Das Reisetagebuch der Isabella Gräfin Goëss-Thürheim: Reise an den Rhein, nach Belgien und nach Holland im Jahre 1840. Edition und Kommentar
 9783205793823, 9783205796299

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Bianca Kos

Das Reisetagebuch

der Isabella Gräfin Goëss-Thürheim Reise an den Rhein, nach Belgien und nach Holland im Jahre 1840 Edition und Kommentar

2015 Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Stich-Ansicht von Neu-Rheinstein sonst Vautsberg, nach einer Zeichnung von I. A. Lafinsky, Stich von R. Bodmer (aus dem Reisetagebuch)

© 2015 by Böhlau Verlag GesmbH & Co.KG Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, 1010 Wien www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Gabriele Fernbach, Wien Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien Layout: Bettina Waringer, Wien Druck und Bindung: Theiss, St. Stefan im Lavanttal Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-79629-9



Inhalt Vorwort

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Mitteleuropa um 1840: eine neue Zeit kündigt sich an

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Reise an den Rhein, nach Belgien und Holland 1840

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„Mein Gott, das waren noch Zeiten!“ Voyage au Rhin, en Belgique et en Hollande 1840

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Verwandt und versippt

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis Index der Personenund Familiennamen

Index der Orte und Länder Glossar

Abkürzungen

Abbildungsnachweis

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170

Vorwort

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Lange Zeit galt es als verschollen. Durch einen Zufallsfund war es im September 2013 wieder aufgetaucht. Gut versteckt, im obersten Regal in der über zehntausend Bücherbände umfassenden Graf Goёss’schen Bibliothek im Schloss Ebenthal bei Klagenfurt hielt eine schmale Kartonschachtel ein großformatiges Buch mit dunkel­ grünem Ledereinband sorgsam unter Verschluss. Auf der Vorderseite war in großen Lettern der Titel „Voyage au Rhin en Belgique et en Hollande 1840“ gedruckt. Ein später hinzugefügter, handschriftlicher Vermerk auf dem inneren Deckblatt machte die Vermutung zur Gewissheit: „Von meiner seeligen Mutter selbst geschrieben. Anton Graf von Goёss.“ Das in französischer Sprache verfasste Reisetagebuch der Isabella Gräfin von Goёss-Thürheim (Abb. 1) konnte nun gelesen, übersetzt und nach umfassender Bearbeitung und Kommentierung publiziert werden. Historische Reiseberichte sind keine Rarität. In Form von Erzählungen, Briefen oder Tagebucheintragungen wurden sie, angeregt durch wissenschaftliche oder literarische Vorbilder wie Alexander von Humboldt oder Johann Wolfgang von Goethe, im Laufe des 19. Jahrhunderts auch im privaten Bereich ein beliebtes Genre. Vermutlich liegen heute noch viele Reiseberichte ungelesen und ungedruckt in Archiven. Bildungsreisen waren aber für eine breitere Schicht und vor allem für allein reisende Frauen im frühen 19. Jahrhundert noch nichts Alltägliches. Jede Reise war ob der Müheseligkeiten sowie der sicher nicht zu unterschätzenden Gefahren ein besonderes Erlebnis. Daher ist es nur verständlich, wenn man diese einzigartigen Eindrücke und Erfahrungen schriftlich und bildlich festhalten wollte. Vor allem Mitglieder des Adels, aber auch zunehmend das gehobene Bidlungsbürgertum befleißigten

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Vorwort

1. Isabella Gräfin von Goёss-Thürheim (nach einem Stich von Josef Kriehuber)

Vorwort

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sich solcher Reise-Aufzeichnungen, die man oft mit selbst gefer­ tigten Skizzen oder gedruckten Ansichten illustrierte. Diese Schil­ derungen sind deshalb so interessant, weil sie sowohl Dinge und Fakten beschreiben, die heute gar nicht mehr existieren, als auch authentisch die zeitgenössische Betrachtungsweise vermitteln. In diesem Zusammenhang ist das vorliegende Reisetagebuch zu sehen. Die Handschrift und Orthografie der Verfasserin sind gewöhnungsbedürftig und stellen, wie historische Handschriften allgemein, eine Herausforderung für den heutigen Leser dar (Abb. 2). Der französische Originaltext wurde buchstabengetreu transkribiert, etwaige orthografische Abweichungen von der heutigen Schreibweise wurden beibehalten. Lediglich die heute üblichen Akzente, die in der Originalschrift oft fehlen, wurden hinzugefügt. Vereinzelt sind Stellen im Originaltext nicht lesbar und daher in der Übersetzung unberücksichtigt, was aber dem Verständnis keinerlei Abbruch tut. Bei der deutschen Übersetzung war man bestrebt, flüssige Formulierungen zu schaffen und trotzdem den persönlichen Duktus zu belassen, der charakteristisch ist für die an Vorbilder der romantischen Dichtung angelehnte Schreibweise des Biedermeier. Gerade der nicht immer „glatte“, literarisch vollendete Stil macht den Charme des Textes aus. Dieser ist so reich an Namen, Begriffen und Verweisen, welche heute nicht mehr zum allgemeinen Bildungsgut gehören, dass es zweckmäßig und sinnvoll erschien, einen Index zu erstellen. Er umfasst sämtliche im Text vorkommenden Orte und Personen sowie historische Ereignisse mit den wichtigsten Anmerkungen und Erläuterungen. Vor allem in diesem Kontext und mit Kenntnis der geografischen und historischen Konstellationen wird die Lektüre des vorliegenden Reisetagebuches zu einer lehrreichen, vergnüglichen Bereicherung. Ein ausführlicher Kommentar sowie ein geschichtlicher Abriss zu den Adelshäusern Goёss und Thürheim sind den Texten beigestellt. Auf der hinteren Umschlagseite sind die Ahnentafeln der Isabella von Thürheim und ihres Ehegatten Peter von Goёss bis in die dritte Generation abgebildet, auf der vorderen Umschlagseite befindet sich der Ausschnitt

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Vorwort

2. Seite aus dem Reisetagebuch mit der Handschrift der Isabella von Goёss-Thürheim

einer historischen Landkarte, auf der die Reiseroute der Gräfin eingezeichnet ist. Ich danke der Familie Grafen von Goёss für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die Erlaubnis, jederzeit das Familienarchiv im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt und die Bibliothek im Schloss Ebenthal benützen zu dürfen. Außerordentlich dankbar bin ich Herrn

Vorwort

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ao. Univ.-Prof. Dr. Werner Drobesch am Institut für Geschichte der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt für die wissenschaftliche Unterstützung, für das Redigieren der Texte sowie für seine sehr wertvollen, hilfreichen Ideen und Vorschläge zur Gestaltung von Form und Inhalt. Bianca Kos



Mitteleuropa um 1840:

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eine neue Zeit kündigt sich an Werner Drobesch

Um 1840 stand Mitteleuropa in einem Prozess tiefgreifender Veränderungen – sowohl ökonomisch und gesellschaftlich als auch geistig und politisch. Der Beginn des Dezenniums der 1840er-Jahre waren für die Staaten des Deutschen Bundes wie für den österreichischen Kaiserstaat, in denen das „System Ferdinand“ die Innenpolitik bestimmte,1 ereignisreich. So konstituierte sich etwa am 7. Februar 1840 der „Deutsche Arbeiterbildungsverein“, am 7. Juni trat in Preußen nach dem Tode König Friedrich Wilhelms III. sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. die Regentschaft an, und am 6. August erhielt das Königreich Hannover eine konservative Verfassung. Justus von Liebig publizierte das epochenmachende Opus über „Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie“, und am 23. Juni führte man in Leipzig Albert Lortzings Oper „Hans Sachs“ auf. Der 35-jährige Adalbert Stifter publizierte in der „Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ seine Erzählungen „Condor“ und „Das Heidedorf“. Und die neuen technologischen Errungenschaften wie die Dampfmaschine und die Eisenbahn begannen das Verkehrswesen und den Transport zu revolutionieren. Vieles war im Fluss. Die Krise der feudal-patrimonialen Gesellschaft, die sich nach Beendigung der napoleonischen Kriege verstärkt hatte, war evident. Allerdings war es „noch kaum zur Ausbildung von Staat und Gesellschaft gekommen“, weil entweder „der zusammenhängende, große Flächen relativ einheitlich beherrschende und verwaltende Flächenstaat noch gar nicht gegenüber der Mannigfaltigkeit kleinräumiger 1

Vgl. Wolfram Siemann, Metternich. Staatsmann zwischen Restauration und Moderne (München 2010), S. 93–108.

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‚Herrlichkeiten‘ durchgedrungen“ war wie im Falle der südwestlichen Länder des Deutschen Bundes oder aber der Staat „zu schwach [war], um […] das landständische Leben wirklich entwerten und überwältigen zu können“,2 wie es bei der Habsburgermonarchie der Fall war. Andererseits befand sich die Ständegesellschaft in einem Zustand der Agonie. Oft war sie nur mehr ein „schöner Schein“. Die Welt des „ganzen Hauses“ mit ihren traditionellen Lebensweisen, ihrem feudalen Normen- und Wertesystem, ihrem Zeitmaß und ihrem Arbeitsrhythmus verlor an Bedeutung.3 Unter den Vorzeichen der Hinwendung zum liberal-bürgerlichen Individualismus bildeten sich neue Arbeitsund Lebenswelten. Wenn auch Arbeit, Produktion, Fortbewegung, Transport und Kommunikation sowie der Lebensalltag zum überwiegenden Teil noch in der „Welt von gestern“ verharrten, entwickelten sich Schnelligkeit und Zeitersparnis mehr und mehr zu Prinzipien des Lebens- und Berufsalltags. Auch die Bevölkerung wuchs.4 Von Jahr zu Jahr gab es mehr Menschen, auch weil es gelang, die Säuglingssterblichkeit zu verringern und die Lebenserwartung der Menschen anzuheben – ein erster Erfolg der staatlichen Gesundheitspolitik. In Böhmen stieg die Bevölkerung von 1831 bis 1847 um 11,7 Prozent an.5 Regional setzte ein Urbanisierungsprozess ein. Gab es 1800 auf dem Territorium des späteren Deutschen Bundes lediglich drei Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (Wien, Berlin, Ham2

Werner Conze, Das Spannungsfeld von Staat und Gesellschaft im Vormärz (= Industrielle Welt 1, Stuttgart 1962), S. 207–269, hier S. 212. 3 Werner Drobesch, Zeitenwende: Die Krise der ständischen Gesellschaft am Vorabend der 1848er-Revolution. In: Werner Drobesch (Hg.), Kärnten am Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Fallstudien zur Lage und Leistung der Landwirtschaft auf der Datengrundlage des Franziszeischen Katasters (1823–1844) (= Aus Forschung und Kunst 40/1, Klagenfurt 2013), S. 186–195, hier S. 186. 4 Vgl. André Armengaud, Die Bevölkerung Europas von 1700–1914. In: Carlo M. Cipolla (Hg.), Europäische Wirtschaftsgeschichte, Bd. 4: Die Industrielle Revolution (Stuttgart-New York 1976), S. 11–46, hier S. 16. 5 Tafeln zur Statisitk der österreichischen Monarchie (= Tafeln zur Statistik) 4 (1831) und 20/21 (1847/48).

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burg), waren es ein halbes Jahrhundert später bereits sechs. Zur Revolution im demografischen Sektor kamen als Folge der Technischen Revolution die Agrarrevolution und die Industrielle Revolution. Dort, wo die Rahmenbedingungen passten, setzte ein Industrialisierungsprozess ein. Die Verlagerung der ökonomischen Zentren war die Folge. Wo sich Industrie etablierte, blühte die Wirtschaft auf. So erfuhr die Wirtschaftsstruktur Böhmens seit Mitte der 1820er-Jahre eine fundamentale Umgestaltung. Die Provinz begann sich von einem agrarisch geprägten Land in eine industrielle Region umzuwandeln. Immer mehr Industriezonen entstanden. Zeitgleich initiierte man in anderen Staaten des Deutschen Bundes die Produktion neuer Technologien. Seit 1838 produzierte August Borsig die erste selbstverfertigte Dampfmaschine. Alfred Krupp begann mit dem Aufbau seines Industrieunternehmens, nachdem er 1838 ein Patent für eine Löffelwalze aus Gussstahl zur Herstellung von Löffeln und Gabeln angemeldet hatte. Mit der Industrialisierung korrespondierte die Revolutionierung des Verkehrswesens. Durch Jahrtausende hatten sich die technischen Voraussetzungen praktisch kaum verändert. Die Einführung der neuen, revolutionären Fortbewegungstechnologien der Eisenbahn und des Dampfschiffes zeichnete für nachhaltige sozioökonomische Veränderungen verantwortlich. Rasch wurden seitens der Ökonomie, der Politik und des Militärs die Möglichkeiten erkannt, die das neue Fortbewegungsmittel schuf. Der Eisenbahnbau kam überall in Gang. 1835 wurde die Strecke Nürnberg – Fürth eröffnet, 1838 Floridsdorf – Deutsch Wagram, des Weiteren Berlin – Potsdam und 1839 Leipzig – Dresden. Ein weitverzweigtes Eisenbahnnetz war im Entstehen begriffen. Bereits 1830 war die Probefahrt des ersten im Auftrag der „Donaudampfschifffahrtsgesellschaft“ erbauten Raddampfers von Wien nach Pest erfolgt. 14 Stunden und 15 Minuten benötigte man für die Hinfahrt, 48 Stunden und 20 Minuten für die Rückfahrt. Mit dem einsetzenden ökonomischen Modernisierungsprozess verbunden war ein gesellschaftlicher Wandel, der sich zunächst in Grenzen hielt, dessen Vorboten aber nicht zu übersehen waren. Ei-

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nerseits geriet die bestehende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in Bewegung, andererseits überwogen noch die beharrenden Elemente. D. h.: Rückstände der alten, feudalen Sozialordnung sowie die unter- bzw. unentwickelten Faktoren neuer gesellschaftlicher Entwicklungstrends existierten parallel. Insgesamt blieb Mitteleuropa nach wie vor agrarisch geprägt, mit einzelnen Oasen der Proto-Industrie und der beginnenden Industrialisierung (Sachsen; Rhein-Main-Gebiet; Niederrhein mit Ruhrgebiet; Böhmen, Niederösterreich). Im Zusammenhang mit Letzterer konkretisierte sich eines der großen politischen Problemfelder des 19. Jahrhunderts – die soziale Frage – erstmals in umfassenderer Weise. In den Industrieorten und -regionen vermehrten sich die Anzeichen für Not und Elend. Im Falle Schlesiens oder Böhmens führte das zu Sozialprotesten und Revolten. Gleichsam verschlechterte sich die soziale Lebenslage der dem Handwerk zugehörigen Gesellen. Ihre Zahl nahm zu, doch die Aufstiegsmöglichkeiten für den Einzelnen wurden aufgrund bestehender starrer Zunftschranken geringer. Die Handwerksgesellen bildeten ein Reservoir für die industriellen Lohnarbeiter. Aber die Zahl der in handwerklich-gewerblichen Betrieben Beschäftigten lag 1840 noch immer über der Zahl der Industriearbeiter. 1846 standen in Preußen 457.000 Meister und 385.000 Gesellen etwa 550.000 Industriearbeitern gegenüber.6 Zu jenen, die sich in einer sozial prekären Lage befanden, gehörten auch die Klein- und Kleinstbauern, die noch immer ein Teil des grundherrschaftlichen Verbandes waren oder auf den Status des Landarbeiters herabsanken. Vielerorts lebte die ländlich-agrarische Bevölkerung noch immer in den Kategorien der Subsistenzwirtschaft. Eine Produktion für den Markt fand nicht statt. Die Dominanz des Agrarischen führte dazu, dass es auf dem Lande wiederholt zu regionalen Versorgungskrisen kam. Mit dem Überle6

Theodor Schieder, Vom Deutschen Bund zum Deutschen Reich. In: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 3: Von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Herbert Grundmann (Stuttgart 2, unveränderter Nachdruck 1979), S. 99–223, hier S. 134.

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ben hatten auch die sich als neuer Stand formierenden Arbeiter in den Industriestandorten zu kämpfen, während in den urbanen Zentren sich das Bürgertum unter dem Banner liberaler Kritik sammelte und als gestaltende Kraft in die Politik drängte. Hierbei handelte es sich um Vertreter eines Bildungs- und Wirtschaftsbürgertums, das sich ideologisch an den Prinzipien des (Wirtschafts-)Liberalismus orientierte, der den Wandel der Gesellschaft hin zu Privateigentum und freiem Besitzverkehr sowie zu einer am Kapital orientierten Wirtschaft propagierte. Dem standen der Konservativismus und die politische Romantik mit dem Festhalten an der ständisch-feudalen Idee gegenüber. Dieser Antagonismus zwischen Liberalismus und Konservativismus – zusätzlich angefacht durch den Nationalismus – verstärkte den politischen Gärungsprozess. Klemens Wenzel Lothar von Metternich entglitten zunehmend die Zügel – nicht nur im österreichischen Kaiserstaat, wo das „System Ferdinand“ im „Immobilismus“ erstarrte.7 Die Politik stand still. Jeder Reformansatz wurde im Keim erstickt. Die Verschärfung der Zensur löste die virulenter werdenden Probleme nicht. Aber nicht nur der österreichische Kaiserstaat verschrieb sich einem politisch konservativen Kurs. In Bayern hielt Anfang der 1840er-Jahre das Ministerium Karl von Abel an seiner katholischkonservativen Politik fest. Allerdings war diese mit einem Ablauf­ datum versehen. Anderwärtig fielen konservative Bastionen, weil die liberalen Kontrahenten erstarkten – so in Baden, wo 1843 die konservative Regierung des Freiherrn von Blittersdorf gestürzt wurde. Die Vertreter des liberalen Bürgertums – von den KonstitutionellLiberalen bis zu den radikalen Liberalen – sammelten sich über die Bundesstaatsgrenzen hinweg seit 1840 zu einer einheitlichen politischen Bewegung, die zunehmend die liberale Idee mit dem (deutsch) nationalen Gedanken verschmolz. Ihr Ziel war der Sturz des bestehenden politischen Systems, der deutsche Nationalstaat sowie eine Verfassung. Als sich zur Radikalisierung der nationalen Bewegung 7

Siemann, Metternich, S. 97.

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noch wirtschaftliche Probleme und Missernten gesellten, erzeugte das eine Krisensituation, die in die revolutionären Ereignisse der Märztage des Jahres 1848 mündete.

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Das Reisetagebuch der Isabella Gräfin Goёss-Thürheim aus dem Jahre 1840 Am 20. Juni 1840 war es in Wien regnerisch und ziemlich kalt. Am frühen Morgen fuhr eine Kutsche das Stadttor hinaus und rollte in Richtung Linz. Im Inneren des Reisewagens saß die 56-jährige Gräfin Isabella von Goёss-Thürheim. Sie befand sich in Begleitung ihrer Dienerschaft, denn eine Dame ihres Standes reiste üblicherweise nicht alleine. Vermutlich hatte sie auch ein recht umfangreiches Gepäck dabei, denn die Reise sollte quer durch halb Europa führen und insgesamt rund drei Monate dauern. Der erste Abschnitt führte über das Innviertel zur österreichisch-bayerischen Grenze bei Braunau und über den Wallfahrtsort Alt-Öttingen nach München. Von dort ging die Reise weiter auf der Landstraße über Augsburg, Ulm, Stuttgart, Heilbronn, Heidelberg nach Mannheim und ab dort per Schiff auf dem Rhein hinunter bis nach Köln und Aachen. Die nächste Etappe führte ins belgische Lüttich (Liège), dem ersten großen Zwischenziel und Geburtsort Isabellas. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt fuhr die Reisegesellschaft weiter nach Brüssel (Bruxelles, Brussel) und anschließend über Gent (Gand), Antwerpen (Anvers), Rotterdam, Delft und Den Haag (La Haye) bis nach Amsterdam. Die Rückreise erfolgte über Utrecht und Emmerich den Rhein hinauf nach Düsseldorf, Baden und Straßburg, weiter durch den Schwarzwald nach Karlsruhe, Donauwörth, Regensburg und Linz, bis sie schließlich wieder in Wien endete. Insgesamt wurden per Kutsche, Eisenbahn und Schiff über dreitausend Kilometer mit bis zu 120 Kilometer langen Tagesetappen bewältigt. Zu den wohl unverzichtbarsten Utensilien, die die Reisende stets mit sich führte, gehörten Schreibpapier, Federkiel und Tinte. Fast täglich notierte sie ihre Eindrücke in das Reisetagebuch, fertigte Skizzen an und erwarb Stiche, die sie zwischen die beschriebenen Seiten legte. Ihre Aufzeichnungen verfasste sie in Französisch,

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3. Lulu Gräfin von Thürheim (nach einem Bild von Hanfstaengl, München)

der Korrespondenzsprache des europäischen Adels. Für Orts- und Personenbezeichnungen benützte sie zumeist die französische Entsprechung. So schrieb sie „Mayence“ (Mainz), „Aix-la-Chapelle“ (Aachen), „Anvers“ (Antwerpen), „La Haye“ (Den Haag) sowie „Charlesmagne“ (Karl der Große), den Schwarzwald nennt sie „Forêt-noire“, den Rhein „Rhin“ und die Maas „Meuse“. Andererseits mischt sie gelegentlich deutsche Ausdrücke in den Text, schreibt „Wasserkopf“ und „Pferdestände“, „ritterliche Haft“ und „Bürgermeister“. Vermutlich waren sie ihr geläufiger als die französischen Entsprechungen. Isabella war 1784 in Lüttich (Liège) – damals noch Teil der Österreichischen Niederlande – als Tochter des k. k. Kämmerers und Lüttich’schen Deputierten Joseph Wenzel Graf von Thürheim und der

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Ludowika, geborene Gräfin Berghe von Trips, auf die Welt gekommen. Lüttich (Liège) war seit dem Mittelalter ein zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörendes Fürstbistum, das 1794 von französischen Truppen besetzt und im Frieden von Lunéville Frankreich zugeschlagen worden war. Nach Ausbruch der Französischen Revolution floh die gräfliche Familie Thürheim vor der sie unmittelbar betreffenden „Lütticher Revolution“ nach Oberösterreich, wo sie zahlreiche Herrschaftsgüter besaß. Die Geschichte dieser abenteuerlichen Flucht erzählt sehr eindrucksvoll in ihren Erinnerungen Isabellas Schwester Ludowika Louise, die unter dem Namen Lulu (auch: Loulou) von Thürheim (Abb. 3) als Memoirenschreiberin und Schriftstellerin bekannt geworden ist.8 Auf den Schlössern Schwertberg und Weinberg verbrachte Isabella gemeinsam mit ihren vier Geschwistern die Jugendzeit. In ihren Erinnerungen erwähnt Lulu auch jenen Tag im Jahre 1807, an dem ein „etwas steifer Jüngling aus der Provinz“ an das Schlosstor in Schwertberg klopfte und um Isabellas Hand anhielt.9 Es handelte sich um den verwitweten Peter Graf von Goёss (Abb. 4), Fideikommiss-Besitzer der Kärntner Herrschaften Karlsberg, Moosburg und Ebenthal, Landrechtspräsident von Graz, Landeshauptmann von Kärnten und späterer Landesgouverneur von Galizien sowie der venezianischen Provinzen. Kurz darauf wurde Isabella durch die Heirat mit dem jungen Witwer zur Gräfin von Goёss. Sie zog nach Kärnten, wo sie sich vornehmlich auf den Familiengütern und deren Schlössern Ebenthal bei Klagenfurt (Abb. 5), Karlsberg oder Treffen aufhielt. 1816 kam ihr Sohn Anton auf die Welt, der in den Jahren 1861–1876 gleichfalls das Amt des Landeshauptmannes von Kärnten innehatte. So ganz von ungefähr war aber der Besuch des Grafen Peter bei den Thürheims nicht, denn seine Freiersfüße trugen ihn zur näheren Verwandtschaft. Betrachtet man die Ahnentafel Isabellas und Peters genauer, stößt man auf ge8

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René van Rhyn (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim. Mein Leben. Erinnerungen aus Österreichs großer Welt 1788–1852, 4 Bde. (München 1913/1914). a.a.O., 1. Bd. S. 187.

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4. Peter Graf von Goёss (nach einem Stich von Josef Kriebhuber)

meinsame Vorfahren: der Großvater Isabellas, Joseph Gundakar von Thürheim, und die Großmutter Peters, Maria Anna von Thürheim, waren Geschwister. Obwohl Peter Graf Goёss sich nichts sehnlicher wünschte, als mit seiner Frau auf Reisen zu gehen,10 unternahm Isabella diese Reise ohne ihren Gatten. Dieser war am Wiener Hof unabkömmlich, weilte er doch in der Funktion eines Obersthofmarschalls am 10 Kärntner Landesarchiv Klagenfurt, Familienarchiv Goёss, Schachtel C 334, autobiografische Erinnerungen.

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5. Schloss Ebenthal bei Klagenfurt (nach einer Zeichnung von Markus Pernhart)

ungarischen Landtag in Budapest. Sie selbst bezeichnet diese Reise als eine „Pilgerreise“11 zu den Stätten ihrer Kindheit und der Heimat ihrer Mutter, die aus dem ehemals kurpfälzischen, seit 1815 zu Preußen gehörenden Jülich stammte. Isabella führt mehrere Gründe für ihre Reise an – einer davon war ein Wiedersehen mit ihrer Schwester Constantine, der Witwe des ehemaligen russischen Gesandten in Wien, Fürst Andreas von Rasumoffsky. Sie trafen sich in Mannheim und reisten von dort gemeinsam weiter bis nach Amsterdam. Der vierwöchige Aufenthalt in der Kurstadt Baden-Baden, den man an die strapaziöse Reise anschloss, war vermutlich nicht nur zum Zwecke der Erholung gedacht, sondern auch zum Genuss der Annehmlichkeiten und Vergnügungen, die das gesellschaftliche und kulturelle Leben dieser Stadt seinen Gästen bot. Isabella war klassisch erzogen worden und daher umfassend gebildet, als Sternkreuzordensdame und als Palastdame gehörte sie zum Wiener Hofstaat, zu dem nur Angehörige des Uradels Zutritt 11 Reisetagebuch [18. 7.]

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hatten. Sie verkehrte standesgemäß in den besten Kreisen, sprach fließend Deutsch, Französisch und Italienisch und war ihr ganzes Leben lang viel auf Reisen gewesen. Ihr Bildungshunger war sprichwörtlich. Sie interessierte sich für alles, was ihr begegnete. In erster Linie waren es die bildenden Künste wie Architektur, Malerei und Skulptur, denen sie ihre Aufmerksamkeit schenkte. Aber ebenso neugierig und eifrig richtete sie ihren Blick auf politische, wirtschaftliche und geografische Belange, auf Geschichte und Religion, auf Landschaften und Landwirtschaft, auf die Bevölkerung und ihre Sprachen, auf Sitten, Gebräuche und Kleidung. Genauso wie kulturelle und gesellschaftliche Ereignisse sind moderne technische Errungenschaften Themen ihrer Notizen und Erzählungen. Sie reiste, um „durch den Vergleich besser beurteilen zu können“,12 wie sie gleich zu Beginn erklärt. Sie beschreibt sehr anschaulich und unterhaltend, kommentiert und kritisiert aber so manches auch ziemlich unverblümt, was die Lektüre heute, fast zweihundert Jahre später, ganz besonders reizvoll macht. Aufschlussreich und gelegentlich auch kurios sind ihre Darstellungen von historischen Ereignissen und Legenden. Dem Zeitgeist der Romantik entsprechend war ihr historisches Lieblingssujet die Epoche des Mittelalters. So suchte sie in Augsburg das Haus, in dem Karl V. im 16. Jahrhundert die Reichstage abgehalten hatte, sowie jenes Gebäude, in dem Philippine Welser gewohnt hatte. Ihre Enttäuschung war jedoch groß, als sie erfuhr, dass beide Häuser nicht mehr existierten. Ebenso erfolglos forschte sie im bayerischen Mühldorf nach Anzeichen der berühmten Schlacht, die allerdings bereits 1322 stattgefunden hatte. Und in Heidelberg ließ sie es sich nicht nehmen, die Prozessakten des Götz von Berlichingen zu lesen. Den viertägigen Aufenthalt in München verbrachte die Gräfin Goёss-Thürheim mit der Besichtigung der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten. Sie ließ sich von ihrem Gastgeber, dem österreichischen Gesandten Franz Graf von Colloredo-Wallsee, durch die Stadt kutschieren, und man sieht sie förmlich mit offenen Augen und Mund 12 Reisetagebuch [20. 6.]

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die neu erbauten beziehungsweise gerade in Bau befindlichen, gewaltigen Bauwerke des neuen München bestaunen. Sie ist voller Bewunderung für die Vielzahl der Stile, in denen gebaut wird, spart aber auch nicht mit Kritik und kategorischen Urteilen. So bezeichnet sie bereits kurz nach der österreichisch-bayerischen Grenzüberschreitung „Bayern als das hässlichste und unkultivierteste Land, das existiere“,13 die Vorliebe des bayerischen Monarchen Ludwig I. für den hellenistischen Stil nennt sie eine „Griechen-Manie“ und pflichtet ihrem Gastgeber bei, der meinte, München sei ein „WasserkopfKind“,14 und damit offensichtlich das Ergebnis der hypertrophen, königlichen Bautätigkeit kritisierte. Das Theater in München, das keine Logen hatte, erregte so sehr ihr Missfallen, dass sie die Sitzordnung indigniert mit Pferdeständen verglich. Nach Augsburg war ihr nächstes Etappenziel die Stadt Ulm. Dazu musste die Grenze ins Königreich Württemberg überschritten werden. Die politische Landkarte in Mittel- und Westeuropa um 1840 war das Ergebnis der Schaffung des Deutschen Bundes 1815, eines Staatenbunds von rund vierzig Territorialstaaten, einschließlich Teile der kaiserlichen österreichischen Länder, der königlich-preußischen Länder und vier freier Städte. Auf ihrer Reise durchquerte Isabella sieben Staaten und passierte sechzehn Landes- und Stadtgrenzen. Wie diese Grenzkontrollen bisweilen vor sich gingen, kann man aus ihrer Bemerkung: „Die österreichischen und bayerischen Grenzbeamten drangsalieren die Ausländer“15 erahnen. Immer wieder gaben historische Ereignisse oder Personen Anlass, die Originalschauplätze aufzusuchen. In Stuttgart galt Isabellas Interesse dem Mausoleum der Zarentochter und Württembergischen Königin Katharina Romanowa, die mit dem Kronprinzen Wilhelm vermählt und 1819 in Stuttgart verstorben war. In Heilbronn besuchte sie das Haus des Käthchens, in Heidelberg erwähnt sie den französischen Feldherrn 13 Reisetagebuch [21. 6.] 14 Reisetagebuch [25. 6.] 15 Reisetagebuch [22. 6.]

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Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne, der 1674 im Auftrag Ludwigs XIV. die Pfalz erobert und verwüstet hatte. Isabellas Reisebericht im Allgemeinen und ganz besonders die Beschreibung von Heidelberg und Umgebung ist im Dunstkreis der Heidelberger Romantik geschrieben und als solcher auch zu beurteilen. Ihre Schilderungen der pittoresken Ruinen, des anmutigen Neckars, der malerischen Burgen und der majestätischen Fassaden des Schlosses könnten so manch romantisch-literarischen Feder entsprungen sein. Danach überquerte sie die Grenze ins Großherzogtum Hessen, ehemals Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, und erreichte bei Mannheim den Rhein. Dort ließ sie ihre Equipage zurück und schiffte sich – nun in Begleitung ihrer Schwester Constantine und deren Adoptivtochter Georgine Acton – auf dem luxuriösen Dampfer „Cockerill“ ein. Bereits 1836 war in Düsseldorf eine Dampfschifffahrts-Gesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein gegründet worden, welche die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Mannheim und Rotterdam betrieb. Sie fuhren den Rheingau hinunter und befanden sich alsbald im Königreich Preußen. Den Rheingau zu beschreiben, sei lächerlich, notiert Isabella in ihr Tagebuch, allen wäre er entweder durch Beschreibungen oder eben durch Abbildungen bekannt. Ob nun der Zufall oder doch der Zeitgeist den Anlass für Isabellas Reise an den Rhein gab, ist nicht zu klären; jedenfalls fällt sie zeitlich genau in die Hochblüte der sogenannten Rheinromantik. Die Bestände in der Schlossbibliothek in Ebenthal lassen vermuten, dass Isabella die Literatur dieser zeitgenössischen philosophisch-literarischen Strömung kannte. Ausgelöst durch die romantischen Reisebeschreibungen eines Johann Wolfgang von Goethe, Clemens Brentano, Friedrich Schlegel und einer Adelheid von Stolterfoth – um nur einige zu nennen – und nicht zuletzt durch Lord Byrons Verse über den Rhein in seinem 1816 erschienenen poetischen Reisetagebuch „Childe Harold’s Pilgrimage“, waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rheinreisen sehr populär geworden. Die Besichtigung der Rheinstädte von Mainz bis Bonn, des Lorelei-Felsens, des Rheinsteins und des Bingerlochs gehörten zum Standardprogramm der Rheingau-Reisenden. Isabella

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zeigt sich hier, so wie schon in Heidelberg, fasziniert von der malerischen Ruinenlandschaft, die sie an das Mittelalter und an historische Ritterromane erinnert. Die akribische Beschreibung und Kommentierung von Kunstwerken, wie es Isabella in ihrem Tagebuch praktiziert, mag für den heutigen Leser allzu gründlich und langatmig anmuten. Im Biedermeier gehörten solcherart ausführliche Erörterungen über Kunst zum klassischen Bildungsgut. Die Kriterien waren unter anderem die „richtigen“ Proportionen, der „passende“ Stil und vor allem die möglichst „würdevolle“ Darstellung, was auch immer man darunter verstanden haben mag. Weniger erwähnenswert erschien Isabella das unmittelbare politische Geschehen im Sommer 1840. Vermutlich hat sie aber davon gar nichts gewusst. In den Juli-Tagen dieses Jahres war nämlich durch den Anspruch Frankreichs auf den Rhein als Ostgrenze und auf deutsches Territorium die „Rheinkrise“ ausgelöst worden, welche viele deutsche und französische Literaten wie Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Ernst Moritz Arndt oder Alfred de Musset zum Anlass nahmen, nationale Lieder und Gedichte zu schreiben. Als eine der deutsch-patriotischen Antworten auf dieses französische Begehren war jener Text der – später als Lied berühmt gewordenen – „Wacht am Rhein“. In Köln ging Isabella wieder an Land und musste, da sie ja ihre eigene Kutsche in Mannheim gelassen hatte, zur Weiterreise einen Landwagen anmieten. Die erste Station auf dem Landwege war die Stadt Jülich, wo 1759 ihre Mutter zur Welt gekommen war. Das Geschlecht der Grafen Berghe von Trips war hier, wie auch um Aachen, Köln und Düsseldorf, sehr begütert gewesen. Möglicherweise war einer der Gründe für Isabellas Reise ein Erbschaftsstreit, in den sie und ihre Geschwister involviert wurden.16 Aus der zweiten Ehe ihres Großvaters, des Adolph Anselm Graf Berghe von Trips, stammte der Sohn Eduard, welcher für seine Erben das Vermögen der Familie beanspruchte.17 In Aachen, wo Isabella als Kind einige Zeit verbracht 16 KLA, Familienarchiv Goёss, Schachtel C 263. 17 Vgl. Bianca Kos, „Nichts ist gewisser als der Tod . . .. Der letzte Wille“ – Testa-

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hatte, begaben sich die Schwestern auf eine ausgiebige „SightseeingTour“, bei der sich naturgemäß alles um Karl den Großen drehte. Die nächste Etappe führte nach Belgien in die Stadt Lüttich (Liège). Als Isabella 1784 hier geboren wurde, hieß die Stadt noch Lüttich, war eine der mächtigsten Fürstbistümer des Reiches und seit Ende des Spanischen Erbfolgekrieges 1714 ein Teil der Österreichischen Niederlande. Als Isabella 1840 hierher zurückkehrte, existierte das selbstständige Fürstbistum nicht mehr, sondern gehörte zum Königreich Belgien, das zehn Jahre zuvor vom Königreich der Niederlande abgespalten und auf der Londoner Konferenz als selbstständiger Staat gegründet worden war. Die kleine Reisegesellschaft bezog im Hotel de Hollande Quartier und unternahm von dort Ausflüge in die Umgebung. Die Schwestern suchten im kleinen, an der Maas gelegenen Ort Huy das Haus auf, in welchem sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatten, und schwelgten in Kindheitserinnerungen. „Quel temps, mon Dieu“ ruft Isabella aus: „Mein Gott, das waren noch Zeiten!“18 Verändert fand Isabella vor allem die Landschaft, die nun mit hohen Fabrikschornsteinen übersät war. Das bevölkerungsreiche Belgien war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der wirtschaftlichen Entwicklung wesentlich weiter fortgeschritten als die übrigen Länder des Habsburgerstaates und zählte zu den „gewerbefleißigsten Ländern Europas“,19 wobei die Leinwandfabrikation und die Stahlerzeugung die bedeutendsten Produktionssektoren waren. 1835 wurde die erste kontinentaleuropäische, dampfbetriebene Eisenbahnverbindung zwischen Brüssel (Brussel) und Mecheln (Mechelen) eröffnet, bis 1840 waren bereits fünf weitere Bahnstrecken (u. a. Mechelen – Antwerpen, Mechelen – Gent und Mechelen – Brügge) in Betrieb genommen worden. Die Bequemlichkeiten einer Eisenbahnfahrt hielten aber Isabella mente, Kodizille und letztwillige Verfügungen als sozialgeschichtliche Quellen am Beispiel der Grafen Goёss. In: Carinthia I 203 (2013), S. 185–204. 18 Reisetagebuch [18. 7.] 19 Johann Georg August Galletti’s Allgemeine Weltkunde oder Encyklopädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte (Pesth 1840), S. 126.

