Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege 9783038211129, 9783038214922

Healing Spaces Interior design affects the quality of inpatient stay. From the pediatrics unit to the nursing home for

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German Pages 176 Year 2017

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Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege
 9783038211129, 9783038214922

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Nutzungsbereiche
Maßgebliche Gestaltungskomponenten
Fokus: Alter und Demenz
Fokus: Hygiene
Internationale Entwicklungen und Trends
Projektauswahl
Workflow: Planung, Schnittstellen und Methoden
Wirtschaftlichkeit, Marketing und Betrieb
Danksagung
Über die Autoren
Bildnachweis

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Das Patienten zimmer der Zukunft

Für Eileen und Tessa

„Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird.“ Albert Schweitzer

Das Patienten zimmer der Zukunft Sylvia Leydecker

Innenarchitektur IşU+HLOXQJXQG3ñHJH

Birkhäuser Basel

Verlag und Autorin danken folgenden Firmen für ihre Förderung dieses Buchs: AGROB BUCHTAL Gira KALDEWEI nora systems wissner-bosserhoff GmbH Layout, Umschlaggestaltung und Satz Reinhard Steger, Maria Martí-Vigil, Clàudia Serra, Barcelona www.proxi.me Lektorat und Projektkoordination Henriette Mueller-Stahl, Berlin Übersetzung S. 64–65, 100–103, 108–109, 114–117, 120–123, 124–127, 132–133, 138–141, 144–147: Sonja Wesseler, Willich Herstellung Katja Jaeger, Berlin Papier Hello Fat Matt 1.1, 135 g/m 2 Lithographie Oriol Rigat, Barcelona Druck Offsetdruckerei Grammlich, Pliezhausen Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch als E-Book (ISBN PDF 978-3-03821-112-9) sowie in englischer Sprache (ISBN 978-3-03821-493-9) erschienen. © 2017 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem ALSSZ[VMM;*-– Printed in Germany ISBN 978-3-03821-492-2 987654321 www.birkhauser.com

Inhaltsverzeichnis 6

Vorwort Heilende Räume Fritz von Weizsäcker

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Einleitung Nutzungsbereiche Das Patientenzimmer als Herzstück Einbett-Zimmer versus Zweibett-Zimmer Grundriss Das Bett Bettwäsche Bettenbewegung Stauraum Ausstattungsmerkmale – Stühle und Tische Bad Weitere Ausstattungsmerkmale Verdunkelung, Sonnenund Sichtschutz Barrierefreiheit Flure Türen Wände Boden Decke und Beleuchtung Lounges Wartebereiche Empfang und Schwesternstützpunkt

Maßgebliche Gestaltungskomponenten Komplexität der Aufgabe Qualität in der Gestaltung Farbe Materialauthentizität Multisensualität Haptik Raumluftqualität – Temperatur Raumluftqualität – Geruch Geruch als Indikator für Schadstoffe Bodenbelag Nachhaltigkeit und Umwelt Konstruktive Details Klang Akustik Sichtschutz Licht Smarte Anwendungen Die Gestaltung salutogener Krankenhäuser und Patientenzimmer Alan Dilani

Fokus: Alter und Demenz

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Verringerung von Gefahrenpotenzialen im Raum Badezimmer Biografische Therapie mittels Gestaltung Multisensualität Farben und Muster Sensoren

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Fokus: Hygiene

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Hygiene und Gestaltung in medizinischen Einrichtungen: Worauf es ankommt Georg Daeschlein

Internationale Entwicklungen und Trends

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Medizinischer Tourismus „Healing Environment“ und „Evidence-Based Design“ (EBD) Patientenhotel Psychosomatik Wellness Senioren Universal Design Vorschriften und Regularien Technologischer Fortschritt Politik Multikulturalität

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Projektauswahl

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Northwestern Medicine Central DuPage Hospital, Winfield, Illinois, USA Franziskus-Krankenhaus, Berlin, Deutschland Hospital Universitario Rey Juan Carlos, Madrid, Spanien Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus, Hannover, Deutschland Aiyuhua Hospital for Women and Children, Peking, China Privatpatientenzimmer der Zukunft, Prototyp, Berlin, Deutschland Bayt Abdullah Children’s Hospice (BACCH), Sulaibikhat, Kuwait Bumrungrad International Hospital, Bangkok, Thailand Maggie’s Centres, Großbritannien Lenox Hill Hospital, New York, USA Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland The Salam Centre for Cardiac Surgery, Khartoum, Sudan Hospital Engineering Labor im FraunhoferinHaus-Zentrum, Duisburg, Deutschland Patient Room 2020 Prototyp, New York, USA

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Workflow: Planung, Schnittstellen und Methoden Schnittstelle zwischen Architektur und Innenarchitektur Entscheidungsstrukturen innerhalb des Teams und Schnittstellen mit anderen Experten Entwurf Ausschreibung, Angebote, Vergabe BIM

Wirtschaftlichkeit, Marketing und Betrieb

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Personal Corporate Interior Zielgruppenmarketing Abrechnung Haltbarkeit und Betrieb Hospital 4.0 und dazwischen der Mensch Nachhaltigkeit

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Danksagung Über die Autoren Bildnachweis

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Vorwort

Heilende Räume Fritz von Weizsäcker

Die ärztliche Visite stellt einen zentralen Baustein klinischer Tätigkeit dar. Da viele Patienten visitiert werden und die Visite nur einen Teil des ärztlichen Aufgabenbereiches darstellt, hält sich der Arzt vergleichsweise kurz in dem jeweiligen Patientenzimmer auf. Mehr Zeit verbringen Pflegekräfte im Krankenzimmer. Doch auch sie teilen ihre Zeit zwischen mehreren Zimmern auf. Ganz anders ist die Sicht des Patienten. Er verlässt das Zimmer meist nur für Untersuchungen, Eingriffe oder Anwendungen. Der Patient befindet sich in einer angstbesetzten Ausnahmesituation und er hält sich in einem Raum auf, den er in aller Regel nicht freiwillig aufgesucht hat. In den langen Zeiten zwischen Visiten und Behandlungen nimmt er den Raum anders und viel intensiver wahr als Ärzte, Pflegekräfte und Personal. Hierzu zählt nicht nur eine perfekte Hygiene, die selbstverständlich sein sollte. Auch praktische Aspekte werden ihn sofort beschäftigen, wie etwa die Unterbringungsmöglichkeiten von Kleidung und persönlichen

Gegenständen, Sitzmöglichkeiten für Besucher, der Bettenkomfort und die Frage, ob die Zimmertüre die Lautstärke des Krankenhausbetriebes ausreichend dämmen kann. Im Bett liegend wird er die Helligkeit des Raumes, die Farbe der Wände und – sofern vorhanden – Bilder und Dekoration länger und intensiver wahrnehmen, als das Krankenhauspersonal. All diese Aspekte haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf seinen Gesamteindruck und sein Befinden: Eine einwandfreie Hygiene und gute Nutzbarkeit des Raumes werden sein Vertrauen in die Klinik stärken, das Ambiente seine Stimmung beeinflussen. So ist ein Patientenzimmer wesentlich mehr als ein funktioneller Raum. Seine Gestaltung erfordert sechs Augen: die des (Innen-)Architekten, des Krankenhauspersonals und vor allem die des Patienten. Gelingt die Orchestrierung dieser Blickwinkel, kann ein „heilender Raum“ entstehen. Fritz von Weizsäcker ist Internist und seit 2005 Chefarzt für den Bereich Innere Medizin I der Schlosspark-Klinik in Berlin.

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Einleitung 1

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Vorzeigbare Patientenzimmer bewegen sich mittlerweile weltweit auf dem Laufsteg, dem „Catwalk“. Das Schaulaufen wird dabei zunehmend international.

Funktion versus Emotion – „Der Mensch im Mittelpunkt“ Im Krankenhaus geht es naturgemäß nicht nur um Krankheit, sondern auch um Gesundheit. So ließe sich die Sichtweise im Sinne eines „Gesundungshauses“ wandeln. Die Definition von Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation WHO geht sinngemäß von einer Ausgewogenheit aus, die sich in einem grundsätzlichen Wohlbefinden äußert. Höhen und Tiefen gehören zum Leben und sind genauso normal, wie sich Ruhephasen mit Stress abwechseln. Solange Ausgewogenheit besteht, gibt es ein Gleichgewicht, bei Krankheit dagegen gerät dieses aus den Fugen. Genau an dieser Stelle setzt das Krankenhaus an, unabhängig davon, ob es sich um ein Akutkrankenhaus privater oder öffentlicher Trägerschaft, eine Uniklinik, eine Reha- oder psychosomatische Einrichtung handelt: Es geht um den einzelnen Menschen, das Hilfe suchende Individuum. Der gemeinsame Nenner der Patienten, unabhängig ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, ist Hilfsbedürftigkeit, Notleiden und Angst. Vertrauen, Geborgenheit und Zuversicht zu vermitteln, sind Faktoren, die dem entgegenwirken, die Patienten emotional auffangen und durch die Umgebung helfend begleiten. Tatsache ist, dass die Heilung, das Gesunden oder auch nur das Verbessern eines Zustandes durch die Architektur und Innenarchitektur deutlich unterstützt werden können. Wenn es um die Planung der Räume geht, steht dagegen die Finanzierbarkeit der Gesundheitssysteme im Mittelpunkt. Dabei spielen die Patientenversorgung, der Fachkräftemangel, Gesetzgebungen und Subventionen eine bedeutende Rolle. Im Wesentlichen sorgt der finanzielle Druck dafür, dass es um Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, den Umgang mit Kenngrößen, Zahlen, Fakten und Gewinnmaximierung geht, weniger aber um Schönheit und gestalterische Ansprüche. Auf diese Weise soll den Bedürfnissen unterschiedlichster Stakeholder, wie Betreibern, Versicherungen und Führungskräften, entsprochen werden.

Der Mensch im Mittelpunkt mit seinen Bedürfnissen, der Heilung suchende Patient mit seinen Emotionen und Ängsten, dem es zu begegnen gilt, scheint Nebensache zu sein. In der aktuellen Krankenhausplanung erscheint der Patient als Teil einer Prozessoptimierungskette, der standardisiert ins Raster passt oder andernfalls die reibungslosen Arbeitsabläufe als Störfaktor hemmt. Individuell unterschiedliche Menschen werden in „Krankheitsbilder-Standardfällen“ verwaltet und dabei zumeist gewinnorientiert gehandhabt. Die Ökonomisierung der Abläufe schreitet ungehindert voran, indem der Patient möglichst effizient durch den Krankenhausbetrieb geschleust wird. Wie sonst sind die Bevorzugung gewinnbringender Patienten, das Phänomen gestiegener Operationszahlen oder verkürzter Verweildauer bei pauschalisierter Abrechnung zu erklären? Parallel vollzieht sich ein Wandel des Patienten hin zum Kunden, wo es um eine zahlungskräftige und gewinnversprechende Zielgruppe geht. Einerseits stellt der Kunde seinerseits Ansprüche, ist mündig und will zufrieden gestellt werden. Andererseits stehen die Krankenhäuser im Wettbewerb um gewinnversprechende Kunden. Aus diesem Grund erwarten Chefärzte auch ansprechend gestaltete Räume für ihre Patienten. Aber der Patient als Mensch steht dennoch im Mittelpunkt der Philosophie eines jeden Krankenhauses, als Basis seiner Wertvorstellung und Haltung. Und dies gilt weltweit für jedes Krankenhaus, denn dort sucht der Kranke körperliche Heilung, seelische Zuversicht, Schutz und Sicherheit. Bezogen auf den Raum, bedeutet dies Lebensqualität durch Aufenthaltsqualität, insbesondere dort, wo der Patient die meiste Zeit verbringt: im Patientenzimmer. Genau diese Parameter beeinflussen als Qualitätsindikatoren die Wahl des präferierten Krankenhauses. Der gewünschten Wohlfühlatmosphäre sind dabei natürliche Grenzen gesetzt, denn wer fühlt sich wirklich wohl, während er krank ist? Wohlfühlen ist daher per se immer nur relativ. Patienten wie Krankenhausbetreiber teilen, in Abhängigkeit vom Abrechnungsszenario,

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das Interesse, die sogenannte Verweildauer so kurz als möglich zu halten. Trotzdem brauchen Menschen, zudem Kranke, ein räumliches Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen können, um bestmöglich zu gesunden.

Personal Wenn der Mensch im Mittelpunkt stehen soll, bedeutet dies aber auch, dass das Personal 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche gefordert ist. Das Fachpersonal, wie Ärzteschaft und Pflegepersonal, verbringt in den Räumlichkeiten des Krankenhauses einen erheblichen Anteil seines Lebens. Insofern sollten diese gut gestaltet sein, um der hohen Arbeitsbelastung und Stress entgegenzuwirken. Räume, die reibungslose Arbeitsabläufe unterstützen, erholsame Pausen ermöglichen sowie ästhetisch ansprechend sind, wirken darüber hinaus auf potenzielles Personal attraktiv. Hier arbeiten Menschen gerne, weil sie sich wertgeschätzt und motiviert fühlen. Personalausfälle durch Krankheit werden reduziert, Reibungsverluste durch Fluktuation ebenso. Mitarbeiter werden gebunden, und es wird neues Personal angezogen. Im Kontext des Fachkräftemangels rückt die Qualität der Räumlichkeiten in den Vordergrund, weil diese eine wichtige Komponente der Arbeitszufriedenheit darstellt.

Ökonomie Auch aus ökonomischer Sicht sorgt der immer härter werdende Wettbewerb um Patienten und Fachkräfte dafür, dass der gestalterische Anspruch an die Räume steigt. Aus Bauherrensicht benötigen Innenarchitekten Zeit, Fachkompetenz und prozessorientiertes Denken, um entsprechende Räume zu gestalten. Sie sollten beispielsweise in der Lage sein, Alternativen zu erklären und Erläuterungen zu Materialien abzugeben. Im Gesamtprozess ist vor diesem Hintergrund eine klare Linie

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zielführend, in der die dazugehörige Wirtschaftlichkeit bedacht sein will. Die Wechselwirkung von Räumen wirkt sich auf das Verhalten von Personal, Patienten und Besuchern aus und trägt damit zu einem wirtschaftlichen Arbeiten beziehungsweise einem wohltuenden Aufenthalt bei. Letztendlich soll hohe Versorgungsqualität auf medizinischer Ebene durch adäquate Räume unterstützt und reflektiert werden, was auch im Kontext des Markenauftritts wertsteigernd ist.

Von Rudolf Virchow und Florence Nightingale zur Innenarchitektur Ein Blick in die Historie hilft zu verstehen: Der Mediziner, Pathologe und Prähistoriker Rudolf Virchow (1821–1902), der lange an der renommierten Charité in Berlin wirkte, erkannte Medizin als eine soziale Wissenschaft, die Grundversorgung für alle Menschen bieten möge und forderte das Zusammenwirken von Medizin und Krankenpflege, um den kranken Menschen bestmöglich zu helfen. Den Meilenstein zu dem Pendant der medizinischen Versorgung, die moderne westliche Krankenpflege, hat die Engländerin Florence Nightingale (1820–1910) gelegt, die damit im Gesundheitswesen bis heute eine Berühmtheit darstellt. Sie hat die Krankenpflege im 19. Jahrhundert reformiert und als eigenständiges pflegerisches Wissen verstanden. Ihre Schriften gelten als Gründungsschriften der Pflegetheorie. Was nun als dritte Komponente neben Medizin und Pflege fehlt, ist die Innenarchitektur, die die Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum entscheidend prägt. Medizin, Pflege und Raum gehen idealerweise Hand in Hand und schaffen eine optimale Versorgung für den Kranken.

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Patientenzimmereingang im Fluss der Wegeführung. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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Medizinische Fachkräfte sind 24 Stunden, 7 Tage die Woche gefordert. TAMassociati, Health Centre in einem Flüchtlingslager, Irak

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Quer durch sämtliche Kulturen und Nationen, die Menschen im Krankenhaus

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Typischer Hinweis im Krankenhaus – bloß keine Aufregung

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Hotelatmosphäre

Multisensualität

Die anspruchsvolle Gestaltung von Patientenzimmern geht zumeist einher mit der Schaffung einer Hotelatmosphäre in Bezug auf die optische Erscheinung. Diese ist zweifellos gewünscht; der Patient möchte und soll sich schließlich so weit als möglich wohlfühlen und sich dabei mit seiner Erkrankung oder seinem Leiden gut aufgehoben und geborgen wissen: in erster Linie medizinisch, aber auch im Hinblick auf die passende Pflege, die sich umfänglich und sorgfältig der Versorgung widmet, und schlussendlich auch in Bezug auf das unmittelbare räumliche Umfeld. Kurz, er möchte sich im Rahmen seiner misslichen Situation wohlfühlen.

Bewusst ausgewählte Farben, Formen, Licht, Textur, Akustik und Haptik sowie die Nähe zur Natur vermitteln Patienten angenehme sensuelle Erlebnisse und berücksichtigen eine komplexe, multisensuelle Wahrnehmung. Die multisensuelle Wirkung der Umgebung auf den Menschen ist zweifelsfrei gegeben. Sie wird aber kaum beachtet; vielmehr wird anspruchsvolle Planung oftmals auf Optik reduziert, was aber nicht immer so war. Bereits im antiken Bagdad, das für seine Heilkunst im Orient bekannt war, wurde dieser Zusammenhang erkannt. Seine Gärten waren geprägt von Wohlgerüchen duftender Rosen, der Nähe zum Wasser sprudelnder Brunnen, angenehm tem-

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High-End Hotelatmosphäre für wohlhabende Patienten. CallisonRTKL, Shanghai Chang zheng Pudong Hospital, China

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Corporate Interior-Lösung mit versteckter Technik für eine Klinikgruppe. 100% interior Sylvia Leydecker, Sana Kliniken Bad Wildbad, Deutschland

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Grundriss der Zweibett-Zimmer-Variante. Sana Kliniken Bad Wildbad

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Die Gestaltung eines jeden Raumes ist Kommunikation. 100% interior Sylvia Leydecker, Sana Kliniken Hauptsitz, Ismaning bei München, Deutschland

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10 Vorstandslounge. Sana Kliniken Hauptsitz

perierten, schattigen Plätzen und dem Klang von Vogelgezwitscher; all das zum Zweck, die Sinne zu verwöhnen und Wohlbefinden zu schaffen, von der optischen Wirkung der wohlgestalteten Gärten ganz zu schweigen. Derartige Erkenntnisse der Gestaltung und ihrer Wirkung sollten erst recht im Krankenhaus angewandt werden, in dem es Patienten angenehm gut gehen soll, damit sie gesunden. Es ist schwer vorstellbar, dass die in der täglichen Praxis vielerorts schrecklichen Räume, die lediglich einem Zwangsaufenthalt gereichen, förderlich sind, um Heilungsprozesse zu unterstützen.

kranker Menschen unterscheidet, ist allerdings noch offen. Anzunehmen ist, dass ein Kranker, je nach Zustand, eine vergleichsweise veränderte Wahrnehmung besitzt und beispielsweise Geräuschen gegenüber empfindlicher reagiert oder auch – im Gegenteil – sie nicht bewusst wahrnimmt. Bewusste und unbewusste Wahrnehmung unterscheidet sich selbst beim Gesunden und wird jeweils differenziert erlebt. Delirzustände bei Patienten, die ständigem Lärm in der Intensivpflege ausgesetzt waren, zeugen davon.

Räume sind immer ein komplexes Gefüge, das die multisensuelle Wahrnehmung beeinflusst. Wie sich die Wahrnehmung gesunder und

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Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum Die Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum, die dazu führt, dass der Raum, das heißt die Umwelt, das menschliche Verhalten beeinflusst, ist bereits seit den Erkenntnissen Charles Darwins bekannt. Auf die Räumlichkeiten in Krankenhäusern angewandt bedeutet dies: Räume für Patienten, Personal und Angehörige bedürfen sorgfältiger Planung und eines gezielten Entwurfs, der sämtliche Perspektiven zusammenführt. Dies ist zumeist ein schwieriger Balanceakt zwischen humanzentriertem Ansatz, der gewünschten angenehmen Atmosphäre, Prozessoptimierung, Hygiene, Wirtschaftlichkeit und Ökologie, zwischen emotionalen und funktionalen Bedürfnissen.

aber nur, wenn sie auch befolgt beziehungsweise kontrolliert werden. Die Patientensicherheit wird in der Praxis viel zu oft gefährdet, weil andere Dinge, wie etwa Arbeitsabläufe und -organisation, Gewinnmaximierung oder auch tatsächlich ästhetische Gesichtspunkte, priorisiert werden. Hinsichtlich der Gestaltung eines Patientenzimmers geht es darum, sämtliche Aspekte, die den funktionalen Bedürfnissen, wie Prozessoptimierung, Sicherheit und Hygiene dienlich sind, mit denen der emotionalen und ästhetischen Ansprüche, finanzierbar umzusetzen.

Eine Sicherheitskultur bemüht sich um verschiedene planerische Lösungen. Gestaltung und Design unterstützen die Sicherheit für die Patienten. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Sturzprophylaxe, die im Falle eines folgenreichen Sturzes empfindliche Haftungsfragen für das Krankenhaus nach sich zieht, als auch im Hinblick auf die Hygiene, bei der die vorgenannte Vermeidung von Infektionen durch nosokomiale Keime im Fokus steht. Sicherheit steht während der Verweildauer im Insgesamt gibt es viele Gründe, die dafür sprechen, Krankenhaus für den Patienten in der Prioritätenliste dass ein Krankenhaus mit einem Hotel nicht gleichganz oben. Im Mittelpunkt steht dabei die Minizusetzen ist. Krankenhausspezifische Anforderunmierung des Risikos im Krankenhaus erworbener gen, an deren einem Ende die Patientensicherheit, Infektionen. Mikrobiologische Erkenntnisse, die und an deren anderem Ende eine behagliche als erster der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis Atmosphäre steht, bedürfen daher bei der Gestalerwarb und für die er von der Fachwelt seinerzeit tung eines Patientenzimmers und der zugehörigen noch diffamiert wurde, waren der Grund für strikte Bereiche einer erfolgreichen Symbiose. Hygienemaßnahmen, deren Umsetzung zum Rückgang der Sterberate im Kindbett führte. Robert Koch und Louis Pasteur schließlich begründeten die moderne Bakteriologie und Mikrobiologie, woraufhin die Hygiene erst ihre nötige Anerkennung erfuhr. Analog zu Semmelweis könnte man fortführen, dass der bloße Raum in der Lage ist zu töten. Wenn Hygiene bei der Gestaltung eines Raumes ignoriert Die Wirkung der Umgebung auf den Menschen wird und nachweislich die Ursache für auch nur und sein emotionales Befinden ist mittlerweile eine einzige folgenreiche Infektion mit tödlichem Ausgang ist, besteht eindeutiger Handlungsbedarf. bewiesen, weshalb „Evidence-Based Design“ (EBD) und salutogenetisches Design keine Fremdwörter Übertragungswege sind meist die Hände, aber mehr sind. Beides gibt uns in diesem Zusammenauch andere Übertragungswege existieren. hang die Mittel an die Hand, Gestaltung als wissenRegeln, die die Hygiene und damit auch die Patien- schaftlich fundiertes und messbares Werkzeug zum Wohle des Patienten, weit über die Ästhetik tensicherheit betreffen, gibt es viele. Sie nutzen

Patientensicherheit

„Healing Environment“ und „Evidence-Based Design“ (EBD)

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11 Allein die warme Holzoberfläche des Panels, der Ausschnitt und die versteckte, dem Blick entzogene Technik (wie etwa Versorgungsleitungen), sorgen für Atmosphäre abseits typischer Krankenhaus-Sterilität, für das Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen. 100% interior Sylvia Leydecker, Sana Kliniken Bad Wildbad, Deutschland 12 Funktionale Details werden ein- und ausschiebbar versteckt. NXT Health in Zusammenarbeit mit Evans & Paul und Dolan & Traynor; DuPont™ Corian®, Patient Room 2020 Prototyp, New York, USA 13 Das konsequent eingesetzte Weiß vermittelt Sauberkeit. Stöbe Architekten, Alfried Krupp Krankenhaus, Essen, Deutschland

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hinausgehend, zu nutzen. Das „Healing Environment“, welches das Wohlbefinden und den Gesundungsprozess der Patienten unterstützt, ist damit nicht nur patienten- sondern auch personalfreundlich, intelligent und menschlich zugleich. Beim „Healing Environment“ steht der Patient im Fokus des Gesundheits-Universums, wenn es um die Gestaltung der Patientenzimmer geht. Das Patientenerlebnis wird – im Sinne aller am Heilungsprozess Beteiligter, wie Ärzte, Pfleger und Angehörige – positiv beeinflusst.

IT und Digitalisierung Parallel halten IT und Digitalisierung in der Medizin Einzug und gehen auch zunehmend mit der Raumgestaltung einher. Konzeptionelle Patientenzimmer der Zukunft greifen nach den Sternen und sehen manchmal auch so aus: smart, digital und steril, geprägt von Stromlinienformen, weißen, glänzenden Oberflächen, akzentuiert mit Asteroid-gleichem Silbermetallic, futuristisch digital und dabei wenig menschlich. Sensoren übermitteln Handlungsimpulse, Abläufe werden reibungs- und ebenso lautlos optimiert, abzielend auf die komplette Prozessoptimierung rund um das Datenpaket „Mensch“. Die Kommunikationsformen der Generationen Y und Z unterscheiden sich deutlich von jenen der X-Generation und werden sich in der ferneren Zukunft zweifellos auswirken. Die Gestaltung in organisch-amorph anmutenden Star-Wars-Klischees ist dafür nicht zwingend nötig. Sie braucht aber dennoch eine angemessene Sprache, um dem Inhalt gerecht zu werden: digital, smart und nachhaltig. Perspektiven und Visionen zeigen eine smarte und fortschrittliche Medizin und Raumszenarien, die mittels IT den Beginn des Jahrtausends bestimmen und versuchen, unsere Probleme in den Griff zu bekommen. Reine Technikverliebtheit in Sensoren, Mikrosysteme und Licht, mit deren Ergebnissen sich der Mensch wohlfühlen soll, hilft aber nicht weiter. Stattdessen ist Atmosphäre

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gefragt, die auf das Wohlbefinden und damit die Genesung der Patienten unterstützend und heilungsfördernd wirkt. Zukünftige Patientenzimmer und die flankierenden Räume sind daher nicht mehr nur funktional und steril, sondern auch im Sinne dieses Wohlgefühls zu gestalten. Sensoren, die beispielsweise interaktiv verschiedene Lichtszenarien, Raumtemperatur oder zur Verfügung stehende Klangwelten steuern, sind zukünftige Anwendungen, die das Potenzial haben, Raumatmosphäre und das emotionale Empfinden im positiven Sinne gezielt zu beeinflussen. Hybridräume zwischen analogem und digitalem Erleben sind in der Zukunft denkbar, und zwar nicht nur durch eine „Augmented Reality-Brille“, die bestenfalls optisch und akustisch wirkt, sondern durch eine echte Auflösung der Grenzen zwischen Realität und Vision, die auch weitere Sinne integriert.

Smarte Nanomaterialien Gesundes Bauen meint auch eine Auseinandersetzung mit einerseits traditionellen, andererseits auch smarten Materialien. Nachhaltige und zertifizierte Produkte und Baustoffe, energieeffizientes Licht und geringer Ressourcenverbrauch sind in Zeiten umweltgerechten Bauens gefordert. Selbstreinigende Oberflächen, die Reinigungskosten reduzieren, sowie antibakterielle Oberflächen, die die Hygiene unterstützen, stehen genauso im Fokus wie Möglichkeiten, Energie durch den Einsatz von Latentwärmespeichern oder hocheffizienter Dämmung, wie Vakuumisolationspaneele, einzusparen. Elektrochrome Verglasungen können anderweitigen Sonnenschutz überflüssig machen und hocheffiziente Photovoltaik-Module können die Energieproduktion steigern. Licht kann nicht nur durch den Einsatz von Tageslicht und LEDs, sondern auch durch OLEDs energieeffizient und interaktiv generiert werden. Ultrahochfester Beton ermöglicht schlanke Konstruktionen; leichte und starke Materialien wie Carbon revolutionieren Produkte. High-Tech-Medizin geht in entfernter Zukunft Hand in Hand mit High-Tech-Innenräumen,

deren Gestalt sich abseits vom bekannten StarWars-Repertoire und amorphen, weißen Mineralwerkstoff seit Jahren in Zukunft signalisierenden Gestaltungskonzepten bewegen dürfte. Die heute noch gängige und unvermeidliche Spanplatte, Bahnenware, Vorhang und Tapete gehören in absehbarer Zukunft der Vergangenheit an. Carbon und Folien werden in der Entwicklung der Gestaltung und des Bauens an Bedeutung gewinnen. Innovationen wie 3D-Druck, Attribute wie ultraleicht, stark, selbstreinigend, transluzent, transparent und stromleitend, leuchtend, elektrochrom, energiespeichernd und dergleichen lassen inspirierende Zukunftsszenarien erahnen. Mobiliar wie Schränke, Betten und Nachttische bestehen nicht mehr aus Spanplatte, sondern aus ultraleichten, selbstreinigenden Materialien. Wände werden wahlweise transluzent oder blickdicht erscheinen. Beleuchtung erscheint als Folie virtuos schaltbar.

Einbindung in das architektonische Gesamtkonzept Die Architektur des Gesamtgebäudes tritt als Neubau, Bestandsgebäude oder gar historischer Bau unter Denkmalschutz in Erscheinung und bildet den Rahmen für die innenarchitektonische Gestaltung der Patientenzimmer. Das Spektrum reicht von kleinen, überschaubaren Häusern über mittelgroße Krankenhauskonglomerate unterschiedlicher Kliniken verschiedenen Alters auf weitläufigen Geländen, in denen ganze Stationen oder eingestreute Privatpatientenzimmer mit gehobenem Komfort gewünscht sind, bis hin zu Großstrukturen wie Universitätskliniken. Grundsätzlich sind Krankenhäuser hochkomplexe Gebäude, die in ihrer vergleichsweise komplizierten Funktionalität auf flexible Weise den Ansprüchen gerecht werden müssen. Einmal gebaut, wird meist

14 Digitale Vernetzung ist Thema der Sonderfläche „FutureCare“ auf der CeBIT. 100% interior Sylvia Leydecker, FutureCare 2010, CeBIT, Hannover, Deutschland

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15 Jeder Mensch und damit Patient ist einmalig. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems- MurrKlinikum, Winnenden, Deutschland 16 Die Welle im Bodenbelag definiert Bereiche und schafft Privatheit im Zweibett-Zimmer. 100% interior Sylvia Leydecker, St. Vinzenz Krankenhaus, Düsseldorf, Deutschland 17 Im Einbett-Zimmer definiert die Bodengestaltung die unterschiedlichen Raumbereiche. St. Vinzenz Krankenhaus

nichts mehr maßgeblich baulich verändert. Dennoch besteht der Wunsch, flexibel auf zukünftige Veränderungen beispielsweise der Raumaufteilung und -nutzung reagieren zu können. Um aber größtmögliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in der Zukunft zu gewährleisten, sind großzügig bemessene Grundflächen vorteilhaft. Aus Gründen maximaler Flächeneffizienz sind allerdings für die einzelnen Räume oft minimale Raumflächen vorgesehen, was dem Flexibilitätsgedanken zuwider läuft. Dies muss die Innenarchitektur aufgreifen und unter den jeweils gegebenen Umständen das Beste herausholen. Idealerweise wird die Herangehensweise an den innenarchitektonischen Entwurf geprägt durch eine Haltung, die Parameter wie das zugrundeliegende architektonische Konzept, den Ort, die Lage, das Selbstverständnis des individuellen Krankenhauses etc. berücksichtigt. Mit Respekt vor dem architektonischen Gesamtentwurf integriert sich die Innenarchitektur in die sie umgebende architektonische Hülle, im Sinne eines stimmigen Gesamtkonzepts. So sind z.B. die Materialität, Farbigkeit, Ein- und Ausblicke und auch die Proportionierung relevant, um die Innenarchitektur

in einen stimmigen Dialog mit dem Gesamtentwurf zu bringen. Darüber hinaus gilt es aber auch, die Innenarchitektur in einen städtebaulichen Kontext zu setzen. Innenräume prägen beispielsweise über die Fassade die Stadt, indem sie einsehbar oder hell erleuchtet sind, sich in ihrer Gestaltung dem Umfeld nähern oder auch von ihm abgrenzen. Auch die Innenarchitektur sollte sich also in das jeweilige urbane oder ländliche Umfeld stimmig einfügen. Nicht der einzelne Raum, sondern das Gesamtgefüge sollte bedacht werden.

