Das Kind in dir muss Heimat finden: In drei Schritten zum starken Ich – das Arbeitsbuch

Mit ihrem Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ verhalf Stefanie Stahl Hunderttausenden Menschen dazu, die eno

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German Pages 133 Year 2017

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Das Kind in dir muss Heimat finden: In drei Schritten zum starken Ich – das Arbeitsbuch

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STEFANIE STAHL

Das Kind in dir rnuss Heimat

finden

In drei Schritten zum starken ich

Das Arbeitsbuch

OD kailash.

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Ich iti/rze mich in k /irheit.

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ich betreibe feenowfuidnd, ^ot

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Ich mrk lieber d^^reiüi/, dli mir (jefühle jchuiüche einie^eitehen.

„Mr Pertect".

Stefanie Stahl

Das Kind in dir

muss Heinnat finden Das Arbeitsbuch In drei Schritten zum starken Ich

OD kailash.

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MIX Aus verantwortungsvollen Quellen

SSS FSC*C011124

Verlagsgruppe Random House FSC® N001967

4. Auflage Originalausgabe © 2017 Kailash Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH Neumarkter Str. 28,81673 München

Lektorat: Carola Kleinschmidt, Judith Mark

Illustrationen: bob-design, Trier Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München,Daniela Hofner Umschlagmotiv: Getty Images/Hans Nelemann Satz: Satzwerk Huber, Germering Druck und Bindung: Mohn Media Printed in Germany ISBN 978-3-424-63143-2

www.kailash-verlag.de

t>u -PtvBvfireit ScM/oAttn Mt U4is^ent

Leirtn rü/hreK äMi/er, cUm wir U4vs s^eVhvt in der Sonnte ^teh/tn,. Ralph Waldo Emerson

Inhalt

In drei Schritten zu einem starken Ich

9

Erster Schritt

Lerne dein Schattenkind kennen

11

Was ist dein Problem?

11

Wie wir die Wirklichkeit interpretieren Bindung und Autonomie

13 15

Wer ist das Schattenkind?

17

Denken: Finde deine Glaubenssätze

22

Das verwöhnte Schattenkind

26

Finde deinen Kernglaubenssatz

26

Fühlen: Fühle dein Schattenkind

27

Ein paar Kniffe, um sich von negativen Gefühlen zu befreien

28

Verhalten: Das Schattenkind und seine Schutzstrategien Allgemeine Schutzstrategien

29 31

Typische Schutzstrategien von angepassten Schattenkindern

36

Typische Schutzstrategien von rebellischen Schattenkindern Notiere deine persönlichen Schutzstrategien

45 55

Zweiter Schritt

Stärke dein Erwachsenen-Ich

57

Dein persönliches 4D-Kino

59

Unterscheide richtige von falschen Gefühlen

60

Übe dich im Argumentieren

62

Ertappe dich! Die zwei Positionen der Wahrnehmung: Ertappen und Umschalten

64 65

Sonne, Licht und Wärme für das Schattenkind

66

Heiße dein Schattenkind willkommen

67

Ich will mit meinem Schattenkind nichts zu tun haben!

68

Tröste dein Schattenkind

69

Die drei Positionen der Wahrnehmung Unterscheide zwischen Tatsache und Interpretation

71 73

Nimm dich aus dem Selbstwertspiegel Alltagsstrategien fürs Schattenkind

76 77

Gute Sätze

77

Klare Ansagen Kraftquelle Powerposen

79 79 80

Dritter Schritt

Entdecke dein Sonnenkind

83

Finde deine positiven Glaubenssätze

84

Positive Glaubenssätze aus der Kindheit

84

Umdrehen der Kernglaubenssätze

85

Mach dich stark

87

Spüre dein Sonnenkind

87

Finde deine Stärken und Ressourcen

88

Finde deine Werte

89

Sonnenschein fürs Sonnenkind

91

Schatzstrategien fürs Sonnenkind Allgemeine Schatzstrategien Gestalte deine Beziehungen und dein Leben Schatzstrategienfür angepasste Schattenkinder Schatzstrategienfür rebellische Schattenkinder Finde deine persönlichen Schatzstrategien

92 92 100 101 III 122

Lebe einfach dein Leben!