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nicht davon ab, die Befürchtung zu äußern, dass die Eisenbahn „das Tal und die Häuser kaputtmacht, indem sie die Sicht auf die schönen Häuser nehmen wird“.20 Andererseits erregte die ungewöhnliche Höflichkeit der wallonisch sprechenden Bevölkerung Isabellas Verwunderung, und über die Gewohnheit der gesellschaftlich höhergestellten Personen, die Dienerschaft mit „Monsieur“ und „Madame“ anzusprechen, war es ihr wahrlich schwergefallen, „nicht zu lachen, vor allem, als ich selbst zu einer Hühnermagd Mademoiselle gesagt habe“.21 Zur Weiterreise nahmen sie in Lüttich (Liège) einen „Omnibus“ (seit den 1820er-Jahren ein für Kurzstrecken eingesetzter Pferdeomnibus, auch „diligence“ genannt), der sie zum weit außerhalb der Stadt gelegenen Bahnhof brachte. Dort stiegen sie in den Zug nach Brüssel (Brussel), der für die Strecke von rund 100 km elf Stunden benötigte. Dies bedeutete eine Reisegeschwindigkeit von etwa zehn Stundenkilometern! In der belgischen Hauptstadt quartierten sie sich in einen „der schönsten Gasthöfe der Stadt“22 auf dem Place Royale, direkt neben dem königlichen Palast, ein. Die Erwähnung des „armseligen, kleinen Lindenbaums“ vor ihrem Fenster und die „lächerliche Anbringung“23 des Symbols des Lindenblatts in der ganzen Stadt hat einen besonderen Hintergrund: Anstelle der Statue Karls von Lothringen hatten 1794 Revolutionäre den sogenannten „Baum der Freiheit“ gepflanzt. Mit diesen ablehnenden Äußerungen zeigt sich nicht nur Isabellas österreichisches Herz, sondern auch ihre antirevolutionäre Seele. Andere Einrichtungen hingegen fanden ihre uneingeschränkte Bewunderung: So berichtet sie begeistert über den Beginenhof in Gent und über das Alten-Hospiz in Brüssel (Brussel) als soziale Institutionen. Bevor die kleine Reisegesellschaft mit dem Schiff die Grenze in das Königreich der Niederlande passierte, verbrachte sie noch zwei Tage in der Hafenstadt Antwerpen. Isabellas Beschreibung des „be20 21 22 23

Reisetagebuch [23. 7.] Reisetagebuch [23. 7.] Reisetagebuch [24. 7.] Reisetagebuch [24. 7.]

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zaubernden Spektakels“24 vor ihrem Hotelzimmer mit Blick auf den Kai und ihrer Fahrt auf der Schelde im (heute sogenannten) RheinMaas-Schelde-Delta lässt die Atmosphäre sehr gut nachempfinden, die sie als atemberaubend und überwältigend beschreibt. Die Szenerie erinnerte sie an Venedig (Venezia), wo sie mit ihrem Ehemann, der von 1815–1818 hier Gouverneur gewesen war, jahrelang gelebt hatte. Natürlich war Isabella vornehmlich an allem Schönen und Erhabenen, an der Kunst und an der Natur interessiert, aber eine gewisse Faszination schienen auch grausame Geschichten und dunkle, furchtbare Orte auf sie ausgeübt zu haben. In Antwerpen beschreibt sie die Gefängnisse der niederländischen Freiheitskämpfer, der sogenannten Geusen, in Leyden erwähnt sie die Geschichte des zu Tode gefolterten Jan van Leiden, und in Baden beschreibt sie detailliert die Örtlichkeiten des Femegerichts im Schloss, welches offensichtlich unter den Zeitgenossen eine Touristenattraktion war. Bis hierher scheint die Reise ohne größere Probleme abgelaufen zu sein. Isabella war ja einigermaßen reiseerfahren und fand sich auch fern der Heimat gut zurecht. Sie hatte jahrelang in Czernowitz (Tschernivzi), in Triest (Trieste) und in Zara (Zadar) gelebt, war aber noch nie über die Grenzen des Habsburgerstaates bzw. des Deutschen Bundes hinausgekommen. Unerwähnt bleibt in ihrem Tagebuch, wie sie ihre Reise plante, ob ihr Fahrpläne von Eisenbahn- und Schiffsverkehr bekannt gewesen und ob Reservierungen notwendig und auch üblich waren. Die Beschaffung aller nötigen Dokumente war aber recht aufwändig. Allein für eine Reise von Klagenfurt nach Wien benötigte man einen von der Polizeibehörde ausgestellten „Passierschein“. Wie viele Passierscheine waren wohl auf dieser langen Reise nötig, welche Dokumente und wie viel Geld und welche Währung hatte man bei sich? Isabella berichtet davon nichts, allerdings gibt es den Reisebericht eines Zeitgenossen, der drei Jahre zuvor fast dieselbe Reise unternommen hatte und der sich über die „Paßplackerei in einer Zeit, in der so viele Redensarten über die Men24 Reisetagebuch [26. 7.]

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schenrechte gewechselt werden“ sowie über „die Belästigung von Reisenden“25 durch die Zollbeamten beklagt. Die Übernachtungsmöglichkeiten hingegen scheinen kein Problem gewesen zu sein. Auf dem Land wurde in Burgen oder bei bekannten Familien oder Verwandten übernachtet, in den Städten quartierte man sich in als Hotel geführte Stadthäuser oder Paläste ein, auf dem Schiff gab es Kabinen. Alle Tagesetappen und Ziele mussten aber selbstverständlich im Vorhinein feststehen, da man auf brauchbare Unterkünfte und Verpflegung für die ganze Reisegesellschaft inklusive der Pferde angewiesen war. Über entsprechende Unterlagen verfügte man. In der Bibliothek im Schloss Ebenthal, eines der Kärntner Stammschlösser der Grafen Goёss, befinden sich zahlreiche Reiseführer und Landkarten aus der Zeit um 1800, die Isabella als Anregung, Vorbereitung und Hilfe gedient haben könnten.26 Möglicherweise führte sie den „Wegweiser“ durch München mit sich.27 Sehr beliebt als Vorauslektüre waren Reiseberichte und Erzählungen aus aller Herren Länder,28 darunter jene von Isabellas Zeitgenossin und als Reisebuchautorin bekannt gewordenen Wienerin Ida Pfeiffer.29 25 Johann Wilhelm Loebell, Reisebriefe aus Belgien (Berlin 1837), S. 3. 26 Vgl. Johann Georg August Galletti, I.G.A. Galletti’s Allgemeine Weltkunde, geographisch-statisch-historische Übersichtsblätter aller Länder (Leipzig-Pesth 1818). Weiters den mit „25 illuminierten General-und Specialkarten“ versehenen Black’s Guide through Edinburgh with pleasure excursions in the environs (Edinburgh 1801); L’Abbé A. Bulgarini, Guide de Florence et ses environs (Florence 1840); Wegweiser durch Pesth. Oder Nachweisung aller Gassen, Märkte, Plätze, Kirchen, öffentlicher Gebäude, und anderer Denkwürdigkeiten in Pesth (Pesth 1804). 27 Adolph von Schaden, Neuester Wegweiser durch die Haupt- und Residenzstadt München und deren Umgebungen. Inklusive gefalteten Stadtplan, Fiakertarifen, Sehenswürdigkeiten und deren Spazierwege, Hilfe bei Formalitäten wie Passkontrolle und Aufenthaltsgenehmigungen (München ²1938). 28 Baptistin Poujoulat, Correspondance d’Orient. Voyage a Constantinople en Syrie et en Egypte. (Bruxelles 1841). – Martin Sherlock, Briefe eines Engländers auf seiner Reise nach Berlin, Dresden, Wien, Haag, Rom, Neapolis und Ferney. Aus dem Französischen übersetzt (Frankfurt und Leipzig 1780). 29 Ida Pfeiffer, Reise einer Wienerin in das Heilige Land. Unternommen im März

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Reisen zum Zwecke der Erweiterung des persönlichen Wissens waren in den Jahrhunderten davor der männlichen, aristokratischen Jugend in Form von „Kavalierstouren“ vorbehalten gewesen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Bildungsreisen, meist in Kombination mit vergnüglichen und unterhaltsamen Erholungsaufenthalten, auch für eine breitere Schicht möglich und gesellschaftsfähig. Nicht alltäglich und desto bemerkenswerter ist jedoch am vorliegenden Reisebericht, dass die Verfasserin alleine, das heißt ohne männliche Begleitung, unterwegs war und dass sie die Menschen, die Landschaft und das Alltagsgeschehen – naturgemäß – mit den Augen einer Frau betrachtete. Dies erklärt unter anderem ihr Interesse an „Interieurs“, an Ausstattung und Möblierung von Häusern und Wohnräumen, ihr besonderes Augenmerk für Bekleidung und Frisuren und das Hervorheben von sozialen Einrichtungen. Im niederländischen Rotterdam kam Isabella kurzfristig mit der Weltpolitik in Berührung. Sie logierte in demselben Hotel wie Louis Napoléon, der spätere Kaiser Napoleon III. Am selben Tag brach dieser aber noch nach Boulogne-sur-Mer auf, wo er am 6. August seinen zweiten Putschversuch gegen den „Bürgerkönig“ Louis Philippe unternahm, der – wie der erste – scheiterte. Auch sie wollte nicht länger in Rotterdam bleiben und unternahm mit einer Kutsche einen Abstecher in die alte Hauptstadt der Provinz Holland, nach Delft. Damals wie heute war Holland eine Provinz des Königreichs der (Vereinigten) Niederlande, welches nach dem Wiener Kongress 1815 gegründet worden war. Die Abtrennung der südlichen Landesteile und die Bildung von Belgien sowie die Teilung Hollands in einen südlichen und einen nördlichen Teil waren die unmittelbaren politischen Zeitläufe vor und während Isabellas Reise. Zwischen Delft und Amsterdam stieß man auf die kleine Stadt „La Haye“ (Den Haag), seit 1831 Residenzstadt des Königs und Regierungssitz, aber nicht die Hauptstadt der Niederlande. Im dortigen „Binenhof“, den sie als „sehr groß, bis Dezember 1842. Nach den Notaten ihrer sorgfältig geführten Tagebücher, von ihr selbst beschrieben (Wien 1846).

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aber weder schön noch interessant“30 bezeichnet, befindet sich noch heute der Sitz der niederländischen Regierung. Den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes bildet der gotische Rittersaal, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als Austragungsort für Lotterien (= „Loterÿ-zaal“) diente. Über das Meerbad Scheveningen, die alte Universitätsstadt Leyden und den Golf von Zuidersee erreichten sie schließlich Amsterdam. Dort wurden sie vom österreichischen Generalkonsul in den Niederlanden, Giovanni Battista Camozzi, empfangen. In seiner Begleitung fuhren sie nach Broeck, einem pittoresken, typisch holländischen Dorf in der ländlichen Waterland-Region. Überrascht war Isabella von der überall herrschenden Sauberkeit, die sie „fast komisch“31 fand. Sogar die Gehwege im Dorf wurden mit Wachs poliert, und zu ihrem größten Erstaunen waren die Bauern und Handwerker nicht in schmutzige Lumpen gehüllt, wie sie es auf den Gemälden David Teniers und Philips Wouwermans gesehen hatte, sondern sie fand das einfache Volk anständig und sauber gekleidet vor. Die niederländische Sitte, nur mit Wollschuhen die Häuser betreten zu dürfen, fand sie allerdings übertrieben. Deshalb hatte sie bereits in Brüssel auf den Besuch des Königspalastes verzichtet. In Emmerich verließen die Reisenden Holland wieder, schifften sich auf dem Rhein ein und fuhren bis nach Düsseldorf. In dieser Stadt, die Isabella als sehr hässlich empfand, blieb die Gruppe fünf Tage bei ihrem Onkel Trips, einem Bruder der Mutter. Danach ging die Reise in Richtung heimwärts, von Köln den Rhein hinauf mit dem Dampfschiff sowie der Eisenbahn bis nach Frankfurt. Schließlich überquerten sie den Odenwald und erreichten wieder Heidelberg, wo sie auf ihre Equipage trafen, die die ganze Zeit über in Mannheim auf sie gewartet hatte. Am 14. August kam Isabella in der Kurstadt Baden-Baden an, wo sie weitere vier Wochen verbrachte, ehe sie endgültig nach Wien zurückkehrte. Die Beschreibung der immer 30 Reisetagebuch [29. 7.] 31 Reisetagebuch [2. 8.]

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„lustigen und lächelnden“ Stadt Baden mit all den „Theatern, Spielsälen, Tanzsälen, Restaurants und Geschäften“32 lässt ein eindrucksvolles Bild dieses illustren Ortes entstehen, und ihre Begeisterung über den Schwarzwald mit seiner „wundervollsten Sammlung von Bäumen, Bergen, Tälern und Bächen“ sowie überhaupt das gesamte „köstliche“33 Großherzogtum Baden war sehr groß. Allerdings war Isabella nicht zum ersten Mal in der Kurstadt, sondern hatte in den vergangenen Jahren hier immer wieder längere Aufenthalte verbracht.34 Den lang gehegten, bislang unerfüllt gebliebenen Wunsch, einen Fuß auf französischen Boden zu setzen, erfüllte sie sich letztendlich doch noch. Sie ließ sich mit der Kutsche an die Grenze führen, überquerte die Rheinbrücke und besuchte Straßburg (Strasbourg). Am 16. September verließ sie Baden endgültig und reiste über Karlsruhe, Heilbronn, Ellwangen und Donauwörth bis nach Regensburg. Dort unternahm sie mit dem „schlechtesten Dampfschiff“, das ihr je begegnet war,35 eine letzte Exkursion zum im Bau befindlichen Walhalla-Tempel König Ludwigs I. (von Bayern). Zu diesem Bauwerk notierte sie, dass sie den gotischen Stil „wegen des deutschen Wesens“ bevorzugt hätte.36 Die Debatte über Funktion und Bedeutung der künstlerischen Stile wird in gebildeten Kreisen gerade eifrig gepflegt. Zu guter Letzt bestieg Isabella das Dampfschiff „Sophie“ und fuhr den letzten Abschnitt von Linz bis nach Nussdorf bei Wien. „Und so war meine Reise zu Ende, von der ich mir immer eine teure Erinnerung bewahren werde“,37 lautet die letzte Eintragung am 22. September 1840. Lange sollte es allerdings nicht dauern, bis die reiselustige Gräfin sich wieder auf den Weg in fremde Länder machte. Ihr Sohn Anton vermerkte in seinen Aufzeichnungen: „Im März 1841 mit 32 33 34 35 36 37

Reisetagebuch [18. 8.?] Reisetagebuch [25. 8.?] René van Rhyn (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim, Bd. 3, S. 202. Reisetagebuch [20. 9.] Reisetagebuch [20. 9.] Reisetagebuch [23. 9.?]

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meiner Mutter für acht Wochen nach Florenz gereist.“38 Und dies blieb vermutlich auch nicht die letzte Reise. Trotz aller Unbequemlichkeiten, Anstrengungen und wohl auch Gefahren war es wohl die Sehnsucht nach fernen Ländern, das Bedürfnis und das Streben nach emotionaler und geistiger Bereicherung, die Freude an der Abwechslung und die Begeisterung für Kunst und Natur, was das Reisen schon damals so erstrebenswert und auch vergnüglich machte. „Tourismus“ nannte man diese Kombination aus Bildungs- und Vergnügungsreisen bereits am Beginn des 19. Jahrhunderts. In diesem Sinne war Isabella Gräfin von Goёss-Thürheim eine „Touristin“. Sie gehörte zu jenen wissbegierigen, unternehmungslustigen und mutigen Frauen, die die Geschichte des Reisens im frühen 19. Jahrhundert ganz erheblich bereicherten.

38 Kärntner Landesarchiv Klagenfurt, Familienarchiv Goёss, Schachtel 394, autobiografische Notizen.

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und Holland 1840

Der Wunsch, zu reisen ist nur zu selbstverständlich, als dass ich es nicht, wie andere auch, ausprobiert hätte. Bis jetzt war es mir noch nicht möglich gewesen, die österreichischen Länder zu verlassen. Ich habe sie zwar mehr als einmal in allen Richtungen durchquert, und mehr als jemals verspüre ich nun die Notwendigkeit, zu vergleichen, um so auch imstande zu sein, ein besseres Urteil abgeben zu können. Denn manchmal lässt uns nur die Gewohnheit, oder auch die sogenannte Vaterlandsliebe, etwas für gut befinden, ohne es wirklich überprüft zu haben. KAISERTUM ÖSTERREICH

Ich habe also Wien am 20. Juni 1840 verlassen. Der Tag war kalt und nass, und die Nacht machte alles noch kälter und nässer. Ich kannte bereits beide österreichischen Länder, welche ich immer mit großer Freude bereist habe. Viele Erinnerungen wurden hier in mir geweckt, und so verließ ich sie eher mit Gefühlen des Bedauerns als solchen des Glücks. Ich schlief in Haag, einer kleinen Burg im Innviertel, das ich den ganzen zweiten Tag durchquerte. Seit Ried, welches hier der Hauptort ist, war das Land ganz besonders hübsch, ich war überrascht von den schönen Wiesen, den kultivierten Äckern und Wäldern, in welchen auch die entlaubten Bäume eine bemerkenswerte Lebenskraft zeigen. Es gibt auf der ganzen Strecke kein Schloss, alles gehört den Bauern, die reich an Besitz und an agrarischen Erzeugnissen sind. In der Nähe von Braunau habe ich die Grenze passiert und dort meine eigentliche Reise erst begonnen.

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KÖNIGREICH BAYERN

Braunau ist eine hübsche kleine Stadt, die durch den Fluss Inn in Bewegung kommt. Die österreichischen und bayerischen Grenzposten drangsalieren die Ausländer, welche die Brücken passieren wollen. Und so kam ich nach Bayern, das hässlichste und unkultivierteste Land, das existiert und welches sich unangenehm von jenem unterscheidet, welches ich gerade verlassen hatte. Ich verbrachte die Nacht auf einer Burg, die sich auch Haag nennt, genau wie jene, auf der ich letztens übernachtet habe. In Alt-Öttingen besuchte ich die Kapelle der wunderbaren Jungfrau, welche für Bayern so etwas ist wie Maria Zell für Österreich. Die Kirche ist sehr klein, erhellt durch hunderte Kerzen, geschmückt mit jeder Menge von Ex-voto am Korridor und rund um das ganze Gebäude. Als wir bei Mühldorf vorbeifuhren, suchte ich dort Anzeichen der berühmten Schlacht, und bei der Durchfahrt durch das Tor Richtung München entdeckte ich eine Tafel, welche auf den Ort hinwies, wo Friedrich III. und sein Bruder vom Burggrafen von Nürenberg, der sie verraten hatte, gefangen genommen worden waren. In Hohenlinden betrübte eine andere verlorene Schlacht mein österreichisches Herz. Endlich erreichte ich München, wo ich das schöne Fresko am IsarTor bewundern musste, welches den Kaiser Ludwig den Bayern darstellt und, gefolgt von den österreichischen Prinzen, ein triumphales Entrée bietet. Der Graf Colloredo ist gekommen, um mich am Feld abzuholen und mich während der erdrückenden Hitze durch die Stadt zu führen, zum alten Teil von München und zur Residenz des Königs. Es ist unfassbar, wie in so wenigen Jahren so viele Paläste, Kirchen und Denkmäler erbaut und errichtet werden konnten. Wenn dies nun alles noch die richtigen Proportionen zur Größe des Königreiches hätte, würde man es noch als vorteilhaft bewundern können. Aber es scheint mir, dass Colloredo recht hatte, als er mehrmals meinte: „Es ist ein Wasserkopf-Kind, dieses bayrische München.“ Ich bin bei alten und neuen Plätzen vorübergefahren, mal hier, mal da, und habe bemerkt, dass die alten Häuser durch neue Häuser ersetzt wurden. Und

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manchmal findet man einzelne Häuser, die an die alten erinnern. Der in den letzten fünfzehn Jahren erbaute neue Ort hat die allerschönsten Straßen, die allerschönsten Gebäude, und es sind vor allem jene, die der König hat erbauen lassen: Architektur in den verschiedensten Architekturgattungen. Die Gotik, der byzantinische Stil wie der ottomanische Palast in Venedig39, der florentinische Stil wie der Palazzo Pitti in Florenz, der griechische Stil wie der Theseus-Tempel. Die königliche Residenz ist sehr groß und fast zur Gänze umgeben von neuen Gebäuden. Sie ist wunderbar in ihrer Größe, in ihren Proportionen, in der gesamten Architektur, alles bedeckt mit geschnittenen und behauenen Steinen. Die Farbe des Palastes ist, mehr oder weniger wie alle andern, gelb oder wie man auch sagt: brotfarben. Allerdings viel heller gehalten, was einen charmanten Effekt hat. Die Säle sind sehr groß und sehr hoch, mit großartigen Gemälden und Fresken an den Wänden, enkaustisch gemalt mit poliertem Wachs, was einen schönen Effekt ergibt. Alle Decken haben Holzbalken, in deren Ecken sich bewundernswerte Ornamente kreuzen. Der große Thronsaal ist in Weiß und Gold gehalten; aber welches Gold, welche Brillanz, welche Schönheit des Stucks und der Zeichnungen! Ich zählte im Eingang des Saales die Säulen, zwölf vergoldete Statuen, davon stellen fünf die Prinzen des Hauses Wittelsbach dar. Diese Statuen sind neun Fuß hoch, die Hände und die Gesichter sind matt golden, sodass sich das Auge angenehm darauf ausruhen kann. Die Wohn-Apartments der königlichen Familie sind sehr luxuriös und sehr reich, aber es gibt keine Wandteppiche (Vorhänge), um den Schall zu dämpfen! Alle Räume sind mit Fresken versehen, die historische oder mythologische Sujets darstellen, oder Szenen à-la-grecque wie in den Stanzen des Raffael. Die Kapelle ist im byzantinischen Stil, alles vergoldet, die Decke und die Wände mit blauer LapislazuliFarbe ausgemalt. Diese Kapelle hat mich von allem in München am meisten überrascht, sie ist großartig in ihrer Form und ihrer Ausstattung, welches von bestem Geschmack ist, auch die bronzenen Türen. 39 Vermutlich der Fondaco dei Turchi

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6. Die neue Pfarrkirche der Vorstadt Au zu München

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Es wurde mir nicht erlaubt, die Kirche St. Ludwig, welche noch nicht fertiggestellt ist, zu sehen, aber ich habe die in der Au besuchen können, die im Stil der reinsten Gotik gehalten und sehr schön ist. Sie ist sehr hoch, die Säulen sind richtig proportioniert, jedes einzelne der neun Fenster, alle aus bemaltem, wertvoll gearbeitetem Glas, hat 8 Millionen Gulden gekostet. Die ganze Kirche, nun Pfarrkirche, hat der König dieser Vorstadt geschenkt (Abb. 6). Ich habe die Gießerei gesehen, außerdem die fünf Statuen der Wittelsbacher und auch die Bavaria mit 56 Fuß Höhe. Sie sollte gleichsam vergoldet werden und in Walhalla nahe bei München stehen; man darf sie aber nicht mit jener der germanischen Helden in Regensburg vergleichen. Colloredo hat mich zu Herrn Baisué geführt, welcher in München lebt, aber aus Lüttich stammt. Herr Baisué, ein großer Kunstliebhaber, hat Glasgemälde nach seiner Anleitung ausführen lassen. Es sind keine Gläser, die auch auf der Rückseite die farbigen Objekte sehen lassen, sondern Bilder, die nur durch eine Lichtquelle, also das Tageslicht, leuchten. Nichts ist so schön wie diese Bilder, und sie haben mich so sehr erfreut, dass ich sie zwei Stunden lang bewundert habe. Beim Überqueren eines Platzes habe ich das Reiterstandbild des großen Kurfürsten nach Thorvaldsen gesehen, es schien mir ein schönes Werk. Es gibt auch eine Statue des Königs Max, aber diese habe ich nicht so gut gefunden. In der Domkirche befindet sich das bronzene Denkmal des Königs Ludwig. Es ist von acht sehr schön gearbeiteten Statuen umgeben, die gut positioniert sind: dieses Monument ist grandios. Am Sonntag bin ich alleine in die Glyptothek gegangen. In diesem griechischen Bauwerk befindet sich die vom König gesammelte Kollektion griechischer Statuen. Ein betrunkener, eingeschlafener Bacchus ist in Rom für eine enorme Summe gekauft worden. Ein Torso wurde nach Prag für 5 Gulden verkauft und dann wieder ein bisschen teurer zurückgekauft und schließlich vom König für 12.000 Gulden gekauft. Ich muss gestehen, ich bedauerte den Verlust dieses Meisterwerkes für mein Vaterland, denn es wurde weder beurteilt noch anerkannt und hat nur als Grundstein an einer Toreinfahrt gedient.

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Die Glyptothek wurde in kurzer Zeit für die Statuen gebaut, was sehr vorteilhaft ist. In der Pinakothek habe ich die ganze Galerie von Düsseldorf wiedergesehen, die vor ein paar Jahren hierher transportiert worden ist. Das Gebäude ist auch griechisch, aber nicht so schön wie das andere; es ist Eigentum des Königs und auch genauso gepflegt. Die Säle und die Kabinette der Pinakothek sind vollkommen erleuchtet und gut angeordnet. Alles in München ist griechisch, das heißt, alles das, was dem König gehört. Man findet griechische Inschriften, griechische Wörter, griechische Hinweise auf allen Wänden. Die Helme der Soldaten und der Offiziere sind griechisch geformt, ich denke nachgerade, dieses Griechische überall erscheint mir lächerlich; es ist zu einer Manie geworden, wie andere Dinge gleichfalls. Dann, ich weiß nicht mehr in welcher Kirche, sah ich ein Denkmal des Herzogs von Leuchtenberg von Thorvaldsen, recht schön, aber, wie ich finde, nicht würdevoll. Das Leuchtenberg’sche Stadtpalais ist ein schönes Haus, aber das, was es unendlich interessant macht, ist die schöne Bildergalerie. Hier ist alles schön, hier sind alle Bilder Meisterwerke der unterschiedlichen Schulen. Ich habe noch niemals so viel großartigen Reichtum an Bildern gefunden, die so perfekt koloriert sind. Die Gruppe der drei Grazien, die Gruppe des Liebeskusses und zwei weitere Statuen sind von Canova, eine schöner wie die andere. Ich war auch in Nymphenburg, aber ein heftiges Gewitter verhinderte eine Besichtigung der Gärten. Ich dinierte in Biederstein bei der Königinwitwe40, die mich mit unendlicher Güte empfangen hat. Der Park, der von München nach Biederstein führt, ist sehr hübsch, aber die Umgebung dieses Ortes erschien mir hässlich. Die Königinwitwe bewohnt das ganz alte Schloss der bayerischen Herzöge, es ist in der Mitte der alten Ortschaft situiert und sehr groß, aber düster und trist. Die Königin hat es dem Aufenthalt in Würzburg vorgezogen. Ich war mit Colloredo im Theater.41 Man muss es gesehen haben, aber 40 Caroline von Baden 41 Vermutlich das alte Hoftheater

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mir gefiel der Saal ohne Logen nicht, die Galerien beengten mich à la longue, und ich würde sie am liebsten mit Pferdeständen, die mit Seitenwänden abgeteilt sind, vergleichen. Ich verdanke es der Zuvorkommenheit des Grafen von Colloredo, dass ich München auf eine höchst angenehme Weise besuchen konnte. Mir zu Ehren wurde ein exzellentes Diner gegeben, welches sehr amüsant war, mit liebenswerten Personen als Gäste, darunter Monsieur de Baisué und der Minister von Sardinien, Marquis Fabio Pallavicini. Ich habe seine Frau Schwester und seine Ehefrau wiedergesehen; bei ihnen hatte ich die Soirée am Samstag verbracht. Schließlich habe ich nach vier Tagen München mit Bedauern verlassen, nachdem ich die schönen, in allen Stilen und Gattungen gebauten Gebäude bewundert habe, die Werkstätten gesehen habe und nachdem ich die Bekanntschaft von Künstlern wie Schwalbenbach und anderen gemacht habe. Ein ununterbrochener Regen hat mich davon abgehalten, den Friedhof zu besuchen, um dort am Grab meiner Tante von Hessen zu beten, was mich unendlich verdrießt hat. Ich habe mir das Palais Preisinger zeigen lassen, wo meine Schwester42 und Rasumoffsky den Winter des Jahres 1832 auf der Flucht vor der Cholera gewohnt haben. Dieses Palais wurde der Archiv-Abteilung übergeben, und traurige und bittere Gedanken verbanden sich mit dem Interesse, zu dem mich dieses alte Haus angeregt hatte. Am darauffolgenden Tag kam ich in Augsburg an, die Eisenbahnstrecke war noch nicht fertiggestellt, und ich überquerte langsam ein sehr unschönes Land, bis ich diese Stadt erreichte, welche meine Erwartungen dann überhaupt nicht erfüllte. Als ich das Haus sehen wollte, in dem Karl V. seine großen Reichstage gehalten hatte, erklärte man mir: „Es ist demoliert worden, es war zu alt, und dieses Gebäude ist doch auch sehr schön!“ Es ist wirklich sehr schön, aber es ist nicht im richtigen Stil des Jahres 1620 gebaut worden. Ich habe mir den Saal zeigen lassen, in dem die unglückliche Augsburger Konfession unterzeichnet worden war und man hat mir drei herunter42 Constantine Fürstin von Rasumoffsky

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7. Das Rathaus und die Börse in Augsburg

gekommene Fenster des Bischofspalastes gezeigt. Aber ich habe den Saal nicht sehen können, wo man die Äpfel und den Schlüssel aufbewahrt hatte, man hatte sie an einen anderen Ort verlegt. Ich musste für meine Erinnerungen das Haus der Philippine Velserin suchen und finden, das heißt, ich habe ein neues Haus in der Straße, welche noch immer ihren Namen trägt, gefunden. Ich habe aus dieser Zeit nur die alten, völlig verfallenen Fuggerischen Gebäude und das alte Pfalzhaus gesehen und habe mich über diese dummen Augsburger sehr geärgert. Die griechischen Sprüche beim Rathaus: das ist doch unterwürfige Lobhudelei, gleich wie bei ihrem König! (Abb. 7) Eine sehr schöne Sache in Augsburg ist eine hydraulische Maschine auf einem Berg, welche das Wasser der Lech in alle Häuser der Stadt pumpt.43 Sie stammt aus der Zeit des 14. Jahrhunderts und man hat sie seither nicht mehr verändert. Eine Station nach Augsburg kommt man in das ehemalige Burgau, ein hübsches kleines Tal, in dem die Felder, die Wälder und die Weiden sich malerisch abwechseln. Ich habe es 43 Wasserwerk am Roten Tor

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zur Zeit der Heuernte durchquert und ich erinnere mich nicht, jemals einen so großen Reichtum an Heu gesehen zu haben. Günzburg ist eine sehr üble kleine Stadt auf einem Berg und schlechter gelegen als Burgau, welches auch namensgebend für die Provinz ist. KÖNIGREICH WÜRTTEMBERG

Ich kam sehr spät in Ulm an, nachdem ich die Donau über eine Steinbrücke überquert habe, die reich geschmückt mit bayerischen Wappen, aber auch mit solchen von Württemberg und anderen geschmückt war. Aber der Fluss ist hier noch in seiner „Kindheit“, man kann ihn nicht einmal mit einem Floß befahren. Am Morgen des nächsten Tages besuchte ich den Dom oder auch Münster genannt. Es ist außergewöhnlich hoch, getreu im gotischen Stil erbaut und geschmückt. Der Turm sollte genauso hoch werden wie der von St. Stephan44, aber die Reformation hatte die kirchliche Situation verschlechtert und die katholischen Familien wollten nichts mehr zum Bau beisteuern. Ich habe stets ein schmerzliches Gefühl, wenn ich solche, unserem Kult geweihte, schöne Gebäude gefunden habe, die durch das Mitleid so vieler demütiger Seelen erbaut worden waren und nun durch unduldsame Sekten entweiht werden, die auch immer bereit sind, jene zu unterdrücken, die sich zu unserer Religion bekennen. Ulm liegt sehr schön in einem großen Becken, geschützt von den Bergen im Norden. Die Stadt ist vor allem deutsch; es gibt gerade verlaufende und verwinkelte Straßen, die Häuser sind aus Stein oder aus Holz gebaut, und die oberen Stockwerke kragen über die darunterliegenden so stark hervor, dass die Straßen dadurch außergewöhnlich finster bleiben. Ich habe die Ufer des Neckars an zwei Stationen nach Ulm überquert.45 Das Land ist mir wie ein gut kultivierter Garten erschienen, bedeckt mit Weingärten, Feldern und Wiesen. Ich habe Mais und Buchweizen gesehen, die ich 44 Stephansdom in Wien 45 Vermutlich bei Plochingen

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8. Das neue Schloss in Stuttgart

wie unsere Pflanzen in Kärnten begrüßt habe. Etwas entfernt von der Landstraße habe ich den Berg gesehen, auf dem seinerzeit das Schloss Hohenstauffen gestanden ist; es ist wegen der Errichtung einer neuen, großen Burg am Berggipfel, die denselben Namen erhielt, zerstört worden. Ich bin bei Raumer vorbeigefahren; die schöne, aber tragische Geschichte dieses erlauchten Hauses hat mich traurig gemacht; man empfindet ein unerklärliches Gefühl, wenn man sich an Orten wiederfindet, welche an vergangene Jahrhunderte erinnern, an Epochen mit so vielen denkwürdigen Ereignissen. Esslingen ist eine hübsche kleine Stadt, reizvoll gelegen, mit schönen Häusern und langen Straßen. Am Abend erreichte ich Stuttgart. Schon von Weitem erblickte ich auf einem sehr hohen Berg einen Tempel mit griechischem Ritus. Dieses Gebäude ist das Grab der Königin Katherina, Groß-Herzogin von Russland, und wird es, wie man sagt, auch für die ganze Nachkommenschaft der königlichen Familie sein.