Innenarchitektur als Fachplanungsleistung Krankenhausplanung ist in der Innenarchitektur oftmals entweder – kurz vor der Inbetriebnahme – eine eilige Angelegenheit oder, im Gegenteil, ein äußerst langwieriger Prozess. Unabhängig von den Umständen erfordert der Prozess in jedem Fall teamfähige Beteiligte und Spezialisten der unterschiedlichen Fachausrichtungen. Die Fachkompetenz sollte gepaart sein mit emotionaler Intelligenz, und damit verbunden mit der Fähigkeit,

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sich unterschiedlichsten Menschen und wechselnden Konstellationen ohne Reibungsverluste anzupassen und darauf konstruktiv zu reagieren. Ein Planungsprozess, der die Innenarchitektur insgesamt als wichtiges Element und unverzichtbare Fachplanungsleistung begreift, ist wünschenswert. Bauherren, die den Nutzen guter und gesunder Innenarchitektur hinsichtlich der Aufenthalts- und damit Lebensqualität, reibungsloser Arbeitsprozesse und nicht zuletzt eines optimalen Abrechnungswesens erkennen, sind dafür Voraussetzung – sind doch die daraus resultierenden wirtschaftlichen Vorteile durchaus von Bedeutung. Funktionale Kriterien sind im Krankenhaus überaus wichtig, manchmal gar „lebens-wichtig“. Insbesondere die Hygiene, aber auch Konstruktionsweisen und Wegeführung stehen hier im Fokus innenarchitektonischer Gestaltung. Die besondere Herausforderung besteht darin, Funktionalität und die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse in einen sinnreichen Einklang zu bringen.

Einbett- und Mehrbett-Zimmer im internationalen Vergleich Das typische Patientenzimmer für Privatpatienten ist das Einbett-Zimmer, welches den Vorteil bietet, das emotionale Bedürfnis nach mehr Kontrolle

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über den Raum zu befriedigen – sei es durch den Empfang von Besuch, die Zufuhr von Frischluft, die Steuerung der Beleuchtung, Raumverdunkelung oder der medialen Unterhaltung. In der Hauptsache bietet ein Einbett-Zimmer Privatheit und Ruhe, was der Genesung deutlich entgegenkommt, weil es vielfältige Störfaktoren in MehrbettZimmern, wie ungewünschte Geräusche, Gerüche, Gespräche oder auch fremde Besucher, ausschließt. Es wahrt die Intimsphäre und schützt vor neugierigen Blicken. Geringere Infektionsgefahr ist zudem ein Vorzug vor dem Hintergrund des Risikos im Krankenhaus erworbener Keime. Es kann aber auch, je nach Verweildauer, das Gefühl von verlassener Einsamkeit aufkommen. Das Mehrbett-Zimmer bildet – im Negativen wie im Positiven – das Gegenstück dazu. Die Gesellschaft Fremder bedeutet für den Patienten zweifellos eine Zunahme an Stressfaktoren, ebenso die Belastung durch störende Geräusche wie Husten und Schnarchen, die gar schlafraubend wirken können. Auch fremde Gerüche können unangenehm sein und müssen, genauso wie der Verlust an Intimsphäre, ertragen werden. Das erhöhte Infektionsrisiko aufgrund der Keimübertragung durch die Luft, aber auch durch die Benutzung des gleichen Bades mit WC, ist ebenfalls Resultat dieses Modells. Im positiven Sinne bedeutet ein Mehrbett-Zimmer Gesellschaft, die mit sozialen Kontakten einhergeht, gegenseitige Kontrolle und daraus resultierende Sicherheit ermöglicht.

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18 Gediegene Hotelatmosphäre im Patientenzimmer. Brandherm + Krumrey, Main-Taunus Privatklinik, Bad Soden, Deutschland

19 Der Einsatz hochwertiger Materialien und Beleuchtungssysteme schafft ein wohnliches Patientenzimmer. CallisonRTKL, Shanghai Changzheng Pudong Hospital, China

Einbett-Zimmer gelten im Gegensatz zu MehrbettZimmern in Dänemark als Standard. In mancher sich entwickelnder Weltregion, wie beispielsweise in verschiedenen afrikanischen Ländern, kann bereits das Mehrbett-Zimmer als luxuriös gelten. In den USA zeichnet sich ein Trend zur Rückkehr zu kleineren Räumen ab; in Deutschland wird bereits mit den vergleichsweise geringsten Quadratmetern geplant und die Unterschiede zwischen Regelleistung (RL) und Wahlleistung (WL) sind maßgeblich. WL erhalten die durch die private Krankenversicherung (PKV) versicherten Privatpatienten. Die ihnen gebotenen Räumlichkeiten unterscheiden sich von der RL – der gesetzlichen Kran-

20 Bereiche werden durch Kontraste im Bodenbelag und transluzente Vorhänge definiert. NBBJ, Dubai Mall Medical Center, Vereinigte Arabische Emirate

kenversicherung (GKV) – in Komfort und Ästhetik. Mitten in Europa, so beispielsweise in Wien, existieren verschiedentlich Zehnbett-Zimmer, wenn explizite „Privatzimmer“ politisch kaum durchsetzbar sind, weil sie dem allgemeinen Verständnis zuwiderlaufen. Im arabischen Raum dagegen gibt es im High-End-Bereich „Royal-Rooms“ und „VeryVIP-Rooms“ für die Herrscherfamilien, von denen andere bestenfalls träumen. Patientenzimmer in Privatkliniken sind grundsätzlich weltweit für eine relativ einkommensstarke Klientel konzipiert und entsprechen – wie in Teilen Asiens, z.B. in Bangkok oder Singapur – darüber

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hinaus höchsten Ansprüchen an Hotelkomfort. Elitäre und hochpreisige VIP-Komfortstationen, wie z.B. Lenox Hill in den USA, machen im HighEnd-Bereich mit Stars wie Jay-Z und Beyoncé von sich reden. Oftmals sind es paradoxerweise die gleichen Krankenhäuser, die auf Subventionen hoffen, den „Mensch im Mittelpunkt“ in ihrer Philosophie propagieren und elitäre Komfortstationen ihren Stolz nennen. Dies ist insofern ein Dilemma, als dass die zahlenden Privatpatienten wiederum die gesamten Stationen subventionieren: Die Ausprägung einer Zweiklassengesellschaft im Gesundheitswesen und die daraus resultierende Kluft sind schwerlich mit dem Anspruch des „Menschen im Mittelpunkt“ zu vereinbaren.

„Menschen im Mittelpunkt“. An diesem strukturellen Problem scheitern auch ärztliche „Rainmaker“ und medizinische Choryphäen, die sich diesen Zwängen unterwerfen müssen.

Ausblick

Planungen von Patientenzimmern und den angrenzenden Bereichen rund um die Welt haben in diesem Buch eines gemeinsam: Es geht um den besser versorgten Patienten, bei dem die räumliche Gestaltung dessen Wohlergehen maßgeblich unterstützt. Ausgangspunkt ist daher der Privatpatient, obwohl die strukturellen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens weltweit unterschiedlich sind. Um den Fokus nicht auf elitär-monetär gesteuerte Heilbehandlung zu richten, wurden bewusst auch inspirierende und sehr menschliche Nicht vergessen darf man die weltpolitische, gesell- Projekte außerhalb des unmittelbaren Patientenschaftliche Situation, die den Spagat zwischen zimmers in einem Krankenhaus aufgenommen. dem „Menschen im Mittelpunkt“ und der FinanDazu gehören das Krebszentrum Maggie’s in zierbarkeit darstellt. Menschen sämtlicher sozialer Großbritannien, das sich explizit als Tageseinrichund kultureller Hintergründe sollte eine angemestung um die praktische, emotionale und soziale sene Gesundheitsversorgung ermöglicht werden. Unterstützung von Krebspatienten sorgt, oder Die Politik ist gefordert, entsprechende Rahmenauch das Salam Centre im Sudan, das sich, für den bedingungen zu schaffen, wobei sie wiederum von Patienten kostenfrei, Herzkrankheiten von Kindern den Menschen selbst – zumindest in demokratisch und Erwachsenen widmet. Projekte aus der ganzen gewählten Gesellschaften – ihr Mandat erhält. Welt, von Deutschland über die USA und Afrika Einerseits ist die Vereinbarkeit des mildtätigen bis hin zu Kuwait, Thailand und China, zeigen ein und karitativen Ansatzes mit der gleichzeitigen Spektrum unterschiedlicher PatientenzimmerSuche nach solventen und zahlenden Patienten Welten. Unabhängig von dem, was in diesem Buch kein Phänomen unserer Zeit, sondern bereits eines gezeigt werden kann, wird zukünftiger Fortschritt des vorletzten Jahrhunderts. Sozialer Zündstoff, in der Innenarchitektur der Patientenzimmer von IT, wie etwa extreme Ungleichverteilung, bildet aber digitaler Revolution und fortschrittlichen Materialien auch im Gesundheitswesen ein Sicherheitsrisiko, geprägt werden – im Idealfall humanzentriert und das folgenreich sein kann. Migration, Flüchtlingspatientenfreundlich für alle. problematik und auch beispielsweise das Schicksal der Menschen, die von der Obamacare profitiert haben – mit sämtlichen Folgen –, bleibt abzuwarten. Moralisch ist der Mensch ein schützenswertes Individuum, ungeachtet seiner Herkunft. Die rein technokratische Herangehensweise scheint dafür genauso unpassend und wenig menschengerecht, wie die pure Ökonomisierung des vielzitierten

Sozialer Zündstoff

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21 Farbige Wand-, Boden- und Glasflächen schaffen Akzente im schlichten Flur. EwingCole, Children’s Hospital of Philadelphia, USA

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22 Der Mensch im Spannungsfeld der komplexen Wegeführung eines Krankenhauses. büro uebele visuelle kommunikation, Klinikum Offenbach, Deutschland 23 Patient und Personal in Bewegung sind wesentlicher Teil des Prozesses „Heilbehandlung“ im Krankenhaus. Klinikum Offenbach

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Nutzungsbereiche

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Das offene Atrium mit seinen grünen Pflanzen schafft gefühlte Nähe zur Natur. dwp, Bumrungrad International Hospital, Bangkok, Thailand

Das Patientenzimmer als Herzstück Aus Patientensicht ist das Patientenzimmer der wichtigste Raum, weil er hier im Wesentlichen seine Zeit im Krankenhaus verbringt. Gereicht die Gestaltung dieses Zimmers nur zu einem Zwangsaufenhalt oder schafft sie Lebensqualität, vermittelt Vertrauen und Geborgenheit, kurz, Wohlfühlen, um zu gesunden? Dieser einzige Raum ist im Vorfeld eines Aufenthalts für die Patienten ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Wahl des Krankenhauses geht. Räumlichkeiten für Privatpatienten befinden sich gerne in bevorzugter Lage, beispielsweise der oberen Etage mit besonders schöner Aussicht. Dazu gehören Flure, Lounges, Schwestern-Stützpunkte, Empfangs- und Wartebereiche, die von innenarchitektonischem Interesse sind.

Das Patientenzimmer soll im Idealfall also ein Ort sein, an dem sich Patienten wohlfühlen, Geborgenheit erfahren und beruhigt gesunden können. Lieblos gestaltete Räume sind dafür gänzlich ungeeignet, weil sie das emotionale Befinden – wesentlich für den Genesungsprozess des einzelnen Patienten – komplett ignorieren. Funktionieren muss das Patientenzimmer in erster Linie als Ort der Heilung, als Arbeitsplatz und Basis reibungsloser Abrechnung. Schließlich ist die Gestaltung des Zimmers hinsichtlich der Erlösoptimierung eine unverzichtbare Grundlage für die Abrechnung. Darüber hinaus braucht es eine Atmosphäre, die ästhetisch dem Niveau entspricht und in der sich Patienten gut aufgehoben und sicher fühlen, um angstfrei und entspannt zu genesen. Das Patientenzimmer ist mit dem zugehörigen Bad aus Perspektive der Patienten zweifellos das Herzstück eines Krankenhauses. Somit ist es für die Innenarchitektur von zentraler Bedeutung.

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Skizze eines Essplatzes im Patientenzimmer. 100% interior Sylvia Leydecker, RemsMurr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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Wohnbereich einer Patientensuite. Jim Clemes, Mutter-Kind-Zentrum Luxemburg

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Das Zweibett-Zimmer besitzt sämtliche Versorgungsanschlüsse in doppelter Ausführung. Mutter-Kind-Zentrum Luxemburg

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Eine angemessene Planung erscheint auf den ersten Blick unkompliziert, auf den zweiten deutlich komplexer, müssen doch vielerlei Anforderungen erfüllt sein, um ein funktionierendes Ganzes zu produzieren. Es lohnt sich, entsprechende Sorgfalt während der Planung an den Tag zu legen, zumal das einzelne Zimmer letzten Endes den Prototyp für eine Vielzahl von Patientenzimmern bildet. Eine Fehlplanung potenziert sich daher ebenso und verursacht über Jahre, im schlimmsten Falle über die gesamte Nutzungsdauer, unnötige Reibungsverluste und überflüssige Kosten, die wiederum vermeidbar gewesen wären.

Einbett-Zimmer versus Zweibett-Zimmer Für den Privatpatienten scheint die Leistung eines Einbett-Zimmers üblich. Das ist z.B. in Dänemark der Fall, wo im Neubau nur noch Einbett-Zimmer realisiert werden. Hingegen entstehen in Deutschlands Krankenhausneubauten durchaus Zweibett-Zimmer im Rahmen der Wahlleistung (WL). Dies bedeutet, dass die Gestaltung des Zimmers zwei Betten vorsieht, die jeweils mit den entsprechenden Versorgungsanschlüssen versehen sind, das Zimmer dennoch als Einbett-Zimmer genutzt wird oder zumindest diese Option beinhaltet. Gegebenenfalls wird das zweite Bett bei entsprechender Belegung einfach entfernt oder zugestellt. Das kann sowohl die Ausnahme als auch Dauerzustand sein. Ein Einbett-Zimmer gilt grundsätzlich als höherwertig, bietet Privatsphäre, der Patient hat die volle Kontrolle über seine Umgebung, weniger Störung und den Vorteil geringerer Infektionsrisiken. Bei Zweibett-Zimmern wird gerne die gesteigerte Sicherheit hinsichtlich der gegenseitigen „Kontrolle“ durch die beiden Patienten und soziale Interaktion angeführt. Besonders alte Menschen fühlen sich zudem zuweilen im Einbett-Zimmer unangenehm isoliert. Es steht seit langem zur Diskussion, welches Zimmer das bessere ist. Die Zimmergröße, die Nähe der Schwesternstation und die

Flexibilität der Gestaltung sind wichtige Parameter. Insgesamt decken sich hierbei die Personalund Patientenperspektive nicht. Entscheidend ist, wer die Wahl hat, Patient oder Personal. Schlussendlich entscheiden häufig die Belegungsrate und die Mitbewerbersituation über die Belegung. Bei Zweibett-Zimmern besteht die Notwendigkeit, sämtliche Ausstattungen in doppelter Ausführung bereit zu halten und deren Zugehörigkeit klar zu definieren, um eventuelle Streitigkeiten z.B. um den dritten oder vermeintlich komfortabler platzierten Handtuchhaken zu vermeiden. In jedem Fall, ob Ein- oder Zweibett, stehen aber der Komfort und die Atmosphäre des Zimmers im Mittelpunkt des Privatpatientenzimmers.

Grundriss Der Grundriss des einzelnen Patientenzimmers orientiert sich oftmals an größtmöglicher Flächeneffizienz und sieht Minimalmaße an Stell- und Freiflächen vor. Es können aber auch luxuriöse und weitläufige Flächen zur Verfügung stehen, die die Gefahr des „Horror Vacui“ bergen. Unabhängig davon ist es wichtig, dass das Bett jeweils dreiseitig frei ist, um insbesondere im Notfall allseitig agieren zu können. Optimal ist es daher, wenn der Patient direkt beim Öffnen der Tür für medizinisches Personal sichtbar ist, um einen ersten Eindruck zu erhalten und die Lage einzuschätzen. Darüber hinaus ist generell die Platzierung des Bettes der Länge nach an einer Wand problematisch für Patienten mit einseitiger Bewegungseinschränkung, die sich nur in eine Richtung orientieren können. Ein angenehmer Blick ist aus Sicht des Patienten wünschenswert: nach draußen ins Grüne, nach innen zur Tür, mit Kontrolle über die persönlichen Dinge in Nachttisch und Schrank, und schließlich auch zum Fernseher. Loses Mobiliar und Einbaumobiliar müssen sinnvoll integriert werden, sodass Arbeitsabläufe funktionieren, die Wegeführung innerhalb des Zimmers ILY…JRZPJO[PN[^PYK\UK)L^LN\UNZÅpJOLUNLNLILU

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Ein maßgeschneidertes All-in-One Einbau-Möbel nimmt mehrere Funktionen auf. GSP Gerlach Schneider Partner Architekten, Komfortstation Amrum, Klinikum Bremen-Nord, Deutschland

sind. Klassiker sind Klapptische, die groß genug sein müssen, um die Tabletts aufzunehmen, mit abgeschrägten Ecken, die an der Wand befestigt werden. Dies trägt sicher nicht zur Ästhetik bei, aber die Notwendigkeit bei minimaler Fläche Platz zum Essen zu bieten und ein Bett aus dem Raum zu bewegen, erfordert oftmals diese typischen Krankenhaus-Konstrukte. Zudem erlaubt dies auch noch im Idealfall einen guten Platz für die persönlichen Utensilien, wie Zeitschriften, Brillenhüllen, Schachteln etc.

Das Bett Das Bett ist (zweifelsohne mit dem darin liegenden Patienten) der Mittelpunkt und unterscheidet sich als „Liegemaschine“ deutlich von jedem Hotelbett. Je kürzer die Verweildauer, desto intensiver fällt die Nutzung des Bettes aus. Ausgestattet mit

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unterschiedlichster Funktionalität, wird es von der Pflegedirektion des Hauses ausgewählt. Ästhetisch betrachtet ist der Spielraum eng. Hinsichtlich der Integration in die Gestaltung des Raumes bleiben lediglich der Kopf- und Fußteil hinsichtlich ihrer Ausfachung. Zumeist werden High-PressureLaminate (HPL)-Platten verwendet, die als Standard oder Sonderfarbe des jeweiligen Herstellers verfügbar sind. Die Auswahl variiert gewöhnlich zwischen homogener Farbigkeit und bei Privatpatienten beliebter Holzoptik. Ornamente dagegen sind weniger vertreten. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass am Bett auch gerne elektronische Vorrichtungen wie ein TV-Gerät und weitere Steuerungselemente angedockt sind, die sich im Lauf der Zeit kontinuierlich und mit großer Geschwindigkeit wandeln dürften, indem die Digitalisierung im Krankenhaus voranschreitet. Sensoren sorgen für unterschiedlichsten Komfort und Kontrolle.

Bettwäsche Die Bettwäsche definiert die optische Erscheinung nachhaltig. Krankenhausbettwäsche ist per se infektionsverdächtig weil nah am Patienten, muss daher die strapaziöse, desinfizierende Reinigung in der Wäscherei aushalten und sich in die zugehörige Logistik integrieren. Idealerweise fügt sich die Bettwäsche optisch in eine anspruchsvolle Gestaltung, statt dass sich die Planung nach einer minderwertigen Bettwäsche richtet, um diese nicht kontrastreich zu betonen. Hochwertige Bettwäsche statt billiger Massenware, ein „Fritzchen“ (ein kleinformatiges Kissen) und ein dekoratives Plaid, das beim ersten Eindruck Hotelassoziationen weckt, erfreut Patienten. Betten für begleitende Angehörige sind sehr willkommen, ermöglichen sie doch eine besondere Form der Patientenbegleitung.

Krafteinsatz des Personals beim Schieben der Betten. Bezogen auf die Arbeitsprozesse zahlt es sich hinsichtlich der daraus resultierenden Zeiteffizienz aus. Patienten dagegen mögen es komfortabel.

Stauraum Seitlich des Bettes ergänzt eine Nachtkonsole das Bett. Hier verstauen Patienten gerne Dinge, auf die sie unmittelbar Zugriff haben möchten. Kleiderschränke dagegen sind weiter entfernt und nicht unbedingt im Blick. Solche, die abschließbar sind, bergen die Gefahr des Abhandenkommens der Schlüssel, bieten aber zugleich Sicherheit vor Diebstahl. Wertsachen werden im Safe aufbewahrt, was gewöhnlich im Einbauschrank der Fall ist. Ein Kühlschrank beziehungsweise eine Minibar können ebenfalls entweder im Schrank, einem weiteren Möbel oder komfortabel nah am Patientenbett in der Nachtkonsole integriert sein.

Bettenbewegung

Schränke im Patientenzimmer sind meistens fest eingebaut und schließen unmittelbar an die Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die WL-Betten Deckenunterkante an, um keine Reinigung obervon denen der Regelleistung (RL) optisch unterhalb erforderlich zu machen. Sie bieten Stauraum scheidbar sind oder nicht, ob die WL-Patienten als für die Kleidung des Patienten, eventuell für Koffer, solche unerkannt oder unmittelbar als Privatpatien- Minibar, Safe und Ähnliches. Anzahl und Art der ten identifizierbar im Haus unterwegs sind. Betten Fächer, Kleiderstange und stabile Kleiderbügel in Bewegung sollten durch alle Türen, Öffnungen (die gerne gebrandet sein dürfen) spielen dabei eine und um alle Ecken passen. Die Bettbreite beinhaltet Rolle. Die Frage der passenden Beschläge hinsichtauch befestigte Beutel und herabhängende Arme, lich Form, Material und Oberflächenbeschaffenheit die im ersten Fall nicht abgerissen und im letzten ist ebenso relevant. Die Qualität macht sich bei der nicht verletzt werden sollten. Betten besitzen groStrapazierfähigkeit bemerkbar, die hoch sein sollte, ßes Potenzial die Wände zu beschädigen, besonum keine teuren Ausfälle zu produzieren. Problemaders an neuralgischen Punkten wie Engpässen und tisch ist die Aufteilung hinsichtlich des Platzbedarfs Kurven, aber auch bei Geschwindigkeit, wenn es und der Erreichbarkeit für Patienten im Rollstuhl. eilig sein muss. Dementsprechend empfiehlt sich Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer wird daher soweit ein Wandschutz an ausgewählten Stellen bereits im möglich berücksichtigt. Stauraum für die Pflege, Patientenzimmer. das heißt ein Pflegeschrank für die entsprechenden Utensilien, ist hilfreich. Desinfektionsmittelspender Es ist sinnvoll, die Bewegungsabläufe von Patienbrauchen unbedingt ihren Platz und können in das ten und Personal nachzuvollziehen und durch eine Mobiliar integriert werden. Eine Garderobe mit zweckvolle Planung zu optimieren. Der erhöhte Roll- Spiegel bietet darüber hinaus Platz für Kleidung, widerstand von Teppichboden erfordert erhöhten auch für die Jacken und Mäntel der Besucher.

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Ausstattungsmerkmale – Stühle und Tische Bequeme Stühle, Sessel und auch Sofas sind im Privatpatientenzimmer Bestandteil, um einen gewissen Komfort zu bieten. Am Esstisch, der die Maße der Esstabletts berücksichtigt, sollten bis zu zwei Personen Platz nehmen können. Ein Sessel in Kombination mit Leseleuchte ist WL-Standard; eine geräumige Sitzlandschaft, etwa für den Besuch der arabischen Großfamilie, wäre aber auch wünschenswert. Gemusterte Sitzflächen sind weniger fleckanfällig, wenn es nicht sogar um Urindichtheit in der Polsterung geht. Desinfektionsmittelbeständigkeit ist auch hier wesentlich. Die Höhe der Rückenlehne und die Armlehnen sind definierbar und haben jeweils

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Vor- und Nachteile. So sind hohe Rückenlehnen zwar komfortabel, aber auch weniger hygienisch und schmutzanfälliger wegen des Kontaktes mit dem Kopf des Patienten (etwa bei ungewaschenen Haaren). Die Lebensdauer eines Stuhles ohne Rückenlehne dürfte daher länger ausfallen. Ein Stuhl ohne Armlehne ist filigraner und benötigt weniger Platz, bietet aber auch keine Unterstützung beim Aufstehen. Problematisch ist zudem, wenn bei einer größeren Besucheranzahl die halbe Familie auf dem Bett sitzt. Aber nur bei großzügigeren Suiten lässt sich das vermeiden, andernfalls wird der einerseits hygienisch untragbare und störende Dauerzustand anhalten, dem andererseits ein gewisser Charme innewohnt. Ein Schreibtisch mit einem weiteren Stuhl, der aber kein Bürodrehstuhl sein sollte, ergänzt das Szenario im Patientenzimmer.

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Entwurf für ein luxuriöses High-End-Zimmer für die Unterbringung eines königlichen Patienten. 100% interior Sylvia Leydecker, Jaber Al Ahmad Al Jaber Al Sabah Hospital, Kuwait

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Den Umständen entsprechend ein komfortabler Open-Air-Wartebereich eines Krankenhauses in den Tropen

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Privater Wartebereich am Empfang mit bewegter Lichtinstallation. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum Schorndorf, Deutschland

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Schrank, Garderobe und Kofferablage in sauberer Einheit. Oliver Faber Innenarchitektur, Komfortstation im JosefCarrée, Bochum, Deutschland

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10 Schnörkellose Klarheit beim Eintreten. GSP Gerlach Schneider Partner Architekten, Komfortstation, Ammerland Klinik, Westerstede, Deutschland

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11 Reichlich Ablagefläche und zwei Waschplätze. GSP Gerlach Schneider Partner Architekten, Komfortstation Amrum, Klinikum Bremen-Nord, Deutschland 12 Das WC mit beidseitig funktionalen Stützgriffen. Komfortstation Amrum 13 Großzügig wirkt die transparente Glastrennwand. Komfortstation Amrum

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Bad Eine gute Badplanung fängt damit an, dass der krankenhausübliche Terminus „Nasszelle“, der nichts Gutes verspricht, gestrichen wird. Die WL beginnt in Deutschland ab vier Quadratmetern; darunter muss sich entsprechend die RL bewegen. Die Fläche ist also gering, und sämtliche Ausstattungsdetails müssen mit Bedacht verteilt werden. Die Anordnung der bodengleichen Dusche, des WCs und des mit einem Rollstuhl unterfahrbaren Waschtisches muss wohlüberlegt sein. Stützgriffe müssen dem Patienten zwar eine Hilfe sein, dürfen aber auch nicht zu sehr „behindertengerecht“ erscheinen. Großzügige Spiegel, gutes Licht, Stauraum, Fön, Rasierspiegel, ansehnliche Handtücher und Kosmetik, dazu Handtuchheizung und großformatige Fliesen runden das Ganze ab. Großformatige Fliesen wirken nicht nur hochwertig, sondern sind auch hygienisch, weil sie einen vergleichsweise geringen Fugenanteil aufweisen. Hinsichtlich der Rutschhemmung des Bodenbelags handelt es sich um einen Balance-Akt zwischen glatter Hygiene und sicherer rauer Oberfläche.

Verdunkelung, Sonnenund Sichtschutz Vorhänge im Patientenzimmer und Textilien generell bringen eine dezent wohnliche Atmosphäre in den Raum. Die meisten Vorhänge sind leider für das Gesundheitswesen ungeeignet, weil sie nur bei niedrigen Temperaturen waschbar und darüber hinaus nicht desinfektionsfähig sind. Als Sichtschutz, um unerwünschte Einblicke zu vermeiden, reicht meist ein leicht transparenter Vorhang, wogegen als Verdunkelung ein hierfür geeigneter Stoff erforderlich ist. Idealerweise sind Verdunkelung und auch der Sonnenschutz komfortabel elektrisch vom Bett aus regulierbar.

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit meint Universal Design, Gestaltung für alle, und berücksichtigt daher Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen. Damit ist explizit nicht nur der Rollstuhlfahrer gemeint, sondern auch Menschen mit Sehbehinderung, eingeschränktem Hörvermögen oder auch das junge Paar mit Buggy. Die Erreichbarkeit der Etagen für Rollstuhlfahrer, Behindertentoiletten, Bewegungsräume und kontrastreiche, gut lesbare Beschilderung für Sehbehinderte wirken im öffentlichen Bereich unterstützend. Hinsichtlich weiterer Ausstattungsmerkmale sind Im Patientenzimmer ist dieser Anspruch nur in Ansprüche seitens der Versicherung formuliert, eingeschränktem Maß gegeben. Insbesondere die die eine einwandfreie Abrechnung für das Kranken- Minimalmaße der Bäder, die in Deutschland ab vier haus ermöglichen: von bequemen, gepolsterten Quadratmetern aufwärts als WL-abrechnungsfähige :[…OSLU\UKLPULTKPќLYLUaPLY[LU3PJO[RVUaLW[ Nasszellen gelten, berücksichtigen kaum den Wenderadius eines Rollstuhls. Bodenbündige Duschstimmungsvoller, akzentuierter Atmosphäre über becken, beziehungsweise durchgeflieste Böden, gezieltes Leselicht bis hin zum hellen Untersuchungslicht. WLAN-Zugang, Musik, TV für Arbeit für Rollstuhlfahrer unterfahrbare Waschbecken und vom Krankenlager aus und Unterhaltung gehören einsehbare Spiegel sind unverzichtbare Grundlaauch dazu. Ein guter Betreiber wird sich darüber hin- gen, um nur einige zu nennen. Griffe und Taster, aus Gedanken machen, was zu seinem Haus passt die leicht zu bedienen sind, sowie haptisch erkennund was er seinen Patienten zu bieten bereit ist. bare Merkmale geben weitere hilfreiche UnterstütAttraktive Blumendekoration, ein Obstkorb, Kosme- zung. Empfangstheken sollten einen abgesenkten tik im Bad, Bademantel, Hausschuhe und Ähnliches Bereich besitzen, der unverstellt bleiben muss, sind Annehmlichkeiten, über die man sich freut. um Rollstuhlfahrer mit verminderter Blickhöhe

Weitere Ausstattungsmerkmale

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zu berücksichtigen. Zudem sollten bereits bei der Grundrissplanung im Foyer Abstellflächen und Parkmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und Buggys vorgesehen werden.

Flure Nüchterne, langweilige und sterile Krankenhausflure, die Beklemmungen und Ängste verursachen, gehören wünschenswerterweise bald der Vergangenheit an und machen lichten angenehmen Verkehrswegen Platz, die ein Wohlgefühl vermitteln. Flure erfüllen ihren primären Zweck, indem sie als Verkehrsfläche Verbindungen zwischen

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verschiedenen Räumen schaffen. Sie verfügen über eine Signaletik, die zielführend die Wegeführung unterstützt. Flure können den Eintritt in eine andere Welt bedeuten und werden immer noch unterschätzt, obwohl sie stark prägend für den Gesamteindruck sind. Eine angenehme Atmosphäre, die Ruhe ausstrahlt, ist der ideale Begleiter für jede Wegstrecke. Flure sind meist ein- oder zweispannig, schnurgerade mit einem Fenster oder einer Türanlage am Ende, während geschwungene Flure mit Struktur die Ausnahme bilden. Da es häufig an Abstellbereichen mangelt, werden Flure als solche zuweilen zwischengenutzt. So stehen oft Reinigungs- und Speisewagen oder auch Betten im Flur umher und „zieren“ das Entrée zu den Patientenzimmern.