123

Register

125

In drei Schritten zu einem starken Ich

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mit diesem Arbeits- und Übungsbuch möchte ich Sie an die Hand nehmen, damit Sie Ihre Probleme auf eine ganz einfache und spielerische Weise verstehen und lö sen können. Die Idee für dieses Buch stammt nicht von mir, sondern von einer

ehemaligen Seminarteilnehmerin, Alexandra. Sie fragte mich in einer Pause, ob ich nicht ein Arbeitsbuch zu meinem Ratgeber »Das Kind in dir muss Heimat finden« herausbringen könne, weil ihr das für die Arbeit mit ihren eigenen Klienten sehr hilfreich sei. Ich war spontan von der Idee begeistert, und auch der Verlag stimmte umgehend zu. So habe ich mich direkt an die Arbeit gemacht. Dieses Buch kann unabhängig vom Original bearbeitet und gelesen werden. Die theoretischen Grundgedanken habe ich stark gestrafft und sie durchweg anhand der Figuren »Michael und Sabine« beispielhaft illustriert. Michael und Sabine begleiten Sie durch das gesamte Buch,indem sie fast alle Übungen vormachen.

Jeder inhaltliche Abschnitt beinhaltet mindestens eine Übung,somit können Sie ganz konkret und pragmatisch Schritt für Schritt vorgehen. Die Übungen sind ein fach und leicht umsetzbar - sie erfordern also keinen hohen Zeitaufwand oder au

ßergewöhnliche Motivation.Im Vergleich zu »Das Kind in dir muss Heimat finden«

sind die Übungen kleinschrittiger. Auch habe ich zahlreiche neue Übungen hinzu gefügt. Überhaupt habe ich mich sehr bemüht, meinen Leserinnen und Lesern viel Neues zu bieten, um einen eindeutigen Mehrwert zum Original zu schaffen. Apropos Mehrwert: Die Grundstruktur des Arbeitsbuches ist die gleiche wie im Ratgeber - es wird also auch hier um unser sogenanntes Schatten- und das Sonnen

kind gehen. Zusätzlich läuft in diesem Übungsbuch allerdings das Thema »Autono mie und Abhängigkeit« als roter Faden mit. Die richtige Balance zwischen unserem Bestreben nach Autonomie und unserem Bedürfnis nach Bindung (Abhängigkeit) zu finden ist ein zentraler menschlicher Grundkonflikt. Zusammen mit dem Selbst

wertgefühl ist diese Balance von entscheidender Bedeutung für unsere Lebens- und

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In drei Schritten zu einem starken Ich

Beziehungsgestaitung. Ich denke, dass diese erweiterte Struktur es Ihnen noch leichter machen wird, Ihre Probleme zu verstehen und mithin noch spielerischer zu lösen.

Zum Grundaufbau: Im ersten Schritt helfe ich Ihnen, Ihr sogenanntes Schatten kind kennenzulernen. Das Schattenkind steht für unsere negativen Kindheitsprä gungen, die uns in unserem Leben immer wieder Frust und Verdruss bescheren können. Diese tiefen und häufig unbewussten Programme sind die Ursache für (fast) alle Probleme,die wir im Leben haben. Was das Schattenkind genau ausmacht

und wie Sie Ihr eigenes Schattenkind entdecken können, erkläre ich im ersten Ab

schnitt dieses Buches anhand von einfachen Beispielen und konkreten Übungen. Im zweiten Schritt wenden wir uns unserem Erwachsenen-Ich zu, das auch be

kannt ist als der »innere Erwachsene«. Hier geht es um unseren vernünftig denken den,klaren Verstand. Er ist unser wichtigster Gehilfe zur Reflexion und Problemlö

sung. Hier zeige ich Ihnen, wie Sie Ihr Erwachsenen-Ich stärken können, sodass es Ihrem Schattenkind einen festen Halt gibt und, wo nötig, Einhalt gebietet. Im dritten Schritt wollen wir Ihr Sonnenkind entdecken. Das Sonnenkind steht

für all Ihre gesunden, starken und fröhlichen Persönlichkeitsanteile. Zudem ist das Sonnenkind eine klare Vision Ihres Zielzustands und des Wegs, der dahin führt.

JU Im Folgenden erlaube ich mir, vom etwas distanzierten »Sie« zum vertraulicheren »Du« überzugehen. Dies ist persönlicher für die gemeinsame Entdeckungsreise, die wir unternehmen wollen, und spricht auch das Kind in dir besser an.

Erster Schritt Lerne dein Schattenkind kennen

Was ist dein Problem?