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9. Das alte Schloss in Stuttgart

Es wurde auf den Ruinen des alten Schlosses Württemberg erbaut, welches gegenüber diesem schweren und klobigen Monument viel schöner war, wie ich glaube. Die Residenz in Stuttgart ist groß, die Gebäude sind gepflegt, aber ich finde ihre Ausdehnung zu niedrig, sonst aber sind sie eine sehr gute Erscheinung (Abb. 8). Das alte Schloss, welches nahe dem anderen inmitten der Stadt gelegen ist, hat mich wegen seiner alten Türme, seiner alten Gemäuer und der schönen ovalen und hohen Fenster sehr interessiert; es wird von den Prinzen der königlichen Familie bewohnt (Abb. 9). Ich erreichte Heilbronn, wo ich mich ganz besonders mit Götz von Berlichingen beschäftigte. Ich bestieg den Turm, in dem er eingeschlossen war, ich besuchte das schöne Rathaus, wo er hingeführt und wegen Landesverrats eingesperrt wurde. Die Briefe von Sickingen und die Prozessakten von Götz zu überfliegen, kostete mich eine Stunde. Auf dem Platz ist noch das Haus des Bürgermeisters. Dorthin

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durfte er während der drei Jahre ritterlichen Haft wohnen, da Sickingen den Einwohnern von Heilbronn gedroht hatte, die Stadt zu plündern und zu brandschatzen, wenn sie seinen Schwager nicht besser behandeln würden. Die autografischen Briefe, die im Archiv aufbewahrt werden, stammen aus den Jahren 1519 bis 1522. Ich habe in einer Straßenecke das Haus von Käthchen gesehen, welches mich an ihre Geschichte erinnert hat. Dann besuchte ich die Kirche,46 deren Portal sehr schön ist; schließlich habe ich die Brunnen mit ihren kleinen Becken gesehen. Karl der Große verdankt ihnen seine Genesung, denn als er auf der Jagd erkrankt war, wurde er wieder gesund, nachdem er dieses heilsame Wasser getrunken hatte. Zum Dank erbaute er die Kirche und dann den Ort, den er Heil-Brunn nannte. Das Jahr 784 ist in einer der Brunnensäulen eingraviert. Über der großen, überdachten Brücke ist ein Bild angebracht, auf dem König Friedrich II.47 einen Hecht fischt. Der Prinz bringt an Mund und Nase des Hechtes einen goldenen Ring an; wenn man ihn wieder fängt, ist bewiesen, dass er über 340 Jahre im Fluss war. Der Neckar schlängelt sich während seines gesamten Verlaufs; die Brücken, die den Fluss überspannen, sind aus bearbeiteten Steinen und gleichen sich alle. GROSSHERZOGTUM BADEN

Mehrere alte Ortschaften verschönern mit ihren mittelalterlichen Türmen die Gegend, die man durchquert, wenn man nach Heidelberg fährt. Die Umgebung dieser hübschen Stadt ist charmant; es scheint mir, niemals schönere Gegenden gesehen zu haben. Der Neckar ist so anmutig in seinem Verlauf, ebenso die hohen, bis zu ihren Gipfeln mit Landwirtschaft kultivierten und mit Wald bewachsenen Berge und die Ortschaften und Dörfer, die wie Amphitheater angelegt sind. Auf ihrer Rückseite sieht man die vorzüglichsten Felder und Obstbäume, die alle gestützt werden, um die über und über mit Früchten belade46 Vermutlich das Deutschordensmünster St. Peter und Paul 47 König bzw. Kaiser Friedrich II., der Staufer

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nen Zweige zu halten. Hier herrscht eine Fülle an Vegetation, wie ich ihr nirgendwo anders begegnet bin. GROSSHERZOGTUM HESSEN

Ich begann meine morgendliche Tour mit einem Ausflug nach Neckar-Steinach, eine Stunde von Heidelberg entfernt gelegen, aber schon im Land48 von Darmstadt. Vier Ruinen bilden eine Schönheit und schmücken die Berge; eine dieser Ruinen wurde von Baron de Dorth restauriert, ich glaube, er lebt dort mit seiner Familie. Ich habe sie nur von außen bewundern können, weil der Baron Fremden den Eintritt in sein Gut nicht erlaubt, welches im Übrigen sehr malerisch rekonstruiert wurde. Ich überquerte dann wieder den Neckar und fand die wunderbaren Nussbäume wieder, die die Landstraße säumen. GROSSHERZOGTUM BADEN

Ich fuhr bei dem Wolfsbrunnen vorbei, einem hübschen kleinen Tal, wo die Kurfürsten – zur Zeit der Großherzöge von Baden – schöne Wasserbecken hatten, welche Spaziergänger und Fremde anziehen. Schließlich bin ich über schöne Waldwege oben am Berg angelangt und habe mich unter den Mauern des berühmten Schlosses von Heidelberg (Abb. 10) befunden, das im Jahr 1395 von Ruprecht von Wittelsbach, dem Sohn des pfälzischen Kurfürsten bei Rhein, erbaut worden ist und von seinen Nachfolgern umgebaut wurde, vor allem ganz besonders von Friedrich, dem König von Böhmen. Dieser war nur während eines Winters König, und so hatte er den Beinamen „Schnee-König“ bekommen. Es war Turenne, der seinem eigenen Ruhm schadete, indem er die Pfalz verwüstet hat, um seiner Mätresse und dem König Ludwig XIV. zu gefallen. Dieser war es auch, der diese wunderbare Residenz zerstört hat, indem er den Turm 48 Großherzogtum Hessen

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10. Schloss Heidelberg „Le chateau et la ville de Heidelberg“

gesprengt hat, den man immer noch bewundert, und indem er den Palast angezündet hat, dessen majestätische Fassaden mit einer Vielzahl an Statuen noch immer von großer Wirkung sind. Nichts ist so prächtig, so groß, so wahrhaft königlich als dieser Palast von Heidelberg, von dem jeder Fremde unbedingt Stiche und Beschreibungen kaufen will. Mit Bedauern verließ ich die Berge und überquerte eine lange Ebene, um nach zwei Reisestunden nach Mannheim zu kommen. Diese Stadt liegt am Zusammenfluss vom Neckar in den Rhein. Sie wurde nach der Zerstörung des Heidelberger Schlosses die Hauptstadt der Pfalz. Zurzeit wohnt die Groß-Herzogin Stefanie49 im Schloss, das ebenfalls durch die Brandschatzung der französischen Armee einen Gebäudeflügel verloren hat. Mannheim ist eine hübsche Stadt, die Lage über dem Rhein gibt ihr viele Vorteile, aber nach Heidelberg wurde es mir nicht möglich, einen besonderen Reiz an die49 Stéphanie de Beauharnais

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11. Constantine Fürstin von Rasumoffsky und ihre Adoptivtochter Georgine Acton (nach dem Originalporträt von Natale Schiavone)

ser ersten Rheinstadt zu finden. Ich bin dort am 10. Juli nach dem Abendessen angekommen; ich hoffte dort, schon meine Schwester zu treffen, aber als ich mich ankleidete, um zu ihr zu gehen, stand sie vor mir, sie, Georgine und ihre Leute (Abb. 11). Sie war in Paris krank gewesen, gefährlich krank, und das hat ihre Abreise verzögert. Ich habe sie noch ganz schwach vorgefunden, und so mussten wir vier

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Tage in Mannheim bleiben, um ihr Zeit zu geben, sich ein bisschen zu erholen und Kräfte zu sammeln. Was war das für ein Glück für mich, Constantine wiederzusehen; ihr verdanke ich alle Annehmlichkeiten dieser schönen Reise; sie ließ mich kommen, um mich nach mehr als einem Jahr wiederzusehen. Nichts kann meine Erinnerung an dieses Wiedersehen und unser über dreimonatiges Zusammensein auslöschen. Wir haben uns dann auf einem Dampfschiff namens „Cockerill“ eingeschifft, eines der größten und bequemsten Schiffe, dessen Kabinen elegant möbliert sind. Leider hatten wir Gegenwind, sodass wir ein anderes Schiff nehmen mussten, welches aber schon seit drei Stunden im Sand festsaß. So mussten wir mehrere Male von Bord gehen, um neue Passagiere aufzunehmen oder sie aussteigen zu lassen. Alle Aufenthalte verlängerten unsere Reise, und wir waren von fünf Uhr in der Früh bis zehn Uhr abends unterwegs. KÖNIGREICH PREUSSEN

Das Rheinufer zu beschreiben, wäre wohl lachhaft, denn alle Leute kennen es durch die Sammlungen von schönen Stichen. Ich erinnere mich gerne an den Rheingau, der etwas nach Mainz beginnt und sich fast bis Bonn fortsetzt. Die hohen, steilen Berge umgeben den Fluss von zwei Seiten. Einige bestehen nur aus Felsen, andere sind teilweise mit Weingärten bedeckt. Dann gibt es eine Anzahl von Burgruinen aus feudaler Zeit, geschmückt mit runden, großen und kleinen Türmen, reich mit alten, aber oft auch entsetzlichen, durch schreckliche Traditionen überkommene Erinnerungen. Die schönen Burgen und Paläste am Fuße der Berge, die schönen Gärten, die kleinen Dörfer, deren Namen von den Drusen, von Cäsar und von Karl dem Großen abstammen, deren Brücken, Tore oder mit Zinnen bekrönten Mauern in vergangene Jahrhunderte zurückführen: alle diese Dinge folgen eins auf das andere und formen ein liebliches Bild, welches diese Gegend meist sehr interessant machen. Wir sind selbstverständlich am Bingerloch vorbeigefahren; die Farbe des Wassers war während der Viertelstunde, die wir vorbeigefahren sind (…)

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12. Ansicht „Cöln“

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um verschieden zu sein. Es war der verstorbene König von Preußen50, der die Felsen, welche so unselig für die Schifffahrt waren, sprengen ließ. Der Johannesberg ist nicht schön; er macht zwar den Anschein, gepflegt zu sein, aber der Berg hat weder eine schöne Form noch Eleganz aufzuweisen. Der Rheinstein ist sehr niedrig. Dieses Schloss, welches der regierende König zur Gänze wieder so hergestellt hat, wie es im 15. Jahrhundert ausgeschaut haben mag, erinnert vollkommen an historische Ritterromane. In der Nähe von Bonn fließt der Rhein ganz ruhig zwischen den breiten Ufern und den heiteren, ansehnlichen Weinbergen dahin. Wir kamen in Köln bei einem großartigen Mondlicht an, welches uns die Brücke, die Stadt und alle Kirchentürme sichtbar machte (Abb. 12). Unsere erste Unternehmung am nächsten Tag war der Besuch des Domes, dessen Inneres und Äußeres bewundernswert schön ist, aber leider ist dieses immens große Gebäude nicht fertiggestellt (Abb. 13). Die Türme sind noch nicht an das Kirchenschiff angebaut. Es sind nun vierhundert Jahre her, seit die Bauarbeiten wegen ständiger Aus50 Friedrich Wilhelm III.

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13. Ansicht des Kölner Domes 1835

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einandersetzungen zwischen den Bischöfen und der Stadt Köln unterbrochen wurden. Diese Stadt hat ihre Hirten gezwungen, ihre Residenz aufzugeben und nach Bonn zu flüchten. Wir besichtigten das Grab der Heiligen drei Könige51, dessen Heiligenschrein mit wertvollen Edelsteinen geschmückt ist. Das Rathaus erschien mir auch sehr alt; in den Sälen gibt es meiner Meinung nach eine wenig wertvolle Sammlung. Die Galerie Wallraf erschien mir schöner als die königliche Galerie, sie hat schöne Stücke der flämischen Schule. Wir haben unsere Equipage und meine Leute bei mir in Mannheim gelassen. Der Rhein ließ uns bis Köln kommen, aber hier mussten wir die Landwägen nehmen, um uns weitertransportieren zu lassen. So erreichten wir in einer guten Kalesche Jülich, eine kleine befestigte Stadt in einer flachen Landschaft, sehr fruchtbar, aber nicht schön. Der Name Jülich stammt von Julius Cäsar, der hier ein Lager errichtet hatte. Meine gute Mama ist hier in Jülich geboren, ich habe für sie gebetet, während wir hier durchgefahren sind. Hier beginnt für uns eine Art Pilgerschaft. Wir sind ungefähr eine Stunde vor Schwarzbach bei Bergheim vorbeigefahren, ein Schloss52, welches meinem Onkel Trips gehört. Wir waren nahezu ohne Zweifel, aber als wir wirklich sicher waren, war es schon zu spät, die Route zu ändern. So haben wir ihm geschrieben und uns entschuldigt und beschlossen, ihn in Düsseldorf zu treffen. Die schmuddeligen Dörfer mit den aus Lehm gebauten und mit Holz bedeckten Häusern ergeben einen bedauernswerten Kontrast zu den sauberen, eleganten Ortschaften auf dem anderen Ufer des Rheins. Kurz vor Aachen hatte sich die Landschaft wieder sehr verändert. Fröhlich, lachend, das Gelände bewegt und durch Flüsse verschönert, und es war nichts so angenehm wie der erste Blick, der auf Lousberg (Abb. 14) fiel. Wunderschön bepflanzte Alleen führten dorthin und ein schöner Aussichtsturm am Hügel, wenn man die Anhöhe von Burtscheid (Abb. 15) hinunterfährt. Ich erinnerte mich an 51 Dreikönigenschrein 52 Burg Hemmersbach

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14. Der Lousberg bei Aachen

15. Burtscheid bei Aachen

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16. Rathaus bei Aachen

diese Ortschaft, die Spaziergänge, die ich im Alter von sechs Jahren mit meiner Kinderfrau machte. Die immer besser werdende Straße war gepflastert und gesäumt mit gepflegten Bäumen, und ich habe die 48 Grad heißen Quellen, die von kaltem Bachwasser eingeschlossen sind und die schon die Römer kannten, wiedergefunden. Ebenso die Wiesen, die auf den Hügeln liegen – dies ist alles vollkommen in meiner Erinnerung geblieben. Alles in Aachen erinnert an Karl den Großen. Seine vergoldete Statue wurde im 14. Jahrhundert auf dem großen Platz aufgestellt; die Franzosen haben sie dann nach Paris transportiert. Als sie wieder zurückkam und ihren alten Platz unter dem Brunnen53 einnahm, bemerkte man, dass das ganze Gold weg war. Das Rathaus (Abb. 16) am selben Platz ist sehr imposant. Es wird flankiert von zwei Türmen; einer ist aus römischer Zeit. Karl der Große nützte ihn, um das im Jahre 796 errichtete Gebäude abzustützen. Wir haben die große Halle gesehen, in der sechsunddrei53 Karlsbrunnen vor dem Aachener Rathaus

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ßig Könige gewählt wurden, die letzten neun wurden in Frankfurt gewählt. Dieser Saal wurde verkleinert und mit Wänden verbunden, die jedoch die alte Größe noch erahnen lassen. Leider befand sich die Treppe im zweiten Turm, der zusammenstürzte. Das Münster wurde auch von Karl dem Großen, im selben Jahr wie das Rathaus, errichtet. Es ist rund, überwölbt von einer schönen Kuppel, die wiederum von gut proportionierten Säulen gehalten wird. Oben umläuft sie eine Galerie, auf der die Kurfürsten Platz nahmen. Der gewählte König hatte seinen Sitzplatz im sogenannten Hochmünster über der Galerie, vis-à-vis vom Altar. Er stieg dort über eine Treppe hinauf, welche auch die Stufen zum Altar sind. Der König saß also auf dem steinernen Thron54, auf welchem Karl der Große Recht gesprochen hatte. Für diese Zeremonie wurde dieser Sitz später wieder vergoldet. Karl der Große wurde von seinen Söhnen in der Gruft, die sich in der Mitte der Rotonde befindet, begraben. Sein Körper wurde einbalsamiert, man hat ihm alle Zierden angelegt und ihn dann auf den steinernen Thron gesetzt. 300 Jahre später ließ ihn Otto III. exhumieren, der Thron wurde an die Stelle versetzt, wo er sich auch heute noch befindet, und der Herrscher selbst liegt in einem schönen, griechischen Sarkophag, den ihm Papst Leo III. geschenkt hat. Friedrich Barbarossa ließ Karl den Großen heiligsprechen, wieder aus seinem Sarkophag herausnehmen, welchen man heute im Vestibül der Kirche sehen kann. Der Heilige selbst wurde in eine zur Gänze vergoldeten und mit Edelsteinen ausgekleideten Kapelle transferiert. Karl der Große war ein Riese, er war sieben Fuß und zwei Zoll groß, sein Kopf und seine Arme waren von enormen Ausmaßen, man hat ihn extra in einen Schrein gelegt, um ihn dem Publikum zu zeigen. Genauso zeigt man sein Jagdhorn, welches im Grab zu seinen Füßen liegt; die Worte „Mein Ein“ sind dort mehrmals im Elfenbein eingraviert; wir haben auch das kleine Goldkreuz über seinem Herzen gesehen. Sein Schwert wurde nach Wien gebracht, genauso wie sein Mantel, und 54 Aachener Königsthron

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17. Joseph Wenzel Graf von Thürheim (nach einem Ölgemälde, unbekannter Maler)

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die Heilige Lanze gleichfalls.55 Auf der großen Bodenplatte, welche noch das Grab bedeckt, sind nur folgende zwei Worte eingraviert: 55 Reichskleinodien bzw. Aachener Kleinodien

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Carlo Magno. Der Schrein56 beinhaltet auch andere wertvolle Reliquien, die alle das Siegel des Paschas tragen, welcher sie Karl dem Großen geschickt hat. Der gotische Chor der Kirche wurde von König Heinrich II. erbaut und besitzt eine Kuppel, die wegen ihres fast griechischen Stils Aufsehen erregt. Ein wahres Vergnügen in Aachen war es für mich, die steinalte Gastwirtin wiederzusehen, bei der mein Großvater Thürheim mit meiner Tante Therese57 und Minnerl Hager gewohnt hat. Diese gute Alte hat nicht nur mit mir über meinen Großvater gesprochen, sondern auch über den Sohn dieses Grafen von Thürheim, der immer zwei kleine Mädchen mit sich führte. Dies war mein Vater (Abb. 17) gewesen, Constantine und ich! Ich habe auch das Haus gefunden, in dem meine Eltern und wir damals gewohnt haben. KÖNIGREICH BELGIEN

Wir verließen Aachen, um nach Lüttich zu reisen. Dieses ehemalige kirchliche Fürstentum ist ein liebliches Land, mit schönen Grünanlagen. Man durchfährt fette Wiesen und Weiden, umgeben von sanften Hügeln, vielen Dörfern, Weilern und anderen gepflegten Ortschaften, die auf hier herrschende Wohlhabenheit hindeuten (Abb. 18). Dies alles gehört heute zu Belgien. Ich kam am 17. Juli in meiner Geburtsstadt an und ich will nicht sagen, wann ich hier geboren wurde, aber es ist wohl nicht verboten, zu sagen, dass es 46 Jahre her ist, seitdem ich von hier weggegangen bin. Mein Gott, was waren das für Zeiten, und was hat sich seither nicht alles ereignet! Wir haben uns ins Hotel de Hollande einquartiert, gegenüber dem Theater, ein schweres Gebäude mit einer Säulenhalle als Einstig. Es hat etwas gedauert, bis wir unsere Ausflüge beginnen konnten, erst am übernächsten Tag nahmen Constantine, Georgine und ich eine Kalesche, um nach Huy zu fahren, einem kleinen Dorf an der Maas, 56 Karlsschrein 57 Maria Theresia Gräfin von Thürheim

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18. „Une maison de paysan en Belgique. Les femmes qui sarclent“ (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim)

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wo wir so lange in unserer frühesten Kindheit gewohnt haben. Es war für mich ein besonders glücklicher Tag, und auch für meine gute Schwester, die sich gleichfalls an vieles erinnerte. Die Ufer der Maas von Lüttich nach Huy sind lieblich, lebendig und dank der dortigen Kohlegruben und Fabriken unglaublich bevölkerungsreich. Wir fuhren in Seraing am alten Landhaus der Fürstbischöfe von Lüttich vorbei. Es war dort nur mehr die Palastfassade zu sehen, die Gärten, in denen ich als Kind so oft gespielt habe, waren verschwunden. Monsieur Cockerill hat alles in Lagerhallen und Fabriken umgewandelt, und ich bedauerte sehr, sie nicht mehr besuchen zu können, denn nach dem Tod des Besitzers wurden die Tore für Fremde geschlossen. Von Lüttich an war die Gegend manchmal mit hohen Fabrikschornsteinen übersät. Ihre hohen und schmalen Rohre erinnerten mich an die Minarette in der Türkei. Das Schloss von Chokier (Abb. 19) ragt hoch auf dem Felsen über der Maas. Es ist nicht groß, aber gut erhalten, und den kleinen Turm mit dem roten Glockenturm kann man schon von Weitem sehen. Das Schloss erbte meine Mutter nach dem Tod ihres ersten Mannes, dem Grafen von Berlo. Damals, als die gute

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19. Chateau de Chokier

Mama noch sehr jung war, promenierte sie mit ihren Freunden über die schöne Terrasse, unter der wir auch stehengeblieben sind und alles mit großem Interesse inspiziert haben. Etwas weiter entfernt findet man die Ruinen von Jehay (Amay), wo die verbrannte Erde die Bergrücken mit roter Farbe überzieht. Die Berge sind auf der einen Seite der Maas sehr hoch, bewachsen von Laubbäumen, dazwischen stehen vereinzelt kleine Wohnhäuser. In Huy zurückgekehrt, machte uns ein Rundgang großes Vergnügen. Wir erkannten die Brücken, die Straßen, die Häuser, die Kirchen. Von unserer Unterkunft gingen wir direkt „zu uns“ Wir öffneten das Einfahrtstor; der alte Monsieur Droguère trat rechts aus der Haustür und bot uns freundlicherweise an, uns seine Wohnung zu zeigen. Was soll man hier sagen! Salon und Esszimmer mit seinen zwei Amtskabinetten, der Kamin mit dem schmiedeeisernen Korb, die Küche, wo die alte Katsch, unsere gute Köchin, uns so oft Kuchen gegeben hat und der alte Schrank, an den sich Constantine noch sehr gut erinnerte. Dann sind wir die große, gut polierte und gebohnerte Holztreppe hinaufgegangen und haben links das Zimmer von Maman er-

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20. Skizze des Hauses des M. Adrien Francquenne in Huy (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim)

kannt und ihr Bett, wo sie sich immer aufgehalten hatte. Am Ende der Treppe unser großes Zimmer, die lange Wand, gegen das unsere drei Betten gestellt waren und die Wiegen der kleinen Kinder hinter dem Vorhang aufgereiht waren. Dann auf der Seite das Zimmer des Großvaters, in welchem meine Mutter Josephine58 und meinen guten 58 Josephine Gräfin von Thürheim-Contarini

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und unglücklichen Joseph59 entbunden hat. Noch weiter rechts das kleine Zimmer von Papa mit seinem Alkoven, und ich erinnere mich, dass ich dort Schreiben und Rechnen gelernt habe. Ich war in Tränen aufgelöst! Die ganze Vergangenheit drängte in mein Herz zurück. Auch der Garten war der gleiche geblieben, die kleine Mauer, auf der wir so oft hinaufgestiegen sind, um die Blumen von unserem Nachbarn zu pflücken. Schließlich die kleine Tür, die in die Wiese hinausführt, welche die „Insel“ hieß. Der gute Monsieur Droguère hat uns freundlicherweise die Türe geöffnet und wir, meine Schwester und ich, sind mit größtem Vergnügen in diese Wiese hinausgelaufen. Die Abtei „Vieux-Martin“ existiert nicht mehr. Sehr wohl aber das Haus des Monsieur de Francquenne (Abb. 20), der als fünfjähriger Dreikäsehoch gemeint hat, er sei der Ehemann von Constantine. Schließlich mussten wir wieder beim Hof vorbeikommen; beim Verlassen fanden wir unseren Taubenschlag wieder, wo ein böses Individuum alle unsere armen Tauben gegessen hat. Wir sagten dann diesem Haus Adieu, in dem wir so viele Erinnerungen hatten und das uns einen so schönen Tag beschert hat, ein Adieu auf immer. Als wir uns Huy wieder näherten, erkannte Constantine schon von Weitem den Berg Sarte, sie fuhr mit dem Wagen hin, ich folgte ihr zu Fuß. Wir beteten in der Kirche der Jungfrau und jede von uns dachte mit Trauer an das, was wir verloren haben. Wie oft haben wir diesen Weg mit unserer zweiten Mutter, dieser guten Mère-tout gemacht. Sie erlaubte uns, Radieschen zu kaufen, die man nahe der Kapelle der Italiener zum Kauf anbot, auf dem gleichen Weg, auf dem ich auf den Hügel gestiegen bin. Nachdem ich bemerkt habe, dass mehrere Klöster, auch das der Celestiner60, zerstört worden waren, gingen wir zu den Augustinern, unserer alten Pfarre. Dann mussten wir auch noch die Kathedrale sehen und das Schloss, das Ludwig der XIV. kaputtmachen ließ und von Napoleon wieder aufgebaut worden war. 59 Joseph Graf von Thürheim 60 Zisterzienser

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Es war schon spät, sehr spät, als wir in Lüttich ankamen, sehr müde von unserem Ausflug und von unseren Gefühlen, aber dennoch setzten wir unsere Reise am nächsten Tag nach Spa fort. Schon in meiner Kindheit war mir diese kleine Stadt nicht angenehm. Ich erinnerte mich, dass bei Henry Chapelle, zwei Stunden von Lüttich entfernt, mein Vater, ich und meine Schwester, zwei kleine Mädchen, durch Patrioten aus Lüttich aufgehalten wurden. Sie haben meinem Vater nur erlaubt, nach Spa zu fahren, um dort weitere Befehle abzuwarten. Meinem Vater, der etwas Geld besaß, gelang es, mit Postillons Spa zu durchqueren und uns bis ins Land von Stavelot zu führen, wo wir in Sicherheit waren. Die Eindrücke aus dieser Zeit verschwinden nicht so leicht. Das kleine Tal erschien mir sehr hübsch, die Lage der heißen Quellen charmant, die Landhäuser sehr elegant, vor allem jene, die „masures“61 genannt werden. Aber die Eisenbahn wird dieses Tal und die Häuser kaputtmachen, indem sie im Zickzack die ganze Länge durchqueren wird und die ganze Sicht auf die schönen Häuser nehmen wird. Spa besteht wie alle Badeorte aus einer langen und schönen Straße und einem unregelmäßigen, mit eleganten Badepavillons gesäumten Platz. Der Rest ist auf dem Hügel gebaut, wo sich entlang von langen Alleen und Lichtungen vier bis fünf heiße Quellen befinden, welche die Kranken selbst aufsuchen können. Als wir am Abend in unser Hotel in Lüttich zurückkamen, fanden wir dort Monsieur van der Straten vor, der uns auf die allernetteste Art und Weise anbot, uns am nächsten Tag nach Emeville zu begleiten. Das Schloss gehörte meinem Vater, der dort eine recht stattliche Branntweinerzeugung aufbaute. Während der Revolution wurde es ihm weggenommen und zurzeit besitzt es die Familie des Advokaten Gefier. Die Provinz von Condroz, in welcher dieses ärmliche Schloss sich befindet, ist nicht mehr schön. Das Land ist sandig, mit langen Rinnen, die nur mit weißem Sand wie Schnee gefüllt sind, es muss aus vorsintflutlicher Zeit sein, vielleicht war es damals der Meergrund. Der Rest der Umgebung ist außergewöhnlich fruchtbar und 61 Die heutige deutsche Bedeutung von „masure“ ist Hütte.

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zwei Joch, was man giar nennt, werden um fünf und sechs Millionen Francs veräußert. Die Durchfahrtsstraßen sind schrecklich; die Landstraßen sind in der Mitte zur Hälfte gepflastert, die andere Hälfte auf der Seite ist es nicht, und es ist schwer, auszuwählen, weil alles schlecht ist. Dafür habe ich niemals eine so große und starke Pferderasse gesehen wie hier um Lüttich. Schließlich konnten wir in Emeville die alten Bauten in unseren Erinnerungen wiederfinden, besser gesagt, wir mussten sie erahnen, weil von den heutigen Besitzern so viel Neues, aber viel Schlechteres gebaut worden ist. Das Volk spricht die wallonische Sprache, welche mit keiner anderen ähnlich ist; zum Beispiel sagt man zum Pferd Schwà, zum Hut oune spau. Das sanft wellige Land erstreckt sich über das ganze Land von Lüttich zwischen Aachen und Namur über Luxemburg und Holland. Das Volk, das früher hier lebte, war nicht germanisch, nicht keltisch und nicht gotisch, und die Römer haben es niemals unterwerfen können. Man ist sehr wohlhabend in diesem Land, aber dies ist vor allem einem gerechten Wirtschaftssystem zu verdanken. Niemals gibt man mehr als 2/3 seiner Einkommen aus, der dritte Teil wird in Verbesserungen investiert. Das Volk ist nicht hochmütig, aber es grüßt niemals zuerst, man glaubt, es fehle an Respekt gegenüber höhergestellten Leuten. Man sagt allen Monsieur, Madame, Mademoiselle, und es ist mir manchmal schwergefallen, nicht zu lachen, wenn ich zu einer Hühnermagd Mademoiselle gesagt habe. Dann hat es zu regnen angefangen, eine Sache, die unsere Reise beschwerlich machte, aber wir haben trotzdem das Schloss von Bourminville gesehen, das dem Grafen de Berlaimont gehört, und das großartige Schloss von Modave, das ehemals im Besitz der Familie Montmorency war. Ich habe Lüttich nicht verlassen, ohne die Messe in St. Paul, wo ich getauft worden bin, zu besuchen. Diese Kirche wurde Kathedrale (Abb. 21), nachdem St. Lambert zerstört worden war. Der alte bischöfliche Palast ist nun Regierungsgebäude. Auf dem Platz hinter der Kirche St. Paul habe ich mir das Haus meines Onkels, dem Grafen de Geloёs, zeigen lassen, in dem ich geboren bin.

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21. Vue de Cathedrale St. Paul in Liège

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Nach fünf Tagen verließen wir schließlich Lüttich, und wir fuhren mit der Eisenbahn weiter. Weil der Abfahrtsort auf einer Anhöhe etwas entfernt von der Stadt liegt, fuhren wir mit dem Omnibus dorthin. Die Passagiere riefen wild durcheinander, sie werden „Hasen“ genannt; ich amüsierte mich sehr und sah zu, wie sie auf unsere Wägen hinaufkletterten. Als wir nahe an dem kleinen Ort von Tirlemont vorbeikamen, sahen wir das Schloss von Orbeck, wo meine gute Schwester Loulou62 (Abb. 3) geboren ist. Wir erkannten nicht nur das Schloss und den Flügel, in dem meine Eltern gewohnt haben, sondern auch den Garten und die Alleen. Etwas weiter fuhren wir an der Stadt Löwen vorbei, und ich bedauerte es, sie nicht besuchen zu können, aber wenn man mit der Eisenbahn reist, kann man die interessantesten Sachen nur vom Zug aus sehen. Endlich, nachdem wir um fünf Uhr morgens in Lüttich abgefahren waren, kamen wir gegen vier Uhr in Brüssel an, um dort abendzuessen. In Brüssel quartier62 Lulu Gräfin von Thürheim

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ten wir uns und in einem der schönsten Paläste (Gasthöfe) der Stadt ein; wir hatten vor uns auf dem Place Royale den sogenannten Freiheitsbaum. Dies ist ein armseliger, kleiner Lindenbaum, eingezäunt mit ein paar kleinen Pfosten aus Stein. Das Lindenblatt findet sich als Wahrzeichen auf allen Plätzen; auf dem Justizpalast, ehemals das Haus der Stände, ein ganz einfaches Haus, aber es findet sich auch vor dem Königspalast, eine komplett lachhafte Sache. Der Palast ist nur ein großes Stadthaus mit keinem guten Aussehen. Marie-Christine wohnte hier. Der Palast gehört noch immer dem Prinzen von Oranien und ist sehr schön, aber die alte holländische Art und Weise, bei der man nur mit Wollschuhen hineingehen darf, ist uns so extrem lästig gefallen, dass wir die Geduld verloren haben und wieder gegangen sind. Übrigens ist die Bildergalerie sowieso nach Den Haag transportiert worden. Der Palast des Herzogs von Arenberg hat eine sehr schöne Bildergalerie, mit nicht sehr vielen, aber sehr gute ausgewählten Bildern. Über dem Treppenabsatz ist sinnigerweise der Gipsabdruck einer der schönen florentinischen Türen angebracht. Die Sammlung von japanischen Vasen ist die größte in Europa. Wir haben die Kirche St. Gudule gesehen, ein gotisches Gebäude, von dem der Turm aussieht wie eine Steinnadel, alle Verzierungen sind äußerst feingliedrig ausgearbeitet. Das, was uns in Brüssel am meisten interessiert hat, war das Hospiz der Alten, gegründet von König Guillaume, der jetzige König von Holland. Dieses großartige und riesige Gebäude, ist, wie es uns erschien, wegen seiner Schönheit eine ganz besonders gut konzipierte und ausgeführte Sache. Den braven Verwundeten und den alten Frauen, vor allem aber ersteren, gebietet allerhöchsten Respekt. Sie scheinen alle sehr zufrieden und glücklich. Sie sind gut ernährt und angezogen und gepflegt! Für ihre Arbeit bekommen sie einen Verdienst. Es waren insgesamt 900 Frauen und Männer. Diese Einrichtung ist großartig und verdient die Anerkennung des Landes an jene, die es errichtet haben. An der Ecke einer der Hauptstraßen von Brüssel steht die Statue des Männeken-pis. Der Sohn eines alten Herzogs von Brabant hatte es verloren, und sie haben es im Wald in

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derselben Position wiedergefunden. Diese kleine, armselige Statue, aus der Brabantiner eine Art Palladium gemacht haben, wurde mit dem Band des Heiligen Geistes von Ludwig XV. dekoriert und ich weiß nicht, welcher bayerische Herzog ihm eine ganze Garderobe geschickt hat, mit dem man ihn an großen Festtagen ausstaffiert. Brüssel wäre eine sehr schöne Stadt, wenn sie nicht auf einem so steilen Abhang gebaut wäre, dass die Wägen auch auf den schönen Straßen bremsen müssen. Das Haus des Herzogs von Alba ergibt einen traurigen und düsteren Anblick; auf dem Platz steht das Rathaus, ein großes, gotisches Gebäude, vor dem Egmont und der Herzog von Hoorn zu Tode kamen. Das Schloss Laken liegt bei der Stadt auf einem Hügel, aber das Wetter war so schlecht, dass wir es nur schlecht und sehr schnell besichtigt haben. Dann nahmen wir wieder die Eisenbahn und haben Mecheln durchquert, besser gesagt, wir sind an dieser Stadt vorbeigefahren und sind nach drei Stunden in Gent, in der Hauptstadt von Flandern, angekommen. Was für eine interessante Stadt! Was für alte Häuser! Sie erinnern an die Zeit von Maximilian und seinen kleinen Sohn Karl V., dessen Schloss in der Stadtmitte einen sehr pittoresken Turm besitzt. Das Haus, in dem im Jahr 1346 die zwei Brüder Artevelde eingesperrt und ermordet wurden (Abb. 22), aber vor allem das Haus des Herzogs von Alba, beide sind fast noch so, wie sie einst waren: schwarz, traurig, eng und ähneln eher kleinen Forts als Wohnhäusern. Das Rathaus ist sehr schön, mit reichen Verzierungen an der Außenseite, die man nicht gotisch nennen kann, sondern die mir vor allem deutsch erscheinen und, wie ich glaube, nur in Deutschland zu finden sind (Abb. 23). Die Kirche St. Bavo ist der Genter Dom. Dieser alte Konvent wurde, ich weiß nicht, von welchem Merowinger, gegründet. Es war in dieser Kirche, damals dem Hl. Johannes geweiht, in der die Kapitel vom Vlies abgehalten wurden. Die Kirche ist schön, es gibt sehr schöne Glasfenster, schöne Gemälde von Rubens und van Eyck, die für ihre Komposition und Farbgebung wahrhaft bewundernswürdig sind. Aber nichts ist vergleichbar mit einer Bildersammlung eines gewissen Herrn Schramp. Diese schöne Sammlung

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22. Prison de Jacques van Artefelde en 1342 à Gand

23. Hotel de Ville de Gand

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musste vergangenen Monat in einer öffentlichen Versteigerung verkauft werden. Alle die Meisterwerke der flämischen Malschule gingen in verschiedene Hände, was ein regelrechtes Malheur ist für alle wahren Kenner und Bewunderer der Gemälde. Der König Wilhelm hat den Universitätspalast bauen lassen, welcher groß, schön und bewundernswert ist. Wenn man in Gent ist, muss man den Beffroy, den großen und alten Turm sehen, dann die große Kanone, welche die Leute hier ganz besonders lieben. Aber das, was nur in Gent zu sehen ist, ist der Beginenhof. Diese Institution wurde von einer Tochter des Pepin de Landen im Jahr 656 gegründet, sie hieß Bege. Diese Prinzessin ließ auf einer Insel der Schelde bei Gent einen Konvent errichten, das heißt eine Kirche und um diese herum kleine und große Häuser, alles mit einer starken Mauer umschlossen und durch eine Zugbrücke mit dem Land verbunden. Dieser Konvent ist von mehr als 700 Mädchen bewohnt, die Nonnentrachten tragen, welche denjenigen unserer grauen Schwestern63 ähneln. Sie haben eine Obergeneralin und mehrere Oberschwestern. Mehrere von ihnen bewohnen gemeinsam ein Haus mit Garten und einem eingezäunten Grundstück. Sie müssen aber kein klösterliches Gelübde ablegen, das heißt, sie können den Konvent verlassen, wann sie wollen. Nichts ist einmaliger und erzeugt ein köstlicheres Gefühl als diese von Frauen bewohnte „Stadt“ zu sehen. Als wir die Kirche betraten, knieten im Hauptschiff durcheinander mehr als 600 Beginen auf Kissen, in schwarze Kleider und weiße Kopftücher gewandet, im Hauptschiff und beteten ihr Stundengebet. Dann entfernten sie sich, um die Kranken zu pflegen. Die Passanten ließen ihnen den Weg frei, wie einstmals man es für die Vestalinnen gemacht hat. Constantine und ich, wir hatten Tränen der Rührung in den Augen. Nach dem Abendessen mussten wir wieder zur Eisenbahn, um wieder auf unseren Weg bis nach Mechelen zu kommen, dem zentralen Punkt, wo sich alle Eisenbahnen von Belgien treffen und erst am Abend trafen wir in Antwerpen ein, wo wir in 63 Elisabethinen

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24. Maison Anséatique d’Anvers

einem schönen Hotel am Kai der Schelde übernachteten. Vor unseren Fenstern sahen wir das Meer, voll mit Schiffen. Der Abend war schön und das Spektakel bezaubernd. Wir blieben zwei Tage in Antwerpen, um das große Bassin, welches jetzt der provisorische Hafen ist, zu sehen. Er war voll mit Handelsschiffen. Wir sahen die alten und die neuen Freihafen, das Hanseatische Haus (Abb. 24), in dem ungeheure Reichtümer deponiert sind. Das Haus, in dem Karl V. wohnte, erweckte die Neugier, aber am meisten entfachten sie die spanischen Gefängnisse und das Purgatorium der Geuzen. Die Gefängnisse sind in einem kleinen Gebäude, dunkel und düster, mit verbrannten Türen und Fenstern, voll mit Verliesen und Abfall von Folterinstrumenten. Das Purgatorium ist ein Gebäude ohne Dach, wo man die Aufrührer quälte, die auch Bettler genannt werden, das heißt, sie sind arm und unglücklich. Dieses Gebäude hat kein Dach, sodass die Schreie der Opfer in der ganzen Stadt gehört werden konnten. Die Kirche Notre Dame, gegründet von Godefroy de Bouillon, ist mit einem sehr ele-

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ganten, gotischen Turm ausgestattet. Er ist sehr schön anzusehen. In Notre Dame und in der Kirche St. Jaques sind sehr schöne Gemälde von Rubens und van Dyck zu sehen. Die Kreuzigungsabnahme, die Christi Himmelfahrt und weitere sehr schöne Gemälde sind von Rubens. In Notre Dame ist Rubens mit seiner Familie begraben, von der er ein großes Gemälde gefertigt hat. Constantine bevorzugt Rubens, ich habe lieber van Dyck, dessen Figuren immer vollendet nobel und schön sind. KÖNIGREICH DER NIEDERLANDE

Mit dem Dampfschiff fuhren wir die Überfahrt von Antwerpen nach Rotterdam. Die Schelde ist wie ein Meer, so breit sind ihre Mündungen. Es gibt Punkte, wo man den Fluss nicht mehr sieht, dann verengt sie sich wieder und man befindet sich in den tristen und langweiligen Kanälen. Man fährt unter dem Fort de Lilo hindurch, welches von Kaiser Joseph II. anlässlich der Brabanter Revolution erbaut worden war. Etwas weiter sieht man Herzogenbusch auf der einen Seite und Dordrecht auf der anderen. Dann befindet man sich zwischen den Maas-Mündungen und sieht bereits Rotterdam, welches einen Halbkreis bildet mit dem großartigen Quai als Basis. Die Anzahl der Kanäle und ihre Brücken, die geöffnet werden, um die Schiffe durchzulassen, haben mich an Venedig erinnert (Abb. 25). Das Meer und die Maas versorgen die große Stadt mit Wasser. Alle Quais werden von schönen Lindenbäumen gesäumt, und diese Mischung von Bäumen, Brücken, Kanälen, Häuser im – wie ich es nenne – deutschen Stil, einer zahlreichen Bevölkerung, die in den Straßen unermüdlich Handel betreibt, all das ergibt ein erstaunliches, interessantes und schönes Ganzes, so atemberaubend und überwältigend, dass es fast auch ermüdend zu nennen ist. Ich würde nicht gerne in Rotterdam bleiben müssen. Louis Napoléon kam am selben Abend wie wir, logierte in demselben Hotel wie wir und brach am nächsten Tag wieder auf für seinen Putsch in Boulogne. Wir aber nahmen einen Wagen, um nach Delft, der alten Hauptstadt der Provinz Holland, zu fahren.