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14–15 Die Farbgebung der Wände, Fenster und Decken korrespondiert mit dem bunten Mobiliar. EwingCole, Children’s Hospital of Philadelphia, USA 16 Ein weißer Flur, Lichtkanten und gerundete Linienführung in Symbiose. Lepel & Lepel, ORTHOPARC Klinik, Köln, Deutschland 17 Komfortabler Wartebereich vor dem Schwesternstützpunkt. Bates Smart, Cabrini Medical Centre, Melbourne, Australien

Türen Robuste Zimmertüren für Patienten reihen sich monoton in regelmäßigen Abständen aneinander, an die sich die Türen für Funktionsräume anschließen. Flankierende Türen können je nach Funktion hervorgehoben oder unauffällig integriert sein. Türen zum Patientenzimmer können als separater Zutrittsbereich gestaltet sein und ein Gefühl abseits der Masse vermitteln, indem sie z.B. in eine Nische integriert sind. Die Privatheit und gar die Intimsphäre werden im Krankenhaus dennoch nur begrenzt geschützt, da sowohl der Zeitdruck als auch die krankenhausinterne Kultur kein angemeldetes Eintreten der Schwester, des Pflegers oder der Ärztin kennen. Eine hochwertige, hotelähnlich

erscheinende Zimmertür wertet das Zimmer dennoch auf, sorgt für einen guten ersten Eindruck und vielleicht auch ein wenig respektvolleres Eintreten. Letzteres wird bewusst von hohen zweiflügeligen Türen unterstrichen, die majestätisch den Raum öffnen. (Brandschutz)-Glastüren trennen Flurbereiche und Stationen, je nach Bedarf transparent oder uneinsehbar foliert. Taster zur automatischen Türöffnung flankieren die Türen, gegebenenfalls auch Klingeln, um den Einlass zu beschränken. Eine Ausstattung mit Sensoren kommt ebenfalls in Frage und ist insbesondere bei Geriatrie-Stationen empfehlenswert, um die betagten Patienten in Sicherheit zu behalten, Alarm auszulösen, wenn sich jemand aus

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der Station hinausbewegt und um Hinlauftendenzen demenzkranker Senioren entgegenzuwirken.

Wände Flurwände, die nicht durch Schilder dominieren, ansprechend gestaltet sind und eine angenehme Ruhe ausstrahlen, schaffen die einer Privatstation angemessene Atmosphäre. Dies kann durch ein ausgewähltes Farbkonzept, die Integration hochwertiger Kunst oder mit Bedacht ausgewählter Fotos erreicht werden, fern von Darstellungen offener Wunden, Furunkel, Wucherungen und anderer krankheitsbedingter Phänomene, die sicher weder zur Genesung, noch zum Wohlbefinden des Patienten beitragen. Wandoberflächen können schlicht in Weiß gehalten sein oder einem aufwendigen Farbkonzept folgen. Glasfaser oder Vlies mit farbigem Anstrich sowie hochwertige Wandbeläge, wie gemusterte oder texturierte Tapeten, schaffen Atmosphäre. Wandschutz in der unteren Hälfte und Kantenschutz an hochfrequentierten Stellen sind im Flur gewöhnlich zwingend, um die Wandoberflächen vor mechanischen Belastungen, wie der zu erwartenden Beschädigung durch Betten und diverse Wagen, zu schützen. Es kann einen Versuch wert sein, zunächst ohne zusätzlichen Schutz auszukommen und gegebenenfalls nachzurüsten. Zugehörige Handläufe vervollständigen das typische Krankenhausflur-Bild und sind für Patienten eine Hilfe, wenn sie denn frei zugänglich sind, was nicht immer der Fall ist. Hochwertige Handläufe aus Holz wirken edel, sind angenehm zu greifen und unterstreichen eine warme Atmosphäre.

Boden Der Bodenbelag wird mehrheitlich in der Farbgebung zeitlos gewählt, da er sehr lange

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haltbar ist. Eingearbeitete Intarsien im Belag haben oftmals funktionalen Hinweischarakter, verweisen auf Eingänge oder geben eine Wegeführung an. Genauso finden sich dekorative Intarsien, die den Privatpatientenbereich aufwerten. Übergänge und Kontrast können gewollt sein und Bereiche definieren. Typisch im Krankenhausflur sind glänzend polierte Böden, die als besonders sauber und hygienisch gelten. In Kombination mit der Beleuchtung entstehen so aber unangenehme Spiegelreflexe. Eine angenehme Privatpatientenatmosphäre sollte genau dieses Krankenhausszenario vermeiden. Die Reinigung der Böden und damit der gepflegt wirkende optische Zustand sind ein Dauerproblem. Böden werden falsch gereinigt, Schmutz in Beschichtungen regelrecht konserviert, Desinfektionsmittel nicht korrekt dosiert etc. Das Thema ist leider ein dauerhaftes. Teppiche mit zertifizierter Eignung für das Gesundheitswesen werden wegen der hoteltypischen und akustisch beruhigenden Wirkung zuweilen im Flur verlegt. Dies macht aber die Nutzung eines Staubsaugers notwendig, der eine nicht unbeträchtliche Geräuschquelle darstellt.

Decke und Beleuchtung Einfallendes Tageslicht, z.B. durch flankierende Innenhöfe, ist vortrefflich. Bei Kunstlicht werden gewöhnlich wartungsfreundlich abgehängte Rasterdecken mit Einbauleuchten eingesetzt, hinter denen sich zahlreiche Kabel und Leitungen befinden. Beleuchtung, die stattdessen seitlich orientiert ist und harmonisch Atmosphäre schafft, vermeidet das Blenden liegend transportierter Patienten. Um Kosten zu reduzieren und Energie zu sparen, werden Flurbeleuchtungen oftmals zwischenzeitlich ausgeschaltet, was der Atmosphäre nicht gerade zuträglich ist und eher an unterbelichtete, dämmrige Keller denken lässt. Energieeffizientes Licht in Form von LEDs, das vielleicht sogar den natürlichen Tagesrhythmus nachbildet, ist deutlich angenehmer und integriert sich bestens.

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18 Ein Kinderbild mit grüner Wiese, blauem See und gelber Sonne assoziiert die Leitstelle dieser Kinderstation. 100% interior Sylvia Leydecker, St. Elisabeth Krankenhaus, Essen, Deutschland 19 Freundlichkeit ausstrahlende Bestuhlung mit einfachen Mitteln. TAF, Gabriella Gustafson & Mattias Ståhlbom, Carema Healthcare Center Gullmarsplan, Stockholm, Schweden

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20 Geschwungene Stellwände und Naturbilder umfassen die Wartezonen. 100% interior Sylvia Leydecker, Radiologisches Versorgungszentrum Minden-Löhne, Deutschland

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21 Geschwungene Formensprache und Blautöne definieren den Wartebereich. Bates Smart, The Royal Children's Hospital, Melbourne, Australien 22 Skizze einer hochwertigen Lounge exklusiv für Privatpatienten. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland 23 Privatpatienten warten in einem durch Glastrennwände separierten Bereich komfortabel und entspannt. Brandherm + Krumrey, Main-Taunus Privatklinik, Bad Soden, Deutschland

Lounges Lounges sind nichts anderes als in der Krankenhausterminologie meist als Patientenküche, Multifunktions- oder auch Aufenthaltsbereich gekennzeichnete Bereiche für Privatpatienten. Hier gibt es eine Abwechslung zum Krankenzimmer, hier trifft man sich, eventuell mit Besuch, und nimmt vielleicht eine Kleinigkeit zu sich. Obst und Tee werden angeboten, häufig auch ein Buffet zum Frühstück. Boden, Wände und Decken mit harmonischer Gestaltung, dekorative und stimmungsvolle Beleuchtung aber auch Vorhänge sorgen für Aufenthaltsqualität. Je nach Größe bietet sich eine Mischung aus wohnlicher Möblierung, die an einen Club erinnert, mit bequemen Sofas und gemütlichen Sesseln oder auch eine Einrichtung mit einem leichten Bistrocharakter an. Die Entscheidung, welcher Natur die Bestuhlung ausfällt, sorgt immer wieder für Diskussionsbedarf: ohne Armlehnen, weniger komfortabel und für bewegliche Patienten gedacht, oder mit Armlehnen, die beim Aufstehen eine Hilfe bieten. Eckige Tische haben den Vorteil, dass man sie

leicht zu größeren Einheiten aneinanderreihen kann. Mit runden Tischen funktioniert das naturgemäß nicht. Andererseits sehen sie in der Nutzung aufgeräumter als eckige Tische aus, die vorzugsweise akkurat platziert am besten anzusehen sind. Stehtische sind für Patienten, denen Sitzen unangenehm ist, eine Option. Gehhilfenhalter sind zusätzlich angeraten. Summa summarum ist eine wohnliche und gehoben-privat wirkende Atmosphäre zum Wohlfühlen wesentlich.

Wartebereiche Wartebereiche können höchst unterschiedlich sein. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob es sich um solche in der Ambulanz mit enormem Durchsatz an Patienten handelt oder um den komfortablen Chefarztbereich. Bequeme Clubsessel und Kaffeemaschinen zur Selbstbedienung sowie dezente Hintergrundmusik erleichtern das ohnehin meist nur kurze Warten bei letzterem. Stuhlreihen im Flur der Notfall-Ambulanz dagegen sind häufig ähnlich denen auf Flughäfen auf

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vorbeugenden Brandschutz ausgerichtet, können aber dennoch ein erfreulicher Anblick und komfortabel sein. Loses Mobiliar mäandert im Krankenhaus gerne losgelöst durch den Raum. Patienten verstellen Stühle und Tische. Im Gegensatz zum Hotel, wo eine Hausdame darüber wacht, dass alles ordentlich platziert ist, gibt es diese Stellenbeschreibung im Krankenhaus gewöhnlich nicht. Die Konsequenz daraus ist, dass die Wirkung zuweilen dezent verwahrlost scheint. Kosten spielen natürlich auch hier eine Rolle, denn je komfortabler der Stuhl, desto teurer generell. Sitzgelegenheiten mit bequemer Polsterung, clubsesselähnlich wie auf einem Kreuzfahrtschiff oder im gehobenen Restaurant, sind gerne gesehen. Hinsichtlich der weltweit wachsenden Gruppe bariatrischer, stark übergewichtiger Menschen empfiehlt es sich entsprechend, belastungsfähige Sitze, dezent verpackt als „Zweisitzer“, vorzuhalten.

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Mit Bedacht gestaltete, raumbegrenzende Oberflächen geben Wartebereichen Charakter und definieren den Raum. Verteilt über mehrere Stationen wird aus dem „langweiligen“ Warten ein Erlebnis, das differenziert ist und Identifikation erlaubt. TV-Screens sind ein willkommener Zeitvertreib, der die subjektive Wartezeit verkürzt und das Personal vor ständigen Fragen verschont. Gezielte Wechsel im Bodenbelag definieren z.B. in Freiflächen gedachte Räume und schaffen Abgrenzung statt Bahnhofsatmosphäre. Weitere Verkehrsflächen wie Aufzugsvorräume oder Eingänge schließen sich an und verlangen nach adäquater Gestaltung, die sich im Allgemeinen über die Sitzgelegenheit, Wandgestaltung und Beleuchtung definiert. Platz für Broschüren und Lesematerial sollte vorhanden sein, um andernfalls drohendem Papier-Durcheinander entgegen zu wirken.

24 Hier warten kleine Patienten und ihre Begleitung mit Stil. NBBJ, Dubai Mall Medical Centre, Vereinigte Arabische Emirate 25–26

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Geometrische Farbanstriche ziehen sich dekorativ über Wand und Decke dieser Wartezone. raumkontor Innenarchitektur, Manus Klinik, Krefeld, Deutschland

27 Scheinbar aufgelöste Flächen sind das Gestaltungselement dieser Rezeption. TAF, Gabriella Gustafson & Mattias Ståhlbom, Carema Healthcare Center Gullmarsplan, Stockholm, Schweden

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28 Softeisfarben umgeben den Schwesternstützpunkt in dieser Kinderstation. EwingCole, Children’s Hospital of Philadelphia, USA 29 Das typische Krankenhaus-Treppenhaus, aufgehellt mit Farbe und Lichtkanten. HPP Architekten, Städtisches Klinikum St. Georg, Leipzig, Deutschland 30 Grafisch moderner Wartebereich mit Freiraum für Fantasie. 100% interior Sylvia Leydecker, Hebammenpraxis, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland

Empfang und Schwesternstützpunkt Patienten werden am besten freundlich von geschultem Personal empfangen. Ein offener Bereich, in dem das Personal ohne Barriere ansprechbar ist und eine Willkommenskultur statt abwehrender Haltung kommuniziert wird, ist gewünscht. Dienstleistung, die am Empfang beginnt, repräsentiert das Haus und sorgt bei Patienten und Angehörigen für einen ersten nachhaltigen Eindruck. Die passende, ansprechende Gestaltung schafft den dafür angemessenen Rahmen, kann aber Freundlichkeit und Aufmerksamkeit nicht ersetzen. Die notwendigen Aufnahmeformalitäten werden idealerweise in einem separaten Raum geregelt, weil Diskretion und Datenschutz im Gesundheitswesen einen besonderen Stellenwert erfahren.

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Ähnlich verhält es sich mit dem Schwesternstützpunkt, der häufig aus Brandschutzgründen einem Ticketschalter am Bahnhof gleicht und sich hinter einer Glasbox versteckt. Der Patient wird aber nicht nur empfangen und erhält den ersten Eindruck. Übersehen wird oft, dass der Patient auch hier, am Schwesternstützpunkt beziehungsweise Empfang verabschiedet wird und dieses Erlebnis ihm mindestens genauso, hoffentlich positiv, in Erinnerung bleiben wird. Fazit: Werden all diese vielfältigen Aspekte, stets im Hinblick auf die Genesung des Patienten, berücksichtigt, verknüpfen sich medizinische Dienstleistung auf hohem Niveau mit ebensolchem Komfort. Das innenarchitektonische „Healing Environment“, also das heilende Umfeld, wirkt sich auf das Verhalten sämtlicher Beteiligter aus. Es entsteht eine Wechselwirkung mit dem Raum und prägt das Befinden maßgeblich.

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Maßgebliche Gestaltungskomponenten 1

Die inspirierende Gestaltung des Wartebereichs innerhalb einer Klinik-Großstruktur schafft beruhigendes Wohlbefinden für Patienten. 100% interior Sylvia Leydecker, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland

Komplexität der Aufgabe

Worin aber manifestiert sich das alles? Abgesehen vom Grundriss, der Prozesse wie Arbeitsablauf Der Entwurf eines Patientenzimmers ist deutlich und Wegeführung berücksichtigt, sind die wesentkomplexer, als man auf den ersten Blick annimmt. lichen Gestaltungskomponenten eines PatientenDie Anordnung von Bett, Nachttisch, Leuchte, zimmers und der flankierenden Bereiche primär Schrank, Tisch und Stuhl erscheint zunächst sehr Material, Farbe, Form und Licht. Grundsätzlich überschaubar. Tatsächlich aber ist die Aufgabe sollte beim Entwurf immer das Ganze, der Gesamtder adäquaten Gestaltung eines Patientenzimmers kontext, im Blick behalten werden. Keine einzige komplex und geht über diese wenigen KompoKomponente kann aus diesem Kontext losgelöst nenten deutlich hinaus. Sie umfasst sämtliche betrachtet werden, weil die gebaute Realität den Aspekte im Hinblick auf Prozessoptimierung Gesamtkontext verlangt. Ändert sich eine der und Flächeneffizienz, sinnvolle Arbeitsprozesse, Komponenten, wirkt sich das zwangsläufig auf das die Erfüllung hygienischer Anforderungen, Gesamte aus. Ändert sich der Kontext, verändert Reinigungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit in Investition sich gleichzeitig die Gesamtwirkung. und Unterhalt – zusammengefasst Funktionalität und Ökonomie in jeglicher Hinsicht. Dies ist unmittelbar zwingend. Hinzu kommt jedoch idealerweise auch die Berücksichtigung emotionaler Bedürfnisse wie das Wohlbefinden und schlussendlich Qualität in der Gestaltung berücksichtigt die auch ästhetischer und marketingtechnischer Funktionalität, sorgt für klare Grundrisse, RaumAnsprüche sämtlicher Stakeholder.

Qualität in der Gestaltung

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folgen und Wegeführungen. Materialgerechte Konstruktion berücksichtigt sorgfältig gearbeitete Details, die sich in Planung und Ausführung ergänzen. Sie bietet Material- und Produktqualitäten, die Freude machen, das heißt nicht nur gut aussehen, sondern ihren Zweck erfüllen, haltbar sind und altern, ohne unansehnlich zu werden. Insgesamt geht es folglich um ein stimmiges Material- und Farbkonzept, ergänzt durch ein gelungenes Beleuchtungskonzept. Details wie gezielt platzierte Lichtschalter und Griffe, klare Linien, Einblicke, Ausblicke und Wegeführung schaffen Ruhe. Ein negatives Gegenstück dazu bildet sicher so mancher „Schilderwald“ im Krankenhaus: Schilder in unterschiedlichsten Formaten, Farben, Schriften, teils gar selbstgemacht, mit Heftpflaster befestigt, bunt gemalt, wahllos platziert. Gesamtgestaltung bedeutet, dass sich die passende Signaletik nach der Architektur und Innenarchitektur richtet, und nicht umgekehrt. Farben, die gerne für Leitsysteme verwendet werden, mögen zwar grafisch ansprechend und darüber hinaus funk-

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tional sein, sind aber nicht immer zugleich für die Atmosphäre des jeweiligen Raumes passend. Farben werden zur Orientierung gerne wie im Parkhaus verwendet, was den Räumen und der jeweiligen psychischen Wirkung auf die Nutzer nicht unbedingt zu Gute kommt.

Farbe Farben, die angenehm wahrgenommen werden, unterstützen die Aufenthaltsqualität im positiven Sinne. Das Farbkonzept steuert die Wahrnehmung; es kann wohlig beruhigend oder subtil anregend wirken, den Geist befreien, körperliche Funktionen unterstützen, eine Hilfe sein und unmittelbar positiv wirken. Es kann aber auch Verwirrung stiften, emotionale Verlorenheit, eine Überladung und Stressfaktor bedeuten oder gar beängstigend und bedrückend wirken. Das Farbkonzept stellt eine der wesentlichen Komponenten dar und ist Teil der innenarchitektonischen Gestaltung.

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In der allgemeinen Wahrnehmung wird ansprechende Raumgestaltung im Gesundheitswesen, unabhängig aller weiterer Gestaltungskomponenten, gerne auf Farbe reduziert. Bei dem vermeintlich einfachen Sujet meint jeder, mitreden zu können. Hell, warm, freundlich, belebend, zum Verweilen einladend sind die üblichen Attribute, mit denen erfolgsversprechende Konzepte beschrieben werden. Ein Farbkonzept, das allgemeinen Patentrezepten folgt und sich daher gerne auf Farben wie Gelb und Apricot konzentriert, weil diese mit genau den genannten Attributen verbunden werden – zuweilen noch akzentuiert von Terrakotta und dunklem Rot –, findet bei jeder Stationsleitung Zuspruch. Es gibt gewisse Farb-Trends, die sich in Krankenhäusern ablesen lassen: Was früher Weiß und OP-Grün war, wandelte sich später in Petrol, Pastellgelb, ein „Wohlfühl“-Apricot, Gelb, Terrakotta und ein trendiges Apfelgrün, das sich noch heute beim Marketing breiter Beliebtheit erfreut. Weiß gilt weitgehend als Ausschlusskriterium, wird als „steril“ mit einem negativen Image ver-

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Sonnenlichtreflexe beleben den Raum durch einen simplen Hocker aus transparentem Acryl. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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Farbe und Licht sind wesentliche Gestaltungskomponenten.

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Das Intensivzimmer als Forschungsobjekt zum Wohl der Patienten mit Lichtdecke, reduziertem Lärm und versteckter Technik. GRAFT Architekten, (T)Raumgestaltung, Campus Virchow-Klinikum der Charité, Berlin, Deutschland

sehen. Dies muss nicht zwangsläufig so sein, hat es doch durchaus seine Daseinsberechtigung und kann sogar das Gegenteil von einem sterilen Eindruck bewirken. Es kommt ganz auf den Kontext an. Ein Holzboden, angenehm texturiert weiße Wände und großzügiges Tageslicht können einen atmosphärisch angenehm hellen und lichten Raum bilden, der gepflegt und unaufgeregt wirkt und somit das passende Umfeld darstellt, um in die Natur zu blicken und zu gesunden oder auch, um konzentriert zu arbeiten. Lichtes Weiß schafft das auf diese Weise besser als beispielsweise ein liebloses Apricot oder ein blasses Gelb. Beliebte Farben wie Petrol und Orange finden sich in Logos genauso wie in der Innenarchitektur, vorzugsweise beim virtuosen Anstrich der Wände. Insbesondere durch Wandanstriche, gerne im Bestand als günstige „Pinselsanierung“ ausgeführt – das heißt die Renovierung geschieht lediglich mit Hilfe eines neuen Anstrichs – , lässt sich mit relativ geringen Kosten ein effektiver VorherNachher-Effekt bewirken. Eine allzu differenzierte

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und ambitionierte Wandgestaltung stellt sich im Unterhalt aufwendiger als eine schlichte Gestaltung dar. Grundsätzlich gilt: Je auffälliger und ausgefallener die Farbe, desto sinnvoller ist die Reduktion auf einen Akzent, wie z.B. eine dunkelrote Wandscheibe. Generell sollte eine solche Farbe auf extrem langlebigen Flächen wie Bodenbelag, die man besser neutral und zeitlos hält, vermieden werden.

Materialauthentizität

Es gibt kein Material ohne Farbe, materialimmanent oder künstlich. Die Diskussion um Materialauthentizität konzentriert sich im Krankenhaus immer wieder gern auf Holzoptik, auf den Einsatz von Holzimitat. Die einen verurteilen diese Künstlichkeit kategorisch, während andere sie wegen ihrer Vorteile nicht nur in Kauf nehmen, sondern sogar wünschen. Es wird als Vorteil betrachtet, Die Farbwiedergabe verändert sich mit der jeweidass das Bedürfnis nach gehobener Hotelatmoligen Beleuchtung. So verfügt Tageslicht über das sphäre, Wärme und wohnlichem Charakter erfüllt optimale Lichtspektrum, wogegen Kunstlicht difwird, dabei gleichzeitig die Ansprüche an die Hygiferenziert und oftmals Schwächen im Rot- oder ene eingehalten werden und das Material pflegeBlauanteil aufweist. Ebenso verändert sich die leicht ist. Holz schafft unbestritten Atmosphäre Farbwahrnehmung in Abhängigkeit von der Oberabseits aller sterilen Krankenhausoptik, erfüllt als fläche: ob strukturiert oder poliert. Farbe lässt organisches Material aber nicht die hygienischen Dinge anders wirken; so lässt Himmelblau einen Anforderungen und benötigt mindestens eine hellen Sessel leichter wirken als Nachtblau. Farbe Lackschicht. Das erklärt die Beliebtheit wird mit Geruch verbunden, wenn man etwa an von Oberflächen in Holzoptik. MaterialauthentiziViolett oder Gelb denkt. Ebenso ist Farbigkeit an tät, die Echtholz meint, und sei es als Furnier Geschlechterdenken gebunden – Schwarz wird im Mobiliar, ordnet sich dem unter. Echtholz beispielsweise mit breit und stark, also männlich als Bodenbelag wird enorm intensiv lackiert, assoziiert, wogegen Rosa zart und feminin wirkt. wobei ein Kratzer auch hier für Bakterien einen Eine Licht reflektierende grüne oder rote Wand wirkt Krater darstellt. Möbelfurnier ist relativ empfindsich verfälschend auf die diagnostizierte Hautfärlich. Diese Argumentation in Kombination mit bung eines Patienten aus. Material ist ebenso für den niedrigeren Kosten führt regelmäßig dazu, eine veränderte Farbwahrnehmung verantwortlich: künstliche Holzoberflächen in die Gestaltung der Holz, Glas, Kunststoff etc. machen einen UnterPatientenräume zu integrieren. schied. Die Farbwahrnehmung verändert sich darüber hinaus auch im Alter. All das gilt es zu beachten. Hinsichtlich des Mobiliars ist auch die Kantenausbildung von Interesse. Ein schlichter UmleiEs gilt also, Farben sorgfältig abzustimmen, mer, eine strapazierfähige Acryl-Butadien-Styrol um ein ausgewogenes Ganzes zu erhalten. (ABS)-Kante oder eine fugenlose Verarbeitung Farbdefinitionen sind nicht immer klar: Weiß ist machen qualitative Unterschiede aus. Details nicht gleich Weiß, sondern rangiert von Reindes Mobiliars, das heißt die Fachbodenstärke, weiß bis Crème; Grau ist nicht gleich Grau, von Innenbeschläge und Griffe, die qualitativ sehr Lichtgrau bis Anthrazit, usw. Farben können sich unterschiedlich hinsichtlich Material, Hygiene und „beißen“; Farben verschiedener Hersteller müssen Belastungsfähigkeit sein können, sind weitere bei der Kombination beachtet werden. Handelt es Aspekte. Auch in diesem Zusammenhang stellt sich um Standard- oder Sonderfarben? Wie sieht sich die Frage nach der Materialauthentizität. es mit der Nachlieferung aus? Unterscheiden sich Chromoberflächen oder gebürsteter Edelstahl die Liefermargen, wenn z.B. ein Bodenbelag nach- entsprechen oft nicht dem, was sie zu sein scheigeordert werden muss? Auch das sind Fragestelnen, sondern stellen beschichteten Kunststoff lungen, die ein Farbkonzept tangieren. Nuancen dar, wobei sich auch beim Kunststoff die Qualität machen in der Kombination den Unterschied. unterscheidet. Dieses Phänomen findet sich auch

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Echter Holzboden und luftige Wegeführung vermitteln Natürlichkeit. 3XN, Rigshospitalet, Kopenhagen, Dänemark

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Egal ob deutscher Nadelwald oder karibische Palmen, der Ausblick ins Grüne tut Patienten gut.

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Materialcollage mit sonnigem Akzent. TAF, Gabriella Gustafson & Mattias Ståhlbom, Carema Healthcare Center Gullmarsplan, Stockholm, Schweden

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Weiß-schwarze Kontraste, klare Linien, Holz und Wiese. Rigshospitalet

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im hochpreisigen Automobilbau: Die Fahrzeuginnenräume zeichnen sich durch die Imitation von Metall- und Carbonoberflächen auf hohem Niveau aus, was vom Besitzer deswegen oft unbemerkt bleibt. Kunstlederbezüge, die echtes Leder nachbilden, sind im Krankenhaus genauso wie im Fahrzeug zu finden. Bodenbelag und Schichtstoffe des Mobiliars sind die wesentlichen Oberflächen im Innenausbau, die nicht nur Holzoptik, sondern auch Textilstrukturen, Metall und Beton kopieren und dabei sogar mittlerweile auch die Patina mitbedenken, die als Rost und verwittertes Holz aber im Kontext eines Krankenhauses unpassend erscheint. Die Vielfalt an Material-Imitaten ist groß, etwa Kunstfaser, die Wolle oder Seide imitiert, gebeiztes Ahorn, welches exotisch dunkel daherkommt, transparenter Kunststoff, der gläsern wirkt usw. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die industriell produzierten künstlichen Oberflächen dank des

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technologischen Fortschritts kontinuierlich verbessern und zuweilen schwierig vom Original zu unterscheiden sind. Die funktionalen Anforderungen an Strapazierfähigkeit, Pflegeleichtigkeit, Hygiene (feucht abwischbar, desinfektionsmittelbeständig, urindicht, schwer entflammbar), die ökonomischen Anforderungen und das Bedürfnis nach Wohlfühlatmosphäre beziehungsweise Ästhetik sind die sachlichen Triebfedern der Entscheidung für oder gegen ein Produkt oder Material. Der Kostenfaktor spielt im Übrigen bereits in der Produktion eine Rolle, bei der allerdings die Industrie gefordert ist. Was nutzt das ultimative Produkt, der Stolz der Produktentwicklung, wenn es aufgrund seines Preises unverkäuflich ist? In Schönheit sterben möchte kein Unternehmen. Für das Privatpatientenzimmer bedeutet dies: ob ein qualitätvoller Beschlag am Schrank oder eine qualitativ hochwertige Bettwäsche – beides sollte im Idealfall möglich sein.

Multisensualität Multisensuell betrachtet ist die Wahrnehmung der räumlichen Umgebung äußerst komplex, findet in Bruchteilen einer Sekunde über sämtliche Sinnesorgane statt und ist bis heute noch nicht wirklich wissenschaftlich erforscht. Sicher ist: Es werden Millionen Impulse binnen kürzester Zeit wahrgenommen und unbewusst verarbeitet. Hinsichtlich dieser Erkenntnis, wozu die Hirnforschung in Zukunft noch einiges mehr Erhellendes beisteuern wird, kann nur der Schluss gezogen werden, sämtliche Sinne bei der Gestaltung eines Raumes zu berücksichtigen und außerdem gezielt zu beeinflussen. Beachtet man bei der Gestaltung eines Raumes lediglich die Optik, ist dies deutlich zu wenig.

Man kann so weit gehen, das Verhalten der Menschen mittels aller Register, die man bei der multisensuellen Gestaltung ziehen kann, gezielt und unverhohlen zu manipulieren. Neuropsychologisches Marketing macht sich dies in anderen Branchen bereits erfolgreich und umsatzsteigernd zu Nutze. Das Verfahren ist gar nicht so kompliziert: Es werden „Brainscripts“ abgerufen, die sich durch Erlebtes in der Erinnerung verankert haben und gezielt abrufen lassen. So passt italienische Musik wohl deutlich besser zum Spaghetti-Einkauf als etwa Heavy Metal; ein Hauch Parfum im Schlafzimmer kann im Gegensatz zu Bratwurstduft erotische Gefühle aufkommen lassen, Wellenrauschen die Sehnsucht nach Meer und Plätzchenduft den Sinn nach kuscheligen Weihnachten; Vogelzwitscher dagegen lässt an einen Frühlingsmorgen

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Rote Klatschmohnakzente beleben den Wartebereich. 100% interior Sylvia Leydecker, Radiologisches Versorgungszentrum Minden-Löhne, Deutschland

10 Kirschblüten zum Empfang. e4h architecture, Lenox Hill Hospital, New York, USA 11 Lichtes Blattgrün umgibt die Patienten angenehm, es beruhigt und entspannt. 100% interior Sylvia Leydecker, St. Vinzenz Krankenhaus, Düsseldorf, Deutschland 12 Inszenierter Lavendel verleiht dem innen liegenden Flur Attraktivität und verbindet den Innenraum mit dem umliegenden Garten. 100% interior Sylvia Leydecker, Hospiz der Stiftung Marien-Hospital, Euskirchen, Deutschland

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denken usw. Das Wissen um diesen Mechanismus kann auch im Krankenhaus angewendet werden – daher so häufig die Bilder von Wiesen, Wäldern und Blüten, die positive Assoziationen wecken sollen. So kann ein Raum funktionieren, in dem gewisse Welten produziert und Stories erzählt werden. Damit ist nicht unbedingt manipulatives Gestalten gemeint, sondern die bewusste Berücksichtigung sämtlicher Sinne zur Steigerung des Wohlbefindens von Patienten und Besuchern. Die Sinne um die es dabei geht, beziehen sich im Wesentlichen auf die optische, akustische, haptische, taktile und olfaktorische Wahrnehmung.

oder sogar ein Handschmeichler gleichsam einer japanischen Netsuke-Plastik? In der Psychosomatik kann es von therapeutischem Interesse sein, Oberflächen fein und differenziert, die Sinne schärfend, bewusst wahrzunehmen. Differenzierte Struktur und Textur zu erforschen kann dabei einer Achtsamkeitsübung gleichkommen. Oberflächen in Griffnähe können daher bewusst mit der Haptik und dem Erleben spielen. Haptische Erlebnisse können beispielsweise in der Geriatrie die Orientierung erleichtern, indem z.B. punktuell der Handlauf markiert wird, um einen bestimmten Ort, beispielsweise das eigene Zimmer, leichter aufzufinden.

