangen. Aus dem Ordo folgen Unterschiede in der Sendung zwischen Laienapostolat und hierarchischem Apostolat sowie in den Aufgaben und Rechten. Daher gibt es innerhalb der einen Kirche Klerus und Laien: die Kirche ist gegliedert in Dienste und in das Volk. 4 5 4

w u r

B e t ä t i g u n g der Laien im 2 0 . J a h r h u n d e r t Die Bemühungen der Laien um Verchristlichung der Welt, die im 19. Jahrhundert begonnen hatten 4 58, setzten sich im 20. Jahrhundert 452 453 454 455 456 457

Brinkmann: Laien, aaO. S. 158; Congar: Laie, II, in: LThK, 2. Aufl. aaO. Sp. 736 (ders.: Laie, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe, aaO. S. 20 ff) Braun: Priestertum, aaO. Sp. 235 Brinkmann: Apostolat, aaO. S. 25, ders.: Laienapostolat, aaO. S. 158; Kaller: Laienapostolat, aaO. Sp. 339 Congar: Laie, II, in: LThK, 2. Aufl., aaO. Sp. 736 (ders.: Laie, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe, aaO. S. 16 ff, 20 ff) Rahner-Vorgrimler: Laie, aaO. S. 217 Braun: Laien, aaO. Sp. 183, ders.: Priestertum, aaO. Sp. 235; Brinkmann: Laien, aaO. S. 158; Kösters: Priester, IV, aaO.Sp. 470; vgl. auch: Karl Gugenberger: Klerus, in: LThK, 1. Aufl., Bd. VI, 1934, Freiburg, Sp. 42; Congar: Laie, I, in: LThK, 2. Aufl., aaO. Sp. 7 3 4 f (ders.: Laie, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe, aaO. S. 16 ff) (Piet Fransen: Priestertum, in: Handbuch theologiscl--r Grundbegriffe, aaO. S. 340 fO; Rahner-Vorgrimler, Laie, aaO. S. 217, dies.: Art. Priestertum, aaO. S. 300 Vgl. das o. S. 36-38 Ausgeführte

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

fort, besonders in der Katholischen Aktion, die von Papst Pius XI. neu in das Leben gerufen wurde459 ) a u f diese Weise nahmen die Laien am hierarchischen Amt teil durch Betätigung in Kirche und Welt. Neben der Katholischen Aktion, dem Laienapostolat mit amtlicher Sendung, findet sich auch ein Apostolat der Laien ohne amtliche Sendung. Es besteht auf Grund der Gliedschaft des Christen am Leib Christi durch Taufe und Firmung als solchen, nicht erst durch eine Beauftragung von Seiten der Hierarchie460. Ein Zeichen für die Aktivität der Laien waren auch die Laienweltkongresse, die 1951 und 1957 in R o m s t a t t f a n d e n ^ 1. Deren Themen behandelten theologische Grundlagen des Laienapostolates - die Sendung, die aus Taufe und Firmung resultiert -, Notwendigkeit, Bereiche, Verschiedenheit und Einheit des Apostolates (persönliches und organisiertes Apostolat) und stellten die Aufgaben des Laien in Kirche und Welt heraus462

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Zu den bereits bestehenden Ansätzen vgl. die o. S. 40 angeführten Äußerungen der Päpste Leo XIII. und Pius X.; weiteres s. u. S. 106 f vgl. Christoph Michael Haufe: Das allgemeine Priestertum im Katholizismus der Gegenwart, Diss. Leipzig, 1961, S. 57 ff. Zum Verhältnis von Katholischer Aktion und Apostolat der Laien vgl. Yves Congar: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 494 ff; in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 580 ff; er nennt die Sendung der Hierarchie eine Sendung „ex officio", die der Laien eine Sendung „ex spiritu", die Sendung der Katholischen Aktion eine Sendung „ex officio" und „ex spiritu"; Ferdinand Klostermann: Das christliche Apostolat, Innsbruck, München, 1962, S. 588, 713, 330, ders.: Das Apostolat der Laien (in: Der Laie. Rechte und Pflichten. Hrsg. v. Karl Rudolf, Wien, 1959, S. 103 ff), Louis-Marie de Bazelaire: Auch die Laien sind Kirche, Aschaffenburg, 1959, S. 104, Bernhard Häring: Das Gesetz Christi, Freiburg, 6. Aufl. 1961, Bd. 2, S. 423, - vgl. das o. S. 59 ff, 63, 65 f, 77 f Ausgeführte. Karl Rahner (Über das Laienapostolat, aaO. S. 359 f) vertrat die Ansicht, daß die Katholische Aktion eine Organisation der Hierarchie und kein Laienapostolat im eigentlichen Sinn sei, während die actio catholicorum eine Organisation der Laien im eigentlichen Sinn sei (vgl. o. S. 64) - eine Ansicht, die Papst Pius XII. ablehnte (vgl. u. S. 108) Berichte: Weltkongreß für das Laienapostolat (in: HK, 6. Jg. 1951/52, S. 127 - 131); Der Papst über die Rolle des Laienapostolates in der Kirche (ebd. S. 120 - 123); Zweiter Laienweltkongreß in Rom (ebd. 12. Jg. 1957/ 58, S. 110 - 137); vgL auch Actes du 1 e r congrès, Rom, 1952, Bd. I, II; Sebastian Tromp: De laicorum apostolatu, fundamento, indole, formis, Rom, 1957 (vervielfältigt) HK, 6. Jg. 1951/52, S. 127 ff; 12. Jg. 1957/58, S. 110 ff

Betätigung der Laien im 20. Jahrhundert

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Die Betätigung der Laien in den Verbänden, die im 19. Jahrhundert gegründet w a r e n 4 6 3 ) setzte sich nach 1918 und - nach deren Auflösung im Dritten Reich - nach 1945 mit neuer Konstituierung fort. Waren die Zusammenschlüsse der Laien im 19. Jahrhundert autonom gewesen, so wurden sie ab den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch unter die Leitung der Hierarchie gestellt464. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken erhielt 1952 eine Verfassung mit folgendem Paragraphen (§ 1): „Das Zentralkomitee ist der von der Autorität der Bischöfe getragene Zusammenschluß der im Laienapostolat der katholischen Kirche Deutschlands tätigen Kräfte"465 Auch die Katholikentage wurden w e i t e r g e f ü h r t 4 6 6 j ) e r Katholikentag von Bochum 1949 war als Arbeits- und Rüsttag für Laien gedacht: diese faßten Beschlüsse. Doch Papst Pius XII. griff ein, und die Entscheidung mußte zurückgenommen werden. Fortan wurden die Katholikentage stärker von den Bischöfen g e p r ä g t 4 6 7 Eine eigene Zeitschrift für Laienarbeit wurde ab 1947 von Laien verfaßt: die „Werkhefte für katholische L a i e n a r b e i t " 4 6 8

Neben den Bewegungen im 20. Jahrhundert, bei denen Laien an den Aufgaben der Hierarchie teilnehmen, findet sich auch eine gegenläufige Bewegung: Glieder des Klerus nehmen teil an der Arbeit der Laien: die

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Näheres s. o. S. 37 f vgl. Bernhard Hanssler: Vom katholischen Verein zum Zentralkomitee (in: ders.: Die Kirche in der Gesellschaft, Paderborn, 1961, S. 86) Zitiert nach: Johannes Baptist Hirschmann: Laienapostolat nach dem Konzil (in: Stimmen in der Zeit, 180. Bd., 1967, S. 290); vgl. auch: Die Reform des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (in: HK, 22. Jg. 1968, S. 201 - 205, bes. 201), Alois Schardt: Plädoyer für die Organisation. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die Verbände (in: Norbert Greinacher/Heinz Theo Risse - Hrsg.-: Bilanz des deutschen Katholizismus, Mainz, 1966, S. 275 291, bes. S. 277) Zu ihrem Beginn vgl. o. S. 38 Vgl. Christoph Michael Haufe: Das allgemeine Priestertum im Katholizismus der Gegenwart, Diss. Leipzig, 1961, S. 51. Textausgaben der Katholikentage im Verlag Bonifacius-Druckerei, Paderborn, hrsg. v. Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Gerechtigkeit schafft Frieden. Der 73. Deutsche Katholikentag vom 31. August bis 4. September 1949 in Bochum. Paderborn, 1949 Werkhefte für katholische Laienarbeit, herausgegeben von der Arbeitsstelle für katholisches Laienwerk, 1947 ff, Aschaffenburg, 1956 ff München; ab 1961 - 1973 unter dem Titel: Zeitschrift für Probleme der Gesellschaft und des Katholizismus, danach wurde die Zeitschrift eingestellt. Hinzuweisen ist auch auf die „Frankfurter Hefte. Zeitschrift für Kultur und Politik", ab 1946, hrsg. v. Walter Dirks und F.ugen Kogon, Frankfurt

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

Arbeiterpriester: sie üben e i n e n w e l t l i c h e n Beruf aus, u m s i c h m i t d e n Laien z u solidarisieren u n d s o m i t e i n e Seelsorge z u b e t r e i b e n , die auf die P r o b l e m e der Laien e i n g e h t u n d sie a n s p r i c h f * 6 9 . S e i n e Wurzeln h a t dieses f r a n z ö s i s c h e E x p e r i m e n t in der „ J e u n e s s e Ouvrière C h r é t i e n n e ( J O C ) die 1 9 2 6 v o n Cardijn gegründet w u r d e , in der A c t i o n C a t h o l i q u e ( A C O ) u n d anderen O r g a n i s a t i o n e n ^ 0 Das Wirken einiger Priester als Arbeiterpriester w u r d e v o n 1 9 4 3 - 1 9 5 4 ( 1 9 5 9 ) durchgeführt: die o f f i z i e l l e n S t e l l e n in R o m v e r b o t e n d a n n das E x p e r i m e n t m i t der Begründung, e i n e manuelle Arbeit widerspräche d e m A u f t r a g d e s P r i e s t e r s 4 7 1 , w e i l auf diese Weise der „ S t a n d " d e s Priesters in die „Welt" a u f g e l ö s t w e r d e 4 7 2 . Welche Erwartungen der Laien ließen sich hinsichtlich des 2. Vatikanischen Konzils feststellen473? I m a l l g e m e i n e n w u r d e erwartet, d a ß „der Laie ... w i e d e r seinen i h m b e s o n d e r s z u k o m m e n d e n Platz in der G e m e i n s c h a f t der G l ä u b i g e n ... bek o m m e n " m u ß 4 7 4 _ D a s soll z u m A u s d r u c k gebracht w e r d e n d u r c h Teil-

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vgl. Henri Perrin: Journal d ' u n Prêtre ouvrier en Allemagne (von 1943/44), Paris, 1945; in deutsch: Tagebuch eines Arbeiterpriesters. Aufzeichnungen von Henri Perrin 1943/44, München, 1955, Les prêtres ouvriers, Paris, 1954; in deutsch: Die Arbeiterpriester. Dokumente, Heilbronn, 1957, Gregor Siefer: Die Mission der Arbeiterpriester. Ereignisse und Konsequenzen. Ein Beitrag zum Thema: Kirche und Industriegesellschaft, Essen, 1960, Kardinal Emmanuel Suhard: Le prêtre dans la cité, Paris, 1949 Siefer, aaO. S. 2 8 - 1 3 2 Siefer, aaO. S. 98; HK, 14. Jg. 1959/60, S. 7 6 - 81: Das Heilige Offizium und die Arbeitermission in Frankreich; ebd. 19. Jg. 1964/65, S. 696 - 699: Wiederum Arbeiterpriester in Frankreich HK, 19. Jg. 1964/65, S. 697; vgL ebd. 14. Jg. 1959/60, S. 76 ff vgl.: Umfrage zum Konzil. 81 katholische Laien und Theologen äußern sich zu den Aufgaben des kommenden Konzils. Enquete der Zeitschrift Wort und Wahrheit, Freiburg, Basel, Wien, 1961, S. 569 - 718, Fragen an das Konzil. Anregungen und Hoffnungen, Freiburg, 1961, Otto B. Roegele: Was erwarten wir vom Konzil? Gedanken eines Laien. Osnabrück, 1961, ders.: Laiengedanken zum kommenden Konzil (in: Erwägungen zum kommenden Konzil. Studien und Berichte der Katholischen Akademie in Bayern, Heft 15, Würzburg, 1961, S. 81 - 112), Marianne Dirks - Anneliese Lissner: Wünsche katholischer Frauen, Mütter und Ehepaare an das Ökumenische Konzil (in: Konkrete Wünsche an das Konzil von Viktor Schurr u. a., Kevelaer, 1961, S. 57 - 93), vgl. auch: Das Konzil und das christliche Volk (in: HK, 16. Jg. 1960/61, S. 564 - 567) So z. B. Otto Rigler, Lorenz Höcker (in: Umfrage zum Konzil, S. 657 -Zitatund S. 606), Fragen an das Konzil, S. 97

Amtliche Verlautbarungen

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nähme der Laien an katechetischen, seelsorgerlichen, verwaltungsmäßigen Aufgaben, am Zeugnis, am Gottesdienst u n d eventuell an der Predigt, - auf diese Weise würden die Priester entlastet und k ö n n t e n sich der eigentlichen Aufgabe w i d m e n 4 7 5 ^ Betätigung in der Welt im Vollzug einer christlichen F r ö m m i g k e i t 4 7 6 , Schließlich wäre wünschenswert die K o d i f i k a t i o n eines Laienrechtes477 ) die Mitberatung der Laien auf d e m 2. Vatikanischen K o n z i l 4 7 8 . Erhielte der Laie wieder den i h m z u k o m m e n d e n Platz, wäre dies eine Demokratisierung der Kirche, die der Hierarchie nicht widerspräche479

Amtliche

Verlautbarungen

Wie standen die amtlichen Verlautbarungen zu der Aktivität der Laien? Die beiden Päpste Pius XI. und Pius XII. h i e ß e n eine Betätigung der Laien gut.

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s o für die Katechese: Erich Bodzenta, Jürgen von Prellwitz (in: Umfrage zum Konzil, S. 580 bzw. 654), für Laientheologie: Jürgen von Prellwitz (ebd. S. 654), Fragen an das Konzil, S. 97, für Seelsorge: Lorenz Höcker, Arthur Jores, Peter Röttgen (in: Umfrage zum Konzil, S. 606 bzw. 608 und 663), Fragen an das Konzil, S. 89, für Verwaltung: Erich Bodzenta, Arthur Jores, Hans Kriegl, Jürgen von Prellwitz (in: Umfrage zum Konzil, S. 580 bzw. 608, 624, 654), Dirks, aaO. S. 86, für das Zeugnis: Fragen an das Konzil, S. 97, für Wortgottesdienst: Jürgen von Prellwitz (in: Umfrage zum Konzil, S. 654), Fragen an das Konzil, S. 97, die Anfrage nach der Laienpredigt: Georg Fürstenberg (in: Umfrage zum Konzil, S. 590) Anton Roesen, August M. Knoll (in: Umfragen zum Konzil, S. 661 bzw. 620), Otto B. Roegele: Was erwarten wir vom Konzil? S. 21, Fragen an das Konzil, S. 97 Götz Freiherr von Pölnitz und Josef Othmar Zöller (in: Umfrage zum Konzil, S. 650 bzw. 711), Fragen an das Konzil, S. 107 Felix Messerschmid (in: Umfrage zum Konzil, S. 635), Otto B. Roegele: Was erwarten wir vom Konzil? S. 25. Roegele sieht die Laien auf dem Konzil mittelbar anwesend, repräsentiert durch die Bischöfe (in Anlehnung an die Ansprache von Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger in Maria Laach am 19. 6. 1959 auf dem Publizistentreffen; vgl. aaO. S. 16 u. 113) Diese Meinung vertrat Arthur Jores (in: Umfrage zum Konzil, S. 608)

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

Pius XI. gründete 1922 die Katholische Aktion480 n e u u n d zwar wegen der Gefährdung des christlichen Wesens durch gottlose Einflüsse und wegen des Priestermangels481. i n seiner Enzyklika „Ubi arcano" vom 23. 12. 1922 beschrieb er das Wesen der Katholischen Aktion als Apostolat religiöser und nicht politischer Natur, dessen Zweck die Förderung des Reiches Gottes sei482. Zur Ausführung dieses Programmes erwartete der Papst besonders die Mithilfe der Bischöfe, dann aber auch die Mitarbeit der Priester und Laien483. „Den Gläubigen aus dem Laienstande bringet in Erinnerung", ermahnte er die Bischöfe, „sie mögen als Laienapostel in der Stille oder in der Öffentlichkeit, natürlich in Unterordnung unter die Bischöfe und Priester, die Kenntnis und Liebe Christi verbreiten helfen und sich so den Ehrentitel verdienen: ,Auserwähltes Geschlecht, königliches Priestertum, heiliger Stamm, zu eigen erworbenes Volk' (1 Petr. 2, 9)"484 . wie verstand der Papst das Verhältnis von Laien und Hierarchie in der Katholischen Aktion?

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z u den Ansätzen bei Leo XIII. und Pius X. vgl. o. S. 40, außerdem: Erhard Schlund: Die Katholische Aktion. Materialien und Akten, München, 1928, S. 17 ff. Zur reichen Literatur über die Katholische Aktion vgl. außer dem eben zitierten Werk auch beispielsweise: Josef Will: Handbuch der Katholischen Aktion, Freiburg, 1934; s. auch: Yves Congar: Jalons pour une theologie du laicat, Paris, 1953, S. 504 ff; in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 591 ff Pius XI.: Enzyklika Ubi arcano DeiConsilio v. 23. 12. 1922, AAS 14, 1922, S. 673 - 700 (in deutsch zitiert bei Schlund, aaO. S. 34 - 51, WiU, aaO. S. 106 f f ) Ebd. Schon 1919 schrieb Erzbischof von Genua, Kardinal Thomas Pius Boggiani im Hirtenbrief an seinen Klerus (zu Weihnachten): „Die Gesamtheit aller jener Unternehmungen, die zum großen Teil von den katholischen Laien unterhalten und geführt werden, ... die ... das Wohl der Kirche, der Gesellschaft und der Einzelmenschen zum Zwecke haben, wird gemeinhin als ,katholische Aktion' bezeichnet" (in: Rivista diocesana di Genova, n 1, Jan. 1920, zit. Schlund, aaO. S. 53). Der Brief von Papst Pius XI. an Kardinal Bertram, Fürsterzbischof von Breslau vom 13. 11. 1928 Quae nobis (AAS 20, 1928, S. 384 - 387, zit. Will, aaO. S. 113 f f ) nahm die Gedanken der Enzyklika Ubi arcano auf u b i Arcano, AAS 14, 1922, S. 691 ff, zit. Will, aaO. S. 107 Ebd. S. 695, zit. Will, aaO. S. 108. Der Begriff Laienapostel fehlt im Original. Im Brief an den Kardinal und Patriarchen von Lissabon vom 10. 11. 1933 Ex officiosis litteris (AAS 2 6 , 1 9 3 4 , S. 628 - 633, bes. S. 629) hob Pius XI. die Verpflichtung zum Apostolat auf Grund der Taufe und Firmung hervor und betonte die Gemeinschaft der Interessen der Glieder innerhalb des Leibes Christi (zit. Congar: Der Laie, 1957, S. 602, 626)

Amtliche Verlautbarungen

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In der Enzyklika „Non abbiamo bisogno" vom 29. 6. 1931 über die Katholische Aktion485 findet sich die Definition: Die Katholische Aktion ist „Teilnahme und Mitarbeit der Laienwelt am hierarchischen Apostolat" („la partecipazione e collaborazione del laicato all'Apostolato Gerarchico") 480 . „Es handelt sich um das Recht der Seelen, unter Führung des Lehramtes und unter der bildenden Tätigkeit der Kirche sich ein möglichst großes geistliches Wohlergehen zu verschaffen ... Es handelt sich um das Recht der also gebildeten Seelen, andere Seelen der Schätze der Erlösung teilhaftig zu machen, indem sie selbst an der Tätigkeit des hierarchischen Apostolates teilnehmen" („collaborando alla attività dell'Apostolato C e r a r c h i c o " ) 4 8 7 _ Die Katholische Aktion ist also unter die Hierarchie untergeordnet. Sie ist abhängig vom Episkopat „dipendenza della Azione Cattolica dall 'Episcopato")488; sie erhält ihre Sendung durch die H i e r a r c h i e 4 8 9 . Hatten Papst Pius XI. und der deutsche Episkopat (auf der Bischofskonferenz in Fulda 1933490) die Katholische Aktion als Teilhabe am hierarchischen Apostolat definiert, so ersetzte Papst Pius XII. das Wort „Teilhabe" durch „Mitarbeit", um die Grenzen gegenüber der Hierarchie a u f z u z e i g e n d 1. Dies geschah besonders in den Ansprachen des Papstes anläßlich der Laienweltkongresse. In der Rede am 14. 10. 1951 stellte der Papst heraus: Es ist nicht so, „daß die Kirche in den letzten vier Jahrhunderten ausschließlich ,klerikal' gewesen ist ... gerade seit dem Konzil von Trient hat vielmehr das Laientum seine Stelle eingenommen und

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Pius XI.: Enzyklika N o n abbiamo bisogno v. 29. 6. 1931, AAS 23, 1931, S. 285 - 312 (zit. Will, aaO. S. 125 f f ) AaO. S. 287, zit. Will, aaO. S. 126 AaO. S. 301, zit. Will, aaO. S. 130; vgl. auch: ders.: Enzyklika Ubi arcano Dei consilio v. 23. 12. 1922, AAS 14, 1922, S. 6 9 3 AaO. S. 295, zit. Will, aaO. S. 128 AaO. S. 295, zit. Will, aaO. S. 128, vgl. auch: Pius XI.: Brief an Kardinal Segura, Erzbischof von Toledo, vom 6. 11. 1929 Laetus sane nuntius, AAS 21, 1929, S. 6 6 4 - 668 (zit. Will, aaO. S. 118 f f ) Christoph Michael Haufe: Das allgemeine Priestertum, Diss. Leipzig, 1961, S. 16 Pius XII.: Ansprache v. 14. 10. 1951, AAS 4 3 , 1951, S. 7 9 0 („collaborat e u r " ) , vgl.: Der Papst über die Rolle des Laienapostolats, in: HK, 6. Jg. 1 9 5 1 / 5 2 , S. 122, ders.: Ansprache v. 5. 10. 1957, AAS 49, 1957, S. 9 3 9 („collaboration"), vgl.: Zweiter Laienweltkongreß in R o m , in: HK, 12. Jg. 1 9 5 7 / 5 8 , S. 119, vgl. auch ders.: Enzyklika S u m m i Pontificatus v. 20. 10. 1939, A A S 31, 1939, S. 442, zit. Congar: Der Laie, Stuttgart, 1957, S. 5 9 9

Die Epoche von 1917 bis z u m 2. V a t i k a n u m

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in der apostolischen Tätigkeit Fortschritte g e m a c h t " 4 9 2 . Der Papst unterschied: Das allgemeine Apostolat im weiteren Sinne, zu dem die Zugehörigkeit zum mystischen Leib Christi alle Gläubigen verpflichtet und das in Gebet, Opfer, Beispiel besteht; das besondere, eigentliche Apostolat, welches (großteils in der Katholischen Aktion) organisiert und der Hierarchie untergeordnet ist; zu ihm werden einige durch Sendung der Hierarchie beauftragt; es besteht im christlichen Wirken in der Öffentlichkeit493 Diese Unterscheidung behielt Pius XII. auch in der Rede vom 5 . 1 0 . 1 9 5 7 auf dem 2 . Laienweltkongreß b e i 4 9 4 g j darauf hin, daß die Beziehungen zwischen Kirche und Welt die Einschaltung von Laienaposteln verlangen: „Die ,consecratio mundi' ist im wesentlichen Aufgabe der Laien s e l b e r " 4 9 5 . Bezüglich der Beteiligung der Laien an der Liturgie ist erwähnenswert die apostolische Konstitution von Papst Pius XI. vom 20. 12. 1928 „Divini c u l t u s " 4 9 6 e r sprach dort von der actuosa participatio der Gläubigen497 die lex credendi sei auch lex o r a n d i 4 9 8 Die bedeutendsten Aussagen finden sich in der Enzyklika „Mediator Dei" vom 2 0 . 1 1 . 1 9 4 7 von Papst Pius XII499. Er verstand Liturgie als öffentlichen Kult des mystischen Leibes Christi, des Hauptes Christus und seiner G l i e d e r ^ O O Die Gläubigen sollen am eucharistischen Opfer mitwirken und zwar durch persönliche und tätige Teilnahme, die in Anbetung, Ehre, Lob, Dank und Buße — im Opfer — besteht^Ol. Denn die Gläubigen sind durch die Taufe Glieder des Leibes C h r i s t i 5 0 2 Doch nur den Aposteln und deren Nachfolgern wird die priesterliche Gewalt erteilt, r

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AAS 43, 1951, S. 7 8 5 , HK, 6. Jg. 1951/52, aaO. S. 120 AAS 43, 1951, S. 7 8 6 f f , HK, 6. Jg. 1 9 5 1 / 5 2 , aaO. S. 121 f AAS 49, 1957, S. 928 f f , HK, 12. Jg. 1957/58, aaO. S. 114 f f . Damit ist die Position Rahners, die actio catholicorum sei das eigentliche Apostolat, abgelehnt (vgl. o. S. 64 u. S. 102, A n m . 4 6 0 ) AAS 49, 1957, S. 927, HK, 12. Jg. 1 9 5 7 / 5 8 , aaO. S. 114 Pius XI.: Enzyklika Divini cultus v. 20. 12. 1928, AAS 21, 1929, S. 33 - 4 1 AaO. S. 34 f unter Bezugnahme auf das Motu Proprio von Papst Pius X. v. 22. 11. 1903 (s. o. S. 40), S. 39: ...actuosius fideles divinum cultum participent..." AaO. S. 33 f. Die Gläubigen werden mit „ p o p u l u s " im Gegenüber z u m Klerus bezeichnet (aaO. S. 34 - 36) Pius XII.: Enzyklika Mediator Dei v. 20. 11. 1947, AAS 39, 1947, S. 521 595 (Lateinisch-deutsche Ausgabe: ... Pii ... Litterae F.ncyclicae De sacra Liturgia ... Pius XII. ... Rundschreiben Uber die Heilige Liturgie, Freiburg, 1948) (Letztere Ausgabe wird hier in Klammern zitiert.) AaO. S. 528 f (S. 23) AaO. S. 551, 557 ff (S. 71, 83 f f ) A a O . S. 538, bes. 555 (S. 43, bes. 77 f f )

Amtliche Verlautbarungen

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kraft deren sie gegenüber dem von ihnen vertretenen Volk die Person Jesu darstellen. Zu diesem sichtbaren Priestertum gelangt man nur durch die Priesterweihe, welche die Priester von den übrigen Christen unterscheidet503 Die Priester repräsentieren nämlich das Haupt des Leibes Christi, der Kirche, sie vertreten Gott vor dem Volk (plebs) und das Volk (populus) vor Gott504 Prinzipiell setzte sich Papst Pius XII. mit dem Verhältnis von Klerus und Laien auseinander in seiner Enzyklika „Mystici corporis" vom 29. 6. 1943, in der er auf verschiedene philosophische, theologische und spirituelle Strömungen Antwort gab^OS. Er definierte die Kirche als Leib Christi, als „mysticum Jesu Christi c o r p u s " ^ 0 6 j n diesem Leib gibt es eine Vielheit von Gliedern mit verschiedenen Gaben und Tätigkeiten, die aber zu einem Ganzen zusammenwachsen. Es gibt in ihm nicht nur Ämter (gradus hierarchiae), auch nicht nur Charismatiker (charismatici), sondern beides. So gehören alle zum Leib Christi, nicht nur diejenigen, die Weihen empfangen haben, sondern auch die Laien (ordo laicorum), die sich in der Welt betätigen, in keuscher Ehe vermählt sind, die Familienväter und -mütter, auch die Kranken, Schwachen, A r m e n 5 0 7 Alle sind zum Aufbau des mystischen Leibes verpflichtet, dessen sichtbarer Vertreter der Papst ist und dessen Bischöfe die Diözese w e i d e n 5 0 8 Hatte bereits diese Enzyklika in bedeutender Weise das Sein und die Funktion der Laien in der Kirche hervorgehoben, unterstrich dies die Ansprache Pius' XII. an die Kardinäle vom 20. 2. 1946^09^ ^ der der Papst herausstellte, daß die Laien im Leben der Kirche in der vordersten Linie ständen^ 10 )rDurch sie ist die Kirche das Lebensprinzip der menschlichen Gesellschaft. Daher muß es gerade ihnen immer klarer zum Bewußtsein kommen: nicht nur zur Kirche zu gehören, sondern die Kirche zu sein (non soltanto di appartenere alla Chiesa, ma di essere la Chiesa), die Gemeinschaft der Gläubigen auf Erden unter dem gemein-

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AaO. S. 538 (S. 41 ff) AaO. S. 538 (S. 43) p i u s XII.: Enzyklika Mystici Corporis v. 29. 6. 1943, AAS 35, 1943, S. 193 - 248 (Deutsche Ausgabe: Rundschreiben ... Papst Pius XII. Mystici Corporis Christi, Luzern, 8. Aufl. 1960) (Die Nummern der letztgenannten Ausgabe werden in Klammern zitiert.) AaO. S. 199 (Nr. 13) AaO. S. 199 - 201 (Nr. 15 - 17) AaO. S. 210 - 213 (Nr. 39 ff, bes. Nr. 43) p i u s XII.: Ansprache v. 20. 2. 1946, AAS 38, 1946, S. 141 - 1 5 1 , zit. Hans Küng: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 96 AAS 38, 1946, S. 145, Küng, aaO. S. 96

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

samen Oberhaupt, dem Papst, und den mit ihm vereinigten Bischöfen. Sie sind die Kirche (Essi sono la Chiesa)"^ 11. Bei aller Betonung der Rechte der Gläubigen hielt Papst Pius XII. jedoch an einem Unterschied zwischen Laien und Hierarchie fest^ 12. In einem Hirtenwort an die Gläubigen vom 25. 4. 1961 stellte Bischof de Smedt von Brügge ebenfalls die Rechte der Laien heraus^ 13. Er sah das königliche Priestertum aller Gläubigen im Volk Gottes in Taufe und Firmung begründet. Es wirkt sich in der priesterlichen Sendung aus, die dreifach ist entsprechend den drei Ämtern Christi^ 14. Dem priesterlichen Amt entsprechen Gebet, gute Meinung, heiliges Leben^ 15, dem prophetischen Amt entsprechen Zeugnis, Brüderlichkeit, Gestaltung der U m w e l t ^ 16 j ¿ e m königlichen Amt entspricht die tägliche Aufgabe in der Befolgung der Lehre ChristiS 17 _ Der Unterschied zwischen den Gläubigen und der Hierarchie besteht darin, daß die ordinierten Priester „Gott gegenüber offiziell als Stellvertreter der Kirche und der Kirche gegenüber als Stellvertreter Gottes" auftreten^ 18, und zwar im Dienst Christi, „der in seinem Volk das Opfer darbringt"^ 19 j „der sein Volk lehrt"520 u n d „der in seinem Volk h e r r s c h t " " ! . Ergebnis In der Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum findet sich in den theobgischen und amtlichen Äußerungen großteils eine neue Sicht im

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AAS 38, 1946, S. 149, vgl. Küng, aaO. S. 96 So in der Enzyklika Mystici Corporis v. 29. 6. 1943, AAS 35, 1943, S. 210 213 (deutsche Ausgabe Nr. 39 ff); vgl. auch die Ansprache Pius' XII. v. 11. 9. 1949 (AAS 41, 1949, S. 547 551) und v. 2. 6. 1951 (AAS 43, 1951, S. 497 ff) Emile Joseph de Smedt: Vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen, München, 1962 (Original: Het Priesterschap van de Gelovigen, Den Haag; Hirtenwort an die Gläubigen vom 2 5 . 4 . 1 9 6 1 ) (zitiert nach der deutschen Ausgabe) AaO. S. 16 ff AaO. S. 26 ff AaO. S. 32 ff; Congar rechnete dies letztere zum königlichen Amt (Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 38 ff, 110 ff; in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 43 ff, 128 ff) (s. o. S. 62) AaO. S. 48 ff AaO. S. 16 AaO. S. 26 AaO. S. 32 AaO. S. 48

Ergebnis

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Verhältnis von Klerus und Laien gegenüber dem Zeitraum von Tridentinum bis 1917. Diese Sicht hat ihre Wurzeln in einer vollständigeren ekklesiologischen Betrachtung, die gegenüber der einseitig hierarchischen Schau wieder mehrere Gesichtspunkte, die aber die Einheit nicht sprengen, hervorgehoben hat (was besonders durch Congar geschah522) : Kirche wird gesehen als Leib Christi mit vielen Gliedern, als Volk Gottes, als Gemeinschaft, zu der alle Gläubigen gehören (Wikenhauser, Cerfaux, Koster, de Lubac, Congar, Adam, Ratzinger523) Durch diese Zugehörigkeit zum Leib Christi, zum Volk Gottes, zur Gemeinschaft durch die Taufe wird die Gleichheit der Gläubigen vor deren Unterschied sichtbar. Es ergeben sich daher für die Laien folgende Rechte: Teilnahme am Priestertum Christi (Blinzler bezeichnete dieses Priestertum als uneigentlich, während Ketter, Schelkle, Backes, Scheller es als eigentliches Priestertum verstanden524) > a m dreifachen Amt Christi (Dabin, Rocholl, Grosche, Congar, Philips, Schmaus, Arnold, Brinkmann525) ; am Apostolat (de Bazelaire, Rahner, Klostermann, Mausbach-Ermecke, Häring, Katechismus von 1955,Michel,Hanssler,Noppel, Schurr, Brinkmann, Kaller, de Smedt526) ) an den Charismen (Rahner, Wikenhauser527) ) an den potestates (Flatten, Mörsdorf, Schoiswohl, R o s s e l 2 8 ) Dadurch können die Laien an der Verkündigung teilnehmen (allerdings nicht im Kirchenraum529) j n der Katechese, in der Familie, in der Umwelt. Sie vollziehen ein reales Opfer im Leben und besonders durch ihr Handeln in der Liturgie (vgl. vor allem die Aussagen der Liturgiker Guardini, Jungmann, Casel, Martimort, S c h u l t e s t ) und von Papst Pius XII531.) Sie wirken in der Welt, indem sie diese mit christlichem Geist durchdringen (in der Ausübung des sog. Weltamtes) (das stellten besonders Häring, Michel, Hanssler, Schurr heraus532).

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vgl. das Hauptwerk: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 46 (in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 52) - Näheres s. o. S. 5 9 ff S . o . S . 46 ff S. o. S. 51 f, 56 f S . o . S . 57 - 63, 71 - 73, 92 f , 101 s. o. S. 63 - 66, 77 f, 87, 9 3 - 95, 101, 110 S. o . S . 6 7 , 5 2 f S.o.S. 83-85 Eine Ausnahme findet sich bei Hans Urs v. Balthasar in seinem Aufsatz: Der Laie in der Kirche, aaO. S. 3 4 0 f. Näheres s. o. S. 66 u. 7 4 S.o.S. 96-98 S. o . S . 108 f S . o . S. 7 7 , 9 3 - 95

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Die Epoche von 1917 bis zum 2. Vatikanum

Anders verhalten sich die Dinge in den meisten Lehrbüchern, 'm Dokumenten der kirchlichen Praxis und in manchen theologischen Aussagen: Bartmann, Pohle, Premm, Ott, Eisenhofer, Lechner, S t i c k l e r 5 3 3 beschrieben die Stellung des Laien in weitgehender Abgrenzung gegenüber dem Priester; Schilling, Stelzenberger, M a u s b a c h - T i s c h l e d e r 5 3 4 e r _ wähnten nur seine Pflichten gegenüber der Hierarchie, der Codex Iuris C a n o n i c i 5 3 5 streift die Rechte der Laien nur knapp, und in dessen Kommentierung kannte P ö s c h l 5 3 6 nur Unterordnung der Laien unter die Hierarchie. Im Katechismus von Rottenburg, Gasparri, Linden-Mönnichs, von Freiburg wurden keine Rechte des Laien zur Mitarbeit am Amt Christi g e n a n n t 5 3 7 . Bei starker Betonung der Hierarchie wiesen auf die Rechte und die Aktivität der Laien hin S e m m e l r o t h 5 3 8 ) Eichmann, Eichmann-Mörsdorf, Heimerl, Goldbrunner, Pfliegler, Braun, G u g g e n b e r g e r 5 3 9 . Der Unterschied zwischen Klerus und Laien wird weder von Theologen noch in kirchlich-praktischen und amtlichen Dokumenten aufgehoben: Es gibt Aufgaben, die nur Geweihte vollziehen können; diese sind P r e d i g t 5 4 U ) rechte Lehrverkündigung, Sakramentsspendung (mit Ausnahme der N o t t a u f e ) 541 > Anweisung in Glaubens- und Sittenfragen, Leitung der Kirche. Die für dieses Amt (welches gelegentlich als Dienst verstanden wird542) notwendige Weihe wird durch das Sakrament des Ordo verliehen. Bei der Mehrzahl der oben angeführten Aussagen zeigt sich ein Wandel gegenüber der vorigen Epoche^l ¡ n der Verhältnisbestimmung von Amt und allgemeinem Priestertum: Zuerst wird die Gleichheit zwischen Klerus und Laie am Leib Christi, im Volk Gottes, in der Gemeinschaft der Kirche durch die Taufe hervorgehoben, dann erst der Unterschied in der Funktion.

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s. o. S. 6 8 - 7 0 , 9 8 , 8 2 f s . o . S. 77 S.o. S. 79 s. o. S. 81 s. o. S. 87 - 89 i n seinem Werk: Das geistliche Amt, 1958, s. o. S. 67 S.o. S. 81 f, 89,95 f, 100 Zur Ausnahme bei Hans Urs von Balthasar s. o. S. 66, 74 Zur Ausnahme bei einigen Theologen s. o. S. 73 f vgl. Hans Urs v. Balthasar: Der Laie in der Kirche; Priesterliche Existenz; s. o. S. 66; Karl Hermann Schelkle: Jüngerschaft und Apostolat, s. o. S. 55 Man vergleiche die Ausführungen von S. 1 - 40 mit denen von S. 4 5 - 1 1 0

Ergebnis

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(Stand vor 1917 Kirche in der Gleichsetzung mit Hierarchie den Laien als dem Volk gegenüber, so wird jetzt „Kirche" auch für Laien verwendet und „Volk" auch für den Klerus.) Das allgemeine Priestertum wird nun auf Grund der Auslegung von 1. Petrus 2 herausgestellt: es erhält seinen Standort in der Ekklesiologie, bei Taufe und Firmung, nicht mehr polemisch beim O r d o 5 4 4 Die drei Ämter Christi werden auch auf die Laien übertragen, und ihnen werden diese als Aufgabe gestellt. Es besteht keine Ausschließlichkeit mehr, kein schroffes Gegenüber von Hierarchie und Laien, sondern Amt und Charisma, besonderes und allgemeines Priestertum werden zusammen gesehen: Die Gleichheit im Verhältnis von Klerus und Laien wird wieder betont im Gegensatz zu deren Außer-Achtlassung in der im 1. Kapitel geschilderten Epoche. Unter den Reformen sind besonders die Arbeiten von Grosche, Schmaus, Rösser, Congar, Arnold, Schlier, Schelkle zu n e n n e n 5 4 5 Hat das 2. Vatikanische Konzil diese Ansätze aufgenommen?

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vgl. die diesbezügliche Bemerkung bei Grosche: Das allgemeine Priestertum, aaO. S. 161 f, s. o. S. 59 Robert Grosche: Das allgemeine Priestertum, 1938, s. o. S. 58 f; Michael Schmaus: Katholische Dogmatik, III. 2; 1. Aufl. 1941; IV, 1; 3. Aufl. 1952; III, 1; 3. Aufl. 1958, s. o. S. 71 - 73; Ernst Rösser: Die Stellung der Laien in der Kirche nach dem kanonischen Recht, 1959, s. o. S. 85; Yves Congar; Jalons pour une théologie du laicat, 1953, in deutsch: Der Laie, Entwurf einer Theologie des Laientums, 1957, s. o. S. 59 ff, 76, 90 f; Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum, 1954, Bleibt der Laie ein Stiefkind der Kirche? 1953/54, Der Laie in der Kirche - Bindung und Freiheit, 1958, s. o. S. 92 f; Heinrich Schlier: Der Brief an die Epheser, 1957, s. o. S. 56; Karl Hermann Schelkle: Jüngerschaft und Apostelamt, 1957, s. o. S. 53 - 55

3. KAPITEL: D A S ZWEITE VATIKANISCHE KONZIL ( 1 9 6 2 - 1 9 6 5 ) Das 2. Vatikanum wurde unter Papst Johannes XXIII. 1 9 6 2 einberufen und unter Papst Paul VI. von 1 9 6 3 - 1965 fortgesetzt. Es beabsichtigte, die Kirche zu erneuern, w o b e i auch die Auseinandersetzung mit nichtkatholischen Kirchen und Religionen sowie mit d e m Atheismus geführt werden sollte, und Wegweisung für die Probleme der modernen Zeit unter soweit als möglicher Anpassung an diese zu geben 1. In vier Sessionen sind zu diesen Fragen D o k u m e n t e ausgearbeitet worden, die hier in der Endfassung untersucht werden^. Sie tragen teils dogmatischen, teils pastoralen Charakter^. In ihnen zeigt sich ein Consensus verschiedener theologischer Richtungen. 1

Aus der Fülle der Berichte über das Konzil vgl. besonders: Edmund Schlink: Nach dem Konzil, Göttingen, 1966. Außerdem sind heranzuziehen die Berichte der Herder-Korrespondenz über die einzelnen Sitzungen (ab Jg. 17, 1962/63, 2. Heft bis Jg. 20, 1966, 1. Heft). Zu den Vorbereitungen vgl. die Berichte der Herder-Korrespondenz, Jg. 15, 1960/61 und Jg. 16, 1961/62, außerdem: Giovanni Caprile: Die Chronik des Konzilsund der nachkonziliaren Arbeit vom Oktober 1958 bis Dezember 1967 (in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 624 - 664). Man vergleiche außerdem die diesbezüglichen Äußerungen von Papst Johannes XXIII.: Enzyklika Ad Petri Cathedram v. 29.6.1959 (AAS 51, 1959, S. 497 531, bes. 498) (HK, 13. Jg. 1958/69, S. 538 - 548, bes. 538), ders.: Motu proprio Supemo Dei nutu v. 5.6.1960 (HK, 14. Jg. 1959/60, S. 513-514; L'Osservatore Romano v. 5.6.1960), ders.: Ansprache v. 14.11.1960 an die Mitglieder der Konzilskommissionen (AAS 52, 1960, S. 1004-1014) (HK, 15. Jg. 1960/61, S. 166-170). Die Aufgaben des Konzils wurden umrissen in den Eröffnungsreden von Papst Johannes XXIII. vom 11.10.1962 (HK, 17. Jg. 1962/63, S. 85-88) (AAS 54, 1962, S. 786-796) und von Papst Paul VI. vom 29.9.1963 (HK, 18. Jg. 1963/64, S. 76-83) (AAS 35, 1963, S. 841-859) 2 Die Schemata sind in den Archiven des Vatikan in Rom verwahrt und der Öffentlichkeit erst seit dem Spätjahr 1974 zugänglich; sie konnten in die vorliegende Abhandlung nicht mehr eingearbeitet werden. Zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Dokumente vgl. die Kommentierung in: Lexikon für Theologie und Kirche. Das 2. Vatikanische Konzil. Dokumente und Kommentare. Freiburg, Basel, Wien, 1966-1968, 3 Bände (Ergänzungsbände zur 2. Auflage des Lexikons), dort besonders: Giovanni Caprile: Entstehungsgeschichte und Inhalt der vorbereiteten Schemata (ebd. III, 665-726). Die Autorität der Freiheit. Gegenwart des Konzils und Zukunft der Kirche im ökumenischen Disput. Hrsg. v. Johann Christoph Hampe, München, 1967, 3 Bänden 3 Dogmatischen Charakter tragen: Constitutio de sacra liturgia;

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Die D o k u m e n t e des K o n z i l s I. Die Constitutio de sacra liturgia „Sacrosanctum Concilium" vom 4. November 19634 und die Instructio ad exsecutionem constitutionis de sacra liturgia rede ordinandam vom 26. September 1964$ Nach Auffassung der Constitutio wird die Liturgie vom mystischen Leib Christi, dem Haupt (Christus) und seinen Gliedern, vollzogen^. Folglich werden alle Gläubigen zur aktiven Teilnahme aufgerufen, da sie Glieder des mystischen Leibes Christi sind7, da sie durch die Taufe zum christlichen Volk (vgl. 1. Petr. 2, 4.5.9) gehören^. Aus diesem Ansatz ergeben sich folgende Rechte des Laien: an der Liturgie aktiv teilzunehmen^ und sogar selber liturgische Dienste auszuüben 10, notfalls die Taufe zu spendenH, unter Umständen die heilige Kommunion unter beiden Gestalten zu empfangen^; die Instructio nennt sogar das Recht der Laien, im Notfall einen Wortgottesdienst zu halten, in dem sie allerdings nur eine vom Bischof oder vom Pfarrer angegebene Homilie verlesen dürfen^. Die Teilnahme des Volkes soll sich auch in den Akklamationen 14, bei dem wiedereinzuführenden „Allgemeinen Gebet" 15 zeigen. Um dies leichter zu ermöglichen, soll die Muttersprache in großen Teilen der Liturgie wieder erlaubt w e r d e n ^ .

Constitutio dogmatica de ecclesia; Decretum de oecumenismo; Decretum de activitate missionali; mehr pastoral ausgerichtet sind: Decretum de apostolatu laicorum; Decretum de presbyterorum ministerio et vita; Decretum de pastorali episcoporum munere; Constitutio pastoralis de ecclesia in mundo huius tempore 4 AAS 56, 1964, S. 97-133, vgl. auch die Ausgabe: Konstitution des II. Vatikanischen Konzils „Über die heilige Liturgie", Münster, Verlag Aschendorff, 1964 (lateinisch-deutsch) 5 AAS 56, 1964, S. 877-900, vgl. auch die Ausgabe: Instruktion zur ordnungsgemäßen Durchfuhrung der Konstitution über die heilige Liturgie, Rom, 1964 (lateinisch-deutsch) 6 Constitutio de sacra liturgia Nr. 7 7 AaO. Nr. 14, 26, 48, 84, vgl. auch 19, vgl. Instructio Nr. 19 8 Constitutio de sacra liturgia Nr. 14 9 AaO. Nr. 14 10 AaO. Nr. 29 11 AaO. Nr. 68 12 AaO. Nr. 55 13 Instructio Nr. 37 Constitutio de sacra liturgia Nr. 30 15 AaO. Nr. 53, Instructio Nr. 56 Constitutio de sacra lituigia Nr. 36, § 2, Nr. 54, 63, Instructio Nr. 57, 58, 61.

Die Dokumente des Konzils

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Das Verhältnis von Klerus und Laien gestaltet sich so, daß der Klerus den Vorrang innehat: einerseits verleiht das Gliedsein am mystischen Leib Christi allen Gläubigen das Recht zur Teilnahme an der Liturgie, andererseits ist die Teilnahme unterschiedlich: zwar „gehen diese Feiern den ganzen mystischen Leib der Kirche an, ... seine einzelnen Glieder aber kommen mit ihnen in verschiedener Weise in Berührung je nach der Verschiedenheit von Stand (ordo), Aufgabe (munus) und tätiger Teilnahme (actualis participatio)"17. Der Vorrang der Hierarchie wird darin zum Ausdruck gebracht, daß der Bischof als „Hohenpriester seiner Herde, von dem das Leben seiner Gläubigen in Christus gewissermaßen entspringt und abhängt" anzusehen ist daß an der Spitze der Ortsgemeinde der Priester steht und zwar in der Rolle Christi^. Außerdem kann eine Änderung der bestehenden Liturgie nur von der Hierarchie, nicht von Laien ausgehen^. Dieser Vorrang wird auch deutlich in der Verwendung des Terminus „Volk". Mit „Volk" werden nicht - wie im biblischen Sinne und in der moderneren, bereits vor 1962 erfolgten Interpretation der Liturgik^l — alle Gläubigen bezeichnet, sondern - wie in der nachtridentinischen Epoche — die Laien in ihrer Unterordnung unter die Hierarchie. Das gilt für die Aussagen der Constitutio „Sacrosanctum Concilium" an mehreren Stellen (Nr. 26, 30, 53) mit einer Ausnahme (Nr. 14). Von den neueren theologischen und amtlichen Aussagen nimmt die Constitutio die Feststellung auf, daß alle Gläubigen Glieder am Leibe Christi sind und daher das Recht zur Teilnahme an der Liturgie haben22. Es fehlt aber eine positive Aufwertung des Begriffes „Volk Gottes". Außerdem vermißt man einen Hinweis auf die Möglichkeit der Laien, im Notfall Sakramente spenden zu können — außer bei der Taufe. Wesentlich ist die Bemerkung der Instructio, daß die Laien im Notfall einen Wortgottesdienst halten können. Hierin ist die Instructio über die Theologie hinausgegangen und setzt ein Novum. Die Kommentatoren der Constitutio betonen sowohl die Gemeinsamkeit von Klerus und Laie als auch den Unterschied. Eine Gemeinsamkeit kommt dadurch zustande, daß die Kirche als Gottesvolk gesehen wird, zu dem alle gehören und in dem alle aktiv beConstitutio de sacra liturgia Nr. 25 AaO. Nr. 41 AaO. Nr. 33 20 Constitutio de sacra liturgia Nr. 22, Instructio Nr. 20-31 21 Vgl. das o. S. 96 - 98, 108 f Dargestellte mit dem S. 32 - 35 Erarbeiteten 22 Vgl. o. S. 96 - 98, 108 f die Ausführungen bei Casel, Jungmann, Schulte, Vagaggiani, Papst Pius XII.

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teiligt sind. J u n g m a n n 2 3 erwähnte, daß die Kirche, nicht nur der Klerus, Subjekt der Liturgie ist, denn die Gesamtheit der Gläubigen ist als priesterliches Gottesvolk zur Teilnahme dazu berufen. L e n g e l i n g 2 4 sieht die Teilnahme der Gläubigen, des Volkes, durch die Taufe begründet. Kardinal Bea betrachtete ebenfalls Liturgie als „Tun des Gottesvolkes", die Constitutio versteht „Volk" seines Erachtens im biblischen Sinne, nicht im Gegenüber zum K l e r u s 2 5 . Aber diese Betonung der Gleichheit hebt den Unterschied nicht auf. J u n g m a n n ^ ö stellte fest, daß die Kirche zwar „wesentlich die Versammlung der Gläubigen" ist, aber den Gottesdienst vollzieht diese „unter der Führung des von oben berufenen und beauftragten Priesters". Auch Lengeling stellt heraus, daß „die wichtigsten liturgischen Handlungen, insbesondere die Feier der Eucharistie, nur durch das ministerielle Wirken des Priesters Zustandekommen" k ö n n e n ^ . — i m gottesdienstlichen Handeln der Gemeinschaft hat also der Kleriker die Führung. Um den Aufweis der Synthese von beiden bemüht sich wieder Congar: Er liest aus der Constitutio heraus, daß die Kirche, die christliche Gemeinschaft, Subjekt der Liturgie ist28, und kommt zu der Folgerung: Es besteht eine Synthese von Kirche als hierarchischer Institution und Gemeinschaft der G l ä u b i g e n 2 9 . Die Theologen stellen den gemeinsamen Dienst des Gottesvolkes vor der Unterscheidung der verschiedenen Tätigkeiten dieses Volkes heraus. Sie interpretieren „Volk Gottes" stärker im biblischen Sinne als die Con23

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In: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 28 (zu Art. 14), vgl. auch S. 36 f, 5 2 , ders. in: Konstitution des II. Vatikanischen Konzils „Über die heilige Liturgie", Münster, 1964, S. 4 In: Die Konstitution des zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie. Lateinisch-deutscher Text mit einem Kommentar von Emil Joseph Lengeling, Münster, 2. Aufl. 1965, S. 40, 41 (zu Art. 14), 60, vgl. auch S. 107 f Augustin Kardinal Bea: Die Liturgie (in: ders.: Die Kirche und die Menschheit, Freiburg, 1967, 8. Kap., S. 178, 179-181) In: Konstitution des II. Vatikanischen Konzils „Über die heilige Liturgie", Münster, 1964, S. 3, vgl. auch ders. in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 35 f, Jungmann betonte das Gemeinsame, während m. F.. die Unterscheidung auffallend ist. In: Die Konstitution des zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie. Lateinisch-deutscher Text mit einem Kommentar von Emil Joseph Lengeling, Münster, 2. Aufl. 1965, S. 60, vgl. auch S. 95 Yves Congar: L'F.cclesia o u communauté sujet intégral de l'action liturgique (in: Vatican II: Textes et Commentaires des décrets conciliaires sous la direction du Père Yves Congar. La Liturgie après Vatican II, Paris, 1967, S. 241282) AaO. S. 268 ff, bes. 2 7 6 ff und auch S. 269

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stitutio „Sacrosanctum Concilium", die das Volk im Gegenüber zur Hierarchie sieht (außer Nr. 14). Die Constitutio geht nicht so sehr vom Sein im Volke Gottes aus als vielmehr von der Gliedschaft am Leibe Christi. Zur Geschichte der Constitutio de sacra liturgia: Hermann Schmidt: Die Konstitution über die heilige Liturgie. Text-Voigeschichte Kommentar, Freiburg, 1965, S. 78-128; Josef Andreas Jungmann: Einleitung (in: LThK, Erg.bd. I, 1966, Konstitution über die heilige Liturgie, S. 10-13); Emil Joseph Lengeling: Werden und Bedeutung der Konstitution über die heilige Liturgie (in: Die Konstitution des zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie. Lateinisch-deutscher Text mit einem Kommentar von ...., Münster, 2. Aufl. 1965, S. 38*-75*). Weitere Literatur: Kommentierungen: Hermann Schmidt: Die Konstitution über die heilige Liturgie. Text-Vorgeschichte Kommentar, Freiburg, 1965; Die erste Frucht des Konzils, hersg. im Auftrag des Liturgischen Instituts Trier durch Balthasar Fischer, Freiburg, 1964 (mit Beiträgen von Emil Joseph Lengeling, Balthasar Fischer u. a.); Josef Andreas Jungmann: Liturgie nach dem Konzil (in: Stimmen der Zeit, 171. Bd., 1962/63, S. 169-183); Emil Joseph Lengeling: Liturgie, Dialog zwischen Gott und Mensch (in: Umkehr und Erneuerung, hrsg. v. Theodor Filthaut, Mainz, 1966, S. 92-135); ders.: Die liturgische Versammlung und die Laien als Mitträger der Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (in: Jahrbuch des Instituts für christliche Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 7./8. Bd., 196667, S. 313-332); Hermann Volk: Theologische Grundlagen der Liturgie, Mainz,2 1965, ders.: Theologische Grundlagen für die Neuordnung des Gottesdienstes (1964), Liturgie heute (1965) (in: ders.: Gesammelte Schriften, Mainz, 1966, Bd. II, S. 179-196 und 197-214); Georg Langgärtner: Die Liturgie der Kirche als wirksames Bild ihrer Struktur aus Priestern und Laien (in: Theologie und Glaube, 58. Jg., 1968, S. 96-110) (Verfasser hebt stark das Trennende hervor). Aufsätze in Sammelwerken: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. I, S. 501 ff; Vatican II: La Liturgie après Vatican II, Paris, 1967; Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold (u.a.) Freiburg, 1964, Bd. I: S. 152 ff (Karl Rahner: Die Träger des Selbstvollzuges der Kirche); S. 313 ff (Magnus Löhrer: Die Feier des Mysteriums der Kirche: Kulttheologie und Liturgie der Kirche). Evangelische Kommentierungen: Edmund Schlink: Nach dem Konzü, Göttingen, 1966, S. 57-69; VilmosVajta: De sacra liturgia (in: Dialog unterwegs, hrsg. v. George A. Lindbeck, Göttingen, 1965, S. 113-143);

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II. Die Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" vom 21. Oktober 196430. Die Kirche wird in dieser Constitutio unter verschiedenen Termini beschrieben: als Leib Christi, dessen Haupt Christus, dessen Glieder die Gläubigen sind, wobei mit Verweis auf 1. Korinther 12 festgestellt wird, daß die Glieder — und entsprechend — die Dienste (officia) verschieden sind31; als communitas, die bereits in den Ortsgemeinden abgebildet ist32, als societas, d. i. als eine mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft^ — hierbei sind die sichtbare Versammlung (coetus) und die geistliche Gemeinschaft (communitas) nicht zwei verschiedene Größen, sondern eine komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichen und göttlichen Elementen zusammenwächst34; als Volk Gottes, das von Christus zum Königreich und zu Priestern für Gott gemacht wurde: Durch die Taufe werden die Gläubigen nämlich zu einem heiligen Priestertum (sacerdotium sanctum) geweiht35. Aus diesem ekklesiologischen Ansatz ergeben sich einige Konsequenzen für die Gläubigen, insbesondere für die Laien. Ihnen wird — erstmalig in einem Konzilsdokument — ein eigenes Kapitel gewidmet^ö. Die dort versuchte Definition wird allerdings zuerst in einem abgrenzenden Sinn gegeben: „Nomine laicorum hic intelleguntur omnes christifideles praeter membra ordinis sacri et status religiosi in Ecclesia sanciti"37. Die Laien werden also von den Ordinierten und Ordensangehörigen unter-

Gerhard Rödding: Die Reform der römischen Messe nach der Constitutio de sacra liturgia (in: Kerygma und Dogma, 12. Jg., 1966, S. 235-254); katholische Beurteilung von Emil Joseph Lengeling: Protestantische Wertungen der Liturgiekonstitution (in: Liturgisches Jahrbuch, 1970, S. 22-39). 30 AAS 57, 1965, S. 5-75, vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dogmatische Konstitution über die Kirche, Münster, Verlag Aschendorff, 7./8. Aufl. 1966, lateinisch-deutsch 31 1. Kap. Nr. 7 32 3. Kap. Nr. 26, 28 33 1. Kap. Nr. 8 34 1. Kap. Nr. 8 3 5 2. Kap. Nr. 9, 10 36 4. Kap. Nr. 30-38 4. Kap. Nr. 31, die deutsche Übersetzung formuliert negativ: „Unter der Bezeichnung Laien sind hier alle Christgläubigen verstanden, die nicht Glieder des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten Ordensstandes sind". Zur Definition vgl. Edward Schillebeeckx: Die typologische Definition des christlichen Laien (in: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. II, S. 269-288 und in: Edward Schillebeeckx: Gott, Kirche, Welt. Gesammelte Schriften, Mainz, Bd. 2, 1970, S. 140-161)

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schieden. Danach erst werden Sein und Aufgabe der Laien positiv beschrieben. „... christifideles scilicet qui, utpote baptismate Christo concorporati, in Populum Dei constituti, et de munere Christi sacerdotali, prophetico et regali suo modo participes facti, pro parte sua missionem totius populi christiani in Ecclesia et in mundo e x e r c e n t " 3 8 . Damit sind die Rechte der Laien genannt: sie gehören zu Christus, zum Volk Gottes und haben Anteil am dreifachen Amt Christi, am priesterlichen, prophetischen, königlichen Amt (vgl. 1. Petr. 2, 4-10; Apoc. 1,6; 5,9-10). Der Grund hierfür ist die Taufe^9. Die Laien haben das Recht, von den Hirten vor allem das Wort Gottes und die Sakramente zu e m p f a n g e n d Aus ihren Rechten ergibt sich ihre Aufgabe: Sie sollen zu ihrem Teil die S e n d u n g 4 1 des ganzen christlichen Volkes ausüben. Die Bereiche dieser Sendung sind Kirche und Welt, obgleich den Laien der Weltcharakter (saecularis) in besonderer Weise eigen i s t 4 2 . Diese Aufgabe wird nun unter mehreren Aspekten entfaltet: Sie ist Apostolat^ der Laien als Teilnahme (participatio) an der Heilssendung der Kirche selbst; hierbei ist zu unterscheiden ein Apostolat (apostolatus), zu dem alle Christgläubigen durch Taufe und Firmung berufen werden, von einem Apostolat (apostolatus), zu dem einige Christgläubigen zu mehr unmittelbarer Mitarbeit (cooperatio) mit dem Apostolat der Hierarchie berufen (vocari) und u. U. zu gewissen kirchlichen Ämtern (quaedam m u n e r a 4 4 ecclesiastica) herangezogen werden. Diese Aufgabe wird vollzogen durch die Teilnahme der Laien am dreifachen Amt Christi, welches auch auf Laien, nicht nur auf die Hierarchie übertragen wird: durch das priesterliche Amt werden die Werke, die Gebete, das Ehe- und Familienleben, die Arbeitund Muße,die Lasten als geistige Opfer(l. Petr. 38

4. Kap. Nr. 31 2. Kap. Nr. 10, 4. Kap. Nr. 31, 4. Kap. Nr. 33 wird auch die Firmung erwähnt 40 4. Kap. Nr. 37 4. Kap. Nr. 31: Terminus „missio", 4. Kap. Nr. 33: Terminus „apostolatus" 42 4. Kap. Nr. 31 43 4. Kap. Nr. 33: Terminus „apostolatus" 44 4. Kap. Nr. 33; dort wird der dogmatische Begriff „munus" verwendet, dieser hat kirchenrechtlich kein Gewicht, kirchenrechtlich definiert müßte es „officium" heißen (vgl. z. B. C1C, can. 145). Das Kirchenrecht versteht unter „munus" nur die Beschreibung der Aufgaben des „officium", nicht ein Amt im eigentlichen Sinne, vgl. Klaus Mörsdorf: Einheit in der Zweiheit (in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 134. Bd., 1965, 5. 80-88, bes. S. 83), ders.: Kirchenamt (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 188-192, Sp. 190 bezeichnet er ein Kirchenamt im strengen Sinn - nur für Geistliche mit officium), ders.: Kirchengewalt (in: LThK, Bd. 6, 1961, Sp. 218 f), vgl. das o. S. 80, Anm. 285 Ausgeführte 39

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2, 5) in der Eucharistie Gott dargebracht: „So heiligen die Laien, indem sie allenthalben den Dienst der Anbetung (adoratores) heilig vollziehen, die Welt für Gott"45; durch das prophetische Amt werden sie zum Zeugnis und zur Verkündigung, vor allem in Ehe und Familie, befähigt"™; das königliche Amt der Laien besteht darin, daß sie anerkennen, daß die Natur auf das Wort Gottes hingeordnet ist, und das Geschaffene nach der Ordnung des Schöpfers entwickeln sowie die sündigen Verhältnisse durch sittliche Wertgebung h e i l e n ^ . Bezüglich des Verhältnisses von Klerus und Laien48 wird in der Constitutio an erster Stelle das Gemeinsame hervorgehoben, und zwar auf Grund des ekklesiologischen und des sakramentalen Ansatzes: Alle Gläubigen gehören zum Volk Gottes, sind Glieder des Leibes Christi, gehören zu seiner Gemeinschaft^. Durch die Taufe sind alle Gläubigen Glieder im Volk Gottes und am Leib Christi und haben daher gemeinsame Rechte, nämlich die Teilnahme am dreifachen Amt Christi, an der Sendung. Hieraus folgen gemeinsame Aufgaben in Kirche und Welt, nämlich die Ausübung eben dieses dreifachen Amtes Christi, eben dieser Sendung in Kirche und WeltSO. Die Unterschiede werden nicht aufgehoben, aber sie ergeben sich erst an zweiter Stelle, nachdem eine breite Basis des Gemeinsamen herausgestellt wurde. Deutlich kommt das in der Formulierung zum Ausdruck: „Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse Gottes und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit (aequalitasj in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied (distinctio), den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind"51. Innerhalb des Volkes Gottes gibt es das Priestertum der Gläubigen

45 4. Kap. Nr. 34 (das Zitat lautet: „Sic et laici, qua adoratores ubique sancte agentes, ipsum mundum Deo consecrant"). Ein Recht auf Sakramentsspendung wird allerdings nicht genannt 46 4. Kap. Nr. 35 47 4. Kap. Nr. 36 Der Ausdruck Klerus, Kleriker wird nicht verwendet, sondern die Aufgabe wird umschrieben, die Laien werden o f t „Christifideles" genannt (z. B. 2. Kap. Nr. 10, 4. Kap. Nr. 30, 31) 4 9 2. Kap. Nr. 9, 10, 1. Kap. Nr. 8, 7. Kap. Nr. 5 0 5 0 4. Kap. Nr. 33-36 51 4. Kap. Nr. 32

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(sacerdotium commune fidelium)und das Priestertum des hierarchischen Dienstes (sacerdotium ministeriale seu hierarchicum) auf Grund des unterschiedlichen Teilnehmens (participare) am Priestertum Christi (Christi sacerdotium); sie unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht nur dem Grade nach, — aber dennoch sind sie einander zugeordnet („essentia et nongradu tantum differant, ad invicem tarnen ordinantur"52). Durch den Ordo hat der Priester heilige Gewalt (potestas), das Volk heranzubilden, zu leiten, das eucharistische Opfer zu vollziehen, während die Gläubigen nur an der eucharistischen Darbringung mitwirken 5 ^. Zwar betrifft der Glaubenssinn das ganze Volk Gottes, aber er steht unter der Leitung des Lehramtes 5 ^ Zwar haben alle Gläubigen Gnadengaben (charismata), aber die außergewöhnlichen werden von der Leitung der Kirche geprüft 55 . _ innerhalb des Leibes Christi besteht eine Verschiedenheit der Glieder und Dienste, obgleich dadurch die Einheit der Gläubigen nicht aufgehoben ist^ö. Der aus göttlicher Einsetzung kommende kirchliche Dienst (ministerium) wird in verschiedenen Ordnungen (ordines) ausgeübt, d. i. durch Episkopen, Presbyter, Diakone 5 ?. Diese Dienstleistungen werden auch als hierarchische Gaben (dona hierarchica) bezeichnet und den charismatischen Gaben (dona charismatica) der Gläubigen, der Laien, gegenübergestellt58. Es ergibt sich folgender Schluß: Gleichwie in der Urkirche die Gnadenberufung der Apostel herausragte und ihrer Autorität die Charismatiker untergeordnet waren, so ragt heute in der Kirche die Autorität der Nachfolger der Apostel und ihrer Mitarbeiter (der Bischöfe, Priester, Diakone) hervor, und ihnen sind die Charismatiker (die Laien) untergeordnet 5 ^ - Die Sendung ist verschieden, Gott setzt verschiedene Berufungen60 : „Die Glieder des geweihten Standes (Membra ... ordinis sacri)... sind ... vor allem und von Berufs wegen (ex

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2. Kap. Nr. 10 53 2. Kap. Nr. 10. Der Ordo ist hier nicht ausdrücklich genannt, diese Schlußfolgerung ergibt sich aber z. B. aus 3. Kap. Nr. 28. 54 2. Kap. Nr. 12 55 2. Kap. Nr. 12 56 1. Kap. Nr. 7 57 3. Kap. Nr. 28 58 1. Kap. Nr. 4 59 l. Kap. Nr. 7. Im 2. Kap. Nr. 12 werden die Gnadengaben (charismata) auf alle Gläubigen jeglichen Standes (ordo) bezogen, im 1. Kap. Nr. 4 werden dona hierarchica, bezogen auf die Ordinierten, und dona charismatica, bezogen auf die Laien, einander gegenübergestellt, im 1. Kap. Nr. 7 werden die Charismatiker als besondere Gruppe verstanden, die der Autorität der Apostel untergeordnet sind. 60 4. Kap. Nr. 31

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professo) dem heiligen Dienst (sacrum ministerium) zugeordnet". „Den Laien" dagegen „ist der Weltcharakter (saecularis) in besonderer Weise eigen". Sie leben in der Welt und haben die Aufgabe, diese zu heiligen (sanctificatio mundi)61. Die Teilnahme am dreifachen Amt Christi ist verschieden und zwar auf Grund des Ordo 62. Am stärksten wird das Gemeinsame beim prophetischen Amt hervorgehoben, nämlich das Zeugnis, die V e r k ü n d i g u n g 6 3 . Der Glaubenssinn allerdings steht unter der Leitung des heiligen Lehramtes64. Der Unterschied wird herausgestellt beim priesterlichen Amt: die Laien bringen das Meßopfer zwar geistig dar, aber die Vollmacht, es real darzubringen, hat nur der Geweihte65. Der Unterschied wird auch beim königlichen Amt erwähnt: Zwar haben die Laien das Recht darauf, die Hirten zu beraten, aber letzten Endes verkündigen die Hirten die Lehre der Kirche, und die Gläubigen sollen sie in Gehorsam a n n e h m e n ^ . Leiter der Teilkirchen und Vorsteher des Volkes sind die Bischöfe67. Die Ursache und der Zweck des Unterschiedes zwischen Klerikern und Laien ist göttlicher Anordnung. „Um Gottes Volk zu weiden und immerfort zu vermehren, hat Christus der Herr in seiner Kirche verschiedene Dienstämter (ministeria) e i n g e s e t z t " 6 8 . Dieses Dienstamt ist zuerst für die 12 als Apostel bestimmt worden und dann auf die Bischöfe und ihre Helfer, die Priester und Diakone, übergegangen69. Der Zweck des Amtes ist das Dasein für die a n d e r e n ^ das Wohl des ganzen Leibes der Kirche^l. Nur die geweihten Amtsträger („in sacro ministerio positi") betreuen in Christi Vollmacht („in auctoritate Christi") die Familie Gottes durch Lehre, Heiligung und Leitung72. Diese handeln „in Stellvertretung Christi (Christum repraesentantes)"73.