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25. Rotterdam, Vue prise du pont (dit) Draaibrug

Der ehemalige Palast der alten Herzöge ist jetzt ein Militärmagazin. Man sieht auch das Haus, in dem Wilhelm I.64, Gründer der Niederlande, ermordet worden war. Die zwei Kirchen65 enthalten die Gräber des Admiral Tromp und des (…), dann die Gruft der Prinzen aus dem Hause Oranien. Zwischen Delft und Den Haag durchquert man Holland, wo man staunenswerte Unterschiede der Kleidung, der Physiognomie der Landschaft, der Straßen und überhaupt allem vorfindet. Im Juli ist Holland sehr hübsch. Die Wiesen ganz grün, die Rinder schön und sauber und gut gehalten, die großen Kanäle, die zum Transport von Waren genützt werden; die kleinsten hingegen dienen als Grenze zwischen den Grundstücken. Die Wege sind mit Ziegelsteinen gepflastert, auf denen die Wägen wie auf Parkettfußboden fahren. Und die Vielzahl an gepflegten, mit Blumenschmuck versehenen Landhäusern und Bäumen! Man findet überall wohlhabende Ortschaften, wo 64 Wilhelm von Oranien-Dillenburg 65 Oude Kerk und Nieuwe Kerk

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26. La Haÿe, De Loterÿ-zaal, La Salle de Loterie

alle Häuschen mit schönen Beeten und Rasen und mit Sand ausgestreuten Wegen umgeben sind. Holland kann man nur mit einer jungen Verlobten vergleichen, die man wegen seiner Details und seiner Gesamterscheinung freit. Inmitten dieses schönen Landes findet man Den Haag, eine kleine Stadt auf dem Weg, aber ausgezeichnet wegen seiner Lage, angelehnt an einen Wald, welcher seinen Namen trägt, ein hübscher Wald mit vielen Landhäusern. Eines unter diesen ist das Lusthaus des Königs. Wir wohnten im Hotel Bellevue genau am Anfang dieses Waldes. Rehe und Damwild sind hundert Meter nah an unser Fenster gekommen, um dort zu äsen. Der Binnenhof, ein alter Palast des Stadthalters, ist noch von König Wilhelm.66 Dieses Gebäude ist groß, weder schön noch interessant, aber es beherbergt den großen Saal der Lotterie, in dem einst die Blumen der Comtesse Jeanne67 66 Wilhelm von Holland (1228–1256) 67 Möglicherweise Joanna (–1301), Nichte der Margerita und Tochter der Adelaide, Gräfin von Holland

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oder der Marguerite von Holland waren (Abb. 26). Im Palais des Prinzen von Oranien68 befindet sich eine schöne Sammlung von Gemälden, aber vor allem eine herausragende Kollektion von Zeichnungen der berühmtesten Künstler, alles eingeteilt nach den verschiedenen Schulen. Sie ist, wie ich glaube, von unschätzbarem Wert. Das Palais69 selbst ist sehr elegant und geschmackvoll. Es ist gar nicht wie der Wohnsitz eines Herrschers, sondern eines reichen Kunstfreundes. Die Galerie des Baron de Verstak beinhaltet Meisterwerke der holländischen Schule. Anhand dieser Sammlung kann man die Kenntnis der verschiedenen Meister erlangen, zum Beispiel Selt (?) seine Kreuzabnahme, Otto Venius, der Lehrmeister von Rubens, van Beec; man kennt sie im Ausland kaum. Die Japan-Sammlung in diesem Museum ist vollständig; sie wurde uns vom Direktor detailliert gezeigt. In Den Haag gibt es auch japanische Geschäfte, wo man schöne Einkäufe tätigen kann, wenn man viel Geld ausgeben kann, jedenfalls aber ist es ein Vergnügen, sich dort umzuschauen. Es hat uns sehr erstaunt, wie sauber diese Stadt ist. Die Häuser haben fast nie mehr als drei bis fünf Fenster, wenig Einfahrtstore, und noch nie habe ich so schöne Glasfenster gesehen wie in Den Haag und in ganz Holland. Jedes Haus hat einen mit blauen Steinplatten gepflasterten Gehweg mit eleganten Sitzbänken, jede Straße besitzt ebenfalls Gehwege, auf denen die Fußgänger spazieren können, und man poliert sie jeden Tag mit Wachs! Diese Art der Sauberkeit findet man auch in den kleinsten Dörfern, und es ist fast komisch anzusehen. Eine Stunde zu Fuß entfernt von Den Haag liegt in den Dünen die Ortschaft Scheveningen. Dort sind die Meerbäder mit den kleinen englischen Kutschen zu finden. Die Dünen sind große, hohe und lange Hügel aus solch feinem und sauberem Sand, dass man ihn dazu verwenden könnte, einen Brief zu trocknen. Kein Baum, keine einzige Pflanze gibt es dort. Es ist so karg wie in der Wüste. Aber da das Meer immer wieder darübergeschwemmt wurde, ist der Sand nach und nach so festgepresst wor68 Wilhelm I. 69 Palais Noordeinde

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27. Leyden, Het Stadhuis – L’Hotel de Ville

den, dass der Wind ihn nicht mehr wegblasen kann. Sonst wäre es gar nicht möglich, dort Häuser zu bauen und zu wohnen. Wir fuhren auch nach Leyden, wo die alte Universität einst so berühmt war. Das Rathaus der Stadt ist ein schönes Gebäude (Abb. 27). In einem der Räume bewahrt man die Werkstatt des Jean de Leiden, Oberhaupt der Anabaptisten-Sekte, der in einem Käfig aus Eisen die Todesstrafe erlitt.70 Das Museum von Leyden ist sehr reich und steht mit seiner römischen, ägyptischen und vor allem der japanischen Sammlung in keiner Weise dem von Den Haag nach. Wir fuhren über Katwijk zurück, einer kleinen Stadt nahe der Rheinmündung ins Meer. Die Küste ist überall um acht bis elf Fuß höher als die Ebene, und wo keine Dünen sind, hat man Dämme und Schleusen gebaut, um das Wasser in Schach zu halten.

70 Offensichtlich verwechselt hier Isabella den Anführer der Täuferbewegung Jan van Leyden mit dem Maler und Kupferstecher Lucas van Leyden.

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28. Haarlem, De Vleesch-hall La Boucherie

In Katwijk kann man die große Rhein-Schleuse bewundern. Auf dem Weg von Den Haag nach Haarlem durchquert man einen Wald. Es ist ein englischer Park! Rue du Palais! Welch anmutige und elegante Wohnhäuser, welch gepflegte Gärten, mit Blumen geschmückt, Rasenflächen, schöne Wege und hübsche Pavillons! Das alles ist sehr charmant und schön. Meine Schwester und ich, wir waren bezaubert. Dieser Park, den man durchquert, den man wieder verlässt und den man kurz vor Haarlem wieder betritt, besteht aus wunderschönen Eichen und Buchen. Das Palais du Boi am Eingang zur Stadt war der bevorzugte Aufenthaltsort des Königs Louis Bonaparte; jetzt wohnen noch immer mehrere englische Familien in den kleinen Häusern, die in hübschen Gegenden des Parks gelegen sind (Abb. 28). Das Rathaus ist architektonisch sehr schön gestaltet. Die Kathedrale ist auch sehr schön und besitzt eine großartige Orgel. Nach zwei Stunden waren wir in Amsterdam angekommen. Wir mussten die nördliche Straße verlassen, um in den Golf von Zuidersee zu kommen. Dort befindet sich die zweite Hauptstadt des Königsreiches der Niederlande. Amsterdam hat wie Rotterdam riesige Hafenbecken und Kanäle, aber die

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29. Amsterdam, Het Logement de Munt Hotel de la Monnaie

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Gebäude sind im Vergleich viel größer und unendlich viel ansehnlicher (Abb. 29). Amsterdam ist sehr groß, die Straßen sind sehr lang und sehr breit, nur einige wenige sind lang, schön und weniger breit. Weder die Kirchen noch die Paläste sind bemerkenswert. Allein das Rathaus ist sehr schön; es besitzt einen großartigen Saal mit riesigen Proportionen;71 aber das besondere Verdienst an diesem Gebäude ist, dass es vollständig auf Piloten im Wasser gebaut ist. Nachdem wir mit dem Dampfer die Zuidersee überquert hatten, sind wir in Sandam ausgestiegen, um dort die Werft zu besichtigen, wo Peter der Große die Schiffe bauen ließ. Das Haus, wo er gewohnt hat, ist noch erhalten; sein Bett, seine Möbel und seine Gerätschaften kann man besichtigen (Abb. 30). Der russische Pavillon schwimmt auf der Mauer eines kleinen Gebietes, wo ich den Kupferstich gekauft habe (Abb. 31). Sandam ist eine hübsche Kleinstadt mit sehr vielen Einwohnern. Der österreichische Konsul Camozzi72 hat uns nach Broek 71 Vermutlich der 36 m lange und 18 m breite Ratssaal 72 Vermutlich Giovanni Battista Camozzi

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30. Sandam, Het Huisje door Czaar Peter den Grooten in den Jahre 1697 te Zaandam bewond van binnen te zien – Le dedans de la maison habitée du czaar Pierre le Grand à Zaandam 1697

begleitet, welches man einen Modell-Ort bezeichnen kann. In seiner Einfachheit ist es überhaupt nicht elegant, aber es hat hübsche Häuser und gepflasterte Straßen, wie den Markusplatz. Letztendlich aber sollte Broek von den Reisenden nicht verachtet werden, die wie wir von Holland angenehme Erinnerungen erhalten wollen. Ich konnte leider kein Haus von innen besichtigen. Sie haben alle zwei Tore. Beim einen geht man ein und aus, das zweite wird nur für eine Hochzeit, eine Taufe oder für ein Begräbnis geöffnet. Auf den Bauernhöfen kann man die Kühe besuchen; diese guten Tiere sind neun Monate im Jahr gar nicht im Stall, aber während ihrer Abwesenheit kann man die Käsereien besichtigen. Es gibt weißen und blauen Käse. Die Möbel in den Häusern sind sauber, die Teller und Krüge aus Porzellan, gewöhnlich aus Fayence. Wir konnten nicht länger in Amsterdam bleiben, sondern mussten weiter nach Utrecht. Um dorthin zu kommen, bevorzugten wir den Landweg statt der Kanäle, und wir taten gut, denn unsere Route

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31. Sandam, Het Huisje door Czaar Peter den Grooten – La chaumière habitée par czaar Pierre le Grand

führte uns an sehr netten Gegenden vorbei. Holland ist sehr schön, auch ohne Berge, Äcker und viel Bäume zu haben. Ausgenommen jene, die ganze Wälder bilden, oder jene Eschen, die entlang der großen Straßen als Alleen gepflanzt sind. Ganz frisches Gemüse wechselt ab mit riesigen Kuhherden, die man in freier Luft melkt, die Kanäle, die aus jeder Wiese eine Insel machen und durch kleine Holzstege verbunden werden, die Weiler, deren Häuser und Scheunen, die gut instand gehalten sind mit ihren sauberen Höfen und den kleinen Blumengärten. Dies alles macht Holland im Sommer wunderschön, aber man muss es auch sagen, es macht die drei oder vier Wintermonate öd und langweilig. Die Stadt Utrecht (Abb. 32) ist nicht schön, aber der Park und das Schloss des Baron von Heeckeren sind grandios73; das gleiche gilt für das herrschaftliche Anwesen. Ich weiß nicht, wa73 Eine – vermutlich später – hinzugefügte Anmerkung lautet: „Ich habe mich geirrt, das Schloss des Grafen von Heeckeren befindet sich in Arnheim, nicht in Utrecht.“ Möglicherweise meint Isabella das Schloss Rozendaal.

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32. Skizze von Utrecht (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim)

rum ich noch nicht von den Windmühlen gesprochen habe. Seit Delft bis zu den Grenzen des Königreiches haben wir sie überall vorgefunden. Man findet sie inmitten von Amsterdam und in den Vororten. Bei Sandam gibt es eine Ansammlung von über dreihundert Windmühlen, die zusammen eine kleine Stadt ergeben. In Utrecht haben wir eine Windmühle besichtigt. Sie hatte ein Erdgeschoß und Etagen, dann eine Galerie und die Windräder. In den kleinen Wohnungen der

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33. Frauen in holländischer Tracht

Etagen wohnten die Familien, die Möbel waren aus exotischem Holz, verziert mit kleinen Vasen aus Japan. Alle Betten, wie überhaupt hier alle Betten, sind nur zweckmäßige Nischen in der Wand. Aber

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sie sind hinter hübschen Vorhängen versteckt und mit allerweißesten und allerfeinsten Leintüchern bedeckt. Die Kleidung der Bauern ist fast so wie bei uns, sie werden oft von Tenier oder Wouwerman gemalt, aber ich habe sie niemals so schmutzig und zerlumpt vorgefunden, wie die Bilder es uns zeigen. Die Kleider der Frauen sind jenen von Geldern zum Verwechseln ähnlich. Um Den Haag, Haarlem und Amsterdam lieben sie rote Jacken, braune Hosen, weiße Schürzen und auf dem Kopf lange goldene oder silberne Bänder, die vom Hinterkopf aus an den Schläfen Schleifen bilden und an der Stirn zusammengebunden werden. Darunter ein weißes, sehr durchsichtiges Tuch aus Mousseline um den Kopf, welches in den Nacken fällt und die Frisur verbirgt (Abb. 33). Arnheim ist die Hauptstadt von Geldern. Dort sieht man noch die Ruinen des Schlosses des Grafen Egmont, des regierenden Fürsten dieser Provinz. Von Arnheim bis Emmerich ist das Land zu nahe an den Dünen, um schön zu sein, und die Tabakfelder sind nicht grün und haben auch keine schönen Pflanzen. KÖNIGREICH PREUSSEN

In Emmerich nahmen wir Abschied von Holland; wir schifften uns am Rhein ein und erreichten nach dem Abendessen Düsseldorf. Mein Onkel von Trips74 hatte bei sich ein Appartement für uns vorbereitet, und meine Tante und er taten ihr Möglichstes, um uns die fünf Tage, die wir in Düsseldorf verbringen würden, angenehm zu machen. Diese unschöne Stadt, schlecht gelegen am Ufer des Rheins, hat nichts Malerisches, nichts, ich sage, gar nichts Interessantes zu bieten, außer die Erinnerungen an unsere Kindheit. Mein Großvater Trips75 wohnte hier lange Zeit im Palais de la Venerie76, wo wir die Gärten wieder gesehen haben und das sogenannte Jagdhaus, in dem 74 Eduard Ignaz Berghe von Trips 75 Franz Georg Graf Berghe von Trips 76 Vermutlich Schloss Benrath

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34. Der Römerberg in Frankfurt oder Ansicht des Kaisersaals

meine Eltern mit uns gewohnt haben. Es ist unmöglich, die Erinnerung an meine Eltern, welche immer mein größtes Interesse war, zu verlieren. In ein paar Stunden erreichten wir Köln, und den nächsten Tag um fünf Uhr morgens waren wir schon an Bord eines Dampfers, der uns den Rhein wieder hinaufbrachte. Wir sahen wieder die alten Schlösser, die alten Städte mit den mit Zinnen umkrönten Mauern, Erinnerungen an die feudalen Zeiten, was wir schon vor einem Monat beim Vorbeifahren bewundert haben. Die Eisenbahn brachte uns in zwei Stunden nach Frankfurt. Dort besuchten wir den Römer, ein altes Gebäude, wo die letzten neun Kaiser gewählt wurden (Abb. 34). Ein großer, holzgetäfelter Saal mit einem länglichen Rechteck als Grundriss, aber unregelmäßig und vor allem unproportioniert, von allem beraubt, was dort einmal aufbewahrt wurde, die Möbel, die Sessel, die Bank der Kurfürsten, nur eine Sammlung von zerstörten und zerrissenen Porträts von den deutschen Kaisern war vorhanden; dies ist heute vom Römer geblieben. Nicht weit von hier, auf demsel-

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ben Platz, steht eine kleine, gotische Kirche77, gebaut von Kaiser Rudolf I. im Jahre seiner Inthronisierung78. Der Dom erweckt wenig Interesse. Diese Kirche hat keinen Stil, nichts begeistert die Vorstellung. GROSSHERZOGTUM HESSEN, GROSSHERZOGTUM BADEN

Wir konnten uns nur zwei Stunden in Frankfurt aufhalten, wir mussten wieder weiter, passierten Darmstadt, eine Stadt, die überhaupt nichts Bemerkenswertes aufzuweisen hat, überquerten die ganze Bergstraße und beendeten unseren Tag in Epenhaim, eine ärmliche kleine Stadt, nett gelegen inmitten dieser Gebirgskette namens Odenwald, auf welcher schon die Römer eine Straße gebaut haben und Wehrtürme und Festungen errichtet, von denen man heute noch die Ruinen sieht. Am übernächsten Morgen erreichten wir wieder unsere Equipagen in Heidelberg, wohin sie aus Mannheim gekommen waren. Das schöne alte Schloss, die Wolfsgrube und die schönen Promenaden erfüllten uns mit Freude, und diesen Tag werde ich umso wertvoller in Erinnerung behalten, als dass es der einzige Tag war, an dem ich mit meiner Schwester allein spazieren gehen konnte, ein Genuss, in den ich durch die Umstände nur ein einziges Mal auf unserer Reise kam. Wir waren nun schon fünf Wochen auf unserer schönen Rundreise, und es war der 14. August, als wir in Baden-Baden ankamen. Zusammen verbrachten wir dort noch weitere vier Wochen. Bruchsal, eine alte Bischofsstadt, besitzt ein schönes Palais, welches aber zu einer militärischen Institution umfunktioniert wurde. Durlach, die alte Residenzstadt der Markgrafschaft Baden, besitzt auch ein Schloss79; dieses ist aber schrecklich verfallen und scheint nun eine Kaserne oder ein Spital zu sein. Eine schöne Landstraße führt direkt nach Karlsruhe, eine kleine, hübsche Stadt, in der der regierende Großherzog seine Residenz 77 Alte Nikolaikirche 78 1273 79 Schloss Karlsburg

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hat. Das Geschlecht der Hochberg regiert zurzeit das Großherzogtum Baden, dessen Zweig nach dem Tod des Sohnes der Großherzogin Stephanie erloschen ist. Der ältere Zweig Baden-Baden war katholisch, der jetzige ist protestantisch, aber die Großherzogin ist katholisch geblieben, so wie überwiegend diese Provinz. Der Rhein und der Schwarzwald bilden die Grenze entlang dieses Herzogtums, in dessen fruchtbaren Ebenen man viele Dörfer und Ortschaften mit blühendem Wirtschaftsleben und beträchtlichem Wohlstand findet. Der Schwarzwald mit seinen Hügeln und Anhöhen ist sehr schön, die Eichen und die Buchen und die übrigen Laubbäume sind großartig und verschönern in einzigartiger Weise das enge Tal, das als Amphitheater genutzt wird. Die Stadt Baden selbst ist auf einem Abhang eines hohen Berges gebaut, an dessen Fuße ein kleiner Fluss fließt. Baden ist lustig, lächelnd, voller Bäume und mit schönen Hotels und Häusern geschmückt. Der Park ist nicht sehr groß, aber die Geschäfte entlang der Lindenallee ziehen mehr oder weniger den ganzen Tag die Leute an. Ein großes Gebäude enthält das Theater, den Spielsaal, den Tanzsaal und die Restaurants. All dies in großen Dimensionen und architektonisch schön gestaltet. Schöne Kolonaden bilden ein ebenso schönes Ensemble. Eine große Allee führt nach Lichtenthal, einem kleinen Ort am Ende des Tales. Dort befindet sich ein Kloster, das von einem Herzog von Baden im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet und erbaut wurde. Die Stifterin80 verwünschte bereits im Voraus diejenigen, die es wagen sollten, ihr Kloster zu säkularisieren, und drohte mit einer Verurteilung vor dem Gottesgericht. So hat diese Frau mit einer Mischung aus Respekt und Angst ermöglicht, dass dieses Kloster alle Revolutionen überlebt hat. Die Herrscher dieses Landes haben ihre Gruft in einer gotischen Kapelle. Hinter der Stadt Baden auf halber Höhe des Berges liegt das Schloss, in dem früher die Großherzogin Stephanie gewohnt hat. Turenne hatte angeordnet, die Stadt in Brand zu setzen; dann schaute er von der Terrasse des Schlosses dem brennenden Baden zu, und er vergoss Tränen der Ver80 Markgräfin Irmengard von Baden

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zweiflung. Baden wurde nicht geordnet wiederaufgebaut, sondern alle Häuser, alle Gärten sind durcheinander. Der Blick vom Schloss ist großartig; die Apartments aber sind schlecht, traurig und schlecht möbliert. Ein Teil des Gebäudes ist aus römischer Zeit, der andere Teil ist aus dem 14. Jahrhundert. Das Fehmgericht war im Untergeschoß eingerichtet, wo früher die römischen Bäder waren. Man sieht noch heute die Stufen, die Marmorbänke und die Schwitzkästen, die 2 ½ Fuß langen und 6 Fuß hohen Korridore, verwinkelt, ohne Tageslicht, abgeschlossen mit einem Gewölbe, ein furchtbarer Kerker, verschlossen mit einer Tür aus einem einzigen Stein, die man nicht mehr öffnen konnte. Hinter dem letzten Saal gingen wir bei einem Verlies vorbei, das mit einem Stein verschlossen war; das sind diese schrecklichen Orte, wo man die Opfer der geheimen Gerichte exekutierte. Der letzte Saal war der Gerichtssaal. Ein hoher und großer Raum mit Steinbänken rundum, auf welchen die Richter saßen. Der Gerichtspräsident saß auf einem erhöhten Sitz, und der Angeklagte saß auf einem Block in der Mitte des Saales. Die Richter kamen über einen unterirdischen Korridor, der vom alten Badener Schloss in den Gerichtsaal führte. Das alte Schloss, von dem noch Steinblöcke und die kleine Tür vorhanden sind, welche von dort über eine enge Treppe hinunter in den Gerichtssaal führte. Alles hier ist schrecklich anzuschauen, aber was macht nicht alles die Gewöhnung! Eine junge und hübsche Concièrge führte uns herum und versicherte uns – was mir übrigens von den Badenern selbst bestätigt wurde – , dass diese Damen sehr oft hinuntergestiegen sind, um es Fremden zu zeigen. Wir sind nach Eberstein, einem alten Herrschaftssitz der Grafen Eberstein, gefahren, deren Familie erloschen ist und in der Familie der Badener aufgegangen ist (Abb. 35). Die letzten Markgrafen haben es wieder errichtet, möbliert und sogar bewohnt! Der regierende Großherzog hat eine wirklich erstklassige Straße durch den Wald bauen lassen, um auf angenehme Weise hierherkommen zu können. Wie ist dieser Schwarzwald doch schön, wo hohe Tannenbäume die Hügel bedecken, während Eichen und Buchen auf den Abhängen wachsen. Es ist ein köstliches Land, und zu seinem Glück

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35. Schloss Eberstein (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim)

ist es nicht sehr groß, seine Souveräne haben sich darum kümmern können und stets versucht, ihr Land zu verschönern. Sie haben es mit schönen Bäumen entlang der Straßen und Flüsse bepflanzt. Das alte

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36. Baden-Baden, Vieux chateau

Badener Schloss81 ist eine der schönsten Ruinen, die ich kenne (Abb. 36). Welch hohe Mauern, welch schöne Rundbögen, wie pittoresk ist das Entrée. Das Auge entdeckt eine Schönheit nach der anderen, und 81 Schloss Hohenbaden

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wenn man es von unten bis oben betrachtet, ist der Effekt wahrhaft frappierend. Auf einem anderen Berg steht die Ruine Eberstein-Burg, viel älter als das gleichnamige Schloss, von dem ich vorhin gesprochen habe. Die Ruinen von Vindeck und noch einige andere, das Murgtal ist entzückend bis zur Poststation von Gernsbach. In der Rheinebene liegt auch das Lusthaus „La Favorite“; die Markgräfin Sibylla, Frau des Prinzen82, der im Krieg gegen die Türken während der Regentschaft Leopolds I. kämpfte, machte aus diesem Haus ein Theater ihrer Verrücktheiten und ihrer langen Reue. Das Jagdhaus bildet einen hübschen Anfang der Promenade. Die Sicht ist sehr weit, sie reicht bis nach Straßburg, Rastatt und den ganzen Verlauf des Rheins. Im Allgemeinen ist das Großherzogtum Baden ein köstliches Land, und ich verstehe sehr gut, wenn man es liebt, hier fünf oder sechs Monate im Sommer zu verbringen. Dieser Schwarzwald ist die wundervollste Sammlung von Bäumen, Bergen, Täler und Bächen. Und dann diese große Anzahl an Ruinen, die mehr oder weniger alle zur Geschichte Deutschlands gehören, all das macht aus Baden und seiner Umgebung eine Märchenwelt. Ich erwähne von den Personen, die wir oft auf den Promenaden oder im Salon de la Conversation gesehen haben, nur die Familie Graf von Baeck, den Grafen und die Gräfin Stroganoff83 und unseren guten Damentit. KÖNIGREICH FRANKREICH

Bevor wir das Rheinufer verlassen würden, wollte ich Straßburg sehen, um wenigstens einen Fuß auf Frankreich zu setzen. Der Rhein ist nicht mehr so breit und schön von Khel nach Straßburg, wie er von Mainz nach Kassel war. Eine Schiffsbrücke verbindet Frankreich mit Deutschland. Die Stadt Straßburg hat die gleiche Note wie alle Städte des Reiches. Unregelmäßige Plätze und Baumreihen; breite 82 Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden 83 Vgl. Susanne Jaeger, Alexander S. Stroganov (1733 – 1811), Sammler und Mäzen im Russland der Aufklärung (Köln-Weimar-Wien 2007).

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und enge Straßen, die sich kreuzen. Die Denkmäler von (…), von Kleber und von Guttenberg schmücken die Plätze, aber sie selbst haben kaum einen Wert. Das des Marschalls von Sachsen ist ganz schön, aber im französischen Stil, gekünstelt und steif, der Marmor ist nicht schön weiß; es war mir im Gesamten überhaupt nicht angenehm. Die Kathedrale ist wirklich ein Meisterwerk der gotischen Architektur. Die Fassade ist unglaublich reich an Skulpturen und Mauerwerk. Der Turm, um die Wahrheit zu sagen, ist zu gedrungen, zu breit für seine Höhe, und dadurch verliert er an Eleganz, was er an Lob für die Feinheit seiner Architektur verdienen würde. Dieses Werk ist bewundernswert für seine Feinheit der Ausführung. Die Fenster sind alte Glasmalereien, deren Farben ein fast mysteriöses Licht im Kirchenschiff erzeugen. Eine Sache jedoch, die mich beim sorgfältigeren Betrachten dieses Gebäudes erstaunt hat, war, dass ich bei den Fenstern vis-à-vis der Säulen und der gotischen Spitzbögen griechische Inschriften gefunden habe, was mich fast schockiert hat. GROSSHERZOGTUM BADEN

Das schlechte Wetter erlaubte uns nicht, auf die Galerien zu steigen, und wir waren gezwungen wieder zurück nach Baden zu fahren. Am 16. September verließ ich meine liebe Schwester, und ich verdanke das ganze Glück, das ich auf dieser Reise erfahren habe, ihrer Zuneigung und Zärtlichkeit. Aber die Zeit drängte; ich machte mich wieder auf den Weg nach Karlsruhe, Heilbronn und ich fuhr über die Hochstraße und das Kochergebirge84 nach Ellwangen. GROSSHERZOGTUM WÜRTTEMBERG

Ich suchte und fand dort in der Umgebung ein Kloster, in dem mein armer Bruder85 während des Krieges im Jahre 1813 stationiert war. 84 Vermutlich das Kochertal 85 Joseph Reichsgraf von Thürheim

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Armer Joseph, die Erinnerung an ihn bedrückte mein Herz! Das „couvent des banardines“ heißt Kirchheim86, nicht weit entfernt von Nördlingen. KÖNIGREICH BAYERN

Bei Donau-Wörth überquerte ich die Donau über eine schöne Steinbrücke, weiter nach Neuburg, wo ich das wundervolle Schloss, die alte Residenz des bayerisch-pfälzischen Pfalzgrafen der Oberpfalz sah. Dort fuhr ich wieder über die Donau zurück, wieder über eine Steinbrücke. Diese zwei Brücken waren der Vorwand, dessen der bayerische König sich bediente, um die Passage für Dampfschiffe nicht zu erlauben. Diese Gegend im Oberbayerischen ist noch ärmlicher als jene zwischen Braunau, München und Augsburg, die ich ja auch durchfahren habe, und ich war wirklich erleichtert, als ich in Regensburg ankam, wo ich meine Anordnungen für meine Rückkehr nach Österreich vornehmen konnte. In dieser Stadt konnte ich nur den Dom besuchen und das großartige Grab der Prinzen von Thurn und Taxis. Diese in gotischer Architektur errichtete Kapelle befindet sich in einem Flügel des Palastes dieser reichen und berühmten Familie. Am nächsten Tag bestieg ich ein Dampfschiff, das schlechteste, dem ich je begegnet bin. Wir fuhren an den Ruinen des StauffenSchlosses87 und dem Felsen, der den Walhalla-Tempel trägt, vorbei. Dieses schöne, ganz im griechischen Stil erbaute Gebäude enthält Büsten und Statuen des berühmten Menschen des alten Germaniens. Sein Peristyl wird geschmückt mit einer Gruppe von Arminius, gleich wie die Statue der Niobe den Tempel in Athen schmückt. Ich hätte zwar den gotischen Stil wegen seines deutschen Wesens für dieses Gebäude bevorzugt, aber der König Ludwig hat es anders entschieden. 86 Kirchheim am Ries 87 Schloss Hohenstaufen

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KAISERTUM ÖSTERREICH

Ich übernachtete in Linz und den nächsten Tag erreichte ich an Bord der „Sophie“, einem kleinen, hübschen und bequemen Dampfschiff, das nichts zu wünschen übrig ließ, Nussdorf. Und so setzte ich hier einen Endpunkt an eine zweieinhalb Monate dauernde Reise und die Erinnerungen daran werden mir immer teuer sein.

Voyage au Rhin, en Belgique et en Hollande

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Le désir de voyager est trop naturel pour que je ne l‘aie pas éprouvé comme un autre; mais jusqu‘à présent il m‘avait été impossible de sortir des pays autrichiens. Je les avais traversés plus d’une fois en tout sens et plus que jamais je sohais le besoin de comparer pour être à même de mieux juger quelque fois aussi de mieux aprécier ce que l’habitude nous fait trouver bon sans nul examen, purement par suite de sentiments que nous aimons à nommer, amour de la patrie! Je quittais donc Vienne le 20/6/40. La journée avait été froide, humide, la nuit le fut davantage encore. Je connaissais les deux autriches, je les parcouru avec plaisir; tant de souvenirs se retraҫaient à ma mémoire, et me donnaient des émotions de regrets plutôt que de bonheur. Je couchais à Haag, petit bourg de l’Innviertel que je traversai toute la seconde journée. Depuis Ried qui en est la capitale le pays est particulièrement joli, j’ai été frappé des belles prairies , de la belle culture des champs et des forêts, dont les arbres defeuillés avaient une vigeure remarquable. Il n’y a pas un château sur toute la route; tout apartient aux paisans; ils sont riches de leurs proprietés et de leur industrie. J’etais près de Braunau, j’avais donc passer la frontière, c’était commencer, pour ainsi dire, mon voyage. Braunau est une jolie petite ville; la rivière de l’Inn lui donne du mouvement; les douanes autrichiennes et bavaroises y tourmentent tour à tour les ètrangers qui leurs sur(...)88 à passer les ponts, donc qui me conduisi en Bavière, pays le plus laid, le plus mal cultivé qui existe, et qui contrastait désagréablement avec celui que je venais de quitter. Je passais la nuit encore dans un bourg appelé aussi Haag comme celui ou j’avais couché la veille, à Altöttingen, je visitais la Chapelle de la vièrge 88 Unleserliche Stellen sind mit Klammer und Punkten gekennzeichnet.