Die Haptik eines Bodens wird naturgemäß nicht beim Anfassen sondern beim Begehen wahrgenommen: hart wie keramischer Fliesenbelag oder steinharter Plattenbelag, weich wie ein Teppich, Die haptische Erfahrung prägt die Atmosphäre den es übrigens auch mit zertifizierter Eignung eines Raumes relativ subtil. Wie fasst sich etwas gibt, oder fußwarm wie Holz. Sturzprophylaxe an – bewusst oder unbewusst? Ist es ein angeneh- ist wichtig, und dies nicht nur in der Geriatrie. mes Erlebnis, weich und sanft? Bietet es sicheren Um Patienten nicht zu verletzen, aber auch um Griff oder entgleitet es? Ist es rau und unangenehm Haftungsrisiken zu reduzieren, den Ärger und

Haptik

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die finanziellen Folgen zu vermeiden und den Ruf des Hauses zu schützen, steht der Bodenbelag immer wieder im Fokus. Hier geht es darum, Stolpern und Ausrutschen mit der entsprechenden Rutschhemmung zu vermeiden. Erhöhte Rutschhemmung und glatte hygienische Oberflächen widersprechen sich in einem gewissen Maß, weswegen die planerische Lösung immer entweder ein Priorisieren oder einen Balanceakt darstellt. Oberflächen von Schaltern und Griffen werden ständig angefasst und haptisch wahrgenommen, was sich bei der ergonomischen Gestaltung von Griffen wie Türdrückern darstellt, bei den immer gleichen Oberflächen von Lichtschaltern hingegen ignoriert wird. Anfassen bedeutet immer auch die Wahrnehmung von Temperatur. Handwarmer Kunststoff ist tendenziell angenehmer als kühler Stahl. Stahl und Glas können unangenehm kalt sein; ein Holzhandlauf sollte gegenüber Stahl deswegen bevorzugt werden.

Aber auch der Türgriff aus Aluminium ist wärmer und handschmeichelnder als Edelstahl.

Raumluftqualität – Temperatur Die Raumtemperatur ist ein kontinuierliches Thema in Zweibett-Zimmern, sind die Bedürfnisse hinsichtlich Zimmertemperatur und Frischluft doch häufig sehr unterschiedlich. Ist der Raum wohltemperiert oder zu warm; mangelt es an Sonnenschutz oder verbreitet die Klimaanlage arktische Kälte? Smarte Materialien wie Latentwärmespeicher/PCMs (phase change materials) sind in der Lage, Spitzen sowohl nach oben als auch nach unten abzufangen und die Temperatur in einem angenehmen Rahmen zu halten. In das Material beispielsweise einer Gipskartonwand oder eines Putzes sind Mikrokugeln mit einer Füllung aus Wachs eingearbeitet, die in

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13 Naturbilder sollen positive Assoziationen wecken. Bernd Kirchbrücher, raumlinq GmbH, Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim, Deutschland 14 Gut gemeintes Stillleben im Krankenhaus

15 Komfortable und einfache Steuerung ist unverzichtbarer Teil der gehobenen Ausstattung. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland 16 Der Patient im KrankenhausProzess als Skizze. nendo, MD.net Clinic, Tokio, Japan

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17 Empfang mit stressfreiem Wellness-Charakter vor dem Kreißsaal. 100% interior Sylvia Leydecker, Elisabeth Krankenhaus, Essen, Deutschland

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18 Clean und angenehm im Flur. Bates Smart, Cabrini Medical Centre, Melbourne, Australien 19 Anspruchsvolle Bodenintarsien veredeln die Verkehrswege. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Schorndorf, Deutschland

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einem bestimmten Temperaturbereich ihren Aggregatzustand von fest zu flüssig und vice versa ändern. Damit speichern sie Energie oder geben sie ab und wirken daher als Puffer hinsichtlich der Raumtemperatur.

Raumluftqualität – Geruch Geruchswahrnehmung im Krankenhaus fokussiert sich oftmals auf eine typische, eher unangenehme Mischung aus Desinfektionsmittel und warmem Essen. Gute Luft bedeutet nicht nur die Abwesenheit unangenehmer Gerüche, sondern auch das Vorhandensein von Wohlgerüchen. So gibt es zumeist im Patientenzimmer das Bedürfnis nach Frischluft, was auf einen gepflegten Raum hindeutet. Auch Blumen können die Genesung fördern. Dass Wohlgerüche den Geist umschmeicheln, wusste man schon in der Antike und setzte natürliche Düfte wie Blüten und Räuchermischungen gezielt ein. Künstliche Beduftung ist problematisch, weil sie nicht selten überflüssige und unangenehme allergische Reaktionen provoziert. Gerüche können aber auch durch den Einbau neuer Materialien entstehen: Insbesondere leicht flüchtige Stoffe können z.B. im Zuge einer Modernisierung auffällig werden, sind aber harmlos und verfliegen bald.

Geruch als Indikator M…Y:JOHKZ[VќL Gerüche können, wie im Fall von Formaldehyd, einen Hinweis auf gesundheitlich unzuträgliche oder sogar giftige Stoffe in der Raumluft geben. Sie diffundieren aus Produkten und Materialien und lösen teils massive Beschwerden aus. Das Personal, diesen Gerüchen ständig ausgesetzt, ist davon besonders betroffen. Das Sick-Building-Syndrom (SBS) führt zuweilen sogar dazu, dass Gebäude unbenutzbar sind.

Bodenbelag Millionen Quadratmeter im gesamten Krankenhaus erfordern immer wieder einen kritischen Blick auf die Wahl des passenden Bodenbelags. Linoleum gilt als sehr natürlicher Bodenbelag, ebenso wie Kautschuk, der mit dem europäischen EPDUmweltlabel ausgestattet sein kann. Vinylböden werden beispielsweise phthalatfrei produziert und natürliches Material wie Kork wird integriert, um den PVC-Anteil generell zu reduzieren. Petrochemische Ausgangsstoffe werden zu Gunsten nachwachsender Rohstoffe ersetzt, Beschichtungen werden optimiert. Die Abwesenheit von Chlor ist für den Brandfall vorteilhaft. Die Fläche ist enorm. Dabei ist nicht nur der Bodenbelag relevant, sondern auch der für dessen Einbringung verwendete Kleber. Kompliziert wird es, wenn nicht das einzelne Material, sondern dessen Menge die kritische Masse darstellt und zulässige Grenzwerte überschreitet, oder unterschiedliche Einzelkomponenten eine gefahrvolle chemische Zusammensetzung ergeben. Systemanbieter beispielsweise beim Bodenbelag beherrschen die Klaviatur der Systemkomponenten wie Belag, Kleber und Beschichtung, die sich miteinander vertragen und funktionieren, weil aufeinander abgestimmt. Indoor Air Quality, die Luftqualität im Innenraum, wird zunehmend wichtiger. Fazit: Ein Patientenzimmer ist kein Labor, das planende (Innen-)Architekturbüro genau so wenig und stößt daher an Grenzen, wenn es um komplexe chemische Prozesse geht. Das körperliche Wohlbefinden hinsichtlich der Raumluftqualität lässt sich durch die vorgenannten Komponenten Klimatisierung, Belüftung, Materialauswahl und Reinigung positiv beeinflussen.

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Nachhaltigkeit und Umwelt

umzuwälzen. Einzig kann man versuchen, es so gut wie möglich zu machen, mit den besten Prognosen Nachhaltigkeit macht sich allgemein an der Nutund größter Flexibilität, um für die Zukunft gerüstet zung und dem Gebrauch fest. Nachhaltigkeit zu sein und sich anzupassen und zu reagieren. bedeutet nicht zwangsläufig größte Effizienz, Denn, um es mit Darwin zu halten: Es überleben sondern eben auch Suffizienz. Was wird gebraucht, nicht die Stärksten, sondern die Anpassungsfälässt sich eventuell mit weniger Aufwand oder higsten. Reaktionsfähigkeit ist also gefragt, die Mitteln mehr umsetzen und bedeutet das nicht viel Flexibilität voraussetzt. eher eine zukunftsgerichtete Herangehensweise? Flexible Räume im Krankenhaus, die sich veränder- Als Reaktion auf die zunehmende Umweltgeten Prozessen anpassen, gelten daher als Gebot fährdung und die damit zusammenhängenden der Stunde, um zukunftsfähig zu bleiben. Ändert steigenden Kosten ist ökologisches Bewusstsein sich nur einer der flankierenden Parameter, ändern gefordert. Ökologisch verträgliche Materialien sich die Anforderungen und damit die Lösung. und Produkte, die in der Innenarchitektur eines Sämtliche Parameter für die Zukunft vorauszuseKrankenhauses verplant werden können, sind hen, ist grundsätzlich nicht möglich. Oftmals gibt zunehmend auf dem Markt und gar in der Masse es nicht planbare Entwicklungen, weil eben ein ein- verfügbar. Produkte, die aus nachwachsenden ziger Parameter Potenzial hat, das Gesamtgefüge Rohstoffen produziert werden, keine endlichen

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Ressourcen verbrauchen, energieeffizient unter fairen Bedingungen produziert werden, nach Möglichkeit regional sind und von Unternehmen hergestellt werden, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen, für die Corporate Social Responsibility keine Farce ist und die kein „Greenwashing“ betreiben, sind wünschenswert. Innovative Produkte, seien es Mobiliar, Möbelbauplatten, Beschichtungen, Polsterstoffe, Bodenbeläge, Tapeten, Anstriche, Vorhänge oder Leuchten, erobern langfristig den Markt. Die Industrie arbeitet beständig an neuen Technologien, verbesserter Produktion und optimierten Produkten mit neuen Möglichkeiten. Zu oft wird sich auf das fertige Material oder Produkt fokussiert und darüber hinaus der gesamte Lebenszyklus übersehen. Das Vorleben, der Produktionsprozess, der meistens die größte Umweltbelastung im Leben eines Produktes darstellt, ist ebenso ein großes Thema. Genauso verhält es sich mit dem Nachleben, der Entsorgung oder dem Recycling, die mindestens genauso wichtig sind. Zertifikate wie der lange bekannte und gut etablierte „Blaue Engel“ oder aber auch die „EPD Environmental Product Declaration“, oder das Label der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.) schaffen eine Vertrauensbasis und Ori-

entierung. Produkte, die sich durch die Schonung von Ressourcen und reduziertem CO 2 -Abdruck in der Gesamtbilanz auszeichnen, sind ebenso wie Cradle-to-Cradle-Ansätze („von der Wiege zur Wiege“, im Gegensatz zu Cradle-to-Grave „von der Wiege zum Grab“) zunehmend gefragt. Der verwendete Rohstoff sollte generell ein sicherer sein. Das Bauwesen ist eine Branche, in der es Innovationen schwer haben, was meist an der baulichen Zulassung, einschlägigen Normen und Haftungsrisiken liegt, die beherrschbar bleiben müssen. Innovative Produkte erobern nur mühsam den Massenmarkt und weisen deswegen einen höheren Preis als übliche Standardprodukte auf. Daher setzen sie sich schwer in der Vergabe durch und sind entsprechend schwierig zu realisieren. Qualitätvolle Produkte besitzen ihren Preis und werden oft verdrängt, wenn es vergleichbare (nachgemachte) Produkte oder gar Plagiate gibt, die günstiger zu haben sind. An dieser Stelle zeigt sich die Problematik einer neutralen Ausschreibung und Vergabe, die ohne die Rüge eines Mitbietenden und damit einer kostspieligen Zeitverzögerung einhergeht. Rügen werden gerne eingesetzt, indem Lücken in der Ausschreibung genutzt

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20 Schlichte kreisförmige Öffnungen und der Baum verbinden Innen und Außen. TAMassociati, Paediatric Centre, Port Sudan, Sudan 21 Im attraktiven Eingangsbereich korrespondiert die grüne Living Wall mit der gegenüberliegenden Kunstinstallation. Schmucker und Partner, Ethianum Klinik, Heidelberg, Deutschland

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22 Loungeskizze „Out of the blue“ schafft Entspannung zusammen mit dem passenden akustischen Hintergrund. 100% interior Sylvia Leydecker, Radiologisches Versorgungszentrum Minden-Löhne, Deutschland 23 Kunststoffhocker und saubere Anschlussdetails unterstützen die Hygiene. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland 24 Nahtlos verlegte Bodenintarsien schaffen Atmosphäre und Hygiene. 100% interior Sylvia Leydecker, Privatklinik Josephinum, München, Deutschland

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werden, um Beschwerde einzulegen, wenn nicht dasjenige bietende Unternehmen, sondern der konkurrierende Mitanbieter den Zuschlag erhalten hat. Unabhängig der Frage von Qualität und/oder Innovation – gewöhnlich steht nicht die Umwelt im Fokus, sondern die Investitionskosten.

Konstruktive Details Oberflächen gehen als raumbegrenzende Flächen ineinander über. Die Anschlussdetails von Boden zu Wand sind dabei beispielsweise ein neuralgischer Punkt – so etwa die Sockelbereiche: Bei einem Vinylboden in beliebter Holzoptik ist es zweifellos optisch unpassend, wenn sich dieser hygienisch optimal im Hohlkehlsockel die Wand hinaufwindet. Hohlkehlsockel sind hinsichtlich ihrer Reinigung und der damit verbundenen Hygiene erste Wahl und ihre Ausführung erfordert besonders an den Raumecken Können, damit keine Risse entstehen. Selbst kleine Fugen und Risse stellen riesige Angriffsflächen dar, weswegen die Ausbildung der Anschlüsse von großer Wichtigkeit ist. Stoßkanten im Belag sind kritisch, weil hier die Gefahr von Fugenbildung, zu großen Abständen und damit unkontrollierbaren Zwischenräumen entsteht, in denen sich Dreck sammeln und Schimmel bilden kann. Echtholz ist selbst in lackiertem Zustand Kratzern ausgesetzt und bietet Keimen eine Angriffsfläche. Silikonfugen sind Wartungsfugen, die besonders im Bad, in dem für Bakterien ideale warme und feuchte Zustände herrschen, Nässe und Schimmel hervorrufen können. Zu vermeiden sind im Idealfall sämtliche Ritzen, Fugen und Ähnliches, Stellen die unerreichbar sind – etwa sehr hohe Schränke und Verkleidungen, die nicht unmittelbar an die Deckenunterkante anschließen – schlecht verschraubtes Mobiliar und tiefe Zwischenräume in Polsterungen.

Klang Die akustische Wahrnehmung, der Klang, prägt die Atmosphäre eines Raumes mehr als man meint, und bedarf daher verstärkter Aufmerksamkeit. In einem Patientenzimmer hört man vieles: Gespräche, Fernseher, Husten, Schritte im Flur, Scheppern, Wischgeräusche, Stimmen etc. dringen herein. Die ausschließliche Anwesenheit schallharter, den Schall reflektierender Oberflächen, wie z.B. glatte Oberflächen der Möbel und Böden in Kombination mit großformatiger Verglasung, kann äußerst unangenehm sein, weil hier eine hallige Akustik entsteht. Darüber hinaus leidet in derartigen Räumen die Hörsamkeit. Der Klang eines Bodenbelags beim Begehen erweitert die Wahrnehmung und besitzt atmosphärische Wirkung: Bei einem Teppich werden die Schritte leise, bei keramischen Fliesen eher laut wahrgenommen, je nach Sohlenbeschaffenheit. Oftmals stehen im Krankenhaus unterschiedliche Perspektiven im Konflikt miteinander, so auch hier: Großzügige Fenster, die den Blick ins weite Grün freigeben, sind einerseits erstrebenswert und fördern das wichtige „Healing Environment“, andererseits konterkarieren sie genau das, indem sie die Halligkeit im Raum forcieren und daher flankierende Maßnahmen erfordern, um die Akustik zu optimieren. Die Geräusche medizinischer Geräte kommen hinzu.

Akustik Unruhe und Lärm stören die Genesung, verhindern Entspannung und sind damit der Gesundheit im Allgemeinen nicht dienlich und noch viel weniger dem gewünschten Gesundungsprozess der Patienten. Für das Personal stellt ständiger Lärm eine Stress verursachende und damit krank machende Dauerbelastung dar. Ruhe ist angenehm,

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Lautlosigkeit und absolute Stille dagegen nicht, denn ein Patient benötigt Geräusche, am besten menschlichen Ursprungs um sich herum, um sich nicht allein, einsam und verlassen zu wähnen, sondern Geborgenheit zu empfinden. Mit Hilfe entsprechender Oberflächen kann übermäßiger Lautstärke aktiv begegnet werden. Akustische Lösungen wie Akustikdecken, z.B. in einem Foyer, Akustikputze oder auch Akustikpaneele können eine ideale schalldämmende Wirkung gegenüber Luftschall entfalten. Schalldämmende Türen sorgen für Diskretion und Privatheit.

Sichtschutz Das Bedürfnis nach Privatheit beginnt im Privatzimmer bereits bei der Zutrittsbefugnis in entsprechende Bereiche. Im Normalzustand kann ein Patientenzimmer unmittelbar betreten werden; besondere Bereiche wie eine private

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Lounge oder auch Komfortstationen werden zuweilen durch Zutrittsberechtigung mittels RFID-Chips (RFID = radio frequency identification = Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen) geregelt. Im Extremfall werden Patienten von Bodyguards protegiert. So halten sich die Patienten in den für sie bestimmten Bereichen auf. Einblick in diese andere Welt wird z.B. durch satinierte Glastüren verhindert. Ebenso verhält es sich beispielsweise bei Pavillonbauweisen mit gegenüberliegenden Zimmern, die entsprechenden Sichtschutz meist durch Vorhänge oder Jalousien erhalten. Innerhalb des eigentlichen Patientenzimmers sind Sichtschutzvorhänge von Vorteil, wenn es sich um Zweibett-Zimmer handelt oder aber auch, wenn Untersuchungen oder die Benutzung der Bettpfanne erforderlich sind, während Angehörige im Raum bleiben. Diskretion und damit ein Minimalmaß an Privatheit wird bereits durch einfachen Sichtschutz ermöglicht.

Licht Grundsätzlich wird zwischen Kunst- und Tageslicht unterschieden. Hinsichtlich ersterem gilt generell: Funktionales Licht erlaubt Orientierung, Untersuchung und Diagnose, atmosphärisches Licht sorgt für das Wohlfühlen. Natürliches Tageslicht schafft Wohlbefinden. Es strukturiert den Tagesablauf von früh bis spät, indem es die Zusammensetzung der Rot und Blauanteile variiert und damit den Biorhythmus der Menschen steuert. Dieser natürliche Rhythmus des Tageslichts wird durch ein sogenanntes circadianes Licht im Krankenhaus künstlich simuliert. Schutz vor unerwünschtem Tageslicht geschieht durch Verdunkelung oder auch eine Beschattung, die grelles Licht sanft filtert. Idealerweise lässt sich der Lichteinfall komfortabel vom Bett des Patienten aus elektronisch steuern.

Künstliches Untersuchungslicht, das die für eine Diagnose erforderliche Nennbeleuchtungsstärke erreicht, ist essentiell. Atmosphäre wird geschaffen mittels einer differenzierten Beleuchtung und unterschiedlichen Lichtszenarien durch die Kombination von Akzentbeleuchtung, Punktstrahlern, Wallwashern, die eine Wandfläche beleuchten und inszenieren, etc., sämtlich hygienisch, reinigungsfähig und ohne den Einsatz unzähliger verschiedener Beleuchtungsmittel, die das Facility Management verkomplizieren. LEDs als energieeffiziente Form der Beleuchtung sind mittlerweile weit verbreitet. Eine separate und anwendungstaugliche Leseleuchte für Patienten ist zudem komfortabel. Außerdem empfiehlt sich eine Sturzprophylaxe durch ein sogenanntes nächtliches „Pantoffellicht“, das automatisch bei Bewegung leuchtet. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit sind LEDs mit ihrem niedrigen Energieverbrauch das präferierte Leuchtmittel. Im Unterhalt empfiehlt es sich, die Verschiedenheit der Leuchtmittel auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

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25 Die transluzente Trennwand mit grafischem Ornament schafft Sichtschutz und gleichermaßen Durchblick für den angrenzenden Wartebereich. 100% interior Sylvia Leydecker, Hebammenpraxis, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 26–27 Eine ungewöhnliche Perspektive in der psychiatrischen Klinik: Statt der Türen öffnen sich hier Teile der Wände. nendo, MD.net Clinic, Tokio, Japan

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28 Differenzierte und indirekte Beleuchtung ist wesentlich für die Atmosphäre. dwp, Jaypee Medical Centre, Noida, Indien 29 Tageslicht schafft Aufenthaltsqualität, und die Farbigkeit von Fassade und Innenraum korrespondiert. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland 30 Smarte Steuerung von Licht bis Akustik ist Bestandteil dieser High-End Lounge. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Schorndorf, Deutschland

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Smarte Anwendungen

Die digitale Patientenakte, virtuelle Ferndiagnosen etc. gehen damit einher. Die komplette und bequeme Steuerung der unterschiedlichen Funktionen erlaubt ein Ineinandergreifen der Systeme, Entwicklungen in der Lichttechnik werden in Zukunft erfordert die Beherrschung der Schnittstellen und immer stärker durch jene in der IT bereichert werdie Gewährleistung von Sicherheit. Der Nutzen den. Leuchtende Folien wie OLEDs mit interaktiver besteht im Komfort und in der Energie- und KostenTouch-Oberfläche beispielsweise verbinden diese effizienz. Geräte melden an das hauseigene Facility Bereiche. Ein smartes Patientenzimmer, das dank Management, sobald eine erneute Wartung fällig Mikrosystemtechnik mittels Sensoren und digitaler wird. Die technisch-pragmatische Versorgung der Steuerung diverse Funktionen beinhaltet, ist schon Patienten werden partiell Roboter übernehmen, bald vorstellbar. Dazu gehören dann Steuerungswie sie beispielsweise in San Francisco, ganz in der möglichkeiten für die Temperaturreglung, das Nähe des Silicon Valley, vereinzelt auf Stationen Öffnen und Schließen von Türen, das Betätigen bereits im Einsatz sind. Final lassen sich mit der der Verdunkelung am Fenster, das Dirigieren der Integration immer smarterer Lösungen NutzungsBeleuchtung und, last but not least, das Bedieprofile erstellen und Verhalten steuern, sowohl der nen des Entertainment Centers – ob an der Wand Patienten als auch des Personals, die die Arbeitsoder direkt am Bett – mit TV, VOD (Video on abläufe für alle Beteiligten optimieren werden. Demand), Musik, Spielen und Internet.

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Die Gestaltung salutogener Krankenhäuser und Patientenzimmer

31 Die edle Kombination von Grau und Holz wird von Kunst flankiert. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

Alan Dilani

Forschungsergebnisse im Bereich Salutogenese bestätigen den Beitrag der Architektur, die den Architekten und Designer inspiriert, eine Umgebung zu gestalten, die die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten fördert. Bei der grundsätzlichen salutogenen Gestaltung werden Umgebungen geschaffen, die dem Wohlbefinden von Patienten und Personal dienen. Ziel ist es, die notwendige medizinische Versorgung in einem anregenden Umfeld sicherzustellen, welches den Heilungsprozess unterstützt und darüber hinaus ein angenehmes und effizientes Arbeitsumfeld für das Personal bietet. Einen salutogenen Ansatz zu verfolgen bedeutet, das Fachwissen und die Kompetenz verschiedenster Bereiche, wie Architektur, Medizin, Gesundheitswesen, Psychologie, Design und Technik sowie Kultur, Kunst und Musik, auf kreative und innovative Art zu kombinieren. Das Hauptmerkmal der salutogenen Gestaltung besteht in positiven psychosozialen Faktoren, die Ängste abbauen und das Selbstempfinden der Person unterstützen, indem sie dazu einladen, auf geistiger und sozialer Ebene mit der Umgebung zu interagieren. Eine freundliche und angenehme Umgebung, welche die Phantasie der Patienten und Besucher anregt und den Dialog fördert, hat einen posi-

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tiven psychologischen Effekt, der die Ängste mildert, die Patienten oft in nicht vertrauten und medizinisch-zentrierten Krankenhausumgebungen empfinden. Eine salutogene Herangehensweise fokussiert auf positive Faktoren, die das Wohlempfinden unterstützen, im Gegensatz zu einer uninspirierten, reizarmen Gestaltung. Die International Academy for Design & Health führte umfangreiche empirische Studien zur salutogenen Gestaltung von Gebäuden im Gesundheitswesen durch und prüfte Hunderte von Artikeln und Schriften zur physischen Umgebung, Gesundheit und Verhaltensweisen, um die Vorteile einer psychosozial unterstützenden Gestaltung und den Einfluss dementsprechend anspruchsvoll gestalteter Räume auf Gesundheit und Wohlbefinden zu ermitteln und zu erklären.

Salutogene Patientenzimmer Patientenzimmer sollten die Bedürfnisse von Menschen aller Altersklassen und Größen berücksichtigen und als einladende und angenehme Räume für jeden Nutzer gestaltet werden, insbesondere hinsichtlich der Gemeinschaftsräume, in denen Patienten und ihre Familien zusammentreffen.

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Im Royal Children’s Hospital in Melbourne wurden die Patientenzimmer als geschützte und freundliche Innenräume mit Ausblick auf den angrenzenden Park gestaltet. Vom Bett aus kann der Himmel betrachtet werden. Eltern und/oder Pfleger können im selben Zimmer auf einem Gästebett übernachten. Die Verbindung mit der natürlichen Umgebung durch das Fenster trägt zur Genesung der Patienten bei. Kunst verschönert nicht nur die Räume sondern dient auch als positive Ablenkung während der Untersuchungen und Behandlungen. Die Dekoration sowie die Wände im Royal Children’s Hospital verwenden eine Metaphorik, welche die Natur Australiens widerspiegelt. Somit sind sie sowohl schön anzusehen als auch pädagogisch wertvoll. Die Abbildungen sind thematisch mit den Kernbe-

reichen des Krankenhauses verbunden. Diese Art positiver Ablenkung in den Behandlungszimmern wirkt anregend und gibt den Patienten ein Gefühl der Kontrolle, damit sie sich weniger verwundbar und während der Behandlung entspannt und behaglich fühlen. Kunst ist sowohl kreativ als auch belebend. Sie ruft lebensbejahende Empfindungen hervor und fördert das Wohlbefinden von Patienten und Besuchern. Auch auf das Personal wirkt Kunst als positive intellektuelle Stimulation. Der Schwerpunkt der salutogenen Gestaltung von Patientenzimmern liegt daher in der Schaffung von Umgebungen, die Stressfaktoren minimieren und die Patienten dabei unterstützen, das mit Krankheit und Krankenhausaufenthalt assoziierte Stresslevel besser zu verarbeiten.

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Biografische Therapie ist das Prinzip dieser Wandgestaltung. 100% interior Sylvia Leydecker, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland

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Stars aus vergangenen Zeiten werden von Demenzkranken wiedererkannt und sorgen für ein positives Lebensgefühl. Krankenhaus Maria-Hilf

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Ein erdiger Boden schafft das Gefühl von Sicherheit; die warmen Farben abseits aller Sterilität schaffen Wohlbefinden. Krankenhaus Maria-Hilf

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Fokus: Alter und Demenz

Die demografische Entwicklung eines Großteils der Industrieländern dieser Welt, wie beispielsweise Japan und Deutschland, gibt besonderen Anlass, sich mit einer stetig älter werdenden Gesellschaft und damit auch einer Steigerung der zu erwartenden Patientenzahl auseinanderzusetzen. Die Bevölkerungsstruktur verzeichnet proportional eine deutliche Zunahme der Anzahl älterer Menschen, die viele aktive Jahre verbringen und sich durchaus bester Gesundheit erfreuen, früher oder später jedoch Krankenhausaufenthalte benötigen und außerdem pflegebedürftig werden. Dies soll nicht bedeuten, dass jeder einzelne Mensch die gleiche Entwicklung durchläuft, denn jeder altert individuell anders. Unabhängig davon erfordern demenziell und kognitiv eingeschränkte Patienten einen Mehraufwand für das Krankenhaus, sowohl hinsichtlich der Zuwendung zum Einzelnen als auch im Hinblick auf die vergleichsweise längere Verweildauer. Krankenhäuser reagieren auf diese Entwicklung im Allgemeinen durch den Aufbau geriatrischer Sta-

tionen. Alte Menschen im Krankenhaus, das heißt in der Geriatrie, sind losgelöst vom primären Krankenbild häufig multimorbid. Das bedeutet, sie sind mehrfach körperlich eingeschränkt, indem sie beispielsweise schlecht zu Fuß und wenig beweglich sind oder die Sehkraft und/oder das Hörvermögen nachgelassen hat; auch Erkrankungen wie Diabetes, Inkontinenz, Gicht oder Rheuma usw. treten häufig auf.

Verringerung von Gefahrenpotenzialen im Raum Die eingeschränkte Sehkraft macht sich in der Orientierung besonders bemerkbar. Das Alter wirkt sich sowohl auf das Scharfsehen als auch auf die Farbwahrnehmung aus. Eine Erleichterung stellt große Schrift auf kontrastierendem Untergrund

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dar, genauso wie eine deutliche Farbigkeit, beispielsweise ein Stuhl, der sich klar erkenntlich vom Untergrund abhebt. Spiegelnd blank polierte Böden verunsichern beim Laufen und verursachen zuweilen dramatische Stürze. Stolperfallen gilt es zu vermeiden, seien sie real durch Niveauunterschiede am Boden oder nur vermeintlich, weil ein kontrastierender Belag für eine Stufe gehalten wird. Unzuträgliche Kontraste entstehen bei Belagswechsel von einem Bereich in einen anderen oder auch bei Intarsien und Übergängen. Blauer Bodenbelag hingegen wird gezielt eingesetzt, um unerwünschte Hinlauftendenzen einzuschränken: Das Blau wird fälschlich für Wasser gehalten und stellt daher eine von Krankenhausseite intendierte Barriere dar. Türen und Laibungen, die sich farblich Ton in Ton in die Wandoberfläche integrieren, werden übersehen und verschwinden so unauffällig getarnt. Patienten können auf beide Weisen davon abgehalten werden, unerwünschte Bereiche zu betreten. Das betrifft Treppenhäuser genauso wie Funktionsräume.

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Ausreichende, blendfreie Beleuchtung und das Vermeiden von irritierenden Schlagschatten sind wichtig, wenn es um die Ausleuchtung geht. Herumliegende Kabel können ebenfalls schnell zur Stolperfalle werden und das nicht nur für Senioren. Mobiliar muss kippsicher sein, weil sich gerne abgestützt wird, was genauso zum Fall führen kann. Ein Sturz im Krankenhaus zieht bei dieser Patientengruppe besonders häufig Konsequenzen nach sich, weil mit Brüchen zu rechnen ist, die nicht nur langwierige Folgen haben können. Obendrein sind die Haftungsrisiken erheblich, denen sich das Krankenhaus aussetzt und die zum Großteil vermeidbar sind. Mittels einer demenzgerechten Gestaltung können insgesamt das Wohlgefühl gesteigert und Verhaltensauffälligkeiten reduziert werden.