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4. Kap. Nr. 31 2. Kap. Nr. 10, 3. Kap. Nr. 28 4. Kap. Nr. 35, 2. Kap. Nr. 12 2. Kap. Nr. 12 2. Kap. Nr. 10 4. Kap. Nr. 37 3. Kap. Nr. 27 3. Kap. Nr. 18, vgl. auch 4. Kap. Nr. 32 3. Kap. Nr. 1 9 - 2 8 7 0 4. Kap. Nr. 32 71 3. Kap. Nr. 18 7 2 4. Kap. Nr. 32 7 3 4. Kap. Nr. 37 Das Verhältnis der Bischöfe zum Papst wird vor allem durch den Gedanken der Kollegialität bestimmt(3. Kap. Nr. 22 f), wobei der Papst Haupt des Kollegiums ist (3. Kap. Nr. 22, 23), das Verhältnis der Bischöfe zu den Priestern wird in der

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Der hohen Einschätzung des Laien in der Constitutio steht dennoch ein Amtsverständnis gegenüber, das diese sachlich wieder unter das Amt unterordnet. Der Grund wird in der göttlichen Anordnung gesehen. Um diese Meinung aufrecht zu erhalten, kommt es darauf an, den Begriff Apostel einzig auf die Amtsträger zu beziehen. Obwohl dieses Dokument die Laien aufwertet und zuerst das Gemeinsame zwischen ihnen und den Klerikern betont, nämlich die Zugehörigkeit zum Volk Gottes, zum Leib Christi durch die Taufe, die Teilnahme am dreifachen Amt Christi und an der Sendung, bleibt aber auch der Unterschied bestehen zwischen Diensten, die nur auf Grund des Ordo ausgeübt werden können, und zwar durch Bischöfe (deren Haupt der Bischof von Rom, der Papst, ist) und Priester, und solchen, die alle Gläubigen ausüben können. Vergleicht man die Constitutio „Lumen gentium" mit der Theologie und den bisherigen amtlichen Äußerungen, läßt sich folgendes feststellen: Im Rückgriff auf das Neue Testament und die Alte Kirche wird der Begriff Volk Gottes als Bezeichnung für alle Gläubigen wieder in die Mitte der Ekklesiologie gestellt. Er fehlte im Tridentinum, im 1. Vatikanum; in den theologischen Äußerungen der Epoche vom Tridentinum bis 1917 und deren kirchlichen Dokumenten war er - von wenigen Ausnahmen abgesehen - als Gegenüber zum Klerus verstanden worden; im biblischen Sinne wurde er wieder aufgegriffen durch Cerfaux, Köster, Congar, de Lubac74. . Der Terminus Leib Christi ist zwar nicht neu; er wurde im Zeitraum vom Tridentinum bis 1917 und in der Enzyklika „Mystici corporis" von Papst Pius XII. vorwiegend durch das Gegenüber von Haupt und Leib, Klerus und Laien b e s t i m m t ^ , das Dokument „Lumen, gentium" hingegen betont in erster Linie die Gleichheit der Glieder und erst dann deren Unterschied und nimmt damit die Ansätze Wikenhausers und de Lubacs auf76. Der Mannigfaltigkeit in der Kirche wird Raum gegeben: es wird eine Vielfalt der Gnadengaben und Dienste anerkannt. Aber während die Constitutio im 1. Kapitel (Nr. 4) - anders im 2. Kapitel (Nr. 12) - „dona hier-

Verbundenheit durch die priesterliche Würde gesehen (3. Kap. Nr. 28), die Priester sind Mitarbeiter (cooperatores) des Bischofs und sollen von ihm wie Freunde und Söhne angesehen werden. Vgl. die Zusammenfassung o. S. 41 und 111 sowie: Yves Congar: Die Kirche als Volk Gottes (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 5 - 16) 5 Vgl. die Zusammenfassung o. S. 41 und S. 111 76 Vgl. das o. S. 47 f Dargestellte 7

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archica" und „dona charismatica" einander gegenüberstellt, verknüpfen die Theologen Wikenhauser, Rahner, Küng dies'7. Bei der Definition der Hierarchie wird mehr Spielraum für die historische Entwicklung gelassen als im Tridentinum. Definierte das Tridentinum die Hierarchie ausdrücklich als bestehend aus Bischöfen, Presbytern, Diakonen, so sagt das 2. Vatikanum nur, daß der kirchliche Dienst von solchen ausgeübt wird, die von alters her Bischöfe, Presbyter, Diakone genannt werden? 8 . Das Amt wird oft mit ministerium?^ als dienende Größe, nicht als Macht bezeichnet. Hier ist der theologische Einfluß von Schelkle und von v. Balthasar zu verspüren^. Den Laien wird erstmalig in einem Konzilsdokument ein eigener Abschnitt gewidmet: es werden nicht nur negative Aussagen - wie meistens in der Epoche vom Tridentinum bis 1917 und öfter im Zeitraum vor dem 2. Vatikanum 8 ! - im Zusammenhang mit dem Ordo gemacht, sondern positive in Zusammenhang mit der Ekklesiologie, der Taufe und Firmung: der Laie wird als Glied des Volkes Gottes, des Leibes Christi auf Grund der Taufe geachtet, und seine Rechte werden hervorgehoben: auch er erhält Anteil an der Sendung (Apostolat), am dreifachen Amt Christi und entsprechende Aufgaben, nämlich die Verkündigung, das Opfer des Lebens zu vollziehen, die Welt christlich zu gestalten. Hier sind die Wirkungen der Aussagen von Ketter, Backes, Dabin, Rocholl, Grosche, Congar, Philips, Schmaus, Arnold, Mausbach-Ermecke, Häring 82 , de Bazelaire, Rahner, Klostermann 8 3, Von Papst Pius XII. 8 4 zu vermerken, während einige Lehrbücher - wie Pruner, Bartmann, Ott&5 . das dreifache Amt nur auf die Hierarchie übertragen hatten. Innerhalb der Gemeinsamkeiten unter den Gläubigen bleibt in den Äußerungen der Constitutio - wie auch in denen der Theologen, der

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Zur Beschreibung der Gnadengaben in der Constitutio de ecclesia vgl. o. S. 123, Anm. 59; zur Darstellung Wikenhausen, Rahners und Küngs vgl. o. S. 5 2, 67 f 78 Tridentinum Sessio XXIII, can. 6, D. 1776 (vgL o. S. 7 f); Constitutio de ecclesia, 3. Kap. Nr. 28; Näheres zum Vergleich s. u. S. 177 - 179 79 Beispielsweise 3. Kap. Nr. 28 80 Vgl. das o. S. 55 und S. 66 Dargelegte 81 Vgl. o. S. 4 0 - 4 3 , 110- 113 82 Vgl. o. S. 51 f, 56 - 63, 71 ff, 77 f unter dem Aspekt der Teilnahme am Amt Christi 8 3 Vgl. o. s. 63 - 66 unter dem Aspekt der Teilnahme am Apostolat 84 Vgl. o. S. 109 f S5 Vgl. o. S. 31, 17 f, 68, 70

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kirchlich-praktischen und amtlichen Dokumente^ . jedoch der Vorrang der Ordinierten bestehen bezüglich der Ausübung einiger Dienste. Am wenigsten wirkt sich dieser Vorrang bei der Verkündigung aus, stärker schon bei der Lehre, am meisten bei der Sakramentsspendung - es wird nicht einmal das Recht der Laien, im Notfall zu taufen, genannt -, ebenfalls in der Annahme der Grundsätze des Hirtenamtes.— In der Auslegung dieser Constitutio wird wiederum - wie in der Kommentierung von „De sacra liturgia"87 . das Gemeinsame zwischen Amtsträgern und Laien wie auch der Unterschied herausgestellt. Mühlen^ stellt fest, daß in der Constitutio sich eine „Rückgliederung der Amtsträger in das Volk Gottes" ankündigt. Nach Ansicht von Congar hat das Konzil den Volk-Gottes-Gedanken wiederentdeckt, der die gleiche Würde der Gläubigen ausdrückt. Aber innerhalb dieses Volkes gibt es „die hierarchische Struktur einer sozialen Organisation"^. Grillmeier erkennt, daß das Volk Gottes in der Constitutio nicht im Gegenüber zur Hierarchie beschrieben wird, sondern „die Kirche in ihrer Gesamtheit" meint^O. Er unterscheidet im Volk Gottes besonderes und allgemeines Priestertum; erst beider Zusammenwirken „ergibt die volle priesterliche Wirklichkeit des Gottesvolkes"91. Ostermann hebt zwar die grundsätzliche Gleichheit aller im Volke Gottes hervor, sieht aber dann verschiedene Funktionen in eben diesem Volk92. Semmelroth weist hin auf die „Einheit des Volkes Gottes und die Verschiedenheit seiner Stände"93. Bezüglich der Gliedschaft am Leib Christi macht C o n g a r 9 4 aufmerksam auf das Recht der Teilnahme aller Glieder, hebt aber auch hier einen Unterschied hervor: „Man hat ja immer einerseits eine Gesamtheit lebendiger und aktiver Glieder, die alle an der Eigenschaft oder Würde des 86 Vgl. die Zusammenfassung o. S. 112 87 Vgl. O.S. 1 1 7 - 1 1 9 88 Heribert Mühlen: Der Kirchenbegriff des Konzils (in: Die Autorität der Freiheit, hrsg. v. Johann Christoph Hampe, München, 1967, Bd. I, S. 309) (zu Kap. 12, 1) 89 Yves Congar: Die Kirche als Volk Gottes (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 5 - 1 6 , bes. S. 5) (Zitat S. 6) 90 Aloys Grillmeier: Kommentar zum 2. Kapitel der Constitutio dogmatica de ecclesia, in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 176 9 1 Ebd. S. 183 92 Heinrich Ostermann: Die Zukunft des Laien in der Kirche, Kevelaer, 1966, S. 20 ff 9 3 Otto Semmelroth: Die Kirche, das neue Gottesvolk (in: De Ecclesia. Beiträge zur Konstitution „Über die Kirche" des Zweiten Vatikanischen Konzils, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. I, S. 374) 94 Yves Congar: Die Kirche als Volk Gottes (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 9 0

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Leibes, lebendig zu sein, teilnehmen, und auf der anderen Seite ein Funktionsgefüge mit einem Haupt, um Einheit und Leitung des Ganzen sicherzustellen". G r i l l m e i e r 9 5 erwähnt die „organische Einheit" des Leibes Christi, aber auch die Verschiedenheit als göttliche Gabe: es gibt eine Vielzahl von Diensten und Ämtern. Bedeutend an dieser Constitutio ist nach der Meinung von Beinert96; daß die Kirche als „communitas sacerdotalis" dargestellt ist. Aber diese communitas ist unterschieden in Klerus und Laienschaft. Bezüglich der Teilnahme am Priestertum stellt Beck fest: Das Priestertum des christlichen Lebensvollzuges (Opfer) betrifft alle; das Priestertum des Mittlertums ergibt sich aus der Gemeinschaftsstruktur des Gottesvolkes und aus der amtlich-institutionellen Mittlerfunktion des besonderen Priestertums97. Nach Grillmeiers Kommentierung98 besteht die Gemeinsamkeit zwischen Klerus und Laien darin, daß sie beide am Priestertum Christi teilhaben. Er hebt jedoch besonders den Unterschied (im Anschluß an de ecclesia Nr. 10) hervor: „Das Weihepriestertum ist nicht bloß als Steigerung oder Intensivierung von Würde und Sendung des gemeinsamen Priestertums zu verstehen, sondern stellt diesem gegenüber eine neue Art priesterlicher Würde und Vollmacht dar, sosehr auch letztere auf der ersten aufruht". Klostermann99) OstermannlOO, SemmelrothlOl, de Smedtl02 se hen die Teilnahme der Laien am Priester95

Aloys Grillmeier: Kommentar zum 1. Kapitel der Constitutio dogmatica de ecclesia, in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 166

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Wolfgang Beinert: Das Konzil und die Laien (in: Stimmen der Zeit, 176. Bd., 1965, S. 563) Irene Beck: Sakrale Existenz. Das gemeinsame Priestertum des Gottesvolkes als kultische und außerkultische Wirklichkeit (in: MUnchener Theologische Zeitschrift, 19. Jg., 1968, S. 17 - 34, hier S. 28 - 32 mit Hinweis auf de ecclesia Nr. 10). - Man vergleiche die Ähnlichkeit ihrer Gedankengänge mit denjenigen von Ignaz Backes von 1947: Das allgemeine Priestertum. Spekulative Darlegung (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 56. Jg., 1947, S. 2 1 2 - 2 2 0 ) (s. o. S. 56 f) Aloys Grillmeier: Kommentar zum 2. Kapitel der Constitutio dogmatica de ecclesia, in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 1 8 1 , 1 8 2 (Zitat) Ferdinand Klostermann: Kommentar zum 4. Kapitel der Constitutio dogmatica de ecclesia, in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 269 Heinrich Ostermann: Die Zukunft des Laien in der Kirche, Kevelaer, 1966, S. 2 2 - 4 7 Otto Semmelroth: Die Kirche, das neue Gottesvolk, aaO. (s. Anm. 93) S. 376 Bischof Emile Joseph de Smedt: Das Priestertum der Gläubigen (in: De Ecclesia. Beiträge zur Konstitution „Über die Kirche" des Zweiten Vatikanischen Konzils, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. I, S. 3 8 0 - 392)

97

98 99 100 101 1°2

Die D o k u m e n t e des Konzils

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tum Christi durch Taufe und Firmung begründet. Sie umfaßt das prophetische, priesterliche, königliche Amt. O s t e r m a n n l 0 3 beschreibt den Unterschied auf folgende Weise: „Das allgemeine Priestertum bezieht sich mehr auf den persönlichen oder privaten Bereich. Der Laie hat an seinem Ort, in seinem Milieu Christus zu bezeugen und hier Gott geistige Opfer darzubringen. Das Amtspriestertum dagegen entspricht mehr dem gesellschaftlichen, öffentlichen Charakter der Kirche und ihrer hierarchischen Ordnung". Semmelroth sieht innerhalb des priesterlichen Gottesvolkes ein besonderes Priestertum des geistlichen Amtes mit amtlichen Führern 104. Unter dem Aspekt vom Charisma läßt sich, laut Meinung Klings, in der Kirche eine „bleibende charismatische Struktur" f e s t s t e l l e n 1 0 5 . Ahnlich sind die Auffassungen von Ostermann und G r i l l m e i e r l O ö sowie von Kardinal Bea, welcher das Charisma als die jedem Christen gemeinsame Gabe a n s a h ! 0 7 . Diese Theologen verbinden Amt und Charisma stärker als die Constitutio dogmatica „Lumen g e n t i u m " 108

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Heinrich O s t e r m a n n : Die Z u k u n f t des Laien in der Kirche, Kevelaer, 1966, S. 26 o t t o Semmelroth: Das priesterliche Gottesvolk und das A m t (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 4 1 - 4 6 ) Hans Küng: Die charismatische S t r u k t u r der Kirche (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 282 - 290), ders.: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 215 - 230 (dort findet sich das Zitat als Überschrift). Hinzuweisen ist hierzu auch auf die Rede von Kardinal Leon Suenens in der 2. Sessio am 22. 10. 1963, in der er sagte, die Charismen seien allen Christen gegeben, neben der amtlichen Struktur müsse auch eine charismatische Dimension herausgearbeitet werden. (Die Rede ist abgedruckt unter d e m Titel: „Die charismatische Dimension der Kirche" in: Konzilsreden, hrsg. v. Yves Congar, Hans Küng, u. a. Einsiedeln, 1964, S. 24 - 28.) Man vergleiche auch: Hans Schürmann: Die geistlichen Gnadengaben (in: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. I, S. 494 519). Heinrich Ostermann: Die Z u k u n f t des Laien in der Kirche, Kevelaer, 1966, S. 4 6 ; Aloys Grillmeier: K o m m e n t a r z u m 2. Kapitel der Constitutio dogmatica de ecclesia, in: L T h K , Erg.bd. I, 1966, S. 190 mit Hinweis auf Küngs Aufsatz: Die charismatische Struktur der Kirche (s. A n m . 105) Kardinal Augustin Bea: Die Einheit der Kirche und die Vielfalt der Gaben (in: ders.: Der Weg zur Einheit nach d e m Konzil, Freiburg, 1966, S. 207 215 bes. S. 208) z u den verschiedenen Äußerungen der Constitutio dogmatica „ L u m e n gent i u m " über die Gnadengaben s. o. S. 123, A n m . 59

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

III. Das Amt in den getrennten Kirchen im Abendland? Decretum de oecumenismo „Unitatis redintegratio" vom 21. November 1964^09 Finden sich im Decretum de oecumenismo „Unitatis redintegratio" von 1964 und im „Ökumenischen Direktorium"! 10) den „Richtlinien zur Durchführung der Konzilsbeschlüsse über die ökumenische Aufgabe"

Zur Geschichte der Constitutio dogmatica de ecclesia: Gerard Philips: Die Geschichte der dogmatischen Konstitution über die Kirche (in: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 139 - 155); Umberto Betti: Die Entstehungsgeschichte der Konstitution (in: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. I, S. 45 - 70). Weitere Literatur: Augustin Kardinal Bea: Die Kirche und die Menschheit, Freiburg, 1967, 3. Kap.: Das Geheimnis des Volkes Gottes, 4. Kap.: Ein schwieriges Gleichgewicht (S. 45 75 u. 76 - 112). Er stellte die Autorität der Hierarchie (S. 81) und die „Gleichheit aller Glieder der Kirche untereinander" (S. 81) auf Grund der Kindschaft (S. 83) heraus und erwähnte die „eigene Sendung des Laien" (S. 82). Aufsätze in Sammelwerken: LThK, Erg.bd. I, 1966, S. 137 ff; Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. I, S. 243 ff, Bd. Il, S. 15 ff; Die Ecclesia. Beiträge zur Konstitution „Über die Kirche" des Zweiten Vatikanischen Konzils, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, 2 Bände; Vatican II: L'Eglise, Paris, 1966, 3 Bände (Band 2 und 3 sind deckungsgleich mit: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, 1966, Band I und II). Evangelische Kommentierungen: Edmund Schlink: Nach dem Konzil, Göttingen, 1966, S. 70 - 100, ders.: Zehn Bemerkungen zum Text (in: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. I, S. 313 - 325), ders.: Zum ökumenischen Dialog über die dogmatische Konstitution „Lumen Gentium" (in: Volk Gottes, hrsg. v. Remigius Bäumer und Heimo Dolch, Freiburg, 1967, S. 5 9 0 - 602); Kristen F.. Skydsgaard: Vom Geheimnis der Kirche (in: Dialog unterwegs, hrsg. v. George A. Lindbeck, Göttingen, 1965, S. 160 - 185); Hans Asmussen: Die Konstitution über die Kirche (in: Una sancta, 20. Jg., 1965, S. 69 - 82). 109

HO

AAS 57, 1965, S. 90 - 112, vgl. auch: Das Dekret über den Ökumenismus (in: Die Konzilsdekrete. Über den Ökumenismus. Über die Katholischen Orientalischen Kirchen, Münster, Verlag Aschendorff, 1965, S. 15 - 53) (lateinisch-deutsch). ökumenisches Direktorium. Erster Teil. Einführung von Bischof Jan Willebrands. Erläuterungen von Eduard Stakemeier, Paderborn, 1967. Zweiter Teil: Ökumenische Aufgaben der Hochschulbildung. Geleitwort von Lorenz Kardinal Jaeger. Erläuterungen von Eduard Stakemeier. Paderborn, 1970. AAS 59, 1967, S. 574 - 592 u. AAS 62, 1970, S. 705 724

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v o m 14. 5. 1 9 6 7 und v o m 16. 4 . 1 9 7 0 positive Aussagen über das A m t in den getrennten Kirchen? A l s Bestandteil dieser Kirchen wird das A m t im D e c r e t u m de o e c u m e n i s m o nicht aufgezählt, es wird nur f o l g e n d e s genannt: Glaube an den dreieinigen G o t t , heilige Schrift, A b e n d m a h l , Gottesdienst, christliches L e b e n in Glaube u n d Gehorsam H 1 . - Im Zusammenhang m i t der Eucharistie findet sich eine indirekte negative Aussage über das A m t : es fehlt bei d e n getrennten Kirchen im A b e n d l a n d das Weihesakrament ( o r d o ) und damit auch die Möglichkeit, gültig Eucharistie z u vollziehen^ 12. Das in d e n evangelischen Kirchen bestehende A m t wird nicht anerkannt, ja nicht einmal erwähnt. A u f dieser Linie bleiben a u c h die Kommentatoren des D e c r e t u m , F e i n e r l 13 u n d Jaegerl 14, stehen. D a s ö k u m e n i s c h e Direktorium behandelt die Frage des A m t e s und des Weihesakramentes nur indirekt: D a s A m t der evangelischen Kirche und deren Ordination werden nicht anerkannt; denn eine gemeinsame Feier der Sakramente ist nicht erlaubt 115.

Hl 112

Decretum de oecumenismo, 3. Kap. II, Nr. 2 0 - 2 3 Decretum de oecumenismo, 3. Kap. II, Nr. 22. Die betr. Stelle „propter sacramenti Ordinis defectum" ist mit „wegen des Fehlens des Weihesakramentes" übersetzt. (Das Dekret über den Ökumenismus, aaO. z. St., LThK, Erg.bd. II, z. St., Jaeger, aaO. z. St.) Bus Amt der römisch-katholischen Kirche wird als munus docendi, regendi, sanctificandi, welches dem Kollegium der 12, unter denen Petrus besonders erwählt ist, und deren Nachfolgern anvertraut ist, bezeichnet (1. Kap. Nr.2) 113 Johannes Feiner: Dekret über den Ökumenismus. Kommentar von - - (in: LThK, Erg.bd. II, 1967, S. 40 - 126, S. 112 - 120 zu Artikel 2 0 - 23, dort S. 118) 1 L o r e n z Kardinal Jaeger: Das Konzilsdekret „Über den Ökumenismus". Sein Werden, sein Inhalt und seine Bedeutung. Lateinischer und deutscher Text mit Kommentar. Paderborn, 1965 (S. 135 - 148 zu Art. 20 - 23), 2. Aufl. 1968 (S. 185 - 205 zu Art. 20 - 23) (dort S. 199; in der 1. Auflage fehlen diese Aussagen zu Artikel 22). In diesem Buch wies Jaeger auf die 2. Fassung des Schemas hin, die aussagt: „Deshalb ist die Lehre vom Abendmahl des Herrn, dem cultus und den Ämtern der Kirche notwendig Gegenstand des Dialogs" (zu Nr. 22) (1. Aufl. S. 145; 2. Aufl. S. 202) 115 Ökumenisches Direktorium. 1. Teü 1967. Nr. 55. AAS 59, 1970, S. 590. Zur Beteiligung der Laien in Bistumskommissionen s. u. S. 186 f Zur Geschichte des Decretum de oecumenismo: Augustin Kardinal Bea: Der Ökumenismus im Konzil. Freiburg, Basel, Wien, 1969; Lorenz Kardinal Jaeger: Das Konzilsdekret „Über dem Ökumenismus". Sein Werden, sein Inhalt und seine Bedeutung. Lateinischer und deutscher Text mit Kommentar, Paderborn, 1965, S. 13 - 47; 2. Aufl. 1968, S. 15 - 74;

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

IV. Das Decretum

de apostolatu laicorum „Apostolicam vom 18. November 1965116

actuositatem"

Neben einigen grundsätzlichen Bemerkungen ist dieser Text mehr auf praktische Ziele ausgerichtet (nachdem in der Constitutio dogmatica de ecclesia die theoretische Grundlegung erfolgt war) und beschreibt vor allem Bereiche, Formen und Ordnung des Apostolates der Laien 117. Wie schon in „Lumen gentium" wird auch in diesem Dekret das Laienapostolat in der Ekklesiologie und Sakramentologie verankert 1 d i e Tätigkeit der Kirche besteht darin, das Apostolat auszuüben, d. h. alle Menschen der Erlösung Christi teilhaftig zu m a c h e n 119 Daran sind alle Glieder der Kirche des Leibes Christi beteiligt, also auch die L a i e n 1 2 0 : Ihre Verpflichtung dazu resultiert aus der Taufe, die sie der Kirche, dem mystischen Leibe, eingliedert, und der Firmung, durch die sie mit Kraft des heiligen Geistes gestärkt w e r d e n 121. Infolgedessen nehmen auch die Laien am dreifachen Amt (munus) Christi teil, am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt 122. Das Laienapostolat zielt vor allem

Werner Becker: Einführung (in: LThK, F.rg.bd. II, 1967, Dekret über den Ökumenismus, S. 11 - 39). Weitere Literatur: vgl. Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 5 5 3 ff. Evangelische Kommentierungen: E d m u n d Schlink: Nach d e m Konzil, Göttingen, 1966, S. 101 - 124, ders.: Das Dekret über den Ökumenismus (in: Dialog unterwegs, hrsg. v. George A. Lindbeck, Gottingen, 1965, S. 197 - 235),ders.: Das Ergebnis des konziliaren Ringens u m den Ökumenismus der römisch-katholischen Kirche (in: Kerygma und Dogma, 11. Jg., 1965, S. 177 - 194), ders.: Der Ökumenismus des Zweiten Vatikanischen Konzils (in: Wir sind gefragt, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Kantzenbach u. a., Göttingen, 1966, S. 191 - 193). 116

H8 H9 120

121 122

AAS 5 8 , 1 9 6 6 , S. 837 - 864, vgl. auch: Zweites Vatikanische Ökumenisches Konzil. Dekret über das Apostolat der Laien, Münster, Verlag A s c h e n d o r f f , 1967 (lateinisch-deutsch), Zweites Vatikanisches Oekumenisches Konzil. Dekret über das Apostolat der Laien, Luzern/München, 1966 (in deutsch) Vgl. vor allem 3. - 6. Kap., laut V o r w o r t (Nr. 1) geht es d e m Dekret auch um das Grundsätzliche, das aber nicht so viel Gewicht erhält wie die praktischen Ausführungen, letztere nehmen einen weitaus größeren R a u m (Nr. 9 32) als die prinzipiellen Erörterungen (Nr. 2 - 8) ein. l . K a p . Nr. 2, 3 l . K a p . Nr. 2 l . K a p . Nr. 2 l . K a p . Nr. 3 1. Kap. Nr. 2, 3. Kap. Nr. 10

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auf zwei Dinge ab: auf die Evangelisierung und Heiligung der Menschen sowie auf die christliche Erneuerung der Ordnung der zeitlichen Dinge 123. Hierbei gestaltet sich die Teilnahme der Laien am dreifachen Amt durch den Dienst (ministerium) des Wortes und der Sakramente. Dieser Dienst besteht (1) in dem Zeugnis des christlichen Lebens, in guten Werken; (2) in der Verkündigung des Wortes Christi an Gläubige und Nichtgläubige; (3) in der Mithilfe bei der Lösung von Zeitproblemen durch Herausarbeitung der christlichen Grundsätze 124. Die Bereiche des Apostolates sind vielfältig: in den kirchlichen Gemeinschaften arbeiten die Laien in der Pfarrei und im Bistum mit durch Teilnahme am liturgischen Leben, durch Weitergabe des Wortes Gottes, vor allem durch katechetische Unterweisung, durch Sachkenntnis in der Seelsorge 125; sie sind „Mitarbeiter (cooperatores) der Gnade" durch die Gestaltung der Ehe im christlichen Geist und durch die christliche Erziehung der K i n d e r 126; die Jugend kann das Apostolat an ihresgleichen übernehmen (vgl. beispielsweise die christliche Arbeiterjugend) 127; im sozialen Milieu wird durch die Laien das Zeugnis des Lebens durch das Zeugnis des Wortes ergänzt 128; im nationalen und internationalen Bereich ist es Aufgabe der Laien, dafür zu sorgen, daß die Gesetze (des Staates) der sittlichen (= religiösen) Ordnung und dem Gemeinwohl entsprechen 129 Die Formendes Apostolates sind verschieden: Es gibt das persönliche Apostolat, zu dem alle verpflichtet sind; es besteht im Zeugnis des Lebens, der Verkündigung der Lehre Christi, im Handeln nach höheren Prinzipien im Lichte des Glaubens bei der Gestaltung der zeitlichen Ordnung, in der tätigen Liebel30; jn besonderen Situationen „treten die Laien, soweit es ihnen möglich ist, an die Stelle der Priester (laici vicem, pro facúltate, sacerdotum supplentes)", indem sie die Menschen die Lehre Christi lehren, sie in einem religiösen Leben unterweisen und sie zum häufigen Empfang der Sakramente anleiten'31. Außerdem gibt es das

123 124

126

l2? 128

129 130 131

2. Kap. Nr. 5 2. Kap. Nr. 6 3. Kap. Nr. 10 (lat. „communitates") 3. Kap. Nr. 11 3. Kap. Nr. 12 3. Kap. Nr. 13 3. Kap. Nr. 14 3. Kap. Nr. 16 4. Kap. Nr. 17

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Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

in Gemeinschaft geübte Apostolat 132, w j e in apostolischen Vereinigungenl33 ; in internationalen kirchlichen Organisationen 134, i n der Katholischen Aktion, in der die Laien mit der Hierarchie zusammenarbeiten (cooperantes)135 Bezüglich des Verhältnisses der Laien zur Hierarchie wird ausgesagt: „Est in Ecclesia diversitas ministerii, sed unitas missionis (Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung") 136. „Den Aposteln und ihren Nachfolgern wurde von Christus das Amt (munus) übertragen, in . . . seiner Vollmacht (potestate) zu lehren, zu heiligen und zu leiten. Die Laien (laici) hingegen, die auch am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben (participes), verwirklichen in Kirche und Welt ihren eigenen Anteil an der Sendung (in missione) des ganzen Volkes Gottes" 137. Zwar ist das Tun der Laien notwendig, weil ohne es das Apostolat der Hirten nicht zu seiner vollen Verwirklichung gelangen kann 138, aber der Dienst (ministerium) des Wortes und der Sakramente ist „in besonderer Weise dem Klerus anvertraut (speciali modo clero commissum)"139) die Hirten verkündigen die Grundsätze über das Ziel der Schöpfung 140, die Laien handeln, vom Geist der Kirche, d. i. der Hierarchie, geleitetl41. Außerdem muß das Laienapostolat in rechter Weise in das Apostolat der Gesamtkirche eingeordnet seinl42. Hierbei ist es Aufgabe der Hierarchie, das Apostolat der Laien zu fördern, Prinzipien und geistliche Hilfe zu geben 143; Aufgabe der Bischöfe, Pfarrer und Priester ist es, brüderlich mit den Laien in der Kirche und für die Kirche zu arbeiten, denn beiden, Klerikern (clerici) und Laien (laici), ist die Ausübung des Apostolates gemeinsam 144. Ein Novum ist, daß Gremien mit Laien auf pfarreilicher, zwischenpfarreilicherund zwischendiözesaner Ebene errichtet werden sollen, ausserdem ein Laiensekretariat beim heiligen Stuhll45. 132 133 134 135

136 137 138 139 !40 141 142 14 3 144

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4. Kap. 4 K a p. 4. Kap. 4. Kap. l.Kap. l.Kap. 3. Kap. 2. Kap. 2. Kap. 2. Kap. 5. Kap. 5. Kap. 5. Kap. 5. Kap.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

18 19 (i a t. „consociationes") 19, 3 20 2 2 10 6 7, 5. Kap. Nr. 2 4 6, 7 23 24 25 26

Die Dokumente des Konzils

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Auch in diesem Dokument wird in erster Linie das Gemeinsame zwischen Klerus und Laien gesehen, nämlich die Ausübung des Apostolates durch die Teilnahme am dreifachen Amt Christi auf Grund der Taufe und Firmung. Die Einheit hebt aber die Unterschiedenheit (diversitas) des Dienstes nicht auf. Ein Vergleich mit der Constitutio dogmatica de ecclesia zeigt auf: In beiden Dokumenten werden sowohl die Angehörigen der Hierarchie als auch die Laien zur Kirche, zum Leib Christi, gerechnet; das dreifache Amt (munus) Christi wird auch auf die Laien übertragen, Laien und Klerus haben ein Apostolat; der Unterschied in der Funktion wird nicht aufgehoben. Betonte allerdings „Lumen gentium" stark die Gliedschaft in der Kirche als Volk Gottes, so „Apostolicam actuositatem" diejenige in der Kirche als Leib Christi (eine Ausnahme findet sich in Nr. 2). „Lumen gentium" verwendet kaum den Terminus Hierarchie als Gegenüber der Laien, sondern beschreibt die unterschiedlichen Funktionen der Glieder, d. i. der Bischöfe, Presbyter, Diakone, Laien, während „Apostolicam actuositatem" diesen Terminus gebraucht und Hierarchie/Klerus den Laien gegenüberstellt 146. Ein Fortschritt gegenüber „Lumen gentium" ist darin zu sehen, daß in „Apostolicam actuositatem" auf die Notsituation hingewiesen wird, in der Laien, soweit sie können, den Priester vertreten, nämlich in der Lehre Jesu (warum nicht in der Verkündigung des Evangeliums Jesu? ), in Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente, wobei aber auch die Grenze eingehalten wird: es wird nicht gesagt, ob die Laien Sakramente spenden können, ja nicht einmal die Nottaufe ist erwähnt. - Außerdem ist die geplante Errichtung von Gremien ein Novum. Bei der theologischen Beurteilung ist im Vergleich mit der vorangegangenen Theologie festzustellen, daß den Laien erstmalig in der Konzilsgeschichte ein eigenes Dokument gewidmet ist (in „Lumen gentium" befaßte sich bereits ein Kapitel mit den Laien). Wie schon in „Lumen gentium" wird bei der Ekklesiologie und Sakramentologie eingesetzt, die Sendung der Laien in Taufe und Firmung begründet, wobei die Einflüsse von Congar besonders zu merken sind. Wie schon in „Lumen gentium" wird das dreifache Amt Christi auch auf die Laien übertragen, wobei hier wiederum die theologische Position Congars zur Geltung k o m m t 147 Wie auch in „Lumen gentium" ist „apostolatus" nicht nur auf die Hierarchie bezogen, sondern umfaßt auch die Laien; hier dürften

146 147

Näheres s. u. S. 178 f Näheres s. o. S. 59 ff

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

die Ansichten von Klostermann entscheidend gewesen s e i n 148_ _ Congars und Küngs Hinweise auf die N o t s i t u a t i o n l 4 9 s j n ( j ^ „Apostolicam actuositatem" teilweise aufgenommen: in besonderen Situationen können die Laien, soweit sie es vermögen, die Priester vertreten. In der Beurteilung des Dekretes durch die Kommentatoren150 heben Hengsbach und Klostermann 151 die Einheit der Sendung hervor, wobei

148 Näheres s. o. S. 65 f Bezüglich der theologischen Kontroversen betreffend Laienapostolat und Katholischer Aktion (s. o. S. 64, 102, Anm. 460) erkennt das Decretum nun offiziell ein Laienapostolat ohne hierarchische Sendung an, zu dem alle Gläubigen verpflichtet sind (3. Kap. Nr. 16), die Katholische Aktion hingegen ist Mitarbeit der Laien mit der Hierarchie („coopérantes", 4. Kap. Nr. 20), Die Hierarchie fördert das Laienapostolat ohne amtliche Sendung durch Prinzipien und geistliche Hilfe (5. Kap. Nr. 24). Beider Katholischen Aktion hat die Hierarchie die Leitung (4. Kap. Nr. 20). Ist hier ein Fortschritt zu verzeichnen? Zwar wird ein Laienapostolat ohne hierarchische Sendung anerkannt, aber die Hierarchie behält sich vor, es zu fördern, Prinzipien zu geben. Hier ist „Apostolicam actuositatem" stärker hierarchisch orientiert als „Lumen gentium" (vgl. dort 4. Kap. Nr. 33, wo das Verhältnis von allgemeinem Apostolat und Apostolat auf Grund hierarchischer Beauftragung nicht näher bestimmt ist). Dies bemerkt auch die Herder-Korrespondenz in dem Artikel: Der Laie und seine Aufgaben (20. Jg., 1966, S. 232) (vgl. hierzu auch: Christoph Michael Haufe: Laienapostolat nach dem zweiten Vatikanischen Konzil; in: Lutherische Monatshefte, 6. Jg., 1967, S. 117-121). Daß diejenigen, die eine missio canonica haben, aufhören, Laien zu sein, eine Ansicht, die Rahner vertral (s. o. S. 84, Anm. 324), wird im Decretum verneint (5. Kap. Nr. 24), ebenso in der Kommentierung von Hengsbach (Franz Hengsbach: Das Konzilsdekret über das Laienapostolat. Lateinischer und deutscher Text mit Kommentar, Paderborn, 1967, S. 123). 149 y v e s Congar: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 237 ; in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 279 (s. o. S. 61 f); Hans Küng: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 193 (s. o. S. 73 f); diese Theologen gehen allerdings weiter als das Dekret (vgl. auch o. S. 73 ff) 150 Franz Hengsbach: Das Konzilsdekret über das Laienapostolat. Lateinischer und deutscher Text mit Kommentar. Paderborn, 1967, Ferdinand Klostermann: Einleitung und Kommentar (in: LThK, F.rg.bd. II, 1967, S. 585-701) (zit. Einleitung), ders.: Einführung (in: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret über das Apostolat der Laien, Münster, 1967, S. 5-16), ders.: Hat uns das Konzilsdekret über das Apostolat der Laien Neues gebracht? (in: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 72-87) (zit. Konzilsdekret) 151 Hengsbach aaO. S. 31, Klostermann: Einleitung, aaO. S. 607, ders.: Einführung, aaO. S. 8

Die Dokumente des Konzils

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Hengsbach häufiger als das Dekret die Kirche als „Volk Gottes" beschreibt, was Klostermann nicht tut. Besonders Klostermann weist hin auf den Anteil der Laien am dreifachen Amt Christi und die damit gegebene Verbundenheit aller C h r i s t e n 152. Als Grundlage des Laienapostolates wird von H e n g s b a c h 153 U nd K l o s t e r m a n n 154 die Eingliederung in die Kirche durch die Taufe gesehen. Klostermann deutet das für den Laien Spezifische in der Eigengesetzlichkeit und der Durchdringung der Dinge mit dem Geiste C h r i s t i 155. Hengsbach geht so weit, die Laien als Repräsentanten der Kirche zu sehen: „Der Laie lebt inmitten der Welt als Glied und Repräsentant der Kirche und in Erfüllung des Weltauftrags, den die Kirche als ganze hat" 156. Auch der Unterschied wird festgehalten: er besteht in der Verschied e n h e i t d e s D i e n s t e s 157 U nd kommt beispielsweise auch in den verschiedenen Formen des Apostolates zum A u s d r u c k l 5 8 . Bei der Beurteilung der Formen des Apostolates sind sich die Kommentatoren nicht einig. Hengsbach sieht den Akzent auf das gemeinschaftliche Apostolat g e l e g t l 5 9 > während Klostermann persönliches und gemeinschaftliches Apostolat gleich gewertet sieht 160. Die Mitarbeit der Laien in der Katholischen Aktion wird von Hengsbach in umfassendem Sinn ausgelegt: „In der Katholischen Aktion arbeiten die Laien mit der Hierarchie so zusammen, daß sie eigene Verantwortung übernehmen, auch in der Planung, Leitung und Durchfuhrung der A k t i o n e n " 161. Klostermann spricht sogar vom „genuin laikalen Charakter" der Organisation 162. Hierin sind die Kommentatoren wesentlich weiter gegangen sowohl als die Päpste Pius XI. und Pius XII. 163 als auch das Dekret s e l b s t 164.

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J

164

Einführung, aaO. S. 8, Konzilsdekret, aaO. S. 73 f Hengsbach, aaO. S. 33 Einleitung, aaO. S. 612, Einführung, aaO. S. 8 Besonders in: Konzilsdekret, aaO. S. 76 ff, vgl. auch: Einleitung, aaO. S. 607 ff AaO. S. 32 Hengsbach, aaO. S. 31, Klostermann: Einleitung, aaO. S. 607, ders.: Einführung, S. 8 Hengsbach, aaO. S. 70 ff, Klostermann: Einleitung, aaO. S. 648, ders.: Einführung, S. 13 f AaO. S. 106 Einleitung, aaO. S. 648 ff, Einführung, S. 13 AaO. S. 114 Einleitung, aaO. S. 662, Einführung, S. 14 (Zitat in beiden Werken!) Vgl. das o. S. 105 - 108 Dargelegte Vgl. Decretum „Apostolicam actuositatem", 4. Kap. Nr. 20

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Hengsbach weist daraufhin, daß im Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie im Pfarrausschuß bereits Zusammenarbeit zwischen Hierarchie und Laien besteht und dieses Modell weiterentwickelt werden müßte!65. Betreffend Klerus und Laie meint Klostermann, daß die Gegenüberstellung von Klerus und Laie entfiele, wenn man vom „Herrn der Kirche*' ausginge, in dem alle Glaubenden ein Volk sind (mit bezug auf 1. Petr. 1, 9), in welchem es viele Dienste gibt!66. Auf diese Weise würde „das konkret Positive" des Laien zum Ausdruck gebracht; es »liegt nicht im Gegenüber des Klerus, sondern im spezifischen C h a r i s m a " 167. Hengsbach stellt die Frage, „ob es zwischen Klerikern und Laien nicht eher eine Grenzzone denn eine strenge Grenzlinie gibt ... Diese Grenzzone wäre der theologische ,Ort' für die ... kirchlichen Laienberufe" - wie Katecheten, Seelsorgehelferinnen. Die Ursache zu dieser Frage ergibt sich aus „der Tatsache, daß die Dienste, die heute die Minoristen ausüben, in der Frühzeit der Kirche von Laien durchgeführt wurden ..."168.

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168

Hengsbach, aaO. S. 129, zur Durchführung der Vorschläge dieses Decretum vgl. u. S. 189 Einleitung, aaO. S. 610 Einleitung, aaO. S. 611 Das Decretum nennt im 1. Kap. Nr. 3 die Charismen als Gaben an alle Gläubigen. Die Kommentatoren stellen die Verbindung der Gläubigen durch eben die Charismen heraus, so Hengsbach, aaO. S. 36 f (mit Hinweis auf Hans Küng: Die charismatische Struktur der Kirche (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 282 - 290), s. o. S. 129) und Klostermann: Einführung, S. 9., ders. Konzilsdekret, aaO. S. 75 AaO. S. 123

Zur Geschichte des Decretum de apostolatu laicorum: Franz Hengsbach: Das Konzilsdekret über das Laienapostolat. Lateinischer und deutscher Text mit Kommentar. Paderborn, 1967, S. 11 - 17; Ferdinand Klostermann: Zur Textgeschichte (in: LThK, Erg.bd. II, 1967, S. 587 601, Dekret Uber das Apostolat der Laien); Achille Glorieux: Histoire du Decret „Apostolicam Actuositatem" sur L'Apostolat des laics (in: Vatican II: L'Apostolat des Laics, Paris, 1970, S. 91 - 139). Weitere Literatur: Ferdinand Klostermann: Der Apostolat der Laien in der Kirche (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold, u. a., Freiburg, 1968, Bd. 3, S. 5 8 6 - 6 3 5 ) ; Der Laie und seine Aufgaben (in: HK, 20. Jg. 1966, S. 228 - 232).

Die Dokumente des Konzils V. Das Decretum

de presbyterorum ministerio et vita ordinis" vom 7. Dezember 7965169

139 „Presbyterorum

Das Gemeinsame z w i s c h e n Klerus und Laien wird in d i e s e m Dekret darin gesehen, d a ß alle Gläubigen Glieder des Leibes Christi und als solche königliche Priesterschaft (regale sacerdotium) sind, die geistige Opfer darbringen, die Taten G o t t e s verkündigen und so an der Sendung (missio) der Kirche t e i l n e h m e n 170. Der Unterschied besteht darin, daß nicht alle Glieder des Leibes Christi denselben Dienst verrichten, sondern einige v o m Herrn zu amtlichen Dienern (ministri) eingesetzt s i n d l 7 1 . Diese haben eine Weihe (ordinario) und Sendung, durch die sie z u m Dienst für Christus, d e n Lehrer, Priester, König, bestellt sind 1 7 2 . Diese Weihe ( o r d o ) verleiht e m e besondere geistliche Vollmacht (potestas), welche v o n d e n A p o s t e l n auf die Bischöfe u n d Priester übertragen wird und sich auf die Aufgaben der Bischöfe und Priester b e z i e h t 173. £ S wird ein dreifaches A m t ( m u n u s ) der Priester am Leibe

Aufsätze in Sammelwerken: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 15 ff; Vatican II: L'Apostolat des Laics, Paris, 1970. Evangelische Kommentierungen: Rudolf Bohren: Die Laienfrage als Frage nach der Predigt (in: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 87 - 108); Christoph Michael Haufe: Laienapostolat nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (in: Lutherische Monatshefte, 6. Jg., 1967, S. 117 - 121); Wilhelm Dantine: Das Laienapostolat nach dem Konzil (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 20. Jg., 1969, S. 101 - 107). 169

170 171 172 173

AAS 58, 1966, S. 991 - 1024; vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret Dienst und Leben der Priester, Münster, Verlag Aschendorff, 1967 (lateinisch - deutsch), Zweites Vatikanisches Oekumenisches Konzil. Dekret über Dienst und Leben der Priester, Luzern/München, 1966, S. 5 - 37 (in deutsch). Da das Decretum de institutione sacerdotali „Optatam totius ecclesiae" vom 28. Oktober 1965 (AAS 58, 1966, S. 713 - 727; vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret über die Ausbildung der Priester, Münster, Verlag Aschendorff, 1967, lateinisch - deutsch, Zweites Vatikanisches Oekumenisches Konzil. Dekret über die F.rziehung zum Priestertum. Luzern/München, 1966, S. 3 9 - 5 1 , in deutsch) fast nur praktische Hinweise enthält, wurde es zur einzelnen Analyse nicht herangezogen, sondern nur gelegentlich vergleichsweise genannt. l . K a p . Nr. 2 l . K a p . Nr. 2 Vorwort, Nr. 1, vgl. auch 1. Kap. Nr. 3, 2. Kap. Nr. 6, 9 l . K a p . Nr. 2, 2. Kap. Nr. 6, 9

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Das Z w e i t e Vatikanische K o n z i l ( 1 9 6 2 - 1 9 6 5 )

Christi, im Volke Gottes, in der Gemeinschaft 174 genannt, das dem dreifachen Amt Christi entspricht : (1) als erste Aufgabe gilt die Verkündigung des Wortes G o t t e s l 7 6 : ( 2 ) als Geheimnisse des Glaubens, der aus dem Wort Gottes hervorgeht 177 ) werden die Sakramente aufgezählt, die die Priester spenden; die Laien nehmen an der Eucharistie teil, indem sie sich Gott als Opfer darbringen, der Priester steht der Eucharistie vor 178; (3) z u m Hirtenamt gehört die Versammlung und Auferbauung der Gemeinde, dazu gibt das Evangelium die K r i t e r i e n 179. Daher kann man sagen, daß es in der Kirche einen Priesterstand - ordo presbyterorum -gibtlSO. Wie wird das Verhältnis des Priesters zum Laien dargestellt? Gemeinsam ist beiden, daß sie Jünger Christi auf Grund der Taufe und Glieder desselben Leibes Christi sind 181, Unterschiedlich ist, daß nur die Priester Christus vertreten („omnis sacerdos... ipsius Christi personam gerat"), erst durch sie wird der Leib Christi vollkommen aufgebaut 182, Sie sind Vorsteher (praesse) der Laien, wenn auch dienend 1°3. Sie sind „Lenker und Hirten des Volkes Gottes" („Populum Dei regentes et pascentes"), Erzieher im Glauben, Leiter der Gemeinschaft („communitatis r e c t o r e s " 1 8 4 ) . Sie sind Väter und Lehrer im Volk und für das Volk (populus), ihnen gegenüber stehen die Gläubigen in Schuld („christifideles ... se obligatos esse Presbyteris s u i s " 1 8 5 ) . Sie sind „aufgrund ihrer Berufung (vocatione) und Weihe (ordinatione) innerhalb der Gemeinde des Gottesvolkes (in sinu Populi Dei) in bestimmter Hinsicht abgesondert (segregantur), aber nicht um von dieser, auch nicht von irgendeinem Menschen, getrennt zu werden, sondern zur gänzlichen Weihe (ut totaliter consecrentur) an das Werk, zu dem sie Gott erwählt (assumit) hat" 186. Sie sollen die Würde der Laien und ihre vielfältigen Charismen

174 175

176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186

1. Kap. Nr. 2, 2. Kap. Nr. 4 , 2. Kap. Nr. 5 1. Kap. Nr. 2, 2. Kap. Nr. 4 - 6, D e c r e t u m de institutione sacerdotali, Nr. 4,5 2. Kap. Nr. 4 2. Kap. Nr. 4 2. Kap. Nr. 5 2. Kap. Nr. 6 V o r w o r t , Nr. 1 2. Kap. Nr. 9 3. Kap. Nr. 12 2. Kap. Nr. 9 3. Kap. Nr. 13 2. Kap. Nr. 9 l . K a p . Nr. 3

Die Dokumente des Konzils

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(charismata) anerkennen, mit den Laien zusammenarbeiten, ihnen Ämter (officia!) in der Kirche anvertrauen, ihnen Freiheit und Raum zum Handeln lassen 187. Obwohl auch dieses Dekret das Gemeinsame zwischen den Gläubigen hervorhebt, nämlich ihr Gliedsein in der Kirche, ihre Taufe, ihr Priestertum, liegt - der Thematik entsprechend - der Akzent stärker auf der Unterscheidung zwischen Priester und Laien. Diese gründet zwar auch in den verschiedenen Diensten am Leib Christi, aber vor allem in der Weihe (ordo). Hatte die Constitutio dogmatica de ecclesia als gemeinsame Basis vor allem den Gedanken des Volkes Gottes in die Mitte gestellt, so nennt das Decretum „Presby terorum ordinis" als Gemeinsames die Gliedschaft am Leibe Christi, das Volk wird häufig als Gegenüber des Priesters g e s e h e n e s . Der Unterschied zwischen Priester und Laien wird in diesem Dokument betonter herausgestellt als in „Lumen gentium": nannte die Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" vor allem die Funktion (abgesehen von Nr. 10), hebt das Decretum „Presbyterorum ordinis" vor allem auf den Ordo ab. In diesem Dekret wird das Priestertum in der Ekklesiologie begründet: durch das Gliedsein am Leibe Christi durch die Taufe werden alle zu einem sacerdotium bereitet. Damit ist, obgleich der Unterschied deutlicher in Erscheinung tritt als das Gemeinsame, der Gedanke des allgemeinen Priestertums auch aufgenommen. Dem theologischen Anliegen besonders von Grosche, Congar, Philips 189 ¿st Rechnung getragen. Hatten das Tridentinum und das 1. Vatikanum als Aufgaben des Priesters einseitig den Vollzug der Sakramente der Eucharistie und der Buße genannt 190, s o ist in diesem Dokument ein Fortschritt zu vermerken: es überträgt das dreifache Amt Christi auf die Priester: (1) die Verkündigung des Evangeliums - das prophetische Amt; (2) die Spen-

'

188 189

190

2. Kap. Nr. 9. Das Decretum de institutione sacerdotali nennt noch die Anregung zum apostolischen Wirken der Laien, actio laicorum, durch die Priester (Nr. 20), außerdem wird auf einen Grenzfall hingewiesen: ungeeignete Kandidaten sollen die Ausbildung abbrechen und sich im Bewußtsein ihrer christlichen Berufung dem Laienapostolat (apostolatus laicalis) widmen (Nr. 6) Nicht in Nr. 4, wohl aber in Nr. 3 und 9 S . o . S . 58 ff g. o. S. 8 Anm. 68 u. S. 39 Anm. Einen ausführlichen Vergleich zwischen dem Tridentinum und dem 2. Vatikanum zu dieser Frage bietet: Henri Denis: La Théologie du Presbyterat de Trente à Vatican II (in: Vatican II: Les Prêtres, 1968, S. 193 - 232)

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

dung der Sakramente - das priesterliche Amt; (3) die Leitung - das königliche Amt. Damit sind die Voten von Congar und A r n o l d 191 aufgenommen. Außerdem ist wesentlich die Bezeichnung des Amtes als Dienst gegenüber der einseitig starken Herausstellung der potestas in beiden früheren K o n z i l i e n l 9 2 ; e in Anliegen, das vor allem von Schelkle und von v. Balthasar vertreten wurde 193. Besondere Erwähnung verdient als Novum das vorgeschlagene Gremium des Priesterrates (Nr. 7). Wie wird das Dekret von den Kommentatoren beurteilt? Das Gemeinsame des Priesters mit allen Gläubigen wird vor allem von Colin erwähnt: „Toute différenciation est seconde au regard de l'unité des baptisés dans la même foi, dans le même amour fraternel... dans la même espérance" 194. Auch Höffner betont die „Einheit" des „Gottesvolkes" 195^ di e „Zuordnung des Weihepriestertums zum allgemeinen Priestertum"196. Wulf weist auf die Einheit der Sendung hin 197 U nd Cordes auf die Tatsache, daß „die Träger des gemeinsamen und die des amtlichen Priestertums vor Gott gleich sind" 198 : e s ist eine „gegenseitige Zuordnung von Priestern und Laien" 199. . Der Unterschied steht für Colin an zweiter Stelle: „Référée à... unité fondamentale, la différence irréductible du prêtre et du laie ne peut plus être vécue comme un principe de séparation"200. Höffner stellt den Unterschied, die „Würde und Einzigartigkeit des Priestertums", heraus^Ol. Wulf kritisiert am Dekret, daß die Einheit zwischen dem Amtspriestertum und dem gemeinsamen Priestertum nicht deutlich wird202 ; aber er selbst hält an

191 192 193

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201

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S. o. S. 59 ff, 92 ff Tridentinum: D 1794, 1771, s. o. S. 7 f Vatikanum 1 : Mansi 53, 309, s. o. S. 38 f S. o . S . 5 5 , 6 6 pierre Colin: Le Prêtre un homme „mis à part", mais non „séparé" (in: Vatican II: Les Prêtres, Paris, 1968, S. 261 - 274, Zitat S. 264) Bischof Joseph Höffner: Einleitung (in: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret Dienst und Leben der Priester, Münster, 1967, S. 7) AaO. S. 9 Friedrich Wulf in der Kommentierung in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 147 f, 152 Paul-J. Cordes in der Kommentierung in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 186 AaO. S. 191 AaO. S. 264 AaO. S. 8 mit Berufung auf De ecclesia 10: „Vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen unterscheidet es sich deshalb, dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach' " AaO. S. 147 f, 152

Die D o k u m e n t e des Konzils

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einem qualitativen Unterschied zwischen g e m e i n s a m e m und besonder e m P r i e s t e r t u m b e z ü g l i c h d e r T e i l n a h m e an Christi P r i e s t e r t u m f e s t 2 0 3 . VI. Decretum de pastorali „Christus Dominus"

episcoporum munere in ecclesia vom 28. Oktober 7965204

In d i e s e m D e k r e t w i r d d i e A k t i v i t ä t d e r L a i e n a n e r k a n n t u n d g e f ö r d e r t 2 0 5 : d i e G l ä u b i g e n s o l l e n f ä h i g w e r d e n , d i e L e h r e s e l b s t z u verteid i g e n 2 0 6 ) „ a k t i v a m A u f b a u d e s m y s t i s c h e n L e i b e s Christi m i t z u w i r k e n " ( a d l a b o r a r e 2 0 7 ) ; ihr A p o s t o l a t in d e n v e r s c h i e d e n e n W e r k e n d e s L a i e n a p o s t o l a t e s - b e s o n d e r s in d e r K a t h o l i s c h e n A k t i o n u n d i n d e n V e r e i n e n - a u s z u ü b e n 2 0 8 _ Die Laien w e r d e n herangezogen zur Teilnahme 203 A a 0 . S. 152 Zur Geschichte des Decretum de p r e s b y t e r o r u m minsterio et vita: Jean Frisque: Le Décret „Presbyterorum Ordinis" (in: Vatican II: Les Prêtres, Paris, 1968, S. 123 - 133); Joseph Le eu y er: Die Geschichte des Dekrets (in: L T h K , Erg.bd. III, 1968, S. 128140). Weitere Literatur: Hermann Volk: Der Priester und sein Dienst im Licht des Konzils, Mainz, 1966; A n t o n Antweiler: Der Priester heute und morgen, Münster, 1967, S. 62 ff; Jean Frisque: Le Décret „Presbyterorum Ordinis", Histoire et commentaire (in: Vatican II: Les Prêtres, Paris, 1968, S. 123 - 185); Karl 3ecker: Wesen und Vollmachten des Priestertums nach dem Lehramt, Freiburg, 1970, S. 143-149 (Der priesterliche Dienst. II) (Quaestiones Disputatae 47); Paul Josef Cordes: Sendung zum Dienst. Exegetisch-historische und systematische Studien z u m Konzilsdekret „ V o m Dienst und L e b e n d e r Priester", F r a n k f u r t , 1972. Aufsätze in Sammelwerken: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 111 f; Vatican II: Les Prêtres, Paris, 1968. Evangelische Beurteilungen: Vilmos Vajta: Priester und Laien (in: Wir sind gefragt, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Kantzenbach u. a „ Göttingen 1966, S. 80 - 98); Joachim Lell: Der Priester (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 19. Jg. 1968, S. 7 3 - 8 0 ) . 204

205 206 2 2

07 08

AAS 58, 1966, S. 6 7 3 - 696, vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret Uber die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, Münster, Verlag Aschendorff, 1967 (lateinisch - deutsch), Zweites Vatikanisches Oekumenisches Konzil: Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, Luzern/München, 1966, S. 67 - 91 (in deutsch) 2. Kap. Nr. 16, 17 2. Kap. Nr. 13 2. Kap. Nr. 16 2. Kap. Nr. 17

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

am dreifachen Amt Christi und zwar in der Pfarrei durch (1) Mithilfe im Apostolat, (2) Erteilung von Religionsunterricht, (3) tätige Teilnahme in der Liturgie („actuosam in Liturgia p a r t i c i p a t i o n e m " 2 0 9 ) . In einem Seelsorgerat - ein Novum - sollen die Priester und Laien den Bischof unterstützen210 ; außerdem sollen die kirchlichen Behörden (Kurien) die Laien zu Rate ziehen211. Trotz der Hinzuziehung der Gläubigen hat aber der Bischof den Vorrang: nur die Bischöfe sind Nachfolger der Apostel als Hirten der Seelen durch die Weihe (zusammen mit dem Papst als Nachfolger Petri212) : s j e sind „die hauptsächlichen Ausspender (praecipui ... dispensatores) der Geheimnisse Gottes"213 j s i e leiten die Gläubigen an zur Lehre und Katechese214; das Verhältnis zu den Gläubigen entspricht dem von Hirten und Herde215. Sie üben das dreifache Amt (mandatus et potestas) Christi aus, nämlich zu lehren, zu heiligen, zu leiten216 j U nd die Laien unterstützen sie hierin217. Die Laien sind zwar Mitarbeiter, aber keine Partner in der Zusammenarbeit. Sie haben kein Recht, den Bischof zu wählen218. Die Betätigung des Laien wird nicht durch die Taufe und das hieraus folgende allgemeine Priestertum begründet, sondern durch die Gliedschaft am Leibe Christi. Der Thematik entsprechend wird dann stärker auf die Funktion des Bischofs am Leibe Christi als auf die der Laien hingewiesen. Stellte die Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" die Gleichheit zwischen Klerikern und Laien auf Grund derselben Gliedschaft im Volke Gottes, am Leibe Christi, durch dieselben Rechte aus Taufe und Firmung in den Vordergrund, so leitet das Decretum „Christus Dominus" die Rechte und Pflichten der Laien aus der Gliedschaft 209 210 211 212 213 214 215 216

2. Kap. Nr. 30, 1) 2) 3) (Zitat bei 2) 2. Kap. Nr. 27 l . K a p . Nr. 10 l . K a p . Nr. 2, 4 2. Kap. Nr. 15 2. Kap. Nr. 13, 14 2. Kap. Nr. 16 (Nr. 30 in bezug auf die Pfarrer - parochi) 1. Kap. Nr. 2 (dort die genannten lateinischen Termini) u. Nr. 4 217 s. Anm. 205 - 209 218 2. Kap. Nr. 20: „ius nominandi et instituendi Episcopos esse competenti Auctoritati ecclesiasticae proprium" Das Verhältnis der Bischöfe zum Papst wird im Dekret kollegial beschrieben (1. Kap. Nr. 4) (in Aufnahme der Gedanken von „Lumen gentium", 3. Kap. Nr. 22 f), das Verhältnis der Bischöfe zu den Priestern wird so dargestellt, daß die Bischöfe Väter, die Priester Söhne und Freunde sein sollen (2. Kap. Nr. 16) (hier finden sich ebenfalls inhaltliche Rückbezüge auf die Gedanken von „Lumen gentium", 3. Kap. Nr. 28)

Die D o k u m e n t e des Konzils

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am Leibe Christi ab, ohne sie näher zu b e g r ü n d e n ^ 9 . j n diesem Dokument tritt die Funktion am Leibe Christi, im Volke Gottes durch die Laien in den Hintergrund gegenüber den Aufgaben des Bischofs, an denen der Laie teilnimmt. Daß betonter auf die Funktion des Bischofs als auf die der Laien abgehoben wird, ist aus dem Titel ersichtlich: Die spezielle Aufgabe der Bischöfe, nicht jedes Gliedes der Kirche, soll dargelegt werden. Kritisch zu vermerken ist jedoch, daß die Teilnahme der Laien an den Aufgaben des Bischofs, d. i. am dreifachen Amt Christi, nicht durch die Taufe begründet wird, sondern nur durch die Gliedschaft am Leibe Christi. Wenn auch das letztere das erstere voraussetzt, so hätte dies - in Erkenntnis des allgemeinen Priestertums - auch an dieser Stelle deutlich zum Ausdruck gebracht werden sollen. Bei der Struktur des Amtes wird stärker als in „Lumen gentium" auf die potestas a b g e h o b e n s t ) . Außerdem wird der Terminus „Volk Gottes (populus Dei)" nicht - wie in „Lumen gentium" - auf alle Gläubigen bezogen, sondern auf die Laien, die im Gegenüber zu den sie weidenden Bischöfen (und Priestern) s t e h e n 2 2 1 . Die Beschreibung der Bischöfe (und Pfarrer) als Hirten und der Gläubigen als Herde läßt sich vergleichen mit den Aussagen des Theologen A m b e r g e r 2 2 2 . ein Anklang an die Epoche vor 1917, in der die Gegenüberstellung von Klerus und Laie dominierend w a r 2 2 3 _ Von den Kommentatoren nennt Gargitter die Zusammenarbeit von Bischof und L a i e n 2 2 4 Mörsdorf schreibt hierzu: „Es soll ... Ernst gemacht werden mit der lehrreichen Aussage in ,Lumen gentium' Artikel 31, Absatz 1, daß die Laien des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi auf ihre Weise teilhaftig sind und zu ihrem Teil die Sendung des ganzen christlichen Volkes in Kirche und

219 220 221 222

223 224

2. Kap. Nr. 16, sonst wird die Aktivität der Laien ohne Begründung gen a n n t , so 2. Kap. Nr. 13, 14, 15, 17, 30 Näheres s. u. S. 178 2. Kap. Nr. 11 erwähnt zwar, daß die Diözese Gottesvolk ist, es betätigt sich aber nicht selbst, sondern wird vom Bischof geweidet Joseph Amberger: Pastoraltheologie, Bd. I, 3. Aufl. 1866, S. 485 u. ö. Näheres s. o. S. 30 f Näheres s. o. S. 8 - 4 3 Bischof Joseph Gargitter: Erläuterungen (in: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche. Mit den Ausführungsbestimmungen vom 6. August 1966. Münster, Verlag Aschendorf, 1967, S. 15)

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Welt a u s ü b e n " 2 2 5 . £ r trifft aber auch die Feststellung, daß nur die Geweihten Vorsteher der Gemeinschaft s i n d 2 2 6

VII. Das Decretum de activitate missionali ecclesiae „Ad gentes" vom 7. Dezember 1965^7 Das Dekret sagt aus, daß alle Christgläubigen bei der missionarischen Sendung der Kirche mitwirken228 Dies liegt in der Taufe (und Firmung) begriindet229 : durch die Taufe werden die Gläubigen zu einem Gottesvolk230 ( z u einer königlichen Priesterschaft231 gemacht. Hieraus erwächst die Pflicht, „an der Entfaltung und an dem Wachstum Seines (Christi) Leibes mitzuwirken"232. Wie sieht diese Mitwirkung, die Ausübung des Apostolates233 > a u s ? Dj e Christgläubigen müssen durch das Beispiel des Lebens und durch das Wort wirken234, Dj e Laien werden 225

Klaus Mörsdorf in der Kommentierung in: LThK, Eig.bd. II, 1967, S. 178 (zu Art. 16), vgl. auch ebd. S. 183 226 AaO. S. 173 ff, 210, vgl. auch ebd. S. 159, wo es heißt: „Der Diözesanbischof besitzt alle Gewalt ..., die zur Ausübung des Hirtendienstes ... erforderlich ist" Zur Geschichte des Decretum de pastorali episcoporum munere in ecclesia: Klaus Mörsdorf: Geschichte (in: LThK, F.rg.bd. II, 1967, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, S. 128 - 146).

Weitere Literatur: Aufsätze in Sammelwerken: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 111 ff; Vatican II: La Charge Pastorale des Eveques, Paris, 1969.

Evangelische Kommentierungen: Warren A. Quanbeck: Das Dekret Uber die Hirtenaufgabe der Bischöfe (in: Wir sind gefragt, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Kantzenbach u. a., Göttingen, 1966, -S. 62 - 79); Günther Gassmann: Konzil und Kirchenreform (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 18. Jg., 1967, S. 1 - 16). 227 AAS 58, 1966, S. 947 - 990, vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche. Mit den Ausfuhrungsbestimmungen vom 6. August 1966. Münster, Verlag Aschendorff, 1967 (lateinisch - deutsch) 228 i. K a p . Nr. 5, 2. Kap. Art. 1, Nr. 11, Art. 3, Nr. 15,5. Kap. Nr. 2 8 , 6 . Kap. Nr. 35, 36 229 2. Kap. Art. 1, Nr. 11, Art. 3, Nr. 15, 6. Kap. Nr. 36 230 2. Kap. Art. 3, Nr. 15, 3. Kap. Nr. 21 231 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 mit Hinweis auf 1. Petr. 2, 9 232 6. Kap. Nr. 36 233 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 (lat. „apostolatus") 234 2. Kap. Art. 1, Nr. 11, 3. Kap. Nr. 20, 21, 6. Kap. Nr. 4 1 Es wird auch der Unterricht genannt (6. Kap. Nr. 41 für alle Laien, 2. Kap.

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definiert als „die Christgläubigen, die Christus durch die Taufe eingegliedert sind und in der Welt leben (laici, christifideles nempe qui, Christo per baptismum incorporati, in saeculo vivunt)"235, ihre Hauptaufgabe (praecipuum officium) „ist das Christuszeugnis, das sie durch Leben und Wort in ihrer Familie, in ihrer Gesellschaftsschicht und im Bereich ihrer Berufsarbeit geben müssen"236. Durch ihr Apostolat sollen sie die ganze Gesellschaft mit evangelischem Geist d u r c h d r i n g e n 2 3 7 ihr Beitrag dazu besteht darin, sich bei der „Aufrichtung einer gesunden Wirtschaftsund S o z i a l o r d n u n g " 2 3 8 ) eines gerechten Staatswesens zu beteiligen239 ) in ihrem B e r u f 2 4 0 ; i n Ehe und Familie241 christlich zu leben. Es ist „ihre eigentliche Aufgabe (Ipsorum ... proprium), vom Geist Christi erfüllt, gleichsam als Sauerteig die zeitlichen Dinge so von innen her zu beseelen und zu ordnen, daß sie immer mehr Christus gemäß werden"242 Denn die Laien gehören sowohl ganz zum Gottesvolk als auch ganz zur bürgerlichen Gesellschaft243 Im Gottesvolk gibt es verschiedene Dienste (ministeria), obwohl alle, Priester (Ordensangehörige) und Laien, Missionare sind und das dreifache Amt (munus) Christi ausüben: Es gibt das Amt (munus) des Priesters (sacerdos), des Diakons, des Katechisten, die Katholische Aktion244 Zwar sind alle zum missionarischen Dienst berufen, aber einige beruft (vocat) der Herr besonders - darunter auch Laien, die dann von der kirchlichen Autorität gesandt w e r d e n 2 4 5 Den Bischöfen, die die Nachfolger der Apostel sind246 5 gilt auf Grund der Weihe zuerst der Auftrag (mandatum) zu predigen ( p r a e d i c a r e ) 2 4 7 Die Priester sind Stellvertreter Christi („Presbyteri personam Christi gerunt") und evangelisieren ebenfalls die G l ä u b i g e n 2 4 8 Der Bischof fördert (promovere), lenkt

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2 3 8 23

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Art. 3, Nr. 15, 17, 3. Kap. Nr. 21 für die Laienkatecheten mit besonderer Sendung) und die Mithilfe „im Pfarr- und Diözesartleben" (6. Kap. Nr. 41) 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 3. Kap. Nr. 21 2. Kap. Art. 3, Nr. 15, 3. Kap. Nr. 21, vgl. auch 2. Kap. Art. 1, Nr. 12, 3. Kap. Nr. 19, 6. Kap. Nr. 4 1 2. Kap. Art. 1, Nr. 12, vgl. auch 3. Kap. Nr. 19, 6. Kap. Nr. 41 2. Kap. Art. 1, Nr. 12, die Einmischung der Kirche in die Leitung des irdischen Staatswesens wird abgelehnt 3. Kap. Nr. 21 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 3. Kap. Nr. 21 2. Kap. Art. 3, Nr. 15 4. Kap. Nr. 23, vgl. auch 4. Kap. Nr. 26 l . K a p . Nr. 5 6. Kap. Nr. 38 6. Kap. Nr. 39

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

(moderari) und koordiniert (coordinari) die missionarische Tätigkeit249. Hirten und Laien haben ihre besondere Aufgabe: die Bischöfe diejenige zu predigen, die Laien diejenige, die Welt mit christlichem Geist zu durchdringen250_ Jeder Christgläubige soll nach Fähigkeit, Gnadengabe (Charisma) und Amt (ministerium) am Evangelium mitwirken251. Die Diener der Kirche (ministri) sollen das Laienapostolat (apostolatus laicorum) hoch bewerten und die Laien formen252. In diesem Dekret ist besonders beachtenswert die Aussage: „Die Kirche (ecclesia) ist nicht wirklich gegründet, hat noch nicht ihr volles Leben, ist noch nicht ganz das Zeichen Christi unter den Menschen, wenn nicht mit der Hierarchie (hierarchia) auch ein wahrer Laienstand (laicatus) da ist und arbeitet; denn das Evangelium kann nicht in Geist, Leben und Arbeit eines Volkes tief Wurzel schlagen, ohne die tätige Anwesenheit der Laien". (Nr. 21) Als Ergebnis kann man feststellen die wesentliche Hervorhebung der Laien bei der Evangelisierung der Welt, die das Dekret vor allem in der Durchdringung der Welt mit christlichem Geist erblickt. Diese Aufgabe des Laien wird hier begründet in Taufe und Firmung, im allgemeinen Priestertum. Die besonderen Funktionen der geweihten Bischöfe und Priester treten zurück neben der gemeinsamen Aufgabe aller, an der missionarischen Sendung der Kirche mitzuwirken. Welches Gewicht hierbei die Laien einnehmen, kommt hier so deutlich wie in keinem Dokument des 2. Vatikanum zur Sprache: „Die Kirche ist nicht wirklich gegründet ..., wenn nicht mit der Hierarchie auch ein wahrer Laienstand da ist und arbeitet" (3. Kap. Nr. 21). Wie die Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" begründet auch das Decretum „Ad gentes" die Mitarbeit der Laien durch Taufe und Firmung, durch das allgemeine Priestertum. Begann „Lumen gentium" die Definition der Laien im abgrenzenden Sinn, so setzt „Ad gentes" sofort mit einer positiven Bestimmung ein253. Dieses Dekret hebt noch betonter als die Constitutio dogmatica de ecclesia die Zusammenarbeit der Gläubigen hervor und sieht den Unterschied zwischen Bischöfen/Priestern und Laien nur in den verschiedenen Gaben und Aufgaben und nicht - wie „Lumen gentium" - auch im Wesen (essentia) (dort 2. Kap. Nr. 10). Die Aktivität der Laien ist wesentlich für die Kirche, (s. 3. Kap. Nr. 21). - Wie in „Lumen gentium" wird auch in „Ad gentes" 249 250 251 252

5. 6. 2. 5. 5.

Kap. Nr. 30 Kap. Nr. 38, Kap. Art. 1, Nr. 12, 3. Kap. Nr. 19, 21, 6. Kap. Nr. 46 Kap. Nr. 28 Kap. Nr. 21

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die spezifische Aufgabe des Laien vor allem im Beruf, in der Ehe, in der Wirtschaft, im Staat, in der Gesellschaft - in der Welt - gesehen. Der Terminus „ B e r u f wird wie in „Lumen gentium" auf die Tätigkeit der Laien und der Geweihten b e z o g e n 2 5 4 In diesem Dekret wird vor allem das Anliegen der neueren Moralund Pastoraltheologie (Mausbach-Ermecke, Häring, Michel, Hanssler, S c h u r r ) 2 5 5 ; dj e Gestaltung des Weltamtes sei vornehmlich Sache der Laien, zu der sie durch Taufe und Firmung berechtigt seien, aufgenommen. Auch Papst Pius XII. hatte die consecratio mundi als Aufgabe der Laien herausgestellt256. Di e Bedeutung der Laien in der Kirche als ganze hatte besonders Congar in das Bewußtsein g e r ü c k t 2 5 7 Die Kommentatoren des Decretum „Ad gentes" betonen die gemeinsame Aufgabe aller Gläubigen: Glazik weist darauf hin, daß die Mission die „Sache aller Getauften, des gesamten Volkes Gottes" ist258. Dies erwähnen auch Brechter259 ; Congar, Neuner, Seumois und G r a s s i 2 6 0 . Trotz des Hinweises auf das allgemeine Priestertum stellt Glazik die besondere Funktion des Priesters bei der Verkündigung heraus und zwar unter Bezugnahme auf „Lumen gentium" (Nr. 10), w o der Unterschied zwischen allgemeinem und hierarchischem Priestertum nicht nur dem 253 254

255 256 257 258 259 260

Man vergleiche „Lumen gentium" 4. Kap. Nr. 31 (s. o. S. 120) mit „Ad gentes" 2. Kap. Ait. 3, Nr. 15 (s. o. S. 147) ^Ad gentes" (3. Kap. Nr. 21) heißt es, daß die Laien am gesellschaftlichen Leben in ihren Berufen (professiones) mitarbeiten. „Lumen gentium" (4. Kap. Nr. 31) führt aus: „Sache der Laien ist es, kraft ihrer eigentümlichen Berufung (ex vocatione propria) in der ... gottgemässen Ordnung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen". Zugleich heißt es von den Geweihten, daß sie „vor allem und von Berufs wegen (ex professo) dem heiligen Dienst zugeordnet" seien. Der Terminus vocatio ist in „Ad gentes" auf Laien und Priester bezogen (3. Kap. Nr. 15, 16). Näheres s. o. S. 77 f, 91 ff Näheres s. o. S. 107 f - man vergleiche besonders die Ansprache vom 5.10.1957 anläßlich des 2. Laienweltkongresses Näheres s. o. S. 59 ff zu seinem Hauptwerk „Jalons pour une théologie du laicat", Paris, 1953 (in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957) Josef Glazik: Einleitung (in: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche, Münster, Verlag Aschendorff, 1967, S. 8) Suso Brechter in der Kommentierung in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 58 f, 109, 122 Yves Congar: Theologische Grundlegung (Nr. 2 - 9), S. 144; Josef Neuner: Das christliche Zeugnis (Nr. 10 - 12), S. 178; Xavier Seumois: Die christliche Gemeinschaft (Nr. 15 - 18), S. 215, 220; ders.: Die Teilkirchen (Nr. 19 - 22), S. 258 f (zu Nr. 21);

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Grade nach, sondern auch d e m Wesen (essentia) n a c h g e s e h e n w i r d ^ ö l . Er versteht den Priester als „Kristalisierungspunkt der M i s s i o n " 2 6 2 . Brechter hebt bei w e i t e m nicht so scharf auf d e n Unterschied ab, er sieht ihn in d e n „verschiedenen Geistesgaben", die koordiniert w e r d e n müss e n 2 6 3 . Hierbei ist der Bischof „ Z e n t r u m und Motor des diözesanen Apostolats"264; ¿je Priester sind z u m Dienst an der Mission gew e i h t 2 6 5 . Congar sieht im missionarischen Auftrag zwei A s p e k t e , die sich bereits in der Sendung der A p o s t e l spiegeln: Leben und Strukture.

VIII. Die Constitutio pastoralis de ecclesia in mundo huius temporis „Gaudium et spes" vom 7. Dezember 1965^(>7 Wie beschreibt die Constitutio pastoralis das Verhältnis v o n Kirche und Welt? Ausgangspunkt ist die Verbindung der Kirche mit der Menschheit, mit der W e l t 2 6 8 . Dj e Kirche verkündigt d e n Menschen, die in ein e m Zwiespalt z w i s c h e n Leistung und Versagen sind, das Evangelium;

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262 263 264 265 266

Domenico Grassi: Die missionarische Mitarbeit (Nr. 35 - 41), S. 315 ff; sämtliche Beiträge in: Mission nach dem Konzil, hrsg. von Johannes Schütte, Mainz, 1967 AaO. S. 16, 17 AaO. S. 17 - es ist ein Zitat von Le Guillou, welches Glazik aufnimmt AaO. S. 97 A a 0 . s. 103 AaO. S. 117 f AaO. (- Anm. 260 -) S. 145, vgl. o. S. 60

Zur Geschichte des Decretum de activitatae missionali ecclesiae: Suso Brechter: Die Entstehungsgeschichte des Missionsdekrets (in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 1 0 - 2 1 ) ; Saverio Paventi: Entstehungsgeschichte des Schemas „De Activitate Missionali Ecclesiae" (in: Mission nach dem Konzil, hrsg. v. Johannes Schütte, Mainz, 1967, S. 4 8 - 8 1 ) . Weitere Literatur: Aufsätze in Sammelwerken: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. III, S. 518 ff; Vatican II: L'Activité Missionaire de l'Eglise, Paris, 1967. (Teil II und Teil III sind deckungsgleich mit: Johannes Schütte (Hrsg.): Mission nach dem Konzil, Mainz, 1967) Evangelische Kommentierung: Hans-Werner Gensichen: Die Herausforderung der protestantischen Mission durch das Zweite Vatikanische Konzil (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 17. Jg., 1966, S. 81 -88).