Du hast dieses Buch in die Hand genommen, weil du einige deiner Probleme lösen möchtest. Notiere hier bitte, was genau dein/e Problem/e ist/sind. Versuche bitte, dich möglichst konkret und in ganzen Sätzen auszudrücken. Schreibe also beispiels weise nicht: »Beziehungen«, sondern: »Ich binde mich an Partner, die sich nicht richtig auf eine Beziehung mit mir einlassen, und kämpfe dann sehr lange darum, sie von mir zu überzeugen.«

Alle Probleme haben etwas mit deiner inneren Einstellung zu tun. Deine innere Einstellung bestimmt maßgeblich, wie du die Welt »da draußen« erlebst. Dies gilt sogar für Schicksalsschläge wie schwere Krankheit, Tod, Krieg, Vertreibung. Auch wenn diese objektiv schwere Lebenskrisen sind, hat die subjektive Bewertung dieser Krisen einen hohen Einfluss darauf, ob wir an ihnen zerbrechen oder wachsen. Dies

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Lerne dein Schattenkind kennen

ist der Grund, warum unterschiedliche Menschen ganz unterschiedlich mit solchen

Krisen fertigwerden. Ich hoffe jedoch, dass deine Probleme nicht so dramatisch sind wie die eben ge nannten. Deswegen möchte ich dir an einem einfachen Alltagsbeispiel von Michael und Sabine erklären, wie stark unsere innere Einstellung unsere Wahrnehmung,un ser Denken, Fühlen und unser Verhalten beeinflusst.

Manche kennen Michael und Sabine bereits, weil sie den Ratgeber »Das Kind in dir muss Heimat finden« gelesen haben.In diesem Buch führe ich ihr Beispiel weiter aus - so werden die Muster und Abhilfen gut sichtbar.

Michael wird schnell wütend, wenn seine Lebensgefährtin Sabine etwas vergisst, was ihm wichtig ist. Neulich hatte sie beim Einkaufen seine Lieblingswurst verges sen, und er ist richtiggehend ausgeflippt. Sie gerieten sich heftig in die Wolle - wie so oft.

Michael

Sabine

Sicherlich bist du mit mir einer Meinung, dass Michaels Reaktion keine zwangsläu fige ist - so hätte ein anderer Mensch durchaus ganz anders auf dasselbe Ereignis reagieren können. Es ist also nicht das Ereignis an sich (die vergessene Wurst), das Michael so wütend macht, sondern seine Interpretation des Ereignisses. Michaels Interpretation lautet: Ich bin Sabine nicht wichtig. Sie nimmt meine Wünsche nicht

Wie wir die Wirklichkeit interpretieren

13

ernst. Deswegen ist er so wütend geworden. Und so wie Michael reagieren wir alle in

einer Situation nicht auf die objektiven Fakten, sondern auf unsere innere Interpre tation derselben.

EREIGNIS



INTERPRETATION

VERGESSENE

ICH BIN SABINE

WURST

NICHT WICHTIG



GEFÜHL

VERHALTEN

KRANKUNG/WUT

VERBALE ANGRIFFE

VORWÜRFE, AUF SABINE

Welche Situationen kennst du, in denen du emotional überreagierst (also etwa star ke Angst, Trauer, Wut, Kränkung oder Schamgefühle empfindest), die nicht im Ver hältnis zum objektiven Anlass stehen? Bitte notiere sie hier.

Wie wir die Wirklichkeit interpretieren Wie kommen wir zu diesen Interpretationen? Dies möchte ich wieder am Beispiel von Michael erklären: Michaels Eltern hatten eine Bäckerei, und er hatte noch drei

Geschwister. Seine Mutter war ständig gestresst und sein Vater nur am Arbeiten. Michaels Eltern konnten durch die viele Arbeit ihren Kindern nicht die Aufmerk

samkeit zukommen lassen, die sie benötigt hätten. Der kleine Michael ist also oft zu

14

Lerne dein Schattenkind kennen

kurz gekommen. Wie alle Kinder hat auch Michael sich selbst die Schuld für das Verhalten seiner Mutter beziehungsweise seiner Eltern gegeben. So hat er nicht etwa gedacht: »Die Mama ist zu gestresst, die braucht mal eine Kur«, sondern: »Ich bin nicht wichtig«, »Ich genüge nicht«, »Ich komme zu kurz« usw. Die Erfahrungen, die er mit seinen Eltern gemacht hat, haben sich tiefin seine Psyche eingeprägt. Sie sind für ihn allgemeingültige Wahrheiten geworden. In der Psychologie spricht man von sogenannten Glaubenssätzen.