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Alte Menschen erhalten ihre Kompetenzen. Feddersen Architekten, Kompetenzzentrum Demenz, Nürnberg, Deutschland

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Ein wohnlicher Sitzbereich mit individuellen Möbeln. Kompetenzzentrum Demenz

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Individualisierbare Türbereiche unterstützen die Orientierung. Kompetenzzentrum Demenz

Demenziell erkrankte Patienten leiden häufig an Orientierungsschwierigkeiten, denen anhand gestalterischer Mittel begegnet werden kann. Orientierungspunkte wie eine Uhr, ein Sofa oder eine Bank können – strategisch platziert – die Wegeführung unterstützen, Patienten zum Umkehren bewegen und hilflose Orientierungslosigkeit vermeiden helfen. Markant platzierte Ausstattungsgegenstände können der Orientierung als Gedankenstütze helfen. Dem Bewegungsdrang kann entsprochen werden, indem Rundlaufwege geschaffen werden. Wegen der Gefahr der

Dehydrierung wird dem zuweilen aber auch just durch einfache und geradlinige Wegeführung entgegengewirkt. Orientierung hinsichtlich der Tageszeit und strukturierte Tagesabläufe, die sich beispielsweise nach dem Tagesablauf der Patienten und nicht nach dem Personalplan richten, sind wünschenswert und schaffen Lebensqualität. Dies kann durch circadianes Licht unterstützt werden, das den eigenen Biorhythmus und somit auch den Schlafund Wachrhythmus positiv beeinflusst.

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Badezimmer

Woodstock-Atmosphäre, etwa mit Patchwork-Decken und bunten Skulpturen oder Lava-Lampen, Bei der Anordnung der Sanitärobjekte im Bad ist es die sich sonst nur in Snoozle-Räumen finden, am besten, wenn das WC sich in direkter Blickrich- hilfreich sein. Für andere ältere Menschen könnte tung beim Türöffnen zeigt, um sofort gefunden zu es wiederum eine Raum-Gestaltung von großzüwerden. Andernfalls besteht das Risiko, dass die giger Eleganz, die an Christian Dior und französiToilette übersehen wird und die Tür unverrichteter schen Chic denken lässt, sein. Jede Form hat ihre Dinge wieder geschlossen wird. Genügend StützDaseinsberechtigung, und eine Variabilität wäre griffe, die sich kontrastreich abheben, die Versehr wünschenswert. meidung von Schlagschatten, ein Duschhocker, die bodengleiche Dusche sowie ein rutschhemmender Boden, sind Funktionalitäten, die das Dasein im Krankenhaus erleichtern.

Multisensualität

Multisensualität spielt bei demenzkranken Menschen eine große Rolle, weil diese Patientengruppe besonders emotional reagiert. Angenehmer Duft kann Wohlbehagen unterstreichen, der Essensgeruch an die nötige Nahrungsaufnahme erinnern. Biografische Therapie ist bei Demenz ein sehr Dezente Musik aus den besten Jahren kann Wohlgutes Mittel, um Potenziale zu nutzen und noch vor- gefühl und Vertrautheit hervorrufen. Das Krankenhandene Kompetenzen zu aktivieren: Gegenstände haus ist in einer solchen Situation schnell vergesaus der jeweiligen Biografie, seien es Fotos von sen. Ungebührliches und gar aggressives Verhalten Stars vergangener Zeiten, Einrichtungsgegenkann damit nicht zwangsläufig verhindert, aber stände wie der altmodische Schallplattenspieler, verringert werden. das Sofa, die Wohnzimmerstehleuchte, das Spitzendeckchen, die Liebe zum Malen, die alte Leidenschaft zum Klavierspielen oder das verschüttete Talent zum Tanzen mit dem entsprechenden Raum dafür. Denn es geht nicht nur um die Optik, Böden in erdigen Farben vermitteln Sicherheit. sondern auch um Akustik und andere Sinne. Ein glänzend polierter Boden jedoch ruft, unabhängig von der Farbe, Unsicherheit beim Gehen und Hinsichtlich der biografischen Therapie bei alten Angst vor dem Ausgleiten hervor. Blauer Boden Menschen fällt in der derzeitigen Praxis auf, kann fälschlicherweise für Wasser gehalten werden. dass bei Einrichtungen für Senioren die Atmosphäre des „Gelsenkirchener Barock” häufig vorherrschend scheint. Dies spricht aber nicht jene Menschen an, die ihr Leben in einem anderen Ambiente, etwa in einer Bauhaus-Architektur, einer designorientierten und von moderner Formensprache geprägten Umgebung verbracht haben. Hier wäre für eine sinnvolle biografische Therapie eine Einrichtung in Bauhaus-Möbeln und -Räumen angebracht, also pure Flächen und klare Linien statt Plüsch und Schnörkel. Bei anderen Biografien könnte auch Kunst, Pop-Art oder eine

)PVNYHÄZJOL;OLYHWPL mittels Gestaltung

Farben und Muster

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Die Lounge mit Plattenspieler spricht den Hörsinn an und produziert gute Laune bei den Senioren. 100% interior Sylvia Leydecker, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland

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Das Bad in der Geriatrie ist überaus funktional, aber dennoch angenehm durch sein Farbkonzept. Krankenhaus Maria-Hilf

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Mustercollage der Geriatriestation. Krankenhaus Maria-Hilf

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10 Charmante Patina im echten Leben an einer Hauswand. Das Altern betrifft alles und jeden.

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Gelbtöne, akzentuiert auch Terrakotta und Apricot, bieten sich für eine warme und geborgene Atmosphäre an. In Bereichen für Senioren werden diese Farben häufig inflationär eingesetzt. Eine Ausgewogenheit von angenehmen Sand- und Beigetönen in Kombination mit gebrochenem Weiß hat durchaus seine Berechtigung. Die „Terrakotta-Hölle“ in überbordendem Ausmaß ist nicht zwingend zielführend. Pastelltöne brauchen Akzentfarben, um sich nicht in einer Monotonie zu verlieren. Harmonische Farben, verbunden mit gut gesetzten Akzenten und ein stimmiger Gesamtentwurf sind die Komponenten für ein überzeugendes Farbkonzept. Muster können aus den unterschiedlichsten Kontexten und Epochen stammen: verspielt barock, klar gestreift, natürlich floral, beeindruckend fotografisch, Biedermeier, Jugendstil, Bauhaus, Hippiekultur oder etwa die Mailänder Gruppe

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Memphis, usw. Dezente Musterungen schaffen eine wohnliche Atmosphäre und sind auch funktional betrachtet sinnvoll, etwa, wenn es sich um Polster von Sitzflächen handelt. Großformatige Muster, z.B. auf Tapeten und Vorhängen, können dagegen in der Wahrnehmung Demenzkranker als bedrohliche Figuren erscheinen und Ängste hervorrufen. Textilien wirken generell wohnlich und verfügen über eine haptisch angenehme Wirkung, die Lebensqualität schafft. Dabei müssen zwingend bestimmte Funktionalitäten des Textils hinsichtlich Brandschutz, der Widerstandskraft gegen Flecken, seiner Reinigungsfähigkeit, Urindichtheit und Desinfektionsmittelbeständigkeit berücksichtigt werden. Bezüglich der Haptik kommt dem Handlauf besondere Bedeutung zu. Handwarmes Holz ist angenehmer anzufassen als kalter Stahl, besonders für an Gicht oder Rheuma erkrankte Menschen.

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11 Layouts unterschiedlicher Aufenthaltsbereiche. 100% interior Sylvia Leydecker, Alexianer Altenpflege, Berlin, Deutschland 12 Hochwertige Aufenthaltsqualität im betreuten Wohnen durch Formensprache, Farbkonzept, Materialität und Licht. 100% interior Sylvia Leydecker, Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland

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13 Handwarmer Holzhandlauf auf verschiedenen Hintergründen. Feddersen Architekten, Kompetenzzentrum Demenz, Nürnberg, Deutschland 14 Flur mit modernem Anspruch. [s]innenarchitektur, Bezirksklinikum Ansbach, Deutschland 15 Pflegebad für Patienten, die Unterstützung beim Baden benötigen. 100% interior Sylvia Leydecker, Hospiz der Stiftung Marien-Hospital, Euskirchen, Deutschland

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Griffe an Mobiliar sind am besten leicht greifbar ausgebildet und können daher leichter gefasst werden. Ein Bügelgriff, in den sich die Finger einhaken können, ist vorteilhaft und einfach zu bedienen.

Sensoren Digitale Errungenschaften, die Nutzen versprechen, wie der mit Sensoren ausgestattete Teppich, der einen Fall registriert, existieren bereits. RFID-Sensoren sind im Einsatz, wenn es um die Überwachung der Bewegung der Patienten und die Schwelle nach draußen geht. Zugangsfunktionen an Türen lassen sich leicht steuern, ebenso sämtliche Funktionen des Zimmers, wie die Regulierung des Lichts und die der Raumtemperatur. Und nicht zuletzt überwachen und kontrollieren Sensoren das Bett. Telemedizin, die Überwachung von Vitaldaten, die digitale Patientenakte usw. stehen noch am Beginn ihrer Ent-

wicklung; Pflegeroboter, die Personal ersetzen, ebenso. In San Francisco, mitten im Epizentrum der „Techies“ wie Google, Facebook und Co., von denen die Entwicklung vorangetrieben wird, arbeiten bereits Roboter auf Stationen im Krankenhaus. Führend sind selbstverständlich die Errungenschaften aus Forschung und Entwicklung, die dies überhaupt ermöglichen. Kulturelle Besonderheiten lassen einen Umgang damit leichter oder schwerer zu. Die „Manga-affine“ Kultur Japans ist da besonders aufgeschlossen. Tatsache ist, dass die Anzahl älterer Patienten insgesamt zunehmen wird und darauf reagiert werden muss. Ältere Menschen sind besonders schutzbedürftig, zuweilen hilflos und müssen mitunter zwischen Krankenhaus und Pflegeheim pendeln. Räume dabei nicht nur erträglich, sondern qualitativ angemessen zu gestalten, ist damit eine Angelegenheit der Menschenwürde.

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Fokus: Hygiene

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Skizze Desinfektionsmittelspender mit Auffangschale

Das Patientenzimmer dient in erster Linie als sicherer Ort der Unterbringung während der Heilung, wobei die zugehörige Hygiene hinsichtlich der Patientensicherheit eine tragende Rolle spielt. Die Händehygiene dominiert in der Prävention nosokomialer Infektionen (NI), das heißt im Krankenhaus erworbener Infektionen, und erst danach folgen die Raumumgebung und Raumreinigung. Die Verhütung der Übertragung pathogener, krankheitserregender Keime steht dennoch mit den hygienischen Gegebenheiten vor Ort, die durch den (innen)architektonischen Entwurf bestimmt werden, im Fokus. Der Kontakt mit nur wenigen, z.B. Durchfall erregenden Viren oder Bakterien, wie etwa der Norovirus oder EHEC, durch kontaminierte Oberflächen reicht aus, um sich zu infizieren.

auch die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sind tonangebend und gelten als Standard in Deutschland, wenn es um die baulich-funktionalen Maßnahmen hygienisch einwandfreier Räume in Krankenhäusern geht. Die kanadische Gesellschaft Community and Hospital Infection Control Association (CHICA) fordert aus hygienischer Perspektive z.B. genauso wie die DGKH die Erhöhung der Einzelzimmerquote, zumindest bei Neubauten. In den USA bietet sich für Informationen das neue Safety Risk Assessment (SRA) Toolkit an, das vom Center for Health Design (CHD) entwickelt wurde, um Patientensicherheit zu unterstützen. Ebenso helfen auch hier eine Reihe von Organisationen, wie das Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee (HICPAC), die Centers for Disease ConAls Strategie und Einzelmaßnahme steht die Vertrol and Prevention (CDC), die Environmental Health meidung besagter Infektionen folglich im Blick, Services (EHS), das National Center for Environwenn es um die krankenhausgerechte Gestaltung mental Health (NCEH) oder das Center for Environder Zimmer geht. Die Empfehlungen der Kommismental Health (CEH). Das Phänomen des Hospision für Krankenhaushygiene und Infektionspräven- talismus, hervorgerufen durch im Krankenhaus tion (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) und erworbene Krankheiten, die durch infizierte Decken

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und anderes entstanden, war früher weit verbreitet. Heute stehen im Krankenhaus erworbene Keime wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)-Bakterien im Fokus (engl. HA-MRSA = Hospital-Acquired MRSA).

ben variieren. Grund genug, sich mit dem Thema intensiv zu befassen. Krankenhausbedingte Infektionen (Healthcare-Associated Infections = HAI) sind global ein Problem, das immer auch im Kontext der baulichen Umgebung betrachtet werden muss.

Die insgesamt dramatische Zunahme resistenter Keime lässt eine Ratlosigkeit befürchten, der die zur Verfügung stehenden Gegenmaßnahmen wie Antibiotika nicht mehr gewachsen sind. Andererseits zeichnet sich statistisch in neuester Zeit ein leichter Trend zur Abnahme ab. Nosokomiale Infektionen sind keine Seltenheit und angesichts der enormen und beängstigenden Anzahl von mehr als 20.000 Todesfällen in der EU und mehreren 100.000 Todesfällen weltweit jährlich – die Anga-

Grundsätzlich sind Patienten, deren Immunabwehr durch Krankheit reduziert ist, für Infektionen deutlich anfälliger als Gesunde. Das gilt ebenso für Patienten mit Verletzungen, unabhängig von ihrer generellen physischen Konstitution. Das 2005 gestartete, weltweite Präventionsprogramm der WHO „Clean Care is Safer Care“ beziehungsweise „Save Lives: Clean Your Hands“ und die im Zuge dessen weltweit größte Kampagne in Deutschland „Aktion Saubere Hände“

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Hygienische Sitz- und Spielmodule im Wartebereich für Kinder ergänzen sich. 100% interior Sylvia Leydecker, Wartebereich Arztpraxis für Kinderheilkunde, Dres. Schumann-WincklerSchumann, Köln, Deutschland

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Sichtbar saubere Oberflächen im WC. 100% interior Sylvia Leydecker, Hospiz der Stiftung Marien-Hospital, Euskirchen, Deutschland

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Funktional und gleichermaßen emotional stimmiger Patientenzimmer-Entwurf einer Reha-Klinik: Atmosphäre „BlueSKY“ und „YellowSUN“. 100% interior Sylvia Leydecker, Dr. Becker Rhein-SiegKlinik, Nümbrecht, Deutschland

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DEL 2

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Schnitt EE

DEL 2

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Schnitt FF

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DEL 2

DEL 1 Wand grau gestrichen

+2.35

,

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DEL 2

DEL 2

E1

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B

DEL 2

B C

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Schnitt FF

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+2.35 DEL 2

Die innenarchitektonische Planung einer Patientenumgebung, die in eine Präventionsstrategie zur Vermeidung von NI eingebunden ist, erfordert hygienische Oberflächen und Konstruktionsdetails, die nicht nur leicht zu reinigen sind, sondern es auch bleiben. Ein hervorragendes

D L1

zeigen, wie zwingend notwendig eine angemessene Handhygiene zur rechten Zeit und auf die richtige Art und Weise sowie die Information darüber sind (lesenswert ist dazu „A report on the June 2015 – January 2016 WHO global Hand Hygiene Self-Assessment Framework Survey“). Im Zuge der Kampagne wird verstärkt auf die Reinigung der Hände geachtet, und es sind Handdesinfektionsmittelbehälter zuweilen nicht nur an einer, sondern an mehreren Stellen im Raum vorhanden, die von vornherein mit eingeplant werden – am besten mit einer Auffangschale, die den Boden vor Beschädigung durch tropfendes Desinfektionsmittel bewahrt.

Konstruktionsdetail in der Planung, wie beispielsweise eine Hohlkehle im Bodenbelag, nutzt nichts, wenn die Ausführung mangelhaft ist oder die entsprechende Konstruktion beschädigt wird. Eine vorausschauende Planung kann diese Risiken, für die meist hohe ökonomische Anforderungen ursächlich sind, verringern. Die funktionalen Anforderungen an Oberflächen im Krankenhaus sind unabhängig von ihrer Lebensdauer, gerade im Hinblick auf die unverzichtbare Hygiene. Reinigungsfreundlich, feucht abwischbar, desinfektionsmittelbeständig und urindicht sind beispielsweise relevante Attribute für Polstermaterialien. Produkte, die in Details wie der Ausführung ihrer Polsternähte oder den konstruktiven Anschlüssen, Verbindungen wie Schrauben, der Materialität etc. explizit die Erfordernisse des Gesundheitswesens berücksichtigen, sind im Vergleich zum Standard meist die bessere, weil darauf zugeschnittene Wahl.

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Betten, die naturgemäß nah am Patienten sind, werden per Sensor elektrisch und mechanisch betrieben und gelten sogar als Medizinprodukte. Sämtliche Teile müssen einer desinfizierenden Aufbereitung unterzogen werden können. Unkontrollierbare Zwischenräume, die schlecht zu erreichen sind, gelten als Ausschlusskriterium. Fugen sind ein weiteres, problematisches Detail, weswegen großformatige Fliesen oder Bahnenware an Stelle von Planken am Boden bevorzugt werden, um den Fugenanteil zu reduzieren. Einzellösungen zu einem Gesamtsystem zu verbinden, erreichen wenige Produzenten, wie z.B. ein Türhersteller und Beschlags- und Oberflächenproduzent, die sich zielgerichtet zusammentun, um für hygienesensible Bereiche, z.B. eine keimfreie Tür, ein Modell zu bieten. Diese Systeme sind in der Lage, die Keimübertragungskette wirksam und nachhaltig zu unterbrechen.

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Antibakterielle Oberflächen, wie die von entsprechend funktionalisierten Beschlägen, HighPressure-Laminate (HPL)-Oberflächen oder Lackierungen, sollten wegen der Problematik der Resistenzbildung dem Gesundheitswesen vorbehalten bleiben, wo sie den hygienischen Anforderungen gerecht werden und die Hygiene unterstützen können. Produkte, die hinsichtlich ihrer Oberflächenreaktion im Labor getestet werden und dort funktionieren, können sich in der Praxis anders verhalten. Prüfmethoden sollten daher besser praxisnah und fallbezogen erfolgen, um eine realistische Abbildung von Infektionsketten und Risikoeinschätzung zu erhalten – weg von Standard-Laborverfahren nach beispielsweise japanischem Standard. Dieser setzt eine Petrischale voraus, in der das Testmaterial sich bei Feuchtigkeit und Wärme befindet. Diese Parameter stellen Idealbedingungen für Bakterienwachstum dar, die in dieser Form auf keiner Türklinke existieren.

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Schlicht und hygienisch, mit allem was dazu gehört. 100% interior Sylvia Leydecker, Hebammenpraxis, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland

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Außerhalb des Gesundheitswesens sieht die Welt anders aus.

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Desinfektion ist unabdingbar im OP. a|sh architekten, Klinikum Siloah-OststadtHeidehaus, Hannover, Deutschland

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Schön, wenn derartige Hinweise in Zukunft unnötig würden.

10 Hygienisch und optisch ansprechend – eine gerundete Raumecke. 100% interior Sylvia Leydecker, Zahnarztpraxis Stammen, Grevenbroich, Deutschland

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Unabhängig davon ersetzen die Hygiene unterstützende, antibakterielle Oberflächen keinesfalls die Desinfektion und Reinigung und entbinden auch nicht von der Einhaltung der Hygienevorschriften. Potenzielle Infektionsquellen wie Dienstbekleidung zu identifizieren und sinnvolle Maßnahmen zur Durchbrechung von Infektionsketten zu erreichen, ist unbedingt notwendig. Die in Hygienepläne integrierten Themen der Umgebungs- und Flächenreinigung sowie die Desinfektion sind ebenfalls fundamental, wenn es um die Vermeidung von Infektionen geht. Die Wischdesinfektion von Oberflächen wie Böden, Türen und Möbeloberflächen ist zu unterscheiden von der desinfizierenden Aufbereitung von Betten und der desinfizierenden Reinigung von Textilien. Das

eine wird durch Reinigungspersonal gehandhabt, das andere maschinell in einer Anlage erledigt; Textilien wie Vorhänge werden in der Wäscherei heiß gewaschen und desinfiziert. Die Verunreinigung und bakterielle Kontamination betreffen in der Hauptsache Griffe, Schalter und Touchpanels, Telefon und Bettwäsche einschließlich der Füllungen. Oberflächen in Griff- und Reichweite des Patienten sind damit wesentlich, was die Hygiene betrifft. So sind berührungslose Armaturen und Türen, die per Sensor betätigt werden, sinnvoll. Es geht also keineswegs nur um optische Sauberkeit, sondern auch darum, Infektionsketten zu unterbrechen oder auch eine Rekolonisation mit Erregern zu verhindern. Sichtbare defekte Oberflächen und Verschmutzungen sind kaum tolerierbar,

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11 Ein integrierter Platz für Desinfektionsmittel. GSP Gerlach Schneider Partner Architekten, Komfortstation, Ammerland-Klinik, Westerstede, Deutschland

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12 Ein integrierter Platz für Desinfektionsmittel. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland 13 Auch in diesem bewusst dunkel gestalteten Bad wird Hygiene großgeschrieben. 100% interior Sylvia Leydecker, Sana Kliniken Bad Wildbad, Deutschland 14 Eine sorgfältige Ausführung ist wichtig, wenn es um hygienische Details geht.

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denn Beschädigungen der Oberfläche sind immer problematisch, weil bereits ein Riss oder Kratzer für einen Keim einen Krater darstellt. Matte Oberflächen, die Wischstreifen deutlich sichtbar zeigen, sind in der täglichen Praxis ästhetisch genauso problematisch wie farbig komplett homogene Bodenbeläge, die jede kleinste Verschmutzung zeigen.

insgesamt, dass die zur Verfügung stehende Zeit und Qualität der Reinigung häufig unter dem allgemeinen Kostendruck leiden.

Hygiene im Krankenhaus dient also dem Schutz der Menschen, innenarchitektonisch konkret realisiert durch ihre räumliche Umgebung, deren Oberflächen und Konstruktion. Final möchte ich betonen, dass mit der unverzichtbaren Hygiene Der mikrobiologische Befall ist zudem unsichtbar; der Balanceakt zu der die Genesung unterstütwas vordergründig sauber erscheint, kann dennoch zenden Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden „verkeimt“ sein. Abklatschtests – der Abklatsch ist muss. Die abwaschbare, sterile Gummizelle vereine Technik zur Bestimmung der Verunreinigung spricht kaum Heilung. Wohlfühlatmosphäre und von Gegenständen und Personen, die u.a. in der Hygiene dürfen sich nicht ausschließen, sondern Medizin eingesetzt wird – verschaffen Gewissheit, können und sollten sich idealerweise gegenseitig und mikrobiologische Stichproben geben Auffördern und so ihr volles Potenzial zum Wohl des schluss über den Hygienestatus. Problematisch ist Patienten entfalten.

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15 Abgenutzte Armauflagen und Sitzflächen sind Krankenhausrealität abseits aller Hygiene. 16 Grundsätzlich hygienisch einwandfreie Oberflächen werden zuweilen zerstört. 17 Komfort für Privatpatienten meint Desinfektionsmittelbeständigkeit, schwere Entflammbarkeit, Urindichtheit und last but not least Bequemlichkeit und Ästhetik. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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Hygiene und Gestaltung in medizinischen Einrichtungen: Worauf es ankommt Georg Daeschlein

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18 Hygiene ist im Gesundheitsbereich unverzichtbar. 100% interior Sylvia Leydecker, FutureCare 2010, CeBIT, Hannover, Deutschland

Das Patientenzimmer der Zukunft macht mit dem Krankenhaus der Zukunft seit einigen Jahren einen signifikanten Wandel durch. Einer der zentralen Aspekte hierbei ist die Schaffung eines gesundungsfreundlichen Ambientes, das nach aktueller Forschung einen bisher deutlich unterschätzten Anteil am therapeutischen Outcome des Patienten hat. Nicht weniger spielt hier auch das positive Feedback eine wichtige Rolle, wenn auch für die Mitarbeiter der Einrichtung beste Bedingungen für das Ambiente ihrer Berufsausübung geschaffen werden. Ein wesentlicher und über Jahrzehnte diese Entwicklung hemmender Einfluss geht hier von der Machbarkeit unter hygienisch-baulichen Aspekten aus, weil unter dem Credo der „NullToleranz“ gegenüber potenziell die Keimbesiedlung fördernder Oberflächen Generationen von Patienten (und medizinischen Mitarbeitern) einer „sterilen“ Raumfahrtatmosphäre ausgeliefert wurden, die noch dazu alles andere als hygienische Bedingungen abzusichern half. Das Konzept dazu lieferte die Bauhygiene aus dem industriellen Fertigungs- und Reinraumbereich. Es ist nachvollziehbar, dass ein Ambiente, das möglichst wenige (kontaminierbare) Oberflächen bietet und dabei alle zwingend erforderlichen technischen Oberflächen auf ein (industriekonformes) Minimum reduziert (Maschinen, EDV und sonstige Geräte): zum einen durch die geringe Zahl an Oberflächenexposition, zum anderen durch die günstige Aufbereitbarkeit (schneller und effektiver durchführbare hygienische Flächendesinfektion vom Boden bis hin zu allen Arbeitsflächen und Geräteoberflächen) die günstigsten Hygienebedingungen mit einem Minimum an täglichen Kontaminationen und damit Keimverbreitungen nach sich zieht. Zu einem solchen Ambiente gehört eine optimale Ausleuchtung und ein auf das Notwendigste zu beschränkender Zugang von Personen (die das wichtigste Eintragspotenzial in allen Bereichen darstellen). Es ist ebenso klar ersichtlich, dass jedoch die praktizierte Reduktion der Gestaltung der Patientenzimmer auf das Ideal eines mikrobiologischen Hochsicherheitstraktes wie z.B. in der Chip-Produktion oder der Arzneimittelherstellung (und an vielen Intensivstationen weltweit immer noch eindrücklich

demonstrierbar) den Bedürfnissen von Menschen, die z.T. unter lebensbedrohenden Krankheiten leiden, und denen, die mit ihnen umgehen, insofern nicht entsprechen kann, als sie eben nicht die Aspekte abbilden kann, die das Zusammenleben von Menschen ausmachen und die alles andere widerspiegeln als die auf das allernotwendigste reduzierte Funktionalität eines „Clean Rooms“. Hier entfaltet sich das Hygieneproblem. Nicht zufällig erzeugen genau die Accessoires des täglichen Lebens individuelles Ambiente, die dem industriellen Konzept des „Clean-Room“ diametral entgegenstehen. Die Architektur hat gelernt, dass ein wohnliches Ambiente der Genesung förderlich ist und auch das Personal mehr Zufriedenheit zeigt, dass es damit eine „zweite Architektur“ neben dem Anspruch auf funktionell und hygienisch stringent rationalisierte Oberflächen gibt und dass das Leben im Reinraum selbst krank machen kann. In der Folge der zunehmenden Abkehr von der „Raumschiffarchitektur“ in erster Linie für Intensivstationen ist nun die Hygiene gefordert, akzeptable Kompromisse zu schaffen, die nur in enger Zusammenarbeit mit der Architektur gelingen kann. Andererseits lernen die zukünftigen Architekten über die Zusammenhänge der Interaktion zwischen Mikroorganismen und modernen Oberflächen wichtige Determinanten potenzieller Gefährdung oder auch Schutzwirkung kennen. Der Wandel betrifft somit sowohl die moderne Architektur als auch die moderne Krankenhaushygiene, wobei die Aufnahme der einschlägigen Inhalte heute immer noch sicher ungenügend in den Lehrplänen beider Fächer steht und eine gelungene Umsetzung in hohen Maße auf die persönliche Expertise individueller Architekten wie Hygieniker und deren Zusammenwirken angewiesen ist. Es gibt einige zentrale Bereiche, deren Regelung in der Planung in besonderem Maße im Einklang mit den Anforderungen der Hygiene an den Krankenhausbau stehen sollte. Diese Eckpfeiler sollen kurz umrissen werden. Es ist wichtig festzuhalten, dass diese Risikobereiche für die Patientensicherheit essentiell sind, dass sie sich aber dem Gesamtkonzept insofern unterordnen sollten, als die Wirkung

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des Ganzen (das Projekt) nicht durch die Dominanz einzelner Bereiche beziehungsweise deren vor allem technische Ausrichtung nur unvollkommen bleibt. Es ist völlig klar, dass ein (technischer) Zweckbau mit Sicherheit die einfachste Umsetzung der technischen Anforderungen verspricht, dessen Nettowirkung häufig jedoch unter eben diesen (dominierenden) technischen Ausführungen gemindert wird, wodurch sich der technische Aufwand für eben diese Umsetzung reduziert. Hierzu soll nur so viel beispielhaft erwähnt bleiben, dass in einem hochtechnisierten Ambiente nicht nur mehr Fehler durch die Nutzer entstehen, sondern auch Nachlässigkeiten beziehungsweise nicht gelebte Praxishygiene umgesetzt werden, wenn der Wohlfühlfaktor eingeschränkt wird. Auch hier bestätigt sich eine Kernthese: Nicht „die Medizin“ heilt den Menschen, sondern sie unterstützt seine Selbstheilung (Intensivmedizin ist hier alles andere als eine Ausnahme). Daher ist es die wichtigste Aufgabe (auch) der Architektur am Krankenhaus, diese Unterstützung in einem größtmöglichen Maße zu gewähren. In diesem Zusammenhang sei das Brecht'sche Wort einmal medizinisch verstanden, wonach man den Menschen auch mit seiner Wohnung umbringen kann. Das Krankenhaus der Zukunft als Raumschiff „to nowhere“ steht so den ärgsten Krankheiten in nichts nach; es kann hier sogar noch synergistisch beschleunigen. Das Krankenhaus der Zukunft kommt zwar nicht ohne Wasser aus, aber fast ganz ohne Waschplätze. Seitdem bekannt wurde – und derzeit vollzieht sich eine Demaskierung wichtiger wasser- beziehungsweise aerosolübertragener Krankenhausinfektionen aus solchen Plätzen, einschließlich Duschen, Toiletten und Wannen – welche Bedeutung diese Feuchträume und -plätze für die Reservoir-Bildung besonders multiresistenter Erreger hat, werden diese soweit wie möglich reduziert, technisch vervollkommnet, emissionsgeschützt und z.T. gänzlich verbannt. Um einige Beispiele zu nennen, ist das Händewaschen auf ein Minimum (in der Ankleide) geschrumpft; die großen Wasserschlachtbänke, noch bis vor kurzem Stolz eines jeden OP-Vorrau-

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mes, sind gänzlich verschwunden. An ihre Stelle treten zurückhaltende, überschaubare Becken, die eher zum Abtropfen überschüssigen Desinfektionsmittels (Händedesinfektion) auffallen. Waschen ist der gezielten Hautdesinfektion gewichen; gebürstet wird nur noch im Ausnahmefall. Genauso verschwinden die Waschbecken in den Patientenzimmern der Intensivstationen. Hier wird mit antiseptischen Feuchtlappen (Einmalprodukte) gewaschen; es soll sich genau wie Waschlappen anfühlen, überträgt aber nicht dessen Keimbelastungen. Toiletten werden spülrandlos verbaut, Duschen und Zapfstellen mit speziellen Filtern versehen. Nicht genug kann man die Bedeutung des Lichtes für die Krankheit betonen! Das Licht ist geradezu die Antithese zur Krankheit: Licht ist Leben, Dunkelheit der Tod. Der Kranke zwischen Leben und Tod dämmert. Es ist noch unentschieden, um wieviel Kraft man dieses Gleichgewicht künstlich zugunsten des Lebens verschieben kann. Das kann man allein schon daran ermessen, was es dem Kranken bedeutet, wenn er die Sonne sieht, sei es auch das letzte Mal. Die großen Pavillonbauten der frühen 1930er und noch einmal der 1950er Jahre haben nicht nur die Isolierung zum Schutz gegen Infektionskrankheiten optimiert; die Patienten werden von einer Seite gepflegt und behandelt, von der anderen besucht. Der lichtdurchflutete Raum ist hier hygienische Wirklichkeit. Es ist lange bekannt, welche schützenden Effekte das UV-Licht der Sonne gegen Mikroorganismen hat; hier bewirkt das Licht aber auch Abschied und Grenze zur Dunkelheit. Seit mehr als hundert Jahren wird die stimmungsaufhellende Wirkung von blauem Licht therapeutisch genutzt, vergleiche die öffentlichen „Blaulichtduschen“ bei Dresden und Leipzig in Parkanlagen sowie die Effekte des reinen Blaus in den Werken Yves Kleins. Neben den stimmungsbelebenden Effekten wird z.B. in Heimen das Licht zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt. Kurzum, Licht und Hygiene sind untrennbar miteinander verbunden; gute Hygiene lebt vom Licht. Daher ist die

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Zulassung des Lichts immer ein bauhygienischer Imperativ. Wo natürliches Licht nicht verfügbar ist, gilt es, die künstlichen Quellen optimal einzusetzen – für das Personal wie für die Kranken. Was für den Gesunden gilt, gilt für den Kranken in ganz anderen Dimensionen, das heißt je eingeschränkter, je aussichtsloser seine Lage, desto mehr ist er auf seine Umgebung angewiesen, ist er ihr ausgeliefert, kann er sie selbst nicht steuern. Zurück zum Gleichnis des Wohnens. Heute braucht es keine erbärmliche Umgebung, um jemanden krank zu machen. Heute gilt, dass die Gefahr im „Zuviel“ liegt, das heißt man kann jemanden mit Überhygiene krank machen, das Ambiente wird gleich mit sterilisiert; Krankenhäuser machen Menschen krank. Um erfolgreich zu sein, braucht die moderne Medizin eine moderne Architektur, und moderne

Das digitale Leben verknüpft das Wohnen mit der Außenwelt ohne die Übertragung von Keimen, so auch im Gesundheitswesen wie bei dem Telemedizin-System Telehealth – unabhängig von der Gestaltung, sei es „Gelsenkirchener Barock“ oder ein Lifestyle-orientiertes Apartment. 100% interior Sylvia Leydecker, FutureCare 2009, CeBIT, Hannover, Deutschland

Architektur verlangt nach innovativer Medizin und innovativem Denken. Doch was die eine Fachrichtung an Wissen und Verständnis von der anderen für den Erfolg benötigt, kommt im jeweiligen Lehrplan bisher nicht vor. Es hängt von eher zufälligen Gegebenheiten ab, ob eine medizinische Einrichtung in eine moderne Architektur einzieht, während eine andere wie aus einem früheren Jahrhundert daherkommt. Für das Bild, das sie abgeben, sind beide verantwortlich. Damit sich das ändert, zugunsten des Patienten und des ihn betreuenden und behandelnden Therapeuten und nicht zuletzt zugunsten der Medizin in ihrer jeweiligen Gesellschaft, die diese Räume ausfüllt und in Zukunft aufzubauen hat und für die die Hygiene nur ein Teil ist, ohne Hygiene aber nichts ist, dafür müssen beide Partner, die Architektur und die Medizin, ihren Horizont erweitern, ihre Räume vereinen, das heißt sich für die Belange des anderen öffnen und auch einsetzen.