Die Dokumente des Konzils

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damit wird ihnen ihre eigentliche Berufung, der göttlichen Liebe zu antworten, vor Augen gestellt269 Diese Berufung kann nur die Kirche dem Menschen zeigen. Ihr proprium gegenüber der Welt ist somit die Botschaft des Evangeliums, welche dem Menschen seine Existenz erschließt270. Die Kirche ist von Gott erwählt zu einer Gemeinschaft, zu seinem Volk^ 7 1. Die Kirche hat das Wort Gottes und legt es aus durch ihre Leiter, die Bischöfe; die Laien hören es und wenden es an272. Welches ist die Aufgabe der Kirche gegenüber der Menschheit, der Gesellschaft, der Welt? Sie ist Sauerteig der in Christus zu erneuernden Gesellschaft. Sie vermittelt den Menschen und der Welt das göttliche L e b e n 2 7 3 Sie verkündigt kraft des Evangeliums die Rechte des Menschen274 Hierbei gilt es, die Bereiche abzugrenzen: Die Sendung (missio) der Kirche bezieht sich auf die religiöse Ordnung, nicht auf die politische, soziale, wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle Ordnung. Doch aus der religiösen Sendung fließt der Auftrag, „um der menschlichen Gemeinschaft zu Aufbau und Festigung nach göttlichem Gesetz behilflich zu sein"275. Denn Kirche und Welt sind einig im Endziel, nämlich der Vollendung, wobei allerdings die Ordnungen verschieden sind: für die Kirche gilt die Erlösungsordnung, an deren Ende die Parusie Christi steht, für die Welt die Schöpfungsordnung, die erlaubt, die Welt zu einer besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft zu gestalten276. Daher anerkennt die Kirche eine Autonomie der irdischen Wirklichkeiten, welche bedeutet, daß die Dinge eigene Gesetze nach dem Willen des Schöpfers (nicht: des Erlösers) haben. Autonomie der irdischen Wirklichkeiten heißt aber nicht Unabhängigkeit von G o t t 2 7 7 Zur Förderung der menschlichen Gemeinschaft, die sich im Willen Gottes kundtut, bietet die Offenbarung, die die Kirche verkündet, Hilfe278_ 267

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6

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AAS 58, 1966, S. 1025 - 1115, vgl. auch: Zweites Vatikanisches Ökumenisches Konzil. Pastoralkonstitution Die Kirche in der Welt von heute, Münster, Verlag Aschendorff, 1967 (lateinisch-deutsch) Vorwort Nr. 1, 2 Nr. 1 ff, bes. Nr. 10 Einführung Nr. 10, 1. Hauptteil, 1. Kap. Nr. 22, 4. Kap. Nr. 44; 1. Kap. Nr. 22 weist auf die Möglichkeit des Wirkens des Heiligen Geistes außerhalb der Kirche hin 1. Hauptteil, Nr. 11, 2. Kap. Nr. 32, 4. Kap. Nr. 44 Diese Schlußfolgerung ist aus Nr. 33 und Nr. 4 3 zu ziehen. Die Constitutio pastoralis verwendet also zwei Begriffe von „Kirche" 1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 40 1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 41 1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 42 1. Hauptteil, 3. Kap. Nr. 36, 4. Kap. Nr. 42 1. Hauptteil, 3. Kap. Nr. 36 1. Hauptteil, 2. Kap. Nr. 23

Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

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Das Konzil fordert die Christen, die Bürger beider Gemeinwesen, auf, nach treuer Erfüllung ihrer irdischen Pflichten zu streben und zwar im Geiste des E v a n g e l i u m s 2 7 9 . Für die weltlichen Aufgaben und Tätigkeiten sind die Laien eigentlich (proprie), wenn auch nicht ausschließlich, zuständig. Ihre Aufgaben bestehen darin, das Gebot Gottes im Leben der profanen Gesellschaft zur Geltung zu bringen und konkret anzuwenden, in der menschlichen Gemeinschaft Zeugen Christi zu s e i n 2 8 0 Die Bischöfe, die die Kirche leiten, verkündigen die Botschaft Christi so, daß alle Tätigkeiten der Gläubigen vom Licht des Evangeliums erhellt werden. Ihre Lebensführung und ihr Berufseifer sollen der Welt als Vorbild dienen281. Es gibt verschiedene Gaben (dona) des Heiligen Geistes: „die einen beruft (vocat) er dazu, daß sie das Verlangen nach der Heimat bei Gott deutlich bezeugen und es in der Menschheitsfamilie lebendig erhalten", - das sind die Kleriker und die Mönche -, „andere beruft (vocat) er, damit sie im irdischen Bereich den Menschen hingebungsvoll dienen und so durch ihren Beruf (ministerium) die Voraussetzungen für das Himmelreich schaffen" - das sind die L a i e n 2 8 2 Bischöfe/Priester und Laien wirken zusammen bei der Aufgabe der Kirche, den Menschen das Heil zu bringen. Verkünden die Bischöfe mit den Priestern die Botschaft Christi, legen sie die Lehre vor und erleuchten die Laien, so wenden die Laien das göttliche Gebot praktisch an und suchen die konkreten Lösungen, die u. U. verschieden ausfallen können283 [)j Aufgabe der Bischöfe und Priester ist so die theoretische Vermittlung des Wortes G o t t e s 2 8 4 dj e der Laien seine praktische Anwendung, und zwar in Ehe, Familie, Beruf, Kultur, Wirtschaft, Politik, Völkergemeinschaft285 Obgleich diese Constitutio die Zusammenarbeit aller, die zur Gemeinschaft der Kirche gehören, herausstellt, so werden doch unterschiedliche Aufgaben für Klerus und Laien genannt: die Kirche - der Episkopat - wird als diejenige gesehen, welche die Botschaft Christi vorlegt, erst dann können die Laien sie anwenden. Folglich ergibt sich bei aller Gemeinsamkeit hier wieder ein starkes Gegenüber von Hierarchie und Laien. Vergleicht man die Constitutio pastoralis mit „Lumen gentium", e

>

279 280 281 282 283 284 285

1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 4 3 l . Hauptteil, 4 . Kap. Nr. 4 3 , 3 - 5 1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 4 3 , 5 l . Hauptteil, 3. Kap. Nr. 38 i . Hauptteil, 4. Kap. Nr. 4 3 , 3. 4 . 5 v g l . 1. Hauptteil, 4. Kap. Nr. 4 3 , 3. Kap. Nr. 33 Das wird im 2. Hauptteil der Constitutio pastoralis, Nr. 46 - 9 0 , ausgeführt

Die Dokumente des Konzils

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„Apostolicam actuositatem", „Ad gentes", läßt sich folgendes feststellen: Hatten „Lumen gentium" und „Ad gentes" Volk Gottes und Leib Christi als übergeordnete Begriffe, die die Gemeinsamkeit der Gläubigen herausstellten, gebraucht, so finden sich in „Gaudium et spes" der Sache nach zwei Begriffe von Kirche: Kirche als Gemeinschaft und Kirche als Hierarchie. Das kommt zum Ausdruck in der Distanz, in der das Konzil, d. i. die versammelten Bischöfe, von den Christen reden, und in der Aufgabe der Bischöfe, die Botschaft vorzulegen; bei letzterem Begriff ist wieder ein Gegenüber von Klerus und Laien zu folgern, das in „Lumen gentium" und „Ad gentes" und auch in „Apostolicam actuositatem" stärker überbrückt war. Hatten „Lumen gentium" und „Ad gentes" sowie „Apostolicam actuositatem" die Aufgaben der Laien aus Taufe und Firmung begründet, so wird in „Gaudium et spes" die Tätigkeit des Laien nur von seinen Pflichten her, die er als Bürger der Gesellschaft und als Güed der Kirche hat, motiviert. - Hatten „Lumen gentium" und „Apostolicam actuositatem" die Aufgabe der Laien bestimmt durch die Übertragung des dreifachen Amtes Christi auf sie, so entfällt dies in „Gaudium et spes". Gleich ist in „Gaudium et spes", „Lumen gentium", „Ad gentes" die Beschreibung des Tätigkeitsfeldes der Laien, nämlich die weltlichen Dinge als deren eigentliche Aufgabe. Bezüglich des Verhältnisses von Kirche und Welt nimmt dieses Konzilsdokument die Ansätze des Theologen Congar auf: Gleichheit im Endziel, Unterschied in der Schöpfungs- und Erlösungsordnung, deshalb relative Autonomie der D i n g e 2 ° 6 Was aber den Bezug des Laien zur Welt anbelangt, wird seine Tätigkeit in der Constitutio pastoralis wenig theologisch begründet und mehr im Zusammenhang mit der Aufgabe an der Gesellschaft, die die Kirche hat, also pragmatisch, gesehen (diese an sich richtige Aufgabe hätte besser theologisch fundiert werden müssen). Hatten die Theologen, wie z. B. Grosche, Congar, Rahner, Schmaus, Häring, Arnold, Michel und Bischof de Smedt die Aufgaben der Laien an der Welt abgeleitet von Taufe und Firmung287 5 hatten viele, wie beispielsweise Grosche, Congar, Philips, Schmaus, Bischof de Smedt diese Aufgaben als Teilnahme am königlichen Amt C h r i s t i 2 8 8 a m Weltamt, wie Häring, Michel, Hanssler, Schurr es f o r m u l i e r e n 2 8 9 a m Apostolat, )

)

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287 288 289

Yves Congar: Jalons pour une théologie du laicat, Paris, 1953, S. 110 - 158; in deutsch: der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 128 - 184. Näheres s. o. S. 9 0 f (auch S. 5 9 f f ) Näheres s. o. S. 58 ff, 77 f, 92, 110 S. o. S. 58 ff, 110 S. o. S. 77 f, 9 3 ff

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

wie u. a. Rahner, Klostermann es bezeichnende^ verstanden, so entfallen diese Begründungen in der Constitutio pastoralis: die Aufgaben werden lediglich als irdische Pflichten begründet und dann aufgezählt. Wie beurteilen die Kommentatoren die Constitutio pastoralis? Cong 2 9 1 stellt fest, daß diese Constitutio wenig von Volk Gottes spricht, sondern oft von „ecclesia". Die Ursache dazu sieht er darin, daß es sich um die von Christus empfangene Sendung handelt, die mit „ecclesia" bezeichnet wird. Kirche hat — hier sieht er wieder „deux a s p e c t s " 2 9 2 _ zwei Bedeutungen: die Kirche als gegliederte Gesellschaft bewahrt das Evangelium, die Kirche als Volk Gottes verwirklicht die Beziehung zwischen dem Geistlichen und Z e i t l i c h e n 2 9 3 Auch Schillebeeckx unterscheidet: Hierarchie (Institution), die auf Grund des Amtes die Pflicht hat, allgemeine Normen aufzustellen, und Tätigkeitsbereich der Laien, die diese Normen in der Welt konkretisieren, wofür die Hierarchie nicht zuständig sein k a n n 2 9 4 _ Bezüglich des Verhältnisses von Priester und Laien hebt Congar die Gliederung, aber auch die Gemeinsamkeit hervor: erst wird die Gesamtheit des Volkes Gottes genannt, dann die Unterscheidung, wobei die Laien an erster Stelle - vor den Priestern und Bischöfen — s t e h e n 2 9 5 a r

290 291 292 293

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s. o. S. 64 ff Yves Congar in der Kommentierung in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 401 s. o. S. 60 A a o . S. 401, vgl. auch den Exkurs (aaO. S. 421 f) über den Gebrauch des Wortes „Kirche" in dieser Constitutio pastoralis: „Kirche" bedeutet „im allgemeinen die von Christus gestiftete ursprüngliche Gemeinschaft ..., die über die Glaubenshinterlage des Evangeliums wacht und den Auftrag hat, sie der Welt mitzuteilen", wie in Art. 4, 10, 11, 18, 21 (S. 422). „Wenn Ecclesia das ganze Volk Gottes als gestiftet und mit einer Sendung beauftragt bezeichnet und nicht nur die Hierarchie ..., muß man einen differenzierten Sprachgebrauch finden, um einerseits die Leiter oder hierarchischen Amtsträger und anderseits die einfachen Gläubigen zu bezeichnen", wie in Art. 21, 42, 43 u. ö. (S. 422) Edward Schillebeeckx: Kirche und Welt. Zur Bedeutung von Schema 13 des Vaticanum II (in: Weltverständnis im Glauben, hrsg. v. Johann Baptist Metz, Mainz, 1965, S. 127 - 142, hier S. 136 f),

ders.: Kirche und Menschheit (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 29 - 40, hier bes. S. 33). Obwohl Schillebeeckx in beiden Aufsätzen noch das Schema behandelt, werden sie hier angeführt, weil diese Aussagen in die Constitutio pastoralis aufgenommen sind. 295 AaO. S. 403 Zur Geschichte der Constitutio pastoralis de ecclesia in mundo huius temporis: Charles Moeller: Die Geschichte der Pastoralkonstitution (in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 242 - 279);

Die Dokumente des Konzils

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Philippe Delhaye: Histoire des textes de la Constitution Pastorale (in: Vatican II: L'Eglise dans le monde de ce temps, Paris, 1967, Bd. I, S. 213 - 277). Weitere Literatur: Joseph Ratzinger: Angesichts der Welt von heute. Überlegungen zur Konfrontation mit der Kirche im Schema XIII (in: Wort und Wahrheit, 20. Jg., 1965, S. 493 504) (erweitert unter dem Titel: Der Christ und die Welt von heute. Überlegungen zum sogenannten Schema XIII des Zweiten Vatikanischen Konzils. In: Weltverständnis im Glauben, hrsg. v. Johann Baptist Metz, Mainz, 1965, S. 143 - 160), ders.: Weltoffene Kirche? Überlegungen zur Struktur des Zweiten Vatikanischen Konzils (in: Umkehr und Erneuerung, hrsg. v. Theodor Filthaut, Mainz, 1966, S. 273 - 291) (und in: Joseph Ratzinger: Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf, 1969, S. 282 - 301); Michael Schmaus: Meditationen über Christus und der Laie nach dem Konzil, Regensburg, 1966, bes. S. 131 ff; Aloys Grillmeier: Kirche und Welt (in: Theologie und Philosophie, 42. Jg., 1968, S. 161 - 190) (betr. 1. Teil, 4. Kap. der Pastoralkonstitution); Manu-Dominique Chenu: Volk Gottes in der Welt, Paderborn, 1968. Aufsätze in Sammelwerken: Die Kirche in der Welt von heute, hrsg. v. Guilherme Barauna, Brasilien, 1966, deutsche Bearbeitung von Victor Schurr, Salzburg, 1967; Vatican II: L'Eglise dans le monde de ce temps, Paris, 1967, 3 Bände (besonders: Yves Congar: Le röle de l'eglise dans le monde de ce temps, Bd. 2, S. 305 - 328, ders.: Eglise et monde dans la perspective de Vatican II, Bd. 3, S. 15 - 41); Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. III (besonders: Aloys Grillmeier: Die Rolle der Kirche in der modernen Welt, S. 138 - 156); Lexikon für Theologie und Kirche. Erg.bd. III, 1968, S. 241 - 577 (Moeller, Auer, Congar u. a. in der Kommentierung der Constitutio pastoralis); „Kommentarreihe zur Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche in der Welt von heute." Veröffentlichungen der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, z. B. Band 1: Josef Oelinger: Christliche Weltverantwortung. Die Kirche in der Welt von heute, Köln, 1968. Zum grundsätzlichen Verhältnis von Kirche und Welt: Gerard Philips: Die Kirche in der Welt von heute (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 458 - 4 6 7 ) ; Johannes Günter Gerhartz: Die Kirche in der säkularisierten Welt (in: Theologische Akademie, hrsg. v. Karl Rahner u. a. Frankfurt, 1966, Bd. 3, S. 88 - 110); Rudolf Schnackenburg: Der neue Mensch-Mitte christlichen Weltverständnisses. Kol. 3, 9 - 11 (in: Weltverständnis im Glauben, hrsg. v. Johann Baptist Metz, Mainz, 1965, S. 1 8 4 - 2 0 2 ) ; Heinrich Schlier: Der Christ und die Welt (in: Geist und Leben, 38. Jg., 1965, S. 416 - 428 und in: Heinrich Schlier: Das Ende der Zeit. Exegetische Aufsätze und Vorträge III, Freiburg, Basel, Wien, 1971, S. 234 - 249). Evangelische Kommentierungen: Edmund Schlink: Nach dem Konzil, Göttingen, 1966, S. 135 - 164, ders.: Die theologischen Grundlagen der pastoralen Konstitution über die Kirche in der heutigen Welt (in: Wir sind gefragt, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Kantzenbach u. a„ Göttingen, 1966, S. 161 - 181); George A. Lindbeck: Kirche und Welt (in: Dialog unterwegs, hrsg. v. George A. Lindbeck, Göttingen, 1965, S. 236 - 258).

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

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Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen These:

Der Unterschied zwischen Priestern und Laien wird im Tätigkeitsbereich gesehen. Der Bereich, in dem der Priester auf Grund seiner Weihe tätig ist, ist vor allem der innerkirchliche Bereich; der Bereich, in dem der Laie auf Grund der Taufe und der Firmung tätig ist, ist vor allem der weltliche Bereich.

Diese These ergibt sich besonders aus folgenden vier Konzilsdokumenten, aus deren Aussagen eine Systematik versucht werden soll: der Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium", dem Decretum de apostolatu laicorum „Apostolicam actuositatem", dem Decretum de activitate missionali „Ad gentes", der Constitutio pastoralis de ecclesia in mundo huius temporis „Gaudium et spes". Die Sendung der Kirche besteht darin, den Menschen das Heil zu bringen und die zeitliche Ordnung der Dinge mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen. In dieser Bestimmung wird alles Existierende, der sogenannte „innerkirchliche" Bereich und die „Welt", von der kirchlichen Sendung, die die Erlösung Christi bringt, u m f a ß t 2 9 6 . Dieser Ansatz wird nicht durchgehalten, sondern es wird in der Durchführung abgegrenzt: Kirche — als innerkirchlicher Bereich; Welt — als Bereich, der der Kirche gegenübersteht, zu dem sie in Beziehung t r i t t 2 9 7 . In diesen beiden Bereichen sind die verschiedenen Glieder der Kirche, des Gottesvolkes, tätig: Die Aufgaben, die vor allem den innerkirchlichen Bereich betreffen, nämlich Wort und Sakrament, werden besonders durch Priester und Bischöfe auf Grund der Weihe a u s g e f ü h r t 2 9 8 , [^re Teilnahme am dreifachen Amt C h r i s t i 2 9 9 zeigt sich darin, daß sie das Evange296297 296

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Di e s Gesagte wild vor allem deutlich von „Apostolicam actuositatem" ausgeführt, eigibt sich aber auch aus der Systematisierung der oben genannten Texte Apostolicam actuositatem Nr. 5 - 7, Lumen gentium Nr. 30, Ad gentes Nr. 6, 12, Gaudium et spes Nr. 3, 43 (dort wird unterschieden: religiöse Ordnung und der sich ergebende Auftrag für die zeitlichen Dinge) Apostolicam actuositatem Nr. 6, Lumen gentium Nr. 31, Ad gentes Nr. 38, 12, Gaudium et spes Nr. 43 Apostolicam actuositatem Nr. 6, Ad gentes Nr. 38, 39, Lumen gentium Nr. 31 (wobei eine Einschränkung gemacht wird: die Glieder des geweihten Standes können zwar bisweilen mit weltlichen Dingen zu tun haben, sogar in Ausübung eines weltlichen Berufes), Gaudium et spes Nr. 43 D e r Bezug auf das dreifache Amt findet sich stark in Lumen gentium Nr. 21, 28 und Apostolicam actuositatem Nr. 2, schwach in Ad gentes Nr. 39 und fehlt in Gaudium et spes (die gemeinte Sache findet sich dort z. B. in Nr. 33, 43)

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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lium verkündigen (prophetisches Amt), die Sakramente spenden (priesterliches Amt), die Grundsätze zur Heiligung der Welt darlegen (königliches Amt). Die Aufgaben, die vor allem die Welt betreffen, nämlich das christliche Zeugnis im Wort und die Gestaltung der Dinge in christlichem Geist, werden besonders durch die Laien auf Grand der Taufe und Firmung ausgeführt, die sie dazu b e f ä h i g e n ^ O O j)j e Teilnahme der Laien am dreifachen Amt C h r i s t i ^ O l zeigt sich darin, daß sie in der Welt, wie beispielsweise im Beruf, das Evangelium verkündigen (prophetisches Amt)302 ; ihr Leben darin als Opfer darbringen (priesterliches Amt)303 ) die zeitlichen Güter auf Christus hinordnen (königliches Amt). Der spezifische Beitrag, den die Laien zur Verchristlichung der Welt leisten, besteht besonders in der Ausübung des königlichen Amtes, also in der Durchdringung der zeitlichen Güter — wie Ehe, Familie, Beruf, Kultur, Wissenschaft, Politik, Völkergemeinschaft - mit christlichem Geist304 Dies wird zum Ausdruck gebracht in der Unterscheidung: „Die Glieder des geweihten Standes (d. i. die Bischöfe und Priester) sind vor allem ... dem heiligen Dienst zugeordnet." „Den Laien ist der Weltcharakter in besonderer Weise eigen"305. Beide Personenkreise in ihren verschiedenen Tätigkeits-Bereichen verstehen ihre Aufgabe als Beruf/Berufung. „Die Glieder des geweihten Standes ... sind ... vor allem und von Berufs wegen (ex professo) dem heiligen Dienst zugeordnet". „Sache der Laien ist es, kraft ihrer eigentümlichen Berufung (ex vocatione propria) in der Verwaltung und gottgemäßen Ordnung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen"306. i n ihrem „ B e r u f ' (professio) arbeiten sie m i t a n d e r G e s e l l s c h a f t 3 0 7 .

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e s wird hervorgehoben, daß die Laien auch in der Kirche tätig sind (Lumen gentium Nr. 31, Apostolicam actuositatem Nr. 6, Ad gentes Nr. 41), doch es wird vor allem der weltliche Bereich genannt (Lumen gentium Nr. 31 ff, Apostolicam actuositatem Nr. 7, Ad gentes Nr. 1 2 , 1 5 , 9 1 , 2 1 , Gaudium et spes Nr. 43) Apostolicam actuositatem Nr. 2 , 1 0 , Lumengentium Nr. 10 ff, 34 ff. in Gaudium et spes fehlt dieser Gedanke, in Ad gentes wird er nur auf die Priester angewandt (Nr. 39) Lumen gentium Nr. 12, 35, Apostolicam actuositatem Nr. 16, Ad gentes Nr. 11, 20, 21, 41, Gaudium et spes Nr. 43 Lumen gentium Nr. 34, Apostolicam actuositatem Nr. 16, dieser Gesichtspunkt fehlt in Ad gentes und Gaudium et spes Lumen gentium Nr. 36, Apostolicam actuositatem Nr. 7, 16, Ad gentes Nr. 12, 15, 19, 21, Gaudium et spes Nr. 43 Lumen gentium Nr. 31. Vgl. auch Anm. 300 - 304 Lumen gentium Nr. 31 Ad gentes Nr. 21

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

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Denn es gibt verschiedene Berufungen Gottes: „die einen beruft (vocat) er dazu, daß sie das Verlangen nach der Heimat bei Gott deutlich bezeugen und es in der Menschheitsfamilie lebendig erhalten; andere beruft (vocat) er, damit sie im irdischen Bereich den Menschen hingebungsvoll dienen"308. Wie konkretisiert sich diese Feststellung in bezug auf das menschliche Schaffen? These:

Die Konzilsdokumente unterscheiden Schöpfung und endzeitliche Erlösung, Welt (Gesellschaft) und Kirche, Laien und Priester.

Diese Unterscheidung ist zu ersehen besonders ausGaudium et spes Nr. 33 - 39 (40 - 44) sowie aus Lumen gentium Nr. 34, 36, Ad gentes Nr. 12, 15, 19, 21 und Apostolicam actuositatem Nr. 5 - 7309. Zuerst wird festgestellt, daß der Mensch durch die Arbeit sein Leben entfaltet und Herr über die Natur wird; durch dieses Tätigsein wird die Menschheit zu einer Gemeinschaft. — Diese durch die Vernunft getroffene Feststellung wird mit einer religiösen Aussage untermauert: mit Bezug auf Genesis 1,26 f wird dieses Schaffen als der Absicht Gottes entsprechend gedeutet, es ist keine Rivalität zu Gott, sondern die Siege des Menschen sind Zeichen der Größe Gottes. Danach wird zurückgeschlossen auf die christliche Botschaft, nachdem bisher nur von Gott, dem Schöpfer, die Rede war: diese christliche Botschaft verpflichtet zur Bewältigung der Aufgabe, die Welt durch die menschliche Tätigkeit aufzubauen^lO. Wie gestaltet sich das menschliche Schaffen? Gibt es dazu Richtlinien? Die Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" sieht solche im Plan Gottes: das menschliche Schaffen muß nach Gottes Plan mit dem Wohle der Menschheit übereinstimmen^ 11. Gegenüber der Befürchtung, daß durch die Religion, durch den Glauben die Autonomie, die Freiheit des Menschen bedroht wird, erkennt die Constitutio pastoralis eine Auto-

308 309

Gaudium et spes Nr. 38 Di e fui den in das Deutsche mit „Schaffen" übersetzten Begriff in der lateinischen Sprache verwenden Termini sind folgende: creare - für das, was Gott geschaffen hat: so Gaudium et spes 34, 36, 37, Lumen gentium 36, navitas - für das menschliche Schaffen: so Gaudium et spes 34 - 38, weitere Begriffe: operositas, opera: so Gaudium et spes 33, 34, Ad gentes 19 cooperari, cooperatores: so Ad gentes 15, 21 laborare, labor: so Ad gentes 12, Gaudium et spes 33

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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nomie (autonomia) der irdischen Wirklichkeiten an. Darunter versteht sie, daß die Dinge ihre eigenen Gesetze haben, die der Mensch schrittweise erkennen muß, eine Entsprechung findet sich im Willen Gottes, des Schöpfers, denn Gott setzt die Wirklichkeit in ihr Eigensein. Versteht man eine solche Autonomie richtig — gegen Mißverständnisse grenzt sich die Constitutio pastoralis ab in dem sie eine Autonomie im Sinne einer Unabhängigkeit der Dinge von Gott ablehnt - , kann es keinen Konflikt zwischen Erkenntnis der Wirklichkeit und Aussagen des Glaubens geben, denn Gott der Schöpfer (-Wirklichkeit) und der Erlöser (-Glaube) ist ein und derselbe312. Die Begründung der Eigengesetzlichkeit läßt sich nach Ansicht der Constitutio pastoralis auch aus, dem Evangelium gewinnen: Das Evangelium proklamiert die Freiheit der Kinder Gottes. Dies entspricht dem grundlegenden Gesetz der christlichen Heilsordnung. In dieser göttlichen Heilsordnung wird die Autonomie der Schöpfung nicht aufgehoben, sondern in ihre eigene Würde eingesetzt. Obgleich Gott der Schöpfer und Gott der Erlöser ein und derselbe Gott ist, wird doch die Schöpfung nicht durch die Erlösung absorbiert, sondern die Eigengesetzlichkeit der Schöpfung wird erst recht durch die Erlösung a n e r k a n n t e s . Infolge der Sünde gibt es die Vermengung des Bösen mit dem Guten, so muß der Mensch kämpfen und darf sich nicht dieser Welt gleichstellen (Rom. 12, 2). Zur Überwindung dieses Elends bedarf es der Erlösung, die durch Christi Kreuz und Auferstehung geschehen ist. Sie bewirkt, daß Christen die geschaffenen Dinge als Gottesgaben lieben und sich brüderlich verhalten^ 14. Obgleich das Reich Christi erst durch die Parusie vollendet wird (Eschatologie), ist doch auch die Gestaltung der Welt geboten, und hierin ist ein irdischer Fortschritt möglich315. Welche Aufgabe hat die Kirche bei diesem menschlichen Schaffen? Im Grunde hat die Kirche nur ein Ziel ihrer Sendung, nämlich das endzeitliche Heil, und daher ist ihre Ordnung rein religiös, d. h. sie will die Menschen zu Gott fuhren. In der Durchführung dieses Ziels zeichnen sich zwei Wege ab, die von den verschiedenen Gliedern der Kirche begangen werden: 310 311 312 313 314 315

Gaudium et spes Nr. 33, 34 Gaudium et spes Nr. 33 Gaudium et spes Nr. 36; vgl. auch Apostolicam actuositatem Nr. 7 (valor proprium) Gaudium et spes Nr. 41 Gaudium et spes Nr. 37, 38 Gaudium et spes Nr. 39

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Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

1. das religiös-eschatologische Ziel, die Menschen zu Gott zu führen, die Kirche als eine solche, die eine Sendung hat, das Evangelium und den Willen Gottes zu verkündigen und das göttliche Leben zu vermitteln.

2. Der Weg mit der Menschheit, Mitteilung des Guten an die Menschheit^ 6 ; die Kirche aus Menschen, die genau so wie die Menschheit nach irdischem Fortschritt streben, aber dabei als Sauerteig wirken; ein Widerschein des göttlichen Lebens fällt auf die WeltSn,

1. der Auftrag, die Menschen zu Gott zu führen,

2. der Auftrag, die menschliche Gemeinschaft aufzubauen^ 18,

dieser Auftrag wird vornehmlich von Bischöfen und Priestern vollzogen,

dieser Auftrag wird vornehmlich von Laien v o l l z o g e n ^ 19)

die Bischöfe und Priester haben für die Welt nur die Grundsätze aus der religiösen Ordnung darzulegen, ihre eigentliche Aufgabe ist das innerkirchliche Wirken.

die Laien sind zuständig für die Welt320.

Wie arbeiten Bischöfe/Priester und Laien beim menschlichen Schaffen zusammen? Da die Laien zuständig für die Welt sind, sind sie auch zuständig für das menschliche Schaffen,für den Beruf. Wird damit jeder Einfluß der Bischöfe und Priester auf diesen Bereich des Berufes ausgeschlossen? Dieser Meinung wird entgegengehalten, daß die Kirche aus dem bei ihr hinterlegten Wort Gottes die Grundsätze der religiösen und sittlichen Ordnung, auch für den Beruf, gewinnt^ 1. Sie erhält aus der religiösen Sen-

316

Gaudium et spes Nr. 42, 4 5 ; vgl. auch Lumen gentium Nr. 30, Apostolicam actuositatem Nr. 5 - 7, Ad gentes Nr. 6, 12

317 318

Gaudium et spes Nr. 4 0 , 4 1 , 3 3 Gaudium et spes Nr. 4 2 ; vgl. auch Lumen gentium Nr. 30, Apostolicam actuositatem Nr. 5 - 7, Ad gentes Nr. 6, 12 Gaudium et spes Nr. 43; vgl. auch Lumen gentium Nr. 31 ff, Apostolicam actuositatem Nr. 7, Ad gentes Nr. 19, 21 V g l d i e Darlegungen S. 150 - 152 Gaudium et spes Nr. 33; vgl. auch Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum, aaO. S. 135 (s. o. S. 9 2 f)

319 320 321

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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dung Auftrag und Kraft, „um der menschlichen Gemeinschaft zu Aufbau und Festigung nach göttlichem Gesetz behilflich zu sein"322. wird damit nicht jede einzelne Frage durch die Hierarchie konkret gelöst? Diese Ansicht, die die irdischen Dinge, also auch den Beruf,.„direkt vom religiösen Interesse her regeln zu können glaubt"323 ; w j r d ebenfalls abgelehnt mit dem Hinweis auf die Autonomie der irdischen Dinge, welche sich auch auf den Beruf bezieht324. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Hierarchie und Laien? Die Kirche, d. i. die Hierarchie, verkündigt das Evangelium und den Willen Gottes, nach dem der Beruf zu gestalten ist, sie gibt die Grundsätze, nach denen man sich zu richten hat, wenn man nicht Gott verfehlen will325_ Doch die Durchfuhrung dieser Grundsätze im Berufsleben ist Sache des Laien, er hat die Fähigkeit, sie anzuwenden und entsprechend den Beruf zu gestalten, wobei neben den Grundsätzen die Eigengesetzlichkeit, d. i. die den Dingen innewohnende Sachlichkeit, die durch Sachkenntnis (Spezialisierung) festgestellt wird, zu berücksichtigen ist326. Di e s bringt die Constitutio pastoralis deutlich zum Ausdruck: „Von den Priestern (sacerdotibus) ... dürfen die Laien Licht und geistliche Kraft erwarten. Sie mögen aber nicht meinen, ihre Seelsorger seien immer in dem Grade kompetent, daß sie in jeder, zuweilen auch schweren Frage ... eine konkrete Lösung schon fertig haben könnten oder die Sendung dazu hätten. Die Laien selbst sollen vielmehr im Licht christlicher Weisheit und unter Berücksichtigung der Lehre des kirchlichen Lehramtes darin ihre eigene Aufgabe wahrnehmen"327 Wie gestaltet sich die Aufgabe des Laien an der Welt im Beruf? Indem die Laien ihren Beruf mit christlichem Geist durchdringen, heiligen sie ihn und damit die Gesellschaft, bzw. die Welt328. Darin besteht ihre eigene Aufgabe, das Gebot Gottes in der Gesellschaft, im Berufsleben zur Geltung zu bringen329. Erfüllen die Laien ihre irdischen 322 323 324 325 326

Gaudium et spes Nr. Franz Xaver Arnold: Gaudium et spes Nr. Gaudium et spes Nr. Gaudium et spes Nr.

327 328

Gaudium et spes Nr. 43 Gaudium et spes Nr. 38, Lumen gentium Nr. 36, Apostolicam actuositatem Nr. 6 (sanctificatio) Gaudium et spes Nr. 43, Lumen gentium Nr. 31, Ad gentes Nr. 15, Apostolicam actuositatem Nr. 7

329

42 Kirche und Laientum, aaO. S. 135 (s. o. S.92) 36 33 43

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Aufgaben im Beruf im Geiste des Evangeliums, dann verwirklichen sie die Einheit von Glaube und Leben330. So wirken sie als Sauerteig auf die Welt, und sie bilden das göttliche Leben in der Welt ab331. Sie handeln auf diese Weise nach der Absicht Gottes, durch das menschliche Schaffen die Menschheit zu einer Gemeinschaft zu verbinden332 Sj e nehmen teil an der religiösen Sendung der Kirche und an dem Auftrag, die menschliche Gesellschaft aufzubauen333 sie erfüllen dadurch ihre Pflichten sowohl der Kirche als auch der Gesellschaft gegenüber 34 Einen Grenzfall berücksichtigt das Konzil, nämlich die Möglichkeit des Priesters, in einem Beruf zu wirken. So heißt es in der Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" (Nr. 31): „Die Glieder des geweihten Standes können ... bisweilen mit weltlichen Dingen zu tun haben, sogar in Ausübung eines weltlichen Berufes (etiam saecularem professionem exercendo)"335. Dies läßt sich mit dem Wesen des Priestertums vereinen, denn die priesterlichen Funktionen werden nicht auf die Sakramentsspendung beschränkt, sondern sie bestehen auch im Dienst am Wort und im Zeugnis des Lebens336. Eine Form des Zeugnisses des Lebens ist die Ausübung des Berufes, um in dem betreffenden Milieu den Menschen das Evangelium nahezubringen, — ein seelsorgerliches Anliegen. Dies wurde bereits 1943 - 1954 (1959) durchgeführt von den Arbeiterpriestern, deren Wirken 1959 verboten worden war337 Durch die Bestimmungen des 2. Vatikanischen Konzils wurde ein Kommunique der französischen Bischöfe ermöglicht, das am 23. Oktober 1965 veröffentlicht wurde: Einer kleinen Zahl von Priestern sollte erlaubt werden, ganztägig in Fabriken zu arbeiten338

330 331 332 333 334 335 336 337 338

Gaudium et spes Nr. 43 Gaudium et spes Nr. 40, Lumen gentium Nr. 31 Gaudium et spes Nr. 34 Gaudium et spes Nr. 43 Gaudium et spes Nr. 43, Lumen gentium Nr. 36, Ad gentes Nr. 15 e s i s t noch hinzuweisen auf Gaudium et spes Nr. 43: „Die Laien sind eigentlich, wenn auch nicht ausschließlich, zuständig für die weltlichen Aufgaben und Tätigkeiten" Presbyterorum ordinis Nr. 4, 6 vgl. das o. S. 103 f Dargelegte und: Wiederum Arbeiterpriester in Frankreich (in: HK, 19. Jg., 1964/65, S. 696 - 699) AaO. S. 696. Dieses Kommunique wurde am 23.10.1965 veröffentlicht, die Texte der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" und des Decretum „Presbyterorum ordinis" erst am 7.12.1965, aber die Sache war bereits in früheren Sessionen des 2. Vatikanum verhandelt worden: Vgl.: Die zweite Diskussion über das Priesterschema (in: HK, 19. Jg., 1964/65, S. 729 - 733, bes. 731 f)

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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Wie beurteilen die Theologen das Verhältnis von Priestern und Laien? Zwar wird das Verhältnis von Kirche und Welt von den Theologen unterschiedlich gedeutet, aber sie sind sich darin einig, daß die Aufgabe der Laien hauptsächlich die Welt umfaßt. Bezüglich des Verhältnisses von Kirche und We/f339 u n d d e m Wirkungsfeld der Kirche kann man zwei theologische Aussagereihen erkennen: Bei manchen Theologen — Congar, Arnold, Thils, Chenu, Metz, Ratzinger - werden die Bereiche von Kirche und Welt unterschieden, und daher wird eine Autonomie, eine Eigengesetzlichkeit der Welt festgehalten. Diese Position folgt der durch Thomas von Aquin aufgegebenen Sicht340. Andere Theologen - Danielou, de Lubac, Auer - unterscheiden zwar auch Kirche und Welt, sie erkennen die Autonomie der Dinge an, aber sie ordnen die Dinge sehr stark auf Gott und auch auf die Kirche hin. Hier ist der Einfluß Augustinus' zu merken^ 1. Congar342 stellt Gleichheit und Unterschiedenheit der Bereiche Kirche und Welt heraus; er verknüpft die Inkarnationstheologie von Teilhard de Chardin mit der Eschatologie von Karl Barth. Unter Ablehnung eines Dualismus zwischen Gott und Welt stellt er fest, daß die Welt durch die göttliche Erlösung in Christus geheiligt werden kann: Die Inkarnation Christi zeigt, daß Gott die Welt in Christus angenommen hat. Der Heiligung der Welt, ihrer Verchristlichung, ist eine Grenze gesetzt, die sich aus Gottes Heilsplan ergibt: die Verchristlichung der Welt kann in dieser Welt nicht zu Ende kommen, denn Gott wird die Welt erst durch ein neues, eschatologisches Handeln vollenden. Dies wirkt sich aus auf das Verhältnis von Welt und Kirche: Welt und Kirche müssen unterschie-

339 340 341

342

v g l Jas o. S. 90 ff Dargelegte, das hier erweitert ausgeführt wird. Wo der Terminus „Eigengesetzlichkeit" gebraucht oder diese Sache gemeint ist, wird sie von den Theologen in demselben Sinn verstanden, den später Gaudium et spes aufnehmen sollte (vgl. o. S. 151) Yves Congar: Jalons pour une theologie du laicat, Paris, 1953, S. 39, 44, 140; in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 45, 50 f, 164. Zu den französischen Theologen vgl. die ausführliche Darstellung: Christofer Frey: Mysterium der Kirche - Öffnung zur Welt. Zwei Aspekte der Erneuerung französischer katholischer Theologie, Göttingen, 1969, bes. S. 185 ff, 215 ff AaO. S. 128-132, 150 f, 141 (in französisch: S. 110-113, 128 f, 120 f), vgl. o. S. 59 ff, 90

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Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

den werden wie Schöpfungs-und Erlösungs (Gnaden-)ordnung. Welt und Kirche stehen aber auch in einer Beziehung: sie sind einig im Endziel, sie sind beide auf das Reich Gottes hingeordnet, das mit Christus begonnen hat, vollendet wird aber erst mit der Parusie Christi. Auf Grund der Unterscheidung von Erlösungs- und Schöpfungsordnung kann man die Dinge in zwei Bezügen sehen: sie haben einen transzendenten Bezug, d. h. auf Gott hin, der aus der Erlösung resultiert; sie haben einen eigenen Wert in sich selbst, eine Eigenexistenz, eine Eigengesetzlichkeit, die durch die Schöpfung in sie hineingelegt worden ist. Sieht der Mönch die Dinge in ihrem transzendenten Bezug, so der Laie primär in ihrer Eigengesetzlichkeit. Für die Kirche bedeutet dies, daß sie auch in diesem Zusammenhang unter zwei Aspekten gesehen werden muß343 : ¿je Kirche ist in der Welt und mit der Welt solidarisch, sie ist bekehrte Welt, Gemeinschaft der Gläubigen; die Kirche ist etwas anderes als die Welt und von ihr verschieden, sie ist Institution, durch die die Menschen in der Welt zum Volke Gottes gemacht werden. Das hat Konsequenzen für den Wirkungsbereich der Kirche: als Gemeinschaft wirkt die Kirche in der Welt und heiligt deren Bereiche und zwar durch die Laien; als Institution, als Hierarchie, darf die Kirche die eigentlich weltlichen Bereiche (wie Politik, Wirtschaft) nicht regeln, nicht beherrschen, sondern nur die betreffenden Personen dazu aufrufen, das Evangelium anzunehmen und die Bereiche entsprechend zu h e i l i g e n 3 4 4 Auch A r n o l d ^ ^ trennte den profanen und den sakralen Bereich und lehnte infolgedessen zwei Fehlwege ab: einen „Klerikalismus ..., der die relative Eigengesetzlichkeit der irdischen Dinge mitsamt ihren Forderungen ignoriert, sie direkt vom religiösen Interesse her regeln zu können glaubt und darum das gesamte Wirken der Kirche für den Klerus reserviert, die Eigenständigkeit der Laien aber verkürzt", — einen „Laizismus, der in seiner extremen Form der Kirche jede Zuständigkeit im Bereich der Weltkultur abspricht, sie in die Sakristei verweist und in seiner gemäßigten Form dem Klerus das,Sakralamt', dem Laien aber das ,Weltamt' zu je getrennter, selbständiger Verantwortung zuweist". Nach Arnolds Auffassung müssen „beide Stände in der Kirche Sakralamt und Weltamt gemeinsam ... tragen"346. Diese „Gemeinsamkeit" der „Verantwortung" der Laien „mit der Hierarchie" „schließt" aber „deren Selbständigkeit nicht aus"347. 343 344 345 346 347

AaO. S. 5 2 (46);vgl. o. S. 6 0 AaO. S. 4 3 ff, 181, 154 f (37 ff, 156, 132) Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum, aaO. S. 135 ff; vgl. o. S. 91 AaO. S. 135, 136 AaO. S. 136 f

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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Dieser Ansatz findet sich auch bei Thils und Chenu. Thils sieht durch eine Synthese gegenüber der Verklerikalisierung und Deklerikalisierung des öffentlichen Lebens die Möglichkeit zu einer „Theologie der irdischen Wirklichkeiten" gegebenes. Er unterscheidet - ähnlich wie Congar — die Verherrlichung Gottes als Erstzweck und den Dienst an dem von der Gnade verklärten Menschen als Z w e i t z w e c k 3 4 9 , chenu fuhrt diese Gedanken aus dem Beispiel der A r b e i t 3 5 0 , Die Eigenständigkeit der Welt wird sehr stark von Metz hervorgehob e n ^ 1. Infolge der geschichtlichen Situation heute haben wir es mit einer hominisierten, nicht mehr mit einer divinisierten Welt zu tun. Dies positiv zu werten ist möglich, weil Gott der Schöpfer die Welt freigibt als eine nicht-göttliche352. Außerdem hat Gott die Welt durch die Inkarnation Christi angenommen und daher wahrhaft zu sich gebracht und so wahrhaft weltlich gemacht. Dieses Angenommensein wird allerdings erst im Eschaton sichtbar und vollendetes3. So kann man folgern: „ ,Die Welt verchristlichen', heißt in einem ursprünglichen Sinn sie .verweltlichen' "354. Di e Funktion der Kirche besteht nun darin, „im Dienst des

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Gustave Thils: Theologie des réalités terrestres, Paris, Bd. I, Préludes, 1946; Bd. II, Theologie de l'histoire, 1949; in deutsch: Theologie der irdischen Wirklichkeiten, Salzburg, 1955, S. 48 f (zitiert nach der deutschen Ausgabe). Man erhielte z. B. folgende Theologien: Theologie der Wissenschaft, der Familien-, der Berufsgemeinschaft, der Technik, der Kunst, der Arbeit (aaO. S. 91) AaO. S. 87 Manu-Dominique Chenu: Pour une théologie du travail, Paris, 1955, in deutsch: Die Arbeit und der göttliche Kosmos, Mainz, 1956. Der Schwerpunkt der Aussagen Chenus liegt auf der praktischen Ausführung, nicht auf der systematischen Darlegung; zum Grundsätzlichen vgl. ders.: Le chrétien dans le monde (orig. 1954), Liberté et engagement du chrétien (orig. 1938) (in: ders.: La Parole de Dieu. II. L'Evangile dans le temps, Paris, 1964, S. 295 - 300 und 331 - 354); Johann Baptist Metz: Weltverständnis im Glauben. Christliche Orientierung in der Weltlichkeit der Welt von heute (in: Geist und Leben, 35. Jg. 1962, S. 1 6 5 - 1 8 2 ) (und in: ders.: Zur Theologie der Welt, Mainz, 1968, S. 1 1 - 4 5 , hiernach zitiert), ders.: Die Zukunft des Glaubens in einer hominisierten Welt (in: Hochland, 56. Jg., 1964, S. 377 - 391) (und in: ders.: -Hrsg.-: Weltverständnis im Glauben, Mainz, 1965, S. 45 - 64) (und in: ders.: Zur Theologie der Welt, Mainz, 1968, S. 51 - 71, hiernach zitiert) Metz: Die Zukunft des Glaubens in einer hominisierten Welt, aaO. S. 52, 58 Ders.: Weltverständnis im Glauben, aaO. S. 25 f, 31, 21 Ders.: Weltverständnis im Glauben, aaO. S. 44

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universalen Willens Gottes zur Welt" zu stehen, der die Welt „in ihr tiefstes Eigensein hinein freispricht"355. _ Der Verfasser versteht Welt im eigentlichen Sinne, d. h. als eine solche, die durch die Inkarnation von Gott angenommen und daher zu sich gebracht und so wahrhaft, d. h. im eigentlichen Sinne, weltlich ist. — Es ist hier zu fragen: Wenn die Welt im eigentlichen Sinne weltlich ist, d. h. in der Absicht Gottes des Schöpfers — und wieder zu dieser Absicht gebracht durch die Erlösung —, ist dann diese Weltlichkeit nicht gleichzeitig Hinwendung zu Gott, weil die Dinge trotz Eigenständigkeit doch auch auf Gott hingeordnet sind? Oder trifft diese Interpretation den Verfasser nicht? Meint er mit Weltlichkeit der Welt eine Welt ohne Bezug auf Gott, an deren Ende Gott nur als Erwartung, als Hoffnung steht356? Obgleich auch Danielou^57 und de Lubac35& erkennen, daß nicht alle Dinge (z. B. politische und wirtschaftliche Fragen) direkt vom Lehramt der Kirche geregelt werden können359 ; s o haben die Dinge nach ihrer Meinung doch ihren eigentlichen Bezug auf Gott^O. Diesen sah Danielou dadurch gegeben, daß durch die Inkarnation die Welt eine geheiligte Welt ist361 ( und de Lubac erblickt ihn im Wesen der Dinge, das zur Transzendenz, zur Überschreitung, auffordert362. Auer erkennt ebenfalls eine Eigenwertigkeit irdischer Wirklichkeiten, an, aber diese ist relativ363 Dj e irdischen Wirklichkeiten sind auf Gott,

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Ders.: Weltverständnis im Glauben, aaO. S. 45 Ders.: Die Zukunft des Glaubens in einer hominisierten Welt, aaO. S. 68, 71 Jean Daniélou: Les laies chrétiens et la sacralisation du temporel (in: ders.Hrsg.-: Les laies et la mission de l'église, Paris, 1962, S. 115 - 126), ders. : Obéissance à Dieu et engagement temporel, ders.: La sainteté des laies (beides in: Jean Daniélou: Evangile et monde moderne, Tournai, 1964, S. 128 - 141 und 142 - 150) 358 Henri de Lubac: Catholicisme, Paris, 1938; in deutsch: Katholizismus als Gemeinschaft, Einsiedeln, 1943 (zitiert nach der deutschen Ausgabe) 357-358 vgl. das o. S. 90 f Ausgeführte 359 Daniélou: Les laies chrétiens et la sacralisation du temporel, aaO. S. 116, ders.: Obéissance à Dieu et engagement temporel, aaO. S. 130 f; de Lubac: Katholizismus als Gemeinschaft, S. 324 f 360 Daniélou: Les laies chrétiens et la sacralisation du temporel, aaO. S. 116,119, ders.: Obéissance à Dieu et engagement temporel, aaO. S. 132, 134; de Lubac: Katholizismus als Gemeinschaft, S. 127 361 Daniélou: Les laies chrétiens et la sacralisation du temporel, aaO. S. 116 362 De Lubac: Katholizismus als Gemeinschaft, S. 127 363 Alfons Auer: Weltoffener Christ. Grundsätzliches und Geschichtliches zur Laienfrömmigkeit, Düsseldorf, 1960, S. 61, ders.: Gestaltwandel des christlichen Weltverständnisses (in: Gott und Welt, Festgabe für Karl Rahner, Freiburg, Bd. I, 1964, S. 333 - 365) (dieser Bei-

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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den Schöpfer, auf Christus, das Haupt, auf die Kirche zugeordnet. „Für die Zuordnung von Kirche und Welt gelten die Prinzipien der Dualität und der Integration. Das Prinzip der Dualität bringt nichts anderes zum Ausdruck, als was wir... Eigenständigkeit, Eigenwertigkeit und Eigengesetzlichkeit genannt haben". Eine Freigabe der weltlichen Ordnungen in ihre Eigentlichkeit ist möglich, weil Christus die Verwalter der weltlichen Ordnungen unmittelbar, nicht durch die Kirche betraut. „Aber es gilt auch das Gesetz der Integration: Die Welt ist auf die Kirche hingeordnet, weil ihr nur hier das Heil bereitgestellt ist. Die Kirche ist der Ort, an dem Christus die Vollendung der Welt wirkt. Durch sie nimmt er die Gesamtheit der... Welt... immer tiefer in sich hinein und erfüllt sie immer stärker mit seinen Heilskräften"364 Gegenüber eventuellen Mißverständnissen grenzt Auer ab: „Die Menschheit soll nicht Kirche werden ... Sie soll bleiben und immer mehr werden, was sie als Ganzes und in ihren einzelnen sozialen Gruppierungen ist. Die Kirche hat nur die Aufgabe, die Menschheit auf ihre (durch Christus konstituierte) ontologische Hinordnung auf das Heil anzusprechen und ihr das Heil durch die Geschichte hindurch unentwegt a n z u b i e t e n " 3 6 5 Aus dem Auftrag des Christen in der Schöpfung ergibt sich die Möglichkeit einer Theologie der irdischen Wirklichkeiten und von hier aus eine christliche Laienf r ö m m i g k e i t 3 6 6 . Denn in der Welt hat der Laie in eigener Verantwortlichkeit einen Auftrag, dem Priester kommt nur eine subsidäre Funktion z u 3 6 7 . j) a s zeigt der Verfasser auf für die Bereiche der Technik, der Politik, der E h e 3 6 8 Und — in einem eigenen Werk — für den Beruf*®.

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trag wurde in ähnlicher Form aufgenommen in: Alfons Auer: Christsein im Beruf. Grundsätzliches und Geschichtliches zum christlichen Berufsethos, Düsseldorf, 1966, S. 197 - 229); vgl. auch das o. S. 93 Ausgeführte. Die nach dem Konzil erschienenen Beiträge Auers vertreten allerdings eine andere Position, indem der Autonomie größerer Raum eingeräumt wird, vgl.: Alfons Auer: Die Erfahrung der Geschichtlichkeit und die Krise der Moral (in: TQ, 149. Jg., 1969, S. 4 - 22), ders.: Autonome Moral und christlicher Glaube, Düsseldorf, 1971 Christsein im Beruf, S. 227 f Christsein im Beruf, S. 272. Zur grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen Kirche und Welt vgl. außerdem: Alfons Auer: Kirche und Welt (in: Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. Ferdinand Holböck und Thomas Sartory, Salzburg, Bd. II, 1962, S. 479 - 570) Weltoffener Christ, S. 66 ff, vgl. außerdem: Alfons Auer: Zur theologischen Grundlegung einer christlichen Laienfrömmigkeit (in: Verkündigung und

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Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

Waren in der Beurteilung des Verhältnisses von Kirche und Welt bei den Theologen verschiedene Auffassungen festzustellen, so hat das Konzil besonders die Meinung des Theologen Congar aufgenommen, wie die oben angeführten Texte zeigen370. In der Auslegung der Konzilstexte halten sich die Kommentatoren im wesentlichen an die Position des Konzils, nur geringe Abweichungen finden statt. Congar erwähnt in der Kommentierung der Artikel 40 und 43 der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes", daß der zeitliche Bereich nicht mehr der Kirche untergeordnet wird, wenn auch die Kirche Weisungen gibt, sondern auf die Eschata bezogen wird^71. Er weist darauf hin, daß das Konzil — im Gegensatz zu Augustinus — den zeitlichen Dingen einen eigenen Wertbeimißt372. Kirche und Welt haben dasselbe Ziel, den Menschen und die Welt „glücklich" zu machen. Zwar sind die Mittel verschieden, aber nicht die Quellen oder das Ziel, denn der Erlöser ist derselbe wie der Schöpfer373 In der Auslegung des Textes hebt Auer die Begründung der Autonomie in der Schöpfung hervor und weist auf die Abgrenzung durch die Constitutio pastoralis hin374. Thils macht darauf aufmerksam, daß das Konzil auch Augustinus' Anliegen aufgenommen hat: es ist nötig, alles auf Gott zu beziehen; unterschiedlich zu Augustinus habe das Konzil aber die „consistance propre" der irdischen Wirklichkeiten ausgesagt. Diese Autonomie bedeute aber nicht Bruch mit Gott, absolute Unab-

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Glaube, hrsg. v. Theodor Filthaut und Josef Andreas Jungmann, Freiburg, 1958, S. 307 - 326) Weltoffener Christ, S. 61 ff Weltoffener Christ, S. 174 ff Christsein im Beruf, bes. S. 197 ff Vgl. das o. S. 150 - 153 Ausgeführte Yves Congar: Kommentar z u m 1. Teil, 4. Kapitel der Constitutio pastoralis (in: LThK^Erg. bd ; III, 1968, S. 397 - 4 2 1 , dort S. 397 ff), ders.: Le rôle de l'église dans le monde de ce temps (in: Vatican II: L'Eglise dans le monde de ce temps, Paris, 1967, Bd. 2, S. 305 - 3 2 8 , I r e partie, chapitre IV, bes. S. 314) (dieser Aufsatz ist fast deckungsgleich mit der eben genannten Auslegung in: LThK, Erg. bd. III, 1968, S. 397 - 421). Diese Position hatte Congar schon in seinem Hauptwerk „Jalons pour une théologie du laicat" (Paris, 1953) (in deutsch: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientum, Stuttgart, 1957) vertreten, vgl. o. S. 61 f, 9 0 Yves Congar: Eglise et monde dans la perspective de Vatican II (in: Vatican II: L'Eglise dans le monde de ce temps, Paris, 1967, Bd. 3, S. 29) Ebd. S. 31, wo es heißt: „faire réussir l'homme, et avec lui le monde" Alfons Auer: Kommentar z u m 1. Teil, 3. Kapitel der Constitutio pastoralis (in: LThK, Erg. bd. III, 1968, S. 385 0

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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hängigkeit375 _ Eine Unterscheidung der Autonomie inbezug auf die Kirche, aber nicht in bezug auf Christus wird von Ratzinger^76 getroffen. Zuerst weist er darauf hin, daß die Constitutio pastoralis „die relative Autonomie der irdischen Bereiche, das Recht und die Pflicht zur Sachlichkeit bzw. zur Anerkennung der Eigengesetzlichkeit der verschiedenen Sachbereiche herausgestellt" hat377. Nach dieser Feststellung unterscheidet Ratzinger aber zwischen christologischer und ekklesiologischer Aussage: „Die christologische Weltzuwendung ... will die Verchristlichung des Alls, die Einkörperung des Ganzen in Christus den Allherrscher ist ihr letzter Sinn. Kirchliche Weltzuwendung hingegen kann nicht ebenso auf eine Verkirchlichung des Alls, auf eine Verkirchlichung der ganzen Welt und aller ihrer Bereiche abzielen"378. Die Kirche kann „nur einen vorbereitenden Dienst" tun, „um die Welt für Christus zu öffnen", aber nicht „weltliche Dinge sich einverleiben und in eigene Regie nehmen". „Die Dinge haben zwar ihr inneres Ziel erreicht, wenn sie Christus

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Gustave Thils: L'activité humaine dans l'univers (in: Vatican II: L'Eglise dans le monde de ce temps, Paris, 1967, Bd. 2, S. 279 - 303, dort S. 290); vgl. auch: Manu - Dominique Chenu: Die Aufgabe der Kirche in der Welt von heute (in: Die Kirche in der Welt von heute, hrsg. v. Guilherme Barauna, Salzburg, 1967, S. 2 2 6 - 2 4 7 ) Joseph Ratzinger: Angesichts der Welt von heute. Überlegungen zur Konfrontation mit der Kirche im Schema XIII (in: Wort und Wahrheit, 20. Jg., 1965, S. 493 - 504), erweitert unter dem Titel: Der Christ und die Welt von heute. Überlegungen zum sogenannten Schema XIII des Zweiten Vatikanischen Konzils (in: Weltverständnis im Glauben, hrsg. v. Johann Baptist Metz, Mainz, 1965, S. 143- 160), ders.: Weltoffene Kirche? Überlegungen zur Struktur des Zweiten Vatikanischen Konzils (in: Umkehr und Erneuerung, hrsg. v. Theodor Filthaut, Mainz, 1966, S. 273 - 291, hiernach zitiert) (und in: Joseph Ratzinger: Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf, 1969, S. 282 301), dcrs.: Die letzte Sitzungsperiode des Konzils, Köln, 1966, bes. S. 48 Weltoffene Kirche? aaO. S. 286 Weltoffene Kirche? aaO. S. 287. Dies bejaht Ratzinger an dem Ansatz von Alfons Auer „Weltoffener Christ" (u. a.) (vgl. o. S. 166 f)

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

als d e r U r i d e e G o t t e s g e m ä ß u n d s e i n e r f ä h i g g e w o r d e n s i n d , aber sie s i n d k e i n e s w e g s . . . d a z u da, T e i l e d e r I n s t i t u t i o n K i r c h e z u w e r d e n " 3 7 9 Die Beziehung

auf den

Laien

A l s T ä t i g k e i t s b e r e i c h d e s L a i e n w i r d — w i e in o b i g e r T h e s e e r w ä h n t — v o r n e h m l i c h d i e Welt g e s e h e n . S o s c h r e i b t Congar d e n L a i e n f o l g e n d e A u f g a b e z u : „ d i e B e l e b u n g v o n C h r i s t u s h e r z u e m p f a n g e n u n d ihr d i e g a n z e E n t f a l t u n g in e i n e W e l t h i n e i n z u g e b e n , d i e z w a r g r u n d s ä t z l i c h v o n G o t t a n g e n o m m e n ist, a b e r an d e r e n V o l l e n d u n g m i t z u a r b e i t e n er u n s b e r u f e n u n d b e a u f t r a g t hat"380 C h r i s t e n sind d i e L a i e n i n d e r W e l t , u m d o r t d a s Werk G o t t e s z u t u n , i n s o f e r n e s in u n d d u r c h d a s Werk d e r W e l t g e t a n w e r d e n m u ß " . Für d i e e i g e n t l i c h e n k i r c h l i c h e n M i t t e l sind d i e L a i e n n u r b e g r e n z t z u s t ä n d i g , „ e s sind M i t t e l , d i e u n t e r die Z u s t ä n d i g k e i t d e s K l e r u s fallen"381.

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Weltoffene Kirche? aaO. S. 288. Dies bejaht Ratzinger an d e m Ansatz v o n J o h a n n Baptist Metz „Weltverständnis im G l a u b e n " (u. a.) (vgl. o. S. 165 f)> d e m der letzten Endes Recht gibt. In demselben Aufsatz k o m m t Ratzinger zu der radikalen Feststellung, daß „die Welt ... u n t e r Umständen d a n n christlicher handelt, w e n n sie einfach sachlich zu handeln sich müht, als wenn sie hierarchischen Befehlen folgt, die bei der Anwendung auf ausgesprochen weltliche Bereiche weltliche Dinge sind und dann in Gefahr stehen, zu sachfremden Interessenwahrnehmungen zu w e r d e n " (aaO. S. 289). Als Folgerung ergäbe sich, daß die Interpretation des Christlichen durch die Hierarchie sich erübrige. Hier ist Ratzinger in der Deutung der A u t o n o m i e über das 2. V a t i k a n u m hinausgegangen. Bezüglich der Abgrenzung von einem falschen Verständnis der A u t o n o m i e ist hinzweisen auf: Peter Smulders: Das menschliche S c h a f f e n in der Welt (in: Die Kirche in der Welt von heute, hrsg. v. Guilherme Barauna, Salzburg, 1967, S. 201 - 225, bes. S. 211, 215) (S. 211 unterscheidet er A u t o n o m i e der p r o f a n e n Lebensbereiche in bezug auf die Kirche und nicht auf G o t t - in Auslegung der Constitutio pastoralis Nr. 36, 41, S. 215 wird der Eigenwert der irdischen Werte gegen Augustinus hervorgehoben - in Auslegung der Constitutio pastoralis Nr. 37); Augustin Kardinal Bea: Mit der Menschheit und für die Menschheit leben (in: ders.: Die Kirche und die Menschheit, Freiburg, 1967, S. 203 - 244, dort S. 227). Yves Congar: Der Laie. Entwurf einer Theologie des Laientums, Stuttgart, 1957, S. 181 (orig. Jalons pour une théologie d u laicat, Paris, 1953, S. 156) AaO.S. 44 (38) In der Auslegung des 4. Kapitels der Constitutio pastoralis erwähnt Congai das Verhältnis von Laien und Priestern nur sehr k n a p p (Näheres s. o. S. 154)

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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Obwohl Arnold darauf hinwies, daß „beide Stände in der Kirche Sakralamt und Weltamt gemeinsam zu tragen h a b e n " 3 8 2 t sah er ebenfalls

die Aufgabe des Laien darin, sich um die Vorbereitung des Reiches Gottes in der Welt mit ihren Mitteln zu kümmern, während der Klerus sich mehr mit dem Reich Gottes als solchem befaßt383 Auch Schillebeeckx stellt fest, daß der Kleriker in erster Linie für die Kirche da sei, daß das Spezifische des Laien seine ordnende Tätigkeit in der Welt sei384

Danielou hob zwar die Zusammenarbeit des Laien mit der Hierarchie hervor - als „taches proprement ecclesiales" - , aber die eigentliche Funktion des Laien, seine „taches propres" sind „taches terrestres". Seine Rolle besteht darin, die Kirche in der Welt gegenwärtig zu machen385.

De Lubac erwähnt, daß die Kirche — die Hierarchie — keine sozialen Programme entwickelt, sondern daß das Sache der Staatsmänner - der Laien - ist386.

Chenu erblickt die Aufgabe der Laien in der „consecratio m u n d i " 3 8 7 . Auer3&& sieht ebenfalls die Aufgabe des Laien darin, die göttlichen Ordnungen der Welt in Glaube, Liebe, Hoffnung richtig zu verwirklichen,

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Franz Xaver Arnold: Kirche und Laientum, aaO. S. 136 (vgl. o. S. 92) AaO. S. 134; vgl. ders.: Bleibt der Laie ein Stiefkind der Kirche? In diesem Aufsatz hob der Verfasser ebenfalls die Heiligung der Welt als Aufgabe der Laien hervor (aaO. S. 415 - 417) (vgl. o. S. 92) Edward Schillebeeckx: Die neue Ortsbestimmung des Laien. Rückblick und Synthese (in: ders.: Gott. Kirche. Welt. Gesammelte Schriften, Mainz, Bd. 2, 1970, S. 162 - 172) (orig. 1967) j e a n Daniélou: Les laies chrétiens et la sacralisation du temporel (in: ders. -Hrsg.-: Les laies et la mission de l'église, Paris, 1962, S. 115), ders.: La saintete' des laies (in: ders.: Evangile et monde moderne, Tournai, 1964, S. 147 f) Henri de Lubac: Catholicisme, Paris, 1938; in deutsch: Katholizismus als Gemeinschaft, Einsiedeln 1943, S. 325 (zitiert nach der deutschen Ausgabe) Manu - Dominique Chenu: „Consecratio mundi" (in: Nouvelle revue théologique, 96, 1964, S. 608 - 618), ders.: Die Laien und die „consecratio mundi" (in: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. II, S. 289 - 307), ders.: Volk Gottes in der Welt, Paderborn, 1968, S. 84 ff. (Das erste Werk behandelt das Schema XIII, das letzte die Constitutio pastoralis, das zweite die Constitutio dogmatica zu dem betreffenden Problem.) Besonders in seinem Werk: Weltoffener Christ, Düsseldorf, 1960, vgl. auch: Zur theologischen Grundlegung einer christlichen Laienfrömmigkeit (in: Verkündigung und Glaube, hrsg. v. Theodor Filthaut, u. a. Freiburg, 1958, S. 307 - 326)

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und zwar „am konkreten Stoff der W e l t " 3 8 9 . Durch die Firmung wird der Laie „für das kirchliche Weltamt in Dienst g e n o m m e n " 3 9 0 . Ratzinger nennt in „Weltoffene Kirche? " keinen speziellen Wirkungsbereich des Laien, sondern nur das Grundsätzliche, daß die Theologie des Laikats von einer Erneuerung des Gottesdienstes als allgemeiner Berufung zur Anbetung ausgehen m u ß 3 9 1 . i n der Studie „Der Christ und die Welt von heute" wird auf die Bedeutung des Wortes gegenüber der Tat sowie auch auf die Notwendigkeit der ethischen Durchdringung der Welt hingewiesen, — allerdings ohne ausdrücklich Bezug auf die Aufgabe des Laien zu n e h m e n 3 9 2 Metz behandelt nicht speziell die Aufgabe des Laien, sondern die des Christen hinsichtlich der Gestaltung der W e l t 3 9 3 _ Daß die Betätigung des Laien in der Welt (u. a.) im Beruf geschieht, wird besonders von Thils, Chenu, Auer entfaltet. Bereits in seinem Ende der 40 er Jahre erschienenen Werk „Theologie des réalités terrestres" führte Thils an, daß man als Konsequenz einer Theologie der irdischen Wirklichkeit auch eine Theologie der Arbeit erh i e l t e t ^ . _ j n Kommentierung des 3. Kapitels der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" unterstreicht er das Recht des menschlichen Schaf-

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Weltoffener Christ, S. 300 Zur theologischen Grundlegung einer christlichen Laienfrömmigkeit, aaO. S. 322 391 AaO. (s. Anm. 376) S. 282; dieselbe Ansicht vertritt der Verfasser in der Studie: Sentire ecclesiam (in: Geist und Leben, 36. Jg., 1963, S. 321 - 326, dort S. 325) 392 AaO. (s. Anm. 376) S. 159 gegen S. 145, 148, ausgewogener ist die-Position Ratzingers in: Die Zukunft der Welt durch die Hoffnung des Menschen (in: ders.: Glaube und Zukunft, München, 1970, S. 104 f) 393 Vgl.: Die Verantwortung der christlichen Gemeinde für die Planung der Zukunft (in: Adolf Exeler -Hrsg.-: Die neue Gemeinde, Mainz, 1967, S. 247 260) (und in: Johann Baptist Metz: Zur Theologie der Welt, Mainz, 1968, S. 1 3 2 - 146). Zur grundsätzlichen Auseinandersetzung Ratzingers mit Metz vgL: Joseph Ratzinger: Heil und Geschichte (in: Wort und Wahrheit, 25. Jg., 1970, S. 3 - 1 4 , bes. S. 7 0 Die Weltaufgabe des Laien wird ebenfalls herausgestellt von Michael Schmaus in seinem Werk: Meditationen über Christus und der Laie nach dem Konzil, Regensburg, 1966, S. 131 ff, die Eigengesetzlichkeit wird zwar bejaht, aber als von Gott abhängig gesehen (ebd. S. 136 f). 394 Gustave Thils: Theologie des réalités terrestres, Paris, Bd. I: Préludes, 1946, Bd. II: Theologie de íhistoire, 1949; in deutsch: Theologie der irdischen Wirklichkeiten, Salzburg, 1955, S. 220 ff (zitiert nach der deutschen Ausgabe)

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

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fens, setzt es jedoch nicht absolut, sondern ordnet es dem absoluten Gott unter 3 95. Chenu begründet das Recht der Arbeit damit, daß der Mensch Gottes Ebenbild ist, daß die Arbeit ein Faktor im Werden der Gemeinschaft (Sozialisation) ist, daß der Mensch durch die Arbeit selbst Mensch wird396. Chenus Gedanken werden von Auer aufgenommen^?. w i e das Vorwort seines Hauptwerkes zum Thema Beruf „Christsein im Beruf aussagt, bezieht sich seine Darstellung auf die Laien, die mit den irdischen Wirklichkeiten, mit den weltlichen Berufen, beschäftigt sind398. Der Verfasser stellt zuerst dar, was Beruf soziologisch bedeutet, und nimmt dies zum Ausgangspunkt: „Wenn wir im folgenden von Beruf sprechen, meinen wir ... die dauernde Beschäftigung, mit der der Mensch für sich und seine Familie den Lebensunterhalt verdient, in der er zugleich seine persönlichen Anlagen zur Entfaltung bringt, sich in die Gemeinschaft eingliedert und seinen Beitrag zu ihrem Wohl leistet und in der er das ihm anvertraute Stück Welt zur Ordnung oder zur Schönheit gestaltet"399. Diese „immanente Berufsethik" wird dann christlich integriert^OO. Mit Hinweis auf Kolosser 3,17 („Was immer ihr tut in Wort und Werk, das

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Ders.: L'activité humaine dans l'univers ( l r e partie, chaiptre III) (in: Vatican II: L'Église dans le monde de ce temps, Paris, 1967, Bd. 2, S. 285 f). Dieselbe Position vertritt Peter Smulders: Das menschliche Schaffen in der Welt (in: Die Kirche in der Welt von heute, hrsg. v. Guilherme Barauna, Salzburg, 1967, S. 201 - 225, bes. S. 207, 211) Manu-Dominique Chenu: Pour une théologie du Travail, Paris, 1955, in deutsch: Die Arbeit und der göttliche Kosmos, Mainz, 1956, S. 53, 59, 90 (zitiert nach der deutschen Ausgabe) Alfons Auer: Christsein im Beruf. Grundsätzliches und Geschichtliches zum christlichen Berufsethos, Düsseldorf, 1966, ders.: Der Beruf und die Entfaltung der Schöpfung (in: Neue Grenzen, hrsg. v. Klaus von Bismarck und Walter Dirks, Stuttgart, 1966, S. 175 - 181), ders.: Auf dem Wege zu einer Theologie der Arbeit (in: Theologie im Wandel. Festschrift zum 150 jährigen Bestehen der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Tübingen 1817 - 1967, München, 1967, S. 543 - 564), ders.: Das menschliche Schaffen in der Welt (Kommentierung zu Nr. 33 39 der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes") (in: Die Kirche in der Welt von heute, hrsg. v. Wilhelm Sandfuchs, Würzburg, 1966, S. 57 - 73), ders.: Kommentar zum 1. Teil, 3. Kapitel der Constitutio pastoralis (in: LThK, Erg.bd. III, 1968, S. 377 - 396) Christsein im Beruf, S. 11 AaO. S. 102 f AaO. S. 193 ff

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alles tut im Namen des Herrn Jesus und danket Gott dem Vater, durch ihn") führt Auer aus: „Jedes wirklich gelungene Werk bedeutet .einen Fortschritt in der glückseligen Besitznahme des Universums durch Christus " (Teilhard de Chardin)401. Gegenüber Thomas von Aquin, der in der Arbeit den Zweck des Lebensunterhaltes, der Vermeidung des Müßiggangs, der Askese, der Gelegenheit zum Almosengeben sah, hebt Auer die geistige Durchdringung (Materialität), die neue Gemeinschaft (Sozialisation), die Aufwertung des Menschen (Personalismus) hervor402_ Dahingehend versteht Auer auch die Aussagen der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" über das menschliche Schaffen (1. Kapitel, Nr. 33 39): Der Mensch ist Partner des schöpferischen Gottes. Seine Personalität entfaltet sich in Sozialität und Materialität. Der Mensch soll die durch die Schöpfung in die Dinge gelegten Gesetze erkennen, - das will die Lehre von der Autonomie.der irdischen Sachbereiche zur Geltung bringen (wobei falsche Vorstellungen zurückzuweisen sind)403

401

402

403

Chiistsein im Beruf, S. 244, dieser Ansatz findet sich auch in den anderen genannten Werken (s. Anm. 397). In dem Werk „Christsein im B e r u f versteht Auer die neutestamentliche «XfjOK als Heilsberuf, nicht als Arbeitsberuf, - im Gegensatz zur Auffassung Luthers (ebd. S. 40 f). Eine andere Ansicht vertritt Walther Bienert in seinem Buch „Die Arbeit nach der Lehre der Bibel" (Stuttgart, 1954). Er interpretiert Beruf - mit Hinweis auf Paulus - auch als Lebensberuf (aaO. S. 208, 315), während Jesus Beruf als Evangeliumsverkündigung im Gegensatz zur weltlichen Lebensaufgabe verstanden habe (aaO. S. 202, 205) Hierin ist Auer von Chenu beeinflußt, auf dessen Werk „Pour une theologie du travail" er hinweist, vgl. Alfons Auer: Auf dem Wege zu einer Theologie der Arbeit, aaO. S. 543 f, 556 f, ders.: Christsein im Beruf, S. 115 - 191, ders.: Der Beruf und die Entfaltung der Schöpfung, aaO. S. 176 - 178 A u f dem Wege zu einer Theologie der Arbeit, aaO. S. 550, Kommentar zum 1. Teil, 3. Kapitel der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" (aaO. S. 377 - 396, bes. S. 385 f), Das menschliche Schaffen in der Welt, aaO. S. 57 - 73. Eine Abgrenzung gegen ein falsches Verständnis von Autonomie wird in den beiden letztgenannten Werken getroffen (Kommentar zum 1. Teil, 3. Kapitel der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes", aaO. S. 386, Das menschliche Schaffen in der Welt, aaO. S. 62). Ausführlich behandelt Auer dieses Problem in: Gestaltwandel des christlichen Weltverständnisses (in: Gott in Welt, Festgabe für Karl Rahner, Freiburg, 1964, Bd. I, S. 333 - 365) (diesen Beitrag nahm Auer in sein Werk „Christsein im B e r u f , Düsseldorf, 1966, S. 197 - 299 auf)

Folgerungen aus den Konzilsbeschlüssen

175

Aus diesen Analysen läßt sich die Schlußfolgerung ziehen: Es wird letztlich unterschieden, ja sogar getrennt, sowohl bei den Constitutiones „Lumen gentium", „Gaudium et spes", den Decreta „Apostolicam actuositatem" und „Ad gentes" als auch bei den Theologen: Kirche als Gemeinschaft der Christgläubigen, der Laien, die durch die Taufe und Firmung zuständig für die Welt sind, sie repräsentieren Christus in der Welt; Kirche als Institution der Bischöfe und Priester, die durch die Weihe zuständig sind fiir die Verkündigung des Evangeliums, sie repräsentieren Christus in der Liturgie, in der Kirche. Trotz der gemeinsamen Basis aller Gläubigen durch die Taufe als Volk Gottes bleibt diese Unterscheidung. Daß trotz dieses Unterschiedes jetzt das Gemeinsame hervorgehoben wird, ist der Fortschritt des 2. Vatikanischen Konzils, das die Anregungen aus der Theologie aufgenommen hatte, gegenüber der Zeit vor 1917.

Überlegungen zur Eigengesetzlichkeit Die Ursache der sogenannten Eigengesetzlichkeit, der Autonomie, liegt in der Unterscheidung von Natur

Erlösung/Gnade

Gott Vater

Gott Sohn

Welt

Kirche

Das richtige Anliegen ist, daß Schöpfung und Erlösung unterschieden werden. Gefährlich ist aber der Begriff der „ A u t o n o m i e " , weil er bei Nichttheologen die Vorstellung der Selbständigkeit gegenüber Gott (im Sinne von Kant) hervorrufen kann. Daß diese Gefahr besteht, zeigt, daß sowohl die Constitutio pastoralis als auch die Theologen sich gegen Mißverständnisse abgrenzen müssen, und es ist zu fragen, ob man nicht besser einen anderen, weniger zweideutigen Terminus gewählt hätte. Die Sachfrage ist, ob nach der geschehenen Erlösung - abgesehen vom Hinweis auf die Eschatologie: bis der Herr k o m m t , sind noch nicht alle erlöst, sondern die endgültige Erlösung geschieht erst durch die Parusie - nicht doch vom Sollen her eine Verbindung von Kirche und Welt, Schöpfung und Erlösung betont werden muß: in der Bibel ist auch von der Heiligung der Erlösten, die in der Welt wirken, die Rede (so beispielsweise in der Theologie des Epheserbriefes und in 1. Thessalonicher 4). Wenn diejenigen, die am Altar - im innerkirchlichen Bereich - Communio empfangen und haben, gemeinsam in der Welt wirken und durch die Mission Menschen das Evangelium annehmen und so die Communio wächst,

176

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

dann ist doch Kirche, Gemeinschaft der Gläubigen, in der Welt anwesend; wenn diese Gläubigen nun in der Welt dem Evangelium glauben und nach Gottes Willen leben, dann wird doch die Welt verchristlicht und verkirchlicht. - Versteht man „Welt" im Sinne von Personen, so hat die Kirche als Institution die Aufgabe, die Welt, d. i. die Personen, zu verchristlichen, indem sie ihnen die Erlösung in Christus und den sich daraus ergebenden Gehorsam gegenüber Gottes Willen, der das ganze Leben (z. B. Ehe, Beruf, Politik) betrifft, verkündigen muß. Da die Annahme der Verkündigung durch die Welt, d. i. die Personen, im Regelfall über den Weg der Kirche führt, kann man sagen, daß die Verchristlichung über die Verkirchlichung geschieht, denn diejenigen, die in der Welt, z. B. im Beruf, tätig sind, sind zugleich Glieder der Gemeinschaft der Kirche. Versteht man „Welt" im Sinne von Institutionen, Dingen, müßte man Schöpfungs- und Erlösungsordnung unterscheiden: Die Dinge werden nicht Teile der Institution K i r c h e 4 0 4 sondern bleiben neben der Kirche bestehen, insofern kann man hier von einer Autonomie gegenüber der Kirche sprechen. Aber die Dinge stehen unter Gottes Schöpfungsordnung und sind nicht autonom gegenüber Gott. Obgleich die Eschatologie zu beachten ist, sind Kirche und Welt stärker als bei manchen oben aufgeführten Theologen und der Constitutio pastoralis „Gaudium et spes" auf einer Ebene zu sehen, weil Gott beider Herr ist, wenn dies auch erst in Zukunft sichtbar werden wird. Daher ist der Ansatz von Danielou, de Lubac, Auer demjenigen von Congar, Arnold, Thils, Chenu, Metz, Ratzinger v o r z u z i e h e n 4 0 5 )

404 405

Joseph Ratzinger: Weltoffene Kirche? Überlegungen zur Struktur des Zweiten Vatikanischen Konzils, aaO. (s. Anm. 376) S. 288 wie bereits oben - s. Anm. 363 - erwähnt, vertritt Alfons Auer in Beiträgen, die nach dem Konzil erschienen sind, eine andere Position, vgl. ders.: Die Erfahrungen der Geschichtlichkeit und die Krise der Moral (in: TQ, 149. Jg. 1969, S. 4 - 22) und: Autonome Moral und christlicher Glaube, Düsseldorf, 1971; dort wird der Akzent auf die Autonomie gelegt

Strukturen des Amtes

177

Strukturen des A m t e s in den D o k u m e n t e n des 2. Vatikanum im Vergleich mit dem 1. Vatikanum und dem Tridentinum^Oö. Gebrauchte das Tridentinum die Bezeichnung hierarchia als Gegenüber zu den Gläubigen, hob das 1. Vatikanum den Unterschied innerhalb der Gläubigen so stark hervor, daß man von einem Gegenüber von fideles und hierarchia/clerici sprechen konnte407 ) s o geht das 2. Vatikanum überwiegend von dem allen Gläubigen gemeinsamen Begriff Volk Gottes aus und zählt dann die einzelnen Dienste auf. Daher meidet die Constitutio dogmatica de ecclesia „Lumen gentium" den Begriff hierarchia weitgehend und ersetzt ihn durch die Beschreibung der einzelnen Dienste408 Der Begriff clerici wird in dieser Constitutio nicht verwendet409. 406

407

408

409

ß i e s w i r d a n „Lumen gentium" aufgezeigt, da diese Constitutio die breitesten dogmatischen Grundlagen liefert, während die anderen Beschlüsse auf ihr fußen. Auf die übrigen Konzilsdokumente, die für diese Frage wesentlich sind, wird in Anmerkungen verwiesen. Da diese Constitutio als einzige der hier behandelten Dokumente den Anspruch erhebt, „Constitutio dogmatica" zu sein, wird für die Gesamtbeurteilung der Struktur des Amtes diese Constitutio dogmatica für verbindlich genommen, obgleich die übrigen Dokumente teilweise von „Lumen gentium" abweichen, worauf in Anmerkungen hingewiesen wird. Zum Tridentinum vgl. D 1767, 1776: hierarchia; D 1767: laici; zum Vaticanum I vgl. Mansi 51, 543 und 53, 309- 314 (1. und 2. Schema der Constitutio dogmatica I „Pastor Aeternus"); Näheres vgl. o. S. 7 und 38 f Man vergleiche die Aussage in „Lumen gentium" Nr. 28, wo es heißt: „Sic ministerium ecclesiasticum divinitus institutum diversis ordinibus exercetur ab Ulis qui iam ab antiquo Episcopi, Presbyteri, Diaconi vocantur" mit derjenigen des Tridentinum, Sess. XXIII, can 6: „Si quis dixerit, in Ecclesia catholica non esse hierarchiam, divina ordinatione institutam, quae constai ex episcopis, presbyteris et ministris: an. s." (D 1776). Die Unterschiede innerhalb dieser Aussagen werden besonders herausgestellt von Hans Küng in seinem Werk „Die Kirche" (Freiburg, 1967, S. 492 495). In „Lumen gentium" Nr. 10 wird allerdings vom „sacerdotium hierarchicum", in Nr. 33 von „apostolatus Hierarchiae", in Nr. 4 von „dona hierarchica" gesprochen. Das Decretum „Ad gentes" verwendet den Begriff hierarchia in Nr. 5 (die Apostel als Ursprung der Hierarchie) und in Nr. 21, wobei allerdings das Gemeinsame mit den Laien hervorgehoben wird. Auch das Decretum „Apostolicam actuositatem" gebraucht diesen Begriff, so Nr. 20 b, 21, 24; in Nr. 20 d heißt es „apostolatus hierarchicus" Der Begriff clerici wird verwendet von „Apostolicam actuositatem" Nr. 25

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Legten das Tridentinum und das 1. Vatikanum Wert auf die Betonung der potestas des Priesters410 ; hebt das 2. Vatikanum hingegen das Amt als ministerium (Dienst) hervor. „Lumen gentium" bezeichnet das Amt meistens als ministerium: es wird festgestellt, daß es verschiedene Dienste , die der Heilige Geist wirkt, im Leibe Christi, im Volk Gottes g i b t 4 1 1 ; das Amt der Bischöfe, Priester und Diakone wird ebenfalls als Dienst bezeichnet412;bei der Übertragung des Amtes Christi auf die Bischöfe und Priester und der Teilhabe der Laien an diesem Amt wird allerdings der Terminus munus v e r w e n d e t 4 ^ . Zurück tritt der kirchenrechtliche Terminus officium414. Gebrauchten das Tridentinum und das 1. Vatikanum für Priester vorwiegend die Bezeichnung sacerdotes^ 15, verwendet das 2. Vatikanum oft den Begriff presbyteri^ 16. j n „Lumen gentium" wird der Terminus sacerdotium - wie in der Heiligen Schrift (1. Petr. 2, 5.9) - für das allgemeine Priestertum angewandf+17, u n d die Gläubigen werden sacerdotes (mit Hinweis auf Apc. 1, 6; 5, 9.10)418 o c j e r communitas sacerdotalis

410

412

413

4

^4

415

4

18

Tridentinum: D 1764, 1771, vgl. o. S. 7 f; Vaticanum I: Mansi 53, 309, vgl. o. S. 38 f. Im 2. Vatikanum wird der Begriff potestas noch gebraucht für die Vollmacht der Bischöfe (so Lumen gentium Nr. 27, Christus Dominus Nr. 2, 4,6) und des Papstes (Lumen gentium Nr. 22, Christus Dominus Nr. 4,6) Lumen gentium Nr. 4, 7, 12, 18; vgl. auch Ad gentes Nr. 15, Apostolicam actuositatem Nr. 2 Lumen gentium Nr. 20, 21, 28; vgl. auch: Presbyterorum ordinis Nr. 4 (Überschrift), 8, 13, 14, 15, Optatam totius Vorwort, Nr. 4, 6, 9, 19, 22 Lumen gentium Nr. 20, 21, 28, 29, - Nr. 12, 31 (Bezug auf die Laien); vgl. auch Apostolicam actuositatem Nr. 2 (für Kleriker und Laien), Presbyterorum ordinis Nr. 4 (Überschrift), 6, 9, 13, Christus Dominus Nr. 11, 12, 15, 16 Der Terminus findet sich in: Lumen gentium Nr. 7, Presbyterorum ordinis Nr. 4 u. 8. In Presbyterorum ordinis Nr. 9 heißt es: „Presbyteri ... cum fiducia laicis in servitium Ecclesiae officia committant" - der kirchenrechtliche Ausdruck officium wird hier sogar auf die Laien angewendet. (Zum Gebrauch von munus und officium in dogmatischer und kirchenrechtlicher Hinsicht s. o. S. 80, Anm. 285) Tridentinum: D 1765, vgl. o. S. 7 f; Vaticanum I: Mansi 53, 310, vgl. o. S. 38 f Lumen gentium Nr. 29, Presbyterorum ordinis Nr. 2, 3, 4, 5, 14, 15 Lumen gentium Nr. 10; vgl. auch Apostolicam actuositatem Nr. 3 Lumen gentium Nr. 10, allerdings wird an eben dieser Stelle die Bezeichnung sacerdotium auch für das hierarchische Priestertum - „sacerdotium ... hierarchicum" - verwendet

Strukturen des Amtes

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9_ Die Priester werden in „Lumen gentium" als presbyteri bezeichnet, ebenso in „Presbyterorum ordinis'"+20_ Bezüglich des Verhältnisses von Amt und Charisma wird einerseits ausgesagt, daß alle Gläubigen Charismen h a b e n d i , andererseits werden die dona hierarchica den dona charismatica der Laien gegenüberge-

genannt^l

st

ellt422.....