Glaubenssatz: Eine tiefe und häufig unbewusste Überzeugung über sich selbst, das Miteinander und die Welt. Die meisten Glaubenssätze entstehen in den ers

ten Lebensjahren.Von unserer Geburt bis zu unserem sechsten Lebensjahr bil

det sich nämlich unsere Gehirnstruktur aus. Deswegen sind die Erfahrungen,die wir mit Mama und Papa machen,besonders prägend.Sie spuren sich tief in unser Gehirn ein und bleiben häufig unbewusst. Die allermeisten Menschen tragen sowohl positive als auch negative Glaubenssätze in sich.

TYPISCHE GLAUBENSSÄTZE Ich genüge nicht

Ich muss lieb und artig sein.

Ich bin wertvoll. /Ich bin nix wert. Ich bin willkommen.

Ich bin okay./Ich bin nicht okay. Ichfalle zur Last.

Ich bin wichtig. Keiner sieht mich.

Welche Glaubenssätze fallen dir spontan ein?

Bindung und Autonomie

15

wic^G

yyjp nehmen unsere Glaubenssätze mit in unser Erwachsenenalter - sie bestimmen



darüber,wie wir die Welt wahrnehmen und sie interpretieren. Entsprechend beeinflus-



sen sie maßgeblich unser Fühlen, Denken und Handeln.Wenn wir die Welt durch die Augen unseres Schattenkindes sehen, haben wir eine Wahrnehmungsverzerrung. Wir sehen uns dann kleiner und die anderen größer. Hierdurch können wir leicht die Ab sichten unserer Mitmenschen fehldeuten und sind geneigt, sie entweder abzuwerten oder zu idealisieren.

Bindung und Autonomie Unser Glück und Unglück drehen sich um unsere zwischenmenschlichen Bezie

hungen. Was nutzt der größte Reichtum, wenn man sich einsam fühlt? Was bringt einem der tollste Erfolg, wenn sich keiner mit einem freut? Damit unsere Beziehungen gelingen und wir in einer Gemeinschaft klarkommen, müssen wir zwei grundlegende Dinge können: Uns anpassen und uns abgrenzen. Die Anpassung benötigen wir für Konsens, Harmonie und Kooperation. Die Ab grenzung zur Selbstbehauptung und Durchsetzung unserer Interessen. Die Anpas sung dient also unserem existenziellen Bedürfnis nach Bindung und die Abgren zung unserem existenziellen Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle. Hierbei

handelt es sich um psychologische Grundbedürfnisse. Vom Mutterleib bis zum Tod bestimmt das komplexe Wechselspiel zwischen Bindung und Autonomie unser Le ben und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch unser Selbstwertgefühl speist sich aus den Erfahrungen, die wir mit unseren Eltern hinsichtlich unserer Bindungs- und Autonomiebedürfnisse gesammelt haben. Haben unsere Eltern un sere Bindungsbedürfnisse nach Fürsorge, Liebe und Geborgenheit im Großen und Ganzen erfüllt, dann spüren wir auf einer tiefen Ebene unseres Daseins, dass wir auf dieser Welt willkommen sind und grundsätzlich in zwischenmenschliche Bezie hungen vertrauen können. Wir haben Urvertrauen erworben. Haben unsere Eltern uns zudem auch genügend Raum für unsere eigenständige Entwicklung gelassen

und unsere Selbstständigkeit gefördert, dann sind wir auch zu der Überzeugung gelangt, dass wir etwas bewirken und auf zwischenmenschliche Beziehungen Einfluss nehmen können. Auch unsere autonomen Fähigkeiten tragen sehr viel zu ei nem stabilen Selbstwertempfinden und der Ausbildung von Urvertrauen bei.