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miraculeuse qui est en Bavière ce que Maria Zell est en Autriche. L’ église est très petite, eclairée par des centaines de lampes, ornée par une multitude d’Ex-voto ainsi que le coridor qui entourent le bâtiment. En traversant Mühldorf j’y cherchai des souvenirs de la fameuse bataille, lorsqu’en passant sous la porte vers Munich j’y decouvris un tableau qui la représente au moment, où Frederic III. et son frère sont fait prisonniers par le Burggrave de Nürenburg, qui les avait trahis. A Hohenlinden une autre bataille perdue vient encore impatienter mon coeur autrichien; enfin j’arrivais à Munich et j’ai du admirer quand-même le beau fresco de la Isar-Thor qui représente le roi Louis de Bavière faisant une entrée triumphale, suivis par les Princes autrichiens. Le comte Colloredo vient sur le champ s’emparer de moi et me conduisi, par une chaleur étouffante, à travers la ville dont une partie est l’ancien Munich, et l’autre celle du Roi regnant. On ne conҫoit pas comment dans si peu d’années, il a pu bâtir et élever tant de palais, d’églises, de monuments. Si tout cela avait des proportions plus justes avec la grandeur du Royaume on admirait d’avantage encore; mais il me semble que Colloredo dit vrai en répétant: es ist ein Wasserkopf-Kind, que ce Munich a raison de la Bavière. – J’avais traversé la ville, ancienne et nouvelle, par ci par là. Le vieux venues souvent d’après aux nouvelles maisons, mais par fois on les retrouve isolés comme pour rappeler l’ancienne l’enceinte. La nouvelle ville toute bâtie depuis quinze ans a les plus belles rues, les plus beaux bâtiment, qui sont tous surtout ceux que le roi a fait construire; des Edifices-Models dans les différents genres d’architecture. Le gothique, le byzantine comme le palais ottoman de Venice, le florentin comme le Palais Pitti à Florence, le grec comme le temple de These. Le palais Electorale, déjà très grand par lui même, est presqu’entièrement entouré par le nouveau. Celui là est magnifique de grandeur, de proportion, d’architecture; tout recouvert de pierres de tailles. La couleur du Palais et plus ou moins de tous les bâtiment est jaune, comme qui dirait couleur de pain, mais tenu fort clair, ce qui fait un charmant effet. Les salles sont très grandes, très hautes, magnifiquement peintes sur mur a l’incauste espice de fresco poli à la cire ce qui fait l’effet d’un (...) legé! Tous les plafonds ont des poutres, dont les carreaux qu’elles forment en

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se croisant prétent à d’admirables ornaments. La grande salle du trone est blanche et or, mais quel or, quel brilliant, quelle beauté de stuc, de dessins! J’ai vu dans cette salle entre les colonnes, 12 statues de bronze d’oré; j’en ai vu cinq d’achevées, représentant les Princes de la maison de Wittelsbach. Ces statues ont 9 pieds de hauteur; les mains et les phisionomies sont d’or mat, ce qui repose l’oeuil agréablement. Les apartements habités par la famille royale sont tous très luisons, très riches, mais pas une étouffée pour une tenture; tout est peint à fresco représentant des sujets historiques, mythologiques ou des a-la-grec dans le genre des loges de Raphael. La chapelle est de style byzantine, toute recouverte d’or et ses plafonds et peinte de couleur bleu lapis sur ses murs. Cette chapelle est une des choses qui m’a le plus frappé à Munich; elle est magnifique par ses formes et ses décorations qui toutes sont du meilleur goût, puis par ses portes de bronze fondu. Il ne me fut pas permi de voir l’église des St. Louis qui n’était pas achevée, mais je pus visiter celle in der Au, très belle et d’un style gothique très pur. Elle est fort haute, ses colonnes au pillièrs sont de juste proportion; ses 9 fenêtres toutes en vitreaux ont couté chaqune 8 mille florins tout l’ouvrage en est precieux. Toute cette église fut donnée en cadeau par le roi au faubourg dont elle est la paroisse. J’ai vu à la fondrie, en outre les cinq statues des Wittelsbach, aussi celle de la Bavaria de 56 pieds de hauteur; elle sera également de bronze doré et sera placée dans la Walhala près de Munich, qu’il ne faut pas confondre avec celle de Ratisbonne destinée aux héros germains. Coloredo me conduisi chez Monsieur de Baisué établé a Munich, mais liègeois de naissance. Le Monsieur, grand protecteur des arts, fait executer, sous sa direction, des peintures sur ver. Ce ne sont pas des vitreaux qui permettent de voir à travers les objects colorés d’apris leurs couleurs. Ce sont des tableaux entiers, d’une seule fonte qui ne sont diaphanes que par le clair du jour; rien n’est beau comme ces tableaux, et ils m’ont enchantée je passai plus de deux heures à les admirer. En passant sur une des places je vis la statue équestre du grand Electeur d’après Thorvaldsen, elle me parait-être d’un bel ouvrage. Il y‘a aussi une statue du roi Max mais que je n‘ai pas trouvé aussi bonne. Dans l‘église du Dom est le monument de l‘Empereur Louis; il est en bronze orné de 8 grandes

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statues très bien faites et bien posées; ce monument est très grandiose. Le dimanche je fus seule vois la Glyptotheque, bâtiment grec dans le quel est la collection de statues antiques rassemblées par le roi lui-même, un Bachus ivre et endormi a été acheté à Rome pour une somme immense. Un torse vendu à Prague pour 5 fl puis renvendu un peu plus cher, fut enfin acheté par le roi pour 12.000 fl. Je regretai, je l’avoue, la perte de ce chef d’oeuvre, pour ma patrie, car il m’avait été ni aprecié ni reconnu ayant servi de son base à une porte cochère. La Glyptothèque ayant été bâtie expres pour ses statues et fait avantagieux. A la Pinacothèque j’ai revu toute la galerie de Düsseldorf qui y fut transporté il y a peu d’années. Le bâtiment est aussi grec, mais moins beau que l’autre; qui étant proprieté du roi a été aussi plus soigné! Les salles et cabinets de la Pinacothèque sont parfaitment bien éclairés et bien disposés. Tout est grec à Munich, c’est à dire ce qui apartient au roi en retrouve des inscriptions, des mots, des indications grec sur tous les murs. Les casques des soldats et officiers sont de forme grec enfin j’en conviens, ce grec en tout m’a souvent paru ridicule cela devient manie comme autre chose. Dans, je ne sais plus quelle église, j‘ai vu le monument du duc de Leuchtenberg, c‘est assez beau, mais pas digne, je trouve, de Thorwalsen. L‘Hotel de Leuchtenberg est une très belle maison, mais ce qui la rend infiniment intéressante, est sa belle galerie. Tout y est beau, tout y est chef d‘oeuvre des différentes écoles; je n‘ai jamais trouvé réunis d‘aussi grandes richesses en tableau qui tous sont parfaitement colorés. Le groupe des 3 graces celui du baiser de l’amour, deux autres statues sont toutes de Canova, plus belles les unes que les autres. J’avais été à Nymphenburg, mais un gros orage ne me permit pas d’en voir les jardins. Je dinai à Biederstein chez la reine douairière qui m’y acceullié avec infiniment de bonté. Le parc qui conduit de Munich à Biederstein est très jolie, mais les environs de cette ville me paraissent affreuses. La reine douairière habite le tout vieux château des ducs de Bavière, il est situé au milieu de la vieille ville, il est grand mais sombre et triste, la reine l‘a preféré au séjour de Würsbourg. J’ai été au théatre avec Colloredo; il fallait l‘avoir vu, mais je n‘aimerai pas la salle sans loges, les galeries me géneraient à la longue, et je voudrai presque les comparer à des espices de Pferdestände separés par

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des parois. Je dois aux politesses du Comte de Colloredo d’avoir vu Munich de la manière la plus agréable. Il m’avaient donné un diner excellent et fort amusant par les personnes aimables qu’il y avait invités; telles entre autres que Monsieur de Baisué et le Marquis Xavio Palavicini, ministre de Sardaigne. J’avais revu M.lle sa soeur et Mde. sa femme, chez elles ou j’étais allé passer la soirée de samedi. Enfin je quittais Munich à regrets au bout de quatre jours après d’avoir admirer ses beaux bâtiments de tout style et de tout genre, après y avoir vu ses ateliers et fait la connaissance de ses artistes comme Schwalbenbach et d’autres encore. Une pluie constant m’empêcha d’aller au cimetière y prier sur la tombe de ma tante de Hessen, chose qui me contraria infiniment. Je m’etais fait montrer l’Hotel de Preisinger que ma soeur et Rasumoffski avaient habité l’hiver de l’année 32 ou ils y etaient refugiés lors du cholera. Cet Hotel a étè donnè au département des archives. Encore la aussi des regrets bien (...) se joignaient à l’intérêt que m’inspirait cette vieille maison. J’arrivai le lendemain à Augsbourg, le chemin de fer n’était pas achevé et je traversai lentement un très laid pays pour arriver à cette vieille ville qui trompa toute mon attente. Quand je voulais voir la maison dans la quelle Charles V tint ses grandes diètes, on me répondit “elle a été demolu, elle était trop vieille et ce bâtiment ci est très beau!” Effectivement il est beau mais ayant été rebati l’an 1620 il n’a pas de style correct. Je me fis indiquer la salle dans laquelle fut signée la malheureuse confession d’Augsburg on me montra 3 mauvais fénètres du palais Episcopal, mais je ne pu voir la salle, où on avait conservé des pommes et la clef en etait egarée. Il fallait quelques choses à mes souvenirs pour chercher et trouver la maison de Philipine Velserin, c’est à dire j’en trouvai une nouvelle dans la rue qui encore port son nom. Je ne vis de vieux bâtiments de ce temps là que les Fuggerischen Gebäude et le vieux Pfarrhaus, mais qui sont horriblement délabrés, ce qui me mit tout a fait en colère contre ces sottes gens d’Augsbourg; (...) trouver des sentences grecques à l’hotel de ville: basse adulation comme leurs roi. Une chose vraiment belle à Augsburg est une machine hydrolique, qui fait monter les eaux du Lech dans toutes les maisons de cette ville, bâtie dans le fait sur une montagne. C’est un ouvrage du 14 ième siècle, auquel on n’a jamais rien eu à changer.

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Une poste après Augsbourg on entre dans le ci devant Burgau; charmant salon, ou les champs, les bois, les prairies surtout se trouvent pitoresquement melangés. Je la traversai au moment de la fenaison, je ne me rappele pas d’avoir jamais vu une pareille richesse de foin. Günzburg est une très mauvaise petite ville sur une montagne et moins bien située que Burgau, qui donne son nom à la province. J’arrivai très tard à Ulm, j‘avais passé le Danube sur un pont de pierre, fort orné par les armes de Bavière d‘un coté et par celles de Würtemberg de l‘autre; mais le fleuve n‘y est encore que dans l‘enfance aussi ne peut courir par des radeaux. Le lendemain matin je visitai le Dom ou Münster; il est prodigieusement haut, d’un style gothique soigné et fort orné. La tour serait devenu haute comme celle de St. Etienne, mais la reformation s’était emparé de l’église, les familles catholiques ne voulurent plus contribuer à la bâtisse. J’ai eprouvé un sentiment pénible, chaque fois que je trouvai ces beaux bâtiments voués autre fois à notre culte contruits par la pieté de tant d´âmes dévotes, à présent profanes par des sectes intolerantes, toujours (...) à oprimer ceux qui professent encore notre religion. Ulm est assez bien située dans un large bassin, abrité par les montagnes du coté du nord. La ville est éminement allemande; ses rues étroites et tortueuses, ses maisons mis partie en pierre et en bois dont les étages superieures devanҫant de beaucoup ceux qui les suportent rendent naturellement les rues prodigieusement sombres. Je traversai les bord du Neckar à deux postes après Ulm alors le pais m‘a plu qu‘un jardin bien cultivé rempli de vignolles, de champs, de prairies. J‘y ai revu le Maÿs et le sarrasin que je saluai comme des plantes de notre Carinthie. A peu de distance de la chaussée je vis la montagne sur la quelle était autre fois le Château des Hohenstauffen; il fut détruit pour servir de construction à un gros bourg du même non bâtit sur le sommet de la montagne. Je passai à Raumer; la belle mais tragique histoire de cette illustre maison m’attristai; on éprouve un sentiment indéfinissable lorsqu’on se retrouve dans des localités qui rappelent les siècles passés, époques de tant d’événements mémorables. Esslingen est une charmante petite ville, joliement située, bâtie à muraille avec de belles maisons et de larges rues. Dans la soirée j’arrivai à Stuttgart; de loin j’avais aperҫu un temple du rit grec du jour

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d’aparence, situé sur une très haute montagne. Le bâtiment est le tombeau de la reine Catherine, grand Duchesse de Russie et le deviendra, diton, de toute la famille royale; il a été construit sur les ruines d’un ancient château des Würtembergs qui ornait je crois beaucoup d’avantage la contrée que ce lourd et pesant monument. La résidence à Stuttgart est grande, les bâtiments en sont soignées, mais je les trouve trop bas par leurs étendues, aureste ils sont de belle aparence. Le vieux château situé près de l’autre au milieu de la ville m’a fort interessé par ses vieilles tours, ses vieux murs et les beaux ogives de ses hautes fenêtres; il est habité par des Princes de la famille royale. J’arrivai à Heilbronne où je m’occupai particulièrement de Götz de Berlichingen je montai à la tour où il fut enfermé; je visitai le bel Hotel-de-Ville où il fut conduit et arrêté traitreusement. Les letters de Sickingen, les actes du procès de Götz me firent passer une heure à les parcourir. Sur la place est encore la maison du Bürgermeister où il lui fut accordé de jouer pendant trois ans d’une ritterliche Haft, lorsque Sickingen menaҫa les habitants de Heilbronn de venir pillier et brûler leur ville s’ils ne traitaient par mieux son beau frère. Les lettres autographes conservées dans les archives sont des années 1519 à 1522. J’ai vu au coin d’une rue la maison de Käthchen qui m’a rappelé son histoire. Puis je visitai l’église dont le portail est très beau; enfin je vis les fontaines dans leur petit bassin. Charlemagne leur du le recouvrement de sa santé, car étant devenu malade à la chasse, il fut guéri en buvant cette eau salutaire; par reconnaissance il bâtit l’église, puis une ville qui’il nomma Heil-brunn; l’an 784, époque gravée sur un des pilliers de la fontaine. Sur le grand pont couvert, il y a un tableau représentant un brochet qui fut peché par le roi Frederic II. Le Prince lui fit passé un anneau en or par la bouche et le naseau et lorsqu’on repêcha le brochet, il fut prouvé qu’il avait été plus de 340 ans dans la rivière. Le Neckar serpente pendant tout son cours; ses ponts sont élegament jetés et tous bâtis en pierre de tailles. Plusieurs petites villes avec leurs vieilles tours du moyen age, embelissent singulièrement la contrée qu’on traverse pour arriver à Heidelberg. Les environs de cette jolie ville sont charmants; il me semble n’avoir jamais vu de plus jolies entrées; Le Neckar si gracieux dans son cours de hautes

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montagnes cultivées et boisées jusqu’à leurs cimes quantité de villes et de village bâties en amphithéatre sur leurs versants; des champs superbes, des arbres fruitièrs tous pour soutenir leur branches couvertes de fruits. C’est une force de végétation comme je ne l’avais traversé nul part encore. J‘avais commencé ma course matinale par un excursion à Neckar-Steinach, village situé à une heure de Heidelberg, mais déjà dans le pays de Darmstadt. Quatres ruines en forment la beauté et ornent ses montagnes; une de ces ruines a été restaurée par un Baron de Dorth, je crois qui l’habite avec sa famille. Je ne plus l’admirer qu’extérieurement, car le Baron ne permettait pas aux étrangers d’entrer dans son manoir qui au reste est visiblement très pitoresquement reconstruit. Je repassai donc le Neckar, je retrouvai ses magnifiques noyers qui garnissent la chaussée; je passai par la Wolfsgrube, charmant vallon où les Electeurs, à prèsent le grand Duc de Baden, ont de beaux réservoirs qui y attirent les promeneurs et les étrangers; enfin arrivée au haut de la montagne par des chemins délicieusement boisés, je me trouvai sous les murs du fameux châteux de Heidelberg, bâti l’an 1395 par Ruprecht de Wittelsbach, Electeur Palatin du Rhin, continué par ses successeurs tout particulièrement par Fréderic, roi de Bohème; il ne fut roi que pendant un hiver seulement ce qui lui procura le surnom de Schnee-König. Turenne a terni sa reputation en venant sacager le Palatinat pour plaire à sa maîtresse et á celle du Roi Louis XIV. C’est lui qui a abimé cette magnifique residence en faisant sauter la tour que l’on admire encore, en incendiant ce palais, dont les faҫades majestueuses sont encore à grande portée, ornée d´une multitude de statues. Rien n’est superbe, grand, véritablement royale que ce Palais de Heidelberg dont chaque étranger aime à acheter les gravures et les descriptions. Je quittai les montagnes à regrets et je traversai une large plaine pour arriver après deux heures de voyage à Mannheim située au confluent du Neckar dans le Rhin. Cette ville devint la capital du Palatinat après la destruction du château de Heidelberg; à présent la grande-Duchesse Stephanie y habite le château dont une des ailes fut aussi incendiée par les armées francaises. Mannheim est une jolie ville, sa position sur le Rhin lui donne de grands avantages, mais après Heidelberg il ne me fut pas possible de trouver un grand attrait

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pour cette première ville rhinal. J’y suis arrivé le 10 juillet dans l’après diner; j’esperai y trouver déjà ma soeur, mais lorsque je m’apretai à aller à la rencontre je la vis arriver, elle, Georgine et ses gens. Elle avait été malade, dangereusement malade à Paris ce qui l’avait forcé de retarder son depart. Je la trouvai bien faible encore, nous fûmes obligés de reposer quatre jours à Mannheim pour lui laisser le temps de reprendre un peu de force. Quel fut mon bonheur de revoir ma chère Constantine; c’était à elle que je devai tout l’agrément de ce délicieux voyage; c’etait elle qui m’avait fait venir et que je revoyai après plus d’un an d’absence; aussi rien m’effacera les souvenirs que j’ai gardés de cette réunion et de notre séjour de près de trois mois ensembles. Nous nous embarquâmes donc sur le bateau à vapeur le “Cokriel”, ce bâtiment est un des plus grand, des plus commode; ses cabines sont élégantement meublées. Malheureusement nous avions le vent contraire; puis il nous fallut degrainer un autre bateau qui était déjà depuis trois heures arêté dans le sable; enfin il fallut aborder plusieurs fois pour prendre des voyageurs ou pour les faire ressortir du bâtiment; tous ses ârrets prolongèrent notre voyage et nous fûmes en route depuis cinq heures du matin jusqu’à dix heures du soir. Décrire les bords du Rhin serait une chose ridicule, trop de monde les connait ne serait-ce que par des collections de belles gravures. Cependant j’aime à me rappeler le Rheingau qui commence un peu après Mayence et qui continue presque jusqu’à Bonn. Les hautes montagnes à pic, resèrent le fleuve des deux côtés. Quelques une ne sont que des rochers, d’autres plus en parti, sont couvertes de vignolles. Sur les premières une quantité de châteaux féodaux tous en ruines, tous ornés de leurs tours rondes quinées, grandes et petites, riches d’anciens souvenirs, souvent aussi effrayants par d’horribles traditions, ces montagnes aux pieds desquelles quantités de beaux palais; de beaux jardins puis encore de petites villes, dont les noms se rattachent à ceux de Drusus de César, de Charles-Magne, dont les ponts, les portes, les murs crénelés retracent les siècles passés; tous ces objets se suivent les uns après les autres, forment des tableaux charmants, qui tous donnent plus ou moins un intérêt majeur à cette contrée du Rheingau. Nous avions passé sur le Binerloch, sans nous en douter; la couleur

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de l’eau cependant ne (...) pour être différente pendant environs un quart d’heure. C’est au roi de Prusse défunt, qu’on doit le bel ouvrage qui détruisi les rochers, autre fois si funeste à la navigation du Rhin. Le Johannesberg n’est pas beau, il a l’air d’être soigné, mais la montagne n’a ni forme ni élégance. Le Rheinstein est très petit; ce château que le roi régnant a fait rétablir completement comme il put avoir été dans le 15 ième siècle, rappele toutes les vignetes de romans de chevalerie. Près de Bonne le Rhin coule tranquillement entre des rives plus larges et dans des contrées plus riantes couvertes encore de vignolles plus ou moins considérables. Nous arrivons à Cologne par un clair de lune magnifique, qui nou laissait apercevoir le pont, la ville, les tours des églises. Notre premier soin le lendemain fut de visiter le Dom, dont l’interieur et l’extérieur sont admirablement beaux; mais malheureusement ce grand et immense bâtiment n’est achevé que d’un tier de ce qu’il aurait dû être; de faҫon que les tours sont separées de l’église par l´espace que la continuation de nef aurait du remplir. Il y a quatre cent ans que les travaux furent intérompus par suite des guerres qui s’élevèrent entre les évêques et la ville de Cologne. Cette ville forҫa ses pasteurs d’abandonner leur résidence pour se refugir à Bonn. Nous vîmes le tombeau des trois rois dont la chasse est richement couverte de pierres précieuses. L’Hotel de Ville me parut être fort ancient; il y a dans ses salles une collection de peu de valeur, je crois. La Galerie de Walraf me parut plus belle ainsi que la galerie royale qui contient de beaux morceaux de l’école flamande. Nous avions laissé nos équipages et mes gens à moi à Mannheim; le Rhin nous avait fait attendre Cologne, mais ici il nous fallut prendre des voitures du pays, pour nous tranporter plus loin. Ce fut dans une des bonnes calèches que nous arrivâmes à Jülich, petite ville fortifiée dans un pays plat, très fertile mais pas jolie. Son nom lui fut donné par Jules César qui y établit un camp fortifié! Ma bonne Maman est née a Jülich, je priai pour elle en le traversant; ici déjà commenҫait pour nous un espèce de pèlerinage. Nous avions passé par Bergheim à une heure de distance de Schwarzbach, château apartenant à mon oncle de Trips. C‘était presque sans nous en douter et nous en eûmes la certitude trop tard pour rebrousser chemin;

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nous lui ecrivîmes donc nos excuses et nous lui donnâmes rendez-vous à Düsseldorf. La malpropreté des villages, leurs maisons toutes d‘argile et de bois couvertes forment un contraste misérable avec cette propreté, cette élégance des endroits de l‘autre rive du Rhin. Arrivé à Aix-la-Chapelle, le pays avait changé d’aspect. Il était gai, riant, le terrain avait du movement et si un rivière l’avait traversé si un peu d’eau avait embelli encore le paysage rien aurait été aussi agréable que la vue que l’on découvre du Lousberg. De belles plantations, de belles allées y conduisent et le joli pavillon sur la hauteur (...) de point de vue, lorsqu’on descend la hauteur de Bourscheit. Je me rappelai de ce village, des promenades que j’y avais faites avec ma bonne à l’age de 6 ans. La route qui y conduit a été embellie, elle est pavée, bordée d’arbres, c’est plus soigné, mais j’ai retrouvé la direction l’étang d’eau chaude, entouré d’un ruisseau d’eau froide, ses sources, chaudes de 48 degrès, déjà connues par les romains, ses prairies sur l’autre versant de la colline, enfin cette contrée était restée parfaitement dans nos souvenirs. Tout à Aix-la-Chapelle rappele Charlesmagne. Sa statue en bronze doré fut placée dans le 14ième siècle sur la grande place, les francais la transportèrent à Paris; lorsqu’elle revint prendre son ancienne pose sur la fontaine on s’aperҫut que tout l’or avait été enlevé. L’Hotel de Ville sur la même place est très imposant. Il est flanqué de deux tours dont l’une est positivement romaine; Charles Magne on profita pour y appuyer le reste du bâtiment qu’il fit construire l’an 796. Nous y avons vu la grande salle dans la quelle furent élus trente six Empereurs, les neufs (...) l’ayant été à Francfort. Cette salle a été rétrécie et (...) par des cloisons qui permettent cependant qu’on en voit encore l’ancienne grandeur. Malheureusement l’ancien escalier se trouvait dans la seconde tour, dont le corps de gauche garde s’est emparé. Le Münster, bâtit aussi par Charles Magne la même année que l’Hotel de Ville, est d’une forme ronde, surmonté d’une belle coupole, soutenue par des pilliers de bonne proportion. Une galerie les joint par le haut, c’est là que se plaҫaient les Electeurs. L’Empereur une fois élu, prenait sa place, nommé Hochmünster, sur la galerie vis à vis l’autel; il y montait par un escalier qui partait des marches de cet autel; il s’assayait alors sur le siège de pierre sur le quel Charles Magnes avait coutume de rendre la

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justice; pour cette cérémonie ce siège était recouvert autre fois de plaques de cuivre doré! Charles Magne fut deposé par ses fils dans le caveau au milieu de la rotonde. On embauma son corps, on le revêtit de ses ornament et on l’assit sur ce siège de pierre. 300 ans plus tard Otto III. le fit exumer; le siège fut placé la où il est à présent et l’Empereur fut couché dans un beau sarcophage grec que lui avait donné autrefois le Pape Leon III.. Fréderic Barberousse ayant fait canoniser Charles Magne, il le reprit du sarcophage qu’on voit à présent dans un vestibule de l’église; et le Saint fut deposé dans une chapelle toute en or massif enrichie de pierres précieuses. Charles Magne était un géant, il avait 7 pieds 2 pouces de hauteur, aussi son crane et son bras sont énormes, on les a enchasés a part pour être montrés au public. On montre également dans le trésor le dor de chasse qui fut trouvé à ses pieds dans son caveau; les mots Mein Ein y sont gravés plusieurs fois sur l’ivoire; nous vîmes aussi la petite croix en or qu’il avait sur son coeur. Son glaire a été porté à Vienne ainsi que son manteau et sa lance. Sur la grande Dalle qui coure encore le caveau il n´y a pas d’autre inscription que ces deux mots: Carlo Magno. Le trésor contient aussi d’autres reliques précieuses qui toutes sont marquées au sceau du Pacha qui les envoya à Charles Magne. Le choeur de l’église y fut ajouté par le roi Henri II.; il est de style gothique ce qui choque singulièrement avec la coupole du style presque grec. J’eus un vrai plaisir à Aix-la-Chapelle, en retrouvant encore toute vieille aubergiste de l’hotel où avait demeuré mon grand père Thürheim avec ma tante Therese et Minnerl Hager. Cette bonne vieille non seulement me parla d’eux, mais aussi du fils de ce Comte de Thürheim qui amenait toujours avec lui deux petites filles. C’était mon père, Constantine et moi. Je retrouvai également la maison que mes parents et nous tous avions habités alors. Nous quittâmes Aix pour nous rendre à Liège. Cette ci-devant principauté éclésiastique est un pays charmant, délicieux de verdure, car de ce coté là, on ne traverse que des prairies bien grasse, bien entourées de hayes vives; puis tant de villages, de hameaux, d’habitations soignés qui dénotent l’aisance qui règne dans le pays appartenant à présent à la Belgique. J’arrivai donc le 17 juillet dans ma ville natale, je ne veux pas dire quand j’y suis née, mais il sera permis de dire qu’il y avait 46 ans que

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je l’avais quitté. Quel temps, mon Dieu et que d’avènements se sont écoulés depuis lors! Nous logions à l’Hotel de Hollande, vis à vis le theatre, qui est un bâtiment pesant d’un portique. Il nous tardit à commencer nos excursions, aussi dès le lendemain Constantine, Georgine et moi, nous prîmes une calèche pour nous rendre à Huy, petite ville sur la Meuse que nous avions habitué si longtemps dans notre première enfance. Ce fut pour moi un jour de beatitude et aussi pour ma bonne soeur, dont les souvenirs revenaient à son esprit les un après les autres. Les bords de la Meuse de Liège à Huy sont charmants, riants, riches d’une population incroyable grâce à ses houillères et à ses fabriques. Nous passâmes devant l’établissement de Seraing, ancienne maison de plaisance des Evèques Princes de Liège. Je n’y reconnus plusque la faҫade du Palais, les jardins où j’avais si souvent joué comme enfant n’éxistèrent plus. Monsiuer Cockerill les a changé en depots et bâtiments de fabriques. Je regrettai de n’avoir pas pu les visiter, mais la mort du propriétaire en avait fermé les portes à tous les étrangers. Depuis Liège la contrée était à la lettre herissée quelque fois par une 20 de hautes cheminées appartenant aux fabriques, mais bien plus souvent encore elles étaient les conduit d’air sortant des Houillères. Ces hauts mais étroits tuyaux me rappelaient les minarets en Turquie. Le château de Chokier sur le haut de son rocher domine la Meuse; il n’est pas grand mais bien tenu et sa petite tour avec son clocher rouge se distingue de loin. Le château avait appartenu à ma mère, par heritage après la mort de son premier mari, le Comte de Berlo. Cette bonne maman, bien jeune alors, promenait ses amies sur la belle terasse, sous la quelle nous nous étions arretées et que nous examinions avec tant d’intérêt. Plus loin on trouve des ruines d’Alan dont la terre brulée donne des couleurs rouges sur tous les versants des montagnes. Elles sont très hautes d‘un coté de la Meuse, bien boisées d’arbres à feuille et garnies par de petites habitations. Arrivées à Huy quel fut notre plaisir en parcourant la ville. Nous reconnaissions les ponts, les rues, les maisons, les églises. De notre auberge nous allâmes directement chez nous. Nous avions ouvert la porte cochère de la ( ...); le vieux Monsieur Droguère sortait de la porte de la maison à droite et s’offrit obligeamment à nous montrer en détail son habitation. Que dire ici!

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Salon, chambre à manger avec ses deux cabinets d’offices, sa petite cheminée avec sa corbeille en acier, la cuisine où la vieille Katsch, notre bonne cuisinière, nous avait si souvent donné des gateaux, jusqu’à la pompe, et le vieil armoir dans le quel Constantine se rappelait être venue chercher elle même son quatre (...) pour goûter. Puis mantant le grand escalier en bois bien poli, bien ciré, nous reconnûmes à gauche la chambre de Maman, son lit là où il avait toujours été. Au fond de l’escalier notre grande chambre, le long mur, contre lequel nos trois lits et les berceaux des petits enfants étaient tous rangés derrière le rideau. Puis à coté la chambre où habitait grandpapa et que ma mère avait choisi pour y accoucher de Joséphine et de mon bon et malheureux Joseph; plus à droite encore la petite chambre de papa avec son alcove, près du quel je me rappelai avoir apri à écrire et à calculer. J’étais en pleurs, en larmes! Tout le passé refoulait sur mon coeur. Le jardin aussi était resté le même à un petit mur pris que nous avions si souvent escalade pour cueiller les fleurs de notre voisin. Enfin la petite porte qui conduit à la prairie, qu’on nomma l’ isle, nous fut ouverte par l’obligeance de ce bon Mr. Droguere et nous courûmes, ma soeur et moi sur cette prairie avec un plaisir extrême. L’abbaye du Vieux-Martin n’existe plus. Mais bien la maison de Mr. Franquenne dont le petit garcon de 5 ans se disait le mari de Constantine qui alors en avait à peine quatre. Enfin il nous fallut repasser par la cour; avant d’en sortir nous retrouvâmes encore notre pigeonnier, dont une méchante (....) nous avait mangé tout des pauvres petits pigeons. Nous dîmes donc adieu, un éternel adieu à cette maison où tant de souvenir venaient de nous faire passer une si belle matinée. Constantine en arrivant à Huy avait déjà reconnu de loin la montagne de la Sarte; elle y alla en voiture, je la suivi à pied; nous y fîmes nos prières dans l’église de la vièrge et chacune de nous y fit dire des messes pour ceux, hélas, que nous avions perdus. Combien de fois avions nous fait ce chemin avec notre seconde mère, cette bonne mère-tout, elle nous permettait d’acheter des radis que nous trouvons à vendre près de la chapelle des Italiens sur le même sentir sur lequel je venai encore de monter la montagne. Après avoir remarqué que plusieurs couvents, entre autres celui des Celestine, avaient été demolis, nous allâmes aux Augustins, notre ancienne pa-

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roisse; enfin il fallut voir encore la Cathédrale, reconnaître sa tour qui depuis a été tranquée, puis jetter un coup d’oeuil sur le château qu’autre fois Louis XIV avait fait démantibuler et que Napoléon fit reconstruire. Il était tard, très tard lorsque nous arrivâmes à Liège, bien fatiguées de notre course et de nos émotions, et cependant le lendemain nous nous remîmes en route pour aller à Spa. D’enfance déjà cette petite ville m’avait été désagréable. Je me rappelai qu’à Henry-Chapelle à deux heures à peu près de Liège, mon père y avait été arrêté avec ma soeur et moi, deux petites filles, par des patriots liègeois. Ce n’avait été qu’à grande peine qui’ils avaient permi à mon père d’aller attendre leurs orders à Spa. Mon père, moyennant quelqu’argent était parvenu á gagner les postillons, qui nous firent traverser Spa pour nous conduire dans le pays de Stablo où nous pouvions être en sureté. Des impressions de ce genre ne s’effacent pas facilement. Je trouvai le valon très joli, la position de Chaud-fontaine charmante, les maisons de champagne très élégantes, surtout celles appelées les masures; mais le chemin de Fer va abîmer tout ce valon et ces maisons, en traversant le premier en zigzag dans toute sa longeure et otant la vue en tout sens aux jolies habitations. Spa est comme tous les entroits de bain une longue et belle rue, une place irrégulière ornée d’un élégant pavillon de bain. Le reste est bâti sur le versant de la montagne à travers laquelle au bout de longues allées ou de larges clairières se trouvent 4 à 5 autres sources chaudes, que les maladies doivent pour ainsi dire, venir chercher eux-mêmes. Le soir, en rentrant à notre Hotel de Liège, nous y trouvâmes Monsieur van der Stratten, qui de la manière du monde la plus aimable s’offrit à nous accompagner le lendemain à Emeville. Le château avait appartenu à mon père qui y avait établi une brandevinerie trés considérable. Pendant la Révolution on s’en empira et la famille de l’avocat Gefier en est à prèsent en possession. La province de Condroz dans la quelle est situé ce laid chateau, n’est pas belle non plus; le pays est sabloneux, il y a des veines larges, longues d’or (...) qui ne sont absolument que du sable blanc comme de la neige, cela doit être antidiluvin, peut-être etait-ce le fond de la mer autrefois; au reste le terrain est prodigieusement fertile et deux arpents de terre qu’on appele giar sont evolués à cinq ou six milles francs. Les routes de tra-

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verse sont épouvantables; les chaussées sont pavées sur les deux quarts du milieu, les deux autres quarts du coté ne le sont pas et il est difficile de choisir tant le tout est mauvais. En revanche je n’ai jamais vu une race de chevaux aussi haute et aussi forte que dans le pays de Liège. Enfin à Emeville notre mémoire locale nous avait fait retrouver ou pour mieux dire, deviner les anciennes constructions, car il y en avait été faites beaucoup à neuf par le pire du propriètaire d’aujourd’hui. Le peuple parle la langue Walonne, qui n’a du rapport avec acune autre; par exemple un cheval se dit un Schwà, un chapeau oune spau. Le pays ondulant s’étend par tout le pays de Liège entre la Chapelle et Namur, le Luxembourg et la Hollande. Le people qui l’habitait autre fois n’étant ni germain, ni celte, ni gothe, et les Romains ne purent jamais l’assujettir. On est très riche dans ce pays, mais c’est surtout par un juste système d’économie. Jamais on ne dépense plus de 2/3 de ses revenues, le troisième tiers est mis dans les améliorations. Le peuple n’est par fièr, mais jamais il ne salut le premier, il croirait manqué de respect envers les gens de qualité. On dit Monsieur, Madame, Mademoiselle à tout le monde, et il ne fut par fois difficile de ne pas sourir en disant Mademoiselle à une servante de bassecour. Le temps s’était mis à la pluie, chose qui nous rendi notre course pénible mais nous en vîmes par chemin le château de Bourminville appartenant au Comte de Berlaimont et le magnifique château de Modave, qui ciderant appartenait à la famille de Montmorency. Je ne quittai pas Liège sans aller entendre la messe à St. Paul où j’avais été baptisée. Cette èglise est devenue la cathédrale depuis la demolition de St. Lambert. Le Palais Episcopale, d’ancienne architecture, est à présent l’Hotel du Gouvernement. Sur la place derrière l’église de St. Paul je me fis montrer la maison de mon oncle le Comte de Geloes dans laquelle j suis née. Enfin au bout de cinq jours nous quitâmes Liège et nous reprîmes le chemin de fer. Comme le point de depart est sur une hauteur assez loin de la ville, nous y allâmes en Omnibus. Les passagers, huchés sur l’imperial, s’appelaient lapins(?); je m’amusai à ravir en les voyant grimper chemin faisant sur nos voitures. Après avoir passé très près de la petite ville de Tirlemont nous aperҫûmes à un quart de lieue de nous le château d´Orbeck où ma bonne soeur Loulou est née. Nous ne reconnûmes pas seulement le château et

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l’aile dans le quel mes parents logeaient, mais même le jardin et ses allées. Plus loin de plusieurs lieues nous passâmes devant la ville de Louvain, que je regretai ne pouvoir visiter, mais sur le chemin de fer on ne fait qu’aperҫevoir les objets les plus intéressant. Enfin après être parties de Liège à cinq heures du matin, nous arrivâmes à Bruxelles vers les quatres heures pour y diner à table d’hôte. A Bruxelles nous fûmes logées dans un des plus beaux hotel de la ville, nous avions davant nous sur la place royale l’arbre de la Liberté, miserable petit tilleul enoturé de petits poteaux en pierre. Cet emblème de leur folie si retrouve sur toutes les places, sur celle devant le Palais de la Loi; cidevant celui des états génereaux celà est tout simple, mais il est aussi devant le Palais du Roi, chose qui le rend tout à fait ridicule. Le Palais n’est qu’un grand Hotel de peu d’aparence. Celui qu’habitai Marie-Christine est d’un ancient style et situé dans un mavais coin derrière la place. Le Palais qui appartient encore au Prince d’Orange est assez beau, mais la manière antique hollandaise de n’y être introduit qu’avec des chaussons de laine, nous a si extrêmement importuné, que nous avons perdu patience et nous en sommes allées, d’ailleurs la galerie avait été transportée à la Haye. Le Palais du Duc d’Aremberg a une très jolie galerie dont les tableaux, pas en bien grand nombre, sont tous parfaitement choisis. Sur le palier du grand escalier est ingénieusement place le plâtre d’une des belles Portes de Florence. La collection de vases de Japon est la plus riche qui existe en Europe. Nous avions été voir l’église de St. Gudule, bâtiment gothique dont la tour a l’air d’une dentelle en pierre, tous les ornaments en sont finis et délicatement travaillés. Ce qui nous a le plus intéressé à Bruxelles fut l’Hospice des vieillards, fondé par le roi Guillaume, à prèsent roi de Hollande. Cet hospice, magnifique par la grandeur de ses bâtiments, par leur beauté, et à ce qu’il nous parut, une chose merveilleusement conҫue et executée. Les bons vieux blessés et les vieilles femmes, mais surtout les premiers inspirent le respect et l’intérêt le plus vif. Ils ont l’air si contents, si heureux, ils sont si bien habillés, nourris, soignés! Leur ouvrage est à leur profit. Il y en avait 900, tant hommes et femmes. Cet établissement est superbe et mérite la reconnaissance du pays envers celui qui l’institua. Un coin d’une des rues principales de Bruxelles est la statue du Män-

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neken-piss. Il était le fils d’un ancient duc de Brabant, qui l’ayait perdu, le retrouva dans la forêt dans cette même position. Cette petite et laide statue, dont les Brabanҫons ont fait une espèce de palladium a été décoré du cordon du Saint Esprit par Louis XV, et je ne sais quel Duc de Bavière lui envoya toute une garderobe dont on l’affuble encore les grands jours de fêtes. La ville de Bruxelles serait une très belle ville si elle n’était pas bâtie sur le penchant d’une montagne si raide, qu’il faut enrayer les voitures dans les plus belles rues. La maison du Duc d’Alba est d’un aspect triste et lugubre; sur la Place est l’Hotel de Ville, beau et grand bâtiment gothique,devant le quel périrent Egmont et le Comte de Hoorn. Le château de Leaken est à une petite lieue de la ville sur une colline, mais le temps était si mauvais que nous ne vîmes que mal et très vite. Ayant pris la route de Fer, nous traversâmes Malines, on peut mieux dire nous passâmes à coté de cette ville, pour nous rendre en trois heures à Gand, capital de la Flandre. Quelle intéressante ville! Que ses maisons sont donc vieilles! Qu’elles rappellent bien les temps de Maximilien et de son petit fils Charles V. dont la tour de son château, au milieu de la ville, est encore si pittorsque. La maison où furent enfermés et assassinés l’an 1346 les deux frères d’Artevelde, mais surtout celle du Duc d’Albe, sont encore à peu près comme elles avaient été alors, noires, tristes, étroites, paraissant être plutot des petits fortins que des habitations. L’Hotel de Ville est très beaux, très riche en ornements extérieurs qu’on ne peut pas appeler genre gothique, mais qui me parût éminemment allemand, et qui est un genre qu’on ne retrouve, je crois, qu’en Allemagne. L’église de St. Bavon est le Dôme de Gand; cet ancien couvent fut fondé par je ne sais quel merovingien. Ce fut dans cette église autrefois dédiée à Saint Jean, que furent tenus les chapitres de la Toison. L’église est belle, elle a de très beaux vitreaux, de beaux tableaux de Rubens et de Dyck véritablement admirable par leur compositions et coloris. Mais rien n’est à comparer en fait de tableaux à la collection d’un particulier, nommé Monsieur Schramp. Cette belle galerie doit avoir été vendue dans un (....) publique le mois passé; ainsi tous ces chefs-d’oeuvres de toutes les écoles flamande auront passés en différentes mains, ce qui est un veritable malheur pour les vrais connoisseurs et admirateurs des peintures.