Durch die biblische Betonung der gemeinsamen Zugehörigkeit von „Klerus" und „Laien" zum Volk Gottes, durch die Hervorhebung des Amtes als Dienst, durch den Hinweis auf die neutestamentliche Bezeichnung von Priester für alle Gläubigen wird zwar das Amt nicht aufgehoben, aber es wird auf die gleiche Ebene mit denen gestellt, denen es dient, während in der Epoche vor 1917 es denen, denen es dienen sollte, gegenüberstand und daher damals mehr als in diesem Konzil auf seine potestas abgehoben wurde.

419 420

421 422

LumengentiumNr.il Lumen gentium Nr. 29, Presbyterorum ordinis Nr. 2, 3, 4, 5, 13, 14, 15. Das Schema dieses Decretum vom 22. 4. 1963 hatte die Überschrift „de clericis", das vom 27. 11. 1963 die Überschrift „de sacerdotibus", woraus sich ein Wandel des Verständnisses innerhalb des Konzils ersehen läßt (vgL Joseph Lecuyer: Einleitung, in: LThK, Eig. bd. III, 1968, S. 129). Der Terminus sacerdos wird verwendet von: Presbyterorum ordinis Nr. 4, Optatam totius Vorwort, Nr. 1, 2, 22, Gaudium et spes Nr. 43 Lumen gentium Nr. 12, Presbyterorum ordinis Nr. 9, Apostolicam actuositatem Nr. 3 Lumen gentium Nr, 4, vgl. auch Nr. 7

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Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965)

Ergebnis In den Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzils wird die Kirche beschrieben (nicht exakt definiert) als Leib Christi (in dem der Heilige Geist wirkt), Volk Gottes, Gemeinschaft. Es werden zwei Aspekte zusammengesehen: die Kirche als sichtbare Versammlung (societash; die Kirche als geistliche Gemeinschaft, als corpus Christi m y s t i c u m ^ 2 3 . Wesentlich ist, daß die Kirche als solche dargestellt wird, die Volk Gottes ist, in der das ganze Volk zu Priestern gemacht ist und entsprechende Aufgaben hat. Die Laien sind Glieder des Gottesvolkes, des Christusleibes. Sie haben auf Grund der Taufe teil am dreifachen Amt Christi, am prophetischen, priesterlichen, königlichen Amt424 Der Laie kann das Zeugnis des Glaubens ablegen in der Verkündigung, eventuell durch Predigt im Notfalle425> in der Katechese durch missio c a n o n i c a 4 2 6 j in seiner U m w e l t 2 7 (prophetisches Amt); er kann das Meßopfer in geistig-realer H i n s i c h t 4 2 8 sein Leben, seine Ehe, seinen Beruf als Opfer d a r b ringe n^29 (priesterliches Amt); er soll die Umwelt mit christlichem Geist durchdringen und zwar in Ehe, Familie, Beruf, Kultur, Wirtschaft, Politik, Völkergemeins c h a f t 1 ^ 0 (königliches Amt). Einer in Zukunft engeren Zusammenarbeit zwischen Klerikern und Laien sollen Organe dienen, die auf Vorschlag des Konzils neu errichtet werden, und zwar beratende Gremien in den Diözesen^ 1, ein „Sekretariat zum Dienst und zur Anregung für das Laienapostolat" beim Heiligen S t u h l 4 3 2 ) ein Seelsorgerat, in dem Priester und Laien den Bischof 4

;

)

beraten433_

423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433

Lumen gentium Nr. 7, 8, 9, 10 Lumen gentium Nr. 34 - 36, Apostolicam actuositatem Nr. 10, Presbyterorum ordinis Nr. 2 Instructio zur Constitutio de sacra liturgia Nr. 37 Apostolicam actuositatem Nr. 10 Lumen gentium Nr. 35, Apostolicam actuositatem Nr. 10 Lumen gentium Nr. 10, 34, De sacra liturgia Nr. 14, 26, 48, Apostolicam actuositatem Nr. 10 Lumen gentium Nr. 34, 35 Lumen gentium Nr. 36, Apostolicam actuositatem Nr. 11 ff, Ad gentes Nr. 12,15,19, 21,41 besonders Gaudium et spes Nr. 33 ff, 43, 3 - 5, 46 - 90 Apostolicam actuositatem Nr. 26 Apostolicam actuositatem Nr. 26 Christus Dominus Nr. 27

Ergebnis

181

Erst nachdem eine solche breite gemeinsame Basis hervorgehoben worden ist, werden die Unterschiede aufgezeigt: Innerhalb des Volkes Gottes gibt es das Priestertum der Gläubigen und das Priestertum des hierarchischen Dienstes, die zwar aufeinander zugeordnet sind, sich aber dem Wesen (essentia) und dem Grade (gradu) nach unterscheiden434 Innerhalb des Leibes Christi besteht eine Verschiedenheit der Glieder und der Dienste: „der aus göttlicher Einsetzung kommende kirchliche Dienst wird in verschiedenen Ordnungen ausgeübt", von Bischöfen, Priestern, Diakonen435. Aber die Vielfalt der Gnadengaben und Dienstleistungen vereinen die Gläubigen, weil derselbe Geist wirkt 4 36. Auf Grund des Ordo ist die Teilnahme am dreifachen Amt Christi verschieden: es gibt Dienste, die nur durch Geweihte vollzogen werden können 4 37. Zwar verkündigen auch die Laien in der Katechese und Umwelt, und sie legen das Zeugnis des Glaubens ab, aber die Predigt in der Kirche ist den Geweihten vorbehalten^8 ( die Verkündigung des Gotteswortes ist die Hauptaufgabe der Bischöfe und Priester^39 (prophetisches Amt). Zwar bringen die Laien das Meßopfer geistig-real dar, aber die Vollmacht (potestas), es physisch-real darzubringen, hat nur der Priester440 Die Laien haben kein Recht, die Sakramente zu spenden -mit Ausnahme der Nottaufe 44 1 (priesterliches Amt). Zwar haben die Laien das Recht, die Hirten zu beraten und die allgemeinen Regelungen konkret anzuwenden, aber die Hirten verkündigen die Prinzipien, und die Gläubigen sollen sie annehmen und in der Welt zur Geltung bringen 44 ^, die Bischöfe leiten die Gläubigen 4 ^, nur sie haben das Recht, Kleriker zu wählen 444 (königliches Amt). Obgleich auch die Laien an der Sendung teilhaben, ist diese verschieden: die Glieder des geweihten Standes sind vor allem dem heiligen Dienst zugeordnet, die Laien wirken in der Welt 44 ^. 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445

Lumen gentium Nr. 10 Lumen gentium Nr. 28 Lumen gentium Nr. 7 Lumen gentium Nr. 10 Eine Ausnahme findet sich in der Instructio zur Constitutio de sacra liturgia Nr. 37 Lumen gentium Nr. 32, Christus Dominus Nr. 12, Ad gentes Nr. 38, Gaudium et spes Nr. 43, 5 De s a c r a uturgia Nr. 26, 33, 41, Lumen gentium Nr. 10 Dieses Recht wird allerdings nur in De sacra liturgia Nr. 68 genannt Lumen gentium Nr. 37, Gaudium et spes Nr. 43, 3 Lumen gentium Nr. 27, Christus Dominus Nr. 2, 4 Christus Dominus Nr. 20 Lumen gentium Nr. 31, Ad gentes Nr. 21, Gaudium et spes Nr. 43 ff. Näheres s. o. S. 156 ff

182

Das Zweite Vatikanische Konzil ( 1 9 6 2 - 1965)

Das Amt wird vorwiegend als Dienst verstanden und nicht so sehr als potestas, es wird innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen und nicht als ihr Gegenüber hervorgehoben^^. Die wesentlichen theologischen und amtlichen Aussagen des Zeitraumes von 1917-1962 wurden vom Konzil aufgenommen: der Laie wurde aufgewertet, und zuerst wurde das Gemeinsame zwischen ihm und den Klerikern innerhalb des Volkes Gottes, des Leibes Christi, der Gemeinschaft der Kirche betont447. Es bleibt aber der auch von den Theologen nicht aufgehobene Unterschied bestehen zwischen Diensten, die nur durch solche vollzogen werden können, die den Ordo empfangen haben, und Diensten, die jeder Christ auf Grund der Taufe ausüben kann. Im Gegensatz zu den meisten Aussagen der Epoche von 1917 wird dem allgemeinen Priestertum im 2. Vatikanum ein breiter Abschnitt gewidmet: es wird in der Ekklesiologie und im Zusammenhang mit Taufe und Firmung, nicht nur beim Ordo, genannt. Die Begriffe „Volk Gottes" und „Leib Christi" werden nun vorwiegend im biblischen Sinne gebraucht: durch sie wird zuerst die Gleichheit der Gläubigen und nicht, wie vor 1917, nur das Gegenüber von Klerus und Laie ausgesagt. Anstatt der Begriffe „coetus", „societas", wird jetzt häufig „communitas" gesetzt448. Identifizierte das 1. Vatikanum Kirche im wesentlichen mit Hierarchie - der Begriff „corpus mysticum" tauchte nur im 1. Schema auf449 _ versteht das 2. Vatikanum hingegen Kirche als Volk Gottes, Leib Christi und nennt erst daraufhin die Hierarchie^SO. Das Tridentinum und das 1. Vatikanum erwähnten den Laien nur in Abgrenzung gegenüber der H i e r a r c h i e ^ 1, das Tridentinum lehnte das allgemeine Priestertum ab, das 1. Vatikanum die Gleichheit innerhalb der G l ä u b i g e n 4 5 2 Das 2 . Vatikanum hingegen nennt die Laien als Glieder des Volkes Gottes, des Leibes Christi und betont die Gleichheit (aequal i t a s ) 4 5 3 innerhalb der Gläubigen, es erkennt die Würde der Laien auf Grund der Taufe an und überträgt auch auf sie das dreifache Amt Christi. 446

v g l . o. S. 126, 178; s. auch Magnus Löhrer: Die Hierarchie im Dienst des christlichen Volkes (in: De Ecclesia, hrsg. v. Guilherme Barauna, Freiburg, 1966, Bd. II, S. 9 - 24)

447

Man vergleiche das in S. 116, 122, 132 f, 146 ff, 152 Dargelegte mit dem in S. 110 - 113 Aufgezeigtem v g l . besonders das o. S. 4 0 - 4 3 Aufgezeigte Vgl. o. S. 39 Nähere Darlegungen zu den unterschiedlichen S t r u k t u r e n s. S. 177 - 179 Vgl. o. S. 7 f, 38 f Vgl. o. S. 7 f, 38 f Lumen gentium Nr. 32

448 4 4 9

451 452

Ergebnis Das 2. V a t i k a n u m versteht das A m t als ministerium;

183 w ä h r e n d das

1. V a t i k a n u m u n d das T r i d e n t i n u m es vorwiegend in der p o t e s t a s sahen, tritt dieser Begriff i m 2. V a t i k a n u m sehr z u r ü c k 4 5 4 Hatte das Trident i n u m definiert: „esse hierarchiam, divina o r d i n a t i o n e i n s t i t u t a m , quae c o n s t a t e x e p i s c o p i s , prebyteris e t ministris" ( D 1 7 7 6 ) , formuliert das 2. V a t i k a n u m „ m i n i s t e r i u m e c c l e s i a s t i c u m divinitus i n s t i t u t u m diversis ordinibus e x e r c e t u r ab illis q u i iam ab a n t i q u o E p i s o c p i , Presbyteri, D i a c o n i v o c a n t u r " ( L u m e n g e n t i u m Nr. 2 8 ) . Es ergibt sich aus d e n Aussagen d e s 2. V a t i k a n i s c h e n K o n z i l s die Folgerung: I m Verhältnis v o n b e s o n d e r e m u n d a l l g e m e i n e m Priestertum, v o n Klerus u n d Laie, w e r d e n s o w o h l die Gleichheit als a u c h der Unterschied herausgestellt. Werden die n a c h k o n z i l i a r e n S t r ö m u n g e n b e i d i e s e m A n s a t z s t e h e n bleiben?

454

Vgl. o.

s. 177

Die Stufungen innerhalb des Amtes (vgl. S. 8, 39, 124 f): Wie das Tridentinum sieht auch das 2. Vatikanum den Papst primär in der Zuordnung zu den Bischöfen, während das 1. Vatikanum seine Sonderstellung hervorhob. - Wie im Tridentinum spielen im 2. Vatikanum die Bischöfe die wichtigste Rolle, während im 1. Vatikanum der Schwerpunkt auf der Stellung des Papstes lag. Neu ist im 2. Vatikanum die Gewichtigkeit der Kollegialität im Verhältnis der Bischöfe untereinander sowie zum Papst (vgl. Lumen gentium Nr. 22 f f ) (der Begriff collegium findet sich allerdings auch schon im 1. Vatikanum, vgl. Mansi 53, 310, Schema constitutionis dogmaticae secundae de ecclesia Christi v. 14. 7. 1870, Cap. IV). Es werden in allen drei Konzilien als Aufgaben des Bischofs die Seelsorge, Predigt, Sakramentsverwaltung genannt, verschoben haben sich jedoch die Akzente: betonten das Tridentinum und das 1. Vatikanum die Seelsorge, so hebt das 2. Vatikakanum die Predigt hervor. - Die Priester sind - laut allen drei Konzilen - den Bischöfen untergeordnet. Sah das Tridentinum - und ähnlich das 1. Vatikanum als Aufgabe vornehmlich Messe und Absolution an, da das Priestertum unter Bezugnahme auf das sacerdotium Christi als Opfer verstanden wurde, so erwähnt das 2. Vatikanum drei Aufgaben, die Predigt, Spendung der Sakramente, Seelsorge, die es von den drei Ämtern Christi ableitet.

4. KAPITEL: NACH DEM KONZIL Für die nachkonziliare Epoche, in der wir noch stehen, werden zu untersuchen sein die durchgeführten Reformen und die noch anhaltenden Reflexionen über das Amt in seinem Verhältnis zum allgemeinen Priestertum. Durchgeführte R e f o r m e n I. Kirchenrechtlich wurden strukturelle Veränderungen geschaffen, durch die fortan eine Beteiligung der Laien in kirchlichen Gremien ermöglicht wird 1. 1

Hier werden nur die Gremien erwähnt, die für die Beteiligung der Laien eine Bedeutung haben. Für die Hierarchie wäre noch hinzuweisen auf die Bischofssynode, die am 15.9.1965 durch Motu proprio „Apostolica sollicitudo" von Papst Paul VI. errichtet wurde (vgl. AAS 57, 1965, S. 775-780; HK, 19. Jg., 1964/65, S. 641-643: Das Motu proprio „Apostolica sollicitudo"). Sie tagte inzwischen mehrmals: vom 29.9. - 29.10.1967 in Rom (behandelt wurden Fragen der Reform der Liturgie, des kirchlichen Gesetzbuches, der Glaubensgefährdung u. a.; vgl.: Die erste Vollversammlung der Bischofssynode (I) (II); in: HK, 21. Jg., 1967, S. 526-537, 577-591), vom 11.-28.10.7969 in Rom (behandelt wurde die Frage der Kollegialität der Bischöfe in ihrer Beziehung zum Papsttum: vgl. Die außerordentliche römische Bischofssynode (I) (II) (III); in: HK, 23. Jg., 1969, S. 477-482, 534-540, 572-581), vom 30.9. - 6.11.1971 in Rom (behandelt wurden Fragen des Zölibats, der Gerechtigkeit u. a.; vgl. Die zweite ordentliche Bischofssynode. Was kommt nach der römischen Bischofssynode? in: HK, 25. Jg., 1971, S. 457-460 u. 553-558). Diese Bischofssynode befaßte sich auch mit einem Arbeitspapier über die Priester: vgl. Rapport de la commission internationale de théologie. Le ministère sacerdotal, Paris, 1971 (Walter Kasper: Das priesterliche Dienstamt. Bemerkungen zu der Vorlage für die Bischofssynode 1971, in: Diakonia. Der Seelsorger, 2. Jg., 1971, S. 222-232). Das von der Bischofssynode 1971 verabschiedete Dokument „Das Priesteramt" Lehrsätze und Richtlinien zum priesterlichen Dienst - geht im wesentlichen nicht über die Décréta des 2. Vatikanum „Presbyterorum ordinis" (v. 7.12.1965) und „Optatam totius ecclesiae" (v. 28.10.1965) hinaus; der Krise des Priesteramtes wird allerdings Rechnung getragen (Nr. 2-8) und die Ausübung eines Berufes, sofern er sich mit den priesterlichen Verpflichtungen vereinen läßt, erwogen (Nr. 18, 2-4) (Bischofssynode 1971. Das Priesteramt. Eingeleitet von Joseph Kardinal Höffner. Mit einem kurzen Kommentar von Hans Urs von Balthasar, Einsiedeln, 1972), s. auch o. S. 139-141, u. S. 244, 254; vgl. auch: HK, 25. Jg., 1971, S. 343-348 u. 584-591: Die Priesterfrage steht zur Entscheidung. Überlegungen und Postulate im Vorfeld der römischen Bischofssynode - Das Synodendokument über das priesterliche Dienstamt. Die dritte Vollversammlung der Bischofssynode, die vom 27.9. - 26.10.7974 in Rom gehalten wurde, behandelte das Problem der Evangelisierung (vgl. HK,

186

Nach dem Konzil

Auf der Ebene der Gesamtkirche ist hier der durch Motu proprio „Catholicam Christi ecclesiam" von Papst Paul VI. am 6.1.1967 errichtete „Rat für die Laien" zu nennen2. Er setzt sich aus 12 Laien, darunter 2 Frauen, zusammen, während der Präsident allerdings ein Kardinal ist. Die Aufgabe dieses Rates besteht vor allem darin, den Dialog zwischen Laien und Hierarchie zu fördern. Auf der Ebene der Diözesen sind zu erwähnen die durch die Deutsche Bischofskonferenz von 1967 beschlossene^ und dann durchgeführte^ Errichtung von Katholikenausschüssen, nämlich eines Diözesanrates für die jeweilige Diözese; dieses Gremium, in dem auch Laien vertreten sind - es ist gemeint mit dem im Dekret „Apostolicam actuositatem" (Nr. 26) genannten Organ^ —, ist gedacht zur Beratung und Unterstützung

28. Jg., 1974, S. 5 9 1 - 5 9 7 : Zwischen Ortskirche und Weltkirche. Die Vollversammlung der römischen Bischofssynode (I); ebd. S. 6 4 9 - 6 5 6 : Zwischen Weltkirche und Ortskirche. Die Vollversammlung der römischen Bischofssynode . ÖD) AAS 59, 1967, S. 25-28. Das Sekretariat für die Einheit der Christen erließ am 2 2 . 2 . 1 9 7 5 ein Dokument „Die ökumenische Zusammenarbeit auf regionaler, nationaler und örtlicher Ebene", in dem die Räte der verschiedenen Kirchen beschrieben werden und eine Zusammenarbeit im Sinne des Ökumenischen Direktoriums ( 1 9 6 7 , 1 9 7 0 ) erwogen wird (in: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 5. Jg., Nr. 29 v. 1 8 . 7 . 1 9 7 5 , S. 8 - 10 und Nr. 30 v. 2 5 . 7 . 1 9 7 5 , S. 8 - 1 1 ) 3 Vgl. Johannes B. Hirschmann: Laienapostolat nach dem Konzil (in: Stimmen der Zeit, 180. Bd., 1967, S. 289-298, bes. 292 f); Beschluß der Deutschen Bischofskonferenz vom Frühjahr 1967 über Grundsätze für die Struktur der Laienarbeit (in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 136. Bd., 1967, S. 5 2 3 - 5 2 5 ) ; Mustersatzungen für die Räte des Laienapostolats (in: Berichte und Dokumente. Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Bad Godesberg, Nr, 1, Juni 1969, S. 13; und in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 136. Bd., 1967, S. 5 2 5 5 3 2 unter dem Titel: Mustersatzungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken für die Räte des Laienapostolats) (Herbst 1 9 6 7 ) 4 Vgl. Wolfgang Schöpping: Die Laien- und Pastoralräte in den deutschen Diözesen (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 33-40); Mustersatzungen ... aaO. S. 16; Klaus Hemmerle: Zur Entwicklung der nachkonziliären Räte in der Bundesrepublik (in: Berichte und Dokumente. Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Bad Godesberg; Nr. 10, August 1970, S. 13-29). Kritik erfolgte von Klaus Mörsdorf: Die andere Hierarchie. Eine kritische Untersuchung zur Einsetzung von Laienräten in den Diözesen der Bundesrepublik Deutschland (in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 138. Bd., 1969, S. 4 6 1 5 0 9 , b e s . 4 6 1 , 4 8 4 , wo ausgeführt wird, daß die Bestimmungengegen das Recht der Kirche gehen)

2

5

Vgl. o. S. 1 3 4 Die Errichtung nationaler Pastoralräte lehnte die römische

Durchgeführte Reformen

187

des kirchlichen Amtes. In Verwirklichung des Vorschlages des Dekrets „Christus Dominus" (Nr. 27)6 wurden inzwischen auch in den Diözesen Seelsorgeräte gebildet?, in denen Priester und Laien dem Bischof zur Seite stehen. - Laut Weisung des Ökumenischen Direktoriums (Nr.5) (1967) wurden in Bistümern ökumenische Kommissionen errichtet, in denen neben Klerikern auch Laien sind**. Obgleich das kodifizierte Recht noch nicht geändert ist, ergaben sich in praxi einige Veränderungen: so wurden Laien auf Diözesansynoden -entgegen CIC, can. 358 - beteiligt, so beispielsweise auf der Diözesansynode in Hildesheim, die 1968 und 1969 stattfand9. Ebenfalls an Pastoralsynoden nahmen Laien - entgegen can. 284 - teil, so bei den Pastoralsynoden, die 1966, 1968, 1969 und 1970 in sechs Sessionen in Holland gehalten wurden 10. An der von 1971 - 1975 tagenden Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland nahmen auch Laien teill 1. Außerdem wird das gesetzte Recht überschritten - vgl. can. Vgl. o, S. 144

Kongregation für den Klerus - unter bezug auf „Christus Dominus" - ab (vgl. KNA, Aktueller Dienst Ausland Nr. 221 v. 21.9.1972) 7 Vgl. Wolfgang Schöpping: Die Laien- und Pastoralräte in den deutschen Diözesen (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 33-40). Zu erwähnen ist auch die Vorschrift der römischen Kongregation für den Klerus, diözesane Priesterräte zu errichten, vom 11.4.1970 (AAS 62, 1970, S. 459-465) (vgl.: Errichtung diözesaner Priesterräte, in: Theologisch-praktische Quartalschrift, 118. Jg., 1970, S. 368 f) 8 Ökumenisches Direktorium,Erster Teil. Paderborn, 1967 (AAS 5 9 , 1 9 6 7 , S. 576) 9 Vgl. HK 22. Jg., 1968, S. 290, 23. Jg. 1969, S. 292; zu erwähnen wäre auch die DiözesansynodeinWienvom 15.-18.1.1969 (vgl. HK 23. Jg., 1969, S. 101-103: Zur ersten Sitzungsperiode der Wiener Diözesansynode) Vgl. HK: Die erste Plenarversammlung des holländischen Pastoralkonzils (22. Jg., 1968, S. 63 f), Die Zweite Vollversammlung des holländischen Pastoralkonzils (22. Jg., 1968, S. 207-209), Die dritte Vollversammlung des holländischen Pastoralkonzils (23. Jg., 1969, S. 57-59), Die vierte Vollversammlung des holländischen Pastoralkonzils (23. Jg., 1969, S. 208-210), Zur fünften Sitzung des holländischen Pastoralkonzils (24. Jg., 1970, S. 55-58), Die letzte Sitzung des holländischen Pastoralkonzils (24. Jg., 1970, S. 203-205); Jan Kerkhofs: Das niederländische Pastoralkonzil als Modell einer demokratischen Kirchenversammlung (in: Concilium, 7. Jg., 1971, S. 212-215) Am 2. Vatikanum nahmen in der 2. - 4. Sessio (1963-65) Laien als auditores teil (vgl. Josef Schmitz van Vorst.: Kirche gestern, Kirche morgen, Stuttgart, 1966, S. 215) " Ira 1. Statuten- und Programmentwurf zur deutschen Synode war den Laien zwar Stimmrecht, den Bischöfen aber allein die Gesetzgebung zugestanden worden (Art. 5, 13) (HK 23. Jg. 1969, S. 472-76: Statuten- und Programmentwurf zur deutschen Synode, dort S. 473 f). Hiergegen wurden Bedenken angemeldet z.B. von Johannes Günter Gerhartz: Keine MitentScheidung von Laien auf der Synode? (in: Stimmen der Zeit, 184. Bd., 1969, S. 145-159). Das Sta-

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Nach dem Konzil

109 - , wenn Laien zur Bischofswahl herangezogen werden, wie das in Münster 1969 der Fall war* 2. Auf ortskirchlicher Ebene sind hervorzuheben die Dechantenräte und vor allem die Pfarrgemeinderäte, die sich seit 1967 bildeten. Sie haben - im Gegensatz zu den evangelischen Kirchengemeinderäten - im wesentlichen nur Mitsprache kein Stimmrecht, dieses steht allein dem Kleriker zu

13

tut wurde dann am 11.11.1969 dahingehend geändert, daß die Beschlußfassung jetzt durch die Synode geschieht (Art. 13) (vgl. KNA 1969, Nr. 50, S. 9-12: Auf dem Weg zur Gemeinsamen Synode. Synopse des Statutenentwurfs des ZdK und des endgültigen Textes, dort S. 11 f;vgl. HK 23. Jg. 1969, S. 545-550: Das deutsche Synodalstatut). Zur Synode '72 vgl.: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, München, 1970 ff (z.B. Bericht über die einzelnen Kommissionen und Vollversammlungen). Synode '72. Texte zur Diskussion um eine gemeinsame Synode der Diözesen in der Bundesrepublik Deutschland. Zusammengestellt von der Dokumentationszentrale Publik. Frankfurt. Teil I. II. III. 1969-70. Man vergleiche auch die laufenden Berichte in der Herder-Korrespondenz, z.B. Die konstituierende Sitzung der Gemeinsamen Synode in Würzburg (25. Jg., 1971, S. 92 - 102) (Januar 1971); Die erste Arbeitssitzung der Synode in Würzburg (I) (II) (26. Jg., 1972, S. 303-306, 354-360) (Mai 1972); Die zweite Arbeitssitzung in Würzburg (27. Jg., 1973, S. 89-101) (Januar 1973); Die vierte Vollversammlung in Würzburg (28. Jg., 1974, S. 26-37) (November 1973); Die fünfte Vollversammlung in Würzburg (28. Jg., 1974, S. 322-324) (Mai 1974); Die sechste Vollversammlung in Würzburg (29. Jg., 1975, S. 38-46) (November 1974); Die siebte Vollversammlung in Würzburg (29. Jg., 1975, S. 287-293) (Mai 1975); Die achte und letzte Vollversammlung in Würzburg (30. Jg. 1976, S. 26-34) (November 1975) VgL Günther Mees: Münster vor der Bischofswahl (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 84-87); KNA 1969, Nr. 2, S. 2: Mitwirkung der Laien bei der Bischofswahl. Domkapitel will Vorschläge von Laien und Priestern berücksichtigen; ebd. Nr. 7, S. 10, Nr. 24, S. 11) Weitere Literatur zu den Gremien: Walter Kasper: Stellung und Funktion der Seelsorge- und Laienräte (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 50-55), ders.: Kollegiale Strukturen in der Kirche. Der theologische Ort der Räte des gemeinsamen Apostolats (ebd. S. 5-17); Franz-Peter Becker: Der Pfarrgemeinderat (in: KNA 1969, Nr. 31, S. 12 f, Nr. 32, S. 5-7; Nr. 33, S. 5-6; Nr. 34, S. 8 f, Nr. 35, S. 10-12, Nr. 39, S. 9-11); Hans Schroer: Der Pfarrgemeinderat als gesamtkirchliche Aufgabe, Essen, 1967, 3. Aufl. 1971; Johannes Neumann: Das Kirchenrecht vor seiner Revision (in: Die Autorität der Freiheit, hrsg. v. Johann Christoph Hampe, München, 1967, Bd. II, S. 488-527), ders.: Synodales Prinzip. Der größere Spielraum im Kirchenrecht, Freiburg, Basel, Wien, 1973. Vgl. Hirschmann, aaO. (Anm. 3) S. 292; Schöpping, aaO. (Anm. 4) S. 33; Mustersatzungen ... aaO. (Anm. 3) S. 10

Durchgeführte Reformen

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Bezüglich der Verbände ist aufmerksam zu machen auf die neue Satzung, die sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken 1967 gegeben hat. Verstand sich das Zentralkomitee laut Statut von 1952 als ein durch die Autorität der Bischöfe getragener „Zusammenschluß der im Laienapostolat der katholischen Kirche in Deutschland tätigen Kräfte" 14, so versteht es sich laut Statut vom 9 . 1 0 . 1 9 6 7 als „der von der deutschen Bischofskonferenz anerkannte Zusammenschluß von Einrichtungen, Vereinigungen und Personen, die im Laienapostolat der katholischen Kirche in Deutschland stehen" 15. Dadurch ist zum Ausdruck gebracht, daß das Zentralkomitee eine Vereinigung ist, die primär von Laien, nicht von der Hierarchie ausgeht. Somit kommt wieder der Gedanke des 19. Jahrhunderts zum Tragen, der im Statut von 1952 zurückgetreten war 16. Im Entwurf eines Grundgesetzes vom 2 4 . 5 . 1 9 6 9 und - in einer 4. Fassung - von 1970/71, das für die gesamte römisch-katholische Kirche gelten soll, wird versucht, die Aussagen der Konzilsdokumente juristisch zu fassen!?. Die Kirche wird bezeichnet als Volk G o t t e s 18, Gemein14 15

Vgl. o. s. 103, Anm. 465 Vgl. Hirschmann, aaO. (Anm. 3) S. 2 9 4 ; Statut des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Berichte und Dokumente. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Bad Godesberg, Nr. 1, Juni 1969, S. 3) Hirschmann, aaO. S. 2 9 5 ; vgL auch: HK: Die Reform des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (22. Jg. 1968, S. 2 0 1 - 2 0 5 ) ; Zur letzten Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ( 2 7 . - 2 9 . 3 . 1 9 6 9 ) (23. Jg., 1 9 6 9 , S. 2 0 6 - 2 0 8 ) (Zur Lage der Verbände im 19. und 20. Jahrhundert s.o.. S. 37 und 103). Dieser Gedanke wird vertieft im Statut v. 25./26.10.1974, wonach sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken versteht als „Zusammenschluß von Vertretern der Diözesanräte und katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und von weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft" (vgl. KNA. AktueUer Dienst, Inland Nr. 2 5 0 v. 2 8 . 1 0 . 1974). Eine Vorlage „ Verantwortung des ganzen Gottesvolkes für die Sendung der Kirche" (betr. Verbände, Karrgemeinderat, Priesterrat, Diözesanpastoralrat, Gemeinsame Konferenz - aus Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken - ) war in der Debatte der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 1 / 1 9 7 5 v. 15. Januar 1 9 7 5 , S. 4 3 - 5 8 ; Wilhelm Pötter: Bleibt die kirchliche Mitverantwortung des Laien nur Theorie? Zur Synodenberatung über das kirchliche Rätewesen, in: HK, 28. Jg., 1 9 7 4 , S. 5 8 5 - 5 9 1 ) . Sie wurde nach der 2. Lesung am 10. Mai 1975 verabschiedet (vgl. Synode 1 / 1 9 7 6 v. 10. Februar 1 9 7 6 , S. 49-67). Eine „Rahmenordnung für die

Pastoralen Strukturen und für die Leitung und Verwaltung der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" wurde von der Synode am 26. Mai 1974 verabschiedet (in: Synode 5 / 1 9 7 4 , S. 1-15). Die 3. Fassung des Entwurfes (v. 2 4 . 5 . 1 9 6 9 ) ist erstmals im deutschen Sprach-

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Nach dem Konzil

schaft 19, Leib Christi^O, hierarchisch geordnete Gesellschaft^. Im Volke Gottes sind alle zu Priestern gemacht, doch einige zu Amtsträgern (ministri) b e s t e l l t 2 2 . Der heilige Geist gibt allen Gaben, doch den einen hierarchische, den anderen charismatische^. Die Glieder des Leibes Christi haben unterschiedliche Dienste trotz der gleichen W ü r d e 24 ; Der Herr setzte verschiedene Dienstämter ein, die von den Bischöfen (und dem Papst) mit den Presbytern in Nachfolge der Apostel ausgeübt w e r d e n 2 5 . Sie bestehen im Amt der Lehre, Heiligung, Leitung26. Sie können allein ausgeübt werden durch solche, die die Weihe empfangen haben27. Nur die geweihten Amtsträger verkündigen die Wahrheit, nur sie spenden die Sakramente und leiten die Gläubigen28. Die Gläubigen haben das Verkündigte in Verantwortung anzunehmen29) sie haben das Recht auf Empfang der geistlichen Güter und der S a k r a m e n t e ^ O Aber durch die Taufe und Firmung haben sie auch aktiven Anteil am dreifachen Amt C h r i s t e l und zwar durch ihr Zeugnis im Leben und durch das Lobopfer (vgl. Hebr. 13, 15) (wobei es der Ermächtigung bei der Verkündigung der Botschaft in der Kirche durch eine zuständige Autorität bedarf)32 j

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25

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31 32

räum abgedruckt in: Herder-Korrespondenz, 24. Jg., 1970, S. 272-281 unter der Überschrift: Entwurf eines Grundgesetzes in der Kirche; die 4. Fassung (von 1970/71) ist ebendort abgedruckt unter derselben Überschrift (25. Jg., 1971, S. 239 (240)-249) und in: Kein Grundgesetz der Kirche ohne Zustimmung der Christen. Text des Entwurfs und kritische Beiträge von Johannes Günter Gerhartz, Walter Kasper und Johannes Neumann, Mainz, 1971, S. 4588. - Hier ist die 3. Fassung und die 4. Fassung (in Klammern) zitiert. Kap. I, Kan. 1, § 1 (mit bezug auf 1. Petr. 2, 9 f im Vorwort (ebd.) Kap. I, Kan. 1, § 1 (ebd.) Kap. I, Art. 1, Kan. 10, 25 (ebd.) Vorwort; Kap. 1, Kan. 1, § 1 (ebd.) Kap. I, Kan. 1, § 2.3. (ebd.) Kap. I, Kan. 1, § 4; hier findet sich dieselbe Gegenüberstellung von hierarchisch und charismatisch wie in der Constitutio de ecclesia „Lumen gentium" (s.o. S. 123, Anm. 59) (ebd.) Kap. I, Art. 1, Kan. 10 u. 25 (Kap. I, Art. 1, Kan. 10 u. 26) Kap. I, Art. 2, Kan. 30 ff (Kap. I, Art. 2, Kan. 31 f f ) Kap. II, Kan. 50, § 2 (Kap. II, Kan. 51, § 2) Kap. I, Art. 1, Kan. 27 (Kap. I, Art. I, Kan. 28) Kap. II, Art. I, Kan. 53, § 1.2.; Kan. 59, § 1-3, Kan. 60, § 1.2; Kap. II, Art. II, Kan. 64, § 1.2.; Kap. III, Kan. 74, § 2 ff. (Kap. II, Art. I, Kan. 54; 1.2.; Kan. 60, § 1-3, Kan. 61, § 1.2.; Kap. II, Art. II, Kan. 65, § 1.2.; Kap. III, Kan. 75, § 2 ff). Eine Ausnahme bildet die gültige Spendung der Taufe durch Laien (s. Anm. 34). Kap. I, Art. 1, Kan. 13, § 1 (ebd.) Kap. I, Art. 1, Kan. 14 (ebd.) (vgl. die Bestimmung des CIC, can. 682) Kap. II, Kan. 52, § 3 (Kap. II, Kan. 53, § 3) Kap. II, Art. I, Kan. 55, § 1 (ebd.); Kap. II, Art. I, Kan. 60, § 2 und Kan. 61 (Kap. II, Art. 1, Kan. 61, § 2 u. Kan. 62)

Durchgefühlte Reformen

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durch Gebet und Aufopferung bei der heiligen M e s s e l durch Spendung der Taufe34 ) durch die Mithilfe bei der Leitung^, durch Ausrichtung der zeitlichen Güter auf G o t t ^ , durch Meinungsäußerung gegenüber der Hierarchie: u.U. werden die Laien von den Hirten um Rat gefragt und mit kirchlichen Aufgaben betraut37. Die Laien werden - wie in „Lumen gentium" - als solche definiert, die nicht geweiht sind und keinem Orden angehören und an der Heilssendung der Kirche durch Taufe und Firmung teilhaben^. Der Entwurf des Grundgesetzes wurde sehr kritisch beurteilt. Gerhartz stellt die Frage, ob das Grundgesetz nicht eine Verkürzung des normativen Grundgesetzes der apostolischen Verkündigung sei39. Kasper und Neumann finden ein Grundgesetz unangemessen, weil es eine Juridisierung der Kirche beinhalte 40 . Der vorliegende Entwurf bleibe in der Aussage über die pneumatische Wirklichkeit der Kirche hinter der Konstitution des 2. Vatikanum „Lumen gentium" zurück 4 1. Bezüglich

der Laien erblickt Dombois (evang.) im Grundgesetz Vorsichtsmaßregeln und E i n s c h r ä n k u n g e n 4 ^ . Außerdem fehle die Auseinandersetzung

33 Kap. II, Art. II, Kan. 72, § 2 u. Kan. 65, § 4 (Kap. II, Art. II, Kan. 73, § 2 und Kan. 66, § 4) 34 Kap. II, Art. II, Kan. 66, § 2 (Kap. II, Art. II, Kan. 67, § 2) 35 Kap. II, Art. III, Kan. 82 (Kap. II. Art. III, Kan. 83) 36 Kap. I, Art. 2, Kan. 29, § 2 (Kap. I, Art. 2, Kan. 30, § 2) 37 Kap. I, Art. 1, Kan. 13, § 3 u. Kan. 29, § 3 (Kap. I, Art. 1, Kan. 14, § 3 u. Kan. 30, § 3). Der 4. Entwurf nennt auch das Recht der Laien und Kleriker, Vereinigungen zu bilden, aaO. Kap. I, Art. 1, Kan. 16 38 Kap. I, Art. 1, Kan. 29, § 1 (Kap. I, Art. 1, Kan. 30, § 1) Lumen gentium, 4. Kap. Nr. 31 (s. o. S. 120 f) 39 Johannes Günter Gerhartz: Kommt das Grundgesetz der Kirche zu früh? (in: Kein Grundgesetz der Kirche ohne Zustimmung der Christen, Mainz, 1971, S. 9-17, dort S. 15) Walter Kasper: Ein Grundgesetz der Kirche - ein Grundgesetz der Restauration? Die theologische Problematik des Entwurfs (in: Kein Grundgesetz der Kirche ohne Zustimmung der Christen, Mainz, 1971, S. 18-30, dort 25, 26 f); Johannes Neumann: Zum Gespött der Juristen. Gesetzestechnische Anmerkungen zum Entwurf eines Grundgesetzes der Kirche (ebd. S. 31-44, dort S. 44) 41 Kasper, aaO. S. 23; Neumann, aaO. S. 41; so auch Giuseppe Albetigo: Das Grundgesetz für die Kirche als Werkzeug zur Restauration (in: Concilium, 7. Jg., 1971, S. 449-457, dort 450 f) und evangelischerseits: Hans Dombois: Die ökumenische Tragweite der Kodex-Reform. Zum Entwurf eines Grundgesetzes der katholischen Kirche (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 22. Jg., 1971, S. 50-53), ders.: Kodex und Konkordie. Fragen und Aufgaben ökumenischer Theologie, Stuttgart, Frankfurt, 1972, S. 9-67; es wird ein Alternativ-Entwurf zur Lex Fundamentalis vorgeschlagen, ebd. S. 30-48. 42 AaO. (s. Anm. 41) S. 52

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mit der Ökumene43. Gerhartz fragt, ob das Grundgesetz nicht ökumenisch ein Rückschlag sei44. Alberigo kommt zu dem Schluß: „Eine lex fundamentalis ist unmöglich und unannehmbar"45. Selbst Dordett, der das Ganze vorsichtiger beurteilt, hält eine zeitliche Zurückstellung für geboten46. II. Eine Reform zeigt sich auch in einigen Katechismen: Im sogenannten Holländischen Katechismus von 1966 „Glaubensverkündigung für Erwachsene"47 werden innerhalb der Christologie das allgemeine Priestertum und das Amt behandelt, und zwar in biblischer Beschreibung, aus der Folgerungen für das Leben gezogen werden^. Das Priestertum des Volkes Gottes wird auf Grund von 1. Petr. 2,4 erwähnt: seine Ursache hat es in Taufe und F i r m u n g 4 9 ; seine Aufgaben bestehen im Dienst, in der Darbringung geistiger Opfergaben, in der Gestaltung der Welt, in der Verkündigung, im L e i d e n ^ O Das priesterliche Hirtenamt wird als Dienst verstanden, als Apostelamt, das weitergegeben wird. Es wird heute in der Kirche besonders durch die Bischöfe ausgeübt^ 1. Am Priestertum Christi hat das gesamte Gottesvolk Anteil. Das priesterliche Hirtenamt dient dazu, das allgemeine Priestertum zu e r n e u e r n ^ . Im revidierten Einheitskatechismus von 1969 glauben - leben handeln"53 w i r d die Kirche jetzt oft Volk Gottes g e n a n n t ^ aber auch 43 44 45 46

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AaO. S. 53 AaO. S. 15 AaO. (s. Anm. 41) S. 456 Alexander Dordett: Zum Entwurf der „Lex Fundamentalis" (in: Wort und Wahrheit, 26. Jg., 1971, S. 308-317, Zitat S. 312) Glaubensverkündigung für Erwachsene. Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus (mit: Ergänzung zur Glaubensverkündigung für Erwachsene. Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus. 1969), Freiburg, Basel, Wien, 1969 AaO. S. 299 ff (Ekklesiologie), 390 ff, 401 ff AaO. S. 390-392 AaO. S. 392 ff AaO. S. 401 ff AaO. S. 407 ff. In der „Ergänzung zur Glaubensverkündigung für Erwachsene" wird der spezifische Unterschied zwischen hierarchischem und allgemeinem Priestertum betont (aaO. S. 68) g l a u b e n - l e b e n - h a n d e l n . Arbeitsbuch zur Glaubensunterweisung, herausgegeben von den deutschen Bischöfen. 1969, Freiburg u.a. Zur Vorarbeit vgl. den Bericht von Gabriele Miller: Ein neuer Katechismus (in: Katechetische Blätter, 93. Jg., 1968, S. 513-532). Der Fortschritt gegenüber dem Katechismus von 1955 (vgl. o. S. 87 0 läßt sich schon an den Überschriften erkennen: War im Katechismus von 1955 Teil II überschrieben: „Von der Kirche und den Sakramenten", so lautet die Überschrift nun: „Wir leben im Volk

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Leib C h r i s t i 5 5. Es wird auf die Aufgabe jedes Gläubigen im Leibe C h r i sti, im Volke Gottes aufmerksam g e m a c h t 5 6 und deren Mündigkeit durch die Firmung hervorgehoben^7. Alle Gläubigen können das Evangelium v e r k ü n d i g e n ^ , alle bei der Eucharistiefeier auf Grund der Taufe mitwirkend alle sind füreinander v e r a n t w o r t l i c h ^ . Einige sind dazu berufen, in der Kirche als Vorsteher tätig zu sein, nämlich die Nachfolger der Apostel, die Bischöfe (mit dem Papst)61. Bischof und Priester

haben die Aufgabe, „den einzelnen Kirchen und Gemeinden besonders zu dienen, sie zu leiten und für sie zu sorgen"62.

III. Bezüglich des seelsorgerlichen Wirkens wird jetzt das Experiment der Arbeiterpriester wieder erlaubt: das wurde im Communiqué der französischen Bischöfe vom 23. 10. 1965 verankert: „Der französische Episkopat will, in Übereinstimmung mit dem Heiligen Stuhl, eine kleine Zahl von Priestern ermächtigen,. . . ganztägig in den Fabriken und auf den Baustellen zu arbeiten... Es ist eine wesentlich priesterliche Mission,

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Gottes". Wurde bisher in Nr. 56 die „Hirtenaufgabe der Kirche" dargestellt, so nennt die revidierte Nummer die „Verantwortung im Volk Gottes" (vgl. Miller, aaO. S. 515 f)- Dies ist dann in die endgültige Ausgabe des Katechismus übernommen worden S. 83 f (Nr. 45), S. 85 (Nr. 46) S. 87 (Nr. 48) s. 88 (Nr. 48), S. 106 (Nr. 56) S. 149 (Nr. 74) S. 94 (Nr. 50) s. 102 (Nr. 53). Bei der Zitation von 1. Petr. 2,9 fehlt allerdings gerade die Stelle: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges, Gott zu eigen erworbenes Volk" - dies war im Katechismus von 1955 zitiert (Nr. 53, S. 97; vgl. o. S. 88) S. 106 (Nr. 56), S. 88 (Nr. 48) S. 89 (Nr. 49) s. 186 (Nr. 88) Es findet sich eine Aufteilung der Gläubigen in Stände: in Vorsteher der Kirche, Eheleute, Ordensleute (S. 186) Im Katechismus „Glaubensverkündigung für Erwachsene" ist die Nottaufe durch Laien nicht erwähnt, hingegen in „glauben-leben-handeln" (S. 120, Nr. 62); von einem Vollzug der übrigen Sakramente durch Laien ist nicht die Rede. Die Konzilsbeschlüsse werden in katechismusartiger Form vorgelegt in den beiden Werken: Wilhelm Breuning, Balthasar Fischer, Linus Hofmann: Katechismus zum Konzil für Priester und Laien, Recklinghausen, 1968; Franco Pierini: Katechismus des 2. Vatikanischen Konzils, Remscheid, 1969. Im Katholischen Kurz-Katechismus (Limburg, 1975) ist das hierarchische Moment stark betont (Nr. 34, 36, 40). Die Nottaufe durch Laien ist genannt (Nr. 46).

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die den arbeitenden Priestern anvertraut wird: wie alle Priester sind sie dazu geweiht, das Evangelium zu v e r k ü n d i g e n " 6 3 . IV. Bei den liturgischen Reformen ist hinzuweisen auf die Instructio altera Ad exsecutionem Constitutionis de sacra Liturgia recte ordinandam v o m 4. 5. 1967, die genehmigt, daß die Diözesen den Gebrauch der Muttersprache auch im Kanon e i n f u h r e n ^ fernerhin auf die apostolische Konstitution von Papst Paul VI. „Missale R o m a n u m " v o m 3. 4. 1969^5, die Institutio Generalis Missalis Romani v o m 6. 4. 1 9 6 9 6 6 bezüglich der Richtlinien für den neuen „Ordo missae", der am 30. 11. 1969 in Kraft trat67 und Erneuerungen genehmigt: die Gläubigen werden durch Akklamationen stärker als bisher am Gottesdienst beteiligt, z. B. beim „Allgemeinen Gebet" und beim Antwortpsalm68. Ein neues Meßbuch ist 1 9 7 0 herausgegeben worden. Es ist — nach einer Erprobungszeit — ab 7. März 1976 verbindlich eingeführt worden69. 63 Vgl. HK, 19. Jg. 1964/65; S. 696 f: Wiederum Arbeiterpriester in Frankreich; der Verfasser sieht in der Erlaubnis zur Arbeit eine Folge der Theologie des Konzils, daß sich die Kirche der Welt zuwendet, was eine absolute Ausschließung des Priesters nicht mehr notwendig macht (ebd. S. 697), vgl. auch das S. 103 und 162 Ausgeführte. 1975 gab es bereits 750 Arbeiterpriester (s. KNA, Aktueller Dienst Ausland Nr. 164 v. 19. 7. 1975: 750 Arbeiterpriester in Frankreich tätig) 64 AAS 59, 1967, S. 442-448 (vgl. HK, 21. Jg., 1967, S. 262 f: Neue Phase liturgischer Reformen) 65 AAS 61,1969, S. 217-222 (diese Constitutio Apostolica ist auch abgedruckt in: Missale Romanum, Rom, 1970, S. 6-19) (vgl. auch KNA 1969, Nr. 18, S. 12-15: Missale neu überarbeitet. „Das Römische Meßbuch unserer Zeit anpassen", HK, 23. Jg., 1969, S. 444) 66 KNA 1969, Nr. 19, S. 5-7: Der neue „Ordo Missae". Praktische Änderungen in der Meßfeier. Zum Ordo Missae vom 28. 4. 1969 vgl. L'Osservatore Romano v. 28. - 29. 4. 1969, Jg. 109, Nr. 98 S. 1 und v. 9. 5. 1969, Jg. 109, Nr. 106, S. 1 (Die Institutio Generalis Missalis Romani ist abgedruckt in: Missale Romanum, Rom, 1970, S. 19-92, der Ordo Missae ebd. S. 383-511) 67 Vgl. Papst Paul VI.: Constitutio Apostolica „Missale Romanum", AAS 61,1969, S. 222 (und in: Missale Romanum, Rom, 1970, S. 16) (vgl. auch: Missale Romanum, Rom, 1970, S. 30-31, Cap. II, Nr. 14-15 der Institutio Generalis Missalis Romani, bedeutenu auch Cap. III, Nr. 58, S. 43) 68 AaO. S. 220 f 69 Titel: Missale Romanum. Ex Decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II Instauratum Auctoritate Pauli PP. VI Promulgatum. Rom, 1970. Zur neuen Ordnung vgl.: Emil Josef Lengeling: Die neue Ordnung der Eucharistiefeier. Allgemeine Einführung in das römische Meßbuch. Endgültiger lateinischer und deutscher Text. Einleitung und Kommentar, Münster, 1970; Josef Andreas Jungmann: Messe im Gottesvolk. Ein nachkonziliarer Durchblick durch Missarum Sollemnia, Freiburg, Basel, Wien, 1970; Erklärung der deutschen Bischöfe zur Einführung des neuen deutschen Meßbuches (in: Kirchlicher Anzeiger für das Bistum Hildesheim, Nr. 16 v. 17.10. 1975, S. 268-273)

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Ein neuer Ritus der Weihe ist 1968 e r s c h i e n e n ^ . i m Ritus der Priesterweihe wird jetzt gesagt, daß das ganze Volk Gottes durch Christus zu Priestern gemacht wird („populus Dei sanctus totus regale sacerdotium in Christo efficitur")71. Dennoch wählte der Herr Apostel, deren Nachfolger, die Bischöfe, das Amt des Lehrers, Priesters, Hirten ausüben sollen, damit der Leib Christi, die Kirche, erbaut w e r d e t Die Presbyter (presbyteri) sind „cooperatores" der B i s c h ö f e 7 3 . Auch sie haben die Aufgabe (munus) zu lehren (Verkündigung), zu heiligen (Sakramentsspendung), zu leiten (die Gläubigen zu einer Familie zu einen)74. Die Gemeinde wird gefragt, ob die Anwesenden würdig sind zur Weihet5.

70 Titel: Pontificale Romanum Ex Decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II Instauratum Auctoritate Pauli PP. VI Promulgatum. De Ordinatione Diaconi, Presbyteri et F.piscopi, Rom, 1968, De Ordinatione Presbyterorum, S. 31 - 49. Vgl. auch: Papst Paul VI.: Constitutio Apostolica „Pontificalis Romani" v. 18. 6. 1968 (AAS 60, 1968, S. 369 - 373), in der von den diesbezüglichen Änderungen die Rede ist. Vgl. Bruno Kleinheyer: Weiheliturgie in neuer Gestalt (in: Liturgisches Jahrbuch, 18, 1968, S. 210 - 230); Albert Houssiau: Die theologische Bedeutung des neuen Weiherituals (in: Albert Descamps: Priester - Beruf im Widerstreit? Innsbruck, 1971, S. 155 - 173, bes. 171 - 173) 71 AaO. S. 32 7 2 AaO. S. 32. Es ist weggefallen der Hinweis auf die verschiedenen Rangstufen (ordines), der im alten Ritus stand (dort S. 46, s. o. S. 35), es bleibt aber die schon im alten Ritus verwendete Bezeichnung der Priester als Männer zweiter Ordnung (im neuen Ritus S. 40), ebenfalls bleibt, daß auch der Bischof geweiht wird (vgl. De Ordinatione Episcopi uni tantum conferenda S. 62 - 79, De Ordinatione F.piscopi pluribus simul conferenda S. 105 - 114, beide in: Pontificale Romanum ...). Houssiau kommentiert: es „erscheint die Kirche alsein hierarchisch gegliederter Bau" (aaO. S. 164) 73 AaO. S. 32 (Im alten Ritus steht „cooperator" im eucharistischen Weihegebet). Die Bezeichnung für die Presbyter ist hier presbyteri, nicht sacerdotes 74 AaO. S. 33. Bezüglich der Aufgabe der Messe hieß es im alten Ritus (aaO. S. 59, s. o. S. 35): „Empfange die Gewalt (potestas), das Opfer Gott darzubringen", jetzt wird gesagt: „Nimm hin die Gaben des heiligen Volkes als Opfergabe für Gott. Erkenne, was du tust, ahme nach, was du vollziehst" (aaO. S. 46); vgl. Kleinheyer, aaO. S. 220 75 AaO. S. 32, vgl. Kleinheyer, aaO. S. 224 Gemäß Motu proprio „Ministeria quaedam" von Papst Paul VI. v. 15. 8. 1972 (AAS 64, 1972, S. 529 - 534) beginnt der Eintritt in den Klerikerstand (status clericalis) nicht mehr mit der Tonsur, sondern erst mit der Weihe zum Diakonat. Die sog. „niederen Weihen" werden fortan nicht mehr als solche, sondern als „Dienstämter" („ministeria") bezeichnet, wobei für die Gesamtkirche nur noch Akolyth und Lektor (nicht mehr Ostiarius, Exorzist, Subdiakon) beibehalten

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Fernerhin ist der Erlaß der Deutschen Bischofskonferenz v o m Frühjahr 1968 zu nennen, der - nach Bevollmächtigung durch den Heiligen Stuhl den Laien unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, die heilige Kommunion a u s z u t e i l e n ^ U nd zwar, „wenn sich sonst eine zu lange Dauer der Austeilung der heiligen Kommunion nicht vermeiden läßt", an Kranke, „falls der ,sacer administer' voraussichtlich einige Tage nicht anwesend sein wird"77. Eine diesbezügliche Regelung für die Gesamtkirche wurde erst 1973 erlassen"^. Eine gemeinsame Feier der Eucharistie mit Evangelischen (Interkommunion) wurde bisher weitgehend a b g e l e h n t ^ . In der 3. Vollversammlung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland wurde am 4 . 1 . 1 9 7 3 in Würzburg eine Vorlage verabschiedet: „Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung im Gottesdienst". Deizufolge ist es möglich, daß ein Laie „die Predigt

weiden. Diese Dienstämter können auch Laien, nicht nur Kandidaten des Weihesakramentes übertragen werden. Durch Motu proprio „Ad pascendum" v. 15. 8. 1972 (AAS 64, 1972, S. 534 540) erließ Papst Paul VI. Richtlinien über den Diakonat, der nicht mehr nur als Vorstufe zum Priesteramt, sondern als ständiger Diakonat eingeführt wurde (vgl. Lumen gentium Nr. 26). Die Bestimmungen dieser Motus proprii traten ab 1. 1. 1973 in Kraft (vgL L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 2. Jg. Nr. 38 v. 22. 9. 1972, S. 4-5, 8) Vgl. Spendung der heiligen Kommunion durch Laien (in: Kirchliches Amtsblatt für die Diözese Münster, Jg. CII, Nr. 7, v. 1.4.1968, Art. 73, S. 37 f; Liturgisches Jahrbuch, 18, 1968, S. 253 f) (vgl. auch HK, 22. Jg., 1968, S. 481: Zur „Laienhabilitation an Fakultäten) 77 Kirchliches Amtsblatt, aaO. (s. Anm. 76), S. 37 bzw. 38; vgl. auch: Laien spenden Eucharistie im Wortgottesdienst. Erfahrungsbericht. Hrsg. v. Seelsorgereferat des bischöflichen Ordinariates Berlin, 1968 7 8 Instruktion der Sakramentenkongregation „Immensae caritatis" v. 29.1.1973 (vgl. KNA, Aktueller Dienst Vatikan Nr. 76 v. 30.3.1973: Männer und Frauen dürfen Kommunion spenden. Sakramentenkongregation veröffentlicht neue Instruktion); AAS 65, 1973, S. 264-271: Sacra Congregatio De Disciplina Sacramentorum: Instructio de communione sacramentali quibusdam in adiunctis faciliore reddenda „Immensae caritatis" (v. 29.1.1973) (dort S. 265 f) 79 Vgl. bereits Decretum de oecumenismo Nr. 22; Ausnahmeregelungen werden genannt in: Ökumenisches Direktorium (1967), I, 55 (Todesgefahr, Gefängnis, Verfolgung) (AAS 59,1967, S. 590); diese Einstellung nimmt die „Instruktion für besondere Fälle einer Zulassung anderer Christen zur eucharistischen Kommunion" v. 1.6.1972 auf und erweitert sie, als sie noch die Situation, in der ein Geistlicher der eigenen Kirche nicht erreicht werden kann, berücksichtigt für eine mögliche Zulassung (in: KNA, Nr. 28 v. 12.7.1972, S. 10-13) (AAS 64, 1972, S. 518-525). Auf demselben Standpunkt wie diese Instruktion des Ein-

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nicht nur im Wortgottesdienst und bei Gottesdiensten in Gemeinden ohne Priester, sondern in außerordentlichen Fällen auch innerhalb der Eucharistiefeier übernehmen" kann^O. Hierzu muß der Laie vom Bi-

heitssekretariates steht die „Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur Instruktion des Einheitssekretariates über die Zulassung zur Hl. Kommunion in besonderen Fällen" v. 25.9.1972 (in: KNA, Dokumentation Nr. 49 v. 25.9. 1972). Der Grund ist nach wie vor derjenige, daß das Amt der evangelischen Kirche, weil deren Ordination defekt ist, nicht anerkannt wird (vgl. bereits o. S. 130 f). Die Anweisungen vom 1.6.1972 wurden in der Verlautbarung des Einheitssekretariates v. 17.10.1973 wiederholt und dahingehend verschärft, daß zu der für den Empfang der Kommunion notwendigen Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche nicht nur die Gegenwart Christi, sondern auch die Aussagen über das Opfer und die fortdauernde Präsenz Christi nach der Feier zu rechnen seien (vgl. KNA-Dokumentation Nr. 47 v. 14.11.1973: Interkommunion bleibt Ausnahme. Uber die Zulassung der Nichtkatholiken zur Hl. Kommunion ) (AAS 65, 1973, S. 616-619). Der Straßburger Bischof Léon Arthur Elchinger schlägt in Weisungen für die Gläubigen seiner Diözese v. 30.11.1972 wechselseitige Zulassung zur Eucharistie bzw. zum Abendmahl für die in Mischehen lebenden Gläubigen als eucharistische Gastfreundschaft vor (jedoch keine Interzelebration). (Directives destinées aux fidèles du Diocèse de Strasbourg sur l'hospitalé eucharistique pour les foyers mixtes; abgedruckt in: Eucharistische Gastfreundschaft. Ökumenische Dokumente, Hrsg. v. Reinhard Mumm unter Mitarbeit von Marc Lienhard, Kassel, 1974, S. 109-119, deutsche Übersetzung ebd. S. 120-131). In Auslegung der Instruktion des Einheitssekretariates von 1972 erlauben die Holländischen Bischöfe Feiern offener Kommunion (jedoch keine Interzelebration) (Richtlinien der katholischen Bischöfe der Niederlande für Feiern „offener Kommunion" v. 8.1.1973; in: Una sancta, 28. Jg., 1973, S. 21-23). Auf der 8. Vollversammlung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland wurde am 22.11.1975 die Vorlage „Gottesdienst" nach der 2. Lesung verabschiedet. Dort wird ausgeführt, daß es einem Katholiken nicht gestattet ist, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, weil keine hinreichende Gemeinsamkeit im Verständnis des Abendmahls bestehe. Allenthalben eine Teilnahme aus Gewissensgründen wird gestattet (5.5.). Was die Zulassung der Evangelischen zum katholischen Abendmahl anbelangt, geht der Beschluß nicht über die amtlichen Aussagen (von 1972, 1973) (s. o.) hinaus (5.4. 2.) (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 3/1976 v. 10. April 1976, S. 21-40). Ebenso äußert sich das Dokument „Die ökumenische Zusammenarbeit auf regionaler, nationaler und örtlicher Ebene" des Sekretariates für die Einheit der Christenv. 22.2.1975, Nr. 3 a (aaO., s. o. S. 186, Anm. 2) hinsichtlich der Teilnahme von Nichtkatholiken an der Eucharistie. 80 Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung (Text nach der Verabschiedung der Vorlage durch die Vollversammlung der Gemeinsamen Synode am 4. Januar

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s c h o f b e a u f t r a g t sein. „ E i n solcher Verkündigungsdienst ist T e i l h a b e am Auftrag d e s kirchlichen A m t e s " . D e n n die A u f g a b e der Verkündigung ist nicht nur Sache der G e i s t l i c h e n , w e n n g l e i c h sie deren H a u p t a u f g a b e ist, sondern d e s g a n z e n V o l k e s G o t t e s ; jeder Christ ist n ä m l i c h durch Taufe u n d Firmung z u m G l a u b e n s z e u g n i s b e f ä h i g t ^ 1. V. In der theologischen Forschung, die an d e n k a t h o l i s c h - t h e o l o g i schen F a k u l t ä t e n der Universitäten s o w i e d e n k a t h o l i s c h - t h e o l o g i s c h e n H o c h s c h u l e n und S e m i n a r e n b e t r i e b e n wird, k ö n n e n seit einiger Zeit Laien k o n s t r u k t i v mitarbeiten: Die Habilitation von Laien ist n u n nicht mehr nur in s o g e n a n n t e n Brückenfächern, sondern in allen t h e o l o g i s c h e n Fächern m ö g l i c h . D i e s e n B e s c h l u ß f a ß t e die D e u t s c h e B i s c h o f s k o n f e r e n z

1973, 2.33 (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 1/1973 v. 8. März 1973, S. 3944) 81 Ebd. 2. 32 (Zitat), 4.23. Ebd. 2.11, 2.13, 2.33, 2.34 Schon auf der Vollversammlung vom 16.-18.11.1970 hatte die Bischofskonferenz eine ,,Regelung für die Erlaubnis zur Laienpredigt" verabschiedet. Diese Regelung wurde als Grundlage der Verabschiedung der Ergebnisse der Vorlage vorausgesetzt (vgl. Text. . . der Vorlage. . .aaO. 1.4. und Anmerkung). -Einer Intervention von seiten des Vatikans vom 22.12.1972, nur die Gesamtkirche könne eine solche Regelung zur Laienpredigt erlassen, wurde von der Deutschen Bischofskonferenz - unter Bezug auf ihre Regelung für die Erlaubnis der Laienpredigt vom 16. - 18.11.1970 und ihre Stellungnahme vom 22. u. 23.11. 1972 zur Vorlage „Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung im Gottesdienst" - nicht stattgegeben, (vgl. Erklärung der Deutschen Bischofskonfcrenz zur Vorlage der Sachkommission I: „Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung im Gottesdienst", in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 2/1973 v. 30. März 1973, S. 9 - 11). Die Genehmigung von Seiten des Vatikans - Kleruskongregation - erfolgte am 20.11.1973 (vgl. HK, 28. Jg., 1974, S. 56 und: Brief der Klerus-Kongregation an Herrn Kardinal Döpfner, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz über die Beauftragung von Laien zur Predigt; in: Kirchlicher Anzeiger für das Bistum Hildesheim, Nr. 12 v. 24.5.1974, S. 109-112). Dieser Beschluß ist 1974 in Kraft getreten, (ebd. S. 99 - 109). Zur Reaktion der Theologen auf die Verabschiedung der Vorlage vgl.: Otto Scmmelroth: Laienpredigt im Gottesdienst? Theologische Anmerkungen zum Synodenbeschluß über die Verkündigung von Laien (in: Stimmen der Zeit, 191. Bd. 1973, S. 147-156) (Verfasser beurteilt die Laienpredigt lediglich als Ausnahme, da die Predigt in der Ordination einbegriffen sei); Paul Josef Cordes: Predigtvollmacht ohne Ordination? (in: Catholica, 27. Jg., 1973, S. 1-12) (Verfasser plädiert für eine Ordination auch der Laien, die zur Predigt zugelassen werden, da man die Funktion des A m t e s - L e h r e , Sakramente, Leitung - sonst auseinanderreiße, anstatt die Einheit des Amtes zu bewahren)

Reflexionen über das Verhältnis von A m t und Laie

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auf ihrer Vollversammlung vom 21. - 24.2.1972, und er wurde am 20.4. 1972 von der Studienkongregation in Rom bestätigt^. R e f l e x i o n e n über das Verhältnis von A m t und Laie Es ist beachtenswert, daß viele der nachkonziliaren Überlegungen unter Einbeziehung auch der Vorgänge, die sich in der Demokratie und der Gesellschaft a b s p i e l e n ^ , angestellt werden. Es wird über die Krise des Priesteramtes nachgedacht im Zusammenhang mit soziologischen E r h e l l u n g e n 8 4 . Die Frage nach der Autorität des Amtes wird in Beziehung zur Autorität bzw. Freiheit des einzelnen in der demokratischen Gesellschaft gebracht, und die Frage der Demokratisierung wird auch für Kirche und Amt gestelltes. Soziologisch-politische Strukturen werden auf das theologische Denken angewandt und unter deren Kategorien das Amt (in seinem Verhältnis zum Priestertum der Gläubigen) gesehen. Fernerhin hat sich die Geschlossenheit der Hierarchie und Kirche aufgelöst: im Anklang zum Pluralismus in der Gesellschaft findet sich ein Pluralismus in der K i r c h e ^ ó ; a u f der einen Seite stehen beispielsweise ein großer Teil der Bischöfe, auf der anderen Seite ein Teil der Priester, solidarisiert in G r u p p e n ^ außerdem läßt sich innerhalb der Theologie

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Vgl. HK, 26. Jg., 1972, S. 624, s. auch u. S. 240, 257 Obgleich ich mir der außertheologischen Einflüsse b e w u ß t bin, w e r d e n in dieser Arbeit, die ein innertheologisches, kontroverstheologisches T h e m a behandelt und nicht einen Vergleich zwischen Soziologie und Theologie bietet, vorwiegend die eigentlichen theologischen Probleme untersucht und die soziologischen nur insoweit berührt, als sie einen direkten Einfluß auf die gestellte Problematik haben Vgl. z. B. Gregor Siefer: Der Priester - ein geweihter Mann? (in: Diakonia, 4. Jg., 1969, S. 23-35, 106-113); Walter Goddijn: Der soziale Status des Priesters in der Kirche (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u.a., Freiburg, Bd. IV, 1969, S. 423-431) (weitere Literatur, s. u. S. 238) Vgl. z. B. Harry Hoefnagels: Demokratisierung der kirchlichen A u t o r i t ä t , Freiburg, 1969 (Theologie k o n k r e t , hrsg. v. Ferdinand Klostermann u. a.) (weitere Literatur s. u. S. 2 2 6 ff.) Vgl. z. B. Karl Rahner: Schismain der Kirche? (in: Stimmen der Zeit, 184. Bd. 1969, S. 20-33 (und in: ders.: Schriften zur Theologie, Einsiedeln, Bd. IX, 1970, S. 423-452 unter der Überschrift: Schisma in der katholischen Kirche? ) Vgl. Eine freie Kirche für eine freie Welt. Delegiertenkonferenz europäischer Priestergruppen. R o m , 10.-16. O k t o b e r 1969. Eine D o k u m e n t a t i o n . Hrsg. ... von Michael Raske u. a. Düsseldorf, 1969;

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Nach dem Konzil

ein Pluralismus feststellen; unter den Laien gibt es verschiedene Gruppen: mehr „konservativ" ausgerichtete (Beda-Kreis, die Herausgeber und Leser der Zeitschrift „Der Grosse Ruf", die Bewegung „Für Papst und Kirche") und mehr „fortschrittlich" (radikal) ausgerichtete Gruppen (sog. kritischer Katholizismus). Ob diese Gruppierungen und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Kirche einem echten Pluralismus entsprechen - vergleichbar der im Neuen Testament gemeinten „Vielheit in der Einheit" - oder zur Zersetzung in der Kirche fuhren, darüber herrschen unterschiedliche Ansichten^.

Impulse zur Freiheit. Initiativen der Solidaritätsgruppen ... hrsg. von Günther Saltin, Düsseldorf, 1971 Rahner sieht den Pluralismus als etwas Legitimes an (Karl Rahner: Schisma in der Kirche? In: Stimmen der Zeit, 184. Bd., 1969, S. 27 ff), so auch Alfrink (Kardinal Bernhard Alfrink: Vielfalt und Einheit in der Kirche, in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 149-152), während der Beda-Kreis (13./15.3.1968, 35.45) und Papst Paul VI. (Homilie v. 3.4.1969, AAS 61, 1969, S. 241) hierin spaltungsartige Tendenzen erblicken (vgl. auch u. S. 250, 253); vgl. auch: Peter Lengsfeld antwortet Ingo Hermann: Die Alternative zum Terror. Pluralismus in Theologie und Kirche, Düsseldorf, 1970 (Das theologische Interview 8)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

I. Theologische

201

Aussagen

1. Aussagen, die teilweise noch hinter den Reformen des Zweiten Vatikanum zurückbleiben Mörsdorf bezeichnet in Artikeln des Lexikons „Sacramentum Mundi" die Kirche als „das in hierarchischer Ordnung lebende neue Gottesvolk"89 und erwähnt die Beteiligung aller Christen am Lehr-, Priester- und Hirtenamt90. Aber er sieht die hierarchische Ordnung, „mit der die Unterscheidung zwischen Klerikern und Laien einhergeht", als eine „der Kirche wesentliche Ordnung" an, so daß die hierarchische Struktur „die Annahme einer charismatischen Struktur" ausschließt^l. Dennoch sind die Charismen ein „wesentliches Element der Kirche"92. Hier findet sich eine einseitige Interpretation der Konzilstexte, diese heben nämlich auch das charismatische Moment für das Amt hervor93. _ Dieselbe Position vertritt Mörsdorf auch in der 11. revidierten Auflage des Lehrbuches des Kirchenrechts94> obgleich er gegenüber früheren Auflagen jetzt auch hier die Teilnahme der Laien am Priester-, Lehr- und Hirtenamt herausstellt95. Hörmann weist bei der Beschreibung des Verhältnisses von Klerus und Laien auf das allgemeine Priestertum hin, aber der Schwerpunkt liegt auf dem hierarchischen Aspekt^ö. 89 Klaus Mörsdorf: Hierarchie (in: Sacramentum Mundi, Freiburg, Bd. II, 1968, Sp. 689), vgl. auch: ders.: Heilige Gewalt (ebd. Sp. 582); diese Bezeichnung fand sich bereits in jüngeren Auflagen des Kirchenrechts von Mörsdorf (s.o.S.82) 90 Heilige Gewalt, aaO. Sp. 583, ders.: Klerus (in: Sacramentum Mundi, Freiburg, Bd. II, 1968, Sp. 1371) 91 Hierarchie, aaO. Sp. 689 f, vgl. ders.: Heilige Gewalt, aaO. Sp. 583 92 Heilige Gewalt, aaO. Sp. 583 f 93 S. o. S. 125 f u. 179 94 Eduard Eichmann: Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici, 11. Auflage, fortgeführt von Klaus Mörsdorf, Paderborn, Bd. 1, 1964, Bd. 2, 1967 95 AaO. Bd. 1, S. 559-561. Der Laie hat kein Recht, die Sakramente zu spenden, mit Ausnahme der Taufe im Notfall, aaO. Bd. 2, S. 16. Zu den früheren Auflagen vgl. o. S. 81 f;vgl. ders.: Zur Neuordnung der Systematik des Codex Iuris Canonici (in: Archiv für katholisches Kirchenrecht, 137. Bd., 1968, S. 3-37, bes. S. 16) Karl Hörmann: Lexikon der christlichen Moral, München, 1969, Art. Priestertum, Sp. 956-997, der Artikel „Laie" fehlt in diesem Werk. Dieselbe Position findet sich im Lexikon „Der neue Herder" (Freiburg, Bd. 3, 1967, S. 685, Art. Klerus: Bd. 4, 1967, S. 135, Art. Laie). Im Aufsatz von Otto Semmelroth „Institution und Charisma" (in: Strukturen christlicher Existenz, hrsg. v. Heinrich Schlier, Würzburg, 1968, S. 175-188, be-

202

Nach dem Konzil

2. Theologische Aussagen, die die Ansätze des 2. Vatikanum aufnehmen und weiterverarbeiten In den Studien über das Amt in der nachkonziliaren Theologie werden unterschiedliche Ableitungen des Amtes gegeben. Während Küng, Dias, Kasper, Hasenhüttl das Amt aus der charismatischen Struktur der Kirche begründen, sieht Rahner die Ursache für das Amt im gesellschaftlichen Gefüge der Kirche gegeben; Ratzinger, Schillebeeckx, Schlier, Semmelroth, Schmaus suchen es aus der Berufung, der göttlichen Stiftung zu verstehen. Die Begründung des Amtes aus der charismatischen Struktur Im Gegensatz zu Mörsdorf, der - wie oben gezeigt - die hierarchische Struktur als Struktur der Kirche setzt und eine charismatische ablehnt, begründen Küng, Dias, Kasper, Hasenhüttl die kirchliche Struktur und damit auch das Amt aus dem Charisma97 und stellen den Bezug zu den Charismen der übrigen Gläubigen her.

reits in: Geist und Leben, 36. Jg., 1963, S. 443-454) werden Amt und Charisma überwiegend einander gegenübergestellt. - In seinem Beitrag „Die Kirche als Sakrament des Heils" (in: Mysterium Salutis. Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik, Bd. IV/1. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde. Einsiedeln, Köln, 1972, S. 309-356) hingegen wird die ganze Kirche als charismatisch bezeichnet (ebd. S. 347 f) Vgl. außerdem: Karl Hermann Schelkle: Ihr alle seid Geistliche, Einsiedeln, 1964, ^1965; Herbert Haag: Geistesgaben (Charismen), in: ders. (Hrsg.): Bibellexikon, Einsiedeln, Zürich, Köln, 2. Aufl. 1968, S. 544 f: Die Gewichtigkeit der Geistesgaben wird herausgestellt - in Korrektur zur 1. Auflage von 1951, in der die Geistesgaben als nicht wesentlich für die Kirche, da diese sich in erster Linie institutionell aufbaue, angesehen wurden (dort S. 540 f) (vgl. o. S. 53 Anm.); Karl Rahner: Bemerkungen über das Charismatische in der Kirche (in: Geist und Leben, 42. Jg., 1969, S. 251-262) (und in: ders.: Schriften zur Theologie, Einsiedeln, Bd. IX, 1970, S. 415-431); Yves Congar: Die Stellung des Diakonates in einer Theologie der Ämter (in: Die Autorität der Freiheit, München, 1967, Bd. II, S. 209-226, dort S. 210: Die institutionellen Ämter setzen Charismen voraus); Joseph Ratzinger: Bemerkungen zur Frage der Charismen in der Kirche (in: Die Zeit Jesu. Festschrift für Heinrich Schlier. Hrsg. v. Günther Bornkamm und Karl Rahner, Freiburg, Basel, Wien, 1970, S. 257-272, bes. 257-267, wo das Biblische dargelegt wird, und 270-272, wo daraus Folgerungen gezogen werden und vor allem die Selbstlosigkeit, das Kreuz des Charismatikers herausgestellt werden); Max Keller: Theologie des Laientums (in: Mysterium Salutis: Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik, Bd. IV/2. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde. Gottes Gnadenhandeln. Einsiedeln, Köln, 1973. S. 410-420)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

203

In seinem 1967 erschienenen Buch „Die Kirche" stellt KüngV8 den biblischen Befund heraus, wonach das Amt Dienst (vgl. Mk. 10,44) und nicht Mittlerschaft, Herrschaft ist99. Außerdem weist er daraufhin, daß es in der Schrift Unterschiede in der kirchlichen Organisation gibt: die paulinischen Gemeinden sind charismatisch bestimmt, die palästinischen Gemeinden presbyterial, in der Apostelgeschichte verschmelzen die Traditionen! oo. Die Apostel werden in der Schrift besonders genannt. Die Kirche steht in ihrer Nachfolge, was die Verkündigung, das Zeugnis, das Dienen betrifftlOl. Die der Kirche angemessene Struktur ist die charismatische, zu der auch die diakonische g e h ö r t 102 innerhalb dieser charismatischen Struktur gibt es den Dienst ohne besondere Sendung und den Dienst mit besonderer S e n d u n g 103 Der Dienst ohne besondere Sendung kann von allen Christen ausgeübt werden, alle Christen sind Priester, denn „alle Glaubenden, in einer grundlegenden Gleichheit,... sind Glieder des Gottesvolkes, . . . alle Glieder im Leib Christi (sind) . . . mitbestimmend . . . , alle Glaubenden (sind) vom Geist e r f ü l l t " 104; das schließt ein den Zugang zu Gott, geistige Opfer, Verkündigung des W o r t e s l 0 5 ( Vollzug der Taufe, Herrenmahl und S ü n d e n v e r g e b u n g 106. Der Dienst mit besonderer Sendung, zu dem man normalerweise durch Ordinierte ordiniert wird, unterscheidet sich vom Dienst ohne besondere Sendung dadurch, daß er Verkündigung des Wortes, Taufe, Herrenmahl und Sündenvergebung öffentlich vollziehtl07.