Bindung

Selbstwert



Autonomie

16

Lerne dein Schattenkind kennen

Auf einer Skala von 1-10, wie gut haben deine Eltern deine Bedürfnisse nach Bin dung und Fürsorge erfüllt? Vielleicht hast du sofort ein Gefühl dafür, welche Zahl auf der Skala für dich stimmt. Falls dem nicht so ist, kann es helfen, wenn du dir zwei oder drei konkrete

Situationen aus deiner Kindheit ins Gedächtnis rufst. Angenehme und weniger an genehme. Dann wirst du spüren,ob du von deinen Eltern die Fürsorge und Bindung erhalten hast, die du brauchtest, oder eher nicht. I

2

3

4

5

6

7

8

9

IG

Aufeiner Skala von 1-10, wie gut haben deine Eltern deine Bedürfnisse nach Selbst ständigkeit und Autonomie gefördert? Auch hier kann es hilfreich sein, wenn du dir einige konkrete Situationen aus deiner Kindheit ins Gedächtnis rufst. I

2

3

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5

6

7

8

9

IG

Wie ist es heute in deinen Beziehungen? Strebst du vorwiegend nach Bindung,Zu neigung und Harmonie? Oder strebst du vorwiegend nach deiner persönlichen Freiheit und Selbstbehauptung? Oder finden beide Grundbedürfnisse, also jenes nach Bindung und jenes nach Autonomie, eine gute Balance in dir? Viele Menschen haben Schwierigkeiten, eine gute Balance zwischen ihren Be dürfnissen nach Bindung und nach Autonomie zu halten: Sie sind entweder überangepasst oder sie grenzen sich zu stark ab. Manche pendeln auch zwischen den Extremen - je nach Situation und Beziehung sind sie mal eher auf der abhängigen oder unabhängigen Seite. Bitte kreuze an, wo du dich meistens befindest.

BINDUNG

AUTONOMIE

ANPASSUNG

ABGRENZUNG

ABHÄNGIGKEIT

UNABHÄNGIGKEIT

VERTRAUEN

KONTROLLE

Wer ist das Schattenkind?

17

Menschen, die sich zu stark anpassen, vertreten ihre eigenen Bedürfnisse und

Wünsche zu wenig.Sie reagieren eher,als dass sie ihre Beziehungen mitgestalten. Sie leben in der unterschwelligen Angst, Bindung zu verlieren und alleingelassen zu werden. Bindung bedeutet für sie Sicherheit. Sie trauen sich allein zu wenig zu.

Menschen,die sich zu stark abgrenzen,sind sehr darauf bedacht,ihr eigenes Ding zu machen und gehen wenige Kompromisse ein. Unterschwellig sind sie getrie ben von der Sorge, in zwischenmenschlichen Beziehungen ihre Autonomie und Freiheit zu verlieren. Sie fühlen sich am sichersten, wenn sie sich auf sich selbst verlassen können. Es fällt ihnen schwer,anderen Menschen zu vertrauen.

Wenn wir also gut mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen klarkommen wol len, dann müssen wir eine gesunde Balance zwischen Abgrenzung und Anpassung finden.

Wer ist das Schattenkind? Das Schattenkind ist eine Metapher für die negativen Prägungen und Glaubenssät ze, die wir in unserer Kindheit erworben haben. Es trägt Wunden unseres Selbst

wertgefühls in sich, die vor allem durch die Verletzung unserer Bindungs- und/oder Autonomiebedürfnisse in unserer Kindheit und Jugend entstanden sind. Du kannst es wie einen inneren Persönlichkeitsanteil verstehen, der häufig aus deinem Unbewussten agiert.

Dem steht das Sonnenkind gegenüber - sowohl mit seinen positiven Kindheits prägungen als auch mit all den Möglichkeiten, über die wir als Erwachsene verfü gen, um unser Leben glücklich zu gestalten. Wir wollen zunächst dein Schattenkind und seine negativen Prägungen ken nenlernen. Dies ist notwendig, damit du auf einer tieferen Ebene verstehst, was dir in deinem Leben immer wieder Probleme macht. Außerdem ist die Kennt

nis des Schattenkindes die Basis, auf der wir im dritten Schritt dein Sonnenkind

entwickeln. Sicherlich ist die Beschäftigung mit deinem Schattenkind nicht leicht

für dich. Es ist gut möglich, dass Gefühle von Trauer, Wut, Angst oder Scham aufkommen, wenn du mit ihm in Kontakt kommst. Aber bitte glaube mir, dass die Auseinandersetzung mit deinem Schattenkind ungeheuer lohnenswert ist und tatsächlich den Schlüssel zur Lösung deiner Probleme bereitstellt. Außer dem kann ich dir versichern, dass es nach dem ersten Drittel des Buches »berg-

18

Lerne dein Schattenkind kennen

auf« geht: Da kommt dein Erwachsenen-Ich zu Wort und dein Sonnenkind zum Vorschein.