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Internationale Entwicklungen und Trends 1

Ein Krankenhausbau besitzt Wege in viele Richtungen. büro uebele visuelle kommunikation, Klinikum Offenbach, Deutschland

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Definierte und attraktive Wartefläche vor den Aufzügen. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

Das Gesundheitswesen ist eine internationale Angelegenheit. Grundsätzlich ist es in unserer globalen Welt nötig, weltweit Kräfte zu bündeln und damit auf nationaler Ebene Gesundheitsgefahren zu verringern. Dazu gehören Epidemien und MRSA-Bakterien, aber ebenso sich aufgrund des Klimawandels in Europa ausbreitende Tropenkrankheiten, weil diese keine Grenzen kennen. Es ist daher essentiell, global zu denken. Parallel dazu wird die Gruppe sowohl der Patienten als auch des Personals in sich vielfältiger und internationaler. Migration rund um die Welt und Reiseaktivitäten geschäftlicher wie touristischer Natur bedingen eine Vielfalt von Kulturen, Mentalitäten, Sprachen, Glaubensrichtungen mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensstilen, Tabus und Verhaltensweisen. Den damit verknüpften Bedürfnissen der Menschen – um die geht es hier – gilt es in Zukunft zu entsprechen und Reibungspunkte zu verringern. Flankierend ist dazu ein gutes und dabei finanzierbares, nationales Gesundheitssys-

tem wünschenswert, das qualitätvolle medizinische Versorgung für alle liefert. Es integriert idealerweise auch den Heilungsprozess fördernde Räume, die allen zu Gute kommen, unabhängig von ihrem sozialen Status. Dabei eine polyethnische Bevölkerungsstruktur zu bedenken und diese räumlich, das heißt architektonisch und innenarchitektonisch zu berücksichtigen, ist eine der kommenden Aufgaben in der Gestaltung patientennaher Räume. Humanzentrierte, sichere und dabei ästhetisch anspruchsvolle Räume im ökonomischen und ökologischen Sinn zu gestalten, ist die Aufgabe von Architekten und Innenarchitekten. Wie bereits in der Einführung bemerkt, sind die strukturellen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens rund um den Erdball jeweils unterschiedlich. Die Projekte in diesem Buch haben aber eines gemeinsam: Im Mittelpunkt steht der Patient,

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Arabischer Patient im diskreten Gespräch. NBBJ, Dubai Mall Medical Center, Vereinigte Arabische Emirate

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Friedliche Atmosphäre in moderner und zukunftsweisender Umgebung mit Loungebereich und Einbau-TV. dwp, Jaypee Medical Centre, Noida, Indien

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Die das Universum einer indianischen Kultur reflektierende Krankenhaus-Lobby. NBBJ, Chief Andrew Isaac Health Center, Fairbanks, Alaska, USA 4

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„Healing Environment“ und „Evidence-Based Design“ (EBD)

dessen räumliches Umfeld heilungsfördernd wirken soll. Für den Betreiber geht es zudem idealerweise um Rahmenbedingungen, bei denen sich die räumliche Gestaltung abrechnungstechnisch abbildet, das heißt die Investition des Betreibers in der Die USA sind in Bezug auf das „Healing EnvironGestaltung auszahlt, indem diese etwas einbringt ment“ (heilende Umgebung), das sich heilungsund als bezahlte Leistung gilt. fördernd auf die Patienten auswirkt und international anerkannt ist, weit fortgeschritten. Verschiedene Entwicklungen und Trends, die Empirische Forschung belegt, dass Tageslicht, derzeit an Stellenwert gewinnen und diskutiert Natur und ein angenehmes räumliches Umfeld gut werden, werden im Folgenden beschrieben. tun und das Wohlbefinden unterstützen. Fallbeispiele und Themenfelder werden wissenschaftlich erforscht und fundiert analysiert, um den Nutzen entsprechender Planung zu zeigen. Die Ergebnisse sind wenig überraschend. Sie werden genutzt, Medizinischer Tourismus – das heißt Patienten, um die Planung zu stützen und „Healing Environdie um die Welt reisen, um durch beste, hochmoments“ auf der Basis von „Evidence-Based Design“ derne Medizin behandelt zu werden – ist weltweit (EBD = evidenzbasierte Gestaltung) entstehen zu für eine wachsende Gruppe zahlungskräftiger lassen. Die Überprüfung der Raumwirkung belegt Kunden selbstverständlich, seien es Schönheitsden Nutzen für bessere und schnellere Heilung, Operationen, komplizierte und gesundheitlich macht ihn messbar, ist also insgesamt wissennotwendige Operationen oder Präventivmaßnahschaftlich belegbar. Sogenanntes salutogenetimen. Oftmals werden Patienten zudem von einzel- sches Design orientiert sich im Übrigen ebenfalls nen Angehörigen oder sogar einer mitreisenden am Wohlergehen der Patienten. Entourage begleitet. Luxuriöse Angebote im HighEnd-Bereich für eine äußerst vermögende Klientel stehen im Wettbewerb zueinander. Die Räume sind großzügig und zeichnen sich durch einen entsprechenden Komfort aus: edle Materialien, feine Bettwäsche, bester Ausblick, zuweilen gar ein But- Pragmatische Gründe, der steigende Arbeitsdruck, das Bedürfnis nach Kostenreduktion wie auch ler-Service, exzellente kulinarische Verköstigung jenes nach Patientenkomfort haben z.B. in Skansowie eine Bewachung durch Security. Die Disdinavien zur Einführung sogenannter Patientenhokrepanz zu dem Anspruch „gute Medizin für alle“ tels geführt. Die Verweildauer im eigentlichen und liegt auf der Hand und stellt einen Balanceakt in der Kommunikation der Haltung eines Krankenhau- teuren Krankenhaus verkürzt sich damit. An Aufenthaltstagen, in denen teure Zimmer mit Versorgungsses dar. Im Gegenzug reisen Menschen in günstieinrichtungen wie Sauerstoffgeräten und der Anwegere Länder, etwa nach Osteuropa oder Thailand, senheit medizinischen Pflegepersonals verzichtbar um sich dort medizinische Leistung kostengünstig sind – so etwa der Tag der Anreise oder Tage zur zu ermöglichen. Kontrolle – lassen sich die Patienten in günstigere Zimmer ohne Technik und mit lediglich Hotelpersonal verlagern. Sie verringern die Kosten während der Verweildauer der Patienten deutlich. Dieses Prinzip zu übernehmen, schien lange Zeit für deutsche Krankenhäuser sehr attraktiv. Aufgrund der

Medizinischer Tourismus

Patientenhotel

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unterschiedlichen Struktur, so z.B. eine geringere räumliche Dichte der Krankenhäuser und längere Anreisewege für die Patienten, sowie der Abrechnung mit den Privatkassen in Deutschland, hat sich aber gezeigt, dass dieses System in Deutschland nicht funktionieren kann. So verschiebt sich beispielsweise das Verhältnis von Einbett- zu Mehrbett-Zimmern im einzelnen Krankenhaus, was in Deutschland die Abrechnung gefährdet. Dies steht aber keineswegs im Widerspruch dazu, dass sich Patienten eine Hotelatmosphäre wünschen. Im Gegenteil, dieser Aspekt gewinnt zunehmend an Bedeutung. Weltweit arbeiten Hotelketten Seite an Seite mit Krankenhäusern, sei es um Angehörige unterzubringen oder auch um Patienten für bestimmte Untersuchungen komfortabel in unmittelbarer Nähe unterzubringen. Dies gilt insbesondere für die Zukunft, wenn es um Prävention geht, die ein Krankenhaus leistet, und eine Unterbringung in unmittelbarer Nähe gewünscht ist.

Psychosomatik Der in den Wirtschaftsnationen wie Deutschland, Großbritannien, Japan oder den USA herrschende Arbeitsdruck, ein Zwang zu Hochleistung, ständige digitale Erreichbarkeit, dadurch verursachter Stress und soziale Leere ziehen die Zunahme psychosomatischer Erkrankungen nach sich. Die häufigste und gesellschaftlich bereits akzeptierte Diagnose lautet „Burn-Out“. Psychosomatische Erkrankungen verursachen im Vergleich zu rein somatischen Erkrankungen eine relativ lange Verweildauer und entwickeln sich mittlerweile quer durch alle soziale Schichten und Altersgruppen. Psychosomatische Kliniken erleben daher weltweit eine Zunahme an zu erwartenden Patienten und fördern somit die Zunahme entsprechender Einrichtungen. Verweildauern sind in diesem Bereich deutlich länger, können gar Wochen und Monate bedeuten, und häufig kommt es zu wiederholten Aufenthalten. Damit sollte dem Bedürfnis des Patienten entsprochen werden, den Raum individualisieren zu können und persönlichen

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Dingen wie Fotos Platz zu geben. Eine offene und transparente, integrative und lebensbejahende Bauweise ist genauso sinnvoll wie die Möglichkeit zum Rückzug in ein eigenes Territorium. Gestalterisch stehen hier nicht die körperlichen Gebrechen im Fokus, sondern das seelische Wohlbefinden. Dies erfordert damit eine Gestaltung, die sensibel mit der emotionalen Welt der Patienten umgeht und vergleichsweise weniger technisch-funktionale Kriterien erfüllen muss. Statt einer Reizüberflutung ist hier eine angenehme, zurückhaltende Atmosphäre, die gleichwohl subtil anregend wirkt, mehr denn je gefordert.

Wellness Wellness kann das Wohlbefinden – auch jenes von Patienten – entscheidend prägen. Sie geht mit der Medizin nahtlos ineinander über und ist weltweit ein florierender Markt. Die passende Innenarchitektur sorgt für das adäquate Umfeld, das Entspannung und Vorsorge auf hohem Niveau bietet. Angenehme Atmosphäre wird durch die vergleichsweise sinnliche Gestaltung der Räume unterstützt. Texturen, Düfte, Licht, Wasser, Berührung und unmittelbares haptisches Erleben sind gestalterische Faktoren, mit denen bewusst agiert wird. Im Krankenhaus geht es aber immer auch um medizinische Kompetenz. Die emotionale Ebene wird im Bereich des Krankenhauswesens zunehmend berücksichtigt: Ruhe und Entspannung tragen für kranke, häufig auch von Angst erfüllte Patienten, in besonderem Maß zur Heilung bei.

Senioren Angebote für Senioren rücken angesichts der demografischen Entwicklung zunehmend in den Fokus. Dies fordert in Ländern wie beispielsweise Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA und Japan daher Lösungen für ältere und hochaltrige Patienten, wie etwa die Einrichtung geriatrischer

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Stationen. Solche Stationen entsprechen in ihrer Gestaltung demenziellen Erkrankungen und Multimorbidität, die mit diversen körperlichen Einschränkungen einhergehen. Zudem zeichnet sich ein Zuwachs an orthopädischen Krankheitsbildern ab, die erst ab einem höheren Alter relevant sind und die dann beispielsweise Hüft- oder Knieoperationen nach sich ziehen. Rehakliniken sind zunehmend gefragt, wobei nicht immer eine Heilung, sondern häufig nur eine Verbesserung der Lebensqualität angestrebt werden kann. Solvente sogenannte „Silver Ager“ hat die Industrie seit geraumer Zeit für sich entdeckt und unterstützt damit den gehobenen Lebensstil und die überdurchschnittlichen Ansprüche dieser Gruppe der „jungen Alten“. Dementsprechend werden die Patientenzimmer zielgruppenadäquat gestaltet und es wird eine Hotelatmosphäre angestrebt, die zuweilen auch Eleganz ausstrahlen kann. Eine Nation wie beispielsweise Indonesien, mit einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren, muss sich dagegen über solche Entwicklungen lange noch keine Gedanken machen.

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Die totale Sicherheitskontrolle per CCTV scheint bald überall vorzuherrschen.

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Die Abwesenheit von Waffen im Krankenhaus scheint nicht überall selbstverständlich. TAMassociati,

The Salam Centre for Cardiac Surgery, Khartoum, Sudan 8

Brandschutz als Sicherheitsaspekt meint deutlich sichtbare Feuerlöscher.

Universal Design Universal Design meint Design für alle und Barrierefreiheit, die Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen integriert. Oftmals reduziert sich die Barrierefreiheit auf Rollstuhlfahrer; sie bedeutet aber genauso die Berücksichtigung von Patienten mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen oder jene der Bedürfnisse einer Person mit einem Buggy. Das Phänomen des „Design für alle“, dem ein demokratischer Ansatz zugrunde liegt, entwickelt sich global zu einem Anspruch, dem zumindest per Gesetzgebung im öffentlichen Bereich und damit im Krankenhaus zunehmend entsprochen wird – funktional wie ästhetisch.

Vorschriften und Regularien Der Planung zugrundeliegende Vorschriften und Richtlinien unterscheiden sich von Land zu Land, da es keine international gültigen, verpflichtenden Regeln gibt. Grundsätzlich besteht das Bedürfnis

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Zeitgemäß digital ist immer das Handy am Ohr. TAMassociati, Health Centre in Flüchtlingslager, Irak

10 Alles ist mit jedem verbunden, analog oder digital.

der Regulierung, weil es sonst behördlich keinen Beurteilungsmaßstab gibt. In Deutschland beispielsweise wurde in den Ländern die Krankenhausbauverordnung (KhBauVo) aus Gründen der Entbürokratisierung formal zwar aufgehoben, praktisch orientiert man sich dennoch an ihr, weil sie sich bewährt hat. Es wird nach Standards gebaut, die weltweit unterschiedlich sind, wie beispielsweise nach den Leitlinien des deutschen oder amerikanischen Standards. Regularien, die sich um funktionale Faktoren wie beispielsweise Brandschutz drehen, sind von Land zu Land unterschiedlich und führen zu verschiedenen Ergebnissen in der Ausführung, z.B. in Bezug auf die Breite der Flure und Türen. Der Einsatz von Deckenliftern, die das Heben und Positionieren der Patienten erleichtern, ist in Frankreich üblich, in seinen europäischen Nachbarländern dagegen deutlich weniger. Bodenbeläge der Rutschhemmung R 10, die in Großbritannien aufgrund der Sturzprophylaxe Pflicht sind, entsprechen in Deutschland nicht der Hygiene und sind hier unzu-

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lässig. Ausgenommen davon ist der Bereich der Nasszellen, in dem diese Bodenbeläge, differenziert nach 10a und 10b, gefordert sind. Man könnte meinen, dass offensichtlich auf der britischen Insel anders gefallen wird als auf dem Kontinent, dass es in Bayern anders brennt als an der Küste. Insbesondere der unvermeidliche Balanceakt zwischen Hygiene und Sturzprophylaxe scheint ein dauerhaftes Thema in der Innenarchitektur zu sein. Sicher ist, dass es im Ergebnis immer um den Schutz und die Sicherheit der Nutzer geht.

Technologischer Fortschritt BIM (Building Information Modelling) als Planungstool, gleichermaßen Methode und Werkzeug, erlaubt in diesem Zusammenhang wahrhaft internationales Arbeiten, denn es kann zeitlich und räumlich losgelöst am gleichen Projekt gearbeitet werden. Es wird dreidimensional konstruiert statt zweidimensional gezeichnet, wobei parallel Zeit-

pläne und Kosten im Blick bleiben. Die Lösung der Schnittstellenproblematik und Datensicherheit sind in diesem Zusammenhang allerdings Aspekte, deren Klärung es noch bedarf. Das Aufkommen enormer Datenmengen, die wiederum entsprechende Server und Computer benötigen, und somit der Anteil der IT am CO 2 -Ausstoß ist ein globales Umweltproblem, das zunehmend wächst. Einzelne technologische Innovationen, die in der Medizin, sei es in der Diagnostik, im OP-Bereich oder der Telemedizin zum Einsatz kommen, müssen insgesamt zu einem ganzheitlichen System verknüpft werden, um tatsächliche Nachhaltigkeit zu bieten. Auch in der Gestaltung des Patientenzimmers wirkt sich die digitale Entwicklung hinsichtlich solcher Faktoren wie etwa dem Medienangebot, aber auch der Patientensicherheit durch Sensoren oder auch der Zugangskontrolle aus. Digitale Komfortelemente und Kontrollmechanismen sind gleichermaßen präsent, wie es das Projekt „Krankenhaus der Zukunft“ des Fraunhofer-Instituts für Software und Systemtechnik (ISST) in Duisburg, Deutschland, zeigt. Die ästhetische Gestaltung des Zimmers selbst steht hier allerdings im Vergleich zur inhaltlichdigitalen Dimension noch deutlich im Rückstand.

Politik

Patientenzimmer aus, indem z.B. die Anordnung von Desinfektionsmittelspendern bereits in der Planung berücksichtigt wird. Politische Rahmenbedingungen wirken sich insbesondere auf die Finanzierung des jeweiligen Gesundheitssystems und damit den einzelnen Patienten in seiner Erwartungshaltung aus.

Multikulturalität Der kulturelle Hintergrund vieler Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern betrifft nicht nur Patienten, sondern auch medizinisches und pflegendes Personal. Die multikulturelle Gesellschaft ist zwar im Krankenhaus jeweils mehr oder weniger und anders ausgeprägt, ignorieren darf man das Thema dennoch nicht. So gibt es die Mischung unterschiedlicher westlicher, asiatischer und arabischer Kulturen, die ein Land wie Singapur pflegt, oder die dominierende Anwesenheit einer immigrierten Bevölkerungsgruppe innerhalb eines Landes, so etwa die der Türken in Deutschland, der Nordafrikaner in Frankreich, der Inder in Großbritannien und der Mexikaner in Teilen der USA. Die Kulturen vermischen sich zunehmend, was sich auch im Krankenhausbetrieb widerspiegelt. Das Tagesgeschäft findet dort trotz aller Internationalität nach wie vor lokal und dezentral statt.

Die folgenden Projekte zeigen ausgewählte BeiDie Politik gibt grundsätzlich auf unterschiedlichen spiele, die sowohl den Stand der Praxis hinsichtlich Ebenen, wie auf der Ebene des EU- oder natiowesentlicher Entwicklungen pointiert darstellen als nalen Rechts, die Rahmenbedingungen durch die auch Impulse geben mögen. Gesetzgebung vor. Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization = WHO) oder auch die Vereinten Nationen (United Nations = UN) besitzen Einfluss, der sich staatenübergreifend bemerkbar macht. Beispielhaft hierfür sind die Aktion „Saubere Hände“, die Forderung der WHO, den enormen Geräuschpegel in Intensivzimmern zu reduzieren oder aber die Bemühungen der UN, sauberes Wasser für alle zur Verfügung zu stellen, womit sie Gesundheitsfürsorge betreibt. Dies drückt sich in der Gestaltung der

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Projektauswahl

Northwestern Medicine Central DuPage Hospital

FranziskusKrankenhaus

Hospital Universitario Rey Juan Carlos

Klinikum Siloah-OststadtHeidehaus Hannover

Aiyuhua Hospital for Women and Children

Privatpatientenzimmer der Zukunft, Prototyp

Bayt Abdullah Children’s Hospice (BACCH)

Bumrungrad International Hospital

Maggie’s Centres

Lenox Hill Hospital

RemsMurr-Klinikum

The Salam Centre for Cardiac Surgery

Hospital Engineering Labor im Fraunhofer-inHaus-Zentrum

Patient Room 2020 Prototyp

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Northwestern Medicine Central DuPage Hospital 1

Akutkrankenhaus mit Schwerpunkt Chirurgie >PUÄLSK0SSPUVPZPLKLYOVS\UNIL^PLZLULY,ѝaPLUa]LY\Ysacht. Im Universitätsklinikum Rey Juan Carlos wird der Patient zum Kunden. +LY7H[PLU[^PYKUPJO[U\YTP[KLYIL^pOY[LU,ѝaPLUa]LYZVYN[ZVUKLYUM…OS[ZPJO im Mittelpunkt der ununterbrochenen Fürsorge und Aufmerksamkeit. Das neue Modell verbindet Krankenhaus- und Wohnraumgestaltung und basiert desweNLUH\M,ѝaPLUa;HNLZSPJO[\UK9\OLKPLKPL,YOVS\UN\UK.LULZ\UNM€YKLYU

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Attraktive runde Fensteröffnungen ziehen den Blick an.

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Naturbilder sind akzentuiert indirekt beleuchtet.

Die neue Gestaltung folgt nicht dem Vorbild der Hotelplanung, sondern den Prinzipien der Wohnraumgestaltung: Patienten bevorzugen es, wenn ZPLLPU.LM…OSpOUSPJOKLYOp\ZSPJOLU7ÅLNLLYSLILUZ[H[[PULPULYOV[LS ähnlichen „Gesundheitsfabrik“ versorgt zu werden. Großzügige Naturbilder über den Betten stellen den einzigen kräftigen Farbakzent der Patientenzimmer dar. Natürliches Licht erhellt den Raum, und der Blick fällt durch runde Fenster nach draußen, so dass Patienten hier in Ruhe genesen können. Zwei stationäre Einheiten sind in zwei getrennten, ovalen Strukturen einer Krone angeordnet, um Flure und Lärm zu vermeiden. Jede davon verfügt über LPULRVUaLU[YPZJOL>LNLM…OY\UNKPL\TLPUSPJO[K\YJOÅ\[L[LZY\OPNLZ([YP\T im Inneren verläuft. Die Gestaltung richtet sich nach den Anforderungen des TLKPaPUPZJOLU7LYZVUHSZ\UKKLY7ÅLNLY\UKILY…JRZPJO[PN[KLU>\UZJO der Patienten nach Privatsphäre und danach, nicht nur eine Patientennummer, sondern sie selbst zu sein, ein „Bürger“. Dieser gedankliche Ansatz integriert eine einzigartige Haltung hinsichtlich der Patientenzimmer im Universitätsklinikum Rey Juan Carlos. 2

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Klinikum SiloahOststadt-Heidehaus Hannover 1

Akademisches Lehrkrankenhaus mit verschiedenen Fachrichtungen Hannover, Deutschland Fertigstellung: 2014 Entwurf: Sander Hofrichter Architekten (a|sh)

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Der Neubau des Klinikums Siloah-Oststadt-Heidehaus verfügt in diesem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung auf einer Nutzfläche von 32.000 Quadratmetern über Platz für insgesamt 535 Betten, davon 40 auf der Wahlleistungsstation. Die Innenräume sind gekennzeichnet durch grafisch umgesetzte Pflanzenthemen mit zugehörigen Leitfarben, die die Orientierung unterstützen sollen. Die Farbe Grün trägt zur Verknüpfung der Bepflanzung der Innenhöfe mit den angrenzenden Räumen bei. An den Wänden der Innenräume finden sich Grafiken mit den Blüten und Blättern jener Pflanzen, die in den Innenhöfen wachsen. Die Wände der Räume um den „Ginkgo-Hof“ wurden – neben Ginkgo-Zeichnungen – mit Gedichtzitaten Goethes gestaltet.

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Ein großzügiger Empfang heißt Patienten willkommen.

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Kräftiges Violett prägt den Lavendel-Bereich.

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Lavendel-Grafik setzt als dekoratives Element einen Akzent im Patientenzimmer.

Die kräftigen Farben Rot, Gelb und Violett nehmen atmosphärisch die Heilpflanzen Hibiskus, Calendula und Lavendel auf und weisen den Weg zu den drei Bettenhäusern. Die Riegel der Pflegegeschosse sind jeweils komplett in einem Farbton gehalten und bestimmen den Gebäudeteil von der Hauptmagistrale, den Fahrstühlen bis zum Zimmer. Schaut man aus dem Fenster, entdeckt man, dass das darunter liegende Dach mit den passenden Heilpflanzen bewachsen ist. Details ihrer Formen finden sich wiederum als grafische Zeichen an den Wänden, gepaart mit poetischen Texten und weiterführenden Informationen zu den Heilkräutern. So ergeben die Natur des Außenraumes und die Grafik des Innenraumes ein stimmiges Bild, das auf diese Weise beides miteinander verbindet.

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112 Nachttisch

Nachttisch

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Nachttisch

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Nachttisch

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Nachttisch

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DG DG

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Grundriss

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Schwesternstation im Lavendula-Gebäudeteil

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Einbett-Zimmer Wahlleistung

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Grundriss ZweibettZimmer mit ausreichend Platz für zwei Schreibtische Wahlleistung

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Zweibett-Zimmer mit Calendula-Grafik

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Zur Suite der Wahlleistung gehörender Wohnbereich, mit Sessel, Schreibtisch, Sitzplatz

10 Blick in ein Bad mit Doppelwaschtisch Wahlleistung

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Aiyuhua Hospital for Women and Children 1

Klinikum für Pädiatrie und Geburtshilfe Peking, China Fertigstellung: 2014 Entwurf: HKS architects 114

Das Aiyuhua Hospital for Women and Children ist das erste medizinische Versorgungszentrum für Frauen und Kinder in China. Das Krankenhaus bietet einen erstklassigen Service im Bereich der Schwangerschaftsvorsorge, Geburtshilfe, Mutterschaftsaufenthalte, Pädiatrie sowie des Gesundheitsmanagements für Kinder.

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Pastellig-bunte Farben dominieren im Spielzimmer.

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Grafik und Farben sind kindgerecht.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen für Frauen und Kinder müssen Anbieter neue Maßstäbe für die von ihnen angebotene Patientenversorgung setzen. Das Krankenhauspersonal muss die Betreuung nicht nur der Patienten sondern auch ihrer Familien leisten, um das allgemeine Wohlbefinden der Patienten sicherzustellen. Als Ziel bei der Gestaltung des Krankenhauses stand daher die Schaffung eines „Healing Environment“ sowohl für die Familien als auch für das Krankenhauspersonal im Mittelpunkt, mit großzügigen Patientenzimmern, Warte- und Spielbereichen. Die Räume wurden menschenfreundlich und zugänglich gestaltet ohne bei modernster digitaler Ausrüstung und Nachhaltigkeit Abstriche zu machen. Die Zimmer sind in angenehmen, in der Region beliebten Pastelltönen in den Farben blau, grün und gelb gehalten. Elegante Lounges, Holzoberflächen und Lichtakzente wurden mit leuchtenden, kinderfreundlichen Farbkonzepten kombiniert.

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Bei der Gestaltung des Krankenhauses wurde das natürliche Licht und großzügige Innenräume optimal ausgenutzt, um ein beruhigendes „Healing Environment“ für Frauen und Kinder gleichermaßen zu schaffen. Bei der Wegeführung kamen Licht und Farben zum Einsatz, um Zielorte zu definieren und Richtungen anzuzeigen und den Patienten und Besuchern so intuitiv wirksame Orientierungshilfen zur Verfügung zu stellen. Um zukünftige Erweiterungen des Krankenhauses zu berücksichtigen, kann dieses Konzept mit Hilfe weiterer Farben und Nuancierungen horizontal oder vertikal weiterentwickelt werden.

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Einbett-Zimmer mit bequemem Komfort

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Wohnlich-angenehme Wartebereiche

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Der Bettüberbau vermittelt Geborgenheit.

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Privatpatientenzimmer der Zukunft, Prototyp 1

Mock-up für das Forum MAD succidia Verlag / medical lounge Berlin, Deutschland Fertigstellung: 2006 Entwurf: 100% interior, Sylvia Leydecker

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Der Entwurf dieses „Patientenzimmers der Zukunft“ wurde bereits 2006 als Mock-up im Rahmen einer Konferenz erfolgreich in der Berliner medical lounge präsentiert und galt damals als Meilenstein im Hinblick auf die Gestaltung von Patientenzimmern. Zwei Parameter bestimmen den Entwurf des Einbett-Zimmers im Wesentlichen: zum einen der Anspruch, Hotelatmosphäre zu kreieren, zum anderen die Intention, fortschrittliche, smarte Materialien zu integrieren. Hygiene steht im Fokus, konkretisiert durch den Verzicht auf unkontrollierbare Zwischenräume und den Einsatz hygienischer Materialien und Oberflächen.

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Das Farb- und Materialkonzept vermittelt Geborgenheit und Wärme und strahlt die komfortable Hochwertigkeit eines Hotelzimmers aus.

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Ein Sofa schafft für Patienten die Möglichkeit aneinanderzurücken und seelischen Halt zu geben.

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Ein Bad abseits der üblichen Nasszellen-Fliesenoptik

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Grafik an der Decke lässt den Blick schweifen.