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103 1°4 105 106 1° 7

Vgl. ders.: Die charismatische Struktur der Kirche (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 282-290, aufgenommen im obigen Buch S. 215-230, und: Thesen zum Wesen der apostolischen Sukzession (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 248-251) Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, Basel, Wien, 1967, S. 434 ff, 459 ff (S. 459 Ablehnung des Amtes als CtpXT?) niit eingehender guter biblischer Fundierung in Abgrenzung gegenüber heidnischer Mißverständnisse) Zur Interpretation des theologischen Ansatzes von Küng vgl. Heinrich Fries: Das Problem des Amtes in der Sicht katholischer Theologie (in: Kerygma und Dogma, 18. Jg., 1972, S. 134 f) AaO. S. 466 ff AaO. S. 408 ff, vgl. auch: Thesen zum Wesen der apostolischen Sukzession, aaO. S. 248 f Die Kirche, S. 215 ff, 465 ff, vgl. auch: Die charismatische Struktur der Kirche, aaO. S. 282-290 Die Kirche, S. 215 ff, 429 ff AaO. S. 437 f AaO. S. 440 ff; die geschenkten Charismen sind sowohl für Laienpredigt als auch für Laientheologie in Dienst zu nehmen, aaO. S. 447 f AaO. S. 448 ff AaO. S. 450, 465,496, 516

204

Nach dem Konzil

Küng stellt fest, daß von „der paulinischen bzw. heidenchristlichen Kirchenverfassung h e r . . . auch andere Wege in Hirtendienst und apostolische Nachfolge der Hirten offengelassen werden" müssenlOS. y o n dieser Möglichkeit her kommt er zu der Frage, „ob es nicht auch einen Ordo unter bestimmten Umständen und eine Eucharistie in voto geben kann" 109? Bezüglich der Anerkennung des Amtes und der Amtshandlungen anderer Kirchen folgert Küng: „Hätte man . . . nicht auch allen Anlaß, die apostolische Nachfolge und die Gültigkeit der Eucharistiefeiern jener Kirchen, die nicht in dieser Ordinationskette stehen, anders, positiver zu beurteilen"HO? „Ist es anders überhaupt möglich, der Fülle des geistlichen Lebens und der fruchtbaren Tätigkeit der Hirten anderer Kirchen außerhalb der katholischen Kirche gerecht zu werden"! 11? Auch Kasper 112 sieht die Kirche charismatisch strukturiert. Es gibt in ihr viele Charismen. Die Teilnahme am priesterlichen Dienst kommt primär allen Gläubigen, der ganzen Gemeinde, zul 13. Doch nicht jeder kann jedes tunl 14. - Das Besondere des Amtes besteht darin, daß es als 108

1°9

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AaO. S. 520, vgl. auch: Thesen zum Wesen der apostolischen Sukzession, aaO. S. 249, 251, vgl. bereits Strukturen der Kirche, 1962, S. 190 (s. o. S. 74, Anm. 250); Küng nimmt hier wieder die Gedanken des evangelischen Theologen Edmund Schlink auf (Die apostolische Sukzession; in: ders.: Der kommende Christus und die kirchlichen Traditionen, Göttingen, 1961, S. 160-195) Die Kirche, S. 521; diese Frage stellte Küng bereits in dem 1962 erschienenen Buch: Strukturen der Kirche, dort S. 189 f, 193, vgL o. S. 74 f, Anm. 247, 249, 250 Die Kirche, S. 521, vgl. auch: Thesen zum Wesen der apostolischen Sukzession, aaO. S. 251 Die Kirche, S. 522 Walter Kasper: Neue Akzente im dogmatischen Verständnis des priesterlichen Dienstes (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 164-170), ders.: Die Funktion des Priesters in der Kirche (in: Geist und Leben, 42. Jg., 1969, S. 102-116, hiernach zitiert; und in: Walter Kasper: Glaube und Geschichte, Mainz, 1970, S. 371-387), ders.: Kollegiale Strukturen in der Kirche. Der theologische Ort der Räte des gemeinsamen Apostolats (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969 S. 5-17, hiernach zitiert; und in: Walter Kasper: Glaube und Geschichte, Mainz, 1970, S. 355-370), ders.: Kirche und Gemeinde (in: Der Seelsorger, 38. Jg., 1968, S. 387-393), ders.: Amt und Gemeinde (in: Glaube und Geschichte, Mainz, 1970, S. 388-414), ders.: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 97-109) Kollegiale Strukturen... aaO. S. 6, 9, Neue Akzente ... aaO. S. 166, Amt und Gemeinde, aaO. S. 399-401 Kollegiale Strukturen ... aaO. S. 8, Amt und Gemeinde, aaO. S. 399-401

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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ein Charisma zur Leitung der Gemeinde gegeben ist und zwar zum Dienst an der Einheit der Kirche 1 D i e s begründet die Existenz des priesterlichen Amtes, nicht die kultisch-konsekratorische Funktion oder die ontologische Amtsvollmacht 116. Gegen ein eventuelles Mißverständnis führt Kasper aus: „Dieses funktionale Verständnis des Amtes darf ... nicht aktualistisch mißverstanden werden. Auch eine Funktion ist letzten Endes etwas Ontologisches"! 17. Der in das Amt Berufene - das geschieht durch die Ordination - wird mit seiner menschlichen Existenz (ontologisch) in Dienst genommen 118. - Aus der Grundaufgabe des Amtes als Dienst an der Einheit der Kirche schälen sich folgende Aufgaben heraus: der Dienst am Wort, der Dienst am Sakrament, der Dienst an der Liebell9. Das dogmatische Modell des heutigen Amtes ist das H i r t e n a m t 1 2 0 . „Die Gemeinsamkeit in der Verantwortung aller und die spezifische Verantwortung aller einzelnen fordert neue kirchliche Strukturen, in denen die Einheit und Vielheit aller Gläubigen zum Ausdruck kommt"; eine kollegiale Ordnung ist n o t w e n d i g 121, eine pluriforme offene Gestalt des A m t e s ist möglich 122.

Das Amt hat seine Autorität in der Herrschaft Gottes, welche Gnade ist. Sie wird von Jesus als Dienst ausgeübt. Daher kann Amt in der Kirche nur „ein Amt zweiten Grades sein". Die Kirche „ist darum nicht als Verlängerung, sondern als Vergegenwärtigung der Sendung Jesu Christi zu verstehen" 123. „Gibt es Amt und Autorität nur im konkreten Akt des Dienens in und für die Gemeinde, oder kommt dem Amt auch eine relative Selbständigkeit gegenüber der Gemeinde zu? "124 Kasper bejaht das letztere, indem er es als Zeichen sieht: im Gegenüber des Amtes zur Gemeinde wird zeichenhaft ausgedrückt, „daß die Kirche nie aus sich selbst ist, sondern sich nur von ihrem Gegenüber in Christus her verstehen kann und d a r f ' 1 2 5 .

115 116 H7 118 U9 120 121

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!23 124 125

Kollegiale Strukturen ... aaO. S. 10, Neue Akzente ... aaO. S. 166 Neue Akzente ... aaO. S. 167 f AaO. S. 167 AaO. S. 168; Amt und Gemeinde, aaO. S. 397 AaO. S. 168; Kollegiale Strukturen ... aaO. S. 15 Amt und Gemeinde, aaO. S. 4 1 1 - 4 1 3 AaO. S. 403 AaO. S. 410 AaO. S. 394, 395 (Zitat) AaO. S. 405 AaO. S. 407

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Nach dem Konzil

Wie Küng setzt auch Kasper beim Charisma ein, doch während Küng den Zweck des Amtes darin sieht, öffentlich den Dienst der Verkündigung des Wortes und des Vollzuges der Sakramente auszuüben, erblickt ihn Kasper darin, alle Dienste zu koordinieren: diese Fähigkeit, dieses Charisma unterscheidet das priesterliche Amt vom Amt der ganzen Gemeinde 126. Bezüglich der Anerkennung des Amtes in evangelisch - lutherischen Kirchen127 jst diese Frage nicht auf der juristischen Ebene, sondern von der „Dimension der pneumatologischen Kontinuität" her zu s e h e n 128. Wo die Kirche sich versammelt, entzieht sich der institutionellen Verfügbarkeit. „Die institutionellen Kriterien sind wirkmächtige und erfüllte Zeichen, aber keine Garantien". Wichtig wäre ein gemeinsames Verständnis des Amtes „sowohl als Größe innerhalb der Gemeinschaft der Glaubenden... als auch als Größe, welche der Gemeinde auch gegenübersteht und ein Zeichen der unverfügbaren Vorgegebenheit des Heiles darstellt" 129. Kasper bietet noch keine Lösung, stellt aber die weiterführende Frage, ob die Entscheidung der Kirche gegenüber den Donatisten bezüglich Anerkennung der Gültigkeit der Ordination und Taufe nicht verlangt, auch entsprechende Konsequenzen für die lutherische Kirche zu bedenken 130. Hatte Küng festgestellt, daß die Vielfalt der Charismen vielfältige Dienste ermögliche, so wird dies von Z)/as 131 a us dem Zeugnis der heiligen Schrift nochmals bestätigt gefunden. Er hebt die „Vielfalt der Jün126

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128 129 130 131

Kollegiale Strukturen ... aaO. S. 10, Neue Akzente ... aaO. S. 166 - 168. Zur Deutung von Kasper vgl.: Karl Lehmann: Das dogmatische Problem des theologischen Ansatzes zum Verständnis des Amtspriestertums (in: Existenzprobleme des Priesters, München, 1969, S. 167 - 169); Heinrich Fries: Das Problem des Amtes in der Sicht katholischer Theologie (in: Kerygma und Dogma, 18. Jg., 1972, S. 131 - 133) Walter Kasper: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 97 - 109). Es handelt sich um einen Vortrag bei einer Sitzung einer Studienkommission des Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche v. 21. - 26. 2. 1971 auf Malta AAO S. 107 AaO. S. 107, 108 (Zitat) AaO. S. 109 Patrich V. Dias: Vielfalt der Kirche in der Vielfalt der Jünger, Zeugen und Diener, Freiburg, Basel, Wien, 1968, vgl. auch ders.: Dogmatische Überlegungen zu Amt, Vollmacht und Weihe (in: Wilhelm Pesch u. a. zum Thema Priesteramt. Stuttgart, 1970, S. 54-76)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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ger, Zeugen und Diener als Wesenszug der Struktur der kirchlichen Gemeinschaft" 132( des Volkes Gottes, des Leibes Christi 133 ( hervor. Er sieht sie im Neuen Testament vorgegeben, das z. B. die 12, die 70, Petrus, Apostel, Propheten, Lehrer, Evangelisten, Vorsteher, Presbyter, Episkopen, Diakone kennt 134 Deren Dienste sind grundgelegt in der Jüngergemeindel35 ( die durch die Auferstehung Christi zur Kirche konstituiert ist!36. ihr „geht ... kein zusätzlicher, kirchestiftender Akt voraus, sondern nur der Vollzug der Sendung Jesu selbst" 137. Jeder Gläubige ist zum Dienst (vgl. Markus 10, 45 - das Beispiel Jesu 138) j n der Gemeinschaft, am Leibe Christi berufen 139, einige mit „besonderer Beauftragung" 140 ; deren „Dienstfunktionen eine fundamentale Bedeutung zum .Aufbau' (oikoSo/Ltr?) der Gemeinde sowohl im Sinne von Fundamentlegen wie auch im Sinne von Weiterbauen haben" wie der Dienst der 12, der 70 Jünger, der Apostel, Propheten, Lehrer, V o r s t e h e r i n . Bezüglich des Amtes stellt Dias die Frage, „ob das Amt nicht ein bezeugendes und wirksames Zeichen der wesentlichen Vielfalt der Gaben ist" 142. „Sein Dienst wäre Bezeugung dieses Reichtums, Ermöglichung des einträchtigen Zusammenspiels aller Gaben auf sichtbarer und verwaltungsmäßiger Ebene, ohne selbst zu Norm und Kriterien der Gaben zu werden" 143. Denn die Vielfalt der Gaben ist ein „positiv gewolltes Moment der Manifestation des einen Geistes, des einen Herrn und des einen Gottes" 144. Wie der Untertitel seines Buches „Charisma" sagt, versteht Hasen/iäfi/145 das Charisma als „Ordnungsprinzip der Kirche"146 u n d er132 133 134 13 13

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AaO.S. 149, vgl. auch S. 325, 338 AaO. S. 338 AaO. S. 149 - 321 AaO. S. 119 AaO. S. 148 AaO. S. 119 AaO. S. 128, 313 AaO. S. 325 - 341 AaO. S. 341 AaO. S. 341, 342 (Zitat), 343 AaO. S. 147 f (zu Anm. 19) AaO. S. 148 (zu Anm. 19) AaO. S. 326 Gotthold Hasenhüttl: Charisma. Ordnungsprinzip der Kirche. Freiburg, Basel, Wien, 1969, vgl. ders.: Die Charismen im Leben der Kirche (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 167 - 174) (und in: ders.: Füreinander dasein. Brennpunkte moderner Glaubensproblematik, Freiburg, 1971, S. 114 - 126),

Nach dem Konzil

208

hebt das aus dem biblischen Befund. - Die Ursache zur Ermöglichung der Charismen ist in der Vollmacht Jesu, der 12 (die allerdings keine Führer, sondern „die eschatologischen Regenten, die dafür bürgen, daß dem ganzen Volk Heil widerfahren soll in der Entscheidung für Jesu Verkündigung", sind) 147 u n d der Urgemeinde begründetl48. Die Vollmacht wird in der charismatischen Grundstruktur, besonders der paulinischen Gemeinde, e n t f a l t e t 149 (während sich in den Pastoralb riefen und im johannäischen Schrifttum die Reduktion auf eine Gabe, nämlich die soziologische bzw. die eschatologische, findet 150). Die „Gemeinde ist durch die Gnadengabe konstituiert" 151, diese charismatische Grundstruktur ist nur dann berechtigt, wenn die vielen Charismen zum Aufbau der Gemeinde dienen (1. Kor. 14, 12)152. e s herrscht eine Vielfalt der Charismen, die der heilige Geist gibt (1. Kor. 12/Röm. 12)153. Unter diesen gibt es solche, „die einen dauernden ,Stand' in der Gemeinde darstellen und daher nicht nur von der Funktion her verstanden werden, sondern von den Charismatikern selbst" 154. Zu diesen „Charismatischen Ständen" gehören die Apostel, Propheten, Lehrer, Evangelisten, Hirten 155. Die heilige Schrift kennt zwei Gemeindeordnungen, nämlich die charismatisch-paulinische und die Jerusalemer Ältestenordnung 156. Wie verhalten sie sich zueinander? „Beide werden als gottgewollt' ver-

I46 146

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ders.: Zur F.ntmythologisierung des Priesterbildes (in: ders.: Füreinander dasein. Brennpunkte moderner Glaubensproblematik, Freiburg, 1971, S. 104 - 113), ders.: Hirten, die sich selbst weiden. Biblische und philosophische Aspekte zum kirchlichen Hirtenbild (ebd. S. 67 - 85), ders.: Das kirchliche Vorsteheramt. Seine Funktion und seine Entwicklung (ebd. S. 86 - 103) (und in: Wort und Wahrheit, 25. Jg., 1970, S. 542 - 552, hiernach zitiert) Vgl. auch aaO. S. 235 AaO. S. 42 AaO. S. 19 ff AaO. S. 73 ff AaO. S. 243 ff (245 ff bzw. 264 ff, bes. 247 bzw. 270) AaO. S. 128 AaO. S. 123, vgl. auch S. 159 AaO. S. 113, 129 ff, vgl. auch: Das kirchliche Vorsteheramt..., aaO. S. 548 AaO. S. 162 AaO. S. 162 ff, Hasenhüttl hebt auch andere Bezeichnungen der Heiligen Schrift hervor, nämlich Bischöfe nach Apg. 20, 28 und nach den Pastoralen (S. 223, 228), und er weist auf das unterschiedliche Verständnis der Paulinien und Pastoralen hin, daß „die Stellung des Vorstehers ... nicht wie bei Paulus durch das Charisma bestimmt" sei, „sondern durch die Stellung zur Eucharistie" (S. 228) AaO. S. 230

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

209

standen" 157. i; Die charismatische Grundstruktur geht primär aus dem Heilsgeschehen in Christus, aus seiner Vollmacht hervor. Aber die soziologische Ausprägung z. B. in einer Ältesten- und Bischofsordnung ist durchaus legitim, sofern sie den charismatischen ,Grundelementen' nicht widerspricht"! 58. Die Ordnungsstrukturen können sich wandeln, wobei das Charisma notwendigerweise Grundstruktur bleiben soll 159. Ob die „Charismen, die der Kirche auf Dauer geschenkt sind, wie Prophet, Hirt, Lehrer zugleich ein Amt" sind!60 ) kommt darauf an, wie man Amt versteht. „Wird im Amt die gnadenhafte Berufung zu einer Funktion in der Gemeinde gesehen, dann entspricht es dem Charisma. Wird das Amt wesentlich von der Beautragung durch die Kirche bestimmt, . . . dann ist dieses Amt auf keinen Fall mit dem Charisma gleichzusetzen" 161. _ Welche der charismatischen Funktionen am wichtigsten sind, erweist sich darin, welche der Gemeinde am meisten dienen, das kann je nach der Situation verschieden sein. In der Regel sind es die der charismatischen Stände 162 ; unter denen die Leitung und Koordination durch den Hirten eine wichtige Rolle spielt 163. Auch die Verkündigung (als besondere Aufgabe der charismatischen Stände) 164 U nd die Eucharistie (als „Ausdruck der Kirche") 165 sind zu nennen. Eine wesentliche Aufgabe des Hirten ist, „die Berufungen, die an die Glaubenden ergehen, zu fördern, ja sie zu wecken" 166. Dann wäre Vielfalt in der Gestaltung des Gottesdienstes möglich, aus der sich wie von selbst der außerdem notwendige vielfältige Dienst in der Gemeinde (z. B. Krankenpflege) ergäbe 167. Das 2. Vatikanische Konzil brachte die charismatische Grundstruktur wieder zur Geltung (nach Ansätzen in der Enzyklika „Mystici corporis" von Papst Pius XII. von 1943)168. Kritisch stellt Hasenhüttl dazu fest, daß diese nicht durchgehalten werde bei der Prüfung der Charis-

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AaO. S. 2 3 0 AaO. S. 231 ff AaO. S. 232, 354 AaO. S. 237 AaO. S. 238 AaO. S. 2 3 3 AaO. S. 351, 356, vgl. auch: Das kirchliche Vorsteheramt, aaO. S. 5 4 2 - 552 AaO. S. 176, 190 f f , 2 0 2 ff, 2 0 8 ff, 3 5 6 f AaO. S. 343 AaO. S. 356 AaO. S. 356 f AaO. S. 319 ff

210

Nach dem Konzil

men!69 u n d bei der Teilung der Gemeinde in Kleriker und L a i e n 170 : „aus der charismatischen Grundstruktur" ergibt sich „zwar ein wesentlicher Unterschied" zwischen den einzelnen Gläubigen, weil die Gaben verschieden sind, „aber nicht die Trennung zweier Gruppen, der Laien und Kleriker" 17 !. Demgegenüber fordert Hasenhüttl: „Die Gesamtstruktur der Gemeinde muß ... den Charismen der einzelnen Rechnung tragen ... Dazu ist die erste Vorbedingung, daß die kirchliche Zwei-KlassenGesellschaft aufgegeben wird und die Gemeinde in ihrem Aufbau der Vielzahl der Charismen entspricht" 172. Die Begründung des Amtes aus dem gesellschaftlichem Gefüge der Kirche Wie kann das Amt nach Auffassung von Karl Rahner173 einsichtig begründet werden? Aus den biblischen Aussagen läßt sich das Amt nicht unmittelbar ableiten. Eine Begründung von den sakramentalen Vollmachten, die allein dem Priester zukommen - wie Leitung der Eucharistie, Vergebung der Sünden, Krankensalbung -, ist nicht ü b e r z e u g e n d 174.

169 170 171 172

173

AaO. S. 348 AaO. S. 348 ff AaO. S. 352 AaO. S. 355, vgl. auch: Das kirchliche Vorsteheiamt, aaO. S. 548 Karl Rahner: Vom Sinn des kirchlichen Amtes, Freiburg, 1966, ders.: Dogmatische Grundlagen des priesterlichen Selbstverständnisses (in: Mitten in dieser Welt, Paderborn, 1968, S. 96 - 115), ders.: Theologische Reflexionen zum Priesterbild von heute und morgen (in: Weltpriester nach dem Konzil, München, 1969, S. 91 - 118 - hiernach zitiert -; und in: Karl Rahner, Schriften zur Theologie, F.insiedeln, Bd. IX, 1970, S. 3 7 3 - 394), ders.: Der theologische Ansatzpunkt für die Bestimmung des Wesens des Amtspriestertums (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 194-197 - hiernach zitiert, und in: Karl Rahner: Schriften zur Theologie, F.insiedeln, Bd. IX, 1970, S. 366 - 372), ders.: Knechte Christi. Meditationen zum Priestertum, Freiburg, 1967, ders.: Einübung priesterlicher Existenz, Freiburg, 1970, ders.: Freiheit und Manipulation in Gesellschaft und Kirche, München, 1970, ders.: Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis: Freiburg, Basel, Wien, 1974. Zur Wertung des Ansatzes von Karl Rahner vgl.: Karl Lehmann: Das dogmatische Problem des theologischen Ansatzes zum Verständnis des Amtspriestertums (in: Existenzprobleme des Priesters, München, 1969, S. 169 - 171) (von dessen Interpretation ich z. T. abweiche); Heinrich Fries: Das Problem des Amtes in der Sicht katholischer Theologie (in: Kerygma und Dogma, 18. Jg., 1972, S. 133 f) Der theologische Ansatzpunkt... aaO. S. 194

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

211

Ausgangspunkt ist daher das Wesen, die Struktur der Kirche: als eine gesellschaftlich verfaßte Größe erfordert sie eine Leitungsfunktion, ein Amtl75, welches Dienst ist 176. Die Kirche kann die Funktionen dieses Amtes aufgliedern, so daß es neben dem Priestertum andere sakramental übertragene hauptberufliche Funktionen - wie diejenigen des Lehrers, des Gemeindeleiters - geben könnte 177. Das Wesen, die Struktur des Amtes bestehen darin, das Wort Gottes zu verkündigen, dieses wird in der Eucharistie am intensivsten verwirklicht^. Von der Hierarchie des Amtes müssen die Charismen, die in den Trägern des Amtes wirken können, aber nicht an das Amt gebunden sind, berücksichtigt w e r d e n ^ . Diejenigen, die das Amt ausüben, sind,, .Vorsteher', gesandte und beauftragte Verkünder des Wortes Gottes, Leiter der Altargemeinde in der Kirche" 180. Weil diese Funktionen einen Menschen existentiell ausfüllen, gibt es einen Stand, einen Beruf - der sich nicht unbedingt mit dem bürgerlichen Beruf deckt 181 . des Priestertums in der Kirche 182. Diese Lebensaufgabe überträgt die Kirche einem Menschen durch das Sakrament der Ordination. Die Ordination ist Bevollmächtigung zu bestimmten Funktionen, z. B. zur Verkündigung des Wortes Gottes, zur Feier der Eucharistie, zur Spendung des Bußsakramentes und der Krankenölung 183. Sie wird nicht deshalb vollzogen, weil diese Funktionen nicht auch ohne die Ordination getan werden könnten 184, sondern sie wird deshalb vollzo175

176

Der theologische Ansatzpunkt ... aaO. S. 195, V o m Sinn des kirchlichen Amtes, S. 22 f, 29, Dogmatische Grundlagen ... aaO. S. 106 f, Theologische Reflexionen ... aaO. S. 100, 196 f v o m Sinn des kirchlichen Amtes, S. 2 9 , Einübung priesterlicher Existenz,

S. 121 177 178

179 180 181 182 183 lg4

Der theologische Ansatzpunkt ... aaO. S. 195 v o m Sinn des kirchlichen Amtes, S. 24 f, Dogmatische Grundlagen ... aaO. S. 107, Theologische Reflexionen ... aaO. S. 104, Der theologische Ansatzpunkt ... aaO. S. 1 9 6 V o m Sinn des kirchlichen Amtes, S. 33 - 36 Knechte Christi, S. 7 (Vorwort) Theologische Reflexionen ... aaO. S. 96, 108 f, 112 f, Knechte Christi, S. 7 (Vorwort) vgl. auch u. S. 247 Theologische Reflexionen . . . a a O . S . 9 6 , 1 0 8 f, Dogmatische Grundlagen .... aaO. S. 106 f Theologische Reflexionen . . .aaO.S.96, 102, 108 f, Dogmatische Grundlagen . . . aaO. S. 106 f, Der theologische Ansatzpunkt. . . aaO. S. 194, 196 Theologische Reflexionen . . . aaO. S. 103 f

212

Nach dem Konzil

gen, weil die Kirche diese Funktionen als eine Lebensaufgabe übert r ä g t l 85. Diese Übertragung von der Kirche schließt ein eine Übertragung des Amtes durch Christus, nicht durch die Glieder der Gemeinde durch sakramentale Bevollmächtigung „als Inhalt eines besonderen Status in der K i r c h e " 186. D i e Ordination ist daher zu bejahen für den Normalfall des kirchlichen Lebens angesichts der Wortverkündigung in der Eucharistie, im Bußsakrament und in der Krankensalbung, „damit in der Kirche alles ,in Ordnung' geschieht" 187. Lehren, Vorstehen, Verkündigen, Taufen sind auch ohne Ordination möglich, umfassen aber auch die Aufgaben des O r d i n i e r t e n 188. Anders legt Rahner den Akzent in „Einübung priesterlicher Existenz". Er deutet den Priester als denjenigen, der die in Jesus zur Einheit gebrachten prophetische und priesterliche (kultische) Funktion v o l l z i e h t 189 Bezüglich der Vollmachten finden sich zwei Aussagen bei Rahner, die sich m. E. widersprechen: Einmal hebt er hervor, daß das Amtspriestertum im Volke Gottes eine Funktion zu erfüllen, nicht aber Vollmachten im Gegenüber zu diesem Volke auszuüben hat, denn das allgemeine Priestertumist „der tragende Grund eben dieses P r i e s t e r t u m s " 1 9 0 . An anderer Stelle wird behauptet, daß die Ordination Bevollmächtigung zu bestimmten Funktionen, nämlich zur Verkündigung des exhibitiven Wortes Gottes, sei 191. Unterschiedlich sind auch Ausfuhrungen Rahners über die Autorität. In „Freiheit und Manipulation in Gesellschaft und Kirche" stellt er heraus, daß die kirchliche Autorität neu zu interpretieren ist und feudalistische und patemalistische Vorstellungen abzubauen seien. Es ist „grundsätzlich legitim", „wenn sich von unten her aus Laien oder Priestern ,Basisgruppen' bilden, deren Existenzrecht nicht erst durch die positive Genehmigung von oben her begründet w i r d " 1 9 2 . i n „Einübung priesterlicher Existenz" wird der Gehorsam in den Dienst der Kirche

185

Theologische Reflexionen . . . a a 0 . s . l 0 4 , Dogmatische Grundlagen . . . aaO. S. 106

186 187 188 189 190 191 192

Theologische Reflexionen ... aaO. S. 100, 104 (Zitat) Theologische Reflexionen ... aaO. S. 108 Theologische Reflexionen ... aaO. S. 104, 105 Einübung priesterlicher Existenz, S. 118 Theologische Reflexionen ... aaO. S. 100 f (Zitat S. 100) Dogmatische Grundlagen ... aaO. S. 106 Freiheit und Manipulation in Gesellschaft und Kirche, S. 50, 51 (Zitat), vgl. auch ders.: Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 115 - 126

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

213

eingeordnet, allerdings wird die absolute Verantwortung vor Gott nicht aufgehoben 193. Es ist zur Position Rahners die kritische Frage zu stellen, warum Rahner das Amt vorwiegend aus der gesellschaftlichen Verfassung begründet und es nicht auf göttlichen Ursprung zurückführt. Hierin weicht Rahner von der traditionellen Theologie und auch von den Dokumenten des 2. Vatikanum ab. - Fernerhin wird der Ordo wesentlich anders verstanden als in der bisherigen Tradition: Er ist nicht Befähigung dazu, bestimmte Vollmachten auszuüben (so war es bisher), sondern die Übertragung von Funktionen als Lebensaufgabe durch die Kirche, welches dann mit einer Beauftragung von Gott gleichgesetzt wird. Obschon der sakramentale Charakter behauptet wird, ist zu fragen, ob inhaltlich ein solches Verständnis nicht einer bloßen Installation gleichkäme. - - Hatte Rahner in oben erwähnten Abhandlungen das Amt aus dem gesellschaftlichen Gefüge der Kirche hergeleitet, so findet sich eine stärker theologische Akzentuierung in dem 1972 veröffentlichten Aufsatz „Zum Selbstverständnis des Amtspriesters" 194 : Die Wurzel des Amtes ist das apostolische Amt, welches auf der Autorität der durch Christus gestifteten Kirche ruht. Es wird durch die sakramentale Handauflegung verliehen. Den Ausgangspunkt für die Wesensbestimmung des Amtes sieht Rahner hier bei der Leitung der Gemeinde gegeben, welche Wort und Sakrament einschließt'95 Die Aufgliederung des Amtes in Episkopat, Presbyterat, Diakonat ist nicht von Anfang gegeben, sondern im Laufe der Geschichte erfolgt. Aus dieser Tatsache kann nach Rahners Ansicht gefolgert werden, daß während gewisse Grund funktionen des Amtes - wie Leitung, Wortverkündigung, Vollzug der Sakramente - bleiben, die Ausgestaltung des Amtes variabel ist 1 96. So ist eine Spezialisierung (bzw. Variierung) des priesterlichen Amtes - z.B. der Priester als profaner Fachgelehrter, als Psychotherapeut - mit Ordination möglich, ja sogar die Ausübung des priesterlichen Amtes auf

193

195 196

Einübung priesterlicher Existenz, S. 138 - 152 Karl Rahner: Zum Selbstverständnis des Amtspriesters (in: ders.: Schriften zur Theologie, Zürich, Einsicdeln, Köln, Bd. X, 1972, S. 4 4 8 - 4 6 6 ; Vortrag vor Priestern der Erzdiözese Venedig am 13. 11. 1969) AaO. S. 4 5 2 , 4 5 6 , 4 5 3 f AaO. S. 4 5 2 ff

214

Nach d e m Konzil

Zeit oder in Verbindung mit einem anderen Beruf, wobei die Hingabe an den priesterlichen Beruf entscheidend ist!97. Die Begründung des Amtes aus der göttlichen

„Stiftung"

Im Gegensatz zu Rahner, der das Amt vorwiegend aus der gesellschaftlichen Struktur der Kirche begründet, fragen Schillebeeckx, Ratzinger, Schlier, Semmelroth, Schmaus nach der Stiftung des Amtes durch die Offenbarung zurückl98. Schillebeeckx 199 sieht das Amt durch Christus gestiftet und zwar durch sein sacerdotium200 Mit dem Amt ist Autorität - als Charisma verbunden; das wird in der heiligen Schrift sowohl durch die Stellung der 12 als auch in den paulinischen Gemeinden und in den letzten biblischneutestamentlichen Schriften (dort allerdings in einseitiger Weise) zum Ausdruck gebracht201. Infolgedessen ist ein Unterschied zwischen Amt und Gemeinde gegeben202 : das amtliche Priestertum gründet zwar auf dem allgemeinen Priestertum203 ; aber es steht auch der Gemeinde gegenüber als „Vertreter Christi"204 ; ^ e r s t e r Stelle jedoch vertreten die Amtsträger die Gemeinde, die selbst „Träger der frohen Botschaft an die Welt" ist205. Die Funktion des Amtes besteht im Dienst am Wort, im Vorsteherdienst bei den Sakramenten, in der Leitung der Kirchengemeinde206. 197

198

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200 201 203 204 205 206

AaO. S. 455 f, 459 f, 461, 463 f Die Möglichkeit, die Ämter in anderen Kirchen anzuerkennen als vom Geist Gottes bewirkt, bedenkt Rahner in ,, Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis", Freiburg, Basel, Wien, 1974, bes. S. 52 ff, 71 ff vgl. auch Bernhard D. Dupuy: Theologie der kirchlichen Ä m t e r (in: Mysterium Salutis. Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik. Bd. I V / 2 . Das Heilsgeschehen in der Gemeinde. Gottes Gnadenhandeln. Einsiedeln, Köln, 1973, S. 490-492) Edward Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes (in: Diakonia/Der Seelsorger, 1. Jg., 1970, S. 147-160), ders.: Theologische Überlegungen zur heutigen Priesterkrise (orig. 1968; in: ders.: Gott, Kirche, Welt. Gesammelte Schriften, Mainz, Bd. 2, 1970, S. 173-210) Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 148; das wird nicht näher biblisch begründet AaO. S. 148 f Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 148, Theologische Überlegungen zur heutigen Priesterkrise, aaO. S. 186, 191 Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 148 AaO. S. 149, 150 (Zitat) AaO. S. 150 AaO. S. 147, vgl. auch S. 150, wo Schillebeeckx noch „Sorge für den ,evangelischen Trost' in Ermahnung, A u f m u n t e r u n g . . . Vorangehen in der Liebe . . ." nennt

Reflexionen Uber das Verhältnis von Amt und Laie

215

Die Sendung zum Amt erfolgt durch die Kirche. Schillebeeckx nennt im Anschluß an Schlink, Küng, Villain207 _ z w e j Möglichkeiten: die Aufnahme durch das „Kollegium der bestehenden Amtsträger" durch Ordination mit Handauflegung; die Aufnahme „aus dem charismatischen Drängen einer apostolisch begründeten Gemeinde, die sich in einer ... Notsituation befindet"208. Die zweite Möglichkeit ist zu bedenken für die Anerkennung der Gültigkeit des Amtes in der evangelischen Kirche209. Durch die Ordination wird das Charisma des Amtes v e r l i e h e n ^ l O Das Merkmal (character) macht deutlich, daß der Amtsträger auf Seiten des Herrn der Gemeinde gegenüber steht^ll. Daraus kann nicht gefolgert werden, daß das Amt in anderen christlichen Kirchen nicht gültig ist, daß kein Sakrament in voto vorliege. Es bestehen Möglichkeiten, das Amt der evangelischen Kirche anzuerkennen und zwar als Sukzession auf außerordentlichem Weg sowie durch die „Wirkung" des character, durch den der Amtsträger der Gemeinde gegenübersteht, welcher „in voto" außerhalb des Sakramentes gegeben wird212. Schillebeeckx macht darauf aufmerksam, daß durch die Ordination in nichtkatholischen (anglikanischen, evangelischen) Kirchen dasselbe vollzogen werde, wenn auch ohne die Benennung als „Sakrament" wie in der katholischen Kirche, nämlich die „Aufnahme in das Amt"213. Ratzinger214 sieht den priesterlichen Dienst grundgelegt in der Berufung und Sendung der 12 (mit Hinweis auf Mc. 3, 13-19) und des 207

208 209 210 211 212

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Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 153, Theologische Überlegungen zur heutigen Priesterkrise, aaO. S. 193. Es handelt sich um: Edmund Schlink: Die apostolische Sukzession (in: ders.: Der kommende Christus und die kirchlichen Traditionen, Göttingen, 1961, S. 160-195); Hans Küng: Thesen zum Wesen der apostolischen Sukzession; Maurice Villain: Ist eine apostolische Sukzession außerhalb der Kette der Handauflegungen möglich? (beide in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 248-251 273-284) Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 153 AaO. S. 154; wenn der Glaube der (katholischen) Kirche die evangelische Kirche als Kirche anerkennte, zöge das eine Anerkennung des Amtes nach sich AaO. S. 156 Theologische Überlegungen zur heutigen Priesterkrise, aaO. S. 201 AaO. S. 205. Hier wird die Position von Schlink und Küng aufgegriffen (s. Anm. 207, zu Küng vgl. auch bereits: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 190, s. o.S. 74). Vgl. ders.: Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 160 Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 157 f (Zitat S. 157) Joseph Ratzinger: Das geistliche Amt und die Einheit der Kirche (bereits abgedruckt in: Catholica, 17. Jg., 1963, S. 165-179; da dieser Aufsatz wie-

216

Nach dem Konzil

Paulus^ 15; aus dieser Wurzel kristallisieren sich die in den späteren Schriften des Neuen Testamentes genannten Ämter heraus21o. Der Priester setzt die Sendung Christi auf die Menschen hin fort, ihr Ziel ist die Tischgemeinschaft mit Gott217. Er ist Vikar, der nicht für sich selbst, sondern für einen anderen, für Christus steht (vgl. Mt. 24, 45-51)218. Obgleich der Priester an der Stelle Christi handelt, ist er nicht Mittler, sondern das ist allein Christus. Dies ist der grundlegende Unterschied des christlichen Priestertums gegenüber dem heidnischen, welches aus dem Hebräerbrief und der Titulaturder Amtsträger als diróoTokoi, TrpeoßvrepoL, Sulkovoi und nicht als iepetc zu ersehen ist219. Das priesterliche Dienstamt umfaßt „zwei Pole . . . das Sein mit ihm (Christus) und das Sein, um gesandt zu werden"220. Der priesterliche Dienst besteht darin, Dienst am Wort (der Verkündigung des Evangeliums), an den Sakramenten (der Eucharistie als Zentrum), an der Leitung zu s e i n 2 2 1 . „Dieser Dienst fordert den Menschen ganz" und ist eine lebenslängliche Entscheidung222. Die Vollmacht hierzu beruht nicht auf „Delegation seitens der Gemeinde, sondern auf der Gabe des Herrn",

2J5 216 217

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219 220 221

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der aufgenommen ist in dem Band „Die Autorität der Freiheit", der die Konzilstexte ausviertet - dort Bd. II, 1967, S. 417-433, hiernach zitiert-, wurde er hier herangezogen; er findet sich außerdem in: Joseph Ratzinger: Das neue Volk Gottes,Entwürfe zur Ekklesiologie,Düsseldorf, 1969, S. 105-120), ders.: Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes (in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 347-376, zit. PriesterL Dienst). Zur Wertung vgl. Karl Lehmann: Das dogmatische Problem des theologischen Ansatzes zum Verständnis des Amtspriestertums (in: Existenzprobleme des Priesters, München, 1969, S. 172-174) (dem ich nicht in allem folgte); Heinrich Fries: Das Problem des Amtes in der Sicht katholischer Theologie (in: Kerygma und Dogma, 18. Jg. 1972, S. 134) Priesterlicher Dienst, aaO. S. 35 3 ff, Das geistliche Amt... aaO. S. 421-424 D a s geistliche Amt ... aaO. S. 424 f, vgl. Priesterlicher Dienst, aaO. S. 367 Priesterlicher Dienst, aaO. S. 356, 361, 366 AaO. S. 358 Priesterlicher Dienst, aaO. S. 348 ff; das wird deutlich und mit guter biblischer Begründung herausgestellt, so auch schon bei Hans Küng: Die Kirche, 1967, S. 434 ff, 459 ff, s. o. S. 203 priesterlicher Dienst, aaO. S. 355 Priesterlicher Dienst, aaO. S. 356 f, 361 ff, Das geistliche Amt ... aaO. S. 429 f. In dem Aufsatz „Opfer, Sakrament und Priestertum in der Entwicklung der Kirche" (in: Catholica, 26. Jg., 1972, S. 108-125) stellt Ratzinger stark die sakrale Seite des Amtes, die Eucharistie, heraus (bes. S. 108, 111,125) Priesterlicher Dienst, aaO. S. 375

Reflexionen über das Verhältnis von A m t und Laie

217

welches das Sakrament des Ordo zum Ausdruck bringt223. Der Dienst ist „Anruf des Pneuma", Charisma224 Wie verhält sich diese priesterliche Sendung zum Christsein allgemein? „Gibt es bestimmte Funktionen, die nur die Amtsträger setzen können? "225 Auf diese Frage gibt Ratzinger zwei Andeutungen: „Es gibt... bestimmte Berufungen". Jeder kann nur das tun, wozu er berufen ist; nicht jeder ist zum Apostel (zum Gesandten) berufen226. ^Für sich gesehen... ist jeder Christ nur Christ und kann gar nichts Höheres sein... In der Relation auf die anderen hin... wird man Träger des Amtes"227 j ) a s „Amt ist Dienst am allgemeinen Priestertum und in dessen Rahmen"228 ScMer229 fuhrt das priesterliche Amt auf Jesus zurück230. Der priesterliche Dienst des Apostels (Paulus), nämlich die Verkündigung des Evangeliums (Rom. 15,15 f), ist „von Gott,gestiftet' " (2. Kor. 5, 18; 1. Kor. 12,28)231. Er „erzeugt ein priesterliches Volk, dj e Kirche" (vgl. Apc. 1, 5)232, dessen Dienst im Lobpreis (Hebr. 13,15; 1. Petr. 2,9 - Verkündigung und Eucharistie), im Leben nach Gottes Willen (Rom. 12, 1 f ) b e steht233. Es „bezeugt" hierdurch „den von ihm erfahrenen Priesterdienst Jesu Christi"234 Neben „freiwilligen und charismatischen D i e n s t e n " 2 3 5 finden sich im Neuen Testament, in den Deuteropaulinen, in den Pastoralen, bei Lukas und im 1. Petrusbrief, die entscheidenden Elemente eines priesterlichen Amtes innerhalb des Volkes Gottes, obgleich davon nicht aus-

224 225 226 227 228

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5

AaO. S. 375, das schließt allerdings die Möglichkeit einer Wahl durch die Gemeinde (demokratische K o m p o n e n t e ) nicht aus (ebd. S. 376) Priesterlicher Dienst, aaO. S. 354 Dasgeistliche Amt... aaO. S. 425, vgl. auch Priesterlicher Dienst, aaO. S. 371 Das geistliche Amt ... aaO. S. 425 Priesterlicher Dienst, aaO. S. 371 Das geistliche Amt ... aaO. S. 425 Heinrich Schlier: Grundelemente des priesterlichen Amtes im Neuen Testament (in: Theologie und Philosophie, 44. Jg., 1969, S. 161-180), d e m genannten Aufsatz ähnelt die Abhandlung Schliers: Die neutestamentliche Grundlage des Priesteramtes (in: Der priesterliche Dienst. I. Ursprung und Frühgeschichte. Mit Beiträgen von Alfons Deissler, Heinrich Schlier, Jean-Paul Audet, Freiburg, Basel, Wien, 1970, S. 81-114) (Quaestiones Disputatae 46) Grundelemente des priesterlichen A m t e s . . . , aaO. S. 161, 164, 179 AaO. S. 164 f, 166 (Zitat) AaO. S. 168 AaO. S. 169 f AaO. S. 179 AaO. S. 176

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Nach d e m Konzil

drücklich die Rede i s t 2 3 6 . Darauf weist z. B. die Einsetzung der Presbyter (Apg. 14, 23), der Diakone (Apg. 6,1), der Bischöfe (Apg. 20,28) hin237. j)ie Eingliederung der Träger in den Ordo der kirchlichen Ämter durch Handauflegung zeigt, daß die kirchlichen Ämter in Kontinuität mit dem apostolischen Amt stehen, „nicht nur in der Kontinuität von Funktionen, sondern auch des Auftrags und der S e n d u n g " 2 3 8 Die Aufgaben des Amtes bestehen in Verkündigung des Evangeliums, in Vollzug von Taufe und Herrenmahl und auch in Leitung239. Durch den priesterlichen Dienst im Volk Gottes wird - wie durch den des Apostels (Paulus) - der priesterliche Dienst Jesu Christi vergegenwärtigt240 Sowohl die freiwilligen und charismatischen Dienste als auch die kirchlichen Ämter sind Dienst, „StaKovth.", „wie der Dienst Christi und der Apostel"241. Semmelroth242 sieht das Amt darin begründet, daß es von Christus gestiftet ist und ihn repräsentiert (was er allerdings nicht biblisch aufweist); der Amtsträger handelt auf Grund des Ordo „in persona Chris t j " 2 4 3 . D a s Amt ist „Zeichen für die Gegenwart und Heilswirksamkeit C h r i s t i " 2 4 4 Sowohl das besondere als auch das allgemeine Priestertum nehmen am dreifachen Amte Christi teil, doch die Bereiche der Repräsentanz Christi sind v e r s c h i e d e n 2 4 5 : das besondere Priestertum repräsentiert im dreifachen Amt Christus im Lebensbereich der K i r c h e 2 4 6 und zwar durch Verkündigung (prophetisches Amt) und Spendung der Sakramente (priesterliches Amt) und Weisung im innerkirchlichen Be236 237 238 239 240

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AaO. S. 171 AaO. S. 172 f, vgl. auch S. 174 u. 179 AaO. S. 173 AaO. S. 175, 179 AaO. S. 166, 175, vgl. auch S. 179 AaO. S. 176. Man vergleiche auch den Beitrag Schliers: F.kklesiologie des Neuen Testaments (in: Mysterium Salutis, Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik. Bd. IV/1. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde, Einsiedeln, Köln, 1972, S. 101-221) Otto Semmelroth: Die Präsenz der drei Ämter Christi im gemeinsamen und besonderen Priestertum der Kirche (in: Theologie und Philosophie, 44. Jg., 1969, S. 181 - 195) AaO. S. 181 - 186 (Zitat S. 181); die Repräsentation b e t r i f f t Träger und Handlung: Es „ist im Träger des geistlichen Amtes der Kirche in irgendeiner Weise Christus selbst präsent. Im Amtshandeln des Priesters ist Christus selbst der eigentlich H a n d e l n d e " (ebd. S. 181) AaO. S. 181 AaO. S. 184, 192 ff. Semmelroth weist (S. 182 f f ) hin auf das Werk: Eric Persson: Repraesentatio Christi. Der Amtsbegriff in der neueren römischkatholischen Theologie, Göttingen, 1966 AaO. S. 185, 1 9 2 - 195

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

219

reich (königliches Amt)247 ) das allgemeine Priestertum repräsentiert im dreifachen Amt Christus in der Welt248 u n d zwar durch Zeugnis (prophetisches Amt), dadurch daß es die Welt Christus näher führt (priesterliches Amt), durch Verwirklichung der kirchlichen Existenz in der Welt (königliches Amt)249. Das Amt ist primär als eines zu verstehen, sekundär zeichnet sich eine Gliederung ab250 t die dem Heilswirken Christi entspricht: gleichwie Christus Prophet, Verkündiger (König) ist, so ist der priesterliche Dienst Verkündigung (Leitung); gleichwie Christus Priester ist, so wird der priesterliche Dienst im Sakrament der Eucharistie ausgeübt251. Als Kritik an Semmelroth wäre zu bemerken, daß seine Aussagen kaum biblisch fundiert sind. - Wie Ratzinger stellt auch er die Stellvertretung des Priesters heraus, doch wird bei ihm die Grenze gegenüber Christus kaum betont, hingegen bei Ratzinger mit eingehender biblischer Begründung252. Eine ausführliche Darstellung über das Verhältnis von Amtsträgern und Laien nach dem 2. Vatikanischen Konzil findet sich in Michael Schmaus' Werk „Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik" (Band 2, 1970). Wie schon in seinem Werk „Katholische Dogmatik" untersucht er das Verhältnis von Amt und Laie in der Ekklesiologie und zwar jetzt in Verarbeitung der Texte des 2. Vatikanum253 Grundlegend ist die Einheit aller Gläubigen, des Volkes Gottes, welches als Leib Christi und als Tempel des Heiligen Geistes existiert254, „Die Differenzierung steht an zweiter Stelle". Sie ist von Christus bestimmt255_ Die Kirche wird gegliedert in Laien und Kleriker (und 247 2 4 8 24

9 50 2 51 2 2 ^

2

3

255

AaO. S. 193 f, 189 AaO. S. 1 9 2 - 1 9 5 AaO. S. 193, 195 AaO. S. 182 ff, das wird nicht biblisch begründet AaO. S. 188 f S. o. S. 2 0 4 f. In seinem Beitrag „Die Kirche als Sakrament des Heils" (in: Mysterium Salutis. Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik. Bd. IV/1. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde, Einsiedeln, Köln, 1972, S. 309 - 356) führt Semmelroth z u m Verhältnis von allgemeinem Priestertum und Amt aus „So steht - das ist die Grundstruktur der Kirche - im Gottesvolk eines gemeinsamen Priestertums das sakramental geweihte geistliche Amt, um ,in der Rolle Christi' handelnd Christus stellvertretend sichtbar zu machen und wirksam werden zu lassen" (ebd. S. 346) Zu der Darstellung des Verhältnisses von Amtsträgern und Laien in Schmaus' „Katholische Dogmatik" vgl. o. S. 71 - 73 Michael Schmaus: Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik, München, Bd. 2, 1970, S. 98, 106, 139 AaO. S. 98 (Zitat), 9 9

Nach dem Konzil

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Orden)256 Die ordinierten Getauften, die Kleriker, stellen Christus als das Haupt der Kirche dar257. j ; Di e Verschiedenheit innerhalb der Gemeinschaft der Getauften wird hergestellt durch die Weihe, den Ordo"258. Laien und Priester nehmen in je verschiedener Weise an der Sendung Christi sowie an den Aufgaben der Kirche teil. „Die Verschiedenheit ist bedingt in der Verschiedenheit des „Personseins' in der Kirche"259. Das Charisma zwar ist Laien und Klerikern eigen260, Die Kirche hat jedoch eine „hierarchische Grund struktur", die bleiben muß261. Das 2. Vatikanum betont Gleichheit (an der Basis) und Ungleichheit (in der konkreten sichtbaren E r s c h e i n u n g ) 2 6 2 . Christus hat die Vollmachten geschaffen und vollzieht sie neu. Daher ist die Kirche weder Monarchie noch Oligarchie noch Demokratie, eher eine Christokratie, obgleich sich demokratische Elemente bezüglich Befragung bei Glaubensdefinition, Teilnahme am Konzil finden263 Das Amt ist von Christus g e s t i f t e t 2 6 4 Das 2. Vatikanum lehrt die Teilnahme der Laien an den drei Ämtern Christi265. £ s jst jedoch nicht so, daß die Kleriker für die Kirche und die Laien für die Welt zuständig seien. „Der Unterschied zwischen Laien und Amtsträgern liegt nicht in verschiedenen Bereichen der Heilsaktivität, sondern in der Art der Heilsaktivität"266 ; i n der verschiedenen Weise der Teilnahme an den Ämtern Christi. „Es besteht nicht nur ein Grad-, sondern ein Wesensunterschied"267. Aber dennoch steht die „Gemeinsamkeit ... vor der Differenzierung", wie es das 2. Vatikanum zum Ausdruck b r i n g t 2 6 8 . Die Laien wirken mit an der Heilssendung der Kirche selbst durch Taufe und Firmung sowie an der Tätigkeit der Hierarchie269 Sie nehmen teil (1) am Priesteramt durch Mitwirkung bei der Eucharistie sowie durch die Spendung des Ehesakramentes, (2) an den prophetischen Auf-

256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 2

66 67 2 68 269 2

AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO.

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

98 - 100 42, 99 f 99 100 100, 142 103 103 104 f 107, 141 107 108, 109 (Zitat) 112 114 110

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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gaben durch das Zeugnis des Wortes und des Lebens, durch die Theologie, (3) an der Hirtenaufgabe der Kirche durch Gestaltung der irdischen 0rdnung270.

Das Amt ist gestuft in Papstamt, Bischofsamt, Priesteramt, welches im Neuen Testament, im Willen Christi, begründet ist271. Di e Aufgabe der Bischöfe besteht in der Verkündigung, Liturgie, Leitung, ihre Helfer sind die Priester272. Das Amt wird als Dienst verstanden273.

In der Sakramentologie nennt Schmaus die Taufe als Ursache fiir die „Teilnahme an der priesterlichen, prophetischen und königlichen Aufgabe Jesu C h r i s t i " 2 7 4 Spender der Taufe kann im Notfall auch der Laie s e i n 2 7 5 > bei den übrigen Sakramenten sind - außer in der Ehe - nur die Kleriker S p e n d e r 2 7 6 . Obgleich Schmaus - unter Berufung auf das 2. Vatikanum - das Recht der Laien hervorhebt und Elemente ihrer Gleichheit mit den Amtsträgern nennt, liegt bei ihm der Akzent vorwiegend auf der Hierarchie277_ Im Gegensatz zur Constitutio dogmatica „Lumen gentium" des 2. Vatikanum278 verwendet er den Begriff „Kleriker". In seinem Werk „Katholische Dogmatik" findet sich eine ausführliche biblische Begründung bezüglich der Rechte der Laien als im Werk „Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik"279. Vergleicht man die dargestellten theologischen Äußerungen, fällt auf, daß sie zwar alle die Aussagen des 2. Vatikanum berücksichtigen, aber mit unterschiedlichen Folgerungen. Das Amt wird verschieden hergeleitet: Von der Stiftung Christi begründen es Ratzinger, Schlier, Semmelroth, Schillebeeckx, Schmaus, 270 271 272 27

3 274 27

5

27

277 278 27

^

AaO. S. 118 ff AaO. S. 148 ff, 207 ff, 238 ff AaO. S. 233 - 240 AaO. S. 244 f AaO. S. 398 f. Wesentlich ausführlicher ist die Beziehung zwischen Taufe und allgemeinem Priestertum aber in seinem früheren Werk „Katholische Dogmatik" (vgl. o. S. 72 f) dargestellt Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik, München, Bd. 2, 1970, S. 418 Erwähnt ist die Laienbeichte, die sich in der Kirche nicht durchgesetzt habe aaO. S. 472 Der Traktat über die Hierarchie ist sehr ausführlich (aaO. S. 133 - 261), der über die Laien relativ knapp (aaO. S. 116 - 132, vgl. auch S. 98 - 115) AaO. S. 172 u. Anm. 409 Vgl.o.S. 7 1 - 7 3

222

Nach dem Konzil

durch das Charisma, durch den heiligen Geist Küng, Dias, Kasper280, Hasenhüttl, von der gesellschaftlichen Verfassung der Kirche Rahner. Die biblischen Aussagen werden erwähnt von Ratzinger, Schlier, Schillebeeckx, Küng, Kasper, Dias, Hasenhüttl, Schmaus28l. Die ontische Komponente wird genannt bei Rahner, Ratzinger, Schlier, Semmelroth, Schillebeeckx, Schmaus, während Küng, Dias mehr auf die Funktionen hinweisen und Kasper wie auch Hasenhüttl sich um eine Verbindung bemühen. Übereinstimmung herrscht bei den Aufgaben des Amtes, welche in Wort, Sakrament, Leitung gesehen werden (wobei die Leitung bei Rahner und Küng allerdings zurücktritt, bei Kasper eine wichtige Rolle spielt und bei Hasenhüttl einseitig in den Vordergrund rückt)282 Unterschiedlich wird die Position des Amtsträgers beurteilt. Schillebeeckx, Ratzinger, Schlier, Schmaus, Semmelroth sehen ihn als Vertreter Christi, Kasper, Dias, Hasenhüttel als Leiter, Koordinator der Charismen und Küng als Bevollmächtigten in der Öffentlichkeit. Das Amt wird als Dienst bezeichnet. Die Befähigung zum Amt erlangt man durch das Sakrament des Ordo. (Dieser Gesichtspunkt entfällt allerdings weitgehend bei Dias und Hasenhüttl.) Unterschiedliche Auffassungen finden sich auch bezüglich der Stufung des Amtes. Während Schlier und Schmaus sie im Neuen Testament angelegt sehen283 j Ratzinger sie durch die Sache selbst gegeben sieht (das Presbyteramt ist „Verweis auf das Bischofsamt, so daß bei jedem Sakramentenvollzug eine hierarchische, d. h. eine gestufte Verbindung mit

280 281

282

283

j n der Abhandlung „Amt und Gemeinde" leitet Kasper das Amt auch christologisch her (aaO. S. 395) Dj e biblischen Aussagen werden auch sehr stark herausgestellt von Wilhelm Pesch: Kirchlicher Dienst und Neues Testament (in: ders. u. a.: Zum Thema Priesteramt, Stuttgart, 1970, S. 9 - 24) Auch Ferdinand Klostermann versteht das Amt im wesentlichen von der Aufgabe des Verstehens her, vgl. Die Berufung zum Vorsteherdienst des Neuen Bundes (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a„ Freiburg, Bd. IV, 1969, S. 451 - 469), ders.: Priester für morgen - Pastoraltheologische Aspekte (in: Weltpriester nach dem Konzil, München, 1969, S. 143 - 175, bes. 148 ff), ders.: Priester für morgen, Innsbruck, 1970, bes. S. 1 3 0 - 156, 180 ff Schlier, aaO. S. 174, 179; Schmaus, aaO. S. 148 f f , 207 ff. So auch Yves Congar in seinem Beitrag „Die Wesenseigenschaften der Kirche" (in: Mysterium Salutis, Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik. Bd. IV/1. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde, F.insiedeln, Köln, 1972, S. 357599, ebd. S. 548 f, 571 ff)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

223

dem Bischof besteht", ein Zeichen dafür, daß die Pfarrei sich in das Gesamt der Episkopalkirche einfügen soll284) t versteht Schillebeeckx sie einerseits trotz der geschichtlichen Entwicklung als Werk des heiligen Geistes, das aber andererseits Neustrukturierung ermöglicht, welcher Meinung auch Hasenhüttl ist285. Rahner bezeichnet das Amt trotz der Dreiteilung in Bischofs-, Presbyter-, Diakonenamt als eines und erblickt in der Gliederung verschiedene Möglichkeiten zur Struktur, jedoch keine Stiftung Christi^Sö Kling, Kasper, Dias sehen die Dreiteilung der Ämter nur als geschichtliche Entwicklung an, die nicht zur exklusiven erklärt werden kann287. Die Vielfalt des Schriftzeugnisses wird von Küng, Dias, Hasenhüttl, Schillebeeckx, Ratzinger, Schlier Rechnung getragen288 ; wobei Küng, Dias, Hasenhüttl den Schwerpunkt allerdings auf die paulinische Konzeption legen. Eine Annäherung an das Evangelische wird versucht von Küng, Kasper, Schillebeeckx. Durch die eventuale Möglichkeit, eine Ordination durch einen außerordentlichen Weg (durch die Gemeinde) durchzuführen, würde nach der Argumentation von Küng und Schillebeeckx (der ihm folgt) das Amt der evangelischen Kirchen, die nicht in der apostolischen Sukzession der katholischen Kirche stehen, anerkannt. Rechnet man zur apostolischen Sukzession des Amtes nicht nur die bischöfliche, sondern

284 285 286 287

288

Ratzinger: Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes, aaO. S. 367 (Zitat), 368 Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes, aaO. S. 149; Hasenhüttl: Charisma. Ordnungsprinzip der Kirche, aaO. S. 230-232 Karl Rahner: Theologische Reflexionen zum Priesterbild heute und morgen, aaO. S. 105, 108 Küng: Die Kirche, aaO. S. 506; Dias: Vielfalt der Kirche in der Vielfalt der Jünger, Zeugen und Diener, aaO. S. 348, Dogmatische Überlegungen zu Amt, Vollmacht und Weihe, aaO. S. 74; Kasper: Neue Akzente im Verständnis des priesterlichen Dienstes, aaO. S. 167; vgl. auch Dupuy, aaO. (s. Anm. 198) S. 516. Küng (Die Kirche, S. 506) hebt die Gleichheit der Funktionen von Bischöfen und Priestern hervor (so auch: Bernhard Dupuy: Besteht ein dogmatischer Unterschied zwischen der Funktion der Priester und der Funktion der Bischöfe? (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 268-274). Das Papstamt wird als Zeichen des Glaubens und der Einheit verstanden bei Küng (Die Kirche, S. 545, 558), Ratzinger (Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes, aaO. S. 368). so auch Congar, aaO. (s. Anm. 283) S. 549-554

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Nach dem Konzil

auch (als einen Weg) die presbyteriale Sukzession, so kann das A m t der evangelischen Kirchen, die in presbyterialer Sukzession stehen, als gültig angesehen w e r d e n 2 8 9 Damit wäre ein wesentlicher Schritt über das Dekret „De oecumenism o " des 2. V a t i k a n u m hinaus getan, das die Frage mit d e m Hinweis auf das f e h l e n d e Weihesakrament b e a n t w o r t e t e s t ] Kasper stellt z u R e c h t die Frage, o b die Entscheidung der Kirche gegenüber d e n D o n a t i s t e n bezüglich Anerkennung der Gültigkeit der Ordination und Taufe nicht verlangt, auch entsprechende K o n s e q u e n z e n für die lutherische Kirche z u b e d e n k e n . Die Sichtweite dieser Sache v o n der „ D i m e n s i o n der p n e u m a t o l o g i s c h e n K o n i t u n i t ä t " her läßt die Möglichkeit einer positiven A n t w o r t z u 2 9 1 .

289

Vgl. o. S. 204, 206, 215 u. S. 273 ff

Weitere Literatur zum Amt: Ruud J. Bunnik: Das Amt in der Kirche, Düsseldorf, 1969 Catholica, 26. Jg., 1972, Heft 2: Kirche-Amt-Abendmahlgemeinschaft ebd. 27. Jg., 1973, Heft 3/4: Sendung Christi, Kirche, Vollmacht und Amt Concilium, 8. Jg., 1972, Heft 12: Die Ämter in der Kirche Albert Descamps: Priester - Beruf im Widerstreit? Innsbruck, Wien, München 1971 (orig. Le Prêtre: Foi et Contestation, Paris, 1971) Oswald Hirner: Die Funktion des Laien in der katholischen Gemeinde, Münsterschwarzach, 1973 (Münsterschwarzacher Studien 23) Karl Kertelge: Gemeinde und Amt im Neuen Testament, München, 1972 Ferdinand Klostermann: Gemeinde - Kirche der Zukunft. Thesen, Dienste, Modelle, 2 Bände, Freiburg, Basel, Wien, 1974 Karl Lehmann: Das priesterliche Amt im priesterlichen Volk (in: Gemeinde des Herrn, Paderborn, 1970, S. 247-261) (und weitere diesbezügliche Aufsätze in diesem Band) Georg Denzler u. a.: Zum Thema Petrusamt, Stuttgart, 1970 Wilhelm Pesch u. a.: Zum Thema Priesteramt, Stuttgart, 1970 Heinz Schütte: Amt, Ordination und Sukzession im Verständnis evangelischer und katholischer Exegeten und Dogmatiker der Gegenwart sowie in Dokumenten ökumenischer Gespräche, Düsseldorf, 1974 Wolfgang Trilling: Vollmacht und Dienst. Zur Diskussion um das kirchliche Amt (in: Stimmender Zeit, 187. Bd., 1971, 297-308) Hermann Volk: Priestertum heute, Frankfurt, 1972 Evangelisch-katholische (und orthodoxe) gemeinsame Darstellungen: Hans-Dieter Bastian: Kirchliches Amt im Umbruch, München, Mainz, 1971 (Aufsätze evangelischer und katholischer Autoren) Ferdinand Hahn, Wilfried Joe st, Bernhard Kötting, Heribert Mühlen: Dienst und Amt. Überlebensfrage der Kirchen, Regensburg, 1973 (evangelische u. katholische Darstellungen) Michel Leplay, Emile Marcus, Paul Verghèse: Priester und Pastoren. Zum Amtsverständnis in den christlichen Kirchen, Regensburg, 1970 (orig. Prêtres et Pasteurs, Paris, 1968) (orthodoxe, katholische u. evangelische Darstellungen)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

225

Die Anerkennung der Legitimität des evangelischen Amtes zieht nach sich die Frage der Möglichkeit der Interkommunion. Sie wird von katholischen Theologen noch unterschiedlich beurteilt: einige — wie Küng, Kasper, Fries, Böckle, Beinert, Scheffczyk, Kirchgässner, Rahner - sind weitgehend offen292 > andere — wie Lehmann, Bläser, Höfer - sind zuPeter Bläser / Peter Brunner / Hermann Kunst / Karl Lehmann / Bernhard Lohse Ordination und kirchliches Amt. Veröffentlichung des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen mit einem Vorwort von Bischof Hermann Kunst und Hermann Kardinal Volk. Hrsg. v. Reinhard Mumm unter Mitarbeit von Gerhard Krems. Paderborn, Bielefeld, 1976 290

292

s . o . S . 131 Walter Kasper: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 109, 107 - Zitat - , vgl. o. S. 196, u. S. 256, 267). Rahner erwägt die Möglichkeit der Anerkennung des Amtes in anderen Kirchen auf Grund der Wirksamkeit des Heiligen Geistes (Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis, Freiburg, Basel, Wien, 1974, S. 71), vgl. o. Anm. 197. Auch Heinrich Fries erkennt das Amt in den reformatorischen Kirchen an, weil in diesen - wie das 2. Vatikanum feststellte - Kirche gegeben ist, und somit ist auch Abendmahlsgemeinschaft möglich (Heinrich Fries: F,in Glaube. Eine Taufe. Getrennt beim Abendmahl? Graz, Wien, Köln, 1971, S. 5981, bes. 70). Während Küng und Schillebeeckx (im Anschluß an Schlink) zur apostolischen Sukzession des Amtes nicht nur die bischöfliche, sondern als eine Möglichkeit auch die presbyteriale rechnen, sieht Congar die legitime apostolische Sukzession nur in der bischöflichen Sukzession gegeben, wenngleich sich die Apostolizität auf die ganze Kirche bezieht (vgl. seinen Beitrag in „Mysterium Salutis. Grundriss heilsgeschichtlicher Dogmatik", Bd. IV/1, aaO. - s. Anm. 283 - S. 560 f) Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 520 ff (Eucharistie in voto); Walter Kasper: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 109), ders.: Skandal einer Trennung. Offene Kommunion als Zeichen der Hoffnung (in: Christen wollen das eine Abendmahl. Mit Beiträgen von Heinrich Bacht u. a., Mainz, 1971, S. 40-50); Heinrich Fries: Ein Glaube. Eine Taufe. Getrennt beim Abendmahl? Graz, Wien, Köln, 1971, S. 65-92, bes. 82 ff; Franz Böckle: Interkommunion (in: Stimmen der Zeit, 185. Jg., 1970, S. 309-320); Wolfgang Beinert: Amt und Eucharistiegemeinschaft (in: Catholica, 26. Jg., 1972, S. 154-171); Leo Scheffczyk: Dogmatische Erwägungen zur Frage der Grenzen der „Offenen Kommunion" (in: Catholica, 26. Jg., 1972, S. 126-145); Alfons Kirchgässner: Gastfreundschaft auf hoher Ebene. Zum Problem der „Interkommunion" an der Basis (in: Christen wollen das eine Abendmahl. Mit Beiträgen von Heinrich Bacht u. a., Mainz, 1971, S. 19-28); Karl Rahner: Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis, Freiburg, Basel, Wien, 1974, S. 79-93, bes. 92

226

Nach dem Konzil

rückhaltend293 ) und

wieder andere - wie Hamer - lehnen Interkom-

munion ab 294 3. Überlegungen, die über die Konzilstexte hinausführen, bezüglich der Strukturen des Amtes und deren möglicher Veränderung Demokratisierung kirchlicher Strukturen Hatte das Tridentinum festgestellt, daß die Hierarchie göttlichen Rechtes aus Episkopen, Presbytern, Diakonen besteht, führte das 2. Vatikanum nur an, daß der aus göttlicher Einsetzung kommende Dienst von alters her ausgeübt wird von Bischöfen, Priestern, D i a k o n e n 2 9 5 Durch diese Aussage sind Wege einer neuen Auslegung und praktischen Veränderung geöffnet: Man kann der geschichtlichen Entwicklung Rechnung tragen, die aufweist, daß das Amt von Anfang an nicht in einer dreigliedrigen Hierarchie strukturiert war, sondern sich (auch) soziologischen Formen entsprechend entwickelte. Der veränderten Situation zufolge sind dann neue Strukturen möglich. In seinem Buch „Die Kirche" zeigt Küng die verschiedenen Typen des Amtes an Hand des Neuen Testamentes auf: während die paulinischen Gemeinden charismatisch strukturiert sind, sind die palästinischen Gemeinden presbyterial verfaßt; in der Apostelgeschichte verschmelzen beide Traditionen; die Entwicklung fuhrt dann dahin, daß der monarchische 293

294

295

Karl Lehmann: Dogmatische Vorüberlegungen zum Problem der „Interkommunion" (in: Evangelisch-katholische Abendmahlsgemeinschaft? Mit Beiträgen von Wolfhart Pannenberg u. a., Regensburg, Göttingen, 1971, S. 77141); Peter Bläser: Zur Diskussion um die Bedeutung des Amtes für den Vollzug der Eucharistie (in: Catholica, 26. Jg., 1972, S. 86-107); Josef Höfer: Eucharistie und Kirchenrecht (in: Evangelisch-katholische Abendmahlsgemeinschaft? Mit Beiträgen von Wolfhart Pannenberg u. a., Regensburg, Göttingen, 1971, S. 47-75) Jérôme Hamer: Die ekklesiologische Terminologie des Vatikanum II und die protestantischen Ämter (in: Catholica, 26. Jg., 1972, S. 146-153) Es sei besonders hingewiesen auf das evangelisch-katholische Sammelwerk: Evangelisch-katholische Abendmahlsgemeinschaft? Mit Beiträgen von Wolfhart Pannenberg, Josef Höfer, Karl Lehmann, Edmund Schlink, Regensburg, Göttingen, 1971 (zu den Ausführungen von Lehmann und Höfer s. Anm. 293; die Beiträge von Pannenberg „Die Problematik der Abendmahlslehre aus evangelischer Sicht", ebd. S. 9-45 und Schlink „Das Problem der Abendmahlsgemeinschaft zwischen der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche", ebd. S. 143-187 sind offen gegenüber der Interkommunion) Tridentinum, Sessio XXIII, can. 6, vgl. D 1776, Vatikanum II: Lumen gentium Nr. 28

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

227

Episkopat und schließlich der Primat sich durchsetzen. Einerseits kann man die neutestamentlichen Dienste nicht in ein System bringen, andererseits geschah die Entwicklung bezüglich des Amtes in legitimer Weise, infolgedessen ist eine Neuordnung möglich, die einerseits der Zeit angepaßt ist und andererseits die Kontinuität wahrt296. Bei den Überlegungen über die Gestalt der Strukturen werden Begriffe aus der Politik verwendet, vor allem der Begriff der Demokratisierung. Die grundsätzliche theologische Frage, ob Demokratie in der Kirche möglich sei, wird in unterschiedlicher Weise bejaht. Karl Rahner297 sieht Demokratie in der Kirche insofern gegeben, als sie auf dem freien Willen ihrer Mitglieder gründet und ihr Amt sich als Dienst, nicht als autoritäres System versteht298 £>er Unterschied zur Demokratie in der Gesellschaft ist dadurch gesetzt, daß die Grundverfassung der Kirche göttlichen Rechtes und nicht Satzung des Volkes ist299_ Dem entspricht, daß der Amtsträger nicht „bloßer Exekutor . . . des Willens des Kirchenvolkes" ist, sondern seine „Vollmacht von Christus" hat300. Lehmann hält eine Demokratisierung der Struktur für notwendig, allerdings darf die Kirche nicht „einen fundamentalen Strukturwandel oder einen radikalen Identitätsverlust e r l e i d e n " 3 0 1 . Wenn auch durch das gemeinsame Sein in Christus eine demokratische Existenz von Freiheit, Bruderschaft, Partnerschaft, gegenseitigem Dienst gegeben ist, so gibt 296 297

298 299 300

301

Hans Küng: Die Kirche, Freibuig, 1967, S. 465 ff, 489, 491, 507 Karl Rahner: Demokratie in der Kirche? (in: Stimmen der Zeit, 182. Bd., 1968, S. 1-5, vgl. entsprechende Hinweise schon in dem erstmals 1957 veröffentlichen Aufsatz: Das Charismatische in der Kirche (in: ders.: Das Dynamische in der Kirche, Freiburg, 1958, S. 63), s. o. S. 68 AaO. S. 2 f AaO. S. 4 AaO. S. 7 bzw. S. 8 Dieselbe Position wie Rahner vertreten Walter Kasper: Kirche und Gemeinde (in: Der Seelsorger, 38. Jg., 1968, S. 392); Kardinal Léon - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, Salzburg, 1968, S. 158 f; Pierre Eyt: Vers une Eglise démocratique? (in: Nouvelle revue thèologique, 101. Jg., 91. Bd., 1969, S. 597-613); Johannes Günter Gerhartz: Demokratisierung in der Kirche (in: Theologische Akademie, hrsg. v. Karl Rahner u. a„ Frankfurt, Bd. 6,1969, S. 88-115); Hans Werners: Ist Kirche demokratisierbar? (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 17-25); Vgl. auch Otto Semmelroth: Demokratie in der Kirche (in: Maryria - Leiturgia - Diakonia, hrsg. v. Otto Semmelroth, Mainz, 1968, S. 399-415) Karl Lehmann: Zur dogmatischen Legitimation einer Demokratisierung in der Kirche (in: Concilium, 7. Jg., 1971, S. 171-181, Zitat S. 173)

228

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es doch grundlegende unzuverändernde Elemente durch die Offenbarung Christi, zu denen auch eine institutionelle Grundform, die von Christus stammende Sendung, gehört302. Nach der Ansicht von Ratzinger hat die Kirche ihre Souveränität nicht aus sich selbst, sondern aus dem Evangelium, das im Auftrag Christi verbindlich vergegenwärtigt und angeboten w i r d 3 0 3 Das Verfassungsmodell ist aus der Versammlung zur Eucharistie als Anamnese von Tod und Auferstehung Christi, nicht aus einem rein soziologischen Verständnis des Volk-Gottes-Begriffes zu e n t n e h m e n 3 0 4 y o n innen her, nämlich vom Auftrag Christi, vom Evangelium, von der Eucharistie her ist Demokratisierung zu interpretieren. Möglichkeiten für deren Verwirklichung bilden Zusammenschlüsse in Verbänden, Regelung der Dinge, die nicht die eigentliche Leitung der Kirche aus dem Evangelium betreffen, wie Bauwesen, Finanzen in Kooperation von Amtsträgern und L a i e n 3 0 5 Eine Beteiligung der Laien bei der Wahl zu den Ämtern der Kirche ist möglich. Gegenüber der Irrlehre hat die Stimme des Volkes G e w i c h t ^ O ö . Auch May unterscheidet die Demokratie der Gesellschaft von derjenigen der Kirche, da deren Verfassung auf Christi Willen beruht. Gleichheit herrscht bei den Grundrechten und Pflichten, Unterschiede sind jedoch in der Funktion von Klerikern und Laien gegeben. Es gibt die „Grundgliedschaft der Laien" und die „Sondergliedschaft des Klerus", welche durch den „Empfang der Weihen" bedingt ist307. Die Entscheidung über Glaube und Sitte geschieht durch die Inhaber des Lehramtes, nicht durch die Mehrheit der Gläubigen; diese haben auch nicht das Recht, den Klerus zu wählen308_

302

303

304 305 306 307 308

AaO. S. 174, 176 f; so auch Wilhelm Pesch: Neutestamentliche Grundlagen kirchlich demokratischer Lebensform (in: Concilium, 7. Jg., 1971, S. 166171) Joseph Ratzinger: Demokratisierung der Kirche? (in: ders./Hans Maier: Demokratie in der Kirche. Möglichkeiten, Grenzen, Gefahren. Limburg, 1970, S. 7-46, dort S. 18/, 36). Auch Hans Maier (Vom Ghetto der Emanzipation. Kritik der „demokratisierten" Kirche, aaO. S. 47-77) weist auf eine kirchliche Grundgestalt hin, den Glauben an Christus, die „nicht Gegenstand demokratischer Mehrheitsentscheidungen sein" kann (aaO. S. 7 1 , 7 2 - Zitat -) Ratzinger, aaO. S. 27-29 Ratzinger, aaO. S. 37, so auch Maier, aaO. S. 75 Ratzinger, aaO. S. 38-41, 44 f Georg May: Demokratisierung der Kirche. Möglichkeiten und Grenzen, Wien, München, 1971, S. 26, 28, 37, 40, 41 (Zitat) AaO. S. 72, 40

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

229

Wesentlich w e i t e r in der F o r d e r u n g n a c h D e m o k r a t i s i e r u n g g e h e n das G r u n d s a t z p r o g r a m m der Priestergruppen u n d e i n M e m o r a n d u m deutscher Katholiken. I m „ E n t w u r f z u e i n e m G r u n d s a t z p r o g r a m m " 3 0 9 s p r e c h e n die Priestergruppen die Ü b e r z e u g u n g aus, „ d a ß das hierarchische Prinzip k e i n e n Erfolg der kirchlichen A r b e i t m e h r garantiert, s o n d e r n d u r c h demokratische F o r m e n der . . . Z u s a m m e n a r b e i t . . . ersetzt w e r d e n m u ß ' ^ l O . I m „Memorandum deutscher Katholiken"^ 11 wird argumentiert: die G e m e i n d e b z w . j e d e r e i n z e l n e Christ als Geistträger ist die Kirche; infolg e d e s s e n sind kirchliche Ä m t e r „als V e r m i t t l u n g s i n s t a n z e n z w i s c h e n G o t t u n d d e n M e n s c h e n illegitim". Ihr S i n n k a n n vielmehr nur darin besteh e n , d a ß sie als F o r m e n u n d F o r m u n g e n d e s L e b e n s der Kirche verstanden u n d ausgeübt w e r d e n 3 1 2 . Der Kritische Katholizismus sieht zur D u r c h s e t z u n g der D e m o k r a t i e die A b s c h a f f u n g der b e s t e h e n d e n Kirche als n o t w e n d i g a n 3 1 3 .