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Le Roi Guillaume a bâtit le Palais de l’Université; c’est grand, beau et digne d’être admiré. Quand on est à Gand, il faut voir le Beffroy, grande et vieille tour, puis le gros Canon, objet de curiosité que les gens du pays aiment singulièrement. Mais ce qui ne peut être vu qu’ à Gand, c’est le Beguinage. Cet établissement fut fondé par une des filles de Pepin de Landen l’an 656; elle s’appelait Bege. Cette princesse fit construire dans une île de l’Escaut apuyée à la ville de Gand un couvent c’est à dire une église au centre et des maisons petites et grandes tout autour renfermées dans une enceinte de fortes murailles avec un pont levis. Ces maisons, ce couvent est habité par plus de 700 filles en costume monacal, resemblant assez à celui de nos soeurs grises. Elles ont une supérieuregénérale, puis plusieurs sous-supérieures. Plusieurs d’entre elles habitent ensemble une maison qui a un jardin et un enclore. Elles ne font aucun voeu monacal, c’est à dire qu’ils cessent, dès qu’elles s’annoncent vouloir sortir et quitter l’établissement. Rien n’est singulier et ne produit une émotion plus douce que de voir cette quasi ville habitée que par des femmes. Lorsque nous entrâmes dans l’église plus de 600 béguines en robe noire et voile blanc étaint agenouillées pelle-melle dans la nef sur des coussins; elles y priaient leurs heures. Lorsqu’elles sortent pour soigner les maladies, les passants leurs cédent le haut du pavé, comme autrefois on le faisait pour les vestales. Constantine et moi nous en eûmes les larmes aux yeux d’attendrissement. L’après-diner il nous fallût reprendre la route de Fer pour revenir sur nos pas jusqu’à Malines, point central de tous les chemins de fers de la Belgique, et ce ne fut que le soir que nous arrivâmes à Anvers où on nous avait logées dans un bel hotel sur le quai de l’Escaut. C´est la mer toute cative et nous la voyons couverte de vaisseaux, devant nos fenêtres. La soirée était belle, le spectacle ravissant. Nous restâmes deux jours à Anvers pour y voir le grand bassin qui est le port interim, il était rempli de grands vaisseaux marchands. Les anciens et noveaux Entreports, la maison Anséatique, dans les quels sont deposés des richesses immenses, entourent le grand bassin. Une maison qui en est avait été habité par Charles V. inspire de l’intérêt mais ce qui frappe le plus l’imagination sont le Prisons espagnoles et le Purga-

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toire des Geux. Les prisons sont dans un petit bâtiment, noir, sombre, à portes et fenêtres grillées; rempli de cachots et de debris d’instruments de torture. Le purgatoire est un bâtiment sans toiture, où on martirisait les insurgés protestants, qui avaient pris le nom de geux, qui veut dire pauvres, malheureux. Ce bâtiment n’avait pas de toit, pour que les cris de ses victims puissent être entendus dans toute la ville. L’Église de Notre Dame, fondée par Godefroy de Bouillon, est ornée d’une tour bien élégante et d’un onorage gothique des plus élégants; elle est charmante à voir et à être regardée longtemps. C’est à Notre Dame et dans l’église de St. Jaques que sont les plus beaux ouvrages de Rubens et de van Dyck. La descente de la croix representées dans deux différentes manières, l´ascension, plusieurs autres tableaux beaux, magnifiques, superbes sont de Rubens. Le Seigneur au tombeau, également représenté deux fois, la vision de St. Paul, St. Augustin, un Christ sur la croix sont les ouvrages de van Dyck. C’est à Notre Dame que repose Rubens avec toute sa famille dont il a peint lui-même le grand tableau. Constantine aimait mieux Rubens, moi j’aime mieux van Dyck dont les figures sont toujours si divinement nobles et belles. Ce fut sur le bateau à vapeur que nous fîmes le trajet d’Anvers à Rotterdam. L’Escaut est une mer, tellement il est large à ses embouchures. Il y en a plusieurs dans lesquelles on ne voit plus de rivage, puis se resserant entre le petit pays et les îsles on se retrouve dans des canaux triste et ennuyeux. C’est alors qu’on passe sous le fort de Lilo qui bâtit par L’Empereur Joseph II occasionna la revolution de Brabant. Plus loin on voit Bois-le Duc d’un coté et Dortrecht de l’autre; puis en se trouve être entré dans les embouchures la Meuse et on voit Rotterdam formant un demi-circle dont le quai magnifique fait la base. La quantité de ses canaux, de ses ponts, qui s’entreouvrent tous pour laisser passer les vaissaux, m’ont rappelé Venise. C’est la mer, c’est la Meuse qui fournissent leurs eaux à cette grande ville. Chaque quai est bordé de beaux tillents, et ce mélange d’arbres, de ponts, ce canaux, de bâtiments, d’un style que j’appelle allemande, une population immense, circulant et faisant son commerce dans les rues, tout celà forme un ensemble étonant, intéressant, beau, mais tellement étourdissant qu’il devient presque fatigant. Ce

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n’est pas à Rotterdam, que je voudrais devoir m’établir. Louis Napoléon y arriva le même soir que nous, y habita le même hotel, celui des Bains, et en reparti le lendemain pour faire son échauffourée à Boulogne. Pour nous, nous prîmes une voiture pour nous rendre à Delft, ancienne capital de la Province de Hollande. Le palais des anciens Comtes est à présent un magazine militaire. On voit encore la maison dans la quelle fut assassiné Guillaume I, fondateur des (...). Les deux églises contiennent des tombeaux de l’Admiral Trompe et du (...) Gratius, puis le caveau des Princes de la Maison d’Orange. C’est entre Delft et La Haye que l’on traverse le Hollande, c’est alors qu’on est frappé de la différence des costumes, des phisionomies du pays, des routes, de tout enfin. La Hollande au mois de juillet est charmante. Ses prairies si vertes, son bétail si beau, si propre, si bien tenus; ses canaux dont les plus grand servent au transport de (....) tandis que les plus petits forment la séparation de chaque propriété; ses routes pavées au briques sur lesquelles les voitures comme sur un parquet, celle multitude de maisons de Campagne soignées, ornées de fleurs, de bouquets d’arbres, des village on l’aisance se retrouve partout, dont chaque Cabane est entourée de jolis parterres et de petites pelouses avec des sentiers sablés. La Hollande n’a pas ne pouvoir être comparé qu’a une jeune fiancée, tant elle est recherchée dans tous les détails de son ensemble. C’est au milieu de ce charmant pays que se trouve la Haye, ville petite à la route, mais delicieuse pour sa position, etant apuiée a la forêt qui porte son nom; forêt charmante remplie de jolies maisons de champagne, parmis les quelles est la maison de plaisance de Roi. L’Hotel de Bellevue que nous habitions est précisement au commencement de la forêt; les daims, les chevreuils venaient manger le passi à cent pas de nos fenêtres. Le Binenhof, ancient palais des Stadthoulder est encore de Roy Guillaume. Ce bâtiment est grand, mais ni beau, ni autrement intéressant, si ce n’est lui qui contient la grande salle de Loteries qui fut jadi celle des bouquets de la fameux Contesse Jeanne ou Marguerite de Hollande.Le Palais des Princes d’Orange contient une belle collection de tableaux, mais surtout une collection superbe de dessins des plus grand maîtres, toutes classes d’après les différentes écoles. Cela est sans prix et souvent je dois impossible d’en

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fixer la valeur. Le Palais lui même est très élégant et de très bon goût. Ce n’est pas l’habitation d’un soverain, mais celle d’un riche particulier, d’un protecteur des beaux arts. La galerie du Baron de Verstak contient des chef d‘oeuvres des écoles hollandaises. Ce n’est la qu’on peut apprendre à les connaître et à apprécier tous ces différent maîtres, tel que (Selt?) (sa descente de la croix), Otto Venius, maître de Rubens, van Beec, qu’on est loin de connaître tous dans les pays étrangers. La collection Japonaise dans ce musée est très complète, dit on; elle est très intéressant à parcourrir, elle nous fut montrée en détail par le directeur dont les explications en dobulerent l’agrément. Il y a aussi à la Haye des magazin Japonais où on pourrait faire de belles cuplettes si on y pouvait dépenser beaucoup d’argent, mais toujours il sont fort amusant à voir même en détail. L’extrème propreté de la ville nous a frappé. Les maisons n’ont presque jamais plus de 3 ou 5 fenêtres sur la faҫade; peu de portes cochères, jamais je n’ai vu comme à la Haye et dans toute la Holande de plus belles vitres aux fenêtres; partout des (...) singulièrement beaux et épais. Chaque maison a son trotoir en Dalles de pierres bleus entourés de chaises élégantes; puis les rues pour elles mêmes ont des trotoir sur lesquels les pietons peuvent marcher, car ceux des maisons ne sont pas accessible, et on a bien soin de les frotter tous les jours avec de l’huile. Ce genre de propreté se retrouve dans le plus petits villages, devient presque comique à voir. A une heure de la Haye aux pieds des Dunes est situé le village de Scheveningen où sont etablis les bains de mer avec de petits chariots à la manière anglaise. Les Dunes sont des colines hautes, grandes, longue dans leurs bases; mais d’un sable si fin, si extrêmement pour, qu’on pourrait s’en server pour sabloner une lettre. Pas un arbre, pas une petite plante ne les couvrent; c´est aride comme la sable du desert; mais comme la mer vient constamment, depuis des siècles, en frapper le versant de son coté, ce sable est devenu et devient a fur et mesur tellement compacte, que le vent n’a presque pas de prise sur lui; car sans cela il serait impossible d’habiter à plusieurs lieues de distance. Nous fîmes une course à Leyden, tant pour y voir le pays, que pour visiter cette ville dont l’ancienne unversité a été autrefois si renommée. L´Hotel de ville est un beau bâtiment; on conserve dans une des ses salles l’atelier et

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la table de menuiserie de Jean de Leyden, chef de la secte des Anabaptistes, qui périt dans une cage de fer à châtier. Le musée de Leyden est riche; ses collections romaines, egyptienne, mais surtout japonaise, celle ci ne cede en rien á celle de la Haye. Nous prîmes notre retour par Katwijk, petit village près du quel le Rhin se jette dans la mer. La mer reste sur toute la coté de 8 et onze pieds plus haute que le pais, ainsi la on il n’y a pas de Dunes il a fallu faire des Lignes et des écluses pour la contenir et c’est la grande écluse du Rhin qu’on va admirer à Katwyk. La route de la Haye à Harlem traverse la forêt. C’est un parc anglais. Rue de Palais! Que de jolies et èlègantes habitations, que de jardins soignés, ornés de fleurs, de pelouses, de jolis sentiers, de jolis pavillons. C’est charmant, c’est délicieux. Nous en étions ravis ma soeur et moi. Cette forêt que l’on traverse, sur l’on quite, que l’on retrouve près de Harlem est toute compose de beaux chênes et d’antiques hêtres. Le Palais de Boi à la porte de la ville était l’habitation favorite du Roy Louis Bonaparte; à présent encore plusieurs familles anglaises habitant de petites maisons situées et groupées ensemble dans les jolies parties de la forêt. L’Hotel de Ville celui des Boucheries sont de belles architectures. La cathédrale est belle et possede une orgue magnifique. Dans deux heures nous arrivâmes à Amsterdam. C’était quitter la rue du nord pour le retrouver dans le golfe du Zuiderzee, au fond du quel est bâtie cette seconde capitale du Royaume des Pays-bas. Amsterdam comme Rotterdam a ses bassins magnifique, ses (...) caneaux; mais le nombre des bâtiments de differente grandeur, de differente force, y est infiniment plus considérable. Amsterdam est très grande, ses rues sont très longues et très étroites, quelques unes seulement sont larges, belles, mais moins longues. Ni les églises, ni le Palais sont remarquables. L’Hotel de Ville seul est très beau; il contient une sale magnifique dans ses grandes proportions, mais il merite surtout d’être examiné lorsqu’on vous explique qu’il est entièrement bâtit sur des mats de vaissaux conquis et qui lui servent de pilotes. Ayant traversé le Zuiderzee en bateau à vapeur nous alâmes débarquer à Sardam pour y voir les Chantiers sur lesquels Pierre le Grand y avait apris à construire des vaissaux. Sa maison y est conservèe, on y voit son lit, ses meubles, ses outils. Le pavillon russe flotte sur l’enceinte du petit territoire, dont j’ai

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acheté la gravure. Sandam est une jolie petite ville, extrèmement peuplée. Le consul Autrichien M. Camozzi nous conduisit au village de Broeck qu’on pourrait prendre pour un village-modèle. Rien de plus élégant dans sa simplicité; des maisons charmantes, des rues parquetées comme la place San Marc; enfin Broeck ne peut être negligée par les voyageurs, qui comme nous désiraient de conserver de la Holande des souvenirs agréables. Je ne pus (...) entrer dans une des ses maisons pour en voir l’intérieur; elles ont toutes deux portes, l’une dont on sort toujours, l’autre qui n’est ouverte que pour un marriage, un baptême, un couvois mortuaire. C’est aussi pour l’(...) des vaches qu’on entre dans les fermes; mais ces bonnes bêtes n’y sont pas pendant 9 mois de l’année et l’(...) sert pendant leur absence de fabrique pour les fromageries. Tous les (...) sont en fer blanc, peint en bleu (...) jaune resplendissant comme de l’or. Les autres meubles des maisons sont également propres, et sur les cheminées sur les (...)tous les plats, les assiètes, les cruches sont en porcellaine commune mais de fayance. Nous n’y pûmes nous arreter advantage à Amsterdam, il fallu nous rendre à Utrecht, et pour y parvenir nous donâmes la préférence au chemin de terre, sur celui des caneaux, et nous eûmes raison, car notre route nous conduisit par de charmantes contrées. Il n’appartient qu’à la Holande d’être belle sans avoir ni montagne, ni champs, ni beaucoup d’arbres, hormis ceux qui font forêt, on qui marquet les grand-routes par de belles allées des Frênes. La verdure si fraiche des prairies converte d’immences troupeaux de belles vaches, que l’on vient traire en plain air, les caneaux qui font de chaque prairie une îsle, reunis les unes aux autres par des petits ponts rustiques, les hameaux couverts de chemins, mais dont les maisons et granges sont proprement tenues, dans des cours sablés, où dans de petits jardins ornés de fleurs, voilà ce qui rend la Holande charmente en été, mais qui, il faut dire vrai, doit aussi la rendre monotone pendant les 3 à 4 mois d’hivers; car la Holande n’en a pas de plus long. La ville d’Utrecht n’est pas belle; en revenge le parc et le château de Baron de Heeckeren est superbe; (P.S. je me trompe, c’est à Arnheim et pas à Utrecht qu’est le château de Comte de Heeckeren) c’est même en fait d’établissement seigneurial celui que nous avions trouvé le plus magnifique. Je ne sais pourquoi je

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n’ai pas encore parlé des moulins à vent que nous avions trouvé depuis Delft déjà jusqu’au frontiers du Royaume; il y en a partout; on en voit de superbes au milieu d’Amsterdam et dans ses faubourgs. Près de Sandam il y en a plus de 300 reunis ce qui fait comme un village. A Utrecht nous avons voulu en voir un qui fut ni plus bon ni plus mauvais; ce Moulin avait un rez de chaussée, 3 étages, puis premièrement une galerie et ses bras. Les petits apartements des étages habités par la famille, étaient meublés en bois des indes, ornés de petits vases de Japon; tous les lits, comme dans toutes les maisons du pays, ne sont que des (rides?) pratiquées dans l’epaisseur des murs, ou parois; mais ils sont fermés par de jolis rideaux et couvert par le linge le plus blanc et le plus fin. Le costume des paisant est encore à peu près comme nous le represente le Tenier et souvent Wouveremann, mais je ne l’ai jamais trouvé si sale ni si de guemillé comme leurs tableaux nous les montrent. Les femmes doivent avoir changé de costume, bien que celle de la Guelde les rapellent encore. Près de la Haye, d’Arlem, d’Amsterdam elles aiment à porter des jupes de couleur rouge, les casaquins (?) bruns, les tabliers blancs et sur la tête de larges cereles en argent ou en or, qui prennent le derrière de la tête et viennent former une espèce de (...) sur les tempes, et se rejoindre moienant une légère Feronier sur le front pour le dessus un voile de mousseline blanche et fort transparent, qui, marquant la forme de la tête, retombe sur la tuque et dans (...) la coiffure pres que générale des femmes du peuple. Arnheim est la Capital de la Guelder. On y voit encore les ruines du château du Comte Egmont qui était comte regnaut de cette Province. Depuis Arnheim jusqu’à Emerich le pay est trop raproché d’anciennes Dunes pour être beau, d’ailleurs les champs de tabac ne sont ni bien verds ni ornés de belles plantes. Ce fut à Emerich que nous prîmes congé de la Holande, et en nous embarquant sur le Rhin nous arrivâmes dans le même après diner à Düsseldorf. Mon oncle de Trips nous y avait preparé un apartement chez lui, et lui ainsi que ma Tante se misent en quatre pour nous faire passer agréablement les cinq jours que nous avions fixé de nous arréter à Düsseldorf. Cette ville laide, mal situé sur la rive du Rhin qui precisement là, n’a plus rien de pitoresque, cette ville, dis je, ne nous inspira aucun interest, si en n’est celui d’anciens souvenirs de

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notre enfance. Mon grand père de Trips y avait longtemps habité le Palais de la Venerie; nous y retrouvâmes ses jardins, la maison dite la maison du chasseur, que nos parents avaient habités avec nous. Il est impossible que des reminiscences qui se comportment à des parents qu’on a perdu, n’aient toujours un interêt majeur, mais ce ne fut pas d’autres que nous eprouvâmes à Düsseldorf. En peu d’heures nous avions attaint Cologne et le lendemain a cinq heures du matin. Nous étions a bord du bâtiment à vapeur qui en nous faisont remonter le Rhin nous reproduissait la vue des vieux châteaux, des vieilles villes avec leur murs crenellés, anciens souvenirs des temps feaudeaux, que déjà nous avions fit arriver dans deux heures à Francefort. Nous y allames vois le Römer ancient bâtiment on furent élus les neuf derniers Empereurs. Une grande sale boisée, formant un quarré long, bien irregulier, surtout bien malproprement tenu, deponillé de tout ce qui aurait du y être conservé toujours, les meubles, les sièges,les bancs des Electeurs, n’ayant plus qu’une collection des portraits bien déchirés ou brisés de tous les Empereurs d’Allemagne; voilà comme est le Römer à présent. Pas loin de là, sur la même place, est une petite église gothique bâtie par l’Empereur Rudolf I l’an de son aveènement au throne. Le Dom est bien loin d’inspirer l’intérêt, qu’on eprouve pour celui d’Aix la Chapelle. L’église n’a aucun style, rien n’y exalte l’imagination. Nous ne pûmes nous arrêter que peu d’heures à Francfort; il fallu nous remettre en voiture, voir Darmstadt en passant, ville qui du reste n’a rien de remarquable, traverser toute la Bergstrasse et venir finir notre journée à Epenheim, laide petite ville, joliment située a mis-cotes des cette chaine de montagnes appelée l’Odenwald sur lesquelles les Romains avaient tracé une route et construit des tours et des fortins dont on voit encore les ruines. Le lendemain matin nous retrouvâmes nos equipages à Heidelberg on ils étaient venus nous rejoinder de Manheim. Le beau vieu château, la Wolfsgrube et les jolies promenades nous fournissairent de quoi bien remplir cette journée dont je conserverai un souvenir d’autant plus precieux que en fut dans le fait le seul jour on il me fut possible de me promener seulle avec ma soeur; jouissance que les circonstances ne me procurerent qu’une seule fois dans tout notre voyage. Nous avions employé cinq semaine à faire notre jolie tour-

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née et ce fut le quatorze d’aout que nos arrivâmes à Baden-Baden pour y passer encore quatre semaines ensemble. Bruchsal, ancienne ville episcopale, possède un beau palais, changé en un établissement militaire. Durlach, ancienne capital de la branche Ducale de Bade, possède également un château, mais affreux, delabré, qui m’a paru d’hospital ou de caserne; une belle chausée conduit en ligne directe à Carlsruhe, charmante petite ville, dans laquelle le Duc regnant a etabli sa residence. C‘est la branche de Hochberg qui gouverne à présent le grand duché de Bade, dont les branches nommées de Bade-Bade puis Bade-Durlach se sont éteinte par la mort des fils de la grande Duchesse Stephanie. Cette branche ainée Bade-Bade etait catholique, la branche regnante est protestante, mais le Grand Duche a conservé la religion Catholique comme dominante dans toutes ses provinces. Le Rhin et la forêt-noire font le grade ablong de ce Duché, dont les plaines fertiles sont convertes de villes, de gros bourgs, dans lequels on retrouve toujours de l’aisance et du commerce. La forêt-noire est belle par la hauteur et les formes des ses montagnes, les chênes, les hêtres, les arbres de feuille sont magnifiqes et embelissent singulièrement les vallons étroits auquels ils servent d’amphiteatre. La ville de Bade est elle même batie sur le versant d’une haute montagne au pied da la quelle coule une petite rivière; Bade est gai, riant, plante d’arbres, orné de beaux hotels et de bonnes maisons. Le parc n’est pas très grand, mais des boutique établies le long des allées de tilleuls y attirent le monde qui s’y promène plus ou moin toute la journée. Un grand bâtiment placé dans le fond contient le théâtre, les salles de jeu et de dance, les restaurations, tout cela en de grandes proportions, de belles architectures, de belles colonnades; ce bâtiment forme un très bel établissement, une belle plantation, de grands allées conduisent à Lichtenthal, petit village dans le fond du vallon. Un couvent de religieuses y fut bâti et fondé par une Duchesse de Bade il y a 8 à 9 siècle. La fondatrice ayant en l’esprit de maudir l’avance celui, qui oserait seculariser son couvent et l’ayant meme appliqué devant le Tribunal de Dieu en moin d’un an cette femme a su inspirer un respect melé de frayeur pour cet établissement qui a traverse ainsi toutes les révolution de plusieurs siècles. Les souverains de pays y ont leur caveau dans une chapelle go-

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thique que la Grand Duc regnant a fait restaurer. A coté de la montagne derrière la ville de Bade est situé le château qui habitait autrefois la Grand Duchesse Stephanie. Turenne y reҫut l’ordre d’incendier la vielle; il la regardait brûler en se promener sur la terasse, et ce triste spectacle lui arracha des larmes de desespoir. Depuis la Bade ne fut plus rebâtie regulièrement, ses maisons, ses jardins, tout y est pêle-mêle. La vue de château est magnifique, les appartements sont mauvais, tristes et mal meublés. Une partie du bâtiments est d’ancienne construction Romaine, les autres sont du 14ième siècle. Le Fehmgericht s’était etabli dans les souterrains qui servaient de bains au romains; on y voit encore les degrés, les bancs en marbre et les étuve; les longs corridors larges de 1 ½ pieds, hauts de 6, tortueux, sans aucun jour, abontissent a de petites ou grandes routes, a des cachots affreux, fermès par de portes d’une seule pierre qui touts (...) sur leurs gands, et gare à celui qui les fermerait, car il ne pourrait plus les ouvrir. Avant d’entrer dans la dernière salle on passe sur une oubliette, fermée par une pierre; c’est dans cet horrible (...) que s’exécutaient les hautes oeuvres du tribunal secret; la dernière salle était celle de tribunal même. C’est une route haute et grande, entourée de bancs de pierre, sur lesquels s’asseyaient les juges. Le président avait un siège plus élevé et le patient etai aussi sur un bloc au milieu de cette salle. Les juges y arrivaient par un corridor souterrain qui portait de vieux château de Bade construit sur la cime de la montagne a une même lieux de distance. On voit encore ses (...) ses blocs de pierre, la petite porte du corridor qui correspond au haut de la route, d’où part une escalier en pierre très étroit qui conduisait au bas de la salle. Tout ce local est affreux à parcourir, mais que ne fait pas l’habitude! Une jeune et jolie concierge nous servait de guide et nous assura, ce qui d’ailleurs me fut confirmé par les Duchesses elles mêmes, que ces dames y etaient descendues très souvent pour les montrer à des étrangers. Nous sommes allées à Eberstein, vieux manoir des Comtes de ce nom, qui s‘etaignivent (?) dans la famille de Bade. Les derniers Mark-Graves l’ont rebati, meubli et même habité. Le Grand Duc regnant a fait faire une route véritablement superbe à travers la forêt pour pouvoir y venir avec plus d’agrément. Qu’elle est donc belle cette forêt noire, dont les hauts sapins couvrent les cimes, tandis

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que les chênes et les tertres en ornent les flancs. C’est un délicieux pays, et comme pour son bonheur il n’est pas très grand ses souverains on put s’en occuper et ont toujours cherché à l’embellir, de l’orner par de belles plantations d’arbres le long des routes et des rivières. Le vieux château de Bade est une des plus belle ruines que je conaisse.Quelle hauteur des murs, quel beau cintre aux routes; que son entrée est pittoresque; l’oeuil traverse cinq portes en suite l’une de l’autre, et comme on les voit de bas en haut, l’effet en est extrêmement frappant. Sur une autre montagne est la ruine d’Eberstein-Burg, plus ancienne encore que le château de ce nom, dont j’ai parlé avant. Les ruines ds Vindeck, de plusieurs autres châteaux, la vallée de la Murk est ravissante jusqu‘au village postale de Gernsbach. Dans la plaine de Rhin est située la maison de plaisance nommée la Favorite; la Markgrave Sabine, femme de prince qui combattit dans la guerre des Turcs pendant le regne de Leopold I, fit de cet etablissement le théâtre de ses folies et de sa longue pénitence. La maison de chasseur est un joli but de promenade; la rue y est très vaste, on aperҫoit Strasburg, (...), Louis, Rastadt et tout le cours du Rhin. En général le Duché de Bade est un pays délicieux à user et je comprend qu’on y aime passer 5 ou 6 mois d’été. Cette forêt-noire est la plus belle collection d’arbres, de montagnes, de vallées et de petites rivières. Puis cette grande quantité de ruines appartenants plus ou moins à l’histoire d’Allemagne, tout cela fait de Bade et de ses environs un pays de féerie. Je ne nommerais entre les personnes que nous vîmes souvent aux promenades et au salon de la Conversation, que la famille du Comte de Baeck, le Comte et la Comtesse Stragonoff, et nos bons et exellents Damentit (?) avant de quitter les bords du Rhin je voulu voir Strasbourg et metre au moin un pied en France. Le Rhin n’est pas de beaucoup aussi large de Khel à Straßbourg, qu’il ne l’est de Mayence à Cassel. Un pont de bateau reunit la France à l’Allemagne. La ville de Straßburg a le cachet de toutes les villes de l’Empire, des places irregulières et plantée d’arbres; de larges ou d’étroites rues qui s’entrecoupent. Les monuments de Dassam (?), de Kleber, de Guttenberg ornent les places, mais en elles mêmes, elles n‘ont guerre de prix. Celui de Marechal de Saxe est assez beau; mais de style francais, manièré et raide, le marbre n‘est pas bien blanc, l’es-

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semble ne m‘a pas été agréable du tout. La cathédrale est véritablement un chef d’oeuvre d’architecture gothique. La faҫade est d’une richesse incroyable de sculpture et de maҫonnerie. La tour, à la verité, est trop grosse pour sa (...) qui n’est pas assez haute, ce qui lui fait perdre en élégance, ce qu’elle meriterait l’éloge pour sa construction de fillagrane. Cet ouvrage est admirable, c ´est une dentelle de finesse et l’exécution. Les fenêtres sont toutes en anciens vitraux dont les vives couleurs donnent un jour presque mysterieux à la nef de l’église. Une chose cependant qui m’a frappé lorsque j’examinai ce bâtiment avec plus de soin fut de trouver aux fenêtres le (...) grec, ce qui presque me choqua, vis à vis des colonnes et des voûtes gothique. Le temps orageux ne nous permis pas de monter sur les galleries et nous fûmes forces de reprendre la route de Bade. Le 16ième September je quittais ma exellente soeur, à la tendresse de la quelle je devais tout le bonheur que j’avais eprouvé en faisant ce voyage; mais le temps me pressait, et je repris ma route par Carlsruhe, Heilbron, et j’arrivais par la Hochstrasse et le Kachergebirge à Elvangen. Je cherchais et trouvais dans les environs de cette ville en couvent de religieuses, auprès du quel mon pauvre frère avait été stationé pendant la guerre de l’an 13. Pauvre Joseph, son souvenir vint y accabler mon coeur! Le couvent de banardines (sic!) s’appelle Kirchheim, à peu distance de Nördlingen, à Donau-Wörth je passais le Danube sur un beau pont de pierre, je traversais Neuburg, j’y vis son magnifique château, ancienne residence des Princes de Bavière- Palatins de la Ober-Pfalz; j’y repassais le Danube, encore sur un pont de pierre, ces deux ponts font la prétexte dont se sert le Roi de Bavière pour ne pa permettre le passage des bateaux à vapeur. Toute cette partie haute de la Bavière est encore plus laide que celle que j’avais traversé entre Braunau, Munich et Augsburg, et je fus véritablement aisée lorsqu’arrivées à Ratisbonne je pus prendre mes arrangements pour rentrer en Autriche. Je ne pus visiter en cette vieille ville que l’église du Dom et le magnifique caveau de Princes de la Tour et Taxis. Cette chapelle dont l’architecture toute gothique est située dans une aile du Palais de cette illustre et riche famille. Le lendemain ayant pris une place sur le bateau à vapeur, le plus mauvais que j’ai jamais rencontré, je passais sous les ruines de château de Stauffen et sous

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le rocher qui porte le temple nomé Walhalla. Ce beau bâtiment tout grec par son architecture les bustes et statues des grands homes de l’ancienne Germanie. Son péristyle sera orné du groupe d’Arminius, comme celui de la Niobe ornait le temple d’Athenes. Mon imanigation eut preferé un style Gothique pour cette construction tout à fait allemande, mais le Roy donis en a jugé autrement. Je couchais à Linz et le lendemain j’arrivais à Nussdorf à bord de la “Sophie”, charmant bateau à vapeur dont la construction élégante et commode ne laisse rien à désirer. Ce fut ainsi que je mis fin à un voyage de deux mois et demis, dont le souvenir me restera toujours cher et interessant. Isabella Comtesse de Goёss-Thürheim m.p.

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Eine kurze Geschichte der Adelshäuser Goёss und Thürheim Betrachtet man die Stammtafeln verschiedener österreichischer Adelsgeschlechter der vergangenen Jahrhunderte, wird man feststellen, dass viele Familien gemeinsame Ahnen hatten und daher durch verwandtschaftliche Beziehungen miteinander verbunden waren. Das liegt einerseits an den überaus strikten Regeln der aristokratischen Gesellschaft, die nur standesgemäße eheliche Verbindungen zuließen, andererseits an den damals üblichen Eheschließungen innerhalb der näheren und weiteren Verwandtschaft, da die Auswahl an ebenbürtigen Heiratskandidaten beschränkt war.89 So hatten sich auch die standesmäßig ebenbürtigen Familien der Reichsgrafen von Goёss und jener der Reichsgrafen von Thürheim im 18. und 19. Jahrhundert zweimal ehelich miteinander verbunden. Beide, dem Katholizismus treu gebliebenen Familien weisen eine ähnliche Entwicklung auf. Besitz und Rang sowie das Privileg zur Mehrung des Wappens wurde in der Zeit der Gegenreformation bzw. des dreißigjährigen Krieges erworben, in der eine starke Tendenz vorherrschte, von protestantischen Vorbesitzern verlassene Herrschaften aufzukaufen. Standeserhöhungen fanden auch schon in der frühen Neuzeit statt, waren aber besonders im 17. Jahrhundert ein bevorzugtes Mittel herrscherlicher Klientelpolitik. Mitglieder beider Familien waren in hohen diplomatischen Diensten tätig, hatten maßgebliche Posten in Politik und Verwaltung inne und standen dem kaiserlichen Haus in offiziellen Diensten als auch im persönlichen Umgang nahe. Die Grafen von Thürheim besaßen die erbliche Obristen-Erblandfalkenmeisteramtswürde, die Grafen von Goёss die erbliche Obristen89 Vgl. Bianca Kos, Eine „gute Partie“ oder: Wie fischt man sich die richtige Braut? Adelige Heiratspolitik am Beispiel der gräflichen Familie Goёss vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. In: Carinthia I 202 (Klagenfurt 2012), S. 329–352.

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Erblandstabelmeisterwürde. Gemeinsam ist sowohl dem Haus Goёss als auch dem Haus Thürheim das Fehlen einer umfassenden familiengeschichtlichen Forschungsarbeit sowie deren monografische Publikation. Goossens, Goessen, Gois, Goez, Goeß und nicht zuletzt mit diesem etwas seltsamen ё geschrieben, welches veranschaulichen soll, dass die beiden Vokale nicht als Umlaut, sondern getrennt zu lesen sind: Schreibweisen gibt es wahrlich genug, mit der man im Laufe der Jahrhunderte jene aus den Niederlanden stammende Familie Goёss bezeichnet hat. Die Vermutungen von Genealogen und Heraldikern, dass der Ursprung der Familie in Portugal läge, konnte historisch nicht bewiesen werden.90 Die frühesten Dokumente stammen aus dem 17. Jahrhundert und belegen, dass sich der bei Brüssel ansässige Peter de Trooch mit einer Franziska Goess(en) vermählte. Der aus dieser Ehe stammende Sohn Johann wurde von seinem 1632 zum Freiherrn nobilitierten Onkel mütterlicherseits, Ulrich von Goessen, adoptiert und erbte somit den Namen und den Adelstitel. Dieser Johann von Trooch-Goessen (1611–1696) wurde nach einer erfolgreichen diplomatischen Karriere als Gesandter zum Kardinal und Fürstbischof von Gurk ernannt, verlegte seinen Wohnsitz ins Herzogtum Kärnten und gilt als „Stammvater“ der gräflichen Familie Goёss. Da der Fürstbischof selbst jedoch keine (legitimen) Nachkommen hatte, adoptierte er seinen Neffen Peter, den Sohn seiner Schwester Elisabeth de Gheteren, welchen er schon als jungen Knaben aus den Niederlanden zu sich nach Wien geholt hatte, um ihn als Nachfolger 90 Johann Zeno Goёss, Zur Genealogie der Grafen von Goёß. In: Car. I 123 (Klagenfurt 1933), S. 151; Ernst Edler von Hartmann-Franzenshuld, Geschichte der Grafen Goёss (1100–1873) (Wien 1873); Heinrich Hermann, Die Grafen von Goёss. Eine genealogisch biographische Darstellung. In: Carinthia 53 (1863), S.9–17; August Edler von Jaksch-Wartenhorst, Katalog des Graf Goёssischen Familienarchivs. In: Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. 28. Archivalien zur Neueren Geschichte Österreichs, II. Bd., Heft 1 (Wien 1932); Anneliese Kermauner, Johann Freiherr von Goёss (phil. Diss., Graz 1966).

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für seine ab 1682 erworbenen Kärntner Güter vorzubereiten. Dieser Plan gelang, denn auch Peter erwarb sich als Diplomat große Verdienste, die Heirat mit einer Gräfin von Sinzendorf hatte für das Haus Goёss die Reichsgrafenwürde (1693) und zahlreiche Nachkommen zur Folge. Zudem vergrößerte Peter den Besitzstand durch Zukäufe einiger Herrschaften, für die er in seinem 1709 verfassten Testament zwei Fideikommisse schuf.91 Diese sollten bis ins 20. Jahrhundert fast unverändert Bestand haben. Die Besitzvermehrung und Arrondierung wurde von seinem Sohn Anton (1695–1764) fortgesetzt, der bereits mit einundzwanzig Jahren Vollwaise geworden war und als Besitzer der Herrschaften Karlsberg mit dem Stadthaus in Klagenfurt, Ebenthal, Moosburg, Bach, Hohenstein, Liebenfels, Ratzenegg die weiteren, im Umkreis von Klagenfurt gelegenen Herrschaften Gradisch und Gradenegg erwarb. Die beiden letzteren gelangten in der Folge als Fideikommiss-Güter in die Hände der Sekundogenitur, der Linie des zweitältesten Sohnes. Mit „beyder kayserlichen Majestäten Verwilligung“92 heiratete Anton am 20. August 1720 in der Wiener Hofburg Maria Anna Gräfin von Thürheim (1696–1769), die Tochter von Christoph Wilhelm Reichsgraf von Thürheim, Geheimer Rat, Kämmerer und Landeshauptmann im Erzherzogtum Österreich ob der Enns, und seiner Ehefrau Franziska Michaela, geborene Gräfin von Kueffstein. Diese hatte das oberösterreichische Schloss Schwertberg, in welchem Maria Anna und ihre zahlreichen Geschwister aufgewachsen waren und welches die Familie in der Folge auch vornehmlich bewohnte, in den Thürheim’schen Familienbesitz eingebracht. Die Heirat zwischen Anton und Maria Anna muss ein recht wichtiges und bemerkenswertes Ereignis gewesen sein, denn auf der Heiratsurkunde findet man Siegel und Unterschriften von einundzwanzig 91 Kärntner Landesarchiv Klagenfurt, Familienarchiv Goёss, provisorischer Bestand, Schachtel Nr. 4, Testament und Codizill vom 25. Februar 1709. 92 Kärntner Landesarchiv Klagenfurt, Familienarchiv Goёss, Schachtel C 120, Heiratskontrakt vom 20. 8. 1720.