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Das Mock-up von außen

Das Privatpatientenzimmer zeichnet sich durch eine wohnliche und ansprechende Atmosphäre aus, die Geborgenheit und eine Wohlfühlatmosphäre schafft. Ein stimmiges und sorgfältig kombiniertes Material- und Farbkonzept aus Kirschbaum-Holz, kontrastierendem Wengé-Holz sowie warmen Orange- und Crème-Tönen prägt die hochwertig anmutende Atmosphäre. Eine Deckengrafik belebt den Raum und integriert die Decke in die Gestaltung. Die gewöhnlich karg ausgestattete Nasszelle weicht einem angenehm gestalteten Bad, das diesen Namen verdient und größer als gewöhnlich ist. Farblich besticht der mutige Akzent mit kanariengelben Waschbecken aus hygienischem Mineralwerkstoff. Die Schiebetür sorgt für Ruhe und die geschwungene Wand für angenehme Wegeführung auch auf Seiten des angrenzenden Zimmers. Nicht wahrnehmbar finden sich High-Tech-Materialien auf Basis von Nanotechnologie, wie etwa antibakterielle Lacke und Lichtschalter, luftreinigende Wandfarbe und Vorhänge, hydrophober und diffusionsoffener Wandbelag statt Wandfliesen, selbstreinigende Bodenfliesen und Easy-to-CleanOberflächen im Bad.

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Bayt Abdullah Children’s Hospice (BACCH) 1

Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder Sulaibikhat, Kuwait Fertigstellung: 2012 Entwurf: NBBJ Architectural and Specialist Interior Designers; Architektur: Alia Al Ghunaim 120

Das Bayt Abdullah Children’s Hospice (BACCH) ist das einzige Palliativzentrum im Nahen Osten und eines der größten weltweit. Das BACCH ist darauf ausgerichtet, Kindern mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium und ihren Familien die benötigte Pflege sowie psychosoziale Unterstützung auf ihrer „spirituellen Reise“ zukommen zu lassen, während sie die Schwierigkeiten beim Umgang mit dieser das Leben beendenden Krankheit seelisch verarbeiten.

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Kräftige Farbigkeit in sattem Orange prägt die Räume und strahlt positive Stimmung aus.

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Sitzbereiche für unterschiedliche Ansprüche von offener Kommunikation bis Rückzug

Das Leben dieser Kinder kann von Chaos und Ängsten geprägt sein. Daher bestand das Ziel der Gestaltung darin, dass sie ihre Umgebung kontrollieren und ihr Leben so normal wie möglich weiter führen können. Es steht eine Vielzahl an Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung, z.B. eine Kunstwerkstatt, eine Bücherei sowie ein Bereich für Videospiele.

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Die Familien können im Hinblick auf die Privatsphäre je nach Bedarf zwischen stationären Wohnräumen und einem der elf Privatchalets wählen. Im Inneren der Chalets vermitteln Ton-in-Ton-Farbkonzepte ein Gefühl von Heiterkeit; warme Farben und Beleuchtung sorgen für ein wohnliches Ambiente.

3

Spiel und Spaß kommen nicht zu kurz und haben ausreichend Raum.

4

Fantasievolle Bereiche mit Wasserbecken lenken von Krankheit ab.

5

Grafik besitzt lokalen Bezug, wie das plakative Kamel.

Die stationären Wohnräume wirken nicht wie traditionelle Krankenhauszimmer, sondern erinnern an das heimische Umfeld. Die Atmosphäre kommt dem normalen Familienleben, Spiel und Übernachtungsbesuchen entgegen. Die Gestaltung unterstützt Familien in allen Stadien der Reise ihres Kindes im Zusammenhang mit der Erkrankung, z.B. durch die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse von neuen und wiederkehrenden Patienten. Eine kindgerechte Gestaltung ist das Leitmotiv im gesamten Bayt Abdullah. Lichtakzente heben die Farben hervor; leuchtende Rot-, Blau-, Gelb- und Grüntöne beherrschen die Innenräume, während Grafiken mit typisch regionalen Motiven, wie z.B. Kamelen, zu einer fröhlichen, verspielten Atmosphäre beitragen, um in einer sehr belastenden Zeit Angst zu reduzieren.

5

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Bumrungrad International Hospital 1

Krankenhaus mit unterschiedlichen Spezialfachgebieten Bangkok, Thailand Fertigstellung: 2008 Entwurf: dwp 124

Im Rahmen der Renovierung und Modernisierung seiner Einrichtungen hat das renommierte Bumrungrad International Hospital eine neue, behagliche, zeitgemäße und stimmungsvolle Innenraumgestaltung umgesetzt, die auf Patienten und Besucher gleichermaßen einladend wirkt. Mit Hilfe natürlicher Materialien, einer abgestimmten Farbpalette, akzentuierter Lichtlösungen sowie maßgeschneiderter Beschilderung und Grafik rufen die neuen Innenbereiche Komfort, Wohlbefinden und Wärme hervor, wobei alle Räume einem zugrunde liegenden „Zen“-Thema folgen.

1

Die gediegene Atmosphäre eines First-Class-Hotels schafft Vertrauen.

2

Gepflegte und helle Atmosphäre im Bad

Motiviert durch den Erfolg dieser neuerlichen Renovierung wurde ein ähnlicher Ansatz bei der Innenraumgestaltung von Entbindungsstation und Kreißsaal angestrebt. Inspiriert von der Reinheit neugeborener Babys und der heilenden Kraft der Natur zielt die Gestaltung darauf ab, eine lichte und besänftigende Atmosphäre zu schaffen. Natürliche Farbtöne und Materialien, Kunst und andere Elemente wurden mit Sorgfalt und viel Liebe zum Detail kombiniert. Die medizinische Ausrüstung wurde geschickt integriert, um Wohlbefinden und medizinische Sicherheit während des Aufenthalts bis hin zur Geburt des Babys zu gewährleisten. Holzverkleidungen an den Wänden, Brauntöne und Farbakzente in Rot sorgen für eine warme Atmosphäre. Beim Beleuchtungskonzept wurden direkte und indirekte Lichtquellen gemischt, um Wände, Konturen und Decken hervorzuheben und ein Ambiente zu schaffen, das mehr an ein Hotel als an ein Krankenhaus erinnert. Sanfte und helle Farbtöne in den Badezimmern der Patienten zusammen mit raumhohen Naturbildern verstärken das Gefühl des Wohlbefindens und fördern die Genesung.

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Der stimmungsvolle Empfang wird von einer komfortablen Wartezone flankiert.

4

Wartebereiche sind angenehm beleuchtet.

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Zweibett-Zimmer für Angehörige

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Das Einbett-Zimmer in gedeckten Farben vermittelt gehobenen Komfort.

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Grundriss

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Hochwertige Gepflegtheit

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Betriebsamkeit an der Station

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Maggie’s Centres 1

Krebshilfe für Erkrankte und ihre Angehörigen Großbritannien Fertigstellung: 1996–2016 Entwurf: Diverse – hier: CZWG, Foster + Partners, Kisho Kurokawa architect & associates und Garbers & James, Richard Murphy Architects 128

Die unterschiedlichen Standorte der Maggie’s Centres in Großbritannien sind ein gelungenes Beispiel für „gebaute Menschlichkeit“ im Gesundheitswesen. Die nach Maggie Keswick Jencks, der Ehefrau des Architekturkritikers und Landschaftsarchitekten Charles Jencks, benannte und ins Leben gerufene Stiftung hat sich der Unterstützung onkologischer Patienten verschrieben und gilt als beständiges Erfolgsmodell, das nun auch erste Einrichtungen außerhalb Europas unterhält, wie in Hongkong und Tokio. Es handelt sich hier um eine Einrichtung, die ohne vorherige formelle Anmeldung freie, emotionale und soziale Hilfestellung für onkologische Patienten und ihre Angehörigen bietet. Die Gebäude sind nicht nur wesentlich für das Wirken von Maggie’s, sondern auch für die Art und Weise dieses Wirkens, das vor allen Dingen locker, informell und menschlich geschieht. Luxus steht dabei weniger im Vordergrund als mehr die Haltung, mit der die Einrichtungen ihre Arbeit wahrnehmen. Unter den verantwortlichen Architekten finden sich Namen wie Richard Rogers, Zaha Hadid und Norman Foster. Im Mittelpunkt steht der an Krebs erkrankte Mensch. Für ihn ist es maßgeblich, in seiner Situation nicht allein zu sein, sondern menschliche Kontakte und Beziehungen zu pflegen. Und die umgebenden Räumlichkeiten sollen dieses Klima unterstützen: So strahlen die Räume von Maggie’s eine ungezwungene Atmosphäre aus, die ein lockeres Miteinander ermöglicht. Abseits einer institutionalisierten, unangenehmen oder gar beängstigenden Stimmung transportiert sich hier eine angenehme Menschlichkeit, die ein Gefühl des Willkommenseins vermittelt und keinerlei Erwartungsdruck provoziert. Frei von Bauherrenvorgaben unterstützen die Räumlichkeiten diese Haltung, indem sie eher an eine Wohngemeinschaft erinnern, statt institutionellen Charakter ausstrahlen, Zugang zur Natur bieten, auf ästhetische Ansprüche hinsichtlich Material, Form und Licht Wert legen, ohne dogmatisch oder streng zu wirken, sondern das echte Leben mit den Anforderungen dieser speziellen Situation in einer geborgenen Atmosphäre zu ermöglichen.

2

1

Gemütliche Plätze zum Sitzen, Reden und Entspannen gehören zum Konzept. Foster + Partners, Maggie's Centre Manchester, Großbritannien

2

Bequeme Sessel, ein paar Bilder, ein Teppich und der Blick nach draußen – mehr braucht es nicht für gute Gespräche. Kisho Kurokawa architect & associates und Garbers & James, Maggie's Centre Swansea, Großbritannien

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4

3

Menschlichkeit und Raum für Gespräche sind essentiell. Richard Murphy Architects, Maggie's Centre Edinburgh, Großbritannien

4

Wohnliche Bereiche mit „Normalität“ prägen das Bild. CZGW Architects, Maggie's Centre Nottingham, Großbritannien

5

Perfekte Wohnzimmerqualität mit Topfpflanze und filigranen Holzträgern. Foster + Partners, Maggie's Centre Manchester, Großbritannien 5

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Lenox Hill Hospital 1

2

Akutkrankenhaus mit verschiedenen Fachrichtungen New York, USA Fertigstellung: 2013 Entwurf: e4h Architecture 132

Dieses enorm schnell umgesetzte Projekt umfasst einen hochmodernen Operationssaal von ca. 60 Quadratmetern mit angeschlossenen stationären Luxus-Wohnräumen von insgesamt 470 Quadratmetern. Es wurde für einen der angesehensten Prostatachirurgen in New York gestaltet. In den stationären Patientenzimmern, die über alle Ausstattungsmerkmale einer Hotelumgebung verfügen, können bis zu zehn Patienten aufgenommen werden. Die LEED-Zertifizierung wurde zwar aufgrund des knappen Zeitplans für den Bau nicht beantragt, jedoch war Nachhaltigkeit eines der zentralen Themen bei der Gestaltung und der Materialauswahl. Die Gestaltung schafft eine Verbindung zur Außenwelt und dem nahe gelegenen Central Park. Verstärkt wird dies noch durch Naturbilder – z.B. eine wandhohe Abbildung von Kirschblüten an der Rezeption –, um die Aufmerksamkeit von der medizinischen Behandlung abzulenken. Die Prinzipien des Patienten-Empowerment und der Familienbetreuung unterstreichen das Konzept der Einrichtung.

1

Schwere Sessel prägen den Raum.

2

Holz in Kombination mit differenzierter Beleuchtung signalisiert gehobenen Komfort.

3

Holzverkleidungen schaffen wohnlichen Charakter.

4

Kirschblütenimages wirken als dekorativer Blickfang.

Die Wandverkleidung aus dunklem Kirschholz sowie die in sanften Grauund Beigetönen gehaltenen Oberflächen schaffen einen beruhigenden, warmen Raum mit kontrastierenden Materialien. Großzügige, dunkelbraune Sessel, wie sie für amerikanische Innenräume typisch sind, laden Patienten und Besucher zum Entspannen ein. Sämtliche Oberflächen wurden entsprechend gewählt und detailliert, um schwer zu reinigende Bereiche auf ein Minimum zu begrenzen und somit Kontaminationen und damit die Verbreitung von Infektionen zu vermeiden. In den Patientenzimmern sind medizinische Versorgungsleitungen versteckt integriert und die Wahl der Bodenbeläge reduziert das Sturzrisiko. Schallübertragung wird durch die akustische Gestaltung sowie durch die Auswahl von Materialien mit hohem Schalldämmungskoeffizienten (Rw) abgeschwächt. Die Kombination dieser evidenzbasierten Gestaltungselemente erlaubt der Institution, sich ganz auf hervorragende Pflege und verbesserte „Patient Outcomes“ zu konzentrieren.

3

4

133

RemsMurr-Klinikum 1

Krankenhaus mit unterschiedlichen Spezialfachgebieten Winnenden, Deutschland Fertigstellung: 2014 Entwurf: 100% interior Sylvia Leydecker 134

1

Gedeckte und sanfte Naturtöne im Sinne eines Healing Environments schaffen gehobene Hotelatmosphäre mit Komfort für die Wahlleistung.

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Das Eintreten geschieht durch eine hochwertige Tür mit zurückhaltender Beschriftung.

3

Grüne Akzente durch Gräser-Wandbild, realisiert mittels hygienischer Verglasung, und bequemer, haptisch ansprechender Sessel

Der Neubau des Rems-Murr-Klinikums erhielt sowohl Wahlleistungsstationen als auch vereinzelt eingestreute Wahlleistungszimmer, die den Kriterien der Privaten Krankenversicherung (PKV) hinsichtlich der gewünschten Hotelatmosphäre und eines bequemen Komforts umfassend entsprechen. Evidenzbasiertes Design, das ein „Healing Environment“ unterstützt, in dem Patienten optimal genesen, kommt dem medizinischen Anspruch der Klinik zu Gute. Die Formensprache ist von der Natur, dem sanft im Wind wiegenden Grashalm, inspiriert. Das ausgewählte Farbkonzept hat seinen Ursprung ebenfalls in der Natur und zeichnet sich durch das gekonnte Spiel mit differenzierten Sand- und Brauntönen und angenehm kontrastierendem Grün aus, das eine ausgewogene Balance schafft.

3

2

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In der zugehörigen Wöchnerinnenstation schlägt die Gestaltung den Bogen zur insgesamt überdurchschnittlich jungen Zielgruppe. Hygienische Anforderungen, die sich durch klare Linienführung auszeichnen, und hygienische Oberflächen, die leichte Reinigung ermöglichen, sind bis ins Detail erfüllt. Ein differenziertes Lichtkonzept schafft auch an grauen Tagen eine warme Atmosphäre. Naturbilder und dezent texturierte Wandbeläge greifen den Naturgedanken wieder subtil auf. Gestalterische Farb-Punkte auf der Tapete des Wöchnerinnenzimmers wirken jugendlich und dezent verspielt. Technische Einrichtungen – für Patienten oftmals beängstigend – verschwinden in einem vertikalen Panel, der das Betthaupt umgibt. Der Blick in die umgebende Landschaft ergänzt das Wohlgefühl; der Raum kann vom Patienten nach Bedarf durch einen Vorhang verdunkelt werden.

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4

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Gräser für ein heilendes Umfeld auch im exklusiven Bad Skizzen, Blick ins Zimmer

7

Warme Farben für Lebensfreude

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Transparenter Kunststoff und Gräseroptik im Wandbelag

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Aufgeräumte Ruhe und Blick ins Zimmer

10 Das Wahlleistungs-Wöchnerinnenzimmer wird den Ansprüchen von Mutter, Kind und Angehörigen gerecht.

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7

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The Salam Centre for Cardiac Surgery 1

Zentrum für Kinder- und Erwachsenen-Herzchirurgie Khartoum, Sudan Fertigstellung: 2007 Entwurf: TAMassociati 138

Dem Salam Zentrum für Herzchirurgie wurde 2013 der renommierte Aga-Khan-Preis für Architektur verliehen. Das von der italienischen humanitären Nichtregierungsorganisation Emergency geleitete Zentrum ist ein verantwortungsbewusstes, effizientes und inspirierendes Modell für Gesundheitsdienstleistungen. Das am Ufer des Blauen Nils gelegene Krankenhaus verfügt über 63 Betten und schließt einen Innenhof inmitten einer Gartenanlage ein. Diese direkte Verbindung zum umliegenden Naturraum sorgt für eine klare, zugängliche Umgebung, welche die Genesung und Erholung fördert. Die Zielsetzung des Krankenhauses besteht darin, allen Menschen zu ihrem Grundrecht

1

Das luftige Dach aus geflochtenen Pflanzen schützt vor der Sonne und sorgt für angenehme thermische Ventilation.

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Der strahlend weiße Pavillon, der den Angehörigen aller Religionen dem Gebet und der Meditation dient, reflektiert das Sonnenlicht.

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Im Inneren des Pavillons integriert sich die Natur durch innenstehende Bäume.

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Lokale Fertigung, das Flechten von Matten aus Pflanzenfasern

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Die Natur ist omnipresent.

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Teamwork

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Das Schattenspiel verschafft leichte Kühlung beim Warten im Sub-Sahara Klima.

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Geduldiges Warten im Flur

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Die Kombination von Blau und Weiß wirkt kühl und reduziert die subjektiv gefühlte Lufttemperatur.

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auf Gesundheit zu verhelfen. Dabei folgte seine Planung einem Bottom-upProzess, an dem regionale, politische und gesellschaftliche Akteure beteiligt waren. Es wurden die speziellen regionalen, topografischen und ästhetischen Merkmale berücksichtigt, ohne dabei den allumfassenden Blick auf eine hervorragende medizinische Versorgung zu verlieren. Das Krankenhaus bedient sich kostensparender und leicht zugänglicher Materialien und verwendet gemischte Belüftungsmodi, um dem regionalen Klima mit Temperaturen von über 40–50°C und durch häufige Habubs (Sandstürme) aufgewirbeltem Staub Rechnung zu tragen. Die Innenbereiche werden natürlich beleuchtet; gewebte Trennwände und natürliche Bepflanzung spenden Schatten. Durch die Auswahl und Gestaltung der Materialien und Details wird der Eindruck eines Krankenhausaufenthalts abgemildert. Je weniger klinisch die Umgebung, desto höher das Wohlbefinden der Patienten und desto stärker rückt die Wertigkeit von Fürsorge und Rettung von Menschenleben in den Vordergrund. Das hochmoderne Krankenhaus hat einen Stein ins Rollen gebracht. Es diente als Vorbild und Vision für die Einrichtung weiterer medizinischer Kompetenzzentren in anderen afrikanischen Ländern.

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Hospital Engineering Labor im Fraunhofer-inHaus-Zentrum 1

Anwendungslabor als Forschungs- und Kooperationsplattform Duisburg, Deutschland Beginn: 2011 Entwicklung: Fraunhofer Institut (in Zusammenarbeit mit Thöne Innenarchitektur) 142

2

Das innovative Anwendungslabor „Hospital-Engineering“ im FraunhoferinHaus-Zentrum wurde unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Software und Systemtechnik ISST in Zusammenarbeit mit mehreren Fraunhofer-Instituten und über 80 Industrie- und Netzwerkpartnern als interdisziplinäre Forschungs- und Kooperationsplattform eröffnet. Alle wesentlichen Funktionsbereiche eines Krankenhauses sind auf 350 Quadratmetern realitätsnah abgebildet, so auch das Patientenzimmer. Es werden Alltagsszenarien analysiert und Entwicklungen, Produkte und Dienstleistungen getestet, um Abläufe und Verfahren durch den Einsatz intelligenter Technik zu verbessern, Kosten zu reduzieren und die Qualität der Pflege zu steigern. Endanwender, wie etwa Ärzte und Pflegepersonal, können hier neue Lösungen testen, bewerten und ihr Wissen einbringen. Innovative Lösungen von der Material- und Energieversorgung über die informationstechnische Vernetzung bis hin zu den krankenhausspezifischen, logistischen Abläufen werden anhand von Demonstratoren vorgestellt. Der Einsatz bestimmter Domotik-Funktionen und ansteuerbarer Umgebungen, wie höhenverstellbare sanitäre Einrichtungen im Patientenbadezimmer, oder auch eine im Boden eingebettete Sturzsensorik, die einen Sturz detektiert und alarmiert, kommen zum Tragen. Einerseits werden die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Patienten in diesem Projekt zwar berücksichtigt, andererseits fokussiert das Projekt auf einem technokratischen Ansatz: Die emotionale Ebene, das Atmosphärische beispielsweise im Zusammenhang mit einem „Healing Environment“ scheint dabei unberücksichtigt. 3

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1

Das scheinbare Standard-Zimmer wirkt auf den ersten Blick ganz normal, integriert aber unauffällig zukunftsgerichtete Sensortechnik.

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Die Leitstelle

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Grundriss der Station

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Bad mit behindertengerechter Ausstattung und bodengleicher Duschwanne

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Patient Room 2020 Prototyp 1

Zukunftsweisendes Mock-up M…YKPLZ[H[PVUpYL7ÅLNL New York, USA Fertigstellung: 2013 Entwurf: NXT Health in Zusammenarbeit mit Evans & Paul und Dolan & Traynor 144

Dieser Prototyp eines Patientenzimmers der nächsten Generation resultiert aus der Zusammenarbeit mehrerer Industriepartner und ist im Design-Studio KLZ/H\W[ZWVUZVYZ+\7VU[*VYPHUPUKLY5L^@VYRLY0UULUZ[HK[KLYkќLU[SPJORLP[a\NpUNSPJO(SZ4H[LYPHS^\YKL…ILY^PLNLUK4PULYHS^LYRZ[Vќ]LY^LUdet. Dieser ist aufgrund seiner Hygieneeigenschaften für die Anwendung im Gesundheitswesen besonders geeignet. Für Patientenzimmer, insbesondere als „Healing Environments“, werden typischerweise natürliche Farben der gefühlten Sterilität weißer Innenräume vorgezogen. Bei dieser Gestaltung betont die weiße -HYILKLZ4H[LYPHSZTP[ZHUM[LU2VU[\YLURSHYLU3PUPLU\UKTH[[LU6ILYÅpJOLU die Hygiene. Über 35 Produkt- und Servicepartner haben zur Gestaltung des Patientenzimmers 2020 beigetragen.

1

2–3

Blick auf das Bett mit dem Patienten im Mittelpunkt Jeweils verändertes Lichtszenario

Der Prototyp umfasst ca. 40 Quadratmeter und macht sich eine breite Palette an Technologien für die fünf zentralen Bereiche des Zimmers zu Nutze: den Patientenbereich mit dem „Patient Ribbon“ (siehe unten) und dem „Patient *VTWHUPVU¸LPULTA\ZH[aILYLPJOM…YLPULILNSLP[LUKL7LYZVUKHZVќLUL )HKLaPTTLYZV^PLKPL,PUNHUNZZ[H[PVU\UK(YILP[ZRVUZVSLM…Y7ÅLNLRYpM[L („Caregiver Workstation“ und „Caregiver Hub“). Das Zimmer ist mit einer Vielzahl nützlicher und modularer Elemente ausgestattet, so etwa dem Patient Ribbon, der viele der verschiedenen, üblicherweise in Bereichen des Gesundheitswesens vorhandenen Elemente in einer einzigen optimierten, patientenzentrierten und von Kopf- bis Fußende reichenden Struktur integriert. Die elektrischen, technischen und Gasversorgungs-Komponenten sowie die Medienzentrale des Patienten sind leicht zugänglich, wodurch die Zusammenarbeit zwischen KLT7ÅLNLWLYZVUHS7H[PLU[LU\UK)LZ\JOLYU\U[LYZ[…[a[^PYK+LZ>LP[LYLU besteht eine Verbindung zum Unterhaltungs-, Informations- und KrankenhausService.

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Bodengleiche Dusche und farbige Glastüren

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Waschtisch mit berührungsloser Armatur

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Waschtisch komplett in Mineralwerkstoff

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Technikanschlüsse und digitale Workstation

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Integrierte Lichtleisten

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Workflow: Planung, Schnittstellen und Methoden 1

Skizze Farbkonzept Türnischen

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Skizze ZweibettSituation frontal

Wie entsteht ein Patientenzimmer? Die Herangehensweise ist davon bestimmt, dass das Krankenhaus unter der Prämisse größtmöglicher Effizienz – nicht nur in Standardsituationen, sondern auch in Ausnahmezuständen – zu funktionieren hat. So kommen z.B. während der Planung eines Neubaus Simulationstools zum Einsatz, die die kürzesten Wege des Personals zeigen, um diesem in zahlreichen Ländern größten Kostenfaktor eines Krankenhauses effizient zu begegnen. Im Vordergrund steht die technische Organisation, die ebenso kostengünstig sein soll. Gewöhnlich wird die Innenarchitektur aus der internen Planung eines Architekturbüros heraus mit Hilfe von Innenarchitekten (in Deutschland besteht Titelschutz) oder Interior Designern realisiert, wenn es um einen Neubau geht. Oder aber,

die Innenarchitektur wird grundsätzlich als Fachplanungsleistung mit entsprechendem Anspruch an externe Innenarchitekten vergeben. Auslöser für die innenarchitektonische Sanierung oder Modernisierung einzelner Bereiche, wie Stationen, Patientenzimmer, zugehörige Schwesternstützpunkte, Flure oder Lounges, ist häufig das Erfordernis, auf Mitbewerber zu reagieren und diese im Wettbewerb einzuholen. Zeitgemäße und moderne Räume sollen zumeist gemäß Bauherrenwunsch auf Privatpatienten attraktiv wirken und Hotelatmosphäre schaffen. Beim Bauen im Bestand erfolgt, auf jeden Fall innerhalb der Strukturen der Profession in Deutschland, die Arbeit eines separat beauftragten Innenarchitekturbüros nicht selten im Team mit der

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Grobe Skizze Zweibett-Situation perspektivisch

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Grundriss-Raster einer Bettenstation. a|sh architekten, Klinikum Siloah-Oststadt- Heidehaus, Hannover, Deutschland

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Station Nord 38 beds (+4)

Luxuriöses Zimmer der Psychosomatik einer privaten Schlossklinik. 100% interior Sylvia Leydecker, Limes Schlossklinik, Teschow, Deutschland Station Mitte 38 beds (+4)

Station Süd 38 beds (+4)

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Technik- oder Bauabteilung eines Hauses, jedoch gänzlich ohne den Einsatz eines Architekturbüros. Im Zusammenhang mit bereits bestehenden Strukturen werden immer Anpassung und Kompromissfähigkeit verlangt. Es ist möglich, dass aus Mehrbett-Zimmern Einbett- oder Zweibett-Zimmer zu gestalten sind oder vice versa, Patientenzimmer der Gemeinschaftsnasszellen zu entledigen und stattdessen mit eigenem zugehörigen Bad zu versehen sind, Stationen baulich erweitert werden oder nur „Kosmetik“ nötig ist, um Räume „aufzuhübschen“. In Einzelfällen reduziert sich die innenarchitektonische Leistung auf einzelne Kostengruppen wie KG 600, loses Mobiliar oder auch nur ein Konzept zur Oberflächengestaltung. Ebenso kann es passieren, dass hochwertigere Räume nur als Interimslösung in einer Station zu gestalten sind, um sie im weiteren Verlauf wieder einfacher zu gestalten und an anderer Stelle höherwertigere Zimmer entstehen zu lassen, sobald etwa ein Neubau fertiggestellt ist.

Schnittstelle zwischen Architektur und Innenarchitektur Aus kaufmännischer Sicht empfiehlt sich die größtmögliche Garantie eines wirtschaftlichen Erfolges bei gleichzeitiger Risikominimierung. Damit verknüpft sich die Zusammenstellung eines Teams, welches die richtigen Protagonisten zusammen-

bringt. Innenarchitekten tauschen sich mit Architekten, anderen Experten und Fachplanern aus und arbeiten mit ihnen im Team. Der Zeitpunkt des Einstiegs eines Innenarchitekturbüros folgt in der Praxis keiner Regel. Dies mag daran liegen, dass der Nutzen der fachlichen Ausrichtung einer Innenarchitektin, das heißt der Anspruch an die Innengestaltung, überhaupt erst vom Bauherrn erkannt und formuliert sein muss, was wiederum in unterschiedlichen Phasen des Bauprozesses geschieht. In einer sehr frühen Phase beginnt die Arbeit, wenn im Vorfeld eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, die zeigen soll, ob sich das Vorhaben in seiner Gesamtheit lohnt und die Machbarkeit in wirtschaftlicher Hinsicht gegeben ist. Sehr früh ist der Einstieg ebenso, wenn in diesem Stadion lediglich das Vorhaben eines Neubaus besteht und das Ganze visualisiert und konkretisiert werden muss, um zielgerichtet die nötigen relevanten Entscheidungen, etwa aus der Politik, herbeizuführen. In dieser Phase bedeutet die Integration eines Innenarchitekturbüros meist eine im Wesentlichen strategische Entscheidung. Eine frühe Einbindung der Innenarchitektur ist gegeben, wenn lange vor dem ersten Spatenstich bereits Details, etwa die Oberflächenstruktur des Schranks im Patientenzimmer, definiert sind, obgleich es noch lange dauert, bis die Realisierung der Zimmer Gestalt annimmt. Grundsätzlich ist dieser Zeitpunkt vorteilhaft, weil dann das Ineinandergreifen von Innenarchitektur und Architektur gegeben ist, um z.B. noch die Integration von

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6 Vlies-Tapete Artikel 208552 Fa. A.S. Création

Wandpanel hinter Bett Schichtstoff “Eiche Laval” Fa. Duropal Artikel R4261

Schriftzug “einmalig” Folienschrift

Spiegel

Einbauschrank :JOPJO[Z[Vќ¸*YLTL U1357” Fa. Duropal - Dämpfungszylinder 4€ILSNYPќL-H-:) Artikel "36320000" (Aluminium)

:[Y\R[\Y]SPLZ:[V;HW0UÄU[` Dessin “Tl1006” (Gräser) Artikel 02527-004 mit Anstrich StoColor Latex 4000 seidenmatt RAL Design 080 90 10 Creme

Wärmelampe

Wickeltisch Maße Korpus: B57 x H69 cm

Tageslichtbädern, die Wegeführung oder die Größe von Fenstern zu bestimmen.

schen aus jeweils unterschiedlicher Perspektive involviert (etwa die kaufmännische Leitung, die ärztliche Direktion, das Pflegemanagement, Idealerweise kommt die innenarchitektonische der Hygieniker, der technische Dienst, die interne Planung spätestens dann ins Spiel, wenn das Bauabteilung, medizinisches und Pflegepersonal, Gebäude planerisch konkrete Form annimmt oder das Facility Management, hinzugezogene Berader Rohbau steht. Nach einem ausreichenden ter, die Erlöse optimieren sollen etc.), was zwar Vorlauf, um die Rahmenbedingungen zu erarbeiten, eine Bereicherung darstellt, die Abläufe aber auch wird zeitnah geplant, sodass sich Ausschreibungen verkompliziert und den Fortgang verlangsamt. unmittelbar anschließen, Angebote mit Bedacht In der oftmals strikt hierarchisch organisierten verglichen, gegebenenfalls nachgebessert und Krankenhausstruktur ist die Entscheidungsfindung schließlich Aufträge vergeben werden können. naturgemäß selten demokratisch und die Umsetzung von Mitsprache des Personals gestaltet sich zuweilen schwierig.