309

Entwurf zu einem Grundsatzprogramm der Solidaritätsgruppe katholischer Priester; abgedruckt in: SOG papiere 69/2. Mitteilungen der Solidaritätsgruppe katholischer Priester v. 19.5.1969, S. 18 f. Weitere Literatur zu den

310 311 312 313

Priestergruppen:

Eine freie Kirche für eine freie Welt, Delegiertenkonferenz europäischer Priestergruppen. Vom 10.-16. Oktober 1969. Eine Dokumentation. Hrsg. ... von Michael Raske u. a. Düsseldorf, 1969; Klaus Schäfer: Zum Thema Priestergruppen (in: Stimmen der Zeit, 185. Bd., 1970, S. 34-46); Karl Rahner: Chancen der Priesteigruppen (ebd. S. 172-179); Klaus Schäfer: Nochmals: Zum Thema Priestergruppen (ebd. S. 361-378); Klaus Schäfer: „Rebellenpriester? " (in: Wort und Wahrheit, 25. Jg., 1970 S. 73-76); Michael Raske: Reform und Solidarität. Zur Situation katholischer Priestergruppen (in: Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 59. Jg. 1970, S. 237-245); Impulse zur Freiheit. Initiativen der Solidaritätsgruppen ... hrsg. v. Günther Saltin, Düsseldorf, 1971 Entwurf zu einem Grundsatzprogramm ... aaO. S. 18 Demokratisierung der Kirche in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Memorandum deutscher Katholiken (v. 1968). Herausgegeben vom Bensberger Kreis, Mainz, 1970 AaO. 3.2.2. und 3.2.3. (Zitat) (S. 37). Das Mehrheitsprinzip wird auch bejaht von Anton Antweiter: Die Mehrheit als Prinzip in der Kirche (in: Theologie und Glaube, 60. Jg., 1970, S. 81-102) Kritischer Katholizismus. Argumente gegen die Kirchengesellschaft, hrsg. v. BenvanOnna und Martin Stankowski, Frankfurt, 1969, S. 38, 41, vgl. auch die Zeitung „Kritischer Katholizismus" (1968, Jg., l , a b 1975 eingestellt);

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Nach dem Konzil

Wie sieht die Demokratisierung in den kirchlichen Strukturen aus? Sie läßt sich umschreiben durch die Termini Brüderlichkeit, Kollegialität und Mitverantwortung. Ist mit Brüderlichkeit mehr die allgemeine ethische Seite der Sache gemeint, wie es bereits 1960 von Ratzinger dargestellt und später von Golomb, Brox, Müller sachlich aufgegriffen w u r d e 3 1 4 ) w j r d dieser Gedanke konkretisiert durch den Begriff der Kollegialität: kollegial soll das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen, Bischöfen und Priestern, Priestern und Laien - in Aufnahme der Gedanken des 2. Vatikanum sein. Diese Forderungen melden Kardinal Suenens, Kasper, Ratzinger, Greinacher an^l 5. Besonders die Priestergruppen fordern - der Sache

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zur Auseinandersetzung vgl.: Wilfried Daim: Progressiver Katholizismus, 2 Bände, München, 1967; Kritische Katholiken - Gefahr oder Chance? (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 58-62); Koloman Micskey (evang.): Kritischer Katholizismus (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 20. Jg., 1969, S. 50 - 55) Joseph Ratzinger: Die christliche Brüderlichkeit, München, 1960; Koinonia. Kirche und Brüderlichkeit, hrsg. v. Erwin Hesse und Helmut F.rharter, Wien, 1968. Mit Beiträgen von Egon Golomb: Kirchenstruktur und Brüderlichkeit heute (S. 47 -68), vgl. auch ders.: Kirchenstruktur Brüderlichkeit (in: Wort und Wahrheit, 23. Jg., 1968, S. 291 - 305); Norbert Brox: Bruder - Brüderlichkeit - Gemeinde (S. 31 - 46); Alois Müller: Kirchliches Amt als brüderlicher Dienst (S. 107 - 120) Kardinal Leon - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, Salzburg, 1968, S. 23 ff, 59 ff; Walter Kasper: Kollegiale Strukturen in der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 5 - 17), ders.: Neue Akzente im dogmatischen Verständnis des priesterlichen Dienstes (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 166); Joseph Ratzinger: Die pastoralen Implikationen der Lehre von der Kollegialität der Bischöfe (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 16 - 29, dort S. 25), ders.: Demokratisierung der Kirche? (in: ders./Hans Maier: Demokratie in der Kirche. Möglichkeiten, Grenzen, Gefahren, Limburg, 1970, S. 42 - 44); Norbert Greinacher: Herrschaftsfreie Gemeinde (in: Concilium, 7. Jg., 1971, S. 181 - 190, dort S. 185 f). Wesentlich ist sein Vorschlag, kollegiale Verantwortung solle in einer Gemeindesynode, die von allen Gemeindemitgliedern gewählt ist und eng mit den Leitern zusammenarbeitet, zum Ausdruck gebracht werden (ebd. S. 186). Als wichtig sieht er das Prinzip der Kooperation zwischen Vorsteher, Gemeindesynode, Gesamtgemeinde an (ebd. S. 167); vgl. auch Peter Huizing: Die Kirchenordnung (in: Mysterium Salutis. Grundriß heilsgeschichtlicher Dogmatik. Bd. IV/2. Das Heilsgeschehen in der Gemeinde. Gottes Gnadenhandeln. Einsiedeln, Köln, 1973, S. 159)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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nach - Kollegialität und suchen diese durch Solidarisierung zu erreichen, sowohl in Deutschland und Frankreich als auch in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern^lö.

Die Ursache dieser Wünsche liegt darin, daß Autorität nicht mehr selbstverständlich hingenommen wird wie in früheren Zeiten, so daß man zur Zeit von einer Krise der Autorität in der Kirche reden kann^ 17. Diese hat auch soziologische Wurzeln: in der heutigen Zeit, in der die Demokratie (im Westen) die Lebensform ist, wo im Berufsleben weit-

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Vgl. SOG papiere 69/2 v. 19. 5. 1969, S. 12 f; Briefe von französischen Priestern v. 14. 12. 1968 (erwähnt in: HK, 23. Jg., 1969, S. 112 - 115: Zeichen der Gärung im französischen Klerus); F.changes et Dialogue v. 11. - 12. 1. 1969, S. 2; Neustrukturierung der Kirche. 3 Voten aus dem jugen deutschen Diözesanklerus (in: Diakonia, 3. Jg., 1968, S. 2 8 4 - 299 und in: Katechetische Blätter, 93. Jg., 1968, S. 621 - 6 3 5 ) ; Eine freie Kirche für eine freie Welt ... hrsg. ... von Michael Raske u. a., Düsseldorf, 1969, S. 95 ff; Bericht in der Herder-Korrespondenz: Was wollen die Priestergruppen? (23. Jg., 1969, S. 327 - 332, bes. 327 0 Vgl. z. B. die Berichte in der Herder-Korrespondenz: Ist die kirchliche Autorität gefährdet? Droht der Kirche Identitätsverlust? (in: 22. Jg., 1968, S. 505 - 509 bzw. 249 - 252); Heinrich Bacht: Autorität und Freiheit in der Kirche (in: Stimmen der Zeit, 184. Bd., 1969, S. 9 8 - 112); Bernhard Häring: Autoritätskrise (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 75 79), ders.: Theologie im Protest. Die Kirche im Konflikt, Salzburg, 1971; Hans Küng: Kein Zurück zur vorkonziliaren Kirche (in: Evangelische Kommentare, 1. Jg., 1968, S. 676 - 679); Peter Lippert: Kirchliche Autorität im gesellschaftlichen Wandel. Zum Verständnis der Ursache einer Krise (in: Georg Denzler, Felix Christ, Wolfgang Trilling, Peter Stockmeier, Wilhelm de Vries, Peter Lippert zum Thema Petrusamt und Papsttum, Stuttgart, 1970, S. 9 2 - 1 1 4 ) ; Henri de Lubac: L'Eglise dans la crise actuelle (in: Nouvelle revue theologique, 101. Jg., 91. Bd., 1969, S. 580 - 586 und: Paris, 1969); Alois Müller: Wo liegt das heutige Autoritätsproblem in der Kirche? (in: Münchener Theologische Zeitschrift, 20. Jg., 1969, S. 195 - 206); Alois Müller antwortet Egbert Höflich: Hierarchie oder Volkssouveränität. Zum Problem der Autorität in der Kirche, Düsseldorf, 1970 (Das theologische Interview 13); Karl Rahner: Freiheit und Manipulation in Gesellschaft und Kirche, München, 1970; Wilhelm Sandfuchs (Hrsg.): Wege aus der Krise? Würzburg, 1970; Mario Schoenenberger: Übergabe der Autorität an das Leben (in: Orientierung, 33. Jg., 1969, S. 65 - 67); Walter Weymann - Weyhe: Ins Angesicht widerstehen. Über den Gehorsam in der Kirche, Ölten, 1969.

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Nach dem Konzil

gehende partnerschaftliche Zusammenarbeit erstrebt wird, wo in der Gesellschaft Pluralismus der Meinungen herrscht, widerspricht die katholische Kirche mit einem starren Autoritätsanspruch, wenn er einseitig von „oben" nach „unten" vorlegt, was zu glauben ist, der modernen Anschauung. - Von der theologischen Seite her hat die neutestamentliche Forschung darauf hingewiesen, daß die eigentliche Autorität Christus ist, der sie als Dienst und nicht als Macht ausübt, wie es von Mc Kenzie herausgestellt wurdet 18. Wieweit ein Autoritätsanspruch der Kirche gerechtfertigt ist, muß sie glaubwürdig aufweisen und Fehlformen abbauen. Auf welche Weise dies zu geschehen hat, darüber herrschen unterschiedliche Ansichten. Der Kritische Katholizismus erstrebt die Zerschlagung der kirchlichen Autorität319. . Die Priestergruppen vertreten die Meinung, daß heute Autorität dialogische Autorität sein müsse, verbunden mit Sachkompetenz320 Von anderer theologischer Seite wird die Frage gestellt, ob die Krise nicht daher käme, weil die Kirche an das Modell der Uniformität gebunden s e i 3 2 1 . Die Konsequenz wäre, dem Pluralismus in der Kirche Raum zugeben, wie es Karl Rahner v o r s c h l ä g t 3 2 2 E s wird darauf aufmerksam gemacht, daß Autorität sich als Dienst, die auf die Autorität des Herrn

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Evangelisch-katholisches Sammelwerk: Autorität in der Krise, mit Beiträgen von Wilhelm Anz (evang.), Gerhard Friedrich (evang.), Heinrich Fries (kath.), Karl Rahner (kath.), Regensburg, Göttingen, 1970. Evangelische Abhandlungen: Peter Meinhold: Autorität und Freiheit. Was ist das Wesen der Autorität in der Kirche? (in: KNA 1970, Nr. 23, S. 5 - 7, Nr. 24, S. 5 - 7); Krise der Autorität. Zur Situation in der römisch-katholischen Kirche im Jahre 1968 (in: Evangelische Kommentare, 1. Jg., 1968, S. 354 - 361) j 0 h n Mc Kenzie: Authority in the Church, London, 1966, in deutsch: Autorität in der Kirche, Paderborn, 1968 Kritischer Katholizismus. Argumente gegen die Kirchengesellschaft, hrsg. v. Ben van Onna und Martin Stankowzki, Frankfurt, 1969, S. 37 - 43, 53 vgl. den Bericht in: Bühler Vikarstreffen II (1968), S. 6 - 14, bes. S. 8 Herder-Korrespondenz: Ist die kirchliche Autorität gefährdet? (22. Jg., 1968, S. 5 0 9 ) Karl Rahner: Demokratie in der Kirche? (in: Stimmen der Zeit, 182. Bd., 1968, S. 14), dcrs.: Schisma in der Kirche? (in: Stimmen der Zeit, 184. Bd., 1969, S. 27 ff), ders.: Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 42 ff, 115 ff

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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v e r w e i s e n soll, z u v e r s t e h e n h a t 3 2 3 B e z ü g l i c h der A u s ü b u n g der A u t o rität w i r d der V o r s c h l a g g e m a c h t , d a ß der D i a l o g u n d der B l i c k in die Z u k u n f t d e n kirchlichen Führungsstil b e s t i m m e n s o l l e n 3 2 4 D u r c h d i e B e s t i m m u n g e n d e s 2. V a t i k a n i s c h e n K o n z i l s ü b e r das G o t w i r d n u n g e f o r d e r t , w a s in d e r D e m o k r a t i e als L e b e n s f o r m ü b l i c h ist, n ä m l i c h die Mitbestimmung. S o w ü n s c h e n b e i s p i e l s w e i s e Kardinal S u e n e n s u n d d a s Z e n t r a l k o m i t e e d e r d e u t s c h e n K a t h o l i k e n s o w i e der B e n s b e r g e r Kreis e i n e B e t e i l i g u n g aller G l i e d e r d e s G o t t e s v o l k e s in der K i r c h e 3 2 6 _ D e r 3. Weltkongreß für Laien, d e r v o m 7 / . -18.10.1967 in Rom s t a t t f a n d , e r s u c h t e d e n P a p s t , d i e Z u s a m m e n s e t z u n g d e s L a i e n rates n a c h d e m o k r a t i s c h e n V e r f a h r e n s w e i s e n z u e r w e i t e r n 3 2 7 tesvolk325

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Heinrich Fries: Autorität in der Krise (in: Autorität in der Krise, mit Beiträgen von Wilhelm Anz, Gerhard Friedrich, Heinrich Fries, Kail Rahner, Regensburg, Göttingen, 1970, S. 67 f f ) Leonhard M. Weber: Amt und kirchlicher Führungsstil (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 3 - 6 vgl. besonders Lumen gentium Nr. 9, 10 Kardinal Le'on - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, Salzburg, 1968, S. 59 ff; Erklärung dos Zentralkomitees der deutschen Katholiken „zu Fragen der Demokratisierung in Staat, Gesellschaft und Kirche" v. 3.3.1969 (in HK, 23. Jg., 1969, S. 181 f unter d e m Titel: Erklärung des ZKdK zu Fragen der Demokratisierung); Demokratisierung der Kirche in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Mem o r a n d u m deutscher Katholiken (v. 1968). Herausgegeben vom Bensberger Kreis, Mainz, 1970. Mitverantwortung gilt auch für das Verhältnis von Bischof und Priester (Suenens, aaO. S. 99) - das Ziel, das besonders von den Priestergruppen zu erreichen versucht wird, vgl. SOG papiere 6 9 / 3 v. 19.9.1969 (Chur-Dokumentation I). Eine Demokratisierung für die Verbände fordert J o h a n n e s Schasching: Gesellschaftlicher Wandel und katholische Verbände (in: S t i m m e n der Zeit, 182. Bd., 1968, S. 16-26) So 8. Resolution des 3. Weltkongresses für Laien (vgl. Robert Svoboda Hrsg.-: Das Volk Gottes auf den Wegen der Menschheit, Köln, 1968, S. 191) Weitere Literatur zu Strukturveränderungen: Herder-Korrespondenz: Wie ist Demokratie in der Kirche möglich? Strukturen der Mitverantwortung. S t r u k t u r d e b a t t e und Kirchenreform (23. Jg., 1969, S. 97-101 bzw. 145-149 bzw. 249-255); Neue Kirchenstrukturen? Umfrage unter katholischen Studentengemeinden (in: Diakonia 4. Jg., 1969, S. 193-224); Friedhelm Hengsbach: Partnerschaft in der Kirche. Überlegungen zur Stellung des Laien (in: S t i m m e n d e r Zeit, 182. Bd., 1968, S. 90-104); Osmund Schreuder a n t w o r t e t Eberhard Simons: Revolution in der Kirche? Kritik der kirchlichen Amtsstruktur, Düsseldorf, 1969 (Das theologische Interview 3).

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Nach dem Konzil

Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für den Laien? Er kann und soll sich aktiv beteiligen an der Leitung der Kirche in Gremien wie im Pfarigemeinderat328_ Notwendig wäre, daß der Laie nicht nur beratendes Stimmrecht, sondern auch Entscheidungsberechtigung hat, was z. B. von Kasper, Rahner, Küng gefordert wird329 Dasselbe gilt auch für die Beteiligung der Laien an Diözesansynoden und Konzilien, die — mit Stimmrecht — von Küng und Reegen gewünscht wird330 Fernerhin wäre die Beteiligung der Laien an Wahlen zu den leitenden Ämtern wesentlich; diese Ansicht, die über das geschriebene Recht und die Aussage des 2. Vatikanum hinausgeht, vertreten Küng, Reegen, Rahner, Kasper, Huizing, Breuning, die Priestergruppen331; Leitmaier,

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Vgl. Karl L e h m a n n : Zur dogmatischen Legitimation einer Demokratisierung in der Kirche (in Concilium, 7. Jg., 1971, S. 180); Wolfgang Schöpping: Die Laien- und Pastoralräte in den d e u t s c h e n Diözesen (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 33-40); vgl. auch das o. S. 188 Ausgeführte. Walter Kasper: Kirche und Gemeinde (in: Der Seelsorger, 38. Jg., 1968, S. 392); Karl Rahner: Demokratie in der Kirche? (in: S t i m m e n d e r Zeit, 182. Bd., 1968, S. 10); Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 5 1 8 ; ders.: Mitentscheidung der Laien in der Kirchenleitung und bei kirchlichen Wahlen (in: TQ, 149. Jg., 1969, S. 161 0 Hans Küng: S t r u k t u r e n der Kirche, Freiburg, 1962, S. 103, ders.: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 5 1 8 ; in seiner Abhandlung „Mitentscheidung der Laien in der Kirchenleitung und bei kirchlichen Wahlen" schlägt Küng für die Gesamtkirche einen Laienrat vor (aaO. S. 161), das tat bereits 1967 J o s e p h Hornef (in: Konzil und kirchliche Leitung aus der Sicht eines Laien; in: Die A u t o r i t ä t der Freiheit, München, Bd. II, 1967, S. 415); Otto Ter Reegen: Die Rechte des Laien (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 5 7 0 ) ; vgl. auch: Heribert Schmitz: Plädoyer für Bischofs- und Pfarrerwahl (in: Trierer Theologische Zeitschrift, 79. Jg., 1970, S. 230-249) Z u m geltenden Recht vgl. CIC can. 109, Vaticanum II: D e c r e t u m „Christus D o m i n u s " , Nr. 20, vgl. o. S. 79 und 144; Hans Küng: Mitentscheidung der Laien ... aaO. S. 163; Otto Ter Reegen: Die Rechte des Laien, aaO. S. 572; Karl Rahner: Demokratie in der Kirche? aaO. S. 12, ders.: Strukturwandel, der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 129 f; Walter Kasper: Der Dienst des Bischofs in der Kirche (in: KNA, 1969, Nr. 38, S. 5-8); Peter Huizing: „Göttliches" Recht und Kirchenverfassung (in: S t i m m e n der Zeit, 183. Bd., 1969, S. 162-173, bes. S. 172); Wilhelm Breuning: A m t und geschichtliche Kirche. Probleme der lehramtli-

R e f l e x i o n e n über das Verhältnis v o n A m t u n d Laie

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Schmitz, Ratzinger erwägen sie, während sie May v e r n e i n t 3 3 2 Die notwendige Voraussetzung, um sich in Gremien fruchtbar zu betätigen, ist eine demokratische Meinungs- und W i l l e n s b i l d u n g ^ ^ . In kirchenrechtlicher Beziehung sollten, nach einem Vorschlag von Neumann, die Gedanken des 2. Vatikanum in einem Grundgesetz aufgenommen werden, welches das hierarchische und das kollegiale Prinzip umfaßt und die Kirche brüderlich aufgebaut — unter Mitwirkung der Laien - darstellt334 Teilnahme der Laien an den Ämtern infolge der des einen Amtes

Auffächerung

Hatte noch das 2. Vatikanum die Grenze für die volle Beteiligung der Laien durch den Ordo g e s e t z t 3 3 5 s o w i r d diese Grenze in der nachkonziliaren Diskussion teilweise überstiegen. ;

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chen Aussagen über d a s Priestertum (in: Catholica, 24. Jg., 1 9 7 0 , S. 37-50, d o r t S. 50); Studie über Freiheit und V e r a n t w o r t u n g in der Kirche, SOG papiere 6 9 / 4 v. 6 . 1 0 . 1 9 6 9 , S. 47; vgl. a u c h : R a y m u n d K o t t j e a n t w o r t e t Heinz T h e o Risse: Wahlrecht für das Gottesvolk? Erwägungen zur Bischofs- und Pfarreiwahl, Düsseldorf, 1969 (Das theologische Interview 4) Charlotte Leitmaier: Der Katholik und sein R e c h t in der Kirche. Kritischkonservative Überlegungen. Wien, Freiburg, Basel, 1971, S. 168; Heribert S c h m i t z : Plädoyer für Bischofs- u n d Pfarrerwahl (in: T r i e r e r Theologische Zeitschrift, 79. Jg., 1970, S. 2 3 0 - 2 4 9 , bes. 232, 2 3 7 , 2 4 2 ) ; J o s e p h Ratzinger: Zur Frage nach d e m Sinn des priesterlichen Dienstes (in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 376), ders.: Demokratisierung der Kirche? aaO. - A n m . 3 0 3 - S. 41; Georg May: Demokratisierung der Kirche. Möglichkeiten lind G r e n z e n , Wien, München, 1971, S. 4 0 Vgl. z. B. Erklärung des Z e n t r a l k o m i t e e s der d e u t s c h e n K a t h o l i k e n „zu Fragen der Demokratisierung in Staat, Gesellschaft, K i r c h e " v. 3. 3. 1969 (in: HK, 23. Jg., 1969, S. 181 u n t e r der Überschrift: Erklärung des Z K d K zu Fragen der Demokratisierung) J o h a n n e s N e u m a n n : Über die N o t w e n d i g k e i t e i n e s g e s a m t k i r c h l i c h e n G r u n d gesetzes (in: Theologie im Wandel. F e s t s c h r i f t z u m 150jährigen Bestehen der katholisch-theologischen F a k u l t ä t an der Universität Tübingen 1817 1967, München, 1967, S. 4 1 5 - 4 4 8 , bes. S. 4 4 1 - 4 4 3 ) . Inzwischen sind mehrere Fassungen eines E n t w u r f eines G r u n d g e s e t z e s v e r ö f f e n t l i c h t , in d e n e n aber stark die R e c h t e der Hierarchie hervorgehoben w e r d e n (vgl. das o. S. 188 ff Ausgeführte) v g l . z. B. L u m e n g e n t i u m Nr. 10 und 28, s. o. S. 119 f

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Nach dem Konzil

Das hat seinen theologischen Grund darin, daß das Amt im Rahmen der Kirche als verfaßte Größe336 ; a i s Gemeinschaft vielfältiger Charismen337 gesehen wird, die in Aufgaben und Vollmachten differenziert ist, so daß konsequenterweise auch die Funktionen des Amtes differenziert und von verschiedenen Personen, auch von Laien, übernommen werden können338 Fernerhin hat die biblische Exegese, deren Gedanken im wesentlichen im 2. Vatikanum aufgenommen wurden, gezeigt, daß das Priesteramt nicht als Mittleramt, weil Christus einziger Mittler ist, verstanden werden kann339_ Dies zieht die Folge nach sich, daß die konsekratorische Funktion, die durch die Weihe, den Ordo, ermöglicht wird, zurücktritt340 ) W as sich dann wiederum auf das Verständnis des Ordo auswirkt. Nach Ansicht von Rahner lautet die Grundfrage nicht mehr, was der Priester allein (durch den Ordo) könne, sondern ob es von der Aufgabe her sinnvoll sei, dem Priester ein Amt durch sakramentale Bevollmächtigung zu übertragen. Nicht der Ordo konstituiert das Amt, sondern die Aufgaben ziehen u. U. den Ordo nach sich341. Moraltheologisch kann man die Ursache für die Beteiligung der Laien an den Ämtern darin erkennen, daß infolge der Aussagen des 2. Vatika336 337

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Vgl. z. B. Karl Rahner: Vom Sinn des kirchlichen Amtes, Freiburg, 1966, S. 22, s . o . S. 210 vgl. z. B. Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 215 ff; Walter Kasper: Neue Akzente im dogmatischen Verständnis des priesterlichen Dienstes (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 166), ders.: Kollegiale Strukturen in der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 6); s. o. S. 204-206 vgl. z. B. François Houtart: Explosion der Kirche? Salzburg, 1969, S. 56; Norbert Lohfink: Die Entscheidung ist längst gefallen. Das kirchliche Amt ist schon auf Verheiratete und Unverheiratete verteilt (in: Publik, 3. Jg., Nr. 8, v. 20.2.1970, S. 23); Bonifac Willems: Um neue Formen eines alten Amtes. Zu den Vorschlägen des Amtsrapports von Noordwijkerhout über eine Aufteilung des Priesteramtes (in: Orientierung, 34. Jg., 1970, S. 55-57) (Original: Rapport sur le ministère ecclésiastique, in: 1DOC international, Nr. 16, v. 15.1.1970). D a s w ird deutlich herausgestellt von Joseph Ratzinger (Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes; in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 345 f) und Hans Küng (Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 434 ff, 459 f f ) (s. o. S. 203 f, 215-217) D a s i s t der Fall in den Ansätzen von Kasper, Hasenhüttl, Rahner, vgl. o. S. 205, 209, 211 f Karl Rahner: Theologische Reflexionen zum Priesterbild von heute und morgen (in: Weltpriester nach dem Konzil, München, 1969, S. 104), zur Komplexität der Argumentation Rahners vgl. die Ausführungen o. S. 210-214

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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num sehr auf die Mündigkeit des Laien abgehoben wird, z. B. von Häring, Böckle, Gründel, Schüller, Auer, Bischof de S m e d t 3 4 2 ¡ j Beziehung zum Amt wird dieser Gedanke von dem Pastoraltheologen Klostermann gebracht: er sieht die Funktion des Amtes, der Kirche, darin, die Aufgabe der Bildung des Christen zur Mündigkeit zu verkündigen: Der Christ soll befähigt werden, die Öffentlichkeit aus informiertem Gewissen selbstverantwortlich zu g e s t a l t e n 3 4 3 Die Neubesinnung über die Funktionen des Amtes haben neben theologischen auch soziologische Ursachen, die besonders deutlich von Pin und Siefer aufgezeigt werden. Die priesterliche Funktion verleihe heute n

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Bernhard Häring: Das Gesetz Christi, Freiburg, 8. Aufl. 1967, Bd. II, S. 408, diese Gedanken finden sich bereits in der 7. Auflage von 1963 und in der 6. Auflage von 1961 an eben dieser Stelle; Franz Böckle: Grundbegriffe der Moral, Aschaffenburg, 1967; Franz Böckle antwortet Ingo Hermann: Die Probe aufs Humane. Über die Normen sittlichen Verhaltens, Düsseldorf, 1970 (Das theologische Interview 15); Johannes Gründel: Wandelbares und Unwandelbares in der Moraltheologie, Düsseldorf, 1967, bes. S. 134 ff; Bruno Schüller: Bemerkungen zur authentischen Verkündigung des kirchlichen Lehramtes (in: Theologie und Philosophie, 42. Jg., 1967, S. 534-551), ders.: Zur Problematik allgemein verbindlicher ethischer Grundsätze (in: Theologie und Philosophie, 45. Jg., 1970, S. 1-23); Alfons Auer: Die F.rfahrungen der Geschichtlichkeit und die Krise der Moral (in: TQ, 149. Jg., 1969, S. 4-22), ders.: Autonome Moral und christlicher Glaube, Düsseldorf, 1971; Emil Josef de Smedt: Durchbruch zur Freiheit. Persönliche Entscheidung und kirchliche Autorität. Friedberg bei Augsburg, 1967. Vgl. auch: Georg Muschalek: Glaubensgewißheit in Freiheit, Freiburg, 1968; Josef Georg Ziegler: Vom Gesetz zum Gewissen, Freiburg, 1968. Mündigkeit wird auch als Ziel der theologischen Erwachsenenbildung angesehen: vgl. Franz Pöggeler: F.rwachsenenbildung (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a., Freiburg, Bd. III, 1968, S. 475492); Bruno Dreher - Klaus Lang: Theologische Erwachsenenbildung, Graz, 1969, S. 39 ff; zur theologischen Erwachsenenbildung insgesamt vgl.: Adolf F.xeler - Dieter F.meis: Reflektierter Glaube. Perspektiven, Methoden und Modelle der theologischen Erwachsenenbildung, Freiburg, 1970, 21972. Ferdinand Klostermann: Bildung und Erziehung des Christen zur Mündigkeit in Kirche und Gesellschaft (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a., Freiburg, Bd. III, 1968, S. 446-475, bes. 467 f; mit „Kirche" dürfte hier „ A m t " synonym sein); vgl. auch Bruno Dreher: Wandel des Seelsorgeverständnisses (in: Theologie im Wandel. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Tübingen 1817-1967, München, 1967, S. 608-630, bes. 611, 622-628)

238

Nach dem Konzil

keine gesellschaftlichen Privilegien und keine Macht mehr. Die heutige säkularisierte Gesellschaft respektiere den Priester in den allerwenigsten Fällen noch als Vollzieher von Zeremonien. Stattdessen erwarte sie von ihm, daß er die Liebe Gottes bezeugt und nach ihr lebt. Diese Vorstellungen der heutigen Gesellschaft und ihre Erwartungen führen - soziologisch gesehen - bei vielen zu einer Krise des priesterlichen Amtes und zu einer Rollenunsicherheit des P r i e s t e r s 3 4 4 Die theologischen und soziologischen Erkenntnisse werden verarbeitet, indem der Vorschlag gemacht wird, das eine Amt aufzufächern. Da die Ausübung der Funktionen des Amtes nicht in erster Linie von der Befugnis durch die Ordination abhängt, können diese auch von Laien, die - wie die Priester - Glieder des Gottesvolkes sind, übernommen werden. Emile Pin: Die Differenzierung der priesterlichen Funktion. Eine soziologische Analyse (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 177-184, bes. 178), ders.: Funktion und Disfunktion der „Professionalisierung" des Priestertums (in: IDOC 1968 / 2 und 3, bes. Nr. 3, S. 2 ff); Gregor Siefer: Der Priester - ein geweihter Mann? (in: Diakonia, 4. Jg., 1969, S. 35-52, 106-113, bes. S. 46 f) Weitere Literatur zum Priesterbild: Leo von Deschwanden: Eine Rollenanalyse des katholischen Pfarreipriesters (in: Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie, Bd. 4: Beiträge zur religionssoziologischen Forschung, Köln und Opladen, 1968, S. 123-157); Norbert Greinacher: Amt ohne Berufsbild. Situation und Image des Priesters (in: Bilanz des deutschen Katholizismus, hrsg. v. Norbert Geinacher und Heinz Theo Risse, Mainz, 1966, S. 66-88), ders.: Solidarisierung der Priester - mit wem? Thesen zur Situation des Klerus in der Bundesrepublik Deutschland (in: Existenzprobleme des Priesters. Hrsg. v. Franz Henrich, München, 1969, S. 97-120); Joachim Matthes: Kirche und Gesellschaft. Einführung in die Religionssoziologie II, Hamburg, 1969, S. 101 ff; Osmund Schreuder: Gestaltwandel der Kirche. Vorschläge zur Erneuerung. Ölten und Freiburg i. Br., 1967, bes. S. 81-96: Die Professionalisierung des Priesterberufes, ders.: Die kirchliche Amtsstruktur in unserer Zeit, eine soziologische Betrachtung (in: Der Priester in einer säkularisierten Welt. Akten des 3. internationalen Kongresses zu Luzem. 18. - 22. September 1967. Informationsblatt des Instituts für europäische Priesterhilfe, Februar 1968, Jahrgang 2, Heft 1/2, Maastricht, S. 76 87); Leonhard M. Weber: Muß sich das Priesterbild wandeln? (in: Diakonia, 4. Jg., 1969, S. 2-23); Priester in Deutschland. Forschungsbericht über die im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführte Umfrage unter allen Welt- und Ordenspriestern in der Bundesrepublik Deutschland. Von Prof. Dr. Gerhard Schmidtchen ... In Verbindung mit dem Institut für Demoskopie Allensbach, Freiburg, Basel, Wien, 1973, S. 1 ff, 47 ff

R e f l e x i o n e n über das Verhältnis v o n A m t u n d Laie

239

Das betrifft beispielsweise die Predigt, worauf Küng, Rahner, Reegen, Castagna, Dreher hinwiesen, bevor die deutschen Bischöfe dies 1973 genehmigten345 D a ß Katechese durch Laien ausgeübt werden kann, ist nicht neu, wird aber in diesem Zusammenhang von Rahner hervorgehoben346.

Auch bei der Seelsorge können Laien beteiligt

345

3 4 6

34

7

werden347

Hans Küng: Die Kirche. Freiburg. 1967. S. 4 4 6 f. Er sieht die Ursache hierfür im N e u e n T e s t a m e n t , in einem Teil der Geschichte der Kirche, in der heutigen Situation der Welt und der Kirche (Predigermangel, Mündigkeit der Laien - auch F r a u e n sind nicht ausgeschlossen) gegeben. Die Grenze ist mit der Ö f f e n t l i c h k e i t gesetzt: nicht jeder Christ, der zur Wortverkündigung b e r u f e n ist, ist ..deshalb auch schon z u m Predigen in der G e m e i n d e b e r u f e n " (aaO. S. 4 4 7 , vgl. auch o. S. 2 0 3 ) ; Karl R a h n e r : Theologische R e f l e x i o n e n z u m Priesterbild von h e u t e u n d morgen (in: Weltpriester nach d e m Konzil, München, 1969, S. 104), ders.: S t r u k t u r w a n d e l der Kirche als A u f g a b e und Chance, Freiburg, 1972, S. 124; O t t o Ter Reegen: Die R e c h t e des Laien (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 5685 7 4 ) , aus der „Gleichheit aller Gläubigen auf d e m F u n d a m e n t der T a u f e " ergibt sich das Recht zur Verkündigung d u r c h Laien (ebd. 5 6 9 f ) ; ebenso argumentiert D o m i n g o Castagna: Soll der Laie h e u t e predigen? (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 194-196): auf G r u n d der T a u f e ist der Laie fähig, an der apostolischen Ausübung des L e h r a m t e s t e i l z u n e h m e n (ebd. S. 195 f); Bruno Dreher: Vorschlag für eine missio homilectica (in: W o r t u n d Welt, hrsg. v. Karl Rahner und Bernhard Häring, Bergen-Enkheim, 1968, S. 252259); Alois Müller - Richard Völkl schränken die Predigt d u r c h Laien ein für die Schule, Diaspora der Kirche (Die F u n k t i o n der Laien in der Pfarrgemeinde; in: H a n d b u c h der Pastoraltheologie, hrsg. v. F r a n z Xaver Arnold u. a., Freiburg, Bd. III, 1968, S. 251 f); Magnus Löhrer n e n n t zuerst das ganze christliche Volk als Träger der Verm i t t l u n g der O f f e n b a r u n g u n d stellt erst d a n n die b e s o n d e r e A u f g a b e des L e h r a m t e s h e r a u s (ders.: Träger der V e r m i t t l u n g ; in: Mysterium Salutis. Grundriss heilsgeschichtlicher D o g m a t i k ; Band I: Die G r u n d l a g e n heilsgeschichtlicher D o g m a t i k ; Einsiedeln, 1965, S. 5 4 5 - 5 8 7 ) ; zur Genehmigung d u r c h die d e u t s c h e n Bischöfe s. o. S. 197 f Vgl. die missio canónica im CIC, can. 1333, s. o. S. 79 und 89 A n m . Karl R a h n e r : Der theologische A n s a t z p u n k t für die Bestimmung des Wesens des A m t s p r i e s t e r t u m s (in: Concilium, 5. Jg., 1 9 6 9 , S. 195) (der T e r m i n u s „ L e h r e r " w u r d e auf die F u n k t i o n des K a t e c h e t e n bezogen), ders,: Theologische R e f l e x i o n e n z u m Priesterbild v o n h e u t e u n d m o r g e n (in: Weltpriester nach d e m Konzil, München, 1 9 6 9 , S. 103) Alois Müller - Richard Völkl: Die F u n k t i o n der Laien in der Pfarrgemeinde (in: H a n d b u c h der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a., Freiburg, Bd. III, 1968, S. 249 f)

240

Nach dem Konzil

Daß Theologie von Laien betrieben werden kann, wurde, bevor die Deutsche Bischofskonferenz 1 9 7 2 die Laienhabilitation g e n e h m i g t e ^ , von Schmaus, Gössmann, Schlette, Küng, Saltin, Neumann hervorgehoben und auch von Concilium-Kongreß von 1 9 7 0 g e f o r d e r t 3 4 9 Auch die Möglichkeit, daß Laien Sakramente spenden können, wird in diesem Zusammenhang e r ö r t e r t 3 5 0 Sie wird für die Eucharistie von 348

Vgl. o. S. 199, u. S. 257

3^9

Michael Schmaus: Überlegungen zur kirchlichen Entfaltung des Laienstandes (in: Theologie im Laienstand, München, 1966, S. 7-44), ders.: Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik, München, Bd. 2, 1970, S. 120; Elisabeth Gössmann: Laie und Theologie nach dem Zweiten Vaticanum (in: Theologie im Laienstand, München, 1966, S. 75-107), der Priester-Theologe käme von den profanen Wissenschaften zur Theologie, der Laien-Theologe von der Theologie zu den profanen Wissenschaften (ebd. S. 91); Heinz Robert Schlette: Probleme der sogenannten Laientheologie (in: Theologie im Laienstand, München, 1966, S. 45-74), die Folge der Beteiligung der Laien an der Theologie wäre deren Herausnahme „aus einer allzu einseitigen Bindung an den geistlichen Stand" (ebd. S. 58); die genannten Autoren sehen die Ursache für die Beteiligung der Laien an der Theologie im allgemeinen Priestertum; Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 447 f unter Hinweis auf die geschenkten Charismen; Günther Saltin in: Impulse zur Freiheit. Initiativen der Solidaritätsgruppen ... hrsg. v. - , Düsseldorf, 1971, S. 126 f; Entschließung des (Concilium-) Kongresses Nr. 1: die christlichen Laien müssen „das Recht auf ... Lehrbefugnisse auf allen Ebenen erhalten" (Die Zukunft der Kirche. Berichtband des Concilium-Kongresses 1970, Mainz, 1971, S. 150); vgl. auch: Hans Werners: Die Laientheologen (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a., Freiburg, Bd. IV, 1969, S. 587-601). Johannes Neumann - und Wilhelm Steinmüller - argumentiert von der Sache her: nur wissenschaftliche Voraussetzungen, nicht wissenschaftsfremde Voraussetzungen spielen eine Rolle für die Besetzung der Lehrstühle laut deutschem Verfassungs- und Hochschulrecht (Gutachten über die Habilitation von Laientheologen; abgedruckt in: Karl Rahner: Zur Reform des Theologiestudiums, Freiburg, 1969, S. 99-124). Demgegenüber konnte man ein Zögern bei den Fakultäten feststellen, weil die Bischöfe das Konkordat von 1933 gegen Laienhabilitation auslegten. Noch 1968 wurde die 1961 und 1963 von bischöflicher Seite ausgesprochene Ablehnung der Laienhabilitation von der Deutschen Bischofskonferenz wiederholt (Zur „Laienhabilitation an Fakultäten", in: HK, 22. Jg., 1968, S. 478-481). Erst 1972 genehmigte die Deutsche Bischofskonferenz die Laienhabilitation (vgl. HK, 26, Jg., 1972, S. 624) Diese Möglichkeit besteht schon lange für die Taufe, so daß sie hier nicht eigens erwähnt wird, vgl. z. B. CIC, can. 742. Zu den vor dem 2. Vatikanum

350

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

241

Küng, Reegen, Rahnei-351, fùr àie Beichte von Küng, Reegen, K a s p e r 3 5 2 für die Ehe von Reegen353 ; für die Ordination von Küng, Villain und Schillebeeckx e r w o r g e n 3 5 4

)

351

vorgeschlagenen Möglichkeiten, Laien Sakramente spenden zu lassen, vgl. o. S . 7 3 f . Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 449 u. 521: Grundsätzlich ist jeder Christ berechtigt, aktiv am Herrenmahl teilzunehmen (S. 449), ob dies im Notfall sogar für den öffentlichen Vollzug gilt, erwägt Küng (S. 521); dieses Problem schnitt er bereits 1962 an in: Strukturen der Kirche, Freiburg, S. 192, s. o. S. 7 3; Otto Ter Reegen: Die Rechte des Laien (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 56857 4); er erwägt dies unter Hinweis auf die paulinische Kirchenordnung (ebd. S. 572); Karl Rahner: Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 119; vgl. auch: Wilhelm Breuning: Amt und geschichtliche Kirche. Probleme der lehramtlichen Aussagen über das Priestertum (in: Catholica, 24. Jg., 1970, S. 37-50, dort S. 46)

Über das Verhältnis von Theologie und Lehramt herrschen unterschiedliche Ansichten. Von amtlicher Seite wird die Meinung vertreten, daß die Theologie letzten F,ndes dem Lehramt unterstellt werden muß. Das zeigt z. B. der Einfluß, den die Bischöfe auf die Besetzung der Lehrstühle der katholisch-theologischen Fakultäten (des Fachbereiches Katholische Theologie) haben (Pius XI: Deus Scientiarum Dominus, v. 24.5.1931, AAS 23, 1931, S. 241; Reichskonkordat v. 20.7.1933, Art. ^ ¡ K o n kordat mit Baden, v. 12.10.1932, Art. 10: Vereinbarung über die kath.-theol. Fakultät der Universität Mainz v. 15./17.4.1946; vgl. hierzu: Werner Thieme: Deutsches Hochschulrecht, Berlin, Köln, 1956, S. 142, Hermann Weber-Hrsg-: Staatskirchenverträge, Textsammlung, München, 1967, Werner Weber: Der gegenwärtige Status der theologischen Fakultäten und Hochschulen, in: Tymlos für Wilhelm Ahlmann. Ein Gedenkbuch, Berlin, 1951, S. 309-326). - Diese Einstellung liegt auch zugrunde den Äußerungen von Papst Paul VI. am 1.10.1966 anläßlich des Internationalen Theologenkongresses und am 11.10.1973 anläßlich der 5. Vollversammlung der Internationalen Theologenkommission (vgl. HK, 20. Jg., 1966 , S. 514 f und KNA, Aktueller Dienst Vatikan Nr. 239 v. 12.10.1973) (AAS 58, 1966, S. 889-896, AAS 65, 1973, S. 555-559), am 25.7.1968 in der Enzyklika „Humanae vitae" und der Deutschen Bischofskonferenz von 1968 (zit. HK, 22. Jg., 1968, S. 418 ff, 480) (AAS 60, 1968, S. 481 ff) sowie der Kongregation für die Glaubenslehre in ihrer Erklärung „Mysterium Ecclesiae" v. 24.6.1973 (KNA, Dokumentation Nr. 25 v. 6.7.1973 (AAS 65, 1973, S. 396-408). Der Theologe Küng hingegen vertritt eine gewisse Eigenständigkeit der Theologie gegenüber dem Lehramt: Das Tun der Theologie, nämlich das Reden der Kirche am Wort Gottes kritisch zu messen, richte sich nicht gegen das Amt, sondern will dem Amt in seiner Aufgabe mit den Mitteln theologischer Wissenschaft helfen. „Die Theologie kann das Amt in der Kirche nicht ersetzen, aber umgekehrt kann das Amt die Theologie in der Kirche auch nicht ersetzen" (Theologie und Kirche, Einsiedeln, 1964, S. 26). Man vergleiche hierzu auch: Karl Rahner: Disput um das kirchliche Lehramt (in: S t i m m e n d e r Zeit, 185. Bd., 1970, S. 73-81).

242

Nach dem Konzil

Ein neuer Gesichtspunkt ist, daß sogar Gemeindeleitung durch Laien ausgeübt werden kann; dies wird von Müller - Völkl und Rahner befürwortet355_

Von Hubertus Halbfas wird die Kompetenz des Lehramtes für die Theologie abgelehnt: Fundamentalkatechetik, Düsseldorf, 1968, S. 51 f, Anm. 1, ders.: Theologie und Lehramt (in: Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, München, 1969, S. 271-286) und: Aufgaben der Theologie in der Institution der Kirche (Vortrag auf der Tagung der Paulus-Gesellschaft v. 1. - 4.5.1969 in Tübingen, zit. HK, 23. Jg., 1969, S. 269 f); F,ine vermittelnde Position vertreten: Otto Semmelroth: Die Theologie in der Kirche (in: Stimmender Zeit, 184. Bd., 1969, S. 233-243); Walter Kasper: Die Funktion der Theologie in der Kirche (in: Die Zukunft der Kirche. Berichtband des Concilium-Kongresses 1970. Mainz 1971, S. 45-52); Kardinal Léon - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, Salzburg, 1968, S. 121, 123. Weitere Abhandlungen: Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft. In Verbindung mit Norbert Greinacher und Peter Lengsfeld hrsg. v. Paul Neuenzeit, München, 1969; Bernhard Casper, Klaus Hemmerle, Peter Hünermann: Theologie als Wissenschaft, Freiburg, Basel, Wien, 1970; Yves Congar: Situation et taches presentes de la théologie, Paris, 1967. Kann man ein Bemühen um gegenseitiges Verständnis zwischen Theologen und Lehramt in folgendem erblicken: im Votum der Theologen zur Kirchenreform, in dem sie trotz Kritik das Lehramt anerkennen (Concilium, 5. Jg., 1969, Beilage zu Heft 1) und in der Errichtung einer Internationalen Theologenkommission durch Papst Paul VI. am 24.4.1969 (vgl. AAS 61, 1969, S. 540 f)? 352 Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 449 u. 521 mit denselben Argumenten wie für die Mitwirkung der Laien an der Eucharistie (s.Anm. 351), auch diesbezügliche Hinweise finden sich bereits 1962 in: Strukturen der Kirche, Freiburg, S. 193 f, s. o. S. 74; Otto Ter Reegen: Die Rechte des Laien (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 568574): er weist auf die Regelung im Mittelalter hin (ebd. 571); Walter Kasper: Beichtc außerhalb des Beichtstuhls? (in: Concilium, 3. Jg., 1967, S. 282 - 286, bes. 283 0 35 3 Otto Ter Reegen: Die Rechte des Laien (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 568574), für die Ehe sieht er diese Möglichkeit bereits gegeben (ebd. 571); die dogmatische Voraussetzung bei der Argumentationsweise für die genannten Sakramente ist in der „Gleichheit aller Gläubigen auf dem Fundament der Taufe" gegeben (ebd. 569) 354 Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 515, 520 f; vgl. auch schon: Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 189 f; s. o. S. 74; Maurice Villain: Ist eine apostolische Sukzession außerhalb der Kette der Handauflegungen möglich? (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 275-284); Edward Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes (in: Diakonia/Der Seelsorger, 1. Jg., 1970, S. 152 f) 355 Alois Müller - Richard Völkl: Die Funktion der Laien in der Pfarrgemeinde (in: Handbuch der Pastoraltheologie, hrsg. v. Franz Xaver Arnold u. a., Frei-

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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Diese ausgegliederten Funktionen können nach der Meinung von Rahner unter Umständen sakramental übertragen w e r d e n 3 5 6 Durch diese Überlegungen werden die Vorschläge aufgenommen, die von manchen Theologen bereits vor dem 2. Vatikanum und von einigen Laien in Erwartung des 2. Vatikanum gemacht w u r d e n 3 5 7 Die Professionalisierung des priesterlichen

Amtes

Um die Krise des Priestertums zu überwinden, wird von einigen vorgeschlagen, daß der Priester einen B e r u f 3 5 8 ausüben soll. Pin und Hastings

356 357

bürg, Bd. III, 1968, S. 247 f; Karl Rahner: Der theologische Ansatzpunkt für die Bestimmungen des Wesens des Amtspriestertums (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 195), ders.: Theologische Reflexionen z u m Priesterbild von heute und morgen (in: Weltpriester nach dem Konzil, München, 1969, S. 102), ders.: Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 118 ff; vgl. auch: Fritz Lobinger: Katechisten als Gemeindeleiter. Dauerlösung oder Übergang? Münsterschwarzach, 1973 (Münsterschwarzacher Studien 24) Gemäß den Ergebnissen der Umfrage Priester in Deutschland (s. o. S. 238, Anm.) tritt die Mehrheit der Priester dafür ein, d a ß Laien an den Aufgaben der Predigt, Katechese, Seelsorge, Taufe, Austeilung der K o m m u n i o n , Trauungsassistenz beteiligt werden k ö n n e n ; die Mehrheit der Priester ist der Meinung, d a ß die Aufgaben der Eucharistie und Beichte sowie der Gemeindeleitung dem Priester vorbehalten sein sollen (aaO. S. 36 ff) Karl Rahner: Der theologische Ansatzpunkt für die Bestimmung des Wesens des Amtspriestertums (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 195) S . o . S. 73-75, 104 f.

Die mögliche Beteiligung der Frau am priesterlichen A m t wird erwogen von Elisabeth Gössmann (Die Frau als Priester? in: Concilium, 4. Jg., 1968, 288-292) und Jan Peters (Die Frau im kirchlichen Dienst, ebd. S. 293-298) sowie von Karl Rahner (Strukturwandel der Kirche alsAufgabe und Chance, Freiburg, 1972, S. 121 f). Eine ausführliche Auseinandersetzung bieten: Haye van der Meer: Priestertum der Frau? Freiburg, 1969 (Dissertation 1962); Ida Raming: Der Ausschluß der Frau vom priesterlichen A m t . Gottgewollte Tradition oder Diskriminierung? Eine rechtshistorisch-dogmatische Untersuchung der Grundlagen von Kanon 968 § 1 des Codex Iuris Canonici, Köln, 1973 (Diss. 1970). Verfasserin weist an Hand der neutestamentlichen Aussagen nach, daß bei der Ausübung des priesterlichen A m t e s geistige, personale Kategorien entscheidend seien und nicht - wie in der bisherigen katholischen Tradition, die auf alttestamentlichen Elementen b e r u h t - geschlechtliche Kategorien (bes. S. 214). In der Entscheidung Nr. 12 des Concilium-Kongresses (1970) heißt es: „Es ist an der Zeit, die Beteiligung der Frau an kirchlichen Ä m t e r n in Erwägung zu z i e h e n " (Die Z u k u n f t der Kirche. Berichtband des Concilium-Kongresses 1970, Mainz, 1971, S. 153) 358 F,S geht hier um die Ausübung eines sogenannten „weltlichen" Berufes. Die soziologischen Bedingungen eines Berufes - Ausbildung, Rolle in der Ge-

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Nach dem Konzil

sehen die Berechtigung hierzu bereits in der G e s c h i c h t e der Kirche gegeben; s o w o h l i m N e u e n T e s t a m e n t als a u c h in der A l t e n u n d Mittelalterl i c h e n Kirche s o w i e in der N e u e r e n Zeit gab es Priester, die e i n e m B e r u f nachgingen u n d sich hiervon ernährten, wie z. B. d u r c h a k a d e m i s c h e s Lehren, durch Arbeit in der L a n d w i r t s c h a f t u n d in der F a b r i k 3 5 9 A u c h Herrmann m a c h t darauf a u f m e r k s a m , d a ß einige Berufsgruppen — w i e Kirchen-Juristen, T h e o l o g i e - P r o f e s s o r e n - s c h o n lange das A m t d e s Priesters als Z w e i t b e r u f a u s ü b t e n 3 6 0 D o g m a t i s c h läßt sich diese M ö g l i c h k e i t a u f w e i s e n d u r c h d e n Wandel des Verhältnisses v o n Kirche u n d Welt, i n f o l g e d e s s e n sich der Priester der Welt z u w e n d e t u n d in ihr b e r u f l i c h tätig sein k a n n , w i e e s in D o k u m e n t e n des 2. V a t i k a n u m dargelegt ist. Diese M e i n u n g vertreten der Verfasser der Herder-Korrespondenz s o w i e H a s t i n g s ^ ö l . S o z i o l o g i s c h b e t r a c h t e t wäre die Ursache die, daß der Priester in der Gesellschaft m i t anderen M e n s c h e n z u s a m m e n l e b t u n d daher e i n e n Beruf

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sellschaft, dauernde Beschäftigung, Verdienst, Entfaltung der Anlage, Beitrag zur Gemeinschaft, Gestaltung der Welt - dürften für den Priester zutreffen, so daß die Frage, ob „Pfarrer" bzw. „Priester" ein Beruf im soziologischen Sinne ist, bejaht werden kann. Vgl.: Der Pfarrer in der modernen Gesellschaft. Studien zur evangelischen Sozialtheologie und Sozialethik, Hamburg, Bd. IX. 1960, hrsg. v. Gerhard Wurzbacher u. a.: dort besonders der Beitrag von Gerhard Wurzbacher: Der soziologische Aspekt, S. 7-17, vor allem S. 12; Alfons Auer: Christsein im Beruf, Düsseldorf, 1966, S. 102 f. Daß der Priesterberuf soziologisch gesehen professionell unterentwickelt sei, hebt Osmund Schreuder hervor (Gestaltwandel der Kirche. Vorschläge zur Erneuerung, Ölten, Freiburg, 1967, S. 81-96: Die Professionalisierung des Priesterberufs) Emile Pin: Funktion und Disfunktion der „Professionalisierung" des Priestertums (IDOC, 1968, Nr. 2, S. 4); Adrian Hastings: Das theologische Problem der Ämter in der Kirche (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 175); Karl Rahner: Zum Selbstverständnis des Amtspriesters (in: ders.: Schriften zur Theologie, Zürich, Einsiedeln, Köln, Bd. X, 1972, S. 461). Das von der Bischofssynode 1971 verabschiedete Dokument „Das Priesteramt" erwägt die Ausübung eines weltlichen Berufes für den Priester, sofern es sich mit den priesterlichen Verpflichtungen vereinen läßt, jedoch ohne nähere Begründung (Bischofssynode 1971. Das Priesteramt. Nr. 18, 2-4. Einsiedeln, 1972) (s. o. S. 185, Anm. 1) Horst Herrmann: Kirchenrechtliche Aspekte der heutigen Problematik, in: Der priesterliche Dienst, IV, Quaestiones Disputatae 49, Freiburg, 1972, S. 64 f Wiederum Arbeiterpriester in Frankreich, HK, 19. Jg„ 1964/65, S. 697; Adrian Hastings: Das theologische Problem der Ämter in der Kirche, aaO. S. 174; vgl. auch das o. S. 162 u. 193 f Ausgeführte

R e f l e x i o n e n über d a s Verhältnis von A m t und Laie

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wie diese ausüben kann. Diese Meinung wird von Hastings vertreten, besonders aber von den P r i e s t e r g r u p p e n 3 6 2 Von einem praktischen Einwand her nimmt Karl Rahner zu dieser Frage Stellung: durch die Diaspora-Situation, in der die Kirche sich momentan befindet, kann es möglich werden, daß es nicht nur „hauptberufliche", sondern auch im bürgerlichen Sinne „nebenberufliche" Priester geben wird363_ Nach der Vorstellung von Pin, Schreuder, Rahner, Küng, Klostermann, Herrmann sowie den Priestergruppen gäbe es dann zwei Gruppen von Priestern: die einen übten den Priesterberuf hauptberuflich aus (sog. full-time-Priester); die anderen übten den Priesterberuf nebenberuflich (sog. part-time-Priester), als Zweitberuf, aus und hätten hauptberuflich einen weltlichen Beruf, durch den sie ihren Lebensunterhalt verdienen könnten364 Die letztgenannten wären entweder Priester, die 362

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Adrian Hastings: Das theologische Problem der Ä m t e r in der Kirche, aaO. S. 175; SOG papiere 6 9 / 3 v. 1 9 . 9 . 1 9 6 9 , S. 48 - 5 1 (Resolution über die Arbeit, C h u r - D o k u m e n t a t i o n I) (teilweise a b g e d r u c k t in: Eine freie Kirche für eine freie Welt ... Hrsg. .. v. Michael Raske u. a., Düsseldorf, 1969, S. 5 9 0 ; Echanges et Dialogue, v. 11.-12.1.1969, S. 2 und v. 2 1 . - 2 2 . 6 . 1 9 6 9 u. 1971, Nr. 3 (übersetzt in: Diakonia/Der Seelsorger, 2. Jg., 1971, S. 137-141: Thesen z u m priesterlichen A m t ) Karl R a h n e r : Theologische R e f l e x i o n e n z u m Priesterbild von h e u t e und m o r g e n (in: Weltpriester nach d e m Konzil, München, 1969, S. 112 f f ) , ders.: Dogmatische Grundlagen des priesterlichen Selbstverständnisses (in: Mitten in dieser Welt, P a d e r b o r n , 1968, S. 9 9 f ) ivmiie Pin: F u n k t i o n und D i s f u n k t i o n der „Professionalisierung" d e s Pries t e r t u m s (IDOC, 1 9 6 8 , Nr. 2, S. 9, Nr. 3, S. 8, 11 f); O s m u n d Schreuder: Die kirchliche A m t s s t r u k t u r in unserer Zeit, eine soziologische Betrachtung (in: Der Priester in einer säkularisierten Welt. Akten des 3. internationalen Kongresses zu Luzern. 18. - 22. S e p t e m b e r 1967. I n f o r m a t i o n s b l a t t des Instituts für europäische Priesterhilfe, F e b r u a r 1968, Jahrgang 2, Heft 1/2, Maastricht, S. 76-87, d o r t S. 81 f f ) ; Karl Rahner: Theologische R e f l e x i o n e n z u m Priesterbild von h e u t e und morgen (in: Weltpriestcr nach d e m Konzil, München, 1969, S. 114-116); Hans Küng: Wozu Priester? Eine Hilfe. Einsiedeln, 1971, S. 62; Ferdinand K l o s t e r m a n n : Priester fiir morgen, I n n s b r u c k , 1970, S. 182-185; Horst H e r r m a n n : Kirchenrechtliche Aspekte der heutigen P r o b l e m a t i k , in: Der priesterliche Dienst, IV, Q u a e s t i o n e s Disputatae 4 9 , Freiburg, 1972, S. 64 f f . SOG papiere 6 9 / 3 v. 1 9 . 9 . 1 9 6 9 , S. 5 0 ( R e s o l u t i o n über die Arbeit, ChurD o k u m e n t a t i o n I; ebenfalls in: Eine freie Kirche für eine freie Welt ... Hrsg. ... v. Michael Raske u. a. Düsseldorf, 1969, S. 59 0 ; Echanges et Dialogue, v. 11.-12.1.1969 u. v. 2 1 . - 2 2 . 6 . 1 9 6 9 sehen nur noch die Möglichkeit des part-time-Priesters, nicht mehr die des full-time-Priesters. Auch Schmaus erwägt die Möglichkeit, den Priesterberuf haupt- o d e r ne-

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Nach dem Konzil

hauptsächlich einen Beruf a u s ü b e n 3 6 5 0 ( j e r s o lche Christen, die aus einem Beruf kommen und in ihm verbleiben, dazu aber die Vollmacht erhalten, das Wort zu verkündigen, Sakramente zu spenden, eine Gemeinde zu l e i t e n ^ ö ö j s t ein Priester im Zweitberuf Priester, schließt das ein volles Engagement für die Gemeinde nicht aus. Nach dem Willen des Stifters ist zwar das Priestertum als Amt, das eine ganze Hingabe einschließt, gegeben, wandelbar aber ist die Ausformung eines solchen Engagements367 ?

Der Zweck der Professionalisierung besteht darin, daß die Priester sich durch die Ausübung eines Berufes an die Mitmenschen anpassen und dadurch ihr priesterliches Amt wieder glaubwürdig wird. Diese Ansicht wird von Pin und den Priestergruppen, nicht jedoch von Rahner und Herrmann geteilt368_ Hier sind Akzentversch iebungen gegenüber früheren Meinungen festzustellen; Gegenüber der Auffassung der von 1943 - 1959 tätigen Arbeiterpriester, die Arbeit auszuüben aus missionarischen Absichten, d. h. um durch Arbeit die Menschen seelsorgerlich besser zu e r r e i c h e n 3 6 9 ¡ s t jetzt der Gedanke der Solidarisierung mit den Mitmenschen vorherrschend, der klerikale Stand soll auf diese Weise aufgelöst w e r d e n 3 7 0 Gegenüber den )

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benberuflich auszuüben (Michael Schmaus: Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik, München, Bd. 2, 1970, S. 252) Emile Pin: Funktion und Disfunktion der „Professionalisierung" des Priestertums (1DOC 1968, Nr. 2, S. 9; Nr. 3, S. 8) Dieser Vorschlag wird von Hans Küng (Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 5 15) gemacht, vgl. auch: Emile Pin: Funktion und Disfunktion der „Professionalisierung" des Priestertums (1DOC 1968, Nr. 3, S. 12); Karl Rahner: Theologische Reflexionen zum Priesterbild von heute und morgen (in: Weltpriester nach dem Konzil, München, 1969, S. 114-116), ders.: Der theologische Ansatzpunkt für die Bestimmung des Wesens des Amtspriestertums (in: Concilium, 5. Jg., 1969, S. 195). Die drei eben genannten Autoren wollen diese Funktion mit einer Ordination verbinden Herrmann, aaO. S. 66 pj n > aaO. Nr. 2, S. 5 ff; SOG papiere 69/3 v. 19.9.1969, S. 48-51 (Resolution über die Arbeit, Chur-Dokumentation I), bes. S. 49: „Die Teilnahme am Leben der arbeitenden Bevölkerung ist ein vorzügliches Mittel, die Solidarität mit der arbeitenden Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen" (Das wird gesagt als Affront gegen die Gesellschaft, die noch geprägt ist von Besitz und Lohnabhängigkeit und die das Priestertum gebraucht zur Aufrechterhaltung ihrer Privilegien) (ebd. S. 48), vgl. auch: Behanges et Dialogue v. 11.-12.1. 1969 u . v . 21.-22.6.1969 Näheres s. o. S. 103 f

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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Aussagen des 2. Vatikanum, das - trotz der erwähnten Möglichkeit der Berufsausübung durch einen Priester - letzten Endes doch die Bereiche von Kirche und Welt trennte und dem Priester die Aufgabe in der Kirche, dem Laien die in der Welt z u w i e s ^ 1 ; wird jetzt weitgehend beabsichtigt, die Unterscheidung von Kirche und Welt vollständig aufzuheben. Das Ergebnis wäre, daß der Status des Priesters entfiele und seine völlige Angleichung an den Laien vollzogen w ä r e 3 7 2 Die Gefahren und Grenzen dieser Auffassung werden von einigen Theologen genannt: Kuhlmann stellt heute einen Trend zum Beruf fest, dem auch der Priester folgen will, um in der Gesellschaft kein Außenseiter zu sein. Demgegenüber weist er darauf hin, daß der Verzicht auf einen weltlichen Beruf dem Ärgernis des Kreuzes gleichkäme und Heilszeichen sein k ö n n t e 3 7 3 Rahner vertritt die Ansicht, daß die Verkündigung des Wortes Gottes eine Aufgabe sei, die den ganzen Menschen existentiell für die Kirche in Anspruch nimmt und darum einen Beruf und einen Stand in der Kirche als solchen ausmache. Das Priestertum ist ein Beruf, obgleich nicht im profangesellschaftlichen Sinne, selbst dann, wenn unter Umständen im profan-gesellschaftlichen Sinne zwischen haupt- und nebenberuflichen Priestern unterschieden werden muß374 Eine Möglichkeit der Ausübung des Priestertums auf Zeit wird 370

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Di e s kommt z. B. zum Ausdruck in der ausdrücklichen Absage in Behanges et Dialogue an alles „qui reste de cléricalisme dans l'organisation actuelle de la .mission ourvriére' " . (11.-12.1.1969, S. 5); vgl. auch: Priesterkrise und Basisgemeinden in Frankreich. Von Norbert Ohler (in: HK, 27. Jg., 1973, S. 535-539) Nähere Ausführungen s. o. S. 156 ff i n diese Richtung gehen auch die Tendenzen der deutschen und französischen Priestergruppen, durch die bezahlte Lohnarbeit unabhängig zu werden von der etablierten Kirche, vgl. Echanges et Dialogue v. 11. - 12.1. 1969, S. 7: La Lettre aux Prétres du 3. Novembre 1968, SOG papiere 69/3 v. 19.9.1969, S. 47; vgl. auch Emile Pin: Funktion und Disfunktion der „Professionalisierung" des Priestertums (IDOC 1968, Nr. 2, S. 6 ff). Eine andere Position vertritt hier wiederum Karl Rahner, der auf das Wort des Evangeliums hinweist, daß ein Arbeiter seines Lohnes wert sei (Theologische Reflexionen zum Priesterbild heute und morgen, aaO. S. 96) Jürgen Kuhlmann: Um ein neues Priesterbild. Überlegungen zum Selbstverständnis des Priesters in der weltlichen Gesellschaft fin: Geist und Leben, 39. Jg., 1966, S. 425 - 441, bes. 427, 433, 435) Karl Rahner: Theologische Reflexionen zum Priesterbild von heute und morgen, aaO. S. 108 ff (Rahner unterscheidet Beruf im Sinne von Berufung und bürgerlichen Beruf, ebd. S, 108), ders.: Dogmatische Grundlagen des priesterlichen Selbstverständnisses aaO. S. 99 ff.

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Nach d e m Konzil

abgelehnt von Ratzinger mit der Begründung, daß die Berufung zum Presbyteramt den Menschen unwiderruflich f o r d e r t 3 7 5 Bei den in diesem 3. Abschnitt dargestellten Überlegungen wird in folgendem über das 2. Vatikanum hinausgegangen: Der kollegiale Gedanke wird nicht nur auf die Bischöfe, sondern auch auf das Verhältnis von Priestern und Laien angewendet (und zwar teilweise mit politischen Begriffen)376. Fernerhin wird eine stärkere Beteiligung der Laien an den drei Ämtern als im 2 . Vatikanum g e w ü n s c h t 3 7 7 Außerdem wird die Trennung von Kirche und Welt dahingehend zu überwinden gesucht, daß der Priester solidarisch wird mit der Welt durch die Ausübung eines Berufes, während das 2. Vatikanum trotz aller Annäherung dieser Bereiche letztlich unterschieden und dem Laien die Aufgaben an der Welt, dem Priester hingegen den heiligen Dienst als Aufgabe zugewiesen h a t t e 3 7 8 4. Aussagen, die die Konsequenzen des 2. Vatikanum ablehnen Einige Gruppen, z.B. der Beda-Kreis379 j die Verfasser der Zeitschrift „Der Grosse R u f ' , manche Autoren der Zeitschrift „Nunc et Semper", 375 376

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Joseph Ratzinger: Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes (in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 373 f f ) Man vergleiche die Überlegungen über die S t r u k t u r e n des A m t e s (S. 225234) mit den Aussagen des 2. Vatikanum in „ L u m e n g e n t i u m " Nr. 4, 7, 12, 22 f (S. 120 f f , 177 f f ) . Darauf, daß der G e d a n k e der Kollegialität auf die ganze Kirche anzuwenden sei, wurde bereits 1965 hingewiesen von Joseph Ratzinger: Die pastoralen Implikationen der Lehre von der Kollegialität der Bischöfe (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 22 f ) Man vergleiche das auf S. 235-243 Herausgestellte mit dem auf S. 120 ff Dargelegtem Man vergleiche das auf S. 243-248 Entfaltete mit dem auf S. 156 ff Erarbeitetem Theologische Arbeitsgemeinschaft Beda - Kreis. Redaktion Fritz Feuling, Mannheim (zit. Beda-Kreis) (1967-1969); Der Grosse Ruf an die katholische Welt. Blätter für vertieftes und weltweites Christentum. Begründet von J o h a n n e s Maria Höcht. Herausgegeben von der Gemeinschaft deutscher Arbeitskreise für geistige Erneuerung. CredoVerlag Wiesbaden (ab April 1969 Titel leicht verändert: Grosser Ruf. Eine katholische Stimme der Gegenwart (zit. Der Grosse R u f ) (1. Jg. 1949); Nunc et Semper. Eine katholische Korrespondenz für Kirche und Papsttum. Herausgeber Dr. Fritz von Haniel-Niethammer. Wiesbaden, später München (Nr. 1, November/Dezember 1966) (ab 1970 fortgesetzt durch: Der Fels. Monatsschrift. In Verbindung mit der „Bewegung für Papst und Kirche", Steinbach/Ts., später Regensburg);

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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die „Bewegung für Papst und Kirche", „Una Voce", Theologen und Laien nehmen die Konzilsaussagen zwar zur Kenntnis, lehnen aber die Konsequenzen - die Mitwirkung der Laien am prophetischen, priesterlichen und königlichen Amt - ab. Es wird in betonter Weise hervorgehoben, daß die Kirche eine hierarchische Struktur hat380 Infolgedessen wird eine demokratische Form in der Kirche nur in Grenzen bejaht381 oder abgelehnt382 Zwar wird die Bedeutung des Laienapostolates herausgestellt383 ; aber die Funktion des Amtes wird so stark von den Geweihten abhängig gemacht, daß die Beteiligung der Laien daran eine untergeordnete Rolle spielt oder abgelehnt wird. Das Lehramt steht nur dem Papst und den Bischöfen, nicht aber den Gläubigen zu auf Grund der hierarchischen Struktur der Kirche, die das 2. Vatikanumaufzeigt384 Lediglich die Geweihten verkündigen authentisch, wenngleich die Laien predigen können385 Die Messe und Absolution zu vollziehen, wird als alleinige Aufgabe der Geweihten a n g e s e h e n 3 8 6 . Die Lesung wird dem Kleriker vorbehalten387.

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Schriftenreihe Una Voce Helvetica, hrsg. in Zürich, 1966 ff. Dietrich von Hildebrand behandelt in seinem Buch „Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes" (Regensburg, 1968) in der Beurteilung der nachkonziliaren Situation das Verhältnis von Amt und Laie nicht Der Grosse Ruf, Nr. 235, 1969, S. 2, Nr. 237, 1969, S. 34; Beda-Kreis 9/15.1.1968, 16.001 ff Der Grosse Ruf Nr. 235, 1969, S. 2, Nr. 240, 1969, S. 87 Andreas Schönberger: Demokratische Kirche? (in: Nunc et Semper, Heft 10, Mai/Juni 1968, S. 25-29); Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.001 ff; Bewegung für Papst und Kirche. Manifest, II. Teil, lehnt ab eine „Demokratisierung der Kirche", die deren hierarchische Verfassung antaste (zit. HK, 23. Jg., 1969, S. 337) Der Grosse Ruf, Nr. 239, 1969, S. 73 (Josef Gorbach); ebd. Nr. 236, 1969, S. 21 (Klaus Scholl) Der Grosse Ruf Nr. 232, 1968, S. 155 (Hubert Pauels) (mit Hinweis auf Lumen Gentium Nr. 25), ebd. Nr. 235, 1969, S. 2; Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.005, 16 / 1.5.1968, 12.002 ff, 26 / 1.10.1968, 12.009 ff Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.005. Gegen den Beschluß der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Würzburg vom 4.1.1973, die Laien an der Verkündigung im Gottesdienst zu beteiligen (s. o. S. 196 ff), wendet sich allerdings die „Bewegung für Papst und Kirche" in einer Stellungnahme vom 30.1.197 3 (gezeichnet von Hans Milch), weil durch die Laienpredigt das Amtspriestertum ausgehöhlt und um eine wichtige Aufgabe verkürzt werde. Als Gegenvorschlag wird die Predigt durch Diakone genannt (vgl. KNA, Aktueller Dienst Inland Nr. 26 v. 31.3.1973) Beda-Kreis 9/15.1.1968, 16.003 f

250

Nach dem Konzil

Die Laienräte werden zwar als Gremium anerkannt, das Eigeninitiative entwickeln und die Umwelt für Christus gewinnen soll, aber nicht als ein Weg, die Laien am Amt zu b e t e i l i g e n 3 8 8 . Eine Tendenz, diese Räte als demokratische Repräsentanz des Gottesvolkes zu werten, wird mit den Texten des 2 . Vatikanum als unvereinbar a n g e s e h e n 3 8 9 Man spricht sich gegen d i e Wahl der Bischöfe seitens der Laien a u s 3 9 0 ; die faktische Beteiligung der Laien auf einer Synode wird kritisch kommentiert391.. Für die Gläubigen gilt, daß sie den Hirten, den Bischöfen, zu gehorchen haben392

Unter Mündigkeit der Laien versteht man nicht mehr Rechte, sondern mehr Pflichten, größere Verantwortung als b i s h e r 3 9 3 . Von diesen Gruppen wird die nachkonziliare Lage in der Kirche als K r i s e 3 9 4 ) j a sogar als Q u a s i - S c h i s m a 3 9 5 angesehen, diese Krise kann nur dadurch behoben werden, daß der einzelne die hierarchische Struktur der Kirche anerkennt und dem Amt gehorsam i s t 3 9 6

387

Der Grosse Ruf, Nr. 234, 1968, S. 191 (Frajo Waitz) 386 - vgl. auch: Severin Matthias Grill: Sacrificium Tremendum. Gedanken eines 387 Exegeten zur Reform der Liturgie, Zürich, 1966, S. 26 ff (Schriftenreihe Una Voce Helvetica Nr. 2) 388 Beda-Kreis 13 / 15.3.1968, 16.125 389 Andreas Schönberger, aaO. S. 27 390 Beda-Kreis 1 3 / 15.3.1968, 16.130 391 Beda-Kreis zur Hildesheimer Diözesansynode 1968, 23 / 15.8.1968, 16.168; vgl. auch 54 / 1.12.1969, 13.251, wo die Anwesenheit der Laien b e i d e r Bischofssynode - in Rom 1969 - als „unnötig" bezeichnet wird 392 Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.004 393 Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.006 394 D e r Grosse Ruf, Nr. 233, 1968, S. 170, ebd. Nr. 236, 1969, S. 19 (Hubert Pauels), ebd. Nr. 238, 1969, S. 54 (Frajo Waitz), ebd. Nr. 239, 1969, S. 75 (Hanswerner Reissner), S. 80, ebd. Nr. 240, 1969, S. 90 (Alois Maria Ott); Gregorius Rhenanus: Aufbruch oder Zusammenbruch? Zürich, 1966 (Schriftenreihe Una Voce Helvetica Nr. 3); Im Bann des Konzils. Reform oder Revolution? Herausgegeben durch besorgte römisch-katholische Laien ... Zürich, 1966 (Schriftenreihe Una Helvetica - ohne Nummer -); Richard Seewald: Die Krise in der katholischen Kirche, Betrachtungen eines Laien zum Zweiten Vatikanischen Konzil (in: Hochland, 59. Jg., 1966/ 67, S. 6 4 - 72) 395 Beda-Kreis 27 / 15. 10. 1968, 35.83 f wird die Frage nach der Spaltung gestellt; ebd. 13 / 15. 3. 1968, 35.45 heißt es: „faktisch längst bestehende(s) Quasi-Schisma"

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

II. Amtliche Äußerungen bezüglich der theologischen

251 Reflexionen^!,

Von amtlicher Seite werden die theologischen Überlegungen unterschiedlich aufgenommen: Der Papst, die Kongregation für die Glaubenslehre und einige Bischöfe stehen den Vorschlägen zur Beteiligung der Laien am dreifachen Amt, die über die Konzilstexte hinausgehen, reserviert gegenüber, andere Bischöfe nehmen eine vermittelnde Position ein, manche fördern die vorgetragenen theologischen Gedanken. 1. Reservierte Aufnahme Papst Paul VI. beschreibt im C r e d o 3 9 8 v o m 3 0 . 6 . 1 9 6 8 die Kirche als sichtbare Gemeinschaft (societas) mit hierarchischem Aufbau und als geistige Gemeinschaft (communio), wie auch als mystischen Leib Christi und Volk G o t t e s 3 9 9 Das Wort und die Hirtengewalt werden durch Papst und Bischöfe weitergegeben^OO. Der Priester hat durch

das Weihesakrament Gewalt, Messe zu feiern ( . . . „vi potestatis per sacramentum o r d i n i s " ) 4 0 1 . Eine aktive Teilnahme der Laien am Amt wird nicht erwähnt, wohl aber am Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi, am Leben der Kirche402.