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Beiständen, deren Namen sich wie das Who’s who der kaiserlichen Hofgesellschaft am Beginn des 18. Jahrhunderts lesen. So unterzeichneten unter anderen die Fürsten Schwarzenberg und Liechtenstein, die Grafen Dietrichstein, Kinsky, Althann, Khevenhüller, Stürgkh und Windisch-Grätz. Anton wurde von der Habsburger Regentin Maria Theresia mit dem Amt des Kärntner Landeshauptmannes betraut und später als Präsident der kurbayerischen Lande und Statthalter in der Oberpfalz eingesetzt. Das erste Ehepaar Goёss-Thürheim hatte acht Kinder, von denen vier als Kleinkinder starben. Primogenitur-Nachfolger und Erbe des ersten und größeren Fideikommisses war Rudolf (1723–1796), der zunächst als kaiserlicher Gesandter nach Schweden ging, danach als Ajo (Erzieher) der Erzherzöge Ferdinand und Maximilian am Wiener Hof tätig war und Therese Fürstin von Schwarzenberg ehelichte. Da aus dieser Ehe keine Nachkommen stammten, ging der Goёss’sche Besitz auf den zweitältesten Sohn, Karl (1728–1798), über, aus dessen Ehe mit seiner Nichte Maria Anna von Christallnig (1751–1809) drei Töchter und drei Söhne entsprossen. Die Familie teilte sich nun in drei Linien auf, wobei zwei Linien nach einer bzw. zwei Generationen wieder erloschen. Auch die Linie des Peter Grafen von Goёss (1774–1846), der in zweiter Ehe mit Isabella Gräfin von Thürheim (1784–1855) verheiratet war, starb mit deren Enkel Anton (1856–1891) aus. Die heute weitverzweigte Familie Goёss entstammt der Linie des oben genannten Karl Graf von Goёss. Da auch für das Geschlecht der Thürheim die Stammtafeln vor 1600 unzuverlässig sind, kann man historisch gesichert erst ab dem 17. Jahrhundert mit konkreten Fakten rechnen. Ursprünglich kamen die Thürheim aus Schwaben, wo sie um 1480 das Adelsgut Biberachzell bei Ulm erworben hatten. 1625 wurden sie zu Freiherren geadelt, 1666 zu Reichsgrafen erhöht. Der als Pfleger in Passau tätige Johann Christoph Freiherr von Thürheim hatte 1629 die in Oberösterreich gelegene Herrschaft Weinberg mitsamt den damit verbundenen Gütern Dornach und Wartberg erworben. Sie wurden unter seinen Söhnen aufgeteilt, kamen aber infolge des Aussterbens mehrerer Linien wieder in den Besitz des Vaters der Maria Anna, verheiratete Gräfin

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von Goёss. Maria Anna selbst und ihre Schwestern Jacobina und Franziska waren ausgebildete Lautenspielerinnen, die einen Teil jener Manuskripte nach Kärnten mitgebracht hatten beziehungsweise dort komponierten, welche als sogenannter „Schatz von Ebenthal“ und als weltweit größte private Manuskriptsammlung von Lautentabulaturen aus dem 17. und 18. Jahrhundert in die Musikgeschichte des Barock eingingen.93 Maria Annas Bruder war Josef Gundakar von Thürheim (1709– 1798), welcher die Güter in Oberösterreich geerbt und Maria Dominika Baronin von Hager zu Allensteig geehelicht hatte. Deren Sohn wiederum war Josef Wenzel von Thürheim (1749–1808), der Vater von Isabella von Thürheim und ihren vier Geschwistern Constantine, Josephine, Ludowika und Joseph. Aufgrund der Maßnahmen Kaiser Josefs II. bezüglich verminderter Abgaben der Untertanen an die Grundbesitzer verließ Josef Wenzel das Gut seines Vaters und machte sich bei Lüttich in den Österreichischen Niederlanden ansässig, wo er Marie Luise Gräfin Berghe von Trips heiratete. Bei Huy nahe Lüttich, in den Schlössern Orbeck und Chokier sowie später im Schloss Emeville, waren die vier Kinder zur Welt gekommen, bevor man vor der Revolution flüchten musste und wieder ins Erzherzogtum ob der Enns ins Schloss Schwertberg zurückkehrte. Herrschaft und Schloss Schwertberg wurden 1911 an Alexander Graf von Hoyos verkauft und befinden sich heute noch im Besitz dieser Familie. Die österreichische Linie der Thürheim starb 1960 mit Ludwig Graf von Thürheim (1874–1960) in männlicher Linie aus. Die zweite Goёss-Thürheim’sche Hochzeit fand in der Zeit der Napoleonischen Kriege 1807 zwischen Peter und Isabella im Schloss Schwertberg statt. Peter war zu diesem Zeitpunkt Vize-Präsident des steirisch-kärntnerischen Guberniums in Graz, im Jahr darauf wurde 93 Reyermann Albert (Hg.), The Ebenthal Manuscripts. GOËSS VII, Jacobina von Thürheim Ensemble Book (Tree Edition 2012); ders., The Ebenthal Manuscripts. GOËSS VII, Maria Anna von Thürheim Ensemble Book 1 und 2 (Tree Edition 2012).

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er Gouverneur von Triest und General-Intendant für Italien und Tirol, 1810 reiste er als Gouverneur nach Galizien, 1815 in derselben Funktion nach Venedig, 1819 ging er als Hofkanzler der lombardischvenetischen Hofkanzlei nach Wien, wo seine überaus erfolgreiche Karriere am Hof in der Position als Stellvertreter des ersten Obersthofmeisters endete. Ihm wurde 1830 der Orden des Goldenen Vlieses, die höchste Auszeichnung des habsburgischen Kaiserhauses, verliehen. Durch die eheliche, kinderlos gebliebene Verbindung einer Nichte von Peter, Maria Anna (1806–1880), mit dem Grafen Zeno von Saurau (1792–1846) kamen im Erbwege die steirischen Herrschaften Ligist und Premstätten und ein Stadthaus in der Grazer Sporgasse an die Nachkommen ihres Bruders Karl, Zeno (1846–1911) und Leopold (1848–1922). Da Zeno unverheiratet geblieben war und somit den Bestimmungen für die Nachfolge der Primogenitur nicht genügte, übernahm sein jüngerer Bruder den Majoratstitel und beide Fideikommisse. Aus seiner Ehe mit der Kärntner Gräfin Marianna von Thurn-Valsassina (1869–1940) entsprangen sechs Kinder, unter denen sich der Familienbesitz wieder in zwei Linien aufspaltete. Sowohl in der Familie der Grafen von Thürheim als auch in jener der Grafen Goёss gab es Mitglieder, die hohe Funktionen im diplomatischen sowie politischen Dienst, in der katholischen Kirche und beim Militär ausübten. Insgesamt kamen fünf Kärntner Landeshauptmänner aus der Familie Goёss. Dies waren Johann Peter Graf von Goёss (Amtsperiode 1712–1716), Johann Anton Graf von Goёss (Amtsperiode 1734–1747), Peter Graf von Goёss (Amtsperioden1804–1806 und 1808–1810), Johann Anton Graf von Goёss (Amtsperiode 1861–1876) und Zeno Graf von Goёss (Amtsperiode 1897–1909). Die Thürheim stellten zwei Landeshauptmänner für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns: Johann Wilhelm von Thürheim (Amtsperiode 1692–1749) und Christoph Wilhelm (Amtsperiode 1731–1809). Friedrich Karl von Thürheim (1763–1832) war bayerischer Minister. Lulu (Ludowika/Louise) von Thürheim (1788– 1864) wurde als Schriftstellerin bekannt, ihre Memoiren wurden

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37. Wappen der Grafen von Goёss

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38. Wappen der Grafen von Thürheim

fünfzig Jahre nach ihrem Tod herausgegeben.94 Ihre Schwester Constantine (1785–1865) war mit dem russischen Botschafter in Wien, Andreas Fürst Rasumoffsky (1752–1836) verheiratet. Die Familiengruft der Thürheim befindet sich am Ortsfriedhof von Schwertberg bei Perg in Oberösterreich, die Grabstätten der Grafen Goёss befinden sich unter anderem am Friedhof von Ebenthal bei Klagenfurt und in Radweg bei Feldkirchen. Die Wappen der beiden Adelsgeschlechter stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und veranschaulichen die Historie der Familien. Das gekrönte Wappen der Reichsgrafen Goёss (Abb. 37) zeigt einen schwarzen Doppeladler, der auf der Brust die goldenen Initialen F II (Wappenverleihung von Kaiser Friedrich II.) trägt. Das ebenfalls gekrönte Wappen der Thürheim (Abb. 38) zeigt als Hauptmotiv ein großes Tor und eine Dornenkrone, die sich auf ein mündlich überliefertes Ereignis aus früherer Zeit bezieht. Über dem Hauptportal des Schlosses Ebenthal findet man beide Darstellungen als Doppelwappen, vereint und in Stein gemeißelt. 94 Rhin, René van (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim. (München 1913/1914).

Abbildungsverzeichnis

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1. Isabella Gräfin von Goёss-Thürheim (nach einem Stich von Josef Kriehuber) 2. Seite aus dem Reisetagebuch mit der Handschrift der Isabella von Goёss-Thürheim 3. Lulu Gräfin von Thürheim (nach einem Bild von Hanfstaengl, München) 4. Peter Graf von Goёss (nach einem Stich von Josef Kriebhuber) 5. Schloss Ebenthal bei Klagenfurt (nach einer Zeichnung von Markus Pernhart) 6. Die neue Pfarrkirche der Vorstadt Au zu München 7. Das Rathaus und die Börse in Augsburg 8. Das neue Schloss in Stuttgart 9. Das alte Schloss in Stuttgart 10. Schloss Heidelberg „Le chateau et la ville de Heidelberg“ 11. Constantine Fürstin von Rasumoffsky und ihre Adoptivtochter Georgine Acton (nach dem Originalporträt von Natale Schiavone) 12. Ansicht „Cöln“ 13. Ansicht des Kölner Domes 1835 14. Der Lousberg bei Aachen 15. Burtscheid bei Aachen 16. Rathaus bei Aachen 17. Joseph Wenzel Graf von Thürheim (nach einem Ölgemälde, unbekannter Maler) 18. „Une maison de paysan en Belgique. Les femmes qui sarclent“ (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim) 19. Chateau de Chokier 20. Skizze des Hauses des M. Adrien Francquenne in Huy (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim)

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Abbildungsverzeichnis

21. Vue de Cathedrale St. Paul in Liège 22. Prison de Jacques van Artefelde en 1342 à Gand 23. Hotel de Ville de Gand 24. Maison Anséatique d’Anvers 25. Rotterdam, Vue prise du pont (dit) Draaibrug 26. La Haÿe, De Loterÿ-zaal, La Salle de Loterie 27. Leyden, Het Stadhuis – L’Hotel de Ville 28. Haarlem, De Vleesch-hall La Boucherie 29. Amsterdam, Het Logement de Munt Hotel de la Monnaie 30. Sandam, Het Huisje door Czaar Peter den Grooten in den Jahre 1697 te Zaandam bewond van binnen te zien – Le dedans de la maison habitée du czaar Pierre le Grand à Zaandam 1697 31. Sandam, Het Huisje door Czaar Peter den Grooten – La chaumière habitée par czaar Pierre le Grand 32. Skizze von Utrecht (gezeichnet von Isabella von GoёssThürheim) 33. Frauen in holländischer Tracht 34. Der Römerberg in Frankfurt oder Ansicht des Kaisersaals 35. Schloss Eberstein (gezeichnet von Isabella von Goёss-Thürheim) 36. Baden-Baden, Vieux chateau 37. Wappen der Grafen von Goёss 38. Wappen der Grafen von Thürheim

Quellen- und Literaturverzeichnis

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Andriveau-Goujon J., Carte de l‘Europe dans son etat actuel (Paris 1848) (http://rumseysid.lunaimaging.com/mrsid/mrsid_ images/Rumsey/SIDS/D0110/2486015.sid?image=/D0110/ 2486015.sid; Zugriff: 16.9.2014) Black’s Guide through Edinburgh with pleasure excursions in the environs. 25 illuminierte General-und Specialkarten (Edinburgh 1801). Bulgarini A. L’Abbé, Guide de Florence et ses environs (Florence 1840). Galletti Johann Georg August, I.G.A. Galletti’s Allgemeine Weltkunde, geographisch-statisch-historische Übersichtsblätter aller Länder (Leipzig-Pesth 1818). Johann Georg August Galletti’s Allgemeine Weltkunde oder Encyklopädie für Geographie, Statistik und Staatengeschichte (Pesth 1840). Goёss Johann Zeno, Zur Genealogie der Grafen von Goёß. In: Car. I 123 (Klagenfurt 1933), S. 151. Hartmann-Franzenshuld Ernst Edler von, Geschichte der Grafen Goёss (1100–1873) (Wien 1873). Hermann Heinrich, Die Grafen von Goёss. Eine genealogisch biographische Darstellung. In: Carinthia 53 (1863), S. 9–17. Jaeger Susanne, Alexander S. Stroganov (1733 – 1811), Sammler und Mäzen im Russland der Aufklärung (Köln-Weimar-Wien 2007). Jaksch-Wartenhorst August Edler von, Katalog des Graf Goёssischen Familienarchivs. In: Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. 28. Archivalien zur Neueren Geschichte Österreichs. II. Bd., Heft 1 (Wien 1932).

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Kermauner Anneliese, Johann Freiherr von Goёss (phil. Diss., Graz 1966). Kos Bianca, Eine „gute Partie“ oder: Wie fischt man sich die richtige Braut? Adelige Heiratspolitik am Beispiel der gräflichen Familie Goёss vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. In: Carinthia I 202 (Klagenfurt 2012), S. 329–353. Kos Bianca, „Nichts ist gewisser als der Tod . . .“. „Der letzte Wille“ – Testamente, Kodizille und letztwillige Verfügungen als sozialgeschichtliche Quellen am Beispiel der Grafen Goёss. In: Carinthia I 203 (Klagenfurt 2013), S. 185–204. Loebell Johann Wilhelm, Reisebriefe aus Belgien (Berlin 1837). Rhin René van (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim. Mein Leben. Erinnerungen aus Österreichs großer Welt 1788–1852, 4 Bde. (München 1913/1914). Pfeiffer Ida, Reise einer Wienerin in das Heilige Land. Unternommen im März bis Dezember 1842. Nach den Notaten ihrer sorgfältig geführten Tagebücher, von ihr selbst beschrieben (Wien 1846). Poujoulat Baptistin, Correspondance d’Orient. Voyage a Constantinople en Syrie et en Egypte (Bruxelles 1841). Reyermann Albert (Hg.), The Ebenthal Manuscripts. GOËSS VII, Jacobina von Thürheim Ensemble Book (Tree Edition 2012). Reyermann Albert, The Ebenthal Manuscripts. GOËSS VII Maria Anna von Thürheim Ensemble Book 1 (Tree Edition 2012). Reyermann Albert, The Ebenthal Manuscripts. GOËSS IX Maria Anna von Thürheim Ensemble Book 2 (Tree Edition 2012). Schaden Adolph von, Neuester Wegweiser durch die Haupt- und Residenzstadt München und deren Umgebungen. Inklusive gefalteten Stadtplan, Fiakertarifen, Sehenswürdigkeiten und deren Spazierwege, Hilfe bei Formalitäten wie Passkontrolle und Aufenthaltsgenehmigungen (München ²1938). Sherlock Martin, Briefe eines Engländers auf seiner Reise nach Berlin, Dresden, Wien, Haag, Rom, Neapolis und Ferney. Aus dem Französischen übersetzt (Frankfurt und Leipzig 1780).

Quellen- und Literaturverzeichnis

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Wegweiser durch Pesth. Oder Nachweisung aller Gassen, Märkte, Plätze, Kirchen, öffentlicher Gebäude, und anderer Denkwürdigkeiten in Pesth (Pesth 1804).

Index der Personen-

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und Familiennamen

(kursiv gedruckt sind jene Namen, die im Text in Verbindung mit den im Index angeführten Personen bzw. Familien genannt werden).

Alba, Herzog von: spanischer Edelmann im Dienste Kaiser Karls V., Herzog von Alba (1507 – 1582). Er unterdrückte in den Niederlanden den Aufstand gegen die spanische Herrschaft mit brutalen Mitteln. Er ließ Philipp Graf von Hoorn, den adeligen Führer der Aufständischen, hinrichten. Das Trauerspiel „Egmont“ von Goethe basiert auf diesen historischen Tatsachen, stimmt aber darüber hinaus nur wenig mit diesen überein. Arminius (17 v. Chr.–21 n. Chr.): Fürst der Cherusker. Er besiegte die Römer in der Varus-Schlacht. Er gilt seit Tacitus als „Befreier Germaniens“. Artevelde Jacob von (1290–1345): Er und sein Sohn Philipp (1340– 1382) waren flämische Freiheitskämpfer im 14. Jahrhundert. Jacob van Artevelde wurde 1345 in Gent ermordet. Beec Pieter van (um 1681): holländischer Marinemaler. Berghe von Trips Franz Georg Graf (1732–1799): Kurpfälzischer Berg’scher Oberjägermeister. Berghe von Trips Eduard Ignaz (1776–1842): Sohn des Franz Georg Graf Berghe von Trips. Berlaimont (Grafen von Berlaymont): ursprünglich niederländisches, in Belgien (Flostoy) ansässiges Adelsgeschlecht. Im Achtzigjährigen Krieg gehörten sie auf der Seite der Habsburger politisch und militärisch zu den führenden königstreuen Persönlichkeiten. Berlo, Grafen von: Jean-Amour Comte de Berlo d’Hauzémont, Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Chokier bis 1812.

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Index der Personen- und Familiennamen

Bouillon Godefroy de/ Gottfried von (1060–1100): Heerführer beim ersten Kreuzzug. Camozzi Giovanni Battista (1818–1906): um 1850 italienischer Generalkonsul in den Niederlanden. Canova Antonio (1757–1822): italienischer Bildhauer, Hauptvertreter des Klassizismus. Caroline von Baden (1776–1841): Prinzessin von Baden, Ehefrau des Herzogs und späteren Königs Maximilian (I.) von Bayern („König Max“). Cockerill: Die Brüder James, William und John Cockerill waren aus England stammende Unternehmer, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung in Belgien und Preußen mittels Stahl- und Maschinenfabriken vorantrieben. Vom Stahlwerk im belgischen Seraing ausgehend, errichteten sie ein weitverzweigtes Unternehmen, welches sich später zum bedeutenden Montanunternehmen Cockerill-Sambre entwickelte. Colloredo-Wallsee Franz de Paula Graf von (1799–1859): von 1837– 1842 k. k. österreichischer Gesandter in München. Dorth Freiherr (Baron) Ludwig von: kam 1807 nach einem langen Erbschaftsstreit in den Besitz der Mittelburg in Neckarsteinach. 1835 ließ er die Burg, welche heute noch im Besitz der Nachkommen, der Familie Warsberg, ist, im neugotischen Stil renovieren. Dyck Anthonis van (1599–1641): flämischer Barockmaler. Egmont (= Lamoral Graf von Egmond) (1522–1568): Statthalter von Flandern und Artois. Die historische Figur hat mit der Figur im Trauerspiel von Goethe nur wenig gemeinsam. Elisabethinen: Angehörige des Elisabethen-Ordens, der 1622 in der Erzdiözese Köln zum Zwecke der Kranken- und Armenfürsorge gegründet wurde. 1710 wurden das Kloster und das Krankenhaus in Klagenfurt gegründet. Eugène de Beauharnais  Herzog von Leuchtenberg Eyck Jan van (1390–1441): flämischer Maler und Vertreter der altniederländischen Malerei.

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De Francquenne, de Francquen: niederländisch-belgische Adelsfamilie. Friedrich Barbarossa (= Friedrich I. der Staufer) (um 1122–1199): römisch-deutscher König und Kaiser. Friedrich II., der Staufer (1194–1250): römisch-deutscher König und Kaiser. Der Sage nach soll er einen ihm geschenkten Hecht mit einem kupfernen Ring um den Hals versehen und ihn im Jahre 1230 bei Heilbronn in den Neckar zurückgeworfen haben. 1497, also 267 Jahre später, soll der Hecht wieder gefangen worden sein. Die Darstellung dieser Szene befand sich in Heilbronn am Brückentor. Friedrich V. (1596–1632): Kurfürst von der Pfalz, wegen seiner kurzen Regierungszeit als König von Böhmen (1619/1620) auch „Winterkönig“ genannt. Friedrich Wilhelm III. (1770–1840): aus dem Hause Hohenzollern, ab 1797 König von Preußen. Gelder Arent de (1645–1727): niederländischer Maler und Schüler von Rembrandt. De Geloёs: ein niederländisches sowie belgisches Adelsgeschlecht. Einer der Stammsitze war das Schloss Eijsden in der niederländischen Provinz Limburg. Die Großmutter mütterlicherseits von Isabella von Goёss-Thürheim war Anna Maria Gräfin von Geloёs (1733–1785). Acton Georgine (1823–1891): verehelichte Gräfin von Lippe-Weißenfeld, war von ihrer Tante, Konstantine Fürstin von Rasumoffsky, adoptiert worden. Götz von Berlichingen (1480–1562): fränkischer Reichsritter, Vorbild für Goethes gleichnamiges Schauspiel. 1519 kämpfte er auf der Seite des Herzogs Ulrich von Württemberg gegen den Schwäbischen Bund und wurde nach einem Verrat in Heilbronn im Bollwerksturm in „ritterliche Haft“ genommen. Nach Einspruch seines Freundes Franz von Sickingen durfte er die weitere ritterliche Haft im Gasthaus zur Krone verbringen. Guillaume, König  Wilhelm I. Heeckeren van: Adelsgeschlecht im Herzogtum Geldern.

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Heinrich II. (um 973–1024): römisch-deutscher Kaiser aus dem Geschlecht der Ottonen. Hochberg Luise Caroline (geborene Geyer von Geyersberg) (1768– 1820): wurde 1787 von Kaiser Franz II. wegen ihrer morganatischen Ehe mit dem Markgrafen und späteren Großherzog Karl Friedrich von Baden zur Freifrau, später zur Reichsgräfin von Hochberg erklärt. Da die Kinder aus dieser Ehe nicht für die Erbfolge im markgräflichen Haus vorgesehen waren, hieß der erste Sohn Leopold von Hochberg. Er übernahm aber infolge geänderter Erbfolgeregelungen 1830 die Regierung des Großherzogtums Baden. Irmengard von Baden (um 1200–1260): Enkelin Heinrich des Löwen. Käthchen von Heilbronn: ein 1808 geschriebenes Schauspiel von Heinrich von Kleist. Es wurde 1810 im Theater an der Wien uraufgeführt. Der Dichter selbst sprach von einem fiktiven Inhalt dieses Stückes. Leuchtenberg Herzog von (= Eugène de Beauharnais) (1781–1824): Der Stiefsohn Napoleons, bekam von König Maximilian I. von Bayern, seinem Schwiegervater, den Fürstentitel Herzog von Leuchtenberg zugesprochen. Er beauftragte Leo von Klenze mit dem Bau eines Palastes an der Ludwigstraße. Das 1821 fertiggestellte Gebäude im Stil der Neorenaissance ist das größte Stadtpalais in München und beherbergt heute das Bayerische Finanzministerium. Leyden Jean de, Jan van Leiden (1509–1536): eine führende Persönlichkeit der Täuferbewegung. Das Wiedertäufer- bzw. Anabaptistentum hatte sich um 1520 als radikaler Zweig der Reformation herausgebildet. Jan van Leidens „Reich“ endete mit seiner Hinrichtung in Münster, der besagte Eisenkorb mit dem Leichnam Leidens wurde am Turm der Kirche St. Lamberti aufgehängt und befindet sich noch heute an dieser Stelle. Ludwig der Bayer (um 1286–1347): aus dem Hause Wittelsbach, war ab 1314 römisch-deutscher König, ab 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Karl V. (1500–1558): aus dem Hause Habsburg, gewählter und gekrönter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.

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Karl der Große, frz. Charlemagne (um 747–814 n. Chr.): König des fränkischen Reiches, 800 zum Kaiser gekrönt. Aachen war seine bevorzugte Pfalz, wo er auch starb. Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung seiner Gebeine ermittelte man die Körpergröße von 2,04 Meter. Katharina Pawlowna Romanowa (1788–1819): Tochter des russischen Zaren Paul und Marija Fjodorowna, Herzogin von Württemberg. Sie heiratete den württembergischen Kronprinzen Wilhelm und war 1816–1819 Königin von Württemberg. Ihr Mausoleum auf dem Rotenberg bei Stuttgart, ein palladianischer, 1820 errichteter Zentralbau, trägt die Inschrift: „Die Liebe höret nimmer auf.“ Kléber Jean-Baptiste (1753–1800): französischer General der Revolutionsarmeen. Leo III., Papst (750–816): krönte Karl den Großen im Dezember 800 in Rom zum Kaiser. Leopold I. (1640–1705): aus dem Hause Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Louis Napoléon Bonaparte (1778–1846): einer der vier Brüder Kaiser Napoleons. 1806/1810 war er als „Lodewijk Napoleon“ König des Königreichs Holland. Louis Napoléon (1808–1873): Neffe Napoleons und als Napoleon III. Kaiser von Frankreich (1808–1873). Nach einem Putschversuch gegen den Bürgerkönig Louis-Philippe I. 1836 unternahm er im Juli 1840 einen zweiten Putschversuch in der nordfranzösischen Hafenstadt Boulogne-sur-Mer, der abermals scheiterte. Ludwig I., König von Bayern (1786–1868): König von Bayern von 1825–1848. Der aus dem Hause Wittelsbach stammende Ludwig galt als ein glühender Verehrer des antiken Griechenland, was sich in der baulichen Umgestaltung Münchens widerspiegelte. Das städtebauliche Programm umfasste u. a. den Königsplatz mit der Glyptothek, der Antikensammlung und den Propyläen, die Pinakothek, die Ruhmeshalle und Feldherrnhalle, die Bavaria-Statue und an der Donau die Gedenkstätte Walhalla. An der Residenz nahm er große Umbauten vor; unter anderen den Königsbau im Stil der

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florentinischen Renaissance und die Allerheiligen-Hofkirche in byzantinisch-romanischer Formensprache in Anlehnung an die Palastkapelle von Palermo. Ludwig XIV. (1638–1715), König von Frankreich: Im pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) gegen die sogenannte Wiener Große Allianz wurde die Kurpfalz von französischen Truppen systematisch verwüstet. Ganze Städte, darunter Worms, Speyer und Heidelberg, wurden zerstört, das Heidelberger Schloss zweimal in Brand gesetzt. Ludwig XV. (1710–1774), König von Frankreich: Als König war er Großmeister vom 1353 gegründeten Orden des Heiligen Geistes (Ordre du Saint Esprit), des bedeutendsten Ritterordens Frankreichs. Das Ordensabzeichen wurde als himmelblaues Band (cordon bleu) über Schulter und Brust getragen. Margerite von Holland bzw. Henneberg (1234–1276): Enkelin von König Wilhelm I. von Holland, wohnte in Loosduinen, einem Stadtteil von Den Haag. Bekannt ist sie auch durch die Legende von ihren 365 Kindern. Max (Maximilian I., 1756–1825), König von Bayern: zunächst Herzog, ab 1806 erster König von Bayern. Maximilian I. (1459–1519), König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation; er heiratete 1477 in Gent Maria von Burgund. Sein Enkel Karl (später: Kaiser Karl V.) wurde in Gent geboren. Mère-tout (Josephine Tisserant, gestorben 1821): Gouvernante der Thürheim’schen Kinder. Sie war vor der französischen Revolution geflüchtet und blieb bis zu ihrem Lebensende im Kreise der Familie Thürheim. Montmorency: altes französisches Adelsgeschlecht. Philippe II. de Montmorency-Nivelle, Graf von Hoorn (1518–1568), war ein niederländischer Admiral und Freiheitskämpfer, dessen Ermordung unter Herzog von Alba den Beginn des offenen Aufstandes gegen die Spanier auslöste. Oranien, Haus Oranien (auch: Oranien-Nassau): Name des Königshauses der Niederlande.

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Pallavicini Fabio Alessandro Marquis (1794–1872): königlich sardischer Gesandter und bevollmächtigter Minister am königlich bayerischen Hof, verheiratet mit Marina Doria. Seine Schwester war vermutlich Irene Marquise von Pallavicini (1811–1877), die Schwiegertochter der verwitweten Kurfürstin von Bayern, Maria Leopoldine von Österreich-Este. Peter der Große (1672–1725), Zar von Russland: 1718 hielt er sich in der holländischen Stadt Sandam auf, wo er den Schiffsbau studierte. Rasumoffsky Andreas Fürst von (1752–1836): russischer Gesandter am Wiener Hof und Delegierter am Wiener Kongress. Rasumoffsky Constantine Fürstin von (1785–1867): geborene Gräfin von Thürheim, eine der drei Schwestern von Isabella von Thürheim. Ehefrau des Andreas Fürst von Rasumoffsky. Maria Christina von Österreich (1742–1798): Erzherzogin und Tochter von Kaiserin Maria Theresia. Sie war 1791/92 Statthalterin der Niederlande. Minnerl Hager (Dominika Baronin von Hager-Allentsteig): eine Cousine von Isabella von Thürheim. Moritz von Sachsen (1696–1750), genannt Maréchal de Saxe: ein deutscher Feldherr und Kriegstheoretiker in französischen Diensten. Er wurde in Straßburg in der protestantischen Thomaskirche bestattet. Sein Grabdenkmal wurde vom französischen Bildhauer Jean-Baptiste Pigalle errichtet. Otto III. (980–1002): römisch-deutscher König und Kaiser. Philippine Velserin (Welser) (1527–1580): Augsburger Kaufmannstochter, die mit Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg, dem Landesfürsten von Tirol, in nicht standesgemäßer Ehe verbunden war. Raumer: ein altes bayerisch-schwäbisches Uradelsgeschlecht, ursprünglich im Ort Rain am Lech ansässig. Rubens Peter Paul (1577–1640): flämischer Barockmaler. Rudolf I. (1218–1291): römisch-deutscher Kaiser. Ruprecht III. von Wittelsbach (1352–1410): Kurfürst von der Pfalz und ab 1401 als Ruprecht I. römisch-deutscher König.

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Sickingen Franz von (1481–1523): Anführer der schwäbischen und rheinischen Ritterschaft im sogenannten Ritterkrieg und Unterstützer der Reformation. Seine Ehe mit der Schwester Götz von Berlichingens ist nicht historisch und spielt nur in Goethes Schauspiel eine Rolle. Stéphanie von Baden (1789–1860), Großherzogin (geborene de Beauharnais): eine Verwandte von Napoleons Frau Joséphine. Napoleon adoptierte Stéphanie aus dynastischen Gründen und vermählte sie 1806 mit Karl Ludwig, dem Großherzog von Baden (1786–1818). Sie hatten keine überlebenden männlichen Nachfahren, weshalb die badische Erbfolge der Onkel von Karl Ludwig, Ludwig I. (1763–1830) antrat. Dieser hatte ebenfalls keine legitimen Erben, sodass dessen Halbbruder Leopold von Hochberg (1790–1852) der 4. Großherzog von Baden wurde. Stéphanie lebte über vierzig Jahre im Schloss Mannheim. Van der Straten (möglicherweise Louis van der Straten): Abkömmling eines belgischen Adelsgeschlechts mit österreichischer Linie. Dieses war im niederösterreichischen Waldviertel begütert. Stroganoff, Grafen: ursprünglich eine russische Kaufmannsfamilie, später eine der reichsten und einflussreichsten Familien Russlands. Der von Isabella genannte Graf Stroganoff war möglicherweise ein Sohn des Alexander S. Stroganoff (1733–1811). Sybilla Augusta von Baden-Baden (1675–1736), Markgräfin: Witwe des sogenannten „Türkenlouis“, des Markgrafen Ludwig Wilhelm. Sie war Regentin von Baden-Baden und ließ das Schloss „La Favorite“ bei Rastatt erbauen. Weil fast alle ihre Kinder gestorben oder behindert waren, unternahm sie viele Wallfahrten nach Maria Einsiedeln. Auf ihrem Grabstein steht die Inschrift: „Betet für die Sünderin“. Teniers David (1610–1690): flämischer Maler. Er schuf u. a. bäuerliche Schenkstubenszenen mit Trinkern, Rauchern und Kartenspielern. Thorvaldsen Berthel (1770–1844): dänischer Bildhauer; ein Hauptvertreter des Klassizismus.

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Louise (Lulu), Gräfin von Thürheim (1788–1864): Schriftstellerin und Memoirenschreiberin, Schwester der Isabella von GoёssThürheim. Joseph Wenzel, Graf von Thürheim (1749–1810): Vater der Isabella von Goёss-Thürheim. Joseph, Graf von Thürheim (1794–1832): Sohn des Joseph Wenzel und Bruder der Isabella. Josephine, Gräfin von Thürheim-Contarini (1791–1847): Schwester der Isabella. Maria Theresia, Gräfin von Thürheim (1751–1832): Schwester des Joseph Wenzel Graf von Thürheim. Thurn und Taxis: hochadeliges Geschlecht, seit 1748 in Regensburg ansässig. Die Familie gelangte mit einem Postunternehmen zu Reichtum. Tromp Marteen Hapertszoon (1598–1653): bedeutender Admiral der Niederlande. Sein Grabmal befindet sich in der Oude Kerk von Delft. Turenne (Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne) (1611– 1675): französischer Feldherr und Marschall. 1674 eroberte er die Pfalz, die von seiner Armee völlig verwüstet wurde. Seine Mätresse war Charlotte de la Trémoille, Comtesse de Derby (1599– 1668). Otto Venius (Otto van Veen) (1556–1629): ein flämischer Maler und Zeichner. Wilhelm (Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau) (1772– 1843): als Wilhelm I. von 1815–1840 König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg. Er verlor 1830 den südlichen Teil der Niederlande an Belgien. Wilhelm I., König von Württemberg (1781–1864): Er war mit Katharina Pawlowna Romanowa verheiratet. Wilhelm, Graf von Holland (1228–1256): als Wilhelm II. von 1254– 1256 römisch-deutscher König. Wilhelm von Oranien (Wilhelm von Nassau-Dillenburg, ndl. Willem van Oranje) (1533–1584): ein Anführer im niederländischen Un-

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abhängigkeitskrieg (auch: Achtzigjähriger Krieg) gegen Spanien. Er wurde in Delft ermordet. Er gilt als Gründer der niederländischen Nation. In Goethes Drama „Egmont“ spielt er neben Herzog von Alba und dem Grafen Hoorn eine große Rolle. Wittelsbach: eines der ältesten deutschen Adelshäuser und eines der bedeutendsten Hochadelsgeschlechter Europas. Aus ihm gingen u. a. die Kurfürsten und Könige von Bayern sowie Könige und Kaiser des römisch-deutschen Reiches hervor. Wouwerman Philips (1619–1688): niederländischer Maler des Barock. Er war einer der produktivsten und gefragtesten Maler des „Goldenen Zeitalters“ der niederländischen Malerei.

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(kursiv gedruckt sind jene Orts- bzw. Gebäudenamen sowie Sehenswürdigkeiten, die im Text in Verbindung mit den im Index angeführten Namen genannt werden. In runde Klammer gesetzt sind die Ortsbezeichnungen, wie sie von der Verfasserin Originaltext verwendet werden).

Aachen (Aix-la-Chapelle): im Grenzland zu Belgien und den Niederlanden liegende Stadt, ehemalige Residenz Karls des Großen mit Kaiserpfalz, Palast (heute Rathaus) und Pfalzkapelle (heute Dom), der Krönungsort der deutschen Könige bis 1531. Im Zentrum befindet sich das karolingische Oktogon mit Kuppel nach byzantinischem Vorbild, in der Chorhalle der 1215 von Aachener Goldschmieden gefertigte Karlsschrein. Seit 1620 krönt die Figur des Kaisers den Karlsbrunnen, eine sechs Tonnen schwere Bronzeschale. Der um 790 geschaffene Königsthron diente 30 deutschen Königen als Krönungssitz. Der Lousberg ist eine markante Erhebung am Nordrand des historischen Kerns von Aachen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Wald- und Bergpark ausgestaltet wurde. Die Reichskleinodien, das sind u. a. die Reichskrone, das Reichsschwert und die Heilige Lanze, befinden sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts in der Schatzkammer in Wien. Burtscheid (Bourcheit bzw. Borchette), heute ein Stadtteil von Aachen, ist durch seine Kur- und Badeanlagen bekannt. Alt-Öttingen (Altöttingen): Ort in Oberbayern, etwa 90 km östlich von München. Die Kapelle der wunderbaren Jungfrau in Alt-Öttingen, die sogenannte Gnadenkapelle mit dem Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes, gehört zu den meistbesuchten Wallfahrtsstätten Deutschlands und Europas. Der Umgang der Gnadenkapelle ist heute mit über 2000 Votivtafeln behängt.