Bevor wir zu deinem Schattenkind kommen, kannst du anhand der folgenden

Übung reflektieren, wie du deine Eltern als Kind erlebt hast. Dabei geht es nicht darum, deinen Eltern die Schuld an deinen heutigen Problemen zu geben, sondern allein darum zu verstehen, was dich geprägt hat.

Michael oder Sabine werden von jetzt an bei fast allen Übungen mitmachen und können dir somit als Beispielfiguren helfen.

Notiere unten bitte, wie du deine Eltern angesprochen hast(Papa/Mama; MuttiA/ati usw.) und wie du sie als Kind erlebt hast. Vielleicht fallen dir auch bestimmte Situationen mit

deinen Eltern ein, die du hier stichwortartig notieren kannst. Wenn du nicht bei deinen Eltern aufgewachsen bist, dann nimmst du bitte deine Pflegepersonen der ersten Kinder

jahre für diese Übung. Wenn du einen leiblichen Vater; eine leibliche Mutter und einen sozialen Vater beziehungsweise eine soziale Mutter hattest, kannst du beide notieren, so fern sie beide eine wichtige Rolle für dich gespielt haben.Wenn du meinst, bei dir war in der Kindheit alles in Ordnung, aber in der Pubertät wurde es schwierig daheim, dann

beziehst du die Übung auf diese Zeit. Du kannst die Übung so gestalten, wie du sie für deine Situation für richtig hältst. Ich würde dir jedoch raten, die Anzahl der Bezugsperso nen möglichst gering zu halten, weil es sonst zu unübersichtlich wird. Verwende ruhig eine einfache, kindliche Sprache - das hilft dir; dich in die Zeit deiner Kindheit hineinzuversetzen.

Wer ist das Schattenkind?

19

?apa war meistens arbeiten.lu Hause war er häufig müde und wollte seine P-uhe.

Wenn er gut drauf war,hat er aber auch sohön mit mir gespielt,t-inmal habe ioh ihn so gereiz-t, dass er mir eine gelcnallt hat. Da hat er sich bei mir entschuldigt. (Sieschlagen hat er sonst nie, aber er tonnte richtig laut werden.Da hatte ich manchmalf)chiss vor ihm.Was er gut tonnte, war, mir"Sachen erldären.Das hat er auch gern gemacht.Wenn ich ihm nahe sein wollte,habe ich ihm Fragen ge stellt. Ansonsten habe ich oft eine Distanz,zwischen uns gespürt. Irgendwie hatte ich öfter das(Siefühl, dass er lieber nicht bei uns in der Familie wäre.

Jetzt bist du dran. Notiere:

So habe ich

(setze hier den Namen ein, mit dem du deinen

Vater/die Pflegeperson angesprochen hast) als Kind erlebt:

Dann beantworte bitte noch die folgenden Fragen:

(setze hier ein, wie du deinen Vater/die

Wofür hat mein

Pflegeperson angesprochen hast) mich gelobt?

Wofür hat

mich bestraft?

20

Lerne dein Schattenkind kennen

mir das Gefühl vermittelt, wertvoll zu sein (auf einer

Hat

Skala von 0-10)? 0

I

IG

vermittelt, wer ich bin (zum Beispiel klug/

Was hat mir

dumm; lieb/frech; eine Freude/eine Last etc.)?

Hatte

, einen typischen Spruch/Sprüche (zum Beispiel »Lass

mir bloß meine Ruhe!«)?

Wie selbstsicher war

(auf einer Skala von 0-10)? IG

Wenn du das alles eingetragen hast, schließe bitte einmal kurz die Augen und spüre, wel ches Gefühl sich zu deinem Vater (der Pflegeperson) einstellt, wenn du an früher denkst, Bitte notiere das Gefühl oder die Gefühle:

Kennst du dieses Gefühl auch heute noch? Zum Beispiel bei deinem Chef, deinem Ehe mann,anderen männlichen Personen?

Wer ist das Schattenkind?

21

Nun machen wir die Übung für deine Mutter (beziehungsweise eine weitere Pflegeper son):

So habe ich

(setze den Namen ein, mit dem du deine Mut

ter/die Pflegeperson angesprochen hast) als Kind erlebt:

Mama war imm&r nur gesfresst,häufig auch richtig gereizt."Die Kam mit