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Beda-Kreis 9 / 15.1.1968, 16.001 ff; Der Grosse Ruf, Nr. 235, 1969, Nr. 2, Nr. 237, 1969, S. 34. Hierbei wird die Lehrautorität des Papstes hervorgehoben: Beda-Kreis 53 / 15.11.1969, 35.155 ff, 54/1.12.1969, 13.249 ff (bezüglich der Beurteilung der Bischofssynode 1969). Zur evang. Beurteilung vgl. Heiner Grote: Die katholische Rechte seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 20. Jg., 1969, S. 41-50) Hi e r w i j d d j e Reaktion des Papstes und der Bischöfe nur bezüglich des Amtes und der Beteiligung der Laien am Amt behandelt, nicht bezüglich des Lehramtes allgemein, wie beispielsweise die unterschiedlichen Stellungnahmen der Bischöfe, die anläßlich der päpstlichen Enzyklika „Humanae vitae" v. 25.7.1968 (AAS 60, 1968, S. 481-503, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 418-424) erfolgten. Die Hinweise auf einen großen Teil der Ansprachen des Papstes verdanke ich den Leitartikeln in: Der Grosse Ruf (s. o. S. 248 f) Sollemnis Professio Fidei (AAS 60, 1968, S. 433-445) (vgL HK, 22. Jg., 1968, S. 368-370, Päpstliches Credo zum Abschluß des Glaubensjahres) AAS 60, 1968, S. 440, Nr. 19, HK, 22. Jg., 1968, S. 369 A A S 60, 1968, S. 441, Nr. 20, HK, 22. Jg., 1968, S. 369 AAS 60, 1968, S. 442, Nr. 24, HK, 22. Jg., 1968, S. 369 S o i m Credo vom 30.6.1968, AAS 60, 1968, S. 440, Nr. 19, HK 22. Jg., 1968, S. 369. In der Ansprache vom 15.3.1969 (AAS 61, 1969, S. 245-247) begrüßte Paul VI. die Zusammenarbeit zwischen ihm und den Laien, die dem Verhältnis von Haupt und Gliedern gleicht, dem Vater, der das Wort

252

Nach dem Konzil

Diese Position wird vom Papst auch an anderen Stellen vertreten: seiner Meinung nach ist die Lehr-, Jurisdiktions-, Heilsgewalt der Hierarchie vorbehalten 4 03 Für die Wahrheit ist das Lehramt zuständig404 Eine eventuale Fähigkeit der Gläubigen, die Zeichen der Gegenwart von den Plänen Gottes zu unterscheiden, bedarf immer der Hilfe des Lehramtes^. In der Enzyklika „Populorum progressio" vom 26.3.1967 stellte Papst Paul VI. heraus: Sache der Hierarchie ist es, die sittlichen Grundsätze authentisch zu lehren und zu interpretieren; Aufgabe der Laien (laicorum officium) ist es, „in freier Initiative und ohne erst Weisungen und Direktiven abzuwarten, das Denken und die Sitten, die Gesetze und die Strukturen ihrer Lebensgemeinschaft mit christlichem Geist zu durchdringen"^. Paul VI. weist darauf hin, daß durch die Taufe alle dazu berufen sind, Christ zu sein, aber einige sind als Hirten eingesetzt407. Nach der Auffassung des Papstes ist die Kirche hierarchisch strukturiert, und zu dieser Struktur (struttura) gehört auch das Charisma (carisma) der Autorität des Hirtenamtes (autorità pastorale)408 Folglich ist es „eine irrige Auffassung, daß die Autorität der Hierarchie auf de-

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sagt, und den Söhnen, die es annehmen; die Gläubigen werden zum Zeugnis in Familie, Fabrik, in der Welt angehalten (ebd. S. 260). Hier dürfte die Position vorliegen, die bereits Papst Pius XI. vertrat mit dem Gedanken der Katholischen Aktion (s. o. S. 106 f)- Das 2. Vatikanische Konzil und teilweise die nachkonziliaren Reflexionen hingegen bemühen sich um eine weitgehendere Beteiligung der Laien am dreifachen Amt. Die Ansprache von Papst Paul VI. zum priesterlichen Dienst tangieren dieses Problem nicht, sie haben mehr pastoralen Charakter, wie die pastorale Hinwendung des Priesters zur Welt; vgl. z. B. Die Ansprache vom 17.2.1969 (AAS 61, 1969, S. 188 0 Ansprache vom 9.10.1968, L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 233 v. 10. 10.1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 510 Ansprache vom 16.10.1968, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 239 v. 17.10.1968, S. 1; Ansprache vom 16.4.1969, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 88 v. 17.4.1969, S. 1 Ansprache vom 12.3.1969, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 60 v. 13.3.1969, S. 1 Enzyklika „Populorum Progressio", AAS 59, 1967, S. 257-299, dort S. 296 f, Nr. 81, vgl. HK, 21. Jg., 1967: Enzyklika Papst Pauls VI. über die Entwicklung der Völker, S. 218-230, dort S. 229, Nr. 81 Nuntius scripto datus v. 12.3.1971 (AAS 63, 1971, S. 375-380, dort S. 377 u. 379 f mit bezug auf Lumen gentium 32) Homilie vom 3.4.1969, AAS 61, 1969, S. 241, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 79 v. 5.4.1969, S. 1, vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 244

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

253

mokratische Weise zustande kommt. Sie kommt von Gott, von Christus, aus der heiligen Weihe"409. Sie ist Dienst am Volk Gottes, an den Gläubigen"* 10. Papst Paul VI. betrachtet die momentane Lage als Krise, er bemerkt „schismatische Gärungen" („fermento prácticamente schismatico")411. Die Ursache liegt in Neuerungen, die über den Geist des Konzils hinausgehen wollen412 ) in der Mißachtung der hierarchischen Struktur der Kirche"* 13. Dieser Situation gegenüber ruft er dazu auf, die Autorität des Amtes anzuerkennen414: die Pflicht der Autorität, ihre Aufgabe als Dienst zu verstehen, ändert nichts an der Berechtigung ihrer Aufgabe der

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Ansprache vom 9.10.1968, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr 233 v. 10.10.1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 510 Homilie vom 3.4.1969, vgl. AAS 61, 1969, S. 238, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 79 v. 5.4.1969, S. 1, vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 244; Ansprache vom 9.10.1968, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 233 v. 10.10.1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 510; Ansprache vom 12.3.1969; vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 60 v. 13.3.1969, S. 1 Ansprache vom 15.1.1969, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 12 v. 16.1.1969, S. 1; Ansprache vom 2.4.1969, vgl. AAS 61, 1969, S. 267-270, bes. 270, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 78 v. 4.4.1969, S. 1, vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 244; Ansprache vom 20.3.1971, vgl. AAS 63, 1971, S. 286-290, L'Osservatore Romano, Jg. 111, Nr. 66 v. 20./21.3.1971, S. 1-2; Ansprache vom 29.6.1973, vgl. KNA, Aktueller Dienst Vatikan Nr. 151 v. 2.7.1973 (Paul VI. warnt vor Spaltungsbewegungen in der Kirche), L'Osservatore Romano, Jg. 113, Nr. 148 v. 30.6./1.7.1973, S. 1-2; Homilie vom 3.4.1969, AAS 61, 1969, 241 (Zitat), vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 79 v. 5.4.1969, S. 1, HK, 23. Jg., 1969, S. 244 Ansprache vom 18.9.1968, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 215 v. 19.9.1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 509 Ansprache vom 15.1.1969, L'Osservatore Romano, Jg. 109, Nr. 12 v. 16.1. 1969, S. 1 Ansprache vom 2.4.1969, AAS 61, 1969, S. 270, vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 244 Ansprache vom 11.9.1968, L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 209 v. 12.9. 1968, S. 1; Ansprache vom 18.9.1968, L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 215, v. 19.9. 1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 509 f, Ansprache vom 9.10.1968, L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 233 v. 10.10. 1968, S. 1, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 509 f Ansprache vom 23.12.1968, vgl. L'Osservatore Romano, Jg. 108, Nr. 296 v. 23./24.12.1968, S. 1, vgl. HK 23. Jg., 1969, S. 54

254

Nach dem Konzil

Lehr-, Jurisdiktions-, Heilsgewalt, die ihr von Gott gegeben ist^l 5 Dies zieht dann die Konsequenzen nach sich, daß dem Lehramt Gehorsam geleistet werden muß4i6 u n d ein Widerstand gegen höchste Entscheidungen abgelehnt wird417.

Die Kongregation für die Glaubenslehre befaßt sich — in Abgrenzung gegen Irrtümer —in ihrer Erklärung „Mysterium Ecclesiae" (v. 24.6.1973) mit der Ekklesiologie und den daraus resultierenden Problemen des Amtes^l 8. Sie sieht die wahre Kirche in der katholischen Kirche verwirklicht. Zwar sind auch in Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die nicht in vollkommener Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, Elemente der Heiligung und Wahrheit zu finden (unter bezug auf Lumen gentium Nr. 8). Aber die katholische Kirche ist nicht eine Summe von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, denn sie ist von Christus gegründet und wird „von den Nachfolgern Petri und der übrigen Apostel geleitet", welche „Träger der unverfälschten ... Ordnung und Lehre der apostolischen Gemeinde" sind419 Gott hat die Kirche, das neue Volk, bezüglich der Glaubens- und Sittenfragen „mit einer gewissen Teilhabe an der Unfehlbarkeit" ausgestat-

415 416 417

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419

Ansprache vom 9.10.1968 Ansprache vom 11.9.1968, vom 18.9.1968, vom 9.10.1968, (aaO.s.Anm.414) Ansprache vom 2.4.1969, AAS 61, 1969, S. 270, vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 244. Man vergleiche auch dieselbe Ansicht bei Bischof Rudolf Graber: Papst Paul VI. und die innerkirchliche Krisis, Zürich, 1966 (Schriftenreihe Una Voce Helvetica Nr. 4). Zu dem von der Bischofssynode 1971 verabschiedeten Dokument „Das Priesteramt" s. o. S. 185, Anm. 1. Eine Tendenz des Papstes, innerhalb der Hierarchie die Stellung des Papstes gegenüber der Kollegialität der Bischöfe betont herauszustellen, zeigte sich auf der 2. Bischofssynode, die vom 11.-28.10.1969 in Rom stattfand, besonders in der Schlußansprache vom 27.10.1969: es wurde dort deutlich, daß der Papst das Amt der Einheit vornehmlich im Papstamt und nicht im Episkopalismus sieht (vgl. AAS 61, 1969, S. 726-730) (vgl. KNA 1969, Nr. 45, S. 10: Der Papst muß der Mittelpunkt des Liebesbundes sein). Dieselbe Tendenz wird deutlich bei Kardinal Höffner (gegenüber den Theologen) (vgl. KNA 1969, Nr. 26, S. 2: Cathedra des hl. Petrus letzter Garant für den Glauben) und bei Bischof Graber (vgl. KNA 1969, Nr. 33, S. 2: Bischof Gräber warnt vor einem „aufgewärmten Episkopalismus") „Mysterium Ecclesiae". Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre zur katholischen Lehre über die Kirche, die gegen einige heutige Irrtümer zu verteidigen ist (in: KNA, Dokumentation Nr. 25 v. 6.7.1973) (Sacra Congregatio pro doctrina fidei: Declaratio circa Catholicam Doctrinam de F.cclesia contra nonnullos errores hodiemos tuendam; in: AAS 65, 1973, S. 396-408) (vgl. auch HK, 22. Jg., 1973, S. 416-421) KNA, aaO. S. 1, 2 (Zitat), AAS, aaO. S. 396-398 - Zitat S. 397

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

255

tet 4 20. Das ganze Volk Gottes ist vom Heiligen Geist erleuchtet und nimmt somit am prophetischen Amt teil (vgl. Lumen gentium Nr. 12). Aber es ist „allein die Aufgabe der Oberhirten, der Nachfolger Petri und der übrigen Apostel, die Gläubigen authentisch zu lehren, das heißt kraft der Autorität Christi ..."421. Daher sind die Gläubigen verpflichtet, die Lehre, die die Oberhirten verkündigen, anzunehmen. Bei dieser Ausübung des Amtes steht der Heilige Geist den Hirten bei422. Christus gab der Kirche „Anteil an seinem Priestertum... durch das allgemeine Priestertum der Gläubigen und das hierarchische Amtspriestertum, die, obgleich sie nicht nur dem Grade, sondern ihrem Wesen nach voneinander verschieden sind, sich dennoch in der Gemeinschaft der Kirche gegenseitig zugeordnet sind" (vgl. Lumen gentium Nr. 10)423. Durch die Taufe werden die Gläubigen in die Kirche eingegliedert und „ .wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens...' " (Lumen gentium 10)424 Repräsentanten sind jedoch die Nachfolger der Apostel, die Bischöfe, die das Amt in untergeordnetem Grade an die Priester - durch den Ordo - übertragen haben. Wesentliche Aufgabe ist die Verkündigung des Evangeliums, die Grundlage ist jedoch das eucharistische Opfer. Jeder kann zwar taufen, aber das eucharistische Opfer vollendet der Priester (vgl. Lumen gentium Nr. 17)425. Dieses Dokument nimmt zwar verschiedene Aspekte des 2. Vatikanum auf - so die Elemente der Wahrheit in anderen Kirchen, die Teilnahme der Laien am prophetischen und priesterlichen Amt -, aber der Schwerpunkt liegt auf dem Wirken der Hierarchie. Das durch heutige gesell-

420 421 422

423 424 425

KNA, aaO. S. 2, AAS, aaO. S. 398 KNA, aaO. S. 3, AAS, aaO. S. 399 KNA, aaO. S. 3 f, AAS, aaO. S. 399-401. Es folgt eine indirekte Auseinandersetzung mit den Werken von Hans Küng: Unfehlbar? Eine Anfrage. (Einsiedeln, 1970). Fehlbar? Eine Bilanz. (Einsiedeln, 1973): Der Aussagegehalt der dogmatischen Formeln, nicht die durch die geschichtliche Bedingtheit angewandte Sprache bleibt, es geht nicht nur um ein Bleiben in der Wahrheit (aaO. S. 5-7) (gegen Küng: Unfehlbar? Eine Anfrage, S. 148 ff; Fehlbar? Eine Bilanz, S. 373 ff) (Küng lehnte diese Stellungnahme der Glaubenskongregation als nicht treffend ab) („Glaubenskongregation hat sich disqualifiziert". Stellungnahme von Prof. Hans Küng zu „Mysterium Ecclesiae", in: KNA, Dokumentation Nr. 26 v. 6.7.1973). Näheres s. u. S. 265 f, Anm. 491 KNA, aaO. S. 7, AAS, aaO. S. 405 KNA, aaO. S. 7, AAS, aaO. S. 405 (Bezug auf 1. Petr. 2,9, Apoc. 1, 6; 5,9 f ) KNA, aaO. S. 8, AAS, aaO. S. 405 f

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Nach d e m Konzil

schaftliche Verhältnisse gegebene Problem der Demokratisierung wird nicht in Hinblick auf das geistliche Amt erörtert. Auch die Frage, wie die Krise des Amtes, die momentan herrscht, zu beheben sei, wird nicht a n g e s c h n i t t e n 4 2 6 . Das wird aus der Zielsetzung des Dokumentes zu erklären sein, sich gegen Irrtümer abzugrenzen. Die Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz zur Erklärung „Mysterium Ecclesiae" der Kongregation für die Glaubenslehre427 e r . läutert demzufolge, daß das Dokument „keine Gesamtdarstellung der kirchlichen Glaubenslehre über das Geheimnis der Kirche geben" wül428. Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert die Erklärung „Mysterium Ecclesiae" und stellt dabei die Wichtigkeit der ökumenischen Bemühungen in den Vordergrund429 ihrer Meinung nach trägt die Erklärung der Freiheit der Theologen bezüglich der Forschung Rechnung. Die Deutsche Bischofskonferenz kennzeichnet die Absicht des Dokumentes, es „will ... den Glauben der Kirche fördern, wenn auch in diesem Falle durch Zurückweisung von den den Glauben gefährdenden Lehren"430 Eine Spannung wird von den Bischöfen festgestellt: „Mit der Betonung des von der göttlichen Offenbarung gesteckten Rahmens wird die Freiheit der theologischen Forschung betont — zwei Dinge, die miteinander zu verbinden, in der Praxis nicht ganz leicht ist"431. In Richtlinien für das Bischofsamt der Vatikanischen Kongregation für die Bischöfe^!?- vom 20.6.1973 wird neben der Gemeinschaft auch der Gehorsam der Bischöfe gegenüber dem Papst und seinem Lehramt 426 427

4 2 8

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M a n vergleiche dagegen die Interpretationsmöglichkeiten des 2. V a t i k a n u m durch etliche T h e o l o g e n und Bischöfe (s. o. S. 1 1 6 f f , 2 0 2 f, u. S. 2 6 0 f f ) Stellungnahme der D e u t s c h e n Bischofskonferenz v. 5 . 7 . 1 9 7 3 : Die Erklärung „Mysterium Fxclesiae". Inhalt und Stellenwert (in: K N A , D o k u m e n t a t i o n Nr. 2 8 v. 6 . 7 . 1 9 7 3 ) (vgl. auch HK, 27. Jg., 1 9 7 3 , S. 4 2 1 f ) AaO. S. 1 AaO. S. 2 AaO. S. 3 AaO. S. 3, vgl. auch o . S. 2 4 1 f A n m . Zur Beurteilung v o n „Mysterium Ecclesiae" vgl.: Mario v o n Galli: Eine Verurteilung oder Ansatz z u m Gespräch? Bischof Hans Heinrich Harms: Dreht R o m das Rad zurück? Peter Hünermann: R e f l e x i o n e n zur Sache eines theologischen und kirchenpolitischen Streits (abgedruckt in: Una Sancta, 28. Jg., 1 9 7 3 , S. 185- 1 8 9 , 1 8 9 - 1 9 1 , 1 9 1 - 1 9 4 unter d e m Titel: Beiträge zur Erklärung der römischen Glaubenskongregation „Mysterium Ecclesiae", S. 1 8 4 - 1 9 4 ) v g l . K N A , Aktueller Dienst Vatikan Nr. 1 4 3 v. 2 1 . 6 . 1 9 7 3 „Selbst d e n Anschein autoritären Führungsstils vermeiden". Vatikanische Kongregation erläßt Richtlinien für das Bischofsamt. L'Osservatore R o m a n o , 113. Jg., Nr. 141 v. 2 1 . 6 . 1 9 7 3 , S. 2 u. 6

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

257

herausgestellt. Bei der Ausübung des Hirtenamtes sollen sich die Bischöfe aber der Hilfe der Theologen bedienen. - Auch hier wird wieder eine Spannung zwischen Theologie und Lehramt sichtbar433 . Den Rebellenpriestern sollen die Bischöfe mit der nötigen Geduld und der erforderlichen Strenge entgegentreten. Die Bischöfe sollen die Verantwortung der Laien anerkennen, sich ihren Rat einholen, ihnen Aufgaben übertragen. Die Laien sollen ihre Meinung zu den Dingen, die das Wohl der Kirche betreffen, d a r l e g e n 4 3 4 Der Ökumenismus soll gefördert w e r d e n 4 3 5 . In der Stellungnahme zu Fragen des Glaubens und kirchlichen Lebens vom 2 7 . / 2 8 . 1 2 . 1 9 6 8 hatten die deutschen Bischöfe^ zwar auf die Teilhabe aller Glieder des Gottesvolkes am Priestertum Christi hingewiesen, dann aber sehr stark den graduellen und essentiellen Unterschied zwischen Priestern und Laien bezüglich der Eucharistie b e t o n t 4 3 7 Eine Beteiligung der Laien an der Theologie wurde damals von den Bischöfen nicht erwogen438

2. Vermittelnde Aufnahme In der Ansprache auf dem Zweiten Europäischen Bischofssymposium, das vom 7.-10.7.1969in Chur stattfand 4 39 > erwähnte Kardinal Döpfner, daß alle Glieder der Kirche zum Dienst an der Verkündigung berufen seien, das Amt aber dennoch richtungsweisende Funktion habe; bei der Eucharistie sei der Priester Liturge und Vorsitzender; zwar seien alle Christen zur Auferbauung des Leibes Christi berufen, der Priester aber dazu amtlich bestellt, alle Dienste auf die Einheit der Kirche hin zu o r d n e n 4 4 0

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KNA, aaO. - vgl. auch o. S. 2 4 1 f Anm. KNA, aaO. KNA, aaO. Wort der deutschen Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./ 2 8 . 1 2 . 1 9 6 8 (in: HK, 23. Jg., 1969, S. 74-76) AaO. S. 75 f vgl. aaO. S. 75. Abgelehnt wurde die Laienhabilitation auf der Deutschen Bischofskonferenz v. März 1968, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 4 7 8 - 4 8 1 : Zur „Laienhabilitation an Fakultäten". Inzwischen- 1 9 7 2 - w u r d e von der Deutschen Bischofskonferenz die Habilitation von Laien an den katholisch-theologischen Fakultäten genehmigt, vgl. HK, 26. Jg., 1972, S. 6 2 4 (s. o. S. 199 u. 240) Vgl. HK, 23. Jg., 1969, S. 349-351: Das Zweite Europäische Bischofssymposium Julius Kardinal Döpfner: Das Bleibende und sich-Wandelnde im Priestertum der Kirche (in: Churer Dokumente, Zürich, 1969, S. 13-25, dort S. 21, 23)

258

Nach dem Konzil

Im Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt vom 11.11.1969441 wird das Amt begründet aus der Sendung Jesu442( a u s der Sendung der Gemeinde durch Jesus, dem besonderen Apostelamt (Mt. 28,18;Lk. 6, 13; 2. Kor. 5, 20) und Gemeindeämtern (Apg. 6, 1 ff; 14, 23; 20, 28; Eph. 4, 11), in die Amtsträger durch Handauflegung eingesetzt werden (Apg. 6, 6; 1. Tim. 4, 12; 2. Tim. 1,6)443. Zwar finden sich „mehrere Bezeichnungen" fur das priesterliche Amt im Neuen Testament444( a ber es „liegen die entscheidenden Elemente eines solchen priesterlichen Amtes im Neuen Testament bereit"445. Es ist Dienstamt im Gottesvolk446. Durch das Amt wird Christus stellvertretend sichtbar gemacht, „so daß im Amtshandeln des Priesters Jesus Christus selbst wirksam ist"447 und e r „der Gemeinde im Namen Jesu Christi handelnd gegenübersteht"448_ Dj e Aufgabe ist - wie die Jesu und der Apostel449 — eine dreifache: prophetischer Dienst der Verkündigung, priesterlicher Dienst der Spendung der Sakramente, Dienst des Hirten der Leitung450. Zur Charakterisierung des Dienstamtes ist auszugehen vom „Hirtenamt", welches „in hervorragender Weise ausgeübt" wird „in der prophetischen Verkündigung des Gotteswortes und im sacerdotal-priesterlichen Vollzug des sakramentalen G o t t e s d i e n s t e s ' ^ ^ welcher seinen Höhepunkt in der Feier der Eucharistie hat, bei deren Leitung „die grundsätzliche Beauftragung des Amtsträgers zur wirksamsten Darstellung kommt "45 2.

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Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt. Eine biblischdogmatische Handreichung, Trier, 1969 (vgL auch: Die Handreichung der deutschen Bischöfe zum Priesteramt, in: HK, 24. Jg., 1970, S 111-115) AaO. S. 10, 31, Nr. 6, 21 AaO. S. 12-20, Nr. 7-11 AaO. S. 9, Nr. 5 AaO. S. 32, Nr. 21. Bezüglich der geschichtlichen Entwicklung wird festgestellt, daß sich schon im Neuen Testament „Ansätze" für die „Grundordnung des kirchlichen Amtes ..., die aus Episkopat, Presbyterat ... und Diakonat" besteht, abzeichnen, aber dennoch „mannigfache Streuung der Ämter" zu finden ist (S. 41 Nr. 26, s. auch S. 7 Nr. 3). Man vergleiche hierzu die Äußerung von Schlier (s. o. S. 217 f ) AaO. S. 8, Nr. 5 AaO. S. 65, Nr. 4 2 AaO. S. 66, Nr. 43. Man vergleiche hierzu die Äußerungen von Semmelroth (s. o. S. 218 0 AaO. S. 11, 20, 22 ff, Nr. 6, 12, 15-18 AaO. S. 5 6 f, 66-69, Nr. 35 f, 4 4 f AaO. S. 67, 68, Nr. 45 (dort Zitate). Man vergleiche hierzu die Aussagen von Kasper (s. o. S. 2 0 4 ff) AaO. S. 70-72, Nr. 4 6 , 47 (Zitat S. 72, Nr. 4 7 )

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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Auch das Gottesvolk des neuen Bundes ist priesterlich zu nennen (Apc. 1,5; 1. Petr. 2,9)453 Sein Handeln besteht im Lobpreis und Bekenntnis (Eucharistie) (Hebr. 13,15), im Leben nach Gottes Willen (Rom. 12,1 f)454. Laien und Priester gehören zusammen im Gottesvolk455 [>je Laien nehmen „an der Gesamtsendung der Kirche" und an der Eucharistie teil456. Doch nur diejenigen, die das Weihesakrament empfingen, repräsentieren den Herrn in seiner Kirche45-7 Diese Vollmacht zum priesterlichen Amt wird „durch sakramentale, von Jesus Christus durch seinen Heiligen Geist vollzogene Einsetzung" mitgeteilt458> diese vermittelt das Charisma (2. Tim. 1,6) für das Amt459 Hierdurch sind „dem demokratischen Verständnis des Dienstamtes in der Kirche Grenzen gesetzt", obgleich die Personen des Amtes unter Umständen „demokratisch gewählt" werden460 _ A.n dieser Stelle findet sich eine positivere Auffassung als im Wort der Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./28.12. 1968, in dem „gewisse Formen demokratischer Meinungs-und Willensbildung" bejaht wurden, „Demokratisierung im strengen Sinne des Wortes" aber abgelehnt wurde: laut Christi Auftrag sei „für Fragen des Glaubens, der sittlichen Norm, des sakramentalen Lebens" das kirchliche Amt verantwortlich; hierbei könnten alle Glieder des Gottesvolkes allerdings Hilfe gewähren461. In der momentanen Krise will das Lehrschreiben „die fundamentalen und ... gültigen Gehalte des ...priesterlichen Amtes", welches als Dienst verstanden wird, h e r a u s s t e l l e n 4 ^

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AaO. S. 8, 29 f, Nr, 5 , 1 9 AaO. S. 29-31, Nr. 19, 20, vgl. auch S. 60, Nr. 39 AaO. S. 5, 8, Nr. 1,5 AaO. S. 64, 72-74, Nr. 42, 48 (Zitat S. 64, Nr. 42); eine eventuale Möglichkeit der Wortverkündigung, Sakramentsspendung, Leitung der Gemeinde durch Laien wird in diesem Lehrschreiben nicht erwähnt. AaO. S. 76, Nr. 50 AaO. S. 62, Nr. 40 AaO. S. 19, Nr. 11; es wird nur das Charisma des Amtes, nicht etwa die Charismen der Gläubigen (vgl. 1. Kor. 12, 4 f f ) genannt; außerdem wird noch von charismatischen Diensten gesprochen (S. 17, Nr. 10), dies wird aus Apg. 11, 27; 13,1 u. a. belegt, welche Stellen sich auf die Propheten beziehen (die Apostelgeschichte gebraucht den Begriff x o p i o ß l nicht) AaO. S. 6 1 , 6 2 , Nr. 40 Wort der deutschen Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./28. 12.1968, abgedruckt in: HK, 23. Jg., 1969, S. 74-76, dort Nr. 5, S. 75 AaO. S. 5, 6 (Zitat), Nr. 1; S. 8, Nr. 5

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Nach dem Konzil

3. Fördernde Aufnahme In der Ansprache beim Bischofssymposium in Chur (1969) wies Kardinal Suenens darauf hin, daß alle Christen eigene Charismen für ihren Dienst haben, der Priester hingegen einen dauernden Dienst für die Gemeinde als solchen übernimmt, zu dem die Verkündigung, die Leitung der Liturgie, der Dienst der Versöhnung, die pastorale Sorge gehört463_ _ j n einem Interview464 stellte er die Möglichkeit heraus, die Laien an der Wahl der Bischöfe zu beteiligen^ 5. Auch Kardinal Alfrink hebt — in Auslegung von „Lumen gentium" (Nr. 35, 37) - die Teilnahme der Laien an der prophetischen Sendung Christi und das Recht auf Meinungsäußerung gegenüber den Bischöfen hervor^öö Der Gedanke der Kollegialität wird positiv von Kardinal Suenens aufgegriffen: Zusammenarbeit aller Getauften im Volke Gottes ist notwendig467 Die Strukturen des Amtes sind seines Erachtens in Christus noch nicht festgelegt, so daß es in nächster Zeit verschiedene Typen von Priestern geben kann^68 Kar463

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Vgl. o. S. 257, Anm. 439 Kardinal Léon-Joseph Suenens: Der Priester im Dienst des Gottesvolkes (in: Churer Dokumente, Zürich, 1969, S. 26-32, dort S. 29) Interview an Informations Catholiques Internationales in Paris am25.4.1969 (abgedruckt in: Orientierung, 33. Jg., 1969, S. 99-110: „L'unité de l'F.glise dans la logique de Vatican II") (in deutscher Sprache) (vgl. auch HK, 23. Jg., 1969, S. 297-301: Das Interview des Kardinals Suenens), vgl. außerdem das Interview des französischen Fernsehens mit Kardinal Suenens am 19.8.1969 (KNA 1969, Nr. 33, S. 3: Aktive Zusammenarbeit aller Gläubigen gefordert), vgl. zudem das Interview am 12.5.1970 mit „Le Monde" (vgl. Orientierung, 34. Jg., 1970, S. 110-113: Die Kompetenz der Betroffenen. Zur Kontroverse zwischen Kardinal Suenens und dem Papst. Ludwig Kaufmann) (Text und Auslegung) (vgl. auch: Publik, 3. Jg., Nr. 20, S. 23 v. 15.5.1970: „Rom muß den Ausnahmezustand aufheben". Über die Notwendigkeit des freien Dialogs in der Kirche. Ein Gespräch mit Kardinal Suenens.) interview ... am 25.4.1969, in: Orientierung, 33. Jg. 1970, S. 106 Kardinal Bernhard Jan Alfrink: Vielfalt und Einheit der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 146-151, dort S. 148) Kardinal Léon - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, Salzburg, 1968, S. 59 ff, 99 (vgl. o. S. 233), ders.: Interview ... am 25.4.1969, ... am 19.8.1969 ... am 12.5.1970. Auch bei der Bischofssynode in Rom (11.-28.10.1969) hob Suenens die Notwendigkeit der Kollegialität hervor (KNA 1969, Nr. 42, S. 1. Kollegialität und Papsttum. Kardinal Suenens: die Bischöfe zu Thronassistenten des Papstes gemacht), ebenso Kardinal Döpfner (KNA 1969, Nr. 41, S. 3: Kardinal Döpfner kritisiert Schemaentwurf) und Kardinal Marty (KNA 1969, Nr. 42, S. 2: Schema ist unvollständig) Kardinal Léon - Joseph Suenens: Der Priester im Dienst des Gottesvolkes, aaO. S. 26 f

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

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dinal Alfrink sieht auf Grund der Aussagen in „Lumen gentium" die Möglichkeit gegeben, Strukturen zu ändern und zu d e z e n t r a l i s i e r e n ^ . Auch die Konferenz französischer Bischöfe und Priester vom 2 . / 3 . 6 . 1969 hob die Mitverantwortung, die Zusammenarbeit zwischen Priestern Bischöfen und Laien h e r v o r 4 7 0 Ebenso bejahte Kardinal Döpfner Mitverantwortung der Laien, obgleich er dem Begriff der Demokratisierung reserviert gegenüberstand, da durch die Verwendung von staatsrechtlichen Kategorien die Gefahr bestehe, in eine neue Ideologisierung hineinzukomm e n ^ 1. Suenens erblickt in der gegenwärtigen Lage eine Krise des Amtes, welche theologische, moralische und soziologische Ursachen h a t 4 7 2 _ Alfrink bejaht - in Auslegung von „Lumen gentium" (Nr. 13) - eine Pluriformität in der Kirche; Aufgabe der Pastoral ist es, „dafür einzutreten, daß alle Gläubigen die Verschiedenheit in der Einheit als eine Bereicherung erfahren k ö n n e n " 4 7 3 Das im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellte Pastorale, das sich mit Fragen der Heilssendung der Kirche und der Gemeinde befaßt474 5 erklärt das Amt aus der Vielfalt der Charismen (1. Kor. 12, 5. 28), unter denen das Amt das Charisma der Leitung i s t 4 7 5 Die amtliche Vollmacht geht von Christus, nicht vom Volke aus. Aber dennoch ist das ganze Volk berufen „zur Verkündigung, zur Darbringung geistiger Opfer, zur Teilnahme an der ganzen Heilssendung der Kirche und darum in gewisser Weise auch an derLeitung" (mit bezug aufLumen gentium 10-12;

469 470 471 472

473 474

475

Kardinal Bernhard Jan Alfrink: Vielfalt und Einheit der Kirche, aaO. S. 147 KNA 1969, Nr. 22, S. 1. Mitverantwortung in der Kirche vertieft. Konferenz französischer Bischöfe und Priester beendet KNA 1969, Nr. 2 0 / 2 1 , S. 3. Für Mitverantwortung und Kollegialität. Kardinal Julius Döpfner im niederländischen Fernsehen (20. Mai 1969) Kardinal Léon-Joseph Suenens: Der Priester im Dienst des Gottesvolkes, aaO. S. 28, vgl. auch: Interview ... am 1 2 . 5 . 1 9 7 0 (Publik, 3. Jg., 1970, Nr. 2 0 S. 23 v. 1 5 . 5 . 1 9 7 0 ) Kardinal Bernhard Jan Alfrink: Vielfalt und Einheit der Kirche, aaO. S. 149, 151 (Zitat) Pastorale. Handreichung für den pastoralen Dienst, Mainz, 1970. Einleitungsfaszikel: Die Heilssendung der Kirche in der Gegenwart. Autor: Walter Kasper. Bearbeitung: Karl Lehmann. Die Gemeinde, Autoren: Henry Fischer, Norbert Greinacher, Ferdinand Klostermann Pastorale ... Heilssendung der Kirche ... 4.2.3., S. 5 3 f, 59. Die Gemeinde, 3.2.3., S. 33-41, folgerichtig wird der Dienst des Priesters als deijenige des Vorstehers in der Gemeinde bezeichnet (ebd. 3.3., S. 37-41)

262

Nach dem Konzil

32, Apostolicam actuositatem 24 f: 1. Petr. 2, 5.9; Off. 1,6; 5, 10; 20, 6 ) 4 7 6 . Denn die Taufe verleiht den Gläubigen „fundamentale Gleichheit"; sie nehmen am Priestertum Christi sowohl durch das gemeinsame Priestertum als auch durch das Priestertum des Dienstes, „die einander zugeordnet sind", teil, wenn auch „auf je eigene Weise"477 . Daher ist eine Errichtung institutioneller (demokratischer) Strukturen der Mitverantwortung n o t w e n d i g 4 7 8 So hat der Pfarrgemeinderat verantwortlich mitzuwirken beim Zustandekommen der B e s c h l ü s s e 4 7 9 Möglicherweise können die Laien das Recht zu predigen, die missio homiletica (neben der missio canonica), erhalten, bei der Spendung des Ehesakramentes mitwirken, die Kirche in der Öffentlichkeit ganz v e r t r e t e n 4 8 0 . Das Amt wird den einzelnen im Auftrag Christi durch den Ortsbischof (in Vertretung der kirchlichen Gemeinschaft) übertragen (vgl. 1 . Tim. 4 , 1 4 ) 4 8 1 . In der Vorlage der Sachkommission X der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland von 1972, die 1974 verabschiedet wurde, geht es um die „Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit"482. Es wird auch die Möglichkeit der Anerkennung der anderen christlichen Kirchen als Kirchen erörtert: Die Vielfalt der Traditionen im Neuen Testament berechtigt, „der Vielfalt der Traditionen in den verschiedenen Konfessionen auch eine positive Bedeutung z u z u e r k e n n e n " 4 8 3 . Daher ist ökumenische Zusammenarbeit möglich und überall da erforderlich, wo nicht Gewissensgründe e n t g e g e n s t e h e n 4 8 4 Sie soll auf

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6

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478 47 9 4 8 0

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484

Pastorale ... Heüssendung der Kirche ... 4.2., S. 51 (Zitat), Die Gemeinde ... 3.1.2., S. 32, 35 Pastorale ... Heüssendung der Kirche ... 4.36, S. 65 bzw. 4.2., S. 49 Pastorale ... Heilssendung der Kirche ... 4.2., S. 51, 52 Pastorale. Die Gemeinde, 3.4., S. 43; vgl. auch: ... Heüssendung der Kirche ..., 4.2., S. 52 Pastorale ... Heüssendung der Kirche ..., 4.2, S. 5 2 f. Die Erlaubnis zur Laienpredigt wurde inzwischen erteilt, s. o. S. 196 ff Pastorale ... Heüssendung der Kirche ..., 4.3. S. 59 Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 6/1972 v. 16. Oktober 1972, S. 5567); Bericht zur Vorlage „Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit" von Sachkommission X (durch Prof. Dr. Heinrich Fries und Pater Dr. Gerhard Voss, OSB) (ebd. S. 68-70 bzw. 70-72). Zur endgültigen Fassung - in Klammern zitiert - s. Anm. 486 AaO. 4. 23 (4.33 in ähnlicher Formulierung) AaO. 5. 1 (5. 11)

Reflexionen über das Verhältnis von Amt und Laie

263

der Basis der Gleichberechtigung (par cum pari) erfolgen485.. Bezüglich der Strukturen des Amtes wird vorgeschlagen, gemeinsame Tagungen der Pfarrer sowie der Kirchen- und Pfarrgemeinderäte zu veranstalten und auf Dekanatsebene ökumenische Sachausschüsse zu bilden486 485

A a o . 5,21 (5.31); als Beispiele werden u. a. genannt: Mitwirkung des Geistlichen der anderen Konfession bei Taufen von Kindern aus Mischehen, 6.1 (vgl. 6.21, wo dies allerdings nicht mehr aufgeführt ist), gemeinsame Gebete und Lieder sollen eingeführt werden, 6.4 (6.5), gemeinsame Grußworte bei Neuzugezogenen 6.6 (6.6), gegenseitige Information und Verarbeitung des Trennenden 7.11 (8.11), Abstimmung der Programme der Erwachsenenbildung 7.12 (8.13), gemeinsame Eheseminare 7.13 (8.14), Zusammenarbeit bei Bahnhofsmission, im Krankenhaus, bei Telephonseelsorge u. a. 7. 24, 34 (8. 24. 31) AaO. 8.21. 22 (9. 31). Die Vorlage wurde auf der 3. Vollversammlung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland am 6. und 7. Januar 1973 in Würzburg erörtert. Hierbei äußerten etliche katholische Bischöfe und Theologen Bedenken gegen das Papier. Dem Vorschlag von Iserloh, den theologischen Teil zu streichen, widersprachen Rahner und Kasper. Auch der evangelische Bischof Harms, der als Beobachter anwesend war, sprach sich für einen theologischen Teil der Vorlage aus. (Vgl. HK, 27. Jg., 1973, S. 95-97: Die unvollendete Ökumenediskussion; ebd. S. 99-101: Die Synoden-Rede von Bischof Harms) In der 4. Vollversammlung v. 21. - 25.11.1973 wurde die 1. Lesung der - revidierten - Vorlage fortgesetzt. Einem Votum über die Aufhebung des Ehehindernisses in der konfessionsverschiedenen Ehe gaben die Bischöfe nicht statt. Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit (Vorlagenerweiterung) (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, 5/1973 v. 15. Juli 1973, S. 41-43), Berichterstattung zur Vorlage „Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit" von Sachkommission X (durch Prof. Dr. Heinrich Fries). Berichterstattung für den neuen Teil über die konfessionsverschiedene Ehe der Vorlage ... „Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit" von Sachkommission X (durch P. Dr. Gerhard Voss), Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur Vorlage „Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit" von Sachkommission X (durch Weihbischof Dr. Johannes Degenhardt) (ebd. 1/1974 v. 31. Januar 1974, S. 25 f, 27 f, 29 f). Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen 9a (2. verbesserte Auflage:) Synodenvorlage der Sachkommission X der Synode (Augsburg 1973). (Vgl. HK, 28. Jg., 1974, S. 35-37: Die vierte Vollversammlung in Würzburg) Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit (zweite Lesung) (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 4/1974 v. 30. Juni 1974, S. 37-58), Bericht zur Vorlage ... durch Prof. Heinrich Fries u. P. Dr. Gerhard Voß (ebd. S. 59-64, 65-72).

264

Nach dem Konzil Strukturen des A m t e s

In der nachkonziliaren Diskussion lassen sich z w e i Strukturtypen erkennen: eine charismatische und eine hierarchische Struktur der Kirc h e 4 8 7 j ) e r s t r u k t u r entsprechend wird dann das A m t verstanden. Die charismatische

Struktur

der

Kirche488

Das Charisma wird als der übergreifende Begriff interpretiert. Es ist die Gabe, die der heilige Geist der ganzen Kirche, allen Gläubigen gibt.

487

Die endgültige Verabschiedung der Vorlage ist auf der 6. Vollversammlung nach der 2. Lesung am 24.11.1974 erfolgt. Pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit (Beschluß) (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 8/1974 v. 20. Dezember 1974, S. 67-88) (VgL HK, 29. Jg., 1975, S. 45 f: Die sechste Vollversammlung in Würzburg) Die Evangelische Kirche in Deutschland hat in einer Stellungnahme diesen Beschluß begrüßt (F.KD - Erklärung zur ökumenischen Zusammenarbeit, in: HK, 30. Jg., 1976, S. 25 0 Eine Vorlage der Sachkommission VII der Gemeinsamen Synode „Die Pastoralen Dienste in der Gemeinde" (ursprünglich: „Amt und pastorale Dienst in der Gemeinde"), in der auch Dienste des Laien im Zeugnis, in Katechese, in sozialem und liturgischem Bereich auf Grund des allgemeinen Priestertums (1. Petr. 2,9)genannt sind, war in der Debatte (vgL Amt und pastorale Dienste in der Gemeinde, u.: Bericht zur Vorlage ... „Amt und pastorale Dienste in der Gemeinde" von Sachkommission VII (in: Synode. Amtliche Mitteilungen der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 6/1973 v. 30. September 1973, S. 3-19 u. S. 21-24); Ergänzungen zur Vorlage „Pastorale Dienste in der Gemeinde" (ebd. 7/1973 v. 30. November 1973, S. 55 f); Begründung zur Vorlage „Pastorale Dienste in der Gemeinde" (ebd. 1/1974 v. 31. Januar 1974, S. 87-96). Auch die Frau soll einen angemessenen Dienst erhalten (vgl. hierzu: Gutachten zur Vorlage „Die pastoralen Dienste in der Gemeinde" betr. Diakonat der Frau von Yves Congar, Peter Hünermann, Herbert Vorgrimler, welche den Diakonat für die Frau bejahen, ihn aber vom Priesteramt abgrenzen, ebd. 7/1973 v. 30. November 1973, S. 37-50). Die Vorlage wurde nach der 2. Lesung am 10.Mai 1975 verabschiedet (in: Synode 1/1976 v. 10. Februar 1976, S. 1-24). Di e extreme Position des Kritischen Katholizismus will die Aufhebung der kirchlichen Struktur zugunsten einer rein gesellschaftlichen Demokratisierung (vgl. o. S. 229, 232). Da hier die innerkirchlichen Strukturen und nicht allgemein das Verhältnis der Kirche zur Gesellschaft untersucht wird, wurde diese Position nicht weiter berücksichtigt. Es bleibe dahingestellt, wie weit sich diese Meinung in der katholischen Kirche durchsetzen kann und in der praktischen Beurteilung der Situation anerkannt werden muß. Diese Position wird von Theologen, Priestergruppen, einem Teil der Bischöfe vertreten.

Strukturen des Amtes

265

Darum ist die Grundstruktur der Kirche charismatisch489. Unter diesen Gaben gibt es auch solche Gaben, die die Funktionen des Amtes umfassen: die Gabe des Leitens, des V e r k ü n d i g e n s 4 9 0 . Deshalb kann es zu keiner Alternative von Amt als Institution und freiem Charisma kommen, denn das Amt selbst wird als Charisma verstanden, das außerdem die freien Charismen nie verrechnen k a n n 4 9 1 . Infolgedessen müßte die Beziehung von Amt und Gemeinde so beschaffen sein, 489

490 491

Hans Küng: Die Kirche, 1967, S. 215 ff, s. o. S. 203 f; Gotthold Hasenhüttl: Die Charismen im Leben der Kirche (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 167-174), ders.: Charisma-Ordnungsprinzip der Kirche, 1969, bes. S. 232 ff, S. 334 ff, s. o. S. 207 ff; Walter Kasper: Kollegiale Strukturen in der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 6), s. o. S. 204 ff; Edward Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes (in: Diakonia/Der Seelsorger, 1. Jg., 1970, S. 148), s. o. S. 213; Karl Rahner: Vom Sinn des kirchlichen Amtes, 1966, S. 30 ff, ders.: Bemerkungen Uber das Charismatische in der Kirche (in: Geist und Leben, 42. Jg., 1969, S. 251 ff), s. o. S. 210 ff; Kardinal Leon - Joseph Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, 1968, S. 178; Pastorale: Handreichung fur den pastoralen Dienst, 1970. Einleitungsfaszikel: Die Heilssendung der Kirche in der Gegenwart, 4.2., S. 53 ff; Die Gemeinde, 3.2., S. 33-35, s. o. S. 261 f Hans Küng: Die Kirche, 1967, S. 470; Gotthold Hasenhüttel: Die Charismen im Leben der Kirche, aaO. S. 172 Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 495 ff, ders.: Wahrhaftigkeit. Zur Zukunft der Kirche. Freiburg, 1968. S. 125 - 127: Karl Rahner: Bemerkungen über das Charismatische in der Kirche (in: Geist und Leben, 42. Jg., 1969, S. 256), ders.: Demokratie in der Kirche? (in: Stimmen der Zeit, 192. Bd., 1968 S 2 0; Joseph Ratzinger: Bemerkungen zur Frage der Charismen in der Kirche (inDie Zeit Jesu, Freiburg, 1970, S. 257-272), ders.: Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes (in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 254) Außerdem wird gesehen, daß das Amt in vielfältigen Formen ausgeübt werden kann (Hans Küng: Die Kirche, 1967, S. 504; Kardinal Léon - Joseph Suenens: Der Priester im Dienst des Gottesvolkes; in: Churer Dokumente, 1969, S. 26 f) (vgl. das S. 238 ff Ausgeführte). Da auf die Zusammenarbeit von Amt und Gemeinde Wert gelegt wird, verliert die Stufung des Amtes an Bedeutung (s. o. S. 222 f, 226 ff). Das Papstamt wird nicht mehr als „Zentrale", von der alles ausgeht, sondern als Zeichen des Glaubens und der Einheit verstanden: Joseph Ratzinger: Zur Frage nach dem Sinn des priesterlichen Dienstes (in: Geist und Leben, 41. Jg., 1968, S. 368); Kardinal Léon - Joseph Suenens: Interview am 25. 4. 1969, aaO. - Anm. 4 6 4 - S . 106 ff;

266

Nach dem Konzil

daß beide zusammenwirken am Aufbau der Kirche und an ihrem Dienst an der Welt. Dies geschieht durch die Kollegialität, die für die Beziehung zwischen Papst und Bischöfen, aber auch zwischen Bischöfen und Priestern sowie zwischen Priestern und Laien Regel sein sollte492

492

Delegiertenkonferenz europäischer Priestergruppen in Rom: Der PetrusDienst in der Kirche. Entwurf vom 26. 9. 1969 (abgedruckt in: Eine freie Kirche für eine freie Welt ... Hrsg. ... von Michael Raske u. a., Düsseldorf, 1969, S. 1 3 6 - 140); Edward Schillebeeckx: Das Problem der Amtsunfehlbarkeit. Eine theologische Besinnung (in: Concilium, 9. Jg., 1973, S. 198 - 209); René Laurentin: Das Petrus-Fundament in der gegenwärtigen Unsicherheit (in: Concilium, 9. Jg. 1973, S. 209 - 218, dort S. 214 - 217). Dieses Anliegen wird besonders von Hans Küng vertreten: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 545 ff: das Papsttum soll als Zeichen der „Bewahrung und Stärkung der kirchlichen Einheit", nicht als absolutistische Macht verstanden werden; ders.: Unfehlbar? Eine Anfrage, Einsiedeln, 1970: Es geht nicht um unfehlbare Sätze, sondern um ein Bleiben der Kirche in der Wahrheit. Die Kirche hat Indefektibilität (Unzerriittbarkeit, Beständigkeit) und Perennität (Unzerstörbarkeit, Fortdauer), während Infallibilität nur für Gott reserviert ist (ebd. S. 148 ff). Zu diesem Buch wurde kritisch Stellung genommen (u. a. von Karl Rahner, Joseph Ratzinger) in: Zum Problem Unfehlbarkeit, hrsg. v. Karl Rahner, Freiburg, Basel, Wien, 1971 (Quaestiones Disputatae 54). Küng selbst reagierte hierauf unter Beibehaltung seiner Position in: Fehlbar? Eine Bilanz. Hrsg. v. Hans Küng, Einsiedeln, 1973, S. 373 ff; Eine Auseinandersetzung zwischen der Kongregation für die Glaubenslehre und Prof. Küng war im Gange (vgl. Fehlbar? Eine Bilanz, 1973, S. 497 - 509). Man vergleiche besonders: „Mysterium Ecclesiae". Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre zur katholischen Lehre über die Kirche, die gegen einige heutige Irrtümer zu verteidigen ist (in: KNA, Dokumentation Nr. 25 v. 6. 7. 1973) (AAS 65, 1973, S. 3 9 6 ^ 0 8 ) in der indirekt auf Küngs Aussagen Bezug genommen wird (s. o. S. 255). Küng lehnte diese Interpretation als die Sache nicht treffend ab (vgl.: „Glaubenskongregation hat sich disqualifiziert". Stellungnahme von Prof. Hans Küng zu „Mysterium Ecclesiae" (in: KNA, Dokumentation Nr. 26 v. 6. 7. 197 3); Küng begrüßt Bemühungen Kardinal Döpfners. „Auch weiterhin zum Gespräch mit der Glaubenskongregationbereit" (Stellungnahmevom 11,7.1973 in Tübingen) (in: KNA, Aktueller Dienst Inland Nr. 1 6 0 v . 12.7.1973) u. a., vgl. auch o. S. 255). Das Verfahren wurde am 20.2.1975 abgeschlossen, indem Küng gemahnt wurde, die umstrittenen Punkte - wie den Bezug der Indefektibilität nur auf die Wahrheit, nicht auch auf Sätze - nicht mehr zu vertreten (s. KNA, Dokumentation Nr. 5-7 v, 20.2.1975). Man vergleiche bereits den Hinweis bei Joseph Ratzinger: Die pastoralen Implikationen der Lehre von der Kollegialität der Bischöfe (in: Concilium, 1. Jg., 1965, S. 22 f);

Strukturen des Amtes

267

U m die K o l l e g i a l i t ä t p r a k t i s c h z u v e r w i r k l i c h e n , m ü ß t e e i n e D e m o kratisierung der S t r u k t u r e n e r f o l g e n 4 9 3 ( s o d a ß die L a i e n i n t e n s i v an d e n F u n k t i o n e n d e s A m t e s m i t b e t e i l i g t w e r d e n , z. B. an der Verkündigung, an der S p e n d u n g der S a k r a m e n t e , an der Wahl der G e m e i n d e l e i t e r 4 9 4 in d e n L a i e n g r e m i e n m i t b e s c h l i e ß e n d e r S t i m m e 4 9 5 D a s A m t wird als D i e n s t b e z e i c h n e t 4 9 6 . Die hierarchische

Struktur

der

Kirche^l

D i e Hierarchie wird als d e r ü b e r g r e i f e n d e B e g r i f f v e r s t a n d e n 4 9 8

Sie

ist v o n Christus g e s t i f t e t u n d h a t die A u f g a b e z u l e h r e n , z u h e i l i g e n , z u l e i t e n . A m t u n d L a i e n w e r d e n e i n a n d e r g e g e n ü b e r g e s t e l l t u n d das A m t als m a ß g e b l i c h e I n s t a n z g e s e h e n 4 9 9

493

494 495 496 497

498

499

I n f o l g e d e s s e n ist die B e z i e h u n g z u

vgl. besonders: Kardinal Léon - Josef Suenens: Die Mitverantwortung in der Kirche, 1968; Alexander Dordett: Sinn und Durchführungsmöglichkeiten der Kollegialität (in: Der Seelsorger, 39. Jg., 1969, S. 93 - 98); Walter Kasper: Kollegiale Strukturen in der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 5 - 1 7 ) ; vgl. das o. S. 230 f Ausgeführte Walter Kasper: Kollegiale Strukturen in der Kirche (in: Sein und Sendung, 1. Jg., 1969, S. 5); Karl Rahner: Demokratie in der Kirche? (in: S t i m m e n d e r Zeit, 182. Bd., 1968, S. 9 f f ) ; Priestergruppen: SOG papiere 69/2 v. 19. 5. 1969, S. 18 f; vgl. das o. S. 226 ff Ausgeführte vgl. die Vorschläge von Küng, Rahner, Reegen, Kasper, dem Pastorale u. a. s. o. S. 239-242, 262 Vgl. die Vorschläge von Küng, Rahner, Reegen, den Priestergruppen u. a. s. o . S. 234 f VgL o. S. 203 ff Diese Position wird vertreten vom Papst, einigen Bischöfen, Theologen, manchen Gruppen. Es finden sich bei ihr Nuancen, aber der „ T e n o r " entspricht m. F,. den obigen Ausführungen. Zwar beschreibt Papst Paul VI. die Kirche auch als geistliche Gemeinschaft (Credo vom 30. 6. 1968, AAS 60, 1968, S. 441, Nr. 19), aber die hierarchische Struktur ist insofern übergeordnet, weil zu ihr das Charisma des Hirtenamtes gehört (Homilie vom 3. 4. 1969, AAS 61, 1969, S. 241) (s. o. S. 251 0 P a p s t p a u i V I . : Credo vom 30. 6. 1968, AAS 60, 1968, S. 441 Nr. 20, ders.: Ansprache vom 9. 10. 1968, vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 5 1 0 (s. o. S. 251 0 ; Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt, 1969, S. 11, Nr. 6, S. 20, Nr. 12, S. 65 Nr. 42, S. 68, Nr. 45 u. ö.; S. 5, Nr. 1 betont allerdings auch die Gemeinsamkeit zwischen gemeinsamen Priestertum des Gottesvolkes und dem priesterlichen Dienst (s. o. S. 258 0 ;

268

Nach dem Konzil

den Laien derart, daß das Amt richtungsweisend ist und die Laien sich ihm unterordnen m ü s s e n 5 001 obgleich sie das Amt unterstützen können501. Eine Demokratisierung wird daher für die Fragen des Glaubens, der Sitte, der Liturgie, der Leitung abgelehnt und eine aktive Beteiligung der Laien am Amt ausgeschlossen^^ Bei diesem Verständnis wird das Gegenüber von Amt und Gemeinde hervorgehoben: die Autorität des Amtes wird herausgestellt: diese müssen die Gläubigen a n e r k e n n e n 5 0 3 ) obgleich das Amt als Dienst am Vol-

i n n

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Klaus Mörsdorf: Art. Hierarchie, Heilige Gewalt, Klerus u. a„ aaO. (s. o. S. 201); Michael Schmaus: Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmat i l Bd. 2, 1970, S. 103 (vgL o. S. 220); Der Grosse Ruf, Nr. 235, 1969, S. 2, Nr. 237, 1969, S. 34 (s. o. S. 249); Beda-Kreis 9/15. 1. 1968, 16.001 ff (s. o. S. 249 0 Wort der deutschen Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./28. 12.1968 (in: HK, 21. Jg., 1969, S. 75) (s. o. S. 257); Kardinal Julius Döpfner: Das Bleibende und sich- Wandelnde im Priestert u m der Kirche (Churer Dokumente, 1969, S. 21, 23) (s. o. S. 257); „Mysterium Ecclesiae". Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre zur katholischen Lehre über die Kirche, die gegen einige Irrtümer zu verteidigen ist (in: KNA, Dokumentation Nr. 25 v. 6.7.1973) (AAS 65, 1973, S. 396-408) (s. o. S. 254 ff) Wort der deutschen Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./28. 12.1968 (in: HK, 21. Jg., 1969, S. 75) (s. o. S. 257); Schreiber^ der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt, 1969, S. 64, Nr. 42 ( s . o . S. 258 f) p a p S t p a u i V I . : Ansprache vom 9.10.1968 (vgl. HK, 22. Jg., 1968, S. 510) ( s . o . S. 252); Wort der deutschen Bischöfe zu Glaubens- und Kirchenfragen vom 27./28. 12.1968 (in: HK, 21. Jg., 1969, S. 75) (s. o. S. 257); Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt, 1969, S. 64, Nr. 42; eine aktive Beteiligung der Laien am Amt wird - außer bei der Eucharistiefeier (S. 72 - 74, Nr. 48) - nicht erwähnt; dasselbe gilt für „Mysterium ecclesiae", wo außerdem allerdings noch das „Zeugnis eines heiligen Lebens" genannt wird (aaO. S. 7 bzw. 405) (s. o. S. 258 f); Andreas Schönberger: Demokratische Kirche? (in: Nunc et Semper, Heft 10. Mai/Juni 1968, S. 25-29) (s. o. S. 249); Bewegung für Papst und Kirche, Manifest, II. Teil (zit. HK, 23. Jg., 1969, S. 337) (s. o. S. 249) Papst Paul VI.: Ansprache vom 11.9.1968, v. 18.9.1968, v. 9.10.1968, aaO. ( s . o . S. 253); „Mysterium ecclesiae", aaO. (s. o. S. 253); Beda-Kreis 9/15.1.1968, 16.004 (s. o. S. 249)

Strukturen des Amtes

2 69

ke Gottes, an den Gläubigen verstanden w i r d 5 0 4 D j e Charismen der Gläubigen spielen keine bedeutende Rolle505 Diese beiden dargestellten Strukturtypen haben ihre Wurzeln im 2. Vatikanum. Denn dort finden sich zwei Aussagereihen506: ( l ) die Gleichheit der Glieder im Gottesvolk: alle Gläubigen besitzen Charismen; (2) die Unterscheidung innerhalb der Gläubigen und die Hervorhebung der Hierarchie: dementsprechend werden „dona hierarchica" und „dona charismatica" einander gegenübergestellt, die dona hierarchica sogar den Gaben der Laien übergeordnet, so wie die Apostel den Charismatikern übergeordnet sind. Diese Vielfalt der Aussagen des 2. Vatikanum wirkt sich dahingehend aus,daß die Konzilsdokumente unterschiedlich ausgelegt werden können: Diejenigen, die die „charismatische Struktur" der Kirche herausstellen, betonen an erster Stelle das Gemeinsame zwischen Amt und Laie, dann erst den Unterschied, wobei der Laie Amtsfunktionen übernehmen kann. Diejenigen, die die hierarchische Struktur hervorheben, stellen die Bedeutung des Amtes so stark heraus, daß das Gemeinsame zwischen Amt und Laien zurücktritt und den Charismen der Laien keine Bedeutung zukommt507

Ein Ausgleich wird wiederum durch C o n g a r 5 0 8 versucht. Nach seiner Ansicht müssen sich in der Kirche der Zukunft hierarchische und charismatische Struktur ergänzen. Beim Concilium - Kongreß (1970) führte er aus: „Die Kirche von morgen wird ein neues Gleichgewicht haben zwischen dem institutionellen oder .hierarchischen' Amt und verschiedensten Ämtern, die aus dem Kreis der Gläubigen entstanden sind ... Das Ideal-

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p a p S t Paul VI.: Ansprache vom 9.10.1968, v. 12.3.1969, Homüie vom 3.4.1969, aaO. (s.o. S. 252); Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt, 1969, S. 8, Nr. 5 (s. o. S. 258) Papst Paul VI. erwähnt in der Homilie vom 3.4.1969 nur das Charisma des Hirtenamtes (AAS 61, 1969, S. 241); das Schreiben der deutschen Bischöfe über das priesterliche Amt (1969) nennt ebenfalls nur das Charisma des Amtes (mit bezug auf 2. Tim. 1,6) (S. 19, Nr. 11) (s.o. S. 252, 259)

Innerhalb der Hierarchie wird die Stufung zugunsten des Papsttums herausgestellt (vgl. Papst Paul VI., Kardinal Höffner, Bischof Graber) (s. o.S. 254 Anmerkung) (vgl. Beda-Kreis) (s. o. S. 251, Anm. 396). 506 VgL o. S. 125 f, 179 507 VgL o. S. 264 ff 508 z u m Versuch Congars, eine Synthese herzustellen, vgl. das o. S. 59 ff u. ö. Gesagte

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Nach d e m Konzil

modell müßte das hierarchische Prinzip und die Partizipation des Volkes, Innerlichkeit und Handeln als Gemeinschaft zu einer Einheit zusammenfügen'^. Ergebnis In der katholischen Kirche finden sich nach dem 2. Vatikanischen Konzil verschiedene Auffassungen über das Verhältnis von Amt und Gemeinde, sowohl in der Theologie und bei Gruppen als auch auf der amtlichen Seite. Dies hat seine Ursache darin, daß die Dokumente des 2. Vatikanum mehrere Aussagereihen haben, die unterschiedlich ausgelegt werden. 1. Wird die hierarchische Struktur der Kirche hervorgehoben, dann liegt das Gewicht auf dem Unterschied zwischen Amt und Laie. Was darf der Laie nach dieser Auffassung tun? Er kann in der Umwelt in der Katechese (durch missio canonica), im Notfall im Gottesdienst verkündigen. Er nimmt an der Eucharistie aktiv teil und darf im Notfall taufen sowie die Heilige Kommunion austeilen. Er wirkt mit in der Kirche durch Gremien (Rat der Laien, Diözesanrat, Pfarrgemeinderat). Jedoch ist es dem Laien nicht erlaubt, die Eucharistie physisch-real zu vollziehen und die übrigen Sakramente - außer der Taufe - zu spenden, die Amtsträger darf er nicht wählen. 2. Wird die charismatische Struktur der Kirche herausgestellt, dann liegt der Akzent auf der Gemeinsamkeit zwischen Amt und Laie, da die charismatische Struktur die Grundstruktur der Kirche ist. Die Überlegungen gehen dahin, den Laien am dreifachen Amt weitgehender zu beteiligen, als es das 2. Vatikanum ermöglicht. Die Dokumente des Konzils werden als Basis benutzt, über die hinausgegangen und vorgeschlagen wird, den Laien, außer den bisher eröffneten Möglichkeiten, noch folgendes zu erlauben: Vollzug der Eucharistie, Buße, Ordination im Notfall, Leitung der Gemeinde, Beteiligung bei Wahlen der Amtsträger^lO.

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Yves Congar: Wesentliche Strukturen für die Kirche v o n morgen (in: Die Zukunft der Kirche. Berichtband des Conciliums-Kongresses 1970, Mainz, 1971, S. 139-149, Zitate S. 143 u. 145) Waren in der Zeit von 1 9 1 7 - 1 9 6 2 und im 2. Vatikanum „Volk Gottes", „Leib Christi" Oberbegriffe, unter denen A m t und Charisma, Amt und Gemeinde subsummiert wurden (s.o.S. 45 ff, 125), so wird hier „Charisma" Oberbegriff, unter d e m Amt und Gemeinde subsummiert werden.

Ergebnis

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Es läßt sich die Folgerung ziehen: Bei der Betonung der hierarchischen Struktur tritt die Betätigung des Laien zurück, und das Verhältnis von Amt und Laien wird vorwiegend vom Unterschied her gesehen, ähnlich wie in der Zeit zwischen dem Tridentinumund 1917, während das 2. Vatikanum Unterschied und Gleichheit nannte. Bei der Hervorhebung der charismatischen Struktur wird das Gemeinsame zwischen Amt und Gemeinde, nämlich das Charisma, zwar betont, aber dann auch — wie im 2. Vatikanum - der Unterschied genannt. Welche Gesichtspunkte wird die Diskussion in Zukunft berücksichtigen?

ANHANG: EVANGELISCH-KATHOLISCHE DOKUMENTE ÜBER DAS AMT Der Komplex des Amtes erfährt im ökumenischen Dialog seine Zuspitzung durch die Frage der gegenseitigen Anerkennung der Ämterl. Dieser Frage widmeten sich in letzter Zeit mehrere Gruppen von Theologen verschiedener Kirchen, die teilweise von den Kirchen beauftragt waren, Studien über dieses Problem durchzufuhren. 1. Die evangelisch-lutherische / römisch-katholische Studienkommission „Das Evangelium und die Kirche" wurde vom Sekretariat für die Einheit der Christen und vom Exekutivkomitee des Lutherischen Weltbundes ernannt. Sie besteht aus internationalen Theologen und führt offizielle Lehrgespräche. In verschiedenen Sitzungen wurde 1967 - 1971 das Thema „Evangelium und Überlieferung" behandelt. Ein Schlußbericht wurde am 25.2.1971 von der Studienkommission einstimmig angenommen (allerdings mit einigen Sondervoten)2. Das Verhältnis von Evangelium und kirchlichem Amt wurde eingehend erörtert, ebenso die Möglichkeit einer gegenseitigen Anerkennung der Ämter sowie die Frage nach der Abendmahlsgemeinschaft: Das Amt und das allgemeine Priestertum gründen auf dem Zeugnis; das Fundament dieses Zeugnisses ist das der Apostel, die von Christus als Zeugen seiner Auferstehung bestimmt sind und als solche das Amt, welches sich in einer Vielfalt von Charismen vollzieht, begründen. Schon das Neue Testament kennt also das Amt, allerdings in der Gestalt ver-

1 Vgl. bereits o. S. 204, 206, 215, 223 f; Hans Küng: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 522; Edward Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes (in: Diakonia/Der Seelsorger, 1. Jg., 1970, S. 154); Walter Kasper: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (Vortrag bei einer Sitzung der evangelisch-lutherischen / römisch-katholischen Studienkommission im Februar 1971 auf Malta) (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 9 7 - 109) 2 Harding Meyer: Luthertum und Katholizismus im Gespräch. Ergebnisse und Stand der katholisch/lutherischen Dialoge in den USA und auf Weltebene, Frankfurt, 1973 (Ökumenische Perspektiven Nr. 3), S. 11 ff. Das Dokument ist abgedruckt S. 143 - 174 unter der Überschrift: Bericht der evangelisch-lutherisch/römisch-katholischen Studienkommission „Das Evangelium und die Kirche".

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Anhang: Evangelisch-katholische D o k u m e n t e über das A m t

schiedener Dienstämter. Diese Dienstämter wurden im Laufe der Kirchengeschichte in Episkopat, Presbyterat und Diakonat aufgeteilt^. Wesentlich für die Kirche ist ihre Bindung an den apostolischen Ursprung, das symbolisiert die apostolische Sukzession, die die ganze Kirche umfaßt. Ein Spezialfall ist die Sukzession der Amtsübertragung, die nach traditionellem Verständnis über die episkopale Sukzession erfolgt. Aus der neutestamentlichen Forschung der neueren Zeit ergibt es sich, „eine charismatisch entstandene Beauftragung sowie eine prebyterale Sukzession" zu erwägen^. Durch die Erweiterung des Begriffes „apostolische Sukzession" unter Einschluß nicht nur der episkopalen, sondern auch der presbyterialen Sukzession ist eine Annäherung der Kirchen möglichS. Denn faktisch wird nicht nur in der katholischen, sondern auch in der evangelischen (lutherischen) Kirche das Amt übertragen. Der Terminus für diese Übertragung ist allerdings unterschiedlich, obwohl die Sachegleich ist: die Katholiken bezeichnen die „Handauflegung und Anrufung des Heiligen Geistes" bei der Amtsübertragung, die Ordination, als Sakrament, die Lutheraner hingegen nicht6. Eine weitere Konvergenz findet sich in der Vielfalt der Aufgaben des Amtes: Hatten die Katholiken früher die Verkündigung gegenüber den

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Der Studienkommission gehören an: (1) als katholische Mitglieder: Prof. Dr. J. A. Fitzmeyer, USA, Prof. Dr. W. Kasper, Deutschland (kath. Vorsitzender), Bischof H. L. Martensen, Dänemark, Prof. Dr. F„ Schillebeeckx, OP, Holland, Prof. Dr. H. Schürmann, Deutschland, Prof. A. Vögtle, Deutschland, Prof. Dr. J. L. Witte, SJ, R o m (2) als lutherische Mitglieder: Prof. D. H. Conzelmann, Deutschland, Prof. Dr. G. A. Lindbeck, USA, Prof. Dr. Dr. W. L o h f f , Deutschland, Prof. Dr. F.. Molland, Norwegen (luth. Vorsitzender), Prof. Dr. P.-F.. Persson, Schweden, Prof. Dr. K. Stendahl, USA, Prof. Dr. G. Strecker, Deutschland (ebd. S. 171 f ) III. Evangelium und kirchliches A m t , Nr. 47-56 AaO. Nr. 57, 63 (Zitat) AaO. Nr. 63 Schon 1961 h a t t e E d m u n d Schlink diese Erkenntnis (Die apostolische Sukzession, in: ders.: Der k o m m e n d e Christus und die kirchlichen Traditionen, Göttingen, 1961, S. 160-196). Bereits 1962 wurde dieser Gedanke von Hans Küng a u f g e n o m m e n (Strukturen der Kirche, Freiburg, 1962, S. 189 f, 193), 1967 wurde er wiederholt in: ders.: Die Kirche, Freiburg, 1967, S. 5 2 0 f. Im Anschluß an Schlink und Küng vertreten ihn auch: Maurice Villain: Ist eine apostolische Sukzession außerhalb der Kette der Handauflegungen möglich? (in: Concilium, 4. Jg., 1968, S. 275-284) sowie Edward Schillebeeckx: Theologie des kirchlichen Amtes (in: Diakonia/Der Seelsorger, 1. Jg. 1970, 152 f). Näheres s. o. S. 74, 204, 206, 215, 2 2 3 f, 241 AaO. Nr. 5 9

Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

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Sakramenten zurückgestellt, so erkennen sie heute die Verkündigung als eine zum Amt gehörende wichtige Funktion an. Die Lutheraner hingegen beziehen heute die Sakramente stärker „in das geistliche Leben der Gemeinden" ein?. Was die Spezifizierung des Amtes betrifft, müßte der Primat als „Dienst an der Gemeinschaft und als Band der Einheit der Kirche" gedeutet werdend Strittig ist allerdings, ob er eine Notwendigkeit oder eine Möglichkeit darstellt^. Auf Grund dieser vielfaltigen gemeinsamen Aussagen über das Amt „erscheint es notwendig zu prüfen, ob die noch bestehenden Unterschiede ... notwendig als kirchentrennende Glaubensunterschiede beurteilt werden müssen oder ob sie nicht auch als Ausdruck einer unterschiedlichen Denkweise verstanden werden können" 10. Die Studienkommission richtet daher an die Kirchenleitungen die Bitte, diese Überprüfung vorzunehmen. Für die katholische Kirche bedeute dies, auf Grund der Erkenntnis, daß der Heilige Geist auch in anderen Kirchen wirkt, die Frage der Anerkennung des lutherischen Amtes zu prüfen. Die lutherische Kirche hat „das Vorhandensein des Amtes in der Römisch-katholischen Kirche niemals geleugnet"; durch die stärkere Betonung der Verkündigung des Evangeliums in der katholischen Kirche ist die reformatorische Kritik weithin gegenstandslos geworden. Daher „meinen die Lutheraner, daß schon jetzt gelegentliche Kanzelgemeinschaft und gelegentliche gemeinsame eucharistische Feiern befürwortet werden können"! 1. Ein wichtiges Zeichen der Einheit der Kirche ist Alt Abendmahlsgemeinschaft. Diese Einheit bildet sich bis jetzt noch nicht vollkommen ab. Denn die eine Kirche realisiert sich nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in anderen Kirchen. Die Einheit der römisch-katholischen Kirche strebt demnach der vollkommenen Einheit der Kirche erst entgegen. Nach Auffassung der lutherischen Kirche ist ein Abendmahl, an dem nicht alle Getauften teilnehmen können, u n v o l l k o m m e n ^ . Die Studienkommission greift somit Aussagen des 2. Vatikanum (Lumen gentiumNr. 8) auf und zieht aus ihnen Konsequenzen: weil die Kirche auch in anderen Kirchen außer der katholischen Kirche existiert und

7

AaO. Nr. 61 8 IV. Evangelium 9 AaO. Nr. 67 i n . Evangelium 11 III. Evangelium 12 IV. Evangelium

und kirchliche Einheit, Nr. 66 und kirchliches Amt, Nr. 62 und kirchliches Amt, Nr. 63, 6 4 (Zitat) und kirchliche Einheit, Nr. 71 und 7 2

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Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

weil gemeinsamer Glaube vorhanden ist, ist Abendmahlsgemeinschaft möglich. Es werden daher praktische Schritte vorgeschlagen: „Schon jetzt ist zu befürworten, daß die kirchlichen Autoritäten aufgrund der schon vorhandenen Gemeinsamkeiten in Glauben und Sakrament und als Zeichen und Antizipation der verheißenen und erhofften Einheit gelegentliche Akte der Interkommunion(etwa bei ökumenischen Anlässen, in der Mischehenseelsorge) ermöglichen"^. 2. Vergleicht man die Aussagen dieser Studienkommission, die von der katholischen und lutherischen Kirche insgesamt beauftragt wurde, mit Ergebnissen von Gesprächen, die in einzelnen Ländern gefuhrt wurden, findet man einige Parallelen in Dokumenten, die von einer interkonfessionellen Studiengruppe in USA herausgegeben wurden. Die Gesprächspartner wurden in den 60er Jahren beauftragt von der Kommission für ökumenische Angelegenheiten der Nordamerikanischen Kathoüschen Bischofskonferenz und dem USA-Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Die Gruppe befaßte sich 1966 - 1974 mit folgenden Themen: Die Eucharistie als Opfer (1966 - 1967); Interkommunion (1968); Eucharistie und Amt (1968 - 1970); Amt und päpstlicher Primat (1970 1974), wovon Ergebnisse veröffentlicht wurden 14. AaO. Nr. 73. Dieser Passus wurde allerdings nicht von allen Mitgliedern der Studienkommission gutgeheißen, sondern es wurden etliche Sondervoten - von Martensen, Vögtle, Schürmann, Witte, Conzelmann - abgegeben, die unter den derzeitigen Gegebenheiten, wie mangelnde Übereinstimmung in der Frage des Amtes, eine solche Empfehlung an die Kirchen für verfrüht halten (Meyer, aaO. S. 1 7 2 - 174) Eine Auslegung des Berichtes „Das Evangelium und die Kirche" bieten: Georg Strecker: Evangelium und Kirche nach katholischem und evangelischem Verständnis, Tübingen, 1972; Walter Kasper: Zur Frage der Anerkennung der Ämter in den lutherischen Kirchen (in: TQ, 151. Jg., 1971, S. 97-109) (vgl. bereits o. S. 206, 222 f). Kasper stellt heraus, daß zur Beantwortung dieser Frage wesentlich der Aufweis der pneumatologischen Kontinuität gehört (S. 107); das führt zu der Frage, ob auf Grund der Entscheidung der Kirche gegenüber den Donatisten, deren Taufe und Ordination anzuerkennen, nicht auch die entsprechenden Konsequenzen für die lutherische Kirche zu bedenken seien (S. 109) 14 Meyer, aaO. S. 16 ff. Veröffentlicht wurden: The Eucharist as Sacrificc, New York, 1967 (übersetzt in: Meyer, aaO. S. 97-110 unter der Überschrift: Die Eucharistie. Eine lutherisch/römisch-katholische Stellungnahme), Eucharist and Ministry, New York, 1970 (übersetzt in: Meyer, aaO. S. 111-142 unter der Überschrift: Eucharistie und Amt. Eine lutherisch/römisch-katholische Stellungnahme. (Die Originaltexte finden sich in: Lutherans and Catholics in Dialogue, III, IV, 1967, 1970, New York), außerdem: Ministry and the Church Universal. Differing Attitudes Towards Papal Primacy (in: Lutherans and Catholics in Dialogue, V. 1974, New York) (übersetzt in: Heinrich Stirnimann/Lukas

Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

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Die Studienkommission „Das Evangelium und die Kirche" geht von der Problematik des Amtes aus und gelangt dann zur Frage der Interkommunion, während die amerikanische Gruppe von der Eucharistie ausgeht und danach die Frage der Anerkennung des Amtes behandelt^. Die amerikanische Gruppe kommt zu folgenden Aussagen, die in ihrem Gehalt denen der Studienkommission „Das Evangelium und die Kirche" vergleichbar sind: Neben dem allgemeinen Priestertum gibt es das Amt, welches von Christus durch den Geist gewirkt ist. Das allgemeine Priestertum — von lutherischer Seite betont — hebt das Amt — von katholischer Seite herausgestellt — nicht auf und umgekehrt 16. Dieses Amt ist apostolisch. Man tritt in das Amt durch die Ordination ein (wobei Katholiken und Lutheraner mit verschiedenen Termini dieselbe Sache bezeichnen) 17. Das Amt ist in der katholischen und lutherischen Tradition verschieden strukturiert: Der Ordo ist — nach katholischer Ansicht — in drei Ämter Diakon, Priester, Bischof aufgeteilt. Nach lutherischer Auffassung verbindet ein Stand ordinierter Amtsträger - Pfarrer — die Merkmale des Episkopates und des Presbyterates. In beiden Formen kann die Wirklichkeit des apostolischen Amtes bewahrt werden 18. Auf Grund der Erkenntnisse der Möglichkeit der presbyterialen neben der episkopalen S u k z e s s i o n 1 9 werden folgende Empfehlungen ausgesprochen: Vischer: Papsttum und Petrusdienst, Frankfurt, 1975 (Ökumenische Perspektiven Nr. 7), S. 91 - 140 unter der Überschrift: Amt und universale Kirche. Unterschiedliche Einstellungen zum päpstlichen Primat) (vgl. auch: Katholischlutherischer Dialog in den USA über den Primat des Papstes, in: Una Sancta, 29. Jg., 1974, S. 9 2 - 9 4 ) Vgl. Das Evangelium und die Kirche, Nr. 47 - 64 und Nr. 68 - 75 mit: Eucharistie und Amt Nr. 3 - 4 Eucharistie und Amt, Nr. 6 - 1 3 Eucharistie und Amt, Nr. 14 - 18 l^ Eucharistie und Amt, Nr. 19 - 22. In diesem Dokument wird die Stellung des Papstes nicht erörtert. Im Dokument „Amt und universale Kirche" wird die Stellung des Papstes aus der Verantwortung für die gesamte Kirche begründet, was dem biblischen Zeugnis nicht widerspricht. Daher werden die lutherischen Kirchen gefragt, ob sie das Amt des Papstes, erneuert im Lichte des Evangeliums, in einer Gemeinschaft, die sie einschließt, anerkennen können. Die katholische Kirche wird gefragt, ob sie bereit ist, durch ihre Strukturen die legitimen Traditionen der lutherischen Gemeinschaften zu schützen und die lutherischen Kirchen als Schwesterkirchen anzuerkennen (Teil I: Gemeinsame Erklärung, Nr. VI, 29 33) Eucharistie und Amt, Nr. 21

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Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

Die Lutheraner bejahen „den kirchlichen Charakter der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft und die Gültigkeit des geistlichen Amtes und der Sakramente in der Römisch-katholischen Kirche"20. Aus diesem Grunde empfehlen sie denen, die sie beauftragt haben, „in angemessener Weise bei den beteiligten Lutherischen Kirchen darauf zu drängen, daß sie formell ihre Überzeugung erklären, daß die ordinierten Amtsträger der Römisch-katholischen Kirche ein gültiges Amt des Evangeliums ausüben, indem sie als ihre Hauptaufgaben das Evangelium Christi verkündigen und die Sakramente des Glaubens verwalten, und daß der Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus in ihren Feiern des Altersakramentes wahrhaftig gegenwärtig sind"21. In Anerkennung der presbyterialen Sukzession des lutherischen Amtes und der lutherischen Gemeinschaften als Kirchen (in Interpretation der Erklärungen des 2. Vatikanums wie Lumen gentium Nr. 15, Unitatis redintegratio Nr. 3) sehen sich die Katholiken verpflichtet „neu zu beurteilen, ob die lutherischen Gemeinschaften nicht Kirchen sein können, die die heilige Eucharistie wahrhaft feiern"22. Die Katholiken dieser Studiengruppe erklären: „Als römisch-katholische Theologen bejahen wir im Geiste des zweiten Vatikanischen Konzils, daß die lutherischen Gemeinschaften, mit denen wir Gespräche geführt haben, wahrhaft christliche Kirchen sind und die Elemente der Heiligkeit und Wahrheit besitzen, die sie als Werkzeuge der Gnade und Erlösung kennzeichnen . . . Wir sehen . . . keinen überzeugenden Grund, der gegen die Möglichkeit spräche, daß die Römisch-katholische Kirche die Gültigkeit dieses (eucharistischen) Amtes (der lutherischen Kirchen) anerkennt. Deshalb fragen wir die Autoritäten der Römisch-katholischen Kirche, ob die sich aus dem Einheitsgebot Christi ergebende ökumenische Dringlichkeit nicht fordert, daß die Römisch-katholische Kirche die Gültigkeit des lutherischen Amtes und entsprechend die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in den eucharistischen Feiern der lutherischen Kirchen anerkennt'^. Die Studiengruppe zieht in ihren Erörterungen die Konsequenz der Interkommunion nicht, obgleich sie einen Zusammenhang zwischen der Frage des Amtes und der Interkommunion bemerkt und eine Überein-

20 21 22 23

AaO. AaO. AaO. AaO.