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Aix-la-Chapelle Aachen Amsterdam: seit 1806 Hauptstadt der Niederlande. Das Rathaus wurde 1648 bis 1665 im niederländisch-klassizistischen Stil als „Stadhuis“ errichtet, war zeitweise königliche Residenz und gilt als das wichtigste historische Bauwerk des Goldenen Zeitalters der Niederlande. Der Bau steht auf über 13.000 Holzpfählen. Antwerpen (Anvers): belgische Stadt an der Schelde, 88 km vor der Mündung in die Nordsee. In der Neuzeit eine der größten Städte der Welt, besitzt heute den drittgrößten Seehafen Europas. Das im 16. Jahrhundert errichtete Hanseatische Haus (frz. Maison hanséatique, ndl. Oosters huis) brannte 1893 ab. Die Liebfrauenkirche (frz. Notre Dame, ndl. Onze-Lieve-Vrouwekathedraal) wurde im 14. Jahrhundert in brabantinischer Gotik errichtet, die spätgotische Kirche St. Jaques (ndl. Sint-Jacobskerk) enthält die Grabkapelle des Malers Peter Paul Rubens. Anvers Antwerpen Augsburg: Stadt an der Lech im Südwesten von Bayern. Im 1624 erbauten Rathaus wurden die Reichstage abgehalten. Zusammen mit Krone, Schwert und Szepter stellen Apfel und Schlüssel die Herrschafts-Insignien dar. Das Wasserwerk am roten Tor ist das älteste bestehende Wasserwerk Mitteleuropas und diente seit 1416 der städtischen Trinkwasserversorgung. Heute ist das Ensemble aus Wassertürmen und Brunnenmeisterhäuschen ein Baudenkmal der Stadt Augsburg. Die Fuggerischen Gebäude (Fuggerei) stellen die älteste, noch bestehende Sozialsiedlung der Welt dar. Baden, Großherzogtum: während der Koalitionskriege aus der Markgrafschaft Baden entstanden, wurde 1806 als Monarchie ein souveräner Staat. Er grenzte an den Bodensee und die Schweiz, an Frankreich, die Bayerische Pfalz, das Großherzogtum Hessen, die Königreiche Bayern und Württemberg und an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen bzw. an das Königreich Preußen. Die prägenden Landschaften sind der Rhein und der Schwarzwald. Baden-Baden (Bade-Bade): Stadt im Westen von Baden-Württemberg. Seit Ende des 18. Jahrhunderts ein mondäner Kurort des eu-

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ropäischen Adels, mit Luxushotels, Kurhäusern, Casino und Theater. Das Schloss Hohenbaden (Altes Schloss) war im Mittelalter Sitz des Markgrafen von Baden, im 15. Jahrhundert wurde die Residenz in das Neue Schloss verlegt. Nach einem Brand wurde die Ruine um 1830 baulich gesichert und ist seitdem ein beliebtes Ausflugsziel. Die Ruine Eberstein-Burg (Alt-Eberstein) liegt in einem erhöhten Ortsteil von Baden-Baden. Die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal wurde im 13. Jahrhundert von der Markgräfin Irmengard gegründet. Bis 1372 war die Klosterkirche die Grablege der badischen Markgrafen. Belgien, Königreich: Vom 1815 geschaffenen Vereinigten Königreich der Niederlande spaltete sich nach der Revolution im Jahre 1830 der südliche Teil ab, und es entstand daraus das unabhängige Königreich Belgien als konstitutionelle Erbmonarchie. Leopold von Sachsen-Coburg wurde der erste belgische König. Bois-le Duc  Herzogenbusch Braunau (am Inn): Ort in Oberösterreich, rund 115 km östlich von Linz sowie westlich von München. Broek: ehemals wohlhabendes Dorf im von vielen Wassergräben durchzogenen Waterland, nördlich von Amsterdam. Die prachtvollen Häuser und pittoresken Ensembles stehen heute unter Denkmalschutz. Bruchsal: Stadt etwa 20 km nördlich von Karlsruhe. Von 1716 bis 1810 war die Stadt Sitz und Residenz des Fürstbischofs von Speyer. Das Schloss, die ehemalige fürstbischöfliche Residenz, wurde 1720 im barocken Stil erbaut. Brüssel (Bruxelles): Hauptstadt Belgiens. Der Königspalast wurde vom niederländischen König Wilhelm I. von Oranien-Nassau ausgebaut und bewohnt. Ab 1830 wählte der belgische König Leopold I. diesen Palast als Residenz. Der ehemalige Palast des Herzog von Arenberg bzw. der Arenberg’sche Palast (Egmontpaleis) beherbergt heute das belgische Außenministerium. Die meisten Werke der ehemaligen Bildergalerie befinden sich im Musée Royaux des Beaux-Arts. Die Kathedrale St. Michael und St. Gudula ist

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die Hauptkirche von Brüssel. Das Hospiz der Alten bzw. „Hospice des vieillards“ wird unter anderem von Charles Dickens in seinem Werk „Household words“ beschrieben und hatte Platz für ca. 700 Personen. Das Manneken-Pis ist eine 61 cm hohe, 1619 geschaffene Brunnenfigur und das Wahrzeichen von Brüssel. Sie wurde mehrfach gestohlen und wird von Zeit zu Zeit eingekleidet. Das 1401 in der sogenannten Brabanter Gotik erbaute Rathaus steht auf dem Grand-Place. Das Schloss Laken ist das 1782 erbaute Schloss des belgischen Königshauses im Norden der Stadt. Bruxelles  Brüssel Burgau: ehemalige Markgrafschaft; zu Vorderösterreich gehöriger Landstrich und Stadt an der Mindel, die 1806 in das Königreich Bayern eingegliedert wurde. Chokier, Schloss: im belgischen Ort Chokier bei Flémalle auf einer Klippe über dem Fluss Maas gelegen, im 18. Jahrhundert auf den Resten einer alten mittelalterlichen Burg erbaut, im Besitz des Comte de Berlo d’Hauzémont. Cologne  Köln Condroz: belgische Region südlich von Lüttich. Darmstadt: Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt war ein deutsches Fürstentum und ging 1806 im Großherzogtum Hessen auf. Residenzstadt war Darmstadt. Delft: Die Stadt zwischen Rotterdam und Den Haag ist eine der ältesten niederländischen Städte. Die Oude Kerk stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Niewe Kerk aus dem 14. Jahrhundert ist die Grabkirche des niederländischen Königshauses. Den Haag, auch: ’s-Gravenhage (La Haye): Stadt im Westen der Niederlande in der Provinz Südholland gelegen. Der Stadtteil Scheveningen, ursprünglich ein Fischerdorf, ab 1820 zum Seebad ausgebaut, grenzt an die Nordsee. Ursprünglich der Jagdsitz der Grafen von Holland, seit 1831 Residenz des Königshauses. Heute Regierungssitz, aber nicht Hauptstadt der Niederlande. Das heutige Regierungsgebäude ist der Binnenhof, ein mittelalterlicher Gebäudekomplex. Sein Zentrum ist der sogenannte Rittersaal, ein

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von Wilhelm Graf von Holland als Festsaal in Auftrag gegebenes Gebäude, welches u. a. auch als Austragungsort für Lotterien (Lotery-zaal) diente. Das königliche Palais Noordeinde (t’Oude Hof) stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist heute offizieller Amtssitz der niederländischen Monarchie. Dordrecht (Dortrecht): Stadt auf einer Insel in einer ausgedehnten Wasserlandschaft des Rhein-Maas-Deltas in den Niederlanden, ca. 20 km südöstlich von Rotterdam. Dortrecht  Dordrecht Durlach (Bade-Durlach): bis 1715 Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach, heute ein Stadtteil von Karlsruhe. Das Schloss Karlsburg stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, war ab 1743 unbewohnt und diente im 19. Jahrhundert als Kaserne. Heute beherbergt es Schulen, Museen und Ämter. Düsseldorf: am Rhein gelegen, kurfürstliche Hauptresidenz der Herzöge von Jülich-Berg, seit 1815 preußisch. Das Schloss Benrath im südlichen, gleichnamigen Stadtteil wurde 1755 im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz als Witwensitz für die Kurfürstin erbaut. Eberstein, Neu-Eberstein: befindet sich in Gernsbach im Baden-württembergischen Landkreis Rastatt. Ab 1802 wurde das Schloss vom Markgrafen bzw. Großherzog von Baden im neugotischen Stil umgestaltet und ausgebaut. Die Burgruine Alt-Eberstein blieb ab dem 16. Jahrhundert unbewohnt. Ellwangen (Elvangen): im 19. Jahrhundert eine württembergische Kleinstadt, heute im Osten Baden-Württembergs, nahe der Grenze zu Bayern gelegen. Emerich  Emmerich Emmerich (am Rhein) (Emerich): Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Emmericher Hafen durch die Dampfschifffahrt am Rhein sehr bedeutend. Emeville, Château de: Schlossanlage in Flostoy, Provinz Namur, südwestlich von Huy gelegen, 1790 von Joseph Wenzel Graf von Thürheim erworben.

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Epenheim  Heppenheim. Esslingen: Stadt am Neckar, zehn Kilometer südöstlich von Stuttgart, ab 1802 zum Herzogtum bzw. Königreich Württemberg gehörig. La Favorite: Schloss bei Rastatt, etwas zwölf Kilometer nördlich von Baden-Baden, ab 1710 von Johann Michael Rohrer für die Markgräfin Sybilla erbaut. Es ist das älteste barocke „Porzellanschloss“ mit einer sehr wertvollen Ausstattung. Forȇt-Noire  Schwarzwald Francfort  Frankfurt Frankfurt (Francfort): Stadt am Main, ehemalige Wahl- und Krönungsstadt der römisch-deutschen Kaiser, ab 1816 Freie Stadt. Der Römer war seit dem 15. Jahrhundert das Rathaus, bestehend aus drei eigenständigen Häusern, fassadiert mit einer Treppengiebelfront. Bis 1840 wurden in diesem Haus zehn Kaiser gewählt. Der Kaisersaal wurde 1711 mit gemalten Büstenporträts der deutschen Kaiser ausgeschmückt. Die Alte Nikolaikirche stammt ursprünglich aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und wurde während der Regierungszeit von Rudolf von Habsburg ausgebaut. Der Dom St. Bartholomäus stammt aus dem 13.–15. Jahrhundert und ist die einstige Krönungskirche der römisch-deutschen Kaiser. Gand  Gent Geldern, Gueldern (Guelder): Das in der östlichen Mitte der heutigen Niederlande gelegene Herzogtum Geldern wurde beim Wiener Kongress Preußen und den Niederlanden zugesprochen. Das Haus Egmond stellte von 1423/1473 und von 1492/1538 die Herzöge von Geldern. Karl von Egmond (1467–1538) starb in Arnheim und ist dort begraben. Gent (Gand): belgische Stadt in Flandern, auch „Arteveldestadt“ genannt. Das Rathaus ist im spätgotischen Stil mit Renaissanceelementen erbaut. Die St. Bavo-Kathedrale (ndl. Sint Baaf-Kathedraal) geht auf eine Johannes dem Täufer geweihte Kapelle zurück, das im 7. Jahrhundert gestiftete St. Bavo-Kloster wurde im 16. Jahrhundert aufgelöst. Das bekannteste Werk in der Kirche ist der sogenannte „Genter Altar“ von Jan und Hubert van Eyck. Die Uni-

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versität wurde 1817 von König Wilhelm gegründet. Der Beffroy aus dem 14. Jahrhundert ist ein 95 m hoher Belfried (typisch flämischer Glockenturm) im Zentrum der Stadt. Die mittelalterliche Kanone bzw. das Riesengeschütz am Rande des Freitagsmarktes wird „Dulle Griet“ genannt. Gernsbach: Luftkurort im Murgtal am Oberrhein. Guelder  Geldern Günzburg: Stadt an der Mündung der Günz und der Nau in die Donau, bis 1806 zu Vorderösterreich gehörig, im Frieden von Pressburg Bayern zugeschlagen. Haag (im Innviertel): Burg in Oberösterreich, vermutlich handelt es sich dabei um den Burgstall Rudolfspitz bei Haag am Hausruck im Bezirk Grieskirchen, eine heute nur noch in wenigen Resten verbliebene Höhenburg. Haag: Wasserburg (heute Ruine) im Markt Haag im Landkreis Mühldorf in Oberbayern. Haarlem (Harlem): Stadt in Nordholland, die ehemalige Residenz des Grafen von Holland. Der Palais du Bois (Huis ten Bosch) liegt in einem parkähnlichen Waldstück nordöstlich von Den Haag. Es diente ab 1806 dem holländischen König Louis Bonaparte als Wohnsitz. Die gotische Große oder St. Bavo-Kirche (Grote of SintBavokerk) war als Kathedrale erbaut worden, wurde jedoch 1578 protestantisch. Die Orgel stammt von 1738 und verfügt über 62 Register. Die heutige Kathedrale St. Bavo wurde ab 1895 errichtet. Die Fassade des Rathauses (Stadthuis) im Stil der niederländischen Renaissance stammt vom Genter Architekten Lieven de Key. Harlem  Haarlem Heidelberg: Die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt liegt nahe der Mündung des Neckars in den Rhein. Sie ist bekannt für ihre malerische Altstadt mit der Schlossruine. Das Schloss Heidelberg war die Residenz der pfälzischen Kurfürsten und wurde durch die Armee von Ludwig XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. Nachdem 1803 die Kurpfalz aufgelöst worden war, wurde die Stadt dem zum Großherzogtum erhobenen Baden zugeschlagen. Anfang

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des 19. Jahrhunderts wurde Heidelberg zu einem der wichtigsten Orte der deutschen Romantik. Heilbronn (Heilbron/ Heilbronne): Stadt am Neckar, 50 km nördlich von Stuttgart. Das alte Rathaus am Marktplatz wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und mit einem modernen Gebäudekomplex umgeben. Im Innenhof steht auf den Ruinen des alten Stadtarchivs die Ehrenhalle. Das historische Käthchenhaus an der Ecke Marktplatz/Kaiserstraße stammt aus dem 14. Jahrhundert und erhielt seinen Namen im 19. Jahrhundert. Die katholische Kirche im protestantischen Heilbronn war das Deutschordensmünster St. Peter und Paul, welches ein schönes Barockportal besaß. Heilbronn besaß viele – und besitzt noch einige – historische Brunnen. Auf der alten hölzernen, überdachten Brücke über den Neckar, die abgerissen wurde, befand sich am Brückentor das Gemälde mit Friedrich II. und dem Hecht. Das Gemälde wurde in das Rathaus übertragen. Hemmersbach, Burg: Wasserburg in Horrem bei Kerpen, westlich von Köln gelegen, seit 1751 im Besitz der Grafen Berghe von Trips. 1793 wurde sie fast völlig zerstört und um 1840 von Eduard Ignaz Graf Berghe von Trips wieder aufgebaut. In der angrenzenden Villa Trips befindet sich heute die „Gräflich Berghe von Trip’sche Sportstiftung“. Hennemarkt (Tirlemont): liegt an der Eisenbahnstrecke Lüttich– Brüssel, 20 km östlich von Löwen. Das Schloss Orbeck (belgisch Kasteel Oorbeek) ist heute in Privatbesitz. Henry Chapelle: Ort in Belgien, nahe der Grenze zu Deutschland. Heppenheim (Epenheim): liegt im südlichen Hessen an der Bergstraße am Rande des Odenwaldes in der Nähe der Ruinen von Vindeck (auch: Windeck) Herzogenbusch, ’s-Hertogenbosch, Den Bosch (Bois-le Duc): Hauptstadt der niederländischen Provinz Nordbrabant. Hessen, Großherzogtum: die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde 1806 von Napoleon zum Großherzogtum Hessen erhoben. Die Residenzstadt war Darmstadt.

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Hohenlinden: Gemeinde 34 km östlich von München. Die Schlacht bei Hohenlinden fand am 3. Dezember 1800 bei Hohenlinden und Meitenbeth während der Napoleonischen Kriege statt. Die alliierten bayerisch-österreichischen Truppen erlitten dabei eine schwere Niederlage. Hohenstauffen, Schloss: Die (heutige) Burgruine war die Stammburg des Königs- und Kaisergeschlechts der Staufer. Sie liegt im sogenannten Stauferland, auf dem Weg von Ulm nach Stuttgart zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd. Von den Mauern der Burg kann man die Gedenkstätte Walhalla sehen. Holland: ehemals Grafschaft Holland, ab 1581 führende Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. 1806–1810 umfasste es als Königreich Holland die gesamten Niederlande. 1840 wurde Holland in Süd- und Nordholland geteilt. Huy: Stadt an der Maas, 30 km südwestlich von Lüttich. Die Kathedrale „Collégiale de Notre-Dame“ stammt aus dem 14./16. Jahrhundert. Am südlich gelegenen Hügel La Sarte befindet sich heute ein Friedhof. Jülich: Stadt an der Rur im ehemaligen Herzogtum Jülich, im 16. Jahrhundert zur Residenzstadt und Idealstadt-Anlage der Renaissance ausgebaut. Kurpfälzischer, später bayerischer, französischer und ab 1815 preußischer Besitz. Karlsruhe (Carlsruhe): ab 1715 neu gegründete Stadt. Anstelle von Durlach wurde es Haupt- und Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach, ab 1771 der Markgrafschaft Baden, ab 1806 des Großherzogtums Baden. Katwijk: Stadt in der niederländischen Provinz Holland, an der ehemaligen Mündung des Oude Rijn in die Nordsee, fünf Kilometer westlich von Leiden. Kirchheim am Riess: Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster Maria Himmelfahrt, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aufgehoben. Kocher: ein Nebenfluss des Neckars, nördlich von Heilbronn. Die Hohe Straße zwischen Kocher und Jagst, auch „Hochstraße“ genannt, ist ein historischer Fernhandelsweg. Die heute ca. 50 km lange Strecke zwischen Bad Friedrichshall und Heimhausen kann

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noch zum Großteil bewandert werden. Köln (Cologne): ehemals reichsfreie Stadt am Rhein, 1815 wurde sie mit dem Rheinland Teil des Königtums Preußen. Der Kölner Dom zählt zu den höchsten Kirchengebäuden der Welt. Der gotische Bau wurde im 13. Jahrhundert begonnen; nach jahrhundertlangem Baustopp begann man 1842 mit der Fertigstellung (1880). Im Chorraum befindet sich der Dreikönigenschrein, die größte Goldschmiedearbeit des Mittelalters in Europa. Das Kölner Rathaus ist ein Gebäudekomplex, dessen Bauzeit über achthundert Jahre betrug. Die Galerie Wallraf ist vermutlich in die heutige Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums aufgegangen. Kurpfalz: war ein bis 1777 bestehendes Territorium des Heiligen Römischen Reiches am Ober- und Mittelrhein mit den Hauptstädten Mannheim und Heidelberg. La Haye  Den Haag L’Escaut  Schelde Leyden, Leiden: Stadt in der niederländischen Provinz Südholland. Die Universität wurde 1575 gegründet und ist die älteste Universität der Niederlande. Das Rathaus ist ein Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert. 1837 wurde das Reichsmuseum für Völkerkunde (Rijksmuseum voor Volkenkunde) gegründet, in welchem die Bestände von mehreren Sammlungen ausgestellt wurden. Louvain  Löwen Löwen (Louvain): belgische Stadt, 20 km östlich von Brüssel in der Region Flandern. Liège  Lüttich Lüttich (Liège): ehemals Fürstbistum Lüttich, wurde 1795 französisch besetzt, 1815 dem Königreich der Niederlande zugeschlagen, ab 1830 wurde es ein Teil von Belgien. In den Revolutionswirren wurde von den zweiundfünfzig Kirchen der Stadt über die Hälfte zerstört, die gotische Kirche St. Paul erhielt den Status einer Bischofskirche des Bistums Lüttich. Der alte bischöfliche Palast am Place St. Lambert ist heute das Gerichtsgebäude. 1822 wurde das königliche Theater erbaut. Mannheim: ehemalige Residenzstadt

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der Kurpfalz, 1803 fiel sie an das Großherzogtum Baden. Das Barockschloss von Mannheim ist eine der größten Schlossanlagen der Welt. 1828 wurde der Rheinhafen, 1840 die erste badische Eisenbahnlinie von Mannheim nach Heidelberg eröffnet. Maria Zell, Mariazell: Ort in der Steiermark. Durch die Gnadenstatue Magna Mater Austriae bedeutendster Wallfahrtsort Österreichs. Mayence  Mainz Malines  Mecheln Mecheln, Mechelen (Malines): Stadt in der Provinz Antwerpen in Belgien. 1835 wurde die Bahnstrecke Mecheln–Brüssel eröffnet, eine der ersten dampfbetriebenen Bahnlinien auf dem europäischen Kontinent. Vom Eisenbahnzentrum Mecheln aus liefen vier Schienenwege nach Antwerpen, Gent, Brüssel und Löwen. Meuse  Maas Modave, Chateau de: südwestlich von Lüttich gelegenes Schloss, war bis 1817 im Besitz der Familie Montmorency, danach im Besitz der Familie Lamarche. Mühldorf (am Inn): eine Kreisstadt, zwischen München und Passau gelegen. In der Schlacht bei Mühldorf besiegte der Wittelsbacher Ludwig IV. (der Bayer) den Habsburger Friedrich III. (den Schönen), Herzog von Österreich und Steiermark, 1322 im Kampf um das Amt des römisch-deutschen Königs. Sie gilt als die letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen. Angeblich durch einen Irrtum seitens der Habsburger Truppen gelang es dem Nürnberger Burggrafen, Herzog Friedrich und seinen Bruder gefangen zu nehmen. München (Munich): seit 1623 kurfürstliche Residenzstadt, ab 1806 Hauptstadt des Königreiches Baiern (ab 1825 Bayern). Das Isartor ist das östliche „Entrée“ der Stadt. Das monumentale Fresko nach der Zeichnung von Peter von Cornelius (1783–1867, Hauptvertreter des Nazarener-Stils) zeigt den „Feierlichen Einzug Kaiser Ludwigs des Bayern nach seiner siegreichen Schlacht gegen den Habsburger Friedrich den Schönen bei Mühldorf im Jahre 1322“, 1835 von Bernhard Neher d. J. ausgeführt. Die Königliche Residenz wurde unter König Ludwig I. u. a. mit dem Königsbau und dem

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Festsaalbau nach dem Vorbild florentinischer Palastarchitektur und der Allerheiligen-Hofkirche im byzantinischen Stil nach dem Vorbild der Palastkapelle von Palermo ausgebaut. Die von Ludwig Schwanthaler und Johann Stiglmaier geschaffenen Figuren im Thronsaal, die zwischen 24 weißen Marmorsäulen standen, stellten die Ahnen der Wittelsbacher dar. Die Ausstattung des Thronsaales wurde im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört, nur die Statuen konnten gerettet werden. Die St. Ludwig (Ludwigskirche) wurde 1844 als Pfarr- und Universitätskirche fertiggestellt. Die Kirche in der Au (katholische Pfarrkirche Maria Hilf) wurde 1839 fertiggestellt. Sie gilt als erster neugotischer Kirchenbau Deutschlands. Die Domkirche (Frauenkirche) ist die spätgotische Kathedralkirche und das Wahrzeichen von München. Im Inneren wurde 1622 das Kenotaph für Ludwig den Bayern errichtet. Das Gebäude der Glyptothek wurde für die Sammlung antiker Skulpturen 1830 am Königsplatz erbaut. Die Pinakothek (heute Alte Pinakothek) wurde 1836 eröffnet. Das Hoftheater (heute Nationaltheater) am Max-Josephs-Platz wurde 1825 eröffnet. Das Palais Preisinger in der Residenzstraße wurde 1723 für den Grafen Johann von Preysing erbaut. Das Schloss Nymphenburg ist die ehemalige Sommerresidenz der Wittelsbacher in München. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der ursprünglich in französischem Stil errichtete Garten in einen weitläufigen, englischen Landschaftspark umgestaltet. Das Leuchtenberg’sche Stadtpalais (Palais Leuchtenberg) am Odeonplatz ist das größte Palais in München. 1821 erbaut, beherbergt es heute das Bayerische Ministerium für Finanzen. Das ehemalige Schloss Biederstein im Stadtteil Schwabing bestand aus einem alten Schlossgebäude, welches Königin Caroline als Witwensitz diente, und einem neuen, 1830 erbauten Schloss. Beide Gebäude sowie der Schlosspark wurden zwischen 1934 bzw. 1944 zerstört. Murgtal: Im Nordschwarzwald durchfließt die Murg als Nebenfluss des Oberrheins das Murgtal. Namur: Hauptstadt der gleichnamigen Provinz der belgischen Region Wallonien.

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Neckar: Nebenfluss des Rheins, entspringt bei Villingen-Schwenningen im Südwesten Deutschlands, fließt durch den Schwarzwald und die Schwäbische Alb durch Stuttgart, Heilbronn, Heidelberg und mündet in Mannheim in die Donau. Neckarsteinach (Neckar-Steinach): 15 km östlich von Heidelberg gelegener Ort, ab 1803 zum Großherzogtum Hessen (ehemals Hessen-Darmstadt) gehörig. Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Ortes sind die vier Burgen: Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg und Schadeck. Schloss Neuburg an der Donau: bedeutender Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert. Niederlande: im 17. Jahrhundert als Republik der Vereinigten Sieben Provinzen eine der größten See- und Wirtschaftsmächte der Welt. Nach französischer Vereinnahmung unter Napoleon Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1813. 1815 Errichtung einer Monarchie unter König Wilhelm I. aus dem Haus Oranien-Nassau. Die südlichen Niederlande erlangten ab 1830 als Königreich Belgien Unabhängigkeit, was 1839 von Wilhelm I. anerkannt wurde. Nussdorf: Vorort von Wien an der Donau mit einer Schiffsanlegestelle. Rastatt: Barock- und ehemalige Residenzstadt in Baden-Württemberg, zwölf Kilometer nördlich von Baden-Baden. Markgraf Ludwig Wilhelm ließ um 1700 das Schloss als Residenz erbauen. Ratisbonne  Regensburg Regensburg (Ratisbonne): ehemals freie Reichsstadt, in der ab 1663 der Immerwährende Reichstag stattfand. 1810 fiel die Stadt an das Königreich Bayern. Der Dom St. Peter ist ein gotisches Bauwerk. 1810 erwarb die fürstliche Familie Thurn und Taxis das Kloster St. Emmeram und ließ es zu einem Schloss ausbauen. In der Gruftkapelle des Kreuzgangs des ehemaligen Klosters befindet sich das Grab der Familie. Rheingau: Kulturlandschaft in Deutschland entlang des rechtsrheinischen Ufers zwischen Mainz und Lorch, Ziel der Anfang des 19. Jahrhunderts aufblühenden Rheinromantik und des Rheintourismus´. Das Binger Loch befindet sich bei Rheinkilometer 530,8

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und war eine der schwierigsten Engstellen für die Schifffahrt. Zwischen 1830 und 1841 wurde es durch preußische Sprengungen auf 14 m verbreitert und schiffbar gemacht. Der Johannesberg bei Geisenheim ist ein steiler Weinberg mit einem traditionsreichen Weingut. 1816 wurde es von Kaiser Franz I. an Klemens von Metternich gegen eine jährliche Abgabe von einem Zehntel des Ertrages verschenkt. Dieser Abgabeverpflichtung an das Haus Habsburg wird bis heute nachgekommen. Der Rheinstein ist eine Höhenburg, linksrheinisch auf einem 90 m hohen Felssporn gelegen. 1816 entdeckte sie der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der Pläne zum romantisierten Wiederaufbau der Burg zeichnete. Sie war damit die erste der zahlreichen verfallenen oder zerstörten Rheinburgen, die wieder aufgebaut wurde. Ried: Ort in Oberösterreich, 80 km westlich von Linz, 1857 zur Stadt erhoben. Rotterdam: Stadt in den Niederlanden mit dem heute drittgrößten Hafen der Welt. Der Ausbau der Hafenanlagen erfolgte allerdings erst am Ende des 19. Jahrhunderts, um 1840 war die Stadt nicht wesentlich größer als im Mittelalter. Rozendaal, Schloss: ehemalige Herrschaft zwischen Utrecht und Arnheim. Das 1721 erbaute Schlossgebäude wurde im 19. Jahrhundert von Baron van Pallandt bewohnt. Sandam  Zaanstad Sardinien: seit 1239 Königreich, seit 1720 Königreich Sardinien-Piemont mit der Hauptstadt Turin. Schelde (L’Escaut): ein 360 km langer Fluss in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Seine Trichtermündung in die Nordsee ist bis zu fünf Kilometer breit. Das Fort de Lilo (Fort-Lilo) ist eine bereits in der Antike erbaute Militärfestung. Schwarzwald (Forȇt-Noire): höchste Mittelgebirgslandschaft und zugleich größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands. Es erstreckt sich rund 150 km von Nord nach Süd und rund 50 km von West nach Ost und gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Großherzogtum Baden und zum Königreich Württemberg.

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Seraing: südwestlich von Lüttich gelegen. Das Schloss Seraing war die ehemalige Sommerresidenz der Bischöfe von Lüttich und wurde 1817 von James und John Cockerill erworben. Diese errichteten auf dem Areal die damals größte Eisengießerei und Maschinenfabrik Europas. John Cockerill starb am 19. Juni 1840. Spa: Stadt und Heilbad in Belgien, 26 km südöstlich von Lüttich gelegen. Stavelot (Stablo): Ort in den Ardennen, 16 km östlich von Spa gelegen, ehemals reichsunmittelbares Kloster mit einem autonomen Fürstabt als Vorsteher. Strasbourg  Straßburg Straßburg (Strasbourg): Stadt in der Provinz Elsass, seit Ende des 17. Jahrhunderts zu Frankreich gehörig. Das Münster (Liebfrauenmünster bzw. Cathédrale Notre-Dame), aus dem 12./15. Jahrhundert stammend, ist mit seinem 142 m hohen Nordturm das höchste im Mittelalter vollendete, gotische Bauwerk. Stuttgart: badische Stadtgründung, ehemalige Residenz und Hauptstadt des Herzogtums bzw. Königreichs Württemberg. Das Grab der Königin Katharina (Grabkapelle bzw. Mausoleum auf dem Württemberg) entstand 1820/24 an der Stelle der alten Burg Wirtemberg nach Plänen des Hofbaumeisters Giovanni Salucci. Die Kapelle war bis 1900 ein russisch-orthodoxes Gotteshaus. Die Residenz (Neues Schloss) wurde 1746/1807 in unmittelbarer Nähe des Alten Schlosses, einem Renaissancebau, erbaut. Beide Schlösser bilden das Zentrum der Stadt. Tirlemont  Hennemarkt Ulm: Stadt an der Donau am südöstlichen Rand der schwäbischen Alb an der Grenze zu Bayern. Das Ulmer Münster wurde 1377 bis 1890 erbaut und war mit 161 m der höchste Kirchturm der Welt. Die Höhe des Wiener Stephansdomes beträgt 136 m. 1802 wurde die Stadt dem Kurfürstentum Bayern zugeschlagen, 1810 der Stadtteil links an der Donau dem Königreich Württemberg eingegliedert, der rechte Stadtteil verblieb bei Bayern.

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Utrecht: 44 km südöstlich von Amsterdam gelegene Stadt. Die Turmwindmühle Rijn en Zon (Rhein und Sonne) von 1745 wurde 1912 abgerissen. Eine Mühle gleichen Namens wurde 1913 errichtet. Wolfsbrunnen: zwei Kilometer östlich des Heidelberger Schlosses von Kurfürst Friedrich II. um 1550 mit Lusthaus und Wasserspielen erbaute Brunnenanlage im Tal des Schlierbaches. Wolfsgrube: zwischen Stetten und Haberschlacht am Heuchelberg wenige Kilometer südwestlich von Heilbronn gelegene Landschaft. Württemberg: als Königreich 1806 aus dem Herzogtum Württemberg hervorgegangen, 1819 bekam es eine Verfassung für eine konstitutionelle Monarchie unter Wilhelm I. (1781–1864). Zaandam  Zaanstad Zaanstad (Sandam): Stadt in der Nähe von Amsterdam mit zahlreichen Werften. Hier verbrachte im Jahr 1697 der russische Zar Peter der Große einige Zeit, um Schiffsbau zu studieren. Das Holzhaus, welches er bewohnte, ist heute als Zar-Peter-Haus ein Museum. Zuidersee (Zuiderzee): eine flache, nur fünf Meter tiefe Meeresbucht der Nordsee, die ca. 100 km landeinwärts reichte und bis zu 50 km breit war. Im Jahre 1932 entstand durch einen künstlichen Abschlussdeich das Ijsselmeer, der größte See der Niederlande. Zuiderzee  Zuidersee

Glossar

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Augsburger Konfession (lat. Confessio Augustana): die grundlegende Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche. Die von Melanchton verfasste Schrift wurde 1530 auf dem Reichstag in Augsburg Kaiser Karl V. überreicht. Bavaria: die im Auftrag von König Ludwig I. 1850 von Leo von Klenze entworfene und vom Bildhauer Ludwig Schwanthaler gegossene kolossale Statue auf der Münchner Theresienwiese ist die monumentalste und bekannteste Darstellung der „Bavaria“, der weiblichen Symbolgestalt Bayerns. Beginenhof (frz. Béguinage): vor allem im belgischen Flandern und in den Niederlanden typische Wohnanlage der Beginen. Diese sind Angehörige einer im zwölften Jahrhundert gegründeten christlichen, klosterähnlichen Gemeinschaft ohne Gelübde. Die Hl. Begga hat historisch nichts mit der Gründung dieser Gemeinschaft zu tun. Es existieren heute noch etwa 30 Beginenhöfe in Flandern, die sozialen Wohnzwecken dienen. Brabanter Revolution (Jänner 1789–Dezember 1790): ein Aufstand der Brabanter Stände in den österreichischen Niederlanden gegen die radikalen Reformen Joseph II. Sie endete mit der Gründung der Vereinigten Belgischen Staaten, die jedoch nur kurz Bestand hatten. Concièrge: Pförtnerin bzw. Hausmeisterin. Dreikönigenschrein: ein mittelalterliches Reliquiar im Kölner Dom, welches die größte Goldschmiedearbeit des Mittelalters in Europa darstellt. Enkaustik: eine künstlerische Maltechnik, bei der heißes Wachs, vermischt mit Farbpigmenten, auf den Malgrund aufgetragen wird. Equipage: Ausstattung und Aufmachung eines Gespannes bzw. einer Kutsche.

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Glossar

Ex-voto: Votivgabe. Fehmgericht (Femegericht): diese Art der Rechtsprechung im Mittelalter war wegen ihrer Vollstreckungspraxis gefürchtet. Sprach ein Femegericht über einen Angeklagten als letztes Urteil die Verfemung aus, durften die Freischöffen der Feme, die wie ein Geheimbund agierten, den Verurteilten sofort hängen. Allerdings tagten Femegerichte üblicherweise immer unter freiem Himmel und nicht, wie in den Ritterdramen von Goethe und Kleist geschildert, in finsteren Gewölben. Fondaco dei Turchi: ein Palast am Canal Grande in Venedig, der lange Zeit als Handelshaus für osmanische Kaufleute diente. Freiheitsbaum: mit Bändern und Fahnen geschmückte Fichten, Tannen oder Pappeln als Symbol der Freiheit. Er wurde während der Französischen Revolution bei Siegesfeiern und Tänzen sehr populär und in der Zeit des Vormärz auch in Deutschland als Zeichen des Protests und Bekenntnis zur Revolution verwendet. Geuzen: Name der niederländischen Freiheitskämpfer im Achtzigjährigen Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden. Die Bezeichnung Geuzen oder auch „Geusen“ leitet sich aus dem französischen Wort „gueux“ (= Bettler) ab. Niobe: Tochter des Tantalos und der Königin von Theben. Palladium: Kultbild. Palazzo Pitti: für den Kaufmann Luca Pitti um 1460 beauftragter Renaissancebau in Florenz. Soirée: im 19. Jahrhundert geprägter Begriff für eine Abendgesellschaft, die im privaten Bereich des Adels oder des wohlhabenden Bürgertums stattfand. Stanzen des Raffael: Säle im Papstpalast des Vatikans, die Anfang des 16. Jahrhunderts von Raffael und seiner Schule ausgemalt wurden. Theseus-Tempel: um 1820 erbautes klassizistisches Gebäude im Wiener Volksgarten. Walhalla: ein vom bayerischen König Ludwig I. ab 1807 bei Donaustauf nahe Regensburg als Gedenkstätte errichteter Ruhmestempel, in dem bedeutende Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ geehrt

Glossar

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wurden. Bei der Eröffnung 1842 waren bereits 160 Personen mit Büsten oder Gedenktafeln vertreten. Wallonisch: im französischen Teil Belgiens (Wallonien) gesprochene Regionalsprache. Es unterscheidet sich stark vom Standard-Französischen.

Abkürzungen Abb. Abbildung

Bd(e). Band/Bände dt.

deutsch

Hg.

Herausgeber

frz. französisch

KLA

Kärntner Landesarchiv

ndl.

niederländisch

lat.

latein

S. Seite

Abbildungsnachweis KLA, Familienarchiv Goёss: 37, 38

Reisetagebuch: Abb. 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36 René van Rhyn (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim (München 1913/1914): Abb. 1, 3, 4, 11, 17

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KLA

Kärntner Landesarchiv

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S. Seite

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Reisetagebuch: Abb. 2, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36 René van Rhyn (Hg.), Gräfin Lulu Thürheim (München 1913/1914): Abb. 1, 3, 4, 11, 17

© Walter Liebhart