Entscheidungsstrukturen innerhalb des Teams und Schnittstellen mit anderen Experten Im Vergleich zu anderen innenarchitektonischen Aufgaben, beispielsweise einer Bürogestaltung, sind in einem Krankenhausbau sehr viele Men-

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Es gilt herauszufinden, wie die Strukturen innerhalb der Gruppe der Beteiligten funktionieren und welche gruppendynamischen Prozesse wirksam werden. Strategisches Vorgehen, gekoppelt mit Diplomatie, Verständnis für persönliche Befindlichkeiten, das zugehörige Fingerspitzengefühl, Widerstände gekonnt aufzulösen oder zu vermeiden und sich ergebende Vorteile geschickt zu nutzen, sind Eigenschaften, die von der Innenarchitektin gefragt sind, um zum gewünschten Ergebnis zu

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kommen. Befindlichkeiten von Chefärzten und Aufsichtsräten wollen dabei genauso berücksichtigt werden wie Wünsche des Personals, Einwände von Technikern, Empfehlungen der Hygieniker oder das Engagement des Fördervereins. Persönliche Vorlieben einzelner Beteiligter sind schwierig zu berücksichtigen und verkomplizieren Entscheidungsprozesse. Die gestalterische Qualität des Entwurfs ist der eine entscheidende Aspekt, das geschickte und diplomatische Umgehen mit den verschiedenen Anliegen sämtlicher Beteiligter der andere wichtige Aspekt, der einen Großteil der erfolgreichen Leistung ausmacht. Sämtliche Interessen zu bündeln bedeutet einen schwierigen Balanceakt und fordert Kompromisse, die aus der einzelnen Perspektive betrachtet zuweilen wenig zufriedenstellend sein können. Seitens der Planer, die die Entscheidungsfindung begleiten, sind daher jenseits des unbedingt nötigen Fachwissens und der Erfahrung, soziale Kompetenz, psychologisches Feingefühl sowie diplomatische Fähigkeiten gefragt, um strategisch zielführend zu wirken.

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Wandansicht für ein WL-Wöchnerinnenzimmer. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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3D-Visualisierung, Blick in das WL-Wöchnerinnenzimmer. Rems-Murr-Klinikum

Innovative Werkzeuge wie Computer-AidedFacility-Management-Systeme (CAFM: ein computergestütztes Gebäudeinformationssystem zur strategischen und operativen Unterstützung aller Dienstleistungen des Gebäudemanagements) sind zur Bestandserfassung oftmals nicht einmal vorhanden. Ebenso verhält es sich im Bestand, auf dessen Basis neu geplant wird. In der Praxis wird das jeweilige Vorhaben entweder mit einem Architekturbüro oder auch ohne dieses, das heißt lediglich mit der technisch-baulichen Abteilung des Krankenhauses umgesetzt. Es ist ein mühsamer und langwieriger Prozess für alle Beteiligten. ArchitektInnen und InnenarchitektInnen sind gut beraten, sich gegenseitig als Sparringspartner und miteinander als Teamplayer zu sehen, um mit vereinter Kraft, entgegen rein technokratischer und kaufmännischer Denkweise, gute Gestaltung zu ermöglichen.

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Entwurf Grundlagenermittlung bildet die Basis des Entwurfs. Hierzu gehören sehr unterschiedliche Aspekte wie die Architektur des Gesamt-Entwurfs, die städtebauliche und landschaftliche Umgebung und auch der Status Quo bereits bestehender Räume. Zudem müssen der Brandschutz berücksichtigt und die Arbeitsabläufe hinsichtlich Prozess optimierung unterstützt werden. Aber auch das Selbstverständnis und Image des Krankenhauses gilt es zu hinterfragen, Krankheitsbilder und Patientenzielgruppen zu definieren, Marketing-Strategien der Krankenhausführung zu beleuchten und auch das Facility Management einzubinden.

Gesundheitswesen hinsichtlich Hygiene, Arbeitsprozessen etc., stets voraus. Konkret beginnt der Entwurf mit der Skizze oder dem Arbeitsmodell des Vorentwurfs und entwickelt sich hin zur Präsentation des eigentlichen Entwurfs. Vorstellbar wird es für den Bauherrn zeichnerisch mit Hilfe von Grundrissen, Ansichten, Skizzen und 3D-Visualisierungen, BIM – auch in filmischer Form –, um eine Vision vom möglichen Gesamtergebnis zu vermitteln. Ergänzt wird die Darstellung durch Moodboards, die Atmosphären vermitteln, durch Materialcollagen, die haptisch greifbar sind, und durch textliche Erläuterungen von sachlichen Fakten bis hin zu einer ggfs. PR-tauglichen Beschreibung.

Vorteilhaft für den weiteren Prozess ist es, wenn ein Musterraum zur Verfügung steht, in dem lose Unabhängig von der Funktionalität im eigentlichen Einrichtungsgegenstände, wie Stühle und Tische, Sinne muss zwingend die Abrechnung mit dem aber auch Armaturen, Oberflächen und Textilien, Patienten oder der Versicherung des Patienten eingehend begutachtet werden können. Es kann funktionieren. Ohne deren Erfolg bedeutet das Vor- aber auch vor Ort ein Musterzimmer als reales haben einen wirtschaftlichen Verlust für das KranPatientenzimmer realisiert oder ein begehbares kenhaus. Daher ist es unbedingt nötig, die entspre- Mock-up in einer Halle gebaut werden. Die Beurchenden Kriterien frühzeitig in Betracht zu ziehen. teilung erfolgt im Team. Zudem werden beispielsAnders als bei der Regelleistung (RL) bildet sich die weise hinsichtlich der Reinigung Tests durchÄsthetik abrechnungstechnisch in der Gestaltung geführt und Oberflächen einer Probereinigung der Privatzimmer (also bei der Wahlleistung) ab, unterzogen. Sämtliche Perspektiven müssen im weshalb sie im Interesse der Auftraggeber steht. 8

BIM, Abrechnungsmodalitäten wie die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), Vorschriften und Richtlinien wie DIN-Normen oder Baugesetze, Planungsprozesse und Ähnliches ändern sich kontinuierlich. Die Welt im Krankenhaus wird nicht nur zunehmend international, auch die der Planung wird es verstärkt werden. Innovative Planungswerkzeuge wie BIM verstärken eine globale Zusammenarbeit bei Großprojekten. Integriert in eine Plattform, werden die nötigen planerischen Informationen über Grundrisse und Raumhöhen organisiert und darauf der Entwurf der Innenarchitektur aufgebaut. Ein guter Entwurf führt zu einem runden gestalterischen Gesamtkonzept. Dies setzt das nötige fachspezifische Know-How, gepaart mit Erfahrung im

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Vogelperspektive, jeweils WL-Einzelzimmer mit Bad. 100% interior Sylvia Leydecker, Rems-Murr-Klinikum, Winnenden, Deutschland

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Recherche im Materialarchiv des Innenarchitektur-Büros

10 Plansichtung auf der Baustelle. TAMassociati, Paediatric Centre, Port Sudan, Sudan 11 Materialcollage, subtile Anmutung, Wahlleistung Psychosomatik 12 Modell des Pflegezimmers von morgen 13 Materialmuster auf Besprechungstisch

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14 Gipskartonwand vor der Fertigstellung 15 Baustellenszene im Rohbauflur

Resultat zusammengebracht werden, wobei es erforderlich ist, Prioritäten zu setzen, um zu einem adäquaten Ergebnis zu kommen. Idealerweise ist der Entwurf derart ausgereift, dass am realen Musterzimmer nur noch wenig optimiert und feinjustiert werden muss.

Ausschreibung, Angebote, Vergabe Es folgen eine detaillierte Ausschreibung, die Einholung von Angeboten, Gespräche mit den Bietern und die anschließende Vergabe. Die Ausschreibung kann kompliziert sein und ist bei großen Vorhaben an das Vergaberecht gebunden. Um umfassend und punktgenau zu präzisieren, sind daher viel Zeiteinsatz und Genauigkeit gefragt, gerade wenn ein bestimmtes Produkt, eine Kollektion oder ein Modell einer spezifischen Firma favorisiert wird. Die Hersteller selbst unterstützen dabei häufig durch entsprechend formulierte Ausschreibungstexte. Eventuell werden Leistungen wie Malerarbeiten und Bodenbeläge gebündelt oder direkt alles

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aus einer Hand verlangt. Die Angebote werden miteinander verglichen, um das wirtschaftlich beste, damit aber nicht zwingend günstigste, Angebot zu identifizieren. Eine Empfehlung an den Bauherrn folgt und ein oder mehrere Bietergespräch(e) gehen der Vergabe, dem finalen Auftrag, voraus. Der innenarchitektonische Entwurf als solcher sollte aus wirtschaftlicher Sicht am besten der Devise folgen, ein Minimum an Input bei einem gleichzeitigen Maximum an Output hinsichtlich des Einsatzes von Zeit und Kosten zu ermöglichen. Dabei läuft die Ästhetik allerdings Gefahr, im langsamen und oftmals zäh erscheinenden Prozess vom Entwurf bis zur Fertigstellung zur Nebensache zu geraten und den harten Fakten, wie dem genannten, notwendigen Kosten- und Zeitmanagement, zum Opfer zu fallen. Die Triebfeder innenarchitektonisch anspruchsvoller Planung ist immer der wirtschaftliche Blickwinkel. Deswegen werden gerne spätestens bei der Auftragsvergabe noch einmal bestimmte Entwurfselemente gestrichen oder zumindest nach günstigeren Alternativen gesucht. Dennoch sollte der Anspruch an eine überdurchschnittliche Gestaltung der Räume aufrechterhalten werden.

Noch vor dem Start der Realisierung besteht stets die Gefahr, dass sich der Fortgang der Planung verzögert, sei es aus politischen, finanziellen oder technischen Gründen. Die Realisierung erfordert eine Bauleitung, die darauf achtet, dass alles Geplante so auch umgesetzt wird. Räume im Bestand zu modernisieren führt naturgemäß zur Notwendigkeit, Bauarbeiten im laufenden Betrieb des Krankenhauses durchzuführen – ein hochsensibles Thema, das mit Bedacht angegangen werden muss, wenn es um das Timing der Maßnahmen geht. Zu klären ist beispielsweise, ob besser abschnittsweise in der Horizontalen (also pro Etage) oder in der Vertikalen saniert wird. Auf alle Fälle empfiehlt es sich, besonders mit Lärm verbundene, belastende Arbeiten, wie etwa das Herausstemmen von Wänden oder Plattenbelag, in Zeiten zu erwartender verminderter Belegung, wie z.B. während der Feiertage, durchzuführen oder aber stattdessen zu Gunsten einer Spachtelung an der Wand oder Bodenbeschichtung darauf zu verzichten. Kosten- und Zeitmanagement werden der Ästhetik gerne vorangestellt. Die künstlerische Bauleitung sollte daher die Kontrolle der gestalterischen Seite besonders im Blick haben. Die Kostenkontrolle läuft kontinuierlich parallel zu jedem Schritt, angefangen mit einer ersten Schätzung bis hin zur Kostenberechnung und finalen Kostenfeststellung. Eine Aufgabenteilung, beispielsweise zwischen Innenarchitekturbüro und Projektmanagement beziehungsweise technischer Abteilung des Krankenhauses, kann allerdings auch hier von Anfang an intendiert sein. Zum Ende der Baumaßnahme können die finanziellen Ressourcen aus unterschiedlichen Gründen reduziert sein. Die Folge sind Einsparungen, die sich gerade in der Innenarchitektur, als einer der letzten Schritte vor der Fertigstellung, ausdrücken. Bei ganzheitlicher Betrachtung handelt es sich in dem gestalterischen Umfeld, neben dem Speisenangebot, leider genau um jenen Aspekt, den Patienten häufig als Grundlage für die Beurteilung des Krankenhauses heranziehen und daraus letztlich auf die medizinische Leistung schließen.

Während der Realisierung, die zuerst die Bäder, Versorgungsleitungen und raumbegrenzenden Flächen wie Böden und Wände inklusive der Beleuchtung, anschließend die festen Einbauten wie Schränke und zum Schluss die lose Möblierung umfasst, findet die übliche Bauleitung mit der schlussendlichen Abnahme beziehungsweise Nachbesserung von Mängeln statt. Final findet der erfolgreiche Einzug in die bestehende Station statt. Die Fertigstellung der Baumaßnahme erfordert eine Abnahme der Leistung durch den Bauherrn. Funktionale und ästhetische Mängel werden beseitigt und das Patientenzimmer sowie seine flankierenden Bereiche werden in Betrieb genommen. Gibt es Uneinigkeit über die Mängelbeseitigung, fangen an dieser Stelle Unannehmlichkeiten an, die langwierig sein und zuweilen sogar vor Gericht landen können. Haftungsfragen eröffnen sich und Folgen wie Bezugsunfähigkeit der Räume oder Unternehmensinsolvenzen etc. können im schlimmsten Fall drohen. Final gehen die Patientenzimmer baldmöglichst in Betrieb und erfreuen sich, wenn alles richtig gemacht wurde, bester Belegungsraten.

BIM Hinsichtlich zukünftiger Planungsprozesse erscheint BIM als geeignetes internationales Arbeitsinstrument, denn in einer Cloud können sämtliche Beteiligten im Team weltweit am jeweiligen Projekt zeitgleich arbeiten und Einblick gewinnen. Es wird nicht mehr zweidimensional gezeichnet sondern direkt in 3D konstruiert. Mittels BIM werden nicht nur die Konstruktion, sondern auch Zeit und Kosten zu jeder Phase des Bauprozesses transparent und kontrollierbar. Kritische Punkte bei der Planung mit BIM sind, abgesehen von den damit einhergehenden Investitionen, unbestritten die Schnittstellenproblematik und die Datensicherheit, die noch einer Lösung bedürfen.

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Wirtschaftlichkeit, Marketing und Betrieb 1

Wellness-Charakter bei gleichzeitig hohem medizinischen Niveau reduziert den Stress für Personal und Patienten gleichermaßen. 100% interior Sylvia Leydecker, St. Elisabeth Krankenhaus, Essen, Deutschland

Abseits allen „Mensch im Mittelpunkt“-Denkens geht es bei einem Investment aus wirtschaftlicher Perspektive auch in der Innenarchitektur um einen Return on Investment (RoI) und somit darum, von einem Mehrwert zu profitieren.

care“ genannt) in Folge für eine enorme Zunahme ambulanter Einrichtungen, wodurch sich das Verhältnis stationärer zu ambulanter Einrichtungen nachhaltig verändert und die Prävention zunehmend im Fokus steht.

Die Abrechnung der gebotenen Leistung geschieht in Deutschland über die Versicherung per Fallpauschale. Man spricht hier von Diagnosis-RelatedGroup (DRG = diagnosebezogene Fallgruppen). Seit ihrer Einführung werden die Verweildauern kürzer, die Betten weniger und die Fallzahlen mehr. Gut gestaltete Innenarchitektur mit „Wohlfühlfaktor“ sorgt für schnellere Genesung des Patienten, was die angestrebte, wirtschaftlich sinnvolle, kürzere Verweildauer zwar unterstützt, aber nicht notwendigerweise bedingt, weil die Patienten sowieso vorzeitig entlassen werden. In den USA sorgt der Patient Protection and Affordable Care Act (PPACA; ein von Barack Obama 2010 eingeführtes Bundesgesetz, das den Zugang zur Krankenversicherung regelt und damit große, bisher unversicherte Bevölkerungsgruppen einbezieht, auch „Obama-

Finanzielle Mittelknappheit ist wegen des Kostendrucks im Gesundheitswesen verbreitet. Wirtschaftliche Planung meint im Kontext der Architektur eine Kosten- und Erlösplanung, die prozessoptimiert, flexibel, modular, die hygienischen Anforderungen berücksichtigend und bezahlbar zu sein hat. Eine technokratische Ansatzweise, organisatorische Belange und der Blick auf die Kosten stehen im Vordergrund, wenn es allgemein um Krankenhausplanung geht. Wirtschaftlichkeit bestimmt mit ihren Maximen, ausreichend und zweckmäßig zu sein und das Notwendige nicht zu überschreiten (in Deutschland geregelt im § 12, des SGB 5), das Vorgehen. Im Wettbewerb mit Konkurrenten bleibt allerdings die Frage, was ausreichend ist; schließlich sollte die Konkurrenz eingeholt werden, um sich auch in Zukunft zu behaupten.

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Die Wertschöpfung liegt auf der Hand, wenn man die innenarchitektonische Gestaltung als strategisches Mittel betrachtet, um sich auf dem Markt des Gesundheitswesens erfolgreich zu behaupten. Aufenthaltsqualität, Zielgruppe und Vision sollten dabei übereinstimmen. Wirtschaftlichkeit und Qualität schließen einander nicht aus; im Gegenteil bedingen sie einander. Bessere Auslastung, das heißt eine Steigerung der Fallzahlen bei besserer Qualität, kann mittels der passenden Innenarchitektur erreicht werden. Innenarchitektur punktet wirtschaftlich betrachtet dann, wenn nicht nur anspruchsvolle Gestaltung gefragt ist, sondern sich durch ihre Aufenthaltsqualität auch bezahlt macht. In der Krankenhauswelt geht es flächendeckend um Ökonomisierung. Das Verhältnis zwischen Kosten und Erlösen steht im Fokus, wenn es um Erlösoptimierung geht, die durch Effizienz und Kostenminimierung unterstützt wird. Mehr Leistung durch Effizienz bedeutet mehr Erlös. Dementspre-

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chend kommt es zum Teil zu ökonomisch motivierter Überversorgung, sodass Patienten stationär behandelt oder gar operiert werden, obwohl es eigentlich nicht notwendig ist. Die amerikanische Initiative Choosing Wisely, gegründet von der National Physicians Alliance, befasst sich seit Jahren genau damit und sieht hier ein großes Problem im Gesundheitssystem (www.choosingwisely.org).

Personal Das Personal ist der größte Kostenfaktor im Krankenhaus und muss möglichst effizient eingesetzt werden, was durch die umgebende Architektur und Innenarchitektur zielführend unterstützt werden kann. Zunehmender Fachkräftemangel zeichnet sich sowohl in der Ärzteschaft als auch beim Pflegepersonal ab, was einen Wettbewerb um Talente entfacht. Zudem sind insbesondere Pflegekräfte schlecht bezahlt und leiden darüber hinaus unter einem Negativ-Image. Stress und

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Willkommenskultur drückt sich am Empfang der Gynäkologie in der Blume des Lebens aus. 100% interior Sylvia Leydecker, Hebammenpraxis, Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland

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Räume sind auch für das Personal ein Wettbewerbsfaktor. büro uebele visuelle kommunikation, Klinikum Offenbach, Deutschland

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Von ansprechend gestalteten Wartezonen profitieren nicht nur Patienten, sondern auch das Personal, dem sie als psychologische Ankerpunkte im Gebäude dienen. 100% interior Sylvia Leydecker, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland

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Leistungsdruck bei enormer Arbeitsbelastung sind extrem hoch. Daher braucht es dringend für das Personal eine ausgewogene Work-Life-Balance, die die Arbeitskraft dauerhaft erhält. Personalräume, die in einer Pause wirklich Entspannung verschaffen, entlasten und spenden neue Energie und Kraft. Lebensqualität durch angenehme räumliche Umgebung, die Arbeitsprozesse erleichtert und Wertschätzung ausdrückt, ist in diesem Zusammenhang eine Forderung, die mehr als nur angemessen erscheint, um das Arbeiten erträglich zu gestalten. Innenarchitektur stellt somit einen handfesten Wettbewerbsfaktor aus Perspektive des Personalmanagements dar, wenn es um das Gewinnen von Personal geht. Attraktive und funktionale Arbeitsplätze durch innenarchitektonisch ansprechende Räume mit Aufenthaltsqualität, die darüber hinaus Wertschätzung vermitteln, können ein auschlaggebendes Kriterium sein, wenn es um die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber geht. Hierzu gehören etwa Arbeitsplätze, die reibungsloses Arbeiten durch eine kluge Wegeführung und akustisch akzeptable Rahmenbedin-

gungen ermöglichen und damit die Stressbelastung reduzieren, oder auch Maßnahmen, die eine passende Ergonomie am Arbeitsplatz fördern, wie Durchgangsbreiten, Bewegungsräume und Griffhöhen. Eine haptische und optische Unterstützung verringert die Arbeitsbelastung deutlich. Darüber hinaus ist auch das gezielte Schaffen von Identifikationsorten, gleichsam Ankerpunkten, relevant, um Mitarbeitern in der Großstruktur einer Klinik Halt zu geben und einem psychisch dringend notwendigen Bedürfnis zu entsprechen. Die Gestaltung der Räume, trägt damit maßgeblich zu gesundem und damit letztlich auch wirtschaftlichem Arbeiten bei, indem sie teure Ausfallzeiten wegen physischer, aber auch psychischer Krankheit des Personals zu vermeiden hilft.

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Corporate Interior Die Definition einer Corporate Identity (CI), die die Seele des Krankenhauses mit seinen Werten und seiner Haltung darstellt, ist der Ausgangspunkt für das Finden einer Gestaltungs-Sprache. Sie drückt sich in einem Corporate Design (CD) aus, das sich oftmals auf die zweidimensionale Ebene (durch Logo, Website, Broschüren usw.) beschränkt. Innenarchitektonisch zumeist auf halbherzige Einzelaktionen – wie etwa Logos auf Textilien und Sauberlaufmatten oder Poster-Reihen in Fluren – reduziert, ist von einem ganzheitlichen Corporate Interior kaum etwas zu spüren. Ein überzeugendes dreidimensionales Corporate Interior wirkt als räumliches Markenerlebnis, manifestiert sich in Materialien, Farben, Formen usw., die den Charakter eines Hauses reflektieren. Basierend auf einer stimmigen CI wird das Corporate Interior aufgebaut. Hinsichtlich der Räumlichkeiten eines Hauses sind in diesem Zusammen-

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hang auch die Leitsysteme und die Signaletik von Bedeutung. Leider mangelt es dabei wiederum zumeist am eigentlichen Bezug zur umgebenden Innenarchitektur im Sinne von Atmosphäre. Corporate Interiors sind ein strategisches Marketingtool, dessen Erfolg auf einer konsequenten Umsetzung basiert. Aufbauend auf der Analyse der jeweiligen Ist-Situation, mit der Zukunft als Vision im Blick, umfasst das erfolgsorientierte Marketing eines Krankenhauses auch seinen räumlichen Auftritt, dem ein unverwechselbares und schlagkräftiges Konzept zugrunde liegen sollte. Dieses wiederum setzt sich aus dem naturgemäß patientennahen Corporate Interior und darüber hinaus der Corporate Architecture zusammen. Systematisch wird ein überzeugendes CD in sämtlichen gestalterischen Bereichen umgesetzt und entfaltet – getreu dem Motto „you cannot not communicate“ – seine kommunizierende Wirkung.

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Es vermittelt erlebnisorientiert den einzigartigen Charakter und Anspruch des Hauses. Räume besitzen die großartige Chance, aus einem Krankenhaus ein beeindruckendes und nachhaltiges Erlebnis zu machen, das die positive Wahrnehmung des Hauses und der damit verknüpften Dienstleistung nicht nur sichtbar macht, sondern auch positiv stärkt.

Zielgruppenmarketing Ein erfolgreiches Corporate Interior stärkt die Krankenhausmarke sowohl in der Außen- als auch Innenwirkung, sorgt für Vertrauen in die medizinische Kompetenz und schafft gleichermaßen für Patienten und Personal Identifikation. Aus Perspektive der Patienten profiliert sich das Krankenhaus deutlich, indem es die damit verknüpfte Wahrnehmung der Qualität der Medizin hebt. Gut gestaltete und Sicherheit spendende Räume, in denen sich Patienten wohl und geborgen fühlen, die ihnen

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Mehrbett-Zimmer bilden hier Komfort ab, den die Zielgruppe schätzt. TAMassociati, Paediatric Centre, Port Sudan, Sudan

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Im luxuriösen Schloss empfängt die Lounge Privatpatienten zielgruppengerecht in einer Mischung aus Barock und bewusst zeitgenössischmodernem Design-Kitsch. 100% interior Sylvia Leydecker, Limes Schlossklinik, Teschow, Deutschland

Angst nehmen und vertrauensbildend wirken, erlauben einen gelungenen, flankierenden Imagetransfer der Raumqualität auf die Qualität der Medizin. Für Personal dient ein gelungenes Corporate Interior als identitätsstiftendes Element, bindet und moti]PLY[+PLWVZP[P]L€ќLU[SPJOL4LPU\UN^PYKNLZ[pYR[ wie auch die Haltung der Politik, die stets von verZJOPLKLULU:LP[LUPU-YHNLNLZ[LSS[^PYK+PLZIL[YPќ[ auch die zuweisenden Ärzte und Kostenträger. Die Innenarchitektur als Qualitätsfaktor trägt insgesamt dazu bei, dem Krankenhaus gewinnorientiert Markt]VY[LPSLa\]LYZJOHќLUHUKώ\UK)VKLUILSpNLU kommt hier besondere Bedeutung zu, weil sie Gebrauchsnutzen und Raumatmosphäre maßgeblich prägen. Relevante psychologische Aspekte in diesem Kontext sind Formen, Oberflächen, Texturen und Farben, wie einschlägige Studien und Erkenntnisse belegen. Für deren konkrete Umsetzung bietet AGROB BUCHTAL als kompetenter Anbieter von Architekturkeramik kreative Möglichkeiten, wie z.B. die modular aufgebauten Fliesensysteme ChromaPlural oder Emotion. Damit sind ganzheitliche und individuelle Konzepte realisierbar, und zwar dauerhaft: Selbst bei extremer Lichteinwirkung und intensiver Reinigung gibt es keine schleichenden oder gar abrupten Farbveränderungen. Weitere gestalterische Optionen eröffnen Kollektionen mit repräsentativen Fliesen bis zu einer Größe von 60x120 cm, die souveräne Eleganz im XXL-Format vermitteln.

Bildquelle für alle Motive: AGROB BUCHTAL GmbH Konzeption: Architekten Maurer & Partner ZT GmbH, Wien

Doch nicht nur die ästhetischen, auch die funktionalen Werte …ILYaL\NLU!:WLaPLSSLUVUZSPW6ILYÅpJOLULYT€NSPJOLU PT:HUP[pYILYLPJO]VU7H[PLU[LUaPTTLYUKPќLYLUaPLY[L;YP[[ sicherheit und sorgen selbst bei Nässe für einen sicheren (\M[YP[[+PLILRHUU[LU=VY[LPSLRLYHTPZJOLY>HUKώ\UK Bodenbeläge werden nochmals gesteigert durch die bereits

im Werk dauerhaft in die Glasur eingebrannte Veredelung HT („Hydrophilic Tile“). Diese innovative Lösung wird, dem Prinzip der Fotokatalyse folgend, durch natürliches oder künstliches 3PJO[HR[P]PLY[\UK]LYSLPO[2LYHTPRÅPLZLU]VU(.96) BUCHTAL spezielle Eigenschaften: extreme Reinigungsfreundlichkeit, antibakterielle Wirkung ohne Chemie sowie Abbau ]VUZ[€YLUKLU.LY…JOLUIa^3\M[ZJOHKZ[VќLU¶=VYa…NL die täglich Nutzen, Komfort und Lebensqualität stiften.

HT-Veredelung von AGROB BUCHTAL: antibakterieller Effekt ohne Chemie In diesem Sanitärbereich eines Patientenzimmers sind größere Fliesenformate mit filigranem Keramikmosaik kombiniert, um unterschiedliche Nutzungszonen dezent zu kennzeichnen und leise Reize ohne Unruhe zu schaffen – eine Intention, die auch durch die Farbgebung unterstützt wird.

An diesem Signet erkennt man Fliesen von AGROB BUCHTAL mit HT-Veredelung

Intelligente Gebäudetechnik seit 1905 Die Gira Giersiepen GmbH & Co. KG (www.gira.de) mit Sitz in Radevormwald zählt zu den führenden Komplettanbietern intelligenter Systemlösungen für die elektrotechnische und vernetzte digitale Gebäudesteuerung. Mit seinen zahlreichen Entwicklungen prägt und beeinflusst das Familienunternehmen seit der Gründung 1905 die Welt der Elektroinstallation und Gebäudesteuerung. Der zukunftsträchtigen Entwicklung zu intelligent vernetzten „Smart Building Systemen“ und zur Digitalisierung von Gebäuden hat Gira mit vielfältigen Innovationen wie etwa dem Gira HomeServer von Beginn an maßgebliche Impulse gegeben. Dabei stehen Gira-Produkte und -Lösungen für deutsche Ingenieurskunst, für Qualität „Made in Germany“, für nachhaltige Prozesse bei ihrer Herstellung und einen möglichst umwelt- und ressourcenschonenden Betrieb, für Perfektion in Form und Funktion – vor allem aber dafür, dass sie den Menschen das Leben ein

Stück einfacher, komfortabler und sicherer machen. Dies gilt in besonderem Maße für die Gira Assistance-Lösungen, die ein barrierefreies und selbstbestimmtes Wohnen und Leben ermöglichen sollen – wie zum Beispiel Lichtsysteme, die den nächtlichen Gang ins Bad automatisch beleuchten und so Orientierung geben, oder Rufsysteme, um im Bedarfsfall schnell und einfach einen Notruf abzusetzen. Nicht umsonst finden Gira Assistance-Produkte heute Anwendung in zahlreichen Gesundheits- und Pflegeinrichtungen – so beispielsweise im Seniorenzentrum in Erding, im Hospiz in Esslingen oder in der Isala Klinik im niederländischen Zwolle. Aber auch die Hamburger Elbphilharmonie setzt in ihren öffentlichen Bereichen auf Gira-Assistenzsysteme. Dank des umfassenden Know-hows im Bereich Kunststofftechnik stellt Gira heute zudem komplexe Systemprodukte aus Kunststoff für die Medizintechnik her.

© Kaldewei

Krankenhäuser setzen auf Duschflächen und Waschtische aus Stahl-Email Kaldewei Stahl-Email überzeugt durch Wirtschaftlichkeit, Hygiene und Sicherheit

Krankenhausverantwortliche stehen vor der schwierigen Aufgabe, hohe hygienische Standards und ökonomische Aspekte in Einklang zu bringen. Kaldewei bietet passende Lösungen, die optimal auf diese Bedürfnisse von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen abgestimmt sind: Emaillierte Duschflächen und Waschtische aus Kaldewei Stahl-Email überzeugen mit hervorragenden Materialeigenschaften und garantieren nicht nur Hygiene und Sicherheit im Patientenbadezimmer, sondern auch ein Maximum an Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit. Der TÜV Rheinland bestätigt dem KALDEWEI SECURE PLUS von KALDEWEI eine Rutschhemmung gemäß Bewertungsgruppe B für nassbelastete Barfußbereiche (DIN 51097) und Bewertungsgruppe R 10 für rutschhemmende Eigenschaften in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit erhöhter Rutschgefahr (DIN 51130). Jede Minute zählt – pflegeleichte Produkte überzeugen Bodenebene Duschflächen von Kaldewei zeichnen sich durch ihre Emaillierung aus, die sie widerstandsfähig und pflegeleicht macht und sich damit besonders für die hohen Hygieneansprüche von Krankenhäusern und

Pflegeeinrichtungen eignet. Die fugenfreie Oberfläche spart Zeit in der Reinigung und Kaldewei Stahl-Email ist zudem säure- und chemikalienbeständig und somit resistent gegen im Krankenhaus übliche medizinische Badezusätze oder Desinfektionsmittel. Der perfekte Partner für das Patientenbad Mit bodenebenen Duschflächen und Waschtischen aus Kaldewei Stahl-Email vermitteln Patientenbäder kompromisslose Hygiene, sind komfortabel und sicher begeh- sowie mit dem Rollstuhl befahrbar und optisch ansprechend. Produkte aus Kaldewei Stahl-Email werden den hohen Anforderungen des Krankenhausalltags gerecht und erlauben eine langfristige Planung, deren Wirtschaftlichkeit sich schon nach kurzer Zeit bemerkbar macht. Das mit einer dreißigjährigen Garantie untermauerte Qualitätsversprechen macht Kaldewei zum idealen Partner für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen.

Kontaktdaten: Franz Kaldewei GmbH & Co. KG Beckumer Str. 33 -35

59229 Ahlen +49 2382 785-0 www.kaldewei.com

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Trends in Design und Funktionalität wissner-bosserhoff versteht sich als Trendsetter in Design und Funktionalität. Die Betten des zur LINET Group gehörenden Unternehmens haben jüngst nicht nur zahlreiche Designpreise abgeräumt, sondern sie setzen mit ihren innovativen Features immer wieder neue Maßstäbe – ganz im Sinne eines europäischen Marktführers eben…

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