Nr. Nr. Nr. Nr.

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Stimmung über das Wesen der Eucharistie (wie beispielsweise die Präsens Christi) feststellt 24. 3. Mit Überlegungen zur Eucharistie und zum Amt befaßte sich auch die Gruppe vonDombes, ca. 40 Theologen aus der französischen Schweiz und Frankreich, die der katholischen, lutherischen und reformierten Kirche angehören. In zwei Lehrdokumenten stellte diese Gruppe die Grundlagen für einen Konsens über die Eucharistie und für einen Teilkonsens über das kirchliche Amt heraus (1972)25. Bezüglich des Wesens der Eucharistie - der sakramentalen Gegenwart Christi zum Beispiel - wird Übereinstimmung festgestellt^. Welche gemeinsamen Aussagen werden über das kirchliche Amt gemacht? Die apostolische Sukzession bezieht sich auf die ganze Kirche sowie auf die Nachfolger der Apostel. Daraus ergibt sich, daß sowohl die ganze Kirche am Amt beteiligt ist als auch neben der Vielfalt der Charismen ein pastorales Amt die Abhängigkeit der Kirche von Christus zeichenhaft darstellt27. Dieses Amt hat die Aufgabe der Verkündigung, der Spendung der Sakramente, der Versammlung der Gemeinde2°. Zu dessen Ausübung wird man ordiniert durch Gebet und Handauflegung29. Über die Strukturierung des Amtes kam die Gruppe allerdings zu keiner gemeinsamen Aussage, dennoch machte sie einige Vorschläge: „die wirkliche Dauerhaftigkeit des in allen Kirchen der Reformation entstandenen Dienstamtes" soll anerkannt werden. Denn Gott hat „in steter Treue zu seiner Kirche diesen Gemeinschaften, die aus einer apostolischen Sukzession im Glauben weiterlebten, ein Dienstamt am Wort und an den Sakramenten gegeben... Dieses außerhalb einer bischöflichen Sukzession entstandene Amt kann sich in einer Reihe von Fällen wenigstens auf das Zeichen einer Kontinuität im Priesteramt s t ü t z e n " 3 0

2 4 Eucharistie und A m t , Nr. 5 9 e ; Die Eucharistie, II 25

Vgl. HK, 27. Jg., 1 9 7 3 , S. 33-39; Ökumenischer Konsens über Eucharistie und A m t . Zu d e n Studienergebnissen der Gruppe von D o m b e s . D o k u m e n t I: Grundlagen für einen Konsens über die Eucharistie (S. 3 3 - 3 6 ) , D o k u m e n t II: Teilkonsens über das kirchliche A m t (S. 3 6 - 3 9 ) 2 6 D o k u m e n t I, V 27 D o k u m e n t II, Teil I, 2 - 4 28 D o k u m e n t II, Teil I, 5 2 9 D o k u m e n t II, Teil I, 6 D o k u m e n t II, Teil II, 4. Die Anmerkung erläutert: „Wir wollen damit sagen, daß während der R e f o r m a t i o n übergetretene katholische Priester Pastoren ordiniert haben. Sie k o n n t e n sich dabei auf eine der damaligen theologischen Auffassungen stützen"

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Anhang: Evangelisch-katholische D o k u m e n t e über das A m t

- Ebenso soll „die Wirklichkeit eines Dienstamtes an Wort und an den Sakramenten in der katholischen Kirche" anerkannt werden^l. Die Folge dieser Anerkennung wäre, daß „eine wechselseitige Wiederannahme der Ämter in Form einer gegenseitigen Handauflegung geschehen" könne32. Die Fragen werden von der Theologengruppe von Dombes den Verantwortlichen ihrer Kirchen u n t e r b r e i t e t ^ . 4. Von seiten der theologischen Wissenschaft wurde bereits 1970 ein von den Instituten für ökumenische Theologie an der Universität München erarbeitetes Dokument „Das Amt in der Kirche" veröffentlicht^. Als grundlegend für das Amt wird der biblische Apostolat angesehen, der auf die Beauftragung Christi zurückgeht. Daneben gibt es noch andere Funktionen, die mit Charisma, Dienst bezeichnet werden. Wie die Vielfalt des Schriftzeugnisses (Paulus, Pastorale) ersichtlich macht, sind mehrere Konkretionen des Amtes möglich^. Alle Glieder der Kirche haben die Aufgabe, Christus zu predigen und in seinem Sinne zu handeln. Die Bedeutung des Amtes besteht darin, dies repräsentativ für die Kirche auszuüben36. l m Bemühen um die Einigung der Menschheit versteht sich das Amt als Dienst an der Einheit der Gemeinde^. Der Amtsträger wird Leiter der Eucharistie sein, da diese besonders Zeichen und Vollzug der Einheit der Kirche als „Predigt - und Sakramentsvollzug" ist. Fernerhin hat er die Aufgabe, die Meinung der Gemeinschaft als Sprecher zu vertreten^.. Der Amtsträger wird durch die Ordination mit eben den Funktionen der Repräsentanz, der Leitung der Eucharistie, der Vermittlung der christlichen Botschaft beauftragt^. In besonderen Fällen ist es allerdings möglich, daß die Gemeinde jemanden aus sich heraus mit der Leitung der Eucharistiefeier betraut40. Bezüglich der Verständigung zwischen den Kirchen wäre es für die katholische Kirche erforderlich, die Bedeutung der „Partizipation der Priester am bischöflichen Amt" für die Ortskirche stärker als bisher heraus31 32 33

35 36 37 38 39 40

D o k u m e n t II, Teil II, 7 D o k u m e n t II, Teil II, 10 D o k u m e n t II, Schluß Die Leitung dieser Institute haben die Herren Professoren H. Fries (kath.) und W. Pannenberg (evang.). Das D o k u m e n t ist abgedruckt u n t e r d e m Titel „Das Amt in der Kirche" in: Una Sancta, 25. Jg., 1970, S. 107-115 AaO. S. 107, 108, 114 AaO. S. 111 AaO. S. 111, 112 AaO. S. 11 3 (Zitat), vgl. auch S. 111 AaO. S. 113 AaO. S. 114

Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

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zustellen, für die evangelische, die Beziehung der Ortskirche zu der regionalen Ebene und der Universalkirche „in ,Ämtern' zur Darstellung zu bringen"41. Zur Gemeinsamkeit wird festgestellt: „Ein Konsens dürfte hinsichtlich der Notwendigkeit einer Weitergabe des kirchlichen Amtes in seinen zentralen Funktionen bestehen"42. 5. Die Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Universitätsinstitute veröffentlichte 1973 einMer.iorandum „Reform und Anerkennung kirchlicher Ämter". Diesem Memorandum liegen 23 Thesen zugrunde, die in Zusammenarbeit von sechs ökumenischen Universitätsinstituten erstellt wurden, deren Direktoren verantwortlich gezeichnet haben, nämlich folgende43; (ev.:) Ökumenisches Institut der Universität Bochum - Prof. H.-H. Wolf ökumenisches Institut der Universität Heidelberg — Prof. E. Schlink ökumenisches Institut der Universität München — Prof. W. Pannenberg (kath.) Institut für Ökumenische Theologie der Universität München — Prof. H. Fries Katholisch-Ökumenisches Institut der Universität Münster — Prof. P. Lengsfeld Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen — Prof. H. Küng Das Memorandum setzt ein bei der heutigen Lage des Amtes: weil es sich in einer Krise befindet, sind Fehlentwicklungen zu erkennen und die Momente, die sich am Neuen Testament als Maßstab bewähren, zu k o n k r e t i s i e r e n ^ . Aus dem Neuen Testament, welches als Norm genommen wird, ist zu entnehmen, daß die Apostel erstmalig als von Jesus beauftragte Zeugen das Evangelium seiner Auferstehung verkündigten. 41

AaO. S. 115 42 AaO. S. 109 Bezüglich der Stufung des Amtes wird festgestellt, daß diejenige in Priester, Bischöfe, Papst derjenigen in Ortskirche, Regionalkirche, Universalkirche entspricht, wobei weitere Differenzierungen als möglich erachtet werden (aaO. S. 114) Auf die soziologischen Veränderungen des Priesterbildes wird hingewiesen (aaO. S. U O f ) 43 Reform und Anerkennung kirchlicher Ämter. Ein Memorandum der Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Universitätsinstitute, München, Mainz, 1973, S. 9 ff 4 4 Memorandum A) 1-5

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Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

Dieser Auftrag vollzog sich zwar in vielfältigen Diensten, aber dennoch gab es auch den Dienst der Leitung. Er geschah „aufgrund einer unter Handauflegung durch die Apostel oder durch die von ihnen Beauftragten vollzogenen Einsetzung" oder „aufgrund einer Sendung durch Gemeinden und Charismatiker"45. Dieser Dienst wurde fortgesetzt im kirchlichen „ A m t " , „eine im apostolischen Auftrag gründende Institution in der Kirche, der bestimmte persongebundene Funktionen mit entsprechenden Rechten und Pflichten in und für eine kirchliche Öffentlichkeit übertragen sind"46. Dieser Dienst der Leitung der Gemeinde geschieht grundlegend in der Verkündigung und in der Spendung der Sakramente. Die konkrete Ausgestaltung des Amtes jedoch muß variabel sein, daher ist es möglich, daß die kirchlichen Ämter haupt- oder nebenberuflich, auf Zeit oder lebenslang ausgeübt werden k ö n n e n ^ . Ursprung des Amtes ist die Berufung Gottes. Sie wird konkretisiert durch eine Berufung in das Amt als Sendung der Kirche, die herkömmlicherweise unter Gebet und Handauflegung erfolgt und Ordination genannt wird. „Sie bevollmächtigt im Unterschied zum allgemeinen Priestertum der Gläubigen zur öffentlichen Wahrnehmung der einen Sendung Christi, zu deren zentralen Aufgaben Verkündigung und Sakramentsverwaltung gehören". Ob die Ordination als Sakrament bezeichnet wird oder nicht, ändert nichts an der sich gleichbleibenden Sache48. Aus dieser neutestamentlichen Grundstruktur leiten die Verfasser des Memorandums einige Folgerungen ab: Eine Differenzierung des Amtes (z. B. Schwerpunktbildung nach Aufgabenbereichen) wäre möglich. Demokratische Strukturen wie Mitbestimmung der Laien bei Berufung der Amtsträger sind zu verwirklichen. Dem Dienst der Frau im kirchlichen Amt ist mehr Raum zu g e b e n d Aus der „Gewißheit, daß die Amtsträger der christlichen Kirchen zu dem gleichen gemeinsamen Dienst am Evangelium Jesu Christi und an den Gemeinden berufen sind", ergibt sich die Verpflichtung zur Zusammenarbeit 50. Weil die Kontroversen über die apostolische Sukzession und Ordination weitgehend behoben sind, läßt sich eine Verweigerung der Anerkennung der Ämter nicht mehr rechtfertigen: denn es gibt mehrere Formen der apostolischen Sukzession:

4 5 4 6 47 4 8 4 9 5 0

AaO. AaO. AaO. AaO. AaO. AaO.

B) B) B) B) C) C)

6 - 8 (Zitat Nr. 8) 9 - 11 (Zitat Nr. 11) 12 - 13 14 - 17 (Zitat Nr. 15) 20 21

A n h a n g : Evangelisch-katholische D o k u m e n t e über das A m t

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1. die „Sendung zum kirchlichen Amt ... durch bereits ordinierte Glieder der Kirche, und zwar unter Anerkennung oder darüber hinausgehender Mitwirkung der Gemeinden"; 2. die „Sendung zum kirchlichen Amt erfolgt durch die Gemeinden unter Anerkennung oder darüber hinausgehender Mitwirkung kirchlicher Amtsträger"; 3. ein „in pneumatischer Freiheit - besonders in Not - und Ausnahmesituationen" - entstandener und faktisch ausgeübter kirchlicher Dienst, der „durch die kirchlichen Amtsträger zusammen mit den anderen Gliedern der Kirche" anerkannt wirdSl. Die Klärung der Anerkennung des Amtes wird in Bezug zur Abendmahlsgemeinschaft gebracht, und es wird ausgeführt: „Da einer gegenseitigen Anerkennung der Ämter theologisch nichts Entscheidendes mehr im Wege steht, ist ein hauptsächliches Hindernis für die Abendmahlsgemeinschaft überwunden. Wo ein gemeinsamer Glaube an die Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl vorhanden ist, ist eine gegenseitige Zulassung zum Abendmahl m ö g l i c h " 5 2 . Die Vorstudien wollen die Thesen des Memorandums begründen. Die Studien der ökumenischen Institute der Universitäten Münster und Bochum befassen sich daher sehr ausführlich mit der Krise des A m t e s 5 3 . Die Studie des ökumenischen Instituts der Universität Heidelberg erläutert die apostolische Sukzession und die Gemeinschaft der Ä m t e r 5 4 Daß es im Neuen Testament drei Wege in den Dienst der Gemeindeleitung gab - wie es die Thesen behaupten wird in dieser Darlegung 51

AaO. C) 22 AaO. C) 23 Katholisch-Oekumenisches Institut der Universität Münster: Zur Krise des kirchlichen A m t e s in der katholischen Kirche (in: R e f o r m und A n e r k e n n u n g kirchlicher Ä m t e r . Ein M e m o r a n d u m d e r Arbeitsgemeinschaft ö k u m e n i s c h e r Universitätsinstitute, München, Mainz, 1 9 7 3 , S. 29 - 92). O e k u m e n i s c h e s I n s t i t u t der Universität B o c h u m : Zur Krise des kirchlichen A m t e s in evangelischer Sicht (ebd. S. 9 3 - 121) 54 O e k u m e n i s c h e s Institut der Universität Heidelberg: Die apostolische Sukzession und die G e m e i n s c h a f t der Ä m t e r (ebd. S. 123 162). Der Studie liegt die bereits 1961 erschienene A b h a n d l u n g von Prof. Edmund Schlink „Die apostolische S u k z e s s i o n " z u g r u n d e (in: ders.: Der k o m m e n de Christus und die kirchlichen T r a d i t i o n e n , G ö t t i n g e n , 1961, S. 160 - 195), in der die o. a. Erkenntnisse bereits dargelegt waren, d a ß es im N e u e n Testament mehrere Wege in das A m t g i b t , v o n d e n e n keiner als Möglichkeit für die Kirche ausgeschlossen werden darf (aaO S. 193). Dies zieht nach sich die Folgerung, daß auch die O r d i n a t i o n der Kirchen, die nicht in der episkopalen, sondern in der presbyterialen Sukzession stehen, und damit ihre Ä m t e r anerk a n n t werden k ö n n e n . Vgl. auch o. S. 7 4 , 204, 2 0 6 , 2 1 5 , 2 2 3 f, 241 52

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Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

nachgewiesen: aus der Mannigfaltigkeit der Gemeindeordnungen, die die neutestamentlichen Schriften spiegeln, lassen sich herauskristallisieren: 1. „Die Berufung durch solche, die bereits selbst durch Apostel oder ihre Beauftragten in den Dienst der Leitung berufen worden waren"; 2. die „Berufung durch eine Gemeinde"; 3. die Berufung aufgrund des Empfanges der Geistesgabe der Leitung auf charismatischem W e g e 5 5 . Die Christusbotschaft ist in der apostolischen Nachfolge zu bewahren und zu bezeugen. Die apostolische Sukzession besteht in derjenigen des Amtes, welche durch eine besondere Sendung (Ordination) erfolgt. Jedoch auch die charismatischen Dienste haben in der apostolischen Nachfolge zu geschehen^. Was die Aufgliederung des Amtes in Episkopat, Presbyterat, Diakonat anbelangt, ist sie keine Ordnung der Urkirche, sondern erst später erfolgt. Infolgedessen ist die Unterscheidung der presbyterialen und episkopalen Ordination eine kirchenrechtliche (und zwar iuris humani und nicht iuris divini) und nicht eine dogmatische. Eine Revision der bisherigen Ablehnung der presbyterialen Ordination (also derjenigen der evangelischen Kirche) ist daher möglich^. Die Studie des ökumenischen Instituts der Universität Tübingen befaßt sich mit Wesen und Gestalt des Amtes: Es gibt im Neuen Testament zwar verschiedene Modelle von Gemeindeordnung und Gemeindeleitung, aber mit unveränderlichen Elementen. „Das kirchliche Amt soll sein 1. Dienst an der Gemeinde, 2. nach dem Maßstab Jesu, der keine Herrschaftsverhältnisse zuläßt, 3. in Verpflichtung auf das apostolische Urzeugnis, 4. inmitten einer Vielfalt von verschiedenen Funktionen, Diensten, Charismen"59. Die Ausgestaltung des Amtes ist jedoch wechselnd, so kann es neben- und hauptberufliche Priester g e b e n ^ O . Neben den Varianten gibt es Konstanten des Leitungsdienstes: „Der Gemeindeleiter ... hat aufgrund einer persönlichen, aber zu überprüfenden Berufung die in jedem Fall mitverantwortliche Gemeinde im Geist

55

AaO. S. 135 6 AaO. S. 1 3 6 - 140, 148 57 AaO. S. 153, 155 Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen: Wesen und Gestalt des kirchlichen Amtes (aaO. S. 163 - 188) 59 AaO. S. 170 AaO. S. 171 - 175. Gegen die Ordination der Frau können keine theologischen Gründe angeführt werden (ebd. S. 174 f ) 5

Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

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der christlichen Botschaft permanent zu leiten ..." Diese Leitung geschieht im Dienst des Wortes, des Sakramentes, des Engagementes«!. Die Studie der ökumenischen Institute der Universität München untersuchen die Problematik der Ordination und Sakramentalität. Die Ergebnisse wurden in den Thesen des Memorandums a u f g e n o m m e n 6 2 . Die Thesen des „Memorandum", die zu Ergebnissen kommen, die denjenigen anderer evangelisch-katholischer Gespräche vergleichbar sind, sind besonders von katholischer Seite scharf kritisiert worden. Während von der Evangelischen Kirche in Deutschland keine Stellungnahme vorliegt, hat die Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz bereits am 6 . Februar 1 9 7 3 Stellung g e n o m m e n 6 3 . Sie

61

AaO. S. 178 - 181 (Zitat S. 178 f) 62 Oekumenische Institute der Universität München: Ordination und Sakramentalität (aaO. S. 189 - 207). Näheres vgl. auch Memorandum B) 14 - 1 7 (s. o. S. 282). Gemeinsamkeiten im Verständnis von Ordination und Amt an Hand der Ordinationsformulare der katholischen und evangelischen Kirche wurden vom Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen auf seiner Tagung v. 1. - 4.4.1974 herausgestellt, wie: die Ordination durch einen - in der Regel - Ordinierten, als Befähigung zur öffentlichen Verkündigung, wobei konstitutiv die Bitte um den Heiligen Geist ist und die Handauflegung ein Zeichen der Einheit des kirchlichen Amtes darstellt (in: HK, 28. Jg., 1974, S. 249 f: Ordination und Amt). Ein Bericht über diese Tagung findet sich in: Peter Bläser/Peter Brunner/Hermann Kunst/Karl Lehmann/Bernhard Lohse: Ordination und kirchliches Amt. Veröffentlichung des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen mit einem Vorwort von Bischof Hermann Kunst und Hermann Kardinal Volk. Hrsg. v. Reinhard Mumm unter Mitarbeit von Gerhard Krems. Paderborn, Bielefeld, 1976. 63 Zur Stellungnahme der Arnoldshainer Konferenz s. u. S. 291, Anm. 87 Theologen-Memorandum zur Ämterfrage kritisiert. Stellungnahme der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (in: KNA, Dokumentation Nr. 2 v. 6.2.1973) (und in: Amt im Widerstreit. Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1973, S. 139 f). Bald nach Erscheinen des Memorandums beanstandete Kardinal Jaeger das Memorandum (vgl. Theologen: Ehefrauen als Priester. Kardinal Jäger kritisiert Memorandum von 24 Wissenschaftlern, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung Nr. 28 v. 2.2.1973, S. 1), bald nach Veröffentlichung des Buches folgten die Beanstandungen der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (vgl. Johann Christoph Hampe: Ein Zaun, der immer noch trennt. Zum Memorandum „Reform und Anerkennung der kirchlichen Ämter", in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, Nr. 37 v. 13.2.1973, S. 12) (vgl. KNA/Kritischer Oekumenischer Informationsdienst Nr. 7 v. 7.2.1973, S. 4: Diskussion um die Frage des Amtes. Der Dialog kann nicht durch ein Plebiszit entschieden werden) (vgl. auch: Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz, in: Amt im Widerstreit. Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1973, S. 149 f)

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sieht das Modell des „Memorandum" insofern als nicht übereinstimmend mit dem katholischen Glauben an, als nur die ersten Stadien des Glaubens und nicht das Ganze der Entwicklung als Norm genommen wird. Die Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz stellt sich nicht der Frage, wie weit aus der Norm des Neuen Testamentes verschiedene Traditionen zu legitimieren seien - und demzufolge nicht nur katholische, sondern auch evangelische -, was dann zur gegenseitigen Anerkennung der Ämter und somit zur Abendmahlsgemeinschaft und zur Einheit der Kirche fuhren könnte, sondern es wird die Folgerung gezogen: „das Dokument kann nicht als vorwärtsführender Beitrag zur ökumenischen Frage betrachtet werden". Eine Erklärung zur Zustimmung, wodurch sich die Mündigkeit der Laien zeigen könnte, wird von der Glaubenskommission zurückgewiesen64. Die Verfasser des Memorandums haben auf diese Erklärung hin die Thesen verteidigt und die Kritik als unbegründet abgelehntes. Die Katholische Nachrichtenagentur brachte vom Februar bis Juli 1973 in ihrem Kritischen Oekumenischen Informationsdienst Beiträge etlicher katholischer Theologen (sowie denjenigen eines orthodoxen und eines evangelischen Theologen), die sich -meist schwerpunktmäßig- mit dem Memorandum auseinandersetzen. Hierbei wurde das Memorandum oft negativ beurteilt (so z.B. von Jedin, Brandenburg, Ratzinger)66 ; einige Theologen versuchten allerdings, an den Ergebnissen des Memorandums anzuknüpfen und von dort weiterführende Fragen zu stellen (wie

6 4 Dem Buch liegt eine Karte bei, auf der es heißt: „Zustimmungserklärung. Ich habe die Thesen der Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Universitätsinstitute zur Reform und gegenseitigen Anerkennung kirchlicher Ämter zur Kenntnis g e n o m m e n und erkläre mich mit ihrem Inhalt einverstanden. Datum, Unterschrift. Gegen eine Weiterleitung an das Präsidium der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland und das Präsidium der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland habe ich nichts einzuwenden." Vgl. KNA, Dokumentation Nr. 3 v. 1 6 . 2 . 1 9 7 3 . Kritik unbegründet? Universitätsinstitute verteidigen Thesen zur Ämteranerkennung (v. 1 5 . 2 . 1 9 7 3 ) (und in: Amt im Widerstreit. Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1 9 7 3 , S. 1 4 6 - 1 4 8 ) . 6 6 Hubert Jedin: Eine Frage der Sprachregelung? Die Konzilsbeschlüsse sind Sachaussagen, aaO. Nr. 8 v. 14. 2. 1 9 7 3 , S. 5 - 7 ; Albert Brandenburg: Die Wesensverwandlung ist unabdingbar. Eine Stellungnahme z u m Streit um das Memorandum, aaO. Nr. 9 v. 2 1 . 2. 1 9 7 3 , S. 5 - 6, ders.: Sakrament der Einheit oder Erlebnis der Frustration? Oekumenische Theologie und die Reform der Anerkennung der Ämter, aaO. Nr. 2 4 v. 6. 6. 1 9 7 3 , S. 5 - 8; Joseph Ratzinger: Fragen zur Sukzession. Zum Memorandum der sechs oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. Nr. 2 8 / 2 9 v. 4. 7. 1 9 7 3 , S. 5 - 9 6 5

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Kasper, B e i n e r t ) 6 7 0 d e r d u r c h objektive A b w ä g u n g d e s M e m o r a n d u m s z u v e r m i t t e l n ( w i e Klein, B a c h t , P e t r i ) 6 8 . Vergleicht m a n p r o t o t y p i s c h die A u s s a g e n v o n Ratzinger u n d Kasper z u m M e m o r a n d u m , s o tritt die S p a n n w e i t e a u c h der k a t h o l i s c h e n Mein u n g e n zutage. Ratzinger stellt fest, d a ß die katholische Kirche das A m t nur auf d e m sakramentalen Weg d u r c h H a n d a u f l e g u n g w e i t e r g e b e n kann. A n d e r e F o r m e n - w i e z. B. diejenigen der presbyterialen S u k z e s s i o n - anz u e r k e n n e n b e d e u t e : beliebige F o r m e n der A m t s b e s t e l l u n g z u z u l a s s e n 6 9 . D a m i t v e r k e n n t Ratzinger die A u f f a s s u n g d e s M e m o r a n d u m s ( s o w i e diejenigen der evangelischen Kirche): es g e h t d e m M e m o r a n d u m nicht darum, beliebige F o r m e n der A u s ü b u n g d e s A m t e s zuzulassen, die o h n e L e g i t i m a t i o n d e s heiligen G e i s t e s sind, s o n d e r n a u f z u z e i g e n , d a ß das N e u e T e s t a m e n t mehrere Wege k e n n t , d u r c h die der heilige Geist wirkt, u n d hieraus K o n s e q u e n z e n z u z i e h e n , i n d e m der Weg der presbyterialen S u k z e s s i o n n e b e n d e m der e p i s k o p a l e n a u f g e g r i f f e n u n d als legitim anerkannt wird. D a m i t w e r d e n Tradition u n d L e g i t i m a t i o n der k a t h o l i s c h e n

67 Walter Kasper: Es bleiben noch Fragen. Oekumenischer Fortschritt im Amtsverständnis, aaO. Nr. 10/11 v. 28. 2. 1973, S. 5 - 8, erweitert in: Stimmen der Zeit, 191. Bd., 1973, S. 219 - 230 (unter dem Titel: Ökumenischer Konsens über das kirchliche Amt? ); Wolfgang Beinert: Was ist apostolisch? Zum Memorandum der deutschen oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. Nr. 19 v. 2. 5. 1973, S. 5 - 8 Aloys Klein: Von der gemeinsamen Krise zur gegenseitigen Anerkennung der Ämter, aaO. Nr. 21 v. 16. 5. 1973, S. 5 - 8; Heinrich Bacht: Kritische Fragen. Zum „Memorandum" der deutschen oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. Nr. 12 v. 14. 3. 1973, S. 5 - 8; Heinrich Petri: Können Konsensfeststellungen die Kirchenspaltung überwinden? Zum Memorandum der deutschen oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. Nr. 26 v. 20. 6. 1973, S. 5 - 8. Der Beitrag von orthodoxer Seite stammt von Johannes Madey: Gibt es Kirchen ohne Apostolische Sukzession? Eine ostkirchliche Stellungnahme zum Ämtermemorandum, aaO. Nr. 16 v. 11. 4. 1973, S. 5 - 7; der Beitrag von evangelischer Seite ist verfaßt von Günther Gassmann: Die Notwendigkeit offizieller Lehrgespräche. Zum Memorandum der oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. Nr. 20 v. 9. 5. 1973, S. 5 - 7 (ausführlich in: Lutherische Monatshefte, 12. Jg., 1973, S. 195 - 198 unter dem Titel: Heißes Eisen auf kleiner Flamme. Zum Memorandum über die Anerkennung kirchlicher Ämter) Die in Anm. 66 - 68 u. 76 genannten Aufsätze und weitere sind zusammengefaßt in dem Sammelband „Amt im Widerstreit". Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1973 69 Joseph Ratzinger: Fragen zur Sukzession. Zum Memorandum der sechs oekumenischen Universitätsinstitute, aaO. S. 5 - 8

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Kirche nicht geleugnet, aber sie werden dahingehend erweitert, daß auch die Legitimation des Amtes anderer Kirchen anerkannt wird, wozu das 2. Vatikanum den Grundstein legte, indem es erklärte, daß die wahre Kirche nicht nur in der katholischen Kirche, sondern teilweise auch in anderen Kirchen besteht (Lumen gentium Nr. 8, Unitatis redintegratio Nr. 3)70. Kasper^l weist darauf hin, daß die internationale Diskussion - wie interkonfessionelle Lehrgespräche in Amerika^2 . sich mit den Fragen, die das Memorandum anschnitt, befaßte und zu ähnlichen Ergebnissen kam. Kasper wägt das Stadium der Ergebnisse dieser Lehrgespräche und das Memorandum ab und stellt einen Konsens der Theologen fest „in der Verhältnisbestimmung vom gemeinsamen Priestertum aller Getauften und der besonderen Sendung des kirchlichen Amtes"73 ; ebenso in der Sache der Ordination. Einigkeit besteht auch darin, daß die apostolische Sukzession sich nicht nur mit der episkopalen deckt, sondern mehrere Wege - auch den der presbyterialen Sukzession - offen läßt. An diesem Punkte allerdings sind nach Kaspers Ansicht Fragen sowohl an die katholische Kirche als auch an die evangelische Kirche zu richten: ob die katholische Kirche nicht die Form der evangelischen Ordination als gültig anerkennen könne, ob die evangelische Kirche nicht die Kontinuität des bischöflichen Amtes anerkennen müßte. Von daher könnte auch die Frage des Petrusamtes geklärt w e r d e n ^ . Würde dies gesche-

7 0 Daß trotz der Verschiedenheit der Formen in der evangelischen Kirche das Amt als Legitimation von Christus angesehen wird, zeigen die Ordinationsformulare der Agenden der evangelischen Kirche: Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden, Band IV. Ordinations-/, F.insegnungs-/, Einführungs- und Einweihungshandlungen, Berlin, Hamburg, 2. Aufl. 1966, S. 19 - 23; Kirchenbuch. Gebete und Ordnungen für die unter d e m Wort versammelte Gemeinde, hrsg. vom Moderamen des Reformierten Bundes, Neukirchen, 2. Aufl. 1956, S. 184 - 187. Diese Formulare hätte Ratzinger zugrunde legen müssen, um dem evangelischen Standpunkt gerecht zu werden (gegen seine Darstellung aaO. S. 5) 71 Walter Kasper: Es bleiben noch Fragen. Oekumenischer Fortschritt im Amtsverständnis (in: KNA/Nr. 10/11 v. 28. 2. 1973, S. 5 - 8), ders.: Ökumenischer Konsens über das kirchliche Amt? (in: Stimmen der Zeit, 191. Bd., 1973, S. 2 1 9 - 230) 72 Vgl. o. S. 2 7 6 - 2 7 9 73 AaO. KNA, S. 5, vgl. aaO. Stimmen der Zeit, S. 2 2 1 7 4 AaO, KNA, S. 7, aaO. S t i m m e n d e r Zeit, S. 2 2 6 f Außerdem weist Kasper darauf hin, daß evangelischerseits die Frage nach den Kriterien der rechten Verkündigung des Evangeliums zu wenig zum Ausdruck kommt (aaO. KNA, S. 7, vgl. aaO. Stimmen der Zeit, S. 228 0

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hen, dann wäre communio gegeben, und einer gemeinsamen Eucharistiefeier stünde nichts mehr im Wege75. In Verteidigung des Memorandums erläutert Fries 7 6 den Begriff der Anerkennung: Anerkennung bedeutet weder Preisgabe des Eigenen, Absorption des Anderen oder Nivellierung, sondern positive Deutung der Wirklichkeit des Anderen. Die Voraussetzung für die Anerkennung des Anderen liegt im 2. Vatikanum vor, wo die katholische Kirche als solche beschrieben wird, in der die wahre Kirche existiert, die aber „die bejahende Offenheit zu den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht ausschließt, sondern ermöglicht, wenn sie von ihnen als .instrumenta salutis' spricht, wenn sie deren Glauben und deren Leben aus dem christlichen Glauben in Worten hoher Anerkennung beschreibt"? 7. Diese differenzierte Anerkennung der Kirchen kann die Anerkennung ihrer Ämter nicht ausschließen^. Eine weitere Voraussetzung der Anerkennung ist der Konsens in der Frage der Ordination und der apostolischen S u k z e s s i o n 7 9 . Die Frage des Papsttums muß allerdings noch bedacht werden^. Das Memorandum will weiterführen auf dem Weg der Einheit; „wie eine mögliche Anerkennung der Ämter erfolgen kann und in welchen 75

AaO. Stimmen der Zeit, S. 230 76 Heinrich Fries: Was heißt Anerkennung? Die eigene Dimension m u ß gewahrt werden (in: KNA Nr. 23 v. 30.5.1973, S. 5-10) (erweitert in: S t i m m e n der Zeit 191. Bd., 1973, S. 507-515 unter d e m Titel: Was heißt Anerkennung der kirchlichen Ämter? ) 77 AaO. KNA, S. 5-7 (Zitat S. 7), aaO. Stimmen der Zeit, S. 507-510 78 AaO. KNA, S. 7, aaO. Stimmen der Zeit S. 510 79 AaO. KNA, S. 7-9, aaO. Stimmen der Zeit, S. 510-512 80 AaO. KNA, S. 8, aaO. Stimmen der Zeit, S. 512 f. Daß die Frage des Papsttums im Memorandum ausgeklammert ist, h a t t e bei weitgehender positiver Beurteilung des Memorandums auch Karl Rahner beanstandet (Karl Rahner: V o m Sinn und Auftrag des kirchlichen Amtes. Das Mem o r a n d u m ist ein Stück ökumenischer Theologie deutscher Katholiken und Protestanten; in: F r a n k f u r t e r Allgemeine Zeitung v. 14.2.1973; abgedruckt in: epd D o k u m e n t a t i o n Nr. 4 0 / 7 3 v. 15. Oktober 1973, S. 45 und in: A m t im Widerstreit. Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1973, S. 142-145). Auch Walter Kasper h a t t e auf diesen Problemkreis hingewiesen (s. o. S. 288). Mit dem Primat im ökumenischen Gespräch b e f a ß t sich besonders Wilhelm de Vries: Ist der Primat ein Hindernis im ökumenischen Gespräch? (in: KNA Nr. 30 v. 18.7.1973, S. 5-6 u. Nr. 31 v. 27.5.1973, S. 5-8) (erweitert in: Stimmen der Zeit, 191. Bd., 1973, S. 480-487): Der Verfasser zeigt die Differenzen auf zwischen katholischer, o r t h o d o x e r und evangelischer Kirche in der Frage des Papsttums. Der Primat wäre nur annehmbar zu machen, w e n n er als Dienst ausgeübt würde, wenn neben d e m apostolischen A m t auch das allgemeine Priestert u m herausgestellt würde.

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Formen sie sich realisieren läßt", ist Sache nicht der Theologen, sondern der Kirchenleitungen^l. Wie Kasper weist auch der evangelische Theologe Gassmann in seiner Beurteilung des M e m o r a n d u m s ^ daraufhin, daß das Memorandum

Erwägungen „einer an vielen Stellen feststellbaren Konvergenz im Verständnis des Amtes" e n t h ä l t ^ . Kritisch stellt Gassmann fest, daß zwar die Vorstudien; nicht aber das Memorandum die Differenziertheit der Auffassungen über das Amt sowie die Bedeutung des allgemeinen Priestertums herausgestellt h a b e n d . Über das Memorandum hinausgehend, führt Gassmann aus, daß nicht nur das Neue Testament, sondern auch die Tradition so interpretiert werden kann, daß die Ausschließlichkeit der Lehre der Kirchen vom Amt durchstoßen wird: die Anerkennung der apostolischen Sukzession als bischöflicher Sukzession schließt die presbyteriale Sukzession nicht aus; das eine Amt kann auch in der Form eines dreistufigen Ordo zur Darstellung gebracht w e r d e n ^ . Ein Konsens über die gegenseitige Anerkennung der Ämter reicht nach Gassmanns Meinung jedoch zur Ermöglichung von Abendmahlsgemeinschaft nicht aus, da zuvor noch eine Klärung über das Verständnis des Abendmahls nötig ist^ö.

81 AaO. KNA, S. 10, aaO. Stimmen der Zeit, S. 514 f. Diese Meinung bringen auch die Universitätsinstitute in der Verteidigung ihrer T h e s e n z u m Ausdruck: sie wollen eine Hilfe zur Anerkennung geben, die j e d o c h durch die Kirchenleitungen erfolgen m u ß (in: KNA, D o k u m e n t a t i o n Nr. 3 v. 16. 2.197 3, Kritik unbegründet? Universitätsinstitute verteidigen Thesen zur Ämteranerkennung) (S. 2, 3. Nr. 2.5) (und in: Amt im Widerstreit. Hrsg. v. Karlheinz Schuh, Berlin, 1973, S. 146-148) 82 Günther Gassmann: Die Notwendigkeit offizieller Lehrgespräche. Z u m Memor a n d u m der oekumenischen Universitätsinstitute (in: K N A / N r . 20 v. 9.5.1973, S. 5-7) (ausführlich in: Lutherische Monatshefte, 12. Jg., 1973, S. 195-198 unter d e m Titel: Heißes Eisen auf kleiner Flamme. Z u m M e m o r a n d u m über die Anerkennung kirchlicher Ämter) Weitere evangelische Stellungnahmen: G o t t l o b Hild: Theologische Initiative zur Amtsfrage (in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts, 24. Jg., 1973, S. 28-34) (Als Schwäche des Memorandums sieht er die Ausklammerung des Papsttums an, ebd. S. 34) Gerhard Ittel: Zustimmung - Anfragen - Kritik aus evangelischer Sicht z u m Ä m t e r - M e m o r a n d u m der Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Universitätsinstit u t e (in: Una Sancta, 30. Jg., 1975, S. 66 - 72) 83 Gassmann, aaO. KNA, S. 5, vgl. aaO. Lutherische Monatshefte, S. 195 84 AaO. KNA, S. 6, aaO. Lutherische Monatshefte S. 196 ff 85 AaO. Lutherische Monatshefte, S. 197 f 86 AaO. Lutherische Monatshefte, S. 196 f

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Das Memorandum sollte jedoch Anstoß dafür sein, daß auch in Deutschland offizielle evangelisch/katholische Lehrgespräche stattfinden. „Es ist nun Aufgabe der Kirchen, ihrerseits in einen verbindlichen Dialog einzutreten". Eine repräsentative interkonfessionelle Kommission sollte die sich in theologischen Studien abzeichnenden Konvergenzen sowohl in bezug auf das Amt als auch in bezug auf das Abendmahl rezipieren^. — Wie sich bereits in einigen theologischen Studien z e i g t e ^ , ergibt sich ein Konsens über das Amt, wenn man den Begriff der apostolischen Sukzession neben der episkopalen auf die presbyteriale bezieht. Dies hat das Memorandum mit Recht hervorgehoben. Es wäre noch aufzuzeigen, wie die apostolische Sukzession sich zum Papsttum verhält. Diese Sachfrage müßte in einer 2. Auflage des Memorandums berücksichtigt werden. 6. Eine evangelisch-katholische Dogmatik ist 1973 veröffentlicht worden: Neues Glaubensbuch. Der gemeinsame christliche G l a u b e ^ . Die Ergebnisse der neu testamentlichen Forschung über Kirche und Amt werden unter denjenigen Fragen dargestellt, die beide Konfessionen gemeinsam beantworten können^O;

87

AaO. Lutherische Monatshefte, S. 197 Auch in der ,,Stellungnahme der Arnoldshainer Konferenz" v. 2.10.1973 werden solche Gespräche angeregt, um zu klären, ob die in den Thesen des Memorandums dargelegte Übereinstimmung verschiedene kirchliche Strukturen innerhalb einer Kirche ermöglicht (Abdruck in: Una Sancta, 28. Jg., 1973, S. 278-280 , dort S. 280) 88 Vgl. die Argumentation von Schlink, Küng, Villain, Schillebeeckx, Kasper, s. o. S. 204, 206, 215, 223 f Zu Nr. 1. 3. 5. der dargestellten Dokumente (s. S. 273 - 276, 279 - 285) vgl.: Herbert Vorgrimler: Das Priesterdokument der römischen Bischofssynode 1971 in ökumenischer Sicht, dort Nr. 2. 3. 5. S. 284-288, 292-296, 296-299 (in: Der priesterliche Dienst. V. Amt und Ordination in ökumenischer Sicht. Hrsg. v. Herbert Vorgrimler, Freiburg, Basel, Wien, 1973) (Quaestiones Disputatae 50). Zu Nr. 1. 2. 3. 5. der dargestellten Dokumente (s. S. 273 - 285) vgl.: Heinz Schütte: Amt, Ordination und Sukzession im Verständnis evangelischer und katholischer F.xegeten und Dogmatiker der Gegenwart sowie in Dokumenten ökumenischer Gespräche, Düsseldorf, 1974, S. 359-389, 404-410 89 Neues Glaubensbuch. Der gemeinsame christliche Glaube. Hrsg. v. Johannes Feiner und Lukas Vischer. Freiburg, Basel, Wien - Zürich, 1973. Jedes Kapitel ist von einem Theologen der anderen Konfession begutachtet Dritter Teil: Der Neue Mensch. 15. Gemeinschaft der Glaubenden, S. 334360. I. Ursprung der Gemeinde (335 - 343). II. Gemeindebildung nach Ostern (344 - 352). III. Ordnungen der nachapostolischen Zeit (352 - 355). IV. Gemeinde und Amt (355 - 360). (Wolfgang Trilling/Ulrich Kühn)

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Die Gründung der Kirche wurzelt in der Sammlung und Sendung der Jünger durch Jesus, welche sich nach Ostern fortsetzt. In der Zeit der Apostel gibt es „keine grundlegend verschiedene Rangordnung, etwa eine solche zwischen ,Priestern und Laien' "91. In der nachapostolischen Zeit geht das Amt der Apostel auf ihre Nachfolger über. Es bildet sich die Presbyter-Verfassung mit der Funktion des Episkopos aus92. Die Gemeinde versteht sich als von Gott berufen. Daher ist Demokratie nicht in ihrem Wesen, sondern nur in ihrer Form angelegt^. Das im Neuen Testament als Dienst dargestellte Amt der Leitung94) das der Gemeinde - trotz der Gleichheit der Gläubigen in der Berufung gegenübersteht^ kann sich je nach geschichtlichen Verhältnissen wandeln, wie das Amt des Pfarrers, Bischofs, Papstes und entsprechende Ämter zeigen96. Die Ergebnisse der dogmengeschichtlichen und systematischen Forschung über Kirche und Amt werden allerdings unter den Fragen dargestellt, die trennend zwischen den Konfessionen stehen^. Es wird festgestellt, daß Luther und Calvin das Amt vom Dienst vom Wort verstehen, während die katholische Tradition den Akzent mehr auf die Vollmacht zur Spendung der Sakramente legt und von dieser „priesterlich - sakramentale(n) Funktion" her den Unterschied zwischen Amtsträgern und Laien setzt (vgl. Lumen Gentium 10). Da der Gegensatz sowohl zwischen Priestern und Laien als auch zwischen dem Amtsverständnis der Konfessionen in dieser Dogmatik herausgestellt wird98 j ohne im einzelnen zu zeigen, wie eine Verbindung der

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15.1. II. (S. 335 - 352) (Zitat S. 351) 92 15. III. (S. 352 - 3 5 5 ) 93 15. IV. (S. 356 f) 15. IV. (S. 359). Dieser besondere Dienst kann auch vom Verkündigungsauftrag her begründet werden, in dem der Leitungsdienst eingeschlossen ist. (ebd.) 95 15. IV. (S. 357 f) 96 15. IV. (S. 359) 97 Fünfter Teil: Offene Fragen zwischen den Kirchen. 29. Die Kirche S. 619 643. I. Kirche und Amt (620 - 631). (Peter Hünermann/Hans Geißer) II. Papst und Unfehlbarkeit (631 - 643). (Karl Lehmann/Heinrich Ott) 98 29.1. (S. 619 - 643) (Zitat S. 629). Als ein die Kirchen trennender Faktor wird auch das Papsttum gesehen. (29. II. S. 631 - 643). Die Unfehlbarkeit wird interpretiert als verheißene und geschenkte Unfehlbarkeit (ebd. S. 642 u. ö.) Aus der Prämisse, daß es, damit die Kirchen in den Verheißungen Gottes bleiben kann, zuverlässige Glaubensaussagen geben muß, wird gefolgert,

Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

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Positionen zustande kommen kann99( wird auch die evangelische Ordination nicht als Entsprechung zur katholischen Priesterweihe gesehen und das evangelische Abendmahl daher nicht als der katholischen Eucharistie gleichwertig anerkannt 100, geschweige denn die Ermöglichung der Abendmahlsgemeinschaft momentan erwogen, zumal in der Abendmahlslehre erhebliche Unterschiede herausgestellt w e r d e n l O l . Vergleicht man die Ergebnisse der evangelisch-katholischen Gespräche, wird man feststellen, daß die Deutung der Möglichkeit der Anerkennung der evangelischen Kirchen, ihrer Ämter und ihres Abendmahles unterschiedlich ausfällt. 1. Das Neue Glaubensbuch legt - anders als das 2. Vatikanum - den Akzent des katholischen Amtsbegriffes auf die priesterlich-sakramentale Funktion, während der evangelische Amtsbegriff von der Verkündigung bestimmt sei. Die Möglichkeit einer Anerkennung der evangelischen Kirchen und ihrer Ämter sowie ihres Abendmahles wird nicht erwogen 102

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daß es eine lehiamtliche Unfehlbarkeit geben muß, obgleich diese Unfehlbarkeit sich aus dem Neuen Testament nicht direkt ableiten läßt (ebd. S. 640) Die Beseitigung der Spaltung der Konfessionen wird nicht erreicht durch ihre Bewertung als theologische Schulen, da sich die Glaubensgemeinschaften als Kirchen und nicht bloß als theologische Schulen abgrenzen. Die Einheit der Kirche muß eine Einheit als Einheit der vielfältig Verschiedenen sein. (Fünfter Teil: Offene Fragen zwischen den Kirchen. 30. Die Bedeutung der Konfessionen heute (S. 643-660) (Heinrich Fries/Wolfhart Pannenberg) (dort S. 654-660) Fünfter Teil: Offene Fragen zwischen den Kirchen. 26. Die Sakramente (S. 570-590) (Otto Hermann Pesch/Ferdinand Hahn), dort: Taufe und Abendmahl (Eucharistie) (S. 575 f), Priesterweihe und Ordination (S. 582 0 Ebd. S. 576 ff. Die Unterschiede werden gesehen in der wirklichen Gegenwart Christi im Herrenmahl (S. 576 - 579), in dem katholischen Verständnis der Messe als Opfer (S. 579 - 580) und in den Differenzen zwischen Priesterweihe und Ordination (S. 582 f) s. o. Nr. 6, S. 270 f. Den neutestamentlichen Befunden mit verschiedenen Formen des Amtes wird zwar Rechnung getragen, doch hieraus werden keine Konsequenzen für die heutige Lage gezogen (vgl. Dritter Teil. 15. IV. S. 334-360; Fünfter Teil. 30. I. S. 628-630). Die Amtsvollmacht wird evangelischerseits als im schriftlich fixierten Wort gesehen, katholischerseits in der Kette der Amtsträger (Fünfter Teil. 30.1. S. 630)

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2. Die Theologengruppe von Dombes stellt heraus, daß neben der episkopalen Sukzession der katholischen Kirche in den Kirchen der Reformation gelegentlich „das Zeichen einer Kontinuität im Priesteramt" vorhanden ist. Sie schlägt vor, daß die Kirchen gegenseitig ihre Ämter anerkennen; die Folge wäre „eine wechselseitige Wiederannahme der Ämter in Form einer gegenseitigen H a n d a u f l e g u n g " 103. Hierzu ist zu fragen: werden die Ämter nicht abgewertet, wenn sie erst in der Form einer gegenseitigen Handauflegung von den Kirchen anerkannt werden müssen? Sollten sich die Kirchen nicht zuerst als Kirchen „par cum pari" gegenübertreten, so daß die Anerkennung der Ämter nicht erst durch eine Handauflegung vollzogen, sondern nur durch eine juristische Regelung bestätigt werden müßte. 3. Die evangelisch-lutherische/römisch-katholische Studienkommission und die interkonfessionelle Studiengruppe in den USA sowie auch die Studien von München und der Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Universitätsinstitute stellen heraus, daß es im Neuen Testament neben der episkopalen Sukzession auch die presbyteriale Sukzession gibt. Eine Anerkennung dieser presbyterialen Sukzession als einer Linie der Tradition würde zur gegenseitigen Anerkennung der Kirchen, ihrer Ämter und ihres Abendmahls f ü h r e n i n diesem Sinne werden Voten an die Kirchenleitungen g e r i c h t e t e s o b die Vorschläge dieser Theologen von den Kirchenleitungen rezipiert werden?

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S. o. Nr. 3, S. 279 f, Zitate: Dokument II, Teil II, 4 u. 10. Ähnlich äußert sich Heinz Schütte, der eine Validisierung der evangelischen Ämter durch einen Hoheitsakt sakramentaler Art (Handausstreckung) durch die katholische Kirche und dessen Anerkennung durch die evangelischen Amtsträger für erforderlich hält, wobei Einheit im Bekenntnis des rechten Glaubens Voraussetzung ist (Amt, Ordination und Sukzession im Verständnis evangelischer und katholischer F.xegeten und Dogmatiker der Gegenwart sowie in Dokumenten ökumenischer Gespräche, Düsseldorf, 1974, S. 430-434) Belege für eine presbyteriale Sukzession s. Schütte, aaO. (Anm. 103) S. 330-335 S. o. Nr. 1, 2. 4. 5., S. 273 - 285 In dem Dokument der Internationalen Theologenkommission „Der apostolische Charakter der Kirche und die apostolische Sukzession" vom Juli 1974 (in: Internationale katholische Zeitschrift, 4. Jg., 1975, S. 112-124) wurde allerdings nur die Sukzession durch die Bischöfe (nicht auch durch die Priester) als apostolische Sukzession herausgestellt (aaO. S. 122). Damit wäre die Anerkennung der Ämter der evangelischen Kirche abgelehnt. Dies brachte Prof. Schlink in einer diesbezüglichen Stellungnahme zum Ausdruck (vgl. HK, 28. Jg., 1974, S. 444-446: Zur Studie der Internationalen Theologenkommission über die Apostolische Sukzession, KNA, Aktueller Dienst Vatikan Nr. 165 v. 20.7.1974, epd ZA Nr. 146 vom 2. August 1974, S. 5, ebd.

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Eine gewisse Vorarbeit findet sich in der Schrift „Kirchen im Lehrgespräch", die von Vertretern der Evangelischen Kirche von Westfalen und des Bistums Münster erarbeitet und 1975 von Bischof Tenhumberg und Präses Thimme herausgegeben wurde. Sie behandelt die Themen Schrift und Tradition, Gnade und Werk, die Kirche Jesu Christi, Sakramente,das Amt, Gottesdienst — Christliches Leben — Frömmigkeit, Überlegungen zur Kirchengemeinschaft. Zuerst wird das Gemeinsame herausgestellt; daran schließt sich eine Darstellung der Besonderheiten der Lehre der Kirchen; danach wird versucht, durch gegenseitige Fragen Klärung über die noch kontroversen Punkte zu finden 106. Bei den Ausfuhrungen über das kirchliche Amt wird als Gemeinsames aufgezählt: Das Amt ist apostolischen Ursprungs. Zwar ist die ganze Gemeinde zum Dienst Gottes berufen, aber Christus hat ein Amt gestiftet, um durch Wort und Sakrament die Gemeinde zu sanmeln, zuzurüsten zum Dienst und unter die Herrschaft Christi zu bringen. Der Amtsträger der in dieses Amt durch Ordination berufen wird, muß dem Amt entsprechend leben, wenngleich das Wirken Christi nicht an die Würdigkeit des Amtsträgers gebunden ist. Das Amt gliedert sich in verschiedene Ämter, wodurch seine Einheit aber nicht aufgehoben wird. Die besondere Lehrausprägung der katholischen Kirche zeigt sich folgendermaßen: Es gibt bleibende Grundelemente der Ordnung des Amtes. Das Amt stellt Christus als Haupt für die Gemeinde und vor der Gemeinde dar. Die Berufung in das Amt prägt den Amtsträger und ist unwiderruflich. Das Amt gliedert sich in das Amt des Papstes, des Bischofs, des Priesters und des Diakons. Die besondere Lehrausprägung der evangelischen Kirchen wird in folgendem gesehen: Die Ordnung des Amtes ist vorläufig. Zum Empfang der Gnadengaben ist keine priesterliche Vermittlung nötig. Die Übertragung des geistlichen Amtes setzt den Amtsträger nicht in einen beson-

S. 8 f: Dokumentation. Prof. D. Dr. Edmund Schlink zur Ämter-F.ntscheidung des Vatikans). Die kirchlichen und pneumatischen Qualitäten der Ämter der protestantischen Gemeinschaften werden immerhin anerkannt; ihre bestehenden Werte seien allerdings durch einen Einigungsakt in die katholische Kirche zu integrieren (aaO. S. 123 0 . Aufgrund der fehlenden sakramentalen Kontinuität in der apostolischen Sukzession wird Interkommunion für den Augenblick als unmöglich erachtet (aaO. S. 123). Kirchen im Lehrgespräch. Hrsg. v. Heinrich Tenhumberg und Hans Thimme Bielefeld, Kevelaer, 1975, S. 7 f

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Anhang: Evangelisch-katholische Dokumente über das Amt

deren Stand. Neben dem Gemeindepfarramt, das die Regel ist, gibt es überörtliche bischöfliche, diakonische, leitende Ämterl07 Auch bei den Sakramenten bzw. Amtshandlungen wird Gemeinsames vorangestellt. Die Mitwirkung von Laien bei der Spendung der Sakramente bzw. Amtshandlungen wird allerdings nur evangelischerseits bei der Beichte genannt (und selbstverständlich bei der Ehe) 108_ Die Kirchengemeinschaft kann sich in verschiedenen Graden vollziehen. „Die durch die Taufe grundgelegte Gemeinschaft ist auf die volle und vollkommene Gemeinschaft hingeordnet, zu der auch die eucharistische Gemeinschaft g e h ö r t . " 109 Volle eucharistische Gemeinschaft ist aber beim gegenwärtigen Stand der Kirchengemeinschaft noch nicht möglich. Um der Seelsorge willen soll „bei besonderen Notlagen in einzelnen Fällen die Zulassung zum Abendmahl bzw. zur Eucharistie einzelnen Gliedern der jeweils anderen Kirche nicht versagt bleiben"! 10. Es ist „neu zu prüfen, welches Gewicht den vorhandenen Lehrunterschieden für die Kirchengemeinschaft zukommt". Der Dialog soll daher fortgeführt werden „in der Hoffnung, daß der Herr, zu dem beide Kirchen sich bekennen, uns über die noch bestehenden Grenzen zur sichtbaren Einheit hin weiterführt"! 11.

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AaO. S. 45 - 58 AaO. S. 2 8 - 4 4 AaO. S. 7 2 AaO. S. 75 Die Ermöglichung einer wechselseitigen Teilnahme am Abendmahl in Ausnahmefällen wird auch seitens der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ausgesprochen in „Pastoral-theologische Handreichung zur Frage einer Teilnahme evangelisch-lutherischer und römisch-katholischer Christen an Eucharistie- bzw. Abendmahlsfeiern der anderen Konfession" vom 20. Oktober 1975 (Hannover). Der Entwurf dieser Handreichung war Vertretern der Deutschen katholischen Bischofskonferenz vorgelegt worden. AaO. S. 73, 76

Literaturverzeichnis

LITERATURVERZEICHNIS

297

1

Die in Anmerkungen genannte Literatur ist nur teilweise angegeben.

Abkürzungen AAS

=

Acta Apostolicae Sedis, Rom, 1909 f f

ASS

=

Acta Sanctae Sedis, Rom, 1865 f f

CIC

=

Codex Iuris Canonici von 1917

D

=

Henricus Denzinger u. Adolfus Schönmetzer (Hrsg.): Enchiridion Symbolorum Definitionum et Declarationum de Rebus Fidei et Morum, Barcelona, 32. Aufl. 1963

epd

=

Evangelischer Pressedienst, Frankfurt

HK

=

Herder-Korrespondenz, Freiburg

KNA

=

Katholische Nachrichtenagentur (Kritischer Oekumenischer Informationsdienst^), Bonn

LThK

=

Lexikon für Theologie und Kirche^ Zweite, neubearbeitete Auflage des kirchlichen Handlexikons. In Verbindung mit Fachgelehrten und mit Dr. Konrad Hofmann als Schriftleiter herausgegeben von Dr. Michael Buchberger, Bischof von Regensburg, Freiburg, 1930 f f ( = L T h K , 1. Aufl.), Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Dr. Michael Buchberger. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage unter dem Protektorat von Erzbischof Dr. Michael Buchberger, Regensburg, und Erzbischof Dr. Eugen Seiterich, Freiburg im Breisgau. Herausgegeben von Josef Höfer, Rom, und Karl Rahner, Innsbruck, Freiburg, 1957 f f (= LThK, 2. Aufl.)

Mansi

=

Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio cuius Johannes Dominicus Mansi (Nachdruck Graz 1960)

Migne PG

=

Patrologiae cursus completus, series graeca, Prais, 1857 f f

1

Texte und Kommentarwerke des Zweiten Vatikanischen Konzils s. unter: Vatikanum II. Die Kommentatoren der Sammelwerke wurden nicht einzeln aufgeführt ^ Andere Dienste der K N A sind eigens gekennzeichnet 3 Wo nicht anders vermerkt, wurde immer L T h K in 2. Auflage zitiert

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AUTORENREGISTER Damit für den Leser eine Übersicht gewahrt bleibt, sind in der Regel nur diejenigen Autoren aufgeführt, die interpretiert werden; Autoren von Sekundärliteratur sowie weiterführender Werke, die sich in Anmerkungen finden, werden daher meist nicht genannt. von Acken: 89 Adam: 49 ff, 59, 111 Aegidius von Rom: 4 Alberigo: 192 Alexander VII.: 32 Alfrink: 200, 260 f Alphons de Liguori: 19, 21, 40 Amberger: 30 f, 41, 145 Antweiler: 229 Arnold: 92 f, 111, 113, 126, 142, 153, 160, 163 f, 171, 176 Auer: 91, 93, 163, 166 ff, 171 ff, 176, 237,244 Augustinus: 2, 12, 50, 163, 168, 170 Bacht: 231, 287 Backes: 50, 56 f, 73, 75, 111, 126, 128 von Balthasar: 66 ff, 73 f, 76, 111, 126, 142 Barth: 163 Bartmann: 17 f, 41 ff, 59, 68, 70, 112, 126 de Bazelaire: 63, 73 ff, 111, 126 Bea: 118, 129, 170 Beaudin: 96 de la Bedoyere: 63 Beinert: 128, 225, 287 Bellarmin: 8 ff, 13, 41 Benedikt XV.: 45 Beumer: 74 Bläser: 225 f Blinzlet: 51, 100, 111 Bö ekle: 225, 237 Boggiani: 106 Bonifaz VIII.: 4 Brandenburg: 286 Braun: 99 ff, 112 Breuning: 234, 241 Brinkmann: 99 ff, 111

Brosch: 53 Brox: 230 Busenbaum: 18 f, 2 1 , 4 0 Calvin: 6 f, 292 Canisius: 25 ff, 41 f, 49, 86 Cardijn: 104 Casel: 96 ff, 111 Castagna: 239 Cerfaux: 4 7 , 4 9 , 111, 125 Chenu: 163, 165, 169, 171 ff, 176 Clemens: 1, 17 Clemens Alexandrinus: 1 Clemens VIII.: 34 Clemens XIII.: 24 Colin: 142 Congar: 11, 45, 48 ff, 55, 58 ff, 65, 73 ff, 85, 90 ff, 99 ff, 111,113, 118, 125 ff, 135 f, 141 f, 149 f, 153 f, 163 ff, 168, 170, 176, 202, 222, 225, 269 f Cordes: 142, 198 Cyprian: 2, 5, 17 Dabin: 57, 111, 126 Dalmais: 90 Daniel: 90 Daniélou: 90 f, 163, 166, 171, 176 Deharbe: 26 ff, 41, 86 Delahaye: 74 Dias: 202, 206 f, 222 f Diekamp: 17, 42 f, 45, 68 ff Dionysius Areopagita: 3 Dirks: 104 Döpfner: 257, 260 f, 268 Dombois: 191 Dordett: 192, 267 Dreher: 237, 239 Drey: 11 Dupuy: 214

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Autorenregister

Eichmann: 81 f, 112 Eisenhofen 34, 41, 43, 46, 49, 98, 112 Elchinger: 197 Ermecke: 45, 76 ff, 111, 126, 149 Eyt: 227 Feiner: 131, 291 von Felbiger: 25 ff Flatten: 82 f, 85, 111 Fransen: 100 f Fries: 100, 225, 281, 289 f Galura: 25 Gargitter: 145 Gasparri: 86 ff, 112 Gassmann: 290 f Gelin: 55 Gerhartz: 188, 192 Gewiess: 100 Gierens: 68, 70 Godin: 90 von Görres: 37 Gössmann: 240, 243 Goldbrunner: 89, 112 Golomb: 230 Gräber: 254, 269 Graf: 30 Gratian: 3, 23 f, 36, 40 f, 49 Gregor von Nyssa: 3 Gregor VII.: 3 Gregor IX.: 24 Greinacher: 230 Grill: 250 Grillmeier: 127 ff Grosche: 45, 58 f, 68, 71, 111, 113, 126, 141, 153 Gründel: 237 Guardini: 45, 96 f, 111 Guiranger: 33 Guggenberger: 99 ff, 112 Gummersbach: 45, 68, 70 Haag: 53, 202 Häring: 45, 76 ff, 95, 111, 126, 149, 153, 231, 237 Halbfas: 242 Hamer: 226 Hanssler: 91, 93, 111, 149, 153 Hasenhüttl: 202, 207 ff, 222 f, 236, 265 Hastings: 243 ff

von Hefele: 26 Hegel: 10, 15 Heimerl: 7 4 , 8 2 , 8 4 , 8 9 , 1 1 2 Hemmerle: 186 Hengsbach: 136 ff Herrmann: 244 ff Herwegen: 96 f Hieronymus: 2 von Hildebrand: 249 Hirscher: 11, 19 ff, 25 ff, 32, 41,49,86 Hirschmann: 186, 188 f Höfer: 225 f Höffner: 142, 254, 269 Hoefnagels: 199 Hörmann: 201 Hofmann: 82 Hornef: 234 Houtart: 236 Huizing: 230, 234 Ignatius von Antiochien: 1, 17 Innozenz I.: 5, 17 Jaeger: 1 3 1 , 2 8 5 Jakobus von Viterbo: 4 Jedin: 286 Johannes Chrysostomos: 3 Johannes XXIII.: 115 Jüssen: 45, 68 ff, 73 Jungmann: 97 f, 111, 118, 194 Justin: 2, 12 Kaller: 99, 101, 111 Kant: 21, 175 Karrer: 76, 100 Kasper: 191, 202, 204 ff, 222 f, 225. 227, 230, 234, 2 3 6 , 2 4 1 f, 265, 267, 273, 276, 287 ff Keller, H.: 79 Keller, M.: 202 Ketter: 51 f, 111, 126 Kirchgässner: 225 Klein: 287 Kleutgen: 15, 39 Klostermann: 65 f, 75, 102, 111, 126, 128, 136 ff, 1 5 4 , 2 2 2 , 2 3 7 , 2 4 5 Koch, A. 1 1 , 2 1 ff, 4 3 , 7 7 Koch, R.: 53, 100 Kössing: 33

Autorenregister Kösters: 99 f Koster: 49 f, 111, 125 Krieg: 3 1 , 4 2 Klüger: 75 Küng: 67 f, 7 3 ff, 126, 129, 136, 202 ff, 206, 215, 222 f, 225 f, 234, 236, 239 ff, 245, 255, 265 ff, 273 f, 281 Kuhlmann: 247 von Kuhn: 11 f Kuss: 53 f La Croix: 18 f, 2 1 , 4 0 Laurentin: 266 Lechner: 98 f, 112 Lehmann: 225 ff, 234 Leitmaier: 234 f Lengeling: 118, 194 Lengsfeld: 200, 281 Leo XIII.: 36 f, 40, 43, 102, 106 Liebermann: 9 f, 41, 49 Liguori: s. Alphons de Liguori Linden: 86 ff, 112 von Linsenmann: 11, 21 f, 40, 42 Lippert: 231 Lissner: 104 Lock: 32 Löhrer: 182, 239 de Lubac: 47 ff, 90 f, 111, 125, 163, 166, 171, 176, 231 Luther: 5 f, 9, 14, 59, 174, 292 Mabillon: 32 Maier: 228 Marsilius von Padua: 5 Martene: 32 Martimort: 99, 111 Marty: 260 Mausbach: 21 f, 43, 45 May: 228, 235 Mc Kenzie: 232 van der Meer: 243 Meinertz: 55 Mersch: 48 Metz, J.: 25 Metz, J. B.: 163, 165, 170, 172, 176 Michel: 91, 93, 111, 149, 153 Müler: 192 f Möhler: 11 ff, 15, 42, 46, 60 f Mönnichs: 86 ff, 112

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Mörsdorf: 80 ff, 100, 111 f, 121, 145, 186, 201 f, 268 Mühlen: 127 Müller: 230 f, 239, 242 von Neil - Breuning: 79 Neumann: 191, 235, 240 Newman: 33 Niebecker: 57 Noppel: 94, 111 Origenes: 1, 12 Ostermann: 127 ff Ott: 4 5 , 6 8 , 7 0 , 112, 126 Overberg: 25 Pannenberg: 281 Parsch: 96 Paul VI.: 115, 185 f, 241, 251 ff, 267,269 Perrin: 104 Perrone: 13, 1 7 , 4 1 , 4 6 , 4 9 Pesch: 222, 228 Petri: 287, Pfliegler: 95 f, 112 Philips: 58, 62 f , 7 3 , 7 5 , 111, 126, 141, 153 Pilgram: 15 f, 37, 40 ff, 46, 50 Pin: 237 f, 243 ff Pinsk: 96 PiusV.: 24 Pius IX.: 36, 38 Pius X.: 3 7 , 4 0 , 4 3 , 102, 106, 108 Pius XI.: 45, 58, 105 ff, 137, 241, 252 Pius XII.: 74, 96, 102 f, 105, 107ff, 111, 125 f, 137, 149, 209 Pöschl: 81, 112 Pohle: 1 7 , 4 2 f, 4 5 , 6 9 f, 112 Premm: 68 ff, 112 vonPruner: 21 f, 31, 40 f, 126 Rahner: 45, 64 f, 67 f, 75 f, 78, 84, 100 ff, 108, 1 1 1 , 1 2 6 , 136, 153 f, 199 f, 202, 210 ff, 222 f, 225, 227, 231 f, 234, 236, 239, 241 ff, 265 ff, 289 Raming: 243 Ratzinger: 4 8 , 5 0 f , 111, 163, 169 f, 172, 176, 202, 214 ff, 219, 221 ff, 2 2 8 , 2 3 0 , 2 3 5 f, 2 4 8 , 2 6 5 f, 286 ff

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Autorenregister

Reegen: 234, 239, 241, 267 Reichenberger: 29 f Rhenanus: 250 Rocholl: 5 8 , 7 3 ff, 111, 126 Rocholl - Gärtner: 89 Roegele: 104 Rösser: 85, 111, 113 von Sailer: 19 f, 30, 32, 41, 46, 49 Saltin: 240 Sandfuchs: 231 Schasching: 233 Scheeben: 14 f, 17, 40, 42, 46 f, 50 Scheffczyk: 225 Schelkle: 52 ff, 59, 111, 113, 126, 142, 202 Schell: 16 f, 40 Scheller: 57 ff, 75, 111 Schelling: 10, 15 Schillebeeckx: 120, 154, 171, 202, 214 f, 221 ff, 241, 265 f, 273 f, 291 Schilling: 45, 76 f, 112 Schieiermacher: 21 Schiette: 240 Schlier: 4 8 , 5 3 , 5 6 , « 3 , 202, 214, 217 f. 221 ff Schlink: 204, 215, 274, 281, 283, 293 ff Schmaus: 68, 71 ff, 111, 113, 126, 153, 214, 219 ff, 240, 245, 268 Schmid: 33 f, 41, 49 Schmitz: 235 Schnackenburg: 5 3 ff Schönberger: 249 f, 268 Schoenenberger: 231 Schöpping: 186 f, 234 Schoiswohl: 82, 84 f, 111 Schott: 33 Schräder: 13 f, 39, 42, 46 Schreuder: 244 f Schüller: 237 Schürmann: 129 Schütte: 294 Schulte: 97 f, 111 Schurr: 94 f, 111, 149, 153 Schuster: 25 ff, 41, 86, 89 Seewald: 250 Semmelroth: 67, 76, 112, 127 ff, 198, 201 f, 214, 218 f, 221, 227, 242

Siefer: 237 d e S m e d t : 110 f, 128, 153,237 Smulders: 170, 173 Stachel: 74 -Staudenmaier: 11 f, 32 Stelzenberger: 76 f, 112 Stickler: 82 f, 112 Stöger: 52, 100 Suenens: 1 2 9 , 2 2 7 , 230. 2 3 3 , 2 4 2 , 260 f, 265 ff Sustar: 63 Teilhard de Chardin: 163, 174 Tenhumberg: 295 Tertullian: 2, 17 Thalhofer: 3 4 , 4 1 , 4 6 , 4 9 Thils: 90 f, 163, 165, 168, 172, 176 Thimme: 295 Thomas von Aquin: 3 f, 50, 57, 163, 174 Thome': 57 Tillmann: 76 f Tischleder: 76 f, 112 Tromp: 46 f Vagaggiani: 97 f Villain: 215, 241, 274 Vischer: 291 Vögtle: 54 Völkl: 239, 242 Voisin: 32 Vorgrimler: 74, 100 f de Vries: 289 Welte: 35, 41 f Werner: 2 1 , 4 1 , 4 9 Werners: 227 Wessenberg: 32 Wetzer: 35, 41 f Weymann - Weyhe: 231 Wikenhauser: 47, 49, 52 f, 111, 125 f Wilhelm von Ockam: 5 Willems: 236 Windthorst: 37 Winter: 32 Wolf: 281 Wulf: 142